Kıbrarn of tbe Museum OF 'COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS, HDounded by private subscription, In 1861. Deposited by ALEX. AGASSIZ. N 3./2,106, Alacı. I, /8I8- Naar N8a0 l ELEMENTE DER PALÄONTOLOGIE. ELEMENTE PALÄONTOLOGIE DR. GUSTAV STEINMANN ORD. PROFESSOR FÜR GEOLOGIE UND MINERALOGIE AN DER UNIVERSITÄT FREIBURG 1. B. UND DR. LUDWIG DÖDERLEIN DIRECTOR DES NATURHISTORISCHEN MUSEUMS DER STADT STRASSBURG I, E., PRIVATDOCENT FÜR ZOOLOGIE. a MIT 1030 FIGUREN IM TEXT. LEIPZIG VERLAG VON WILHELM ENGELMANN 1890. auuzu WELT ENT VILREL ur Mrasun tin h 943 ® E T B r Be, wusste Er”. ae ers.ncüft An N r ä | El a Eee Er Dong ET IBERERHTA Th 9 5 10, 3 ehe re Eure. HERRN ERNST WILHELM BENECKE IN DANKBARKEIT GEWIDMET VON DEN VERFASSERN. VORWORT. Die »Elemente der Paläontologie« waren ursprünglich als eine kurze Zusammenfassung des Wissenswerthesten aus dem Gesammt- gebiete der Versteinerungskunde unter besonderer Berücksichtigung der stratigraphisch wichtigen Formen geplant und sollten dem Um- fange nach ein Gegenstück zu Credner’s Elementen der Geologie bilden. Das inzwischen erfolgte Erscheinen zweier kürzerer Lehrbücher der Phytopaläontologie liess aber eine vorläufige Ausschaltung der Pflan- zen zweckmässig erscheinen. So konnte der verfügbare Raum für eine weitere Ausgestaltung solcher Abtheilungen des Thierreiches verwerthet werden, welche in Folge relativ vollständiger Überliefe- rung ihrer Reste eine einheitliche, d. h. genetische Behandlung ge- statten. Das Buch bezweckt, dem Studenten aus der überwältigenden Masse des vorhandenen Stoffes das Wichtigste und Brauchbarste in möglichst klarer und prägnanter Form an der Hand guter Abbil- dungen vorzuführen. Dabei mussten manche, wenn auch umfangreiche Abtheilungen, wie die Insekten u. a., kurz behandelt und gewisse isolirte, zur Zeit noch unvollkommen gekannte Gruppen, wie .die Archaeoeyathidae, Receptaculitidae, ganz fortgelassen werden. Bei den Wirbellosen wurden stammesgeschichtliche Ausein- andersetzungen nur dort eingefügt, wo das vorhandene Material direet dazu aufforderte. Es gilt das in erster Linie von den Cepha- lopoden, für welche eine grössere Anzahl von Vorarbeiten bereits vorlag. Hier führte aber eine einheitliche Bearbeitung des Stoffes zu Ergebnissen bezüglich des Zusammenhanges zwischen fossilen, schalentragenden und lebenden, schalenlosen Formen, welche folge- richtiger Weise auch eine ähnliche Behandlung der anderen Mollusken- klassen erheischt hätten. Leider konnte dieses nicht mehr geschehen, da der Druck der betreffenden Bogen bereits vollendet war. Bei den Wirbelthieren, besonders bei den Säugethieren, konnten die phylogenetischen Beziehungen vielfach stark in den Vordergrund gerückt werden. Es liegt dies in der Natur des VIII Vorwort. Stoffes, da bei ihrem immerhin recht seltenen Vorkommen Säugerreste z. B. als Leitfossilien einen sehr viel untergeordneteren Rang ein- nehmen wie etwa Mollusken, während andererseits, bei der unend- lichen Modulationsfähigkeit von Gebiss und Skelet, fossile Säuger ein ungemein dankbares Material sind für phylogenetische Betrach- tungen. Eine besondere Berücksichtigung wurde aus diesem Grunde auch den nordamerikanischen Formen zu Theil, welehe aus der deut- schen Litteratur kennen zü lernen bisher nur sehr wenig Gelegenheit geboten war. Und doch verdienen gerade diese ein ganz besonderes Interesse, nicht nur wegen ihrer erstaunlichen Mannigfaltigkeit und ihrer oft höchst seltsamen Gestaltung, sondern vor allem, weil es das klassische Material ist, auf Grund dessen zum ersten Male mit wahrhaft grossartigem Erfolge der Versuch gemacht werden konnte, die Stammesgeschichte für eine grosse Reihe von Säugethiergruppen zu schreiben und bis in das älteste Eocän, ja sogar bis zu den Reptilien zurückzuverfolgen. Bleiben auch heute noch sehr grosse Lücken in dieser Beziehung auszufüllen, so ist doch eine sichere Basis für weitere Untersuchungen gewonnen, besonders seit durch E. D. Cope’s bahnbrechende Arbeiten eine einheitliche Auffassung des Säugethiergebisses ermöglicht wurde. Für gefällige Mittheilungen und Berichtigungen, bez. Ueber- lassung von Material sind wir zahlreichen Fachgenossen zu Danke verpflichtet, insbesondere den Herren A. Andreae, E. W. Benecke, G Böhm, 'H- Oredner, W. Dieecke, Ar Goette,sErssHlansn O. Jaeckel, W. Kilian, A. Ortmann, A. Ulrich, W. Waagen. Herr L. v. Sutner in München überliess uns bereitwilligst seine systematischen Zusammenstellungen der Ammoniten, welche mit nur untergeordneten Änderungen und den nöthigen Kürzungen verwerthet wurden. Ein hervorragendes Verdienst hat sich Herr E. W. Benecke um das Zustandekommen des Buches erworben, indem uns derselbe die Hilfsmittel des Strassburger Instituts sowie seine eigenen in zuvorkommendster Weise zur Verfügung stellte und uns jederzeit bereitwilligst mit seinem Rathe unterstützte. Allen genannten Herren, der Verlagsbuchhandlung und dem Herrn Universitätszeichner Herrn K. Scharfenberger in Strass- burg i. E., welcher mit rühmenswerther Hingebung und mit grossem Verständnis sich der Ausführung der Zeichnungen widmete, unsern aufriehtigsten Dank! Freiburg i. B. und Strassburg i. E., im November 1889. oO fe} ) G. Steinmann. L. Döderlein. INHALT. Einleitung. 0. . EN OR DIRRNGRE: ul: 1. Beeae und Ziele der Paläontologie als 2. Die Unvollständigkeit der paläontologischen Übexheferung 3. Der Erhaltungszustand der Fossilien. . . - Erd A, Thierische Fossilien S. 5. B. Pflanzliche Fossilien $ 76 4. Das Alter und Vorkommen der Fossilien 5. Geologische Zeitrechnung . Synchronistische Tabellen Systematik. I. Thierreich I. Kreis: en 1. Klasse: Rhizopoda oder Ware 1. Ordnung Foraminifera Litteratur über Foraminiferen Er SL De Fam. Miliolidae S. 23. — Saceamintdee s. 25. -- Lituolidae S S. 25.— Textu- laridae S. 26. — Lagenidae S. 27. — Globigerinidae S. 28. — Rotalidae S. 29. —Fusulinidae S. 31.— Nummulinidae S. 32. Anhang (Orbitulina) . Eu Vorkommen und geologische v Ebrerfang den Bo iehferen - 2. Ordnung Radiolaria. Litteratur über Radiolarien. I. Acantharia ® I. Spumellaria. . . . . ® Fam. Sphaeridae S. 41. FDiseidees 48. III. Nassellaria . -. . . 5 ee Fam. Stephidae S. 43. — Seidanıs S. 43.— Cy rtidae S 43. IV. Phaeodaria Geologische Verbreitung der Radiolaria II. Kreis: Spongia (Schwämme) Litteratur über Spongien . 1. Ordnung Tetractida 4. Tetractinellidae . ER SEI UhiStIdaese te ee Se Fam. Tetracladina S. 52. — Anomocladina S. 55. — Rhizomorina S. 57. — Megamorina S. 58. 3. Monactinellidae . 19 Pr = am m aan m oc o X Inhalt. Seite 9. OrdnungHexachda oder Hexactinelida . 2 2 Ver NAlyssacinan a ee ea IE Eee telnet > Er a BE a2, 2. Dietyonina an en nee na tan Vol De ne a 1 NEE Er st Fam. Coscinoporidae S. 63. — Staurodermidae S. 65. — Ventriculitidae S. 66. — Maeandrospongidae S. 66. — Coeloptychidae S. 68. Geologische Verbreitung der Lithistiden und Hexactinelliden. . .. 2.2 .2....69 5. Ordnung Calcarea (Caleispongia oder Kalkschwämme). Pharetrones . . . 70 A1N0Z0A°. > una wis Reto AR 2. Sphinctozoa. .. . ee ed m ae cc 72 Geologische Verbreitung der Pnareonen Ro ao 0 7 III. Kreis: Coelenterata .... . ea, 7 1. Klasse: Polypomedusae (Hydromedusae) ee Litteratur über Polypomedusae. . .. 2... 0 nun. 2. ge ee > Ordnung Hyaroidea. . .». . eo een no) 7%: Fam. Hydractinidae S. 75. — INRERSEERE El Anhang. 'Erloschene/Gruppen der’Hydroidea 2. 0 Er u Pe 1. Graptolithidae. ac: 78 Geologische Verbreitung der en RE u 2. Stromatoporoidea . . . . TS na Ordnung Acalephae oder Tappensnalen Se er Re 83 2. Klasse: Anthozoa. |... 0. Paten ee Le 2 ee Tntteratur über. Anthozoa.r. u or a er De SER Aleyonaria nam d RE TE Rd. 03 0 s5 Fam. Gorgonidae S. 86. — HoliEoHdaeRs „86. B. Zoantharia. Madreporaria . .. . ü oo EB Fam. Astraeidae S. 90. — Oculinidae S 3 —_ Thatansstraeftaeis .95. —_ Fungidae S. 96. — Poritidae S. 97. Geologische” Verbreitung/deröhexacoralla rs En 99 AussestorbeneiGruppen der Anthozoae re a EN l. Zoantharia rugosa (= Tetracoralla) . . . . 100 Fam. Cyathopbyllidae S. 102. — Zaphrentidae S. 103. _ ” Axophyihises 104. — Phillipsastraeidae S. 105. — Cyathaxonidae S. 105. — Cystiphyllidae S, 106, — Calceolidae S. 106. Geologische’ Verbreitung der TVetracoralla = Sr ENT Il. Zoantharia tabulata . . . . 6 LEE LUS Fam. Heliolitidae S. 408. — Halysitidae s. 109. _ sy Tingoporiäats S. 140. — Favositidae S. 440. — Chaetetidae S.442. — Monticuliporidae S. 113. Geologische Verbreitung/derTabulatau nr IV. Kreis: Vermes.(Würmer)... = unn m. Be Er Ordnung Polychaeta. . . . a sera 1. Sedentaria (Tubicolae) oder Röhrenwi ürmer" Rs Fam. Tentaculitidae S. 115, 2. Errantia (Nereidae). . u. 1 nee m ne 0 Me de de Ve en BG V. Kreis Echinodermata . ... ET EAN .1.Klasse: Holothurioidea (Seewalzen Oder Senenren) a lt) 2..Klasse:: Eichinoidea;(Seeigel) > 0 - = 2... ner N LitterafuriüberEchinoideaS =...2%. „1 ui. sense See SR Tapalechinoidean. 2. ur. 0a 2 Se Eee ee ee u A HM. Euechingidea .. = ru ee wu e : RR Fe a Inhalt. « - J. Regulares (Radiär gebaute Seeigel) . eo Fam. Cidaridae S. 125. Salenidae S. 127. — Diadematidae S. 128. — Echinidae S. 130. II. Irregulares (zweiseitig gebaute Seeigel). Fam. Echinoconidae S. 431. — Conoclypeidae S. 132. — Clypeastridae S. 133. — Eehinolampidae S. 134. — Holasteridae S. 135. — Spatangidae S. 137. Vorkommen und Verbreitung der Echinoidea. . ... . 2 u" 2 0.00 a0 3. Klasse: Ophiuroidea G 20,01 08 Od a Rd Litteratur über Ophiuroidea und Asteroidea 1. Ordnung Ophiurae . „ 2. Ordnung Euryalae . 4. Klasse: Asteroidea 5. Klasse: Crinoidea. Litteratur über Crinoidea I. Palaeocrinoidea . Unterordnung Camerata Fam. ih eeriaidee S. 156. — Neloenmidues! 158. erenschee 158 — Hexacrinidae S. 159. — Platycrinidae S. 160. — Calyptocrinidae S. 160 2. Unterordnung Articulata , . ... Fam. Ichthyocrinidae S. 162. 7 3. Unterordnung Inadunata . ae a Fam. Cupressocrinidae S. 163. — Cyathoc naidse S. 164. — Poteriocrinidae S. 165. Il. Ordnung Neocrinoidea In Po DR Eee Dar Eur ee Se Fam. Encrinidae S. 166. — as . 169. — Apiocrinidae S. 470. — Bourguelicrinidae S. 171. — Pentacrinidae S. 174, — Comatulidae S. 173. Geologische Verbreitung der Crinoidea GHRUaSSEerIEyStoidens ec ee es Litteratur über Cystoidea 4. Gruppe Eucystoidea . 2. Gruppe Cystechinoidea.. 3. Gruppe Cystasteroidea . 4. Gruppe Cystocrinoidea „ 7. Klasse: Blastoidea Litteratur über Blastoidea IV. Kreis: Molluseoidea. ....... 1. Klasse : Bryozoa Litteratur ei Bryozoa . B , Unterordnung Cy ee x Unterordnung Chilostomata . 2. Klasse: Brachiopoda Litteratur über Brachiopoda . 1. Ordnung Ecardines. c 0 BE Fam. Lingulidae S. 204. — Obolidae s. 205. _ "Diseinidae S. 206. — Cra- niadae S. 206. 2. Ordnung Testicardines 134 166 Xu Inhalt. 4. Unterordnung Productacea . . » so Bay Teak SBGEREE ty 135) are nee .208. — Orthidae S. 214 . Unterordnung Spiriferacea Fam. ae 244. —Atrypidae S ‚217. 3. Unterordnung Terebratulacea . Fam. Rhynchonellidae S. 217. Terehratulidae = 221. —_ " Simneocorhalldar S. 226. — Thecideidae S. 227. VII. Kreis: Mollusea (Weichthiere) . Ditteratursuber2Molluscat Era ee re 1. Klasse Lamellibranchiata (= Pelecypoda, Conchifera, Acephala, Bi- Valvı a) et ee 2) Tee Litteratur über Lanellibranchiater Eee Ref ar .0 eREEEE 1. Ordnung Palaeoconchae . Ordnung Desmodonta. Orduung Taxodonta 0 Fam. Arcidae S. 247. —Nnenlidas;s: 248. 4 Ordnung Schizodonta (Trigonidae). . 635 nr Heterodonta . . Unterordnung Conchacea . A.Integripalliata. . Se Fam. Cyprinidae S. 259. — Eironidaes 260. — " Cardiidae s. 261. — Luci- nidae S. 262. — Astartidae S. 262. — Cardinidae S. 264. — Unionidae S. 265. — Crassatellidae S. 265. — Megalodontidae S. 266. B. Sinupalliata . a RE WR Oo Fam. Veneridae S. 267. — Tellinidae S. 26%. — Solenidae S. 269. 2. Unterordnung Chamacea A. Normale Formen Fam. Chamidae S. 272. B. Inverse Formen a ar a Se Fam. Monopleuridae S. 274. — Caprindee s.2 — Hippuritidae (= Ru- distae) S. 275. a8 6. Ordnung Anisomyaria = (Dysodonta) . 1. Unterordnung Mytilacea ® : Fam. Aviculidae S. 230. — Mytilidae S. 284. e 2. Unterordnung Pectinacea . 3. Unterordnung Ostreacea. Geologische Verbreitung der Tamellihranchiata. 2. Klasse: Scaphopoda. 3. Klasse: Gastropoda (Bauchfüssler, Schnecken) Litteratur über Gastropoda . 1. Ordnung Opisthobranchiata ö Fam. Actaeonidae S. 306. — Bullidae S. 307. . Ordnung Heteropoda . . Ordnung Prosobranchiata . 4. Unterordnung Placophora . 2. Unterordnung Cyclobranchiata 3. Unterordnung Aspidobranchiata . 2 5 Seite 208 213 Inhalt. XIII Seite E Fissurellidae S. 309 — Pleurotomariidae S. 309. — Bellerophontidae .310. — Trochidae S. 344. — Neritidae S. 313. A ünterordnung;ttenobranchiatase ver. Hateweneiseniratsyedenene: 81% AmbtenoelossauBederzunglerje.r er men ee de Bl Fam. Solariidae S. 315. B. Taenioglossa (Bandzüngler). . .. .. . 3 ne oa ar el I. Holostomata . . . . all Farn. Turritellidae S. 317. — eher „318. _ _ Naticidae S 319. — Pi ludinidae S. 320. — Melanidae S. 324. — Pseudomelanidae S. 322. II. Siphonostomata. . . . . & a Ale Fam. Nerineidae S. 324. — Cerithidae s. 320. — fy Eon sus S S. 324, — B. ‚Alata S. 327. — c. Canalifera S. 329. $ C. Rachiglossa (Schmalzüngler) . . . c «330 Fam. Buccinidae S. 330. — Volutidae S. 331. — " Olividae $ "338. — Ensidae S. 332. — Muricidae S. 333. D. Toxoglossa (Pfeilzüngler) R < lo Heer Be Fam. Pleurotomidae S. 333. — Conidae S S. 334. 5 Unterordnung; Neurobranchratasser in ee ee ar. 335 4. Ordnung Pulmonata (Lungenschnecken). . . .» . 2x me... 2 200. 8336 4. Unterordnung Basommatophora,. - »,.. 0... 0.2 2 2.0 „n..i., 336 Fam. Limnaeidae S. 336. Saunterordnung,Sstylommatophonarze.rr een 887 Fam. Helicidae S. 337. Geologische Verbreitung der.Gastropoda . . . 2... u. 2 een um a. 340 4, Klasse > Pteropoda, (Elossenfüssler). Ka nn re. 312 Anhang:'Conularida. .'. . . N De a eg an Euer Kol RL 5. Klasse: Cephalopoda kiriiedlen) a NE ee DR Litteratur uDeri@ephalopodenwee ee Bl 1. Ordnung Nautiloidea . . . ELLE ass =. 30% Fam. Endoceratidae S. 354. —_ Nautilidae.S 56. Geologische Verbreitung.der Nautileidea. „°.:. „rc... 0 Dean nn 8 RROTANUNGLANUNDTOLRe N ee ee Lore, Dali ee 2 (effrehn ee intkerlunealen@on rat lida ee el GARNEDIESE 80 Val, one re ea. 35.1 BEA ALG ES EIN a EEE ee ee ee 391 BIS Mimaceratin ar ee ee dar se Togen Re ee 39 ONTTOAR AB ou Home) Boa aaa END. Bl INhtheilumenllseeAmmonitidaer ae ee erh Ar Eatisellati? . . 2 - oo oe San. or a llk| Unterabtheilung I. a osleacı, SS og: en er Fam. Ceratitidae S. 402. — Tropitidae S . 405. Unterabtiheilunstlienleiostra ce 306 Fam. Arcestidae S. 406. BB FAUSUSUSEL Ab ee once ae ae 609 SE ELALULOLIN SE u ro ee AO Fam. Pinacoceratidae S. 410. — Anhang: Fam. Cladiscitidae S. 411. I unERAMGLTTERN TE 5 0.0 0 0 00 u Oo no 3, XIV Inhalt. Fam. Ptychitidae S. 412. — Amaltheidae S. 413. Ill. Lanceolatiformes Fam. Phylloceratidae S. 418. 2 Lyjoceraitaeß ‚190. eeratinges. von. I. Abtheilung Carinati UOSEER, Arietitinae S. 426. — Harpoceramnaes ..487. —_ Er S. 430. II. Abtheilung Annulati . Unterfam. Aegoceratinae S. 432. — ee S. 435. — Stephano- ceratinae S. 437. — Perisphinctinae S. 441. Geologische Verbreitung und Stammesgeschichte der Ammonoidea . 5. Ordnung Belemnoidea . A. Phragmophora Fam. Belemnitidae S: 461. Unterfam. Aulacoceratinae S. 462. — Belemnitinae S. 463. — Belemno- teuthinae S. 470. — Spirulinae S. 470, — Sepiinae S. 471. B. Chondrophora - Geologische Verbreitung und Stanımesseschichte 2 Belemnoiden VII. Kreis: Arthropoda (Gliederthiere) ... . . . 1. Klasse: Crustacea (Krebsthiere) Om Litteratur über Crustacea A. Palaeostraca . U Unterordnung Trilobitae Geologische Verbreitung der Trilobitae IR 2. Unterordnung Xiphosura (Schw ertschw änze) 3. Unterordnung Gigantostraca (Riesenkrebse) . B. Euostraca B 4. Unterordnung Bhylonodae 5. Unterordnung Leptostraca ( (Phyllocarida) 6. Unterordnung Malacostraca . a) Arthrostraca . 4) Isopoda. 2) Amphipoda . b) Thoracostraca . C. Entomostraca . ö REN 7. Unterordnung Ostracoda ( Muschelkeehee er Fam. Leperditidae S. 507. — Cypridinidae S. 508. 8. Unterordnung Cirripedia (Rankenfüssler) . Rückblick auf die Crustacea . 2. Klasse: Arachnoidea . © 3. Klasse: Myriapoda (Tausendfüssler). 4. Klasse: Hexapoda (= Insecta) 5 IX. Kreis: Tunicata (Mantelthiere) . Anhang zu den Evertebraten . X. Kreis: Vertebrata [Wirbelthiere) 1. Die Wirbelsäule und ihre Anhänge 2. Der Schädel mit dem Visceralskelet . 3. Das Gliedmassenskelet . 4. Die Zähne Eintheilung der Wirbelthiere Seite 447 426 432 Inhalt. XV Seite ImaRlasse : IHentocandit':. 1. mr ma en se anlegen 539 DERJAaBSerNCyClostomE. u ee ee el re. 0539 SeRslanse:zPiscestoderKische,-:.. eh else een. 529 Initeralunlüuberäkischeng ua en eten enter sone, ne ee ee. ar 5909 Bautzenildesdenukischemen.eer ua een sen seele) een De SEEN Siredmassenrder.Kische@n sur. aussi elen aan v0 tee el re BE NonbelsaulexderlEischey wenn en na aaa ten Herten rn ON st ehe REN 037 Sehädellder Rische rs... en... DR we A ee) 4, Unterklasse Ohomikanseen a re Le ge Tr N 1. Ordnung Proselachü (Ichthyotomi) » 22 mn. 54 Se Pleuracanthidae S. 541, REORdNUNgNSelnchinn. ee I SEE S6 4. Unterordnung Squaloidei oder Haie e e 545 Fam. Hybodontidae S. 545. — Belidsee 5.546. —_ Notidanidae $ 547. — Lamnidae S. 547. — Carchariidae S. 548. — Squatinidae S. 518. aSUnterordnung.Batoideioder/Rochen.. 0... cr ee a ne 2549 Fam. Myliobatidae S. 549. — Rajidae S. 550. 5. Ordnung Holocephali (Chimären oder Seekatzen) .» » » 2» 2 2. .... 550 En Chimaeridae S, 551. . Unterklasse Euichihyes. . -... ..... . a , Placodermi (nebst Cephalaspidae BR Pter nie ee 2 Ba: Asterolepidae S. 552. — Coccosteidae S. 552. Anhang: Fam. Cephalaspidae S. 553. — Pteraspidae S. 553. 5. Ordnung Dipnoi . . . . OR 0 NORA I OR BL ARFITLE E 1. Unterordnung Sirenoiden RT: Don oo al au ro se a Fam. Phaneropleuridae S. 554. 2 eoratodontidae 3i6 ZU Unterordnung. GtenodipLerinin ne ee ee Fam. Dipteridae S. 555. BRUNNEN ELEOSTOT U ER ee ee te. 556 4. Unterordnung Crossopterygü . . . en TER au Bulc Ea Fam. Holoptychiidae S. 560. nhizudontidaeS S.561. — Rhombodipteridae S. 562. — Coelacanthidae S. 562. — Polypteridae S. 563. 2. Unterordnung Heterocerei . . . SL De apa DE er Fam. Acanthodidae S. 564. EP elneoniseidues S. 565. — Platysomidae S. 567. — Dorypteridae S. 567. — Spatulariidae S. 568. — Accipenseridae S. 568. 3. Unterordnung Euganoidei. . . . I Es ee 8068 Fam. Stylodontidae S. 569. — Sphasrodentidae s. 570. — Saurodontidae S. 571. — Rhynchodontidae S. 573. — Lepidosteidae S.573..— Pyceno- dontidae S. 573. 4Unterordnung,Physostomi, „2... 0. vo .e Ul nlurhereossle ln. 575 I. Amioidei- .- . . B Or 576 Fam. Pachycormidae S. 576. _ _ Amiidae S . 577 HoRloplelkidae.s 578. NECiipeoydeganer we ee AS) Fam. Clupeidae S. 579. — Sa neentande se . 550. 5. Unterordnung Physoclysti . „. ..... E Bl Fam. Berycidae S. 581. — Percidae S. 534. — Eilacarhynchidaes 582. — Centriscidae S. 532, GepnlogischesverbreitungsdeniEische ee ee eine ME. 1883 4—6, Klasse; Quadrupeda,. ...... ouc.. een seen karız ERST XVI Inhalt. Seite 4. .Die Wirbelsäule der Quadrupeda .: .......... 27 E A A EEE nn 587 2. Der Schädel’der/Quadrupeda-.-... .....2... 2.2 Immer reg 3..Gliedmassen der'Quadrupeda. .. 2.2.2 VeRel nn re 4. Hautsebilde der-Quadrupeda. ©... „u een ou Re ah AN Klasse: AmphibiallLurche).. ....° 22.2 702 a see ee EN 1. Ordnumg)Stegocephala .. .. 5. Zu u nein eine dor nene oa ee N Te LEE Kitteraturüüber.Stegocephala .. .,.... os euro. une EL RE EEE 42 Unterordnung Branchiosauri.. 20 een ER e 2. Unterordnung Sauromorphi ..... ... - ... 608 Fam. Hylonomidae S. 608. — Nectridae S ..609. —_ Z Aistoponiduse „609, 3. Unterordnung Rhachitomi. .. . . ........ „1 run rl 42 Unterordnune-Embolomeri. „.. ver sruen ee ae ae ae 5. Unterordnung Labyrinthodontian.ı „mr Kiez ae. rer 2.1OrdnumgNUrodela. var deiielssi lehnten sale Bere SE GA 3. Ordnung\Gymnophionate ee A 4. Ordnung Anura .. . . » BE DE so lan Boca. 2 Bl Geologische Verbreitung der Amphikia SER Narbe Wrautle, Wen Te Pe EHe IR AStE = eb 5: Klasse: :Saurapsidan. Meiiriner Be E G Litteratur über. fossile Sauropsidaerr 2 ya lh 12 Ordnung Rynchacep Kulanz RE G/uc Litteratur über Rynchocephala . . .. » EL one. N) Fam. Palaeohatteriidae S. 621. — Sphenedohtideeis . 621. 2..Ordnung Theromörphon er re E62, Titteraturiüber Theromorpharer. ee en En 99 A Unterordnung. Belyeosauriame ne a ur 2. Unterordnung Anomodontia. . . . ES EREOEG NO. S 0.:0- (GE 3. Ordnung Sauropterygia (und Piacodontidae) Sl oo os (ei lhr über Sauropterygia . . ... te) TEE Fam. Nothosauridae S. 627. oa 628. Anhang: Fam. Placodontidae S. 629. 48 0ran ung; Restudinata men re Titteratur/über Lestudinatas ee re rar) ee ee A UnterordnunszAthecan ee ee Fam. Protostegidae S. 634. 2: Unterordnung Trionychoideaue ar Ba ur re Fam. Trionychidae S. 634. 3. Unterordnung Cryptodira. . . . . ehe Fam. Chelydridae S. 635. — ee S. 635. 5. Ahelonidaes . 636. — Platychelydae S. 637. — Emydae S. 637. — Testudinidae S. 638. 4 Unterordnung :Pleurodiraurer un ne ee NR Fam. Pleurosternidae S. 639. — .Pelomedusidae S. 639. — Plesiochelydae S.639. 5..Oranung Ichthyopterygia m. u 0 a neun er Fam. Ichthyosauridae S. 642. 6:,0rdnung. Streptosiylica ine se un un LTE ER AAlUnterordnunglacerbiliann.2 2... WERNE ee EEE RE 2. Unterordnung/Pythonomorpha. . - 2 2 En 3-UnterordnungOphidia „rn =... 0.0 ..2.0.. 00 BR 7... Ordnung Bierosaunianı. 2022 2. 00 Kamen rn ee Inhalt. XVu Seite Fam. Rhamphorhynchidae S. 649. — Pterodactylidae S. 650. — Pterano- dontidae S. 650, en Se (OD RENTE 85 a0 nn ee clın ade oo ubenlOroCoch Lam R en ee ER N rd GER . Unterordnung Parasuchia, .. .. .. en 0 ne oe Mor) a Belodontidae S. 652. — Abtokanridae S . 653. 2. Unterordnung Eusuchia . . .. ve. a ‚654 Fam. Teleosauridae S. 655. — Goniopholidae S 656. groendiidah. Ran girostres, b, Brevirostres S. 657, - : YEUTanUngEDINOSaUTIam ee 1658, Intteratursuher-Dinosauriaes or-itehler rar agree nalen ee ua. 658 4. Unterordnung Theropoda .. . . . . ER Er, 1659 Fam, Zanclodontidae S. 660. — each s. 660. — Ceratosauridae S. 660. — Coeluridae S. 661. — Compsognathidae.S. 661. 2. Unterordnung Sauropada . » » 2... - re hc cc Fam. Atlantosauridae S. 662. — Morosauridae S. 663. Ballinterordnung Orthopodas.s re ee ee SER. 166 PEStELOSaUNTan Er Er ne 5 B .. 663 Fam. Scelidosauridae S. 663. — anshes . 664. — Br lorerde 665. BMOTHIHOPOda ER RR AN 665 Bin Camptosauridae S. 665. — Iguanodontidae S. 666. — Hadrosauridae S. 667. LUBOTLANUNG! SRUTUKER ES VE N LE SEE te 668 BrkteratunsüubeniSaurUnameE Sr Re ale are hl u: 668 NIRROTANIUN BAR ESE ee ee N Re 10,10 ütteraturgubersiossilesAveser. er a 2670 AElinterardnungaRatitaee ee ee 67A AU dantolcaer Man irre Ne a N er. 67a HAmEHleSpELOLn LHId ae Eee LO BECHrsoreseer gr: . ee ee LE Fam. Dinornithidae S 672, — Stenthionidae s. 673. 2. Unterordnung Carinatae A..Odontormae .... SEE REES W101 3er "rel Me einher TE Fam. Ichthyornithidae S. 673. B. Euornithes. ... . Da oe sro ce le: Geologische Verbreitung der a DE RTV) RER 617 8. Klasse: Mammalia'(Säugethiere])d 7. mu. ns vn Sn ee. 678 Titteratur.uber fossile Säugethierer eo... nn. ce an 618 Wornbelsäulerdersaugethieramez une ara ne ee ER. 5680 SchädelkderiSaugethierene se ne eh re ee Tee Em 684 GledmassenrdenSaugeihienesr een ee er Kae en re Karen. 683 GenisstdenSäugethrereg er a RE red 687 Kintheilmmesdersaugelhierar rs a. 69% AnUnterklasse Profotheriaue ce Sr re 696 42. Or.dnung=Monotremataen SEN ee, 696 2. Ordnung Pantotheria . . . »- 696 Han. Dromatheriidae S. 697. ieonodäntidaes‘ 197. Tstylagodontidas . 698. 5. Ordnung N anstanereulain. ER Brake RR Rare © 0I8 XVII Inhalt. Seite Fam. Bolodontidae S. 699. — Plagiaulacidae S. 700. 9. UnterklasseMarsupialiarse. re 1. Ordnung Polyprotodontia. . . .- TE EN SS Fam. Didelphidae S. 702. — Dasy ardaeıs . 702. — Myrmeecobiidae S. 703. 2. Ordnung Diprotodonlia ...- 20 a or OAoRor l.E) Fam. Macropodidae S. 703. — Diprotodontidae S . 703. — Phascolomyidae S. 704. Ei aneiekiddeis . 704.— Thylacoleontidae S. 704. 3 Unterklasse Placentallası mn nal. Ver ne en a)nseesaucethiener a. en EEE Si ee 1. Ordnung Cetacea. . .. - . 2 5 705 Fam. Zeuglodontidae S. 706. En anlodonndaes . 706. 6.— DelphinidaeS 707. — Ziphioidae S. 707. — Balaenidae S. 707.. 23 Oranung:Sireian 2 22 vlnr En N b) lLandsaugethiere.w rn 1 ne ee Ne ES Pr er NGrüppe-Saneoibhlemilar.n ren, Eee re 0 32 Oränung\ChiroDleras er oe ee res re 1 AAOTANUNGEINSECHVONa ee Eee HN Fam, Ictopsidae S. 740, sNOrAnung Crepdontar 1 2.2, 2 We eye. ai De Bee Le Ar a Proviverridae S. 742. — Mesonychidae S. 713. — Hyaenodontidae . 714. — Arctocyonidae S. 746. — Miacidae S. 746. 6. Ordnung Carnivora. . . - 5 B 3: . TR: Fam, Canidae S. 719. ee 21. po Fondhe. ”22. vera S. 722. — Mustelidae S. 723. ae S. 724. — Felidae S. 725. 7.201. dung Binnipediarre ee en 73 3. [Gruppe A'8;an10:dlOm Ua ee 2 2 Ordnung -IAlLOAoN ta el ER Fam. Esthonychidae S. 729. — Tillotheriidae S. 730. — Calamodontidae S. 730. 9. Ordnung Rodentia . . . . rg el 3. Gm Me 4. Unterordnung So en ar Po ar. Te Fam. Sciuridae S. 733. — Castoridae S. 733. 2. Unterordnung Hystricomorpha . . . . . 133 Fam. Theridomyidae S. 734. — Caviidae S. 734. — Chinchillidae S 736. 3. Unterordnung) MyomMorpharessr ee Er E72 4. Unterordnung Lagomorpha . ... . . ante. Uns Fam. Leporidae S. 735. — Lagomyidae S. 130. 1.02, 0ranung JERentala Se Sa er erteilen Sat Bi RE 4. Unterordnung Loricata . . . - le le a Fe Ele Be Fam. Glyptodontidae S. 738. — DaslnadldasS 739. Snlinterordnung Gravigradau er ne en EEE rer Fam, Megatheriidae S. 739. 3AGLUppeBrimates Fre Se Be re Tr VITOLANUNGBLONMIREN, 2 er u ee le en ler relea A 1 Fam. Hyopsodidae S. 743. — Adapidae S. 743. — Lemuridae S. 744. — Tarsiidae S. 744, NE OrANUNgBUNIaE LE a re SE A Fam. Cynopithecidae S. 745. — Simiidae S. 745. ANGEUPperÜmeNNlatian a2 een chen N Eee Ve Inhalt. 15. Ordnung Condylarthra B ae ar Fam. Periptychidae S. 750. serious . 750. — Meniscotheriidae S. 731. ! BRTOTINUNGEHUNACOIGEEE ee 15. Ordnung Toxodontia 16. Ordnung Proboseidea . Fam. Dinotheriidae S. 755. — Blephantidaes. 156. 17. Ordnung Amblypoda Fam. Pantolambdidae S. 763. — Ba hodäntigae S. 763. — nneeerndar S. 764. 18. Ordnung Perissodactyla . 0 Fam. Hyracotheriidae S. 769. ET eniridaee am. = Rigeeeratidae S. 772. Chalicotheriidae S. 776. — Equidae S. 778. 19. Ordnung Artiodactyla . 5 ae Fam. Pantolestidae S. 788. Be ehobundees 189. nnodohtrdbers . 790. — Anoplotheriidae S. 790. — Anthracotheriidae S. 792. — Suidae S. 794. — Hippopotamidae S. 796. — Ruminantia S. 797. — Oreodontidae S. 799. — Camelidae S. 800. — Tragulidae S. 802. — Cervidae S. 804. — Bovidae S. 808. Geologische Verbreitung der Mammalia Berichtigungen und Druckfehler . Register XIX Seite 749 765 814 828 830 WEIK h 2 er SIE Pe: A ER DATE i en: mer BR: BEN Be Fe a 103 en Sohle gest a Fe er “ 7 = Ba} r ie FE Een SE EN ne Or e | are | DEE im Kl we vn ar PRIHRELN re 3 Ik =. de Pas be: er REN ENT LE Baanitt wine Einleitung. 1. Begrenzung und Ziele der Paläontologie. Den Gegenstand der paläontologischen Forschung bilden die Reste abgestorbener Thiere und Pflanzen, welche sich zumeist in den Erd- schiehten eingeschlossen, seltener auf der Oberfläche der Erde finden. Man nennt diese Reste Fossilien, weniger passend Versteinerungen oder Petrefacten. An die Kenntniss der Fossilien knüpft sich ein doppeltes Interesse. Rühren sie von organischen Wesen her, welche in der heutigen Schöpfung nicht mehr vertreten sind, so erweitern sie unsere Kenntniss der Orga- nismen überhaupt. Aber selbst wenn sie von lebenden Thier- oder Pflanzenformen nicht verschieden sind, dagegen an Orten gefunden wer- den, wo die betreffenden Formen heute nicht mehr vorkommen, besitzen sie für uns eine Bedeutung. Denn in diesem Falle legen sie — bei der bekannten Abhängigkeit der Verbreitung der Thiere und Pflanzen von äusseren Bedingungen — Zeugniss von irgend welchen Veränderungen ab, die auf unserem Planeten vor sich gegangen sind. Es erhellt aus dem Gesagten, dass die Paläontologie ein doppeltes Ziel verfolgt, ein biologi- sches und ein geologisches. Erst nachdem man begriffen hatte, dass die heutige organische Schöpfung das Resultat einer allmählichen Entwickelung sei, ist die. Be- deutung der Paläontologie für die biologischen Wissen- schaften richtig gewürdigt worden. Wenn wir eine vollständige Kennt- niss aller früheren Faunen und Floren besässen, so läge uns der Ent- wiekelungsgang, welchen die organische Welt genommen, klar vor Augen. Leider wird aber durch die Unvollständigkeit der paläontologischen Ueber- lieferung die Bedeutung der Paläontologie für die Aufhellung der Stammes- geschichte wesentlich beeinträchtigt. Wir müssen uns damit bescheiden, Steinmann, Paläontologie. 1 2 Einleitung. — 1. Begrenzung und Ziele der Paläontologie. innerhalb einiger, besonders bevorzugter Abtheilungen des Thier- und Pflanzenreiches mehr oder minder werthvolle Anhaltspunkte für die Be- urtheilung ihrer Stammesgeschichte zu gewinnen. Es wird dies besonders dadurch ermöglicht, dass ein Zweig der Geologie, die Schichtenlehre oder Stratigraphie, uns die Mittel an die Hand giebt, das relative Alter der fossilen Reste festzustellen. Die verschiedenen Thier- und Pflanzentypen sind nach einander auf der Erde erschienen und ihre Reste finden sich deshalb in Gesteinen von verschiedenem Alter eingeschlossen. Die Strati- graphie zeigt uns, welche Gesteine älter und welche jünger sind, und so erfahren wir das relative Alter der Fossilien. Da nun die zeitliche Auf- einanderfolge der Organismen auf der ganzen Erde wesentlich die gleiche war, so werden die Fossilien ihrerseits zur Altersbestimmung der Erdschichten verwendet, besonders in denjenigen Fällen, wo die stra- tigraphische Methode allein nicht dazu ausreicht. Somit wird die Paläon- tologie zur wichtigsten und unentbehrlichsten Hilfswissenschaft der historischen Geologie. Man hat die Fossilien passend »die Denk- münzen der Schöpfung« genannt. Denn nicht allein fixiren sie die Zeit- folge der Ereignisse für unseren Planeten, sondern sie geben auch wich- tige Aufschlüsse über die physischen Verhältnisse der Erde in früheren Perioden. Der häufig sehr stark ausgeprägten Anpassungsfähigkeit der organi- schen Wesen an äussere Lebensbedingungen sind bestimmte Schranken gezogen: eine Meeresschnecke vermag nicht auf dem Lande oder im Süss- wasser, ein Waldbaum nicht unter Wasser zu existiren. Eine tropische Vegetation setzt sich aus anderen Pflanzen zusammen, als eine polare oder eine Steppenflora, und die reich verzierten und bunt gefärbten Schnecken der wärmeren Meere sind den polaren Meeren fremd. In ähnlicher Weise waren auch die Geschöpfe früherer Erdperioden von der Natur der Me- dien, von der Temperatur, Meerestiefe ete. abhängig und eine fossile Fauna oder Flora gestattet stets bis zu einer gewissen Grenze einen Rückschluss auf die physischen Verhältnisse, welche an ihrem Wohnorte jeweils herrschten. Das Wenige, was wir über die physische Beschaffenheit unseres Planeten in früheren Stadien seiner Entwickelung wissen, ist wesentlich mit Hilfe der paläontologischen Forschung ermittelt worden. Es würde einseitig und unwissenschaftlich genannt werden müssen, wenn man die Bedeutung der Paläontologie für die Erforschung der Ge- schiehte der Erde etwa geringer veranschlagen wollte, als die scheinbar wichtigste, weil zunächst liegende Aufgabe derselben, welche eine Er- weiterung des Formenkreises der organischen Welt anstrebt. Einleitung. — 2. Die Unvollständigkeit der paläontologischen Ueberlieferung. 3 2. Die Unvollständigkeit der paläontologischen Ueberlieferung. Verschiedene Ursachen wirken zusammen, um die paläontologische Ueberlieferung zu einer sehr lückenhaften zu machen. Der grössere Theil der Erdrinde, nämlich so weit dieselbe vom Wasser bedeckt ist, wird unserer Forschung wohl stets unzugänglich bleiben. Aber selbst gesetzt den Fall, wir könnten die ganze Erdrinde auf ihren Gehalt an Fossilien hin durchfor- schen, so würden wir doch nur ein sehr unvollständiges Bild der organi- schen Gesammtentwickelung erhalten. Der Grund hierfür liegt in der leichten Zerstörbarkeit der organisirten Gebilde. Es lässt sich als ein all- gemein giltiges Gesetz aussprechen, dass nur die widerstandsfähigeren Theile des Thier- und Pflanzenkörpers der Nachwelt überliefert werden können und diese auch nur dann, wenn sie durch baldige Einbettung in Gesteinsmasse vor der Zersetzung durch die atmosphärische Luft einigermaassen geschützt werden. Selbst die resistentesten Theile eines Organismus, das Knochenskelet eines Wirbelthieres oder der Holzeylinder eines Baumes, zerfallen schon nach wenigen Jahren zu Staub, wenn sie mit der Luft in Berührung bleiben. Das Gleiche gilt in noch viel höherem Maasse von den sog. Weichtheilen, von dem protoplasmatischen In- halte der Pflanzenzelle und von allen aus Protoplasma bestehenden Theilen des Thierkörpers, selbst wenn der Organismus gleich nach dem Absterben im Sande oder Schlamme begraben wird. Nur ein Gestein von antisepti- schen Eigenschaften, wie es das Eis ist, vermag ein Abweichen von dieser Regel herbeizuführen (Mammuthcadaver im sibirischen Eise). Dagegen sind die sog. Harttheile, die aus kohlensaurem oder phosphorsaurem Kalke (seltener aus Kieselerde) bestehenden Schalen und Skelete, oder die hor- nigen oder chitinösen Gebilde der Thiere, sowie die meist aus Cellulose, seltener aus Kieselerde aufgebauten Zellmembrane der Pflanzen im fossilen Zustande als solche erhaltungsfähig. Weichtheile können nur Ab- drücke im Gestein zurücklassen, aber auch diese Fälle sind relativ sel- ten (Quallenabdrücke im lithographischen Schiefer). Daher kommt es, dass uns von manchen Abtheilungen des Thier- reichs, z. B. von den Infusorien, Würmern ete., entweder gar keine oder nur nichtssagende Fossilreste überliefert wurden. Aus demselben Grunde werden uns auch die ältesten Bewohner der Erde stets unbekannt blei- ben. Denn es zweifelt heutzutage wohl kein Biologe daran, dass die Hart- theile der Tbiere und Pflanzen als Schutz- oder Stützgebilde erst im Laufe der organischen Entwickelung sich herausgebildet haben, mithin den ältesten Organismen sicherlich fehlten. 4 Einleitung. — 3. Der Erhaltungszustand der Fossilien, Unter besonders ungünstigen Verhältnissen werden anscheinend sehr schwer zerstörbare Harttheile, z. B. die kalkigen oder kieseligen Skelete der Protozoen und Spongien, noch ehe sie ins Gestein eingeschlossen wer- den können, vollständig aufgelöst. In bedeutenden Meerestiefen besitzt das mit 00, beladene Wasser ein hohes Auflösungsvermögen für Kalk- carbonat und es scheint, dass daselbst ein ähnlicher Auflösungsprocess mit den aus amorpher Kieselerde bestehenden Harttheilen der niederen Thiere und Pflanzen vor sich geht. Mit manchen thierischen und den meisten pflanzlichen Harttheilen geht vor ihrer Einbettung in das Gestein eine Zerstückelung vor sich, welche die Deutung der fossilen Reste wesentlich erschwert. Die Skelete der Wirbelthiere maceriren im Wasser sehr rasch und fallen in einzelne Knochen oder Skelettheile aus einander. Letztere werden aus ihrem Zu- sammenhange gelöst an verschiedenen Punkten im Gestein begraben und häufig isolirt aufgefunden. Der gleiche Vorgang vollzieht sich in wenig erfreulicher Regelmässigkeit bei den Pflanzen. Die Blätter, Blüthen, Früchte werden getrennt von Stamm und Wurzeln, sehr häufig auch die Rinde des Stammes vom Holzeylinder. Bei den Skeleten der Wirbelthiere erleichtert die Correlation, welche zwischen der Form der einzelnen Theile derselben häufig besteht, das Auffinden des Zusammengehörenden. Bei den Pflanzen verschafft meist nur ein glücklicher Fund, welcher die einzelnen Theile im Zusammenhange zeigt, völlige Gewissheit über die Zusammen- gehörigkeit. Die einzelnen Theile ein und derselben Pflanze werden des- halb häufig mit verschiedenen Namen provisorisch bezeichnet. Schliesslich haben die in Schichtgesteinen eingeschlossenen Reste nachträglich mannigfache Veränderungen theils chemischer, theils mecha- nischer Natur erfahren und sind durch dieselben oft bis zur Unkennt- lichkeit entstellt worden. Für die richtige Deutung der Fossilreste ist die Kenntniss dieser Vorgänge unumgänglich nöthig. Es mag deshalb zunächst »der Erhaltungszustand der Fossilien« besprochen werden. 3. Der Erhaltungszustand der Fossilien. Der histiologische Unterschied, welcher zwischen Thier und Pflanze im Allgemeinen besteht, ist nicht ohne Einfluss auf die Art und Weise der Erhaltung beider im fossilen Zustande. Es empfiehlt sich deshalb, die thierischen Fossilien von den pflanzlichen getrennt zu betrachten. Be- kanntlich tritt im Thierkörper der zellige Bau durch Verschmelzen der Zellen zu Geweben sehr zurück, während in der Pflanze durch die Aus- bildung widerstandsfähiger Zellmembrane die Zellenstructur stets deut- Einleitung. — 3. Der Erhaltungszustand der Fossilien. 5 lich ausgeprägt ist. Dieses Unterscheidungsmerkmal gilt im Allgemeinen auch für die Fossilien. ö A. Thierische Fossilien. Die fossil erhaltungsfähigen Harttheile der Thiere bestehen in seltenen Fällen nur aus organischen Substanzen, wie Chitin. Conchyliolin, Hornsubstanz etc., meist sind dem organischen Ge- webe mineralische Substanzen, wie Kalkcarbonat, Kalkphosphat oder Kie- selerde, eingelagert, gewöhnlich in so bedeutender Menge, dass die orga- nische Substanz gegen die anorganische sehr zurücktritt. Die rein organischen Harttheile werden durch den Fossilisationspro- cess meist nur wenig verändert. Sie können nachträglich mit Mineralsub- stanz, z. B. Kalkspath, imprägnirt, oder durch allmähliche Verkohlung zu Kohle redueirt werden (Graptolithen). Die vorwiegend anorganischen Harttheile bestehen, abgesehen von geringeren oder grösseren Mengen organischer Substanz, entweder aus Kalksalzen oder aus Kieselerde oder aus fremden, vom Thiere nicht er- zeugten, sondern nur von aussen aufgenommenen Substanzen (Sand- körnern). Am verbreitetsten sind kalkige Hartgebilde, aus Kalkcarbonat, Kalkphosphat, auch wohl geringen Mengen von Magnesiasalzen aufgebaut. Sie werden hauptsächlich bei folgenden Abtheilungen des Thierreichs ge- funden: Protozoa : Foraminifera; Spongia: Caleispongia; Coelenterata: Anthozoa, Hydrozoa ; Vermes: Tubicola; 5 Echinodermata: Echinoidea, Asteroidea, Ophiuroidea, Crinoidea; Molluscoidea: Bryozoa, Brachiopoda; Mollusca: Lamellibranchiata, Gastropoda, Pteropoda, Cephalopoda ; Arthropoda: Crustacea; Vertebrata: Pisces, Amphibia, Reptilia, Aves, Mammalia. Die amorphe, wasserhaltige Kieselerde tritt nur bei niederen Thieren und zwar bei folgenden Abtheilungen skeletbildend auf: Protozoa : Radiolaria; Spongia : Silieispongia. Verhältnissmässig selten sind vagglutinirende«, d.h. aus frem- den, durch organisches oder anorganisches Cement verkitteten Körpern bestehende Hartgebilde: Protozoa: Foraminifera; Vermes: Tubicola ; Insecta: Neuroptera (Phryganidae). 6 Einleitung. — 3. Der Erhaltungszustand der Fossilien. Die nachträglichen Veränderungen, welche die wesentlich anorganischen Hartgebilde durch den Fossilisationsprocess erfahren, lassen sich eintheilen, wie folgt: a. Die mit den Hartgebilden verbundene organische Sub- stanz verwest oder verkohlt. Sehr selten erhalten sich die Farben, z. B. an fossilen Muscheln (Terebratula vulgaris). b. Die von vornherein vorhandenen oder durch Verwe- sung der organischen Substanz entstandenen Hohl- räume werden von Mineralsubstanz ausgefüllt. Dieses geschieht entweder durch mechanisches Eindringen von Sand, Thon und dergl. oder durch Infiltration von Minerallösungen, aus denen sich verschiedenartige Mineralien, Caleit, Dolomit, Pyrit, Markasit, Opal, Quarz, Siderit, Brauneisenstein etc. ausscheiden. Dieser Vorgang allein verdient die Bezeichnung des »Versteinerns «. Eine Folge desselben ist die Erhöhung des specifischen Gewichtes, oft auch eine Verstärkung des Zusammenhaltes des Fossils. Die meisten Fossilien sind auf diese Weise versteinert. c. Die mineralischen Harttheile selbst erleiden eine Veränderung. Im einfachsten Falle besteht die Veränderung in einer Paramor- phose, d.h. einer molecularen, aber nicht stofllichen Umlagerung der betr. Mineralsubstanz. So geht der in Muschelschalen sehr verbreitete Ara- gonit meist in Kalkspath über. Die amorphe, wasserhaltige Kieselerde (Opal) wird in die krystalline Modification (Quarz) übergeführt. Sehr häufig tritt aber der Fall ein, dass das in der Erdrinde eirculi- rende Wasser mit Hilfe der in ihm gelösten Substanzen (Kohlensäure, al- kalisch reagirende Salze etc.) die gesammte Mineralmasse des Fossils oder einen Theil derselben auflöst und fortführt. In Gesteinen von hinreichen- der Festigkeit (Kalkstein, Sandstein ete.) bleibt dann ein Hohlraum von entsprechender Gestalt zurück. Um die ursprüngliche Form des Fossils wieder herzustellen, kann man die Höhlung mit einer plastischen, leicht erhärtenden Masse (Schwefel, Gyps, Guttapercha ete.) ausgiessen, da das einschliessende Gestein den »Abdruck« der Oberfläche, oft mit den feinsten Einzelheiten bewahrt hat. Besass das Fossil eine innere Höhlung (z. B. eine Schnecke oder Muschel) und war dieselbe durch den unter b beschriebenen Vorgang mit Gesteinsmasse erfüllt, so erhalten wir einen innern Ausguss des Fossils oder »Steinkern«. Vielfach geht mit der Auflösung der Mineralsubstanz eines Fossils eine Pseudomorphosenbildung Hand in Hand, indem an die Stelle des fortgeführten Minerals ein anderes tritt. So finden wir in manchen Gesteinen alle oder viele der ursprünglich kalkigen Fossilien (Muscheln, Einleitung. — 3. Der Erhaltungszustand der Fossilien. 7 Schnecken ete.) in Kieselerde umgewandelt und umgekehrt ursprünglich kieselige Skelete als Kalkskelete vor (Kieselschwämme). Als weitere, frei- lich seltenere Pseudomorphosen sind zu nennen: Pyrit, Eisenglanz, Brauneisenstein, Barytetc. nach Kalkspath oder Glaukonit, Braun- eisenstein nach Opal. B. Pflanzliche Fossilien. Nur wenige Pflanzen (die sog. Kalkalgen und Diatomeen) besitzen die Fähigkeit, ihre Zellmembrane mit anorga- nischen Substanzen, Kalksalzen oder amorpher Kieselerde zu imprägniren. Man trifft ihre Reste fossil in ähnlichen Erhaltungszuständen, wie sie von thierischen Fossilien beschrieben wurden. Die mineralischen Hüllen allein sind oft mannigfach verändert erhalten, der Zellinhalt ist verschwunden. Unter geeigneten Umständen, besonders bei Abschluss der atmo- sphärischen Luft, besitzen aber auch die nur aus Cellulose gebildeten Zell- membrane der Pflanzen eine bedeutende Widerstandsfähigkeit und die Mehrzahl der pflanzlichen Fossilien leitet sich von Pflanzen ohne minera- lische Harttheile ab. Wir unterscheiden drei wesentlich verschiedene Fossilisationsvor- gänge: a. Ein Pflanzenrest wird auf mechanischem oder chemi- schem Wege von Mineralmasse umschlossen, ohne dass seine Verwesung auf die Dauer verhindert wer- den kann. In diesem Falle bleibt nur ein Abdruck der Pflanze im Gestein übrig. So sehen wir Blätter, Blüthen oder Stämme von Landpflanzen durch die Absätze kalkhaltiger oder kieselsäurehal- tiger Quellen sich mit Gesteinsmasse incrustiren und in derselben sich abformen, und ebenso hinterlassen Meeresalgen Eindrücke im Schlamm oder Sand. Die organische Substanz verwest vollständig und es bleibt ein Hohlraum, der sich häufig später mit Mineral- masse füllt. b. Ein Pflanzenrest wird frisch oder bereits theilweise ver- west von Minerallösungen durchdrungen und verstei- nert. Amorphe Kieselerde (Opal) tritt sehr häufig, Kalk-, Magnesia- oder Eisencarbonat seltener als Versteinerungsmasse von Stämmen, zuweilen auch von zarteren Pflanzentheilen auf. Das Versteine- rungsmittel erfüllt entweder nur die Zellräume oder aber es durch- dringt — und das ist der häufigere Fall — auch die Zellmembranen. Im letzten Falle entsteht eine compacte Mineralmasse, welche die Zellmembranen vor völliger Verwesung schützt. Besonders bei der Durchtränkung mit amorpher — später auch wohl kryptokrystallin werdender — Kieselsäure bleiben oft die zartesten Structureinzel- 8 Einleitung. — 3. Der Erhaltungszustand der Fossilien. heiten, wie die Tüpfel der Holzzellen, die fadenförmigen Membran- fortsätze der Sporen ete erkennbar. Weniger günstig wirkt die Durchtränkung mit Lösungen, aus denen sich Mineralien von hohem Krystallisationsvermögen (Carbonate) ausscheiden. Bei dieser Art der Erhaltung geht die feinere Structur häufig verloren. Die Mem- bransubstanz (Cellulose) unterliegt im Laufe der Zeit meist einem langsamen Verkohlungsprocesse, sie färbt sich braun und wird theilweise oder ganz zu Kohle redueirt. c. Die Verkohlung der Pflanzenreste. Während animalische Weichtheile selbst unter Wasserabschluss sehr bald verwesen, geht mit der Cellulose unter gleichen Bedingungen eine langsame Ver- kohlung vor sich. Es lässt sich dieser Process in stagnirenden, mit Pflanzentheilen erfüllten Wasseransammlungen, in Torfmooren und Waldsümpfen, beobachten. Auf dem Boden derselben sammeln sich Pflanzentheile an, die an Ort und Stelle wuchsen oder einge- schwemmt wurden. Durch Oxydation des Kohlenstofls und Wasser- stoffs zu Kohlensäure und Wasser, durch Bildung von Kohlenwasser- stoffen und Humussäuren entsteht eine braune, fast homogene, moderige Masse, der Torf. Das Mikroskop zeigt uns noch überall die pflanzlichen Elemente. Im weiteren Verlaufe dieses, durch den Druck darüber lastender Erdschichten geförderten Processes bilden sich Braunkohlen, Steinkohlen, Anthraeit. Selbst in der Steinkohle lassen sich noch Zellmembranen nachweisen. Die resistenteren Holztheile behalten ihren Zusammenhang und ihre Zellenstructur lange Zeiträume hindurch, denn wir kennen Stämme aus den Braun- kohlen der mittleren Tertiärzeit, die noch zu Holzarbeiten verwend- bar sind. Ein analoger Process geht mit den Pflanzentheilen vor sich, welche im Schlamm oder Sand isolirt eingebettet werden. Sie hinterlassen eine mehr oder minder dünne Haut von Kohle, die häufig noch eine mikrosko- pische Untersuchung gestattet, und das Gestein zeigt meist beiderseits deut- liche Abdrücke des betr. Pflanzenrestes. Auf die Form und Nervatur der Blätter, die Gestalt und Vertheilung der Blattnarben bei berindeten Stäm- men ist man bei der Deutung derartiger, meist plattgedrückter Reste in der Regel angewiesen. In Gesteinen, welche dem Wasser eine leichte Circulation gestatten (Sandsteinen), verschwindet die Kohlenlage leicht und es bleibt nur ein Abdruck übrig. Mechanischen Veränderungen sind die organischen Reste so- wohl vor als nach ihrer Einbettung in die Gesteine unterworfen. Durch die Bewegung des fliessenden oder brandenden Wassers werden nament- lich Muschel- und Schneekenschalen, Korallenstöcke etc. zertrümmert und Einleitung. — 4. Das Alter und Vorkommen der Fossilien. 9 zu formlosen Körnern zerrollt. Der Sand der Meeresküsten besteht häufig zum grösseren Theile aus derart gebildeten organischen Trümmern. Nach ihrer Einbettung in die Erdschichten erleiden die Fossilien die glei- chen mechanischen Veränderungen wie jene selbst. Sie werden platt ge- drückt oder durch Auswalzung verzogen und oft vollständig deformirt. Den compacten Kalkeylinder der Belemniten findet man in den gefalteten Juraschiefern der Schweiz häufig in eine Anzahl weit von einander ge- trennter Stücke zerrissen. 4. Das Alter und Vorkommen der Fossilien. Seitdem das Wasser seine zerstörende Wirkung auf die Erdoberfläche ausübt, haben sich als mechanische oder chemische Absätze aus Quellen, Flüssen, Landseen und Meeren die Schichtgesteine gebildet. Diese sind es, welche im Gegensatz zu den fossilfreien, weil zumeist aus Schmelzfluss er- starrten, massigen Gesteinen, die Fossilien einschliessen. Infolge der un- unterbrochenen Veränderungen der organischen Wesen im Laufe der Zeit führen Sedimentgesteine von verschiedenem Alter im Allgemeinen verschie- dene Fossilien. Umgekehrt ist es aber nicht erlaubt, aus der Verschiedenheit von Fossilfunden ohne Weiteres auf Altersunterschiede der betreffenden Gesteine zurück zu schliessen. Denn es haben in früheren Perioden der organischen Entwickelung, in ähnlicher Weise wie heut zu Tage, auf dem festen Lande ganz andere Organismen gelebt wie im Wasser, in Landseen andere wie im Meere. Man darf deshalb nur solche fossile Faunen und Floren, resp. die Schichtgesteine, in denen sie sich finden, mit einander in directen Vergleich stellen, welche in gleichen Medien existirt haben, iso- mesisch sind, nicht solche aus verschiedenen Medien, die heterome- sischen. Es zeigt uns die räumliche Verbreitung der heutigen‘ Thiere und Pflanzen, dass auch innerhalb desselben Mediums (Salzwasser, Süss- wasser, Luft) unter ähnlichen oder ungleichen physikalischen Bedingungen einschneidende provinzielle Verschiedenheiten in den Faunen und Floren existiren, die zur Aufstellung zoo- und phytogeographischer Provinzen Veranlassung gegeben haben. Ablagerungen aus der gleichen Provinz nennen wir isotopische, solche aus verschiedenen heterotopische. Endlich kommen die ungleichen physikalischen Verhältnisse, die innerhalb einer und derselben Thier- oder Pflanzenprovinz herrschen (die Tempera- turen, Höhenlagen ete.), auch in der Verbreitung der Organismen zum Aus- druck. Andere Thiere bewohnen das seichte Wasser, andere die Hochsee; unsere Buchenwälder gedeihen nicht in alpinen Höhen und manche Alpen- pflanzen bemühen wir uns vergeblich im wärmeren Tieflande zu acelima- tisiren. Zur Bezeichnung solcher Verschiedenheiten bedient man sich des 10 Einleitung. — 4. Das Alter und Vorkommen der Fossilien. Wortes Facies und versteht darunter den Inbegriff aller derjenigen Ver- hältnisse, welche den Charakter eines Schichtgesteins und der darin sich findenden organischen Reste bedingen. So spricht man von einer Seicht- wasser-, einer Tiefsee-, einer Sand-, einer Schlamm-Facies etc. Die Vertheilung von Meer und Festland auf der Erde war zu jeder Zeit erheblichen Schwankungen ausgesetzt. Die Folge davon ist, dass wir keinen Punkt auf der Erde kennen, wo zu allen Zeiten ausschliesslich meerische oder Süsswasser-Absätze mit den jewei- ligen organischen Resten zum Absatz gekommen wären. Es wechseln vielmehr überall Absätze aus tieferem mit solchen aus seichterem Wasser oder mit limnischen Bildungen ab und dementsprechend auch die Faunen und Floren. Hierdurch wird natürlich die Bestimmung der zeitlichen Auf- einanderfolge der Organismen nicht unwesentlich erschwert. Sie kann nur auf eine indireete Weise geschehen, nämlich folgendermaassen: An solehen Punkten, wo sich ein System fossilführender mariner Se- dimentschichten in möglichst wenig gestörter, am besten horizontaler Lage- rung befindet, und wo während der Bildungszeit dieser Schichten möglichst ähnliche Verhältnisse geherrscht haben, bestimmt man die Aufeinander- folge der einzelnen Gesteinslagen und ihrer Fossileinschlüsse. Aus jeder einzelnen Folge lernen wir nur ein Bruchstück der Veränderung der marinen Thierwelt kennen, aber ein Vergleich zahlreicher solcher Fossil- folgen von verschiedenen Stellen der Erdoberfläche liefert uns ein mehr oder minder vollständiges Bild der Gesammtänderung im Laufe der Zeit, wie es nachfolgendes Schema verdeutlicht: [.} ao weur =» Nicht alle Fossilien sind gleich brauchbar für die Altersbestimmung der Schichtgesteine, vielmehr verdienen diejenigen, welche mit einer ausgedehnten geographischen Verbreitung eine rasche Formveränder- Einleitung. — 5. Geologische Zeitrechnung. 11 lichkeit in successiven Zeiträumen verbinden, vor den langlebigen und auf einen engen Wohnbezirk angewiesenen den Vorzug. Die ersteren leiten oft in vorzüglicher Weise zur Auffindung gleichaltriger Schichten und werden als »Leitfossilien« bezeichnet. Leitfossilien können allen fossil erhaltbaren Abtheilungen des Thier- und Pflanzenreiches angehören, doch erweisen sich die Reste freilebender Meeresbewohner am brauchbarsten. Der Stratigraphie fällt in Gemeinschaft mit der Paläontologie die Auf- gabe zu, diejenigen Schichtgesteine und Fossilien ausfindig zu machen, welche gleichzeitig mit den normalen marinen, aber unter anderen Ver- ' hältnissen entstanden sind. Für die vollständige Kenntniss eines Fossils genügt nicht allein die Erforschung seines Verhältnisses zu ausgestorbenen oder lebenden Formen, sondern es ist dazu die Feststellung seines rela- tiven Alters sowie seines Vorkommens überhaupt nothwendig. 5. Geologische Zeitrechnung. Nur das relative, nicht aber das absolute Alter einer Gesteinsschicht und der darin enthaltenen Fossilien vermag die stratigraphisch-paläonto- logische Forschung festzustellen. Für die Zeitabschnitte, welche wir in der Geschichte unseres Erdkörpers unterscheiden, können wir kein abso- lutes Maass, etwa nach Jahren, angeben; dieselben sind vielmehr mit den grossen Abschnitten der Weltgeschichte, Alterthum, Mittelalter, Neuzeit, in gleiche Linie zu stellen, insofern sie auf localen, nur für einen Theil der Gesammtheit bedeutungsvollen Ereignissen beruhen und einen durch- aus conventionellen Charakter tragen. Das gilt vor Allem von den vier grossen geologischen Perioden, welche wir unterscheiden : Känozoische Periode (Aaenozoicum) — Neuzeit. Mesozoische Periode (Mesozoicum) — Mittelalter. Paläozoische Periode (Palaeozoicum) — Alterthum. Azoische Periode (Azoicum) — Vorzeit. Jede dieser Perioden oder Aeren weicht in wesentlichen Punkten von der andern ab, jede jüngere zeigt gegenüber der älteren einen erheblichen Fortschritt in der Gesammtentwickelung der organischen Welt. Aus der azoischen Periode kennen wir noch keine Spuren des organischen Lebens. E Die paläozoische Periode zeichnet sich durch das vollständige Fehlen der Palmen, Angiospermen, Vögel und Säugethiere, durch das Vor- herrschen der Gefässkryptogamen und der niederen Thiere incl. der Mol- lusken aus. 12 Einleitung. — 5. Geologische Zeitrechnung. In der mesozoischen Periode herrschen Coniferen, Cyeadeen, Amphibien und Reptilien, wogegen Palmen, Angiospermen, Vögel und Säugethiere nur wenig entwickelt sind. Die känozoische Periode erhält ihr eigenthümliches Gepräge durch das Dominiren der letztgenannten vier Gruppen und der Glieder- thiere über alle anderen organischen Wesen. Innerhalb jeder dieser vier Perioden, resp. innerhalb der während der- selben gebildeten Schichtgesteine, unterscheidet man kleinere Abschnitte als Formationen, deren gewöhnlich elf fossilführende angenommen werden. Känozoische Periode Gegenwart oder Alluvium Quartärformation oder Dıluvium Tertiärformation Mesozoische Periode Kreideformation Juraformation Triasformation Paläozoische Periode Permformation oder Dyas Steinkohlenformation Devonformation Silurformation Cambrische Formation (Cambrium) Azoische Periode Phyllitformation Glimmerschieferformation Gneissformation. Die Begrenzung der Formationen und ihrer Unterabtheilungen (Stufen, Schichten ete.) ist eine willkürliche. Was in den Gebieten, welche der geologischen Erforschung zuerst zugänglich waren, insbesondere Europa, später Nordamerika und Indien, einen dem Gesteinscharakter und der Fossilführung nach zusammengehörigen Schichtencomplex zu bilden schien, wurde als eine Formation oder Formationsabtheilung betrachtet. Ehe man über die Gleichaltrigkeit scheinbar verschiedenartiger Schicht- complexe in verschiedenen Gegenden Klarheit erlangt hatte, sah man sich gezwungen, dieselben mit verschiedenartigen Localnamen zu belegen. Die gebräuchlichsten und wichtigsten derselben sind auf den nachfol- genden synchronistischen Tabellen zur Darstellung gekommen. Die durch die Klammern und Horizontalen angedeutete Gleichaltrigkeit ist aber keineswegs eine durchweg scharf bestimmte, sondern der Natur der Sache nach nur eine ungefähre. Einleitung. — 5. Geologische Zeitrechnung. 13 2 = = = = | = u D | > | a SS Ve: oO 5:| | > “ © | | De = _ re erh = So | r > £ En II Glacialperiode Löss Te een Interglaeialperiode x = S = I 'Glaeialperiode Pampasformation = | I 2 f .2 = ar | | Ob. | red Crag RE | = IRRE White Crag | = | 8 |Mit.| Astische | j1T Mediterran en ıB =, Stufe S = Schichten I - tufe E = [at | | = Al ® | | 5 Dinotherien- | on Unt. | Pontische (a sand = ; Stufe (3 Congerien u) | = Sch. | g | | Ober s, Sarmatische | 8 Ob. | Tortonische | Leithakalk Sü = = Sch. 2 e : Stufe | Badener Tegel | Er 3 Littori- | = II Mediterran St. | I nellenkalk © en | ee | Schlier = = —— | =! HelvetischeSt.|Muschelsandstein | Cerithien Sch. = Unt. || Langhische | Schio-Schichten | ® |o _Land- ea | (Mainzer) St. 1 Mediterran St. |"7©° = » schneckenkalk = | = A | SE er SZ op. |Aqnitanische | Cyrenen- Er ri = n Stufe | mergel 5 5 | t wasser = I. | | = = |Septarien-(Rupel-) & ° Mitt Tongerische |Thon. Meeressand Untere J ‚so a Stufe Sables de Fon- | Meeres u —: | taineblean | IS = Ihn | | 5 ? | ® Unt \ Ligurische | Bernstein- = Montmartre- ® ZU Stufe formation 2 |, Gyps = | ale S| | | Bartonthon = ai | || Bartonische | Sables moyens \ = | 8 Ob. Sen NY 8 Stufe Grös de Beau- [ 2 |. Ka) | | champ E2! A = | j | 5 ve . Pariser Pariser Grobkalk | Z © NV ie: . © Mitt) Stufe (Caleaire grossier) B A [8 e1 _ He Soissonische | Londonthon | Unt. || St.(Libysche | Sables de Cuise | Laramie Gr. Cosina Sch. | St.) |Sables d.Bracheux v Y 14 Kreideformation Einleitung. — 5. Geologische Zeitrechnung. ei Lar BGE ode] © Doraorne Dane Kreide | = RE isolithenkalk = Stufe Garonne 2 | Faxekalk St. (Ga- =} | Tuffkreide von Be N Mastricht 3 rampien) I od = | Champagne ‚| Weisse] Belemni- = \ Coelopty- Ob. | St. Kreide, tellen- Oberer al ie ei | (Campanien) mit Kreide Quader- = Kr. ° | Se er, j Feuer- em „ > Saintogne St. | eteine stein = 2 Unt (Santonien) 2 = | = Cognac St. | \ Woniech r] Pläner- |:S Gosau ke | (Coniaeien) I J & mergel | ® Schiehten = Ob | Provence St. | Obörer 8 || Weisse Pläner Q rn = ° 5 Angouleme IL Srete ® = Mitt St. ( ohne B=) B ( are) o = (Angoumien) Keuer- = | steine \ \ Mittlerer N: Loire St. | (° = Pläner “| (Ligerien) ] = a — 5 — Beer © 3 Ob Charente St. 2 Unterer 8 " (Carentonien)) Pläner = 3 | | Chloritische ei | Oberer |.$ Unterer Kreide 2 7 Rouen St. Grün- 8 Quader- > Unt. \(Rotomagien)| sand E R sandstein — —— I me — R e St. Pla 5 & | Aube St. || Vraconne St Flammenmergel 5 R (Albien) = 2 ig = | ee Unt ZpuleN S m Gargasmergel c | UA N Be re E el: 5 | Urgon St AUERS = Ob. (Barreme St.) S Sz m ilsthon |'® 2. ee Se =] | = E © | Mitt. | Hauterive | Enalene | Hilscon- |F3 = 3 St. Sen“ ( slomerat = Ya ® | kalk | ° | Wälder in, |. =] | Thon || Valengin St. Unt Aptychen-Kalk | Wälder (Hastings-) "u | Berrias St. | Wolga St. Y Sandstein y | (Weala) Juraformation Einleitung. 5. Geologische Zeitrechnung. Transitorius Zone A = | Cyelotus Zone | Eudoxus Zone Tenuilobatus Zone 3Jimammatus Zone in A Wolga Anuchen] St. Kalk Purbeck Virgatus Sch. | Virgula St. Portland Pteroceras St. Astarten St. Acanthicus S a »Corallien« Glypticus Sch. Perarmatus Zone Athleta Zone Jason Zone Transversarius Zone Macrocephalus Zone Terrain a chailles je | Ornaten | Thon Vilser Sch. | Parkin- | Klaus | soni Sch. Sch. Blagdeni Zone Humphriesianus Zone Sauzei Zone Sowerbyi Zone Murchisonae Zone Opalinus Zone Torulosus Zone Varians Sch. Hauptrogen- | Gross- stein oder oolith Vesoul-St. | Coronaten | Sch. Unter- oolith \ Gres su- J praliasique Jurensis Zone Posidonien Sch. Spinatus Zone Margaritatus Zone Davoei Zone Numismalis Sch. Raricostatus Zone Oxynotus Zone Obtusus Zone | | Tithon St. o| E e Al an {= 8 3 © | Kimmeridge | 5 % ° | S \& 8 | k Le an y al al ur} | | En 2) | IF 3 | | 3 „| Oxford St. Di ° = | I« 8 [ 5) | >| Kelloway | | > St. jR (Callovien) | en —| >| Bath St. E e) | & en a 5 o| (Bathonien) | E| 3 | || ° — a s.|al | -„ ® © || z | {2} d 5 &| 5 | Bayeux St. 8 &0 „o|e| Ida) oA|= | (Bajocien) 2 {) en ) ie} En | > — | m ie! | A || 3 © Thouars || = «@ | >| St. 2] - | 1 © | & S | (Toareien) 2\| | € _ | | | | - al 2 All 8 S| Lias St. na ° m (e = SE = 8 re | (Liasien) a SEES =] De | g a H | ie] e B) © | 8 - Ir — 4 5 | ©. || Semur St. | & I» IS] o|| | | | 15 | Sinemurien) | n Ins | | | I [BER Tubereulatus Zone Bucklandi Zone Angulatus Zone Planorbis Zone I | Amaltheen | Thone Graue Kalke | Gryphiten- oder | Arieten-Kalk 16 Einleitung. — 5. Geologische Zeitrechnung. Rhätische | Kössener oder Oberer Contorta-Sch. | Schichten (Bonebed) Dachstein-Kalk ‚ Stuben-Sandst, | Obere (alpine) Trias Keuper Semionotus- Hauptdolomit | Sandstein Lunzer Cardita- Sch. Sch. | Schilf-Sandst. | | Karnische Stufe | Hall- . Cassianer Sch. | Grenzdolomit este | Wengener (Esino-) | Tettenkohle- ter Sch. kohle | Sandstein Kalk Buchen- | Unterer (Letten- ee) ns BE = DR Mittlerer | | € . 4 2 | 2 \ (Bunter Keuper) | m na En Er N EI ES a, Gondwana-Stufe a] ( steiner Rajmahal-Schichten Norische Stufe | Region. Ten | Sch. muschel- kalk) Mittlere Anhy- [ | dritgr \ Trochiten- Bone: kalk | (Cephalo- poden-) Kalk — © > =) = [7 rS = =} u SI © af E © [=] - {eb Z eo Z S > Pr = mi Be = = ui = Der [2 = ._ [— Diploporen-Kalk kn h- a Muschelkalk | Schaumkalk | __ weilen „| Unteren Dolomit }(Wellen- Muschel- Kalk) | Unterer (Brachio- poden-) Kalk Reco- aro- Sch. Virgloria-Kalk Sandstein Alpiner Muschelkalk| | Guttensteiner oder one ee ‚ zien- und | Oberer | Campiler Carneol- | Röth) Sch. Werfener | Sch. Vo- Mittlerer gesen- * (Haupt- Sandst. buntsdst.) Untere (alpine) Trias | Schichten Seisser (Servino) Sch. Panehet-Schichten Banliern Buntsandstein en, | Unterer | | | | Einleitung. — 5. Geologische Zeitrechnung. Oberer 5 Eee = Bellero- | & Mittlerer = © - © = ee) phonkalk 3 —— o = oO S - Kupfer-|; = z | N | Unterer ers E = — | schleler = = 2 = = & - Br = = = ei [e7) S = 2 : | [8 = e 2 wel ee 3 S | © S Srelgäl Vs a - wa | 20 eimun = EREE |.& \Lebacher ” 3 & =) \ IS ji sch zu8 A =\ >= = [8 zä Snni a 2 |Cuselee SS Z | = NA Ba Sch ka u Be = Sch. 5 = “ a 7 (os { = —_ = a5 n r 3 | N = Se Öttweiler 2 | = 2 Sch. = zu E SE = = Obere | ee, B © Z |Saarbrückener| = S oem = >»o Sch. = de) | Garbon) Pe 5 Ze = te} = (Carbon = | = = | 5) 50 = © |Waldenburgeı Oz = | © ga (Ostrauer) =, | = or e ES) = a Sol sch: = = nn = 8 | u \_ = En DE: en: = | 2] Kalk = Untere = von = Ss [Eaviss = 7) (Sub- || N Culm | | Kalk carbon) | von | Tournay I 1 T Ursa Stufe Famenme \ Cypridine n| | oder Oatskill Gruppe n Schiefer Catskill Gruppe Ober- | ı Clymenien Stufe J | Frasne Seen | aller | se Chemung Gruppe cens Sch | Goniatiten Stute] Devon | Stufe | | Devonformation we Unter- | Coblenz Devon Stufe Steinmann, Paläontologie. En | Stringocephalen Kalk , Mittel- | Eifeler | Hamilton EL Gruppe Caleeola Sch. (Eifeler Kalk) 1% issenbacher Schiefer Obere Helderberg ec Sauppe S . = Sg Oriskany Gruppe Spiriferen Untere Helderberg Sandstein Srupps Hereyn (Silur F,G, H) 17 Gondwana Stufe Old red sandstone 18 Einleitung. — 5. Geologische Zeitrechnung. F Ser N 1 Ludlow St. )e r - | | n & | DEE Bzupre | Untere Helderberg Ober- Wenlock St. j Gothländer Kalk Sr 2 | ABER zZ Silur | Or Salina Gr. = L1 St. ZRE: = ‚ Llandovery St Niagara Gr. = Z Il 1 Untere ir — Fon = | \ Llandovery St. | Cineinnati Gr. nl = Unter- \ Bala oder | Hudson Gr. un | D || Caradoc St. e- Silur | | - Ortho- | || Llandeilo St. / ceren ] Vagi- | Trenton Gr, | | - J Kalk \naten | En | | || Arenig St. | Kalk Quebeck Gr. | | Tremadoe St. Ceratopygekalk u: | | (Dietyonema Sch.) | Caleiferous Gr. = | | | Festiniog St. q | ER >} | Y | {-} Fi ade > - { = Ober- | (C | (Lingula fags „Y Olenus Sch. Potsdam Gr. = | | | — = | Menevian\ Paradoxides Obolus Neentahs (Ei, = f a St. iR Sch. Sandst. | — en le —— — = || Hazeen St. Eophyton Unter- | B | Sandstein Wenn eine naturgemässe und allgemein gültige Zeitrechnung nur auf die successiven Aenderungen der organischen Welt begründet werden kann, so muss als Einheit derjenige Zeitraum gelten, welcher erforderlich war, um den kleinsten, für uns wahrnehmbaren Wechsel in der organi- schen Gestaltung herbeizuführen. Auf dieses Princip gründet sich die Eintheilung der Schichtgesteine in kleinste natürliche Schichteomplexe, in sog. Zonen. Im Gegensatze zu den kleinsten gleichzeitigen Ab- änderungen einer organischen Form, die in der paläontologischen Syste- matik wie auch sonst Varietäten genannt werden, verstehen wir unter Mutation die kleinste, für uns noch erkennbare Veränderung einer orga- nischen Form im Laufe der Zeit. Wie sich mehrere gleichaltrige Varietäten zu einer Art zusammen- gruppiren, so umfasst eine Formenreihe eine Anzahl von verschie- denaltrigen, successiven Mutationen, und der Zeitraum, während dessen die- selbe Mutation unverändert existirte, ist eben die Zone. So ist es gelungen, in genauer durchforschten Gebieten, wie Europa, innerhalb einiger For- mationen, z. B. der Juraformation, nach den besonders häufig darin sich findenden Meeresfossilien (Ammoniten) eine grosse Anzahl von Zonen (über 30) auszuscheiden, welche nicht allein auf locale, sondern wahrscheinlich auf universelle Bedeutung Anspruch erheben können. (Die Mehrzahl der- selben ist auf der Tabelle p. 15 angegeben). SYSTEMATIK. I. Thierreich. Man pflegt das Thierreich in eine grössere oder geringere Anzahl von Kreisen oder Stämmen einzutheilen, welche wiederum in Klassen, Unter- klassen, Ordnungen, Unterordnungen, Familien und Gattungen zerlegt werden. Meist unterscheidet man 10 Kreise, nämlich: I. Protozoa oder Urthiere, 2. Spongia oder Seeschwämme, 3. Coelenterata oder Polypen, k. Vermes oder Würmer, 5. Echinodermata oder Stachelhäuter, 6. Molluscoidea oder Weichthierähnliche, 7. Mollusea oder Weichthiere, 8. Arthropoda oder Gliederthiere, 9. Tunieata oder Mantelthiere, 10. Vertebrata oder Wirbelthiere. Nur die Tunicata haben bisher noch keine fossilen Reste geliefert, weil der Körper aller dahin gehörigen Formen ausschliesslich aus leicht zerstörbaren Weichtheilen besteht. 1. Kreis: Protozoa. Die Protozoa oder Urthiere, welche durch ihre niedrige Organisation — das Fehlen von zelligen Organen — von allen anderen Thieren geschie- den sind, werden in 3 Klassen eingetheilt; nur die eine derselben, die Rhizopoda oder Wurzelfüssler, kommt fossil vor; sie allein besitzen die Fähigkeit, eine kalkige oder kieselige Hülle zu bilden. Die 1. Klasse: Rhizopoda oder Wurzelfüssler tragen ihren Namen wegen der Fähigkeit ihrer Sarkode, sich in faden- förmige Fortsätze zu verlängern, die unter einander verschmelzen und sich zertheilen, wie die Wurzeln einer Pflanze (Fig. 2). Die Fortsätze oder Pseudopodien dienen zur Fortbewegung und zum Ergreifen der Nahrung. Di 20 I. Thierreich. — 4. Ordnung Foraminifera. Die Rhizopoden zerfallen in 3 Ordnungen, von denen nur zwei für die Paläontologie in Betracht kommen, nämlich: I. Foraminifera. Sarkode ohne Centralkapsel. Hülle meist kalkie. II. Radiolaria. Sarkode mit Gentralkapsel. Hülle, wenn mineralisch, aus amorpher Kieselsäure gebildet. 1. Ordnung Foraminifera. Literatur über Foraminiferen. Brady, H. B. Monograph of Carboniferous and Permian Foraminifera, Palaeontogr. Society. 4876. —— Report on the Foraminifera. Scient. Results of Challenger Voyage Zoology Vol. XI 1884, woselbst ein vollständiges Literaturverzeichniss. Carpenter, W.B. Introduction to the study of the Foraminifera. Roy. Society 1862. Moeller, V. v. Die Foraminiferen des russischen Kohlenkalks. Memoir. de l’Acad. imper. d. Sc. d. St.-Petersbourg Bd. XXV, No. 9, XXVII, No. 5. 1878—9. d’Orbigny, A. Foraminiferes du bassin tertiaire de Vienne. Paris 4846. Der Sarkodeleib der Foraminiferen wird von einer kalkigen, seltener agglutinirenden, d. h. aus fremden Partikelchen (Sandkörnern ete.) zu- Fig. 1. Typus Imperforata. Eine lebende Mi- Fig.2. Typus Perforata. Eine lebende Rotalide mit den liola mit den nur aus der Mündung austretenden aus den Poren austretenden Pseudopodien. Pseudopodien. sammengekitteten, oder chitinösen Hülle oder Schale umgeben, die ent- weder bis auf eine oder mehrere grössere Oeflnungen (die sog. Mündung) vollständig geschlossen (Fig. 1) oder, abgesehen von der Mündung, von zahlreichen femen Canälen, den sog. Poren, siebartig durchbrochen wird l. Thierreich. — 1. Ordnung Foraminifera. 2, (Fig. 2). Bei den erstgenannten Formen (Imperforata) können die Pseu- dopodien nur aus der Mündung, bei den letzteren (Perforata) ausserdem auch durch die Poren austreten. Die undurehbohrten Schalen erscheinen bei auffallendem Lichte porcellanartig weiss, im durehfallenden hellbraun (Fig.3 A), die durchbohrten sind glasartig durchsichtig und zeigen feinere oder gröbere Porencanäle (Fig. 3 Ba feinperforirt; Fig. 3 Ce grobper- forirt). Die agglutinirenden Schalen bestehen aus fremden, nicht vom Thiere erzeugten, Sand- oder Kalkkörnchen, die durch ein kieseliges, oft eisenschüssiges oder chitinöses Cement verkittet sind (Fig. 3 D). Bei manchen Perforata findet sich ein sog. Canalsystem. Bestimmte Theile der Schale, z. B. die Kammerscheidewände, werden von ver- zweigten, oft mit einander anastomosirenden Canälen durchzogen , welche mit Sarkode erfüllt sind (Fig. 3 Bb). Mit den Poren steht das Canalsystem in keiner Verbindung. (Vergl. auch Fig. 22 c, f, 19 a, d.) Als Zwischenskelet werden solche Schalentheile der Perforata be- zeichnet, welche frei von echten Poren die Schalenwände überziehen Fig. 3. A undurchbohrte Schale (Miliola) im Dünnschliff. BZ feinporige Schale (Kotalia) im Dünn- schliff; « = Porencanäle; b = Canalsystem. ( grobporige Schale (Calearina) im Dünnschliff; c = Po- rencanäle; « und b — Zwischenskelet von groben Canälen (Intercanalsystem) durchzogen. D aggluti- nirende Schale (Haplophragmium) im Dünnscehlift. (Fig. 3 Ca) oder als Rippen, Stacheln ete. verzieren (Fig. 3 Cb) oder der Schalenwand eingekeilt sind (Fig. 22 ic). Wenn grobe, unregelmässig an- geordnete — meist auch gewundene — Canäle im Zwischenskelet ver- laufen (Fig. 3 Ca, b; Fig. 22 ic), so spricht man von einem Intercanal- system. Die Schalen der Foraminiferen bestehen entweder nur aus einer ein- zigen Höhlung (Lagena, Fig. 8 A; Cornuspira, Fig. 4 A): einkammerige Schalen, oder sie werden durch sog. Kammerscheidewände (Septa), welche periodisch entstehen, in eine grössere oder geringere Anzahl von Kam- mern getheilt (Rotalia, Fig. 3B; Haplophragmium, Fig. 3 D): vielkamme- rige Schalen. Die Scheidewände sind wie die Schalenwand durchbohrt oder dicht, in seltenen Fällen von einem Canalsystem durchzogen (Fig.3 B, 22 Il. Thierreich, — 4. Ordnung Foraminifera., Fig. 19 d). Ein oder mehrere Ausschnitte oder Löcher in der letzten Scheidewand werden als Mündung bezeichnet. Auch alle früher gebil- deten Scheidewände besitzen solche Oeffnungen; durch dieselben steht die Sarkodemasse der einzelnen Kammern in Verbindung. (Vergl.Fig.3 D, Fig.10 Aa, Fig. 15 Aa.) Die Grösse der Foraminiferenschalen schwankt sehr; die meisten sind von mikroskopischer Kleinheit: sie erreichen nur Bruchtheile von mm. In wenigen Fällen (Alveolina, Nummulites, Orbitoides) erreichen sie die Grösse mehrerer cm. Die Eintheilung der Foraminiferen in Familien und Gattungen erfolgt sowohl nach der Structur der Schale als nach der Anordnung der Kam- mern, welch’ letztere eine sehr mannigfaltige : eine stabförmige, eine zwei- oder dreizeilige, eine spirale oder kreisförmige (cyclische) sein kann. In der nachstehenden Tabelle wurde eine Eintheilung versucht, welche in vielen Punkten den natürlichen Verwandtschaftsverhältnissen wenig ent- spricht, welche vielmehr dazu bestimmt ist, dem Anfänger das Erkennen der wichtigsten Formen zu erleichtern. Es mag dabei bemerkt werden. dass manche agglutinirende Formen aus der Familie der Lituoliden wahr- scheinlich z. Th. mit solchen aus der Familie der Milioliden (Ammodiscus), z. Th. mit solchen aus der Familie der Lageniden (Haplophragmium) in Beziehung zu bringen sind. A. Schale stets undurchbohrt, fast immer kalkig, sehr selten agglutinirend (Fig. 4 A—E) Miliolidae. B. Schale stets agglutinirend, dicht oder durchbohrt. Gehäuse stets einfach gebaut. Kammern nie alternirend 2- oder 3zeilig. a. Kammern kugelig, dickwandig, locker an einander gereiht (Fig.7 A, B Saccaminidae. b. Kammern aufgerollt (Fig.7 C, D) Lituolidae. C. Schale kalkig (und dann grobporös) oder agglutinirend. Kammern in abwech- selnden Reihen, 2- oder 3zeilig (Fig.7 E, F) Textularidae. D. Schale stets kalkig, fein- oder grobporös. Kammern nie in abwechselnden Reihen. a. Schale unsymmetrisch (Fig. 13). «. Schale grobporös. Kammern kugelig aufgebläht (Fig. 10) Globigerinidae. ß. Schale fein- oder grobporös. Kammern höchstens auf einer Seite auf- gebläht, auf der andern mehr oder weniger flach (Fig. 11) Rotalidae. b. Schale nach einer oder mehreren Ebenen symmetrisch (— mit Ausnahme von Polymorphina (Fig. 9) —), stets feinporös. «@. Mündung am äusseren Rande der Septallläche (Fig. 8 Ca) oder endsländig (Fig. 8 A) gelegen Lagenidae. 5. Mündung am inneren Rande der Septalfläche gelegen (Fig. 16 Ba). 4 Schale mehr oder weniger spindelförmig (Fig.15) Fusulinidae. 2. Schale mehr oder weniger linsenförmig (Fig.20) Nummulinidae. I. Thierreich. — 4. Ordnung Foraminifera. — Fam. Miliolidae. 23 Fam. Miliolidae. } Schale fast immer kalkig, bei auffallendem Lichte porcellanartig weiss, bei durchfallendem bräunlich oder agglutinirend, aber stets porenlos (Fig.3 A). Die einfach gebauten Formen bestehen aus einer schlauchartigen, knäuelartig aufgerollten Röhre; die complieirter gebauten zeigen dieses Merkmal noch in dem Anfangsstadium. Cornuspira Schltze. (Fig. 4 A). Eine einfache, ungekammerte, spiral in einer Ebene gewundene Röhre. Mündung vom Durchmesser der Röhre. Trias — lebend. C. crelacea Rss. (Fig. 4 A) häufig in der Kreide. Miliola Schltze. (Fig. 1; Fig. 3 A; Fig. + B—E). Schale anfangs un- gekammert und spiral in einer Ebene gewunden (Fig. 3 A), später wie die Fäden eines um eine Achse gewickelten Knäuels oben und unten geknickt (Fig. 3 A: Fig. 4 E) und an den Umbiegungsstellen durch je eine Scheide- wand in Kammern getheilt. Bleiben die früheren Umgänge sichtbar und a0\ 1 Fig. 4. A Cornuspira eretacea Rss. Gault. Braunschweig. B Biloculina. C Triloculina. D Quingue- loculina; a = die Aufrollungsebenen. E Quingueloe. saxorum d’Orb. Mitteleocän. Paris; « = Mün- dung, siebartig durchbrochen (in der Zeichnung nicht angegeben); die Punkte bedeuten Vertiefungen der Schalenoberfläche, keine Poren. findet die Aufrollung der Schale in einer Ebene statt, so bezeichnet man sie als Spiroloculina (Fig. 3 A), verbreitern sich die Kammern seitlich der- art, dass sie die früheren Umgänge verhüllen — bei gleicher Art der Aufrollung in einer Ebene —, so entsteht die Untergattung Biloculina (Fig. 4 B): vollzieht sich die Aufwickelung in 3 oder 5 Ebenen (Fig. 4 C a—a—a, D a—a—a—a— a), so entsteht Miliolina [= Triloculina (Fig. 4 C) und Quinqueloculina (Fig. 4 D, E). Mündung meist durch eine Platte oder einen Zahn verengt, oft siebartig (Fig. 4 E). Trias — lebend. Die Miliolen treten häufig und meist gesellig im Tertiär und in den heutigen Meeren auf. Verwandte Gattungen schon in der oberen Kreide gesteinbildend (Südfrankreich, Istrien). Bil. ringens d’Orb. Tril. trigonula d’Orb. f Quinqueloc. saworum d’Orb. tritt gesteinbildend im »Miliolidenkalke« des pariser Mitteleocäns auf. Tertiär und lebend häufig. 24 I. Thierreich. — 1. Ordnung Foraminifera. — Fam. Miliolidae. Orbitulites Lmk. (Fig.5). Gehäuse scheibenförmig, kreisrund, schwach biconcav (Fig. 5 B). Die ersten Umgänge spiral, ungekammert, wie bei Cornuspira: später tritt eyelisches Wachsthum ein. Die einfach ge- bauten Orbituliten bestehen nur aus einer Lage concentrischer Kammer- ringe (Fig. 5 A, %k), welch’ letztere durch einfache, oder in Verticalreihen gehäufte Mündungen mit einander und mit der Aussenwelt in Verbindung stehen (Fig. 5 A, p). Jeder Ring wird durch radiale Scheidewände (die weissen Flächen Fig. 5 A links) in zahlreiche Kammern abgetheilt, die mit einander durch symmetrisch gestellte Mündungen (p’) communiciren. Bei den complieirter gebauten Orbituliten legen sich über und unter die Hauptkammerlage (k) noch zahlreichere Ringe aus kleineren Neben- Fig. 5. Orbitulites. A Schema. Die Vor- Fig. 6. 4A Aleolina Bosci Dfr. Mitteleocän (Grobkalk|. derfläche stellt die mit reihenförmigen Paris; «= die Mündungsporen. B Alveolina Quoii d’Orb. Mündungen (p) versehene Aussenseite der Lebend. Neu-Holland. Steinkern, die Sarkode darstel- Schale dar; links Radialschnitt mit den lend. Die dunklen Theile bezeichnen die Schale. d = Sep- Mittelkammern (%k), den radialen Scheide- talfläche mit mehreren Reihen von kreisrunden Mündungen; änden (die weissen Flächen) und den Ver- «a = Sarkode der äussersten, 5b = der inneren Kämmerchen, bindungsröhren zwischen den Kammern dazwischen die dunklen Kalkplättchen; ce = die von Sar- desselben Ringes (p'); oben und unten die kode eingenommenen Längsrinnen. Ringe der kleinen Deckzellen (X), die nur mit den Mittelkammern durch weite Oeft- nungen (rechts oben) communieiren. B Orb. praecursor Gmb. Lias. Südtirol. Flächen- ansicht und Querschnitt. kammern bestehend (#’). Letztere stehen nicht unter einander, sondern nur mit der Hauptkammerlage, und zwar durch grosse Oeflnungen in Ver- bindung (rechts oben). Lias — lebend. Orb. praecursor Gmb. Südalpiner Lias (Graue Kalke) (Fig. 5 B). Orb. macropora Lmk. Dänische Stufe der obersten Kreide. Mitteleuropa. Orb. complanala Lmk. Mitteleocän Südeuropas und des Pariser Beckens, Miocän, Pliocän in England, lebend nur noch in den wärmeren Meeren. Alveolina Bose. (Fig. 6). Schale spindel- bis eiförmig, selten kugelig oder platt, in der Richtung der Windungsachse (in die Quere) ausgedehnt (Fig. 6 A). Umgänge spiral, die älteren durch den letzten verdeckt. Jeder Umgang zerfällt in eine mehr oder weniger grosse Zahl (etwa bis 12) von Längs- oder Hauptkammern durch Scheidewände, welche 1. Thierreich. — 1. Ordnung Foraminifera. — Fam. Saccaminidae, Lituolidae. 25 unter den der Achse parallel laufenden Längsriefen der Schale auftreten. Den sehr zahlreichen, feineren Querriefen der Schalenoberfläche ent- sprechen senkrecht zur Achse gestellte secundäre Scheidewände, welche die Hauptkammern in eine gleich grosse Anzahl von schmalen röhren- förmigen Nebenkammern zerlegen. Auf jede Nebenkammer kommt eine gesonderte Oeffnung auf der Septalfläche (da). Da die secundären Scheidewände nicht ganz an das Hauptseptum heranreichen, so bleibt hinter dem letzteren eine von Sarkode erfüllte Längsrinne (Be), welche alle Nebenkammern mit einander in Verbindung setzt. Während die meisten fossilen Formen den erläuterten, relativ einfachen Schalenbau zeigen, complieirt sich derselbe bei manchen lebenden noch dadurch, dass die Nebenkammern durch Kalkplättchen , welche der Schalenober- fläche parallel liegen, in mehrere übereinander liegende Kämmerchen zer- theilt werden (Bb). Dieser weiteren Theilung entsprechend erscheinen mehrere Reihen von Mündungen auf der Septalfläche (Bd). Tertiär und lebend. Im unteren Eocän (Pyrenäen, Alpen, libysche und arabische Wüste, Indien) gewisse Schichten oft ganz erfüllend (sog. Alveolinenkalke). . ovulum Stache . oblonga 2 Nuterpochn. . Bosei Dfrv. (Fig. 6) Mitteleocän. Pariser Becken, . melo F. & M. sp. Miocän bis lebend. . Quoü d’Orb. Lebend. Südeuropa. Arabien. Fam. Saccaminidae. Kammern einzeln oder stabförmig aneinander gereiht (Fig. 7 A). Schale dick, sandig, kieselig, mit groben verzweigten Canälen (Fig. 7 B). Saccamina Sars (Fig. 7 A,B). Charakter der Familie. S. Cartieri Brady (Fig. 7 A, B) 3—5 mm grosse Kammern oft in grossen Mengen zusammengehäuft. Subearbon. England, Schottland, Belgien. S. sphaerica Sars. Lebend (450 Faden) Norwegische Küste. Fam. Lituolidae. Schale agglutinirend, dicht oder von groben Porencanälen durch- bohrt (Fig. 3 D). Kammern symmetrisch, seltener schwach unsymme- trisch spiral eingerollt, bei späterem Wachsthum oft in gerader Linie (Fig. 7 D). Lituola Lmk. Schale aus groben, verkitteten -Sandkörnern aufge- baut, bis I cm gross, bischofsstabförmig. Die ersten Kammern symme- trisch spiral eingerollt, die späteren in gerader Linie stehend. Die 26 l. Thierreich. — 4. Ordnung Foraminifera. — Fam. Textularidae. niedrigen Kammern werden durch secundäre Scheide- wände in kleinere Kammern zerlegt. Mündung siebförmieg. Kreide. L. nautiloidea Lmk. häufig im Senon Nordeuropas. Haplophragmium Reuss (Fig. 3 D, Fig. 7 D). Wie Lituola, aber ohne Unterabtheilungen in den Kammern. Mündung meist einfach. central, oft ausgezogen (Fig. 7 Da). Trias — lebend. Zahl- reiche Arten in Jura, Kreide und Tertiär. Hapl. aequale Rö. sp.; Hapl. irregulare Rö.sp. (Fig. 3 D). Untere u. obere Kreide. Norddeutschland. Hapl. Humboldi Rss. Oligocän (Fig. 7 D). Hapl. latidorsatum Bern. Sp. Oligocän, Miocän und lebend ge- mein in grösseren Tiefen, Fig. 7. A Saccamina Carteri Brad. Carbon. Northumber- Ammodiscus Reuss (Fig. land. B dieselbe, aufgebrochen, die labyrinthische Schalen- mn . n struetur zeigend. € Ammodiseus gordialis P. s 4 c) Schale gar nicht odeı Carbon, England. D Haplophragmium Humboldti Rss. Mit- a, L u teloligocän, Sulz u. d. Wald, Unt. Elsass. E Textularia nur unvollkommen gekam- carinata dA’Orb. Miocän, Wien; « = Mündung. F Clavu- lina Szaboi Hantk. Unteroligocän, Ungarn; « = Mündung. mert, eine nach Art von Cor- nuspira (Fig.7 A) regelmässig spiral oder unregelmässig knäuelartig gewundene Röhre darstellend (Fig. 7 C). Mündung von der Weite der Schale. Carbon — lebend. Amm. incertus d’Orb. sp. und Amm. gordialis P. & J. sp. (Fig. 7 C) häufig im Car- bon, Zechstein, Jura ete. lebend von 50 Faden abwärts. Fam. Textularidae. Kalkige oder agglutinirende, grobporöse Schalen. Die Kammern stehen wechselständig in zwei oder drei Reihen um eine Längsachse, bei weiterem Wachsthum oft einzeilig angeordnet (Fig. 7 E, F). Textularia Dfr. (Fig. 7 E). Schale kalkig oder agglutinirend, platt, keilförmig. Kammern zweizeilig, alternirend, meist breiter als hoch. Mündung ein halbmondförmiger Spalt am Unterrande der der Achse des Gehäuses zugewendeten Seite der Kammerwand (Fa). Carbon — recent, sehr häufig in Kreide und Tertiär. Text. globifera Ehrb. häufig in der Kreide. Text. carinata d’Orb. (Fig. 7 E). In allen Stufen der Tertiärformation verbreitet, lebend bei den Philippinen und im Mittelmeer. Clavulina d’Orb. (Fig. 7 F\. Schale stets agglutinirend, aus anfangs S 58 5 I. Thierreich. — 4. Ordnung Foraminifera. — Fam. Lagenidae. 27 dreizeilig geordneten, später einzeilig übereinander gestellten oft drei- kantigen Kammern sich aufbauend. Mündung endständig, in eine Spitze ausgezogen (Fa). E Cl. communis d’Orb. Eocän — lebend. Cl. Szabdi Hantk. (Fig. 7 F). Mehrere mm gross, im ungarischen Unteroligocän häufig (Cl. Szaböi-Schichten). Fam. Lagenidae. Schale stets kalkig, feinporös, aus kugeligen oder abgeplatteten Kammern aufgebaut. Letztere einzeln, oder zu mehreren aneinander gereiht, eine stabförmige, spiral gerollte oder eine aus unregelmässig zusammengehäuften Kammern bestehende Schale bildend. Mündung bei den spiral gebauten Schalen an der Convexseite. Ganalsystem fehlt in dieser formenreichsten Familie. Lagena Walk. (Fig. 8 4). Schale aus einer einzigen, meist ver- zierten, kugeligen oder schwach abgeplatteten Kammer bestehend. Mün- 30) 4 Fig. 5. A Zagena semistriata Will. Mitteloligocän. Hermsdorf b. Berlin. 3 Nodosaria (Dent.) guttifera d’Orb. Miocän. Wien. € Cristellaria votulata Lmk. Gault. Braunschweig; a = Mün- dung. D Frondicularia concinna Koch. Neocom. Hils. dung endständig, central, oft in eine halsartige Röhre ausgezogen. Silur — lebend, besonders häufig im Tertiär. Lag. semistriata Will. (Fig. 8 A). Eocän — lebend. Lag. laevis Mont. ee Silur — j Lag. sulcata W. & B. J et Nodosaria Lnk. (— Dentalina d’Orb.) (Fig. S B). Kugelige oder halsartig verlängerte, oft sculptirte Kammern sind zu einer geraden (No- dosaria), oder gebogenen (Dentalina), stabförmigen Schale aneinander gereiht. Mündung endständig. Carbon — lebend. Viele Arten in Jura, Kreide und Tertiär. Nod. prima d’Orb. Lias. Mitteleuropa. Nod. raphanus L. \ Nod. (Dent.) guttifera d’Orb. (Fig. $ B) | Frondieularia Dfr. (Fig. SD). Schale abgeplattet, von linearem oder rhombischem Umriss, aus winkelig gebrochenen, reitenden, in Tertiär und lebend. 28 I. Thierreich. — 1. Ordnung Foraminifera. — Fam. Globigerinidae. gerader Linie übereinander gereihten Kammern bestehend. Mündung endständig, central. Anfangskammer meist kugelig. Trias — lebend. Fr. Terquemi d’Orb. Lias. Mitteleuropa. Fr. concinna Koch (Fig. 8 D). Neocom. Norddeutschland. Fr.angusta Nils. (bis zu 40 Kammern). Turon und Senon. Mittel- und Nordeuropa. Cristellaria Lmk. (Fig. 8 C). Gehäuse platt oder biconvex. Entweder nur die ersten oder alle Kammern zu einer symmetrischen Spirale aufgerollt. Kammerscheidewände vertieft oder leistenförmig hervor- tretend. Nabel zuweilen von einer Scheibe verdeckt (Fig. 8 C). Mündung rund oder spaltförmig an der Aussenseite der Septalfläche gelegen (Fig. 8 Ca). Lias — lebend, eine sehr gemeine Gattung. Cr. rotulata Lmk. (Fig. 8 C). Lias — lebend, sehr häufig in der Kreide. Polymorphina Will. (Fig. 9). Kammern un- deutlich spiral oder zweizeilig oder unregelmässig aneinander gehäuft. Schale kugelig oder abge- plattet. Kammernähte meist vertieft. Mündung rund, an der Spitze des Gehäuses. Trias — le- bend. & Pol. anceps Phil. (Fig. 9). Häufig im norddeutschen Fig. 9. Polymorphina anceps R Re "Bis z Phil. Norddeutsches Oligocän. Oligocän. Fam. Globigerinidae. Schale kalkig, grobporös (Fig. 10), Kammern mehr oder weniger kugelig, undeutlich spiral, in verschiedenen Ebenen locker aneinander gereiht. Canalsystem fehlt. Globigerina d’Orb. (Fig. 10). Kammern kugelig, rasch an Größse zunehmend, meist deutlich spiral angeordnet, grob punktirt. Mündung ein halbmondförmiger Spalt auf der Unterseite (Fig. 10 Aa). Glob. bulloides d’Orb. (Fig. 10). Ter- tiär und lebend sehr häufig. Glob. cretacea d’Orb. Häufig in der Kreide. Glob. marginata Reuss. sp. In der Kreide häufig, lebend selten. Fig. 10. Globigerina bulloides d’Orb. Miocän, Als Orbulina d’Orb. bezeichnet Wien. A von der Unterseite; « = Mündung, G < 5 z B von der Oberseite. man kugelige, einkammerige Scha- len, welche von derselben Struetur wie die Globigerinen oft kleine Schalen der letzteren einschliessen und wahrscheinlich nur als ein Reproduetionsstadium derselben aufzufassen sind. I. Thierreich. — 4. Ordnung Foraminifera. — Fam. Rotalidae. 39 Der sog. Globigerinen-Schlamm, welcher in den grössten Tiefen der Oceane (bis zu 4000 m Tiefe) vielfach angetroffen wird, besteht fast ausschliesslich aus abgestorbenen Schalen von Globigerina, Orbulina und Pulvinulina. Vom Jura an kennt man mehrfach Kalksteine, an deren Zusammensetzung sich die Globigerinen in grossem oder geringem Maass- stabe betheiligen. Fam. Rotalidae. Die kalkige, fein- oder grobporöse Schale ist nach Art eines Schnecken- hauses gewunden und in meist zahlreiche Kammern getheilt. Auf der einen Seite der Schale sind meist alle Umgänge sichtbar, auf der anderen nur der letzte Fig. 1). Canalsystem zuweilen entwickelt. A. Schale grobporös (Fig. 2; Fig. 3 C; Fig. 11). Truncatulina d’Orb. (Fig. 2; Fig. 11). Auf der gewölbten Oberseite nur die Kammern des letzten Umganges (Fig. II A), auf der flachen Unter- (oder Spiral-) Seite die aller Umgänge sichtbar (Fig. I1 B). Kammer- scheidewände meist vertieft. Mündung (Fig. 11 Ba) spaltförmig auf der Unterseite oder am Innenrande der letzten Scheidewand gelegen. Car- bon — lebend. Tr. lobatula Walk. sp. (Fig. 11). Carbon — lebend, sehr häufig im Tertiüär. Tr. ammonoides Reuss sp. Sehr häufig in der Kreide, tertiär und lebend im südl. Pacific, Fig. 11. Tramcatulina lobatula Walk. sp. Mic A,von der Oberseite. B von der Unterseit spaltförmige Mündung. C von der S ‚can. Wien. Fig. 12. Calcarina Spengleri a = die Lin. sp. (= _calcitrapoides Lk.). D. Oberste Kreide (Danien). Mastricht. Calcarina d’Orb. (Fig. 3 C; Fig. 12). Wie Truncatulina, aber die Umgänge von reichlich entwickeltem Zwischenskelet umgeben, welches der Oberfläche ein warziges und stacheliges Aussehen verleiht (Fig. 12). Grobe Canäle (Fig. 3 C ab) durchziehen das Zwischen- skelet. €. Spengleri Lin. sp. (Fig. 3 C, Fig. 412). Oberste Kreide, tertiär und lebend. 30 I. Thierreich. — 1. Ordnung Foraminifera. — Fam. Rotalidae. B. Schale feinporös (Fig. 3 Ba; Fig. 13). Pulvinulina Will. (Fig. 13). Schale beiderseits gewölbt, aber un- symmetrisch, feinporös, ohne Canalsystem. Mündung auf der Septal- 13. Pulvinulina spinulifera Rss. Oberer Gault. Folkestone. England. A Spiralseite. Fig. _B Nabelseite; x = randliche Mündungen. © Vorderansicht; @« = septale Mündung. fläche (Ca); oft (Untergattung Epistomina) eine zweite, spaltförmige, am Rande der Nabelseite gelegene (Bx). Trias — Jetztzeit. P. caracolla Rö. sp. Oberer Jura und untere Kreide, P. spinulifera Rss. (Fig. 13). Untere Kreide. P. Partschii d’Orb. Lias — lebend. Le Rotalia Lmk. (Fig 3 B). Von Pulvinulina durch ein wohl ent- wickeltes Canalsystem unterschieden, welches in den Scheidewänden als einfacher, gegen die Schalenoberfläche hin sich verzweigender Strang verläuft (Fig. 3 Bb). Vom Jura an, hauptsächlich im Tertiär und in den jetzigen Meeren. Rot, Beccari Lin. sp. Oberer Jura — lebend. Ampkistegina d’Orb. (Fig. 14). Schale nur schwach unsymmetrisch, aber derart vollständig eingerollt, dass allseits nur der letzte Um- gang sichtbar bleibt. Unterseite stärker ge- wölbt als die Oberseite. Auf der Oberseite Fig. 14 B) verlaufen die ein- fachen Kammerschei- dewände anfangs nach vorn, dann geknickt Fig. 14. Amphistegina Lessoni d’Orb. (= A. Haueri d’Orb.). Miocän (Leithakalk). Wien. A Ansicht der Unterseite. 3 An- nach hinten sebogen sicht der Oberseite. € Querschnitt: « = Mündung; db = Zapfen = Ei undurchbohrter Schalenmasse. auf der Unterseite (Fig. I4 4) erscheinen sie nach dem Schalenrande zu getheilt; sie geben dadurch zur Bil- dung von Seeundärkammern Veranlassung. Von der kugelförmigen . Embryonalkammer gehen verkehrt kegelförmige Zapfen, aus undurch- I. Thierreich. — 4. Ordnung Foraminifera, — Fam. Fusulinidae. 31 bohrter Schalenmasse bestehend, beiderseits in der Richtung der Auf- rollungsachse bis an die Oberfläche (Fig.1/4 Cb) und bilden einen centralen Knopf. Mündung (Fig. 14 Ca) in der Nähe der Mittellinie auf der Unter- seite an einem Septalrande gelegen. Subcarbon und Obere Kreide selten, häufig im Tertiär, lebend in den tropischen Meeren. A. minuta Brad. Subcarbon. England. A. Fleuriansi d’Orb. Oberste Kreide (Dänische Stufe). Mastricht. A. Lessonii d’Orb. (Fig. 44). Eocän — lebend, sehr häufig im miocänen Leitha- kalk des Wiener Beckens (= A. Haueri d’Orb.), Fam. Fusulinidae. Schale kalkig, fein porös*, (Fig. 15 C), symmetrisch spiral eingerollt; nur der letzte Umgang sichtbar. Gesammtform spindel- förmig Fig. 15A), eylindrisch oder fast kugelig (Fig. 15 DE). Scheide- wände porenlos, indie Kammerwände eingekeilt, so dass sie die Fig. 15. A—( Fusulina. A F. eylindrica Fisch. Carbon, Russland; a = Mündungsporen. B (. japo- nica Gümb. Carbon, Japan; Schema k = Hauptkammern; f = gefaltetes "Septum. € dieselbe im Schliff ; s = porenlose Septen, mit einander verschmolzen und in die Kammerwände eingekeilt. D—G Schwagerina. Carbon, Japan. D Sch. princeps Ehrb. sp. von der Seite. E dieselbe von vom; a = Mündungsporen. ZF dieselbe aufgeschnitten, die Kammern (k), die am Ende anostomosirenden Septen und die Mündungsporen (a) zeigend. @ Schw. lepida Schwag.; Schema; k = Kammern mit den basalen Spiralreifen sp, welche die Seeundärkammern (sk) abtrennen; « = Mündungsporen. Oberfläche kaum erreichen (Fig. 15 0,G). Mündung ein Spalt oder eine Reihe von Löchern auf dem Innenrande der Septalfläche (Fig. 15 Aa, Ga). Canalsystem fehlt. Auf Carbon und Perm beschränkt. Fusulina Fischer (Fig. 15 A—C). Meist spindelförmig (A) oder fast eylindrisch, selten mehr kugelig. Die Scheidewände auf der Oberfläche der Schale durch Längsfurchen angedeutet. Nach innen zu falten sich die Septen und bilden Nischen und Vorsprünge (Bf). Dadurch dass sich die Vorsprünge zweier benachbarten Septen berühren oder mit einander am Grunde verschmelzen (Fig. 15 Cs), werden innerhalb der *) Die Poren sind gröber als die der Nummulitiden, aber nicht so grob als die der Globigeriniden. 32 I. Thierreich. — 1. Ordnung Foraminifera. — Fam. Nummulinidae. Hauptkammern (B%k) unvollständig geschlossene Secundärkammern gebildet. Mündung entweder eine centrale Spalte oder eine Reihe von runden Oeffnungen oder beides vereint (da). Im Carbon und im untern Perm, besonders häufig im Carbon. Eu- ropa, Asien und Nordamerika (Fusulinen-Kalk'). F. eylindrica Fisch. (Fig. 15 A), F. Verneuili Möll., F. japonica Gümb. (Fig. 15 B, C), F. ventricosa Meek. Schwagerina Möller (Fig.15 D—G). Meist nahezu kugelig (Fig.15 D, E), seltener ceylindrisch oder spindelförmig. Septa einfach, nur in der Nähe derWindungsachse gebogen und mit einander verschmelzend (Fig.15 £). Auf dem Grunde der niedrigen Kammern (Fig.15 G, A) erheben sich zahlreiche, ebenso wie die Scheidewände aus undurchbohrter Kalkmasse bestehende Reifen (Fig.15 G sp) oder Spiralstreifen (Basalskelet), welche die Kammern in Seeundärkammern (Fig.15 G sk) zerlegen. Doch verschwinden die Spiral- streifen zuweilen fast gänzlich. Mündung selten einfach, zumeist durch eine Reihe von Löchern ersetzt, welche den Seeundärkammern entsprechen (Fig. 15 Ga). Meist mit Fusulina vergesellschaftet im Carbon und in der unteren Dyas. Schw. princeps Ehrb. sp. (Fig. 45 D—F). China und Russland. Schw. lepida Schwag. (Fig. 15 G) China. Fam. Nummulinidae. Schale kalkig, feinporös, stets symmetrisch eingerollt oder bald eyclisch werdend (Orbitoides . Mündung am Innenrande der Septalfläche (Fig. 16 Ba). Mit oder (seltener, ohne Canalsystem. Enthält die grössten aller Foraminiferen (Nummulites und Orbitoides). Pullenia. P. & J. (Fig. 16). Schale ganz eingerollt, so dass nur 35 4 Be N EN Sp Le der letzte, aus wenigen Kammern a Mongnne® bestehende Umgang sichtbar ist. Mündung ein breiter Spalt (Ba. Canalsystem und Zwischenskelet fehlen. Lebend und fossil von der Kreide an, häufig im Neogen. P. bulloides d’Orb. sp. (Fig. 16). Tertiär und lebend häufig. Polystomella d’Orb. (Fig. 17). Schale wie bei Pullenia eingerollt, aber die Umgänge mit zahlreicheren Kammern. Die Mitte der Schale wird I. Thierreich. — 1. Ordnung Foraminifera. — Fam. Nummulinidae. 33 von einer aus Zwischenskeletsubstanz gebildeten Scheibe eingenommen (Fig. 17 A). Der Steinkern (B) zeigt ein spirales, unter der Nabelscheibe am centralen Aussenrande ; der Umgänge verlaufendes Canalsystem (Ba), von = welchem sich Meridional- canäle (Bb) abzweigen und in den peripherischen Theil der Septen eintreten. Die 0 5 32. kurzen Aeste der letzteren z 1 treten mit den Kammern EigN 17) A NPolystomella erispa Dmk: Miockn. Wien;?von des nächstfolgenden Um-. 5p.; a — spiralcanal, von dem ech Meridionalcanälo mit ganges in \V erbindung. Am kurzen Aesten (b) in die Septen abzweigen hinteren peripherischen Rande der Septen besitzt jede Kammer zahlreiche, blindsackartige Ausstülpungen, deren Zwischenräume auf der Schalenoberfläche als spiral und radial geordnete Grübchen sichtbar werden (4). Mündung meist in eine grössere Anzahl Löcher aufgelöst. Jura — Gegenwart, häufig im Tertiär. Pol. crispa Lmk. (Fig. 47). Häufig tertiär und lebend. Opereulina d’Orb. (Fig. 18; Fig. 19). Schale flach, mehrere mm gross. Die wenigen Umgänge rasch anwachsend, alle äusserlich sichtbar, der a Fig. 18. Operenulina cretacea Reuss. Oberste Kreide (Danien). 4 von der Seite. B von vorn. a = Mündung. Fig. 19. Canalsystem von Operculina. Schale von der Rückseite angeschnitten. %k =' Kammer- höhlungen. s = Kammerscheidewände. @ = Dorsalstrang. c = Spiralcanäle, die Ausläufer‘(d) in die Septen senden. letzte sehr hoch (Fig. 18). Mündung ein Spalt am Innenrande der Septalfläche (Fig. 18 Ba). In der Medianebene befindet sich unter dem Aussenrande der Schale ein Strang undurchbohrter Kalksubstanz (Dorsal- Steinmann, Paläontologie. 3 34 I. Thierreich. — 4. Ordnung Foraminifera. — Fam. Nummulinidae. strang), in welchem ein verzweigtes Canalsystem verläuft (Fig. 19 a). Daneben zwei spirale Canäle Fig. 19 c), von welchen sich verästelte Gefässe in die Scheidewände verzweigen (Fig. 19 d). Scheidewände per- forirt (punktirte Fläche oben in Fig. 19), wo sie der Schalenwand ein- gekeilt, aber zum Theil dicht (Fig. 19 s). Obere Kreide, Tertiär und lebend. Op. erelacea Rss. (Fig. 18). Oberste Kreide (Danien). Mastricht. Südfrankreich. Op. ammonea Leym. Eocän. Europa, Indien. Op. complanata Bast. Miocän. Südeuropa. Nummulites Lmk. (Fig. 20; Fig. 21). Die Nummuliten sind sehr grosse, bis 6 cm im Durchmesser haltende, münzenförmige (daher der Name) oder linsenförmige Foraminiferen, die sich wesentlich nur durch ein verschiedenartiges Wachsthum von Operculina unterscheiden. Sie zerfallen in zwei Untergattungen : Assilina d’Orb. (Fig. 21 A—B). Umgänge niedrig und langsam an- wachsend, alle von aussen sichtbar (B). Schale fast ganz flach, nur gegen die Mitte zu durch aufgelagerte Kalksubstanz etwas verdickt (4). Kam- mern einfach, nicht seitlich verlängert (A). Pfeiler von undurchbohrter Kalksubstanz wie bei Nummulina (Fig. 21 Ipf). Häufig im Eocän (siehe unter Nummulina). Ass. spira d. Roiss., exponens Sow. (Fig. 21 A, B) mit kleiner Anfangskammer. Ass. mamillata d’Arch., Leymeriü d’Arch. mit grosser Anfangskammer. Nummulina d’Orb. (Fig. 20; Fig. 2! C—L). Die Kammerhöhlungen von Nummulina beschränken sich nicht, wie bei Assilina, auf den me- dianen Theil der Schale, sondern sie greifen bis zum Centrum der- selben flügelartig über; deshalb verhüllt der letzte Umgang alle früheren (Fig. 21 C,@). Die erste Kammer ist entweder sehr klein (nur mikroskopisch sichtbar) oder Fig. 20. Eine der Länge’ und Quere nach aufge- sehr gross. Die zahlreichen, spi- schnittene Nummaulina. K = mediane Kammerlage. . . . B s = Scheidewände. e = Dorsalstrang in die Septa (s) ralen, niedrigen, ın eıne grosse fortsetzend. p = Pfeiler von dichter Kalksubstanz. 5 3 . e % = Septum von der Fläche aus gesehen. Zahl von Kammern abgetheilten Umgänge nehmen nur sehr lang- sam oder gar nicht an Höhe zu (Fig. 20; Fig. 21 G, H). Die Septalverlängerungen verlaufen auf den Seitenflächen entweder fast gerade oder schwächer oder stärker gebogen (Fig. 21 C, sv; F, sv; Fig. 20 s), mitunter verschmelzen sie miteinander zu enem Netzwerk (Z, sv). Durch die Schale setzen in radialer Richtung oft Pfeiler aus undurchbohrter Zwischensubstanz (Fig. 21 I, pf; Fig. 20 p), die zwischen (Fig. 20 p; Fig. 21 x I. Thierreich. — 4. Ordnung Foraminifera. — Fam. Nummulinidae. 3: L,pf) oder auf den Septalverlängerungen (Fig. 21 H,pf) stehen können. Auf der Oberfläche treten dieselben als Wärzchen oder Körner hervor. Das Canalsystem wie bei Operculina, im Rückenstrange gelegen und von dort sich in die Septen verzweigend. Die zahlreichen Arten gruppiren sich, wie folgt: I. Simplices. Septalverlängerungen einfach, gerade oder gewunden, aber nicht netzartig (Fig. 21 C, F, H). A. Ohne Pfeiler (Oberfläche nicht gekörnelt) (Fig. 24 C): N. complanata Lk., distans Desh., planulata d’Orb., Gizehensis Ehrb. {Fi 24 E—G) mit kleiner Anfangskammer; N. pristina Brad., Tchihacheffi d’Arch., striata d’Orb., variolaria Sow. (Fig. 21 C—D), Cuminghi Carp. mit grosser Anfangskammer. B. Mit Pfeilern (Oberfläche gekörnelt) (Fig. 21 H): N.perforata d’Orb. (Fig. 21 H—I) mitkleiner Anfangskammer; N. Lucasana Dfr. mit grosser Anfangskammer. [67 8. Fig. 21. A—B Assilina exponens Sow. Eocän. 4A Querschnitt; mk = Kammerhöhlungen. B Schale von aussen, alle Umgänge zeigend. — Ü—D Nummulina variolaria Sow. Obereocän. Paris. € Schale von aussen, z. Th. aufgebrochen, um die inneren Umgänge zu zeigen; sv — Septalverlängerungen, schwach gebogen. N) Frontansicht. — E—@ N. Gizehensis Ehr. Eocän. Libysche Wüste. E ein kleines Exemplar von der Seite. # ein Stück der abgeriebenen Oberfläche. die stark gewundenen Septalver- längerungen (sr) zeigend. @ Querschnitt; mk= mediane, ks= seitliche Kammerräume. — H—I N. perfo- rata E. &H. Mitteleocän. Vieentin. H Schale z. Th. aufgebrochen, die letzten Umgänge und die den Septen aufgesetzten Pfeiler (pf) zeigend. — K—L N. laevigata Lk. Mitteleocän. Paris. Schale z. Th. aufgebrochen, die genetzten Septalverlängerungen (sv) und die Pfeiler zwischen ihnen (pf) zeigend. II. Retieulatae. Septalverlängerungen verschlungen und mit einander netz- artig verschmelzend (Fig. 21 L). A. Ohne Pfeiler: N. intermedia d’Arch. mitkleiner Anfangskammer; N. Fichteli Mich. mitgrosser Anfangskammer. B. Mit Pfeilern (Fig. 21 L): N. laevigata (Fig. 21 K—L) mitkleiner Anfangskammer; N. Lamarcki d’Arch. mit grosser Anfangskammer. Die ältesten Nummuliten kennt man aus dem Subcarbon (N. pristina Brad.), zweifelhafte Reste aus dem Jura. Im Eogen (Untereocän — Unter- oligoeän) erreichen sie ihre Maximalentwicklung. Lebend 1 Art (N.Cuminghi Carp.). Im älteren Tertiär setzen sie mächtige Schichteneomplexe fast aus- schliesslich zusammen (Nummulitenkalke), besonders in Südeuropa, 3* 36 I. Thierreich. — 1. Ordnung Foraminifera. — Fam. Nummulinidae. Kl.-Asien, N.-Afrika, Indien und im S. der Vereinigten Staaten. Im englisch- nordfranzösischen Tertiärbecken finden sich nur wenige Arten (N.laevigata, planulata, variolaria). Meist treten zwei nahe miteinander verwandte, aber durch die Grösse der Anfangskammern unterschiedene Arten gepaart mit- einander auf. Es lassen sich acht Horizonte im älteren Tertiär nach dem Vorkommen von Nummulitenpaaren unterscheiden, nämlich: Unteroligocän] Ligurische Stufe) OÖbereocän | (Barton Stufe) | Assilina Mitteleocän Pariser Stufe) Untereocän | : N: (London Stufe) f Orbitoides d’Orb. (Fig. 22; Fig. 23). N. vasca J. & L. — Boucheri d.].H. N. intermedia d’Arch. — Fichteli Mich. N. complanata Lk. — Tehihatcheffi d’Arch. N. contorta Desh. — striata d’Orb. J N. perforata d’Orb. — Lucasana Dfr. | N. laevigata Lk. — Lamarcki d’Arch. planulata d’Orb. — elegans Sow. Kreisrunde oder sternförmige Fig. 233 A—E), linsenförmige oder platte Gehäuse bis 4 cm im Durch- A 79 Fig. 22. Modell von Orbitoides, in verschie- denen Ebenen angeschnitten. Die vordere Fläche liegt in einer Radialebene. mk = mittlere (Haupt-)Kammerreihe. ® = paarige Verbin- dungsröhren zwischen 2 auf einander folgen- den Cyklen. o = kleinere Secundärkammern. n = auf- und absteigende Verbindungsröhren zwi- schen denselben. d = Warzen der Oberfläche, die Endigungen der verkehrt conischen Pfeiler (Zwischenskelet) mit darin verlaufendem Inter- eanalsystem (ic). e = Platten von Zwischen- skeletsubstanz, welche die Pfeiler mit einander verbinden. c = Canalsystem in den cyklischen und in den radialen Kammerscheidewänden ver- laufend. messer. Nur die ersten Haupt- kammern spiral, die späteren eyklisch angeordnet. im Quer- schnitte hebt sich eine mittlere (Haupt-)Kammerschicht (Fig.22 mk; Fig. 23 G,m) durch die Grösse der Kammern scharf von den oberen und unteren Lagen von Secundär- kammern (Fig. 220; Fig. 23 G, o) ab. Die Hauptkammern erscheinen im Längsschnitt rechteckig (Fig. 23 1, %) oder gerundet (Fig. 23 A, k), im Quer- schnitt rechteckig (Fig. 23 mk) bis sichelförmig (Fig. 22 G,m). Die zahl- reichen, durch radiale Scheidewände getrennten Kammern desselben Cy- klus stehen nicht miteinander, wohl aber mit den alternirend dazu ge- stellten Kammern des nächstanlie- genden Cyklus durch paarige Röhren (Fig. 22 v; Fig. 23 1,v, K,v) in Verbindung. Sowohl oberhalb als unterhalb der medianen Kammerlage verläuft ein Canalsystem in den eyklischen Scheidewänden, welches auch die radialen Scheidewände durchsetzt (Fig. 22 e). I. Thierreich. — 4. Ordnung Foraminifera. — Fam. Nummulinidae. 37 Ueber und unter der medianen Kammerlage finden sich mehr oder minder zahlreiche eoncentrische Lagen von linsenförmigen, etwas unregel- mässigen Seeundärkammern (Fig. 22 0; Fig. 23 @,0, H,o), die durch schräge, auf- und absteigende Röhren miteinander communiciren (Fig. 22 n: Fig. 23 G,n, H,n). Diese Lagen werden von aufrechten, verkehrt conischen Pfeilern aus undurchbohrter Kalksubstanz (Zwischen- skelet) (Fig. 22ic) durchsetzt; in den Pfeilern verläuft ein grobes Inter- canalsystem. Auf der Oberfläche erscheinen die Pfeiler als Warzen (Fig.23 d; Fig.23 0, D, E, F,d). Sie werden durch radiale Platten aus un- Fig. 23. A—B Orbitoides papyracea Boub. Mitteleoc Kressenberg, bayer. Alpen. € O. nummulitica Gümb. Obereocän. Ebendaher. DO, radians d’Arch. sp. Mitteleocän. Ebendaher. «= Üentraler Knopf; b = Radien. EZ 0. stellata d’Arch. Obereocän. Priabona, Vicentin. « = Centraler Knopf; b = Radien. F. 0. papyracea Boub. Vergrösserte Oberfläche, die Pfeilerenden (Körner) (d) und die sie verbindenden dichten Vertikallamellen (e) zeigend. @ O0. multiplicata Gümb. Eocän. Mte. Spileeco, Vicentin. Quer- schnitt. m» —= mediane Kammern, durch horizontale Septen unterabgetheilt; o = Secundärkammern ; n. = Communicationscanäle zwischen denselben. H 0. papyracea Boub. Ausfüllung der linsenförmigen Secundärkammern (0) und ihre Verbindungscanäle (rn). / dieselbe. Längsschnitt durch die mediane Kammerlage. k — die rechteckigen alternirend gestellten Hauptkammern; v — die paarigen Verbin- bindungsröhren zwischen den Kammern der benachbarten Cyclen. A 0. Mantelli Sow. Untermiocän. Cutsch. Ostindien. Längsschnitt durch die mediane Kammerlage. Bez. wie Fig. 7. durchbohrter Kalksubstanz verbunden (Fig. 22 e; Fig. 23 F, e), in denen die schrägen Verbindungsröhren der Seeundärkammern verlaufen (Fig. 22 n). Die zahlreichen Arten der Gattung gruppiren sich wie folgt: A. Schale linsenförmig, kreisrund (Fig. 23 A—(): Discoeyclina. Mediankammern einfach, rechteckig im Längsschnitte (Fig. 22 mk, Fig. 23 I,k). Lepidocyclina. Mediankammern einfach, rundlich im Längsschnitte (Fig. 23 K,h). Rhipidoeyclina. Mediankammern durch horizontale Septen unter- abgetheilt (Fig. 23 G, m). B. Schale sternförmig (Fig. 23 D, E): Asterocyclina. Ohne centralen Knopf, mit wenigen, einfachen Ra- dialrippen (Fig. 23 E,b). Actinoeyclina. Mit centralem Knopf (Fig. 23 Da) und zahlreichen gegabelten oder durch Einschiebung vermehrten Rippen (Fig. 23 D,b). 38 I. Thierreich. — 1. Ordnung Foraminifera. — Vorkommen u. geolog. etc. Von der obersten Kreide bis ins Miocän reichend, besonders häufig vom Mitteleocän bis ins Unteroligocän in Gesellschaft der Nummuliten weit verbreitet. O0. media d’Arch. Dänische Stufe der Ob.-Kreide. Mastricht. Südfrankreich. 0. (Discoc.) papyracea Boub. (Fig. 23 A, B, F, H, I). Mitteleocän. 0. (Lepidoe.) Mantelli Sow. (Fig. 23 K). Untermiocän (l. Mediterranstufe). 0. (Rhipidoc.) nummulitica Gümb. Obereocän — Unteroligocän (Fig. 23 (). 0. (Asteroc.) stellata d’Arch. sp. Ebendaselbst (Fig. 23 E). 0. (Actinoe.) radians d’Arch. sp. Ebendaselbst (Fig. 23 D). Orbitoides selbst ist nicht lebend bekannt, wohl aber eine nahe ver- wandte Form, Oyeloclypeus Garp. (von platt scheibenförmiger Gestalt), aus den tropischen Meeren. Anhang. Orbitulina d’Orb. Kreisrunde, bis 3 cm im Durchmesser haltende Schalen, welche auf der einen Seite kegelförmig erhöht, auf der anderen schüsselförmig aus- gehöhlt erscheinen. Die Schalenmasse besteht aus Kieselsäure, weshalb die Zuge- hörigkeit zu den Foraminiferen sehr fraglich. Massenhaft, oft gesteinbildend, in der Kreide. Orbitulinenschichten. O. lenticularis Lmk. Mittlere Schichten der unteren Kreide (Urgo-Aptien). Alpen. Südfrankreich. Spanien. Algier. 0. concava Lmk. Cenoman, Alpen. Frankreich. England. Vorkommen und geologische Verbreitung der Foraminiferen. Trotz der geringen Grösse ihrer Schalen kommt den Foraminiferen eine hohe geologische Bedeutung zu, da sie zumeist in ausserordentlich grosser Individuenzahl auftreten. So bilden die an der Oberfläche der Weltmeere lebenden Formen, wie Globigerina, Orbulina, Pullenia, mäch- tige und weit ausgedehnte Absätze in den grösseren Meerestiefen, wo ihre abgestorbenen Gehäuse sich zusammen mit den Coccolithen und Radio- larien zu dem sog. weissen Globigerinenschlamme zusammen- häufen. Die meisten, namentlich die grösseren Formen, wie Operculina, Ampbhistegina, Rotalia, Oristellaria ete., leben in geringen Meerestiefen in der Nähe der Küsten und tragen dort zur Sedimentbildung bei. Auch aus früheren Erdperioden kennen wir derartige, fast ausschliesslich aus Fora- miniferenschalen gebildete Absätze, wie die Fusulinenkalke des Carbons und Perms, die Orbitulinenkalke der Kreide, die Miliolidenkalke der oberen Kreide und des Tertiärs, die Alveolinen-, Nummuliten- und Orbitoidenkalke des Eocäns und Unteroligocäns, die Amphisteginenkalke des älteren Neogenselc. I. Thierreich. — 2. Ordnung Radiolaria. 39 Viele Gattungen erscheinen heute auf die wärmeren Meere be- schränkt (Operculina, Amphistegina, Orbitulites u. A.). Ein ähnliches Ver- halten zeigen die Nummuliten, Orbitoiden, Alveolinen etc. auch in der Vorzeit, wo sie nur an den Ablagerungen aus wärmeren Meeren sich betheiligten. Somit geben die Foraminiferen werthvolle Aufschlüsse über die Tiefen und die Temperirung der Meere, in denen sie lebten. Weniger gut lassen sie sich für die Altersbestimmung der Schichten verwerthen, da die meisten derselben wenig oder gar nicht verändert durch lange Zeiträume sich erhielten. So kennen wir zwei Lagena- Arten aus dem Silur und den heutigen Meeren. Viele Arten von Nodosaria, Cristellaria, Rotalia ete. gehen unverändert oder mit kaum fixirbaren Abänderungen durch mehrere Formationen hindurch. In silurischen und devonischen Ablagerungen konnten bisher nur sehr spärliche Reste von Foraminiferen entdeckt werden. In der Steinkohlen- formation tritt uns die erste, aber nur zum Theil aus ausgestorbenen Gat- tungen (Fusulina, Schwagerina u. a.) bestehende Fauna entgegen. Von den ca. 30 Gattungen jener Zeit leben noch die meisten, wie Lagena, Lituola, Textularia, Truncatulina, Amphistegina etc. In der Trias-, noch mehr aber in der Jura- und Kreideformation gelangen die einfach gebauten perforirten Foraminiferen (Lageniden und Rotaliden) zu ausgedehnter Entwickelung, während die Milioliden und die compli- eirter gebauten Formen noch relativ spärlich sich finden. Letztere sehen wir erst im Tertiär, namentlich im Eocän in gigantischen und zahlreichen Formen sich entfalten (Operculina, Nummulites, Orbitoides, Alweolina u. a.). Nur eine geringe Anzahl von Gattungen ist überhaupt ausgestorben (Fusu- lina, Orbitoides, Orbitulina) oder dem Erlöschen nahe (Nummulites). 2, Ordnung Radiolaria. Litteratur über Radiolarien. Ehrenberg, €. G. Mikrogeologie 1854. —— Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wissensch. 4875. — Monatsber. der Berl. Akad. d. Wissensch. 4873. Haeckel,E. Die Radiolarien. Berlin 1862. Report on the Radiolaria. Scientif. Results of Challenger Voyage. Zoology 1887. Rüst, D. Palaeontographica. Bd. XXXI. 1885. Stöhr, E. Palaeontographica. Bd. XXVI. 4878. 40 I. Thierreich. — 2. Ordnung Radiolaria. Die Radiolarien sind mikroskopisch kleine, selten mehrere mm grosse Meeres-Protozoen, meist mit einem zierlichen Kieselskelet aus- gerüstet. Der Protoplasmakörper wird durch eine häutige. chitinartige Kapsel, die sog. Gentralkapsel, in zwei Theile gesondert, die als intra- und extracapsuläre unterschieden werden. Durch Oeffnungen in der Gentralkapsel stehen beide Theile miteinander in Verbindung. Die Oefl- nungen sind entweder sehr zahlreich und fein (und dann auf die ganze Kapsel vertheilt oder auf einen bestimmten Theil derselben be- schränkt), oder sie sind gross und wenig zahlreich (I—3). Die extra- capsuläre Partie sendet aus ihrer tieferen, der Gentralkapsel aufliegenden Schicht die sehr feinen Pseudopodien durch die äussere Gallertschicht hindurch. Weitaus die Mehrzahl der Radiolarien besitzt ein festes Skelet, welches entweder aus wasserhaltiger amorpher Kieselsäure oder seltener aus Akanthin, einer festen, organischen, in H, SO, lös- lichen Substanz besteht. Akanthinskelete sind aus leicht begreiflichen Gründen noch nicht gefunden worden, während man Kieselskelete aus fast allen Formationen kennt. Meist dürfte freilich auch die Kieselsäure aufgelöst und zur Bildung von Kieselknollen verwendet worden sein, die uns jetzt in der Form von Hornsteinen, Calcedonen, Feuersteinen etc: vorliegen. An Stelle der ursprünglich amorphen Kieselsäure ist in vielen Fällen die krystalline Modification derselben oder Brauneisenstein, zuweilen auch Glaukonit getreten. Die Kieselskelete sind sehr mannigfaltig gestaltet und zierlich gebaut, aber nie innerhalb der Gentralkapsel gelegen. Sie be- stehen entweder aus isolirten Nadeln oder Stäbchen, oder aus einer zusammenhängenden Gitterschale von kugeliger, eiförmiger, mützenförmiger oder platter Gestalt und sind oft mit Stacheln verziert (Fig. 24— 29). Wenn auch eine naturgemässe Classification nach den Ske- leten allein nicht durchführbar ist, so stehen doch in der Regel die Skelet- bildungen in einer so engen Beziehung zum Bau der Weichtheile, dass nach denselben allein eine sichere Unterscheidung vorgenommen werden kann. Die Abgrenzung der Familien, Gattungen und Arten erfolgt sogar fast ausschliesslich nach dem Skelet. Die Radiolarien sind Meeresbewohner; sie leben gesellig, zum Theil an der Oberfläche, zum Theil in bedeutenden Meerestiefen. An gewissen Stellen des pacifischen Oceans (zwischen den Philippinen und Marquesas- Inseln) besteht der Meeresboden in sehr grossen Tiefen fast ausschliess- lich aus einer Anhäufung von Radiolarienschalen (sog. Radiolarien- schlamm)). I. Thierreich. — 2. Ordnung Radiolaria. — Fam. Sphaeridae. 41 Man unterscheidet folgende vier Unterordnungen der Radiolaria: SkeletausAkanthin bestehend. Fossil unbekannt. I. Acantharia. überall gleichmässig von feinen Poren durchbrochen. Gitterschale kugelig oder plattgedrückt, homaxon, d. h. nach allen Richtungen oder doch oben und unten symmetrisch gebildet (Fig. 24 kieselig, | — 37) II. Spumellaria. mit einem einzigen Felde feiner Poren am ÖOralpol der Hauptachse, Skelet Membran Gitterschale mützenförmig oder verlängert, monaxon, der d.h. an den beiden Polen der Längsachse verschieden gebildet (Fig. 28 4; Central- Fig. 29), III. Nassellaria. kapsel mit einer einzigen oder wenigen grösseren Oeflnungen. Gitterschale a sehr verschieden gestaltet, oft aus hohlen Röhren be- stehend. Fossil selten (Fig. 28 B). IV. Phaeodaria. Für den Paläontologen kommen fast nur die beiden Unterordnungen der Spumellaria und Nassellaria in Betracht. Die Skelete der ersteren sind, um krystallographisch zu reden, homomorph nach der Hauptachse, die der letzteren hemimorph. Fossile Phaeodaria scheinen sehr selten zu sein. Ihre Skelete sind sehr mannigfaltig, aber nichtsdestoweniger durch gewisse Merkmale leicht kenntlich. II. Spumellaria. Zwei Familien sind fossil häufig: Skelet aus einer oder mehreren concentrischen Gitterkugeln bestehend (Fig. 94—25). Fam. Sphaeridae. Skelet platt, scheiben- oder stabförmig mit kleiner innerer Gitterkugel (Fig. 96— 27). Fam. Discidae. Fam. Sphaeridae. Das Skelet besteht aus einer einfachen oder aus mehreren ineinander geschalteten Gitterkugeln. Stacheln häufig vor- handen. Vertreter dieser Familie kennt man schon aus paläozoischen Schichten. In Jura und Kreide sind sie häufig, lebend in fast 100 Gattungen ver- treten. Coenosphaera Ehrb. (Fig. 24). Eine einfache 0 Gitterkugel mit runden, aber verschieden grossen, 4 eroben Löchern. Die Schale kann mit kurzen Dor- Fig, 21. Coenosphaera vu- = diata Zitt. Oberes Senon. nen oder Höckerchen, aber nie mit Stacheln ver- NVordorf bei Braunschweig. x x B. Die Schale ist vorn aufge- ziert sein. Häufig im Jura, in der Kreide, im Ter- Bzuchen tiär und lebend. ©. gregaria Rüst. Alpiner und ausseralpiner Jura. C. radiata Zitt. (Fig. 24) Senon. Norddeutschland. ©. Plutonis Ehrb. Miocän. Girgenti. Auch lebend. Vielleicht schon im Jura. 42 I. Thierreich. — 2. Ordnung Radiolaria. — Fam. Discidae. Staurolonche Haeck. (Fig. 25). Skelet aus zwei ineinander geschach- telten Gitterkugeln zusammengesetzt, die durch radiale Balken verbunden werden. Letztere verlängern sich über die Oberfläche der äusseren Kugeln zu langen Stacheln. Nicht selten im Jura. Lebend. St. robusta Rüst. (Fig. 25). Im alpinen und ausseralpinen Jura. Fig. 25. Staurolonche vo- busta Rüst. Oberer Malm (Aptychus-Schiefer). Ur- Fig. 26. Rhopalastrum nu- schlau, Salzkammergut. üst. Aus einem ober- 27. Spongocyclia florealis. Die löcherige Structur jurassischen Hornstein der Stöhr sp. Miocän. Sicilien. der Schale ist zerstört. Sehweiz. Fam. Discidae. Skelet in der Richtung einer Achse verkürzt, daher platt schei- benförmig. Umfang rund oder gelappt. Die Gitterschale schliesst eine kleine Gitterkugel (Markkugel) ein. Diese ebenfalls sehr formenreiche Fa- milie (über 80 Gattungen) findet sich im Mesozoicum reichlich vertreten, scheint auch schon im Silur (Spongosphaera) existirt zu haben. Rhopalastrum Ehrb. (Fig. 26). Skelet platt, dreistrahlig. Die drei Arme gleich. Im Inneren des Skelets eine kleine einfache Markkugel (bei Fossilen oft schwer sichtbar). Jura, Tertiär und lebend. Rh. nudum Rüst (Fig. 26). Dogger und Malm. Ungarn. Serbien. Schweiz. Rh. lagenosum Ehrb. Miocän. Sicilien. Lebend. Mittelmeer. Spongocyclia Ehrb. (Fig. 27). Skelet platt, rund oder mit gerundeten Ecken, aus einem schwammigen Gewebe bestehend. Stacheln oder An- hänge fehlen. Der innere Theil des Skelets besteht aus einer kleinen löcherigen Markkugel, die von concentrischen oder spiralen, regelmässig gekammerten Ringen umgeben ist. Miocän und lebend. Sp. florealis Stöhr sp. (Fig. 27). Miocän. Sicilien. III. Nassellaria. Das Skelet der Nassellaria besteht entweder aus einem einzelnen Ringe, beziehungsweise aus mehreren zu einem lockeren Geflecht ver- I. Thierreich. — 2. Ordnung Radiolaria. — Fam. Cyrtidae. 43 einigten (Fig. 28 A) oder aus einer vollständigen Gitterschale, welche an einem Ende eine (oft übergitterte) Mündung besitzt (Fig. 29 A—(). Folgende Familien sind fossil wichtig : Das Skelet besteht nur aus einem oder mehreren, durch Stacheln zu einem lockeren Geflecht verbundenenRingen (Fig. 28 A). Fam. Stephidae. Das Skelet [ Gitterschale aus zwei gleichen seitlichen Hälften zusammenge- bildet eine setzt, die durch einen verticalen Ring zusammenhängen (Fig. 294). meistge- Fam. Spyridae. ensie Gitterschale aus einer unten offenen, oder mehreren in der Rich- 5 = schale tung der Längsachse übereinander gehäuften Kammern bestehend (Fig.29 A—C) | (Fig. 29 B, C). Fam. Cyrtidae. Fam. Stephidae. Relativ selten trifft man die äusserst zar- 4 ten Kieselringe dieser Familie fossil. Ein Bei- spiel-für das Vorkommen ist Lithocubus (Fig. 28 A) aus den Koprolithen 200 h C ER: N- des Lias, welche in der oberen Kreide von Ilsede B Kaas bei Hannover auf secundärer Lagerstätte vor- OS 7 . = D N kommen. Vertreter dieser Familie scheinen schon = = Se AR R Fig. 28. A Lithocubus sp. Lias. im Silur (»Sphaerosomatites« Rothpl.) vorzukom- Aus den in der Kreide einge- © B RAR Rp schwemmten Phosphoriten von men, falls sie nicht als Phaeodaria (p. 44) zu Ilsede, Hannover. B Dielyocha s speculum Ehrh. Miocän. Calta- deuten sind. nisetta, Sieilien (p. 44). Fam. Spyridae. Skelet mehr oder minder kugelig, aus zwei Hälften bestehend, die von einem medianen Längsringe zusammengehalten werden (Fig. 29 A, l). Am oberen Ende meist ein Gipfelstachel (Fig. 29 A, s), am unteren die oft übergitterte und mit Stacheln bewehrte Mündung. Vertreter dieser Fa- milie sind bisher nur lebend und aus dem Tertiär bekannt. Petalospyris Ehrb. (Fig. 29 A). Schale queroval, in der Mitte der Länge nach deutlich eingeschnürt. Medianer Ring (/) mit einfachem Gipfel- stachel (s), Mündung fast von gleicher Weite wie die Schale, von einem Ringe eingefasst, welcher mehr als fünf freie Stacheln trägt. Miocän — lebend. P. corona Stöhr (Fig. 29). Miocän. Sicilien. Fam. Cyrtidae. Schale eiförmig oder kegelförmig, am unteren Ende mit einer freien oder übergitterten Oeffnung, einkammerig, oder durch quere Einschnü- 44 I. Thierreich. — 2. Ordnung Radiolaria. rungen in 2, 3, 4 oder zahlreiche Kammern unvollständig abgetheilt. Diese Familie ist die formenreichste unter den Nassellaria. Von den ungefähr 200 lebenden Gattungen findet man viele fossil im Jura, in der Kreide und im Tertiär. Wohl die formenreichste und häufigste Gattung im Mesozoicum ist: Stichocapsa Haeck. (Fig. 29 B,C). Gitterschale mit mehr als drei Einschnürungen. Die Mündung übergittert, ohne Stachelanhänge. Die Fig. 29. A Petalospyris corona Stöhr. Miocän. Caltanisetta, Sicilien. s = Gipfel- stachel; — Mittelring. B Stichocapsa devorata Rüst. Lias-Phosporit aus der oberen Kreide von Ilsede bei Hannover. C St. Grothi Rüst. Aus einem ober- jurassischen Hornsteine der Schweiz. Kammern nehmen nach oben zu allmählich (B) oder plötzlich (C) an Weite ab. In zahlreichen Arten, namentlich im Jura, auch in der Kreide, tertiär und lebend. St. devorata Rüst (Fig. 29 B). Lias. Auf secundärer Lagerstätte in den Kopro- lithen der oberen Kreide von Ilsede bei Hannover. Im oberjurassischen Jaspis der Schweiz. St. Grothi Rüst (Fig. 29 0). Ebendaselbst.. Schweiz. IV. Phaeodaria. Bei den Phaeodarien findet sich nicht selten eine scheinbare Wieder- holung der Skeletbildungen der Spumellaria und Nassellaria. Meist aber unterscheiden sich die Gitterschalen durch die hohle Beschaffenheit der Kieselbalken. Isolirte Gitterstücke der Dictyochidae, welche leicht mit den Skeleten der Stephiden verwechselt werden können, findet man schon im Jura, auch in der Kreide und im Tertiär, z. B. Dictyocha spe- culum Ehrb. (Fig. 28 B) im Mioeän Siciliens. Geologische Verbreitung der Radiolaria. Fossile Radiolarien sind schon aus Ablagerungen der Silurzeit be- kannt und in fast allen Formationen angetroffen worden. Weder in ihren Formen, noch bezüglich des Auftretens lassen sich wesentliche Ver- schiedenheiten gegenüber den lebenden feststellen. Wenn es ausgestor- bene Gattungen giebt, so sind sie jedenfalls bisher kaum gefunden worden. Manche mesozoische Formen, namentlich aus der Abtheilung der I. Thierreich. — II. Spongia. 45 einfach gebauten Sphaeridae, dürften von lebenden auch nicht einmal specifisch zu trennen sein. Das junge Tertiär birgt zahlreiche, jetzt noch lebende Arten. Aus paläozoischen und mesozoischen Formationen allein kennt man bereits etwa 80 Gattungen mit mehreren Hundert Arten, die mit wenigen Ausnahmen den drei Familien der Sphaeridae, Discidae und Cyrtidae angehören. Im Tertiär werden auch andere Familien häufig. Da die Radiolarien zu den freischwimmenden Thieren gehören, sollte man erwarten, sie in fast allen marinen kalkigen Sedimenten anzutreffen, zumal sie durch Aetzen mit HCl leicht aus dem Gestein sich isoliren lassen. Allein es scheint, als ob die aus amorpher SiO, bestehenden Gehäuse viel- fach durch den Fossilisationsprocess zerstört worden sind. In paläozoischen und mesozoischen Schichten finden sie sich besonders häufig in Kiesel- schiefern, Hornsteinen oder Phosphoritknollen eingeschlossen, worin man sie schon mit Hilfe der Lupe als kleine helle Pünktchen er- kennen kann. Die Kieselsäure der Schale ist meist krystallin geworden und das Innere der Schalen mit strahligem Quarz erfüllt. Viele paläozoi- sche Kieselschiefer, besonders aber die Hornsteine des Jura und der Kreide in den Alpen und im Apennin sind ganz erfüllt mit den mehr oder weniger deutlich erhaltenen Gitterschalen und wahrscheinlich sind solche SiO,-reiche Gesteine aus Radiolarienschlamm hervorgegangen, wie er sich heutzutage nur in beträchtlichen Tiefen der Oceane bildet. Auch in den liasischen Phosphoritknollen, welche auf secundärer Lagerstätte im Senon am Nordrande des Harzes sich finden, sind Radiolarien häufig und gut erhalten. An Stelle der SiO, der Schalen ist hier vielfach Eisenoxyd- hydrat oder Glaukonit getreten. Manche jungtertiäre Vorkommnisse (Insel Barbados, Nikobaren, Sicilien und Oran) sind ebenfalls durch einen bemerkenswerthen Reichthum an Radiolarien ausgezeichnet. Doch dürften diese Radiolarienmergel meist nicht in sehr grossen Tiefen zum Absatz gekommen sein. — 0 N 1a I II. Kreis: Spongia (Schwämme). Litteratur über Spongien. Fossile. Goldfuss. Petrefacta Germaniae Bd. I. 1826—33. Hinde, G.J. Catalogue of the Fossil Sponges of the Geological Department of the British Museum. London 4883, mit vollständigem Litteraturverzeichniss. Michelin. Iconographie zoophytologique. Paris 1840—47. Quenstedt, F. A. Petrefactenkunde Deutschlands. Bd. V. Leipzig 1877—78. 46 1. Thierreich. — II. Spongia. Roemer,A. Die Spongitarien des Norddeutschen Kreidegebirges. Palaeontographica Bd. XIII. 4864. Zittel, K.A. Studien über fossile Spongien. I—III. Abh. d. k. bayer. Akad. d. Wiss. II. Cl., Bd. XII, 4877. —— Beiträge zur Systematik fossiler Spongien. N. Jahrb. f. Min. 1877 p. 337, 1878 p- 561, 4879 p. 1. Lebende. Schmidt, 0. Die Spongien des Meerbusens v. Mexico. Jena 1879—80. Schulze, F. E. Report on the Hexactinellida. Scient. Res. of Challenger Voyage. Zoology vol. XXI. 4887. Zum Kreise der Spongia oder Seeschwämme gehören meist fest- sitzende, selten freie, fast ausschliesslich marine, in der Regel durch ein festes Skelet gestützte Thiere von sehr wechselnder Körperform. Von den Protozoen unterscheiden sie sich durch den zelligen Bau ihrer Weich- theile, von den Coelenteraten durch das Fehlen der Nesselorgane sowie durch ihrennnicht- radiären, in seltenen Fällen undeutlich ra- diären Bau. Mit Hiife desdurch denSchwamm eireulirenden Wassers findet die Nahrungsauf- nahme statt, indem das Thier wie ein Filter fun- girt. Es besitzen des- halb alle Schwämme ein mehr oder weniger com- Fig. 30. Skelet eines lebenden Schwammes, Caminus_ vrleani 0. plieirtes System von (a- Schm. (Tetractinellide) aus der Adria (links aufgeschnitten. a = nälen, welche den Kör- oseula, die Mündungen der Centralhöhlungen (b)). c = Rinden- schicht mit den kleinen Oeffnungen (Oberflächenporen d). per (die Weichtheile und das Skelet) durch- ziehen und das Wasser ein- und ausführen. Das Wasser tritt meist durch kleine, auf der Oberfläche des Schwammes vertheilte Poren (Ober- flächenporen, Fig. 30 d) ein und wird durch gröbere, meist verzweigte Ganäle zusammen mit den Geschlechtsprodueten und Exerementen aus- geführt. Die Ausfuhreanäle münden entweder in einen oder mehrere grössere Hohlräume (sog. Magenhöhlen oder CGentralhöhlungen, Fig. 30 b), deren Oeffnungen Oseula (Fig. 30 a) heissen, oder sie endigen auf der Oberfläche des Schwammes. Das nur selten fehlende Skelet der Schwämme wird von dem sog. Mesoderm abgesondert; das Skelet kann kalkig, kieselig, hornig, oder hornig und kieselig zugleich sein. In allen Fällen besteht dasselbe aus I. Thierreich. — II. Spongia. 47 ursprünglich isolirten, mehr oder weniger nadelförmigen Körperchen (Skeletelementen oder Nadeln), die entweder frei in den Weich- theilen liegen oder in Hornfasern eingebettet sind. Sie können sich mit ihren wurzelförmig verzweigten Enden zu einem festen Skelet ver- haken oder durch Kiesel- cement zu einem festen Gerüst verkittet werden. Compacte Skelete wie bei den Foraminiferen oder Korallen giebt es nicht. Die gröberen, das eigentliche Skelet bil- denden Nadeln unter- scheidetman alsSkelet- nadeln von den meist Fig. 31. Verschiedene Nadelformen (Kieselnadeln) der Zetra- zonier aus dem engli viel kleineren, in den scher Einstrahler. hen Senon. A = gebogener, B = coni- Kieselkugel. D=Kugelstern. « . E = spiralgedrehter Vierstrahler. #= Kieselscheibe. Weichtheilen gelegenen 6 = Gabelanker (gegabelter Vierstrahler, dessen einer Arm Fleisehnadeln (Öber- flächennadeln, wenn auf verkürzt und einfach). die Oberfläche beschränkt). Die Form der Schwammnadeln ist sehr wechselvoll, wie ein Blick auf Fig. 31 A—G zeigt. Man unterscheidet als einstrahlige oder monakte (Fig. 31 A; Fig. 32 A, D) einfach stabför- Karen haut antun nie be Be) DS KO ZEER ahahhaltnn, REICHE ER 1 BE Br 64 1 Verschiedene Nadelformen der Tetra- xonier. A, D = Einstrahler. B = ein- facher, © = gegabelter und an den Enden wurzelförmig verzweigter Vierstrahler. ) ZT 250 250 / 2 r 2 > Ga Eu END 1 Fig. 33. Ein lebender Kalkschwamm (Zewco- salenia lacunosa Bk.) mit seinen Nadeln. E= Dreistrahler. 3, 0, D= gebogene Nadeln aus dem Dreistrahler entstanden. mige, gerade oder gebogene, als dreistrahlige solche, deren drei Strahlen in einer Ebene liegen und sich unter Winkeln von ca. 120° schneiden (Fig. 33 E), als vierstrahlige oder tetrakte solche, deren vier Arme sich im Raume unter Winkeln von 109% 28 treffen (Fig.31 E,G; 48 J. Thierreich. — II. Spongia. Fig. 32 BC) und als sechsstrahlige oder hexakte solche, die aus sechs unter rechtem Winkel in einem Punkte zusammenstossenden Armen bestehen (Fig. 34). Durch Verkürzung oder völliges Schwinden eines oder mehrerer Strahlen, sowie durch plattige Ausbreitung oder wurzel- artige Verästelung der Arme und Verdiekung der Nadelcentren entstehen Gebilde, welche die Bezeichnung Nadeln zum Theil nicht mehr verdienen, so z.B. die Kiesel- kugeln (Fig. 31 O0), Kieselsterne (Fig.31 D), Kieselscheiben (Fig. 31 F), die wurzelig ver- ästelten Skeletelemente der Lithistiden (Fig. 32 C), die verbogenen, ursprünglich drei- 10 . 7 r er nn Zu strahligen Nadeln mancher Kalkschwämme (Fig. Fig. 34. Ein Sechsstrabller 33 B—D) etc. Meist beobachtet man in den von Hyalostelia Smithi Young. i Subearbon. Schottland. Skeletelementen der Schwämme einen Hohl- raum, den sog. Achsencanal; derselbe giebt die Gestalt der Elemente in vereinfachter Form wieder und ist also bei den Einstrahlern einfach, gerade oder schwach gebogen (Fig. 31 B), bei den Dreistrahlern dreiarmig, bei den Vierstrahlern vierarmig (Fig.32 C) und bei den Sechsstrahlern sechsarmig (Fig. 54—56). Die Skeletelemente der Kalkschwämme bestehen aus krystallinem Kalkspath, die der Kieselschwämme aus amorpher wasserhaltiger Kieselsäure. Die ursprüngliche Beschaffenheit der Kieselnadeln ist viel- [ach verändert: entweder ist die amorphe Kieselsäure krystallin (und da- mit doppeltbrechend) geworden oder sie wurde fortgeführt und durch Galeit ersetzt oder endlich nur fortgeführt, so dass an Stelle der Nadeln Hohl- räume sich finden. Eine Eintheilung der Spongien nach der chemischen Beschaffenheit des Skelets allein kann nicht als naturgemäss gelten. Sie‘ würde nach- stehende Gruppirung ergeben: I. Myxospongia (Gallertschwämme). Ohne festes Skelet; II. Ceraospongia (Hornschwämme). Mit hornigem Skelet; III. Silieispongia (Kieselschwämme). Mit kieseligem Skelet: IV. Caleispongia (Kalkschwämme). Mit kalkigem Skelet. Vielmehr verlangt die morphologische Zusammengehörigkeit der Skeletelemente sowie der Bau des Weichkörpers folgende Eintheilung : I. Tetractida. Skeletelemente kieselig, ursprünglich vierstrah- lig, drei- oder einstrahlig oder feblend (und dann durch Horn- substanz ersetzt): II. Hexactida oder Hexactinellida Skeletelemente kieselig, fast immer sechsstrahlig; I. Thierreich. — II. Spongia. — I. Ordnung Tetractida. 49 III. Calcarea (— Caleispongiae — Kalkschwämme). Skeletelemente kalkig, meist dreistrahlig, aber auch vier- oder ein- strahlig. Die für den Paläontologen gänzlich unwichtigen Mywospongiae re- präsentiren vielleicht skeletlose Hexactinelliden. I. Ordnung Tetractida. Hierher gehören meist diekwandige Schwämme von sehr wech- selnder Gesammtgestalt, deren Skeletelemente stets kieselig sind. Neben der ursprünglichen, vierstrahligen Nadelform finden sich ver- ästelte Skeletelemente (LZithistidae), die mehr oder weniger deutlich vier- strahlig oder unregelmässig einstrahlig erscheinen, ferner glatte oder verzierte Einstrahler, Kieselkugeln, Kugelsterne, Kiesel- scheiben ete. Meist liegen die Skeletelemente unverbunden im Körper, bei der Abtheilung der Lithistidae vertlechten sich ihre verzweigten Arme miteinander zu einem festen, massiven Gerüste, bei den lebenden Chali- niden liegen sie in einem Hornfasernetze und bei den sogenannten Horn- schwämmen fehlen sie meist gänzlich. Nach diesen Verschiedenheiten der Skeletelemente zerfallen die Tetractida in folgende Unterord- nungen. 1. Tetractinellidae. Skeletelemente nicht wurzelig ver- zweigt, frei in der Sarkodine liegend, meist regel- mässig vierstrahlig. Neben Vierstrahlern finden sich auch Drei- und Einstrahler, Kieselkugeln und Kieselscheiben ete. (Fig. 35 0—G). 2. Lithistidae. Skeletelemente wurzelig verzweigt, vier- (Fig. 36), einstrahlig (Fig. 38) oder vielstrahlig (Fig. 37). Daneben auf die Oberfläche des Skelets beschränkte einfache oder gegabelte Vierstrahler (Fig.35 G@) mit einem stark verkürzten oder stark verlängerten Arm (sog. Anker). Die verzweigten Enden der Arme verflechten sich mit denjenigen der benachbarten Elemente, so dass ein festes steiniges Kieselgerüst entsteht (Fig. 49 B). 3. Monactinellidae. Skeletelemente einstrahlig oder kugelig (Fig. 32 A, D), oft von Hornfaser eingeschlossen. Zuweilen vier- strahlige Nadeln. 4. Ceraospongiae. Skelet aus Hornfasern bestehend. Mm seltenen Fällen einstrahlige Kieselnadeln vorhanden. Fossil nicht erhalten. Steinmann, Paläontologie. 4 50 I. Thierreich. — II. Spongia. — 4. Ordnung Tetractida. 1. Tetraetinellidae. Da die Skeletelemente der Tetraetinelliden frei in der Sarko- dine liegen, so werden sie durch den Versteinerungsprocess meist zer- streut und können nur in seltenen Fällen in ihrer 4 ursprünglichen Lage zu einander beobachtet wer- den. Als isolirte Ge- 20 bilde trifft man sie viel- T fach in schwammreichen Ablagerungen, z. B. im 5 Kohlenkalk und in der oberen Kreide. Die ei- gentlichen Skeletelemen- N te sind fast nur vier- strahlig (Fig. 35 E, G), Fig. 35. Verschiedene Monactinelliden- und Tetracti- jedoch erscheint oft der nelliden-Elemente aus dem Senon von Horstead, Norfolk. A = A = Einstrahler einer ? Tetractinellide (könnte auch eine eine Strahl stark verkürzt Monactinelliden-Nadel sein. B= conischer Einstrah- . ler, vielleicht von der Monactinellide Reniera. € = Kiesel- (F 18. 35 G) (sog. A n k e T), kugel, D = Kegelstern, vielleicht von @eodia. E = ein- r 3 ri facher mit V en verzierter Vierstrahler, vielleicht @eodia die drei anderen Arme angehörig. F Kieselscheibe zu ? Stelletta gehörig. = gegabelter Vierstrahler mit einem redueirten Arme, von gespalten (sog. G a b e l = einer Tetraetinellide oder Lithistide stammend. = = anker) oder der eine Arm schaftförmig verlän- gert, zuweilen die Nadel mit spiralen Wüilsten bedeckt (Fig. 35 E). In der Rindenschicht mancher Tetractinelliden, z. B. in der der Geodi- nidae, finden sich Kieselkugeln (Fig. 35 C) und Kieselsterne (Fig. 35 D), in der der Ancorinidae Kieselscheiben (Fig. 35 F). Selbst die Bestimmung der Familie bleibt nach solch’ unvollstän- digem Material meist unsicher. 2. Lithistidae. Die Skeletelemente der Lithistiden besitzen nur selten die eigent- liche Nadelform, vielmehr erscheinen sie zu wurzelförmig ver- ästelten Körperchen von vier- oder einstrahliger oder unregelmässi- ger Form umgestaltet. Die verästelten Enden der Arme verhaken und ver- flechten sich meist mit den gleichen Bildungen der Nachbarelemente der- art, dass ein festes, steinartiges, nach dem Tode des Thieres nur selten zerfallendes Sk elet entsteht (Fig. 48 B). Aus diesem Grunde be- sitzen die Lithistiden unter den Tetractida die grösste Wichtigkeit für den I. Thierreich. — II. Spongia. — 1. Ordnung Tetractida. 51 Paläontologen. Neben den eigentlichen Skeletelementen finden sich frei in der Sarkodine liegend an der Oberfläche des Skelets einfache oder gegabelte Vierstrahler (sog. Anker), wie sie bei den Tetractinelliden die Regel sind; auch Einstrahler und gelappte Kieselscheiben kommen vor. Diese Oberflächenkörper bilden oft eine poröse (schein- bar dichte) Deckschicht über dem Schwammkörper. Die Gesammtform des Lithistiden-Skelets ist grossen Schwankungen unterworfen. Bald ist dasselbe frei, bald aufgewachsen und dann oft mit einer stielartigen Verlängerung und zackigen Wurzel versehen. Der Körper kann kugelig, birnförmig, eylindrisch, becherförmig, schüssel- förmig, ästig verzweigt oder ganz unregelmässig knollig sein. Da die meisten Lithistiden im Gegensatze zu den Hexactinelliden sehr diekwandige Schwämme sind, so zeigt sich auch meist ein complieirtes Canalsystem entwickelt. Grössere Ausfuhröffnungen (als Mündungen der Centralhöhlen) sind häufig vorhanden (Fig. 1 Aa; Fig.45 Aa). Zuweilen tritt ein Bündel senkrechter Röhren an die Stelle der Centralhöhle (Fig. 49 A). Gebogene, der Oberfläche des Schwammes nahezu parallel verlaufende (sog. concentrische) Canäle münden oft in die Centralhöhle (Fig.41 Ace). Andere Canäle stehen mehr oder weniger senkrecht zur Oberfläche (sog. Radialcanäle, Fig.41 Ab). Die Grösse der Canäle wechselt sehr, ‘oft sin- ken sie zu der Grösse einfacher Einströmungsöffnungen herab und lassen sich von den Lücken des Skeletgewebes nicht unterscheiden. Zuweilen vereinigen sich die radialen Canäle zu Vertikalspalten, die dem Schwammkörper einen scheinbar gesetzmässig radiären Bau verleihen (Fig. 48 Ar). Nach der Form und der Art der Verflechtung der Skeletelemente unterscheidet man folgende vier Fa- milien: 1. Fam. Tetracladina. Skelet- ar elemente vierstrahlig, mit vierstrah- - ligem Achsencanal, mit nicht ver- % dicktem Gentrum. Die wurzel- artig verzweigten Enden benachbar- ter Skeletelemente verflechten sich mit einander (oft zuknorrigen Knoten) ) & (Fig. 36). Fig. 36. Skeletelement einer Tetracladine 2. Fam. Anomocladina. Skelet- mit vierstrahligem Achsencanal. elemente im Centrum verdickt, mit vier oder mehr Armen, die zum Theil mit Achsencanälen versehen sind. Die Arme legen sich alle oder zum Theil mit ihren plattig verbreiterten Enden an den centralen Knopf (Fig. 37) h* 52 1. Thierreich. — Il. Spongia. — 1. Ordnung Tetractida. — Fam. Tetracladina. oder an den unteren Theil der Arme der Nachbarelemente an (Fig. 37). 3. Fam. Rhizomorina. Skeletelemente mehr oder weniger ver- längert, unregelmässig knorrig, mit einem einfachen geraden oder gebogenen Achsencanal (Fig. 38). Die Skeletelemente verflechten sich in unregelmässiger Weise mit ihren Aestchen und Zacken (Fig. 48 B). Fig. 37. Zwei Skeletelemente Fig. 38. Skeletelement einer Fig. 39. Skeletelement einer Anomocladine mit Rhizomorine mit einfachem ge- einer Megamorine mit verdickten Centren. Das obere bogenen Achsencanal. einfachem Achsencanal. | Element stützt sich mit einem, von einem Canale durchzogenen Arme gegen das verdickte Cen- trum des unteren. 4. Fam. Megamorina. Skeletelemente verlängert, sehr gross, spar- sam verästelt, mehr oder weniger glatt, mit einem einfachen Achsen- canal-(Fig. 39); sie verflechten sich zu groben Faserzügen (Fig. 51 B). Die relativ geringe Zahl der heutigen Lithistiden findet sich in mitt- leren Meerestiefen der wärmeren Meere, wo sie meist gesellig und mit Hexactinelliden vergesellschaftet vorkommen. Alle vier Familien sind noch jetzt vertreten, die Megamorina und Anomocladina jedoch nur in wenigen Formen. Fam. Tetracladina. Diese Familie zeichnet sich durch deutlich vierstrahlige Skeletele- mente aus. Jeder Arm derselben besitzt einen Achsencanal (Fig. 40). An ihren Enden sind die Arme oft gegabelt und verzweigt. Die knor- rigen Enden der benachbarten Skelet- Pig. 40. Skeletelement einer Tetracladine elemente haken in einander und bil- No enefeeuehen den so ein mehr oder minder solides Armen. (Der vierte Strahl wird durch die drei anderen zum grössten Theile verdeckt.) Skelet. Isolirte oberflächliche Skelet- « l. Thierreich. — II. Spongia. — 1. Ordnung Tetractida. — Fam. Tetracladina. 53 elemente breiten sich häufig plattig aus und bilden eine Art Deckschicht (Fig. 43 B). Die Tetracladinen sind neben den Rhizomorinen die wichtigste Fa- milie der Lithistiden, beginnen im Silur, finden sich noch spärlich im Jura, erreichen erst in der Kreide ihre hauptsächlichste Entwickelung und finden sich lebend noch in mehreren Gattungen. A. Arme der Skeletelemente glatt (Fig. 40). a. Ohne Wurzel. Aulocopium Osw. (Fig. 41). Schwammkörper kugelig, halbkugelig oder kreisrund, ohne Anheftungsstelle, mit einer tief trichterförmigen (auf Fig. 40 A weiss gelassenen) Centralhöhle, in welche bogenförmige, der Ober- fläche nahezu parallel verlaufende, sog. concentrische Canäle (c) ein- münden. Zahlreiche feinere Canäle (Radialcanäle) (b) verlaufen vom un- teren Ende des Schwammes bis zur Oberfläche. Die Unterseite wird von Fig. 41. Aulocopium aurantium Osw. Untersilurisches Diluvialgeschiebe von Sadewitz bei Oels. A Vertikalschnitt des Schwammes, die trichterförmige Centralhöhle, die wei- teren, concentrischen Canäle (c) und die feineren radialen (b) zeigend. B ein Skelet- element mit vier glatten Armen. einer scheinbar dichten Nadelschicht bedeckt. Skeletelemente deutlich vierstrahlig, wenn gut erhalten. Der untere Theil des Schwammes ist fast immer mit Chalcedon ausgefüllt, weshalb sich der obere, meist ver- kalkte, leicht von ihm ablöst. Im oberen Untersilur, selten im Obersilur, häufig als Geschiebe in Norddeutschland. A. aurantium Osw. (Fig. 44). Untersilurisches Geschiebe der norddeutschen Tiefebene. A. gothlandicum Rö. Obersilur. Gothland. Als Geschiebe auf der Insel Sylt. 54 I. Thierreich. — II. Spongia. — 1. Ordnung Tetractida. — Fam. Tetracladina. b. Mit Wurzel. Siphonia Park. (Fig. 43 A). Der meist kugelige, feigen- oder birn- förmige Körper verlängert sich nach unten in einen Stiel und eine ver- zweigte Wurzel. Vom Scheitel erstreckt sich eine mässig weite Gentral- höhle (0) mehr oder weniger tief in den Schwammkörper hinein. In die- selbe münden bogenförmige, der Oberfläche parallel laufende Canäle (ec). Ihre Ostien bilden senkrechte und wagerechte Reihen (0). In der Rich- tung der Achse des Körpers stehen diese Canäle senkrecht und verlaufen durch den Stiel bis zur Wurzel. Ausserdem finden sich feinere, radial ge- stellte Canäle, welche auf der Oberfläche des Schwammkörpers münden. Das Skelet besteht aus glattarmigen, selten etwas gekörnelten Vierstrah- lern, wie bei der Gattung Jerea (vgl. Fig. 42). In zahlreichen Arten in 64 1. Fig. 42. Jerea Quenstedti Zitt. ( Fig. 43. A Siphonia tulipa Zitt. Cenoman. Blackdown, England. Mittelsenon (Quadraten -Kreide). Längsschnitt durch den oberen Theil des Schwammkörpers. In Linden bei Hannover. Ein Skelet- element mit 4 glatten, dichotom gespaltenen, an den Enden wur- zelig verzweigten Armen. Jeder Arm enthält einen Achsencanal. Der vierte Arm ist z. Th. durch die übrigen verdeckt. der aufgeschnittenen Centralhöhle sind die in Längs- und Quer- reihen gestellten Ostien (0) der bogenförmigen Canäle (c) sichtbar. B Ragadinia. Oberes Senon. Ahlten bei Hannover. Gelappter Vierstrahler der Öberflächenschicht; der vierte Strahl auf ein Knöpfchen redueirt. € Plinthosella sguamosa Zitt. Obersenon. Ahlten bei Hannover. Einige in einander verhakte, wenig ver- zweigte Skeletelemente mit knorrigen Armen. der oberen Kreide (Cenoman — Senon) in England, Frankreich und Deutschland. S. tulipa Zitt. (Fig. 43 A). Cenoman. S. pyriformis Gf. Cenoman und Turon. S. ficus Gf. Turon und Senon. S. Koenigi Mant. sp. Senon. Bei der Untergattung Hallirhoa Lmk. ist der Schwammkörper lappig zertheilt. H. costata Lmk. und agarieiformis Bennett sp. im Cenoman von England und Nord- frankreich. Jerea Lmk. (Fig. 42). Im Habitus der Gattung Siphonia ähnlich. Statt der fehlenden oder nur ganz schwach entwickelten Centralröhre ein System von groben Vertikalröhren, welche den Schwammkörper bis zur Wurzel durchziehen und am Scheitel oder auf dem Grunde der I. Thierreich. — II. Spongia. — 1. Ordnung Tetractida. — Fam. Anomocladina. 55 Gentralhöhle münden. Daneben gröbere und feinere Radialcanäle. Skelet aus glattarmigen Vierstrahlern bestehend. Vorkommen wie bei Siphonia. J. pyriformis Lmk. und reticulata Hinde. Cenoman. J. Stadensis Blumb. sp. Turon und Senon. J. Quenstedti Zitt. (Fig. 42). Senon. Bei manchen Tetracladina bilden vierstrahlige Gabelanker eine poröse, oft scheinbar dichte Deckschicht auf der Oberfläche des Schwammkörpers, z. B. bei der in der oberen Kreide häufigen Gattung Turonia Mich. Zuweilen sind die Gabelanker in gelappte Kieselscheiben umgebildet, an denen der vierte Strahl nur noch als ein Knöpfchen erkennbar isf (Fig. 43 B). Das ist z. B. bei mehreren lebenden Gattungen und bei der im Senon Norddeutschlands vorkommenden Ragadinia rimosa Rö. sp. der Fall. B. Arme der Skeletelemente knorrig, kaum verzweigt (Fig. 43 6). Plinthosella Zitt. (Fig. 43 0). Der unregelmässig knollige Schwamm- körper besitzt keine Centralhöhle, sondern nur gewundene Canäle. Das Skelet besteht aus unverzweigten, fest verhakten, knorrigen Vierstrahlern, die Oberflächenschicht aus verschieden gestalteten Kieselscheiben. Auf das Senon beschränkt. Pl. squamosa Zitt. (Fig. 43 C). Senon. Norddeutschland und England. Fam. Anomocladina. Die Anomocladina werden durch ihre im Centrum verdickten Skeletelemente (Fig. 44) leicht kenntlich. Von dem Centrum gehen zahlreiche (meist mehr als vier), an den Enden schwach verzweigte Strahlen aus, von denen einige (stär- kere) sich fest an die Gentren der benachbarten Skeletkörper anle- gen. In denselben ist meist ein Achsencanal sichtbar. Vertreter dieser Familie fin- den sich vereinzelt vom Silur bis fie, 44. Zwei Skeletelemente von NInRoonNmeR zur Gegenwart. Die meisten sind "Yerbindeh gehört nu nn Gen en unomente aus Jura und Kreide bekannt. Astylospongia Röm. (Fig. 45 A—C). Schwammkörper nahezu kuge- lig oder abgeplattet. Scheitel meist mit einer centralen , trichterförmigen Centralgrube (a). Unterseite gerundet, ohne Anheftungsstelle. 56 1. Thierreich. — II. Spongia. — 4. Ordnung Tetractida. — Fam. Anomocladina. Oberfläche oft mit radiären,, verzweigten Furchen (Bc) und den Ostien der Radialcanäle bedeckt. Das Skelet (Fig. 45 C) besteht aus zahlreichen, kleinen, in der Mitte stark verdickten Elementen, deren Arme fast ganz glatt und dünn sind, die in der gewöhnlichen Erhaltungsweise aber ziem- lich dick erscheinen. Im Unter-, namentlich aber im Obersilur Nordeuropas und der Vereinigten Staaten in mehreren Arten. A. praemorsa Gf. sp. (Fig. 45). Obersilur. Gothland, Tennessee, Indiana. Als Di- luvialgeschiebe in Norddeutschland häufig. Fig. 45. Astylospongia praemorsa G£. sp. Obersilurisches Diluvial- Fig. 46. Cylindrophyma mille- hiebe von Sadewitz bei Oels. A vertikaler Medianschnitt mit poratum Gf. sp. Oberer Malm. der ÖCentralgrube (z), in welche die concentrischen Canäle (c) mün- Franken. @ = Centralhöhle mit den; b = Radialeanäle, welche auf der Oberfläche münden. 2 der den in Reihen angeordneten Schwamm von der Seite gesehen; c — radiäre Furchen der Ober- Ostien der bogenförmigen Ca- fläche; «a = wie oben. ( Skelet. Jede Verdickung ist der Mittel- näle. 5 = Ostien der radialen punkt eines Skeletelements. Canäle. Cylindrophyma Zitt. (Fig. 4; Fig. 46). Schwammkörper mehr oder weniger eylindrisch, einfach oder aus mehreren, an der Basis verwach- senen Röhren bestehend. In die bis zur Basis reichende Gentralröhre münden bogenförmige, der Oberfläche fast parallel laufende concentrische Canäle ein; ihre Ostien stehen in horizontalen Reihen (a). Auf der Ober- fläche die Oeffnungen zahlreicher radialer Canäle (b). Basis meist mit einer Kieselhaut überzogen. Von dem verdickten, mit kleinen Zacken besetzten Gentralknoten der Skeletelemente zweigen sich zahlreiche, an ihrer Spitze schwach verästelte Arme ab; einer derselben zeichnet sich meist durch erhebliche Stärke und den Besitz eines Canales aus (Fig. 44). Auf der Oberfläche des Skelets finden sich verzweigte Gabelanker (ähnlich den in Fig. 35 @ dargestellten). Malm. ©. milleporatum Gf. sp. (Fig. 44; Fig. 46). Oberer Malm (W. J.E.). Franken und Schwaben. 1. Thierreich. — II. Spongia. — 4. Ordnung Tetractida. — Fam. Rhizomorina. 57 Fam. Rhizomorina. Skeletelemente unregelmässig verästelt,nach einer Rich- tung verlängert, mit einem einfachen oder verzweigten, aber nie deut- lich vierstrahligem Achsencanal (Fig. 47). Die Skeletelemente verflechten sich zu einem lockeren oder festen Skelet. Oberflächennadeln nie plattig ausgebreitet. Diese Familie kennt man erst seit der Jurazeit, aber dort bereits in zahlreichen Gattungen. Sie ist auch in der Kreide noch reich entwickelt und im Tertiär und in der Gegenwart noch mit vielen Gat- tungen vertreten. A. Skeletelemente schwach verzweigt und wenig fest mit einander verhakt (Fig. 48 (, D). Im Jura. Cnemidiastrum Zitt. (Fig. 48). Der verkehrt kegelförmige, schüssel- förmige oder cylindrische Schwammkörper ist meist einfach und mit einer trichterförmigen Centralhöhle (A) versehen. Die aus schwach verästelten Fig. 47. Skeletelement einer Rhizomorine: Seliscothon Mantelli G£. sp. Mittleres Senon (Quadratenkreide). Coesfeld, Westfalen. Fig. 48. Cnemidiastrum stellatum Gf. sp. Oberer Malm (W. Jura d). Heuberg, Schwaben. A ein aus Individuen zusammengesetzter Stock; # = Radialspalten. 5 ein Stück der Öberfläche;'r = Radial- spalten; o = Ostien. (C, D Skeletelemente. (€, D), locker mit einander verflochtenen Skeletkörperchen bestehende Wand wird von zahlreichen, deutlich radial gestellten, verästelten Vertikal- spalten durchsetzt (Ar, Br) die an der Oberfläche des Schwammkörpers durch kurze Skeletstränge derart überbrückt werden, dass an Stelle der einfachen Spalte eine Vertikalreihe von gerundeten oder rechteckigen Östien entsteht (Bo). Oberfläche der Wand oft mit einer Deckschicht überzogen. Sehr häufig im Malm (Oxford- und Kimmeridgestufe), nament- lich Schwabens und Frankens. En. stellatum Gf. sp. (Fig. 48) On. striato-punctatum Gf. al Mittlerer und oberer Malm. Schwaben, Franken. Cn. rimulosum Gf. sp. 58 1. Thierreich. — II. Spongia. — 1. Ordnung Tetractida. — Fam. Megamorina. Die nahe verwandte Gattung Hyalotragos Zitt. begreift mehr schüsselförmige Schwammkörper, in deren weiter Centralhöhle runde Canäle münden, die den Schwamm in senkrechter Richtung durchziehen, und bei denen die Radialspalten feiner und weniger regelmässig ausgeprägt sind. H. patella Gf. sp. im oberen Jura mit der vorigen Gattung. B. Skeletelemente stark verästelt und fest mit einander ver- flochten (Fig. 49 B). Kreide, Tertiär und Gegenwart. Jereica Zitt. (Fig. 49). Cylindrische bis kugelige, gestielte und mit platten Wurzeln festgewachsene Körper mit schwach vertieftem Scheitel. Auf der Scheitellläche münden die groben Ausfuhrcanäle, welche den Körper bogenförmig (c), im Centrum aber in senkrechter Richtung durch- ziehen, als ein dickes Röhrenbündel. Die viel feineren Einfuhreanäle (b) Fig. 49. Jereica punctata Gf. Unterer Senon. Sudmerberg bei Goslar. A medianer Vertikalschnitt; c = bogenförmige Ausfuhrcanäle; 5 = die viel feineren Radialcanäle. 5 ein Theil des Skelets, einen Radialcanal umschliessend. Die einzelnen Skeletelemente sind stark verästelt und fest mit einander verflochten. stehen radial und kreuzen die bogenförmigen Canäle nahezu rechtwinke- lig. Ihre Mündungen liegen als kleine Löcher dichtgedrängt auf der Oberfläche. Die Skeletelemente sind stark verlängert, reichlich verästelt und zu einem festen Gerüst verflochten (B). Im Senon Englands und Norddeutschlands. J. punctata Gf. sp. (Fig. 49). Unteres Senon.| Yorddeutschland. J. polystoma Rö. sp. Oberes Senon. J Nerddenisehlan: Fam. Megamorina. Die Skeletelemente der zu dieser Familie gehörigen Schwämme be- sitzen eine ähnlich verlängerte Form, wie diejenigen der Rhizomorinen; aber dieselben sind sehr gross, nur ganz schwach verästelt und ent- behren meist der feineren Zacken und Auswüchse. Achsencanal einfach I. Thierreich. — II. Spongia. — 1. Ordnung Tetractida. — 3. Monactinellidae. 59 (Fig. 50), selten schwach verzweigt. Neben diesen typischen megamorinen Elementen finden sich auch solche von rhizomorinem Aussehen. Ober- flächennadeln als Einachser oder Vierstrahler. Vom Subearbon bis zur Gegenwart in wenigen Gattungen bekannt. Die meisten finden sich im Malm und in der oberen Kreide. Fig. 50. Skeletelement einer Megamorine Fig. 51. Doryderma. A Dor. dichotomum Bennett sp. Cenoman. Wiltshire. (Hegalithista foraminosa B Skeletoberfläche von Dor. Roemeri Hinde. Öberes Senon. Ahlten bei Zitt.) mit einem einfachen Hannover. Die grossen, gebogenen, glatten Skeletelemente und die mit Achsencanal. zahlreichen Gabelankern angefüllten Maschen des Skeletgeflechtes zeigend. Doryderma Zitt. (Fig. 51). Der baumförmig verästelte, bis 0,/m hohe Schwammkörper besitzt eylindrische, meist diehotom sich spaltende Aeste, welche im Inneren von einer Anzahl paralleler Röhren durchzogen werden. Die bis 2 mm grossen, schwach verästelten Skeletelemente verflechten sich zu einem grobmaschigen Netzwerke. Die Maschen desselben zeigen sich an gut erhaltenen Exemplaren mit zahlreichen langschaftigen Gabel- ankern angefüllt, wie ein Köcher mit Pfeilen (2). Häufig in deroberen Kreide, vielleicht schon im Subearbon vorhanden. D. Dalryense Hinde. Subcarbon. England. D. dichotomum Bennett sp. (Fig. 51 A). Cenoman. England. D. Roemeri Hinde (Fig. 54 B). Senon. Norddeutschland, England und Südfrank- reich (Nizza). Häufig als Diluvialgeschiebe in Norddeutschland. Ein im obersten Malm von Schwaben recht häufiger Vertreter dieser Familie ist die Gattung Megalithista Zitt. M. foraminosa Zitt. Der eylindrische oder becherför- mige Schwammkörper besitzt eine Centralhöhle. Seine Wand wird von gewundenen Canälen durchsetzt, die z. Th. auf der Oberfläche, z. Th. in der Centralhöhle münden. Skeletelemente gross, glatt, gekrümmt und verzweigt (Fig. 50). 3. Monactinellidae, Skelet aus einachsigen, sehr selten vierstrahligen Kieselnadeln oder Kieselkugeln bestehend, welche entweder frei in der Sarkodine liegen 60 I. Thierreich. — II. Spongia. — 2. Ordnung Hexactida. oder von Hornfaser umschlossen werden. Meist zerfällt das Skelet bei der Verwesung in seine Nadelelemente, weshalb letztere meist 'isolirt gefunden werden, wie bei den Tetractinellidae, und dann selbst generisch kaum zu deuten sind. Solche vereinzelte Nadeln kennt man aus fast allen Formationen, z. B. aus der Kreide (Fig. 31 A, B), aus dem Kohlenkalk ete. Die stacheligen Einstrah- ler der Süsswassergattung Spongilla werden in di- luvialen Süsswasserbildungen gefunden (Fig. 32 A,D). Die lebende Gattung Cliona (oder Vioa) bohrt sich in Muschelschalen ein. Derartige Bohrgänge kommen in fossilen Muschelschalen vielfach vor. Als Beispiel einer Monaetinellide, deren Na- deln noch in ihrem ursprünglichen Verbande uns erhalten geblieben sind, mag die Gattung Fig. 52. Climacospongia ra- . . . . er diala Hinde. Oberailur (Nia- Climacospongia Hinde (Fig. 52) erwähnt wer- gara Gruppe). Tennessee, Nord-Ameha Die Naden den. Die einfach stabförmigen, unverzierten Na- = ee deln sind zu einem aus Längs- und Querzügen be- stehenden Gitterwerk gruppirt. Die Nadeln waren wahrscheinlich in Hornsubstanz eingeschlossen. Silur. Cl. radiata Hinde (Fig. 52). Obersilur. Nordamerika. Aehnliche Formen sind aus dem Carbon und der Kreide bekannt. Die Mehrzahl der gegenwärtig lebenden Kieselschwämme gehört den Monactinelliden an. Sie leben in geringen Meerestiefen, wenige Formen auch im Süsswasser. 2. Ordnung Hexactida oder Hexactinellida. Trotz der grossen Mannigfaltigkeit in der Gesammtform der Hexac- tinelliden sind doch alle Vertreter dieser Ordnung durch relativ dünne Wände und eine sehr lockere Structur ihres Skelets ausgezeichnet. Hier- durch wird ein complieirtes Canalsystem, wie es bei den diekwandigen Tetractiden häufig vorkommt, überflüssig. In die Wand des kugeligen, eylindrischen, becher- oder schüsselförmigen oder auch unregelmässig knolligen Kieselskelets dringen meist von aussen und innen einfache, kurze, blind endigende — selten perforirende — Canäle ein, die oft in regelmässigen Reihen stehen, vielfach aber unregelmässig vertheilt sind (Fig. 58 A; Fig. 60 4). Das Kielskelet der Hexactinelliden besteht aus sechsstrah- ligen Nadeln, deren Arme sich meist unter rechtem Winkel in dem I. Thierreich. — II. Spongia. — 2. Ordnung Hexactida. 61 Mittelpunkte der Nadel, dem sog. Kreuzungsknoten treffen (Fig. 54 h). Ein ebenfalls sechsstrahliger, meist sehr feiner Achsencanal durchzieht die Nadel. Diese Skeletbildungen dienen zur Stütze des lockeren Weich- körpers, indem sie entweder frei in demselben liegen (Lyssacina, Fig. 53) oder in mehr oder minder paralleler Stellung sich so an einander Fig. 53. Ein freier Sechsstrahler Fig. 54. Vier mit einander verschmolzene von Hyalostelia Smithi Young aus dem Sub- Sechsstrahler von Sporadopyle obligua G£. sp. carbon von Schottland (Lyssaeine). Oxford. Franken (Dietyonine). k = Kreuzungsknoten. s, 5’ = die getrennten Achsencanäle zweier mit ein- ander verschmolzener Arme. Die nach vorn gerich- teten Arme sind durchschnitten gezeichnet, die nach hinten gerichteten nicht sichtbar. legen, dass je ein Arm der einen Nadel mit je einem Arme der benach- barten verschmilzt, d.h. durch ausgeschiedene Kieselsäure verkittet wird (Dietyonina, Fig. 54). Die Achsencanäle der zu zwei verschiedenen Sechsstrahlern gehörigen Arme verschmelzen aber nicht mit einander, sondern bleiben getrennt (Fig. 54 s u. s‘). Durch die Vereinigung der sechsstrahligen Nadeln entsteht ein lockeres Gitterskelet mit meist regel- mässig eubischen Maschen (Fig.56). Bei weniger regelmässiger Aneinander- lagerung der Sechsstrahler kommt es zur Bildung eines unregelmässigeren Fig. 55. Unregelmässiges Gittergerüst von Fig. 56. Regelmässiges Gitterge- Tremadietyon reticulatum Gf. sp. Oxford. Streitberg, gerüst von Bechsia Soekelandi Schlüt. Franken. Mittleres Senon. Coesfeld, Westfalen. k = Durchbohrte Kreuzungsknoten,. o = Ok- taöderarme derselben. Gerüstes (Fig. 55), in dem sich die einzelnen Nadeln oft nur an dem Verlauf der Achsencanäle erkennen lassen. Die Kreuzungsknoten der Sechs- strahler können dicht (Fig. 54 k, Fig. 55) oder oeta&@drisch durch- bohrt (Fig. 56) sein, d.h. die sechs Arme der Nadel werden am Kreuzungs- 62 I. Tbierreich. — II. Spongia. — 2. Ordnung Hexactida. v1 knoten durch 12 Kieselbalken (0) zusammengehalten, welche die Lage der Octaöderkanten besitzen, bei Annahme der Arme als Achsen. Solche Nadeln mit durchlöchertem Kreuzungsknoten heissen Laternennadeln. Die Oberfläche der Schwammwand, namentlich die äussere, wird häufig von einer sog. Deckschicht überzogen, welche in ihrer Struetur nicht mit dem eigentlichen Skelet übereinstimmt. Dieselbe entsteht ent- weder durch eine plattige Wucherung der äussersten Gerüstnadeln unter Verkümmerung des nach aussen ge- richteten Strahles oder durch Aus- bildung einer mit dem Gerüst nur locker zusammenhängenden Schicht von regelmässig oder unregelmässig Fig BT. WB eeksentent von Tremadreiion verschmolzenen, oft zierlich gedornten EEE EL ET (Fig. 57) Nadeln, die spinnwebartig oder als mehr oder weniger dichte Kieselhaut. (Fig. 60 A) das Gerüst überzieht. An der Bildung solcher Deckschichten betheiligen sich wohl auch die sog. Fleischnadeln, d. h. meist sehr kleine, ursprünglich frei in der Sarkode liegende, oft sehr zier- liche Sechs- bis Einstrahler, die für die Unterscheidung der Familien bei lebenden Hexactinelliden von grosser Wichtigkeit sind, bei den fossilen aber nur sehr selten angetroffen werden. Die Hexactinelliden zerfallen in die zwei Unterordnungen: 1. Lyssacina. Nadeln meist unverbunden, selten durch plattige Kieselmasse vereinigt. Fleischnadeln mannigfaltig. 2. Dietyonina. Nadeln zu einem festen Gerüst verschmolzen. Fleisch- nadeln vorhanden oder fehlend. 1. Lyssacina. Zu dieser Unterordnung gehört eine nicht geringe Anzahl lebender Kieselschwämme, die meist in grossen Meerestiefen (von 100-2800 Faden) vorkommen. Die bekanntesten unter denselben, Euplectella aspergillum Ow. und Hyalonema Sieboldii Gray, besitzen einen Wurzelschopf aus Kieselnadeln. Fossile Lyssaeinen kennt man vom Silur her, aber meist in mangelhafter Erhaltung und ohne die bezeichnenden Fleischnadeln. Eine weit verbreitete, mit Hyalonema verwandte Gattung ist: Hyalostelia Zitt. (Fig. 53), deren sechsstrahlige Nadeln im Kohlen- kalke Grossbritanniens, Belgiens und Deutschlands gefunden werden. H. Smithi Young sp. (Fig. 53). I. Thierreich. — II. Spongia. — 2. Ordnung Hexactida. — Fam. Coseinoporidae. 63 2. Dietyonina. Da die isolirten Fleischnadeln zur Unterscheidung der fossilen Hexaetinelliden bisher noch nicht verwerthet werden konnten, so muss die Eintheilung derselben zur Zeit noch auf die Form des Skelets und das Canalsystem gegründet werden. Die wichtigsten Familien lassen sich folgendermaassen unterscheiden: A. Canalsystem deutlich entwickelt. Aeussere und innere Oberfläche der Wand mit zahlreichen kleinen Oeflnungen von Canälen, die blind endigen oder die Wand durchbohren (Fig. 58 A). a. Wand ungefaltet (Fig. 58 A). 4. Canäle gerade, kurz, blind endigend, transversal in die Wand ein- dringend, Deckschicht, wenn als gesondertes Gebilde entwickelt, ohne regelmässig sternförmige Nadeln; Kreuzungsknoten dicht. (Fig. 58) Fam. Coscinoporidae. 2. Canäle unregelmässig angeordnet, die Körperwand schräg oder in gewundenem Verlaufe durchsetzend; Deckschicht oft als Kiesel- haut mit eingeschlossenen sternförmigen Nadeln (Fig. 60) Fam. Staurodermidae. b. Wand gefaltet (Fig. 61); Kreuzungsknoten durchbohrt Fam. Ventriculitidae. B. Canalsystem fehlend oder schwach entwickelt. Canalöffnungen einzeln und unregelmässig (Fig. 62—64). a. Schwammkörper birnförmig oder knollig, aus verschlungenen oder ver- schmolzenen Röhren gebildet, die oft von einer gemeinsamen Kiesel- haut umhüllt werden (Fig. 62; Fig. 63) Fam. Maeandrospongidae. b. Schwammkörper pilzförmig; der Hut desselben gefaltet (Fig. 64) Fam. Coeloptychidae. Die lebenden Dietyonina bewohnen durchschnittlich geringere Meeres- tiefen als die Lyssacina. Die meisten werden in Tiefen von 100—1000 Faden, oft mit Lyssacinen und Lithistiden vergesellschaftet ange- troffen. Eine relativ reichliche Entwickelung zeigen gegenwärtig die Fa- milien der Staurodermiden und Maeandrospongiden, während Coseinoporiden nur sehr sparsam, und Ventriculitiden und Coe- loptychiden gar nicht mehr vertreten zu sein scheinen. Fam. Coscinoporidae. Schwammkörper eylindrisch oder becherförmig, zuweilen verästelt. Wand von zahlreichen, geraden, blinden Radialeanälen durchsetzt, deren Oeffnungen oft in senkrechten und wagerechten Reihen stehen. Ober- fläche häufig vom verdichteten Skelet gebildet, oder ausserdem noch von einer lockeren Deckschicht bedeckt, welche auch die Canalöffnungen über- 64 1. Thierreich. — II. Spongia. — 2. Ordnung Hexactida. — Fam. Coseinoporidae. kleidet (Fig. 58 B). Kreuzungsknoten dicht, selten durchbohrt. Vom Jura an, hauptsächlich im Malm und in der Kreide. Mehrere lebende Gat- tungen. Tremadietyon Zitt. (Fig. 58 A—(). Grosse, becher- bis schüsselför- mige Schwämme. Wand auf beiden Seiten mit grossen, ovalen Ostien von Fig. 58. Dremadietyon reticulatum G£. sp. Oberes Oxford. Streitberg, Franken. A = ein Exemplar ohne die Wurzel mit ovalen Canalöffnungen auf beiden Seiten der Wand. B=Deckgespinnst aus verschmolzenen dornigen Sechsstrahlern. € = Gittergerüst mit dichten Kreuzungsknoten. blind endigenden Canälen (A). Gittergerüst ein unregelmässiges Maschen- werk mit plattigen Armen und dichten Kreuzungsknoten (C). Innen- und Aussenseite der Wand mit einem dornigen Deckgespinnst (B) überzogen, welches auch die Canalöffnungen bedeckt. Sehr häufig im Malm. Tr. retieulatum Gf. sp. (Fig. 58 A—C). Malm (Oxford- und Kimmeridgestufe). Fran- ken und Schwaben. Verwandte Gattungen mit regelmässig rechtwinkligem Gitterskelet (Fig. 59) sind: Cratieularia Zitt. Verkehrt kegelförmig. Die Canalöffnungen stehen auf beiden Seiten der Wand in Längs- und Querreihen. Jura und Kreide. Cr. paradoxa Münst. sp.\ Fig. 509. Sporadopyle obliqua Er. parallela Gf. SP- J Gf. sp. Oxford. Streitberg, Or. Fittoni Mant. sp. Obere Kreide. England. Franken. Regelmässiges Gitter- pP os gerüst mit rechteckigen Maschen. Sporadopyle Zitt. Kleine becherförmige Malm. Franken, Schwaben. I. Thierreich. — II. Spongia. — 2. Ordnung Hexactida. — Fam. Staurodermidae. 65 Schwämme mit zerstreut oder im Quincunx stehenden Canalöffnungen. Jura, selten in der Kreide. Sp. obligua Gf. sp. (Fig. 59). Sehr häufig im Malm, namentlich in den Oxford- Schichten in Süddeutschland und der Schweiz. Coscinopora Gf. Grosse, becherförmige Körper mit verzweigter Wurzel. Auf beiden Seiten der Wand sehr zahlreiche und feine, im Quincunx stehende Canalöffnungen. Skelet sehr dicht und fest, aus unregelmässig verschmolzenen, zum Theil dichten, zum Theil durchbohrten Sechsstrahlern bestehend. Oberfläche des Gerüstes ver- diekt, ohne besondere Deckschicht. Häufig in der oberen Kreide. C. infundibuliformis Gf. Senon. Norddeutschland, England. Fam. Staurodermidae. Die Wand des meist kreiselförmigen Schwammkörpers wird von un- regelmässigen, perforirenden Canälen durchbrochen, welche von der Innen- bis zur Aussenwand reichen. Die Kreuzungsknoten dicht oder durchbohrt. Eine besondere Deckschicht mit vierstrahligen Nadeln (Fig. 60 b,c) meist vorhanden. Diese Familie reicht vom Jura bis in die Gegenwart. afı b c Kol xa weit” Fig. 60. Oypellia rugosa G£. sp. Oberes Oxford. Streitberg, Franken. «a = Exemplar in halber natür- licher Grösse mit Deckschicht. DB und ce = Deckschichten. 12/ı. Cypellia Pomel (Fig. 60 a—c). Die Aussenseite des kreisel- oder schüsselförmigen Körpers wird von einer meist feinlöcherigen Deckschicht überkleidet, welche die Oefinungen der gebogenen und perforirenden Canäle verdeckt (a). Die Deckschicht besteht aus sternförmigen Nadeln, welche sich locker mit einander verkitten (c) oder in einer porösen Kieselhaut liegen (5). Skeletmaschen unregelmässig. Kreuzungsknoten unregelmässig durchbohrt. Malm. C. rugosa Gf. sp. (Fig. 60). Mittlerer und oberer Malm. Franken, Schwaben. Steinmann, Paläontologie. 5 66 1. Thierreich. — II. Spongia. — 2. Ordnung Hexactida. — Fam, Ventrieulitidae. Fam. Ventriculitidae. Schwammkörper eylindrisch, becher- oder tellerförmig. Die Wand desselben in Längsfalten gelegt (Fig. 61 B), so dass auf der Aussen- und Innenseite Längsrippen erscheinen. Letztere sind durch kurze Querbrücken des Kieselgerüstes derart verbunden (Fig. 61 A), dass die zwischen den Falten bleibenden Furchen meist in Längs- reihen ovaler oder unregelmässiger Löcher aufgelöst erscheinen. Im Grunde der Furchen die Oeffnungen kurzer, blinder Canäle. Kreuzungsknoten oktaö- drisch durehbohrt. Im Jura, besonders aber in der Kreide in mehreren Gattungen. Jünger unbe- kannt. Ventrieulites Mant. (Fig.61 A, B). Trichter- bis schüsselförmige, zum Theil recht grosse Schwämme, mit weiter, bis auf den Boden des Trichters reichen- der Gentralhöhle und relativ dünner Wand (A). DieWand ist in gedrängte Längsfalten gelegt (Bf,f"), die aber oft schwer zu erkennen sind. Die Falten stehen meist auf der Aussen- (Bf), oft auch auf der Innenwand (2 /”) als Längsrippen vor, werden aber häufig durch Querbrücken verbunden, so dass Fig. 61. A = Ventrieulites die zwischen den Falten befindlichen Längsfurchen Mittleren Senon, Linden bi als Längsreihen von Canalöffnungen erscheinen. Hannover. B = ein Quer- R schnitt durch die Hälfte des Letztere befinden sich auf dem Grunde der Fur- 3echers; ce = Centralhöhle; ‘= Falten der Aussen-, 7 chen. Wurzel verzweigt. Die Gattung findet sich Falten der Innenseite. fu = a e 5 F = \ Furchen der Innenseite. nur in der oberen Kreide (Turon und Senon) in England, Norddeutschland, Böhmen. V. radiatus Mant. Turon. Schlesien, Böhmen. Senon. England. V. infundibuliformis Woodw. sp. (Fig. 61). Senon. England, Norddeutschland. Fam. Maeandrospongidae. Der Schwammkörper besteht aus unregelmässig getheilten und ver- schlungenen, theilweise mit einander verwachsenen Röhren (oder Blät- tern) und bildet knollige, birnförmige oder beeherförmige Massen, aber nie einfache Trichter oder (Cylinder. Die zwischen den verschlungenen Röhren (Fig. 62 o) frei bleibenden Höhlungen bilden ein sog. Intercanalsystem (Fig. 62 ı), während die Wandcanäle meist vollständig fehlen oder auf die Deckschicht sich beschränken. Häufig I. Thierreich. — II. Spongia. — 2.Ordnung Hexactida. — Fam. Maeandrospongidae. 67 ist der ganze Schwamm von einer gemeinsamen Kieselhaut umgeben, die eine oder mehrere falsche oscula besitzt. Diese Familie ist im Jura sehr spärlich, in der oberen Kreide dagegen sehr reich und mannigfaltig entwickelt; meh- rere Gattungen kommen noch lebend vor. Plocoscyphia Rss. (Fig. 62). Knol- lige, unregelmässige Massen, aus ge- theilten, mässig diekwandigen, am Ende offenen Röhren bestehend. Die Wand der Röhren mit unregelmässig vertheilten ERIC Piocoscyohte Tele OS \, fP nt Ince _ sp. Unteres Cenoman. Folkestone, Süd- Canalöffnungen (0'). Gemeinsame Deck england. 0 = die Oefinungen der ver- Schicht >äfehlt.”, Kreuzungsknoten) der,2 zueigten Höhren 1 Z\dierLiohlingen des Intercanalsystems. 0o' die Oeffnungen der Wandcanäle Sechsstrahler meist durchbohrt. Untere und obere Kreide. Häufig. Pl. pertusa Gein. Untere Kreide (Neocom); England. Obere Kreide (Cenoman); Sachsen. Pl. labrosa T. Sm. sp. (Fig. 62). Im Cenoman Nordfrankreichs und Englands häufig. Becksia Schlüt. (Fig. 63 A, B). Die Wand des niedrig becherförmigen, mit weiter Centralhöhle versehenen Schwammkörpers wird aus radial ge- stellten Röhren gebildet, die an der Aussenseite mit einander verwachsen Fig. 63. Becksia Soekelandi Schlüt. Mittleres Senon (Zone der B. Soekelandi). Coesfeld, Westfalen. A = Ansicht des Schwammkörpers; o = die Oeffnungen der radialen Röhren; f = die wurzelartigen “ Fortsätze der Aussenwand. 5 = Skeletstück. Die Kreuzungsknoten oktaödrisch durchbohrt und die Arme der Nadeln mit Zacken verziert. k = Kreuzungsknoten. o —= Oktaöderarme. sind, so dass nur einzelne grössere Oeflnungen (0), die Mündungen der Röhren, sichtbar bleiben. Im Innern münden die Röhren in einen Hohl- ring. Zwischen den Röhren ein weites Intercanalsystem (nur von innen sichtbar). Die Aussenwand verlängert sich zu wurzelartigen Fortsätzen (f). Gittergerüst aus zackig verzierten Nadeln mit oktaödrisch durchbohrten Kreuzungsknoten bestehend (B). Aussenwand mit unregelmässigen, > 5 68 1. Thierreich. — II. Spongia. — 2. Ordnung Hexactida. — Fam. Coeloptychidae. sehr feinen Ostien. Eine den Körper einhüllende Kieselhaut oder be- sondere Deckschicht fehlt. Nur aus dem Senon bekannt. B. Soekelandi Schlüt. (Fig. 63 A, B). Mittleres Senon (Zone der Becksia Soeke- landi). Westfalen. Die im oberen Turon (Cuvieri-Pläner Norddeutschlands häufige Gattung Cysti- spongia (C. bursa Qu.) zeichnet sich durch eine, den ganzen Schwamm einhüllende Kieselhaut aus. Sie ist auch lebend bekannt. Fam. Coeloptychidae. Die einzige Gattung dieser ausgestorbenen, bisher nur aus dem Se- non bekannten Familie ist: Coeloptychium Gf. (Fig. 64). Der pilz- oder schirmförmige Körper besteht aus einer verzweigten Wurzel (2), einem Stiele (s}) und dem Hute (h). Die Oberseite des Hutes kann nach Art einer runden Tischplatte eben, oder mehr oder weniger tief eingesenkt (o) sein, so dass der Schwamm einem Trichter gleicht. Die Wand des gewöbten oder plattigen Hutes ist nach Art der Ventrieuliten (p- 66, Fig. 61) in Längsfalten (s) gelegt, die immer auf der Unterseite (m), zuwei- len auch auf den Seitenflächen (n) als freie, meist getheilte Rippen hervortreten. Ent- weder erscheint der Hut scharf vom Stiele abgesetzt oder allmählich in denselben übergehend (Fig. 64). Der Stiel selbst ist nicht gefaltet, sondern einfach eylindrisch, Fig. 61. Coeloptychium lovatum Gt. hohl und meist mit mehreren horizonta- Mittleres Senon (Zone der Becksia Socke- landi). Coesfeld, Westfalen. o — Wurzel. len, siebförmig durchbrochenen Kiesel- st = Stiel. % = Hut.. s = "Hutfalte. 0 = Centralhöhle. m = Unterseite. n— . platten (sb), den sog. Siebplatten ver- Seitenflächen. sb = Siebplatten. p = Ca- i = f . "halöffnungen. (Combinirte Fizu.) Sehen. Eine poröse Deckschicht beklei- det die Oberseite (resp. trichterförmige Innenseite) des Hutes und oft auch die Seitenflächen (n), so dass die Falten und ihre Zwischenräume nicht direct sichtbar werden, sondern ihr Vorhandensein nur durch die abwechselnd grob- und feinporösen radiären Streifen der Deckschicht angedeutet wird. Oeflnungen von CGanälen finden sich nur auf der Unterseite der Falten (p) oder auch am Stiele. Das Gittergerüst besteht aus regelmässig verschmolzenen, meist verzierten Laternennadeln, wie bei Becksia (Fig. 63 B). Diese wahrschein- lich mit den Ventrieulitiden nahe verwandte Gattung ist bisher nur aus dem Senon bekannt geworden. Der obere Theil der sog. Quadraten- I. Thierreich. — II. Spongia. — 2. Ordnung Hexactida. 69 und die Mueronaten-Kreide sind das Lager mehrerer Arten (Coelo- ptychien-Kreide). C. agaricoides Gf. Norddeutschland häufig. England selten. C. lobatum Gf. (Fig. 64). Westfalen, Hannover. Auch im krakauer, russischen und südfranzösischen Senon kommen Coelopty- chien vor. Geologische Verbreitung der Lithistiden und Hexactinelliden. Weitaus die Mehrzahl der fossilen Spongien gehört den Lithistiden und Hexactinelliden (spec. der Gruppe der Dietyonina) an. Meist treten dieselben zusammen und in grösseren Mengen vereinigt auf, so dass gewisse Schichten ganz mit ihren Skeleten angefüllt sind (Schwamm- schichten, Schwammfacies). Selbst wenn die äussere Form wohl erhalten zu sein scheint, zeigt sich die ursprüngliche Kieselsubstanz verändert oder gar fortgeführt und pseudomorphosirt. Die wasserhaltige amorphe Kiesel- säure der meisten Kieselschwämme ist in die wasserfreie krystalline Modification umgewandelt worden ; oder die Kieselsubstanz ist vollständig aufgelöst und fortgeführt, so dass an Stelle der Skeletelemente Hohl- räume sich vorfinden. Diese letzteren wurden dann später oft mit anderen Mineralien (Kalkspath, Brauneisenstein) ausgefüllt. Viele Feuer- steine und Chalcedone verdanken den Kieselschwämmen (sowie den Radiolarien und Diatomeen) ihre Entstehung. Die wasserhaltige Kieselsäure ihrer Skelete wurde im Meerwasser gelöst, ballte sich zu Klumpen zusammen und lieferte durch Festwerden die Feuersteine. In denselben treffen wir noch vielfach die Reste von Kieselschwämmen an. Aus dem paläozoischen Zeitalter kennen wir mit Sicherheit von Li- thistiden nur Vertreter der Familien der Anomocladina und Tetra- cladina. Daneben treten auch Lyssacinen, aber, wie es scheint, noch keine Dietyoninen auf. Erst seit der Jurazeit finden sich ausgedehnte Schwammlager, an deren Zusammensetzung sich Lithistiden und Dietyo- ninen betheiligen. Die wichtigsten Vorkommnisse sind aus nachstehender Tabelle ersichtlich : Tertiär: Miocän: Oran Lithistiden und Dietyoninen. Kreide: Senon: England, Nordfrankreich, Norddeutschland, Touraine, Nizza, Gouv. Saratow Lithist. u. Dietyon. Turon: England, Norddeutschland, Schlesien » ) Cenoman: England, Nordfrankreich, Sachsen, Böhmen, Bayern » » Jura: Kimmeridge: Schwaben » ) Oxford: Franken, Schweizer Jura, Polen » ) Oberer Dogger: Normandie » » Silur: Nordamerika, Nordeuropa Lithistiden. 70 l. Thierreich. — II. Spongia. — 3. Ordnung Calcarea, — Pharetrones. 3. Ordnung Calcarea (Caleispongia oder Kalkschwämme). Zu den lebenden Kalkschwämmen gehören relativ kleine und zier- liche Formen, welche frei in der Sarkode liegende, aus Kalkspath be- stehende Nadeln besitzen. Die ty- pische Nadelform ist der plane Drei- strahler (Fig. 65 E), doch kommen auch vielfach zwei-oder einstrahlige, auch vierstrahlige, gerade, oder un- regelmässig gebogene Nadeln vor (Fig.65 B—D). Die Nadeln liegen entweder einschichtig (Ascones) oder mehrschichtig, regelmässig oder un- regelmässig frei, aber stets in der Fig. 65. Leucosalenia lacımosa Bk. var. Hil- ör IV P lieri Cart., ein lebender Kalkschwamm mit Kör per wand. Da nach dem Tode des seinen verschiedenen Nadelformen (B—D). Thieres das Skelet in seine ein- zelnen Nadelelemente zerfällt. so können wir fossile Kalkschwammreste wohl nur als vereinzelte Nadeln anzutreffen erwarten. Dagegen giebt es eine mit der Kreide erlöschende Gruppe schwamm- artiger Fossilien, die manche Beziehungen mit den Kalkschwämmen be- sitzt, die sog. Pharetrones. Die Skelete der Pharetronen erreichen nur selten eine ansehnliche Grösse (durchschnittlich einige em). Sie bilden einfache, cylindrische oder verkehrt kegelförmige, ästige (Fig. 68) oder knollige (Fig. 66 A) Massen von poröser Structur. Das aus zusammenhängenden, anastomosirenden Faserzügen bestehende Skelet wird von mannigfaltig ausgebildeten Ca- nälen durchzogen, wie bei den lebenden Kalkschwämmen. Die Fasern des Skelets erweisen sich meist als aus kalkigen Nadeln zusammengesetzt, die als kleine Ein-, Zwei-, Drei- oder Vierstrahler dicht gedrängt und un- regelmässig neben und durch einander liegen. Wahrscheinlich wurden die Nadeln durch Hornsubstanz zusammengehalten. Die Nadeln selbst sind häufig durch den Fossilisationsprocess undeutlich geworden, die Fasern selbst und damit auch der ganze Schwammkörper aber meist sehr gut erhalten und fast nie verdrückt, was von einer grossen Widerstands- fähigkeit des Skelets zeugt. Bei der meist mangelhaften Erhaltung der Nadelelemente kann eine Classification vorerst nur auf den Bau des Skelets basirt werden. Man I. Thierreich. — III. Spongia, — 3. Ordnung Calcarea. — I. Inozoa. 71 zerlegt die Pharetronen, welche in paläozoischen Ablagerungen selten, in mesozoischen stellenweise sehr häufig, in känozoischen nicht mehr vor- kommen, in folgende zwei Gruppen: I. Inozoa. Das schwammartige Skelet bildet eine zusammenhängende Masse und wird von verzweigten Canälen durchzogen (Fig. 66, 67), oder wenn die Canäle fehlen, besteht das Skelet nur aus wurmförmig ge- krümmten Fasern, die unregelmässige Räume zwischen sich lassen. II. Sphinetozoa. Der einfache oder zusammengesetzte Schwamm- körper besteht aus einer Anzahl von ring- oder kugelförmigen Segmenten (Fig. 68). Die Aussenwand derselben wird von einfachen, meist geraden Canälen durchbrochen, oder ist ganz dicht. I. Inozoa. Schwammkörper eylindrisch, trichter- bis kelchförmig, schüsselför- mig, plattig, kugelig oder knollig, einfach oder verästelt. Das stets wurm- förmige Fasergewebe wird meist von verzweigten Canälen durchzogen, die auf der Aussenfläche (Fig. 67) oder in Centralhöhlen (Fig. 66) münden. Eine Segmentirung ist nicht vorhanden. Devon — Kreide. Fig. 66. Stellispongia variabilis Mnstr. sp. Unterer Alpenkeuper (Karnische Stufe). St. Cassian, Süd- tirol. A ein knolliger Schwammkörper mit mehreren Centralhöhlen und den in dieselben mündenden Canälen. B ein Schliff durch das Fasergewebe (dunkel). Die Faser besteht aus zahlreichen, kurzen, einachsigen Kalknadeln. Stellispongia d’Orb. (Fig. 66). Kugelig oder unregelmässig knollig, mit einer oder mehreren schwach vertieften Centralhöhlen, von welchen zahlreiche verzweigte Canäle in das Fasergerüst eindringen. Die Skelet- fasern bestehen aus kleinen einachsigen oder auch aus drei- oder vierstrah- ligen Nadeln (B). Häufig in Trias, Jura und Kreide. St. variabilis Mnstr. sp. (Fig. 66). Unterer Alpenkeuper (Karnische Stufe). Südtirol. n en N Mittlerer und oberer Malm. Süddeutschland, Schweiz. Peronella Zitt. Cylindrisch, einfach oder buschige Massen bildend. Eine tiefe cylindrische Centralhöhlung durchsetzt den Schwammkörper. Canäle fehlen. Am unteren Ende oft eine runzelige, dichte Deckschicht 72 I. Thierreich. — II. Spongia. — 3. Ordnung Calcarea. — II. Sphinctozoa. entwickelt. Fasergewebe locker. Die Fasern bestehen aus dreistrahligen Nadeln, denen einstrahlige beigemischt sind. Vom Devon bis in die Kreide. Zahlreiche Arten im Jura und in der Kreide. P. prisca Beyr. sp. Mitteldevon. Nassau. P. mamillifera Lmk. sp. Oberer Dogger. Normandie, England. P. eylindrica Mnstr. sp. Mittlerer und oberer Malm. Süddeutschland, Schweiz, England. : P. furcata Gf. sp. Cenoman. Westfalen, England. Elasmostoma From. (Fig. 67). Blatt- oder trichterförmig. Ober- resp. Innenseite der Wand mit einer glatten Deckschicht überzogen, in welcher zahlreiche, unregelmässig begrenzte Oeffnungen liegen. Canäle fehlen. Häufig in der Kreide. E. acutimargo Rö. (Fig. 67). Neocom. Norddeutschland, Schweizer Jura. E. consobrinum d’Orb. sp. Cenoman. England, Normandie, Westfalen. E. subpeziza d’Orb, Oberste Kreide (Dänische Stufe). Mastricht. BRENNT 11117 Fig. 67. Elasmostoma acutimargo Fig. 68. Barroisia anastomans Mant. sp. Untere Kreide: Rö. Neocom. Berklingen, Braun- Aptien. Farringdon, Berkshire. A ein buschiger Stock, z. Th. schweig. Die Oberseite mit glatter angeschnitten. 2 das Stück eines Zweiges, schräg „ange- Deckschicht, in- welcher sich un- schnitten; @« = Grenzlinien zweier Segmente in der Aussen- regelmässige Oeffnungen befinden. wand; db = Centralröhre mit einer Reihe grober Löcher in jedem Segmente; o = Oeffnung der Oentralröhre; d= Wand- canäle. C, D Nadeln. Il. Sphinctozoa. Skelet eylindrisch, einfach oder büschelförmig (Fig. 68), aus einer ge- ringeren oder grösseren Anzahl kugeliger oder flacher Segmente auf- gebaut, die sich in einer geraden Linie über einander oder auch neben einander legen. Entweder eine einfache weite Centralhöhlung oder inner- halb derselben noch ein hohler Centraleylinder (Fig. 68 B b) vorhanden. Die Gentralhöhle wird durch die Decken der Segmente in eine Anzahl von Kammern zerlegt. Wände dünn, von geraden kurzen Canälen (Fig. 68 Bd) durchbrochen oder (bis auf einzelne grössere oscula) dicht. Vom Subcar- bon bis in die oberste Kreide bekannt. Weit seltener als die Inozoa. Barroisia Mun. Ch. (Fig. 68). Die Zweige des buschigen verästelten Skelets eylindrisch, aus niedrigen an einander gereihten Segmenten zu- ns I. Thierreich. — III. Coelenterata. 73 sammengesetzt (B). Wände und Decken der Segmente von zahlreichen geraden Canälen (Bd) durchbohrt. Die einzelnen Segmente in der äusseren Wand deutlich von einander geschieden (Ba). In der Richtung der Achse des Cylinders findet sich eine, oft bis auf wenige gröbere Löcher geschlos- sene Centralröhre (b), welche die Segmentdecken mit emander verbindet. Zwischen der Aussenwand und der Centralröhre bleiben ringförmige Kammern frei. Skeletfaser aus drei- und vierstrahligen Nadeln (0, D) zu- sammengesetzt. Nur in der Kreide. B. anastomans Mant. sp. (Fig. 68). Untere Kreide: Aptien. Nordfrankreich, England. B. helvetica de Lor. sp. Aptien. Oestl. Frankreich, Schweiz. Geologische Verbreitung der Pharetronen. Einige wenige Vertreter sind aus dem Paläozoicum (Devon und Subearbon) bekannt geworden. In der Trias werden sie häufiger. Ein bekannter Fundort ist St. Cassian in Südtirol, wo eine reiche Fauna in den tiefsten Schichten der karnischen Stufe auftritt. Jura und Kreide sind reich an Pharetronen, besonders der obere Dogger der Normandie, die Oxford- und Kimmeridge-Stufe in Süddeutsch- land und der Schweiz, das Mittelneocom im subhereynischen Hügel- lande, im westschweizer Jura und in Östfrankreich, das Aptien Eng- lands, Frankreichs und der Schweiz, das Genoman in Westfalen, Nord- frankreich ete. und die dänische Stufe in Holland (Mastricht). Aus jüngeren Schichten sind bisher keine Pharetronen bekannt geworden. Es scheint, als ob die Pharetronen im Allgemeinen in weniger tiefem Wasser gelebt haben, als die Lithistiden und Hexactinelliden, doch kommen sie auch zuweilen mit diesen zusammen, z. B. im schwäbischen Malm, zahlreich vor. III. Kreis: Coelenterata. Der Körper der Coelenteraten besteht aus Zellen, welche sich zu differenzirten Gewebsschichten vereinigen. Der Körperbau ist stets deut- lich strahlig (radiär). Ein einziger innerer Hohlraum (Gastrovasceular- raum) besorgt die Verdauung und die Vertheilung des Nahrungssaftes. Nesselorgane stets vorhanden. Fortpflanzung ungeschlechtlich oder ge- schlechtlich, oft mit Generationswechsel verknüpft. Fast ausschliesslich marine Thiere. 74 I. Thierreich. — III. Coelenterata. — 4. Klasse Polypomedusae. Eintheilung der lebenden Coelenterata. A. Freischwimmende Thiere mit zweistrahligem Körperbau. Fossil unbekannt. Ctenophora. B. Geschlechtlich als freischwimmende Medusen, ungeschlechtlich als festsitzende Polypen mit einfachem Gastro vascular- raum. Zuweilen ein horniges oder kalkiges Skelet. Hydromedusae oder Polypomedusae. C. Festsitzende, häufig mit einem kalkigen Skelet versehene Thiere. Gastrovascularraum peripherischinradiale Fächer getheilt. Fossil häufig. (Korallenpolypen) Anthozoa. Hieran schliessen sich zwei ausgestorbene Gruppen: Zoantharia rugosa (oder Tetracoralla) und Zoantharia tabulata. l. Klasse: Polypomedusae (Hydromedusae). Litteratur über Polypomedusae. Hall, J. Graptolites of the Quebec Group. — Geolog. Survey of Canada. Dee. II 4865. Lapworth, C. Geolog. Magaz. vol. X 4873. — Ann. & Mag. Nat. Hist. V ser. vol. III 1879, vol. IV 4879, vol. V 1880. Nicholson, H. A. Monograph of the British Graptolitidae 1872. —— Monograph of the British Stromatoporoids. Palaeont. Society 1885. Steinmann, G. Palaeontographica Bd. XXV 1877. Von den drei Ordnungen dieser Klasse sind die Siphonophora fossil noch nicht gefunden worden. Die Acalephae, grosse Lappenquallen ohne Mundsaum, finden sich gelegentlich als Abdrücke; nur den zuweilen mit chitinösen oder kalkigen Skeleten versehenen Hydroidea kommt einige Bedeutung zu. Ordnung Hydroidea. Die Medusenformen dieser Ordnung besitzen einen ungelappten Schirmrand (Unterschied von den Acalephae) und sind stets geschlechtlich. Die Polypen weisen eine ungetheilte Magenhöhle auf und entbehren des Magenrohrs (Unterschied von den Anthozoa). Polypen oft zu Stöcken ver- einigt, welche zuweilen mit chitinösen oder kalkigen Skeleten — letztere ähnlich denen der Korallen oder Bryozoen — versehen sind. Solche: Skeletbildungen finden sich nur bei den beiden Unterord- nungen der Diplomorpha und Hydrocoralliae. \. Thierreich. — III. Coelenterata. — 4. Klasse: Polypomedusae. 75 Unterordnung Diplomorpha. 1. Calyptoblastea. Polypenstöckchen festsitzend, Polypen von becher- förmigen Chitinzellen umgeben. Hierher gehören von lebenden “ Formen u. a. die Sertularien und Campanularien. Von fossilen dürfte Dietyonema Hall (Fig.69) vielleicht hierher zu stellen sein. Das korb- oder trichterförmige Hydrosom besteht aus zahlreichen, durch feine Quer- balken verbundenen Aesten und läuft am unteren Ende in eine Spitze aus, war also nicht festgewachsen, wie die lebenden Calypioblastea. Sägezahn- förmige Zellen bekleiden nicht allein die freien Enden der Aeste (wie Fig. 69 gezeichnet), sondern auch die verbundenen Theile. Eine stab- förmige Achse scheint zu fehlen (Unterschied von den Graptolithen!). CGambrisch, Silurisch und ? Devonisch. D. flabelliforme Eichw. Oberstes Cambrium. England, Skandinavien, Russland (Dietyonema-Schiefer). D. retiforme Hall. Obersilur. Nordamerika. 2. Gymnoblastea. Polypenstöckchen nur zum Theil von einer chitinösen oder auch kalkigen Hülle bekleidet. Polypen nicht von einer becher- förmigen Zelle umgeben. Fig. 69. Dictyonema. Idealisirtes Bild. Auch die unteren Theile der ste sind mit Zellen besetzt und der Stock 1 unten in eine freie Spitze (sicula) aus. Fig. 70. Hydractinia echinata Flem. Lebend. Nordsee. Vergrössert. ph = das mit spitzen Warzen besetzte, von einem Chitinskelet durchzogene Hydrophyton. Ay = Ernährungspolypen oder Hy- dranthen. go = Fortpflanzungspolypen oder Gonophoren. Fam. Hydractinidae. Hydractinia v. Ben. (Fig. 70, Fig. 71 A—C). Die krustenförmige, meist Schneckenschalen aufsitzende Wurzelmasse (Hydrophyton, Fig. 70 hph) enthält ein chitinöses (H. echinata Flem.) oder kalkiges (H. cal- 76 I. Thierreich. — III. Coelenterata. — 4. Klasse: Polypomedusae. carea Cart.) Gerüst. Auf der Oberfläche desselben erheben sich zweierlei freie Polypen, länger gestielte, sog. Hydranthen (Fig. 70 Ay), welche zur Aufnahme der Nahrung dienen, und kürzer gestielte, sog. Gono- phoren (Fig. 70 go), welche die Fortpflanzung besorgen. Das Skelet besteht aus mehr oder weniger deutlich concentrischen, chitinösen oder kalkigen Lagen (Laminae), die durch senkrecht dazu ge- richtete Pfeiler verbunden sind, so dass zwischen je zwei Laminae ein von verticalen Pfeilern durchsetzter Interlaminarraum (Fig. 71 Ca) entsteht. Die über einander folgenden Interlaminarräume sind durch die Laminae nicht vollständig von einander abgeschlossen, sondern stehen durch vertikale Röhren (Fig. 71 C b) mit einander in Verbindung. Auf der 8 ı Fig. 71. Hydraetinia incrustans Gf. sp. Pliocän. Asti. A eine Colonie, eine Purpura-Schale um- wachsend; st = die Stacheln der letzteren. 5 ein Stück der Oberfläche, mit Wärzchen, den runden Oeffnungen der Zooidröhren (db) und den Astrorhizen (d). € Querschnitt: « = Interlaminarräume; b = 2 die vertikalen Zooidröhren. mit Warzen und Höckerchen bedeckten Oberfläche des Skelets (und auch auf den früher gebildeten Laminis) erscheinen die Mündungen der Verti- kalröhren (Zooidröhren) als kleine Löcher (Fig. 71 Bb). Die Oberfläche wird noch von verzweigten Furchen (die Eindrücke der Stolonen des (ö- nosarks) (Fig. 71 Bd) durchzogen, den sog. Cönosarkfurchen oder Astrorhizen. Vom Genoman an bekannt. H. cretacea Fisch. Cenoman. H. incrustans Gf. sp. (Fig. 71). Pliocän. Piemont. H. circumvestiens Wood sp. Pliocän (Crag). England. H. echinata Flem. sp. (Fig. 70)\ S "+ Lebend. H. calcarea Cart. J 5 Unterordnung Hydrocoralliae. Polypenstöcke korallenähnlich. Skelet kalkig, ein unregelmässig poröses Gewebe mit senkrecht zur Oberfläche gestellten Röhrchen bil- 1. Thierreich. — Ill. Coelenterata. — 4. Klasse: Polypomedusae. Milleporidae. 77 dend; die Polypen können sich in letzteres zurückziehen (Fig. 72 Au. B). Polypen zweierlei Art: grosse, mit einem Munde ver- sehene Nährpolypen (Gastrozooide) und kleinere, mundlose Tast- polypen (Dactylozooide). Fam. Milleporidae. Millepora L. (Fig. 72 A, B). Massige, ästige oder inerustirende Stöcke. Oberfläche mit grösseren, rundlichen Oeflnungen (Gastroporen, Ah) für die Nährpolypen und ’zahlreicheren kleineren und unregelmässig ge- formten (Dactyloporen, Ac) für die Tastpolypen. Die Gastroporen Fig. 73. Porosphaera globularis Phill. sp. Obere Kreide: Oberes Senon. Rügen. 4 Aussenan- sicht; 7= die weite Röhre, ursprünglich von einem fremden Körper eingenommen, welchen die Colonie umwuchs. BD Radialschnitt; » = die ra- dial gestellten Röhren der Gastroporen. Fig. 72. Millepora nodosa Esp. Lebend. A Oberflächenansicht des Skelets; k = Gastroporen; ce = Dactyloporen. B Querschnitt des Skelets; k = Vertikalröhren (Gastroporen) mit horizontalen Böden (?); c = wurmförmige Röhren des Skelets, mit den Gastroporen communieirend (Dactyloporen). setzen als verticale, dureh horizontale Böden (B t) getheilte Röhren (B %), die Dactyloporen als wurmförmig gekrümmte Canäle (B c) in das Skelet hinein. Beide ecommunieiren mit einander, so dass das Skelet ganz porös erscheint. Lebend und Tertiär. Die Milleporen betheiligen sich an dem Aufbau der heutigen Ko- rallenriffe. Fossil selten. M.nodosa Esp. Lebend. Porosphaera Steinm. (Fig. 73). Kleine (bis 1 cm grosse), incrustirende, kuchenförmige oder kugelige Stöcke, oft von einer weiten Röhre durch- zogen, an deren Stelle sich ursprünglich ein fremder, vergänglicher Körper befand, welcher die Colonie umwuchs (Al). Gastroporen zahl- 78 I. Thierreich. — III. Coelenterata. — 1. Klasse: Polypomedusae. reich, radial gestellt (Br), sonst wie Millepora. Die Oberfläche zu- weilen von verzweigten Furchen bedeckt, welche von einem oder meh- reren CGentren ausstrahlen (Astrorhizen). Obere Kreide, namentlich Senon. Por. globularis Phill. sp. (Fig. 73). Senon. Norddeutschland, England, Frank- reich. Anhang: Erloschene «ruppen der Hydroidea. 1. Graptolithidae. Die Graptolithen sind eine fast ganz auf die Silurformation beschränkte, durch eine Chitinhülle ausgezeichnete Gruppe der Hydroidea, welche die meiste Verwandtschaft mit den Calyptoblastea (p.75) zeigt. Von den lebenden Plumulariden und Sertulariden unterscheiden sie sich durch das Fehlen einer Wurzel oder Anwachsstelle und durch den Be- sitz einer stabförmigen Achse. Die Chitinhülle (oder Hydrosom) der Graptolithen besteht aus einer geraden oder gebogenen, einfachen oder verästelten, soliden (viel- leicht auch hohlen) Achse und einem ungetheilten, eylindrischen Canale, welcher die Achse begleitet, und an dessen einer Seite sich zahlreiche, etwas schief gegen die Achse gerichtete, rechteckige, sackförmige Zellen befinden, die mit dem Canal in ihrer ganzen Weite frei communieiren. Meist berühren sich die Zellen so nahe, dass das Hydrosom sägeförmig ausgeschnitten erscheint (Fig. 74 A, B, D—F), seltener werden sie durch weitere Zwischenräume getrennt (Fig. 74 0). Zuweilen verengt sich der äusserste Theil der Zelle und biegt sich um, oder trägt auch Stacheln. Die meisten Graptolithen besitzen nur auf einer Seite der Achse Zellen (— Monoprionidae, Fig. 7% A—E), solche mitzwei Reihen von Zellen sind als zwei einzeilige aufzufassen, die mit ihrer Rückseite an ein- ander gewachsen sind und eine gemeinsame Achse besitzen (= Diprio- nidae, Fig. 7% F, G). Der untere Theil der Achse ist zuweilen frei von Zellen und heisst dann Stiel (Fig. 74 D). Das Embryonalende des Hy- drosoms ist meist von dolchförmiger Gestalt (sicula, Fig. 74 E). In dem gemeinsamen Canale befand sich wahrscheinlich das Cöno- sark, in den Zellen die Einzelthiere, analog wie bei den Calyptoblastea. Auch Geschlechtszellen in der Form ovaler oder dreieckiger Anhänge sind bekannt geworden. Die zierlichen Skelete der Graptolithen finden sich in grossen Mengen auf Schichtflächen der cambrischen und silurischen Formation. Das Chitin- skelet ist meist in Kohle (oder Guembelit oder Pyrit) umgewandelt und flachgedrückt. Die I. Thierreich. — III. Coelenterata. — 1. Klasse: Polypomedusae. Graptolithidae. 79 Graptoloidea Lapw. besitzen einesiculaund für jedeZellenreihe einen eigenen Canal. I. Gruppe Monoprionidae. Zellen einzeilig (Fig. 74 A—E). Monograptus Gein. (Fig. 74 A, B). Hydrosom unverzweigt gerade, gebogen oder schraubenförmig aufgerollt. Zellen gedrängt. Häufigste Gattung des Obersilurs. M. colonus Barr. (Fig. 74 A). England, Böhmen. M. turriculatus Barr. (Fig. 74 B). Böhmen. M. scanieus Tullb. Oberstes Silur Skandinaviens, als Geschiebe in Norddeutsch- land. M. ludensis Murch. sp. Wie M. scanieus; auch in England. Ss DR IS II WOLLE? IISIIISI 3 ze Fig. 74. A Monograptus colonus Barr. B M. turriculatus Barr. Beide aus dem böhmischen Obersilur. © Rastwites Lönnei Barr. ebendaher. D Coenograptus gracilis Hall. Untersilur. Canada. E Didymo- graptus Murchisoni Beck. Untersilur. Wales. F Diplograptus palmeus Barr. Obersilur. Böhmen. @ Phyliograptus typus Hall. Untersilur. Canada. Querschnitt. H Retiolites venosus Hall. Untersilur. New-York. (NB. In den Figuren A und E ist das untere Ende des Hydrosoms nach oben gerichtet. Rastrites Barr. (Fig. 74 C). Ein unverzweigtes, spiral aufgerolltes Hydrosom mit zarter Achse und langen, durch Zwischenräume getrennten Zellen. Obersilur. R. Linnei Barr. (Fig. 74 C). Böhmen. Coenograptus Hall (Fig. 74 D). Zwei Hydrosome sind mit ihren glatten Stielen zusammengewachsen. Sicula in der Mitte, seitenständig. Die beiden gebogenen, zellfreien Seitenäste senden mehrere mit locker sich berüh- renden Zellen versehene Zweige aus. Untersilur. C. graeilis Hall. (Fig. 74 D). Untersilur. Canada. Didymograptus M’Coy. (Fig. 74 E). Das Hydrosom besteht aus zwei stiellosen, mit ihren unteren Enden verwachsenen Monograpten, die s0 I. Thierreich. — III. Coelenterata. — 1. Klasse: Polypomedusae. einander die Zellenseite zukehren. Dolchförmige sieula am unteren (— in der Zeichnung oberen —) Ende. Untersilur. D. pennatulus Hall. Canada. D. Murchisoni Beck. sp. (Fig. 74 E). Wales, Nordfrankreich. D. Logani Hall. Nordamerika, Victoria. 2. Gruppe Diprionidae. Zellen zu beiden Seiten der mittel- ständigen Achse. Diplograptus M’Coy (Fig. 74 F). Hydrosom linear oder oval, aus zwei mit ihrer Rückseite der ganzen Länge nach verwachsenen Monograpten bestehend. Zellen eng an einander geschlossen, abwechselnd zu beiden Seiten der Achse gestellt. Unter- und Obersilur. D. folium Gein. Untersilur. Norwegen. D. palmeus Barr. (Fig. 74 F). Obersilur. Böhmen. Phyllograptus Hall. (Fig. 74 G). Hydrosom aus vier, unter rechtem Winkel von einander abstehenden, mit der Rückseite verwachsenen blatt- förmigen Monograpten bestehend. Untersilur. Ph. typus Hall. (Fig. 74 G). Canada. Retioloidea Lapw. Die Retioloidea unterscheiden sich von den echten Graptolithen durch das Fehlen der sicula, durch das Auftreten nur eines Canals bei zweizeiliger Ausbildung der Zellen und durch ein — nur selten fehlen- des — Maschenwerk von Chitinfasern (Fig. 74 H) in der Oberhaut der Zellen. Entweder nur eine centrale (Glossograptidae) oder zwei in der Mitte gelegene, meist zickzackförmig gebogene Achsen (Fig. 74 H) vorhan- den. Fast alle Vertreter gehören dem Untersilur an, nur Retiolites Barr. (Fig. 74 H) kommt auch im Obersilur vor. R. venosus Hall. (Fig. 74 H). Untersilur. Nordamerika. R. Geinitzi Barr. Obersilur. Böhmen, Geologische Verbreitung der Graptolithen. Die Graptolithen finden sich andeutungsweise schon im Cambrium vertreten, erreichen ihre Maximalentwickelung im Silur und erlöschen fast gänzlich mit dem Ende dieser Formation. Die letzten treten im Harzer Hereyn auf. Innerhalb des Silurs erscheinen sie in sechs verschiedenen Horizonten. Die Vertheilung der oben genannten Gattungen stellt sich fol- gendermaassen dar: I. Thierreich. — Ill. Coelenterata. — 1. Klasse: Polypomedusae. Stromatoporoidea. 81 | Monograptus | & Rastrites Retiolites Diplograptus Didymograptus 2. Stromatoporoidea. Als Stromatoporoidea bezeichnet man eine Gruppe ausgestorbener, vorwiegend paläozoischer, z. Th. auch mesozoischer Cölenteraten, die na- mentlich zur Silur- und Devonzeit sich an dem Aufbau der Korallen- riffe in hervorragender Weise betheiligten. Der Bau ihres Skelets zeigt viel Uebereinstimmung mit dem der lebenden Hydractinien (p. 75) und Milleporen (p. 77). Die kalkigen Polypenstöcke (coenosteum) sind meist von lagen- artiger oder knolliger, seltener baumförmiger Gestalt. Die Unterseite ist mit einer kleinen Anwachsstelle und einer dichten Kalkhaut (Epithek) versehen, oder der Stock überzieht krustenförmig andere Körper. Die Oberfläche oft wellig uneben, in Folge warzenartiger Er- höhungen (Fig. 75 Aw). Das Kalk- skelet besteht bei den Hydractinia- ähnlichen Formen aus dünnen, hori- zontalen Kalklamellen (den sog. lami- nae) (Fig. 75 B/!), welche durch vertikale, einfache oder sich gabelnde Pfeiler _ j (Fig. 75 Bp) gestützt werden. Zwischen 9 aneiaayon Er Boa 5 5 Pa 5 5 : Erhöhungen. Die angeschliffene Fläche je zwei laminis befindet sich ein einheit- zeigt die geradlinig netzförmige Struetur 5 x des Skelets. B Clathrodietyum striatellum licher, nur von den Pfeilern durchsetzter, d’Orb. sp. Untersilur. Borkholm, Estland. E 3 = E i = laminae. p = Pfeiler. Ü = Interla- aber nicht in getrennte Kammern getheil- minarräume. Ein senkrecht zur Oberfläche geführter Schnitt. terInterlaminarraum (Fig.75 Bi).Ver- tikalröhren, wie sie bei Millepora (Fig. 72 k) vorkommen, fehlen. Bei den Millepora-ähnlichen Stromatoporoiden setzt sich das Skelet aus un- regelmässig wurmförmig gebogenen Kalkfasern zusammen Steinmann, Paläontologie. ) 5 6 82 1. Thierreich. — III. Coelenterata. — 4. Klasse: Polypomedusae. Stromatoporoidea. (Fig. 76 B), welche mit einander verschmelzend unregelmässig geformte Höhlungen einschliessen, die alle mit einander communiciren (vgl. Millepora Fig.72). Ein grober concentrischer Bau wird dadurch hervorgerufen, dass sich das Skelet periodisch verdichtet und Lagen dichten Fasergewebes (latilaminae, Fig. 76 A It) durch solche lockereren (Fig. 76 A i) getrennt werden. Vertikalröhren (Zooidröhren), durch Böden abgetheilt, jenen von Millepora ähnlich, durchsetzen das Coenosteum. Bei beiden Gruppen der Stromatoporoidea treten zuweilen verzweigte Furchen oder Röhren auf, welche das Skelet in schräger Richtung durch- setzen (Fig.76D c) und nach einem gemeinsamen Centrum zu convergiren. RIES > we R EDS TORE S Ser ESSEN TERIEIEHTER Fig. 76. 4A Stromatopora concentrica Gf. Mitteldevon. Eifel. Vertikalschnitt. Zt = latilaminae. i = Interlaminarräume. B dieselbe im Tangentialschnitt, das wurmförmige Skeletgewebe (schwarz) zeigend. (' Stromatopora? dantingtonensis Cart. Devon. Teignmouth. Horizontalschnitt. Die ver- zweigten Astrorhizalfurchen, welche von einem Centrum (c) ausstrahlen. D Stromatoporella eifeliensis Nich. Mitteldevon. Eifel. Querschnitt. Die schräg aufsteigenden Astrorhizalfurchen oder -canäle (c werden durch Querscheidewände (tabulae = t) abgetheilt. Das sind die sog. Astrorhizal-Furchen (Fig. 76 C, D). Sie werden durch Querscheidewände (Fig. 76 D t) abgetheilt. Nach der Verschiedenheit des Skeletgewebes theilt man die Stromalo- poroidea ein in: A. Hydractinoide Gruppe: Horizontale (laminae) und vertikale Skeletelemente (Radialpfeiler) deutlich unterschieden. Actinostroma Nich. (Fig. 75 A). Die Radialpfeiler setzen ununter- brochen durch mehrere laminae und Interlaminarräume hindurch. Im Silur selten, im europäischen Devon häufig. A. Schmidti Rosen. Silur. Nordeuropa. A. clathratum Nich. A. verrucosum Gf. sp. (Fig. 75 A). Clathrodietyum Nich. & Mur. (Fig.75 B). Die Radialpfeiler erstrecken } Mitteldevon. Eifel. I. Thierreich. — III. Coelenterata. — 4. Klasse: Polypomedusae. Acalephae. 83 sich ununterbrochen nur durch einen Interläminarraum (Fig. 75 Bp). Hauptsächlich im Silur, selten im Devon. Cl. striatellum d’Orb. sp. (Fig. 75 B). Untersilur, Esthland; Obersilur, England. Cl. variolare Ros. sp. Obersilur. Nordeuropa. Cl. vesiculosum Nich. & M. Obersilur. Nordamerika. B. Milleporoide Gruppe: Horizontale und vertikale Skelet- elemente nichtscharf von einander geschieden. Stromatopora Gf. (Fig. 76 A, B, 0). Meist in latilaminis wachsend. Mit Zooidröhren. Silur, besonders häufig im Devon. Str. typica Rosen. Obersilur. Nordeuropa. Str. discoidea Lonsd. sp. Ebendaselbst. Str, concentrica Gf. (Fig. 76 A, B), Hüpschi Barg sp. u. a. Mitteldevon. Eifel. Stromatoporella Nich. (Fig. 76 D). Mit der vorigen Gattung nahe verwandt, aber nie in latilaminis wachsend. Devon. Str. granulata Nich. Mitteldevon. Nordamerika. Str. eifeliensis Nich. (Fig. 76 D). Mitteldevon. Eifel. Str. laminata Barg sp. Mitteldevon. Eifel. Die Maximalentwickelung der Stromatoporoidea fällt in die paläozoische Pe- riode. In Europa und Nordamerika finden sie sich vorzugsweise im Silur und Devon, in Belgien angeblich auch im Subcarbon, in Indien im unteren Perm. Im obersten Malm Südeuropas erscheinen sie von Neuem. Ueberall treten sie gesteinbildend auf und tragen wesentlich zur Bildung der Korallenriffe bei. Ordnung Acalephae oder Lappenquallen. Abdrücke von medusenartigen Thieren, die zur Ordnung der Aca- lephae oder auch zu der der Hydroidea ge- hören können, hat man bisher nur in fol- senden Formationen gefunden : 1) Im Unteren Cambrium (Eophy- ton-Sandstein) vom Lugnaas (Schweden) drei Arten, von denen zwei der Abtheilung der Acraspedota, eine der der Graspedota angehören sollen. Als Kriechspuren dersel- ben wird das sog. Eophyton angesehen. 2) Im Solenhofener Lithographir- schiefer (Oberer Malm) in acht Gattungen. Fig. 77. Rnizostomites admirandus Ein Beispiel günstiger Erhaltung ist Rhizo- Die hal KenaMenen Theile ergänzt: stomites admirandus Haeck. (Fig. 77). 3) Im Feuerstein der oberen Kreide (Senon). 6* s4 I. Thierreich. — III. Coelenterata. — 2. Klasse: Anthozoa. 2. Klasse: Anthozoa. Litteratur über Anthozoa. Duncan, M. Monograph of the British fossil Corals. Palaeontogr. Society 1865—69. 1872. Goldfuss. Petrefacta Germaniae I, 1826—1833. Koby. Monographie des polypiers jurassiques de la Suisse. Abh. d. Schweizer paläont. Gesellsch. vol. VIL—. 4884 — (noch nicht vollendet). Michelin. Iconographie zoophytologique. Paris 1844—47. Milne Edwards & Haime. Monographie des Polypiers foss. des terrains pal&o- zoiques. Archives du Museum. vol. V 4851. —— Monograph of the British fossil Corals. Palaeontogr. Society 1849. 4851—54. —— Histoire naturelle des Coralliaires. Paris 1857—60. Nicholson, H. A. On the structure and affinities of the »Tabulate Corals«. Edin- burgh & London 1879. —— On the structure and affinities of the Genus Monticulipora. Edinburgh & London 1881. Quenstedt. Petrefactenkunde Deutschlands Bd. VI. Leipzig 1881. Die Anthozoa oder Korallenthiere sind ausschliesslich marine, fest- sitzende, meist zu Stöcken vereinigte Polypen-Thiere von vier-, sechs- oder mehrstrahligem Baue. Sehr häufig dient ein horniges oder hornig-kalkiges oder rein kalkiges Skelet zur Stütze der Weichtheile. Der Körper des Polypen besitzt gewöhn- lich eine eylindrische Gestalt (Fig. 78). Der- selbe ist auf der Unterseite geschlossen, wäh- rend die fast platte Oberseite mit einer cen- tralen Oeflnung versehen ist, die als Mund und After zugleich dient. Der Mund ist das offene Ende eines kürzeren oder längeren Rohres (des sog. Magenrohres oder oeso- phagus, Fig.78 0), welches zu einem weite- ig. 78. Astroides calycularis Lmk. ORRIROFRE. BES. ni Tanena. Mittelmeer Tängs ren Hohlraume, der sog. Leibeshöhle (oder schnitt eines Einzelthieres. Das = ; Kalkekelet (6 andrea) punktirt, die Gastrovascularraum) führt (der dunkle TAI ile schraffirt die inne ei- 0 en a R B alle dunkel gezeichnet = Theilder Fig. 78). Diese beiden inneren Hohl- Septen oder Sternlamellen. cd = Sählchen. o— Marenrohr. {= Ten- Täume werden von einer äusseren Wand a enterialfaton = (Mauer, Fig. 78 m) umschlossen; der basale Theil der Zelle heisst Fuss. Die Wand der Leibeshöhle ist in senkrechte Falten gelegt; die Falten (Mesen- terialfalten, Fig. 78 m) ragen in die Leibeshöhle hinein und schliessen eine gleiche Anzahl Taschen (Mesenterialfächer, Fig. 78 f) ein, die J. Thierreich. — III. Coelenterata. — 2. Klasse: Anthozoa. A. Aleyonarıa. s5 mit der Leibeshöhle in offener Verbindung stehen und nach oben zu sich in die Tentakel (t) fortsetzen. Die Zahl der letzteren stimmt meist mit der der Leibesfächer überein. Man theilt die Anthozoa in die zwei folgenden Ordnungen ein: A. Aleyonaria (Öctaetinia). Körper mit acht gefiederten Tentakeln. B. Zoantharia (Polyactinia). Körpermitsechsodereinem Multiplum von sechs (12, 18, 24), aber nie mit acht Tentakeln. A. Aleyonaria. Die Thiere der Aleyonaria finden sich fast immer zu Colonien (Stöcken) vereinigt, welche durch hornige oder kalkige Skelet- bildungenverfestigt wer- den. Die kalkigen Skelet- bildungen werden meist durch kleine, den Lithisti- den-Nadeln (p. 51,52)ähn- liche Körperchen darge- stellt, welche isolirt in den Weichtheilen liegen oder durch eine hornige oder kalkige Bindemasse zu festen Achsen (Fig. 79 a; Fig. 80) verkittet werden. Inseltenen Fällen (He- Corallium rubrum Lmk. Lebend. Mittelmeer. Ein liopora) kommt es zur Bil- dung eines homogen stei- nigen Skelets, wie ein solches bei den Madrepo- rarien (p.87) vorhanden ist. Fig. 79. aufgeschnittenes Stück der Edelkoralle.. z = die feste, aus verschmolzenen Kalkkörperchen bestehende Achse; um die- selbe herum die Weichtheile. In dem, von netzförmigen Ca- nälen (n) durchzogenen Cönosark (c) liegen die Polypen (p, m) eingesenkt. p = der Länge, m = der Quere nach durchschnittene Polypen mit der Leibeshöhlung und den Me- senterialfalten (m), dem Magenrohr (0) und den S gefiederten Tentakeln (?). Meist berühren sich die zu einem Stocke vereinigten Polypen (Fig. 79 p, m) nicht direct, sondern werden durch eine fleischige, oft von Skeletbildungen (Cönenchy m) gestützte Zwischenmasse, das sog. Cönosark (Fig. 79 c) verbunden. Verzweigte Canäle (Fig. 79 n) durchziehen dasselbe. Zusammenhängende Skelete dieser Abtheilung werden fossil nur gelegentlich angetroffen und zwar meist in den jüngeren Formationen. «@) Die Weichtheile sitzen einer kalkigen, hornigen, oder hornig-kalkigen Achse auf (Fig. 79). 86 1. Thierreich. — III. Coelenterata. — 2. Klasse: Anthozoa. A. Alcyonaria. Fam. Gorgonidae. I. Achse kalkig, ungegliedert: Corallium (Fig. 79) Lmk. Edelkoralle. Achse ästig verzweigt, kalkig, ungegliedert, längsgestreift. Gelegentlich fossil, von der Kreide an. C. pallidum Mich. Miocän. Turin. C. rubrum Lmk. (Fig. 79). Lebend. Mittelmeer. 2. Achse kalkig und hornig zugleich, gegliedert: Moltkia Steenstr. (Fig.80). Die jüngeren Theile der verzweigten Achse bestehen aus einzelnen Kalkgliedern (B), die durch eine hornige, fossil nicht erhaltbare Zwischenmasse zusammengehalten werden. Solche iso- lirte Stücke zeigen körnige Längsstreifen und zahlreiche flache Gruben (B b), an den Enden eine oder mehrere schwach concave Flächen (a), die Abgliederungsflächen, an welchen die hornigen Zwischenglieder sich anhefteten. Da an den älteren Theilen des Stockes sowohl die hornigen Zwischenglieder als auch die flachen Gruben (b) durch Kalkmasse über- wuchert wurden, so erscheinen dieselben als eine ungegliederte, ver- zweigte Masse (A). Obere Kreide. M. Isis Steenstr. (Fig. 80). Oberste Kreide (Dänische Stufe). Dänemark. Holland. Fig. 80. Moltkia Isis Steenstr. Fig. SI. A Heliopora megastoma Rss. Unteres Senon (Gosau- Oberste Kreide (Dänische Stufe). schichten). Gosau, Salzkammergut. Ein Stück des Stockes. B H. Faxe auf Seeland. A ein älteres Partschi Rss. Ebendaher. Querschnitt. ce = Cönenchym. k= Achsenstück, scheinbar unge- Kelche mit den Pseudosepten. gliedert. B ein junges isolir- tes Kalkglied mit der Abgliede- rungsfläche (a), den körnigen Längsstreifen und den flachen Gruben (b). ß) Die Weichtheile könnensichin einsteiniges, poröses Kalkskelet zurückziehen (Fig. 81). Fam. Helioporidae. Das Thier sondert ein poröses Kalkskelet, vom Habitus der Stein- korallen, ab. Die grösseren Röhren desselben enthalten kalkige Längs- I. Thierreich. — III. Coelenterata. — 2. Klasse: Anthozoa. B. Zoantharia. S7 scheidewände, deren Zahl nicht mit derjenigen der Tentakel übereinstimmt. (Pseudosepten, Fig. SI Bh). Heliopora Blv. (Fig. 81). In dem röhrigen Gönenchym (c) des Stockes finden sich, durch relativ weite Zwischenräume getrennt, kleinere oder grössere Kelche (A), in deren Inneres 12 oder mehr kurze Längs- leisten (sog. Pseudosepten) vorspringen. Ihre Zahl stimmt nicht mit der Zahl der Tentakel des Thieres (8) überein. Die Röhren der Kelche sowohl als die des Cönenchyms werden von horizontalen Böden (ta- bulae) erfüllt, wie bei Heliolites (Fig. A410). Durch die Porosität des Kalk- skelets unterscheidet sich Heliopora von Heliolites. Fossil von der Kreide an. Lebend eine Art. H. megastoma Rss. (Fig. 84 A) | Hippuriten-Kreide (Ob. Turon, Unt. Senon). Salz- H. Partschi Rss. (Fig. 894 B) J kammergut. Provence. H. coerulea Blv. Lebend. Indischer Ocean. B. Zoantharia. Von den drei Abtheilungen der lebenden Zoantharia, den Madre- poraria, Antipatharia und Actiniaria weist nur die erste kalkige, fossil erhaltbare Skeletbildungen auf, weshalb dieselbe allein hier in Betracht kommt. Die Madreporaria oder Steinkorallen (auch Hexacoralla genannt), bestehen aus einem ein- zigen oder mehr oder minder zahlreichen, zu Colonien (oder Stöcken) vereinigten Po- Iypenthieren, die einem Skelet aus kohlen- saurem Kalke aufsitzen und sich theilweise in dasselbe zurückziehen können (Fig. 82). Das Kalkskelet oder Polypar wird vom Thiere abgesondert und giebt die Gestalt des- selben in seinen Grundzügen wieder. Indem nämlich jedes Polypenthier an seiner Basis (dem Fussblatte) und an den Seiten Kalk ausscheidet, entsteht eine eylindrische oder becherförmige Kalkzelle (Ein- zelpolypar, Fig. 82, Fig. 83 A). Zwischen SC nenend Mika ee nie den Mesenterialfalten der Leibeswand (p. 84, Weieheh eier eh echt! En Fig.82 f) entstehen ebenfalls kalkige Längs- "lamellen ner Septen. cd = scheidewände, dieSternlamellen oder Septen heissen (Fig. 82 s; Fig. 83 As, BA—5). Ihre Zahl, Anordnung und Grösse giebt ein getreues Abbild des Mesenterialapparates. Die Anzahl der ss I. Thierreich. — III. Coelenterata. — 2. Klasse: Anthozoa. B. Zoantharia. Septen einer Zelle ist grossen Schwankungen unterworfen (12 bis über 100) und nimmt mit dem Alter des Thiereszu. Die Grundzahl ist bei den lebenden und postpaläozoischen Korallen fast durchgängig sechs (bei der aus- gestorbenen Abtheilung der Rugosa vier). Je sechs Septen (oder ein Vielfaches dieser Zahl) ragen etwa gleich weit in die Zellhöhlung hinein und werden zu einem Gyclus zusammengefasst. Die sechs mit »1I« be- zeichneten Septen der Fig. 83 B gehören dem ersten Cyelus an, die mit »2« bezeichneten dem zweiten, die mit »3« dem dritten und die mit »4« und »5« bezeichneten dem vierten. Die Septen entstehen aber nicht, wie früher angenommen wurde, genau in der Reihenfolge der Fig. S3. Parasmilia centralis Mant. sp. Obere Kreide: Senon. England. A eine Zelle der Länge nach aufgeschnitten. B dieselbe von oben gesehen. s und 1-5 = Septen, am Oberrand gekörnelt. ce = Säulchen. Cyklen. Der Oberrand der Septen ist glatt (Fig. 90 c), gekörnelt oder gezähnt (Fig. 85 A); auch die Seitenflächen können mit Körner- reihen besetzt sein. Oft erhebt sich in der Mitte der Zelle ein cylindrisches, compactes (Fig. 82 cd) oder schwammiges (Fig. 83 c) Kalkgebilde, das Säulchen (oder columella). Kleinere, um das Säulchen herumstehende Kalkpfeiler- chen heissen Pfähle (oder palı) (Fig. 91 B). Die zwischen den Septen und im unteren vom Thiere nicht mehr bewohnten Theile der Zelle aus- geschiedenen Kalkbildungen werden unter dem Namen Endothek zu- sammengefasst. Entweder füllt sich die Zelle von unten herauf mit dichter Kalkmasse an (Oculinidae, Fig. 89) oder es werden zwischen den Septen in gewissen Abständen horizontale, schräge, seltener vertikale Kalk - blätter, die sog. Traversen (Fig. 84 tr) abgeschieden, welche den nicht mehr bewohnten Theil der Zelle vom Thiere mehr oder weniger vollkommen abschliessen. Bei der ausgestorbenen Abtheilung der Z. ta- bulata (p. 108) zeichnen sich diese Böden (tabulae) durch besondere I. Thierreich. — III. Coelenterata. — 2. Klasse: Anthozoa. B. Zoantharia. sg Regelmässigkeit aus (Fig. 110 Ct,l'). Zur Stütze der getrennt von einander entstehenden Septen dienen die sog. Synaptikel, cylindrische oder co- nische Kalkstäbehen, welche durch Zusammenwachsen von seitlichen Fortsätzen je zweier benachbarter Septen entstehen (Fig. 84 p). Eine compacte Kalkhülle (eine sog. Wand) der einzelnen Zelle tritt meist nur bei denjenigen Korallen auf, welche keine Synaptikel besitzen (vgl. Tabelle p. 90). Die Aussenseite der Zellwand ist oft mit Längsrippen (Fig. 90 B) verziert oder mit einer dichten runzeligen Kalklage, der sog. Epi- thek (Fig. 85 oben) bedeckt. Vielfach besteht der Korallenstock nur aus einer einzigenZelle (Fig.83; Fig 85); in die- sem Falle geschieht die Vermehrung meist durch = Fig. 84. Cyclolites. Vertikalschliff, Eier. Gewöhnlich vereinigt sich eine grössere An- inehrere Septen (2) durchschnitten . a 2 rn . zeigend. Zr = Traversen zwischen zahl Zellen zu einem Stocke (Fig. 86 A). Blei- ESP IS mentiel: ben die Zellen nur in ihrem unteren Theile im Zusammenhange, so entstehen bündelförmige, buschige oder ästige For- men (Fig.86 A), legen sich die Zellen ihrer ganzen Länge nach an einander (Fig. 88) oder werden sie durch eine kalkige Skeletbildung des Cöno- sarks, durch das sog. CQönenchym (p. 85, Fig. 108 c) verbunden, so entstehen massige oder knollige Stöcke. In diesen Fällen geht die Ver- mehrung der Zellen durch Knospung oder Selbsttheilung vor sich. Die Zoantharia leben ausschliesslich im Meere. Sie finden sich zum Theil in grösseren Meerestiefen (von 50—1500 Faden); doch sind das meist die kleineren Formen, Einzelkorallen oder locker gebaute Stöcke. Die riffbauendenKorallen beschränken sich auf die wärmeren Meere zwischen 32° N. Br. und 29° S. Br., wo sie in nur geringer Tiefe (bis zu 20 Faden) lebend angetroffen werden. Da die Mächtigkeit der Riffe diesen Betrag aber häufig bedeutend übersteigt, so muss für solche Ge- genden eine allmähliche, positive Verschiebung des Meeresspiegels an- genommen werden. Die Korallenriffe der Tertiärperiode und des Mesozoicums sind von Korallen erzeugt, welche sich von den heutigen nicht wesentlich unterscheiden, während die Riffe der paläozoischen Periode von den ausgestorbenen Abtheilungen der Zoantharia rugosa und Z. tabulata aufgebaut wurden. Die mesozoischen, tertiären und lebenden Korallen (Hexacoralla) werden nach dem Fehlen oder Vorhandensein einer Einzelmauer, nach der Beschaffenheit der Septa und nach der Art der Endo- thek in fünf Familien eingetheilt, deren wichtigste Merkmale aus nach- stehender Tabelle zu entnehmen sind: 90 Kamen I LnzeL, mauer Traversen Synapti- | kel I. Thierreich. — III. Coelenterata. — 2. Klasse: Anthozoa. Astraeidae. vorhanden, Vorhanden es ESERCER, Poritidae Do Sdertaiie Fungidae fehlt fehlt Thommar: fehlt fehlt straeidae vorhanden, Astraeidae dicht meist fehlend vorhanden oder fehlend selten vorhanden vorhanden vorhanden porös oder dicht zahlreich dicht, gezähnt vorhanden löcherig, z. Th. dicht werdend fehlen , vorhanden, Oculinidae | dicht vorhanden oder fehlt selten fehlen dicht, meist gezähnt dicht, meist ganz- Eintheilung der Hexacoralla. randig A. Einzelmauer vorhanden, dicht, Synaptikel fehlend, Wachsthum vorwiegend acrogen, d.h. in die Höhe. Septa der benachbarten Kelche nicht zusammenfliessend, Jicht. 4. Traversen zahlreich und stets vorhanden. Cönenchym fehlend oder von den über die Mauer hinaus verlängerten Rippen mit dazwischen liegenden Tra- versen gebildet. Oberrand der Septen m [57 . Traversen selten. eist gezähnt Fam. Astraeidae p. 90—93. Kelche häufig durch compacte Kalkmasse von unten her sich auffüllend. Cönenchym fehlend, dicht oder blasig. Oberrand der Septen Fam. Oculinidae p. 93—95. B. Einzelmauer fehlend oder porös. Wachsthum vorwiegend prolat, d.h. seit- lich, selten (Poritidae) acrogen. Synaptikel immer vorhanden, meist zahlreich. Septa der benachbarten Kelche meist zusammenfliessend. «) Einzelmauer fehlend. Synaptikel auf der ganzen Fläche der Septa zerstreut. 4. Septa mehr oder weniger löcherig. Traversen vorhanden, zahlreich Fam. Thamnastraeidae p. 95—96. 2. Septa dicht. Traversen fehlend oder äusserst selten und schwach Fam. Fungidae p. 96—97. ?) Die Synaptikel in der Mitte des Kelches fehlend, nahe der Peripherie zahlreich und dort ein netzförmiges Cönenchym oder poröse Einzelmauern bildend. Septen dicht oder porös. Traversen vorhanden oder fehlend Fam. Poritidae p. 97—99. meist ganz Fam. Astraeidae. Einzelkorallen oder zusammengesetzte Stöcke mit compactem Skelet. Einzelmauern nie fehlend, dicht, wenn mit einander I. Thierreich. — III. Coelenterata. — 2. Klasse: Anthozoa. Astraeidae. 91 verschmolzen, durch Anschleifen sichtbar werdend. Sternlamellen zahl- reich, dicht, am Oberrande meist gezähnt. Traversen vorhanden. Synap- tikel fehlend. Rippen meist wohl entwickelt. Cönenchym durch die über die Wand hinausragenden und durch Traversen verbundenen Rippen gebildet. Von der Trias an bis in die Gegenwart reichlich entwickelt. Maximalentwickelung im Jura und in der Kreide. A. Oberrand der Sternlamellen und die Rippen gezähnt. Seitenflächen der Sternlamellen mit Rippen oder Körner- reihen, welehe senkrecht zum Oberrand stehen. Astraeinae. «) Vermehrung durch Selbsttheilung. Montlivaultia Lmk. (Fig. 85). Einfache, eylindrische. oder scheibenförmige Zellen mit dieker, concentrisch runzeliger Epi- tkek, dieaber leichtabwittert. Septen sehr zahlreich und stark, Fig. 85. Montlivaultia caryophyl- Fig. S6. Calamophyllia subdichotoma Mnstr. Unterer Alpen- lata Lmk. Oberer Dogger (Gross- keuper (Karnische Stufe). St. Cassian, Südtirol. A Theil eines oolith). Caen, Normandie. Von rasenförmigen Stockes von oben. B eine in Zweitheilung be- der Seite (obere Figur) und von griffene Zelle von der Seite. C Querschnitt eines Kelches, die oben (untere Figur) gesehen. Septen und Traversen zeigend. tief gezähnt. Traversen reichlich. Säulchen fehlt. Von der Trias- bis in die Tertiärzeit, besonders häufig im Jura. M. obligua Mnst. Unterer Alpenkeuper (Karnische Stufe). Südtirol. M. polymorpha Terqu. & P. Unterer Lias («). England, Lothringen. M. caryophyllata Lmk. (Fig. 85). Oberer Dogger. | Mitteleuropa. M. decipiens Gf. sp. Oberer Dogger. J Son DL M. truncata Mnstr.sp.| Unterer und oberer Malm. Frankreich, Schweiz, M. obeonica Dfr. sp. J Deutschland. Calamophyllia (Fig. 86 A—C). Korallenstock rasenförmig. Zellen mehr oder minder verlängert, nur wenig mit den Seiten ver- wachsen. Sternlamellen zahlreich. Wand mit kragenförmigen Absätzen und Längsrippen (2). Traversen schräg, zahlreich (C). Säulchen fehlt. Trias — Kreide. Häufig. 2 I. Thierreich. — Ill. Coelenterata. — 2. Klasse: Anthozoa. Astraeidae. lo} C. subdichotoma Mnst. (Fig. 86). Alpenkeuper (Karnische Stufe). C. radiata Lmk. sp. Oberer Dogger. Mitteleuropa. C. flabellum Mich. Unterer und oberer Malm. Mitteleuropa. Eine nahe verwandte Gattung Theceosmilia (trichotoma Gf., Malm) findet sich ebenfalls häufig von der Trias bis in das Tertiär. Leptoria E. & H. (Fig. 87). Stock massig; Kelche zu gewundenen Reihen vereinigt, die durch die Kelcehwände getrennt werden. Septa zahlreich. Säulchen blattförmig. In Jura, Kreide und Tertiär. Diese Gattung steht der lebenden Maeandrina Lmk. nahe. L. Konincki Rss. (Fig. 87). Unteres Senon (Hippuritenkreide). Alpen und Südfrankreich. Fig. 857. Leptoria Konincki Fig. 88. Isastraea helianthoides Turon (Hippuritenkreide). Gf. sp. Oberer Malm. Nattheim, Salzkammergut. Schwaben. P) Vermehrung durch Knospung. Stöcke massiv. Zellen dicht gedrängt. Isastraea E. & H. (Fig. 88). Stock massiv. Zellen polygonal, ihrer ganzen Länge nach engmiteinander verwachsen. Kelche tief. Säulchen fehlt. Septa zahlreich, fein gezähnt. Unterseite mit Epithek. Trias bis Kreide in zahlreichen Arten. I. sinemuriensis d. From. Unterer Lias. England, Frankreich. I. limitata Lmk. sp. Oberer Dogger. Mitteleuropa. I. helianthoides Gf. sp. (Fig. 88) | U I. explanata Gf. sp. J Die vom Jura bis in die Jetztzeit ebenfalls sehr häufig vorkommende Gattung Heliastraea E.H. unterscheidet sich durch kreisrunde, durch Zwischenräume von ein- ander getrennte Kelche und durch die Existenz eines Säulchens. H. ceribraria Mich. Obere Kreide. Südfrankreich. nterer und oberer Malm. Mitteleuropa. B.Oberrand der Sternlamellen glatt. Körnerreihen auf den Seiten derselben parallel dem Oberrande. Meist ein- fache Stöcke, selten ästigoderasträoidisch. Eusmilinae. Parasmilia (Fig. 89). Eine einfache, conische Zelle von rundem Querschnitt; mit platter Basis aufgewachsen. Sternlamellen (s, 7—5) zahl- reich, vorstehend, mit horizontalen Körnerreihen an den Seiten. Oberrand nicht gezähnt. Traversen spärlich. Säulchen schwammig (c). Jura — Tertiär. I. Thierreich. — III. Coelenterata. — 2. Klasse: Anthozoa. Oculinidae. 953 P. centralis Mnt. sp. (Fig. 89). Senon. England. Frankreich. Norddeutschland. Häufig verkieselt als Diluvialgeschiebe in Norddeutschland. Von den ästigen Formen dieser Abtheilung wäre Plocophyllia Rss. (calyculata Rss. Oligocän. Vicentin) als häufig zu erwähnen. Fig. 89. Parasmilia centralis Mnt. sp. Obere Kreide: Senon. England. A eine Zelle der Länge nach aufgeschnitten. B eine Zelle von oben gesehen; s, 2-5 = Septen; c = schwammige Columella. Fam. Oculinidae. Mauern oft verdickt, undurchbohrt. Septen fast immer ganzrandig. Traversen selten; statt derselben auch wohl eine compacte Endothek. Zu- weilen ein dichtes oder blasiges Cönenchym vorhanden. A. Stöcke meist ästig. Skelet sehr compact, mitreich- lichem, oberflächlich glat- tem, mit den Wänden ver- schmolzenem Cönenchym. Zellen eylindrisch, Zellhöh- lung trichterförmig, unten sehr eng. Septa wenig zahl- reich, dicht. Synaptikel und Traversen fehlen. Vom Jura an; nicht besonders häufig. Oculininae. s m 2 . Fig. 90. Enallohelia compressa Mustr. sp. A ein Enallohelia E. & H. (Fig. 90). verzweigtes Stück des Stockes. B BE kleines Di Stück vergrössert; r = Rippen. ( eine Zelle von 1e oben mit zwei Cyklen von Septen. 7 = erster, 2 = zweiter Cyelus. Korallenstock ästig verzweigt. kleinen Zellen zweizeilig, in einem äusserlich gestreiften oder gekörnelten compacten Gönenchym ge- legen. Aussenseite der Wand mit deutlichen Rippen (B,r). Kelche kreis- rund, tief trichterförmig. Septen wenig zahlreich (c). Säulchen vor- handen, aber oft nur schwer sichtbar. Im oberen Jura. 94 I. Thierreich. — III. Coelenterata. — 2. Klasse: Anthozoa. Oculinidae. E. elegans Mnstr. sp. \ E. compressa Mnstr. sp. (Fig. 90) J Die verwandte lebende, auch im Tertiär vorkommende Gattung Oculina Lmk, zeichnet sich durch den Besitz von Pfählchen aus. Unterer und oberer Malm. Mitteleuropa. B. Einzelzellen mit zahlreichen, meist ganzrandigen Septen. Kelche leer, d.h. ohne irgend welche endothekalen Bildungen. Vom Jura an, hauptsächlich tertiär und lebend. Turbinolinae. Caryophyllia Stokes. Kreiselförmig; im Habitus der Gattung Para- smilia (p. 93) ähnlich. Säulchen aus gedrehten Stäben gebildet, von einem Pfählehenkranze umgeben. Kreide — Lebend. ©. cylindracea Rss. Obere Kreide: Senon. Nordeuropa. C. cyathus Sol. Lebend. Mittelmeer. Thecocyathus E. & H. (Fig. 91). Niedrig kreiselförmige, kleine Zellen mit zahlreichen, relativ starken und gut entwickelten Sternlamellen. Das bündelförmige Säulchen von mehreren Pfählehenkränzen um- geben (5). Aussenwand mit Epithek und ringförmigen Einschnürungen (4). Vom Lias bis zur Gegenwart. Th. mactra Gf. sp. (Fig. 94). Unterster Dogger (Torulosus-Schicht). Frankreich, Süddeutschland. B Lt ı Fig. 91. Thecocyathus mactra Fig. 92. Stylina Labechei E. & H. Unterer Malm: Gf. sp. Untere Grenze des Korallenkalk des Oxford. England. A Stück eines Doggers (Torulosus-Schicht). Stockes von oben. B einige angewitterte Kelche von Schwaben. A eine Zelle von der Seite; Zr = Traversen der Kelche, ex = Tra- der Seite gesehen. B von versen zwischen den Kelchen (Exothek); ep = Epi- oben, die Sternlamellen, das thek; e = Säulchen; r = Rippen. Säulchen und die zahlreichen Pfühlchen zeigend. Die Gattung Trochoceyathus E. & H., welche vom Jura an bis in die Tertiärzeit in zahlreichen Arten verbreitet ist, unterscheidet sich durch die meist verlängerte Gesammtform und die deutlichen Rippen. Tr. conulus Mich. sp. Gault. Frankreich, England. Tr. Magnevillianus Mich. sp. Mittl. Dogger. Frankreich, England. Ceratotrochus E. & H. Kelch von ovalem Querschnittt. Zelle meist gebogen. Septa und Säulchen stark. Rippen stachelig. Pfählchen fehlen. Kreide und Tertiär. I. Thierreich. — III. Coelenterata. — 2. Klasse: Anthozoa. Thamnastraeidae. 95 GC. Stöcke bündelförmig, ästig oder asträoidisch. Kel- che meist klein, mit wenig zahlreichen, ganzrandigen Septen. Traversen wohl entwickelt. Zuweilen ein bla- siges oder poröses Gönenchym vorhanden. Stylininae. Stylina Lmk. (Fig. 92). Stock massig oder knollig, mit gefalteter Epi- thek (B ep). Zellen durch ihre von Traversen (ir) durchsetzten Rippen (r) (die sog. Exothek) getrennt. Kelche kreisrund oder oval, vorstehend. Der Raum zwischen den Kelchen mit Rippen (A r) bedeckt. Septa ganz- randig, nach der 6-, 8- oder 10-Zahl geordnet. Traversen reichlich (tr). Säulchen griffelförmig (c). Trias — Kreide, besonders häufig im Jura. St. solida M’C. sp. Mittlerer und oberer Dogger. St. Labechei E. & H. (Fig. 92). Unterer und oberer Malm. Septen achtzählig. St. tubulosa Gf. sp. Unterer Malm. Septen sechszählig. St. mierommata Qu. Oberer Malm. Septen sechszählig. St. lobata Gf. sp. Unterer und oberer Malm. Septen zehnzählig. Cryptocoenia d’Orb. unterscheidet sich nur durch das Fehlen des Säulchens. Verbreitung wie Siylina. Häufig in den Korallenriffen des Malm ist Cr. limbata Gf. sp. Astrocoenia E. & H. und Stephanocoenia E. & H. finden sich häufig in Jura, Kreide und Tertiär, die letztere auch noch in der Gegenwart. Ihre Zellen sind nicht rund, sondern polygonal und direct mit ihren Wänden verwachsen. Sie besitzen ein Säulchen und St. auch Pfählchen. A.ramosa Sow. sp. Obere Kreide (Hippuritenkreide). Südfrankreich. Salzkammergut. St. pentagonalis Gf. sp. Oberer Malm, Schwaben. Fam. Thamnastraeidae. Einfache oder zusammengesetzte, meist flach ausgebreitete Stöcke. Die Zellen besitzen keine seitlichen Wände höchstens eine hori- A Fig. 93. Cyelolites. A C. undulata Lmk. Oberes Taron (Hippuritenkreide). Gosau, Salzkammergut. Eine Zelle von oben gesehen. B Verticalschnitt durch einige Septen von (yclolites; t — Septen, (die von der Seite gesehen löcherig erscheinen); ir = Traversen; p = Synaptikel. zontale oder bei zusammengesetzten Stöcken eine gemeinschaftliche Wand. Septen meist löcherig, mit zahlreichen Synaptikeln (p) und Traversen (fr). Oberrand der Septen gekörnelt. In Trias, Jura und Kreide häufig, selten tertiär und recent. Cyelolites Lmk. (Fig. 93). Eine einfache, freie Zelle mit dichter, hori- zontaler, flacher Wand, die mit einer runzeligen Epithek bedeckt ist. 96 I. Thierreich. — III. Coelenterata. — 2. Klasse: Anthozoa. Fungidae. Oberfläche gewölbt, mit einer länglichen Centralgrube (A). Septen ausser- ordentlich zahlreich, sehr dünn, löcherig, bis zum Centrum reichend, Syn- aptikel aussendend, die in der Mitte verwachsen (p). Traversen (tr) zahlreich. Kreide und Tertiär. Sehr häufig in der Hippuritenkreide Süd- europas (Turon und Senon). C. undulata Mich. sp. (Fig. 93)| Oberes Turon und Senon. Südfrankreich, Salz- C. elliptica Lmk. J kammerzgut. Thamnastraea Lesv. (Fig. 94). Zusammengesetzte Stöcke, flach ausge- breitet, verkehrt conisch oder pilzförmig, von einer gemeinsamen, meist auf die Unterseite beschränkten, mit feinen Rippen versehenen Wand (A w) umgeben. Die Einzelzellen ohne äusserlich sichtbare Mauern ; vielmehr fliessen die Septen benachbarter Zellen direct in einander. Im Radial- schliff sind die Wände durch die fächerförmige Stellung der die Septen aufbauenden, knotigen Bälkehen (Trabekel) angedeutet (Bi). Septa Fig. 94.7 A Thammastraea prolifera Beck. Oberer Malm. Nattheim, Schwaben. » = die mit feinen Längsrippchen bedeckte gemeinsame Wand. B Radialschliff von Thamnastraea. Seitenansicht eines zwei benachbarter Kelchen gemeinsamen Septums. m = die Grenze der beiden Zellen. 2= Tra- bekeln. p = Poren. zahlreich, aus mehr oder minder stark verschmolzenen knotigen Trabe- keln zusammengesetzt (f), wodurch das Septum porös erscheint (Bp). Traversen und Synaptikel wie bei Oyclolites ‘Fig. 93). Ein warziges Säulchen. Eine wichtige fossile Gattung, von der Trias bis in das Eogen verbreitet, besonders häufig in Jura und Kreide. Th. Mettensis E.& H. Mittlerer Dogger. Lothringen, England. Th. arachnoides Park. sp. Unterer und oberer Malm. Epgland, Frankreich, Schweiz, Schwaben. Th. prolifera Beck. (Fig. 94 A). Oberer Malm. Schwaben. Th. Lennisii A. Roe. Neocom. Harzrand, Frankreich. Th. agarieites Gf.sp. Turon und Senon (Hippuritenkreide). Salzkammergut, Süd- rankreich. Th. centrifuga Rss. Oligocän. Vicentin. Fam. Fungidae. Einfache oder zusammengesetzte Stöcke mit ausgeprägt seitlichem Wachsthum. Septa zahlreich, dicht, gezähnt. Einzelmauern fehlen, in I. Thierreich. — III. Coelenterata. — 2. Klasse: Anthozoa. Poritidae. 97 der Regel auch die Traversen. Synaptikel vorhanden. Seit der Jurazeit, aber vorwiegend tertiär und lebend. Als Beispiel mag hervorgehoben werden: Cyathoseris E. &. H. Zusammengesetzte Stöcke, seitlich ausgebreitet. Die wenig tiefen Kelche mit zahlreichen, gewundenen Septen, welche mit denen der Nachbarkelche verschmelzen. Epithek und Säulchen fehlt. Kreide und älteres Tertiär. C. infundibuliformis Bl. sp. Eocän. Pariser Becken. Fam. Poritidae. Einfache oder zusammengesetzte Stöcke. Zellen mit löcherigen Mauern. Septen dicht oder porös, zuweilen nur als Dornen ent- wickelt. Traversen oft vorhanden. Synaptikel fast immer fehlend. Netzförmiges Cönenchym meist vorhanden. Eine relativ jugendliche Familie, die schon im Jura beginnt, aber erst seit der Tertiärzeit in zahlreichen Formen sich entwickelt hat. A. Zusammengesetzte Stöcke. Cönenchym feh- lend "oder kaum enit- mig. 95. Porites ramosa. Oligocän, ‚Virentin. A Stück KERNE 1 N eines verzweigten Stockes. B Querschnitt einiger Zellen: wickeltMauernundSep-, = poröse Wand; c Sauichen mit’den’Pfählchen. tenporös. Columella und Pfählchen meist vorhanden. Traversen fehlen. Poritinae. Porites Lmk. (Fig. 95). Stock knollig oder ästig, locker porös. Zellen klein, dieht gedrängt, mit porösen Wänden (Bw). Septen meist nur 12, mit den Pfählchen und der columella (Bc) zu einem porösen Gewebe verwachsen. Fossil von der Kreide an. Lebend als wichtige Riff- koralle. P. ramosa (Fig. 95). Oligocän. Vicentin. P. inerustans Rss. Miocän. Wiener Becken. P. solida Forsk. Lebend. Rothes Meer. B. Stöcke meist ästig. Die Einzelpolyparien in ein poröses Cönenchym gebettet. Von den 6 oder 12 Stern- lamellen zeichnen sich zwei durch besondere Stärke aus. Säulchen fehlt. Septa meist dicht. Madreporinae. Madrepora L. (Fig. 96). Charakter der Familie. Meist nur wenige, höchstens 12 Sternleisten, von denen zwei bis zur Mitte des Kelches reichen und sich dort zu einer Scheidewand vereinigen (Cs). Kelchwand Steinmann, Paläontologie. 7 98 I. Thierreich. — III. Coelenterata. — 2. Klasse: Anthozoa. Poritidae. deutlich, porös (B k). Cönenchym schwammig oder porös (c). Lebend in zahlreichen Arten. Fossil im Tertiär. M. Solanderi Dfr. (Fig. 96). Obereocän. England, Frankreich. M. corymbosa Lmk. Lebend. Indischer Ocean. M. cervicornis Lmk. Lebend. Antillen. saw ar 2 Fig. 96. Madrepora Solanderi Dfr. Obereocän. Acy, Dep. Oise. 0.-Se A ein Stück in natürlicher Grösse. B die etwas abgeriebene Ober- fläche vergrössert; k = Kelche, die Reste der Septen und die durch- bohrte Mauer zeigend; c = Cönenehym. ( ein Kelch mit erhaltenen Septen; s = die zwei bis zur Mitte reichenden Septen. A Dendrophyllia elegans Dunc. Mitteleocän. Bracklesham, England. Querschnitt einer Zelle. 3 lchen ; = Septen des ersten Cyelus; u. 5 = die sich vereinigenden und bis zum Centrum reichenden Septen des vierten Cyelus. B Stephanophyllia imperialis Mich. Miocän. Lapugy, Sieben- bürgen. Von oben gesehen. c = Säulchen. C. Einzelpolypare, oder zusammengesetzte Stöcke ohne Gönenchym. Wandporenfein. Septa zum Theil dieht, zum Theil porös, einige seitlich mit einander verschmelzend (Fig. 97 A 4 u. 5), zahlreich (mehr als 12). Eupsamminae, Stephanophyllia Mich. (Fig. 97 B). Korallenstock einfach, frei, scheibenförmig, mit platter, radial gerippter, nackter, durchlöcherter Wand. Oberfläche stark gewölbt, mit tiefer sechsseitiger Centralgrube, in deren Mitte ein blattförmiges, schwammiges Säulchen (Be). Septa zahlreich, an den Seiten mit spitzen Höckern versehen, zum Theil porös und, mit Ausnahme der sechs Primärsepten, unter einander zu einem Maschenwerk verschmelzend. Von der oberen Kreide bis ins Neogen ver- breitet. = ee en Miocän und Pliocän. Wiener Becken und Italien. Dendrophyllia Blv. (Fig.97 A). Aestige oder massive, durch seitliche Knospung sich vermehrende Stöcke, deren Aussenseite mit körnigen, ge- schlängelten Rippen bedeckt ist. Mauer fein porös. Die rundlichen oder zusammengedrückten Zellen enthalten ein schwammiges Säulchen (ec) und zahlreiche Sternlamellen. Diejenigen des ersten und zweiten Cyclus (1 u. 2) etwa gleich lang, gegen aussen schwach verdickt. Diejenigen des I. Thierreich. — III. Coelenterata. — 2. Klasse: Anthozoa. Hexacoralla. 99 dritten (5) kurz, die des vierten (4 u. 5) mit einander sich bogenförmig vereinigend und bis zum Centrum reichend. Tertiär und lebend. D. elegans Dune. (Fig. 97 A). Mitteleocän. England. D. amica Mich. sp. Miocän. Touraine, Piemont. D. ramea L. sp. Lebend. Mittelmeer. Geologische Verbreitung der Hexacoralla. Riffbauende Korallen, namentlich aus den Familien der Astrae- iden, Oculiniden, Thamnastraeiden und Poritiden finden sich in verschie- denen Horizonten der mesozoischen und känozoischen Formationen sehr häufig. Die wichtigsten Vorkommnisse derselben sind in folgender Ueber- sicht dem Alter nach dargestellt : Tertiär: Pleistocän u. Plioeän: Miocän: Oligoeän: Eocän: Kreide: Danien: Oberes Turonu.Senon: Cenoman: Urgon: Neocom: Tithon: Kimmeridge: Oxford: Jura: Oberer Dogger: Mittlerer Dogger: Lias: Trias: Rhätische Stufe: Karnische Stufe: Norische Stufe: Rothes Meer, Japan Wiener Becken, Piemont, Touraine Steyermark, Vicentin, Westindien Nord- und Südrand d. Alpen, N. Py- renäen, Pariser Becken, Vicentin, Arabien, Libyen, Westindien Mastricht(Holland),Faxe Insel Seeland) Südfrankreich, Venetien, Salz- kammergut (Gosau - Schichten Dep. de la Sarthe Nordalpen (Schrattenkalk) Dep. de la Hte. Marne, Krim Mähren, Savoyen, Apennin Schwaben (Nattheim), Schweizer Jura England, Norddeutschland, Lothrin- gen, Badisches Oberland, Schwei- zer Jura, Frankreich (sog. Coral- lien) England, Normandie, Oberes Rhein- thal, Schweizer Jura Lothringen, Schwaben England, Luxemburg Lithodendronkalke der Nord- und Südalpen Dolomitalpen (St. Cassian Salzkammergut (Zlambach-Schichten). Tiefsee-Korallen trifft man vereinzelt in den verschiedensten Hori- zonten an. 100 I. Thierreich. — III. Coelenterata. — 2. Klasse: Anthozoa. Z. rugosa. Ausgestorbene Gruppen der Anthozoa. Die in der mesozoischen und känozoischen Periode so formenreich entwickelten Hexacoralla fehlen in den paläozoischen Ablagerungen gänzlich. Ihre Stelle vertreten zwei vollständig erloschene Gruppen, die der Zoantharia rugosa (oder Tetracoralla) und die der Z. tabulata. I. Zoantharia rugosa (— Tetracoralla). Einfache oder zusammengesetzte Korallenstöcke, den echten Korallen im Habitus ähnlich. Sie besitzen niemals ein Cönenchym und ihre Sternleisten lassen sich stets auf die Grundzahl vier (anstatt sechs bei den echten Korallen) zurückführen, wobei ihre Anordnung entweder eine radiäre (Fig. 98 B) oder eine zweiseitig symmetrische (Fig. 98 4) sein kann. Im ersteren Falle zeichnen sich die vier ersten Septen durch ihre Grösse und Stärke nur wenig vor den später hinzutretenden aus (Fig.98 B), im anderen Falle unterscheiden sie sich von ihnen durch viel schwächere oder stärkere Ent- wickelung (Fig. 98 A s, s’, s”, s”). Der zweiseitig symmetrische Bau des Kelches tritt dann besonders deutlich hervor, wenn die vier ersten Septen ungleich entwickelt sind, wenn z. B. das eine (sog. Hauptseptum, Fig. 98 As) in einer Furche gelegen ist. Das ge- Fig. 98. 4A Kelch! einer Rugose (Menophyllum) er N m: mit deutlich zweiseitig symmetrischem Bau; s = genüberstehende Septum (Fig. Hauptseptum ; s’ = Gegenseptum; (statt s’ [rechts] r 03 h n = liess") st = Nebensepten. Die übrigen Septen 98 A s’) heisst dann Gegensep- schalten sich in der Reihenfolge der Zahlen /—7 . B ne rar ein. B Kelch einer Rugose (Lithostrotion) mit tum und die beiden seitlichen (Fig. aallärenk Bat: en entwickelte gg A s”) Nebensepten. Auch diese können in Furchen gelegen sein. Die Einschaltung weiterer Septen erfolgt nun derart, dass zunächst einige wenige sich parallel mit dem Hauptseptum |s) stellen, dann aber die Mehrzahl (s’’ 7—7) von den Nebensepten (s”’) an in der Richtung nach dem Hauptseptum zu sich einschieben und dabei nicht eine radiäre, sondern eine mit den Nebensepten nahezu parallele Stellung einnehmen, woraus eine fiederstellige Anordnung derselben resultirt. In der anderen Kelchhälfte (— in welcher das Gegenseptum [s’] gelegen ist —) beginnt die Einschiebung neuer Septen am Gegenseptum (s’) und schreitet von dort nach den Nebensepten zu fort (s’ 7—7 s”). Die Mehrzahl zeigt I. Thierreich. — III. Coelenterata. — 2. Klasse: Anthozoa. Z. rugosa. 101 eine radiäre, nur die zuletzt gebildeten eine den Seitensepten (s”) parallele Stellung. Die Fiederstellung der Septen ist bei manchen For- men mit durchscheinender Wand auch äusserlich sichtbar (Fig. 104; Fig. 108). Der Kelch der Rugosa wird von einer Wand (Fig. 106 Aw) einge- schlossen, die mit einer Oberhaut (oder Epithek, Fig. 99 ep) bedeckt sein kann ; aus derselben sprossen zuweilen wurzelartige Fortsätze (Fig.102 0). Der von der Wand eingeschlossene Kelchraum wird entweder nur von den Sternlamellen (oder Septen) erfüllt (Fig. 99 s’), welche leere Interseptalräume (Fig. 99 is) zwischen sich lassen, oder es gesellt sich noch ein centrales Säulchen hinzu (Fig. 99 ce) [— ein sog. falsches Säulchen entsteht durch das Zusammenrollen der Septa in der Kelch- Fig. 99. 'Rugosenkelch (Cyatha- Fig. 100. Rugosenkelch (Cystiphyllum zonia) mit den Septen (s'), den vesiculosum Gf. sp.) ganz mit Blasen- leeren Interseptalräumen (:s) und gewebe erfüllt. der columella (c). ep = Epithek. s = Septalfurche. mitte —] Inexpleta. Oft aber füllen horizontale, geneigte oder gewölbte Böden (tabulae) den centralen Theil des Kelches (unvollkommene Böden, Fig. 103 2) oder auch den ganzen Kelch aus (vollkommene Böden) — Expleta. Durch eine accessorische Wand (sog. Innenwand — Fig. 106 Aw’) wird der centrale Theil des Kelches häufig von dem peripherischen geschieden. Ein blasiges Gewebe (Endothek) tritt entweder nur zwischen der Aussen- und Innenwand auf (Fig. 103 e), oder dasselbe erfüllt den ganzen Kelchraum, soweit er nicht mehr vom Thiere bewohnt wird (Fig. 100), oder es fehlt gänzlich. Die Vermehrung der Kelche erfolgt ent- weder durch Sprossung aus dem Kelche oder durch seitliche Sprossung (Fig. 105 A). Es sind bis jetzt ca. 60 Gattungen der Rugosa bekannt, die nur in paläozoischen Schichten — mit Ausnahme der cambrischen — angetroffen werden. Die wichtigsten Familien unterscheiden sich nach F. Roemer fol- gendermaassen: 102 I. Thierreich. — III. Coelenterata. — 2. Klasse: Anthozoa. Z. rugosa. A. Sternlamellen deutlich entwickelt (Fig. 98 B). «) Böden und Endothek deutlich entwickelt (Fig. 103). a) Die einzelnen Kelche des Stockes deutlich von einander getrennt (Fig. 104; Fig. 105). 4. Säulcben fehlt (Fig. 101). I. Ausgewachsene Kelche mit radiär angeordneten Septen (Fig. 105 B; Fig. 106 B) Cyathophyllidae. II. Ausgewachsene Kelche mit deutlich zweiseitig angeordneten Sep- ten (Fig. 98 A) Zaphrentidae. . Mit Säulchen (Fig. 98 B) Axophyllidae. b) Die Kelche des Stockes zusammenfliessend (Fig. 407) Phillipsastraeidae. 3) Böden und Endothek fehlend (Fig. 99) Cyathaxonidae B. Sternlamellen rudimentär oder fehlend (Fig. 109). «) Kelch rund, ohne Deckel. Kelchraum wenig tief (Fig. 100) Cystiphyllidae. A) Kelch meist eckig, mit Deckel. Kelchraum tief (Fig. 109) Calceolidae. Fam Cyathophyllidae. Korallenstock einfach (Fig. 102) oder zusammengesetzt (Fig. 104). Sternlamellen deutlich radial angeordnet. Böden und Endothek vor- handen. Cyathophyllum Gf. (Fig. 101). Einfache oder zusammengeseizte, oft sehr grosse Korallenstöcke, mit zahlreichen, deutlich entwickelten, bis Fig. 101. Cyathophyllum helianthoides Gf. Mitteldevon. Fig. 102. Omphyma subturbinata d'Orb. Eifel. Ein zusammengesetzter Stock. sp. Obersilur. Insel Gothland. » = wur- zelförmige Anhänge der Epithek. zur Mitte des Kelches reichenden Septen. Der mittlere Raum des Kelches wird von Böden, der peripherische von Endothek erfüllt (vgl. Fig. 103 — Zaphrentis). Im Silur, Devon und in der Steinkohlenformation, vorzüg- lich aber im Obersilur und Devon in zahlreichen Arten verbreitet und dort ganze Schichtencomplexe erfüllend (Eifel). Il. Thierreich. — III. Coelenterata. — 2. Klasse: Anthozoa,. Z. rugosa. 103 C. articulatum Wahl. sp. Obersilur. Schweden, England. C. helianthoides Gf. (Fig. 404) ©. caespitosum Gf. Mitteldevon der Eifel. Ü. quadrigeminum Gf. Omphyma Raf. & Clif. (Fig. 102). Korallenstock einfach, kreiselförmig, mit einer dünnen, in wurzelförmige Anhänge (0) sich verlängernden Epithek. Böden sehr vollkommen. Septen zahlreich. Die vier primären gleichen, in Furchen gelegen, die aber nicht alle immer deutlich sichtbar. Obersilur Europas und Nordamerikas. 0. subturbinata d’Orb.sp. (Fig. 102 O. turbinata Ed. & H. Acervularia Schweiger (L. p., t.10, Fig.5). Korallenstock zusammen- gesetzt. Vermehrung durch Kelchsprossung. Innere Wand deutlich ent- wickelt oder nur angedeutet. Septen nur theilweise in den inneren Kelchraum hineinragend. Böden schwach entwickelt. Zahlreiche Arten im Obersilur und Devon. A. ananas L. sp. Obersilur. Schweden, England. A. Goldfussi d. V. & H. Oberdevon. Belgien, Deutschland. Ptychophyllum E. & H. (L. p. , p. 359, Fig. 75). Korallenstock ein- fach, selten zusammengesetzt, aus einer Reihe trichterförmiger, in einander geschachtelter Glieder bestehend. Septa zahlreich, wenig von einander verschieden, in der Kelchmitte zu einem falschen Säulchen zusammen- gedreht. Kelchrand umgeschlagen. Hauptsächlich im Silur, seltener im Devon. Pt. patellatum Schl. sp. Obersilur. England, Gothland. Als Diluvialgeschiebe in Norddeutschland. H Obersilur der Insel Gothland und Englands. Fam. Zaphrentidae. Korallenstock stets einfach. Sternlamellen deutlich bilateral ent- wickelt (Fig. 98 A). Säulchen fehlend. Zaphrentis Raf. & Clif. (Fig. 103; L. p. t.39, Fig. 10). Der einfache, meist gekrümmte Ko- rallenstoek ist kreiselförmig oder eylindrisch. Epithek vollständig. Kelch tief, mit einer deut- lichen Septalfurche. Böden vollkommen oder nahezu vollkommen (t). Zuweilen Endothek vor- handen (e). Septen fast bis zum Centrum rei- gig. 108. HERR SE lindrich chend, nicht gedreht, zahlreich. Vom Obersilur yaneeehmte ate fast wonatan bis in die Steinkohlenformation; hauptsächlich sen Boden (N Ind ge Pndotlek in letzterer durch zahlreiche Arten vertreten. Z. cylindrica Mich. sp. (Fig. 403). Subcarbon. Grossbritannien, Belgien. Z. intermedia d. Kon. (L. p., t. 39, Fig. 40). Subcarbon. Belgien. 104 I. Thierreich. — III. Coelenterata. — 2. Klasse: Anthozoa. Z. rugosa. Die in der Steinkohlenformation weit verbreitete, auch schon im Devon vorhan- dene Gattung Amplexus Sow. unterscheidet sich nur durch schwächer entwickelte Sternlamellen von Zaphrentis. Eine häufige Art im Subearbon Europas und Nord- amerikas ist A. coralloides Sow. (L. p. t. 39, Fig. 2). Streptelasma Hall (Fig. 404; L. p., t. 3, Fig. 3). Einfache, kreisel- förmige, gekrümmte Kelche mit tiefer Höhle. Von den gegen 100 und mehr betragenden Stern- lamellen rollen sich die längeren (— die der ersten Ordnung —) zu einem falschen Säulchen zusammen. Auf der von keiner Epithek be- deckten Aussenseite des Kelches sind die vier Primärsepten (s, s’) und die fiedrig gestellten späteren meist deutlich sichtbar. Böden voll- kommen, dicht genähert. Im Silur und zwar wahrscheinlich nur in der unteren Abthei- Fig. 104. Streptelasma europaeum lung desselben in Europa und Nordamerika N une einig ne ioden tert age St. europaeum F. Rö. (Fig. 404; L. p. t. 3, Fig. 3). Im oberen Untersilur Estlands und als Di- luvialgeschiebe in Norddeutschland. St, cornieulum Hall. Im Untersilur Nordamerikas sehr häufig. Fam. Axophyllidae. Korallenstock meist zusammengesetzt, seltener einfach. Kelche mit Böden, Endothek und deutlich entwickeltem Säulchen. Diese Familie ist auf die Steinkohlenformation beschränkt. Fig. 106. A Lonsdaleia Bronni E. & H. Carbon. Russland. Längsschnitt eines Kelches. B L. floriformis Flem. sp. Sub- carbon. Irland. Querschnitt zweier Kelche. w —= Aussenwand; w’' = Innenwand; e = Endothek; ce = Säulchen. Fig. 105. Zithrostrotion caespitosum Mart. sp. Subearbon. Belgien. A schwach verkleinerte An- sicht eines Stockes. B vergrösserter Querschnitt eines Kelches; w = Innenwand; e = Endothek; ce = Säulchen. Lithostrotion Flem. (Fig. 105 A, B). Zusammengesetzte Korallenstöcke, die sich durch seitliche Sprossung vermehren (4). Kelche polygonal I. Thierreich. — III. Coelenterata. — 2. Klasse: Anthozoa. Z. rugosa. 105 wenn verwachsen) oder rund (wenn frei). Der Raum zwischen der Aussenwand und der meist nur undeutlich entwickelten Innenwand (B w) mit Endothek (e), der centrale Raum mit Böden erfüllt. Säulchen griffel- förmig (c). Epithek vorhanden. Diese Gattung gehört zu den häufigsten und bezeichnenden Formen der Steinkohlenformation. Die wichtigsten der zahlreichen Arten sind: L. junceum Flem. sp. \ Grossbritannien, Belgien, Schlesien, L. caespitosum Mart. sp. (Fig. 105 A, B) J Russland. Kelche getrennt. L. basaltiforme Phill. sp. Europa, Australien. Kelche sich berührend, polygonal. Lonsdaleia M’Coy (Fig. 106 A, B). Korallenstock massig oder bündel- förmig. Kelche durchschnittlich weiter als bei Lithostroiion. Innenwand deutlich entwickelt (B w'). Zwischen Aussen- (w) und Innenwand (’) Endothek (e). Septa die Aussenwand nicht erreichend. Säulchen dick, eylin- drisch, aus gedrehten Lamellen bestehend (Ac). Steinkohlenformation Belgiens, Deutschlands, Russlands, Grossbritanniens und Australiens. L. floriformis Flem. sp. (Fig. 106 B}. Grossbritannien und Russland. L. rugosa M’Coy. Grossbritannien, Belgien, Deutschland. L. Bronni E. & H. (Fig. 106 A). Russland. Fam. Phillipsastraeidae. Die Kelche des zusammengesetzten Stockes nicht scharf von einander geschieden, indem die Sternlamellen der benachbarten Kelche in einander verfliessen (Fig. 107). Auf Devon und Subearbon beschränkt. Phillipsastraea d’Orb. (Fig. 107). Der zu- sammengesetzte Korallenstock ist massig, die Unterseite desselben mit Epithek bekleidet. Die Oberfläche der Kelche eben, die Mitte einge- senkt. Sternlamellen dünn, die längeren ver- binden sich im Centrum des Kelches zu einem falschen Säulchen. Böden schwach, Edtek rn. rn here: stark entwickelt. Häufig im Oberdevon, sel- dorf, Schlesien. Querschnitt, tener im Mitteldevon und Subcarbon Europas und Nordamerikas. Ph. Hennahi Lonsd. sp. (Fig. 107). Oberes Mitteldevon und Oberdevon. Eng- land, Harz, Schlesien, Ostalpen, Languedoc. Fam. Cyathaxonidae. Korallenstöcke klein, einfach, frei. Böden und Endothek fehlend. Siulchen meist vorhanden. Cyathaxonia Mich. (Fig. 108 A). Der kleine einfache Kelch ist von einer Epithek (ep) bekleidet. Die zahlreichen Septa (s’) meist bis zu dem 106 I. Thierreich. — III. Coelenterata. — 2. Klasse: Anthozoa. Z. rugosa. griffelförmigen Säulchen (c) reichend. Interseptalräume (is) leer, d. h. ohne Böden oder Endothek. Eine schmale Septalfurche (s) an der Con- vexseite. Steinkohlenformation. €. cornu, Mich. (Fig. 408 A). Belgien, England. Die einzige Tetracoralle des europäischen Perm Polyeoelia profunda Germ. sp. (Zechstein Thüringens und Englands) schliesst sich an die Cyathaxonidenan. Sie unterscheidet sich aber durch das Fehlen des Säulchens und durch das Vorhanden- sein schwach entwickelter Böden. Fam. Cystiphyllidae. Sternlamellen und Böden fehlen. Ein endotbekales Blasengewebe füllt den ganzen Kelch aus (Fig. 108 B). Cystiphyllum Lonsd. (Fig. 108 B). Korallenstock einfach, selten zu- sammengesetzt. Sternlamellen nur in der Form radiärer Linien auf dem Boden des Kelches angedeutet. Der Kelch mit Blasengewebe erfüllt. Zahl- reiche Arten im Obersilur und Devon. C. siluriense Lonsd. Obersilur. England. C. vesiculosum Gf. sp. (Fig. 408 B). Häufig im Mitteldevon der Eifel. Fig. 108. A Oyathaxzonia cornu Mich. Subearbon. Bel- Fig. 109. Calceola sandalina Lmk. Mit- gien. Ein aufgebrochener Kelch. s = Septalfurche; teldevon (Calceola-Schichten). Eifel. s‘ = Sternlamellen; ce Säulchen; fs = Interseptalräume: Die obere Hälfte der Figur zeigt die ep = Epithek. B Cystiphyllum vesiculosum Gt. sp. Mit- Innenseite des Deckels, die untere den teldevon. Eifel. Ein der Länge nach durchschnittener Kelch mit den streifartigen, fiederstel- Kelch, das endothekale Blasengewebe und das Fehlen der ligen Sternlamellen. Sternlamellen, Böden und des Säulchens zeigend. Fam. Calceolidae. Zu dieser Familie gehören vier, im Silur und Devon gelegentlich häufig auftretende Gattungen, welche wie die Cystiphyllen keine deutlich entwickelten Sternlamellen und Böden, sondern nur ein Blasengewebe besitzen. Sie sind noch besonders durch den Besitz eines kalkigen Deckels ausgezeichnet. Die wichtigste Gattung ist: Calceola Lmk. [Fig.109). Ein einfacher, freier, diekwandiger, pantoffel- förmiger Kelch mit tief eingesenkter Kelchhöhlung. Sternlamellen nur I. Thierreich. — III, Coelenterata. — 2. Klasse: Anthozoa. Z. rugosa. 107 durch Linien oder Furchen angedeutet. Das Hauptseptum in der Mitte des gewölbten (vorn Fig. 109), das Gegenseptum — eine Furche — in der Mitte des flachen Theiles der Wand (hinten Fig. 109) gelegen. Auf der gewölbten Seite wird durch das Anschleifen die Fiederstellung der übrigen Sternlamellen sichtbar. Das Blasengewebe im Boden des Kelches scheinbar dicht. Der flache, halbkreisförmige Deckel besitzt auf seiner Innenseite eine mediane Leiste, welche die Richtung vom Haupt- zum Gegenseptum andeutet, und ausserdem zahlreiche feinere, welche je zwei gegenüberliegenden Sternlamellen entsprechen. (Oberer Theil der Fig. 109). Devon. C. sandalina Lmk. (Fig. 109). Leitfossil für das Mitteldevon, speciell für die sog. Calceola-Schichten im Harz, in der Eifel, in Westfalen, Belgien, England. Eine ausserordentlich einfach gebaute Tetracoralle ist Petraia radiata Mnstr., welche als Leitfossil für das deutsche Oberdevon gelten kann. Der kreiselförmige Kelch ist mit schwach entwickelten Sternlamellen versehen, enthält aber weder Böden, noch Endothek, noch Säulchen. Geologische Verbreitung der Tetracoralla. Die Tetracoralla bauen im Verein mit den Tabulata und Stromato- poroidea die paläozoischen Korallenriffe auf. Die ersten, noch spärlichen Vertreter erscheinen im Untersilur, wo die Gattung Strept- elasma herrscht. Das Obersilur liefert zahlreiche Gattungen, wie Cyathophyllum , Omphyma, Acervularia, Zaphrentis , Ptychophyllum , Cysti- phyllum ete. Im Devon sind besonders häufig: Oyathophyllum , Acervu- laria, Zaphrentis, Phillipsastraea, Cystiphyllum, Calceola und Petraia. Als bezeichnend für die Steinkohlenformation können gelten: Lithostro- tion , Lonsdaleia, Cyathaxconia , daneben finden sich häufig: Zaphrentis und Amplexus. Die einzige permische Gattung ist Polycoelia. Aus jüngeren Formationen sind keine Tetracoralla bekannt. \|Steinkohlen- formation Silur Unter | Ober | Cyathophyllum Omphyma Acervularia Ptychophyllum Zaphrentis Streptelasma | Lithostrotion | Lonsdaleia | | | | | Devon bb -L-h 2 meridionalen Furchen (A f) umgürtet, in welchen die Porenreihen der am-Felder liegen. Zwischen den beiden Furchen eines Paares erhebt sich der undurchbohrte Theil der am-Platten in der Form einer meridionalen Rippe. Die ia-Felder bestehen aus 7—S8 Reihen 6sei- tiger Tafeln (4, B ia, C ia). Sie endigen auf der Oberseite an den Seckigen, grossen, von mehreren Poren durchbohrten Genitaltafeln (Bg). Die am-Felder (am) setzen sich aus kleineren, je mit 2 Poren versehenen, schuppigen Täfelchen zusammen, die sich in S—10 Reihen ordnen. Die Täfelchen der beiden mittleren Reihen sind querverlängert und bilden auf der Seite des Körpers die meridionalen Ambulacralrippen. Auf der 124 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 2. Klasse: Echinoidea. Oberseite stossen sie an 5eckige, sehr fein durchbohrte Augentäfelchen (B 0) an. Afterlücke (B a) eckig, dem Munde gegenüber, central gelegen. Diese Gattung findet sich im Subcarbon (Kohlenkalk) von Nordame- vika, England, Belgien und Russland. M. multipora Norw. (Fig. 128 A—C). Subcarbon. Vereinigte Staaten. Im Devon finden sich nicht selten isolirt die dünnen, schuppenförmigen Plat- ten der Gattung Lepidocentrus J. Müll., deren schmale am-Felder nur aus zwei Tafelreihen bestehen, während die ia-Felder 5 oder 9 Reihen von Platten aufweisen. L. Mülleri Sch. Mitteldevon. Eifel. II. Euechinoidea. Mit Ausnahme weniger aberranten Gattungen setzen sich die Schalen dieser Unterklasse aus 20 Tafelreihen zusammen. Die Gesammtform ist bei den älteren Vertretern vorwiegend radiär, bei den jüngeren vor- wiegend zweiseitig symmetrisch. Die wichtigsten Familien lassen sich folgendermaassen unterscheiden : A. Schale deutlich radiär. Afterim Centrum der Oberseite (Fig. 129) I. Ordn. Regulares. a. Ambulacralfelder schmal, bandförmig, stets ohne Stachel- warzen, nur mit Körnern verziert (Fig. 129 C, Jam). Scheitelschild regel- mässig, hinfällig (fossil fast nie erhalten) (Fig.129) 1. Fam. Cidaridae. b. Ambulacralfelder meist breit,"seitener schmal, fast immer mit Stachelwarzen (fehlen dieselben, so ist der Scheitelapparat unregelmässig — Salenidae). 1. Scheitelapparat durch eine compacte, überzählige Platte (Fig. 130 x) unregelmässig. After etwas aus dem Centrum gerückt (Fig. 430 a) 2. Fam. Salenidae. [657 . Scheitelapparat normal. «. Die Porenstreifen bestehen auf der Seite der Schale nur aus einer Porenpaarreihe (Fig. 132 Bp) 3. Fam. Diadematidae. 3. Die Porenstreifen bestehen auch auf der Seite der Schale aus mehreren, gewöhnlich drei, Porenpaarreihen (Fig. 434 B) 4. Fam. Echinidae. B. Schale deutlich zweiseitig symmetrisch. After excentrisch, zwischen Scheitelschild und Mund in der Symmetrieebene gelegen (Fig. 135—144) II. Ordn. Irregulares. a. Mundlücke central. Ambulacra einfach, gerade, alle gleich. Poren rund. Umriss kreisrund, oval oder schwach fünfeckig, niemals herz- förmig. Kiefergebiss entwickelt (Fig. 135) 5. Fam. Echinoconidae. b. Mundlücke meist excentrisch. Ambulacra meist petaloid (blattförmig, Fig. 137 Aa), wenn gerade, liegt die Mundlücke stark excentrisch (Fig. 140 Bo; Fig. 4414 Bo). 1. Mundlücke centraloder subcentral, nie zweilippig. «@. Mundlücke central. Kiefergebiss vorhanden. I. Schale conisch. Umriss gerundet (Fig. 136) 6. Fam. Conoclypeidae. I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 2. Klasse: Echinoidea. 125 II. Schale schildförmig mit gelapptem, seltener gerundet ovalem Umriss (Fig. 137). Im Inneren der Schale Kalklamellen oder -Pfeiler 7. Fam. Clypeastridae. 3. Mundlücke stets, wenn auch nur schwach excentrisch. Kieler- gebiss fehlt 8. Fam. Echinolampidae. 2. Mundlücke stark excentrisch, nahe an den Vorderrand gerückt, oft zweilippig (Fig. 143 B o). Kiefergebiss fehlt. «. Ambulacra einfach, gerade (Fig. 141) 9. Fam. Holasteridae. 3. Ambulacra petaloid (Fig. 142) 10. Fam. Spatangidae. \ I. Regulares. (Radiär gebaute Seeigel.) 1. Fam. Cidaridae. Kugelige oder plattgedrückte Schalen von kreisrundem Umfange (Fig. 129 A) mit sehr schmalen, wellig gebogenen, gleichartigen am-Feldern, die nur mit kleinen Körnern, nicht mit Stachelwarzen besetzt sind (Fig. 129 C). ia-Felder sehr breit, mit 2 Reihen grosser, Fig. 129. A—H Cidaris. A—C C. coronata Schl. sp. Oberer Malm (Kimmeridge), Schwäbischer Jura. A Schale von oben. a = After, vom Scheitelschilde umgeben; o = Augentäfelchen; = Genitaltäfelchen ; pl = kleinere Plättchen zwischen Scheitelschild und Afterlücke. B eine ia-Platte mit der grossen, in der Mitte durchbohrten Stachelwarze. € Stück eines am-Feldes mit vier Körnerreihen. D und @ €. flori- gemma Phill. Oxford. Schweizer Jura. D unterer Theil der Schale von der Seite mit dem Kauapparat (k). z = Zahnspitzen. G@ ein Stachel. k = Kopf; r = Kopfring; 4 — Hals; st = Stiel oder Körper. E ein Kieferpaar von C. sp. aus dem schwäbischen Malm. k und %' = Kieferhälften; == Zahn. F eine Kieferhälfte von der inneren Seite. H Stachel von C. maeandrina Ag. aus dem oberen Dogger des schweizer Jura. Bezeichnung wie bei @. I, K Rhabdocidaris horrida Mer. sp. Mittlerer Dogger. Schwaben. J eine ia-Platte (7a) mit gejechten Poren und die daran stossende Reihe von am-Plättchen (am). K ein Stachelstück mit Dornen und Körnern, fast stets durchbohrter Stachelwarzen (Fig. 129 B). Scheitelschild (resp. die weite Oeffnung, welche sich meist an seiner Stelle findet) gross, kreisrund, aus 10 regelmässig alternirenden Tafeln bestehend (Fig. 129 A 0, g). Mundlücke rund, ohne Einschnitte, ebenso gross wie das Scheitelschild. Stacheln gross, keulenförmig oder eylindrisch (Fig. 129 G, H). 126 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 2. Klasse: Echinoidea. Die Cidariden finden sich schon in paläozoischen Schichten (Devon und Perm — Eocidaris), werden in der Trias häufiger, erreichen im Jura und in der Kreide das Maximum ihrer Entwickelung und finden sich in abnehmender Häufigkeit im Tertiär und in den heutigen Meeren. Es giebt etwa 12 Gattungen, von denen nur 2 fossil häufig vorkommen, nämlich: Cidaris Kl. (Fig. 139 A—H). Mässig grosse, oben und unten abge- plattete Schalen, mit wenig zahlreichen, grossen ıa-Platten. am-Poren . nicht gejocht, d. h. je zwei zu einer Platte gehörige nicht durch eine Furche verbunden (0). Stacheln sehr mannigfaltig, bei verschiedenen Arten meist verschie- den. Fossil findet man die Stacheln oder einzelnen Platten der Schale am häufigsten, ganze Schalen recht häufig, die Theile des Kiefergebisses selten, das Scheitelschild nur ausnahmsweise im Zusammenhange. Fossil von der Trias an, sehr häufig in Jura und Kreide, relativ selten im Tertiär und lebend. Die lebenden Formen in den wärmeren Meeren bis zu einer Tiefe von 250 Faden. Wichtige Arten, deren Körper bekannt ist: ©. subsimilis Mnstr. Alpenkeuper (Cassianer Sch.). Südtirol. ©. cucumifera Ag. Mittlerer Dogger. Frankreich, Schweiz. C. coronata Gf. (Fig. 129 A—C)\ Mittlerer und oberer Malm (hauptsächlich Ox- 0. Blumenbachi Monstr. J ford). Schweiz, Frankreich, Schwaben. ©. florigemma Phill. (Fig. 429 D, G). Mittlerer und oberer Malm (hauptsächlich Oxford). Schweiz, Frankreich, Schwaben, England, C. pretiosa Des. Neocom (Valengien). Frankreich, Schweiz. ©. vesiculosa Gf. Cenoman. Nord- und Mitteleuropa, Algier. C. sceptifera Mart. \ Turon, Senon, Danien. England, Frankreich, Nord- €. subvesieulosa d’Orb. J deutschland, Algier. C. clavigera Kön. Senon. England, Frankreich. C. Forchhammeri Des. Danien. Nordfrankreich, Dänemark. Wichtige Arten, die allein auf Stacheln begründet sind: C. grandaeva Gf. Muschelkalk. Mitteleuropa. C. dorsala Mnstr. | C. Roemeri Wism.J C. psilonoti Qu. Unterer Lias (a). Norddeutschland, Schwaben, Schweiz. CO. maeandrina Ag. (Fig. 129 H). Oberer Dogger. Schweiz, Südfrankreich. C. glandaria Lang. (?) Neocom. Palästina (sog. »lapis judaicus«). C. muricala Rö. Neocom. Norddeutschland, Frankreich, Schweiz. Rhabdocidaris Des. (Fig. 129 J, K). Die Schale grösser und höher als bei Cidaris. Die Poren jedes Porenpaares durch eine Rinne verbunden (gejochte Poren, Fig. 129 J, am). Stacheln sehr lang, gedornt, oft platt am oberen Ende. Nur im Jura und in der Kreide. Rh. horrida Mer. sp. (Fig. 129 J, K). Mittlerer Dogger. Norddeutschland, Schwa- ben, Schweiz, Frankreich Alpenkeuper (Cassianer Schichten). Südtirol. 1. Thierreich. — V. Echinodermata. — 2. Klasse: Echinoidea. 127 zZ Rh. copeoides Ag.sp. Mittlerer und oberer Dogger. Unterer Malm. Frankreich, Schweiz. Rh. caprimontana Des. Malm, hauptsächlich Oxford. Frankreich, Schweiz, Schwaben, Algier. Rh. nobilis Mustr. sp. | Rh. masxima Mostr.sp.J Rh. Orbignyana Ag. sp. Mittlerer und (namentlich) oberer Malm. England, Frank- reich, Schweiz. Rh. tuberosa Des. Neocom. Schweiz, Frankreich. Mittlerer und oberer Malm. Schwaben, Schweiz. 2. Fam. Salenidae. Die meist kleinen Schalen der Saleniden gleichen entweder durch ihre schmalen am-Felder (Fig. 130 B) denjenigen der Cidariden, oder durchihre breiteren, mit Stachelwarzen bedeckten am-F elder (Fig.130 A)de- nen der Diadematiden (p- 128). Stets aber zeich- net sich das Scheitel- schild durch eine oder mehrere überzählige, annähernd centrale, undurcehbohrte Platte Fig. 130. A Acrosalenia spinosa Ag. Oberer Dogger. Frank- Re: r f reich. Schale von oben. = Symmetrieebene; « = After- aus (Fig. 130 &), wodurch lücke; x = centrale Platte; o = Augentäfelchen; g = Genital- die,Eage der Alterlücke, |": Auen Dirpiias: Vezeichnung mieher 0 excentrisch wird (Fig. 130 Aa, Ba). Mundlücke stets mit 10, wenn auch nur wenig tiefen Ein- schnitten. Die Hauptentwickelung dieser kleinen Familie fällt in die Jura- und Kreidezeit. Wenige Formen kommen noch tertiär und lebend (in Tiefen von 330—1200 Faden) in den wärmeren Meeren vor. Salenia Gray (Fig. 130 B). Schale Cidariden-ähnlich, mit schmalen, nur von Körnerwarzen bedeckten am-Feldern. Afteröffnung (a) durch die eentrale Platte (x) aus der Symmetrielinie ({)) nach rechts gerückt. Madreporenplatte (g) mit einer unregelmässigen Oeflnung und durch die- selbe leicht kenntlich. Die Nähte zwischen den Platten des Scheitelschil- des periodisch nach beiden Seiten erweitert. Kreide, tertiär und lebend. S. prestensis Des. (Fig. 430 B). Aptien. England, Schweiz, Frankreich, Algier. S. petalifera Desm. sp. Cenoman. England, Frankreich. S. scutigera Mnstr. sp. Cenoman, Senon. England, Frankreich, Deutschland. Die schon im Jura vorhandene Gattung Peltastes Ag. (P. stellulatus Ag. sp. Un- tere Kreide) unterscheidet sich durch die mediane Lage der Afterlücke, Acrosalenia Ag. (Fig. 130 A). Die corona weist keine durchgreifenden Unterschiede von Hemicidaris (Fig.131,p.128) auf. Nur das (oftausgefallene) 128 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 2. Klasse: Echinoidea. Scheitelschild, in welchem eine (A x), oder mehrere undurchbohrte über- zählige Platten die Afterlücke in der Symmetrielinie nach hinten schieben, schützt vor Verwechselungen. Mundlücke mit (10) ziemlich tiefen Ein- schnitten. Stachelwarzen durchbohrt. Nähte der Scheitelschildplatten einfach. Madreporenplatte (g’) normal. Im Jura und in der unteren Kreide häufig. A. spinosa Ag. (Fig. 430 A). Im Dogger, namentlich im oberen. England, Frank- reich, Schweiz. - A. hemicidaroides Wright. Oberer Dogger. Ebendaselbst. A. angularis Ag. sp. Häufig im Malm, namentlich im oberen. England, Nord- deutschland, Frankreich, Schweiz. A. patella Ag. sp. Neocom. Oestl. Frankreich, Schweiz. 3. Fam. Diadematidae. Schale kugelig oder flach gedrückt, kreisrund oder 5kantig. Mund- lückeimmer grösser als das normal gebildete Scheitelschild (Fig. 133 A, B). am-Felder relativ breit (Fig. 131 a), mit Stachel- warzen besetzt. Die am-Tafeln besitzen höchstens in der Nähe des Scheitelschildes oder der Mundlücke, nie auf der Seite der Schale, mehr als eine Reihe von Porenpaaren (Fig. 132 Bp). Die Familie beginnt im Perm, findet ihre Maximal- entwickelung im Jura und in der Kreide und ist noch in den heutigen Meeren mit u pap da mehreren Gattungen vertre- Fig. 131. A—C A Homicidaris erenularis Lmk. sp. Oberes - Br Oxford. Frankreich. a = am-Felder; p = Porenstreifen; ten. Von der grossen Zahl ia — ia-Felder; w = Stachelwarzen der ’a-Felder, durch- F 2 = R bohrt und gekerbt; wı = Stachelwarzen der am- Felder. fossiler Gattungen sind fol- B, € Stachelfragmente aus dem oberen Oxford des schweizer € E q C Jura (B oberes, C unteres Ende). gende besonders wichtig: Hemicidaris (Fig. 131 4A—0). Ziemlich grosse, meist gewölbte Schalen von kreisrundem Umfange. Porenstreifen (p) der mässig breiten am-Felder (a) meist wellig gebogen. Stachelwarzen der am-Felder nur in der Nähe des Randes (2e,) vor- handen. Warzen in der Mitte durchbohrt und am Rande mit Kerben (w). Stacheln lang eylindrisch (B, C), zuweilen am äusseren Ende verdickt und abgestutzt (k). Vom Perm an bis ins Eocän bekannt, hauptsächlich im Oberen Jura entwickelt. H. langrunensis Gott. Oberer Dogger. England, Frankreich, Schweiz. H. luciensis d’Orb. Oberer Dogger. England, Frankreich. I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 2. Klasse: Echinoidea. 129 H. intermedia Flem. sp. Mittlerer und oberer Malm, besonders im oberen Oxford. England, Norddeutschland, Frankreich, Schweiz. H. erenularis Lmk. sp. (Fig. 131 4—(). Wie vorige Art; sehr häufig in den nach ihr benannten »Crenularis-Schichten« des oberen Oxford in Frankreich und im schweizer Jura. H. stramonium Ag. Oberer Malm (Kimmeridge). Frankreich, Schweiz, Portugal. Bei der häufigen und sehr verbreiteten Gattung Pseudodiadema Des. sind die am-Felder ihrer ganzen Länge nach mit Stachelwarzen bedeckt. Die Schale stets glatt. Porenstreifen gerade. Sehr häufig im Jura und in der Kreide; stirbt im Tertiär aus. Ps. depressum Ag. sp. Mittlerer und oberer Dogger. England, Frankreich. Ps. pentagonum M’Coy sp. Mittlerer und oberer Dogger. England, Frankreich, Schweiz. Ps. hemisphaericum Ag. sp. (= pseudodiadema Link. sp.). Mittlerer und oberer Malm. England, Frankreich, Schweiz, Norddeutschland. Ps. mamillanum Rö.sp. Mittlerer und oberer Malm. England, Frankreich, Schweiz, Norddeutschland. Ps. rotulare Ag. sp. Neocom und Urgon. Frankreich, Schweiz, Norddeutsch- land. Ps. variolare Bgt. sp. Cenoman. Frankreich, Schweiz, Norddeutschland. Cyphosoma Ag. (— Phymosoma Haime) (Fig. 132 A, B). Schale flach, mit grosser, fünfeckiger Scheitel- schildlücke (A). am-Felder (a) oft fast so breit wie die ia-Felder (ia), aus sog. »Grossplatten« bestehend (d.h. grossen Platten, dieaus meh- reren kleineren verschmolzen sind und deshalb auch mehrere Poren- paare (Bp) führen). In der Nähe des Scheitelschildes und der Mundlücke stehen die Porenpaare in doppelten Reihen (B p'). War- 132. Cyphosoma magnificum Ag. Unteres Senon. Südfrankreich. A Schale von oben gesehen, mit der fünfeckigen, in der Richtung der Symmetrielinie aus- ze » oe- gezogenen Scheitelschildlücke. B vier am-Grossplatten Zaun d urchbohrt ud ber oO @ mit gekerbten, aber undurchbohrten Warzen (m) und kerbt«B m) = 4—5 Porenpaaren (p), die nach dem Scheitelschild zu in 2 Reihen (p') sich ordnen. Sehr häufig in der Kreide, besonders in der oberen, selten im Tertiär; eine Art noch lebend. C. cenomanense Cott. Cenoman. Sachsen, Frankreich. C/ radiatum Sor. Turon. Sachsen, Norddeutschland, England, Frankreich, Algier. C. magnificum Ag. (Fig. 132 A, B). Senon. England, Frankreich, Algier Glyptieus Ag. (Fig. 133 A—0). Mittelgrosse Schalen mit sehr mar- kirtem, compactem Scheitelapparat (Aa, o, g). am-Felder mit 2 Reihen undurchbohrter und ungekerbter, normaler Warzen (B a). ia-Felder nur Steinmann, Paläontologie. g 130 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 2. Klasse: Echinoidea. auf der Unterseite normal bewarzt (C wo); auf der Oberseite mit ver- zerrten, unregelmässig gestellten Erhöhungen (Ch). Nur im Dogger und Malm. Fig. 133. Glypticus hieroglyphicus Gf. sp. Oberes Oxford. Frankreich. A Schale von oben; a = Afterlücke, vom Scheitelschild (o, 9) umgeben; o = Augentäfelchen; g = Genitaltäfelchen. B von unten; 0 = Mundlücke mit 10 Einschnitten (e).. € 5 ia-Tafeln von der Mundlücke an; diejenigen der Unterseite mit normalen Warzen (2), die der Oberseite mit zerrissenen Erhöhungen (A). e = Einschnitt der Mundlücke. G. hieroglyphicus Gf. sp. (Fig. 133 A—C). Oberes Oxford, zusammen mit Hemiecidaris erenularis (Glypticien). England, Frankreich, Schweiz, Norddeutschland, Algier. G. sulcatus Gf. sp. Kimmeridge. Süddeutschland, Schweiz, Frankreich. 4. Fam. Echinidae. Die meist dünnwandige Schale ist hoch oder niedergedrückt. Die Porenstreifen der am-Felder sehr breit, da sie in ihrer ganzen Ausdeh- nung aus mehreren (gewöhnlich 3) Reihen von Porenpaaren beste- hen (Fig. 134 B). Schei- telschild normal (Fig.134 C); die Madreporen- platte (Om) stets durch ihre Grösse und poröse Structur unterschieden. Warzen meist un- Fig. 134. Pedina sublaevis Ag. Oxford. Frankreich. A Schale a von der Seite. B einige am-Grossplatten mit je 3 Reihen von durcehbohrt. Die Mehr- Porenpaaren (die Stachelwarzen sind fälschlich undurchbohrt ge- zeichnet). € Scheitelapparat mit der Madreporenplatte (m). zahl der lebenden Re- gulares gehört zu dieser Familie. Mit Ausnahme einiger jurassischer und cretaceischer Gattungen finden sich die fossilen in tertiären Schichten. Pedina Ag. (Fig. 134 A—C). Schale rund, niedrig. am-Felder nicht sehr breit. Jede am-Grossplatte mit 3 Reihen von schräg übereinander gestellten Porenpaaren (B). Stachelwarzen klein, ungekerbt, aber fein durehbohrt (— was auf Fig. 134 nicht angegeben). Im Jura, besonders häufig im Malm. P. sublaevis Ag. (Fig. 134 A—C). Im ganzen Malm, besonders häufig im Oxford. Frankreich, Schweiz. I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 2. Klasse: Echinoidea. 131 Die verwandte Gattung Stomechinus Des. besitzt eine hochgewölbte Schale und undurchbohrte Stachelwarzen. Sie findet sich häufig im Jura, seltener in der Kreide. St. bigranularis Lmk. sp. Mittlerer und oberer Dogger. England, Frankreich. St. perlatus Desm. sp. Mittlerer und oberer Malm, besonders häufig im oberen Oxford. England, Frankreich, Schweiz. Die in den jetzigen Meeren weit verbreitete Gattung Echinus Rond. (E. melo Ol., esculentus L.) kommt fossil schon im Eocän vor. II. Irregulares. (Zweiseitig gebaute Seeigel.) 5. Fam. Echinoconidae. Die meist runde, seltener ovale oder schwach fünfeckige Schale besitzt — abgesehen von der excentrischen Lage des Afters — ein reguläres Gepräge (Fig. 135). Die Po- renstreifen deram-Felder ver- laufen geradlinig; die Poren alle rund, nicht querverlängert (Fig. 135 C). Die Oberseite der Schale mehr oder weniger ge- wölbt, die Unterseite meist flach. Warzen klein. Scheitelschild com- pact, klein. Madreporenplatte grösser als die übrigen Genital- täfelchen, von denen das hintere oft undurchbohrt ist oder fehlt (Fig. 135 C). Mundlücke central, F Fig. 135. A—C Echinoconus Roemeri Des. Obersenon. rund oder etwas eckig. After- Lüneburg. A Schale von der Seite, 3 von unten. A E o = Mundlücke. # = Afterlücke. © Scheitelschild. lücke meistaufder Ober-,seltener „ = Genitaltafeln, deren grösste die Madreporen- 5 2 P platte (m); die hintere ist undurchbohrt; o = Augen- auf der Unterseite, gewöhnlich täfelchen. D Discoidea eylindrica Lmk. sp. Cenoman. 5 2 2 » Lüneburg. Inneres der Schale. s — radiale Wände. birnförmig (Fig. 135 B a) oder 0 = Mundlücke. a = Afterlücke. oval. Kiefergebiss vorhanden. Diese Familie bezeichnet die Jura- und Kreideformation. Nur eine lebende, aber keine tertiäre Art bis jetzt bekannt. Echinoconus Breyn. (— Galerites Lmk.) (Fig. 135 A—C). Schale hoch, kegelförmig oder halbkugelig. Unterseite platt. Afterlücke (B a) auf der Unterseite. Porenstreifen auf der Unterseite im Zickzack, je 3 Po- renpaare in gerader Linie. In Europa nur in der Kreide, auf Cuba im ? Eoeän. E. castanea Bgt. sp. Gault und Cenoman. England, Ostfrankreich, Schweiz. E. albogalerus Kl. sp. Oberes Turon und Senon. Nordeuropa, häufig. Oft als Kieselsteinkern im norddeutschen Diluvium. 9* 132 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 2. Klasse: Echinoidea. E. conieus Breyn. sp. Oberes Turon und Senon.| Nordeuropa, häufig. Oft als Kie- E. vulgaris Lesk. sp. Senon. j selsteinkern im Diluvium. E. Roemeri Des. (Fig. 135 A—(). Senon. Norddeutschland. Der sog. Galeriten-Pläner (mittleres Turon) hat seinen Namen nach dem häufigen Vorkommen der (Echinoconen =) Galeriten erhalten. Die Gattung Discoidea Kl. besitzt im Inneren der Schale radiale Scheidewände (Fig. 135 D s), welche auf dem Steinkern als tiefe Furchen sichtbar werden. Porenstreifen auch auf der Unterseite geradlinig ver- laufend. Ebenfalls auf die Kreide beschränkt. D. subuculus Kl. Gault und (hauptsächlich) Cenoman. England, Frankreich, Schweiz. D. eylindrica Lmk.sp. (Fig.135 D). Cenoman. England, Norddeutschland, Frank- reich, Schweiz, Algier. Anhang: Unterfamilie Echinoneinae. Im Jura und in der Kreide, sehr selten im Tertiär und in der Gegenwart findet sich eine kleine Gruppe von Seeigeln, die durch ihre ein- fachen Porenstreifen an die Echinoconidae sich anschliessen. Der Um- riss ihrer Schalen ist oval oder fünfeckig gerundet, die Mundlücke liegt mehr oder weniger excentrisch auf der kissenförmig gewölbten Unter- seite, der After meist auf der Oberseite. Ein Kiefergebiss, wie bei den Echinoconidae, ist nicht vorhanden. Der bekannteste Vertreter dieser Gruppe ist: Pyrina Desm. Schale eiförmig, oben und unten gewölbt. Afterlücke in der Nähe des Hinterrandes. Jura—Eocän, sehr häufig in der Kreide. P. pygaea Ag. sp. Untere Kreide, hauptsächlich Neocom. Frankreich, Schweiz. P. ineisa Ag. Untere Kreide, hauptsächlich Neocom. Frankreich, Schweiz, Nord- deutschland. 6. Fam. Conoclypeidae. Diese Familie enthält nur die eine ausgestorbene Gattung: Conoclypeus Ag. (Fig. 136 A—C) (mit der Untergattung Oviclypeus 5 Fig. 136. Conoclypeus conoideus Lesk. sp. Eocän. Kressenberg, Bayerische Voralpen. A Schale von der Seite gesehen; « = am-Felder; ia = Felder; p = petaloide Ambulacra. 3 Scheitelschild mit der grossen Madreporenplatte; o = Augentäfelchen; 9 = Genitultafeln, von denen nur d durchbohrt. C Unterseite; @« = After-, o = Mundlücke, von den lippenartig vorspringenden Enden der i«-Felder (Floscelle) umgeben. I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 2. Klasse: Echinoidea. 133 Dam.) Die hochgewölbten, meist gigantischen Schalen erinnern auffallend an Echinoconus. Aber die Ambulacra verbreitern sich nach unten (A p) (werden petaloid) und die Poren sind gejocht (d.h. durch eine Furche verbunden). Die Poren der äusseren Reihe überdies spaltförmig verbreitert. Auf der Unterseite verlaufen die Porenstreifen einfach; die Ambulacra vertiefen sich in der Nähe der Mundlücke, so dass die Enden der ia-Felder lippenartig vorspringen (Floscelle Co). Der grösste Theil des Scheitelschildes (B) wird von der Madreporenplatte eingenommen. Nur 4 Genitaltafeln (9) sind durchbohrt. Von der oberen Kreide bis ins Mio- cän, sehr häufig im Eocän. C. conoideus Lesk. sp. (Fig. 136 A—C). Mittel- und Obereocän, weit verbreitet und häufig. Südeuropa, Nordafrika, Kleinasien. 7. Fam. Clypeastridae. Schalen meist niedrig, schildförmig, 5seitig oder ausgebuch- tet. am-Felder sehr verschieden von den ia-Feldern (Fig. 137). Ambu- lacra aufder Oberseite breit blattförmig (Fig. 137 A, Fig. 138 B), die Unterseite nicht erreichend (Fig.138 A). Die Tafeln des Scheitel- schildes verschmolzen; Madreporenplatte sehr gross, fast das ganze Scheitelschild einnehmend (Fig. 137 B). Kiefergebiss kräftig 2 5 [777 va [27 Fig. 137. A—D Clypeaster aegyptiacus Mich. Pliocän. Kairo. A Schale von der Seite; « = blattför- mige Ambulacra; ia = die relativ schmalen :a-Felder. B Scheitelschild; m = Madreporenplatte in der Form eines fünfstrahligen Sternes; o = Augenporen; y9 = Genitalporen. (€ Kauapparat, von oben ge- sehen, aus 5 Kiefern bestehend; » = gerade Trennungslinie der beiden symmetrischen vorderen Kiefer; n = gebogene Trennungslinie des hinteren unpaaren Kiefers von dem benachbarten hinteren paarigen ; »' = Trennungslinie der 2 Kieferhälften des linken hinteren Kiefers; gegen die Mitte zu convergiren die Zähne. D Unterseite der Schale mit Mundlücke (0) und Afterlücke (x). (Fig. 137 C). Diese Familie erscheint in der Kreide, erreicht ihre Maxi- malentwickelung im jüngeren Tertiär und in der Gegenwart in einer Reihe von Gattungen. Clypeaster Lmk. (Fig. 137 A—D). Schalenumriss fünfseitig, ge- rundet und ausgebuchtet. Oberseite flach gewölbt oder in der Mitte meistconisch erhöht. Unterseite mit 5 Furchen (D). Tafeln des Scheitel- schildes zu einem östrahligen Sterne verschmolzen (B), der als Madre- 134 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 2, Klasse: Echinoidea. porenplatte (m) fungirt. Im Innern der Schale finden sich pfeilerartige Kalkbildungen, welche von dem Boden der Schale bis zur Decke reichen. Der massive Kauapparat zeigt eine deutlich zweiseitige, symmetrische Ausbildung (0). Die Nahtlinie, welche die beiden vorderen paarigen Kiefer trennt (r), ist gerade, die übrigen Trennungslinien (n) sind gebogen. Jeder Kiefer setzt sich aus zwei keilförmigen Hälften zusammen, die eben- falls durch Nähte (n’) geschie- den sind. Aehnliche Kauappa- rate sind auch bei den ver- wandten Gattungen entwickelt. Clypeaster beginnt im Eo- eän, findet sich häufig im Mio- eän und Pliocän (im giganti- schen Formen) und ist in den wärmeren Meeren in Tiefen bis 120 Faden durch mehrere Ar- ten vertreten. Cl. declivis Cott. Eocän. Nord- italien, Schweiz, Pyrenäen. . Fig. 138. A—(C Scutella subrotunda Lmk. Miocän. Bor- Cl. altus Lmk. Miocän. Süd- deaux. A Schale von unten; af = Ambulacralfurchen; x a = Afterlücke. 3 von oben. (' Vertikalschnitt, um europa, Algier. EEG KON AWOLNEEBENgE. Zi Iemmeie (9) Zar Zöigen: Cl. grandiflorus Bronn. Miocän, Südfrankreich, Cl. aegyptiacus Mich. (Fig. 137 A—D). Pliocän. Aegypten, Italien. Scutella Lmk. (Fig. 138 A—C). Flache, scheibenförmige Scha- len mit ausgebuchtetem Umriss. Rand scharf. Mund- und Afterlücke (0) klein. Oberseite mit kurzen, blumenblattförmigen Ambulacren (B). Unterseite mit verzweigten Furchen, die von der Mundlücke ausstrahlen (Ambulacralfurchen A af). Das Innere der Schale wird, wie bei Olype- aster, von stalactitenartigen Kalkwucherungen erfüllt (C/). Oligocän — Recent, vorwiegend im Miocän. S. subrotunda Lnnk. (Fig. 438 A—C). Untermiocän. Süd- und Osteuropa. S. Faujasi Dfr. Untermiocän. Südwestfrankreich, Portugal. 8. Fam. Echinolampidae. Schalen von ovalem oder schwach herzförmigem Umriss, flach oder mässig gewölbt. Mundlücke immer excentrisch, aber nie nahe dem Vorderrande gelegen. Ambulacra meist nur schwach petaloid, gewöhnlich schmal. Afterlücke auf der Oberseite (und dann oft in einer Furche — Fig. 439 A f) oder nahe dem Rande auf der Unterseite gelegen. Die am-Felder vertiefen sich meist in der Nähe der Mundlücke, so dass die ia-Felder lippenartig vorstehen (Flos- 1. Thierreich. — V. Echinodermata. — 2. Klasse: Echinoidea. 135 celle — Fig. 136). Vom Jura an in zahlreichen Gattungen, von denen noch mehrere lebend vorkommen. Echinobrissus Breyn. (Fig. 139 A, B). Mässig grosse bis kleine, ovale, hinten abgestutzte Schalen. Mund- lücke und Scheitelschild schwach excen- trisch. Afterlücke hinter dem Scheitel- schildein einer Furche gelegen (Af). Madreporenplatte gross (Bm). Die hintere Genitalplatte (B g,) undurchbohrt, durch die 2 benachbarten Augentäfelchen von = F der Corona getrennt. Ambulacra schwach Fig. 139. A, B Echinobrissus scutatus e ö 2 I Lmk. sp. Oberes Oxford. Normandie. petaloid (A). Die Poren der äusseren Reihen 4 Schale von oben; f = Furche, in der die un EEE . Afterlücke (a) gelegen. B Scheitelschild; (B p) quer verlängert, die der inneren (9) » = Madreporenplatte; gı = undurch- bohrte Genitaltafel; p = quere Poren der rund. Sehr häufig im Jura und in der äusseren, pı = runde Poren der inneren . Reihe. unteren Kreide. Auch noch lebend. "er E. Renggeri Des. Oberer Dogger (Hauptrogenstein). Schweiz, Rheinthal. E. clunieularis Lihwyd. sp. Oberer Dogger (besonders Varians Sch.), Schweiz, Rheinthal, Frankreich, England, Norddeutschland etc. E. scutatus Lmk. sp. (Fig. 139 A, B). Oberes Oxford. Ebendaselbst. E. Olfersi Ag. sp. Untere Kreide (Neocom und Urgon). Frankreich, Schweiz, Norddeutschland. Im Tertiär und in den Meeren der Gegenwart findet sich häufig die Gattung Echinolampas Gray. Die Ambulacra erreichen den Scha- lenrand nicht und sind unten offen. Die Schalen von bedeutender Grösse. Afterlücke auf der Unterseite. E. affinis Gf. sp. Eocän. Schweiz, Frankreich, Indien etc. E. subsimilis d’Arch. Eocän. Südeuropa, Indien, Nordafrika, E. Kleini Desm. Oberoligocän. Norddeutschland. E. scutiformis Leske sp. Miocän. Frankreich, Schweiz. 9. Fam. Holasteridae. Ovale oder berzförmige Schalen mit einfachen Ambula- eren. Scheitelschild mehr oder weniger in die Länge gezogen (Fig. 140 Al. Mundlücke stark excentrisch, dem Vorderrand nahe gerückt (Fig. 140 B o). Afterlücke in der Nähe des Randes. Eine im Jura und in der Kreide häufig, im Tertiär seltener vorkommende Familie. Lebend noch durch eine Reihe von Gattungen (in grossen Meerestiefen) vertreten. Collyrites Desm. (Fig. 140 A—0). Schale oval oder schwach herz- förmig. Unterseite kissenförmig gewölbt. Scheitelschild in 2 weit aus einander liegende Gruppen von Platten getheilt (4). In der 136 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 2. Klasse: Echinoidea. Nähe der Vorderseite finden sich 4 Genitaltafeln und 3 Augentafeln zu- sammen. Von diesem sog. Trivium (A tr, C) strahlen 3 am-Felder aus. In der Nähe des Hinterrandes liegen die zwei übrigen Augentafeln. Von diesem Bivium (Ab) gehen die 2 anderen Ambulacralfelder ab. Zwi- Fig. 140. A—C Collyrites bicordata Leske sp. Oberes Oxford (Terrain ä chailles). Fringeli, Berner Jura. A Schale von oben; «a = Afterlücke; db = Bivium; ir — Trivium; £ = überzählige Tafeln des Scheitelschildes.. B von unten; o = Mundlücke. C vorderer Theil des Scheitelschildes (Trivium) mit 1 Genitaltafeln (y), von denen die eine die Madreporenplatte (m), und 3 Augentafeln (0). schen Bivium und Trivium liegen 2 lange Reihen von über- zähligen Tafeln (Ai). Mundlücke rund. Auf Dogger, Malm und Untere Kreide beschränkt. C. ringens Ag. sp. \ C. ovalis Leske sp. J C. elliptica Lmk. sp. Callovien. Frankreich, Schweiz. C. bicordata Leske sp. (Fig. 440 A—C). Oberes Oxford. England, Norddeutsch- land, Frankreich, Schweiz. C. carinata Leske sp. Oberer Malm (Kimmeridge). Süddeutschland, Schweiz. 0. ovulum Des. sp. Neocom. Frankreich, Schweiz, Norddeutschland. Mittlerer und oberer Dosger. England, Frankreich, Schweiz. Ananchytes Merc. (— Echinocorys) (Fig. 141 A—0). Die eiförmige, hochgewölbte Schale ist vorn etwas ausgezogen. Scheitelschild cen- Fig. 141. A—C Ananchytes ovata Leske sp. Obere Kreide (Senon). England. 4 Schale von der Seite; a — Afterlücke. 5 von unten; o = Mundlücke; «x = Afterlücke. € Scheitelschild;. an = Madre- porenplatte; o = Augentafeln; y = Genitaltafeln. tral, nur schwach verlängert (C), ohne überzählige Platten. Mundlücke quer (B o). Afterlücke auf der Unterseite, nahe dem I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 2. Klasse: Echinoidea. 137 Rande gelegen (a). Poren sehr fein. Nur in der oberen Kreide (Tu- ron und Senon) häufig. Die zahlreichen Varietäten werden gewöhnlich zusammengefasst unter dem Namen: A. ovata Leske sp. (Fig. 441 A—C) (= Echinocorys vulgaris Breyn.). Gemein im Turon und Senon, besonders häufig im letzteren in Nord- und Südeuropa und Nord- afrika. Im Diluvium vielfach als Feuersteinsteinkern. Eine zweite, schon in der unteren. besonders aber in der oberen Kreide verbreitete Gattung ist Holaster Ag. Die Schale besitzt einen herzförmigen Umriss. Vom Scheitel erstreckt sich eine Furcehe bis zur Mundlücke; in der Furche befindet sich das vordere, unpaare Ambulacrum. H. intermedius Ag. Neocom. England, Frankreich, Schweiz, Norddeutschland. H. laevis Delue. sp. Gault und Cenoman. England, Norddeutschland, Frank- reich, Schweiz. H. subglobosus Leske sp. Cenoman. Ebendaselbst, Algier. H. planus Mant. sp. Mittleres Turon. England, Frankreich. 10. Fam. Spatangidae. Ausgeprägt zweiseitig symmetrische, meist herzförmige Sehalen mit 2lippiger (Fig. 143 Bo), seltener 5eckiger Mundlücke Fig. 142 B 0), die dem Vorderrande genähert, und in der Nähe des Ran- des gelegener Afterlücke Fig. 142 B a). Ambulacra petaloid. 3 Arten Fig. 142. A—D Toxaster complanatus L. sp. Mittelneocom. Auxerre, Dep. de l’Yonne. A Schale von oben; v = vordere, % — hintere Ambulacra; « = After. B von unten; o = Mundlücke; v und A wie bei 4. C Stück eines Porenstreifens des vorderen unpaaren Ambulacrums; « = äussere, ! = innere Porenreihe. D derselbe Porenstreifen von Heteraster oblongus Delue. sp.; a und aı = äussere, ! = innere Porenreihen. vonAmbulacren: I vorderes unpaares, meist in einer Furche gelege- nes (Fig, 142 A), 2 vordere seitliche (Fig. 142 Av), meist länger als die 2 hinteren seitlichen (Fig. 142 Ah). Auch die seitlichen Ambulaeren liegen meist vertieft (Fig. 143 A). Bei vielen Gattungen verlaufen auf der Schale glatte oder feingekörnelte, aber nicht mit Stachelwarzen besetzte Bänder, sog. Fasciolen (oder semitae) (Fig. 143 Bf, Fig. 144 fp, fl). Diese 138 l. Thierreich. — V. Echinodermata. — 2. Klasse: Echinoidea. Familie erscheint in der Kreide, erreicht aber erst im Tertiär und in der Gegenwart das Maximum ihrer Entwickelung. A. Mundlücke fünfeckig (Fig. 142 Bo). In der unteren Kreide häufig, in jüngeren Schichten und lebend sehr selten. Toxaster Ag. (Fig. 142 A—0) (= Echinospatangus Breyn.). Das vordere, unpaare Ambulaerum liegt in einer Furche, die vom Scheitel bis zur fünf- eckigen Mundlücke (o) zieht. Die Porenstreifen desselben bestehen aus einer äusseren Reihe stark querverlängerter (CO a) und einer inneren Reihe weniger stark verlängerter (0 i) Poren. Die zwei vorderen paa- rigen Ambulaera (4 v) sind stärker gebogen, länger und breiter als die hinteren (h). Oberseite der Schale mit sehr feinen, Unterseite mit etwas gröberen Warzen. Der After liegt am abgestutzten Hinterrande. In der unteren und oberen Kreide (Neocom. Gault und Cenoman) , stellenweise sehr häufig (Toxaster- oder Spatangen-Kalke des Mittelneocoms). T. complanatus L.sp. (Fig. 142 A—C). Mittelneocom. Frankreich, Schweiz, Nord- deutschland, Algier. T. Collegnii Sism. Aptien. Frankreich, Schweiz. Bei der nahe verwandten Gattung Heteraster d’Orb. ist die Ungleich- heit zwischen den vorderen und hinteren paarigen Ambulacren noch grösser. Dazu sind die Poren deräusseren Reihen des unpaaren Ambulacrums gebogen und unter einander ungleich, bald länger (Fig. 142 Da), bald kürzer (a,). H. oblongus Deluc sp. (Fig. 142 D). | H. Couloni Ag. sp. J H. Tissoti P., C. & G. Gault. Algier. B. Mundlücke zweilippig (Fig. 143 Bo). Besonders häufig in der oberen Kreide und im Tertiär. Aptien. Frankreich, Schweiz, Algier. Fig. 143. A—D Micraster cor anguwinum Kl. sp. Senon. Frankreich. A von oben; v = vordere, h = hintere paarige Ambulacra. B von unten; o = Mundlücke; a = Afterlücke; / = Fasciole. € 3 Am- bulacralplatten eines paarigen Ambulacrums mit Je einem gejochten Porenpaar (7). D Scheitelapparat m = Mi wdreporenplatte; y = Genitaltafeln; o = Augentafeln. Micraster Ag. (Fig. D). Schale meist herzförmig. Alle 5 AmbulacraliegeninFurchen. Poren desunpaaren Ambula- I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 2. Klasse: Echinoidea. 139 erumsrund, die der paarigen Ambulacra etwas querverlängert und ge- jocht (Cj). Hintere Ambulacra (Ah) kürzer als die vorderen (v). Scheitel- schild aus 9 Platten bestehend (D). Madreporenplatte bis in die Mitte rei- chend (D m). Unterhalb des Afters (Ba) eine (subanale) Fasciole (Bf) von ovaler Form. Warzen der Unterseite grösser als die der Ober- seite. Häufig in der oberen Kreide, selten im Tertiär. M. breviporus. Mittleres Turon (Scaphiten-Pläner). England, Norddeutschland, Frankreich. M. cor testudinarium Gf. Oberstes Turon (Cuvieri-Pläner). Ebendaselbst, M. cor anguinum Kl. sp. (Fig. 143 A—D). Unteres Senon. Ebendaselbst. Nachstehende 2 Gattungen sind durch den Besitz einer fasciola peripetala, d.h. eines glatten, die Ambulacra umfassenden Bandes (Fig. 144 B/p) und querverlängerte Poren der paarigen Ambulacra ausge - zeichnet. Hemiaster Des. Umriss meist oval, seltener herzförmig. Alle 5 Am- bulacra in wenig tiefen Furchen. Nur eine fasciola peripetala ent- wickelt. Scheitel meist etwas nach hinten gelegen. Untere und obere Kreide, Tertiär und Recent. H, minimus Ag. sp. Gault. Frankreich, Schweiz. H. bufo Brgt. sp. Cenoman,. Frankreich, H. nasutulus Sor. Oberes Turon. Frankreich, Norddeutschland. H. prunella Lmk. sp. Senon. Limburg, Südfrankreich. H. nux Des. Eocän. Schweiz, Vicentin. Fig. 1441. A—( Linthia Verneuili Des. Unteres Turon. La Bedoule bei Marseille. A von der Seite, B von oben, C von unten. o = Mundlücke; a = Afterlücke; v = vordere, A = hintere paarige Am- bulacra; fp = fasciola peripetala; fl = faseiola lateralis. Linthia Mer. (Fig. 144 A—C). Ausser einer peripetalen Fasciole (fp) noch eine seitliche (fasciola lateralis — Bl) vor- handen, welche den Alter umkreist. Scheitel meist etwas nach vorn ge- rückt. Obere Kreide, hauptsächlich tertiär, selten recent. L. Verneuili Des. (Fig. 144 A—(). Leitend für das untere Turon. Südfrankreich, Algier. L. Heberti Cott. Eocän. Norditalien, Pyrenäen. L. subglobosa Lmk. sp. Mitteleocän. Schweiz, Frankreich. 140 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 2. Klasse: Echinoidea. Vorkommen und Verbreitung der Echinoidea. Die fossilen Seeigel kommen, wie die lebenden, meist gesellig vor. Die Mehrzahl derselben findet sich in Absätzen aus geringer Meeres- tiefe. So weisen beispielsweise die Korallenbildungen der Jura- Kreidezeit einen ausserordentlichen Reichthum an Seeigel-Schalen und -Stacheln auf, namentlich der Gattungen Cidaris, Rhabdocidaris , Hemici- daris, Pseudodiadema, Echinobrissus, Collyrites, während für die Seichtwasserbildungen der Tertiärperiode Conoclypeus, Clypeaster, Scutella, Echinolampas sowie manche Spatangiden-Formen als be- zeichnend gelten können. Durchschnittlich grössere Meerestiefen scheinen die Echinoconiden und Holasteriden der Kreidezeit bewohnt zu haben, denn auch ihre heute noch lebenden Nachkom- men sind erst durch die jüngsten Tiefseeforschungen zu Tage gefördert worden. Sehen wir von den wenig zahlreichen Funden von Seeigeln aus paläo- zoischen und triadischen Schichten ab, so finden wir zum ersten Male zur Jurazeit, besonders vom mittleren Dogger an aufwärts reiche Faunen, indenen alleFamilienmit Ausnahme derConoclypeiden, Cly- peastriden und Spatangiden bereits vertreten sind. Cidariden und Diadematiden überwiegen über alle anderen Familien. In der Kreide treten die Spatangiden neu hinzu und die Holasteriden werden durch zahlreiche Gattungen vertreten. Erst in der allerjüng- sten Kreide erscheinen die ersten Vertreter der Conoclypeiden und Glypeastriden. In den tertiären Faunen herrschen die Echiniden, Glypeastriden, Echinolampiden und Spatangiden, während alle übrigen Familien sowohl bezüglich der Häufigkeit ihres Auftretens als auch der Mannigfaltigkeit der Formentwickelung hinter denselben zurückstehen. Die vertikale Verbreitung der aufgeführten Gattungen ist aus nach- stehender Tabelle ersichtlich, in welcher die ausgestorbenen Formen durch ein + bezeichnet sind. Die Maximalentwickelung einer Gattung ist durch einen vollen Strich angedeutet: I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 3. Klasse: Ophiuroidea. 141 Mittlerer | und Untere Obere oberer aa Kreide Kreide Dogger | Eogen | Neogen | Cidaris \+ Rhabdoeidaris / Salenia "\+ Acrosalenia -- Hemieidaris J+ Pseudodiadema | Cyphosoma + Glyptieus [-- Pedina \ Echinus )-+ Echinoconus + Discoidea + Pyrina + Conoclypeus Clypeaster Seutella Echinobrissus Echinolampas + Collyrites + Ananchytes - Holaster + Toxaster -+ Heteraster + Micraster Hemiaster Linthia \ ' | \ \ J \ | | 3. Klasse: Ophiuroidea. Litteratur über Ophiuroidea und Asteroidea. *Lütken, C. F. Additamenta ad historiam Ophiuridarum. Kongel. Danske Vedenskab. Selsk. Skrifter. 5 Raekke. Bd. V 4861, Bd. VIII 1870. *Lyman, Th. Report on the Ophiuroidea. Scientif. Results of Challenger Voyage. Vol. V 1882. *Müller, J.,, & Troschel. System der Asteriden. Braunschweig 1842. Quenstedt, F. A. Petrefactenkunde Deutschlands. Bd. IV. Leipzig 1874—76. Stürtz, B. Beitrag zur Kenntniss paläozoischer Seesterne. Palaeontographica Bd. 32. 1886. Wright, Th. Monogr. of the fossil Echinodermata from the Oolitice formation. Bd. I. Palaeont. Soc. 1862, 1866. Die Ophiuren oder Schlangensterne sind meist platte, deutlich fünf- strahlige Thiere, deren schmale Arme sich scharf von einer runden, cen- tralen Scheibe (Fig. 146 4) absetzen. Die Verdauungs- und Geschlechts- organe sind auf die Scheibe beschränkt, in den Armen verlaufen ausser 142 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 3. Klasse: Ophiuroidea. Nerven nur Zweige des Blut- und Wassergefässsystems. Die Körperhaut wird in der Regel durch Kalkplatten gestützt, welche auf den Armen stets, auf der Scheibe nur zuweilen regelmässig gelagert sind. In der Mitte der Unterseite der Scheibe liegt der fünfstrahlige Mund (Fig. 145 A 0), eine gesonderte Afteröffnung fehlt. Ebenfalls auf der Unterseite und zwar symmetrisch zu beiden Seiten der auf die Fig. 145. 4A Unterseite der Scheibe von Ophiura laevis Rond. sp. (Lebend. Mittelmeer) mit den Armansätzen (b); o = Mund, durch die fünf vorspringenden Mundecken fünf- strahlig; « = Mundschilder; 9 = Bursal- spalten zu zwei auf jeder Seite des Armes. B Armwirbel einer Ophiure, von den Arm- schildern (im Querschnitt) umschlossen; vw = unterer Wirbelcanal; » = Rückenschild; s = Seitenschild; db = Bauchschild. C drei Arm- wirbel von der Seite; ?v = Muskelgruben für die zwischen den Wirbeln befindlichen Muskeln. Scharfenberger.gez. Fig. 146. A—H Ophioceramis ferruginea Böhm. Oberer Dogger (Ferrugineus-Sch.). Vögisheim, Breis- gau. 4A Ansicht eines vollständigen Stückes von der Unterseite; dr — Arme. B die Scheibe mit den inneren Armenden von unten; 62 = Bursalschuppen; p = Ambulacralporen. € das Mundskelet von unten; mm» = Mundwinkel; p = Mundpapillen (etwas ergänzt, fälschlich meist 7 statt 5 gezeichnet); me — Mundeckstücke. Die Zahnpapillen, welche die Spitzen der me verdecken, sind auf der Zeichnung nicht angegeben. ms = Seitenmundschilder; m = Mundschilder (Oralplatten); 5 = zweite Bauchplatte des Mundskelets. D die eingedrückte Scheibe von oben gesehen; r = Rückenplatten des Armes. EZ ein Stück des Armes von unten; s = Seitenschilder; 5 = Bauchschilder; p = Ambulacralporen; fs = Füsschenschuppen. Z# derselbe von oben; r = Rückenschilder; s = Seitenschilder; s? = Stacheln. 6 derselbe von der Seite. Bezeichnung wie bei #. H Querschnitt des Armes. I Geocoma planata Qu. sp. Oberer Malm. Kelheim, Bayern. Die Scheibe von der Unterseite; m = Mundschilder; dl = Bursalschuppe aus der Bursalspalte (ds) herausgedrückt; k = Körner der Scheibenhaut. Scheibe sich fortsetzenden Arme finden sich 1 oder 2 spaltförmige Oefl- nungen, also im Ganzen 10 oder 20, die sog. Bursalspalten (Fig. 145 Ag; Fig. 146 J bs). Diese Oeflnungen führen — einerlei, ob 10 oder 20 vorhanden — zu 10 blind geschlossenen, sackförmigen Einstülpungen der Körperwand, welche Bursae heissen und als Athmungsorgane und Leiter für die Geschlechtsproducte dienen. Der äussere (vom Arme abgewandte) Rand der Bursalspalten ist nach innen umgeschlagen und setzt in der Form einer Schuppe in die Scheibe hinein fort (Bursalschuppe). Durch Zusammensinken der Scheibe beim Fossilisationsprocess wird I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 3. Klasse: Ophiuroidea. 143 die Bursalschuppe aus der Bursalspalte häufig nach aussen gedrückt und ist dann als eine dem Arme anliegende Leiste sichtbar Fig. 146 B bl). Die Arme bestehen aus einer Reihe wirbelartiger, gelenkig ver- bundener, senkrecht gestellter Kalkscheiben (Fig. 145 B, C) und den 4, jeden Wirbel umschliessenden Armschildern des Hautskelets (Fig. 145 Br,s,b); für die Weichtheile bleibt nur wenig Raum. Die Zwischen- räume der Wirbel werden von Muskelsubstanz ausgefüllt. In einem unteren Einschnitt (B w) des aus 2 zusammengewachsenen, symmetri- schen Hälften bestehenden Wirbels verläuft ein Strang des radiären Ner- ven-, Blut- und Wassergefässsystems bis zur Spitze des Armes. Die Arm- schilder gliedern sich in unpaare obere, den Arm deckende Rücken- platten (Fig. 145 Br; Fig. 146 Hr), unpaare untere, meist flache Bauch- platten (2b, Hb) und paarige, stark gewölbte Seitenplatten (Bs, Hs). Die Seitenschilder tragen kürzere oder längere, anliegende oder abstehende Stacheln, erstere an dem Aussenrande (Fig. 146 G st, F st) , letztere auf der Seitenmitte befestigt. Zwischen den Bauch- und Seitenschildern tritt zu jeder Seite eines Bauchschildes ein Fuss des Wassergefässsystems aus einer runden Pore (Fig. 146 Bp, Ep) heraus. Die Poren sind oft von kleinen beweglichen Kalkschuppen (Fuss- oder Tentakelschup- pen (Fig. 145 A s; Fig. 146 E fs) verdeckt. Die Arme setzen auf der Unterseite der Scheibe bis zum Munde fort. Die beiden innersten Wirbel sind mit den zugehörigen Seitenplatten zum Mundskelet umgewandelt. Die wichtigsten Theile desselben sind folgende: Die /\-förmig von 2 benachbarten Armen her convergirenden \10) Mund- eckschilder (Fig.146 Ome) sind als die Wirbelhälften des zweiten Armwirbels (+.den Seitenschildern der ersten), die schräg gestellten (10) Mundseitenschilder (ms) als die Seitenschilder des zweiten und das kleine Bauchschild am Ende der Mundwinkel (b) als das Bauchschild des zweiten Armwirbels aufzufassen. Dazu gesellen sich noch 5 grössere, zwischen den Armen gelegene (interradiale) Mund- schilder (m) und verschiedene kleinere Stückchen. Eines der Mund- schilder dient gewöhnlich als Madreporenplatte. Die Oberseite der Scheibe ist entweder nur von einer Haut oder gleich- zeitig von kleineren (Fig. 146 D) oder grösseren Kalkplatten (Fig. 148 o) be- kleidet, welch’ letztere z. Th. als die Fortsetzung der Rückenplatten der Arme anzusehen sind. Die Schlangensterne bewohnen zumeist geringe oder mässige Tiefen, nur wenige steigen über 1000 und bis 2300 Faden hinab. Fossile Funde gehören nicht gerade zu den Seltenheiten, aber ihr Erhaltungszustand ist meist nicht günstig genug, um die Stachelbewehrung und die Einzelheiten des Mundskelets festzustellen. 144 I Thierreich. — V. Echinodermata. — 3. Klasse: Ophiuroidea. Eintheilung der Ophiuroidea. A. Arme einfach, unverzweigt, nur seitlich bewegbar, nicht nach unten einrollbar. Meist Hautschilder auf der Scheibe (Fig. 146 — 148). 1. Ordn. Ophiurae. B. Arme oft verzweigt, nach unten einrollbar: Scheibe und Arme ohne grössere Hautschilder (Fig. 149) 2. Ordn. Euryalae. 1. Ordnung Ophiurae. Die lebenden Ophiuren theilt man neuerdings nach der Beschaffen- heit des Hautskelets in 3 Familien: A. Arme mit deutlichen Schildern, Scheibe zuweilen nackt. a. Die Armstacheln sitzen auf dem Aussenrande der Seitenschilder und liegen dem Arme mehr oder weniger an (Fig. 146 F st, G st) Fam. Ophioglyphidae. b. Die Armstacheln sitzen auf der Fläche der Seitenschilder und stehen in einem beträchtlichen Winkel von den Armen ab Fam. Amphiuridae. B. Arme und Scheibe mit weicher Haut bekleidet Fam. Ophiomyxidae. Fossile Vertreter sind nur von der Familie der Ophioglyphidae in einiger Häufigkeit bekannt, namentlich aus Trias, Jura und Kreide. Viel- leicht existirte die Familie schon zur Devonzeit. Als Beispiele führen wir folgende besser studirte Gattungen an. Ophioceramis Lym. (Fig. 147 A—H). Scheibe rund oder schwach fünf- seitig, Arme lang und dünn (4). Ober- und Unterseite (mit Ausnahme des Mundskelets) mit kleinen, fossil schwer sichtbaren Kalktäfelchen bedeckt. Die Bursalschuppen erscheinen meist aus den einfachen, langge- streckten Bursalspalten (J bs) herausgedrückt (B bl, Jbl). Arme lang und schlank (4), oben gekielt (F, H), Rückenschilder dachförmig (Fr, @r, Hr), breiter als die Bauchschilder (Z b), welch’ letztere nicht durch die einge- schobenen Seitenschilder (s) von einander getrennt werden. Die schuppen- förmigen, auf Bauch- und Rückenseite etwa gleich weit übergreifenden Seitenschilder (s) mit kurzen, anliegenden, randständigen Stacheln (F st, @ st). Ambulacralporen mit (1 oder ? 2) Füsschenschuppen (Z fs). Mund- schilder längs oval (© m). Mundpapillen 5—7 auf jedes Mundeckstück (C me). Zahnpapillen vorhanden. Im Jura; lebend in Tiefen von 20—100 Faden an der südamerikanischen Ostküste. 0. ferruginea Böhm (Fig. 447 A—H). Oberer Dogger (Ferrugineus-Sch.). Vögis- heim, Baden. Wahrscheinlich nur wenig von Ophioceramis verschieden sind einige als Geocoma d’Orb. aus Jura und Kreide bekännte Formen, wie: G. elegans Hell. Callovien. La Voulte, Ardeche. G. planata Qu. sp. (Fig. 147 7)., Oberer Malm. Süddeutschland. G. libanotica Kön. sp. Senon. Libanon. 1. Thierreich. — V. Echinodermata. — 3. Klasse: Ophiuroidea. 145 Aspidura Ag. Fig. 148). Oberseite der Scheibe mit 16 grösseren, regelmässig angeordneten Platten belegt, einer centralen, 5 radialen (in der Richtung der Arme liegenden) und 10 sehr, grossen interradialen. Arme Fig. 148. Aspidura scutellata Blum. sp. Oberer Muschelkalk. Waschbach, Würt- temberg. o = Oberseite. u = Unter- seite. Fig. 147. A—H Ophioceramis ferrugines Böhm. Oberer Dogger (Ferrugineus-Sch.). Vögisheim, Breisgau. A Ansicht eines vollständigen Stückes von der Unterseite: br = Arme. B die Scheibe mit den inneren Armenden von unten; dieselbe ist eingesunken, so dass die Bursalschuppen (bl) als Leisten neben den Armen hervorragen; p — Ambulacralporen. (€ das Mundskelet von unten; mw — Mund- winkel; p = Mundpapillen ; me = Mundeckstücke. Die Zahnpapillen, welche die me z. Th. bedecken, sind nicht gezeichnet. ms = Seitenmundschilder; m = Mundschilder (Oralplatten); db = zweite Bauch- platte des Mundskelets; rechts ist das erste echte Armglied sichtbar. D Scheibe mit Armansatz von oben. Durch Eindrücken der Scheibe sind über den Armen in der Mitte eingerissene Wülste, zwi- schen denselben Furchen und eine centrale, abgesetzte, dem Mundskelet entsprechende Scheibe ent- standen; r = Rückenschild. E ein Stück des Armes von unten; b = Bauchschilder; s = Seiten- schilder; p = Ambulacralporen, grösstentheils von den Füsschenschuppen (fs) verdeckt. # ein Stück des Armes von oben; r —= Rückenschilder; s = Seitenschilder; st = Stacheln. @ derselbe von der Seite. Bezeichnung wie bei #. H Querschnitt des Armes. I Geocoma planata Qu. sp. Oberer Malm (Unteres Tithon). Kelheim, Bayern. Die Scheibe von der Unterseite, die Körnelung (k) zeigend; bs = Bursalspalten; bl = die aus denselben herausgedrückten Bursalschuppen. kurz, sich rasch zuspitzend. Bauch- und Rückenschilder sehr klein, Seiten- schilder sehr gross, an den Seiten sich vorwölbend, mit kurzen, anliegen- den Stacheln. Mundschilder klein. Diese Gattung ist ziemlich häufig im deutschen Muschelkalke. A. scutellata Blum. sp. (= Ophiura loricata Gf.) (Fig. 448). Unterer und oberer Muschelkalk. 2. Ordnung Euryalae. Hierher gehört wahrscheinlich die Gattung Onychaster M. & W. (Fig. 149 A—D). Scheibe (4 s) klein, gekörnelt. Arme unverzweigt, Steinmann, Paläontologie. 10 » 146 Il. Thierreich. — V. Echinodermata. — 4. Klasse: Asteroidea. rund, nach unten eingerollt, mit körnigen Schuppen belegt, auf-der Innen- seite mit Stacheln besetzt. Mundskelet sehr massiv (B), aus 15 kleinen und 25 grossen Stücken zusammen- gesetzt. Armwirbel rundlich sechs- seitig (C) mit innerem Canal (2). Als Seltenheit im Subearbon Nordamerikas. O.flexilis M.&W. Keokuk-Gr. Craw- fordsville, Indiana. Fossile Ophiuren sind schon a 2: WMENNV vom Silur an bekannt. Die meisten Jaläozoischen Formen scheinen kei Fig. 149, A—D Onychaster fexilis M. & W. Dar en keine Subcarbon. Crawfordsville, Indiana. A ein Bauchplatten dagegen getrennte Exemplar mit Scheibe (s) und nach unten zu- Bi. A ee) ae sammengeschlungenen Armen; an dem inneren W irbelhälften manche die letzteren Ende zweier Arme ist die Haut entfernt, um ß ı e die Wirbel (wr) zu zeigen. 5 Mundskelet von auch ın alternirender Stellung be- oben. € Wirbel von vorn gesehen; w = Wir- a beleanal. sessen zu haben, wodurch eine An- näherung an die Encrinasteria (p.148) angedeutet wird. Im Silur Nordeuropas und Nordamerikas sowie im Devon des rheinischen Schiefergebirges kommen sie nicht sehr selten, aber meist ungenügend erhalten vor. Im Mesozoicum trifft man neben Vertretern Jetzt noch lebender Gattungen (Ophioceramis) mehrere ausgestorbene, unter denen Aspidura (Trias), (?) @eocoma (Jura — Kreide, die wichtigsten sein dürften. Aus dem Tertiär sind nur spärliche Reste bekannt geworden. Das Auftreten der fossilen Ophiuren ist meist ein geselliges. 4. Klasse: Asteroidea. Litteratur über Asteroidea siehe p. 441. Durch ihre im Allgemeinen abgeplattete fünfstrahlige Gestalt stehen die Seesterne (oder Zsteroidea) den Schlangensternen nahe. Die Arme, welche sich nicht immer scharf von der Scheibe abheben, sondern auch in derselben eingeschlossen sein können (Fig. 151), enthalten im Gegensatz zu denen der Ophiuroidea nicht nur Zweige des Wassergefäss-, Blutgefäss- und Nervensystems, sondern auch Fortsätze der Geschlechtsorgane und Blindsäcke des Darmes. In der Mitte der Unterseite der Arme verläuft eine offene Ambulacralfurche vom Munde bis zur Armspitze, auf welcher allein die Ambulacralfüsschen austreten (Fig. 150 p). Zahlreiche Kalkplatten dienen zur Stütze des Weichkörpers. Die grösseren, welche I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 4. Klasse: Asteroiden. 147 meist den Rand der Scheibe und Arme begrenzen, werden Randplatten genannt, die der Oberseite (Fig. A51 Br’; Fig. 150 r’) heissen dorsale, die der Unterseite ventrale (Fig. 150 r; Fig. 151 Ar). Die Ambula- eralfurche wird jederseits von 2 Reihen Platten eingefasst ; die unteren kleineren, von aussen sichtbaren heissen Adambulaeralplatten (Fig.150 ad), die inneren grösseren, nach Entfer- nung der Füsschen (p)hervortretenden heissen Ambulacralplatten (Fig. 150 a). In der Ecke zwischen den letzteren und den ven- tralen Randplatten liegen noch kleine Zwi- schenplatten (z). In dem keilartig sich nach innen verschmälernden Raume zwischen rFis. 150. Querschnitt durch den er ä Arm von Astropecten. vr = dorsale, den Ambulacralplatten verläuft das radiale ;" yentrale Randplattes u — Am- 23 ° O bulacral-, «ad = Adambulacralplatte; Wassergefäss (w), welches sich zu seit- 2" "Zwilchenplatte: st = Randsta llen; lichen Säcken (Ampullen — amp) erweitert, chen des Wasser . . . . . he in der Ambu e von welchen sich jederseits ein oder zwei treten: w = radiüres Wassergefäss. Füsschen abzweigen (p). Der innere Wirbel Di Panumreen eines Armes besteht hier, statt wie bei den Ophiuren aus einem Stücke, aus 2 beweglich mit einander verbundenen Ambulacralplatten. Der Steincanal mündet auf der Oberseite mit einer leicht wahrnehmbaren Madreporenplatte (Fig. 151 B m; Fig. 152 Am). Meist findet sich auf der Oberseite auch eine feine interradiäre Afteröffnung. Fossile Seesterne sind im Allgemeinen seltene Erscheinungen, was jedoch nicht ausschliesst, dass sie an gewissen Localitäten in zahlreichen Exemplaren sich finden. Ihre geologische Bedeutung ist somit gering: zudem steht der häufig mangelhafte Erhaltungszustand einem genauen Ver- gleiche mit lebenden Formen hindernd im Wege. Die lebenden Seesterne zerfallen in 2 leicht kenntliche Gruppen, Für die eine derselben ist das Vorhandensein grosser Randplatten am Rande der Scheibe ebenso bezeichnend, wie für die andere das Fehlen dersel- ben. Die letztere Gruppe scheint im fossilen Zustande sehr selten zu sein, während Vertreter der ersteren Gruppe schon aus paläozoischen Schichten in einiger Häufigkeit bekannt geworden sind. Von Formen, die sich an lebende sehr enge anschliessen, heben wir hervor: Goniaster Ag. (Fig. 151 A, B). Die Arme ragen kaum über die grosse Scheibe hinaus. Randplatten sowohl auf der dorsalen (r’) als auf der ventralen Seite (r) sehr gross. Die Adambulacralplatten (ad), welche die Ambulacralfurche begrenzen, klein, vierseitig. Die Deckplatten der Ober- und Unterseite (s) klein, polygonal. Mitten in denselben liegt auf der Oberseite interradial die Madreporenplatte (B m). Mund von 10 10* 148 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 4. Klasse: Asteroidea. dreieckigen Oralplatten (40) umgeben. In Jura und Kreide nicht selten, meist aber nur in isolirten Randplatten gefunden. Tertiär und lebend. G. impressae Qu. sp. Oxford. \ G. jurensis Qu. Sp. Kimmeridge.| G. Parkinsoni Forb. (Fig. 451 A, B). Turon. England. G. quinqueloba Gf. sp. Senon. Norddeutschland. Schwaben. Fig. 152. 4A—C Aspidosoma Tischbeinianum F. Rö. Unterdevon (Dachschiefer,. Bundenbach im Mosel- Fig. 151. Goniaster Parkinsoni,Forb. Turon. thale. A der verdrückte Körper von der Dorsalseite; Sussex. 4A von der Unterseite. B von der a = After; m = Madreporenplatte; ap = Adambulacral- Oberseite. o = die sternförmigen Oralplatten, platten; »p = Randplatten. B die Schuppen der die den Mund umgeben; ad = Adambulacral Scheibenoberfläche. € Madreporenplatte, D A. peta- platten; » = Randplatten der Unterseite ; loides Sim. Unterdevon. Niederlahnstein. Die Am- r' = Randplatten der Unterseite; z = Deck- bulacralplatten (ap), welche die Armfurche ein- platten; m = Madreporenplatte, fassen, stehen wechselständig. Die meisten paläozoischen Seesterne besitzen im Gegensatze zu den jüngeren wechselständige Ambulacralplatten (Fig. 152 Dap). Derartige Encrinasteria, wie man sie, um auf die für die Crinoiden- arme bezeichnende Wechselständigkeit der Platten anzuspielen, nennt, sind namentlich im rheinischen Unterdevon als Abdrücke im Sandstein oder verkiest in den Bundenbacher Schiefern recht häufig. Die bekann- teste Gattung ist: Aspidosoma Gf. (Fig. 152 A—D). Die Arme überragen die fünfseitige Scheibe. 2 oder 4 Reihen von Armtafeln sichtbar. Randplatten deut- lich (rp), gegen die Arme zu kleiner werdend. Die Adambulacralplatten werden auf dem freien Theile der Arme allmählich grösser und gehen in Randplatten über. Der übrige Theil der Scheibe ist mit kleinen Schuppen getäfelt (B). Auf der Oberseite die Madreporenplatte (4 m, C) und der von kleinen Täfelehen umgebene After (4 a) sichtbar. Ambulacralplatten 1. Thierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse: Crinoidea. 149 namentlich in der Mitte der Arme deutlich wechselständig (D ap). Rhei- nisches Unterdevon. A. Tischbeinianum F. Rö. (Fig. 152 A—(). A. petaloides Lim. (Fig. 152 D). In paläozoischen Schichten wiegen die Encrinasteria über die echten Seesterne (mit correspondirenden Ambulacralplatten) vor, doch giebt es auch schon einzelne echte Seesterne. Zu den letzteren gehören alle mesozoischen und jüngeren Formen. In den Sandsteinhorizonten des mitteleuropäischen Jura sind rohe Abdrücke von Seesternen local recht häufig, eine sichere Deutung derselben ist jedoch unmöglich (Angulaten- Sandstein — Lias a; Murchisonen-Sandstein — Unterer Dogger). Im Malm werden vereinzelte Platten einer ausgestorbenen Gattung (Sphaeraster) nicht selten gefunden. Tertiäre Vorkommnisse sind ohne Bedeutung. 5. Klasse: Crinoidea. Litteratur über Crinoidea. Angelin, N. P. Iconographia Crinoideorum in Stratis Sueciae Silurieis fossilium. Holmiae 1878. Beyrich, E. Ueber die Crinoiden des Muschelkalks. Abh. d. Berliner Akad. d. Wissensch. 1857. *Carpenter, P. H. Report on the Crinoidea I. Seient. Result of Challenger Voyage, Vol. XI. 4884. de Koninck & le Hon. Recherches sur les Crinoides du terrain carbonifere de la Belgique. Mem. de l’acad. roy. de Belgique 1854. Litteraturverzeichniss bis 1854. de Loriol, P. Monographie des Crinoides fossiles de la Suisse. Abh. d. schweizer paläont. Gesellsch. Bd. IV, V 41877—78. Paleontologie francgaise. Terr. jurass. T. XI, Crinoides. 1882—88. Meek & Worthen. Geological Survey of Illinois, Palaeontology. Bd. II—VI. 1866 bis 4875. Quenstedt, F. A. Petrefactenkunde Deutschlands. Bd. IV. Leipzig 1874—76. Schultze, L. Monographie der Echinodermen des Eifler Kalkes. Denkschr. d. Wiener Akad. d. Wissensch. Bd. XXVI. 1866. Wachsmuth & Springer. Revision of the Palaeocrinoidea. Proc. of the Acad. of Nat. Sc. of Philadelphia. 1879, 4881, 4832, 4885, 1886. Der Körper der Crinoiden oder Seelilien haftet fast immer vermit- telst eines längeren oder kürzeren Stieles auf dem Boden und besitzt bewegliche, meist verzweigte Arme, so dass wir 3 Theile an dem Thier zu unterscheiden haben: 150 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse: Crinoidea. I). Den Stiel (oder die Säule) (Fig. 153 A st), eine Aufeinanderfolge runder oder eckiger Kalkscheiben. Der Stiel wird von einem runden oder eckigen Canal, dem sog. Gentralcanal (Nahrungscanal) durchzogen (Fig. 153 Dec), wel- cher Blutgefässe (vielleicht auch Nervenstränge)enthält. Zuweilen sitzen an den Seitenflächen des Stieles Ranken (Fig. 170 A r), ebenfalls aus Kalkplättchen be- stehend und von je einem Aste des Gentralcanals durchzogen. Wenn sie abgefallen sind, bleibt am Stiele eine entsprechende Narbe zurück (Fig. 170 Ca, Fa, H a). Das untere Ende des Stie- les ist zuweilen wurzelförmig ausgebreitet (Fig. 167 A; Fig. 165 B). Das oberste Stielglied entwickelt sich zuweilen stärker Fig. 153. Apiocrinus. A A. magnificus d’Orb. Oberer als die übrigen (Fig.1 53 A cd) und Malm, La Rochelle, Charente inferieure. Statt Z = = (links) lies db. st = das obere Ende des Stiels: cd = heisst dann Centrodorsale. letztes Stielglied (Centrodorsale); b, rı, v2 = Dorsal- E e che kapsel; b = Basalia; rı = erste Radialia, r» = zweite Bei den stiellosen Crinoiden re- Radialia, »3 = dritte Radialia, an welche sich die Arme (brı, bra etc.) anschliessen; ir = Interradiale; präsentirt dieses Stück den ein- p = Seitenglieder der Arme (pinnulae). B,C A. Par- £ E 5 nr kinsoni Schl. Oberer Dogger. Normandie. B Ver-- zieen Rest des Stieles (Fig. 454 lauf der Canäle in den Tafeln der Dorsalkapsel; = b, rı, v2, 73, brı, br2 wie in Fig. A; c2 = offene Canäle A cd, B cb). der Basalia; die punktirten Linien geben den Verlauf R der verdeckten Canäle an; rc = Ringeanal. (€ Längs- 2) Den Kelch, eine kelch- schnitt durch das obere verdickte Stielende; cd = z “ = Centrodorsale. D ein Stielglied von A. polycyphus Mer. förmige oder kugelige Kapsel, mit weitem, rundem Centralcanal (ce). S welche nach oben auf den Stiel folgt und welche die wichtigsten Weichtheile einschliesst (Leibeshöhle) (Fig. 153 b u. r). Nur die untere und seitliche Wand des Kelches (Dorsalkapsel) ist für gewöhnlich siehtbar, weil die vom Kelche sich ab- zweigenden Arme — die nach dem Tode des Thieres sich zusammenlegen — die obere Wand oder Decke des Kelches verhüllen. Da die Mund- öffnung auf der Oberseite gelegen ist, so ist. die letztere als Ventralseite gekennzeichnet. Der Körper der Crinoiden befindet sich somit in der umgekehrten Lage, wie derjenige der Echinoidea, Ophiuroidea und Asteroidea. Die Wand des Kelches besteht entweder ganz oder doch zum grössten Theile aus fest an einander gefügten Kalkplatten, deren Zahl und Stellung zur Unter- scheidung der Familien und Gattungen in erster Linie in Betracht kommt. 151 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse: Crinoidea. Die äusserlich sichtbare Dorsalkapsel der jüngeren Crinoiden (der mesozoischen und känozoischen Zeit — Neocrinoidea) besteht meist aus wenigen, regelmässig nach der Fünfzahl angeordneten Platten. Die 5 Platten desselben Kranzes sind nicht von einander verschieden. ve Man bezeichnet die Platten folgendermaassen: 11. Radialia (r) heissen diejenigen, meist fünfseitigen Tafeln, welche in der Verlängerung der Arme, d. h. radial liegen (Fig. 153 A rı—r3, Fig. 154 Br). Sie berühren sich mit ihren Seitenflächen und es schieben sich keine anderen Tafeln dazwischen. Meist wird der Oberrand der Dorsal- kapsel aus einem Kranze solcher Ra- dialia gebildet. Nach oben können noch mehrere derartige Stücke in glei- [je] cher Stellung sich anschliessen (zwei- tes [r2], drittes [73] Radiale). Basis heissen die 2 (oder der eine) Tafelkränze, welche zwischen dem ersten Radiale und dem Stielgliede (oder Centrodorsale) gele- gen sind. Besteht die Basis aus einem Tafelkranze. so stehen die Platten in- terradial, d. h. in der Verlängerung der Zwischenräume der Arme, und heissen schlechtweg Basalia (Fig. 153 j Ab); besteht die Basis aber aus 2 obersten Fig. 154. Marsupites ornatus Sow. Obere Kreide: Senon. England. A ein Tafelkränzen, so nennt man die Tafeln des oberen Kranzes, welche inter - radial liegen, Parabasalia (Fig. 154 pb),diejenigen des unteren Kranzes, Kelch mit dem unteren Theile der Arme. B Schema der Kelchplatten. cd = Centrodorsal ib = Infraba- salia; pb = Parabasalia; r = Ra- dialia mit den Ausschnitten für die ersten Brachialia (br I); br II = zweite Brachialia; @gl = Armglieder. welche, wie die Radialia, radiär stehen, Infrabasalia (Fig. 154 ib). Im ersten Falle heisst die Basis monocyclisch, im letzteren dieyclisch. Nur in seltenen Fällen betheiligen sich an dem Aufbau der Dorsalkapsel der Neocrinoidea ausser der Basis und den I. Radialia noch weitere Tafeln, näm- lich II. und II. Radialia (Fig. 153 A ra, r3) oder kleine interra- dial gestellte Täfelchen zwischen den letzteren, sog. Interradialia (Fig. 153 A ir). Als scharfes Kennzeichen für den Kelch der Neo- erinoidea kann die fünfstrahlig symmetrische Ausbildung der Dorsal- kapsel gelten, die sich in der regelmässigen Fünfzahl und der glei- chen Grösse der zu einem Tafelkranz gehörigen Platten ausspricht. 152 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse : Crinoidea. Die obere oder Ventralseite des Kelches der Neocrinoidea wird meist von einer lederartigen Haut gebildet, welche auch mit kleinen Kalk- platten belegt sein kann. In der Mitte der Oberseite liegt der Mund (Fig. 155 0). Von demselben zweigen sich frei zu Tage liegend 5 Ambulacralfurchen ab, die nach den Armen (Fig. 155 br) verlaufen. Der- After (a) liegt excentrisch und zwischen den Fur- chen, also interradial. Der Kelch der Crinoidea der paläozoi- en RR. sche n Zeit (Palaeocrinoidea) weist einen viel com- Keie henvon Antedon (He: plieirteren Bau ‚auf. Selbst wenn die DorsallapE ne oa, DnngeuE der a Anzahl von Tafelkränzen be- a) Ha steht, wie bei der überwiegenden Anzahl der Neo- a den erinoiden, so sind doch die 5 Radien niemals alle gleichartig ausgebildet, indem entweder die Basa- lia nicht in normaler Zahl (z.B. 4 statt 5) vorhanden sind (Eucalyptoerinus — Fig. 161. Db) oder einesder5Parabasalia anders gestaltetist als die übrigen 4 (Cyathocrinus —Fig. 164 C pb), oder indem sich zwischen die Radialia in einem Interradius (Hexacrinus — Fig.160 A a,) oder in allen (Actinoerinus — Fig. 156) eine oder mehrere Tafeln einschieben, dieallgemein als Int erra- dialia (ir) bezeichnet werden. Die zwischen die I. Radialia eingescho- bene sechste Platte steht in der Verlängerung der Afteröffnung (Fig. 160 A a—a,) und heisst erste Analplatte, die darüber folgenden zweite, dritte Analplatte ete. (Fig. 156 D a,—a;). Durch die Analplatten ist die Hinter- seite des Kelches ausgezeichnet; der betreffende Interradius heisst Anal- interradius. Somit zeigen die Palaeocrinoidea niemals eine regelmässig fünfstrahlig-radiäre Anordnung der Kelchtafeln, sondern immer eine zwei- seitig symmetrische (unregelmässig strahlige). Die Kelchdecke der Palaeocrinoidea zeigt in den seltenen Fällen, wo sie beobachtet werden kann, keine wesentlichen Unterschiede von der der Neocrinoidea (Fig. 156 C). Ein centraler Mund (0) und Ambulaeral- furchen (c), von kleinen Plättchen (c,) bedeckt und dann Ambulacralröh- ren genannt, sind vorhanden. Der After (a) liegt excentrisch im hinteren Interradius. Aber in den meisten Fällen spannt sich über die Kelchdecke eine aus festen Platten zusammengefügte Ventralkapsel (Fig. 156 B), welche die Ambulacralfurchen (Bc,,Cc,c,)und den Mund ver- deckt. Diese Decke kann sich in eine lange Afterröhre (oder Proboseis) verlängern (Fig. 156 A pr), an deren Ende oft die Afteröffnung liegt. Die Ventralkapsel ist im Wesentlichen eine Wiederholung der Dorsal- kapsel, insofern sie sich ebenfalls aus radialen und interradialen Platten zusammensetzt (Fig. 160 B). Eine weniger feste, vielmehr biegsame und I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse: Crinoidea. 153 wahrscheinlich nur aus Interradialplatten zusammengesetzte Ventralkapsel besitzen die Articulata. Bei einer anderen Gruppe (den sog. Fistulata) endlich erscheint die Ventralkapsel zurückgebildet, so dass die Kelchdecke ganz oder zum Theil zu Tage liegt; sie sendetin diesem Falle eine sackförmige, oben ge- schlossene Ausstülpung aus dem Kelche heraus, welche aber hinten, also excentrisch liegt, und die von regelmässigen Tafeln gebildet wird, deren Rän- der durchbohrt sind (Fig. 164 B p). Dieses Organ diente wahrscheinlich zur Respiration. 3.AlsArme(Brachia) bezeichnet man die ge- gliederten Anhänge, welchean deroberen Grenze der Dorsal- kapsel sich abzwei- gen. Sie bestehen aus ge- lenkigen oder fest verbun- denen Kalkgliedern (Arm- glieder) und besitzen meist feinegegliederte Anhänge, sog. Pinnulae (Fig. 165 Fp). beginnen die Arme un- mittelbar über dem er- sten Radiale. Wenn aber, wie das bei den meisten Strenge genommen Actinoerinus. Fig. 156. A A. (Batocrinus) pyriformis Shum. Carbon. Jowa. Auf der linken Hälfte sind die Arme (br) ge- zeichnet, auf der rechten fortgelassen, um die Ventralkapsel und die lang ausgezogene proboscis zu zeigen; st = Stiel. B, C A. proboscidialis Hall. Carbon. Jowa. B ein Kelch mit aufgebrochener Ventralkapsel; unter derselben liegen die ge- täfelten Ambulacralröhren (cı) und das gefaltete Organ (ve). Für die andern Bezeichnungen siehe Fig. D. C Ansicht eines Kelch-Steinkernes von oben: o = Mund; c = die vom Munde nach den Armen ausstrahlenden Ambulacralröhren als Abdruck; cı = dieselben mit erhaltener Täfelung; a = After. D Schema des hinteren Theiles der Dorsalkapsel von Actinocrinus; b = Basalia, über denselben die Radialia rı, v2, v3, die paarigen Ra- dialia (oder Distichalia) dı, dz, da und die Interaxillaria ?d. Zwischen den beiden Radien liegen die analen Interradialia (a und ir), unter denen die mittlere Reihe der Analplatten (aı—as) sich von den seitlichen Interradialia (irı—irz) abhebt. Palaeocrinoidea der Fall ist, die untersten Armglieder in die Dorsalkapsel noch mit eingeschlossen sind, so werden sie als II., III. Radiale bezeichnet (Fig. 156 Dr,—r3). Die in der Fortsetzung der Radialia liegenden Armglieder heissen Brachialia (Fig. 163 / br, IIbr). Meist tritt aber sehr bald eine Theilung des Armes ein; dann wird das letzte unterhalb der Theilungs- stelle befindliche Täfelchen Axillare (Fig. 156 Dr,) genannt und die 154 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse: Crinoidea. durch Theilung entstandenen Täfelchen heissen Distichalia (Fig. 156 D d,—d,). Tafeln, die sich zwischen die Distichalreihen einschieben, be- zeichnet man als Interdistichalia (Fig. 156 D id). Die Arme können einfach (Fig. 163 A) oder ein oder mehrere Male getheilt sein (Fig. 164 A). Stehen die Armglieder in einfachen Reihen, so spricht man von einzeiligen (Fig. 162), stehen sie abwechselnd in 2 Reihen, von zweizeiligen Armen (Fig. 165 A, F). Die vom Kelche aus die Innen- (Ventral-) Seite der Arme durchziehende Ambulacralfur- che enthält als Ausstülpungen der Leibeshöhle Wasser- und Blutgefässe, einen Nerven- und einen Genitalstrang. Die Furche kann von Täfelchen be- deckt sein (Fig. 163 Dps). Die — zuweilen fehlenden — Armanhänge oder Pinnulae stehen abwechselnd auf beiden Seiten des Innenrandes der Arme (Fig. 165 Fp). Mit Ausnahme der ungestielten, geringe Tiefen bewohnenden Gattung Comatula leben die wenigen heutigen Crinoiden in mittleren Meeres- tiefen meist zwischen 80 und 1000 Faden, stellenweise in grösseren Mengen zusammen. Ihre Zahl ist gegenüber der der fossilen gering. Zu einer naturgemässen Classification der zahlreichen fossilen Formen ist das Verhalten der Ventralseite in erster Linie ausschlaggebend. Da aber die- ses Merkmal nur an besonders gut erhaltenen Stücken beobachtet werden kann, so geben wir im Folgenden einen Schlüssel für die Bestimmung der wichtigsten Gattungen, in welchem nur solche Merkmale zur Unterschei- dung benutzt sind, die an allen nicht geradezu fragmentären Stücken zu sehen sind. A. Dorsalkapsel aus mehr als 24 grösseren Tafeln bestehend. Mehrere Ra- dialia und Interradialia, ferner Distichalia vorhanden (Fig. 457 A, B, D). a. Basalia und I. Radialia auf der Seite der Dorsalkapsel nicht sichtbar, ganz oder zum grössten Theil auf der Unterseite gelegen (Fig. 159 Aif, pb, rı). 4) Die Mitte der Unterseite tief eingesenkt, weil Basalia und I. Radialia in das Kelchinnere hineingezogen (Fig. 461 B rd). I. Radialkranz mit 5 Ta- feln (Fig. 461) Eucalyptocrinus. 2) Mitte der Unterseite schwach eingesenkt. Basalia und I. Radialia von un- ten sichtbar. I. Radialkranz mit 10 Tafeln (5 Radialia und 5 Inter- radialia) (Fig. 159 A r,, ir, air,) Rhipidocrinus. b. Basalia und I. Radialia auf der Seite des Kelches sichtbar (Fig. 157 Bb, nr). 4) I.Radialkranzaus5Tafeln bestehend (Interradialia die Basis nicht berührend) (Fig. 458 A r,) Melocrinus. 2) I. Radialkranz aus 6 Tafeln bestehend, weil die erste Analtafel auf der Basis ruht (Fig. 157 D a,). «) Dorsal- und Ventralkapsel starr. Basis monoeyclisch., Basalia 3 (Fig. 157) Actinoerinus. I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse: Crinoidea. 155 3) Dorsal- und Ventralkapsel beweglich und deshalb immer eingedrückt. Basis dieyclisch. Parabasalia5 (Fig. 162) Taxocrinus. . Dorsalkapsel aus 21 oder weniger (meist 10, 15 oder 46) grösseren Ta- feln bestehend (Fig. 160° D; Fig. 164 C). a. I. Radialkranz aus 6 oder mehr Tafeln zusammengesetzt (Fig. 160 Dr). 1. Basis monocycelisch. 2 oder 3 Basalia, Ueber dem I. Radialkranze mehrere kleinere Täfelchen (Fig. 160 D b). Hexacrinus. 2) Basis dieyclisch. Stets 5 Parabasalia, von denen das hintere un- paare oben abgestutzt (Fig. 164 € pb). «) Obere Gelenkflächen der I. Radialia hufeisenförmig aus- geschnitten (Fig. 164 Cr) Cyathocrinus. 8) Obere GelenkflächenderI. Radialia gerade abgestutzt Poteriocrinus. b. I. Radialkranzaus5 Tafeln bestehend (Fig. 163 (). 4) Kelch gestielt. «) Basalkranz aus 3 ungleichen Tafeln bestehend. I. Radialia hufeisenförmig ausgeschnitten Platyerinus. ß) Basal- resp. Parabasalkranz aus 5 mehroder weniger gleichen Tafeln bestehend oder verkümmert. aa) DieRadialiamiteinem Consolidationsapparate,d.h. breiten ausgeschnittenen Muskelplatten, welche eine Scheibe im Inneren des Kelches bilden (Fig. 163 Bor). Arme ungetheilt Cupressocrinus. bb) Radialiaohne Consolidationsapparat. Arme getheilt. I. Radialia nur von unten ganz sichtbar (Fig. 165 Ar, Dr) Encrinus. II. Radialiaaufden SeitenflächendesKelches gelegen (Fig. 454 Ar). *) Kelch sehr klein, selten von den reich verzweigten Armen getrennt gefunden. Stielglieder fünfstrahlig (Fig.170) Pentacrinus. **) Kelch mässig oder gross, fast immer von den Armen ge- trennt gefunden. Stielgliederrund oder oval, nie fünf- strahlig. +) Stielglieder rund. $) Kelch aus 21 grossen Platten [Centrodorsale, 5 Ba- salia, 3 >< 5 Radialia bestehend (Fig. 168)] Apiocrinus. $$) Kelch nur aus Radialia bestehend, von der Form einer Gewürznelke (Fig. 167) Eugeniacrinus. +) Stielglieder oval, tonnenförmig (Fig. 169) Bourgueticrinus. 2) Kelch ungestielt. «) Kelch gross. Centrodorsale, 5 Infrabasalia, 5 Parabasalia und 5 Ra- dialia, letztere mit hufeisenförmig ausgeschnittener Gelenkfläche (Fig. 166) Marsupites. ß) Kelch klein, vorwiegend aus dem Centrodorsale gebildet. Basis ver- kümmert (Fig. 174) Antedon. 156 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse: Crinoidea. l. Ordnung Palaeocrinoidea. Kelch selten regelmässig fünfstrahlig, meist zweiseitig symme- trisch. I. Radialkranz meist aus 6 oder mehr Tafeln bestehend. Mund und Ambulacralfurchen der Oberseite gewöhnlich durch eine feste oder elasti- sche Ventralkapsel verdeckt. Interradialia auch auf der Ventralseite. Diese Ordnung ist auf das paläozoische Zeitalter beschränkt. Man unterscheidet 3 Unterordnungen, die sich folgendermaassen abgrenzen: I. Unterordn. Camerata. Dorsalkapselmeistaus sehr zahl- reichen Tafeln bestehend, weil die unteren Armtafeln in dieselbe mit aufgenommen. Tafeln durchNaht, nicht durch Gelenkung verbunden. Ventralkapsel meist starr, in der Mitte oft rüsselartig ausgezogen (Fig. 157). 2. Unterordn. Articulata. Tafeln durch Gelenkung verbun- den. Die ersten Armtafeln mit in die Dorsalkapsel ein- bezogen. Ventralkapsel ein biegsames Gewölbe, weshalb die Interradien meist eingedrückt (Fig. 162). 3. Unterordn. Inadunata. Nur ein Radialkranz im Kelche, so dass die Arme vom ersten Glied an frei sind. Dorsalkapsel meist nur aus wenigen Tafeln (16) bestehend (Fig. 164 C). Auf der Ventralseite meist eine mit Tafeln belegte Aussackung der Leibeshöhle (Fig. 164 B p). 1. Unterordnung Camerata. Zu dieser Unterordnung gehört die Mehrzahl der paläozoischen Gat- tungen (gegen 70). Sie werden in 10 Familien gruppirt, von denen wir die wichtigsten hervorheben. Fam. Actinocrinidae (Fig. 157 A—D). Dorsalkapsel mit monocycelischer Basis (Basalia 3, selten 4). I. Radialkranz aus 6 Tafeln (5 I. Rad. [r,] und 1 Analtafel [a,]) bestehend. Die ersten Interradialien (ir,) ruhen auf den abgeschrägten Seiten der I. Rad. (r,). Ventralkapsel aus zahlreichen, meistinterradialen Tafeln bestehend (4). Actinocrinus Mill. (Fig. 157 B—D). Der kreiselförmige Kelch wird von zahlreichen Platten gebildet, die mit radialen Erhöhungen verziert sind (B). Ventralkapsel in eine lange Afterröhre (proboseis, A pr) aus- gezogen, welche häufig die Arme überragt. Durch wiederholte Dichotomie I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse: Crinoidea. 157 der Radialia in Distichalia (Dd,—d;,) entstehen zahlreiche (20 bis über 50) zweizeilige Arme (4 br). Der Analinterradius aus einer Reihe von Analtafeln (D a—a;) und zahlreichen Interradialien (Bir, —irs) gebildet. Die Zahl der Tafeln in den übrigen Interradien ist viel geringer. An besonders günstig erhaltenen Stücken hat man die Beschaffenheit der Kelchdecke unter der Ventralkapsel beobachtet (B, C). Vom centralen Munde (o) strahlen ver- zweigte (c), mit kleinen Plättchen, bedeckte (c,) Ambulaeralfurchen aus, die in die Arme führen. Hinter dem Munde liegt der After (a).. Im Inneren des Kel- ches ein gefaltetes Organ (oe), dessen Functionen sich noch nicht mit Sicher- heit haben feststellen las- sen. Stiel rund. Subearbon. Actinocrinus ist eine für das Subearbon be- zeichnende Gattung. Sie findet sich häufig in Eu- ropa und Nordamerika. A.polydactylus Mill. Gross- britannien, Belgien. A. triacontadactylus Mill. Grossbritannien, Belgien. A. proboseidalis Hall. (Fig. 15 Fig. 157. Burlington, Jowa. 4A Act. (Batocrinus) pyriformis Shum. Ein zur Hälfte der Arme (br) entkleidetes Exemplar, um die Dorsalkapsel und die in eine lange Proboseis (pr) verlängerte Ventralkapsel zu zeigen; st = Stiel. B. € Actinoerinus proboseidalis Hall. Subearbon. Bur- lington, Jowa. B ein Kelch mit aufgebrochener Ventralkapsel, um die Kelchdecke mit den Ambulacralfurchen (cı) und das gefaltete Organ (oe) zu zeigen. © Kelchdecke (Steinkern) von oben; o = Mund; a = After; e = Ambulacralfurchen; cı = dieselben mit kleinen Plättchen gedeckt. D die Platten des hinteren Theiles der Dorsalkapsel von Actinoerinus (der Analinterradius von 2 Radien umschlossen); b = Basalia; 1, v2, r3 = I., II., IN. Radialia; dıds = Distichalia; id = In- terbrachialia; aı—as — Analtafeln ; ir = Interradialia. 7 B—D). Nordamerika. Batocrinus Cass. (Fig. 157 4) ist eine nahe verwandte, ebenfalls im Subearbon, aber nur in Nordamerika häufig vorkommende Gattung. Ober- und Unterseite des Kelches von nahezu gleicher Wölbung. Zweiseitige Symmetrie des Kelches noch deutlicher als bei Actinoerinus. Interbrachialia fehlen stets. Subcarbon. Nordamerika. B. pyriformis Shum. (Fig. 157 A), rotundus Yand. & Shum., discoideus Hall. und zahlreiche andere Arten. 158 l, Thierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse: Crinoidea. Fam. Melocrinidae. Die monocyelische Basis besteht aus 3—5 Tafeln. I. Radial- kranz nur aus 5 Radialia gebildet (Fig. 158 A r), die Interradialtafeln beginnen erst über den Radialia. Analinter- = radius kaum vor den anderen Interradien = ausgezeichnet. ER Melocrinus Gf. Fig. 158 A, B). Kelch ss mehr oder weniger aufgebläht. Basalkranz HE a aus 4 Basalia zusammengesetzt (B). I. Ra- se dialkranz mit 5 grossen Rad. (r,). Darüber se: noch 2 Radialia(r,,r,). Die Distichalialassen ec eine breite, oft von Interbrachialien aus- er 98 gefüllte Spalte zwischen sich (ib), oberhalb € Fig. 158. A Meloerinus iypus Bronn. Unterdevon. Coblenz. Die Arme oben abgeschnitten gezeichnet. st = Stiel; db = Basis; rı—r3 = Radialia; ir = Interradialia; d = Distichalia; ib = Interbrachialraum; p = pinnulae. B Basis von M. gibbosus Gf. von unten gesehen. Mitteldevon. Eifel. ce = (entraleanal; » = Nähte der Basalia. M. typus Bronn (Fig. 158 A, B). welcher die Arme sich wieder vereinigen. Der Analinterradius zeichnet sich zuweilen durch eine grössere Anzahl von Platten aus, meist aber zeigt die Dorsalkapsel einen fast regelmässig fünfstrahligen Bau. Ventral- kapsel fast flach oder gewölbt, aus klei- neren Platten zusammengesetzt. Afteröffnung dem Rande mehr oder weniger genähert. Arme zweitheilig, lang, mit langen Pin- nulis (p). Stiel rund. Obersilur und Devon, sehr häufig im Mitteldevon der Eifel. Unterdevon. Rheinisches Schiefergebirge. Im- mer als Steinkern erhalten. Die Stielglieder mit ihren scharf vorspringenden Ringen (4 st) liefern die sog. »Schraubensteine«. M. hieroglyphicus Gf. Mitteldevon. Eifel, Belgien. M. gibbosus Gf. Mitteldevon. Eifel. Fam. Rhodocrinidae (Fig. 159 A, B). Dorsalkapsel mit dieyelischer Basis. Der I. Radialkranz enthält 5 Radialia (r) und 5 Interradialia (ör,). welch’ letztere direct auf den Parabasalien aufruhen. Der Analinterradius kaum durch ein hervorstechen- des Merkmal ausgezeichnet. Silur — Subcarbon. Der typischen Gattung Rhodocrinus steht eine im Eifeler Devon häufige Form nahe: Rhipidoerinus Beyr. (Fig unten etwas eingedrückten Kelches besteht aus 5, .159 A, B). Die Basis des breiten, niedrigen, 5, zu einer fünfseitigen 159 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse: Crinoidea, Platte vereinigten Infrabasalien (if) und 5 trapezförmigen Parabasalien (pb). Die fünfseitigen I. Radialia (r,) keilen sich zwischen die letzteren ein, werden aber durch die grossen siebenseitigen I. Interradialia (ir) von einander getrennt. Die anale Interradialtafel (air,) ist achtseitig. Eine grössere Anzahl von Rad., Brachial. und Interradial. vorhanden. Die Platten der Dorsalkapsel mehr oder weniger deutlich skulptirt. Ventralkapsel nur schwach ge- wölbt, aus zahlreichen kleinen, glatten Täfelchen zusammenge- setzt. Die 10 Arme mit zahl- reichen Nebenästen. Stiel (B) rund; entweder alle Glieder gleich, oder abwechselnd dicker und geknotet (g) und dünner und unge- knotet (g,). Centraleanal fünflappig (A c). Mitteldevon. Eifel. Einzige Art: Rhip. erenatus Gf. sp. (Fig. 159 A, B). schmolzen; pb = Parabasalia; rı = I. Radialia und vr = I. Interradialia, zusammen den ersten Radialkranz bil- dend; airı = das anale Interradiale, durch welches die Symmetrieebene © ) geht. B ein Stück des Stieles, aus abwechselnd breiteren, geknoteten (y) und schmäleren, un- geknoteten Gliedern (g’) zusammengesetzt. Fam. Hexacrinidae (Fig. 160 A—D). Die monocyelische Basis besteht aus 2 oder 3 (Fig. 160 D b) Tafeln. I. Radialkranz aus 5 gleichen Rad. (r) und I Analtafel (a,) zusammen- gesetzt, durch welche die Hinterseite der Dorsalkapsel leicht kenntlich wird. Nur im Devon und in der Steinkohlenfor- mation. Hexaerinus Aust. (Fig. 160 A—D). Der meist verzierte Kelch zeigt ausgesprochene zweiseitige Symmetrie durch die grosse Analtafel, welche sich in den ersten Ra- dialkranz einschiebt (a). Basis aus 3 gleichen Platten bestehend (b). Das zweite Rad. als kleine, dreieckige Tafel über dem ersten (r). Erste Analtafel schmäler als die Rad. Ueber dersel- Fig. 160. Hexacrinus. Mitteldevon. Eifel. A,BH. exsculptus Gf.sp. A Kelch mit Stiel. B Ansicht der Ventralkapsel. € H. spinosus Müll. Ein Stielstück. D zer- @ — After; u — ben bis zum excentrischen After (a) noch 2 oder 3 weitere Analtafeln. Ventral- kapsel flach, aus wenigen grösseren Tafeln gebildet (B). legte Dorsalkapsel. I. Analtafel; 5 = Basalia; » = Radialia. Die 160 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse: Crinoidea. Centralplatte derselben oft mit einem starken Stachel (A). Stiel rund. Die Glieder abwechselnd breiter (oft gedornt) und enger (C). Ausschliesslich im Devon, besonders in Europa (Eifel) häufig. . anaglypticus Gf. Sp. . ewsculptus Gf. sp. (Fig. 160 A, B). » Mitteldevon. Eifel. . ornatus Gf. sp. . interscapularis Phill. sp. Mitteldevon. Eifel und England. SNSuOı Fam. Platycrinidae (Leth. pal., t. 0, Fig. 1, 2). Durch das Fehlen der Analtafel im I. Radialkranze erscheint der Kelch weniger deutlich zweiseitig als bei den Hexacriniden. Allein die Basis besteht stets aus 3 Tafeln, von welchen die eine viel schmäler ist als die 2 anderen. Eine Anzahl Gattungen vom Silur — Carbon, deren wich- tigste: Platyerinus Mill. Leth. pal. t. 40, Fig. I, 2). Dorsalkapsel nur aus den 3 Basalia und 5 Radialia bestehend, anscheinend regulär. Die schmälere Basalplatte viereckig, in dem vorderen rechten Interradius gelegen, die beiden anderen fünfeckig. Das zweite, bereits freie Radiale ruht auf einem hufeisenförmigen, oft von einem vorspringenden Knopfe getragenen Aus- schnitte. Ventralkapsel in eine Proboscis verlängert. Sehr häufig und in zahlreichen Arten im Subcarbon, sehr selten im Devon. Europa und Nordamerika. Pl. granulatus Mill. Pl. laevis Mill. Pl. ornatus MeCoy. Grossbritannien und Belgien (Kohlenkalk). Pl. tuberculatus Mill. Pl. trigintadactylus Aust. Fam. Calyptocrinidae (Fig. 161 A—E). Die Ventralkapsel überragt die Arme oder befindet sich in gleicher Höhe mit denselben. Je 2 Arme zwischen leistenartigen, radialen Vorsprüngen der Ventralkapsel gelegen. Bas. ganz, Rad. fast immer auf der Unterseite der Dorsalkapsel gelegen. Letztere regelmässig fünfstrahlig gebaut, abgesehen von der viertheiligen Basis. Fast aus- schliesslich silurisch. 2 Gattungen. Eucalyptocrinus Gf. (Fig. 161 A—E). Die Unterseite der Dorsalkapsel ist flach, die Mitte derselben meistzapfenartigindenKelchhinaul- gezogen (Bbr). A Bas. (b) und 5 I. Rad. (r,) betheiligen sich an dem Zapfen. Ueber dem ersten Radialkranze folgen noch 2 weitere, doch fehlt r, oft, so dass r, direet auf r, ruht. Die sich zwischen die Radialkränze 1. Thierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse: Crinoidea. 161 einschiebenden grossen I. Interradialia (ir,) meist von gleicher Grösse, zuweilen das anale (Eir,) tiefer eingekeilt als die übrigen, wodurch der fünfstrahlige Bau gestört wird. Auf dem III. Radiale stehen 'jederseits 2 Interdistichalia, von denen das untere gross (A rd,), das obere sehr niedrig (A rd,) ist. Zwischen je 2 Distichalreihen befindet sich ein schmales, hohes Interbrachiale (id). Etwa gleich gestaltet, aber stets durch eine Vertikal- naht getheilt sind die 2 II. Interradialia (ir), welche auf ir,-folgen. Diese II. Interrad.-Paare bilden mit den Interbrach. zusammen auf dem Ober- rande der Dorsalkapsel 10 vorstehende Leisten, zwischen denen je ein Paar zu den Armen führender Ambulacralfurchen (Rinnen) (D ar sicht- bar wird. Zwischen den Leisten befinden sich die niedrigen Platten Fig. 161. A—E Evcalyptocrinus rosaceus Gf. Mitteldevon. Eifel. A Ansicht eines vollständigen Kelches, z. Th. mit den Armen (br), welche aus den mittleren Nischen entfernt sind; d = Decke der Ventralkapsel. B ein von hinten und vorn aufgebrochener Kelch: b und r — zapfenartig in die Höhe gezogene Basalia und Radialia; id = Interbrachialia; wı und 2 = die Platten des ersten und zweiten Ringes der Ventralkapsel, welche zusammen 10 radiale Nischenwände bilden; k = Körnelung. C Ven- tralseite von oben; a = centrale Afteröffnung; p = Deckplatten, welche sie einschliessen; z = die oberen, vorspringenden Enden der 10 Platten des IV. Ringes der Ventralkapsel. D Dorsalkapsel von oben. In der Mitte die emporgezogene Basis (b)) mit dem fünflappigen Centralcanal (c). Auf dem Öberrand der Dorsalkapsel erheben sich 5 einfache Leisten (id Fig. A), die Interbrachialia, dazwischen 5 getheilte (ir), die II. Interradialia. Zwischen je einer einfachen und einer getheilten Leiste ist ein Paar Ambulacralfurchen (ar) sichtbar, welche in die 20 Arme verlaufen, E Dorsalkapsel von unten; c = Centralcanal des letzten Stielgliedes; rı = I. Radialia, v3 = II. Radialia (die II. R. fehlen); irı = das anale Interrad., welches sich tiefer zwischen die Rad. einkeilt, als die übrigen Interrad. der Distichalia (A). Die Ventralkapsel ist sehr hoch und oben abge- stutzt (A). Auf der flaschenförmigen Kapsel (der weisse innere Raum in Fig. B) befinden sich 4 Tafelkränze. Die 10 Tafeln desI. (w,) und IV. (w5) Ringes sind stark verlängert, so dass sie über die Arme hinaus reichen. Sie bilden 10 radiale, flügelartig vorspringende, oben verdickte und seitlich gekörnelte (k) Scheidewände, welche den Interbrach. (id) und II. Interrad. (ir) unmittelbar aufruhen. Die von je 2 Scheidewänden seitlich begrenzten Nischen dienen zur Aufnahme je eines Armpaares (br). Die Arme sind getheilt, bestehen aus zahlreichen niedrigen Gliedern und legen sich fest an die Nischenwände an. Die Decke der Ventral- Steinmann, Paläontologie. HA 162 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse: Crinoidea. kapsel (Ad, C) wird von den oberen Flächen der 10 Nischenwände (( z) und von 4 (oder 2, 3, 5, 6) Deckplatten (Op) gebildet, welch’ letztere die centrale Afteröffnung (a) umschliessen. Stiel rund, Centralcanal fünflappig (De, Ec). Häufig im Obersilur, selten im Devon. E. caelatus Hall. sp E. erassus Hall. E. minor Ang. sp. E. regularis His. sp. E. rosaceus Gf. (Fig. 461 A—E). Mitteldevon. Eifel (häufig). a Obersilur. Nordamerika. N Obersilur. Insel Gotland. 2. Unterordnung Artieulata. Fam. Ichthyocrinidae (Fig. 162). Basis gewöhnlich klein, dieycelisch. Dorsalkapsel der Hauptsache nach aus zahlreichen Radialia (r,—r,) und ihren Ver- zweigungen (Distichalia — d/, dII) gebildet. Zwischen denselben meist zahlreiche, aber kleinere Interrad. (ir). Anzahl der Rad. selbst in den Armen desselben Individuums wechselnd. Rad. untereinander durch Gelenkung, seitlich durch Ligament verbunden. In Folge der gelenkigen Verbindung der Interr. unter einander und mit den Rad. er- scheinen die Interr.-Tafeln meist eingesenkt und gegen einander verscho- ben. Freie Arme (br) meist kurz, über dem Kelche zusammen- gekrüllt. Die Kelchplatten meist sehr auffallend zweiseitigsymme- trisch angeordnet. Pinnulae fehlen. Silur— Carbon. Taxocrinus Phill. (Fig. 162). Die Arme (br) überragen den Kelch nur wenig, da sie zum grössten Theil mit in die Dorsalkapsel eingeschlos- sen sind (r, dI, dII). Die Armtafeln sind breiter als hoch, unten mit einem zahnartigen, zuweilen durch Naht getrennten Vorsprunge behufs Gelenkung versehen (n—r,). Die Axillartafeln besitzen auch oben einen solchen (r;). DieInterradialtafeln nehmen rasch an Grösse ab, nur ir, und ir, von erheblicher Grösse. Der Analinterradius (air) zeichnet sich durch eine einfache Reihe grösserer Tafeln aus. a, sechs- eckig und viel grösser als die 4 anderen fünfseitigen Parabasalia (pb). Die 3 ungleichen, niedrigen Infrabasalia (if) meist zwischen Kelch und Stiel versteckt. Die Zwischenräume der Arme und die Oberseite mit zahlrei- chen kleinen Täfelchen (t) gepflastert, die wahrscheinlich in einer elasti- schen Membran gelegen waren und deshalb immer verdrückt sind. | In dem Bau der Arme documentirt sich eine augenfällige zweiseitige Symmetrie (s—s—=Symmetrieebene) durch die verschiedene Länge der nicht eorrespondirenden und die gleiche Länge (bei wechselnder Tafel- zahl!) der correspondirenden Zweige. Stielglieder (st) zahlreich, sehr nie- I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse : Crinoidea. 163 drig, rund. Silur, Devon, besonders häufig im Subearbon (Nord- amerikas). T. tuberculatus Mill. sp. Obersilur. England. T. juglandiformis Schultze (L. p., t. 27, Fig. 7). Mitteldevon. Eifel. T. multibrachiatus Ly. & Cass. (Fig. 162). Subcarbon. Vereinigte Staaten von Nordamerika. Fig. 163. Cupressocrinus abbreviatus Gf. Mitteldevon. Si A ein Exemplar mit Stiel (st) und Armen; pb = ia; r = Radialia; I br = erste, II br = zweite ı etc. B Ansicht des Kelches ohne die Arme von oben, um die Lage des Consolidationsapparates zu zeigen, der aus 5 Muskeltafeln (or) besteht; o = centrale Oeflnung; «= Afteröffnung ; am = Ambulacralöffnungen ; me = axiale Canäle. € Kelch von unten mit der fünf- D R S s nn DI Q eckigen Infrabasalplatte und dem viertheiligen Central- Se IA canal. D Querschnitt eines Armgliedes; p = die einge- Iz SS a rollten pinnulae; ps = ventrales Perisom der Armrinne; vS a zZ c = Dorsalcanal. Ss2 23 [2] 2 & [9] ms © 8 ı 3 EINS D S® = Fig. 162. Taxocrinus multibrachiatus Ly. & Cass. Subearbon. Crawfordsville, Indiana. Oben: Kelch mit Stiel (s!) und den freien Armen (br) von vorn, etwas ergänzt. Unten: zerlegter Kelch# die in der oberen Figur nicht sichtbare Hinterseite ausgezeichnet. air = Analinterradius; r% = rechter hin- terer, /ı = linker hinterer, v” — vorderer rechter, v! = vorderer linker, v« = vorderer unpaarer Ra- dius; iA = rechter hinterer, ih = linker hinterer, irw = rechter vorderer, iv — linker vorderer Interradius; if — Infrabasalia; pb — Parabasalia; nı—rı = Radialia; dI, d II = Distichalia erster und zweiter Ordnung; br Brachialia; a—a;s = Analtafeln; in—irz — grössere Interradialtafelu ; t = kleinere Interradialtafeln; s—s — Symmetrieebene. NB. Die Bezeichnungen rechts und links gind zu vertauschen, wenn man, wie gebräuchlich, den Körper von hinten anstatt von vorn (wie in dieser Figur) betrachtet. 3. Unterordnung Inadunata. Fam. Cupressocrinidae (Fig. 163 A—D). Eine einzige Gattung mit den Merkmalen der Familie: Cupressoerinus Gl. (Fig. 163 A—D). Der breite, niedrige Kelch besitzt eine dieyelische Basis. Die Infrab. zu einer kleinen, fünfseitigen, versteckten Scheibe verwachsen (C), die Parabas. (pb) auf der Unter- 1n® 164 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse: Crinoidea. seite als 5 gewölbte Platten sichtbar. Die Seitenflächen der Dorsalkapsel werden von 5 breiten, fünfeckigen Radialia (r) eingenommen. Dieselben werden im Inneren des Kelches durch einen sog. »Consolidationsap- parat« (B) zusammengehalten, welcher aus 5 getheilten und gefransten, blumenblattähnlichen, radialen »Muskelplatten« (or) besteht, die seitlich mit einander verwachsen sind, und welche als eine Scheibe die Leibeshöhle abschliessen. In der Mitte des Apparates bleibt eine schwach fünfe ckige Oeffnung (o), die wahrscheinlich noch von Plättchen bedeckt war. Eine ovale Oeffnungzwischen den beiden hinterenMuskelplatten ist der After (a). Als Ambulacralöffnungen werden die 5 runden, in der Mitte je einer Muskelplatte gelegenen Löcher gedeutet (am), wäh- rend auf der Oberfläche der Radial. ein axialer Canal (me) austritt, der sich als Dorsalcanal (De) in die Armglieder fortsetzt. Die Arme sind einfach, einzeilig und bauen sich aus relativ niedrigen, breiten, sehr massiven Armgliedern (br) auf, welche mit einer tiefen Rinne auf der Ventralseite versehen sind (D). Die Rinne wird durch ein ventra- les Perisom (D ps) getheilt. Die mehrgliedrigen Pinnulae (p) sind nach innen eingerollt. Die Arme bilden auf dem Kelche eine festgeschlossene Pyramide. Der Stiel wird von einem centralen und 4 peripherischen Canälen durchzogen (C). Mehrere Arten im Mitteldevon der Eifel. C. abbreviatus Gf. (Fig. 163 A—D), crassus Gf., elongatus Gf. Fam. Cyathocrinidae (Fig. 164 A—E). Basis dieyclisch, Kelch meist kugelig. In dem Radialkranze meist eine sechste hintere interradiale Tafel, wodurch die Dorsalkapsel zweiseitig symmetrisch erscheint. Die Ventralseite besitzt hinten eine getäfelte Aussackung, die nicht von der kaum entwickelten Ventral- kapsel bedeckt wird. Arme ohne Pinnulae. Radialia mit hufeisen- föormigem Ausschnitt (C r). Diese gattungsreiche Familie ist vom Silur — Carbon verbreitet. Die wichtigste Gattung ist: Cyathoecrinus Mill. (Fig. 164 A—E). Dorsalkapsel niedrig, becherförmig oder fast kugelig, zweiseitigsymmetrisch durch Einschiebung einer dem hinteren Parabas. (B’pb) aufruhenden ersten Interradialtafel'Anal- tafel, a,) in den Radialkranz. Infrabas. 5, Parabas. 5, davon das hin- tereoben abgestutzt. Von den 5 Rad. sind die entsprechenden sym- metrisch gestaltet (Or). Arme lang, mehrfach getheilt. Pinnulae fehlen, aber die Ambulacralfurchen mit Reihen beweglicher Platten bedeckt. Eine geschlossene Dorsalkapsel fehlt. Die Ober- seite des Kelches wird von einer Anzahl Platten bedeckt (D), unter denen die centrale Deckplatte (p) und die abwechselnd gestellten Ambula- craltäfelchen (at), welche die Ambulacralfurchen (af) bedecken, I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse: Crinoidea. 165 sich herausheben. Nach Entfernung der Deckplatten (E) sieht man den Kelch von 5 interradialen sog. »Oralplatten« (op) überwölbt, die ein fünfeckiges Loch (o) zwischen sich lassen. DieAmbulacralfurchen (af) liegen zu Tage und im Analinterradius zeigt sich eine weite, zwischen der Analplatte des Kelches (a,) und der analen Oralplatte (a) gelegene Oeffnung, aus welcher die Leibeshöhle sich in den hinten gelegenen 4 1 5 € € © & MS" Fig. 164. A—E Cyathoerinus. A C. vamosus Ang. Obersilur. Gotland. Ueber der Analtafel (a) ist zwischen den hinteren Armen der Ventralsack siehtbar. B C. longimanus Ang. Ebendaher. Hinter- seite des Kelches mit grösstentheils abgelösten Armen, um den Ventralsack (p) zu zeigen. ( zerlegter Kelch eines Cyathocriniden (Baryerinus bullatus Hall. sp.); NB. brı und br2 sind zu vertauschen ! D, E €. Jowensis Ow. & Shum. Subcarbon. Jowa. Kelch ohne den Ventralsack von oben. D mit erhaltenen Deckplatten. E ohne dieselben. st = Stiel; öf = Infrabasalia; pb = Parabasalia; » = Radialia; dr = Brachialia; a — Analtafel: p —= Ventralsack; af = Ambulacralfurchen; «at Ambu- lacraltäfelchen; p = centrale Deckplatte; o = centrale Oeffnung; op = Öralplatten; a2 = anale Oralplatte. Ventralsack (Bp) ausstülpt. Letzterer wird aus zahlreichen durch- bohrten oder geschlitzten Platten gebildet und erhebt sich bis zur halben Höhe der Arme. Stiel rund (st), seine Glieder abwechselnd schmäler und breiter. Vom Untersilur bis ins Subcarbon; in letzteres fällt die Ma- ximalentwickelung. Zahlreiche Arten. €. longimanus Ang. (Fig. 164 B). | A % ae ei | Obersilur. Insel Gotland. C. geometricus Gf. (= Poteriocrinus). Mitteldevon. Eifel. C. Jowensis Ow. & Shum. (Fig. 464 D, E). Subcarbon. Nordamerika. Fam. Poteriocrinidae (L. p., t. 40, Fig. 11). Die zahlreichen zu dieser Familie gehörigen Gattungen zeigen im Wesentlichen denselben Bau wie Oyathocrinus. Meist finden sich aber im Radialkranze3interradiale Platten statteiner, und die Form des Kelches 166 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse: Crinoidea. ist mehr kreisel- oder scheibenförmig. Ferner sind die Rad. oben ab- gestutzt statt ausgeschnitten. Die Arme tragen Pinnulae. Die unte- ren Armtafeln sind durch Muskeln und Ligament verbunden. Diese Familie ist hauptsächlich im Carbon verbreitet, findet sich aber auch im Silurund Devon. Die Hauptgattung ist: Poteriocrinus Mill. mit mehreren Untergattungen und vielen Arten. Selten im Devon, sehr häufig im Carbon. P. (Parisocrinus) curtus Müll. Mitteldevon. Eifel. P. (Scaphiocerinus) multiplex Trtschd. (L. p., t. 40, Fig. 44). Carbon. Moskau. P. erassus Mill. Subcarbon. Grossbritannien, Belgien. 3. Ordnung Neocrinoidea. Der Kelch der Neocrinoidea oder Crinoidea der Neuzeit besteht nur aus einer festen Dorsalkapsel, eine eigentliche Ventralkapsel fehlt fast ganz, die Kelchdecke enthält meist nur 5 sog. interradiale Oral- platten. Spricht sich in dem Bau des Kelches der Palaeocrinoidea eine zweiseitige Symmetrie aus — durch die Ausbildung des Analinterradius, durch die oft nicht nach der Fünfzahl angeordneten Tafeln der Basis oder durch die ungleiche Entwickelung der Arme — so zeigen die Neocrinoidea durch das fast vollständige Fehlen von interradialen Tafeln und die gleich- artige Entwickelung der Arme einen weit regelmässigeren fünfstrahligen Bau, so dass man sie auch wohl als Regularia den älteren Irregularia gegenüber gestellt hat. Die Arme sind in der Regel sehr stark entwickelt, und das erste Armglied gelenkt immer mit dem Radiale, was bei den Palaeocrinoidea selten der Fall ist. In den Radialien und Armgliedern ver- laufen stets sog. Axillarcanäle. Von der Trias bis zur Gegenwart. Fam. Encrinidae (Fig. 165 A—J). Hierher gehören nur triadische Formen. Die bekannteste Gattung ist: Enerinus Mill. (Fig. 165 A—J). Kelch niedrig, schüsselförmig, regulär fünfseitig, aus 5 kleinen, versteckten Infrabas. (if), die einen fünfstrahligen Stern bilden, 5 grösseren Parabasalia (pb) und 5 grossen, halb seitlich gestellten Radial. (r) aufgebaut. Ueber dem ersten Radiale (r) folgen noch 2 weitere, einfache Tafeln (br I und br IT), die man als erste und zweite Brachialia oder als zweites und drittes Radiale bezeichnen kann. Darüber beginnt die Armtheilung. 10 anfangs einzeilige, weiter oben zweizeilige Arme bilden mit dem relativ kleinen Kelche zusammen die Krone, welche im geschlossenen Zustande die Pinnulae (Fp) ganz verhüllt. Die ersten Radialtafeln (r) sind dick, oben abgestutzt und mit den zweiten I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse: Crinoidea. 167 Radialien (br/) durch Gelenkung verbunden. Von oben betrachtet (0) zeigen die ersten Rad. schräge, glatte Gelenkflächen, die je von einer tiefen Querfurche (f)und einer mehr nach innen gelegenen Querleiste (!) der Breite nach durchzogen sind. Nachinnen zuschliessen sich anjedeTafel2rauhe, lippenartige Fortsätze an, welche als Anhef- tungsstelle für Muskeln dienten (Muskelplatten, m).Ausserdemfindetsich noch eine Gelenkver- bindung zwischen dem dritten Rad. (br II) und den ersten paarigen ei- gentlichen Armgliedern, sowie zwischen allen Armgliedern mit Aus- nahme des ersten und zweiten. Die Gelenk- vorrichtung ist im We- sentlichen eine Wieder- holung der bei dem ersten Rad. bespro- chenen. Alle Kelch- tafeln sind durch Nähte (ohne Muskeln) mit einander verbun- den. Die Armglieder (Fagl) sind stets brei- ter als hoch; von je- dem zweigt sich eine lange, gegliederte Pin- nula(Fp)ab. Ausser den weiten Ambulacralca- En 1 Fig. 165. 4—J Encrinus liliiformis Lmk. Oberer Muschelkalk. 4A Kelch mit Stiel (st) und geschlossenen Armen. B Wurzel mit dem Stielansatze. C Kelch von oben gesehen, so dass die Gelenk- flächen der Radialia mit ihrer äusseren Querfurche (f), der Quer- leiste (2) und den rauhen Muskelplatten () sichtbar werden; cz = die beiden Dorsalcanäle. D Kelch von unten. E Verlauf der Dor- salcanäle in den Kelchtafeln. Die Grenzen der Tafeln sind durch feine volle, die freiliegenden Canäle durch starke volle und die in den Tafeln laufenden Canäle durch punktirte Linien angedeutet. ce = Centraleanal; c2 = Gabelung des Interradialcanals; cz = Kreu- zungspunkt der Canäle im dritten Radialgliede (br II); rc = Ring- canal. # Armende mit den pinnulae (p); agl = Armglieder. @ obere Nahtfläche des zweiten Radialgliedes (br I); « = Ambu- lacraleanal; c2= die paarigen Dorsalcanäle. H, J zwei Stielglieder mit radialen Strahlen und Centralcanal (c); if = Tnfrabasalia; pb = Parabasalia; r = erste Radialia; br I = zweite Radialia (= erste Brachialia); br IT = dritte Radialia (= zweite Brachialia). nälen (Ga), welche auf der Ventralseite der Radial- und Armglieder verlaufen, werden die Kelche und Armtafeln noch von einem System fei- nerer, sog. Dorsalcanäle durchzogen, welche bei den Neocrinoidea regel- mässig, bei den Palaeocrinoidea selten vorhanden sind. Bei Enerinus (E) beginnen 5 offen liegende Canäle an der Grenze von Infrab. (if) und Parabas. (pb); sie theilen sich in der Mitte jedes Parabas. dichotom (c,), 168 l. Thierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse: Crinoidea. indem die beiden Aeste in verschiedene Radialtafeln sich fortsetzen, so dass jedes Rad. von 2 getrennten, convergirenden Canälen durchzogen wird. Vor ihrem Austritte aus dem Rad. (Cc5) vereinigen sie sich seitlich mit einem Ringeanale (rc). In den beiden folgenden Rad. (br I, br I]) diver- giren sie (G@c,) und verzweigen sich zu je 2 Theilcanälen, die sich kreuzen (c;) und in die Armglieder fortsetzen. Der lange Stiel (st) haftete mit einer lappigen Wurzel (B) auf Muschelschalen ete. Die Stielglieder (Trochiten) sind rund, radial ge- streift oder gerippt (H, J) und mit rundem Gentralcanal versehen (He). In der Nähe der Krone ordnen sie sich rosenkranzförmig (A st). Die un- teren Schichten des oberen Muschelkalks (Trochitenkalk) bestehen zum grossen Theil aus den isolirten Stielgliedern von Encrinus. Die Gattung findet sich in mehreren Ar- ten in der Trias, hauptsächlich im Mu- schelkalke Deutschlands, des östlichen Frankreichs, der Schweiz und Polens. Die weitaus häufigste Art ist: E. ilüformis Lmk. (Fig. 165 A—J). Selten in der oberen Abtheilung des unteren, sehr häufig in der unteren Abtheilung des oberen Muschelkalks (Trochitenkalk). E. (Dadocrinus) gracilis v. B. Unterer Muschel- kalk. Deutschland, Südalpen (Vicentin). Oberer Mu- schelkalk (untere Abtheilung). Schlesien, Polen. Ausserdem noch 7 oder 8 verwandte Arten aus dem Muschelkalke bekannt. Wenn Encrinus wegen des Fehlens einer Ventralkapsel und wegen seines regulären Baues nicht mit Unrecht zu den Neocrinoidea gestellt wird, so deuten andere Charaktere, wie namentlich die dieycelische Basis, und die Zweizeiligkeit der Arme die bei keinem Fig. 166. AB Marsupites ornatus anderen Vertreter der Neocrinoidea sich wie- Mill. Unteres Senon. England. A ein Kelch mit dem unteren Theile der erde “1 Terwr: ap Q ae derholen auf eine Verwandtschaft mit Centrodorsale; ib = Infrabasalia; gewissen Poteriocrinidae hin, weshalb die pb = Parabasalia; 7 = Rad jalia; br I, Dr II — erste und zweite Bra- Gattung auch wohl von manchen Autoren den chialia (oder zweite und dritte Ra* o x L dialia); agl = Armglieder. Inadunata angeschlossen wird. Eine ähnliche Mittelstellung nimmt auch die Gattung: Marsupites Mant. (Fig. 166 A, B) aus der Kreide ein. Der stiellose Kelch ist äusserst regelmässig gebaut(B), indem er sich aus einer undurch- bohrten Stiel- oder Centrodorsalplatte (c), 5 Infrabas. (f), 5 Parabas. (pb) und 5 Radial. mit hufeisenförmig ausgeschnittener Gelenkfläche (r) zu- sammensetzt. Die dieyelische Basis und die Ausschnitte der Radial. erin- I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse: Crinoidea. 169 nern an die Cyathocrinidae. Auch sind die Kelchtafeln ‘dünn und mit Ausnahme der Radialia nicht von Canälen durchzogen — ein fremdartiger Charakter unter den Neocrinoidea. Bei guter Erhaltung zeigen die Kelch- tafeln eine feine, radiale Sculptur; nach Ablösung der obersten Schicht wird eine ähnliche, gröbere sichtbar. Die mehrfach verzweigten Arme relativ klein, einzeilig. Nur in der oberen Kreide (Senon) in Nord- europa und Indien. M. ornatus Mill. (Fig. 166 A—B). Leitfossil für eine Zone des unteren Senons in England, Nordfrankreich und Norddeutschland (Marsupitenkreide). Fam. Eugeniacrinidae (Fig. 167 A— 0). Die wenigen Gattungen dieser auf Jura und Kreide beschränkten Familie zeichnen sich durch den Mangel einer Basis aus: der Kelch besteht nur aus Radialien. Wichtig ist nur die Gattung: Eugeniacrinus Mill. (Fig. 167 A—C). Die kleinen, kurzgestielten Kelche bestehen aus ö, fest mit einander verbundenen Radialstücken (r,), die zusammen die Form einer Gewürznelke besitzen (B), direct auf dem obersten Stielgliede aufruhen und die Basis ersetzen. Der Oberrand jeder Radialtafel besitzt einen tiefen Gelenkausschnitt, der je- derseits von vorspringenden Ecken begrenzt wird. Eine Querleiste theilt die Gelenkfläche. Fig. 167. A—€ Eugeniaerinus caryo- > = 2 phyllatus Gf. Unterer Malm (Ox- Von dem Mittelpunkte der Innenseite des ford). Schwaben. 4 restaurirter Kelch = = mit Stiel und Wurzel, aber ohne Kelches strahlen 10 Furchen aus (C), von de- die Arme. B der erste Radialkranz er, =, - = £ von der Seite; ce = Canal. C der nen 5 mit Körnehen umrandete (irr) interra- erste Radialkranz von oben. ır — Ö 5 B & a: radiale, irr — interradiale Furchen; dial, 5 andere, einfache (rr) in der Mitte der »ı = erstes, r2 = zweites, 73 = drit- n 6 A tes Radiale; dr — Ansatzstelle für Radial. verlaufen. Das zweite Radiale (r,) die Arme. ist niedrig, ragt nicht über die vorsprin- genden Ecken der ersten hervor und ist seitlich von denselben einge- schlossen. Das dritte Radiale (r,) mancher Arten ist sehr gross, in der Mitte (an der Insertionsstelle der Arme — br) eingeschnürt und der obere Theil nach innen eingebogen. Die 10 kurzen, eingerollten Arme entspringen zu je zweien an den seitlichen Einschnürungen des dritten Radiale. Stiel aus wenigen, hohen Gliedern bestehend, kreisrund, unten in eine Wurzel sich verbreiternd (A). Stiel und Kelchglieder findet man stets getrennt, nur die 5 fest vereinigten ersten Radialia immer zusammen. Häufig im Jura, namentlich im Malm, selten in der Kreide. 170 I. Tbierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse: Crinoidea. E. nutans Gf. \ Unterer Malm (Oxford). Frankreich, E. caryophyllatus Gf. (Fig. 167 A—E).f Schweiz, Süddeutschland. Fam. Apiocrinidae (Fig. 168 dJ—D). Kelch gross, aus dem verbreiterten obersten Stielgliede (Gentrodorsale cd), 5 gleich grossen Basalien (b) und mehreren Kränzen von Radialien (r), zuweilen auch Brachialien (br) zusammen- gesetzt. Hin und wieder Interradialia (i) entwickelt. Stielglieder mit einfachen radialen Streifen (D). Stielanhänge (Cirren) feh- len. Im Jura und in der un- teren Kreide. Von den 4 Gat- tungen ist die wichtigste: Apiocrinus Mill. (Fig. 168 A—D). An der Zusammensetzung des birnförmigen oder kugeli- gen Kelches nehmen die stark verbreiterte Centrodorsalplatte (cd), 5 fünfeckige Basalia (b) und 3x5 Radialia (r), meist auch einige kleine Interradialia (2) Theil. Ueber dem 3. Rad. (r3) beginnen die meist mehrfach getheilten Arme (br), deren erste 3 Glieder viel brei- ter als die folgenden sind. Fig. 168. A—D Apioerinus. A A. magnificus d’Orb. Die Gentrodorsalplatte be- Ob. Malm. La Rochelle, Charente infer. Mit Stiel (st) sitzt 5 erhabene, radiale und Armen. cd = Centrodorsale; b = Basalia; rı—r3 = erste bis dritte Radialia; bri—bra = erste undzwette Kanten (Ced), die den Nähten srachialia; p = pinnulae. B Verlauf der Canäle in \ ’» den Kelchtafeln. cz = Theilungsstelle der offenen Ca- der Basalia entsprechen. Die näle der Basalia; rc = Ringeanal. C A. Parkinsoni Schl. Oberer Dogger. Normandie. Längsschnitt ds ersten Radialia (rı) berühren oberen Stielendes. cd = Centrodorsale; A = ringför- 1 mige Hohlräume zwischen den einzelnen Gliedern. sieh stets mit ihren Seitenflächen D Fläche eines Stielgliedes von A. polycyphus Mer. mit 5 radialen Streifen und dem weiten Centralcanal (c). während die zweite und dritte fast regelmässig durch eine ge- ringere oder grössere Anzahl von Interradialien (i) von einander ge- trennt werden. Am zweiten Armgliede (br,) beginnen die Pinnulae (p). Der Verlauf des Canalsystems in den Kelchplatten (B) ist ähnlich wie bei Encerinus, jedoch mit dem Unterschiede, dass das dritte Radiale nur von 2 (statt 4) und jedes Armglied nur von 1 (statt 2) Canälen durch- zogen wird (vergl. Fig. 165 E). Der Stiel besteht aus kreisrunden, niedrigen Stielgliedern (st) mit I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse: Crinoidea. 171 weitem, rundem Gentralcanale (Dec) und zahlreichen radialen Strei- fen auf den Gelenkflächen (D). Gegen den Kelch zu verhreitern sich die Glieder meist beträchtlich (C) und lassen ringförmige, im Querschnitt keil- förmige Hohlräume (Ch) zwischen sich. Der Stiel ohne Ranken. Wurzel stark und reich verzweigt. Nur aus Dogger und Malm bekannt, viel- leicht noch in der unteren Kreide vorhanden. Die Stielglieder sind häufig, Kelche seltener und meist von den Armen getrennt. A. Parkinsoni Schl. sp. (Fig. 168 C).\ Oberer Dogger (Bathonien). England, Nor- 4A. elegans DI. sp. J mandie. A. polyceyphus Des, sp- (Fig. IS D). Oberes Oxford. \ EranlreicReschweiz. A. Roissyanus d’Orb. Kimmeridge. J A. magnificus d’Orb. (Fig. 168 A). Kimmeridge. Westl. Frankreich. Fam. Bourgueticrinidae (Fig. 169 A—(). Die jüngeren Verwandten der Apriocriniden. Kelch relativ klein, seine Höhlung eng. Stielglieder nicht mit radialen Streifen, sondern mit einer queren Gelenkleiste (Bl) versehen. Interradialia fehlen ganz. Wurzel nicht massiv, sondern fein verästelt. Arme 5 oder 10, nicht verzweigt. Von den 4 Gattungen dieser Familie sind 2 auf die Kreide beschränkt, Conocerimus (= Rhizoerinus) kommt tertiär und lebend (s0—955 Faden), Bathyerinus nur lebend (ca. 1850 Faden) vor Bourguetierinus d’Orb. (Fig. 169 A—C). Das oberste Stielglied, wie bei Apioerinus zu pi, 169. A_0 Bourguctierinus elip- einem Gentrodorsale (cd) verdiekt. 5 Ba- cus Mill Senon. England. A Kelch mit den obersten runden Stielgliedern salia (b) und I oder mehrere Radialkränze (r) (s:1.,5?. 1. ca = Bentrodorsale: b == vorhanden. Arme einfach; ihre Glieder fäche eines unteren Stielgliedes mit 3 2 ? N dem Querrift (!) und dem Central- höher als breit. Die obersten Stielglie- anal (0. C, mehrere Glieder vom r 3 © untern Theil des Stieles. der (st/, stI]) sind rund, die unteren kan- tig (C), weil die ovalen Gelenkflächen eines jeden Gliedes (B) mit ihrer längeren Achse senkrecht zu einander gestellt sind (0). Die Gelenk- fläche nicht gestrahlt, sondern in der Richtung ihrer längeren Achse mit einem Querriff versehen (B/), welches in der Mitte vom Gentralcanal (ec) durchbohrt wird. Stiel mit Ranken. Obere Kreide, vielleicht auch Tertiär. B. elliptieus Mill. (Fig. 169 A—C). Senon. England, Frankreich, Norddeutschland. Fam. Pentacrinidae (Fig. 170 A—N). Stiel und Arme sehr entwickelt, letztere vielfach verzweigt; Kelch klein, aus 5 Basalia, 5 Radialia bestehend; darüber noch 2 (selten mehr) 172 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse: Crinoidea. Kränze freier, einfacher 2. und 3. Radial. (oder Brachialia — B brı. brui). Stielfünfeekigoder rund. Aufden Gelenkflächen der Glieder eine fünfblätterige Zeichnung. Stielranken in regelmässigen Wir- teln. Wurzel fehlt. Von der Trias an. Mehrere lebende Formen. Haupt- entwickelung zur Jurazeit und in der Gegenwart (24 Arten). Fig. 170. A—N Pentacrinus. A P. Briareus Mill. Oberer Lias (e). Schwaben. r = Stielranken. 5 P. sp. Oberer Malm. Schwaben. Kelch mit den obersten Stielgliedern. b = Basaliu; = = erste Radialia; br I, br II = zweite und dritte Radialia (oder erste und zweite Brachial C—N Stiel- glieder. a = Ansatzstelle der Ranken; ce = Centralcanal: d! = Blätter der Gelenkfl . CE P. tu- berculatus Mill. Unterer Lias («). € Stielstück von der Seite. {= Körner. D Gelenkfläche. E Quer- schnitt eines Gliedes. F, @ P. dubius Gf. Unterer Muschelkalk. Recoaro, Vicentiner Alpen. Z# zwei Stielglieder von der Seite. @ Gelenkfläche. H P. basaltiformis Mill. Mittlerer Lias. Schwaben. = Querleisten. I—L P. subangularis Mill. Oberer Lias (e). Schwaben. / einige abwechselnd grössere () und kleinere (g') Stielglieder vereinigt. A Vertikalschnitt durch ein schmäleres Hauptglied (IT = g’in Fig. /) und die zwei Bündel versteckter Nebenglieder (ZI und IZT), von welchen jedes aus vier kleinsten Gliedern (c), zwei breiteren (III) und einem mittleren grössten (//) besteht. Z Gelenkfläche eines sch ren Hauptgliedes (g' in Fig. /) mit einem aufgelagerten kleinsten Nebengliede, welches als fünfstrahliger Stern (c) den Centralcanal umgiebt. M, N P. Bronni. Oberes Senon. Rügen. NM Stiel- stück von der Seite. N Gelenkfläche von oben. Pentacrinus Mill. (Fig. 170 A—N). Charakter der Familie. Die Stiel- glieder an der fünfblätterigen Zeichnung, die Kronen an der starken Arment- wickelung und der reichlichen Verzweigung leicht kenntlich. Gut erhaltene Kronen werden nur in bestimmten Schichten und an wenigen Localitäten in grösserer Menge angetroflen, z. B. im unteren Lias von England, im oberen Lias (Posidonienschiefer) Süddeutschlands, in den tiefsten Lagen I. Thierreich. — V, Echinodermata. — 5. Klasse: Crinoidea. 173 des oberen Doggers im östlichen Frankreich und in Deutsch-Lothringen ete., während Stielglieder, einzeln oder zu mehreren mit einander verbunden, fast überall in Trias, Jura, Kreide und Tertiär häufig sind. Wegen ihrer Häufigkeit und Formenmannigfaltigkeit geiten sie als gute Leitfossilien. Meist sind sie fünfeckig, mit scharfen oder gerundeten Kanten (A—H,M, N); ihre Gelenkflächen mit 5 blattförmigen Vertiefungen, deren Ränder gekerbt (bl), die mehr (E) oder weniger (G) ausgehöhlten Seitenflächen in gewissen Abständen mit den wirteligen Insertionsstellen für die Ranken (a), ausser- dem oft mit Körnern (Ct) oder Querleisten (Hl) bedeckt. An den Wirteln sind stets 2 Stielglieder fest (durch Syzygium) verbunden. Bei der Gruppe des liasischen P. subangularis (I—L) bemerkt man schon äusserlich abwech- selnd grössere volle (9) und schmälere, von der Peripherie aus fünffach eingeschnittene (g’) Hauptglieder. Im Vertikalschliff zeigt sich, dass jedes äusserlich sichtbare schmälere Hauptglied (Aı) von den benachbarten grösseren durch je ein Bündel innerer, von aussen nicht sichtbarer, schmä- lerer Glieder (m und ım) getrennt wird. Jedes Zwischenbündel besteht aus einem grössten, medianen Nebengliede (m), 2 mittleren, etwa halb so hohen (m) und 4 kleinsten (c), welche kleine, glatte Sterne um den Cen- tralcanal bilden (Ze). Die wichtigsten Arten sind folgende (st bedeutet, dass nur Stielglieder bekannt sind) : P. dubius Gf. (Fig. 470 F, G). Alpiner und ausseralpiner Muschelkalk. (st) P. tuberculatus Mill, (Fig. 170 C—E). Unterer Lias («). Oberster Arietenkalk. Ueberall in Centraleuropa. . Briareus Mill. Unterer Lias (3). England. . scalaris Gf. Unterer Lias (3). Süddeutschland. (st) . basaltiformis Mill. (Fig. 470 H). Mittlerer Lias. Centraleuropa. (st) . subangularis Mill. (Fig. 470 I—L). Mittlerer und oberer Lias. England, Schwa- ja = SE =) ben et ie} Niecoleti Des. Oberer Dogger. Frankreich, Schweiz, SW.-Deutschland. (st) . Dargnesi Terg. Oberer Dogger. Frankreich. . cingulatus Mnst. Unterer und oberer Malm. Mitteleuropa. . neocomiensis Des. Neocom. Frankreich, Schweiz. (st) . Bronni Hag. (Fig. 470 M, N). Senon. Nordeuropa. (st) . didactylus d’Orb. Eocän. Südeuropa. (st) Die Hauptentwickelung der Gattung Pentacrinus fällt in die Jura- zeit und zwar in den Lias. Aber auch im Dogger und Malm zeigt sich kaum eine Abnahme. Die Kreide liefert nur noch relativ wenige Formen und im jüngeren Tertiär scheint die Gattung auszusterben. Es sind aber bis jetzt bereits 9 Arten im atlantischen und paeifischen Ocean (30—1300 Fa- den) gefunden worden. Fam. Comatulidae (Fig. 171 A—D). Nurinder Jugend vermittelst eines Stieles festgewachsen, im Alter frei. Im ausgewachsenen Zustande besteht der Kelch aus einem alt I. On 174 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse: Crinoidea. dicken, knopfförmigen, mit Wirtelranken besetzten Centrodorsale (AR), 5 von aussen oft nicht sichtbaren Basalia und 5 ersten Radialia, die zu- weilen ebenfalls mit dem Gentrodorsale verschmelzen. Bis zu den Armen folgen noch 2 Radialkränze (r,und r;). Die Arme einfach oder ge- theilt, aus keilförmigen, wechselzeiligen Gliedern bestehend (4). Kelchdecke (D) ohne Kalktafeln. Eine lebende Gattung (Thaumato- Fig. 171. A—D Antedon. A A. Jutieri de Lor. Oberster erinus) mit ganz unregel- Malm. Dep. du Doubs. Kelch mit Armen. k = Knopf (Centro- dorsale, Basalia und erste Radialia verschmolzen); r2, 173 = Ässjeoe [ i zweites und drittes Radiale; p = Pinnulae. 5, € A. (Sola- DNuES SE Kelche. Diese nocrinus) costatus Gf. Oberster Malm. Nattheim, Schwa- IHinos la / w ben. B Kelch mit den 10 Radialfurchen und den Gelenk- Jüngste Familie \vom Jura an flächen der ersten Radialia. C Kelch von der Seite, Cen- e 2 . Bee trodorsale mit den Rankengruben. ir = der von aussen bekannt) ist in den heutigen DS) Meekenf sdurchägeiw un a = After. Vom Munde aus verlaufen 5 offene, sich ver- Arten vertreten die sieh zweigende Ambulacralfurchen zu den Armen (br). ’ auf wenige Gattungen ver- theilen. Die weitaus formenreichste Gattung ist: Antedon Frem. (— Comatula Lmk.) (Fig. 171 A—D). Gentrodorsale mit zahlreichen Wirtelranken besetzt, deren Anheftstellen als tiefe Gruben (Ak, €) sichtbar bleiben. Basalia als kleine dreieckige Stücke (Cir) sichtbar (Untergattung Solanocrinus) oder zwischen Gentrodorsale und den ersten Radialia (r,) versteckt. Zuweilen auch letztere nicht vom Centrodorsale zu trennen (Ak). Das zweite Radiale (r,) niedrig rechteckig, in die tiefen Gelenkgruben des ersten (B) sich einfügend. Zweite Radialia fünfeckig, je 2 (oder 4 oder mehr) Arme tragend. Vom Malm an bekannt, nur gelegent- lich häufig, aber meist ohne Arme und ohne die 2 obersten Radialia an- zutreffen. Zahlreiche lebende Arten, meist in geringer Meerestiefe. 4. (Solanoerinus) costatus Gf. (Fig. 471 B, C). Oberer Malm (Kimmeridge). Süd- deutschland. A. Jutieri d. Lor. (Fig. 171 A). Gleiches Niveau. Französischer Jura. A. Retzii Lundgr. sp. Oberes Senon. Köpinge, Südschweden. A. rosaceus Linck. (Fig. 174 D). Recent. Küsten des Mittelmeeres und des atlanti- schen Oceans. Geologische Verbreitung der Crinoidea. Die Eintheilung der Crinoiden in eine ältere Gruppe der Palaeocri- noidea und in eine jüngere der Neocrinoidea darf nur als der Ausdruck unserer lückenhaften Kenntniss dieser Klasse betrachtet werden. Eine I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 5. Klasse: Crinoidea. 175 durchaus scharfe Grenze lässt sich zwischen beiden nicht ziehen, wenn man auch in den meisten Fällen über die Zugehörigkeit einer Gattung nicht im Zweifel bleibt. Es kann weder das Vorhandensein einer festen Ventralkapsel noch der irreguläre Bau der Dorsalkapselals ein allen Palaeo- erinoidea gemeinsames Merkmal gelten, denn manche Inadunata schei- nen weder das Eine noch das Andere zu besitzen, und ein unregel- mässiger Bau findet sich auch bei den Apiocrinidae und bei der Gat- tung Thaumatocrinus wieder, welche Interradialia besitzen. Bei den jüngeren Inadumata (Poteriocrinidae) macht sich die Tendenz geltend, durch Ausmerzung der Interradialia reguläre Dorsalkapseln zu bilden und durch Resorption der Ventraltäfelung eine Annäherung an die Neocrinoidea anzubahnen. Andererseits treffen wir unter den letzteren Formen an, die wegen der Zweireihigkeit der Armglieder (Enerinus), durch die dieyelische Basis (Encrinus, Marsupies) oder wegen der dünnen, nicht von Ganälen durchzogenen Basaltafeln (Marsupites) mit gleichem Rechte der einen wie der anderen Abtheilung angeschlossen werden könnten. Wenn wir aus diesen und anderen aprioristischen Gründen einen genetischen Zusammenhang zwischen den älteren und jüngeren Formen annehmen müssen, so bedürfte es doch einer viel umfassenderen Kenntniss des jung-paläozoischen und alt-mesozoischen Materials und vor Allem einer genaueren Bekanntschaft mit der ventralen Kelchbedeckung derselben, um mit Sicherheit den Ursprung der Neocrinoidea aus den Palaeocerinoidea verfolgen zu können. Palaeocrinoidea. Alle paläozoischen Schichten mit Ausnahme des Cambriums und des Perms sind reich an Crinoiden , wenn auch umfang- reiche Faunen immer nur an bestimmte Localitäten gebunden erscheinen. Am üppigsten entwickelt zeigen sich die Palaeocrinoidea zur Zeit des Obersilurs und des Subcarbons, sowohl in Nordeuropa als in Nordamerika. In zweiter Linie folgen das nordamerikanische Untersilur, das rheinisch-belgische Devon und das russische Carbon. Neocrinoidea. Diese Abtheilung ist in der Trias nur durch 2 Gat- tungen vertreten, im Jura, wohin die Maximalentwickelung fällt, be- gegnen wir zahlreichen Vertretern der Pentacriniden, Apiocriniden etc., die bisher fast alle nur aus Europa bekannt geworden sind. Relativ formenarm scheinen die Kreide und das Tertiär zu sein, was viel- leicht mit dem Umstande zusammenhängt, dass wir an Crinoiden reiche Ablagerungen dieser Formationen noch nicht kennen. Heutzutage blühen nur noch die Familien der Pentacriniden und Comatuliden. 176 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 6. Klasse: Cystoidea. Geologische Verbreitung der wichtigsten CGrinoiden-Gattungen. | Le- Sub- =: I | ub Carbon| Trias | Jura [Kreide Tertiär! Carbon, | bend Actinocrinus | Tr ( Batoerinus) Meloerinus Rhipidoerinus Hexacrinus Platyerinus Eucalyptoerinus Taxocrinus Cupressoerinus Oyathocrinus Poterioerinus Enerinus Marsupites Eugeniacrinus Apioerinus Bourguetierinus Pentacrinus Antedon Beheben ------ 6. Klasse: Cystoidea. Litteratur über Cystoidea. Barrande,J. Syst. silur. du centre de la Boh@me. Vol. VIII Cystidees, publie par W. Waagen. Prag 1887. Litteraturverzeichniss bis 1887. Unter dem Namen Cystoidea fasst man die Mehrzahl derjenigen fossi- len Echinodermen zusammen, welche sich nicht ohne Weiteres in eine der 4 Klassen der Echinoidea, Ophiuroidea, Asteroidea, Crinoidea einreihen lassen, obgleich manche eine bemerkenswerthe Verwandtschaft mit den- selben aufweisen. Der Name »Beutelstrahler« bezeichnet die meist beutel- förmige Gestalt dieser Fossilien. Der Körper (oder Kelch) der Cystoidea besitzt meist eine kugelige oder eiförmige, seltener knospenförmige oder platte Gestalt und verlängert sich gewöhnlich nach unten in einen gegliederten Stiel von geringer Länge. Die Kalktafeln, welche den Kelch aufbauen, können sehr zahl- reich sein, in welchem Falle sie meist ohne Ordnung zusammen- gefügt erscheinen (Fig. 172 A), oder ihre Zahl ist beschränkt, wie bei den Crinoidea, und sie ordnen sich zu regelmässig alternirenden I. Thierreich, — V. Echinodermata. — 6. Klasse: Cystoidea. 177 Kränzen (Fig. 179). Wenn freie Anhänge (Arme) vorhanden sind, so zeichnen sie sich stets durch grosse Einfachheit und geringe Länge aus (Fig. 178). An dem dem Stiele, resp. der Anheftungsstelle des Kelches gegenüber liegenden Pole zeigt sich fast immer eine centrale Oefinung, der Mund (Fig. 172 Ao). Von demselben strahlen häufig offene oder mit Plättchen belegte Ambulacralfurchen aus, welche als Radien aufzufassen sind (Fig. 173 Aaf). Eine zweite, excentrisch gelegene, gewöhnlich mit einer Klappenpyramide geschlossene Oeffnung (Fig. 172 Aa) wird als After gedeutet. Zuweilen gesellt sich noch eine dritte, kleine, seitliche Oeffnung hinzu, welche vielleicht zum Austritt der Ge- schlechtsproducte diente und Ovarialöffnung heisst (Fig. 172 A 9). Die Kelchtafeln sind selten dicht, vielmehr meist von feinen Poren Fig. 172. A—D Echinosphaerites aurantium His. sp. Untersilur (Echinosphäritenkalk). Pulkowa bei Petersburg. A der Körper von der Seite mit der vorgezogenen Anheftungsstelle (2), der auf einer hals- artigen Verlängerung (%) befindlichen Mundöffnung (0), der durch eine Klappenpyramide geschlossenen Afteröffnung (a) und der Ovarialöffnung (g). B Mund von oben mit getäfelten Ambulacralfurchen (am). C Afterpyramide. D einige Kelchtafeln mit den Porenrauten (p), deren Verbindungscanäle über die Tafelnähte (c) übergreifen. durchbohrt. Letztere stehen entweder zu zweien dicht neben einander gruppirt —»Doppelporen« (Fig. 173 B) — oder zu sog. »Porenrau- ten« vereinigt (Fig. 172 D p). Mit diesem Namen bezeichnet man eine Gruppe von Poren, die zu der Umrissfigur einer Raute sich vereinigen und auf zwei benachbarte Kelchtafeln in symmetrischer Stellung sich vertheilen. Eine Tafelnaht (c) läuft somit in der Richtung einer Diagonale des Rhom- bus (p). Je zwei symmetrisch zu der Naht gestellte Poren werden durch einen feinen Canal verbunden, der aber ebensowenig wie die Poren selbst eine direkte Verbindung des Kelchraumes mit der Aussenwelt bil- det, vielmehr nur dem Wasser Durchtritt gestattet. Diese Porenapparate dienten wahrscheinlich zur Respiration; sie werden als Hydrospiren bezeichnet. Die Oystoidea sind eine sehr alte Klasse der Stachelhäuter, deren Ma- ximalentwickelung bereits in die ältere Silurzeit fällt, und die mit dem Ende der paläozoischen Periode verschwinden. Ihre mannigfaltigen Steinmann, Paläontologie. 12 178 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 6. Klasse: Cystoidea. Beziehungen zu den genannten vier jetzt lebenden Klassen lässt folgende provisorische Classification derselben am passendsten erscheinen: A. Keine scharfe Grenze zwischen Ober- und Unterseite des Kelches vorhanden. Keine deutlichen freien Arme, dagegen meist Ambulacralfurchen oder -felder entwickelt (Fig. 173—176). a. Platten entweder zahlreich und unregelmässig oder wenig zahlreich und nach Art der Kelchplatten der Crinoiden inabwechselnde Kränze ge- ordnet (Fig. 173, 474) 1. Eueystoidea. b. Ein Theil der Kelchplatten inmeridionale Reihen geordnet (Fig. 175, 176) 2. Cystechinoidea. B. Ober- und Unterseite des Kelches verschieden gestaltet. Häufig freie Arme nach Art der Crinoiden entwickelt (Fig. 477—180). a. Kelch platt, mit 5 auf einer Scheibe festgewachsenen Armen (Fig. 177) 3. Cystasteroidea. b. Kelch becherförmig. Freie Arme an der Grenze der Ober- und Unterseite (Fig. 173—180) 4. Cystocrinoidea. 1. Gruppe Eucystoidea. Von den etwa 20, zum Theil noch sehr unvollständig bekannten Gat- tungen dürften folgende zur Illustration der Gruppe ausreichen. Glyptosphaerites J. Müll. (Fig. 173 A—C). Der kugelige Körper haftet an einem hohlen, gegliederten Stiel. Die Kelchtafeln sind sehr zahlreich, meist sechs- oder sieben- B 4A eckig und werden von zahlreichen kleinen Dop- pelporen durchbohrt, die auf einer ovalen Er- höhung münden (B). In der Mitte der Oberseite befindet sich der von 5 ungleichen Klappen ge- schlossene Mund (0). An demselben entsprin- gen 5 gebogene Ambu- Fig. 173. A—C Glyptosphaerites Leuchtendergi Volb. Untessiiw. laeralfurchen, die schen. 0 2 Mund; ar Aller; af = Ambulaeralfürchen: 7 Sich über den halben Pieter er a anarselene der Umfang der Schale aus- Doppelporen zu zeigen. NB. Die Vergrösserungszahlen von B u und C sind zu vertauschen. dehnen (af), wobei sie sich mehrere Male ver- zweigen und hie und da mit kleinen Facetten (f) versehen sind. Von dem Munde entfernt liegt eine grosse (ursprünglich wohl mit Klappenpyramide verschlossene) Afteröffnung (a), dicht daneben eine kleinere, als Ovarialöffnung zu deutende (g). Zwischen letzterer und dem Munde l. Thierreich, — V. Echinodermata. — 6. Klasse ; Cystoidea. 179 hebt sich eine drei- oder fünfeckige poröse Platte (rh) heraus, die vielleicht die Functionen einer Madreporenplatte versah. Im balti- schen und schwedischen Untersilur, auch als Diluvialgeschiebe in Nord- deutschland. Gl. Leuchtenbergi Volb. (Fig. 473 A—(). Echinosphaerites Wahlb. (Fig. 174 A—D). Kugelförmig wie die vorige Gattung. An der Basis mit einer kurzen, stielartigen Verlängerung (b), die aus mehreren undurchbohrten Platten besteht. Die sechseckigen Kelchplatten sind mit zahlreichen Porenrauten bedeckt (Dp), derart, dass die Tafelnähte (c) in die längere Diagonale der Raute fallen und die Mitte der Tafeln frei bleibt. Die Porenrauten treten erst durch Verwitte- rung (oder Anätzen oder Benetzung) deutlich hervor. Die Mitte der Ober- seite ist halsartig verlängert (Ah). In der Mitte des Auswuchses liegt die Fig. 174. A—D Echinosphaerites aurantium His. sp. Untersilur (Echinosphäritenkalk). Pulkowa bei St. Petersburg. A Kelch von der Seite. b = stielartige Basis; a = Afterpyramide; 9 = Ovarial- öffnung ; A = halsartige Verlängerung, an deren Ende die Mundöffnung (0) steht. B die halsartige Ver- längerung von oben gesehen mit dreitheiliger, von kleinen Plättchen bedeckter Ambulacralfurche (am), an deren Enden sich unvollständige Arme befinden. C Klappenpyramide des Afters. D einige Kelchtafeln mit den Porenrauten (p). ce = Nähte der Tafeln. Mundöffnung (o), die bei guter Erhaltung durch kleine Plättchen ver- deckt wird. 2,3 oder 4 Ambulaeralfurchen, ebenfalls durch Täfelchen bedeckt, strahlen vom Munde aus (Bam) und endigen in ganz schwach entwickelten Armen. In einiger Entfernung vom Munde findet sich die durch eine Klappenpyramide geschlossene Afteröffnung (Aa, C); die Pyramide besteht aus 4—10 dreieckigen, undurchbohrten Platten. Dem Munde mehr genähert, aber seitlich gelegen, tritt eine kleine Oefl- nung (Ag) auf, die als Ovarialloch gedeutet wird. Der Kelch zeigt eine ausgeprägt späthige Struetur, oft wird auch der innere Hohlraum von Caleitkrystallen in regelmässig radialer Stellung ausgefüllt (sog. »Krystall- äpfel«). Sehr häufig im baltischen (und böhmischen) Untersilur, beson- ders in der oberen Abtheilung des Vaginatenkalkes, des sog. Echinosphä- ritenkalkes. 12* 180 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 6. Klasse: Cystoidea. E. aurantium His. sp. (Fig. 474 A—D). Häufig in den Östseeprovinzen und Schweden. Als Diluvialgeschiebe in Norddeutschland weit verbreitet. Im Obersilur findet sich nicht selten eine abweichend gestaltete Gruppe von Eu- eystoideen, welche durch einen längeren Stiel, sowie durch 2, 4 oder 5 breite, bis über die Kelchmitte hinabreichende Ambulacralfelder ausgezeichnet ist. Der Kelch besteht aus einer geringen Anzahl zu regelmässigen Kränzen angeordneter Tafeln, von denen nur einige wenige mit Porenrauten versehen sind. Ein sehr bekannter Repräsentant ist: Lepadocrinus Hall. (= Pseudocrinus) (Leth. pal., t. 11, Fig. 7). Obersilur. Eng- land und Nordamerika. L. quadrifasciatus Pearce sp. Obersilur. England. 2. Gruppe Cystechinoidea. Einige Gattungen zeigen enge Beziehungen zu den Seeigeln, z. B.: Cystocidaris Zitt. (Fig. 175 A—C). Die Platten des eiförmigen, unge- stielten Körpers sind z. Th. in meridionalen Reihen (C) oder Radien angeordnet, nach Art der Ambulacraltafeln der Seeigel. Die Plat- ten der 4 randlichen Reihen des Ambulacrums sind von Doppelporen i -0 Fig. 175. A—C Cystocidaris pomum Wyv. Th. sp. Obersilur. Leintwardine. England. Restaurirt. A von der Seite. o —= Mund mit Kiefergebiss; m = ? Madreporenplatte. 3 von oben. a = After, hart an einem Ambulacrum gelegen. C ambulaerale Plattenreihen, 2 mediane und je 2 peripherische, und die benachbarten Interambulacralplatten mit Stacheln. durchbrochen, die der zwei mittleren dicht (0). Die Anordnung und Ge- stalt der schuppenförmigen Interambulacraltafeln ist eine unregel- mässige; sie sind mit stacheltragenden Warzen besetzt. Durch die excentrische und einem Ambulacrum genäherte Lage der Afteröffnung (B a) und durch die ebenfalls excentrische Lage einer (vielleicht als Madr e- porenplatte zu deutenden) Stelle (m) ist ein wesentlicher Unterschied von den Palechinoidea gegeben, während die Lage des Mundes (0) und das Vorhandensein eines Kiefergebisses für die Zurechnung zu den Seeigeln spricht. Im Obersilur von England. C. pomum Wyv. Th. sp. (Fig. 175 A—-C). Obersilur (Lower Ludlow). England. Eine andere (ystideen-Form Mesites Hoflm. (Fig. 176 A—C) zeigt ebenfalls eine deutliche Differen- zivrung inAmbulacral- (r) undInterambulaeralfelder. Die erste- I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 6. Klasse: Cystoidea. 181 ren reichen aber nicht bis zur Mitte der Unterseite, wo der Körper ange- heftet war (s). Unter den Reihen paariger Ambulacralplatten (Ct) verläuft ein Canal (c) (Ambula- eralcanal), der nach in- nen ebenfalls von den Kelchtafeln abgeschlossen wird (0). Die Interam- bulacralplatten sind mit Doppelporen ver- sehen. Eine Afteröff- E nung (B a) liegt inter- Fig. 176. A—C Mesites Pusireffskii Hoffm. Untersilur. Russ- Ra B land. A von der Seite und unten gesehen. s = Anheftungs- ambulacral, aber demeinen stelle; # = Radien (Ambulacra). B von oben. a = Afterpy- Radius a} d ramide. C Querschnitt durch ein Ambulaerum. ce = Ambula- adius näher als em eraleanal: # = Ambulacralplatten. anderen. Der fünfeckige Umriss sowie der innere Plattenverschluss der Ambulacralfurchen lässt diese Form als einen Verwandten der Asteroidea erscheinen, während der Verschluss der Furchen durch äussere Platten als ein Seeigelmerk- mal gelten muss. Somit stellt Mesites eine Sammelform zwischen den beiden Klassen dar, die man mit demselben Rechte auch zu den Cystaste- roidea stellen könnte. Im baltischen Untersilur. M. Pusireffskii Hoffm. (Fig. 176 A—(). 3. Gruppe Cystasteroidea. Zu dieser Gruppe kann man solehe Cystideen zusammenfassen, die eine gewisse Annäherung an die Seesterne und Schlangensterne zeigen. Ausser der eben besprochenen Gattung Me- sites möge Agelacrinus Vanux. (Fig. 177) hier er- wähnt werden. Der Körper gleicht einem auf eine Platte aufgewachsenen See- oder Schlangensterne Die Platte haftet auf einem anderen Körper (z. B. einer Brachiopoden-Schale) und wird aus zahlreichen, ohne Regel geordneten, schuppenförmigen Platten gebildet, ie ee Oneinnatensts dieam Rande kleiner werden (s—Saumplat- F-_R%, Untersilur. Cincinnati, Ohio. ten). In der Mitte der Oberseite befindet schlossen; ade; 55 sich der von 4 kleinen Platten geschlossene Mund (o). Von demselben strahlen 5 erhabene, gebogene Arme aus. Zwei derselben biegen sich in dem durch die grosse Analpyramide (a) 182 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 6. Klasse: Cystoidea. bezeichneten Interradius gegen einander. Die Arme bestehen meist aus 2 Reihen abwechselnd gestellter Platten. Diese Form lässt sich als ein mit der Oberseite aufgewachsener Seestern auffassen, dessen (ystideen- Charakter in dem Vorhandensein einer durch Klappen geschlossenen After- öffnung ausgeprägt ist. Im Silur häufig, seltener im Devon und Carbon. Ag. Cineinnatensis F, Rö. (Fig. 177). Untersilur (Cincinnati Gr.). Nordamerika. Ag. Rhenanus F. Rö. Rheinisches Unterdevon. Ag. Kaskaskiensis Hall. Steinkohlenformation. Nordamerika. 7 Arten im böhmischen Untersilur. 4. Gruppe Cystocrinoidea. Die hierher gestellten Formen schliessen sich z. Th. an die Eucystoi- dea, z. Th. durch das Vorhandensein freier Arme an die Palaeocrinoidea an. Echinoencrinus (Fig. 178 A—D). An der Unterseite des eckig-eiför- migen Kelches haftet ein kurzer, dicker Stiel (Bs). Die zierliche Berip- pung des Kelches er- schwert die Erkennung der einzelnen Kelch- tafeln, da die Rippen oder Streifen ohne Un- terbrechung über die Nähte fortlaufen. Der Kelch besteht aus 19 Tafeln (D), von denen einige mit Poren- Fig. 178. A—D Echinoencrinus. A E. granatum Volb. Untersilur. Bro Mit erhaltenen Armen. «= Afteröffnung. B, C E. rauten versehen. Der mgulosus Pand. sp. Ebendaher. 3 von vom, s= Stiel; hu. ri n ® W — die zwei vorderen Hydrospiren. € von oa g = Anz Basalkranz setzt sich öffnung; A" = die dritte Hydrospire, D zerlegter Kelch. c = Ba- P N e salkranz; I = erster Kranz mit dem Hydrospirenpaar A und %'; aus 4 Tafeln zusammen II = zweiter Kranz, zwischen dem ersten und zweiten liegt die n al ’ ZuU- Afteröffnung (a); III = dritter Kranz mit der dritten unpaarigen (De). Drei davon sindzu Hydserei ln): gespitzt, die vierte (hin- tere) abgestutzt. Die 3 folgenden Kränze (I—III) bestehen aus je 5 Platten. Zwischen dem ersten und zweiten Kranze liegt die Afteröffnung (a) seitlich rechts hinten. Drei Hydrospiren (h, h’, h”) entwickelt, deren jede auf 2 angrenzen- den Tafeln liegt. Zwei (h und A’) liegen vorn symmetrisch zu der Symme- trieebene der Basis; die dritte liegt ausserhalb der Symmetrieebene rechts hinten, oberhalb des Afters auf je einer Tafel des zweiten und dritten Kranzes. Die strahlige Scheitelöffnung ‘Mund — C o) wird von kurzen, einzeiligen Armen umgeben (4). Der Kelehbau zeigt grosse Aehnlichkeit mit manchen Eucystoideen (Lepadocrinus — p. 180), während die frei entwickelten, einzeiligen Arme ı 1 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 6. Klasse: Cystoidea. 183 mehr auf die Crinoideen hinweisen. Im baltischen Untersilur nicht selten. E. granatum Volb. (Fig. 178 A). \ h; n L E. angulosus Pand. sp. (Fig. 178 B, ().J UmsekoniSnä Caryocrinus Say (Fig. 179 A—(C). DerKelch ist gestielt (s) und trägt eine wechselnde Anzahl von freien Armen (br). Es lässt sich eine Dor- sal- und Ventralkapsel nach Art der Palaeocrinoidea unterscheiden. Die erstere besteht aus 3 alternirenden Kränzen grosser Platten. Zum basa- len Kranz (I) gehören 4 Platten, von denen je 2 gleich gross und gleich gestaltet sind. In der Verlängerung der Naht zwischen den beiden grösse- ren steht die ventrale After- öffnung (Aa). Der zweite Kranz (Il) besteht aus 6 grossen, etwas ungleichen Platten, die mit denen des ersten und dritten alterniren. Fig. 179. A—C Caryocrinus ornatus Say. Obersilur. Lock- port, New-York. A Kelch mit Stiel (s) und theilweise er- haltenen Armen (dr). I = erster, II = zweiter, III = . 7 z z dritter Tafelkranz der Dorsalkapsel; p = Porenrauten ; ? = Der dritteKranz (IH) setzt Insertionsstellen der Arme; a — Afteröffnung. B Ansicht sich ebenfalls aus 6, etwas der Ventralkapsel. c = centrale Scheitelplatte; © und a ) wie oben. ( eine Tafel des zweiten Kranzes von innen, um die Poren der Hydrospiren (p) und ihre Verbindungs- canäle (c) auf der Innenfläche dor Tafeln zu zeigen. niedrigeren Tafeln zusammen. Ueber demselben entspringt eine nicht constante Zahl (6, 9, 143) von dünnen, peitschenförmigen Armen. Alle Tafeln der Dorsalkapsel sind mit Hydrospiren ((C) versehen. Die flache Ventralkapsel (B) ist mit etwa 24 kleinen, polygonalen Tafeln gepflastert, die sich um eine centrale (Rc) herumgrup- piren. Die grosse Afteröffnung (a) liegt nahe am Rande; sie wird von einer sechsklappigen Pyramide verschlossen. Alle Tafeln der Ven- tralkapselsind frei von Hydrospiren oder Doppelporen. Häufig im Obersilur (Niagara-Gruppe) Nordamerikas. Die einzige Art: (©. ornatus Say (Fig. 178 A—C). 2 Porocrinus Bill. (Fig. 180 A—C). Nur durch den Besitz von Poren- rauten ist diese Gattung von den Palaeocrinoidea, spec. Poteriocrinus unterschieden. Wir haben 3 Reihen von Kränzen, einen infraba- salen (ib), einen parabasalen (pb), je aus 5 Platten bestehenden, und einen radialen (r), in welchen 2 interradiale Platten (Cir), eine grössere und eine kleinere, etwas tiefer gestellte (in der Figur B schwarz ge- zeichnete) eingeschoben sind. Die Radialia sind ausgeschnitten wie bei 184 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 6. Klasse : Cystoidea. Cyathoerinus (Br). An den durch die Vereinigung von 3 Nähten gebildeten Ecken finden sich 3 kleine Ergänzungstäfelchen eingeschoben (Cp). Die- selben sind mit Porenrauten bedeckt, welche auf die Kelchtafeln über- 4 5 ir m Fig. 180. A—C Porocrinus. A, B P. conicus Bill. Untersilur. Canada. B Hinterseite des Kelches mit den 2 interradialen Platten (ir), welche oberhalb und rechts über dem hinteren Parabasale (pb) ge- legen sind. € P. radiatus Beyr. Untersilur. St. Petersburg. Drei Gruppen von je 3 Porenrauten. ib — Infrabasalia; pb Parabasalia; » = Radialia; ir = Interradialia; br — Brachialia ; p = Porenrauten. greifen. Arme einfach, einzeilig. Untersilur in Nordamerika und in Russland. P. conicus Bill. (Fig. 180 A, B). Canada. P. radiatus Beyr. (Fig. 480 C). St. Petersburg. Wie bereits hervorgehoben, findet man Cystoideen nur in paläo- zoischen Schichten, und zwar vorzugsweise im Silur, während im Devon und in der Steinkohlenformation nur noch wenig zahlreiche Gattungen und Arten dieser Klasse auftreten. Auch aus dem Cambrium kennt man eine Anzahl von Gattungen. Als hauptsächliche Fundpunkte sind zu nennen: Die untersilurischen Schichten der russischen Ostseepro- vinzen und des südlichen Schwedens, wo z. B. die Gattung Echino- sphaerites in den oberen Lagern des sog. Vaginaten-Kalkes geradezu ge- steinbildend vorkommt. Auch das nordamerikanische Untersilur ist reich an Cystideen, doch sind die-Gattungen fast durchgängig von den europäischen verschieden. Das nordeuropäische (England, Schweden) und nordamerikanische Obersilur beherbergt noch eine erhebliche Anzahl von Gattungen, wenn auch weniger als das Untersilur. Im Devon werden sie seltener und in der Steinkohlenformation sterben sie aus. Die vielfachen Beziehungen, welche zwischen manchen Cystideen einerseits und den Echinordea, Asteroidea und Orinoidea andererseits vor- handen sind, haben wohl mit Recht zu der Annahme geführt, dass die ge- meinsamen Stammiformen der drei letztgenannten Klassen bei den Cysti- deen zu suchen sind, wenn auch nicht unter denjenigen Formen dersel- ben, die wir aus den paläozoischen Ablagerungen kennen, da diese I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 7. Klasse: Blastoidea. 185 jedenfalls nicht als die ältesten Vertreter der Klasse angesehen werden dürfen. 7. Klasse: Blastoidea. Litteratur über Blastoidea. Etheridge,R.jun., & P. H. Carpenter. Catalogue of the Blastoidea in the geolo- gical department of the British Museum (Natural history) etc. London 4886. Lit- teraturverzeichniss bis 1886. Eine kleine, aberrante, ausschliesslich paläozoische Gruppe von Echinodermen trägt den Namen Knospenstrahler oder Blastoidea, da der Körper meist die Gestalt einer kurz gestielten Knospe besitzt (Fig. 182 C). Durch das Vorhandensein eines Stieles — wodurch die Ventral- seite nach oben gekehrt wird — und durch den Aufbau ihres Kelches aus wenigen {13) grösseren Platten (Fig. 182 E) reihen sie sich an die Crinoidea und Cystoidea an, unterscheiden sich aber hinlänglich durch andere Merkmale von beiden, und zwar von den Crinoidea durch das Fehlen freier Arme, von den Cystoidea durch dieBeschränkung der Hydro- spiren auf die Radial- und Interradialtafeln (Fig. 184 Ah) und durch die Stellung der Hydrospirenschlitze, welche stets mit den Ambulacren parallel verlaufen (Fig. 181 Ah). Von.13 Tafeln, aus welchen sich der Kelch unabänderlich aufbaut, entfallen 3 auf die Basis, 5 auf einen Radialkranz und 5 auf einen Interradialkranz (Fig. 182 Eb, r,ir). Die scheinbar regelmässig fünfstrahlige Anordnung wird durch die excentrische Lage des Afters im hinteren Interradius (Fig. 181 Aa) und durch die geringere Grösse der einen Basaltafel (Fig. 181 Eb) gestört, welch’ letztere stets im vorderen linken Interradius gelegen ist (vgl. Platycrinus p. 160). In den mehr oder weniger stark ausge- schnittenen Radialtafeln und seitlich noch von den Interradialien be- grenzt, befinden sich die 5 gleichen Ambulacralfelder (Fig. 181 ps; Fig. 182 ps), von linearer, , dreieckiger oder blattförmiger Gestalt, welche mit seitlichen Anhängen (Pinnulae) besetzt sind (Fig. 182 Op). Der Mund liegt central auf der Oberseite an der Vereinigungsstelle der Ambulacren (Fig. 181 Ao; Fig. 182 Fe). Hydrospiren sind stets vorhanden, aber nie an den Basaltafeln; ihre schlitzförmigen Oeffnungen oft von aussen unsicht- bar. Von den ca. 20 bis jetzt bekannten Gattungen besitzen nur wenige eine grössere vertikale und horizontale Verbreitung, nämlich : Codonaster Mc.Coy (Fig. 181 A—(). Die Seiten des kleinen Kelches werden von den verlängerten Basalia (b) und den Radialia (st) eingenom- men. Die letzteren greifen auf die abgestutzte Oberseite nur mit einem dreieckigen Zipfel über, in welchen das Ambulacrum (ps) einschneidet, so 186 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 7. Klasse: Blastoidea. dass die Oberseite fast ausschliesslich aus den sog. Deltoid- tafeln (dt) und den dieselben trennenden Ambulacren (ps) eingenom- men wird. Der hinteren Deltoidtafel fehlen dieHydrospiren- schlitze und die Mundstrahlen (k), mit welchen die übrigen 4 versehen sind; dagegen wird sie von der grossen Afteröffnung (a) durchbohrt. 8 Hy.drospiren (h) bedecken die Oberseite. Jede derselben liegt zur Hälfte auf einer Radial- (st), zur anderen Hälfte auf einer Deltoidtafel (dt). Die Schlitze, wechselnd in ihrer Zahl, laufen unge- Fig. 181. Codonaster irilobatus MeCoy. Sub- fähr den Ambulaeren parallel. Die % carbon. England. A Kelch von oben. o = Mund; «= After; ps = Ambulacrum; se = paarigen Deltoidtafeln werden in Sei afeln (Radialia); dt = Deltoidtafeln (In- SI R : A terradialia), 4 derselben sind mit einem Hydro- radiärer Richtung von je eınem spirenpaar (h) und mit kantigen, undurch- 7 h bohrten interradialen Mundstrahlen (k) ver-- glatten, wundurehbohrten Kalkkeil, sehen. B Kelch von unten. C von der Seite. b = Basalia. dem sog. Mundstrahle (k), durch- zogen, welcher an der Nahtecke zweier Radialtafeln endigt und je zwei benachbarte Hydrospiren theilt. Am centralen Munde (o) entspringen die 5 gleichen Ambulacra (ps) , anfangs seitlich von den Deltoidtafeln begrenzt, gegen das Ende zu in den Einschnitten der Radialia liegend. Jeder Strahl trennt ein Paar gleich orientirter Hydrospiren von einander. Das Ambulacrum besteht aus einer lanzettförmigen, spitz dreieckigen Tafel, die bis auf ein schmales, in der Mitte gefurchtes Stück das sog. Lanzettstück) von 2 Reihen randlicher, undurchbohrter Seitentäfelchen verhüllt wird. Im Devon und Subcarbon, vielleicht auch im Silur. Nordamerika und Europa. C. trilobatus Me.Coy (Fig. 181). Subcarbon. England. Wenn Codonasier durch die freiliegenden Hydrospiren- scehlitze noch eine bemerkenswerthe Verwandtschaft mit den Oystoidea aufweist, so entfernt sich die folgende Gattung weit mehr von den (ystoi- deen und bildet den eigentlichen Typus der Blastoidea: Pentatremites Say (Fig. 182 A—K). Auf einem kurzen, gegliederten Stiele erhebt sich der. knospen- oder birnförmige Kelch, welcher aus 3 ungleichen Basalia (b), 5 gleichen Radialia (r) oder Gabelstücken und 5 kleineren, schmalen Interradial- oder Deltoidtafeln (ir) besteht. Letztere reichen bis zu dem abgestutzten Scheitel und umgrenzen die fünfseitige, centrale Mundöffnung (Fe). Die 5 gleichen Ambulacra (ps, Fa—e) sind breit, blattförmig; sie schneiden tief in die Radialia (Er) ein. Die Seitenränder der Gabel- und Deltoidtafeln sind abgeschrägt (Fx) und quer gerieft. Nach Entfernung der Pinnulae (Cp, D), welche aus I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 7. Klasse: Blastoidea. 187 einer Doppelreihe kleiner alternirender Tafeln zusammengesetzt sind (D), an den Seiten des Ambulacrums stehen und sich nach der Mitte desselben convergirend zusammenlegen (C, F«), sieht man das Ambulacrum von einer langen, dreieckigen Platte, dem Lanzettstück (Fl), und jederseits desselben von einer Reihe backsteinartig an einander gestellter Seiten- platten (7,pl) und noch schmälerer, durchbohrter, sog. Porenplatten 4 Fig. 152. A—K Pentatremites und verwandte Formen. A Troostocrinus Reinwardtii Troost. sp. Ober- silur. Tennessee. B Pentatremitidea Eifeliensis F. Rö. sp. Mitteldevon. Eifel. €, D, I, K Penta- tremites sulcatus F. Rö. Subcarbon,. Nordamerika. E, F P. @odoni Dfr. sp. Subearbon. Ebendaher. 6, H P. conoideus Hall. Subcarbon. Nordamerika. A—C Kelche von der Seite. b = Basalia; r = Radialia; ir = Interradialia (Deltoidtafeln); ps Ambulacra; p = Pinnulae. In Fig. € bezeichnet r den vorderen, unpaaren Radius. D eine einzelne Pinnula. Z ein zerlegter Kelch. Die mittlere Radialtafel ist die vordere unpaare. # Kelchansicht von oben. c = Mund; o = Spirakel; «—e Ambulacra; « = A. mit Pinnulae; % = ohne Pinnulae, das quergestreifte Lanzettstück sichtbar; y = das angewitterte (glatte) Lanzettstück (e) von den kleinen Seitentafeln begrenzt; d = Lanzettstück (!) allein und die ab- geschrägten Seitenränder der Kelchtafeln (x) sichtbar; sp = Spitze des Lanzettstückes; e = Lanzett- stück und Seitentafeln entfernt, so dass die Hydrospirenfalten (bs) sichtbar werden. @ Scheitel mit den erhaltenen Deckplatten der Spirakel (0') und des Mundes (c'). H ein Hydrospirenpaar. I Lanzettstück mit Mittelfurche (7), Querstreifung auf der linken Hälfte und mit den Seitenplatten (pl), zwischen denen die Poren hervortreten: ps = Spitze des Lanzettstückes. A Horizontalschnitt durch einen Kelch, um die Lage der Hydrospiren (bd) unter dem Lanzettstück (2) und den Seitenplatten (pl) zu zeigen. (I) eingeschlossen. Das Lanzettstück besitzt eine mediane Furche (If) — ursprünglich von einer Doppelreihe kleiner Plättehen bedeckt — und Quesstreifen (Fß), erscheint verwittert aber glatt (Fy, 6). Die Pinnulae stehen auf kleinen Erhöhungen zwischen den Poren der Aussenseitenplat- ten. Durch die Tafeln des Ambulacrums werden dieHydrospiren ganz verdeckt. Unter jedem Ambulacrum liegen im Innern des Kelches, wie Figur A zeigt, 2 Bündel hohler Kalkfalten (X bd, F bs, H), die am unteren Ende des Ambulacrums mit den Radialia (Ar), am oberen mit den In - terradialia verbunden sind, also in ähnlicher Weise, wie bei Codonaster, 188 I. Thierreich. — V. Echinodermata. — 7. Klasse: Blastoidea. nahezu senkrecht zu der Naht zwischen beiden Tafeln gestellt sind (Fe). Die Schlitze der Hydrospirenfalten verlaufen parallel mit dem Ambula- erum (Fe). Die Schlitze der Hydrospiren werden durch die Lanzetttafel, die Seiten- und Aussenseitenplättchen und durch eine lineare, unter der Lanzetttafel gelegene sog. untere Lanzetttafel verdeckt, sie münden deshalb in einen Canal, welcher in radialer Richtung unter den Deck- tafeln bis in die Nähe des Centrums verläuft, wo dessen Mündung in ge- ringer Entfernung vom Munde liegt. Die 2 benachbarten Hydrospiren- canäle zweier Ambulacren münden zusammen in einer grösseren Oeff- nung, Spirakel genannt (Fo), die zu 5 den Mund umgeben. Den Boden der Spirakel bilden die schaufelförmig gerundeten Enden der Deltoid- platten. Die Seitenplatten reichen, wie an gut erhaltenen Stücken zu sehen ist, über die Spitze der Lanzetttafel (Fsp — die Platten sind aus- gefallen) hinaus und begrenzen die Spirakel nach aussen. Durch eine zahnförmig vorspringende Spitze der Deltoidplatte wird die einfache Spi- rakelöffnung oft getheilt (F#—y). Die hintere Spirakelöflnung enthält zu- gleich die Afteröffnung und ist deshalb meist durch etwas grösseren Durchmesser vor den vier paarigen ausgezeichnet. Mund und Spirakel werden zuweilen mit einer Plattenbedeckung beobachtet (G c', 0’), die als ein Homologon der Ventralkapsel der Crinoidea zu deuten ist, während die Hydrospiren als homolog mit den Bursae der Ophiurae angesehen werden und wahrscheinlich die doppelte Function als Athmungsorgane und als Leitungswege für die Geschlechtsorgane er- füllten. Pentatremites ist auf das Subearbon Nordamerikas beschränkt. P. Godoni Dfr. sp. (= florealis Say) (Fig. 182 E, F). P. sulcatus Rö. (Fig. 482 C, D, I, K). P. pyriformis Say (Leth. pal., t. 41, Fig, 6). P. conoideus Hall. (Fig. 482 G, H). Pentatremitidea d’Orb. (Fig. 182 B) besitzt eine verlängerte Gestalt, von der Seite kaum sichtbare Deltoidtafeln und schmale, lineare Ambulacren, deren Lanzettplatten durch die Seitenplättchen gänzlich verdeckt werden (ps). Ausschliesslich devonisch. Europa und Nordamerika. P. Eifeliensis Rö. (Fig. 182 B). Mitteldevon. Eifel. Troostocrinus Shum. (Fig. 182 A) zeigt die erwähnten Merkmale von Pentatremitidea noch in erhöhtem Maassstabe, ist aber ausserdem durch seine Spirakel unterschieden, die nicht von Seitenplättehen nach aussen hin begrenzt werden, sondern nur Schlitze in den Deltoidtafeln darstellen. Obersilur, vielleicht auch Carbon.. Tr, Reinwardtü Troost. sp. (Fig. 182 A). Obersilur. Nordamerika. I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 1. Klasse: Bryozoa. 189 Die Blastoidea erscheinen zuerst im Obersilur Nordamerikas (Troostocrinus) in Spärlichen Vertretern, werden im Devon durch Pentatre- mitidea und einige ausschliesslich amerikanische Gattungen repräsen- tirt und zeigen zur Zeit des Subearbons ihre stärkste Entfaltung in 14 Gattungen, die meist in Nordamerika und England gefunden werden. Die formenreichste derselben, Pentatremites, ist aber auf Nordamerika be- schränkt. In gewissen Schichten des Subcarbons (Chester-Gruppe, zu welcher der Pentremites-Kalkstein, der obere Archimedes- oder Kaskas- kia-Kalkstein gerechnet werden) gehört sie zu den häufigen Fossilien, während sonst Blastoideen überhaupt nur zu den gelegentlichen Vorkomm- nissen gezählt werden können. VI. Kreis: Molluscoidea. Man fasst 2 anscheinend sehr differente Thiergruppen, deren nahe Verwandtschaft aber durch ihre ähnliche Entwickelung bewiesen wird, als Molluscoidea oder Weichthierähnliche zusammen, die Bryozoa und Brachiopoda. Sie sind durch folgende gemeinsame Merkmale ausge- zeichnet: Der Körper ist festgeheftet (sehr selten frei) und entbehrt der Fortbe- wegungsorgane. Es herrscht ein zweiseitig symmetrischer Bau. In der Nähe des Mundes befindet sich ein bewimperter Tentakelapparat, welcher zur Nahrungszufuhr und Athmung dient. Der Weichkörper ist — von ganz seltenen Fällen abgesehen — von einem einfachen oder zweiklap- pigen Gehäuse umschlossen. Die beiden Klassen unterscheiden sich leicht, wie folgt: Einzelthiere klein, zu Colonien (Stöcken) vereinigt. Gehäuse einfach, dünnwandig, röhren- oder sackförmig. Tentakel klein und zahlreich (Fig. 183 }). l. Bryozoa, Einzelthiere gross, nie zu Colonien vereinigt. Gehäuse stets zweiklap- pig, diekwandig. Tentakel (sog. Mundanhänge) zu zweien, gross (Fig. 195). II. Brachiopoda. 1. Klasse: Bryozoa. Litteratur über Bryozoa. Busk, G. Monograph of the fossil Polyzoa of the Crag. Palaeontogr. Society. 1857. Report on {he Polyzoa. Scient. Results of Challenger Voyage. Vol. X (Chilosto- mata) 1884; vol. XVII (Cyclostomata) 1886. Haime, J. Description des Bryozoaires de la formation jurassique. M&m. soc. geol. France. 2° ser. t, V 1854. 190 I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 4. Klasse: Bryozoa. Hincks, Th. History of the British marine Polyzoa. 2 vol. London 1880. d’Orbigny, A. Paleontologie frangaise; terr. eretac. t. V 1850—51. Quenstedt, F. A. Petrefactenkunde Deutschlands. Bd. VI. Korallen. Leipzig 1879. Reuss, A. E., & A. Manzoni. Die Bryozoen des östr.-ungar. Miocäns. Denk. d. Wiener Akad. d.W. Bd. 34, 37, 38. 4874—78. Die inerustirenden, knolligen oder verästelten Colonien der Bryozoa, oder Moosthierchen können einen beträchtlichen Durchmesser (0,3 m) er- reichen, aber die Grösse der Einzelthiere schwankt stets nur innerhalb weniger mm, so dass sie oft nur mit Hülfe der Lupe deutlich von einander unterschieden werden können. Die Körperhaut sondert eine hornige oder kalkige Hülle, Zelle genannt, ab, in welcher das Thier festsitzt, aus welcher es aber seine Tentakel herausstrecken kann (Fig. 183 !). Durch die feste Verbindung der Einzelzellen erhält der Stock seinen Zusammenhalt. Die Zelle besitzt stets eine grössere, oft mit einem Deckel verschliessbare Oeffnung (Mün- dung). Die Form der Zelle ist entweder verlängert: die Zelle gleicht einer Röhre, an deren einem Ende die runde oder eckige Mündung von ungefähr demselben Durch- messer wie die Zelle sich befindet (Cyelosto- mata — Fig. 186 B); oder die Zelle besitzt eine ei- oder krugförmige, auch wohl poly- gonale Gestalt und die Mündung ist viel enger als der Durchmesser der Zelle, von ovalem oder halbmondförmigem Umriss und seitlich Fig. 183. Eine lebende Bryozoe, gelegen (Chilostomata — Fig. 191 B). Am Zain; Weichkörper des Thieres unterscheidet man a = mit ausgestreckten (2), b = mit eingezogenen Tentakeln (f); o — den endständigen Mund (Fig. 183 o), der von Mund; oe = Speiserohr; md = Ma- IS IS gen; d— Darm; a =Atter; vo = 8—80 Tentakeln (f) umstellt ist. Der Mund Eierzelle; zw = Zellwand; = 9 \ . 0 c a nee führt in das Speiserohr (oe), dieses in den Magen (md). Die Entleerung des Darmes findet durch eine in der Nähe des Mundes gelegene Afteröffnung (a) statt. Im Grunde der Zelle befinden sich die Geschlechtsorgane (ov). Die Weiterentwickelung der Eier geht zuweilen in besonders umgebildeten Zellen, den sog. Ovicellen (Fig. 183 ov) vor sich, welche oberhalb der normalen Zellen stehen. Eine zweite Art veränderter Zellen sind die sog. Avicularien, welche als vogelschnabelähnliche Anhänge der normalen Zellen zu Greiforganen umgestaltet sind. Eine dritte Art veränderter Zel- len, die Vibracularia, tragen peitschenförmige Borsten. Fortpflanzung I. Thierreich. — VI. Molluseoidea. — 4. Klasse: Bryozoa. 191 theils geschlechtlich, theils ungeschlechtlich durch Knospung oder Keime. Die durch Knospung entstandenen Zellen einer Colonie bleiben oft durch Canäle (sog. Sprossencanäle) mit einander in Verbindung. Die Wände der Zellen sind zuweilen von feinen Poren durchbrochen (Fig. 191 B). In seltenen Fällen werden die abgestorbenen Theile der Zelle von unten herauf durch Querböden abgeschlossen, wodurch die Skelete eine täu- schende Aehnlichkeit mit denen der Tabulata (p. 108) erhalten. Viele Tabulata (z. B. die Montieuliporiden) werden von manchen Forschern des- halb zu den Bryozoa gestellt. Alle Bryozoen leben im Wasser; die meisten sind Meeresbewohner und finden sich in geringen oder mässigen, z. Th. auch in bedeutenden Tiefen. Sie sind entweder mit einem kleinen Theile ihrer Unterseite auf Muscheln, Steinen und dergl. festgeheftet oder überziehen als Krusten fremde Gegenstände. Die Ordnung der Gymnolaemata, ausgezeichnet durch das Fehlen eines Deckels der Mundöffnung und durch die ausserhalb des Tentakel- kranzes befindliche Lage des Afters, umfasst die meisten lebenden und alle fossilen Formen. Von den 3 Unterordnungen derselben sind 2 mit festen, meist kalkigen Skeleten versehen und diese allein kommen für die Paläontologie in Betracht. Es sind das folgende: Zellen verlängert, röhrig. Zellmündung endständig, weit (Fig. 184 bis 187). Skelet fast immer kalkig l. Cyelostomata. Zellen eiförmig oder polygonal. Zellmündung seitenständig, viel en- ger als der Querschnitt der Zelle, oval oder halbmondförmig (Fig. 188—191). Skelet hornig oder kalkig 2. Chilostomata. 1. Unterordnung Cyelostomata. Diese formenreiche. namentlich in paläozoischen und mesozoischen Ablagerungen dominirende (ca. 1000 Arten), aber auch in der Gegenwart noch durch etwa 100 Arten repräsentirte Unterordnung zerfällt in zahl- reiche Familien und Gattungen, deren Unterscheidung schwierig ist. Die Aufführung einiger Vertreter wird hier genügen. A. Paläozoische Formen. Fenestella Lonsd. (Fig. 184 A, B). Der trichter- oder fächerförmige, unten festgewachsene Stock ist in zahlreiche gerade oder gebogene Aeste zertheilt, die durch Querbälkchen (Bg) seitlich mit einander verbunden sind, so dass das Skelet einem Netze gleicht (A). Die Zellöffnungen stehen in 2 Längsreihen auf der Innenseite der Aeste (Bo); die beiden Reihen wer- den durch eine Körnerreihe oder Längsleiste (%) geschieden. Die Aussen- seite des Trichters (4) sowie die Querbalken (g) tragen keine Zellmün- ‚dungen. Häufig im Paläozoicum, zuweilen kleine Riffe bildend. 192 I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 4. Klasse: Bryozoa. F, nobilis Barr. Unterdevon (Hercyn). Böhmen. F. infundibuliformis Gf. sp. Mitteldevon. Eifel und rheinisches Schiefergebirge. F. multiporata M’Coy. Subcarbon. Grossbritannien. F. retiformis Schl. (Fig. 184 A, B). Oberes Perm (Zechstein). Mitteldeutschland, England. Fig. 184. A, B Fenestella retiformis Schl. Oberes Perm (Zechstein.. Humbleton Hill, Yorkshire. A ein trichterförmiger Stock von der Aussenseite. B ein Stück der Innenseite mit den durch eine Körnerreihe (k) geschiedenen Doppelreihen von Zellmündungen (o) auf den Aesten, welch letztere durch kurze, zellfreie Querbälkchen (g) verbunden sind. Z = die zwischen den Aesten und Querbalken frei bleibenden Maschen. © Archimedes Wortheni Hall. Subcarbon. Illinois. Der Stock besteht aus einem Blatte (bl), welches spiral um eine aufrechte Achse (@) gewunden ist. Bei der nahe verwandten Gattung Archimedes Les. (Fig. 184 C) windet sich das Blatt schraubenförmig um eine aufrechte Achse und steht fast senkrecht von derselben ab, verästelt sich gegen aussen wie Fenestella und trägt auf der inneren (oberen) Seite allein Zellöffnungen. Sehr häufig im nordamerikanischen Subcarbon. Mehrere Ho- rizonte desselben nach dieser Gattung benannt (Archimedes-Kalkstein). A. Wortheni Hall. (Fig. 184 C). Acanthocladia King (Fig. 185 A—C). Kleine, platte, baumförmig verzweigte Stöcke (A). Die eine Seite des Stockes trägt keine Zellmündungen (B), sondern ist nur mit Streifen be- deekt, während auf der anderen Seite zahlreiche runde Mündungen gedrängt beisammen stehen (Ca). Häufig im Perm (Zechstein) von Mitteldeutschland und England. Fig. 185. Acamthocladia anceps Schl. Oberes Perm (Zechstein). Pössneck, Thürin A ein Stock von der Rückseite. B ein Stück 2 N desselben, um die Streifung zu zeigen. ( ein A. anceps Schl. sp. (Fig. 485 A—0). Stück von der Sa den Zellmün- Zechstein. England, Deutschland. g b B. Mesozoische und känozoische Formen. Defrancia Bronn (Fig. 186 A). Einfache kleine Scheiben (Fig. A) oder durch Vereinigung solcher zusammengesetzte Stöcke von unregelmässiger Gestalt bildend. Unterseite platt, festgeheftet, ohne Zellmündungen. Die lang eylindrischen Zellen strahlen schwach nach oben ansteigend vom I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — A. Klasse: Bryozoa. 193 Mittelpunkte aus und verwachsen zu radialen Rippen (r), die durch tiefe, radiale Einschnitte getrennt werden. Die Grenzen der Zellen er- scheinen auf den Seiten der Rippen als Streifen (s). Die Zellmündungen (a) liegen auf der Peripherie der Scheibe, seltener auch auf der Oberseite. Die äussersten Enden der Zellen sind nicht verwachsen. Jura—-Jetztzeit, sehr häufig in der Kreide. D.diadema Gf. sp. (Fig.186 4). Oberste Kreide (Danien). Holland, Nordfrankreich. Stomatopora Bronn (Fig. 186 B). Der verzweigte, kriechende Stock ist mit der Unterseite auf fremden Körpern festgewachsen. Alle Zellen hängen durch ihr unteres Ende mit einander zusammen, mit ihrem oberen sind sie frei. Zellmündungen (a) rund, von der Weite der Zelle. Vom Silur bis in die Jetztzeit, häufig in Jura und Kreide. St. dichotoma Lmk. sp. Oberer Dogger. England, Normandie, Lothringen, Schweiz. St. ramea Bl. sp. (Fig. 186 B). Häufig im Senon Nordeuropas. Fig. 186. A Defraneia diadema Gf. sp. Oberste Kreide (Danien). Mastricht, Holland. Ein Stock von der Seite. @ = die Mündungen der zu radialen Rippen (r) Fig. 157. Ceriöpora irregularis Mich. vereinigten Zellen; s = gestreifte Seitenflächen der sp. Oberes Turon (Hippuritenkreide). Rippen. B Stomatopora ramea Bl. sp. Oberes Senon. Martigues bei Marseille. A ein unregel- Meudon bei Paris. @ = Zellöffnungen des kriechenden mässig knolliger Stock. B einige Zell- Stockes. mündungen. Ceriopora Fig. 187 A, B). Stöcke knollig oder baumförmig verästelt, meist aus zahlreichen, über einander gewachsenen Schichten eylindrischer Zellen bestehend. Die Zellmündungen weit, rund oder etwas polygonal (B), alle gleich. Sehr häufig im Mesozoicum, auch paläozoisch und tertiär. Die zuweilen eine ansehnliche Grösse erreichen- den Stöcke setzen in manchen Horizonten förmliche Bänke zusammen, z. B. in der Hippuritenkreide Südfrankreichs. ©. astroides Münst. sp. Unterer Alpenkeuper (Karnische Stufe). Südtirol. ©. spongites Gf. Cenoman. Mittel- und Nordeuropa. C. irregularis Mich. (Fig. 187 A, B). Gesteinbildend in der Hippuritenkreide (Turon und Senon) Südfrankreichs. Vom Jura an bis in die Jetztzeit verbreitet ist die nahestehende Gattung Hetero- pora Blv. Die Zellmündungen sind von ungleicher Grösse, die Zellen selbst im Inneren durch Querböden (tabulae) abgetheilt und die Zellwände von Poren durchbrochen. H. pustulosa Mich. Oberer Dogger. Normandie, Lothringen, England. H. tuberosa Rö. sp. Neocom. Norddeutschland, Frankreich. Steinmann, Paläontologie. 43 194 I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 1. Klasse: Bryozoa. 2. Unterordnung Chilostomata. Die Zellen der Chilostomata sind häufig gar nicht oder nur zum Theil verkalkt, wodurch ihre Erhaltung im fossilen Zustande beeinträchtigt wird. Nur bei dieser Unterordnung kommen die p. 190 als Avicularien und Vibrakel, erwähnten umgebildeten Zellen vor. Auch Ovicellen finden sich häufig, während sie bei Qyclostomen nur sehr selten auftreten. Die Chilostomata müssen als die jüngere Abtheilung gelten, denn ihre ältesten Vertreter werden erst im Jura, ja vielleicht sogar erst in der Kreide gefun- den. Im Tertiär und in der Jetztwelt dominiren sie über die Cyclostomata. A. Zellen nichtvollständigverkalkt. Vorderwandder Zellen häutig. Membranipora Blv. (Fig. 188) Der Stock überzieht rindenartig andere Körper oder ist frei und besteht aus einer Schicht horizontalneben einan- der gelagerter, polygonaler, flacher Zellen. Die Seitenwände sind verkalkt 1858. Membranipora bipunctata Fig. 180. Zepralia coceinea Oberoligoeän. Astrupp bei Osna- Johnst. Miocän. Ungarn. a = *. r = die verkalkten, vorstehenden Zellmündungen; ov = Ovicellen; Seitenwände; o = Zellmündungen. av — Avicularien. und stehen auf der Vorderseite mit einem Rande vor (r), während die häu- tigen, an fossilen Stücken oft ganz verschwundenen Vorderwände einge- drückt erscheinen. DieZellmündung (0) liegt am oberen Ende der Vorder- wand und besitzt einen annähernd halbmondförmigen Umriss. Ovicellen und Avicularien vorhanden oder fehlend. In zahlreichen Arten von der unteren Kreide bis in die Gegenwart. M. irregularis Hag. Obere Kreide. Frankreich, Norddeutschland, Böhmen etc. M. bipunctata Schafh. (Fig. 188). Eocän, Oligocän und Miocän. Mitteleuropa. M. membranacea Blv. Lebend. Europäische Meere. B. Zellen vollständig verkalkt. Lepralia John. (Fig. 189). Der Stock wächst inerustirend oder frei in blätterigen Ausbreitungen. Eine, oder zwei mit der Rückseite ver- I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 4. Klasse: Bryozoa. 195 wachsene Zelllagen vorhanden. Zellen ganz kalkig, eiförmig, mit huf- eisenförmiger Mündung (a). Ovicellen (ov) und Avicularien (av) häufig vor- handen. Kreide, tertiär und lebend. Häufig im Tertiär und in den heu- tigen Meeren. L. fenestra Rss. Obereocän. Nord- und Südseite der Alpen. L. coccinea Johnst. (Fig. 489). Jungtertiär und lebend häufig. Lunulites Lmk. (Fig. 190 A, B). Freie, seltener festgewachsene, oben gewölbte, unten flache oder concave, kreisrunde Stöcke, die nur aus einer Schicht radial angeordneter, gerundet quadratischer Zellen bestehen. Die grossen Zellmündungen (z) liegen alle auf der Oberseite. Abwech- selnd mit den normalen Zellen stehen kleine, ovale Vibracularzellen (0 v). Unterseite mit radialen Furchen (5). Kreide, Tertiär und lebend. L. eretacea d’Orb. (Fig. 490 A, B). Senon. Frankreich, Norddeutschland. L. radiata Lmk. Eocän. Pariser Becken. L. tetragona Rss. (Fig. 490 C). Oligocän. Vicentin. Fig. 191. A, B Cellepora proteiformis Rss. Fig. 190. 4A, B Lumulites cretacea d’Orb. Obereoeän. Vicentin. A ein Stock. B ver- Oberes Senon. Meudon b. Paris. A ein Stock von oben. B Querschnitt desselben. € L. te- tragona Rss. Eocän. Vicentin. Ein Theil der Oberfläche mit den Oeffnungen der normalen grösserte Oberfläche desselben, die krug- formigen Zellen mit ihren doppelten Mün- dungen (a = Zellmündungen, av = Mün- dungen der Avicularzellen) zeigend. Zellen (z) und den kleineren Vibracularzellen (2). Cellepora Fahr. (Fig. 194 A, B). Stock knollig oder ästig, ein un- regelmässiges Agglomerat krugförmiger Zellen bildend. Meist zeigt jede Zelle 2 verschieden grosse Oeflnungen, deren eine von der norma- len Zelle (a), deren andere, kleinere (av), von einer Avicularzelle herrührt. Zellwände oft durch Eindrücke verziert (B). Sehr häufig im Tertiär; auch lebend. C. proteiformis Rss. (Fig: 494). Obereocän. Vicentin. ©. conglomerata Gf. Oligocän, Miocän. Europa. C. ramulosa Lin. Neogen und lebend. Nordeuropa. Obgleich fossile Bryozoen fast in allen Formationen zu den häufigeren Erscheinungen gehören , so ist doch die Systematik zur Zeit noch wenig ausgearbeitet. Bezüglich der vertikalen Verbreitung lässt sich nur anfüh- 13% 196 l. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. ren, dass die Oyclostomata offenbar die ältere, im paläozoischen und meso- zoischen Zeitalter herrschende Unterordnung, die Chilostomata die jüngere Abtheilung ist, welche sich erst zur Kreidezeit formenreich entwickelt und im Tertiär und in der heutigen Fauna über die ältere Abtheilung überwiegt. Einige, zur paläozoischen Periode herrschende Typen, wie Fenestella, Acanthocladia ete., sind als ausgestorben zu betrachten. Die Bryozoen der Vorzeit lebten, wie ihre heutigen Nachkommen, meist gesellig; die zierlichen, kalkigen Stöcke finden sich in gewissen Schichten in so grossen Mengen angehäuft, dass man nach Analogie der Korallenriffe von Bryozoenriffen sprechen kann. Doch setzen sie selten ein Gestein ausschliesslich, sondern meist unter gleichzeitiger Betheiligung anorganischen Sedimentes und anderer Thierreste zusammen. Derartige massenhafte Anhäufungen von Bryozoenstöcken finden sich z. B. im: Unter- und Obersilur. Nordeuropa, Nordamerika. Subcarbon. Nordamerika. Perm (Zechstein). Norddeutschland, England. Mittleren Dogger (Sowerbyi-Schichten). Lothringen. Oberen Dogger. Normandie, Lothringen. Neocom. Norddeutschland, Schweizer Jura, Oestl. Frankreich. Urgo-Aptien. Nordalpen, Schweizer Jura. Genoman. Frankreich, Norddeutschland. Oberen Turon,Senon und Danien. Frankreich, England, Nord- deutschland. A Obereocän und Unteroligocän. Nord- und Südrand der Alpen. Mittel- und Oberoligocän. Norddeutschland. - Miocän. Süddeutschland, Oesterreich-Ungarn, Westfrankreich, Italien. Pliocän. Italien, England. 2. Klasse: Brachiopoda. Litteratur über Brachiopoda. Barrande, J. Systeme Silurien du Centre de Ja Boh@eme. Vol. V Brachiopodes 4879. Davidson, Th. Monograph of British fossil Brachiopoda Vol. I—\VI. (Palaeontogra- phical Society 1850—1886). Bd. VI enthält ein vollständiges Litteraturverzeich- niss bis 1886. Davidson-Suess. Classification der Brachiopoden. (Denkschr. d. Wiener Akad. d. Wissensch. 1856.) Hall, J. Palaeontology of New York. Vol. IV 1867. Kayser, E. Die Brachiopoden des Mittel- und Oberdevon der Eifel. (Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. Bd. 23, p. 491 ff. 1871. I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. 197 Pal&ontologie francaise. Terr. cretac. Vol. IV Brachiopodes par A. d’Orbigny 1848. Terr. jurass, Vol. IV Brachiopodes par E. Deslongchamps 1862 (noch nicht vollendet). Pictet et de Loriol. Materiaux pour la pal&ontologie Suisse, Fossiles de Ste. Croix. Vol. V Brachiopodes 4872. Quenstedt, F. A. Petrefactenkunde Deutschlands. Bd. II. Die Brachiopoden. Leipzig 4871. Schnur, J. Die Brachiopoden der Eifel. |Palaeontographica Bd. III. 1854.) Waagen, W. Salt Range fossils. I. Productus limestone fossils 4. (Memoirs of the geolog. Survey of India. Palaeontologia Indica Ser. XIII. Calcutta 1882—18835.) Die Brachiopoden sind ausschliesslich marine, in der Regel festsitzende Thiere, die zwar niemals Colonien bilden, wie die Bryozoen, aber ge- wöhnlich gesellig vorkommen. Das Thier wird von einer zweiklappi- gen, kalkigen oder kalkig-hornigen Schale eingeschlossen, die sich nach einer Mittelebene inzwei symmetrische Hälften thei- len lässt (Fig. 192 s—s). Die beiden Klappen sind ungleich und werden nach ihrer Grösse und Wölbung als grössere und kleinere, oder entsprechend ihrer Lage s zum Thier als Bauchklappe und Rücken- klappe unterschieden. Man hat sich aber ge- wöhnt, die Schale nicht in ihrer natürlichen Lage (liegend), sondern aufrecht mit dem Vor- derrande (Stirnrande) nach unten, dem Hinterrande (Schlossrande) nach oben und gegen die kleinere |Rücken-) Klappe, zu betrach- ten. Bei dieser Stellung wird derjenige Theil 8 der grösseren Klappe, welcher die kleinere über- Di N UNO BEE . ä schale (Stringocephalus Bur- ragt(Schnabel— Fig.192adf),sichtbar; die Sym- tim), in der: gewöhnlichen Stel- z © lung (gegen die kleinere Klappe metrieebene (Fig. 192 s—s) läuft von oben nach gesehen). Oben = hinten. Un- E ten = vorn. Der über die vor- unten durch die Mitte der beiden Klappen. Es dere (kleinere) Klappe hinausra- B h h gende Schnabel der grösseren ergeben sich dann die Bezeichnungen: Länge—= Klappe zeigt die Area (a), das Oo ? Schnabelloch (f) und das Ausdehnung von oben nach unten, Breite — AREelIe. mutikiene DENE 3 & dium (d). s-s = Symmetrie- Ausdehnung von links nach rechts undDicke— linie. Ausdehnung von vorn nach hinten. Der Unter- rand der Schale (Vorderrand) heisst Stirnrand, der Oberrand (Hinter- rand), an welchem sich bei den schlosstragenden Formen das Schloss be- findet, Schlossrand, die seitlichen Ränder Seitenränder. Beide Klappen stossen an einer Naht oder Commissur zusammen, deren einzelne Theile in gleicher Weise bezeichnet werden (Stirnnaht, Schlossnaht, Seitennähte). Bei der Mehrzahl der Brachiopoden zeichnet sich die Bauchklappe vor der Rückenklappe durch bedeutendere Grösse aus, indem der sog. 198 I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. Schnabel der ersteren über den Schlossrand hinausragt (Fig. 192 a, d). Wenn die vordere Fläche des Schnabels eben (oder concav) und durch die sog. Schnabel- oder Arealkanten (Fig. 218 Ak) von dem übrigen Theile der Schale abgesetzt erscheint, spricht man von einer Area (Fig. 192 a). Zwischen Schnabelspitze und Schlossrand schaltet sich in der Regel eine aus zwei Stücken bestehende dreieckige Kalkplatte ein, das Deltidium (Fig. 192 d,d). Das Schnabelloch (Foramen — Fig. 192) wird entweder vom Deltidium umschlossen — umfassendes Delti- dium (Fig. 192), oder das Deltidium berührt das Schnabelloch nur von unten — berührendes Deltidium (Fig. 219 B d), oder das Deltidium Fig. 194. Rhynchonella psittacea Lmk. Lebend. K klei- nere, Z grössere Klappe von innen gesehen. Die zwei symmetrisch gestellten Zähne der grösseren Klappe (z) Fig. 193. Rhynchonella cuboides Phill. greifen in entsprechende Zahngruben in der Schloss- Oberdevon. Grund am Harz. A Schale platte (p') der kleinen Klappe ein. f = Schnabel- von vorn, B von unten gesehen. Der loch, d = Deltidium, durch das Schnabelloch ge- mittleren Einbuchtung (Sinus — 35) trennt, s—= Schliessmuskel-, d = Oeffnungs- der grösseren Klappe entspricht eine muskeleindrücke der grösseren Klappe. m = Auftreibung (Wulst — Av) in der klei- Mittelleiste, cr = Crura, s' = Schliess- neren. Die ganze Schale ist gerippt. muskeleindrücke der kleineren Klappe. wird durch das Schnabelloch in 2 getrennte Hälften getheilt — getrenn- tes Deltidium (Fig. 19% Ld). Wenn die sonst vom Deltidium zum Theil geschlossene Spalte (Deltidialspalte) von oben her durch eine einfache Kalkplatte ganz oder theilweise verschlossen wird, so spricht man von einem falschen oder Pseudodeltidium (Fig. 211 Bps). Area, Deltidialspalte und Pseudodeltidium können auch in der kleinen Klappe auftreten. In der Regel zeigen beide Klappen eine mehr oder weniger gleich starke Wölbung. Zuweilen ist jedoch die kleinere Klappe flach oder gar eingesenkt (Fig. 205 B), selten die grössere. Eine mittlere Einsenkung einer Klappe wird als Sinus (Fig. 193 B s), eine entsprechende Auftrei- bung in der anderen Klappe als Wulst (Fig. 193 A wo) bezeichnet. Fal- ten nennt man wenig zahlreiche, symmetrisch zur Mittelebene gestellte Depressionen einer Klappe und die entsprechenden Aufwölbungen in der anderen Klappe (Fig. 217 A /’), während die zahlreichen, feineren Fälte- lungen der Schale Rippen (Fig. 193 A, B) heissen. I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. 199 Die beiden Klappen der Brachiopodenschale können vom Thiere mit Hülfe von Muskeln von einander entfernt und fest geschlossen werden. Bei den schlosslosen Formen — Ordn. Ecardines — sind die beiden Klap- pen nicht durch eine Schalenangel, sondern nur durch Muskeln verbun- den. Das Oefinen der Schale geschieht hier durch seitliche Verschie- bung der beiden Klappen gegen einander senkrecht zur Symmetrieebene mit Hülfe von Oeffnungs- (Fig. 196 As’) und Gleitmuskeln (Fig. 196 A d), das Schliessen mit Hülfe von Schliessmuskeln (Fig. 196 A s). Bei den schlosstragenden Formen — Ordn. Testicardines — ist der Oberrand der beiden Klappen häufig verbreitert und verdickt. Auf dem Schloss- rande der grösseren Klappe erheben sich gewöhnlich 2, symmetrisch zur Mittelebene gestellte, zahnartige Vorsprünge (Zähne — Fig. 194 Lz), welche sich in 2 entsprechende Zahngruben der kleineren Klappe (Fig. 194 Kp') fest einfügen und einen Vorsprung des Schlossrandes der klei- neren Klappe (Schlossfortsatz — Fig. 198 SI) zwischen sich nehmen, so dass eine seitliche Verschiebung der beiden Klappen unmög- lich gemacht ist. Das Oeffnen der Schale geschieht durch Klaffen der beiden Klappen innerhalb der Symmetrieebene an der Stirn (vorn) und an den Seiten, wobei die Zähne als Angeln wirken. Die zweiseitige Symmetrie der Schale wird dabei nicht gestört. Die Zähne erhalten nicht selten durch sog. Zahnplatten, senkrecht zur Schale gestellte, vom Schlossrande nach den Wirbeln oder auch bis zur Schalenmitte verlau- fende Leisten oder Platten, eine grössere Festigkeit. Bei starker Entwicke- lung der Zahnplatten (Fig. 216 B zp, € zp) können die Zähne selbst ganz verschwinden. Die Zahngruben sind Aushöhlungen des Schlossrandes der kleineren Klappe (Fig. 198 3’), nach unten (vorn) zu oft durch quere, vorstehende Zahngrubenplättchen (Fig. 217 F sp) begrenzt. Letztere können sich auch nach vorn zu Zahnplatten (Fig. 215 B zp’) ver- längern. Die inneren Merkmale der Schale werden durch Erläuterung der Weichtheile des Thieres (Fig. 195) am besten verständlich. Das Innere der Schale zerfällt in einen vorderen (in der Zeichnung unteren), vom Mantel des Thieres (m) ausgekleideten, und einen hinteren (oberen) von den Muskeln und Eingeweiden eingenommenen Theil. Im vorderen befinden sich die 2 fleischigen, spiral aufgerollten, symmetrisch zur Mittel- ebene gestellten Mundanhänge (Spiralarme — sp), häufig durch ein am Schlossrande der kleineren Klappe befestigtes, kalkiges Armge- rüst (ag) gestützt. Sie dienen zur Respiration und zur Herbeiführung der Nahrung. Die Muskeln zerfallen nach ihrer Thätigkeit in 3 Gruppen: Scehliess- muskeln (adductores), welche das Schliessen der Schale besorgen, 200 ]. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. y Oeffnungsmuskeln (Schlossmuskeln oder divaricatores), welche das Oeffnen der Schale bewirken, und Stielmuskeln (adjustores), welche zur Bewegung des selten fehlenden Haftorganes, des Stieles (Fig. 195 st‘) dienen. Die Muskeln befestigen sich in Vertiefungen, selten auf Erhöhungen der Innenfläche der Schale. Die Form und Stellung der Eindrücke, welche sie daselbst hinterlassen, sind von systematischer Wichtigkeit. Bei den mit Schloss versehenen Formen (Testicardines — Fig. 195) heften sich die 2 Paare von Oeffnungsmuskeln (d und d') an einen medianen Vorsprung des Schlossrandes der kleineren Klappe, den Fig. 196. A Lingula anatina Brug. Lebend. Phi- lippinen. Grössere Klappe von innen. st = Stiel; s = unpaarer Oeffnungsmuskeleindruck; s’ = paarige Schliessmuskeleindrücke; d = seitliche Gleitmus- keleindrücke; a = Stielmuskeleindrücke. B,C Scha- len fossiler Zingula-Arten, von aussen gesehen. Fig. 195. Terebratula (Waldheinia) favescens Val. Lebend. Australien. Querschnitt der Schale par- allel und etwas vor der Mittelebene, um die Lage der Weichtheile zu zeigen. » = vorn; A = hinten; s = grössere (Bauch-) Klappe; s’ = kleinere (Rücken-) Klappe; m = antel, die vordere Schalenhöhlung auskleidend; sp = Spiralarme, durch ein schleifenartiges Armgerüst (ag — unschraffirt) gestützt; o = Mund; 2 = Darm; ml = Mittelleiste in der kleinen Klappe (un- schraffirt); sf = Schlossfortsatz derselben; d, d' = Oeffnungsmuskeln (divaricatores); a = Schliessmuskeln (adductores); st = Stielmuskel; s?t' = Stiel, aus dem Schnabelloche der grösseren Klappe austretend. Schlossfortsatz (Fig. 195 sf; Fig. 198 SI) und an die gegenüber lie- gende Wand der grösseren Klappe an. Die Eindrücke des vorderen (unte- ren), stärkeren Muskelpaares (d’) treten etwa in der Mitte der grösseren Klappe als grosse, meist dreieckige und nach hinten (oben) zugespitzte, gestreifte Felder hervor (Fig. 19% L.di). Die ebenfalls paarigen Schliess- muskeln (Fig. 195. a) hinterlassen im hinteren (oberen) Theile der grüsse- ren Klappe ein Paar in der Mittelebene zusammenstossender (Fig. 194 L s), in der kleineren 2 über einander liegende Paare kleinerer Eindrücke (Fig. 194 K s’). Die Eindrücke der Stielmuskeln sind meist klein und schwierig zu erkennen. Das Haftorgan selbst, der Stiel (Fig. 195 st’), tritt I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. 201 aus der Schnabelöffnung (Foramen) (Fig. 192) hervor. Beiden frei leben- den oder mit der Bauchklappe festgewachsenen Formen fehlt derselbe gänzlich. Bei den schlosslosen Formen (Ecardines Fig. 196) treten ausser dem unpaaren Eindruck des Oeffnungsmuskels (4 paarigen, medianen Eindrücken der Schliessmuskeln (s’) noch seitlich gestellte Gleitmuskeleindrücke (d) auf. Der Stiel (sp) tritt in der Regel an der Spitze der Schale zwischen beiden Klappen, seltener durch eine Oeffnung in der Mitte der Bauchschale (Fig. 203 € 0) hervor. Die Gefässe des Mantels hinterlassen häufig auf der Innenfläche des Mantels fingerförmig ausgebuchtete (Fig. 204 Og,. Dg) oder verzweigte (Fig. 210 Bgf, C af: Fig. 217 Je) Eindrücke. Das Paar spiral gerollter, fleischiger Mundanhänge (Arme), wel- ches allen Brachiopoden eigen ist, erhält bei vielen Formen der Testicardines durch ein kalkiges Gerüst eine grössere Festigkeit. Das Armgerüst heftet sich stets an den Schlossrand der kleineren (Rücken-) Klappe an x -sT Fig. 198. Eine Brachiopode (Terebratella) mit schleifenförmigem Armge- rüst(a, a'), welches durch dieCrura (cr) Fig. 197. Eine Brachiopode (Spirifer) mit spiralge- an den Schlossrand der kleinen Klappe wundenem Armgerüst. Die Spiralkegel (sp) und durch Querbänder (g) an die sind mit Hülfe der Crura (cr) an den Schlossrand der Mittelleiste derselben (s) befestigt kleineren Klappe befestigt. (Die kleinere Klappe ist zum ist. SI = Schlossfortsatz; 2’ = Zahn- grössten Theile entfernt.) grube. (Die grössere Klappe ist entfernt.) (Fig. 195 ag). Im einfachsten Falle besteht dasselbe aus 2 kurzen, mehr oder minder gekrümmten Fortsätzen (Crura, Fig. 194 Kcr), die, symme- trisch zur Mittelebene angeordnet, nur wenig tief in die Schale hinabrei- chen, oder aus 2 plattig verbreiterten, tiefer hinabreichenden Kalkblät- tern (Gruralplatten — Fig. 216 D cp). Bei der ausgestorbenen Unter- ordnung der Spiriferacea verlängern sich die Crura (Fig. 197 cr) jederseits inspirale Hohlkegel, deren Spitzen sich entweder gegen die Seiten der Schale (Fig. 197 sp) oder gegen die Mitte der kleineren Klappe zu richten (Fig. 213 Bsp). Solche Spiralkegel erfüllen den grössten Theil des Schaleninneren. Ein schleifenförmiges Armgerüst findet sich be- sonders häufig bei den jüngeren Brachiopoden (Terebratulidae) entwickelt. Die Schleife, an die Crura (Fig. 198 er) sich anschliessend, ist kurz 202 I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. (Fig. 217 B. D, F) oder lang (Fig. 218 B), hängt frei in die Schalenhöhlung hinab (Fig. 214 B) oder ist ausser durch die Crura noch durch Quer- bänder mit der kleinen Klappe verbunden (Fig. 198 gq) oder fast ganz an dieselbe angewachsen. Man unterscheidet den absteigenden, der klei- neren Klappe genäherten und längeren Ast (Fig. 198 a) von dem aufstei- genden, von der kleineren Klappe entfernteren und kürzeren (Fig. 198 a’). Eine kürzere oder längere Mittelleiste (Medianseptum— Fig. 198’), welche sich auf der Innenseite der kleineren, zuweilen auch der grösse- ren Klappe vom Schlossrande nach unten zieht, kann für manche Gat- tungen als ein bezeichnendes Merkmal gelten. Bei denjenigen schlosstra- genden Formen, welchen ein eigentliches Armgerüst fehlt, hinterlassen die Spiralarme häufig charakteristische Eindrücke auf der Innenseite bei- der Klappen, so z.B. bei der Gattung Productus (Fig. 205 B—D). Die Innenseite der kleineren Klappe zeigt ein Paar von Leisten umgebener, nierenförmiger Eindrücke im vorderen (unteren) Theile (D n), und der Mittellinie mehr genähert ein Paar Spiralhöcker (D sp). Zwischen letzteren und den Spiralnäpfen der grösseren Klappe (C sp’) waren die spiral gewundenen Enden der Arme eingeschlossen (B sp—sp'). Fig. 199). Prismatische Fig. 200. Schalenstructur von Terebratula.. a = Ober- Schalenstruetur von Khyn- fläche der Schale, punktirt erscheinend (durch die Oeft- chonella psittacea Lmk. 1%/ı. Die nung der feinen Canäle). Schwach vergrössert. b= Quer- Prismen sind schräg gegen die schnitt durch die Schale, die nach aussen erweiterten Ca- Oberfläche gerichtet. näle zeigend. 100/ı. ce = Innenfläche der Schaie, die schräg gerichteten Prismen und die Oeffnungen der Ca- näle zeigend, 10/ı. Die Schale der meisten Brachiopoden besteht vorwiegend aus kohlensaurem Kalk; bei den Ecardines überwiegt aber phosphor- saurer Kalk, mit hornigen (Chitin-) Lagen abwechselnd, über den kohlen- sauren. Die zum Theil hornigen Schalen sind an ihrem starken Firniss- glanze leicht kenntlich (Zingula, Discina p. 204, 206). Die kalkigen Schalen der Testicardines besitzen eine sehr bezeichnende Mierostructur. Es be- steht nämlich die Schale (und auch die inneren Armgerüste, Mittelleisten I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. 203 etc.) aus zahlreichen feinen, schräg gegen die Oberfläche gerichteten Kalkprismen (Fig. 199), schon mit der Lupe als solche erkennbar. Bei fossilen, etwas angewitterten Stücken fasert die Schale leicht auf und die Ablösungsflächen zeigen einen bezeichnenden Seidenglanz. Ist die Prismen- schicht frei von senkrecht zur Oberfläche orientirten Canälen (Fig. 199), so heisst die Schalenstructur faserig, treten letztere hinzu (Fig.200 a—c), so erscheint die Schale weniger deutlich faserig, vielmehr punktirt. Die Ganäle erweitern sich meist gegen aussen (Fig. 200 b). Dieinneren Gerüstbildungen (Armgerüst, Schlossfortsatz, Mittelleiste, Zähne, Zahnplatten ete.) werden aber nie von Ganälen durchzogen. Der Schalenstructur kommt eine nicht geringe classificatorische Bedeutung zu, da in gewissen Familien (z. B. Rhynchonellidae) fast ausschliesslich faserige, in anderen (z. B. Terebratulidae) nur punktirte Schalen vor- kommen. Die lebenden Brachiopoden finden sich ausschliesslich im Meere, wo sie gesellig leben und sich an dem steinigen Boden oder anderen festen Gegenständen (Korallen, Muschelschalen) anheften. Man kennt über 100 lebende Arten, von denen die Hälfte in einer Tiefe von weniger als 100 Faden angetroffen wird. In Tiefen von über 500 Faden kommen nur noch ganz wenige Arten fort, die aber zum Theil bis zu Tiefen von 2900 Faden hinabreichen. Als classificatorische Merkmale muss die Paläontologie vor Allem die Art und Weise der Schalenverbindung und die Form der Armgerüste ver- werthen. Auch die Schalenstructur wird mit Vortheil benutzt. Häufig muss man die Schalen anschleifen, um die inneren Merkmale sichtbar zu machen. Uebersicht der Familien. A. Ecardines (Schlosslose Formen). Die beiden Klappen ohne Schloss- verbindung, nur durch Muskeln gegen einander verschiebbar. Schale meist theilweise hornig (Fig. 201—204). a. Schale aus Horn- und Kalksubstanz bestehend, glänzend. 4. Schale fast gleichklappig, verlängert-zungenförmig, ohne Stiel- öffnung (Fig. 201) 1. Fam. Lingulidae. 2. Schale ungleichklappig, gerundet, oft mit Stielöffnung. ce. Schale meist dick, vorwiegend kalkig, ohne auffallende Stielöffnung (Fig. 202) 2. Fam. Obolidae. ß. Schale dünn, hornig. Untere Klappe mit schlitzförmiger Stielöffnung, kleiner als die Rückenklappe (Fig. 203) 3. Fam. Discinidae. b. Schale kalkig, matt; rundlich oder vierseitig. Untere Klappe meist auf- gewachsen. Obere Klappe napfförmig, radial gerippt, grösser als die Bauchklappe (Fig. 204) 4. Fam. Craniadae. 204 I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. B. Testicardines. Die beiden Klappen durch ein Schloss mit ein- ander verbunden. Schlossfortsatz und kalkiges Armgerüst meist vorban- den (Fig. 205—220). Schale rein kalkig. a. Ein kalkiges Armgerüst fehlt. Schlossfortsatz entwickelt. Schloss- linie stets gerade. Kleinere Klappe meist flach oder eingesenkt (Fig. 205 — 240) I. Unterordn. Productacea. 1. Schale in der Regel mit hohlen Stacheln besetzt. Kleinere Klappe stets flach oder eingesenkt. Grössere Klappe meist ohne Schlosszähne (Fig. 205—207) 5. Fam. Productidae. 2. Schale ohne Stacheln. Kleinere Klappe gewölbt, flach oder ein- gesenkt. Grössere Klappe mit 2 starken Schlosszähnen (Fig. 208—210) 6. Fam. Orthidae. b. Ein kalkiges Armgerüst vorhanden. Schlosslinie gerade oder ge- bogen. In der Regel beide Klappen gewölbt. 4. Das Armgerüst bildet 2 hohle Spiralkegel (Fig. 214—213) II. Unterordn. Spiriferacea. «. Die Spitzen der Spiralkegel gegen die Seiten der Schale ge- richtet (Fig. 211, 212) 7. Fam. Spiriferidae. 3. Die Spitzen der Spiralkegel gegen die Mitte der kleineren Klappe gerichtet (Fig. 213) 8. Fam. Atrypidae. 2. Armgerüst nicht spiral aufgerollt, 2 Hörner (oder Platten) oder eine Schleife bildend (Fig. 214— 220) III. Unterordn. Terebratulacea. a. Armgerüst aus 2hakenförmigen Fortsätzen oder 2 Plat- ten bestehend. Schnabel spitz, gekrümmt. Schale fast stets faserig (Fig. 214—216) 9. Fam. Rhynchonellidae. 3. Armgerüst eine Schleife bildend. Schale fast immer punktirt. Schnabel meist abgestutzt. * Schale punktirt. Schnabel abgestutzt, durchbohrt (Fig. 217— 249) 10. Fam. Terebratulidae. ** Schale faserig. Schnabel spitz; Schnabelloch unterhalb der Spitze (Fig. 220) 11. Fam. Stringocephalidae. *** Schale punktirt. Schnabel undurchbohrt 12. Fam. Thecideidae. F l. Ordnung Ecardines. Die beiden Klappen der hornig-kalkigen oder kalkigen Schale wer- den nur durch Muskeln und nicht durch Schlossbildungen zusammenge- halten. Armgerüst fehlt. 1. Fam. Lingulidae. Beide Klappen nahezu gleich, zungenförmig, verlängert vierseitig oder oval, hornig-kalkig, seitlich gegen einander mit Hülfe der Gleitmus- keln (Fig. 201 Ad) verschiebbar. Schalenoberfläche selten mit Rippen, meist nur mit concentrischen oder radialen Streifen. Maximalentwickelung im Silur, aber in allen Formationen verbreitet, gegen 20 Arten lebend I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. 205 in geringen Tiefen der wärmeren Meere. Untergattungen: Lingula Brug. (Fig. 201 A—0). concentrisch gestreift, substanz gebildet, Stiel (A st) tritt zwischen den Wir- beln der beiden Klappen aus. Auf den Innenseiten der Klappen heben sich die Muskeleindrücke (Fig. 201 Aa,s,s’,d) als schwach vertiefte Stellen hervor. Auch eine Längs- streifung ist zuweilen bemerkbar. Wegen der wenig wechselnden Ge- stalt der Schale sind die Arten aus verschiedenen Formationen schwie- rig oder gar nicht unterscheidbar. Vom Cambrium an, besonders häu- fig in den ältesten Formationen. L.(Lingulella) Davisii M’C. sp. Cam- brium (Lingula flags). England. L. Lewisii Sow. Obersilur, England, Böhmen. L. Credneri Gein. Perm. Schale dünn, zuweilen radial gerippt. Einzige Gattung mit einigen vorwiegend aus Horn- Der Fig. 201. bend. A—C Lingula. A L. anatina Brug. Le- Philippinen. Grössere Klappe von innen, iel; s = unpaarer Oeffnungsmuskeleindruck; aarige Schliessmuskeleindrücke ; d = Ein- drücke der Gleitmuskeln (divaricatores); «= Ein- drücke der Stielmuskeln. B L. tenwissima Br. Unterer Keuper (Lettenkohle). Württemberg. € L. Beani Phill. Mittlerer Dogger. Unterelsass. Thüringen, England. Subcarbon. England. L. tenuissima Br. (Fig. 204 B). Häufig in der deutschen und alpinen Trias. Spitz- bergen. L. Beanii Phill. (Fig. 201 C). Mittlerer Dogger. Mitteleuropa. L. KrauseiDam. Häufig in den baltischen Cenomangeschieben Norddeutschlands. L. anatina Brug. (Fig. 201 A). Lebend. Philippinen. 2. Fam. Obolidae. Die beiden Klappen etwas ungleich, oval oder kreisrund, mehr phos- phorsauren Kalk als Hornsubstanz führend. dickt, mit einer Stielfurche (Fig. 202 Bf, C f). Nur paläozoisch; Cambrium bis zum Perm. Typi- sche Gattung: Obolus Eichw. (Fig. 202 A—C). Die nagelförmige oder kreisrunde Schale besitzt auf der Aussenseite coneentrische Anwachsstreifen und feine radiale Streifen (A). Die In- nenseite der grösseren Schale (B,0) vom Schlossrand breit und ver- 4 ı Z] A—C Obolus Apollinis Eichw. St. Petersburg. B, € dieselbe von innen. Schlossrandes ; muskeleindrücke; ne — Gleitmuskeleindrücke. Fig. 202. Cambrium. A grössere Klappe von aussen. f = Stielfurche des Im Mittelleiste ; s = Schliess- zeigt den gestreiften und verbreiterten Schlossrand und die Stielfurche (f). 206 I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. Zu beiden Seiten einer mittleren Leiste (m) liegen die Eindrücke der paa- rigen vorderen (centralen) und hinteren Schliessmuskeln (s). Die Gleit- muskeleindrücke (d) liegen seitlich. Die kleinere Klappe besitzt einen weniger stark verbreiterten Schlossrand, eine kaum angedeutete Mittel- leiste und eine herzförmige Vertiefung in der Mitte. Cambrium und Silur. 0. Apollinis Eichw.(Fig.202). Im »Obolus-« oder »Ungulitensandstein« des Cambriums der russischen Ostseeprovinzen. O0. Davidsoni Salt. Obersilur. Grossbritannien, Schweden. 3. Fam. Discinidae. Schale dünn, hornig-kalkig, firnissglänzend, ungleichklappig, kreis- rund oder oval. Kleinere (Bauch-)Klappe mit einer runden oder schlitz- förmigen Oeflnung. Die mei- sten Gattungen auf das Silur beschränkt. Discina vom Silur bis zur Gegenwart. Discina (Fig. 203 A—C). Die beiden Klappen meist sehr ungleich. Die (grössere) Rückenklappe mützenförmig, öffnung (0) von unten. mit spitzem Wirbel (4 w, B w), die kleinere Unter- klappe fast flach, mit einer mittleren oder excentrischen, meist schlitzför- migen Stielöffnung (C 0). Oberfläche mit concentrisch um den Wirbel geordneten Anwachsstreifen, selten mit Radialstreifen oder Gruben. In paläozoischen Formationen häufiger als in den jüngeren. D. rugata Sow. Obersilur. Grossbritannien. D. nitida Phill. (Fig. 203). Devon, Steinkohlenformation und Perm. Grossbritan- nien. Subearbon. Nordamerika. D. discoides Schl. sp. Unterer und oberer Muschelkalk. Nord- und Süddeutsch- land. D. papyracea Mnstr. sp. Oberer Lias (Posidonienschiefer).. Nord- und Süd- deutschland. D. lamellosa Brod. Lebend. Chilenische Küste in geringen Tiefen. 4. Fam. Craniadae. Schale kalkig, rundlich oder viereckig, ungleichklappig, mit der unte- ren Klappe festgewachsen, selten frei. Innenseite mit 4 Muskel- und mit fingerförmigen Gefässeindrücken. In der Mitte der aufgewachsenen Klappe ein nasenförmiger Fortsatz (Fig. 204 A rs), welcher als Stütze der Arme I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. 207 dient. Vom Silur an, hauptsächlich im Mesozoicum verbreitet. Wenige Formen noch lebend in den kühleren Meeren. Crania Retz. (Fig. 204 A—D). Beide Klappen schüsselförmig, die untere kleinere oft flach und fast immer mit dem Wirbel oder der ganzen Fläche festgewachsen (4). Oberfläche. häufig radial gerippt (B). Innen- seite beider Klappen mit einem breiten, meist gekörnelten Ran- de versehen (r). Die Eindrticke der 2 Paare von Schliessmus- keln inbeiden Klappen deutlich (s—s’). Die vorderen, ovalen, in der Nähe der Mitte, einander genähert, die hinteren runden, unter dem Schlossrande gele- Fig. 204. A—D Crania Ignabergensis Retz. Senon. Eng- land. A vollständige Schale, auf einer Bryozoe aufge- [67 reit / 1 wachsen, von der Seite. B obere (grössere) Klappe von Bw eiter von einander oben, die Radialrippen zeigend. C kleinere (untere) Klappe entfernt. Hinter den kleineren von innen. r = Rand; s' = Eindrücke der Schliess- muskelpaare; 9 = fingerförmige Gefässeindrücke; rs = vorderen Schliessmuskeln der nasenförniger Vorsprung oberhalb der vorderen Schliess- muskeln gelegen, zuweilen nach unten leistenförmig ver- unteren (kleineren) Klappe be- längert. D grössere (obere) Klappe von innen; Bezeich- » ” Fr nungen wie bei C. findet sich ein nasenförmiger, oft nach vorn verlängerter Fortsatz, der als Haftstelle für die Armmuskeln dient (Ors). Die entsprechende Stelle der grösseren Klappe (D) ist vertieft. io) Die fingerförmigen Gefässeindrücke des Mantels (© g, D’g) meist deutlich = & 9, sichtbar im vorderen Theile der Klappe. Nach der wechselnden Gestalt und Grösse der Muskeleindrücke und Leisten unterscheidet man mehrere Untergattungen. Vom Silur bis zur Gegenwart, am häufigsten in der fo} Oo oO ’ bo) oberen Kreide. Cr. divaricata M’Coy sp. Untersilur. Grossbritannien. Cr. quadrata M’Coy. Subcarbon. Grossbritannien, Belgien, Nordamerika. Cr. irregularis A. Rö. sp. Neocom. Norddeutschland. Or. Parisiensis Dfr. ß S . Mittel- 1 Nordeuropa. Cr. Ignabergensis Retz. (Fig. 204).J Turonsundssenon iitelSiund-Nordengopz Cr. anomala Sow. Lebend. Europäische Meere. 2. Ordnung Testicardines. Die hierher gehörigen Formen zeichnen sich durch den Besitz eines Schlosses aus. Im einfachsten Falle besteht dasselbe aus einem Schloss- fortsatze in der Mitte des Schlossrandes der kleineren Klappe (Fig. 205 Df), an den die Oeflnungsmuskeln sich anheften — Productus. Bei den mei- sten Formen entwickeln sich ausserdem am Schlossrande der grösseren Klappe 2 symmetrisch zur Mittelebene gestellte Zähne (Fig. 208 B zp'), 208 I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopodna. welche den Schlossfortsatz der kleineren Klappe seitlich fest umschliessen. Die Zähne greifen in entsprechende Vertiefungen (Zahngruben — Fig. 208 A) der anderen Klappe ein. Eine seitliche Verschiebung der Klappen gegen einander ist hierdurch unmöglich gemacht, vielmehr geschieht das Oeffnen der Schale nur durch Entfernung der kleineren Klappe von der grösseren innerhalb der Symmetrieebene der Schale. Diese symmetrische Stellung und Ausbildung der Zähne und Zahngruben bezeichnet man als isodonte Bezahnung. Die Mehrzahl der Testicardines besitzt ein wohl- entwickeltes, kalkiges Armgerüst; nur den Familien der Productidae und Orthidae fehlt dasselbe fast vollständig. 1. Unterordnung Produetacea. Ohne eigentliches Armgerüst. Schlosslinie stets gerade. Grössere Klappe gewölbt, kleinere Klappe eoncav oder flach, seltener gewölbt. Schale meist punktirt. Ausgestorben. 5. Fam. Productidae. Schale mit Stacheln besetzt, meist frei, selten mit dem Schnabel der grösseren Klappe oder mit den Stacheln festgewachsen. Kleinere Klappe eingesenkt oder flach, nie convex, mit einem Schlossfortsatz in der Mitte des Schlossrandes (Fig. 205 D f) und mit nierenförmigen Armleisten (Fig. 205 Dn). Diese Familie ist auf das paläozoische Zeitalter beschränkt, gegen dessen Ende sie ihre Maximalentwickelung erreicht. Die drei hierher gehörigen Gattungen unterscheiden sich wie folgt: a. Grössere Klappe ohne Schlosszähne und Schnabelöffnung. Area fehlend oder kaum entwickelt (Fig. 205) Produetus. b. Grössere Klappe mit 2 Schlosszähnen und Deltidialspalte. Area deutlich. 4. Schale überall (die Area ausgenommen) mit Stacheln bedeckt. Schloss- rand schmäler als die Schale lang (Fig. 206) Strophalosia. 2. Schale meist nur am Arealrande der grösseren Klappe mit Stacheln. Schlossrand breiter als die Schale lang (Fig. 207) Chonetes. Productus Sow. (Fig. 205 A—D). Schale in der Regel frei, mit Stacheln besetzt (A). Grössere Klappe gewölbt, oft in der Mitte ein- gesenkt, mit eingekrümmtem, undurchbohrtem Wirbel. Kleinere Klappe meist tief eingesenkt oder flach. Area nie deutlich entwickelt. Schloss- rand meist so breit wie die Schale. Auf der Innenseite der grösseren Klappe (C) liegen dicht unter dem Wirbel die länglichen Eindrücke (C s’) der Schliessmuskeln (B s’), welche sich an ebenfalls längliche Anheftstel- len der kleineren Klappe ansetzen (D s, B s). Etwas tiefer und seitwärts von ihnen finden sich in der grösseren Klappe die rundlichen Eindrücke I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. 209 (© d) der Oeffinungsmuskeln (B d’), die sich an den vorspringenden Schlossfortsatz der kleineren Klappe (D f, Bd) anheften. Alle Muskel- eindrücke sind stark vertieft. Die fleischigen Arme wurden durch ein Paar nierenförmige Armleisten der kleineren Klappe (D n) gehalten. Ihre Spiralwindungen lagen in napfförmigen Vertiefungen der grösseren Klappe (C sp’) und wurden durch kleine, runde Höcker auf der klei- neren Klappe (D sp) gestützt. Der: Schlossfortsatz verlängert sich nach unten in eine lange Mittelleiste (D), welche die Muskeleindrücke, die Spiral- höcker und M%&Armleisten von einander trennt. Die Schalenstruetur ist punktirt. Meist ist die ganze Oberfläche der Schale, seltener nur der Schloss- rand mit langen, hohlen und sehr zerbrechlichen Stacheln besetzt (A). c 1 7 [7 Fig. 205. A—D Productus. A P. longispinus Sow. Subcarbon. England. B—D P. giganteus Mart. sp. Subcarbon. England. B Querschnitt durch die Schale mit den reconstruirten Schliess- (s, s') und Oeft- nungsmuskeln (d, d'). sp' = Spiralnapf der grösseren, sp = Spiralhöcker der kleineren Klappe. ( grössere Klappe von innen. Der Wirbel ist fortgenommen. s’—= Eindrücke der Schliessmuskeln; d = Eindrücke der Oeffnungsmuskeln; sp' = Spiralnäpfe. D kleinere Klappe von innen. / = Schlossfortsatz; s = Ein- drücke der Schliessmuskeln; » = nierenförmige Eindrücke von den Armleisten umgeben; sp = Spiral- höcker. Die Gattung Productus beginnt im Devon und findet sich in allen marinen Bildungen der Steinkohlenformation und des Perms über die ganze Erde in zahlreichen und zum Theil sehr grossen Arten (Pr. giganteus bis 0,18 m breit) verbreitet. (Productus limestone [Oberes Carbon und Perm] in Indien). Gruppe A: Dorsati. Grössere Klappe ohne mittlere Einsenkung: Pr. subaculeatus Murch. Mittel- und Oberdevon. Europa, Nordamerika, Asien, Australien. Pr. giganteus Mart. sp. (Fig. 205 B—D). Subcarbon. Ueberall. Pr. cora d’Orb. Subcarbon. In allen Erdtheilen. Pr. striatus Fisch. Subcarbon. Europa, Asien. Gruppe B: Lobati. Grössere Klappe mit einer mittleren Einsen- kung: Pr. semireticulatus Mart. sp. (Leth. pal., t. 42, Fig. $). Subcarbon und Carbon. Ueberall. Pr. longispinus Sow. (Fig. 205 A).\ Pr. punctatus Mart. sp. J Pr. horridus Sow. (Leth. pal., t. 62, Fig. 10). Perm. Deutschland, England, Nord- amerika, Spitzbergen. Strophalosia King (Fig. 206). Schale meist höher als breit, ganz mit Stacheln bedeckt. Beide Klappen mit deutlicher Area («—a’). Grössere Steinmann, Paläontologie. 14 Subearbon und Carbon. Ueberall. 210 I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. Klappe mit einer schmalen, dreieckigen, von einem Pseudodeltidium ge- schlossenen Deltidialspalte (ps) und mit 2 kurzen Schlosszähnen. Kleinere Klappe eingesenkt, mit Schlossfortsatz, Mittelleiste und Armleisten, wie bei Productus. Vom Devon bis zum Perm, aber weit seltener als Pro- ductus. Str. productoides Murch. (Leth. pal., t. 35, Fig. 4). Mittel- und Oberdevon. Russ- land, Deutschland, Belgien, England, China. Str. Goldfussi Mostr. sp. (Fig.206). Perm (Zechstein). England, Mitteldeutschland. Str. lamellosa Gein. Perm (Zechstein). England, Mitteldeutschland. Str. horrescens d. Vern. Perm. Russland, Indien. I. AL Fig. 206. Strophalosia Goldfussi Fig. 207. 4A—C Chonetes. A Ch. striatella Dalm. Obersilur. Mnstr. sp. Unterer Zechstein. England. a’ = Area der grösseren Klappe; st = Stacheln des Gera. a = Area der kleineren, Arealrandes; ps = Pseudodeltidium. 2, C Ch. sarcinulata Schl. a' = der grösseren Klappe; ps = sp. Unterdevon (Spiriferensandstein). Rheinisches Schieferge- Pseudodeltidium, die Deltidial- birge. B innerer Abdruck der kleineren Klappe mit dem Eindruck spalte verschliessend. der Mittelleiste (s') und den Eindrücken der Zahngrubenplatten (z'). € äusserer Abdruck der grösseren Klappe, die kurzen Stacheln des Schlossrandes zeigend. Chonetes Fisch. (Fig. 207 A—C). Schale fast stets breiter als hoch. Schlossrand so lang als die Schalenbreite. Stacheln auf die Areal- kante der grösseren Klappe (Ast, 0) beschränkt. Wirbel nicht her- vorragend, nie umgebogen. Grössere Klappe mit breiter Area (a’) und einer von einem Pseudodeltidium (ps) geschlossenen Deltidialspalte. Im Inneren mit 2 Zähnen und einer Mittelleiste. Kleinere Klappe mit meist schmaler Area; ihre Deltidialspalte durch den Schlossfortsatz ausgefüllt. Unterhalb und seitlich vom Schlossfortsatze mit 2 Zahngruben, die durch kleine Zahngrubenplatten (B z’) gebildet werden. Mittelleiste (B s’) und nierenförmige Armleisten wie bei Produetus. Schalenverzierung in zahl- reichen, vom Wirbel ausstrahlenden, feinen Rippen bestehend. Innenseite der Schale körnig-rauh. Vom Silur bis zum Perm, am häufigsten und in grossen (bis 0,15 m breiten) Formen in der Steinkohlenformation und im Perm. Ch. striatella Dalm. sp. (Fig. 207 Aj. Im Obersilur Nordeuropas und Amerikas häufig. Als Diluvialgeschiebe in Norddeutschland. Ch. sarcinulata Schloth. sp. (Fig. 207 B, C). Im rheinisch-belgischen Unterdevon häufig. Im gleichen Niveau in England und Südafrika. Auch in höheren Schichten des Devons. Ch. setigera Mall. Devon (Hamilton Gr.). Nordamerika. Ch. papilionacea Phill. sp. Subearbon. Grossbritannien, Belgien, Russland. I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. > Ch. Hardrensis Phill. (Leth. pal., t. 42, Fig. 43). Subcarbon. Grossbritannien, Viele Arten im Perm von Indien und Nordamerika. 6. Fam. Orthidae. Schale ohne Stacheln, meist frei, mit deutlicher Area in jeder Klappe. Grössere Klappe gewölbt, selten eingedrückt, kleinere gewölbt, flach oder eingesenkt. In der grösseren Klappe stets 2 Schlosszähne, in der kleine- ren ein medianer Schlossfortsatz und jederseits desselben eine oft zahn- artig vorspringende Leiste vorhanden, welche .die Zahngrube nach innen zu begrenzt. Oberfläche mit radialen Streifen oder Rippen, selten glatt. Das Vorkommen dieser Familie beschränkt sich auf das paläozoische Zeit- alter. Vertreter derselben findet man schon in cambrischen Schichten. Die wichtigsten Gattungen unterscheiden sich wie folgt: A. Schlossrand relativ kurz. Deltidialspalte offen, nicht durch Pseudodelti- dium geschlossen (Fig. 208 B dsp’). Meist beide Klappen gewölbt (Fig. 208) Orthis. B. Schlossrand meist sehr lang. Deltidialspalte durch Pseudodeltidium geschlossen (Fig. 209 ps, Fig. 210 A ps). Kleinere Klappe fast immer einge- drückt, seltener flach oder gewölbt (Fig. 209, 210) Streptorhynchus, Strophomena, Leptaena. Orthis Dalm. (Fig. 208 A—E). Schale rundlich oder vierseitig, ge- wöhnlich beiderseits gewölbt; kleinere Klappe oft mit mittlerer Einsen- kung (D). Schlossrand meist kürzer als die Schalenbreite. Beide Klappen mit deutlicher Area (a, a’) und offener, dreieckiger Deltidial- spalte (B dsp'). Kleinere Klappe mit kurzem, un- getheiltem Schlossfort- satze (4 f), unterhalb des Schlossrandes mit 2 tie- fen, zur Aufnahme der Schlosszähne der grösse- "Fig. 208. A—E Örthis. A, B 0. elegantula Dalm. Obersilur. 2 > England. A kleinere Klappe voninnen. @a= Area; f = Schloss- ren Klappe (B zp ) be- fortsatz, in der Deltidialspalte liegend. Unter dem Schlossrande r 2 tiefe Zahngruben, deren innere Leisten zahnartig vorspringen. stimmten Zahngruben. m — Mittelleiste; s = Schliessmuskeleindrücke. B grössere RW; 7 Klappe von innen. dsp' = Deltidialspalte; zp' = Zähne; a', m', Die inneren Leisten der s' wie a,m,s in Fig. A. € O. biloba Lin. sp. Obersilur. Dudley, = England. a’ = Area der grösseren Klappe. D, E O0. striatula Zahngruben springen Schl. sp. D beschaltes Exemplar, die mittlere Einsenkung der = kleineren Klappe zeigend. Mitteldevon. Eifel. E Steinkern zahnartig vor; sie dien- (»Hysterolithes vulvarius«). Unterdevon, Eifel. m = Eindruck der ® E Mittelleiste; s = Ausfüllung der Schliessmuskeleindrücke. ten vielleicht zur Anhef- tung der Mundarme (vergl. die Crura von Rhynchonella p. 218). Zu beiden 177 [80} 12 I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. Seiten der langen Mittelleiste (m) sind die tiefen paarigen Schliessmuskel- eindrücke (s) sichtbar. Die grössere Klappe besitzt einen grösseren Del- tidialspalt (B dsp') und 2 starke Schlosszähne (=p’). Die Schliessmuskel- eindrücke (s’) liegen höher als in der kleineren Klappe. Schalenoberfläche fast immer radial gestreift oder gerippt. Vom Cambrium bis ins Perm in sehr zahlreichen Arten verbreitet, am häufigsten im Silur. O. lenticularis Wall. sp. (Leth. pal., t. 2, Fig. 4). Cambrisch. Nordeuropa. O. testudinaria Dalm. Untersilur. Europa, Nordamerika. O. redux Barr. Untersilur. Böhmen, Normandie, England. O. Iynz (Leth.pal.,t.12, Fig. 43). Unter-, seltener Obersilur. Europa, Nordamerika. 0. calligramma Dalm. (Leth. pal., t. 4, Fig. 4). Unter- und Obersilur. Europa, Nordamerika, China. 0. biloba L. sp. (Fig. 208 C). | Unter-, hauptsächlich Obersilur. Europa, 0. elegantula Dalm. (Fig. 208 A, B).J Nordamerika, 0. striatula Schl. sp. (Fig. 208 D, E). In allen Abtheilungen des Devons. Europa, China. Im rheinischen Unterdevon als charakteristischer Steinkern, sog. Hysterolithes vulvarius, häufig. O. resupinata Sow. sp. (Leth. pal., t. 43, Fig. 4). Subcarbon. Europa. O. Michelini Lev. sp. (Leth. pal., t. 43, Fig. 5). Subcarbon. Europa, Nordamerika. 0. Lamarcki Fisch. sp. Carbon. Russland. Streptorhynchus King (Fig. 209). Schale beiderseits gewölbt oder convex-concav. Schlossrand meist so breit wie die Schale. Grössere Klappe mit hoher Area (a) und grossem Pseudodeltidium (ps), an dessen innerem Rande ein Stielspalt (sp) mit dem grossen, zweitheiligen, mehrfach gezähnten Schloss- fortsatze der kleineren Klappe bleibt. Area der letzteren schmal. Oberfläche der Schale mit radialen, meist gekörnten Strei- Fig. 209. Streptorkymchus umbraculum fen bedeckt. Devon bis Perm. Schl . Mitteldevon. Eifel. a’ = Area; ps seudodeltidium; sp = Spalt zum R r Q i Austritt des Stieles, im Grunde den ge- Str. umbraculum Schl. sp. (Fig. 209). Devon, theilten Schlossfortsatz zeigend. hauptsächlich Mitteldevon. Eifel, Nordfrankreich, England. Str. erenistria Phill. sp. (Leth. pal., t. 43, Fig. 6). Subcarbon. In allen Erdtheilen. Str. pelargonatus Schl. sp. (Leth. pal., t. 67, Fig. 12). Perm. Deutschland, Eng- land, Indien. Strophomena Blv. (Fig. 210 A—C). Schale zusammengedrückt, con- vex-concav, meist breiter als hoch, mit langem Schlossrande. Meist die kleinere, selten die grössere Klappe concav. Zwischenraum der beiden Klappen eng. Schlossrand oft mit zahlreichen feinen Kerben. Schloss- fortsatz der kleineren Klappe zweispaltig (C sf). Die Innenseite der Klap- pen zeigt die tiefen, von halbkreisförmigen Leisten umzogenen Eindrücke I. Thierreich. — VI, Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. 313 der Schliessmuskeln (Bm, C m), die durch ein medianes Septum (s) ge- theilt werden, sowie häufig die verzweigten Gefässeindrücke (gf). Die Seulptur der Oberfläche fehlt oder besteht in radialen Streifen oder Rip- pen, die oft von concentrischen Anwachsstreifen gekreuzt werden (A). Silur — Subcarbon. Fig. 210. A—C Strophomena rhomboidalis Wilk. sp. Obersilur. Dudley, England. A Ansicht der Schale von vorn. @« = Area; ps = Pseudodeltidium. B innere Ansicht der grösseren, €’ der kleineren Klappe. a = Area; m = Eindrücke der Schliessmuskelpaare; gf = Gefässeindrücke; s = Mittel- leiste; sf = Schlossfoitsatz. D Leptaena sericea Sow. Untersilur. England. E (Zeptaena) Koninckella liasina Bouch.*) Mittlerer Lias,. Ilminster, England. Str. rhomboidalis Wilk. sp. (Fig. 210 A—C). Silur und Devon. Europa, Nord- amerika. Subcarbon. England. Str. deltoidea Conr. (Leth, pal., t. 4, Fig. 8). Untersilur. Europa, Nordamerika. Str. euglypha His. sp. Unter- und Obersilur. Nordeuropa. Leptaena Dalm. (Fig. 210 D, E) unterscheidet sich durch die dünne Schale, die stark verlängerten Muskeleindrücke der kleineren und durch die wenig scharf umschriebenen der grösseren Klappe; findet sich häufig in paläozoischen Schichten (Silur — Kohlenformation). L. sericea Sow. (Fig. 210 D). Untersilur. Europa, Nordamerika. L. transversalis Wahl. sp. (Leth. pal., t. 8, Fig. 9). Unter- und Obersilur. Europa, Nordamerika. L. lepis Bronn sp. (Leth, pal,, t. 28, Fig. 27). Mitteldevon. Eifel, Belgien, Spanien. (L.) Koninckella liasina Bouch. sp. (Fig. 210 E) wurde früher zu Leptaena gestellt. Verbreitet in den Schichten des oberen Lias innerhalb und ausserhalb der Alpen (sog. Leptaenabett)*), 2. Unterordnung Spiriferacea. An dem Schlossrande der kleineren Klappe ist ein spiral aufgerolltes Kalkgerüst befestigt, von der Form zweier symmetrischer Kegel, welches zur Stütze der spiralen Mundarme diente. Schalen meist beiderseits gewölbt. Eine ausgestorbene, vorwiegend in paläozoischen Formatio- nen verbreitete Unterordnung. *) Neuerdings werden die liasischen Formen in die Nähe der triadischen Gat- tung Koninckina gestellt und zu den Atrypidae gerechnet, da sie kalkige Spiralen be- sitzen. 214 I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. 7. Fam. Spiriferidae. Schale beiderseits gewölbt mit geradem oder gebogenem Schlossrand. Das Innere der Schale wird zum grössten Theile von 2 kalkigen, spiralen Hohlkegeln erfüllt, deren Grundflächen gegen einander, deren Spitzen gegen die Seiten der Schale zu gerichtet sind (Fig. 211 4A; Fig. 212 B). Die wichtigsten Gattungen dieser vom Silur bis in den Jura verbreiteten Familie unterscheiden sich wie folgt: a. Schlossrand meist gerade. Schnabelspitze nicht durchbohrt (Fig. 2344) Spirifer. b. Schlossrand gebogen. Schnabelspitze durchbohrt (Fig. 242). «@. Oberfläche der Schale mit concentrischen Streifen (Fig. 212) oder glatt. Schale faserig Athyris. 3. Oberfläche der Schale mit radialen Rippen oder Streifen, sehr selten elatt. Schale punktirt Retzia. Spirifer Sow. (Fig. 211 A—F). Schale faserig oder durchbohrt (punk- tirt), meist querverlängert, mit beiderseits gewölbten Klappen (selten die Fig. 211. A—F Spirifer. A Sp. striatus Sow. Subearbon. Yorkshire, England. Die kleinere Klappe ist zum grössten Theil fortgenommen, um die Armspirale (sp) zu zeigen, die vermittelst zweier, durch ein Querband verbundener Stiele (cr) an dem Schlossrande der kleineren Klappe befestigt ist. a = Area. B Sp. Mosquensis Fisch. Carbon. Moskau. Innenansicht der grösseren Klappe. a = Area; ps = Pseudodeltidium; sp = Zahnplatten, in welche die — in der Zeichnung nicht angegebenen — Zähne sich verlängern. € Sp. cuspidatus Mart. sp. Subcarbon. Irland. Von oben gesehen. s = grössere, s’ = kleinere Klappe; « = Area mit au allenem Pseudodeltidium (e). D Sp. laevicosta Val. sp. Mitteldevon. Eifel. a = Area; e = Deltidialspalt. E Sp. macropterus Gf. Unterdevon. Lahneck, Rheinisches Schiefergebirge. Steinkern der grösseren Klappe, die hohe dreieckige Area, die mittlere Schalen- depression und den schlitzförmigen Eindruck der Mittelleiste zeigend. # Sp. rostratus Schl. Mittlerer Lias. Cheltenham, England. a = Area; ps = Pseudodeltidium. kleinere Klappe fast flach). Schlossrand lang, gerade. Area meist auf bei- den Klappen, auf der grösseren breit (a), auf der kleineren schmal; beider- seits mit dreieckiger Deltidialspalte (Ce), welche in der grösseren Klappe mehr oder weniger vollständig durch ein Pseudodeltidium geschlossen sein I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. 315 kann (B ps, F ps), in der kleineren Klappe durch den Schlossfortsatz (nicht ganz) ausgefüllt ist. Schnabel gerade (C) oder gekrümmt (A, B, D, F), un- durchbohrt. Die 2 Zähne der grösseren Klappe verlängern sich meist in 2 starke, tief hinabreichende Zahnplatten (B zp), zwischen denen zuwei- len eine Mittelleiste auftritt. An den Schlossrand der kleineren Klappe hef- ten sich vermittelst zweier Stiele (Orura Acr) die Kalkspiralen (Asp) an, welche, sich immer mehr verjüngend, bis an die Seiten der Schale reichen. Ein Querband verbindet die Enden der Stiele (4). Die Schale ist meist radial gerippt (A, D, E), seltener glatt (F). Häufig zeigt die Mitte der grösseren Klappe eine Einsenkung (E), die Mitte der kleineren dement- sprechend eine wulstförmige Erhöhung (D). Diese ausserordentlich for- menreiche Gattung ist im Paläozoicum durch mehrere Hundert, in Trias und Lias durch einige Dutzend Arten vertreten. Nach den Verschiedenheiten des nur selten gut sichtbaren Armge- rüstes unterscheidet man mehrere Untergattungen. Im Nachstehenden findet man die wichtigsten Arten nach äusserlich erkennbaren Merkmalen gruppirt: A. Schale gefaltet oder gerippt. 1. Mit gefaltetem Sinus und Wulst. Schale faserig, Sp. disjunctus Sow. (Leth. pal., t. 35, Fig. 2). Mittel-, hauptsächlich Oberdevon. Europa, Kleinasien, China, Australien, Nordamerika. Sp. striatus Mart. sp. (Fig. 214 A). Subcarbon — Perm. Europa, Amerika, Indien, Sp. Mosquensis Fisch. (Fig. 211 B). Subcarbon und Carbon. Belgien, Russland, 2. Mit glattem Sinus und Wulst. a. Schale faserig. Sp. macropterus Gf. (Fig. 211 E). Leitmuschel für das Unterdevon. Rheinisches Schiefergebirge, Harz etc. (Spiriferensandstein). Sp. speciosus Schl. sp. (Leth. pal., t. 28, Fig. 2). Unter-, hauptsächlich Mitteldevon, Eifel, England, Belgien. Sp. cultrijugatus F. Rö. Unterdevon und Basis des Mitteldevons (Cultrijugatus- schichten). Europa. Upper Helderberg Gr. Nordamerika. Sp.laevicosta Val. sp. (Fig.211 D). Unter-, hauptsächlich Mitteldevon. Eifel, Bel- sien, England. Sp. alatus Schl. (Leth. pal., t. 67, Fig. 7). Perm. Deutschland, England, Spitz- bergen, Indien. 3. Schale punktirt. Sp. (Syringothyris) cuspidatus Mart. sp. (Fig. 244 C). Subcarbon. Belgien, England, Sp. (Cyrtina) heteroclytus Dfr. sp. (Leth. pal., t. 28, Fig. 4). Unter-, namentlich Oberdevon. Eifel, Belgien, Frankreich, England. Sp. (Spiriferina) eristatus Schl. sp. Subcarbon — Perm. Deutschland, England, Indien, Timor. Sp. (Spiriferina) fragilis Schl. sp. Unterer und Oberer Muschelkalk. Deutschland. Sp. (Spiriferina) Walcotti Sow. Unterer und mittlerer Lias. Europa, Südamerika. Sp. (Spiriferina) Muensteri Dav. Alpiner Rhät. Unterer und mittlerer Lias. Europa. 216 I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. B. Schale ohne Falten und Rippen. a. Schale gestreift. Sp. (Cyrtia) exporrectus Wahl. sp. (Leth. pal., t. 13, Fig. 43). Obersilur. England, Skandinavien, Böhmen. b. Schale glatt. a. Schale faserig. Sp. glaber Mart. sp. (Leth. pal., t. 43, Fig. 44). Oberdevon und häufig im Sub- carbon. Europa, Nordamerika. . Schale punktirt. Sp. (Spiriferina) rostratus Schl. sp. (Fig. 214 F). Unterer und mittlerer Lias. Europa. 5 c. Schale mit netzförmiger Streifung und feinen Stacheln. Sp. (Reticularia) lineatus Mart. sp. Oberdevon — Perm,. Europa, Amerika, Indien. Athyris M’Coy (Fig. 212 A, B). Schale faserig, mit concentrischen Anwachsstreifen oder glatt. Schlossrand gebogen. Schnabel mit runder Oeffnung (A f). Deltidium kaum entwickelt. Das Armgerüst (B zeigt einen verwickelteren Bau als bei Spirifer, indem auf die Stiele (cr) jederseits ein kurzer erster Spiralumgang (a) folgt, von welchem sich ein Anhang (r) abzweigt. Beide Anhänge ver- Fig. 212. A Athyris concentrica v. B. sp. Mittel- einigen sich in der Mitte zu einer Subeaibon. Brgland. Die grössere Klappe ie ent: Platte’ (p). Vielleicht schon im a nitlere Anıkapon Mich in ainer Platin eo) vo Silur, häufig im Devon, m der ANIBERCHITT SH BNele: Steinkohlenformation und im Perm, seltener in der Trias. A. concentrica v. B. sp. (Fig. 212 A). Im Devon über die ganze Erde verbreitet. A. spiriferoides Hall. Devon (Hamilton Gr.). Nordamerika. A. ambigua Phill. (Fig. 212 B). Subcarbon. England, Belgien etc. A. subtilita Hall. Subearbon, namentlich Carbon. Europa, Amerika. A. Roissyi Lev. Subearbon — Perm. Europa, Indien. 4. oxycolpos Emmr. sp. Alpiner Rhät. Retzia King. Durch punktirte und meist gerippte Schale unterschie- den; kommt in vielen Arten vom Silur bis in die Trias vor. R. Salteri Dav. Obersilur. Nordeuropa. R. ferita v. B. sp. (Leth, pal., t. 28, Fig. 46). Mitteldevon. Eifel. R. radialis Phill. Subcarbon. Russland, Belgien, Grossbritannien. R. Mormonii Marc. Carbon. Nord- und Südamerika. R. trigonella Schl. sp. Unterer und oberer Muschelkalk. Südalpen, Deutschland. Uneites Dfr. mit grossem, übergebogenem Schnabel, hohem Delti- dium und radialer Schalenstreifung, ist durch eine Art vertreten. Devon. U. gryphus Dfr. (Leth. pal.,t. 32, Fig.2) im Mitteldevon (Stringocephalen kalk) Deutschlands häufig. Auch in England und in den Ostalpen. I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. 3:17 8. Fam. Atrypidae. Schale meist mit gerundetem Schlossrand und ohne Area. Die Spi- ralkegel richten ihre Grundfläche gegen die grosse, ihre Spitzen gegen die Mitte der kleinen Klappe (Fig. 213 B). Häufig im Paläozoicum, selten in der Trias und im Lias (Koninckella p- 213). Atrypa Dalm. (Fig. 213 A, B). Schale beiderseits gewölbt, meist radial gerippt und mit concentri- schen, oft blättrigen Anwachsstreifen versehen, faserig. Grössere Klappe die kleinere nur wenig überragend. ‚Au ; Ti A, B Atrypa reticularis L. sp. Mittel- Eifel. Schnabelloch. B dieselbe e r gi . Exemplar. Die kleinere Schnabel kurz, übergebogen,, mit mn ist zum grössten Theile entfernt. er = Schnabelloch (f). An den Schloss- *tele (Crura); d u nn: gsband der Spiral- rand der kleineren Klappe heften sich die Stiele (B cr), welche die Spiralkegel (sp) tragen. Letztere werden durch ein gebogenes Band (B b) verbunden. Silur und Devon. 4. reticularis L. sp. (Fig. 213). Silur und Devon. Ueberall. 4. desquamata Sow. =.) U A aspera Schlsp, eberall im Devon, 3. Unterordnung Terebratulacea. Das gemeinsame Merkmal der Terebratulacea ist das Vorhandensein eines einfachen, nicht spiral gewundenen Armgerüstes. Dasselbe besitzt entweder die Form einer Schleife (Fig. 217; Fig. 218), oder besteht nur aus 2 einfachen Stielen (Crura) (Fig. 214 K cr). Der Schlossrand ist meist gebogen, selten gerade. Vom Silur bis zur Gegenwart. Die Maximalent- wickelung fällt in das Mesozoicum. 9. Fam. Rhynchonellidae. Schale beiderseits gewölbt, meist faserig. Schnabel spitz, umgebogen. Schlossrand fast immer gebogen. Radiale Berippung herrscht vor. Mehrere paläozoische, eine paläozoisch — lebende Gattung. Die wich- tigsten Gattungen lassen sich nach den, durch Anschleifen oder Anätzen leicht sichtbar zu machendenMittelleisten folgendermaassen unterscheiden: A. Eine Mittelleiste nur in der kleineren Klappe vorhanden (Fig. 214 Km) Rhynchonella. 218 I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. B. Mittelleistenin beiden Klappen (Fig. 215 B s, s’; Fig. 216 A s’, cp). a. Mittelleiste der grösseren Klappe kurz (Fig. 215 B s), die der kleineren stets einfach (Fig. 215 B s’) Camarophoria. b. Mittelleiste der grösseren Klappe lang (Fig. 216 C s), die der kleineren meist doppelt (Fig. 216 A cp) Pentamerus. Rhynchonella Fisch. (Fig. 214 A—L). Schale meist faserig und radial gefaltet. Schnabel der grösseren Klappe klein, umgebogen und spitz, mit sewöhnlich kleinem, vom Deltidium (Z d) umschlossenen Schnabelloch (L f). Schlosszähne (2 z) durch Zahnplatten mit der Schale verbunden. Fig. 214. A—Z Rhynchonella. A, B Rh. cuboides Phill. Oberdevon. Grund im Harz. » = Wulst der kleineren, s = Sinus der grösseren Klappe. 4 von vorn, B von unten gesehen. (, D Rh. cornigera Schfh. sp. Rhät. Piesting, österreichische Alpen. C von unten, D von vorn. E Kh. gryphitica Qu. Unterer Lias («). Metz. # Rh. acuta Sow. sp. Mittlerer Lias (d). Uhrweiler, Unterelsass. @ Ah. spinosa Schl. sp. Oberer Dogger (Varians-Schichten). Pfirt, Oberelsass. A, I Rh. varians Schl. sp. Dieselbe Schicht. Blumberg am Randen. / von unten. K, L Rh. psittacea Lmk. Lebend. K kleinere, Z grössere Klappe von innen. p' = Zähngrubenplatte; er = Crura; = = Mittelleiste; s'’ = Schliess- muskeleindrücke; f = Schnabelloch (Foramen); d = Deltidium; = = Schlosszähne; s = Eindrücke der Schliessmuskeln,;, di = Eindrücke der Oeffnungsmuskeln. Die Eindrücke der Schliessmuskeln (Z s) der grösseren Klappe klein. die der Oeflnungsmuskeln (Z di) gross, tief herabreichend. Kleinere Klappe mit Zahngrubenplättchen (Xp’), hinter welche die Zähne der grösseren eingrei- fen, und mit 2 gebogenen, stielartigen Fortsätzen (Crura — Kr), an welche die Arme sich anheften. Eine kurze Mittelleiste (Am) trennt die beiden Paare der Schliessmuskeleindrücke {A s’). Meist besitzt die grössere Klappe eine mittlere Einsenkung (Sinus B s, I s), welcher ein Wulst der kleine- ren Klappe entspricht (4 w, Fw, Ho, I w); sehr selten sind Formen mit Sinus in beiden Klappen (C). In mehr als 500 Arten vom Silur bis zur DS I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. 219 Gegenwart, am formenreichsten im Mesozoicum, namentlich in Jura und Kreide. Tertiär und Lebend nur wenige Arten. 4. Schale gerippt, mit Sinus und Wulst (Fig. 214 A, B, E, H, I). Rh. capax Conr. (Leth. pal., t. 4, Fig. 13). Untersilur. Nordamerika. Rh. borealis Schl. sp. Ober-, selten Untersilur. Nordeuropa. Rh. nucula Sow.sp. Obersilur. Nordeuropa. Häufig in den diluvialen Geschieben Norddeutschlands (Beyrichienkalk). Rh. cuneata Dalm. sp. (Leth. pal., t. 13, Fig. 9).\ Obersilur. Europa, Nord- Rh. Wilsoni Sow. sp. (Leth. pal., t. 13, Fig. 6). / amerika. Rh. livonica v. B. sp. (Leth. pal., t. 23, Fig. 7). Unter- und Mitteldevon. Europa, Nordamerika. Rh. parallelepipeda Bron. sp. (Leth. pal., t. 28, Fig. 18). Milteldevon. Europa, China. Rh. pugnus Sow. sp. (Leth. pal., t. 43, Fig. 2). Mitteldevon — Carbon. Europa, China. Rh. euboides Sow. sp. (Fig. 214 A, B). Oberdevon. Europa, Nordamerika, Klein- asien. Rh. pleurodon Phill. sp. Mitteldevon — Carbon. Europa. Rh. fissicostata Suess. Alpiner Rhät. Nachstehende Arten gehören zu den häufigsten und bezeichnendsten Vorkomm- nissen im Jura und in der Kreide Mitteleuropas, fehlen aber meistin den Ablagerungen der südeuropäischen Facies : Rh. gryphitica Qu. (Fig. 214 E). Unterer Lias («). Rh. rimosa v. B. sp. Mittlerer Lias (y). Rh. tetraedra Sow. sp. Mittlerer Lias (d). Rh. concinna Sow. sp. Oberer Dogger. Rh. varians Schl. sp. (Fig. 214 H, I). Oberer Dogger (Varians-Schichten). Rh. Thurmanni Voltz sp. Oxford. Besonders häufig im Terrain a chailles. Rh. lacunosa Schl. sp. Oberer Malm. Rh. multiformis Rö. sp. Neocom. Rh. depressa Sow. sp. Untere Kreide. Rh. compressa Lmk. sp. Cenoman. Rh, plicatilis Sow. sp. Obere Kreide. Rh. limbata Sow. sp. Senon. Rh. psittacea Lmk. sp. (Fig. 214 K,L). Pliocän, Quartär und Lebend. Nordeuropa, Nordamerika. 2. Schale gerippt, mit Sinusin beiden Klappen (Fig. 214 C, D). Rh. pedata Bronn. sp. Alpiner Keuper. Rh. cornigera Schfh. sp. (Fig. 214 C, D). Alpiner Rhät. 3. Schaleschwach gefaltetoder glatt, mitkielartigem Wulst in der kleinen Klappe (Fig. 214 Fw). Rh. acuminata Sow. sp. (Leth. pal., t. 43, Fig. 3). Mitteldevon — Subcarbon. Ueberall verbreitet. Rh. acuta Sow. sp. (Fig. 214 F). Mittlerer Lias (d). Mitteleuropa. 4. Schale gerippt, ohne Sinus und Wulst. Rh. peregrina v. B. sp. Neocom, Westalpen, Cevennen, Apennin, Ostkarpathen. Die grösste Art der Gattung. 5. Die Rippen der Schale mit Stacheln verziert (Fig. 214 G). Rh. spinosa Schl. sp. (Fig. 214 G). Mittlerer Dogger — Callovien. Mitteleuropa. SS => Camarophoria King (Fig Fig. 215. 4, B Camarophoria Schlotheimi v. B. sp. Perm (Zechstein).. England. 5 das Schloss von innen gesehen; oben die‘ grössere, unten die kleinere Klappe. s = Mittelleiste, zp = Zahnplatten der grösseren Klappe; f = Schlossfortsatz, cr = Stiele, zp' = Zahnplatten, s’ = Mit- telleiste der kleineren Klappe. 220 I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. .215 A, B). Im Habitus von Rhynchonella nicht unterschieden (A), aber durch die stärkere Ausbildung der Mittelleisten .ab- weichend. An die Zähne der grösseren Klappe schliessen sich starke Zahnplatten (B zp) an, welche sich zu einer Mittel- leiste (s) vereinigen. Die hohe Mittel- leiste der kleineren Klappe (s’) seitlich durch flügelartige Zahnplatten (zp') mit der Schale verbunden. Schlossfortsatz (f) stärker entwickelt als bei Rhyncho- nella. Die Stiele (cr) lang und dünn. Devon — Perm. Im Perm viel häufiger als Rhynchonella. ©. rhomboidea Phill. sp. Mitteldevon — Carbon. Russland, Deutschland, Belgien, England. C. globulina Phill. Subcarbon — Perm. Europa, Indien. ©. Schlotheimi v. B. sp. (Fig. 215). Perm. Russland, Thüringen, England. Pentamerus Sow. (Fig. 216 A—D). Schale meist stark gewölbt, mit grossem, umgebogenem und spitzem Schnabel, ohne Area und Deltidium, häufig radial gerippt, selten glatt. Gewöhnlich ein Sinus und Wulst vor- handen. Die Schlosszähne der grösseren Klappe werden durch starke Fig. 216. A—D Pentamerus. Ebendaher. ansicht der grösseren, D der kleineren Klappe. kleineren Klappe; zp = Zahnplatten; cp = Crnralplatten; z9 = Zahngruben. A P. galeatus Dalm. sp. Obersilur. England. B P. Kmightii Sow. In der Mitte durchgespalten. (0, D P. breuirostris Phill. Devon. England. € Innen- s = Mittelleiste der grösseren, s' = diejenige der Zahnplatten (C zp, B zp) gestützt, die sich gegen die Schale hin zu einer langen Mittelleiste (4 s, B s, CO s) vereinigen. In der Mitte der kleineren Klappe befinden sich an die Schale angeheftet 2 getrennte — oder eine einfache, aber aus 2 Blättern bestehende — Mittelleisten (s’), die sich ebenfalls in schräge Platten (sog. Cruralplatten — cp) fortsetzen. Letztere reichen bis über die Zahngruben hinauf und dienten an Stelle der Crura zur Anheftung der Arme. Durch die Zahn- und Cruralplatten wird eine, 1. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. 221 nur nach unten mit der Schalenhöhlung communieirende Kammer gebildet. Da die Mittelleisten gewöhnlich aus 2 gesonderten Blättern bestehen, so spaltet die Schale beim Zerschlagen leicht in 2 symmetrische Hälften (B). Eine ausschliesslich silurische und devonische Gattung. P. Knightü Sow. (Fig. 216 B) (Leth. pal., t. 13, Fig. 3). Obersilur. Nordeuropa, Nordamerika. P. conchidium Dalm. sp. (Leth. pal., t. 13, Fig. 5). Obersilur. Nordeuropa, Nord- amerika. P. galeatus Dalm. sp. (Fig. 216 A). Häufig im Obersilur Europas und Nordame- rikas; im Devon Europas, Asiens und Nordamerikas. P. brevirostris Dav. (Fig. 216 C, D). Mitteldevon. Eifel, England. 10. Fam. Terebratulidae. Schale von meist gerundetem, selten eckigem Umriss, punktirt. Arm- gerüst eine kürzere oder längere, am Schlossrande befestigte, aber mit der Schale der kleineren Klappe höchstens durch 2 schmale Querbrücken (Fig. 219 Ag) befestigte Schleife bildend (Fig. 217 B, D, F; Fig. 218 B; Fig. 219 A). Schlossfortsatz kurz. In der kleineren Klappe häufig eine Mittelleiste. Schnabelspitze durchbohrt. Diese Familie beginnt schon im paläozoischen Zeitalter, erreicht im Mesozoicum, namentlich in Jura und Kreide, ihre stärkste Entwickelung (mehrere 100 Arten) und ist im Tertiär und in der Jetztwelt noch durch eine geringere Anzahl von Arten vertreten. Die Mehrzahl der lebenden Brachiopoden (ca. 60) gehört hierher. Man unterscheidet 2 Gattungen, die wiederum in eine grosse Zahl von Untergattungen oder Gruppen zerlegt werden. Schlossrand meist gebogen. Schleife frei in das Schaleninnere herabhängend (Fig. 217 B, D, F; 218 B) Terebratula. Schlossrand meist gerade. Schleife in der Mitte der Schale durch 2 Querbrücken (Fig. 219 Ag) an dieselbe befestigt Terebratella. Terebratula (Fig. 217; Fig. 218). Schale beiderseits gewölbt oder eine Klappe eingedrückt, glatt oder radial berippt, zuweilen auch gefaltet. Schnabel meist kurz und übergebogen, durchbohrt und abgestutzt. Klei- nere Klappe ohne oder mit Mittelleiste (s’). Das Armgerüst bildet eine am Schlossrande der kleineren Klappe mit Hülfe zweier Stiele (cr) befestigte Schleife von W-förmiger Gestalt. Dieselbe besteht aus 2 absteigenden (a) und 2 aufsteigenden Aesten (a’). Letztere vereinigen sich unter spitzem Winkel (Fig. 217 B, D), oder werden durch eine plattenförmige Ausbrei- tung (Fig. 217 F pl) oder durch ein Querband (Fig. 218 B gq) zusammen- gehalten. Die Crura endigen meist in spitzen Fortsätzen (Cruralfortsätzen — Fig. 217 D cf, Fcf; Fig. 218 B cf), die nur selten zu einem Bande ver- schmelzen (Fig. 217 Bcf). Man unterscheidet kurze (die Mitte der Schale nicht erreichende — Fig. 217 B, D, F) und lange (über die Mitte hinab- 992 I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. gehende Schleifen — Fig. 218 B). Der Schlossfortsatz (sf) ist stets kurz. Neben der Anheftungsstelle der Crura befindet sich jederseits eine deutliche Fig. 217. A—K Terebratula. A, B T. (Terebratulina) gracilis Schl. Obere Kreide (Senon). Dover, England. B kleinere Klappe von innen. (, D T. biplicata Sow. Cenoman. Warminster, England. D wie B. E, F T. (Coenothyris) vulgaris Schl. Unterer Muschelkalk. Recoaro, Südalpen. # wie B. 6, H T.(Pygope) Aspasia Men. Lias. Sicilien. H von unten gesehen. IT. (Pygope) diphya Col. Oberer Malm (Tithon). Trient, Südtirol. K T. (Dictyothyris) coarctata Park. Oberer Dogger. Eng- land. Bezeichnung der Buchstaben: Kleinere Klappe: o = Ohr; s’= Mittelleisten; » = Wulst; s = Sinus; f' = Falte; ! = Mittelloch; fl = Flügel; e = Gefässeindrücke; s/ = Schlossfortsatz; z' Zahngrube; sp = Zahngrubenplättchen; cr = Crura; cf = Cruralfortsatz; a = absteigender, «' aufsteigender Ast der Schleife; pl = SChIEEEenpleNe, no cdenere Klappe: f = Schnabelloch (Foramen = Deltidium. ); Zahngrube (z’). Die grössere Klappe überragt die kleinere meist nur wenig, besitzt einen abgestutzten — nicht spitzen, wie bei Rhynchonella — und Fig. 215. A—F Terebratula. A T. (Zeilleria) lagenalis Schl. sp. Oberer Dogger (Cornbrash). Eng- land. BT. (Zeilleria) digona Sow. Oberer Dogger (Great Oolit). England. Innenansicht der kleineren Klappe. C T. (Zeilleria) numismalis Lmk. Mittlerer Lias. England. D, E T. (Aulacothyris) impressa Br. Unteres Oxford (Impressathone). Schwaben. Z Ansicht von unten. FT. (Antiptychina) bivallata Desl. Oberer Dogger. La Voulte, Ardeche. f= Schnabelloch;: k = Arealkanten; d = Deltidium; s' = Mittelleiste; w = Wulst; f' = Falte; s = Sinus; sp = Zuhngrubenplättchen; =’ = Zahngrube; er = Crura; cf = Cruralfortsätze; «a = absteigender, a’ = aufsteigender Ast der Schleife; q = Querband, von einem kleinen oder grossen Loche (f) durchbohrten Schnabel. Eine Area wird häufig durch scharfe Kanten (sog. Arealkanten — Fig. 218 Ak) I. Thierreich. — VI. Molluseoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. 2233 abgetrennt. Das Deltidium befindet sich unterhalb Fig. 218 Ad) oder auch seitlich vom Schnabelloche (Fig. 217 Ad). Die 2 Schlosszähne wer- den häufig durch Zahnplatten gestützt. welche als senkrechte Scheide- wände den Schnabel der grösseren Klappe durchsetzen. Die mesozoische Brachiopodenfauna erhält durch das Ueberwiegen der Terebrateln (und der Rhynchonellen) über alle anderen Formen ihr eigenthümliches Gepräge. Mehr als 300 Arten sind bekannt; davon kom- men nur wenige in paläozoischen Schichten (Silur — Perm) vor, die mei- sten sind auf das Mesozoicum beschränkt; auf Tertiär und Jetztzeit kommen nur noch etwa 50. Wegen der grossen Formenmannigfaltigkeit hat man sich zur Unterscheidung zahlreicher, zum Theil sehr gut charak- terisirter Gruppen oder Untergattungen genöthigt gesehen, deren wich- tigste wegen der hohen geologischen Bedeutung der Gattung im Nachste- henden aufgeführt sind. Zur Unterscheidung derselben ist häufig ein An- schleifen oder Anätzen (mit HCl) der Schale erforderlich, um über die Länge der Schleife, oder das Fehlen oder Vorhandensein einer Mittelleiste, ey. auch der Zahnstützen, Gewissheit zu erlangen. A. Schalenoberfläche mit feinen radialen Streifen bedeckt. Schleife kurz. Schlossrand gerade oder schwach gebogen. Schnabelloch gross (Fig. 217 A, K). a. Schale ungefaltet oder schwach gefaltet. Kleinere Klappe oft mit ohr- förmigen Ausbreitungen. Cruralfortsätze zu einem Querband. verwachsen. Jura— Lebend. (Fig. 217 A, B— Terebratulina. T. substriata Schl. Mittlerer und oberer Malm. Mitteleuropa. T. chrysalis Schl. \ T. rigida Sch. | T. gracilis Schl. (Fig. 217 A, B). Senon. Mittel- und Nordeuropa. T. striatula Sow. Eocän. Europa. T. caput serpentis L. sp. Pliocän. England. Lebend. Norwegen. b. Schale gefaltet. Kleinere Klappe mit Mittelwulst und 2 einschliessen- den Falten. Dogger — Neocom. (Fig. 217 K — Dietyothyris. T. coarctata Park. (Fig. 247 K). Oberer Dogger. England, Frankreich. B. Schalenoberfläche glatt oder grob gefaltet, nie fein gestreift. a. Kleinere Klappe ohne deutliche Mittelleiste. ae. Schale beiderseits mehr oder minder regelmässig gewölbt oder am Stirnrand gefaltet (meist mit 2 Falten in beiden Klappen). Arealkanten undeutlich. Schnabelloch gross. Devon — Lebend. (Fig. 217 C, D— Terebratula s. str. [Biplicatae).) sacculus Mart. sp. Mitteldevon — Carbon. Europa. . hastata Sow. (Leth. pal., t. 43, Fig. 4). Kohlenformation. Europa, China. . elongata Schl. (Leth. pal., t. 62, Fig. 41). Perm (Zechstein). Europa. . gregaria Suess. Alpiner Rhät. Unterer Lias in und ausserhalb der Alpen. . punctata Sow. Mittlerer Lias. Mitteleuropa. . perovalis Sow. Unterer Dogger. Mitteleuropa. . mazillata Sow. | . intermedia Sow.) . Galliennei d’Orb. Oxford. Mitteleuropa. Obere Kreide. Mittel- und Nordeuropa. N Oberer Dogger. Mitteleuropa. SSSSSSSh I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. . insignis Schübl. eye E Mitt N Bo a. Srsuffareinata Seh Mittlerer und oberer Malm. Mitteleuropa . subsella Leym. Oberer Malm (Kimmeridge). Mitteleuropa. . praelonga Sow. Neocom. Mitteleuropa. . Moutoniana d’Orb. Untere Kreide (Gault). Mitteleuropa. . biplicata Sow. (Fig. 247 C, D). Gault und Cenoman. Mitteleuropa. semiglobosa Sow. Gault — Turon. Mitteleuropa. . carnea Sow. Turon und Senon. Mitteleuropa. . grandis Blum. Oligocän — Pliocän. Mitteleuropa. . ampulla Brocc. Miocän. Mitteleuropa. . vitrea Born. sp. Lebend. Mittelmeer. ß. Kleinere Klappe mit tief zurückgebogenem Sinus (Fig 47 Gs, Hs) oder Schale dreieckig und meist gelocht (Fig. 217 Il). Areal- kanten meist scharf. Schnabelloch meist klein. Jura und untere Kreide. (Fig. 247 G—I — Pygope.) 1. Schale niedrig, undurchbohrt [Nucleatae]. T. Aspasia Men. (Fig. 217 G, H). Lias. Südeuropa. T. nucleata Schl. Mittlerer und oberer Malm. Mitteleuropa. 2. Schale dreieckig, hoch, meist von einem Loche durchbohrt (Fig. 247 Il). In der Jugend von der Form der Nucleatae, aus denen sie durch flügelartige Verlängerung der Schale nach unten und Verwachsen der Flügel (I fl) entstehen. [Diphyae]. Südeuropa. Bezeichnend für die tithonische Facies des obe- ren südeuropäischen Malm (Diphya-Kalk); seltener im Neocom. T. diphyoides d’Orb. Bezeichnend für die gleiche Facies der untersten Kreide. Sessel T. diphya Col. (Fig. 217 ]). T. janitor Pict. . Kleinere Klappe mit deutlicher Mittelleiste (s’), die oftdurch die Schale durchschimmert. «@. Schleife die Schalenmitte nicht erreichend. Die aufsteigenden Arme in einer Platte (Fig. 247 F pl) vereinigt. Schnabelloch gross. Gestalt wie Terebratula. Trias (Fig. 217 E, F— Coenothyris.) T. vulgaris Schl. (Fig. 247 E, F). Leitfossil für den Muschelkalk, in den Alpen nur in der unteren Abtheilung desselben. »Terebratula-Bänke«. 3. Schleife bis zur oder (meist) über die Schalenmitte reichend. Die auf- steigenden Aeste durch Querband vereinigt. Arealkanten meist scharf. (Fig. 218 — Waldheimia.) 4. Schnabelloch sehr gross. Schale mit zahlreichen, nie mit wenigen Falten oder glatt. T. cardium Lmk. Oberer Dogger. England, Frankreich. T. flavescens Val. (Fig. 495). Lebend. Australien. 2. Schnabelloch meist klein; wenn mässig gross, Schale mit wenigen Falten. * Schale ungefaltet oder mit correspondirenden Wülsten oder Falten auf beiden Klappen. Silur — Eoceän, haupt- sächlich Jura. (Fig. 218 4—C — Zeilleria [Cinctae).) T. melonica Barr. sp. Unterdevon (Silur F). Böhmen. T. cornuta Sow. Alpiner Rhät. Im unteren und mittleren Lias ausserhalb der Alpen. T. perforata Piette. Unterer Lias («). Mitteleuropa. I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. 235 T. numismalis Lmk. (Fig. 218 C). Mittlerer Lias (y) (Numismalismergel). Mitteleuropa. T. ornithocephala Sow. Oberer Dogger. Mitteleuropa. T. lagenalis Schl. (Fig. 218 A). Oberster Dogger. Mitteleuropa. (Lagenalis- schichten.), T. digona Sow. Oberer Dogger. England, Frankreich. T. humeralis Rö. Oberer Malm. Mitteleuropa. T. pseudojurensis Leym. Neocom. Mitteleuropa. ** Kleinere Klappe mit langem mittleren Sinus, grössere mit entsprechendem Wulst, Silur — untere Kreide, haupt- sächlich Jura. (Fig. 248 D, E— Aulacothyris.) . angusta Schl. Muschelkalk, besonders in den Alpen. . resupinata Sow. Mittlerer Lias. Mitteleuropa. ; . carinata Lmk. Mittlerer Dogger. Mitteleuropa. . pala Buch. Callovien. Mitteleuropa, Alpen. . hippopus Rö. Neocom. Mitteleuropa. SS 30083 *+* Kleinere Klappe mit langem und tiefem Sinus, der durch einen Mittelwulst in 2 Falten zerlegt ist. Silur — untere Kreide. (Fig. 218 F — Antiptychina.) T. Mawii Dav. Obersilur. England. T. bivallata Del. (Fig. 218 F). Oberer Dogger. Südalpen. T. Vilsensis Opp. Alpines Callovien, Südfrankreich, Nord- und Terebratella d’Orb. (Fig. 219 A—E). Schale meist beiderseits ge- wölbt oder kleinere Klappe flach. Schnabel in der Regel gross, mit meist grossem Schnabelloch (f), hoher Area (a) und deut- lichem Deltidium (d). Schlossrand mehr oder weniger gerade. Mittel- leiste (s’)stark entwickelt, stets durch eine Quer- brücke (q) mit dem ab- steigenden Aste (a) der langen Schleife verbun- den. Schale meist ge- fältelt und oft mit con- centrischen Streifen (B, C), seltener glatt(D,E).Die Fig. 219. A—E Terebratella. A, B T. Menardi Lmk. sp. Untere Kreide (Aptien). Farringdon, England. A kleinere Klappe von innen. z' = Zahngruben; s/ = Schlossfortsatz; cr — Crura; a = absteigender, «' = aufsteigender Ast der Schleife; q = Quer- band, welches den absteigenden Ast (a) mit der Mittelleiste (s—s') verbindet; B—-E f = Schnabelloch; @« = Area; d = Deltidium. C T. (Megerlea) pectunculus Schl. sp. Oberer Malm, Franken. DT. (Kingena) lima Dfr. sp. Senon. England. E T. (Magas) pumilus Sow. Senon. England. mannigfachen Modificationen der Armschleife haben auch bei dieser Gat- tung zur Abzweigung zahlreicher Untergattungen Veranlassung gegeben. Von weit geringerer Wichtigkeit als Terebratula. Beginnt im Lias, ist häufig in Jura und Kreide und wird jetzt noch durch zahlreiche le- bende Formen vertreten. Steinmann, Paläontologie, 15 2326 I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. A. Schale radial gerippt oder gestreift. T. (Megerlea) pectunculus Schl. sp. (Fig. 219 C). Mittlerer und oberer Malm. Mitteleuropa. . : T. (Megerlea) loricata Schl. sp. Mittlerer und oberer Malm, Mitteleuropa. T. (Megerlea) truncata Gmel. sp. Lebend. Mittelmeer. T. oblonga Sow. sp. Neocom — Aptien. Mitteleuropa. T. Menardi Lmk. sp. (Fig. 219 A, B). Obere Kreide. Mitteleuropa. T. pectita Sow. sp. Cenoman, Mitteleuropa. B. Glatte Formen. . (Magas) Geinitzi Schlönb. Cenoman und Turon. Mitteleuropa. . (Magas) pumilus Sow. (Fig. 249 E). Senon. Mitteleuropa. T. (Kingena) lima Dfr, sp. (Fig. 219 D). Gault — Senon. Mitteleuropa. SS 11. Fam. Stringocephalidae. Diese ausgestorbene Familie ist nur durch eine Gattung Stringocephalus Dfr. (Fig. 220 A, B) vertreten, welche die grössten der Terebratula-artigen Schalen enthält (bis 0,14 m im Durchmesser haltend). — An der nicht punktirten Schalenstructur und dem unterhalb der Schnabelspitze ge- legenen Loch (f) leicht zu erkennen. Eine grosse Area (a) und ein das Schna- belloch umfassendes Deltidium (d) vor- handen. Das Armgerüstistschleifenförmig wie bei Terebratula, heftet sich mit sei- nen Stielen (cr) an den Schlossrand, steigt erst über die Mitte der Schale herunter, dann wieder ganz in die Höhe und er- reicht, der kleineren Klappe eng anlie- gend, nahezu den Grund der Schale (B). Vom letzten Bogen der Schleife gehen schräg nach oben und hinten gerichtete Fortsätze ab (st). Der stark entwickelte Schlossfortsatz (sf) reicht fast bis zur grösseren Klappe und umfasst mit sei- Bi cite gi! mem gespaltenen Ende die lange Nittel- wurirte Innenansicht, von der Seite. IS > ’Sse Re 6) ie Mi lleiste AR Schnabelloch ; a = Deltidium; a = leiste (s) derselben such die Mittelleist Aren; s = Mittelleiste der grösseren, der kleineren Klappe (s’) ist sehr lang. s' = der kleineren Kl Cruraz e a ‘= g= Devon. Häufig ist nur eine Art spaltener Schlossfortsatz. Str. Burtini Dfr. sp. (Fig. 220) im oberen Mitteldevon (Stringocephalenkalk) Deutschlands, Belsiens, Englands und am Ural. I. Thierreich. — VI. Molluscoidea. — 2. Klasse: Brachiopoda. 337 12. Fam. Thecideidae. Zu dieser Familie gehören kleine Formen, die meist festgewachsen, seltener frei und mit einer Durchbohrung in der grösseren Klappe versehen sind. Der Schlossrand ist stets gerade. Das Armgerüst besitzt Schleifen- form, ist aber meist in seiner ganzen Ausdehnung mit der kleineren Klappe verwachsen und häufig mit nach innen gerichteten Fortsätzen versehen. Vom Perm bis zur Jetztzeit entwickelt. Einigermaassen häufig findet sich im Mesozoicum, namentlich in der Kreide, die Gattung Thecidea Dfr., die an der dreieckigen Area und dem Pseudodelti- dium in der festgewachsenen grösseren Klappe leicht kenntlich ist. Th. antiqua Gf. Unteres Oxford. Süddeutschland. Th. papillata Schl. Th. hieroglyphica Dfr. Th. \ Obere Kreide. Mitteleuropa. mediterranea Risso. Lebend. Mittelmeer. Die ausserordentliche Formenmannigfaltigkeit der fossilen Brachio- poden (man unterscheidet über 2500 Arten) und das massenhafte Auftre- ten derselben in marinen Ablagerungen aus mässig tiefem Wasser stem- pelt sie zu werthvollen Leitfossilien, namentlich für die paläozoischen und mesozoischen Formationen ; doch wirkt immerhin die grosse Variabi- lität innerhalb der formenreichen Gattungen, wie Produeius, Rhynchonella, Terebratula und die erstaunliche Persistenz mancher Typen, wie Lingula, Rhynchonella, etwas hindernd. Das Dominiren der niedriger organisir- ten Ecardines in den ältesten (cambrischen und silurischen) Bildungen, das Ueberwiegen der Productacea und Spiriferacea in den paläozoischen. der Terebratulacea in den mesozoischen Formationen und die untergeord- nete Rolle, welche die Brachiopoden in der heutigen Fauna spielen, sind sehr bemerkenswerthe Thatsachen. Die geologische Verbreitung der angeführten Gattungen ist aus nach- stehender Tabelle ersichtlich. 3238 & I. Thierreich. — VII. Mollusca. = u Ss = Ss | 2ıS on SZ Ss I S S SIıS|& SISIS|S|o S BR sisle|S|si8]sje S = S ıS/sis[s[e/3|S|2 BR = ER SIEI SI ISIS 3 |S S SZ S 21518132 |< |21S S S | | | | = > 1 (777 T T Tessin Sing 7 T T T Lebend . 4 (jr) | | | + +1+| |+ n Fer I I Tertiär + ++ 1] | + I+|+| + Tajreen Kreide on Se |I9F m Ei ‘ D 4 “L = 4 1 N J Sb \ Au + 4 " r ura 1 Dir IT En Ku 2% U | | T T | En It ||: llkoslin f ' f Trias. aller alle T # T I} L Y 0 Perm. 2.2... #1 [#12] l#lr]+l4 Re 3 | \ | la Kohlenformation . |+| | + || 1/1 FI+ 71 r I |a|r | Ir t r j) t | vie + “| 2 Ir L| LILILIL . as ar “1.6 I LIST Devon- ur [1 Ta ET: + Iiiner RN alba 17 | | I 9% Si lvl) )ı |.r EEE 7 Aula Siur ......|T|rr|% el: rIrl2]2]3 Tale | I ; | Cambrium . IT| + | I| 4 I! | | ee VII. Kreis: Mollusca (Weichthiere). Litteratur über Mollusca. Grössere Werke, in denen fossile Lamellibranchiata, Gastropoda und Cephalopoda gleichzeitig behandelt sind. Diejenigen, welche Gephalopoden enthalten, sind mit + versehen. Paläozoische Formationen. Geinitz, H.B. Dyas. Leipzig 1861. Nachträge I, II. 4880—82. +Geological Survey of Illinois. Vol. I—VIIl. 1866—18S3. +-Hall, J. Palaeontology of New-York. Vol. I—V Albany. 1847—1885. King, W. Monograph of the Permian Fossils of England. (Palaeontogr. Society 1849.) -+-M’Coy, Fr. Systematie Description of the British Palaeozoic Fossils. London 1851— 1855. (Zweiter Theil von Sedgwick’s Synopsis of the Classification of the British Palaeozoic Rocks.) Sandberger, G. und F. Die Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau. 4850—1856. Mesozoische Formationen. Alberti, F. Überblick über die Trias. Stuttgart 1864. +Geinitz, H. B. Das Elbthalgebirge in Sachsen (Paläontograph. Bd. XNX.1870— 75. -+-Laube,G. Die Fauna von St. Cassian (Denkschr. d. Wiener Akad. d. W. Bd. XNV. 1866). Morris & Lycett. Monograph of the Mollusca of the Great Oolite; and Supplement. (Palaeont. Society 1850, 4854, 1863.) I. Thierreich. — VII. Mollusca. 229 +-Pictet et Gampiche. Description des Fossiles du terrain cretace de Ste. Croix. In Pictet, materiaux pour la Pal&eontologie Suisse. V Ser. -Quenstedt, F.A. Der Jura. Tübingen 1858. Stoppani, A. Paleontologie Lombarde. Vol. I, II 1858—65. etc. etc. Känozoische Formationen. Deshayes, G. P. Description des -coquilles fossiles des environs de Paris. Paris 1824— 37. Description des animaux sans vertebres. Paris 1860—66. Nyst, P. H. Description des Coquilles et des Polypiers fossiles des terr. tert. de la Belgique. Bruxelles 1843. - Philippi, R. A. Die tertiären und quartären Versteinerungen Chiles. Leipzig 4887. Sandberger, Fr. Die Conchylien des Mainzer Tertiärbeckens. Wiesbaden: 1860 —1863. . Wood,S. Monograph of the Crag Mollusca (Palaeontogr. Society 1851, 1856). Land- und Süsswassermollusken. Neumayr, M., und Paul, €. M. Die Congerien- und Paludinenschichten Slavoniens (Abh. d. k. k. geol. Reichsanstalt z. Wien. Bd. VII 4875). Sandberger, Fr. Die Land- und Süsswasser-Conchylien der Vorwelt. Wiesbaden 4875. White, Ch, A. A Review of the Non-marine Fossil Mollusca of North America. Grössere Sammelwerke. Goldfuss. Petrefacta Germaniae. 1826—40. +Sowerby. Mineral Conchyology. 1812—1829. Hand- und Lehrbücher über Mollusca (und Brachiopoda). +-Bronn, H. G. Klassen und Ordnungen des Thierreiches. Bd. III 14862—66. +Fischer, P. Manuel de Conchyliologie. Paris 1880—87. Philippi, R. A. Handbuch der Konchyliologie und Malakozoologie. Halle 1853. -Woodward,S.P. A Manual of the Mollusca. IIIth edit. with Appendix by R. Tate. London 1875. Der weiche, ungegliederte Körper der Mollusca oder Weich- thiere besitzt einen zweiseitig symmetrischen Bau. Ein bauchständiger Muskel, der Fuss, dient zur Fortbewegung; der grösste Theil des Kör- pers, besonders das Athmungsorgan, wird von einem Hautlappen, dem Mantel, umhüllt, welcher in der Regel eine einfache oder aus mehreren Stücken bestehende Kalkschale absondert. Gegliederte Anhänge sind nie vorhanden. Das Nervensystem besteht aus 3 Hauptganglienpaaren. Bei den meisten Weichthieren befindet sich im vorderen Theile des Ver- dauungscanals eine Reibplatte oder Zunge (Odontophor). Die Fortpflanzung geschieht durchgängig auf geschlechtlichem Wege. Die Mehrzahl der Weichthiere lebt im Wasser, nur wenige (Landschnecken) sind dem Auf- enthalte auf dem Lande angepasst. Unter den Wasserbewohnern über- wiegen die marinen über die limnischen. Die gut erhaltbaren Reste der Mollusken sind in allen fossilführenden Formationen häufig und liefern werthvolle Leitfossilien, zumal ihre horizon- 330 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 4. Klasse: Lamellibranchiata. tale Verbreitung in der Regel eine sehr weite, ihre verticale eine be- schränkte ist. Eintheilung der Mollusca. A. Thier ohne gesonderten Kopf. Schale zweiklappig oder einfach röhren- förmig (und dann an beiden Enden offen). Acephala. a. Schale zweiklappig; die beiden Klappen durch ein elastisches Band ver- bunden. Zunge und Kiefer fehlen. 1. Klasse : Lamellibranchiata (Blätterkiemer, Muschelthiere). b. Schale röhrenförmig, an beiden Enden offen. Zunge und Kiefer vorhanden. 2. Klasse: Scaphopoda (Grabfüssler). B. Thier mit gesondertem Kopf. Schale meist einfach, spiral gewunden, röhren- oder napfförmig. Cephalophora. a. Kopf undeutlich vom Thiere geschieden, Mund nicht von Armen umgeben. Fuss nicht durchbohrt. «@. Fuss einfach, in der Mitte der Bauchfläche. Schale meist vor- handen, solid, gewöhnlich unsymmetrisch spiral gewunden. 3. Klasse: Gastropoda (Bauchfüssler, Schneckenthiere). ß. Fuss zu paarigen Flossen umgestaltet. Schale, wenn vorhan- den, dünn, zerbrechlich und meist zweiseitig symmetrisch. 4. Klasse: Pteropoda (Flossenfüssler). b. Kopf deutlich vom Thiere geschieden, mit 8 oder 10 Armen. Fuss trichter- förmig, durchbohrt. 5. Klasse: Cephalopoda (Kopffüssler, Tintenfische). 1. Klasse: Lamellibranchiata (= Peleeypoda, Conchifera, Acephala, Bivalvia). Litteratur über Lamellibranchiata. (Vergl. auch p. 228 f.) Agassiz,_L. Etudes critiques sur les Mollusques fossiles. Neufchätel 1840—45. Barrande, J. Systeme silurien du centre de la Boh@eme. Vol. VI: Acephales. 4 Bde. Paris et Prague 4882. Coquand, H. Monographie du genre Ostrea. Terrain er&tace. Marseille 1869. Douville, H. Essai sur la Morphologie des Rudistes. (Bull. soc. g6ol. France, 3° ser., t. XIV 1886, p. 389). Chamides (ibid. t. XV 1887, p. 756). Hall, J. Geolog. Survey of the State of New York. Palaeontology vol. V, Part 4: La- mellibranchiata. 2 Bde 1884—85. Hoernes, R. Die fossilen Mollusken des Wiener Tertiärbeckens (Abh. d. k. k. geol. Reichsanstalt. Bd. IV 1870). de Koninck. Faune du Calcaire carbonifere de la Belgique. V® partie. 4886. (Annales du Musee royal d’histoire nat. de Belgique.) Lycett, J. A Monograph of the British Fossil Trigoniae. (Palaeontogr. Society 1872 — 1879). Moesch,C. Monographie der Pholadomyen (Abh. d. schweiz. paläont. Gesellschaft, Bd. I, II) A874—75. I. Thierreich, — VII. Mollusea. — 4. Klasse: Lamellibranchiata. 231 Neumayr, M. Zur Morphologie des Bivalvenschlosses (Sitzb. d. k, k. Akad. d. Wiss. z. Wien, Bd. 88, I. Abth. 1883). Pal&ontologie francaise. Terr, eretaces, vol. III, IV. 1843—47. Stoliczka, F. Memoirs of the Geological Survey of India. Palaeontologia Indica. Cretaceous Fauna of Southern India III, ser. VI. The Pelecypoda. Calcutta 4870 — 1874, White, Ch. A. A Review of the fossil Ostreidae of North America. (IV Annual Report of the U. S. Geolog. Survey 1382—83. Washington 1884.) Wood.S.V. A Monograph of the Eocene Bivalves of England, (Palaeontogr. Society 1864— 71.) Zittel, K. A. Die Bivalven der Gosaugebilde. (Denkschr, d. k. k. Akad. d. Wiss. zu Wien Bd. XXV) 1865—66. Die Muschelthiere unterscheiden sich durch das Fehlen des Kopfes und der Kauwerkzeuge, sowie durch den Besitz einer zweiklappigen Kalkschale von den höher organisirten Weichthieren. Die Schale besteht aus zwei, links und rechts von der Mittelebene des Thieres gele- genen Theilen oder Klappen (Fig. 224 A) (Unterschied von den Bra- chiopodenschalen, deren Klappen durch die Mittelebene halbirt wer- den). — Besitzen die beiden Klappen gleiche Grösse und Wölbung, so Fig. 221. A eine ungleichklappige Muschel von vorn gesehen. Die rechte (bei dieser Stellung linke) Klappe ist grösser und stärker gewölbt als die linke (rechte). Die Wirbel sind nach vorn über- gebogen. B eine gleichklappige Muschel von oben und hinten gesehen. Vorn = oben, hinten = unten. Das Ligament (!) liegt hinter den nach vorn gerückten Wirbeln. Linke Klappe links, rechte Klappe rechts. heisst die Schale gleichklappig (Fig. 221 B), im entgegengesetzten Falle ungleichklappig (Fig.221 A). Dieser Unterschied tritt am besten hervor, wenn man die Trennungsebene der beiden Klappen (Mittelebene) in die Gesichtslinie fallen lässt (Fig. 221). Gewöhnlich stellt man die Schale aufrecht, mit dem zuerst gebildeten Theil, dem Wirbel (Fig. 2220), nach oben und betrachtet dieselbe von der Seite, so dass bei gleichklap- pigen Schalen nur eine Klappe sichtbar ist (Fig. 234 A). Für diese Stel- lung gelten die Bezeichnungen Länge — Ausdehnung von links nach rechts 232 I. Thierreich. — VU. Mollusca. — !. Klasse: Lamellibranchiata. (Fig. 222 y„—y), Höhe — Ausdehnung von oben nach unten (Fig.222 2—x) und Dieke — Ausdehnung von vorn nach hinten (die Breite der Schale in Fig. 221 A, B). Die Bezeichnungen Oberrand (oder Schlossrand) und Unterr and verstehen sich von selbst. Vorderrand (Fig. 222 rechts) und Hinterrand (Fig. 222 links) werden nach der Lage des Wirbels, weleher gewöhnlich nach vorn gerückt und oft nach vorn eingebogen ist, und nach der Lage des elastischen Bandes, des Ligamentes, welches ganz oder zum grössten Theil hinter dem Wirbel gelegen ist (Fig. 221 Bl; Fig. 222 l), bestimmt. Die Bezeichnungen rechte oder linke Klappe gelten für die Betrachtung der n Schale von hinten oder oben, wenn | der Vorderrand nach vorn, der Hin- terrand nach hinten gerichtet ist (Fig. 221 B). Blickt man von vorn auf die Schale, so kehren sich die Bezeich- nungen um (Fig. 221 A). Da der Wir- bel meist nicht in der Mitte des Ober- randes gelegen und der Vorderrand vom Hinterrande verschieden gebildet Fig. 222, Die linke Klappe einer Muschel 1St, So erscheinen die Schalen von der Rn innen gesehen. Der Vorderrand liegt = ee MirbEn, dm Yorderkande pause, = 922) und zwar in den meisten Fällen vorderer, # = hinterer EnENeN auo: vorn kürzer als hin ten. Unge- a entolbueh VennreG@lleichseitiekeit kommusms vorderer, mittlerer und hinterer Hauptzahn. bei den Ordnungen der Taxodonta und Dysodonla vor (Fig. 240; Fig. 227 A). Das elastische Band (Ligament), welches die beiden Klappen am oberen (dorsalen oder Schloss-)Rande zusammenhält, ist in der Regel von aussen sichtbar und dann von horniger Beschaffenheit (äusseres Ligament — Fig. 221 Bl). Häufig rückt ein Theil desselben, seltener das ganze Band, zwischen die Ränder der beiden Klappen und wird knor- pelig (inneres Ligament — Fig. 228 Bl). Meist liegt es in einer Grube (Bandgrube — Fig. 223 /g), zuweilen auf einem abgegrenzten Felde unter den Wirbeln (Bandarea — Fig. 240 ar). Durch die selbst- thätige Contraction des Bandes wird ein Klaffen der Schale am Unter-, Vorder- und Hinterrande verursacht, während das Schliessen der Schale durch ein Muskelpaar oder durch einen einfachen Muskel geschieht. Die Eindrücke der Schliessmuskeln sind auf der Innenseite jeder Klappe sichtbar. Meist sind 2, nahezu gleich grosse, ein vorderer (Fig. 222 in) und ein hinterer (Fig. 222 n) Muskeleindruck vorhanden — Dimyaria, seltener zwei sehr ungleiche (Fig. 281 m, n) — Heteromyaria, oder nur ein ein- 233 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 1. Klasse: Lamellibranchiata. ziger, dem Hinterrande etwas genäherter, der hintere (Fig. 223 n) — Mo- nomyaria. Die kleinen Eindrücke der ebenfalls meist paarigen Fuss- muskeln sind oft in der Nähe der Schliessmuskeleindrücke zu beobachten (Fig. 255 B fn). Viel seltener bleiben die Eindrücke der Muskeln, mit welchen der Eingeweidesack sich an der Schale festheftet, auf derselben sichtbar. Bei manchen Formen der Nuculidae bilden sie eine markirie Reihe, welche vom hinteren Schliessmuskel zum Wirbel zieht (Fig. 226 B am) — accessorische Muskeleindrücke. Die Grenze, bis zu welcher der Mantel des Thieres mit der Schale fest verwachsen ist, erscheint in der Regel auf der Innenseite beider Klappen er u Fig. 223. Dysodontes Schloss (linke Fig. 224. Heterodontes Schloss (Cyprina tu- Klappe von Ostrea Gingensis von innen). mida Nyst.). R= rechte, Z = linke Klappe von innen. Ein einziger Muskeleindruck, der hintere (n), dem Hinterrande genähert, vorhanden. Man- tellinie undeutlich. Am Wirbel die drei- eckige Ligamentgrube (ly). Schlosszähne fehlen gänzlich. L zeigt den vorderen (m) und hinteren (r) Muskelein- druck und die beide verbindende ganzrandige Mantel- linie. 2= Ligamentgrube, vom Wirbel nach hinten sich verlängernd. Die Hauptzähne der linken Klappe, La, b, c, wechseln mit den Hauptzähnen der rechten, Re, f, ab und greifen in die entsprechenden Zahngruben, ER a,b‘, c' ein, desgl. die Hauptzähne der rechten Klappe. Linke Klappe mit einem hinteren Seitenzahne d, in die hintere Zahngrube der rechten d’ passend. Der hintere Seitenzahn der KR (y) greift hinter denjenigen Z 10101 der L (g'). Zahnfor 1 —, er 2 (g'). Zahnformel Run als scharf bezeichnete Linie, welche dem Schalenrande ungefähr parallel verläuft (Mantellinie — Fig. 222 ml). Bei den Homomyaria und Hete- romyaria verläuft die Mantellinie von einem Muskeleindruck Fig. 224 Lm) zum andern (Fig. 224 Zn). Sie heisst ganzrandig bei einfach bogen- förmigem Verlaufe (Fig. 224 L — Integripalliata), ausgebuchtet, wenn — am hinteren Ende — eine Einbiegung (Mantelbucht —Fig.222 mb) vorhanden ist (— Sinupalliata). Das Auftreten dieser Bucht hängt von der 234 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 4. Klasse: Lamellibranchiata, Entwickelung der Kloaken- und Kiemenöffnung im Mantel zu mehr oder minder langen Röhren, den sog. Siphonen, ab. Behufs festerer Verbindung der beiden Klappen finden sich bei den meisten Muscheln am oberen oder Schlossrande zahn- oder leistenartige Vorsprünge entwickelt, sog. Zähne (Fig. 224 a—f), welche in der Regel in entsprechende Gruben der anderen Klappe — Zahngruben (Fig. 224 a —f') — eingreifen und so eine feste Angel herstellen, die eine seitliche Verschiebung der beiden Klappen erschwert oder unmöglich macht. Diese Artieulationseinrichtung wird als Schloss bezeichnet. Der Ober- oder Schlossrand jeder Klappe ist zu einer Platte — Schlossplatte — ver- breitert und verdickt (Fig. 224). Wir haben folgende verschiedene Arten der Schlossbildung zu unterscheiden: I. Das Schloss ist dysodont (zahnlos), d. h. es fehlen zahnartige Vorsprünge vollständig und die Klappen articuliren nur durch Ligament (Fig. 223). 2. Das Schloss ist heterodont. In jeder Klappe finden sich eine beschränkte Anzahl (bis 6) leistenförmige, seltener hakenförmige Zähne (Fig. 224 La, b, c, d, Re, f, g), die durch Zahngruben (Z e', f’, Ra‘, b', c', d') von einander getrennt werden. Die Zähne der einen Klappe greifen der- art in die Gruben und zwischen die Zähne der anderen Klappe ein, dass kein todter Raum bleibt. Man unterscheidet die mittleren, gegen den Wirbel hin convergirenden Hauptzähne (L a, b,c, Re, f) von den seit- lichen, dem Schalenrande mehr oder weniger parallelen Seitenzähnen (Ld, Rg) und bezeichnet die Zähne von vorn nach hinten zählend; z. B. für Fig. 222 L: a = vorderer, b —= mittlerer, c = hinterer Hauptzahn, d — hinterer Seitenzahn. Die Stellung der Zähne lässt sich durch fol- LZ 10101 gende allgemeine Formel ausdrücken: wobei Z die linke, R die R 01010’ rechte Klappe, 4 den Zahn und 0 die Zahngrube bezeichnet (die Seiten- zähne sind dabei nicht berücksichtigt). 3. Das schizodonte Schloss besteht aus einem starken, meist in der Mitte gespaltenen, mittleren Dreieckszahne der linken Klappe (Fig. 225 C mzs), weleher von 2 /\-förmig divergirenden Zähnen der rechten Klappe (B mz',, mz’,) umfasst wird. Letztere greifen in entsprechende Gruben der rechten Klappe und werden ihrerseits von 2 Zähnen derselben (© mz,, mz3) umschlossen. Der mittleren Grube des Dreieck- zahnes(Omz,)entsprichtaber keinZahninderrechten Klappe, sondern an seiner Stelle befindet sich eintodter Raum (B). Z 1010101 RO 10 4. Das taxodonte oder Reihenzahnschloss wird von zahlreichen, Zahnformel: Die Zähne sind meist quer gerieft. I. Thierreich. — VII. Mollusea. — 4. Klasse: Lamellibranchiata. 2335 meist senkrecht zum Schlossrande gestellten, wenig differenzirten und schmalen Kerbzähnen gebildet, welche in beiden Klappen ab- wechselnd stehen (Fig. 226 B z, =’). Die Bezahnung ist in beiden Klappen wesentlich die gleiche, und oft stehen die Zähne zu beiden Seiten des Wirbels symmetrisch (Fig. 240 2). Fig. 225. Schizodontes Schloss (Trigonia navis Fig. 226. Taxodontes Schloss Lmk.). A Schale gegen die rechte Klappe gesehen. 2 Schloss (Leda Deshayesi Duch.). Linke Klappe. der rechten, € Schloss der linken Klap pe. mz'2 = die 2 A von aussen; k = Kante. B von innen; Zähne der rechten Klappe; mz2 = Dreie an, mz = i= Ligamentgrube; z = die vorderen, vorderer, mz3 = hinterer Hauptzahn der linken Klappe; z' = die hinteren Reihenzähne ; m = VOr- k Z 1010101 derer, n = hinterer Muskeleindruck; b = m, m! = vorderer Muskeleindruck,. Zahnformel: ————, Mantelbucht ; am = accessorische Muskel- kur 1 eindrücke. 5. Isodont heisst das Schloss bei symmetrischer Stellung we- niger Zähne und Gruben in SS Klappen. Je 2 Zähne der einen Klappe (Fig. 227 C y'’—y) umfassen 2 Zähne der anderen (B x). Die Zähne sind L A001 haken- oder leistenförmig. Die Zahnformel lautet: Rote‘ Fig. 227. Isodontes Schloss (Spondylus). 25. Desmodontes Schloss (Mya). A Schale gegen die rechte Klappe gesehen. B Schloss A Schlossrand der linken Klappe mit dem der rechten, € der linken Klappe. le, le' = äusseres, löffelartigen Ligamentträger. vr — Vorder- li, W' = inneres Ligament; a,«d = Are; x, y’ = rand, Ar = = Hinterrand, ml — Mittelleisten Zähne; , z' = Zahngruben, beide symmetrisch ver- desselben. B Querschnitt durch die Wirbel Z 1001 beider Klappen. Links lin rechts rechte theilt. Zahnformel: R uno‘ Klappe. Das Ligament ! wird jederseits von einem Ligamentlöffel (ll, I) getragen. 6. Bei dem desmodonten Schlosse greifen die Vorsprünge des Schlossrandes beider Klappen nur selten zahnartig in einander. stehen sich vielmehr meist gegenüber (Fig. 228 B Il, U) und schliessen gewöhnlich 236 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 4. Klasse: Lamellibranchiata. das Ligament (!) ein. Sie dienen in erster Linie als Träger des Ligamentes und besitzen eine löffelartige (Fig. 228 A) oder leistenförmige Gestalt. Wenn die Ränder oder Mittelleisten des Ligamentlöffels (Fig. 228 A vr, hr, ml) sich zu zahnartigen Leisten entwickeln, kann ein heterodontenähnliches Schloss entstehen. Die Zahnstellung wird aber nicht echt heterodont und die Gru- ben werden nicht immer ganz von Zähnen ausgefüllt, wie die Zahnformel LOA0N01 von Mactra (Fig. 239 B,0) zeigt: ;, wobei / und /!’ die Ligament- RAFOT sruben bedeuten. Ausser den genannten Schlosstypen finden wir, namentlich bei den ältesten (paläozoischen) Muscheln, häufig mangelhaft ausgeprägte Schloss- bildungen, die in einer erst beginnenden Kerbung des Schlossrandes (Fig. 229 B z) sich ausdrücken, oder bei relativ jüngeren Formen (Hetero- myaria) vreducirte Schlösser, welche vom taxodonten Schloss abgeleitet werden (Fig. 281 vz, hz). Ueberhaupt erleidet die Bezahnung selbst bei Formen einer und derselben Gattung sehr starke Veränderungen, die sich bis zum vollständigen Verschwinden der Zähne bei Gattungen mit starkem Schlosse steigern können. Als wichtig für die Unterscheidung der Gattungen und Arten sind noch folgende äusserliche Merkmale der Schale zu nennen: Grenzt sich vor den Wirbeln durch Kanten ein ovales Feld ab, so heisst dasselbe Möndchen (lunula). Findet das Gleiche hinter den Wirbeln statt, so wird dasselbe als Feldchen (Fig. 225 Afe) bezeichnet. Schild oder area nennt man ein abgegrenztes grösseres Feld des hin- teren Theiles der Schalenseite (Fig. 225 Aa) oder auch ein ebenes Feld unter dem Wirbel (Fig. 227 Ba, Ca’). Dasselbe wird insbesondereBandarea genannt, wenn das Ligament ganz oder z. Th. auf diesem Felde liegt (Fig. 240 ar). Die periodischen Unterbrechungen des an den Wirbeln be- ginnenden Wachsthums der Schale kommen auf der Oberfläche derselben als concentrische Streifen, Rippen oder Furchen zum Ausdruck (Fig. 226 A). Zuweilen überträgt sich diese Furchung auch wohl auf die Schlosszähne (Trigonia, Fig. 255 CO mzy, D mz,; Plicatula) oder auf die Muskeleindrücke (Astarte). Neben der concentrischen Verzierung findet sich nicht selten eine radiale in der Form von Falten, Knoten, Rippen oder Stacheln. Schalenstructur. Die Kalkschale der Muscheln wird äusserlich von einer hornigen Cuticularbildung, der Oberhaut (oder sog. Epidermis)bedeckt, die in der Regel dünn bleibt, aber bei den Süsswassermuscheln eine be- trächtliche Dicke erreichen kann, und grünlich oder bräunlich gefärbt ist. Die Kalkschale selbst setztsich aus einer äusseren, prismatischen, und einer inneren, blätterigen (lamellösen) Schicht zusammen. Die hohlen Kalkprismen der ersteren stehen in der Regelsenkrecht zur Schalen- I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 1. Klasse: Lamellibranchiata. 337 oberfläche, bei der Unterordnung der Chamacea liegen sie aber parallel mit derselben. Die innere Schalenschicht ist perlmutter- oder porzellan- artig (aus ihr bilden sich die Perlen der Perlmuscheln). Da dieselbe im Ge- gensatz zu der äusseren, meist aus Galeit gebildeten Schicht in der Regel aus leichter löslichem Aragonit besteht, so finden wir sie bei fossilen Muscheln häufig aufgelöst oder, wenn erhalten, in Caleit umgewandelt. Die Muschelthiere besitzen meist eine freie Bewegung, indem sie mit Hilfe ihres Fusses kriechen oder frei schwimmen. Häufig heftet sich das Thier mit Hilfe chitinartiger Fäden, des sog. Byssus, an anderen Gegen- ständen fest. Ein Ausschnitt der Schale im vorderen Theile derselben (Byssusausschnitt — Fig. 281 a) bezeichnet die Stelle, wo das Haft- organ austritt. Diejenigen Muscheln, welche mit einer ganzen Klappe oder einem Theile derselben auf einer Unterlage direct aufwachsen (Ostrea ete., Chamacea), besitzen meist eine unregelmässige und ausnahmslos ungleich- klappige Schale. Die Mehrzahl der Muschelthiere lebt im Meere, höchstens !/; aller im Süsswasser. Manche können im brackischen und Salz-Wasser oder im süssen und Brack-Wasser zugleich fortkommen. Die Süsswasser-Muscheln besitzen nie lebhafte Färbungen; sie sind in der heissen Zone am grössten, formenreichsten und häufigsten. Für die marinen Formen gilt im Allge- meinen dasselbe. Letztere leben vorzugsweise in geringen Tiefen (von 0—35 Faden). Aus Tiefen über 200 Faden sind nur relativ wenige be- kannt geworden. Die Zahl der lebenden Arten beträgt etwa 5000; fossile kennt man gegen 10.000. Die Classification der Muscheln gestaltet sich namentlich für die pa- läozoischen Formen einigermaassen schwierig, da bei ihnen die Schloss- charaktere noch nicht in dem Maasse differenzirt erscheinen, wie bei den jüngeren. Ein Theil derselben muss deshalb noch zu der provisorischen Ordnung der Palaeoconchae zusammengefasst werden. Eintheilung der Lamellibranchiata. A. Dünnschalige, gleichklappige Muscheln ohne Ligamentgruben. Zähne kaum angedeutet oder fehlend (Cryptodonta). Soweit bekannt, mit 2 Muskelein- drücken und ganzrandiger Mantellinie, I. Palaeoconchae. B. Meist dickschalige, oft ungleichklappige Muscheln mit (selten reducirtem Ligament. a. Zwei, ungefähr gleiche Muskeleindrücke vorhanden. Schloss taxodont, schizodont, heterodont oder desmodont, zuweilen fehlend (Isomyaria). «. Schloss desmodont. Schale meist klaffend. Mantellinie mit Bucht. Oft etwas ungleichklappig. II. Desmodonta. 3. Schloss taxodont. Mantellinie meist ohne Bucht. Gleichklappig. ; III. Taxodonta. 238 1. Thierreich. — VII. Mollusca. —4.Klasse: Lamellibranchiata. Palaeoconchae. y- Schloss schizodont. Mantellinie ohne Bucht. Gleichklappig. IV. Schizodonta. d. Schloss heterodont, zuweilen atrophirt, Gleichklappig oder un- gleichklappig. V. Heterodonta. b. Zwei sehr ungleiche oder ein einziger Muskeleindruck. Schlosszähne unregelmässig oder fehlend, selten isodont oder taxodont, Mantellinie oft undeutlich (Dysodonta). VI. Anisomyaria. 1. Ordnung Palaeoconchae, Unter diesem Namen fasst man in äusseren Merkmalen wechselnde, sehr dünnschalige, gleichklappige Muscheln mit gleichmässig ent- wickelten Muskeleindrücken und einfacher Mantellinie zusammen, die entweder gar keine oder sehr wenig differenzirte Schlosszahn- bildungen besitzen. Sie kommen wegen ihrer Dünnschaligkeit meist als Steinkerne vor, an denen Mantellinie und Muskeleindrücke selten beobachtet werden können. Im Umriss sind sie meist oval und breiter als hoch. Man vermuthet in den Palaeoconchae — die wegen ihrer mangel- haften Zahnentwickelung auch Oryptodonta genannt werden — die Stammgruppe, aus welcher sich die übrigen 4 Ordnungen der Zweischaler ableiten. Im Paläozoicum treten sie häufig, im Mesozoicum seltener auf und verschwinden in der Kreide. Sie kommen nur in meerischen Sedimenten vor. Einige Gattungen enthalten wichtige Leitfossilien, z. B.: Cardiola Brod. (Fig. 229 A, B). Gewölbte Schalen mit geradem Schlossrand und hervor- Fig. 229. Cardiola. A C. in- — teorrupla Sow.. Obersilur. ragenden, nach vorn umgebogenen Wirbeln. Schale Prag. Rechte Klappe (rechts > B n . = vom). BC. alata Barr. mit radialen Rippen und gewellten, concentrischen Öbersilur. Böhmen. Rechte ® =c Klappe von oben, um diedre- Anwachsstreilen. Das unter dem Wirbel befind- :ckige Fläche unter dem Wir- - . . \ . . bel und die Kerben (<) der- liche dreieckige Feld (? Bandfeld) wird zuweilen von selben zu zeigen. Die Spitze R . . des Wirbels ist abgebrochen. Radialfurchen bedeckt, die am Schlossrande eine schwache, gleichmässige Kerbung (B z) hervor- bringen. Doch ist hier noch keine Differenzirung in seitliche stärkere und mittlere schwächere Zahnkerben eingetreten, wie bei den Taxodonten. Auf Silur und Devon beschränkt. C. interrupta Sow. (Fig. 229 A, B). Obersilur. England, Frankreich, Böhmen. C. retrostriata v. B. sp. (Leth. pal., t. 35, Fig. 16). Oberdevon. Belgien, Deutsch- land, Russland. Die Gattung Cardiola und eine Anzahl verwandter silurischer Gattungen mit theilweise besser differenzirten Zähnen zeigen äusserlich viel Aehnlichkeit mit den jüngeren Gattungen Cardium und Cardita. 1.-Thierreich. — VII. Mollusca.— 4. Klasse: Lamellibranchiata. Palaeoconchae, 239 Posidonomya (= Posidonia) Bronn (Fig. 230). Rundliche oder schief- ovale, fast flache Schalen mit concentrischen Anwachsstreifen und meist geradem Schlossrand. Wirbel kaum hervor- ragend, ein wenig nach vorn gerückt. Schloss- rand ohne Zähne oder Gruben. Finden sich stets gesellig und meist plattgedrückt in schie- ferigen oder kalkigen Gesteinen. Die äusserlich sehr ähnliche Gattung Inoceramus (p. 283) un- terscheidet sich durch ihre viel dickere faserige Schale und den Besitz von Ligamentgruben am Schlossrande. Die Schalen von Posidonomyasind 1, on mu Becken auch leicht mit denen der Phyllopoden-Gattung Nassau Linke Klappe (links < Estheria zu verwechseln. Silur — Jura. P. Becheri Bronn (Fig. 230). |Leitmuschel für die Culm-Facies des Subcarbons in Europa (Deutschland, England, Spanien). P. Bronni Gf. Leitmuschel für die sog, Posidonienschiefer des Oberen Lias (e) in Mitteleuropa. P. alpina Gras. Bezeichnend für das sog. Posidonomyen-Gestein (Klaus- schichten) des oberen Doggers der Alpen. P. ornati Qu. Im Callovien Mitteleuropas und Südamerikas häufig. Monotis Bronn (Fig. 231). Gleichklappige, schief ovale, schwach ge- wölbte Muscheln mit wenig hervortretendem, vor der Mitte gelegenem Wirbel. Vorderseite abgerundet. Hinter dem Wir- bel ein dreieckiges, hinten ab- gestutztes, flügelförmiges Ohr ohne deutlichen Byssus-Aus- schnitt (Unterschied von Pseu- domonotis p. 281). Oberfläche durch zahlreiche, vom Wirbel ausstrahlende, durch Einsetzen sich vermehrende Rippen, feine Fi 2 Monos lerne Sol Er ee coneentrische Querstreifen und (Norische Stufe). Salzkammergut. Rechte Klappe. v — vorn; ko = hinteres Ohr; w = Wirbel, grobe Runzeln verziert. Trias, ? Jura, wahrscheinlich schon im Devon. M. salinaria Schl. sp. (Fig. 231). Alpiner Keuper (Norische Stufe). Salzkammer- gut. Einzelne Bänke des Hallstätter Kalkes bestehen fast ausschliesslich aus den Schalen dieser Muschel. Daonella Mojs. (Fig. 232). Gleichklappige, nur wenig ungleich- seitige Schalen mit nahezu mittelständigem Wirbel. Vorn und 340 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 1. Klasse: Lamellibranchiata, Desmodonta. hinten abgerundet, ohne Ohren und Ausschnitt. Durch radiale, häufig bündelförmig gruppirte Furchen gestreift. Alpiner Muschelkalk und Keuper, meist gesellig auftretend. Spitzbergen, Nordamerika. Selten auch im ausseralpinen Hauptmu- schelkalk. D. Moussoni Mer. sp. Norische Stufe. Südalpen. D. Lommeli Wissm. sp. (Fig. 232). Norische Stufe (WengenerSch.). Südalpen, in den Nordalpen seltener. Afghanisches Fig. 232. Daonella Lommeli Wissm. sp. Nori- Turkestan. sche Stufe (Wengener Sch.). Wengen, Südtirol. : Rechte Klappe (rechts = vorn). Die nahe verwandte Gattung Halobia Bronn unterscheidet sich nur durch den Besitz eines vorderen, dreieckigen, gewölbten Ohres. Norische und karnische Stufe. Alpen, Spitzbergen, Neuseeland; gesteinbildend wie die vorige Gattung. H. rugosa Gm. Karnische Stufe. Nordalpen, Karpathen. 2. Ordnung Desmodonta. Gewöhnlich dünn-, seltener diekschalige, meist etwas ungleichklap- pige Muscheln, die stets hinten, zuweilen auch vorn klaffen. Der Schalenumriss ist queroval oder seltener dreieckig, vorn abgestutzt, nach hinten meist ausgezogen. Echte Schlosszähne fehlen. Häufig findet sich ein löffelartiger Fortsatz am inneren Schalenrande in einer Klappe oder in beiden entwickelt (Fig. 224), welcher als Träger des Ligamentes dient. Die Ränder dieses Ligamentlöffels sind auch wohl zu zahnartigen Vorsprüngen umgebildet (Fig. 239 B, C), die aber nie regelmässig abwechseln, wie bei den Heterodonta (vgl. Mactra p. 245). Das Ligament liegt äusserlich (Fig. 237 C !) oder z. Th. äusserlich, z. Th. innerlich, oder ganz innerlich (Mya — Fig. 233 Bl). Bei äusserer Lage des Ligamentes ist dasselbe meist in eine dem Schlossrande parallele Ver- tiefung eingesenkt. Die Muskeleindrücke sind paarig. Die Man- tellinie zeigt durchgehends eine mehr oder minder tiefe Ausbuchtung (Fig. 236 A). Die Siphonen sind lang. Von der Trias an mit Sicherheit bekannt, im Paläozoicum als Paläoconchen vorhanden. Zahlreiche Gattungen in Jura, Kreide, Tertiär und Gegenwart. Den paläozoischen Vorläufern, welche man den Paläoconchen beizuzählen pflegt, fehlen Ligamentträger und Man- telbucht. Ausschliesslich Bewohner des Meer- oder Brackwassers. 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 1. Klasse: Lamellibranchiata. Desmodonta. 241 A. Ligament äusserlich. Schale dünn. Schlossrand ohne Zähne oder deutlich entwickelten Ligamentlöffel. Pholadomya Sow. (Fig. 234 A, B). Die dünnschalige, gleichklappige Muschel zeigt einen querovalen oder fast dreiseitigen Umriss. Die Wirbel der vorn und hinten klaffenden Schale meist stark nach vorn gerückt und gegen einander gebogen (B). Schlossrand gerade, zahnlos oder mit schwäch ent- wickeltem Vorsprunge. Das Ligament liegt äusserlich. Häufig tren- nen 2 von den Wirbeln nach hinten verlaufende Kanten ein vertieftes Fig. 233. Ligamentstützen einer desmodonten Mu- schel (Mya). A Oberrand der linken Klappe (rechts = vorn) mit dem nach innen gerichteten Löffel, welcher das Ligament trägt, vr — Vorderrand, m! = Mittelleisten, hr = Hinterrand des Löffels.. 2 Querschnitt durch die Wirbelgegend der beiden Klappen. !! = Ligamentlöffel der linken Klappe; !!! = zurückgebogener, fast ganz mit der Schale verwachsener Ligamentträger der rechten Klappe. Zwischen beiden das Ligament (1). Fig. 234. A, B Pholadomya paucicosta Rö. Oxford (T. & chailles). Berner Jura. A Steinkern gegen die linke Klappe gesehen, mit Mantellinie (ml), Mantelbucht (c), dem hinteren Muskeleindruck (n) und den radialen Rippen (r). 2 derselbe von oben, das Klaffen der Schale an der Vorder- (v) und Hinter- seite (R) zeigend. Schildehen von der Schale ab. Oberfläche der Schale mit concentri- schen Anwachsstreifen und mit mehr oder minder zahlreichen radialen Rippen verziert, die an den Kreuzungspunkten oft zu Körnern oder Knoten anschwellen (A r). Die Pholadomyen finden sich meist gesellig, fast stets als Steinkerne erhalten, vorwiegend in thonigen oder mergeligen Gesteinen der Jura- formation ausserordentlich häufig, mit abnehmender Häufigkeit in der Kreide und im Tertiär. Eine einzige lebende, sehr seltene Art in grossen Tiefen (Antillen, Atl. Ocean). a. Formen ohne Schildehen. Dogger — Gegenwart. Ph. fidieula Sow. Unterer Dogger (Murchison-Sch.) — Callovien. Europa, Süd- amerika. Steinmann, Paläontologie. 16 342 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 4. Klasse: Lamellibranchiata. Desmodonta. Ph. Murchisoni Sow. Mittlerer und oberer Dogger, Callovien. Ph. deltoidea Sow. sp. Oberer Dogger und Callovien. Ph. exaltata Ag. Callovien — Kimmeridge. Ph. paueicosta Rö. (Fig. 234 A, B). Oxford und Kimmeridge. > Mitteleuropa. Ph. multicostata Ag. Kimmeridge (Portland). Ph. decussata Mant. sp. Obere Kreide. Ph. Esmarki Nils. sp. Senon. Ph. Puschi Gf. Oligocän und Miocän. Mittel- und Südeuropa. Ph. candida Sow. Recent. Antillen. b. Formen mit Schildchen. Lias — Miocän. Ph. corrugata Dkr. & K. Unterer und mittlerer Lias. Ph. reticulata Ag. Unterer und mittlerer Dogger. Ph. ovulum Ag. Mittlerer Dogger — Callovien. Mitteleuropa. Ph. decemcostata Rö. Oxford — Kimmeridge. ; Ph. margaritacea Sow. sp. Eocän — Miocän. Wesentlich nur durch andere Schalenverzierung sind folgende zwei Gattungen unterschieden : s Goniomya Ag. Schale fast gleichseitig, durch \/-förmig geknickte Rippen verziert. Oberfläche fein gekörnelt. Lias — Kreide. G. litterata Sow. Sp. G. constrieta Ag. G. designata Gf, Senon. Norddeutschland. Homomya Ag. (— Arcomya Ag). Schale ungerippt, nur mit concen- trischen Anwachsstreifen. Oberfläche fein gekörnelt. Meist sehr grosse Muscheln. Trias — Kreide. H. ventricosa Schl. sp. Oberer Muschelkalk. Deutschland. H. lagenalis Schfh. Rhät. Nord- und Südalpen. H. gibbosa Sow. sp. Oberer Dogger »Homomyen-Mergel«), selten mittlerer Dogger. England, Frankreich, Süddeutschland, Schweiz. Pleuromya Ag. (— Myacites) (Fig. 235 a, b). Schale quer verlängert, sehr wenig ungleichklappig. un- gleichseitig, meist schwächer ge- wölbt als Pholadomya und Homo- mya (a). Schlossrand unter den weit nach vorn gelegenen Wirbeln jeder- seits mit einem wagerechten kleinen Vorsprung und dahinter gelegener Ausbuchtung (b). Der Schlossrand der linken Klappe etwas unter den Kin In ; 1 der rechten gechoben (rechts unten Fig. 235. Pleuromya peregrina d’Orb. Ob. Callo- " vien. Choroshowo b. Moskau. Steinkern. a = Fig. 235). Band äusserlich. Ober- Ansicht der linken Klappe, die Muskeleindrücke a a & und die tiefe Mantelbucht zeigend. d = linke fläche, wenn verziert, mit concentri- (unten) und rechte (oben) Klappe von oben, um > x den Vorsprung und die Ausbuchtung des Schloss---, schen Streifen versehen. Jura und randes zu zeigen. Rechts davon ein Querschnitt — R a durch die Wirbelgegend; der Schlossrand de Kreide. Den hierher gerechneten rechten Klappe (links) greift über den der linken r = a 3 o (rechts) ein wenig über. triadischen Formen fehlt die Oxford. Mitteleuropa. 1. Thierreich. — VII. Molluseca.— 1. Klasse: Lamellibranchiata. Desmodonta. 243 Mantelbucht, sie müssten also strenge genommen zu den Palaeoconchae ge- rechnet werden. Pl. (Myacites) museuloides Schl. sp. Sehr häufig im unteren und oberen Muschel- kalke, selten in der Lettenkohle. Deutschland. Pl. jurassi Brgt. sp. Mittlerer Dogger. Mitteleuropa, Südamerika. Pl. donacina Gf. sp. Dogger und Malm weit verbreitet. Pl. peregrina d’Orb. (Fig. 235). Oberer Dogger und Callovien. Mitteleuropa. Gresslya Ag. (Fig. 236 A, B). Schale vorn gerundet, hinten meist stark verschmälert. Wirbel vorn gelegen. Von Pleuromya durch die innere Ligamentleiste der rechten Klappe (B /) unterschieden; die- selbe hinterlässt auf dem Steinkern eine tiefe, dem Schlossrande parallele Furche (A f). Die rechte Klappe ist stets über die linke hinauf gerückt (B), da ihr Schlossrand über den der linken übergreift, wie bei Pleuromya (Fig. 235). Ligament links äusserlich, rechts innerlich gelegen. Sehr häufig im Jura. G. gregaria Gf. sp. (Fig. 236 A, B). abditeta Philll Fe = Feldchen; Ip = ET B die Schale von Tr. Hondoana Lea. Oberes oben gesehen. ! = Mind nt; fe = Feldchen, mit verein- Neocom (Urgon). Spanien, Portu- zelten Knoten verziert; a — Area. E gal, Columbien. Tr. daedalea Sow. Cenoman. England, Frankreich. Tr. quadrata Ag. (Fig. 252 A, B). Cenoman. Frankreich. L] I. Thierreich.— VII. Mollusca. — 1. Klasse: Lamellibranchiata. Schizodonla. 255 E. Costatae (Fig. 253). Schale mit einfachen, concentrischen Rippen be- deckt, von der Area durch eine gekerbte Randkante geschieden. Area mit radialen und feinen, concentrischen Rippen. Die Ungleichheit der beiden Klappen durch den weiteren Zwischenraum zwischen den Rippen der Seite und der Arealkante in der linken, den kleineren in der rechten aus- geprägt (Fig. 253). Schliessen sich an die Myophoriae costatae (p. 252) an. Vom Lias bis in die untere Kreide, hauptsächlich im Dogger und Malm. Tr. infracostata Lye. Unterer Lias. Spanien, Tr. similis Ag. Unterer Dogger (Opalinus-Sch.). Elsass. Tr. costata Sow. (Fig. 253). Mittlerer und oberer Dogger. Mitteleuropa. Tr. elongata Sow. Callovien und Oxford. Mitteleuropa. Tr. monilifera Ag.) Tr. papillata Ag. | Tr. carinata Ag. Untere Kreide. Mitteleuropa. Oxford und Kimmeridge. Mitteleuropa. Fig. 253. A—B Trigonia costata Sow. Mittlerer Fig. 254. Trigonia gibbosa Sow. Ansicht ge- Dogger. Süddeutschland. Schale gegen die linke gen die linke Klappe. Oberer Malm (Portland Klappe gesehen. Oolite). Pisbury, England. F. Glabrae (Fig. 254). Schale oval, oft nach hinten stark verlängert. Wirbel vom Vorderrande entfernt. Die concentrischen, oft etwas geknoteten Rippen setzen nicht auf die undeutlich abgetrennte Area fort (Fig. 254). Diese Gruppe schliesst an die Myophoriae laeves und M. carinatae an. Lias — Untere Kreide. Tr. Lingonensis Dum. Mittlerer Lias. England, Frankreich. Tr. gibbosa Sow. (Fig. 254 L . x = 22 i rezss] Oberer Malm (Portland). Nordfrankreich, England. Tr. Damoni de Lor. j = Tr. longa Ag. Neocom. Europa, Südamerika. Tr. excentrica Park. Cenoman. England, Frankreich. 3). G. Scabrae (Fig. 2 Dreiseitiger bis halbmondförmiger Umriss. Wirbel stark hervorragend und zurückgebogen. Oberrand ausgebuchtet. 256 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 1. Klasse: Lamellibranchiata. Heterodonta. Area meist redueirt. Die geknoteten Rippen setzen oft bis auf das Feldchen fort (Fig. 255 A fe, D’fe). Nur in der Kreide. Tr. Vectiana Lye. Aptien. England, Frankreich, Schweiz. Tr. caudata Ag. Neocom. England, Frankreich, Schweiz, Spanien, Tr. ornata d’Orb. Oberes Neocom (Urgon). England, Frankreich Schweiz. KSch.gez Fig. 255. Trigonia scabra Lmk. Turon. Uchaux, Dep. d. 1. Vaucluse, Linke Klappe. A von aussen. a = untere Grenze der Area; «a' — Mittelfurche der Area; fe = Feldchen. B von innen. m = vor- derer Muskeleindruck, nach innen durch eine Leiste (!') begrenzt; » = hinterer Muskeleindruck; fn = Fussmuskeleindruck; mi = Mantellinie; nzı = vorderer, mz; = hinterer Leistenzahn; m=z2 = mittlerer Dreieckszahn ; ik — Innenkante, der Mittelfurche der Area entsprechend. € Wirbel und Schloss von vorn. mz2 = Vorderseite des Dreieckszahns; mzı = vorderer Leistenzahn. D Wirbel und Schloss von hinten. a = Area; fe = Feldchen; mzg = Hinterseite des Dreieckszahns; mz; = hinterer Leisten- zahn; /p = Ligamentplatte; ak = Arealkante. Tr. aliformis Park. Cenoman. England, Schweiz. Verwandte Formen in der un- teren Kreide Südamerikas. Tr. sulcataria Lmk. Cenoman. England, Frankreich. Tr. scabra Lmk. (Fig. 255 A—D). Turon. Frankreich. Tr, limbata d’Orb. Unteres Senon. Frankreich. Tr. erenulata Lmk. Cenoman. Frankreich. Viele nahestehende Formen in der oberen Kreide. H. Pectinatae. Radiale Rippen. Area nur undeutlich von der Schale geschieden. Tertiär und Lebend. Tr. pectinata Lmk. Tertiär und Lebend. Australien. 5. Ordnung Heterodonta. Die Schalen der Heterodonta zeigen eine grosse Mannigfaltigkeit der äusseren Gestaltung. Sie sind theils gleichklappig, theils ungleichklappie. Das Ligament liegt meist äusserlich, selten innerlich. Das Schloss setzt sich im normalen, d.h. nicht redueirten Zustande, aus den abwechselnd in den beiden Klappen gestellten, unter dem Wirbel gelegenen Hauptzähnen und den randlich gestellten Seitenzähnen zusammen, deren Zahl in jeder Klappe stets eine geringe (I—6) ist. Jedem Zahne I..Thierreich. — VII. Mollusca. — 4. Klasse: Lamellibranchiata. Heterodonta. 2957 in der einen Klappe entspricht eine Zahngrube in der anderen und um- gekehrt. Dabei greifen die Zähne derart in einander, dass kein todter Raum zwischen denselben bleibt und dass zwei benachbarte Zähne der- selben Klappe stets durch einen Zahn der anderen Klappe getrennt wer- den (Fig. 256 B, C). Häufig verschwinden die Seitenzähne ganz, und auch die Hauptzähne können in seltenen Fällen vollständig redueirt werden. Da die Ausbildung der Schlosszähne selbst bei sonst nahestehenden Formen sehr verschieden sein kann, ja mitunter bei einer und derselben Art, je nachdem die rechte oder linke Klappe festwächst die Bezahnung wechselt, Fig. 256. Tellina crassa Penn. Miocän. Wiener Becken. Eine heterodonte Muschel mit normalem Schloss. In der rechten Klappe (B) befinden sich unter dem Wirbel 2 Hauptzähne, ein vorderer (mz'ı) und ein hinterer (mz'). In die Grube zwischen beiden passt der vordere Hauptzahn der linken Klappe (€ mzı), während der hintere Hauptzahn der linken (C'mz:) in die Grube hinter dem hinteren Haupt- zahn (mz'2) der rechten Klappe eingreift. Das Schloss der rechten Klappe besitzt jederseits einen leistenförmigen, dem Schalenrande parallelen Seitenzahn (B v=:' = vorderer, hz' = hinterer). Der vor- dere (B vg‘) greift in eine Grube über dem vorderen Seitenzahne der linken Klappe (C vz), der hintere in eine Grube unter dem hinteren Seitenzahne der linken Klappe (C' hz) ein. so lässt sich das Schloss nicht als alleiniges Unterscheidungsmerkmal der Familien und Gattungen verwenden, sondern es müssen neben dem allge- meinen Charakter des Schlosses noch andere Kennzeichen zu Hilfe genommen werden. Bei der Mehrzahl der Heterodonta gleichen sich die beiden Klappen bis auf die Bezahnung vollständig, bei einer aberranten Abtheilung derselben, den Chamacea, entwickeln sich dagegen die beiden Klappen sehr verschieden, indem die eine (rechte oder linke) durch Fest- wachsen und Ausdehnung in die Dieke (Unterklappe) viel grösser wird und sich anders gestaltet, als die andere, freie, meist weniger grosse, deckel- artige (Deckelklappe). Man kennt Vertreter der Heterodonta schon vom Silur an, ihre Haupt- entwickelung erreichen sie aber erst inmesozoischen und jüngeren Schichten. Sie kommen theils im Meerwasser, theils im Süsswasser vor. Eintheilung der Heterodonta. 1. Conchacea. Schale im Allgemeinen gleichklappig, meist frei, in seltenen Fällen mit einer Klappe angeheftet. Seitenzähne meist vorhanden (Fig. 256). A. Integripalliata. Mantellinie ohne Mantelbucht (Fig. 257). B. Sinupalliata. Mantellinie mit einer deutlichen Bucht (Fig. 256). 2. Chamacea. Schale dick, (meist stark) ungleichklappig, stets mit einer Klappe, festgewachsen. Ohne Seitenzähne. Hauptzähne meist sehr stark (Fig. 269). Steinmann, Paläontologie. 17 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 4. Klasse: Lamellibranchiata. Heterodonlta. 255 1. Unterordnung Conchacea. Die Eintheilung dieser Gruppe in Sinupalliata und Integripalliata ist keineswegs eine naturgemässe und ganz scharfe, da auch unter den letzteren gelegentlich Formen mit schwach ausgebildeter Mantelbucht (Oyrena) vor- kommen und bei manchen Sinupalliata (Pronoe) eine Bucht kaum angedeutet ist. Doch wird die Uebersicht über die zahlreichen Familien durch diese Eintheilung erleichtert. Die meisten Familien der Conchacea lassen sich nach den Merkmalen der Schale allein nicht scharf begrenzen, da die Be- zahnung sowohl als die Oberflächensculptur grossem Wechsel unterworfen ist. Immerhin dürfte die folgende Tabelle die Bestimmung der typischen Gattungen einigermaassen erleichtern. A. Integripalliata. — Mantellinie im allgemeinen ohne Bucht. Schale meist geschlossen. Ligament nur bei den Crassatellidae innerlich. Seitenzähne | Radialrippen | Sonstige Merkmale Familien Hauptzähne meist fehlend ; wenn vorhan- den, schwach vorn fehlend, hinten vorhanden Wirbel meist stark eingerollt vorhanden 2—3 Cyprinidae | (Fig. 257) | | brackisch oder limnisch vorhanden vornund 23 fehlen Cyrenidae hinten | (Fig. 258) Cardiidae vorhanden vorn und ‚ Wirbel mittel- Pie 959) | 2—2, hinten, selten | vorhanden ständig, Schalen- NOS selten fehlend fehlend rand meist gekerbt vorhanden vorn und SRRRn 8 meist fehlend;|vorderer Muskel- oa | 93—2 hi nic 3 s Lueinidae i 3 inten, nicht wenn vorhan-| eindruck meist Bm len selten den, schwach verlängert | verkümmert | verkümmert ni > Astartidae | vorhanden meist fehlend oder Schalenrand 8.260,261) | 9—3 fehlend vorhanden meist gekerbt = ar. | : meist stark Schale meist dick; ‚ardinidae mei ? | e k £ ee an a vorn und fehlen \accessorische Muskel- 37202) 3 hinten eindrücke fehlen a we | = | | vorhanden vorhanden Wirbelabsenaes Unionidae es Fe selten Süsswasserbewohner; (Fig. 263) f Hle nd fehlend vorhanden accessorische Muskel- | en : eindrücke vorhanden Crassatellidae || selten | Schale dick; | vorhanden fehlen meist Band innerlich (Fig. 264) vorhanden | — | Schalesehrdick, | vorhanden, stark nr fehlen oft etwas ungleich- immer ‚ klappig, höher als i ' breit; Wirbel stark Megalodontidae (Fig. 265) I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 1. Klasse: Lamellibranchiata. Heterodonta, 259 B. Sinupalliata. — Mantellinie mit deutlicher Bucht. Schale häufig klaffend. Ligament fast ausnahmslos äusserlich. Familien Schlosszähne Schale Umriss Sonstige Merkmale stark; zuweilen Seitenzähne solid, geschlossen Veneridae | (Fig. 266,267) \ Mantelbucht meist schmal; Schalenrand häufig gekerbt oval, selten verquert zart; zuweilen \ Seitenzähne Tellinidae (Fig. 268) dünn, hinten etwas klaffend Mantelbucht breit; Schalenrand ungekerbt oval, hinten meist ausgezogen | : € zartundklein;| dünn, vorn ohne Seiten- | und hinten zähne klaflend Solenidae stark ver- quert, schei- denförmig Schlossrand lang und gerade; Schalenrand ungekerbt A. Integripalliata. Fam. Cyprinidae. Schale ziemlich dick, meist gerundet, quer- oder längsoval, gewölbt. Wirbel stark, nach vorn gebogen oder eingerollt. Schloss stark. 2—3 Haupt- zähne und hinterer Seitenzahn meist vorhanden. Mantellinie zuweilen mit schwacher Bucht. Meeresbewohner. Mit Sicherheit erst seit der mesozoi- schen Zeit bekannt. Einige Gattungen ausgestorben. Von den Veneridae nicht scharf geschieden. Cyprina Lmk. (Fig. 257 R, L). Schale ungleichseitig, aufgebläht, ge- rundet, mit concentrischen Anwachs- streifen. Wirbel mässig stark. Rechte Klappe mit 3 (oder 2) Hauptzähnen, von denen der mittlere (e) conisch, der hin- tere (f) lang und schräg. Von den 3 Hauptzähnen der linken Klappe ist ebenfalls der hintere (c) lang und schmal, die beiden anderen (a, b) kurz und dick. Hinterer Seitenzahn jeder- seits (d und g) kräftig. Schalenrand ungekerbt. Bei den geologisch älteren Fig. 257. R, L Cyprina tumida Nyst. Pliocän. Antwerpen. Z linke Klappe, R Schloss der rechten Klappe von innen. a,b, c = vor- derer, mittlerer und hinterer Hauptzahn der linken Klappe in die Zahngruben a’, d', c’ der rechten Klappe passend ; d = hinterer Seiten- zahn, d’ = die demselben entsprechende Zahn- grube in der rechten Klappe; e, f = vorderer und hinterer Hauptzahn der rechten Klappe, in die Zahngruben e', f' der linken passend; 9 = hinterer Seitenzahn der rechten Klappe, unter den entsprechenden Seitenzahn der linken greifend (g')); = Ligamentfeld; m = vorderer, »» = hinterer Muskeleindruck, NTF 360 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 4. Klasse: Lamellibranchiata. Heterodonta. Formen ist zuweilen eine Mantelbucht schwach angedeutet; auch liegt der Wirbel häufig fast mittelständig und die Schale ist dünn. Jura— Gegen- wart, am häufigsten in der Kreide. C. trigonellaris Schl. sp. Unterer Dogger (Opalinus-Sch.). Süddeutschland. C. Brongniarti Rö. sp. CO. nuculaeformis Rö. Sp. ©. cornuta Klöd. sp. C. Ligeriensis d’Orb. Cenoman. Frankreich. C. angulata Sow. Cenoman. England. C. rotundata Br. Oligocän. Mitteleuropa. C. tumida Nyst. (Fig. 257). Pliocän. Nordeuropa. C. islandica Lin. Pliocän und Pleistocän. Nord- und Südeuropa. Lebend in den nordischen Meeren. Oberer Malm (Kimmeridge und Portland). Nord- deutschland, Nordfrankreich, Schweiz, Fam. Cyrenidae. Schale gerundet, oval bis dreiseitig, ungleichseitig oder fast gleich- seitig, mässig dick oder dünn, concentrisch gestreift, mit Epidermis über- zogen. 2 oder 3 Hauptzähne. Vorn und hinten Seitenzähne. Mantellinie zuweilen mit schwacher Bucht. Leben in Teichen, Flüssen und im Brack- wasser. Von der oberen Trias an mit Sicherheit bekannt, vom oberen Jura an häufig. Lebend hauptsächlich in wärmeren Zonen. Cyrena Lmk. (Fig. 258 A—D) (— Corbicula). Mässig dickschalige Mu- scheln mit 3 (oder 2) wenig gespreizten Hauptzähnen in jeder Klappe (C, D) Fig. 258. A—D Cyrena vugosa Sow. sp. Oberes Kimmeridge. Ahlem b. Hannover. A Schale gegen die rechte Klappe gesehen. B Schale von hinten. = Ligament. C Schloss der linken, D der rechten Klappe. mzı—mz; = Hauptzähne der linken, mz'—mz'; = der rechten Klappe; vz = vorderer, hz = hinterer Seitenzahn der linken Klappe; die doppelten Seitenzähne der rechten Klappe sind nicht be- zeichnet; »' = hinterer Muskeleindruck der rechten Klappe. und einem vorderen und hinteren Seitenzahn (C vz, hz) in der linken, je 2 Seitenzähnen in der rechten Klappe (D). Wirbel häufig angenagt. Band äusserlich, stark (3/). Von der Trias an in brackischen und Süsswasser- Ablagerungen, häufig im Wealden, besonders aber im Oligocän. Lebend in Flüssen der wärmeren Klimate. In den europäischen Flüssen die ver- wandte (dünnschalige) Gattung Cyclas häufig. C. rhaetica Leps. Rhätische Stufe. Südalpen. I. Thierreich.— VII. Mollusca. — I. Klasse: Lamellibranchiata. Heterodonta. 261 C. rugosa Sow. sp. (Fig. 2358 A—D). Kimmeridge, Portland und Purbeck. Eng- land, Frankreich, Norddeutschland, Schweiz. C. Mantelli Dnkr. Purbeck-und Wealden. Nordfrankreich, Norddeutschland. C. cuneiformis Fer. Untereocän. Pariser und Londoner Becken. C. semistriata Desh. Oligocän. Frankreich, Belgien, Schweiz, Süddeutschland, sehr häufig im oberoligocänen Cyrenenmergel des Mainzer Beckens. C. (Corbieula) Faujasi Desh. sp. Häufig im miocänen Corbiculakalk des Mainzer Beckens. C. (Corbieula) fluminalis Müll. sp. Pliocän und Pleistocän.. Europa. Lebend. Nord- afrika und Asien. Fam. Cardiidae. Schale längs- oder queroval, aufgebläht, radial berippt. Wirbel her- vorragend, meist mittelständig, wodurch die Schale fast gleichseitig. Schalenrand gekerbt. Zwei, oft gekreuzte Hauptzähne in jeder Klappe, dazu ein vorderer und ein hinterer Seitenzahn. Seit der Silurzeit entwickelt. Die paläozoischen Vertreter (Präcardien) zeichnen sich Fig. 259. A—D Cardium. A C. (Protocardia) Hillanum Sow. Cenoman. Frankreich. Schale gegen die linke Klappe gesehen. Vorn und in der Mitte concentrisch, hinten auch radial berippt. BC. edule Lin. Obermiocän. Gauderndorf, Wiener Becken. Schale gegen die rechte Klappe gesehen. (, D (0. cin- gulatum Gf. Oberoligocän. Loibersdorf, Wiener Becken. © Schloss der linken, D der rechten Klappe. 1, V = Ligamentgrube; mzı, mz2 — Hauptzähne der linken, mz'ı, mz'z = der rechten Klappe; vz, ve! = vordere, hz, hz! = hintere Seitenzähne. durch Dünnschaligkeit und häufig durch den Besitz eines unter dem Wir- bel gelegenen Bandfeldes aus (vgl. Cardiola — p. 238). In mesozoischen und jüngeren Schichten sehr häufig. Zahlreiche lebende Formen in allen Meeren. Cardium Lin. (Fig. 259 A—D). Meist die ganze Schalenoberfläche ra- dial gerippt (B), selten glatt; bei der Untergattung Protocardia Beyr. be- schränken sich die radialen Rippen auf die Hinterseite. Die Seitenzähne der linken Klappe fassen über die der rechten. Die Brackwasserformen der sarmatischen Stufe verlieren z. Th. die Zähne vollständig (Adacna). Von der Trias an, sehr häufig von der Kreide bis zur Gegenwart. 962 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — A. Klasse: Lamellibranchiata. Heterodonta. 0. (Protocardia) rhaeticum Mer. Rhätische Stufe. Alpin und ausseralpin. C. (Protocardia) truncatum Sow. Unterer Dogger (Opalinus-Sch.). Mitteleuropa. ©. (Protocardia) impressum Desh. Neocom. Mitteleuropa. C. (Protocardia) Hillanum Sow. (Fig. 259 A). Cenoman. Mitteleuropa. Nahe ver- wandte Formen in der oberen Kreide in Europa, Kleinasien, Indien, Südamerika. C. eorallinum Leym. Korallenkalk der Oxford-, Kimmeridge- und Tithonstufe in Mittel- und Südeuropa. C. productum Sow. Obere Kreide. Europa. C. porulosum Lmk. Mitteleocän. Mitteleuropa. C. eingulatum Gf. (Fig. 259 C, D). Oligocän. Mitteleuropa. C. multicostatum Brocch. Miocän. Europa. C. hians Brocch. Miocän — Lebend. Europa. C. edule L. (Fig.259 B). Miocän — Lebend. Häufig in allen europäischen Meeren; auch brackisch. C. groenlandieum Lin. Rliocän und Pleistocän. Nordeuropa. Lebend in den arkti- schen Gewässern. Adaena Eichw. Schale querverlängert, ungleichseitig. Brackwasser. Zähne ver- kümmert. C. (Adacna) sociale Krauss. Miocän. Süddeutschland. 0. (Adacna) obsoletum Eichw. Sarmatische Stufe. Osteuropa. C. (Adacna) edentulum Desh. | Congerienstufe. Ost- C. (Adacna) conjungens Partsch und zahlreiche andere Arten| europa. Fam. Lueinidae. Von den Cardiidae durch die wenig vorstehenden Wirbel, die meist geringe Aufblähung der Schale, die Seltenheit der Radialrippen und durch den meist bandförmig verlängerten vorderen Muskeleindruck unterschieden. Haupt- und Seitenzähne vorhanden oder fehlend. Diese Familie enthält neben einigen ausgestorbenen, mesozoischen Gattungen hauptsächlich tertiäre und lebende Formen. Bereits vom Silur an kennt man die typische Gattung: Lucina Brug. Linsenförmig, meist flach; aussen glatt oder concentrisch gestreift, selten mit radialen Rippen. Lunula wohl entwickelt. Band ver- längert, stark vertieft, zuweilen fast innerlich. In paläozoischen und meso- zoischen Schichten nicht häufig; zahlreiche tertiäre und lebende Arten. L. prisca His. sp. (Leth. pal., t. 14, Fig. 2). Obersilur. Nordeuropa. L. proavia Gf. (Leth. pal., t. 29, Fig. 5). Mitteldevon. Eifel. Unterdevon. Nord- amerika. L. plana Ziet. Unterer Dogger (Opalinus-Sch.). Mitteleuropa. L. gigantea Desh. Mitteleocän. Pariser Becken. L. columbella Lmk. Miocän. Mittel- und-Südeuropa. L. divaricata Lin. Lebend. Mittelmeer, England. Fam. Astartidae. Schale solid, meist ungleichseitig, eoncentrisch oder radial berippt. Wirbel gerade oder nach vorn gebogen. Bezahnung ähnlich wie bei den 1, Thierreich, — VII. Mollusca. — 1. Klasse: Lamellibranchiata. Heterodonta. 263 Cyprinidae. 2—3 Hauptzähne. Vordere Seitenzähne fehlen fast immer, hintere oft. Schalenrand in der Regel gekerbt. Meeresbewohner.: Diese Familie wird im Paläozoicum durch eine Reihe ausgestorbener Gattungen (Prosocoelus, Pleurophorus ete.) vertreten, in mesozoischen Schichten er- reicht sie ihre Maximalentwickelung mit mehreren erloschenen und den jetzt noch lebenden Gattungen Astarte und Cardita. Astarte Sow. (Fig. 260 A—C). Schalen .kreisförmig, oval (4) oder dreiseitig (C), mehr oder weniger stark aufgebläht oder fast flach, fast gleichseitig (C) oder sehr ungleichseitig (4). Oberfläche stets eoncen- trisch gestreift oder regelmässig berippt, ohne Radialseulptur. Haupt- zähne meist 2 in jeder Klappe (4). Seitenzähne fehlen. Vom Silur an, häufig in Jura, Kreide und Tertiär. Etwa 20 lebende Arten in den kühleren Meeren. A. triasina Schl. sp. Muschelkalk. Deutschland. A. Voltzi Hön. (Fig. 260 C). Unterer Dogger (Torulosus-Sch.). Mitteleuropa. A. elegans Sow. \ A. obligua Desh. (Fig. 260 A)| A. depressa Gf. Oberer Dogger. Mitteleuropa. A. supracorallina d’Orb. (Fig.260 B). Unteres Kimmeridge (»Astartien«). Mittel- europa. A. Beaumonti Leym. Mittelneocom. Frankreich. A. Kickxü Nyst. Oligocän. Mitteleuropa. A. borealisChem.sp. Pliocän u. Pleistocän. Nordeuropa. Lebend. Nordische Meere. Mittlerer Dogger. Mitteleuropa. Fig. 260. Astarte. A. obligua Desh. Mittlerer Dogger. Bayeux, Calvados. Linke Klappe voninnen. x’ = vor- derer, y' = hinterer Hauptzahn; p' = Zahngrube für den grossen Hauptzahn der rechten Klappe; b = Band- feld; m’ = vorderer, n! — hinterer Muskeleindruck. B A. supvacorallina d’Orb. Unteres Kimmeridge Fig. 261. Cardita crenata Mustr. Kar- (Astarten-Sch.). Dep. de la Meuse. C A. Voltzi Hön. nische Stufe (Cassianer Sch.). Südtirol. Unterer Dogger (Torulosus-Sch.). Silzklamm, Unter- Gegen die rechte Klappe (links) und von elsass. s = linke Klappe von aussen, s' = von innen. oben (rechts) gesehen. Yı. Cardita Brug. (— Venericardia) (Fig. 261). Von Astarte durch die vorherrschend radiale Berippung und das häufige Auftreten eines hinteren Seitenzahnes unterschieden... Hauptzähne schief. Schale dick. Von der Trias an, häufig im Tertiär und in der Gegenwart (in allen Meeren'. C. crenata Mnstr. (Fig. 261). Karnische Stufe (Cassianer Sch.). Alpen. »Cardita- Schichten«. C. tenuicosta Fitt. sp. Gault. England, Frankreich. 364 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 1. Klasse: Lamellibranchiata. Heterodonta. CO, pecetuneularis Lmk. Untereocän. Pariser Becken. C, planieosta Desh. Mittel- und Obereocän. Mitteleuropa, Alabama. 0. Jouanneti Bast. Miocän. Mitteleuropa. C. calyeulata Brug. Lebend. Mittelmeer. Fam. Cardinidae. Die Schalen der typischen Gattung Cardinia sind im Umriss dreiseitig oder oval, kurz oder stark verquert, solid, mit starkem Schloss; Hauptzähne schwach, Seitenzähne stark ausgeprägt. Bei der älteren Gattung Anoplo- phora verschwinden die Zähne fast ganz. Wirbel weit nach vorn gerückt. Hinterer Muskeleindruck einfach; Fussmuskeleindrücke daneben fehlen. Marine, auch wohl brackische Formen, auf Trias und Jura beschränkt. Cardinia Ag. (Fig. 262 A—(). Dickschalige, wenig aufgeblähte, drei- seitige bis ovale Muscheln mit kleinen, nach vorn gelegenen, spitzen Wir- beln. Vorderseite unter den Wirbeln zu einer Lunula (B Zu, CO Zw) vertieft. Fig. 262, A—C Cardinia hybrida Ag. Unterer Lias. England. 4 Schale gegen die linke Klappe ge- sehen, B Schloss der linken, € der rechten Klappe. m, m! = vordere, n, n' = hintere Muskelein- drücke; Z = Ligamentfeld; Ix, la! = Lunula; hz = hinterer Seitenzahn der linken Klappe in eine hintere Grube (Ag') der rechten eingreifend; vz' = vorderer Seitenzahn der rechten Klappe in eine vor- dere Grube (vg) der linken eingreifend. Rechte Klappe mit einem starken vorderen (C vz’), linke mit einem hin- teren (B’hz) Seitenzahn. In der rechten Klappe ein wenig hervorragender Hauptzahn. Trias und Jura, am häufigsten in den Angulaten-Schichten des unteren Lias. C. concinna Sow. Sp. Unterer Lias, besonders häufig in den An- C. Listeri Sow. Sp. gulaten-Schichten. England, Frankreich, ©. hybrida Sow. sp. (Fig. 262 A—() Deutschland. Die triadische Gattung Anoplophora Sandb. (— Myacites p. 242) unterscheidet sich durch das Fehlen des hinteren Seitenzahnes. Der Schalenumriss ist stets queroval, die Schale nicht sehr diek und die Wir- bel liegen weit nach vorn. In der alpinen und ausseralpinen Trias. Viel- leicht passender zu den Desmodonta zu stellen. 4, lettica Qu. sp. Lettenkohle. Deutschland. I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 1. Klasse: Lamellibranchiata. Heterodonta. 265 Auch die in der Steinkohlenformation vieler Länder und im unteren Perm oft in grossen Mengen, aber meist schlecht erhalten sich findende Gattung Anthracosia King. schliesst sich hier an und ist von der _ vorigen kaum scharf zu unterscheiden. Im Süsswasser. A. carbonaria Gf. sp. Unteres Perm. Saarbrücken. Fam. Unionidae. Schale rundlichoval oder dreiseitig, mit dicker Epidermis bekleidet, zuweilen unregelmässig radial gerippt. Schloss sehr variabel. Häufig starke, oft längsgestreifte, etwas un- regelmässige Hauptzähne und meist Seitenzähne vorhanden (Fig. 263 B). Neben und über dem vorderen Muskel- eindrucke einer oder mehrere accesso- rische (B fm). Hierher gehören die perlenbildenden Teich- und Flussmu- scheln. Als Süsswasserbewohner meist mit abgenagten Wirbeln. Vom Jura an mit Sicherheit bekannt. Unio Retz. (Fig. 263 A, B). Zähne ig. 263. A, B Unio fabellatus Gt. Plio- B n (Co ien-Stufe). Komorn, U En. wohlentwickelt oder fehlend (Anodonta). "Linn Kane 1 von aussen B von Konen. S h 1 > li h R ae f. m = vorderer, n = hinterer Muskeleindruck; chale ziemlich gross, mässıg aulge- 7m = accessorischer Muskeleindruck; mzı = = . B ser > vorderer, mz2 = hinterer Hauptzahn ; hzu = bläht. Wirbel meist weit nach vorn EntaracN hzo = oberer Knete Seitenzahn, 3 . . zwischen beiden die Zahngrube für den Sei- gerückt. Muskeleindrücke vertieft. ren de een Vom Jura an in Süsswasserbildungen nicht selten, im Tertiär und in der Gegenwart sehr häufig und über die ganze Erde verbreitet. U. porrectus Sow, Untere Kreide (Wealden). England, Norddeutschland. U. priscus M. & H. sowie zahlreiche andere Arten an der Grenze von Kreide und Tertiär (Laramie-Gruppe) in Nordamerika. U, Solandri Sow. Unteroligocän. England, Frankreich. U, flabellatus Gf. (Fig. 263 A, B). Obermiocän. Süddeulschland, Schweiz, Süd- frankreich, Südosteuropa (Congerien-St.). U, atavus Partsch. Pliocän (Pontische Stufe). Osteuropa. Nebst zahlreichen an- deren Arten. U. batavus Nils. Diluvium und Gegenwart. Europa. Fam. Crassatellidae. Die Glieder dieser Familie sind an der inneren Lage des Ligamentes leicht zu unterscheiden. Die Schalen gleichen im Habitus und in der Be- zahnung der Gattung Astarte. Die dickschalige Muschel hinten abgestutzt; 266 -I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 1. Klasse: Lamellibranchiata. Heterodonta. die Muskeleindrücke liegen vertieft. Seitenzähne fehlen meist. Von der Kreide an, hauptsächlich tertiär und lebend. Wenige Gattungen. Crassatella Lmk. (Fig. 264). Schale hinten oft ausgezogen und mit einer schräg nach hinten laufenden Kante. Oberfläche eoncentrisch ge- Fig. 264. Crassatella ponderosa Nyst. Mitteleocän. Paris. Linke Klappe von aussen (rechts) und von innen (links). Das Ligament liegt in der dreieckigen Grube hinter den Hauptzähnen. Y/ı. streift. Lunula deutlich. Schalenrand glatt oder gekerbt. Kreide — Gegenwart, am grössten und häufigsten im Eocän und Miocän. C. macrodonta Sow. sp. Senon (Hippuritenkreide). Südfrankreich, Salz- kammergut. C. ponderosa Chem. sp. (= plumbea Lmk.) (Fig. 264). Milteleocän. Europa. C. concentrica Duj. Miocän. Mitteleuropa. Fam. Megalodontidae. Dickschalig, meist höher als breit, herzförmig, mit starkem Wirbel und breiter Schlossplatte, häufig etwas ungleichklappig. Hauptzähne bogig gekrümmt, meist getheilt. Seitenzähne fehlen. Vorderer Muskeleindruck Fig. 265. A—C Megalodon. A, B M. cucullatus Gf. Mitteldevon (Stringocephalenkalk). Paffrath bei Cöln. A linke, B rechte Klappe von innen. m, m’ = vorderer, n, 2 = hinterer, auf einer Längsleiste (l, U) gelegener Muskeleindruck; b, b' = Bandfeld; x, y = vorderer und hinterer Hauptzahn der linken, x, y' = der rechten Klappe. € M. triqueter Wulf. sp. Karnische Stufe (Dachsteinkalk). Bleiberg, Kärnten. Steinkern von vorn gesehen. schmal, gebogen und tief, hinterer auf einer Längsleiste. Ausgestorbene Familie, vom Devon bis in den Jura reichend, Maximalentwickelung in der Trias. Wenige Gattungen. Hieran schliessen sich die Ohamacea (p. 269). I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 1. Klasse: Lamellibranchiata. Heterodonla. 267 Megalodon Sow. (Fig. 265 A—0). Schale von der Seite gesehen dreieckig, von vorn herzförmig (C), mit nach vorn eingerollten Wirbeln, nur mit concentrischen Streifen bedeekt. Zwei, häufig getheilte und wul- stige Hauptzähne in jeder Klappe. Zuweilen ein hinterer Seitenzahn ent- wickelt. Wegen der ausserordentlichen Breite der Schlossplatte treten auf Steinkernen (C) die Wirbel weit heraus. Vom Devon bis in den Lias, sehr häufig in der alpinen Trias. M. eueullatus Gf. (Fig. 265 A, B). Häufig im englischen und rheinischen Mittel- devon. M. triqueter Wulf. sp. (Fig. 265 C) nebst mehreren verwandten Arten in der kar- nischen und rhätischen Stufe der Alpen häufig (»Dachsteinbivalve«) ; auch in Indien. M. pumilus Gmb. Lias (Graue Kalke). Südtirol, Venetien, Frankreich, Portugal. B. Sinupalliata. Fam. Veneridae. Schale solid, geschlossen mit concentrischer oder auch radialer Skulptur, oval oder kreisförmig, selten stark verquert. 2—3 starke Hauptzähne, zuweilen Seitenzähne. Wirbel ziemlich stark. Mantelbucht in der Regel vorhanden, nicht ausgeweitet, seltener fehlend. Mit den Cyprinidae (p. 259) nahe verwandt. Seit dem Jura entwickelt, in der Tertiärzeit und Gegenwart dominirend. Venus L. (Fig. 266 A—C). Schalenverzierung sehr man- nigfaltig. Lunula meist ent- wickelt. Schloss stark, jeder- Zum ,4 zehn Klapng yon aussen. en ala seits mit 3 divergirenden a RE en, Hauptzähnen (C mz, —mz;), Fig. 266. Venus maltilamella Lmk. Miocän. Wiener mb = Mantelbucht; k = Kerben des Schalenrandes. zuweilen mit einem kleinen, knopfförmigen Lunularzahn vor dem ersten Hauptzahn (mz,). Schalen- rand in der Regel fein gekerbt (B%). Vom Jura an, häufig im Tertiär, besonders aber in der Gegenwart (in allen Meeren). V. texta Lmk. Mittel- und Obereocän. Mitteleuropa. Y. umbonaria Lmk. Oligocän — Pliocän. Miltel- und Südeuropa. V. multilamella Lmk. (Fig. 266 A—C V. cineta Eichw. V. plicata Gmel. Miocän und Pliocän. Europa. Lebend im indischen Ocean. V. casina Lin. Pliocän und lebend. Europa. V. mercenaria Lin. Lebend. Atlantische Küsten Europas und Nordamerikas. \ Miocän. Mittel- und Südeuropa.. 368 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 1. Klasse: Lamellibranchiata. Heterodonta. Cytherea Lmk. (— Meretrix) (Fig. 267). Unterscheidet sich von Venus durch die starke Ausbildung des vorderen, queren Seitenzahnes in der linken Klappe (vz) und durch das ständige Fehlen der Schalen- kerbung. Zuweilen auch ein hinterer Seitenzahn angedeutet. Mantelbucht (mb) meist tiefer als bei Venus. Geologische Ver- breitung wie Venus; die Maximal- entwickelung fällt aber in das Eogen. €. ovalis Gf. sp. \ Mitteleocän. Fig. 267. Cytherea Pedemontana Ag. Miocän. Grund, Wıener Becken. Linke Klappe von innen. vz = vor- C. semisulcata Lmk.| Europa. derer Seitenzahn (Lunularzahn); maı—mz;3 = Haupt- zähne; 1 = Bandgrube; mb — Mantelbucht; m = C. inerassata Sow. sp. Oligocän. vorderer, » = hinterer Muskeleindruck.; Europa. ©. Pedemontana Ag. (Fig. 267). Miocän, Europa. C. Chione Lin. Pliocän — Lebend. Europa. Fam. Tellinidae. Schale meist dünn, quer verlängert, hinten meist ausgezogen und ein wenig klaffend. Wirbel klein. Zähne zart, höchstens 2 Hauptzähne und meist ein hinterer und vorderer Seitenzahn ausgebildet. Mantelbucht tief und ausgeweitet. Schalenrand ungekerbt. Die beiden Klappen sind meist Br U “ab Fig. 268. A—C Tellina erassa Penn. Miocän. Wiener Becken. A rechte Klappe von aussen. f = Falte nach hinten ziehend. B dieselbe von innen. C Schloss der linken Klappe. m' = vorderer, n’ = hinterer Muskeleindruck ; mb' = Mantelbucht (erweitert); oz, v2’ = vordere, hz, hz' = hintere Seiten- zähne ; mzı—mze, mz'ı—mz'z = Hauptzähne; 7 = Bandfeld. ein wenig ungleich. Vom Jura an, sehr häufig im Tertiär und in der Gegenwart. Tellina L. (Fig. 268 A—C) Hinterseite der Schale von der Seiten- mitte durch eine Falte (A f) getrennt, oft kürzer als die Vorderseite. Wir- bel fast mittelständig. Mit concentrischen Streifen, seltener radial, ver- ziert. Lunula fehlt. Seitenzähne der rechten Klappe (B vr’, hz’) stärker als die der linken (C vs, hz). Vom Jura an, in der Kreide noch spärlich, später sehr häufig. Mehrere hundert Arten lebend in allen Meeren. I. Thierreich. — VII. Molluseca. — 1. Klasse: Lamellibranchiata, Heterodonta. 269 T. semiradiata Math. Turon und Senon. Mitteleuropa. T. rostralis Lmk. Mitteleocän. Mitteleuropa. T. Nysti Desh. Oligocän. Mitteleuropa. T. crassa Penn. (Fig. 268 A—() : ST SE Ge Miocän — Lebend. Europa. T. donaeina Lin. J \ Fam. Solenidae. Diese Familie umfasst scheidenförmig quer verlängerte, vorn und hinten klaffende Muscheln mit kaum sichtbaren Wirbeln und sehr schwachen Hauptzähnen. Seitenzähne fehlen. Bereits seit der paläozoi- schen Zeit vorhanden. Die Stellung dieser Familie ist noch nicht ge- sichert. Die bekannteste Gattung ist: Solen L. Wirbel am Vorderende der scheidenförmigen Schale ge- legen. Oberfläche nur mit concentrischen Anwachsstreifen. Linke Klappe mit 2 hakenförmigen Zähnen, rechte mit einem. Tertiär und Gegen- wart. Zahlreiche lebende Arten in fast allen Meeren. S. obliquus Sow. Mittel- und Obereocän. England, Frankreich. S. vagina Lin. Miocän — Lebend. Europa. S. subfragilis Eichw. Neogen (Sarmatische Stufe). Osteuropa. Der Form nach nahestehende Muscheln kennt man schon vom Devon an, z. B. (?) S. pelagieus Gf. Mitteldevon. Eifel. 2. Unterordnung Chamacea. Von den Conchacea unterscheiden sich die Chamacea durch die Un- gleichheit der beiden, meist sehr dickschaligen Klappen, eine Folge des Festwachsens der einen derselben, ferner durch die sehr poröse Struetur der äusseren (prismatischen) Schalenschicht, welche meist eine bedeutende Dicke besitzt und aus parallel der Schalenoberfläche gestellten Prismen besteht. Die festgewachsene — rechte oder linke — Klappe übertrifft die freie durchgängig an Grösse und ist häufig anders gestaltet als die freie, oft deckelförmige (vgl. Fig. 270). Im letzteren Falle wählt man für die Betrachtung der Schale eine andere Stellung als gewöhnlich, nämlich derart, dass man die grössere Klappe (s) mit der Spitze nach unten richtet und dass die Deckelklappe (s’) nach oben zu liegen kommt (Fig. 270). Die eine der beiden Klappen besitzt meist 2 (seltener I) Schloss- zähne (Fig. 269 A x, y) und eine zwischen denselben gelegene Zahn- grube (p’) zur Aufnahme des einzigen Zahnes der anderen Klappe, welch’ letztere 2 (1) Zahngruben zu beiden Seiten dieses Zahnes aufweist (Fig. 277 B x,y). Der Vorderzahn der zweizähnigen Klappe (Fig.269 A) 370 .1. Tbierreich. — VII. Mollusca. — 4. Klasse: Lamellibranchiata. Heterodonta. liegt auf der Schlossplatte in einiger Entfernung vom Schalenrande, der meist verlängerte Hinterzahn (y') dem Schalenrande und dem Ligament genähert. Als normale Formen werden diejenigen bezeichnet, welche mit der linken Klappe festgewachsen sind (Fig. 272), als inverse solche, Fig. 269. Plagioptychus Angwilloni d'YOrb. Oberes Turon (Hippuritenkreide). Le Beausset, Var. A linke, kleinere (zweizähnige) Klappe von innen. m’ = vorderer, x" — hinterer Muskeleindruck, letzterer nach innen durch eine Muskelleiste (s') begrenzt; x’ = vorderer, 3' = hinterer (randlicher) Schlosszahn, über welchen die innerliche Ligamentgrube beginnt und als schmale Furche dem Schlossrande parallel ver- läuft; p' = Zahngrube. B Schale gegen die linke (kleinere) Klappe (s') gesehen; s = grössere Klappe mit äusserem, vom Schlossrande bis nach dem Wirbel verlängertem Ligament (d). © Querschnitt durch die linke Klappe, um die radialen Canäle der inneren Schalenschicht (4, k) zu zeigen, welche an verwitterten Stücken von aussen sichtbar sind (Ak, Bk). bei denen das umgekehrte Verhältniss statt hat (Caprinidae — Fig. 269, Hippuritidae — Fig. 270).” Meist erfolgt das Festwachsen mit grosser Re- gelmässigkeit, nur bei der ältesten Gattung Diceras und bei der jüngsten Gattung Chama kommen normale und inverse Formen neben einander selbst bei ein und derselben Art vor. Die Zähne sind kräftig und bei den For- men mit äusserem Ligament meist stumpf und gebogen (Fig. 269 A x’, y'). Seitenzähne fehlen stets. Die Mantellinie ist stets ganz. Die Mus- keleindrücke sind meist gross, der hintere liegt gewöhnlich auf einer starken Muskelleiste (Fig. 269 A n’), wie bei den Megalodontidae (p- 266). Fig. .270. Biradiolites cornupa- storis d'Orb. Mittleres Turon (Hip- Die ältesten, wenig ungleichklappigen 'itenkreide). Südfrankreich. s= m Inn ; Pehte, festgewachsene Klappe mit Formen der Conchacea (Diceras — Jura) 2 engberippten Streifen, einem breiten‘ (fund einemischmälerenı Schliessen sich” an triadische und jurassische en ee) Gattungen der Megalodontidae enge an. Sie sind wie jene durch hornartig gewundene, vom Schalenrande sich entfernende Wirbel (Fig. 271 A) ausgezeichnet. Aehnliche, aber mehr ungleiehklappige Gattungen mit normaler An- heftung (Regqwienia ete.) finden sich in der Kreide; an diese schliesst sich I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 1. Klasse: Lamellibranchiata. Heterodonta. 271 die einzige tertiäre und lebende Gattung Chama an, welche meist eine normale, seltener eine inverse Anheftung zeigt. — Familie Cha- midae. Ein zweiter, bisher nur aus der Kreide bekannt gewordener Zweig enthält ausschliesslich inverse (mit der rechten Klappe angeheftete) Formen, deren Wirbel z. Th. wenig oder gar nicht eingerollt sind und deren Schalen durch ihre Dicke, Ungleichklappigkeit und durch das in denselben verlaufende Ganalsystem nur noch sehr wenig Aehnlichkeit mit normalen Muscheln aufweisen. Bei den aberrantesten Formen, den Hippu- ritidae oder Rudistae, wird das Ligament innerlich oder verschwindet ganz. Im letzteren Falle geschieht das Schliessen der Schale nur noch durch Muskeln. — Familien : Monopleuridae, Caprinidae, Hippuritidae. Die ca. 20, meist eretaceischen Gattungen, welche man unterschieden hat, vertheilen sich in mehrere Familien. Die wichtigsten Gattungen lassen sich folgendermaassen trennen: A. Schale meist mit der linken, seltener mit der rechten Klappe festgeheftet. — Normale Formen. Wirbel stets gekrümmt oder eingerollt. Schale ohne Canäle. Ligament äusserlich. Fam. Chamidae. a. Schalenoberfläche glatt oder concentrisch gestreift. Hintere Muskelleiste in einer oder in beiden Klappen. «. Beide Klappen convex, meist hornartig gewunden (Fig. 271) Diceras. ß. Rechte (Deckel-)Klappe flach oder, wenn erhöht, mit concaver Aussenfläche (Fig. 272) Requienia. b. Schalenoberfläche blätterig oder stachelig. Muskelleisten fehlen (Fig. 273) Chama. B. Schale stets mit der rechten Klappe festgeheftet. — Inverse Formen. Wirbel gekrümmt oder gerade. Schale oft mit Canälen. Ligament äusserlich, innerlich oder fehlend. a. Ligament ganz oder z. Tb. äusserlich, meist in einer zum Wirbel ziehen- den Falte. ce. Schale dünn oder mässig dick, ohne Canäle (Fig. 274). Fam. Monopleuridae. Monopleura. 3. Schale dick. Die kleinere, zuweilen auch die grössere Klappe mit Längscanälen (Fig. 275). Fam. Caprinidae. Plagioptychus. b. Ligament innerlich oder fehlend. Beide Muskelansätze der kleineren (linken) Klappe zu vorstehenden Apophysen (Fig. 277 A m’, n’) verlängert, Wirbel gerade oder schwach gebogen. Fam. Hippuritidae. «. Rechte (grössere) Klappe mit einer inneren Ligamentfalte (Fig. 277 B p) und 2 Pfeilern (g,.”) hinter derselben. Hippurites. 3. Rechte Klappe nur mit Ligamentfalte (Fig. 280 B !).oder ohne Liga- ment und Pfeiler. Linke Klappe nicht von radialen Canälen durch- zogen, Radiolites. 272 1. Thierreich. — VII. Mollusea. — A. Klasse: Lamellibranchiata. Heterodonta, A. Normale Formen. Fam. Chamidae. Die Familie beginnt im Jura und reicht bis in die Gegenwart. Diceras Lmk. (Fig. 271 A, B). Schale dick, ungleichklappig, mit dem Wirbel der grösseren, gewöhnlich linken, seltener rechten Klappe festge- heftet. Wirbel vom Schalenrande entfernt, nach vorn und seitlich ge- krümmt oder eingebogen (A). Ligament am Schalenrande gelegen und von dort jederseits nach vorn einen Zweig bis zur Wirbelspitze entsendend (B b’). Schlossplatte und Zähne stark. Einzähnige Klappe bald festge- wachsen, bald frei, mit einem ohrförmigen Zahne (B x’), einer kleineren, vorderen (unterhalb des Zahnes gelegenen) und einer hinteren, gebogenen Zahngrube. Zweizähnige Klappe mit einem kleinen vorderen (unteren) 4 12 N Fig. 271. Diceras arietinum Lmk. Oxford. St. Mihiel, Meuse. A Schale von vorn gesehen, Die rechte (bei dieser Stellung linke), grössere Klappe ist festgeheftet. B linke Klappe von. innen. D’ = Bandfurche; m’ = vorderer, n’ = hinterer Muskeleindruck, letzterer durch eine Muskelleiste gestützt; x = ohrförmiger Zahn, die vordere kleinere Zahngrube umschliessend, nach hinten durch die lange, gebogene, hintere Zahngrube begrenzt. und einem starken, oft nach aussen gebogenen, dem Schlossrande paral- lelen, hinteren Zahne; zwischen beiden eine ohrförmige Zahngrube. Hin- terer (B n’), zuweilen auch vorderer Muskeleindruck (m’) durch eine in das Innere der Schale sich fortsetzende Muskelleiste gestützt, die auf dem Steinkerne eine entsprechende Furche zurücklässt. Erheben sich die Muskeleindrücke bis zur Höhe der Schlossplatte, so fallen die Muskel- leisten und demgemäss die Furchen auf dem Steinkerne fort. Die Hauptmasse der Schale besteht aus dichter, porzellanartiger Kalk- substanz, die lockere, prismatische Oberflächenschicht ist nur selten er- halten. Diese Gattung ist bezeichnend für die Korallenbildungen des Oxford, Kimmeridge und Tithon in Mittel- und Südeuropa (»Dice- raskalked«). D. arietinum Lmk. (Fig. 271 A, B). Häufig im Oxford \Corallien«), bis in das Tithon reichend. D. Muensteri Gf. Kimmeridge und Tithon, D. Escheri d. Lor. \ D. Luci Dir. nanlatan: I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 4. Klasse: Lamellibranchiata. Heterodonta. 273 Aehnliche, aber inverse und durch eine andere Lage der hinteren Muskelleiste ausgezeichnete Formen finden sich in der oberen (Hippuriten-)Kreide Südeuropas (Bayleia). Requienia Math. (— Caprotina) (Fig. 272). Stets mit der linken grösseren, hornartig gewundenen Klappe (s’) festgeheftet. Rechte Klappe (s) sehr vielkleiner als die linke, spiral eingerollt, häufig deckelförmig, mit concaver Oberfläche. Ligament wie bei Diceras. Schlosszähne deutlich (Touwcasia) oder fast obsolet. Hintere Muskelleiste, auf der Oberfläche durch eine spirale Furche angedeutet, nur in der linken Klappe oder in beiden (Toucasia). In der Kreide, besonders häufig im Urgon (Schratten- oder Caprotinenkalk) Südeuropas und der Alpen. Ze among GSP. \ Urgon, Nordalpen, Südfrankreich. R. (Toucasia) carinata Math. J R. Lonsdalei Sow. sp. Urgon. Südfrankreich, England. Fig. 272. Requienia ammonia Gf. sp. Fig. 273. Chama distans Desh. Untereocän (Sables infe- Untere Kreide: Urgon. Orgon, Bouches rieures). Cuise-la-Motte, Pariser Becken. «= rechte, freie du Rhöne. s = rechte (Deckel-)Klappe; Klappe von aussen; b = dieselbe voninnen; c = linke, s' = linke, festgeheftete Klappe. grössere, festgeheftete Klappe von innen, Chama Lin. (Fig. 273). Meist mit der linken, seltener mit der rechten Klappe aufgewachsen. Feste Klappe (c) stets, wenn auch nur wenig grösser als die Deckelklappe (a, b). Oberfläche mit concentrisch ange- ordneten Blättern oder Stacheln verziert (a). Muskeleindrücke nicht durch Muskelleisten gestützt. Vorderzahn der zweizähnigen Klappe (b) schwach oder fehlend. Schale aus 3 verschiedenen Schichten gebildet. Häufig im Tertiär und in der Gegenwart (besonders in den wärmeren Meeren). Ch. distans Desh. (Fig. 273). Untereocän. Pariser Becken. Ch. calcarata Lmk. Mitteleocän. England, Frankreich, Indien, Ch. gryphoides Lin. Miocän, Pliocän. Mittel- und Südeuropa, Lebend, Mittel- meer. Steinmann, Paläontologie. 18 I. Thierreich. — VII. Mollusea. — 1. Klasse: Lamellibranchiata. Heterodonta. 274 B. Inverse Formen. Fam. Monopleuridae. Schale meist mässig dick, sehr ungleichklappig, nicht von Canälen durchzogen. Wirbel eingerollt oder fast gerade. Kleinere (freie) Klappe meist mit 2 fast gleich grossen Zähnen. Ligament äusserlich, bis zu den Wirbeln fortsetzend. In der Kreide Europas und Nordamerikas. Monopleura Math. Fig. 274). Schale glatt oder längsgestreift. Linke (freie) Klappe deckel- oder mützenförmig, mit 2 nahezu gleich grossen Zähnen und einer tiefen mitt- leren Zahngrube. Schlossplatte nach hinten zu einer Leiste verlängert, welche den hin- teren Muskeleindruck trägt (Fig. 274 links). Rechte Klappe verlängert, conisch, meist spi- Fig. 274. Monopleura varians Math. Urgon. Orgon, Bouches du Rhöne. Beide Klappen von innen. Links: linke Klappe mit den 2 gleichen Zähnen und der mittleren Zahngrube. Rechts: grössere, rechte Klappe mit dem starken Mittelzahn und den 2 Zahngruben, ral, mit einem sehr starken, von 2 Gruben umschlossenen Mittelzahn. Hinterer Muskel- eindruck auf einer breiten Platte gelegen (Fig. 274 rechts). Ligament gewöhnlich senkrecht zum Schlossrande gestellt. In der Kreide, besonders häufig im Urgon Südfrankreichs. M. varians Math. (Fig. M. trilobata d’Orb. M. marcida White. Obere Kreide. Nordamerika. Cenoman. Böhmen. M. Marticensis Math. Unteres Senon. Südfrankreich. M. gryphoides Bayle. Oberes Senon. Südfrankreich. Häufiger und in der Kreide Nordeuropas und Westrusslands weit verbreitet ist die verwandte Gattung Gyropleura Douv. Die Schalenober- fläche wird von schuppigen oder stacheligen Rippen verziert. Die Unter- schale ist mit breiter Fläche angewachsen, ihr Schloss nach hinten gerückt, der hintere Muskeleindruck auf die Schlossplatte hinaufgeschoben und durch eine starke Leiste gestützt. +. cenomanensis d’Orb. sp. Cenoman. Frankreich. r. Delaruei d’Orb. sp. Senon. Nordfrankreich. G. Moritzi Stromb. sp. Senon. Norddeutschland. 274 ) Urgon. Südfrankreich. aa Fam. Caprinidae. Schale dick, sehr ungleichklappig. Die Wirbel einer oder beider Klappen eingerollt. Ligamentfurche äusserlich bis fast innerlich. Die innere Schalenschicht der kleineren, zuweilen auch der grösseren Klappe von I. Thierreich. — VII. Mollusca. — !. Klasse: Lamellibranchiata. Heterodonta. 275 D . milie sind auf die obere Kreide beschränkt. Europa und Nordamerika. Plagioptychus Math. (Fig. 275 A—C). Grössere, rechte Klappe (B s) eonisch verlängert, gebogen oder eingerollt, mit äusserer, bis zum Wirbel verlängerter Bandfurche (b). Kleinere Klappe (B s’, A) gewölbt, mit schwach nach vorn gebogenemWirbel und randlichem, am hinteren Schlosszahne (A y') endigendem, halb innerlichem Ligament. Schlossplatte sehr kräftig. Vorder- zahn der kleineren (linken) Klappe (A x’) klein, Hinterzahn (A y') gross, nach auswärts gebogen. Hinterer Muskeleindruck (4 n’) auf einer Apo- physe gelegen und durch eine Leiste (s’) gestützt. Vorderer Muskeleindruck radialen Canälen durchzogen (Fig. 275 Ok). Die 3 Gattungen dieser Fa- Fig. 275. Plagioptychus Aguilloni d’Orb. Oberes Turon (Provencien. A Le Beausset, Var. B, C Gosau, Salzkammergut. A kleinere, linke Klappe von innen. x' = vorderer, y' = hinterer Schloss- zahn; p' —= Zahngrube; m’ = vorderer, n' = hinterer Muskeleindruck, letzterer durch eine Muskelleiste (s') gestützt; k = durch Anwitterung hervortretende Canäle der inneren Schalenschicht. 2° Schale gegen die linke Klappe (s') gesehen. s = rechte, festgeheftete Klappe; b = Bandfurche; k = wie in Fig. A. C Querschnitt durch die kleinere Klappe, um die radialen Canäle (% und k) zu zeigen. (A m’) auf der Schlossplatte. Vorderer Muskeleindruck der rechten Klappe vertieft, hinterer auf einer Platte gelegen. Die dicke Innenschicht der linken Klappe wird von — aussen weiten (C k), innen schmäleren (C h) — Canälen durchzogen, die bei der Verwitterung als radiale Furchen (A %, Bk) erscheinen. In der Hippuritenkreide |Turon und Senon) Südeuropas häufig; auch in Nordamerika. Pl. Aguilloni d’Orb. (Fig. 275 A—C). Gosauschichten. Salzkammergut, Südfrank- reich. Pl. Haueri Tell. sp. Cenoman. Böhmen, Pl. Oreutti White sp. Obere Kreide. Californien. Caprina d’Orb. besitzt in beiden Klappen Canäle. Die freie linke Klappe ist grösser als die rechte. C. adversa d’Orb. Cenoman. Frankreich, Ostalpen, Böhmen. Fam. Hippuritidae (= Rudistae). Die Schalen der Hippuritidae gleichen einem gedeckelten Trichter. Die rechte, festgeheftete Klappe wächst kegelförmig in die Dicke und der Wirbel rückt an die Spitze des Kegels (Fig. 276 As), die linke verflacht 15* 276 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 4. Klasse: Lamellibranchiata. Heterodonta. sich zu einem schwach convexen oder flachen Deckel (A s’). Keine der beiden Klappen ist spiral gewunden, höchstens zeigt die rechte Klappe . eine schwache Krümmung (Fig. 276 As). Die Bandfurche wird von der Schale eingeschlossen und ihre Lage ist im Inneren der rechten Klappe durch eine nach innen vorspringende Falte angedeutet (Fig. 277 Bp) oder sie fehlt gänzlich. Die rechte Klappe (Fig. 277 B) zeigt in der Tiefe einen schmalen, leistenförmigen Zahn zwischen 2 Zahngruben (Fig. 277 Bx—y). Die linke, Deckelklappe besitzt 2 lange, conische Zähne (Fig. 277 A x’—y'); beide Muskeln derselben heften sich an vorspringende Apophysen (m'’—n’). Radiale Canäle in der Deckelklappe wie bei Plagiopty- chus vorhanden. Die Schale ist meist sehr dick. Die äussere, prismatisch-zellige Schicht sehr leicht, wenn nicht mit Mineral- substanz infiltrirt, die innere compact, aber leicht zerstörbar. Diese fremdartigsten aller ; Muscheln wurden lange Zeit für eh a kehkunmen Korallen oder Brachiopaden ge- gut. s= rechte, festgeheftete, s’ = linke, freie Klappe. halten, bis Quenstedt ihnen B,CH. organisans Mtf. Oberes Turon (Provencien). Le Beausset, Var. B mehrere Schalen an einander ge- ie riehti Stellung ries. wachsen. s u. s' = wie oben. C Längsschnitt durch die € se Die USE or So yo meinen = schenkammern zu zeigen. macea, auf die Kreide be- schränkt und gehören zu den bezeichnendsten Fossilien dieser Formation. Ihre Maximalentwickelung fällt in das obere Turon, Senon und Danien (Hippuriten- kreide). Ihre oft mehrere Fuss langen Schalen finden sich in Südeuropa und den Alpen zu mächtigen Bänken oder Riffen angehäuft. Sie waren Seichtwasserbewohner und liebten ähnliche Lebensbedingungen wie die Riffkorallen. Hippurites Lmk. (Fig. 276—278). Schale dick, sehr ungleichklappig, radial gerippt oder gefurcht, seltener glatt (Fig. 276 A, B), meist mit 3, in beiden Klappen correspondirenden Furchen versehen. Grössere, rechte Klappe (Fig. 276 As, Bs) conisch oder kreisel- förmig, gerade oder gebogen, mit dem endständigen Wirbel festgeheftet, Den 3 (2) Furchen der Oberfläche entsprechen 3 (2) Vorsprünge im Inneren. Der vorderste derselben (Fig. 277 B p), bei manchen Arten fehlend, meist schmal und nach innen nicht verdickt, ist durch die Einfaltung des Ligamentes in die Schale entstanden — Schlosskamm; entspricht der I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 4. Klasse: Lamellibranchiata. Heterodonta. 277 äusseren Schlossfalte. In seiner Fortsetzung nach innen liegt der schmale Leistenzahn, welcher von der vorderen (B x) und hinteren Zahngrube (B y) eingeschlossen wird. Der zweite, häufig kürzeste Vorsprung heisst After- kamm oder vorderer Pfeiler (Bg), weil er wahrscheinlich der Afteröffnung im Mantel von Chama entspricht. Er schliesst den hinteren Muskeleindruck (n) nach hinten ab. Der hintere, weiter vorspringende Pfeiler (Br) ent- spricht wahrscheinlich der Kiemenöffnung im Mantel von Chama und heisst Kiemenkamm. Der vordere, getheilte Muskeleindruck (B m) liegt we- niger tief als der hintere (n). Der Wohnraum für das Thier (2) ist relativ klein; eine accessorische Höhlung(v) liegt über der vorderen Zahngrube (x). Der Oberrand der Schale ist nach innen abgeschrägt und mit radialen Gefässeindricken des Mantels bedeckt. Im unteren Theile der Schale entstehen durch Aufblät- terung der inneren Schalen- schicht häufig Zwischenkam- mern, die durch Querblätter (Fig. 276 © {) geschieden sind. Kleinere,linke Klappe (Fig. 276 A s, Bs'; Fig. 277 A) Fig. 277. A, B Schlossapparat von Hippurites radiosus Desm. Dänische Stufe. Royan, Charente. 4 linke Klappe von der Seite (von oben). Um dieselbe in die deckelförmig,flach oder schwach gewölbt, mit 2 oder 3 Einbuch- tungen (Fig. 276 B s’; Fig. 277 Ap', q, r'). Oberfläche von zahlreichen kleineren Poren und zuweilen von 2 grösseren Oefl- rechte (2) einzupassen, denke man sie sich um ihre Längsachse um 180° und gegen die Ebene des Päpiers um 90° gedreht. p',g', r' = die 3 Furchen; p! = Schlossfalte; q' = Afterfurche; r' = Kiemenfurche; ın' — vorderer Muskeleindruck, auf einer mit dem Vor- derzahn (x’) verwachsenen Apophyse befestigt; y' = Hinterzahn; n' = hinterer Muskeleindruck auf langer Apophyse. B rechte Klappe von innen. p = Schloss- falte, nach innen in den Schlosskamm sich verlängernd ; in der Fortsetzung nach innen der schmale Schloss- zahn, von der vorderen (x) und hinteren (y) Zahngrube eingeschlossen; q = Afterkamm; r = Kiemenkamm ; m = zweitheiliger vorderer, n = hinterer, einfacher - Muskeleindruck; ® = Wohnraum des Thieres; v = accessorische Höhlung. nungen durchbrochen, welche letztere in ihrer Lage den Pfei- lern der anderen Klappe ent- sprechen. Bei der Verwitterung treten die vom mittelständigen Wirbel nach dem Umfange verlaufenden, verzweigten Canäle zu Tage (Fig. 277 As’). Der vordere Muskeleindruck (A m’) liegt auf einem gebogenen, breiten Vorsprunge, welcher mit dem Vorderzahn (x’) verwachsen ist. Hinterzahn (y') kürzer als der Vorderzahn. Hinterer Muskeleindruck auf einem langen, zahnförmigen Vorsprunge (n’). Beide Klappen werden aus einer äusseren prismatischen (Fig. 278 a, a’) und einer inneren porzellanartigen, meist in späthigen Caleit umge- wandelten Kalkschicht (ti, ?') gebildet. Die Muskelfortsätze und Zähne be- stehen aus letzterer. In der Deckelklappe verlaufen an der Grenze bei- der Schichten die radialen Canäle und senden aufrechte Röhren durch die Aussenschicht, welehe als Poren auf der Oberfläche münden (Fig. 278 a’). s 278 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 1. Klasse: Lamellibranchiata. Heterodonta. Die Gattung Hippurites ist auf die obere Abtheilung der Kreideforma- tion beschränkt. In grösserer Häufigkeit und riffbildend trifft man sie nur vom Provencien bis zum Danien in Gesellschaft der Gattungen Pla- gioptychus und Radiolites. Den Kreidemeeren Mittel- und Nordeuropas waren sie fremd. Die »Hippuritenkreide« ist in den Nordalpen, Südfrankreich, Südeuropa, Kleinasien, Persien, Nordafrika verbreitet. Die häufigsten Arten sind: . cornu-vaccinum Gf. (Fig. 276 A; Fig. 278).\ Oberes Turon (Provencien) und . organisans Mtf. (Fig. 276 B, C). J Senon. . radiosus Desm. (Fig. 277). Danien. . sulcatus Dir. Oberes Turon (Provencien) und Senon, . biocul Lmk. De \ Oberes Turon (Provencien), besonders Senon. . dilatatus Dfr. | Radiolites Lmk. (— Sphaerulites) (Fig. 279, 280). kehrt kegelförmig bis schüsselförmig. Nyuuus Schale dick, ver- Aeussere Schalenschicht dick, A IE Fig. 278. Längsschnitt durch den Fig. 279. Kadiolites (Biradiolites) Fig. 250. 4A, B schemati- oberen Theil der Schale von Hip- purttes cornu-vaccinum Gf. da, a — äussere, 2,2 = innere Schalen- . Die äussere Schalen- schicht der linken Klappe von auf- rechten Canälen (a') durchzogen. Man sieht, wie der vordere Zahn und die vordere Muskelapophyse der linken Klappe () sich in tiefe cornu-pastoris Desm. Mittleres Tu- ron (Carentonien). Charente. s= festgeheftete rechte Klappe; s’ = Deckelklappe; f = das schmäler gerippte Afterband, sche Darstellung des Scha- leninneren von Radiolites. 4A Deckelklappe. B grössere Klappe. p = Schlossein- buchtung; !,!’ = Schloss- kamm (Ligament) ; m, m’= vordere, n, n' = hintere Muskeleindrücke; x’, y' = Vorder- und Hinterzahn der Höhlungen der rechten einfügen Deckelklappe; = = Mittel- und wie der schmale Leistenzahn zahn der grösseren Klappe; der rechten Klappe hinter den 2, y = vordere und hin- tere Zahngrube; w—=Wohn- raum des Thieres: q = Afterband; r = Kiemen- band. Vorderzahn der linken fasst. innere dünn und häufig zerstört. Oberfläche der rechten (grösseren) Klappe meist schuppig-blätterig oder längsgerippt, gewöhnlich mit 2 Längsbändern (Afterband und Kiemenband), welche durch Aufbiegung der eoncen- trischen Blätter oder andere Verzierung sich von der Schale abheben (Fig. 279 f; Fig. 280 Bgq,r). Zuweilen werden diese Bänder durch schwache Ver- dickungen der Wand im Innern der Klappe ersetzt, zu einer Bildung von I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 1. Klasse: Lamellibranchiata. Anisomyaria. 279 Pfeilern wie bei Hippurites kommt es aber nicht. Meist ist das Ligament äusserlich durch eine Schlosseinbuchtung angedeutet Fig. 280 p). Band- höhlung innerlich in beiden Klappen (Fig. 280 /, 7’); seltener fehlend (Bi- radiolites). Schloss ähnlich wie bei Hippurites, aber der vordere Mus- kelfortsatz der Decekelklappe (Fig. 279 Am‘) vom Vorderzahne (x) getrennt und etwa von gleicher Länge wie der hintere (n); hinterer Muskeleindruck der grösseren Klappe (n) er- haben (nicht vertieft). Deckelklappe ohne Radialcanäle. Die Gattung Radiolites ist wie Hippurites auf die Kreide beschränkt, scheint aber schon in der unteren Abtheilung derselben zu beginnen. Die horizontale Verbreitung ist grösser als bei Hippurites — Nord- und Süd- europa, Nordafrika, Persien, Indien, Südamerika, Nordamerika. ? R. Blumenbachi Stud. Häufig im Urgon (Schrattenkalk) der Alpen. Verwandte Formen in Südamerika. R. foliaceus Desm. Cenoman. Frankreich. R, saxonicus Gein. Cenoman. Sachsen, Böhmen. R. (Biradiolites) corhu-pastoris Desm. (Fig. 279). Mittleres Turon (Carentonien). Südfrankreich. R. radiosus d’Orb. \ R. Sawvagesi H. F.f R. augeoides Lap. Oberes Turon (Provenecien). Südfrankreich, Gosau. R. Hoeninghausi Desm. Senon. Südfrankreich, Turkestan. R. alatus d’Orb. Senon. Südfrankreich. R. cylindraceus Desm. Danien. Südfrankreich. R. suecicus Lundgr. Danien. Dänemark. Oberes Turon (Proveneien). Südfrankreich, 6. Ordnung Anisomyaria (— Dysodonta). Schlosszähne fehlen meist, wenn vorhanden, isodont oder unregel- mässig. 2 sehr ungleiche oder 1 einziger, dem Hinterrande genäherter (hinterer) Muskeleindruck. Mantellinie, mit sehr seltenen Ausnahmen, einfach, oft verwischt. Band äusserlich oder innerlich. Die Dysodonta sind schon in paläozoischen Ablagerungen vertreten. Manche der älteren Formen (Pterinea) stehen in ihrer Zahn- und Band- bildung gewissen Taxodonten (Cucullaea) nahe, andere mesozoische Formen nähern sich durch ihre Dünnschaligkeit (Pseudomonotis) gewissen Paläoconchen (Monotis, p. 239). Die Maximalentwickelung der Ordnung fällt in das Mesozoicum und Känozoicum. Man unterscheidet 3 Unterordnungen, jede mit mehreren Familien, die sich folgendermaassen charakterisiren lassen: A. Schloss unsymmetrisch:: Vertheilung des Ligaments und der Zähne zu beiden Seiten des Wirbels verschieden. Meist 2, sehr ungleiche Muskeleindrücke. Schale meist sehr ungleichseitig, schief (Fig. 231—289) 1. Mytilacea (Heteromyaria). 280 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 1. Klasse: Lamellibranchiata. Anisomyaria. B. Schloss symmetrisch: Ligament in einer centralen Grube; Zähne, wenn vor- handen, zu beiden Seiten des Bandes symmetrisch, isodont oder taxodont. Meist nur 4 (hinterer) Muskeleindruck vorhanden (Monomyaria). a. Schlossrand mehr oder weniger gerade, aber meist kurz. Schale gleich- klappig oder ungleichklappig, in der Regel mit Ohren, zuweilen mit der rechten Klappe festgewachsen. Zähne zuweilen vorhanden. 2. Pectinacea. b. Schlossrand meist gebogen. Schale meist sehr ungleichklappig. Linke (grössere) Klappe in der Regel festgewachsen. Zähne fehlen. 3. Ostracea. 1. Unterordnung Mytilacea. Schale gleichklappig oder ungleichklappig, meist sehr ungleichseitig, mit Byssus festgeheftet. Vorderer Muskeleindruck klein (selten fehlend), Fig. 281. Pterinea laevis Gf. Unterdevon. Rheinisches Schiefergebirge. Linke Klappe von innen (oben) und Steinkern derselben (unten). ®» = Wirbel; vz = Vorderzähne, hz = Hinterzähne; vo = vorderes, ho = hin- teres Ohr; m = vorderer, » = hinterer Mus- keleindruck; « = Ausbuchtung der Schale unter dem vorderen Ohr; r = Bandfeld. in der Nähe des Wirbels gelegen (Fig. 281 m), hinterer gross, vom Wirbel ent- fernt (Fig. 281 n). Wirbel meist nach vorn gerückt (Fig. 281 0). Ligament linear, nicht auf eine Grube unter dem Wirbel beschränkt. Folgende 2 Fa- milien sind besonders wichtig: Fam. Aviculidae. Schlossrand gerade. Schale meist vorn oder hinten oder beider- seits geflügelt oder geohrt. Rechte Klappe meist flacher als die linke und in der Regel mit einem Byssusausschnitt unter dem vor- deren Ohr (Fig. 281 a). Zähne oft vorhanden, aber undeutlich und unsymmetrisch gestellt (Fig. 284 vz, hz\. Eine äussere, prismatische Schalenschicht vorhanden. Vom Silur bis zur Gegenwart. Nur marin. Fam. Mytilidae. Schlossrand meist ge- bogen. Schale gleichklappig, ohne Ohren oder Flügel. Zähne kaum entwickelt. Aeussere prismatische Schalenschicht undeutlich prismatisch. Vom Silur bis zur Gegenwart. Im Meer- und Süsswasser. Fam. Aviculidae. Gruppe A. Ligament einfach, nicht quergetheilt. Pterinea Gf. (Fig. 281). Schale dick, ungleichseitig, schief, vorn mit kurzem (vo), hinten mit langem, flügelartigem Ohr (ho). Oberfläche meist radial berippt und concentrisch gestreift. Bandfeld lang und breit, längs- gefurcht, dem Schlossrande parallel (r). (Vgl. Arcidae p. 247.) Vor dem Wirbel einige kurze (vz), hinter demselben einige lange Leistenzähne (hz). I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 4. Klasse: Lamellibranchiata. Anisomyaria. 281 Rechte Klappe flacher als die linke und mit einem tiefen Byssusausschnitt unter dem Vorderohr. Silur und Devon häufig. Pt. retroflewa His. sp.\ (Leth. pal., t. 44, Fig. 1). Obersilur. Nordeuropa. Als Di- Pt. reticulata His. sp. J luvialgeschiebe in Norddeutschland. Pt. fasciculata Gf. | Pl. lineata Gf. Unterdevon. Rheinisches Schiefergebirge, Harz. Pt. laevis Gf. (Fig. 284) Pseudomonotis Beyr. (Fig. 2832 A—0). Schale schief, rundlich oval, radial und concentrisch gestreift, geohrt (0). Linke Klappe (A) gewölbt, mit vorstehendem Wirbel, rechte Klappe (C) schwach gewölbt, flach oder concav, mit zurücktretendem Wirbel und tiefem, ein schmales, vor- stehendes Byssusohr (b’) abtrennendem Byssusausschnitt, stets kleiner Fig. 282. A—C Pseudomonotis. A Ps. ochotica Keys. sp. Norische Stufe. Californien. Linke Klappe. o = hinteres Ohr. ( dieselbe von Wershojank, Ostsibirie Rechte Klappe. b' = Byssusohr; 0! = hinteres Ohr. B Ps. echinata Sow. sp. Oberer Dogger. (Great Oolite) Wiltshire. Schale gegen die kleinere (rechte) Klappe gesehen. als die rechte (B). Ligament in einer verlängerten Grube hinter dem Wirbel. Vorderer Muskeleindruck in der Wirbelhöhlung gelegen. Zu- weilen ein kleiner Schlosszahn entwickelt. Vom Devon bis in die Kreide häufig, jünger nicht bekannt. Ps. bifida Ldb. sp. Unterdevon. Nassau. Ps. speluncaria Schl. sp. Perm, Europa, Indien, Nordamerika. Ps. Clarai Emmr. sp. Alpiner Buntsandstein (Werfener Sch.). Südalpen, Balkan- halbinsel. Ps. ochotica Keys. sp. (Fig.282 A). Norische Stufe. Ostasien, Amerika, Neuseeland. Ps. cygnipes Y. & B. sp. Mittlerer Lias,. Mitteleuropa. Ps. inaequivalvis Münst. sp. Lias. Mitteleuropa. Ps. substriata Münst. sp. Oberer Lias (Posidonien-Sch.). Mitteleuropa. Ps. Münsteri Bronn, sp. Dozger. Mitteleuropa, Südamerika. Ps. echinata Sow. sp. (Fig. 282 B). Oberer Dogger. Mitteleuropa. Avicula Klein (Fig. 283). Schale weniger ungleichklappig als bei der vorigen Gattung. Byssusohr der rechten Klappe weniger scharf abgetrennt. Meist beiderseits abgesetzte Ohren. Ligament doppelt: ein äusseres am Schlossrande, ein inneres in einer breiten Grube. Von Pseudomonotis nicht scharf zu trennen. Von der Steinkohlenformation bis zur Gegenwart. 382 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 4. Klasse: Lamellibranchiata. Anisomyaria. 4. contorta Portl. (Fig. 283). Leitfossil für den oberen Keuper (Contorta-Sch.) innerhalb und ausserhalb der Alpen. A. exilis Stop. Leitfossil für den Hauptdolomit (Karnische Stufe) der Südalpen. A. Gesneri Thurm. Kimmeridge. Norddeutschland, Schweizer Jura. A. seminuda Dam. Als cenomanes Geschiebe in Norddeutschland häufig. A. phalaenacea Lmk. R = n m Ne Ä | Unteres Miocän (Meeresmolasse). Schweiz. A. Studeri May. J 4. margaritifera L. (Echte Perlmuschel.) Lebend. Indischer Ocean. Aviculopecten M’Coy schliesst sich durch sein verlängertes (aber ein- faches' Ligament und die schiefe Gestalt der Schale hier an. Wegen des Fehlens der äusseren prismatischen Schalenschicht wird diese Gattung auch wohl zu den Pectinacea (p. 285) gestellt. Silur — Perm, sehr häufig in der Steinkohlenformation. A. papyraceus Sow. sp. (Leth. pal., t. 44, Fig. 1). Steinkohlenformation. England, Deutschland. Fig. 283. Avicula ‚contorta Portl. Schale Fig. 234. Gervillia socialis Schl. sp. Muschel- gegen die linke Klappe gesehen. Rhätische kalk. Deutschland. Schale gegen die linke Schichten. !/ı. Klappe gesehen. 2. GruppeB. Ligament mehrfach quergetheilt, in einer Reihe zum Schlossrande senkrechter Gruben gelegen (Fig. 286 b). Gervillia Dfr. (— Hoernesia) (Fig. 284). Schale schief verlängert, oft gekrümmt, mehr oder weniger ungleichklappig, concentrisch gestreift. Wir- bel fast endständig. Ohren nur undeutlich von der Schale geschieden. Band in einer Anzahl zum Schlossrande senkrechter Gruben. Zähne mehr oder weniger entwickelt. Trias — Eocän. Lebend nicht bekannt. G. socialis Schl. sp. (Fig. 284). Sehr häufig im ausseralpinen Muschelkalke, sel- tener im unteren; sehr selten im mittleren Keuper. G. costata Schl. sp. Ausseralpiner Muschelkalk und unterer Keuper. G. bipartita Mer. Karnische Stufe (Raibler Sch.). Alpen. G. salvata Brun. Leitfossil des Hauptdolomites (Karnische Stufe) in den Alpen. G. inflata Schafh. Leitfossil für die Kössener (Gervillien-)Schichten (Rhätische Stufe) in den Alpen. G. praecursor Qu. Leitfossil für die rhätischen Schichten innerhalb und ausser- halb der Alpen. G. Hartmanni Gf. Unterer Dogger (Opalinus-Sch.). Mitteleuropa. G. subtortuosa Gf. Unterer Dogger (Murchison-Sch.). Mitteleuropa. G. aviculoides Sow. Oxford. Mitteleuropa. . G. anceps Desh. Neocom. England, Frankreich. G. solenoides Dfr. Senon. Europa, Indien. T. Thierreich. — VII. Mollusca. — 1. Klasse: Lamellibranchiata. Anisomyaria. 283 Inoceramus Sow. (Fig. 285; Fig. 286). Schale gleichklappig bis sehr ungleichklappig, gerundet, längs- oder queroval, ohne Ohren, aber oberer Schalenrand hinten etwas niedergedrückt. Zähne fehlen. Der gerade, kurze oder lange Schlossrand mit zahlreichen kleinen Bandgruben (Fig. 285 rechts; Fig. 286 b). Zähne fehlen. Wirbel vorstehend, zuweilen ein- gerollt. Oberfläche stets mit concentrischer Streifung oder Runzelung (Fig. 285 links), zuweilen auch mit Radialrippen (Fig. 286). Die Schale besteht meist nur noch aus der dieken äusseren prismatischen Schicht. Manche Arten erreichen bedeutende Dimensionen. Von der Trias bis in die jüngste Kreide, in letzterer sehr häufig und als Leitfossil weit verbreitet (Europa, Afrika, Indien, Nord- und Südamerika). Fig. 285. Inoceramus labiatus Schl. Unteres Fig. 286. Inoceramus sulcatus Park. Turon. Links: rechte Klappe. Rechts: Schloss- Oberer Gault. Perte du Rhöne. Schale rand der linken Klappe, die Bandgrubenreihe gegen die rechte Klappe gesehen. b = zeigend. 1a. Bandgrubenreihe der linken, grösseren Klappe. ]. dubius Sow. Oberer Lias (Posidonienschiefer). Mitteleuropa. I. polyplocus Rö. Bezeichnend für die Schichten des In. p. (Brauner Jura 3 u.y) in Deutschland, Frankreich und der Schweiz, I. Falgeri Mer. Oberer Lias. Nordalpen. J. aucella Trd. Neocom. Russland. (»Inoceramenthon«.) I. eoncentricus Park. I. sulcatus Park. (Fig. 286)J 1. orbieularis Münst. Cenoman. Norddeutschland. I. labiatus Schl. (= mytiloides) (Fig. 285). Unterstes Turon. Norddeutschland (Mytiloides-Pläner), England, Frankreich. I. Brongniarti Sow. Mittleres und oberes Turon. Norddeutschland (Brongniarti- Pläner), Frankreich, England. I. CuvieriSow. Oberes Turon und unterstes Senon. Norddeutschland (Cuvieri- Pläner), Frankreich, England. I. digitatus Sow. Unterstes Senon (Emscher). Europa, Asien. I. lobatus Münst. Unteres Senon. Norddeutschland, England. I. Cripsii Mant. Senon und Danien. Europa, Asien, Nordamerika. Gault. Mitteleuropa. 284 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 4. Klasse: Lamellibranchiata. Anisomyaria. Fam. Mytilidae. Mytilus Lin. (Fig. 287; Fig. 288). Schale gleichklappig, ungleich- seitig, hoch und schmal, oft dreiseitig. Unterrand gerundet. Vorderrand ausgehöhlt, Hinterrand convex. Wirbel ganz oder fast endständig. Liga- ment verlängert, halb innerlich, am hinteren Schlossrande (Fig. 287 oben). Zuweilen kleine Kerbzähne vorhanden. Vorderer Muskeleindruck unter dem Wirbel, klein. Oberfläche concentrisch (Fig. 287) oder auch radial Fig. 237. Hytilus (Modiola) asper Sow. Fig. 288, HMytilus (Modiola) imbricatus Oberer Dogger (Grossoolith). Normandie. Sow. Oberer Dogger. Balin bei Krakau. Oben: rechte Klappe von innen (die Schale gegen die linke Klappe gesehen. Yı. schwarze Linie bezeichnet das Ligament). Unten: dieselbe von aussen. !/ı. gestreift oder gerippt (Fig. 288). Von der Trias bis zur Gegenwart. Lebend in fast allen Meeren. Nahe verwandte Gattungen schon vom Unter- silur an. A. Wirbel endständig, meist spitz. (Mytilus.) M. eduliformis Schl. Muschelkalk, unterer und mittlerer Keuper. Deutschland. Muschelkalk. Sardinien. a et Kimmeridge. Mitteleuropa. M. laitmairensis de Lor. Leitfossil für die »Mytilus-Schichten« (? Oberer Dogger) in den schweizer Westalpen. M. edulis Lin. Pliocän — Lebend. Europa. (Die essbare Miesmuschel.) B. Wirbel nicht ganz endständig, abgerundet (Fig. 287; Fig. 288). (Modiola). M. minutus Gf. Rbätische Schichten innerhalb und ausserhalb der Alpen. M. cuneatus Sow. Unterer und mittlerer | M. giganteus Qu. Mittlerer Dogger. Mitteleuropa. M. Sowerbyi d’Orb. Dogger. M. imbricatus Sow, (Fig. 288). Oberer Dogger. Europa, Südamerika. M. modiolus Lin. Pliocän — Lebend. Europa. I. Thierreich. — VII. Mollusea. — 1. Klasse: Lamellibranchiata. Anisomyaria, 285 Dreissensia v. Ben. (= Congeria) (Fig. 289). Schale mytilusähnlich (A) oder vierseitig und stark aufgebläht (B). Schloss zahnlos, zuweilen ein kleiner Zahn in der rechten Klappe. Ligament getheilt, z. Th. in einer randlichen, verlängerten Grube (Bl), z. Th. in einer drei- oder vier- eckigen Grube unter dem Wirbel (B x) gelegen. Letztere ist in eine scheidewandartige Platte ausgehöhlt, an deren hinterem Ende der vordere Muskeleindruck (B m) sich befindet. Hinterer Muskeleindruck verlängert. Vorderrand mit Fig. 289. Dreissensia. A D. Brard Byssusspal te. Zus sp. Untermiocän (Corbi- x = c »ula-Sch.). Mai ken. Link Lebend im Brack- und Süsswasser in xiappe nette) nut yon Europa, Asien, Afrika und Amerika. Fossil sehr en ee) häufig im Neogen, oft ganze Bänke bildend. u en n.), Diss Dr. unguieulus Sandb. Oligocän. England, Belgien. en I Dr. Basteroti Desh. sp. Oberoligocän. Frankreich, re Schweiz, Süddeutschland. SANENE a Mn rem ende Dr. Brardi Fauj. sp. (Fig. 289 A). Untermiocän. Au liegt. ran Mainzer Becken. Dr. amygdaloides Dkr. Dr. clavaeformis Krauss Dr. subglobosa Partsch sp. Unterpliocän (»Congerienschichten«). Ost- Dr. triangularis Partsch sp. } europa. Dr. polymorpha Pall. Lebend. Südosteuropa; von dort aus in alle europäischen Flüsse verschleppt. ' Obermiocän, Süddeutschland, 2. Unterordnung Peetinacea. Schale gleichklappig oder ungleichklappig, gleichseitig oder schief, mit ganz oder nahezu mittelständigem Wirbel, frei oder nur mit Byssus festgeheftet, selten festgewachsen. Schlossrand gerade. Ohren in der Regel entwickelt. Band central. Bezahnung, wenn vorhanden, taxodont oder isodont. Band unter dem Wirbel gelegen. Mit seltener Ausnahme ein einziger (hinterer) Muskeleindruck, dem hinteren Schalenrande genähert. Im Paläozoicum noch selten, vom Mesozoicum bis in die Gegen- wart sehr häufig und jetzt in zahlreichen Formen in allen Meeren ver- breitet. Nur marin. A. Schlosszähne fehlen oder, wenn vorhanden, taxodont. Schale gleichklappig, nicht festgewachsen. Lima Brug. (Fig. 290; Fig. 291). Schale ganz oder nahezu gleich- klappig, beiderseits geohrt, schief (nach vorn verlängert). Hinteres Ohr grösser als das (oft sehr kleine) vordere. Unter dem vorderen Ohr ein 386 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — !. Klasse: Lamellibranchiata. Anisomyaria, Spalt. Oberfläche mit radialen Rippen ‘Fig. 290) und concentrischen Streifen, seltener glatt (Fig. 291). Unter dem Wirbel eine Area mit drei- eckiger, halb innerlicher Bandgrube ‘Fig. 290 Bl). Zuweilen kleine Kerb- zähne neben derselben (Limea). Wenige Arten in jung-paläozoischen Schichten, sehr häufig im Jura, namentlich in der Kreide, später selten werdend. Etwa 20 lebende (freischwimmende) Arten. == Fig. 290. Lima striata Schl. sp. Oberer Fig. 291. Lima gigantea Sow. Unterer Muschelkalk. Süddeutschland. 4- Schale ge- Lias (e). Elsass. Schale gegen die rechte gen die rechte Klappe gesehen. B Schloss Klappe gesehen. o = hinteres Ohr (das vor- derselben Klappe, den geraden, kurzen Schloss- dere ist bei dieser Stellung der Schale nicht rand und die dreieckige Bandgrube (!) unter sichtbar. dem Wirbel .zeigend. a. Schale mit geraden Radialrippen. L. striata Schl. sp. (Fig. 290 A, B). Sehr häufig im deutschen Muschelkalke, na- mentlich im oberen. Auch auf Sardinien. L. pectinoides Sow. sp. Unterer Lias (« und 3). Mitteleuropa. 2: EUDHOHNG Ee \ Mittlerer und oberer Dogger. Mitteleuropa. L. gibbosa Sow. L. cardiiformis Sow. Oberer Dogger. Mitteleuropa. L. ovata Rö. \ J EREUE Senon. Norddeutschland, Frankreich. L. semistriata Desh. b. Schale mit welligen Rippen oder glatt. L. lineata Schl. sp. Häufig im unteren, seltener im oberen Muschelkalke, Deutsch- land. L. suceineta Schl. sp. Unterer Lias («). Mitteleuropa. L. gigantea Sow. sp. (Fig. 294). Unterer Lias (e). Mitteleuropa. Sehr grosse Muschel. L. semiornata d’Orb. Cenoman. | Mi In I Nor "opa. L. Hoperi Mant. sp. Senon. | Mintel und Nondeutops Limea Bronn. unterscheidet sich durch den Besitz von Kerbzähnen zu beiden Seiten des Ligaments. L. acuticosta Gf. Mittlerer Lias. Mitteleuropa L. duplicata Gf. Oberer Dogger. Mitteleuropa. Ctenostreon Eichw. (Fig. 292) ist durch eine sehr dicke, mit kräftigen, I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 1. Klasse : Lamellibranchiata. Anisomyaria. 287 schuppigen Rippen bedeckte Schale und grosse, fast gleiche Ohren ausge- zeichnet. Vielleicht zu den Aviculiden (p. 280) zu stellen. Jura und Kreide. Ct, proboscideum Sow. sp. (Fig. 292). Mittlerer Dogger. Mitteleuropa. Nahe ver- wandte Formen bis in die Kreide. Fig. 292, (Ctenostreon proboscideum Sow. Fig. 293. Pecten asper Lmk. Unteres Ce- sp. Mittlerer Dogger. Franken. (Die Ohren noman. Normandie. Schale gegen die sind unvollständig erhalten.) rechte Klappe gesehen. o = vorderes, 0' = hinteres Ohr. B. Zähne fehlen, Schale meist ungleichklappig, nicht "festgewachsen. Pecten (Fig. 293—295). Schale frei oder mit Byssus festgeheftet, meist ungleichklappig durch verschiedene Grösse, Wölbungoder Verzie- rung der beiden Klappen; selten gleichklappig. Wirbel mittelständig. Um- riss kreisrund oder oval. Das vordere Ohr meist grösser als das hintere. Fig. 294. A, B Pecten pumiluıs Lmk. Un- Fig. 295. Pecten, A P. disciformis Schübl. Unterer terer Dogger (Murchisonae-Sch.). Schwa-, Dogger (Murchisonae-Sch.). Schwaben. Linke Klappe ben. 4A rechte Klappe mit vollständig er- mit nach oben aufsteigenden Ohren (9). B P. (Vola) haltenen Ohren. o = vorderes Ohr. B Stein- - atavus Rö. sp. Neocom. Frankreich. Von der Seite kern der linken Klappe. r = Furchen gesehen. Die flache Deckelklappe rechts kaum desselben, sichtbar. Unter dem vorderen Ohr der rechten Klappe in der Regel ein Ausschnitt für den Byssus. Ligament innerlich, in einer dreieckigen Grube unter den Wirbeln. Muskeleindruck nahezu mittelständig. Schalenoberfläche sehr mannigfaltig: glatt, concentrisch gestreift, radial gerippt oder gefaltet. Im 388 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 1. Klasse: Lamellibranchiata. Anisomyaria. Paläozoicum noch selten, von der Trias an häufig, vom Juraan ge- mein. Fast 200, meist schwimmende Arten, lebend in allen Meeren (Kammmuschel). Es lassen sich zahlreiche Gruppen oder Untergattungen unterscheiden, deren wichtigste folgende sind: A. Schale glatt oder nur concentrisch gestreift (Fig. 294 A, B; Fig. 295 A). Perm — Gegenwart. a. Innenseite der Schale ohne Radialrippen (Fig. 295). P. discites Schl. sp. Häufig im oberen Muschelkalk, selten im unteren und im P. laevigatus Schl. a unteren Keuper. Deutschland. P. Hehli d’Orb. Unterer Lias (@). Mitteleuropa. P. liasinus Nyst. Mittlerer Lias. Mitteleuropa. P. disciformis Schübl. (Fig. 295 A). Unterer und mittlerer Dogger. Mitteleuropa. P. crassitesta Rö. Neocom. England, Norddeutschland, Frankreich, P. laminosus Mant. P. orbicularis Sow. P. similis Lmk. Pliocän — Lebend. Nordeuropa. Cenoman. Mittel- und Nordeuropa, b. Innenseite der Schale mit radialen Rippen, die auf dem Stein- kerne als Furchen erscheinen (Fig. 294 A, B). P. inerustatus Dir. Oberer Lias (e). Mitteleuropa. P. pumilus Lmk. (= personatus Gf.) (Fig. 294 A, B). Unterer und mittlerer Dogger. Mitteleuropa, Südamerika. P. alpinus d’Orb. Neocom. Alpen, Südfrankreich. P. cristatus Bronn. sp. Miocän. Europa, Nordafrika. P. pleuronectes Lin. Lebend. Südsee. B. Oberfläche mit feinen, nach den Seitenrändern zu divergirenden, punktirten Furchen. Nur Jura und Kreide. P.lens Sow. Im ganzen Dogger, namentlich im mittleren und oberen. Europa, Südamerika. Perso naten- (= Murchisonae-)Sandstein. P. striato-punctatus Rö. Neocom. Norddeutschland, Frankreich. P. divaricatus Rss. Cenoman. Europa, Indien, P. virgatus Nils. Senon. Nordeuropa. C. Oberfläche mit gröberen radialen Rippen verziert. Trias — Gegenwart. P. textorius Schl. Unterer Lias («). Europa. P. aequivalvis Sow. Mittlerer Lias. Mitteleuropa. P. vagans Sow. Oberer Dogger. Mitteleuropa, P. fibrosus Sow, Callovien. Mitteleuropa. P. vimineus Sow. Oxford und Kimmeridge. Mitteleuropa. P. subarmatus Mostr. Oxford. Mitteleuropa. P. asper Lmk. (Fig. 293).. Leitmuschel für das untere Cenoman in Mitteleuropa. . Beaveri Sow. Cenoman. Europa. . muricatus Gf. . eretosus Dfr. f . plebejus Lmk. Eocän. England. Frankreich. Senon. Mitteleuropa. IIEIEUSEU I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 4. Klasse: Lamellibranchiata. Anisomyaria. 289 P. pictus Gf. Oligocän. Mittel- und Nordeuropa. P. palmatus Gf. P. Burdigalenis Lmk. % Häufig im Miocän Mittel- und Südeuropas. P. latissimus Brocch. P. opereularis Lin. sp. Pliocän — Lebend. Europa. D. Die beiden Klappen sehr ungleich, radial gerippt. Rechte Klappe hoch gewölbt, linke flach. Lias — Gegen- wart, hauptsächlich in der Kreide — Vola (= Janira). . alatus Buch. Leitfossil für den südamerikanischen Lias. . atavus Rö. (Fig. 295 B). Neocom. Europa. . aequicostatus Lmk. Cenoman. Europa. . quinquecostatus Sow. . quadricostatus Sow. ash last Iasjehs las} } Obere Kreide. Europa. Hinnites Dfr. zeichnet sich durch unregelmässige Berippung aus. Die rechte Klappe ist im Alter festgewachsen. Trias — Gegenwart, häufig im Jura. H. comptus Gf. sp. Muschelkalk. Deutschland. H. abjectus Phill. sp. Mittlerer und oberer Dögger. Mitteleuropa. H. velatus Gf. sp. Malm. Mitteleuropa. C. Schale ungleichklappig, mit dem Wirbel der rechten Klappe aufgewachsen. Haken- oder leistenförmige, symme- trisch vertheilte Schlosszähne vorhanden. Plicatula Lmk. (Fig. 296 A, B). Schale flach, im Umriss dreieckig, nach hinten verbreitert, unregelmässig verziert (concentrisch und radial). Ohren fehlen. Rippen oft schuppig oder sta- chelig. Area schwach entwickelt. Rechte Klappe etwas grösser als die linke. Das dreieckige, in- nerliche Ligament wird in der rechten Klappe (B I) von 2 divergirenden Leistenzähnen, in der linken von den entsprechenden Zahngruben ein- gefasst. Die Leistenzähne der linken Klappe umfassen die der rechten, werden aber ihrer- zi2.996. Plicatula spinosa Sow. seits oft noch von einem Paare äussere ne or der rechten (B) eingeschlossen. Muskeleindruck Narpe yon Klappe: 3 Aus dem Hinterrande genähert. Vom Jura bis zur iinferube, von 2 Leistenzähnen Gegenwart. Lebend in wärmeren Meeren. eingefasst; ausserdem 2 seitliche Zähne. Pl. spinosa Sow. (Fig. 296 A, B). Mittlerer (selten oberer) Lias. Mitteleuropa. Pl. tubifera Lmk. Oxford. Mitteleuropa. Pl. placunea Lmk. Aptien. Mitteleuropa, Spanien. (»ArgileäPlicatules«.) Pl. radiola Lmk. Albien. Mitteleuropa, Pl. aspera Lmk. Senon. Mitteleuropa. Pl. eristata Lmk. Lebend. Westindien. Steinmann, Paläontologie. 119 390 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 1. Klasse: Lamellibranchiata. Anisomyaria. Spondylus Lin. (Fig. 297 A—C). Schale meist dick, mit stacheligen oder schuppigen Radialrippen verziert (A). Wirbel auseinander gerückt. Beiderseits mit Ohren (A o). Rechte Klappe grösser und mit grösserer Area (Ba) als die (freie) linke (C a). Ligament median, in einer Längsgrube, z. Th. innerlich (Bli, Cl’), z. Th. äusserlich (B le, C le‘). Bezah- nung isodont, wie bei Plicatula, aber die Zähne hakenförmig, Di, 2, Spende. A Ansaniane Son.ap- ars NO za Würis BOKEHENG, in 2 ) jeder Klappe (B x, C y). Mus- gegen die rechte Klappe gesehen. « = Wirbel; o = Ohren. B, € Sp. tenuispina Sdb. Mitteloligocän. ı rg 7 1 Mainzer Becken. B Schloss der rechten Klappe. a = keleindruck etwas nach hinten Area: le = äusserer, li = innerer Theil des Ligaments; anal 7 Schlosszähne; 4 = Zahngruben, € Schloss der gerückt. Vom oberen Jura n Klappe. «, le, W = wie a, le, ü bei B; y" = ı o - 3 Schlosszähne; x’ = Zahngruben, , bis zur Ge senwar tv ’ häufig von der Kreide an. Lebend nur in den wärmeren Meeren, meist Korallenriffe bewohnend. Sp. aculeiferus Ziet, Oberer Malm. Mitteleuropa. Sl UNE Sa sp.\ Banden: Sp. hystrix Gf. Sp. truncatus Gf. Unteres Senon. Mitteleuropa. Sp. spinosus Sow. sp. (Fig. 297 A). Turon und Senon, Mitteleuropa. Häufig. Sp. radula Lmk. Eocän,. Mittel- und Südeuropa. Sp. tenuispina Sdb. (Fig. 297 B, C). Oligocän. Mitteleuropa. Sp. erassicosta Lmk, Miocän. Mittel- und Südeuropa. Sp. gaederopus Lin. Lebend, Mittelmeer, Mitteleuropa. 3. Unterordnung Ostracea. Schale meist dick, blätterig, ungleichklappig, verlängert, in der Regel mit der grösseren (linken) Klappe festgewachsen. Schlossrand gerundet, ohne Zähne. Ligament innerlich, unter dem mehr oder weniger mittelstän- digen, oft gebogenen Wirbel gelegen (Fig. 298 /g). Mantellinie meist undeut- lich. Muskeleindruck etwas hinter der Mitte gelegen (Fig. 298 n). Meeres- bewohner (gelegentlich auch im Brackwasser), die vom Silur bis zur Trias selten, vom Jura an ausserordentlich häufig sich finden und ihre stärkste Entwickelung in der Kreide besitzen. Die Familie der Anomidae zeichnet sich durch dünne Schalen aus, die sich mit der rechten Klappe festheften oder mit derselben aufliegen. Vom Jura an entwickelt. Die Schalen der Osireidae sind meist dick und in der Regel mit der I. Thierreich. — VII, Mollusca. — 1. Klasse: Lamellibranchiata. Anisomyaria. 29] linken Klappe festgewachsen. Der wichtigste Vertreter dieser Familie ist die Gattung: Ostrea L. (Auster) (Fig. 298&—303). Schale oft unregelmässig, dick, ungleichklappig. Die aufgewachsene, sehr selten freie (linke) Unterklappe 2 Fig. 298. Ostrea Gingensis Schl. sp. Miocän. Wiener Fig. 299. Ostrea flabelloides Lmk. Mittlerer Becken. Linke Klappe von innen. /y = Ligament- Dogger. Schwaben. Schale gegen die rechte grube; n» = Muskeleindruck. (Links = hinten.) Klappe gesehen. (Links = hinten.) grösser und stärker gewölbt, als die flachere (rechte) Deckelklappe (Fig. 301 s, s’). Schale stets ungleichseitig, weil nach hinten zu ausgezogen (Fig. 298). Wirbel fast oder ganz mittelständig, mehr oder weniger vor- stehend, oft gekrümmt (Fig. 301 «) oder seitwärts spiral gedreht (Fig. 302 «) Fig. 300. Gryphaca arcuata Lmk. Unterer inas Fig. 301. Gryphaea vesicularis Lmk. Oberes (@) (Gryphitenkalk). Metz. Von hinten gesehen. Senon. Rügen. Schale gegen die rechte Klapp e s = linke (gewölbte), s' = rechte (flache) Klappe ; (s') gesehen. st = Radialstreifen auf derselben ; f = Furche, auf der Hinterseite der linken Klappe s= linke Klappe mit übergebogenem Wirbel (x). vom Wirbel zum Unterrande ziehend. (bald nach vorn, bald nach hinten). Ligamentgrube (Fig.298 /g) verlängert, dreieckig. Muskeleindruck hinter der Mitte (Fig. 298 n). Die Oberfläche der Schale ist glatt, gestreift oder gerippt; die concentrische Anwachsstrei- fung meist sehrdeutlich. Manche Austernschalen werden bis über 0,5 m lang 198 392 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 4. Klasse: Lamellibranchiata. Anisomyaria. und mehrere em dick. Man trifft sie fossil und lebend in der Regel zu Bänken angehäuft (Austernbänke). Ihre hohe Bedeutung als Leitfossilien wird durch die Häufigkeit und gute Erhaltung der meisten Arten bedingt. Manche präjurassische austernartige Muscheln sind mit der rechten Klappe aufgewachsen und werden meist an Spondylus angeschlossen (Ter- quemia Tate). Echte Austern werden erst im Jura häufig. Man kennt ca. m \ 1 Fig. 303. Exogyra virgula Dir. Oberes Kimmeridge (Vir- gulien). Berner Jura. Ä Schale gegen die linke, B gegen die rechte Klappe gesehen. Fig. 302. Exogyra columba Lmk. Cenoman. Regensburg. Schale gegen die rechte Klappe (s') gesehen. s = linke Klappe mit seitwärts und spiral gedrehtem Wirbel (x). 500 fossile und ca. 100 lebende Arten. Am häufigsten sind sie in Jura und Kreide. Mehrere Untergattungen werden unterschieden: A. Wirbel gerade, nicht gekrümmt oder eingerollt. Schale glatt oder gerippt (Fig. 298, 299) Ostrea. B. Wirbel der (linken) gewölbten Klappe gekrümmt. Rechte Klappe flach, mit kaum hervortretendem Wirbel. Schale ungerippt, im Alter oft frei (Fig. 300, 304) Gryphaea. C. Wirbel (einer oder beider Klappen) seitwärts gedreht. Schale glatt, gestreift oder gerippt, gewöhnlich frei (Fig. 302, 303) Exogyra. Ostrea Lin. s. st. Steinkohlenformation — Gegenwart. A. Beide Klappen mit Rippen oder Falten (Alectryonia). O. montis-caprilis Klipst. Norische Stufe (Wengener Sch.). Südtirol. 0. Haidingeri Emmr. Rhätische Schichten. Alpen. 0. flabelloides Lmk. (Fig. 299). Mittlerer Dogger. Mitteleuropa. 0. Marshi Sow. Oberer Dogger. Mitteleuropa. O. costata Sow. \ 0. Knorri Voltz. J 0. gregaria Sow. Oxford. Westeuropa. O. rastellata Mnstr. Dogger und Malm. Mitteleuropa. 0. macroptera Sow. Neocom,. England, Frankreich, Norddeutschland, Schweiz. 0. Boussingaulti d’Orb. Grenzschichten der unteren und oberen Kreide. Südwest- europa, Südamerika. 0. carinata Lmk. Cenoman, Europa, Indien, Obere Kreide. Texas. Oberer Dogger. Mitteleuropa. I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 4.. Klasse: Lamellibranchiata. Anisomyaria. 293 0. 0. 0. 0. 0. B. 0. 0. 0. 0. 0. 0, C. 0. 0. 0. diluviana Lin. Cenoman, seltener Turon. Europa, Indien, Texas. frons Park. Senon. Frankreich, Holland, Schweden. larva Lmk. Senon und Danien. Europa, Nordamerika, Indien. plicatula Gmel. Miocän — Lebend. Südeuropa. cerista galli Lmk. Lebend. Indischer Ocean. Unterklappe gefaltet, Deckelklappe glatt. bellovacina Lmk. Untereocän. England, Frankreich. flabellula Lmk. Mitteleocän. England, Frankreich, Belgien, Indien. cyathula Lmk. Oligocän. Mitteleuropa. Gingensis Schl. sp. (Fig. un digitalina Dub, edulis L. Lebend. N Meere. Miocän, Pliocän, Mittel- und Südeuropa. Beide Klappen ohne Falten oder Rippen. explanata Gf. Mittlerer Dogger. Mitteleuropa. deltoidea Sow. Oberer Malm (Kimmeridge). Mitteleuropa. acuminata Sow. Oberer Dogger (Leitfossil für die Oolith-Facies), Westeuropa. »Acuminata-Schichten«. 0. 0. 0. 0. 0. biauriculata Lmk, Cenoman. Frankreich. gigantea Brand. Mitteleocän. Westeuropa, Indien. longirostris Lmk. Oligocän. England, Frankreich. callifera Lmk. Leitfossil für das Oligocän in Westeuropa. erassissima Lmk. Bis 0,6 m lang. Miocän, Europa, Kleinasien. Gryphaea Lmk. (Fig. 300, 301). Lias — Gegenwart. G. arcuata Lmk. (Fig. 300). Unterer Lias («). Mitteleuropa, Westalpen. G. obliqua Gf. Unterer Lias (3). Mitteleuropa. Seealpen. G. cymbium Lmk. Mittlerer Lias. Mitteleuropa. G. ferruginea Terg. Unterer Dogger (Opalinus-Sch.). Lothringen, Frankreich. G. calceola Ziet. Unterer Dogger (urehieouasz Sch.). Mitteleuropa, Nordamerika, Südamerika, G. sublobata Desh. Unterer Dogger (Sowerbyi-Sch.). Mitteleuropa. G. dilatata Sow. Oxford. Mitteleuropa. G. Piteheri Mort. Häufig im Senon Nordamerikas. G. vesicularis Lmk. (Fig. 304). Obere Kreide, hauptsächlich Senon. Ueber die ganze Erde verbreitet. G. G. Brongniarti Br. Eocän und Oligocän. Nordalpen, Südeuropa, cochlear Poli. Miocän — Lebend,. Mittel- und Südeuropa. Exogyra Say. (Fig. 302, 303). Lias— Senon. . reniformis Gf. Oxford. Mitteleuropa. . Bruntrutana Thur. Oberer Malın. Mitteleuropa. . virgula Dfr. (Fig. 303). Kimmeridge (»Virgula Stufe«). Mitteleuropa. spiralis Rö. Neocom. Mitteleuropa. . sinuata Sow. Neocom, Mitteleuropa, Südamerika. . aquila Brongn. Aptien, Mitteleuropa, Nordamerika, . lateralis Nils. Gault — Senon. Europa, Indien. . columba Lmk, (Fig. 302). Cenoman und Turon. Mittel- und Südeuropa, Indien, conica Sow. Cenoman, Mittel- und Südeuropa. 394 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 1. Klasse : Lamellibranchiata. E. haliotoidea Sow. sp. Cenoman. Europa, Indien. E. Owerwegi Sow. Cenoman. Nordafrika. E. Matheroni.d’Orb. Senon (Hippuritenkreide). Südeuropa. E. costata Say. Senon. Nordamerika. Geologische Verbreitung der Lamellibranchiata. Ueber das Vorkommen der Zweischaler in cambrischen Schichten liegen nur dürftige Angaben vor. Im Silur finden wir aber bereits Ver- treter mehrerer Ordnungen derselben. Abgesehen von den in paläozoi- schen Schichten reichlich entwickelten Palaeoconchae treten schon im Untersilur echte Taxodonta und Heteromyaria auf. Im Obersilur erscheinen Formen mit typisch heterodontem Schlosse und ihnen gesellen sich im Devon die ersten Schizodonta zu. Monomyaria sind aus Silur und Devon nur unvollkommen bekannt; erst in der Steinkohlenformation werden sie von Bedeutung. In der Trias überwiegen neben Paläoconchen Heteromyaria, Schizo- donta und gewisse integripalliate Conchacea (Megalodontidae) über die anderen Ordnungen. Je weiter wir in der mesozoischen Schichtenfolge aufsteigen, desto stärker treten Heterodonta, Monomyaria und Desmodontu in den Vordergrund, während die Schizodonta in der oberen Kreide be- reits zurücktreten und die Palaeoconchae daselbst gänzlich verschwinden. Unter den Heterodonta herrschen die Chamacea zur Zeit des oberen Jura und der Kreide, die Sinupalliata stehen gegen die Integripalliata noch zu- rück. Unter den Desmodonta herrschen die Gattung Pholadomya und ihre Verwandten vor. Im Känozoieum spielen Schizodonta, Chamacea und Heteromyaria nur noch eine untergeordnete Rolle. Der Charakter der Fauna wird durch das Hervortreten der Conchacea, namentlich der sinupalliaten, in erster Linie bestimmt. Daneben sind Desmodonta, Monomyaria und Taxodonta, welch’ letztere kaum eine wesentliche Abnahme seit der Silurzeit auf- weisen, reichlich entwickelt. Süsswassermuscheln finden sich seit der Devonzeit. Bis zur oberen Kreide sind ihre Reste aber relativ spärlich. Die erste reichhaltige Fauna erscheint in den Grenzschichten zwischen Kreide und Tertiär in Nord- amerika (Laramie-Gruppe). Die tertiären Süsswasserbildungen sind reich an Vertretern der Unionidae und Cyrenidae, der noch Keute dominirenden Süsswassermuscheln. Die geologische Verbreitung der wichtigsten Gattungen ist in nach- folgender Tabelle zusammengestellt. I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 2. Klasse: Scaphopoda. 295 Stein- kohlenf. und Perm Tertiär Kreide und Lebend Monolis Daonella . Halobia Pholadomya Arca . Pectunculus. Nucula Schizodus Myophoria Trigonia . Cyprina Cyrena. Astarte , Cardita Cardinia . Unio . Megalodon Venus . Diceras Requienia. Chama . Monopleura. Plagioptychus . Hippurites Radiolites Pterinea . Pseudomonotis Avieula - Aviculopecten . Gervillia . Inoceramus . Mytilus Lima Pecten . Ostrea . Gryphaea Exogyra . 2. Klasse: Scaphopoda. Die Scaphopoda oder Grabfüssler unterscheiden sich von allen höher organisirten Mollusken durch das Fehlen eines gesonderten Kopfes, von den Lamellibranchiata durch den Besitz von Zunge und Kiefer, ins- besondere aber durch die einfache, röhrenförmige, an beiden Enden geöffnete Kalkschale, welche niemals fehlt (Fig. 304). (Die scheinbar ähnlichen, röhrenförmigen Gehäuse mancher Würmer und 296 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. . Schnecken sind am hinteren Ende in der Regel geschlossen.) Ausschliess- lich marine Thiere, die in der Nähe der Küsten im Sande oder Schlamme leben, aber auch in den abyssischen Regionen (über 500 m) recht häufig vorkommen. Fossil ‘schon seit der Silurzeit bekannt, aber erst im Tertiär häufig. Dentalium L. (Fig. 304). Die schwach ge- bogene Röhre verschmälert und verengt sich nach hinten allmählich und besitzt häufig auf der Convexseite des Hinterrandes einen kür- zeren oder längeren Schlitz. Die Oberfläche ist glatt oder mit Längsrippen oder -streifen ver- ziert, oft durch Anwachsstreifen quergerunzelt. Vom Silur an bekannt, vom Tertiär an häufig. Die älteren Formen meist ungerippt. * A. Schale glatt. D. antiquum Gf. Mitteldevon. Eifel. D. ingens d. Kon. Subcarbon. Belgien. D. laeve Schl. Unterer und oberer Muschelkalk. Deutschland »Dentalienbank« des Wellenkalks). D. Parkinsoni Qu. Häufigim »Dentalienthone« Fig. 304. Dentalium sexangulare des oberen Dogger (Br. J. &) in Schwaben. Lmk. Pliocän. _Asti, Piemont. 2 ee R Oben und unten Querschnitt der D. Mosae Mtf. sp. Oberste Kreide (Danien). Hol- Baltr land, Schonen. D. entale Lin. Jungtertiär und Lebend.. Europa. B. Schale längsgerippt. D. Kickxii Nyst. Oligocän. Mitteleuropa. D. sexangulare Lmk. (Fig, 304). Im Neogen Südeuropas häufig. D. elephantinum Lin. Jungtertiär und Lebend. Südeuropa. 3. Klasse: Gastropoda (Bauchfüssler, Schnecken). Litteratur über Gastropoda. (Vergl. p. 228, 229.) Bellardi, L. I Molluschi de terreni terziari del Piemonte e della Liguria. Parte I—Ill. Torino 1872—1882. Cossmann. Contributions a l’&tude de la Faune de l’Etage Bathonien en France (Gastropodes). (M&m. soc. g&ol. France. IIl® ser., tom. III, 3, 1885.) Hoernes, R. Die fossilen Mollusken des Wiener Tertiärbeckens. Bd. I. Univalven (Abh. d. k. k. geol. Reichsanstalt. Bd. III. Wien 1856.) deKoninck. Faune du Calcaire carbonifere de la Belgique, IIIe et IV® partie. 488s1— 1883. (Annales du Musee royal d’histoire naturelle de Belgique.) l. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3.-Klasse: Gastropoda. 297 Lindström, G. On the silurian Gastropoda and Pteropoda of Gotland. (Kongl. Svenska Vet, Ak. Handl. Bd. XIX, No. 6. 1884.) Pal&ontologie francaise. Terr. jurass. Vol. II, par d’Orbigny, A. 4850. Vol. III par Piette 1867 (noch nicht vollendet). — Terr. eretaces. Vol. II par d’Orbigny, A. 1842—43. Quenstedt, F. A. Petrefactenkunde Deutschlands. Bd. VII. Gasteropoden. Leipzig 4881— 84. Stoliczka, F. Cretaceous Fauna of Southern India. II. The Gasteropoda (Memoirs of the Geolog. Survey of Southern India. Palaeontologica Indica). Calcutta 1868. Waagen, W. Salt-Range fossils. I. Productus Limestone fossils. 2 Gastropoda. (Me- moirs of the geol. Survey of India. Palaeontologica Indica. Ser. XIII.) Calcutta 1880. Zekeli, F. Die Gasteropoden der Gosau-Gebilde in den nordöstl. Alpen (Abh.d.k. k. geol. Reichsanstalt. Bd. I. 1852). Bemerk. dazu von Reuss, A., und Stoliczka, F. (Sitzb. d. k. k. Akad. d. W. in Wien. 1853 und 1865). Zittel, K.A. Die Gastropoden der Stramberger Schichten (Mitth. aus d. Mus. d. k. bay. Staates. Bd. Il, Abth. 3. 1873). Die Schnecken sind nackte oder beschalte Weichthiere mit geson- dertem Kopfe und einem bauchständigen Fusse (daher der Name Gastro- poda). Sie leben z. Th. im Wasser, z. Th. auf dem Lande und athmen theils durch Kiemen, theils durch Lungen. Die Mehrzahl der Schnecken besitzt die Fähigkeit, ein kalkiges Gehäuse (Schale) abzusondern, wel- ches in der Regel äusserlich liegt, so dass das Thier sich in dasselbe ganz oder theilweise zurückziehen kann, seltener befindet sich die rückgebil- dete Schale in der Körperhaut versteckt. Das Gehäuse ist ähnlich zu- sammengesetzt wie die Schale der Zamellibranchiata; eine — oft fehlende — äussere, hornige Lage (Oberhaut) bedeckt die eigentliche Schale. Letz- tere besitzt meist eine porzellanartige Beschaffenheit; zuweilen ist die innerste Lage perlmuütterartig. Der kohlensaure Kalk ist vorwiegend als Aragonit vorhanden und dies ist der Grund der relativ leichten Zer- störbarkeit der Schneckenschalen, die in den älteren Formationen ent- weder in Caleit umgewandelt oder gänzlich aufgelöst sind. Die für die Unterscheidung der fossilen Schnecken allein verwerth- bare Schale besteht nur in den seltensten Fällen aus mehreren (8) Stücken (Placophora), vielmehr gewöhnlich nur aus einem einzigen Stücke. Zwei- seitig symmetrische [und dann in der Regel napfförmige (Fig. 312) oder spiral in einer Ebene aufgerollte (Fig. 314)] Schalen gehören zu den sel- tenen Erscheinungen. Die in der Anlage vorhandene zweiseitige Sym- metrie des Thieres und der conisch röhrenförmigen Schale wird vielmehr in der Regel dadurch gestört, dass sie sich spiral um eine Achse wickeln unter fortwährender Verschiebung der Aufrollungsebene nach einer und derselben Richtung (von hinten nach vorn). Der zuerst gebildete Theil der Schale — Spitze (Fig. 305 sp’) — ist geschlossen, der zuletzt ent- 298 I. Thierreich. — VII, Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. standene — Basis (Fig. 305 b) — besitzt eine Oeffnung, Mündung (Fig. 305 M) genannt, aus welcher das Thier Fuss, Kopf und einen Theil des Mantels hervorstrecken kann. Für die Betrachtung wird die Schale ge- wöhnlich derart gestellt, dass die Spitze nach oben, die Basis nach unten gerichtet ist, und der Beschauer die Mündung in ihrer ganzen Breite über- sieht (Fig. 306, 307 A). Die Ausdehnung der Schale in der Richtung der Auf- rollungsachse heisst Länge oder Höhe (Fig. 305 Bh—h), die grösste dazu senkrechte Ausdehnung Dicke oder Breite (Fig. 305 B b—2). Man be- zeichnet die Schale als links gewunden, wenn bei der erwähnten sh Fig. 306. Eine linksgewundene, ungenabelte Schneckenschale. a = Aussen-, © = Innenlippe; c = Mün- 7 dungscanal. Fig. 305. Latirus craticulatus Lin. Lebend. Rothes Meer. A eine rechtsgewundene Schneckenschale in der gebräuch- lichen Stellung ; das Gewinde (g) der Länge nach bis zur Mitte aufgeschnitten, der letzte Umgang (w) ganz. b = Basis; sp' = Spitze; «! = erste, durch Querwände abgeschlossene Umgänge; n = vertiefte Nähte zwischen den einzelnen Umgängen; sp = Spindel; f = Falten derselben, auch in den früheren Um- gängen sichtbar; M = Mündung; ce = unterer, c' = oberer Canal derselben; a = Aussenlippe; i = Innenlippe; s = Spiralstreifen der Schalenoberfläche. B RA—h = Länge oder Höhe, D—b = Breite oder Dicke des Gehäuses. Stellung derselben die Mündung links von der Achse gelegen ist (Fig. 306), im entgegengesetzten, häufigeren Falle als rechts gewunden (Fig. 305; Fig. 307 A, B). Die einzelnen Windungen der Schale (Umgänge) wickeln sich in sehr verschiedenartiger Weise um die Aufrollungsachse, wodurch eine grosse Mannigfaltigkeit der Gesammtform hervorgerufen wird. Die hauptsächlichsten Abänderungen der spiral gewundenen Schale sind folgende: Die Schale ist: 1. walzenförmig (die Umgänge nehmen nach unten nur wenig an Dicke zu) (Fig. 393); 2. thurmförmig oder verlängert (zahlreiche, langsam und regel- mässig an Dicke zunehmende Umgänge) (Fig. 314, 317); I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse : Gastropoda. 299 3. eiförmig (Gewinde kurz, letzter Umgang mehr oder weniger oval) (Fig. 329); 4. spindelförmig (Schale beiderseits zugespitzt) (Fig. 305); 5. kegelförmig (regelmässig conisch mit platter Grundfläche (Fig. 325); 6. kreiselförmig (regelmässig conisch mit convexer Grundfläche (Fig. 320); kugelig (Gewinde niedrig, letzter Umgang sehr breit) (Fig.307 A); 8. mützenförmig (Gewinde kurz oder fast fehlend, letzter Umgang trompeten- artig erweitert) (Fig. 313); 9. niedergedrückt (Gewinde kaum hervorragend, Umgänge regelmässig an Weite zunehmend) (Fig. 319); 10. scheibenförmig (Umgänge nahezu in einer Ebene liegend, Gewinde von der Seite nicht sichtbar) (Fig. 327). In seltenen Fällen werden die Windungen ganz unregelmässig, wodurch Formen entstehen, die manchen Serpulaschalen (Fig. 118 D) zum Verwechseln ähnlich sehen. Die Schneckenschale umschliesst für ge- p y = Fig. 307. A Nerita Plutonis wöhnlich eine einfache Höhlung, die dem Thiere Bast. Mio Uecken, Aargau. a = die verdickte Aussenlippe; als Wohnraum dient. Der Eingeweidesack des := Innenlippe, mit Zähnen (<) = versehen. # Längsschnitt einer Thieres liegt in dem hinteren Theil der Schalen- sSchneckenschale mit weitem und E tiefem Nabel (n') (Solarium per- höhlung, dem Gewinde (Fig. 305 g) versteckt, Ben NL az Kopf und Fuss können in den letzten Umgang der Schale (Fig. 305 u) zurückgezogen werden. Zuweilen liegt aber ein Theil des Mantels ausserhalb der Schale und auf diese zurückgeschlagen. Der zuerst gebildete, vom Thiere nicht mehr be- wohnte Theil der Schalenhöhlung wird häufig durch kalkige Querblätter von dem Wohnraum abgeschieden oder auch durch compacte Kalksub- stanz ausgefüllt (Fig. 305 w). Meist wickeln sich die Umgänge in der Richtung der Achse fest um einander und bilden eine solide Säule, die Spindel oder Columella (Fig. 305 sp). Die Spindel wird nur an der Innenseite der Mündung von aussen sichtbar, ebenso die spiralen Wülste, welche häufig auf der Spindel verlaufen und Spindelfalten oder schlechtweg Falten genannt werden (Fig. 305 f). Berühren sich die Windungen in der Achse der Schale nicht, so entsteht ein engerer oder weiterer, eonischer, gegen unten verbreiterter und sich öffnender Hohlraum, Nabel (Fig. 307 Bn’). Wird derselbe I 300 I. Thierreich. — VII. Mollusea. — 3. Klasse: Gastropoda. nachträglich von einer schwieligen Verdiekung verschlossen, so spricht man von einer Nabelschwiele (Fig. 322). Die äusserlich gewöhnlich durch Vertiefungen bezeichnete Grenze der Umgänge heisst Naht (Fig. 308 n). Die Mündung der Schale wechselt in ihrem Umriss ausserordent- lich: sie kann kreisrund (Fig. 386), halbmondförmig (Fig. 310 A), eiförmig (Fig. 324 A), linear (Fig. 328) ete. sein. Nur selten bildet der Mundrand oder -saum ein geschlossenes Ganzes — zusammenhängender Mundrand (Fig. 324) —, meist trennt sich der Aussenrand (Aussen- lippe — Fig. 310 Aa) vom Innen- oder Spindelrande (Innen- lippe — Fig. 310 Ai). An Stelle des fehlenden Innenrandes können die Br b Fig. 309. Eine linksgewundene, ungenabelte Schneckenschale (Fusus antiguus Müll... «= Aussen-, i = 7 Innenlippe; ce = Mündungscanal. v Fig. 308. Latirus craticulatus Lin. Lebend, Rothes Meer. 4A eine rechtsgewundene Schneckenschale in der gebräuch- lichen Stellung ; das Gewinde (y) der Länge nach bis zur Mitte aufgeschnitten, der letzte Umgang (x) ganz. db = Basis; sp! = Spitze; «’ = erste, durch Querwände abgeschlossene Umgänge; n = vertiefte Nähte zwischen den einzelnen Umgängen; sp = Spindel; f = Falten derselben, auch in den früheren Um- gängen sichtbar; M = Mündung; ce = unterer, c' = oberer Canal derselben; a = Aussenlippe; i = Innenlippe; s = Spiralstreifen der Schalenoberfläche. B h—h = Länge oder Höhe, b—b = Breite oder Dicke des Gehäuses. vorletzte Windung oder die Spindel treten (Fig. 326). Die Trennung der beiden Ränder tritt dann besonders scharf hervor, wenn die Mündung sich nach unten (vorn) in eine kürzere oder längere Rinne (Ausguss oder Ganal — Fig. 308 c) verlängert, welche die Athemröhre aufnimmt, oder wenn gar eine Rinne am oberen (hinteren) Ende der Mündung auftritt (Fig. 308 c’‘). Der Innenrand legt sich meist fest an die vorletzte Windung oder die Spindel an. Der Aussenrand verläuft gerade, d. h. in der Fort- setzung des letzten Umganges (Fig. 325), er kann aber auch nach innen eingerollt, nach aussen umgeschlagen (Fig. 314 a), zuweilen flügelartig ausgebreitet (Fig. 368) und dann auch wohl fingerförmig zertheilt sein (Fig. 369). Auf Innen- wie Aussenlippe treten Verzierungen, als Zähne I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. 301 (Fig. 310 A z), Runzeln.oder Falten auf. Die Verzierungen der Schalen- oberfläche (Skulptur genannt) wie Wülste, Rippen, Streifen, Furchen, Stacheln, Höcker etc. verlaufen entweder den Nähten parallel, also spiral — Spiralverzierungen (Fig. 308 s, 309, 310 A) — oder senkrecht dazu — Querverzierungen (Fig. 315). Die bei lebenden Schnecken (namentlich Meeresschnecken) zur Artunterscheidung gut verwerthbaren Farbenzeichnungen finden sich bei den fossilen in der Regel nicht mehr erhalten. Die Schalen der Süsswasserschnecken sind an ihrer (durch Bacterien) angefressenen Spitze und der grünen oder schwarzen (zuweilen auch bei meerischen Schnecken vorkommenden) Epidermis kenntlich. Viele Schnecken, namentlich aus der Ordnung der Prosobranchiata, tragen auf der Hinterseite des Fusses eine gesonderte, hornige oder kal- kige Platte, meist von der ungefähren Form der Mündung, den sog. Deckel, mit welchem das Thier beim Zurückziehen in die Schale die Mündung verschliessen kann (Fig. 384). Häufig zeigt der Deckel spirale Win- dungen (Fig. 351 b). Manche Lungenschnecken sondern nur für den Winter ein deckelartiges Gebilde (Winterdeckel oder Diaphragma) ab. Bei der Gattung Clausilia findet sich ein an die Spin- del festgeheftetes Deckelstück (Clausilium — Fig. 392 B). Die meisten Gastropoden leben im Wasser, die Mehrzahl der Lungenschnecken (Pulmonata) und einige Prosobranchiata (Unterordnung Neuro- branchiata) auf dem Lande. Weitaus der grösste Theil der Wasserbewohner findet sich im Meere, nur ein geringer Theil im Süsswasser; manche Fig, 310. 4 Nerita Plutonis Bast. Mioeä Uecken, Aargau. Formen können in salzigem und brackischem, = verdickte Aussenlippe ; i = Imnenlippe, mit Zähnen (z) andere in süssem und brackischem gleich gut fort- versehen. 3 Längsschnitt einer < Schneckenschale mit weitem und kommen. Sowohl Land- alsWasserschnecken zei- tiefem Nabel (n) (Solarium per- 1 spectivum Lin.). Bezeichnungen gen gegen die Pole zu eine Abnahme der Formen- ua zu BE Alla 2 mannigfaltigkeit, der Grösse und der Pracht der Verzierung. Die Meeresschnecken leben meist in geringen Tiefen ((—72 m), in grösseren Tiefen nehmen sie rasch ab, und in der abyssischen Region (über 500 m) findet man nur noch wenige, z. Th. sehr dünnschalige Formen. Man theilt die Gastropoden in folgende Ordnungen und Unter- ordnungen ein: 5 A. Athmung durch Kiemen (wenn durch Lungen, meist ein Deckel vorhanden). a. Kiemen und Vorhof hinter der Kammer des Herzens. Schale häufig fehlend. Fossil nicht sehr wichtig, I. Ordn. Opisthobranchiata. 302 l. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. b. Kiemen und Vorhof vor der Kammer des Herzens. Schale meist vorhanden. a. Vorderer Theil des Fusses zu einer aufrechten Flosse umgewandelt. Nackt oder beschalt. Fossil unwichtig. II. Ordn. Heteropoda. 3. Fuss mit Kriechsohle. Schale stets, Deckel meist vorhanden, Fossil sehr wichtig. III. Ordn. Prosobranchiata. 4. Schale aus $ beweglichen Stücken bestehend. Fossil unwichtig. 1. Placophora. 2. Schale aus einem Stück bestehend. * Athmung durch Kiemen. o Kiemen blattförmig, kreisförmig angeordnet. Schale napfförmig. Fossil nicht wichtig. 2. Cyclobranchiata. co Kiemen federförmig. Schale spiral aufgerollt, selten napfförmig. Fossil wichtig. 3. Aspidobranchiata. ooo Kiemen kammförmig. Schale spiral. Meist ein Deckel vorhan- den. Fossil sehr wichtig. 4. Ctenobranchiata. ** Athmung durch Lungen. Fossil nicht sehr wichtig. 5. Neurobranchiata. B. Athmung durch Lungen. Ein eigentlicher Deckel fehlt. Fossil wichtig. IV. Ordn. Pulmonata. Die systematische Stellung mancher fossilen Schnecken muss un- sicher bleiben, weil ganz ähnliche und im fossilen Zustande schwer oder gar nicht unterscheidbare Gehäuse von ganz verschieden organisirten Thieren erzeugt werden können. Eine natürliche Eintheilung lässt sich somit nach den Gehäusen allein nicht erzielen. Um dem Anfänger die Be- stimmung der wichtigsten fossilen Formen zu erleichtern, geben wir nach- stehende Schlüsseltabelle, in welcher nur Merkmale der Schale für die Unterscheidung verwerthet sind. Die Gruppirung der Gattungen ist da- durch vielfach eine ganz unnatürliche geworden. A. Schale aus mehreren (8) Stücken bestehend Chiton. B. Schale aus einem Stück bestehend, oft mit Deckel. a. Schale vollkommen zweiseitig symmetrisch, spiral in einer Ebeneaufgerolltodernapfförmig (Fig. 314, 312). a. Schale napfförmig (Fig. 312). 4. Am Wirbel geschlossen (Fig. 334) Patella. 2. Am Wirbel mit Schlitz (Fig. 312) Fissurella. ß. Schale spiral in einer Ebene aufgerollt, Aussenlippe mit Spalt (Fig. 314) Bellerophon. b. Schale mützenförmig, gebogen oder im Anfang spiral, oft fast symmetrisch. Mündungtrompetenartig erweitert (Fig. 313) Capulus. c. Schale unsymmetrisch spiral aufgerollt, mit geschlossenen Windungen (Fig. 314—327), «. Mündung mit Ausguss oder Canal (Fig. 314—318). 4. Aussenlippe oben mit seitlichem Schlitz (Fig. 316). a. Mündung länglich, mit langem Canal (Fig. 346) Pleurotoma. b. Mündung oval oder viereckig, mit kurzem Ausguss. Mündung mit Falten (Fig. 347) Nerinea. 2. Aussenlippe ohne seitlichen Schlitz. I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. 303 lv Fig. 311. Bellerophon bicarenus Lev. Fig. 312. Fissurella Italica Dfr. }ı. Fig. 313. Capulus neritoides Phill. sp. Yı. Fig. 314. Cerithium marga- Fig. 315. BRostellaria fissu- ritaceum Broce. rella Lmk. Fig. 316. Pleurotoma cuta- Fig. 317. Nerinea trinodosa Fig. 318. Tritonium flan- phracta Broce. sp. Yı. Voltz. dricum d. Kon. !/ı. 304 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. o Spindelfalten in allen Windungen vorhanden. + Mündung kaum höher als breit; letzter Umgang wenig höher als die früheren. Gehäuse thurmförmig (Fig. 344) Cerithium. ++ Mündung verlängert. Letzter Umgang erweitert (Fig. 375). Ge- häuse spindelförmig Voluta. oo Spindelfalten fehlend oder undeutlich. -- Mündung mit kurzem Ausguss. Innenlippe umgeschlagen (Fig.314). * Letzter Umgang wenig höher als die früheren. Mündung kaum höher als breit. Gehäuse thurmförmig (Fig. 314) Cerithium. ** Letzter Umgang viel höher als die übrigen. Mündung ver- längert. $ Innenlippe schwielig verdickt. Mündung unten stark ver- engt (Fig. 358) Melanopsis. $$ Innenlippe nicht schwielig verdickt (Fig. 373) Bueeinum. ++ Mündung mit kürzerem oder längerem Canal (Fig. 315, 318). * Aussenlippe nicht ausgebreitet (Fig. 348). $ Schale ohne Querwülste (Fig. 377) Fusus. $% Schale mit Querwülsten (Fig. 318). aa. Die Querwülste stehen unregelmässig (Fig. 318) Tritonium. bb. Die Querwülste hängen zusammen (Fig. 380) Murex. Aussenlippe ausgebreitet, oft mit fingerförmigen Fortsätzen. $ Mündung nach oben nicht in eine Rinne auslaufend (Fig. ** 370) Alaria. $$ Mündung nach oben in eine Rinne auslaufend (Fig. 315 r) Rostellaria. 3. Mündung ganz, d. h. ohne unteren Ausguss oder Canal (Fig, 319—327). 4. Aussenlippe mit Schlitz (Fig. 320 A s, Cs). o Schale thurmförmig, hoch Murchisonia. oo Schale kreiselförmig, niedrig (Fig. 320) Pleurotomaria. 2. Aussenlippe ohne Schlitz (Fig. 319, 321—327). o Spindel oder Innnenlippe ohne Falten, höchstens gezähnt (Fig. 319, 3341 — 327). -+ Innenlippe abgeplattet und meist gezähnt. Gewinde sehr niedrig; letzter Umgang sehr gross (Fig. 321). * Schale diekwandig (Fig. 341, 344) Nerita, Velates. ** Schale dünnwandig (Fig. 321) Neritina. --+ Innenlippe weder abgeplattet noch gezähnt (Fig, 319, 322—327). * Schale mit weitem Nabel (Fig. 319). $ Meeresschnecken (Fig. 319) Straparollus, Solarium. $$ Süsswasserschnecken (Fig. 327) Planorbis. ** Schale eng oder gar nicht genabelt (Fig. 322—326). $ Ränder der Mündung zusammenhängend (Fig, 324). aa. Mündung meist kreisrund, selten oben ein wenig aus- gezogen, Zahl der Umgänge oft mehr als 5 (Fig. 384, 385 Cyelostoma. I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. 305 Fig. 319, Straporollus pentangulatus Fig. 320. A. B Pleurotomaria anglica Sow. sp. Sow. sp. 5 C© Pl. caepa Desl. Fig. 321. Neritina cerenulata Kl Fig. 322. Natica mille- Fig. 323. NMelania inquinata Fig. 324. Paludina. A P. pachy- punctata Lmk. Yı. Desh. stoma Sdäbg. B P. avellana Neum. a 1 Fig. 325. Trochus angulato- Fig. 326. Helix deflexa A. Br. Fig. 327. Planorbis euom- plicatus Mustr. phalus Sow. Yı. Steinmann, Paläont logie. 20 306 |]. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Opisthobranchiata. bb. Mündung oben deutlich verschmälert. Umgänge meist wenig zablreich (bis 5) (Fig. 324) Paludina. $$ Ränder der Mündung nicht zusammenhängend (Fig. 322, 323, 325, 326). aa. Schale hoch thurmförmig (Fig. 323). I. Mündung rundlich oder vierseitig, oben nicht aus- gezogen. Schalen mit regelmässigen Spiralstreifen oder Rippen (Fig. 349) Turritella. II. Mündung nach oben verschmälert (Fig. 323). «. Schale glatt, selten mit Spiralstreifen; Umgänge flach oder regelmässig gewölbt (Fig. 35%) Chemnitzia. 3. Schale meist quer gefippt, oft auch mit Spiralstreifen; Um- gänge meist kantig (Fig. 323) Melania. bb. Schale niedriger, kegelig bis kugelig (Fig. 322, 325, 326). I. Schale kugelig, letzter Umgang sehr hoch und breit (Fig. 322 Natica. II. Schale regelmässig conisch oder halbkugelförmig (Fig. 325, 326). «@. Schale meist mannigfaltig verziert (Fig. 325). a. Mündung rund, eher höher als breit (Fig. 336, 338) Turbo. b. Mündung quer, breiter als hoch (Fig. 325) Trochus. 3. Schale nur durch Anwachsstreifen verziert (Fig. 326). Helix. co Schale mit Spindelfalten (Fig. 328, 329). + Schale eiförmig, dick; rechtsgewunden; Gewinde niedrig (Fig. 328, 329) Actaeonella, Avellana. -++ Schale spindelförmig; linksgewunden;; Gewinde hoch (Fig. 392) Clausilia. 1. Ordnung Opisthobranchiata (Hinterkiemer). Nur die Unterordnung der Tectibranchiata setzt sich zum Theil aus schalentragenden Formen zusammen. Die Schalen sind meist spiralge- rollt und häufig mit Spiralstreifen versehen, selten schildförmig. Von der Steinkohlenformation an bekannt, wichtig in Jura und Kreide. 1. Fam. Actaeonidae. Schale solid. Gewinde meist sichtbar. Spindelrand meist mit Falten (Fig. 328, 329). 2. Fam. Bullidae. Schale dünn. Gewinde meist verhüllt. Spindelrand ohne Falten (Fig. 330). 1. Fam. Actaeonidae. Steinkohlenformation — Gegenwart, vorwiegend in der Kreide verbreitet. Actaeonella d’Orb. (Fig. 328). Schale conisch, oval oder kugelig, mit zahlreichen Umgängen, nur mit queren Anwachsstreifen; Gewinde mässig hoch oder niedergedrückt. Mundöffnung lang und schmal, ganz. Die Spindel vorn verdickt, mit 3 starken Falten. Aussenlippe dünn und des- I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3, Klasse: Gastropoda. Heteropoda. 307 halb meist zerbrochen. Z. Th. sehr grosse und dickschalige Schnecken. Angeblich schon im Malm des Apennin, sehr häufig in der oberen Kreide, namentlich in der südeuropäischen Hippuritenkreide. Europa. Kleinasien, Indien, Nordamerika (»Actäonellenschichten«). A. gigantea Sow. sp. (Fig. 328). Hippuritenkreide. Südfrankreich, Salzkammer- sut, Kleinasien. Untersenon. Aachen. A. laevis Sow. sp. Hippuritenkreide. Südfrankreich, Salzgammergut, Böhmen. Avellana d’Orb. (Fig. 329). Schale kugelig; Gewinde kurz. Ober- fläche mit zahlreichen, gleichen Spiralstreifen. Mündung schmal, nach unten erweitert, halbmondförmig. Aussenlippe (a) verdickt und meist ge- kerbt. Spindelrand mit 2 oder 3 Falten (f). Auf die Kreide be- schränkt. A. incerassata Mant. sp. (Fig. 329). Oberer Gault. England, Frankreich, Schweiz. A. cassis d’Orb. Cenoman. Frankreich. Fig. 328. Actaeonella gigantea Sow. Fig. 329. Avellana in- Fig. 330. Bulla ampulla sp. Unteres Senon (Hippuritenkreide). crassata Mant.sp. Oberer Lin. Pliocän. Asti, Pie- Gosau, Salzkammergut. a = Ab- Gault. Frankreich. « = mont. bruchstelle des letzten Umganges; die gekerbte Aussenlippe; f = Spindelfalten. f= Falten des Spindel- randes. 2. Fam. Bullidae. Von der Trias an bekannt, Hauptverbreitung im Tertiär und in der Gegenwart. Bulla Lin. (Fig. 330). Schale oval bis fast kugelig; letzter Umgang die vorigen umhüllend. Gewinde eingesenkt. Mündung höher als der letzte Umgang, unten ausgebaucht. Oberfläche glatt, höchstens mit Zuwachs- streifen. Kreide — Gegenwart; verwandte Gattungen nicht selten im Tertiär. B. ampulla Lin. (Fig. 330). Neogen. Südeuropa. Lebend. Atlantischer Ocean, Östindien. 2. Ordnung Heteropoda. Die zarten, symmetrisch spiral eingerollten Schalen der Heteropoden sind nur als Seltenheiten in jungtertiären Schichten gefunden worden. 20* 308 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiata. 3. Ordnung Prosobranchiata. Die Mehrzahl der schalentragenden Schnecken gehört dieser Ordnung an. Sie leben vorwiegend im Meere. Fossil sehr wichtig; schon vom Cambrium an bekannt. 1. Unterordnung Placophora. Die verlängerte, fach schüsselförmige, symmetrische Schale besteht aus 8 Querplatten, die sich dachziegelförmig (die vordere etwas über die hintere tbergreifend) aneinanderfügen. Eine lederartige Haut, welche die Schale rings umgiebt, hält die beweglichen Platten zusammen. Nur eine Gattung. Chiton Lin., deren Reste vereinzelt in allen Formationen (schon in silurischen Schichten) gefunden sind. Mehrere 100 lebende Arten, meist in den wärmeren Meeren und in geringen Meerestiefen, Ch. priscus Mnstr. Subcarbon. Belgien. 2. Unterordnung Cyelobranchiata (Kreiskiemer). Der symmetrische Körper wird von einer napfförmigen Schale bedeckt, welche an der Spitze stets geschlossen ist. Vom Silur an be- kannt, Hauptentwickelung in der Gegenwart. Leben in seichtem Wasser, meist auf Felsen sitzend. Patella Lin. (Fig. 331). Schale oval bis kreisrund, kegelförmig oder niedergedrückt, mit fast mittelständiger oder etwas nach vorn ge- rückter Spitze. Oberfläche meist radial ver- ziert, selten glatt. Auf der Innenseite ein huf- eisenförmiger, nach vorn geöflneter Muskelein- Fig. 331. Patella rugosa Sow. druck. Vom Jura an, sehr häufig in der Ge- Oberer Dogger. Langrune, Nor- 1 Da. Tante Sohalelkyan an ennvantss Marin. sehen. !ı. P. Hettangiensis Terg. Unterer Lias (Angulaten- Sandstein). Lothringen. P. rugosa Sow. (Fig. 331). Oberer Dogger (Great Oolite). England, Normandie. P. vulgata Lin. Pliocän und Lebend. Europa. 3. Unterordnung Aspidobranchiata. Die wichtigsten Familien unterscheiden sich wie folgt: A. Schalenrand mit einem Schlitz oder Schale an der Spitze gelocht (Fig. 332—335) Fissobranchiata. I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiata, 309 a. Schale napfförmig, mit durchbohrter Spitze oder mit Schlitz am Vorderrande. Spitze zuweilen nahezu symmetrisch eingerollt (Fig. 332, 333) 1. Fam. Fissurellidae. b. Schale unsymmetrisch spiral aufgerollt (Fig. 334) 2. Fam. Pleurotomariidae. c. Schale symmetrisch spiral aufgerollt (Fig. 335) 3. Fam. Bellerophontidae. B. Schalenrand ganz, Schale nicht gelocht (Fig. 336—344) Scutibranchiata. a. Schale kreisel- oder thurmförmig (Fig. 336— 340) 4. Fam. Trochidae. b. Schale halbkugelig. Innenlippe verdickt und abgeplattet (Fig. 341—344) 5. Fam. Neritidae. 1. Fam. Fissurellidae. Fissurella Bug. (Fig. 332). Schale symmetrisch, napf- oder mützen- förmig. Spitze mit einem runden oder länglichen Loche. Oberfläche ra- dial gerippt. Vielleicht schon paläozoisch, sicher vom Jura an, häufig Tertiär und Lebend. F. Italica Dfr. (Fig. 332). Miocän und Pliocän. Südeuropa. F. Graeca Lam. Pliocän und Recent. Europa. Fig. 332. ginula Münsteri lica Dfr. Mi Kl Stufe (Cassianer ner Becken. Schale v Sch.). St. Cassian, Dolomitalpen oben gesehen. Die Spitze Schale von vorn, den Schlitz und ist gelocht. !/ı. das Schlitzband zeigend. ?/ı. Emarginula Lam. (Fig. 333). Die schüssel- oder mützenförmige Schale besitzt am Vorderrande einen Schlitz. Die Spitze ist häufig nach hinten schwach unsymmetrisch eingerollt. Zahlreiche fossile Arten seit der Steinkohlenformation, von der Kreide an häufig. 150 lebende For- men in den wärmeren Meeren. E. Münsteri Pict. (Fig. 333). Alpenkeuper (Cassianer Sch.). Südalpen, E. fissura Lin. sp. Pliocän — Lebend. Europa. . 2. Fam. Pleurotomariidae. Schale unsymmetrisch spiral gewunden, kegel- bis thurmförmig. Mün- dung ganz, selten mit kurzem Canal. Aussenrand mit Afterschlitz (Fig. 334 As, Cs) oder an dessen Stelle mehrere schlitzförmige Oeflnungen. Die Ausfüllung des Schlitzes lässt sich an den zurückgebogenen Anwachs- streifen (Fig. 334 B s’) als Schlitzband (Fig. 334 A s’, Cs’) auch auf den früheren Umgängen verfolgen. Mehrere, zur Vorzeit sehr formenreich entwickelte Gattungen. Lebend nur noch wenige, sehr seltene Formen. Pleurotomaria Dfr. (Fig. 334 A—0). Schale scheibenförmig, kugelig. meist kreisel- oder kegelförmig, in der Regel breit, mit oder ohne Nabel. 310 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiata. Oberfläche glatt (C) oder mit spiralen Reifen und Knotenreihen (A), die von deutlichen Anwachsstreifen gekreuzt werden. Durch das Schlitzband von den oft ähnlich gestalteten Schalen der Trochidae unterschieden. Fossil ausserordentlich häufig, namentlich in paläozoischen (400 Arten) und mesozoischen Schichten. Im Tertiär noch wenige Arten, die 4 lebenden Arten in grösseren Tiefen und sehr selten. Fig. 334. A—( Pleurotomaria. A, B Pl. anglica Sow. sp. Unterer Lias («). Frank- reich DB ein Stück der Schalenoberfläche, um die zurückgebogenen Anwachsstreifen des Schlitzbandes (s') zu zeigen. C Pl. caepa Desl. Unterer Lias («). Hettingen, Lothringen. s = Afterschlitz; s’ = Schlitzband. Pl. obvallata Wahlb. sp. (Leth. pal., t. 5, Fig. 4). Untersilur (Orthocerenkalk). Nordeuropa. Als Diluvialgeschiebe in Norddeutschland. Pi. delphinuloides Schl. sp. Mitteldevon. Eifel, England. Pl. conica Phill. Subcarbon. Grossbritannien. Pl. Albertii Wissm. sp. Muschelkalk und Lettenkohle. Deutschland. Pl. radians Wissm. sp. Karnische Stufe (Cassianer Sch.). Dolomitalpen. Pl. polita Sow. Sp. \ 5 . . Unterer Lias («). Mitteleuropa. Pl. caepa Desl. (Fig. 334 C)J 5 ai op = Pl. anglica Sow. sp. (Fig. 334 A, B). Unterer Lias. Mitteleuropa. En BE mE SW. sp Mittlerer Lias. Mitteleuropa. Pl. amalthei Qu. J Pl. conoidea Dir. sp.] Pl. ornata Dir. sp. J Pl. armata Mnstr. Mittlerer Dogger — Callovien, Mitteleuropa. Pl. linearis Mant. Obere Kreide. Mitteleuropa. Als Murchisonia d’Arch. & Vern. werden die thurmförmigen, zuweilen mit kleinem Ausguss oder Canal versehenen Schalen unterschieden, welche namentlich inpaläozoischen Schichten häufig vorkommen. M. bellicincta Hall. Untersilur. Nordamerika. M. turbinata Schl. sp. \ M. intermedia Phill. sp.J me Mittlerer Dogger. Mitteleuropa. a Mitteldevon. England, Deutschland. 3. Fam. Bellerophontidae. Mitte des Aussenrandes der Mündung mit Einschnitt, der sich nach hinten Schale diek, symmetrisch, selten schwach unsymmetrisch eingerollt. I. Thierreich. — VII. Mollasca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiata, 311 in ein Schlitzband fortsetzt. Die Familie ist ausgestorben und, von we- nigen triadischen Nachzüglern abgesehen, auf das Paläozoicum (Cam- brium — Perm) beschränkt. Angeblich noch in der Kreide. Mehrere Gat- tungen. Die z. Th. ganz ähnlich gestalteten Schalen der Heteropoda unterscheiden sich durch ihre Zartheit und das Fehlen von Farbenzeichnungen, wie man solche bei den Bellerophontidas beobachtet hat. Bellerophon Montf. (Fig. 335). Schale scheibenförmig bis fast kugelig, involut. Gewinde oft unsicht- bar. Nabel vorhanden oder feh- lend, häufig durch eine Schwiele verdeckt. Innenlippe (A’)schwie- lig verdickt. Aussenrand mit Schlitz (s) und daran sich schliessendem, oft jederseits von einem Kiele(k) eingefasstem oder erhabenem,breitem Schlitzbande (s). Oberfläche mit fiederstel- Fig. 335. A, B Bellerophon bicarenus Lev. Subcarbon. ligen Anwachsrippen (B), zu- Tourmay, Belgien. s = Afterschlitz; s = Schlitzband, t R ä 5 n beiderseits von einem Kiele (k) eingefasst; = schwielig weilen auch mit Spiralstreifen verdickt: Innenlippe. oder -furchen. Vom Gam- brium bis ins Perm reichend, am häufigsten in der Steinkohlen- formation und im Perm (über die ganze Erde verbreitet). »Bellero- phonkalk« der Alpen (Perm). B. trilobatus Sow. Obersilur und Devon. England. Unterdevon. Rheinisches Schiefergebirge, Harz. B. striatus de Fer. & d’Orb. Mitteldevon. Eifel. . costatus SOW. \ . Urei Flem. (Leth. pal., t. 45, Fig. 2)J B B Subearbon und Carbon. Europa. B. bicarenus Lev. (Fig. 335 B B ' Subcarbon. Europa. . hiulcus Sow. . peregrinus Stche. »Bellerophonkalk« (Oberes Perm) der Südalpen. 4. Fam. Trochidae. Schale kegel- oder kreiselförmig. Mundränder zusammenhängend oder unterbrochen. Ein horniger oder kalkiger Deckel vorhanden. Diese Familie ist in allen Formationen durch eine Reihe von Gattungen ver- treten, die sich nach dem Gehäuse allein nur schwer unterscheiden lassen. Die 2 wichtigsten Gattungen trennt man wie folgt: A. Umgänge und Basis gewölbt. Mündung meist rund oder längsoval. Deckel kalkig (Fig. 336 —338) Turbo. B. Umgänge und Basis platt. Mündung selten rund, meist queroval oder eckig. Deckel hornig (Fig. 339, 340) Trochus 312 1. Thierreich, — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiata. Turbo Lin. (Fig. 336—338). Schale nicht oder eng genabelt. Um- gänge gewölbt, zuweilen kantig (Fig. 338). Mündung kreisrund oder etwas längsoval, oben zuweilen winkelig (Fig. 338 x). Mundränder meist nicht zusammenhängend. Aussenlippe scharf. Oberfläche in der Regel mit spi- ralen Verzierungen. Deckel kalkig, aussen convex, innen platt und spiral gerollt (Fig. 337). Vom Silur bis zur Gegenwart. Die Stellung sehr vieler Arten unsicher, weil der Deckel nicht bekannt. Die namentlich im Jura häufigen Formen mit kantigen Umgängen und oben winkeliger Mün- dung (Fig. 338 &) werden als Eunema unterschieden, Fig. 336. Turbo subeinetus Fig. 337. Deckel von Fig. 338. Turbo (Eunema) subduplicatus d’Orb. sp. Karnische Stufe Turbo sp., von der d’Orb. sp. Unterster Dogger (Torulosus- (Cassianer Sch.). St. Cassian, Seite und gegen die Sch.). Silzklamm, Unterelsass. ? = die Dolomitalpen. Innenfläche gesehen. etwas umgeschlagene Innenlippe; & = Oligocän. Vicentin. der obere Mundwinkel; k = die spirale Kante der Umgänge. T. (Cyelonema) bilix Conr. Untersilur. Nordamerika, T. armatus Gf. Mitteldevon. Eifel. T. helicinus Schl. Zechstein. Mitteldeutschland. T. subeinctus d’Orb. sp. (Fig. 336). Karnische Stufe (Cassianer Sch.). Dolomitalpen. T. solitarius Ben. Leitfossil für den karnischen Hauptdolomit der Alpen. Leitformen für die tiefsten Schichten des Doggers (Toru- losus-Sch.) in Mitteleuropa. T. (Eunema) ornatus Sow. Oberer Dogger. Mitteleuropa. T. rugosus L. Miocän — Lebend. Europa. Trochus Lin. (Fig. 339, 340). Gewinde meist regelmässig conisch. T. (Eunema) subduplicatus d’Orb. sp. (Fig. 338) T. (Eunema) capitaneus Münst. Fig. 339. Trochus angulato-plicatus Fig. 340. Trochus patulus Brocch. Mnstr. Korallenkalk d. Öxford. Frank- Miocän. Wiener Becken. Von vorn und reich. 2 = Innenlippe. von unten. Yı. Umgänge eben, mit den Nähten in einer Ebene. Letzter Umgang meist kantig. Mündung verquert, häufig viereckig. Mundränder nicht zu- 5 S I ’ 5 Ss I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiala. 313 sammenhängend. Querverzierungen häufig. Deckel hornig. Erst seit dem Jura häufig. Gemein im Tertiär und in der Gegenwart. Z. Th. sehr grosse Arten. Tr. monilitectus Phill. Mittlerer Dogger. Mitteleuropa. Tr. angulato-plicatus Mnstr. (Fig. 339). Korallenkalk des Malms. Mitteleuropa. Tr, speciosus Gl. Oxford und Kimmeridge. Mitteleuropa. Tr. giganteus Mnsir. Eocän. Miltel- und Südeuropa. Tr. Lucasanus Brgt. Oligocän. Vicentin. Tr. patulus Brocech. (Fig. 340).. Miocän und Pliocän. Mittel- und Südeuropa. Tr. fanulum Gml. Miocän. Mittel- und Südeuropa. Pliocän und Lebend. Süd- europa. 5. Fam. Neritidae. Schale dick, halbkugelig, ungenabelt. Gewinde sehr kurz und schief gegen den letzten Umgang gestellt (Fig. 341B sp). Mündung halbmondförmig. Innenlippe verbreitert und verdickt, scheidewandartig vorspringend, oft gezähnt. Deckel kalkig, am Innenrande mit einem oder zwei nach innen gerichteten Fortsätzen (Fig. 342). Die inneren Umgänge meist resorbirt oder durch dicht gedrängte Scheidewände ausgefüllt (Fig. 314 Be). Von der Trias bis zur Gegenwart. Im Meer-, Brack- und Süsswasser. Fig. 341. Nerita Plutonis Bast. Miocän. Uecken, Aargau. Fig. 342. Deckel einer lebenden 4A von vorn. B von hinten. © = Innenlippe, gezähnt (z); Nerita mit den 2 Foıtsätzen. Yı. a = Aussenlippe (innen verdickt); sp = Gewinde. Nerita (Fig. 341, 342). Oberfläche glatt oder spiral gerippt. Innen- lippe breit und verdickt, gezähnt (Fig. 343 Az). Aussenlippe (a) nach innen zu verdickt, häufig gezähnt. Innere Windungen resorbirt, so dass die Schalenhöhlung einfach. Deckel (Fig. 342) schwach spiral, mit 2 Fort- sätzen. Nur marin. Von der Trias bis zur Gegenwart. Lebend in den wärmeren Meeren. N. transversa Seeb. Kimmeridge. Mitteleuropa. N. rugosa Gf. sp. Oberste Kreide (Danien). Frankreich, Holland. N. Acherontis Brgt. Oligocän. Vicenlin. N. Plutonis Bast. (Fig. 344). Miocän. Mitteleuropa. Neritina Lmk. (Fig. 343). Dünnschaliger als die vorige Gattung und glatt. Innenlippe glatt oder ganz schwach gezähnelt (A z). Aussenlippe (a) scharf, innerlich nicht verdiekt. Süsswasser, seltener Brackwasser Vom Jura an, häufig tertiär und lebend. 314 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse : Gastropoda. Prosobranchiata. N. waldensis Dkr. Purbeck. Norddeutschland, Schweiz. N. erenulata Kl. (Fig. 343). Leitfossil für das Obermiocän. Mitteleuropa. N. fluviatilis Lin. sp. Miocän — Lebend. Europa. Velates Montf. (Fig. 344). Sehr grosse, unten flache Schale mit fast verschwindendem Gewinde. Von Nerita.durch die scharfe Aussenlippe. von Neritina durch die grobe Bezahnung (7 oder 8 Zähne) der stark ver- breiterten, schwach eonvexen Innenlippe (A z) unterschieden. Die früheren Fig. 343. Neritina erenulata Kl. Obermiocän. Deutsch- hof, Württemberg. A von vorn. B von hinten. m = Mündung; ö© = Innenlippe, schwach gezähnelt (2); « = Aussenlippe; sp = Gewinde. Fig. 344. Velates Schmideli Chem. sp. Untereocän (Sabl. infer.). Cuise-Lamotte, Oise. A Schale von unten, die stark verbreiterte und verdickte, mit S Zähnen (z) versehene Innenlippe, die Mündung (m) und die scharfe Aussenlippe zeigend. B die Schale von hinten bis zur Mitte angeschnitten. sp = Spindel; m = Mündung; e = die ersten, durch Scheidewände ausgefüllten Windungen; ep = obere Schalenschicht. NB. Die Figur ist nicht durch den Spiegel gezeichnet, muss also als Spiegelbild ge- dacht werden. Windungen durch dicht gedrängte Scheidewände ausgefüllt (B e). Eine glänzende, gelbbraune obere Schalenschicht (B ep) überzieht die Oberseite. Die einzige Art bezeichnet das Eocän in Europa, Aegypten, Indien und auf Madagascar. V. Schmideli Chem. sp. (Fig. 344). Unter-, Mittel- und Obereocän. 4. Unterordnung Ctenobranchiata. Fast ausschliesslich Wasserbewohner. Schale meist spiral gewunden, selten napfförmig. Die Mehrzahl der Prosobranchiata gehört hierher (ca. 6000 lebende und 4000 fossile Formen). Vom Cambrium an bekannt. A. Ptenoglossa (Federzüngler). Schale niedrig und dann meist weit genabelt, oder thurmförmig und dann Mündung mit zusammenhängenden Mundrändern. I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiata. 315 Fam. Solariidae. Schale kreisel- oder scheibenförmig, weit und tief genabelt. Die Um- gänge nehmen langsam an Dicke zu; der letzte meist sehr wenig erweitert. Vom Silur bis zur Gegenwart. Die meisten hierher gehörigen Gattungen wenig scharf von einander unterschieden. Solarium Lmk. (Fig. 347). Schale niedrig kegelförmig, mit weitem, randlich gekerbtem Nabel. Letzter Umgang mit Spiralkante. Mündung mehr oder weniger viereckig. Tertiär und Gegen wart. S. patulum Luk. ; a 3 S f F \ Mitteleocän. Pariser und Londoner Becken. S. canalieulatum Luk.) S. perspectivum Lin. sp. (Fig. 347). Lebend. Ostindien. Fig. 316. Strapavollus Dionysii Montf. Sub- carbon. Belgien. !/ı. B sm Fig. 345. Straparollus pentangulatus Sow. sp. Subearbon. Belgien. A Oberseite. % = Kante, Fig. 347. Solarium perspectivum Lin. Sp. die nach vorn convexe Zuwachsstreifung der Schale Lebend. Indischer Ocean. Schale in der unterbrechend. B von vom. m = Mündung; k = Richtung der Achse durchschnitten. Erklä- obere Kante; ! = Zuwachsstreifung. rung siehe Fig. 310 B. Straparollus Mtf. (— Euomphalus) (Fig. 345, 346). Von Solarium nur durch das Fehlen der Nabelkerben unterschieden. Conisch bis scheiben- förmig, aber Oberseite stets von der Unterseite verschieden. Umgänge rund oder kantig, glatt oder verziert. Mündung rundlich oder eckig, oft mit schwacher Einbuchtung; in der Fortsetzung derselben oft eine schlitzband- artige Unterbrechung der Seulptur (Fig. 345 Ak). Anwachsstreifen nach vorn convex. Die jüngeren (jurassischen und eretaceischen) Arten kaum scharf von Solarium geschieden. Sehr häufig vom Silur an bis zur Kreide; schon im Cambrium vorhanden. Zahlreiche, z. Th. recht ansehnliche Arten im Paläozoicum. Str. alatus His. (Leth. pal., t. 14, Fig. 9) \ £ ‚, Obersilur. tland. Str. catenulatus His. (Leth. pal., t. 14, Fig. S)J u oNan 316 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiata. Sn GeiphantAsigezSeb.Sp.\ Mitteldevon (Stringocephalenkalk). Rheinlande. Str. serpula Gf. sp. J Str. Goldfussi d’Arch. & d. Vern. Mitteldevon. Eifel. Str. Dionysiü Montf. (Fig. 346) Str. pentangulatus Sow. sp. (Fig. 345) Str. catillus Mart. sp. Str. exiguus Phil. Muschelkalk. Norddeutschland. En ae a Gault. England, Frankreich. Die flachen, nahezu symmetrisch (links oder rechts) eingerollten Schalen mit trapezförmigem Windungsquerschnitt und rückwärts gebogenen Anwachsstreifen wer- den als Discohelix Dkr. unterschieden. Trias — Gegenwart, hauptsächlich im Lias. D. sinister d’Orb. sp. Mittlerer Lias. Normandie, D. minutus Ziet. Oberer Lias und unterer Dogger. Mitteleuropa. Steinkohlenformation. Mittel- und Nord- europa. Vielleicht schliesst sich hier die ausgestorbene Gattung Maclurea Les. (Fig. 348) an. Oberseite flach, alle Windungen zeigend; Unterseite tief und eng genabelt, gewölbt (4). Mündung halbkreisförmig. Der in Verbindung mit der Schale gefundene, dicke, kalkige Deckel erinnert durch seine Fortsätze an die ähnlichen Bildungen von Nerita (p. 313), Fig. 348. Machwea Logani Salt. Untersilur. ‚Canada. 4A Schale von vorn ohne Deckel. B der schwach spiral gewundene Deckel von aussen (links) und von innen (rechts), den längeren der beiden inneren Fortsätze zeigend. Yı. weshalb die Gattung vielleicht zu den Neritidae zu stellen. Wenn die (lache Spiralseite, wie hier geschehen, als Oberseite gedeutet wird, ist die Schale links gewunden, bei umgekehrter (von vielen Autoren vorgezo- gener) Stellung rechts gewunden. Ausschliesslich im Cambrium und Untersilur, häufig m Nordamerika (»Maclurea Limestone« des Untersilurs), selten in Nordeuropa. M. matutina Hall. Cambrium. Nordamerika. M. magna M. arctica Haught./ M. Logani Salt. (Fig. 348). Untersilur. Nordamerika, Schottland. Untersilur. Nordamerika. B. Taenioglossa (Bandzüngler). Schale meist regelmässig spiral aufgerollt, selten ganz unregelmässig (Serpula-ähnlich) oder mützenförmig. Nach der Gestalt der Mündung zer- fallen die Taenioglossa in die folgenden 2 Abtheilungen: I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiata.. 317 I. Holostomata. Mündung ohne Ausschnitt oder Canal. I. Siphonostomata. Mündung mit Ausschnitt oder Canal. Es ist zu dieser Eintheilung zu bemerken, dass einige Gattungen, welche nach der Beschaffenheit des Thieres zu den Holostomata gerechnet werden müssen, wie z. B. Melanopsis (p. 322), einen mindestens eben so deutlichen Ausguss der Mündung be- sitzen, wie die Gruppe der Entomostoma unter den Siphonostomata (p. 324 f}.). I. Holostomata. Eine Trennung der hierher gehörigen Familien nach dem Gehäuse allein ist schwer durchführbar. Die Charaktere der wichtigsten Familien sind in folgender Tabelle zusammengestellt: Ungefähre Zahl der Umgänge Gestalt der Oberflächen- Familie Lebensweise f Schale | verzierung 3 } 4 : vorwiegend Turritellidae Marin thurmförmig ie mützenförmig | fehlend, quer Capulidae | Marin bis kegelförmig) oder spiral meist fehlend, selten quer oder spiral mehr oder ici Marin : a Natierdae | arı weniger kugelig Er nr kegelförmig bis| fehlend, quer | Paludinidae ' Limnisch fastikugelig oder spiral | Limnisch Melanidae | und | brackisch spiral, seltener quer oder fehlend thurmförmig bis eiförmig Pseudomelanidae | Marin thurmförmig | meist fehlend 1. Fam. Turritellidae. Schale regelmässig thurmförmig, mit zahlreichen Windungen. Spirale Oberflächenverzierung. Trias — Gegenwart. Turritella Lmk. (Fig. 349). Schale hoch, thurmförmig, regelmässig aufgerollt, mit zahlreichen, kantigen (B), seltener gewölbten (4) Umgängen. Mundränder nicht zusammenhängend. Aussenlippe scharf. Spiralrippen oder -streifen stets vorhanden. Von der Trias an, häufig in der Kreide. gemein Tertiär und Lebend. Im jüngeren Tertiär oft ganze Bänke bildend. T. Humboldti v. B. Unterer Lias. Chile. T. granulata Sow. Cenoman. England, Belgien, Norddeutschland, Böhmen etc. 318 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiata. T. multistriata Rss. Turon und Senon. Deutschland. T. sexcincta Gf. Südfrankreich, Aachen. T. imbricataria Lmk. (Fig. 349 B). Mitteleocän. Pariser Becken. T. carinifera Desh. Mitteleocän. Pariser Becken. Westalpen. T. turris Bast. (Fig. 349 A). Weit verbreitet im europäischen Miocän. T. cathedralis Brgt. T. Archimedis Brgt. * Ebendaselbst. T. bicarinata Eichw. T. terebra Lin. Pliocän und Lebend. Europa. Fig. 350. Capulus neritoides Phill. sp. Subearbon. Vise, Belgien. Schale von der Seite gesehen. 1. Fig. 349. Twritella. A T. twrris Bast. Miocän. Ermingen bei Ulm. B T. imbricataria Luk. Mitteleocän (Grobkalk). Pariser Becken. '/ı. 2. Fam. Capulidae. Schale napf-, schüssel- oder mützenförmig, selten und dann meist nur im Anfang spiral gewunden. Mündung häufig trompetenartig er- weitert. Vom Cambrium bis zur Gegenwart. Capulus Montf. (Fig. 350). Höchstens im Anfang spiral eingerollt, später ganz oder z. Th. frei, schüsselförmig bis hoch conisch, oft widder- hornartig gewunden. Mündung stark erweitert, rund oder oval, meist regelmässig ausgebuchtet. Oberfläche glatt, häufig radial gefurcht, seltener gegittert oder mit Stacheln bewehrt. In zahlreichen Formen vom Cam- brium bis zur Steinkohlenformation, selten in jüngeren Bildungen, bis zur Gegenwart. C. anguis Barr. (Leth. pal., t. 44, Fig. 10 C. eiegans Barr. ©. hercynieus Kays. Häufig im Unterdevon (Hereyn) des Harzes. Eifel, Böhmen. C. priscus Gf. sp. (Leth. pal., t. 29, Fig. 44). Unter- und Mitteldevon. Eifel, Harz, Böhmen. C. neritoides Phill. sp. (Fig. 350). Subcarbon. Belgien. ©. vetustus Sow. sp. Subcarbon. Grossbritannien, Belgien. ' Obersilur. Böhmen. I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiata. 319 3. Fam. Naticidae. Schale meist kugelig, mit kurzem, gewöhnlich stumpfem Gewinde, seltener verlängert. Letzter Umgang stark erweitert. Mündung mehr oder weniger halbmondförmig, unten gerundet, oben eckig. Oberfläche gar nicht oder schwach verziert. Vom Silur an, in allen Formationen, von der Steinkohlenformation an häufig. Etwa 300 lebende Formen in allen Meeren. Natica Lmk. (Fig. 351). Schale meist unverziert und diek. Nabel meist mehr oder weniger entwickelt; die verdickte Spindel oft im unteren Theil desselben sichtbar. Aussenlippe scharf, Innenlippe mehr oder we- niger verdickt. Deckel kalkig oder hornig, schwach spiral (Fig. 351 b). Zahlreiche, aber schwer zu unterscheidende Untergattungen. Vielleicht schon in paläozoischen Formationen vorhanden, häufig vom Jura an. Fig. 351. a Natica millepunctata Lmk. Pliocän. Fig. 352. Naticella costata Mnstr. Alpiner Mte. Mario b. Rom. Schale mit Spuren der ur- Buntsandstein (Werfener Sch.). Campitello, Dolo- sprünglichen Färbung. Die wulstförmig verdickte mitalpen. A von vorn. B von hinten. Spindel ist im unteren Theile des weiten Nabels sichtbar. 5 spiralgewundener Deckel einer fos- silen Natica. N. Gaillardoti Gf. Oberer Buntsandstein und unterer Muschelkalk. Westdeutsch- land, Lothringen. N. Meriani Hörn,. Norische Stufe (Esinosch.). Südalpen. N. suprajurensis Buv. Kimmeridge. Frankreich, Schweiz, Norddeutschland. N. gaultina d’Orb. Gault. England, Frankreich, Schweiz. N. epiglottica Lmk. N. caepacea Luk. N. patula Lmk. Eocän. Frankreich, Belgien, England, Indien. N. crassatina Desh. Oligocän. Frankreich, Rheinthal, Schweiz, Vicentin, Krim. N. millepunctata Lmk. (Fig. 351 a).\ N. Josephinia Risso. J Naticella Mnstr. (Fig. 352) unterscheidet sich durch die regelmässigen Querrippen der Schale und das vollständige oder fast vollständige Fehlen eines Nahels. Schale dünn. Silur — Trias. N. Iyrata Phill. sp. Subearbon. Grossbritannien, Belgien. N. costata Mnstr. (Fig. 352). Alpiner Buntsandstein (Werfener Sch.), Südalpen, Balkanhalbinsel. \ Miltel- und Obereocän. Pariser Becken. Miocän—-Lebend. Europa. Üeberall gemein. 320 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiata. Naticopsis M’Coy. Glatt oder quergerippt, ungenabelt. Innenlippe in ähnlicher Weise wie bei Nerita (p. 313) verdickt und abgeplattet. Deckel dick, mit einem Fortsatze. Vielleicht den Neritidae anzuschliessen. Silur — Trias. Die Mehrzahl der sog. Natica-Arten des Paläozoicums gehört hierher. N. subcostata Schl. sp. (Leth. pal., t. 32, Fig. $). Milteldevon (Stringocephalen- kalk). Rheinlande. N. ampliata Phill. sp. Steinkohlenformation. Grossbritannien, Belgien, Russland. N. globosa Hön. sp. Steinkohlenformation. Grossbritannien, Belgien, Kärnthen, Nordamerika. N. lemniscata Hörn. sp. Norische Stufe. Südalpen. 4. Fam. Paludinidae. Schale kugelig bis kegelförmig, mit grüner oder brauner Epidermis. Mündung gerundet, oben oft winkelig.. Mundränder zusammen- hängend. Ausschliesslich Süsswasserbewohner. Fossil seit dem Jura. Häufig im Tertiär und in der Gegenwart. Paludina Lmk. (= Vivipara) (Fig. 353, 354). Schale dünn, kegel- förmig, mit stumpfer Spitze; schwach oder nicht genabelt. Umgänge meist Fig. 353. Paludina or- Fig. 354. A Paludina pachystoma Fig. 355. Hydrobia ventrosa Mont. bieularis Sow. Unteroli- Sdb. Miocän. Mainzer Becken. sp. (= Littorinella acuta). Miocän gocän. Südengland. Y/ı. B P. avellana Neum. Pliocän (Pa- (Littorinellenkalk). Mainzer Becken. ludinensch.). Slavonien. Die Schale Links: ein mit den Schalen ange- ist quergerippt (r). fülltes Gesteinsstück 4ı. Rechts: eine einzelne Schale. 5/2. gewölbt, glatt (A), spiral- oder quergerippt (B). Mündung unten gerundet, oben winkelig. Fossil von der unteren Kreide an, sehr häufig im Tertiär und in der Gegenwart. P. fluviorum Sow. sp. Untere Kreide (Wälder Sch.). England, Norddeutschland. P. aspera Michaud. Untereocän. Frankreich. P. Hammeri Dfr. Mitteleocän. Elsass. P. orbieularis Sow. (Fig. 353). Unteroligocän. Südengland. P. pachystoma Sdb. (Fig. 354 A). Untermiocän (Corbieula- und Littorinellen- schichten). Mainzer Becken. P. varicosa Br. sp. Mittelmiocän. Schwaben. P. avellana Neum. (Fig. 354 B) | nebst zahlreichen verwandten Formen be- P. Hellebori Hörn. - zeichnen die mittelpliocänen »Paludinen- P. Fuchsi Neum. schiehten« SO.-Europas. I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiata. 321 P. diluviana Kunth. Unteres Diluvium. Norddeutschland. Lebend. SO.-Europa. P. vivipara Müll. sp. Diluvium. England, Rheinthal. Lebend über den grössten Theil Europas verbreitet. Hydrobia Hartm. (— Litorinella) (Fig. 355). Kleine, meist hochge- thürmte Schalen mit runder, oben meist winkeliger Mündung und unver- zierter Oberfläche. Leben in Süss- oder Brackwasser, selten im Meere. Fossil schon im Jura, sehr häufig im Neogen, oft ganze Schichten er- füllend (»Litorinellenkalk«). H. inflata Fauj. sp. Untermiocän (Corbicula-Sch.). Mainzer Becken, H. ventrosa Mont. sp. (Fig. 355). Mit der vorigen Art zusammen, besonders aber in den sog. »Litorinellen-« oder »Hydrobienkalken« des Mainzer Beckens häufig. Miocän. Frankreich, Wiener Becken. Lebend. Südfrankreich, Sieilien, England. 5. Fam. Melanidae. Schale thurmförmig, mit langem, zugespitztem Gewinde. Mündung rundlich oder eiförmig, ganz, seltener mit kurzem Ausguss oder Canal. Aussenlippe scharf und gebogen. Innenlippe meist umgeschlagen, oft verdickt. Die Schale ist mit dicker, dunkler Epidermis überzogen, das Fig. 356. Melania strombiformis v. Schl. sp. Untere Kreide (Wälderthon). Neustadt a. R., Hannover. !/ı. Fig. 357. Melania inquinata Desh. Untereocän (Soisson-St.). Rilly b. Rheims. i = Innenlippe; a = die etwas ausgebogene Aussenlippe. Gewinde häufig angefressen. Kreide und Tertiär. Die zahlreichen (ea. 1000) recenten Formen leben im Süss-, seltener im Brackwasser der wärmeren Regionen. Melania Lmk. (Fig. 356, 357). Schale hoch thurmförmig, ungenabelt, meist mit spiralen, zuweilen auch mit queren Verzierungen, selten glatt. Mündung ganz. Aussenlippe unten schwach ausgebogen (Fig. 357 a). Spindel nieht abgestutzt, allmählich in die Aussenlippe verlaufend. Fossil von der Kreide an, sehr häufig Lebend. Steinmann, Paläontologie. 2 322 1. Thierreich. — Vll. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiata, M. strombiformis v, Schl. sp. (Fig. 356). In der unteren Kreide (Wealdenbildung) Englands und Norddeutschlands häufig. x M. inquinata Dfr. (Fig. 357). Häufig im Untereocän Frankreichs und Englands, M. alpina May. Obereocän. Thuner See. M. Laurae Math. Obereocän. Oberes Rheinthal, Provence. M. muricata Wood. Obereocän und Oligocän. England. Oligocän. Norddeutsch- land. M. Escheri Brgt. Miocän und Pliocän. Mitteleuropa. Melanopsis Fer. (Fig. 358 A, B). Schale thurmförmig bis eiförmig. Gewinde oft stark verkürzt. Spindel unten abgestutzt, die Mündung in Folge dessen mit kurzem unterem Ausguss (c); zuweilen auch oben ein Canal (B :). Spindelrand (Ai) verdickt,’ oben meist schwielig (Br). Neben dem Spindelrande trennt sich oft ein markirtes »Basalfeld« (b) ab, welches gegen oben von einer kammartigen Erhöhung (A k) begrenzt sein kann. Von der Kreide an, sehr häufig im Neogen, Lebend in den Mittelmeerlän- dern, Neu-Caledonien und Neu-Seeland. Fig. 358. 4A Melanopsis galloprovincialis Math. Oberste Kreide (Garonne-Stufe). Martigues bei Marseille. c = Ausguss; i = Innenlippe; db = Basalfeld, nach oben durch einen Kamm (k) begrenzt. B M. Martiniana Fer. Unterpliocän. Wiener Becken. Bezeichnung wie bei A. Neben der schwielig verdiekten Innen- lippe (?) ist der obere Canal der Mün- dung sichtbar. M. galloprovincialis Math. (Fig.358 A). Oberste Kreide (Garonne-Stufe). Südfrankreich. M. eitharella Mer. Untermiocän. Aargau. M. aquensis Grat. Untermiocän. SW.-Frank- reich. Pliocän. SO.-Europa. Randen, M. Kleinii Kurr. Leitfossil für das Obermiocän in Mitteleuropa. M. impressa Krauss. Miocän. Mitteleuropa. Pliocän. SO.-Europa. M. Martiniana Fer. (Fig. 358 B). Unterpliocän. SO.-Europa. M. acanthica Neum. und zahlreiche andere Arten in den pliocänen Paludinen- schichten SO.-Europas. M. praerosa Lin. sp. Pliocän und Lebend. Mittelmeerländer. 6. Fam. Pseudomelanidae. Eine Anzahl ausgestorbener Gattungen von unsicherer Stellung wer- den zweckmässiger Weise an die Melanidae angeschlossen. Ihre Gehäuse sind thurmförmig, mit zahlreichen Windungen. Die Mündung ganz oder unten schwach ausgebuchtet. Die Oberflächenverzierung besteht meist nur aus Anwachs-, selten aus Spiralstreifen. In paläozoischen und mesozoischen Formationen häufig, im Eocän aussterbend. Meeres- bewohner. Chemnitzia (— Pseudomelania) (Fig. 359). Umgänge eben oder nur ganz schwach gewölbt. Letzter Umgang viel weniger hoch als das zuge- spitzte Gewinde. Aussenlippe (a) scharf, Innenlippe (?) einfach, nicht ver- I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiata. 323 diekt. Oberfläche mit schwach gebogenen Anwachsstreifen oder Quer- rippen. Ziekzackförmige Farbenstreifen nicht selten erhalten. Sehr häufig im Mesozoicum, seltener im Tertiär. Ch. scalata v. Schl. sp. Häufig im Muschelkalk, seltener im Keuper. Deutschland. Ch. Escheri Hörn. Norische Stufe (Esino-Sch.). Südalpen. Ch. alpina Eichw. sp. Karnische Stufe (Raibler Sch.). Südalpen, Ch. Zenkeni Dkr. sp. Unterer Lias (Angulatenschichten). Norddeutschland, Lothringen, Schwaben. Ch. lineata Sow. sp. Mittlerer Dogger. England, Frankreich, Süddeutschland. Ch. Heddingtonensis Sow. sp. (Fig. 359). Oxford. Mitteleuropa. Ch. lactea Lmk. sp. Eocän. Pariser Becken. N Ü In 1 1 Fig. 359. Chemnitzia Heddingtonensis Sow. sp. Fig. 360. Macrochilus arculatus v. Schl. sp. Mit- Oxford. Frankreich. Die zickzackförmigen Far- teldevon (Stringocephalenkalk). Paffrath b. Cöln. benstreifen der Schalenoberfläche erhalten. a = Die Innenlippe ist unten verdickt und zeigt eine Aussen-, @ = Innenlippe. undeutliche Falte. Loxonema Phill. lässt sich nicht scharf von Chemnitzia trennen. Die Umgänge sind meist gewölbt und sehr zahlreich, die Aussenlippe oben vorgezogen. Häufig im Paläozoicum, seltener in der Trias. L. acuminatum Gf. sp. Subearbon. Belgien, Rheinlande, Russland. L. constrietum Mart. sp. Subcarbon. Grossbritannien, Belgien, Kärnten. ? L. obsoletum v. Schl. sp. Häufig im deutschen Muschelkalke, selten im Keuper. Macrochilus Phill. (Fig. 360). Die letzte Windung höher als das Ge- winde. Innenlippe unten verdickt und mit einer undeutlichen Falte ver- sehen. Devon — Trias. M. arculatus v. Schl. sp. (Fig. 360). Mitteldevon. Rheinlande, England, Ural. 21* 3234 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiata. II. Siphonostomata. Die Siphonostomata, mit Sicherheit erst aus mesozoischen Schichten bekannt, zeichnen sich durch den Besitz eines Ausgusses oder Canals der Mündung aus. Die wichtigsten Formen lassen sich nach der Form der Mündung folgendermaassen unterscheiden: a. Mündung niedrig, mit kurzem, zuweilen atrophirtem Ausguss. Schale hoch thurmförmig. Spindelfalten häufig vorhanden (Fig. 361—66) A. Entomostoma. b. Mündung hoch, mit deutlichem Canal. Spindelfalten fehlen. Gewinde meist mässig lang oder kurz. 4. Aussenlippe ausgebreitet, häufig gefingert (Fig. 367—370) B. Alata. 2. Aussenlippe einfach, weder ausgebreitet noch gefingert (Fig. 374, 372) ©. Canalifera. A. Entomostoma. Fam. Nerineidae. Schale thurm- bis kegelförmig, diekwandig. Mündung unten mit kurzem, aber selten erhaltenem Ausguss (Fig. 361 Ac). Aussenlippe scharf, im oberen Theile eingebogen und mit kurzem, schlitzartigem Einschnitte (Fig. 362 A ee), welcher ein Schlitzband unter der Naht der früheren Um- gänge hervorruft. Spindel, Innen- und Aussenlippe können Falten (Fig. 362 fi—/f;) tragen, welche sich durch die ganze Schale verfolgen lassen; nur ausnahmsweise sind keine Falten entwickelt. Die Familie ist aus- gestorben und auf Jura und Kreide beschränkt. Einzige Gattung: Nerinea Dfr. (Fig. 361, 362). Schale genabelt (Fig. 362 An) oder un- genabelt (Fig. 361 A) mit zahlreichen, ebenen oder eingesenkten, seltener convexen, meist niedrigen Umgängen. Oberfläche mit queren, an der Naht zurtickgebogenen Anwachsstreifen (Fig. 362 A), häufig auch mit spi- ralen Rippen oder Kantenreihen verziert (Fig. 361 A). Die Mündung be- sitzt bei den hoch thurmförmigen Arten meist rhombischen Querschnitt, bei den kurzen, eingerollten Formen ist sie lang spaltförmig; letztere wer- den den Schalen von Actaeonella (p. 306) oft sehr ähnlich. Die Falten — auf dem medianen Längsschnitt (Fig. 362 B) am besten zu beobachten — fehlen nur selten; ihre Zahl schwankt zwischen I und 7. Sie sind ent- weder einfach kammförmig (Fig. 361 B fa, f,), oder verbreitert und ver- zweigt (Fig. 362 B fa, fa, fs), in welch’ letzterem Falle der Windungsquer- schnitt einen sehr eomplicirten Umriss annimmt (Fig. 362 B). In der Nähe der Mündung verflachen sich die Falten häufig. Die Nerineen gehören zu den häufigsten Formen in den Korallen- kalken und den mit ihnen vergesellschafteten »Nerineenkalken« des I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiata. 325 Jura und der Kreide. Ihre Maximalentwickelung fällt in den Malm. Aus vorjurassischen Schichten sind sie nicht mit Sicherheit bekannt. Die zahlreichen Arten hat man in mehrere Untergattungen vertheilt, deren wichtigste hier angeführt sind. Fig. 361. Nerinea trinodosa Voltz. Oberer Malm (Portland) Schweizer Jura. A Schale mit er- haltener Mündung. Dieselbe zeigt 3 Falten: 1 Spindelfalte (2), 1 Falte der Innenlippe (/ı) und 1 der Aussenlippe (fs). e = Ausguss; nr = Naht. B Steinkern von 2!/» Windungen, 2 ein- fache (fz, 73) und 1 schwach verbreiterte Falte (A) zeigend. 4 Fig. 362. Nerinea (Piygmatis) Bruntrutana Thurm. Oberes Oxford. Frankreich. A Schale mit erhaltener Mündung (m). e = Einschnitt am oberen Theile der Aussenlippe; n = Nabel, B Querschnitt der Windung, um die 5 Spindel- falten zu zeigen. fı = Falte der Innenlippe; f»,fs = Falten der Spindel; f4, fs = Falten der Aussenlippe. A. Schalethurmförmig, meistungenabelt. Mündungkaum höher als breit. Falten selten über 5, meist 3, einfachoderschwach verzweigt (Fig. 364) Nerinea s. str. N.nodosa Voltz. Oxford. Schweiz, Frankreich. N. turritella Voltz. Oxford. Frankreich, N. Defrancei Desh. Oxford — Tithon, Mitteleuropa, N. Visurgis Rö. Kimmeridge. Norddeutschland, Schweiz, N. trinodosa Voltz. (Fig. 361 A, B). Portland. Schweizer Jura. N. Orbignyi Zeuschn. N. Zeuschneri Pet. } Tithon, Mittel- und Südeuropa. N. Marcoui P. & C. Valengien. Frankreich, Schweiz. 336 1. Thierreich. — VII: Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiata. N. gigantea H. F. Neocom und Urgon, Südfrankreich, Schweiz. N. Requieni d’Orb. Turon. Südfrankreich, Libanon. N. longissima Rss. Turon. Böhmen, Libanon. N. flexuosa Sow. Hippuritenkreide (Senon). Salzkammergut. B. Schale thurmförmig, meist genabelt. Mündung kaum höher als breit. 5—7, meist verzweigte Falten (Fig. 362) Ptygmatis. N. mumia v. Schl. Oberer Dogger (Hauptrogenstein). Badisches Oberland. N. Bruntrutana Thum. (Fig. 362 A, B). Oxford — Tithon. Mitteleuropa. N. Carpathica Zeuschn. = 2 ; 6 .r B Gere auschn \ Kimmeridge und Tithon. Mittel- und Südeuropa. N. pseudo-Bruntrutana Gem.f z GC. Schale thurmförmig, meist genabelt und glatt. Mündung breiter als hoch. Nur 4 Falte (auf der Innenlippe) Trochalia. N. depressa Voltz. Oxford — Tithon. Mittel- und Südeuropa. N. subpyramidalis Mnstr. Kimmeridge und Tithon. Mittel- und Südeuropa. D. Schale länglich oval, faststetsgenabelt. Gewinde meist kurz. Mündung viel höherals breit. Falten einfach oder verzweigt N. Mosae Desh. Oxford und Kimmeridge. Mitteleuropa. Itieria. N. Cabaneti d’Orb. Oxford — Tithon. Mittel- und Südeuropa. N. Staszycii Zeuschn. Tithon. Mittel- und Südeuropa. Fam. Cerithidae. Die ungenabelte Schale ist thurmförmig und erinnert durch die nie- drigen Windungen an die Nerineen. Oberfläche meist reich skulptirt, oft gestachelt. Mündungniedrig, oval oder eckig, schräg gegen die Schalenachse gestellt; zuweilen mit Spindelfalten, die sich aber nur selten durch die ganze Schale verfolgen lassen. Unterer Ausguss der Mündung kurz (Fig. 365 c), meist zurückgebogen; häufig auch eine kürzere obere Rinne (Fig. 365 e). Innenrand umgeschlagen und meist verdickt. Wichtig ist nur die Gattung: Cerithium Ad. mit den Charakteren der Familie. Im Meer-, Brack- und Süsswasser von der Trias bis zur Gegenwart (über 1000 Arten). Die Maximalentwickelung fällt in das Eocän. Gesteinbildend im älteren und jüngeren Tertiär. Die Schalen der Meeresbewohner sind glänzend, die der Brack- und Süsswasserbewohner (— Potamides) mit brauner Ober- haut bedeckt. A. Schale glatt. & RR HS N. kl Mitteleocän. Pariser Becken. C. lapidum Lmk. J C. laevissimum v. Schl. Mitteloligocän. Deutschland. B. Schale mit spiralen Höckern und Stacheln. C. armalum Gf. Leitfossil für die Grenzschichten von Lias und Dosger (Torulosus- Sch.). Mitteleuropa. C. limaeforme Rö. Oxford und Kimmeridge. Mitteleuropa. C. provinciale d’Orb. Unteres Senon (Hippuritenkreide). Südfrankreich. Salz- kammergut. I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiata. 327 C. funatum Mant. (= variabile Desh.). Untereocän. Pariser und Londoner Becken, oft ganze Bänke füllend. C. giganteum Lmk. Mitteleocän. Nord- und Südfrankreich, Belgien, England. Erreicht eine Grösse von 0,5 m. C. serratum Brug. (Fig. 364). Mittel- und Obereocän. Pariser Becken. Fig. 363. Cerithium Fig. 364. Cerithium ser- Fig. 365. Cerithium mar- Fig. 366, Cerithium nudum Lmk. Mittel- ratum Brug. Mitteleocän yaritaceum Broec. Unter- plicatumBast. Oli- eocän. Chaumont, (Grobkalk). Damery, Cham- miocän. Nonndorf, Wiener gocän. Ormoy, Pa- Pariser Becken. pagne. Becken. ad = verdickte riser Becken. Aussenlippe; i = umge- schlagene Innenlippe; f = Spindelfalten: c = unterer Canal; e= obere Rinne der Mündung. €. eristatum Lmk. Mittel- und Obereocän. Frankreich, England, Ungarn. C. Diaboli Brgt. Obereocän. Westschweiz, Vicentin. €. pseudomargaritaceum Broce.\ C. Lamarcki Brgt. J C. plicatum Bart. (Fig. 366). Oligocän und Miocän. Mitteleuropa. Untermiocäner »Cerithienkalk« des Mainzer Beckens. C. margaritaceum Brocc. (Fig. 365) C. lignitarum Eichw. Oligocän. Mitteleuropa. ' Miocän. Mitteleuropa. C. pietum Bast. \ Obermiocän. Mitteleuropa. »Cerithienschichten« C. rubiginosum Eichw.J der sarmatischen Stufe. C. vulgatum Brug. Pliocän — Lebend. Mitteleuropa. B. Alata. Da die Gehäuse der beiden wichtigsten hierher gehörigen Familien, der Aporrhaidae und Strombidae, durch kein constantes Merkmal unter- schieden sind, so führen wir nur einige wichtige Vertreter beider Familien ungesondert auf. Jura — Gegenwart. Rostellaria Lmk. (Fig. 367, 368). Schale mit hohem Gewinde, glatt oder verziert. Mündung länglich, nach unten in einen kurzen Canal (Fig. 367 c), nach oben in eine, oft über die Spitze hinausreichende Rinne 338 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiata. (Fig. 367 r) verlängert. Aussenlippe (a) mehr oder weniger ausgebreitet, oft sehr gross (Fig. 368), aber nicht fingerförmig verzweigt, höchstens gezackt; an ihrem unteren Ende mit kurzen Ausschnitte (Fig. 367 b) ver- sehen. Von der Kreide bis zur Gegenwart, hauptsächlich im Eocän. R. fissurella Lmk. (Fig. 367). Eocän. England, Frankreich, Belgien, Aegypten, Armenien, Ostindien. R. macroptera Lmk. {Fig. 368). Mitteleocän. Frankreich, England, Belgien. Fig. 367.. Rostellaria fissurella Lmk., Mitteleocän (Grobkalkl. Pariser Becken. a = Aussenlippe; b = Ausschnitt derselben; © = Innenlippe; ce = unterer Canal; r»—r = obere Rinne, Fig. 368. Rostellaria macroptera Lmk. Mitteleocän (Grobkalk). Pariser Becken. Der Ausschnitt am unteren Ende der Aussenlippe ist nicht deutlich. Strombus Lin. Gewinde meist niedriger als bei Rostellaria. Schale sehr dick. Aussenlippe verdickt, einfach, seltener mit kurzen Fortsätzen. Sehalenoberfläche mit Knoten oder Stacheln. Kreide — Gegenwart. Lebend in den wärmeren Meeren. Str, Fortisi Brgt. Obereocän. Vicentin. Str. coronatus Dfr. Miocän und Pliocän. Mittel- und Südeuropa, Nordafrica. Lebend. Indischer Ocean. 3 Pteroceras Lmk. (Fig. 369). Mündung unten in einen langen, ge- bogenen Canal (c) verlängert. Aussenlippe in mehrere fingerförmige Fortsätze (—fs) zertheilt, die auf dem letzten Umgange durch Spiral- wülste (f’) angedeutet sind. Der untere Ausschnitt der Aussenlippe fehlt den fossilen Formen (b), weshalb dieselben vielleicht von den lebenden zu trennen sind. Malm, Kreide, lebend nur in den tropischen Meeren. Pt. Oceani Brgt. (Fig. 369). Leitfossil für das obere Kimmeridge »Pteroceras- Stufe«) in Norddeutschland, Frankreich und der Schweiz; fehlt in Schwaben. Pt. pelagi Brgt. Untere Kreide (Urgon). Frankreich, Nordalpen. Aporrhais Dillw. (— Chenopus). Von Rostellaria durch die meist ge- fingerte Aussenlippe und die schwielige Innenlippe unterschieden. Canal meist kurz. Jura — Gegenwart. I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiata.. 329 A. Parkinsoni Sow. sp. Gault. England, Frankreich. 4. Reussi Gein. Obere Kreide. Mitteleuropa. A. tridactylus A. Br. Oligocän. Deutschland. A. pes pelecani Phill. Miocän — Lebend. Europa. Alaria Morr. & Lye. (Fig. 370). Von der vorigen Gattung durch das Fehlen des vorderen Ausschnittes der Aussenlippe und der hinteren Rinne unterschieden. Schale oft stachelig. Canal meist lang, oft gebogen (ce). Fig. 370. Alaria laevigata Morr. & Lye. Oberer Dogger. Frankreich. e= Canal; a = Aussenlippe; f, f' = die fingerförmigen Verlängerungen derselben. Fig. 369. Pteroceras Occani Brgt. Oberes Kimmeridge (Pteroceras-Sch.). Lindener Berg b. Hannover. Schale von hinten gesehen. f' = Spiralwülste des letzten Umganges, die sich in die fingerförmigen Fortsätze der Aussenlippe (fı—fe) verlängern; ce = der geschwungene Canal; b = die Stelle, an welcher sich bei den lebenden Formen der Ausschnitt findet. Innenlippe selten verdickt. Auf Jura und Kreide beschränkt und da- selbst ziemlich häufig. A. subpunctata Mnstr. Unterer Dogger (Opalinus-Sch.). Mitteleuropa. A. laevigata Morr. & Lye. (Fig. 370). Oberer Dogger. England, Frankreich. 4. bicarinata Mnstr. Oxford und Kimmeridge, Mitteleuropa. A. carinata Mant. sp. Gault. England, C. Canalifera. Die Schalen der hierher gehörigen Formen besitzen zu- meist ein niedriges, seltener mässig erhöhtes Gewinde. Der Canal ist meist kurz, die Aussen- lippe einfach. Häufigim Tertiär und in der Gegenwart, selten in der Kreide. D E D ” Fig. 371. Cassis cancellata Lmk. Mitteleocän. Pariser Cassis Lmk. (Fig. 371). Becken. Links: von vorn. Rechts; von hinten, die Sehale eiförmig a mit kurzem umgeschlagene en aufgebogenen Canal 330 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiala. Gewinde, glatt oder verziert. Innenlippe umgeschlagen, meist gefaltet oder gekörnelt. Aussenlippe verdickt und zurückgeschlagen. Canal kurz, aufgebogen. Tertiär und Lebend, häufig im Neogen. C. cancellata Lmk. (Fig. 374). Mitteleocän. Pariser Becken. C. saburon Lmk. Miocän — Lebend. Mittel- und Süd- europa. 2 Tritonium Link. (Fig. 372). Schale mehr oder weniger verlängert, ei- bis spindelförmig. Umgänge mit entfernt stehenden, nicht zusammenhängenden Quer- wülsten versehen. Selten in der Kreide, häufig im Tertiär; zahlreiche lebende Formen. Fir. 372. Tritonium fan- T. flandricum d. Kon. (Fig. 372). Mittel-, seltener Ober- dricum d. Kon. Mittel- oligocän. Nordfrankreich, Belgien, Deutschland. oligocän. Weinheim, > Mainzer Becken. T. corrugatum Lmk. Miocän — Lebend. Mittel- und Südeuropa. C. Rachiglossa (Schmalzüngler). Die hierher gehörigen Formen sind ausschliesslich Meeresbewohner. Ihre Schalen zeichnen sich wie diejenigen der Siphonostomata (p. 324) und die der Toxoglossa (p. 333) durch einen unteren Ausguss oder Canal der Mündung aus. Sie fehlen den paläozoischen Formationen; im Mesozoieum spärlich vertreten, erlangen sie ihre hauptsächliche Entwickelung in der Tertiärperiode und der Gegenwart. Die wichtigsten Familien unterscheiden sich wie folgt: a. Mündung mit Ausguss oder kurzem Canal. 4. Spindel glatt (Fig. 373, 374) Buceinidae. 2. Spindel mit Falten aber ohne Spindelschwiele (Fig. 375) Volutidae. 3. Spindel schwielig und gefaltet (Fig. 376) Olividae. b. Mündung mit mehr oder weniger verlängertem Canal. 4. Schale in der Regel ohne Querwülste (Fig. 377—379) Fusidae. 5. Schale mit faltigen oder dornigen Querwülsten (Fig. 3850) Murieidae. 1. Fam. Buccinidae. Buceinum Lin. (Fig. 373). Schale eiförmig oder länglich, mit mässig verlängertem Gewinde. Mündung mit kurzem aber weitem Ausguss. Innenlippe ausgebreitet, aber nicht schwielig. Aussenlippe innen glatt. Kreide, Tertiär und Lebend. B. Andrei Bast. Eocän — Miocän. Frankreich. I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiata. 331 B. cassidaria A. Br. (Fig. 373). Leitfossil für das Oberoligocän (Cyrenenmergel des Mainzer Beckens. B. polygonum Brocch. Miocän und Pliocän. Mittel- und Südeuropa. B. undatum Lin. Pliocän — Lebend. Nordeuropa. Diluvial. Südeuropa. Nassa Mart. Fig. 374). Von Buccinum durch den etwas zurückge- bogenen Canal (c), die oben schwielige Innenlippe (i) und die innerlich Fig. 373. Buccinum cassidaria A. Br. Ober- Fig. 374. Nassa semistriata Broce. sp. Miocän. oligocän (Cyrenenmergel). Mainzer Becken. Wiener Becken. © = Imnenlippe; c = Canal; a — Aussenlippe, die inneren Streifen derselben viel zu zahlreich und fein gezeichnet. gestreifte Aussenlippe (a) unterschieden. Von der Kreide an, häufig erst seit dem Miocän. N. semistriata Broce. sp. (Fig. 374). N. retieulata Lin. sp. N. reticosa Sow. sp. Leitfossil für das Pliocän in England und Belgien. N. prismatica Broce. Pliocän. Südeuropa. ' Miocän — Lebend. Europa. 2. Fam. Volutidae. Voluta Lin. (Fig. 375). Letzte Windung sehr hoch, Gewinde relativ kurz. Spindel, zuweilen auch Innenlippe mit Falten. Mündung verlängert. Oberfläche glatt oder mannigfaltig ver- ziert. Bereits in der Kreide häufig, zahl- reiche Arten im Eoeän. Lebend in den tro- pischen Meeren. V. elongata d’Orb. Turon und Senon. Mittel- europa. V. elevata Sow. Untereocän. England, Frank- reich. V. spinosa Lmk. (Fig. 375). Mitteleocän. Eng- land, Frankreich, Belgien, Ungarn. Y. harpula Lmk. Mitteleocän. Mitteleuropa. V. eithara Lmk. Eocän. England, Frankreich, Indien. V. Rathieri Heb. Oligocän. England, Frank- reich, Belgien, Deutschland. V. rarispina Lmk. Miocän, seltener Pliocän. Fig. 375. Voluta spinosa Lmk. Mit- Mittel- und Südeuropa. teleocän (Grobkalk). Pariser Becken. V. Lamberti Sow. Pliocän (Crag). England. EN 332 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiata. 3. Fam. Olividae. Ancillaria Lmk. (Fig. 376). Gehäuse eiförmig, dickschalig, glatt. Ge- winde kurz. Spindel gedreht, mit dicker, das Gewinde z. Th. bedecken- der Schwiele. Aussenlippe scharf. Obere Kreide — Gegenwart. A. buccinoides Lmk. Eocän. England, Frankreich, Belgien. A. canalifera Lmk. Eocän, auch Oligocän und Miocän. Europa. 4. glandiformis Lmk. (Fig. 376). Oligocän — Pliocän, hauptsächlich Miocän. Mittel- und Südeuropa. Fig. 376. Anecillaria glandiformis Lmk. Miocän. Fig. 377. Fusus bulbiformis Lmk. Mitteleocän Steinabrunn, Wiener Becken, (Grobkalk). Pariser Becken, 4. Fam. Fusidae. Fusus Lmk. (Fig. 377—379). Gehäuse spindelförmig. Mündung in einen Canal verlängert. Spindel in der Regel ohne Falten oder dieselben sind, wenn vorhanden, an der Mündung nicht sichtbar. Schale mannigfaltig verziert oder glatt, ohne Querwülste. Vielleicht schon in der Trias. nicht selten in der Kreide, häufig im Tertiär, Lebend in den wärmeren Meeren. F. longaevus Lmk. Unter- und Mitteleocän. Mittel- und Südeuropa. F. bulbiformis Lmk. (Fig. 377). Eocän. England, Belgien, Frankreich. F. Noae Lmk. Mittel- und Obereocän. Mittel- und Südeuropa. F. multisuleatus Nyst. Mitteloligocän. Mitteleuropa. '. Burdigalensis Bast. sp. Untermiocän. Touraine, Wiener Becken. F. longirostris Broce. sp. (Fig. 378). Miocän und Pliocän. Mittel- und Südeuropa. F. corneus Lin. sp. Pliocän — Lebend. Südeuropa. Eine Gruppe nordischer Fusus-Arten (von manchen Autoren zu Trophon gestellt) zeichnet sich durch stark gewölbte Umgänge und kurzen Canal (Fig. 379) aus: F. antiquus Müll. sp., wenn links gewunden, als F. contrarius Gmel. sp. (Fig. 379) bezeichnet, findet sich vom Pliocän (Crag) bis zur Gegenwart in Nordeuropa, diluvial auch auf Sicilfen. be S1 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiata. 333 5. Fam. Muricidae. Murex Lin. (Fig. 380). Schale mit verlängertem, vorn fast ge- schlossenem Canal. Oberfläche mit Querwülsten oder statt derselben mit queren Stachel- oder Knotenreihen. Innenlippe glatt, Aussenlippe ver- diekt. Selten in der oberen Kreide, häufig im Tertiär und in der Gegenwart. M. tricarinatus Lnk. (Fig. 380). Mitteleocän. England, Frankreich, Vicentin. M. Deshayesi Duch. Oligocän. England, Frankreich, Belgien, Deutschland. M. eristatus Brocc. Miocän und Pliocän. Mittel- und Südeuropa. Lebend im Mittelmeer. M. erinaceus L. Miocän — Lebend. Europa. Fig. 378. Fusus longirostris Fig. 379. Fusus antiguus Müll. Fig. 380. Murez tricarinatus Broce. sp. Miocän. Wiener sp. Pliocän (Crag). England. Lmk. Mitteleocän (Grobkalk). Becken. Li gewunden. a = Aussen-, Damery. Champagne. i = Innenlippe; ce = Mün- dungscanal. D. Toxoglossa (Pfeilzüngler). Ausschliesslich marine, fleischfressende Schnecken. Mündung mit Ausguss oder Canal. Sie erscheinen in spärlichen Vertretern in der Kreide, sind aber im Tertiär und in der Gegenwart sehr häufig. Nur 2 Familien sind wichtig. 1. Fam. Pleurotomidae. Schale spindelförmig; Mündung mit meist langem Canal. Aussenlippe oben mit Einbuchtung. Nahezu 1000 fossile und ca. 600 lebende Formen. Pleurotoma Lmk. (Fig. 381, 382). Gewinde hoch. Letzter Umgang bald höher, bald niedriger als das Gewinde. Mündung verlängert, mit 334 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiata. längerem oder kürzerem Canal. Innenlippe zuweilen mit wenigen Falten. Aussenlippe oben mit mehr oder weniger tiefer Ausbuchtung. Oberfläche meist verziert. In der Kreide selten, im Eogen sehr häufig; Maximalent- wickelung im Neogen. Lebend besonders in den wärmeren Meeren häufig. N Pl. prisca Sow, Mittel- und Obereocän. England, Frankreich, Vicentin. Pl. plicata Lmk. Eocän. England, Frankreich. Pl. filosa Lmk. Mitteleocän. Pariser Becken. Pl. Selysi d. Kon. ] Olieoeän. eien, D » Pi Koninckii Nyst.] Vligocän. Belgien, Deutschland Pl. Belgica Mnstr. (Fig. =] Pl. Duchasteli Nyst. . Oligocän. Frankreich, Belgien, Deutschland. Pl. laticlavia Beyr. Pl. cataphracta Brocc. sp. (Fig. 382). „,. A = Miocän. Mittel- und Südeuropa. Pl. asperulata Lmk. er TRETEN ar Pl. rotata Brocc. sp. Miocän und Pliocän. Mittel- und Südeuropa. Pl. turricula Broce. sp. Miocän und Pliocän. Europa. Diluvial und Lebend. Nordeuropa. Fig. 381. Pleurotoma Belgica Fig. 382. Pleurotoma cata- Fig. 383. Conus ponderosus Mnstr. Mitteloligoeän. Wein- phracta Broec. sp. Miocän. Broce. Miocän. Lapugy, Sieben- heim, Mainzer Becken. Baden, Wiener Becken. bürgen. 2. Fam. Conidae. Die Schale besitzt die Gestalt eines verkehrten Kegels oder eines Doppelkegels. Gewinde kurz. Mündung lang und schmal, mit kurzem Ausguss. Conus Lin. (Fig. 383). Schale unverziert oder am oberen Rande der Windungen Höcker tragend. Aussenlippe oben zuweilen mit Einschnitt wie Pleurotoma. Falten fehlen. Die Schale ist meist auffallend gefärbt; die Zeichnungen bei fossilen zuweilen erhalten. Die Gattung erscheint in der Kreide, wird aber erst im Neogen häufig. Ueber 500 lebende Arten in den wärmeren Meeren. I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Prosobranchiata. 335 C. deperditus Brug. Mitteleocän. England, Frankreich, Belgien, Armenien. C. ponderosus Brocce. (Fig. 383 Miocä d Pliocän. Mittel- Süc > A ngenrne. | iocän un iocän. Mittel- und Südeuropa 5. Unterordnung Neurobranchiata. Die Netzkiemer besitzen eine spiral gewundene, fast ausnahmslos ge- deckelte Schale. Die Mündung ist meist kreisrund, der Mundsaum zu- sammenhängend. Sie athmen durch Lungen und leben ausschliesslich auf dem Lande. Fossil seit der Kreide bekannt, im Tertiär durch eine Anzahl wichtiger Formen vertreten. Die zahlreichen lebenden Formen finden sich zumeist in den Tropen. Cyclostoma Lmk. (Fig. 384, 385). Schale scheiben- bis thurmförmig, meist mit Spiralstreifen verziert. Mündung rund, ihre Ränder nicht unter- brochen. Deckel hornig oder kalkig. Selten in der Kreide, häufiger im Fig. 384. Cyclostoma bi- Fig. 385. Cyclostoma mumia Lmk. Fig. 386. Strophostoma anomom- sulcatum Ziet. Miocän. Obereocän. Pariser Becken. Links: phalus Sdb. Oligocän. Arnegg Ermingen b. Ulm. Schale von vorn. Rechts: von hinten. b. Ulm. Oben: Schale umgekehrt mit erhaltenem Deckel. (NB. Die Mündung ist fälschlich von vorn. Unten: Schale von oval statt kreisrund gezeichnet.) oben. Tertiär; zahlreiche lebende Arten, die sich auf eine grosse Reihe von Untergattungen vertheilen. C. Sandbergeri Noul. Mitteleocän. Südfrankreich, Oberrhein. C. mumia Lmk. (Fig. 385). Mittel- und Obereocän. Frankreich, Oberrhein. Unter- oligocän. England. C. antiquum Brgt. Mittelmiocän. SW.-Deutschland, Frankreich. C. bisulcatum Ziet. (Fig. 384). Untermiocän. Süddeutschland. C. pupa A. Br. Untermiocän. Mainzer Becken. ©. Larteti Noul. Obermiocän. Frankreich, Süddeutschland. C. elegans Lmk. Diluvial und Lebend. Mittel- und Südeuropa. Als Strophostoma Desh. (Fig. 386) werden niedrige Schalen mit nach oben gekehrter Mündung bezeichnet, die von der oberen Kreide bis ins Miocän reichen. Str. anomomphalus Sdb. (Fig. 386). Oligocän. Mainzer Becken, Schwaben. Str. tricarinatum A. Br. Untermiocän. Mainzer Becken. 336 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Pulmonata. 4. Ordnung Pulmonata (Lungenschnecken). Durch Lungen athmende, nackte oder beschalte Schnecken, welche meist auf dem Lande, z. Th. auch im Süsswasser, aber nur sehr selten im Meerwasser leben. Die Schalen sind meist spiral aufgerollt, seltener napf- förmig. Perlmutterschicht und Deckel fehlen denselben. Verzierungen der Schalenoberfläche finden sich — von Anwachsstreifen und Farben- zeichnungen abgesehen — äusserst selten. Die Mündung verlängert sich nie in einen Ausschnitt oder Canal. Fossile Vertreter dieser Ordnung kennt man schon aus der Stein- kohlenformation, aber erst von der oberen Kreide an werden sie einigermaassen häufig und erlangen für die Tertiärperiode grosse Wich- tigkeit als Leitfossilien der Süsswasserbildungen. Ca. 6000 lebende Arten bekannt. Eintheilung der Pulmonata. l. Unterordnung Basommatophora. Die Augen liegen am Grunde der nicht einstülpbaren Fühler. Fast ausschliesslich Wasserbewohner. Schalen meist entwickelt. * 2. Unterordnung Stylommatophora. Die Augen stehen auf den Spitzen der beiden, in der Regel einstülpbaren Fühler. Nackte oder beschalte Land- bewohner. 1. Unterordnung Basommatophora. Von paläontologischer Wichtigkeit ist nur die eine, ausschliesslich Süsswasserbewohner enthaltende, fossil vom Jura an bekannte Fam. Limnaeidae. Limnaeus Drap. (Fig. 387). Sehr dünnschalige, durchscheinende Ge- häuse mit spitzem Gewinde. Letzter Umgang sehr hoch. Mündung gross, eiförmig. Aussenlippe scharf, zuweilen ausgebreitet. Spindel schwach ge- dreht, oft mit undeutlicher Falte. Vom Jura an, häufig im Tertiär, Lebend gegen 100 Arten in sumpfigen Gewässern der nördlichen ge- mässigten Zone. L. Michelini Desh. Mitteleocän. Frankreich, Elsass. L. longiscatus Brgt. Obereocän. England, Frankreich, Schweiz. L. pachygaster Thom. (Fig. 387). Untermiocän. Süddeutschland, Böhmen, Frankreich. L. dilatatus Noul. Obermiocän. Süddeutschland, Schweiz, Frankreich. L. socialis Schübl. Obermiocän. Steinheim in Württemberg. L. palustris Müll. (= fragilis Poespall L. ovatus Drp. Diluvial — Lebend. Europa. L. stagnalis Lin. Sp. I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Pulmonata. 337 Die linksgewundenen, z, Th. recht grossen Formen werden als Physa Drap. unterschieden. Oberer Jura — Gegenwart. Ph. Wealdiensis Coqu. Oberer Malm (Purbeck). England, Westschweiz. Ph. gigantea Michaud. Untereocän, Frankreich. Ph. fontinalis Lin. sp. Diluvial und Lebend. Mitteleuropa. Planorbis Guett. (Fig. 388, 389). Schale in der Regel scheibenförmig, selten conisch; die Umgänge meist nur von oben und unten, aber nicht von der Seite sichtbar. Oberfläche glatt, zuweilen mit spiralen Kielen oder Fig. 387. Limmaeus pa- Fig. 388. Planorbis euom- Fig. 389. Plamorbis cornu Brgt. Ober- chygaster Thom. Unter- phalus Sow. Unteroligocän. miocän. Mundingen, Württemberg. Links : miocän. Mörsingen bei England. Oben: von vorn. von vorn. Rechts: von oben. Ulm. Unten : von oben. Furchen. Mündung rund, oval oder eckig. Aussenlippe scharf, zuweilen umgeschlagen. Vom Jura an, häufig im Tertiär und in der Gegenwart (in der gemässigten Zone der nördlichen Halbkugel). Pl. Loryi Coqu. Purbeck. Westschweizer Jura. Pl. pseudammonius Schl. sp. Leitfossil für die Süsswasserbildungen des Mittel- eocäns in Frankreich und am Oberrhein. Pl. goniobasis Sdbg. Obereocän. England, Frankreich, Schweiz. Pl. euomphalus Sow. (Fig. 388). Unteroligocän. England. Pl. cornu Brgt. (Fig. 389). Oligocän, besonders Miocän. Mitteleuropa. Pliocän. Südosteuropa. Pl. declivis A. Br. Miocän. Mitteleuropa. Pliocän. Südosteuropa. Pl. laevis Kl. Obermiocän. Süddeutschland, Schweiz. Pl. multiformis Br. sp. Berühmt durch seine zahlreichen, durch Uebergänge ver- knüpften Mutationen. Gesteinbildend im obermiocänen Süsswasserkalke von Stein- heim bei Heidenheim auf der schwäbischen Alp. A BE ei Pliocän — Gegenwart. Europa. 2. Unterordnung Stylommatophora. Fast ausschliesslich Landschnecken. Gehäuse meist spiral, selten fehlend, oft verkrümmt. Bereits aus der Steinkohlenformation bekannt, im Tertiär und in der Gegenwart sehr häufig. Wichtig ist nur die Fam. Helicidae. Schale äusserlich, wohl entwickelt, spiral. Gegen 5000 lebende und fast 500 fossile Arten bekannt. Steinmann, Paläontologie. [5°] [6 338 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Pulmonata. Helix Lin. (Fig. 390). Schale scheibenförmig bis niedrig-kegelförmig, oft kugelig, etwa so breit wie hoch, ungenabelt (B n). seltener genabelt. Mündung breiter als hoch, schief abwärts gebogen (Fig. A), halbmondförmig oder rundlich. Die Innenlippe wird durch den vorletzten Umgang unter- brochen (B :). Aussenlippe (a) scharf oder umgeschlagen, oft lippenartig verdickt. Gleiche oder ganz ähnliche Schalen besitzen die verwandten Gattungen Zonites, Hyalina ete. Echte Helices kennt man erst seit der Eoeänzeit; als wichtige Leit- fossilien treten sie im Miocän auf (Helieitenmergel des Obermiocän). Man hat gegen 1000 Untergattungen unterschieden. Lebend in etwa 3000 Arten über die ganze Erde verbreitet. Fig. 390. Helix deflexa A. Br. Untermiocän (Land- schneckenkalk). Hochheim, Mainzer Becken. A Schale von vorn, B von unten. a = die umgeschlagene Aussenlippe; nm = abwärts gebogene Mündung, den durch den vorletzten Umgang () unterbrochenen Mundsaum zeigend; Nabel fehlt (n). 50-0 0-0 Frankreich, Piemont. . sylvana Rl. \ . inflexa Kl. | u u un u in . arbustorum Lin. | H. hispida Lin. j Zonites subverticillus Sdbg. Unter- Thalfıingen, Württemberg. A von vorn, B von unten. @ = scharfrandige Aussen- lippe; m = Mündung, nicht abwärts gebogen; n = Nabel. . Arnouldi Mich. Untereocän. Frankreich. ocelusa Edw. Untereocän — Oligocän. England. Oberrhein. . Girondica Noul. Untermiocän, Südfrankreich, Mainzer Becken. . rugulosa Mart. Untermiocän »Rugulosakalk«). Süddeutschland, Schweiz. . osculum Thom. Untermiocän. Böhmen, Steyermark, Süddeutschland. Ramondi Brgt. Oberoligocän und Untermiocän. Süddeutschland, Schweiz, deflexa A. Br. (Fig. 390). Untermiocän. Mainzer Becken, Schweiz. oxystoma Thom. Untermiocän, Süddeutschland, Frankreich. Moguntina Desh. Untermiocän. Mainzer Becken. . Larteti Boiss. Miocän. Wiener Becken, Schweiz, Frankreich. . involuta Thom, Miocän. Böhmen, Süddeutschland, Frankreich. Obermiocän. Süddeutschland, Schweiz. (»Sylvanakalk«.) insignis Schbl. Obermiocän. Steinheim, Hegau. Oberpliocän — Lebend. Europa. H. fruticum Müll. Diluvium und Lebend. Europa. Zonites Mtf. (Fig. 391) unterscheidet sich durch den nie fehlenden Nabel der Schale und die nicht abwärts gebogene Mündung. Z. priscus Garp. Steinkohlenformation. Neuschottland. Z. subvertieillus Sdbg. Untermiocän. Süddeutschland. Z. Haidingeri Rss. sp. Untermioeän,. Mainzer Becken. Z. vertieillus Fer.sp. Diluvial. Norddeutschland. Lebend, Oestliche Alpenländer, I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Pulmonata. 339 Clausilia Drap. (Fig. 392). Die Schale ist in der Regel links ge- wunden, von spindelförmiger Gestalt und besteht aus zahlreichen niedrigen, meist durch Anwachsstreifen verzierten Windungen. Der letzte Umgang tritt nicht über den vorletzten hinaus. Mündung oval, oben ver- engert, mit mindestens 2, meist aber mehr Lamellen auf der Innenlippe (0, a’) und einer oder mehreren Falten (c, s) auf der Aussenlippe (a). Mund- ränder zusammenhängend. Bei zurückgezogenem Thiere wird die Mündung meist durch ein ovales oder zungenförmiges, an der Spindel befestistes Schliessknöchelchen '(Clausilium — B) verschlossen. Eocän— Lebend. Im Tertiär in zahlreichen, aber seltenen und wenig verbreiteten Arten. Cl. antiqua Schbl. Untermiocän. Schwaben. Cl. bulimoides A. Br. (Fig. 392 A). Mittelmiocän (Hydrobienkalk). Mainzer Becken. Cl. grandis Kl. Obermioeän. Süddeutschland, Schweiz. Cl. parvula Stud. Diluvial und Lebend. Mitteleuropa. Fig. 395. Pupa muscorum Lin. sp. Ki Bo Surccme Bis Diluvialer Kalktuf. Cannstatt, an. Dimvialsand Mes Württemberg, = = zahnartiger Kae nätswieshaden® Höcker auf der Mündungswand. Fig. 392. A Clausilia bulimoides A. Br. Miocän (Hydrobienkalk). Mainzer Becken. «= Aussenlippe; o = Oberlamelle; a’ = Unterlamelle; ce = Spindelfalte; s = Gaumenfalte. B Schliessknöchelehen (Clausilium) einer lebenden Art. Pupa (Fig. 393). Die Schale ist durchgängig kleiner als bei Olausilia, walzenförmig und in der Regel rechts gewunden. Letzte Windung zurücktretend. Mündung mit oder ohne Falten. Clausilium fehlt. Beginnt in der Steinkohlenformation; zahlreiche tertiäre und gegen 250 lebende Arten. P. vetusta Daws. Steinkohlenformation. Neuschottland. P. lineolata A. Br. sp. Untermiocän. Frankreich, Mainzer Becken, Böhmen. P. muscorum Lin. sp. (Fig. 393). Pliocän — Lebend, sehr häufig im Löss. Mittel- europa. P. columella v. Mart. Diluvial. Europa. Suceinea Drap. Fig. 394). Schale dünn, mit wenigen, rasch an- wachsenden Windungen und grosser letzter Windung, von der ähnlichen Gattung Limnaeus durch die nicht gedrehte Spindel unterschieden. Ter- tiär und Lebend (an feuchten, seltener an trockenen Orten). S. oblonga Drap. BR ER EN =“ ns = I a \ Diluvial und Lebend. Europa, Sibirien. S. putris Lin. sp. (Fig. 394). | 39*+ 340 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. Geologische Verbreitung der Gastropoda. Da die Einreihung der fossilen Gastropoden in das System der leben- den aus bereits (p. 302) erörterten Gründen vielfach mit grossen Schwie- rigkeiten verknüpft ist, da ferner ihre horizontale Verbreitung meist eine relativ geringe, ihre verticale oft eine ziemlich grosse ist, so bietet diese Ordnung im Allgemeinen ein geringeres Interesse für die Paläontologie und Geologie, als die übrigen Ordnungen der Weichthiere. Nur wenige, kurz- lebige Familien oder Gattungen wie Maclurea, Bellerophon, Fam. Neri- neidae ete. machen in dieser Hinsicht eine Ausnahme. Schon im Cambrium tritt uns eine Reihe verschiedener Formen entgegen, die hauptsächlich den Unterordpungen der Prosobranchiata und Ctenobranchiata und zwar unter letzteren ausschliesslich den Plenoglossa und Taenioglossa holostomala angehören. Im Paläozoicum überhaupt überwiegen Vertreter der Familien der Pleurotomarüdae, Bellerophontidae, Solaridae, Capulidae, Naticidae und Pseudomelanidae. Einige derselben wie die Pleurotomarüdae und Pseudo- melanidae setzen in das Mesozoicum mit unverminderter, andere wie die Naticidae sogar mit vermehrter Formenmannigfaltigkeit fort; die Bellero- phontidae verschwinden mit dem Schlusse des paläozoischen Zeitalters fast gänzlich. Unter den im Mesozoicum neu hinzutretenden Familien und Gat- tungen sind vor allem die Nerineidae, ferner die Gattung Alarza, weil jünger nicht mehr vorhanden, zu erwähnen. Trochidae, Neritidae, Turritellidae und Cerithidae gehören zu den häufigen und verbreitetsten Formen, ob- gleich sie meist erst in känozoischen Bildungen ihre Maximalentwickelung erreichen. Die meisten Taenioglossa alata, die T. canalıfera sowie die Rachioglossa und Toxoglossa, also die mit Canal versehenen und fleisch- fressenden Schnecken werden erst in der Kreideformation einigermaassen häufig, um in der Tertiärzeit und Gegenwart sich zu einem sehr grossen Formenreichthum zu entwickeln. Das Känozoicum zeichnet sich durch das gänzliche Zurücktreten der Pleurotomaridae und Pseudomelanidae sowie durch das starke Hervortreten der mit Canal versehenen Formen und der schon in der Steinkohlenforma- tion vorhandenen, aber erst im Tertiär häufig werdenden Pulmonata aus. Gewisse Gattungen erscheinen in zahllosen Individuen, ja geradezu ge- steinsbildend, so Cerithium in sandigen und kalkigen, Pleurotoma in tho- nigen Schichten. Die geologische Verbreitung der wichtigsten Gattungen ist aus nach- stehender Tabelle ersichtlich: I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gastropoda. 341 Cambrium Devon Steinkohlen- | Gegenwart Opisthobranchiata [ Actaeonella \Avellana ! | Prosobranchiata | Pleurotomaria N | Bellerophon E — | Turbo m I ee [See Nerita | | Neritina Ctenobranchiata Pieno- Straparollus el | se Solarium | 9 l? Maclurea —|— | | | Turritella Capulus Zr a — : Nalica | neo loss |oac || Taenio- |Naticella : | 080 glossa: )Naticopsis er — | —— || — Holosto- \Paludina mala Melania | | Melanopsis | Chemnitzia | | | Maerocheilus \— | — 5 T.Entomo-|Nerinea | | en stoma \Cerithium Rostellaria J Pterocera Alaria | = Aporrhais | | T. Canal. { Tritonium | | Bucceinum Rachio- |Voluta glossa )Fusus Murex | Toxo- J[Pleurotoma glossa \Conus Neurobranchiata { Oyelostoma Pulmonata |Planorai | T. Alata Planorbis Helix (Zonites Clausilia | Pupa .. | | 342 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 4..Klasse: Pteropoda. 4. Klasse: Pteropoda (Flossenfüssler). Der Fuss der Pteropoda ist zu einem Paare flügelförmiger Flossen umgestaltet, mit Hülfe derer sie sich fortbewegen. Manche Pteropoden (Ordn. Thecosomata) besitzen eine knorpelige, hornige oder kalkige, aber stets sehr zarte Schale, welche meist eine mehr oder weniger trichter- förmige und zweiseitig-symmetrische, seltener schneckenförmig gewundene Gestalt aufweist. Die Thiere leben ausschliesslich im offenen Meere, wo sie Nachts in Schwärmen an der Oberfläche schwimmend angetroffen werden. Die Schalen der abgestorbenen Thiere häufen sich auf dem Meeresgrunde local an und bilden den sog. »Pteropodenschlamm«. Fossil sind sie von geringer Wichtigkeit, da sie nur im jüngeren Ter- tiär Mittel- und Südeuropas gelegentlich, dann aber oft in zahlreichen Exemplaren angetroffen wurden. z. B. im Schlier. Anhang: (Conularida, Litteratur über Conularida. Barrande,J. Systeme silurien du centre de la Boh@me. Vol. Ill. Pteropodes. 1867. Eine ausgestorbene, fast ausschliesslich paläozoische Gruppe von un- sicherer Stellung. Die allein bekannten Schalen besitzen eine verkehrt pyramidale Gestalt (Fig. 395 A) und einen elliptischen (B), quadratischen, rhombischen (D) oder gewölbt dreiseitigen Umriss. Die Spitze der Schale ist in der Regel durch concave Scheidewände (E s’) gekammert, die Mün- dung durch einen Deckel verschlossen oder durch die umgeschlagenen Seiten der Schalen verengt (0). Die Schale besteht entweder aus kohlen- saurem Kalk oder aus phosphorsaurem Kalk und horniger Substanz. Vom Cambrium an bekannt und in allen paläozoischen Formationen ziemlich häufig, vereinzelt noch in der alpinen Trias, angeblich auch noch im Lias. Zwei Gattungen sind besonders wichtig : Conularia Mill. (Fig. 395). Schale meist gerade, verkehrt pyramidal, von annähernd quadratischem (B) oder rhombischem (D) Querschnitt. Die Ecken sind durch mehr oder minder tiefe und breite Furchen (Kanten- furchen /f) der Schale ausgezeichnet. Auf jeder Seitenfläche ist eine mittlere oder aus der Mitte gerückte Segmentallinie (s/) sichtbar, welcher auf der Innenseite der Schale eine niedrige Segmentalleiste (BI, D!) entspricht. An ihrer Stelle wird auf dem Steinkerne eine Seg- mentalfurche (A sf) sichtbar. An gut erhaltenen Stücken zeigt sich die Mündung durch die Umschläge der Seitenwände — Mündungslappen I. Thierreich. — VII. Mollusca. — Anhang: Conularida. 343 (C mi) verengt; die 4 Lappen sind aber durch Zwischenräume (Mündungs- furchen C mf) getrennt. Die Spitze des Gehäuses ist durch dünne, con- cave Scheidewände (Es’) gekammert; die Spitze selbst meist abgegliedert. Die Oberflächenverzierung besteht aus fei- nen welligen (E r) oder gröberen con- vexen (A r) Querrippen. Eine zarte Längsstreifung bringt auf letzteren häu- fig eine Körnelung hervor. Die Schale ist dünn und besteht z. Th. aus horniger Substanz, z. Th. aus phosphorsaurem (milchweissem) Kalke. Die Schalen er- reichen eine Grösse von fast 0,4 m. Vom Silur bis n die Steinkohlenfor- mation häufig, selten im Perm und in der Trias. Ca. 100 Arten. Sog. »CGonularienschiehten« finden sich besonders häufig im Untersilur \D) in Böhmen und im Unter-resp. Mittel- devon in Nordamerika und Bolivien. ©. pyramidata Hörn. Untersilur (Gres de May). Normandie. C. anomala Barr. Untersilur. Böhmen C.acuta E. Rö. (Fig. 395 A, B). Devon. Europa, Bolivien. C. Quichua Ulr. (Fig. 395 D, E). Devon. Bolivien. C. quadrisulcata Sow. (Fig. 395 C). carbon. Grossbritannien. Hyolithes Eichw. Schale aus koh- lensaurem Kalke bestehend, dreikantig, glatt oder fein gestreift. Mündung nicht verengt, aber an der einen Seite aus- gezogen, durch einen kalkigen, meist Sub- RI S: II N Fig. 395. Conularia. A, B C. acuta FE. Rö. Devon (Hamilton-Gr. ?).. Chahuarani, östl. Bolivien. A die unten abgebrochene Schale gegen einer Seitenfläche gesehen; B dieselbe im Querschnitt. s = Schale; st = Steinkern ; kf = Kantenfurchen; s! = Segmentallinie der Schale; s? = Segmentalfurchen des Stein- kernes; = = Querrippen ; = innere Segmen- talleisten der Schale; dieselben verursachen die Segmentalfurchen auf dem Steinkerne. C C. quadrisulcatu Sow. Subearbon. Glasgow. Mündung von oben gesehen. ml = Mün- dungslappen, durch die Mündungsfurchen (inf) getrennt; si = Segmentallinien. D, E C. Quichua Ulr. Devon. Bolivien. D Quer- schnitt der Schale. E unteres Ende der platt- gedrückten Schale, z. Th. aufgebrochen, gegen die Kante gesehen. s, st, kf, sl, ,r = wie oben; s' = Querscheidewände. spiralen Deckel verschlossen. Scheidewände wie bei Conwlaria vorhan- den. Hauptsächlich im Cambrium und Silur, seltener im Devon, nur noch vereinzelt in der Steinkohlenformation und im Perm. H. maximus Barr. (Leth. pal., t. 2, Fig. 9). H. elegans Barr. Untersilur. Böhmen. Cambrium. Böhmen. H. acutus Eichw. (Leth. pal., t. 5, Fig. 41). Untersilur. Nordeuropa. 344 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Die Conularida (Conularia, Hyolithes und einige andere, ausschliess- lich paläozoische Gattungen) werden von vielen Autoren zusammen mit den Tentaculitidae (p. 115) an die Pteropoden angeschlossen. Eine äusser- liche Aehnlichkeit mit denselben, besonders durch zweiseitige Symmetrie und verkehrt pyramidale Gestalt der Schale hervorgerufen, kann wohl nicht geleugnet werden. Doch trennt eine bedeutende zeitliche Kluft die geologisch alten Conularida von den erst seit der Tertiärzeit bekannten und zart beschalten Pteropoden. Eine gleichzeitig hornige und aus grossen Mengen phosphorsauren Kalkes bestehende Schalenmasse, wie sie bei Conularia vorkommt, findet sich weder bei den Gastropoden noch bei den Pteropoden, sondern nur bei fossilen Gephalopoden (Chondrophora) und bei den niedrig organisirten Brachiopoden (Ecardines). Gegen ihre Zu- rechnung zu den Gephalopoden wird wiederum das Fehlen eines, die Scheidewände durchbrechenden Siphos angeführt. 5. Klasse: Cephalopoda (Kopffüssler). Litteratur über Cephalopoden. (Vgl. auch p. 228.) Die vor den Titeln stehenden Buchstaben beziehen sich auf die in dem betreffenden Werke vorzugs- weise behandelten Ordnungen: N = Nautiloidea (Tetrabranchiata), A= Ammonoidea,‘B = Belemnoidea. Die hinter den Titeln befindlichen Buchstaben bezeichnen die Formationen: P = Paläozoisch, T= Trias, = Juara, K=Kreide. N. Angelin. Fragmenta Silurica, ed. Lindström. Holm 4880. P. AN. Barrande, J. Systeme silurien du centre de la Boheme. Vol. II. 4867— P. 1877. 8 Bände. Litteraturverzeichniss bis 1877. A. Beyrich, E. Beiträge zur Kenntniss der Versteinerungen des Rheini- P. schen Uebergangsgebirges. Abh. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1837. B. Blainville, D. de. Memoire sur les Belemnites. Paris 1827. JK. N. Blake, J.F. Monograph of the British fossil Cephalopoda. 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Mittheil. aus d. Museum des bayr. , I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 3. Klasse: Gephalopoda. 347 Die heutigen Vertreter der Cephalopoden oder Kopffüssler sind von den übrigen Weichthieren durch ihre im Allgemeinen viel höhere Organi- sation, insbesondere durch die deutliche Sonderung des mit Armen oder Fühlern besetzten Kopfes vom Leibe, sowie durch die Beschaflenheit des Fusses unterschieden. Letzterer hat sich durch Zusammenrollen resp. Ver- wachsung seiner seitlichen Ränder zu einem trichterförmigen Organ um- gebildet, aus welchem das durch die Mantelspalte eingedrungene und zur Athmung verwendete Wasser sowie die Ausfuhrstoffe entleert werden. Durch ruckweises Ausstossen des Wassers bewegt sich das Thier rasch nach rückwärts. Die Muskelthätigkeit wird durch die Ausbildung eines inneren Knorpelskelets, an welches die Muskeln sich z. Th. festheften, wie es in analoger Weise nur bei den Wirbelthieren vorkommt, befördert. Ursprünglich besassen wohl alle Cephalopoden eine äussere Schale, wie die Schnecken und Muschelthiere, und waren in derselben durch Schalenmuskeln befestigt. Im Verlaufe der Stammesentwickelung aber haben die Schalen grossentheils tiefgreifende, bis zu ihrem Verschwin- den führende Veränderungen erfahren. Theils wurden die Schalen vom Thiere umwachsen, mehr oder weniger vollständig in den Mantel ein- geschlossen und dadurch von äusseren Schutzorganen zu inneren Stütz- organen umgewandelt, theils lösten die Thiere ihre Muskeln aus der Schale und streiften die Schale ab, sofern. die Arme nicht zu Haftorganen für die- selbe angepasst wurden. Heutzutage lebt nur noch eine einzige Gattung, Nautilus, welche die ursprüngliche Anheftung des Thieres in einer äusseren Schale sowie vielfache andere ursprüngliche Organisationsverhältnisse bei- behalten hat, obgleich in anderen Beziehungen wohl auch mannigfache Um- gestaltungen des Thieres Platz gegriffen haben mögen. Diese Gattung vermag uns deshalb am besten eine Vorstellung von der ursprünglichen Organisation des Thieres und von der Beschaffenheit der Schale zu geben. Das Thier befindet sich in dem äussersten Theile der spiral in einer Ebene aufgerollten Kalkschale, der sog. Wohnkammer (Fig. 396 «). Der übrige Theil der Schale ist mit Luft erfüllt und durch zahlreiche quere, proeöle Scheidewände oder Septen (s) in eine Anzahl von Kammern (Luftkammern) zerlegt. Das hintere Ende des Weichkörpers verlängert sich in ein häutiges, mit Blut erfülltes Organ, welches als dünne Röhre alle Luftkammern bis zum Boden der ersten durchzieht, den sog. Sipho (si). Da, wo der Sipho die Scheidewände durchbricht, stülpen sich letztere nach hinten dütenförmig aus und bilden die sog. Septaldüten, welche den Sipho eine kurze Strecke weit einschliessen. Ausserdem scheidet der Sipho besonders dort, wo er nicht von den Düten umschlossen ist, eine körnige, wenig zusammenhängende Kalkröhre aus (Siphonalhülle). Die Scheidewände werden von der hinteren, zarten Bildungshaut des 348 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Mantels (m) periodisch ausgeschieden; ebenso die Luft der Luftkammern. Das Thier liegt längs einer breiten bandartigen Fläche (Verwachsungs- band — in) der Schale fest an, so dass die ausgeschiedene Luft nicht entweichen kann. Der Verlauf dieses Bandes wird wesentlich durch die daselbst endigenden Muskeln und die Einrollung der Schale bedingt. Der vordere Rand des Bandes (annulus — Fig. 397 Ba) springt jederseits etwa in der Mitte der Seitenflächen weit nach vorn vor, der Hinterrand (Sutur oder Loben linie — B) bildet daselbst eine tiefe Ausbuchtung nach hinten (— Seitenlobus Bsi), weil an diesen Stellen die starken Scha- lenmuskeln (m) an der Schale haften. Gegen die Mittelebene (s) zu verschmälert sich das Band, sowohl auf der Aussen- oder Convex-(=Bauch-)(B) als auch auf der Innen- oder Con- cavseite (— Rückenseite) (R), Auf der Bauchseite bildet die Sutur einen flachen Vorsprung (=Aussen-,Extern-oder Bauchsattel— es), auf dem Rücken greift sie zurück und bildet einen Innen- oder Fig. 396. Nautilus pompilius L. Lebend. Indischer Ocean, Das Thier befindet sich in seiner natürlichen Lage in der Wohnkammer; die Schale ist bis zur Mittelebene aufgeschnitten, um die Luftkammern, die Scheidewände (s) und den Sipho (si) zu zeigen. Vor der letzten Scheide- wand (s') die Wohnkammer (w). Auf der Bauchseite der gespaltene Trichter (fr), unterhalb die sog. Nidamental- Rückenlobus (il). Da die Kammern den vorhergehen- drüse (n); m = Mantel, auf dem Rücken lappenartig um- geschlagen (m'); = Tentakel; c = die beiden hinteren, zur Kopfklappe verwachsenen Arme; @ = Auge; u = das Haftband, dessen hintere Grenze durch Conservirung in Alkohol unnatürlich vorgezogen erscheint. Die seit- liche Verbreiterung des Haftbandes entspricht der Endi- gung des linken Schalenmuskels. 2/7. den Umgang seitlich umfassen, so sind auch das Haftband und die Scheidewände an der Seite gegen die Mitte der Schale und nach vorn zu um- geschlagen und vorgezogen — Haftbandumschlag, Septalumschlag (Fig. 397 Au). Die Lobenlinie bildet hier einen breiten Sattel (Nahtsattel — Bns). Auf diesem sattelförmigen Vorsprunge ist das Haftband schwach muskulös verdickt, indem hier die Mantelmuskulatur bis an dasselbe hin- anreicht und der Halsmuskel, welcher den Trichter anzieht, mit dem Mantel verwächst. Die äussere Berührungslinie der Wohnkammer mit dem vor- hergehenden Umgange, die sog. Naht (n), liegt etwa in der Mitte dieses Theiles des Haftbandes (B n). Unterhalb des Kopfes tritt der gespaltene Trichter (Fig. 396 ir) aus dem Mantel heraus. Der Mund wird von zahl- reichen Anhängen (!) umgeben, die 8 Gruppen (? den 8 Armen der Octo- poden entsprechend) bilden. Die dorsalen Theile der beiden rücken- ständigen Gruppen sind zu einer dreieckigen Kapuze (c) verwachsen; diese I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. 349 schützt das Thier, wenn es sich in die Schale zurückgezogen hat. Auf dem Rücken verlängert sich der Mantel zu einem auf die Schale zurückge- schlagenen Rückenlappen (m’). Die Schale wird aus kohlensaurem Kalk gebildet und besteht wesentlich aus 2 verschiedenen Schichten: einer äusseren, porzellanartigen, gefärbten, ziemlich dünnen Schicht — ostracum genannt —, welche vom Vorderrande des Mantels sowie von den seitlichen Ohren der Kapuze abgesondert wird, und einer inneren, dickeren Perlmutterlage — Phragmokon genannt —, welche die Porzellanschicht auskleidet und verstärkt und die Scheidewände und ihre Düten zusammensetzt. Beim allmählichen Vorrücken des Thieres in der Schale bleibt periodisch die Absonderung des Hinterleibes — welche nach vorn durch das Haftband begrenzt wird — als verkalkte Scheide- Fig. 397. Nautilus pompilius L. A eine junge Schale gegen die letzte Scheidewand gesehen (die Wohnkammer ist zum grössten Theil fortgebrochen). 3 Haftband eines erwachsenen Exemplars, abge- wickelt. s = Symmetrielinie; « = Vorderrand, ! = Hinterrand des Haftbandes (Lobenlinie); vo — vorn; A = hinten; B = Bauchseite; R = Rückenseite; n — Nahtlinie; p = Projection des vorher- gehenden Umganges; « = Septalumschlag; m = Ansatzstelle des paarigen Schalenmuskels; m’ — die der Nackenmuskulatur des Mantels; es = Aussensattel; s! = Seitenlobus; ns = Nahtsattel; il = Innenlobus. wand stehen und liefert somit einen Abdruck des Hinterendes des Thieres bis zur hinteren Grenze des Haftbandes (Lobenlinie). Vom vordersten Theile des Sipho wird die Septaldüte abgeschieden. Die Anhänge des Kopfes, insbesondere die Kapuze, sondern eine dünne, schwärzliche, aus Porzellanmasse und Conchyolin bestehende Schicht ab, welche auf dem vorhergehenden Umgange so weit nach vorn reicht, als die Kapuze zurückgeschlagen werden kann. die aber auch auf der Innenseite der Wohnkammer, namentlich am vorderen Rande der- selben beobachtet wird. Die schwarze Schicht ist an ihrer punktförmig vertieften oder runzeligen Oberfläche leicht kenntlich — Runzel- schicht. Zum Verständniss der Schalenbildungen der Cephalopoden ist es nothwendig, die allmählichen Veränderungen zu verfolgen, welche die Schale in den verschiedenen Zweigen des Gephalopodenstammes im Laufe der Zeit erfahren hat. Die ältesten Formen, z. B. die untersilurische Gat- 350 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. tung Endoceras (Fig. 398), besassen gerade, nach hinten zugespitzte Schalen. Das junge Thier befand sich anfangs in einer einfachen, conischen, hinten Fig. 398. Schalenanfang von En- doceras belemnitiforme Hlm. aus dem skandinavischen Untersilur, in der Symmetrieebene durchge- schnitten. e = Embryonalblase; h—l; = die ersten drei Luftkam- mern; sı—sı = die Scheidewände derselben; s? = Siphonalröhre. geschlossenen Embryonalschale (e). Mit fort- schreitendem Wachsthum löste sich das Thier am Rücken und auf den Seiten von der Schale ab, der Mantel schnürte sich ringförmig ein und es wurde eine erste Luftkammer (l,) abge- schieden. Hierdurch trennte sich eine grosse Anfangsblase ab, welche noch vom Eingeweide- sack des Thieres eingenommen wurde. Weitere Luftkammern entstanden periodisch über der ersten (ls, /,), der Leib des Thieres befand sich aber nicht auschliesslich vor den Luftkammern, wie bei Nautilus, sondern reichte neben den- selben bis zum Grund der Anfangsblase. Die gekammerten Schalen der übrigen Cephalopoden können wir von der Endoceras-Schale ableiten durch die Annahme einer stärkeren Abschnürung des Leibes durch die Luftkammern, ein Vorgang, durch welchen das Thier gezwungen wurde, seinen Eingeweidesack aus dem neben den Luftkammern gelegenen Theile der Schale herauszuziehen Fig. 399. Schalenanfang von Nau- tilus pompilius L. Die napfför- mige, mit einer verlängerten Narbe versehene Anfangskammer sicht- bar. Darüber die zweite, aufge- brochene Luftkammer und der Sipho. Fig. 400. Schalenanfang einer exogastrisch aufgerollten Ammonoideen-Schale, bis zur Mittelebene aufgeschnitten. e = Embryonalblase;, db = die blindsackartige Endigung des Sipho in derselben; & = Sipho, an der Bauchseite ge- legen; sı—sıı = Scheide- wände, Fig. 401. Eine endogastrisch aufgerollte Belemnoideen-Schale, in der Mittelebene durchgeschnit- ten. a = Embryonalblase; e = blindsackartige Endigung des bauchständigen Sipho (s); p = Prosipho, mit welchem der Sipho an der Innenwand der Embryonal- blase angeheftet ist. bis auf einen dünnen häutigen Strang, den Sipho. Letzterer nimmt bald eine rückenständige Lage an (wie bei Clymenia, Aturia Fig. 411), bald eine mittlere, wie bei Nautilus (Fig. 396, 397 A, 399), bald eine bauchständige wie bei den Ammoniten (Fig. 400). Aus der Anfangsblase wurde der Sipho bei den Nautiloidea ganz herausgezogen, und die Blase verkalkte später I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. 351 nicht mehr. Deshalb beginnt bei diesen die Schale mit einer niedrigen, napfförmigen ersten Kammer (Fig. 399) ; der Sipho nimmt auf dem Boden derselben seinen Ursprung und die Spitze der Kammer zeigt eine Narbe auf der Aussenseite. Bei den zwei anderen Ordnungen der Ammonoidea und Belemnoidea ist die Embryonalblase erhalten geblieben, soweit nicht tiefgreifende Reductionen der Schale überhaupt Platz griffen. Der Sipho löste sich wohl vom Boden der Embryonalblase ab, wurde aber nicht gänz- lich aus derselben herausgezogen sondern blieb mit seinem blindsackartigen Ende (Fig. 400 b; 401 c), welches (?immer) durch ein zartes Band, den sog. Prosipho (Fig. 401) am Boden festgeheftet war, in derselben stecken. Bei diesen finden wir deshalb die erste sichtbare Kammer in der Form einer von der Schale mehr oder weniger ab- geschnürten Blase, die wohl zu einer Luftkammer umgewandelt, aber auffällig verschieden an Gestalt und Grösse von den später gebildeten, eigentlichen Luft- kammern ist (Fig. 400 e; 401 a). Die Schalen der Nautiloidea haben sich aus der Endoceras-artigen Grund- ‘ form durch allmähliche, meist symmetri- sche spirale Einrollung auf der Rücken- seite des Thieres (exogastrische RE. 402: Eins vorne) Einrollung Fig. 396) unter Verlust der plattgedrückte Ammonoideen-Schale von der Seite gesehen. » = die hintere Embrvonalblase herausgebildet. Der Grenze der etwas über 1/; Umgang be- J = tragenden W ohnkammer ; h = (?) vordere Wohnraum des Thieres ist relativ kurz Grenze des Haftbandes; ap = sog. Aptychus (verkalkter Trichterknorpel) ; i N 1/, Umsane o) o n si = der bauchständige Sipho. Die La- (meist nicht iz Umgang lang) geblieben, benlinie zeigt stark zerschlitzte Sättel die Lage des Sipho ist nicht constant ge- (es, ssı) und verzweigte Loben (slı, sl2). worden, sein Durchmesser ist grösser ge- blieben, als bei den zwei anderen Ordnungen. Die am Haftband endigen- den Muskeln haben sich nur wenig zertheilt, so dass die Lobenlinie nur sparsame, ganzrandige Ausbuchtungen aufweist (Fig. 397 Bl). Die Scheidewand bleibt durchgehends procöl in der Mittelebene (Fig. 396 s). Die Schalen der Ammonoidea gleichen im Allgemeinen jenen der Nautiloidea; bei exogastrischer Einrollung ist die Embryonalblase er- halten geblieben (Fig. 400). Der Wohnraum des Thieres ist häufig sehr lang (1/);—1!/; Umgang) geworden und die Lobenlinie hat durch das Zu- rückgreifen und durch immer stärker hervortretende Zertheilung der am Haftbande endigenden Muskeln einen sehr complieirten Verlauf genommen ‚Fig. 402 sl, so, es, ssı). Insbesondere hat sich ein medianer, bauch- ständiger, bei den Nautiloidea nur gelegentlich angedeuteter Muskel ent- 352 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. wickelt, welcher weit hinter die Ansatzstelle des fast ausnahmslos bauch- ständigen Sipho zurückgreift und dadurch den ursprünglichen Aussensattel der Lobenlinie tief zertheilt Fig. 402). Die Folge davon ist die opistocöle Fig. 403. Halbschematische Darstellung einer Belemnoideen-Schale, gegen die Rückenseite gesehen ; der untere Theil (r) bis zur Mitte aufgeschnitten gedacht. Die Schale wird hinten von einer keulen- förmigen Scheide (r) umschlossen, die den unteren Theil des Phragmokons (p) umschliesst. Letzterer beginnt mit einer Embryonalblase (e), ist durch einfache Scheidewände (s) in Kammern getheilt. Die Wohnkammer ist auf der Bauchseite kurz abgestutzt (w), auf der Rückenseite verlängert (Proostracum — po). Die Schale war in den Mantel des Thieres eingeschlossen. Gestalt der Scheidewand im Median- schnitte. Bei den Belemnoidea wird die Schale mehr und mehr innerlich, indem das Thier von der Bauchseite her dieselbe mit dem Mantel umwächst. Sie wird auf der Bauch- seite zurückgedrängt, der Mantel bildet eine verdickte Scheide um den hinteren Theil der Schale (Fig. 403 r). Diese verlän- gert sich auf der Rückenseite zu einem sog. Proostracum (Fig. 403 po). Der Sipho nimmt eine bauchständige Lage an und wird sehr dünn. Der Phragmokon rollt sich zuweilen ein, aber dann stets bauch- ständig (endogastrisch — Fig. 401). Die Scheidewände bleiben procöl, die Mus- keln rücken aus der Schale heraus und die Lobenlinie bleibt einfach ringförmig. Viel- fach wird die Schale durch Verkümme- rung des Ostracums zu einem auf der Rückseite des Thieres gelegenen hornigen Blatte redueirt, welches spärliche oder gar keine Verkalkung aufweist (Fig. 566). Alle drei Ordnungen sind noch in der heutigen Fauna vertreten: die Nautiloidea durch die einzige Gattung Nautilus, die Ammonoidea durch die Octopoda, welche mit Ausnahme des Weibchens von Ar- gonauta, sämmtlich die Schale verloren haben, die Belemnoidea durch die Deca- poda, die der Mehrzahl nach nur noch hornige Rückenschulpe und nur zum kleineren Theil noch kalkige, aber stets vom Mantel umschlossene Schalen be- sitzen. Wenn man dem herrschenden Gebrauche folgend die ältesten, noch wenig differenzirten Cephalopodenschalen den Nautiloidea anreiht, so er- hält man nachstehende Eintheilung der Cephalopoden; zu derselben ist I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. 353 zu bemerken, dass, je ältere Formen einer Ordnung man vor sich hat, um so mehr die unterscheidenden Merkmale zurücktreten. Wir kennen zwar noch nicht die vollständige Reihe der Verbindungsglieder, welche von den ältesten Schalenbildungen zu denen der drei Ordnungen hinüberleiten, aber ein gemeinsamer Ursprung muss für alle Cephalopoden angenom- men werden. Eintheilung der Gephalopoda. 1. Ordnung Nautiloidea. Schale stets vorhanden, äusserlich, gekammert. Embryo- nalblase nur bei den geol. ältesten Formen vorhanden, später fehlend, so dass die erste Kammer eine echte, hinten genarbte, verzierte, niedrige Luftkammer ist. Kammerscheidewände procöl. Lobenlinie ohne oder mit wenigen, ganzran- digen Ausbuchtungen. Sipho meist relativ weit, seine Lage wenig beständig. Septaldüten nach hinten, sehr selten nach vorn gerichtet. Die lebenden Formen mit 4 Kienren (= Tetrabranchiata), sehr zahlreichen Fühlern (= Tentaculifera) und gespaltenem Trichter. Tintenbeutel fehlt. Eine lebende Gattung. Cambrium — Gegenwart. 2. Ordnung Ammonoidea. Schale meist vorhanden, äusserlich, gekammert, bei den jüngsten Vertretern abgestreift oder auf das Ostracum reducirt. Erste Kammer der vollständigen Schale die ungenarbte, unverzierte Embryonalblase. Kammer- scheidewände anfangs procöl; Lobenlinie anfangs ohne oder mit wenigen ganz- randigen Ausbuchtungen. Später die Scheidewände in der Mittelebene opisthocöl, die Lobenlinie mit gezackten und verzweigten, meist zahlreichen Ausbuchtungen. Sipho eng, fast immer bauchständig; Septaldüten anfangs nach hinten, später nach vorn gerichtet. Die lebenden Vertreter meist schalenlos, mit 2 Kiemen (= Dibranchiata), mit 8, Saugnäpfe tragenden Armen (= Octopoda, — Acetabulifera), mit Tinten- beutel und verwachsenen Trichterhälften. Zahlreiche lebende Formen. Devon — Gegenwart. 3. Ordnung Belemnoidea. Schale ursprünglich äusserlich, gekammert, später vom Thiere umwachsen und in den Mantel dorsalwärts eingeschlossen; von einer, hinten oft keulenförmig verdickten Scheide umschlossen, niemals fehlend, aber häufig zu einem hornigen Blatte reducirt. Erste Kammer der vollständigen Schale meist die Embryonalblase. Scheidewände procöl, ungefaltet. Sipho eng, bauch- ständig; Septaldüten nach hinten gerichtet. Die zahlreichen lebenden Formen mit 2 Kiemen (= Dibranchiata), mit A0 (8 + 2), Saugnäpfe tragenden Armen (= Decapoda, = Acetabulifera) und, wie die meisten fossilen, mit Tintenbeutel. Trichterhälften verwachsen. Zahlreiche lebende Formen. { Trias — Gegenwart. Alle Cephalopoden sind Bewohner des Meeres und besitzen freie Orts- bewegung. Als guten Schwimmern kommt ihnen zumeist eine weite hori- zontale Verbreitung zu. Die Mehrzahl der lebenden Formen findet sich in der heissen, etwa 43 in der gemässigten, nur ein kleiner Bruchtheil in der kalten Zone. Die in ca. 7000 Arten bekannten fossilen sind von her- Steinmann, Paläontologie. 7 93 354 1. Thierreich. — VII. Mollusea. — 5. Klasse: Cephalopoda. Nautiloidea. vorragender geologischer Bedeutung; sie geben die wichtigsten Leitfossi- lien für die paläozoischen und mesozoischen Formationen ab. Die Ein- theilung der letzteren in zahlreiche, zeitlich engbegrenzte Zonen ist zumeist auf den raschen und wie es scheint über die ganze Erdoberfläche ziem- lich gleichzeitig sich vollziehenden Wechsel der Gephalopodenfaunen gegründet. l. Ordnung Nautiloidea. Es ist kaum wahrscheinlich, dass die Nautiloide« der früheren Erd- perioden, inbesondere die der paläozoischen Zeit, die vom lebenden Nautilus (p- 3,7—349) beschriebene Organisation besessen haben, obwohl die Schalen keine sehr durchgreifenden Umgestaltungen erfuhren, wenigstens wenn wir von einigen der ältesten, aus Zweckmässigkeitsgründen hierher ge- zogenen Formen absehen. Diese letzteren zeichnen sich dadurch von den Fig. 404. Endoceras vaginatım Schl. sp. Unter- Fig. 405. Endoceras. Schematischer Längsschnitt silur. Reval, Estland. Schalenfragment mit z. Th. durch die Schale in der Mittelebene. s? Sipho, erhaltener Schale (s') gegen die Siphonalseite rechts davon die Luftkammern; sı—s3 = drei (? Bauchseite) gesehen. Unten ist der dicke, rand- Scheidewände; sdı, sda = die langen, in einander ständige Sipho (st) sichtbar; auf dem Steinkerne geschachtelten Septaldüten von sı und s2. die Scheidewände (s). echten Nautiloidea aus, dass die Luftkammern ganz oder doch fast ganz seitlich vom Thiere und nicht ausschliesslich hinter dem Thiere sich bil- deten. Hiernach unterscheiden wir folgende zwei, keineswegs scharf ge- schiedene Familien: l. Fam. Endoceratidae. Luftkammern im wesentlichen seitwärts von der Wohnkammer gelegen, Siphonalrohr weit (Fig. 404—406). Cambrium — Untersilur. 2. Fam. Nautilidae. Luftkammern hinter dem Thiere gelegen, Siphonalrohr meist eng (Fig. 407—430). Cambrium — Gegenwart. 1. Fam. Endoceratidae. Schalen gerade oder schwach rückwärts gebogen, durch Zuwachs- streifen oder flache Falten verziert. Der Luftkammerraum befindet sich I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Nautiloidea.. 355 ganz oder doch zum überwiegenden Theile neben der Wohnkammer. Querschnitt der Schale kreisrund oder oval. Nur im Cambrium und Untersilur. Endoceras Hall. (Fig. 404— 406.) (Vergl. p. 350.) Schale gerade, unten zugespitzt, nach oben ganz allmählich an Weite zunehmend, im Querschnitt mehr oder weniger kreisrund. Siphonalrohr (st) sehr weit, der Bauchseite anliegend, hinten zu einer spitzigen Embryonalblase (Fig.406 A e) erweitert. Luftkammern als rücken- und seitenständige Einfaltungen, auf die Bauchseite nur wenig oder gar nicht über- greifend (Fig. 405). Die Scheidewände zeigen oft auf der Siphonalseite eine Ausbuchtung nach hinten: sie verlängern sich zu langen, gebogenen, hinten schräg abgestutzten Düten, welche auf der Innenseite oft bis zur zweit- letzten Scheidewand hinabreichen (Fig. 405 sd). Der Sipho entspricht insofern nicht den ähn- lichen Bildungen anderer Nautiloidea, ais er nicht nur einen häutigen Strang, sondern eine Fortsetzung der Leibeshöhle darstellt (flei- schiger Sipho). Wenn die Schale so lang gewor- den war, dass der Eingeweidesack dieselbe nicht mehr ganz ausfüllen konnte, schloss das 1 Thier sich hinten durch eine schwach ver- si= Si lee Babe‘ kalkte sog. Siphonalscheide (oder Spiess — ae ersten nen 0 Fig. 406 B sp) ab. Um das Schlottern des Endoceras. nitiforme Hlm. .„Untersilur. dinavien. Fig. 406. A E. belem- Skan- E. gladius Hlm. Untersilur. Est- land. B medianer Längsschnitt des Ä A is 5 Sipho. sp = trichterförmige Si- Thieres in dem Siphonalraum zu vermeiden, phonalhülle Spiess; m = das mediane, bl = das seitliche Quer- war die Scheide durch eine mediane, gegen die glatte Aussen- oder (?) Bauchseite des Sipho gerichtete (Bm) und durch ein Paar querer, an den Seitenkanten der Scheide inserirender blatt, mit welchem derselbe ange- heftet. € Querschnitt durch den Sipho, um das gebogene Blatt (bl) zu zeigen, in welches sich der Spiess nach hinten verlängert. Membranen (B bl) festgeheftet. Das hintere Ende des Spiesses verlängert sich in ein convexes, aus 2 Lamellen bestehendes, hornigkalkiges Blatt (Fig. 406 € bl), welches vom fleischigen Sipho beim allmählichen Vor- rücken zurückgelassen wurde. Das meist mit Schlamm erfüllte und noch von den Septaldüten umgebene Siphonalrohr fällt leicht aus der Schale heraus; es zeigt entfernt stehende, nach der Bauchseite zu herablaufende Querringe, desgl. der Spiess (Fig. 406 B sp). Die Schalenoberfläche ist glatt oder schwach gewellt und mit einer an der Siphonalseite (? Bauchseite) nach rückwärts gebogenen (dem Trichterausschnitt entsprechenden) Zu- wachsstreifung versehen (Fig. 404 s’). Die Schale erreicht oft beträchtliche Dimensionen. 23* 356 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Nautliloidea. Die Gattung Endoceras, früher als Gruppe der Vaginata zu Orthoceras (p- 361) gerechnet, ist auf das Untersilur beschränkt. Sie kommt als wichtiges Leitfossil häufig in der baltischen Silurprovinz »Vaginaten- kalk«,»Orthocerenkalk«), in England und Nordamerika vor. E. vaginatum Schl. sp. (Fig. 404). E. duplex Wahlb. sp. (Leth. pal., t. 6, Fig. 2). E. gladius Hlm. (Fig. 406 B, C). E. belemnitiforme Hlm. (Fig. 406 A). E. longissimum Hall. |Leth. pal., t. 6, Fig. 3). Nordamerika. Bei der verwandten cambrischen Gattung Piloceras Salt. befindet sich das Siphonalrohr in der Mitte der Schale. Nordeuropa. 2. Fam. Nautilidae. Die zu dieser Familie gezogenen Gattungen zeichnen sich durch Schalen aus, deren Luftkammern, von späteren Wachsthumsstadien abge- sehen (vergl. Ascoceras p. 363), ausschliesslich hinter dem Wohn- raume des Thieres gebildet werden, wie bei dem lebenden Nautilus. In den älteren Formationen sind die Schalen vorwiegend gerade, Endo- ceras-ähnlich (Orthoceras — Fig. 416—418), oder schwach gekrümmt (Cyrtoceras — Fig. 421), auch wohl locker spiral eingerollt, ohne dass die Umgänge sich berühren (Gyro- ceras — Fig. 407); bereits im Un- tersilur finden sich aber Formen Fig. 407. Eine locker spiral gerollte Nautiloidea- mit geschlossener spiraler Aufrol- Schale (@yroceras). A von der Seite, B von vorn > z gesehen. a = der conisch zugespitzte nkıg; sı— lung (Trocholites) und solche, welche die spiral verzierte Schale; s = Scheidewände, an den Seiten eine flache Rückbiegung (Seitenlobus) heim späteren Wachsthum die ge- u; schlossene Spirale verlassen und sich wieder gerade strecken (Litwites — Fig. 429). Nur ausnahmsweise gehen die Umgänge aus der Aufrollungsebene heraus und bilden schnecken- artige, in stets wechselnder Ebene aufgerollte Gehäuse. Mit dem Ende des paläozoischen Zeitalters treten Schalen mit nicht spiral gerollten und einander anliegenden Windungen sehr zurück; die letzten finden sich in der Trias. Nur die gebogen oder schwach gerollten Formen winden sich bald nach der Rückseite (exo gastrisch), bald nach der Bauchseite (en do- gastrisch) auf, die vollständige Spiraleinrollung ist stets exogastrisch wie beim lebenden Nautilus. Die Lage der Bauchseite lässt sich bei nicht völlig eingerollten Schalen mit Sicherheit nur an dem Trichterausschnitt der Mündung und dem dadurch hervorgerufenen Rückwärtsbiegen der Zuwachsstreifen feststellen, da der Sipho eine wechselnde Lage besitzt. 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Nautiloidea. 357 Die Embryonalblase ist — vielleicht mit Ausnahme einiger silurischer Formen — von den Nautiloidea abgestossen worden, so dass die Schale im Allgemeinen mit der ersten Luftkammer beginnt, welche an ihrer stumpf-kegelförmigen oder napfartigen Gestalt, sowie auch an einer Narbe am hinteren Ende kenntlich wird (Fig. 399); die späteren Luftkammern weichen nicht wesentlich von der Anfangskammer ab. Bei den geraden oder nur schwach eingerollten Formen stellen die Scheidewände ein- fache procöle Querwände dar, die sich längs einer einfachen oder schwach wellenförmigen Lobenlinie an die Schale anlegen /Fig. 407 A s). Die Vor- B It s = 24 Er D 2 g s sh sl, & $ Fig. 408. Abgewickelte Lobenlinie von Li- tuites litwus Mtf. s = Mittelebene; ds = Innen-(Dorsal-)Sattel ; es = Aussen-(Ventral-) Sattel; slı = erster Seitenlobus; s/!2 = zweiter Seitenlobus; ss = Seitensattel; = Rücken-, B = Bauchseite. Fig. 409. Nautilus Geinitzi Pict. Oberer Malım (Tithon). Stramberg, Mähren. A Steinkern von der Seite, B von vorn. C abgewickelte Lobenlinie. s = Symmetrieebene der Schale; sd = Sipho; n = Naht; p = Projectionslinie des vorhergehenden Umganges; « = Septalverlängerung; el = Aussen- lobus; es = Aussensattel (getheilt); slı = erster Seitenlobus; s/z — zweiter Seitenlobus; ?s! = innerer Seitenlobus; ss = Seitensattel; ns = Nahtsattel; il! = Innenlobus; is = Innensattel; B = Rücken-, R = Bauchseite. und Rückbiegungen derselben (Sättel und Loben) sind nur wenig ausge- prägt, zumal an den älteren Scheidewänden. Man unterscheidet zumeist nur ein Paar seitlicher, flacher Loben, Seitenloben (Fig. 408 sl,), den En- digungen der Schalenmuskeln entsprechend, in seltenen Fällen aber noch ein zweites Paar der Rückenseite genäherter Seitenloben (Fig. 408 sl). Zwischen den Loben erscheint die Lobenlinie vorgebogen, auf der Bauch- seite als unpaarer Aussen- oder Externsattel (Fig. 408 es), auf der Rücken- seite in seltenen Fällen als ebenfalls unpaarer Innen- oder Internsattel (Fig. 408 ds), event. zwischen den beiden Seitenloben jederseits als Seiten- sattel (Fig. 408 ss). Bei den Formen mit vollständig spiraler Einrollung entsteht wohl infolge des verlangsamten Vorrückens des Thieres auf der Concavseite ein Dorsal- oder Innenlobus (Fig. 409 il), wogegen die 358 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Nautiloidea. Bauch- oder Externseite in der Regel durch einen breiten Sattel sich aus- zeichnet, der nur in seltenen Fällen durch einen wenig tiefen Aussenlobus (Fig. 409 el) getheilt wird. Niemals greift dieser letztere so weit rück- wärts, dass die Scheidewand in der Medianebene vollständig convex würde. Wenn die Umgänge der Schale sich nicht allein berühren, sondern auch seitlich umfassen, dann verlängern sich naturgemäss die Scheide- wand und die Lobenlinie über die Projeetion des vorhergehenden Um- ganges (Fig. 409) hinaus gegen die Windungsachse zu. Die Septal- verlängerung ist dann häufig etwas vor oder zurück geschlagen im Vergleich zu der Septalfläche (Septalumschlag u). Die äussere Berührungslinie mit dem vorhergehenden Umgange heisst die Naht (n). Werden die früheren Umgänge ganz oder fast ganz verhüllt, so nennt man die Schale involut (Fig. 409 A), bleiben sie zum grössten Theile oder ganz sichtbar (Fig. 412), so heisst die Schale evolut und der offene Raum wird als Nabel bezeichnet. Die Lobenlinie erhebt sich an der Naht häufig zu einem Sattel (Nahtsattel — Fig. 409 ns) oder sie senkt sich zu einem Nahtlobus herab. Der erste meist allein vorhandene Seitenlobus (s!,) liegt ausserhalb der Projection des vorletzten Umganges (p), der zweite viel kleinere (s/,) kommt, wenn er überhaupt entwickelt ist, auf den Um- schlag (u) zu liegen. Nur in sehr seltenen Fällen tritt auch auf der Innen- seite des Umschlages ein kleiner innerer Seitenlobus(isl)auf und eben- so selten schiebt sich zwischen dem ersten Seitenlobus und dem Aussen- sattel ein sog. Adventivlobus ein. Niemals aber zeigen die Loben oder Sättel feinere Einschnitte, wie sie für die Lobenlinie der meisten Ammo- noidea so sehr bezeichnend sind. Wir erhalten demnach als complieirtestes Schema für die Vertheilung der Loben bei involuten Nautiloidea das fol- gende (die nur gelegentlich auftretenden Loben sind eingeklammert) : Mittelebene Aussen- oder Bauchseile Aussensattel (Aussenlobus) (Adventivlobus) | Adventivlobus) erster) Seitenlobus Septalfläche (erster) Seitenlobus | —Innenlobus Projection,des vorhergeh. Umganges Septalumschlag vorhergehender Umgang Septalumschlag (Nahtsattel, resp. -lobus) innerer Seitenlobus) (zweiter Seitenlobus) Innen- oder Rückenseite Mittelebene I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Nautiloidea.. 359 Der Sipho reicht bei den Nautiloidea vom hinteren Ende des Körpers bis auf den Boden der Anfangs- d. h. ersten Luftkammer, indem er alle Luftkammern als ein eylindrischer, seltener abgeplatteter Strang durch- zieht und die Scheidewände durchbricht. Seine Lage ist wechselnd: sel- ten ausserhalb der Mittelebene, aber innerhalb derselben bald der Rückenseite, bald der Bauchseite genähert, sehr häufig etwa median. Sein Durchmesser ist sehr verschieden: bei den älteren Formen häufig noch sehr breit (Fig. 410) und dann wohl wie bei Endoceras noch Theile des Visceralsackes enthaltend, redueirt er sich bald zu dem dünnen Strange des Nautilus pompilius, der keine Eingeweidetheile mehr enthält (Fig. 396 si). Fig. 410. Orthoceras cochleatum Schl. Obersilur. Fig. 411. Adturia Aturi Bast. Miocän. Bordeaux. Gotland. Die aufgebrochene Schale lässt den Die Schale ist aufgebrochen und zeigt die trichter- dicken, zwischen den Septen perlschnurartig förmigen Septaldüten, welche von einer Scheide- angeschwollenen Sipho (sz}, die Schalenwand (»') wand bis zur vorhergehenden zurückreichen. !/ı. und die Scheidewände (s) erkennen. Dort, wo er die Scheidewände passirt, wird er durch dieselben oft einge- schnürt und nimmt die Form einer Perlschnur an (Fig. 410). Stets wird er noch eine Strecke weit von der Bildungshaut umschlossen, und diese sondert eine Septaldüte von der Beschaffenheit der Scheidewände ab. Die Septal- düten reichen aber nie weiter zurück, als bis zur vorletzten Scheidewand, in welchem Falle sie sich häufig mit ihrem verschmälerten Ende in die vor- hergehende Düte einsenken (Fig. 411). Meist sind sie aber viel kürzer und erscheinen nur als kurze, kragenförmige Ausstülpung der Scheidewand (Fig. 418). Nur ausnahmsweise richten sie sich nach vorn. Die Oberfläche des Siphos, besonders diejenigen Theile desselben, welche nicht von den Septaldüten umschlossen sind, sondern häufig eine Hülle ab, welche nicht aus Perlmutter, sondern aus erdiger, mit organischer Substanz impräg- nirter Kalkmasse besteht, z. B. bei Nautilus pompilius. Aehnliche Abschei- dungen erfolgen bei Formen mit weitem Sipho (Orthoceras) auch innerhalb des Siphonalrohrs, und zwar entweder in der Form sog. Obstructions- ringe, welche an den Durchbruchstellen der Scheidewände beginnend und gegen einander wachsend den Siphonalraum fast vollständig aus- 360 1. Thierreich. — Vll. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Nautiloidea. füllen, oder als radiale Blätter. Die Steinkerne solcher Siphonen besitzen oft ein korallenartiges Aussehen. Die Wohnkammer der Nautiloidea ist meist kurz, bei eingerollten Schalen beträgt sie kaum mehr als !/, Umgang. Der Rand derselben ist einfach (Fig. 412), zusammengeschnürt (Fig. 413), oder (seltener) erweitert, wie der Mund einer Trompete. Ein einfacher Mundrand ist im Allgemeinen zur Zeit des normalen Schalenwachsthums, ein verengter oder erweiterter zur Zeit der Ruhe entwickelt. Die umgeschlagenen Ränder werden später Fig. 412. Nautilus cyclostomus Phill. Fig. 413. Gomphoceras Bohe- Fig. 414. Lituites lituus Mt£. Subearbon. Vise, Belgien. Die Schale micum Barr. Obersilur (E). Untersilurisches Diluvialge- ist im Centrum durchbrochen (c), der ar Böhmen. Oben: Ansicht der schiebe. Norddeutschland. letzte Umgang etwas abgelöst (2); s = Scheidewände; s’ = — Schalenwand: a T richterausschnitt des Mundrandes. Wohnkammer von oben, die T-förmig verengte Mündung zeigend. Unten: Schale von der Bauchseite, den tief herabreichenden Trichteraus- Wohnkammer mit erhaltener Mündung gegen die Rücken- seite gesehen ; d=Rückenaus- schnitt, vo = Bauchausschnitt, se = seitliche Ausschnitte der schnitt des Mundrandes zei- Mündung; vb = Verwach- gend. *%/. sungsband; 7 = letzte Loben- linie; 3? = Sipho. oft ganz oder theilweise resorbirt. Nach aussen umgeschlagene Mund- ränder kommen dadurch zu Stande, dass das Thier sich über den Schalen- rand hinüberlegt und so die Schale nach aussen umbiegt. Verengte Mün- dungen entstehen dadurch, dass die Schale um den Kopf des Thieres herum wächst; da wo Organe ihrer Thätigkeit wegen nothwendiger Weise frei zu Tage treten müssen (Mund, Trichter, Arme), bleiben Oeffnungen. So geben uns die Verengungen des Mundes Aufschluss über die Lage gewisser Organe des Thieres. Der tiefste Ausschnitt in der Mittelebene entspricht dem Trichter Fig.413), also der Bauchseite, paarige Ausschnitte den Kopfanhängen. Bei den T- oder Y-förmigen Oeflnungen deutet die unpaare Oeflnung die Lage des Trichters an (Fig. 413). Bei kreuzförmigen Oeffnungen (Fig. 414) ist die Deutung oft erschwert, Bauchseite dürfte auch hier dem aber die I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Nautiloidea. 361 tiefsten Ausschnitt (Fig. 414 vo) entsprechen, wie denn auch bei einfachen Mündungen die Lage des Trichterausschnitts an dem Zurückbiegen des Mundrandes und auf der Schale an dem Zurückweichen der Zuwachs- streifen zu erkennen ist (Fig. 412 s’). Die bis vor Kurzem gebräuchliche Eintheilung der Nautiloidea basirt auf der Gestalt, insbesondere auf dem Grade der Einrollung der Schale und der Form der Mundöffnung. Letztere darf nur dann verwerthet werden, wenn man verengte Mündungen mit verengten, nicht aber mit einfachen vergleicht. Die Einrollung der Schale kann aber deshalb strenge genom- men nicht in erster Linie Verwendung finden, weil der Einrollungsprocess innerhalb verschiedener genetischer Reihen in gleicher Weise Platz ge- griffen hat. Dennoch scheint aus praktischen Gründen z. Z. ein natür- liches System verfrüht und es möge deshalb die ältere Qlassification in etwas modifieirter Gestalt hier Platz finden. Nach Ausscheidung der En- doceratidae, aus welchen sich die Nautilidae durch Verengerung des Siphonalrohrs herausgebildet haben, zerfallen die Nautilidae in folgende Gruppen, die durch den Namen der jeweils wichtigsten Gattung bezeichnet werden: a. Orthoceras-Gruppe. Schale gerade oder unbedeutend gekrümmt. Silur — Trias. (Fig. 415—420.) b. Cyrtoceras-Gruppe. Schale hornartig gekrümmt, aber nicht regelmässig spiral eingerollt. Cambrium — Perm. (Fig. 421. c. Gyroceras-Gruppe. Schale regelmässig spiral eingerollt; Windungen sich nicht berührend. Silur — Perm. (Fig. 422.) d. Nautilus-Gruppe. Schale regelmässig spiral eingerollt; Windungen sich be- rührend oder umfassend. Silur — Gegenwart. (Fig. 423—427.) e. Lituites-Gruppe. Schale anfangs regelmässig spiral eingerollt, später sich gerade streckend. Silur. (Fig. 428, 429.) a. Orthoceras-Gruppe. Orthoceras Breyn. (Fig. 415—118). Schale bis 2 m lang werdend, nach hinten sich rascher oder langsamer verjüngend, im Querschnitt kreisrund, sel- tener oval oder dreieckig. Wohnkammer meist lang. Auf Steinkernen derselben zuweilen 3 vertiefte Längseindrücke, von denen der unpaare auf der Rücken-, die paarigen auf der Bauchseite liegen. Feine Längslinien in der Mittelebene, sog. Nor- mallinien,bezeichnen bald die Bauch-,bald _ E 7) R E a FR R ei Fig. 415. Orthoceras cochleatum Schl. die Rückenseite (Fig. 416). Scheidewände Obersilur. Gotland. Die bis gegen die = F k a Mitte aufgeschnittene Schale (s') zeigt die einfach, uhrglasförmig:; Septaldüten meist, procölen Scheidewände (s) und die perl- a E “ S schnurartigen Verdickungen des Sipho (si) sehr kurz (Fig. 417, 418). Sipho weit zwischen denselben. 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Nautiloidea. (Fig. 445 sı) oder eng (Fig. 417), meist eylindrisch, oft perlschnurartig (Fig. 415) und dann durch Obstructionsringe in mannigfaltiger Weise ausgefüllt. Seine Lage sehr wechselnd, häufig ventral; wenn excentrisch, fast immer der Bauchseite genähert. Die genarbte Anfangskammer wurde mehrfach beobachtet. Die älteren Luftkammern wurden häufig abgestossen, bei Orthoc. truncatum Barr. zu je 4. Die Bruchstelle der Schale wurde durch vom Sipho ausgeschiedene Kalkmasse vernarbt. Die Oberfläche der Schale ist oft mit Querwülsten oder -streifen, Zuwachslinien oder welligen Runzeln Fig. 416. Sow. Obersilur (E). Böhmen. Ein Stück der Wohnkammer (zo) Orthoceras timidum Barr. Obersilur (E). Böhmen. Wohnkammer mit 14 Luftkam- Orthoceras annulatum Fig. 417. Fig. 418. Orthoceras dubimm Han. Alpenkeuper (Hallstätter Kalk). Salzkammergut. Luft- mit 6, bis zur Mitte angeschnit- tenen Luftkammern (l). r = Quer- wülste des Steinkernes; s'’ = die quergewellte Schalenoberfläche; n = Normallinie auf dem Wohn- kammersteinkern; sö = der etwas aus der Medianebene gerückte Sipho. versehen. Längsverzierungen sind weniger häufig mern. Die längsgestreifte Schale z. Th. erhalten. Unten: Ansicht gegen die Scheidewand, um die centrale Lage des feinen Sipho zu zeigen. 1ı. kammerstück, im oberen Theile bis zur Mitte aufgeschnitten, um die kurzen Septaldüten zu zeigen. 1ı. . Formen mit randstän- digem fadenförmigem Sipho sind nur schwer von den ältesten, stabför- migen Ammonoidea (vgl. Bactrites — p. 394) zu unterscheiden. Diese, in über 1000 Arten bekannte Gattung findet sich vom Silur (? Cambrium) an bis zur Trias. Ihre Maximalentwickelung fällt in das Silur, im Mesozoicum kommen nur noch vereinzelte Formen vor. Die wichtigsten Arten können folgendermassen gruppirt werden: I. Thierreich. — VII, Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Nautiloidea. 363 A. Sect. Cochleata (syn. Actinoceras). Sipho weit, zwischen den Scheide- wänden perlschnurartig angeschwollen, im Inneren häufig mit Ob- structionsringen. Silur — Steinkohlenformation. 0. cochleatum Schl. (Fig. 415). Obersilur. Nordeuropa. schiebe in Norddeutschland. 0. vertebratum Hall. Obersilur. Nordamerika. 0. Breyni Mart. sp. Subcarbon. Russland, Belgien, Grossbritannien. O. giganteum Sow. (Leth. pal., t. 46, Fig. 4). Subcarbon. Grossbritannien, Bel- gien, Harz. Häufig als Diluvialge- B. Sect. Annulata. Schale mit Querwülsten (Fig. 416). Sipho eylin- drisch, mässig weit (Fig. 416 si) oder eng. Silur — Steinkohlen- formation. 0. annulatum Sow. (= undulatum His.) (Fig. 416). Obersilur. Europa, Nord- amerika. Als Diluvialgeschiebe in Norddeutschland. O. bohemieum Barr. Obersilur. Böhmen, Frankreich. 0. nodulosum Schl. (Leth. pal., t. 30, Fig. 4). Mitteldevon. Eifel. 0. scalare Gf. (Leth. pal., t. 38, Fig.5). Subcarbon, besonders Culm. Mitteleuropa. nn O. laevigatum M’Coy. Sp. \ Subearbon, Grossbritan- nien, Belgien. j C. Sect. Regularia. Schale ohne Wülste, aber oft mit feineren Längs- oder Querver- zierungen. Sipho dünn, meist central (Fig. 447, 448). Untersilur — Trias. 0. regulare Schl. (Leth. pal., t. 6, Fig. 1). Unter- silur. Nordeuropa. Als Diluvialgeschiebe in Nord- deutschland. Aehnliche Formen gehen bis ins Mittel- devon hinauf. 0. gregarium Sow. Obersilur. Nordeuropa. In Di- luvialgeschieben. ; N; 4 O. timidum Barr. (Fig. 417). Obersilur. Böhmen. ; 0. commutatum Gieb. Unter- und Mitteldevon. Rheinisches Schiefergebirge. Harz. O0. calamus de Kon. Subearbon. Ural, Belgien, Grossbritannien. O0. Goldfussi de Kon. Subcarbon. Belgien, Gross- EZ? britannien. Fig. 419. Ascoceras sp. Ober- 0. dubium Han. (Fig. 418). Alpine Trias (Karnische a a a ne durch die Schale, z. Th. ergänzt. St.). Salzkammergut, Kärnten, ? Bosnien. 0. elegans Mnstr. Karnische Stufe (Cassianer Sch.). Südtirol. Als weitere bemerkenswerthe Formen der il = die normalen Luftkammern ; h—4 = die jüngsten, abnorm ge- bildeten Luftkammern; W = Wohnkammer; si = Sipho; «= die Stelle, wo das Thier später nicht mehr vorrückt; 5 = Bauch-, » = Rückenseite. Orthoceras-Gruppe sind zu erwähnen: Ascoceras Barr. (Fig. 419). Schale anfangs wie ein normales Or- thoceras mit hohen Luftkammern (/) und der Bauchseite (b) genähertem Sipho (sı). Später rückt das Thier nur sehr langsam in der Schale vor- wärts, und der grösste Theil der nun gebildeten Luftkammern wird auf 364 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Nautiloidea. der Rückenseite der Wohnkammer (l,, /s, Z;, 1,) als seitliche Ablösung und nur ein kleiner Theil (/\, »—I,) gleichzeitig hinter der Wohnkammer ge- bildet. An einem nahezu in der Mitte gelegenen Punkte (a°) findet bald gar keine Luftkammerbildung mehr statt. Die Wohnkammer (W) biegt sich flaschenförmig um die rückenständigen Luftkammern herum. Die älteren, normal gebildeten Luftkammern wurden meist abgestossen. Seltener im Unter-, häufiger im Obersilur (Böhmen, Skandinavien, England. A. Bohemieum Barr. Obersilur (BE). Böhmen. Gomphoceras Sow. (Fig. 420). Schale kurz und dick, sackförmig mit sehr niedrigen Luftkammern, die am hinteren Ende periodisch abgestossen werden. Wohnkammer kurz, blasig. Häufig ist der Kopf des Thieres ganz von Schalenmasse umgeben mit Ausnahme einiger acliver Theile. Das tief herabreichende, häufig ausgeweitete Ende des medianen Mündungs- spaltes entsprieht dem Trichter, eine mittlere Ausweitung dem Munde, die häufig mit mehreren Ausbuchtungen versehene Querspalte den Armen. Sipho seiner Lage und Beschaffenheit nach wechselnd, wie bei Orthoceras. Weit weniger häufig als Orthoceras. Untersilur — Steinkohlen- formation, zahlreiche Arten in Obersilur. G. Bohemicum Barr. (Fig. 420). Obersilur (E). Böhmen. G. inflatum Gf. sp. (Leth. pal., t. 30, Fig. 6). Mitteldevon. Eifel. G. fusiforme Sow. sp. Subearbon. Grossbritannien, Belgien, Russland. Fig. 421. Cyrtoceras Murchisoni Barr. Obersilur (E). Böhmen. Die Wohnkammer und die Luftkammern sichtbar; die Schale z. Th. erhalten. Fig. 420. Gomphoceras Bohemicum Barr. Obersilur (E). Böhmen. Oben: Ansicht der Wohnkammer von oben, die T-förmig verengte Mündung zeigend. Unten: Schale gegen die Bauchseite gesehen, den tief herabgreifenden und erweiterten Trichterausschnitt zeigend. Darunter $ Luftkammern. #5. b. Cyrtoceras-Gruppe. Cyrtoceras Gf. (Fig. 421). Schale mehr oder minder stark gebogen bis fast eingerollt, häufig sehr rasch an Dicke zunehmend. Die convexe 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Nautiloidea. 365 Seite der Schale entspricht meist der Bauch-, seltener der Rückenseite. Querschnitt rund oder seitlich abgeplattet, zuweilen kantig. Die Be- schaffenheit des Sipho wechselnd, wie bei Orthoceras, seine Lage meist ausgesprochen ventral. Die Formen mit verengter Mündung, meist gleich- zeitig durch eine sehr rasche Dickenzunahme der Schale ausgezeichnet, gehen unter dem Namen Phragmoceras. Mehrere Hundert Arten vom CGambrium bis zum Perm, davon die meisten im Silur. C. praecox Salt. Cambrium. Grossbritannien. €. Murchisoni Barr. (Fig. 421). Obersilur. Böhmen. €. (Phr.) ventricosum Sow. (Leth. pal., t. 15, Fig. 2). Obersilur. Nordeuropa. €. (Phr.) Broderipi Barr. (Leth, pal., t. 15, Fig. 3). Obersilur. Böhmen. C. depressum Gf. (Leth. pal., t. 30, Fig. ©. costatum Gf. C. rugosum Flem. sp. Subearbon. Grossbritannien, Belgien, Russland. =) Mitteldevon. Eifel, c. Gyroceras-Gruppe. Gyroceras de Kon. (Fig. 422). Von Cyrtoceras nicht scharf geschie- den. Windungen meist langsam anwachsend, regelmässig spiral einge- rollt, sich nicht berührend. Quer- schnitt rund oder kantig, meist ver- quert (Bl. Mundrand oft nach aussen übergebogen;; die stehen ge- bliebenen Mundränder zuweilen als Blätter an den Seiten der Schale erscheinend. Ausserdem mannig- faltige Oberflächenverzierungen. Sipho eylindrisch, selten dick und durch secundäre Kalkablagerungen 7;, 12. Gysoceras propinguum de Kon. Suh- erfüllt. Lobenlinie meist.mit deut- carbon. Fosses, Belgien. A Schale von der Seite. a — Schalenanfang ; s = Scheidewand mit flachem &) a O a) Seitenlobus; s’ = Schale mit körnigen Spiralstreifen lichem, aber flachem Seitenlobus (s). ee Rn Die schneckenartig gewundenen Formen werden als Trochoceras unterschieden. Silur— Perm, am häufigsten im Devon. . articulatum Murch. Obersilur. England. . (Troch.) enkalm Barr. \ Obersilar (E), Böhmen. . (Troch.) placidum Barr. (Leth. pal., t. 15, Fig. 6).J . alatum Barr. (Leth. pal., t. 45, Fig. 4). Unterdevon (Silur F). Böhmen. . nodosum Gf. sp. (Leth. pal., t. 30, Fig. 2). Mitteldevon. Eifel. . propinguum de Kon. (Fig. 422). Subcarbon. Belgien. aadaaan d. Nautilus-Gruppe. Unter dieser Bezeichnung werden alle diejenigen Formen zusammen- gefasst, deren Schalen regelmässig spiral eingerollte und sich berührende 366 1. Thierreich. — VII, Mollusea. — 5. Klasse: Cephalopoda. Nautiloidea. oder umfassende Windungen besitzen. Derartige Schalen erscheinen zu- erstim Untersilur, führen aber, wie es scheint, z. Th. noch eine Embryo- nalblase (Trocholites). Bei den späteren ist dieselbe verschwunden und das Centrum der Schale deshalb leer (Fig.432 A c), die Schale durehbohrt. Der Sipho bleibt nur ausnahmsweise noch perlschnurartig. Die Septal- düten reichen zuweilen bis zur vorhergehenden Scheidewand, meist sind sie aber kurz. Hierher gehören die Mehrzahl der jungpaläozoischen, und fast alle jüngeren Nautiloidea. Folgende Typen mögen hervorgehoben werden: Trocholites. Embryonalblase vorhanden. Sipho dem Rücken genähert. Septaldüten sehr lang, bis zur vorhergehenden Scheidewand reichend. Lo- benlinie sehr einfach. Untersilur. Nautilus. Embryonalblase fehlt. Schale im Centrum durchbohrt. Sipho central oder der Bauchseite genähert. Septaldüten kurz. Lobenlinie einfach oder complieirt. Silur — Gegenwart. Aturia. Wie Nautilus, aber Sipho auf der Rückenseite und Septaldüten sehr lang. Eocän — Miocän. Trocholites Conr. Schale |? immer) mit erhaltener Embryonalblase. Die Windungen sich nur berührend oder wenig über die vorhergehenden übergreifend. im Querschnitt meist queroval. Mündung oft trompetenartig erweitert. Lobenlinie mit seichtem Seitenlobus und Rückenlobus. Sipho rückenständig oder der Rückenseite genähert. Septaldüten bis zur vor- hergehenden Scheidewand reichend. Schale mit Quer-, seltener mit Längsverzierungen. Nur im Untersilur. Tr. ammonius Conr, Untersilur. Nordamerika. Tr. ineongruus Eichw. sp. Untersilur (Orthocerenkalk). Estland. Skandinavien. Nautilus Breyn. (Fig. 123—425). Die Schale besteht aus mindestens 3, meist aber aus mehr, sich berührenden (Fig. 423) oder seitlich mehr oder weniger weit umfassenden (Fig. 424) Windungen. Im ersteren Falle heissen die Schalen weitgenabelt, evolut (Nautili imperfecti), im letzteren eng oder ungenabelt, involut (Nautili perfeeti). Letztere herrschen in den jüngeren Formationen (Jura — Gegenwart). Schalenoberfläche zumeist nur mit Querstreifen verziert, die auf der Bauchseite nach rückwärts biegen (Fig. 423 A s), seltener mit Querrippen, Knoten oder Längsverzie- rungen. Mundrand auf der Bauchseite (Fig. 423 A e) und meist auch am unteren Theile der Seitenflächen mit Ausschnitt. Scheidewände bei den evoluten Formen einfach, uhrglasförmig, höchstens mit flachen Seiten- loben, bei den involuten mit Septalumschlag (Fig. 424 «), welcher häufig zur Bildung eines Nahtsattels Veranlassung giebt (Fig. 424 ns). Auf dem Nahtumschlage zuweilen 2 kleinere Loben, ein äusserer (sl) und ein innerer (isl). Seitenloben gerundet oder bei stark involuten Schalen I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Nautiloidea.. 367 häufig (il) tief und winkelig (Fig. 424 sl,). Ein Innenlobus fast immer, ein medianer Bauchlobus selten Fig. 424 es), statt seiner vielmehr meist A B Fig. 423. Nautilus cyelostomus Phill. Subearbon. Vise, Belgien. A von der Seite, 3 von vorn. ce = das durchbrochene Centrum der Schale; x = die schwache Ablösung des letzten Umganges; e = Einschnitt der Mündung auf der Aussen-(Bauch-)Seite; s’ = Schale mit feinen Anwachsstreifen; s = Scheidewände mit schwacher Einbuchtung auf den Seiten (Seitenlobus); s = der an der Aussenseite gelegene Sipho. ein breiter Aussensattel vorhanden. Ein Adventivlobus nur gelegentlich bei sehr hochmündigen Formen. Sipho meist ungefähr in der Mitte der II m Un PR 5 Fig. 424. Nautilus Geinitzi Pict. Oberer Malm (Tithon). Stramberg, Mähren. A gekammerter Stein- kern von der Seite, 3 von vorn. C Lobenlinie. s = Symmetrieebene der Schale; si = Sipho; n = Naht; p = Projectionslinie des vorhergehenden Umganges; v = Septalumschlag; el = Aussenlobus; es = Äussensattel (getheilt); slı = erster, sla = zweiter Seitenlobus; s! = innerer Seitenlobus; ıl = Innenlobus; ss = Seitensattel; ns — Nahtsattel; is = Innensattel. B = Rücken-, R = Bauchseite. Scheidewand (Fig. 425), doch auch häufig der Externseite genähert (Fig. 42% sı), selten ganz äusserlich und dann bauchständig gelegen (Fig. 423 si); 368 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Nautiloidea. meist mässig dick, eylindrisch, an der Durchbruchstelle der Septa schwach zusammengeschnürt, selten perlschnurartig. Septaldüten kurz. Wohn- kammer kaum !/,; Umgang lang. Mündung in der Regel einfach. In dieser Begrenzung existirte die Gattung vom Silur bis zur Ge- genwart. Die stärkste Entwickelung zeigt sie von der Steinkohlen- formation bis zum Ende der Kreide (ca. 300 Arten). Lebend 2 (2? 7) Arten in den tropischen Meeren. Die nachstehende Eintheilung z. Th. nach Hyatt. a A. Schale weit genabelt. Septalumschlag fehlend oder schwach. Silur — Trias. Nautili imperfecti. 1. Schale nur mit Zuwachsstreifen (Fig. 423). N. cyelostomus Phill. (Fig. 423) N. ingens Mart. N. evolutus Mojs. Karnische Stufe. Nord- und Südalpen. N Subcarbon. Grossbritannien, Belgien, Ural. Fig. 425. Nautilus Danicus Schl. Oberste Kreide (Dänische Stufe). Faxe auf Seeland. A Schale von der Seite gesehen. Die Lobenlinie bildet einen tiefen, gerundeten Seitenlobus. 3 Schale von vorn, oben und unten aufgebrochen, so dass die Fläche der Scheidewände und das Siphonalloch sichtbar werden. © Schale von hinten. 2. Schale mit Längskielen oder spiralen Höckerreihen, N. Konincki d’Orb. (Leth. pal., t. 46, Fig. 8). Subcarbon, Belgien, N. cariniferus d’Orb. (Leth. pal., t. 46, Fig. 8). Subcarbon. Grossbritannien, Belgien. N. bidorsatus Schl. Häufig im germanischen Muschelkalke, seltener in der Letten— kohle. 3. Schale mit Querrippen. N. Wulfeni Mojs. Karnische Stufe (Raibler Sch.). Nord- und Südalpen. B. Schale eng genabelt oder ungenabelt. Septalumschlag mehr oder wenigerausgedehnt (Fig. 424, 425). Perm — Gegenwart. Nautili perfecti. 1. Seitenlobus gerundet, meist flach. Schalenoberfläche glatt, spiral gestreift oder quergewellt. Oft ein ausgespro- chener Nahtsattel vorhanden. N. striatus Sow. Unterer Lias («). N. intermedius Sow. Mittlerer Lias. | N. inornatus d’Orb. Unterer Dogger. N. lineatus Sow. Unterer u. mitterer Dogger.} Mitteleuropa. N. clausus d’Orb. Mittlerer Dogger. | I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Nautiloidea.. 369 N. pseudoelegans d’Orb. Neocom. Mittel- und Südeuropa. N. plicatus Sow. Aptien. Frankreich. N. Deslongehampsi ] N. Fleuriausi d’Orb. Cenoman. Mitteleuropa. N. expansus Sow. N. patens Kor. Senon. Galizien, Norddeutschland, Dänemark. N. Dekayi Mart. Senon und Danien. Europa, Nordamerika, Südamerika, Indien. N. pompilius Lin. (Fig. 396, 397). Lebend. Indischer Ocean. 2. Seitenlobus winkelig und tief. Zuweilen ein Bauch- und ein Adventivlobus entwickelt. Nahtsattel oder -lobus vor- handen (Fig. 424, 425). Trias — Eocän. N. triadieus Mojs. Karnische Stufe. Salzkammergut. N. Franconicus Opp. Oxford und Kimmeridge. Mitteleuropa. N. Geinitzi Opp. (Fig. 424). Tithon. Mähren. Unteres Neocom. Südfrankreich. N. Danicus Schl. (Fig. 425). Oberste Kreide (Danien). Dänemark, Nordfrankreich, Indien. Aturia Bronn. (Fig. 426, 427). Schale vollständig involut (ungenabelt). Zuwachsstreifung auf der Bauchseite weit zurückgebogen. Septalumschlag Fig. 426. Aturia zic-zac Sow. Eocän. Kressen- Fig. 427. Aufgebrochene Schale von Aturia Atari berg, Bayern. Schale von der Seite. el = Bat. Miocän. Bordeaux. Der auf der Innen- Aussenlobus; sl = zungenförmiger Seitenlobus; seite gelegene Sipho durchbricht die Scheide- es — Aussensattel; ss = Seitensattel. wände, welch letztere sich zu langen Düten ver- längern. weit nach vorn greifend, einen vorspringenden Sattel (Seitensattel — Fig. 426 ss) und zurückgreifenden Nahtlobus bildend. Seitenlobus (sl) tief, zungenförmig. Aussenlobus fehlend oder schwach. Diese Gattung schliesst sich enge an die zuletzt erwähnte Gruppe von Nautilus an, ist aber durch die vollständig dorsale Lage des Sipho und die bis zum vor- hergehenden Septum reichenden Septaldüten unterschieden (Fig. 427). Nur vom Eocän bis Miocän bekannt. 4. zic-zac Sow. (= lingulata v. B. sp.) (Fig. 426). Eocän. Mitteleuropa, Aegypten, Nordamerika, ? Südamerika. 4. Aturi Bast. (Fig. 427). Miocän. Mittel- und Südeuropa. Steinmann, Paläontologie. to K 370 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Nautiloidea. e. Lituites-Gruppe. Hier mögen diejenigen Formen Platz finden, welche sich anfangs regelmässig spiral einrollen nach Art von Trocholites und Nautilus, später aber in gerader Richtung oder schwach Re . . D bauchwärts -eingebogen weiter wach- sen. Man bezeichnet derartige Schalen als sB Rn, DI ERa8 H ss ! »Nebenformen« dernormal eingerollten. Be i s 3 ! s 1 2 Ss Nur im Silur. Ophidioceras Barr. (Fig. 428). Schale flach, scheibenförmig, quergerippt, auf der Aussenseite meist mit 2 Kielen. Nur ein Fig. 425. Ophidioceras simplex Barr. Obersilur (E). Böh- men. An der Mundöffnung ist der tiefe Trichterausschnitt, der breite Seitenlappen und ein Theil des Dorsallappens siehtbar. Yı. kleiner Theil des letzten Umgangs von der Schale abgelöst, so dass die Wohnkammer z. Th. noch der Spirale angehört. Loben- linie einfach. Mundöffnung mit einem ein- gebogenen Dorsal- und 2 breiten Seiten- lappen. Trichterausschnitt tief. Silur. 0. reticulatum Aug. Untersilur. Skandinavien. 0. simplex Barr.(Fig. 428). Obersilur. Böhmen. Fig. 429. Zitwites litous Mtf. Diluvialgeschiebe des Untersilur (Echinosphäritenkalkl. Norddeutsch- land. A Luftkammerstück (2), z. Th. spiral, z. Th. gestreckt, von der Seite gesehen. s’ = Schale; s = Scheidewände. 3 Wohnkammer (2) mit vervollständigter Mündung von der Rückenseite (ist um 00° nach rechts gedreht zu denken, damit sie in der gleichen Lage sich befinde, wie A). si = Septal- düte; vb = Haftband; ! = Lobenlinie des letzten Septums; d = Rückenausschnitt, v = Bauchaus- schnitt, se = Seitenausschnitte der Mündung. € die Mündung von oben. Bezeichnung wie bei B. D Lobenlinie (Bl). s= Symmetrieebene; ds = Innen- oder Dorsalsattel; es = Aussen- oder Bauch- sattel; ss = Seitensattel, den ersten Seitenlobus (slı) vom zweiten (sl) trennend; R = Rücken-, B = Bauchseite. I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Nautiloidea. 371 Lituites Breyn (Fig. 129). Schale bischofsstabartig, anfangs nach Art von Gyroceras oder Trocholites eingerollt, später sich gerade streckend, wobei die Bauchseite oft schwach concav (A). Luftkammern häufig auch auf den gestreckten Theil übergreifend. Schalenobeifläche (s’) quer gestreift oder gewellt. Die Streifen auf der Bauchseite zurückgreifend. Scheidewände 's) mit kurzen Düten (B st). Lobenlinie im complieirtesten Falle mit 2 Seitenloben (D sl,, sy) und einem dorsalen (inneren) Sattel (D is). Das Verwachsungsband zeigt eine Verbreiterung auf der Rückenseite (B vb). Sipho eng, röhrenförmig, in dem gerollten Theile der Schale mehr oder weniger excentrisch nach der Rückenseite zu, im gestreckten Theile ungefähr in der Mitte gelegen. Mündung (3, ©) mit 4 Ausschnitten, deren tiefster der Bauchseite 'v), deren flachster (d) der Rückenseite entspricht. Die Fortsätze des Mundrandes sind nach innen eingehogen (C), die bauch- ständigen länger als die rückenständigen. Untersilur der russischen Ostseeprovinzen und Skandinaviens. L. lituus Mif. (Fig. 429).| Untersilur (Echinosphäritenkalk). Als Diluvialgeschiebe L. perfectus Wahlb. J in Norddeutschland. Anhang: Fossile Kiefer der Nautiloidea. Der lebende Nautilus besitzt einen hornigen, vorn schwach verkalkten Kiefer- apparat von der Gestalt eines umgekehrten Papageischnabels (der Unterkiefer greift über den Oberkiefer). Stärker verkalkte und deshalb fossil gut erhaltene Kiefer finden Fig. 430. Oberkiefer von Nautilus bidorsatus Schl. (= Rhyncholithes hirundo F.-Big.). Oberer Muschelkalk. Laineck bei Baireuth. Links: von unten. Mitte: von oben. Rechts: von der Seite. sich nicht selten in den mesozoischen Formationen, während sie in paläozoischen gänzlich zu fehlen scheinen. Am häufigsten und bekanntesten sind die unter dem Namen Rhyncholithes hirundo F.-Big. laufenden Öberkiefer und die Conchorhynchus avi- rostris Blv. genannten Unterkiefer des deutschen Muschelkalkes, die wohl mit Recht dem Nautilus bidorsatus (p. 368) zugeschrieben werden (Fig. 430). Geologische Verbreitung der Nautiloidea. Die Nautiloidea in der hier gegebenen Begrenzung (also incl. der Endoceratidae) gehören mit zu den ältesten uns bis jetzt bekannt gewor- denen Fossilien. In cambrischen Schichten sind nur wenige, z. Th. noch nicht hinreichend untersuchte Reste gefunden worden (Piloceras,Cyrloceras). Im Untersilur tritt uns aber bereits eine so grosse Mannigfaltigkeit von 24% 372 1. Thierreich. — VII. Mollusea. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. Formen entgegen, dass die Annahme einer längeren präsilurischen Exi- stenz dieser Gruppe unabweisbar erscheint. Im Untersilur treffen wir bereits alle Stadien der Einrollung von Orthoceras bis zu Trocholites, ja die im Silur erlöschende Litwites-Gruppe zeigt uns schon den Beginn der De- generation der eingerollten Schalen. Jedenfalls fällt die höchste Entwicke- lung der Nautiloidea in die Silurzeit. Von den nicht oder unvollständig eingerollten Formen leben nur 3 (Orthoceras, Cyrtoceras und Gyroceras) bis zum Schlusse der paläozoischen Periode und nur Orthoceras setzt bis in die Trias fort. In der Steinkohlenformation beginnt die reichste Entfaltung der Nautilus-Gruppe und hält bis zum Schluss der mesozoischen Periode an. Die tertiären und lebenden Formen sind wenig zahlreich. Der Bau der Schale und die Anheftung des Thieres haben seit der Silurzeit keine wesentlichen Aenderungen erfahren, aber die verengten Mündungen mancher paläozoischen Schalen beweisen, dass die Anhänge des Kopfes damals eher nach Art der übrigen Cephalopoden beschaffen waren, dass speciell die Vereinigung der dorsalen Kopfanhänge zu einer Kapuze sowie die Differenzirung der Arme zu Tentakeln, wie sie der lebende Nautilus zeigt, nicht allen Vertretern zukamen. An den mesozoischen und jüngeren Schalen werden verengte Mundöffnungen nicht mehr beob- achtet. Fast alle die hier unterschiedenen Gattungen der Nautilidae sind inhomogene und bezeichnen nur gewissen Stadien der Einrollung; aber die Auflösung derselben in natürliche Reihen erscheint zur Zeit noch ver- früht. Die geologische Verbreitung der angeführten Gattungen ist im Nach- folgenden zusammengestellt: | a Cam- | Stein- | | Ober- | k anf. * RS een: briumm: | ber- | Devon kohlenf. Trias Jura Kreide | Tertiär Unter- silur und | | silur Perm | | Endoceratidae: | Endoceras. . -. .| | Nautilidae: | Ontnocenasam | | Gomphoceras — Ascoceras . — Gurlöcenasem er —— ——— En Gyroceras . m Trocholites —= Nautilus . we 08 ER ==. | = Aturia Ophidioceras. . . . m m Lituites . I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 373 2, Ordnung Ammonoidea. Die Schalen der Anmonoidea zeichnen sich vor denen der Nautiloidea im Allgemeinen durch die reichere Schalenverzierung, die bauchständige Lage und geringe Weite des Siphos, durch den Besitz einer Embryonalblase und durch stärkere Verzweigung des Hinterrandes des Haftbandes aus. Allein je weiter man die Ammonoidea in die Vorzeit zurück verfolgt, um so mehr treten die unterscheidenden Merkmale in den Hintergrund, so dass die ältesten Formen kaum anders als conventionell von den Nauti- loidea getrennt werden können. Die ältesten zu den Ammonoidea ge- rechneten Schalen treffen wir im Devon, wo theils gerade, theils spiral eingerollte Formen erscheinen, die nur durch die bauchständige Lage des fadenförmigen Sipho, durch einen schwach entwickelten Aussenlobus und die Persistenz der kugeligen Embryonalblase (Fig. 431 e) sich von den Fig. 431. Schalenanfang von Mimo- Fig. 432. Anarcestes subnauti- ceras compressum Beyr. Mitteldevon. linus. Mitteldevon. Nassau. Nassau. e = Embryonalblase; I—5 die Schale von der Seite. si = ersten fünf Scheidewände. Seitenlobus. gleichaltrigen Nautilidae unterscheiden. Die Lobenlinie zeigt jederseits nur einen flachen Seitenlobus (Fig. 432 s!) und den Anfang eines (bei den Nautilidae nur selten entwickelten) unpaaren Aussenlobus, der sich bei grösseren Individuen bald trichterförmig vertieft. Alle übrigen Merkmale, insbesondere die procöle Gestalt der Scheidewände, den Trichteraus- schnitt und die Septaldüte haben sie mit den Nautilidae gemein. Aber schon im Oberdevon und in der Steinkohlenformation machen diese nau- tiloiden Formen echt ammonoiden Platz. Der Seitenlobus vertieft sich, ebenso der Aussenlobus; letzterer greift sehr bald bis hinter die An- satzstelle des Sipho zurück und wird dadurch zweispitzig (Fig. 433 el), indem ein Mittelsattel (ms) die beiden Enden von einander trennt. In Folge einer stärkeren Einrollung der Schale bildet sich ein Innenlobus (il) und die Scheidewände verlängern sich zu einem Septalumschlag (u). 374 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse : Gepkalopoda. Ammonoidea. Fast durchgängig kommt der Seitenlobus (sl) ausserhalb der Projeetion des ersten Umgangs zu liegen (Fig. 433), nur selten liegt er z. Th. inner- halb derselben (Fig. 434 sl). Ein innerer Seitenlobus (isl), ausgeprägter Fig. 433. Glyphioceras sphaericum Mart. Sub- Fig. 434. Manticoceras primordiale Schl. Ober- carbon. Ratingen b. Düsseldorf. Schale gegen devon. Grund am Harz. p = Projection des die Septalfläche gesehen. el = Aussen-, sl = Sei- vorhergehenden Umganges; ss —= Seitensattel; tenlobus; is! = innerer Seitenlobus; il! = Innen- nl = Nahtlobus; die übrige Bezeichnung wie in lobus; ms = Mittelsattel; es = Aussensattel; Fig. 433. is = Innensattel; «= Septalumschlag; si = Sipho. 3 als er bei den Nautilidae je auftritt, liegt auf der inneren Seite des Um- schlages (Fig. 433 isl, 43% isl). Jetzt sehen wir also folgendes Schema der Lobenlinie: Mittelebene Bauch Mittelsattel (ms) Aussenlobus (el) Aussenlobus (el) Aussensattel (es) | Aussensattel (es) Seitenlobus (sl) Seitenlobus (sl) Seitensattel (ss) Seitensattel (ss) m ——— u — — — — Innenlobus (dl) ———— Projection des vorgehen- den Umganges (p) Septal- / Innensattel (is) Innensattel (is) \ Septal- umschlag («) \ innerer Seitenlobus (isl) innerer Seitenlobus (is!) / umschlag (u) mit Nahtlobus (nl) Rücken oder -Sattel (ns) Mittelebene I. Paarige Loben : Seitenlobus (sl), innerer Seitenlobus (isl). Paarige Sättel: Aussensaltel (es), Seitensattel (ss), Innensattel (is). II. Unpaare Loben: Aussenlobus (es) getheilt, Innenlobus (il). Unpaare Sättel: Mittelsattel (ms). In den meisten Zweigen des Ammonoideen-Stammes greift aber schon im Devon eine weitere Vermehrung der Loben Platz. An Stelle des einen Seitenlobus treten 2 oder mehrere auf, die im Allgemeinen gegen die Naht zu kleiner werden. Soweit dieselben ausserhalb der Projection des vorhergehenden Umganges bleiben, heissen sie Seitenloben (sl) und zwar, von aussen gegen innen gezählt, erster (I, sl,), zweiter (II, s/5) ete. (Fig. 435), während die Loben des Umschlages als Hilfsloben (äussere 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 375 (hl) und innere (ihl)] bezeichnet werden (Fig. 436). In gleicher Weise werden die Sättel benannt: I. Seitensattel (ss) [zwischen dem I. und II. Seiten- lobus] ete. Die Seiten- und Hilfsloben schieben sich im Allgemeinen von innen, d. h. von der Naht her ein. Zuweilen vermehren sich die Seiten- loben aber sehr reichlich durch Zertheilung des Aussensattels (Fig. 437 es). SS2 5sS, &S ES ss; SS2 [£ NV ; oe : R Zu An n Fig. 435. Sporadoceras Bronni Mustr. Oberdevon. Brilon, Westfalen. Der äussere Theil der Lobenlinie bis zur Naht (n); mit zwei Seitenloben (slı, s/2) und zwei Seiten- sätteln (ssı, ss2); nl = Nahtlobus; el = Aussenlobus. Fig. 436, Pharciceras tridens Sdb. Oberdevon. Nassau. Lobenlinie mit Seiten- (sl) und äusseren Hilfsloben (Al). Fig. 437. Beloceras multilobatum Beyr. Oberdevon. Martenberg, Waldeck. Die Lobenlinie zeigt den durch Adventivloben zertheilten Aussensattel (es) sowie die Seiten- (sl) und Hilfsloben (kl); ss = Seiten- sättel; hs = Hilfssättel. Die so entstandenen Loben zeichnen sich im Allgemeinen durch geringere Tiefe vor den eigentlichen Seitenloben aus, weshalb sie als Adventiv- loben (al), und die sie trennenden Sättel als Adventivsättel (as) unter- schieden werden. Biegt die Lobenlinie an der Naht auf, so heisst der betr. Vorsprung Nahtsattel, biegt sie zurück, Nahtlobus (Fig. 435 nl). Die Einrollung der Schale sowie die Complication der Lobenlinie machen sich zuerst am erwachsenen Individuum geltend und übertragen sich nach und nach mehr oder weniger vollständig auf die inneren Win- dungen, speciell auch auf die Embryonalblase; diese rollt sich zunächst ce es 30 1 Fig. 438. Latisellate Embryonalblase von Glyphioceras diadema Gf. A von der Seite, B von oben, C von vorn. es = der breite Aussensattel; sö = Sipho; n = Nabel. spiral ein, ihr Vorderrand besitzt aber noch keinen Vorsprung (asellates Stadium), später aber springt die Bauchseite in der Form eines breiten Sattels (es) vor (latisellates Stadium — Fig. 438). Diese ältesten, bis zum Schluss der Steinkohlenformation fast aus- schliesslich vorhandenen Formen, deren Lobenlinien zwar schon stark 376 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. ausgebuchtet, deren Sättel und Loben aber noch ganzrandig erscheinen, hat man als Goniatiten (und Clymenien) von den jüngeren sog. Am- moniten abgeschieden. Sie repräsentiren das älteste Entwicklungs- stadium des Ammonoidenstammes, in welchem noch viele nautiloide Cha- raktere, insbesondere der Trichterausschnitt auf der Bauchseite und die davon abhängige Rückläufigkeit der Zuwachsstreifung und Skulptur fast durchgängig persistiren, während andere Merkmale, wie die procöle Ge- stalt der Scheidewände und die Septaldüten bei den jüngeren Goniatiten ganz allmählich verschwinden. Das im Allgemeinen mit der Permformation beginnende Ammoniten- stadium macht sich vor allem durch eine allmählich eintretende Zer- schlitzung der Loben und Sättel bemerkbar (Fig. 440—442). Als eine Folge des weiteren Zurückgreifens der am Haftband endigenden Mus- keln muss die opisthocöle Gestalt der Scheidewand betrachtet werden. Die Septaldüte verschwindet allmählich und an ihre Stelle tritt ein nach vorn gerichteter, stets sehr kurzer Septalkragen. Die Grösse der Schalen und die Mannigfaltigkeit der Verzierungen nimmt zu. Der Trichterausschnitt Fig. 439. Angustisellate Embryonalblase Fig. 440. Eine brachyphyll zerschlitzte Lo- eines Ammoniten (Coeloceras erassum Phill.) von vor benlinie (Zrachyceras Archelaus Lbe.). Loben gesehen. es = der schmale Aussensattel; ss = und Sättel sind durch zahlreiche, aber wenig tensättel; slı = Seitenlobus; » bel; ?s = Innen- tiefe Kerben zerschnitten. sattel; 2 = Innenlobus: si = Sipho. verschwindet allmählich, indem die Schale auf der Bauchseite stärker wächst, Zuwachsstreifung und Skulptur richten sich nach vorn. Die erste Scheidewand bleibt bei einer wenig umfangreichen, aber während der Triaszeit dominirenden Gruppe latisellat (Fig. 438), bei. allen übrigen Ammoniten wird sie angustisellat (Fig. 439), indem die schon an der ersten Scheidewand auftretenden Seitenloben (sl) den breiten Aussensattel ausbuchten und ihn in einen schmalen Aussensattel (es), und zwei Seiten- sättel (ss) zerlegen. Auch der innere Theil der Lobenlinie zeigt häufig bereits Ausbuchtungen (is, il). Angustisellate Ammoniten sind in der Trias bereits häufig, im Jura und in der Kreide ausschliesslich vorhanden. Die Umbildung der goniatitischen Lobenform in die zerschlitztere ammonitische geht wesentlich auf zwei verschiedene Weisen vor sich. Entweder verbreiten sich erst über die Loben, später auch über die meist breitstämmigen Sättel zahlreiche, nahezu gleich tiefe Kerben (brachy- phylle Zerschlitzung Fig. 440) oder es ergreift die von den Loben l. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 377 ausgehende Kerbung zunächst nur die meist verschmälerte Basis der Sättel und spaltet einzelne Aeste davon ab, während die Endigungen der Sättel zunächst intact und dann meist gerundet blattförmig oder seltener spitz bleiben (phylloide Zerschlitzung — Fig. 441). Indem nun die Kerben immer tiefer zurückgreifen und sich verästeln, entstehen jene zierlichen, mannigfaltig verästelten Lobenlinien, welche der Mehrzahl der N, sl; el Fig. 441. Eine phylloid zerschlitzte Loben- linie (Popanoceras multistriatum Gem.). We- nige, aber relativ tiefe Einschnitte der Lober- und Sattelstämme. Die Sattelenden blatt- förmig. sh Fig. 442. Eine reich verästelte und zertheilte Ammonitenlobenlinie (Hammatoceras Sowerbyi Mill.), durch phylloide Zerschlitzung entstanden. mesozoischen Ammonoidea ein ganz charakteristisches Aussehen verleihen (Fig. 442). Die Entwickelung des Ammoniten-Individuums spiegelt uns deutlich die Geschichte des Stammes wieder. Auf den inneren Windungen eines Ammoniten mit reich zerschlitzter Lobenlinie vereinfachen sich Loben und Sättel immer mehr, ihre Zahl nimmt ab und die ersten Scheide- wände zeigen eine goniatitische Lobenlinie (Fig. 443 B). Auf der ersten Scheidewand (Fig. 443 B I) ist auch der Aussenlobus (el) und I ıIT U ms n a Fig. 443. A Lobenlinie der ersten (Z), zweiten (ZZ) und Fig. 44. Schalenanfang eines Ammoni- einer späteren (/I/) Scheidewand von @oniatites cf. ve- ten (Amaltheus spinatus Brug.) bis dicht sica Phill. Die erste Scheidewand zeigt nur einen Aussen- vor die Mittelebene anfgeschnitten. Das sattel (es), die zweite denselben durch den Aussenlobus Innere der Embryonalblase (e), der bauch- (el) getheilt. Später (7/7) entsteht der Mittelsattel (ms). ständige Sipho (s:) und dessen blindsack- B Lobenlinie der ersten (/) und zweiten (ZZ) Scheide- förmige Endigung in der Embryonalblase wand von Amaltheus oxynotus, den goniatitischen Cha- (d) sichtbar. sı—sı = die ersten elf rakter zeigend. Schon auf der ersten Scheidewand ist Scheidewände. ausser dem Aussenlobus ein Seitensattel (ss) entwickelt. häufig auch die letzte Spur der Innenloben verschwunden, ein Verhalten, welches bei den eingerollten paläozoischen Nautilidae im erwachsenen Zustande die Regel ist. Der beim ausgewachsenen Ammoniten stets sehr dünne, bauchständige Sipho (Fig. 444 si) rückt bei triadischen Formen in der Jugend zuweilen mehr oder weniger nach der Mitte oder 378 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. gar nach dem Rücken und erweitert sich gegen die Embryonalblase zu, in deren vorderem Theile er blindsackförmig endigt (Fig. 444 b). Die in der erwachsenen Schale stets vorhandenen Septalkragen kehren sich auf den innern Windungen zuweilen in Septaldüten um. Die opisthocöle Scheidewand, die den jüngeren Goniatiten bereits zukommt, wird auf den innersten Windungen flach und endlich procöl. Zusammenfassung der Merkmale der Schale. Die Schale bildet in der Regel eine geschlossene, symmetrische Spirale mit sich berührenden oder umfassenden Windungen. Die ältesten Formen sind z. Th. gerade, oder in der Jugend noch nicht vollständig eingerollt (Fig. 431). In verschiedenen Zweigen des Ammonoidea-Stammes macht sich zu verschiedenen Zeiten (Trias, Jura, Kreide) die Tendenz zum Auf- geben der geschlossen symmetrischen Spirale und zur Bildung sogenannter Fig. 445. Crioceras-Stadium der Ammoniten- Fig. 446. Scaphites-Stadium der Ammoniten- schale. Alle Umgänge abgelöst, aber spiral in schale. Die inneren Umgänge eingerollt, die einer Ebene gerollt. Wohnkammer z. Th. abgelöst und hakenförmig umgebogen. Nebenformen geltend. Dieser Prozess geht in der Mehrzahl der Fälle auf die Weise vor sich, dass zuerst die Wohnkammer sich vom vorher- gehenden Umgange abhebt und nach und nach auch die inneren Win- dungen sich von einander lösen, wobei die Umgänge aber in einer Ebene bleiben — Crioceras-Stadium (Fig. 445). Häufig wächst die Schale eine Strecke weit in gerader Richtung, biegt dann aber hakenförmig um — Ancyloceras-, Hamites-Stadium (Fig. 447) — Scaphites-Stadium, wenn sich die Ablösung auf die Wohnkammern beschränkt (Fig. 446). Schliess- lieh entstehen ganz gestreckte Gehäuse — Baculites-Stadium (Fig. 448). Weit seltener ist der Fall, in welchem die Windungen aus der Symmetrie- ebene heraustreten und sich nach Art einer Schneckenschale aufrollen, I. Thierreich. — VII. Mollusca.— 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 379 wobei die Windungen entweder mit einander in Berührung bleiben oder sich von einander ablösen — Turrilites-Stadium (Fig. 449). Die Wohn- kammer normal eingerollter Schalen weicht nicht selten von dem gekam- merten Theile durch abnormes Wachsthum ab. Dieses kommt in einer grösseren Evolution der Wohnkammer zum Ausdruck und ist entweder Fig. 447. Hamites-Stadium Fig. 448. Baculites-Sta- Fig. 449. TDurrilites-Sta- der Ammonitenschale. Alle dium der Ammonitenschale. dium der Ammonitenschale. Umgänge gerade gestreckt, aber Schale stabförmig gerade. Die Umgänge berühren sich, periodisch umgeknickt. sind aber nach Art der Schneckenschale aufgerollt. von einem knieförmigen Einknicken der Wohnkammer (geknickte Wohn- kammer — Fig. 4150) oder von einer Verschmälerung des Breiten- und einer Vermehrung des Höhendurchmessers derselben begleitet (ausge- schnürte Wohnkammer — Fig. 451). Die Länge der Wohnkammer ist im Allgemeinen viel beträchtlicher als bei den Nautilidae. Durchschnittlich beträgt sie 1/y—°/; Umgang, in einigen Familien aber bis I'/, Umgänge. Der Rand der Wohnkammer ist selten gerade abgestutzt, vielmehr zeigt sich bei den meisten paläozoischen Formen ein Ausschnitt auf der Bauchseite (Trichterausschnitt), bei den jüngeren Formen aber ein gerader, zuweilen auch hornförmig zurückge- krümmter Fortsatz ‚Trichterfortsatz), welcher vom Trichter gebildet wurde. 380 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. Seitliche Vorsprünge des Mundrandes — Ohren — (Fig. 450 0) erscheinen periodisch in manchen Gruppen. Sie können sich löffelartig verbreitern, nach innen umbiegen (Fig. 450 B) und bis auf den vorhergehenden Um- gang hinabreichen, so dass nur wenige, deutlich begrenzte Oeflnungen au n mn Fig. 450. Haploceras Cadomense d’Orb. Mittlerer Fig. 451. Stephumoceras (Sphacroceras) micro- Dogger, Bayeux, Calvados. Schale mit geknickter stoma Unt. Callovien. Schwaben. A Schale mit Wohnkammer. Mündung durch Seitenohren (0) ansgeschnürter Wohnkammer. Mündung mit er- z. Th. geschlossen. »n = Trichterausschnitt: ın’ = haltenem Rande (mr); e = innerer Seitenaus- Mundausschnitt; e = äussere seitliche, 7 = innere schnitt desselben ; wa = Mündungswulst. B Scha- seitliche Oeffnungen. lenquerschnitt, um die Verengerung des Nabels (n) und die Zurundung der Wohnkammer (1) zu zeigen. der Mündung übrig bleiben (Fig. 450). Die medianen, unpaaren ent- sprechen wohl der Lage des Trichters (m), des Mundes und der kleinen Kopfanhänge (m’), die paarigen seitlichen in der Nähe der Bauchseite der der Augen (e) und die der Rückenseite den stärkeren Rückenarmen (!). Fig. 452. Eine Ammonitenschale mit stehengebliebenen Fig. 453. Eine Ammonitenschale mit stehen- Mundwülsten (varices — v). A von der Seite, 5 von gebliebenen Mundrand-Einschnürungen (f). hinten. A von der Seite, 5 von vorn. Diese seitlichen Vorsprünge des Mundrandes wurden in gewissen Ruhe- zuständen von der Epidermis des Kopfes erzeugt. In dieselbe Kategorie der Kopfschalenbildungen sind die sog. Runzelschichten zu zählen, die als discontinuirliche Auflagerungen in der Form welliger Längs- oder Querstreifen vor der Mündung auf dem letzten Umgange, in der I. Thierreich. — VII. Mollusca, — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 381 Schale dagegen als Kalklamellen mit vertieften Eindrücken erscheinen. Sie wurden wie beim lebenden Nautilus zusammen mit eingeschrumpfter, brauner Conchyolinmasse dort abgelagert, wo der Kopf des Thieres einige Zeit mit der Schale in Berührung blieb. Wulstartig verdickte und dann meist abgestutzte Mundränder (varices — Fig. 451 Av) treten häufig auf. Werden dieselben beim Weiterwachsen des Thieres nicht vollständig resorbirt — was bei unverzierten Schalen häufig geschieht —, so sind sie entweder nur auf dem Steinkern als Furchen, oder aber auch auf der Schale als Wulst und Furchen sichtbar (Fig. 452). Nicht verdickte, son- dern nur verengte Mundränder markiren sich als Einschnürung in gleicher Weise auf Schale und Steinkern |Fig. 453). Soweit das Thier dem vor- hergehenden Umgang anlag, wurde in der Regel kein ostracum gebildet, so dass di@ innere Wand der Wohnkammer, von der Perlmutterlage ab- gesehen, meist fehlt. Die Entstehung der komplizirten Lobenlinie der jüngeren Ammonoidea wurde oben bereits geschildert. Bei der hohen Wichtigkeit, welche die- selbe für die Systematik besitzt, muss die verschiedenartige Ausbildung Fig. 454. 4A Ansicht der Septalfläche und 5 der algewickelten Lobenlinie von Zytoceras Ambriatum Sow. Es sind nur die 6 Fundamentalloben (el, slı, slı, size, sl2, il) entwickelt. Der zweite Seitensattel (ss2) ist wie der erste (ssı) in der Mitte getheilt (x). Hilfsloben fehlen. derselben noch etwas eingehender besprochen werden. Die Lobenlinie der jüngeren Ammoniten setzt sich aus sechs Fundamentalloben und der gleichen Anzahl von Sätteln — abgesehen vom Mediansattel — zu- sammen. Die Loben entsprechen, vielleicht mit Ausnahme des Innen- lobus, den Endigungenvon Muskelbündeln am Hinterrande des Haftbandes, zwischen welchen die ebenfalls muskulösen Theile des Haftbandes als Sättel vorspringen. Der Innenlobus dürfte in ähnlicher Weise wie bei den Nautilidae nur durch ein Zurückbleiben des dorsalen Theiles des Weichkörpers infolge der exogastrischen Einrollung entstanden sein. Die Sechszahl der Loben findet sich bei einer Anzahl Goniatiten und bei allen Ammoniten, deren Windungen sich nicht umfassen, einerlei ob sie sich berühren oder nicht (Fig. 454). |Man bringt die Lobenlinie gewöhn- lich zur bildlichen Darstellung, indem man sich dieselbe abgerollt und 382 I. Tbierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. ausgebreitet denkt. Da sie sich mit seltenen Ausnahmen aus zwei sym- metrischen Sueen zusammensetzt, genügt die Darstellung der einen Hälfte (Fig. 454 BJ]. Das Auftreten von Hilfsloben steht im Zusammen- hange mit A lee der Schale. Wenn die Umgänge sich nicht um- fassen (Fig. 454 A), sind nur die 6 Fundamentalloben vorhanden und die- selben sind nicht nur symmetrisch nach der Symmetrieebene der Schale, sondern auch fast symmetrisch nach einer dazu senkrechten Querebene (s—s) angeordnet. Der zweite Seitensattel (ss3) ist gleichzeitig Innensattel. Sobald aber die Windungen sich seitlich etwas umfassen, verbreitert sich der zweite Seitensattel (Fig.455 Assa) und wird durch einen Hilfslobus ge- theilt (Ay, B hl). Jetzt scheidet ein Nahtlobus (hl) den eigentlichen zweiten Seitensattel (Fig. 455 B ss,) von dem Innensattel (is); der eine Ast des Nahtlobus liegt ausserhalb, der andere innerhalb der Naht (n). Der kleinere, äussere Einschnitt des zweiten Seitensattels wird entsprechend Fig. 455. A Ansicht der Septalfläche und 3 der abgewickelten Lobenlinie von Anietites Bucklandi Sow Der zweite Seitensattel (A ss2) ist durch zwei Einschnitte (z, y) getheilt; der innere derselben () theilt als Hilfslobus (2 Al) einen Innensattel (is) vom zweitheiligen zweiten Seitensattel ab. dem Einschnitte Fig. 455 A noch nicht als Hilfslobus gezählt, sondern als ein Theil des zweiten ee »]s betrachtet; er ist auch noch nicht ganz auf den Septalumschlag gerückt. Die Zahl der Hilfsloben nimmt bei hochmündigen Schalen im Allge- meinen um so stärker zu, je mehr sich die Windungen umfassen (Fig. 156, 457). Es zeigen in diesem Falle die äusseren Hilfsloben (hl) und -Sättel (hs das Bestreben, sich den inneren (ihl, ihs) gegenüber und beide sich sym- metrisch zu einer Linie zu stellen, welche den Septalumschlag (u) jeder- seits der Länge nach theilt (s—s). Bei sehr niedrigmündigen und breiten Schalen (Fig. 459) dagegen ordnen sich die Loben derart an, dass die seit- lichen Fundamentalloben (sl, sis) sich den stark entwickelten inneren Hilfsloben (is!) gegenüber und beide symmetrisch zu einer Linie (s—s stellen, welche dem Schalenumfange parallel läuft; die äusseren Hilfs- loben (Al) bleiben dann häufig klein. Adventive Elemente (al, as) treten bei Schalen mit spitz dreieckigem Quersehnitte auf (Fig. 457); sie entstehen I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 383 durch Zerspaltung des Aussensattels; ihre Unterscheidung von den Funda- mentalloben ist dann schwierig und unsicher, wenn sie dieselbe Zerthei- lung und Tiefe erlangen, wie diese (Fig. 457). Wenn der zweite Seitenlobus (Fig. 458 sl) an Grösse hinter dem ersten (sl) beträchtlich zurückbleibt, dadurch den Charakter eines Hilfs- lobus annimmt und der Septalumschlag weit nach hinten zurückge- schlagen ist (Fig. 458), so fasst man den zweiten Seitenlobus und die Fig. 456. Fig. 456. Septalfläche von Phylloceras heterophyllum Sow. Die Loben sind übe rzählig, d.h. drei Hauptloben (slı—sl;) stehen ausserhalb der Projectionsebene des vorhergehenden Umganges (p). Auf . dem Septalumschlage () zahlreiche äussere (Al, As) und innere (il, öhs) Hilfsloben und -Sättel, welche sich ungefähr symmetrisch zur Mittellinie des Umschlages (s—s) stellen; s’ = Schale des vorher- gehenden Umganges. Fig. 457. Septalfläche von Placenticeras placenta Dek. Loben vollzählig [2 Seitenloben (slı, s/2) ausser- halb der Projeetion des vorhergehenden Umganges] mit adventiven Elementen [2 Adventivloben (alı, al2)]. Fig. 458: Septalfläche von Perisphinctes funatus Opp.° Loben vollzählig (slı, sis), aber der zweite Seitenlobus ist stark reducirt und liegt mitsammt den Hilfsloben (hl) auf einer stark zurückgeschlagenen Fläche des Septums — Suspensivlobus, äusseren Hilfsloben unter der Bezeichnung Suspensivlobus zu- sammen. In der Regel liegen bei den Ammoniten der Trias, des Jura und der Kreide 2 sog. Hauptloben, nämlich der I. und II. Seitenlobus ausserhalb der Projection des vorhergehenden Umgangs und die Hilfs- loben beschränken sich auf den Septalumschlag (Fig. 458). Wir nennen in diesem Falle die Loben vollzählig, bei gleichzeitigem Auftreten von Adventivloben (Fig. 457 al), vollzählig mit adventiven Elementen. Rücken noch weitere Loben vom Septalumschlage auf die Fläche ausser- halb der Projectionslinie (Fig. 456 s/,), so heissen sie überzählig; steht 384 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. der zweite Seitenlobus dagegen auf dem Umschlage (Fig. 459 sl), so heissen sie unterzählig. Die Form der Loben und der Sättel unterliegt mannigfachen Verände- rungen. Folgende Typen der Lobenlinie sind im goniatitischen Stadium deutlich ausgeprägt und erhalten sich z. Th. noch im ammonitischen: I. Die Sättel sind an der Basis breit und verschmälern sich nach der Spitze zu gleichmässig. Die Loben endigen spitz und sind zahlreich; die Zerschlitzung ist phylloid — serratiforme Loben (Fig. 160). Fig. 460. Serratiforme Lobenlinie im Beginn der ammonitischen Zerschlitzung (Meddlicottia Trautscholdi Gem.). Fig. 459. Septalfläche eines niedrigmündigen Ammoniten (Sphaeroceras bullatum d’Orb.). Die Loben i ılig; s/2 innerhalb der Projeetion des vorhergehenden Umganges (p). Die Hauptloben (slı, sl2) stehen den inneren Hilfsloben (ihl) gegenüber; die äusseren Hilfsloben (Al) sind wenig aus- geprägt. Yı. 2. Die theilen sich brachyphyli. Die Loben endigen breit, zungenförmig — lin- Sättel sind an der Basis breit, an der Spitze gerundet und zer- guatiforme Loben (Fig. 461). Fig. 462. Lanceolatiforme Lobenlinie. Fig. 461. Linguatiforme Lobenlinie. A im goniatitischen Stadium mit beginnender { im goniatitischen, B im ammonitischen Sta- Zertheilung des ersten Seitenlobus (slı), # im am- dium (A = Phareiceras tridens Sdb., B = Pty- monitischen Stadium (4 = Pronorites cyelolobus chites gibbus Ben.). Phill., B = Megaphyllites Jarbas Mustr.). 3. Die Sättel sind an der Basis verschmälert, an der Spitze verbreitert und zertheilen sich phylloid — lanceolatiforme Loben (Fig. 462). Der Sipho liegt bei allen erwachsenen Goniatiten und Ammoniten der Bauchseite der Schale dicht an, in der Jugend schwankt seine Lage olt, er kann sogar dorsal zu liegen kommen; letztere Lage wird bei einer Go- niatitengruppe, den sog. Clymenien, persistent (Fig. 479). Nur bei die- sen umgeben die Septaldüten den Sipho zuweilen bis zur vorhergehenden I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 385 Scheidewand, sonst sind sie bei den Goniatiten kurz; bei den Am- moniten treten kurze Septalkragen auf und der Sipho selbst scheidet eine dünne, kalkige Siphonalscheide aus. Die Schalen der Ammonoidea zeichnen sich vor denen der Nauti- loidea im Allgemeinen durch reichere Verzierungen aus. Die Goniatiten besitzen meist nur eine auf der Bauchseite nach rückwärts eingebogene Zuwachsstreifung, seltener ausgeprägte Rippen. Bei den Ammoniten ver- schwindet der Trichterausschnitt und mit ihm die Rückläufigkeit der Zu- wachsstreifung auf der Bauchseite. Meist richtet sich letztere vielmehr nach vorn und die mit der Zuwachsstreifung parallel verlaufenden Quer- rippen sind gegen aussen nach vorn vorgezogen oder das stärkere Wachs- thum der Bauchseite bedingt eine Zertheilung der einfachen Rippen in Spaltrippen. Die Rippen erheben sich häufig auf der Seitenfläche, seltener auf der Aussenseite der Schale,zu Knoten oder Stacheln. Eine Längsbe- rippung in der Form spiraler Streifen oder Knotenreihen tritt zuweilen an die Stelle der Querrippen. Auf der Bauchseite ist die Berippung oft unter- brochen, indem (bei hochmündigen Formen) die Bauchseite sich kielartig zuschärft oder (besonders bei niedrigermündigen Schalen) die Rippen vor der Bauchseite plötzlich abbrechen und eine Aussenfurche erscheint. Der Bauchkiel heisst voll, wenn derselbe auch im gekammerten Theile der Schale nicht von den Luftkammern getrennt ist; wenn dagegen mit der Bildung der Scheidewände eine spirale Lamelle entsteht, welche den Kielraum vom Luftkammerraume sondert, so spricht man von einem Hohl- kiel. Im ersteren Falle ist der Kiel auch auf dem Steinkern vorhanden, im letzteren nicht. Gewissen Gruppen fehlt eine ausgesprochene Querbe- rippung, sie heissen glattschalig (leiostrak) im Gegensatz zu den deutlich berippfen, rauhschaligen (trachyostraken). Die glatt- schaligen Formen sind im Allgemeinen die geologisch älteren und die rauh- schaligen bilden sich — oft sehr rasch (Amaltheus margaritatus Brug. — costatus Brug.) — aus denselben heraus. Die meisten glattschaligen wer- den — soweit sie nicht aussterben — im Laufe der Stammesentwickelung rauhschalig, und mit diesem Vorgange geht eine Veränderung der Einrol- lung Hand in Hand. Die sog. Runzelschichten vor der Mündung trifft man nur bei leiostraken oder schwach trachyostraken Schalen. Aptycehus. Mit den Schalen der Ammonoidea zusammen finden sich nament- lich im Jura und in der Kreide zweiklappige Schalenstücke, die den Namen Aptycehus erhaltenhaben. Bei günstiger Erhaltung liegen sie in der Wohnkammer der Ammoniten und zwar nicht selten an einer bestimmten Steinmann, Paläontologie. 95 386 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. Stelle derselben, nämlich im hinteren Theil des vorderen Drittels, hart an der Bauchseite der Schale (Fig. 463, 466 an). Der Umstand, dass bestimmten Ammoniten-Gattungen und -Arten bestimmte Aptychen Fig. 463. Eine Ammonitenschale (Aspidoceras circumspinosum Opp.), in deren Wohnkammer sich der Aptychus in seiner natürlichen Lage befindet. Nur die eine Hälfte des Aptychus ist ganz sichtbar. 1/3. Fig. 464. Eine plattgedrückte Ammonitenschale (Oppelia steraspis Opp.) mit vollständig erhal- tener Wohnkammer; in derselben der aufgeklappte Aptychus (ap) aus seiner natürlichen Lage ent- fernt, von der Innenseite. zukommen, beweist, dass sie dem Ammonitenthiere angehörten, und, da sie in der Regel von ihrer ursprünglichen Stelle in der Wohnkammer ent- fernt (Fig. 464), meist sogar von der Schale überhaupt getrennt gefunden selns Fig. 465. A Querschnitt der Wohnkammer eines Ammoniten (Cosmoceras Garanti d’Orb.). € Quer- schnitt des in der Wohnkammer gefundenen Aptychus. B derselbe von der Bauchseite gesehen. A—h = Harmonielinie. Fig. 466. A eine Ammonitenschale (Psiloceras planorbis Sow.) mit dem Anaptychus in natür- licher Lage (an). Der Aptychus selbst ist nicht erhalten. e = Einschnürung der Mündung; s = Schale. 2 Schalenquerschnitt. werden, müssen wir annehmen, dass sie beim Verwesen des Thieres leicht ausfaulten. Die Aptychen bestehen aus zwei symmetrischen, convex- eoncaven Kalkstücken von annähernd dreiseitigem Umriss Fig. 164 ap, 165 B). I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 387 Der Vorderrand ist flach gerundet oder ausgebuchtet, der innere Rand ge- rade und der äussere meist stark gerundet. Längs des Innenrandes stossen die beiden Stücke aneinander und liegen so symmetrisch zu der sog. Har- monielinie (Fig. 468 A—h). Die oft verzierte Oberfläche ist mehr oder we- niger gewölbt, sowohl senkrecht zur Harmonielinie als auch parallel der- selben (Fig. 465). Die äussere Wölbung der beiden Klappen in ihrer normalen Lage entspricht im Allgemeinen der Wölbung der Bauchseite be- ziehungsweise der Flanke der Schale, zu welcher sie gehören — wenn man sich die Harmonielinie mit der Mittelebene der Schale zusammenfallend Fig. 467. A—C Aptychus von Aspidoceras. Kimmeridge. Fig. 468. Aptychus von HAaploceras. Le Hayre. B eine Klappe gegen die gewölbte Bauchseite Neocom. Chalangon, Dep. du Dröme. A rechte gesehen; die Oberfläche punktirt. A dieselbe gegen die Klappe von der Seite gesehen. k = schräg hohle Innenseite, die concentrische Streifung zeigend. nach hinten verlaufende Kante. B beide vor = Vorderrand; A—k = Harmonielinie. € Innenrand Klappen gegen die Bauchseite gesehen derselben. f = ? Ligamentfurche; e = äussere dichtere (Vorderrand nach unten gekehrt. h—h = Lage des Aptychus. D Querschnitt eines Aptychus Harmonielinie; f = ? Bandfurche. € Quer- von Aspidoceras. Oberer Malm. Solenhofen. (Der Schnitt schnitt einer Klappe nach der Linie s—s — ist in der Richtung s—s — Fig. A gedacht.) Die Kalk- Fig. A. r = Rippen; f = ? Bandfurche, lamellen drängen sich an der Oberfläche (e und e') zu einer dichten Aussenschicht zusammen, während sie nach innen bogenförmig auseinander weichen (?); f = ? Band- furche; 2 = dichte Lamelle der Innenseite. denkt (Fig. 463, 465 A,C). Die Innenseite ist ausgehöhlt und meist mit feinen, am Wirbel beginnenden, concentrischen Streifen versehen, die in der Nähe der Harmonielinie etwas aufbiegen und dort noch von schräg nach hinten laufenden, welligen Streifen gekreuzt werden (Fig. 467 A). Der Innenseite des Aptychus liegt wohl immer eine einfache oder in der Harmonielinie getheilte, häufig durch Verwesung entfernte Conchyolin- platte an (sog. Anaptychus — Fig. 466 an), welche vermöge ihrer Elasti- eität wahrscheinlich die Rolle des Bandes der Lamellibranchiatenschale spielte. Sie wird nicht selten isolirt vom Aptychus gefunden. Ausserdem besitzen manche Aptychen an der der Harmonielinie zugekehrten Seite eine vielleicht zur Aufnahme eines Bandes dienende Furche Fig. 467 f, 168 f). 388 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. Die Aptychen bestehen, von der Gonchyolinunterlage abgesehen, aus kohlensaurem Kalk; aber die Structur ist nicht compact wie bei der äusseren Schale, vielmehr wächst der Aptychus durch Aufeinanderlage- rung zahlreicher, poröser Kalklamellen (Fig. 467 D) an der Aussen-(Convex-) Seite, die durch Querpfeiler oder Platten mit einander verbunden sind. Im Querschnitt erscheint die Masse deshalb zellig (Fig. 467 D). Auf der Ober- fläche zeigt sich der Zuwachs der Kalklamellen entweder durch Streifen oder Rippen (Fig. 468 Cr), welche sich ungefähr eoncentrisch um den Wir- bel herum anlagern, oder durch die weniger regelmässig concentrisch angeordneten Enden der Querpfeiler. Nur selten ist die Oberfläche glatt (Fig. 467 B). Durch Zusammendrängung der Kälklamellen entsteht auf der Oberfläche, namentlich in der Nähe-des Wirbels, eine dichtere Aussen- schicht (Fig. 467 e), durch Auseinanderweichen derselben (i) gegen innen und den Aussenrand verdickt sich der Aptychus oft beträchtlich (sog. kalkige Aptychen). Die Innenseite wird von einer dichten Kalklage Fig. 467 D I) gebildet. Echte Aptychen haben sich bis jetzt nur bei jurassischen und creta- eischen Ammoniten aus der Familie der Aegoceratidae (? auch bei Lyto- ceratiden) gefunden, aber Anaptychen hat man auch bei jurassischen Amaltheen beobachtet. Ferner kennt man aus paläozoischen Formationen dünne, mit Goniatiten zusammengefundene Hornplatten, welche der Con- chyolinunterlage der Aptychen sehr ähnlich sind. Ob dieselben als Deckel. oder Anaptychen oder gar als Krebsreste zu deuten sind, steht noch nicht fest. Es lassen sich die Aptychen unter Ausscheidung einiger noch unvoll- kommen bekannter Funde nach ihrer Oberflächenverzierung in zwei Gruppen bringen: I. Gefaltete Aptychen. Der Zuwachs auf der Oberfläche durch concentrische Rippen und Furchen bezeichnet. Bei der Abtheilung der Carinati in der Familie der Aegoceratidae (Fig. 167). 7 j 2. Ungefaltete Aptyehen. Oberfläche ohne eoncentrische Rippen und Furchen, gekörnelt oder glatt. Bei der Abtheilung der Annulati in der Familie der Aegoceratidae (Fig. 468). Von den sehr verschiedenen Deutungen, die der Aptychus erfahren hat, möge nur diejenige als vollberechtigt erwähnt werden, welche der Lage des Aptychus auf der Bauchseite des Thieres und symmetrisch zur Mittelebene desselben, seiner der Schalenwölbung entsprechenden Convexität und seiner eigenartigen Structur Rechnung trägt. Letztere, sowie der Umstand, dass die Aptychen zuweilen geschrumpft er- scheinen, sprechen dafür, dass derAptychus ein verkalktes Knorpelpaar repräsentirt, an dessen Innenseite starke Muskeln inserirten. Das Wachsthum der dickeren Aptychen, sowohl der gefaltelen als der ungefalteten, zeigt, dass sich die Wölbung der Aussen- seite derjenigen der Schale jederzeit anzupassen versuchte. Die normale Lage des Aptychus iin der Wohnkammer entspricht der Trichterbasis des Thieres. Bei Nautilus 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 389 heften sich die Trichtermuskeln an ein mit dem Kopfknorpel verbundenes unver- kalktes Knorpelpaar, und bei vielen lebenden Decapoden und Octopoden finden sich gleichfalls symmetrisch zur Mittelebene des Thieres gestellte Knorpel, an welchen die Herabzieher des Trichters inseriren. Es kann als sehr wahrscheinlich angenommen werden, dass die Aptychen eine ähnliche Bedeutung für das Ammonitenthier besassen, jedoch mit dem Unterschied, dass sie weder mit dem Kopfskelet verbunden waren, wie bei Nautilus, noch weit von einander getrennt, wie bei den lebenden Dibranchiaten, sondern einander genähert und durch eine elastische Conchyolinplatte vereinigt, und dass sie mehr oder minder stark verkalkten. Der Anaptychus erlaubt die Ver- muthung, dass die Trichterhälften derjenigen Ammoniten, welche einen Aptychus führten, bereits eine Verwachsung eingegangen waren, ein Vorgang, der bei den leben- den Ammonoidea und Belemnoidea entwickelungsgeschichtlich noch nachweisbar ist, Dass die Aptychen nicht dieselbe Beschaffenheit besassen, wie die äussere Schale, be- weist auch der Umstand, dass sie zuweilen massenhaft in Schichten angetroffen werden (sog. Aptychenkalke des oberen Malm und der unteren Kreide), in denen die Schalen ganz oder bis auf schattenhafte Umrisse aufgelöst wurden. Die Systematik der Ammonoidea gestaltet sich für den Anfänger deshalb besonders schwierig, weil die auf- fallendsten Merkmale, wie Involution, Berippung und Lobirung sich in verschiedenen Zweigen des Stammes in gleicher oder sehr ähnlicher Weise wiederholen. Nach der früheren Eintheilung unterschied man: Goniatiten mit ganzrandiger Lobenlinie, Geratiten mit gezähnter Lobenlinie und Ammoniten mit zerschlitzter Lobenlinie und brachte damit nur Veränderungen zum Ausdruck, welche alle oder doch die meisten Glieder des Stammes mehr oder weniger gleichmässig betroffen haben. Nach der Aufrollung der Schale wurden innerhalb dieser Abtheilungen Gattungen nach der Berippung und Lobirung, innerhalb der Gattungen Gruppen unterschieden, welche theils nahe verwandte, theils aber weit entfernt stehende Formencomplexe umfassten. Die Auffindung zahlreicher neuer Formen in den letzten Decennien — es mögen wohl an 4000 sog. Arten im Ganzen fixirt sein — ermöglichte es, vielfach gene- tische Reihen festzulegen, deren einzelne Glieder nur durch geringfügige Merkmale von einander abweichen. Es steht zu erwarten, dass eine weitere Bereicherung des Materials eine wirklich natürliche Gruppirung aller Ammonoidea, als Ausdruck der Stammesentwickelung, gestatten wird; denn Quenstedt sagt mit Recht: »Formen an sich giebt es bei den Ammoniten unzählige, sie bilden zusammen eine continuirliche Reihe, worin nicht zwei absolut gleich wer- den, aber die Kennzeichen treten sich zuletzt so nahe, dass der ausge- bildetste Formensinn sie nicht mehr zu erfassen vermag. Die Sterne am Himmel kann man nothdürftig zählen, aber Ammonitenspecies im Schoosse der Erde nicht.« 390 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. Die jetzt gebräuchliche Eintheilung in Familien darf im Grossen und Ganzen wohl als eine natürliche gelten, aber der Zusammenhang mancher derselben ist noch nicht mit Sicherheit ermittelt. Zweifellos sind aber die Mehrzahl der formenreicheren Gattungen polyphyletische; die allmählich eintretenden Veränderungen haben sich über einen grösseren Formen- complex mehr oder weniger gleichzeitig erstreckt und dadurch sind scheinbar sehr ähnliche, genetisch aber verschiedene Parällelreihen ent- standen. In die Categorie der in verschiedenen Reihen fast oder ganz gleichartig eingreifenden Veränderungen sind z. B. zu zählen: die Auf- rollung der Schale, die Complication und Reduction der Loben, das Auf- treten von Hilfs- und Adventivloben, die Rippen-, Knoten-, Kiel- und Furchenbildung, die Verdiekung des .Aptychus u. a. Im Nachstehenden wurden die Goniatiten aus Zweckmässigkeitsgründen von den Ammo- niten getrennt behandelt, letztere nach dem Verhalten der ersten Scheide- wand in die beiden Abtheilungen der Latisellati und Angustisellati zerlegt, wobei jedoch zu bemerken ist, dass die glattschaligen Latisellati vielleicht mit den Angustisellati näher verwandt sein mögen, als mit den rauh- schaligen Latisellati. Wir folgen im Wesentlichen der uns im Manuseript zur Verfügung gestellten Eintheilung v. Sutner's. Abtheilung I. Goniatitidae. Als Gonialitidae fassen wir hier alle diejenigen Ammonoideen-Schalen zusammen, welche durch unzerschlitzte Lobenlinie von ihren jüngeren Nachkommen und Verwandten sich unterscheiden. Ihre Scheidewände sind zumeist procöl und zu kurzen Septaldüten verlängert. Der Mundrand zeigt einen Ausschnitt auf der Bauchseite. Der Aussenlobus ist meist tief triehterförmig, bei den jüngeren Formen wird er durch einen Median- sattel zweitheilig. Die Sculptur ist zumeist noch wenig entwickelt. Die jüngeren Ammoniten wurzeln in den Goniatitidae, aber nicht alle Zweige derselben scheinen in der mesozoischen Periode mit ammonitischen Nach- kommen fortzusetzen, vielmehr dürften einzelne Gruppen erlöschen. Die Goniatiten beschränken sich nicht auf die paläozoischen Formationen, auch in der Trias giebt es noch Schalen mit unzerschlitzter Lobenlinie; letztere lassen sich aber zum grössten Theil an die gleichaltrigen Ammo- niten anschliessen. Von den eigentlichen Goniatiten scheiden sich die sog. Clymenien durch die dorsale Lage des Sipho und die langen Septaldüten ab. Sie sind als ein Zweig der Goniatiten zu betrachten, der sehr früh (im Devon) zu erlöschen scheint. Die silurischen Ahnen der Goniatitidae sind theils in gestreckten Orthoceras-Formen, theils wohl in eingerollten Nautilidae mit erhaltener Embryonalblase wie Trocholites zu suchen. Man lässt die Goniatiten mit dem Devon beginnen und benutzt I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 391 als Unterscheidungsmerkmale von den Nautilidae die geringe Weite des Sipho, das Auftreten eines Aussenlobus, vor allem aber das Vorhandensein der Embryonalblase. Letztere ist bei einigen der ältesten Formen eiförmig, wie bei der lebenden Gattung Spirula — Asellati spiruliformes (Fig. 401), bei anderen jedoch schon spiral eingerollt — Asellati ammonitiformes. Alle Goniatiten-Reihen beginnen mit Formen, welche ein flaches erstes Septum besitzen, erst später springt auf der Aussenseite ein einziger breiter Sattel vor — Latisellati (Fig. 438). Die bisherige Eintheilung der Goniatiten basirte auf der Complication der Lobenlinien (Nautilini, Simplices ete. — siehe p. 399). Wir zerlegen die Goniatiten (mit Ausschluss der Cly- menien)in zwei Reihen, aus denen die beiden Abtheilungen der Lati- sellati und Angustisellati unter den Ammoniten sich zu entwickeln scheinen: Anarcestinae und Mimoceratinae. Diese beiden Reihen unterscheiden sich in ihren ältesten Vertretern nur wenig; es vermehrt sich aber die Zahl der Seitenloben bei der Mehrzahl der Mimoceratinae sehr rasch und beträcht- lich, so dass im Oberdevon zumeist schon eine normale oder überzählige Lobenstellung erreicht ist, während dieser Vorgang bei den Anarcestinae in viel beschränkterem Maasse und meist viel später (Trias) Platz greift und die Loben niemals überzählig werden. Diese Unterschiede kommen später auf der ersten Scheidewand zum Ausdruck. (Latisellat und Angustisellat.) Eintheilung der Goniatitidae. Goniatites. Sipho bauchständig, dünn. Septaldüten meist kurz; nur bei den ältesten Formen trichterförmig. Aussensattel trichterförmig, bei den jüngeren Formen durch einen Mediansattel getheil. Unterdevon — Perm. Clymenia. Sipho rückensländig, relativ weit. Septaldüten meist lang. Aussenlobus nur selten entwickelt. Nurim Oberdevon. Goniatites. Die unter diesem Sammelnamen zusammengefassten Formen grup- piren sich wie folgt: Reihe I. Anarcestinae (Formenreihe des G. lateseptatus). Lobenzahl mit seltenen Aus- nahmen gering (ein Seitenlobus); wenn mehrere Loben vorhanden, gewöhnlich gleich gross. Erste Scheidewand anfangs asellat, später latisellat. Schale bei den jüngeren Formen nicht selten querberippt. Reihe II. Mimoceratinae (Formenreihe des G. compressus). Loben sehr rasch sich vermehrend und ungleich. [Wenn ein einziger Seitenlobus persistirt, so kommt derselbe innerhalb der Projection des vorhergehenden Umganges zu liegen (Fig. 477)). Erste Scheidewand anfangs asellat, später wahrscheinlich angustisellat. Schale sehr selten berippt. I. Anarcestinae. Schon die ältesten Vertreter dieser Abtheilung, welche als Anarcestes Mojs. (Fig. 169, 470 A) unterschieden werden, sind stark eingerollt — zuweilen mit Ausnahme der ersten 2 Umgänge. Die kugelige 392 -I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. Embryonalblase wird durch ein asellates Septum abgeschlossen. Die Wohnkammer bis über I Umgang lang. Windungen niedrig, aussen ge- rundet. Seitenlobus (sl) flach. Aussenlobus (el) trichterförmig, ungetheilt. Nur im Devon, besonders im unteren und mittleren. A. lateseptatus Beyr. (= plebejus Barr.). Böhmen, Harz, Rheinisches Schieferge- birge. A. subnautilinus Schl. (? = fidelis Barr.) (Fig. 469, 470 4). Rheinisches Schieferge- birge, Böhmen, Bretagne. Fig. 469. Anarcestes subnau- Fig. 470. A Anarcestes subnautilinus Fig. 471. Tornoceras sim- tilinus Schl. Mitteldevon Schl. Aeusserlich sichtbarer Theil der plex v. B. Oberdevon (Go- (Wissenbacher Schiefer). Lobenlinie. B dieselbe von Tornoceras niatiten-Sch.). Büdesheim, Nassa Schale von der simplex v. B. ae Naht-mrelr— Eifel. s’ = Schale; s = Seite. Aussenlobus; es = Aussensattel; sl = Scheidewände. Seitenlobus; ss = Seitensattel. Tornoceras Hyatt (—= Parodiceras H.) (Fig. 470 B, 471). Schale stärker involut, als bei Anarcestes. Seitenlobus gerundet oder winkelig. Seitensattel breit, gerundet. Innensattel und Innenlobus entwickelt, Aussenlobus ungetheilt. Aus dieser oberdevonischen (Deutschland, Frankreich, Russland, Nord-Amerika) Gruppe entwickeln sich 2 Zweige, der eine durch wenig Loben (1 Seitenlobus — Paueilobati), der andere durch vermehrte Lobenzahl (2 oder mehr Seitenloben — Multilobati) aus- gezeichnet. T. auris Qu. (Leth. pal., t. 35, Fig. 12). häufig in den sog. Gonia- T. subpartitum Vern. titen-Schichten des Oberdevon. T. simplex v.B. (= retrorsum Sdb.) (Fig. 470 B, 474 | Oberdevon, besonders T, Verneuili Mnstr, a. Paucilobati. Brancoceras Hyatt. Schale involut. Aussen- und Seitenlobus tiefer und spitzer als bei Tornoceras. Innere Seitenloben entwickelt. Aussen- sattel schmal, Seitensattel breit, gerundet. Oberdevon und Sub- carbon. Br. subsulcatum Monstr. (Leth. pal., t. 36, Fig. 12). Oberstes Oberdevon. Fichtel- gebirge. Br, rotatorium de Kon. (Leth. pal., t. 46, Fig. 12). Subcarbon, Nordamerika, Belgien. I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 393 Durch im Allgemeinen flachere Gehäuse und schwach entwickelten Mittel- sattel sind unterschieden (Muensteroceras Hyalt): M. parallelum Hall. Subcarbon. Nordamerika. M. truncatum Phill. Subcarbon, Grossbritannien, Belgien. Glyphioceras Hyatt (Fig. 172 A, B, D). Schale dick, fast kugelig oder mehr abgeplattet, oft mit spiralen und queren Verzierungen. Loben und Sättel tief und spitz, seltener gerundet. Mittelsattel deutlich, pyramidal. Ammoniten-Charaktere beginnen: der Trichterausschnitt verschwindet, Querberippung tritt hervor, ausser den kurzen Septaldüten Septalkragen entwickelt, Scheidewand in der Mittellinie convex. Ein zweiter äusserer Lobus bildet sich bei den jüngeren Formen aus. Subearbon — Perm. Aus dieser Gruppe entwickeln sich die berippten Latisellati der Trias: Fam. Ceratitidae (p. 402) und Tropitidae (p. 405). Fig. 472. 4A, B, D Glyphioceras sphaericım Mart. Subearbon. Ratingen bei Düsseldorf. A Schale von der Seite. B dieselbe gegen die Septalfläche gesehen. D Lobenlinie bis zur Naht. s’ = Schale; si = Sipho; ı« = Septalumschlag. € Lobenlinie von Sporadoceras Bronni Mnstr. Oberes Oberdevon. Brilon, Westfalen. Zwei nahezu gleiche Seitenloben (slı, s’z) entwickelt. A. Umgänge gerundet, niedrig. Sättel meist spitz. Subcarbon, selten jünger. G. sphaericum Mart. (Fig. 472 A, B, D) mit spitzem Aussersattel. Leitend für das Subcarbon (Kohlenkalk und Culm) in Europa. Turkestan. G. striatum Sow. (= crenistria Phill.) mit gerundetem Aussensattel. Leitend für das Subcarbon (Kohlenkalk und Culm) in Europa. B. Umgänge gerundet, aber höher; Sättel mehr oder weniger gerundet. Carbon. G. diadema Gf. Carbon. England, Deutschland, Belgien, Russland. C. Umgänge gerundet, etwas höher als breit. Aussensattel breit und gerundet. Schale mit starken Querrippen (Perieyclus Mojs.). Subcarbon. G. princeps de Kon. Subcarbon. Belgien, Grossbritannien, Nordamerika. D. Nabel weit. Umgänge im Querschnitt halbmond- bis trapezförmig, niedrig, mit hervortretender Nabelkante. Querberippung. Seitensattel durch einen kleinen (zweiten) Seitenlobus getheilt (Gastrioceras Hyatt). Carbon und Perm. G. Listeri Phill. (Leth. pal., t. 46, Fig. 40). Carbon. Deutschland, Belgien, Gross- britannien, Russland, Sumatra. G. Roemeri Gem. Perm. Sicilien. G. Kingi While. Perm. Nordamerika. 394 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. b. Multilobatı. Sporadoceras Hyatt (Fig. 472 C). Von Tornoceras durch die all- mählich eintretende Vermehrung der Seitenloben unterschieden; letztere zumeist von gleicher Tiefe. Oberdevon. Sp. Bronni Mnstr. (= Muensteri Br., = bidens Sdb.) (Fig. 472 C — Leth. pal., t. 36, Fig. 4). Oberes Oberdevon. Mitteleuropa. : Die jüngeren Glieder dieser Reihe, wie Agathiceras Gem. und Doryceras Gem. aus dem Perm Siciliens, erhalten weitere Seitenloben und sind z. Th. mit Spiralrippen verziert. Durch Zerschlitzung und weitere Vermehrung der Loben entstehen aus der Gruppe der Multilobati die glattschaligen Latisellati der Trias Fam. Arcestidae (p. 406). ll. Mimoceratinae. Die ältesten hierher gehörigen Formen sind noch nicht spiral einge- rollt; sie werden als Bactrites Sdb.(Leth. pal.,t. 35, Fig. 1%) unterschieden. Die stabförmige, im Querschnitt kreisrunde oder ovale Schale gleicht einem Orthoceras, be- sitzt aber eine asellate Embryonalblase. Der fadenförmige Sipho liegt auf der Bauchseite, die an dem Zurückweichen der Zuwachsstreifung kenntlich ist. Septaldüten trichterförmig. Ein mehr oder weniger tiefer Seitenlobus und ein kurzer, ungetheilter Aussenlobus vorhanden. Devon, wahrschein- lich auch im Silur. B. carinatus Mnstr. Mittel- und Oberdevon. Deutschland, Bretagne. Oberdevon. Russland. Fig. 473. Mimoceras compressum Beyr. Mitteldevon (Wissenbacher B. graeilis Sdb. Mittel- und Oberdevon. Deutsch- Schiefer). Nassau. Schalenanfang. land e = Embryonalblase, kugelig ; ; j 4 E a = Ei BEN ik Saicice= Mimoceras Hyatt (Fig. 473) werden die wände; x = das durchbrochene . = Gbalsmn, spiral eingerollten Formen genannt, welche sich sonst nicht von Bactrites unterscheiden. Die ersten Windungen berühren sich oft noch nicht oder das Centrum ist durchbrochen (x). Aussenseite gerundet. Unter- und Mitteldevon. M. compressum Beyr. (Fig. 473). \ Mitteldevon (Orthocerasschiefer). M. gracile Qu. (Leth. pal., t. 25, Fig. 7). J Nassau, Harz. Agoniatites Hyatt. Wie vorige, aber Schale stärker involut, ihre Aussenseite mehr oder weniger verschmälert und meist abgeflacht. Seiten- lobus tief. Ein kleiner Innenlobus entwickelt. Mitteldevon. A. bie lieul Sdb. 5 ee ‚u ERS ld: \ Mitteldevon. Deutschland. A. Dannenbergi Beyr. (= evexus v. B.). A. oceultus Barr. Mitteldevon. Mitteldeutschland, Böhmen. Aus diesen beiden mitteldevonischen Gruppen entwickeln sich in den jüngeren Abtheilungen des Devon zwei wesentlich verschiedene Formenreihen mit vermehrter I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 395 Lobenzahl, aus denen später ammonitische Formen hervorgehen; eine dritte, aberrante, scheint bereits im Devon zu erlöschen; sie behält den einen äusseren Seitenlobus. Bei allen 3 Reihen ist eine Theilung des Aussenlobus durch Mittelsättel schon sehr früh angedeutet oder ausgebildet. Die 3 Reihen sind: a. Compressus-Reihe (an Mimoceras anschliessend). Aussenseite der Schale im Allgemeinen gerundet. Sattelenden abgerundet oder lanzettförmig. b. Evexus-Reihe (an Agoniatites anschliessend). Aussenseite der Schale zuge- sehärft. Windungsquerschnitt dreieckig. Sattelenden zugespitzt. e. Primordialis-Reihe (an Mimoceras und Agoniatites anschliessend). Aussen- seite gerundet oder zugeschärlt. Nur ein Seitenlobus, dem Rücken genähert. Aussenlobus sehr tief. a. Compressus-Reihe. Phareiceras Hyatt (Fig. 474). Schale ungerippt. Umgänge niedrig. Aussenlobus getheilt. Zwei Seitenloben und Hilfsloben. Sättel und Loben zungenförmig, gerundet. Oberdevon, aber auch schon im Mittel- devon. Ph. tridens Sdb. (Fig. 474). Oberdevon. Mitteldeutschland. Ph. clavilobus Sdb. Mittel- und Oberdevon. Mitteldeutschland, Hier dürfte sich die Ammonitenfamilie der Ptychitidae anschliessen (p. 412). n Te . es 55: hs: \ ; mnNZ NE “= N fi lm | ANA S AT: 22 N US s 2 n EINS elnshors Fig. 474. Pharciceras tridens Sdb. Unteres Ober- Fig. 475. Pronorites cyclolobus Phill. Subcarbon. .devon. Oberscheld, Nassau. Lobenlinie bis zur Belgien. Lobenlinie. Der Aussenlobus (el) ist Naht. Der Aussensattel (es) sehr niedrig. dreispitzig, der erste Seitenlobus (slı) durch einen Secundärsattel zweitheilig. Prolecanites Mojs. Schale ungerippt. Windungsquerschnitt oval. Aussenlobus ungetheilt. Lobenlinie normal oder überzählig. Sättel ge- rundet, an der Basis eingeschnürt. Loben spitz endigend. Oberdevon und Subcearbon. P. lunulicosta Sdb. (Leth. pal., t. 35, Fig. 41).| Unteres Oberdevon. Mitteldeutsch- P. Becheri Gf. J land. Pronorites Mojs. (Fig. 475). Von Prolecanites durch den dreispitzigen Aussenlobus und die beginnende Zerschlitzung des ersten Seitenlobus durch 1 oder 2 kleine Secundärsättel ausgezeichnet. Steinkohlen- formation und Perm. P. mixolobus Phill. Subearbon. Grossbritannien, Belgien, Westfalen. P. eyelolobus Phill. (Fig. 475). Subcarbon. Grossbritannien, Belgien, Pyrenäen, Deutschland, Ural. An diese Gattungen reihen sich die Ammonitenfamilien der Phylloceratidae p. 418), Lytoceratidae (p. 420) und Aegoceratidae (p. 424) an. 396 1. Tbierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. b. Evexus-Reihe. Beloceras Hyatt (Fig. 476). Schale flach scheibenförmig, aussen zu- geschärft. Lobenlinie mit zahlreichen zungenförmigen Loben und Sätteln, vollzählig, mit Adventiv- und Hilfsloben. Aussenlobus getheilt. Ober- devon. B. multilobatum Beyr. (Fig. 476), Unteres Oberdevon. Mitteldeutschland, Frauk- veich. Hieran schliesst sich die Ammonitenfamilie der Pinacoceratidae |p. 410). Fig. 477. Manticoceras primordiale Schl. Oberdevon. Grund a. H. Ansicht der Septalfläche. p = Projec- tion des vorhergehenden Umganges; »l = Nahtlobus. Fig. 476. Beloceras multilobatum Beyr. Unteres Oberdevon. Martenberg, Waldeck. Schale von der Seite. s = die sichelförmige Streifung der Schale. Der Aussensattel (es) ist in zahlreiche adventive Elemente zerfallen. Fig. 478. Manticoceras intumescens Beyr, Oberdevon. Grund am Harz. _1 Schale von der Seite. B dieselbe von vorn. C Lobenlinie bis zur Naht. s'’ = Schale. ce. Primordialis-Reihe. Manticoceras Hyatt (Fig. 477, 478). Schale mehr oder weniger schei- benförmig, ihre Aussenseite gerundet oder zugeschärft. Embryonalblase eingerollt, asellat. Septa in der Jugend procöl, später durch Vertiefung des Aussen- und Innenlobus opisthocöl. Aussenlobus (el) sehr breit und tief zweitheilig. Seitensattel (ss) breit, gerundet. Seitenlobus (sl) weniger tiel,z.Th. Il. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 397 innerhalb der Projection des vorhergehenden Umganges (Fig. 477). Ein Innenlobus und ein innerer Seitenlobus entwickelt. Die inneren Win- dungen sind wenig abgeplattet, fast halbmondförmig. An die Com- pressus-Reihe anschliessend. Eine im übrigen ähnliche, aber durch die Scheibenform der inneren Windungen ausgezeichnete Gruppe, welche an die Evexus-Reihe sich anschliesst, wird als Gephyroceras Hyatt bezeichnet. Beide sind sehr häufig im Ober- devon, scheinen aber in jüngeren Formationen nicht fortzusetzen. M. primordiale Sehl. | Sehr häufig im unteren Oberdevon (»Intu- M. intumescens Beyr. (Fig. 478)... mescens-Stufe«. Russland, Deutschland, M. carinatus Beyr. England. G. caleuliformis Beyr. \ z Ebendaselbst. G. Buchi d’Arch. & Vern.) ae Clymenia. Die Clymenien bilden einen Seitenzweig der Goniatiten, dessen Glieder durch die rückenständige Lage des Sipho, die häufig langen Septal- düten und die seltene Ausbildung des Aussenlobus gekennzeichnet sind. Im Gegensatz zu den Nauftilidae zeigen sie die Tendenz, ihre Loben zu vertiefen und zu vermehren, sowie das Siphonalrohr zu verengern. Die Berippung erreicht vielfach einen höheren Grad der Ausbildung als bei den gleichaltrigen Goniatiten. Die Zuwachsstreifung, bez. Berippung und besonders die stehen gebliebenen Mundränder, welche auf dem Stein- kern oder auch auf der Schale sichtbar sind, zeigen eine $-förmige Biegung auf den Seiten und einen tiefen Ausschnitt auf der Aussenseite. Die Schalen sind meist wenig involut und im -Windungsquerschnitt höher als breit, wodurch sie sich den Mimoceratinae enger anschliessen, als den Anarcestinae. Doch giebt es einige wenige Formen mit niedrigen Windungen, welche an die letztgenannte Familie anzureihen sein dürften. Die Clymenien scheinen ein rasch erlöschender Zweig der Ammo- noidea zu sein. Sie sind bisher nur im Oberdevon, und zwar in der obersten Abtheilung desselben, der sog. »Clymenien -Stufe«, in Deutschland, in den Ostalpen, in Frankreich, Belgien, England und am Ural gefunden worden. Von den Gruppen, welche man unterschieden hat, heben wir folgende hervor: A. Nautiliniformes. Aussensattel breit, in der Mitte ungetheilt. Ein Seiten- und ein tiefer Innenlobus entwickelt. Septaldüten kurz. Oxyelymenia Gü. (Fig. 479, 480 A, B). Schale scheibenförmig, meist ungerippt. Fi Fi . . Oo. « “ FF, - Ein meist spitziger, selten gerundeter Seitenlobus vorhanden. Ein äusserer Seitensattel fehlt. Innenlobus tief. 398 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. O. laevigata Mnstr. (Fig. 480 A). O. undulata Mnstr. (Fig. 479, 480 B). 0. Dunkeri Mnstr. B. Primordialiformes. Aussensattel breit, in der Mitte ungetheilt. Zwei Seitenloben und ein Innenlobus vorhanden, Septaldüten mässig lang. Cymaclymenia Gü. (Fig. 480 C, D). Schale nicht oder schwach gerippt. Ein auf der Aussen- oder Innenseite stehender, gerundeter zweiter Seitenlobus ausser dem meist spitzigen ersten entwickelt. C. striata Mnstr. (Fig. 480 0). C. bilobata Mnstr. (Fig. 480 D). ” —S ———S —S —— ES Ge SG. 1 Fig. 479. Oxyclymenia undulata Munstr. Oberes Ober- devon. Elbersreuth, Fichtelgebirge. Schale von der Seite. Oben rechts: Querschnitt der Windung, um die dorsale Lage des Sipho zu zeigen. Fig. 480. Lobenlinien verschiedener Clymenien. A Oxyelymenia laevigata Mnstr. B Oxyelymenia undulata Mustr. C Oymaclymenia striata Mnstr. D Cymaclymenia bilobata Mnstr. E Gonioclymenia speciosa Mnstr. Alle aus dem oberen Oberdevon des Fichtelgebirges. es = Aussensattel; el = Aussen- lobus; i! = Innenlobus; slı = erster, s/2 = zweiter Seitenlobus; ssı — Seitensattel; (s = Innensattel; n = Naht. = C. Serratiformes. Aussensattel durch einen tiefen Aussenlobus in der Mitte und jederseits durch einen Adventivlobus getheilt. Sipho weit. Septaldüten co- nisch, sehr lang. Gonioclymenia Gü. (Fig. 480 E). Schale mit Querrippen und häufig mit Aussen- knoten. Aussenseite abgefllacht oder eingedrückt. G. speciosa Mnstr. (Fig. 480 E). G. subarmata Mnstr. G. intermedia Mnstr. Die genetischen Beziehungen der Goniatitidae unter einander und ihr Verhältniss zu den Ammonitiden-Familien, sowie sich dieselben nach den bisherigen Untersuchungen darstellen, ist aus nachfolgender Stamm- baumtafel ersichtlich. Die früher gebräuchlichen Gruppenbezeichnungen der Goniatiten entsprechen z, Th. genetischen Reihen, z. Th. aber Ent- wickelungsstufen des ganzen Stammes. Es sind deshalb nur die wichtig- sten derselben hier aufgenommen worden. 399 « € lasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 5. — VII. Mollusca. 1. Thierreich. | | | —— 0 uolgeJIoA‘ OPIOIINBN SEULJEABIOWIIAL SeulJsadaeuy | (seaa90wm uoAapAoJuN ‘sajlajdegg) (seJeluoay) (sajsa91euYy) pun ("y-snssoadwon) zummpon — ( y-Snxoag) ummon und | [NN | | | | | (sea990W.10L) yd | sa.ınJosoußpw | sajvıpaoudd R (SB1900J09]) h uoAapIagO (SOJLUB99JO1A yonbwT DEREN e ‘SAJLIOUOLI) | 1 eınawAlg (seasoope.uods) — RN ä = = soppnbay (sea9909u Jg = — | ‘SEII9049JSUON]) | sıaıpuf | uoyaedans (sn]9A91194) pun | | HoLIjseH ‘seasaoıydAln) | uoqaey ’ | | | a “w.1od SOULIOFIJEIOSDUE] SOWLIOoFLFenZUurT SOTLIOFIJELIAS 8OB.LJSOTO"T eoeajsoAyoeL]L — _— —N BVZ £ = — — s3pprppaasonfyd (8 An + appasıpvı) ü (S ' R + oppaoıa) (W | snpuuofig (9 -L ER (Y 2990759937, a on (& / SELLE IDPDAa90JÄhT (6 ER pe | | | Bang oppım.«a9ohay (0% appiaypppuy (L iv r pun Op ual[IWeJ-U9JlLUoWWYy | 9p1aay — 1112. 1yetfostgsnsuvy mn. wyertastyert A400 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. Abtheilung II. Ammonitidae. Die Grenze, welche man zwischen Goniatiten und Ammoniten zieht, ist weder eine natürliche, noch eine scharfe, da die unterschei- denden Merkmale nicht alle gleichzeitig erscheinen. Unter den Go- niatiten giebt es Formen, bei welchen eine Zerschlitzung der Loben bereits sehr früh (im Subcarbon) einzutreten beginnt (Pronorites), andere, bei welchen die Septalfläche schon opisthocöl wird und die Septaldüte durch den Septalkragen z. Th. ersetzt ist (Glyphioceras). Ebenso ist der Trichterausschnitt vielfach schon verschwunden. Andrerseits giebt es Am- moniten der Trias (Lobites — p. 409) mit goniatitischen Loben. Die Um- prägung der goniatitischen Merkmale in die ammonitischen ist eben in den verschiedenen Formenreihen zu verschiedenen Zeiten erfolgt. Im Perm sehen wir bereits die Mehrzahl der Ammonoidea in das ammonitische Sta- dium eingetreten. Der Entwickelung eigentlicher Ammonitenloben (mit stark zerschlitzten Sätteln und Loben) geht bei fast allen Gruppen ein sog. Ceratiten-Stadium voraus, welches durch beginnende Kerbung des Lobengrundes ausgezeichnet ist. Einige Gruppen kommen nicht über dieses Stadium hinaus (vgl. Fig. 483—485). An das Ceratiten-Sta- dium schliesst sich ein weiteres Uebergangssladium, welches als brachyphyll be- zeichnet wird, wenn die Sättel am ganzen Umfange eingekerbt sind (Fig. 486 0 — vgl. p. 376), als phylloid dagegen, wenn die Sättel nur an der Basis Kerben erhalten, ihre Enden aber blattförmig bleiben (Fig. 493 C — vgl. 377). Nur aus phylloiden Uebergangsloben entwickeln sich später zweitheilige Ammonitensältel, wie in den Familien der Phylloceratidae, Lytoceratidae, Aegoceratidae und z. Th. in der Familie der Arcestidae (Fig. 492 ©). Eine natürliche Eintheilung der Ammoniten nach der Form und Berippung der erwachsenen Schale ist undurchführbar. Unter Zuhilfe- nahme der Merkmale der ersten Scheidewand und des allgemeinen Cha- rakters des Lobenbaues gelingt aber eine wie es scheint natürliche Gruppirung in die beiden Stämme der Latisellati und Angustisellati, den Goniatitenfamilien der Anarcestinae und* Mimoceratinae entsprechend. Wenn auch vielleicht die Angustisellati eine latisellates Stadium durch- gemacht haben, so scheint dasselbe rasch überwunden worden zu sein. Latisellate Schalen verschwinden mit dem Ende der Triasformation fast vollständig, nachdem sie z. Th. trachyostrak geworden sind und Nebenformen gebildet haben; die Angustisellati sind in der Trias zum grössten Theil noch glattschalig, werden aber im Jura und in der Kreide fast durchgängig trachyostrak. Die Familienmerkmale finden sich, soweit sie sich in wenigen Worten angeben lassen, auf nachfolgender Tabelle zusammengestellt: I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 401 Br Dange | Aussenseite Verzierung Nena: Familien Wohn- | der der Seitenloben | Hilfsloben | £,,men > Schale Schale kammer Sn. Se 7 spärlich, Trachyostraci: Kar einfache oder | wenn zahl- = BE i ” En gespaltene E reich sehr be- 1) Ceratitidae Hz £ N Se Rippen, meist | 1 eder 2 | yiel kleiner | kannt Trias Kan ekielt Knoten als die eniEi Seitenloben = an = $ = [> ee rundet Ne RE 2 2) Tropitidae er ERS % meist Spalt- At, spärlich unbe- |, © Perm — Trias la haufig ge | rippen | 1.oder'2 und klein | kannt = Br re mL | || & Leiostraci: [ungerippt, selten zahlreich, : 1 A \ Nache Falten; e den Seiten- - 3) Arcestidae ll Bann Varices 2 loben ähn- | dit. Perm — Trias häufig lich — = = — ——— —— — — _ _ _ Serratiformes: zugeschärft,| eluu aner a meist 3 mit | ' 4) Pinacoceratidae| "/2.—/4 selten de Adventiv- | zahlreich dit. Perm — Trias gerundet Hacken Rippen loben mässig zahl- ? 5) Oladiseitidae breit glatt oder mit e s reich, den R Trias L gerundet Spiralstreifen Zuulerz> Seitenloben au | ähnlich Linguatiformes: geranceh, glatt oder mit massig Fon 6) Ptychitidae 3 selten zuge- | "Auchen, ein- | 2, selten 3 | Zeich, den dit. ERREGT schärft oder| „chen Ri = Seitenloben Perm — Trias gekielt uam INN ähnlich „ Ei fi ist zuge- meist ungerippt i 2, oft mit | P 7) Amaltheidae en) Lelen 5 = gerippt,| =) antiy. zahlreich bis R B Jura u. Kreide) ”13 A er an AG fast fehlend| it. = g © " 2 — — = —— u Lanceolatifor- neerinpime zahlreich, E mes: a End er. den Seiten- . ® $) Phylloceratidae = it en menu loben ähn- dit 5 Perm — Kreide ee lich e: | meist nur ge- 0) Zytoceratidae En Ne Zum. 7. ze 2.3) $ mi ippen oder s angedeutet, Fi ee eide Is—/A (1) gerundet Kanten Ein 2 der Regel häufig erunr) schnürungen fehlend | häufig | meist spär- 10) Acgoceratidae | gerundet, |gehr mannigfach [ek rsungder | Jura u. Kreide al zugeschärft, verziert, selten | 2, selten 1 | Regel ein | nanfig (? Tertiär) gefurcht elatt- = Suspensiv- = ‚ oder gekielt Br | lobus ent- wickelt J A. Latisellati. Die erste Scheidewand mit einem relativ breiten Aussensattel (Fig. 481). Loben unterzählig oder vollzäblig. Hilfsloben entweder spärlich 4 al ” Fig. 451. Embryonalblase eines lJatisellaten Ammonoiden (Goniatites diadema G#.). A von der Seite, B von oben (gegen die Bauchseite), € von vorn. s! = Sipho; a» = Nabel; es = Aussensattel. Steinmann, Paläontologie. 36 409 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. oder, wenn zahlreich, sehr klein oder den Seitenloben ähnlich. Perm und Trias, vielleicht noch im Lias. { Unterabtheilung I. Trachyostraei. Schale meist mit Rippen und Knoten verziert. Hilfsloben meist spärlich. 1. Fam. Ceratitidae. Schale durchgängig mit. einfachen oder gespaltenen Rippen und meist mit einer oder mehreren Reihen von Knoten verziert. Einschnürungen und Varices fehlen. Wohnkammer !/y—®/, Umgang einnehmend, selten von der übrigen Schale abweichend. Lobenlinie unterzählig oder vollzählig, 1. Th. noch goniatitisch, meist nur mit gezähnten Loben, bei den jüngeren Formen auch mit gezähnten Sätteln. Aussenlobus weniger tief als der erste Seitenlobus. Mittelsattel klein und meist schmal. Hilfsloben fehlend oder sparsam, wenn zahlreich, sehr klein. Die Familie schliesst an die im Perm noch vorhandene Goniatiten- Gruppe der Carbonarii (Gastrio- ceras — p. 393) mit unterzähligen Loben an; sie ist ausschliesslich triadisch. a. Rippen und Knoten am Nabelrande am stärksten. Knoten- reihen nie zahlreich. Sättel fast nie zerschlitzt. Die beiden Aeste des Aussenlobus meist /A-förmig nach hinten diver- girend (Fig. 482 Bel). Ceratitinae. Dinarites Mojs. Schale scheibenförmig, weit genabelt. Die Quer- rippen sind am Nabelrande am stärksten und dort häufig geknotet. Loben unterzählig bis vollzählig, ganzrandig oder schwach gezähnt. Sättel ganz- randig. Hilfsloben fehlen. In der ältesten Trias Nordsibiriens und in der alpinen Trias (Werfener Schichten — Karnische Stufe). D. spiniplicatus Mojs. Unterste Trias. Olenekmündung. D. Liccanus v. Hau. Werfener Schichten. Südalpen, Kroatien. D. Avisianus Mojs. Norisch.) » Süd: - D. Eduardi Mojs. Karnisch. | LaeıpeL, Ceratites d. Haan (Fig. 182, 483). Schale scheibenförmig mit mehr oder weniger offenem Nabel. Skulptur meist stärker als bei der vorigen Gattung: Spaltrippen und oft mehrere (2—3) Knotenreihen. Mundrand an der Aussenseite vorgezogen. Loben vollzählig, mit wenigen, selten zahl- 483 A). Loben mehr oder reichen und dann sehr kleinen Hilfsloben (Fig. weniger stark gezähnt. Sattelenden gerundet, ganzrandig, selten fein ge- zähnt. Von der vorigen Gattung nicht scharf geschieden. In der älteren Trias weit verbreitet. Nordsibirien, Kirgisensteppe, Himalaya, Japan, Europa, Spitzbergen, in den Alpen und im germanischen I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 403 Triasbecken, hauptsächlich im Muschelkalk, seltener in der nori- schen Stufe (Lettenkohle). 1. Mit wenigen Hilfsloben. C. Middendorfi Keys. Unterste Trias. Olenekmündung. C. laqueatus Lindstr. Muschelkalk. Spitzbergen. C. binodosus Hau. (Fig. 482 B). Leitfossil für die untere Abtheilung des südalpinen Muschelkalkes. C. antecedens Beyr. Unterer Muschelkalk. Nord- und Süddeutschland. Fig. 482. A Ceratites trinodosus Mojs. Fig. 483. Ceratites nodosus d. Haan. Oberer Muschelkalk. Muschelkalk. Bakony. Schale von Wolfenbüttel. A vollständige Schale von der Seite. Der Mund- der Seite. (Die dritte, nabelständige rand (mr) ist auf der Au e vorgezogen, gegen den Rücken Knotenreihe ist bei grossen Exem- zu ausgebuchtet. rk ere Knotenreihe, B dieselbe von plaren verschwunden.) B C. binodo- vorn. Die Sättel (ss, ssı, ss2, »s) sind ganzrandig, die Loben sus Hau. Lobenlinie, die geringe (el, slı, si2, hl) gezähnt. Zahl der Hilfsloben (kl) und den A\-förmig gespreizten Aussenlobus (el) zeigend. C. trinodosus Mojs. (Fig. 482 A). Leitfossil für die obere Abtheilung des Muschel- kalkes in den Nord- und Südalpen, Bosnien. C. Hantkeni Mojs. Norisch. Südalpen. Bakony. 2. Mit zahlreichen Hilfsloben. C. nodosus d. Haan (Fig. 483). Leitend für die mittlere Abtheilung des oberen Muschelkalkes »N odo- suskalk«) des germanischen Triasbeckens. C. semipartitus v.B. Nimmt im oberen Muschel- kalk ein etwas höheres Lager ein als €. nodosus (»Se- mipartitus-Schichten«). C. Schmidi Zimm. Lettenkohle. Thüringen. h Arpadites Mojs. (Fig. 484). Von Ceratites wesentlich nur durch den schmäleren Mün- e NE . ; Fig. 484. Arpadites Manzonüi dungsquerschnitt und die jederseits von einem pn. Nor Beine, Tomberdet Schale von der Seite, mit einge- Kiele eingefasste Aussenfurche unterschieden, zeichneter Lobenlinie, 26* 404 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. aber nicht scharf davon getrennt. In der norischen Stufe der Süd- alpen, des Bakony und Japans; seltener auch noch in der karnischen. A. Arpadis Mojs. Norisch. Südalpen, Bakony. A. Manzoni Ben. (Fig. 484). Norisch. Lombardei. b. Rippen und Knoten gegen den Aussenrand besonders stark. Knotenreihen oft zahlreich, Sättel oft ringsum gekerbt. Die beiden Aeste des Aussenlobus convergiren meist \/-förmig nach hinten (Fig. 486 C el). Tirolitinae. Tirolites Mojs. (Fig. 485). Schale flach, weit genabelt. Die Rippen gegen aussen am stärksten und dort oft mit Knoten versehen. Loben unterzählig, goniatitisch oder schwach Trias, hauptsächlich in den Wer- fener Schichten, selten jünger (Kar- nische Stufe). gezähnt. Sättel ganzrandig. Alpine T. Cassianus Qu. (Fig. 485). Werfener Schichten. Südeuropa, Astrachan. T. Smiriagini Auerb. Werfener Schichten. Südeuropa, Astrachan. Trachyceras Laube (Fig. 486). Schale mässig weit oder eng gena- belt. Seiten gewölbt. Rippen meist gespalten und mit mehreren Knoten- Fig. 485. Tirolites Cassianus Qu. Werfener reihen verziert. Aussenseite oft se- Schichten. Campil, Dolomitalpen. A Schale von Ale T- en der Seite, B von vorn. € Lobenlinie, den schwach furcht. Loben v ollzählig, zuweilen gezähnten Seitenlobus (s/ı) und den flachen Aussen- oa ((D) orane ein Hilfslobus. Die Sättel bei den geologisch jüngeren Formen gekerbt. Mittelsattel. schmal. Leitend für die norische und karnische Stufe Alpen, Bakony, Spanien, Nevada‘. Tr. Reitzi Boeckh. Leitend für die untere Abtheilung der norischen Stufe. Süd- alpen, Bakony. Tr. Archelaus Laube (Fig. 486).) Leitend für die obere Abtheilung der norischen Tr. doleriticum Mojs. | Stufe. Südalpen, Bakony. Tr. hispanieum Mojs. Norisch. Spanien. Tr. Whitneyi Gabb. Norisch. Nevada. Tr. Aon Mnstr. Leitend für die untere Abtheilung der karnischen Stufe. Tr. furcatum a Südalpen, Bukowina. Tr. Basileus Mnstr. Karnisch (Cassianer Sch.). Südalpen. Tr. Aonoides Mojs. Leitend für die obere Abtheilung der karnischen Stufe in den Nord- und Südalpen. ec. Rippen meist über die Aussenseite fortsetzend. Lobenlinie nur z. Th. gezähnt, meist goniatitisch. Kleine, weitgenabelte oder ausgerollte, schnecken- oder stabförmige Schalen (Fig. 487). Norische— Rhätische Stufe der Alpen. Clydonitinae. I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 405 Choristoceras Hau. Fig. 487). Die letzte Windung von den früheren abgelöst. Die einfachen Rippen an der Aussenkante geknotet. Seiten- lobus zweispitzig. Rhätische Stufe der Nordalpen. Ch. Marshi Hau. (Fig. 487). Ch. rhaeticum Gü. J Rhältische Stufe. Nordalpen. Fig. 487. Choristoceras Marshi Hau. Rhätische Stufe. zkammergut. Die letzte Windung ist von den früheren abgelöst. !/ı. Fig. 486. Trachyceras Archelaus Laube. Norisch. Bakony. 4 Schale von der Seite, 3 von vorn. © Lobenlinie mit 2 Seitenloben (slı, s/2), gekerbten Sätteln (es, ssı) und schmalem Mittelsattel (ms). 2. Fam. Tropitidae. Wohnkammer 11/,—1!/; Umgänge lang. Schale mit einfachen oder gespaltenen, häufig geknoteten Rippen verziert. Aussenseite meist mit Kiel oder Furche. Lobenlinie z. Th. schon bei den permischen Formen zerschlitzt und vollzählig, bei den jungtriadischen vielfach reichlich ver- ästelt. Hilfsloben spärlich. Mittelsattel klein und meist unverziert. Diese Familie geht aus der Goniatiten-Gruppe der Carbonarü, insbesondere aus den schon früh stark verzierten Formen wie Pericyclus hervor; sie ist im Perm und in der Trias durch eine Reihe von Gattungen ver- treten. Acrochordiceras Hyatt. Schale mit breit gerundetem Querschnitt. Die zu je 3 am Nabel entspringenden und z. Th. daselbst geknoteten Rippen setzen über die gerundete Aussenseite fort. Loben unterzählig bis fast vollzählig, gezackt. Sättel ganzrandig oder gekerbt. Bezeichnend für den Muschelkalk in den Südalpen, Bosnien, Schlesien, Nevada. A. Damesi Nötl. Unterer Muschelkalk. Bosnien, Niederschlesien. A. Carolinae Mojs. Oberer Muschelkalk. Nordalpen. 406 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5.. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. Tropites Mojs. (Fig. 488). Schale aufgeblasen oder scheibenförmig. Wohnkammer oft ausgeschnürt. Die gespaltenen und meist geknoteten tippen auf der Aussenseite durch einen Kiel unterbrochen. Loben voll- zählig, stark zerschnitten, die Sättel baumförmig verästelt, ihre Stämme breit. Hilfslobus klein. Obere Trias des Salzkammergutes. Tr. subbullatus Hau. (Fig. 488). Bezeichnend für die untere Abtheilung der kar- nischen Stufe im Salzkammergute. N) sl Fig. 485. Tropites subbullat«s Hau. Karnisch. Salzkammergut. A Schale von vorn, die ausgeschnürte Wohnkammer zeigend. 2 dieselbe von der Seite. C die stark zerschlitzte Lobenlinie. Celtites Mojs. Rippen der weitgenabelten Schale meist einfach nach vorn geschwungen, auf der glatten Aussenseite fehlend. Loben goniatitisch (Paraceltites) oder schwach gezähnt. Sättel ganzrandig. Vom Perm bis in die karnische Stufe, vielleicht noch im Lias. C. (Paraceltites) Hoeferi Gemm. Perm. Sicilien. C. epolensis Mojs. Norisch. Südalpen, Bakony. Unterabtheilung II. Leiostraci. Schale im Allgemeinen glatt. Loben und Sättel meist stark zerschlitzt. Die meist zahlreichen Hilfsloben den Seitenloben ähnlich. 3. Fam. Arcestidae. Schale im Allgemeinen glatt, zuweilen mit feinen Querstreifen oder flachen, niemals gespaltenen Rippen. Varices häufig. Wohnkammer 1 bis 11/; Umgänge einnehniend, häufig geknickt oder ausgeschnürt. Mundrand I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 407 oft verdickt und die Aussenseite verschmälert oder verbreitert, meist auf der Aussenseite vorgezogen, selten an den Seiten eingebogen. Perm und Trias. Diese Familie ist im Perm bereits mit ammonitischen Loben ausgestattet, goniatitische Formen reichen aber bis zum Schluss der Triasformation. a. Lobenlinie mit brachyphyller-Entwicklung (Fig. 489, 490). Arcestinae. Sphingites Mojs. Schale weit genabelt. Umgänge langsam an- wachsend, nur mit Wülsten und Einschnürungen. Im Uebrigen wie Ar- cestes. Die ältesten Formen aus der unteren Trias besitzen nur | Seiten- lobus und unzerschlitzte Sättel (Prosphingites). Trias. Sph. (Prosph.) Czekanowskii Mojs. Unterste Trias. Olenekmündung. Sph. Meyeri v. Kl. Karnische St. Nord- und Südalpen, Bukowina Fig. 489. Arcestes gigantogaleatus Mojs. Norisch. Salzkammergut. A Schale von der Seite, B von vorn. Die gegen aussen zusammengedrückte, mit schwachen Querstreifen verzierte Wohnkammer allein sichtbar. Mundrand gegen innen zu verdickt, mit schwachem Trichterausschnitt. Arcestes Suess. (Fig. 489, 490). Schale eng- oder nicht genabelt, aufgeblasen bis fast kugelig. Aussenseite gerundet, auf der abweichend gebildeten Wohnkammer zuweilen zugeschärft oder abgeplattet. Ver- zierung fehlend oder in einfachen Querstreifen oder flachen Rippen bestehend. Lobenlinie bei den per- mischen Arten noch wenig, bei den triadischen sehr stark zerschlitzt. Fig. 490. Arcestes subtridentinus Mojs. Norisch. & Bakonyer Wald. Lobenlinie. Die Sättel sind nicht Loben gegen innen langsam an zweitheilig wie bei Joannites (Fig. 492). Grösse abnehmend. Aussenlobus am tiefsten, Aussensattel am höchsten. Mittelsattel stark zerschlitzt, hoch. Im Perm, besonders häufig in der oberen Trias der Alpen, Galifor- niens, des Himalaya und Spitzbergens. h | sl, "7 A 1 Fir 408 . anliquus Waag. Perm, Östindien. I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. . Bramantei Mojs. Muschelkalk. Nord- und Südalpen, Bosnien. . extralabiatus Mojs. Muschelkalk. Nordalpen, Bosnien. 1 1 1 A. subtridentinus Mojs. (Fig. 490).] 1. Boeckhi Mojs. J A. gigantogaleatus Mojs. (Fig. 489). 1. subumbilicatus Br. 1. intuslabiatus Mojs. | 1. bicarinatus v. Mü. 1 1 A. Ausseanus Hau. | Norisch. Norisch. Südalpen, Bakony. Nordalpen. Karnisch. Nord- und Südalpen. 4. Gaytani Kl. Karnisch. Nord- und Südalpen, Bukowina. b. Lobenlinie mit phylloider Entwicklung (Fig. 4941—493). Joannitinae. Cyelolobus Waag. (Fig. 491). Schale stark eingerollt, enggenabelt. mit niedergedrückten Windungen. Oberfläche mit Einschnürungen und feinen Querstreifen. Lobenlinie bogenförmig, zuweilen mit 2 kleinen Ad- ventivloben, nicht sehr stark zerschlitzt. Hilfsloben mehr oder weniger zahlreich. Im Perm ÖOstindiens und Siciliens. C. Oldhami Waag. Perm. Ostindien. Mit Adventiv- und zahlreichen Hilfsloben. C. ©. (Waagenoceras) Mojsisovicsi Gem. 491. Sieilien. wulst, Cyelolobus Stachei Gem. Perm. (Waagenoceras) Stachei Gem. (Fig. 491).] Perm. Sieilien. Ohne Adventiv- und J mit wenigen Hilfsloben. ig. 492. Joannites Joannis- Austrine Kl. h (Cassianer Schichten). Ein Theil der Lobenlinie, um den b« zu zeigen. A Schale von der Seite, B von hinten, ı © Lobenlinie. Joannites Mojs. Fig. 492). Schale enggenabelt, aber flach und glatt. Steinkern mit bogenförmigen Furchen. Lobenlinie bogig, stark zerschlitzt. ohne adventive Elemente, von Arcestes durch die tiefe Zweitheilung der Sättel (x) unterschieden. In der norischen, besonders aber in der karnischen Stufe der alpinen Trias. J. cymbiformis Wulf.) K J. Klipsteini Mojs. J. Joannis-Austriae Kl. (Fig, / arnisch. Nord- und Südalpen. 2). Karnisch. Nord- und Südalpen. Bukowina. Kar- St. Cassian, Südtirol, »n Verlauf derselben, die Zweitheilung (x) des Aussensattels (es} und den hohen und reich verzierten Mittelsattel (ms) = Schalen- I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 409 Popanoceras Hyatt (Fig. 493). Schale enggenabelt oder ungenabelt, ohne Furchen oder Varices. Die Schlusswindung oft abweichend gestaltet. Oberfläche mit $-förmiger Streifung, die auf der Aussenseite stark nach rückwärts biegt. Lobenlinie gerade oder schwach gebogen, wenig zer- schlitzt; Sattelenden breit, blattförmig. Im Perm des Urals und Siciliens; nahe verwandte, aber dureh das Fehlen des Triehterausschnittes unter- schiedene Formen in der älteren Trias (Muschelkalk) Spitzbergens. P. Sobaleskyanum d. Vern. Perm. Ural. P. multistriatum Gem. (Fig. 493).) PermeSicilie ; » Perm. Sicilien. | & P. clausum Gem. ni 4 sle slı el De sl, sl, el“ sh Fig. 493. Popanoceras multistriatum Gem. Perm. Fig. 494. Lobites pisum Mnstr. Karnische Stufe Sieilien. A Schale von der Seite, B von hinten. (Cassianer Sch.). St. Cassian, Südtirol. A Schale € Lobenlinie. £ = Trichterauswölbung. von der Seite. B von vorn, die kuapuzenförmig vorgezogene Mündung zeigend.. € Lobenlinie. c. Lobenlinie goniatitisch. Sättel an der Basis verschmälert. Hilfsloben spärlich (Fig. 494). Lobitinae. Lobites Mojs. (Fig. 494). Kleine, involute Schalen mit abweichender Schlusswindung; letztere hinter der Mündung oft eingeschnürt. Ober- fläche glatt oder schwach quergefaltet. Mundrand auf der Aussenseite meist kapuzenartig vorgezogen. Seitensätltel oft abwechselnd hoch und niedrig. Loben gerundet oder spitz. Norische und karnische Stufe der alpinen Trias. L. pisum Mnstr. (Fig. 494). Karnisch. Nord- und Südalpen. L. delphinocephalus Hau. Karnisch. Nordalpen. B. Angustisellati. Die erste Scheidewand mit einem relativ schmalen Aussensattel und mit mehr oder minder ausgeprägten Seitensätteln (Fig. 195 ss). Loben voll- zählig oder überzählig, meist mit Hilfs- und häufig mit Adventivloben, nur bei den ältesten Formen noch mehr oder weniger goniatitisch. Schale 410 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. glatt oder verziert. Vom Perm bis in die jüngste Kreide (?Alt- tertiär). Nach dem allgemeinen Charakter der Loben, wie er schon bei den goniatitischen Vorfahren sich ausdrückt, theilen wir die Angustisellati in folgende 3 Gruppen: I. Serratiformes. Loben und Sättel zahl- reich, an der Spitze verschmälert. Adventive Ele- mente fast immer vorhanden. Schalenskulptur Fig. 495. Embryonalblase eines angusi- fehlend oder schwach. Perm und Trias. sellaten Ammoniten (Coeloceras crassum Ba) von vorn. si = Sipho; n = Na- II. Linguatiformes. Loben mehr oder rel; es = Ausse tel ; = Seiten- e n : N sattel; is — Innensattel; sı — Seiten- weniger zahlreich, gerundet, in der Kreide z. Th. lobus; il! = Innenlobus. mit adventiven Elementen. Lobenentwicklung brachyphyll. Aussenlobus oft wenig lief, so dass Mittel- und Aussensattel nicht scharf geschieden. Wenn der Aussenlobus tief, leiten meist die zugeschärfte oder gekielte, häufig gekerbte Aussenseite und die an der Aussenseite stark nach vorn geschwungenen Rippen. Mundrand mit schmalem Aussenfortsatz. Einschnürungen der Schale fehlen. Perm — Obere Kreide. III. Lanceolatiformes. Loben und Sättel meist baumförmig verästelt und zerschnitten, ihre Entwicklung phylloid (Sattelenden häufig blattförmig). Schale glatt oder mannigfaltig verziert, oft mit Einschnürungen. Mundrand abgestutzt oder aussen und an der Seite vorgezogen. Nebenformen häufig. Perm — Obere Kreide. I. Serratiformes. 4. Fam. Pinacoceratidae. Schale flach scheibenförmig, meist unverziert. Nabel eng. Aussen- seite schneidend oder mit 2 Kanten, selten gerundet. Loben überzählig, zahlreich. Aussensattel sehr breit oder sehr hoch, häufig in adventive Elemente aufgelöst. Perm und Trias. Diese Familie schliesst sich an die Goniatiten-Gruppe der Serrati (Beloceras — p. 396) an. Medlicottia Waag. (Fig. 496). Schale hochmündig, flach. Aussen- seite mit 2 Kielen, welche eine Furche einschliessen. Von dem hohen quergetheilten Aussensattel beginnen sich adventive Elemente abzuspalten. Loben und Sättel mit wenigen Einschnitten. Zahlreiche Hilfsloben. Perm Östindien, Ural, Sieilien). M. primas Waag. Perm. Ostindien. M. Orbignyi Vern. Perm. Ural. M. Trautscholdi Gem. (Fig. 496). Perm. Sicilien. Bei der nahestehenden Gattung Sageceras Mojs. ist der Aussensattel in zahl- reiche Adventivsättel aufgelöst. Die Loben sind zweispitzig, die Sättel ganzrandig. Perm — Karnische Stufe. S. Haidingeri Hau. Karnisch. Nordalpen. I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 411 Formen mit schwach entwickelten Adventivloben und goniatitischer Lobenlinie treten im germanischen Röth und Muschelkalke auf — Beneckeia Mojs. B. tenuis Seeb. Oberer Buntsandstein. B. Buchi Alb. Unterer Muschelkalk. Pinacoceras Mojs. (Fig. 197). Schale aussen meist zugeschärft, selten gerundet, abgeplattet, gefurcht oder gekerbt. Lobenlinie stark zerschlitzt mit zugespitzten Seitenloben und -Sätteln. Die Adventiv- und Hilfssättel meist breit und zweitheilig. In der alpinen Trias vom oberen Mu- schelkalke bis in die karnische Stufe. Diepermischen Vorläufer B 4 hl sl, sl, sl, el Fig. 496. Medlicottia Trautscholdi Gem. Perm. Sieilien. A Schale von der Seite, B von hinten. AR = Aussenfurche, von 2 Kielen eingefasst. C Lobenlinie. k—k = Kiellinie. Von dem hohen, quergetheilten Aussensattel (es) zweigt sich ein kleiner Adventivsattel ab. Fig. 497. Pinacoceras parma Mojs. Norisch. Salzkammergut. A Schale von der Seite mit einge- tragener Lobenlinie; die starke Zerschlitzung, derselben bei der Reduction nicht erkennbar. B Schale von vorn. — Propinacoceras Gem. — zeichnen sich durch geringere Zertheilung der Lobenlinie, unvollkommene Individualisirung der adventiven Elemente und durch ihre breite, gekerbte Aussenseite aus. P. (Prop.) Beyrichi Gem. Perm. Sieilien. P. Metternichi Hau. Sr 2 = Dr \ Norisch. Salzkammergut. P. parma Mojs. (Fig. 497). | P. Layeri Hau. Karnisch. Salzkammergut. Anhang: 5. Fam. Cladiscitidae. Eine geringe Zahl triadischer Ammoniten, deren Ausgangspunkt unter den Go- niatiten noch nicht mit Sicherheit festgestellt ist, gehört in diese Familie. Die Wohn- kammer der glatten oder mit Spiralstreifen verzierten Schalen beträgt 1 Umgang. Die Schale ist ungenabelt mit breiter, gerundeter Aussenseite. Einschnürungen und Varices fehlen. Lobenlinie reichlich zerschlitzt, ähnlich wie diejenige von Joannites (p- 408), jedoch nicht gebogen. 412 1. Thierreich. — VII, Mollusca, — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea, Die Sättel der älteren Formen endigen einblättrig, die der jüngeren sind tief zweitheilig. Cladiscites Mojs. (Fig. 498). Vom Muschelkalk bis in die karnische Stufe der Alpen. b Fig. 498. Cladiscites tornatus Br. Norisch. Salzkammergut. 4A Schale von der Seite, 3 von vorn. NB. Die Spiralstreifung der Schale ist auf der Zeichnung nicht hinreichend deutlich. Cl. tornatus Br. (Fig. 498). \ Cl. multilobatus Br. J Cl. subtornatus Mojs. Karnisch. Salzkammergut. Norisch, Salzkammergut. II. Linguatiformes. Die hierher gerechneten Ammoniten unterscheiden sich von den Serratiformes sowohl durch den allgemeinen Charakter der Lobenlinie, als auch durch die mehr oder weniger deutlich hervortretende Verzierung der Schale, durch Faltenrippen in der Trias, durch sichelförmig nach vorn geschwungene Streifen oder Rippen in jüngeren Formationen. Von den Lanceolatiformes des Jura und der Kreide sind sie oft nicht leicht zu unterscheiden; immerhin geben entweder der breite Mittelsattel oder die scharfe Vorbiegung der Rippen oder der scharfe, häufig gekerbte Kiel und der schmale Aussenfortsatz des Mundrandes brauchbare Unterschei- dungsmerkmale ab. Zudem sind häufig Adventivloben vorhanden und bei vielen Arten der Kreide findet ein Rückgang der Lobenlinie in das ceratitische oder gar goniatitische Stadium statt »Kreideceratiten«. 6. Fam. Ptychitidae. Schale meist flach, glatt oder mit Faltenrippen, selten mit Stacheln versehen. Aussenseite gerundet oder gekielt. Aussenlobus meist wenig tief. Lobenlinie voll- oder überzählig. Perm und Trias. I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 413 Xenodiseus Waag. Schale flach, an der Aussenseite abgeplattet oder gerundet, glatt oder mit schwachen Falten. Lobenlinie mit ganzrandigen Sätteln und gezähnten Loben. Hilfsloben schwach. Perm und tiefste Trias. N. carbonarius Waag. Perm. Ostindien. N. Schmidti Mojs. Unterste Trias. Sibirien. 4A N, applanatus Hy. Unterste Trias. Idaho. Gymnites Mojs. Wesentlich nur durch die ammonitische Zerschlitzung der Lobenlinie und die schärfere Individualisirung der zu einem Nahtlobus sich herabsenkenden Hilfs- loben unterschieden. Muschelkalk und no- rische Stufe (Alpen, Ostindien). G. incultus Beyr. Oberer Muschelkalk. Nordalpen, Bosnien. Ptychites Mojs. (Fig. 499). Schale enggenabelt, Aussenseite gerundet, an der Mündung vorgezogen. Die Seiten mit flachen, schwach geschwungenen Fal- ten verziert. Aussensattel wenig tief ge- theilt, meist niedriger als der erste Sei- tensattel. Hilfsloben vorhanden. Haupt- Fig. 499. Ptycnites gibbus Ben. Oberer R Muschelkalk. Prezzo, Judicarien. A Schale sächlich im Muschelkalk, seltener in von der Seite. 2 Lobenlinie. Der Aussen- n NE: sattel (es) ist weniger hoch als der erste der norischen Stufe (Europa, Spitz- Seitensattel (ss); der Aussenlobus (el) sehr . ö seicht; # = Rückenkante. bergen, Ostindien). P. trochleaeformis Lindstr. sp. Muschelkalk. Spitzbergen. P. dux Gieb. Unterer Muschelkalk. Norddeutschland. P. gibbus Ben. (Fig. 499). Oberer Muschelkalk. Nord- und Südalpen, Bakony. P. flexuosus Mojs. Oberer Muschelkalk. Nordalpen, Bakony. 7. Fam. Amaltheidae. Die Amaltheidae sind wahrscheinlich die Nachkommen der triadischen Ptychitidae; die vermittelnden Glieder aus der obersten Trias und dem untersten Jura sind freilich noch unbekannt. Bei den ältesten Amal- theen zeigt der Aussensattel und Aussenlobus auffallende Aehnlich- keit mit den gleichen Bildungen der älteren Familie. Auch der linguati- forme Charakter der Loben, der oft in einer aulfallenden Breite der Sättel seinen Ausdruck findet, bleibt häufig erhalten. Die Aussenseite der Schale schärft sich in der Regel zu einer Schneide zu, die nicht selten durch die an ihrem äusseren Ende stark nach vorn geschwungenen Falten und Rippen gekerbt wird. Der Vorbiegung der Rippen entspricht ein schmaler Aussenfortsatz der Mündung, während seitliche Fortsätze fehlen. Eine ähnliche Beschaffenheit der Aussenseite und des Mundrandes zeigen eine Reihe von Formen, die durch niedrigen Schalenquerschnitt, weiteren 414 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. Nabel, starke, meist gespaltene und oft geknotete Rippen von den echten Amaltheiden abweichen (Cardioceras, Schloenbachia). Ihre Zugehörigkeit zu dieser Familie ist nicht unbestritten, jedoch wahrscheinlich. Die Amaltheidae treten in gewissen Horizonten des Jura und der Kreide recht häufig, aber ziemlich unvermittelt auf, wodurch die Ver- folgung der Formenreihen sehr erschwert wird. A. Echte Amaltheidae. (Schale hochmündig, meist glatt). Amaltheus Mıf. (Fig. 500— 503). Schale scheibenförmig, enggenabelt, glatt oder schwach berippt, seltener mit Knoten verziert. Loben vollzählig, zuweilen unterzählig. Hilfsloben und häufig Adventivloben vorhanden. Fig. 500. Amaltheus (Oxymoticeras) oxynotum Qu. Fig. 501. Amaltheus margaritatus Brug.. Mittlerer Unterer Lias (3). Schwäbischer Jura. Schale von Lias. Schale von der Seite, den gekerbten Kiel vorn und von der Seite. 1. zeigend. Uebergangsform zu A. (Pleuroceras) co- status Brug. (Seitenknoten entwickelt). Yı. Bei den geologisch jüngeren Formen geht die Zerschlitzung der Loben- linie zurück und nimmt wieder einen ceratitischen oder gar goniatitischen Charakter an. Wesentlich nach dem Charakter der Lobenlinie lassen sich folgende 3 Gruppen unterscheiden: 1. Oxynoti. Aussenlobus breit. Loben nach vorn weit geöffnet, nach hinten gerundet. Sättel breitstämmig, wenig tief zerschlitzt. Aussenseite meist mit scharfem, aber ungekerbtem Kiel, selten gerundet (Fig. 500). a. Ohne deutlich gesonderte Adventivloben. Lobenlinie am- monitisch (Fig. 500) Oxynoticeras. Unterer Lias— Neocom. 0. oxynotum Qu. (Fig. 500). Leitfossil für die mittlere Abtheilung des Lias (2) in Mitteleuropa. 0. serrodens Qu. Oberer Lias (£). Mitteleuropa. 0. Stauffense Opp. Unterer Dogger (3). — Mitteleuropa. 0. catenulatum Fisch. IN 5 Re ( 'e Wolga-Stufe. ssland. amd. | Obere Wolga-Stufe. Russland 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 415 b. Mit mehr oder minder zahlreichen Adventivloben. Loben- linie ammonitisch bis fast ceratitisch Sphenodisceus. Obere Kreide. Sph. lentieularis Ow. (Fig. 502). Oberste Kreide, Europa, Nordamerika (? Eocän). 2. Fissilobati. Loben tief, nach vorn sich verengend. Sättel tief zer- schlitzt. Kiel scharf und auf dem Luftkammertheile hohl, oder gekerbt. Fig. 502. Sphenodiscus lenticularis Owen. Obere Kreide (Fox Hills group). Upper Missouri. A Schale von der Seite mit eingezeichneter Lobenlinie.e 3 Dänische Stufe. Limburg. Ansicht des Querbruches der Schale. p = Projection des vorhergehenden Umganges; al = Adventivloben. a. Ohne deutlich gesonderte Adventivloben. Lobenlinie stark zerschlitzt. Amaltheus s. str. Mittlerer Lias— Neocom. A. ibex Qu. Zonenammonit des Lias (y). Mitteleuropa. 4. margaritatus Brug. (Fig. 504). Zonenammonit des unteren Lias (d). Mittel- europa. vol Fig. 503. Buchiceras Ewaldi v. B. Unteres Senon (Coniacien). Dep. du Dröme. A gekammerter Steinkern von der Seite, B von vorn. kn = die schwachen Knoten des Aussenrandes. Ein Ast des Aussenlobus (el) theilt vom breiten Aussensattel einen Adventivsattel (x) ab. Die Lobenlinie ist cera- titisch mit Ausnahme des schwach getheilten Adventivsattels. A. (Pleuroceras) costatus Brug. Zonenammonit des oberen Lias (d). Mitteleuropa. A. Truellei d’Orb. Mittlerer Dogger. |, ,,. x N "opa. A. pustulatus Ziet. Callovien. J ats ropL 416 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cepbalopoda. Ammonoıdea. b. Mit mehr oder minder zahlreichen Adventivloben. Placenticeras (Fig. 502). Untere und obere Kreide (? Eocän). P. ? clypeiformis d’Orb. Neocom. Mittel- und Südeuropa. P.? Nisus d’Orb. Aptien. Mitteleuropa. P. syrtalis Mort. Senon. Europa, Indien, Nordamerika. P. placenta Dek. Oberste Kreide. Nordamerika. 3. Ceratitiformes. Hierher werden die ceratitischen und goniatitischen Formen der beiden Gruppen gerechnet und als Buchiceras bezeichnet. Obere Kreide. B. Vibrayei d’Orb. Cenoman. Frankreich. B. Syriacum v. B. Turon. Syrien. B. Ewaldi v. B. (Fig. 503). Unterer Senon. Südfrankreich. B. Tissoti Bayle. Senon. Nordafrika, Peru. B. Niedrigmündige, rauhschalige Amaltheidae. Zu wiederholten Malen entwickeln sich aus den glattschaligen oder schwach be- rippten, hochmündigen echten Amaltheen trachyostrake Schalen mit niedrigem Win- dungsquerschnitt, z. B. A. costatus Brug. (Pleuroceras) aus A. margaritatus Brug. im mittleren Lias, A. pustulatus Ziet. aus der Truelli- Gruppe im Callovien. Von letzterer Gruppe scheint die Gattung Cardioceras Neum. (Fig. 504) abzu- zweigen. Schale mehr oder weniger weit genabelt, mit gespaltenen, zuweilen auch geknoteten, gegen die zugeschärfte oder gekielte, nie zugerundete Aussenseite nach vorn geschwungenen Rippen be- deckt, welche die Aussenseite kerben. Win- dungsquerschnitt herzförmig bis recht- Fig. 504. Cardioceras cordatum Sow. eckig. Mittelsattel breit. Hilfsloben wenig Unterstes Oxford. Vieil St. Remy, Ar- & en 5 R r dennen. Schale von der Seite. Die Rip- entwickelt. Hillssättel viel kleiner als die pen (r) spalten sich gegen die Aussenseite EN ” Q R und kerben dieselbe (k). Seitensättel. Unterer und mittlerer Malm. . Leitend für die Grenzschichten zwischen Callovien C. cordatum Sow. (Fig. 504 und Oxford in Mitteleuropa. C. alternans Buch. Oxford und Kimmeridge. Mitteleuropa. Schloenbachia Neum. (Fig. 505). Schale weiter genabelt als bei Car- dioceras. Aussenseite mit scharfem, selten gekerbtem Kiel, der am Mund- rande stielartig verlängert (f) und zuweilen zurückgebogen ist. Kräftige, meist gespaltene und häufig geknotete Rippen. Loben wenig stark verästelt, zuweilen fast ceratitisch. Ein einziger Hilfslobus. Untere, besonders aber obere Kreide. I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 417 Schl, eristata Del. Oberer Gault. Mitteleuropa. Schl. varicosa Sow. Oberer Gault. Mitteleuropa, Südamerika. Schl. inflata Sow. Leitfossil für die Grenzschichten zwischen Gault und Cenoman. Europa, Indien, Westafrika, Südamerika. Fig. 505. Schloenbachia Coupei Brgt. Cenoman. Rouen. 4A Schale von der Seite, B von vorn, k = Kiel; kn —= Seitenknoten; kn’ = Knoten der Aussenseite; f = stielartiger Trichterfortsatz. Schl. vari Sow. = Sa ee g ER \ Cenoman. Mitteleuropa. Schl. Coupei Bgt. (Fig. 505). J Schl. tricarinata d’Orb. Unterstes Senon. Europa, Indien. Schl. Texana Rö. Unterstes Senon. Europa, Nordamerika. III. Lanceolatiformes. Die Goniatiten-Gruppeder Lanceolati zeichnet sich durch lanzettförmige Sättel und Loben aus, welch’ letztere bereits in der Steinkohlenformation z. Th. zweispitzig zu werden beginnen (Pronorites — p. 395); der Win- dungsquerschnitt ist oval und die Oberfläche unverziert oder nur quer- gestreift. Diese Charaktere finden sich bei den alttriadischen Nachkommen bewahrt, nur die Lobenlinie hat eine stärkere Zerschlitzung erfahren. Während der Trias differenzirt sich der Stamm der Lanceolatiformes noch wenig, aber mit dem Beginn der Juraformation treten uns 3, deutlich ge- sonderte Familien entgegen, welche im Jura und in der Kreide sich zu grosser Mannigfaltigkeit der Formen entwickeln. Diese sind: 8. Fam. Phylloceratidae. Schale meist sehr eng genabelt, mit gerundeter Aussenseite. Verzierung fast ausschliesslich in Querstreifen oder -Falten bestehend; zuweilen Querwülste auf der Schale und besonders auf dem Steinkerne. Die Enden der Sättel stets lancett- oder blattförmig. Hilfsloben meist zahlreich. Loben überzählig, nach der Naht zu an Grösse allmäh- lich abnehmend. Trias— Obere Kreide. 9. Fam. Lytoceratidae. Schale sehr weit genabelt, mit gerundeter Aussen- seite, glatt oder mit einfachen Querverzierungen. Einschnürungen zuweilen Steinmann, Paläontologie. 27 418 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. vorhanden. Die zahlreichen Nebenformen der Kreide zeichnen sich durch stärkere Berippung aus. Loben vollzählig, Hilfsloben selten entwickelt. Die Sattelenden fein zerschlitzt. Sättel fast durchgehends symmetrisch — zwei- theilig. Jura und Kreide. 10. Fam. Aegoceratidae. Schale eng oder weit genabelt, sehr verschieden- artig verziert. Aussenseite gerundet, abgeplattet, zugeschärft, gekielt oder gefurcht. Mundrand häufig mit Aussenfortsatz und Seitenohren. Loben voll-, selten unterzählig. Sättel bei den ältesten Formen blattförmig en- digend, später stets fingerförmig zerschlitzt, oft zweitheilig aber nie symme- trisch. Hilfsloben immer vorhanden, abgesehen von den Nebenformen. Aptychus vorhanden. Rhätische Stufe — Oberste Kreide. 8. Fam. Phylloceratidae. Bezeichnend für diese Familie sind im Allgemeinen das Fehlen der Berippung, die starke Einrollung der Schale, die gerundete Aussenseite und die blatt- oder lanzettförmige Endigung der Sättel und häufig auch der Sattelzweige. In der Regel sind 3 Seitenloben vorhanden. Wir rechnen zu dieser Familie alle triadischen Vertreter der Lanceolatiformes, von de- nen manche sich wohl als direete Vorläufer der beiden anderen Familien herausstellen dürften. Während permische und alttriadische Vorläufer bisher erst spärlich bekannt geworden sind, erscheinen im Muschelkalk bereits mehrere Gattungen. Den Höhepunkt der Entwicklung erreicht die Familie gegen das Ende der Jurazeit, wo die Zerschlitzung der Loben- linie den höchsten Grad der Ausbildung erreicht. Vereinzelte Vertreter sind noch in der jüngsten Kreide vorhanden. A. Schale stark eingerollt. Nabel sehr eng oder fehlend. Hilfsloben zahlreich (Fig. 506—508). Megaphyllites Mojs. (Fig. 506). Schale nur mit feiner Querstreifung, stark gerundeter Aussenseite und wenig stark zerschlitzter Lobenlinie. Die Sättel sind seitlich in einfache lineare Zacken zerschnitten, ihre Enden breit blattförmig. 4 Seitenloben. Die Seiten- und z. Th. auch die Hilfsloben endigen zweispitzig. Muschelkalk — Karni- sche Stufe der Alpen. M. sandalinus Mojs. Oberer Muschelkalk. Nord- und Südalpen, Bosnien. M. insectus Mojs. Norisch. Nordalpen. M. Jarbas Mnstr. (Fig. 506). Karnisch, Nord- und Südalpen. Fig. 506. Megaphyllites Jarbas Mnstr. Kar- nisch. St. Cassian, Südtirol. A Schale von a Are en“) Tr der Seite, B von vorn. € Lobenlinie mit Phylloceras Suess (Fig. 507). Von t Seitenlobe der III. I IV. sind nicht » . Bar LloR en LER U und "O0 der vorigen Gattung wesentlich nur . I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 419 durch die stärkere Zerschlitzung der Lobenlinie und beträchtlichere Windungshöhe unterschieden. Die Sättel sind tief zertheilt, auch die Seitenäste endigen blattförmig. 3 Seitenloben vorhanden. Einschnü- Eu 1 Fig. 507. Phylloceras heterophylium Sow. Oberer Lias. A England, 3 Schwaben. A Schale von der Seite mit eingezeichneter Lobenlinie. # Ansicht der Septalfläche eines grossen Exemplars. Drei Seitenloben (slı, slz, sls) ausserhalb der Projection des vorhergehenden Umganges (p). Auf dem Septal- umschlage (?) sehr zahlreiche, allmählich an Grösse abnehmende Hilfsloben; die äusseren (Al) den inneren (ih!) gegenüber und beide etwa symmetrisch zur Linie s—s gestellt. s’ = Schale. rungen und Varices nicht selten entwickelt. Unterer Lias — Oberste Kreide, in Europa in den alpinen Ablagerungen besonders häufig. a. Schale glatt, quer gestreift oder gefaltet. Dieinneren Seiten- sältelendigen alle einblättrig. Ph. glaberrimum Neum. Unterster Lias. Nordalpen, Peru. Ph. Zetes d’Orb. Mittlerer Lias. Mittel- europa. Ph. heterophyllum Sow. (Fig. 507). Oberer Lias. Mitteleuropa. Ph. Kudernatschi Hau. Oberer Dogger (Klaus Sch.). In der alpinen Facies Mittel- und Südeuropas. Ph. isotypum Ben. Kimmeridge (Acan- thicus-Sch.). In der alpinen Facies Mittel- und Südeuropas. Ph. ptychostoma Ben. Tithon (Diphya-Kalk). In der alpinen Facies Mittel- und Südeuropas. Ph. infundibulum d’Orb. Neocom. Süd- europa. Ph. Tethys d’Orb. Neocom. Südeuropa. Ph. Velledae Mich. Gault,. Südeuropa. Fig. 508. Phylloceras ptychoicum Qu. Ti- Ph. velledaeformis Schlüt. Turon. Nord- lol nl deutschland. wülste auf der Aussenseite. !ı. [97 1 420 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. b. Schale mit Wülsten oder Varices (Steinkern mit Furchen). Der erste innere Seitensattel endigt (?immer) zweiblättrig. Ph. Nilsoni Heb. Oberer Lias. Mittel- und Südeuropa. Ph. Manfredi Opp. Oxford. Mitteleuropa. Ph. ptychoicum Qu. (Fig. 508). Bezeichnend für das Tithon in Mittel- und Süd- europa. Ph. Calypso d’Orb. Neocom. Südfrankreich. B. Schale mässig weitgenabelt, seitlich mehr oder weniger abgeplattet. Hilfsloben wenig zahlreich. Monophyllites Mojs. Von Megaphyllites hauptsächlich durch die ge- ringere Einrollung der Schale und die geringere Zahl der Hilfsloben unter- ö schieden. Hieran dürften sich ausser der nächsten Gattung die Familie der Lytoceratidae anschliessen. Muschelkalk — Karnische Stufe der Alpen und Bosniens. Spitz- bergen, Nordamerika. el M. sphaerophyllus Hau. Mu- schelkalk. Nord- und Südalpen, Bosnien. M. Wengensis Klipst. No- risch. Südalpen, Bukowina. M. Agenor Mnstr. (= Morloti Hau.). Karnisch. Nord- und Süd- alpen, Bukowina. M. Simonyi Hau. Karnisch. Nordalpen. E Rhacophyllites Zitt. (Fig. 509). Lobenlinie stärker zer- all a Fig. 509. Rhacophyllites tortisulcatus d’Orb. Oxford. A, B Krim, € Schwaben. A Schale von der Seite. » = Wulst; f = Einschnürung. 2 dieselbe von vorn. ( die vollständige Lobenlinie. schlitzt als bei der vorigen Gattung. Die Sättel endigen in 2 oder 3 Blättern. Schale zuweilen mit $-förmigen Wülsten und Einschnürungen. Norische Stufe — Neocom. Rh. neojurensis Qu. | ; Norisch. Nordalpen. Rh. oceultus Mojs. J F \ Rh, tortisulcatus d’Orb. (Fig. 509). Oberer Dogger — Oberer Malm, besonders häufig im Oxford. Mittel- und Südeuropa. 9. Fam. Lytoceratidae. Die Zytoceratidae zeichnen sich im Gegensatz zu den Phylloceratidae durch die Weite des Nabels und das vollständige oder nahezu vollständige I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 421 Fehlen der Hilfsloben aus. Die Schalen sind symmetrisch eingerollt oder sie bilden haken-, schnecken- oder stablörmige Nebenformen. Der Win- dungsquerschnitt schwankt zwischen dem kreisrunden und ovalen. Mit der Ausbildung der Nebenformen entwickeln sich zumeist einfache, selten gespaltene oder geknotete Rippen. Der Mundrand zeigt nur bei den NEED s2ı 3 7 Fig. 510. A Septalfläche und 3 Lobenlinie von Zytoceras fimbriatım Sow. Mittlerer Lias. Die Loben und Sättel sind fast symmetrisch zu einer Querebene (s—s) gestellt. Der erste Seitensattel (ssı) sym- metrisch getheilt, der zweite, gleichzeitig Innensattel, ist wohl zweitheilig (x), aber nicht in Hilfsloben aufgelöst. gerade gestreckten Nebenformen einen längeren Trichterfortsatz, für ge- wöhnlich ist er gerade abgeschnitten und zuweilen trompetenartig er- weitert. Die Lobenlinie ist stark verästelt, geht aber bei den Nebenformen zurück. Bezeichnend für die- selbe ist die symmetrische Vertheilung der Loben nach einer Querlinie (Fig. 510 Ass), die namentlich in der sym- metrischen Theilung des Sei- tensattels (ss;) zum Ausdruck gelangt. Die Familie ist im Jura und in der Kreide sehr häufig, in letzterer Formation überwiegen die Nebenformen über die normal eingerollten. H nis iIap 7 3 « Fig. 51l. Zytoceras fimbriatum Sow. Mittlerer Lias (y). Die tria d LS h en \ orläufeı Charmouth, England. A Schale von der Seite, B von vorn. sind noch nicht scharf ausee- b = Querringe (stehen gebliebene Mundränder), dazwischen die wellige Schalenstreifung sichtbar. schieden. Lytoceras Suess (Fig. 510—512). Unter diesem Namen werden die normal eingerollten Schalen begriffen. Die Umgänge umfassen sich nur wenig oder berühren sich eben. Der zweite Seitensattel ist deshalb meist gleichzeitig Innensattel; nur selten findet eine Zertheilung desselben durch I oder 2 Hilfsloben statt. Die Schalenoberfläche ist glatt oder mit feinen, 422 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. oft zackigen Querlamellen und stehen gebliebenen Mundrändern, in der Form von Ringen oder Einschnürungen versehen. Die Länge der Wohn- kammer beträgt !/y„—?/; Umgänge. Unterer Lias — Oberste Kreide. a. Schale glatt oder mit welligen Streifen, zuweilen mit ring- förmigen Mundrändern oder Einschnürungen versehen. Lias — Danien. L. fimbriatum Sow. (Fig. 510, 511), Mittlerer Lias (y). Mitteleuropa. L. cornucopiae Y. & B. Oberer Lias (e). Mitteleuropa. L. Germainei d’Orb. Oberer Lias (£). Mitteleuropa. L. jurense Ziet. Leilfossil für den Lias Zin Mitteleuropa. L. tripartitum Rasp. (Fig. 512). Oberer alpiner Dogger. L. Liebigi Opp. Tithon. Alpen und Südeuropa. L. Honorati d’Orb. Neocom. Süd- Fig. 512. Zytoceras tripartitum Rasp. Oberer Dogger. Dep. d. Basses-Alpes. A Schale von SULOpa. der Seite, B von vorn. f = Querfurchen. b Schalemitzahlreichen, oft wulstartig verbreiterten unddanndurchFurchen getrenntenRippen, z. Th. mit Knoten. Lias und Dogger. L. articulatum Sow. Unterer Lias. Alpengebiet. L. torulosum Ziet. Leitfossil für die untersten Schichten des Do europa (»Torulosus-Sch.«). gger in Mittel- c. Schale mit einfachen, seltener gespaltenen oder geknoteten, scharfen Rippen. Wohnkammer etwa 4 Umgang. Untere Kreide — Costidiscus. L. recticostatus d’Orb. Neocom. Südfrankreich, Karpathen. Nebenformen der Lytoceratidae. Dieselben sind auf die Kreide beschränkt, daselbst aber sehr häufig. Von den oft ähnlichen Nebenformen der Aegoceratidae sind sie durch die symmetrische Zertheilung der Loben unterschieden. A. Die Schalenumgänge liegen in einer Ebene (Fig. 513, 514). Hamites Park. (Fig. 513). Die Berippung der Schale wie bei Costi- diseus. Entweder ist nur die Wohnkammer von dem normal gerollten, gekammerten Theile der Schale abgelöst und hakenförmig zurückge- krümmt (Macroscaphites), oder die gekammerten Windungen sind ebenfalls von einander gelöst und die Schale einmal (Hamulina) oder mehrere Male (Hamites s. str.) hakenförmig umgebogen. Die Formen mit Gyroceras-artiger Ausrollung und Lytoceras-artiger Verzierung werden als Pictetia abge- trennt. Häufig in der Kreide. I. Thierreich. — VII. Mollusca, — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 493 Macroscaphites Ivani d’Orb.| 3 x : Oberes Neocom (Barr&emien). Westalpen, Karpathen. Hamulina Astieri d’Orb. J een ae Be Hamites attenuatus Sow. (Fig. 543). Gault. Mitteleuropa. Hamites eylindraceus Dfr. Oberste Kreide. Mitteleuropa. Pietetia Asteri d’Orb. Gault. Westalpen. Baculites Lmk. (Fig. 514). Schale stabförmig gestreckt, im Quer- schnitt oval, aber Bauch- (Siphonal-) Seite oft etwas zugeschärft. Mund- rand mit Trichterfortsatz. Oberfläche glatt oder mit flachen Falten. Loben- Fig. 513. Hamites attenuatus Fig. 514. Baculites anceps Fig. 515. Zurrilites catenu- Sow. Gault. Restaurirte Lmk. Oberste Kreide (Bacu- latus d’Orb. Gault. West- Schale. !ı. litenkreide). Y/ı. alpen. Yı. linie wenig stark zerschlitzt. Kreide, besonders häufig in den jüngsten Schichten derselben (Senon und Danien — »Baculitenkreide«) in Europa, Nord- und Südamerika, Indien ete., vielleicht noch im Eocän Nordamerikas. neocomiensis d’Orb. Neocom. Karpathen, Südfrankreich. baculoides d’Orb. Cenoman. | inceurvatus Duj. Unteres Senon.Y Mitteleuropa. . Knorri Desm. Oberes Senon. | . anceps Lmk. (Fig. 514). Danien. Europa, Chili, Indien. Dun s 424 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. B. Die Umgänge sind schneckenförmig gewunden (Fig. 515). Turrilites Lmk. (Fig. 515). Schale in der Form eines Schnecken- hauses meist links, seltener rechts gewunden. Die Windungen berühren sich, oder sind ganz oder theilweise von einander gelöst. Oberfläche mit einfachen oder geknoteten Rippen. Die beiden Hälften der Lobenlinie unsymmetrisch, der unsymmetrischen Aufrollung der Schale entsprechend. Wie Hamites zerfällt auch diese Gattung in mehrere Untergattungen. Neocom — Senon. A. Alle Umgänge berühren sich. T. catenatus d’Orb, (Fig. 515). m Be “2 OTHER.) Gault. Mitteleuropa. T. Bergeri Bst. T. costatus Lmk. Cenoman, Europa, Nordafrika, Ostindien. T. tuberculatus Bose. Genoman. Europa, Ostindien. B. Die letzten Umgänge berühren sich nicht. T. Reussi d’Orb. Oberes Turon, Norddeutschland. T. polyplocus Rö. Oberes Senon. Norddeutschland, Südfrankreich. 10. Fam. Aegoceratidae. In den obersten Schichten der alpinen Trias, ungleich häufiger aber in den alleruntersten Schichten des Jura in Europa (und Südamerika) tritt eine Gruppe leiostraker, weit genabelter Ammoniten auf, deren Fig. 516. A, B Pstloceras planorbis Sow. Unterster Lias (Psilonotenschichten). Württemberg. A Schale mit erhaltenem Mundrande (ce) und Anaptychus in situ (an). B Windungsquerschnitt. € Ps. calliphyllıım Neum. Unterster Lias. Nordalpen. Lobenlinie. Die Sättel zeigen blattförmige Enden. Der zweite Seitenlobus ist mit den Hilfsloben zu einem Suspensivlobus (su) vereinigt. Vorfahren bis jetzt noch nicht ermittelt sind. Der Mangel einer Berippung (Fig. 516), sowie der phylloide Charakter der Lobenlinie (C) scheinen darauf hinzudeuten, dass sich diese Formen gleichfalls an die weitnabeligen Phyl- loceratidae der Trias anschliessen, wie die Lytoceratidae. Sie unterscheiden sich von den Gliedern dieser Familie durch die schräge Stellung des zwei- 1. Thierreich. — VII. Mollusea. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 425 ten Seitenlobus und der Hilfsloben, welche einen nach der Naht hin zurück- weichenden Suspensivlobus (© su) bilden. Dieses ist die Gattung Psiloceras Ivy. (Fig. 516). Schale meist weit-, seltener enggenabelt, glatt oder berippt. Aussenseite gerundet (B), im Alter oft schwach zuge- schärft, aber ohne Kiel oder Furche. Mundrand aussen schwach vorgezogen, seitlich ausgebuchtet, oft eingeschnürt (e). Loben häufig blattförmig en- digend (C). Der zweite Seitenlobus mit den Hilfsloben einen Suspensivlobus bildend. Erster Seitenlobus tiefer als der Aussenlobus. Anaptychus vor- handen (Aan). Im alpinen Rhät, sehr häufig in den tiefsten Schichten desLias« (»Psilonotenschichten«) in den Alpen, auch in Mittel- europa und Peru. A. Schale ungerippt. Ps. pianorboides Gü. Rhälische Schichten. Nordalpen. Ps. planorbis Sow. (= A. psilonotus laevis Qu.) (Fig. 516 A, B). Leitfossil für die tiefste Zone des Lias in Mitteleuropa, auch in den Alpen. Ps. calliphyllum Neum. (Fig. 516 C). In den gleichen Schichten wie vorige Art, aber nur in den Alpen, B. Schale mit geraden oder nach vorn geschwungenen Rippen, Falten oder Streifen, welchegegen die Aussenseitezuschwä- cher oder stärker werden und sich meist nach vorn richten. Ps. Johnstoni Sow. (= A. psilonotus plicatus Qu.). Psilonotenschichten. Innerhalb und ausserhalb der Alpen. Ps. laqueolus Schlb. Psilonotenschichten. Mitteleuropa. Ps. laqueus Qu. Obere Psilonotenschichten. Mitteleuropa. Ps. Naumanni Neum. Unterer Lias der Nordalpen. C. Schale mit unregelmässigen, feinen Streifen, welche ohne Abschwächung oder Verstärkung über die Aussenseite ver- laufen. Ausseralpin. Ps. miserabile Qu. Unterer Lias («). Mitteleuropa. Wie es scheint, stammen alle Ammoniten des Jura und der Kreide, soweit sie nicht den bereits behandelten Familien der Amaltheidae, Phylloceratidae und Lytocera- tidae zufallen, von den »Psilonoten« des untersten Lias ab. Es lässt sich das Heer der jüngeren Formen nach der Gestalt der Schale und Berippung in zwei Abtheilungen bringen, die zwar nicht immer leicht aus einander gehälten werden können, aber im Allgemeinen folgendermaassen unterschieden sind: I. Abth. Carinati. Schalenverzierung im allgemeinen schwach. Rippen sichel- förmig, selten geknotet. Aussenseite der jurassischen Formen meist mit Septalkiel, die der cretacischen gerundet oder abgeplattet und dann die Schale meist mit Einschnürungen. Nebenformen unbekannt. Aptychus ge- faltet. II. Abth. Annulati. Schale meist mit starken und geraden, selten sichelförmigen, einfachen oder gespaltenen Rippen verziert. Aussenseite meist gerundet, sel- ten gekielt; der Kiel mancher jurassischen Formen ist meist ein Schalenkiel. Knoten und Stacheln häufig. Nebenformen zahlreich. Aptychus ungefaltet. Innerhalb einer jeden der beiden Abtheilungen unterscheidet man eine Anzahl von Unterfamilien, deren genetische Beziehungen sich nach dem heutigen Stande unserer Kenntnisse folgendermaassen darstellen (N bedeutet das Auftreten von Nebenformen): 426 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. Carinati “ Annulati 3) Haploceratinae 7) Perisphincetinae N | | | | Kreide 2) Harpoceratinae 5) Cosmoceralinae N 6) Stephanoceratinae | . Jura 1) Arietitinae 4) Aegoceratinae | Psiloceras I. Abtheilung Carinati. 1. Unterfam. Arietitinae. Aus den Psilonoten bilden sieh durch Zuschärfung der Aussenseite gekielte Schalen mit ungespaltenen, geraden oder nach vorn geschwun- genen Rippen heraus. Häufig plattet sich die Aussenseite ab und dann el Fig. 517. A, B Arietites Bucklandi Sow. Unterer Lias (cd). England. A von der Seite, B von vorn. k = Kiel, f = Furche der Aussenseite. C Lobenlinie von Ar. bisulcatus Brug. Unterer Lias («). Württemberg. Lobenlinie, wird der Kiel in der Regel von 2 Furchen begleitet (Fig. 517 Bf). Die Schalen sind meist weit genabelt und von ovalem oder rechteckigem Windungsquerschnitt. Knoten erscheinen nur ausnahmsweise am äusseren I. Thierreich. — VII. Mollusca, — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 427 Ende der Rippen. Nur I Hilfslobus vorhanden. Erster Seitensattel (ss}) höher als der Aussensattel (es) (Fig. 517 C). Diese Unterfamilie (früher als Gruppe der »Arieten« bezeichnet) giebt wichtige Leitformen für den Unteren Lias (« und /) in Europa und Südamerika ab. Einzige Gattung Arietites Waag. (Fig. 517) mit zahlreichen Untergattungen und Grup- pen, von denen folgende Erwähnung finden mögen. A, Aussenseite mit mehr oder minder deutlichem Kiel, aber ohne Furchen, in der Jugend oft noch kiellos. Rippen nach vorn geschwungen. A. liasicus d’Orb. Angulatenschichten des unteren Lias. Mitteleuropa. A. proaries Neum. \ Megastomaschichten (obere Psilonotenschichten) des nord- A. Seebachi Neum. | alpinen Lias. B. Aussenseite mit einfachem, schwachem Kiel. Rippen gerade und dick. j A. raricostatus Ziet. Zonenammonit für die obere Abtheilung des Lias 3 in Europa. C. Aussenseite mit Kiel und 2 Furchen. Umgänge niedrig, Nabel weit (Fig, 517). 4. Bucklandi Sow. (Fig. 517 A, B). A. bisulcatus Brug. (Fig. 517 C). | Häufig in der oberen Abtheilung A. rotiformis Sow. , des Lias @: »Arietenschichten«. A. semicostatus Y. & B. (= geometrieus) Opp. Mitteleuropa. A. Conybeari Sow. D. Aussenseite mit Kiel und 2 Furchen. Un gsänge hoch. Nabel mehr oder weniger verengt. A, obtusus Sow. \ Leitend für di t Ntheilanz dssolias Su TER An earisiSom. | eitend für die untere Abtheilung des Lias 3 in Europa. An Arietites schliessen wir eine kleine Gruppe liasischer Ammoniten an, welche als Agassiceras Hy. abgetrennt wird. Die Schalen sind in der Jugend glatt, später mit geraden Rippen und Kiel versehen, aber ohne Furchen. A. ?laevigatum | A. striaries Qu. Obere Abtheilung des Lias @. Mitteleuropa. A. Scipioni d’Orb. Ob die Gruppe der Globosi (Cymbites Neum.), Formen mit gerundelen, meist glatten Windungen, schwachem Kiele und schwach gezähnter Lobenlinie hiermit zu vereinigen oder zu den Aegoceratinae (Polymorphi — p. 432) zu stellen sind, muss noch unentschieden bleiben. C. globosus Ziet. Lias ß. n i C. centriglobus Opp. Mittlerer Lias. / Milteleuropa. 2. Unterfam. Harpoceratinae. Schalen flach, meist hochmündig und engnabelig, seltener niedrig- mündig und weitgenabelt. Sichelförmige Streifen oder Rippen bedecken die Seiten. Zuweilen verdicken sich die Rippen an der Aussen- oder Innen- kante oder auf der Flanke zu Knoten. In der Mitte der Seite verläuft nicht selten eine Spiralfurche. Aussenseite mit meist einfachem, seltener 498 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. jederseits von einer Furche begleitetem, zuweilen gezacktem Septalkiel. Mundrand mit Seitenohren und Trichterfortsatz. Hilfsloben meist zahlreich. Gefalteter Aptychus häufig beobachtet. Diese Unterfamilie entwickelt sich aus den Arietitinae im mittleren Lias, ihre Hauptverhreitung fällt in denoberenLias, den Dogger und Malm; mit dem Ende der Jura- formation verschwindet sie. Harpoceras Waag. (Fig. 518, 519). Aussenseite der Schale (auch auf der Wohnkammer) gekielt. Kiel zuweilen von Furchen begleitet. Rippen sichelförmig, seltener geknotet. Aptychus gefaltet, dünn. Die Hauptver- breitung dieser Gattung fällt in den oberen Lias und den unteren EEG BE - ö Fig. 518. Harpoceras bifrons Brug. Oberer Lias. Fig. 519. Harpoceras opalinum Rein. Unterer Schale von der Seite und von vorn. Aussenseite mit Dogger (Opalinus-Sch.). Gundershofen, Unter- Kiel und 2 Furchen; auf der Seite verläuft eine Spiral- elsass. Schale mit erhaltenpem Mundrande, furche. Yı. von der Seite. Trichterfortsatz und Seiten- ohr sichtbar. /ı. Dogger; die letzten Vertreter im oberen Malm. Zahlreiche Untergat- tungen und Gruppen. Als wichtigste Arten führen wir an: H. Algovianum Opp. Mittlerer Lias. Nordalpen, Süddeutschland. H. Normanni d’Orb. Mittlerer Lias. Mitteleuropa. H. bifrons Brug. (Fig. 518). Zonenammonit des oberen Lias /e). Mitteleuropa. H. Comense Buch. Oberer Lias. Nord- und Südalpen. H. Lythense \. & B. Oberer Lias (e). : H. SV Schl. Oberer Lias (a. ' Miltäjeuropa. H. Aalense Ziet. \ H. costula Rein. H. striatulum Sow. Oberer Lias und unterer Dogger. Mitteleuropa. H. opalinum Rein. (Fig. 519). Leitfossil für die tiefsten Schichten des Dogger »Opalinusschichten«). H. Murchisonae Sow. | Leitfossil für die »Murchisona«-Zone des unteren H. laeviusculum Sow. | Dogger. Oberer Lias (£). Mitteleuropa. H. corrugatum Sow. Mittlerer Dogger (Sowerbyi-Zone). H. pingue Rö. \ H. deltafalcatum Qu. | Mittlerer Dogger (Humphriesi-Zone). I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 429 H. hecticum Rein. Unteres Callovien. H. lunula Ziet. \ H. punctatum Stahl J H. Arolicum Opp. | H. hispidum Opp. . Unteres Oxford (Transversarius-Schichten). H. canaliculatum Buch. H. trimarginatum Opp.\ .; . an Interes Oxford (Bima tus-Schichten). arant diOrb. | Unteres Oxford (Bimammatus-Schichten) Oberes Callovien. Oppelia Waag. (Fig. 520, 521). Aussenseite der Schale wenigstens auf der Wohnkammer gerundet (oder abgeplattet) und ungekielt. Rippen sichelförmig, häufig auf der Flanke oder an der Aussenkante angeschwol- len (Fig. 520) oder geknotet. Wohnkammer oft eingeknickt. Mundrand E - Fig. 520. Oppelia tenwilobata Opp. Fig. 521. Oppelia lithographica Fig. 522. Haploceras Cadomense d’Orb. Mittlerer Kimmeridge (Tenuilobatus-Zone). Opp. Unteres Tithon (W.J.£). Dogger. Bayeux, Calvados. Schale mit voll- Württemberg. Bis ans Ende ge- Solenhofen, Franken. Mit er- ständig erhaltener, geknickter Wohnkammer. kammerte Schale. haltenem Aptychus (ap) und Mundrand mit Seitenohren (0) und Einschnitten mit ? Haftbandlinie. (e, ?%). mit Seitenohren. Lobenlinie fein zerschlitzt. Aptychus gefaltet, ziemlich dick. Einrollung und Verzierung der Schale, sowie die Gestalt des Mund- randes deuten auf einen genetischen Zusammenhang mit Harpoceras hin, doch sind die vermittelnden Formen noch nicht bekannt. Oppelia beginnt im unteren Dogger, ist bereits im oberen Dogger und Callovien reichlich vertreten, erreicht ihre Maximalentwickelung aber oft in den Jüngeren Abtheilungen des Malm; jünger nicht bekannt. Europa, Indien, Südamerika. 0. subradiata Sow. Mittlerer Dozger (Sowerbyi-Schichten). 0. fusca Qu. Oberer Dogger (Vesoul-Stufe), 0. aspidoides Opp. Leitend für die obersten Schichten des oberen Dogger. 0. subeostaria Opp. Unteres Callovien. 0. bicostata Opp. \ beres Callovien. (O -Schie ). ee Oberes Callovien. (Ornaten-Schichten) 430 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 0. Renggeri Opp. \ 0. erenata Brug. J 0. flewuosa Buch. Oxford. O0. tenuilobata Opp. (Fig. 521). Zonenammonit für das Untere Kimmeridge (»Te- Unteres Oxford. nuilobatus-Sch.«. 0. compsa Opp. | ’ O. trachynota Opp- Häufig im Kimmeridge, seltener im Tithon. 0. Holbeini Opp. O0. lithographica Opp. (Fig. 522). Häufig im unteren Tithon, seltener im oberen Kimmeridge. 3. Unterfam. Haploceratinae. Die Schalen der jurassischen und alteretaeischen Vertreter sind zumeist ganz glatt, zuweilen mit feiner, sichelförmiger Streifung, seltener mit breiten Faltenrippen an der Aussenseite versehen, und besitzen eine vollständig gerundete, stets kiellose Wohnkammer. In der Kreide erhalten die Schalen mehr oder minder starke, nach vorn geschwungene Rippen, z. Th. auch Einschnürungen und Wülste, die auf der Flanke sichelförmig gebogen,auf der Aussenseite vorgezogen sind. Die glatten oder nur mit Einschnürungen versehenen Formen besitzen grosse Aehnlichkeit mit Rhacophyllites (Fig. 509), sind aber durch die vollzählige, unsymmetrische und fein zertheilte Eig, ee Gefalteter Ap on ne Lobenlinie unterschieden. Die u Neocom. Chalangon, Dröme. A von der Seite, gänge sind von ovalem rechtecki- B von der Bauchseite gesehen (Vorderrand nach EEE * 5 unten gerichtet). C Querschnitt nach der Linie gem oder halbmondförmigem Quer- s—s. h = Harmonielinie; k = Kante; 7 = a = . r Rippen (Falten). schnitt. Wenn auch die Uebergänge z. Z. noch unbekannt sind, so machen doch die siehelförmige Verzierung und die gefalteten Aptychen, welche diesen Schalen anzugehören scheinen (Fig. 523), den harpoceratiden Ursprung dieser Familie sehr wahrscheinlich. Die ältesten Vertreter kennt man aus dem mittleren Dogger, die hauptsächliche Entwickelung fällt in die Kreide, in deren jüngsten Schichten gerade die grössten Ver- treter gefunden werden. Haploceras Zitt. (Fig. 522, 523). Schale glatt oder mit sichelförmiger Streifung. Aussenseite gerundet, gegen die Mündung zuweilen mit Quer- wülsten 'Fig. 522). Nabel mässig weit. Wohnkammer zuweilen eingeknickt (Fig. 522), aber ohne Einschnürungen: Lobenlinie vollzählig, unsym- metrisch und fein zertheilt. Unterer Dogger — Neocom, häufig im Tithon und Neocom der Alpen und Südeuropas. H. oolithieum d’Orb, \ H. Cadomense d’Orb. (Fig. 522).J Mittlerer Dogger. Mitteleuropa. 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 431 \ Gene 3 Beil, > | Süddeutschland. . nimbatum Opp. Kimmeridge. | . elimatum Opp. Tithon. Mittel- und Südeuropa. . carachtheis Zeuschn. Tithon, seltener schon im Kimmeridge. Alpengebiet und Südeuropa. H. Grasi d’Orb. \ H. inornatum d’Orb. J 2-9 Neocom. Alpengebiet. Desmoceras Zitt. Schale mässig weit bis weit genabelt, mit Sichel- rippen oder Einschnürungen und Wülsten, welche über die gerundete, selten zugeschärfte Aussenseite fortsetzen. Neocom — Senon. D. diffieile d’Orb. | D. ligatum d’Orb. Neocom. Alpengebiet. D. cassida Rasp. D. Beudanti d’Orb. | D. latidorsatum Mich. Gault. Mitteleuropa. D. planulatum Sow. D. Hernense Schlüt. Unteres Senon. Norddeutschland, Ostindien. Pachydiseus Zitt. (Fig. 524). Schale häufig sehr gross, aufgebläht, im Querschnitt halbmondförmig, in der Jugend mit Einschnürungen, wie Fig. 524. Pachydiscus peramplus Mant. Turon. England. A Schale von der Seite, 3 von vorn. Die Rippen sind nach vorn geschwungen. Desmoceras. Nach vorn geschwungene, einfache oder gespaltene, zuweilen geknotete Rippen. Neocom — Senon, häufig in der oberen Kreide Europas, Ostindiens und Südamerikas. P. peramplus Mant. (Fig. 524). Oberes Turon. England, Frankreich, Deutschland. P. Stobaei Nils. Oberes Senon. Schweden, Norddeutschland. P. Wittekindi Schlüt. Leitend für das oberste Senon (Mucronatenkreide) in Westfalen. 432 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. II. Abtheilung Annulati. 4. Unterfam. Aegoceratinae. In diese Unterfamilie gehören zumeist nur liasische, durch allmäh- liche Uebergänge mit Psiloceras verbundene Formen, welche sich im Allgemeinen durch gerade oder schwach gebogene, oft gegabelte und ge- knotete Rippen und eine gerundete, abgeplattete oder vertiefte Aussen- seite von den gleichaltrigen Vertretern der Carinati unterscheiden. Wenn die Aussenseite sich kielartig zuschärft (sog. Faleoid-Formen), so ent- stehen Harpoceras-artige Schalen, die aber in den meisten Fällen entweder durch nicht typisch sichelförmige und oft unregelmässige Berippung oder durch das Auftreten eines Schalenkiels sowie durch die schmale, lanegezogene Gestalt des ersten Seitensattels von den echten Harpo- ceratiden getrennt werden können. Innerhalb der Aegoceratinae unter- scheiden wir 2 Abtheilungen, die aus 2 verschiedenen Gruppen von Psilo- ceras sich entwickeln, nämlich: A. Polymorphi. Berippung häufig polymorph, d. h. stärkere und schwächere Rippen und Streifen wechseln ab, oder Berippung im Alter anders als in der Jugend. Aussenseite häufig zugeschärft oder gekielt. Knoten selten ent- wickelt. An Psiloceras-Formen mit feinen, unregelmässigen, aber über die Aussenseite fortsetzenden Streifen und Rippen anschliessend (Ps. miserabile) . Unterer Lias — Unterer Dogger. B. Capricorni. Berippung regelmässig. Aussenseite oft glatt oder berippt, zu- weilen mit scharfem Schalenkiel. Knoten und Stacheln häufig entwickelt. Aus Psiloceras durch Ausbildung scharfer, gegen die Aussenseite sich ver- stärkender Rippen hervorgehend. Unterer Lias— Mittlerer Dogger. A. Polymorphi. Polymorphites Sut. Schale meist weitnabelig. Umgänge von eiför- migem, kreisrundem oder quadratischem Querschnitt. Rippen auf den Flanken gerade, auf der Aussenseite nach vorn gerichtet und häufig an einem kielartigen Mittelstrange zusammenstossend. Unterer und Mitt- lerer Lias in Mittel- und Südeuropa. = DR gu \ Mittlerer Lias (y). Mitteleuropa. Eine verwandte, aber durch engen Nabel, gerundete Aussenseite, aufgeblähte Windungen und geknotete Rippen ausgezeichnete Gruppe des Mittleren Lias wird als Liparoceras Hy. unterschieden. L. striatum \ 2 Mittlerer Lias. Mittel- Südeuropa. eBecneiSow.) littlerer Lias. Mittel- und Südeuropa I. Tbierreich. — VII. Mollusea. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 433 Dumortieria Haug. Schale weit oder mässig weit genabelt. Win- dungsquerschnitt rechteckig oder oval. Aussenseite meist schwach gekielt oder zugeschärft. Rippen auf der Flanke meist gerade, auf der Aussen- seite nach vorn geschwungen. Suspensivlobus vorhanden. Erster Seiten- sattel schmal und hoch. Mittlerer Lias — Unterer Dogger. D. Jamesoni Sow. Zonenammonit des mittleren Lias (y) in Mittel- und Süd- europa. D. radiosa Seeb. Unterer Dogger (Opalinus-Sch.). Nord- und Süddeutschland. B. Capricorni. a. Aussenseite ungekielt. Schlotheimia Bayle (Fig. 525). Schale meist flach, scheibenförmig, weit genabelt, niedrig- oder hochmündig. Rippen meist scharf, einfach oder gespalten, gegen aussen zu sich verstärkend und nach vorn ge- schwungen; auf der Aussen- seite richten sie sich unter 4 spitzem Winkel meist alter- nirend gegen einander, setzen aber vor einem glatten Mittel- streifen (B f) ab, indem sie am Ende oft knotig anschwellen. Suspensivlobus entwickelt. Derartig charakterisirte, frü- her als Gruppe der Angu- lati bezeichnete Schalen sind durch zahlreiche Uebergänge mit den Psilonoten verbun- als 2 N . H Fig. 525. Schlotheimia angulata Schl. Unterer Lias (Angu- den. Sie erscheinen in Europa latenschichten). England. A Schale von der Seite, 3 von ausserhalb und innerhalb der hinten. f = der glatte Mittelstreifen (Aussenfurche). Alpen unmittelbar nach den Psilonoten, in den sog. »Angulaten-Schichten« des Lias «@, kommen aber auch noch im Lias 3 vor. Auch im unteren Lias von Peru. Schl. angulata Schl. (Fig. 525). Angulatenschichten. In den Alpen und Mittel- europa. Schl. catenata Sow. | 5 a Ang s hten. Mitt 'opa. Schl. Morei d’Orb. J ngulatenschichten. Mitteleuropa Schl. megastoma Gü. Zonenammonit für die unteren | Angulatenschichten in den Schl. marmorea Opp. Zonenammonit für die oberen J Alpen. Schl. lacunata Buckm. Lias 3. Mitteleuropa. Aegoceras Waag. (Fig. 526). Meist weitgenabelte, nriedrigmündige Schalen mit gerundeter oder abgeplatteter, aber nie gefurchter, selten mit Steinmann, Paläontologie. 38 434 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. Schalenkiel versehener Aussenseite. Rippen auf der Flanke gerade oder schwach gebogen, oft mit 1 oder 2, seltener mehr Reihen Knoten oder Stacheln verziert, auf der Aussenseite sich zerspaltend, verfllachend oder verdiekend. Die ältesten Formen erscheinen in den oberen Schichten des Lias «@ und schliessen sich an die Gattung Schlotheimia an; ihre Hauptverbreitung fällt in den Lias 3 und denmittleren Lias. Europa, Südamerika. Aegoceras bildet den Ausgangspunkt für die Mehrzahl, wenn Fig. 526. Aegoceras caprieorna Schl. Mittlerer Lias (y). England. Ein grosses Exemplar, welches auf der Wohnkammer 2 Knotenreihen und Spaltrippen trügt. A von der Seite, B von vorn. nicht für alle jüngeren Familien der Annulati und ausserdem für 2 fal- coide Gruppen, die sich hieran schliessen. Ae. Birchi Sow. Ae. planicosta Sow. » Untere Abtheilung des Lias 3. Mitteleuropa. de. ziphus Ziet. 4e. bifer Qu. Mittlere Abtheilung des Lias 3. Mitteleuropa. Ae. capricornu Schl. (Fig. 526). Ae. laticosta Sow. Ae. armatum Sow. R a : x RR , Mittlerer Lias (y). Mitteleuropa. Ae, brevispina Sow. de. Heberti Opp. Ae. Taylori Sow. b. Aussenseite gekielt (Faleoidformen der Capricorn.). Hammatoceras Hy. (Fig. 527). Die erwachsenen Schalen sind durch den engen Nabel und ihre zugeschärfte, aber stets nur mit Schalenkiel versehene Aussenseite den Harpoceraten ähnlich, unterscheiden sich aber von den meisten derselben durch die am Nabelrande oder auf der Flanke gespaltenen, nur geschwungenen oder fast geraden, nicht eigent- I. Thierreieb. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 435 lich sichelförmigen Rippen, welche zudem in der Regel Nabelknoten, seltener Seitenknoten tragen. Stachelreihe und Schalenkiel (A. Heberti) hervor. Die inne- ren Windungen zeigen auch noch den Charakter dersel- ben. schlitzt. Die Formen Lias und unteren Dog- sich durch einen herzförmigen oder elliptischen Querschnitt und starke Berippung aus; die des Lobenlinie tief zer- Aussenlobus seicht. des oberen ger zeichnen mittleren Dogger wer- den z. Th. flach und die Be- rippung tritt zurück. Jünger nicht bekannt. Europa und Südamerika. H. insigne Schübl. Oberer Lias (£). Mitteleuropa. H. variabile d’Orb. Oberer Lias (£). Mitteleuropa. Sie gehen aus Aegoceraten mit doppelter el sh Hammatoceras Sowerbyi Mill. Fig. 527. (Sowerbyi-Zone). Frankreich, B von vorn. © Lobenlinie. k = Steinkern fehlend). H. subinsigne Opp. Unterer Dogger. Mitteleuropa. H. gonionotum Ben. \ U H. fallax Ben. J nterer Dogger. Alpengebiet. H. Sowerbyi Mill. (Fig. 527). Zonenammonit des mittleren Doggers. H. patella Waag. Mittlerer Dogger (Sowerbyi-Zone). Mitteleuropa. H. mesacanthum Waag. Mittlerer Dogger (Sauzei-Zone). Mitteleuropa. Mittlerer Dogger A Schale von der Seite, Schalenkiel (auf dem Eine zweite falcoide Gruppe der Aegoceraten, welche sich ebenfalls wohl von Formen mit doppelter Knotenreihe (de. brevispina) abzweigt, hat den Namen Cyceloceras erhalten. Sie unterscheidet sich von Hammatoceras durch einfache Rippen, welche von einer kielartigen Erhöhung der Aussenseite absetzen. den mittleren Lias beschränkt. 0. Maugenesti d’Orb. C. binotatum Opp. C. Actaeon d’Orb. C. Massei d’Orb. | Alpen und Südeuropa. 5. Unterfam. Cosmoceratinae. Sie ist auf Mittlerer Lias (y). Mitteleuropa, z. Th. auch in den Die Schalen sind in der Regel flach scheibenförmig und weit ge- nabelt mit ovalem Windungsquerschnitt oder enger genabelt mit stärker gewölbten Flanken. Die Aussenseite ist fast ausnahmslos abgeplattet, meist 28* 436 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. sogar rinnenförmig vertieft, und die Rippen endigen vor der Mittelfurche cor- respondirend oder alternirend meist in Knoten oder Stacheln (Fig. 528 kn‘) ,in selteneren Fällen setzen sie über die glatte Aussenseite fort. Auf der Flanke gabeln sich die Rippen und tragen an der Gabelungsstelle häufig Knoten (Fig. 528 B kn). Aptychus ungefaltet. Ob diese Familie von den Aegoceratinae direkt (Dumortierie) oder von der Familie der Perisphinctinae (p. 441) abzweigt, ist noch nicht festgestellt. Die ältesten, wahrscheinlich hierher zu rechnenden Formen finden sich im unteren Dogger, die Hauptent- wickelung fällt in den oberen Dog- ger und das Callovien; die letzten Formen in der unteren Kreide. A.Normal gerollte Formen. Cosmoceras Waag. (Fig. 528). Fig. 528, Cosmoceras ormatum Schl. Oberes Schale seltener weit, meist ziemlich Callovien (Ornatenthon). Schwaben. A Schale . von der Seite, B von vorn. kn = seitliche, kn! = eng genabelt. Rippen in der Reeel äussere Knotenreihe. ar = gespalten und 1—3 Knoten- oder Stachelreihen tragend. Windungsquerschnitt meist polygonal. Vielleicht schon im unteren Dogger, mehrere Formen im oberen Dosger, zahlreiche Vertreter im Callovien, die letzten im Neocom. C. ? scissum Ben. Unterer Dogger (Opalinus- und Murchisonae-Sch.). Alpengebiet, Südfrankreich, Süddeutschland. C. subfurcatum d’Orb. C. Garanti d’Orb. C. bifurcatum Ziet. ©. Goweri Sow. Unteres Callovien. Mitteleuropa. C. ornatum Schl. (Fig. 528). | Tiefste Schichten des oberen Dosgers in Mitteleuropa (Bifurcaten-Schichten in Schwaben. | Leitformen des oberen Callovien (Ornatenthon Dunkani Sow. x i in Mitteleuropa. . Jason Rein. . verrucosum d’Orb. Neocom. Südfrankreich. c C c Parkinsonia Bayle. Unter diesem Namen begreift man die mehr oder minder scheibenförmigen, meist weit genabelten Schalen, deren Rippen ähnlich wie bei Schlotheimia vor der Mittelfurche absetzen, aber höchstens in der Jugend noch Knoten tragen. Sie zweigen von Cosmoceras Garantı und Verwandten ab und gehören zu den bezeichnendsten Leitformen des oberen Dogger in Mitteleuropa. P. Parkinsoni Sow. Oberer Dogger. P. ferruginea Opp. Ferrugineus-Schichten des oberen Dogger. P. Neuffensis Opp. \ Obere Abtheilung des oberen Dogger. (Varians- P. Württembergica Opp. J Schichten. l. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 437 B. Nebenformen. Aus den weitnabeligen Cosmoceraten des Doggers entwickeln sich spiral gerollte bis stabförmig gestreckte Nebenformen, welche mit unge- spaltenen, aber durch I oder 2 Knotenreihen verzierten Rippen versehen sind. Man fasst sie unter dem Namen Ancyloceras Neum. (früher auch für eretacische Nebenformen gebraucht) zusammen. Sie finden sich im oberen Dogger und Callovien, seltener im Oxford Mitteleuropas, be- sonders in den sog. »Hamiten-Schichten« des schwäbischen Jura. A. annulatum d’Orb. (= Hamites bifurcatus Qu.). Unterste Schichten des oberen Dogger (Hamiten-Schichten). A. Callovwiense Morr. Callovien. Mitteleuropa. Hieran schliessen sich vielleicht auch ganz glatte, stabförmige Schalen mit redu- eirter, goniatitischer Lobenlinie, die als Leioceras Hörn. bezeichnet werden. L. acuarium Qu. = Baculites Qu.). Oberes Callovien. Württemberg. 6. Unterfam. Stephanoceratinae. Diese Unterfamilie zweigt von denjenigen Aegoceraten des mitt- leren Lias ab, deren Flanken mit einfachen, gegen aussen zu gespaltenen und mit an der Spaltungsstelle geknoteten und .über die gerundete Aussenseite fortlaufenden Rippen verziert sind, wie Aeg. armatum Sow. ete. Aus diesen weitgenabelten Schalen bilden sich bereits im mittleren und oberen Lias, besonders aber im Dogger und in den tiefen Abtheilungen des Malm, meist enggenabelte, breitmündige Formen heraus, deren Rippen in der Nähe des Nabels oder auf der Flanke meist unter Knotenbildung sich spalten und gewöhnlich ununterbrochen, seltener unter Bildung einer Aussenfurche über die Aussenseite fort- setzen. Vielfach schnürt sich die Wohnkammer aus (Fig. 529); die Loben werden bei den sehr breitmündigen Formen zuweilen unterzählig. Apty- chus ungelfaltet (Fig. 529).-In diese Unterfamilie fallen die früheren Grup- pen der Coronarit und Bullati. Mittlerer Lias — Oxford. A. Schale im Allgemeinen ohne Einschnürungen. Coeloceras Hy. Schale weit genabelt; alle oder doch einige Rippen gegen die Aussenseite gespalten und an der Spaltungsstelle geknotet. Windungsquerschnitt etwa so hoch wie breit. Lobenlinie wenig stark zer- schlitzt. Mittlerer und Oberer Lias in Europa und Südamerika, sel- tener im unteren Dogger der Südalpen. = ee N Mittlerer Lias (y). Mitteleuropa. C. crassum Phill. C. mucronatum d’Orb. % Oberer Lias. Mitteleuropa. C. subarmatum Y. & B. C. longalvum Vac. Unterer Dogger‘ Südtirol. 438 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse : Cephalopoda. Ammonoidea. Stephanoceras Waag. (Fig. 529). Umgänge so breit oder (meist) breiter als hoch. Die einfach beginnenden, geraden oder schwach gebogenen Rippen gabeln sich meist dreifach unter Knoten- oder Kantenbildung auf der Flanke. Nabel weit bis eng, aber niemals geschlossen. Die gerundete Aussenseite schärft sich zuweilen im Alter etwas zu. Lobenlinie stark Fig. 529. Stephanmoceras Humphriesi Sow. Mittlerer Dogger. Schale von der Seite (links) und von vorn (rechts). Der Mundrand mit breitem Aussenlappen. zerschlitzt. Wohnkammer zuweilen ausgeschnürt. Unterer Dogger — — Oxford, in Europa und Südamerika, besonders häufig im mittleren Dogger und im Gallovien. St. Brocchi Sow. Mittlerer Dogger (Sowerbyi-Schichten). Mitteleuropa. St. Humphriesi Sow. (Fig. 529). Zonenammonit des mittleren Dogger in Europa und Südamerika »Humphriesi-Sch.«). St. Braikenridgi Sow.\ St. Baylei Opp. J St. Blagdeni Sow. Grenzschichten des mittleren und oberen Dosger in Mittel- europa. Obere Schichten des mittleren Dogger. Mitteleuropa. St. Deslongchampsi Dfr. Oberer Dogger. Mitteleuropa und Alpengebiet. St. modiolare d’Orb. St. coronatum Brug.\ Unteres Callovien (Macrocephalenschichten). Europa. St. sublaeve Sow. St. Elatmae Nik. Unteres Callovien. \ = : Be : 2: R Russland. St. Milascheviei Nik. Mittleres Callovien. Sphaeroceras Bayle (Fig. 530, 531). Schale stark aufgebläht, oft fast kugelig. Umgänge meist viel breiter als hoch. Nabel eng, aber im späteren Wachsthumsstadium durch Ausschnürungder Wohnkammer meist erweitert (Fig. 530 B). Rippen in der Nähe des Nabelrandes gespal- ten, ungeknotet. Häufig vom mittleren Dogger bis ins Callovien. Europa, Südamerika, Ostindien. Sph. polyschides Waag. Mittlerer Dogger (Sowerbyi-Sch). Mitteleuropa. Sph. Sauzei d’Orb. Mittlerer Dogger »Sauzei-Sch.«. Europa, Südamerika. I. Thierreich. — VII, Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 439 Sph. Gervillii Sow. Mittlerer Dogger (Humphriesi-Sch.). Mitteleuropa, Sph. multiforme Gott. Mittlerer Dogger. Südamerika. Sph. bullatum d’Orb. (Fig. 534). Unteres Callovien. Europa, Südamerika, Ost- indien. Sph. mierostoma d’Orb. (Fig. 530). Unteres Callovien. Europa. Fig. 530. Sphaeroceras microstoma d’Orb. Un- Fig. 531. Sphaeroceras bullatum d’Orb. Unteres teres Callovien. Württemberg. 4A Schale von Callovien. Württemberg. Ansicht der Septal- der Seite mit erhaltenem Mundrande (mr). wu = fläche von vorn. Die Loben sind unterzählig Wulst; e = Ausschnitt. 2 Querschnitt der [s?2 innerhalb der Projectionslinie des vorher- Schale, um die all liche Verengerung des Na- gehenden Umganges (p)|. Die äusseren Hilfsloben bels (») und die Ausschnürung der Wohnkammer (hl) im Vergleich zu den inneren (ihl) stark redu- (w) zu zeigen. eirt. Macrocephalites Sut. (Fig. 532). Schale enggenabelt, mit scharfen, re- gelmässigen, in der Nähe des Nabelrandes gespaltenen, ungeknoteten Rippen bedeckt. Von Sphaeroceras durch die regelmässig eingerollte Wohnkammer unterschieden. Sehr häufig und bezeichnend für das untere Callovien (»Macrocephalen- Schichten«) in Europa, Ostindien und Südamerika. M. macrocephalus Schl. (Fig. 532). Europa, Ostindien, Südamerika. - - N Fig. 532. Macrocephalites macrocephalus M. tumidus Rein. Europa, Schl. Unteres Callovien. Ein Luftkammer- M. Herveyi Sow. Ostindien, Süd- stück gegen die Septalfläche gesehen. !/ı. M. chrysoolithieus Waag. amerika. B. Schale in der Regel mit Einschnürungen. Reineckia Bayle (Fig. 533) umfasst meist weitnabelige, Siephano- ceras-artige Schalen, deren Rippen auf der Aussenseite durch ein glattes Band unterbrochen werden. Die Berippung wird häufig dadurch etwas unregelmässig, dass nur ein Theil der Hauptrippen Knoten trägt und dass periodische Einschnürungen zwischen den Rippen auftreten, welche ein bündelförmiges Zusammentreten derselben am Nabelrande verursachen. Die Knoten verschwinden bei späterem Wachsthum nicht selten voll- 440 1. Thierreich. — VII. Mollusea. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. ständig. Häufig im Callovien Europas, Indiens und Südamerikas, in Europa auch noch im mittleren und oberen Malm sowie im Neocom. R. anceps Rein. R. Brancoi Stmn. (Fig. | Leitformen des Callovien, besonders des mittleren, R. Greppini Opp. in Europa, z. Th. auch in Indien und Südamerika. R. Rehmanni Opp. | S Reineckia Brancoi Stmn. Oberes Callovien. Caracoles, Wüste Atacama. Schale von der Seite und von vorn. R. pseudomutabilis Lor. Leitform des unteren Kimmeridge in Europa. R. Eudoxus d’Orb.\ Le R. mutabilis Sow. J R. faseieularis d’Orb. Neocom. Westalpen. itformen des oberen Kimmeridge in Europa. Olcostephanus Neum. ist von Reineckia hauptsächlich durch das Fehlen des glatten Bandes auf der Aussenseite und stärkere Involution unterschieden. Die Rippen beginnen bündelförmig am Nabelrande und setzen ununterbrochen über die Aussenseite fort. Knoten oft entwickelt. Einschnürungen fehlen nur selten. Diese Gattung entwickelt sich aus Reinechia im Oxford und gewinnt im Kimmeridge, Tithon und im Neocom eine weite Verbreitung, namentlich in Europa und Asien. In Ostindien und Südamerika auch noch in der oberen Kreide. OÖ. stephanoides Opr-| O. trimerus Opp. - Unteres Kimmeridge in Mitteleuropa. 0. striolaris Qu. 0. Gravesi dOrb. | °ortla Engla rankreic Norddeutschland. OBeranaieusihor.] Im Portland von England, Frankreich und Norddeutschlan« I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 441 0. Grotei Opp. Oberes Tithon. Europa, Tibet. 0. Decheni N. &U.\ 0. Grotriani N. & U.J 0. Aslieri d’Orb. \ Be Neocom,. Europa. 0. bidichotomus Leym. f Neocom. Russland, Norddeutschland. 7. Unterfam. Perisphinctinae. Die Perisphinctinae wurzeln wie die Stephanoceratinae in denjenigen A egoceraten des mittleren Lias, welche durch Spaltrippen ausgezeichnet sind. Aber schon die älteren Formen dieses Zweiges unterscheiden sich von den gleichalterigen Stephanoceratinae durch Rippen, welche ge- gen die Aussenseite zu gespalten (Fig 534) und nur vereinzelt ge- knotet (später ungeknotet) sind; sie besitzen ferner einen weiteren Nabel als jene (Fig. 535). Man trennt sie als Fig. 534. Dactylioceras commaume Sow. Oberer Fig. 535. Perisphinctes polyplocus Rein. Kim- Lias (e). England. Schale mit erhaltenem Mund- meridge (Tenuilobatus-Sch.). Franken. Schale rande. 4A von der Seite, 3 von vorn. mit erhaltenem Mundrande und Seitenohren. Dactylioceras Hy. (Fig. 534) ab. Weitgenabelte Schalen mit wenig umfassenden Windungen von kreisrundem oder ovalem Querschnitt. Die geraden oder schwach vorgebogenen Rippen spalten sich gegen die Aussen- seite zu und laufen über dieselbe ununterbrochen fort. Knoten nur ver- einzelt, meist fehlend. Einschnürungen der Schale fehlen. Innenlobus zweispitzig. Lobenlinie mässig stark zerschlitzt. Im mittleren, häufig im oberen Lias, seltener im unteren Dogger (der Südalpen). D. Davoei Sow. Zonenammonit für die obere Abtheilung des Lias y (»Davo&i- Sceh.«). Mitteleuropa. D. commune Sow. (Fig. 534).\ D. annulatum Sow. J D. modestum Vac. Unterer Dogger (Opalinus-Sch.). Südalpen. Oberer Lias (e). Europa, Südamerika. Perisphinctes Waag. (Fig. 535 — 537). Die formenreiche Gattung schliesst sich an die vorhergehende sehr enge an. Ihre ältesten Vertreter finden sich im mittleren Dogger und unterscheiden sich von den Da c- 442 1. Tbierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. tylioceraten nur durch den einspitzigen Innenlobus und Schalenein- schnürungen. Der zweite Seitenlobus bildet in der Regel mit den Hilfsloben einen stark zurückgreifenden Suspensivlobus (Fig. 536). Der Mundrand wird häufig mit kürzeren oder längeren Seitenohren beobachtet (Fig. 535), die auf der Schale zuweilen als parabolische Knoten bestehen bleiben. Die Rippen sind gerade oder schwach nach vorn oder hinten gebogen, regelmässig oder unregelmässig gespalten und vertheilt, nie ge- knotet, aber zuweilen auf der Aussenseite durch ein glattes Band unter- brochen. Der Aptycehus ist dünn, seine Oberfläche gekörnelt. Die Haupt- verbreitung dieser Gattung fällt in den Malm, wo die zahlreichen, aber sl, Fig. 537. Perisphinctes Lothari Opp. Kimmeridge. Abge- wickelte Lobenlinie. Fig. 536. Perisphinctes funatus Opp. Unteres Callovien. Württemberg. Ansicht der Septalfläche. Der Aussenlobus (el), Innenlobus (2!) und der erste Seitenlobus (slı) sind breit und tief, der zweite Seitenlobus (sl.) liegt zwar ausserhalb der Projection des vorhergehenden Umganges (p), bildet aber mit den Hilfsloben (4) zusammen einen zurückgreifenden Suspensivlobus. schwer zu unterscheidenden Arten in Europa, Asien und Südamerika zu den häufigsten und bezeichnendsten Fossilien gehören. Wenige Arten noch in der unteren Kreide. Abgesehen von einigen älteren Formen desDogger undCallovien wie P. Martinsi d’Orb. Mittlerer Dogger. | Pp: arbustigerus d’Orb. Oberer Dogger. Mitteleuropa. P. procerus Seeb. Oberer Dogger. P. funatus Opp. (Fig. 536). Unteres Callovien. lassen sich folgende 4 Gruppen unterscheiden: A. Annulatocostati. Rippen gerade, regelmässig vertheilt und ‚gespalten, nicht gebündelt. Windungsquerschnitt etwa so hoch wie breit. (Vgl. Dact. commune — Fig. 534.) P. evolutus Neum,. Callovien. Mitteleuropa. P. Indogermanus Waag. Sehr häufig im Oxford. Europa, Indien, Südamerika. P. bifurcatus Qu. Oberes Oxford. Mitteleuropa. P. colubrinus Rein. Oxford — Tilhon.| ; i = n Europa. P. biplex Sow. Kimmeridge. | I - . Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 443 B. Obliquecostati. Rippen regelmässig vertheilt, aber schräg nach vorn gerichtet. Windungsquerschnitt so hoch oder etwas höherals breit. . plicatilis Sow. | . Martelli Opp. » Weit verbreitet im Oxford. . virgulatus Qu. Anolygykatusıkeinil Weit verbreitet im Kimmeridge . Achilles d’Orb. JS ö en . contiguus Cat. | . transitorius Opp. - Tithon. Alpengebiet und Südeuropa. . senex Opp. fo u, "I, "u. SE u Prorsocostati. Berippung unregelmässig, indem die Rippen am Nabelrande gebündelt oder angeschwollen; Spaltrippen auf der Aussenseite nach vorn gerichtet. Windungsquer- schnitt meist höher als breit (Fig. 535). P. Koenigi Sow. Callovien. | „,. : 2 Mitteleuropa. P. Schilli Opp. Oxford. eurer P. polyplocus Rein. (Fig. 535). 17: 3 i : = K »ridge. Mitteleuropa, RETRO ELITE ee | ee P.virgatus v.B. Leitform für die Virgatus-Sch.(untere Wolga-Stufe)in Russland. P. nodiger en] P. subditus Tr. - Obere Wolga-Stufe. Russland. pP D . Okensis d’Orb. . Retrocostati. Berippung unregelmässig, aber die Spaltrippen auf der Aussenseite nach rückwärts gebogen. Parabelknoten häufig vorhanden. P. aurigerus Opp. Oberer Dogger. | P. curvicosta Neum. Unteres Callovien." Weit verbreitet. P. convolutus Qu. Oberes Callovien. Von der Gattung Perisphinctes zweigen eine Anzahl oberjurassischer und cretaci- scher Gattungen ab, die sich durch eine entwickeltere Skulptur (Knoten- und Stachel- bildung) sowie meist durch Unterbrechung der Berippung auf der Aussenseite unter- scheiden. Dieselben sondern sich in zwei Gruppen : a. Armati. Flankenrippen gerade oder rückwärts gebogen, ungespalten (höch- stens an der Nabelkante gespalten), oft fehlend ; meist 1 oder 2 Knoten- oder Stachelreihen entwickelt. Aussenseite ohne Furche und Kiel. ? Nebenformen selten. Malm und Neocom. b. Tubereulati. Flankenrippen in der Regel gespalten und mit 1, 2 oder mehreren Reihen von Knoten oder Stacheln verziert. Aussenseite meist ge- furcht, zuweilen gekielt. Zahlreiche Nebenformen. Oberer Malm — Oberste Kreide (?Eocän). a. Armati. Aspidoceras Zitt. ‚Fig. 538, 539). Schale weit oder eng genabelt. Win- dungsquerschnitt quadratisch gerundet bis halbmondförmig. Aussenseite gerundet, selten berippt; Flanke mit geraden oder schwach zurückge- 444 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. bogenen. Rippen versehen oder glatt. Eine Knotenreihe am Nabelrande (kn) und meist noch eine weitere auf der Flanke (kn’) oder am Aussen- rande. Aptychus massiv, mit ungefalteter, glatter, aber poröser Ober- fläche (Fig. 539). Diese Gattung wurzelt in denjenigen Formen der Gruppe 5 T Fig. 538. Aspidoceras acanthieum Opp. Kimmeridge. Franken. A Schale von der Seite, B/von vorn C Lobenlinie. kn = innere, kn! — äussere Knotenreihe. der Retrocostati von Perisphinctes., welche Aussenknoten erhalten. Cal- un lovien — Neocom, hauptsächlich im Oxford und Kimmeridge. Europa, Indien, Südamerika. Fig. 539. Aptychus von Aspidoceras. Kimmeridge. Le Hävre. A von innen, 2 von aussen, (€ gegen die Harmonie-(Innen-)Seite gesehen. D Querschnitt nach der Linie s-s. A" = Harmonielinie; f = Furche; e = äussere, Ü = innere Schicht; Z = dichte Lamelle der Innenseite. . perarmalum SOW.| biarmatum.Ziet. | Oegir Opp. \ . Babei d’Orb. | Grenzschichten zwischen Callovien und Oxford. Gr ES Unteres Oxford. Mitteleuropa. I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse; Cephalopoda. Ammonoidea. 445 . acanthieum Opp. (Fig. 538). Pi m) al | Leitformen des Kimmeridge in Europa, z. Th. 1 A. eircumspinosum Qu. x : 4 auch in Indien. . Uhlandi Opp. A. Rüppeli d’Orb. | Leitformen des Kimmeridge in Europa, z. Th. auch in A. longispinum Sow.] Indien. A. eyelotum Opp. Tithon. Südeuropa und Alpengebiet. Ein kleiner Seitenzweig, durch eine Aussenfurche unterschieden, ist als Waage- nia Neum. abgetrennt. Bezeichnend für das obere Kimmeridge in Europa, nament- lich im Alpengebiet W. Beckeri Neum. Oberes Kimmeridge. W. hybonota Opp. Unteres Tithon. Peltoceras (Fig. 540). Weitgenabelte Schalen mit quadratischem oder rechteckigemW indungsquerschnitt. Rippen kräftig, oft geknotet, gerade oder häufiger nach rückwärts gebogen, über die Aussenseite fortsetzend. Die Gattung zweigt von den retrocosta- ten Perisphincten (Gruppe Üonvo- luti) des Galloviens ab. Oberes Cal- lovien und Oxford in Europa. P. annulare Rein. Leitform des oberen Fig. 540. Peltoceras transversarium Qu. P. athleta Phill. j Callovien. Unteres Oxford. Frankreich. Schale von der : FAIRE ? R Seite, die starken rückwärts gebogenen Rippen P. Constanti d’Orb. Grenzschichten zwi- zeigend. schen Callovien und Oxford. B P. Eugeni d’Orb. Grenzschichten zwischen Callovien und Oxford. P. transversarium d’Orb. (Fig. 540). Zonenammonit des unteren Oxford (»Trans- versarius-Sch.«). P. bimammatum Qu. Zonenammonit des oberen Oxford »Bimammatus-Sch.«. Simoceras Zitt. Schale sehr weit genabelt, mit geraden, seltener ge- spaltenen, aber häufig geknoteten Rippen verziert. Berippung auf der Aussenseite unterbrochen. Einschnürungen vorhanden. Hilfsloben fehlen. Auch diese Gattung entwickelt sich aus den Perisphincten, vielleicht auch aus Peltoceras durch Verstärkung der Rippen und Unterbrechung der Skulptur auf der Aussenseite. Nur im Malm, besonders im Tithon der Alpenländer und Südeuropas. S. Herbichi Hau. Kimmeridge. Süddeutschland und Alpenländer. S. Volanense Opp. \ S. biruncinatum Qu.) Hier dürften sich die unter dem Namen Ancyloceras Guembeli Opp. aus dem Tithon bekannt gewordenen Nebenformen anschliessen. Tithon. Alpengebiet und: Südeuropa. b. Tubereulati. I. Normal eingerollte Formen. Hoplites Neum. Sowohl aus Perisphineten mit geraden dichotomen, als auch aus solchen mit gebündelten und mehrfach gespaltenen Rippen 446 |]. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. entwickeln sich gegen das Ende der Jurazeit reichlicher verzierte Schalen, welche sich durch bedeutendere Involution, Knotenbildung auf den Rip- pen und glatte oder gefurchte Aussenseite von den Perisphineten unter- scheiden. An die Formen mit geraden, wenig gespaltenen Rippen und mehr oder weniger quadratischem Querschnitte (Gruppe des Hopl. angulicostatus schliesst sich dann in der unteren Kreide die Gattung Acanthoceras an. Hoplites be- ginnt im Tithon, findet seine Hauptentwick- lung in der unteren, reicht aber vereinzelt bis in die oberste Kreide. Häufig in Europa, Indien und Südamerika. Gault. Schale von der Seite. neocomiensis d’Orb. angulicostatus d’Orb. H. Euthymi Pict.\ Unteres Neocom (Berrias-Sch.). H. Malbosi Pict. J Westalpen. H. radiatus Brug. e 0 . H. Leopoldinus d’Orb. | Fig. 541. Hoplites auritus Sow. H. H. H. noricus Schloth. | Mittelneocom, H. Deshayesi d’Orb, Aptien. H. fissicostatus Phill. Aptien. H. interruptus Brug. H. tardefurcatus Leym. H. splendens Sow. H. tuberculatus Sow. H. lautus Sow. H. auritus Sow. (Fig. 544). Acanthoceras Neum. (Fig. 542) umfasst die Formen mit steilen, ein- fachen oder nur am Nabelrande gespaltenen, häufig mit vielen Knoten- reihen verzierten Rippen. Aussen- seite glatt oder mit Knoten, seltener mit gekerbtem Mittelkiel. Neocom — Senon, sehr häufig im Gault, Cenoman und Turon. Europa, In- dien, Nordamerika. A. Milleti d’Orb. A. Cornueli d’Orb. 1. 1. Gault. | Aptien. Mittel- Martini d’Orb. EUROPA: : A’Qp 1 . 2. Fig. 542. Acanthoceras Rotomagense Brgt. Ce- A. Lyelli d’Orb. Gault. Mitteleuropa, noman, Schale von der Seite und von vorn. Yı. Südamerika, A.mamillare Schl. Gault. Mitteleuropa. ji een (Fig. a Cenoman. Mitteleuropa, Indien. A. Woollgari Mant. A. papale d’Orb, ‚ Turon. Mitteleuropa. A. Deveri d’Orb. 1. Thierreich. — VII, Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 447 Holeodiscus Uhl. Schale mit rundlichem Windungsquerschnitt. Rip- »en mehrfach gespalten und über die gerundete Aussenseite fortsetzend. Einzelne Rippen stärker als die übrigen oder mit Knoten besetzt. Ein- schnürungen mehr oder weniger deutlich. An Perisphinctes anschliessend, lessen Berippung nur wenig verändert erhalten geblieben ist. Neocom — Senon. Europa, Südamerika, Ostindien. H. Cailliaudi d’Orb. | H. Gastaldi d’Orb. Oberes Neocom (Barr&me-Stufe). Alpengebiet. H. incertus d’Orb. 2. Nebenformen. Die Nebenformen der Kreideformation, soweit sie nicht zu den Zyto- ceratidae (p. 422) gehören, schliessen sich an die Gruppe der Tuberculati, z. Th. auch wohl an Olcostephanus (p. #40) an. Sie sind von jenen sowohl durch die unsymmetrische Zertheilung der Sättel als auch vielfach durch stärkere und unregelmässigere Skulptur unterschieden. Crioceras Lev. (— Ancyloceras d’Orb. p.p., Toxoceras d’Orb. — Fig. 543, 544). Umgänge von einander abgelöst, spiral in einer Ebene gerollt Fig. 543. Crioceras Duvali Lev. Neocom. West- Fig. 544. Crioceras Matheroni d'Orb. Aptien. alpen. Alle Umgänge spiral in einer Ebene ge- Südfrankreich. Schale anfangs spiral, später ge- rollt. rade und hakenförmig umgebogen. (Fig. 543) oder auch später hakenförmig gebogen (Fig. 544), seltener un- regelmässig schneckenförmig. Rippen meist einfach, seltener gespalten, häufig mit Knoten oder Stacheln verziert. Unter den 6 Fundamental- loben sind die zweiten Seitenloben am schwächsten ausgebildet, so dass scheinbar nur 4 Loben vorhanden. An Hoplites, z. Th. auch wohl an Acanthoceras anschliessend. Sehr häufig inder unterenKreide, nament- lieh im Neocom. Europa, Ostindien, Südafrika, Südamerika. Er. Duvali Lev. (Fig. 543). Mittleres Neocom. Alpengebiet, Chile. 448 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. Cr. Emerici Lev. \ Cr. Tabarelli Ast. | Cr. Matheroni d’Orb. (Fig. 544). Aptien. Südfrankreich. Cr. gigas Sow. Aptien. England. Die schneckenartig oder unregelmässig gerollten Formen werden als Hetero- ceras Neum. abgetrennt. Barr&me-Stufe. H. Astieri d’Orb. Alpengebiet. Oberes Neocom (Barreme-Stufe). Alpengebiet. Scaphites Park. (Fig. 545, 546). Der gekammerte Theil der Schale in- volut, die Wohnkammer ganz, z. Th. oder gar nicht abgelöst, aber ein kurzes Stück gerade gestreckt, dann gegen die Spirale hakenförmig zurückgebogen und dieselbe zuweilen mit dem Dorsal- fortsatze (Fig. 546) wieder berührend. Mundrand etwas verengt und verdickt, gegen den Rücken zu häufig tief aus- gebuchtet und am Rücken mit einem plattigen Fortsatze versehen. Rippen mehrfach gespalten, auf der Wohnkam- mer häufig verstärkt, oft mit 1 oder mehreren Reihen Knoten verziert, die meist, wie bei Holcodiscus, auf einzelne Rippen sich beschränken. Hilfsloben entwickelt. Ein dünner, gekörnelter Die. 345. Staphsizelgemitzi Orb; Oberes Aptychus vorhanden. “Die Scaphjlen kunzes a ne haken- sind besondere Wachsthumsformen von Holeodiscus, vielleicht auch von Olco- stephanus. Häufig in der oberen Kreide, besonders im Senon, vielleicht noch im ältesten Tertiär Nordamerikas. Europa, Ostindien, Nordamerika. Se. aequalis Sow. Weit verbreitet im Cenoman Europas und Öslindiens. Sc. Geinitzi d’Orb. (Fig. 545). Im mittleren und oberen Turon Mitteleuropas. Sc. Roemeri d’Orb. , 5 R il Oberes Senon (Mukronatenkreide). Weit verbreitet in Se. constriclus SowW. \ : - 2 pa. Se. tridens Koer, zu Sc. nodosus Ow. Oberste Kreide (Fort Pierre Group). Nordamerika. Sc. Conradi Mort. Oberste Kreide. ? Eocän (Fox Hills Group). Nordamerika. Geologische Verbreitung und Stammesgeschichte der Ammonoidea. Die Ammonoidea zweigen im Devon (? oder z. Th. schon früher) von den Nautilidae ab; sie erhalten verhältnissmässig schnell neue Merkmale, welche sie leicht unterscheiden lassen, wie namentlich die Vermehrung und Verzweigung der Loben. Zu wiederholten Malen spalten sich von den ursprünglich glattschaligen, involüten Ausgangsformen mehr oder weniger weitnabelige, rauhschalige Zweige ab, welche sich rasch und reichlich . I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 449 entwickeln und früher oder später unter Bildung sog. Nebenformen oder ohne solche erzeugt zu haben, wie es scheint, erlöschen. Der älteste trachyostrake Zweig sind die, im Allgemeinen sehr weit- nabeligen Clymenien, welche mit dem Oberdevon verschwinden, ohne Nebenformen gebildet zu haben. Sehr bald folgen die Tropitidae, später auch die Ceratitidae nach; nur die letztere Familie bringt es zur Bil- dung von Nebenformen, während von ersterer nur Formen mit ausgeschnür- ter Wohnkammer gefunden sind; beide gehen nichtin die Jurazeit über (? Tropites im unteren Lias). Unter den Latisellaten bleiben die Arcesti- dae glattschalig, von den Angustisellaten sterben die Familien der Pi- nacoceratidae und Oladiseitidae wie die Arcestidae mit der Trias aus, ohne typisch trachyostrak zu werden und ohne Nebenformen zu erzeugen, aber die Ausschnürung der Schale ist hier fast die Regel. Die Pfychitidae er- halten in der Trias z. Th. Faltenrippen, ihre Nachkommen, die Amaltheidae bleiben in einzelnen Vertretern glattschalig bis zum Ende der Kreide- formation (? Eocän), aber zu wiederholten Malen geben sie rauhschalige Seitenzweige ab, wie Pleuroceras im mittleren Lias, Cardioceras im unteren Malm, Schloenbachia in der unteren, Buchiceras in der oberen Kreide. Mit dem Auftreten der Berippung ist durchgängig eine Depression des Win- dungsquerschnittes und vielfach eine Erweiterung des Nabels verbunden. Schalen mit ausgeschnürter Wohnkammer sind trotz der starken Invo- lution der Schale in dieser Familie unbekannt, ebenso Nebenformen, aber zur Zeit der jüngeren Kreide tritt in allen Zweigen derselben eine Verein- fachung des Lobenbaues, z. Th. bis zum Ceratiten-Stadium ein. Die Phylloceratidae, mit welchen die Lytoceratidae und jedenfalls auch die Aegoceratidae genetisch sehr enge verknüpft sind, verharren in der Trias noch im leiostraken Zustande. Ihre jüngsten Vertreter (in der obersten Kreide) unterscheiden sich von manchen Triasformen nur durch stärkere Lobenzertheilung. Obgleich durchgehends engnabelig, schnüren sie sich niemals aus, liefern auch keine Nebenformen. Auch die Lytoceratidae werden in den jüngsten Kreideschichten noch durch wenige, glattschalige, evolute Formen vertreten, aber der Bildung der zahlreichen Nebenformen in der Kreide geht ein kurzes trachyostrakes Stadium voraus und die Nebenformen selbst sind durchgängig rauh- schalig, wenn auch in weniger ausgeprägter Weise, als diejenigen der Aegoceratidae. Letztere stellen die Trachyostraca zar’ &Soyrw vor. Die Abtheilung der Carinati erhält zwar nur in einzelnen Zweigen eine reich- lichere Verzierung; nur wenige engnabelige Formen des Jura bilden eine geknickte Wohnkammer, die übrigen werden im Laufe der Zeit weit- nabelig und runden die Umgänge ab. Ihre jüngsten Vertreter, z. Th. wahre Riesen unter den Ammoniten, erhalten annulate Berippung; das carinate Steinmann, Paläontologie. 239 450 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. Stadium ist mit dem Jura überwunden. Ausschnürungen und Neben- formen fehlen. Anders die Annulati. In manchen Zweigen derselben ent- stehen schon im Jura ausgeschnürte Schalen (Hammatoceras, Sphaero- ceras, Stephanoceras) oder Nebenformen (Cosmoceras, ? Simoceras). Dieser letztere Vorgang wiederholt sich im verstärkten Maasse in der unteren Kreide bei verschiedenen Gattungen (Crioceras,, zum letzten Male in der oberen in Scaphites, wo die Ausrollung der Wohnkammer oft kaum über die Ausschnürung derselben hinausgeht. Am Ende der Kreidezeit giebt es nur noch vereinzelte normal ein- gerollte und gleichzeitig leiostrake Formen. Fast alle Zweige des Stammes, soweit sie nicht schon früher verschwunden, sind trachyostrak geworden; das Ueberwiegen fast durchgängig trachyostraker Nebenformen verleiht der Cephalopodenfauna der Kreide ein besonderes Gepräge. Die glatt- schaligen Ammoniten besitzen im Allgemeinen eine geringe horizontale Verbreitung, erscheinen oft hier und dort in wenigen, unvermittelten Ver- tretern, während die rauhschaligen in den entferntesten Gebieten häufig gleich stark vertreten sind (Ceratitidae, Tropitidae, Plychitidae in der Trias, Aegoceratidae und die trachyostraken Glieder der Amaltheidae und Lyto- ceratidae im Jura und in der Kreide). Bevor wir eine Erklärung für die erwähnten Thatsachen zu geben versuchen, lassen wir im Anschluss an die p. 399 mitgetheilte Tabelle zu- nächst eine Uebersicht über die verwandtschaftlichen Beziehungen und die vertikale Verbreitung der wichtigsten Gattungen folgen, wie sich dieselben nach dem heutigen Standpunkte unserer Kenntnisse darstellen. Die erste Tabelle enthält die mit der Trias aussterbenden Familien, die zweite die jüngeren. Die vertikale Verbreitung ist durch Pfeilstriche, das haupt- sächliche Vorkommen durch Doppelstriche bezeichnet; die Nebenformen sind eingeklammert. Tabelle 1. ? Rhätische, [Choristocerus] A A Karnische A \ | IE N Stufe | | Tropites | = are A | Norische Pr | | « | Sal OBER: Stuf Trachyceras | Arcestes Pinacoceras Cladiscites Une) Joannites Sageceras | ee allen leo e—- Muschel- | Celtites Sphingites kalk Arpaditrs Ceratites Y Acrochordiceras | nen Ir ln zn Bunt- N! . | R Dinarites Tirolites Y j sandstein Cladiscitidae Sell au Bello elle oo oo Cyclolobus Popanoceras Medlicottia Ceratitidae Tropitidae \ STRSERR Arcestidae Pinacoceratidae 9BPIIEAODOTTÄUA SepIyy2aAId SNISIPOUIN- kl soyfiydobaw — sayayalız OBpIyeaadoJArT ne — mer — = 2 — = = t | ie } 7 \f Supıye1aooday sayufydouon oupramymeuy | | En Bere re AT EINER E EL II Emm EN are, 12... 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Ih | —-——-— _ - | | | 7 | —-—- -..- —- {0 | | [sagen] | || urwouen | | | | er Ki Y m. | ea = | | | | | | wouag a en. Seelen |ooSÄbezeo- uraon Y M > 90T & IISOITITISACHERT! 452 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. Keine Abtheilung der Wirbellosen ist uns mit solcher Vollständigkeit überliefert, wie die Ammonoidea und ihre Vorfahren, die silurischen Nau- tiloidea. Wenn auch weitere Forschungen noch manche Verschiebungen in dem Stammbaum herbeiführen mögen, so werden doch die Grundzüge der Entwickelung des gesammten Stammes kaum merklich verändert werden. Hier mehr denn irgendwo ist der Paläontologie die Berechtigung gegeben, eine Deutung des Entwickelungsganges einer wirbellosen Thier- gruppe zu versuchen, soweit dies überhaupt nach den Schalen allein mög- lich ist. Die ältesten Cephalopoden besitzen eine gerade, kegelförmige Schale, in deren hinterem Ende das Thier festgeheftet war. Das ringförmige Haft- band verhinderte das Entweichen der am Hinterleibe ausgeschiedenen Luft und so wurde das Thier in der Schale vorgetrieben. Dabei konnten die successiv sich bildenden Lagen von Perlmutterschicht nicht wie in den Muscheln mit einander in Berührung bleiben, sondern sie wurden durch Luftkammern von einander geschieden, ein Vorgang, der auch gelegentlich an den Schneckenschalen und bei den Conularida (p. 342) zu beobachten ist. Da nun eine gerade, zum grossen Theil mit Luft erfüllte Schale einerseits leicht zerbrechlich ist, andrerseits für die Fortbewegung eine wenig zweck- mässige Gestalt besitzt, so griff im Nautiloideen-Stamm jedenfalls, in Ammonoideen-Stamm wahrscheinlich mehrere Male eine spiral-sym- metrische Einrollung des Thieres vom Rücken aus Platz. Die in der Mitte durchbohrten Schalen der älteren Nautiloidea (Fig. 412) und Ammonoidea (Fig. 473) zeigen uns, dass das ausgewachsene Thier bereits die Fähigkeit besass, sich an den früher gebildeten Theil der Schale dauernd anzu- legen, während in der Jugend die Windungen sich noch nicht berührten. Die meisten Goniatiten und die glattschaligen Ammoniten der Trias, z. Th. auch die des Jura regelten die Einrollung der Schale in derselben Weise wie der lebende Nautilus, indem das Thier mit einem ungetheilten Lappen Kopfklappe bei Nautilus) dem vorhergehenden Umgange auflag und dar- auf weiter kroch; daher die Runzelschichten vor der Mündung bei Go- niatitidae, Arcestidae, Pinacoceratidae ete. Die Bewegung des Thieres war hierdurch erheblich beschränkt. Leiostrake Beschaffenheit der Schale und starke Involution bezeichnen im Allgemeinen dieses Stadium der Einrol- lung, über welches hinaus es der lebende Nautilus nicht gebracht hat. Die Herausbildung der Skulptur, wie sie bei den meisten Ammoniten, in beschränktem Maasse auch bei einigen Nautiloidea, früher oder später Platz greift, geht Hand in Hand mit dem Verluste der Runzelschichten, mit der Verringerung der Involution und bei hochmündigen Formen mit einer Depression des Windungsquerschnitts, wie uns das die Uebergangsreihe des Amaltheus margaritatus — Pleuroceras coslatum deutlich zeigt. Wahr- I. Thierreich. — VII. Mollusea. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 453 scheinlich trat bei dem Thier der trachyostraken Schalen an Stelle des ein- fachen Rückenlappens ein mehr oder minder differenzirtes Armpaar, wel- ches die Einrollung der Schale regelte, indem es die Rauhigkeiten der Schale zum Anklammern benutzte. Hierdurch war die Möglichkeit für eine geringere Involution und für eine erhöhte Beweglichkeit gegeben, da die dorsalen Arme die Schale seitlich umfassen konnten. Das Auftreten eines dorsalen Mündungsausschnitts für die Rückenarme fällt durchgängig mit der Trachyostrakie zusammen (vgl. Ceratites nodosus Fig. 483, Harpoceras opalinum Fig. 519, Haploceras Cadomense Fig.522, Stephanoceras Humphriesi Fig. 529, Sphaeroceras microstoma Fig. 530 A, Scaphites spiniger Fig. 546), den leiostraken Schalen fehlt derselbe in der Regel (vgl. Fig. 487, 497). Fig. 516. Scaphites spiniger Schlüt. Oberes Senon. Westfalen. Die Wohnkammer ist z. Th. von der Spirale abgelöst und hakenförmig auf dieselbe zurückgebogen. Ein Dorsalfortsatz und ein sehr tiefer Armausscehniti an der Mündung sichtbar. !/ı. Die Skulptur beginnt mit der Entstehung flacher Schalenfalten oder feiner Streifen, aus denen die Rippen hervorgehen; später folgt die Bil- dung der Knoten und Stacheln (Familie der Aegoceratidae, Lytoceratidae), oder die Stachel- und Knotenbildung geht der Entstehung der Rippen voraus (Familie der Amaltheidae). Die sog. Nebenformen werden gewöhnlich als pathologische oder senile Bildungen aufgefasst (»Krüppelformen«). Als solche erscheinen sie uns, wenn wir an eine normale Schale die Anforderung der regelmässigen, geschlossenen spiralen Einrollung stellen; für das Thier hatten sie aber wohl eine andere Bedeutung. Sie dürften zu den eingerollten, trachyo- straken Schalen in demselben Verhältnisse stehen, wie diese zu den leio- 454 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. straken, d. h. sie bekunden das Bestreben des Thieres nach freierer Bewegung; eine gleiche Deutung lässt die Ausschnürung zu. Die gesetz- mässige Spiralrollung des Thieres war eben nur in einer Periode der Stammesentwickelung die zweckentsprechende. Die Ablösung der Um- gänge oder das schneckenförmige Wachsthum gestaltete eine freiere Be- wegung des Thieres nach hinten (oben) und bedeutet somit einen Fort- schritt. Zumeist wurde die Ausrollung durch Streekung der Wohnkammer eingeleitet (Macroscaphites), sobald aber auf den gestreckten Theil Luft- kammern zu liegen kamen, wurde die Zerbrechlichkeit der Schale be- deutend erhöht und das Thier sah sich gezwungen umzudrehen und gegen die Spirale zurückzuwachsen, wie zu erwarten steht unter exogastrischer Drehung. Die Zerbrechlichkeit gerade gestreckter Schalen wird durch die Thatsache illustrirt, dass vollständige Schalen von Baculites bisher noch nicht gefunden sind. Das Wachsthum der Scaphiten Fig. 546) zeigt uns alle Stadien zwischen einfacher Ausschnürung und Ablösung der Wohnkammer. Die Ablösung erstreckt sich nur auf ein kurzes Stück, und das Thier legt sich mit dem Dorsalfortsatze häufig wieder an die Spirale an. Die dorsalen Ausschnitte sind hier tiefer, als bei irgend einer anderen Nebenform. Nur wenn wir uns das Ammonitenthier mit ver- längerten Armen versehen vorstellen, wird uns die Bildung der Neben- formen verständlich. Nieht nur eine Reduction der.Loben auf die Fundamentalzahl 6 begleitet die Entstehung der Nebenformen, sondern zuweilen ist auch eine Vereinfachung des Lobenbaues damit verbunden (Choristo- ceras und Verwandte, Crioceras p. p., Scaphites p. p.). Letztere findet sich in sehr ausgesprochenem Maasse bei den normal eingerollten Kreide- amaltheen (Buchiceras Fig. 503, Schloenbachia) und darf als gleichbe- deutend mit dem Beginn der Loslösung der Muskeln aus der Schale ange- sehen werden. Beide Erscheinungen, die Entstehung der Nebenformen und die Ver- einfachung des Lobenbaues lassen sich ungezwungen deuten als Ausdruck für das Bestreben des Ammonitenthieres sich behufs freier Bewegung der Schale zu entledigen, ein Vorgang, der vielleicht durch den Aufenthalt an felsiger Küste befördert wurde. Einen weiteren Beleg für die Richtigkeit dieser Auffassung liefert das Auftreten einerlebenden Cephalopodengruppe, welche den Namen Octopoda (Achtfüssler) führt. Hierher gehören fast ausnahmslos unbeschalte, freischwimmende Thiere von gedrungener oder eylindrischer Gestalt. Der Mund (Fig. 547 m) wird von 8, meist ungleich entwickelten, freien oder ganz oder z. Th. durch Lappen verbundenen ,Saugnäpfen, nur selten auch Häkchen tragenden Armen I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 455 umstellt (Fig. 547). Meist sind das erste (dorsale) Armpaar, zuweilen das zweite oder auch beide stärker und länger ausgebildet als die übrigen. Bei einigen Formen ist der Hautlappen, welcher die dorsalen Arme verbindet, in der Mitte tief gespalten. Der Trichter (tr) bildet eine geschlossene Röhre, welche ontogenetisch durch Zusammenwachsen zweier Lappen in der Mittelebene entsteht. Flossen fehlen zumeist. Die Muskulatur zeigt im Vergleich zum lebenden Nautilus folgende Verschiedenheiten: Es ist ein langer, kräftiger, unpaarer Bauchmuskel vorhanden; an Stelle des einen Paares von Schalenmuskeln bei Nautilus haben wir 2 Paare, von denen Karl Scharfenberyer auf Holz gez Fig. 547. Argonauta argo L. JLebend. Mittelmeer. Das Weibchen in der z. Th. aufgebrochenen Schale (stark zusammengezogen).. R = Rücken-, B = Bauchseite; m = Mantel; ir = Trichter; ın’ = Mund; I—-IV = die 4 Armpaare, vom Rücken gegen den Bauch zu gezählt. /= das dorsale Armpaar, in einem Spiralausschnitte der Schale liegend, mit seiner lappenartigen Verbreiterung (!) die Schale von hinten her bis zum Vorderrande umfassend. r = Rippen; zw = stärkere Zuwachsstreifen; kn = Aussenknoten der Schale. das bauchständige (»Herabzieher des Trichters«) oft viel stärker entwickelt ist, als das rückenständige. In dem unpaaren muskulösen Nackenband, welches Kopf und Rumpf verbindet, endigen die »Anzieher des Trichters«, wie bei Nautilus. Ein Tintenbeutel ist mehr oder minder stark ausgebildet, fehlt aber zuweilen. Bei einigen Formen findet sich ein knorpeliger oder fleischiger Schliessapparat an der Basis des Trichters. Die meisten Octo- poden (Fam.Octopodidae) führen eine litorale Lebensweise, die Familie der Philonexidae ist aber ausgesprochen pelagisch. Sir 456 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. Die Gesammtform sowie die Organisation und die embryonale Ent- wickelung der Octopoden machen es sehr wahrscheinlich, dass ihre Ahnen schalentragend waren. Manche Besonderheiten des Thieres fordern zu einem Vergleiche mit dem Ammonitenthier auf. Die 6 Muskelpartien ent- sprechen den 6 Fundamentalloben der ausgerollten Ammonitenschale (und zwar der unpaare, bauchständige Muskel dem Aussenlobus, die Herab- zieher des Trichters den ersten, die sog. Schalenmuskeln den zweiten Seitenloben, das unpaare Nackenband dem Innenlobus. Hierzu kommt noch, dass das Weibchen der Gattung Argonauta L. (Fig. 547—519) eine äussere Kalkschale besitzt, welche in manchen Merkmalen von der Ammonitenschale abweicht, andererseits K.sch. Fig. 548. Argonauta hians Sol. v. Oweni. Lebend. Indischer Ocean. A Schale von der Seite, B gegen die Mündung gesehen. r = Rippen; z = Zuwachsstreifung; k = Aussenknoten; rf = Aussenfurche; tr = Trichterausschnitt. aber eine sehr bemerkenswerthe Uebereinstimmung mit derselben er- kennen lässt. Die Schale ist exogastrisch spiral in einer Ebene aufge- rollt (Fig. 548), entbehrt der Perlmutterauskleidung, der Luftkammern, des Sipho, sowie der Embryonalblase; sie steht mit dem Thiere nicht in fester Verbindung, sondern sie wird nur von den lappenartig verbreiterten Rückenarmen (Fig. 547 1 I) festgehalten, welche dieselbe von hinten her bis zum Vorderrande umfassen. Der Schalenanfang ist röhrenförmig- conisch (Fig. 549 A k) oder kapuzenförmig (C), besitzt an seinem äussersten Ende eine grössere (CO n) oder kleinere (An) concave Embryonalfläche, welche bereits bei einem Durchmesser von I mm Zuwachsringe zeigt (On), und ist mit äusserlich sichtbaren Zuwachsstreifen und Rippen bedeckt. Bei weiterem Wachsthum verschwindet die Zuwachsstreifung von der Oberfläche, weil die inzwischen ausgebildeten Rückenarme mit J. Thierreich. — VII. Mollusea. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. 457 ihren Lappen die Schale umfassen und auf derselben eine äussere Schalen- schicht ablagern, welche die Zuwachsstreifung verdeckt, aber noch durch- scheinen lässt (Fig. 548 A z). Durch die Thätigkeit der Rückenarme wird die Bildung einer geschlossenen Schalenwand auf dem Rücken unmöglich gemacht; die Schalenmasse häuft sich | daselbst an und wird meist zu einer Achsenleiste verdickt (Fig. 549 /), die zuweilen in seitliche Fortsätze (Fig. 549 Bf) ausläuft, z. Th. wird sie als Um- schlag auf dem vorhergehenden Um- gange abgelagert. Bei ungenabelten Schalen liegen zuweilen die Umgänge wie bei den Ammoniten längs einer ‘ Naht an einander (Fig. 548 A, B), bei ge- nabelten bildet sich dort wo die Arme austreten, ein Spiralausschnitt (Fig. 547, 549 A), wie er in gleicher Weise, wenn auch weniger tief, am Mundrande von 4 au Scaphites (Fig. 546) beobachtet wird. Die Körperoberfläche ist überall musku- lös verdickt und das Thier liegt nir- gends der Schale dauernd an; daher kommt es weder zur Bildung eines 3 Zt Fig. 549. Argonauta hians Sol. Lebend. Indischer Ocean. A eine junge Schale mit kegelförmigem Schalenanfang (kl); n = Em- bryonalfläche; /= Achsenleiste, B var. gon- dola Dillw. f Seitenfortsätze der Spiral- leiste (2). € Schalenanfang eines anderen Exemplars, die Anfangscalotte mit der con- Sipho noch zur Abscheidung Luftkammern und Perlmuttersubstanz. Aber die Schale bildet und verdickt sich unablässig vom Mantel ‚wie von den Rückenarmen aus, und daher zeigt die Schalensubstanz dieselbe Schichtung wie das Perlmutter. In Folge der bauchwärts übergeneigten Stellung des Thieres in der Schale ist der Trichterausschnitt auf der Aussenseite mehr oder weniger tief. Die recenten und fossilen (pliocänen) Argonauta-Schalen lassen sich nach der Art der Berippung und der Gestalt der Schale in 3 Gruppen zer- legen, von denen eine jede gewissen Ammonitenformen der oberen Kreide überraschend ähnlich ist, nämlich: von caven Embryonalfläche (n) zeigend. 1) Gruppe der Argonauta hians Sol. (Fig. 548, 549). Schale ungenabelt oder sehr enggenabelt. Spiralausschnitt fehlend oder schwach. Grobe, entfernt stehende, sparsam gespaltene, nach vorn geschwungene Rippen. Nur im Alter entspricht jeder Spaltrippe ein breiter stumpfer Knoten am Aussenrande, sonst ist die Zahl der Spalt- rippen grösser als die der Knoten. Aussenseite vertieft oder gerundet. Windungsquer- schnitt oval bis trapezförmig. Diese Gruppe besitzt die gleiche Skulptur wie die Ho- pliten der Kreide aus der Gruppe des H. auritus (vgl. Fig. 544). Pliocän und lebend in den wärmeren Meeren, 458 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Ammonoidea. A. Sismondai Bell. Pliocän. Piemont. A. hians Sol. Lebend. In allen wärmeren Meeren., Bildet zahlreiche Varietäten, 2) Gruppe der Argonauta tubereulata Lmk. Schale ungenabelt oder eng- genabelt. Zahlreiche, mehrfach gespaltene, ganz oder zum Theil in gerundete Knoten aufgelöste, gerade oder schwach zurückgebogene Rippen. Die abgeplattete oder ver- tiefte Aussenseile jederseits mit einer Reihe breiter, seitlich zusammengedrückter Knoten besetzt, welche weniger zahlreich sind als die Spaltrippen. Windungsquer- schnitt oval. ; Scaphites Conradi aus dem ? Eocän Nordamerikas besitzt dieselbe Involution und ganz ähnliche Berippung. Lebend in den wärmeren Regionen des atlantischen und indo-pacifischen Oceans, A. tuberceulata Lmk. (= nodosa Sol.), 3) Gruppe der Argonauta argo L. (Fig. 547). Schale ziemlich weit genabelt. Spiralausschnitt tief. Jede der zahlreichen, geschlängelten, durch wiederholte Spaltung entstandenen Rippen endigt an der schmalen Aussenseite in einem feinen, spitzen Knoten. Windungsquerschnitt sehr hoch, fast dreiseitig. Dieselbe zusammengedrückte Form der Schale und die gleiche Verzierung besitzt die Wohnkammer von Scaphites compressus aus dem oberen Senon Europas. In allen wärmeren Meeren, auch im Mittelmeere. A. argo L. (Fig. 547). Die Ammoniten verschwinden in Europa und in anderen Gegenden mit dem Ende der Kreideformation, obgleich noch keine einzige der zur Jurazeit vorhandenen Familien vorher erloschen ist. Im pacifisehen Becken scheinen sie noch zur älteren Tertiärzeit vorhanden gewesen zu sein. Die (rasch verschwindende) Schalenanlage des Embryo der Octopoden, sowie ihre Organisation im Allgemeinen machen es im höchsten Grade wahr- scheinlich, dass sie von schalentragenden Formen abstammen. Die Ver- theilung der Muskulatur, ganz besonders aber die schlagende Ueberein- stimmung der 3 Argonauta-Gruppen mit Ammoniten-Gruppen der oberen Kreide lassen kaum noch begründeten Zweifel an dem genetischen Zu- sammenhange derselben aufkommen. Der Einwurf, dass z. Z. die Ver- bindungsglieder zwischen Scaphiten bez. Ammoniten und Argonauta aus dem Tertiär noch nicht bekannt sind, träfe, wenn er stichhaltig wäre, in gleicher Weise für andere Thie -abtheilungen (Kieselschwämme, See- igel, Ophiuren, Crinoiden etc.) zu, bei denen vermittelnde Formen in Kreide oder Tertiär noch nicht gefunden sind. Der Schwund der Schale ist in gleicher Weise, wie bei den Octopoden, bei den marinen Nacktschnecken vor sich gegangen. Schalenrudimente, wie die Argonauta-Schale, kommen bei den Heteropoden vor, die Besonderheit der Schalenbildung von Argonauta durch Mantel und Arme gleichzeitig findet ihr Analogon bei Nautilus (p- 349) und rein ostrakale Schalen giebt es auch unter den Muscheln (z. B. Ostrea). Der Verlauf der Zuwachsstreifung auf dem Schalenanfange und die Concavität der Embryonalfläche von Argonauta endlich liefern den un- I. Thierreich. — VII. Mollusca, — 5. Klasse: Cephalopoda. Belemnoidea. 459 umstösslichen Beweis, dass die Schale schon vor vollendeter Entwickelung der Rückenarme vom Embryo angelegt war. Die lebenden Octopoden bilden eine Reihe sehr verschieden hoch organisirter Formen. Die Familie der Philonezxidae, zu welcher Argonauta gehört, schliesst sich aller Wahrscheinlichkeit nach an die Aegoceratidae an. Die vielfach höher organisirten Octopoden stammen vielleicht von den Zytoceratidae (? und Amaltheidae) ab, während die isolirte haken- tragende Gattung Cirroteuthis, wie Funde aus den Solenhofener Kalken beweisen, schon zur Zeit des oberen Jura schalenlos war, also vermuthlich an die triadischen Nebenformen der Latisellati (Ceratitidae) anknüpft. Eine andere Art der Verkümmerung der Schale, welche z. B. auch bei den terrestrischen Nacktschnecken Platz gegriffen hat, besteht darin, dass der Mantel die Schale umwächst und das Thier sich mehr oder weniger vollständig aus der Schale herauszieht. Dieser Vorgang lässt sich bei der letzten Ordnung der Cephalopoden verfolgen, welche nach der wichtigsten fossilen Gattung (Belemnites) als dritte Ordnung Belemnoidea bezeichnet werden mag. 3. Ordnung Belemnoidea. Hierher gehört die Mehrzahl der heutigen Cephalopoden. Sie zeichnen sich durch den Besitz zweier Kiemen, 8 gleicher und 2 verlängerter und besonders gestalteter (Fang-) Arme, eines ungespaltenen Trichters, eines Tintenbeutels und flossenartiger Anhänge aus. Die niemals fehlende Schale ist stets ganz oder grösstentheils in den Mantel eingeschlossen. In der Mehrzahl der Fälle bildet die rückenständige Schale ein dünnes, horniges Blatt mit geringen Einlagerungen von kohlensaurem oder phos- phorsaurem Kalk, und die ursprünglichen Merkmale der äusseren Schale, wie Scheidewände und Sipho, sind nicht mehr ohne Weiteres zu erkennen. Nur wenige der jetzt lebenden Formen besitzen noch eine gekammerte Schale wie ihre Ahnen im mesozoischen Zeitalter. Wir trennen sie aus Zweckmässigkeitsgründen als Phragmophora von den Chondrophora ab, ohne damit sagen zu wollen, dass diese Eintheilung für alle Formen eine durchaus naturgemässe sei. Eintheilung der Belemnoidea: A. Phragmophora. Schale kalkig, meist kegelförmig, gerade, seltener platt oder (endogastrisch) spiral gerollt, gekammert. Trias — Ge genwart. B. Chondrophora. Schale hornig oder schwach verkalkt, platt, scheinbar un- gekammert. Trias — Gegenwart. 460 I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Belemnoidea. A. Phragmophora. In der Triasformation finden sich Cephalopodenschalen, welche dureh ihre gestreckte Gestalt, durch ihre Kammerung, insbesondere durch den Besitz einer kugeligen Embryonalblase, und die bauchständige Lage des Fig. 550. Schale von Aulacoceras. Karmische Stufe, Salzkammergut. A ein Stück des oberen (vorderen) Theiles der Schale angeschliffen, gegen die Bauchseite gesehen. s’ = Schale (Ostra- cum); s = Scheidewände; s? = Sipho. B ein mittleres Stück der Schale bis zur Mitte durch- geschnitten, das untere Ende des Phragmokons (p) und die umgebende Schalenmasse des Ro- strums (r) zeigend. € unterer Theil der Schale (das verdickte Rostrum) mit gekörnter Ober- fläche (g) und Seitenfurchen (/f). Fig. 551. Ergänzte Schale von Belemnites gegen den Rücken gesehen, im unteren Theile (r) bis zur Mitte aufgeschnitten gedacht. Das keulenförmig verdickte Rostrum (r) umgiebt den unteren Theil des mit einer kugeligen Embryonalblase (er) beginnenden Phragmokons (7); s = Scheidewände desselben (! schwach procöl!); w = Wohnraum des Thieres; po = Proostracum, d. h. die Ver- längerung der Schale auf der Rückenseite (auf der Bauchseite fehlend); 5 = bogenförmige Zu- wachslinie desselben; A = Hyperbelstreifung auf den Seiten; « = sog. Asymptotenlinie, Sipho den ältesten Ammonoideen (Bactrites) sehr ähnlich sind (p. 39%), sich von ihnen aber dadurch unterscheiden, dass der hintere Theil der Schalen keulenförmig verdickt ist (Fig. 550 C) und der gekammerte Theil 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Belemnoidea. 461 nicht bis an das hintere Ende der Schale reicht (Fig. 550 B p). Diese Schalenverdickung besteht aus ostrakaler Masse: sie wird als Rostrum von dem eigentlichen, nicht verdickten Ostracum und dessen innerer Aus- kleidung, dem Phragmokon unterschieden. Die Scheidewände stehen in erheblicher Entfernung von einander (Fig. 550 As), das Rostrum besteht aus schwammiger Kalkmasse, ist äusserlich ge- körnelt (Fig. 550 0 g) und mit Furchen ver- sehen (Of)— Aulacoceras. Aehnliche Scha-- len sind im Jura und in der Kreide sehr häufig. Sie differiren aber von den älteren durch viel geringere Stärke des oberen, nieht verdickten (nur sehr selten erhal- tenen) Schalentheiles (Fig. 551), der auf der Bauchseite tief ausgeschnitten und nur auf der Rückenseite von dem sog. Pro- ostracum (Fig. 551 po) gebildet wird. Die schwach concaven Scheidewände (s) des Phragmokons (p) stehen sehr gedrängt, das Rostrum ist compact, äusserlich glatt (r) oder mit Gefässeindrücken versehen. Die secundäre Verdieckung des hinteren Schalenendes, sowie die Gefässeindrücke des Rostrums deuten darauf hin, dass die Schalen vom Mantel umschlossen wa- ren. Abdrücke des ganzen Thieres (Fig. 552) bestätigen diese Voraussetzung: sie zeigen, dass derartige Schalen im Manteldes ig. 552. Restauration eines im Abdruck : Nas haltenen Belemnitenthieres (Belemno- Thieres (m) eingeschlossen waren, und dass juni antigun ee Callo- 5 5 9: ö . vien, Wiltshire. Die mit kurzem Ro- die Thiere (?) 40 Arme und einen Tinten- strum (r) verschene Schale (p) Hogt im beutel (ft) besassen — Belemnites. Schon il (m) De one mie 10, nz bei manchen jurassischen Formen war die Schale stark redueirt (Fig. 552 p, r). Die tertiären zeigen uns, wie das Rostrum allmählich verschwindet und der übrige Theil der Schale ent- weder eine platte schildförmige Gestalt annimmt (Fig. 565) oder sich spiral einrollt (Fig. 564). Alle diese, offenbar genetisch sehr enge mit einander verknüpften Formen fassen wir als Fam. Belemnitidae zusammen. Die wichtigsten Vertreter derselben lassen sich folgender- maassen classifieiren: 462 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Belemnoidea. A. Schale mit fadenförmigem Sipho, Luftkammern hinter dem Thier gelegen. Querschnitt des Phragmokons mehr oder weniger kreisrund. a. Phragmokon gerade oder schwach gekrümmt, Rostrum stark ent- wickelt. a. Scheidewände des Phragmokons entfernt stehend. Rostrum schwammig oder compact, aber nicht strahlig gebaut. l. Unterfam. Aulacoceratinae (Fig. 549). Scheidewände des Phragmokons gedrängt stehend. Rostrum fast immer compact und strahlig. 2. Unterfam. Belemnitinae (Fig. 552—561). b. Phragmokon gerade, Rostrum sehr schwach entwickelt. 3. Unterfam. Belemnoteuthinae (Fig. 552). c. Phragmokon mehr oder minder stark endogastrisch eingerollt, Rostrum schwach entwickelt oder fehlend. 4. Unterfam. Spirulinae (Fig. 562, 563). B. Schale mit weiter Siphonalhöhlung. Luftkammer neben dem Thier gelegen. Querschnitt des Phragmokons von vorn nach hinten abgeplattet. 5. Unterfam. Sepiinae (Fig. 564). Die Abtheilungen sind nicht scharf von einander geschieden ; wir können uns den muthmaasslichen Zusammenhang folgendermaassen vorstellen: je} Gegenwart und Spirulinae _Sepiinae ? Chondrophora Tertiär ° | | Kreide | A und Belemnilinae Jura Trias Aulacoceratinae Belemnoteuthinae — | Palaeozoicum | ? Bactrites-ähnliche Vorläufer 1. Unterfam. Aulacoceratinae. Hierher gehören 2 Gattungen, welche in der alpinen Trias und z. Th. auch noch im Lias verbreitet sind. Aulacoceras Hau. (Fig. 550). Der gekammerte Theil (4) gleicht einem Orthoceras mit randständigem Sipho, aber Septaldüten fehlen, statt dessen sind kurze Septalkragen vorhanden. Der Sipho ist hinter den Scheide- wänden (A s) erweitert; er scheidet eine kalkige Hülle ab (A si). Die Wand der Schale (Conothek — s’) meist mit Längs- und Querskulptur. Das selten mit dem Phragmokon im Zusammenhange gefundene Rostrum I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Belemnoidea. 463 (Scheide — () ist kurz und von keulenförmiger Gestalt, meist mit tiefen Seitenfurchen (f) versehen, auf der Bauch- und Rückenseite ahgeplattet und oberflächlich gekörnelt (g). Die Scheide besteht aus schwammiger Kalkmasse. In der alpinen Trias, häufig nur in der karnischen Stufe des Salzkammerguts. Au. reticulatum Hau. sp. (Fig. 550 A). Karnische Stufe. Salzkammergut. Au, inducens Braun sp. Karnische Stufe. Südalpen. Atractites Gue. Phragmokon und Scheide nicht selten im Zusammen- hange erhalten. Conothek mit Asymptotenlinie und bogenförmigen Rücken- linien (siehe Belemnites), im Uebrigen glatt. Scheide oft sehr gross, eylin- drisch oder unregelmässig keulenförmig, ohne seitliche Furchen. Häufig in der Trias der Alpen, der Balkanhalbinsel und der arktischen Regionen; desgl. im Lias der Alpen und des Apennin; auch in Peru. A. secundus Mojs. sp. Oberer Muschelkalk. Nordalpen. Norische Stufe. Südalpen. A. alveolaris Qu. sp. Norische Stufe. Nordalpen. A. Ausseanus Mojs. sp. Karnische Stufe. Nord- und Südalpen. A. liasicus Gue. Unterer Lias («). Nordalpen, A. orthoceropsis Men. sp. Unterer und mittlerer Lias. Alpen. Apennin. Nahe verwandte Formen, durch einen sehr langen Phragmokon ausgezeichnet, finden sich auch im mitteleuropäischen Lias: Xiphoteuthis elongata d. |. B. sp. Mittlerer Lias. England, Lothringen, Elsass, Schwaben, 2. Unterfam. Belemnitinae. Wenn auch vollständige Uebergangsreihen noch nicht bekannt sind, so kann es doch nicht zweifelhaft sein, dass die Belemniten aus den Aulacoceratinen hervorgegangen sind. Sie erscheinen zum ersten Male im unteren Lias und verschwinden fast ganz mit dem Ende der Kreide- formation. Vereinzelte, durch starke Schalenreduction ausgezeichnete Formen kennt man aus dem älteren Tertiär. Die meist allein erhaltene Scheide (Fig. 553 r) ist von keulen- oder fingerförmiger Gestalt; sie besteht zumeist aus compacter, strahliger, selten z. Th. schwammiger, durch Bitumen schwach braun gefärbter Galeit- masse. Die Krystalle stehen senkrecht und radial zu einer scharf mar- kirten Linie (ap) — Scheitel oder Apicallinie —, welche am hinteren Ende des Phragmokons beginnt und die Scheide bis zur hinteren Spitze durchzieht. Dieselbe liegt stets etwas excentrisch und zwar der Bauch- seite genähert. Die Oberfläche desselben ist glatt oder mit Furchen oder verzweigten Gefässeindrücken versehen. Man hat zu unterscheiden: a, Furchen der Mittelebene. Dieselben sind am vorderen oder Alveolar- Ende am tiefsten und verflachen sich nach hinten hin. Die Furche liegt ent- weder nur auf der Bauchseite (Gastrocoeli— Fig.556) oder nur auf derRücken- seite (Notocoeli — Fig. 559), sehr selten beiderseits gleichzeitig. Eine auf die Spitze der Scheide beschränkte Bauchfurche ist nicht selten (Subguadrati). 464 1. Thierreich. — VIl. Mollusca. — 5. Klasse: Gephalopoda. Belemnoidea. b. Seitliche Furchen, meist viel weniger ausgeprägt, finden sich häufig; sie liegen stets der Rückenseite genähert — Dorsolateralfurchen (Fig. 555 f). Bald sind sie auf die Spitze beschränkt (Spitzenfurchen — Fig. 554 4f), bald beginnen sie am Vorderrande und enden nach hinten schwächer (Seitenfurchen — Fig. 555 ff). Die Grösse und Gestalt der Scheiden sind mannigfachen Schwan- kungen unterworfen; die grössten werden etwa I m lang. In einer trichter- Fig. 554. Belemnites pazxillosus Schl. Mittlerer Lias (d). Vieux-Pont, Calvados. Scheide von der Seite gesehen. f = Dorsolateralfurche. B, C B. irregularis Schl. Oberer Lias (e). Heiningen, Württemberg. B von der Seite; € von unten. f= auf die Spitze beschränkte Bauchfurche. D B, acutes Mill. Scheide von der Seite. » = Rücken-, b = Bauchseite. Fig. 553. Ergänzte Belemnitenschale gegen den Rücken gesehen (der untere Theil bis zur Mitte aufgeschnitten gedacht). = = Rostrum; ap = Apicallinie; p = Phragmokon; s = die (hier nicht procöl gezeichneten) Scheidewände desselben; e = Embryonalblase; po = Proostracum; r = Rückenlinie; b = die bogenförmig convexe Streifung des Rückenfeldes; « = Asymptotenlinie; A = Hyperbolarstreifen ; w = das hintere Ende der Wohnkammer. (örmig vertieften, stets etwas excentrischen Höhlung des vorderen Theiles des Rostrums steckt die eigentliche Schale (Fig. 553), deren ostrakale Hülle als Conothek, deren aus Perlmuttersubstanz bestehende Kammerung als Phragmokon (p) bezeichnet wird. Die dorsale Verlängerung der Schale heisst Proostracum (po). Die Oberfläche der Conothek zeigt eine Zu- wachsstreifung, welche auf dem dreieckigen, nach vorn sich verbreitenden I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse" Cephalopoda. Belemnoidea. 465 Dorsalfelde bogenförmig (nach vorn convex) verläuft (b). Zu beiden Seiten setzt diese Streifung an einer Längslinie ab, der sog. Asymptotenlinie (a). Jenseits derselben (auf der Seite der Schale) läuft die Streifung bogen- förmig bauch- und abwärts (sog. Hyperbolarfelder — h), um auf der Bauchseite in horizontale Linien überzugehen. Dieser Verlauf der Zuwachsstreifung zeigt, dass die Schale nur auf der Rückenseite normal 4 1 Fig. 555. Belemnites clavatus Schl. Mittlerer Lias. England. Scheide von der Rückenseite. f, 5 = die beiden Dorsolateral-(Seiten-)Furchen. Fig. 556. Belemnites hastatus Blv. Oxford. Dives, Calvados. A Scheide von der Seite, die Dorso- lateralfurche zeigend. B dieselbe von der Bauchseite, die Bauchfurche (c) zeigend. € Querschnitt. c = Bauchfurche. wuchs, während das Wachsthum auf der Bauchseite zurückgedrängt war; der obere Theil der Schale war vom Bauche her vom Thiere zum grossen Theil umwachsen, während das Rückenschild wahrscheinlich noch nicht ganz in den Mantel eingeschlossen war. Die Luftkammern des Phragmokons sind niedrig, die Septa (s) schwach procöl (in der Zeichnung irrthümlicher Weise ganz flach). Der Sipho liegt hart an der Bauchseite, eine kurze Septaldüte schliesst ihn em. Die Scheidewandlinie zeigt keinerlei Loben- bildung, was darauf schliessen lässt, dass die Muskeln sich aus der Schale gelöst und von aussen an derselben angeheftet hatten. Man unterscheidet gewöhnlich folgende 2 Gattungen: Belemnites List. (Fig. 554—562). Alveolarende der Scheide ohne Steinmann, Paläontologie. 30 466 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Belemnoidea. Spalt. Unterer Lias — CGenoman. Diese im Jura besonders häufige Gattung zerfällt in folgende Abtheilungen: Fig. 557. Belemnites giganteus Schl. Mittlerer Dogger. Württemberg. Scheide von der Sei ‚schen. Das Alveolar- ende ist verdrückt. s [2 A. Sect. Acoeli Br. Eine am Alveo- larende beginnende Bauch- oder Rücken- furche fehlt; zuweilen eine kurze Bauch- furche an der Spitze (Fig. 554, 555, 557). Jura — Untere Kreide. 1. Gruppe: Acuti. Scheide kurz, pflock- förmig, sich rasch zuspitzend. Al- veole tief, stark excentrisch (Fig. 554 D). Unterer Lias — Oberer Dogger. B. acutus Mill. (Fig. 554 D). Unterer Lias (Oberregion von « und Lias 3). Mitteleuropa. B. brevis Blv. Unterer Dogger (Opalinus-Sch.). Mitteleuropa. B. breviformis Ziet. Mittlerer Lias. Mittel- europa. B. Gingensis Opp. Mittlerer Dogger. Mittel- europa. 2. Gruppe: Paxillosi. Scheide verlängert, verkehrt kegelförmig bis keulenförmig. Alveole mehr oder weniger central. Meist Spitzenfurchen vorhanden (Fig. 554). Mittlerer und obererLias. B. pawillosus Schl. (Fig. 554 A). Sehr häufig im mittleren Lias. Mitteleuropa. B. elongatus Mill. Mittlerer Lias (y). Mittel- europa. B. umbilicatus Blv. compressus Stahl. B. | Mittlerer Lias. Mit- B. ventroplanus Voltz. 3. teleuropa. Gruppe: Irregulares. Scheide finger- förmig, unten abgestutzt, seitlich abge- plattet. Andeutung einer Bauchfurche an der Spitze (Fig. 554 B, C). Mittlerer und obererLias. B. Lotharingicus Stnmn. Mittlerer Lias (d). Lothringen, Franken. B. irregularis Schl. (= digitalis) (Fig. 554 B, C). Oberer Lias (e). Mitteleuropa. 4. Gruppe: Rhenani. Scheide verlängert, schlank, meist sehr gross. Mehrere Spitzenfurchen vorhanden (Fig. 557). Vom mittleren Liasan, hauptsächlich im unteren und mittleren Dogger. B. Rhenanus Opp. Unterer Dogger (Opalinus-Sch.). Mitteleuropa. I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Belemnoidea. 467 B. spinatus Qu. Unterer Dogger (Murchisonae-Sch.). Mitteleuropa. B. giganteus Schl. (Fig. 557). Mittlerer, seltener oberer Dogger. Mitteleuropa. Südamerika. 5. Gruppe: Tripartiti. Schlanke, oft fast cylindrische Scheiden mit 3 (oder mehr) deutlichen Furchen an der Spitze. Die Dorsolateralfurchen reichen oft weit an der Scheide hinauf. Structur der Scheide oft locker. Oberer Lias. B. tripartitus Schl. Oberer Lias. B. acuarius Schl. Oberer Lias (e). Mitteleuropa. B. longisulcatus Voltz. Oberer Lias (£). 6. Gruppe: Clavati. Scheide keulenförmig, nach oben verjüngt, mit schwachen Seitenfurchen am oberen Ende (Fig. 555). Mittlerer Lias — Oxford. B. clavatus Schl. (Fig. 555). Mittlerer, seltener oberer Lias.| a a itteleuropa. B. subelavatus Voltz. Unterer Dogger (Opalinus-Sch.). j Miltoreurupa Fig. 559. Belemnites latus Bl. Unterste Kreide (Sch. d. Bel. latus). Chardavon, Bss. Alpes. A Scheide von der Seite. r = Rücken-, b = Bauchseite. B dieselbe von der Rückenseite. c' = Rückenfurche. Fig. 558. Belemnites Brunsvicensis Stromb. Urgon. Umgegend von Braunschweig. Scheide von der Seite und (oben rechts) von oben gesehen, um die Abplattung der Bauchseite (unten) zu zeigen. Y/ı. B. Sect. Gastrocoeli d’Orb. Eine am Alveolarende beginnende Bauch- furche vorhanden oder Bauchseite abgeplattet oder vertieft (Fig. 558, 559). Oberer Lias — Cenoman. 7. Gruppe: Canalieulati. Bauchfurche deutlich. Dorsolaterallinien fehlen. Mittlerer Dogger— Untere Kreide. B. canaliculatus Schl. Mittlerer und oberer Dogger. Mitteleuropa. B. Blainvwillei Voltz. Mittlerer Dogger. England, Frankreich. B. semicanalieulatus Bl. Aptien. Mittel- und Südeuropa. 8. Gruppe: Hastati. Ausser der (zuweilen sehr kurzen) Bauchfurche gedoppelte Dorsolaterallinien vorhanden. Scheide verkehrt kegel-, meist aber keulen- förmig (Fig. 556). Oberer Dogger— Cenoman. 30* 468 7. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Belemnoidea. B. Beyrichi Op». \ B. Württembergicus Opp.J B. subhastatus Ziet. Unteres Callovien. | B. latisulcatus d’Orb. Mittleres Callovien. - Mitteleuropa. B. hastatus Mtf. (Fig. 556). Oberes Callovien und unteres Oxford. B. semisulcatus Mostr. Oberer Malm. B. pistilliformis Bl. Neocom. B. minimus List. Oberer Gault. } Mitteleurdnz . B. ultimus d’Orb. Cenoman. ; Oberer Dogger. Mitteleuropa. } Mittel- und Südeuropa. 9. Gruppe: Subquadrati. Bauchfurche nur am hınteren Ende deutlich oder fehlend, aber Bauchseite abgeplattet. Von den beiden vorigen Gruppen nicht scharf geschieden (Fig. 558). Callovien — Aptien. . Puzosi d’Orb. Callovien. Mitteleuropa, Russland. . Beaumonti d’Orb. . Panderi d’Orb. B 2 eeallosi ein t e B | allovien und unteres Oxford. Mitteleuropa, Russland. B. absolutus Fisch. Kimmeridge (untere Wolga-St.). Russland. B B B B | Oberster Malm (ob. Wolga-St.). Russland. . corpulentus Nik. J .subquadratus Rö. Neocom. Mitteleuropa. . Brunsvicensis Stromb. (Fig. 558). Urgon. Norddeutschland. C. Seet. Notocoeli. Eine am Alveolarende beginnende Rückenfurche vorhanden. Scheide meist platt (Fig. 559). Oberer Malm — Neocom. 10. Gruppe: Conophori. Scheide rund oder schwach abgeplattet. Dorsolateral- linien fehlend oder schwach. B. conophorus Opp. Leitfossil für das Tithon in den Karpathen, Alpen und im Apennin. B. conicus Blv. Neocom. Alpen. 41. Gruppe: Dilatati. Scheide abgeplattet oder kantig. Dorsolaterallinien deut- lich (Fig. 559). B. tithonieus Opp.\ B. ensifer Opp- J B. latus Blv. (Fig. 559). Unteres Neocom. Westalpen. B. dilatatus Blv. \ B. polygonius Blv.) Tithon. Alpen. Mittelneocom. Westalpen. Belemnitella d’Orb. (Fig. 560—562,. Scheide keulenförmig bis eylin- drisch, unten meist mit Spitze, am Alveolarende mit kurzem, bauch- ständigem Siphonalspalt (Fig. 561 sp). Oberfläche in der Regel gekörnelt (Fig. 561) oder mit Gefässeindrücken (Fig. 562 A e) versehen. Phrag- mokon meist mit Rückenkiel, die Alveole mit entsprechender Furche ‚Fig. 562 C af). Dorsolaterallinie vorhanden. Diese Gattung ersetzt Belem- nites in der oberen Kreide, wo nur noch I echter Belemnit vorkommt; besonders häufig im Senon (»Belemnitellenkreide.«). A. Actinocamax Mill. Scheide gekörnelt, seltener glatt. Das Alveolarende der- selben leicht zerstörbar und deshalb oft kegellörmig (Fig. 560, 561) zuge- spitzt. Cenoman — Unteres Senon. I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Belemnoidea. 469 B. plena Blv. sp. (Fig. 560). Grenzschichten von Cenoman und Turon in Mittel- europa. B. Westphalica Schlüt. sp. Unteres Senon (Emscher). schweden. B. vera Mill. sp. Unteres Senon (Emscher). Mitteleuropa. B. quadrata Blv. sp. (Fig. 561). Obere Abtheilung des unteren Senon (»Quadra- tenkreide«). Mitteleuropa. B. subventricosa Wahlb. sp. Unteres Senon. Südschweden. Als Diluvialgeschiebe in Norddeutschland. Norddeutschland, Süd- Fig. 560. Belemnitella (Acti- Fig, 561. Belemnitella (Actino- Un- Fig. 562. Belemnitella mucro- nocamaz) plena Blv.sp. Unter- stes Turon (Mytiloides-Pläner). Essen a. d. Ruhr. Scheide ge- gen den Rücken gesehen. Das Alveolarende ist stumpfkegelig abgeblättert. B. Belemnitella s. camaz) quadrata Blv. sp. teres Senon (Quadratenkreide). Schweichelt b. Peine, Hannover. A Scheide von der, Bauchseite, sp = Siphonalspalt. B dieselbe von der Rückenseite. != Dorso- laterallinie. str. Scheide mit verzweigten Gefässeindrücken. nata Schl. sp. Oberes Senon (Mu- eronatenkreide). Coesfeld, West- falen. A Scheide von der Seite. b = Bauch-, r = Rückenseite; sp = Siphonalspalt; 7 = Dorso- laterallinien. B dieselbe von der Bauchseite. ( dieselbe von oben. sp = Siphonalspalt; af= Rücken- furche der Alveole. Alveole mit Rückenfurche (Fig. 562 C af). Senon und Danien. B. mucronata Schl. sp. (Fig. 562 d4—(). Nordamerika, Weit verbreitet in Europa, auch in Selten im unteren Senon, sehr häufig im oberen (»Mucronaten- kreide«); ausserdem in der dänischen Stufe in Frankreich und Belgien. Man kennt noch 4 weitere, eocäne Gattungen, die alle durch ver- hältnissmässig kleine und zarte Schalen sich auszeichnen. 470 1. Thierreich, — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Belemnoidea. 3. Unterfam. Belemnoteuthinae. Diese den Belemniten in wesentlichen Merkmale ähnliche, schon in der Trias vorhandene Gruppe scheint einen älteren Zweig zu reprä- sentiren, in welchem die Verinnerlichung und Reduetion der Schale bereits früher eingetreten ist. Das Rostrum Fig. 551 r) bildet nur einen dünnen Ueberzug des Phragmokons. Als Beispiel dieser aus Trias und Jura in seltenen Vertretern bekannten Gruppe mag die Gattung Belemnoteuthis Pearce (Fig. 551) erwähnt werden, deren wohlerhal- tene Abdrücke im englischen Callovien zur Restauration der obigen Figur Veranlassung gegeben haben. 4. Unterfam. Spirulinae. Im älteren Mioeän findet sich eine Gattung, deren Schale durch die be- sinnende Einrollung des Phragmokons ein Bindeglied zwischen Fig. 564. Spirula Peronii Lmk. Lebend. Erste Fig. 563. Spirulirostra Bellardi d’Orb. Unter- Windung der Schale, in der Mittelebene, durch- miocän. Turin. 4A Schale von der Seite, B die- geschnitten, den erweiterten Sipho (s), dessen selbe in der Mittelebene durchgeschnitten. p = blindsackförmige Endigung (b) in der Embryonal- der bauchwärts gekrümmte Phragmokon; 7 = blase -(@) und seine Änheftung durch den Pro- Rostrum. sipho (£) zeigend. manchen Belemniten mit gekrümmter Alveole und der bekannten lebenden Gattung Spirula darstellt. Spirulirostra d’Orb. (Fig. 563). Der allein bekannte, untere Theil der Schale besteht aus einem dreieckigen, sich rasch verjüngenden Ro- strum (Br), welches den bauchwärts gekrümmten Phragmokon (Bp) auf dem Rücken und an den Seiten einschliesst. Die Bauchseite der Schale ist tief ausgeschnitten. Einzige Art: Sp. Bellardi d’Orb. (Fig. 563 A, B). Unteres Miocän. Turin. Spirula Lmk. (Fig. 564). Die spirale Einrollung der Schale ist weit vollständiger als bei der vorigen Gattung. Das Rostrum bildet einen 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Belemnoidea. 471 dünnen, runzeligen Ueberzug auf der Schale, sonst ist es bis auf eine zuweilen erhaltene Kalklamelle, welche die Umgänge mit einander ver- bindet, verschwunden. Der erweiterte Sipho (s) wird in seiner ganzen Aus- dehnung von trichterförmigen Septaldüten umgeben, seine blindsackför- mige Endigung (c) ist in der kugeligen Embryonalblase (a) durch einen zarten Strang, den sog. Prosipho (p), festgeheftet. Die Schale ragt am Hinterende des Thieres theilweise aus dem Mantel hervor; an ihren vor- deren Theil heften sich die Körper- und ’Trichtermuskeln an. Sp. Peronii Lmk. (Fig. 564). Häufig in den tropischen Meeren; das Thier wird selten gefunden, während die Schalen häufig sind. 5. Unterfam. Sepiinae. Hierher gehören einige tertiäre und zahlreiche lebende Formen, deren Schalen alle Merkmale der Belemnitenschale, wenn auch in veränderter Gestalt bewahrt haben. Sie zeichnen sich durch die starke Erweiterung der Siphonalhöhlung, durch Reduction des Rostrums und durch Ver- legung der Luftkammern auf die Rückenseite des Thieres aus. Eine eocäne Gattung Belosepia nimmt eine Mittelstellung zwischen den Belemniten und den jüngeren Formen ein, insofern die neuen Merkmale noch weniger ausgeprägt sind. Am typischsten kommen diese bei der Gattung Sepia Lmk. Fig. 565) zum Ausdruck. Die schildförmige, schwach bauchwärts gekrümmte Schale (»Schulp«) liegt auf der Rückenseite des Thieres im Mantel eingeschlossen. Gegen den Rücken gesehen zeigt die Schale das ovale, gekörnelte Rückenschild (B r’ © r’), welches sich nach unten in einen zurückgebogenen Stachel, das Rostrum (r), verschmälert. Eine dünne, seitlich über den Schalenrand hinausragende (B c) Conchyo- linlamelle (c) trennt das Rückenschild von der Schale (g, 9’, w). Dieser Lamelle liegt die Schalenwand (s’) direkt an. Auf der Rückenseite ist die Schale bis zum vorderen abgerundeten Ende verlängert (A), auf der Bauch- seite ist sie verkürzt (A s’,D s’'), so dass der ringsum geschlossene Theil der Schalenhöhlung wenig tiefer ist. Die Scheidewände des Phragmokons werden nur auf der Rückenseite durch niedrige Luftkammern getrennt und durch ein zartes Balkenwerk theilweise verkalkter Conchyolinmembranen verbunden (2); sie bilden hier eine nach oben immer dicker und breiter werdende Masse, den sog. Wulst (A 0); gegen den Rücken zu sind sie hoch hinauf gezogen, so dass bei einer Ansicht der Schale vom Bauche her die letzte Septalfläche in ihrer ganzen Ausdehnung sichtbar wird (A se). Der Eingeweidesack des Thieres hat sich in der Siphonalröhre bis zum Boden der Schale hinabgesenkt und so den Sipho zu einer weiten Höhle (D 9) umgestaltet; die seitlichen und vor dem Sipho gelegenen 472 1. Thierreich. — VII. Mollusca. -— 5. Klasse: Cephalopoda. Belemnoidea. Theile der Scheidewände sind als sog. Gabel (g), welche durch Asymp- totenlinien (A a) von dem Wulst geschieden wird, fest auf einander und gegen die Schale (s’,s’’) gedrückt. Auf der Bauchseite tritt ihr lamellärer Bau im Längsschnitt (D g), auf den Seiten im Querschnitt (C g) deutlich hervor. Die Scheidewände des Wulstes (Z s,—s,) verlängern sich nach hinten zu Septaldüten (EZ m), welche bis zum vorhergehenden Septum herabreichen. Fig. 565. Schulp von Sepia esculenta Hoyle. Japanische Küste. A Schale von der Bauchseite aus gesehen. B dieselbe vom Rücken aus. (© Querschnitt der Schale in ungefüährer Höhe des Buchstabens s' Fig. A. D medianer Längsschnitt des unteren Theiles der Schale. Z, vergrösserte Ansicht der Bauch- seite des Wulstes. » = Rostrum (in Fig. D die Apicallinie zeigend); »' = Rückenschild; ce = die Conchyolinlamelle, welche dasselbe von der Schale trennt; s’ = Schalenwand; 5’ = dieselbe auf der Bauchseite; w = Wulst (dorsaler Theil der Luftkammern); se = letzte Scheidewand; ss>—sı = drei successive Scheidewände von der Siphonalhöhlung aus gesehen; m = die herabgebogenen Septaldüten: 9, 9' = Gabel (seitlicher [9] und ventraler ['] Theil der Scheidewände); « = Grenzlinie zwischen Wulst und Gabel (Asymptotenlinie). Die ventrale Wand der Scheide ist häufig nach abwärts und gegen das Rostrum zu umgeschlagen (Sepia offieinalis L.). Der Stachel zeigt im Längsschnitt (D r) den dütenförmigen Bau und die Apicallinie der Belem- nitenscheide. Die Gattung tritt bereits im Eocän auf; eine Reihe von Arten sind aus dem Neogen bekannt, in der heutigen Schöpfung gehört sie zu den I. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Belemnoidea. 473 gemeinsten Arten und findet vielfach als Nahrungsmittel Verwendung. Der Schulp liefert das os sepiae. S. officinalis L. Gemein. S. esculenta Hoyle (Fig. 565). Japanische Küste. B. Chondrophora. Die stärker redueirten Schalen der Chondrophora lassen die einzelnen Theile der Phragmophorenschalez. Th. nicht mehr deutlich erkennen. Eine keulenförmige Scheide ist nicht mehr vorhanden, vielmehr die ganze Schale zu einem Blatte platt gedrückt, welches gar keine oder nur unvoll- Fig. 566. Geoteuthis Bollensis Schübl. sp. Oberer Lias (e). Fig. 567. Beloteuthis Schuebleri Qu. sp. Württemberg. Der vordere Theil der Schale ist nicht Oberer Lias (e). Württemberg. Der Mit- erhalten. rn = Mittellinie; d = Tintenbeutel; m! = telkiel sowie die abgesetzten Seitenflügel Mantelreste; A = Schalenstreifen mit hyperbolen Li- sichtbar. nien; s = Seitenflügel. kommene Verkalkungen aufweist. Nicht selten betheiligt sich phosphor- saurer Kalk an der Bildung derselben. Tintenbeutel (Fig. 566 d) Reste des schwach verkalkten Mantels (Fig. 566 m’) und Abdrücke des Weichkörpers werden nicht selten mit den Schulpen zusammen gefunden. Als Beispiele 474 1. Thierreich. — VII. Mollusca. — 5. Klasse: Cephalopoda. Belemnoidea. dieser fossil im Allgemeinen seltenen, aber in gewissen Schichten des Jura Posidonienschiefer, Solenhofener Kalk) häufig sich findenden Abtheilung mögen erwähnt werden: Geoteuthis Mnstr. (Fig. 566). Schale aus abwechselnden Lagen hor- niger und kalkiger (Kalkphosphat, Substanz bestehend. Zwei nach hinten convergirende Streifen mit hyperbolarer Liniirung (h) schliessen ein drei- eckiges Rückenfeld ein, auf welchem meist Tintenbeutel (d), dessen gagat- ähnliche Masse noch als Tusche benutzt werden kann, und Reste des ver- kalkten Mantels (m’) angetroffen werden. Eine Mittellinie (m) durchzieht das Rückenfeld der Länge nach. Die Seitenflügel (s) zeichnen sich durch eine nach abwärts laufende Streifung aus. Im Lias von England und Süddeutschland nicht selten. G. Bollensis Schübl. sp. (Fig. 566). Oberer Lias (Posidonienschiefer). Württembere. Beloteuthis Mnstr. (Fig. 567). Die dünne, grösstentheils hornige, nur wenig (phosphorsauren) Kalk enthaltende Schale ist pfeilförmig, nach vorn zugespitzt, hinten blattförmig verbreitet. Ein Mittelkiel durchzieht das deutlich abgegrenzte Mittelschild. Oberer Lias. Süddeutschland. B. Schuebleri Qu. sp. (Fig. 567). Oberer Lias (e). Württemberg. Etwa 8 weitere Gattungen sind aus Jura und Kreide bekannt. Die lebenden Repräsentanten sind sehr zahlreich. Geologische Verbreitung und Stammesgeschichte der Belemnoidea. Der phragmophore Zweig dieser Ordnung ist in hinreichender Voll- ständigkeit überliefert, um die allmähliche Umwandlung der ursprünglich ammonoiden Schale (mit Embryonalblase und fadenförmigem, bauch- ständigem Sipho) in eine innere, schulpförmige verfolgen zu können. Die Aulacoceratinae stehen durch die weite Entfernung der Septa und die schwach angedeutete Zurückdrängung der ventralen Schalenwand als vermittelnde Gruppe da. Das Thier der jüngeren Belemniten war jedenfalls schon weiter aus der Schale herausgetreten und hatte dieselbe vom Bauche aus gegen den Rücken zu theilweise oder ganz umwachsen. Die damit verbundene Reduction der eigentlichen Schale war bei den Belemnoleuthinae am raschesten vor sich gegangen (schon in der Trias); an sie dürfte sich deshalb die Mehrzahl der Chondrophora anschliessen. Lang- samer und in zweifacher Weise verkümmerte die Schale bei den jüngeren Nachkommen der Belemniten. Die Sepiinae haben alle Theile der Belem- nitenschale, besonders das Proostracum beibehalten, die Spirulinae dagegen erlangten den höchsten Grad der Beweglichkeit durch vollständige Verdrängung desselben; ihre Schale wird nur noch hinter dem Einge- weidesack erzeugt und ragt aus dem gespaltenen Mantel heraus. Welches I. Thierreich. — VIII. Arthropoda. 475 im einzelnen Falle die älteren Vorläufer der heutigen Chondrophoren waren, ist noch nicht ermittelt. Die Tendenz der gesammten Entwicke- lung des Belemniten-Stammes geht nach freier Bewegung des Thieres. Dieser Vorgang vollzieht sich auf die Weise, dass das Thier auf der Bauch- seite aus der Schale heraustritt und mit dem Mantel dieselbe umwächst. Die 2 überzähligen, im Embryo am Rücken entstehenden und sich erst später zwischen die anderen einschiebenden (Fang-) Arme, welche zur Bezeichnung Decapoda Veranlassung gegeben haben, dürften naturgemäss als durch die:Umwachsung der Schale hervorgerufene Auswüchse des Mantels zu deuten sein. Wie die terrestrischen Nacktschnecken als die höchstorganisirten Typen der Klasse angesehen werden müssen, so stehen auch die Belemnoidea, welche auf die gleiche Weise sich von der äusseren Schale befreit, als die vollkommensten Gephalopoden da. VI. Kreis: Arthropoda (Gliederthiere). Die Arthropoden sind seitlich symmetrische, quergegliederte (seg- mentirte) Thiere mit gegliederten, verschiedenen Functionen ange- passten Gliedmaassen, mit Gehirn und Bauchmark. Der Körper zerfällt der Länge nach in eine geringere oder grössere Zahl von Gliedern oder Segmenten, deren jedes ein Paar gegliederter Anhänge auf der Bauchseite tragen kann. Meist gruppiren sich eine Anzahl von Segmenten (sammt den dazugehörigen Anhängen) zu functionell geschie- denen Leibesabschnitten zusammen, wobei innerhalb eines solchen Ab- schnittes vielfach eine Verschmelzung der Segmente und eine Reduction der Anhänge eintritt. Oft lassen sich 3 Leibesabschnitte als Vorderleib oder Kopf, Mittelleib oder Thorax und Hinterleib oder Abdomen unterscheiden; häufig verschmilzt der Mittelleib ganz oder z. Th. mit dem Vorderleibe zu einem einzigen Abschnitte, der Kopfbrust (oder Cephalo- thorax), in welchem Falle der gesammte Körper nur aus 2 Abschnitten zu bestehen scheint. Die Anhänge des Kopfes sind zumeist zu Fühl- (An- tennen) und Fresswerkzeugen (Maxillen und Mandibeln) umgestaltet, die- jenigen des Mittel- und Hinterleibes dienen zur Fortbewegung (Gangbeine) oder zur Athmung oder auch wohl zur Copulation bez. zur Brutpflege. Das Nervensystem lässt fast durchgängig eine ähnliche Segmentirung erkennen, wie der Körper. Die Augen sind entweder einfach, punkt- förmig (Stemmata oder Punktaugen), oder sie setzen sich aus einer Anzahl von Kegeln zusammen (zusammengesetzte Augen), welche der Oberfläche 476 I. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 4. Klasse: Crustacea. des Organs ein facettirtes Aussehen verleihen. Die zellige Epidermis son- dert eine (selten) weiche oder feste, aber biegsame (chitinöse), bei Wasser- bewohnern durch Aufnahme von kohlensaurem und phosphorsaurem Kalk starr werdende Lage als Hautskelet ab. Die Gliederthiere waren ursprünglich wohl alle Wasserbewohner mit Kiemenathmung. Die Mehrzahl der fossil bekannten und lebenden Formen ist dem Aufenthalte in der Luft und damit der Athmung durch Luftröhren (Tracheen) oder Luftsäcke angepasst. Man unterscheidet folgende Klassen der Gliederthiere: I. Klasse: Crustacea (Krebsthiere). Fast ausnahmslos durch Kiemen athmende Wasserbewohner. 0—2 Fühlerpaare am Kopfe, zahlreiche Beinpaare am Mittelleibe, meist auch am Hinterleibe. Sehr häufig ein fester Panzer vor- handen. Cambrium — Gegenwart, II. Klasse: Arachnoidea (Spinnenthiere). Luftathmende Thiere mit ver- schmolzenem Vorder- und Mittelleibe. Fühler fehlen; 4 Beinpaare; Hinter- leib ohne Anhänge. Silur — Gegenwart. III. Klasse: Myriapoda (Tausendfüssler). Luftathmende Thiere mit geson- dertem Kopfe und sehr zahlreichen, gleichartigen Leibessegmenten und Anhängen. Devon — Gegenwart. IV. Klasse: Hexapoda (= Insecta, Insecten). Luftathmende Thiere mit 2 Füh- lern am Kopfe; mit 3 Beinpaaren am dreigliedrigen Mittelleibe. Hinterleib 9- oder 10 gliedrig, ohne Anhänge. Silur — Gegenwart. l. Klasse: Crustacea (Krebsthiere), Litteratur über Crustacea. Gerstaecker, A., in Bronn’s Klassen u. Ordnungen des Thierreichs. Bd. V. Glieder- thiere. 1. Crustacea; 4. Hälfte (Cirripedia, Copepoda, Branchiopoda, Poecilopoda, Trilobitae). Leipzig 4866—1879. 2. Hälfte, noch nicht vollendet (Isopoda, Amphi- poda). 1881—1884. Milne-Edwards,H. Histoire naturelle des Crustaces, 3 vol. Paris 1834—1840, Da die Krebsthiere mit wenigen Ausnahmen Wasserbewohner sind, athmen sie durchgängig mit Hülfe von Kiemen, welche Anhänge an den Gliedmaassen des Hinter- oder Mittelleibes bilden oder im Inneren der Kopfbrust liegen. Die Segmentirung des Körpers ist fast immer sehr deutlich und die Anzahl der Segmente und ihrer Anhänge in der Regel sehr beträchtlich, namentlich im Vergleich mit der geringen Zahl der Gliedmaassen bei den Arachnoidea und Hexapoda. Die Gesammtform des Körpers und seine Zertheilung in äusserlich erkennbare Regionen unter- liegt beträchtlichen Schwankungen in den einzelnen Ordnungen, zumal bei Formen ohne Fortbewegungsvermögen. Der sehr häufig entwickelte, chitinöse oder kalkige Panzer wiederholt häufig die Segmentirung des Leibes in mehr oder weniger vollständiger Weise, oft bildet er aber nur I. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 1. Klasse: Crustacea. 477 eine einfache oder in der Mittelebene getheilte Platte, welche das ganze Thier oder den Vorder- und — theilweise oder ganz — den Mittel- leib bedeckt (Cephalothorax). Ein Theil der heut zu Tage lebenden Krebsthiere durchläuft ein Entwickelungsstadium‘, in welchem der fast Fig. 568. Nauplius-Larvevon Balanus von der Seite gesehen. 4' = erste Glied- imaasse (erste Antenne); A" —= zweite Glied- Fig. 569. Zooea-Larve einer Krabbe (7hia) nach der maasse (zweite Antenne); Mdy = dritte ersten Häutung. 4’ = erste, A" — zweite Antenne; Gliedmaasse (Mandibularfuss); 0b = Ober- kyf' = erster, Af" = zweiter Kieferfuss; Z$ = Rücken- lippe; D = Darm. stachel. immer unsegmentirte, schalenlose Körper 3 Paare von langen An- hängen besitzt, die späteren Antennen und Mandibeln — Nauplius- Stadium (Fig. 568). Die höher organisirten Formen dagegen verlassen das Ei in der Form einer Larve, die als Zooea (Fig. 569) bezeichnet wird. Dieses Stadium zeichnet sich durch den Besitz eines meist gedornten, seitlich zusammenge- drückten Cephalothoraxschildes, einer grösseren Anzahl (7) vorderer Anhangspaare und eines gegliederten, aber anhangslosen Abdomens aus, während die 6 letzten Brustsegmente des Mittel- leibes noch nicht geschieden sind. Eine dritte Art des Larvenstadiums (Trilobiten-Sta- a eyes sicht vom Rücken. gl = Mittel- dium) wird nur selten beobachtet (Fig. 570). theil des Cephalothorax (Gla- bella); sp = Mitteltheil des Die Larve ist plattgedrückt, zeigt eine Drei- Abdomens (Spindel); pl= Seiten- . = . theile (Pleuren) des Abdomens; theilung der Länge nach und besitzt sowohl a = Auge; ae Mittelaugen. an dem ungegliederten Kopfbrustschilde als auch an dem segmentirten Abdomen Anhänge, die kaum oder gar nicht seitlich über den Körper hinausragen. Wegen der Festigkeit des chitinösen oder kalkigen Hautskelets und der Lebensweise der Crustacea sind fossile Reste derselben namentlich in den ältesten Formationen recht häufig. Der Panzer giebt zumeist nicht die Gliederung des Körpers vollständig wieder, vielmehr ist ein einfaches oder in der Mittellinie getheiltes Rückenschild, welches die Segmente des 478 I. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 1. Klasse: Crustacea. Vorder- und Mittelleibes, zuweilen auch diejenigen des Hinterleibes voll- ständig einhüllt, recht häufig vorhanden. Mit Einschluss der ausgestorbenen Gruppen theilen wir die Orustacea in folgende Ordnungen und Unterordnungen ein: A. Palaeostraca. Mässig grosse bis sehr grosse, platte Thiere mit widerstands- fähigem, stets segmentirtem, dreigliedrigem Panzer, der meist auch der Länge nach dreitheilig ist. Zahl der Segmente grossen Schwankungen unterworfen. Augen stels unbeweglich. Vor dem Munde 0—1 Anhangspaar (Antennen). l. Trilobitae. Panzer der Länge und Quere nach dreitheilig. Anhänge an allen Leibesregionen, kurz, nicht über die Seiten des Panzers hinaus- reichend. Die letzten Segmente nicht beweglich, zu einem {meist seg- mentirten) Schwanzschilde verschmolzen. Vor dem Munde gelegene An- hänge (Antennen) fehlen. Cambrium — Carbon. 2. Xiphosura. Panzer der Länge und Quere nach dreitheilig. Anhänge kurz, nicht über die Seiten des Panzers hinausreichend. Die letzten Seg- mente zu einem beweglichen, anhangslosen Schwanzslachel verschmolzen. Ein kleines präorales Antennenpaar bei den lebenden Formen. Silur — Gegenwart. 3. Gigantostraca. Panzer langgestreckt; Kopfschild relativ klein; Mittel- leib aus 6 beweglichen, mit Kiemenanbängen versehenen Segmenten, Hinterleib aus 6 anhangslosen Segmenlen und einem Endgliede bestehend. Längstheilung fehlt. Anhänge über den Körper hinausreichend. Ein kleines präorales Antennenpaar. Silur — Carbon. B. Euostraca. Kleine bis grosse, platte oder seitlich zusammengedrückte Thiere, mit segmentirtem Körper. Zahl der Segmente und Fusspaare zumeist constant (20). 2 präorale Fühlerpaare vorhanden. Panzer oft nur ein ungegliedertes Kopfbruststück oder den ganzen Körper bedeckend, zuweilen ganz fehlend. Meist Zooea-, seltener Nauplius-Entwickelung. 4. Phyllopoda. Panzer dünnschalig, als ein einfaches oder in der Mitte getheiltes Schild entwickelt, oder fehlend. Körper meist gegliedert, mit wechselnder Segmentzahl. 4 oder mehr Paare von blattförmigen Schwimmfüssen. Nauplius-Entwickelung. Carbon — Gegenwart. 5. Leptostraca. Panzer dünnschalig, aus einem zweiklappigen (selten ein- fachen) Kopfbruststücke und meist einem unpaaren vorderen Stücke (Rostrum) bestehend. Hinterleib segmentirt, unbeschalt; letztes Segment stachelig zertheilt. Zahl der Segmente 22. Zooea-Entwickelung. Silur — Gegenwart. 6. Malacostraca. Panzer fehlend oder quergegliedert. Meist ein Cephalo- thorax vorhanden. Zahl der Segmente constant 20 (Kopf und Brust 43, Hinterleib 6 + 4). Zooea-Entwickelung. x Devon — Gegenwarl. ©. Entomostraca. Z. Th. kleine Thiere von niedriger Organisation. Körper oft ungegliedert oder Zahl der Segmente wechselnd. Panzer undeutlich dreitheilig, das ganze Thier einschliessend, zweiklappig oder aus zahlreichen, unregelmässig I. Thierreich. — VII. Arthıropoda. — 4. Klasse: Crustacea. Palaeostraca. 479 angeordneten Platten zusammengesetzt oder ganz fehlend. Nauplius-Ent- wickelung. 7. Ostracoda. Der kleine, seitlich. zusammengedrückte Körper ist ganz von einem in der Mittelebene articulirenden, zweiklappigen Panzer ein- geschlossen (Muschelkrebse). Cambrium — Gegenwart. 8. Cirripedia. Festsitzende, häufig nur undeutlich gegliederte Thiere mit meist 6 Paaren von Rankenfüssen. Ein lederartiger, chilinöser Mantel umgiebt das Thier; derselbe enthält häufig eine geringere oder grössere Anzahl von polygonalen Kalkstücken, die in mehreren Längsreihen ange- ordnet sind. Silur — Gegenwart. 9. Copepoda. Meist schmarotzende, schalenlose oder häufig deutlich seg- mentirte Thiere. Fossil unbekannt. Mit Ausnahme der Copepoden kennt man alle Ordnungen im fossilen Zustande und zwar zumeist schon seit der Silurzeit. Für die Paläontologie und Geologie sind nur die Palaeostraca und unter diesen besonders die Trilobiten, ferner die schalen- tragenden Malacostraca und die Ostracoda von erheblicher Bedeutung. A. Palaeostraca. Unter diesem Namen fassen wir eine Anzahl vorwiegend paläozoischer, aber auch noch lebend in einer Gattung vertretener Formen zusammen, die sich von den übrigen Orustacea durch gewisse, z. Th. alterthümliche Merkmale unterscheiden. Der Körper und der ihm nicht nur auf der Ober- seite, sondern z. Th. oder ganz auch auf der Unterseite umschliessende Panzer zeigt eine wechselnde, aber stets deutliche Segmentation und es heben sich 3 Leibesregionen von einander ab. Die Anhänge sind häufig nur sehr wenig differenziert und meist kurz; in der Regel sind nur Geh- füsse, zuweilen aber auch Schwimmfüsse entwickelt. Der Panzer bildet auf der Unterseite des Kopfes vorn fast ausnahmslos einen Umschlag, hinter welchem der Mund liegt. Niemals liegt mehr als ein Paar von An- hängen vor dem Munde (Antennen). Soweit wir über die embryologische Entwickelung unterrichtet sind, verläuft dieselbe nicht durch ein Nau- plius oder Zooea-Stadium, wie bei den übrigen Orustacea, sondern es besitzt die Larve einen I- oder 2gliedrigen, mit zahlreichen, kurzen An- hängen versehenen Rückenpanzer, von dem sich später die übrigen Seg- mente abgliedern (Trilobiten-Stadium). Die älteste und gleichzeitig wichtigste Abtheilung sind die 1. Unterordnung Trilobitae. Litteratur über Trilobitae. Angelin, N. P. Palaeontologia Scandinavica. 1. Crustacea formationis transitionis. Lund 1853—54. 40 mit 46 Tafeln. 2. Ausgabe: Trilobitae, mit 42 Tafeln. Stock- holm 1878. 480 1. Thierreich. — VIIl, Arthropoda. — 1. Klasse: Crustacea, Palaeostraca. Barrande, J. Systeme silurien du centre de la Boheme.Vol. I. Prag 1852. Supplem. 1874. Beyrich, E. Ueber einige böhmische Trilobiten. Berlin 4845. Untersuchungen über Trilobiten. 2. Stück. Berlin 1846. Brögger, W. C. Die silurischen Etagen 2 u. 3 im Christiania-Gebiet. Christiania 1882. Burmeister, H. Die Organisation der Trilobiten. Berlin 1843. Hall, J. Palaeontology of New-York. Vol. I. II. Albany 1847—1852. Salter, J. W., and H.Woodward. A Monograph of British Trilobites. Palaeont. Society 1867—84. Schmidt, Fr. und Holm, G. Revision der ostbaltischen silurischen Trilobiten. I. Phacopiden, Cheiruriden und Encrinuriden. M&m. de l’acad. imp. de St. Pe- tersbourg. 4881 ser. VII. Tome 30. II. Acidaspiden und Lichiden. ibid. 1885 ser. II. Tome 33. III. Illaeniden. ibid. 1886 ser. III. Tome 33. Waleott, C. D. The Trilobite. New and old evidence relating to its organisation. Mus. Compar. Zoology 1881. Vol. VIII No. 10, Der fast allein bekannte Panzer der Trilobiten bedeckt den Rücken und als Umschlag den randlichen Theil der Bauchseite des Thieres. Die aus parallelen Lagen von kohlen- BE rn und phosphorsaurem Kalk mit Chitin bestehende Schale besitzt stets nur geringe Dicke. Vom Rücken her betrachtet (Fig. 7 571) zerfällt die Schale der Länge H nach in 3 deutlich gesonderte Re- A gionen: 1) das Kopfschild (k), 2) Se den Rumpf oder Thorax (r) und 3) Tr das Sehwanzschild oder Pygi- u dium (s). Zwei, der Längsachse der PM >) Schale parallel laufende Rückenfur- 1 ® chen (rf) sondern eine mittlere (axiale — a) Partie von den beiden seitlichen (s). Auf dem Kopfschilde heisst der mittlere TheilGlabella (gl), die bei- den seitlichen werden Wangen le. ie Een DreureaNTe ‚Genae — wa) genannt. Der Rumpf gen die Rückenseite gesehen (Gulymene Blumen- bachi Bgt. Obersilur. England). k = Kopfschild ; vonfs B I: . Sa B Rumpf Sch varzeohild aaa zertälltzinndie,spun del (sp) und die wa = Wangen; w = sog. beweglicher (innerer), eh a 1r- Ans = ar w = sog. unbeweglicher (äusserer) Theil dersel- Seitentheile (oder Pleuren ben ; n = Gesichtsnaht; != Randsaum ; a = Auge; pl) x während die Fortsetzung der st = Stirn; sf = Seitenfurchen; nf = Nackenfur- che; of = Occipitalfurche ; ar = Nackenring ; or = 1: ER = ante Oceipitalring; »f — Rückenfurche; rfl = Rand- Spindel auf dem Schwanzschilde als furche; sp = Spindel; pl = Pleuren; a, ax = x ee 1er r Ci A eher) sau = Seitänlanpan; EB ea Schiser(an), die seitlichen Theile als men Seitenlappen (sl) bezeichnet wer- den. Nur die Segmente des Rumpfes sind stets scharf von einander ge- trennt und konnten gegen einander bewegt werden, während die oft nur I. Thierreich. — VIII, Arthropoda. — 1. Klasse: Crustacea. Palaeostraca. 481 undeutlich oder gar nicht geschiedenen Segmente des Kopf- und Schwanz- schildes fest mit einander verbunden waren. Das Kopfschild (Fig. 571 %k) besitzt einen gebogenen Vorder- oder Aussenrand und einen geraden Hinterrand; an letzteren schliesst sich der Rumpf an. In der Regel ist die Glabella (gl) durch tiefe Rückenfurchen (rf)) von den Wangen (wa) abgesetzt; zuweilen aber eine solche Trennung kaum angedeutet (Fig. 586). Ebenso fehlt eine Segmentirung zuweilen vollständig (Fig. 586), häufiger trennt eine dem Hinterrande parallele Nackenfurche (Fig. 571 — nf) auf der Glabella einen Nackenring (nr), ihre seitliche Fortsetzung auf den Wangen als Oecipitalfurche (of) einen Oceipital- ring (or) ab. Im weiteren, dem Aussenrande parallelen Verlaufe führt die Furche den Namen Randfurche (rf‘) und der durch sie von den Wangen und der Glabella abgetheilte, flache oder wulstige Randsaum heisst Lim- bus (!). Während eine eigentliche Segmentirung den Wangen abgeht, wird die Glabella häufig durch I—4 quere Furchen— Seitenfurchen(sf) —, die sich gegen aussen meist stark vertiefen, in Lappen zerlegt. Der vorderste, vor der ersten Seitenfurche gelegene Theil der Glabella wird als Stirn (st) be- zeichnet. Nur selten besteht das Kopf- schild aus einem einzigen Stück; in der _ j 2 : Fig. 572. Paradoxides Bohemicus Barr. Cam- Regel verläuft jederseits über die brium. Böhmen. 4 Schale gegen die Rücken- , > r seite gesehen. st = Wangenstachel; sp! = Wangen eine Naht — Gesichtsnmaht Spitzen der Pleuren ; f= Furchen derselben. F & e n F B Stirn von der Unterseite. /! = Stirnum- (n) —, welche vielleicht eine jeden- schlag; Ay = Hypostom. Die übrigen Be- zeichnungen wie in Fig. 571. falls ganz unbedeutende Beweglichkeit des äusseren Wangentheils (’) gegen den inneren (ww) ermöglichte. Bei der Fossilisation hat sich wenigstens nicht selten der äussere Theil für sich abgelöst. Die hinteren Ecken der Wangen verlängern sich nicht selten zu Wangenstacheln (Fig. 572 st). Die Gesichtsnaht (n) beginnt jederseits entweder am Hinterrande (Fig. 572) oder an den Hinterecken (Fig. 571) oder am Aussenrande des Kopf- schildes (Fig. 588), umfasst im bogigen Verlaufe die (selten fehlenden) Augen (a) und läuft gegen den Vorderrand zu. Die beiden Aeste ver- einigen sich entweder schon auf der Oberseite, indem sie die Glabella umkreisen (Fig. 584) oder sie überschreiten getrennt den Vorderrand (Fig. 572) und vereinigen sich erst auf der Unterseite am Hinterrande Steinmann, Paläontologie. 31 482 1. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 1. Klasse: Crustacea. Palaeostraca. des Umschlags oder schon früher in einer sog. Schnauzennaht (Fig. 574 sn). Durch die Gesichtsnähte zerfällt das Kopfschild in ein sog. Mittelschild‘Glabella-+ unbeweglicher Theil der Wangen) und 2 seitliche, die Augen tragende Randschilder beweglicher Theil der Wangen). Die Augen (a) fehlen zuweilen; sind sie ausgebildet, so liegen sie hart an der Gesichtsnaht ausserhalb derselben. In der Regel besitzt die Sehfläche (Fig. 573 sf) eine sichelförmige, nach den Seiten convexe Ge- stalt und liegt auf oder an einem mehr oder minder hohen, aus der Fläche des Randschildes oft steil emporsteigenden, zuweilen stielartigen Au gen- wulste; der dem Augenwulste anliegende Theil des Mittelschildes wölbt sich nicht selten, durch die Gesichtsnaht (B n) von dem Augen- wulste getrennt, als sog. Palpebralflügel /3 pf) empor; zwischen ihm und dem Auge (B sf) verläuft die Gesichtsnaht (B n). Die Augen sind Fig. 573. Phacops latifrons Br. Mitteldevon. Fig. 574. Calymene tuberculosa Salt. Obersilur. Eifel. A eine vollständig eingerollte Schale von England. Eingerollte Schale von vorn gesehen, der Seite gesehen. B—D Auge von Phacops, mit dem Hypostom (Ay) in natürlicher Lage; das- B von der Seite. ( vergrösserte Oberfläche. selbe ist durch die Hypostomalnaht von dem D Querschnitt durch einige Lins n. s= Schwanz- Schnauzenschilde (ss) des Umschlages getrennt. schild; gl = Glabella; n = Gesichtsnaht; sf = Die Aeste der Gesichtsnaht (x) werden durch Sehfläche (Auge); pf = Palpebralflügel ; = Horn- eine Schnauzennaht (sn) vereinigt. Die übrigen haut; ’ = Linsen mit vollständig erhaltener, = Bezeichnungen wie in Fig. 571. mit abgewitterter Oberfläche. fast ausnahmslos zusammengesetzt, nur bei einer Gattung — Harpes — treffen wir auf Augen, die aus 2 oder 3 einfachen Höckern (Punkt- augen) bestehen. Die Zahl der Linsen (Facetten) in den zusammengesetzten Augen schwankt zwischen 14 und etwa 15,000. Meist werden die Linsen von einer gemeinsamen glatten Hornhaut überzogen, bei einer Gattung (Phacops — Fig. 573 C, D) durchbrechen die Linsen (l, 7‘) dieselbe (h), so dass die Oberfläche höckerig erscheint. Im Allgemeinen zeigen die Augen die Tendenz, sich mit ihrer Sehfläche geneigt zu der Oberfläche des Kopf- schildes zu stellen, um ein seitliches Sehen zu ermöglichen. Blinde Formen stehen sehenden oft in allen andern Kennzeichen sehr nahe, tragen auch häufig noch einen Augenwulst (Fig. 572 a). I. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 1. Klasse : Crustacea. Palaeostraca. 483 Der Rumpf setzt sich stets aus einer geringeren oder grösseren Anzahl untereinander beweglicher Segmente zusammen, welche durch die Rückenfurchen (Fig. 571 rf) in 3 fest mit einander verbundene Theile, den Spindelring (sp) und die beiden Seitentheile oder Pleuren (pl) zerlegt werden. Der Vorderrand des Spindelrings ist mit einem breiten, gerundeten Fortsatze versehen, welcher sich im ausgestreckten Zustande unter den vorhergehenden Spindelring schiebt. Beim Einrollen der Schale gleitet der Spindelring auf der Gleitfläche des vorhergehenden. An der Unterseite befindet sich (? immer) auf der Grenze zwischen Spin- delring und Pleuren jederseits ein Gelenkknopf am Hinterrande und eine Gelenkpfanne am Vorderrande des Segmentes, welche die Artieulation der Segmente vermitteln. Die Pleuren verschmälern sich häufig nach aussen und biegen nach rückwärts; ihre Oberfläche ist selten eben (Fig. 586), meist wird sie von einer schräg nach hinten laufenden Furche (Fig. 572 f) durchzogen, weniger häufig findet sich statt ihrer eine Leiste oder ein Wulst (Fig. 589). Ihre Enden laufen nicht selten in Spitzen aus (Fig. 572 sp‘). Die Segmente des Scehwanzschildes sind unbeweglich mit ein- ander verwachsen, ja häufig gar nicht mehr erkennbar (Fig. 586),in welchem Falle das Schwanzschild vom Rumpfe scharf abgesetzt erscheint. Oft tritt die Segmentirung nur auf der Achse deutlich hervor (Fig. 585 ax), während sie auf den Seitenlappen (sl) nur durch Streifen oder gar nicht angedeutet ist. Die Zahl der Segmente, aus deren Verschmelzung das Schwanzschild entstanden ist, schwankt zwischen 2 und 28. Die Achse reicht bald bis ans Ende des Pygidiums (Fig. 581), bald erscheint sie stark redueirt (Fig. 591); dazwischen finden sich alle möglichen Uebergänge. Die Unterseite lässt bei guter Erhaltung stets einen Umschlag der Schale erkennen, der am Kopf- und Schwanzschilde zuweilen eine beträchtliche Breite erreicht. Der Umschlag des Mittelschildes (Fig. 574 ss) wird bisweilen durch 2 quere Verbindungsnähte, welche von der Schnauzennaht (sn) nach dem Rande des Umschlages verlaufen, von dem Umschlage der Randschilder getrennt; oft findet sich nur eine unpaare, mediane Verbindungsnaht. Sehr häufig ist an den Hinterrand des Stirn- umschlages, aber von demselben durch eine Naht getrennt, ein Ober- lippenstück oder Hypostom (hy) befestigt, eine im Allgemeinen con- vexe, aber in sehr verschiedener Weise mit Furchen, Vertiefungen, Höckern oder einer hinteren Ausbuchtung versehene, am Hinterrande und an den Seiten freie Platte, welche vielleicht einer geringen Bewegung fähig war. Erst hinter derselben lag der Mund. Die Anhänge der Bauchseite der Trilobiten sind bisher nur unvoll- ständig bekannt geworden. Jedenfalls war die Bauchseite, soweit sie 3% 484 1. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 4. Klasse: Crustacea. Palaeostraca. nicht vom Umschlage des Rückenschildes und vom Hypostom bedeckt wurde, von einer weichhäutigen, fossil nicht erhaltbaren Membran be- kleidet. Die paarigen Anhänge inserirten unterhalb der Rückenfurche zu beiden Seiten einer mittleren Reihe von schmalen, unter der Spindel und Achse gelegenen Bauchplatten (Fig. 575 b). Unter dem Kopfschilde be- fanden sich hinter dem Hypostom zu beiden Seiten des Mundes im Ganzen 4 Gliedmaassenpaare, von denen das letzte (hinterste) wegen seiner be- deutenden Grösse als Kieferfuss (Fig. 576 A kf) angesprochen wird. Sie dienten-wohl z. Th. als Kauorgane. Die Rumpfsegmente und bei manchen Gattungen auch diejenigen des Schwanzschildes trugen ebenfalls geglie- derte, aber in 2 Aeste gespaltene Anhänge (Fig. 575); der innere Ast (Endopodit — em) übertriflt den äusseren (Exopodit — ex) an Länge und Zahl der Glieder. Aussen an der Basis des Anhanges befinden sich spirale Bänder (sp), die als Kiemen gedeutet werden. Fig. 575. Querschnitt eines Trilobiten-Rumpf- Fig. 576. Mittlerer Längsschnitt durch eine ein- gliedes (Calymene senaria Conr.) mit den ver- gerollte Trilobitenschale (Calymene senaria Conr.). vollständigten Anhängen. r = Rücken-, b = k = Kopfschild; » = Rumpf; s = Schwanz- Bauchseite; © = Verdauungscanal; em = Endo- schild; 4y = Hypostom; kf = Kieferfuss; d = podit; ex = Exopodit; sp = spirale Anhänge Bauchseite. zwischen letzteren und der Schale. Die Eigenthümlichkeiten der Organisation der Trilobiten dürften sich, soweit sie bisher ermittelt werden konnten, folgendermaassen zusammen- fassen lassen : Die Zahl der Segmente, welche zur Rumpf- und Schwanzregion zusammentreten, unterliegt grossen Schwankungen. Die Segmentation des Kopfschildes ist häufig durch die Nackenfurche und die Quer- furchen der Glabella, eine seitliche Abgliederung des Augenlappens durch die Gesichtsnaht angedeutet. Letztere bedingt meist einen Zerfall des Kopfschildes in ein Mittelschild und 2 Randschilder. Der Mund liegt auf der Unterseite weit rückwärts, hinter dem Schalenum- schlage und dem Hypostom (Fig. 576); der Oesophagus und Magen befanden sich wahrscheinlich zwischen Glabella und Hypostom einge- schlossen. Wenige (4), wohl nur unvollkommen zur Kauthätigkeit an- gepasste, kurze Gliedmaassenpaare unter dem Kopfschilde; ausserdem zahlreiche, wenig diflerenzirte, relativ kurze Anhänge (Gehfüsse' am I. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 1. Klasse: Crustacea, Palaeostraca. 485 Rumpfe und z. Th. jedenfalls auch am Schwanzschilde. Vor dem Munde gelegene Fühlwerkzeuge (Antennen) fehlen. Augen fast ausnahmslos zusammengesetzt, unbeweglich, nie am Rande des Kopfschildes gelegen. Körper häufig einrollbar. Im Verlaufe der individuellen Entwickelung wird entweder das Kopfschild allein oder gleichzeitig das Schwanzschild oder der Rumpf angelegt. Nach und nach entstehen die fehlenden Theile durch Abgliederung neuer Segmente. Die Zahl der Segmente im aus- gewachsenen Zustande erweist sich nur für kleine Formenkreise als con- stant. Die Grösse der Trilobiten bewegt sich zwischen wenigen mn und fast 0,5 m. Eine naturgemässe Classification, welche die genetische Entwickelung des Stammes zum Ausdruck bringt, scheint z. Z. noch nicht durchführbar zu sein. Nachstehende Tabelle möge dazu dienen, die Bestimmung der wichtigsten Gattungen zu erleichtern. | Zahl der Ir: | Brustsegmente | Ei | | I [2 g- A. Gesichtsnaht fehlend oder undeutlich. a. Schwanzschild dem Kopfschilde an Grösse und Verzie- rung ähnlich. Agnostus. | 2 577 b. Schwanzschild kleiner und anders gestaltet als Kopf- | schild. Trinucleus. B. Gesichtsnaht am Hinterrande beginnend, a. Wangen nur seitlich von der Glabella gelegen. «. Glabella und Pygidium glatt. Illaenus. 3. Glabella mit Längsfurchen, Pygidium mit radialen, von der kurzen Achse ausstrahlenden Furchen. Lichas. | 9,410 — b. Wangen die Glabella vorn umgebend. | «. Schwanzschild klein, mit wenigen, meist queren Seg- menten. Seitenlappen schmal, | 1. Glabella ohne oder mit undeutlichen Seitenfur- | chen. Olenus. 12—15 579 2, Glabella mit deutlichen (2—4 Paar) Seitenfurchen. Paradoxides. 16—20 580 3. Schwanzschild gross, mit zahlreichen, meist queren, | oft undeutlichen Segmenten. | 4. Glabella vorn verbreitert. Asaphus. 8 585 2. Glabella vorn nicht verbreitert. Pro&tus, Phillipsia. 8—10 590 y. Schwanzschild gross, mit sehr kurzer Achse und radial von derselben ausstrahlenden Furchen. Bronteus. 9—10 591 C. Gesichtsnaht dicht vor oder dicht hinter den Hinterecken beginnend. | a. Spindel sehr breit, wenig scharf von den Pleuren ge- schieden. - Homalonotus. 13 584 486 1. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — A. Klasse: Cruslacea. Palaeostraca. Zahl der Brustsegmente Fig. b. Spindel schmal, Rückenfurchen scharf. ———u ce. Seitenfurchen der Glabella flach. Augenleiste vor- | handen, Conocephalus. 14—15 \ 581 3. Seitenfurchen der Glabella tief. Augenleisten feh- | lend. Calymene. 13 | 582 D. Gesichtsnaht am Aussenrande beginnend. A | [587 a. Pleuren einfach, gefurcht. Phacops. | | \sss b. Pleuren nur auf der inneren Hälfte gefurcht. | Cheirurus. 14 (40, 42) 559 Agnostus Bst. (Fig. 577). Panzer klein; Kopf- (k) und Schwanz- schild (s) nahezu gleich gross, halbkreisförmig oder elliptisch, fast aus- nahmslos mit schmalem Randsaum (2). Rumpf (r) zweigliedrig. Glahbella (gl) und Achse (ax) meist deutlich abgesetzt, häufig gegliedert. Die beiden Wangentheile zuweilen durch eine Furche vor der Glabella (x) getrennt. Fig. 577. Agnostus pisiformis L. Cam- Fig. 578. Trinueleus orna- Fig. 579. Olenus truncatus brium. Andrarum, Schonen. A ein tus Stbg. sp. Untersilur (D). Brünn. Cambrium, Andra- vollständiger Panzer. ?/ı. B Gesteins- Böhmen, rum, Schonen, stück mit isolirten Kopf- und Schwanz- schildern. Bezeichnungen: k = Kopfschild; » = Rumpf; s = Schwanzschild; gl = Glabella; w, «' = Wangen; » = Gesichtsnaht; «a = Augen; st = Stacheln der Wangen oder des Pygidiums; sp = Spindel; pl = Pleuren; f = Furchen derselben; ax = Achse; 1 = Randsaum; s' = Löcher desselben, Pleuren gefurcht (f), Schwanzschild zuweilen mit einem Paar Stachelan- hänge (st). Gesichtsnaht und Augen fehlen. Zahlreiche Arten im Cam- brium (Skandinavien, England, Böhmen, Spanien, Nordamerika, China, Argentinien), namentlich häufig und gesellig (3) in den Alaunschiefern des Cambrium von Schonen; seltener im Untersilur. Als Diluvialge- schiebe in Norddeutschland häufig. pisiformis L. (Fig. 577). Cambrium. Skandinavien, ? England. trisectus Salt. Cambrium. England, Skandinavien. 4A. 4. A. nudus Beyr.] : \ - = n 5 Cambrium. Skandinavien, Böhmen. A. Rex Barr. | ? I. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — !. Klasse: Crustacea. Palaeostraca. 487 Trinucleus Lhwyd (Fig. 578). Kopfschild (%) höher und breiter als Rumpf (r) und Schwanzschild (s), hinten gewöhnlich in lange Stacheln (st) ausgezogen, an den Seiten und vorn von einem breiten, durchlochten (s’) Saume (l) umgeben, welcher die Gesichtsnaht, wenn sie überhaupt vor- handen, umkreist. Glabella und Wangen aufgeblasen, meist glatt; Seiten- furchen oder Augenhöcker selten angedeutet. 6 Rumpfsegmente, Achse das Ende des Schwanzschildes erreichend. Leitend für das Untersilur in Europa, Nordamerika, China. en rn (Fig. Es Untersilur (D). Böhmen, Frankreich. Olenus Dalm. (Fig. 579). Körper regelmässig dreitheilig. Kopfschild (k) grösser als das Pygidium (s), aber kleiner als der aus 12—15 Seg- menten bestehende Rumpf (r). Gesichtsnähte (n) am Hinterrand be- ginnend, nach vorn eonvergirend. Augen (a) halbmondförmig, durch eine Querleiste (x) mit der eiförmigen, zuweilen undeutlich quergefurchten Glabella (gl) verbunden. Ein schmaler Randsaum (/) und häufig Wangen- stacheln (st) vorhanden. Als Untergattungen werden abgeschieden: Parabolina. Augen der Glabella nahegerückt. Peltura. Augen nach vorn gerückt. Glabella bis dicht an den Vorderrand reichend. Häufig im Cambrium Europas (ausg. Böhmen), Nord- und Südamerikas; be- zeichnend für die obere Stufe der oberen Abtheilung (»Olenus-Stufe«). O. truncatus Brünn (Fig. 579). Oberes Cambrium. Skandinavien. 0. (Parabolina) spinulosus Wahlb. sp. Oberes Cambrium. Skandinavien, England. 0. (Peltura) scarabaeoides Wahlb. sp. (Leth. pal., t. 1, Fig. 5). Oberes Cambrium. Skandinavien, England. Paradoxides Bret. (Fig. 580). Grosse, nach hinten stark verschmälerte Formen mit halbkreisförmigem Kopfschild (}), langem, aus 16—25 Seg- menten bestehendem Rumpfe (r) und kurzem Schwanzschilde (s). Glabella vorn verbreitert, mit 2—4 Seitenfurchen (sf). Augenfläche (a) gross. Ge- sichtsnähte (n) am Hinterrande beginnend, zu den Augen convergirend, gegen den Aussenrand divergirend. Der dieke Randwulst (l) in Wangen- stacheln (si) verlängert. Pleuren schräg gefurcht (f), in Spitzen (sp) aus- laufend. Die breite Achse des schmalen, weniggliedrigen Schwanzschildes erreicht das Ende desselben nicht. Hypostom (B hy) klein, fünfseitig. Diese Gattung findet sich sehr häufig im Cambrium, sie ist leitend für die unteren Schichten der oberen Abtheilung desselben (»Parado- xides-Stufe«) in Europa und Nordamerika. P. Bohemicus Barr. (Fig P. spinulosus Boeck. P. Tessini Brgt. P. Forchhammeri Ang. . 580). R u Cambrium. Böhmen. h Cambrium,. Skandinavien. 488 1. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 1. Klasse: Crustacea. Palaeostraca. P. rugulosus Cord. Cambrium, Skandinavien, Böhmen. P. aurora Salt. Cambrium. Grossbritannien. Conocephalus Zenk. (— Conocoryphe) (Fig. 581). Steht der Gat- tung Olenus nahe, ist aber durch bedeutendere Grösse, Einrollungsver- mögen und den Verlauf der Gesichtsnaht (n) unterschieden, welche nahe den Hinterecken beginnt. Glabella (gl) vorn verschmälert; Seitenfurchen nach rückwärts gerichtet. Augen zuweilen durch eine Leiste (x) mit der Glabella verbunden, häufig aber nach vorn und nahe an die Glabella gerückt; oft fehlend. Zahlreiche Arten im Cambrium (über die ganze Erde verbreitet), selten im Untersilur. C. Sulzeri Schl. sp. Cambrium. Böhmen, Spanien. C. striatus Emm. (Fig. 581). Cambrium. Böhmen (Paradoxides-Sch.). Fig. 580. Paradoxides Bohemicus Barr. Cam- Fig. 581. Conocephalus striatus Emm. Cam- brium. Böhmen. A Schale von der Rückenseite. brium. Böhmen. B Stirnumschlag (l!) mit Hypostom (Ay). Bezeichnungen: k = Kopfschild; r = Rumpf; s = Schwanzschild; gl = Glabella; sp = Spindel ; sf = Seitenfurchen; nf = Nackenfurche; w, w' = Wangen; a = Augen; n = Gesichtsnaht; 7 = Rand- wulst; st = Wangenstachel; f = Furchen, sp' = Spitzen der Pleuren; © = Augenleiste. Ebenfalls häufig im Cambrium sind die verwandten Gattungen: Ellipsocephalus Zenk. Glabella durch tiefe Rückenfurchen, welche vorn win- kelig zusammenlaufen, begrenzt. Gesichtsnähte fast parallel, nahe dem Aussenrande verlaufend. E. Hoffi Schl. sp. (Leth. pal., t. 4, Fig. 9). Böhmen (Paradoxides-Sch.). Sao Barr. Die eiförmige Glabella mit 3 tiefen Seitenfurchen und einer mittleren Längsfurche, durch eine Leiste mit den sichelförmigen Augen verbunden. Oberfläche gekörnelt. Einzige Art: S. hirsuta Barr. (Leth. pal., t. 4, Fig. 8) im böhmischen Cambrium. Calymene Bret. (Fig. 582, 583). Meist langgestreckte, ovale Formen mit breitem Kopfschild(%) und 13 Rumpfsegmenten (I—13). Gesichtsnähte I. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — I. Klasse: Crustacea. Palaeostraca. 489 (n) an den nie gestachelten Hinterecken beginnend, nach den mittel- grossen Augen (a) convergirend und von dort fast parallel über den Stirn- rand nach der Unterseite laufend, wo sie durch eine quere Schnauzennaht (sn) vereinigt werden. Glabella mit deutlicher Nackenfurche und 3 kurzen Querfurchenpaaren (s/), welche gerundete Seitenlappen abtrennen. Achse (ax) sich langsam nach hinten verschmälernd. Schwanzschild (s) aus Fig. 582. Calymene Blumenbachi Brgt. Ober- Fig. 553. Calymene (eingerollt). A Längsschnitt silur. Dudley. England. in der Richtung der Achse von (©. senaria Conr. B C. tuberculosa Salt. mit dem Hypostom (Ay) in natürlicher Lage. Obersilur. England. Bezeichnungen siehe Fig. 571, 573, 574. 6—I1 Gliedern bestehend. Hypostom (hy) fast rechteckig, hinten ausge- buchtet. Vereinzelt im Cambrium, häufig im Unter- und Obersilur, seltener im Devon. C. incerta Barr. Untersilur. Böhmen. C. Tristani Brgt. Untersilur. Nordfrankreich, England. C. senaria Conr. (Fig. 583 A). Untersilur, Nordamerika, England. C. Blumenbachi Brgt. (Fig. 582). Selten im Unter-, sehr häufig im Obersilur. Europa, Nordamerika, Australien. Vielleicht noch im Devon. Als Diluvialgeschiebe in Norddeutschland. C. tuberculosa Salt. (Fig. 583 B). Obersilur. England. C. platys Green. Unterdevon. Nordamerika. Homalonotus Koen. (Fig. 584). Von der vorigen Gattung durch be- deutendere Grösse (— 374 mm) und höhere Zahl der Schwanzschildglieder (10—14) unterschieden. Pleuren (pl) nicht sehr scharf von der breiteren Spindel (sp) geschieden. Kopfschild (A) mit grosser, glatter oder schwach 490 I. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 4. Klasse: Crustacea. Palaeostraca. gefurchter Glabella (gl). Gesichtsnähte (n) vor der Glabella spitzwinkelig zusammenstossend. Augen (a) klein. Selten im Untersilur, häufig im Obersilur und Unterdevon, selten im Mittelde von (Europa, Amerika, Süd- afrika, Australien). H. Brongniarti Desl. Untersilur. Nord- frankreich. H. bisulcatus Salt. Untersilur. Grossbri- tannien. H.delphinocephalus Green. (Fig. 584). Ober- silur. Nordamerika, Grossbritannien. H. Knighti Koen. Obersilur. Grossbritan- nien, Skandinavien. H. crassicauda Sdb. Unterdevon. Rheini- sches Schiefergebirge. H. scabrosus Koch. Unierdevon. Rheini- sches Schiefergebirge. H. Dekayi Green. (Leth. pal., t. 25, Fig. 8). Devon (Hamilton-Gr.). Nordamerika. H. obtusus Sdb. Mitteldevon (Wissen- bacher Schiefer). Rheinisches Schiefergebirge. Asaphus Bret. (Fig. 585). Mässig grosse bis sehr grosse, breite und platte Fig. 554. Homalonotus delphinocephalus Schalen mit meist grossem Kopf- (k) und Green. ÖObersilur. Dudley, England. Bezeichnungen siehe Fig. 580, 581. etwa gleich grossem Schwanzschilde (s). Rumpf (r) aus 8 Segmenten bestehend. Kopfschild gerundet oder vorn und an den Hinterecken zugespitzt. Gla- bella (gl) oft wenig scharf getrennt, vorn verbreitert, meist ohne Seiten- furche. Augen (a) gross. Gesichtsnähte (n) am Hinterrand beginnend, nach den Augen zu convergirend, dann auseinander weichend. Pleuren (pl) mit schräg nach hinten gerichteter Furche (f). Die Gliederung des aus zahlreichen Segmenten bestehenden Schwanzschildes oft nur auf der Achse (ax), zuweilen auch dort nicht deutlich. Umschlag der Unterseite breit. Oberflächenverzierung in der Form von Streifen (s’) oder Falten und feinen Gruben. Hypostom mit tiefem Ausschnitt am Hinterrande. Zahl- reiche Untergattungen. Selten im CGambrium, sehr häufig im Unter- silur (Europa, Nordamerika). A. iyrannus Murch. (Leth. pal., t. 7, Fig. 1). Untersilur. England. A. gigas Dek. Untersilur, England, Nordamerika. A. expansus L. sp. (Fig. 585). Leitfossil für die Orthoceren-»Expansus-«) Schichten in Skandinavien und den russischen Ostseeprovinzen. Als Diluvialgeschiebe in Norddeutschland. x A. palpebrosus Ang. : { : h . 5 & | Untersilur. Skandinavien, Ostseeprovinzen. A. angustifrons Dalm.J 1. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 1. Klasse: Crustacea. Palaeostraca. 491 Nahe verwandte Gattungen : Ogygia Brest. Glabella mit 4 Paar kurzen Seitenfurchen. Spindel und Achse re- lativ schmal. Schwanzschild aus zahlreichen, durch Rippen deutlich bezeichneten Seg- menten zusammengesetzt. Nur im Untersilur Europas. 0. Buchi Brgt. (Leth. pal., t. 8, Fig. 6). Llandeilo flags. Grossbritannien. 0. desiderata Barr. Untersilur. Böhmen. Nileus Dalm. Glabella, Spindel und Achse sehr breit. Nur der Rumpf deutlich segmentirt. Habituell der nächsten Gattung sehr ähnlich, aber mit gefurchten Pleuren. Untersilur (Skandinavien, Russland). N. armadillo Dalm. (Leth. pal., t. 8, Fig. 3). % r I | g 2 1 3 2 Fig. 586. A Illaenus angustifrons Holm. Untersiluri- sches Diluvialgeschiebe. Sadewitz, Schlesien. B Ill. Fig. 585. Asaphus expansus Lin. sp. (Bumastes) insigqnis Hall. Obersilur. England. Die ein- Untersilur. Christiania. gerollte Schale hat nur 9 Rumpfsegmente. Bezeichnungen: k = Kopfschild; r = Rumpf; s = Schwanzschild; gl = Glabella; a = Augen; n = Gesichtsnaht; pf = Palpebralflügel; sp = Spindel; pl = Pleuren; f = Furche derselben; ax = Achse; sl! = Seitenlappen; s' = Streifung auf dem Steinkern. Illaenus Dalm. (Fig. 586). Grosse Schalen mit breitem, halbkreis- förmigem, glattem Kopf- (k) und Schwanzschilde (s), auf welchen die Seiten- furchen nur schwach angedeutet oder fehlend. Augen (a) zur Seite gerückt. Gesichtsnaht vor denselben den Vorderrand überschreitend. Spindel breit. 10 oder 9, seltener 8 Rumpfsegmente mit glatten Pleuren (pl). Oberfläche mit Streifen und Punkten verziert. Hypostom mit gerundetem Hinterrande. Selten im Cambrium, häufig im Untersilur, weniger häufig im Obersilur (Europa, Nordamerika). 1. Bowmanni Salt. Untersilur. England. . angustifrons Holm. (Fig. 586 zu . Roemeri Volb. , . erassicauda Dalm. | . Katzeri Barr. | . Panderi Barr. | Spindel viel breiter als die Pleuren. Achse fehlt. Augen dem Aussenrande nahe — Bumastes. Untersilur. Skandinavien, Russland. Untersilur. Böhmen. Er 492 1, Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 1. Klasse: Crustacea. Palaeostraca. I. (Bum.) Barriensis Murch. Obersilur. England, Skandinavien, Nordamerika. I. (Bum.) insignis Hall. (Fig. 586 B). Obersilur. Nordamerika, Grossbritannien. Phacops Emmr. (Fig. 587, 588). Der regelmässig dreilappige Körper besitzt stets I1 Rumpfsegmente und eine wechselnde, aber im Allgemeinen erhebliche Zahl von Schwanzsegmenten. Oberfläche häufig gekörnelt. Gla- bella (gl) meist deutlich von den Wangen getrennt, vorn verbreitert, mit einer wechselnden Zahl von Seitenfurchen (sf). Gesichtsnähte (n) am Seitenrand beginnend, vor der Glabella sich bogenförmig vereinigend. Augen gross, höckerig (Fig. 587 B); Linsen (!) die Hornhaut (A) durch- brechend. Pleuren mit gebogener Furche. Schwanzschild gerundet, in einen Stachel (st) ausgezogen oder gekerbt; die letzten Furchen der Seiten- Fig. 557. A Phacops latifrons Br. Mitteldevon. Fig. 5585. Phacops (Dalmania) caudatus Brünn. Eifel. B—D Auge von Phacops. (Vgl. Fig. 573). sp. Obersilur. Dudley, England.‘ Bezeichnungen: k —= Kopfschild; «© = Rumpf; s = Schwanzschild; gl! = Glabella; sf = Seiten- furchen; n = Gesichtsnaht; ! = Randsaum des Kopfschildes, ! = des Schwanzschildes; pf = Pal- pebralflügel; sf = Sehfläche; st = Wangenstachel; sp = Spindel; ax = Achse; A = Hornhaut. lappen fast parallel der Achse gestellt. Mehrere Untergattungen, wie Chas- mops, Dalmania, Cryphaeus ete. Untersilur— Oberdevon. Zahlreiche Arten über die ganze Erde verbreitet. Ph. (Dalm.) socialis Barr. Untersilur. Böhmen. Ph. (Chasm.) macrura Ang. Leitend für den untersilurischen Backstein- oder Chasmops-Kalk. Häufig als Diluvialgeschiebe in Norddeutschland. Ph. (Chasm.) conicophthalmus S. & B. sp. Untersilur. Skandinavien (Diluvial- geschiebe). Ph. fecundus Barr. Obersilur und Unterdevon. Europa, Australien. Ph. (Dalm.) caudatus Brünn sp. (Fig. 588). Obersilur. Europa, Nordamerika, Australien. Ph. (Dalm.) Hausmanni Brgt. Devon (Silur G.) Böhmen. Ph. (Oryph.) stellifer Burm. Unter- und Mitteldevon. Europa. Ph. (Oryph.) laciniatus Rö. (Leth. pal., t. 25, Fig. 40). Unterdevon. Rheinisches Schiefergebirge, Harz. I. Thierreich. — VII. Arthropoda. — 1. Klasse: Crustacea. Palaeostraca. 493 Ph. (Cryph.) calliteles Green. Unterdevon. Europa, Nordamerika (Hamilton Gr.). Ph. latifrons Br. (Fig. 587). Devon. Europa. Ph. bufo Green. Devon. Nordamerika. Ph. eryptophthalmus Emmr. (Leth. pal., t. 35, Fig. 18). Oberdevon. Europa. Cheirurus Beyr. (— Ceraurus — Fig. 589). Anzahl der Rumpf- segmente (meist 11) und Verlauf der Gesichtsnähte wie bei der vorigen Gattung. Glabella den Stirnrand überragend. Schwanzschild klein, aus nur 4 Segmenten beste- hend. 3 Paare von Seitenfurchen, deren letzteres gegen innen nach rückwärts gebogen einen ovalen Seitenlappen abschnürt. Pleuren in Spitzen aus- gezogen, Schwanzschild gelappt. Vom Cambrium bis ins Mittedevon in Europa, Nordamerika, Asien, Australien. Ch. clavifrons Dalm. sp. Untersilur. Skandinavien, Russland. Ch. exsul Beyr. Untersilur. Skandinavien, Russland. Ch. claviger Beyr. Untersilur. Böhmen. Ch. insignis Beyr. (Leth. pal., t. 17, Fig. 10). Ober- silar. Böhmen, Schweden, England. Ch. Sternbergi Boeck. Obersilur und Devon. Böhmen. Fig. 589. Cheirunus gibbus r 2 E RT Beyr. Devon (Silur G). Böh- Ch. gibbus Beyr. (Fig. 589). Devon (Silur F, G). Böhmen. men. ?/s. Sphaerexochus Beyr. unterscheidet sich durch sehr stark gewölbtes Kopfschild, breite Glabella und schmale Wangen. 40 Rumpfseg- mente. Silur. = Sph. mirus Beyr. Obersilur. Böhmen, England. Proötus Stein. 'Leth. pal. t. 31, Fig. 3). Kleine, ovale Formen mit ei- förmiger oder vorn verschmälerter Glabella, Seitenfurchen schwach oder fehlend. Gesichtsnaht am Hinterrand beginnend und den Stirnrand über- schreitend, wie bei Phillipsia (Fig. 590). S—10 Rumpfsegmente. Grosse, halbmondförmige Augen. Schwanzschild aus 13 Segmenten bestehend. Untersilur — Subcarbon, hauptsächlich im Devon (Europa, Nord- amerika, Australien). Pr. elegantulus Ang. Obersilur. Skandinavien. Pr. latifrons M’Coy sp. Obersilur. England. Pr. Stockesi Murch. Obersilur. England, Nordamerika. Pr. Cuvieri Stein. Mitteldevon. Eifel. Pr. bufoM. & W. Devon (Hamilton Gr.). Nordamerika. Phillipsia (Fig. 590). Von der vorigen Gattung durch die zahlreichen (12—18) Segmente des Schwanzschildes (s) und durch die abgeschnürten Hinterlappen der Glabella (x) unterschieden. 9—10 Rumpfsegmente. Oberfläche meist gekörnelt. Devon — Perm, hauptsächlich im Sub- carbon. (Europa, Ural, Nordamerika). Ph. Verneuili Barr. Mitteldevon. Rheinisches Schiefergebirge, Böhmen, Ural. 494 1. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 1. Klasse: Crustacea. Palaeostraca. Ph. globiceps Phill. sp. | Ph. gemmulifera Phill. sp. (Fig. 590). Subcarbon. Europa. Ph. Derbiensis Mart. sp. Bronteus Gf. (Fig. 591). Kopfschild wenig kleiner als der aus 10 Seg- menten bestehende Rumpf, letzterer kleiner als das parabolische Schwanz- schild. Vorderer Theil der Glabella stark erweitert. Seitenfurchen un- deutlich. Augen gross. Gesichtsnähte am Hinterrand beginnend, auf der Unterseite sich vereinigend. Pleuren wulstförmig. Von der sehr Fig. 590. Phillipsia gemmulifera Phill. sp. Sub- Fig. 591. Bronteus planus Cord. Obersilur. carbon. Kildare. Irland. Böhmen. ?/s. Bezeichnungen: s = Schwanzschild; ax —= Achse; sp = Spindel; gl = Glabella; sfi—sfs = Seitenfurchen; = = hinterer Seitenlappen; n = Gesichtsnaht; « = Auge; ! = Randsaum; st = Wangenstachel. kurzen, meist unsegmentirten Achse strahlen 7—9 Furchenpaare in radialer Richtung aus. Untersilur — Oberdevon, hauptsächlich im Devon. Br. planus Gorda (Fig. 591). Obersilur. Böhmen. ‘. pahfer Beyr. r Be Dauıet ad \ Devon (Silur F—H). Böhmen, Br. campanifer Beyr. | Br. thysanopeltis Barr. Devon. Böhmen, Mitteldeutschland. Br. flabellifer Gf. (Leth. pal., t. 31, Fig. 5). Mitteldevon. Eifel, England. Lichas Dalm. Kopfschild breit und wenig hoch, kleiner als der aus 9 oder 10 Segmenten bestehende Rumpf. Seitenfurchen der Glabella sehr unregelmässig, meist nach rückwärts verlaufend, mehrere ovale oder kreisrunde Lappen von einander sondernd. Schwanzschild nach hinten verschmälert. Achse kurz, mit wenig Gliedern. Seitentheile mit radialen Furchen. Silur, seltener im Devon (Europa, Nordamerika). L. coelorhin Ang. Untersilur. Skandinavien, Russland. L. lawata M’Coy sp. Obersilur. Skandinavien, Russland, Grossbritannien. L. scabra Beyr. (Leth, pal., t. 17, Fig. 6). E Mn D2 ES Obersilur. Böhmen. L. palmata Barr. J L. Boltoni Bigsb. sp, Obersilur. Nordamerika. Il. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 1. Klasse: Cruslacea. Palaeostraca. 495 Geologische Verbreitung der Trilobitae. Die Trilobiten gehören mit zu den ältesten bisher bekannt gewor- denen Fossilien. Bereits im Cambrium treffen wir auf eine grosse An- zahl (ca. 50) verschiedener Formenkreise, die z. Th. eine sehr weite horizontale Verbreitung besitzen (Agnostus, Olenus, Paradosides) und für die Gliederung dieser Formation als brauchbare Leitfossilien Verwendung finden. Ein grosser Theil der silurischen Gattungen ist bereits im Cam- brium vorhanden, aber erst zur Zeit des Untersilur erreichen die Trilo- biten ihre hauptsächlichste Entwickelung, wie namentlich in den formen- reichen Gattungen Calymene, Asaphus, Illaenus, Lichas, Cheirurus, Phacops. Im Obersilur sind manche Formenkreise bereits ausgestorben, andere wie Phacops, Bronteus, Proötus, Harpes erlangen hier undz. Th. auch im Devon ihre grösste Entwickelung.. Die Zahl der devonischen Formen ist gering gegenüber den älteren und nur einige Gattungen, wie Proetus, Phillipsia erreichen die Steinkohlenformation, z. Th. (Phillipsia) sogar das Perm. Manche Gattungen verschwinden in Europa, wie es scheint, früher als in Nordamerika, z. B. Calymene, Lichas. Zur bequemeren Uebersicht der geologischen Verbreitung der wich- tigsten Gattungen möge nachstehende Tabelle dienen: van Stein- Gattung Br Untersilur Obersilur | Devon | kohlen- | Perm 2 formation I} Agnostus Trinucleus. —— Olenus 5 Paradoxides . Conocephalus ... .| Galymene » » 0. .| Bomalonotus . | Asaphus . Oi TS. oe | | — Nlnenuse | ee, | Phacops . | (ER OVUUS Se || | | Proetus , | Phillipsia na Bronteusun ann Lichas Nach allem, was wir über die Trilobiten wissen, müssen wir an- nehmen, dass sie eine sehr einfach organisirte und noch wenig entwickelte Abtheilung der Crustaceen gewesen sind. Ihr Verschwinden ist z. Th. 496 I. Thierreich. — VIII. Arthropoda, — 1. Klasse: Crustacea. Palaeostraca. wohl nur ein scheinbares, denn wir treffen bei verschiedenen jetzt noch lebenden Crustaceen-Abtheilungen gewisse Trilobiten-Merkmale wieder, welche kaum anders als durch Vererbung erklärt werden können. Mit den Xrphosura und manchen /sopoda haben die Trilobiten die Dreitheilung des Körpers der Länge nach, sowie die Beschaffenheit der Augen gemein- sam. Die wechselnde Anzahl der beweglichen Segmente und eine dem Hypostom der Trilobiten entsprechende Oberlippe kennt man von den lebenden Phyllopoden, deren Panzer aber mehr nach Art gewisser Euostraca und Entomostraca gebaut ist. Ausgezeichnete Uebergangsformen kennen wir bis jetzt nur zu den Xiphosura, welche jedenfalls als die nächsten, weil am wenigsten modifieirten Verwandten der Trilobiten an- gesehen werden müssen. 2. Unterordnung Xiphosura (Schwertschwänze). Litteratur über Xiphosura und Gigantostraca. Hall, James. Natural History of New-York. Palaeontology vol. 111 4859. Packard, A. S. The Anatomy, Histology and Embryology of Limulus polyphemus. Anniversary Memoirs of the Boston Soc. of nat. hist. 1880. Schmidt, Fr. Miscellanea Silurica III. Die Crustaceenfauna der Eurypterus- schichten von Rootziküll auf Oesel. M&m. de l’Acad. imper. de St. Petersbourg. 7e ser. Vol. XXXI 1883. . Woodward, H. A. Monograph of British fossil Crustacea belonging to Ihe order Merostomata. Palaeontographical Society Part I—V 1866—1878. Der Panzer der Xiphosuren lässt sowohl der Länge wie der Quere nach eine Dreitheilung erkennen. Das Kopfschild ist sehr gross und zu- meist breiter als der übrige Körper, der Rumpf besteht aus einer geringen Zahl (5 oder 6) beweglicher Segmente, die bei den jüngeren Formen mit 2 Segmenten des Schwanzschildes zu einem Brustschwanzschilde ver- schmolzen sind. Das letzte oder die letzten Glieder des Schwanzschildes sind zu einem beweglichen Stachel umgewandelt. Gesichtsnaht zuweilen vorhanden. Ausser den grossen, seitlichen Trilobitenaugen zuweilen kleine, mediane Nebenaugen vorhanden. Die paläozoischen Vertreter der Xipho- suren schliessen sich enge an gewisse Trilobiten, z. B. an die untersilurische Gattung Trinueleus (Fig. 578) an. Als Beispiel hierfür möge die Gattung Belinurus Koen. (Fig. 592) erwähnt werden. Das breite Kopfschild (k) zeigt einen breiten Randsaum, Wangenstacheln (st) und deutliche Drei- theilung, wie dasjenige von Trinucleus. Eine hart innerhalb der Trilobiten- Augen (a) auftretende Kante entspricht vielleicht der Gesichtsnaht. Rumpf (r) aus 5 beweglichen Segmenten bestehend. Spindel (sp) deutlich von den gefurchten und in Spitzen verlängerten Pleuren abgesetzt. Schwanz- schild (s) aus 3 verwachsenen Segmenten und einem beweglichen, langen I. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 4. Klasse: Crustacea. Palaeostraca. 497 Endstachel 'Telson — !) bestehend. Mehrere Arten im Devon Gross- britanniens und im Carbon Grossbritanniens, Belgiens und Ober- schlesiens. B. reginae Bail. (Fig. 592). Carbon. Irland. Eine Anzahl verwandter Gattungen sind vom Obersilur an bis zur Steinkohlenformation bekannt. Sie vermittelnz. Th. den Uebergang von den Trilobiten zu der im Mesozoiecum und Känozoicum verbreiteten Gattung. Limulus Müll. (Fig. 593). Der Panzer zerfällt der Länge nach in ein Kopfschild (%), ein Brustschild (r) und einen Schwanzstachel (s). Das grosse, breite Kopfschild bildet einen breiten Umschlag auf der Unterseite (x, 7); die gewölbte Glabella (gl) ist durch 2 Furchen seitlich begrenzt. Fig. 592. Belinurus reginae Bail. Car- bon. Irland. Fig. 593. A Limulus Walchi Desm. Oberer Malm. Solenhofen, Franken. Links: von der Unterseite. Rechts: von der Oberseite. [NB. Es sind anstatt 6 beweglicher Stacheln des Mittelleibes irrthüm- lich 5 und 7 gezeichnet!] B Limulus polyphemus Latr. Larve im Trilobiten-Stadium, Bezeichnungen: k = Kopfschild; r = Rumpf; s = Schwanzschild; gl = Glabella; @ = Auge; o = Nebenaugen; w = Wange; ! = Randsaum; / = Lippe; x = Umschlag der Unterseite; st = Wangenstachel; f = Füsse; sp = Spindel: pl = Pleuren; si! = Pleurenstacheln; 2 = Endstachel (Telson). Eine Kante, an deren äusserer Abdachung die Trilobiten-Augen (a) liegen, theilt die Wangen (%) in 2 Theile. Am Vorderrande der Glabella 2 kleine Nebenaugen (Ocelli — B o). Die Anhänge des Kopfschildes bestehen aus einem kleinen, präoralen, in Scheeren endigenden Fühlerpaar. Darauf folgen 5 Paare, ebenfalls in Scheeren endigender Füsse (f), deren Goxal- glieder zumeist zu Kauwerkzeugen umgestaltet sind. Das fünfte besitzt einen äusseren Anhang (Exopodit). Ein siebentes Anhangspaar (Deckel) ist zu einer gegliederten Platte verwachsen, welche die Blattanhänge des Mittelleibes bedeckt. Die Mittelleibsplatte (Brustschwanz) enthält die bei Belinurus und im Larvenstadium von Limulus (B) noch geschiedenen Seg- mente des Rumpfes und z. Th. (2) des Schwanzschildes. 5, aus verwachsenen Steinmann, Paläontologie, 39 498 1. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 1. Klasse: Crustacea. Palaeostraca. Gliedmaassenpaaren gebildete Blattfüsse und 6 Paar beweglicher Stacheln (st) vorhanden. Eine Theilung in Spindel (sp) und Pleuren (pl) bei der Larve (B), aber auch im ausgewachsenen Zustande noch deutlich. Die be- sonders durch die Verschmelzung der Rumpfsegmente unter einander und zweier Schwanzschildsegmente zu einem Telson gekennzeichnete Gattung ist von der Trias an bekannt. Lebend im Seichtwasser im atlantischen und pacifischen Ocean. L. Bronni Schpr. Oberer Buntsandstein. Elsass. L. Walchi Desm. (Fig. 593 A). Oberer Malm. Franken. L. Syriacus Woodw. Obere Kreide. Libanon. L. polyphemus L. (Fig. 593 B). Lebend. Ostküste Nordamerikas, Japan, Sunda- inseln, Molukken. Die Xiphosura stellen sich als ein kleiner Zweig des Trilobitenstam- mes dar, dessen lebender Vertreter noch zahlreiche Trilobitenmerkmale, die Dreitheilung des Panzers der Länge nach, die Lage und Beschaffenheit der Augen, die gleichartige Ausbildung der Kopfschildanhänge, den Um- schlag des Kopfschildes und die geringe Entwickelung der präoralen An- hänge bewahrt hat. Die Zahl der Fusspaare und das Auftreten von Neben- augen theilen die Xiphosura mit den Gigantostraca. 3. Unterordnung 6igantostraca (Riesenkrebse). Nur aus paläozoischen Schichten bekannte, bis 1,5 m grosse Krebse mit langgestrecktem Körper. Kopfschild klein, nicht segmentirt, mit 6 Anhangspaaren, 2 grossen Trilobitenaugen und 2 kleinen Nebenaugen. Rumpf aus 6 beweglichen Segmenten, deren kurze Anhänge als Kiemen fungiren. Hinterleib aus 6 beweglichen, anhangslosen Segmenten und einem abweichend gestalteten, beweglichen Endgliede bestehend. Vom Untersilur bis ins Carbon verbreitet. Häufig sind besonders die 2 fol- genden Gattungen: Eurypterus Dek. (Fig. 594). Kopfschild (k) flach gewölbt, vierseitig, mit abgerundeten Vorderecken, auf der Unterseite einen breiten Umschlag bildend (B). Zwei grosse, nierenförmige, unfacettirte, dem Aussenrande genäherte Augen (a) und ein Paar kleinere, mediane Punktaugen (o). Ein sehr kleines, präorales Antennenpaar (auf der Zeichnung nicht angegeben) vor dem spaltförmigen Munde. Um denselben herum 5, den Körper z. Th. weit überragende, gegliederte Fusspaare (fa„—/,). Ihre Coxalglieder dienen als Kauorgane; diejenigen des letzten Fusspaares sind zu breiten Platten (’) umgestaltet und schliessen eine einfache Mittelplatte ‚Metastoma — m) ein. 6 Segmente (1—6) mit kurzem Bauchumschlag bedecken den. Rumpf (r) auf der Rückenseite, während auf der Bauchseite 5 Paare von Blattfüssen auftreten, welche in ähnlicher Weise wie bei Limulus dach- ziegelförmig übereinander greifen und die Kiemen bedecken. Das erste l. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 1. Klasse: Crustacea. Palaeostraca. 499 Paar (B db,—b3) (»Deckel«) entspricht seiner Lage nach den beiden ersten Rückensegmenten (7, 2); es wird durch eine Quernaht in 2 Stücke (b,, bs) getheilt. Kleinere Zwischenplatten (z) bedecken die Mittelspalte. Der Hinterleib (s) wird von 6 Panzerringen umschlossen und endigt in einen langen Endstachel (2). Rumpf und Hinterleib zeigen eine schwache Drei- theilung der Länge nach. Die Körperoberfläche ist z. Th. fein beschuppt. Fig. 594. Eurypterus Fischeri- Eichw. Ober- Fig. 595. A Pterygolus anglicus Ag. Devon. Schott- silur. Oesel. A von der Oberseite. B Kopf land. Ansicht der Rückenseite. B Pf. osiliensis Schm. von der Unterseite. Öbersilur. Oesel. Kopf von der Unterseite. Bezeichnungen: k = Kopfschild; » = Rumpf; s = Schwanz; a = Augen; o = Nebenaugen ; fı—fs = Anhänge des Kopfschildes; s,s’ = Scheerenglieder; 7—6 = Brustglieder; 7—13 = Schwanz- glieder; £ = Endglied; ep = Epistom; W — Kauplatte des sechsten Fusspaares; m — Metastom; bı—bz = Deckel; z = Zwischenplatten; » = Mittelnaht. Diese Gattung kommt in zahlreichen Arten vom Obersilur bis ins Carbon vor. Besonders reich haben sich die obersten Silurschichten der russischen Ostseeprovinzen, Englands und Nordamerikas, sowie die Stein- kohlenformation in Europa und Nordamerika erwiesen. E. Fischeri Eichw. (Fig. 595). Obersilur. Russische Ostseeprovinzen, Gotland. E. remipes Dek. Obersilur. (Waterlime Gr.). Nordamerika. E. punctatus Salt. sp. Obersilur. Grossbritannien. E. Scouleri Hibb. Steinkohlenformation. Schottland, Niederschlesien. Pterygotus Ag. (Fig. 595) unterscheidet sich hauptsächlich durch 32* 500 1. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 1. Klasse: Crustacea. Euostraca. die Facettirung und randliche Lage der Augen (a), die starke Entwicke- lung des (scherentragenden s’) Antennenpaares (f,), die flossenartige Ge- stalt des Endgliedes (2), ferner durch gröbere Beschuppung und beträcht- lichere Grösse. Der Stirnumschlag hebt sich als getrennte Platte (Epistom — Bep) ab. Untersilur — Devon in Europa und Nordamerika; hauptsächlich im Obersilur. Pt. osiliensis Schm. (Fig. 595 B). Obersilur. Russische Ostseeprovinzen. Pt. anglieus Ag. (Fig. 595 A). Devon (Old red). Schottland. Wie aus der vorhergehenden Darstellung ersichtlich ist, bestehen be- trächliche Uebereinstimmungen zwischen Limulus und den Gigantostraca, namentlich in Zahl und Gestalt der Anhänge und z. Th. des Endgliedes. Andrerseits erinnert die ganze Gliederung des Körpers, die Scherenform der Fühler bei Pterygotus und der Endstachel bei Eurypterus auffallend an die Scorpione, deren paläozoische Vertreter Wasserbewohner waren. B. Euostraca. 4. Unterordnung Phyllopoda und 5. Unterordnung Leptostraca (Phyliocarida). Litteratur über Phyllopoda und Leptostraca. Beecher, Ch. Ceratiocaridae from the Chemung and Waverly Groups. Rep. of Pro- gress P. P. P., sec. geol. Survey of Pennsylvania. 1884. E Clarke, J. M. American journ. of Science 14882 3. ser. vol. XXIII p. 476 u. 1883 vol. XXV p. 120. Jones, Rup. A Monograph of the fossil Estheriae. Palaeont. Soc. 1862. Packard, A. S. A Monograph of the Phyllopod Crustacea of N. America, with re- marks on the order Phyllocarida. 42th Ann. Rep. of the U. S. geol. and geogr. Surv. of the Territories. Part. I 1883. Salter, J. Memoirs of the Geological Survey of Great Britain. 1886 vol. III. Bezeichnend für diese beiden Unterordnungen ist neben der schwan- kenden Zahl der Körpersegmente das häufige Auftreten eines nicht seg- mentirten Kopfrumpfschildes, welches einfach oder in der Rückenlinie ge- theilt ist, und den Kopfund einen Theil des Rumpfes oder (selten) den ganzen Körper einschliesst. Dazu gesellt sich oft noch ein vorderes bewegliches Stück (Rostrum). Die fossilen Reste sind wenig zahlreich und z. Th. nicht mit Sicherheit zu deuten; sie werden schon in cambrischen Ablagerungen gefunden. Unter der Bezeichnung Phyllocarida fasst man vorwiegend paläozoische Reste zusammen, die, wie beispiels- weise die Gattung l. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 1. Klasse: Crustacea. Euostraca. 501 Echinocaris Witf. (Fig. 596) ein einfaches, den Kopf und einen Theil des Leibes bedeckendes, in der Mittelebene nicht getheiltes Kopfrumpf- schild (c) und dahinter ein gegliedertes Abdomen (ab) erkennen lassen. Letzteres endigt in einem gespaltenen Endgliede (ft). Eine gebogene Linie () scheint die Grenze zwischen dem Kopfschilde und dem Rumpfe anzu- deuten. Augenflecke (a) und mehrere Höcker auf dem Kopftheile; eine Längsleiste (r) bezeichnet vielleicht die ursprüngliche Grenze zwischen Spindel und Pleuren. Devon. Nordamerika. Andere Gattungen wie Ceratiocaris M’Coy führen ein bewegliches Rostrum. Dasselbe findet sich auch bei der lebenden Gattung Nebalia. Ob die zweiklappigen Reste des Paläozoicums mit vorderem, dreieckigem, oft durch eine Rostralplatte ausgefülltem Ausschnitt hierher zu stellen sind (Peltocaris, Cardiocaris) oder als den Aptychen (p. 385) ähnliche Gebilde aufgefasst werden müssen, bleibt z. Z. noch zweifelhaft. Fig. 597. Estheria minuta Alb. sp. Unterer Keuper (Lettenkohle). Sinsheim, Baden. A eine Klappe von der Seite, r Rückenrand; c = Zuwachsstreifen. B vergrösserte Oberfläche der Schale. m = Maschenstructur zwischen den Zu- wachsstreifen (ec). Fig. 596. Echinocaris punctata Hall. sp. Devon (Hamilton-Gr.). Nordamerika. Der Panzer ausge- breitet. ce = Kopfrumpfschild; 2 = Trennungslinie zwischen Kopf und Rumpf; « = Augenflecke; r = Längsleiste des Rumpfschildes; ab = Hinterleib mit 6 Segmenten (7—6) und einem dreistacheligen Endgliede (7). An die heutigen Phyllopoda schliessen sich Formen wie Estheria Rüpp. (Fig. 597) an. Die Schale ist zweiklappig und umhüllt den segmentirten Körper vollständig. Der Rückenrand der Klappe (r) ist gerade; die Oberfläche mit concentrischen Zuwachsstreifen (c) verziert, zwischen welchen die Schale eine maschige Structur (m) erkennen lässt (Unterscheidungsmerkmal von den zuweilen sehr ähnlichen Muschel- schalen, z. B. Posidonomya — p. 239). Vom Devon an bekannt. Lebend häufig in wärmeren Regionen im 502 1. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 1. Klasse: Crustacea. Euostraca. Süsswasser. Die ältesten Formen haben im Meerwasser (zusammen mit Lingula) gelebt. E. membranacea Pacht. sp. Devon. Grossbritannien, Russland. E. striata Mostr. Subcarbon. Deutschland, Belgien, Grossbritannien. E. minuta Alb. sp. (Fig. 597). Häufig und weit verbreitet in der Trias von Deutsch- land, Frankreich und England. Die Phyllocarida sind eine sehr alte Crustaceengruppe, als deren nächste Verwandte die lebenden Nebaliadae angesehen werden müssen. Das Zooea-Stadium der Larven der höheren Krebse weist eine auffallende habituelle Aehnlichkeit mit denselben auf. Die zweiklappige Schale der Phyllopoda lässt auf nahe Beziehungen zu den Entomostraca schliessen, während der zumeist sehr deutlich ge- gliederte anhangsreiche Körper sie in die Nähe der Euostraca verweist. 6. Unterordnung Malacostraca. Der Körper besitzt eine constante Zahl von Segmenten (20) und Glied- maassenpaaren (19). Kopf und Rumpf tragen 13 Anhangspaare, der Hinter- leib 6. Das erste, seltener die beiden ersten Rumpfsegmente mit dem Kopfe verschmolzen. Man unterscheidet 2 Abtheilungen: a. Arthrostraca (Ringelkrebse). Meist 7, selten 6 oder weniger gesonderte Rumpf- segmente. Augen seitlich, sitzend. b. Thoracostraca (Panzerkrebse). Einige oder alle Rumpfsegmente mit dem Kopfe verschmolzen und gewöhnlich von einem massiven Kopfbrustschilde bedeckt. Augen meist gestielt und beweglich. a. Arthrostraca. Diese zerfallen in die beiden Abtheilungen der 1. Isopoda (Asseln) mit niedergedrücktem, flachem Körper, ohne Springbeine am Hinterleibe. 2. Amphipoda (Flohkrebse) mit seitlich zusammengedrücktem Hinterleibe und 3 Paar Springbeinen an den letzten Segmenten. Beide sind fossil bekannt. 1. Isopoda. Litteratur über Isopoda. Ammon, L. von. Ein Beitrag zur Kenntniss der fossilen Asseln. Sitzungsber. d. bayer. Akad. Math.-phys. Classe 4882 S. 507. Die Isopoda sind Meeres-, seltener Süsswasser- oder Landbewohner. Die grössten Formen werden bis 23 cm lang. Das Kopfschild ist meist klein, trägt sitzende Augen, wie dasjenige der Trilobiten, und wird häufig von den ersten Rumpfsegmenten seitlich umfasst (Fig. 598). 7, seltener 6 bewegliche Rumpfsegmente, die oft eine Theilung in Spindel (sp) und Pleuren (hier Epimeren genannt — pl) erkennen lassen. Die Pleuren zuweilen gefurcht wie bei den Trilobiten. Einige Segmente des Hinterleibes 4—5) frei; die letzten oft zu einem Schwanzschilde (s) verwachsen. Manche Formen können I. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 1. Klasse: Crustacea. Euostraca. 503 sich nach Art der Trilobiten einrollen. Der ganze Bau des Körpers lässt eine mehr als habituelle Aehnlichkeit mit den Trilobiten erkennen. Das gilt besonders von der auf der südlichen Halbkugel von der Strandzone an bis zur Tiefe von mehr als 2000 Faden verbreiteten Gattung Serolis (Fig. 598), welche die Trilobitendreitheilung des Rumpfes, die Pleurenfurchen, die Lichas-ähnlichen Höcker des Kopfschildes und die ebenfalls Lichas-artige, radiale Anordnung der (4) Schwanzschildsegmente bewahrt zu haben scheint. Die seit der Jurazeit bekannten fossilen Formen schliessen sich enge an die lebenden an. In der Steinkohlenformation Deutschlands und Englands ist aber eine Gattung (Arthropleura Jord.) gefunden worden, welche durch ihre beträchtlichen Di- mensionen sowie die Gleichartigkeit der Fusspaare am Mittel- und Hinterleibe eine vermittelnde Stellung nach den Trilobiten hin einnimmt. Fig. 599. Gampsonyz fimbriatus Jord. Unteres Roth- liegendes. Lebach b. Saarbrücken. i = erstes, a = zweites Antennenpaar; 7= erstes, [I = zweites Fusspaar der freien Rumpfsegmente; f = letztes Körpersegment, zwei flossenartige Anhänge (f) tragend. Fig. 598. Serolis paradoxa Fab. Punta Arenas. Magelhanstrasse. Ansicht der Rückenseite. Das Kopf- schild ist von dem ersten Rumpfsegmente durch eine Naht (n) getrennt; a = Augen; a’ = erstes, a" = zweites Fühlerpaar; I—-VI = die ersten 6 Rumpfsegmente (das siebente nur von der Unterseite sichtbar) ; sp = Spindel; pl = Pleuren (Epimeren), auf den ersten Segmenten abgegliedert; 7-3 = die ersten 3 (freien) Hinterleibssegmente; s = Schwanzschild mit radial angeordneten Segmenten (r); fı = das letzte (sechste) Anhangspaar des Hinterleibes. Yı. 2. Amphipoda. Fossile Vertreter dieser Abtheilung sind selten. Die Steinkohlenformation und das Perm haben einige Reste geliefert, unter denen die Gattung Gampsonyx Jord. (Fig. 599) die bekannteste ist. Das erste Antennenpaar (i) ist kürzer als das zweite (äussere — a), welches sich zu einem langen Fühlfaden verlängert. Rumpf und Hinterleib bestehen aus 44 Segmenten und einem mit flossenartigen An- hängen (f) versehenen Endgliede (t). Das Fusspaar des ersten freien Rumpfsegmentes (I) überragt die übrigen an Grösse. Perm. G. fimbriatus Jord. (Fig. 599). Unteres Rothliegendes. Saargebiet, Schwarzwald, Böhmen. Verwandte Gattungen in der Steinkohlenformation Englands und Nordamerikas. b. Thoracostraca. Litteratur über Thoracostraca. Bell, Th. A Monograph of the fossil Malacostracous Crustacea of Great-Britain. Pa- laeontogr. Soc. Part. I, Crustac. of the London clay. 1857. Part II, Crust. of the Gault and Greensand. 1862. 504 I. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 1. Klasse: Crustacea. Euostraca. Bittner, A. Die Brachyuren des Vicentinischen Tertiärgebirges. Denkschriften der k. k. Akad. Wien 1857 Bd. XXXIV u. 1883 Bd. XLVI. Huxley, Th. Der Krebs. Eine Einleitung in das Studium der Zoologie. Leipzig 1881. Meyer, H.v. Neue Galtungen fossiler Krebse aus Gebilden vom bunten Sandstein bis in die Kreide. Stuttgart 1840. —— Jurassische u. Triasische Crustaceen. Palaeontographica 4854. Vol. IV p. 44—55. — — Die Prosoponiden oder Familie der Maskenkrebse. Palaeontographica 4860, Vol. VI. Milne-Edwards, A. Hist. des Crustaces podophthalmaires fossiles. 1. Portuniens et Thalassiens. Ann, des Sciences nal. Zoologie 4° ser. tome XIV 4874. 11. Can- ceriens. ibid. 48 ser. tome X VIII 1862, XX 1863; 5e ser. tome I 1864, IIL 4865. Oppel, A. Paläont. Mittheilungen aus dem Museum des k. bayer, Staates. I. Ueber jurassische Crustaceen. Stuttgart 1562. Reuss, A. Zur Kenntniss fossiler Krabben. Denkschr. d. k. k. Akad. Wien 1857. Bd. XVII. Von den 4 Gruppen, welche man bei den heutigen Schalenkrebsen unterscheidet: Cumacea, Stomatopoda, Schizopoda und Decapoda ist nur die letztere fossil häufig. Decapoda (Zehnfüssler). Die Segmente des Kopfes und zumeist auch alle Rumpfsegmente sind mit dem grossen Kopfbrustschilde verwachsen. 10, theilweise mit Schee- ren bewaffnete Gehfüsse vorhanden. Schon in paläozoischen Formationen (Devon) vorhanden, aber erst im Mesozoicum und Känozoicum häufig. Sie zerfallen in: l. Macrura (Langschwänze) mit stark entwickeltem Hinterleibe und breiter Schwanzflosse (Fig. 600, 604). 2. Brachyura (Kurzschwänze) mit kurzem, verchmälertem, gegen die Brust um- geschlagenem Hinterleibe, ohne Schwanzflosse (Fig. 603). 1. Macrura. Zur Illustration dieser in mesozoischen Schichten sehr reichlich ver- tretenen Abtheilung führen wir folgende 2 Gattungen an: Pemphix v. Mey. (Fig. 600). Der mit Körnern verzierte Cephalothorax wird durch eine tiefe Nackenfurche (nf) getheilt. Zwei weitere Furchen scheiden eine Herz- (x) und Leberregion (y) ab. Innere Antenne (a,) kurz, äussere (@,) lang. Das erste Fusspaar (f,) am stärksten. Hinterleib ver- hältnissmässig lang; letztes Glied hinten gerundet, mit 2 Paar flossen- artiger Anhänge (f). Muschelkalk. P. Sueuri Desm. sp. (Fig. 600). Oberer Muschelkalk. Süddeutschland, Schweiz, Lothringen. Eryon Desm. (Fig. 601). Cephalothorax (kb) breit, gerundet, mit seit- lichen Einschnitten (e). Hinterleib (ab) kurz. Endglied (£) zwischen den I. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 4. Klasse: Crustacea. Euostraca. 505 Schwimmfüssen des vorhergehenden Gliedes (ah) gelegen. Anhänge der Kopfbrust ähnlich wie bei Pemphix. Jura und (seltener), Kreide. E. Hartmanni v. Mey. Oberer Lias (e). Württemberg. E. propinquus Schl. sp. (Fig. 604).] Oberer Main Franken E. arctiformis Schl. sp. J x r ö Hierher gehören zahlreiche andere Gattungen, von denen einige bereits im Devon und in der Steinkohlenformation, die meisten aber im Fig. 600. Pemphix Sueuri Desm. sp. Muschel- £ kalk,. Crailsheim, Württemberg. (Ergänzt.) Fig. 601. Eryon propinguus Schl. sp. Oberer Malm. Ansicht der Rückenseite. Solenhofen, Franken. Ansicht der Unterseite. Bezeichnungen: kb = Kopfbrust; ab = Abdomen; s = Schwanzflosse; 7—20 = die Körper- segmente; aı, a2 = Antennen; fi—fs = Gehfusspaare; r = Stirnfortsatz (Rostrum); sch = Schuppe der zweiten Antenne; nf = Nackenfurche; x = Herz-, y = Lebergegend; e = Seitenausschnitte des Kopfbrustschildes; 2 = letztes Glied (Telson); fas, ar = Schwimmfüsse des 19. Segmentes; s’ = Scheere des ersten Fusspaares. Jura und in der Trias vorkommen. Alle waren Meeresbewohner. Wenige tertiäre Formen, z. Th. aus Süsswasserbildungen bekannt. Die meisten lebenden Vertreter leben im Meere, wie Homarus (Hummer', nur wenige, wie Astacus (Flusskrebs) im Süsswasser. 2. Brachyura (Krabben). Das im fossilen Zustande oft allein erhaltene Gephalothoraxschild be- sitzt meist eine kurze, gedrungene, häufig vierseitige Gestalt. Erstes Fusspaar 506 l. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 1. Klasse: Crustacea. Euostraca. gross, mit kräftigen Scheeren. Meist werden durch Furchen zahlreiche Leibesregionen auf dem Kopfbrustschilde abgeschieden (Fig. 602). Vom Jura an mit Sicherheit bekannt. Die hauptsäch- lichste Entwickelung fällt in die Tertiärzeit und die Gegenwart. Manche der känozoischen Formen leben im Süsswasser. Prosopon v. Mey. (Fig. 602). Kleiner, drei- oder fünfseitiger Cephalothorax, meist mit Warzen und Körnern verziert. Vor der vorderen Nacken- I os MULCHE (91) liegt die durch 2 convergirende v. Mey. Valengien. Boucherann, Furchen seitlich begrenzte Magengegend (%) ; die Dep. du Jura. Isolirter Ce- & phalothorax von der Oberseite. hintere Querfurche (g3) schliesst mit einer kurzen w Magengegend; qgı = vor- = # ? dere, g2 — hintere Nacken- hogenförmigen Furche die Herzregion (Ah) ein. furche; = Herzregion. oO o° oO Hinterleib und Anhänge nicht mit Sicherheit bekannt. Dogger — Neocom, häufig im Oberen Malm Mitteleuropas »Prosoponkalke«. P. marginatum v. Mey.) _ Man > \ Oberer Malm. Schwaben. P. aculeatum v. Mey. P. tuberosum v. Mey. Untere Kreide (Valengien). Französischer Jura. Harpactocareinus M.-Edw. (Fig. 603). Die vorderen Seitenränder des breiten, sechsseitigen Cephalothorax sind gezackt, ebenso der breite Stirn- fortsatz (Rostrum — r), neben welchem die tiefen Augenhöhlen (a) liegen. Bauchseite durch eine Reihe unpaarer Platten (Sternite — stı—st,) bedeckt, welche den Fusspaaren entsprechen. Darüber ist das Ende des beim Fig. 603. Harpactocarcinus punctulatus Desm. sp. Eocän. Vicentin. A Männchen von der Oberseite. B dasselbe von der Unterseite. » = Rostrum; « = Augenhöhle; $—29 = Segmente; mx = Maxille; fı = erstes Fusspaar mit starken Scheeren (s, s'); f2--fs = die folgenden 4 Fusspaare; a—a7 = Hinter- leibsglieder ; stı—st; = Sternite. Männchen (B) schmalen, beim Weibchen viel breiteren Hinterleibes (a3—a7,) geschlagen; die Segmente desselben z. Th. verwachsen (a;—4;). Erstes Fusspaar (f,) mit starken Scheeren (s’, s). Häufig im Eocän der Schweiz und Südeuropas. H. punctulatus Desm. sp. (Fig. 603). Eocän. Schweiz, Vicentin etc. l. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 4. Klasse: Cruslacea. Entomostraca. 507 €, Entomostraca. Abgesehen von den Gopepoden, welche keine feste Hülle besitzen, wird der Leib der Entomostraca von einer 2- oder vielklappigen, seltener einfachen Schale umhüllt. Bei den freibeweglichen Formen (Ostracoda) ist die Schale zweiklappig, wie bei manchen Phyllopoden (Estheria — p- 501), bei den festsitzenden (Oirripedia) besteht sie aus zahlreichen, durch einen Mantel vereinigten Stücken, die nur ausnahmsweise zu einem einzigen verwachsen. 7. Unterordnung Ostracoda (Muschelkrebse). Litteratur über Ostracoda. Barrande, J. Systeme silurien du centre de la Boheme. Vol. I. Supplem. 1872. Brady, G. St. Monograph of the Ostracoda of the Antwerp Crag. Trans. Zool. Soc. Vol. X. 1878. Jones, Rup. A Monograph of the Entomostraca of the Cretaceous Formation of Eng- land. Palaeont. Soc. 1849. —— A Monograph of the tertiary Entomostraca of England. Palaeontogr. Society. 4856. Jones, Kirkby and G. Brady. A Monograph of the British fossil bivalved Ento- mostraca from the Carboniferous formations. Palaeontographical Society 1874 u. 1884. Meist kleine, seitlich zusammengedrückte, ungegliederte Thiere mit 7 Gliedmaassenpaaren und kurzem Hinterleibe. Eine zweiklappige, muschel- artige, hornige oder kalkige Schale umschliesst das Thier; das Oeflnen derselben geschieht durch eine elastische Membran, das Schliessen durch ein Muskelpaar, dessen Ansatzstelle auf der Oberfläche der Schale durch einen Höcker oder durch Grübchen angedeutet ist (Fig. 604 m). Ebenso bezeichnet oft eine Erhöhung der Schale die Lage der Augen Fig. 604 al. CGambrium — Gegenwart. Fam. Leperditidae. Schale ungleichklappig oder gleichklappig, relativ gross und dick. Vorder- und Hinterrand weder klaffend noch ausgeschnitten. Fast aus- schliesslich in paläozoischen, seltener in mesozoischen Formationen. Leperditia Roua. (Fig. 604). Die Oberfläche der grossen, ungleich- klappigen Schale (A) ist glatt bis auf den vorn gelegenen Augenhöcker (a) und die netzförmige Ansatzstelle des Muskels (m). Bis ca.20 mm gross. Cam- brium — Subcarbon, am häufigsten im Silur (Europa, Nordamerika). L. Hisingeri Schm. (Fig. 604). Obersilur. Gotland, Esthland. 508 I. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 4. Klasse: Crustacea. Entomostraca. Beyrichia M’Coy. (Fig. 605). Schale wahrscheinlich gleichklappig (C). Oberfläche mit einer wechselnden Anzahl von Wülsten verziert, die sich in vordere (Kopfwulst — %), mittlere (Mittelwulst — m) und hintere (Schwanzwulst — s) vertheilen. Der untere Schwanzwulst beim Weib- 4 7 Fig. 604. Leperditia Hisingeri Schm. Obersilur. Fig. 605. A, B, D Beyrichia tuberculata Kloed. Gotland. A Schale gegen die linke Klappe ge- sp. Obersilurisches Geschiebe (Beyrichienkalk). sehen. B dieselbe von unten, C von oben. s = Norddeutschland. A linke Klappe des Männchens, linke, s’ = rechte Klappe; a = Augenhöcker; m = B rechte Klappe des Weibchens.. € B. Bronni Muskelansatz. 9 Reut. Zweiklappige Schale gegen die Bauchseite gesehen. k = Kopfwülste; m .—= Mittelwülste; s = Schwanzwülste 2 = Vereinigungslinie der beiden Klappen auf der Bauchseite. chen stärker angeschwollen (B s) als beim Männchen. Cambrium — Devon in Europa und Nordamerika, sehr häufig im obersten Silur »Bey - richienkalk«) Nordeuropas (als Geschiebe im norddeutschen Flach- lande). B.tuberculata Kloed. sp. (Fig. 605). Oberstes Silur (Beyrichienkalk). Nordeuropa ; nebst zahlreichen anderen Arten in Geschieben der norddeutschen Tiefebene. Fam. Cypridinidae. Vorderrand der Schale mit Ausschnitt (Fig. 606 e, /) zum Hervor- strecken der Antennen. Cambrium — Gegenwart, hauptsächlich imDevon und in der Steinkohlenformation. [3 Eu A, B Cypridina Phillips! Jon. Subearbon, Irland. ee ae ee 4A rechte Klappe So der Seite, BeTon vorn gesehen. € Entomis Big: 607. ah! EC serratostriata Sdb. Oberdevon (Cypridinenschiefer). Phi o- der Schale = der S hite Nassau. Rechte Klappe von der Seite. v = Vorder-, = Hinter-, an ne Bann reiten b = Bauch-, » = Rückenrand der Schale; 2 = Ansatzstelle des gesehen. a = AT Br Muskels; e = Antennenausschnitt; f = Querfurche. Fühler; pm = Unterkiefer; p/ — Putzfuss. Cypridina M.-Edw. (Fig. 606 A, B; 607). Schale glatt, zuweilen die Muskelansatzstelle zeigend (A m). Antennenausschnitt kurz und tief I. Thierreich. — VIII. Arthbropoda. — 1. Klasse: Crustacea. Entomoslraca. 509 (e\. Steinkohlenformation, Kreide und Lebend in den wärmeren Meeren. ©. Phillipsi Jon. (Fig. 606 A, B). Subcarbon. Grossbritannien. C. mediterranea Cost. (Fig. 607). Lebend. Mittelmeer. Von den verwandten, zumeist paläozoischen Gatlungen heben wir hervor: Entomis Jon. (Fig. 606 ©). Schale jederseits mit einer tiefen, gebogenen Quer- furche (f), welche am Rückenrande beginnt. Oberfläche gestreift (C) oder glati. Cam- brium— Subcarbon, sehr häufig im sog.»CGypridinenschiefer«des OÖber- devonsin Mitteleuropa und am Ural. E. serratostriata Sdb. (Fig. 606 C). Zahlreiche Vertreter der übrigen Familien, wie namentlich der Cy- therellidae, Cytheridae und Oypridae sind z. Th. aus paläozoischen, nament- lich aber aus mesozoischen und känozoischen Formationen bekannt. Die kleinen Schälchen liegen in marinen, brackischen oder Süsswasserab- lagerungen oft in Massen zusammengehäuft, wie z. B. Bairdia in gewissen Schichten der Trias, Cyprina in Süsswasserbildungen des Mioeäns. Die Unterscheidung der verzierten, älteren Ostracoden-Schalen von den zweiklappigen Schalen der gleichaltrigen Phyllocarida (p. 500) hält oft schwer oder ist unmöglich, wenn keine weiteren Theile des Thieres erhalten sind. Wir können uns die Muschelkrebse durch Einbeziehung des Hinterleibes in die Schale unter theilweisem Verluste der Segmentirung hervorgegangen denken. 8. Unterordnung Cirripedia (Rankenfüssler). Litteratur über Cirripedia. Darwin, Ch. A Monograph of the fossil Lepadidae of Great Britain. Palaeont. Soc. 1851. —— A Monograph of the fossil Balanidae and Verrucidae of Great Britain. Palaeont. Society 1854. Nur bei der Gruppe der Thoracica ist die Kopfhülle kalkig, mithin fossil erhaltbar. Sie besteht meist aus zahlreichen, getrennten oder mit einander verwachsenen Kalkplatten. Am Hinterleibe 6 Paar Ranken- füsse (Fig. 608 ce’). A. Pedunculata. Körper gestielt. Stiel nackt oder beschuppt. Silur — Gegenwart. ; Als Beispiel für diese Gruppe möge erwähnt werden Loricula Sow. (Fig. 608). Stiel jederseits von 3 Längsreihen (7, II, III) Seitenplatten, auf dem Rücken (Carinalseite — ck) und Bauche (Rostralseite — rk) mit je einer Doppelreihe kleiner Platten bedeckt. Der vordere Theil der Schale (Capitulum — s, /,/, c, ft) aus 9 Platten bestehend, von denen die unpaare, rückenständige als Carina (ec), die \ seitlichen, paarigen als Terga (tl), Lateralia (/, !) und Scuta (s) be- 510 1. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 1. Klasse: Crustacea. Entomostraca. zeichnet werden. Ein unpaares Stück auf der Bauchseite (Rostrum) scheint zu fehlen. Obere Kreide, Europa, Libanon. L. pulchella Sow. (Fig. 608). Turon. England, Böhmen. Mit der einen Seite auf Ammonitenschalen aufgewachsen, daher die aufgewachsene Hälfte fast ganz unbe- schalt. Verwandte Gatlungen schon seit der Silurzeit bekannt. Einige lebende Formen (Lepas antifera L.) in allen Meeren. Fig. 609. Balanus concavus Br. Pliocän (Crag). Eng- land. A Schale von der Seite gesehen. c = Carina; elz= Carino-Laterale; Z = Laterale; r — Rostrum. B isolirtes Tergum (2). C isolirtes Scutum (se). Fig. 608. Zoricula pulchella Sow. Turon. Kent, England. Schale von der Seite gesehen, restaurirt. Die Rankenfüsse (c') nach Analogie der lebenden Formen eingezeichnet. /, II, III = Seitenplatten, ck = Carinalplatten, »k = Rostralplatten des Stieles; ce = Carina; ? = Tergum; 1, ! = Lateralia; s = Scutum. B. Operculata. Körper ungestielt, mit breiter Basis aufgewachsen (Fig. 609 A). Schalenstücke zu einem Ringe vereinigt; nur Scu- tum (C) und Tergum (B) bilden einen beweglichen Deckel. Devon — Gegenwart, häufig im Tertiär. Balanus List. (Fig. 609). Die Schale besteht aus der unpaaren Ca- rina (c), dem Rostrum (r) und den paarigen Carino-Lateralia (cl) und Lateralia (l); Scutum (sc) und Tergum (!) frei und beweglich mit einander verbunden bilden den Deckel. Basis der Schale häutig oder kalkig. Zahlreiche Arten im Tertiär und in der Gegenwart. B. concavus Br. (Fig. 609). Neogen. Europa, Nord- und Südamerika. Lebend an den Küsten des pacifischen Oceans. Die Cirripedia sind eine durch festsitzende Lebensweise stark modi- fieirte Abtheilung der Crustaceen; welche erst in den jüngeren Forma- tionen sich reichlich entwickelt. Da die Pedunculata noch eine deutliche Segmentirung des Panzers erkennen lassen, so dürften sie an panzer- tragende Formen des Paläozoicums ‚Trilobiten ?) anschliessen. Rückblick auf die Crustacea. Da im Cambrium bereits alle 3 Ordnungen der Crustaceen in mehr oder weniger typischen Vertretern vorkommen, so ist eine Zurückführung I. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 1. Klasse: Crustacea. Rückblick. 511 derselben auf eine gemeinsame Ausgangsgruppe nach paläontologischen Daten vor der Hand nicht möglich. Wir können aber die ältesten Formen in 2 Gruppen sondern, von denen die eine durch die Trilobiten mit reichlich segmentirtem Panzer, die andere durch die Phyllocariden und Ostra- coden mit verschmolzenen Panzersegmenten repräsentirt wird. An die Trilobiten schliessen sich die Xiphosuren und jedenfalls auch die Iso - poden enge an. Beide bewahren eine auffallende habituelle Aehnlichkeit mit den Trilobiten, zudem tritt eine Verschmelzung der Mittelleibssegmente mit dem Kopfe nur in ganz beschränkter Weise ein und die Augen und die Anhänge behalten z. gr. Th. die für die Trilobiten bezeichnende Form und Lage. Bei den Xiphosuren erhält sich der breite Stirnumschlag der Schale und es kommt nur zur Bildung eines einzigen, kleinen An- tennenpaares, während die Isopoden und ebenso die Amphipoden 2 wohlentwickelte Fühlerpaare bekommen, dabei aber dieBeweglichkeit der Rumpfsegmente erhalten bleibt. Als durch festsitzende Lebensweise stark modifieirter Seitenzeig des Trilobitenstammes dürften die Cirripedien aufzufassen sein, deren älteste Vertreter (Pedunculata) sich durch einen reichlich segmentirten Panzer auszeichnen. Im Gegensatz zu diesen Gliedern des Trilobitenstammes tritt im Phyllocaridenstamm schon frühzeitig eine Verschmelzung der Rumpfsegmente mit dem Kopfe im Panzer und grösstentheils im Weichkörper ein und diese giebt sich in dem Auftreten eines Kopfbrustschildes zu erkennen. Bei den Phyllo- poden, Leptostraca und Thoracostraca bleibt der Hinterleib segmentirt und beweglich, und die Augen rücken in den beiden letztgenannten Grup- pen nach vorn und kommen auf bewegliche Stiele zu stehen. Die Larve der Thoracostraca zeigt uns das Bild eines Phyllocariden (Zooea- Stadium — Fig. 569). Bei den Ostracoden geht mit der Einbeziehung des Hinterleibes in die zweiklappige, phyllocaridenartige Schale ein Ver- lust der Segmentation Hand in Hand. Die Copepoda sind fossil unbekannt. Im Cambrium giebt es eine Trilobitenform, welcher man wegen ihres ausserordentlich grossen, in der Mitte der Länge nach getheilten Kopf- schildes (Hydrocephalus) eine Mittelstellung zwischen Trilobiten und Phyllocariden einzuräumen geneigt sein könnte; im Uebrigen fehlen aber Zwischenglieder der beiden Stämme bisher noch vollständig. Der merkwürdigen Uebereinstimmung, welche sich in der Zahl der Kopfanhänge und der Gliederung des Körpers zwischen den Xiphosura und Gigantostraca zu erkennen giebt, wurde schon oben gedacht. Kaum geringer dürfte die Aehnlichkeit zwischen den Gigantostraca und gewissen Arachnoideen, insbesondere mit den Arthrogastra (mit gegliedertem Hin- terleibe) anzuschlagen sein. 512 1. Thierreich. — VIII. Arthropoda. — 2. u. 3. Klasse: Arachnoidea. Myriapoda. 2. Klasse: Arachnoidea. Litteratur über Arachnoidea. Zittel. Handbuch der Paläontologie. Bd. II, p. 721. Schon aus dem Obersilur kennt man Reste von Scorpionen und in der Stein- kohlenformation findet sich die Gruppe der Anthracomarti mit z. Th. redueirten Abdominalsegmenten weit verbreitet. Aus dieser Zeit kennt man auch die ältesten echten Spinnen (Araneae). Die meisten paläozoischen Arthrogastra sind Wasserbe- wohner, die ältesten jedenfalls Bewohner des Meeres gewesen, während die jüngeren z. Th., die heutigen ausnahmslos an den Aufenthalt in der Luft angepasst sind. 3. Klasse: Myriapoda (Tausendfüssler). Litteratur über Myriapoda. Zittel. Handbuch der Paläontologie. Bd. II, p. 721. Am wurmartigen Körper scheidet sich nur der Kopf als besondere Leibesregion ab; nur selten verwachsen einige Körpersegmente mit demselben. Scheinbar kommen bei manchen lebenden und fossilen Formen 2 Anhangspaare auf 1 Segment. Fossile Vertreter finden sich schon im Devon (Old red sandstone), mit einiger Häufigkeit in der Steinkohlenformation. Die ersteren sind wahrscheinlich Meeres-, die letzteren Süsswasserbewohner gewesen. Aus mesozoischen Schichten sind die Tau- sendfüssler nicht mit Sicherheit bekannt. Dagegen erweisen sich die Oligoceänschichten Europas (Bernstein des Samlandes, Süsswassergyps von Aix-en-Provence, Braunkohle von Rott a. Niederrhein) und Nordamerikas (Green River-Schichten) als reich an My- riapodenresten, die sich in die heutigen Ordnungen der Chilopoda und Diplopoda ein- reihen lassen, während für die paläozoischen Formen die Ordnungen der Protosyngnatha (wenige Segmente, raupenähnlich, Oberfläche mit Nadel- büscheln — Steinkohlenformation) und! Archipolypoda (zahlreiche Segmente, z. Th. abwechselnd verschieden gestaltet — Devonund Steinkohlenformation) aufgestellt wurden, 4. Klasse: Hexapoda (= Insecta). Litteratur über Hexapoda. Scudder, S. H., in Zittel’s Handbuch der Paläontologie Bd. II, p. 747—749, 751— 753. Fossile Insekten sind in grosser Menge bekannt (ca. 2600 Arten), aber ihr Vor- kommen beschränkt sich auf Ablagerungen im Süsswasser oder bestimmte marine Absätze, in welche sie durch die herrschenden Winde hineingetragen wurden. Die hauptsächlichsten Fundpunkte (zumeist gleichzeitig auch solche für Myriapoden und Spinnen) sind: I. Thierreich. — IX. Tunicata. — Anhang zu den Evertebraten. 513 Miocän: Oeningen (Baden), Rott a. Niederrhein, Radoboj (Kroatien), Parschlug (Steiermark). Oligocän: Bernstein des Samlandes, Brunstatt b. Mülhausen (Ober-Elsass), Aix (Provence), Florissant (Colorado), Green River (Nordamerika). Eocän: Insel Wight, Phosphorite von Quercy. Oberer Malm: Südengland (Purbeck), Solnhofen (Franken). Lias: Schambelen (Ct. Aargau), England, Mecklenburg. Trias: Südpark (Colorado). Perm: Lebach b. Saarbrücken, Weissig (Sachsen). Carbon: Commentry und Allier (Frankreich), Mason Crag (Illinois), Saarbrücken, Wettin b. Halle, Manebach (Thüringen), Belgien, England. Devon: Nordamerika. Alle Abtheilungen der heutigen Hexapoden sind aus mesozoischen und känozoi- schen Ablagerungen bekannt; die meisten jungfossilen lassen sich ohne grosse Schwierigkeiten in die Ordnungen und Unterordnungen der A. Heterometabola: 4) Orthoptera (Schaben, Heuschrecken, Eintagsfliegen, Libellen), 2) Neuroptera (Köcherfliegen), 3) Hemiptera (Wanzen), 4) Coleoptera (Käfer); B. Metabola: 5) Diptera (Fliegen), 6) Lepidoptera (Schmetterlinge), 7) Hymenoptera (Bienen, Ameisen) einreihen. Anders die paläozoischen und ein Theil der triadischen Formen. Sie wer- den als Palaeodietyoptera zusammengefasst. Nach Scudder lassen sich dieselben in drei Gruppen zertheilen, welche die Charaktere der Orthoptera, Neuroptera und Hemiptera mehr oder minder ausgeprägt zur Schau tragen. Aber die beiden Flügelpaare waren fast vollständig gleichmässig entwickelt und die dünne Flügelhaut besass eine einfache Nervatur, Es waren zumeist grosse und kräftige Thiere. Erst im Mesozoicum soll die Differenzirung der Flügelpaare sich ausgebildet haben. In diese Zeit fällt die Hauptentwickelung der Heterometabola mit Ausnahme der Käfer, welch’ letztere erst mit den Metabola in den känozoischen Schichten und in der Gegenwart den Höhepunkt erreichen. IX. Kreis: Tunicata (Mantelthiere). Der Körper der Tunicata enthält keine Hartgebilde; es sind daher auch keine fossilen Reste aus dieser Thiergruppe bekannt. Anhang zu den Evertebraten. Eine Anzahl erst unvollständig gekannter oder nicht bestimmt ge- deuteter Fossilien, wie das präcambrische Eozoon, die Archaeocyathinae, Receptaculitidae u. a., wurden in der vorhergehenden Darstellung der Steinmann, Paläontologie. 33 514 I. Thierreich. — Anhang zu den Evertebrata. wirbellosen Thiere übergangen. Zum Schlusse möge noch einer Gruppe von Körpern gedacht werden, die den Namen Fossilien in bedingter Weise verdienen, der R Organolithe. Als solche bezeichnet man mikroskopisch kleine, zumeist scheiben- förmige, oft manschettenknopfartige oder stabförmige Kalkkörperchen (Fig. 610), die in grossen Mengen in den heutigen Meeresabsätzen gefunden werden, mit gleicher Häufigkeit aber in allen Kalksteinen und Mergeln aus früheren Erdperioden anzutreffen sind, soweit dieselben keine tiefgreifende Umkrystallisation erfahren haben. So besteht namentlich die weisse Schreib- kreide zum überwiegenden Theile aus Coccolithen und Discolithen (A—C) oder ähnlichen, weniger regelmässig umgrenzten Kalkkörperchen. Dieselben werden häufig nicht auseinem einzigen Kalkspathkrystall,vielmehr aus sehr zahlreichen, aber äusserst kleinen, entweder ungefähr pa- rallel orientirten oder nach Art der Sphärokrystalle radial um einen Punkt angeordneten Kryställchen gebildet; das letztere ist bei den Coceolithen der Fall, welche dem- entsprechend eine feine radiale Streifung (Fig. 610 B)undzwischen gekreuzten Nicols ein schwarzes Interferenzkreuz erkennen lassen. Alle Versuche, diese Körper als Fig. 610. Organolithe des Tiefseeschlammes. A Coc- dasProducteines bestimmten, sehr eolith im Querschnitt, B derselbe in der Flächen- niedrig organisirten marinen Le- ansicht, € Discolith, D Cyatholith, E Rhabdolithe, ö . F Coecosphären (um eine Kugel angeordnete Coceo- bewesens (Bathybius) hinzustellen, lithe), @ Rhabdosphären (um eine Kugel angeordnete . r d Khabdolithe). Alle in sehr starker Vergrösserung. sind gescheitert, obgleich es kaum zweifelhaft sein kann, dass bei ihrer Bildung organische Thätigkeit wirksam war und ist. Denn wir ken- nen keinen Vorgang, durch welchen der im Meerwasser kaum spurenweise gelöste kohlensaure Kalk in bedeutenderen Mengen zum Absatz gebracht werden könnte, da der in das Meer in gelöster oder aufgeschwemmter Form eingeführte kohlensaure Kalk sofort in das schwefelsaure (bez. Haloid-) Salz übergeführt wird. Ein einfacher Versuch lehrt, dass Eiweisssubstanz, in Gyps- oder Chlorcaleiumhaltigem Wasser der Zersetzung überlassen, kohlensauren Kalk in der Form einfacher, scheibenförmiger, kugeliger oder stabförmiger Coccolithen ausscheidet. Die Ausscheidung erfolgt durch das bei der Zersetzung entstehende kohlensaure Ammoniak. Das Rest- product der Eiweisssubstanz (eine stickstoffärmere, dem Chitin, Conchy- I. Thierreich. — Anhang zu den Evertebrata. 515 liolin, Spongin ete. ähnliche, sehr widerstandsfähige Masse) umgiebt die ausgeschiedenen Kalkspathkryställchen als feine Häutchen und macht sie dadurch weniger leicht angreifbar. Sein Vorhandensein verhindert die Bildung einfacher Krystalle und verursacht die Sphärostructur. Nach diesem Versuche zu schliessen findet eine Ausscheidung von kohlensaurem Kalk überall dort im Meerwasser statt, wo Eiweiss- oder überhaupt Stiekstoffhaltige Substanzen der Verwesung anheimfallen. Das geschieht aber nicht nur an abgestorbenen Organismen, sondern auch an der Kör- peroberfläche sehr vieler, wenn nicht aller Wasserthiere. Auch solche Theile lebender Wasserthiere, welche keine Kalkschale besitzen, wie z. B. der Fuss und Sipho der Zweischaler, die ganze Oberfläche nackter Mol- lusken ete. ete., sind in der Regel mit einem Ueberzuge von Conchyolin oder Chitin bedeckt und letzterer enthält ausnahmslos kleine Kalkkörper zumeist von unregelmässiger Begrenzung. Diese werden mit dem Chitin- überzuge abgeworfen und tragen zur Bildung des Kalkschlammes. auf dem Meeresboden bei. Es erscheint dieser Vorgang der Kalkausscheidung wesent- lich identisch mit demjenigen, welcher zur Bildung fester Kalkschalen führt, wobei das lösliche Kalksalz z. Th. vom umgebenden Medium oder (wie bei den Landschnecken) ausschliesslich durch den Lebensprozess zu- geführt wird. Hiernach scheint es berechtigt zu sein, alle in heutigen Meeren ent- standenen Absätze von kohlensaurem Kalk als durch organische Thätigkeit bedingt anzusehen und diese Auffassung auch auf alle die überwiegende Menge der kalkigen Sedimente aus früheren Zeiten unter der Voraus- setzung auszudehnen, dass die chemischen Vorgänge in den Meeren der Vorzeit ähnliche waren, wie heut zu Tage. In diesem Sinne sind alle marinen Kalksteine als Fossilien (zumeist durch Evertebrata erzeugt) anzusprechen. Unter welchen Bedingungen die zierlichen, stabförmigen Gebilde, welche man als Rhabdolithen bezeichnet, gebildet werden, bleibt noch zweifelhaft; sie finden (Fig. 610 E, G) sich mit den Coccolithen zusammen im Tiefseeschlamm. In bedingter Weise dürfte eine gleiche, d. h. wesentlich durch orga- nische Thätigkeit bedingte Entstehung auch für andere im Meere abge- setzte Substanzen, wie die amorphe Kieselerde, das Eisenoxydhydrat etc. geltend zu machen sein. 33* 516 I. Thierreich. — X. Vertebrata. Wirbelsäule. X. Kreis: Vertebrata (Wirbelthiere). Von Dr. L. Döderlein. Wirbelthiere sind bilateral symmetrische, innerlich segmentirte Thiere mit knorpeligem oder knöchernem Innenskelet und höchstens zwei Paar Gliedmassen. Das gegliederte Achsenskelet (Wirbelsäule) entwickelt sich um die Chorda dorsalis; dorsal von derselben liegt das Nervencentrum, ventral die Eingeweidehöhle. Die durch reichlichere Verkalkung fossil erhaltungsfähigen Theile des Wirbelthierkörpers gehören entweder dem Innenskelet an, oder es sind Hautverknöcherungen. Am Innenskelet sind zu unterscheiden die Wirbelsäule mit ihren Anhängen, der Schädel mit dem Visceral- skelet und das Skelet der paarigen und unpaaren Glied- massen. Meist ist das Innenskelet knorpelig angelegt. Dieser Knorpel kann aber Kalksalze aufnehmen (Kalkknorpel der Ohondropterygü) , oder er kann theilweise oder ganz durch Knochen ersetzt werden, der die charakteristischen sternförmigen Knochenkörperchen enthält (Knorpel- knochen der Euichthyes und Quadrüpeda). Hautverknöcherungen (in der äusseren Häut und in den Wan- dungen der Mundhöhle) finden sich in ihrer ursprünglichsten Gestalt als kleine Hautzähnchen ausgebildet (Placoidschuppen der Selachü), auf die sich die mannigfaltigen übrigen Hautgebilde, wie Stacheln, Zähne, Schup- pen, Knochenschilder und -platten (Hautknochen) zurückführen lassen; letztere können zu Theilen des Innenskelets (Schädel und Schultergürtel) in so innige Beziehungen treten, dass sie zuletzt wesentliche Bestandtheile desselben bilden (Deck- oder Belegknochen oder secundäre Knochen); Hautgebilde anderer Art sind die Flossenstrahlen sowie vielleicht die Kno- chenplatten, welche den Panzer der Edentaten u. s. w. zusammensetzen. 1. Die Wirbelsäule und ihre Anhänge. Als Grundlage der Wirbelsäule erscheint stets zuerst (Fig. 611) die Chorda dorsalis (ch — Wirbelsaite), ein ungegliederter, gallertartiger, elastischer Längsstrang, umgeben von der ebenfalls ungegliederten häutigen Chordascheide (c). In jedem Körpersegmente können sich, median von der Rumpfmuseulatur, unmittelbar über der Chordascheide ein Paar dorsale, das Rückenmark (N) umfassende, oft auch ein Paar ähnliche ven- trale Knorpelspangen erheben, die oberen (ob) und die unteren (ub) Wirbelbögen (Neuralbögen und Hämalbögen). Nur bei den I. Thierreich. — X. Vertebrata. Wirbelsäule. 517 niedersten Fischen erhält sich dieser Zustand der Wirbelsäule während des ganzen Lebens. j Gewöhnlich gliedert sich die nunmehr knorpelig werdende Chorda- scheide in ebenso viele ringförmige Abschnitte, als sie obere Wirbel- bogenpaare trägt. Jeder solche Abschnitt mit dem dazu gehörigen Stück der Chorda bildet en Wirbelcentrum (ce + ch, primitiver Wirbel- körper). Das Wirbelcentrum in Verbindung mit den plattenartigen Basen der dazu gehörigen Wirbelbögen, von denen es meist umwachsen wird, stellt den (secundären) Wirbelkörper (k) dar. Wirbel wird der Wir-' belkörper mit seinen unbeweglichen Anhängen genannt. fs Fig. 612. Amphicöle Wirbel Fig. 613. Procöler Wirbel von von Ichthyosaurus mit getrenn- Palueophis typhaeus Ow. London- ten oberen Bögen. n = oberer thon von England. d = oberer Dornfortsatz; o = obere, u = Dornfortsatz ; A=hinterer Gelenk- untere Gelenkfläche für die bei- kopf des Wirbelkörpers; r = den Rippenköpfe; z = Gelenk- Querfortsatz mit Gelenk für die fortsatz; k = Wirbelkörper. einköpfige Rippe; z = vorderer, z' = hinterer Gelenkfortsatz. Fig. 611. Schwanzwirbel eines Fisches im Querschnitt, schematisch. N = Rückenmarkscanal ; ce = Chordascheide; ch = Chorda dorsalis; 0d = oberer Wirbelbogen; od = oberer Dornfortsatz; ub — unterer Wirbelbogen; «d = unterer Dornfortsatz. Schraffirt sind die Theile der Wirbelbögen, die an der Bildung des Wirbelkörpers (k) theilnehmen. ff = Flossenträger; fs = Flossenstrahl. Bei höheren Formen tritt bald Verknöcherung (bez. Verkalkung: Chondropterygü) an den Wirbeln auf, die geringeren oder grösseren Umfang erreichen kann; stets finden sich zuerst die Wirbelbögen und ihre Anhänge verknöchert;; nach dem Verhalten des Wirbelcentrums lassen sich verschiedene Stufen der Wirbelbildung annehmen: 4. Wirbelcentrum nicht verknöchert (Chordascheide noch ungegliedert): Nackt- wirbel (Fig. 618, 645). 518 I. Thierreich. — X. Vertebrata. Wirbelsäule. 2. Wirbelcentrum durch ein Paar getrennter oder dorsal verwachsener Knochen- stücke (Pleurocentra) dargestellt: rhachitome Wirbel (Fig. 614) und Halbwirbel (Fig. 740). 3. Wirbelcentrum durch einen von der (persistirenden) Chorda noch durch- bohrten Knochenring dargestellt: Ring- oder Hohlwirbel. 4. Wirbelcentrum vollständig (bis zur Mitte) verknöchert, durch Ligamente oder Nähte von den oberen Bögen getrennt (Fig. 612 u. 615). 5. Wirbelcentrum vollständig verknöchert, mit den öberen Bögen vollkommen verschmolzen (synostosirt oder ankylosirt Fig. 613). Meist sind die einzelnen Wirbelkörper gegen einander beweglich, entweder nur durch elastisches Gewebe oder auch durch Gelenke mit einander verbunden; öfter verwachsen mehrere Wirbelkörper mit einander zu einer unbeweglichen Masse. Die Chorda kann durch Knorpel- oder Knochenmassen, die von der Chordascheide aus entstehen, eingeschnürt oder schliesslich ganz zum Schwunde gebracht werden, ent- weder nur vertebral (in der Mitte der Wirbel) oder auch intervertebral (zwischen den Wirbeln). Man unterscheidet danach verschiedene Arten von Wirbeln: 4. Wird die Chorda nur vertebral eingeschnürt oder ganz verdrängt, während sie intervertebral noch wohl erhalten bleibt, so entstehen die sanduhrförmigen biconcaven oder amphicölen Wirbelkörper (Fig, 612). Fig. 614. Rhachitome Wirbel von Archegosaurus. A Rumpfwirhel. B Schwanzwirbel. ® = Inter- eentrum; p = Pleurocentra; ob, od = oberer Bogen mit Dornfortsatz; 2b = unterer Dornfortsatz; z = vorderer, z’ = hinterer Gelenkfortsatz. Der von den Y-förmigen unteren Dornfortsätzen einge- schlossene mediane Canal für die Blutgefässe ist sichtbar. 2. Wird die Chorda auch intervertebral verdrängt durch Knorpel- oder Knochen- massen, welche förmliche Gelenke herstellen, so entstehen die opisthocölen Wirbelkörper mit vorderem Gelenkkopfe und hinterer Gelenkgrube (Gelenk- pfanne), oder umgekehrt die procölen mit hinterem Gelenkkopfe (Fig. 613 A) und vorderer Gelenkgrube. 3. Die Chorda kann intervertebral verdrängt werden durch elastische Zwischen- wirbelscheiben, welche die meist biplanen (vorn und hinten ebenen) Wir- belkörper mit einander verbinden (Mammalia). Die beiden Hälften eines oberen oder eines unteren Bogenpaares ver- wachsen häufig am distalen Ende (mit oder ohne Hinzutreten eines beson- deren Knochenstückes) und bilden die oft sehr verlängerten oberen und unteren Dornfortsätze (Fig. 611, 618 u. 619 od u. ud — Processus spi- nosus). Die unteren sind fast immer auf die Schwanzwirbel beschränkt. an denen sie oft Y-förmige ventrale Anhänge bilden (Fig. 617 ud u. 619 ub, Sparrknochen oder cheyron bones). Intercentrum (Fig. 614, 645 ı) oder Hypocentrum wird die oft selbständig verknöchernde I. Thierreich. — X. Vertebrata. Wirbelsäule. 519 Basis der unteren Bögen genannt; dasselbe kann sehr verschieden ent- wickelt sein: 4. Intercentrum wohl entwickelt, durch paarige Platten oder unpaare Halbringe (oft keilförmig, wenn von der Seite gesehen) dargestellt, die etwa die untere Hälfte der-Wirbelkörper (Halbwirbel) bilden (Fig. 614, 620 u. 710), frei oder mit dem übrigen Wirbelkörper verwachsen (Pisces und einige Stegocephali). Fig. 615. Zwei präsacrale Fig. 616. Embolomere Wirbel Fig. 617. Zwei Schwanzwirbel amphicöle Wirbel von Pa- aus der Brustregion von (ricotus. von Palaeohatteria. ud = un- laeohatteria. di = Intercen- i = Intercentrum; k = Wirbel- tere Dornfortsätze. trum; c = Wirbelcentrum; körper; d = Gelenk für den oberen, ob — obere Bögen mit Dorn- p = für den unteren Rippenkopf; fortsatz (od); z, z' = Gelenk- od = oberer Dornfortsatz; 2, 3' = fortsätze. Gelenkfortsätze. 2. Intercentrum wohl entwickelt, durch Knochenringe dargestellt, die je zwei Wirbelcentra vollständig von einander trennen, so dass der Wirbelkörper in zwei hinter einander liegende Hälften getrennt erscheint (embolomere Wirbel: Fig. 616 i, 744 B; einige Pisces und Stegocephali). Fig. 618. Zwei Schwanzwirbel Fig.619. Schema einesSchwanz- von Pycnodus platessus (Nackt- wirbels von Reptilien mit wirbel). ob = oberer, ub = Y-förmigen unteren Bögen (wb). unterer Bogen; od = oberer, ud = ce = Wirbelcentrum ; od = oberer, unterer Dornfortsatz. ud = unterer Dornfortsatz; q = Querfortsatz: z —= Gelenkfort- satz; N = Rückenmarkscanal. Fig. 620. Rumpfwirbel eines Fisches, schematisch. ce = Chordascheide; ch = Chorda; ob = obere Bögen mit Dornfortsatz (od); ub = untere Bögen; i = deren basaler Theil (Intercentrum); » = Rippe (Pleuralbogen); N = Rückenmarkscanal. Schraffirt sind die Theile der Wirbelbögen, welche an der Bildung des Wirbelkörpers theilnehmen. 3, Intercentrum rudimentär, durch winzige Knochenstückchen dargestellt, die ventral an der Grenze je zweier Wirbelkörper liegen (Fig. 615 i; einzelne Qua- drupeda). 4. Intercentrum gar nicht verknöchert (die übrigen Quadrupeda). In der Rumpfregion der meisten Fische (Fig. 620) gliedern sich die Enden der unteren Bögen von der Basis (i) ab und bilden Rippen (r) 520 I. Thierreich. — X. Vertebrata. Wirbelsäule. (Pleuralbögen im Gegensatze zu den echten Rippen), welche die Leibeshöhle umschliessen. Die Rippen der übrigen Wirbelthiere (echte Rippen) sind abgegliederte und selbständig verknöchernde Theile von seitlichen, in die Seitenmuskulatur hineinragenden Fortsätzen (Rippen- fortsätze oder Pleurapophysen), die von der Basis der Wirbelbögen ent- springen. Bei den Quadrupeda entspringen von der Basis der oberen Bö- gen jederseits meist zwei Rippenfortsätze (Fig. 621, 622 r, u.r,) über oder hinter einander an einem Wirbel; nur der eine derselben ist wohl ent- wickelt und als bewegliche Rippe abgegliedert (bei Sauropsida der obere, Fig. 621 r, bei Mammalia der untere, Fig. 622 r), mit der dann der andere weniger entwickelte verwächst (Fig. 621 r5) oder in Gelenkverbindung (Fig. 622 r,) steht (doppelköpfige Rippen). Nicht abgegliederte Rippenfort- sätze (Fig. 619 q, 622 r,) oder die die Rippen tragenden Wurzelstücke derselben (Rippenträger, Fig. 624 q) werden Querfortsätze genannt. Fig. 621. Rückenwirbel (links), bez. Hals- Fig. 622. Rückenwirbel (links), bez. Hals- wirbel (rechts) eines Reptils, schematisch. wirbel (rechts) eines Säugethieres, schema- tisch. ce = Wirbeleentrum; ca = Rippenkopf (Capitulum); Foramen transversarium; ob = distal ver- wachsene obere Bögen; od = Dornfortsatz; r = Rippe; rı = oberer Rippenfortsatz (q = Querfortsatz) ; ra = unterer Rippenfortsatz; st = Sternum; ?Z= Rippenhöcker (Tuberculum); s = Gelenkfortsatz; N = Rückenmarkscanal. Schraffirt sind die Theile der oberen Bögen, die mit dem Centrum an der Bildung des Wirbelkörpers theilnehmen. In der Brustgegend der meisten höheren Wirbelthiere verwachsen die verbreiterten ventralen Enden der beiderseitigen Rippen mit einander und bilden das meist unpaare Brustbein oder Sternum (Fig. 621 u. 622 si) Gelenkfortsätze (Zygapophysen) (Fig. 613—617), ein vor- deres (z) und ein hinteres (z’) Paar, entspringen jederseits an den oberen Bögen derart, dass je ein solcher nach hinten gerichteter Fortsatz in Gelenk- verbindung steht mit einem nach vorn gerichteten Fortsatze des folgenden Wirbels; dadurch wird eine festere Verkettung der einzelnen Wirbel unter einander erzielt, als durch die Verbindung der Wirbelkörper allein möglich ist. Bei allen landbewohnenden Wirbelthieren sind Gelenkfort- sätze sehr wohl ausgebildet. I. Thierreich. — X. Vertebrata. Schädel. 521 2. Der Schädel mit dem Visceralskelet. Der Schädel bildet ursprünglich (wie jetzt noch bei Selachiern Fig. 623) eine Knorpelkapsel um das Gehirn, deren Ausläufer die Haupt- sinnesorgane, Nase (N), Auge (A) und Ohr (0) umschliessen und schützen (Primordialeranium). Unter und hinter diesem Schädel liegen eine Anzahl paariger, ventral geschlossener Knorpelbögen, die die Mund- und Kiemenhöhle umschliessen (Visceralskelet), und von denen die bei- den vordersten am Primordialeranium befestigt sind. Das Primordialera- nium in Verbindung mit diesen beiden vordersten Visceralbögen bildet die Grundlage des Schädels der höheren Wirbelthiere. Der erste Visceralbogen (pg + md, Kieferbogen) bildet die ur- sprünglichen Kiefer und besteht aus einem oberen Stück, Palatoqua- dratum (pq, oder Palatopterygoid), und einem unteren damit articuliren- den Stück, dem Unterkiefer(md, Mandibula oder Meckel’'scher Knorpel). Fig. 623. Scyllium canicula Cuv. Recent; Schädel und Visceralskelet von der Seite. N = Nasenregion, A = Augenregion, 0 = Öhrregion des Primordialcraniums.. br = Kiemenstrahlen des Hyoidbogens (Kiemenhautstrahlen); Am = Hyomandibulare; Ay = Hyoideum; k = Kiemenstrahlen der Kiemen- bögen; 2 = Lippenknorpel; md — Mandibula; pqg — Palatoquadratum; r = Rostrum; x = Ectobran- chialia; 1-5 = erster bis fünfter Kiemenbogen. Das obere Stück des zweiten Visceralbogens (hm + hy, Hyoid- oder Zungenbeinbogens) ist das Hyomandibulare (hm), das den Kiefer- bogen mit dem Hinterende des Schädels verbindet und oft als Träger des Unterkiefers (Suspensorium) dient; das untere Stück des zweiten Bogens ist das Hyoideum (hy, Ceratohyale oder Zungenbein). Die fol- genden Bögen (I—5) sind die eigentlichen Kiemenbögen, zwischen und vor denen sich seitlich die Kiemenspalten öffnen. Jeder Bogen des Visce- ralskeletes kann Kiemenstrahlen (br und /) tragen. Das Palatoquadra- tum und das Hyomandibulare sind oft mit dem Primordialeranium ver- schmolzen, mit welchem dann Unterkiefer und Zungenbein direkt articu- liren (Autostylie bei Holocephali, Dipnoi, Quadrupeda). Bei den meisten Wirbelthieren entstehen in der äusseren Kopfhaut Hautknochen (Deck- oder Belegknochen), die bei niederen Formen oft einen fast geschlossenen Kopfpanzer (Fig. 677) bilden, welcher bei höheren Formen zum Theil wieder schwindet; auch im Dach der Mund- 522 höhle (Schädelbasis) entstehen derartige Knochen. 1. Thierreich. — X. Vertebrata. Schädel. kin Theil der Deck- knochen tritt in innige Verbindung mit dem knorpeligen Innenschädel, der stellenweise durch die auflagernden Deckknochen verdrängt und ersetzt oder ergänzt wird. Ferner kann der Knorpel des Innenschädels selbst von verschiedenen Ossificationspunkten Knochen (Knorpelkno- chen) sich umwandeln. In Folge davon wird der ursprünglich knorpelige Schädel allmählich zum Theil oder ganz durch einen aus Deck- und Knorpelknochen beste- henden knöchernen Schädel ersetzt. Soweit die Decekknochen, ihrer ursprünglichen Aufgabe ent- sprechend, als Kopfpanzer die äussere Oberfläche des Kopfes bil- den, sind sie äusserlich skulptirt, selbstoftschmelzbedeckt,während sie aus in Fig. 624. Hatteria punctata Gray. Lebend. Neusee- land. Schädel von der Unterseite. Ch = Choanen ; co— Hinterhauptsgelenk; q9 = Gelenkfläche für den Unterkiefer auf dem Quadratum; dr = Interma- xillare; j= Jugale; m = Maxillare; o = Opistho- ticum; ob = Basioceipitale; p = Parietale; pa = Palatinum; pt = Pterygoid; qg = Quadratum ; q5 = Quadratojugale; sb — Basisphenoid mit vorderem schnabelförmigem Fortsatze, dem rudi- glatt und schmelzlos erscheinen, wo sie von diekeren Hautlagen bedeckt sind und wesentlich nur noch zur Ergänzung des Innenschädels dienen. Die einzelnen Schädelknochen sind mentären Parasphenoid ; st — Stapes; ir = Transversariam; v = Vomer. entweder durch Bänder oder Gelenke beweglich oder durch Nähte unbe- weglich mit einander vereinigt, oder sie können endlich ganz mit einander verschmelzen ohne Nähte (Synostose). Es lassen sich verschiedene Stufen in der Ausbildung des Wirbelthierschädels unterscheiden: A. 2. {=7)} Innenschädel knorpelig, ohne Deckknochen (Chondropterygü — Fig. 623, 645). Innenschädel knorpelig, mit einzelnen Deckknochen (manche Dipnoi und Hete- rocerci ?). Innenschädel knorpelig; Deckknochen bilden einen geschlossenen äusseren Kopfpanzer (Placodermi — Fig. 669, manche Dipnoi — Fig. 676, zahlreiche ältere Teleostomi — Fig. 677, zahlreiche Stegocephali — Fig. 741). . Hirnkapsel (auch andere Theile des Innenschädels) zum Theil verknöchert; Deekknochen bilden noch einen geschlossenen äusseren Kopfpanzer (Polypterus, Lepidosteus, viele Stegocephali — Fig. 756). Hirnkapsel zum Theil verknöchert; der ursprüngliche Kopfpanzer ist mehr oder weniger lückenhaft (die meisten jüngeren Teleostomi, die modernen Am- phibia, die meisten Reptilia — Fig. 730). . Hirnkapsel vollkommen verknöchert; der ursprüngliche Kopfpanzer ist sehr lückenhaft (Ophidia, Pterosauria, Aves, Mammalia). I. Thierreich. — X. Vertebrata. Schädel. 523 Von wichtigeren Schädelknochen sind folgende zu nennen: a. Durch Verknöcherung des Primordialeraniums entstehen (Fig. 625) die 4 Hinterhauptsbeine oder Oceipitalia, nämlich I Oceipitale basi- lare (0ob— Basioccipitale), 2 Oce. lateralia (co — Exoceipitalia), 1 Oce. superius (0.s — Supraoceipitale), die alle an der Begren- zung des Foramen magnum (F) theilnehmen können; kommt es zur Bildung einer Gelenkverbindung (co) des Schädels mit dem ersten Wirbel Fig. 625. Susscrofa. Lebend. Schädel von unten, co = Hinterhauptshöcker an den Oceipitalia lateralia ; im — Intermaxillare; j = Jugale; mx = Maxillare; ob = Oceipitale basilare; os —= Oceipitale superius; pe = Petrosum; pl = Palatinum; pm = Processus paramastoideus; pt = Pterygoid; sb = Basisphenoid ; t = Temporale; /y = Tympanieum; € = Choanenöffnung; #= Foramen magnum; de = Milcheckzahn ; dii—a = Milehschneidezähne; dı—ı = Milchbackzähne; mı— = Molaren. (Atlas), so können sich daran die beiden Oceipitalia lateralia (Fig. 625 co) und das O. basilare (Fig. 624 co) betheiligen. Aus der Basis des Primor- dialeraniums entsteht vor dem Occipitale basilare (0.b) das unpaare Basi- sphenoid (sb), manchmal auch ein Präsphenoid, und an den Seiten paarige Alisphenoide (as) und Orbitosphe- noide; nach vorn entsteht das unpaare Ethmoid, in der Gehörregion das paarige Prooticum, Epioticum und Opisthotiecum (Fig. 624 0). b. Als Deckknochen entsteht auf der Schädelbasis als Dach der Mundhöhle hin- ten das unpaare Parasphenoid (Fig. 626 ps), mächtig entwickelt bei Fischen und wur \ Amphibign, sonst rudimentär und in das yig. 626. Dawsonia polydens Fritsch. . . . Rn Carbon. Nyran, Böhmen. Schädel von Basisphenoid (Fig. 624 sb) aufgenommen, tere im = erallare m = Ma- vorn (unter der Ethmoidalregion) der Rz een ran manchmal paarige Vomer (v — Pflugschar- bein). Auf dem Palatoquadratum entsteht (Fig. 624 u. 626), jeder- seits an den Vomer (v) anschliessend, das Palatinum (pa — Gaumen- bein), dem ein oder mehrere Pterygoide (pt u. tr — Flügelbeine) folgen, welche hinten an das Quadratum (q— Quadratbein) grenzen; dasselbe ist ein Knorpelknochen, der, aus dem Hinterende des Palatoquadratum entstanden, stets das Unterkiefergelenk (g) bildet. Das Schädel- 524 I. Thierreich. — X. Vertebrata. Gliedmassenskelet. dach (Fig. 627) bedecken von hinten nach vorn, an das Supraoceipitale (0.5) anschliessend, die meist paarigen Parietalia (p — Scheitelbeine), Frontalia (f — Stirnbeine, oft mehrfach) und Nasalia (na — Nasen- beine). Vom Quadratbein (q) zum Parietale (p) zieht oft das Squamosum (Fig. 627 sq oder Mastoideum, über dem ursprünglichen, häufig ver- knöcherten Hyomandibulare). Am Unterkiefer entsteht jederseits von hin- ten nach vorn (Fig. 627) ein Articulare (art), Angulare (ang), Su- praangulare (sa), Spleniale und das zahntragende Dentale (d); von diesen ist nur das das Gelenk bildende Articulare (art) ein Knorpelkno- 1 6] Fig. 627. Ichthyosaurus tenwirostris Conyb. Lias von Württemberg. Schädel von der Seite una von oben, etwas schematisch. ang = Angulare; art = Artieulare; d = Dentale; # — Foramen parietale ; f = Frontale; fa = Praefrontale; fp = Postfrontale; im = Intermaxillare; j = Jugale; = Lacrymale; m = Maxillare; N = Nasenöffnung; n = Nasale; op = Postorbitale: os = Occipitale superius; p = Parietale; qg = Quadratum; 97) = Quadratojugale; $ = obere Schläfengrube; sa — Supraangulare; sc = Seleroticalring; sg = Squamosum; t.s = Supratemporale. chen. Der am reinen Knorpelschädel durch das Palatoquadratum darge- stellte obere Mundrand wird bei den höheren Fischen und den Quadru- peda von Deckknochen gebildet (Fig. 624 u. 627), dem Prä- oder In- termaxillare (im — Zwischenkieferbein) und dem Maxillare (m — Oberkieferbein), die durch ein Jugale (j — Jochbein) und Quadrato- jugale (gj) sich mit dem Quadratum (g) verbinden können. Die Anzahl der Deckknochen des Kopfes ist durchschnittlich am grössten bei Fischen, geringer ist sie bei Reptilien, am kleinsten bei Säugern. Die Kiemenbögen bilden sich bei luftathmenden Wirbelthieren mehr und mehr zurück. 3. Das Gliedmassenskelet. Man unterscheidet paarige (seitliche) und unpaare (mediane) Glied- massen. Die (nur in einigen Fällen vollständig rückgebildeten) paarigen Gliedmassen, ein vorderes und ein hinteres Paar, sind knor- pelig angelegt und können später theilweise oder ganz durch Knochen ersetzt sein. Sie bestehen aus einem im Rumpfe gelegenen Glied- massengürtel (Fig. 629 co + sc), dem Scehulter- und Becken- sürtel, und aus den frei aus dem Rumpfe hervorragenden äusseren Gliedmassen, die durch ein Gelenk (Schulter- und Hüftgelenk) mit TI. Thierreich. — X. Verlebrata. Gliedmassenskelet. 525 dem Gürtel verbunden sind. Mit dem Schultergürtel, aber nicht mit dem Beckengürtel können Deekknochen von beträchtlicher Ausdehnung in Be- Fig. 628. Beckengürtel und Sacralwirbel eines Reptils; schematisch. N = Rückenmarks- canal. Theile des Saeralwirbels: c = Wir- belcentrum; ob = oberer Bogen; od = Dornfort- satz; q = Querfortsatz, der das Becken trägt; z = Gelenkfortsatz. Theile des Beckens: l = Deum; is = Ischium; p = Pubis; sy = Sym- physe der beiden Ischien. Aeussere Gliedmassen : 5 = Femur; if = Tibia und Fibula. Fig. 629. Schultergürtel und rechte Brustflosse von Heptanchus. co + sc = Schultergürtel ; fs = Flossenstrahlen; ms = Me- sopterygium; mt = Metapterygium; p = Pro- pterygium; r = Radialia; I = primäre, II = secundäre Flosse. ziehung treten. Während der Beckengürtel bei den Quadrupeda fast im- mer mit gewissen Wirbeln (Sacralwirbel — Fig. 628) sich verbindet, geschieht das niemals bei Fischen. Die äusseren Gliedmassen können wesentlich zweierlei Art sein, Flossen oder Beine: Flossen : (Fig. 629) sind zur Bewegung im Wasser ausgebildete Gliedmassen (häufig vielstrahlig), deren einzelne Skelettheile mit ein- ander nicht in Gelenkverbindung stehen; sie tragen äussere, der Haut angehörige, hornige oder knöcherne Flossenstrahlen (Fig. 629 fs), mit diesen ein breites Ruder bil- dend. Beine (Fig. 630, inel. Flügel) sind wenigstens ursprünglich zur Bewegung auf dem Lande eingerich- tete fünfzehige Gliedmassen, die aus einer Anzahl von gelenkig mit einander verbundenen Abschnitten bestehen und niemals Flossen- strahlen tragen. Unpaare Gliedmassen (Flossen) kommen bei Wasserbe- Fig. 630. Linkes Vorderbein von Hatteria punc- tata Gray. Neuseeland. A von oben, B von unten. H = Humerus; ect u. ent = Foramina epicondyloidea. A = Radius; U= Ulna; co,‘ = Centralia; ? = Intermedium; r = Radiale; «x = Ulnare; 1—5 = Carpalia des 1. bis 5. Fingers; mt = Metacarpale; I-V = Endphalangen. 526 I. Thierreich. — X. Vertebrata. Zähne. wohnern vor, sind bei Fischen stets, bei den höheren Wirbelthieren nie mit Flossenstrahlen und Flossenträgern versehen. 4. Die Zähne. Zähne sind verkalkte Papillen der Mundschleimhaut, die zum Er- greifen und Zerkleinern der Nahrung dienen. Wie sich bei Haien nach- weisen lässt, sind dieselben als umgebildete Placoidschuppen aufzufassen. Zähne können bei Fischen auf sämmtlichen die Mund- und Kiemenhöhle begrenzenden Skelettheilen in dichten Haufen auftreten; bei Amphibien (Fig. 626) und Reptilien (Fig. 624) sind sie auf die Knochen der Mundhöhle beschränkt, wo sie wenigstens an den Kieferrändern nie mehrals eine Reihe bilden, trotzdem sie noch in bedeutender Zahl vorhanden sein können; bei den Säugern (Fig. 625) ST IS Kr Fig. 631. Längsschnitt durch einen Säuge- Fig. 632. Schematischer Längsschnitt durch einen thierzahn mit echtem Dentin, schematisch. Selachierzahn mit typischem Vaso- © — Cement; D = Dentin; P= einfache Pulpa- dentin (Y, mit weiten Haversischen Canälen). höhle; $5 = Schmelz. B = Wurzel; Vi = Vitrodentin. finden sich Zähne nur noch in einer Reihe, nur an den Kiefer- rändern und fast stets in beschränkter Anzahl; sie verschwinden oft auch ganz. An den Zähnen ist der frei hervorragende Theil als Krone von der Wurzel zu unterscheiden. Die Krone kann kegel- oder pfriemenförmig sein und spitz enden (Fangzähne, einfach oder mehrspitzig) oder sie ist schaufel- oder meiselförmig (Schneidezähne), oder verbreitert, polster- oder plattenförmig (Mahlzähne, oft mit Leisten und Höckern versehen). Die Wurzel kann einfach oder getheilt sein. Die Hauptmasse des Zahnes besteht aus Dentinsubstanz (Zahn- bein), das die Pulpa umschliesst; letztere kann in einer einfachen grossen Höhle (echtes Dentin — Fig. 631), oder in einer Anzahl von weiten (Haversischen) Canälen (Vasodentin — Fig. 632) enthalten sein. I. Thierreich. — X. Vertebrata. Eintheilung. 5927 Die Krone ist gewöhnlich mit einer Schmelzschicht (Fig. 631 S — Email) bedeckt; an der Wurzel kann sich mehr oder weniger reichliches Knochengewebe (Fig. 631 O— Gement, selten auch die Krone umge- bend) entwickeln. Das eigentliche Dentin (Fig. 631 D) ist sehr gleich- mässig und wird aus etwa parallel laufenden, sehr feinen Röhrchen gebildet. Die Zähne können lose, nur durch Weichtheile befestigt, den sie tragenden Skelettheilen aufsitzen; mitunter stehen sie in.einer gemein- schaftlichen Rinne (holeodont), oder jeder Zahn steckt in einer beson- deren Vertiefung, der Alveole (thecodont); die Zähne können aber auch mehr oder weniger fest mit dem sie tragenden Knochen ver- wachsen sein (acrodont; pleurodont heissen seitlich festgewachsene Zähne). Zahnwechsel kann das ganze Leben hindurch stattfinden (po- Iyphyodont); die neuen Zähne entstehen dabei unter oder neben den alten; doch können auch die einmal entstandenen Zähne das ganze Leben hindurch ausdauern, ohne Zahnwechsel (monophyodont). Zähne mit ‚grosser Pulpahöhle, in der oft der Ersatzzahn sich entwickelt, heissen eölodont, ohne solche sind sie pleodont. Sind die Zähne in einem Ge- biss einander ähnlich, so ist dasselbe isodont, sind sie sehr ver- schieden von einander, anisodont. Die Wirbelthiere lassen sich in sechs Klassen eintheilen: A. Ohne paarige Gliedmassen. a. Leptocardii, mit Chorda, doch ohne weitere feste Skeletbildung, ohne Schädel und Gehirn. 1. Klasse: Leptocardii. b. Cyelostomi, mit Chorda und Knorpelskelet, mit Schädel und kieferlosem Saugmund. 2. Klasse: Cyclostomi. B. Mit paarigen (selten rudimentären) Gliedmassen, mit Schädel und Unterkiefer, a. Pisces; paarige Gliedmassen sind als Flossen ausgebildet und mit Flossen- strahlen versehen ; ohne Sacralwirbel (p. 529). 3. Klasse: Pisces. b. Quadrupeda; paarige Gliedmassen sind als fünfzehige Beine ausgebildet oder auf solche zurückzuführen; ohne Flossenstrahlen; mit Sacralwirbeln (p- 587). «@. Hinterhauptsgelenk doppelt; Parasphenoid gross; ein Sacralwirbel. 4. Klasse: Amphibia. 3. Hinterhauptsgelenk einfach; Parasphenoid fehlt oder rudimentär; zwei oder mehr Sacralwirbel. 5. Klasse: Sauropsida. y. Hinterhauptsgelenk doppelt; Parasphenoid fehlt; zwei oder mehr Sacral- wirbel. 6. Klasse: Mammalia. Die beiden ersten Klassen sind nur lebend bekannt, während die vier übrigen auch fossil von grösster Wichtigkeit sind. Die Amphibien müssen in vielfacher Hinsicht als Uebergangsformen zwischen den Fischen und den höheren Wirbelthieren (Sauropsida und Mammalia) angesehen werden. Obwohl die nahen, besonders auch in der 528 I. Thierreich. — X. Vertebrata. Eintheilung; Entwicklungsgeschichte ausgesprochenen Beziehungen, welche die Am- phibia mit den Pisces verbinden (Ichthyopsida), durchaus nicht verkannt werden dürfen, scheint es doch gerechtfertigt, die Amphibia mit den Sauropsida und Mammalia als eine zusammengehörige Gruppe, Quadru- peda (p. 587), zu betrachten, deren Athmungs- und Bewegungsorgane dem Leben auf dem festen Lande angepasst sind, und sie den Pisces (p. 529) gegenüber zu stellen, deren Athmungs- und Bewegungsorgane sie als reine Wasserthiere kennzeichnen. Folgende Uebersicht enthält die wichtigsten osteologischen Unter- schiede zwischen diesen beiden Wirbelthiergruppen: Pisces. Das Intercentrum nimmt einen beträcht- lichen Antheil am Aufbau aller Wir- belkörper (Fig. 614 u. 620). Die Rippen nehmen grösstentheils ihre Entstehung von den unteren Bögen (Fig. 620). Kein Sternum. Erster Wirbel nicht wesentlich von den folgenden verschieden. Keine Sacralwirbel. Untere Dornforlsätze meist gegen das Schwanzende vergrössert. Schädel meist unbeweglich mit der Wir- belsäule verbunden. Sind Deckknochen entwickelt, ‘so findet sich stets ein knöcherner Kiemen- deckel (Fig. 644 k). Kiemenbögen stets wohlentwickelt (min- destens drei). Becken sehr klein (Fig. 645). Paarige Gliedmassen sind mit Flossen- strahlen versehene Flossen (Fig. 629). Unpaare Flossen stets vorhanden, mit Flossenstrahlen und Flossenträgern versehen (Fig. 643, 645). Quadrupeda. Das Intercentrum betheiligt sich gar nicht oder in ganz unbedeutender Weise am Aufbau der Wirbelkörper (Fig. 615, 621, 622) (einige Stegoce- phalen ausgenommen). Die Rippen (oft Doppelrippen) nehmen meist ihre Entstehung von den obe- ren Bögen (Fig. 621 u: 622). Meist ein Sternum (Fig. 621 u. 622). Erster Wirbel (Atlas) meist viel einfacher als die folgenden. Sacralwirbel vorhanden (Fig. 628 ; ausge- nommen einige Formen mit rückge- bildeten Hintergliedmassen). Dornfortsätze verschwinden stets gegen das Ende der Wirbelsäule. Schädel stets durch einen oder zwei Ge- lenkköpfe beweglich mit der Wirbel- säule verbunden. Kein knöcherner Kiemendeckel. Kiemenbögen bei Erwachsenen rudimen- tär (höchstens drei) oder fehlend. Becken wohlentwickelt (Fig. 628 ; in man- chen Fällen rückgebildet). Paarige Gliedmassen sind pentadactyle Beine ohne Flossenstrahlen (Fig. 630), oder von solchen abzuleiten, Unpaare Flossen sellen vorhanden, nie mit Flossenstrahlen oder Flossenträ- gern versehen. Pisces finden sich schon im obersten Silur und sind von da an in allen Formationen reich vertreten. Amphibia erscheinen zuerstim Carbon, I. Thierreich. — X. Vertebrata. — I. u. 2. Klasse: Leptocardii. Cyclostomi. 529 ihre Blüthezeit erreichen sie im Perm, sind auch noch in der Trias vorhanden; im Jura und in der Kreide fehlen sie fast ganz, erscheinen wieder im Tertiär und sind in der Gegenwart wohl vertreten. Die ersten Sauropsida kommen im Perm vor; während der ganzen Secun- därzeit sind sie die herrschenden Landwirbelthiere, aber nur einzelne Gruppen überleben die Kreidezeit, besonders die Vögel, um ihre Blüthe- zeit im Tertiär und in der Gegenwart zu erreichen. Die jüngste und höchstentwickelte Klasse ist die der Mammalia, deren älteste Vertreter aus deroberen Trias stammen, die aber erst seit Beginn des Tertiär - eine hervorragende Rolle spielen und von da an die wichtigsten Land- wirbelthiere darstellen. l. Klasse: Leptocardii. Fossil unbekannt. Amphioxus lanceolatus Yarrel. Das Lanzettfischchen findet,sich lebend in ver- schiedenen Meeren. 2. Klasse: Cyclostomi. Fossil unbekannt. Die früher als Cyclostomenzähne gedeuteten Go- nodonten dürften auf Würmer zurückzuführen sein (s. p. 117). Die bekannteste Gattung ist Petromyzon Art. P. fluviatilis L. Das Neunauge lebt in Meeren und Flüssen von Europa. 3. Klasse: Pisces oder Fische. Litteratur über Fische. a. Ueber lebende Fische. Cope,E. Classification of fishes in Proceed, Amer. Assoc. Adv. Sc. 1871. Cuvieret Valenciennes. Histoire naturelle des poissons. Paris 1828—49. 22 Bände, Günther, A. Catalogue of the fishes in the British Museum. London 4859— 70. $ Bände. An introduction of the study of fishes. Edinburgh 1880. Müller, J. Ueber den Bau und die Grenzen der Ganoiden und das natürliche System der Fische. In: Abh. Berl. Akademie für 1844 (1846). b. Ueber fossile Fische. Agassiz, L. Recherches sur les poissons fossiles. Neuchätel 4833—43. 5 Bände. Monographie des poissons fossiles du vieux gres rouge ou systeme devonien, Neuchätel 4844. Steinmann, Paläontologie. 34 530 I. Thierreich. — N. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Hautgebilde Heckel, J. J. Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Oesterreichs. Wien 1849 u. 1856. Huxley, Th. Preliminary essay upon the systematie arrangement of the ‚fishes of the Devonian Epoch. Mem. geol. Survey Un. Kingdom. 1861. Newberry, J. S. Description of fossil fishes. Geolog. Survey of Ohio. Palaeontology. Vol. I u. II, Columbus 1873. Pander, Ch.H. Monographie der fossilen Fische des silurischen Systems des russisch- baltischen Gouvernements. St. Petersburg 1856. Pictet, F. J. Description de quelques poissons fossiles du Mont Liban. Geneve 4850. Pictet et Humbert. Nouv. rech. s. ]. poissons foss. du M. Liban. 1866. Quenstedt, F. A. Handbuch der Petrefaktenkunde. 3. Aufl. Tübingen 4885. Thiolliere, V. Description des poissons foss. prov. d. gis. corall. du Jura dans le Bugey. Paris et Lyon 1854 und 1873. Traquair, R.H. The Ganoid fishes of the British Carboniferous formations. Palae- ontograph. Society 1877. Wagner, A. Beiträge zur Kenntniss der in den lithographischen Schiefern abgel. ur- welt]. Fische. Abh. k. bayer. Akad. Bd. VI 1851 und Bd. IX 1861—63. Woodward, A. G. Catalogue of the fossil Fishes in the British Museum. Part I. London 1889. Zittel, K. Handbuch d. Paläontologie. 4. Abth. III. Bd. München u. Leipzig 1887 u. 1888. [Daselbst ist auch weitere Litteratur über fossile Fische nachzuschlagen.) Fische sind ausschliesslich Wasserthiere, die stets Kiemen be- sitzen, und deren paarige Gliedmassen mit Flossenstrahlen versehene Flossen bilden. Unpaare Gliedmassen sind immer vorhanden und ebenfalls stets durch Flossenstrahlen gestützt. Der mächtig ent- wickelte Schwanz endet mit einer senkrechten Schwanzflosse. Kiemen- bögen sind immer wohl ausgebildet. Bei den älteren, vorliasischen Fischen ist das Innenskelet we- nig oder gar nicht verknöchert, während später, besonders seit der Kreidezeit, Fische mit vollständig verknöcherteminnerem Ske- let (Fig. 720) immer mehr überwiegen. Dagegen zeigen die älteren Formen (ausser den Chondropterygi) meist sehr umfangreiche Verknöcherung der Hautgebilde (Hautpanzer, Fig. 683), die bei den jüngeren Formen sehr zurücktritt. Die Haut der Fische ist nur selten ganz nackt; meist sind dieselben mit Schuppen bedeckt, die oft reichliche Verknöcherung zeigen und mit- unter durch grössere Knochenplatten ersetzt sind. Unter den Schuppen sind zu unterscheiden: I. Placoidsehuppen, meist sehr kleine Hautverknöcherungen, die körnchen-, kegel-, stern- oder blattförmige Gestalt zeigen und ein mehr oder weniger dichtes Pflaster auf der Haut bilden, welche sich in Folge davon eigenthümlich rauh anfühlt (Chagrin); mitunter tragen diese Schüppchen einen spitzen nach hinten gekrümmten Stachel (Fig. 633). Die Placoidschuppen zeigen eine aus verknöchertem Bindegewebe beste- 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Hautgebilde. 531 hende Basalplatte (Fig. 634 B), auf der sich der aus Dentin oder Vaso- dentin (V, vgl. p. 526) bestehende obere Theil der Schuppe erhebt (s. auch »Zähne« p. 532). Von ihnen sind die meisten übrigen Formen von Haut- verknöcherungen abzuleiten. 2. Ganoidschuppen sind verhältnissmässig grosse, meist in sehr regelmässigen Reihen angeordnete Schuppen von beträchtlicher Dicke, die aus einem knöchernen Basaltheil, aus Dentinsubstanz und einer Fig. 633. Auffallend grosse Fig. 634. Längsschnitt durch eine Fig. 655. A= Cycloid- Placoidschuppe mit Placoidschuppe von Sceymnus schuppe von Gadopsis. Stachel von Raja. lichia. B = Basalplatte; V = Vaso- B = Ctenoidschuppe dentin mit baumförmig verästelten Ca- von Lethrinus. nälen und kleiner Pulpahöhle (?); W = Vitrodentin. oft sehr dieken und dann stark glänzenden äusseren Schmelz- schicht bestehen; letztere ist häufig zierlich skulptirt (Fig. 636), trägt aber nie grössere stachelähnliche Fortsätze. Ganoidschuppen sind meist rhombisch, der Hinterrand manchmal gezähnt (Fig. 636); sie sind oft durch Leisten und Zapfen auf der Innenseite gelenkig mit einander Fig. 636. Dapedius Leachiti Fig. 637. Lepidotus semiserratus Fig. 638. Gelenkig verbun- Ag. Unterer Lias. Lyme Ag. Lias. Whitby. Ganoid- dene Ganoidschuppen Regis. Ganoidschuppen schuppe von der Aussenseite. von Palaconiscus von der von der Aussenseite. 4= glatte, von der Nachbarschuppe Innenseite mit Leisten und überdeckte Fläche; z = Gelenk- Zapfen. zapfen. verbunden (Fig. 637 u. 638) und stellen dann ein äusserst regelmässiges Pflaster dar, das panzerartig den Körper umhüllt (Fig. 644); doch kommen auch rundliche (eycloide) Ganoidschuppen vor, die dachziegelartig über einander liegen (Fig. 680). 3. Cyeloid- und Etenoidsehuppen sind dünne, durch- scheinende, meist rundliche Schuppen, die, wenn sie nicht rudimen- tär sind, dachziegelartig sich bedecken und in ziemlich regelmässigen 34* 5323 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Hautgebilde. zZ Reihen angeordnet liegen. Sie sind nur in sehr geringem Maasse verkalkt, daher biegsam und erscheinen gewöhnlich dicht eoncen- trisch gestreift mit einer kleinen Anzahl radiär verlaufender Linien. Lei- sten oder Zapfen auf der Innenseite sind nie vorhanden; ebenso fehlt die äussere Schmelzbedeckung. Der Hinterrand ist entweder glatt (Cy- cloidschuppen — Fig. 635 A) oder gezähnt (Ctenoidschuppen — Fig. 635 B); auch der freiliegende Theil der Oberfläche kann bei Ctenoid- schuppen von Zähnchen bedeckt sein (Fig. 635 B). Placoidschuppen sind die ursprünglichsten Formen von Hautverknöche- rungen, die sich wesentlich bei Chondropterygü finden; die meisten übrigen Formen von Hautverknöcherungen sind als vergrösserte bez. mit einander verwachsene Pla- coidschuppen zu betrachten. Ganoidschuppen sind als plattenartig ausgebildete Placoidschuppen aufzufassen; sie sind charakteristisch für die meisten der älteren Euichthyes, während die den moderneren Teleostomi eigenthümlichen Cyeloid- und Ctenoidschuppen aus Ganoidschuppen herzuleiten sind, deren Verkalkung ganz oder grösstentheils unterbleibt ;; zwischen letzteren finden sich in der That alle Ueber- gänge. Zähne können bei den Fischen an sämmtlichen die Mund- und Kiemenhöhle begrenzenden Skelettheilen auftreten; sie können leicht Fig. 639. Längsschnitt (schematisch) durch einen Fig. 640. Längsschnitt durch einen Selachier- Selachierzahn mit eigentlichem Dentin zahn mittypischem Vasodentin (V, mit (D) und einfacher Pulpahöhle (P}. B= weiten anastomosirenden Canälen). B= Würzel; Wurzel; Vi = Vitrodentin. Vi = Vitrodentin. beweglich sein oder sind mit ihrer Unterlage fest durch Ligament ver- bunden oder endlich innig damit verwachsen. Bei manchen Haien sind die Zähne selbst der Gestalt nach nicht von den Placoidschuppen der Haut zu unterscheiden; der feinere Bau ist ebenfalls der gleiche. Zähne und Schuppen müssen daher als homologe Bildungen angesehen werden. Auch bei den Zähnen (Fig. 639, 640) ist ein aus Knochengewebe bestehender Basaltheil (B) vorhanden. Der übrige Theil des Zahnes besteht aus eigentlichem Dentin (Fig. 639) oder aus Vasodentin, letzteres mit groben, gewöhnlich anastomosirenden Haversischen Canälen (Fig. 640); die Krone ist meist von einer mehr oder weniger dicken Schmelzschicht bedeckt; bei Ohondropterygü ist der Schmelz nicht durch eine scharfe Grenze von der Dentinsubstanz unterschieden und wird oft Vitrodentin (Vi) genannt. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Hautgebilde. 533 Die Zähne sind meist nadel- oder kegelförmig, nur zum Festhalten geeignet (Fangzähne), selten meiselförmig (Schneidezähne) oder bohnen- und plattenförmig (Mahlzähne). Sehr häufig finden sie sich in grosser Menge zu Bürsten (hechelförmig), Polstern, Bändern und Pflastern vereinigt, oder sie stehen wenigstens in mehreren Reihen hinter einander, seltener einreihig oder einzeln. Aeltere ausfallende Zähne werden fortwährend durch neben ihnen entstehende junge Zähne ersetzt. Als Iehthyodoruliten (Fig. 641) werden eigenthümliche Stacheln bezeichnet, die nur niederen Fischformen (besonders primitiveren Chon- .F Fig. 642. Flossenstrahlen. A, B hart und ungegliedert; C' einfach geglie- dert; D fächerförmig gegliedert. Fig. 641. Hybodus reticulatus Ag. Rückenflossenstachel (Ich- thyodorulit). IOberer Lias (ce). Ohmden in Württemberg. Fig. 643. Schwanzwirbel eines Fisches, schematischh N = Rückenmarkscanal; e = Chorda- scheide; ch = Chorda dorsalis; ob = oberer Wirbelbogen; od = oberer Dornfortsatz; ıb = unterer Wirbelbogen; «d = unterer Dornfortsatz. Schraffirt sind die Theile der Wirbelbögen, die an der Bil- dung des Wirbelkörpers (k) theilnehmen. ft = Flossenträger; /s = Flossenstrahl. dropterygü und Acanthodidae) zukommen, oft sehr bedeutende Grösse er- reichen und gewöhnlich isolirt gefunden werden. Meist gehören sie dem Vorderrande der unpaaren Flossen an; ihr feinerer Bau gleicht durchaus dem der Zähne und Placoidschuppen; in der Regel (bei allen Selachii) stecken sie nur lose im Fleisch und zeigen daher sehr selten ein Gelenk an der Basis. Fast sämmtliche paläozoische Ichthyodo- ruliten sind stark skulptirt oder bedornt, die späteren meist glatt. Zu den Hautgebilden gehören auch die den äusseren Theil der 534 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Gliedmassen, paarigen und unpaaren Flossen stützenden Flossenstrahlen (Fig. 644), welche den Fischen eigenthümlich sind. Sie finden sich zuerst als feine Hornfäden (Fig. 646 A fs, Chondropterygü und viele Dipnoi) in ausser- ordentlicher Anzahl. Bei höheren Fischen sind dieselben ersetzt durch knöcherne Strahlen (Fig. 642) in geringerer Zahl, welche entweder durch Quernähte gegliedert (C) und dabei oft fächerförmig getheilt sind (D u. Fig. 651 ce— weiche oder gegliederte Flossenstrahlen) oder durch einfache, in eine Spitze endende Stacheln dargestellt sind (4, B — harte oder ungegliederte Fiossenstrahlen oder Stachel- strahlen). Harte und weiche Strahlen finden sich oft in der nämlichen Flosse und zwar sind dann stets die vorderen Strahlen ungegliedert. Das Vorhandensein mehrerer harter Strahlen in einer Flosse ist charakteristisch für die Mehrzahl der Physoclysti (Fig. 719 u. 720 — Acanthopteri), der mo- dernsten Fischgruppe. Gliedmassen der Fische. Allen Fischen kommen unpaare senkrechte Flossen (Fig. 644) zu, die man ihrer Lage nach unterscheidet als Rücken- oder Dorsal- flosse (d), Schwanz- oder Caudalflosse (c) und After- oder Anal- flosse (a — hinter dem After; vgl. auch Fig. 645). Selten hän- BERE EN gen diese dreierlei Flossen noch A % 2 RER Be N ununterbrochen zusammen, den ganzen Rücken (Fig. 645 u. 674 du. c) und die Ventralseite des Schwanzes einnehmend, wie es Fig. 644. LDepidotus Elvensis Blv. Oberer Lias (4. Wenigstens ontogenetisch derur- Holzmaden. a = Analflosse; ce = Caudalflosse (hemi- heterocerk); d= Dorsalflosse: p = Pectoralllosse; o Sprüngliche Zustand ist; ihre Ventralflosse; f= Fulera (am Vorderrande aller Flossen); 3 Te Be en ae a Lernen) N osdehnune@nst Schrawerschre den*). Rücken- und Afterflosse (Fig. 645 an) können auch in mehrere Abschnitte zerfallen, selten fehlt eine dieser Flossen ganz. Stetssind dieunpaaren Flossen dureh Flossenstrahlen (Fig. 643 u. 645 fs) gestützt, welche meistauf Flossenträgern (fl, fl’; vgl. auch Fig. 714) ruhen, mit denen sie in Ge- lenkverbindung (Fig. 642) stehen können; die Flossenträger, oft in mehrere Stücke gegliedert, lehnen sich gewöhnlich an die Dornfortsätze (Fig. 643 od) der Wirbel an, erscheinen aber selten als deren unmittelbare Fortsetzung (Dipnoi) *) Fische von auffallend hohem und dabei schmalem Körper haben stets eine sehr lange, wenigstens die hintere Hälfte des Rückens einnehmende Dorsalflosse und eine fast ebenso lange Analtlosse, 1 3. Klasse : Pisces. Gliedmassen. I. Thierreich. — X. Vertebrata. "uusrosdungguäog sogarjuamut — (do9 kuodduypg = 498 !uopwagsusgen = 59 !ldıjlozuro) uopey = ‚55 !ossopganzg op ostpuydurg odLıpoıpsjora = 2» !uoyoogg = d :yeytwoıyxp OLoy4urH -uoddunas = 798 Suoppwagsusgen = sQ S(dıpoziomz) uorpeyp = ss !ossopgsutg A9p osqouydurg eSLıporsppta = mpg = ‚Ös Ds :yeytTmoıIgxg HLopıor 9 = 9 !ossogwsioqg = p :uossojgodrerdun OSTPAON)) "UAZFESPLOFLOCT UL uorsor = 97 Suodogg Paogo = N’0 :OJUESTOAALMA "tosrıquossong = ‚74 7/ !uopqwagsuassopg = S/ Fuossoywuy g = um (Sıgejsdunggerao y -zuvagag 1op ur uodog oasyum = qn !uaddıy = . Suowonydumy op ur uodogp uaxoyun ap oftoygjwsusg v1 -[oorgsusyppen = 75 !auyezpunppg = 38 !ouywzaopoiy = 3 !uodoquaway = MI ‘ uodoqurmqussung wm uoppeagsuowaryg = 4 !uneproiy = Äy toamyngıpuwwmosy = wu Sepngipury = pu Sunyapenboyuimg = hd Suoidoauosuy = 0 :oJoySsTTıaastA pun [opryas -(gIOF epuszurmyag) Jırınwgsor Fofoysppdlıouy “uoyonıqwweg Toq yoegert "SOpuodormoy "IPIOH 2uayag suypumanına)g "SE) DL is "sg [ÜHN.Inw— Zn 7 ? IR Ss 536 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Gliedmassen. Von den paarigen Gliedmassen (Fig. 644) stehen die Brust- oder Pectoralflossen (p) mit dem Schultergürtel, die Bauch- oder Ventralflossen (v) mit dem kleinen Becken in Gelenkverbindung (vgl. auch Fig. 645). Der Schultergürtel, ursprünglich nur aus einem Paar oft ventral verwachsener Knorpelspangen bestehend (primärer Schul- tergürtel der Chondropterygii Fig. 646 A, co+ sc u. 645 sg, sg’), wird bei den Ewichthyes zum grösseren Theile von Deekknochen gebildet seeundärer Schultergürtel — Fig. 646 Bu. Ocl, pel, scl, pt) und steht dann mit dem Schädel in Verbindung; gewöhnlich verknöchert dabei auch der primäre Theil des Schultergürtels (co und sec). Das gewöhnlich bauchständige kleine Becken (Fig. 645 p) tritt nie mit Wirbeln in directen Zusammenhang. Die freien Flossen werden auch hier durch Flossenstrahlen (Fig. 646 fs) gestützt, die bei den niederen Fischen von einem wohlent- Fig. 646. Schultergürtel und Brustflossen von A Heptanchus (Selachier), B Polypterus (Crosso- pterygier mit quastenartiger Brustflosse) und € Salmo lacustris (Physostome mit fächerartiger Brustflosse). Primärer Schultergürtel: co = Coracoideum; se = Scapulare. Secundärer Schultergürtel: cl = Clavieula; pcl = Postelavieula; sc! = Supraclavicula; pt = Posttemporale (zur Befestigung am Schädel). Primäres Flossenskelet (= I): p = Propterygium; ms = Mesopterygium; mt = Metapte- rygium; x = Radien. Secundäres Flossenskelet (= IJ): fs = Flossenstrahlen; 1 = erster Flossenstrahl, wieckelten, meist knorpeligen primären Flossenskelet (Fig. 646 7) ge- tragen werden. Dasselbe besteht entweder (Fig. 645) aus einer langen, vielgliedrigen Hauptachse (ax, ax’) mit ein- oder zweizeilig ange- ordneten Seitenstrahlen (ss, ss” — Radien), dem Archipterygium; einige Nebenstrahlen (bs, bs’) können direct vom Gliedmassengürtel (sg u. p) entspringen (quastenförmige Flosse mit langer Achse bei Prose- lachüt, Dipnoi und Crossopterygü). Oder es bilden sich durch umfangreiche Verwachsungen wenige plattenförmige Stücke (Basalplatten — Fig. 646 A; p, ms, mt), denen Radien (r) wesentlich einzeilig aufsitzen (Selachii und Holocephali); ähnlich sind die quastenförmigen Flossen mit kurzer Achse mancher Crossopterygüi (Fig. 646 B). Bei den übrigen Teleostomi (Fig. 646 ©) findet sich das primäre Flossenskelet (7) allmählich immer kümmerlicher ausgebildet unter sehr bedeutender Reduction der Radien- I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse : Pisces. Wirbelsäule, 537 zahl (r), und dafür das seeundäre Flossenskelet (//) um so mächtiger entwickelt, das aus den knöchernen Flossenstrahlen (fs) besteht, von denen wenigstens der äusserste (7) direct mit dem Schultergürtel artieulirt (fächerförmige Flossen). Wirbelsäule der Fische. Die Wirbelsäule kann bei den Fischen die verschiedensten Stufen der Ausbildung aufweisen (vgl. p. 516—518). Bei den Chondropterygü kann der ursprüngliche Knorpel mehr oder weniger reichlich Kalkkörnehen enthalten; unter den Euichthyes ist bei den höchsten Formen der Knor- pel vollständig durch Knochen ersetzt, und die fs Bögen sind mit dem (Centrum verschmolzen (Fig. 720). Die Wirbelkörper sind gewöhnlich D amphicöl, bei den niedersten Formen unter- H bleibt aber die Gliederung der Chordascheide ganz (Fig. 649); Fischwirbel sind meist leicht kenntlich an tiefen Gruben, die sie auf beiden Seiten zeigen (Fig. 662 B). B A Fig. 647. A Rumpfwirbel, B Schwanzwirbel eines Fisches, schematisch. N = Rückenmarks- canal; c = Chordascheide; ch = Chorda dorsalis; ? = Basaltheil des unteren Bogens (Intercentrum); ob = oberer Wirbelbogen; od = oberer Dornfortsatz; » = Rippe (Pleuralbogen); «b = unterer Wirbel- bogen; ud = unterer Dornfortsatz. Schraffirt sind die Theile der Wirbelbögen, die an der Bildung des Wirbelkörpers theilnehmen. ft = Flossenträger; fs = Flossenstrahl. An der Wirbelsäule der Fische ist nur Rumpf- und Schwanz- region zu unterscheiden. Die Rumpfwirbel tragen fast immer beweg- liche Rippen (Fig. 645 u. 647 r), während die Schwanzwirbel neben den oberen auch untere Dornfortsätze zeigen (Fig. 645 ub u. 647 ud). 538 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Wirbelsäule. Die vordersten Wirbel verwachsen manchmal mit einander zu einem un- beweglichen Stücke; nie vereinigen sich Rippen zur Bildung eines Ster- nums und nie bilden sich Sacralwirbel aus als Träger des Beckens. Die Rippen der Fische sind entweder seitliche, zwischen die Rumpfmusku- latur hineinragende Anhänge der unteren Bögen oder sie sind (als Pleuralbögen Fig. 647 Ar) das abgegliederte Ende der unteren Bögen (vb) selbst, während, wie auch an den Schwanzwirbeln (Fig. 647 B), die Basis der unteren Bögen (i, Intercentrum) beträchtlichen Antheil an der Bildung aller Wirbelkörper nimmt gleich der Basis der oberen Bögen. Von ganz besonderer Wichtigkeit ist der letzte Abschnitt der Wirbelsäule, dessen Dornfortsätze direet die Flossenstrahlen der Schwanzflosse tragen. 1. Nur selten findet sich der ursprüngliche Zustand, indem die Wir- belsäule gerade verläuft bis an das Ende und oben und unten gleich- Fig. 645. Diphycerke Schwanzflosse von Fig. 649. Heterocerke Schwanzflosse von Aci- Protopterus. penser sturio. k = ungegliederte Chordascheide. mässig (symmetrisch) von der Schwanzflosse umsäumt wird (Fig. 648 — diphycerker Schwanz vieler Dipnoi und Crossopterygü). 2. Gewöhnlich krümmt sich der letzte Theil der Wirbelsäule auf- wärts; unterhalb derselben wird die Schwanzflosse viel umfangreicher als oberhalb, und zwar so, dass der ganze Schwanz unsymmetrisch wird, indem er einen grossen oberen Lappen zeigt, den die Wirbelsäule nahezu bis zum Ende durchzieht, und einen kleineren unteren Lappen (Fig. 649 — heterocerker Schwanz der Selachii und Heterocerci). Soweit im Inneren die Wirbelsäule reicht, ebenso weit erstreckt sich auch aussen die Beschuppung (Fig. 689). 3. Endlich. kann, vom heterocerken Schwanze ausgehend, der untere Schwanzlappen dem oberen, die Wirbelsäule enthaltenden an Grösse und Gestalt gleich werden, so dass wieder eine äusserlich symmetrische Schwanzflosse (Fig. 650, 651 — homocerker Schwanz der jüngeren Te- leostomi) entsteht. Der aufwärts gekrümmte Theil der Wirbelsäule ver- kümmert dabei und setzt sich höchstens nur ein kurzes Stück weit in die Schwanzflosse fort; die Wirbelsäule endet in einem Knochen- oder Knorpelstab (1 — Urostyl). Während dabei die oberen Dornfortsätze I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Schädel. 539 ganz verschwinden, werden die unteren überaus mächtig und tragen allein fast die ganze Schwanzflosse, die eigentlich nur noch aus dem ventralen Theile besteht. In den extremsten Fällen ist der aufwärts gekrümmte Theil der Wirbelsäule überhaupt nieht mehr nachzuweisen. Zwischen diesen drei Hauptformen des Fischschwanzes finden sich alle Uebergänge. Innerlich heterocerk wird ein homocerker Schwanz genannt, beidem der aufwärts gekrümmte Theil der Wirbelsäule noch deut- lich ist (Fig. 650 u. 711). Als hemiheterocerker Schwanz (Fig. 644) Fig. 650. Homocerke (innerlich hetero- Fig. 651. Homocerke Schwanzflosse von Salmo cerke) Schwanzflosse von Amia calva. salar. c = gegliederte Flossenstrahlen der Schwanzflosse, d = der Rückenflosse; k = Wirbelkörper; ob = obere, vb = untere Dornfortsätze; « = Urostyl. wird eine Form bezeichnet, die die Charaktere des homocerken Schwanzes bereits zeigt, aber äusserlich noch etwas unsymmetrisch ist, indem beson- ders die Beschuppung in der oberen Hälfte des Schwanzes weiter reicht als in der unteren. A Sämmtliche paläozoische Fische haben diphycerken oder heterocerken Schwanz; hemiheterocerke Schwanzformen treten erst in der Secundär- zeit auf; am spätesten erscheint die extrem homocerke Form. Die gleiche Reihenfolge durchläuft die ontogenetische Entwicklung des homocerken Schwanzes, der zuerst diphycerk ist, dann heterocerk und zum Schlusse erst homocerk wird. Schädel der Fische. Der Schädel besteht bei den niederen Fischen (Ohondropterygii) nur aus dem knorpeligen Primordialeranium mit gleichfalls knorpeligen Kiefer- und Kiemenbögen (Fig. 653 u. 645); durch Verknöcherung der Knorpel- theile und Auftreten von zahlreichen Deckknochen, die zum Theil mit Knor- pelknochen verwachsen, entsteht allmählich (vgl.p.522) ein rein knöcherner Schädel, der für die höchst stehenden Formen charakteristisch ist. Sind Deckknochen vorhanden (Euichthyes), so findet sich stets ein knöcherner Kiemendeckel (Fig. 644 k) sowie ein Parasphenoid (Fig. 673 ps). Die äusseren Deckknochen sind bei den älteren gepanzerten Formen häufig 540 1. Thierreich. — N. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Eintheilung. noch mit Schmelz bedeckt, den die jüngeren Formen verlieren; auch sind die Deckknochen der ältesten Formen oft sehr stark skulptirt. Der Schädel ist meist unbeweglich mit der Wirbelsäule verbunden. Hinter dem Zungenbeinhbogen sind gewöhnlich 5 (3—7) Paar Kiemen- bögen entwickelt, die ebenso wie der Zungenbeinbogen mit Reihen von Kiemenstrahlen besetzt sein können (Fig. 653 br u. h). Es lassen sich sechs Ordnungen unter den Fischen annehmen, welche zwei natürliche Gruppen bilden : A. Knorpelskelet, ohne Deckknochen; Schultergürtel nicht am Schädel be- festigt; primäres Skelet der paarigen Flossen stets mächtig entwickelt (Fig. 645 u. 646 A); Zähne nur auf dem Unterkiefer und dem Paiatoquadratum. Nur Pla- coidschuppen entwickelt. Bauchflosse des Männchens mit einem Begattungs- apparat (Fig. 645 cop) endend. 1. Unterklasse Chondropterygii. a, Palatoquadratum und Hyomandibulare selbständig (Fig. 653); Zähne der Mundböhle in zahlreichen regelmässigen Reihen; Kiemenspalten unbedeckt. 4. Obere Wirbelbögen und Rippen wohl entwickelt; Rückenflosse sehr lang mit zahlreichen stabförmigen Flossenträgern ; paarige Flossen mit vielgliedriger Hauptachse (Fig.645). 1. Ordnung Proselachii (p. 541). . Obere Wirbelbögen und Rippen rückgebildet; Rückenflossen kurz mit wenigen, dicht gedrängten und vielfach verwachsenen Flossenträgern. Paarige Flossen mit wenigen grossen Basalplatten (Fig. 646 A). 2. Ordnung Selachii (p. 543). b. Palatoquadratum und Hyomandibulare verwachsen mit dem Cranium (auto- styl). Wenige, aber mächtige Zähne vorhanden (Fig. 668). Kiemenspalten von einer Hautfalte bedeckt. Rückenflosse sehr lang mit zahlreichen Flossen- trägern; paarige Flossen mit wenigen grossen Basalplatten. 3. Ordnung Holocephali (p. 550). B. Schädel und Schultergürtel mit Deeckknochen versehen. Schultergürtel fast immer am Schädel befestigt. Meist Ganoid-, Cycloid- oder Ctenoidschuppen. Obere Wirbelbögen und Rippen meist wohl entwickelt; Rückenflosse mit stab- förmigen Flossenträgern (Fig. 720). Kiemenspalten von einem knöchernen Kie- mendeckel (Fig. 644 k) bedeckt. Kein Begattungsorgan an der Bauchflosse. 2. Unterklasse Euichthyes. a. Brustflossen gepanzert, ohne Seitenstrahlen (oder fehlend). Kopf und Vor- dertheil des Rumpfes gepanzert. Bauchflossen unbekannt (Fig. 669). ? 4. Ordnung Placodermi (p. 551). b. Brustflossen nicht gepanzert, mit Radien und Flossenstrahlen. Bauchtlossen fast immer wohl entwickelt. e. Palatoquadratum und Hyomandibulare verwachsen mit dem Cranium. Wenige grosse Zähne am Gaumen und Unterkiefer, Paarige Flossen mit vielgliedriger Hauptachse (Fig. 673 u. 674). 5. Ordnung Dipnoi (p. 553). 3. Palatoquadratum und Hyomandibulare selbständig. Fast stets sind ge- sliederte und fächerförmig getheilte knöcherne Flossenstrahlen vor- handen (Fig. 644 u. 650). 6. Ordnung Teleostomi (p. 556). to I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Proselachii. 541 1. Unterklasse Chondropterygiü. Am Knorpelskelet der Chondropterygier zeigen sich oft, mitunter in ausgedehntem Maasse, Verkalkungen, nie aber treten Deckknochen auf. 1. Ordnung Proselachii (Ichthyotomi). Fam. Pleuracanthidae. Am besten bekannt ist die Gattung Pleuracanthus Ag. (— Diplodus Ag., Beyr., Didymodus Cope, Fig. 615 u. 652). Das ganze Skelet ist dermaassen mit körnchenartigen Verkalkungen erfüllt, dass es dadurch in hohem Grade fossilisationsfähig ist. Chorda- scheide ungegliedert, nicht verkalkt. Die dorsal verlängerten, mit breiter Basis versehenen oberen Wirbelbogenhälften (Fig. 645 o.b) bleiben voll- ständig getrennt. Die unteren Bögen bilden am Rumpfe paarige Platten (he), die fadenförmige Rippen (r) tragen; am Schwanze verwachsen die Enden der unteren Bögen (ub) zu verlängerten Y-förmigen Dornfortsätzen. Der Schädel ist ganz selachierartig, besitzt aber kein Rostrum, und der Mund ist endständig. Das Palatoquadratum (pg) ist Notidanus-artig, indem die hintere Hälfte eine hohe Platte bildet, die mit einem postorbitalen Fortsatz des Cranium in Ge- lenkverbindung steht; es trägt gleich dem Unter- kiefer (nd) wie bei Selachii zahlreiche regelmässige Reihen von Zähnen (z); diese mit breiter Basal- platte versehenen Zähne (Fig. 652 A) besitzen eine sehr grosse Pulpahöhle und zeigen zwei lange äussere und eine kurze mittlere Spitze mit etwas 3 Orthacanthus Ag., Nenacanthus gefurchter Oberfläche. Das am Cranium bewegliche Hyomandibulare (hm) und das Hyoideum (hy) tragen zahlreiche sehr lange Kiemen(haut)strahlen (k); da- hinter sind sieben Paare von Kiemenbögen beoh- Fig. 652. Pleuracanthus De- cheni Goldf. Rothliegen- des. Lebach b. Saarbrücken. A dreispitziger Kieferzahn. 5 vielspitziger Schlundzahn von unten, € von oben ge- sehen. achtet, die kurze starre Kiemenstrahlen tragen. Vielspitzige kleine Zähnchen (Fig. 652 B, C) treten im Schlunde (sz) in dichten Haufen auf. Am Hinterende des Schädels findet sich ein langer, platter, gerader, zweizeilig gezähnter Nackenstachel (st). Nicht weit hinter dem Nackenstachel beginnt die lange Rückenflosse (d), die etwa über der Schwanzmitte durch einen Einschnitt von der Schwanzflosse (c) getrennt ist; letztere ist diphycerk und endet in einer dünnen Spitze. Die zahlreichen. gleichlangen Flossenstrahlen (fs) der 542 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Proselachii. Rückenflosse werden von langen stabförmigen Flossenträgern (ft) getragen, deren unterstes Ende (ft’) fadenförmig und abgegliedert ist. Die Anzahl der Flossenträger entspricht der der oberen Wirbelbogenhälften. Vor der Schwanzflosse finden sich unmittelbar hinter einander zwei sehr kurze Afterflossen (an), deren Flossenträger von vorn nach hinten an Stärke zu- nehmen und direct den unteren Dornfortsätzen aufsitzen. Der Schultergürtel (sg) besteht aus zwei ventral nicht vereinigten Spangen mit abgegliedertem unterem Ende sg’). Ein Höcker trägt die Brustflossen; dieselben besitzen eine verlängerte vielgliederige Hauptachse (ax) mit zweizeilig angeordneten Radien (ss), die aber nur auf der ven- tralen (postaxialen) Seite auch an den proximalen Gliedern der Hauptachse auftreten; der erste postaxiale Radius (bs) scheint direet vom Schulter- gürtel zu entspringen. Die an einem kleinen paarigen Becken (p) sitzenden Bauchflossen be- stehen ebenfalls aus einer vielgliederigen [beim Männchen mit dem sta- chelähnlichen Begattungsorgan (cop) endenden] Hauptachse (ax’) mit wesentlich einzeilig (postaxial) angeordneten Radien (ss’): neben der Hauptachse entspringen direet vom Becken noch mehrere Nebenstrahlen bs’). Mit Ausnahme der unmittelbar dem Becken aufsitzenden Theile tragen beim Männchen sämmtliche Elemente der Bauchflosse eine dichte periostale Knochenrinde. Die paarigen Flossen sind wenigstens theilweise mit mosaikähnlichen Schüppchen (sch) bedeckt, der übrige Körper scheint im Gegensatze zu den Haien vollkommen nackt gewesen zu sein. Zähne und Ichthyodoruliten von Pleuracanthiden finden sich im Carbon und Perm (? Keuper); vollständiger erhaltene Exemplare sind bisher nur aus dem Perm hekannt geworden und zwar besonders aus dem Rothliegenden von Lebach bei Saarbrücken, sodann aus Böh- men, Frankreich und Nordamerika. P.(Xenacanthus) Decheni Goldf. (= P. GaudryiBrongn.) waren gefrässige Raubfische von 30—80 cm Länge, in deren Magen sich nicht selten vollständige Archegosauren und Acanthodiden finden. Rothliegendes von Deutschland (bes. Saar- brücken, auch in Sachsen und Schlesien), von Böhmen (Braunau etc.) und in Frank- reich (Kohle von Commentry). P. (Didymodus) platypternus Cope. Perm von Texas. Unter allen bekannten Fischen, lebenden und fossilen, besitzt Pleura- canthuıs den primitivsten Bau, und es ist unter ihnen die Form, die den gemeinschaftlichen Vorfahren aller echten Fische noch am ähnlichsten sein dürfte. Der Schädel mit dem Visceralskelet ist durchaus der der Sela- chier, an die auch Zähne, Nackenstachel und männliches Begattungsorgan erinnern; würden die übrigen Theile des Skelets, nämlich Wirbelsäule Il. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Selachii. 543 und Gliedmassen allein bekannt sein, so könnten dieselben sehr wohl auf einen Crossopterygier oder Dipnoer bezogen werden. Von Pleuracanthus-ähnlichen Formen sind die Selachü abzuleiten, indem Verkümmerung der oberen und unteren Wirbelbögen und der Rippen, Rückbildung der Dorsalflosse und ihrer Träger und umfangreiche Verwachsungen am Skelet der paarigen und unpaaren Flossen eintraten. (Die Gattung Cladodus (p. 546, ist jedenfalls eine Uebergangsform von den Proselachü zu den Selachüi.) Andererseits könnten auf Proselachiti auch die Teleostomi und Dipnoi zurückgeführt werden, wenn man annehmen will, dass sich Deckknochen ausbildeten und das männliche Begattungsorgan verloren ging. 2. Ordnung Selachii. Die Wirbelsäule der Selachier (Plagiostomi oder Elasmobranchiı) besitzt bei den älteren Formen noch eine ungegliederte Chordascheide. Erst seit dem Lias finden sich Formen mit bieconcaven mehr oder we- niger verkalkten Wirbelkörpern (Fig. 662 B). Bei der Verkalkung der Wirbel entstehen zunächst: Cyelospondyli, bei denen der Querschnitt des Wirbels einen ein- fachen Kalkring zeigt; von diesen sind abzuleiten: Tectospondyli mit mehreren concentrischen Ringen; Asterospondyli wit radienförmigen Kalkstrahlen ‘Fig. 662 A u. C). Fig. 653. Seyllium canicula Cuv. Lebend. Schädel und Visceralskelet von der Seite. N = Nasenregion, A = Augenregion, O0 = Ohrregion des Primordialeraniums.. br = Kiemenstrahlen des Hyoidbogens (Kiemenhautstrahlen); im = Hyomandibulare; "y = Hyoideum; k = Kiemenstrahlen der Kiemen- bögen; 2 = Lippenknorpel; md = Mandibula; pq = Palatoquadratum; » = Rostrum; x =fEetobran- chialia; I—5 = erster bis fünfter Kiemenbogen. Die oberen Wirbelbögen sind meist kümmerlich ausgebildet und um- schliessen nur das Rückenmark, ohne sich dorsalwärts zu verlängern; ähn- lich sind oft auch die unteren Bögen; Rippen sind meist rudimentär. Schädel und Visceralskelet zeigen em ursprüngliches Verhalten (Fig. 653; s. p. 521); nur bei primitiveren Formen (Notidanidae ete.) arli- eulirt das Palatoquadratum direct mit dem Cranium wie bei den Prose- lachüi. An den grossen paarigen Flossen (Fig. 654) ist das primäre 544 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Selachii. Flossenskelet (/) mächtig entwickelt; es zeigt mehrere, wohl durch Ver- wachsung entstandene, grosse Basalplatten (Pro-, Meso- und Meta- pterygium), welche, meist nur ein- seitig, zahlreiche Radien (r) tragen (präaxial an den Brust-, postaxial an den Bauchflossen). Diesen Radien sitzen die aus feinen Hornfäden be- stehenden Flossenstrahlen (Fig. 654 fs) auf. Die sehr kurzen (1 oder 2) Rückenflossen und die Afterflosse Fig. 654. Schultergürtel und Brustflosse werden von meist rudimentären, von Heptanchus. co + sc = Schultergürtel; fs = fr Flossenstrahlen ; ms = Mesopterygium; mt = Me- zusammengedrängten und oft zu tapterygium; p = Propterygium; » = Radien; I= primäre, // = secundäre (aus Hornfäden be- Platten verschmolzenen Flossenträ- stehende) Flosse. gern gestützt. Vor den Rücken- und Afterflossen stehen häufig kräftige Stacheln (Ichthyodoruliten). Der Schwanz ist diphycerk bis heterocerk. Die 5 (selten 6—7) Kiemenspalten sind unbedeckt. Der Körper trägt meist Placoidschuppen. Zähne stehen in meist zahlreichen, regelmässigen Reihen auf dem Palatoquadratum und Unterkiefer; es sind comprimirte, haken-, pfeil- spitzen-, sägeähnliche Fangzähne oft mit schneidenden Seitenrändern Fig. 655. Längsschnitt (schematisch) durch einen Fig. 656. Längsschnitt (schematisch) durch einen Selachierzahn mit eigentlichem Dentin (D) Selachierzahn mit typischem Vasoden- und einfacher Pulpahöhle (P); 5 = Wur- tin (V, mit weiten anastomosirenden Canälen). zel; Vi = Vitrodentin. B= Wurzel; Vi = Vitrodentin. (Fig. 661 A—F, H, I), oder stumpfe Mahlzähne, die ein Zahnpflaster (Fig. 660)bilden; die innersten Zähne jeder Reihe sind die jüngsten, die äusseren die ältesten; indem die inneren Zähne allmählich nach aussen rücken, er- setzen sie die ausfallenden älteren, abgenutzten Zähne; die Wurzel, ur- sprünglich wie bei Placoidschuppen eine breite Basalplatte bildend, wird meist stark comprimirt und verlängert, einfach oder getheilt. Der feinere Bau der Zähne (ebenso der Placoidschuppen) ist sehr cha- rakteristisch für die einzelnen Gattungen und Familien; er bleibt con- stant, während die äussere Gestalt der einzelnen Zähne je nach ihrer Stel- lung im Gebiss sehr verschieden sein kann. Häufig besteht der Zahn aus eigentlichem Dentin mit einfacher Pulpahöhle (Fig. 655) oder aber I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Selachii. 545 aus Vasodentin mit weiten Canälen statt oder neben der einfachen Pulpahöhle; das Vasodentin kann grobe, vielfach mit einander anasto- mosirende Ganäle zeigen (Fig. 656); oder es findet sich nur ein baum- förmig verzweigter Canal (Fig. 657); oder (bei Mahlzähnen) es lassen sich zahlreiche, wenig verzweigte, ungefähr parallel verlaufende, nicht anastomosirende Canäle Fig. 658) erkennen. Die Selachier sind beinahe ausschliesslich Meeresbewohner; ihre Reste, meist nur einzelne Zähne, Ichthyodoruliten und Wirbel, selten vollständigere Exemplare, liegen fast in allen marinen Ablage- rungen, manchmal in ausserordentlicher Menge. Schon im obersten Fig. 657. Längsschnitt durch eine Placoid- Fig. 658. Längsschnitt (schematisch) durch einen schuppe von Scymnus lichia. B = Basal- po rförmigen Mahlzahn eines Selachiers. platte; V = Vasodentin mit baumförmig ver- Vasodentin mit ungefähr parallel laufenden ästelten Canälen und kleiner Pulpahöhle (P1; Canälen, Vi = Vitrodentin. Silur und im Devon finden sich Zähne und Ichthyodoruliten (Onchus), die zu Selachii gehören können. Unzweifelhafte Selachii erscheinen erst im Garbon; noch in der Gegenwart spielen sie eine nicht unbedeu- tende Rolle. Die zahlreichen Familien werden auf die beiden Unter- ordnungen der Squaloidei und Batoidei vertheilt, die sich allerdings fossil schwer trennen lassen. 1. Unterordnung Squaloidei oder Haie. Körper meist eylindrisch, Brustflossen frei; Kiemenspalten seitlich. 1. Fam. Hybodontidae. Rückenstacheln (Fig. 659) vorhanden (wenigstens bei der Gattung Sphenacanthus finden sich zwei Rückenflossen, jede mit einem Stachel) ; Zähne (Fig. 661 F) mehrspitzig, die Spitzen der Länge nach gestreift oder gefältelt, die Mittelspitze ist am höchsten. Zähne aus Vasodentin mit anastomosirenden Ganälen (Fig. 656) gebildet. Carbon (Devon) bis Kreide. Diese Familie ist nicht scharf von der folgenden, den Cestraciontidae, zu trennen; auch die Notidanidae und Lamnidae dürften auf sie zurückgeführt werden, Steinmann, Paläontologie. 35 F 546 I. Thierreich. — X. Verlebrata.. — 3. Klasse: Pisces. Selachii. Cladodus Ag. Zähne mit verbreiterter halbkreisförmiger Basis, mit mehreren langen, scharfen Spitzen, unter denen die seitlichen grösser sind als die derMittelspitze benachbar- kleiner ten. (Devon) und Steinkohlenformation. C. striatus Ag. Kohlenkalk von Irland. Cladodus ist vielleicht besser zu den Proselachiüi zu stellen, da wie bei diesen die Brustflasse eine viel- gliederige Hauptachse besitzt im Gegensatze zu allen anderen Selachi. Auch die plattenförmige Zahnbasis und die getrennt bleibenden Hälften des Schultergür- tels weisen dahin. Hybodus Ag. (Fig. 659, 661 F). Zähne mit hoher Mittelspitze und nach aussen werdenden Nebenspitzen; Wurzel comprimirt. Die grossen gefurchten Rückenstacheln tragen am Hinterrande zwei Reihen von Dornen. Zwei grosse hakenförmige Stacheln hinter der Orbita. Chordascheide un- gegliedert. Trias (Carbon ?) bis Kreide. H. plicatilis Ag. Häufig im deutschen Muschel- Fig. 659. Hybodus rveticulatus Ag. kalk. Rückenflossenstachel (Ichthyodo- H. reticulatus Ag. (Fig. 659 u. 661 F). Lias von rulit). Oberer Lias (e). Ohmden N hl in Württemberg. Württemberg und England. 2. Fam. Cestraciontidae. Zwei Rückenflossen, jede mit einem Stachel. Vordere Zähne klein und meist spitz, die hinteren verlängert und stumpf, ein zusammenhängen- Fig. 660. Amodus mobilis Ag. Zahnpflaster des rechten Unterkiefers,. Unterer Lias von Lyme Regis. A. Gaillardoti Ag. Muschelkalk. des Pflaster (Fig. 660) bildend. Zähne aus Vasodentin mit weiten Canälen - beste- hend. Carbon bis Gegen- wart. Acrodus Ag. (Fig. 660 u. 661 G). Zähne mit verästel- ten Rippen, die nach beiden Seiten von einer Längskante ausgehen. Trias bis Kreide. A. nobilis Ag. (Fig. 660, 661 @). Unterer Lias von Lyme Regis und Württemberg. Cestracion Cuv. Oberfläche der Pflasterzähne fein netzförmig mit undeutlicher x x . I Längskante. Jura bis Gegenwart. C. faleifer Wagn. Oberer Malm von Solnhofen. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Selachii. 547 3. Fam. Notidanidae. Eine Rückenflosse ohne Stachel; 6—7 Kiemenspalten. Zähne sägeförmig (Fig. 661 D) mit tiefen Zacken, die von vorn nach hinten an Grösse abnehmen, aus Vasodentin mit anastomosirenden Ca- nälen bestehend. Chordascheide undeutlich gegliedert. A 1 Fig. 661. Haifischzähne, A, B Carcharodon megalodon Ag. Miocän von Malta. C Galeocerdo aduncus Ag. Miocän von Baden. D Notidanus serratus Fraas. Ob. Malm von Nusplingen. E Oxyrhina hastalis Ag. Miocän von Ungarn. F Hybodus reticulatus Ag. Unterer Lias von England. @ Acrodus nobilis Ag. Lias von Württemberg. H, I Lamna contortidens Ag. Miocäan von Süldorf. Notidanus Cuv. (Fig.661 D) (—Hexanchus et Heptanchus Rafın.). Nicht selten vom Jura bis zur Gegen wart. N. Münsteri Ag. Oberer Malm von Bayern und Württemberg. N. serratus Fraas (Fig. 661 D). Oberer Malm von Nusplingen (Württemberg). 4. Fam. Lamnidae. Zwei Rückenflossen ohne Stacheln. Grosse spitze platte Zähne von ungefähr dreieckiger Gestalt mit comprimirter Wurzel (Fig. 661 A, B); die beiden scharfen Sei- tenränder sind öfters gezähnelt und an der Basis mit Nebenzacken (Fig. 661 H) versehen. Zähne aus Vaso- dentin mit anastomosirenden Canälen (Fig. 656) bestehend. Wir- belkörper meist mit 8 radialen ge- Fig. 662. Asterospondyle Haifischwirbel. A Querschnitt eines Otodus-Wirbels aus dem Zelleee —_, Oligoeän von Flonheim, B seitliche Ansicht eines gabelten Kalkstrahlen auf dem Queı Otodus-Wirbels aus dem Londonthon von Sheppy. sehnitt (Fig. 662 A — asterospondyl). C Querschnitt eines Wirbels von @aleocerdo aus dem Miocän von Baltringen. Recent und fossil seit dem Jura. Oxyrhina Ag. (Fig. 661 E). Zähne schmal, zungenförmig, ohne Neben- zacken. Recent und fossil vom Jura an. 0. Mantelli Ag. Kreide von Europa und Nordamerika. O. hastalis Ag.(Fig. 661 E). Eocän von Nordamerika; jüngeres Tertiär von Europa. 35* 548 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Selachii. Lamna Cuv. (Fig. 661 H, J). Zähne schlank mit glatten Seitenrändern und mit Nebenspitzen. Kreide bis Gegenwart. L. contortidens Ag. (Fig. 661 H, I). Miocän von Europa. Otodus Ag. (Fig. 662 A, B). Zähne ähnlich, nur breiter. Sehr häufig in der Kreide und im Tertiär. 0. obliquus Ag. Eocän von Europa. O0. appendiculatus Ag. Obere Kreide von Europa, New Jersey und Queensland. Carcharodon Smith (Fig. 661 A, B). Zähne sehr gross und breit mit gezähnelten Seitenrändern. Tertiär und lebend. C. megalodon Ag. \Fig. 661 A, B). Von gewaltiger Grösse, Im Eocän und jüngeren Tertiär fast kosmopolitisch (Malta, Alabama etc.). 5. Fam. Carchariidae. Aehnlich den Lamnidae, aber die Zähne aus eigentlichem Dentin (Fig. 655) mit grosser einfacher Pulpahöhle bestehend. Die Wirbel- körper zeigen vier mit der Spitze nach innen gerichtete verkalkte Keile auf dem Querschnitt (Fig. 662 C). Kreide bis Gegenwart. Galeocerdo Müll. u. Henle (Fig. 661 C u.662 C). Vorderrand der Zähne convex, Hinterrand concav, an der Basis stark gezackt. Kreide bis Gegenwart. G. aduncus Ag. (Fig. 661 C). Tertiär von Europa und Nordamerika. Carcharias Cuv. Zühne dreieckig ohne Nebenspitzen, im Ober- und Unterkiefer verschieden. Kreide bis Gegenwart. Hierher gehören sehr zahlreiche lebende Arten. C. speciosus Probst. Miocän von Baltringen. 6. Fam. Squatinidae. Körper rochenähnlich, breit und abgeplattet; doch ist die grosse Brustflosse vom Kopfe getrennt und die Kiemenspalten seitlich. Zwei Rückenflossen ohne Stacheln auf dem Schwanze. Zähne spitz, kegelförmig, ohne Nebenzacken. Wirbel tectospondyl (mit mehreren concentrischen Kalkringen auf dem Querschnitt). Die einzige Gattung Squatina Bell. existirte vom Jura an und findet sich noch lebend fast in allen Meeren. S. alifera Mnstr, ist in einer Anzahl vortrefllich erhaltener Skelete bekannt, die aus den Plattenkalken des oberen Malm von Bayern (Solnhofen, Eichstätt), von Württem- berg (Nusplingen) und von Cirin (Dep. Ain) stammen, I. Thierreich. — N. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Selachii. 549 2, Unterordnung Batoidei oder Rochen. Körper platt (deprimirt); Brustflosse sehr gross, mit dem Kopfe ver- wachsen; 5 Kiemenspalten auf der Bauchseite. Wirbelkörper eyclospondyl und tectospondyl (mit Kalkringen auf dem Querschnitte). Fam. Myliobatidae. Brustflossen sehr verbreitert; Schwanz peitschenförmig mit einem Stachel; grosse platte Mahlzähne bilden ein mosaikartiges Pflaster (Fig. 663): Haut nackt. Zähne aus Vasodentin mit ungefähr parallel laufenden Canälen bestehend Fig. 664). Tertiär und lebend. Myliobatis Cuv. (Fig. 663). Mit mehreren Reihen sechseckiger Zahnplatten, von denen bei erwachsenen Exemplaren die mittleren ausserordentlich breit werden. Je nach dem Alter des Individuums, so- wie je nach der grösseren oder geringeren Abkauung oder Abrollung bieten die Zähne ein ausserordentlich verschiedenes Aussehen bei der- selben Art. Eocän bis Gegenwart. M. toliapieus Ag. (Fig. 663). Eocän von England und Belgien. 3 - = 2 anhand ET) Si m) / Fig. 663. Myliobatis toliapicus Fig. 664. Längsschnitt (schematisch) Fig. 665. Ptychodus latissimus Ag. Londonthon von Sheppy. durch einen polsterförmigen Mahl- Ag. Zahn von der Seite. Obere Zahnpflaster. zahın eines Selachiers. Vasoden- Kreide (Senon) von England. tin mit ungefähr parallel laufen- den Canälen. Unter den fossilen Formen mit pflasterartigen Zähnen, die den Rochen anzureihen sind, sind ferner die folgenden Gattungen hervor- zuheben, deren jede vielleicht den Typus einer besonderen Familie bildet; die Zähne fast all dieser Formen besitzen Vasodentin, das zahlreiche, unge- fähr parallele und nicht mit einander anastomosirende Canäle zeigt (Fig. 664). Psammodus Ag. Zähne gross, etwa rechteckig; Oberfläche eben, porös, punktirt, mehr oder weniger fein runzelig. Kohlenkalk von Europa und Nordamerika. P. porosus Ag, Kohlenkalk von Grossbritannien, Belgien, Russland. 550 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Holocephali. Strophodus Ag. Zähne gross, verlängert, etwa rechteckig; Oberfläche fast eben, mit netzförmig verästelten Linien, zwischen denen feine Poren zerstreut sind. Jura und Kreide. S. reticulatus Ag. Dozger von Mitteleuropa. Ptychodus Ag. (Fig. 665), eine sehr charakteristische Selachierform der mittleren und oberen Kreide, deren Rochennatur erst neuerdings nachgewiesen wurde. Die grossen Zähne sind polsterförmig, fast qua- dratisch; die schmelzglänzende Oberfläche zeigt tiefe Quer- falten und ist auf den Seiten gekörnelt. P. latissimus Ag. (Fig. 665). Obere Kreide von Deutschland, Böhmen, England, Russland. Janassa Mnst. Zähne von vorn nach hinten stark comprimirt, plattenförmig, aus einer langen Wurzel und stark nach rückwärts gebogenen stumpfen Krone be- stehend, mit einander ein dichtes Pflaster bildend. Carbon und Perm. J. bituminosa Schloth. Perm von Deutschland (Kupferschiefer) und England. Cochliodus Ag. (Fig. 666). In jedem Unterkieferaste finden sich zwei aus Einzelzähnen verwachsene Zahnplatten; die hinterste und grösste derselben ist schraubenförmig gefurcht, die ganze Oberfläche der Zahnplatte fein punktirt. Carbon. C. contortus Ag. (Fig. 666). Kohlenkalk von Irland. Fig. 666. Cochliodus contortus Ag. Unterkiefer Fig. 667. Auffallend grosse Placoidschuppe mit Zähnen. Kohlenkalk von Irland. mit Stachel von Kaja. Fam. Rajidae. Körper rhombisch, auf der Oberseite mit Placoidschuppen besetzt, von denen oft einige sehr gross und mit einem hakenförmigen Stachel versehen sind (Fig. 667). Schwanz ohne langen Stachel. Gebiss mit zahl- reichen, kleinen, spitzen Zähnchen. Tertiär und recent. Wichtigste Gattung: Raja Cuv. (Fig. 667). Eocän bis Gegenwart. R. antiqua Ag. Pliocän von England und Italien. 3. Ordnung Holocephali (Chimären oder Seekatzen). Knorpelskelet; die ungegliederte Chordascheide enthält verkalkte Ringe, die vielzahlreicher sind als die Körpersegmente. Palatoqua- dratum und Hyomandibulare mit dem Primordialeranium. verschmolzen. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Placodermi. 551 Vier Kiemenspalten von einer Hautfalte bedeckt. Gaumen jederseits mit zwei (Fig. 668 a u. b), Unterkiefer mit einem (c) mächtigen schneidenden Zahn versehen. Ein grosser Nacken- stachel hinter dem Kopfe, gelenkig ver- bunden mit einem breiten Flossenträ- ger; dahinter eine lange bis zum Schwanze verlaufende niedere Rücken- ilosse, von zahlreichen, stabförmigen Flossenträgern gestützt. Die grossen . ” y DR Fig. 668. Ischyodus avita H. v, Meyer. paarigenFlossen sind denen der Selachii oberer Jura, Eichstätt. Gebiss, a = vor- 5 B . erer, b =hi 0 Has E ähnlich. Die Flossenstrahlen bestehen *°" ? = hinteren Oberzahn; c = Unter aus sehr zahlreichen dicht stehenden Hornfäden. Die Haut ist nackt oder trägt kleine Placoidschüppchen. Die in der Gegenwart noch spärlich vertretene Ordnung existirte vielleicht schon im Devon. Unzweifelhafte Chimären finden sich aber erst seit dem Jura; aus dem lithographischen Schiefer von Eich- stätt sind vollständige Skelete bekannt. Einzige Fam. Chimaeridae. Ischyodus Egerton. (Devon), Jura, Kreide und Tertiär. I. avita H. v. Meyer (Fig. 668). Oberer Malm von Eichstätt. 2. Unterklasse Euichthyes. 4. Ordnung Placodermi (nebst Cephalaspidae und Pteraspidae). Die Chordascheide ist nicht verknöchert. Kopf und vorderer Theil des Rumpfes sind mit meist sternförmig verzierten grossen, aber dünnen Knochenplatten vollkommen gepanzert (Fig. 669). Der Kopfpanzer (K) ist mit dem Rumpfpanzer (B) gelenkig verbunden. Die beiden mächtigen, äusser- lich gepanzerten Ruderorgane (Brustflossen — R) bestehen aus zwei ge- gen einander beweglichen Hälften; sie : ; Q : ig. 669. _Asterolepis or ander. sind nicht bei allen Formen nachgewiesen; Yis; 0, „Atarleris ornahs ander Radien und Flossenstrahlen sind nicht Kamptpanere Rn rad = daran bekannt. Bauchflossen sind eben- Schalsfnuns;): falls unbekannt. Zu den Placodermi gehören eine Anzahl Fische von seltsamer Körper- gestalt, deren Beziehungen zu anderen Fischgruppen wie auch zu ein- 552 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Placodermi. ander noch sehr dunkel sind. Sie sind fast vollständig auf das Devon beschränkt und gehören zu den bezeichnendsten Thierformen des Old red Sandstone; besonders häufig sind ihre Reste in Schottland; Nordamerika hat prachtvoll erhaltene Stücke geliefert; sie finden sich auch in Russland, seltener in Deutschland. 1. Fam. Asterolepidae. Inneres Skelet nicht erhaltungsfähig. Pterichthys Ag. (Fig. 670). Das Kopfschild (A) zeigt eine querstehende, von kleinen Platten bedeckte Oeflnung (0), die vielleicht als Orbitalöffnung anzusehen ist. Der Kopf zeigt Spuren von Schleimkanälen. Die hintere Körperhälfte ist von Schup- pen bedeckt und trägt eine kleine Rückenflosse (F). Die medianen Schuppen sind vor der Rückenflosse als grössere Platten ausgebildet, hinter der Rückenflosse sind sie ful- krenähnlich (f). Devon. Die Fig. 670. Pterichthys cornutus Ag., restaurirt. Old red zahlreichsten und vollstän- Sandstone von Schottland... A Rückenansicht. B Schwanz 0 n » von der Seite. 7 = Rückenflosse; X = Kopf; 0 = un- digsten Exemplare stammen paare Oeffnung (Orbitalöffnung); AR = Ruderorgan; f = Q re Sr Rn. fulkrenähnliche Medianschuppen ; hl = hintere Dorsolateral- aus dem Old red Sand platte; hm = hintere dorsale Medianplatte; vl = vordere 7 @ Dorsolateralplatte; vm = vordere dorsale Medianplatte. stone von Sc h ottlan d. P. cornutus Ag. (Fig. 670). Old red Sandstone von Schottland. Asterolepis Eichw. (Fig. 669) ist Pterichthys ähnlich. Devon. A. ornalus Eichw. (Fig, 669). Old red Sandstone von Livland. Bothriolepis Eichw. ist der Gattung Plerichthys ähnlich, aber die hintere Körperhälfte ist schuppenlos und daher nie beobachtet, obwohl zu dieser Gattung die best erhaltenen der bekannten Placodermen gehören. Devon von Europa und Canada. B. canadensis Whiteaves. Das Oberdevon von Scanmenac-Bay in Canada hat zahlreiche, vortrefllich erhaltene Exemplare dieser Art geliefert. B. Panderi Lahusen. Devon von Russland. 2. Fam. Coccosteidae. Inneres Skeletttheilweise fossil erhaltungsfähig. Coccosteus Ag. (Fig. 671). Obere und untere Wirbelbögen, Flossen- träger, sowie ein Theil des Innenschädels ist verknöchert. Die Kiefer tragen winzige Zähnchen (Fig. 671); Augen seitlich, von einander ge- I. Thierreich. — X. Verfebrata. — 3. Klasse: Pisces. Dipnoi. 553 trennt. Ein Ruderorgan ist unbekannt. Hintere Körperhälfte schuppenlos. Devon von Deutschland, Schottland, Liv- land und Nordamerika. C. decipiens Ag. Aus dem Old red Sandstone von Schottland und Livland. Fig. 671. Coccosteus decipiens Dinichthys Newberry. Fische von ge- Ag. Kiefer mit Zähnchen. Old y 0% = - no - red Sandstone. Livland. waltiger Grösse, deren Kopf bis 3 Fuss lang und fast ebenso breit wird; sie finden sich besonders im Devon von Nordamerika. D. Hertzeri Newb. Devon von Delaware, Ohio. Anhang: Fam. Cephalaspidae. Wirbelsäule nicht verknöchert, Kopf mit einem einfachen grossen Knochenschilde bedeckt, in welchem die Augenhöhlen nahe beiein- ander liegen. Rumpf von rhombischen Schuppen bedeckt. Schwanz hete- rocerk. Paarige Gliedmassen unbekannt. So lange die hierher gehörigen Formen nicht besser bekannt sind als bisher, ist es nicht möglich, ihnen eine sichere Stellung im System anzuweisen. Sie gehören zu den ältesten L i = Fig. 672. Cephalaspis Lyelli Ag. Old red Sandstone von Fischen und finden sich nur : Schottland. KRestaurirt. im obersten Silur und Devon. Cephalaspis Ag. Silur und Devon. C. Lyelli Ag. ist nicht selten im Old red Sandstone von Schottland. Schliesslich möge hier auch die räthselhafte Fam. Pteraspidae Platz finden, seltsame Formen aus dem obersten Silur und Devon, von denen nur gewölbte Panzer bekannt sind, die als Rücken- und Bauch- schild den Kopf und Vorderrumpf fischähnlicher Formen bedeckt haben sollen; das Rückenschild ist meist zusammengesetzt (Gattung Pteraspis Cuv.), das Bauchschild einfach (Gattung Scaphaspis Lank.). Kleine Augen- öffnungen liegen am Aussenrand des Rückenschildes. >. Ordnung Dipnoi. Das Innenskelet der Dipnoi zeigt nur geringe Verknöcherung; die Chordascheide bleibt ungegliedert. Am Kopfe treten Deckknochen auf, vor allem ein Parasphenoid (Fig. 673 ps) und en Operculum, ebenso am Schultergürtel. Das Palatoquadratum sowie das rudimentäre Hyoman- 554 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3, Klasse: Pisces. Dipnoi. dibulare sind mit dem Schädel verwachsen. Der Gaumen (pp) und der Unterkiefer trägt jederseits eine sehr grosse kammförmige Zahnplatte (Fig. 673 d u. Fig. 675). Sind die paarigen Flossen wohl entwickelt, so sind sie quastenförmig mit langer vielgliedriger, äusserlich beschuppter Hauptachse und zweizeilig angeordneten Seitenstrah- len (Fig. 674 p u. v, ähnlich Pleuracan- thus, vgl. Fig. 645), sonst peitschenför- mig ohne Seitenstrahlen. Die Schwanz- flosse ist diphycerk (Fig. 648, 67%) oder heterocerk (Fig. 676). Die unpaaren Flossen werden von stabförmigen Flossenträgern getragen, die direkt den Dornfortsätzen aulsitzen. Die Flossen- strahlen bestehen meist aus Hornfäden Fig. 673. Dipterus Valenciennesi Ag. Old (Fig. 674), manchmal aus gegliederten red Sandstone von Schottland. A Unterseite des Schadelss‘ BöUnterkiefervonioben.ia= Strahlen (Ei2.676)., "DerKörperzerst Unterkiefergelenk; d = Zahnplatten; BR x . pp = Palatinum; ps = Parasphenoid. mıt grossen rundlichen Schuppen be- deckt. Rippen lang und kräftig. Die lebenden Dipnoi besitzen neben ihren Kiemen auch Lungen; sie finden sich in Südamerika, Afrika (Protopterus — Fig. 648) und Australien und leben daselbst in schlammigen, dem Austrocknen oft unterworfenen Gewässern. Fossil kommen sie vom Devon (Silur ?) an vor. Dipnoi sind offenbar innig mit den Crossopterygü, den primitivsten Teleostomi verwandt. Die Abgrenzung der paläozoischen Vertreter beider Gruppen ist sehr unsicher. l. Unterordnung Sirenoidea. Die lange einfache Rückenflosse geht ohne Unterbrechung in die =) diphycerke Schwanzflosse über (Fig. 674). Flossenstrahlen aus Hornfäden bestehend. Rumpf von dünnen Cycloidschuppen bedeckt. Keine Jugular- platten zwischen den Unterkieferästen. Deckknochen des Kopfes nicht sehr zahlreich. Paläozoisch, mesozoisch und recent. 1. Fam. Phaneropleuridae. Paarige Flossen wohl entwickelt, quastenförmig. Kurze conische Kieferzähne sind vorhanden. Gaumenzähne dreieckig, mit Reihen von Zacken versehen. Devon und Carbon. I. Thierreich, — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Dıpnoi. 555 Phaneropleuron Huxl. (Fig. 674). Devon von Schottland und Ca- nada. Ph. Andersoni Hunl. (Fig. 674). Old red Sandstone von Schottland. Fig. 674. Phaneropleuron Anderson! Huxl. Old red Fig. 675. Ceratodus runeinatus Plien. Sandstone von Dura Den in Schottland. « = After- Lettenkohlensandstein von Hoheneck bei flosse; ce = Schwanzflosse; d = Rückenflosse; p = Ludwigsburg. Obere Zahnplatte. Brustflosse; v = Bauchflosse. 2. Fam. Ceratodontidae. Keine conischen Kieferzähne. Gaumenzähne dreieckig. Paarige Flossen wohl entwickelt, quastenförmig, Ceratodus Ag. (Fig. 675). Zahnplatten mit unten 4, oben 5 (6) hohen einfachen Kämmen. Findet sich fossil weit verbreitet, besonders in der Trias, auch im Jura, sowie lebend in Australien. ©. Kaupi Ag. und C. runcinatus Plien. (Fig. 675). Lettenkohlensandstein von Württemberg. €. Forsteri Kreflt. Zahnplatten mit 6 Kämmen. Lebend in Australien. Ctenodus Ag. scheint Ceratodus sehr ähnlich zu sein; Zahnplatten meist mit mehr als 5 mehr oder weniger gezackten Kämmen, Carbon und Perm. 2. Unterordnung Ctenodipterini. Zwei kurze Rückenflossen getrennt von der heterocerken Schwanz- llosse (Fig. 676). Flossenstrahlen gegliedert. Runde auf der Oberfläche gekörnelte Ganoidschuppen. Paläozoisch. Fam. Dipteridae. Schädeldach mit zahlreichen kleinen schuppenförmigen Hautschil- dern. Paarige Flossen wohl entwickelt, quastenförmig (Fig. 676). Fig. 676. Dipterus Valenciennesi Ag. Restaurirt. Old red Sandstone von Schottland. Dipterus Sedgw. u. Murch. (Fig. 673, 676). Zahnplatten mit fächer- förmig von der inneren Ecke aus verlaufenden gezackten Kämmen. Zwei Paar Jugularplatten (s. p. 556) zwischen den Unterkieferästen. Devon. D. Valenciennesi Ag. (Fig. 673, 676). Old red Sandstone von Schottland. 556° I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Teleostomi. 6. Ordnung Teleostomi. Zu dieser Ordnung gehört die grosse Mehrzahl der lebenden wie der fossil bekannten Fische. Teleostomi finden sich schon im Devon in grosser Mannigfaltigkeit. In vielen Punkten ihrer Organisation lässt sich eine allmählich fortschreitende Entwicklung von den ältesten und primitivsten Formen bis zu den jüngsten und höchststehenden erkennnen. Die anfangs knorpelige Wirbelsäule (mit wohlerhaltener Chorda und noch ungegliederter Chordascheide wie bei Accipenser) geht durch eine grosse Anzahl von Zwischenstufen (vgl. p. 517) allmählich in den voll- kommen verknöcherten Zustand über, und zwar zeigen diesen Zustand die höchsten Formen aus ganz verschiedenen Gruppen der Teleostomi, die ihn unabhängig von einander erreicht haben (Polypterus unter den Orossopterygü, Lepidosteus unter den Euganoidei, viele Physostomi und alle Phy- soclysti). ehr Das Primordialeranium nebst jae. an = -Angulare; Dr = Kiemen- "Jem Visceralsikelet ist ebenfalls ur- hautstrahlen; co = Cireumorbitalia; d = Dentale; f = Frontale; im = Interma- .. En „k m ou ee sprünglich noch ganz knorpelig, doch stets gularplatte; m Maxillaro; m = Nasale; yon einer mehr oder minder grossen Zahl op = Operculum; p = Parietale; po = ko Postorbitalia; pop = Praeopereuum; yon Deckknochen umgeben, die bei pt = Posttemporale; sop = Subopereu- [>] ’ lum; sg = s! = Supra vielen älteren Formen einen äusseren, fast vollständig geschlossenen Kopfpanzer (Fig. 677, 683) darstellen. Erst bei den höchststehenden Teleostomi findet sich das Primordialcranium grösstentheils verknöchert, z. Th. unter inniger Ver- wachsung mit Deckknochen, und eine geschlossene Knochenkapsel um das Gehirn bildend; ein äusserer geschlossener Kopfpanzer ist bei solchen Formen nur selten noch ausgebildet. Auch das Visceralskelet verknöchert bei den höheren Teleostomi oder es wird, wie ein Theil des Palatoquadratum und des Unter- kiefers, durch Deckknochen ersetzt. Das Hyomandibulare, dessen unterer Theil (als Sympleceticum) vom oberen abgegliedert ist, trägt den Unterkiefer. Unter den Deckknochen des Schädels (Fig. 677) ist neben anderen (vgl. p. 523) besonders der am Hyomandibulare befestigte und bewegliche Kiemendeckel hervorzuheben, der aus dem Praeopereulum (pop) und Operculum (op) besteht, zu denen noch ein Subopereulum (sop) und Interoperculum (iop) treten kann. Das Zungenbein trägt fast I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Teleostomi. 557 immer verlängerte knöcherne Seitenstrahlen, die Kiemenhautstrahlen (Branchiostegalia Fig. 677 br); fehlen diese, so finden sich zwischen den Unterkieferästen die Kehl- oder Jugularplatten (Fig. 677, 684 j), die selten auch neben Kiemenhautstrahlen vorhanden sind. Die Oper- eularplatten selbst sind nur als die umgewandelten Kiemenstrahlen des Hyomandibulare anzusehen. Zähne können in der mannigfaltigsten Ausbildung auf allen den Mund oder Schlund begrenzenden Knochen auftreten. Der Schultergürtel (Fig. 678 B, C) der Teleostomi besteht zum grösseren Theil aus Deckknochen |Seeundärer Schultergürtel mit Clavieula (el), Supraclavieula (sel), oft auch Postelavieula(pel) und Infraclavicula], und ist meist durch ein besonderes Posttemporale (pt) mit dem Schädel verbunden (vgl. Fig. 688); nur bei rudimentärer Brust- flosse kann eine Verbindung mit dem Schädel unterbleiben (Anguillifor- mes). Der primäre Schultergürtel bleibt bei den niederen Formen Fig. 678. Schultergürtel und Brustflosse von A Heptanchus (Selachier), B Polypterus (Crosso- pterygier mit quastenartiger Brustflosse) und € Salmo lacustris (Physostome mit fächerartiger Brustiflosse). Primärer Schultergürtel: co = Coracoid; sc = Scapulare. Secundärer Schultergürtel: ce? = Clavieula; pel = Postelavieula; sc! = Supraclavieula; pt = Posttemporale, zur Befestigung am Schädel. Primäres Flossenskelet (= /): p = Propterygium; ms = Mesopterygium; mt = Metaptery- gium; r = Radien. Secundäres Flossenskelet (= I/): fs = Flossenstrahlen ; 1 = erster Flossenstrahl. knorpelig und verknöchert bei den höheren zu zwei getrennten Stücken, dem Scapulare (sc) und Coracoideum (co); er tritt aber gegen den secundären Schultergürtel sehr zurück. Das kleine Becken ist bei den höheren Formen verknöchert und wahrscheinlich mit einem Theil des primären Bauchflossenskelets ver- wachsen; es rückt bei vielen Physoclysti aus seiner ursprünglich bauch- ständigen Lage weit nach vorn an die Brust (Fig. 719 v) oder selbst an die Kehle, wobei es sich mit dem Schultergürtel in Verbindung setzen kann. Die äusseren paarigen Flossen besitzen bei den niederen Teleostomi Fig. 678 B) noch ein wohlentwickeltes, mit zahlreichen Radien (r) ver- sehenes primäres Flossenskelet (/), das die Flossenstrahlen (fs) trägt [(quastenförmige Flosse mit langer (Fig. 680) oder kurzer (Fig. 678 B) 558 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Teleostomi. Achse bei den Crossopterygü]; bei den höheren Teleostomi (Fig. 678 C) wird das primäre Flossenskelet (7) aber zu Gunsten des seeundären (IT), aus den Flossenstrahlen (fs) bestehenden, immer mehr zurückgebildet, bis letzteres fast allein die ganze Flosse zusammensetzt (fächerförmige Flosse); wenigstens ein Flossenstrahl (/) artieulirt dann direkt mit dem Gliedmassengürtel; als Rest des primären Skelets (Fig. 678 © I) finden sich bei den höheren Formen am Schultergürtel nur noch wenige, höch- stens 5 Knochenstücke (mt und r), die alle direkt an den Schultergürtel stossen; an der Bauchflosse dagegen gehen auch diese zuletzt verloren, so dass hier alle Flossenstrahlen sich direkt an das Becken anlegen können. Die ältesten Teleostomi sind alle diphycerk (Fig. 680) oder he- terocerk (Fig. 689); erst seit der Trias tritt die hemiheterocerke (Fig. 699) Schwanzform auf, und die känozoischen Formen sind fast durchweg homocerk (Fig. 708, 712). Die paarigen und unpaaren Flossen der Teleosiomi zeigen stets ge- gliederte und meist auch fächerförmig getheilte Flossenstrahlen (Fig. 679 0, D); nur bei den höchsten Formen (Physoclysti) können dieselben durch ungeglie- derte Stachelstrahlen (Fig. 679 A, B) in grösserer Anzahl ersetzt werden (Fig. 719, 720. Die unpaaren Flossen stützen sich auf stabför- mige Flossenträger. Als Fulkren oder Schin- deln (Fig. 699 f) werden stachelförmige Schup- pen bezeichnet, die paarig oder unpaar dem Fig. 679. Flossenstrahlen. 4” B Stächelstrahlen: ungeglie. Vorderrande der einzelnen Flossen aufsitzen dert, hart. € weicher Floss Srahlı gegliedert, einfach. Können; sie finden sich nur bei primitiveren > 80; liedert 1 fächer- 1 Yır . = m - 2 incl Formen. Während die älteren Teleostomi fast sämmtlich eine panzerähnliche Körperbedeckung aus dieken, schmelzüberzogenen Ganoidschuppen trugen, zeigen die modernen Formen mit wenig Ausnahmen dünne Cyceloid- und Gtenoid- schuppen. Unter dem Namen »Ganoiden« werden gewöhnlich die Teleostomi zu einer besonderen Gruppe unter den Fischen zusammengefasst, welche gewisse primitive Charaktere aufweisen, nämlich eine nicht vollständig verknöcherte Wirbelsäule oder nicht vollständig homocerken Schwanz, Ganoidschuppen, Fulkren oder Jugularplatten, Merkmale, die von primitiveren Charakteren der Sehnerven, des Herzens und des Darmcanals*) begleitet sein können, wie sie sich auch noch bei *) Diese Merkmale variiren beträchtlich innerhalb der Ganoiden selbst. a. Die Klappen am Ostium arteriosum (Conus arteriosus) des Herzens bil- I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Teleostomi, 559 Chondropterygiü und Dipnoi finden. Den »Ganoiden«*), werden die in allen diesen Punkten moderneren Teleostomi unter dem Namen »Teleostei« gegenübergestellt. Diese Trennung ist jedoch eine unnatürliche, da sie nahe verwandte Formen auseinanderreisst, dagegen sehr heterogene For- men zusammenfasst. Unter den Teleostomi lassen sich die folgenden fünf Unterordnungen annehmen. A. Brustflossen quastenförmig, mit beschuppter Achse; primäres Flossenskelet wohl entwickelt, mit zahlreichen Radien; keiner der Flossenstrahlen erreicht den Schultergürtel (Fig. 678 B, 680). Schwanzflosse dipbycerk oder heterocerk. 1. Unterordnung Crossopterygii (p. 560). B. Brustflossen fächerförmig, fast ganz aus den stark entwickelten Flossen- strahlen bestehend; primäres Flossenskelet rudimentär mit sehr wenig Radien, die sämmtlich den Schultergürtel erreichen; auch der äusserste Flossenstrahl erreicht stets den Schultergürtel (Fig. 678 C). I. Schwanz heterocerk; die Schwanzwirbelsäule und die äussere Beschup- pung erstrecken sich fast bis zum Ende der Schwanzflosse (Fig. 689). 2. Unterordnung Heterocereci (p. 563). II. Schwanz hemiheterocerk bis homocerk; die Schwanzwirbelsäule und ebenso die äussere Beschuppung erstrecken sich höchstens bis zum Beginn der hinteren Hälfte der Schwanzflosse (Fig. 694, 720). a. Schuppen schmelzbedeckt, rhombisch oder rhomboidisch, dick oder mit verdickter Innenleiste (Ganoidschuppen — Fig. 687, 699). 3. Unterordnung Euganoidei (p. 568). b. Keine rhombischen Ganoidschuppen. 4. Cyceloidschuppen (selten rhombisch, dann aber klein und dünn); Bauchflossen bauchständig; höchstens ein Stachel- strahl in jeder Flosse; Schwimmblase mit Ausführungsgang (Fig. 744). 4, Unterordnung Physostomi (p. 575). 2. Entweder sind Ctenoidschuppen vorhanden, oder die Bauch- flossen sind brust- oder kehlständig, oder es finden sich mehrere Stachelstrahlen in einer Flosse; Schwimmblase ohne Ausführungsgang (Fig. 720). 5. Unterordnung Physoclysti (p. 580). den bei Selachii und Ganoidei 6—3, bei einigen Clupeidae 2, bei den meisten Teleostei 4 Querreihe mit je 2—9 Klappen. b. Die Spiralklappe des Mitteldarmes ist bei den Ganoidei sehr verschieden, stets aber unbedeutender entwickelt als bei Selachü, fehlt aber Lepido- steus ganz wie den Teleostei. c. Bei den Ganoidei sind an der Kreuzungsstelle die beiden Sehnerven durch eine dünne Commissur verbunden, die den Teleostei fehlt. *) Zu den Ganoidei werden gewöhnlich gerechnet: Placodermi (nebst Cephalas- pidae und Pteraspidae), Crossopterygü, Heterocerci, Euganoidei und ein Theil der Phy- sostomi, zu den Teleostei die übrigen Physostomi sowie die Physoclysti.. 560 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Crossopterygii. l. Unterordnung (Crossopterygü. Der Körper ist von rhombischen oder eyeloiden Ganoidschuppen bedeckt, der Schädel ist vollkommen gepanzert, der Schwanz ist diphycerk bis heterocerk. Die Brust- meist auch die Bauch-)flossen sind quastenförmig mit beschuppter kurzer (Fig. 678 B) oder verlän- gerter (Fig. 680) Achse. Die Radien (Fig. 678 B r) des wohlentwickelten (nur bei Polypterus verknöcherten) primären Flossenskelets sind zahl- reich, die Flossenstrahlen (fs) weit vom Schultergürtel getrennt; es sind zwei kurze (Fig. 680) oder eine lange vieltheilige Rückenflosse vorhanden, die auch ganz fehlen kann. Fulkra fehlen, ebenso Kiemenhautstrahlen, statt deren Kehlplatten Fig. 684 j) sich finden. Nur bei den recenten Formen sind die Wirbel vollständig verknöchert. Die Orossopterygiüi zeigen sehr innige Beziehungen zu den Dipnoi (vgl. Fig. 676), in Folge dessen die Abgrenzung beider Gruppen für manche fossile Formen schwierig ist. Nach dem Bau ihrer Gliedmassen können die Crossopterygierals die ursprünglichsten Formen unter den Teleostomi angesehen werden. Sie gehören zu den häufigsten und auf- fallendsten Fischformen des Devon und Carbon, treten später sehr zu- rück, sind aber noch in der Gegenwart vorhanden. Man kann folgende 5 Familien unterscheiden: A. Wirbel unvollständig verknöchert, Zwei kurze Rückenflossen (sämmt- lich fossil). 1. Mehrere einfache Flossenträger für jede Rückenflosse. a. Schuppen eycloid, dachziegelförmig sich bedeckend. 4. Brustflossen mit verlängerter Achse; Zähne dendrodont. 1. Fam. Holoptychiidae. 3. Brustflossen mit kurzer Achse; Zähne labyrinthodont. 2. Fam. Rhizodontidae. b. Schuppen rhombisch. 3. Fam. Rhombodipteridae. 2. Nur ein gabelförmiger Flossenträger für jede Rückenflosse. 4. Fam. Coelacanthidae. B. Wirbel vollständig verknöchert; Rückenflosse sehr lang und vieltheilig oder fehlend (nur recent). 5. Fam. Polypteridae. 1. Fam. Holoptychiidae. Wirbel unvollständig verknöchert; zwei sehr kurze Rückenflossen (Fig. 680); Schuppen rundlich, die freie Oberfläche skulptiert (Fig. 681); Brustflossen quastenförmig, spitz, mit verlängerter Achse; Zähne spitz kegel- förmig, darunter mehrere mächtige zweischneidige Fangzähne, aus Vaso- dentin mit verästelten Canälen bestehend (dendrodont). Devon, selten Carbon. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Crossopterygii. 561 Holoptychius Ag. (Fig. 680). Brustflossen mit sehr langer schmaler beschuppter Achse; Schwanzflosse hetero-diphycerk. Devon. Besonders schöne Exemplare dieser grossen Fischformen finden sich im Old red Fig. 680. Holoptychius nobilissimus Ag. Old red Sandstone. Elgin, Schottland. Sandstone von Schottland; auch im Devon von Irland, Russland, Eifel, Belgien und Nordamerika. H. nobilissimus Ag. (Fig. 680), Murchisoni Ag. (Fig. 681) u. a. im Old red Sand- stone von Schottland. Dendrodus Owen (mit Unrecht neuerdings zu den Dipnoi gestellt) ist nahe ver- wandt; Kopfpanzer ohne sichtbare Nähte. Von bedeutender Grösse. Oldred Sand- stone; häufig in Russland, selten in Schottland. D. biporcatus Ag. Old red Sandstone von Russland. Glyptolepis Ag. Vordere Rückenflosse der Afterflosse gegenüber. Devon von Schottland, Russland und Nordamerika, G. microlepidotus Ag. Old red Sandstone von Schottland. Fig. 681. Holoptychius Murchisoni Ag. Old red Fig. 682. Khisodus Hibberti Ag. Fangzahn. Sandstone von Schottland. Freiliegender skulp- Carbon von Edinburg. tirter Theil einer Schuppe. 2. Fam. Rhizodontidae. Der vorigen Familie sehr ähnlich, aber die Brustflossen sind stumpf, abgerundet, mit kurzer Achse, und die Zähne zeigen Vasodentin mit ein- fachen, nicht verzweigten, aber der Länge nach zusammenhängenden Ca- nälen (labyrinthodont). Carbon, selten im Devon. Rhizodus Owen (Fig. 682). Sehr grosse Fische, deren 5—10 cm lange zweischneidige Fangzähne an der Basis tief gefaltet sind. Carbon von Schottland, England und Nordamerika. Rh. Hibberti Ag. (Fig. 682). Carbon von Edinburg, Steinmann, Paläontologie. 36 562 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Crossopterygii. 3. Fam. Rhombodipteridae. Paläozoische Fische mit rhombischen Schuppen und zwei Rücken- flossen. Osteolepis Val. u. Pentl. (Fig. 683). Brustflossen mit etwas ver- längerter Achse. Schwanzflosse hetero-diphycerk. Schuppen und Kopf- platten glatt; die Kopfplatten zeigen Neigung mit einander zu ver- Fig. 683. Osteolepis macrolepidotus Val. u, Pentl. aus dem Old red Sandstone. Schottland. Restaurirt. schmelzen; mittlere Jugularplatten vorhanden. Devon von Schottland und Russland. O. macrolepidotus Val. u. Pentl. (Fig. 683) aus dem Old red Sandstone. Glyptolaemus Huxl. Schuppen und Kopfplatten skulptirt; mittlere Jugularplatte fehlt. Devon von Schottland. G. Kinnairdi Huxl. Old red Sandstone von Schottland. 4. Fam. Coelacanthidae. Chordascheide ungegliedert. Bei allen stabförmigen Skeletknochen ist nur die äussere Schicht verknöchert, sie erscheinen daher fossil als hohle Röhren. 2 kurze Rückenflossen und I Afterflosse (Fig. 684), jede nur von einem gabelförmigen Flossenträger (ff) gestützt. Paarige Fig. 684. Undina penieillat« Mustr. Oberer Jura von Eichstätt. a = Atterflosse; ce = Schwanzilosse mit pinselförmiger Endflosse; dı u. dz = Rückenflossen; /£ = gabelförmige Flossenträger; j = Jugular- oder Kehlplatten; p = Brustflosse; s = Schwimmblase; vo = Bauchflosse. Flossen abgerundet, mit kurzer Achse. Schwanzflosse (c) diphycerk. Schuppen dünn und rundlich, oft skulptirt. Zwei grosse Kehlplatten (j). Schwimmblase (s) mit verknöcherter Wandung. Der Kiemendeckel zeigt nur eine Knochenplatte. Carbon bis Kreide. ]. Thierreich. — N. Vertebrata. —.3. Klasse: Bisces. Heterocerci. 563 Undina Mnstr. (Fig. 684). Die grosse diphycerke Schwanzflosse (c) setzt sich in eine pinselförmige Endflosse fort. Freier Theil der Schuppen mit dichtstehenden länglichen Körnern (Fliegeneierähnlich) oder Dornen besetzt. Oberer Jura von Bayern und von Cirin bei Lyon. U. penicillata Mostr. (Fig. 684). Oberer Jura von Eichstätt. Macropoma Ag. Pinselflosse fehlt oder rudimentär. Schuppen mit dichtstehenden scharfen Spitzen bedeckt. Grosse bis 50 em lange Fische aus der mittleren und oberen Kreide von England. Frankreich, Nord- deutschland, Böhmen. Häufig finden sich die spiralig gedrehten I—2 em langen Excremente. M. Mantelli Ag. Obere Kreide von England. M. forte Fritsch. Obere Kreide von Böhmen. 5. Fam. Polypteridae. Hierher gehören die in afrikanischen Flüssen vorkommenden re- centen Gattungen Polypterus (Fig.678 B) mit langer vieltheiliger Rücken- flosse und Calamoichthys ohne Rückentflosse. 2. Unterordnung Heterocerei. Dies ist die einzige Unterordnung der Teleostomi, innerhalb deren keine Formen mit vollständig verknöcherten Wirbeln sich ausgebildet haben. Chordascheide stets ungegliedert. Das ganze Innenskelet ist äusserst wenig, wenn überhaupt, verknöchert. Auch am Schädel sind nur Deckknochen bekannt. Die Bezahnung ist schwach. Flossenstrahlen sind in viel grösserer Anzahl vorhanden als Flossenträger, und stehen sehr dicht. Der Schwanz ist ausgezeichnet heterocerk, die Schwanzwirbelsäule sowie die äussere Beschuppung reicht fast bis zu der Schwanzspitze. Der Körper ist meist von dieken rhombischen Ganoid- schuppen bedeckt, doch sind einige extremere Formen nackt oder tragen Knochenplatten. Zu den Heterocerei, welche höchst charakteristisch sind für die paläozoischen Schichten seit dem Devon, gehören namentlich die meisten Fische der Dyas. Spärlich finden sie sich noch in der Trias, und nur die merkwürdigen Familien der Störe und Löffelstöre haben sich bis zur Gegenwart erhalten. Es lassen sich sechs Familien annehmen, unter denen die Acanthodidae eine sehr isolirte Stellung einnehmen, während über die Zusammenge- hörigkeit der übrigen fünf Familien kaum ein Zweifel herrschen kann. Die typischen Heterocerci aus dem Palaeozoicum, Palaeoniscidae und 36* 564 l. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Heterocerci. Platysomidae, können als die Vorläufer der mesozoischen Euganoidei ange- sehen werden. A. Körper vollständig mit rhombischen Schuppen bedeckt. I. Vor jeder Flosse mit Ausnahme der Schwanzflosse ein kräftiger Stachel. Schuppen winzig. l. Fam. Acanthodidae. II. Flossen ohne Stacheln ; meist grössere Ganoidschuppen. a. Körper wenigstens doppelt so lang als hoch. 2. Fam. Palaeoniscidae. b. Körper höchstens doppelt so lang als hoch. 3. Fam. Platysomidae. B. Körper nackt oder mit einzelnen Reihen von Knochenplatten bedeckt. I. Bauchflossen kehlständig; Körper so hoch als lang. 4. Fam. Dorypteridae. II. Bauchflossen bauchständig; Körper viel länger als hoch. a. Körper ganz nackt. 5. Fam. Spatulariidae. b. Körper trägt Knochenplatten. 6. Fam. Accipenseridae. 1. Fam. Acanthodidae. Diese eigenthümlichen Fische (Fig. 686), die zu den ältesten der He- terocerei gehören, erinnern an manche der modernen Tiefseefische, indem sie wie diese eine sehr spärliche Knochenbildung am Kopfe zeigen; unter anderem ist, wie bei gewissen Siomiatidae, mit denen einige der Acantho- diden auffallende Analogien zeigen, ein Kiemen- deckel nicht ausgebildet, so dass die Kiemen frei zu liegen scheinen; die überhaupt vorhandenen Kopfknochen sind äusserst dünn. Das Innen- skelet ist nicht verknöchert. Der Schwanz ist stark heterocerk; der Körper wird von win- Fig. 685. 4eunthodes graciis zigen quadratischen oder rhombischen dieken Beyr. Schuppen von der Innen- . ER . . . seite, vergrössert. Schüppchen bedeckt (Fig. 685), die nicht mit den Rändern übergreifen und die der Haut ein chagrinartiges Aussehen geben; ähnliche Schuppen besitzt die Gattung Cheirolepis unter den Palaeoniscidae. Vor Rücken- und Afterflossen steckt je ein kräftiger Stachel lose im Fleisch (wie bei Selachit), auch vor den Bauchflossen, während der Stachel (erster Flossenstrahl) der Brustflosse mit dem Schultergürtel in Gelenkverbindung steht wie bei allen höheren Te- leostomi.* ’ Acanthodidae kommen vom Devon bis Perm vor: vielleicht stam- men auch einige der silurischen Ichthyodoruliten von ihnen. Acanthodes Ag. (Fig. 685). Langgestreckt mit diekem Kopf und grossem, mit winzigen Zähnchen besetztem Maul. Augen mit geschlossenem Knochenring. Eine Rückenflosse gegenüber der Afterflosse. Devon bis Dyas. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Heterocerci. 565 A. Mitchelli Eg. Old red Sandstone von Schottland. A. Bronni Ag. Rothliegendes bei Saarbrücken. A. gracilis Beyr. (Fig. 685). Rothliegendes von Sachsen und Böhmen. Cheiracanthus Ag. (Fig. 686). Wie Acanthodes, aber die Rückenflosse steht über dem Zwischenraum von Bauch- und Afterflosse. Devon. Ch. microlepidotus Ag. (Fig. 686). Old red Sandstone von Schottland. A| Fig. 656. Cheiracanthus microlepidotus Ag. Old red Sandstone von Schottland. Diplacanthus Ag. mit zwei Rückenflossen, die hintere über der After- flosse. Old red Sandstone von Schottland und Canada. D. crassispinus Ag. Old red Sandstone von Schottland. Climatius Ag. mit zwei Rückenflossen und einer Anzahl von paarigen Stacheln zwischen Brust- und Bauchflossen. Devon. C. sculiger Eg. Old red Sandstone von Schottland. 2. Fam. Palaeoniscidae. Körper wenigstens doppelt so lang als hoch, panzerartig bedeckt von rhombischen, gelenkig verbundenen Ganoidschuppen (Fig. 687). Schwanzflosse, meist auch die übrigen Flossen mit Fulkren besetzt. Kopfpanzer vollständig (Fig. 688). Kiemendeckel (o, zo, po) gross. Kiemenhautstrahlen (br) zahlreich, blattförmig. Schultergürtel mit Infraclavieula (icl) wie bei den Accipenseridae. Mundöffnung gross; Zähne klein. Mittellinie des Rückens meist mit einer Reihe unpaarer V-förmiger Schuppen versehen. Kopfknochen, oft auch die Kiemenhaut- strahlen und Flossenstrahlen sind schmelzbedeckt. Devon bis Lias, im Carbon und Perm sind es die wichtigsten Fischformen unter den Euich- Ihyes. Sie und die nahe verwandten Platysomidae sind die typischen Vertreter der Heterocerci, während die übrigen Familien nur mehr oder weniger aberrante Formen dieses Typus enthalten. Cheirolepis Ag. mit winzigen dieken, Acanthodiden-ähnlichen Schup- pen, die nicht mit den Rändern übergreifen. Devon von Russland und Schottland. Ch. Trailli Ag. Old red Sandstone von Schottland. 566 l. Thierreich. — N. Vertebrata. — 3. Klasse: .Pisces, Heterocerci. Palaeoniscus Ag. emend. Traquair (Fig. 687—689). Körper ver- längert. Schuppen mässig gross, verschieden skulptirt, Rückenflosse über Fig. 687. Gelenkig verbundene Ganoidschup- Fig. 688. Palaeoniscus Freieslebeni Ag. Kopf pen von Palaeonisceus. Innenseite, mit Leisten aus dem Kupferschiefer von Eisleben. br = und Zapfen. . Kiemenhantstrahlen; ce! = Clavieula; f = Fron- tale; ic! = Infraclavicula; im = Interma- xillare; io = Interopereulum; m = Maxillare; md = Mandibulla; n = Nasale; o = Oper- eulum ; p = Parietale; pcl = Postelavieula; po = Präopereulum; pt = Posttemporale; sc! = Su- praclavieula. dem Zwischenraum von Bauch- und Afterflossen, vorne mit Fulkren be- setzt. Vor den unpaaren Flossen drei oder mehr Y-förmige Schuppen, die auf dem Schwanze ganz allmählich in die Fulkren der Schwanzflosse übergehen. Zähne sehr klein, conisch, ungleich. Für den deutschen Kupfer- Wir. 680. Putacontacus Freienlabene Ag.s Kunfarechioter schiefer und den englischen ven DEE Magnesian limestone sehr charakteristisch. P. Freieslebeni Ag. (Fig. 688, 689) aus dem Kupferschiefer von Eisleben, Riechels- dorf und Ilmenau ist weitaus die häufigste Art. P. elegans Ag. Magnesian Limestone von England. Amblypterus Ag. emend. Traquair. Schuppen glatt; Flossen ziemlich gross mit kleinen Fulkren. Rückenflosse über dem Zwischenraum von Bauch- und Afterflosse. Zähne sehr klein, bürstenförmig, gleich gross. Zahlreiche Arten im Rothliegenden, besonders von Deutschland. A. latus Ag. in Sphärosideritknollen von Lebach bei Saarbrücken. A. Duvernoyi Ag. Sehr häufig bei Münsterappel (Kreuznach). A. Wratislaviensis Ag. Braunau in Böhmen, A. Voltzi Ag. Autun. Rhabdolepis Troschel (Fig. 690) mit fein gestreiften Schuppen und grossen Flossen. Rothliegendes. Rh. macropterus Ag. (Fig. 690). Im Rothliegenden von Lebach bei Saar- brücken. Gyrolepis Ag. (Fig. 691). Schuppen mit einfachem geradem Hinter- [. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Heterocerci. 567 rand; deren Oberfläche mit schiefen, etwas wellig gebogenen, oft ver- ästelten Querrunzeln oder Streifen bedeckt. Trias. Fig. 690. Rhabdolepis macropterus Bronn. Roth- Fig. 691. Gyrolepis Alberti Ag. Oberer liegendes bei Saarbrücken. Muschelkalk von Wehmingen bei Sehnde. Schuppe von der Oberseite. a G. Alberti Ag. (Fig.6914). Die grossen glänzenden Schuppen sind häufig im Muschel- kalk und in der Lettenkohle von Deutschland. 3. Fam. Platysomidae. Diese Familie unterscheidet sich nur durch untergeordnete Merkmale von der vorigen. Körper nur ein bis zwei Mal so lang als hoch. Schuppen meist viel höher als breit, auf der Innenseite mit einem dem Vorderrande parallelen Kiel, der stets nach oben in einen Zapfen endet (vgl. Fig. 687). Rücken- und Afterflosse sehr lang, Bauchflosse sehr klein. Flossen mit Fulkren versehen. Mundöffnung klein. Carbon und Dyas. Platysomus Ag. (Fig. 692). Körper platt, sehr hoch; Rückenflosse niedrig, die hintere Hälfte des Rückens einneh- a et Ener Ee mend; Afterflosse ähnlich, etwas kürzer. Schuppen in fast senkrechten Reihen, ihre Oberfläche fein gestreift. Zahl- reiche Arten in der englischen und nordamerikanischen Steinkohle und in der deutschen und englischen D yas. P. gibbosus Ag. und P. rhombus Ag. Kupferschiefer von Deutschland. P. striatus Ag. (Fig. 692). Magnesian limestone von England. P. eireularis Newb. u. Worth. Steinkohle von Illinois. 4. Fam. Dorypteridae. Körper flach, wenig länger als hoch. Kopf auffallend”gross. Bauch- flossen kehlständig. Rücken- und Afterflosse sehr lang, die vordersten Strahlen auffallend verlängert. Schwanz stark heterocerk. Rumpf nackt mit Ausnahme einzelner Reihen von Knochenplatten. Dyas. Einzige: Gattung: 568 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Euganoidei. Dorypterus Germ. D. Hofmanni Germ. Kupferschiefer von Eisleben und Riechelsdorf; Mergel- schiefer von Midderidge und Durham. 5. Fam. Spatulariidae. Rumpf nackt. Kiemenhautstrahlen fehlen. Kiemendeckel schwach entwickelt. Zähne klein. Schwanzflosse stark heterocerk, mit Fulkren ver- sehen. Den beiden lebenden, am Kopfe mit wenig Deckknochen versehenen Gattungen Spatularia aus dem Mississippi und Psephurus aus Flüssen Chinas lassen sich mehrere paläozoische und mesozoische Formen anreihen, darunter Chondrosteus Eg. Kopf vollständig mit Knochenplatten gepanzert. Unterer Lias von England. C. aceipenseroides Ag. Unterer Lias von Lyme-Regis, 6. Fam. Accipenseridae. Die in der Gegenwart durch die beiden Gattungen Acceipenser (Fig. 603) aus Europa und Asien, sowie Scaphirhynchus aus Asien und Fig. 693. Heterocerke Schwanzflosse von Accipenser sturio. k = ungegliederte Chordascheide Nordamerika vertretene Familie kommt auch, aber sehr selten, fossil im Tertiär vor; es sind Flussfische, die zum Theil auch in das Meer gehen. 3. Unterordnung Euganoidei. Rumpf mit rhombischen oder rhomboidischen, in sehr regelmässige Reihen geordneten und gelenkig mit einander verbundenen Ganoid- schuppen (Fig. 696, 698) panzerartig bedeckt. Kopfpanzer meist ziem- lich vollständig und schmelzbedeckt. Schwanzflosse hemiheterocerk (Fig. 694) bis homocerk (Fig. 705), indem die Schwanzwirbelsäule und ebenso die Beschuppung sich nicht mehr über die vordere Hälfte desoberen Schwanzlappens hinaus erstrecken. Flossenstrahlen der unpaaren Flossen in gleicher Zahl wie die Flossenträger, ge- I. Tbierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Euganoidei. 569 sperrt stehend. Bezahnung meist sehr kräftig. Häufig ist eine mediane Kehlplatte (Fig. 695 j) entwickelt. Mit Ausnahme der Pyenodontidae sind immer vier Knochenplatten am Kiemendeckel entwickelt (Fig. 695). Infraela- vieula fehlt. An der Wirbelsäule sind meist wenigstens die Wirbelbögen wohl verknöchert, während das Centrum häufig fossil nicht erhal- tungsfähig ist. Nur bei der modernsten Familie (Lepidosteidae) kommt es zur Bildung vollständig verknöcherter Wirbel. Die Euganoidei stehen in der Mitte zwischen den älteren, primitiver gebauten Heterocerci (Palaeo- niscidae) und den jüngeren und moderneren Physostomi Amioidei. Sie treten zuerst in der Trias auf; ihre Hauptverbreitung haben sie im Jura, wo sie den dominirenden Fischtypus darstellen; nur eine einzige Familie, die Lepidosteidae, findet sich noch lebend in Flüssen von Nordamerika. Es lassen sich die folgenden sechs Familien unterscheiden: A. Unpaare Flossen mit Fulkren. Viele Kiemenhautstrahlen. Dicke, stark glänzende Ganoidschuppen. Kiemendeckel aus 4 Knochenplatten bestehend. a. Wirbel unvollständig verknöchert (mesozoisch). 4. Alle Flossen mit starken Fulkren ; äussere Zähne griffelförmig. l. Fam. Stylodontidae. 2, Alle Flossen mit starken Fulkren; Zähne halbkugelig, die vordersten meisselförmig. 2. Fam. Sphaerodontidae. 3. Fulkren schwach; Zähne kegelförmig. 3. Fam. Saurodontidae. 4. Fulkren schwach; Schnauze schnabelförmig verlängert. 4. Fam. Rhynchodontidae. b. Wirbel vollkommen verknöchert, opisthocöl (känozoisch). 5. Fam. Lepidosteidae. B. Keine Fulkren; Körper sehr hoch; bohnenförmige Zähne; keine Kiemenhaut- strahlen. Dünne Ganoidschuppen mit sehr kräftiger Innenleiste; Kiemendeckel nur mit einer Knochenplatte versehen. Jura bis Eocän. 6. Fam. Pyenodontidae. 1. Fam. Stylodontidae. Körper meist hoch; alle Flossen mit starken Fulkren, vor der Schwanzflosse meist eine Reihe unpaarer V-förmiger Schuppen. Kiefer und Vomer mit mehreren Reihen spitzer Zähne, die der äussersten Reihe griffelförmig. Wirbelsäule mit Halbwirbeln oder Hohlwir- beln. Trias und Jura. Semionotus Ag. (Fig. 694). Mittelgrosse Fische; eine iem- BI 2 € E Fig. 694. Semionotus Kapffi Fraas. Keuper (Stuben- lich grosse Rückenllosse auf der sandstein) von Stuttgart. hinteren Körperhälfte; After- flosse und paarige Flossen klein; Oberer Schwanzlappen zur Hälfte be- 41 2 570 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Euganoidei. schuppt. Ein Rückenkamm vorhanden, aus stachligen Schuppen beste- hend. Häufig in der deutschen und italienischen Trias. S. Kapffi Fraas u. a. (Fig. 694). Keuper (Stubensandstein) von Stuttgart. S. Bergeri Ag. Keuper von Coburg. Dapedius de la Beche (Fig. 695, 696). Schollenähnliche grosse oder mittelgrosse Fische von sehr bedeutender Körperhöhe mit stark glän- zenden Schuppen und Kopfknochen, die letzteren gekörnelt. Eine lange niedrige Rückenflosse auf der hinteren Körperhälfte gegenüber der nicht viel kleineren Afterflosse. Schwanzilosse fast ganz homocerk. Die Augen sind von einem Ring kleiner Plättchen (co, Circumorbitalia) umgeben, dahinter findet sich ein Bogen von 5—-8 Postorbitalia (po), denen sich die Fig. 696. Dapedius Leachii Ag. Unterer Lias von Lyme Regis. Ganoidschuppen von der Aussenseite. Fig. 695. Kopf von Dapedius aus dem Lias. an = Angulare; br = Kiemenhautstrahlen ; co = Circum- orbitalia; d = Dentale; f = Frontale; cm — Intermaxillare; iop — Interoperculum; j = Jugular- platte; m = Maxillare; n = Nüsale; op = Operculum; p = Parietale; po = Postorbitalia; pop = Praeopereulum; pt = Posttemporale; sop = Subopereulum; sg = Squamosum ; st = Supratemporalia. vier bogenförmig angeordneten Opercula (pop, op, sop, iop) anschliessen. Mundspalte kurz; Zähne klein, die äusseren grösser und keulenförmig, auf den Kieferrändern oft zweispitzig. Eine mediane Jugularplatte (j). Häufig im Lias von Deutschland, England, Frankreich und Ostindien, die ältesten Arten im alpinen Keuper. D. pholidotus Ag. Oberer Lias von Württemberg, D. Leachü Ag. (Fig. 696). Unterer Lias von England '(Lyme Regis). 2. Fam. Sphaerodontidae. Sämmtliche Flossen mit sehr starken paarigen Fulkren Fig. 699). Oberer Schwanzlappen etwa zur Hälfte beschuppt. Zähne halbkugelig, oft mit stumpfer Spitze (Fig. 697), die des Zwischenkiefers meissel- förmig. Trias, Jura, Kreide. Lepidotus Ag. (= Sphaerodus p. p.; Fig. 697—699). Karpfenähnlich. Schuppen, Flossen und Kopfknochen stark schmelzglänzend; letztere sind glatt, wie auch meist die Schuppen. Flossen gross mit Ausnahme der sehr kleinen Bauchflossen. Rückenflosse beginnt über der Bauchflosse. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces, Euganoidei. 571 Schwanzflosse ausgeschnitten. Eine Reihe unpaarer Schuppen auf der Mittel- linie des Rückens. Die vorderen grossen Körperschuppen sind durch Fig. 697. Lepidotus Mantelli Ag. Waälderform. Fig. 698. Lepidotus semiserralus Ag. Lias. Hastings, England. Halbkugelige Zähne mit Whitby. Ganoidschuppe von der Aussen- stumpfer Spitze. seite. q = glatte, von der Nachbarschuppe über- deckte Fläche; z = Gelenkzapfen. Zapfen auf der Innenseite fest mit einander verbunden (Fig. 698). Mundknochen mit halbkugeligen Zähnen bepflastert, die oft in der Mitte eine kurze Spitze tragen (Fig. 697). Trias bis Kreide, besonders Fig. 69%, Lepidotus Elvensis Blv. Lias von Holzmaden. a = Analflosse; ce — Caudalflosse; d Dorsalflosse; p = Pectoralflosse; v = Ventralflosse; f = Fulera (am Vorderrande aller Flossen); k Kiemendeckel. Il charakteristisch für den Jura. Lepidotus ist eine der wichtigsten und verbreitetsten mesozoischen Fischgattungen. L. serratus Bell. Fischschiefer (unterer Keuper) von Perledo /Lombardei). . ornatus und L. latus Ag. Rhätische Plattenkalke. . rugosus Ag. Unterer Lias von Lyme Regis. . semiserratus Ag. (Fig. 698). Oberer Lias von Whitby, Yorkshire. . Elvensis Blv. (Fig. 699). Oberer Lias von Württemberg. L. notopterus Ag. und L. maximus Wagn. (bis 4,70 m lang). Aus dem lithographi- schen Schiefer von Bayern. L. Mantelli Ag. (Fig. 697). Wälderformation von England. HN n 3. Fam. Saurodontidae. Körper schlank; Schwanzflosse fast ganz homocerk. Fulkren schwach ; die Schuppen vieler Arten zeigen einen verdünnten Hinterrand, der mit- unter weit über die folgende Schuppe übergreift und oft gezähnelt ist (Fig. 701). Zähne kegelförmig; Halbwirbel oder Hohlwirbel. Trias bis Kreide, sehr zahlreich im Jura. 572 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Euganoidei. Ptycholepis Ag. Die am Hinterrande gezähnelten Schuppen sind mit tiefen Längsfurchen verziert; sie sind länger als hoch. Lias. Die Schup- pen finden sich häufig in den Coprolithen von Ichthyosaurus. P. bollensis Ag. Oberer Lias von Würltemberg. Pholidopleurus Bronn. Klein, langgestreckt, mit kurzem stumpfem Kopfe. Brustflossen klein, Bauchflossen fehlen. Schuppen in schmale ver- tikale Reihen geordnet, ziemlich niedrig, mit Ausnahme einer Längsreihe von Schuppen, die ausserordentlich hoch und schienenartig werden und einen grossen Theil der Flanken bedecken. Alpiner Keuper. Ein- zige Art: Ph. typus Bronn. Sehr häufig im schwarzen Fischschiefer von Raibl, Kärnthen. Pholidophorus Ag. (Fig. 700 u. 701). Gestalt karpfenähnlich. Schup- pen auf den Flanken viel höher als lang, glatt und glänzend, quer oder radial gestreift; Hinterrand dünn, oft gezähnelt; auf der Innenseite der Schuppen verläuft dem Vorderrand parallel wie bei sehr vielen Euganoidei und Heterocerci eine Längsleiste, die nach oben einen in eine Rinne der be- nachbarten Schuppe passenden Zahn bildet. Schwanzflosse tief gabelig. Fig. 700. Pholidophomıs mi- Fig. 701. Pholidophorus striolaris Ag. Oberer Jura von Bayern. cronyz Ag. Schuppen von br = Kiemenhautstrahlen; c! = Clavieula; f = Frontale; im = Inter- der Innenseite mit Gelenk- maxillare; io = Interoperculum; m = Maxillare; md = Mandibula; zapfen. n = Nasale; o = Opereulum; p = ietale; p0 = Praeoperculum ps = Parasphenoid; so = Subopereulum. Zahlreiche meist kleine Arten in Trias und Jura, die sich oft in grossen Gesellschaften beisammen finden. Ph. striolaris Ag. (Fig. 704) und Ph. mieronyx Ag. (Fig. 700). Im lithographischen Schiefer von Bayern. Ph. Bronni Kner. Keuper von Raibl. Ph. pusillus Ag. Rhät von Seefeld in Tirol. Ophiopsis Ag. Mit vorne sehr hoher Rückenflosse, die die halbe Rückenlänge einnimmt. Afterflosse klein; Schwanzflosse hemiheterocerk. Schuppen ziemlich gleichförmig, am Hinterrand häufig gezähnelt. Lias und Jura. 0. serrata Wagn. Oberer Jura von Bayern. I. Thierreich, — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Euganoidei. Se) 4. Fam. Rhynchodontidae. Langgestreckte Fische mit ungleich hohen rhomboidischen Schuppen. Schnauze schnabelförmig verlängert (Fig. 702), gegen den übrigen Kopf beweglich; auch die vorderste Spitze des Unterkiefers ist beweglich (pmd). -Schwanzflosse homocerk, tief gegabelt. Fulkren schwach. Zähne spitz, kegelförmig. Hohlwirbel. Lias und Kreide. Fig. 702. Aspidorhynchus acutirostris Ag. Lithographischer Schiefer von Bayern. br = Kiemen- hautstrahlen; cl = Clavieula; io = Interopereulum; m — Maxillare; md — Mandibula; o = Opercu- lum; pmd = Praemandibula; po = Praeoperculum; pt = Pterygoideum; sch = Schuppen der Seiten- linie; so = Suboperculum. Aspidorhynchus Ag. (Fig. 702). Oberkiefer sehr bedeutend, Unter- kiefer nur wenig verlängert. Lias bis Kreide. 4. acutirostris Ag. (Fig. 702). Lithographischer Schiefer von Kelheim. Belonostomus Ag. Unterkiefer fast ebenso weit wie der Oberkiefer verlängert. Lias bis Kreide. B. Anningiae Ag. Lithographischer Schiefer von Bayern. 5. Fam. Lepidosteidae. Die nur noch in nordamerikanischen Flüssen lebende, durch die Gattung Lepidosteus vertretene Familie findet sich fossil im Tertiär von Europa und Nordamerika. 6. Fam. Pyenodontidae. Körper kaum länger als hoch, stark seitlich zusammengedrückt. Rhombische Ganoidschuppen, die höher als lang und oft sehr dünn, aber mit leistenartig nach innen verdicktem Vorderrande ver- sehen sind, welcher nach’oben und unten einen stachelähnlichen Fortsatz bildet. Die Leisten der benachbarten Schuppen legen sich dicht anein- ander und bilden sehr charakteristische, zusammenhängende, senkrechte Reifen über die Körperseiten (Fig. 705 r), die oft die einzigen Spuren der im übrigen sehr vergänglichen Schuppen sind. Schwanzflosse homo- cerk, gabelig. Rücken- und Afterflosse sind sehr lang und nehmen die ganze hintere Körperhälfte ein; ihre vorderen Flossenstrahlen sind ver- 574 I. Tbierreich. — N. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Euganoidei. längert. Der Kiemendeckel zeigt nur eine einzige Knochenplatte. Kiemen- hautstrahlen fehlen. Die Kehle ist beschuppt. 2—4 meisselförmige vordere Zähne auf dem Praemaxillare und Dentale. Die hinteren Zähne sind bohnenförmige Mahlzähne (Fig. 703), und zwar oben 5 Reihen auf Gaumenbeinen und Vomer, unten mehrere Reihen od = 0b „u ud Fig. 709. Microdon alternans Quenst. Unter- Fig. 704. Zwei Schwanzwirbel von Pycnodus pla- kiefer. Oberer Malm von Solothurn, tessus (Nacktwirbel). Eocän. Monte Bolca. ob = oberer, ub = unterer Bogen; od = oberer, ud — unterer Dornfortsatz. auf dem Spleniale. Der Schultergürtel zeigt einen breiten unteren Fortsatz. Fulkren fehlen. Chordascheide ist nicht verknöchert; dagegen sind obere und untere Bögen, Rippen, Flossenträger u. s. w. sehr stark verknöchert (Fig. 70%). Diese in vieler Beziehung stark specialisirte und ausserordentlich charakteristische Familie zeigt mancherlei Beziehungen zu den Platyso- midae, von denen sie vielleicht herzuleiten ist. Jura, Kreide und Eocän. Europa, Kleinasien, Nordamerika und Australien. Gyrodus Ag. (Fig. 705). Schnauze steil abfallend; Schwanzflosse tief gegabelt; oben 5, unten 4 Mahlzahnreihen; oben und unten je 2 Schneide- zähne; Schuppenreifen bedecken den ganzen Körper. Dogger bis Kreide, besonders häufig im lithographischen Schiefer von Bayern. G. titanicus Wagn. bis 1 m lang, G. hexagonus Blv. (Fig. 705) u. a. im lithographischen Schiefer von Bayern. Mierodon Ag. Schnauze Fig. 705. @yrodus: hex s Ag. Lithographischer - \ ®" schiofer von Bichstätth, » — Schuppenreiten. Spitz auslaufend; Schwanzflosse seicht ausgerandet; oben und 4 Schneidezähne. Schuppenreifen bedecken meist nur die vor- unten je dere Körperhälfte. Jura und Kreide, besonders häufig im oberen Malm von Cirin, Ain. M. Itieri, M. Wagneri Thioll. Malm von Cirin, Ain, I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse : Pisces. Physostomi. 575 M. elegans Ag. Im lithograpbischen Schiefer von Bayern. M. alternans Quenst. (Fig. 703). Oberer Malm von Solothurn. Die Pycnodonten der Kreide gehören meist zur Gattung Coelodus, die des Eocän zur Gattung Pycnodus (Fig. 704). 4. Unterordnung Physostomi. Zu dieser Unterordnung sind alle Teleostomi zu rechnen, deren paarige Flossen fächerförmig sind (Fig. 707), und deren Schwanzflosse homocerk ist Fig. 708, bei den primitiveren Formen noch »innerlich heterocerk« — Fig 712); deren Schuppen dünn und wenig verkalkt sind, eycloid oder rhombisch, nie mit Innenleisten versehen oder gelenkig verbunden, sondern dachziegelförmig übereinander liegend (soweit sie nicht rudimentär sind), also Cyeloid- schuppen (Fig. 706); deren Bauchflossen bauchständig stehen, und an deren unpaaren Fig. 706. Cyeloidschuppe Flossen höchstens der vorderste der 7 Flossenstrahlen ein Stachelstrahlist. Die Schwimmblase besitzt noch den ursprünglich ihr zukommenden Ausführungsgang. Die Wirbel- säule kann alle Stufen der Verknöcherung aufweisen (vgl. p. 517); Fulkren sind mitunter noch vorhanden, ebenso eine mediane Kehlplatte. Der Kopfpanzer ist mehr oder weniger lückenhaft, selten schmelzbedeckt. Fig. 707. Schultergürtelund Brustflossen Fig. 708. Homocerke Schwanzflosse von Salmo von Salmo lacustris. Primärer ulter- salav. c = Flossenstrahlen der Schwanzflosse; gürtel: co = Coracoideum; sc = apulare. k = Wirbelkörper; ob = obere Dornfortsätze; Seceundärer Schultergürtel: ce! = Clavi- vw = Urostyl; vb = untere Dornfortsätze. eula; pel = Postelavieula; sc} = Supraclavi- eula; p£ = Posttemporale. Primäres Flossen- skelet = I: mt = Metapterygium; » = Radien. Seeundäres Flossenskelet = N: fs = Flossenstrahlen; 1 = erster Flossenstrahl. Physostomi finden sich fossil von der Trias an, sie sind ziemlich reich vertreten im Jura und dominiren in der Kreide. Im Tertiär stehen sie hinter den Physoclysti weit zurück, und unter den lebenden Physostomi finden sich verhältnissmässig wenig Meeresbewohner; dagegen 6 l. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Physostomi. or —1 gehört die grosse Mehrzahl der heutigen Süsswasserfische zu ihnen. Es lassen sich zwei grössere Gruppen unter ihnen annehmen, die primi- tiveren Amiordei, deren Wirbel fast nie vollständig verknöchert sind, und die moderneren Olupeoide: mit meist vollständig verknöcherten Wirbeln; erstere weisen nur drei, die anderen gegen 30 Familien auf. Beide Grup- pen sind aber keineswegs scharf von einander getrennt, sondern gehen ganz allmählich in einander über. Die Physostomi dürften sich von den Euganoidei ableiten lassen, wahrscheinlich von dünnschuppigen Sauro- dontidae. A. Wirbelcentrum mehr oder weniger stark verknöchert; nie sind die Wirbelbögen mit dem Centrum verschmolzen. 1. Gruppe Amioidei. 4. Rumpf ohne Knochenplatten ; eine mittlere Kehlplatte vorhanden. a. Schwanzflosse gabelig (Fig. 709). 1. Fam. Pachycormidae. b. Schwanzflosse hinten gerundet (convex, Fig. 711). 2. Fam. Amiidae. 2. Körper mit mehreren Reihen von Knochenplatten bedeckt (Fig. 714). 3. Fam. Hoplopleuridae. B. Wirbelbögen fast stets mit dem vollständig verknöcherten Wirbelcentrum ver- wachsen. Keine Kehlplatten, 2. Gruppe Clupeoidei. a, Schultergürtel mit dem Schädel verbunden. 4. Vorderste Wirbel getrennt, normal. Isospondyli (Familien Clupeidae, Salmonidae, Esocidae, Saurocephalidae etc.). 2. Vorderste Wirbel verändert durch ihre Beziehungen zum Gehörappa- rate und verwachsen. Pleetospondyli (Familien Siluridae, Cyprinidae etc.). b. Schultergürtel frei; Gliedmassen mehr oder weniger redueirt. Anguilliformes (Familien Congridae, Muraenidae etc.). I. Amioidei. 1. Fam. Pachycormidae. Schuppen klein und rhombisch oder grösser und eyeloid. Sehr zahl- reiche Kiemenhautstrahlen. Schwanzflosse gabelig; Fulkren vorhanden. Nacktwirbel, Halbwirbel oder Hohlwirbel. Zahlreiche Gattungen aus dem Jura, spärlich in der unteren Kreide vertreten. Pachycormus Ag. Grosse lachsähnliche Fische mit dünnen kleinen rhombischen Schuppen. Rückenflosse beginnt vor der Afterflosse. Schwanz- !losse gross, ausgeschnitten, beide Lappen mit stabförmigen Fulkren be- setzt. Mundspalte sehr lang mit kräftigen Zähnen. Kiemendeckel ausser- ordentlich mächtig. Wirbelkörper unvollständig verknöchert; ca 40 Kie- menhautstrahlen. Lias. P, bollensis Quenst. Aus dem oberen Lias von Schwaben, Bayern und England. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Physostomi. 577 Caturus Ag. (Fig. 709 u. 710). Thunfischähnliche Raubfische von verschiedener Grösse mit kleinen, sehr dünnen, fast rhombischen Schuppen. Eine Rückenflosse in der Mitte des Rückens, davor noch eine Anzahl Flossenträger ohne Flossenstrahlen. Paarige Fulkren sind umfangreich auf den unpaaren Flossen, schwach auf den paarigen. Mundspalte sehr Fig. 709. Caturus elongatus Ag. Aus dem oberen Malm Fig. 710. Caturus furcatus Ag. Aus dem von Cirin. oberen Malm von Bayern. Schwanzwirbel. ‘= Intercentrum; z.d = untere Dornfortsätze. weit, z. Th. mit sehr kräftigen Zähnen. Schwanzflosse sehr gross, gegabelt. Kiemendeckel nicht besonders gross; gegen 30 Kiemenhautstrahlen; Wirbelcentrum gar nicht oder unvollständig verknöchert. Findet sich vom oberen Lias an, besonders häufig aber im oberen Malm. €. furcatus Ag. (Fig. 710) und €. maximus Ag. Im lithographischen Schiefer von Bayern ziemlich häufig. C. elongatus Ag. (Fig. 709). Aus dem oberen Malm von Cirin. 2. Fam. Amiidae. Schuppen eycloid. Wirbelcentrum verknöchert, im Schwanz stets embolomere Wirbel (Fig. 711 B). Schwanzflosse abgerundet, »innerlich heterocerk« (Fig. 712). Kiemenhautstrahlen sehr breit, aber wenig zahl- 4. 3 Fig. 711. A Megalurus elegantissimus Wagn. Fig. 712. Homocerke (innerlich hetero- B Megalurus polyspondylus Mnstr. Schwanz- eerke) Schwanzflosse vom Amin calva. c = ge- wirbel. Oberer Malm von Bayern. gliederte Flossenstrahlen der Schwanzflosse, d = der Rückenflosse; k = Wirbelkörper; ob = obere, ub — untere Dornfortsätze; « = Urostyl. reich. Eine grosse mediane Kehlplatte. Eine lebende Art in Flüssen von Nordamerika; fossil vom oberen Jura an. Megalurus Ag. (Fig. 711). Rückentlosse lang, in der Mitte des Rückens, endet über der Afterflosse. Hinterrand der Schwanzflosse gerundet. Steinmann, Paläontologie. 37 578 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Physostomi. Flossen mit Fulkren. Starke Zähne in den Kiefern. 9—11 Kiemenhaut- strahlen. Oberer Malm von Bayern und Cirin; Purbeck von England. M. elegantissimus Wagn.(Fig. 714 A). Lithographischer Schiefer von Bayern. M. polyspondylus Mnstr. (Fig. 744 B). Oberer Malm von Kelheim. Amia L. (Fig. 712). Die sehr lange Rückenflosse reicht bis zur Schwanziflosse. Fulkren fehlen. Tertiäre Süsswasserfische von Europa und Nordamerika; eine Art lebt noch in Flüssen von Nord- amerika. A. longecauda Ag. Oligocäner Gyps vom Montmartre. A. calva Bonap. (Fig. 712). Recent in Nordamerika. 3. Fam. Hoplopleuridae. Rumpf (Fig. 71%) mit mehreren Längsreihen von gekielten Kno- chenschildern (Fig. 713), meist je zwei Reihen auf den Seiten, eine unpaare auf dem Rücken und manchmal eine ebensolche auf dem Bauche. Nur eine Rückentflosse vorhanden. Die Schnauze ist oft verlängert. Zähne sind kräftig, spitz; Kopfknochen skulptirt. Wirbel sehr verschieden ver- knöchert. Diese sehr eigenthümliche Familie beginnt bereits in der Trias und erlischt in der Kreide, wo sie ihre Hauptverbreitung hat. Belonorhynchus Bronn. Sehr langgestreckte Fische mit schnabel- artig verlängerter Schnauze, die äusserlich grosse Aehnlichkeit mit der Fig. 713. Dercetis elon- Fig. 714. Eimypholis Boissieri Piet. Obere Kreide von Hakel (Libanon). «a = gatus Ag. Obere Kreide Afterflosse; b = Becken: br — Kiemenhautstrahlen; ce = Schwanzflosse; von Lewes. Seitliche cl = Clavieula; d = Rückenflosse; f£ = Flossenträger; im = Intermaxil- Knochenplatte. lare; m = Maxillare; md = Mandibula: o = Kiemendeckel: od = obere Dornfortsätze; p = Brustflosse; Rp = Rückenplatten; Sp = Seitenplatten; vo = Bauchflosse. lebenden Fistularia haben. An den sehr zahlreichen (150—160) Wirbeln sind meist nur die oberen Bogen verknöchert. Trias und Jura. B. striolatus Bronn. Häufig im Keuper (Fischschiefer) von Raibl. Saurichthys Ag. Schädel mit zugespitzter Schnauze. Zähne conisch, kräftig, gestreilt. Kieferstücke und Zähne häufig im Muschelkalk und Keuper. S. apicalis Mnstr. Muschelkalk bei Bayreuth. S. tenwirostris H. v. M. Muschelkalk von Jena und Oberschlesien. Eurypholis Pictet (Fig. 714). Oberflächliche Kopfknochen und Kno- chenschilder des Rumpfes gekörnelt; Bauchflossen ziemlich weit vorne; I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Physostomi. 579 Schwanzflosse zweilappig; Wirbeleentrum verknöchert; vor der Rücken- flosse drei grosse Dorsalschilder; eine Reihe kleiner Seitenschilder verläuft vom Kopf bis zur Schwanzflosse. Obere Kreide. E. Boissieri Pict. (Fig. 714). Kreide vom Libanon (Hakel). Dercetis Münst. (Fig. 713). Oberkiefer länger als der Unterkiefer. Rückenflosse fast den ganzen Rücken einnehmend; Wirbel stark ver- knöchert. Obere Kreide. D. elongatus Ag. (Fig. 7143). Obere Kreide von England. II. Clupeoidei. Von den zahlreichen tertiär und recent bekannten Familien finden sich nur sehr wenige schon in mesozoischen Schichten seit der Jurazeit, sämmtlich /sospondyli, die auch im älteren Tertiär noch über- wiegen. Fam. Clupeidae. Vorderste Wirbel nicht mit einander verwachsen. Dünne Gycloid- schuppen vorhanden. Kopf nicht beschuppt. Mundrand vom Maxillare und Intermaxillare gebildet. Zähne meist klein. Rückenflosse kurz; mitunter sind Bauchrippen vorhanden. Jura bis Gegenwart. Leptolepis Ag.(Fig.715). Häringsähnliche Fischchen von geringer Grösse. Rückenflosse den Bauchflossen gegenüber. Afterflosse kurz. Kopfknochen Fig. 715. Leptolepis sprattiformis Ag. Lithographischer Fig. 716. Thrissops formosus Ag. Schiefer von Kelheim. Lithographischer Schiefer von Kelheim. Schwanzwirbel. glatt. Winzige Zähnchen vorhanden. Keine Bauchrippen. Sie finden sich vom oberen Lias bis zur unteren Kreide und kommen stets gesellig vor; ausserordentlich reich daran ist der lithographische Schiefer von Bayern. L. Knorri Ag. sind grössere, bis 25 cm lange Arten. Lithographischer Schiefer von Bayern. L. spraltiformis Ag. (Fig. 715) und L. polyspondylus Ag. sind kleine Arten von ebenda. Thrissops Ag. (Fig. 716). Die kleine Rückenflosse steht der langen Afterflosse gegenüber. Schwanzflosse stark gegabelt. Kräftige Fangzähne 37% 580 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Physoclysti. neben feinen Bürstenzähnchen vorhanden. Ziemlich grosse Raubfische, häufig im obersten Jura und in der unteren Kreide. Th. formosus Ag. (Fig. 746). Lithographischer Schiefer von Bayern. Th. microdon Heckel. Kreide von Lesina. Clupea Cuv. Die Häringe besitzen Bauchrippen, eine kielförmige, ge- zackte Bauchkante und zahlreiche kleine Zähnchen. Sie finden sich von der unteren Kreide an und sind tertiär und recent sehr häufig. C. macropoma Ag. Eocän von Monte Bolca. ©. ventricosa H. v. Meyer. Sehr häufig im untermiocänen Thon bei Ulm. Meletta Val. Zahnlos mit dicken kreisförmigen Schuppen, die drei bis sechs Paar Radien auf der Oberfläche zeigen. Tertiär. Sehr häufig in gewissen unteroligocänen Schichten (Melettaschichten vom Ober- elsass und bei Solothurn, Menilitschichten der Karpathen, Fischschiefer von Glarus ete.). M. sardinites Heckel. Unteroligocän von Radoboj in Kroatien. Fam. Saurocephalidae. Grosse Raubfische mit gewaltigen, spitzen, in Alveolen stehenden Zähnen auf den Kieferknochen; Vomer und Parasphenoid zahnlos. Oberer Mundrand von einem kurzen Intermaxillare und langen Maxillare gebildet. Am Hinterhaupt erhebt sich ein hoher Kamm (Crista). Brustflossen mit starkem Stachel, Bauchflossen mit 3 ungegliederten Stachelstrahlen. Kreide von Europa und Nordamerika. Portheus Cope. Zähne sehr ungleich. Obere Kreide. P. molossus Cope. Obere Kreide von Kansas. 5. Unterordnung Physoelysti. (Anacanthini, Acanthopteri, Pharyngognathi, Plectognathi und Lophobranchii.) Die Physoclysti haben sämmtlich wie die höheren Physostomi eine vollständig verknöcherte Wirbelsäule, fächerförmige Brustflossen, eine homo- cerke Schwanzflosse und dünne, dachziegel- artig sich deckende Gyeloid- oder Ctenoid- schuppen (Fig. 717; einige sind nackt oder mit Knochenplatten gepanzert). Zu den Physo- elysti gehören alle, welche Ctenoidschuppen besitzen, oder deren Bauchflossen brust- oder kehlständig (Fig. 719 vo) sind, oder deren Fig. 717. Schuppen von Phuyso- a n 5 elysti. ACyeloslschuppeson HRücken- und Afterflossen mehrere ungeglie- Gadopsis. BÜtenoidschuppe von Lethrinus. derte Stachelstrahlen (Fig. 719 d,, 720) I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Physoclysti. 581 enthalten. Fulkren und Kehlplatten fehlen stets, und die Schwimmblase besitzt keinen Ausführungsgang. Die Physoclysti bilden die höchstentwickelte Gruppe unter den Fischen, und zu ihnen gehört die grosse Mehrzahl der tertiären und lebenden Seefische. Sie erscheinen zuerst in der Kreide. Es werden etwa 70 Familien unter den lebenden Physoclysti unter- schieden, von denen auch viele tertiär bekannt sind, während nur sehr wenige auch aus der Kreide nachgewiesen sind. Die meisten Physoclysti der Kreide gehören zur Fam. Berycidae. Körper ziemlich kurz und hoch (Fig. 719), mit starken Gtenoid- schuppen (Fig. 718) versehen. Augen gross. Feine Zähne, bürstenförmig vereinigt an den Kiefern, meist auch am Gaumen. Rand des Kiemen- deckels gezackt oder gekerbt. Acht Kiemenhautstrahlen. Bauchflossen (Fig. 719 v) brustständig, mit einem Stachel und mehr als fünf weichen Strahlen. Rückenflosse aus einem vorderen stacheligen Theile (d,) und Fig. 718, Ctenoidschuppe von Be- Fig. 719. Beryx Lewesiensis Mant. Weisse Kreide von Lewes ryc microcephalus Ag. Kreide von (Sussex). a = Afterflosse; dı = stacheliger, da = weicher Lewes. Theil der Rückenflosse; p Brustflosse; v = Bauchflosse. einem hinteren weichen Theile (d,) bestehend; Afterflosse (a) ähnlich ge- baut. Kopf mit grossen oberflächlichen Schleimkanälen versehen. Kreide bis Gegenwart. Die lebenden Formen sind meist Bewohner grösserer Tiefen. Beryx Cuv. (Fig. 719). Kreide bis Gegenwart. B. Lewesiensis Mant, (Fig. 719) und B. microcephalus Ag. (Fig. 718) aus der weissen Kreide von Sussex. Fam. Percidae. Ctenoidschuppen; Bürstenzähne; Rückenflosse lang, der stachelige Theil nimmt wenigstens die Hälfte ein (Fig. 720). Bauchflosse brustständig mit 4—5 weichen Strahlen. Kiemendeckel gezähnt oder bestachelt; 6 (7) Kiemenhautstrahlen. Tertiär und recent sehr zahlreich. 582 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Physoelysti. Acanus Ag. (Fig. 720). Rückenflosse mit 10 langen gekörnelten Stachelstrahlen und 12 weichen Strahlen nimmt fast den ganzen Rücken ein. Oligocän von Glarus. 4A. oblongus (Fig. 720). Oligocäne Schiefer von Matt bei Glarus. Fig. 720. Acanus oblongus Ag. Oligocäner Fischschiefer von Glarus. Smerdis Ag. (Fig. 721). Kleine Fischehen mit diekem Kopfe, die vom Eocän bis Miocän meist gesellig vorkommen. Fig. 721. Smerdis macrurus Ag. Oligocän von Aix (Bouches du Rhöne), S. macrurus Ag. (Fig. 724) und S. minutus Ag. im oligocänen Gyps von Süd- frankreich. S. elongatus Meyr. Miocän von Kirchberg bei Ulm. Fam. Palaeorhynchidae. Langgestreckte, bandförmige Fische mit schnabelartig verlängerter Schnauze und sehr schwach bezahnten oder zahnlosen Kiefern. Rücken- flosse vom Nacken, Afterflosse vom After bis zu der gabeligen Schwanz- flosse reichend. Bauchflossen brustständig. Wirbel verlängert. Eocän und Oligoeän. Palaeorhynchus Blv. emend. Wettst. Häufig im Oligocän von Glarus, auch in Galizien und im Elsass gefunden. P. Glarisianus Blv. u. a. Oligocäne Fischschiefer von Glarus. Fam. Centriscidae. Bauchflossen bauchständig; zwei Rückenflossen;; Mund zu einer langen vöhrenförmigen Schnauze verlängert. Tertiär und lebend. I. Thierreich. — X. Vertebrala. — 3. Klasse: Pisces. Geol. Verbreitung. 583 Amphisyle Klein (Fig. 722). Kleine Fischehen mit stark comprimirtem Körper; Rücken bepanzert: keine Schuppen und Zähne. Im Tertiär Fig. 722. Amphisyle Heinrichi Klein. Oligocän des Oberelsass. stellenweise häufig (oligocäne Amphisylenschiefer), auch noch lebend in den indopacifischen Meeren. 4. Heinrichi Klein (Fig. 722). Oligocän. Oberelsass, Galizien, auch bei Wien. Geologische Verbreitung der Fische. Fische kommen bereits im obersten Silur vor, doch sind aus diesen Schichten nur sehr fragmentäre Reste bekannt: Panzerplatten, Zähne und Ichthyodoruliten (Onchus), die keinen sicheren Schluss gestatten auf den Bau der ganzen Thiere. Vollständiger erhaltene Fische finden sich erst im Devon, besonders in der als Old red Sandstone bezeichneten Sandsteinfacies; hier aber treten sie bereits in einer ausserordentlichen Mannigfaltigkeit auf; seit jener Zeit spielen Fische in allen Formationen unter den Wasserthieren eine hervorragende Rolle. Von den beiden grossen Abtheilungen der Fische sind die der Deck- knochen entbehrenden Chondropterygii als die tiefer stehende Gruppe an- zusehen. Unter ihnen enthält die Ordnung der Proselachii die primitivsten Formen, die einerseits den Vorfahren der Ewichthyes ziemlich nahe stehen dürften, während andererseits die Selachii, vielleicht auch die Holocephali von ihnen abzuleiten sind. Reste von Chondropterygi, die aber keine nähere Bestimmung zulassen, kommen im Devon vor. Proselachil fanden sich bisher nur im Carbon und Perm (Keuper ?). Echte Selachiü sind ausserordentlich reich im Carbon vertreten und werden dann in be- trächtlicher Menge fast in allen reinmarinen Faunen bis zur Gegen- wart angetroffen. Die Holocephali treten dagegen stets sehr zurück; ganz zweifellose Reste sind überhaupt erst seit dem Jura bekannt. Unter den zu den Euwichthyes gezählten Fischen sind die dem Si- lur und Devon eigenthümlichen gepanzerten Pteraspidae und Cephala- spidae sowie die eigentlichen Placodermi (Asterolepidae und Coccosteidae) immer noch räthselhafte Formen, deren systematische Stellung keineswegs klar ist. Die Placodermi gehören zu den bezeichnendsten Fischen des Old red Sandstone. Die den Crossopterygü innig verwandten Dipnoi kommen seit dem 584 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Geol. Verbreitung. Devon in den meisten Formationen vor, finden sich aber nur an wenigen Lokalitäten etwas häufiger. ‚Die höchste Entwicklung unter den Fischen hat in der Ordnung der Teleostomi stattgefunden; unter ihnen herrscht die grösste Formenmannig- faltigkeit, und sie spieien seit dem Devon in fast allen Formationen die hervorragendste Rolle; zu ihnen gehört auch noch heutigen Tages die ungeheure Mehrzahl der lebenden Fische. Die verschiedenen Hauptgruppen der Teleostomi, nämlich die Orosso- pterygüi, Heterocerci, Euganoidei, Physostomi (mit den primitiveren Ami- oidei und den moderneren Clupeoidei) und Physoclysti dürften den verschie- denen auf einander folgenden und genetisch zusammenhängenden Stufen einer Entwickelungsreihe entsprechen, die mit den Crossoplerygü beginnt und in den Physoclysti gipfelt. Die wesentlichsten Fortschritte innerhalb dieser Entwickelungsreihe sind die folgenden: Von den Heterocerei an verschwindet die quastenförmige Brust- (und Bauch-)Flosse, indem das primäre Flossenskelet zu Gunsten des secundären verkümmert; mit den Euganoidei hört die heterocerke Schwanzform auf; die Amioidei entäussern sich der Ganoidschuppen; die ÜOlupeoidei erwerben die vollkommen verknöcherte Wirbelsäule und die Physoclysii verlieren den Ausführungsgang der Schwimmblase. Innerhalb dieser einzelnen Gruppen haben sich neben den typischen und primitiver gebliebenen Formen andere hoch speeialisirte Formen aus- gebildet, von denen manche theilweise die vollkommenere Organisation der höheren Gruppen selbständig erworben haben. So finden sich z. B. unter den Crossopterygii und Euganoidei einzelne Formen mit vollkom- men verknöcherter Wirbelsäule, wie sie erst den Olupeoidei und Physoclysti eigen ist. Jede von diesen sechs Gruppen der Teleostomi hatte ihre Blüthezeit zu einer gewissen Periode der Erdgeschichte, während der sie den domi- nirenden Fischtypus darstellte, und wurde in einer der darauf folgenden Perioden von der nächst höheren Gruppe zurückgedrängt, die an ihre Stelle trat. Jede der vier niederen Gruppen Crossopterygu, Heterocerei, Euga- noidei und Amioidei ist in der Gegenwart nur durch ganz wenige le- bende Arten vertreten, die auffallender Weise sämmtlich Süsswasser- bewohner sind, während von ihren fossilen Vorfahren einst sicherlich ein grosser Theil das Meer bewohnte; ebenso leben weitaus die meisten der heutigen Physosiomi Clupeoidei im süssen Wasser. Zu den Physoclysti dagegen, die die höchste Entwickelungsstufe der Teleostomi repräsentiren, gehört heutigen Tages die überwältigende Mehrzahl der Meeresfische. Im Devon hatten die Orossoplerygiü ihre Blüthezeit, sind auch im Il. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Geol. Verbreitung. 585 Carbon noch häufig; in allen späteren Formationen sind sie nur noch durch einzelne Gattungen vertreten; auch die Heterocercı sind im Devon schon vorhanden, erreichen ihre Hauptentwicklung aber erst im Garbon, do- miniren auch noch im Perm, während sie von Beginn der Secundär- zeit an ganz in den Hintergrund treten, ihren Platz den Euganoidei über- lassend; diese sind durch die ganze Secundärzeit reich vertreten; ihren Höhepunkt erreichen sie aber im Lias, während ihnen schon im oberen Jura von den Physostomi der Vorrang streitig gemacht wird; vom Tertiär ab sind sie fast ganz verschwunden. In der unteren Kreide werden die Physostomi Amioidei sehr zahlreich, in der oberen Kreide über- wiegen unbedingt die Ph. Clupeoidei, neben denen sich schon einzelne Physoclysti zeigen. Vom Beginn der Tertiärzeit an haben die Ph. Olu- peoidei im süssen Wasser, die Physoclysti in den Meeren, was Mannig- faltigkeit der Formen und Zahl der Arten anbetrifft, das unbestrittene Uebergewicht unter den Fischen. Die folgende Tabelle giebt eine Uebersicht über die geologische Ver- breitung der Hauptgruppen: 2 en Fi P o = nn =; 2 = 3 3 3 Zar e aS jet [zu} a) kl © 2} Prasclaa Te || eier SEHaldls 16 vo,0 80 oe ? =, | u: | Holocephai . . ..... 2 | Bincodermiar ran. — Cephalaspidaeu. Pteraspidae || an DO ee un |? a er ler eereni] ss Teleostomi: | Grossopterygi . - . - - 2 — || ln IHetenocercin 2 —— | a dr Ag Euganoidei . . . | | f Amioidei . Physostomi \ Clupeoidei . | Physoclysti Die wichtigsten Fundorte fossiler Fische sind in folgender Uebersicht geologisch geordnet: Obersilur: Ludlow-Schichten von England und den russischen Ostseepro- vinzen (Insel Oesel) mit Onchus, Pteraspidae, Cephalaspidae. Devon: Old red Sandstone von Schottland, den Ostseeprovinzen, Galizien, Ca- nada und New York (Calskill sandstone) etc. (litoral) mit Pteraspidae, Cepha- laspidae, zahlreichen Placodermi, Crossopterygü, Acanthodidae, einigen Pa- laeoniscidae und Dipnoi. Corniferous limestone und Huron shales von New-York und Ohio (marin) mit Chondropterygii, Placodermi und wenigen Crossopterygü. 586 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 3. Klasse: Pisces. Geol. Verbreitung. Carbon: Kohlenkalk von Irland, England, Russland und Nordamerika (marin) mit ausserordentlich zahlreichen Selachi, wenigen Pleuracanthus, Crosso- pterygü und Heterocerei. Productive Steinkohle von Deutschland, Schottland, Nordame- rika etc. (litoral oder brakisch) mit wenigen Selachi, dafür zahlreichen Crossopterygiü und Heterocerci. Perm: Rothliegendes von Saarbrücken-Pfalz, Schlesien, Böhmen, Autun in Frankreich, Magnesian limestone in England, Kupferschiefer von Thüringen und Hessen, Perm von Texas (litoral) mit Pleuracanthus, wenigen Selachii, Dipnoi und Crossopterygi, aber sehr zahlreichen Heterocerei. Trias: Muschelkalk und Keuper (Bonebed) von Deutschland und England mit zahlreichen Selachiü, mit Ceratodus und Saurichthys. Alpiner Muschelkalk (Schiefer von Perledo), Keuper (Besano, Raibler Schichten), Rhätische Stufe (Schiefer von Seefeld etc.) mit sehr zahlreichen Euganoidei und wenigen Amioidei. Lias: Unterer Lias von Lyme Regis in Dorsetshire, Posidonomyenschiefer und Stinkkalke des oberen Lias von Schwaben, Franken ete. mit Se- lachi, wenigen Heterocerci, sehr zahlreichen Euganoidei und einigen Amioidei und Clupeoidei. Dogger: Grossoolith von Caen (Calvados) und plattige Kalke von Stonesfield mit Ichthyodoruliten, Zähnen und Schuppen. Malm: Lithographischer Schiefer von Bayern (Solnhofen, Eichstätt, Kelheim), Kalkschiefer von Nusplingen in Württemberg und Cirin (Dep. Ain) mit Selachii, Holocephali, Crossopterygü, sehr zahlreichen Euganoidei und Amioidei nebst einigen Clupeidae, welch letztere übrigens in ausserordentlicher Indi- viduenzahl auftreten. Kreide: Kalke von Pietraroja, Kalkschiefer von Castellamare und Torre d’Or- lando bei Neapel mit Selachü, vielen Euganoidei, Amioidei und Olupeoidei. Plattige Kalke von Comen (Istrien), Lesina (Dalmatien) etc., Kalk- schiefer von Hakel (Libanon) mit wenig Selachii und Euganoidei, zahl- reichen Amioidei und Clupeoidei und den ersten Physoclysti. Pläner, oberer Quader, weisse Kreide von Böhmen, Frank- reich, England, Nordafrika und Kansas ete. mit Zähnen u. dgl. von Selachi, Pycenodontidae und Physostomi. Kalkschiefer von Sahel Akma (Libanon) und Sandsteine von Sendenhorst in Westphalen mit sehr zahlreichen Amioidei (besonders Hoplopleuridae) und Clupeoidei nebst einigen Physoelysti (meist Beryeidae). Tertiär: London Clay von Südengland, Eocäne Kalksteine von Monte Bolca (170 Fischarten) mit Selachii und wenigen Pyenodontidae, einigen Olupeoidei und sehr zahlreichen Physoelysti (64 Gattungen). Wasatch-und Bridger-Schichten von Neu-Mexico und Wyoming mit Lepidosteidae und Amüdae, zahlreichen Isospondyli und Physoclysti. Oligocän: Dachschiefer von Glarus, Menilitschiefer der Kar- pathen, Amphisylen- und Melettenschiefer von Oberelsass, Gali- zien etc, mit vielen Clupeoidei und sehr zahlreichen Physoclysti (darunter Lepidopus, Palaeorhynchus etc.). Gypsführende Mergel von Apt (Dep. Vaucluse) und Aix (Dep. Bouches du Rhöne) etc. mit Amia und zahlreichen Physoclysti. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — Quadrupeda. Wirbelsäule. 587 Miocän von Baltringen (Schwaben), der Schweiz und von Malta mit sehr zahlreichen Selachü. Miocäne brakische Thone von Unterkirchberg bei Ulm, Süss- wassermergel von Steinheim mit sehr zahlreichen Clupeoidei und einigen Physoclysti. Obermiocän von Licata in Sieilien (Süsswasser und marin) mit Olu- peoidei und Physoclysti. Pliocän von Italien, Südfrankreich, Egypten etc. mit sehr zahlreichen Selachiü und Physoclysti. Quadrupeda. Unter diesem Namen lassen sich die drei Klassen von luftathmenden und ursprünglich landbewohnenden Wirbelthieren, die Amphibia, Sauro- psida und Mammalia zusammenfassen im Gegensatz zu den Pisces, zu welchen aber die niedersten Formen der Quadrupeda, besonders im Em- bryonal- und Larvenzustande, noch viele und nahe Beziehungen aufweisen. 1. Die Wirbelsäule der Quadrupeda. An den Wirbeln der Quadrupeda sind dieoberen Bögen stets ver- knöchert und paarweise mit einander verschmolzen, gewöhnlich unter Aus- bildung eines längeren oder kürzeren Dornfortsatzes (Fig. 723 od). Ab- gesehen von sehr wenigen der nieder- sten Formen ist auch das Wirbelcen- trum (c) wohl verknöchert. Der Wir- belkörper besteht gewöhnlich nur aus dem Wirbelcentrum (c) und der Basis der oberen Bögen (ob). Bei den höheren Formen ist im erwachsenen Zustande das Centrum mit den oberen ie. 723. Rückenwirbel (linke), bez. Halswirbel (rechts) eines Reptils, Bögen vollkommen verschmolzen, wäh- schematisch. ce =. Wirbelcentrum; f = Fo- 7 ramen transversarium; ob = oberer Bogen; rend im Jugendzustande und bei nie- 04= oberer Dornfortsatz; q = Querfortsutz; ° A r = Rippe; rı = oberer, r2 = unterer Rip- deren Formen die Grenze zwischen Penforisatz; st — Sternum; == Gelenkfort- . £ ! satz; N = Rückenmarkscanal. diesen beiden Theilen noch durch eine Naht (neurocentrale Sutur) kenntlich ist. Während bei den nie- deren Quadrupeda die Wirbelkörper fast stets amphicöl (Fig. 724 D) sind und die Chorda noch intervertebral erhalten ist (selten Ringwirbel mit persistirender Chorda), entstehen bei den höheren Formen unter voll- 588 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — Quadrupeda. Wirbelsäule. ständiger Verdrängung der Chorda procöle, opisthocöle oder bi- plane Wirbel. Mitunter zeigen die Wirbelkörper einen medianen ven- tralen Kiel, die Hypapophyse. Untere Bögen nehmen nur bei einigen der ältesten Amphibia noch wie bei den Pisces einen erheblichen Antheil am Aufbau aller Wirbel (vgl. p. 519), indem ihr basaler Theil, das Intercentrum (i), umfang- reich und mehr oder weniger weit zwischen je zwei Wirbelkörper ein- gekeilt ist (Fig. 724 A, B u. C). Unter den Sauropsida und Mammalia fin- den sich nur vereinzelte Formen, die noch kleine Rudimente des Intercen- trum zwischen den Rumpfwirbeln zeigen (Fig. 724 D); bei der grossen Mehrzahl der Quadrupeda aber finden sich untere Bögen (abgesehen vom rsten Halswirbel, dem Atlas) nur noch als Anhänge der Schwanz- Fig. 724. 4 Embolomere Rumpfwirbel von Cricotus hypantricus Cope aus dem Perm von Texas. B Rhachitome Rumpfwirbel und € Schwanzwirbel von Archegosaurus Dechent Goldf. aus dem Roth- liegenden bei Saarbrücken. D Amphicöle Rumpfwirbel und EZ Schwanzwirbel von Palaeohatteria longicaudata Cvedn. aus dem Rothliegenden des Plauenschen Grundes bei Dresden. c = Wirbelcen- tıum; d = Diapophyse; i = Intercentrum; k = Wirbelkörper; ob = obere Bögen; od = oberer Dornfoitsatz; p = Pleurocentra; pa = Parapophyse; ub, ud = untere Bögen mit Dornfortsatz; z = vorderer, z' = hinterer Gelenkfortsatz. wirbel (Fig. 724 E ud), indem sie, meist als Y-förmige Sparrknochen (Fig. 725 ub, ud), dem hinteren Theile der Wirbelkörper aufsitzen können, selten mit denselben verschmolzen. Gelenkfortsätze (Fig. 724 A—E u. 725) finden sich stets bei den Quadrupeda entwickelt, und zwar ein Paar vordere (z), mit der Ge- lenkfläche nach oben und innen gerichtete, und ein Paar hintere (z), mit der Gelenkfläche nach unten und aussen gerichtete; bei einzelnen ma- rinen Formen können sie indess verkümmern, andererseits werden sie bei einigen Lacertilia, den Ophidia und vielen Edentata sehr complieirt. Die Rippen (vgl. p. 520) der Quadrupeda (Fig. 723 u. 726 r) sind abgegliederte Theile von Rippenfortsätzen der oberen Bögen. Bleiben noch proximale nicht abgegliederte Theile von diesen Rippenfort- sätzen übrig, so bilden dieselben Querfortsätze, an deren Enden die I. Thierreich. — X. Vertebrata. — Quadrupeda. Wirbelsäule. 559 Rippen artikuliren (Fi köpfig (Fig. 723 u. sprechend, mit zwei proximalen Gelenkköpfen, dem unteren Gapitulum (ca) und oberen Tuberculum (f). die an zwei Gelenkgruben (Fig. 724 A) . 723 links, g). Vielfach sind die Rippen doppel- 3 726), den doppelten Rippenfortsätzen (r, u. 75) ent- N. 2 Fig. 725. Schema eines Schwanzwir- Fig. 726. Rückenwirbel (links), bez. Halswirbel bels von Reptilien mit Y-förmigen un- (rechts) eines Säugethieres, schematisch. ce = Wir- teren Bögen (vwd). c = Wirbelcentrum; belcentrum; cz = Rippenkopf (Capitulum); f = Foramen od = oberer, «d = unterer Dornfortsatz; transversarium; ob = oberer Bogen; ud = Dornfortsatz; q = Querfortsatz; = = Gelenkfortsitz; D Rippe; rı = oberer Rippenfortsatz (Querfortsatz]; N = Rückenmarkscanal. v2 — unterer Rippenfortsatz; st = Sternum; ? = Rip- penhöcker (Tubereulum); z = Gelenkfortsatz ; DE Rückenmarkscanal. artikuliren, der unteren Parapophyse (pa) und der oberen Diapo- physe (d) (welehe Ausdrücke auch für die entsprechenden Querfortsätze gebraucht werden). Die Diapophyse sitzt häufig am Ende eines längeren Querfortsatzes (Fig. 723 q u. 726 links r,), während die Parapophyse oft so weit nach vorn rückt, dass sie auf den vorhergehenden Wirbel über- greift, und andererseits oft unter- halb der neurocentralen Naht, am Wirbelcentrum selbst sich findet. Doppelköpfige Rippen können ein- köpfig werden (durch Verschmelzen der beiden Gelenkköpfe oder durch Verkümmerung des Capitulum oder des Tuberculum. Meist sind die vor- pie. 727. E Beckengürtel und Sacralwirbel eines Reptils; schematisch. N = Rückenmurks- deren Rippen doppelköpfig und wer- nt Theile des Sacralwirbels: ce = Wir- . N 1]: . belcentrum; ob = oberer Bogen; od = Dorn- den nach hinten allmählich ein- fortsatz; q = Querfortantz; SH Gslenkrostsst er = = “ . an > eile des Beckens: i/ = Ileum; is = Ischium ; köpfig; doch finden sich grössere p = Pubis; sy = Symphyse der beiden Ischien. & . Aeussere Gliedmassen: f = Femu; {ff = Gruppen unter den Quadrupeda, bei Tibin und Filula. un denen nur einköpfige Rippen vor- kommen. Oft sind die Rippen in zwei oder drei Stücke abgetheilt Fig. 123, 726). Sind die Rippenfortsätze gar nicht abgegliedert, so erscheinen sie nur als Querfortsätze (Fig. 725 g); an den Halswirbeln umschliessen die Querfortsätze oft ein Foramen transversarium (Fig. 726 rechts /), indem 590 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — Quadrupeda. Wirbelsäule, hier gewöhnlich die Enden der beiden Rippenfortsätze (r, u. r,) mit ein- ander verwachsen. Bei den meisten Quadrupeda vereinigen sich die ventralen Endstücke einer Anzahl von Rippen zur Bildung des Brustbeins oder Sternum (Fig. 723 u. 726st), das bei niederen Quadrupeda knorpelig bleibt, bei den höheren verknöchert; es besteht aus einer paarigen oder unpaaren breiten Platte oder wird durch eine Anzahl schmaler, hinter einander gelegener Stücke dargestellt (Fig. 738 st). Sind die Hintergliedmassen nicht rudimentär, so bilden sich stets ein oder mehrere Kreuzbein- oder Sacralwirbel aus (Fig. 727), deren kräftige und breite Rippenfortsätze (q) das Becken (il) tragen. Wenn, wie bei allen Sauropsida und Mammalia, mehrere Kreuzbeinwirbel vor- handen sind, so vereinigen sich dieselben unbeweglich mit einander, oft auch mit einigen der folgenden oder vorhergehenden Wirbel, und bilden so das Kreuzbein oder Sacrum. Durch die Kreuzbeinwirbel wird die Wirbelsäule der Quadrupeda in drei Regionen zerlegt, in die präsacrale oder Rumpfregion, in die sa- erale oder Kreuzbeinregion selbst und in die postsacrale oder Schwanzregion. Ist ferner ein Brustbein vorhanden, so bezeichnet man das Stück der Wirbelsäule, welches vor dem ersten der das Brust- bein tragenden Wirbel gelegen ist, als Halsregion im Gegensatze zur eigentlichen Rumpfregion. Bei den primitivsten Quadrupeda (z. B. Branchiosaurus — Fig. 743) tragen sämmtliche Wirbel mit Ausnahme der hinteren Schwanzwirbel abgegliederte bewegliche Rippen. Bei den höheren Quadrupeda treten an immer mehr Wirbeln unbewegliche Quer- fortsätze statt beweglicher Rippen auf, bis letztere schliesslich nur noch auf die vorderen Rumpfwirbel beschränkt sind; diese heissen dann Brust- oder Rückenwirbel im Gegensatze zu den nur mit Querfort- sätzen versehenen hinteren Rumpfwirbeln, den Lendenwirbeln. Es lässt sich daher an der Wirbelsäule der höheren Quadrupeda eine Hals-, Brust-, Lenden-, Kreuzbein- und Schwanzregion unter- scheiden. I. Die Halswirbel tragen verhältnissmässig kurze, meist doppel- köpfige Rippen (Fig. 723 rechts r, + 75) oder Querfortsätze (Fig. 726 rechts r, + 3), die ein Foramen transversarium (f) um- schliessen können. Der erste Halswirbel (Atlas) ist meist ring- förmig und um sein eigenes Centrum drehbar, das als Fortsatz Zahnfortsatz oder Processus odontoideus) des zweiten Hals- wirbels (Epistropheus) ausgebildet ist. 2. Die Brustwirbel tragen fast stets Rippen, die vorderen meist doppelköpfige (Fig. 723 u. 726 links r), die hinteren einfache. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — Quadrupeda. Schädel. 591 3. Die Lendenwirbel tragen einfache Querfortsätze. 4. Die Kreuzbeinwirbel sind mit einander verwachsen und tragen kurze, kräftige Rippen oder Querfortsätze, an denen das Becken befestigt ist (Fig. 727). 5. Von den Schwanzwirbeln tragen die vordersten meist beweg- liche Rippen oder Querfortsätze (Fig. 725 q), und häufig treten an ihnen auch noch untere Bögen (ub) auf; gegen die Schwanzspitze zu werden diese Wirbel immer kleiner und einfacher und ver- lieren zuletzt alle Fortsätze nebst den oberen und unteren Bögen. 2. Der Schädel der Quadrupeda. Bei den niedersten Quadrupeda, den Branchiosauri, war wie bei vielen niederen Fischen das Gehirn noch vollständig von einer knorpe- ligen Kapsel, dem Primordialeranium, eingehüllt; mit demselben sind Palatoquadratum und Hyomandibulare verwachsen; auch die am Cranium bewegliche Mandibula (Meckel'scher Knorpel) und das Hyoideum war nicht verknöchert, so dass überhaupt kein Knorpelknochen am Schädel vorhanden war. Dagegen zeigte sich (wie bei vielen niederen Euichthyes) der ganze Kopf nach oben und nach den Seiten von einem zu- sammenhängenden Dach, dem Kopf- panzer, bedeckt (Fig. 728), der aus zahlreichen oberflächlich liegenden, sculptirten Haut- oder Deckkno- chen bestand und nur Lücken liess für Auge (A), Nase (N) und Scheitel- loch (P). Auch das Dach der Mund- vrie. 725. Branchiosaurus amblystomus Credn. er . ae Rothliegendes des Plauenschen Grundes bei Dres- höhle zeigt Deekknochen. Vergl. den. Schädel von oben. A — Augenhöhle,;, N = a ng von Nasengrube; ?P = Scheitelloch: e = Epioticum; S. 521 —524. f = Frontale; fa = Praefrontale; fp = Post- B Ana R frontale; im = Intermasillare; j = Jugale; m = Auf einer höheren Stufe treten °Maxillare; n = Nasale; op — Postorbitale: os . E Supraoceipitale (Interparietale?); p = Parietale; nun neben diesen Deckknochen auch _,;”= Quadratojugale (von oben kaum sichtbar): einzelne Knorpelknochen auf, und ee Br zwar entstehen in erster Linie die anfangs allein die Hinterhauptsgelenke tragenden Exoceipitalia (Fig. 733 co), die das Gehörorgan bergenden Otica (Fig. 732 0) nebst den Ge- hörknöchelchen, und die mit einander das Unterkiefergelenk bildenden Quadratum (Fig. 732 9 u.g, 730 q u. q) und Articulare; es ver- knöchert sodann das Supraoceipitale (os) oberhalb des Foramen mag- num, im Boden und in den Seitentheilen der Gehirnkapsel das Basi- 592 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — Quadrupeda. Schädel. occipitale (Fig. 732, 733 ob) und das Basisphenoid (sb) mit den Alisphenoiden (as); zuletzt das Präsphenoid mit den Orbitosphe- noiden, sowie das Ethmoid; dagegen ersetzen die oberhalb der knorpeligen Hirnkapsel liegenden äusseren Deckknochen, Parietalia (Fig. 729 pa u. 730 p) und Frontalia (f), die darunter liegenden Knorpel- partien und nehmen selbst Theil an der Bildung der knöchernen Hirn- kapsel, welche zuletzt bei den höheren Quadrupeda das Gehirn voll- kommen einschliesst (Fig. 729 u. 733) mit Ausnahme der Oefl- nungen, die zum Durchtritt der Gehirnnerven u. s. w. nothwendig sind. Während sich so im Innern eine knöcherne Gehirnkapsel nach und nach ausbildet und vervollständigt, wird andererseits der äussere Kopf- Fig. 729. Oreodon Culbertsoni Leidy. White- River- Fig. 730. Hatteria (Sphenodon) punctata Gray Oligocän von Nebraska. Schädel von der Seite. ung = von Neuseeland; recent. Schädel von der Seite. Unterkieferwinkel; co = Condyli oceipitales; f = A = Augenhöhle; D = Durchbruch im Unter- Frontale; ın = Intermaxillare; j = Jugale; ! = kiefer; #= Scheitelloch; N = Nasenhöhle; S= Laerymale (mit Thränengrube); mx = Maxillare; obere, S' = untere Schläfenhöhle. a = Angu- n = Nasale; o = Ohröffnung; ol = Exoceipitalia; lare; as = Epipterygoid (Columella); d = Den- os = Supra pitale; pa = Parietale; pın = Pro- tals; f=Frontale; fa = Praefrontale; fp = Post- cessus paramastoideus; ? = Temporale mit dem frontale; im = Intermaxillare; j = Jugale; mx = Processus zygomaticus (2); © = Schneidezähne; ce = Maxillare; » = Nasale; o = Opisthotieum (der Eckzähne; p — Prämolaren; m = Molaren. linken Seite); op = Postorbitale; p = Parietale; ya = Palatinum; pt = Pterygoid; g = Qua- dratum der rechten, g’ = der linken Seite; 97 = Quadratojugale; sg = Squamosum. panzer, soweit er nicht besondere Funktionen erfüllt (Schutz der Nasen- höhle, Theilnahme an der Bildung der Hirnkapsel, Träger des Gebisses etc.) durchbrochen und hinfällig, indem er allmählich mehr oder weniger grosse Lücken erhält. Vor allem wichtig sind die Durchbrüche (Fig. 730) hinter der Augenhöhle (4), welche die Schläfenlücken oder Schläfen- höhlen bilden, von denen eine obere (S) und eine untere ($’) zu unterscheiden sind. Von der Augenhöhle (4) werden sie abgegrenzt durch eine Brücke, die vom Frontale (f) nach dem Maxillare (mx) ‘vom oberen nach dem unteren Orbitalrande) zieht, und die aus dem Post- frontale (fp), Postorbitale (op) und Jugale (j) besteht; die untere Schläfenhöhle (S’) wird nach unten abgeschlossen durch den unteren Schläfenbogen, der aus dem Jugale (j) und Quadratojugale I. Thierreich. — X. Vertebrata. — Quadrupeda. Schädel. 593 (qj) besteht und das Maxillare (m&) mit dem Quadratum (g) verbindet. Die untere Schläfenhöhle (S’) wird von der oberen (S) getrennt durch den oberen Schläfenbogen, den Fortsätze des Squamosum (sq, incl. Supratemporale) und Postorbitale (op) mit einander bilden; nach hinten wird die obere Schläfengrube (S) abgeschlossen durch das Squa- mosum (sg), welches Quadratum (g) und Parietale (p) mit ein- ‚ander verbindet, die untere (S’) durch Squamosum und Quadratojugale (qj), welehe das Quadratum (g) bedecken. Eine oder beide Schläfengruben sind bei vielen Reptilia wohl ausge- bildet; bei zahlreichen Quadrupeda aber geht die Auflösung des Kopfpanzers noch weiter; es fällt der obere Schläfenbogen weg, so dass beide Schläfen- Rn Fig. 731. Ceratosaurus nasicornis Marsh. Jura der Felsengebirge. A Schädel von der Seite, 3 von oben. 4 — Augenhöhle; Z = Gesichtslücke (Thränenhöhle); N = Nasenhöhle; S = obere, S’ = untere Schlä- fenhöhle; U = Durchbruch im Unterkiefer. — d = Dentale; f = Frontale; fa = Praefrontale; im = Intermaxillare; 7 = Jugale; ! = Lacrymale; m = Maxillare; » — Nasale; op = Postorbitale; qg = Quadratum; 95 = Quadratojugale; sg = Squamosum. gruben sich zu einer einzigen vereinigen (z. B. Theromorpha, Aves, Mam- malia — Fig. 729), die oft auch von der Augenhöhle nicht mehr abge- schlossen ist (Aves, viele Mammalia); es kann auch der untere Schläfen- bogen allein fehlen, während der obere erhalten bleibt (Lacertilia) ; es können selbst beide Schläfenbögen zugleich fehlen (z. B. Amphisbaenidae, Centetidae), und ebenso der Abschluss der Schläfengruben nach hinten. Ausser den Schläfenlücken entstehen manchmal noch Gesichts- lücken (Fig. 731 Z) vor den Augenhöhlen (Aves, viele Reptilia, Cervidae) und Lücken im Unterkiefer (Fig. 731 U). Je lückenhafter der äussere Kopfpanzer wird, um so mehr wird die ursprünglich bedeutende Anzahl der denselben zusammensetzenden einzelnen Deckknochen beschränkt, indem Verwachsungen eintreten oder einzelne Knochen nicht mehr zur Steinmann, Paläontologie. 38 594 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — Quadrupeda. Schädel. Ausbildung gelangen. So fehlen bei Ophidia fast sämmtliche postorbitale Deckknochen. Die Gehirnkapsel ist ursprünglich, entsprechend der geringeren Grösse des Gehirnes bei niederen Quadrupeda, sehr klein im Verhältniss zum ganzen Schädel; mit der Grössenzunahme des Gehirnes bei den höheren Quadrupeda wird auch die Gehirnkapsel umfangreicher und tritt dann mit Deckknochen in Berührung, die früher von ihr entfernt waren; so ist z. B. bei höheren Quadrupeda das Squamosum (Schuppe des Temporale — Fig. 729 t) im Stande, einen Theil der Seitenwände der Hirnkapsel zu bilden. Die oberen Kieferränder werden (Fig. 731 u. 732) stets vom Intermaxillare (im) und Maxil- lare (m) gebildet, an den unteren nimmt das Dentale (d) den Hauptantheil (vgl. p- 524). Die Mundhöhle besitzt ursprünglich nur ein einfaches Dach (Schädelbasis) aus Deckknochen, die grosse Lücken (Fig. 744) zwischen sich lassen, welche aber bei zahl- reichen Formen mehr oder weniger sich schliessen. Dies Dach (Fig. 732) besteht vorn aus dem paarigen oder unpaaren Vo- mer (v), an den sich beiderseits die Gau- Fig. 732. Hatteria punctata Gray. Nu- menbeine (pa) anlegen und an diese die seeland. Recent. Schädel von unten n A & : a (Schädelbasis). Ch = Choanen; co = Flügelbeine (pt), welche sich meist bis Hinterhauptsgelenk (unpaar); 9= Gelenk- B = fläche für den Unterkiefer am Quadratum; zum Quadratum (g) erstrecken; die im = Intermaxillare; j = Jugale; m = e B & 30 . Maxillare; o = Opisthotieum; od=Basi- Flügelbeine (pt) sind mitunter durch ein oceipitale; p = Parietale; pa = Palati- A > num; pt = Pterygoid; q = Quadratun; besonderes Transversum (fr) mit dem 9) = Quadratojugale; sb = Basisphenoid A e a br NER, mit Parasphenoidfortsatz nach vom; Maxillare (m) in Verbindung (viele Rep- st = Stapes (Columella auris); ir = rg e . Transversum; v = Vomer. tılia), manchmal auch durch ein Epipte- rygoid oder Golumella (Fig. 730 as) mit dem Parietale (p). Der hinterste Theil des Mundhöhlendaches wird ursprünglich von dem grossen Parasphenoid (Fig. 744 ps) gebildet (Amphibia), das aber, sobald ein Basisphenoid (Fig. 732 sb) sich ent- wickelt, rudimentär wird,*mit diesem Knochen verschmilzt (durch einen vorderen schnabelförmigen Fortsatz vertreten — Fig. 732 sb) und schliess- lich ganz verschwindet (Sauropsida und Mammalia). Die Luft tritt ursprünglich (Fig. 732) durch die Nasenhöhle direet in den vordersten Theil der Mundhöhle, indem die inneren Nasen- öffnungen (Ch — Choanen) sich zwischen Vomer (v) und Maxil- lare (m, hinter dem Intermaxillare im und vor dem Palatinum pa) A I. Thierreich. — X. Vertebrata. — Quadrupeda. Schädel. 595 o öffnen. Bei Mammalia (Fig. 733) und einigen Sauropsida bilden aber die Maxillaria horizontale Gaumenplatten (mx) quer durch die Mund- höhle, die sich in der Mittellinie treffen ; ihnen schliessen sich die Gau- menbeine (pl), selten auch die Flügelbeine (pt) an, indem dieselben nach unten wachsen und dann ebenfalls derartige Gaumenplatten ent- wickeln, die mit denen der Maxillaria (mx) zusammen den harten Fig. 733. Sus scrofaL. Recent. Schädel von unten. as —= Alisphenoid; € = Choanen; F = Foramen magnum; co = Hinterhauptsgelenke (paarig); im = Intermaxillare; j = Jugale; mx = Maxillare mit Gaumenplatte; ob = Basioccipitale; os = Supraoceipitale; pe Petrosum; pl = Gaumenplatte des Palatinum; pm = Processus paramastoideus; pi = Pterygoid; sb —= Basisphenoid; ? = Gelenk- fläche des Temporale; #y = Tympanicum; v = Vomer. Gaumen darstellen; letzterer bildet demnach eine horizontale Scheide- wand innerhalb der ursprünglichen einfachen Mundhöhle, durch welche der obere Theil als Nasen-Rachengang von dem unteren Theile, der eigentlichen Mundhöhle abgetrennt wird; die Choanen (CO) münden hinter dem harten Gaumen. Gelenkhöcker neben dem Foramen magnum (F) zur Verbin- dung des Schädels mit dem ersten Halswirbel sind stets vorhanden, mit Ausnahme der niedersten Amphibia, deren Schä- del noch keine Knorpelknochen besitzt (Fig. 744); betheiligen sich an ihrer Bildung nur die bei- den Exoceipitalia, so ist das Hinterhaupts- gelenk doppelt (Fig. 733 co — Amphibia und Mammalia), nimmt auch das Basioccipitale (0.b) daran wesentlichen Antheil (mitunter aus- schliesslich), so wird es unpaar (Fig. 732 co), einfach oder dreitheilig (Sauropsida). Fast stets finden sich besondere Gehörknöchelchen, nur eines, Stapes oder Columella (Fig. 732 si), bei Amphibia und Sauropsida, drei bei Mam- ig. 734. Längsschnitt durch einen Säugethierzahn, sche- malia. matischh © = Cement; D = Be : : s Dentin; P = einfache Pulpa- Ein Scheitel- oder Parietalloch (Fig. "ine: 5 ee pa 728 P) ist nur bei primitiveren Formen vorhan- den. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass dasselbe einem unpaaren Scheitel- oder Parietalauge entsprochen haben soll. 35* 596 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — Quadrupeda. Gliedmassen. Kiemenbögen sind bei niederen Formen wohl entwickelt, doch auch hier nur in geringer Zahl und oft nur auf die Jugendzeit beschränkt, wäh- rend sie bei Erwachsenen gewöhnlich rudimentär werden und selten ver- knöchern; meist fehlen sie fast ganz. Die Deckknochen des Munddaches scheinen ursprünglich sämmtlich dichte Haufen kegelförmiger Zähnchen getragen zu haben (Fig. 745), wäh- rend die die Kieferränder bildenden Knochen immer nur eine einzige Zahnreihe besitzen; bei den höheren Formen werden die Zähne allmählich nur auf die Kieferränder (Fig. 733) beschränkt oder gehen selbst ganz verloren. Die Zähne (Fig. 734) bestehen fast immer aus echtem Dentin (D), das eine einfache, mitunter Radiärfalten bildende (Fig. 755) Pulpahöhle (P) umgiebt; während die Krone eine Schmelzkappe (S) trägt, ist die Wurzel von Knochengewebe (© — Cement) bedeckt. 3. Gliedmassen der Quadrupeda. Der Schultergürtel (Fig. 735, 736 u. 738) besteht bei den primitivsten Formen aus einem dorsal vom Schultergelenk (g) gelegenen Theil, der Scapula oder dem Schulterblatt (s), und einem ventralen Theile, dem (oft plattenförmigen) Coracoid oder Rabenbein (co oder ce + pe); Fig. 735. Palaeohatteria longieaudata Credn. Fig. 736. NMelanerpeton pulcherrimum Fritsch. Rothliegendes bei Dresden. Schultergürtel von Rothliegendes bei Dresden. Schultergürtel von unten. cl = Ülavieula; co = Coracoid; e = Epi- unten. co = Coracoid; s = Scapula (?); th.l = sternum; A = Humerus; s = Scapula. seitliche Kehlbrustplatte (Clavieula); ” h.m = mittlere: Kehlbrustplatte (Episternum). vor dem Coracoid liegt die Clavicula oder das Schlüsselbein (cl), das mit dem unpaaren Episternum oder Interelavieula (e) in Verbindung steht und mit dem äusseren Ende an die Scapula (s) grenzt *,. Ist ein echtes Sternum (st) vorhanden, so ist mit demselben das Episternum mehr Clavicula und Episternum sind bei vielen Quadrupeda echte Deckknochen; bei anderen Formen aber ist die Clavicula knorpelig präformirt (!); Coracoid und Sca- pula sind immer knorpelig angelegt. } 1. Tbierreich. — X. Vertebrata — Quadrupeda. Gliedmassen. 597 oder weniger innig verbunden; je mehr das Sternum ausgebildet ist, um so mehr wird gewöhnlich das Episternum reduceirt, während es bei den primitiven Sitegocephala, die noch kein verknöchertes Sternum besitzen, mächtig entwickelt ist (Fig. 736 ihm — mittlere Kehlbrustplatte). Ist ein besonderes Episternum nicht vorhanden, so legt sich die Gla- vieula direet an das Vorderende des Sternum, mit dem auch meist das Coracoid verbunden ist. Doch kann sowohl die Clavieula wie das Coracoid rudimentär werden. Am Beekengürtel Fig. 737) verbindet sich das dorsal vom Hüft- gelenk (Acetabulum) gelegene lIleum (il — Darmbein) mit den Rippen- fortsätzen (g) der Saeralwirbel, am ventralen Theile ist meist ein vorderes Fig. 737. Beckengürtel und Sacral- wirbel eines Reptils; schematisch N = Rückenmarkscanal. Theile des Sacralwir- ig. 738. Schultergürtel von Echidna von Seite und etwas von unten. e= Coracoid; el — rieula; e= Episternum; g = Schultergelenk; bels: e = Wirbeleentrum; ob = oberer Bogen; c = Praecoracoid; rı—re = 1. bis 6. Rippe od — Dornfortsatz; g = Querfortsatz; z = Ge- (sternaler Theil); s = Sceapula; st? = Sternum. lenkfortsatz. Theile des Beckens: il = Ileum; is — Ischium; p = Pubis; sy = Symphyse der beiden Ischien. Aeussere Gliedmassen: f = Femur; /f = Tibia und Fibula. Pubis (p — Schambein) vom hinteren Ischium (is — Sitzbein) zu unter- scheiden. Bei den niedersten Stegocephala (Fig. 742) ist das Pubis noch nicht verknöchert und kann selbst ganz fehlen. Pubis und Ischium sind ursprüng- lich plattenförmig (Fig.757); meist entsteht eine einfache oder paarige Lücke zwischen ihnen, das Foramen obturatorium. Bei den höheren Formen sind alle Theile jeder Beckenhälfte mit einander innig verschmolzen. Die beiden Ischien und ebenso die beiden Pubis sind gewöhnlich in der Mittellinie vereinigt (Sitzbein- und Schambeinsymphyse — Fig. 737 sy). Die einzelnen Abschnitte der freien Gliedmassen sind wenig- stens ursprünglich stets durch Gelenke mit einander verbunden: Flossenstrahlen sind nie vorhanden. An den Vordergliedmassen sind folgende Abschnitte zu unterscheiden (Fig. 739 A): Oberarm oder Hu- 598 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — Quadrupeda. Gliedmassen. merus (4), Unterarm mit Ulna (U) und Radius (R), Handwurzel oder Carpus, Mittelhand oder Metacarpus, aus den 5 neben ein- ander liegenden Metacarpalia (mt) bestehend, deren jedes einen Finger (/—V) trägt; jeder Finger besteht aus mehreren Phalangen. 2 OS, 0 REN 2 5 See ei Fig. 739. Au. B Hatteria punctata Gray. Recent. Neuseeland, Linkes Vorderbein. H = Humerus ( = distaler Theil von unten); R = Radius; U = Ulna; c, c' = Centralia; ect u. ent = Foramina epi- eondylaria; © = Intermedium; » = Radiale; « = Ulnare; 7—5 = 1.—5. Carpale; mt = Metacarpale des I. Fingers; I-V = Endphalangen. € Eryops platypus Cope. Kohlenschichten von Ohio. Linker Hinterfuss. #= Fibula; f = Fibulare; ? = Tibiale; ce = Centrale; 1—5 = 1.—5. Tarsale; mt = Metatarsale des 5. Fingers; ph = Phalangen des 5. Fingers. Die entsprechenden Theile der Hintergliedmassen (Fig. 739 C) sind: Ober- schenkel (Femur), Unterschenkel mit Tibia und Fibula (F), Fusswurzel (Tarsus), Mittelfuss mit 1.—5. Metatarsale (mt) und 5 Zehen, jede wieder aus mehreren Phalangen (ph) bestehend. Am Carpus und Tarsus sind folgende Elemente zu unterscheiden : Carpus (Fig. 739 A) | Tarsus (Fig. 739 C u. 740) ——\ —— — u = | Pyramidale (Triquetrum) = Ulnare («) Fibulare (f) = Calcaneus (Fig. 740 c) Lunare (Lunatum — Intermedium () | Intermedium n (Bunaym) 2 . ER Ve ysragane Talus) Scaphoid (Nawvieulare) = ae ) aunlenn) J Rn = ; | Centrale (ec) Centrale (e)=Naviculare(n,Scaphoid) » [ Trapez (Multangulum majus) = Carpale 4 | Tarsale 1 = (uneiforme A 8 | Trapezoid (Multangulum minus) = » 2 » Dr » 2 >» * Magnum (Capitatum) = » 32| » Se » 3 2 | Unciforme (Hamatum) — hiy% e | R r ei Cuboid (cb) = > 5 » s—=/ Anm. Die cursiv gedruckten Ausdrücke werden bei Säugethieren verwendet, die eingeklammerten sind in der menschlichen Anatomie gebräuchlich. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — Quadrupeda. Gliedmassen. 5 oo g Der Humerus Fig. 739 B) zeigt bei zahlreichen Quadrupeda ober- halb seines distalen Gelenkes Durchbrechungen, das Foramen ectepi- condylare (ect) auf der radialen Seite, das F. entepicondylare (ent) auf der ulnaren Seite. Sehr selten (Hatteria — Fig. 739 B) finden sich beide Foramina; das F. entepicond. allein besitzen die Theromorpha und viele Mammalia, das F. eetepicond. besitzen viele Reptilia; sehr häufig fehlen diese Durchbrechungen ganz (Am- phibia, viele Reptilia, Aves und die höheren Mammalia). Die Knochen des Carpus und Tarsus ordnen sich meist in zwei Reihen, eine proximale und eine distale, die mit einander das Intercarpal-, bez. Intertarsalgelenk bilden. Bleibt das Cen- trale (selten verdoppelt) isolirt, so liegt es zwischen beiden Reihen. Während die Nie. 740. Phenacodus primaevus Cope. Wasatch-Eocän von Wyoming. Linker proximale Reihe am Carpus meist drei MHntertuss a Knochen zeigt, sind dieselben am Tarsus 1-3 = Cuneiforme I-I; EV = Me- ? tatarsale der 1.—5. Zehe. (Fig. 740) meist auf zwei Knochen, Astra- galus und Calcaneus (a u. c) redueirt. Die distale Reihe zeigt gewöhn- lich nur noch vier Knochen, da das 4. und 5. Carpale bez. Tarsale selten getrennt sind. Das häufig am Ulnare befestigte Pisiforme (Fig. 835 pi) wird als Rudiment eines sechsten Fingers angesehen. Bei der ursprünglicheren Form von Gliedmassen der Quadrupeda, dem primitiven Gehfuss (Fig. 739), bleiben sämmtliche Knochen von einander getrennt (bei den niedrigsten Formen ist der Carpus und Tarsus noch nicht oder unvollständig verknöchert), die auf einander folgenden Abschnitte sind durch Gelenke mit einander verbunden, der ganze Fuss vom Carpus bez. Tarsus an ist flach und berührt den Boden (plantigrad), Ulna und Radius, bez. Tibia und Fibula sind etwa gleich lang und gleich stark, die fünf (selten vier) Finger (bez. Zehen) sind wohl von einander gesondert, einzeln beweglich und bestehen aus einer mässigen Anzahl von Phalangen. [Die Phalangenzahl ist ziemlich charakteristisch für grosse Gruppen unter den Quadrupeda; so zeigen vom 1. bis 5. Finger viele Amphibia 2,2, 3, %, 3, die meisten Sauropsida 2, 3, k, 5, 3, die Theromorpha und” die meisten Mammalia 2, 3, 3, 3, 3 Phalangen.| Bei den Sauropsida und Mammalia, ausnahmsweise auch bei Amphibia, tragen die Endpha- langen meist Krallen (Nägel oder Hufe). Durch Anpassung an bestimmte Formen der Locomotion, besonders Schwimmen, Fliegen, Laufen verändert sich der Fussbau ausserordentlich : 1. Bei Schwimmfüssen (Flossen — Fig.785) bleibt Ober- und Unterarm kurz, die Hand wird verlängert; die einzelnen Abschnitte werden gegen einander unbewes- 600 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — Quadrupeda. Hautgebilde. lich unter Verlust ihrer Gelenke, die Finger werden mit einander durch ein gemein- sames Integument vereinigt, oft unter starker Vermehrung ihrer Phalangenzahl und unter Verlust der Krallen; alle Knochen werden platt (Ichthyopterygi, Pythonomorpha, Cetacea ete.). Gewöhnlich sind hierbei die Vorderbeine mächtiger als die Hinter- beine, die manchmal ganz verkümmern. 2. Bei Flügeln (nur Vordergliedmassen — Fig. 796) werden einzelne Abschnitte der Gliedmassen ausserordentlich verlängert, mitunter unter Reduction der Fingerzahl, Verwachsungen, Verlust der Krallen (Pterosauria, Aves, Chiroptera). 3. Bei Laufbeinen (Fig. 825) tritt der Fuss nur noch mit den Zehen auf (digi- tigrad), der Mittelfuss wird verlängert und seitlich eingerollt, einzelne Zehen werden kräftiger auf Kosten der übrigen, die rudimentär werden und schliesslich ganz ver- schwinden können, ebenso wird Radius und Tibia stärker auf Kosten von Ulna und Fibula, und endlich können umfangreiche Verwachsungen eintreten (manche Dino- sauria, Aves, viele Mammalia). Entweder zeigen die Hinterbeine ausschliesslich oder doch in höherem Grade als die Vorderbeine die Charaktere der Laufbeine. Bei manchen Quadrupeda verkümmern die äusseren Gliedmassen und können selbst vollständig fehlen; mit ihnen verkümmern die Glied- massengürtel, aber nur in den extremsten Fällen (z. B. Ophidia) bis zu ihrem völligen Verschwinden. Unpaare Flossen können bei Quadrupeda vorkommen, besitzen aber nie Flossenstrahlen oder Flossenträger. 4. Hautgebilde der Quadrupeda. Von den ältesten Quadrupeda waren viele mit verknöcherten Schup- pen bedeckt. Von den späteren Formen tragen einige Knochenplatten, viele sind ganz nackt, die meisten haben eine Körperbedeckung aus reinen Epidermisgebilden: Hornschuppen, Federn, Haare. Eine besondere Rolle spielten bei den ältesten Formen, den Stegocephala, die Bauchschuppen, die stark verknöchert waren und einen aus zahlreichen Schuppenreihen bestehenden äusseren Bauchpanzer (Fig. 742 b) bildeten. Indem diese Reihen von Knochenschuppen von der äusseren Haut bedeckt und an Zahl mehr und mehr reducirt wurden, entstanden die aus wenig zahl- reichen Stücken bestehenden Bauchrippen der primitiveren Sauropsida (Fig. 759), unter denen bei einigen noch drei, bei anderen zwei und zuletzt nur eine dieser Bauchrippen je einem Körpersegment entsprechen. Zu den eigentlichen Rippen stehen diese Bauchrippen in gar keiner Be- ziehung. Die ursprünglichen Hautknochen des Kopfes und der Brust bilden Theile des Schädels und des Schultergürtels (s. daselbst). So lange die- selben an der äusseren Körperbedeckung direct Theil nehmen, sind sie gewöhnlich mehr oder weniger stark skulptirt, selbst noch schmelz- I, Thierreich. — X. Vertebrata. — 4. Klasse: Amphibia. 601 bedeckt, während sie mehr oder weniger glatte Oberfläche zeigen, wenn sie von dickeren Schichten der äusseren Haut bedeckt werden. 4. Klasse: Amphibia (Lurche). Amphibien sind insofern die niedrigsten Quadrupeda, als sie, (ge- wöhnlich) in sehr unentwickeltem Zustande aus sehr kleinen Eiern zur Welt kommend, in der Jugend noch durch Kiemen athmen und erst später in den Besitz von Lungen gelangen (meist unter Verlust der Kiemen und unter auffallender Metamorphose‘. In ihren früheren Entwiekelungs- zuständen zeigen sie noch zahlreiche fischartige Charaktere, während ihre Quadrupedennatur erst im späteren Alter voll zur Geltung kommt. Die Wirbel sind bei einigen fossilen Formen nur unvollkommen verknöchert; sonstsind sie amphieöl (nicht selten mit persistirender Chorda), procöl oder opisthocöl. Die Rippen sind meist sehr kurz, bei den Anura gar nicht abgegliedert; sie sind oft doppelköpfig oder zeigen ein auffallend breites proximales Ende. Der erste Wirbel ist oft einfacher gebaut als die übrigen, ohne Rippen und wird dann als Atlas (der einzige Halswirbel) bezeichnet. Ein echtes, von den Rippen abstammendes und mit denselben zusammenhängendes Brustbein ist nicht nachzuweisen. Bis zum Kreuz- bein (Fig. 743 sr) zeigen oft noch sämmtliche Wirbel bewegliche Rippen. Es tritt stets nur ein Kreuzbeinwirbel auf, dessen Rippenfortsatz als bewegliche Rippe abgegliedert sein kann, ebenso der der vorderen Schwanzwirbel (Fig. 743). Das Primordialeranium verknöchert gar nicht oder nur zum ge- ringen Theil; das Hinterhauptsgelenk ist doppelt (Fig. 756 co). Die Deck- knochen des Schädels erreichen bei den primitiveren Formen (Fig. 741) eine ausserordentliche Ausdehnung und bedecken fast lückenlos den ganzen Kopf; sie sind hier unter allen Quadrupeda am vollkommensten entwickelt und erinnern an den gepanzerten Schädel mancher. der älteren Teleostomi; unter den moderneren Amphibien treten Deckknochen viel mehr zurück. Ein mächtiges Parasphenoid (Fig. 744 ps) bedeckt stets die knor- pelig bleibende Basis des Primordialeraniums. Der Vomer (v) ist meist paarig. Zähne treten bei einzelnen Formen noch an allen Mundknochen auf (Fig. 745), auf dem Vomer (v), Pterygoid (pt) und Parasphenoid (ps) haufenweise, sonst wesentlich einreihig. Zahnwechsel findet fortwährend statt. 602 I. Thierreich. — N. Vertebrata. — 4. Klasse: Amphibia. Die Gliedmassen sind oft nur theilweise verknöchert, besonders ist der Carpus und Tarsus häufig nur knorpelig vorhanden; die übrigen Beinknochen zeigen oft nur eine äussere Knochenrinde mit unverknöcherten Gelenkenden fossil nur als hohle Röhren erhalten); auch am Schulter- sürtel und Becken bleiben grössere oder geringere Theile zeitlebens knor- pelig. Die Füsse (selten verkümmert) sind primitive Gehfüsse, hinten mit 5, vorn mit 4 oder 5 Zehen versehen (Fig. 743). Die meisten der älteren Formen zeigen eine Hautbedeckung aus ver- knöcherten Schuppen, die am Bauch oft panzerförmig wird; die modernen Formen haben grösstentheils eine nackte Haut. Die Endphalangen sind nur ganz ausnahmsweise mit Krallen versehen. Die Amphibien leben in oder an süssem Wasser oder wenigstens an feuchten Orten; sie kommen fossil nie in rein marinen Ablagerungen vor. Amphibien sind seit dem Carbon bekannt. Es lassen sich vier Ordnungen unterscheiden : l. Ordnung Stegocephala. Schwanz wohl entwickelt; Thoracalplatten oder ein Bauchpanzer vorhanden. Carbon bis Trias. 2. Ordnung Urodela. Schwanz wohl entwickelt; weder Thoracalplatten noch ein Bauchpanzer. Kreide bis Gegenwart. 3. Ordnung Gymnophiona. Ohne Schwanz und Gliedmassen. Recent. 4. Ordnung Anura. Ohne Schwanz; Gliedmassen kräftig. Tertiär und recent 1. Ordnung Stegocephala. Litteratur über Stegocephala. Cope,E.D. American Naturalist. 1884. , Credner, H. Die Stegocephalen aus dem Rothliegenden des Plauen’schen Grundes bei Dresden. (Zeitschr. d. d. geol. Gesellsch. 4881—86.) } Fritsch, A. Fauna der Kalksteine und der Gaskohle der Permformation Böhmens. 41883—85. Geinitz und Deichmüller. Die Saurier der unteren Dyas von Sachsen. Palaeontogr. XXIX. 1882. Meyer, H. w. Reptilien aus der Steinkohlenformation in Deutschland. Palaeontogr, Vl. 1857. } Zittel, K. Handbuch der Paläontologie. III. Bd. 2. Lief. München u. Leipzig 1888. . Der Schädel der Stegocephala (Fig. 741 u. 752) bildet ein nach oben und den Seiten vollständig geschlossenes, nur aus Deekknochen bestehendes Dach, das ausser den Augen- und Nasenöffnungen (A u. N) sowie dem stets vorhandenen Scheitelloch (P) nur ganz ausnahmsweise noch weitere Lücken zeigt. Von Deckknochen des Schädels, die den übrigen Amphibien fehlen, finden sich wie bei vielen Fischen und Reptilien (Fig. I. Thierreich, — X. Vertebrata. — 4. Klasse: Amphibia. Stegocephala. 603 744): Postorbitale (0.p) und Supratemporale (fs), ferner das soge- nannte Epioticum (e) und Supraoceipitale (o.s)*), ausserdem fast stets ein Scleroticalring (sc). Knorpelknochen fehlen am Schädel vieler Stegocephalen noch ganz (Fig. 744). Bei anderen sind die Exoc- eipitalia mit den Hinterhauptsge- lenken (Fig. 756 co), das kleine Qua- dratum (q) und das Articulare ver- knöchert. Sämmtliche präsacrale Wirbel, meist auch einige Schwanzwirbel, tragen Rippen (Fig. 743). Eine Hals- und Lendenregion ist nicht zu unter- scheiden. . . . » Fig. 741. Branchiosaurus amblystomus Credn. Die Ri ppen sind oft deutlich Rothliegendes des Plauenschen Grundes bei Dres- Rt. Fr s . 2 den. Schädel von oben. A = Augenhöhle; N = zweiköpfig (Fig. 748), wenn ihre En- Nasenhöhle; P = Scheitelloch; e = Epioticum; DET » = 5 = Frontale; fa = Praefrontale; fp = Post- dengut verknöchertsind, im anderen fröntale; ım — Intermaxillare: = ee De B er Er Maxillare; » = Nasale; op = Postorbitale; os = Falle stellen sie dünne hohle Röhren Supraoeeipitale (Interparietale?); p — Parietale vor. Die Wirbel sind äusserst ver- (von oben kaum meta) 2 = Sumonene schiedenartig ausgebildet, bei eini- eg =; ETuamomun Lie Senn gen Gruppen nimmt das Intercen- trum noch einen beträchtlichen Antheil an ihrer Bildung (Fig. 751 u. 754). Chorda stets persistirend. Am Sehultergürtel sind zu unterscheiden (Fig. 742 u. 746): eine mittlere Thoracalplatte (Ih.m) und zwei dieselbe theilweise be- deckende seitliche Thoracalplatten (th.l); letztere sind geknickt oder stark gebogen. Diese drei oberflächlich gelegenen, für die Stegocephalen ausserordentlich charakteristischen Hautknochen dürften als Epi- sternum und Claviculae der übrigen Quadrupeda aufzufassen sein (vgl. Fig. 735). An die seitlichen Thoracalplatten legen sich dünne spangen- förmige, am distalen Ende oft verbreiterte Knochen an (s), die möglicher- weise die Scapulae darstellen; als Coracoide (co) wären dann zwei runde oder halbmondförmige Knochenplatten zu deuten. Ein knöchernes Sternum existirte nicht. Am Becken (Fig. 742 u. 757) stellt das Ischium (is) meist eine ausgedehnte Knochenplatte dar; das Pubis (p) findet sich nicht immer verknöchert; das Ileum (il) ist wohl entwickelt, sein sa- erales Ende oft stark verbreitert; es wird von sehr kräftigen Sacral- rippen (sr) getragen. An den meist fünfzehigen Extremitäten ist nicht selten Carpus und Tarsus noch nicht verknöchert. *) Das Supraoceipitale mag dem Interparietale der Säuger entsprechen. 604 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 4. Klasse: Amphibia. Stegocephala. Der Bauch ist fast stets durch einen äusseren Bauchpanzer ge- schützt (Fig. 742 b), der aus dicken, oft spindelförmigen und in zahlreiche schiefe Reihen angeordneten Schüpp- chen besteht (Fig.749 B), und den soge- nannten »Bauchrippen« vieler Rept- lien entspricht. Dünne rundliche ver- knöcherte Schuppen bedecken oft auch den übrigen Körper (Fig. 742 sch, 748). Die oberflächlich liegenden Schä- delknochen und Thoracalplatten sind meist mehr oder weniger reich skulp- tirt und schmelzartig glänzend (Gano- cephala). Auf der Oberfläche des Schädels finden sich manchmal glatte Rinnen, in ihrer Gesammtheit Lyra (Fig. 756 /) genannt; sie sind als sog. Schleimkanäle anzusehen. Die Zähne sind spitz, kegelförmig, oft mit grosser Pulpahöhle (Fig. 744 A); das Dentin ist manchmal mehr oder weniger stark gefältelt, indem die Pulpa radiale Ausstülpungen zeigen kann, die ein- fach sind (Fig. 742 C) oder mäandrisch gewunden (Fig. 755); ihnen entspre- chen von aussen in das Dentin ein- dringende Falten, in welchen sich Gement ablagert; solche Zähne er- scheinen äusserlich gefurcht |Fig. 742 B); die Falten sind an der Basis des Zahnes am complieirtesten aus- gebildet und verschwinden allmählich gegen die Spitze. Die Stegocephala zeigen sehr viel innigere Beziehungen zu den Sau- ropsida als irgend eine der übrigen Amphibienordnungen; manche hierher Fig. 742. Archegosaurus Decheni Gf. Sphärosiderite des unteren Perms (Lebacher Schichten). Lebach arbrücken. A Ansicht eines der vollständigsten Exemplare, die bekannt sind, von der Bauchseite, b = Bauchpanzer; c = Rippen (nur zum Theil eingezeichnet); co = Coracoid; f = Femur; fi= R- bula; % = Humerus; @! = Ileum; is = Ischium; r = Radius; s = Scapula; sch = Körperschuppen ; wcralrippen; £ = Tibia; th.l atte (Episternum); # = Ulna. B seitliche Thoracalplatten (Clavieula); {h.m = mittlere Thor: angzahn (2). © Querschnitt desselben in der Nähe der Basis, I. Thierreich. — X. Vertebrala. — 4. Klasse: Amphibia. Stegocephala. 605 gehörige Formen sind nur mit Schwierigkeit von Sauropsida zu tren- nen; sie erscheinen in jeder Beziehung als die primitivsten Formen unter den Quadrupeda; sie treten auch früher auf als die übrigen Quadrupeda und sind auf die Steinkohlenformation, das Perm und die Trias beschränkt; die Stegocephala dürften die Stammformen nicht nur der übrigen Amphibia, sondern auch der Sauropsida enthalten. Innerhalb der Stegocephalengruppe lässt sich eine fortschreitende Entwickelung von den niederen Formen zu den höheren nicht verkennen. Das Innenskelet verknöchert mehr und mehr: es bilden sich Knorpelkno- chen am Schädel, das Wirbelcentrum verknöchert allmählich vollständig und verwächst zuletzt mit den Bögen; es verknöchern die Gelenkenden an den Rippen und Beinknochen, ebenso Pubis, sowie Carpus und Tarsus; die Zähne erhalten Radiärfalten, die zuletzt auffallend mäandrisch ge- wunden sind (Labyrinthstruktur). Die Eintheilung der Stegocephala gründet sich auf den Wirbelbau. Es lassen sich fünf Unterordnungen annehmen: A. Intercentrum fehlt oder rudimentär (Microsauria) . a. Wirbelcentrum nicht oder nur in äusserst geringem Maasse verknöchert; Chorda vertebral nicht eingeschnürtl. 1. Unterordnung Branchiosauri. b. Wirbelcentrum wohl verknöchert; Chorda vertebral eingeschnürt; Wir- belkörper amphicöl, verlängert (Fig. 747. 2. Unterordnung Sauromorphi. B. Intercentrum sehr wohl entwickelt (Ganocephala). a. Intercentrum und Wirbelcentrum getrennt. e. Statt eines Wirbelcentrums treten paarige Pleurocentra auf. Wirbel rhachitom (Fig. 754). 3. Unterordnung Rhachitomi. 3. Wirbelcentrum und Intercentrum ringförmig verknöchert; Wirbel embolomer (Fig. 75%). 4. Unterordnung Embolomeri. b. Intercentrum amphicöl, scheibenförmig. Kein gesondertes Wirbelcen- trum bekannt. 5. Unterordnung Labyrinthodontia. 1. Unterordnung Branchiosauri. Salamanderähnliche Geschöpfe (Fig. 743) von geringer Körpergrösse mit breitem stumpfem Kopfe, kurzer Schnauze und kurzem Schwanze. Zähne einfach. Schädel nur aus Deckknochen bestehend (Fig. 744. Hin- terhauptsgelenke nicht verknöchert. An der Wirbelsäule sind die oberen Bögen wohl entwickelt und verknöchert; ein Intereentrum (Basaltheil der unteren Bögen) fehlt; Wirbelcentrum gar nicht verknöchert oder nur von einer äusserst dünnen Knochenhülse umgeben, welche die Chorda verte- 606 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 4. Klasse: Amphibia. Stegocephala. bral nieht einschnürt (»tonnenförmige Wirbelkörper«). Rippen dick, kurz und gerade, an sämmtlichen Rumpf- und den vorderen Schwanz- wirbeln vorhanden. Pubis nicht verknöchert, ebenso Carpus und, Tarsus. Schuppen auf der Bauchseite stets vorhanden. Auf Carbon und Perm beschränkt. Die Branchiosauri sind die primitivsten Formen unter den Stegocephala. Branchiosaurus Fritsch (= Protriton Gaudry — Fig. 741, 743, 744). Auf Intermaxillare, Maxillare und Unterkiefer steht eine dichte Reihe Fig. 744. Branchiosaums amblystomus Credn. Roth- liegendes bei Dresden. Schädel von der Unterseite, vergr. im — Intermaxillare; m = Maxillare; 97 = Quadrato- jugale; pt = Pterygoid; ps = Parasphenoid; pa = Pa- latinum; © = Vomer (Lage und Gestalt von Vomer und alatinum sind nicht ganz sicher). A zwei Zähne, der eine gespalten. Fig. 743. Branchiosaurus amblystomus Credn. Larve (= B. gracilis). Rothliegendes bei Dresden. co = Coracoid; f = Femur; fi = Fibula; A = Humerus; 7 = Radius; s = Scapula: sr — Sacralrippen:; t = Tibia; th.l = seitliche, th.m = mittlere Thoracalplatte; « = Ulna. Die in diesem Zustande noch vorhandenen Kiemen sind hier weggelassen. spitzer Zähne; sonst zahnlos; Parasphenoid breit mit langem schmalem vorderem Stiele. Die mittlere Thoracalplatte ist ungestielt, mit zerschlitztem Vorderrande. Rippen und Extremitätenknochen zeigen nur eine dünne äussere Knochenhülse; das Innere und die Gelenkenden waren nicht ver- knöchert. 4/5 Zehen. Die in der Jugend wohl entwickelten Kiemen (* Kiemenbögen) gehen später verloren. Nur die erwachsenen Thiere zeigen einen Schuppenpanzer, der den Bauch, sowie die Unterseite des Schwanzes und der Extremitäten bedeckt; derselbe besteht aus Schup- penreihen, die in regelmässige Fluren geordnet sind. Carbon und Perm von Sachsen, Thüringen, Böhmen und Frankreich. B. amblystomus Credn. (Fig. 744, 743, 744) ist weitaus der häufigste Stegocephale in den Kalken des Rothliegenden im Plauenschen Grunde bei Dresden. Die ganze I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 4. Klasse: Amphibia. Stegocephala. 607 Skeletentwickelung von der 30 mm langen Larve bis zum 120 mm langen erwachsenen Thiere ist bekannt. Mit zunehmendem Alter wandert das Becken allmählich nach hinten, so dass dem erwachsenen Thiere eine grössere Anzahl von Rumpfwirbeln zu- kommen als dem jungen. B. graeilis Credn. (Fig. 743) ist die nackte mit Kiemen ver- sehene Jugendform. B. salamandroides Fritsch ist sehr häufig in der carbonischen Gaskohle von Nyran in Böhmen. B. (= Protriton) petrolei Gaudry. Sehr häufig in den permischen Petroleum- schiefern von Autun; von sehr geringer Grösse, wahrscheinlich nur die Larvenform einer grösseren Art (B. amblystomus Credn.?). Fig. 745. Dawsonia polydens Fritsch. Carbon Fig. 746. Melanerpeton pulcherrimum Fritsch. (Gaskohle) von Nyran, Böhmen. Schädel von Rothliege nde 38 bei Dresden. Schultergürtel. co = unten. zm = Intermaxillare; m — Maxillare; Cor acoid; : th.l = seitliche Tho- pa — Palatinum; ps = Parasphenoid: pt = Pte- rac alplatte (Clavie th.m — mittlere Tho- rygoid (die Gestalt desselben dürfte eher wie bei racalplatte an) Branchiosaurus Fig. 744 sein);v = Vomer. Dawsonia Fritsch (Fig. 745) unterscheidet sich besonders durch den Besitz von Zähnen an allen oberen Mundknochen. Carbon. D. polydens Fritsch (Fig. 745). Gaskohle von Nyran in Böhmen. Melanerpeton Fritsch (Fig. 746). 25—130 mm lange Thiere mit dop- peltem Supratemporale und mit Zähnen auf dem Pterygoid. Zähne etwas gefurcht. 5/5 Zehen. Perm. M. pulcherrimum Fritsch. Rothliegendes von Böhmen und Sachsen; erreicht etwa 13 cm Körperlänge. Pelosaurus Credn. Vor der Augenhöhle findet sich zwischen Maxillare, Nasale, Praefrontale und Jugale ein besonderes Laerymale. Kopf auf- fallend gross. Pterygoid bezahnt. 4/5 Zehen. Perm. P. laticeps Credn. Im Rothliegenden bei Dresden häufig; erreicht 20 cm Körper- länge. 608 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 4. Klasse: Amphibia. Stegocephala. 2. Unterordnung Sauromorphi. Eidechsen- undschlangenartige Geschöpfe von nicht sehr bedeutender Körpergrösse, mit mehr oder weniger spitzer Schnauze und meist langem Schwanze. Zähne glatt, einfach, mit grosser Pulpahöhle. Wirbelkörper ver- längert, amphicöl, aus den oberen Bögen und den oft damit verwachsenen, wohl verknöcherten Wirbelcentren bestehend; während in der Rumpf- region die unteren Bögen (Intercentrum) fehlen, bilden sie am Schwanze mehr oder weniger lange untere Dornfortsätze (Fig. 747 ud), die oft mit dem Wirbelkörper verwachsen (Fig. 749 ub). Chorda in der Mitte der Wirbel mehr oder weniger stark eingeschnürt. Rippen dünn, lang und gebogen, meist zweiköpfig. Schambeine verknöchert. Verzierte Schuppen meist auch auf der Rückenseite vorhanden (Fig. 748). Auf Carbon und Perm beschränkt. Die Sauromorphi nähern sich in vieler Beziehung den Reptilien. 1. Fam. Hylonomidae. Eidechsenähnlich mit kräftigen Gliedmassen. Rippen lang und schlank, zweiköpfig. Obere Dornfortsätze kräftig. Schuppen gross, ver- ziert. Carbon und Perm. Fig. 747. Hylonomus Fritschi Fig. 748. Ricnodon Copei Fritsch. Carbonische Gaskohle von Gein. u. Deichm. Rothliegendes Böhmen. Restaurirt. 3/5. des Plauenschen Grundes bei Dresden. Zwei amphicöle Schwanzwirbel. ce = Wirbelcen- trum; ob = obere, «ud = untere Bögen; z = vorderer, z' = hin- terer Gelenkfortsatz. Hylonomus Dawson (Fig. 747). Obere und untere Bögen nicht mit dem Wirbelcentrum verwachsen; Gaumenzähne sehr klein. Carbon und Perm. Sachsen, Böhmen und Neu-Schottland. H. Fritschi Credn. (Fi . 747). Perm. Rienodon Fritsch (Fig. 748). Parasphenoid und Pterygoid bezahnt. Carbon von Böhmen. R. Copei Fritsch (Fig. 748). Carbonische Gaskohle von Böhmen. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 4. Klasse: Amphibia. Stegocephala. 609 2. Fam. Nectridae. Eidechsenähnlich mit Gliedmassen. Obere und untere Dorn- fortsätze fächerartig verbreitert und am Rande gekerbt (Fig. 749 A). Wirbelbögen mit dem Centrum oft verwachsen. Carbon. Keraterpeton Huxl. Schwanz lang, etwa 40 Schwanzwirbel; Epioti- cum mit langen beweglichen Hörnern. Carbon von Böhmen, Irland, Ohio. K. crassum Fritsch. 49,5 cm lang. Gaskohle von Nyran in Böhmen. Urocordylus Huxl. u. Wr. (Fig. 749 A, B). Schwanz sehr lang, etwa 80 Schwanzwirbel. Epioticum nicht verlängert. Carbon von Irland und Böhmen. U, scalaris Fritsch (Fig. 749 A, B). Gaskohle von Nyran in Böhmen, Fig. 749. Drocordylus scalaris Fritsch. Gaskohle von Nyran in Böhmen. A drei Schwanzwirbel. ® = Wirbelkörper. ob = obere, «b = untere Dornfortsätze. B Schuppen des Bauch- panzers. Fig. 750. Dolichosoma longissimum Fritsch. Carbonische Gaskohle von Nyran in Böhmen. Schädel von oben. e — Epioticum; f = Frontale; f.a = Praefrontale; /.p ostfrontale; “rn —= Intermaxil- lare; j = Jugale; m = Maxillare; n = Nasale; o = Scleroticalring; o.p = Postorbitale; 0.s = Supra- oceipitale; g7 = Quadratojugale (zweifelhaft); 7 = Parietale mit dem Scheitelloch; sg = Squamosum; t.s = Supratemporale. 3. Fam. Aistopodidae. Schlangenähnliche Amphibien, ohne Extremitäten und Extre- mitätengürtel, mit verlängerten Wirbeln und dünnen grätenartigen Rippen. Schädeldach mit Lücken im vorderen Theile. Dolichosoma Huxl. (Fig. 750). Ueber 150 Wirbel mit dünnen, gebo- genen, zweiköpfigen Rippen. Kopfknochen glatt. Ein Bauchpanzer ist nicht beobachtet; dagegen sind Spuren von Kiemen vorhanden. Carbon von Irland und Böhmen. D. longissimum Fritsch (Fig. 750). Gaskohle von Nyran in Böhmen. Steinmann, Paläontologie. 39 610 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 4. Klasse: Amphibia. Stegocephala. 3. Unterordnung Rhachitomi. Ziemlich grosse Thiere von krokodilartiger Gestalt. Die Wirbel be- stehen aus folgenden nicht mit einander verwachsenden Knochenstücken: A) obere Bögen (Fig. 754 ob); 2) wenigstens ein Paar seitlicher Knochen- stücke, die Pleurocentra (p); 3) ein wohlentwickeltes Intercen- trum (fi), das am Schwanz die unteren Dornfortsätze (Fig. 724 C, ub) trägt. Der Schwanz ist lang, die Knochen des Schädeldaches und die Thoracalplatten sind sehr stark sculptirt (Fig. 742). Ein Bauchpanzer (b) ist sehr wohl entwickelt. Die langen Fangzähne zeigen einfache Radiärfalten (Fig. 742.B, 0). Perm von Europa, Indien und Nordamerika. Archegosaurus Gf. (Fig.724, 742 u.751). Von krokodilartiger Gestalt; ein langer Ruderschwanz mit stark entwickelten obe- Fig. 751. Archegosaurus Decheni Gf£. » n n er S Rochliegendee, Hrbach Rumpfrirbel, LEN und unteren Dornfortsätzen. Rippen = Intercentrum; p = Pleurocentra; In 7 : N 2 - = Ü Bann Dormtoteste (0) sehr dick, wenig gebogen, ihr proximales us leneiänutze Ende verknöchert spät und ist wie das distale sehr stark verbreitert; sie finden sich an allen Rumpfwirbeln und den vorderen Schwanzwirbeln. Der Schädel ist dreiseitig, platt, die Schnauze ist um so mehr verlängert, je älter die Thiere sind; Augen klein. Die Hinterhauptsregion verknöchert sehr spät oder gar nicht; eine Lyra erscheint vielleicht an ganz alten Exemplaren. Die mittlere Thoracalplatte (th.m) ist sehr gross, rhombisch; Bauchpanzer (b) aus sehr zahlreichen, in bestimmten Zügen angeordneten spindelförmigen Schüppchen bestehend; andere Theile des Körpers sind von sehr dünnen rundlichen Schüppchen (sch) bedeckt. Eine Reihe kleiner Zähne steht auf Praemaxillare und Manillare, eine Reihe grosser Fangzähne auf Vomer und Palatinum; letztere sind an der Basis einfach gefaltet, daher äusserlich gestreift. Die Hand ist vier-, der Fuss fünf- zehig; im Alter sind einige Carpalia und Tarsalia verknöchert. Bei jungen Thieren sind Kiemenhögen nachgewiesen. Perm von Europa. A. Decheni Gf. (Fig. 724, 742 u. 751) ist einer der am längsten und am besten be- kannten Stegocephalen; findet sich ziemlich häufig in den Sphärosideritknollen des unteren Perm (Lebacher Schichten) im Saarbrückischen, auch in Sachsen; erreicht eine Länge von 4—A1/, Meter. Actinodon Gaudry. Vomer mit je einem grösseren Zahn und zahl- reichen Körnelzähnchen. Perm von Frankreich. A. Frossardi Gaudry. Schädel bis 48 cm lang. Perm von Autun. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 4. Klasse: Amphibia. Stegocephala. 611 Eryops Cope (Fig.739 C u. 752) ist der grösste nordamerikanische Ste- gocephale, sein Schädel wird 40—60 cm lang. Ohne deutliche Schleim- canäle. Perm von Nordamerika. Fig. 752. Eryops megacephalus Cope. Perm von Texas. Schädel von der Seite. E. megacephalus Cope (Fig. 752). Perm von Texas. E. platypus Cope (Fig. 739 C). Kohle von Ohio. 4. Unterordnung Embolomeri. In der Wirbelsäule entsprechen je zwei Knochenringe einem Körper- segment (Fig. 753 u. 754). Der eine dürfte das Wirbeleentrum (c) dar- stellen, der andere, welcher am Schwanze die unteren Dornfortsätze trägt, ist das Intercentrum (if). Die oberen Bögen (o.b) sitzen bald dem Fig. 753. Diplovertebron punctaltum Fritsch. Fig. 754. Cricotus heteroclites Cope. Perm von Gaskohle von Nyran, Böhmen. Zwei Schwanz- Texas. Zwei vordere Rumpfwirbel. d = Diapo- wirbel. ce = Wirbeleentrum; © = Intercentrum ; physe; © = Intercentrum; %k = Wirbelkörper 0.b = obere Bögen, dem Intercentrum aufsitzend ; (Centrum mit dem oberen Bogen verwachsen); ud = untere Dornfortsätze. od = obere Dornfortsätze: pa — Parapophyse; z = vorderer, z' = hinterer Gelenkfortsatz. einen, bald dem anderen dieser Knochenringe mehr auf. Krokodilähn- liche Formen von ziemlich bedeutender Körpergrösse aus dem Carbon und Perm von Europa und Nordamerika. Diplovertebron Fritsch (Fig. 753) ist nur unvollständig bekannt. Im böhmischen Carbon. D. punctatum Fritsch (Fig. 753). Gaskohle von Nyran, Böhmen, Crieotus Cope (Fig. 754). Schädel mit Lyra. Perm von Nordamerika. €. heteroclites Cope (Fig. 754) erreicht eine Länge von 3 Meter. Perm von Texas. 39* 612 1, Thierreich. — X. Vertebrata. — 4. Klasse: Amphibia. Stegocephala. 5. Unterordnung Labyrinthodontia. 3 Dieselben zeigen nahe Beziehungen zu den Rhachitomi, aus denen sie wohl herzuleiten sind. Die vollständigere Verknöcherung des Beckens und des Schädels, die stärkere Faltung des Dentins der Zähne, die hohe Aus- bildung der Lyra lässt sie als höher entwickelte Formen als die Rhachitomi erscheinen. Die Wirbelkörper stellen eine amphicöle, oft keilförmige, von der Chorda durchbohrte Scheibe dar, die vielleicht ausschliesslich vom Inter- centrum gebildet ist; die oberen Bögen sind selten damit verwachsen. Fig. 755. Hastodonsaurus giganteus Jäg. Letten- kohle. Württemberg. Theil eines Querschnittes von der Basis eines grossen Fangzahnes. Fig. 756. Trematosaurus Brauni Burm. Buntsandstein von Bernburg. Schädel von oben und von unten. A = Augenhöhle; Ch = innere Nasenöffnung; D = Höhle zur Aufnahme der unteren Fang- zähne; F= Foramen magnum; N äussere Nasenöffnung; co = Hinterhauptsgelenke; e = Epio- ticum; f = Frontale; fa = Praefrontale; /p = Postfrontale; im = Intermaxillare; 5 = Jugale; 2 = Lacrymale; m = Maxillare; n = Nasale; 0.p = Postorbitale; os = Supraoceipitale; p = Parietale mit Scheitelloch ; pa = Palatinum; ps = Parasphenoid; pt = Pterygoid; qg = Quadratum; sq = Squa- mosum; Z.s = Supratemporale; v = Vomer. Hinterhauptsgelenke (Fig. 756) verknöchern frühzeitig; Schädel und Thora- calplatten stark sculptirt, Lyra sehr deutlich. Pubis (Fig. 757 p) verknöchert. Ein Bauchpanzer ist bei triasischen Formen unbekannt, ebenso ein Selero- tiealring; dieselben besitzen aber einige mächtige Fangzähne, deren stark gefurchte Basis auf dem Querschnitt mäandrisch gewundene Radiärfalten des Dentins zeigt (Fig. 755); nach oben zu werden die Falten allmählich einfach und verschwinden in der Nähe der platten, zweischneidigen, schmelzbedeckten Zahnspitze ganz. Es sind Thiere von bedeutender Kör- pergrösse, im Carbon und Perm, besonders reich aber in der Trias entwickelt. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 4. Klasse: Amphibia. Stegocephala. 613 Trematosaurus Braun (Fig. 756). Schädel dreiseitig mit schlanker, vorn abgestumpfter Schnauze. Augenhöhlen klein, in der Mitte des Schä- dels. Die Zähne des Intermaxillare und Maxillare sind ziemlich klein. Die Gaumenzähne sind einreihig und werden nach vorn zu immer grösser; die vordersten Zähne des Vomer und Palatinum sind grosse Fangzähne. Der Unterkiefer trägt vorn an der Symphyse zwei grosse Fangzähne, zu deren Aufnahme sich zwei Gruben (Fig. 756 D) im Dache der Mundhöhle finden. Buntsandstein von Deutschland. T. Brauni Burm. (Fig. 756) ist nicht selten im Buntsandstein von Bernburg. Mastodonsaurus Jäg. (Fig. 755 u. 757). Vor und hinter den inneren Nasenöffnungen finden sich je ein bis zwei gewaltige Fangzähne auf dem Gaumen. Zwischenkiefer mit 3—5 grossen Fangzähnen. Unterkiefer trägt neben der Symphyse jederseits einen mächtigen Fangzahn, zu dessen Auf- nahme das Praemaxillare jederseits einen Durchbruch zeigt. Die übrigen [88 | x ° Fig. 758. Fussspuren von Chirotherium Barthi Kaup. Oberer Buntsandstein von Hersberg bei Hildburghausen. Y/ıs nat. Gr. Fig. 757. Mastodonsaurus giganteus Jäg. Lettenkohle. Württemberg. Becken von unten. Ac = Ge- lenkpfanne; (7 = Ileum; is = Ischium; p = Pubis. (l/s). Zähne sind von geringerer Grösse. Sämmtliche Fangzähne zeigen ausge- zeichnete Labyrinthstruktur. Augenhöhle gross. Wirbelkörper kurz, schei- benförmig, am Rumpfe mit kräftigen Rippen, die hinteren doppelköpfig, während die mittleren sehr lang und flügelartig verbreitert sind. Obere Bögen nicht mit dem Wirbeleentrum verwachsen. Pubis (Fig. 757 p) ist als kleine Knochenscheibe vorhanden. Trias von Deutschland und England. M. giganteus Jäg. Vorzüglich erhaltene Reste dieser riesigen Art stammen aus der Lettenkohle von Gaildorf und Oedendorf in Württemberg. Die Schädel erreichen eine Länge von 70 cm bis 1 m. Auch in der mittleren Trias von Norddeutschland und England. Capitosaurus Münst. Schädel mit breiter Schnauze. Vor und hinter den Choanen I—2 grosse Fangzähne. Vomer und Intermaxillare getrennt durch eine einfache, quer elliptische, in der Mitte eingeschnürte Oeffnung zur Aufnahme der grossen Unterkieferfangzähne. Augenhöhle sehr klein. Trias von Deutschland. 614 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 4. Klasse: Amphibia. Urodela. C. robustus H. v. Meyer. Keupersandstein bei Stuttgart. C. nasutus H. v. Meyer. Buntsandstein von Bernburg. Als Fussspuren von Labyrinthodonten werden die unter dem Namen Chirotherium Kaup (Fig. 758) bekannten handförmigen Fährten im deut- schen und englischen Buntsandstein, sowie aus dem Carbon und Perm gedeutet (Chirotherienbänke in der unteren Abtheilung des oberen Buntsandsteines in Mitteldeutschland). Auch in den Triassand- steinen der Vereinigten Staaten von Nordamerika finden sich ähnliche, aber dreizehige Spuren, die jedoch eher von Dinosauria stammen dürften. 2. Ordnung Urodela. Langgeschwänzte Amphibien mit Extremitäten, voll- ständig verknöcherten, amphicölen (mitunter noch von der Chorda durchbohrten)oder opisthocölen Wirbeln, kurzen Rippen und nackter Haut; mitunter zeitlebens mit Kiemen versehen. Deckknochen des Kopfes in geringerer Zahl als bei Stegocephalen; dagegen findet sich stets ein Theil des Primordialeraniums verknöchert. Seit der Kreide bekannt, hauptsächlich tertiär und lebend. Die lebenden Formen sind fast ganz auf die nördliche gemässigte Zone der alten und neuen Welt beschränkt. Die modernen Urodelen sind vielleicht von Branchiosaurenähnlichen Stegocephalen abzuleiten unter der Annahme, dass, während das Innen- skelet eine viel vollkommenere Verknöcherung erfuhr, das Aussenskelet sich zurückbildete: die Deckknochen des Schädels, Thoracalplatten, Bauch- panzer und Beschuppung wurden reduecirt oder verschwanden gänzlich. Die dafür erworbenen grossen Hautdrüsen mit ihrem giftigen Sekret ge- währen den heutigen nackten Amphibien einen ungleich besseren Schutz, als ihn die frühere starke Panzerung bot (vgl. Pleuracanthus Decheni p. 542). Hylaeobatrachus Dollo mit persistirenden Kiemen aus der unteren Kreide von Bernissart in Belgien ist die älteste bekannte Urodelen- sattung. Andrias Scheuchzeri Tschudi aus dem oberen Miocän von Oeningen, nahe verwandt mit dem lebenden Cryptobranchus japonicus aus den Ge- birgswässern von Japan und China. Er erreicht, wie sein lebender Ver- wandter, eine Länge von I—1!/, m. Der alte Scheuchzer beschrieb ein Skelet dieser Art als »Homo tristis diluvii testis«. 3. Ordnung Gymnophiona. Fossil nieht bekannt; Körper wurmförmig, ohne Füsse und Schwanz. Es sind die einzigen lebenden Amphibien, deren Haut Schuppen tragen I. Thierreich. — X.Vertebrata. — 4. Klasse: Amphibia. Gymnophiona. Anura. 615 kann, welche bei einzelnen Formen grosse Aehnlichkeit mit denen mancher Stegocephala zeigen. Wirbel amphicöl. Leben unter der Erde in den Tropen der alten und neuen Welt. 4. Ordnung Anura. Bei den äusserlich schwanzlosen Fröschen und Kröten tritt an Stelle der Sehwanzwirbel ein langes ungegliedertes Urostyl. Ausser dem Atlas und dem Kreuzbeinwirbel sind nur noch sieben Rumpf- wirbel vorhanden, bei welchen an Stelle der Rippen meist nur lange Querfortsätze entwickelt sind. Die Wirbel sind meist procöl. Die Extre- mitäten sind sehr kräftig, Astragalus und Galcaneus verlängert. Anura sind erst seit der Tertiärzeit bekannt. Sie sind gegen- wärtig in zahlreichen Arten über die ganze Erde verbreitet mit Ausnahme der kalten Zone. Die fossilen zeigen nur geringfügige Abweichungen von den lebenden. Mitunter finden sich auch die Larven wohl erhalten. Die ausgestorbene Gattung Palaeobatrachus Tschudi, zu den Arcıferae gehörig, soll einige Merk- male der Aglossa zeigen; kommt in zahlreichen Arten in oligocänen und miocänen Schichten Mitteleuropas vor. Von P. diluvianus Goldf. kommen Larven und ausgewachsene Thiere sehr häufig in der Braunkohle des Siebengebirges vor. Geologische Verbreitung der Amphibia. Die älteren Amphibien gehören ausnahmslos zur Ordnung der Stego-. cephala, welche zuerst im Carbon auftreten und sich hier und im Perm zu einer ausserordentlichen Mannigfaltigkeit von Formen entwickeln; von allen diesen erhält sich nur die Gruppe der Labyrinthodontia bis in die Trias, um dann ebenfalls zu verschwinden. Reste von Stegocephala sind in allen fünf Erdtheilen gefunden worden; in grösserer Menge beisammen kommen sie im Carbon von Grossbritannien und Böhmen (Gas- kohle), in den permischen Petroleumschiefern von Autun, im Roth- liegenden von Saarbrücken und des Plauenschen Grundes bei Dresden, sowie im Perm von Texas vor. Die Labyrinthodontia ent- stammen zumeist der deutschen, besonders der württembergischen Trias. Jura und Kreide haben bisher fast nichts von Amphibienresten geliefert. Die nur local häufigeren Formen des Tertiär schliessen sich nahe an lebende Formen der Urodela und Anura an. 616 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. 5. Klasse: Sauropsida. Litteratur über fossile Sauropsida. (Werke, die verschiedene Ordnungen behandeln.) Cope, E. D. Synopsis of the extinct Batrachia, Reptilia and Aves of North-America. Transact. Amer. Philos. Soc. Philadelphia. Vol. XIV. 1869. —— Tbe Vertebrata of the Cretaceous Formations of the West. Rep. United St. Geol. Surv. of Territ. Vol. II. 1875. Dollo, L. Verschiedene Abhandlungen in: Bulletin du Musee royal d'bist, nat. de Belgique 1882—8S. Gervais, P. Zoologie et Pal&ontologie francaise. 2. Ed. Paris 1859. Huxley, Th. Handbuch der Anatomie der Wirbelthiere. Uebersetzt von Ratzel. Breslau 1873. Lydekker, R. Catalogue of the fossil Reptilia and Amphibia in the British Museum. Bd. I u. Il (wird foıtgesetzt). London 1888/89. Meyer, H. v. Zur Fauna der Vorwelt. Bd. I—IV. Frankfurt a. M. 41845—60, Zahlreiche Abhandlungen in: Palaeontographica Bd. I—XVII. Owen, R. Odontography. London 1840—45. Monographs on the Fossil Reptilia of the London Clay (1849—58); of the Creta- ceous Formations (1851—64); of the Wealden and Purbeck Formalions (1853 — 1864); of Liassic Formations (4861—4S81) etc. London (Palaeontographical Society). Quenstedt, F. A. Handbuch der Petrefaktenkunde. 3. Aufl. Tübingen 4885. Sauropsida sind Quadrupeda, die in hochentwickeltem Zustande zur Welt kommen und stets nur durch Lungen athmen. Sie erzeugen eine mässige Anzahl sehr grosser Eier (ovipar), deren derbe Schale mehr oder weniger verkalkt ist, und denen die Jungen mitunter schon im Mutter- leibe entschlüpfen (ovovivipar). Folgendes sind die wichtigsten osteologischen Merkmale, die sämmt- lichen bekannten Sauropsida gemeinsam sind: Wirbeleentrum und obere Wirbelbögen wohl verknöchert; untere Wirbelbögen fast ganz auf die Schwanzregion (und die vordersten Halswirbel) beschränkt. Sind die Hintergliedmassen nicht rudimentär, so finden sich mindestens zwei Sa- eralwirbel. Wenigstens der hintere Theil der Hirnkapsel ist verknö- chert; es existirt ein Basioceipitale und ein Basisphenoid, während ein Parasphenoid höchstens nur als Rudiment vorhanden ist. Vomer fast stets unpaar. Hinterhauptsgelenk unpaar, wesentlich vom Basioceipitale ge- bildet. Quadratum stets als gesonderter Knochen ausgebildet, an welchem der Unterkiefer mittels eines verknöcherten Articulare sich bewegt. Unterkiefer besteht aus einer Anzahl durch Nähte verbundener (selten im Alter verschmolzener) Knochenstücke. Zähne mit einfacher Wurzel. Coracoid wohlentwickelt, wenn Gliedmassen vorhanden sind. l. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. 617 In folgender Uebersicht ist auf der linken Seite der primitivste Zu- stand, auf der rechten sind die fortgeschritteneren Zustände verzeichnet, wie sie für einzelne Skelettheile unter den Sauropsida vorkommen. Es ist indess noch keine Form bekannt, bei der diese primitiveren Charaktere sämmtlich vereinigt wären; am nächsten diesem Zustande kommen die Rhynchocephala. Primitiver Zustand. Wirbelcentrum von den oberen Bögen durch Ligamente oder Naht getrennt. Wirbelkörper biconcav, noch von der Chorda durchbohrt. Rudimentäre Intercentra zwischen den Rumpfwirbeln (Fig. 724 D). An den Schwanzwirbeln Y-förmige un- tere Bögen (Fig. 724 E u. 725). Gelenkfortsätze vorhanden, einfach. Langer Schwanz mit zahlreichen freien Schwanzwirbeln. Zwei getrennte Sacralwirbel. Sämmtliche Rumpfwirbel, sowie einige Hals- und Schwanzwirbel mit beweg- lichen Rippen. Hals- und vordere Rumpfrippen zwei- köpfig. Sternum vorhanden, aber wenig ver- knöchert. Vorderer Theil der Hirnkapsel nicht ver- knöchert: Aeusserer Kopfpanzer vollständig (man- che Testudinata; es fehlen aber daran . die Supraoceipitalia und Epiotica der Stegocephala). Fortgeschrittener Zustand (progressiv oder retrogressiv). Centrum verwächst mit den oberen Bögen. Chorda vertebral ganz verdrängt; Wir- belkörper oft biplan, häufig auch pro- eöl oder opisthocöl und selbst bicon - vex. Intercentra gar nicht mehr verknöchert an den Rumpfwirbeln. Untere Bögen fehlen am Schwanze, Gelenkfortsätze verschwinden oder wer- den sehr complieirt (Fig. 795). Schwanz wird kurz, selbst rudimentär, oder die Schwanzwirbel verschmelzen mit einander (Aves). Sacralwirbel zahlreicher, oft mit ein- ander verschmolzen. Hals- und Schwanzwirbel, sowie Len- denwirbel mit unbeweglichen Quer- fortsätzen, und auch diese können ganz rudimentär werden. Sämmtliche Rippen einköpfig. Sternum wohl verknöchert zu einer paarigen oder unpaaren Platte; oder ganz fehlend. Die ganze Hirnkapsel verknöchert (Ophi- dia). Aeusserer Kopfpanzer mit Lücken: obere (Fig. 802) oder untere (Fig. 804) Schlä- fengrube allein vorhanden; die mei- sten Sauropsida sind aber auf Formen zurückzuführen mitoberer und un- terer Schläfengrube (Fig. 760); bei solchen kann sodann der untere Schläfenbogen hinfällig werden (z. B. Lacertilia), oder der obere (Theromor- pha), oder beide (Ophidia); sehr selten schwindet der Abschluss gegen die 618 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Lacrymale, Prae- und Postfrontale, Post- orbitale, Supratemporale, Squamosum, Jugale und Quadratojugale vorhanden; alle Deckknochen paarig. Quadratum durch Nähte unbeweglich mit dem Schädel verbunden. Foramen parietale und Scleroticalring vorhanden (Fig. 789). Zähne auf Dentale (und Spleniale), Inter- maxillare, Maxillare, Palatinum, Pte- rygoid und Vomer. Zähne kegelförmig, glatt, einspitzig. Fortwährender Zahnwechsel. Auf den Kieferrändern nur eine Zahn- reihe in Gebrauch. Scapula und Coracoid, sowie Clavi- cula und Episternum wohlentwickelt (Fig. 735) und mit dem Sternum in Verbindung. lleum, Ischium und Pubis durch Nähte von einander getrennt. Ischium und Pubis ohne grösseres Fo- ramen obturatorium, plattenförmig (Fig. 769). Sitz- und Schambeinsymphyse (Fig. 769). Aeussere Gliedmassen als primitive fünf- zehige Gehbeine ausgebildet (Fig. 739). Phalangenzahl: 2, 3, 4, 5, 3/4. In jedem Rumpfsegment hinter dem Sternum finden sich mehrere Bauch- rippen, deren jede aus einer miltle- ren unpaaren und mehreren seitlichen paarigen Spangen besteht (Fig. 759). Augenhöhle, öfter der Abschluss nach hinten. Ausserdem präorbilale Ge- sichtslücken und Lücken im Unter- kiefer (Fig. 801 u. 802). Mehrere dieser Kopfknochen fehlend oder mit anderen verschmolzen; verschie- dene Deckknochen unpaar. Quadratum gegen den übrigen Schädel durch Gelenke beweglich (Streptosty- lica und Aves). Foramen parietale und Scleroticalring fehlen. Zähne nur auf den Kieferrändern, kön- nen auch ganz fehlen. Zähne gefurcht (Fig. 806), oft comprimirt, mehrspitzig (Fig. 762) oder mit gezähn- ten Leisten (Fig. 818), oder sie werden zu plattenförmigen Mahlzähnen (Fig. 775). Zahnwechsel ganz unterdrückt (Thero- morpha). Auf den Kieferrändern treten bei Hadro- sauridae mehrere Zahnreihen gleich- zeitig in Gebrauch (Fig. 821). Clavicula und Episternum, selten der ganze Schultergürtel (Ophidia) fehlend. Beckenknochen mit einander und mit dem Sacrum verschmolzen (Aves). Ischium und Pubis mit grossem Fora- men obturatorium, zuletzt spangen- förmig (Fig. 809). Schambeine median getrennt (manche Dinosauria), ebenso Sitzbeine (Aves). Gliedmassen zu Flossen (Fig. 769) oder zu Flügeln (Fig. 796) oder zu Lauf- beinen (Fig. 818) umgebildet. (Vgl. p- 599.) Phalangenzahl grösser oder geringer. Nur eine Bauchrippe für jedes Segment unter Verminderung der Zahl der paarigen Spangen, und schliesslich ver- schwinden Bauchrippen ganz. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Rhynchocephala.. 619 Sauropsiden finden sich zuerst in der Dyas; sie erreichen ihre Blüthezeit in der mesozoischen Periode, die nur von wenigen z. Th. in der Gegenwart blühenden Ordnungen überlebt wird. Es lassen sich elf Ordnungen unter den Sauropsida annehmen, von denen die mit Federn bekleideten Saurura und Aves als Vögel den übrigen unbefiederten Reptilien gegenühergestellt werden. In der beige- fügten Tabelle (p. 620) sind diese Ordnungen zur Vergleichung einiger ihrer wichtigsten unterscheidenden Merkmale zusammengestellt, sowie zur Vergleichung mit den Stegocephala und den primitiveren Mammalia. l. Ordnung Rhynchocephala. Litteratur über Rhynchocephala. Credner, H. Die Stegocephalen und Saurier aus dem Rothliegenden des Plauenschen Grundes bei Dresden. VII. Theil. Zeitschr. d. deutschen Geol. Ges. 1888. Günther, A. Contribution to the Anatomy of Halteria. Philos. Trans. London. 1867. Die Rhynchocephalen sind eidechsenähnliche beschuppte Reptilien mit biconcaven Wirbeln (meist Ringwirbeln) und kleinen Intercentra (Fig. 724 D) zwischen allen Wirbeln, die an dem langen Schwanze zu Sparrknochen (Fig. 724 E) werden. Centrum selten mit den oberen Bögen verwachsen. Die langen Rippen (Fig. 759) sind einköpfig und zeigen nur noch am Halse Andeutung eines doppelten Rippenkopfes. Zwei grosse seit- liche Schläfenlücken mit oberem und unterem Schläfenbogen (Fig. 760). Quadratum (Fig. 732 q u. g) unbeweglich; Foramen parietale vorhan- den. Praemaxillare kurz. Alle Deckknochen paarig. Am Schultergürtel (Fig. 735) ist Sca- pula (s) und Coracoid (co), sowie Qlavieula (cl) Fig. 159. Hatteria punctata und T-förmiges Episternum (e) wohlentwickelt. Gray. Recent. Neuseeland. Schema der Rippen und Bauchrippen. ‚ ” UL “I n b = unpaare, b'= paarige Span- Es sind die einzigen Reptilien, deren Humerus %,, der Baushrippen, deren zwei Io 7: y ° z -lar auf ein Bauchsegment kommen; (Fig. 739 A u. B) ein Foramen ectepicondylare “ ka Sr oherer n » H 7 Dornfortsatz;, r,r' = Rippe, aus (ect) nebst einem Foramen entepicondylare (ent) "ereren ketrenten Stusken B= zeigen kann. Fünfzehige Gehfüsse mit 2, 3, 4, .stchend; u — Processus unci- 5, 3 Phalangen an den vorderen (Fig. 739 A) und 2, 3, 4, 5, # Phalangen an den hinteren Füssen. Fünf Carpalia in der distalen Reihe. Zahlreiche Bauchrippen (Fig. 759). Unter allen bekannten-Sauropsiden zeigen die Rhynchocephala noch 5 Yy die meisten primitiven Merkmale; sie stehen daher den ursprünglichsten Reptilien, von denen die übrigen Formen ausgegangen sind, noch sehr mapo uni uoz[0 pun TPannı 19a 104 sıour dA e —) oo | uoz { P wıopoy oıLwds — ern quuoagod A DALE — moıdomog | aoıoyun opraq nes Auouoorq Danınng (01 LE: = z . Outoqgumrf . uazjoumgos zunde u dur Eu 1090y4s1do en — = een El quwoaqos yuuoıod quuo.ırod = oıpsonoqun) oproq oproq te 10p0 mammsoung (6 ‘assnygon 7, ABDUOHTq ozumd aodunı . 2) opıaq usa 199014 (-yowugr — Daoyurg yuuaıyod yuuo.ızos quuaaıyod —_ yoıwoaogqun optoq ystoutorogun| + «(e) + 49p0 2112909047 (8 u) -uoyony ‘ossnyon 0po 91910 Zr Amduooıq YPpTu yarpımds _ OpurusunT yuuaıyod ne eg —_ ıSomnequn opıoq opraq BE 199014 DIMDSOAIT (L (uonoouy AUF nr BASIHDE uozjoumos 10utoy 1opo yunoı9d 19901d -jun — ıopo Er 19po uuo1od = 2 Band b vpıo t = = naf7s07da.4 f a ee an nunlres REN au = ze 1910q0 pieA (£)7 10p0 0 | (Avouoarq) asordgs () = x opo -yaY („ddngasaq purauossopg) MOIOAL[Uz _ UOSSoLT yuuaıyod „| yuuaıyos yuuaayos + moısoaoqun opıaq 91940 0 Auouooıg mDR.sndofyor (< peu aozund ; An UOSsoLT ouroy oe re ozundgonug 10D0 yuuoıad ee yuuoıos —_ yuzamequn ne N yuuaayos 7 | To9oqystdo Dynuapngsaz (r -uoyony puooıdapoa ELLE EE en AaF UBssorT (optaq 19po) (ezago urjdıq 19p0 ; e yPpru TOTOLLIRZ 19po pun ossny yuuo.ıyos yuuoaad yuud.ıyaa + yardonoqun benz; nu ı9p0) | yauaıyos ‘7 1 A mißluadomnns (£ -puootdegoa | -mmranos BeRcht) opıaq AUJUODTA wnsowenbs uaqgtayas e uazjoum)s u owu _ -puoordoguo re a yuua.ıyod yuuaayos _ een 19107un aproq „104 730 ie (eaıyrurd orpwumgg) -10A GT | gu unıdıq uezjoumds | UOSTITALAA | UOSTWTALOA uns . & e -puootdeyua | ossnFTaN) -I9A a9p0 ı9po + mısomequn) Aaaroyun oproq Be 7 a AnDuodıq nydıowossys (7 “mosp un ’qn,g| yuuoyos yuuoıyod BE (puoardagon uoddumps yolsıyuz pun) OssnFTon yuuoayos uuo1gad yuuoıyos + sıdamnequn opıoq opıa uuaıyos * AT9uooT npyaydasoyaufuyg (1 Rn, Y voll gl { preq } q ıq T "puoordeyuo 7 uaddnyos aezmnf Puartag yoıpSomaqun ABauoaL -TONE)TOTBAL — 19p0 uus1j93 uua1J93 uue.1o3 SB q opıa eure 1q nynydaooßa -uopouy 2» Un aan yauaıy yuuaıy yuuaıy A wopy pıeq outoy r suags ao (moy 15) e . (zaa04un ale uoddızı ES uosseu | woyoouy ee TIABIIIx |ofeyorımd ung pun ıo10q0)| uoyong T9qıTa 1oqaııa S -gou® s -pet -u920 B 2 -vzwaoyuf| voumıog | -mı hi} - :1yos| -[eıor =b -ıodıoy ul T |snaoung beatıd PA92A | -Togun ewıoJu] uvıog|-wıpend re nee uoFeIyos| -I[eıarS 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Rhynchocephala. 621 nahe; andererseits sind es auch die Reptilien, welche den Stegocephala weitaus am nächsten stehen (Palaeohatteria). Die Ordnung ist aus vielen Formationen seit dem Perm bekannt, eine lebende Art findet sich noch auf Neu-Seeland. Fam. Palaeohatteriidae. Pubis und Ischium bilden breite Platten mit sehr kleinem Foramen obturatorium (ähnlich Fig. 757); 5 Tarsalia in der distalen Reihe. Gelenk- ‘enden der Beinknochen nicht verknöchert. Vordere Schwanzwirbel, sowie Halswirbel mit beweglichen Rippen. Intercentra vorhanden. Hierher gehören die niederststehenden und ältesten von allen Reptilien, die noch die meisten Beziehungen zu den Stegocephala zeigen. Perm. Palaeohatteria Credn. (Fig. 724 Du. E, 735). Füsse mit Krallen. Zähne akrodont, einreihig auf den Kieferrändern und dem Palatinum, haufen- weise auf dem Vomer. Perm von Sachsen. “ _P. longicaudata Credn. (Fig. 724 D u. E, 735). Rothliegendes des Plauenschen Grundes bei Dresden. z Fam. Sphenodontidae. Pubis und Ischium schlank mit einfachem weitem Foramen obturato- Nur vier Tarsalia in der Reihe. Gelenkenden verknöchert. Schwanzwirbel rium. distalen ohne bewegliche Rippen. Inter- centra vorhanden. Recent. Hatteria Gray (= Spheno- don Gray Fig. 732, 739 A u. B, 759, 760) mit akrodonter Bezah- nung auf Intermaxillare, Maxil- Fig. 760. Hatteria (Sphenodon) punctata Gray. Re- cent. Neuseeland. Schädel von der Seite. A= lare, Palatinum und Dentale; Augenhöhle;«D = Durchbruch im Unterkiefer; # = Scheitellech: N = Nasengrube; $ = obere, $' = * » i untere Schläfenhöhle.e. z = Angulare; as = Epipte- Zahnspur en auf dem Vomer und rygoid (Columella); 2 = Dentale; f = Frontale; roni (RB: 739\ = fa = Praefrontale; /p = Postfrontale; im = Inter- Pterygoid ‚Fig. ! 32). Interma masillare; j = Jugale; m& = Maxillare; n = Na- sale; o = Opisthoticum (der linken Seite); op = xillare mit einem verlängerten Zahne. Rippen mit Processus uneinatus (Fig. 759 u). Postorbitale; p = Parietale; pa = Palatinum; pt = Pterygoid; q = Quadratum der rechten, g’ = der linken Seite; qj = Quadratojugale; sg = Squamosum. H. punctata Gray (Fig. 760), ca. 60 cm lang, lebt auf Neu-Seeland. Zu den Rhymchocephala gehören ferner ausser zahlreichen anderen Gattungen: Proterosaurus H. v. Meyer. Zähne in Alveolen, ausser auf den Kieferrändern 622 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Theromorpha. finden sie sich auch am Palatinum, Pterygoid und Vomer. Halsrippen lang und faden- förmig. Zahlreiche Halswirbel. Perm. P. Speneri H. v. Meyer wird bis 8 Fuss lang. Kupferschiefer von Deutschland. Hyperodapedon Huxl. Halswirbel mehr oder weniger opisthocöl; Nasen- öffnungen äusserlich vereinigt; Prämaxillaria bilden einen langen, spitzen, nach unten gekrümmten, zahnlosen Schnabel. Hintere Kiefer- und Gaumenzähne sind mehrreihig. Trias von England und Indien. H. Gordoni Huxl. Elgin-Sandstone (Keuper) von England. Homoeosaurus H. v. Meyer sind kleine der Hatteria sehr ähnliche Formen aus dem Malm mit akrodonter Bezahnung und kurzem breitem Schädel. H. Maximiliani H. v. Meyer. Lithographische Schiefer von Solnhofen. Champsosaurus Cope (= Simoedosaurus Gerv.). Schädel gavialartig; Zähne auf ) den Kieferrändern, sowie auf Palatinum und Pterygoid. Die winzigen Gaumenzähne stehen haufenweise. Halsrippen sind doppelköpfig. Kreide und Eocän. Ch. profundus Cope. Judith River beds (obere Kreide der Felsengebirge). Ch. Lemoinei Gerv. Unteres Eocän bei Reims und bei Erquelinnes (Belgien). Ch. australis Cope. Puerco-Eocän von Neu-Mexico. 2. Ordnung Theromorpha. Litteratur über Theromorpha. Owen, R. Descriptive and illustrated Catalogue of the foss. Rept. of South-Afrika. London 1876. Cope, E. D. Verschiedene Aufsätze, besonders in den Proceedings of the Amer. Philos. Soc. of Philadelphia. 41880—1887. Die Theromorphen sind permische und triasische Reptilien mit bieoncaven Wirbeln, mit denen die oberen Bögen manchmal verwachsen sind. Vordere Rippen zweiköpfig. Das Tubereulum gelenkt an einem kräftigen Querfortsatze (Fig. 764 q), das Capi- tulum an .einer intervertebral gelegenen Ge- lenkgrube, mitunter an einem deutlichen Inter- centrum. Schläfenhöhle einfach, vom unteren Schläfenbogen abgeschlossen. Quadratum un- beweglich; ein Foramen parietale ist vorhan- den. Kieferzähne einzeln in Alveolen, scheinen nicht gewechselt zu werden (monophyodont). Coracoid klein, mit der Scapula innig verbun- Fig. 761, Die 1 "diceps . 7 u OW. Trias von Sudafrika Rech den; Humerus mit Foramen entepicondylare ter Humerus von vorn mit Fora- Ei 761 men entepicondylare. 12. 16 ). Pubis und Ischium plattenförmig, stossen ohne Bildung eines Foramen obturato- rium zusammen. Kurze Gehfüsse mit 2, 3, 3, 3, 3 Phalangen. Sie scheinen sämmtlich Süsswasserbewohner gewesen zu sein und sind theilweise von beträchtlicher Grösse. 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Theromorpha. 623 Es werden zwei Unterordnungen unterschieden: 1. Pelycosauria mit 2—3 Sacralwirbeln und reichlicher Bezahnung. 2. Anomodontia mit 4—5 Sacralwirbeln und mangelhafter Bezahnung. 1. Unterordnung Pelycosauria. Die biconcaven Wirbel sind noch von der Chorda durchbohrt. Zwei bis drei Sacralwirbel; gewöhnlich sind Intercentra entwickelt, an welchen dann das Capitulum der Rippen articulirt. Zwischenkiefer und Unter- kieferäste meist nicht verwachsen. Zähne wohl entwickelt, manche For- men zeigen sie noch haufenweise angeordnet auf dem Vomer (Fig. 763) und Palatinum. Meist ist am Oberkiefer (Fig. 762) ein verlängerter Zahn (Eekzahn — c) vorhanden, der die vorderen Zähne (Schneidezähne — {) von den hinteren (Backzähne — m) trennt. Unter allen Reptilien sind die Pely- cosauria diejenigen, welche den Mammalia am nächsten stehen, so dass Cope in ihnen die Vorfahren der Säugethiere sieht. Das . f Mn E Fig. 762. Galesaurus planiceps Owen. Storm- Quadratum, das in Schneide-, Eck- und herg-beds der Trias von Südafrika. Schädel von oz r r =, der Seite. A = Augenhöhle; N = Nasenhöhle; Backzähne differenzirte monophyodonte , _ Schläfenhöhles f = Frontale; fa = Prae- und thekodonte Gebiss, der Schultergürtel, frontale; im = Intermaxillare; j = Jugale; m = 5 Me r ze: Maxillare; n = Nasale; p = Parietale; ce = Eck- selbst die Gehörknöchelchen und die Rip- zahn; ? = Schneidezähne; m = Backzähne. pengelenke zeigen eine unter den übrigen Reptilien unbekannte Annäherung an die Säugethiere; ferner erinnern das Becken, der Humerus und die Phalangenzahl, be- sonders auch der ganze Bau der Hinterfüsse, an denen sogar die Anwesenheit eines Spornes wahrscheinlich ist, durchaus an die entsprechenden Theile der Monotremen, der niedersten Säugethiere. Andererseits stehen die Pelycosauria auch in nahen Be- ziehungen zu den primiliveren Rhynchocephala, so durch die Abwesenheit des Fora- men obturatorium, sowie durch das Vorkommen von Ringwirbeln, von kleinen Inter- centra, Bezahnung des Vomer etc. Pelycosauria sind bisher aus dem Perm von Texas und der Trias von Südafrika bekannt. Empedocles Cope (Fig. 763\. Eine Reihe sehr breiter Backzähne mit niederer Spitze in der Mitte der Zahnfläche. Ecekzahn nicht verlän- gert; mittlere Schneidezähne am grössten; der schmale Vomer trägt kleine konische Zähnchen. Perm. E. molaris Cope (Fig. 763). Perm von Fig. 763. Empedocles molaris Cope. Perm von = Texas. Schädel von unten. qg = Gelenkfläche Texas. am Quadratum. 624 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Theromorpbha. Dimetrodon Cope (Fig. 764) besitzt Rückenwirbel, deren oberer Dorn- fortsatz ausserordentlich verlängert ist. Perm. D. ineisivus Cope (Fig. 764). Perm von Texas. Naosaurus Cope unterscheidet sich von Dimetrodon durch das Auf- treten querer raaenähnlicher Fortsätze an den langen oberen Dornfort- sätzen. Perm. N. cruciger Cope. Perm von Texas. Lycosaurus Owen (Fig. 765). Oben 1 Schneidezähne, | sehr verlängerter Eck- zahn und 5 oder 6 Backzähne; alle Zähne konisch, mit schneidendem und fein ge- sägtem Hinterrande. Trias. L. curvimola Owen (Fig. 765). Trias von Süd- afrika. Fig. 765. Lycosaurus curvimola Ow. Stormberg-beds von Südafrika. Schädel von der Seite. g = Quadratum. Fig. 764. Dimetrodon incisivus Cope. Perm von Texas. Biconcaver Rückenwirbel. ce = Centrum; d = Dornfortsatz; g = Querfortsatz. Galesaurus Owen (Fig. 762). Oben und unten 4 Schneidezähne, I sehr verlängerter Eckzahn und 12 dreispitzige Backzähne, die dicht bei einander stehen. Trias. G. planiceps Owen (Fig. 762). Trias von Südafrika. 2. Unterordnung Anomodontia. Wirbel nicht mehr von der Chorda durchbohrt. Vier bis fünf mit ein- ander verschmolzene Sacralwirbel. Unterkiefer zahnlos, schildkrötenartig. Oberkiefer ähnlich oder jederseits mit einem hauerartigen Zahne. Unter- kiefer mit einem Durchbruch; Augenhöhle mit Scelerotikalring. Zwischen- I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Sauropterygia. - 625 kiefer und Unterkieferäste verwachsen. Trias 'Karooformation) von Süd- afrika, ferner in Indien und im Ural. Dieynodon Owen (Fig. 761,766, 767). Oberkie- fer mit zwei grossen wurzellosen Hauern; sonst zahnlos, mit schild- krötenartigem Unterkie- fer. Sehr grosse Thiere q un a A dus der Trias von Süd Fig. 766. Dicynodon leoniceps Ow. von Südafrika. "1 k ien: Schä- Schädel von oben. A = Augenhöhle; N Nasenhöhle; ?P = afrika und Indien; Schä Scheitelloch; S — Schläfenhöhle; f = Frontale. del bis gegen 60 em lang. D. feliceps (Fig. 767), D. leoniceps (Fig. 766), D. tigriceps, D. pardiceps (Fig. 761 Owen. Trias von Südafrika. Fig. 767. Dicynodon feliceps Owen. Trias von Fig. 768. Oudenodon Baini Owen. Trias von Südafrika. Schädel von der Seite. qg = Quadratum. Südafrika. Schädel von der Seite. Oudenodon Owen (Fig. 768). Vollständig zahnlos; beide Kiefer schildkrötenartig. Grosse Thiere aus der Trias von Südafrika. 0. Baini Owen (Fig. 768). Trias von Südafrika. 3. Ordnung Sauropterygia (und Placodontidae). Litteratur über Sauropterygia. Meyer, H. v. Zur Fauna der Vorwelt. Die Saurier des Muschelkalkes. Frankfurt a. M. 1847— 55. —— Die Placodonten, eine Familie von Sauriern der Trias. Palaeontographica Bd. XI. Die Sauropterygier sind mesozoische Süsswasser- und Meeres- bewohner mit biconcaven, oft fast biplanen Wirbeln (Fig. 773), deren Steinmann, Paläontologie. 40 626 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Sauropterygia. Centrum mit den oberen Bögen meist nicht verwachsen ist. Halsrippen meist zweiköpfig und beilförmig; Rumpfrippen meist einköpfig, an einem Fig. 769. Plesiosaurus dolichodeirus Conyb. Unterer Lias von England. A Skelet von der Bauchseite. B Schädel von oben. A = Augen- höhle; db = Bauchrippen; c Coracoid; f = Femur; fi= Fibula; % = Humerus; @= Ischium; p = Pubis; r = Radius; s = ventraler Fortsatz der Scapula (Präcoracoid); £ = Tibia; u = Ulna. kräftigen Querfortsatze (Fig. 773 q) befestigt. Zwei Sacralwirbel. Kopf klein, Hals aus mehralszehn Wirbeln bestehend (Macrotracheli), oft sehr lang (Fig. 769); Schwanz nicht besonders lang, mit Rippen und unteren Bögen. Am Schädel (Fig.771) ist nur der obere Schläfen- bogen vorhanden (s. auch Placodus); obere Schläfengrube gross, oft äusserst umfangreich. Quadratum (q) unbeweglich, Scheitelloch weit (F). Zwischenkiefer oft sehr gross, daher die Nasenöffnungen nach hin- ten gerückt. Zähne in Alveolen, spitz, ungefähr kegelförmig, gefurcht (Fig.772 A), nur aufden Kieferrändern \s. auch Placodus). Knochen des Schul- tergürtels hängen fest mit ein- ander zusammen (Fig. 770). Sca- pula (s) und Coracoid (c) mächtig entwickelt, während Clavieula (cl) und Episternum (e) oft fehlen; die beiden Coracoide bilden eine me- diane Symphyse mit einander. Brustbein unbekannt. Pubis und Ischium plattenförmig (Fig. 769) mit kleinem Foramen obturatorium. Aeussere Gliedmassen gross, ur- sprünglich Gehfüssen ähnlich (aber stets krallenlos ?), oft zu langge- streckten Flossen umgewandelt (Fig.769). Bauchrippen (Fig.770b) in grosser Zahl vorhanden. Körperbedeckung unbekannt. Die primitiveren Formen stehen den Rhynchocephala noch sehr nahe. Trias bis Kreide. Von den drei hier aufgeführten Familien ist die Zugehörigkeit der Placodontidae zu den Sauropterygia ganz unsicher. Zahlreiche spitze Fangzähne und wohlentwickelte Clavieula. l. Fam. Nothosauridae. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Sauropterygia. 627 Zahlreiche spitze Fangzähne; ohne Clavicula. 2. Fam. Plesiosauridae. Wenige kugelige oder plattenförmige Mahlzähne. Fam. Placodontidae. 1. Fam. Nothosauridae. Hierher gehören die ältesten, auf die Trias beschränkten Sauropte- rygier, zum Theil Formen von geringer Grösse. Schultergürtel (Fig. 770) mit wohlentwickelter Clavieula nebst Episternum. Scapula mit gering ent- wickeltem ventralem Fortsatze. Coracoidsymphyse ziemlich kurz. Hume- rus mit Foramen ectepicondylare. Gliedmassen noch wenig von Gehfüssen verschieden, Hand und Fuss kurz, Phalangenzahl nieht vermehrt, doch scheinen Krallen am Vorderfusse stets zu fehlen (Schwimmfüsse). Hals- und vordere Rumpfrippen deutlich zweiköpfig. Rippen kräftig, mitunter ganz auffallend dick. Die hier aufgezählten Gattungen sind wohl Vertreter mehrerer Fa- milien. Die primitivsten Formen erinnern noch sehr an Rhuyncho- cephala. Fig. 770. Lariosaurus Balsami Cur. Muschelkalk Fig. 771. Simosaurus Gaillardoti H. v. Meyer. von Perledo. Schultergürtel von der Bauchseite Muschelkalk von Crailsheim. Schädel von oben. (Orig... 5 = Bauchrippen; e = Coracoid; cl = A = Augenhöhle; #= Scheitelloch; N = Nasen- Clavieula; e = Episternum; f = Foramen eete- höhle; $ = obere Schläfenhöhle; /p + op = Picondylare; "A = Humerus; r = Rippen; s = Postfrontale + Postorbitale; 5 = Jugale; q = Scapula; w = Wirbel. Quadratum; sy = Squamosum. Mesosaurus Gerv. Schädel verlängert, mit langen spitzen Zähnen. Rippen auffallend dick, vielleicht unbeweglich. Fünf Tarsalia in der distalen Reihe. M. tenuidens Gerv. Karooformation (Trias) von Südafrika. M. (Stereosternum) tumidus Cope. Trias (?) von Brasilien. Lariosaurus Cur. (Fig. 770). Schädel sehr klein, nicht verlängert. Coracoid ohne Einschnitt an dem etwas verbreiterten äusseren (glenoi- dalen) Rande. (Pachypleura etc. sind ähnliche Formen.) 40* 628 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Sauropterygia. L. Balsami Cur. (Fig. 770). Schwarze Kalke (Muschelkalk) von Perledo (Lom- bardei). ! Nothosaurus Mnstr. (Fig. 772). Schädel langgestreckt, schmal, mit ausserordentlich grossen Schläfengruben; vordere Zähne sehr verlängert. CGoracoid mit Einschnitt am äusseren Rande. Häufig in der deutschen Trias. N. mirabilis Mnstr. (Fig. 772). Deutscher Muschelkalk. Etwa 10 Fuss lang. N. Schimperi H. v. Meyer. Buntsandstein von Sulzbad im Elsass. B — RT Fig. 772. Nothosaurus mirabilis Mnstr. Muschelkalk bei Bayreuth. A Fangzahn (1). B Schäde von der Seite. A = Augenhöhle; N = Nasenhöhle; S = Schläfenhöhle. Simosaurus H. v. Meyer (Fig. 771). Dem vorigen ähnlich, doch der Schädel breiter; die Zähne mit kurzen kegelförmigen Kronen, unter der Krone stark eingeschnürt. Lettenkohle und Muschelkalk. S. Gaillardoti H. v. Meyer (Fig. 774). Muschelkalk von Crailsheim. S, (Neusticosaurus) pusillus Fraas. Lettenkohlenkalke. Hoheneck. 2. Fam. Plesiosauridae. Hierher gehören die grossen rhätischen, jurasischen und cretacischen Formen mit langen Flossen (Fig. 769). Clavieulae \? und Episternum) fehlen; Scapula (s) mit mehr oder weniger umfangreichem ventralem Fortsatze |? Präcoracoid). Coracoid- symphyse sehr lang. Humerus und Femur distal sehr verbreitert, ohne Foramen; Radius und Ulna, Tibia und Fibula verkürzt, platten- förmig; Hand und Fuss sehr lang, Pha- langenzahl stark vermehrt. Halsrippen oft einköpfig, zeigen Neigung unbeweglich zu werden. Ansatzfläche für die kippen liegt bei Bir. 773. Plesiosaurus dolich- den vorderen Halswirbeln am Centrum, wird debus Conyb. Rückenwirbel. q= E ; 3 SEN De En bei den hinteren Halswirbeln von der neuro- centralen Naht durchschnitten und rückt bei den Rückenwirbeln ganz auf die oberen Bögen, die einen kräftigen Quer- fortsatz (Fig. 773 q) tragen. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Sauropterygia. 629 Plesiosaurus Conyb. (Fig. 769 u. 773). Schädel ziemlich klein, mit kurzer Unterkiefersymphyse, Hals schlangenförmig verlängert, aus 21 —4 1 Wirbeln bestehend. Obere Bögen und Halsrippen fest durch Naht mit dem Centrum verbunden. Halsrippen doppelköpfig; Halswirbel deutlich bieconcav. Ventrale Fortsätze der Scapula mässig, weit von einander ge- trennt. Zähne lang und schlank, eylindrisch, gefurcht, aber ohne stärkere Kanten. RhätundLias von Europa (? Kreide von Nordamerika); nament- lich der untere Lias von Lyme Regis hat eine Reihe von prachtvoll erhal- tenen, nahezu vollständigen Skeleten geliefert. P. homalospondylus Owen. Oberer Lias von England und Frankreich. P. dolichodeirus Conyb. (Fig. 769 u. 773) mit 41 Halswirbeln. Unterer Lias von England. P. macrocephalus Conyb. Unterer Lias von England. Cimoliosaurus Leidy (= Elasmosaurus Cope) unterscheidet sich von Plesio- saurus durch vollkommen verschmolzene obere Bögen und Halsrippen, die alle ein- köpfig sind. Scapulae mit grossen ventralen Fortsätzen, die eine mediane Symphyse bilden und sich dem Coracoid anschliessen, so dass zwischen beiden nur eine paarige Lücke bleibt. Jura und Kreide. Europa, Nord- und Südamerika, Neu-Seeland. ©. trochanterius Owen. Malm von England und Frankreich. C. constrietus Owen. Von riesiger Grösse. Kreide von England, Schweden, Russland. C. platyurus Cope. 45 Fuss lang. Kreide von Kansas. C. grandis Leidy. Kreide von Arkansas. C. australis Owen. Kreide. Neu-Seeland. Pliosaurus Owen. Schädel sehr gross, mit langer Unterkiefersymphyse. Hals kurz, etwa 42 Wirbel. Obere Bögen und Halsrippen (vordere zweiköpfig) locker mit dem Centrum verbunden. Halswirbel sehr kurz, fast biplan. Ventraler Fortsatz der Scapula ziemlich stark entwickelt. Zähne gross und dick, nur theilweise stark ge- furcht, zweikantig, vorderste Zähne verlängert. Hierher gehören riesige Formen mit Flossen von 6 Fuss Länge. Dogger bis Kreide. P. brachydirus Owen. Malm von England. P. macromerus Phil. Die grösste Art. Oberer Malm und Kreide von England und Frankreich. Anhang: Fam. Placodontidae. Von diesen merkwürdigen, früher zu den Fischen gerechneten For- men ist ausser dem Schädel nichts mit Sicherheit bekannt. Schädel (Fig. 774) breit, kurz und sehr hoch gewölbt, mit sehr grosser oberer Schläfenhöhle, während die untere noch überdacht ist. Die vorderen (Schneide-)Zähne sind stumpf kegelförmig, die hinteren Maxillar- und be- sonders die Palatinzähne, ebenso die Unterkieferzähne zu grossen brei- ten Platten (Fig. 775) ausgebildet; der Schmelz erscheint meist dunkel- braun bis schwärzlich. Diese Zähne sind nur in geringer Zahl vorhanden. 630 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Testudinata. Placodus Ag. (Fig. 774 u. 775) im deutschen Muschelkalk. P. gigas Ag. Weit verbreitet im Muschelkalk. P. hypsiceps H.v. Meyer (Fig. 774) und P. Andriani Mnstr. (Fig. 775) im Muschel- kalk bei Bayreuth. Fig. 774. Placodus hypsiceps H. v. M. Muschelkalk Fig. 775. Placodus Andriani Mnstr. Muschel- bei Bayreuth. Schädel von der Seite. A = Augen- kalk bei Bayreuth. Bezahnung des Ober- höhle; N = Nasenhöhle; 5 = Schläfenhöhle. (Der kiefers. Unterkiefer ist dem einer anderen Art entsprechend reconstruirt. 4. Ordnung Testudinata. Litteratur über Testudinata. Cope, E. D. Tertiary Vertebrata I. Rep. United St. Geol. Surv. Vol. IIl. 1884. Gray, J. E. Catalogue of Shield Reptiles in the Coll. of Brit. Mus. 1855 und Supple- ment 4870. Maak, A. Palaeontographica XVII. 4869. Rütimeyer, L. Die fossilen Schildkröten von Solothurn. Neue Denkschr. d. Schweiz. Ges. f. Naturw. XXV. 1873. Strauch, A. Chelonologische Studien. 1862, und Vertheilung der Schildkröten über den Erdball. 4865. M&em. de l’Acad. de St. Petersbourg. T. V. u. VIII. Schildkröten sind Reptilien, die von einem starren knöchernen Bauch- und meist auch Rückenschilde bedeckt sind. Das Rückenschild (Carapax) ist von den plattenförmig ver- breiterten und durch Nähte unbeweglich mit einander verbundenen oberen Dornfortsätzen und Rippen hergestellt, zu denen noch dermale Platten treten können. Es finden sich daran (Fig. 776) eine mittlere Reihe von meist 8 unpaaren Neuralplatten (n—n,), die den oberen Dornfort- sätzen der Rückenwirbel entsprechen. An sie schliessen sich zu beiden Seiten die aus den Rippen entstandenen paarigen Costalplatten (4 —3). Meist ist das Rückenschild von einem Kranze von Hautverknöche- rungen, den Marginal- oder Randplatten (m —m,,) umgeben, unter denen die vordere mediane als Nuchal- oder Nackenplatte (n«), die I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Testudinata. 631 hintere als Pygal- oder Afterplatte (py) bezeichnet wird. Zwischen Pygal- und letzter Neuralplatte können eine oder mehrere Supracaudal- platten (Fig. 781 sc) auftreten. Das Bauchschild oder Plastron (Fig. 777) besteht meist aus 9 der- malen Knochenplatten, den vier paarig auftretenden Epi- (es), Hyo- (hs), Hypo- (hp), Xiphiplastron (xs), und einem mittleren unpaaren Ento- plastron (em), das hinter den Epiplastron liegt*). Alle diese Platten Fig. 777. _ Plesiochelys Etalloni Piet, Oberer Malm von St. Claude (Schweiz). Bauchschild von aussen mit kleiner mittlerer Fontanelle, em = Entoplastron; es — Epiplastron; As = Hyopla- Fig. 776. Euwrysternum Wagleri H.v.M. Oberer Malm von Solnhofen. Skelet von oben. cı, c4, cs = Costalplatten; Ap = Hypoplastron (Bauchschild); hs = Hyoplastron (Bauchschild); iW = leum; mı, Ms, ms, mıı — Marginalplatten; nı, nı, ns = Neuralplatten; zı: = Nuchalplatte; py = Pygal- platte. Auf cı, cs, 65, cs sind Eindrücke der Horn- schilder sichtbar. stron; Ap = Hypoplastron; xs = Xiphiplastron; m — Marginalplatten. Die gezähnten Linien sind Nähte zwischen den Platten, die einfachen Li- nien sind Schilderfurchen auf den Panzerplatten. können mit einander durch Nähte innig und lückenlos verbunden sein, oder es bleiben grössere oder kleinere Lücken (Fontanellen) zwischen den einzelnen Platten (Fig. 776 u. 780). Bei vielen Schildkröten finden sich solche Lücken nur in jugendlicherem Alter, während sie beim erwach- senen Thiere sich schliessen; bei anderen Arten sind sie das ganze Leben hindurch vorhanden. . *, Ento- und Epiplastron entsprechen wohl den mittleren und seitlichen Tho- racalplatten der Stegocephala oder dem Episternum und den Claviculae anderer Qua- drupeda. 632 1. Thierreich. — X. Vertebrata. -— 5. Klasse: Sauropsida. Testudinata. Zur Verbindung des Bauch- und Rückenschildes mit einander schickt das Hyoplastron und Hypoplastron Fortsätze (Flügel) aus, die entweder mit fingerförmigen Enden (Fig. 778 hs u.) sich nur locker an das Rücken- schild legen, oder kräftige senkrecht aufsteigende Axillar- und Inguinal- pfeiler bilden, welche durch Ligament fester mit den Marginal- und selbst Costalplatten verbunden sind; die ursprüngliche Fontanelle zwischen beiden Flügeln kann verschwinden, manchmal unter Bildung eines besonderen »Me- soplastron« (Fig. 782 ms). So ent- steht eine zusammenhängende Pla- stronbrücke, die zuletzt unter inniger Nahtverbindung das Bauchschild unbe- weglich mit dem Rückenschilde ver- einigen kann (Fig. 782). Dieser ganze Panzer ist beim leben- den Thiere selten mit weicher Haut, meist mit Hornschildern bedeckt, welch Fig. 778. Idiochelys Fitzingeri H. v. M. Malm von Cirin bei Lyon. Panzer von unten. a = Abdominalschild; ce = Caudalschild; co = nichtverbreitertes Rippenende der Costalplatten; f = Femoralschild; g = Gu- larschild; A = Humeralschild; As = Hyo- plastronflügel; © = Inguinalschild auf dem Hypoplastronflügel; mı—mı = Marginal- platten; p = Pectoralschild. Die gezackten Linien sind Nähte, die geraden sind Ein- drücke der Hornschilder. letztere in ihrer Umgrenzung durchaus nicht den Knochenplatten entsprechen. Die Ränder der Hornschilder sind auf den Panzerplatten durch Furchen an- gedeutet; man unterscheidet auf dem Rückenschilde meist (Fig.781) 5 mediane Centralschilder und 4 Paare von seitlichen Pleuralschildern (p,—p,). die von 24 oder 25 Marginalschildern (ms) umgeben sind, darunter in der Mittellinie ein unpaares Nuchalschild vorn und ein paariges oder unpaares Anal- schild hinten. Auf dem Bauchschilde finden sich (Fig. 778) von vorn nach hinten die paarigen Gular- (9), Humeral- (h), Peetoral- (p), Abdominal- (a), Femoral- (f) und Caudalschilder (c), zu denen noch auf dem Brückentheile Inframarginalschilder (Fig. 782), darunter ein vorderes Axillar- und ein hinteres Inguinalschild (Fig. 778 i), treten können, ausserdem vorn ein medianes Intergularschild (Fig. 782 ig). ag ao) CS —CS5) Alle Schildkröten besitzen 8 Halswirbel, 10 Rumpfwirbel, deren erster und meist auch letzter nicht an der Bildung des Rückenpanzers Theil nehmen, 2.Sacralwirbel und einen ziemlich kurzen Schwanz. . Neurocentrale Naht meist vorhanden. Hals- und Schwanzwirbel sehr beweglich, ampbhicöl, procöl, opisthocöl und selbst biconvex. Die durch Nähte von den Wirbeln getrennten Rumpf- und Sacralrippen sind einköpfig und liegen meist intervertebral; am Halse sind sie ganz rudimentär. Bei vielen Schildkröten findet sich noch ein voll- ständiger, aber nicht skulptirter Kopfpanzer; bei anderen Formen sind Schläfenlücken 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Testudinata. 6353 in der mannigfaltigsten Weise ausgebildet. Das Hinterhauptsgelenk ist in Folge sehr starker Betheiligung der Exoceipitalia dreitheilig. Quadratum unbeweglich; Foramen parietale fehlt; Unterkieferäste mit einander verwachsen. Kiefer zahnlos und von einer Hornscheide bedeckt. Schulter- und Beckengürtel liegen innerhalb des Panzers (beim Embryo liegen sie noch vor und hinter den zu Costalplatten werdenden Rippen). Scapula und Coracoid sind durch Naht getrennt, die Scapula hat (wie Plesio- saurus) einen ventralen Fortsatz nach vorn (Präcoracoid, oft als Clavicula bezeichnet). Von den Beckenknochen schliessen die etwas plattenförmigen Scham- und Sitzbeine oft ein Foramen obturatorium ein; bei den Pleurodira können sie mit dem Bauchschild, das Darmbein mit dem Rückenschild verschmelzen. Phalangenzahl sehr verschieden, Extremitäten als Gehfüsse, Schwimmfüsse oder Flossen ausgebildet. Fossil finden sich Schildkröten in grösserer Anzahl erst seit dem oberen Jura, eine Form auch schon im oberen Keuper; häufig sind sie in der Kreide und im Tertiär, und noch jetzt in allen Erdtheilen so wie in den tropischen Meeren verbreitet. Die jurasischen Formen zeichnen sich in ihrer grossen Mehrheit aus durch eine unvollständigere Entwickelung des Panzers, der grosse Fontanellen zeigt oder nur ein schmales Bauchschild besitzt; unter den jüngeren Formen überwiegen die mit vollständig entwickeltem Panzer ohne Fontanellen weitaus. Uebersicht der wichtigsten Familien fossiler Schildkröten: A. Rippen (Costalplatten) von einander vollständig getrennt, keinen Carapax bildend; Hautverknöcherungen über den Rippen. 1. Unterordnung Atheca. Fam. Protostegidae. B. Rippen mit einander durch Naht fest verbunden, einen Carapax bildend, über dem keine Hautverknöcherungen liegen. Thecophora. AA. Entoplastron quer bogenförmig, ohne medianen Fortsalz. Panzerplatten mit grubiger Oberfläche (Fig. 779), von weicher Haut bedeckt. 2. Unterordnung Trionychoidea. Fam. Trionychidae. BB. Entoplastron (selten fehlend) mit verlängertem medianem Theile, meist rhomben-, T- oder kreuzförmig. Panzerplatten nicht mit grubiger Oberfläche, von Hornschildern bedeckt. I. Becken ohne Nahtverbindung mit dem Bauchschilde. Selten ein Intergular- schild. Kopf zurückziehbar in S-förmigem Bogen. 3. Unterordnung Cryptodira. 1. Keine festere Verbindung zwischen Bauch- und Rückenschild. Plastron- flügel mit geraden fingerförmigen Fortsätzen (Fig. 778). Dactyloplastra. a. Phalangen mit Gelenken; alle Finger mit Krallen. «. Bauchschild klein, kreuzförmig, ohne mittlere Fontanelle. 1. Fam. Chelydridae. 3. Bauchschild gross und breit, mit oder ohne mittlere Fontanelle (Fig. 780). 2. Fam. Thalassemydae. b. Phalangen der Vordergliedmassen ohne Gelenke, einige Finger kral- lenlos (Flossen); Rücken- und Bauchschild mit grossen Fontanellen. 3. Fam. Chelonidae, 634 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Testudinata. 2. Feste Ligament- oder Nahtverbindung zwischen Rücken- und Bauch- schild vermittelst der senkrecht vom Bauchschilde aufsteigenden Axillar- und Inguinalpfeiler. Keine Fontanellen. Olidoplastra. a. Intergularschild vorhanden. 4, Fam. Platychelydae. b. Intergularschild fehlt. «. Finger mit 3 Phalangen; Schale flach. 5. Fam. Emydae. 3. Finger mit 2 Phalangen; Schale hoch gewölbt. 6. Fam. Testudinidae. II. Becken mit Rücken- und Bauchschild verwachsen. Intergularschild (Fig. 782) stets vorhanden. Kopf nicht zurückziehbar. Feste Nahtverbindung zwischen Rücken- und Bauchschild. 4. Unterordnung Pleurodira. 4. Mesoplastron vorhanden, bis zur Mittellinie reichend (Fig. 782); Nuchal- platte fehlt. 1. Fam. Pleurosternidae. 2. Mesoplastron vorhanden, nicht bis zur Mittellinie reichend. Nuchal- platte fehlt. 2. Fam. Pelomedusidae. 3. Mesoplastron fehlt (Fig. 777); Nuchalplatte vorhanden. 3. Fam. Plesiochelydae. 1. Unterordnung Atheca. Rippen nicht mit einander verbunden, keinen starren Panzer (Carapax) bildend. Plastron schwach entwickelt, Entoplastron fehlt. In der Rückenhaut, oft auch in der das Plastron bedeckenden Bauchhaut liegen besondere Knochenplatten. Trias bis Gegenwart. Diese Formen bilden vielleicht einen besonderen Zweig der Testudinata, der sich unabhängig von den übrigen mit einem Carapax versehenen’ Schildkröten (Thecophora) entwickelt hat und in einer Art (Sphargis coriacea L.) noch lebend sich findet. Fam. Protostegidae. Psephophorus H. v. Meyer. Die dorsalen und ebenso die ventralen Hautplatten polygonal, einen mosaikarligen zusammenhängenden Panzer bildend. Eocän bis Pliocän. Europa und Nordamerika. P. rupeliensis van Beneden (3 Meter lang). Oligocän von Boom (Belgien). Protostega Cope. Nur dorsale Hautplatten bekannt, die mit einander nicht zu- sammenhängen. Kreide. P. gigas Cope (4 Meter lang). Kreide von Kansas. 2. Unterordnung Trionychoidea. Fam. Trionychidae. Panzer mit weicher Haut bedeckt, Oberfläche der Platten mit kleinen Gruben (Fig. 779) besät. Entoplastron quer bogenförmig, ohne medianen Fortsatz. Rückenschild flach und unvollständig, indem zwischen den Rippenenden Lücken bleiben. Marginalplatten klein oder fehlend. Bauch- I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Testudinata. 635 schild mit grossen medianen Fontanellen, nicht in fester Verbindung mit dem Rückenschilde. Hyo- und Hypoplastron mit fingerförmigen seitlichen Fortsätzen. Von den fünf Zehen der Schwimmfüsse tragen höchstens drei Krallen; vierte Zehe mit mehr als drei Phalangen. Kopf und Füsse nicht einziehbar. Die Trionychidae sind Süsswasserschildkröten, von denen zahlreiche Arten noch in der alten und neuen Welt leben. Fossil HE IM „Ariens ram Omen, Kon var finden sie sich seit der Kreide, Y*** init platienfermig verhreitert. häufig aber erst im Eoeän. Trionyx Geoffr. (Fig. 779). Kreide bis Gegenwart. T. priscus Leidy. Grünsand von New Jersey. T. rivosus Owen (Fig. 779). Eocän von England. T. guttatus Leidy. Bridger-Eocän von Nordamerika, T. Teyleri Winkl. Miocän von Oeningen. 3. Unterordnung Cryptodira. 1. Fam. Chelydridae. Brustschild schmal, kreuzförmig, ohne mittlere Fontanelle. Die schmalen Plastronflügel mit fingerförmigen Fortsätzen. Finden sich tertiär in Europa bis zum Miocän, sowie tertiär und lebend in Amerika. Chelydra Schw. Tertiär in Europa, lebend in Amerika. Ch. Murchisoni Bell. Miocän von Oeningen. 2. Fam. Thalassemydae. Bauchschild gross, mit breiten Plastronflügeln. Im Rücken- oder im Bauchschilde bleiben auch beim erwachsenen Thiere immer Fontanellen (Fig. 780 u. 778). Gehfüsse, vollständig bekrallt, mit nicht mehr als drei Phalangen an einem Finger (Fig. 776). Phalangen mit Gelenken versehen. Die Thalassemydae sind reich vertreten in Jura und Kreide, ver- schwinden aber mit der Tertiärzeit. Sie dürfen wohl als die gemein- schaftlichen Stammformen der Cheloniden und Emyden angesehen werden. Idiochelys H. v. M. (Fig. 778). Bauchschild ohne mittlere, aber wie das Rückenschild stets mit seitlichen Fontanellen. Höchstens 6 verküm- merte Neuralplatten (wie bei vielen Pleurodira), so dass die Costal- 636 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Testudinata. platten median zusammenstossen können. Von geringer Grösse. Jura PElxepz: 1. Fitzingeri H. v. M. (Fig. 778). Lithographischer Schiefer von Bayern und von Cirin bei Lyon. Thalassemys Rütim.(Fig. 780). Rückenschild sehr flach und herzförmig, an Gestalt dem der Seeschildkröten ähn- lich; Neuralplatten schmal und kegelförmig, Costalplat- ten mit kaum vorragenden freien Rippenenden. Central- schilder schmal. Bauchschild mit grossen Fontanellen. Zu Fig. 780. Thalassemys Hugi Rüt. Oberer Jura von Neuf- dieser Galtun .gehürsn ze chätel. Bauchschild von aussen mit grosser Fontanelle (F) von sehr bedeutender Grösse in der Mitte. es = Epiplastron; %s = Hyoplastron; ıp = Hypoplastron; «s = Xiphiplastron. aus dem oberen Jura von Solothurn und Neufchätel. Th. Hugi Rütim. (Fig. 780). Oberer Malm von Solothurn und Neufchätel. Eurysternum Mnstr. (Fig. 776) ist Thalassemys sehr nahe verwandt, doch von geringerer Grösse. Oberer Malm von Europa. E. Wagleri H. v. M. (Fig. 776). Oberer Malm von Solnhofen und Kelheim, sowie von Cirin. 3. Fam. Chelonidae. Die Seeschildkröten scheinen aus den Thalassemydae hervorgegangen zu sein unter vollständigerer Anpassung an das Seeleben. Die Gliedmassen sind zu Flossen geworden durch Vermehrung der Phalangenzahl und Ver- lust der Gelenke an den einzelnen Fingern, von denen mehrere krallenlos sind. Sowohl das Rücken- wie das Bauchschild zeigt grosse Fontanellen, die Schale ist flach und herzförmig. Bei einigen der älteren Formen nimmt auch der erste und letzte Rumpfwirbel Antheil an der Bildung des Rückenpanzers. Echte Seeschildkröten finden sich seit der Kreide, und mehrere Arten bewohnen noch heute die wärmeren Meere. Chelone Flemm. Acht Paar Costalplatten. Kreide bis Gegen- wart. Ch. Hoffmanni Gray. Obere Kreide von Mastricht. Ch. subearinata Gray. London-Clay (Eocän) von Sheppey. Propleura Cope. Neun Paar Costalplatten. Kreide und Eocän. P. sopita Leidy. Kreide von New-Jersey. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Testudinata. 637 Osteopygis Cope. Zehn Paar Costalplatten. Kreide. 0. platylomus Cope. Kreide von New-Jersey. 4. Fam. Platychelydae. Plastron ziemlich schmal, etwas an Chelydra erinnernd, doch sind die Plastronflügel mit dem Rückenschilde durch Pfeiler und Nähte vereinigt. Intergularschilder und Infra- marginalschilder vorhanden, oft auch ein Mesoplastron. Von dieser Familie dürften die Pleurodira abzuleiten sein. Jura bis Eoeän. Platychelys Wagn. (Fig. 781) mit fünf Reihen von starken kegelförmi- gen Höckern auf dem Rückenschilde. Mesoplastron und Supracaudal- platten (sc) vorhanden. Oberer Jura. P. Oberndorferi Wagn. Oberer Malm von Bayern und Solothurn. Baö@na Leidy. Mesoplastron vorhan- Fig. 781. Platychelys Oberndorferi Wagn. Malm 5 Sa: Jan RR Sa von Solothurn. Rückenschild von oben. cı—cs = den, bis zur Mittellinie reichend. Supra Costalplatten; csı —css = Centralschilder; mı — caudalplatten fehlen. Die Anwesenheit mı — Marginalplatten; ms = Marginalschilder; £ R 2 nı—ns — Neuralplatten; nz = Nuchalplatte; eines paarigen Intergularschildes und von p1—p4 = Pleuralschilder; py —= Pygalplatte; sc = . eareın A EP AR Supracaudalplatte. Die Höcker entsprechen den fünf Paar Pleuralschildern steht fast einzig einzelnen Schildern, während die Panzerplatten da unter den Schildkröten. Eocän von durch die gezackten Nähte begrenzt sind. Nordamerika. B. undata und B.arenosa Leidy. Bridger-Eocän von Nordamerika. Adocus Cope. Mesoplastron fehlt. Intergularschild einfach, sehr gross, trennt die Gularschilder vollständig. Kreide von Nordamerika. Ileum verwächst mit dem Carapax. A. beatus Leidy. Kreide von New-Jersey. 5. Fam. Emydae. Sumpfschildkröten mit flacher Schale ohne Fontanellen. Plastronpfeiler ragen weit ins Innere der Schale und sind durch Ligament mit dem Rückenschilde verbun- den. Finger mit drei Phalangen. Kreide bis Gegenwart. In Europa werden echte Emyydae erst vom mittleren Tertiär an häufiger. Agomphus Cope. Inframarginalschilder vorhanden. Kreide von Nord- amerika. A. turgidus Cope. Kreide von New-Jersey. Emys Brongn. Keine Inframarginalschilder. Tertiär und lebend. E. Vyomingensis Leidy. Bridger-Eocän von Nordamerika. 638 J. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Testudinata. 6. Fam. Testudinidae. Landschildkröten mit höher gewölbter Schale; Plastronbrücke sehr lang, Bauch- und Rückenschild sehr fest durch Nähte verbunden. Plastronpfeiler ragen wenig ins Innere der Schale. Finger mit nur zwei Phalangen, Gliedmassen säulenförmig. Ter- tiär und lebend, in Europa erst im jüngeren Tertiär häufiger. Testudo L. Ein Analschild. Tertiär und lebend in allen Welttheilen. T. Escheri Pict. u. Humb. Miocän bei Winterthur (Schweiz). T. antiqua Br. Obermiocän. Württemberg. Hadrianus Cope. Zwei Analschilder. Tertiär von Nordamerika. H. Corsoni Leidy. Bridger-Eocän von Nordamerika. Colossochelys Falc. Zwei Analschilder. Tertiär von Indien. C. atlas Fale. erreicht 4 Meter Länge; aus den Sivalik-Hügeln. 4. Unterordnung Pleurodira. Das Becken der Lurchschildkröten (Chelydae) ist mit dem Rücken- und Bauchschilde innig verbunden, indem das Darmbein mit der achten Costalplatte, das Scham-, oft auch das Sitzbein mit dem Xiphi- Fig. 782. Pleurosternon Bullocki Gray. Purbeck von England. Bauchschild und Randtheil des Rücken- schildes in einer Ebene, von unten. «= Abdominal- schild; e = Candalschild; en = Entoplastron; es = Epiplastron; f = Femoralschild; y = Gu- larschild; A = Humeralschild; )p = Hypopla- stron; hs = Hyoplastron; ig = Intergularschild; »n = Marginalplatten; ms = Mesoplastron; p = Pectoralschild; xs = Xiphiplastron. Die ge- zackten Striche sind Nähte, die geraden sind Schilderfurchen. plastron verwachsen. Sacralrippen atrophiren oder fehlen bei Erwach- senen ganz. Plastronbrücke sehr- stark, indem die aufsteigenden Pfei- ler in Nahtverbindung mit den Mar- ginalplatten treten (Fig. 782), und auch auf die Costalplatten oft ausser- ordentlich weit übergreifen. Neural- platten oft verkümmert, so dass die Costalplatten sich in der Mittellinie berühren. Unpaares Intergularschild stets vorhanden. Diese Schildkröten können den Kopf nicht unter die Schale zurückziehen, sondern biegen ihn seitlich unter den Rand des Panzers. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die echten Pleurodira von Cryptodira abstam- men. Uebergangsformen finden sich fossil: so verbindet Adocus, bei der nur das lleum verwächst, die Gattung Plesiochelys, deren Ileum und Pubis verwächst, mit der Gattung Platychelys, wo alle Elemente frei sind. Die pleurodiren Schildkröten spielten fossil, besonders im oberen Malm eine sehr hervorragende Rolle; die Mehrzahl der Schild- kröten von Solothurn gehört hierher. Diese älteren Formen zeichneten sich durch un- I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Testudinata. 639 vollständigere Verknöcherung des Panzers, lange offen bleibende Fontanellen vor den moderneren Pieurodira aus. Noch im Eocän sind sie in Europa zahlreich. Heute finden sie sich ganz auf die südliche Halbkugel beschränkt, auf Südamerika, Afrika und Australien. 1. Fam. Pleurosternidae. Ein grosses, bis zur Medianlinie reichendes Mesoplastron (Fig. 782 ms) vorhanden. Neuralplatten wohlentwickelt; dahinter zwei Supracaudal- ‚platten. Keine Nuchalplatte. Inframarginalschilder vorhanden. Jura und Kreide. Pleurosternon Gray (Fig. 782). Jura und Kreide. P. Bullocki Gray (Fig. 782). Purbeck von England. P. danubiana H. v. M. Grünsand von Kelheim. 2. Fam. Pelomedusidae. Neuralplatten unvollständig (6—7); eine Supracaudalplatte. Keine Nuchalplatte; Mesoplastron vorhanden, erreicht die Medianlinie nicht. Keine Inframarginalschilder. Kreide bis Gegenwart. Taphrosphys Cope. Kreide von Nordamerika. T. molops Cope. Grünsand von New-Jersey. Podoenemis Wagl. Eocän von England und Indien; lebend in Südamerika, P. Bowerbanki Owen. London-Clay von England. P. Delabechi Bell. (= P. Conybeari Owen). Ebenda. 3. Fam. Plesiochelydae. Kein Mesoplastron. Neuralplatten wohlentwickelt. Mehrere Supra- caudalplatten. Nuchalplatte vorhanden, ebenso Inframarginalschilder. Jura und Kreide. Plesiochelys Rütim. (Fig. 777). Schale kreis- bis eiförmig; acht un- gefähr kegelförmige Neuralplatten, denen noch drei Supracaudalplatten folgen. 11 Paar Randplatten, eine breite Nuchal- und eine kleine Pygal- platte. Plastronbrücke etwa von der dritten bis zur siebenten Randplatte reichend. Bauchschild oft mit Fontanellen. Hyoplastron sehr gross. Sitz- bein frei bleibend. Von bedeutender Grösse. Malm und untere Kreide. P. Etalloni Pictet (Fig. 777). Oberer Malm von Solothurn und St. Claude (Schweiz); ähnliche Formen im englischen Purbeck. P. Solodurensis Rütim. Malm von Solothurn und Hannover. P. Sanctae-Verenae Rütim. Ebenda und Wälderformation von England, Von hohem Interesse ist die leider nur in einem unvollständigen Steinkern erhal- tene, bisher älteste Schildkröte, Psammochelys Keuperina Quenst. (= Proganochelys Quenstedti Baur) aus dem Keupersandstein von Württemberg. Rücken- und 640 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Ichthyopterygia. Bauchpanzer gut entwickelt, und nur der lange Brückentheil scheint mehrere Fonta- nellen besessen zu haben; Plastronpfeiler scheinen wie bei Pleurodira weit ins Innere vorzuspringen. Rückenpanzer an den Seiten stark gewölbt, dagegen von vorn nach hinten fast gerade, so dass die vordere wie hintere Oeflnung des Panzers un- gleich anderen Schildkröten auffallend hoch ist; ferner scheint das Schulterblatt nicht innerhalb des Panzers, sondern noch vor der ersten panzerbildenden Rippe gelegen zu haben. Diese beiden Eigenschaften sind embryonale Charaktere, die sich unter den übrigen Schildkröten nur im fötalen Zustande finden; sie würden, wenn sie sich bestätigen, genügen, Psammochelys nicht nur als die älteste, sondern auch als die am primitivsten gebaute Schildkröte zu bezeichnen. 5. Ordnung Ichthyopterygia. Diese merkwürdigen Fischsaurier ähnelten in Gestalt (Fig. 783) und Lebensweise durchaus unseren heutigen Delphinen und Walen, deren Rolle sie zur Seeundärzeit vertraten. Es sind die am besten an das Leben im Meere angepassten Reptilien, deren Abstammung von Rhynchocephala- ähnlichen Landbewohnern viele Wahrscheinlichkeit hat. Die vielen Ana- logien zwischen ihnen und den Meersäugethieren (spindelförmige Körper- gestalt, verlängerte Kiefer, grosser Kopf, kurzer Hals, rudimentäre Gelenk- fortsätze, flossenartige Gliedmassen, rudimentäre hintere Gliedmassen, mächtiger Schwanz, zahlreiche kurze Wirbel, nackte Haut) sind durch KScharfenbırger. gez. Fig. 753. Ichthyosaurus quadriscissus Quenst. Posidonienschiefer von Boll in Württemberg. Skelet eines sehr jungen Individuums (Orig.). A Koprolith. Anpassung an die gleiche Lebensweise zu erklären. Die übrigen Charak- tere sind meist die primitiver Sauropsiden, ähnlich den Rhynchocephala. Die zahlreichen Wirbel (Fig. 786) sind auffallend biconcav, scheiben- förmig (brettsteinförmig), viel höher als lang, mit den oberen Bögen locker verbunden. Brustbein und Sacrum fehlen, daher sind nur Rumpf- und Schwanzwirbel zu unterscheiden. Rumpfrippen zweiköpfig (Fig. 787), Schwanzrippen einköpfig (Fig. 788). Die warzenartigen Rippenträger (o u. u) liegen an den Seiten des Wirbelcentrums (A). Am Schädel (Fig. 789) ist nur die obere Schläfenlücke (S) vorhanden; während die untere von einem gesonderten Supratemporale (ts) über- dacht ist. Schnauze auffallend verlängert, oft zu einem dünnen Schnabel I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Ichthyopterygia. 641 ausgezogen, wesentlich vom Intermaxillare (im) gebildet, weshalb die Nasenöffnungen (N) weit nach hinten liegen. Augenhöhle ausserordentlich gross, mit mächtigem Seleroticalring (sc). Foramen parietale (F) vorhan- den; Quadratum (q) unbeweglich. Zähne meist in grosser Zahl vorhanden, 4 20 Fig. 784. Ichthyosaurus Fig. 785. A Ichthyosaurus intermedius Conyb. Schultergürtel mit Vorder- tenuirostris Conyb. Un- flosse. B I. multiscissus Quenst., Hinterflosse. € I. intermedius Conyb., terkiefer mit Zähnen. Beckengürtel. el = Clavieula; co = Coracoid; e = Episternum; f = Fe- mur; f2 = Fibula; h Humerus; :/ = Ileum ; is = Ischium; p = Pubis; r = Radius; sc = Scapula; ? = Tibia (gekerbt wie die äussere Reihe der übrigen Fussknochen); x = Ulna. conisch, meist gefurcht (Fig. 790), in Alveolarrinnen stehend (Fig. 784 — holeodont); sie sind auf die Kieferränder beschränkt. Unterkiefersymphyse oft sehr lang. Schultergürtel (Fig. 785 A) sehr kräftig entwickelt, aus Sca- pula (sc), grossem Coracoid (co), Clavieula (cl) und T-förmigem Episternum (e) Wirbel von Ichthyosaurus. Fig. 786. Zwei vordere Fig. 787. Hinterer Rumpfwirbel, von Fig. 788. Vorderer Schwanz- Rumpfwirbel mit den vorn. wirbel, von der Seite. oberen Bögen, halb von hinten. Bezeichnungen: A = Ansatzfläche für die unteren Bögen; k = Wirbelkörper; n = obere Bögen; n = Ansatzfläche für dieselben; o und « = Rippenträger für doppelköpfige Rippen, » = für eine einköpfige; z = Gelenkfortsatz. bestehend ; ein Sternum ist nicht vorhanden. Die vorderen Gliedmassen sind zu grossen Flossen entwickelt, indem mit Ausnahme des Humerus (h) alle Knochen zu rundlichen oder polyedrischen Platten ausgebildet sind, die ohne Gelenkbildung zusammenstossend, unter beträchtlicher Vermeh- Steinmann, Paläontologie. [7 u . 642 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Ichthyopterygia. rung der Phalangenzahl, mitunter auch der Fingerzahl, eine mosaikartige Fläche darstellen. Finger ohne Krallen. Aehnlich, aber oft viel kleiner, selbst rudimentär, sind die hinteren Gliedmassen (Fig. 785 B), die an einem aus schwachen Knochenstäben gebildeten Becken Fig. 785 C) hängen, welches sich nicht mehr an Wirbeln befestigt. Am Vorderrande der Glied- massen sind oft mehrere Knochen gekerbt (Fig. 785 B). Bauchrippen in grosser Anzahl, jede aus zahlreichen Theilen bestehend. Haut nackt, nur der Vorderrand der Brustflossen mit einer Reihe von Hornschuppen versehen. Die wesentlich aus Fischresten (besonders Schuppen) bestehenden Exeremente (Fig. 783 A — Koprolithe) zeigen Spiralfalten. Die Ichthyopterygier waren wahrscheinlich lebendig gebärend; sie finden sich von der Trias bis zur Kreide. Einzige Fam. Ichthyosauridae. Mixosaurus Baur. Mit wohlentwickelten Zähnen. Humerus artieulirt distal nur mit Radius und Ulna, die länger als breit und durch einen Zwi- schenraum von einander getrennt sind. Trias. M. Cornali Bass. Trias von Besano in Italien. Ichthyosaurus König (Fig. 783— 792). Zähne wohlentwickelt. Hume- rus artieulirt distal nur mit Radius und Ulna, welche nicht länger als breit sind und keinen Zwischenraum zwischen sich lassen. Hierher gehören bereits triasische Formen. ausserordentlich gut ist diese Gattung aber Fig. 789. Ichthyosaurus tenwirostris Conyb. Oberer Lias von Württemberg. Schädel von der Seite und von oben, etwas schematisch. ang = Angulare; art = Artieulare; d = Dentale; # = Foramen parietale; f = Frontale; fa = Praefrontale; fp = Postfrontale; öm = Intermaxillare; 5 = Jugale; ! = Lacrymale; m = Maxillare; N = Nasenöffnung; n = Nasale; op = Postorbitale; os = Oceipitale superius; p = Parietale; qg = Quadratum ; 97 = Quadratojugale; $ = obere Schläfengrube; sa = Supra- angulare; sc = Seleroticalring; sqg = Squamosum; Zs = Supratemporale. im Jura vertreten, besonders ist der deutsche und englische Lias überaus reich an Resten dieser Thiere. Vor allem bekannt durch die vor- züglich erhaltenen vollständigen Ichthyosaurenskelete sind die Posidonien- schiefer von Boll in Württemberg und der untere Lias von Lyme Regis in England. Auch in der Kreide ist die Gattung noch vorhanden. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Ichthyopterygia. 643 I. atavus Quenst. Muschelkalk (Wellendolomit) des Schwarzwaldes, ist nur sehr unvollständig bekannt. a. Arten mit langen, schmalen, vierfingerigen Vorderflossen, deren Radius qua- dratisch und meist gekerbt ist. Lias. I. aeutirostris Owen (? = quadriscissus Quenst. Fig. 783). Zähne klein, eylindrisch, mit gefurchter Krone und Wurzel; Schnauze etwa dreimal so lang als die Orbita. Oberer Lias von Württemberg, Bayern, England. I. tenuirostris Conyb. (Fig. 789 u. 790 B), etwa 12 Fuss lang (Schnauze etwa vier- mal), und 1. latifrons König (Schnauze etwa sechsmal so lang als die Orbita). Zähne sehr klein. Unterer und oberer Lias von Württemberg und England. I. platyodon Conyb. (? = multiscissus Quenst. Fig. 785 B). Zähne gross, stumpf, mit glatter zweikantiger Krone und dicken, cementbedeckten Wurzeln. Die grösste Art im unteren Lias von England und Württemberg (gegen 30—40 Fuss lang). I. trigonodon Theod. Aehnlich, aber Zahnkrone dreikantig. Schädel bis 6 Fuss lang. Oberer Lias von Bayern (Banz), Württemberg und England. Zähnd von Ichthyosaurus. Fig. 790. A I. posthumus (?) Fig. 791. I. communis Conyb. Fig. 792. I. campylodon Carter. Wagner. Malm von Württemberg. Unterer Lias von Lyme Untere Kreide von Folkestone, B I. tenwirostris Conyb. Oberer Regis. (2/5). Kent. (2/3). Lias von Württemberg. b. Arten mit kurzen, breiten, fünf- oder mehrfingerigen Vorderflossen, deren Radius breiter als lang und ungekerbt ist. I. communis Conyb. (Fig. 791), etwa 20 Fuss lang, mindestens siebenfingerig, und /. intermedius Conyb. (Fig.785 A u. C), bis 7 Fuss lang. Zähne cylindrisch, ohne Ce- ment, Krone und Wurzel gefurcht. Unterer Lias von Württemberg (?) und England. I. leptospondylus und I. posthumus (Fig. 790 A) Wagn. Zahnwurzeln mit Cement bedeckt. Lithographischer Schiefer von Bayern. I. campylodon Carter (Fig. 792). Zähne sehr gross, Wurzel knollenartig verdickt, von Cement bedeckt, Krone grob gefurcht. Kreide von Europa. Baptanodon Marsh. Zahnlos (höchstens rudimentäre Zähne bei jugendlichen Exemplaren. Sämmtliche Extremitätenknochen mit Ausnahme des Humerus und Fe- mur bestehen aus rundlichen Scheiben, deren drei (Radius, Intermedium und Ulna) an den Humerus grenzen. Oberer Jura von Nordamerika. B. natans Marsh. Oberer Jura von Wyoming. 644 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Streptostylica. 6. Ordnung Streptostylica. Die Streptosiylica, za denen die eidechsen- und schlangenartigen Reptilien der postjurasischen Zeiten gehören, schliessen sich durch ihre primitiveren Formen, die Lacertilia, vielfach eng an die Rhynchocephala an und können als deren modernisirte Nachkommen betrachtet werden. Die Wirbel sind nur selten mehr amphicöl, fast immer procöl und voll- ständig verknöchert; sämmtliche Rippen sind einköpfig und articuliren an einem kurzen Querfortsatze (Fig. 795 r). Ausser den gewöhnlichen Gelenk- - fortsätzen tritt vielfach oberhalb der vorderen Zygapophyse noch ein keil- förmiger Fortsatz (Zygosphen — Fig.795 z) auf, der in eine Grube (Zyg- anthrum) an der Hinterseite des vorhergehenden Wirbelbogens passt. Quadratbein durch ein proximales Gelenk beweglich mit dem Schädel (Opisthoticum) verbunden; unterer Schläfenbogen fehlt stets (mit ihm das Quadratojugale), oft auch der obere. Zwischenkiefer klein und mit ein- ander verwachsen; Foramen parietale fehlt oft. Grosse Gaumenlücken. Fo- ramen ectepicondylare oft vorhanden. Bauchrippen fehlen stets. Im übrigen sind die Verhältnisse der Vorder- und Hintergliedmassen, des Schulter- und Beckengürtels, des Sternum und Saerum (so weit sie nicht rudimentär werden), wenigstens bei den primitiveren Formen, den Eidechsen sehr ähnlich den Rhynchocephala. Bezahnung stets acrodont, bez. pleurodont. Streptostylica sind mit Sicherheit erst seit der Kreide bekannt, doch ist bei manchen präcretacischen, ungenügend erhaltenen Formen schwierig zu entscheiden, ob sie noch zu den Rhynchocephala oder schon zu den Streptostylica gehören. Die letzteren sind in der Gegenwart ausser- ordentlich reich entwickelt. Sie haben sich in drei grosse Hauptgruppen (Unterordnungen) gespalten: 4. Bekrallte Gehfüsse oder, wo solche rudimentär sind, Schultergürtel und Brustbein verhanden. l. Unterordnung Lacertilia. 2. Kleine, aber wohlentwickelte krallenlose Schwimmfüsse. 2. Unterordnung Pythonomorpha. 3. Obne freie Extremitäten, ohne Brustbein und Schultergürtel. 3. Unterordnung Ophidia. Zu den Lacertilia gehören die primitiveren Formen, während die Pythonomorpha und Ophidia als zwei stark specialisirte Seitenzweige der- selben anzusehen sind. 1. Unterordnung Lacertilia. Die Eidechsen sind Landthiere, meist von geringer Grösse mit bekralllen, kurzen Gehfüssen und mit Gliedmassengürteln nach dem Typus der Rhynchocephala oder, I. Thierreich, — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Streptostylica.. 645 wenn die Füsse fehlen, noch mit Schulter- und Beckengürtel, sowie einem Sternum versehen. Nur bei den Ascalabolae sind die Wirbel noch biconcav. Der vordere Theil der Hirnkapsel ist nicht verknöchert. Unterkiefersymphyse vorhanden. Halskurz. Echte Eidechsen mögen schon zur Secundärzeit existirt haben, doch sind solche zu unge- nügend erhalten, um eine sichere Trennung von den Rhynchocephala zu ermöglichen, von denen sie jedenfalls abzuleiten sind. Im Tertiär sind ihre Reste nicht häufig; ihre Blüthezeit haben sie in der Gegenwart erreicht, wo sie in zahlreichen Arten und Familien über die ganze Erde verbreitet sind. 2. Unterordnung Pythonomorpha, Hierher gehören schlangenartige Reptilien von gewaltiger Grösse, welche die Meere der Kreidezeit belebten und für diese For- mation höchst charakteristisch sind. Ihre Reste finden sich in Europa, Nordamerika und Neu-Seeland; ganz besonders reich daran ist die Kreide von Kansas (Niobrara-Epoche mit 26 Arten), wo eine grössere An- zahl vollständiger Skelete gefunden wurde. Körper schlangenartig gestreckt, Hals lang, Schwanz ausserordentlich lang. Wirbel sehr zahlreich, procöl, die Schwanzwirbel mit unteren Bögen; Gelenkfortsätze oft rudimentär. Schädel (Fig. 793) verlängert; Fig. 793. Clidastes tortor Cope. Kreide von Kansas. Schädel von der Seite, ang = Angulare; art = Artieulare; cor = Coronoid; d = Dentale; f = Frontale; fa = Praefrontale; fp = Postfrontale; im = Intermaxillare; m = Maxillare; op = Opisthoticum; o.s = ÖOceipitale superius; p = Parietale; pt = Pterygoid; qg = Quadratum; sy = Squamosum. oberer Schläfenbogen, Foramen parietale, sowie Seleroticalring vorhan- den. Nasenbeine verwachsen. Hirnkapsel unvollständig verknöchert. Die sehr dünnen und schlanken Unterkieferäste sind nicht mit einander verbunden, sondern gegen einander leicht beweglich; ausserdem ist jeder derselben auch etwa in der Mitte seiner Länge beweglich, indem das den vorderen Theil bildende Dentale (d) und Spleniale in gelenkartiger Ver- bindung steht mit dem dahinter gelegenen Coronoid (cor) und Angu- lare (ang); infolge davon ist die Mundöffnung einer grossen Er- weiterung fähig. Zähne finden sich auf Maxillare (m), Pterygoid (pt) und Dentale (d), je eine Reihe bildend; auf den verwachsenen Interma- xillaria (im) meist jederseits zwei Zähne. Jeder der spitzen hakenförmigen Kieferzähne auf einem besonderen knöchernen Sockel festgewachsen. 646 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Streptostylica. Die Gliedmassen (Fig. 794) sind verhältnissmässig sehr klein, zu krallenlosen Flossen ausgebildet, die fünf Zehen weit gespreizt, die Phalangenzahl vergrössert und die einzelnen Theile ohne Gelenkbildung verbunden. Es existirt ein Sternum (st), und der Schultergürtel besteht aus Scapula (sc) und Coracoid (co). Ein Saerum ist fast nie vorhanden, das Becken (Fig. 794 B) besteht aus dünnen, nicht mit einander verwachsenen Knochen. Mosasaurus Cuv. Wirbel ohne Zygosphen; untere Bögen z. Th. mit den Schwanzwirbeln verwachsen. Kreide von Mastricht und Nord- amerika. Manche Arten werden bis 70 Fuss lang. M. Camperi Meyer. Von 25 Fuss Länge. Kreide von Mastricht. M. Dekayi Bronn. Obere Kreide von New-Jerse A Dr: n a 2 \\ co R v 4 Ser ee PS) ah en Br IH Di > 4 IE = Fig. 794. Platecarpus simus Marsh. Kreide von Kansas. A Vorder-, B Hinterextremität. co = Co- racoid; f = Femur; fi = Fibula; A = Humerus; :l = Ileum; is Ischum; p = Pubis; r = Ra- dius; sc = Scapula; st = Sternum; t = Mibias u“ = Ulna. Clidastes Cope (Fig. 793) mit den gewaltigsten Arten der Familie; Wirbel mit Zygosphen; untere Bögen verwachsen. Kreide von Nord- amerika. ©. tortor (Fig. 793) Cope, etwa 30 Fuss lang, C. stenops Cope. Kreide von Kansas. Platecarpus Cope (Fig. 794). Wirbel ohne oder mit rudimentärem Zygosphen und kräftigen Zygapophysen. Untere Bögen frei. Zähne kegel- förmig. Kreide von Nordamerika, Europa und Neuseeland. P. simus Marsh (Fig. 794) und P. coryphaeus Cope. Kreide von Kansas. Liodon Owen. Intermaxillare verlängert zu einem zahnlosen Rostrum. Wirbel ohne Zygosphen, mit schwachen Zygapophysen. Untere Bögen frei. Zähne zweischneidig. Kreide von Europa, Nordamerika und Neu- seeland. L. anceps Owen. Kreide von Europa. L. proriger Gope. Kreide von Kansas. 3. Unterordnung Ophidia. Bei den Schlangen ist der Körper sehr verlängert, und die Gliedmassen fehlen vollständig mitsammt den Gliedmassengürteln und dem Ster- num (höchstens sind Rudimente der Hinterfüsse vorhanden). Die sehr zahlreichen, I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Pterosauria. 647 stark procölen Wirbel (Fig. 795) besitzen neben den gewöhnlichen Gelenkfortsätzen weitere Gelenkverbindung mittelst Zygosphen(z, oben)und Zyganthrum. Kein Sa- crum; Schwanzwirbel ohne untere Bögen. Die ganze Hirnkapsel ist wohl verknöchert; der obere Schläfenbogen, überhaupt der ganze post- orbitale Theil des ursprünglichen Kopfpanzers fehlt, ausser den Parietalia und dem hinteren Augenrande; kein Foramen parietale. Die zahntragenden Oberkiefer-, Gaumen- und Flügelbeine sind nur locker mit dem Schädel verknüpft und an demselben beweglich; das bewegliche Quadratum wird von dem ebenfalls beweg- lich gewordenen Opisthoticum (meist Squamosum ge- nannt) getragen; die schwachen Unterkieferäste sind meist nur durch elastische Bänder mit einander ver- bunden, und die Mundhöhle ist infolge dessen einer ausserordentlichen Erweiterung fähig. ER en Fossile Reste von Schlangen sind erst seit dem Kumpfwirbel von der Seite. d = ® R x i 5 ; oberer Dornfortsatz; % = hin- Eocän bekannt, doch nirgends besonders wichtig für terer Gelenkhöcker des Wirbel- den Paläontologen. In der Gegenwart sind Schlangen EBEN, Pe in grosser Mannigfaltigkeit über die ganze Erde ver- physe (unten) und Zygosphen breitet z (oben) ; 2 = hintere Zygapophyee. itet. Palaeophis Owen (Fig. 795). Wahrscheinlich marin. Eocän. P. typhaeus Owen (Fig. 795). Londonthon von England. 7. Ordnung Pterosauria. Die Flugsaurier (Fig. 796) sind mesozoische Reptilien, deren vordere Gliedmassen unter gewaltiger Entwickelung des fünften Fin- gers zu Flugorganen umgebildet sind, und die infolge ähnlicher Le- bensweise mancherlei Analogien mit echten Vögeln zeigen, ohne deshalb eine innigere Verwandtschaft mit denselben zu verrathen (Ornithosauria). Ihre Abstammung ist noch ganz dunkel; sie treten zuerst im Jura auf und erlöschen in der Kreide. Die Knochen sind lufthaltig. Wirbel procöl, vollkommen verknöchert; Hals lang, aus verhältnissmässig wenigen, aber sehr grossen Wirbeln zusammengesetzt. Sacrum aus 3—6 Wirbeln verwachsen. Die vorderen Rippen zweiköpfig, mit einem breiten Sternum (Fig. 797 B) in Verbin- dung, das einen wohlentwickelten Kiel besitzt; Halsrippen manchmal vor- handen. Kopf auffallend gross. Der Hinterkopf vogelähnlich gewölbt und die Nähte früh verwachsen; Hinterhauptsgelenk kugelig, an der Schä- delbasis. Kiefer sehr lang, die stark entwickelten Zwischenkiefer und die dünnen Unterkieferäste verwachsen. Die beiden seitlichen Schläfenbögen und Schläfengruben vorhanden; Quadratum unbeweglich. Foramen pa- rietale fehlt. Augenhöhlen sehr weit, mit grossem Seleroticalring (Fig. 798): 648 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Pterosauria. zwischen ihnen und den grossen, weit hinten gelegenen Nasenhöhlen N) findet sich noch eine Thränenhöhle (Z). Am Schultergürtel (Fig. 796) fehlt Clavicula und Episternum; Sca- pula (sc) dünn und säbelförmig, Coracoid (co) schmal und lang. Der kräf- tige Humerus (h) ohne Foramen, Radius und Ulna gleich lang und ge- trennt. Den wenigen Carpalknochen (c) folgen vier dicht an einander gelegte, aber nicht verwachsene Metacarpalia (mc); der sogenannte Spann- knochen (7) ist vielleicht das Rudiment eines ersten Metacarpale. Die vier Finger besassen 2, 3, 4, 4 Phalangen, die drei ersten Finger sind Fig. 796. Pterodactylus spectabilis H. v. M. Lithographischer Schiefer von Solnhofen. Skelet von der Bauchseite. A = Augenhöhle; Z = Thränenhöhle; N = Nasenhöhle; 5 = Bauchrippen; ce = Carpus; co = Coracoid; A = Humerus; il = Ileum; me = Metacarpus; p = Pubis; se = Scapula; st = Sternum; I—V = 1.—5. Finger bez. Zehe (an der Hand: I = Spannknochen). sehr kurz und trugen starke Krallen; der äusserste (fünfte) Finger istkrallenlos, seine vier Phalangen dick und ausserordentlich verlängert; dieser Finger trug eine Flughaut, die wie bei Fleder- mäusen bis zu den Hinterfüssen gespannt war. Beckenknochen nicht mit einander verwachsen, lleum (il) wie bei Vögeln nach vorn und hinten vom Hüftgelenk verlängert. Ober- und Unterschenkel ziemlich lang, Fi- bula mit der Tibia verwachsen. Am Hinterfusse sind die vier ersten Zehen dünn, aber wohlentwickelt und bekrallt, mit 2, 3, 4, 5 Phalangen, die fünfte Zehe (V) ist krallenlos mit zwei Phalangen, oder rudimentär. Bauchrippen (b) sind wohlentwickelt, ihre Anzahl übertrifft die der Rumpf- wirbel nicht. Die Haut scheint nackt gewesen zu sein. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse : Sauropsida. Pterosauria. 649 Es lassen sich drei Familien unterscheiden: Zähne in Alveolen; Schwanz sehr lang. Zähne in Alveolen; Schwanz rudimentär. 2. Fam. Pterodactylidae. Zahnlos. 1. Fam. Rhamphorhynchidae. 3. Fam. Pteranodontidae. 1. Fam. Rhamphorhynchidae. Diese Formen (Fig. 797) zeigen noch den ursprünglichsten Bau. Hals verhältnissmässig kurz; drei bis fünf Saeralwirbel. Thränengrube (Z) durch Knochenbrücken noch voll- ständig abgeschlossen gegen die Au- gen- (A) und Nasenhöhle (N). Me- tacarpalia viel kürzer als die Hälfte des Unterarmes, Schambeine lang und knieförmig gebogen. Die fünfte Zehe der Hinterfüsse (V) lang und zum Spannen der Flughaut dien- lich; Schwanz sehr verlängert und von einer Scheide verknöcherter Sehnen umgeben, daher unbeweg- lich. Zähne auch am hinteren Theil der Kiefer, wenigstens zum Theil sehr lang und dolchförmig. Jura (und Kreide ?) von Europa. Dimorphodon Owen (Fig. 797 A). Die hinteren Zähne kürzer als die sehr verlängerten vorderen: Kiefer- spitze bezahnt und nicht verlängert. Englischer Lias. D. macrony Buckl. (Fig. 797 A). Un- terer Lias von Lyme Regis. Rhamphorhynchus H. v. Meyer (Fig. 797 B u. 798) mit zahnloser ver- längerter Spitze des Ober- und Un- terkiefers, die wahrscheinlich eine Hornscheide trug. Zähne lang, dolch- förmig, nach vorn gerichtet. Flügel sehr lang und schmal. Ischium und lleum verwachsen. An einer Art wurde von Marsh ein verticales rhombisches Segel nahe dem Ende Fig. 797. A Dimorphodon macronyx Buckl. Unterer Lias von Lyme Regis, Skelet von der Seite N IYv s= - 4 = Augenhöhle; Z = Thränengrube; Nasenhöhle; $ = untere Schläfengrube; — Zehen; # = Flugfinger; h — Humerus; Scapula; « = Ulna. B Sternum von Rham- phorhynchus. 650 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Pterosauria. des langen Schwanzes nachgewiesen, das durch die oberen und unteren Dornfortsätze von 16 Wirbeln gestützt war. Hauptfundort dieser Formen ist der lithographische Schiefer (Malm) von Bayern. Fig. 795. Rhamphorhynchus Gemmingi H. v. M. Lithographischer Schiefer von Solnhofen. Schäde von der Seite. A = Augenhöhle mit Seleroticalring; 4 = Thränenhöhle; N = Nasenhöhle. Rh. Münsteri Goldf. und Rh. Gemmingi H. v. Meyer (Fig. 798). Lithographischer Schiefer von Eichstätt. A In der Gattung Ornithochirus Seel. werden eine Anzahl unvollständig bekannter Pterosauria aus der englischen Kreide vereinigt. 2. Fam. Pterodactylidae. Schädel (Fig. 796) sehr vogelähnlich, nur an der Spitze der Kiefer mit feinen Zähnchen bewaffnet. Thränengrube klein, mit der Nasenhöhle in offener Verbindung. Unterarm viel länger als Oberarm, Metacarpalia länger als der halbe Unterarm. Schambeine (p) kurz, gestielt, vorn schaufelförmig; die fünfte Hinterzehe rudimentär, ebenso der Schwanz. Malm. Pterodactylus Cuv. (Fig. 796). Von Sperlings- bis Rabengrösse. Die meisten und besterhaltenen Exemplare stammen aus dem lithographischen Schiefer von Bayern. P. antiguus Sömm. (= longirostris Cuv.). P. Kochi Wagn., P. spectabilis H. v. M. (Fig. 796) u. a. Mit langer schlanker Schnauze. Lithographischer Schiefer (Malm) von Bayern. P. (Ptenodraco) brevirostris Sömm. Von Sperlingsgrösse, mit sehr kurzer Schnauze. Malm von Kelheim. P. (Cyenorhamphus) suevicus Quenst. Mit breiter langer Schnauze. Malm von Nusplingen. 3. Fam. Pteranodontidae. Dies sind die jüngsten und extremsten, zugleich auch die grössten Formen von Flugsauriern, die bisher nur aus der nordamerikanischen Kreide bekannt sind. Sie sind zahnlos (Fig. 799), der Hinterkopf ist zu einem langen Kiel ausgezogen. Nasenhöhle mit der Thränenhöhle ver- einigt. Mehrere Rückenwirbel verschmelzen mit einander, und die Schul- terblätter artieuliren an den oberen Dornfortsätzen dieser Wirbel zur Stütze des Brustgürtels. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Crocodilia. 651 Pteranodon Marsh (Fig. 799). Mit Arten von 1I—6 Meter Spannweite aus der Kreide von Nordamerika. Fig. 799. Pteranodon longiceps Marsh. Kreide von Kansas. A Schädel von oben. B Schädel von der Seite (A = Augenhöhle). € Unterkiefer. P. longiceps Marsh (Fig. 799) und P. ingens Marsh (22 Fuss Spannweite). Kreide von Kansas. S. Ordnung Crocodilia. Litteratur über Crocodilia. Deslongchamps, E. Notes pal&eontologiques. Caen et Paris 1863—1869, —— Le Jura Normand. Monographie IV. Paris et Caen 1878. Dollo, M.L. Premiere Note sur les Crocodiliens de Bernissart. Bull. d’Hist. nat. de Belg. II. 4883. Fraas, 0. Aötosaurus ferratus Fr. Die gepanzerte Vogelechse etc. Stuttgart 1877. Huxley, T. H. On Staganolepis Robertsonii and on the Evolution of the Crocodilia. Quart. Journ. Geol. Soc. London 4875. Koken, E. Die Dinosaurier, Crocodiliden und Sauropterygier des norddeutschen Wealden. Palaeontol. Abh. III. 1886/37. Meyer, H. v. Reptilien aus dem Stubensandstein des oberen Keupers. Palaeonto- graphica VII. 1861. —— Der Schädel des Belodon etc. Ibid. X. 1863. Die Panzerechsen oder Krokodilier sind mit knöchernen Haut- platten, kurzem Halse, langem Schwanze und kurzen Gehfüssen ver- sehene Reptilien von meist bedeutender Grösse, deren älteste, triasi- sche Formen noch nahe Beziehungen zu den Rhynchocephala zeigen, an- dererseits von den primitiveren Dinosauria kaum zu trennen sind. Wirbel ursprünglich biconcav, später meist procöl, mit den oberen Bögen nicht verwachsen; Sternum knorpelig. Die beiden Saeralwirbel nicht verschmolzen; der lange Schwanz mit unteren Bögen. Rippen zwei- köpfig, an den mittleren Rumpfwirbeln von einem staffelförmigen langen Querfortsatze getragen; die beweglichen Halsrippen beilförmig verhrei- tert. Beide Schläfenbögen vorhanden, manchmal ist die obere oder die untere Schläfenhöhle überdacht. Kiefer meist sehr verlängert. Qua- dratum unbeweglich. Seleroticalring und Scheitelloch fehlen. Unter- kiefer mit einem Durchbruch. Am Schultergürtel ist ein Episternum vor- 652 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Crocodilia. handen, während die Clavieula meist fehlt. Scapula und Coracoid wohl- entwickelt. Beckenknochen nicht verwachsen; Sitz- und Schambeine schmal mit weitem Foramen obturatorium. Pubis nach vorn und innen ge- richtet. Ileum plattenförmig, nach vorn und hinten von der Gelenkgrube etwas verlängert. Die Füsse sind Gehfüsse, die hinteren etwas länger; Calcaneus mit starkem hinteren Fortsatze. Phalangenzahl ist 2,3, 4, 4, 3. Bauchrippen in geringer Zahl vorhanden; der Panzer besteht mindestens aus zwei Reihen von Dorsalplatten, meist ist er viel vollstän- diger. Die Panzerplatten (Fig. 800), sowie die Oberseite des Schädels sind fast stets tief skulptirt. Zähne nur auf den Kieferrändern, einzeln in Alveolen, oft ge- furcht, mitunter zweischneidig (Fig. 806 u. 807). Krokodile sind seit der Trias bekannt und gegenwärtig noch in den Tropen verbreitet. Die mesozoischen Formen waren zum Theil Meeresbewohner, die tertiären und recenten leben in süssem Wasser. Es lassen sich zwei Unterordnungen annehmen: Fig. 800. Ventrale Panzerplatte von Teleosaurus. 1. Choanen (innere Nasenöffnungen) münden in der vorderen Hälfte des Mund- daches. l. Unterordnung Parasuchia. 2. Choanen münden in der hinteren Hälfte des Munddaches. 2. Unterordnung Eusuchia. l. Unterordnung Parasuchia., Weder Gaumen- noch Flügelbeine bilden Gaumenplatten zur Herstellung eines besonderen harten Gaumens (vgl. p. 595). Ge- trennte Choanen münden, wie bei anderen Reptilia, im vorderen Theile der Schnauze. Nur eine seitliche Schläfengrube offen ; es findet sich eine Thränengrube sowie ein Durchbruch im Unterkiefer. Frontale und Parie- tale paarig. Clavicula vorhanden. Trias. 1. Fam. Belodontidae. Wirbel amphicöl. Schnauze sehr verlängert (Fig. 801) mit sehr grossen Intermaxillaria, infolge davon die äusseren Nasenöflnungen (N) weit nach hinten gerückt, dicht neben einander liegend. Obere Schläfengrube überdacht, untere (S) sehr gross. Coracoid kurz und abge- rundet, mit grosser Fontanelle; Gliedmassen unvollständig bekannt. Zwei Reihen von gekielten Dorsalplatten. Zahlreiche gefurchte Zähne. Trias. Belodon H. v. Meyer (— Phytosaurus Jäger, Fig. 801). Schädel mit stark gerunzelten und verdickten, kammartig aufgeschwollenen Inter- maxillaria. Schnauzenspitze herabgebogen. Zähne scharf und spitz, En I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Crocodilia. 653 gefurcht, mit zwei gekerbten Kanten (ähnlich Fig. 806), die hinteren stark comprimirt. Grosse krokodilähnliche Geschöpfe aus der Trias von Württemberg, Nordamerika und Indien. B. Kapffi H. v. Meyer (Fig. 801). Keupersandstein. Stuttgart. B. Carolinensis Emm. Keuper von Nord-Carolina. Fig. $S01. Belodon (Phytosaurus) Kapffi H. v. M. Keupersandstein bei Stuttgart. Schädel von der Seite und von oben. A = Augenhöhle; D —= Durchbruch im Unterk r; L = Thränengrube; N = Nasenhöhle; S — untere Schläfenhöhle; f = Frontale; im = Intermaxillare; 7 = Jugale; ! = Lacr male; m = Maxillare; n = Nasale; 0p Postorbitale; p = Parietale; gj = Quadratojugale; sg = Squamosum. In diese oder in die nächste Familie gehört Typothorax Cope, unterschieden von Belodon durch Panzerplatten mit sehr regelmässig angeordneten Gruben. Rippen so verbreitert, dass sie einander berühren, und jede ist ihrer Länge nach von einer bandförmigen Knochenplatte überlagert. Trias von Nordamerika. T. coccinarum Cope. Trias von Nordamerika. 2. Fam. A&tosauridae. Diese merkwürdigen, bisher nur aus dem Keupersandstein von Württemberg bekannten Panzerechsen zeigen Beziehungen zu den Belo- dontidae und dürften, wenn besser bekannt, wohl eine besondere Unter- ang Fig. 802. Adtosaurus ferratus Fraas. Keupersandstein bei Stuttgart. Fig. 503. Actosaurus ferra- Schädel von der Seite und von oben. A = Augenhöhle; D = Thränen- tus Fraas. Keupersandstein lücke; N = Nasenhöhle; S = obere Schläfenhöhle; any = Angulare; von Heslach bei Stuttgart. art = Artieulare; d = Dentale; f = Frontale; im = Intermaxillare; A Theil des Bauchpanzers, 7 = Jugale; m = Maxillare; n = Nasale; o = Oceipitale; p = Parie- B des Rückenpanzers. tale; pf = Praefrontale; pff = Postorbitale. ordnung der Crocodilia darstellen, die auch nahe Beziehungen zu den Rhynchocephala hat. Wirbel procöl; der kurze Schädel (Fig. 802) endet in einer spitzen Schnauze; die sehr grossen Nasenöffnungen liegen seitlich am 654 I. Thierreich. — X, Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Crocodilia. Ende der Schnauze. Untere Schläfengrube überdacht, obere kleiner als die sehr grosse Augenhöhle. Gliedmassen fünfzehig, vorn mit 2, 3, 4, 4, 3, hinten mit 3, 3, 4, 5,2 Phalangen. Vom Hinterkopfe bis zur Schwanz- spitze ist der ganze Körper in einen zusammenhängenden Panzer (Fig. 803) aus etwa rechteckigen Knochenplatten eingehüllt, der Rücken mit zwei, der Bauch mit acht Plattenreihen. Die Panzerplatten sowie die Schädelknochen sind wenig skulptirt. Einzige Art: Aötosaurus ferratus Fraas (Fig. 802 u. 803); eine Platte mit 24 meist wohl- erhaltenen Individuen, deren grösstes 86 cm lang ist, wird im Stuttgarter Museum aufbewahrt; sie stammt aus dem Keupersandstein von Heslach. 2. Unterordnung Eusuchia. Praemaxillaria, Maxillaria (Fig. SO u.805 mx), Palatina (pa) und oft auch Pterygoide (pt) bilden Gaumenplatten (vgl. p. 595), die sich in der Mittellinie treffen und einen harten Gaumen darstellen, hinter dem die oft vereinigten Choanen' (ch) liegen. Beide Schläfenhöhlen (Fig. 808 S, S’) Fig. 801. Teleosaurus Cadomensis Geoff. Dogger Fig. S05. Diplocynodon Hantoniensis Wood. von Caen (Normandie). Oligocän von St. Gerand-le-Puy. Unterseite des Schädels, hintere Hälfte. ds = Basisphenoid; ch = Choanen; co = Hinterhauptsgelenk; 7 = Jugale; mx = Maxillare; pa er une SE IBll; q5 = Quadratojugale; gu = Qua- offen. Praemaxillare sehr klein, daher liegen die äusseren Nasen- öffnungen (N) an der Schnauzenspitze. Frontale (f) und Parietale (p) unpaar. Glavicula fehlt. Coracoid verlängert, mit kleiner Fontanelle. Pubis vom Hüftgelenk ausgeschlossen. Vorn fünf, hinten vier Zehen, davon drei mit Krallen (Schwimmfüsse). Jura bis Gegenwart. Es lassen sich drei Familien unterscheiden: 1. Wirbel amphicöl; Pterygoide ohne Gaumenplatten; Orbita vollständig von der unteren Schläfengrube getrennt, 1. Fam. Teleosauridae. 2. Wirbel amphicöl; Pterygoide ohne Gaumenplatten; Orbita äusserlich mit den unteren -Schläfengruben vereinigt. 2. Fam. Goniopholidae. 3. Wirbel procöl; Pterygoide mit Gaumenplatten; Orbita äusserlich mit den unteren Schläfengruben vereinigt. 3. Fam. Crocodilidae, I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse : Sauropsida. Crocodilia, 655 1. Fam. Teleosauridae. Dünne, oft sehr verlängerte Schnauze (Fig. 808). An der langen Un- terkiefersymphyse nimmt ausser dem Dentale (d) auch das Spleniale (sp) Antheil. Augenhöhle (4) von einem vollständigen Knochenrande um- geben. Zwischenkiefer (im) von den Nasenbeinen (n) getrennt. Obere Schläfenhöhle (S) grösser als Augenhöhle (4). Palatina (Fig. 804 pa), nicht aber die Pterygoide (pi), bilden wie die Maxillaria (mx) Gaumen- platten, die sich auf eine längere oder kürzere Strecke median vereinigen und den Vorderrand der Choanen (Ch) bilden. Wirbel amphieöl. Zwei Reihen abgerundeter ungekielter Dorsalplatten. Bis acht Reihen wenig- stens zum Theil durch Nähte vereinigter Ventralplatten, die einen paarigen Bauchpanzer bilden. Marine Formen aus Jura und Kreide. Pelagosaurus Bronn. Augenhöhle rund, halb nach oben, halb seitlich gerichtet. Choanenöffnung bildet einen einspringenden spitzen Winkel zwischen den Gaumen- platten der Palatina, die nur in ihrem vorderen Theile vereinigt sind. Zähne etwa senkrecht in den Kiefern stehend, ziemlich schlank. Zwischenkiefer mit vier Zähnen, Oberer Lias. P. typus Bronn (ca. 4!/g m lang). Oberer Lias von Württemberg, Bayern, Eng- land und Frankreich. Metriorhynchus H. v. M. ist Pelagosaurus ähnlich, aber Augenhöhlen von oben kaum sichtbar, durch einen Vorsprung des Praefrontale verdeckt, fast ganz seitlich. Zwischenkiefer mit drei Zähnen. Dogger und Malm. M. Moreli Deslongch. Dogger von Frankreich und England. Fig. S06. Zahn von Dacosaurus maximus Plien. Fig. 507. Zahn von Steneosaurus sp. Dogger Malm von Württemberg. von Württemberg. Dacosaurus Quenst. (Fig. 806). Schädel verhältnissmässig kurz, nicht skulptirt. Wenige (17/3) sehr dicke, oft etwas gefurchte Zähne, die zwei schwache gekerbte Kanten zeigen. Im übrigen Metriorhynchus ähnlich. Malm. D. maximus Plien. (Fig. 806). Malm von Württemberg, Normandie, England. Steneosaurus Geoflr. Zähne zahlreich, verhältnissmässig dick, ge- furcht und mit zwei Kanten versehen (Fig. 807), etwas nach aussen ge- richtet; Augenhöhle rund, ganz nach oben gerichtet. Schnauze sehr lang, 656 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Crocodilia. allmählich nach vorn sehr verjüngt, Schnauzenspitze mit der Nasenöffnung auffallend verbreitert. Gaumenplatten der Palatina in ihrer ganzen Länge vereinigt, Choanen mit abgerundetem Vorderrande (vgl. Fig. 804). Lias bis Malm. S. Bollensis Jäger (etwa 12 Fuss lang). Oberer Lias von Deutschland und Eng- land. In den Posidonomyenschiefern von Boll in Württemberg sind wohlerhaltene ganze Skelete nicht selten. S. Chapmani König (etwa 20 Fuss lang). Ebenda. Fig. 808. Teleosaurus Cadomensis Geoftr. Fuller’s earth (Dogger) von Caen. A Schädel von oben. B Unterkiefer von oben. A = Augenhöhle; N = Nasenhöhle; $ = obere, 5’ = untere Schläfenhöhle:; co = Hinterhauptsgelenk; d = Dentale; f = Frontale; im = Intermaxillare; ! = Lacrymale; m = Maxillare; n = Nasale; op = Postorbitale; p = Parietale; sp = Spleniale; sg = Squamosum. Teleosaurus Geoffr. (Fig. 804 u. 808). Zähne sehr zahlreich (15 —50), sehr lang und schlank, gefurcht, aber ohne Kanten, stark nach aussen ge- bogen. Schädel dem von Steneosaurus ähnlich, aber die Schnauze vor den Augen plötzlich verschmälert. Dogger. T. Cadomensis Geoflr. (Fig. 804 u. 808), in zahlreichen Resten bekannt, die zu- meist aus dem Dogger (Fuller's earth) von Caen (Normandie) stammen. 2. Fam. Goniopholidae. Augenhöhle und untere Schläfenhöhle äusserlich mit einander in Ver- bindung, indem der Augenhöhlenrand hinten durch eine Einbuchtung unterbrochen ist. Zwischenkiefer berühren die Nasenbeine. Pterygoide bilden keine Gaumenplatten. Wirbel amphieöl. Zwei oder mehr Reihen rechteckiger ungekielter Dorsalplatten; bis zehn Reihen Ventralplatten, die zum Theil oder alle sich schuppenförmig bedecken. Süsswasser- bewohner aus dem Malm und der unteren Kreide. Pholidosaurus H. v. M. (= Macrorhynchus Dunker). Schnauze schna- belartig verlängert. Spleniale nimmt Theil an der Bildung der langen Unterkiefersymphyse. Zähne zahlreich. Untere Kreide. Kann als Stamm- form der langschnauzigen Crocodilidae gelten. Ph. Schaumburgensis H. v. M. Wäldersandstein von Bückeburg Goniopholis Owen. Schädel ziemlich kurz mit breiter Schnauze. Spleniale nimmt höchstens nur einen geringen Antheil an der Unterkiefersymphyse. Orbita I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Crocodilia. 657 etwas kleiner als obere Schläfenhöhle. Zähne nicht zahlreich (23/23), dick, etwas ge- bogen, gefurcht und mit Kanten versehen. Bauchpanzer paarig. Malm und untere Kreide. G. crassidens Owen. Malm von England. Bernissartia Dollo. Schädel kurz mit breiter Schnauze. Orbita grösser als obere Schläfengrube. Mehr als zwei Reihen Dorsalplatten. Bauchpanzer einfach. Wälder- formation. Kann als Stammform der kurzschnauzigen Crocodilidae gelten. B. Fagesi Dollo. Wälderformation. Belgien. 3. Fam. Crocodilidae. Augenhöhle und untere Schläfenhöhle äusserlich mit einander in Verbindung. Auch die Pterygoide besitzen Gaumenplatten und bilden dadurch den Vorderrand der Choanen (Fig. 805). Obere Schläfen- gruben meist kleiner als die Augenhöhlen. Wirbel proecöl. Mehr als zwei Reihen gekielter Dorsalplatten. Ventralplatten fehlen oft. Die ältesten dieser modernen Krokodile treten spärlich in der Kreide auf. Es sind Süsswasserbewohner, die jetzt noch in allen Tropen verbreitet sind. a. Longirostres. Mit sehr verlängerter schmaler Schnauze; an der langen Unterkiefersymphyse nimmt das Spleniale Theil. Zahlreiche Zähne, von denen der erste und vierte untere, sowie der dritte obere etwas verlängert sind. Tomistoma S. Müller. Zwischenkiefer berühren die Nasenbeine, Keine Thränen- lücke. Kreide bis Gegenwart. T. maerorhynchus Blainv. Obere Kreide von Frankreich. T. Eggenburgense Toula u. Kail. Miocän von Unterösterreich. T. Schlegeli Gray. Lebend in Sumatra und Borneo. Thoracosuchus Leidy. Zwischenkiefer getrennt von den Nasenbeinen. Grosse Thränenlücken. Kreide von Nordamerika. Th. Neocaesariensis De Kay. Kreide von New-Jersey. Gavialis Geoffr. Zwischenkiefer getrennt von den Nasenbeinen. Keine Thränen- lücke. Tertiär und recent. Indien (und Europa?). G. pachyrhynchus Lyd. erreicht 40—50 Fuss Länge. Untere Siwaliks von Sind. b. Brevirostres. Schnauze breit, nicht verlängert; Unterkiefersymphyse kurz, nur vom Dentale gebildet. Zwischenkiefer erreichen die Nasenbeine. Vierter, gewöhnlich auch erster und elfter unterer, sowie dritter und neunter oberer Zahn verlängert. Tertiär und recent. Diplocynodon Pomel (Fig. 805). Dritter Unterkieferzahn fast so gross wie der vierte, der in einen Ausschnitt des Oberkiefers passt. Ventral- platten vorhanden. Tertiär von Europa und Nordamerika. D. (= Alligator) Hantoniensis Wood (Fig. 805). Oligocän von England, Deutsch- land (= A. Darwini Ludwig im Mainzer Becken) und Frankreich. Crocodilus L. Dritter Unterkieferzahn klein, der vierte liegt in einem Steinmann, Paläontologie. 49 658 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse : Sauropsida. Dinosauria. "Ausschnitt des Oberkiefers. Keine Ventralplatten. Tertiär und recent in der alten und neuen Welt. C. Spenceri Buckl. (= toliapieus Owen). Eocän von England und Italien. ©. eclavis Cope. Bridger-Eocän von Nordamerika. 9. Ordnung Dinosauria. Litteratur über Dinosauria (s. auch p. 616). Marsh, O0. C. Prineipal Characters of American Jurassic Dinosaurs etc. American Journ. of Se. and Arts. Vol. XVI. 1878 fl. Die Dinosaurier waren Land- und Sumpfreptilien der Seeundär- zeit, mit langem Halse und langen Hintergliedmassen, die viel- fach eine aufrechte Körperhaltung ermöglichten, wobei, wie bei dem Känguru, der mächtig entwickelte Schwanz als Stütze diente; es waren Fleisch- und Pflanzenfresser, zum Theil kleinere Formen, zum Theil‘ aber Thiere von einer so ungeheuren Grösse, wie sie von keinem an- deren Landwirbelthiere jemals noch erreicht wurde. Die Mannigfaltig- keit der hierher gehörigen Formen ist grösser als in den anderen Ordnungen der Reptilien; die primitivsten triasisehen Formen zeigen sehr nahe Beziehungen zu den ältesten Orocodilia und den Rhymnchocephala, während wieder andere Formen, besonders im Bau des Beckens und der Hinterbeine, so viele Vogelmerkmale aufweisen, dass viel Wahrscheinlich- keit dafür spricht, dass aus dieser Reptilienordnung die echten Vögel ihren Ursprung nahmen. Während die Dinosauria zur Jura- und Kreide- zeit unstreitig die hervorragendste Rolle unter den Landthieren gespielt hatten, sind sie bei Beginn der Tertiärzeit vollständig erloschen. Wirbel biconcav, die vorderen oft opisthocöl; obere Bögen ver- wachsen spät mit dem Wirbelcentrum. Rippen zweiköpfig, am Halse frei oder verwachsen, am Rumpfe meist von einem langen Querfortsatze ge- tragen. Halswirbel zahlreich; die 3—6 (selten 2) Sacralwirbel mit ein- ander verschmolzen; Schwanzwirbel zahlreich, mit unteren Bögen ver- sehen. An dem sehr kleinen Schädel sind stets die beiden seitlichen Schläfenbögen und Schläfengruben (Fig. 811 S, S’) vorhanden; Quadratum unbeweglich, Scheitelloch fehlt. Zwischenkiefer getrennt, Unterkieferäste nur durch Knorpel verbunden. Zähne (Fig. 810) stark comprimirt, zweischneidig, oft complieirt gebaut (Fig. 818 A), stehen nur auf den Kieferrändern, in Alveolen oder Alveolarrinnen. Die Gliedmassen (Fig. 809) sind Geh- oder Laufbeine mit Krallen oder Hufen, die Hinterbeine fast stets viel länger als die Vorderbeine, oft digitigrad mit verlängerten Metatarsen. Intertarsalgelenk sehr ausgebildet; Astragalus und Calcaneus sind meist gar nicht selbständig beweglich, die distalen Tarsalia mehr oder I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Dinosauria. 659 weniger rudimentär. Sternum oft paarig; Clavicula und Episternum fehlt (stets?). Coracoid kurz, mit Fontanelle. Beckenknochen (Fig. 809) fast nie mit einander verwachsen, bilden ein durchbohrtes Hüftgelenk. Ge- lenkkopf des Femur mehr oder weniger rechtwinkelig zum Schaft gestellt. Ileum (il) wie bei Vögeln vom Hüftgelenk aus nach vorn und nach hinten verlängert; Pubis (p) und Ischium (is) meist schmal. Pubis oft mit langem, hinterem Fortsatze, dem Postpubis (Fig. S16 pp), das dem Ischium (is) parallel läuft. Sitzbeinsymphyse existirt stets. Kör- per öfters gepanzert. : Es lassen sich folgende drei Unterordnungen unterscheiden: 4. Carnivor; Postpubis rudimentär oder fehlend; Pubis abwärts gerichtet, mit verknöcherter Symphyse. 1. Unterordnung Theropoda. 2. Herbivor; kein Postpubis; Pubis nach vorn gerichtet, durch Knorpel ver- einigt. 2. Unterordnung Sauropoda. 3. Herbivor; langes Postpubis vorhanden; Pubis nach vorn gerichtet, frei. 3. Unterordnung Orthopoda. 1. Unterordnung Theropoda. Diese Raubthiere unter den Dinosauriern besassen gewaltige, stark comprimirte und etwas gekrümmte, spitze Zähne, mit ge- kerbten Kanten (Fig. 810), einzeln in Alveolen. Wirbel und Beinknochen hohl; Wirbel oft mit seitlichen Löchern. Vorder- beine (Fig. 809 B) meist sehr klein, so dass die kräftigen Hinterbeine allein den Kör- per trugen und eine aufrechte Haltung be- dingten. Hand mit langen, spitzen Kral- len; Fuss digitigrad mit stumpfen Krallen und langen Metatarsen (m); Astragalus unbeweglich gegen die Tibia ; Femur etwa so lang wie die Tibia; Becken sehr eng, Dleum (il) mit langem hinteren Fortsatze, Postpubis (pp) rudimentär, Pubes (p) nach vorn und unten gerichtet, am distalen Ende fussförmig verbrei- tert, mit verknöcherter Symphyse. Eine grosse Thränenhöhle (Fig. 811 Z) vor- handen: Nasenöffnungen (N) getrennt, an R . . u Fig. 509. Allosaurus fragilis Marsh. der Schnauzenspitze. Zwischenkiefer be- Attantosaurus-Beds,Felsongebirge. A Hin- Zabnt. Halsrippen! meist frei: Trias bis nn on Coruneid; Kreide tarsus; p = Pubis ; pp = Postpubis; sc = Scapula. 42* 660 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Dinosauria. 1. Fam. Zanclodontidae. Alle Wirbel biconcav; nur zwei Sacralwirbel; Pubes stellen breite Platten dar. Astragalus ohne aufsteigenden Fortsatz. 5/5 Zehen. Trias. Zanclodon laevis Plien. Riesige Thiere aus dem oberen Keuper von Württem- berg. 5 2. Fam. Megalosauridae. Halswirbel opisthoeöl, kürzer als die Rückenwirbel, mit freien Rip- pen; Pubis schlank, Astragalus mit aufsteigendem Fortsatze; vorn 4—5, hinten 3—5 Zehen (Fig. 809). Jura und Kreide von Europa und Nord- amerika. Megalosaurus Buckl. (Fig. 810). Grosse bis 2 Zoll lange, säbelförmig gekrtimmte, platte Zähne mit gekerbten Rändern. Fünf Sacralwirbel; 4/3 Zehen. Jura und Kreide von Europa. M. Bucklandi Mant. (Fig. 810). Dogger bis Neocom. England und Frankreich. M. Dunkeri Koken. Oberer Malm und untere Kreide. Deutschland und England. Allosaurus Marsh (Fig. 809). Nordamerikanischer Jura. A. fragilis Marsh (Fig. 809), etwa $ m lang. Atlantosaurus-Beds. Felsengebirge. 3. Fam. Ceratosauridae. Die meisten Wirbel hohl: Halswirbel hinten tief concav, vorn flach, die übrigen biconcav. Fünf Sacralwirbel. Beckenknochen und drei Metatarsen verwachsen wie bei Vögeln. Einzige Gattung: Fig. S10. Zahn von NMegalosaurus Bucklandi Mant. nebst Querschnitt. Dogger von Stones- field. (1/z.) Fig. SU. Ceratosaurus nasicornis Marsh. Jura der Felsengebirge. A Schädel von der Seite, 3 von oben. — Augenhöhle; Z — Thränengrube; N = Nasenhöhle; $ = obere, 5’ = untere Schläfen- grube; U = Durchbruch im Unterkiefer; d = Dentale; / = Frontale: fa = Praefrontale; im = Inter- maxillare; 5 = Jugale; 7 = Lacrymale; m = Maxillare; » = Nasale; op = Postorbitale; q = Quadratum; q) = Quadratojugale; sg = Squamosum. “ Ceratosaurus Marsh (Fig. S11) ist mit mächtigen Krallen und Fang- zähnen ausgerüstet. Der verhältnissmässig grosse Schädel trägt ein Horn I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Dinosauria. 661 auf den Nasenbeinen. Diese Thiere waren mit einem Hautpanzer ver- sehen. Jura von Nordamerika. C. nasicornis Marsh (Fig. $11). Von etwa 6 Meter Länge. Atlantosaurus-Beds. Felsengebirge. 4. Fam. Coeluridae. Alle Skeletknochen, selbst dieSchwanzwirbelsind hohl. Halswir- bel opisthocöl, länger als Rückenwirbel, die übrigen amphicöl; Halsrippen verwachsen; Metatarsalia sehr lang. Jura von Nordamerika. Einzige Gattung: Coelurus Marsh. Mit ausserordentlich leichten, dünnwandigen Knochen. C. fragilis Marsh. Atlantosaurus-Beds. Felsengebirge. 5. Fam. Compsognathidae. Halswirbel opisthocöl, länger als Rückenwirbel, die übrigen biconcav; Ischium mit langer Symphyse; vorn und hinten drei Zehen mit sehr verlängerten Metatarsen. Malm von Europa. Compsognathus Wagn. Hals lang; Becken und Hinterfüsse sehr vogelähnlich. C. longipes Wagn. ist in einem Exemplar aus dem lithographischen Schiefer von Kelheim bekannt. 2. Unterordnung Sauropoda. Die Sauropoda (Fig. 812 u. 813) waren Pflanzenfresser, meist von sehr bedeutender Grösse, deren präcaudale Wirbelcentra weite Lufthöhlen bargen; vordere Wirbel opisthocöl; Rückenwirbel mit seit- Fig. 512. Brontosaurus excelsus Marsh. Jura der Felsengebirge. Skelet. A Halswirbel von hinten. co = Coracoid; f = Femur; il Ieum; p = Pubis; s = Scapula; f£ = Foramen transversarium; &, z' = vorderer und hinterer Gelenkfortsatz. lich verbreiterten Dornfortsätzen. Sacrum mit —5 Wirbeln. Halsrippen (Fig. 812 A) verwachsen. Schädel (Fig. 813) mit grossen Thränenhöhlen (Z, L'); Nasenöffnung (N) einfach, auf den Scheitel gerückt; auch das Inter- maxillare mit Zähnen versehen. Zähne ungefähr spatelförmig (Fig. 814); Sternum paarig; Vorderbeine wenig kleiner als die hinteren. Am Becken fehlt ein Postpubis, Pubes (p) nach vorn und innen gerichtet, mit knorpeliger Symphyse. Beinknochen solid, Füsse plantigrad, vorn und hinten mit fünf Zehen, die hufähnliche Krallen tragen. Femur viel 662 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Dinosauria, länger als Tibia. Astragalus gegen die Tibia beweglich. Metatarsalia kurz. Die gut bekannten Arten stammen aus dem Jura der Felsengebirge, sehr unvollständig bekannte Formen aus Jura und Kreide von Europa. 1. Fam. Atlantosauridae. Ischien nach unten und innen gerichtet (Fig. 812). Hierher gehören die riesenhaftesten Formen unter den Dinosauria. Jura von Nordamerika (Europa). Atlantosaurus Marsh. Sacrum aus vier Wirbeln bestehend. Jura. A. immanis Marsh war ein ganz gewaltiges Thier von etwa 40 m Länge, der Fe- mur 2,70 m lang. am oberen Ende 0,63 m dick. »Atlantosaurus Beds« der Felsen- gebirge. Fig. S14, Zahn von Ormithopsis Hulkei Seel. Wälderformation. Isle of Wight. (Re). Fig. $13. Diplodocus longus Marsh. Jura der Felsengebirge. A Schädel von der Seite, 3 von oben. 4 = Augenhöhle; Z = hintere, Z' vordere Thränenhöhle; N = Nasenhöhle; S = obere, S’ = untere Schläfengrube. Brontosaurus Marsh (Fig. 812). Sacrum aus fünf Wirbeln bestehend; auch drei Schwanzwirbel besassen grosse Luftkammern. Kopf von win- ziger Grösse, auf langem Halse; mit kräftigen Gliedmassen und langem Schwanze, ohne Offensiv- und Defensivwaffen. Vermuthlich Wasser- thiere; Skelet vollständig bekannt. Nordamerika. B. excelsus Marsh (Fig. 812) von etwa 46 m Länge. Jura der Felsengebirge. Diplodocus Marsh (Fig. 813). Das Ischium’ist nach unten und etwas nach hinten gerichtet. Die Bezahnung ist schwach, die Nasenöflnungen auf dem Scheitel, die Augen über dem Kiefergelenk. Untere Schläfenhöhle zieht sich weit nach vorn. Zwei Thränengruben. Wahrscheinlich Wasser- thiere; Skelet vollständig bekannt. Nordamerika. D. longus Marsh (Fig. 813). 43—16 m lang. Jura der Felsengebirge. Ornithopsis Seeley (Fig. 814) ist vielleicht verwandt mit Brontosaurus. Wäl- derformation. Europa. 0. Hulkei Seeley (Fig. 814). England. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Dinosauria. 663 2. Fam. Morosauridae. Ischium nach hinten und innen gerichtet. Jura und Kreide. Europa, Indien, Nordamerika. Morosaurus Marsh. Mit winzigem Gehirne. Vorderbeine kürzer als Hinter- beine. Fast vollständige Skelete bekannt. Jura der Felsengebirge. M. grandis Marsh von etwa 13 m Länge. Jura der Felsengebirge. Cetiosaurus Owen. Schwanzwirbel biconcav. Vorder- und Hinterbeine nahezu gleich lang. Jura von Europa. C. Oxoniensis Phil. Dogger von England. 3. Unterordnung Orthopoda. Die Orthopoda (Fig. 818) waren pflanzenfressende Dinosauria von meist sehr bedeutender Grösse, die wohl alle auf den stark verlängerten Hinterbeinen aufrecht gingen. Wirbel solid. Halswirbel kürzer als Rückenwirbel, mit freien Rippen. Am Unterkiefer ist ein Prädentale (Fig. 817 pd) vorhanden. Vorderster Theil der Kiefer zahnlos. Nasen- ‚öffnung (N) vorn an der Schnauze. Zähne meist in Alveolarrinnen. Vor- derbeine viel kürzer als Hinterbeine (Fig. 816). Hand fünfzehig. Metatarsalia oft verlängert, meist nur drei oder vier vorhanden. Astra- galus unbeweglich gegen die Tibia, dagegen ist, wie bei Vögeln, das Inter- tarsalgelenk wohl ausgebildet. Ileum (il) mit langem vorderen Fortsatze. Pubis (p) ohne Symphyse, frei nach vorn gerichtet, mit langem Postpubis (pp), das wie bei Vögeln dem Ischium (/s) parallel läuft. Es lassen sich sechs Familien unterscheiden: A. Mit Panzerplatten und Stacheln bewaffnet. Alle Wirbel bieoncav. Bein- knochen solid (Stegosauria Marsh). 4. Ohne Scheitelhörner. a. Vier Metatarsen wohlentwickelt. 1. Fam. Scelidosauridae. b. Drei Metatarsen wohlentwickelt. 2. Fam. Stegosauridae. 2. Mit paarigen Scheitelhörnern. 3. Fam. Ceratopsidae. B. Hautbewaffnung unbekannt. Vordere Wirbel opisthocöl. Beinknochen hohl (Orni- thopoda Marsh). . 1. Nur eine Zahnreihe in Gebrauch. a. Vier Metatarsen wohlentwickelt. 4. Fam. Camptosauridae. b. Drei Metatarsen wohlentwickelt. 5. Fam. Iguanodontidae. 2. Mehrere Zahnreihen gleichzeitig in Gebrauch. 6. Fam. Hadrosauridae. A. Stegosauria. 1. Fam. Scelidosauridae. Ileum stark nach vorn und hinten verlängert. Astragalus frei; Fuss mit vier wohlentwickelten, aber ziemlich kurzen Metatarsen, viel- 664 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Dinosaurıa. leicht plantigrad. Zahnkrone mit gezähnelten Rändern. Lias bis Kreide von Europa. Scelidosaurus Owen (Fig. 815). Zahnkrone dreieckig mit grob ge- zähnten Rändern. Lias. S. Harrisoni Owen (Fig. 815). Unterer Lias. Dorsetshire. 2. Fam. Stegosauridae. Fig. 815. Zahn von Scelidosaurus Harrisoni . B . Owen. Unterer Lias von Dorsetshire. ?/ı. Ileum (Fig. 816 il) mit sehr lan- gem vorderen und kurzem hinteren Fortsatze. Astragalus mit der Tibia verschmolzen. Fuss mit nur drei wohlentwickelten, dicken Metatarsen; der vierte Metatarsus rudimentär. Keine Thränenlücke. (Trias?), Jura und Kreide. Nordamerika und Europa (und Südafrika?). Stegosaurus Marsh (Fig. 816 u. 817). Sacrum, aus vier Wirbeln be- stehend, schliesst eine Neuralkammer ein, die etwa zehnmal so Fig. 816. Stegosaurus ungulatus Marsh. Fig. S17. Stegosaumus stenops Marsh. Atlantosaurus- Atlantosaurus-Beds der Felsengebirge. A hin- Bedsvon Süd-Colorado. A Schädel von der Seite, ZA von tere, B vordere Extremität. co = Coracoid; oben. A = Augenhöhle; N= Nasenhöhle; S = obere, f= Femur; fi = Fibula; A = Humerus; S' = untere Schläfenhöhle; an — Angulare; art = i = Ileum; is = Ischium; p = Pubis; pp = Artieulare; d = Dentale; f = Frontale; f.a = Prae- Postpubis; » = Radius; sc = Scapula; t = frontale; /.p = Postfrontale und Supraorbitale; im = Tibia; « = Ulna; I—-V = 1.—5. Finger. Intermaxillare; 7 = Jugale; ! = Lacrymale; m =Ma- xillare; n = Nasale; 0.p = Postorbitale; p = Parie- tale; pd = Praedentale; q = Quadratum; s = Sple- niale; sa = Supraangulare; sg = Squamosum, gross ist als das winzige Gehirn, und deren Grösse wohl durch die mächtige Entwickelung der hinteren Extremitäten bedingt ist. Oberer Rand des Darmbeines (il) mit den oberen Bögen der Sacralwirbel ver- schmolzen. Pubis (p) reicht fast horizontal nach vorn,’ Postpubis (pp) I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Dinosauria. 665 nach hinten und abwärts, fast bis an das Ende des Ischium (is), dem es sich anlegt. Diese Thiere gingen aufrecht, gestützt auf den kräftigen Schwanz, der mit einem oder mehreren Paaren von gewaltigen Stacheln bewaffnet war. Wenigstens die Bauchseite mit grossen Panzerplat- ten bedeckt. Es liegen die fast vollständigen Skelete mehrerer Arten aus dem Jura der Felsengebirge vor; auch in England vertreten. S. ungulatus Marsh (Fig. S16) von etwa 10 m Länge und S. stenops Marsh (Fig. 817) aus den Atlantosaurus-Beds der Felsengebirge. S. (= Omosaurus Owen) armatus Owen. Malm von England. 3. Fam. Ceratopsidae. Diese erst vor kurzem entdeckten Reptilien gehören zu den abenteuerlichsten und riesigsten Formen unter den Dinosauria. Am Scheitel tritt ein Paar gewaltiger Hornzapfen auf, die denen der Rinder ausserordentlich ähneln nnd wahrschein- lich von einer Hornscheide bedeckt gewesen waren. Wirbelsäule und Gliedmassen denen von Stegosaurus ähnlich. Reich entwickelt in der obersten Kreide von Nord- amerika (Laramie-Epoche), scheinen sie auch in der Gosauformation von Oesterreich vorzukommen. T Triceratops Marsh. Ausser den 'paarigen Scheitelhörnern findet sich ein un- paares Horn auf den verwachsenen Nasalia, sowie eine mächtig entwickelte querste- hende Oceipitalerista. Ein Hornschnabel bedeckte offenbar die Spitze der Kiefer; die- selbe besteht oben aus den verwachsenen, zahnlosen, comprimirten Praemaxillaria, vor denen sich noch ein besonderes »Os rostrale« entwickelt, unten aus dem kräftigen Praedentale. Laramie-Epoche. T. horridus Marsh. Oceipitalerista sehr gross, nach hin'en, aussen und unten ge- zogen, bedeckt helmförmig den Nacken. Schädel wenigstens 2 m lang. Laramie- Epoche von Wyoming. T. flabellatus Marsh. Oceipitalerista erstreckt sich nach oben und hinten und gleicht einem offenen Fächer, dessen Rand eine Reihe von Stacheln trug. Schädel 6 Fuss lang, 4 Fuss breit, Hornzapfen etwa 3 Fuss hoch. Ebenda. B. Ornithopoda. 4. Fam. Camptosauridae. Mit nur einer Reihe von functionirenden Zähnen; Prämaxilla bezahnt; Hinterfuss mit vier wohlentwickelten Zehen. Am Vorderfusse ist der Daumen normal, der fünfte Finger reducirt. Postpubis so lang wie Ischium. Sternum unpaar. Jura und Kreide von Europa und Nordamerika. N Hypsilophodon Huxl. Mit scharfen Krallen an den Zehen. Der fünfte Finger ohne Phalangen; am Hinterfusse ein Rudiment der fünften Zehe. Wälderformation von England. H. Foxi Huxl. Aus dem englischen Wealden. Camptosaurus Marsh. Der fünfte Finger mit zwei Phalangen; am Hinferfusse kein Rudiment der fünften Zehe. Kleinere Thiere aus dem Jura der Felsengebirge. C. dispar Marsh. Jura der Felsengebirge. 666 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Dinosauria. 5. Fam. Iguanodontidae. Mit nur einer Reihe von functionirenden Zähnen, deren Spitze sich abkaut (Fig. 819 A); Prämaxilla unbezahnt; am Vorderfusse ist der Daumen reducirt, der fünfte Finger normal; am Hinterfusse nur drei Zehen wohl- Fig. $18. Iguanodon Bernissartensis Boulgr. Kreiae von Bernissart. Skelet. co = Coracoid; -is = Ischium; p = Pubis; pp = Postpubis; sc = Scapula; I-V = 1.—5. Finger bez. Zehe. A Zahn von aussen, 3 von innen. (R/s.) entwickelt, die erste ist rudimentär. Postpubis sehr schlank, kürzer als Ischium (Fig. 818). Sternum paarig. Jura und Kreide von Europa. Fig. S19. Iyuanodon Bernissartensis Boulgr. Kreide von Bernissart. A Unterkieferzähne in natürlicher Stellung, von der Innenseite, 7,2 = fungirende Zähne; 3, 4 = Ersatzzähne. + 3 Schädel von der Seite. — Augenhöhle; Z = Thränengrube; N = Nasenhöhle; S' — untere Schläfengrube; pd = Praeden- tale; q = rechtes, g’ = linkes Quadratum. Iguanodon Mantell (Fig. 818 u. 819). Hinterfüsse und Schwanz von gewaltiger Stärke, das Becken erinnert ausserordentlich an das der Vögel. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5..Klasse: Sauropsida. Dinosauria. 667 An den vorderen Gliedmassen ist der erste Finger zu einem eigenthüm- lichen Sporn ausgebildet, die beiden folgenden zeigen schaufelförmige Endphalangen. Schädel klein, Zähne sehr charakteristisch, spatel- förmig, mit mehreren Längsfalten auf der Aussenseite und mit gezähnelten Rändern, sowie mit schiefer Kaufläche. Halswirbel opisthocöl, Rumpf- wirbel biplan, Schwanzwirbel biconcav. Malm und untere Kreide. I. Mantelli Owen und I. Bernissartensis Boulgr. (Fig. 818 u. 819). Untere Kreide von England und Belgien. Schon lange war /guwanodon aus der englischen Wälderformation in zahlreichen, aber unvollständigen Resten bekannt; neuerdings wurden in der belgischen Kreide von Bernissart mehrere vollständige Skelete dieser beiden Arten entdeckt, die nun im Museum von Brüssel Aufstellung gefunden haben. Es sind Thiere von gigantischer Grösse, nahezu 40 m lang, die, wenn sie aufrecht gingen, wie wohl ihre Gewohnheit war, eine Höhe von fast 4!/) m erreichten. 6. Fam. Hadrosauridae. Diese Familie ist dadurch ausgezeichnet, dass die Ersatzzähne be- reits zur Verwendung kommen (Fig. 821), wenn die älteren Zähne noch vorhanden sind, so dass bei ihnen mehrere der diehtgedrängt unter ein- ander stehenden Reihen von Zähnen gleichzeitig in Gebrauch sind; die- selben bilden eine zusammenhän- gende, pflasterförmige, nahezu senkrecht stehende Kauflä- Km man Mid. Fig. 820. Diclonius mirabilis Leidy. Laramie-Kreide Fig. 821. Hadrosaurus breviceps Marsh. La von Dakota. Schädel von der Seite. A = Augen- ramie-Kreide von Montana. Stück des rechten höhle; N = Nasenhöhle; S'’ = untere Schläfen- Oberkiefers. A von aussen, B von innen mit der grube. ebenen Kaufläche. che (Fig. 821 B); es ist dies die extremste und complieirteste Ausbil- dung eines herbivoren Reptiliengebisses. Jeder Zahn zeigt an der Wurzel eine Längsrinne, in der die Krone eines folgenden Zahnes ruht. Im Oberkiefer sind die inneren Zähne die ältesten, im Unterkiefer die äusseren. Alle Wirbel opisthocöl. Kreide von Nordamerika (und Europa?). Hadrosaurus Leidy (Fig. 821). Kreide von Nordamerika. H. breviceps Marsh (Fig. 824). Laramie-Epoche von Montana. Cionodon Cope. Mit drei Reihen von functionirenden Zähnen. Kreide von Nordamerika. C. aretatus Cope. Kreide von Colorado. 668 I. Thierreich. — X. Vertebrala. — 5. Klasse: Sauropsida. Saurura. Diclonius Leidy (Fig. 820). Der Schädel ähnelt dem einer riesigen Ente, die Schnauze ist vorn verbreitert wie beim Löffelreiher. Die kleinen Zähne stehen dicht gedrängt, über 2000 an Zahl. Der vordere Theil der Schnauze war zahnlos und scheint mit einem Hornschnabel versehen gewesen zu sein. Das Thier ging aufrecht, wie wohl alle dieser Ordnung angehörigen, und benutzte nur selten die kurzen Vorderfüsse als Stütze. Kreide. D. mirabilis Leidy (Fig. 820) von 44!/; m Länge aus der obersten Kreide (Laramie- Epoche) von Dakota. 10. Ordnung Saurura. Litteratur über Saurura. Dames, W. Ueber Archaeopteryx. Palaeont. Abhandl. II. Bd. 1884. Owen, R. On the Archaeopteryx of von Meyer etc. Phil. Trans. London 1863. Diese »gefiederten Reptilien« oder »eidechsenschwänzigen Vö- gel« (Fig. 822) aus der Jurazeit stellen unzweifelhaft das Bindeglied zwischen den echten Vögeln und den primitiveren Reptilienformen dar. Wenn auch die einzige bisher bekannte Art nicht die direete Stammform der modernen Vögel sein mag, so ist es doch unzweifelhaft, dass Archaeo- pteryxc der wirklichen Stammform sehr nahe steht. - Die wichtigsten Cha- raktere der Ordnung sind: Wirbel biconcav, Schwanzwirbelsäule länger als Rumpfwirbelsäule. Kiefer bezahnt. Drei Mittel- handknochen, frei, mit 2, 3, 4 Phalangen. Von den vier Metatar- salia sind drei verschmolzen; mit 2, 3, 4, 5 Phalangen. Becken- knochen nicht verschmolzen. Sceleroticalring, Bauchrippen und Federn. Sie bilden mit den Aves eine Unterklasse der Sauropsida, die sich am nächsten an die Dinosauria anschliesst. Archaeopteryx (H. v. M.) Owen (Fig. 822). Von dieser merkwürdigen Thierform ist nur eine einzige Art bekannt: A. macrura Owen (= lithographica Cuv., Fig. 822), von der nur zwei besser er- haltene Exemplare aus dem lithographischen Schiefer von Solnhofen existiren, die einander gegenseitig ergänzen; das eine 1861 gefundene befindet sich in London, das andere vollständigere ist seit 1877 bekannt und wird in Berlin aufbe- wahrt. Schädel durchaus vogelähnlich, mit Thränengruben, trägt aber feine Zähne, und einen Seleroticalring in der Augenhöhle. Wirbel biconcav mit dünnen Halsrippen und schmalen Rumpfrippen, an denen Processus uncinati nicht bemerkbar sind. Sacrum aus etwa sechs Wirbeln verwachsen; der lange Schwanz besteht aus 20 nicht mit ein- ander verwachsenen Wirbeln. Das Brustbein ist nicht bekannt, von dem Coracoid (co) nur Spuren, die Claviculae (cl) waren wahrscheinlich zu einer Furcula vereinigt; die Scapula (sc) ist schmal und lang, und ebenso wie der Humerus (A) sehr vogelähn- lich. Radius (r) und Ulna (w) gleich lang und nicht verwachsen ; der Carpus (c) besteht wahrscheinlich nur aus zwei Knöchelchen. Die drei Metacarpalia Sind getrennt, das erste sehr kurz; die mit kräftigen Krallen versehenen Finger (I—III) zeigen 2, 3, 4 Phalangen. Becken klein, Beckenknochen getrennt, Tibia und Fibula gleich lang, frei; I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Saurura. 669 die Metatarsen sind zu einem langen Laufe verwachsen, mit vier bekrallten Zehen (I--IV), die 2, 3, 4, 5 Phalangen zeigen. Tarsalia sind mit den benachbarten Knochen verschmolzen. Bauchrippen wohlentwickelt, aber nicht zahlreich. Der Körper war voll- ständig befiedert, die Vorderfüsse mit kräftigen Schwungfedern versehen, welche Flügel Fig. 822. Archaeopterye macrura Owen. Lithographischer Schiefer von Solnhofen. Restaurirt in der Stellung des Berliner Exemplars. ce = Carpus; el = Clavieula?; co — Coracoid; A =\Humerus; r = Radius; se = Seapula; « = Ulna; I-IV = 1.—4. Finger bez. Zehe. darstellen. Sämmtliche Federn mit kräftigem Kiele. Von den zweizeilig angeordneten starken Steuerfedern des Schwanzes trug jeder Wirbel ein Paar. Archaeopteryx dürfte ein Kletterthier gewesen sein, das seine Schwungfedern eher als Fallschirm zur Aus- führung weiter Sprünge, denn zum eigentlichen Fliegen benutzt hat. 670 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Aves. II. Ordnung Aves. Litteratur über fossile Aves. Marsh, O0. C. Odontornithes, a monograph on the extinet toothed Birds of North America. Rep. Geol. Explor. 40. Parallel. Bd. VII. 4880. Owen, R. Memoirs on the extinct wingless Birds of New Zealand. 2 Bde. London 41872. Echte Vögel mit kurzer Schwanzwirbelsäule, verschmol- zenen Beckenknochen und verschmolzenen Metacarpalia sind schon in der Kreidezeit bekannt; aber diese Kreidevögel zeigen noch mancherlei primitive Merkmale in ihrem Bau, und erst im Tertiär und in der Gegenwart findet sich jene extreme Entwickelungsstufe er- reicht, welche die Vögel zu einer so scharf von den übrigen Sauropsida abgegrenzten Gruppe stempelt. Das Flugvermögen mit Hülfe von Federn ist es, was die Vögel charakterisirt und ihren Bau erklärt, und wenn auch einer Anzahl von Formen das Flugvermögen abhanden gekommen ist, so ist es doch sehr wahrscheinlich, dass auch diese von flugfähigen Formen abstammen. Grosse Festigkeit verbunden mit grosser Leichtigkeit zeichnet das Skelet des Vogels aus; die Knochen sind hohl, enthalten Lufträume und zeigen ein sehr grosses Bestreben mit ein- ander zu verwachsen. Verwachsen sind meist oder immer ein grosser Theil der Schädelknochen, die Unterkieferäste, die Halsrippen, die zahlreichen Wirbel, wel- che das Sacrum bilden, die hinteren Fig. 823. Hesperornis vegalis Marsh. 1 a x ee Dreizehnter Halswirbel von vorn Y.. = Schwanzwirbel zu einer Knochenplatte, Foramen transversarium; n = Rücken- . = Z markscanal; » = Halsrippen, mit dem dem Pygostyl (Fig. 826 PY), ferner die Wirbel verschmolzen; v — sattelförmiges 2 x > Gelenk; 2", z = Gelenkfortsätze. beiden Qlavieulae (el) zur Furcula oder Gabelbein, das Episternum mit dem plat- tenförmigen Sternum (er — Brustbeinkiel oder Crista sterni), die Carpalia, die Metacarpalia (m), die Beckenknochen mit einander und mit dem Sacrum, Tibia mit der Fibula und dem Astragalus, endlich die Meta- tarsalia mit einander und mit den distalen Tarsalia zu den sehr charakte- ristischen, mit drei distalen Gelenkköpfen versehenen Laufknochen (Fig. 825 B). Dazu kommt die grosse Reduction in der Zahl der Schwanz- wirbel, sowie der meist krallenlosen Finger und ihrer Phalangen. Charakteristisch sind ferner die zahlreichen Halswirbel; die sattel- förmigen vorderen Gelenke an den opisthocölen Wirbeln (Fig. 823); I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Aves. 671 die auffallend doppelköpfigen breiten Rippen mit den Processus uneinati (Fig. 826 un), deren Tuberculum an einem Querfortsatze, das Capitulum am Wirbelkörper articeulirt; die zahnlosen mit Hornschnabel versehenen Kiefer; das grosse Becken mit nach vorn und hinten sehr ver- längerten Darmbeinen (Fig. 824 :/), an dem ferner die Sitzbeine (rs) nach hinten gerichtet sind ohne Bildung einer Symphvse, während von den Schambeinen nur der nach hinten gerichtete Ast (pp — Postpubis) existirt. Die meist vorhandenen vier Zehen des digitigraden Hinterfusses haben 2, 3, 4, 5 Phalangen. Bei den ältesten Vögeln der Kreidezeit, sowie bei einigen Formen, die das Flugvermögen verloren haben, können noch einzelne primitive Merkmale auftreten, nämlich Zähne in den Kiefern, freie Unterkieferäste, getrennte Schlüsselbeine, amphicöle Wirbel, freie Schwanzwirbel, Ab- wesenheit einer Crista sterni, Krallen an den Fingern, solide Knochen. Nach dem Fehlen oder Vorhandensein einer Crista sterni lassen sich zwei grosse Unterordnungen aufstellen : 4. Ohne Brustbeinkiel. l. Unterordnung Ratitae. 3. Mit Brustbeinkiel. 2. Unterordnung Carinatae. Es ist fraglich, ob dieselben wirklich natürliche Gruppen darstellen. Die ältesten Formen beider Gruppen besitzen noch Zähne, die den mo- dernen verloren gehen. 1. Unterordnung Ratitae. Sternum (Fig. 824 st) ohne Crista, keine Fureula, Flügel verkümmert, oft freie Schwanzwirbel, Körperbedeckung nur aus weichen Dunenfedern bestehend. A. Odontolcae. Ober- und Unterkiefer mit Zähnen in Rinnen (holeodont). Grosse flügellose Schwimm vögel mit mächtigen Schwimmfüssen, bisher nur aus der nordamerikanischen mittleren Kreide (Pieranodon-Beds) be- kannt. Einzige Fam. Hesperornithidae. Hesperornis Marsh (Fig. S24). Zwischenkiefer zahnlos, vorne mit ein- ander verwachsen; die beiden Unterkieferäste sind getrennt. Oberkiefer mit 14, Unterkiefer mit 33 cölodonten Zähnen (B); 14 Sacralwirbel. Schultergürtel und Sternum (st) schwach, von der freien’Extremität an- scheinend nur der Humerus (h) entwickelt. Becken sehr gross, Femur (fe) sehr kurz, mit auffallend grosser Patella (p), Tibia (t.f) sehr lang, Lauf 672 I. Thierreich. — X. Vertebrata, — 5. Klasse: Sauropsida. Aves. (-m) sehr kurz, von den vier Zehen ist die äusserste weitaus die längste. Schwanzwirbel frei. Kreide. H. regalis Marsh (Fig. 824). Vom Schnabel bis zu der Zehenspitze 4,8 m lang. Aus der mittleren Kreide von Kansas, B. Cursores. Zahnlose Landvögel, meist von sehr bedeutender Körpergrösse, mit mächtig entwickelten hinteren Extremitäten (Fig. 825). Schädel auffallend klein. Die lebenden Formen finden sich fast nur auf der südlichen Halbkugel. Fossil viel weiter nach Norden verbreitet. Fig. 824. Hesperornis regalis Marsh. Kreide von Kansas. A Skelet. cl = Clavieula; co = Cora- cold; fe = Femur; A = Humerus; il = Deum; is Ischium; p = Patella; pp = Postpubis ; sc = Scapula; st = Sternum; {, / = Tibia und Fibula; {-m = Lauf (Tarso-Metatarsus). DB cölo- donter Zahn mit Zahnkeim. Dinornis parvus Owen. Subfossil. Neu- Fig. $25. seeland. 4A Skelet. f= Fibula; 4 = Deum; is = Ischinum; pp = Postpubis; s? = Sternum; t = Tibia; #+m = Tarso-Metatarsus (Lauf). B Tarso-Metatarsus mit Gelenkhöckern der I.—IV. Zehe. 1. Fam. Dinornithidae. Schnabel sehr kurz (Fig. 825), Tibia (2) sehr lang, Lauf (t-m) sehr kurz; drei oder vier Zehen. Von vorderen Extremitäten ist nichts be- kannt. Subfossil auf Neuseeland. Hierher gehören eine Anzahl meist riesiger Vögel von Neuseeland, die Moa’s, wel- che vielleicht erst im vorigen Jahrhundert durch die Eingeborenen ausgerottet wurden. Zahlreiche, vollständige Skelete einer grösseren Anzahl von Arten sind aus den jüngsten Bildungen Neuseelands bekannt worden; es sind Thiere von 4—31/; m Höhe, die ihre I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Aves, 673 überaus massig gebauten und mit kräftigen Krallen versehenen Extremitäten vermuth- lich zum Ausscharren von Farnwurzeln benutzten. Der nächste lebende Verwandte ist der kleine langschnäbelige Apteryx oder »Kiwi« von Neuseeland. Dinornis Owen (Fig. 825). Mit drei Zehen. D. parvus Owen (Fig. 825) von 4 m Höhe, D. giganteus (3!/a m), D. elephantopus, didiformis, casuarinus etc. Owen. Subfossil. Neuseeland. Palapteryx Owen. Mit vier Zehen. P. ingens Owen. Subfossil. Neuseeland. In die Nähe der Dinornithidae gehört vermuthlich auch Aepyornis, ein Vogel von ebenfalls colossaler Grösse, dessen Reste man in den jüngsten Ablagerungen von Madagascar findet; die Eier haben eine Länge von 34 cm, eine Breite von 22,5 cm und fassen etwa 8 Liter. 2. Fam. Struthionidae. Fuss mit nur zwei Zehen; Lauf lang. Struthio L. Gegenwärtig auf Afrika und Arabien beschränkt, findet sich fossil im Pliocän von Südeuropa und Indien. S. asiaticus M. Edw. Siwaliks von Indien, S. Karatheodoris F. Mayor. Pliocän von Samos. Verwandte Familien leben in Südamerika und Australien. 2. Unterordnung Carinatae. Sternum mit Crista (Fig. 826 er); Schlüsselbeine median verwachsen; Flügel fast stets wohl ausgebildet; hintere Schwanzwirbel stets ver- schmolzen (py); im erwachsenen Zustande mit Conturfedern bedeckt. A. Odontormae. Wirbel biconcav: Zähne vorhanden, in Alveolen stehend: Ge- hirn sehr klein; Unterkieferäste nurlocker verbunden. Kreide. Nordamerika. Fam. Ichthyornithidae. Mövenähnliche Zahnvögel (Fig. 826) aus der mittleren Kreide von Kansas, mit sehr grossem Schä- del, aber sehr kleinem Gehirn. Ab- gesehen vom Schädel und von den Wirbeln gleicht das Skelet dieser Art durchaus dem der anderen Carinatae, speciell dem der Zaridae. Flügel mächtig entwickelt, Füsse schwach. 7 2 Fig. 826. Ichthyornis victor Marsh. Kreide Am besten bekannt ist von Kansas. Skelet. cl = Clavieula; co = Cora- ni P ie. 82 eoid; er = Crista sterni; A = Humeru MI Ichthyornis Marsh (Fig. 826). 2. u.3. Metacarpus; py — Pygostyl; r = Ra- I. vietor (Fig. 826)und /. dispar Marsh. dius; sc = Scapula; 4m = Lauf; x = Ulna; un = Processus uneinatus; I = 1. Metacarpus; Kreide von Kansas. II, III = 2. u. 3. Finger. Steinmann, Paläontologie. 43 674 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Geo]. Verbreitung. B. Euornithes. Zahnlos, mit sattelfürmigen Wirbelgelenken. Unter- kieferäste verschmolzen. Hierher gehören, mit Ausnahme der wenigen Formen von Ratilae, sämmtliche übrigen lebenden Vögel, die in mehr als 100 Familien eingetheilt werden. Reste solcher Formen finden sich, aber selten in grösserer Menge, in einigen Tertiärablage- rungen; soweit sie genügend bekannt sind, lassen sie sich meist ohne grosse Schwie- rigkeit in die Hauptgruppen der recenten Vögel einreihen. Vielleicht gehören auch einige Reste aus der Kreide von Kansas zu den Euwornithes. Unter den wichtigeren ausgestorbenen Formen sind zu nennen: Gastornis Edwardsi Lem. Aus dem untersten Eocän (faune Cernaisienne) bei Reims, ein riesiger Vogel, vielleicht mit den Rallidae oder Anseridae verwandt. Odontopteryx loliapicus Owen. Aus dem Londonthon (Eocän) von Sheppey, vielleicht mit Mergus verwandt. Didus ineptus L. (Dronte). Von der Insel Mauritius, wurde in historischer Zeit ausgerottet; von Truthahngrösse; er ist mit den Tauben verwandt, besitzt aber rudi- mentäre Flügel. Geologische Verbreitung der Sauropsida. Die primitivsten Formen der Sauropsida müssen Land- und Süss- wasserformen gewesen sein, und erst aus solchen dürften sich die im Meere lebenden, sowie die fliegenden Sauropsida entwickelt haben. Land- und Süsswasserbewohner sind die Rhynchocephala, Theromorpha, Nothosauridae (? alle), die grosse Mehrzahl der Testudinala, die Lacer- tilia und Ophidia (grösstentheils), die Parasuchia, Goniopholidae und Oro- codilidae, sowie sämmtliche Dinosauria; das Meer bewohnen besonders die Plesiosauridae, Atheca und Chelonidae, Ichthyopterygia, Pythonomor- pha und Teleosauridae, während Pterosauria, Saurura und Aves (grössten- theils) lugbegabt sind. Die ältesten Sauropsida erscheinen im Perm in primitiven Formen, die sich theilweise eng an die damals so reich entwickelten Stegocephala anschliessen, theilweise auffallend an die primitivsten Mammalia erinnern. Es sind Rhynchocephala und Pelycosauria, erstere in Europa, letztere ziem- lieh reich in Nordamerika entwickelt. Rhynchocephala haben sich bis zum heutigen Tage lebend erhalten in der seltsamen Hatteria von Neuseeland. Pelycosauria finden sich nur noch in der Trias von Südafrika, zugleich mit ihren merkwürdigen Verwandten, den Anomodontia, die auch aus anderen Erdtheilen bekannt sind. In der Seeundärzeit entwickelt sich der ganze Stamm der Sau- ropsida zu einer ausserordentlichen Blüthe. Die gewaltigsten und auf- I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Geol. Verbreitung. 675 fallendsten Thierformen, die in dieser Periode das Land und Süsswasser, sowie das Meer und die Luft bevölkern, gehören zu ihnen. Eine ganze Reihe der wichtigsten Ordnungen und Unterordnungen der Sauropsida sind vollständig auf die mesozoische Periode beschränkt, so die schon er- wähnten Anomodontia, die Sauropterygia, Ichthyopterygia. Pythonomorpha, Pterosauria, Parasuchia, Dinosauria und Saurura, ebenso wie die primi- tiveren Gruppen der Eusuchra und Aves. Auf die Trias beschränkt und für diese Periode sehr charakteristisch sind ausser den Anomodontia noch die Nothosauridae, Placodontidae und Parasuchia; neben ihnen und den beiden schon im Perm vertretenen Gruppen fanden sich in der Trias auch schon die ersten, aber sehr spär- lich vorhandenen Reste der Testudinata, Ichthyopterygia und Dinosauria. Einen ausserordentlichen Aufschwung nimmt der Sauropsidenstamm erst im Jura. Im Lias sind vor allem reich entwickelt die meerbewoh- nenden Plesiosauridae, Ichthyosauridae und Teleosauridae, während im oberen Jura besonders die süsswasser-, luft- und landbewohnenden Testudinata, Pterosauria und Dinosauria hervorragen; zu letzteren gehören zahlreiche Formen, die durch ihre erstaunliche Körpergrösse alle be- kannten Landthiere irgend einer Erdperiode weit hinter sich zurücklassen und z. Th. selbst von den gewaltigsten Meersäugethieren der Neuzeit darin nicht übertroffen werden. Im Malm tritt auch der erste »Vogel« auf, Archaeopteryx, der einzige bekannte Vertreter der Saurura. Mit Ausnahme dieser letzteren Ordnung tritt der ganze staunens- werthe Reichthum an Sauropsida aus der Jurazeit in die Kreidezeit über, vermehrt noch durch Aves und Pythonomorpha. Ungeheure Plesiosauridae, Ichthyosauridae und Pythonomorpha in den Meeren, zahlreiche Testudinata, Crocodilia sowie seltsame, theilweise gehörnte Dinosauria von ausser- ordentlicher Grösse im Süsswasser und am Lande, bezahnte Aves und un- bezahnte Pferosauria in der Luft, das sind die bezeichnendsten Formen der Sauropsida in der Kreide. Hier hat der Sauropsidenstamm seine höchste Blüthe erreicht. Mit dem Eintritt der Tertiärperiode verschwindet die grösste Menge der bisher herrschenden Formen völlig; von ihnen allen erhalten sich nur die Testudinata und Orocodilidae in kaum verminderter Zahl und wenig veränderter Gestalt bis zum heutigen Tage, mit ihnen auch ein Mitglied der Rhynchocephala. Zu diesen gesellen sich zwei in der Kreide noch fast unbekannte neue Gruppen, die Lacertilia und Ophidia; beide bringen es in der Gegenwart zu einer sehr bedeutenden Mannigfaltig- keit von Formen, erreichen aber mit wenigen Ausnahmen nur eine sehr geringe Körpergrösse. Eine wirklich grossartige Entwickelung erreichen in der Neuzeit von allen Sauropsiden nur die zahnlosen Aves. 43* 676 Folgende Tabelle giebt ein Bild der geologischen Verbreitung wichtigsten Sauropsidengruppen in den verschiedenen Erdtheilen *). Carbon Perm Trias Lias Eocän 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 5. Klasse: Sauropsida. Geol. Verbreitung. der Neogen und Recent (Stegocephala) . Pelycosauria . Anomodontia. Nothosauridae . Plesiosauridae Placodontidae Testudinata: Atheca Trionychidae . Thalassemydae . Chelonidae . Platychelydae. Emydae . Testudinidae . Pleurodira . Psammochelys Ichthyopterygia Lacertilia Pythonomorpha Ophidia Pterosauria Croceodilia: Belodontidae . Aetosauridae . Teleosauridae. Goniopholidae Crocodilidae . Theropoda . Sauropoda . Stegosauria Ornithopoda . Saurura Aves. a: (Mammalia) . . Rhynchocephala . E.S.O. Dogger und Kreide | Malm E. E..N. | E.I. |E.I.N.S.O. E.N. Se (N.) 0 E.N. E. N. N. N. E. E.N. E.N. E.1. 0 (E.?) |E.N.S.0 E. E.N. E. E E. (N.?) er EINES E.N. E. N. E.N. Bas E..N. E. N. E.N. E.N. E. SEELEN. EN NS) Nachstehender Stammbaum ist ein Versuch, die vermuthlichen ver- wandtschaftlichen Beziehungen der einzelnen Sauropsidengruppen und verwandter Wirbelthiere übersichtlich darzustellen: *) E. = Europa, 1. — Indien, A. = Afrika, N. amerika, O. = Oceanien, — = kosmopolitisch. — Nordamerika, S. = Süd- | Stammbaum. sida. aurop S — X. Vertebrata. I. Thierreich. vowelsg (72U0J08R[7437) 72bP.10710550.4) I gu uoaod 27 27774550657 So | UOAIR,)| | 219402012 URy] DMDSOIMM TIL ULIOA | IRPPLNBSOYJON \ DNUOPOMOUF I DNPUSDIIL DNPUNUID DPodaMUL EPIINBSOISOIIA 9LPAUDSSEIRILL | SPpAPpuDATeId B.IIPO.LTNI]L DUNDSOA)L ge} BVPLUMBSOIPL, DPodoAz 2Dg ı } DADSODOTS DPOAOIIFUUG | DANIMDS | 9Rprfoydoruog ı Bang IKT 9rpAug DIN17109D7 x ORPILDÄUOLEL, DIAIOTUOUO ET YLPIUOTOU,) ILPIPODOA) 29927]0710P0 PDIULLOTHOPO 9pLody mom IRPLIPAJOLL) SrpnmpnIsOT, Drprıyde ODIDULD) ARTIST JUSDO9Y 678 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Uebersicht der wichtigsten Fundorte vortertiärer Sauropsida : Perm: Trias: Lias: Dogger: Malm: Kreide: Rothliegendes bei Dresden mit Palaeohatteria (und Stegocephala). Kupferschiefer von Thüringen mit Proterosaurus. Perm von Texas mit Pelycosauria (und Stegocephala). Muschelkalk von Franken (Bayreuth), Schwaben, Lothringen, Ober- schlesien mit Nothosaurus, Simosaurus, Placodus (und Stegocephala), ferner der Lombardei (schwarze Schiefer von Besano und Perledo) mit Lariosau- rus etc., Mixosaurus. Mittlerer undoberer Keuper bei Stuttgart mit Belodon, Aetosaurus, Zanclodon, Psammochelys. Trias von Nordcarolina mit Belodon, Typothorax (und Mammalia), und von Connecticut mit Theropoda (Anchisaurus). Karooformation von Südafrika (Basutoland) mit Pelycosauria, Ano- modontia, Mesosaurus (Stegocephala und Mammalia). Unterer Lias von Südengland (Lyme Regis und Street) mit Ichthyo- saurus, Plesiosauridae, Scelidosaurus, Dimorphodon. Oberer Lias (e) von Franken (Banz), Schwaben (Boll und Holzmaden), Normandie (Curcey), England (Whitby) mit Ichthyosaurus, Plesiosauridae, Teleosauridae. Grossoolith der Normandie (Fuller’s earth von Caen) und von Eng- land (Stonesfield) mit Plesiosauridae, Teleosauridae, Pterosauria, Dinosauria (Mammalia).. . Kalke desoberen Malm von Bayern (Lithographischer Schiefer mit Archaeoptery®, Compsognathus), Württemberg (Nusplingen), Solothurn, Frankreich (Cirin), alle mit zahlreichen Testudinata, Teleosauridae, einzelne mit Pterosauria und Rhrmnchocephala,;, Kimmeridgethone von Oxfordshire mit Plesiosauridae, Ichthyosaurus, Teleosauridae, Stegosaurus. Oberer Jura der Felsengebirge in Nordamerika mit zahlreichen Dino- sauria, mit Baptanodon (und Mammalia). Purbeck von Südengland mit Goniopholidae, Dinosauria, Testudinata (Mammalia). Wälderformation von England (Hastings), Belgien (Bernissart) und Nordwestdeutschland (Bückeburg, Hannover) mit Dinosauria (Iguanodon, Megalosaurus), Goniopholidae, Plesiosauridae. Obere Kreide von England, Belgien (Mastricht) mit Dinosauria, Pytho- nomorpha, Testuidinata, Pterosauria, Plesiosauridae, Ichthyosaurus. Niobrara-Kreide von Kansas mit Zahnvögeln, Pteranodon, Plesio- sauridae, Atheca, Pythonomorpha. Obere Kreide von Neuseeland, Brasilien und Süd-Chile mit Plesiosauri- dae, Pythonomorpha. Grünsand von New-Jersey mit Plesiosauridae, Testudinata, Crocodilidae, Dinosauria, Pythonomorpha. Laramie-Epoche der Felsengebirge mit Theropoda, Ceratopsidae, Ha- drosauridae, Champsosaurus (und Mammalia). 6. Klasse: Mammalia (Säugethiere). Litteratur über fossile Säugethiere. van Beneden et Gervais. Osteographie des Cötac6es vivants et fossiles. Paris 1868. de Blainville, H. D. Ostöographie. Paris 1839 —64. Bronn, H. G. und Römer, F. Lethaea geognostica. Stuttgart 1850—56. Burmeister, G. Annales del Museo Nacional de Buenos Aires. T. I u. Il. Cope, E.D. Report upon the Extinct Vertebrata obt. in New-Mexico. Rep. U. St. Geo- graph. Surv. West of the 100th Meridian. Vol. IV. Palaeontology. 1877. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. 679 Cope, E.D. The Vertebrata of the Tertiary Formations of the West. Book I. Rep. U. St. Geolog. Surv. Vol. III. 1884. Zahlreiche Aufsätze in: American Naturalist 1880—88. Cuvier, G. Recherches sur les ossements fossiles. 4. Ed. 1834-—36. Falconerand Cautley. Fauna antiqua Siwalensis 1845—49. Filhol, H. in Annales d. Sc. g6olog. 1872—82. Tome III u. V (Phosphates de Chaux), T. VII u. VIII (Quercy), T. X u. XI (Allier), T. XII (Ronzon). Fraas, O0. Die Fauna von Steinheim etc, Württemb. Naturw. Jahresh. 1870 u. 1885. Gaudry, A. Animaux fossiles et geologie de l’Attique. Paris 1862. —— Enchainements du monde animal dans les temps geologiques. Mammiferes ter- tiaires. Paris 1878. Gervais, P. Zoologie et Paleontologie francaises. 2. Ed. Paris 1859, Gervais, H. et Ameghino, F. Les Mammiferes fossiles de !’Amerique du Sud. Paris et Buenos Aires 1880. Giebel, C. G. Odontographie. Leipzig 1855. Jäger, G. F. Ueber die fossilen Säugethiere in Württemberg etc. Stuttgart 1835 u. 1839. Kaup, J.J. Description d’ossements fossiles des mammiferes etc. Darmstadt 1832—1839. Beiträge zur näheren Kenntniss der urweltlichen Säugethiere. Darmstadt und Leipzig 4862. Kowalewsky, W. Monographie der Gattung Anthracotherium und Versuch einer natürlichen Klassifikation der fossilen Hufthiere. Palaeontographica. Bd. XXI. Leidy, J. The Extinet Mammalian Fauna of Dakota and Nebraska. Journal Acad. Nat. Sc. Philadelphia. Vol. VII. 2. Ser. 1869. —— Contributions to the Extinct Vertebr. Fauna of the Western Terrilories. Rep. U. St. Geol. Surv. Vol. I. Part I. 4873. Lemoine, V. Etude sur quelques Mammiferes de petite taille de la faune cernay- sienne — Reims. Bull. de la soc. g&ol. France. 3. Ser. T. 43. 1884—85. Lydekker, R. Indian terliary and posttertiary Vertebrata. Palaeont. Indica. Mem. Geol. Surv. India. Ser. X. Vol. I—IIl. 18850—86. Catalogue of the fossil Mammalia in (he British Museum. Part I-V. London 4885-87, Marsh, 0. C. Dinocerata, a Monograph of the extinet order of gigantic Mammals. U. St. Geol. Surv. Vol. X. 1886. Owen,R. Zoology of Vogage of H. M. S. Beagle. Part I. 4840. -—— Odontography. London 1840—45. —— Monograph of the fossil Mammalia of the Mesozoic formations 1874. —— Researches of the fossil Remains of the extinet Mammals of Australia. 1877. Pictet, F.J. M&moire sur les animaux verlebres trouves dans le terrain siderolithique du Canton de Vaud. Mater. Pal&ont. Suisse. 1855—57. Roger, ©. Verzeichniss d. bisher bekannten fossilen Säugethiere. 29. Ber. d. Naturw. Ver. Augsburg 4887. Rütimeyer, L. Eocäne Säugethiere aus dem Geb. d. Schweiz. Jura, N. Denkschr. Schweiz. Ges. f. d. ges. Nat. Bd. 19. 1862. —— - Beiträge zur Kenntniss d. foss. Pferde und zur vergl. Odontographie d. Hufthiere. Verh. Naturf. Ges. Basel. Bd. III. 1861. —— Die Rinder der Tertiärepoche nebst Vorstudien zu einer nat. Gesch. d. Antilopen Abh. Schw. Palaeont. Ges. Vol. IV u. V. 4877 u. 4878. Schlosser, M. Die Nager des europäischen Tertiärs. Palaeontograpbica. Bd. XXXI. —— Beiträge zur Stammesgeschichte d. Hufthiere. Morph. Jahrb. 4886. Bd. XII. —— Die Affen, Lemuren, Chiropteren etc. des europäischen Tertiärs etc. Beiträge Pal. Oesterr.-Ungarns. Bd. VI u. VII. 1888. Säugethiere sind mit Haaren bedeckte warmblütige Quadrupeda, die nur durch Lungen athmen und Milch absondern zur Ernährung ihrer Jungen. 680 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Wirbelsäule. An den Wirbeln und den langen Gliedmassenknochen der Säuger verknöchern die Gelenkenden (auch andere hervorragende Enden) von besonderen Ossifications- punkten aus und bilden »Epiphysen« (Fig. 834 e), die erst bei Erwachsenen mit dem früher verknöchernden Mittelstücke (Diaphyse) des Knochens verschmelzen, während sie in der Jugend nur durch Nähte mit demselben verbunden sind und sich sehr leicht davon ablösen (derartige getrennte Epiphysen finden sich auch bei Anura). Wirbelsäule der Säugethiere. Wirbelbiplan, selten opisthocöl, durch elastische Zwischenwirbel- scheiben mit einander verbunden, bei Erwachsenen vollkommen ver- knöchert, nur in der Jugend mit neurocentraler Naht und getrennten Epiphysen am Vorder- und Hinterende. (Vgl. auch p. 587—591.) Hals-, Brust-, Lenden-, Kreuzbein- und Schwanzwirbel vorhanden (nur bei rudimentären Hintergliedmassen fehlt die Kreuzbeinregion). Fast stets sieben Halswirbel (Fig. 827 rechts), mit unbeweglichen Quer- fortsätzen und mit Foramen transversarium (f — fehlt bei Macrauchenia und Camelidae). Atlas ringförmig, mit breiten Querfortsätzen, vorn mit el Fig. 527. Brustwirbel (links), bez. Halswirbel Fig. 528. Loxolophodon (Dinoceras) mira- (rechts) eines Säaugethieres, schematisch. c = Wir- bile Marsh. Bridger-Eocän von Wyoming. belcentrum; c« = Rippenkopf (Capitulum); / = Foramen Zweiter Brustwirbel von links. ca = vor- transversarium; ob = oberer Bogen; od = Dornfortsatz ; dere, ca' = hintere Gelenkgrube für das Ca- » = Rippe; rı = oberer Rippenfortsatz (Querfortsatz) ; pitulum am Wirbelkörper; d = Dornfort- v2 = unterer Rippenfortsatz; s? = Sternum; £= Rippen- satz; £= Gelenkgrube für das Tuberculum höcker (Tubereulum) ; & Gelenkfortsatz; N = Rücken- am Querfortsatze; z = vorderer, 2' = hin- markscanal. terer Gelenkfortsatz. zwei Gelenkgruben; Epistropheus mit Zahnfortsatz und hohem Dornfort- satze. Brust- (Fig. 827 links) und Lendenwirbel mit einfachen Querfort- sätzen (r,); über den vorderen und unter den hinteren Gelenkfortsätzen finden sich bei ihnen oft besondere, manchmal sehr lange Fortsätze, die Processus obliqui (Metapophyse der vordere, Anapophyse der hintere). Vordere Rippen zweiköpfig (Fig. 827 r — einköpfig bei Monotremata und Cetacea); Tubereulum (t) artieulirt an dem Querfortsatze (r,), das Ga- pitulum (ca) am Vorderrande des Wirbelkörpers Fig. 828 ca), meist auch am Hinterrande (ca’) des vorhergehenden Wirbels; hintere Rippen meist nur mit Capitulum. Brustbein stets verknöchert, meist schmal I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Schädel. 681 und mehrgliederig (Fig. 833 si). Saeralwirbel (2—13) mit einander verschmolzen. Untere Bögen am Schwanze häufig wohlentwickelt, zwischen präcaudalen Wirbeln sehr selten nachzuweisen. Schädel der Säugethiere. Das Gehirn ist bei denältesten und primitivsten Säugern ausserordentlich klein, durchaus reptilienähnlich (Fig. 829 A u. B); je näher der Gegenwart, um so bedeutender wird die relative Grösse des - Gehirnes innerhalb der verschiedensten Gruppen der Säuger (0). Vor allem ist es das Grosshirn, das an Ausdehnung gewinnt und das Kleinhirn mehr und mehr bedeckt; anfangs noch glatt (Lissencephala), erhält es eine immer stärker gefurchte Oberfläche (Gyrencephala). Die extremste Stufe hat in diesen Beziehungen der Mensch erreicht. Fig. 829. Schädel mit Gehirn. A Palaeosyops laticeps Marsh. Bridger-Eoeän. B Hyrachyus Bairdi Marsh. Bridger-Eocän. € Dicotyles torguatus Cuv. Recent. Hirnkapsel vollständig verknöchert (Fig. 830; vgl. p. 591), _ mit Basioceipitale (o.b), sowie mit den meist zu einem Keilbein ver- wachsenen Basi- (s.b), Prae-, Ali- (as) und Orbitosphenoiden; Hinter- hauptsgelenk (co) doppelt, von den Exoccipitalia gebildet, die auch den Processus paramastoideus (pm) tragen. Ein Temporale (!— Schläfen- bein) vorhanden, das entstanden zu denken ist aus der Verschmelzung des Quadratum (Fig. 831 g, der das Unterkiefergelenk tragende Theil) mit Squamosum (t, der Schuppe) und Quadratojugale (z, dem Jochfortsatz oder Processus zygomaticus). Die Schuppe des Schläfenbeins (Squamosum) bildet einen Theil der Wandung der Hirnkapsel. Schläfengrube ein- fach, mit einem (dem unteren) Schläfenbogen oder Jochbogen, 652 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Schädel. nach hinten offen. Prae- und Postfrontale, sowie Postorbitale nie als be- sondere Knochen entwickelt, oft aber ein Laerymale Fig. 7297). Ein Petrosum oder Felsenbein (Fig. 830 pe) umschliesst das Gehörorgan, von einem das Trommelfell tragenden Deckknochen, dem Tympanum Fig. 530. Sus scrofa L. Lebend. Schädel von unten. co = Hinterhauptshöcker an den Oeceipitalia lateralia ; im — Intermaxillare; 5 = Jugale; mx = Maxillare; ob = Oeccipitale basilare; os — Oceipitale superius; pe = Petrosum; pl = Palatinum; pm = Processus paramastoideus; p£ = Pterygoid; sb = Basisphenoid ; t = Temporale; fy = Tympanicum; v = Vomer; € = Choanenöffnung; #= Foramen magnum; de = Milcheekzahn; di—s = Milchschneidezähne; dı—ı = Milchbackzähne; mı—"’— Molaren. (ty — Paukenbein), bedeckt; zwischen beiden befindet sich die öfter (unter Theilnahme benachbarter Knochen) stark aufgeblähte Pauken- höhle oder Bulla ossea, in welcher drei Gehörknöchelchen (Ham- mer, Ambos und Steigbügel oder Stapes) liegen. Ein von der Augenhöhle m, Mom, 7 Fig. 831. Leptietis Haydeni Leidy. Oligocän von Ne- Fig. 532. Myodes torquatus Keys. u. Blas. brasca.. 4A Schädel von der Seite, 5 von unten. Ü = Diluviallöss von Vögtlinshofen, Elsass. Choanen; # = Foramen magnum; f = Frontale; fo = Rechte Unterkieferhälfte von der Innen- Foramen infraorbitale; 9 = Gelenkfläche für den Unter- seite. a = Processus angularis; e = Ge- kiefer am Temporale; in = Intermaxillare; j = Jugale; lenkfortsatz ; cor = Krontortsatz; © = Nage- mx — Maxillare; n = Nasale; p = Parietale; pl = Pa- zahn, dessen Wurzel sich bis x erstreckt; latinum; pp = Processus postglenoidalis; 2 = Tempo- mı—ınz = Molaren (prismatisch). rale (Schuppe); {y = Tympanum; z — Processus zygo- matieus; 2, i2= Schneidezähne; e = Eckzähne; pı—pı = Prämolaren; mı—m; — Molaren. nach vorn verlaufender Canal mündet auf der Aussenseite des Maxillare (Fig. 831 fo — Foramen infraorbitale); mitunter ist derselbe ausser- ordentlich weit (Rodentia). Maxillare (Fig. 830 m&) und Palatinum (pl), selten auch Pterygoid (pl) mit Gaumenplatten, den harten Gaumen bildend, hinter dem die Choanen (C) münden (vgl. p. 595). Zwi- schen der äusseren und inneren Wand der Stirnbeine ist die innere Knochensubstanz (Diploe) oft schwammig, mit Lufträumen erfüllt (Stirn- 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Gliedmassen. 683 sinus oder Stirnhöhlen), die mitunter eine erstaunliche Ausdehnung er- reichen, sich auch auf andere Knochen ausdehnen können und die äussere Gestalt des Schädels ausserordentlich beeinflussen (Hystris, Elephantidae, Bovidae ete.). Verwachsungen treten sehr häufig zwischen verschiedenen Schädel- knochen ein; besonders verschmelzen oft die Oceipitalia mit einander, ferner die Sphenoide mit einander und mit dem Basioceipitale, das Pe- trosum mit dem Tympanum und Temporale etc. Jeder Unterkieferast (Fig. 832) besteht aus einem einzigen Kno- chenstück, an welchem der Unterkieferwinkel (a — Processus an- gularis), der Gelenkfortsatz (c — Pr. articularis) und der Kronfort- satz (cor — Pr. coronoideus) oft ansehnliche Fortsätze bilden. Zähne stehen nur auf den Kieferrändern Fig. 830), stets in einer Reihe und stets in Alveolen; die hinteren sind fast stets mehrwurzelig (Fig. 838). Zahnwechsel findet höchstens ein Mal statt (vgl. p. 687). Durch die verschiedene Ausbildung der Zähne wird der Gesichtstheil des Schädels ausserordentlich beeinflusst, ebenso der übrige Schädel durch die Kaumuskeln; sind letztere stark entwickelt oder die Hirnkapsel sehr klein, so erhebt sich u. a. die Hirnkapsel oberhalb der Schläfengruben zu einer medianen Leiste (Crista sagittalis oder Sagittalkamm). Gliedmassen der Säugethiere. Nur bei den primitivsten Formen (Fig. 833) besteht der Schulter- gürtel noch aus den wohlentwickel- ten und selbständigen Scapulae (s), Coracoiden(c), Claviculae (cl) und Epi- sternum (e) wie bei vielen Sauro- . psida; fast immer aber ist das Cora- coid rudimentär, mit der Scapula verwachsen, den kurzen Processus coracoideus bildend; auch das Episternum ist meist rudimentär oder fehlt; ebenso fehlt die Clavi- eula bei allen Formen, deren Vor- dergliedmassen nur zur Locomotion auf dem Lande oder im Wasser be- Fig. 333. Schultergürtel von Echidna von a der Seite und etwas von unten. ce = Coracoid; el = nutzt werden. Scapula fast stets Clavicula; e = Episternum; 9 = Schultergelenk; „ B B x . ‚ce = Praecoracoid; nı—ıs = 1. bis 6. Rippe, STOSS, plattenförmig, mit hoher Leiste, Srernaler Theil; GE Scanula; st = Sternum. die meist nach unten in einen Fort- satz, das Acromion, endet, an welchem sich die Clavicula befestigt. 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Gliedmassen, 654 Beckenknochen (manchmal rudimentär) stets mit einander ver- schmolzen zum Os innominatum, bilden meist Sitz- und Schambein- Fig. 834. Periptychus vhabdodon Cope. Puerco- Eocän von Neu-Mexico. A rechter Humerus von vorn. e = oberer Gelenkkopf; d = Deltoidleiste ; e = Naht zwischen Epiphyse und Körper des Kno- chens; ent = Foramen entepicondylare; er = ra- dialer, es = ulnarer Epicondylus; 9 = Gelenkrolle für Radius und Ulna; £ = Tuberculum majus, !' = T.minus. B rechter Femur von hinten. ce = Oberer Gelenkkopf; ca = äusserer, ci = innerer Condylus (Ge- lenk für die Tibia); ez = äusserer, ei = innerer Epicondylus; /= Fossa intercondylea; frı = grosser, tr2 — kleiner, tr; = dritter Trochanter. symphyse und umschliessen ein paariges Foramen obturatorium. Bei einigen Säugethieren sind zwei sogenannte Beutelkno- chen am Schambein befestigt. Humerus (Fig. 834 A) und Femur (Fig. 834 B) zeigen meist stark hervortretende Gelenke und Mus- kelansätze (als Trochanter, Tube- rositäten, Tuberculum etc. be- zeichnet). Ulna stets am proxi- malen Ende mit einem kräftigen Fortsatze, dem Olecranon (Fig. 945 0). Proximale Reihe des Car- pus (Fig. 835)ausser dem Pisiforme (pi) mit drei Knochen (s, /, p), distale Reihe mit vier(1—4). Istein freies Gentrale (c) vorhanden, so trennt dasselbe fast immer das Magnum (3) von dem Scaphoid (s); im anderen Falle ist das Gentrale mit einem dieser beiden Knochen verwachsen, so dass dieselben dann gewöhnlich zusammenstossen. Proximale Reihe des ig. 835. Hyraz capensis. Recent. Linke Hand. R = Radius; U = Ulna; c = Centrale; 7 = Lunare; p = Pyramidale; pi = Pisiforme; s Scaphoid; 7 = Trapez; 2 = Trapezoid; 3 = Magnum; = Uneiforme; mtı—nts = 1.—5. Me- tacarpale; pu—phs —3. Phalange des dritten Fingers; I— 1.—5. Finger. Fig. 836. Phenacodus primaevus Cope. Wasatch- Eocän von Wyoming. Linker Hinterfuss. a = Astragalus mit rollenförmigem Tibialgelenk; e = Caleaneus; cd = Cuboid; n = Navieulare; 1-3 = Cuneiforme I—III; I—-V = Metatarsale der 1.—5. Zehe. Tarsus (Fig. 836) stets mit zwei Knochen, Astragalus (a) und Calcaneus (c), «istale Reihe mit 4 (I—3 u. cb), dazwischen stets das Naviculare (n). Cal- I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Gliedmassen. 685 caneus (c — Fersenbein) stets mitstarkem hinteren Fortsatze, öfter noch mit der Fibula in Verbindung; Astragalus (a — Sprungbein) mit grosser Gelenkfläche für die Tibia, oft ein kopfförmig abge- setztes, ausgezeichnetes Rollengelenk bildend Fig. 836). Zehen (inel. Finger) fast immer mit 2, 3, 3, 3, 3 Phalangen. Die Zahl der Zehen ist vielfach redueirt; die Reduction beginnt fast immer an der ersten Zehe. Endphalangen ursprünglich kegelförmig oder comprimirt, gekrümmt und spitz, oft gespalten, Krallen tragend; bei vielen Formen aber stumpf, de- primirt oder dreikantig, Hufe (Ungulata) oder Nägel (Primates) tragend. Die Füsse der Säuger, ursprünglich kurze, plantigrade, fünfzehige, bekrallte Geh- füsse (vgl. p. 599), erfahren eine ausserordentlich verschiedenartige Ausbildung bei den verschiedenen Gruppen. Bei Füssen, diezum Graben oder zum Zerreissen der Beute dienen, selten auch bei Kletterthieren, sind die Krallen mächtig entwickelt; die Basis der Endphalangen ist dann meist kragenförmig umgeschlagen, eine Scheide bildend, in welche die Basis der Hornkralle eingesenkt ist. Die eigentlichen Kletterthiere (be- sonders Primates) tragen Nägel statt der Krallen; bei solchen setzt eine unbedeutende Aenderung im Carpo-Metacarpalgelenk den ersten Finger (Daumen oder Pollex) in Stand, in einer anderen Richtung als die übrigen Finger sich zu beugen, und macht ihn opponirbar; ebenso wird die erste Zehe des Fusses (Hallux) opponirbar (Vorder- und Hinterhand). Bei Kletterthieren sind Arm- und Beinknochen sehr verlängert und der Radius um die Ulna drehbar. Ueber Schwimmfüsse und Flossen (Cetacea, Pinnipedia, Sirenia) vgl. p. 599, über Flughände (Chiroptera) vgl. p. 708. Füsse, die wesentlich oder ausschliesslich der Locomotion auf festem Boden dienen, können durch eine Reihe allmählich erworbener Verände- rungen zuletzt zu sehr vereinfachten, extrem ausgebildeten Laufbeinen (vgl. p. 600) werden. Diese Umänderungen können folgende sein (vgl. Fig. 942): 4. Der ursprünglich plantigrade Fuss wird digitigrad, indem nur noch die Phalangen den Boden berühren und bei Ungulata zuletztnur noch diemit Hufen versehenen Endphalangen (unguligrad). 2. Die Metapodien (Metacarpalia und Metatarsalia) legen sich dieht an ein- ander, so dass sie nicht mehr einzeln beweglich sind; zugleich ordnen sie sich, und mit ihnen die Carpalia und Tarsalia, bogenförmig an, eine der Quere nach convexe Dorsalfläche und concave Ventralfläche darstellend; dadurch erhält der Fuss geringere Breite und grössere Tiefe. 3. Die mittleren Zehen, welche die Hauptarbeit leisten, und mit ihnen die Meta- podien, werden kräftigeraufKosten deräusseren, welche schwächer werden und allmählich ganz verschwinden können. Zuerst ver- schwindet stels die erste Zehe. Im extremsten Falle bleibt nur eine einzige Zehe noch übrig (Equus). Mit den Zehen erleiden auch die Metapodien, Car- palia und Tarsalia, die Fibula sowie der distale Theil der Ulna eine Reduction. 4. Es tritt eine mehr oder minder umfangreiche Verschmelzung von Kno- chen in den einzelnen Abschnitten der Extremitäten ein. Der Radius ver- schmilzt mit der Ulna, die Tibia mit der Fibula, manchmal verschiedene Carpalia und Tarsalia mit einander, ebenso die Metapodien. 5. Die ganzen Gliedmassen werden länger, besonders die Metapodien, während Carpus und Tarsus kürzer werden. 686 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia, 6. Die ursprünglich glatten distalen Metapodialgelenke erhalten einen mittleren Kiel (Fig. 942%). Bei den auf festem Boden laufenden Tbieren ist regelmässig die hintere Extre- milät der vorderen einen Schritt in der Entwickelung voraus. Bei manchen (hüpfen- den) Formen wird nur die Hinterextremität zu einem Laufbein entwickelt, das dann die Locomotion allein bewerkstelligt. In folgender Uebersicht ist links der primitivste, rechts der fortge- schrittenere Zustand verzeichnet, den einzelne Skelettheile bei den Säu- gern aufweisen können: Primitiver Zustand. Zwei Sacralwirbel. Langer und kräftiger Schwanz mit un- teren Bögen. Hirn sehr klein, reptilienähnlich; Hirn- kapsel schmal (Fig. 829 A, B). Schädelprofil fast gerade, Kiefer verlän- gert. Sagittalkamm vorhanden. Nasenbeine lang; Nasenöffnung klein, an der Schnauzenspilze gelegen. Jochbogen vollständig (Fig. 834). Augenhöhle von der Schläfenhöhle nicht getrennt (Orbitalrand hinten offen, Fig. 882). Tympanum ringförmig, frei. Gelenk für den Unterkiefer flach, hinten durch einen Vorsprung(Processus post- glenoidalis Fig. 831 pp) abgeschlossen. Stirnhöhle fehlt oder klein. Schädelknochen durch Nähte vereinigt. . Unterkieferäste durch Naht vereinigt. Coracoid selbständig, gross, bis zum Fortgeschrittener Zustand (progressiv oder retrogressiv). Mehr als zwei Sacralwirbel, oder keine. Schwanz kurz bis rudimenlär; untere Bögen fehlen. Hirn gross, zuletzt ausserordentlich gross; Hirnkapsel gewölbt (Fig. 829 C). Schädelprofil gewölbt, Kiefer kurz. Sagittalkamm fehlt. Nasenbeine kurz, zuletzt rudimentär; Nasenöflnung gross, weit nach hinten sich erstreckend. Jochhogen unterbrochen (Sorex, Myrme- cophaga). Augenhöble durch eine Brücke von der Schläfenhöhle getrennt (Orbitalrand vollständig, Fig. 902 A), im extremsten Falle (Simiae) durch eine vollständige Wand. Tympanum plattenförmig, oft stark auf- geblasen, zuletzt in einen röhren- förmigen Gehörgang ausgezogen, meist mit dem Petrosum verschmolzen. Unterkiefergelenk eine Längsrinne bil- dend, ohne Processus postglenoidalis (Rodentia), oder eine tiefe Querrinne bikdend mit sehr starkem Processus ( Carnivora). Stirnhöhle gross, im extremsten Falle sich auf zahlreiche Knochen er- streckend (Elephas). Schädelknochen vielfach mit einander verschmolzen (Edentata). Unterkieferäste mit einander verschmol- zen (Fig. 902 B). Coracoid klein, mit der Scapula ver- I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Gebiss. 687 Sternum reichend ; Episternum gross (Monotremata, Fig. 833). Clavicula wohlentwickelt. Humerus mit Foramen entepicondylare (Fig. 834 ent). Femur mit drittem Trochanler (Fig. 834 1n3). Ulna bez. Fibula so lang wie Radius bez. Tibia, selbständig. Tibiales Gelenk am Astragalus nicht kopf- förmig abgesetzt, einfach convex (Fig. 907 Ba). Astragalus articulirt distal nur mit Navi- culare (Fig. 907 A). Calcaneus mit Fibulargelenk. CGentrale am Carpus selbständig (Fig. 835). Scaphoid und Lunare gesondert (Fig. 835). Gliedmassen kurz. Plantigrade, bekrallte Gehfüsse. Fünf Finger bez. Zehen. Erster Finger, bez. Zehe nicht opponir- bar. Endphalangen kegelförmig oder compri- mirt, gekrümmt, Krallen tragend. Endphalangen vorn gespalten. wachsen, das Sternum nicht errei- chend; Episternum rudimentär oder fehlend. Clavicula rudimentär oder fehlend. Humerus ohne Foramen. Femur ohne dritten Trochanter. Ulna bez. Fibula mehr oder weniger ru- dimentär, mit Radius bez. Tibia ver- wachsen. Tibiales Gelenk am Astragalus kopflör- mig, und mit Längsfurche (rollenför- mig, Fig. 907 Aa). Astragalus articulirt distal auch mit Cu- boid (Fig. 907 C). Galcaneus ohne Fibulargelenk. Centrale am Carpus nicht selbständig (Fig. 908, meist mit Scaphoid verwachsen). Scaphoid mit Lunare verwachsen (Car- nivora, Fig. 877). Gliedmassen verlängert. Schwimmfüsse, Flossen, Flughände, Lauf- beine, Grab- und Kletterbeine;; Hinter- füsse können auch fehlen. Weniger als fünf Finger bez. Zehen. Erster Finger bez. Zehe opponirbar (Di- delphys, Phalangistidae, Primales). Endphalangen deprimirt, oder dreikan- tig, Nägel oder Hufe tragend. Endphalangen nicht gespalten. Gebiss der Säugethiere*). Von grösster Wichtigkeit für den Paläontologen ist das Gebiss der Säugethiere, da selbst nach einzelnen Zähnen, in Folge ihres meist sehr charakteristischen Baues, die betreffende Art oft bestimmt werden kann, was um so wichtiger ist, als Zähne die *), Im Text und an den Figuren sind hier allgemein folgende Bezeichnungen für die Zähne und Zahnlheile angewendet worden: Im Texte: J = Schneidezähne, = Eckzähne, P = Prämolaren, M —= Molaren; D = Milchbackzähne, DJ = Milclhıschneidezähne, DC — Milcheckzahn. An den Figuren: i, c, p, m; d, di, de für die entsprechenden Zähne. Die Zähne sind stets von vorn nach hinten gezählt, also i,, pı, my: vorderster J, P, M. (Von manchen Autoren werden die P von hinten nach vorn gezählt.) An den unteren Backzähnen bedeutet: «= Vorderhöcker, $ = Aussen- höcker, %' = Innenhöcker der Vorderhälfte; y = Aussenhöcker, y’ = Innenhöcker der Hinterhälfte oder des »Anhanges«; d' = drilter Lobus. 688 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Gebiss. widerstandsfähigsten und am häufigsten fossil erhaltenen Hartgebilde der Säuger sind. Doch ist dabei zu berücksichtigen, dass sehr ähnlicher Zahnbau bei sehr heterogenen Säugethierformen auftreten kann, so dass es immer sehr bedenklich bleibt, ohne Kenntniss anderer Skelettheile nur nach der Gestalt der Zähne die Verwandtschafts- beziehungen einer Säugethierform bestimmen zu wollen. Der Zahn (Fig. 837) besteht aus Dentin, das eine mässig weite, einfache Pulpa- höhle umgiebt; die Krone ist mit Schmelz bedeckt, die Wurzel mit Cement; mitunter fehlt die Schmelzbedeckung, oder es kann (bei Säulenzähnen) Cement auch den Schmelz der Krone überziehen. Die Ursäugethiere dürften gleichzeitig zahlreiche Zähne besessen haben ohne Zahnwechsel (monophyodont wie die Pelycosauria, vel. Fig. 762). Bei den meisten Säugern aber gelangen unter Verkürzung der Kiefer von diesen Zähnen eine Anzahl erst in späterem Lebensalter zum Durchbruch (Ersatzzähne), wobei einer oder mehrere der früher erschienenen (Milchzähne) durch sie verdrängt werden (diphyodont mit Milchgebiss und defi- nitivem Gebiss, Fig. 838). Das Milchgebiss ist bei vielen Formen längere Zeit in Gebrauch; bei manchen (Insectivora) aber tritt der Zahnwechsel schon kurz vor oder nach der Geburt ein, das Milchgebiss bleibt also funclionslos; endlich kann es selbst ganz unterdrückt werden (secundär monophyodont, z. B. Sirenia). Die im Zwischenkiefer stehenden Zähne (Fig. 830) heissen Schneidezähne (Ineisiven), der unmittelbar hinter der Naht folgende meist verlängerte erste Zahn des Fig. 837. Längsschnitt durch einen Säugethierzahn,sche- Maxillare heisst Eckzahn (Canine), die übrigen heissen matisch. © = Cement:; D = Den- TE N; Tale 7 ‘+3 5 : S Ir tin; P= einfache Pulpahöhle;, Packzähne, ähnlich im Unterkiefer, wo als Eckzahn 5 — Schmelz. der gilt, welcher bei geschlossenen Kiefern unmittelbar vor dem oberen Eckzahne eingreift. Ist Zahnwechsel vorhanden, so werden die hinteren Backzähne, denen kein Milchzahn vorausgeht, als Molaren unterschieden von den vorderen Backzähnen, den Praemolaren, die an die Stelle von Milchbackzähnen getreten sind. Auch bei monophyodontem Gebisse werden oft Praemolaren und Molaren unterschieden (ohne dass jedoch die Begriffe sich decken), wenn nämlich die hinteren Backzähne einen complieirteren Bau zeigen als die vorderen (Fig. 846). Die Zahl der Zähne ist meist sehr gering und dann sehr beständig. Die meisten der eocänen Säugethiere zeigen ein Gebiss von 3/3 I, !/; €, #4 P, %3 M, oder kürzer 3-A.4»3 laren jederseits im Ober- und Unterkiefer, zusammen 44 Zähne im definitiven Gebisse, d. h. drei Schneidezähne, einen Eckzahn, vier Praemolaren und drei Mo- An den oberen Backzähnen bedeutet: a= vorderer Aussenhöcker, b = vor- derer Innenhöcker, e = hinterer Aussenhöcker, d = hinterer Innenhöcker; die Neben- höcker sind mit a’ (vor dem vorderen Aussenhöcker), b’, b”, d’ etc. bezeichnet. Im Texte wird dementsprechend je nach der Ausbildung der Höcker von «-Spitze, 3’-Höcker, b-Mond etc. gesprochen. Soweit es nicht besonders angegeben ist, sind die von der Kaufläche abgebildeten oberen und unteren Backzähne so orientirt, dass ihr Vorderrand nach links, ihr Aussen- rand nach oben gerichtet ist. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Gebiss. 689 zu denen noch 32 Milchzähne kommen, da bei ihnen 3 Schneide-, 4 Eck- und 4 Back- zähne gewechselt werden (Fig. 838). Von solchen Formen (vielleicht von solchen mit 4/;M) stammen die meisten oder alle Placentalia, die jedoch nur selten diese volle Zahn- zahl (vollzähliges Gebiss) bewahrt haben. Ursprünglich dürften alle Zähne durch kleine Lücken von einander getrennt gewesen sein, in welche die Kronen der alter- nirend gegenüberstehenden Zähne des anderen Kiefers passten, wie das noch viele Säuger zeigen; gewöhnlich aber bilden die Schneidezähne mit einander eine ge- sch ossene Reihe, oft auch (besonders bei Pflanzenfressern) jederseits die Backzähne, während die Eckzähne durch Lücken (Diastema) von diesen Reihen getrennt sind. Nur selten bilden alle Zähne eine geschlossene Reihe in jedem Kiefer wie beim Menschen. Im Laufe der phylogenetischen Entwickelung können einzelne oder alle Zähne einer Kategorie allmählich verloren gehen, und zwar beginnt die Reduction gewöhnlich an den Enden einer geschlossenen Zahnreihe (z. B. zuerst der erste oder der letzte Backzahn); auf ihre Kosten vergrössern sich dabei gewöhnlich einige der übrig blei- benden Zähne. Sind oben und unten J, C, P und M vorhanden, so ist das Gebiss ein voll- ständiges, im Gegen- satze zum unvoll- ständigen, dem oben oder unten wenigstens eine dieser Zahnarten fehlt. Fast in allen Ent- wickelungsreihen der Säuger zeigen die mo- derneren Formen eine Fig. 538. Unterkiefergebiss von Sus scrofa. A Milchgebiss. du—dis = f Milchschneidezähne; de = Milcheckzahn ; da—d, = Milchbackzähne. 3 De- Reduction der Zahnzahl finitives Gebiss. ü—i; = Schneidezähpe; ce = Eckzahn; pı—pı = gegenüber den primiti- Prämolaren; mı--ma = Molaren. veren, oft auch verbun- den mit einer Verkürzung der Kiefer, welche bis zum Verschwinden aller Zahnlücken gehen kann. Eine Vermehrung der ursprünglichen Zahnzahl dürfte bei einigen Ce- tacea und Edentata anzunehmen sein; dieselbe ist vielleicht durch ein Auftreten von überzähligen hinteren Backzähnen zu erklären. Bei den ersten Säugern müssen alle Zähne einwurzelig, mit einfacher kegelför- miger Krone (isodont) gewesen sein (nur Fangzähne wie bei den meisten Repti- lien). Während die C diese Form meist behalten, und gewöhnlich nur länger sind als die übrigen Zähne (Fig. 838 c), werden die J meist meisel- oder schaufelförmig, mitunter hauerartig, bleiben aber stels einwurzelig. Die Backzähne sind gewöhnlich, je nach der Grösse ihrer Krone, zwei- oder mehrwurzelig (Fig. 838 d, p, m) und unter- scheiden sich dadurch mit Sicherheit von den Zähnen anderer Wirbelthiere, die (mit Ausnahme einiger Selachier) nie mehr als eine Wurzel besitzen. Einzelne oder alle Zähne eines Gebisses, die einer sehr starken Abnutzung ausgesetzt sird, oder die eine besondere Länge erreichen wie manche J und € (Stosszähne und Hauer), zeigen oft ein sehr lange dauerndes, mitunter immerwährendes Längenwachsthum; solche Zähne besitzen eine am unteren Ende (wo die Bildung neuer Zahnsubstanz stattfindet) weit offene Pulpahöhle (wurzellos, Fig. 838 c, 844 C), während Zähne, die nicht mehr in die Länge wachsen, mehr oder weniger lange, unten fast ganz geschlossene Wurzeln bilden (Fig. 837, 838 i, d, p, m). Steinmann, Paläontologie. AA 690 l. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Gebiss. Die ursprünglich kegelförmigen, nur zum Festhalten der Beute geeigneten Backzähne zeigen fast bei allen Säugern das Bestreben, Formen anzunehmen, durch welche sie zum Zerkleinern der Nahrung tauglich werden. Dies geschieht zu- nächst durch Ausbildung einer kleinen Kaufläche, indem sich die Zahnspitze etwas verbreitert und mehrgipfelig wird (Fig. 839 C). Diese primitive Zahnform entwickelt sich wesentlich nach zwei Richtungen weiter: 4) es bilden sich einzelne Backzähne zu einer verlängerten scharfen Klinge aus und werden secodont, zum Zerschnei- den der Nahrung geschickt (Fig. 869, besonders charakteristisch für Fleischfresser); 2) es zeigt sich das Bestreben, die Backzahnreihe zu einer möglichst grossen und der Abnutzung möglichst lange widerstehenden Kaufläche auszubilden, die zum Zer- reiben der Nahrung geeignet ist (Fig. 845, charakteristisch für Pflanzenfresser). Es kommen dabei hauptsächlich die folgenden, zum Theil unabhängig von ein- ander auftretenden Umbildungen der Zahnkrone in Betracht: A. Ausbildung und spätere Vergrösserung einer Kaufläche kommt dadurch zu Stande, dass zuerst kleine Nebenspitzen und Randwülste (Cingu- lum) auftreten, die zu immer grösserer Bedeulung kommen und schliesslich eine wichtige Rolle am Aufbau der Krone übernehmen. Die oberen Backzähne werden dabei breiter als die unteren, über die sie stels hinausragen; sie sind auch oft breiter als lang, während die unteren Backzähne fast stets länger sind als breit. Nach dem Auftreten der Haupthöcker oder -Spitzen lassen sich an den oberen und unteren Back- zähnen mehrere Stufen unterscheiden, die von einander abzuleiten sind: Untere Backzähne (Fig. 839). 4. Stufe. Kegelförmig, mehr oder weniger slark comprimirt, mit einer Spitze 3 2. Stufe. Es treten kleine Nebenhöcker dazu, z. B. « oben an der Spitze, und y hinten an der Basis des Haupthöckers # (Fig. B). 3. Stufe. Die Nebenhöcker « und 3’ werden selbständiger (Fig. (). Fig. 839. Unterkieferzähne von der Innenseite. A Eckzahn von Centetes madagascariensis (il. Recent. B dritter Prämolar desselben. C Molar desselben. 7) Reisszahn von Viverra (?/ı). Recent. E Reisszahn von Canis lupus (2/3). Recent. # Molar von Dicotyles (!/ı). Recent. 4. Stufe. Der hintere Anhang y wird umfangreicher (Fig.‘D u. E und Fig. 842 A). Der Zahn besteht jetzt aus einem vorderen hohen dreiseitigen Theile mit drei Höckern (Vorderhöcker «,*Aussenhöcker 8, Innenhöcker 3’) und einem hinteren niederen Theile, dem Anhange oder Talon, der einen Aussenhöcker y und einen Innenhöcker y’ zeigen kann — Trigonodonter unterer Backzahn (Tubercular-sectorial-Typus nach Cope). Diesen Zustand zeigen die unteren M bei zahlreichen primitiven Formen. Die unteren Reisszähne der Raubthiere sind nur Modificationen dieser Zahnform. 5. Stufe. Indem der Anhang y y’ die Höhe von 3 3’ erreicht, bez. 3 3’ niederer wird, und « dabei meist verkümmert, entsteht ein etwa rechteckiger Zahn mit vier I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Gebiss. 691 Haupthöckern in gleichem Niveau, einem vorderen Paar 3 3’ und einem hinteren Paar yy' — Tetragonodonter unterer Backzahn (Fig. F). Die unteren M der meisten omnivoren und herbivoren Thiere sind nur Modificationen dieser Zahnform (Fig. 842 C). 6. Stufe. Ein häufig am Hinterrande vorhandener kleiner Höcker d' (Fig. 839 F wird besonders am M; vieler Omnivoren uud Herbivoren umfangreich und bildet den sogenannten »dritten Lobus« (Fig. 845 ma). ö Obere Backzähne (Fig. 840). 1. Stufe. Kegelförmiger Zahn mit einem Haupthöcker a. 2. Stufe. Es treten Nebenhöcker auf, z. B. a’, b (Fig. A). 3. Stufe. Der innere Nebenhöcker b wird selbständiger (Fig. B). 4. Stufe. Es entsteht ein zweiter äusserer Haupthöcker ce, entweder durch Ver- doppelung des ersten (Fig. C), oder durch Ausbildung eines Nebenhöckers (Fig. D). Der Zahn besitzt jetzt zwei äussere (a, c) und eine innere (b) Hauptspitze — Trigo- nodonter oder dreihöckriger oberer Backzahn (Trituberceular-Typus nach Cope). Solche Zähne lassen dreiseitige Lücken zwischen sich (Fig. 867 A). in welche der hohe Fig. $40. Obere Backzähne von der Kaufläche. A Ps von Lemur macaco (@/ı). B Pı von dem- selben (?/ı). € Molar von Mesonyx ossifragus (23). Eocän. D Reisszahn von Viverra (2/2). Recent. & Molar von Arctomys bobae (5/s). Recent. # Molar von Tarsius spectrum. Recent. @ Mı von Adapis magnus (2/1). Oligocän. Querey. H Molar von Pachynolophus siderolithicus (5/3). Querey. J Molar von Prodremo- therium elongatum Filh. (%/s). Querey. vordere Theil der ihnen entsprechenden trigonodonten unteren Backzähne (Stufe 4) eingreift, während deren niederer Anhang y y’ der oberen Zahnkrone gegenüber steht. Solche trigonodonte Molaren im Ober- und Unterkiefer zeigen jetzt noch zahlreiche Säuger. Die ältesten Tertiärsäugethiere aus dem Puerco-Eocän trugen fast sämmtlich ein derartiges Gebiss (Fig. 866, 910). Am Hinterrande des trigonodonten oberen Backzahnes erscheint nun allmählich ein zuerst als Basalwulst ausgebildeter innerer Höcker d (Fig. F u. 6). 5. Stufe. Indem der Höcker d seibständiger wird, entsteht der typische tetrago- nodonte obere Backzahn mit zwei Aussenhöckern a u. ce und zwei Innenböckern b u. d (Fig. 840 J). Auf diese Zahnform sind die oberen M der meisten Pflanzenfresser zu- rückzuführen. Diese tetragonodonten Zähne bilden eine zusammenhängende Kau- fläche mit einander, ohne Lücken zwischen sich zu lassen (Fig. 913); ihnen gegenüber stehen die tetragonodonten unteren Mahlzähne (5. Stufe), deren vier (fünf) Haupt- höcker in gleichem Niveau liegen. Ausser den genannten Haupthöckern stellen sich vielfach auf der Kaufläche noch Neben- und Zwischenhöcker ein (Fig. 840 G u. H, a’, b’, b”\, oder am Rande der Krone 44* 692 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Gebiss. Basalwarzen und Basalwülste (Fig. 840 Jw). Besonders wichtig sind die bei vielen Un- gulata sehr stark ausgebildeten vorderen und hinteren Zwischenhöcker b’, 5” (Fig. S40 H). Durch die Ausbildung immer neuer, am Hinterrande auftretender Basalhöcker und -Wülste kann eine weitere Vergrösserung der Kaufläche an den oberen wie an den unteren Backzähnen über die 5. Stufe hinaus erfolgen, die bei manchen Formen (z. B. Elephas, Hydrochoerus) zur Entstehung überaus grosser Zahnkronen führt. B. Umbildung der Höcker. 1. Die Höcker bleiben isolirt, rund oder kantig, und bilden Spitzen, Zacken, Kegel, Warzen (bunodont, Fig. 839 F, 840 C, 842 A). Dies ist die ursprünglichste Form der Höcker, von der die übrigen Formen abzuleiten sind, 2. Die Aussenhöcker der oberen M bilden je ein spitzwinkeliges \/, das an jedem Ende sich zu einer scharfen Spitze erhebt (Fig. 841, viele insectivore Formen). 3. Ein oder mehrere Aussenhöcker verlängern sich und bilden zuletzt sehr ge- streckte schmale und scharfe Klingen, während oft die Innenhöcker fehlen oder rudi- mentär werden (secodont, Reiss- oder Fleischzähne zahlreicher Raubthiere, Fig. 840 D, 869, 870). 4. Aussen- und Innenhöcker wohlentwickelt; einige oder alle Höcker erhalten auf einer oder auf zwei entgegengesetzten Seilen Kanten (Fig. 840 H), werden allmäh- lich flacher und breiter und stellen zuletzt gerade oder \ gebogene Leisten (Kämme oder Joche) dar, die häufig K mit ihren Enden -zusammenfliessen (lophodont, Fig. . 840 J, 842 B). Die Spitzen der ursprünglichen Höcker bleiben mehr oder weniger deutlich; an dieser Stelle bleibt die Leiste auch mehr oder weniger verdickt. Die Leisten sind gewöhnlich ungefähr senkrecht gestellt zur Richtung der Kaubewegung; wird der Un- Fig. 841. Vespertilio noctula. terkiefer beim Kauen wesentlich nach rechts und links Recent. Oberer Molar. ?/ı. geschoben, so liegen die Leisten in der Längsrichtung des Zahnes, bilden aber meist einen mehr oder weniger auffallenden Bogen oder Halbmond, oder ein stumpfes \/.(selenodont, z. B. Wie- derkäuer, Fig. 840 J); bewegt sich der Unterkiefer dagegen wesentlich nach vorn und hinten, so bilden sich mehr oder weniger gerade Querleisten oder Querjoche (z. B. viele Rodentia, Elephas etc., Fig. 857, 921, 928). Fig. 842. Untere Backzähne von der Kaufläche. A Molar von Didelphys (%ı). Recent. B Molar von Anoplotherium commune (Yı). Oligocän. Querey. C Molar von Corvus elaphus (%/;). Recent, m = 2 Marken. Die vertieften Stellen der Zahnkrone zwischen den Leisten heissen Thäler (Marken sind Thäler, die vollständig abgeschlossen sind durch die zusammen- fliessenden Leisten — Fig. 842 C m). Die lophodonte Zahnform ist für Pflanzen- fresser besonders charakteristisch; die in einander greifenden und an einander rei- benden Leisten der oberen und unteren Backzahnreihe sind vorzüglich geeignet zum Zermahlen der Nahrung. Eine Vergrösserung der Leisten durch mannigfaltige Bie- 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Gebiss. 693 gungen und eine Fältelung des Schmelzes (plieident) erhöht noch die Wirksamkeit dieser Zähne. C. Ausbildung hoher Zahnkronen. Als brachyodont (Fig. 843 u. 844 A) werden die Formen von Mahlzähnen bezeichnet, welche insofern das ursprüngliche Verhalten bewahrt haben, als ihr Wachsthum sehr bald abgeschlossen ist. Ihre Krone ist niedrig, mit dach- förmig abfallenden, von dickem Schmelz bedeckten Höckern oder Leisten, die Thäler seicht, die Wurzeln langundunten geschlossen, Cement auf die Wurzeln beschränkt. Der dicke, äusserst harte Schmelz- belag wird erst im späteren Alter ganz durchgerieben, so dass erst spät das Dentin auf der Kaufläche frei liegt (Fig. 840 H). Indem nun bei den brachyodonten Zähnen der Abschluss des Wachsthums, und damit die Bildung einer Wurzel allmählig immer später eintritt, wobei die Krone immer höher, der Schmelzbelag immer dünner wird, entstehen aus ihnen die hypselo- donten Zähne, von denen zahllose Abstufungen (Fig. 843, 844 B) vorhanden sind; ihre extremsten Formen (Säulenzähne oder prismatische Zähne — Fig. 843 u. Fig. S43. A Brachyodonter Zahn von An- Fig. 844. Schema der Entwickelung des bra- chitherium. B Hypselodonter Zahn von Hip- chyodonten Zahnes (A) durch den wenig potherium. € Stark hypselodonter (pris- hypselodonten Zahn (B) zum prismati- matischer) Zahn von Eguus. ce —= Kante auf schen (©). D= Dentin; p = Pulpahöhle; s = der Aussenseite des Zahnes. Schmelz; « = Usurfläche; 5 = Üement. 844 C) sind wurzellose Mahlzähne, deren Wachsthum sehr lange fortdauert, und die erst sehr spät oder nie eine geschlossene Wurzel erhalten; die unten weitoffeneKroneistsehrhoch, säulenförmig, mitdünnem Schmelz- belag, der selbst ganz fehlen kann (Edentata), sämmtliche Leisten oder Höcker zu Platten (Lamelien) oder Pfeilern mit senkrecht ansteigenden Wänden entwickelt, die Thäler entsprechend tief und mit Cement ausgefüllt, das dann auch die ganze Krone überziehen kann. Der dünne Schmelzbelag ist an den Spitzen beim Kauen sehr bald abgerieben, so dass sehr frühzeitig das Denlin auf der Kaufläche sichtbar wird, umgeben von Schmelzrändern, welche selbst wieder von Cement umschlossen sein können (Fig. 844 C). In dem Verhältniss als die Krone oben abgekaut wird, wächst sie von unten her immer nach. Es ist die höchste Entwickelungsstufe, die der Mahl- zahn eines Pflanzenfressers erreichen kann; besonders bezeichnend ist diese Zahnform für Grasfresser, deren stark kieselhaltige Nahrung die Zähne sehr abnutzt. Selten stehen alle Zähne einer Backzahnreihe auf gleicher Entwickelungshöhe ; fast stets sind die M am weitesten fortgeschritten (manchmal der letzte M, der aber 694 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Eintheilung. in anderen Fällen hinter den vorderen M zurückbleibt), während die P einfacher bleiben (heterodont, Fig. 949) und zwar die vorderen P immer einfacher als die hinteren (Fig. 912; ähnlich verhält sich das Milchgebiss — Fig. 845); doch haben innerhalb gewisser Entwickelungsreihen nach und nach alle oder wenigstens die hinteren P (Fig. 969) die volle Ausbildung der M erreicht (homöodont). Bei car- nivoren Seesäugethieren kann eine Vereinfachung (Rückbildung) im Bau der Back- zähne eintreten, die allmählich wieder alle auf die ursprüngliche Form einwurzeliger, kegelförmiger Fangzähne (isodont) zurücksinken können. Innerhalb der verschiedensten Gruppen der Säugethiere haben sich selbständig vielhöckerige aus einfacheren Zähnen, lophodonte und secodonte aus bunodonten, hypselodonte aus brachyodonten, homöodonte aus heterodonten Zähnen entwickelt; zwischen den Extremen finden sich die mannigfaltigsten Zwischenstufen. Das Milchgebiss ist als eine kleinere Ausgabe des definitiven Gebisses zu be- trachten, von dem es sich in seiner Function nur quantitativ, nicht qualitativ unter- scheidet; das ganze Ge- präge des Milchgebisses ist das des definitiven Ge- bisses. In der Regel ist der hinterste D den M ähnlich (oft dem letzten M, wenn Fig. 845. Untere Backzähne von Dicotyles torguatus ($/r). gezeiie sonpllcieg Recent. die übrigen — Fig. 845 dy u. ms), während die an ihre Stelle tretenden P oft auf einer tieferen Entwickelungsstufe stehen bleiben; sind also die M complicirter gebaut als die P, so sind es meist auch die hinteren D. Die Kaufläche brachyodonter und mässig hypselodonter Zähne, welche einer Ab- nutzung unterliegen, verändert ihr Aussehen in oft ausserordentlichem Grade, je weiter die Abnutzung fortschreitet. Es bilden sich, zuerst nur an den höchsten Stellen der Krone, Usurflächen (Fig. 845 m,), in deren Mitte früher oder später das Dentin in Form von Inseln zu Tage tritt, umgeben von den ihrer grösseren Widerstandsfähig- keit wegen stets etwas vorragenden Schmelzrändern (dy); die verschiedenen Usur- flächen, und ebenso die Dentininseln vergrössern sich nun allmählig und verschmelzen mehr und mehr mit einander (d3), wobei der Zahn zuletzt bis auf die Wurzeln abgekaut wird. Usurflächen prismatischer Zähne dagegen behalten stets das gleiche Aussehen. Im Gebisse ist die Lebensweise der Thiere ungelähr ausgeprägt; man kann danach unter anderem unterscheiden : A. Oben und unten J, C, P, M vorhanden. Mm y! a. M mit langen, scharfen, kantigen Spitzen. Insectivores Gepräge. b. € verlängert; ein oder mehrere Backzähne zu einer schmalen Klinge ausgebildet. Carnivores Gepräge. ce. € wohlentwickelt; Backzähne mit niedrigen, stumpfen Höckern. Omnivores Gepräge. B. € fehlen; mitllere J wurzellos, meisellörmig. Rodentes Gepräge, C. J und € vorhanden oder fehlend; M lophodont. Herbivores Gepräge, Die Säugethiere lassen sich in drei Unterklassen mit zusammen 24 Ordnungen eintheilen: I. Coracoid gross, selbständig, erreicht das Brustbein. Beutelknochen und eine Kloake vorhanden. Eierlegend. 1. Unterklasse Prototheria. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Eintheilung. 695 a. Zahnlos (p. 696). l. Ordnung Monotremata. b. Stellung zweifelhaft; wenigstens 44 Zähne (p. 696). ? 2. Ordnung Pantotheria. c. Stellung zweifelhaft; weniger als 44 Zähne; ein J verlängert, im Unterkiefer keine weiteren vorhanden (p. 698). ? 3. Ordnung Multituberculata. Il. Coracoid rudimentär, als Processus coracoideus mit der Scapula verwachsen. Keine Kloake. Lebendiggebärend. - A. Beutelknochen; Palatinum durchbrochen. Nur ein Milchzahn, hinter dem meist vier sogenannte Molaren von gleicher Gestalt sich entwickeln; Unter- kieferwinkel eingebogen. Ohne Placenta (Aplacentalia, p. 700). 2. Unterklasse Marsupialia. l. Ordnung Polyprotodontia, 2. Ordnung Diprotodontia. B. Keine Beutelknochen; mit Placenta. 3. Unterklasse Placentalia. 4. Hinterfüsse fehlen, Vorderfüsse llossenähnlich ; Körper fischähnlich. Milch- gebiss rudimentär oder fehlend. Seesäugelhiere. a. Kein Ellbogengelenk; Unterkiefer ohne aufsteigenden Ast. Vielleicht zu den Sarcotheria gehörig (p. 705). 1. Ordnung Cetacea. b. Ellbogengelenk vorhanden; Unterkiefer mit aufsteigendem Aste. Viel- leicht zu den Ungulata gehörig (p. 707). 2. Ordnung Sirenia. 2. Hinterfüsse wohlentwickelt; ursprüngliche Zahnformel - 3.4.4.3 (6) >——— , Ul- LEE) sprünglich mit 32 Milchzähnen. Landsäugethiere. a. Endphalangen comprimirt oder kegelförmig, gekrümmt und zugespitzt, mit Krallen. Füsse selten ausschliesslich locomotorisch. «@. Die Krone sämmtlicher J, P und M vollständig von Schmelz bedeckt; sämmtliche Schneide- und Backzähne mit geschlossenen Wurzeln; Gebiss vollständig. Meist Fleischfresser. 1. Gruppe Sarcotheria. aa. Vorderextremität durch Verlängerung der Finger zum Flugorgan ausgebildet. Hirn klein und glatt. Milchgebiss rudimentär (p. 709). 3. Ordnung Chiroptera. bb. Geh- und Lauffüsse; äussere Zehen nicht verlängert. cc. ad. Yy- Scaphoid und Lunare selten,verwachsen ; J; meist länger als J3; J conisch, oder € nicht verlängert, oder C verlängert und zweiwurzelig. Milchgebiss selten functionirend. Hirn klein und glatt (p. 709). 4. Ordnung Insectivora. . Scaphoid und Lunare nie verwachsen; J, nie länger als J;; J meiselförmig; € stark verlängert; unten M, nicht grösser alsM3 und M;, denselben ähnlich; Milchgebiss wohlentwickelt; Hirn klein und glatt (p. 711). 5. Ordnung Creodonta. Scaphoid, Lunare und Centrale mit einander verwachsen ; J, nie länger als J3; J meiselförmig; C stark verlängert; unten M, grösser als M» und M;; Milchgebiss wohlentwickelt; Hirn gross und gefurcht (p. 716). 6. Ordnung Carnivora. Schwimmfüsse; äussere Zehen der Hinterfüsse verlängert. Sca- phoid, Lunare und Centrale verwachsen; € verlängert; mehrere ähnliche M mit nur einer Hauptspitze; Milchgebiss rudimentär; Hirn gross und gefurcht (p. 728). 7. Ordnung Pinnipedia. 696 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Monotremata, 3. An einzelnen oder allen J, P und M ist die Schmelzbedeckung mangel- haft (oder zahnlos); einzelne oder alle Zähne wurzellos mit weit offener Pulpahöhle. Meist Pflanzenfresser. 2. Gruppe Aganodontia. aa. C und J vorbanden; wenigstens ein J wurzellos, meiselförmig; ein Processus postglenoideus (p. 728). 8. Ordnung Tillodontia. bb. € fehlen; J wurzellos, meiselförmig; kein Processus postglenoi- deus (p. 734). 9. Ordnung Rodentia. ec. J fehlen (meist); alle Zähne wurzel- und schmelzlos, oder fehlend; Milchgebiss rudimentär, meist fehlend; Zahnzahl manchmal ver- mehrt (p. 736). 10. Ordnung Edentata. b. Endphalangen vorn meist abgerundet, deprimirt oder dreikantig, nicht gekrümmt, mit Nägeln oder Hufen; Milchgebiss wohlentwickelt. «. Daumen opponirbar; Nägel tragend; plantigrad; bunodont; Orbital- rand vollständig; Claviculae (p. 741). 3. Gruppe Primates. ll. Ordnung Prosimiae. 12. Ordnung Simiae. e 3. Daumen nicht opponirbar; Hufe tragend; fast immer digitigrad oder unguligrad; Orbitalrand meist hinten oflen oder Gebiss lophodont; keine Claviculae (p. 746). 4. Gruppe Ungulata. 13. Ordnung Condylarthra. 14. Ordnung Hyracoidea. 15. Ordnung Toxodontia. 16. Ordnung Proboscidea. 17. Ordnung Amblypoda. 18. Ordnung Perissodactyla. 19. Ordnung Artiodactyla. 1. Unterklasse Prototheria. 1. Ordnung Monotremata. Die Kloakenthiere sind die primitivsten unter den lebenden Säugethieren. Sie besitzen unter anderem noch (Fig. 833) freie Coracoide, freies Episternum, eine Scapula ohne Crista, Beutelknochen, ein Foramen entepicondylare, keine Interver- tebralscheiben, und sind ovipar. Dagegen sind die Schädelknochen verwachsen. die Rippen einköpfig, die Zähne verloren gegangen. (Es wurden Zahnrudimente nach- gewiesen, die den Zähnen der Multituberculata ähneln sollen.) Hierher gehören die beiden lebenden Gattungen Ornithorhynchus und Echidna (Fig. 833), die nur in Australien, letztere auch auf Neu-Guinea vorkommen. Reste einer grossen Echidna-Art wurden fossil in jungen Ablagerungen von Australien gefunden. ?2, Ordnung Pantotheria. Unter diesem Namen ist hier vorläufig der grösste Theil der mesozoi- schen Säuger vereinigt, der ältesten Säuger, die überhaupt bekannt sind. Ihre Stellung im System ist noch ganz zweifelhaft, da bisher nur Gebisse und Unterkiefer bekannt sind. Sie werden von. manchen Autoren theils den I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Pantotheria. 697 Marsupialia, theils den Insectivora eingereiht; es ist aber eher zu erwarten, dass das Skelet dieser ältesten Säugethiere noch den primitiveren Bau der Monotremen zur Schau tragen werde. Von solchen bezahnten Monotremen mögen dann einerseits die Marsupialia, andererseits die Pla- centalia entsprungen sein. Es sind sehr kleine Thiere mit J, C, Pund M von insectivorem Ge- präge, und mit mindestens 44 Zähnen. C oft zweiwurzelig. Hintere Backzähne (Molaren) mehrspitzig, die Hauptspitzen in einer Reihe hinter einander liegend, oder als Aussen- und Innenspitzen unterschieden; vier (selten mehr oder 3) vordere Backzähne (Prämolaren) meist etwas einfacher gebaut. Bei einer Gattung (Triconodon) wird wie bei Marsupialia der letzte Prämolar gewechselt; doch dürften andere Formen monophyodont gewesen sein. Unterkiefergelenk nicht quer verbreitert, etwa in einer Linie mit der Backzahnreihe gelegen. Es sind zwei triasische und etwa 25 jura- sische Gattungen bekannt aus England und Nordamerika, zu denen noch einige Formen aus der obersten (Laramie-)Kreide von Nord- amerika kommen. 1. Fam. Dromatheriidae. Gebiss (Fig. 846) ähnelt auffallend dem der Reptilien (Pelycosauria, vel. Fig. 762). M mit einer Hauptspitze, vor und hinter wel- cher mehrere Nebenspitzen auf- treten; Wurzel der M ein- fach, nur durch eine Furche ge- 2 theilt. C verlängert, dahinter eine ie. s16. Dromatherium sylvestre Emm. Chatham- Lücke. Es sind die ältesten be- coal Fields von Nord-Carolina. Rechter Unterkiefer. kannten Säugethiere. Zwei Gattungen in der Trias von Nordamerika. Dromatherium Emmons (Fig. 846). D. sylvestre Emmons (Fig. 846). Obere Trias von Nord-Carolina. 2. Fam. Triconodontidae. M mit drei Spitzen hinter einander (Fig. 847), mehrwurzelig, mit star- kem inneren Basalwulst; P mit Basalspitzen. Jura von Europa und Nordamerika. 2 31-46 Obere und untere M mit drei etwa gleichlangen‘ hohen a er R = - 2 N Fig. S17. Triconodon mordaz Spitzen hinter einander. P einfacher, dem letzten geht wie Ow. Purbeck. England. Back- bei Marsupialia ein Milchzahn voraus. € mit gefurchter Zain reree): Trieonodon Owen (Fig. 847). Zahnformel 698 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Multituberculata. oder doppelter Wurzel. Unterkieferwinkel stark einwärts gebogen, Sie stehen den echten Beutelthieren jedenfalls sehr nahe. Purbeck von England. T. mordax Owen (Fig. 847). Purbeck von Swanage, Dorsetshire, 2 Amphilestes Owen. Zähne zahlreicher, —, mit starkem, die Molaren voll- 372-.14.4-6 ständig umgebenden Cingulum. Dogger von England. A. Broderipi Owen. Dogger von Stonesfield. 5) 1.4.8 A. Prevosti Owen. Doeger von Stonesfield. Amphitherium Owen. Zahnformel 5 » Dogger von England. 3. Fam. Stylacodontidae. C und M zweiwurzelig, letztere mit hoher Krone. Untere M mit einer Aussen- und zwei bis drei Innenspitzen, obere mit zwei Aussen- und einer Innenspitze (tritubereulär). Zahnformel 3—4 .1.3—4.6—8. Jura und Kreide. Amblotherium Owen (= Stylodon Owen). Zähne ähneln sehr denen von Ohrysochloris (Insectivora). Europa. A. sorieinus Owen, pusillus Owen. Purbeck von Dorsetshire. Fig. 48. Dryolestes priscus Marsh. Jura der Felsen- Fig. 849. Kurtodon pusillus Owen. Purbeck- gebirge. Linker Unterkiefer von aussen. beds von Dorsetshire. 4A Oberkiefergebiss von der Innenseite. 3 Ansicht der Kaufläche der letzten Molaren. 3/1. Dryolestes Marsh (Fig. 848) ist sehr ähnlich. - Jura und Kreide von Nordamerika. D. priscus Marsh (Fig. 848). Oberer Jura der Felsengebirge. D. tenax Marsh. Laramie-Kreide von Wyoming. Kurtodon Osborn (Fig. 849). Kaufläche der dreikantigen oberen M nahezu glatt; sonst Amblotherium ähnlich. Europa. K. pusillus Owen (Fig. 849). Purbeck von England. ? 3. Ordnung Multitubereulata. Diese auf die Seeundärzeitund das älteste Eocän beschränkte Ordnung wird meist den Beutelthieren zugerechnet, da der Unterkiefer- winkel eine Einwärtsbiegung zeigt und der letzte Prämolar der Plagi- aulacidae an den von Hypsiprymnus erinnert. So lange jedoch, wie bisher, I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Multituberculata. 699 nichts weiter von diesen seltsamen Formen vorliegt als das Gebiss und wenige Skeletfragmente, dürfte es angemessener sein, sie noch als geson- derte Gruppe zu betrachten und ebenfalls ihrem geologischen Alter ent- sprechend neben die primitivsten Säuger zu stellen. Für die Seeundärzeit stellen sie einen auffallend stark specialisirten Typus vor. Gebiss meist sehr reducirt, stets weniger als 44 Zähne. Im Ober- und Unterkiefer ist ein J stark verlängert (Fig. 851 u. 853) und nagezahnartig; im Unter- kiefer fehlen weitere J und C ganz. Die M mit zwei oder drei Längs- reihen von Höckern, die durch eine (Fig. 850) oder zwei (Fig. 852) Furchen von einander getrennt sind; die P zeigen nur wenige Höcker (Fig. 850), oder sie sind stark comprimirt und bilden eine scharfe Schneide (Fig. 853). Darnach lassen sich zwei Familien unterscheiden: 4. P mit Höckern versehen. 1. Fam. Bolodontidae. 2. P zu einer Schneide comprimirt, 2. Fam. Plagiaulacidae. 1. Fam. Bolodontidae. P mit mehreren stumpfen Höckern versehen; zwei bis vier obere M mit zwei oder drei Längsreihen von Höckern. Hinter dem verlängerten oberen J findet sich (?immer) noch ein klei- nerer. Trias bis Eo- eän. Fig. 852. Cimolomys gracilis Marsh, Laramie-Kreide von Wyoming. Oberer Molar. 3/ı. Fig. 850. Allodon laticeps Marsh. Jura der Felsengebirge. Obere Backzähne, Fig. 851. Tritylodon longaevus Owen. Karooschichten im Basutolande. Oberkiefergebiss. Bralllaayo ‚obere M mit h Allodon Marsh (Fig. 850). Zahnformel —- 3 zwei Höckerreihen. Jura von Nordamerika. A. laticeps Marsh (Fig. 850). Jura der Felsengebirge. 2.0.3.4 Bolodon Owen. Zahnformel —— —— ; obere M mit zwei Höckerreihen. Jura von England. B. crassidens Owen. Purbeck von Dorsetshire. Microlestes Plien. Aus dem Bonebed (Rhät) von Württemberg und England; ist nur in einzelnen Zähnen bekannt, die den Molaren von Bolodon ähneln. 700 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Marsupialia. 2.0-.%.% . Tritylodon Owen (Fig. 851). Zahnformel ——,—; obere M mit drei Höckerreihen. Trias von Südafrika. T. longaevus Owen (Fig. 851). Schädel von Kaninchengrösse. Karooschichten im Basutolande. Triglyphus Fraas. Nur in kleinen, dem Tritylodon ähnlichen Molaren bekannt. Bonebed von Württemberg. DEIN eg Polymastodon Cope. Zahnformel obere M mit drei Höckerreihen. 0.4.2 Innere Zehen stark reducirt. Schwanz lang. Untereocän von Nordamerika. P. taoensis Cope. Von der Grösse des Riesenkänguru. Puerco-Eocän von Neu- Mexico. Cimolomys Marsh gehört hierher oder zur nächsten Familie. Kreide. ©. graeilis Marsh (Fig. 852). Laramie-Kreide von Wyoming. 2. Fam. Plagiaulacidae. P stark comprimirt, mit schneidendem Rande, der letzte vergrössert; nur zwei M; die fast nur durch Unterkiefer bekannten Gattungen und Arten bilden eine zusammenhängende Formenreihe, deren älteste aus dem Jura noch vier P zeigen, während die jüngsten -aus dem Eocän nur noch den letzten P besitzen, der stets der grösste Backzahn ist; derselbe ist oft Fig. 853. Neoplagiaulaz eocaenus Lem. 5 Unteres Eocän von Reims. Rechter Unter-- mit schiefen seitlichen Furchen ver- kiefer von innen. = ne B a sehen (Fig. 853 p,). M mit zwei oder drei Höckerreihen. Oberer Jura und unterstes Eocän von Europa und Nordamerika; auch in der Laramie-Kreide. Ctenacodon serratus Marsh; 1-0-4.-2; P, gesägt, ohne Furchen. Jura der Felsengebirge. Plioprion minor Fale.; 1-0-4-2; Pı mit Furchen. Purbeck von England. Plagiaulax Becklesi Owen; 41-0-3.-2; Py mit Furchen. Purbeck von England. Ptilodus mediaevus Cope; 1-0.2-2; Py mit Furchen. Puerco-Eocän von Neu- Mexico. Neoplagiaulax eocaenus Lem. (Fig. 853); 4 -0-4-2; Py4 mit Furchen. Eoeän bei Reims; ähnlich ist N. americanus Cope aus dem Puerco-Eoeän von Neu-Mexico. Liotomus Marshi L&m.; 4 -0.4.2; Py ohne Furchen. Eocän bei Reims. 2. Unterklasse Marsupialia. Die Beutelthiere sind unter den Säugern ausgezeichnet durch den höchst unentwickelten Zustand, in welchem ihre Jungen zur Welt kommen, 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Marsupialia. 701 indem dieselben die Entwicklung, welche die höheren Säuger im mütter- lichen Uterus mit Hülfe einer Placenta erreichen, erst nach der Geburt in einem äusseren Beutel durchlaufen. Hirn klein und glatt. Gebiss sehr verschiedenartig entwickelt, von carnivorem, insectivorem, herbivorem oder rodentem Gepräge. Der dritte Backzahn ist der einzige Zahn, dem ein Milchzahn vorhergeht, dahinter finden sich meist vier einander ähn- liche Backzähne von complieirterem Bau ; diese letzteren werden daher meist als Molaren bezeichnet, obwohl der erste derselben vielleicht dem letzten Prämolar der Placentalia entspricht. J oft mehr als drei vorhanden. Gau- menplatten fast stets durchbrochen (Fig. 858), Unterkiefer mit einwärts gebogenem Winkel. Nasenbeine lang, Nasenöflnung klein und weit vorne; Augenrand hinten offen. Meist fünfZehen; Endphalangen oft gespal- ten; erste hintere Zehe oft opponirbar. Am Carpus fehlt ein besonderes Centrale. Radius mehr oder weniger um die Ulna beweglich. Glavieulae meist vorhanden. Femur ohne dritten Trochanter. Hinterfüsse öfter auf Kosten der Vorderfüsse verlängert, und die vierte Hinterzehe auf Kosten der übrigen Zehen, unter denen die zweite und dritte nebst ihren Meta- tarsen ausserordentlich dünn werden und äusserlich vereinigt sein können (syndactyl). Beutelthiere finden sich gegenwärtig in grosser Formenmannigfaltig- keit in der australischen Region entwickelt, wo sie fast ausschliess- lich die Klasse der Säuger vertreten; diesen schliessen sich eine Anzahl fos - siler Formen an, die aus jüngeren (? diluvialen) Ablagerungen von Australien stammen; viele dieser ausgestorbenen Formen zeichneten sich durch riesige Körpergrösse vor ihren lebenden Verwandten aus. Lebend ist sonst nur noch in Amerika eine Gruppe von Beutelthieren entwickelt, die Didelphidae: diesen nahestehende Formen finden sich fossil auch Oligocän und Miocän von Europa und Nordamerika. Ob einige der Secundärsäugethiere zu den Marsupialia gerechnet werden dürfen, wird erst eine bessere Kenntniss von deren Skeletbau entscheiden können. 3 P N I. Wenigstens = kleine J; M trigonodont; C wohlentwickelt. l. Ordnung Polyprotodontia. 1. Fam. Didelphidae. 5 3.4 Foo -3 (2) 4 5 —. 2. Fam. Dasyuridae. 3 (2). 4 4. Zahnformel 2. Zahnformel — KNAR=/36-16 BR 3. Zahnformel a 3. Fam. Myrmecobiidae. 11. Der erste untere J stark vergrössert, meist auch der erste obere; C meist rudimentär oder fehlend. 2. Ordnung Diprotodontia. 702 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Polyprotodontia. A. Vier tetragonodonte M. 1. M prismalisch oder mit zwei Querjochen. a. Hinterfüsse verlängert, oben drei J. l. Fam. Macropodidae. b. Hinterfüsse nicht verlängert, oben drei J. 2. Fam. Diprotodontidae. ce. Hinterfüsse nicht verlängert, oben nur ein J. M prismatisch. 3. Fam. Phascolomyidae. 2. M bunodont bis selenodont, brachyodont. 4. Fam. Phalangistidae. B. M rudimentär, der letzte P zu einer sehr langen Schneide entwickelt. 5. Fam. Thylacoleontidae. 1. Ordnung Polyprotodontia. An den oberen M ist meist der hintere, selten auch der vordere Aussenhöcker mehr oder weniger V-förmig ausgebildet, mit Spitzen an den Enden des V; der letzte obere M ist öfter redueirt; C stets verlängert. Bei Peramelidae ist wie bei vielen Diprotodontia Syndactylie vorhanden. 1. Fam. Didelphidae. 5.1.3.4 AerL: Peratherium Aym. (Fig. 854) sind kleine Raubbeutler aus dem Oli- gocän und Miocän von Europa und Nordamerika. Gebiss Erste Hinterzehe opponirbar. Fig. 851. Peratherium Aymardi Filh. Phosphorite von Fig. 855. Didelphys sp. Recent. Südame- Quercy. Linker Unterkiefer von aussen. rika. Unterer Molar von der Kaufläche, %ı. P. Cuvieri Fisch. Gyps (Oligocän) vom Montmartre, P. Aymardi Filh. (Fig. 854). Phosphorite von Quercy. P. fugax Cope. White River-Oligocän von Colorado. Didelphys L. {Fig. 855) ist eine sehr nahe verwandte Gattung, dielebend und diluvialin Süd- und Nordamerika vorkommt. 2. Fam. Dasyuridae. 4 3 Unterscheidet sich von der vorigen Familie durch nur = Schneidezähne und eine rudimentäre oder fehlende erste Hinterzehe. Recent und diluvialin Austra- lien. 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Diprotodontia. 703 3. Fam. Myrmecobiidae. Die einzige hierher gehörige Art (Myrmecobius fasceiatus Wath.) lebt in Australien und erinnert durch die grosse Zahl ihrer J und M und durch ihre zweiwurzeligen € sehr an gewisse Pantotheria. Die Backzähne sind von winziger Grösse, 2. Ordnung Diprotodontia. 1. Fam. Macropodidae. Höcker der oberen und unteren M zu je zwei einfachen Querjochen vereinigt. Letzter P bei Hypsiprymnus verlängert, zu einer Schneide com- primirt und oft gefurcht (ähnlich den Plagiaulacidae). Zweite und dritte Hinterzehe syndactyl. Die in zahlreichen Arten in Australien lebende Familie der Kän- gurus ist auch fossil in jungen Ablagerungen daselbst sehr reich ver- treten, z. Th. in Arten, welche die lebenden weitaus an Körpergrösse übertreffen, wie Macropus tilan Owen. 2. Fam. Diprotodontidae. 3:0 1-0-.1-4 J oben und unten hauerartig verlängert (Fig. 856); M mit zwei Quer- jochen (Fig. 857) wie die Macropodidae. Die Familie ist gänzlich ausge- storben; ihre Reste finden sich in jungen Ablagerungen von Australien;es waren Thiere von enormer Grösse, die in der jetzigen Fauna von Austra- lien ihres Gleichen nicht mehr haben. Mit sehr plumpen, gleich langen Gliedmassen ; Gebiss ; erster Fig. 856. Diprotodon australis Owen. Fossil in Austra- Fig. 857. Diprotodon australis Owen. lien. Schädel. Letzter unterer Molar. Diprotodon Owen (Fig. 856 u. 857) besass mächtige wurzellose Hauer im Ober- und Unterkiefer. ; 704 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia: Diprotodontia. D. australis Owen (Fig. 856 u. 857), von Rhinocerosgrösse; der Schädel ist 1 m lang. Nototherium Owen ist verwandt, mit weniger grossen Schneidezähnen, deren Wurzeln nicht lange offen bleiben; mit ausserordentlich weiten Jochbogen. N. Mitchelli Owen ist etwas kleiner als Diprotodon. 3. Fam. Phascolomyidae. Die einzige Gattung Phascolomys (Wombat) besitzt ein völliges Nagergebiss 1.0.4.4 1-0-.4-.4 Arten in Australien, wo sie ebenfalls durch fossile Arten von sehr bedeutender Grösse (Ph. gigas Owen von Tapirgrösse) vertreten waren. ‚ dessen sämmtliche Zähne prismatisch werden; lebend noch in wenigen 4. Fam. Phalangistidae. Kletternde Beutler mit bunodonten, mehr oder weniger selenodont werdenden M; Hinterfüsse nicht verlängert, erste Zehe opponirbar, zweite und dritte syndactyl. Lebend und diluvialin Australien. 5. Fam. Thylacoleontidae. Der gewaltige Thylacoleo carnifex Owen (Fig. 858) von Löwengrösse, die einzige Art der Familie, ist nur aus jüngeren Ablagerungen von Australien bekannt; er stellt eine sehr extrem ausgebildete Form Fig. 858. Zhylacoleo carnifex Owen. Fossil in Australien. A Schädel von unten, B von der Seite, P = Gaumendurchbohrung. dar, die wohl mit den lebenden Phalangistidae in nähere Beziehung zu bringen ist. P, hat eine ganz ausserordentliche Grösse erreicht und stellt eine lange, schmale, schneidende Klinge dar, dem Reisszahne der grossen Katzen ähnlich; die übrigen Zähne mit Ausnahme der mittleren J, welche “ fangzahnartig werden, sind rudimentär und fehlen gelegentlich. Gebiss I. Thierreich, — X, Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Cetacea. 7105 3A 1.0-3-% auf mächtig entwickelte Kaumuskeln; die Endphalangen waren mit Basal- kragen versehen und trugen gewaltige Krallen. Das Thier dürfte ein Fleischfresser gewesen sein, vielleicht ein Aasfresser. Die Jochbogen sind auffallend stark ausgebuchtet und deuten 3. Unterklasse Placentalia. a. Seesäugethiere. 1. Ordnung (etacea. Der Körper der Walfische und Delphine ist fischähnlich. Schä- del (Fig. 860) oft sehr gross, Kiefer, hauptsächlich das Maxillare, stark _ verlängert; Bezahnung sehr verschiedenartig; sind Zähne vorhanden, so sind sie oft sehr zahlreich (bis 150), meist sämmtlich einwurzelig, kegelförmig, oft mehr oder weniger comprimirt, ohne Milchgebiss; Nasenbeine sind meist verkümmert und dann die Nasenöffnung (Spritzloch) gross und weit nach hinten in die Nähe des Scheitels gerückt; Jochbeine (j) sehr schwach. Die sieben Halswirbel sind sehr kurz, oft mit ein- ander verwachsen. Brust- und Lendenwirbel mit sehr langen Querfort- sätzen; an den Rippen verkümmert meist das Capitulum. Schwanz mächtig ausgebildet, die Querfortsätze der hinteren Schwanzwirbel zeigen senk- rechte Durchbohrungen. Die vordere Extremität ist flossenartig ent- wickelt, platt, die Phalangenzahl oft beträchtlich vermehrt. Hinterextremi- täten fehlen nebst dem Becken, bis auf kleine Rudimente; ein Kreuzbein ist daher nicht vorhanden. Besonders wichtig zur Erkennung der fossilen Formen ist das sehr häufig isolirt vorkommende, mehr oder weniger ein- gerollte und aufgeblasene Tympanicum. Die Cetacea stammen sicher von Landsäugethieren ab; die ältesten Formen (Zeuglodontidae — Fig. 859) zeigen noch im Gebiss und Schädel viele Merkmale der Landsäugethiere, die den typischen moderneren For- men meist verloren gegangen sind; die Eigenthümlichkeiten der Cetacea dürften fast alle als Anpassungen an das Wasserleben aufzufassen sein. Obwohl keine Formen bekannt sind, welche die Cetacea mit einer der übrigen Ordnungen der Säuger näher verbinden, dürfte es doch wohl das wahrscheinlichste sein, dass sie von primitiven fleischfressenden Land- säugethieren abstammen. Fossil sind sie vom Eocän an bekannt. A. Hintere Zähne comprimirt, mit gezackten Rändern, zweiwurzelig (Fig.859 B), Zwischenkiefer wohl entwickelt, mit Zähnen; Halswirbel frei. ...3+1.5—8 z 5 A a. Gebiss To Milchzähne vorhanden; Nasenbeine verlängert, Da Nasenöffnung weit vorn. 1. Fam. Zeuglodontidae, Steinmann, Paläontologie. 45 706 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Cetacea. 4+h—5«.7 5 A $ 7 7 Nasenbeine sehr kurz, Nasenlöcher auf dem Scheitel.) 2. Fam. Squalodontidae. B. Alle Zähne einfach conisch, einwurzelig; Zwischenkiefer zahnlos; Oberkiefer stets und meist reich bezahnt; Schädel sehr unsymmetrisch; Nasale winzig; vordere Halswirbel meist verwachsen. 3. Fam. Delphinidae. C. Oberkiefer zahnlos; functionirende Zähne auf den Unterkiefer beschränkt, meist nur sehr wenige; Frontale und Maxillare stark in die Höhe gezogen, so dass das Schädelprofil auffallend concav wird; Schädel sehr unsymme- trisch; Nasale winzig; Halswirbel verwachsen. 4. Fam. Ziphioidae. D. Beide Kiefer zahnlos; dafür sind Barten entwickelt; Unterkieferäste nach aussen convex; Schädel symmetrisch ; Nasale klein. 5. Fam. Balaenidae. b. Gebiss 1. Fam. Zeuglodontidae. Diese im Eocän vertretene Familie zeigt noch vielfach Charaktere (Fig. 859 4, B), welche an Landsäugethiere erinnern und bei den übrigen Cetacea meist nicht mehr vorhanden sind, z. B. grosse Zwischenkiefer mit kegelförmigen J; geringe Zahl von Backzähnen; Gestalt der Back- zähne, die alle mehrspitzig und zweiwurzelig sind; Milchzähne; geringe Grösse des Schädels; verlängerte flache Nasenbeine mit weit vorne liegen- der Nasenöffnung; Schläfengruben und Sagittalkamm gross; Halswirbel Fig. 859. Zeuglodon cetoides Owen (= Z. brachyspondylus Müll.). Eocän von Alabama. 4A Schädel von oben, Gebiss von der Seite. f = Frontale; m& = Maxillare; n = Nasale; p = Parietale; pr = Intermaxillare; © = Schneide-, ce = Eck-, m = Backzähne. B ein Backzahn. ziemlich lang und frei; Finger etwas beweglich. Hirnhöhle sehr klein. Sehr auffallend ist die concentrisch blätterige Struktur der äusseren Knochen- schichten, wie sie in diesem Grade bei keinem Wirbelthiere sich wieder- findet. Zeuglodon Owen Fig. 859). Eocän von Europa, Egypten, Nordamerika und Neuseeland. E Z. cetoides Owen (Fig. 859 A, B). Eocän von Alabama und Südcarolina. Schädel von 5’ Länge bei einer Gesammtlänge von 60— 70’. 2. Fam. Squalodontidae. Der Schädel ähnelt schon sehr dem der moderneren Celacea. Eoceän bis Pliocän. Squalodon Grat. (Fig. 860). Diese Gattung entwickelt sich in mio- I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Sirenia. 707 cänen und pliocänen Meeresablagerungen von Europa, Nordame- rika und Australien, in Nordamerika vielleicht schon im Eocän. Die Fig.860. Sgqualodon bariensis Jourdan. Miocän. Schädel (combinirt nach den Exemplaren von Bleichenbach, Niederbayern und von Bari, Dep. Dröme). co = Hinterhauptsgelenk; f = Frontale; im = Intermaxil- lare; 7 = Jugale; md = Unterkiefer; mx — Maxillare; os = Supraoceipitale; £ = Temporale; ty = Tympanum, vorderen Backzähne (Prämolaren) sind conisch, einwurzelig, die hinteren noch gezackt und zweiwurzelig, doch schon in vergrösserter Anzahl. S. Ehrlichi v. Beneden, Miocän von Linz. S. bariensis Jourdan (Fig.860). Miocän von Süddeutschland und Frankreich. S. antverpiensis van Ben. Pliocän bei Antwerpen. 3. Fam. Delphinidae. Die durch zahlreiche lebende Arten repräsentirte Familie ist seit dem Miocän in Europa bekannt; die Zähne sind stets alle einwurzelig und oft in sehr grosser Anzahl vorhanden. 4. Fam. Ziphioidae. Auch diese Familie findet sich seit dem Miocän fossil: hierher ge- hören Ziphius, Physeter ete. 5. Fam. Balaenidae. Bei den Bartenwalen finden sich Zähne nur rudimentär im embryo- nalen Zustande. Schädel verhältnissmässig sehr gross, die Nasenbeine grösser als die der Delphinidae. Hierher gehören die grössten Mitglieder der Ordnung. Cetotherium mit verhältnissmässig langen, freien Halswirbeln findet sich schon im europäischen Miocän. Besonders zahlreiche Reste von Bartenwalen finden sich im Pliocän bei Antwerpen, in England und in Oberitalien, neben vielen jelzt ausge- storbenen Gattungen auch dienoch lebenden Balaenoptera, Megaptera, Balaena. 2. Ordnung Sirenia. Die Seekühe (Fig. 861) sind grosse pflanzenfressende Säugethiere, die äusserlich viele Aehnlichkeit haben mit Celacea, doch wohl nur in Folge ähnlicher Lebensweise, während sie ihrem ganzen Bau nach viel- leicht als marine Ungulata anzusehen sind. 45* 708 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Sirenia. Hintergliedmassen fehlen (selten ein rudimentärer Femur vorhanden); Vordergliedmassen flossenähnlich, doch ist ein Ellbogengelenk noch vor- handen; Unterkiefer meist sehr gross, hoch, mit senkrecht aufsteigendem, kräftigem Kron- und Gelenkfortsatz; Prämaxillare gross, ebenso wie der vordere Theil des Unterkiefers mehr oder weniger abwärts gezogen; Joch- beine sehr kräftig. Nasenbeine klein oder fehlend, Nasenöffnung sehr weit; Halswirbel fast immer frei. Die meisten Skeletknochen von sehr dichter elfenbeinartiger Struktur. Zähne vorhanden oder fehlend; bei einigen Formen ein rudimentäres Milchgebiss. Eocän bis Gegenwart. Prorastomus Owen. Zwischen- und Unterkiefer vorn kaum abwärts ge- zogen, von mässiger Grösse. Nasenöflnung kleiner als bei anderen Sirenen. Gebiss 3 -Ach.d r . Ri R 1 i i ze ?. J schneidezahnähnlich, P einwurzelig, M mehrwurzelig mit zwei Quer- jochen. Es ist jedenfalls die primitivste Form unter den Sirenen, die einerseits zu Manatus, andererseits durch Halitherium, Metaxytherium, Felsinotherium zu Halicore und Ahytina führt. Eocän. P. sirenoides Owen. Eocän von Jamaica. Halitherium Kaup (Fig. 861). Becken mässig entwickelt; ein griffel- förmiger Femur vorhanden; Nasale klein; Zwischen- und Unterkiefer vorn 1.4.5 r ER oberer J mehr oder weniger ver- grössert, hauerähnlich; Untere J, ebenso C und vordere P rudimentär, frühzeitig ausfallend; P einwurzelig, M mehrwurzelig, mit mehreren stark stark herabgezogen. Gebiss Fig. 861. Halitherium Schinzi Kaup. Oligocän von Rheinhessen. Skelet. B = Becken; f = Femur. Die Rippen sind sehr viel dicker, als auf dieser Figur dargestellt ist, so dass sie sich fast berühren, gefalteten Höckern, die eine kleeblattähnliche Usurfläche geben. Oligo- cän bis Pliocän von Europa. H. Schinzi Kaup (Fig. 861). Oligocän von Europa. H. (Metaxytherium) Cuvieri de Christol. Miocän von Frankreich. H. (Felsinotherium) Foresti Cap. Pliocän von Italien. Haliecore Illie. Kein Femur; Zwischen- und Unterkiefer sehr mächtig und sehr stark abwärts gezogen. Keine Nasenbeine. Männchen mit sehr grossen Hauern. Bei alten Thieren bleiben ausserdem nur die beiden letzten, griffelförmigen, einwurzeligen M übrig. Recent. H. dugong Daub. Küsten des Indischen Oceans, Rhytina Stelleri Cuv., zahnlos, aus der Behringsstrasse, wurde bereits im vorigen Jahrhundert ausgerottet, I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Chiroptera. Insectivora. 709 Manatus Rond. mit S—10 mehrwurzeligen Backzähnen, alle von gleicher Ge- stalt, mit je zwei dreihöckerigen Querjochen, lebt an den Küsten und Fluss- mündungen des wärmeren Atlantischen Oceans und findet sich fossil auch im Diluvium von Nordamerika. b. Landsäugethiere. 1. Gruppe Sarcotheria. 3. Ordnung Chiroptera. An den Vordergliedmassen ist nur der Daumen kurz und krallentragend ; die Phalangen des zweiten bis fünften Fingers sind ausserordentlich verlängert, meist alle krallenlos; dieselben tragen eine bis zu den Hinterfüssen ausgespannte Flughaut. Auch Ober- und Unterarm sind sehr verlängert. Schädel sehr kurz; Gebiss meist reducirt, dochalle Zahnarten vorhanden, dieM meisttrigonodontund mit spitzen Zacken versehen, alle von gleicher Gestalt. Beide Aussenhöcker der oberen M meist V-förmig aus- gebildet (Fig. 862); das Milchgebiss wird schon vor der Geburt resorbirt. a” Die ältesten Chiroptera kennt man in Europa aus dem Olisocän, die fossilen Formen gehören wesent- lich zu den Rhinolophidae und Vespertilionidae ; häufiger finden sie sich nur in den Phosphoriten und in einigen diluvialen Knochenhöhlen. Ihrer sehr geringen Grösse und ihres seltenen Vorkommens wegen sind sie für den Paläontologen nur von untergeordneter Bedeutung. 0 Fig. 862. noctula. Recent. Vespertilio Oberer Molar. ?/ı. 4. Ordnung Insectivora. Insektenfresser gehören zu den ursprünglichsten Säugethier- formen und zeigen vielfach noch sehr primitive Merkmale. Hirn klein und glatt; am Schädel ist die Ge- sichtspartie meist sehr ver- längert; Nasenöflnung klein; Schädelprofil ungefähr gerad- linig; Jochbogen meistschwach oder ganz fehlend. Lücken im Gaumen öfter vorhanden, wie bei Marsupialia. Claviculae fast stets wohl entwickelt. Hume- rus meist mit Foramen, Femur oft mit drittem Trochanter. 1 Fig. 863. Leptietis Haydeni Leidy. Oligocän von Ne- braska. A Schädel von der Seite, B von unten. ( = Choanen; # = Foramen magnum; f = Frontale; fo = Foramen infraorbitale; g = Gelenkfläche für den Unter- Tibia und Fibula häufig distal verwachsen. Carpus meist ohne freies Centrale, Scaphoid und Lunare nur selten ver- kiefer am Temporale; m = Intermaxillare; j = Jugale; mx — Maxillare; n = Nasale; p = Parietale; pl = Pa- latinum; pp = Processus postglenoideus; 2 = Tempo- rale; fy = Tympanum; = = Processus Zygomaticus; ?ı, i2 = Schneidezähne; c =Eekzahn; pı—pı = Prämolaren; mm—nmz — Molaren. 710 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Insectivora. schmolzen. J oft von kegelförmiger Gestalt, selten dicht beisammen stehend; die mittleren sind häufig vergrössert; C meist klein und nicht ver- längert, mitunter lang, ein- oder zweiwurzelig; M trigonodont oder tetrago- nodont, mit spitzen Höckern. Die M sind, mit Ausnahme des oft ver- kümmerten letzten, einander gleich. Zahnwechsel findet meist vor der Geburt statt. Die hierher gehörigen Formen haben alle geringe, oft sehr geringe Körpergrösse; sie finden sich in zahlreichen Arten lebend, be- sonders in der alten Welt, wo sie auch fossil seit dem Oligocän nicht sehr selten sind; in Südamerika und Australien fehlen sie ganz. Nach der Ausbildung der oberen M lassen sich drei Gruppen unter den Insectivoren annehmen. 1. Gruppe. M trigonodont, die oberen meist viel breiter als lang, jeder ein einfaches V bildend (vielleicht entsprechen dieselben einem einzigen V-förmig ausgebildeten Haupthöcker); letzter P ähnelt den M Fig. 863 u. 864). Anhang der unteren M sehr klein. Die älteste hierher gehörige Form ist wohl Adapisorex Lemoine aus dem unteren Eocän von Reims. Fam. Ictopsidae. Jochbogen vollständig. J kegelförmig, von einander getrennt. Wasatch-Eocän bis Oligocän von Nordamerika. Bar : rn £ 2.4.4.3 R & Leptietis Leidy (Fig. 863). Zahnformel —— —— + Oligocän. L. Haydeni Leidy (Fig. 863). White River-Oligocän von Nebraska. Auf diese Familie lassen sich vielleicht eine Anzahl isolirt stehender recenter Formen zurückführen, denen sämmtlich ein Jochbogen fehlt, nämlich die Centetidae von u: 3 2 ai v 3 Fig. 864. Centetes madagascariensis. Recent. Madagascar. A Schädel von unten. © = Choanen; co = Hinterhauptsgelenke; im = Intermaxillare; mx = Maxillare; od = Basioceipitale; pe —= Petro- sum; pl = Palatinum; pm = Processus amastoideus; sb —= Basisphenoid; {= Temporale, B dritter Prämolar, © Molar des Unterkiefers, von innen. Madagascar mit Centetes madagascariensis ‚Fig. 864), die Potamogalidae von Madagascar und Westafrika, die Chrysochloridae von Südafrika und die Solenodontidae von West- indien. 2. Gruppe. M trigonodont; von den beiden Aussenhöckern der oberen M ist jeder V-förmig ausgebildet (ähnlich Fig. 862); letzter P ein- I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Creodonta. 711 facher als die M. Ein d-Höcker ist meist angedeutet; es finden sich Uebergänge zur nächsten Gruppe. Amphidozotherium Filh. ist der älteste Vertreter der Talpidae; aus den Phos- phoriten von Quercy. 4. Cayluxi Filh. Phosphorite von Quercy. Talpa L. (Maulwurf) erscheint zuerst im unteren Miocän von Europa. T. brachychir H. v. M. Untermiocän von Deutschland. Parasorex H. v. M., aus dem oberen Miocän, verbindet die afrikanischen Macroscelididae mit den indischen Tupajidae. P. socialis H. v. M. Miocän von Steinheim. Sorex Wagl. (Spitzmaus) existirt bereits im unteren Miocän von Europa. S. Neumayri Schloss. Untermiocän von Weissenau, 3. Gruppe. M tetragonodont; oben sind die Aussenhöcker nur un- deutlich, V-förmig; letzter P ähnelt mitunter den M. Neurogymnurus Filh. aus den Phosphoriten dürfte die Stammform von Erina- ceus sein. N. Cayluxi Filh. Phosphorite von Caylux. ErinaceusL. (Igel) findet sich bereits im Untermiocän von Europa. E. priscus H. v. M. Miocän von Weissenau. 5. Ordnung Creodonta. Die Creodonta spielen während der ganzen älteren Tertiärzeit die Rolle der eigentlichen Raubthiere, der Carnivora, die sich auch wahr- scheinlich aus ihnen entwickelt haben. Ihre Blüthezeit fällt in das Eocän, auch im Oligocän sind sie noch vertreten, dann aber erlischt die Gruppe vollständig, um den damals schon zahlreich vorhandenen echten Raub- thieren Platz zu machen. Man kennt eine bedeutende Anzahl Arten aus Europa und Nordamerika von der Grösse eines Wiesels bis zu der des Grizzlybären. , Gehirn und Backzähne, ebenso die ganze Gestalt erinnern auffallend an die Raubbeutelthiere, so dass an nähere Verwandtschaft mit denselben gedacht werden könnte. Jedoch sind sie von denselben wohl unterschieden durch das Vorhandensein eines vollständigen Milchgehisses und durch die ursprüngliche Zahnformel _— — Wie die echten Raubthiere haben auch sie (Fig. 867) meist drei gedrängt stehende J mit schneidendem Rande (J, ebenfalls oft etwas zurück- geschoben), verlängerte C und gut entwickelte, aber ziemlich einfache P. Hirn sehr klein und glatt; oben und unten sind meist alle M trigono- 12 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Creodonta. dont und von gleicher Gestalt, ihre Aussenhöcker nie V-förmig ausgebildet; nur der obere M, kann reducirt sein; der obere M, und untere M, sind fast nie kleiner, oft aber grösser als die vorderen M; Kopf auffallend gross, mit kräftigem Sagittalkamm und kleiner Hirnkapsel; Schwanz lang und Beine kurz; Claviculae fehlen; sie sind plantigrad, Krallen oft stumpf, Endphalangen oft gespalten; Scaphoid, Lunare und Gentrale stets getrennt; Cuboid oft eingekeilt zwischen Calcaneus und Astragalus, das proximale Astragalusgelenk meist einfach convex; Hume- rus mit Foramen entepicondylare; Femur oft mit drittem Trochanter; Tibia und Fibula getrennt. Die primitiveren Formen stehen den ältesten Insectivora, Tillodontia, Condylarthra und Prosimiae sehr nahe; von den Creodonta sind Carnivora und Pinnipedia abzuleiten. Es lassen sich folgende fünf Familien unterscheiden: l. M, nie grösser als My». A. Untere M mit dreihöckerigem vorderen Theile («, 3, 8’), und einem schüssel- förmigen hinteren Anhange (y). 1. Fam. Proviverridae. B. Untere M comprimirt, mit drei hinter einander liegenden Höckern (e, 8, y); ?'-Höcker fehlt oder rudimenlär, Anhang y kegelförmig, selten fehlend. 4. Aussenhöcker der M kegelförmig; Astragalus mit proximalem Rollen- gelenke. 2. Fam. Mesonychidae. 2. Aussenhöcker der M klingenförmig verlängert; oberer M; rudimentär oder fehlend. 3. Fam. Hyaenodontidae. C. Höcker der M niedrig und warzenförmig, von zahlreichen Nebenhöckern umgeben; unten erreicht der Anhang y die Höhe der vorderen Zahnbälfte. 4. Fam. Arctocyonidae. Il. Gebiss wird Carnivoren-ähnlich, indem oben P,; und unten M, vererössert sind und als Reisszähne den hinteren etwas verkümmerten M gegenüber auf- treten. Alle M deutlich trigonodont. 5. Fam. Miacidae. 1. Fam. Proviverridae. Die Proviverridae haben im Gebiss und im Skelet noch die ursprüng- lichsten Charaktere bewahrt; von ihnen dürften sich die übrigen Familien der Creodonta ableiten lassen. Eocän und Oligocän von Europa und Eocän von Nordamerika. Mioclaenus Cope (Fig. 866). Obere M mit drei kegelförmigen Höckern; der «-Höcker der unteren M wird klein und kann ganz verschwinden. 5/, Zehen. Es sind 24 Arten bekannt aus dem Puerco-Eocän von Neu- Mexico, von Iltis- bis Wolfgrösse. Cope betrachtet diese Gattung als Ausgangspunkt der übrigen Creodonta. M. coryphaeus (Fig. 866), M. turgidus Gope. Puerco von Neumexico. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Creodonta, 713 Chriacus Cope (Fig. 865 A, B) ist sehr ähnlich, aber die unteren M mit wohlentwickeltem «-Höcker. Puerco- und Wasatceh-Eoeän von Nordamerika. Ch. priscus Cope (Fig. 865). Puerco von Neumexico, Fig. 565. Chriacus priscus Cope. Puerco-Eocän von Neumexico. 4 obere Backzähne (3/2), B untere Molaren (°/,) von der Kaufläche. Cynohyaenodon Filh. (Fig. 867 A, B). Gebiss mit 44 Zähnen; Höcker der M auffallend kantig, oben ist P, den Molaren ähnlich (reisszahnartig); M, ist verkümmert und quergestellt; die unteren M ähneln sehr dem un- teren M, der Viverridae (vgl. Fig. 873 A — typisch trigonodont). Oligo- cän von Europa. C. Cayluxi Filh. (Fig. 867), von Fuchsgrösse, Phosphorite von Querey. Fig. 566. Mioclaenus coryphaeus Cope. Puerco- Fig. 867. Cynohyaenodon Cayluxi Filh. Oligocäne Eocän von Neu-Mexico. Obere Backzähne (5/s). Phosphorite von Caylux, Gebiss. A Oberkiefer w = Basalwulst. von der Kaufläche. B Unterkiefer von innen. Stypolophus Cope ist sehr ähnlich; etwa 10 Arten im Wasatch- und Bridger-Eocän von Nordamerika. S. Whitiae Cope. Wasatch von Wyoming. Deltatherium Cope. Oben und unten 3 P. Puerco-Eocän. D. fundaminis Cope. Häufig im Puerco-Eocän von Neu-Mexico. Palaeonictis gigantea Blainv.,(unten mit 3.4.4.2 Zähnen, M mit kleinem, grubigem Anhang. Eocän von Soissons. 2. Fam. Mesonychidae. Eocän von Nordamerika. Ziemlich vollständig bekannt ist Be, Die Höcker der Mesonyx Cope (Fig. 868). Zahnformel EIER 714 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6..Klasse: Mammalia. Creodonla. oberen und unteren Backzähne sind ziemlich kegelförmig. Astragalus mit rollenförmigem Tibialgelenk, mit dem Cuboid in Verbindung. Die wlr Fig. 568. Mesonyz ossifragus Cope. Wasatch-Eoeän von Wyoming. 4A untere Backzähne von innen, B von der Kaufläche. € Schädel von unten. D oberer Molar von der Kaufläche. Endphalangen halten die Mitte zwischen Krallen und Zehen und sind gespalten. Unterkieferwinkel einwärts gebogen. Wasatch- bis Uinta- beds von Nordamerika. M. ossifragus Cope (Fig. 868) ist das grösste Raubthier der Wasatch-Periode von Wyoming. Der Schädel hat die Grösse des grössten Grizzlybären, der Körper die des Baribal, mit längeren Hinter- und kürzeren Vorderbeinen, mit langem, kräftigem Schwanze; es war vermuthlich ein Wasserthier, das an Land sich hüpfend wie ein Kaninchen bewegt haben muss. Dissacus Cope ist nahe verwandt. Puerco-Eocän von Neumexico. 3. Fam. Hyaenodontidae. Schliessen sich nahe an die Mesonychidae; die M sind zu mehr oder weniger verlängerten Klingen mit schneidendem Rande ausgebildet Fig. 870. Hyaenodon sp. Phosphorite von Querey. Letzter unterer Molar von innen. Fig. 869. Hyaenodon leptorhynchus Laizer et Parieu. Phosphorite von Mouillac. A Öberkiefer von ° der Kaufläche. Oligoeän. 3 Unterkiefer von aussen. (Fig. 869); der obere M, fehlt oder ist rudimentär. Mitunter weniger als drei J. Eocän und Oligocän von Europa und Nordamerika. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Creodonta. 715 3.1.4.2 3-1-.&-3° Die M bilden schmale lange Klingen; oben und unten ist der letzte sehr verlängert; an dem oberen fehlt der Innenhöcker b, ebenso an dem unteren 3 und der hintere Anhang y. Oben und unten ist derM, auffallend klein und stets viel stärker abgenutzt als die benachbarten Zähne; Schädel fuchsähnlich; die Füsse sind plantigrad und wenigstens vorne fünfzehig, die Endphalangen tief gespalten. Aus Europa sind etwa ein Dutzend oligocäne Arten bekannt; manche sind grösser als der Wolf; hier ist es der häufigste aller Oreo- donta;, einige Arten finden sich auch im White River-Oligocän von Nordamerika. Hyaenodon Laizer et Parieu (Fig. 869 u. 870). Zahnformel H. Heberti Filh. Die grösste europäische Art. Phosphorite von Quercy, Oligocän von Debruge, schwäbische Bohnerze. H. leptorhynchus Laizer et Parieu (Fig. 869). Quercy, Ronzon, Frohnstetten. H. vulpinus Filh. Sehr häufig in den Phosphoriten von Querey. H. horridus Leidy, von Bärengrösse. White River-Oligocän von Nebraska. : 5 = 2.3.1.6 -3 Pterodon Blainv. (Fig 871‘. Zahnformel 2-3. 1,30)-3° P, sehr DEE 34): diek; M bilden dicke Klingen, der obere M, ist sehr klein und quer- gestellt; oben ist der Innenhöcker, unten der hintere Anhang an den M wohl entwickelt. Wenige Arten sind bekannt aus dem europäischen Oli- Fig. 571. Pierodon dasyuroides Gerv. Oligocän. Lignite von Debruge (Vaucluse). A obere Back- zähne von der Kaufläche. B untere Backzähne von aussen, gocän. Sie ähnelten wohl den Hyänen in ihrer Lebensweise, da die Zähne sehr dick sind und auffallend stark abgenutzt wurden. P. dasyuroides Gerv. (Fig. 871). Oligocän. Pariser Gyps, Debruge, Quercy, Frohn- stelten und Egerkingen, Isle of Wight. 2-3 -1.4-2 R 2 5 B Oxyaena Cope. Zahnformel De M mit kleinem 3-Höcker; sonst Pterodon sehr ähnlich. Wasatch-Eocän von Nordamerika, Oligocän von Frankreich. 0. foreipata Cope. Wasatch-Eocän von Wyoming. Protopsalis tigrinus Cope ist der grösste Creodonte des amerikanischen Bridger- Eoeän. " 716 I. Tbierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Carnivora. 4. Fam, Arctocyonidae. M tetragonodont mit zahlreichen warzenförmigen Höckern (Ursus- ähnlich); unten erreicht der Anhang 7 die Höhe des vorderen Theiles wie bei Pflanzenfressern. Untereocän von Frankreich. Arctocyon Gerv. Untereocän von Frankreich. A. primaevus Blainv. Untereocän von La Fere. A. (Hyodectes) Gervaisi. Lem. Untereocän von Reims. 5. Fam. Miacidae. Uebergangsformen zwischen Proviverridae und Carnivora. Das Ge- biss ist durchaus das primitiver Carnivora; sie müssen aber noch zu den Creodonta gezählt werden, da das Astragalusgelenk flach ist und das Scaphoid nicht mit dem Lunare verwächst. Puerco- bis Bridger- Eocän von Nordamerika. ? 2 E 5 : Didymietis Cope. Zahnformel 5 RE mit sieben Arten; Puerco- bis Tele4«-2 Bridger-Eocän. D. Haydeni Cope. Puerco von Neumexico. 6. Ordnuäg Carnivora. Die echten »Raubthiere« sind dadurch ausgezeichnet, dass der obere P, und der untere M, in eigenthümlicher Weise entwickelt sind als Reisszähne (—R), welche auch gewöhnlich die übrigen und anders ge- bauten Backzähne an Grösse übertreffen (Fig. 875). Die vor denR stehen- den P werden als Lückzähne, die hinter ihnen stehenden M als Höckerzähne bezeichnet. In seiner typischen Ausbildung besteht der obereR Fig. 872) aus den beiden zu schneidenden Klingen verlängerten Fig. 872. Herpestes javanicus. Recent. Oberer Fig. 873. AViverra. B Canis lupus L. Recent. Reisszahn. A von der Kaufläche. B von Untere Reisszähne von innen, aussen. Aussenhöckern a und c, die mit einander eine weitklaffende Scheere bilden; der Innenhöcker b und ein Vorderhöcker «’ sind meist vorhanden; dieser Zahn ist auf einen zweihöckerigen oberen Backzahn zurückzuführen ET I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Carnivora. elf mit a- und b-Höcker (vergl. Fig. 866, p,), an welchem vor und hinter dem a-Höcker sich die Nebenhöcker a’ und c ausbilden. Der untere R (Fig. 873) ist typisch trigonodont, aber der Vorder- und der Aussen- höcker « und £ ebenfalls klingenförmig, zu einer weitklaffenden Scheere ausgebildet. Je mehr nun das Raubthiernaturell entwickelt ist und die Fleisch- "nahrung vorwiegt, um so grösser werden die R auf Kosten der Höckerzähne, um so länger, schmäler und messerartiger werden an ihnen die a- und b-, bez. «- und d-Höcker, um so unbedeutender der b- und 5’-Höcker, so- wie der Anhang y, und um so weiter rückt der b-Höcker nach vorn. Je mehr aber die Pflanzenkost vorwiegt, um so unbedeutender bleibt der obere R, um so umfangreicher wird der obere M, und der Anhang y des unteren R, oft auch die übrigen Höckerzähne, während der 5- und 5-Höcker wohl entwickelt bleiben, und um so mehr kegel- oder warzen- förmig werden alle Höcker. 3 ö Ä ; : Fast stets gr kleine J, die äusseren am grössten, mit schneidendem Rand, in geschlossener Reihe; der untere J, fast immer etwas zurückge- schoben. C sind stets stark verlängerte Fangzähne mit vorderer und hinterer Kante; Lückzähne sind mehr oder minder comprimirte Kegel, mit oder ohne Nebenzacken. Die Höckerzähne nehmen nach hinten fast stets an Grösse ab; ursprünglich trigonodont, sind sie oft stark redueirt, mitunter aber auch vergrössert und tetragonodont, fast immer aber mit niedrigen stumpfen Höckern. Die Raubthiere besitzen ein vollständiges Milchgebiss, das längere Zeit in Gebrauch ist; D, ähnelt dem M,, der obere D, dem P.\. Hirn von bedeutender Grösse, Grosshirn mit Windungen. Sagittal- kamm oft kräftig, Nasenöffnung ziemlich eng, weit vorn gelegen; am Unter- kiefer liegt das Gelenk ungefähr in einem Niveau mit der Backzahnreihe; dasselbe ist stark verbreitert, eylinderförmig, und passt in eine tiefe Quer- rinne, die keine Bewegung nach vorne und hinten gestattet. Krallen sehr kräftig; Füsse sind ursprünglich plantigrad, werden aber oft digitigrad. Scaphoid, Lunare und Gentrale stets mit einander ver- wachsen /Fig. 877s+c-+[). Astragalus (Fig. 877 a) mit kopflörmig abgesetztem proximalen Rollengelenk. Foramen entepicondylare häufig vorhanden; Femur ohne dritten Trochanter. Clavicula fehlt oder ist rudi- mentär. Echte Raubthiere erscheinen zuerst im Oligocän, wo sie besonders in Europa bereits einen grossen Formenreichthum aufweisen. Noch in der Gegenwart sind sie überall (ausser in Australien) reich vertreten. Es lassen sich sieben Familien unterscheiden (p. 718). 6. Klasse: Mammalia. Carnivora. I. Thierreich. — X. Vertebrala. 715 us 3 j Sıunıof kcun,a |1OyD0H-D uogou EN X op se 1ossoud (vruopoa.47) -10804 ouynzyonT aıqnad ‘ssoud 19Y90H-4 ‘55013 an aan 19pO SS013 08 Juopouosııy un1o] oyoıyzunadsan a ouyezyon U10A JIOM PuaInay'1ppO IRZY ve puo]ysJ A9po ee) J9Y90H-,D apjuowıpna | 0) sepriad *L ojewyos ayas — | ulo]} H uosuıy aJıeyos R I — I | sr 19PO aRJuaupn.a asuer ayas 10 onen ıyas pua1gaJ Jam on q GERNE EN 10 | ZENIUEREN | } 1a% 2H=9 | cuag 2 2 = | Q 4 |10po amjuowıpn.) “Puoltoj 1opo a Sa ARJuowıpn.A m: j eepmeuär 9 pun osso.13 FE ARJUOWIPN.L LEE | | | oyyeuossny | | u puopiouyas puolyo} sje Josurf 1opo Sue] y | Z1waoyjdouy uyuz wposıqnas‘ssoas) Aopo ‘arjuawm | uodumy Pjıeyos | os oyjeyuouuf Ispunnjeseg ran sepı[ojsnL 'G -19Y90H .aaoyun E ’ £ | (2) v | : tan litt | 19S d9po ulofy |-Ipnıa dopo ‘ssous we.aouul Jluı ‘ S[e 1Ossoas || | J9po Aoulo]y Juopouozu |) | er er || ar re es er [ee | u > vljleyuassny | 2; er UIOA JIOM uasuly Spleyos| : Ik | || Sıqnıs ‘ssous BT ee 3 spe aozıny oJjjeyuauu] ‘A SBPLAIAIA 'F 194904-9 ‘ssoas | aapo aydungs 2op Sie sourerg quoponosi | ° SıunIoJ ER: Kenne HONDOH-P ulo y90U a 4 op | au | R -19594 ouyezyonT | ZAULEEIERENG) jo uago “ssoag | PEN SPUNI | arm sso18 08 Yuopouosea] | % aepruokoodg '& USZIeMUAGON | yon.a | | Ju HuyRZUOYOON | JA95UR].IHA -95 UIOA y9eu = £ g ap sje J0SSoAd [olA 1apo | & | h “umJuawIıpndAdepo | os 470 ‘ssous | JypIuU AONDOH-A 189011 a1opalu || so1S os ‘uopouosena) |) ° SEDIEINNG ulojy ougezyong | ‘ss0.18 | en = = E | > u. : | - r WIOA JIOM ulay Ayos aopo | e | air | A ERSHDS | Ralnas 1oyooH-q’aryuow| PuoIya} aoyooyy | JINAIESTA Woaouu Jr | —— | sepıueg "I ssoas ougezyong | 7stou ‘aloy Sonden ara Pl desur 19p Sje SS0A3 08 ‘Juopouosıı| &—% | i | > ; OJaejos osue] | i | re u Zu. — = u _ = = x uoaojun ‘ng dn»ono).| | | sop £ Suequy aayooyuauu] A9Y9oyuassny | n | ougpz | u - Te EN BEE | N 7 ||-1ey00H aop| uoıpLuuel ugezao9oH JO1ago 199sıy | u | : PUyPBZzSSsIoy | | tueZ | | I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Carnivora. 719 Die. verschiedenen Familien der Carnivora sind keineswegs scharf von ein- ander zu trennen. Zahlreiche Zwischenformen verbinden sie aufs innigste mit ein- ander, und auch viele Gattungen gehen unmerklich in einander über. Die zur Unter- scheidung der Familien auf p. 718 angegebenen Merkmale gelten daher wohl für die typischen Mitglieder der Familien, bleiben aber nur theilweise gültig bei eventuellen Zwischenformen. Durchgehends zeigen z. B. die primitivsten Formen einer Familie eine grössere Zahl von Zähnen als die übrigen, die extremsten eine geringere. Die primi- tiveren, besonders oligocänen Formen der Canidae, Mustelidae, Viverridae, selbst der Felidae waren Viverriden-ähnliche Thiere, die einander noch ungemein nahe standen und sich sehr schwer in verschiedene Familien trennen lassen. Die Carnivora sind von Miacidae abzuleiten. 1. Fam. Canidae. Hundeartige Tbiere finden sich unter den ältesten bekannten Raub- thieren; zu ihnen gehören auch die einzigen Raubthiere, die noch die ur- 3-1.4.38 sprüngliche Zahnformel - Esal) zeigen; gewöhnlich besitzen sie aber 3-1 .&:-3(k N % nur noch = - Backzähne. Das Gebiss der ursprünglichsten Formen (Cynodietis) steht dem der Miacidae noch ausserordentlich nahe; die Fort- schritte innerhalb der Familie, deren entwickeltste Form die Gattung Canis ist (Fig. 875), bestehen in beträchtlicher Vergrösserung der R auf Kosten der hintersten Höckerzähne, die zuletzt sogar ganz verschwinden können, und in ihrer Ausbildung zu schmalen schneidenden Klingen, wobei oben der b-Höcker und unten der 5’-Höcker rudimentär werden; ferner in der Ausbildung von hohen Laufbeinen an Stelle der kurzen plantigraden Beine der älteren Formen. Die P sind immer wohlentwickelt, ebenso der obere M,, der dreihöckerig ist mit grossem inneren Basalwulst. Schwanz immer wohlentwickelt. Zahlreich seit dem Oligocän in Europa und Nordamerika. Die ältesten Formen schliessen sich sehr nahe an die Viverridae und Mustelidae an, es finden sich unter den Canidae aber auch .die Vorfahren der Ursidae. Cynodictis Brav. u. Pomel. Füsse 5/,-zehig, fast plantigrad. M noch deutlich trigonodont; oberer und unterer R verhältnissmässig klein, noch mit sehr gut entwickelten Innenhöckern b und 9’, unterer mit grubigem Een Anhang. Zahnformel STETS Gebiss vollständig Viverridae-ähnlich. Oligocän. Europa (? Nord- amerika). ; durch Verlust des unteren M, wird das ©. lacustris P. Gerv., C. compressidens Filh. Phosphorite von Frankreich. Temnocyon Cope, verbindet Cynodietis mit Canis. Miocän. Nordamerika. T. altigenis, T. coryphaeus Cope. John-Day-beds. Oregon. 720 I. Tbierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Carnivora. Cynodon Aym. ist nahe mit Cynodictis verwandt. Oligocän. Europa. ©. gracilis Filh. Phosphorite von Quercy, Bohnerze bei Ulm. C. leptorhynchus Filh. Phosphorite von Querey. C. velaunus Aym. Oligocän von Ronzon. Amphieyon Lartet (Fig. 874). Zahnformel _— - t — Pin -Thiere von Fuchs- his Bärengrösse, deren Gebiss dem der Gattung Canis im wesent- lichen ähnelt, die aber wenigstens oben einen Backzahn mehr besitzen, und deren auffallend plantigrade Füsse denen der Bären ähnlich sind; Höckerzähne sind sehr kräftig entwickelt; Lückzähne ziemlich SS Ammon ertter e Waitekber, klein; Schwanz sehr lang. Sie ver- wougderKunfläche, mitteln den Uebergang zur Familie der Bären. Miocän von Europa; obere Siwaliks von Indien und China; auch im White River- Oligocän von Nordamerika. A. lemanensis Pom. Von Wolfgrösse. Untermiocän. Weissenau, Ulm, Allier, A. steinheimensis Fraas. Von Bärengrösse. Obermiocän von Süddeutschland und Frankreich. A. Hartshorni Gope (Fig. 874). White River-Oligocän von Colorado. 3.1.4.2 Cephalogale Jourdan. Zahnformel TAT Amphicyon ziemlich ähnlich. Oligocän und Miocän von Europa. Schädel kurz und breit, sonst C. Geoffroyi Jourd. Untermiocän. Allier, Weissenau. C. minor Filh. Phosphorite von Quercy und Untermiocän von Allier. CanisL. (Fig. 875). Zahnformel 21"? anisL. (Fig. 875). Te erg) beine. R sehr gross mit rudimentärem Innenhöcker, der am oberen weit - Lange digitigrade Lauf- Fig. 875. Canis lupus L. Recent. Gebiss. A Oberkiefer von der Kaufläche. 2 Unterkiefer von aussen. ( unterer Reisszahn von innen. nach vorn, am unteren weit nach hinten gerückt ist. Vom Oberpliocän an fast kosmopolitisch. C. etruseus F. Mayor, Oberes Pliocän, Val d’Arno. I. Thierreich. — X, Vertebrata. — 6, Klasse: Mammalia. Carnivora. 721 C. lupus L. (Fig. 875). Der Wolf ist häufig im Diluvium von Europa und findet sich noch gegenwärtig durch Europa, Asien und Nordamerika verbreitet. 2. Fam. Ursidae. Die Bären sind Raubthiere, die sich aber einer gemischten, oft rein vegetabilischen Nahrung zugewandt haben. Dies kennzeichnet sich im Gebiss (Fig. 876) durch die starke Entwicke- lung der Höckerzähne, von denen im Ober- und Unterkiefer stets zwei hinter den R vor- handen sind. Bei den primitiveren Formen sind dieselben kaum Fig. 876. Ursus spelaeus Rosenm. Diluvium. Württemberg. Ge- grösser als die R und biss. A Oberkiefer, # Unterkiefer von der Kaufläche. etwa quadratisch, so dass sie sich an gewisse Canidae sehr nahe an- schliessen; bei den extremsten Formen werden sie bedeutend grösser und besonders der obereM, sehr stark verlängert; die Haupthöcker der Höcker- zähne werden niedrig und warzenförmig, und neben ihnen treten zahl- reiche Nebenwärzchen auf; die Lückzähne sind immer sehr klein und werden zuletzt rudimentär; am unteren R ist der Anhang ver- grössert und wenigstens von der Grösse des vorderen Theiles; alle Höcker der R niedrig und stumpf. Die Bären sind extrem plantigrad (Big. 877). Der Schwanz ist rudi- Fig. 577. Ursus spelaeus Rosenm. A Vorderfuss, mentär. 1 Naielare ig Br ne Ursidae entwickeln sich im ie RE N a Mioeän der alten Welt aus Cani- Wet Furnale ee SEHEN dae. Amphieyon geht durch Ver- N mittelung von Dinocyon fast unmerklich in Hyaenarctos über. Ober- miocän bis Gegenwart, seit dem Oberpliocän in Amerika. Hyaenarctos Fale. u. Cautl. Obere M quadratisch, etwa gleich gross, mit niedrigen, etwas runzeligen Höckern. Obermiocän bis Diluvium von Europa und Asien. H. atticus Dames. Pliocän von Pikermi. H. sivalensis Fale. u. Cautl. Siwaliks von Indien. Steinmann, Paläontologie. 46 22 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Carnivora. Ursus L. (Fig. 876). Obere M sind länger als breit, beträchtlich grösser als R, und der hintere viel länger als der vordere; Nebenwärzchen sehr zahlreich; die drei ersten Lückzähne sind rudimentär oder fehlen ganz. Ursus hat sich aus Hyaenarctos entwickelt und tritt zuerst im Oberpliocän von Europa und Indien auf. Gegenwärtig finden sich Bären in allen Re- gionen mit Ausnahme der afrikanischen und australischen. U. arvernensis Croiz. Pliocän der Auvergne. U, spelaeus Rosenm. (Fig. 876, 877). Die vorderen Lückzähne fehlen dem erwach- senen Thiere ganz; Schädel mit stark abfallender Stirn; kann bedeutend grösser wer- den als die lebenden Arten. Der »Höhlenbär« ist eines der häufigsten und bezeichnend- sten Tbiere des europäischen Diluviums. Manche Diluvialhöhlen haben Reste von vielen Hunderten von Individuen dieser Art ergeben. Arctotherium Gerv. Höcker der oberen M sehr deutlich, ohne Runzeln. Pleisto- cän und Pliocän. Nord- und Südamerika. A. bonariense Gerv. Pampasformation. Südamerika. 3. Fam. Procyonidae. Lückzähne ziemlich kräftig entwickelt, kegelförmig; R mit stumpfen kegelförmigen 2 Höckern; Zr Höckerzähne; die oberen quadratisch, wenigstens so gross als die R. Gliedmassen plantigrad; Schwanz kräftig entwickelt. Sie stehen den ursprünglichsten Raubthieren noch ziemlich nahe. Fossil sind sie nur wenig bekannt; lebend finden sie sich in Indien und Amerika. 4. Fam. Viverridae. Die Zibethkatzen sind plantigrade, kurzbeinige Raubthiere von verhältnissmässig geringer Körpergrösse, lebend und fossil nur aus der Fig. 878. A Herpestes, oberer Reisszahn von Fig. 879. Ietitherium robustum Nordm. Pliocän aussen (5/2). B Viverra, unterer Reisszahn von von Pikermi. Gebiss des Oberkiefers. innen (?/ı). alten Welt bekannt, wo sie seit dem Oligocän vorkommen. Abge- 9 D) sehen von der etwas redueirten Zahl der M — stets -, zeigen sie sehr primitive Charaktere sowohl im Gebiss wie im ganzen Körperbau; die Stammformen der meisten übrigen Raubthierfamilien sind den Viverri- den sehr nahestehende oder zu ihnen gehörige Geschöpfe. Sie sind ausge- I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Carnivora. 123 zeichnet durch ihre wohlentwickelten R (Fig. 878), an denen alle Elemente noch sehr gut ausgebildet sind zu Höckern oder Spitzen; Höckerzähne sind kleiner als R, der hintere kleiner als der vordere. Der Schädel ist schmal, die Kiefer langgestreckt. Viverra L. (Fig. 878 B). Höcker der R kantig und spitz; obere M viel breiter als lang. Oligocän bis jetzt. V. angustidens Filh. Phosphorite von Quercy. V. steinheimensis Fraas. Miocän von Steinheim. Ictitherium Wagn. (Fig. 879). Stammformen der Hyaenidae, indem bei ihnen die Lückzähne sowie der a’-Höcker der oberen R kräftiger wer- den, während die Höckerzähne sowie die Innenspitzen der R weniger ent- wickelt sind. Pliocän von Europa. I. hipparionum Gerv. und ]. robustum Nordm. (Fig. 879). Pliocän von Südeuropa. 5. Fam. Mustelidae. Die noch mit einer grösseren Anzahl von Zähnen versehenen primiti- veren Formen der Mustelidae sind von Viverridae kaum zu trennen. Die typi- £ I = 3—4 - 12) schen Mustelidaehaben nur noch „ M. Backzähne 31.28)" der obere M, : 2 2(: ist stets wohl entwickelt, mitunter viel grösser als der R, mit grossem, halb- kreisförmigem inneren Basalwulst; die Innenhälfte dieses Zahnes gewöhn- lich wenigstens so lang als die Aussenhälfte; die R bilden meist eine schneidende Klinge. Vom Oligocän bis zur Gegenwart sind Marder sehr zahlreich in Europa, nach Amerika kommen sie erst in Ober- pliocän. Plesiocyon typicus Schloss. ist die einzige Form mit r M; kann als Stammform aller Mustelidae gelten. Phosphorite. Palaeogale H. v. Meyer. Unterer R ohne Innenspitze und mit schneidendem An- hange; der untere Höckerzahn zweiwurzelig. Dürfte die Stammform von Putorius (Iltis) sein. Oligocän und Miocän. P. fecunda H. v.M., P. Waterhousei Pom, Untermiocän. Ulm, Weissenau, Allier. orte 3 4A ; Plesietis Pomel emend. Schlosser. Backzähne RER unterer R mit sehr kurzem, he grubigem Anhange. Schädel mit zwei getrennten Scheitelkämmen; ist als Stammform von Mustela (Marder), Gulo (Vielfrass) etc. zu betrachten. Oligocän und Miocän. P. palmidens Filh. Phosphorite von Mouillac. P. palustris Pom. Untermiocän von Ulm, Weissenau und Allier. “A Mustela L. Backzähne =: Zähne kräftig und breit; der obere M, kleiner als der R, breiter als lang; am unteren R ist die Innenspitze vorhanden, der Anhang grubig. Schädel mit einfachem Sagiltalkamme. Obermiocän bis Gegenwart. M. Filholi Dep. Obermiocän von Günzburg an der Donau. 46* 724 1. Tiierreien. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Carnivora. 4-9 Amphictis Pom. Backzähne — Zähne dick und kräftig; unterer Höcker- zahn lang, wohlausgebildet, zweiwurzelig. Kann als Stammform von Meles (Dachs) und Lutra (Fischotter) angesehen werden. Phosphorite und Untermiocän. A. anliquus Pom. Untermiocän von Ulm und Allier. Potamotherium Geoffr. (Fig. 880). Der obere M, etwa quadratisch, so gross als der R; das Rudiment eines oberen M, vorhanden. Steht Lutra sehr nahe. Untermiocän. P. (Lutra) Valetoni Geoflr. (Fig. 880). Untermiocän von St. Gerand le Puy (Allier), bei Ulm und im Mainzer Becken. Lutra Storr. erscheint zuerst im Fig. 880. Potamotherium Valetoni Geoffr. Unter- Prmiocä miocän von Allier. Gebiss A des Öberkiefers, B des Obermiocä er . x Unterkiefers von der Kaufläche. L. LortetiFilh. Obermiocän, Isere, Steinheim, Günzburg. 6. Fam. Hyaenidae. 1 3—h 1 \ gen, an den oberen ist der Innenhöcker, an den unteren der Anhang rudi- mentär, unten “fehlt die Innenspitze, oben ist der a’-Höcker sehr gross. Höckerzähne sind Backzähne Fig. 881). Die R bilden lange, schneidende Klin- rudimentär oder fehlen ganz. Dafür sind die Lückzähne mit Aus- nahme des ersten sehr sut entwickelt und zwar als auffallend dicke Kegel; auch die R sind verhältniss- . ; mässig dick, die Spitze Fig. 581. Hyaena spelaca Goldf. Diluvinm. Gebiss A des Oberkiefers, ing en aho b des Unterkiefers von der Kaufläche, C des Unterkiefers von aussen. W ird leicht abgenutzt. Dies Gebiss eignet sich vortrelllich zum Zertrümmern von Knochen. Füsse digitigrad. Die Hyänen erscheinen als Viverriden, welche eine extreme Ausbildung zu Aas- [ressern erfuhren. Sie schliessen sich vermittelst der Gattung Hyaenictis direct an Ictitherium au. Die Familie findet sich seit dem Pliocän in Europa und Indien, lebend in Asien und Afrika. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Carnivora. 725 Hyaena Zimm. (Fig. 8S1) ist die wichtigste Gattung. H. eximia Roth u. Wagn. Pliocän von Südeuropa. H. sivalensis Falc. Pliocän von Indien. H. spelaea Goldf. (Fig. 881) dürfte sich kaum von der noch lebenden H. erocuta Erxl. unterscheiden. Die Höhlenhyäne ist eine höchst charakteristische Form des europäischen Diluviums. 7. Fam. Felidae. Be Backzähne — - Die Katzen sind die extremsten Vertreter des Raubthiertypus; das Gebiss (Fig. 883) ist fast nur zum Zerschneiden von Fleisch geeignet. Die R übertreffen die übrigen Zähne weitaus an Grösse und stellen lange, scharfe und dazu sehr schmale Klingen dar; an den oberen ist der Innenhöcker rudimentär und liegt weit nach vorn; an den unteren fehlt der Innenhöcker meist ganz, und der Anhang ist nur rudimentär oder fehlt. Höckerzähne fehlen ganz oder sind winzig, Lück- zähne in verschiedener Anzahl vorhanden, bei den extremsten Formen bleibt nur der letzte übrig; immer sind sie sehr stark comprimirt. Wäh- rend die primitiveren Katzen noch plantigrad waren, sind die moderneren Formen digitigrad mit verhältnissmässig langen Beinen und mächtigen, scharfen und zurückziehbaren Krallen. In Folge der meist grossen Re- duction der Backzähne werden die Kiefer sehr kurz, in Folge der mächtig entwickelten Kaumuskeln die Jochbogen sehr weit ausgebuchtet, so dass der Schädel auffallend kugelig wird. Die primitivsten plantigraden Formen mit zahlreicheren Backzähnen schliessen sich sehr nahe an die ältesten Canidae oder Viverridae an. Katzenartige Raubthiere finden sich bereits in den Phosphoriten von Europa, ebenso im Oligocän von Nordamerika, wo die Nimravinae sehr reich entwickelt sind. a. Cryptoproctinae. Plantigrad, fünfzehig; Zahnzahl wenig redueirt; am unteren R ist die Innenspitze und der Anhang noch vorhanden. Endphalangen einfach. Oli- gocän und Miocän von Europa und Nordamerika. Lebend auf Madagaskar; es ist die primitivste Gruppe der katzenähnlichen Thiere, von denen sowohl die Felinae wie die Nimravinae herstammen dürften. Aelurogale Filh. Backzähne Sr TE Oligoeän;.diese Gat- _ Fig. 882,, Dinictis cyclops Cope.. Miocän vom ar nt John Day River, Oregon. Schädel. 726 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Carnivora. tung steht der auf Madagaskar noch lebenden Viverriden-ähnlichen Cryptoprocta ferox sehr nahe. A. minor Filh. (= Pseudaelurus Edwardsi Filh.). Phosphorite von Querey. kA Archaelurus debilis Cope mit SRTS) Backzähnen. John Day-Miocän. Oregon. ae : B DERNEG. i Dinietis Leidy (Fig. 882). Backzähne 3.9 die Unterkiefersymphyse etwas nach unten gezogen. Oligocän und Miocän von Nordamerika. D. felina Leidy. Oligocän von Nebraska und Colorado. D. cyclops Leidy (Fig. 882) von Luchsgrösse. John Day-Miocän von Oregon. bp. Felinae. Digitigrad, Endphalangen mit Basalkragen; unten höchstens zwei Lück- zähne, unterer R ohne Anhang und Innenhöcker, oberer mit grossem a’-Hök- ker; C nicht auffal- lend lang; J sind schneidend; Unter- rand des Unterkie- fers geht allmählich in den Vorderrand über. Vom oberen Miocän an in Eu- ropa; fehlt heute Fig. 883. Felis spelaea Goldf. Diluvium. Gebiss A des Ober- kiefers von der Kundache, Z ans Oberkietern, € des Unterkiefers nur in Australien. ; 3 3-4 Felis L. (Fig. 883). Backzähne Set F. attica Wagn. Pliocän von Pikermi. F. spelaea Goldf. (Fig. 883). Höhlenlöwe. Eine dem afrikanischen Löwen ähn- liche oder mit ihm identische Katze aus dem europäischen Diluvium. grA Backzähne. 2A Lynx Geoffr. (Luchs) hat nur ce. Nimravinae. Digitigrad; Endphalangen mit Basalkragen. Unterrand des Unter- kiefers von dem Vorderrande durch einen ausgesprochenen Winkel oder einen herabgezogenen Fortsatz getrennt. Sie schliessen sich unmittelbar an gewisse Uryploproctinae (Dinietis) an. Oberer R ohne a’-Höcker, unterer I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Carnivora. 127 mit Anhang, meist ohne Innenspitze. Der obere € ist stets auffallend ver- grössert, bei manchen Formen ganz ausserordentlich lang, dabei sehr stark comprimirt, also messer- oder säbelähn- lich, mit gezähnelter Schneide; der untere C wird dafür kleiner, die J werden kegelförmig und die Lückzähne an Zahl immer mehr redu- eirt; zur Stütze der Sä- belzähne ist die Unter- kiefersymphy se oft ın Fig. SS4. Machairodus (Smilodon) neogaeus Lund. Schädel. B \ Pampasablagerungen von Argentinien. w = Fortsatz der Unter- einen langen Fortsatz (Ww) kiefersymphyse. herabgezogen. Die »fal- schen Säbeltiger« waren zahlreich im Oligocän und Miocän von Nord- amerika, Eusimilus findet sich in den Phosphoriten von Frankreich. 3.4 ER Pogonodon Cope. Backzähne SNEA Unterkiefersymphyse nach unten gezogen. Dahin gehören die gewaltigsten Nimravinae von Nordamerika. Miocän. P. platycopis Cope, von Tigergrösse. John Day-Miocän. Oregon, s £ Ba ar n Hoplophoneus Cope. Backzähne rn Unterkiefersymphyse abwärts ge- zogen. Oligocän und Miocän von Nordamerika. H. primaevus Leidy, von Luchsgrösse. White River-Oligocän von Nebraska. Eusmilus bidentatus Filh. mit 4 » 4 Backzähnen. Phosphorite. Querey. d. Machairodinae. Diese furchtbaren Katzen, die »echten Säbeltiger« (Fig. 884), übertreffen noch in der enormen Entwickelung der oberen C die Nimra- vinae, deren Nachkommen sie sein dürften; sie gleichen den Felinae darin, dass der obere R einen sehr grossen «a’-Höcker zeigt, während der Anhang des unteren R fehlt. Einzige Gattung a 1—2 1° Obermiocän bis Diluvium von Europa, Indien, Nord- und Südamerika. M. leoninus Roth und Wagn. Pliocän und Postpliocän von Europa. M. eultridens Cuv., M. ogygius Kaup. Pliocän von Europa. M. sivalensis Fale. and Cautl. Obere Siwaliks von Indien. M. (Smilodon) fatalis Leidy. Pliocän von Nordamerika. M. (Smilodon) neogaeus Lund (Fig. 884). Höhlen von Brasilien und obere Pam- pasablagerungen; ein gewaltiges Thier von Tigergrösse. MachairodusKaup (—=Drepanodon Auct., Fig.884). Backzähne 728 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Pinnipedia. 7. Ordnung Pinnipedia. Robben sind Raubthiere von spindelförmigem Körper, Küstenbewohner, die ihre Nahrung in der Sge suchen; ihre Gliedmassen stellen flossenähnliche Schwimm- füsse dar. An den Hinlerfüssen ist die erste und fünfte Zehe länger als die mittlere. Schwanz ist sehr kurz. J sind kegelförmig, oft weniger als drei jederseits; die Back- zähne sind mehr oder weniger comprimirte, oft nur einwurzelige Kegel, mit oder ohne Nebenspitzen, alle von ähnlicher Gestalt. Pinnipedia dürften von Creodonta abzuleiten sein. Fossile Reste sind seit dem Miocän bekannt. Die Gattung Phoca L. (Prophoca) findet sich bereits im Miocän. Verwandte des Walrosses, Trichechus L., wurden im Pliocän von England und Antwerpen gefunden. 2. Gruppe Aganodontia. 8. Ordnung Tillodontia. Diese bisher fast nur aus dem nordamerikanischen Eocän (Puerco bis Bridger) bekannte Ordnung umfasst eine Anzahl primitiver Säuger von höchstem Interesse. Das Gehirn bei diesen Formen ist sehr klein und glatt; Gebiss (Fig. 887) zeigt Schneide-, Eck- und Backzähne, der Eekzahn meist nicht verlängert; Unterkiefergelenk quer uud die Gelenk- grube nach hinten durch einen Fortsatz abgeschlossen. Der Femur zeigt meist einen dritten Trochanter und der Humerus ein Foramen. Bei all diesen Formen ist oben und unten ein Paar der J vergrössert (unten J,), mit meist lebenslänglich offener Pulpahöhle; diese J besitzen wenigstens im Unter- kiefer nur auf der Vorderseite eine Schmelzschicht, so dass sie sich mei- selförmig abkauen (Nagezähne). Die übrigen Zähne können vollstän- dige Schmelzbedeckung haben, oder dieselbe wird bei einigen oder allen Zähnen ebenfalls defekt. Je grösser das eine Paar J wird, um so kleiner werden die benachbarten Zähne, bis einzelne ganz rudimentär werden. M trigonodont. Aus dieser Gruppe lassen sich die Rodentia ableiten unter Annahme einer exces- siven Ausbildung der Nagezähne, wobei die benachbarten Zähne functionslos werden und ausbleiben. Auf der anderen Seite konnten durch Zunahme der Schmelzdefekte auf den Zahnkronen und durch Ausbildung prismalischer Zähne die Edentata ent- stehen. Die Tillodontia zeigen ausserdem so nahe Beziehungen zu den Insectivora und Creodonta (Vorfahren der Raubthiere), dass Cope vorschlägt, diese verschiedenen pri- mitiven Formen der Krallenthiere zu einer Gruppe, den Bunotheria, zu vereinigen, denen dann folgende Charaktere zukämen: kleines glattes Hirn, ähnlich dem der Mar- supialia, Edentata und Rodentia; sämmtliche Zähne besitzen Schmelz; Molaren buno- dont; oben wie unten sind mehrere M gleich ausgebildet; Unterkiefer mit querem Ge- I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Tillodontia. 729 lenk, dessen Gelenkgrube durch einen Processus postglenoideus abgeschlossen ist. Füsse fünfzebig und plantigrad, alle Zehen mit Krallen versehen. Scaphoid und Lunare nicht verwachsen ; Femur meist mit drittem Trochanter; Humerus mit Foramen. Diese Bunotheria würden sich zugleich den primitivsten Ungulata (den Condy- larthra) und primitivsten Primates (den Prosimiae) sehr nahe anschliessen und von diesen wesentlich nur durch den Charakter der Endphalangen getrennt sein. Die Möglichkeit einer solchen Zusammenfassung all dieser primitiven Ordnungen des Säugethierstammes zeigt, wie nahe verwandt mit einander die wahrscheinlichen Vorfahren der so ausserordentlich differenzirten moderneren Ordnungen der Säuge- thiere (Carnivora, Edentata, Rodentia, Primates und die Ungulata) gewesen waren. Unter den Tillodontia sind 3 Familien zu unterscheiden, die Gope als ebenso viel Unterordnungen der Bunotheria ansieht. 1. Der obere verlängerte J vollständig von Schmelz bedeckt. C mässig ent- wickelt, normal; Lücken im Gebiss. 1. Fam. Esthonychidae. 2. Der obere verlängerte J trägt nur auf der Vorderseite ein Schmelzband, € rudimentär; Lücken im Gebiss, 2. Fam. Tillotheriidae. 3. C gross, nicht verlängert, mahlzahnähnlich; keine Lücken im Gebiss. Ober- kiefer unbekannt. 3. Fam. Calamodontidae. 1. Fam. Esthonychidae. Diese Familie (Fig. 885) zeigt noch die ursprünglichsten Verhältnisse, und sie ist es auch, die den Insectivora noch sehr nahe steht. Oben und unten ist jederseits ein J vergrössert; die Pulpahöhle bleibt bei diesen Fig. 885. Esthonyz Bwrmeisteri Cope. Big Horn Basin (Wasatch) von Wyoming. Gebiss A des Oberkiefers, 3 des Unterkiefers von der Kaufläche. Zähnen lange ofen, aber schliesst sich zuletzt; der obere verlängerte J ist conisch, ganz mit Schmelz bedeckt, der untere J, meiselförmig, und nur die Vorderseite trägt Schmelz; der C ist noch wohl entwickelt, die un- teren J; und J, sehr verkleinert. Wasatch- und Bridger-Eocän von Nordamerika. Esthonyx Cope. (Fig. 885). Wasatch- und Bridger-Eoeän. E. Burmeisteri Cope (Fig. 885). Wasatch von Wyoming. (Miolophus Richardsoni Charlesw. gehört vielleicht hierher. London Clay.) In die Nähe dieser Familie gehört vermulblich auch Hemiganus vulluosus und H. otariidens Cope aus dem Puerco-Eocän von Neu-Mexico. 730 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Tillodontia. 2. Fam. Tillotheriidae. Dies sind Formen, welche den echten Rodentia am nächsten stehen; im Ober- und Unterkiefer hat sich ein J (unten J,) sehr bedeutend ver- grössert (Fig. 886), ist wurzellos und meiselför- mig (Nagezahn), da er nur auf der Vorderseite Schmelz trägt, während die benachbarten Zähne sehr stark redueirt sind; mit Ausnahme der J fin- det sich an allen Zähnen Fig. 556. Zillotherium fodiens Marsh. Bridger-Eocän von yalsunde Sumende= Wyoming. Schädel. deckung. Bridger-Eo- cän von Nordamerika. Der merkwürdige in Madagaskar lebende Chiromys madagascariensis, der nach seinem übrigen Bau den Prosimiae anzureihen ist, besitzt ein Gebiss, welches dem der Tillotheriidae entspricht. : a 5 a 2.1.3.3 > Tillotherium Marsh (Fig. 886). Zahnformel DE Ta: Zwischen dem sehr vergrösserten Nagezahn und der aus fünf Zähnen bestehenden geschlossenen Backzahnreihe finden sich oben drei, unten zwei durch Lücken von einander getrennte rudimentäre Zähnchen. Oberes Eocän von Nordamerika. T. fodiens Marsh (Fig. 886), etwa von Schafgrösse, aus dem Bridger-Eocän von Wyoming. 3. Fam. Calamodontidae. Von dieser Familie sind nur Unterkiefer bekannt. Alle Zähne kön- nen unvollständige Schmelzbekleidung haben; der untere mächtig ent- wickelte J, (Fig. 887) ist wurzellos und trägt Schmelz nur an der Vorder- seite. Unterkiefer sehr hoch. Gebiss fast ohne Lücken. Psittacotherium Cope. Zahnformel 3-1-2-3; J, ist nicht viel kleiner als J,, ebenfalls nagezahnartig und wurzellos; J3 rudimentär. € und M zweiwurzelig, Krone vollständig mit Schmelz bedeckt. Puerco-Eocän. P. multifragum Cope. Puerco von Neu-Mexico. Calamodon Cope (Fig. 887). Wurzeln der Backzähne ungetheilt, co- nisch, die Kronen eylindrisch, mit unvollständiger Schmelzbedeckung, aber stark mit Cement bedeckt, wo der Schmelz mangelt, so dass die Gattung sich in diesen Verhältnissen den Edentaten sehr nähert. Die Zahnformel ist 3-4.5; J, ist sehr gross: J, ähnlich, nagezahnartig, aber TEE WE ine I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Rodentia. 731 mit geschlossener Wurzel, J, dagegen redueirt; C ist mahlzahnartig, wur- zellos, mit vorderem und hinterem Schmelzband. Wasatch-Eocän. C. simplex Cope {Fig. 887). Wasatch von Wyoming und Neu-Mexico. Fig. 887. Calamodon simplex Cope. Big Horn Fig. 588. sSteneofiber Eseri H. v. M. Unter (Wasatch) von Wyoming. Rechter Unterkiefer miocän von Allier. Schädel. © = Nagezähne. A von aussen, B von oben. 9. Ordnung Rodentia. Die Nagethiere haben ein überaus charakteristisches Gebiss, indem oben und unten jederseits nur ein funktionirender J vorhanden ist, der als gewaltiger, wurzelloser, meiselförmiger Nagezahn ausgebildet ist, nur auf der Vorderseite mit Schmelz bedeckt, und durch eine weite Lücke von der geschlossenen Backzahnreihe getrennt (Fig. 888 u. 894). Der ganze Schädel ist dem Zwecke der Nagezähne entsprechend aus- gebildet; der Unterkiefer kann sich in seinem Gelenke in beträcht- lichem Masse vor- und rückwärts bewegen, sein Gelenkkopf ist rundlich oder in die Länge gezogen, und die Gelenkgrube bildet eine mehr oder weniger deutliche Längsrinne, die nach hinten nicht durch einen Fort- satz abgeschlossen ist. Die Muskelansätze rücken am Unterkiefer weit nach vorn, der Coronoidfortsatz (Fig. 894 cor) ist oft rudimentär und über- ragt selten den Gelenkkopf (c). Die kurze Backzahnreihe rückt oft sehr weit nach hinten und liegt theilweise oder ganz unter der Orbita. Das Foramen infraorbitale ist oft von ausserordentlicher Grösse. C sind nie vorhanden, Backzähne können sechs anwesend sein, meist aber fehlen einige der vorderen, so dass ihre Zahl bis auf zwei sinken kann. Sind mehr als drei vorhanden, so zeigen sich auch Milchzähne. Die primi- tiveren Formen haben Backzähne mit langen geschlossenen Wurzeln und niedriger Krone (Fig. 890), bunodont oder lophodont; da die Kaubewegung nur von vorn nach hinten stattfindet, so bilden sich nur Querjoche aus; 132 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Rodentia. zahlreiche Formen haben aber Säulenzähne erworben von dauerndem Wachsthum; die Kaufläche ist bei denselben vollständig eben (Fig. 891— 895). Solche Zähne erreichen mitunter einen höchst complieir- ten Bau. Das Hirn der Nager ist klein und glatt. Die Nagethiere dürften vielleicht von Tillotheriidae abzuleiten sein; sie finden sich bereits vom mittleren Eocän an in Nordamerika, in Europa vom untersten Oligocän an, und spielen noch eine höchst bedeutende Rolle unter den lebenden Säugethieren trotz ihrer geringen Grösse. In Südamerika nahmen Nagethiere eine ausserordentliche Entwicklung; dort sind unter den fossilen Formen Arten bekannt, die die Grösse eines Stieres und eines Nilpferdes erreichten. Es lassen sich vier Unterordnungen unterscheiden: A. Caleaneus ohne Fibulargelenk; oben ein J jederseits. 1.0.4123 ; n i Ten Tomi Backzähne meist noch mit langen Wurzeln, oft bunodont; die vier hinteren etwa gleich gross. Schädel mit Postfrontalfortsatz (hinter der Orbita). l. Unterordnung Sciuromorpha. 4. Gebiss 1.0.10) +3 2 : > 2. Gebiss EEE Backzähne meist prismatisch. Schädel ohne 1.0.4 (0) -3 Postirontalfortsatz. 2. Unterordnung Hystriecomorpha. 1-0-0.3 [A .0.0—3 :2—3 3. Gebiss ; Backzähne mit oder ohne 1-0.0.3 \1».0.0—3 » 2—3 Wurzeln; Fibula mit der Tibia verwachsen. Schädel ohne Post- frontalfortsatz. 3. Unterordnung Myomorpha. ‚wat Era EIG) Di B. Calcaneus mit Fibulargelenk ; Gebiss en. alle Zähne wurzel- los; Fibula mit Tibia verwachsen. Schädel mit Postfrontalfortsatz. 4. Unterordnung Lagomorpha. 1. Unterordnung Seiuromorpha. Zahnzahl bedeutend, Zähne meist noch brachyodont, Schädel mit Postfrontalfortsatz (hinter der Orbita', Coronoidlortsatz noch ziemlich hoch, Tibia und Fibula getrennt. Eocän bis Gegenwart. Es ist die alterthümlichste Gruppe, die gegenwärtig noch reich in der alten Welt, auch in Nordamerika vertreten ist, die aber fast ganz in Südamerika fehlt. Hierher gehört die älteste bekannte Nagergaltung Plesiaretomys Brav. aus dem mittleren Eocän von Nordamerika und älteren Oligocän von Europa. Im Oligocän von Europa sind Seiuromorpha ziemlich gut vertreten durch Sciuroides Fors. Mayor (Fig. 889), Pseudoseiurus Hens. u. a, die zwischen Sciuridae und den südamerikanischen Echimyidae und Octodontidae vermitteln. Myoxus (Fig. 892, Siebenschläfer) findetsich bereitsseitdem Oligocän in Europa. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Rodentia. 7133 Fam. Sciuridae. Niedrige Zahnkronen mit Höckern und Querleisten. Die lebende Gatlung Sciurus L. (Eichhörnchen) ist ebenfalls bereits seit dem Oligocän in Europa und Nordamerika vorhanden. Fig. 889. Seiuroides intermedius Schloss. Phos- Fig. 890. Arctomys primigenia Kaup. Diluvium bei phorite von Querey. 4A obere, B untere Back- Paris. 4A Obere Backzähne von der Kaufläche zähne. B untere Backzähne von aussen, Arctomys primigenia Kaup (Fig. 890) ist eine in Europa weilverbreitete Dilu- vialform, wahrscheinlich Stammform der lebenden Murmelthiere 4. marmotta und 4A. bobac. Fam. Castoridae. Mit prismatischen Zähnen. Die Biber sind seit dem Oligocän in Nordamerika, seit dem Untermiocän in Europa vertreten, Steneofiber Geoffr. (= Chalicomys Kaup, ? = Castor L.). Miocän von Europa. Fig. S)l. Steneofiber Eseri H. v. M. Unter- Fig. 592. NMyoxus sansaniensis Lart. Miocän miocän von Allier. A obere, B untere Back- von Süddeutschland. A obere, 3 untere Back- zähne. zähne. S. Jägeri Kaup. Miocän von Deutschland und Frankreich. S. Eseri H. v. M. (Fig. 88S u. 891). Untermiocän von Deutschland und Frankreich. Castor nebrascensis Leidy. White River-beds. Nebraska. C. peninsulatus Cope. John Day-beds. Oregon. 2. Unterordnung Hystrieomorpha. Auch dies ist eine alterthümliche Gruppe, abgesehen von den stets prismatischen Backzähnen. Hierher gehören Theridomys Jourd. und zahl- reiche andere Formen aus dem Oligocän von Europa. Vom Miocän an ist die ganze Gruppe fast nur durch die noch lebende Gattung Hystrix L. (Stachelschwein) in Europa vertreten, erreicht jedoch eine ganz ausser- ordentliche Entwicklung, sowohl was Formenreichthum als was Körper- 734 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Rodentia. grösse anbetrifft, in Südamerika, wo sie auch jetzt noch durch zahl- reiche lebende Formen vertreten ist. Fam. Theridomyidae. 4 = . rt r r —- Backzähne mit einfacher, von Schmelzfalten durchsetzter Krone, deren Wur- 4 zeln sich bald schliessen; die Grösse der Backzähne nimmt von vorn nach hinten ab, Den Octodontidae von Südamerika nahestehend. Theridomys Jourdan. Obere Backzähne mit einer inneren Schmelzfaltle, untere mit einer äusseren und zwei inneren. Zahlreiche Arten im Oligocän (und Untermiocän) von Europa. Th. gregarius Schloss. (Fig. 893). Phosphorite a a Deal, von Querey. tere Backzähne der linken Seite. Th. siderolithieus Pictet. Lignite von Debruge; Bohnerze von Frohnstetten. Fam. Caviidae. ? = wurzellose Backzähne, die aus zwei oder mehr durch Cement getrennten La- mellen zusammengekittet sind; die obere Backzahnreihe nach vorn convergirend. Vorn 4, hinten 3 Zehen mit hufähnlichen Krallen. Schwanz rudimentär. Diese Familie ist fast ganz auf Südamerika beschränkt. Hydrochoerus Briss. Letzter Backzahn viel grösser als die vorhergehenden, aus zahlreichen Querlamellen bestehend ; manche fossile Formen erreichten die Grösse eines Tapir und eines Stieres. Südamerika und Pliocän von Nordamerika. H. capybara Erxl. Der grösste lebende Nager. H. paranensis Amegh., mit 9 Querlamellen des letzten Backzahnes, ist die älteste Art aus den älteren Parana-Ablagerungen. Mit den. einfacheren Formen der Familie, z. B. Cavia, deren Zähne sämmtlich nur 2 Querlamellen zeigen, ist Hydrochoerus durch eine Reihe ausgestorbener Formen verknüpft, wie Cardiatherium, Cardiodon, Procavia u. a., meist aus den älteren Pam- passchichten von Südamerika. Den Caviidae nahe steht die Gattung 4 - - ” Nesokerodon Schlosser. re Backzähne, aus je 2 nur durch eine schmale Brücke zusammenhängenden herzförmigen Hälften bestehend; obere Backzähne mit einer Innen- und mehreren Aussenfalten, untere Backzähne mit einer Aussen- und drei Innenfalten. Oligocän von Europa. N. Quereyi Schlosser. Phosphorite von Quercy. Fam. Chinchillidae. Ta urzellose Backzähne, aus mehreren durch Cement verkitteten Querlamellen bestehend. Schlüsselbeine vorhanden. Schwanz wohl entwickelt. LebendinSüd- amerika, wosieauch fossil reich entwickelt waren, manche von Colossaler Grösse, Archaeomys Gerv. aus dem europäischen Oligocän steht dieser Familie sehr nahe. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Rodentia. 735 Amblyrhiza Cope ist aus Höhlen der Insel Anguilla bekannt, manche von Dam- hirschgrösse. Megamys Laurillard. Im Unterkiefer besitzt der erste und vierte Backzahn fünf, der zweite und dritte nur vier Querlamellen, die vorderen Lamellen sind auf der Aussenseite vereinigt, die hinteren sind ganz getrennt von einander. Aus älteren Ab- lagerungen von Südamerika; hierher gehören die grössten bekannten Nager, von der Grösse eines Tapir bis zu der eines grossen Nilpferdes. M. Burmeisteri Amegh. aus den Parana-Ablagerungen ist der grösste bisher be- kannte Nager, von Nilpferdgrösse. 3. Unterordnung Myomorpha. Fast durchgängig sehr kleine Thiere. Die älteste Form ist Eomys Pomel, mit Dr. Backzähnen und dicken niedrigen Höckern auf der Krone. Phosphorite von Quercy. Cricetodon Lartet mit - Backzähnen ist als Stammform der Muridae aufzufassen; be- sitzt ebenfalls Höckerzähne, ähnlich denen des Hamsters; lebte in zahlreichen Arten im euro- m, Me Me päischen Oligocän und Miocän, seit dem Miocän auch in Nordamerika. Fig. 894. Myodes torquatus Keys. u. Blas. ; r x Diluviallöss von Vögtlinshofen, Oberelsass. 3 zen - : Dicoli i ni 2 Rechter Unterkiefer von der Innenseite. N —_— Ss . rn % Die Arvicolinae mit 5 pri matischen, BE o mn miDeR 6 > eeee nr r . i 2 satz; cor = Kronfortsatz; ? = Nagezahn, complicirten Backzähnen sind sehr zahlreich im dessen Wurzel sich bis x erstreckt; mı— europäischen Diluvium vertreten; beson- ZEN ETDBERN) ders charakteristisch dafür sind die jetzt noch im hohen Norden lebenden Lemminge: Myodes lemmus Pall. und M. torquatus Keys. u. Blas. (Fig. 894), bei welchen im Gegensatze zur Gattung Arvicola die Wurzel der unteren Nagezähne sich nicht in den Gelenkfortsatz des Unterkiefers erstreckt. Von Dipodidae, deren drei mittlere Metatarsalia verschmolzen sind, findet sich der in sibirischen Steppen lebende Alactaga jaculus auch im europäischen Diluvium. 4. Unterordnung Lagomorpha. Sie zeichnen sich aus durch zwei obere J, indem hinter dem grossen, mit einer Furche versehenen Nagezahn noch ein kleiner Stiftzahn steht. Alle Zähne sind wurzellos; die Zahl der Backzähne ist bedeutend. Am Schädel findet sich der Postfrontalfortsatz. Schwanz rudimentär. Oligo- cän bis Gegenwart. 1. Familie Leporidae. 6 Bee Backzähne; Clavicula rudimentär, Hinterbeine verlängert. Die Hasen ent- wickeln sich inNordamerika, wo die Gattungen Palaeolagus schon im Oligocän, Lepus im Miocän erscheinen. In Europa und Indien stelltsich Lepus erst im Plio- cän ein, 736 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Edentata. 2. Familie Lagomyidae. & 2 = Backzähne; vollständige Claviculae, Hinterbeine nicht verlängert. Die Pfeif- hasen stammen aus der alten Welt, wo die Gattung Titanomys H. v. Meyer schon im Untermiocän auftritt; im Miocän findet sich auch Myolagus Hens., und vom obersten Miocän ab die noch lebende Gattung LZagomys Cuv., die erst im Dilu- Fig. 805. Myolagus Meyeri Tschn- vium auch inNo ze meri ku erscheink, di. Miocän von Steinheim. Untere Myolagus Meyeri Tschudi. Miocän von Deutschland Backzähne. und der Schweiz. Lagonys oeningensis H.v. M. Miocän von Oeningen. 10. Ordnung Edentata. Gehirn klein und glatt. Zähne fehlen ganz, oder es sind schmelzlose Säulenzähne mit dicker Cementbedeckung und dauerndem Wachsthum. J existiren fast nie; ein Milchgebiss tritt meist nicht mehr auf; unter den jüngsten Formen finden sich Arten mit mehr als 44 Zähnen. Die Zehen sind mit gewaltigen Krallen versehen, die äusseren Zehen oft redueirt ; Humerus oft mit Foramen, Femur manchmal mit drittem Tro- chanter; Glaviculae sind meist vollständig; Becken sehr lang, auch die Sitzbeine sind mit dem aus zahlreichen Wirbeln bestehenden Sacrum verwachsen. Die Abkunft der Edentalta ist noch in Dunkel gehüllt; doch dürften vielleicht in der Familie der Calamodontidae ihre Vorfahren gefunden werden. In der alten Welt sind Edentata durch einige lebende Arten aus Indien und Afrika vertreten (Manidae und Orycteropus, auch fossil im Pliocän von Samos und den Siwaliks von Indien‘. In grosser Arten- zahl finden sich Edentata lebend in Südamerika, wo auch ein erstaun- licher Reichthum an fossilen Formen z. Th. von colossaler Grösse vor- handen ist; die abenteuerlichsten der fossilen südamerikani- schen Säuger gehören zu den Edentaten. Im Pliocän wandern einige derselben auch nach Nordamerika. Die amerikanischen Formen lassen sich in folgende Gruppen ein- theilen: A. Mehr als fünf Backzähne jederseits; Rumpf von einem dicken Hautpanzer bedeckt, ebenso Schwanz und Kopf. l. Unterordnung Loricata. a. Acht Backzähne jederseits, von denen jeder zu beiden Seiten je zwei Längsfurchen besitzt, die den Zahn in drei prismalische Theile zerlegen (Fig. 899); Jochbogen mit grossem absteigendem Fortsatze (vom Maxil- lare gebildet — Fig. 898); Panzer unbeweglich; Schädel kurz und hoch. 1. Fam. Glyptodontidae. I. Thierreich. — X, Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Edentala. 7137 b. 6—20 mehr oder weniger eylindrische Backzähne jederseits; Jochbogen ohne absteigenden Fortsatz; Panzer mit beweglichen Schienen; Schädel verlängert. 2. Fam. Dasypodidae. B. Höchstens fünf Backzähne jederseits; kein zusammenhängender Panzer. 2. Unterordnung Gravigrada. a. Oben fünf, unter vier Backzähne jederseits; Jochbogen geschlossen, mit absteigendem Jochfortsatze ; Schädel mehr oder weniger kurz und hoch; Schwanz wohlentwickelt. 1. Fam. Megatheriidae. b. Oben fünf, unten vier bis fünf eylindrische Zähne jederseits; Jochbogen unterbrochen, mit absteigendem Jochfortsatze; Schädel kurz und hoch; Schwanz fehlt. 2. Fam. Bradypodidae. 2 Zahnlos; Jochbogen fehlt, kein absteigender Jochfortsatz; Schädel ver- längert; Schwanz wohlentwickelt. 3. Fam. Myrmecophagidae. 1. Unterordnung Loricata. Die Panzerthiere sind fast ganz auf Südamerika beschränkt. Eine grosse Anzahl von ausgestorbenen Arten ist bekannt. Manche der fossilen Formen erreichten eine gewaltige Grösse, und viele von ihnen besassen einen unbeweglichen Rückenpanzer, wäh- rend andere sowie die sämmtlichen jetzt lebenden Artennur von geringer Grösse sind undeinen beweglichen Panzer besitzen. Der Panzer besteht aus eng durch Naht ver- bundenen polyedrischen (vier- bis secchs- _ eckigen) Knochenplatten, die die Oberseite Dean kr De SE = 2 & tenförmige Panzerplatten. des Kopfes, den Rücken und die Seiten des Rumpfes, sowie den ganzen Schwanz umhüllen (Fig. 896 u. 897). Selten (Thoracophorus) bleiben die Knochenplatten isolirt. Ein Bauchpanzer existirt nicht. Wird der Rücken- panzerbeweglich, sobilden die mitt- leren Theile des- selben Querschie- nen in verschie- dener Anzahl, die aus vierseitigen Platten bestehen Scharfenberger auf Hlz gez. ® Fig. 807. @lyptodon reticulatus Owen. Pampasformation von Argentinien, und sich gegen ar 8 einander ver- schieben lassen. Die einzelnen Platten des Panzers sind meist auf der Steinmann, Paläontologie. 47 733 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Edentata. Aussenseite zierlich und je nach Gattungen und Arten verschieden skulptirt. 1. Fam. Glyptodontidae. Schädel sehr kurz und hoch (Fig. 898); der aufsteigende Ast des Unterkiefers bildet mit dem horizontalen Theil einen Winkel von weniger als 90 Grad; Hirn auffallend klein. Mehrere Halswirbel mit einander verwachsen, ebenso der grösste Theil der Rumpfwirbel; die Zehen mit ge- waltigen Krallen. Femur ohne drit- ten Trochanter. Zu diesen »Riesen- gürtelthieren« gehören die rie- senhaftesten und auffallendsten der fossilen Loricala, manche von Rhi- nocerosgrösse, deren hochgewölbter Rückenpanzer unbeweglich war und den Thieren grosse Aehnlichkeit mit ungeheuren Landschildkröten verlieh. Zahlreiche fossile Arten in Südamerika, sehr spärlich im Pliocän von Mexico und Texas. Glyptodon Owen (Fig. 896—898). Von sehr beträchtlicher Grösse; Schwanzpanzer aus lauter (9) beweglichen Ringen bestehend. Die dicken Panzerplatten zeigen rosettenförmige Skulptur. 5/4 Zehen. Obere Pampas- bildungen von Südamerika. Fig. 898. Schädel von Glyptodon. G. clavipes Owen. G. reticulatus Owen (= typus Nod. Fig. 897). G. laevis Burm, (Fig. 896). Hoplophorus Lund. Schwanzende steckt in einer unbeweglichen conischen Fig. 899. Panochthus taberculatus Owen. Panzerröhre (Schwanztubus). Verhältniss- Pampasformation von Argentinien. Back- E ER \ R zahn von der Kaufläche. mässig kleine und gestreckte Formen mit dünnem Panzer; vier- oder fünfeckige Panzerplatten mit rosettenförmiger Skulptur. 4/4 Zehen. Steht den Dasy- podidae ziemlich nahe. Pampasformation von Argentinien und Höhlen von Brasilien. H. ornatus Owen. Argentinien. Panochthus Burm. (Fig. 899) mit etwas comprimirtem Schwanztubus; die vier- oder fünfeckigen Panzerplatten sind von zahlreichen (30—40) kleinen Höckern be- deckt. 4/4 Zehen. Pampasformation. P. tuberculatus Owen (Fig. 899) von Rhinocerosgrösse. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Edentata. 739 Doedicurus Burm. Ein am Ende erweiterter langer Schwanztubus vorhanden; ein starker Panzer, der von dicken Hornplatten bedeckt war; die Panzerplatten zeigen keine Skulptur, besitzen aber weite Gefässöffnungen. 3/4 Zehen. Hierher ge- hören die grössten Glyptodonten. Pampasformation. D. clavicaudatus Owen, von 42 Fuss Länge. 2. Fam. Dasypodidae. Zu den »Gürtelthieren« gehören die kleineren, z. Th. zwerghaften For- men, welche in der Gegenwart ausschliesslich die Loricata vertreten; sie existirten schon in älteren Pampasschichten. Selten zerfällt der ganze Panzer in bewegliche Schienen. Mehrere Halswirbel verschmolzen; Humerus mit Foramen, Femur mit drittem Trochanter, Tibia verschmilzt distal mit der Fibula. Hirn verhältnissmässig gross. Chlamydotherium Lund. Jederseits neun Zähne von ovalem Querschnitte; gleicht in der Körpergrösse noch den Glyptodonten, ebenso in manchen anderen Punkten. Aeltere und jüngere Pampasbildungen. Ch. Humboldti Lund, von Tapirgrösse; Brasilien und Argentinien. Eutatus Gerv. — Zähne. Der ganze Panzer zerfällt in (ca. 33) bewegliche Schienen. 5/5 Zehen. E. Seguini P. Gerv. Pampasformation. Argentinien. 2. Unterordnung 6ravigrada. 1. Fam. Megatheriidae. Die »Riesenfaulthiere« sind grösstentheils gigantische Geschöpfe von sehr plumpem Körperbau. Der Kopf ist verhältnissmässig klein, die Füsse oft von erstaunlicher Dieke, mit überaus mächtigen Krallen ver- sehen. Femur ohne dritten Trochanter. Sie besitzen nie einen zusam- menhängenden Panzer. Die grosse Mehrzahl ist ausschliesslich aus älte- ren und jüngeren Ablagerungen von Südamerika bekannt, für die sie ausserordentlich charakteristisch sind; erstim Pliocän (?Diluvium) wandern einzelne Gattungen nach Nordamerika. Lebend finden sie sich nicht mehr. Unter ihnen sind die Stammformen der Myrmecopha- gidae und Bradypodidae zu suchen. a. Megatheriinae. Zähne bilden eine ununterbrochene Reihe im mittleren und hinteren Theile der Kiefer, deren vorderer Theil zahnlos und verlängert ist; vorderster Zahn manchmal etwas verlängert; Skelet ausserordentlich plump. 101 “= Megatherium Cuv. (Fig. 900) == Backzähne bilden vierseitige Säulen mit je zwei Querjochen, die durch ein tiefes Thal getrennt sind. Schädel 47* 740 J]. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6: Klasse: Mammalia. Edentata. kurz und hoch. Vorn trägt die zweite bis vierte, hinten nur die dritte Zehe mächtige Krallen. Mehrere Arten fossil in Südamerika, eine im Pliocän von Nordamerika. M. americanum Cuv. (Fig. 900). Grösser und sehr viel plumper als ein Rhino- ceros; vom Kopfe bis zum Schwanzende misst diese Art 7 m Länge; im jüngeren Pampaslehm. Von dieser Art sind eine Anzahl vollständiger Skelete bekannt. M. mirabile Leidy. Pliocän von Nordamerika. Promegatherium Amegh. unterscheidet sich vom vorigen nur durch das Auf- treten von kleinen Schmelzkappen auf den Zähnen. Aeltere Pampasbildungen. Fig. 900. MHegatherium americanum Cuv, Pampasformation von Argentinien. Skelet. A Backzahn von der Seite. : : 0) 5 b Scelidotherium Owen. — Backzähne, die oberen von ovalem Quer- + schnitt; die unteren sind dreikantig, der letzte untere verlängert, mit hinterem Ansatze, der letzte obere kleiner als die übrigen. Schädel lang, schmal und niedrig, erinnert in manchen Arten sehr an den von Myrme- cophaga. %/3 Zehen, vorn trägt die zweite und dritte, hinten die dritte eine Kralle. Jüngere Ablagerungen von Südamerika. S. leptocephalum Owen; nähert sich am meisten der Gattung Myrmecophaga. Pa- tagonien und Argentinien. S. Bravardi Lyd. Argentinien und Brasilien. Mylodon Owen nähert sich den Megalonychinae; vordere Zähne oval, hintere dreiseitig; der erste Backzahn ist verlängert, eckzahnartig. Zahlreiche kleine Hautver- knöcherungen. 5/4 Zehen, die beiden äusseren ohne Krallen. Pliocän von Süd- und Nordamerika. M. Harlani Owen. Höhlen von Nordamerika. M. robustus Owen. Südamerika. b. Megalonychinae. Der vorderste Zahn ist stark verlängert und eckzahnähnlich, mit schiefer Kau- fläche; er steht im vordersten Theile der Kiefer, durch eine grosse Lücke von den übrigen Zähnen getrennt. Skelet weniger plump. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Primates. 741 Lestodon Gerv. Zähne elliptisch, der letzte untere zweitheilig. Der vorderste, die langen Eckzähne tragende Theil der Kiefer ist auffallend verbreitert. Aeltere und jüngere Ablagerungen von Südamerika. Der Schädel ähnelt ausserordentlich dem von Choloepus. L. antiquus Gerv. Paranaschichten. L. armatus Gerv. erreicht die Grösse des Megatherium americanum. Südamerika. Megalonyx Jeff. Zahnkronen in der Mitte ausgehöhlt. Es kommen Hautver- knöcherungen vor. Pliocän. Nordamerika und Brasilien. M. Jeffersoni Cuv. Höhlen von Nordamerika (Megalonyx-beds im östlichen Theile der Vereinigten Staaten). Die Familien der Bradypodidae und Myrmecophagidae finden sich nur recent in Südamerika; die ersteren, die Faulthiere, dürften auf Zestodon- ähnliche, die letzteren, die Ameisenfresser, auf Scelidotherium-ähnliche Megatheriidae zurückzuführen sein. 3. Gruppe Primates.*) Die Gliedmassen der Primates, sehr geeignet zum Klettern, dienen nicht allein zur Locomotion, sondern in einem bei andern Säugern un- erreichten Grade auch zum Ergreifen und Erbeuten der Nahrung. Primaten finden sich bereits im Eocän. Es sind die eigentlich- sten Kletterthiere unter den Säugern, und ihr ganzer Bau ist dieser Lebensweise angepasst. Lange plantigrade fünfzehige Extremitäten; an Vorder- und Hinterfüssen ist die erste Zehe opponirbar; Endphalangen deprimirt, mit Nägeln versehen (mindestens eine). Radius um die Ulna drehbar; ältere Formen mit Foramen epicondylare. Meist ein freies Centrale. Clavieula stets vorhanden. Schläfenhöhle wenigstens durch eine äussere Knochenbrücke von den Augenhöhlen getrennt. Gebiss vollständig, ohne grössere Lücken. Die niedrigen Zahnkronen tragen fast stets stumpfe Höcker und sind von einer dieken Schmelzlage bedeckt. Fast nie mehr als zwei J. Die Fortschritte von den primitivsten zu den moderneren Formen bestehen hauptsächlich in Vergrösserung des Gehirns, vollständigerem Abschluss der Augenhöhle gegen die Schläfenhöhle, geringer Reduction des Gebisses unter bedeutender Verkürzung des Gesichtsschädels, Er- werbung tetragonodonter Molaren, Verkümmerung des Schwanzes. Die Primaten lassen sich in zwei Ordnungen und jede derselben in mehrere Familien eintheilen. * Die primitivsten Hufthiere, die Condylarthra (p. 749) stehen den Primates so nahe, dass ihr genauester Kenner, Cope, sie (nebst den Hyracoidea) nur als eine Unter- abtheilung der Primates ansieht. 742 ]J. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Prosimiae. A. Orbita gegen die Schläfengrube nur durch eine Brücke abgeschlossen ; M meist trigonodont; Hirn klein, glatt. l. Ordnung Prosimiae. a. J wohlentwickelt, schaufelförmig; C verlängert, fangzahnartig. 4. Unterkieferäste nicht mit einander verwachsen ; Höcker der unteren 2—3 .4.4(3).3 ö 1. Fam. Hyopsodidae. 9. Unterkieferäste mit einander verwachsen; untere M mit alterniren- M nicht alternirend, kegelförmig. Gebiss 21.4.3 denHöckern und erhöhtem Anhang, lophodont. Gebiss ER EN 2. Fam. Adapidae. b. Unterkieferäste nicht verwachsen; J sehr klein oder pfriemenförmig. 4. Untere J und € von gleicher Gestalt, pfriemenförmig, horizontal nach vorn gerichtet; obere J rudimentär, C und unterer P; fangzahnartig 3. -1.3(2)-3 2(1)-1°.3(@8)-3° 2. J kegelförmig, untere oft ganz rudimentär; C klein, aber normal; Or- bita theilweise durch eine Wand abgeschlossen gegen die Schläfen- srube; kein P verlängert. 4. Fam. Tarsiidae. verlängert. Gebiss 3. Fam. Lemuridae. B. Orbita gegen die Schläfengrube vollkommen abgeschlossen; Unterkieferäste verwachsen; 2 J, schaufelförmig; C meist fangzahnartig verlängert; M meist tetragonodont, P viel einfacher gebaut; Hirn gross, gefurcht. 2. Ordnung Simiae. a. 3P, die nur eine einzige Wurzel (durch Verschmelzung) zeigen, und breiter sind als lang. Höcker der M alternirend (Platyrhinae). 1.3 M. 1. Fam. Cebidae. BESEME 2. Fam. Hapalidae. b. 2 P, die zwei oder drei getrennte Wurzeln zeigen; 3 M (Calarhinae). 4. P länger als breit, auch die M meist verlängert; unterer M; meist mit einem dritten Lobus versehen; € des 5$ meist sehr lang; meist geschwänzt. Höcker der M nicht alternirend. 3. Fam. Cynopithecidae. 2. P breiter als lang; unterer M; ohne dritten Lobus ; Höcker der M alter- nirend; ungeschwänzt. 4. Fam. Simiidae. N. Ordnung Prosimiae. Das Gebiss der Halbaffen ist noch sehr ursprünglich, obere M noch trigonodont, selten mit dem Ansatz eines d-Höckers. Die P einfacher als M, nur der letzte hat manchmal fast die Gestalt eines M erreicht; oft zeigen die oberen einen Innenhöcker (Fig. 903). Die Augenhöhle ist gegen die Schläfenhöhle nur durch eine schmale Knochenbrücke abgegrenzt. Es sind die ältesten und primitivsten der Primates, fossil aus dem Eocän und Oligocän von Europa und Nordamerika, lebend aus I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Prosimiae. 743 Madagaskar, wenige Formen auch aus Afrika und Indien bekannt. Diese Gruppe schliesst sich einerseits sehr nahe an die primitivsten Un- gulata und Sarcotheria an, anderseits kann sie als Stammgruppe der Simiae angesehen werden, obwohl keine der bisher bekannten Arten als wirkliche Stammform derselben gelten kann. Ueber Chiromys vgl. p. 730. 1. Fam. Hyopsodidae. Dies sind die primitivsten Formen der Primates, die sich nur im Eo- cän finden, häufiger im nordamerikanischen. Anhang der unteren M noch sehr niedrig. Hier tritt noch oft die ursprüngliche Zahl von 44 Zähnen auf. Die älteste europäische Form ist Plesiadapis aus dem Untereocän von Reims. Fig. 901. Adapis magnus Filh. Phosphorite von Querey. A obere Backzahnreihe, B oberer Mı (2|ı). Pelycodus Cope. 39; C kräftig; @-Höcker der unteren M wohlentwickelt. Wasatch-Eocän von Nordamerika. P. tutus Cope. Wasatch von Wyoming. Hyopsodus Leidy. 2J; Unterer M; mit drittem Lobus ; @-Höcker der unteren M fehlt. Mittleres Eocän bis Oligocän von Nordamerika. H. paulus Leidy. Kaninchengrösse. Bridger-Eocän von Wyoming. 2. Fam. Adapidae. Am unteren M, tritt hier oft schon ein mehr oder minder kräftiger dritter Lobus auf (wie bei allen Artiodaciyla). Eocän und Oligocän von Europa und Nordamerika. Fig. 902. Adapis parisiensis Cuv. Phosphorite von Querey. 4A Schädel (12); B Unterkiefer; C unterer Mı vergrössert. 2 i N RO: Adapis Cuv. (Fig. 901, 902). Gebiss SITE Untere M, stets mit DEE ee h einem kräftigen dritten Lobus; an den oberen M tritt ein kleiner d-Höcker 744 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Prosimiae. auf. P, ähnelt den M. Die Zahnreihe ist in beiden Kiefern vollständig ge- schlossen; Sagittalkamm sehr entwickelt. Oligocän von Europa. A. parisiensis Cuv. (Fig. 902). Unteroligoeän von Frankreich. A. magnus Filh. (Fig. 904). Phosphorite von Quercy. Tomitherium Cope. Nahe verwandt. Obereocän von Nordamerika. T. rostratum Gope. Bridger-Eocän von Wyoming. 3. Fam. Lemuridae. Diese Familie ist nur recent bekannt aus Indien und den Sundainseln, sowie aus Afrika; besonders reich aber ist sie in Madagaskar entwickelt (Fig. 903). Der recente Galeopithecus von den Sundainseln schliesst sich hier an. 4. Fam. Tarsiidae. Die nachstehenden Formen zeigen grosse Übereinstimmung in Gebiss und Schädel. Eocän bis Gegenwart. DAT 1.1.3 (4)-3 Necrolemur Filh. Gebiss ; Gesichtspartie gestreckt. Oligocän von Europa. N. Edwardsi Filh. Phosphorite von Quercy. a: Anaptomorphus Cope (Fig. 905). Gebiss a u . Gesichtspartie UROR sehr kurz. Orbita zum grösseren Theile abgeschlossen gegen die Schläfen- Fig. 903. Lemur macaco. Fig. 904. Tarsius spectrum Fig. 905. Anaptomorphus homun- Recent. A oberer Ps, B Geofir. Recent. Oberer Mı. culus Cope. Big Horn (Wasatch- Oberer P;. Eocän) von Wyoming. Schädel von oben. grube; Schädel auffallend gewölbt und Gehirn verhältnissmässig sehr gross für ein Thier aus dem mittleren Eocän. Orbita sehr weit. Durch ihr grosses Hirn, sehr redueirtes Gebiss und kurzes Gesicht erinnert diese merkwür- dige Form lebhaft an die höheren Affen, obwohl zu diesen doch keine näheren verwandtschaftlichen Beziehungen herrschen dürften. Wasatch- und Bridger-Eocän von Nordamerika. A. homunculus Cope (Fig. 905). Wasatch von Wyoming. Tarsius Storr. (Fig. 904). Schädel dem vorigen ähnelnd. Astragalus und Calca- neus verlängert. Tibia und Fibula verwachsen. Oberer J; verlängert. Recent. T. spectrum Geoflr. (Fig. 904). Der »Gespenstmaki« von den Sundainseln. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Simıae. 745 12. Ordnung Simiae. Echte Affen treten vom Miocän an in Europa auf; gegenwärtig auf die warmen Gegenden der alten und neuen Welt beschränkt. Die Familien der Cebidae und Hapalidae finden sich fossil nurin den jüng- sten Ablagerungen von Südamerika, wo sie auch allein lebend vorkommen. Von derartigen Formen mögen die Simidae abstammen. Fam. Cynopithecidae. Vom oberen Miocänan in Europa und Indien bekannt; auch in der Ge- genwart noch ganz auf die alte Welt beschränkt. Stammen wohl von Hyopsodi- dae ab. Mesopithecus Pentelici Wagn. Pliocän von Pikermi. Verbindet Semnopithecus mit Macacus. Fam. Simiidae (= Anthropomorphae). Vom oberen Miocän an fossil in Europa und Indien; lebend in Westafrika, Sumatra, Borneo. Pliopitheeus antiquus Gerv., nahe verwandt mit dem lebenden Hylobates. Obermiocän von Sansan und Göriach. Troglodytes, (Schimpanse), lebend nur in Afrika, fossil in den indischen Siwaliks. Dryopithecus Fontani Lart. Obermiocän von Mitteleuropa (Eppelsheim, St. Gaudens), steht in verschiedener Beziehung dem Men- schen näher als einer der übrigen Simüdae. Hier ist der Mensch (Homo sapiens L.) an- zuschliessen, welcher in Folge einer ganz ausser- 7, 06. Feuersteinmesser. ordentlichen Entwicklung des Grosshirns sich ea yon 1BECH Dim. Zink weit über alle übrigen Säugethiere erhoben hat; wie der aller Primates, weist auch sein Bau noch zahlreiche, für Säuge- thiere primitive Merkmale auf. Sein Vorkommen ist, obwohl es an Angaben über den tertiären Menschen nicht fehlt, bisher mit voller Sicherheit erst aus dem Diluvium nachgewiesen, wo er in Europa mit dem Höhlenbären, Mammuth etc. gleichzeitig lebte. Seine Anwesenheit ist nur sehr selten aus Skeletresten zu constatiren, meist aus dem Vorhandensein seiner Waffen, Geräthschaften (Fig. 906) und anderer Spuren. 746 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Ungulata. 4. Gruppe Ungulata. Die Hufthiere bilden eine natürliche Gruppe von pflanzenfres- senden (auch omnivoren) Landsäugethieren, die dadurch ausge- zeichnet sind, dass ihre Gliedmassen ganz ausschliesslich zur Locomotion auf dem Erdboden dienen. Schlüsselbeine fehlen stets; fast nie ist ein freies Centrale vorhanden. Die Endphalangen sind stumpf und sehr breit oder dreikantig, mit Hufen versehen. Schwanz meist ohne untere Bögen. Zu ihnen gehören die grössten Landsäugethiere. Die Fortschritte innerhalb der Gruppe bestehen hauptsächlich in der Vervoll- kommnung der Gliedmassen zu Laufbeinen, die eine so extreme Aus- bildung erreichen können, wie bei keinem anderen Säugethiere, sodann in der Ausbildung eines herbivoren Gebisses, wie es in solcher Vollkom- menheit allenfalls nur noch bei Rodentia erreicht wird, in der Ausbildung von Hörnern als Waffen zum Ersatz für die verlorengehenden Eckzähne und endlich in der Vergrösserung des Gehirns. Folgende Tabelle giebt links den primitivsten Zustand, rechts die fort- geschritteneren Zustände, die für einzelne Organe unter den Hufthieren bekannt sind. Primitivster Zustand. Hirn sehr klein und glatt (Fig. 829 A). Nasenöffnung eng, weit vorn liegend; Nasenbeine lang. Stirnhöhlen unbedeutend. Orbitalrand hinten offen. Schädel hornlos. Processus postglenoideus vorhanden. Epistropheus mit cylindrischem Zahn- fortsatze. Halswirbel biplan. Füsse noch fast plantigrad, 5/5 Zehen. Centrale frei (nur Hyrax, Fig. 914). Carpus und Tarsus serial gebaut, d. h. jedes Carpale und Tarsale der distalen Reihe besitzt nur eine proximale Ge- lenkfläche, da es nur mit einem Kno- chen der proximalen Reihe articulirt. (Fig. 907 A u. 908). Fortgeschrittener Zustand. Hirn gross, gefurcht (Fig. 829 CO). Nasenöflfnung weit; Nasenbeine kurz bis rudimentär (Elephas, Saiga). Stirnhöhlen oft ausserordentlich gross. Orbitalrand vollständig. Schädel mit Hörnern. Unterkiefergelenk ohne Processus. Epistropheus mit rinnenförmigem Zahn- fortsatze (die meisten Wiederkäuer). Halswirbel opisthocöl. Füsse digitigrad, meist unguligrad. Weniger als 5/5 Zehen, im extremsten Falle nur 4/4 oder 2/2 Zehen. Centrale mit Scaphoid verwachsen, Carpus und Tarsus alternirend ge- baut, indem die distale Reihe gegen die proximale nach innen verschoben wird, so dass wenigstens einige Kno- chen der distalen Reihe zwei proxi- male Gelenkflächen aufweisen und mit zwei Knochen der proximalen Reihe articuliren (Fig. 907 C u. 942 B, C); der alternirende Bau giebt dem Fusse offen- bar eine grössere Festigkeit. 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Ungulata. 747 Proximales Astragalusgelenk kaum kopf- arlig abgesetzt und einfach convex (Fig. 907 B u. 934 A). Distales Astragalusgelenk flach (Fig. 943). Calcaneus mit Fibulargelenk, Ulna und Fibula so lang wie Radius bez. Tibia, frei (Fig. 911). Distales Humerusgelenk einfach (Fig. 909, g). Humerus mit Foramen (Fig. 909, ent). FemurmitdrittemTrochanter(Fig.909,1r,). 3-1.4.3° 3.1.4.3 € fangzahnartig verlängert; J schneide- zahnartig. Gebiss M trigonodont (Fig. 910), P einfacher als M (kegelförmig). Backzähne bunodont (Fig. 912). Backzähne brachyodont. Molaren mit selbständigen Zwischen- höckern (Fig. 912 b’ u. d"). Kleine Lücken im Gebiss. Proximales Astragalusgelenk kopfartig abgesetzt und mit mittlerer Furche, rollenartig (Fig. 907 A, C u. 943). Astragalus mit distaler Rolle (Fig. 978). Calcaneus ohne Fibulargelenk. Ulna und Fibula z. Th. rudimentär und verwachsen (Equinae, Bovidae ete.). Distales Humerusgeleunk durch einen Kiel in zwei Theile getheilt. Humerus ohne Foramen. Femur ohne dritten Trochanter. J, C, P können z. Th. oder alle rudi- mentär werden oder ganz fehlen. € oder J hauerarlig (Fig. 41009), oder € schneidezahnähnlich (unten bei Rumi- nantia). M tetragonodont (Fig. 943), manchmal ausserordentlich vergrössert (Elephas). P allmählich den M ähnlich werdend. Backzähne lophodont. Backzähne mehr und mehr hypselodont. Zwischenhöcker von den Haupthöckern nicht unterscheidbar (Fig. 41010). Lücken fehlen (Fig. 994), oder sehr gross (Fig. 1026). Hufthiere finden sich in Nordamerika bereits im ältesten (Puerco-) Eocän; diese (Condylarthra) sind weitaus die primitivsten Formen, die auch den anderen gleichzeitig lebenden primitivsten Ord- nungen von Land-Placentalia ausserordentlich nahe stehen. Fleisch- Fig. 907. Linker Hinterfuss von A Phenacodus primaevus Cope, Wasatch-Eocän von Wyoming. B Elephas indicus. Recent. € Rhinoceros pachygnathus Wagn. Pliocän von Pikermi. a = Astragalus; c = (aleaneus; cb = Cuboid; n = Naviculare; 1,2,3 = Cuneiforme I., II., II.; I-V = 1.—5. Zehe. fressende Formen (? Creodonta) müssen als die Ahnen der Condylarthra angenommen werden. Auf OCondylarthra lassen sich die übrigen Ordnungen der Hufthiere direet zurückführen. Unter diesen sind nur noch die Ambly- poda auf das Eocän beschränkt; die Hyracoidea sind nur lebend bekannt. % 748 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Ungulata. Die Proboscidea erscheinen im Miocän; die Perissodaciyla und Artiodactyla beginnen beide schon im Eocän, erstere sind hauptsächlich nordamerikani- schen, letztere altweltlichen Ursprungs. Die Toxodontia sind Südamerika eigenthümlich. Hufthiere sind für den Paläontologen weitaus die wich- tigsten Säugethiere. Fast an allen Fundstellen fossiler Landsäugethiere in Europa und Nordamerika sind sie die vorherrschenden Formen, sowohl wegen ihrer meist beträchtlichen Grüsse, wie wegen ihrer meist alles Andere überwiegenden Anzahl. Übersicht der sieben Ordnungen von Hufthieren: A. Tarsus und Carpus serial gebaut: Cuboid articulirt proximal nur mit Calcaneus, Astragalus distal nur mit Naviculare (Fig. 907 A); Scaphoid articulirt distal nur mit Trapez und Trapezoid, Lunare nur mit Magnum (Fig. 908). Ä 3 e : a. C fangzahnartig verlängert; ni J normal; Backzähne meist bunodont (Fig. 912); 5/5 Zehen; Fibula berührt den Calcaneus. p. 749. 13. Ordnung Condylarthra. 2 (1 b. € fehlen; n— J, die mittleren oben gross und wurzellos; Backzähne lophodont; 5/3 Zehen; Fibula eingekeilt zwischen Calcaneus und Astra- galus. p. 751. 14. Ordnung Hyracoidea. c. CE nicht verlängert, klein oder fehlend; J schaufelförmig (Fig. 9 5—917), manchmal prismatisch, ebenso wie die lophodonten Backzähne; 5/5—3/3 Zehen; Calcaneus mit Fibulargelenk. p. 752. 15. Ordnung Toxodontia. B. Cuboid articulirt proximal mit Calcaneus und Naviculare, Astragalus distal nur mit Naviculare (Fig. 907 B); Carpus nahezu serial; Astra- galus mit einfach convexem, nicht kopfartig abgesetztem Tibialgelenk; Calca- neus mit Fibulargelenk;; 5/5 Zehen, wenig digitigrad. p. 754. 16. Ordnung Proboscidea. C. Cuboid articulirt proximal mit Calcaneus und Astragalus (Fig. 907 0). a. Scaphoid artieulirt distal nur mit Trapez und Trapezoid, Lunare mit Magnum und Uneiforme (Fig. 934 B); Astragalus mit einfach convexem Tibialgelenk; Calcaneus mit Fibulargelenk; 5/5 Zehen; wenig digitigrad. P- 762. 17. Ordnung Amblypoda. b. Scaphoid artieulirt‘distal auch mit Magnum, Lunare mit Magnum und Unci- forme (Fig. 942 C); Astragalus mit kopfförmig abgesetztem, rollenartigem Tibialgelenk (Fig. 907 Cu. 943); unguligrad. Diplarthra. «@. 4/3—1/1 Zehen; dritte Zehe stärker als die übrigen, zweite und vierte gleich stark (Fig. 942); dislales Astragalusgelenk flach (Fig. 943 n); Calcaneus ohne Fibulargelenk; Femur mit drittem Trochanter (Fig. 944). pP. 765. 18. Ordnung Perissodactyla. ß. 4(5)/a—2/2 Zehen; dritte und vierte Zehe gleich stark, stärker als die übrigen ; zweite Zehe ähnlich der fünften (Fig. 979, 980); distales Astragalusgelenk ebenfalls rollenförmig (Fig. 978); Calcaneus mit Fibulargelenk; Femur ohne dritten Trochanter. p. 784. 19. Ordnung Artiodactyla. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Condylarthra. 749 15. Ordnung Condylarthra. Die von Cope entdeckten Condylarthra sind die alterthümlichsten Formen von Hufthieren, deren Schädel, Gebiss und Fussbau gröss- tentheils noch die ursprünglichsten Verhältnisse zeigen, die überhaupt beiHufthieren bekannt sind. Sie dürfen wohlals die Steammformen der übrigen Hufthiere angesehen werden und stehen den primitivsten Sarcotheria, Aganodontia, besonders aber Primates noch ausserordentlich nahe (vgl. p. 729 u. 741). Hirn klein und glatt; Orbitalrand hinten offen. Unterkiefergelenk ınit Processus postglenoideus. Epistropheus mit eylin- Fig. 908. Linker Vorderfuss von Phenucodus primaevus Cope. Wasatch-Eocän von Wyoming. s= Scaphoid; = Lunare; p = Pyramidale; tz = Trapez; t = Trapezoid; m = Magnum; u = Unciforme; mc = Metacärpus des dritten Fingers. Fig. 909. Periptychus vhabdodon Cope. Puerco-Eocän von Neu-Mexico. A rechter Humerus von vorn. c = oberer Gelenkkopf; d = Deltoidleiste; e = Naht zwischen Epiphyse und Körper des Kno- chens; ent = Foramen entepicondylare; er = radialer, ew = ulnarer Epicondylus; g = Gelenkrolle für Radius und Ulna; # = Tuberculum majus, £ = T. minus. 2 rechter Femur von hinten. ce = Ge- lenkkopf; ca — äusserer, ei innerer Condylus (Gelenk für die Tibia); e« = äusserer, ei = innerer Epi- eondylus; / = Fossa intercondylea; Zrı = grosser, fr2 = kleiner, fr; = dritter Trochanter. drischem Zahnfortsatz. Füsse plantigrad bis digitigrad; 5,5 Zehen. Carpus und Tarsus noch vollkommen serial (Fig. 907 A u. 908). Astragalus mit kurzem, kopfförmig abgesetztem Tibialgelenk. Fibula berührt den Cal- caneus. Humerus mit Foramen und einfachem distalem Gelenk; Femur mit drittem Trochanter (Fig. 909). Gebiss brachyodont und meist bunodont, vollzählig, oder es fehlt nur P, ; Schwanz lang und kräftig. Diese ursprünglichsten Hufthiere sind, abgesehen von einigen hypo- thetischen europäischen Formen, nur aus dem älteren Tertiär von Nordamerika, der Puerco- und Wasatch-Epoche bekannt. Es werden drei Familien unterschieden: 4. Bunodont; Astragalus ohne Rollengelenk; M trigonodont; P meist nur ein- fache Kegel. 1. Fam. Periptychidae. 750 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Condylarthra. 2. Bunodont; Astragalus mit proximalem Rollengelenk; M mehr oder weniger tetragonodont; P einfacher als M. 2. Fam. Phenacodontidae. 3. Lophodont; untere P ähneln theilweise den M. 3. Fam. Meniscotheriidae. 1. Fam. Periptychidae. Unter den Condylarthra sind dies die ursprünglichsten Formen, von denen sämmtliche übrigen Ungulata abstammen dürften. M trigonodont, Zwischenhöcker treten häufig auf. P sind sehr gross und zeigen meist nur einen Haupthöcker. Füsse planti- grad. Sämmtliche bekannte Arten. 3 stammen aus dem Puereo-Eocän Fig. 910. A Haploconus entoconus Cope. Obere von Neu-Mexico, wo sie die Backzähne von der Kaufläche. B Haploconus lineatus Cope. Untere Backzähne von aussen. H » > or 4 ee Hauptvertreter der Hufthiere sind. Haploconus Cope (Fig. 910). . Faaeis3 ; ? ar Gebiss Sy BER M einfach trigonodont, oberer P, mit einem Aussen- aan a a und einem Innenhöcker, die übrigen oberen P einfach kegelförmie. H. lineatus Cope (Fig. 910 B) und H. entoconus Cope (Fig. 910 A) aus dem Puerco- Eocän von Neu-Mexico. Periptychus Cope (Fig. 909), mit eigenthümlich gestreifter Zahnober- fläche. Obere M trigonodont mit mehreren Zwischenhöckern. Halswirbel sehr kurz; Beine mässig lang; Schwanz sehr kräftig. Gehirn äusserst klein und primitiv gebaut. P. rhabdodon Cope (Fig. 909) ist die am besten gekannte Art dieser Familie und das häufigste Säugethier der Puerco-Periode; erreichte die Grösse des Schafes. 2. Fam. Phenacodontidae. Die oberen M (Fig. 912) sind fast ganz tetragonodont, der d-Höcker ist mehr oder weniger gut entwickelt; regelmässig finden sich Zwischen- höcker zwischen den Haupthöckern. Die pri- mitiveren Formen haben P mit nur einem Aussen- höcker, bei den fortge- schritteneren haben mehrere derselben zwei Aussenhöcker. Der Ästra- galus zeigt schon das Fig. ll. Phenacodus Wortmanni Cope. Wasatch-Eocän von Big proximale Gelenk rollen- Horn Basin in Wyoming. 5 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Hyracoidea, 751 förmig entwickelt. In dieser Familie finden sich die fünfzehigen, bereits digitigraden Vorläufer der Perissodactyla. Unteres, besonders aber mittleres Eocän von Nordamerika (Puerco und Wasatch). Protogonia Cope (Fig. =: 912). Oberer P, besitzt nur einen Aussenhöcker. #2 Protgpuir zurrensis Cope. Busrcn-Eocan von Puerco-Eocän von Neu- Mexico; es sind die einzigen Formen aus dieser Periode mit tetragono- dontem Gebiss und die primivsten Formen der Familie. P. puercensis Cope (Fig. 912). Puerco von Neu-Mexico. Phenacodus Cope (Fig. 907 A, 908, 911, 913). Gebiss ohne grössere Lücke. C mässig: oberer P, mit zwei Aussenhöckern. Obere M tetragono- dont mit vier Haupt- höckern und zwei Zwischenhöckern. Unterer M, mit deut- lichem dritten Lo- bus. Mehrere Arten sind beschrieben aus fi S ll) _ dem Wasatch-Eo Fig. 913. Phenacodus primaevus Cope. Wasatch-Eocän von Wyo- eän von Nordame- ming. 4A obere Backzähne. 3 untere Backzähne. rika. Von Ph. primaevus Cope (Fig. 907, 908, 913) und Ph. Wortmanni Cope (Fig. 944) aus dem Wasatch von Wyoming (und Neu-Mexıco) sind vollständige Skelete bekannt. Die grössten Arten hatten etwa Tapirgrösse. Die Gattungen Phenacodus und Proto- gonia gehören jedenfalls in die Ahnenreihe des Pferdes. 3. Fam. Meniscotheriidae. Hierher gehören Thiere aus dem Wasatch-Eocän von Neu-Mexico, deren auffallend lophodontes Gebiss eine für diese Ordnung weilgehende Speeialisation dar- stellt. Meniscotherium terrae-rubrae Cope. Wasatch-Eocän von Neu-Mexico. 14. Ordnung Hyracoidea. Die einzige hierher gehörige Familie der Hyracidae oder Klippschliefer lebt gegenwärtig in Afrika und den benachbarten Gegenden von Asien. Fossil sind der- artige Formen ganz unbekannt. Ihr Skelet zeigt theilweise sehr primitive Charaktere. 7152 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Toxodontia. Es sind die einzigen Hufthiere, die im erwachsenen Zustande noch ein freies Cen- trale carpi zeigen (Fig. 914); dagegen ist ihr Gebiss sehr modernisirt. Gehirn gross ; Femur mit drittem Trochanter; Ulna und Fibula frei, wohlentwickelt; Astragalus mit proximalem Rollengelenk und mit Fibulargelenk ; Backzähne denen von Rhinoceros ähnelnd; P den M ähnlich. . Sie dürften als ein eigenthümlicher Seitenzweig der Condylarthra angesehen werden, der augen- scheinlich zu den Toxodontia nähere Verwandt- schaft zeigt. 15. Ordnung Toxodontia. Unter dem Namen Toxodontia werden ge- wöhnlich eine Anzahl höchst eigenthümlicher Fig. 914. Hyvax capensis. Recent. fossiler Hufthiere aus Südamerika zusammenge- Linke Hand. R = Radius; UT = Ulna; Br R 2 c — Centrale; 1 — Lunare: p = Pyra, [asst, deren bestgekannte Formen zu den Gat- midale; pi = Pisiforme; s = Scaphoid; tungen Toxodon, Typotherium und Nesodon ge- 1 = Trapez; 2 = Trapezoid; 3 = Mag- > ” num; 4= Uneiforme; mhı—nts = erstes hören. Von manchen Autoren wird Nesodon mit bis fünftes Metacarpale; pkı—ph3 = erste E r > : - bis dritte Phalange des dritten Fingers; der Gattung Macrauchenia zusammengestellt, I—YV = erster bis fünfter Finger. ebenfalls einem südamerikanischen fossilen Huf- thiere, das auf Grund oberflächlicher Analogien im Gebiss und im Fussbau meist zu den Perissodactyla gerechnet wird, von denen es jedenfalls weit zu trennen ist. Es ist nun wahrscheinlich, dass diese vier unter ein- ander sehr differirenden Gattungen, denen noch eine grössere Anzahl neuentdeck- ter, aber ungenügend bekannter Formen an die Seite gestellt wird, zu einer natür- lichen Gruppe vereinigt werden müssen, die eine selbständige Ordnung der Hufthiere bildet. Diese Toxodontia im weiteren Sinne sind beschränkt auf Süd- amerika, wo sie inallen tertiären und diluvialen Ablagerungen gefunden werden, und sind für diese Region ungemein charakteristisch. Sie dürften direct auf Condylarthra zurückgeführt werden und finden ihre nächsten Verwandten unter den Hyracoidea und den Proboscidea. Wie diese besitzen sie noch einen sehr primitiven Fussbau; die Carpalia und Tarsalia sind nicht alternirend angeordnet; am Tarsus articulirt der Astra- galus distal nur mit dem Naviculare, das Cuboid proximal nur mit dem Calcaneus, der noch eine Gelenkfläche für die Fibula besitzt. Manche For- men besitzen noch einen fast plantigraden Fuss mit 5/5 Zehen, andere haben nur noch 3/3 funktionirende Zehen und sind unguligrad (Macrauche- nia). Am Gebiss (Fig.915—917) sind die € nicht verlängert und können ganz fehlen; J schaufelförmig, oft stark gekrümmt, die mittleren oft aufKosten der äusseren vergrössert und mit offener Pulpahöhle versehen. Die Backzähne können brachyodont oder hypselodont sein, im letzteren Fall mit sehr kleiner Kaufläche und einfachem Bau; sie sind bei den verschiedenen Gattungen sehr verschieden ausgebildet, lassen aber einen gemeinsamen Typus nicht I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Toxodontia. 753 verkennen, der bei den P oft sehr hervortritt (vergl. Fig. 916 A und 917). Die oberen M zeigen eine sehr verlängerte Aussenwand mit mehreren schräg darauf stehenden Querleisten. Sie erinnern, ebenso wie die unteren M-förmigen M an Zähne von Hyrax oder Rhinoceros. Manche Formen er- reichen eine ausserordentliche Grösse. Jede der vier Hauptgattungen kann als Typus einer besonderen Familie angesehen werden. Nesodon Owen ‘Fig. 915) ist eine der ursprünglicheren Gattungen mit SENEI REIST! i £ L SETS! Zähnen, welche an die der Hyracoidea erinnern. Schneide- und Backzähne besitzen Wurzeln, die mittleren J sind viel grösser als die rudi- mentären äusseren; obere Backzähne sind etwas nach hinten verschmä- lert, mit mehreren Innenleisten. N. ovinus Owen (Fig.915), von der Grösse der Vicuna. Tertiär von Pata- gonien. Fig. 915. Nesodon ovinus Owen. Tertiär von Patagonien. Milchgebiss und Molaren des Ober- kiefers. Fig. 917. Macrauchenia patagonica Owen. Fig. 916. Pampasformation von Argentinien. Gebiss des Oberkiefers. * Toxodon Burmeisteri Gieb. Pampasforma- tion von Argentinien. A Schädel von unten. B Unter- kiefer. Yın. Ale 4 NENNE TER Zähnen; alle Zähne wurzel- los, hypselodont, die Krone stark gekrümmt; die unteren C sind rudimen- tär. Die oberen Backzähne sind dreiseitig und stellen einen vereinfachten Typus der Zähne von Nesodon dar; der Schmelz, au ihrem Vorderrand sehr dick, ist am Hinterrand sehr schwach. Femur ohne dritten Tro- chanter. Füsse plantigrad, fünf- oder vierzehig. T, platensis Owen, etwa von Nilpferdgrösse. Pampasformation von Argentinien, T. Burmeisteri Gieb. (Fig. 916). Ebenda. Typotherium Brav. mit in Zähnen; J, sehr gross und nagezahnarltig; Backzähne ähneln denen von Toxodon und Nesodon; alle Zähne wurzellos und stark gekrümmt; Femur mit drittem Trochanter; Humerus mit Foramen epicondylare; Schlüsselbeine vorhanden. Füsse plantigrad, fünf-oder vierzehig; einige Endphalangen sind gespalten. Toxodon Owen (Fig. 916) mit T, eristatum Serres. Pampasformation von Argentinien, Macrauchenia Owen (Fig. 917). Füsse mit 3/3 functionirenden Zehen, Steinmann, Paläontologie. 48 754 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Proboscidea. unguligrad, Rudimente von äusseren Zehen wahrscheinlich vorhanden. Femur mit drittem Trochanter. Die Halswirbel ähneln denen der Came- lidae in der Abwesenheit des Foramen transyersarium. Nasenöffnung 31.2.3 brochener Reihe, alle wohl entwickelt, mit Wurzeln versehen. Die M sind complieirt gebaut und ähneln einigermassen denen von Palaeotherium und Rhinoceros, lassen aber nahe Beziehungen zu denen von Nesodon erkennen. ausserordentlich weit. Sie besitzen Zähne in fast ununter- M. patagonica Owen (Fig. 917), von Kamelgrösse. Argentinien und Patagonien. 16. Ordnung Proboscidea. Die Rüsselthiere (Fig. 929) sind fast durchgehends Formen von so gewaltiger Körpergrösse, dass sie den riesigsten Gestalten unter den ande- ren Landsäugethieren nicht nur nicht nachstehen, sondern dieselben zum Theil noch übertreffen. Ihr erstes ganz unvermitteltes Erscheinen fällt in das obere Miocän, und zwar treten sie zuerst in der alten Welt auf, wandern dann aber auch nach Nord- und selbst bis nach Südamerika, wo sie erst im Diluvium aussterben; am formenreich- sten zeigen sie sich aber stets in der alten Welt (bes. Indien), die auch noch zwei lebende Arten aufzuweisen hat. Fig. 918. Elephas indicus L. juv. Lmn- Ihre Abstammung ist noch ganz dunkel. Verne ICnunalof(gerschmizt SE : h z i a enhoia: Die Füsse sind stets fünfzehig und wenig = are: m = Mag »p = Pyra- Be e u ö x e En pi = "Pisitorme: s = Scaphoid; digitigrad. Die Vorderfüsse zeigen ziemlich t= Tra old; tz = Trapez; — Un- e © . - a En Nee m gut noch den ursprünglichen Bau der Con- dylarthra mit mehr oder minder deutlicher serialer Anordnung der Carpalia (Fig. 918). Der Tarsus (Fig. 919) aber ist sehr eigenthümlich gebaut, indem das Naviculare sich so verbreitert, dass es Cuboid und Astragalus vollständig trennt und eine distale Gelenkfläche für das Cuboid erhält. Der Astragalus (Fig. 920) ist niedrig und ganz flach, mit einfach eonvexem Tibialgelenk. Femur ohne dritten Trochanter. Cen- trale ist bei jungen Thieren noch frei und verwächst später mit dem Sca- phoid (Fig. 918). Die ältesten Formen waren verhältnissmässig kurzbeini- ger als die jüngeren. An dem gewaltigen Schädel ist die Nasenöflnung, an welcher der mächtige Rüssel entspringt, ungewöhnlich weit, die Nasen- beine sind sehr klein. Meist sind ausserordentlich ausgedehnte Stirnhöhlen entwickelt. Unterkiefergelenk ohne Processus postglenoideus, der Unter- kiefer bewegt sich nach vorn und hinten. Hiru gross und gefurcht. C zei- l. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Proboscidea. 755 gen sich nie mehr entwickelt, von den J ist auch bei den ältesten Formen (Fig. 923) nur noch in jedem Kiefer ein Paar entwickelt, diese aber zu gewaltigen Stoss- zähnen ausgebildet; den jüngeren Formen fehlen auch die unteren Stosszähne ganz. Das definitive Gebiss besitzt höchstens noch fünf Backzähne neben einander (Fig. 921), denen aber noch drei Milchbackzähne vor- ausgehen können. Die ursprüngliche Zahn- ce sr lellaer ee formel der Proboscidier ist — ————... - 1220823023 Fig. 919. Elephas indicus L. Linker Die Backzähne sind ursprünglich En: = 1,2,3 = 1.—3. Cuneiforme. wahrscheinlich bunodont; selten sind iso- lirte dieke Warzen vorhanden (Fig. 926); meist sind die Höcker zu Querleisten verbunden (Fig. 928) oder wenigstens vermehrt und in Quer- reihen angeordnet (Fig. 927), deren ur- sprünglich wohl nur zwei vorhanden waren (Fig. 921 A). Die Zahnkrone zeigt aber das Bestreben, am Hinterrande weitere Höcker bez. Querleisten anzusetzen und so die Kaufläche immer mehr zu vergrössern; bei den extremsten Formen kann der letzte b ’ E a Backzahn es auf die ausserordentliche Zahl 5 von 27 Querleisten bringen. Nur zwei Fa- Fig. 920. Elephas primigenius Blum. IR 2 Diluvium von Vögtlinshofen, Oberelsass. milien sind bekannt. Astragalus von oben. 1. Fam. Dinotheriidae. Hierher gehören alterthümliche Proboseidier (Fig. 921 u. 922), bei denen sämmtliche (5) definitive Backzähne zu gleicher Zeit in Gebrauch sind; dieselben sind stets lophodont (Tapir-ähnlich); die niedrige cemeut- lose Zahnkrone zeigt zwei Querjoche, nur M, und D, besitzen deren drei. Stosszähne im Unterkiefer sehr mächtig. Die einzige Gattung ist Dinotherium Kaup (Fig. 921 u. 922). Die Zahl der Querleisten an den fünf Backzähnen des definitiven Gebisses beträgt P: 2.2, M:3-2-2 (Fig. 921 A). Ausserdem sind drei Milchbackzähne vorhanden mit 1.2.3 Querleisten (Fig. 921 B). Der Unterkiefer besass herabgekrümmte grosse Stosszähne; auch im Oberkiefer sind wenigstens bei einer Art neuerdings Stosszähne nachgewiesen worden. Die Gattung findet sich im oberen Mioeän und älteren Pliocän von Europa, sowie in den älteren Si- waliks vonIndien. 45* 756 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Proboscidea. D. giganteum Kaup (Fig. 921 u. 922) aus dem oberen Miocän und unteren Pliocän von Europa |z. B. Simorre, Orleans, Eppelsheim [Dinotherium-Sande], Wien, Pikermi) ist eine der riesenhaftesten Formen unter den Probosecidiern, etwa 41/s m hoch. Fig. 921. Dinotherium gigamteum Kaup. A obere Back- zähne von der Kaufläche. Oberes Miocän von Samaran (Gers). B Untere Milchbackzähne. Öbermiocän. Grive sur Fig. 922. Dinotherium giganteum Kaup. Alban, Isere. 3s Pliocän von Eppelsheim. Schädel. 2. Fam. Elephantidae. Hierher gehören diejenigen Proboseidier, bei welchen nie mehr als drei Backzähne zu gleicher Zeit in Gebrauch sind, und deren M, die gleiche oder eine geringere Anzahl von Querleisten hat als der folgende M. Oben und unten ursprünglich 1 J, 0C, 3 (42)D,2 32)P,3 M. Die primitivsten Formen der Familie sind Mastodon angustidens und M. turi- ensis, die J derselben bilden im Ober- und Unterkiefer mässig lange Stosszähne Fig. 923). Es treten bier drei D auf (Fig. 925), von denen wenigsliens die beiden hinteren durch P ersetzt werden; an die Stelle dieser vorderen Backzähne treten nun ganz all- mählich die M, indem dieselben bei ihrem Entstehen langsam nach vorn rücken und die vor ihnen stehenden Zähne dabei nach vorn drängen, bis sie ausfallen; stets sind drei Backzälhne gleichzeitig in Gebrauch auf jeder Seite, bei alten Thie- ren sind es die drei M. Diese Backzähne (Fig. 924 A u. 926) besitzen eine niedrige Kronemit langen geschlossenen Wurzeln; N j j die Krone zeigt eine Anzahl von Höckern, Fig. 923. Mastodon angustidens Duy. Miocän von die mit einer sehr dicken Schmelzschicht bedeckt sind. Dieselben bilden entweder gerade, regelmässige, vielgipflige, vollkommen getrennte Querleisten (Tapiroider Typus, Fig. 927), oder die Querleisten sind nicht gerade, aus ungleich grossen Höckern gebildet und unvollkommen getrennt, da sich in den Thälern accessorische Höcker finden (Mastoider Typus, Fig. 926). Die Zahl der Querleisten beträgt für die drei D: 4 «2.3, für die dreiM: 3-3-4. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Proboscidea, 757 Von diesen primitiven Formen bis zu den extremsten Arten findet nun eine ganz allmähliche Veränderung des Gebisses statt, die durch zahlreiche Zwischenstufen ver- treten ist und etwa in folgender Weise vor sich geht: 4. Die unteren Stosszähne werden immer kleiner, fehlen erst den Weibchen, dann allen erwachsenen Individuen und finden sich zuletzt überhaupt nicht mehr entwickelt. Dafür werden die oberen Stosszähne immer mächtiger und können zuletzt überaus gross und stark gekrümmt werden (Fig. 929). Ursprünglich zeigen die Stosszähne noch Schmelzbänder, die den späteren Formen verloren gehen, 2. Die Pkommen nach und nach gar nicht mehr zur Entwicklung, so dass über- haupt nur noch sechs Backzähne jederseits entstehen, von welchen die drei ersten als D anzusehen sind. 3. Die Zahl der Querleisten wird bei den tapiroiden Formen allmählich immer grösser, und zwar nimmt sie an den hinteren Backzähnen rascher zu als an den vorderen. Dies Anwachsen der Leistenzahl an den drei D und den drei M veranschaulicht die folgende Reihe, welche die wichtigsten Typen der Familie darstellt: Trilophodon : DE 2 ) M 3 3 4. Tetralophodon : D72 3 4 M 4 4 » 5: Stegodon Clifti: DE 5 MAG 6 15 Stegodon insignis: D 2 5 7 I? u Se ls Loxodon afrianus: D 3 6 7 MT BJ 10, Loxodon meridionalis: D 3 6 bi) M S—9 - 9—11 - 13—14. Elephas antiquus: D 2—3 - 5—7 - S— 10 M 9— 12 - 12—13 - 15—20. Elephas indieus: D 4 -7—9- 41—13 M 412 —14 . 16--18 . 18—24. Elephas primigenius: D3—4 . 6—9-. 9—12 M 9—15 - 14—16 - 19—27. Mastoide Formen kommen über das tetralophodonte Stadium nicht hinaus. 4. Die Zahnkrone wird immer höher, die Wurzeln schliessen sich immer (6; später; die Thäler zwischen den Leisten werden immer tiefer und füllen sich erst in der Tiefe, dann ganz mit Gement aus (Säulenzähne mit ebener Kaufläche), wobei der Schmelz immer dünner wird, bis zuletzt (Mammuth) der Backzahn aus zahlreichen sehr schmalen, mit dün-. nem Schmelz bekleideten Dentin- Fig. 921. Längsschnitte durch die Krone der Back- platten oder-Lamellen besteht, wel- zähne von A Mastodon angustidens Cuv.; B Ste- S R ® godon ganesa Fale. u. Cautl.; € Elephas meri- chedurchdickeCementschichtenmit ionalis Nesti. D — Dentin: S= Schmelz; € = einander verklebt sind (Fig. 924 A-(). Cement;v = Vorderrand. 758 Il. Thbierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Proboscidea. 5. Während schon die Backzähne der primitiveren Formen von beträchtlicher Grösse sind, zeigen die extremeren Formen (Fig. 933) einen so ausserordent- lichen Umfang, dass kein Backzahn eines anderen Säugethieres auch nur entfernt mit dem der Elephanten sich an Grösse messen kann. Während von den verhältnissmässig kleineren Backzähnen der primitiveren Formen noch drei gleichzeitig in einem Kiefer Platz finden, bietet derselbe bei den ex{remeren Formen nur noch für einen oder höchstens zwei der kolossalen Zähne den nöthigen Raum. Der in Gebrauch stehende Zahn wird nun von vorn nach hinten abgekaut, während er von dem hinter ihm entstehenden nächsten Zahne langsam nach vorwärts geschoben wird, bis dieser vollständig an seine Stelle getreten ist, um seinerseits wieder allmählich dem folgenden Platz zu machen. Dabei kann der vordere Theil eines Zahnes schon lange in Thätigkeit, bez. s'ark abgekaut sein, während der hintere Theil sich noch in der Ent- wicklung befindet (Fig. 932 u. 933) und von der Alveole umschlossen ist. Die Entwicklung der hinteren Backzähne wird dadurch sehr lange zurückgehalten, so dass beim Elephanten der letzte Zahn erst durchbricht, wenn das Thier bereits ein sehr hohes Lebensalter erreicht hat. Die hier aufgeführten Gattungen und Untergattungen, die aber keineswegs scharf von einander zu trennen Sind, bilden eine genetische Reihe (Trilophodon- Tetralophodon-Stegodon-Loxodon-Euelephas). Mastodon Cuv. Primiti- vere mastoide oder tapiroide Formen mit drei gleichzeitig im Kiefer stehenden Back- zähnen, deren Krone niedrig ist, deren Thäler kein Cement Fig. 925. Mastodon angustidens Cuy. Miocän von Sansın. zeigen und deren mittlere ee Backzähne (D, M, M,) nur drei oder vier Höckerreihen, bez. Querleisten besitzen. Grossen unteren Stoss- zähnen entspricht eine verlängerte Unterkiefersymphyse; je grösser die oberen Stosszähne werden, je höher wird der Schädel. Obermiocän bis Pliocän in der alten Welt, bis Pleistocän in Amerika. Untergattung Trilophodon (Fig. 923, 924 A, 925—927). D,, M,, My, mit je drei Querreihen von Höckern, bez. Querleisten, M, besitzt vier. Fig. 026. Mastodon angustidens Cuv. Letzter Fig. 927. Mastodon tunicensis Schinz. Miocän oberer Backzahn. » = Vorderrand. von Simorre. Letzter unterer Backzahn von der Seite. v = Vorderrand. a. Arten mit unteren Stosszähnen und verlängertem Unterkiefer. M. angustidens Guv. (Fig. 923, 924 A, 925, 926). Oberes Miocän von Europa, untere I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Proboscidea. 759 Siwaliks von Indien, Loup Fork-Epoche von Nordamerika. Mastoid. Die dicken zitzenartigen Höcker der M stehen etwas alternirend, mit accessorischen Höckern in den Thälern. Untere Stosszähne lang. M. turicensis Schinz (Fig. 927); eberes Miocän von Europa; Backzähne mit sehr deutlichen Querjochen, ohne accessorische Höcker in den Thälern (tapiroid). M. Pandionis Fale. Obere Siwaliks von Indien. M. productus Cope. Loup Fork-Epoche des Südwestens von Nordamerika. M. Andium Cuv. Pliocän (? Pleistocän) von Südamerika und Mexico. b. Arten ohne untere Stosszähne, mit kurzem Unterkiefer. Schädel hoch. M. americanus Cuv. Das riesige »Ohiothier« aus dem Diluvium von Nordamerika zeigt milunter noch einen rudimentären unteren Stosszahn. Tapiroid; M mit hohen Querjochen. Lebte bis kurz vor Anbruch der Neuzeit. M.ShepardiLeidy. Pliocän von Cali- fornien und Mexico, M. Humboldti Cuv. Pampasformation. Südamerika. M. Borsoni Hays. Pliocän von Eu- ropa, manchmal mit rudimentären un- teren Stosszähnen; Tapiroid. \ KIN mn en Ah Untergattung Tetralophodon Fale. D,, M,, M, mit vier Querreihen von Fig. 929. Stegodon Clifli Falc. and Cantl. Höckern (bez. Querleisten), M, mit Irawadiz „Ohörer Mol Dane fünf. a. Arten mit unleren Stosszähnen und verlängerter Unterkiefersymphyse. M. longirostris Kaup. Unteres Pliocän. Europa (bes. Eppelsheim)j. Mastoid. b. Arten ohne untere Stosszähne, mit kurzem Unterkiefer ; Schädel hoch. M. arvernensis Croiz. et Job. Unteres und oberes Pliocän. Europa. Mastoid, M. sivalensis Cautl. Obere Siwaliks von Indien. Mastoid. M. mirificus Leidy. Loup Fork-Epoche von Nordamerika. M. latidens Clift. Obere Siwaliks. Indien, Birma, Borneo. Tapiroid. Stegodon Falec. (Fig. 994 B, 928). Es sind tapiroide Mastodon- ten, deren D,, M,,M, fünf bis acht Querlei- sten zeigen, und in de- ren Thälern sich etwas Gement ablagert. Die Querleisten sind noch dachförmig. Keine un- teren Stosszähne, Schä- del sehr hoch. Es sind a RE Uebergangsformen zu Fig. 929. Zlephas primigenius Blum. Pleistocän. (Reconstruirt.) Elephas. Siwaliks vonIndien. sowie in China und Japan. 760 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia.. Proboscidea. St. Clifti Fale. u. Cautl. (Fig. 925) und St. insignis Fale. u. Cautl. Siwaliks von Indien, auch in Birma, China und Japan. St. ganesa Falc. u. Cautl. (Fig. 924 B). Pliocän und Pleistocän von Indien. Elephas L. Bei den Elephanten sind die Zähne höher als bei Stego- donten, die Querleisten zahlreicher, die Thäler vollständig mit Cement ausgefüllt, das dann den gan- zen Zahn umhüllt, so dass eine ebene Kaufläche vorhanden ist. Es sind nur ein bis zwei Backzähne auf einmal in jeder Kieferhälfte in Gebrauch, und untere Stosszähne treten nie mehr Fig. 930. Elephas meridionalis Nesti. Norfolk-Küste. x Letzter oberer Backzahn von der Kaufläcke.e. vo = auf. Schädel ist 'stels sehr Vorderrand. hoch. Die Gattung findet sich zuerst indenoberen Siwa- liks von Indien, erscheint dann auch im oberen Pliocän von Europa und wandert im Diluvium nach Amerika; lebend findet sie sich noch inIndien und Afrika. Die Kaufläche der oberen M ist von vorn nach hinten etwas convex, der Zahn innen höher als aussen, da er etwas schräg abgekaut wird; die Kaufläche der unteren M ist dagegen von vorn nach hinten etwas concav, der Zahn aussen höher als innen. Die beiden Untergattungen sind nicht sehr natürlich. Untergattung Loxodon. Die Zähne sind noch verhältnissmässig nie- drig, die Querleisten aber schon plattenförmig, ihre Zahl noch nicht sehr gross, und ihr Quer- schnitt auf der Kaufläche öfter von rautenförmiger Gestalt. Ce- ment ist sehr reichlich vorhan- Fig. 931. Elephas antiguus Fale. Essex. Letzter obe- Sı > ER 20 ver. Backzahne von der Kaufläche. € = Cement; D = den. D1e finden sich nur ın der Dentin; $ = Schmelz; v = Vorderrand. alten Wel Br E. planifrons Fale. u. Caull. Obere Siwaliks von Indien; vielleicht identisch mit E. meridionalis. E. meridionalis Nesti (Fig. 924 C u. 930) lebte im obersten Pliocän von Europa, besonders häufig in Südeuropa. Die Krone der Backzähne ist verhältnissmässig breit zu ihrer Länge, dabei aber ziemlich niedrig; die Schmelzwände sind dick, selten etwas gefältelt; Querleisten nicht sehr zahlreich (p. 757), ziemlich dick, mit meist parallelen Wänden, durch Cementschichten weit von einander getrennt; wird über 45 Fuss hoch. E. africanus Blum. Lebt gegenwärtig noch in Afrika. Die Querleisten der Back- zähne erscheinen auf der Kaufläche auffallend rautenlörmig. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Proboseidea. 761 Untergattung Euelephas. Hierher gehören die extremsten Formen mit Backzähnen von sehr hoher Krone und zahlreichen schmalen Quer- leisten, deren Wände parallel laufen. Tritt zuerst in den oberen Siwa- liks von Indien auf, kommt im Pleistocän (? Oberpliocän) nach Europa und geht auch nach Amerika hinüber; lebend in Indien. E. hydsuricus Falc u. Cautl. Obere Siwaliks von Indien. E. namadicus Fale u. Cautl. Plei- stocän von Indien, Birma, China und Japan. E.indicus L. (Fig. 918—919). Re- cent in Indien und Sumatra. KB antiquus Fale. (Fig. 931) ist sehr Fig. 032. Elephas primigenius Blum. Leicestershire. e © Pa A E Letzter oberer Backzahn von der Kaufläche. v = bezeichnend für das ältere- Diluvium _ YVorderrand; h — hinterer noch in der Alveole von Europa; soll die grösste der euro- steckender unausgebildeter Theil. päischen Elephantenarten gewesen sein. Die Krone der Backzähne ist sehr hoch, aber schmal im Vergleich zur Länge. Der Schmelz ist mässig dick, sehr auffallend und stark gefältelt; die Querleisten sind mässig dick, manchmal etwas rautenförmig, meist sehr weit von einander getrennt durch Gement (s. p. 757). E. melitensis Falc., Zwergrasse von E. antiquus, von nur 3 bis 5 Fuss Schulterhöhe, aus diluvialen Höhlen und Spalten von Malta, ist weitaus die kleinste Elephantenart. E. primigenius Blum. (Fig. 920, 929, 932, 933). Das Mammuth ist eine der bezeichnendsten Diluvialformen. Es findet sich durch das ganze Diluvium in Eu- ropa, auch südlich von den Alpen und dem Kaukasus, in Nordasien, und in Nordamerika bis Mexiko. In grösster Menge findet man seine Reste in Sibi- rien, mitunter selbst wohlerhaltene Lei- chen im Eise eingefroren, die mit dich- tem rothbraunen Haare bedeckt sind. Seine gewaltigen, überaus stark ge- E x nd R Fig. 933. Elephas primigenius Blum. Vorletzter krümmten Stosszähne liefern einen gros- oberer Molar von der Seite. » — Vorderrand; sen Theil des in den Handel gebrachten er en an Elfenbeines. im vorderen Theil des Zahnes. Die Krone der Backzähne ist sehr hoch, auch sehr breit im Vergleich zur Länge. Der Schmelz ist sehr dünn und wenig gefältelt. Die zahlreichen Querleisten sind sehr schmal und liegen sehr nahe bei ein- ander (S. p. 757). E. columbi Fale. Diluvium von Mexico und Texas Umstehende Tabelle zeigt die zeitliche und räumliche Verbreitung der Proboscidea. 762 Nordamerika (incl. Central- amerika) Südamerika I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Amblypoda. Europa und Nordasien Indien Afrika Recent Euelephas Lozodon Diluvium Euelephas Trilophodon Euelephas Lozodon | Euelephas | Stegodon Pliocän Tetralophodon Trilophodon Trilophodon Euelephas Lozodon | Euelephas | Lozodon | Stegodon | Tetralophodon | Trilophodon Dinotherium | Tetralophodon | Trilophodon Dinotherium (Trilophodon) Miocän Trilophodon | Dinotherium | Trilophodon Dinotherium 17. Ordnung Amblypoda. Der Carpus (Fig. 934 B) der Amblypoda hat nur theilweise noch die ursprüngliche seriale Anordnung der Condylarthra, während der Tarsus Bridger-Eocän von Wyoming. A rechter Hinter- fuss. a = Ast ce = Calcaneus; cd = Cuboid; n = Naviculare: I =1.—3. Cunei- forme. B rechter Vorderfus = Lunare; m = Magnum; p Pyramid = Scaphoid; ? = Trapezoid; tz = Trapez; « = Unciforme. I-V = 1.—5. Zehe. (Fig. 934 A) die alternirende Anord- nung ganz wie die Perissodactyla zeigt. grad, meist kurz und sehr plump; Ge- hirn ausserordentlich klein (Fig. 935); Füsse 5/5 zehig, fast planti- ‚Schädel oben flach, ohne Sagittal- crista. Das Gebiss ist zwar lopho- dont, doch sonst von ziemlich primi- tivem Charakter, brachyodont und die M trigonodont. Die Amblypoda sind gänzlich auf das Eocän beschränkt und ge- hören theilweise zu den auflallend- sten Gestalten, die unter den Huf- thieren zu finden sind; zu ihnen zählen die gewaltigsten Säugethiere .der Eoeänzeit. Sie stammen fast alle aus Nordamerika, nur eine ein- zige Gattung ist auch aus Europa bekannt. Von den drei Familien lebte die primitivste im Puerco-, eine andere im Wasatch-, die extremste im Bridger-Eoeän. a. Proximales Astragalusgelenk kopfartig abgesetzt; Femur mit drittem Tro- chanter; Humerus mit Foramen; Gebiss vollständig. l. Fam. Pantolambdidae. l. Thierreich, — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Amblypoda. 763 b. Astragalus ganz flach, ohne Kopf; Femur mit drittem Trochanter; Humerus ohne Foramen; Gebiss vollständig. 2. Fam. Coryphodontidae. e. Astragalus ganz flach, ohne Kopf (Fig. 934 A); Femur ohne dritten Tro- chanter; Humerus ohne Foramen ; obere Schneidezähne fehlen. 3. Fam. Dinoceratidae. 1. Fam. Pantolambdidae. 3-1.4-3 Zahnformel ——— 3.1.4.3 laren ist V-förmig ausgebildet; der Astragalus hält die Mitte zwischen dem von Peri- ptychus und dem der Perissodactyla: sein proximales Gelenk ist noch flach wie bei allen Thieren aus dem Puerco, doch vom Körper des Astragalus abgesetzt. Puerco- Eocänvon Nordamerika. Eine Gattung mit zwei Arten. Pantolambda bathmodon Cope aus dem Puerco von Neu-Mexico. - Jeder der drei ursprünglichen Höcker der oberen Mo- 2. Fam. Coryphodontidae. 3-.1.% 3-MN.%k.3 J kräftig, etwas konisch, weit auseinanderstehend (Fig. 935), C sehr gross; an den oberen M (Fig. 936) bilden die beiden Aussenhöcker zusammen ein V, der Innenhöcker bildet eine Gehirn (Fig. 935 H) auffallend klein. Die Zahnformel ist nach vorn verlaufende gekrümmte hohe Leiste, längs deren Basis ein Basalwulst verläuft. Die Arten wa- ren von der Grösse des Tapir bis zu der eines Stieres, mit kurzen plum- Fig. 935. Coryphodon elephantopus Cope. Wa- 5 satch-Eocän von Neu-Mexico. Schädel von unten pen Beinen versehen. Im nord- (io). H = Gehirn, amerikanischen Wasatch-Eo- cän ist die Familie reich vertreten; es sind die grössten Säugethiere satch-Eocän von Wyo- Fig. 936. Coryphodon anaz Cope. Fig. 937. Metalophodon testis Cope. W Wasatch-Eocän von Wyoming. Oberer ming. Obere Backzähne. Molar (). w = Basalwulst. dieser Periode; nur spärlich finden sie sich auch in etwa gleichaltrigen Schichten von Europa. Coryphodon Owen Fig. 935,936 u. 938). Zahlreich inNordamerika, 764 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Amblypoda. spärlich in Europa vertreten. Von dieser Gattung ist das ganze Skelet bekannt. C. anax Cope (Fig. 936). C. eurvirostris Cope (Fig. 938). Wasatch von Wyoming, C. elephantopus Cope (Fig. 935). Wasatch von Neu-Mexico. C. eocaenus Ow. Eocän von Sois- sons, London-Clay etc. Metalophodon Cope (Fig. 937) { ist nahe verwandt. Nordamerika. Fig. 938. Coryphodon eurvirostris Cope. Big Horn 7 Basin (Wasatch-Eocän) in Wyoming. Unterkiefer- M. testis Cope (Fig. 937). Wa- backzähne. A von innen, 5 von der Kaufläche. satch von Wyoming. 3. Fam. Dinoceratidae, Dies sind gigantische Thiere von Rhinoceros- und fast Elephanten- grösse aus dem Bridger-Eocän von Nordamerika, die grössten und SR; c Dr Raus Fig. 939. Loxolophodon ingens Marsh. Washakie-Gruppe des Bridger-Eocäns von Wyoming. Skelet. abenteuerlichsten der eocänen Landsäugethiere, die bisher bekannt sind ‚Fig. 939). In den »Bad Lands« von Wyoming wurden die Reste dieser Thiere in solcher Zahl be- obachtet und gesammelt, dass sienunmehr in verschiedenen Sammlungen der Vereinigten Staatendurch eine ganze Reihe Fig. 940. Loxolophodon (Dinoceras) mirabilis Marsh. mehr oder weniger vollstän- Bridger-Eocän von Wyoming. Obere Backzähne. ß u ” 3 diger Skelete repräsentirt sind, welche eine Anzahl verschiedener Arten darstellen. Die ganze Körpergestalt (Fig. 939), die Beine, das Becken erinnern vielfach an Elephanten; die älteren Formen standen auf niedrigeren, die I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Perissodactyla.. 765 jüngeren euf höheren Beinen. Das auffallendste an diesen Riesen ist der Schädel (Fig. 941), der mit 3 Paar hornzapfenartiger Vorsprünge versehen war, welche bei einzelnen Arten eine bedeutende Länge erreichten und wohl als Träger für äussere, dermale Hörner dienten. Das vorderste Hör- nerpaar sass auf den Nasalia, das nächste auf den Maxillaria, wäh- rend das letzte Paar den hinter- sten Theil des Schädels in An- spruch nahm, dessen Hinterrand ausserdem noch zu einem queren Kamme erhoben war. Dazu kommt noch, dass die oberen C zu gewaltigen säbel- artigen Hauern verlängert wa- ren, zu deren Schutze die Un- n.. 04 ki "av 7 1 rtsaty Bridger-E cän von Wyoming. Schädel. m = Maxillare; terkiefer Ss) mphy se einen Fortsatz n—= Nasale; w = Fortsatz an der Unterkiefersymphyse. nach unten (1) bildet. Obere J fehlen dafür ganz, die unteren J und C waren einander ähnlich, zwei- appig, klein, mitu ganz rudimentär. Die Backzähne (Fig. 940) ähneln lappig, klein, mitunter gan l t Die Backzäl Fig. 940) ähnel enen der Coryphodontidae, die sind der ähnlich. Das Gehirn war d der Coryphodontidae, die P 1 den M ähnlich. Das Geh Lozolophodon (Dinoceras) mirabilis Marsh, verhältnissmässig noch winziger als bei der letzten Familie. Alle Arten stammen aus dem Bridger-Eocän von Wyoming. Loxolophodon Cope (— Tinoceras Marsh und Dinoceras Marsh). Jederseits der Unterkiefersymphyse finden sich vier zweilappige Zähne (J u. C) von gleicher Grösse bei Uintatherium nur 2— 3); Zahnformel 0.1.3.3 3-1.3 .3° L. cornutus Gope. Bridger-Eocän von Wyoming. L. (=Tinoceras) ingens Marsh (Fig. 939). Bridger-Eocän von Wyoming. L. (= Dinoceras) mirabilis Marsh (Fig. 934, 940 u. 941). Bridger-Eocän von Wyoming. Hierher gehören die grössten Formen der Familie. 1S. Ordnung Perissodactyla. Echte Unpaarhufer treten inNordamerika zuerst im mittleren Eo - cän (Wasatch) auf, ebenso in etwa gleichaltrigen Schichten von Europa, und erreichen bereits im Eocän und Oligocän eine sehr reiche Ent- wicklung. Besonders ergiebig an fossilen Perissodactyla ist Nordamerika, und dies Land scheint für die meisten hervorragenderen Gruppen der Un- paarhufer das Mutterland gewesen zu sein. Von dort scheint sich auch die alte Welt mit Unpaarhufern versorgt zu haben; nur wenige haben sich in derselben selbständig weiter entwickelt, so vielleicht die Palaeotherien, 766 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse. Mammalia. Perissodactyla. vor allem aber die gehörnten Rhinoceroten; nach Südamerika wander- ten erst in spätester Zeit einzelne Formen ein. In der Gegenwart treten Perissodactyla sehr zurück unter den Hufthieren; sie sind jetzt fast alle auf die alte Welt beschränkt, nur die Gattung Tapirus findet sich auch Fig. 942. Linker Vorderfuss von A Phenacodus primaevaus Cope. Wasatch-Eocän von Wyoming; B Hyra- cotherium venticolum Cope ibid.; € Palaeotherium medium Cuv. Oligocäner Gyps von Paris; D "Anchithe- rium aurelianense Blainv. Miocän; E Hippotherium gracile Kaup. Pliocän; F Equus caballus L. Recent. k = Kiel am Metapodialgelenk; l= Lunare; m= M: ıgnum; p = Py ramidale; s = Se aphoid; {= Tra- pezoid; tz (= 1) = Trapez ; «u (=4) = Uneiforme; za V= erster bis fünfter Finger oder Metacarpale (= mc]. noch in Südamerika. Nordamerika aber, die Wiege der Perissodactyla, be- sitzt heutigen Tages keine eingeborenen Arten mehr. Perissodactyla sind von Phenacodontidae abzuleiten. Die Ordnung ist ausgezeichnet durch den eigenthümlichen Fussbau; sie haben die vollkommen alternirende Anordnung der Carpalia und Tar- salia (Fig. 942 und 952), ebenso das kopfförmig abgesetzte und rollenartige Tibialgelenk des Astragalus, dessen distales Naviculargelenk stets eben, nie rollenförmig ist (Fig. 943 n). Sie zeigen ferner am Femur noch den dritten Trochanter, der oft mächtig ent- wickelt ist (Fig. 944); Calcaneus ist ohne Fibu- 1 largelenk. Eine erste Zehe fehlt stets. Der Fuss ist Fig. 913. Equus caballus L. pi- unguligrad, indem die Metapodien dicht anein- vi ıs Oberelsass. inker . m eg "ander liegen und nur noch die Endphalangen den lenkfläche für Cuboid; n = Aacl Me Feat nv a Re = Boden berühren (Fig. 942 BR): Von den noch vollenuige Goinkfläche Für. die vorhandenen Zehen ist die dritte stets am kräftig- sten und längsten und überflügelt im Laufe der Stammesentwicklung die übrigen derart, dass zuerst am Hinterfusse, bald auch am Vorderfusse die fünfte Zehe ebenfalls verloren geht, und bei den extremsten Formen selbst noch die zweite und vierte Zehe, die sonst mehr oder weniger stark entwickelt sind (Fig. 942). Ulna und Fibula sind bei den I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Perissodactyla. 767 extremeren Formen rudimentär und verwachsen. Die Halswirbel werden oft opisthocöl, der Zahnfortsatz des Epistropheus oft rinnenförmig. Das Gebiss zeigt ursprünglich noch Beet 3.4.4.3 sten Formen fehlt meist nur der P,, bei einigen gehen auch die J und € verloren; letztere sind bei den älteren Formen durchgehends kräftig entwickelt. Die M sind stets telragonodont und waren wohl ursprünglich alle bunodont; die oberen sind es noch bei den primitiysten Formen; bei diesen treten vier isolirte Haupthöcker auf, neben denen Zwischenhöcker entwickelt sind (Fig. 948). Das Gebiss dieser Formen ähnelt noch ausserordentlich dem von Phenacodus. In den meisten Fällen verbinden sich aber an den oberen M die Aussenhöcker a und c mit einander zu einer Aussenwand, welche entweder ein- fach sein kann (Fig. 949 A) oder dadurch, dass jeder der beiden Höcker V-förmig ausgebildet ist, W-förmig ge- knickt wird (Fig. 958 A) und daher eine Längskante in der Mitte zeigt (Fig. 975 ec). Auch jeder der beiden Innen- Zähne (Fig. 947); bei den modern- Fig. 944. Rhinoceros pachygna- höcker b und d, sowie die Zwischenhöcker b’ b” d’ kön- thus Wagn. Pliocän von Pikermi. P ne a 3 Ann { Rechter Femur von vorn, mit nen leistenförmig werden und gerade oder gebogene mächtigentwickeltenn dritten (=3) Querjoche bilden (Fig. 973 B). Die unteren M sind nie Trochanter. mehr ganz bunodont; entweder verbindet sich in jeder Zahnhälfte der Aussenhöcker mit dem Innenhöcker zu einem einfachen Querjoche (Fig. 949 B); oder es zieht sich von dern Aussenhöcker ausserdem auch noch nach vorn eine kräflige Leiste in der Art, dass nunmehr der ganze Zahn aus zwei nach innen ge- öffneten, hinter einander liegenden Halbmonden besteht (M-lörmig oder symborodont Fig. 958 u. 968 B). Die P sind bei den primitiveren Formen stets viel einfacher gebaut als die M, oben höchstens trigonodont (Fig. 949); im Laufe der Stammesentwicklung kann (Fig.969) erst der Py, dann P; und endlich auch der P, den M gleich werden, während der P, rudimentär wird. Der untere M; besitzt ursprünglich stets einen dritten Lobus (Fig. 949 d), der aber bei vielen modernen Formen verschwindet. Die ursprünglich brachyodonten Backzähne werden bei den extremsten und mo- dernsten Formen ausgezeichnete Säulenzähne (Fig. 975). Uebersicht der fünfFamilien und der wichtigsten Gat- tungender Perissodactyla. A. Die beiden Aussenhöcker der oberen M sind kegelförmig, von einander noch vollständig getrennt, ebenso von den Zwischenhöckern. Obere P einfacher als M. (Fig. 948 A). 4/3 Zehen. 1. Fam. Hyracotheriidae. 1. Hinter dem P, eine Lücke. Hyracotherium. 2. Hinter dem P, keine Lücke. Systemodon. B. Obere M mit einer einfachen Aussenwand, ohne mittlere Kante; die Innen- (+ Zwischen-)höcker bilden fast gerade Querjoche, welche senkrecht oder schräg auf der Aussenwand stehen, mit der sie innig verbunden sind. Untere M mit zwei geraden oder etwas gebogenen Querjochen, deren vorderes allein /\-förmig werden kann. 1. 3 J und € vorhanden, normal; die oberen M (Fig. 949 A) mit zwei ein- fachen, schräg oder senkrecht auf der Aussenwand stehenden geraden Quer- 768 1. Tbierreich. — X. Verltebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Perissodactyla. jochen; die unteren M zeigen nur zwei fast gerade Querjoche. 4/3 Zehen. 2. Fam. Tapiridae. 1.3J wohlentwickelt. Ein grosser Sagittalkamm vorhanden. a. Unterer M; mit drittem Lobus; obere P einfacher als die M. Helaletes. Lophiodon. b. Unterer M; nur mit zwei Querjochen. «@. Alle oberen P einfacher als dieM. Protapirus. Hyrachyus. ß. Oberer P, ähnelt den M. Tapiravus. y. Wenigstens die beiden letzten P ähneln den M. Tapirus. 2. 3J rudimenlär; mehrere P ähneln den M. Hyracodonlinae. «. J klein, C wohlentwickelt. Ein Sagitlalkamm. Amynodon. ß. J und C klein, einanderähnlich. Kein Sagittalkamm. Hyracodon. II. Obere € fehlen , weniger als 3J;; die oberen M (Fig. 951) mitzweischräg aufdie Aussenwand stossenden, ziemlich geraden Querjochen, deren hinteres meist einen nach vorn gerichteten Sporn zeigt; das vordere Querjoch der unteren M ist fast /\-förmig, das hintere nur wenig gebogen. Kein Sagiltalkamm. 3. Fam. Rhinocerotidae. a. Ohne Hörner. Aceratherium. «. Obere P einfacher als die M. 4/3 Zehen. [Caenopus. Ronzotherium.) 2 0 ; 3. Obere P gleichen den M. 7 J, m C. 4/3 Zehen. [Aceratherium.) 0—1 0 r y. Obere P ähnlich den M. ver J, 7 C. 3/3 Zehen. [Aphelops. Peraceras.] 4 0 b. Mit kleinen paarigen Hörnern;; 3/3 Zehen ; TE 3; 7 C. Diceratherium. c. Mit unpaaren Hörnern. 3/3 Zehen. Zähne mit Wurzeln. Rhinoceros. 2 0 a. Obere P einfacher als die M. m J, 7 C. [.Dihoplus.) A 0 , = ß. Obere P gleichen den M. AT J, = C. [Ceratorhinus.] y. Obere P gleichen den M; J und C fehlen ganz. 4. Nasenscheidewand nicht verknöchert. [Atelodus.) 2. Nasenscheidewand verknöchert. [Coelodonta.]) d. Ein unpaares Stirnhorn. Nasenscheidewand verknöchert; Zähne wur- zellos, sehr hohe Säulen. J und C fehlen ganz. Elasmotherium. C. Obere M mit einer W-förmigen Aussenwand, die daher eine miltlere Längskante zeigt; untere M M-förmig (Fig. 968). I. An den oberen M fehlen die Zwischenhöcker fast ganz; wenigstens der b-Höcker bleibt kegelförmig und selbständig und übertrifft den d-Höcker an Grösse (Fig. 958 A). 4/3 Zehen, 4. Fam. Chalicotheriidae. a. Beide Innenhöcker der oberen M kegelförmig. «@. Ohne Hörner, C wohl entwickelt. Palaeosyopinae. 4. Obere P alle einfacher als M. Palaeosyops. Limnohyus. 2. Obere P4 den M ähnlich. Diplacodon. 5. AlleP den M ähnlich; mit Hörnern. C rudimentär, Brontothe- riinae, 4. Untere J vorhanden. Menodus. 2. Untere J fehlend. Symborodon. ?b. Der d-Höcker der oberen M eine schräge Leiste bildend. Chalicotherium. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Perissodactyla. 769 II. An den oberen M sind b- und d-Höcker etwa gleich gross; Zwischenhöcker sind sehr gut entwickelt, meist leistenförmig, mit den Innenhöckern oft innig, mit der Aussenwand nur locker verbunden. 5. Fam. Equidae. a. Zahnkrone sehr niedrig; alle Höcker sehr dick; meist alle oberen P ein- facher als die M; 4/3 Zehen. Pachynolophinae. Hierher Pachynolophus, Epihippus. b. Zahnkrone niedrig, mit dachförmigen Leisten und mit Thälern, die nicht durch Cement ausgefüllt sind; die oberen P ähneln meist den M. 3/3 Zehen, die alle den Boden berühren. Palaeotheriinae. «. Vorderer Halbmond der unteren Molaren endet hinten mit einfacher Spitze 3’ \Fig. 968). Paloplotherium. Palaeotherium. 3. Vorderer Halbmond der unteren Molaren endet hinten mit Doppel- spitze 8’ (Fig. 974 A). 4. Unterer M; mit drittem Lobus, P, zweiwurzelig. Anchilophus. Mesohippus. 2. Unterer M, mit rudimenlärem dritien Lobus, P, einwurzelig. Anchitherium. c. Backzähne prismatisch mit ebener Kaufläche, die Thäler ganz von Cement ausgelüllt; die Leisten der oberen M w-förmig vereinigt (Fig. 973 D, E); die Doppelspitze 3° der unteren M zu einer Doppelschleife vergrössert (Fig. 974 B, C). P den M ähnlich. Equinae. e. b-Höcker der oberen M bildet ein ganz isolirtes Innensäulchen von rundem Querschnitte; an den unteren M liegen die beiden Hälften der Doppelschleife in der Längsrichtung des Zahnes. 3/3 Zehen. Hippotherium. 3. b-Höcker der oberen M nicht isolirt, verbreitert; die beiden Hälften der Doppelschleife an den unteren M bilden einen Winkel mit der Längsrichtung des Zahnes. 1. 3/3 Zehen. Merychippus. Protohippus. 2, 1/1 Zehe. Eguus, Hippidium. 1. Fam. Hyracotheriidae. Die Hyracotherien (Fig. 945) lassen sich als die primitivsten Perisso- daciyla ansehen, bei welchen das Gebiss noch am meisten den ursprünglichen bu- nodonten Charakter bewahrt hat. Be- sonders die beiden Aussenhöcker der oberen M zeigen noch grosse Selbständig- . Fig. 945. Hyracotherium venticolum Cope. Wasatch-Eocän (Wind River) keit und verrathen in Wyoming. Skelet. c« = Fortsatz des Calecaneus; o = Oleeranon. Steinmann, Paläontologie. 49 770 I. Tbierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Perissodactyla. wenig Neigung, zur Bildung einer Aussenwand zu verschmelzen (Fig 948). Ausser den beiden Innenhöckern sind auch Zwischenhöcker b’, b" sehr deut- lich, die gerne Querleisten bilden. Alle oberen P sind noch einfacher gebaut Fig. 946. Hyracotherium ventico- Fig. 947. Hyracotherium venticolum Cope. Wasatch-Eocän lum Cope. Linker Vorderfuss. ! = von Wyoming. Schädel von unten nebst Unterkiefer. Lunare; mc = Metacarpus des 3. Fingers; p= Pyramidale; s= Scaphoid; 7 = Trapez; # = Uneiforme; II—-V = 2. bis 5. Finger. als die M; der untere M, zeigt stets einen wohlentwickelten dritten Lobus. Das al KEN Gebiss ist noch nn J und C wohl entwickelt. 4/3Zehen vorhanden. Das Gebiss der Hyracotheritdae lässt sich direkt aus dem der Phenaco- dontidae ableiten; auf der anderen Seite ist es unmöglich die Hyracothe- rüidae scharf abzugrenzen von den primitiveren Tapiridae, sowie von den Equidae und Chalicotherüdae. Es sind die Stammformen der übrigen Perissodactyla. Ziemlich reich im mittleren und oberen Eocän von Nordamerika vertreten, fin- den sich auch im europäischen Fig. 948. Hyracotherium leporinum Owen. Eoeän. Eocäner Londonthon bei Harwich. A obere, 5 j EZ intere Backzähne, Bo Hyracotherium Owen (— Pliolo- phus Owen, Orohippus Marsh, ? Eohrp- pus Marsh, Fig. 945—948). Die Gattung ist reich vertreten im Wasatch- und Bridger-Eocän von Nordamerika und findet sich auch im europäischen Eocän. Fuchs- bis Schafgrösse. Von den gewöhnlich als Hyracotherium bezeichneten Formen gehören verschie- dene Arten, besonders aus Europa, nicht zu dieser Gattung. H. leporinum Owen (= Pliolophus vulpiceps Owen, Fig. 948). Mittleres Eocän von Europa. H. venticolum Cope (Fig. 945—947). Wasatch (Wind-River) von Wyoming; von dieser Art ist fast das ganze Skelet bekannt. H. craspedotum Gope. Bridger-Eocän von Wyoming. Systemodon Cope könnte als der älteste Tapiride angesehen werden. S. tapirinus Cope. Wasatch-Eocän von Wyoming. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Perissodactyla. iz 2. Fam. Tapiridae. Die oberen und unteren M sind in dieser Familie sehr charakteri- stisch durch die etwa senkrecht auf der Längsrichtung des Zahnes stehen- den einfachen Querjoche (ohne Sporn), die oft an der Stelle der ursprüng- lichen Höcker auffallend bauchig aufgetrieben sind. Die Aussenwand der Fig. 949. Zophiodon isselensis Cuv. Eocän von Issel. Obere Backzahnreihe. B Lophiodon isselensis Cuy. var. Zapirotherium Filh. Untere Backzahnreihe. (!/z) oberen M zeigt nie eine mittlere Kante. Die Zahnkrone ist immer sehr niedrig. Stets sind noch 4/3 Zehen vorhanden. Die Familie findet sich inNordamerika vonder Wasatehperiode an, wo sie durch verschiedene Gattungen vertreten ist; auch im euro- päischen Eocän sind mehrere Gat- tungen vorhanden. In Nordamerika ver- schwindet die Familie im Pleistocän. in Europa im Pliocän, lebend findet sie sich nur noch in Indien und Süd- amerika. Lophiodon Cuv. (Fig. 949) mit nur 6 Big: a0 e Zrosur ehem anse Gaudi: Backzähnen oben und unten ist die wich- ra ee tigste Gattung aus dem oberen Eocän von Europa (? und Oligocän); Fuchs- bis Rhinocerosgrösse. L. isselensis Cuv. (Fig. 949), L. parisiensis Gerv., L. tapiroides Cuv. u. a. aus dem oberen Eocän von Europa (besonders Frankreich). Helaletes Marsh, mit 44 Zähnen. Bridger-Eocän. Nordamerika. Hyrachyus Leidy (Fig. 829 B), sehr zahlreich in der Bridger- und Uinta-Epoche von Nordamerika, auch in Europa. 44 Zähne. H.agrarius, H. eximius Leidy, H. Bairdi Marsh (Fig. 829 B). Bridger von Wyoming. H. intermedius Filh. Eocän von Argenton. 49* 772 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Perissodactyla. Protapirus Filh. (Fig. 950) mit nur 6 Backzähnen unten. Oligocän und Untermiocän von Europa. P. priscus Filh. (Fig. 950) aus den Phosphoriten von Quercy. Tapiravus Marsh. Loup Fork-beds von Nordamerika. Tapirus L., inEuropa vom Obermiocän bis Oberpliocän, auch fossil in China und in den Megalonyxbeds von Nordamerika; lebt noch in Indien und Südamerika. T. priscus Kaup. Pliocän von Eppelsheim. Hyracodontinae. Diese Gruppe zeigt Annäherung zu den Rhinoceroten, indem die Schneide- zähne nur noch schwach entwickelt sind und die Querleisten der oberen Zähne ziemlich schräg stehen. Bridger- bis White River-beds. Nordamerika. Amynodon Marsh. Bridger- und Uinta-Epoche. Nordamerika. A. advenus Marsh. Uinta-Epoche. Nordamerika. Hyracodon Leidy nähert sich auffallend den Rhinoceroten, indem auch die Eckzähne nur schwach ehtwickelt sind und ein Sagittalkamm fehlt. White River- beds. H. nebrascensis Leidy. White-River-Oligocän von Nebraska. Zeitliche und örtliche Verbreitung der Tapiridae. | Indien Europa Nordamerika Südamerika Recent || Tapimus | | Tapirus ne = == — — | Pliocan | Tapirus Tapirus — Tapirus — 7 „—— | f ! Tr Miocän Tapirus Tapiravus Bee =! —& | 2 Khino- | er Protapirus— — lapiravus ? "per, Oligoeän s | cero- E29 Fapmoden | | Hyracodon tidae ee | 2 Dan | Se] = | . | Lophiodon | | Amynodon Obereocän (Bridger) Hyrachyus ? | | \Helaletes Hyrachyus = 2 | zu > | r Mitteleocän (Wasatch) | — | Systemodon Untereocän (Puerxco) | Gondylarthra 3. Fam. Rhinocerotidae. Die ältesten Rhinoceroten schliessen sich sehr nahe an gewisse Ta- piriden an; die Gattungen Hyrachyus und Amynodon aus dem Bridger- Socän von Nordamerika stehen der direkten Stammform der Rhinoceroten jedenfalls sehr nahe. Bei diesen Formen erreicht auch ein vorderer Basal- höcker a’, der bei den Tapiriden oft an den oberen M auftritt (vgl. Fig. 949 A), eine bedeutende Höhe. Derselbe nimmt bei Rhinoceroten an der I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Perissodactvla. 173 Bildung der Aussenwand Theil und veranlasst einen sehr charakteristi- schen Vorsprung (Fig. 951 a’), der oft durch eine mehr oder weniger deut- liche Kante von der eigentlichen, sehr flachen Aussenwand abgesetzt ist. Alle Joche sind verhältnissmässig hoch; das Vorderjoch der unteren M ist stark, fast A-förmig, das Hinterjoch nur schwach gebogen (Fig. 951). An den oberen M sind die Quer- joche fast gerade, stehen aber mehr oder we- niger schräg auf der Aussenwand. Das hintere Querjoch trägt gewöhnlich einen nach vorne ge- richteten Sporn b’. Am unteren M, tritt nie mehr ein dritter Lobus auf, der obere M, ist stets etwas verkümmert. Oberer C und mehrere J fehlen. Bei der Weiterentwicklung des Stammes werden die oberen P allmählich den M ähnlich; die J werden immer mehr rudimentär, ebenso en N Wok: Ä ah A: En terthur. Oberer Molar. B Ace- die unteren €); auf einer Linie jedoch bleibt im ‚enerum Imenense une ß : Miocän der Auvergne. Untere Unterkiefer der stets stark nach vorn geneigte on der Anyarane Unterer C kräftig (Fig. 953). Ferner können unpaare äussere Hörner auf den mächtig entwickelten, mit einander verschmol- zenen und wulstig verdiekten Nasenbeinen auftreten (Fig. 954—957). Doch sind auch einige Formen mit paarigen Nasenhörnern bekannt. Die Last der oft gewaltigen Hörner bewirkt bei den extremsten Arten eine Verknö- cherung der Nasenscheidewand (Fig. 956 u. 957). Die anfangs niedrigen Zahnkronen erhöhen sich, aber nur eine Form (Elasmotherium) bringt es zu ausserordentlich hohen prismatischen Zähnen. Die älteren Formen sind 4/3-zehig, die jüngeren 3/3-zehig. Dieältesten echten Rhinoceroten kommen ne- ben den Rhinoceros-ähnlichen Hyracodontinae im nordamerikanischen White River-Oli- Fig. 952. Khinoceros pachygna- thus Wagn. Pliocän von Pi- gocän vor; ihre Nachkommen finden sich da- kemi. a = Astragalus; c = Galcaneus; cb Juboid; n = ı Wennaz >]; = rroIp Naviculare; 2,3 . 3. Cunei- selbst noch im Miocän und Pliocän, erreichen Sana 7337 en aber keine sehr bedeutende Grösse und ent- taxsale. wickeln dort auch keine unpaaren Hörner. In Europa erscheint die Familie zuerst im oberen Oligocän und erreicht in der alten Welt vom Miocän an eine ausserordentliche Entwicklung. Hier entstehen auch die riesenhaften Formen mit unpaaren Hörnern auf der Nase, von denen jetzt noch mehrere Arten in Indien und Afrika lehen. 774 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Perissodactyla. Die verschiedenen hier aufgezählten Gattungen und Untergattungen sind (mit Ausnahme von Elasmotherium) nicht scharf zu trennen. Aceratherium Kaup. Oligocän bis Pliocän. Alte Welt und Nord- amerika: Caenopus Cope sind verhältnissmässig kleine, schlanke, hornlose Formen aus dem Oligocän von Nordamerika, die primilivsten echten Rhinoceroten, C. oceidentalis Leidy. Zahlreich im White River-Oligocän von Nebraska. Ronzotherium Aym. scheint sehr nahe verwandt zu sein mit Caenopus und ist einer der ältesten Vertreter der Familie aus der alten Welt. S. velaunum Aym. aus dem Oberoligocän von Ronzon, Aceratherium Kaup. s. str. (Fig. 953) kommt schon im oberen Oli- gocän von Europa vor und findet sich hier und in Indien bis zum Plioeän. A. minutum Cuv. Untermiocän von Europa ; von sehr geringer Grösse. A. incisivum Cuv. (Fig. 951 A u. Fig. 953). Obermiocän und Unterpliocän von Europa. A. lemanense Pom. (Fig. 954 B). Miocän von Frankreich und Süddeutschland. A. perimense Falc. u. Cautl. Siwaliks von Indien. Fig. 953. Aceratherium ineisivum Kaup. Plio- Fig. 954. Dihoplus Schleiermacheri Kaup. Plio- can von Eppelsheim. Schädel. cän von Eppelsheim. Schädel. A, W = vordere und hintere Hornbasis. Aphelops Cope (oben 4 J)und Peraceras Cope (ohne obere J) stammt aus dem no rd- amerikanischenMiocänundPliocän und schliesstsich nahe an Aceratherium an. P. superciliosus Cope. Loup-Fork-Pliocän. A. fossiger Cope, A. megalodus Gope. Loup-Fork-Pliocän. Diceratherium Marsh mit paarigen kleinen Hörnern. John Day-Miocän. Rhinoceros L. Obermiocän bis Gegenwart in der alten Welt: Dihoplus Brandt (Fig. 954), von sehr bedeutender Grösse, mit wohl- entwickelten Hörnern versehen. Miocän und Pliocän von Europa. D. Schleiermacheri Kaup (Fig. 954) vom oberen Miocän von Sansan bis zum unteren Pliocän von Eppelsheim und Pikermi. Ceratorhinus Gray, mit einem oder zwei unpaaren Hörnern; J vorhanden, und die unteren € von bedeutender Grösse. Dahin gehören die lebenden Arten von In- dien und mehrere Arten aus den Siwaliks. C. palaeindicus Fale. und Cautley, sehr gross. Siwaliks von Indien. ©. indieus Cuv. Diluvial und recentin Indien (fehlt auf den Sundainseln). C. sondaicus Cuv. Diluvial und recent in Indien (inel, Sundainseln). I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Perissodactyla.. 775 Atelodus Pom. (Fig. 955) mit zwei Hörnern; J und € rudimentär oder fehlend. Pliocän und Diluvium von Europa, pliocäne Siwaliks von Indien. Hierher gehören auch die lebenden Arten von Afrika. A. pachygnathus Wagn. (Fig. 944, 952, 955). Unteres Pliocän von Südeuropa. A. leptorhinus Cuv. Ziemlich häufig im oberen Pliocän von Italien und Frank- reich; auch in England und Deutschland. 4. platyrhinus Fale. und Cautl. Siwaliks (Pliocän) von Indien. A. bicornis L. und A. simus Burch. lebend in Afrika. Coelodonta Bronn (Fig. 956) unterscheidet sich von der vorigen Unter- gattung nur durch die verknöcherte Nasenscheidewand. Oberpliocän und Diluvium von Europa und Sibirien. C. etruscus Fale. Oberes Pliocän von Frankreich und Italien. C. antiquitatis Blum. (syn. €. tichorhinus Fischer, Fig. 956); das wollhaarige Rhinoceros aus dem europäischen und sibirischen Diluvium; fehlt südlich von den Fig. 955. Atelodus pachygnathus Wagn. Pliocän Fig. 956. Coelodonta antiquitatis Blum. Dilu- von Pikermi. Schädel. vium. Schädel. Alpen und Pyrenäen: ist eines der häufigsten und bezeichnendsten Säugethiere der Eiszeit. Vollständige Leichen dieses Thieres fanden sich wohlerhalten im sibirischen Eise eingefroren; es war mit dichten wolligen Haaren bedeckt. C. Mercki Jäg. Diluvium von Europa und Sibirien; findet sich fast überall neben €. antiquitatis. Elasmotherium Cuv. (Fig. 957). Die einzige bekannte Art Fig. 957. Elasmotherium sibiricum Fisch. Diluvium von Russland. A oberer, B unterer Molar von der Kaufläche. € Schädel. % = Hornbasis. E. sibirieum Fischer (Fig. 957) ist ein ganz gewaltiges Thier aus dem Diluvium von Europa, besonders von Russland; sein Schädel besitzt fast einen Meter Länge. Backzähne sind als sehr hohe Säulen entwickelt, Schmelz auffallend stark gefältelt. Das 776 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Perissodactyla. hintere Horn ist auf die Stirnbeine gerückt und muss von ausserordentlicher Länge gewesen sein, das vordere Nasenhorn dagegen klein. Es ist die extremste Form der Rhinoceroten. Zeitliche und örtliche Verbreitung der Rhinocerotidae (vgl. Tab. p. 772). Afrika Indien Burn al asien | Nordamerika | | T 1 || | Recent Atelodus | Ceratorhinus Diluvium | Ceratorhinus Coelodonta, Elasmolheriun | | ——— | | es r | | Ceratorhinus Coelodonta | Peraceras ER ———— Atelodus——— —Atelodus Pliocän | Aphelops Dihoplus - | Aceratherium — — ——Aceratherium | ie 1 er FE | el _| > je | | Dicera- | Aceratherium Dihoplus | heim Miocän | | ———T — A ceratheraum Aphelops ? an | 1 | Oligocän Aceratherium\ Ronzotherium | Caenopus Hyrachyus 4. Fam. Chalicotheriidae. Bei sämmtlichen Angehörigen dieser Familie behalten die Backzähne sehr niedere Kronen; die beiden Aussenhöcker an den oberen M sind V-förmig ausgebildet und vereinigen sich zu einer W-förmigen Aussen- wand (Fig.9584).Von den beiden Innenhöckern ist der vordere sehr gross, und bleibt stets ein iso- lirter Kegel; auch der hintere kleinere ist meist kegellörmig, nur sehr selten zu einer Querleiste entwickelt. Zwischen- höcker sind kaum ent- a a Wrantee wickelt An den unteren (Fig.958 B) ist jede Zahn- hälfte zu einem nach innen offenen Halbmonde ausgebildet, dessen Enden einfache Spitzen bleiben; hier hat der ganze Zahn eine M-förmige Gestalt. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Perissodactyla. I. Der untere M, besitzt noch stets den dritten Lobus, der obere M, ist wohl entwickelt. Die älteren Arten haben einfacher gebaute P, bei den Bronto- theriinae werden diese den M ähnlich. Bei denselben werden auch J und C rudimentär. Soweit es bekannt ist, zeigen alle Arten 4/3 Zehen. Chalicotheriidae sind reich im nordamerikanischen Eoecän ver- treten; ihre höchste Blüthe erreichen sie aber im Oligocän in den rie- sigen gehörnten Brontotherien. Die jüngsten nordamerikanischen For- men stammen ausdem John-Day-Miocän. Inder alten Welt erscheint im Oligocän die Gattung Chalicolherium, die noch im Pliocän lebt und sich in Indien und China ebenfalls findet. Lebende Vertreter sind nicht vorhanden. a. Palaeosyopinae. Palaeosyops Leidy (Fig. 958); Tapirähnliche Geschöpfe, die aus dem Wasatch- und Bridger-Eocän in etwa sechs Arten von Tapirgrösse bekannt sind. Nur ein Innenhöcker an den oberen M, (während der gleichalterige nahe verwandte Limnohyus deren zwei besitzt). P. major Leidy (Fig. 958 B), P. laevidens Cope (Fig. 9584) ‚ P. laticeps Marsh (Fig. 829 A). Bridger-Eocän von Wyoming, Diplacodon Marsh; dahin gehören die grössten Landsäugethiere (von Nashorn- grösse) aus den Uinta-beds von Nordamerika; nach der Häufigkeit dieser grossen Thiere werden die betreffenden Schichten auch als Diplacodon-beds be- zeichnet; verbindet die Palaeosyopinae mit den Brontotherüinae. D. elatus Marsh. Uinta-beds von Utah. b. Brontotheriinae. Gewaltige Thiere mit rudimentären oder ganz fehlenden C und J. Auf den Nasenbeinen finden sich paarige, weit vorstehende Hornzapfen (Fig. 961 H). Ihre Gestalt erinnert sehr an die altweltlichen Rhinoceroten, welche sie an Grösse noch bedeutend übertreffen. Eigenthümlich ist, dass an den Vorderfüssen die dritte und vierte Zehe nahezu gleich stark ent- wickelt sind (Fig. 959). Zahlreiche Arten, für die mehrere Gattungen aufgestellt wurden, finden sich im White River-Oligocän von Co- 118.959. Menodus (Brontotkeniim) ingens Marsh. White River-Oligocän von Nebraska. A Linker lorado,, Dakota und Nebraska; viele. NVorderfuss. "U)= Lnnare;m =’ Magnum; 2= ’ ? Pyramidale; s= Scaphoid: {= Trapezoid; u = davon lieeen in fast vollständigen Uneiforme. B linker Hinterfuss. as — Astra- o oO galus; ce = Calcaneus; cb = Cuboid; n = Nu- Skeleten vor. Es sind die grössten ga ups En nmertozmer 778 1. Th’erreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Perissodactyla. und auffallendsten Säugethiere der White-River-Periode, die extremsten Formen der Chalicotherüdae. Sie lassen sich direkt von Diplacodon ab- leiten. Menodus Pomel (Fig. 959—961) (— Brontotherium Marsh); die hierher gehörigen Arten besitzen noch die unteren J. ' Fig. 960. Menodus (Brontops) dispar Marsh. White Fig. 961. Menodus tichoceras Osborn. Oli- River-Oligocän von Dakota. Schädel. gocän von Dakota. Schädel von vom. H = Hornzapfen ; J= Jochbogen ; N —=Nasenhöhle. M. ingens Marsh (Fiz. 959) und M. giganteus Leidy. White River von Nebraska. M. (Brontops) dispar Marsh (Fig. 960) und M. tichoceras Osb. (Fig. 961) White River von Dakota. . M. Prouti Leidy. Elwa 8 Fuss hoch und 12 Fuss lang. Ebenda. Symborodon Cope (= Titanotherium Leidy). Untere J fehlen. S. trigonoceras Cope und S. altirostris Cope. White River von Colorado. c. Chalicotheriinae. Chalicotherium Kaup (Fig. 962). Diese einzige Gattung besitzt sehr kleine C und keine J; nur drei P, einfacher als die M; der untere M, besitzt keinen dritten Lo- bus. Oligocän bis Plio.cän in der alten Welt. Sollten in der That die bisher einem riesigen Edentaten zugeschriebenen Gliedmassenkno- chen, welche als Macrotherium und Ancyloihe- Fig. 962. Chalicotherium Gold- x fussi Kaup. Pliocän von Eppels- um beschrieben wurden, zu Chalicotherium ge- heim. Oberer Molar. & S g oe hören, wie neuerdings wahrscheinlich gemacht wurde, so dürfte diese Gattung wohl überhaupt nicht mehr unter die Pe- rissodactyla gerechnet werden. Ch. modicum Gaudry. Oligocän von Frankreich, Ch. Goldfussi Kaup (Fig. 962), von Rhinocerosgrösse. Pliocän von Eppelsheim. 5. Fam. Equidae. Die Equidae bilden eine in Europa, ganz besonders aber in Nord- amerika sehr reich entwickelte Familie von Unpaarhufern, deren lebender Vertreter die Gattung Equus ist, welche allerdings in den verschiedensten Beziehungen eine ganz extreme Ausbildung erreicht hat. Die primitivsten I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Perissodactyla. 779 Formen aus dem Eocän und Oligocän sind z. Th. kaum von der Gat- tung Hyracotherium zu trennen, in der wir auch die Ahnen des Pferdes zu suchen haben. Auch bei den Equwidae bildet sich an den oberen M eine W-förmige Aussenwand (Fig. 968 A), die eine kräftige Kante (Fig.975c)in der Mitte trägt. Die beiden Innenhöcker sind etwa gleich gross; Zwischenhöcker sind wohl entwickelt und bilden schräge oder gebogene Leisten, die, so lange der Zahn nicht stark abgekaut ist, mit der Aussen- wand nicht in Verbindung treten (Fig. 963). Die Innenhöcker können mit diesen Leisten in Ver- bindung treten oder bleiben isolirt. Die un- teren M (Fig. 974 A)bilden zwei halbmondförmige Hälften, deren vordere gewöhnlich hinten in eine Doppelspitze (5°) endet. Der P, und die C wer- Fig. 963. Pachmolophus sidero- : R lithieus Piet. Phosphorite von den bei den extremsten Formen rudimentär. Querey. Oberer Molar. (2/ı) Die übrigen P erreichen z. Th. sehr bald die volle Entwickelung der M (Fig. 969). Der dritte Lobus des unteren M, ist oft noch vorhanden. Die Backzähne werden bei den jüngsten Formen säu- lenförmig (Fig. 975). Der Orbitalrand, ursprünglich hinten offen (Fig. 965), wird nur bei den höchsten Formen vollständig (Fig. 977). Die Zehenzahl ist meist 4/3—-3/3; beim Pferde bleibt nur die mittlere Zehe übrig und von den äusseren Zehen nur Rudimente der zweiten und vierten Metapodien (Griffelbeine, Fig. 672 C, II u. IV); ebenso wird der untere Theil der Ulna und die Fibula rudimentär. In Nordamerika haben sich zahlreiche Formen gefunden, die sowohl im Gebiss wie in den Gliedmassen alle denkbaren Zwischenstufen zwischen Hyracotherium und Equus darstellen; verschiedene europäische Formen stehen denselben sehr nahe. a. Pachynolophinae. Diese Gruppe vermittelt den Uebergang der Hyracotheriüdae zu den Fig. 964. Pachynolophus argentonicus Gerv. Eocän von Argenton. A oberer Pi. B oberer Mı. € unterer Ma und M;. (t/ı) Palaeotherinae. Eocän und Unteroligocän von Nordamerika und Europa. Die Arten sind nur unvollständig bekannt. Pachynolophus Pomel (—Propalaeotherium Gerv., Fig. 963, 964). Gebiss 7850 1. Thierreich. — X. Vertebrata, — 6. Klasse: Mammalia. Perissodactyla. 3-1 ek. 3 AN Grade zu Leisten entwickelt. An den unteren M ist die Doppelspitze pP’ meist deutlich. Oberes Eocän und unteres Oligocän von Europa. P. (= Hyracotherium) siderolithicus Pictet (Fig. 963). Schweizer Bobnerze und Phosphorite von Quercy. P. argentonicus Gerv. (Fig. 964) und P. Dwvali Gerv. Eocän von Frankreich. Epihippus Marsh. Unten ähnelt P3 und P, den M. Fünfter Finger vollständig, aber sehr schwach. Verbindet Hyracotherium mit Mesohippus. Uinta-Epoche. E. gracilis Marsh. Utah. . Alle Höcker sind noch auffallend dick und nur in geringem b. Palaeotheriinae. Diese Formen sind sowohl in Nordamerika wie in Europa sehr reich entwickelt vom Oligocän bis zum oberen Miocän. e] il ı N IT | Fig. 967. Paloplotherium annectens N Owen. Oligocän. Oberer Molar. Fig. 965. Palaeotherium crassum Cuv. Oligocäner Gyps von Paris. Schädel. (!/-) Fig. 966. Palaeotherium medium Cuv. Oligocäner Gyps von Paris. 2 = Lunare; m = Magnum; p = Pyramidale; s = Scaphoid; ? = Trapezoid; II-V = 2. bis 5. Finger. Palaeotherium Cuv. (Fig. 965, 966, 968, 969). Tapirähnliche Formen mit 44 Zähnen, deren P den M gleichen. Die Innenhöcker der oberen M Fig. 968. Palaeotherium erassum Fig. 969. Palacotherium curtum Cuy. Phosphorite von Quercy. Cuv. Bohnerze von Frohnstetten. A obere, B untere Backzahnreihe. w = Basalwulst. (2/s) A oberer, B unterer Molar. a) verbinden sich meist mit den Zwischenhöckern zu sehr schrägen oder ge- bogenen Leisten. An den unteren M ist statt der Doppelspitze der übrigen 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Perissodactyla. 781 Equidae nur eine einfache Spitze 9’ vorhanden (Fig. 968, 969). Die 3/3 Ze- hen sind nahezu gleich stark und berühren alle den Boden (Fig. 966). Die Gattung ist ausserordentlich charakteristisch für das Unteroligocän von Europa. P. magnum Cuv., von Pferdegrösse, P. crassum Cuv. (Fig. 968), P. medium Cuv. (Fig. 966), P. eurtum Cuv. (Fig. 969), alle aus dem Oligocän von Mitteleuropa. i we (Fic 7) ist ä p Paloplotherium Owen (Fig. 967) ist ähnlich, Fig. 970. Anchilophus Desmu- doch fehlen die P,, die P sind noch etwas einfacher als I Sn Aut nnozus rn & . . - = z, uercy. erer olar stark die M, die Zahnkronen zeigen bereits Cement und die abgekaut. Aussenzehen sind sehr dünn. Oligocän von Europa. P. annectens Owen (Fig. 967). Oligocän von Mitteleuropa. Anchilophus Gerv. (Fig. 970, 971), unvollständig bekannt, steht Me- sohippus sehr nahe. Die unteren M besitzen die Doppelspitze 3’ und die oberen meist nur eine undeutliche Kante an der Aussenwand. Oligocän von Europa. A. radegundensis Gerv. (Fig. 971), A. Desmaresti b-- Gerv. (Fig. 970). Unteroligocän von Frankreich. b.- Mesohippus Marsh vermittelt zwischen den ame- rikanischen Epihippus und Anchitherium. White-River- Oligocän von Nordamerika. M. Bairdi Leidy. Häufig. Dakota. Nebraska. Fig. 971. Anchilophus vadegun- Anchitherium H. v. Meyer (Fig. 972— 975 A, ee re = Miohippus Marsh). J mit Einstülpung wie bei Equinae, die Mesohippus noch fehlt. P, ist nur noch einwurzelig, der dritte Lobus des unteren M, verkleinert. Die Doppelspitze der unteren M wohl entwickelt. Die Seitenzehen sind schon beträchtlich kürzer als A B C die Mittelzehe und berühren gerade noch den Boden. Eine einzige Art im europäischen Miocän; da- gegen gehören hierher zahlreiche Arten aus dem nordamerikani- schen Miocän. Von dieser Gät- tung dürften die Equinae abzulei- ten sein. 4. aurelianense Cuv. (Fig. 972—9754). Sehr häufig im Obermiocän. Europa. A. praestans, A. equiceps Cope u. a. 10 E ZEN Fig. 972. Linker Vorderfuss von A Anchitherium John-Day-Miocän von Oregon. aurelianense Blainv.; B Hippotherium gracile : R HABA ne Kaup; € Equus caballu L. k = Kiel; m = A. ultimum Cope, das »letzte« Anchi Magnum; t=Trapezoid: «= Unciforme: U-V= therium. Ticholeptus-Epoche. Oregon. Metacarpale des zweiten bis fünften Fingers. 782 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Perissodacetyla. ec. Equinae. In diese Gruppe gehören die extremsten Formen der Familie mit Säulenzähnen, deren Thäler vollständig mit Cement ausgefüllt sind und die daher eine fast ebene Kaufläche besitzen; J mit Einstülpung; nur noch die Mittelzehe berührt den Boden. Ulna und Fibula rudimentär; es sind die einzigen Perissodactyla, bei welchen der Orbitalrand vollständig Fig. 973. Obere Molaren von A Anchitherium awelianense Cuv., stark abgekaut; B Anchitherium aure- lianense Cuy., Milchmolar; € Merychippus mirabilis Leidy, Milchmolar; D Hippotherium gracile Kaup; E Equus caballus L. ist. Fossil sind sie sehr reich in Nordamerika vertreten, zuerst in den Ticholeptusbeds; nur einige Arten auch in der alten Welt und in Südamerika. Merychippus Leidy ist der eigentliche Ausgangspunkt der Equinae. Das Milch- gebiss ist noch das von Anchitherium, während das definitive Gebiss dem von Proto- hippus entspricht. Loup Fork-Epoche von Nordamerika. M. mirabilis Leidy (Fig. 973 C). Pliocän von Dakota, Nebraska, Texas. Hippotherium Kaup (Fig. 972—977; — Hipparion Christol). An den oberen M ist der b-Höcker ein eylindrischer Innenpfeiler und vollständig ge- Fig. 974. Unterer Molar von A Anchitherium aurelianense Cuv.; B Hippotherium gracile Kaup; C Equus caballus L. trennt von den w-förmig verbundenen übrigen Dentinleisten des Zahnes; der Schmelz der oberen und unteren Backzähne ist sehr reich gefältelt; die äusseren Zehen sind sehr schwach und berühren den Boden nicht mehr. Wenige Arten im Pliocän der alten Welt und zahlreiche in Nordamerika (Ticholeptus- und Loup-Fork-Epoche). Die Gattung ist nicht in die direkte Ahnenreihe von Equus zu bringen. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Perissodactyla. 753 H. gracile Kaup (Fig. 972 B, 973 D, 974 u. 975 B, 976, 977) ist die einzige euro- päische Art; sehr häufig im Unterpliocän von Europa, Persien und Algier. H. antilopinum Fale. u. Cautl. Pliocän der Siwaliks von Indien. H. speciosum Leidy. Loup Fork-Plio- cän von Nebraska, Dakota. H. occidentale Leidy. Dakota. Protohippus Leidy. b- und d-Pfei- ler der oberen M verbreitert, etwa gleich gross, in Verbindung mit den b’- und b"-Leisten, Füsse noch 3/3zehig, denen von Hippotherium gleichend. Pliocän von Nordamerika. Von dieser Galtung ist die Gattung Equus direkt abzuleiten. P. sejunctus Cope. Ticholeptus- und Loup Fork-Epoche. P.perditus Leidy. Loup Fork-Epoche. Equus L. (Fig. 972 C, 973 E, 974 u. 975 0). Der b-Pfeiler der oberen M viel breiter als der d-Pfeiler, beide Pliocän von Fig. 975. A Brachyodonter Zahn von An- chitherium. BMässig hypselodonter Zahn von Hippotherium. Zahn von Equus. wand des Zahnes. C Stark hypselodonter c = Kante auf der Aussen- mit den b’- und b"-Leisten in Verbindung; Schmelz wenig gefältelt; der untere P, ist verschwunden, ebenso die äusseren Zehen bis auf die Griffel- beine (Metapodien). Zahnsäulen sehr hoch. Zahl- reiche Arten der Gattung Equus finden sich fossil in den »Equus«- und Megalonyx-beds von Nordamerika, einige Arten auch in Süd- amerika und im obersten Pliocän und Dilu- vium der alten Welt. Wilde Arten der Gat- tung finden sich noch lebend in Asien und Afrika, während in Amerika zur Zeit seiner Entdeckung keine Art mehr existirte. E. occidentalis Leidy, E. excelsus Leidy, E. creni- dens Cope. Equus-beds von Nordamerika. E. curvidens Owen, E. Andium Wagn. Pampasfor- mation. Südamerika. E. sivalensis Falc. und Cautl. E. Stenonis Cocchi. Oberstes Pliocän von Südeuropa. Von dieser Form kann E. caballus L. abstammen, das wäh- rend der Diluvialzeit überall in Europa in grosser Menge lebte (= E. fossilis) und als die Stammform des Hauspferdes anzusehen ist. Es ist leicht möglich, dass neben dieser einen Art noch andere Equus-Arten im europäischen Diluvium lebten, deren Reste r P Fig. 977. sich aber schwer unterscheiden lassen. & Hippotherium gracile Kaup. von Pikermi. Fig. 976. Hippotherium gracile Kaup. Pliocän von Pikermi. Lin- ker Hinterfuss. a = Astragalus; c = Calcaneus; cb = Cuboid; n = Naviculare; 2,3 — 2. u. 3. Cunei- forme; II—IV 2. bis 4. Me- tatarsa Obere Siwaliks von Indien. Pliocän Schädel. 754 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Artiodactyla. Hippidium Burm. Backzähne wie Protohippus, aber die oberen gekrümmt: Nasenbeine verlängert; 4/1 Zehen. Pliocän von Nord- und Südamerika. H. spectans Cope, Loup-Fork-Epoche von Nordamerika. H. principale Lund und H. neogaeum Lund. Pampasformation, Südamerika. Zeitliche und örtliche Verbreitung der Equidae. | | || en —: | | Paloplotherium | 5 A | E d Asi rn 3 = a Afrika Indien | enlarekny Nordamerika Südamerika | | | Eqgwus | Equus (een = 12 | Egwus —-Equus Equus————— Equus | ee | Ban | Equus Equus _ Equus | ea | | Hippotherium-—Hippotherium | Protohippus Pliocän | | n ——— Hippotherium Merychippus | 2 | E —=Z|rz I Miocän | Anchitherium — —-Anchitherium | FEAR | Anchilophus Mesohippus Oligoeän Palaeotherium | | | Pachynolophus Epihippus | | 7 E EN 7 VE Obersocän | Pachynolophus | (Bridger) | Hyracotherium —Hyracotherium | | Fr; Fi 77 = | fi Mitteleocän | Hyracotherium— —-Hyracotherium (Wasatch) . Phenacodus Untereocän | | | Protogonia (Puerco) | Periptychidae 19. Ordnung Artiodactyla. Die Paarhufer treten in sehr primitiven Formen zuerst im Wa- sateh-Eocän von Nordamerika auf, erscheinen gegen Ende des Eocän auch in Europa, sind daselbst im Oligocän schon sehr reich entwickelt, erreichen aber ihre grösste Mannigfaltigkeit erst im jüngeren Tertiär der alten Welt; noch heute gehören sie hier zu den blühendsten und hervorragendsten Säugethiergruppen. In Nordamerika, dem Eldorado der Perissodactyla, sind Artiodactyla seit dem Oligocän wohl zahlreich an Indi- viduen, zeigen aber keine so grosse Formenmannigfaltigkeit. Von den zahl- reichen Familien der Artiodactyla-sind nur zwei, die Oreodontidae und Came- I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Artiodactyla. 755 lidae, daselbst zu einer sehr hohen Blüthe gelangt. Als Mutterland aller übri- gen Paarhufer darf die alte Welt gelten, von der auch Nord- und Süd- amerika die Mehrzahl ihrer heutigen Artiodactylenformen erhalten haben. Der Fuss der Artiodactyla hat mit dem der Perissodactyla im wesent- lichen nur die alternirende Anordnung der Garpalia und Tarsalia, das pro- ximale Rollengelenk des Astragalus und den unguligraden Bau gemeinsam. Am Femur tritt kein dritter Trochanter mehr auf; der Calcaneus besitzt ein Fibulargelenk, der Astragalus auch ein distales Rollengelenk (Fig. 978); die dritte und vierte Zehe am Vorder- und Hinterfuss sind stets gleich lang und gleich stark (Fig. 979—983). Die erste Zehe findet sich nur bei einer Familie (Oreodontidae) noch erhalten, meist sind nur vier Zehen vorhanden, von denen pig. 978. Palaromeryz furcatus die beiden mittleren auf Kosten der äusseren Junker Atmmealne vun vom immer länger und stärker werden nenn ro ne schliesslich allein übrig bleiben. Alle denkbaren Stufen von Rückbildung der äusseren Zehen finden sich bei den Artiodac- iyla. Die Gruppen, bei welchen die mittleren Metapodien nicht nur länger und stärker wurden auf Kosten der äusseren, sondern die letzteren auch Fig. 979. A Hyaemoschus aquaticus, recent; B @e- Fig. 950. A Hyopotamus, B Anoplotherium com- locus communis Aym., Oligoeän; C Cervus, re- mune Cuv. Gyps von Paris. cent; D Tragoceros amaltheus Roth u. Wagner, Pliocän. Linker Vorderfus. ! = Lunare; m = Magnum; p = Pyramidale;: s = Scaphoid; Z = Trapezoid; tz = Trapez; u = Uneiforme; II-V = 2. bis 5. Metacarpale. von ihren Ansatzstellen verdrängten (das 3. und 4. Metacarpale, bez. Metatarsale setzt sich an Stelle des 2. und 5. auch mit deren Carpale, bez. Tarsale in Verbindung), so dass sie eine breitere und sicherere Stützfläche hatten — »adaptive Reduction« (Fig. 979 A—D), waren offenbar da- durch in grossem Vortheile vor den Formen, bei welchen die 2. und 5. Me- Steinmann, Paläontologie. 50 756 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Artiodactyla. tapodien wohl kürzer wurden, aber ihren Platz an den Hand- und Fuss- wurzelknochen hartnäckig behaupteten —»inadaptive Reduction«(Fig. 980 B). Die letzteren Formen waren bereits im Miocän völlig ausgestor- ben; die adaptiven sind heute die alleinigen Vertreter der Artio- dactylen. Die Stärke des Fusses wurde bei vielen Artiodaetylen noch dadurch vermehrt, dass, wenn die Verkümmerung der äusseren Zehen weit gediehen war, auch umfangreiche Ver- schmelzungen stattfanden; es Fig. 981. Caenotherium Fig. 982. Hyaemoschıs verschmolzen vor allem die commune Brav. Phos- crassus Lart. Miocän 5 = phorite von Querey. Lin- von Steinheim. Linker beiden mittleren Metapo- ker Hinterfuss. Hinterfuss. 1i H e d d a = Astragalus; e= Cuboid; ca = Calcaneus; n = dien mit einander zu eu Navieulare; 2,3 = 2. u. 3. Cuneiforme; I, V= it zwei IS > a ne langen, mit zwei distalen Ge lenken versehenen »Canon« (Fig. 979 me, 983 mt), einem der charakteristischsten Wiederkäuerknochen; es \ Fig. 983. Gaszella brevi- cornis Gaudry. Pliocän. Pikermi. a= Astragalus; ca = Caleaneus; n+c= Navieulare + Cuboid; 3 = 2.+3. Cuneiforme; mt = Canon (3.+4. Meta- tarsale; III, IV = 3. u. 1. Zehe. verschmolzen dann ferner auch (Fig. 979) Magnum und Trapezoid (m-+-{) am Carpus,sowie (Fig. 983) Naviceulare und Cuboid (n-+c) am Tarsus, mitunter finden noch weitere Verwachsungen statt (Fig. 982 3-+n+-.c). Das Gebiss zeigt ursprünglich 44 Zähne; der P, geht fast auf allen Linien allmählich verloren. Bei einigen Familien wird das Gebiss vollkommen lückenlos (Fig. 991), während bei den meisten Wiederkäuern sich zwischen C und P eine sehr weite Lücke bildet. Der € wird mitunter hauerartig, oft auch rudimentär. Bei den Wiederkäuern verschwinden die oberen J, meist auch die C, völlig; die unteren C werden oft schneide- zahnartig, mitunter die P, eckzahnartig. Die M sind tetragonodont, nur bei Pantolestes noch trigonodont. Neben den vier Haupthöckern tritt oben bei vielen der älteren Artiodactyla in der vorderen (oder hinteren) Zahnhälfte ein gesonderter grosser Zwischenhöcker b’ (b") auf, der als fünfter Haupthöcker bezeichnet wird (Fig. 994) ; beiden moderneren Formen scheint derselbe sich mit dem b- (oder d-)Höcker vereinigt zu haben. Werden die oberen M lophodont, so geschieht dies, indem einige oder alle Haupthöcker halbmondförmig werden, die offene Seite nach aussen gerichtet (sele- I. Thierreich. — X, Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Artiodactyla. 787 nodont). Die beiden Aussenmonde sind gewöhnlich zu einer Aussen- wand vereinigt, die daher eine mittlere Kante trägt (Fig. 994). Auch an den unteren M können die beiden Aussenhöcker, oder schliesslich alle vier Haupthöcker halbmondförmig werden, die offene Seite nach innen gerichtet. Der untere M, hat stets einen drit- A B tenLobus (Fig. 984), der obere M.,, ist nie klei- ner, manchmal aber viel grösser als die übrigen. Die Backzähne sind fast & Fig. 984. Dicotyles torquatus. Brasilien. Unterkieferbackzähne. immer heterodont:; A drei Milchbackzähne und erster Molar, B letzter Molar. die oberen Perscheinen bei den höchsten Selenodonten nur wie halbe M, mit einem a- und b-Mond (Fig. 1023 B); bei primitiven Formen sind die oberen und unteren P oft sehr verlängert und bestehen dann nur aus einem klingenförmigen Aussen- höcker. Dafür sind die Milchbackzähne viel complieirter gebaut und der D, gleicht oben (Fig. 1023 A) wie unten dem M,. Die drei Abschnitte des un- teren D, entsprechen aber keineswegs denen des M,, indem beim D, der dritte Lobus Ö des M, fast ganz fehlt, und dafür der «-Höcker stark aus- gebildet ist (Fig. 984). Die Zahnkrone zeigt sehr verschiedene Höhe, nur einige der modernsten Formen erhalten ganz prismatische Backzähne. Am Schädel treten öfter Gesichtslücken auf; häufig wird der Orbitalrand voll- ständig. Ein grosser Theil der moderneren Artiodactyla entwickelt paarige Hörner auf den Stirnbeinen. Die Halswirbel sind meist mehr oder we- niger opisthocöl; der Zahnfortsatz des Epistropheus wird bei den meisten Wiederkäuern rinnenförmig. Unter den Artiodactyla können 12 Familien angenommen werden: A. M trigonodont, oben mit zwei Zwischenhöckern. Pantolestoidea. 4/4 Zehen, die äusseren stark redueirt. 1. Fam. Pantolestidae (p. 788). B. M tetragonodont, die oberen mit fünf Haupthöckern oder Halbmonden; J und € stets entwickelt; die zwei (selten drei, bei Anwesenheit des «@-Höckers) Innen- höcker der unteren M mehr oder weniger kegelförmig. Es treten nie Ver- wachsungen an den Fussknochen ein, Anoplotherioidea. I. Die Vorderhälfte der oberen M mit zwei (oder drei), die hintere mit drei Höckern oder Halbmonden;, höchstens kleine Lücken im Gebiss. 4/4 Zehen. 2. Fam. Dichobunidae (p. 789). II. Die Vorderhälfte der oberen M mit drei, die hintere mit zwei Höckern oder Halbmonden. Fuss wird inadaptiv redueirt. a. Zwei oder vier Zehen; die oberen M mit fünf, die unteren wie bei den echten Wiederkäuern mit vier Halbmonden; Gebiss zeigt höchstens kleine Lücken. 3. Fam. Xiphodontidae (p. 790). b. 2—3/3 Zehen, inadaptiv reducirt. Zahnreihe lückenlos; bei den un- 50* 7SS 1, Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Artiodactyla. teren M sind meist drei kegelförmige Innenhöcker vorhanden, und nur die beiden Aussenhöcker werden halbmondförmig. 4. Fam. Anoplotheriidae (p. 790). c. Vier (selten zwei) Zehen, inadaptiv redueirt. Grosse Lücken in der Zahnreihe; C gross; an den unteren M sind nur zwei kegelförmige Innenhöcker da, und nur die beiden Aussenhöcker können halbmond- artig werden. 5. Fam. Anthracotheriidae (p. 792). C. M tetragonodont; der obere und untere M, und M3 mit vier Haupthöckern oder vier Halbmonden; Fuss wird adaptiv redueirt. I. Backzähne mit Höckern (selten Querjochen). Suoidea. a. J nicht auffallend verlängert, unten in geschlossener Reihe. 4/4—3 Zehen. 6. Fam. Suidae (p. 794). b. J hauerartig verlängert, nicht in geschlossener Reihe. 4/4 wohlentwickelte Zehen. 7. Fam. Hippopotamidae (p. 796). II. Molaren oben und unten mit vier Halbmonden. Ruminantia (p. 797). a. Wenigstens ein oberer J vorhanden. Am Tarsus und Carpus finden nie Verwachsungen statt; Hörner fehlen stets, und der obere € ist nie hauer- artig verlängert. Unterer C meist den Jähnlich. Cameloidea. 4. Halswirbel mit Foramen transversarium: vier oder fünf wohlent- wickelte Zehen ; Zahnreihen meist vollständig und lückenlos. 8. Fam. Oreodontidae (p. 799). 2. Halswirbel ohne Foramen transversarium; nur zwei Zehen wohl- entwickelt; Gebiss mit grossen Lücken. 9. Fam. Camelidae (p. 800). b. Obere J fehlen fast stets vollständig; unterer C schneidezahnähnlich, den J angeschmiegt, dahinter eine grosse Lücke. Am Tarsus verschmilzt Na- viculare stets mit Cuboid, am Carpus Magnum mit Trapezoid. Entweder sind Hörner oder ein hauerartig verlängerter oberer C beim Männchen vorhanden. Booidea. 4. Nur der letzte obere P kann einen wohlentwickelten Innenmond besitzen, die übrigen bestehen wesentlich aus einer verlängerten klingenartigen Aussenwand. Männchen ungehörnt, aber mit hauer- artigen oberen Eckzähnen. 10. Fam. Tragulidae (p. 802). 2. Mittlere Metapodien sind stets verwachsen. Die oberen P,—P; be- sitzen alle einen wohlentwickelten inneren Halbmond, die unteren kräftige Innenfalten. ö «@. Männchen entweder mit Geweih oder mit hauerähnlichen oberen C. 11. Fam. Cervidae (p. 804). 3. Männchen (meist auch Weibchen) mit Hörnern;; obere C fehlen ganz. 12. Fam. Bovidae (p. 808). 1. Fam. Pantolestidae. Molaren trigonodont und buno- dont, die oberen mit zwei deutlichen Zwischenhöckern. Oberer P, mit Fig. 985. Pantolestes brachystomus Cope. einem Innenhöcker; k/k Zehen. Wasatch-Eocän von Wyoming. A obere, B un- r B ni) AR Tara Buokzulne Ba Wasatch- und Bridger-Eocän 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Artiodactyla. 789 von Nordamerika. Es sind die ältesten bekannten Artiodactyla, wahr- scheinlich Stammformen der Camelidae, während sie selbst von Peripty- chidae abzuleiten sind. Pantolestes Cope (Fig. 985). Wasatch- und Bridger-Eocän. P. brachystomus Cope. Wasatch von Wyoming. 2. Fam. Dichobunidae. Bei den hierher gehörigen Formen zeigt die hintere Zahnhälfte der oberen M 3 Höcker. Die P sind in die Länge gestreckt und bilden scharfe Klingen (Fig. 988). Obere C kaum verlängert; kleine Lücken treten mitunter vor oder hinter dem P, auf; das Gebiss ist sonst lücken- los und vollzählig. Die vier Zehen sind alle wohlentwickelt, die äusseren wenig redueirt (Fig. 986). Kleine zierliche Geschöpfe von der Grösse und Gestalt der lebenden Zwergmoschusthiere; Fig. 986. Caenotkerium Fig. 987. Caenotherium cadurcense Gery. Phos- commumne Brav. Phospho- Obereoecän bis Untermio- phoritevon Querey. Lin- rite von Querey. Linker ker Vorderfuss. R= Ra- Hinterfuss. a = Astra- eän von Eur opa. dius; U= Ulna; Z=Lu- galus; c= Cuboid; ca= z & nare; m = Magnum; p= Calcaneus; n = Navieu- Dichobunus Cuv. (Fig. 988) 2 Pyramidale; s = a Ai lare; 2, Ve 2. u. 3. Cu- phoid; 2 = Trapezoid; neiforme. 3/s. Die Höcker der Molaren sind u = Unciforme. %ı. noch diek und fast kegelförmig. Obereocän und Unteroligocän. Ist vielleicht Stammform der Booidea. D. leporinus Cuv. (Fig. 988). Oligocän. Caenotherium Brav. (Fig. 986, 987 und 989). Die Höcker derM sind halbmondförmig geworden, nur die Innenhöcker an den unteren M sind Fig. 988, Dichobunus leporinus Cuv. A Oberkieferzähne; Gyps von Paris. B Unterkieferzähne; Lignite von Apt. C oberer Molar; Gyps von Paris. noch ziemlich kegelförmig. Die Reste verschiedener Arten finden sich in zahlreicher Menge im Oligocän, auch im Untermioeän; die Thierchen scheinen heerdenweise gelebt zu haben. C. commune Brav. (Fig. 987, 989). Phosphorite von Quercy. 790 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Artiodactyla. C. (Plesiomeryz) cadurcense Gerv. (Fig. 986) mit kleinen Lücken im Gebiss (An- näherung an echte Wiederkäuer) Phosphorite von Quercy. C. laticurvatum Geoflr., die grösste Art, ohne Lücke im Gebiss; Untermiocän von Allier. 3. Fam. Xiphodontidae. Diese auf das europäische Oligocän beschränkte Familie enthält kleine zierliche Arten, die manche Aehnlichkeit mit den Anoplotheriidae zeigen, sich anderer- seits auch gewissen Wiederkäuern etwas nähern. An den M sind sämmtliche Höcker zu Halbmon- Fig. 989. Caenotherium commune Brav. Phosphorite von Quercy. d bi A obere, B untere Backzahnreihe. C oberer Mı (#/ı). en ausge bildet, auch die Innen- höcker der unteren M, obwohl dieselben noch an die ursprüngliche Kegel- form erinnern. Die vorderen P sind auffallend lang und stellen scharfe Klingen vor (Fig. 990). Die C sind klein, im Unterkiefer gerne den J ähnelnd. Das Gebiss ist meistens lückenlos, mitunter aber beginnen kleine Lücken vor oder hinter dem P, aufzutreten. Einige Arten scheinen nur Fig. 990. Xiphodon gracilis Cuv. Oligocän der Debruge. A obere Backzähne von der Kaufläche, B untere Backzähne von aussen, ( untere Milchbackzähne von aussen, zwei Zehen besessen zu haben; der Fuss ist inadaptiv redueirt. Vielleicht gehört die Stammform der Oreodontidae, Protoreodon hierher. Xiphodon Cuv. (Fig. 990, 995 D). Zahlreich im Oligocän. X. graeilis Cuv. (Fig. 990) war ein schlankes hochbeiniges Thier, sehr ähnlich einem kleinen geweihlosen Hirsch. Gebiss lückenlos. Schwanz lang. Oligocän. X. (Xiphodontherium Filh.) murinum Cuv. zeigt kleine Lücken im Unterkiefergebiss, indem der obere € sich etwas verlängert, der untere schneidezahnähnlich wird, und dafür der P, eckzahnähnlich (Annäherung an den Wiederkäuertypus). 4. Fam. Anoplotheriidae. Diese Familie umfasst eine eigenthümlich specialisirte Gruppe von Paarhufern, die im unteren Oligocän von Europa reich entwickelt ist, gegen das Ende dieser Periode aber erlischt. Besonders eigenthümlich I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Artiodactyla. 791 ist der Fussbau, indem ausser den beiden stark entwickelten Mittelzehen wenigstens bei einigen Arten noch die zweite Zehe vollständig ausgebildet ist (Fig. 993); dieselbe ist kleiner als die mitt- leren und bildet mit denselben einen auffallend grossen Winkel, so dass es möglich ist, dass sie zum Spannen einer Schwimmhaut dienlich Fig. 991. Anoplotherium commune Cuy. Oligocäner Gyps von Paris. Schädel, Fig. 992, Anoplotherium com- & & » e © r e Cuv. Gyps von Paris. Lin- war. Der Fuss ist inadaptiv redueirt (Fig. 992). ker Vorderfuss. I Lunare; m = 4 . ee Magnum; p = Pyramidale; s = Schwanz sehr lang, mit unteren Bögen. ee sc D s . . Trapez; «= Uneiforme; II-V= An den oberen M (Fig. 994) sind die beiden "3 vis 5. Metacarpale. Aussenhöcker und der d-Höcker halbmond- förmig, der b-Höcker ist kegelförmig, und von ihm zieht sich der leisten- artig verlängerte Zwischenhöcker b’ gegen die Aussenwand. An den unte- ren M (Fig. 995 A, B) sind die beiden Aussenhöcker /\- bis halbmond- förmig; es sind drei kegelförmige Innenhöcker vorhanden. Der «-Höcker und £’-Höcker sind einander mehr oder weniger genähert(Fig.995 A—() Fig. 993. Anoplotherium la- tipes Gerv. Lignite der De- bruge. Linker Hinterfuss. Fig. 994. Diplobune a = Astragalus; ce = Cuboid; (Anoplotherium) secun- Fig. 995. Untere Molaren von A Anoplothe- WIZ Calcaneus ; n = Navi- daria Cuv. Phosphorite rium laticeps Gerv.; B Diplobune modica eulare ; 1, 2, 3= Cuneiforme; von Querey. Oberer Filh.; € D. minor Filh.; D Xiphodon. I—IV = le 4. Metacar- Molar. (%/) Phosphorite von Querey. und schliessen die Oefinung des vorderen Halbmonds, während die des hinteren durch den y’-Höcker geschlossen ist. Gebiss vollzählig, mit 44 Zähnen, und durchaus lückenlos, die C nicht verlängert. Anoplotherium Cuv. (Fig. 842 B, 991—995, — Eurytherium Gerv.) ist eine im europäischen Unteroligocän weitverbreitete und höchst 192 I. Thbierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia, Artiodactyla. charakteristische Gattung. An den unteren M sind die Höcker « und ganz getrennt. A. commune Guv. (Fig 842 B, 991, 992), die grösste Art, und A. latipes Gerv. {Fig. 993, 995 A) häufig im Unteroligocän. Diplobune Rütim., «- und #’-Höcker nur mit getrennter Spitze. Unteroligocän. D. secundaria Filh. (Fig. 994), D. modica Filh. (Fig. 995 B), D. minor Filh. (Fig. 995 C), D. bavarica Fraas; Oligocän von Mitteleuropa. 5. Fam. Anthracotheriidae. Die Anthracotheriiden bilden eine wichtige, vielgestaltige Gruppe alterthümlicher Paarhufer, die sehr reich im ganzen Oligocän von Europa vertreten sind, und deren letzte Glieder noch spärlich im Mio- 5 cän der alten Welt vorkommen ; einige Formen finden sich auch = ee 2 im Oligogcan und Miocän von Fig. 996. Cebochoerus minor Gerv. Phosphorite von N ordamerika. Querey. Untere Backzähne. ‘Sie haben meist vier wohl- entwickelte Zehen, die äusseren sind mitunter schwächer als die inneren, nur in einer extremen SS I „ Gattung sind die äusseren Zehen PR » mM m m "55 D„udimentär; die Reduction ist KIERSIT AUNDEIORDEGLRUSTBGR A TER Un ran! »inadaptive Von den fünf Höckern der oberen M gehören drei der vorderen Zahnhälfte an; sie zeigen alle Stufen von der streng kegelförmigen bis zur auffallend halbmondförmigen Ausbildung; an den unteren M sind wenigstens die beiden Innenhöcker immer als Kegel ent- wickelt. Stets sind kräftige C vorhanden, ebenso Lücken im Gebiss; J _ = = ag 7 Fig. 998. Anthracotherium alsaticum Cuv. A Oberkiefergebiss. Phosphorite von Querey. 2 Unter- kiefergebiss. Lignite von Rott. oft noch auffallend kegelförmig (Fig. 998). Vielleicht gehört Achaenodon Cope aus den Bridger-beds von Wyoming hierher. Cebochoerus Gerv. (Fig. 996). An den M sind alle Höcker kegel- I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Artiodactyla, 793 förmig, der Zwischenhöcker der oberen M klein. Es ist eine sehr primitive Form, wohl Stammform der Suidae. Oligocän von Europa. C. minor Gerv. (Fig. 996). Phosphorite von Quercy, C. lacustris Gerv. und (€. anceps Gerv. Oligocän von Frankreich und Elsass. Choeropotamus Cuv. (Fig. 997). Die Haupthöcker der M sind kantig, aber fast noch kegelförmig zu nennen, von zahlreichen kleinen Neben- h : ; 4 warzen begleitet. Die C sind gross. Ey P, oben ist P, durch eine Lücke getrennt von den übri- genP. Unteroligocän von Europa. Ch. parisiensis Cuv. (Fig. 997) von Wildschwein- grösse. Unteres Oligocän von Frankreich. Eintelodon Aym. (= Elotherium Pom.), eine sehr aberrante Form. Die Höcker der M stellen auffallend abgerundete Kegel dar, mit rudimentären Zwischen- höckern. Die P sind als einfache grosse, dicke Kegel gebi dd ücken von einander getrennt. ausgeb past und { urch Lücken voneinander getre Fir. 000.0 An tn aherium at: J und C riesig. Von den Seitenzehen sind nur noch saticum Cuv. Oligocän von Ville- es R ER a ONE bramar. Oberer Molar. B An- stummelförmige Metapodien vorhanden. Oligocän zpyacotherium magnum Cuy. Oli- von Europa; Miocän und Oligocän von Nord- goeän von en Unterer i : olar. amerika. E. magnum Pom. kleiner als Rhinoceros. Oligocän von Europa. E. Mortoni Leidy, ebenso gross. White River-Oligocän von Nordamerika. E. imperator Leidy. John Day-Miocän. Oregon. Rhinocerosgrösse. Anthracotherium Cuv. (Fig. 998,999), das Kohlenthier; an den obe- ren M sind die Höcker etwas halbmondförmig, doch noch sehr dick; oben ist der d-Höcker noch rein kegelförmig, die anderen sind etwas verlängert; unten bilden die Innenhöcker spitze Kegel. Die Backzahnreihe zeigt keine grossen Lücken; die J und € sind ansehnlich, letztere kegellörmig. Fig. 1000. Hyopotamus velaunus Cuv. Oligocän von Ronzon. A oberer, B unterer Mar C Gebiss des Oberkiefers. Die grösseren Arten mit breitem, niedergedrücktem Schädel, deren Seitenzehen nicht redueirt sind, dürften die Lebensweise der Nilpferde gehabt haben; ihre Reste finden sich besonders viel in Braunkohlenlagern; andere Arten, die kleiner sind, haben stark redueirte Seitenzehen. Sehr verbreitet im Oligocän von Europa; auch im Miocän vorhanden. 794 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Artiodactyla. A. magnum Cuv. (Fig. 999 B) von Nilpferdgrösse; Seitenzehen nicht redueirt. Oligocän von Europa. A. alsaticum Guv. (Fig. 999 A) ist kleiner. Oligocän. A. Gresslyi H. v. Meyer, die kleinste Art, von Rehgrösse. Oligocän von Württem- berg und der Schweiz. Hyopotamus Owen (Fig. 1000,1004). An den oberen M sind alle fünf Höcker ausgesprochen halbmondförmig; die Kiefer sind verlängert, und es entstehen grosse Lücken, auch zwischen den vorderen P. Die C scheinen nur beim Männchen von besonderer Grösse gewesen zu sein. Die Seitenzehen sind redueirt; diese Gattung ist mit der vorigen durch unmerkliche Ueber- sänge eng verknüpft. Oligocän von Europa und Indien; eine Art auch in Nordamerika. H. velaunus Guv. (Fig. 41000). Oligocän von Ronzon, Hempstead, Elsass. H. bovinus Owen von Stiergrösse; ebendaher. H. americanus Leidy. White River-Oligocän von Nordamerika. Fig. 1001. Hyopotamus Cuv. 5 Oligocän. Linker Vorderfuss. = 6. Fam. Suidae. Lunare; m = Magnum; ramidale; Scaphoid; = ee: ß Trapezoid; tz = Trapez; u = Die Sehweine haben den bunodonten a arnaler Charakter der Molaren am reinsten bewahrt und weiter entwickelt (Fig. 1002 u. 1003). Bei den primitivsten Formen sind die vier Haupthöcker noch gross und kegelförmig (Fig. 1002); diese Höcker werden dann bei den Swinae allmählich run- zelig, niedrig, und zwischen ihnen entstehen kleine Nebenwarzen in immer grösserer Zahl (Fig. 1007). Der M, kann sich allmählich bedeutend ver- Fig. 1002. Hyotherium (Palaeechoerus) typus Pom. Süsswasserkalk Fig. 1003. Molar von Dicotyles. von Billy (Allier). Oberkiefer. Recent. (1/ı.) grössern (Fig. 1007), bis er endlich bei Phacochoerus auch säulenför- mig wird und fast allein die ganze Function der Backzahnreihe versieht, indess die übrigen Backzähne verkümmern und grösstentheils ver- schwinden. Die C sind stets sehr stark entwickelt und werden bei Suinae oft zu gewaltigen, aufwärts gebogenen Hauern. Die unteren J sind griffelförmig, dieht aneinander liegend, von den oberen werden die mitt- leren mehr und mehr keilförmig (Fig. 1005); sie können auch ganz fehlen. ‘ I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Artiodactyla. 795 Manchmal bilden die Höcker auf den M Querjoche. Die Extremitäten zeigen vier Zehen (Fig. 1004), von denen die äusseren meist nicht sehr stark redueirt sind; nur bei manchen Dicotylinae werden sie rudimentär, und die mittleren Metapodien können sogar theilweise verschmelzen; die er — 2a Fig. 1004. Hyotherium. Lin- Fig. 1005. Hyotherium Waterhousei Pom. Miocän von Allier. A Ge- ker Vorderfuss. m = Mag- biss des Oberkiefers. B Gebiss des Unterkiefers. num; 2 = Trapezoid; u = Uneiforme. Füsse sind adaptiv reducirt, doch ohne Verwachsung der Carpalia und Tarsalia. Die ältesten Suidae finden sich imoberen Oligocän von Europa; sie sind vielleicht von Cebochoerus abzu- leiten. Suwidae sind in der alten Welt sehr formenreich; sie finden sich hier noch lebend, ebenso in Nordame- rika, von wo sie auch nach Südame- rika gelangt sind. a. Suinae, auf die alte Welt be- er Fig. 1006. Hyotherium Waterhousei Pom schränkt. Miocän von Allier. Schädel. Hyotherium H. v. Meyer (Fig. 1002 —1006, — Palaeochoerus Pomel). Gebiss mit 44 Zähnen. Die € sind mässig und von normaler Richtung: die M zeigen grosse Haupthöcker, bei manchen Arten auch kleine Nebenwarzen; M., kaum vergrössert. Oligo- cän und Miocän von Europa und Indien. Es ist die primitivste Form der Suidae. H. typus Pomel (Fig. 4002 = H. Meissneri H. v. M.). Oberoligocän bis Unter- miocän. Europa. H. Waterhousei Pom. (Fig. 1005 u. 1006). Untermiocän von Frankreich. H. Soemmeringi H. v. Meyer, nä- hert sich Sus. Miocän von Europa. Fig. 1007. Sus erymanthius Roth u. Wagn. Plio- Sus L. (Fig. 830, 838, 1007). cän von Pikermi. Obere Backzähne. M mit niedrigen Höckern und zahlreichen Nebenwarzen; der M, zeigt das Bestreben, sich zu vergrössern. Die oberen C biegen sich aufwärts. In Europa seit dem Obermiocän, häufiger erst seit dem Pliocän; besonders reich in den Siwaliks von 795 I. Thierreich. — X. Vertebrata — 6. Klasse: Mammalia. Artiodactyla. Indien entwickelt; lebend in der alten Welt; ist bis Celebes und Neuguinea gedrungen. S, antiguus Kaup. Miocän von Süddeutschland und Frankreich. S. erymanthius Rolh und Wagn. (= S. major Gerv., Fig. 4007), von riesiger Grösse, weit verbreitet im Pliocän von Europa, besonders in Pikermi. S. giganteus Falc. und Cautl. Siwaliks von Indien. S. palustris Rülim. Postpliocän von Europa. Listriodon H.v.M., eine eigenthümliche Suidenform, an deren M die Höcker sich zu Querjochen vereinigen (Tapir-ähnlich), mit grossen hauerartigen C. Miocän von Europa und Siwaliks von Indien. L. splendens H. v. M. Miocän von Süd- und Mitteleuropa. Phacochoerus Cuv. ist die extremste Form der altweltlichen Suidae, mit riesigen aufwärts gekrümmten Hauern, im Alter ohne J und P; der M; mächtig entwickelt, säulenförmig. Lebt in Afrika. b. Dieotylinae, auf Amerika beschränkt. Bothrolabis Cope. C gross; vor den oberen C ein tiefer Ausschnitt für die un- teren; sonst Hyotherium ähnlich. John Day-Miocän. Oregon. B. subaequans Cope. Miocän. Oregon. Dicotyles Cuv. (Fig. 982 C, 984, 4003), wie Bothrolabis, aber drei P; P, den M ähnlich; 4/3 Zehen; Metatarsen in der proximalen Hälfte verschmolzen. Pliocän und recentin Nord-und Südamerika. D. torquatus Cuv. (Fig. 982 C, 984, 1003). Diluvial und lebend in Nord- und Süd- amerika. Platygonus Lec. Höcker der M bilden Querjoche. Pliocän. Nordamerika, P. striatus Marsh. Pliocän von Nordamerika. Zeitliche und örtliche Verbreitung der Suidae. Afrika Indien Europa Nordamerika Südamerika Phacochoerus Babirusa Dicotyles Dicotyles | ] | h | | Sus———Sus | | Quartär Us ——T—— Platygonus Pliocän Listriodon | Dicotyles | | | Bothrolabis Miocän Listriodon — —Listriodon Hyotherium — Hyotherium Oligocan Hyotherium — —Hyotherium ? Cebochoerus 7. Fam. Hippopotamidae. Eine moderne, durchaus auf die alte Welt beschränkte Gruppe von Paarhufern bilden die Nilpferde, Thiere von sehr bedeutender Kör- pergrösse, die sich vielleicht auf Swdae zurückführen lassen: nicht nur I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Artiodactyla. 797 die C, sondern auch die J sind bei ihnen zu gewaltigen wurzellosen Hauern und Stosszähnen umgewandelt (Fig. 1009). Die vier Höcker der M sind stark gefaltet, so dass deren Usurflächen kleeblattähn- liche Figuren darstellen (Fig. 1008). Der Schä- del ist, wie gewöhnlich bei wasserbewohnen- den Säugern, sehr flach und breit, der Unter- . B ö er Fig. 1008. Hippopotamus major kieferwinkel ist stark nach abwärts gezogen. Fale. Pliocän des Val d’Arno, D n 5 ö h N = Letzter oberer Backzahn. Die Füsse besitzen vier gleich grosse Zehen. Die einzige Gattung findet sich seit der Pliocänzeit in der alten Welt. i : .. 23.106.383 Hippopotamus L. (Fig. 1008 u. 1009). Gebiss Een: scheint zuerst in Indien in den oberen Siwaliks; die älteste Art Er- H. (Hexaprotodon) sivalensis Falc. und Cautl. (Fig. 4009) besitzt noch drei wohlentwickelte stosszahnähn- liche obere und untere J. Pliocän von Indien. H. (Tetraprotodon) palaeindicus Fale. und Cautl., aus dem indischen Pleistocän, hat unten nur noch die beiden äusseren J stark entwickelt, der innerste ist ru- alnanna, DBEedep EEokeie Fig. 1009. Hippopotamus siva- H. major Falc. (Fig. 41008) aus dem obersten Plio- Tensis Fale. u. Cautl, Siwaliks cän und dem ältesten Diluvium von Europa zeigt auch ae NEO BL den äusseren J beträchtlich verkleinert; im Oberkiefer und Eckzähnen, sind ebenfalls nur noch zwei J vorhanden. H. amphibius L. lebt noch in den Flüssen und Seen von Afrika und ist von der vorigen Art kaum specifisch zu trennen. H. (Choeropsis) liberiensis Morton, eine kleine lebende Art aus den Flüssen von Westafrika, besitzt nur noch einen einzigen unteren J. Ruminantia. Als »Wiederkäuerc lassen sich eine Reihe von Familien zusammen- fassen, die durch eigenthümliche Ausbildung ihres Magens zum Wieder- kauen ihrer durchweg aus Pflanzen- + kost bestehenden Nahrung befähigt sind. Sie stellen die höchste Ent- wickelung des Artiodactylenty- pus dar. Ein Merkmal, das sämmtlichen hierher gehörigen Formen zukommt, Fig. 1010. A Cerwus elaphus L. Recent. Unterer Molar. B Prodremotherium elongatum Filh. ist der Besitz von M die im Ober- und Phosphorite von Quercy. Öberer Molar. w = ’ Basalwulst; m = Marken. Unterkiefer aus vier paarweise ; angeordneten Halbmonden bestehen (Fig. 1010). In ihren typischen Formen (Booidea) kommen den Wiederkäuern ferner noch eine Anzahl von 798 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Artiodaetyla. weiteren höchst bezeichnenden Merkmalen zu: Im Oberkiefer fehlen alle J (Fig. 1022); im Unterkiefer wird der Cschneidezahnähn- lich und bildet mit den echten Jeinegeschlossene Zahnreihe, die durch eine weite Lücke von der Backzahnreihe getrennt ist. Im Tarsus und im Carpus verwachsen einige Knochen miteinander, und ebenso die beiden mittleren Metapodien unter weitgehender Reduetion der äusseren Zehen, die ganz fehlen können; die Reduction ist stets adap- tiv (Fig. 979). Orbitalrand vollständig. Höchst bemerkenswerth für Wiederkäuer ist das Auftreten von paarigen Hörnernoder Geweihen auf den Stirnbeinen, entweder nur beim Männchen oder bei beiden Ge- schlechtern. (Fehlen Hörner, so sind oft die oberen C hauerartig verlän- gert.) Bei den Hörnern bilden die Stirnbeine lange zapfenartige Aus- wüchse (Fig. 1027, Hornzapfen), und das dieselben bedeckende verhornte Hautgewebe wird zur Hornscheide; solche Hörner enden stets mit einer einzigen Spitze und werden nie abgeworfen (exel. Antilocapra). Davon zu unterscheiden sind die Geweihe (Fig. 1018 — 1021); hier bilden die Stirn- beine meist nur verhältnissmässig kurze Auswüchse (Rosenstock); darauf erheben sich die eigentlichen Geweihe, Hautverknöcherungen, die mehr oder weniger reich verzweigt sein können, jährlich abgeworfen werden und wieder neu über dem permanenten Rosenstock gebildet werden, mit welchem sie durch Synostose verbunden sind. Geweihe sind wenigstens bei ihrer Entstehung von Haut und Haaren bedeckt. Hörner, bez. Geweihe treten erst seit dem Obermiocän auf. In den Stirnbeinen entstehen häufig mehr oder weniger umfangreiche Stirnhöhlen, die die äussere Gestalt des Schädels oft ausserordentlich beeinflussen; diese Stirnhöhlen können sich in die Hornzapfen fortsetzen und selbst mit Höhlen in den Geweihen in Verbindung treten. Wieder- käuer erscheinen zuerst im Oligocän. Zu den Wiederkäuern müssen auch noch eine Anzahl von Formen gerechnet werden, die sich näher an die übrigen Artiodactyla anschliessen, indem sie noch mehr oder weniger alterthümliche Merkmale zeigen, z. B. unvollständigen Orbitalrand, obere Schneidezähne, lückenloses Gebiss, keine Verwachsung und Reduction der Fussknochen, keine Hörner oder Geweihe. Sie stellen zum Theil die Stammformen der höheren Wiederkäuer dar, zum Theil sind es wiederkäuerartig ausgebildete Formen anderer Abstammung; als solche sind jedenfalls die beiden Familien zu betrachten, welche in Nordamerika entstanden sind, die Oreodontidae und Camelidae. Die Tragulidae sind in der alten Welt entstanden und nur spärlich in Nordamerika vertreten ; von ihnen dürften die gehörnten und geweihtragenden echten Wiederkäuer abstammen, die sicher ebenfalls altweltlichen Ursprunges sind, wenn auch die Cer- vidae heutigen Tages zahlreich in Amerika vorkommen; die Bovidae dagegen, die höchste Entwickelungsstufe der Artiodactyla, welche ihre höchste Blüthezeit noch kaum hinter sich haben, sind seit jeher fast ganz auf die alte Welt beschränkt und sandten nur ganz vereinzelte Vertreter nach Nordamerika. ]. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Artiodactyla. 799 8. Fam. Oreodontidae. Diese Familie enthält eine Gruppe wiederkäuerähnlicher Geschöpfe, die auf das Oligocän und Miocän (selten im Loup Fork) von Nord- amerika beschränkt sind (vielleicht auch in Europa und Indien vorkom- mend), durch ihre überaus reiche Entwickelung aber zu einer der wichtig- sten Säugethiergruppen des mittleren Tertiär in jenem Erdtheil ge- hören. Abgesehen von der Bildung ihrer M besitzen sie übrigens wenige Wiederkäuermerkmale. Obere J sind vorhanden, aber der untere € ist schneidezahnähnlich, und der P, hat oft die Gestalt eines Eckzahnes; das Gebiss ist meist lücken- los wie das der Anoplotherüidae; Fussknochen sind nicht verwach- sen, auch Radius und Ulna, sowie Tibia und Fibula bleiben getrennt. Im Carpus wird das Lunare nicht vom Magnum getragen. Es sind vier, vorn mitunter selbst noch alle fünf Zehen wohlentwickelt. Vorläufer der Oreodontidae mit fünf- höckerigen oberen Molaren (Protoreodon Fig. 1011. Oreodon Culbertsoni Leidy. White River- Ss S i ii i 2 Oligocän von Nebraska, Schädel von der Seite. ang = ot zu zBurn: eu Sub enilie Unterkieferwinkel; co = Condyli oceipitales; f = sind bereits in der Uintaperiode ge- Frontale; im = Intermaxillare; 5 = Jugale; 7 = ® MR: = Laerymale (mit Thränengrube); mx = Maxillare; funden. Die ursprünglichsten Formen Nasale; 0 = Ohröffnung; 0.1 = Exoceipitalia ; der Familie sind Oreodon und Agrio- os Supraoceipitale; pa = Parietale; pm = Pro- 2 5 R B cessus paramastoideus; £ = Temporale mit dem choerus im White River-Oligocän,; die Proce zygomatieus (2); ©—= Schneidezähne; ce = Eckzähne; p = Prämolaren; m = Molaren. meisten übrigen Gattungen bilden eine zusammenhängende Entwickelungsreihe, ? die von Oreodon ihren Ausgang nimmt: Euerotaphus entsteht daraus, indem die Bullae osseae aufgebläht werden; bei Merycochoerus sind die Intermaxillaria mit ein- ander verwachsen; bei Merychyus sind kleine Gesichtslücken vorhanden, die bei Lep- tauchenia bereits sehr bedeutend sind, unter gleichzeitiger Verkümmerung der Nasen- beine; bei Cyelopidius fehlen aber mehrere J, und bei Pithecistes auch ein unterer P. Agriochoerus Leidy. Orbitalrand hinten offen; der P; oben mit zwei äusseren Halbmonden, unten den M ähnlich. White River- und John Day-Epoche. 4. antiquus Leidy. White River-Oligocän von Nebraska und Dakota. 4. Guyoti Cope. John Day-Miocän von Oregon. (Dichodon cuspidatus Owen gehört vielleicht in die Nähe von Agriochoerus. Unteroligocän von Europa.) Oreodon Leidy Fig. 1011). Orbitalrand vollständig; Bezahnung vollzäh- lig, lückenlos; der obere P, mit einem äusseren und einem inneren Halb- mond, der untere P, eckzahnartig; 5/4 Zehen. White River-Oligocän. O. gracilis Leidy, 0. Culbertsoni Leidy (Fig. 4044), O. minor Cope. Häufig im White River-Oligocän von Dakota, Nebraska, Colorado und Wyoming. 800 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Artiodactyla. Eucrotaphus Leidy. 4/4 Zehen. White River- und John Day-Epoche. E. Jacksoni Leidy. White River- und John Day-Epoche. E. pacificus Cope. John Day-Miocän von Oregon. Merycochoerus Leidy. White River- bis Loup Fork-Epoche. Hierher gehören die grössten Arten der Familie. M. superbus Leidy, M. macrostegus Cope. John Day-Epoche von Oregon. M. montanus Cope. Ticholeptus-beds von Montana. Merychyus Leidy (= Ticholeptus Cope), mit einer Lücke zwischen Thränen-, Oberkiefer- und Nasenbein. Ticholeptus-beds. M. arenarum Cope. Wyoming. 5 : 0 Cyelopidius Cope, mit auffallend grossen Gesichtslücken. Z Schneidezähne. Ticholeptus-beds. Wahrscheinlich Wasserthiere. C. simus Cope. Zahlreich in Montana, C. emydinus Cope. Ticholeptus-beds von Oregon. 9. Fam. Camelidae. Auch die Camelidae bilden eine Familie von Wiederkäuern, deren Entstehung und Hauptentwickelung in Nordamerika stattfand. Besonders im jüngeren Tertiär sind sie daselbst sehr zahlreich und höchst charak- teristisch, und liefern mit den Equidae die bezeichnendsten Formen zur Unterscheidung der einzelnen geologischen Epochen. Ihre ältesten Ver- treter, den Tragulidae sehr nahe stehend, finden sich im Oligocän; sie verschwinden in Nordamerika mit dem Beginn der Diluvialzeit. Im jün- geren Pliocän scheinen sie nach Südamerika und Asien gewandert zu sein, wo sie noch gegenwärtig leben. Sie sind ausgezeichnet unter den Wiederkäuern durch das Fehlen des Foramen transversarium an den Halswirbeln. Ihre Carpalia und Tarsalia verschmelzen nie, dagegen verschmelzen die beiden mittleren Metapodien bei ihnen sehr bald, indess die Seitenzehen gänzlich verschwinden. Der mediane Kiel an dem distalen Metapodialgelenke fehlt an der Vorderseite. Im Gebiss bleibt wenigstens ein oberer J stets erhalten und die P zeigen eine weitergehende Reduction als bei irgend einer anderen Familie der Artiodactyla. DieM zeigen stets eine niedrige Krone mit langen Wurzeln. Sie stamınen wohl direct von Pantolestes ab. Die Entwickelung der Familie ist aus folgender Uebersicht der wichtigsten Gattungen zu entnehmen: A. Aeussere Metapodien rudimentär; Gebiss mit 44 Zähnen, a. Metapodien getrennt; Ulna und Radius getrennt. Leptotragulus. b. Metapodien getrennt. Ulna und Radius verschmolzen. 4. Oberer P, zweiwurzelig, gross. Poebrotherium. 2. Oberer P, einwurzelig, klein. Gomphotherium. c. Metapodien verschmolzen. J;, €, P fangzahnähnlich. Protolabis. B. Aeussere Metapodien fehlend, mittlere verschmolzen; nur ein oberer J (J3). Oben J, C, meist auch der vorderste P isolirt, fangzahnartig. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Artiodactyla. a. Oben und unten vier P. b. Oben vier, unten drei P. c. Oben drei, unten zwei P. 4. Unterer P; besteht aus zwei Halbmonden. 2. Unterer P, mit zwei Halbmonden und zwei hinteren Höckern. 3. Unterer P, dreieckig. d. Oben zwei, unten ein bis zwei P; unterer P; dreieckig. e. Oben und unten nur noch ein P. 4. Oberer Py besteht aus zwei Hall 2. Oberer Py kegelförmig. bmonden. s01 Procamelus, Pliauchenia. Palauchenia. Protauchenia. Camelus. Auchenia. Holomeniseus. Eschatius. Zeitliche und örtliche Verbreitung der Camelidae. Asien Nordamerika Südamerika Recent und Diluvium | Camelus Auchenia | = | Eschatius ARNO Oberes Pliocän: Equus-beds | Camelus : : ° Protauchenia | Holomeniscus 5 Palauchenia Unteres Pliocän:: Loup-Fork Pliauchenia Procamelus Protolabis’ Ticholeptus-Miocän John-Day-Miocän Protolabis Gomphotherium White River-Oligocän Poebrotherium Uinta-beds Leptotragulus Wasatch- u. Bridger-Eocän | Leptotragulus proavus Scott u. Osborn. Po&brotherium Vilsoni Leidy: Gazellenähnlich. Nebraska, Dakota. Protolabis transmontanus Cope (Fig. 4012). Oregon. Damhirschgrösse. Procamelus occidentalis Leidy. Hirschgrösse. Neu-Mexico bis Dakota. P. robustus Leidy. Kansas, Colorado. Holomeniseus VitakeriCope. Lama- grösse. Oregon. H. hesternus Leidy. Oregon, Californien, Mexico. Kameelgrösse. Kameelgrösse. Palauchenia Weddelli Gerv. Pampasformation. Argentinien. Fig. 1012, choleptus-Miocän von Oregon. Pantolestes Den Tragulidae ähnlich. Protauchenia Reissi Branco. Pampasformation. Ecuador. Auchenia Ill. Obere Pampasformationundrecentin Südamerika. A. intermedia Gerv. Pampasformation von Argentinien. Camelus L. Siwaliks von Indien und wildlebend iin Centralasien. C. sivalensis Falc. and Cautl. Obere Siwaliks Steinmann, Paläontologie. von Indien. Protolabis transmontanus Cope. Utah. Ti- Schädel. 51 802 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Artiodactyla. 10. Fam. Tragulidae. Zu den »Zwergmoschusthieren« gehören die ältesten echten Wieder- käuer von Europa. Dieselben erscheinen bereits im Oligocän in einer Anzahl von Gattungen; ihre primitivsten Formen stehen den primitivsten Camelidae noch sehr nahe; vielleicht sind dieselben auf Dichobunidae zu- rückzuführen. Bis zur Pliocänzeit finden sich einzelne Gattungen in Europa, wie der noch in Westafrika lebende Hyaemoschus, während in > e & >, mM pe PB Pa my mg T Fig. 1013. Gelocus commamis Aym. Oligocän von Ronzon. A obere Backzähne. B untere Backzähne ; von aussen. ( untere Backzähne von der Kaufläche, den Siwaliks von Indien der daselbst noch lebende Tragulus er- scheint. Auch in Nordamerika sind einzelne Gattungen aus dem White-River-Oligoeän und John Day-Miocän bekannt. Unter ihnen finden sich die Stammformen der Cervidae und Bovidae. Die M sind sehr niedrig, die oberen mit einem Basalwulst versehen (Fig. 1015), die Halbmonde sehr dick und plump, der Schmelz rauh. Der obere P, kann einen inneren Halb- - 2 mond besitzen Fig. 1013, ; die übri- gen P stellen meist nur sehr ver- längerte Klingen dar, die oberen zeigen höchstens einen unbedeu- Fig. 1014. Bachitherium. curtum Filh. Phos- tenden Basalwulst, die unteren ganz horite v Quer Untere Backzähne. A = a De schwache Innenfalten. Der obere C ist wenigstens beim Männchen hauer- artig verlängert. Obere J sind mitunter noch vorhanden. Am Carpus ist das Magnum mit dem Trapezoid verwachsen, am Tarsus das Cuboid mit dem Naviculare; Ulna und Radius, sowie die mittleren Metapodien sind oft schon verschmolzen, die Aussenzehen meist vorhanden, aber sehr redueirt, ihre Metapodien oft unvollständig. Es sind durchgehends Thiere von geringer Grösse. Leptomeryx Evansi Leidy. 4/2 Zehen; mittlere Metacarpalia getrennt, Mela- tarsalia verschmolzen. White River-Oligocän. Nordamerika. Gelocus Aym. (Fig. 1013 u. 1017 B). Mittlere Metatarsalia verschmol- zen, Metacarpalia frei, die seitlichen in der Mitte unterbrochen. Gebiss: PS lnosy or) SEEN Innenhöcker der unteren M noch sehr plump, unterer P, he . 4 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia, Artiodactyla. s03 stiftförmig. Dies ist eine der ältesten echten Wiederkäuer- formen. Oligocän von Europa. G. commaunis Aym, (Fig. 4043, 4047.B) ist sellen in den Phosphoriten von Quercy, häufig im Kalk von Ronzon, Bachitherium Filhol (Fig. 1014) ähnlich Gelocus, aber ;? und freie Metatarsalia. B. curtum Filh. (Fig. 1014). Phosphorite von Querey. Prodremotherium Filh. Fig. 1015) ist vermuthlich ein direeter Nach- komme von Gelocus und kann als Stammform der Cervidae und Bovidae Fig. 1015. Prodremotherium elonga- Fig. 1016. Hyaemoschus erassus Lart. Pliocän von Heggbach. tum Filh. Phosphorite von Querey. Untere Milchbackzähne und Molaren. Oberer Molar. » —= Basalwulst. (%j3) 3 Aa (ee Pre! angesehen werden. Gebiss: FR 33 wuls!, der den inneren Halbmond andeutet, welcher an diesem Zahn erst bei den echten Cervidae wohl ent- wickelt ist. Die mittleren Metapodien sind verschmolzen, die seitlichen noch weiter redueirt als bei Gelocus. oberer P, mit innerem Basal- Oligoeän von Europa. P. elongatum Filh. Phosphorite von Quercy. Hyaemoschus Gray (— Dorca- therium Kaup, Fig. 1016, A017A, 0). Mit getrennten mittleren und voll- ständigen, abersehrdünnen seitlichen ä e 3.8 Metapodien. Gebiss Sea see) Fig. 1017. A Hyaemoschus aquaticus. Recent. Linker Vorderfuss. B Gelocus communis Aym. Die unteren M zeigen an beiden vor- Linker A ne ZHaRaSchUS erdssus Lart. deren Monden eine starke, von der Spitze nach hinten verlaufende Leiste. InEuropa vom Obermiocän bis zum unteren Pliocän, lebend in Westafrika. H. erassus Lartet (= Naui Käup, Fig. 1016, 1047 C). Sansan, Steinheim, Eppels- heim etc. Tragulus Pallas ist sehr ähnlich, besitzt aber verwachsene mittlere Metapo- 0.1.3.3 dien. Gebiss SET oe In den Siwaliks und lebend iin Indien. T, sivalensis Lyd. Siwaliks vom Bramaputra. Bas ( 304 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Artiodactyla. 11. Fam. Cervidae. Die Hirsche bilden eine in der Gegenwart auf allen Continenten mit Ausnahme von Australien (und Afrika) reich entwickelte Familie von Wiederkäuern; es ist eine wesentlich altweltliche Gruppe, wenn sich auch in Nord- und Südamerika eine Anzahl eigenthümlicher Formen entwickelt haben. Die ältesten Arten aus dem untersten MiocänvonEuropa besitzen noch keine Geweihe; dafür sind bei ihnen die oberen Eckzähne hauerartig ausgebildet (Fig. 4022). Die ersten geweihtragenden Formen treten erst im oberen Fig. 10185. Palaeomeryxz fur- calus Hens. Obermiocan von Fig. 1019. Cervus Mathe- Miocän auf; doch sind diese Ge- Steinheim. Geweih eines er- ronıs Gerv. Unterpliocän weihe im Miocän noch sehr niedrig wachsenen Thieres. r = Ro- vom Mont Leberon. Ge- R 5 f * senstock. weih. * — Rosenstock. dichotomisch (Fig. 1018) oder mit wenigen kurzen Zacken versehen, und sitzen auf einem langen Rosenstock; auch ist es bei vielen zweifelhaft, ob sie abgeworfen wurden; erst im unteren Pliocän werden die Geweihe lang, auf kurzem Rosenstock, haben aber noch selten mehr als drei Enden jederseits (Fig. 4049, Sechsender). Reicher verzweigt werden sie erst im oberen Pliocän, = Fig. 1021. Cervus dama L. Recent. Vier Fig. 1020. Cerwus Sedgwicki Fale. Oberes Pliocän. Val Stadien der Geweihentwickelung. a = d’Arno. Schädel mit Geweih. Augenspross. und vom obersten Pliocän an treten dieüberaus mächtigen, üppig (Fig. 41020) verzweigten, oft schaufelartigeen Geweihe auf (Fig. 1021D), die auch eine Reihe der modernen Hirschformen auszeichnen. Aehnlich verläuft auch die ontogenetische Entwickelung der reicher verzweigten Geweihe, die im ersten Jahre einfach, bei der Neubildung im nächsten Jahre gablig sind und dann jedes Jahr nicht nur grösser werden, sondern meist auch immer mehr Enden erhalten (Fig. 1024). Das Geweih ist während seines Wachsthums von Haut und Haaren bedeckt; hat es die endgültige Grösse erreicht, so vertrocknet die Haut und wird vom Hirsche abgefegt. Bei einer sehr extremen Gruppe (Giraffinae) treten aber kurze plumpe Geweihe auf (Fig. 1026), die nie abgeworfen werden, mit breiter Basis I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia, Artiodactyla. s05 ohne Rosenstock auf dem Stirnbein festsitzen und stets (?) mit Haut und Haaren be- deckt sind. Meist trägt nur das Männchen ein Geweih. Mittlere Metapodien stets zu einem Canon verwachsen, während die seitlichen Metapodien nur noch in ihrem oberen oder im unteren zehentra- genden Theile existiren (Fig. 9790). Metapodien mit vollständigem distalen Kiel. Gebiss Bc s m — Obere C meist vorhanden, beim Männ- chen zu langen Hauern entwickelt, wenn kein Geweih vorhanden ist, rudi- mentär, wenn dasselbe mächtig ist. Die M sind meist brachyodont, niemals ganz prismatisch, obwohl manche Formen verhältnissmässig hohe Kronen besitzen; sie sind knospenförmig, indem die Krone an der Basis am breite- sten ist, selten verschmelzen die Enden der inneren Halbmonde mit den äusseren; gern treten Basalwärzchen auf; der Schmelz ist meist aul- fallend runzlig. Die oberen P sind kurz und bestehen aus einem äusseren und einem inneren Halbmonde (einem halben Molar ähnlich), die unteren bestehen aus einer Aussenwand mit mehreren kräftigen Innenfalten (Fig. 1023). Der Schädel ist langgestreckt, die Schädelachse gerade. Das Thränenbein ist grubig vertieft, davor befindet sich eine Gesichtslücke. Es lassen sich drei Unterfamilien unterscheiden: 4, Ohne Geweih, oder mit kurzem Geweih auf langem Rosenstock ; Männchen mit hauerartigen oberen € (Fig. 1018, 1022). Cervulinae. 2. Auf kurzem Rosenstock ein langes Geweih, das jährlich abgeworfen wird (Fig. 4019—4024). Obere € rudimentär oder fehlend. Cervinae. 3. Auf breiter Basis aufsitzend ein kurzes, plumpes, oft zeitlebens von Haut und Haaren bedecktes Geweih ohne Rosenstock, das nie abgeworfen wird (Stirnhöcker, Fig. 1026). Giraffinae. a. Cervulinae. Hierher gehören die ältesten Hirsche aus dem Miocän von Europa und Nordamerika, die sich in man- chen Punkten noch sehr nahe an die Tragulidae anschliessen. In diese Gruppe gehören auch noch die in Asien lebenden hornlosen Mo- schus und Hydropotes (Moschusthiere) sowie der geweihtragende Cervulus (Muntjakhirsche). we Re OR INE Feignouzi Geoftr. Palaeomeryx H.v.Meyer (=Dre- Eee ee a Ri motherium Geoflr., Dierocerus Lartet, Prox Hensel, Amphitragulus Pomel). Backzähne noch sehr niedrig, mit dicken Monden, mit Basalwülsten, oft auch mit kleinen Basalwärzchen. Der erste Aussenmond der unteren Molaren zeigt an seiner Rückseite S06 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Artiodactyla. einen eigenthümlichen Wulst (Fig. 1023 0, ww — Palaeomeryx-Wülstehen). Der obere P, zeigt oft noch einen unentwickelten inneren Halbmond. Fig. 1023. Palaeomeryx fwrcatus Hens. Miocän von Steinheim. A obere Milchbackzähne. B obere Backzähne. C untere Backzähne. w = Palaeomeryxwülstchen; w' = Basalwarzen. Mitunter finden sich unten noch vier P. Einige Arten besitzen schon ein ganz primitives Geweih, andere nicht. Von Tragulus- bis Edelhirsch- Grösse. Miocän von Europa; Siwaliks von Indien. Die Gattung kann als Stammform der übrigen Cervidae sowie der Bovidae gelten. P. (Amphitragulus) elegans Pomel, geweihlos, unten mit vier P. Untermiocän von Allier; Rehgrösse. : P. (Dremotherium) Feignouxi Geoffr. (Fig. 1022), ohne Geweih, unten mit drei P; kleiner als der vorige. Untermiocän von Allier., P. (Prox) furcatus Hens. (Fig. 4018, 1023), mit gabligem Geweih und drei P. Reh- grösse. Miocän von Steinheim und Sansan, P. (Mieromeryx) Flourensi Lartet, unten mit vier P, mit Geweih; von Tragulus- Grösse. Miocän von Weissenau, Steinheim und Sansan. P. eminens H. v. M., fast von Elenthiergrösse, ? mit Geweih. Miocän von Süd- deutschland und Schweiz, Blastomeryx borealis Cope, scheint nahe verwandt mit Palaeomeryx. Ticho- leptus-beds. Montana. Cosoryx necalus Leidy u. a., mit hoher Zahnkrone, ist ähnlich. Loup Fork-beds. Nordamerika. i b. Gervinae. Hierher gehören die typischen Formen der Hirsche, die vereinzelt schon im obersten Mioeän, zahlreich erst seit dem Plioeän in der alten Welt auftreten, erst mit Geweihen von wenig Enden, seit dem Ende der Pliocänzeit auch mit mächtigen, reich verästelten Geweihen. Im oberen Pliocän gelangen sie nach Nord- und Südamerika; daselbst sind sie heute, wie auch in der alten Welt durch zahlreiche Arten vertreten; in Alrika finden sie sich nur in den Mittelmeergegenden. Cervus L. (Fig. 979 C, 1019 —1021, 1024, 10° O. lunatus H. v. M. Obermiocän von Süddeutschland. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia, Artiodactyla. 807 C. (Capreolus) Matheronis Gerv. (Fig. 1019) ist ein Sechsender, einer der ältesten echten Hirsche, aus dem unteren Pliocän von Frankreich; Geweih ohne Augenspross. C. (Axis) Etueriarium Croiz. et Job., Sechsender, Geweih mit run- dem Querschnitt, mit Augenspross. Oberes Pliocän von Frankreich und Italien. C. elaphusL., Edelhirsch(Fig. 1024); Geweih reich verzweigt, von Fig. 10%4. Cervus elaphus L. Recent. A unterer P\. rundem Querschnitt, mit Augenspross. B unterer Mı. (%r) Diluvial und recent in Europa. C. (Eucladoceros) Sedgwicki Fale. (Fig. 1020). Das Geweih ist so mächtig und reich verzweigt wie bei keinem anderen Hirsch. Ohne Augenspross,. Oberes Pliocän. England, Italien. C. (Megaceros) giganteus Blum. (= hibernicus Owen.) Riesenhirsch; Geweih schaufelförmig, mit Augenspross; ein mächtiges Thier aus dem europäischen Diluvium, dessen Geweih 3 m spannen kann. Ganze Skelete finden sich nicht selten in irischen Torfmooren. Nahe verwandt ist C. (Dama) vulgaris L. (Fig. 1021). Südeuropa. C. (Alces) palmatus Gray, Elenthier; Geweih schaufelförmig, ohne Augenspross. Diluvial und lebend. ° Europa. Fig. 1025. Oervus elaphus L. C. (Rangifer) tarandus L., Renthier,; Geweih Diluvium von Vögtlinshofen F q x (Oberelsass). Oberer Molar, = reich verzweigt, von sehr ovalem Querschnitt, fast glatt, Basalwarze. mit Augenspross; es ist die einzige Art mit Geweihen bei beiden Geschlechtern; die noch im Norden von Europa, Asien und Amerika lebende Art ist eine der häufigsten und bezeichnendsten Formen des europäischen Diluviums; fand sich bis zu den Alpen und Pyrenäen. ec. Giraffinae. Diese merkwürdigen Cerviden finden sich im unteren Pliocän von Europa und sind sehr reich vertreten in den Siwaliks von Indien; eine Art lebt noch in Afrika. Es sind alles Thiere von bedeutender Grösse. Stets treten sehr umfangreiche Stirnhöhlen auf. Helladotherium Gaudry; ungehörnt. H. Dwvernoyi Gaudry et Lartet. Unteres Pliocän von Europa, Persien, Indien. Camelopardalis Gmel. Mit einfachen kur- zen, von Haut bedeckten Geweihen (Stirnhöcker). Pliocän von Europa und Indien, lebendin Fig. 10%6. Sivatherium giganteum Falc, Afrika: and Cautl. Siwaliks von Indien. Schädel, C. attica Gaudry. Pliocän von Pikermi. Sivatherium Falc. and Cautley (Fig. 1026), mit zwei Paaren von Stirn- Ss08 I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Artiodaclyla. höckern, deren Basis getrennt ist; vorderes Paar kegelförmig, kurz, hinteres gross, verzweigt und schaufelförmig. Siwaliks von Indien. S. giganteum Falec. and Cautley (Fig. 4026) ist eines der eigenartigsten Thiere aus den Siwaliks von Indien. Von Elenthiergrösse. Bramatherium perimense Falc. u. Cautl.; ähnlich, aber vordere Stirnhöcker gross, von gemeinsamer Basis entspringend. Siwaliks von Indien. 12. Fam. Bovidae. In den Bovidae erreicht die Ordnung der Artiodactyla ihre höchste Entwickelung. In fast allen Punkten können sie eine extremere Aus- bildung erreichen als die primitiver gebliebenen Cervidae. Vale Ihre Zahnformel ist 3.1.3.3 brachyodont, werden aber in vielen Gruppen ausgezeichnet säulenförmie. Ihre Krone ist an der Basis meist nicht breiter als oben, die Oberfläche des Schmelzes ist gewöhnlich glatt; Basalwärzchen zeigen sich nur noch Die Backzähne sind zwar oft noch selten. Die Halbmonde zeigen Neigung mit ihren Enden zu verschmelzen. An den oberen P ist stets ein äusserer und ein innerer Halbmond wohl entwickelt, an den unteren sehr kräftige Innenfalten. Obere € sind nur ganz ausnahmsweise noch in rudimentärem Zustande vorhanden. Thränen- gruben und Gesichtslücken kommen am Schädel manchmal vor. Stets sind die Männchen mit Hörnern versehen, meist auch die Weibchen. Die Hornzapfen sind fast stets einfach, oft hohl und stehen dann mit Stirn- höhlen in Verbindung, die mitunter eine sehr grosse Ausdehnung haben. Während ursprünglich die Hörner sehr nahe bei einander, in nächster Nähe der Augenhöhlen, fast parallel zu einander, aufrecht auf dem Schädel- dach stehen, können sie immer weiter nach hinten und weiter aus ein- ander rücken, bis sie bei den extremsten Formen (Fig. 1030) weit ent- fernt von der Mittellinie sowie von den Augen entspringen, und in fast wagerechter Richtung aus einander streben. Im Zusammenhange damit vergrössern sich die Frontalia in ganz ausserordentlichem Masse auf Kosten der Parietalia und können Dimensionen annehmen, wie sie nicht entfernt in irgend einer anderen Säugethiergruppe erreicht werden. Die mittleren Metapodien sind stets verschmolzen, von den äusseren Zehen sind nur selten noch Rudimente vorhanden. Die ältesten Bovidae sind Anti- lopen, die sich im oberen Miocän von Europa und Indien finden. Im unteren Pliocän von Südeuropa und Indien sind Bovidae sehr reich entwickelt und haben in der Gegenwart wohl ihre höchste Blüthe ‚erreicht, was Mannigfaltigkeit der Formen, Zahl der Arten und Individuen, sowie Körpergrösse betrifft. Weitaus die Mehrzahl der lebenden Hul- thiere gehört hierher. Es ist eine durchaus altweltliche Gruppe, die I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Artiodactyla. s09 erst in jüngster Zeit in ganz vereinzelten Arten nach Nordamerika ge- langte, während sie bis Südamerika niemals kamen. Unter der ausserordentlichen Fülle mannigfacher Bovidenformen las- sen sich eine Anzahl von natürlichen Gruppen aufstellen, die aber keines- wegs sehr scharf von einander geschieden werden können, sondern durch mancherlei Uebergangsformen z. Th. aufs innigste mit einander verknüpft sind. Sie sind hauptsächlich zu unterscheiden durch die Ausbildung der Frontalia, sowie durch den Bau, die Gestalt und Stellung der Hornzapfen. I. Hörner schlank, meist wenig divergirend, steil auf dem Schädeldach stehend, meist von rundlichem Querschnitt, Antilopen. A. Kleine Stirnhöhlen: Hornzapfen dicht, auf dem Orbitalrande stehend. a. Hornzapfen nicht spiralig gedreht. 1. Gazellinae. b. Hornzapfen spiralig gedreht, mit einer Kante. 2. Strepsicerinae. B. Grosse Stirnhöhlen ; Hornzapfen hohl. a. Hörner von mässiger Grösse, entspringen nahe bei einander, zwi- schen oder dicht hinter den Augen, 3. Traginae. b. Hörner lang, entspringen meist nahe bei einander, dicht hinter den Augen. 4. Orycinae. c. Hörner klein, drehrund, weit von einander entfernt, entspringen mehr oder weniger weit hinler den Augen. 5. Cephalophinae. II. Hörner (beim 5) kräftig, oft sehr dick, entspringen nahe der Mittellinie dicht hinter den Augen, mit kantigen Hornzapfen. Die grossen Stirnhöhlen setzen sich in die Hornzapfen fort. Ziegen und Schafe. a. Hörner steil stehend, meist wenig divergirend, in der Sagiltalebene stark abgeplattet, mit vorderer Kante. 6. Caprinae. b. Hörner mehr oder weniger stark nach aussen geneigt; Hornzapfen dreikantig, oft stark abwärts gebogen. 7. Ovinae. “ III. Hörner meist krältig, entspringen weit von einander an den Seiten der Stirn, hinter den Augen, nach rückwärts oder auswärts gerichtet, ihre Längsrichtung erhebt sich selten über die Stirnbeine. Die sehr grossen Stirnhöhlen setzen sich in die Hornzapfen fort. Rinder. a. Stirn stark gewölbt, niedrig und schmal; Hörner und Hornzapfen mit flachen Seiten, etwas kantig. 8. Bubalinae. b. Stirn ziemlich Nach oder concav, meist sehr breit oder sehr hoch ; Hörner meist mit rundem Quersebnitt. 9. Bovinae. Die gegenseitigen Beziehungen dieser Gruppen zu einander dürften sich folgendermassen verhalten: Strepsicerinae [ Gazellinae a Fr | ( Caprinae — Ovinae — Ovibos \ Traginae —ı ’alaeomeryx | Antilocapra Portax \Leptobos — Bibos Bison \ Bos | | Oryeinae Be 810 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Artiodactyla. 1. Antilopen (Antilopinae). Die Hörner der Antilopen sind stets sehr schlank, stehen mehr oder weniger steil auf dem Schädeldach und divergiren gewöhnlich wenig von einander. Die Parietalzone ist hier noch meist von bedeutender Grösse, die Frontalzone am kleinsten unter den Bovidae. a. Gazellinae. Frontalzone sehr kurz, ohne Stirnhöhlen;; Hornzapfen dicht, auf dem Orbitaldach sitzena,oft von ovalem Querschnitt; Zähne meist säulenförmig und scharfkanlig. Gazellen j sind in der Gegenwart reich vertreten in den Ebenen von Afrika und Asien. Fossil finden sie sich im Pliocän von Europa und Indien. Gazella brevicornis Gaudry (Fig. 1027 u. Fig. 983) aus dem unteren Pliocän von Pikermi und Wien. G. deperdita Gerv. aus dem unteren Pliocän von Pikermi, Italien und Frankreich. Saiga talarica Forst. ist eine Steppenform von Centralasien und Osteuropa, die im Dilu- Pan: vium bis Frankreich verbreitet ist. er Da ini aaa In die Nähe dieser Gruppe gehört die merk- ; würdige lebende Antilocapra von Nordamerika, deren gegabelte Hörner eine abwerfbare Hornscheide tragen. Stammt wohl von Cosoryx. b. Strepsicerinae. Frontalzone ist sehr kurz, ohne Stirnhöhlen; Hornzapfen dicht, zum Theil auf dem Orbitaldach sitzend, spiralig gedreht und mit einer Kante versehen; Gebiss sehr brachyodont, hirschähnlich. Diese heute ganz auf Afrika beschränkte Gruppe, zu der die grössten Antilopen gehören, findet sich im Pliocän auch in Südeuropa undinIndien, Palaeoreas Lindermeyeri Gaudry. Pliocän von Pikermi und Mt. Leberon. c. Traginae. Frontalregion kurz. mit grossen Stirnhöhlen, die sich in die drehrunden kurzen Hornzapfen fortsetzen; dieselben stehen nahe bei einander und nahe der Augenhöhle. Molaren klein, aber oft säulenförmig. Die Gemsen sind Antilopen von mässiger Grösse, in der Gegenwartaufdie hohen Gebirge von Europa, Asien und Nordamerika beschränkt. Die ältesten Antilopen aus dem Miocän von Sansan sind brachyodont, dürften aber hierher gehören. Antilope clavata und sansaniensis Lartet. Miocän von Sansan. d. Orycinae. Dieselben unterscheiden sich von der vorigen Gruppe eigentlich nur durch ihre bedeutende Körpergrösse und ihre umfangreichen, fast stets prismatischen Zähne, I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Artiodactyla. si die oft auffallend denen der Bovinae ähneln; Sie haben das höchst entwickelte Gebiss unter den Antilopen. Es sind durchgehends grosse Thiere mit meist langen Hörnern, die heute ganz auf die Ebenen Afrikas beschränkt sind. Fossil finden sie sich im Pliocän von Europa und Indien. Tragoceros amaltheus Gaudry (Fig. 979 D). Pliocän von Pikermi, Wien und Mt. Leberon. Palaeoryx Pallasi Gaudry. Pliocän von Pikermi. Alcelaphus palaeindieus Falc. Siwaliks von Indien. e. Gephalophinae. Die Frontalzone ist hier am grössten unter den Antilopen, mit Stirnhöhlen, die sich in die kleinen aufrechten Hornzapfen fortsetzen; dieselben stehen oft ziemlich weit hinter den Augenhöhlen. Molaren mit niedriger Krone. Hierher gehören zahl- reiche kleine lebende Arten aus den afrikanischen Ebenen; nur wenige von be- deutenderer Grösse leben in Indien. Die grösste noch in Indien lebende Gattung Portax H. Smith kann als Stammform der Rinder angesehen werden. Sie findet sich fossil in den Siwaliks und Narbadda von Indien. P. namadicus Rütim. Narbadda von Indien. 2. Ziegen und Schafe (Ovinae'. Dieselben sind ausgezeichnet durch die starke Knickung der Schädel- axe, sowie der Parietalregion, die zu Gunsten der Frontalregion schon sehr stark verkürzt ist. Die Stirnhöhlen sind gross und setzen sich in die Hornzapfen fort. Hörner gross, oft ausserordentlich dick, unmittelbar hinter den Augenhöhlen und meist nahe bei einander entspringend. Die Back- zähne haben eine kleine Kaufläche, sind aber ausgezeichnet säulenförmig, am meisten unter allen Wiederkäuern, und mit scharfen Kanten versehen. f. CGaprinae. Hörner in der Sagittalrichtung abgeplattet, mit vorderer Kante, wenig divergi- rend. Essind Gebirgsbewohner der alten Welt, wo sie auch diluvial vor- kommen; spärliche Reste sind aus den Siwaliks von Indien bekannt. g. Ovinae (s. S.). Bei den Schafen sind die Hörner meist dreikantig und stark divergirend; sie er- reichen hier ihre grösste Mächtigkeit unter den Bovidae. Schafe leben in den Ge- birgen von Europa und Asien, zwei Arten auch inNordamerika. Fossil ist wenig von ihnen bekannt, nur die extremste stark an Rinder erinnernde Form Ovibos moschatus, der Moschusochse, welcher jetzt noch den hohen Norden von Nordamerika bewohnt, lebte zur Diluvialzeit auch in Europa. 3. Rinder (Bovinae). Im Gegensatze zu den meisten der bisher behandelten Bovidae sind Rinder in grosser Zahl fossil vertreten, so dass wir mehr fossile als lebende 812 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Artiodactyla. Arten kennen; weitaus der grösste Theil derselben stammt aus Indien, wo sie zahlreich schon in den oberen Siwaliks lebten. Dort ist über- haupt der Entwickelungsherd für diese ganze Gruppe zu suchen; dort kommt auch die muthmassliche Stammform des Rindes, Porta, fossil und noch lebend vor. Europa liefert ebenfalls bereits Formen pliocänen Al- ters, auch nach Nordamerika gelangt eine Gattung im ? Plioeän. Die Rinder stellen die Gipfelformen dar in der Entwickelung der Wieder- käuerreihe; bei ihnen wird das Maximum an Körpergrösse erreicht. Das Gebiss zeigt die höchste Entwickelung; sind die en Be Zahnsäulen bei Schafen auch höher, so yium von, Vögtlinchofen (Dberelsass). sind die Rinderzähne sehr viel voluminöser, accessorische Pfeiler, aus Basalwaizen es treten accessorische Pfeiler an den obe- ren und unteren Molaren auf (Fig. 1028 0), und der Schmelz ist oft gefältelt. Das Stirnbein erreicht bei ihnen seine grösste Ausdehnung, nicht nur unter den Wiederkäuern, sondern unter Säugethieren überhaupt, sowohl in der Breiten- als in der Längsrichtung (Fig. 1029, 1030); es überdacht die Schläfenhöhle und zuletzt auch das Hinterhaupt; das Parietale wird allmählich von der Stirnregion auf die Hinterhauptsregion zurückgedrängt. Die Hörner stehen vollkommen seit- lich, extracranial, meist weit hinter den Augenhöhlen, nach hinten oder aussen gerichtet, ihre Längsrichtung fällt meist mit der Stirnebene zu- sammen; sie sind oft sehr mächtig, eylindrisch, platt oder dreieckig. h. Bubalinae. Die Stirnzone ist noch verhältnissmässig klein, stark gewölbt; die Scheitelbeine bilden noch einen Theil der Stirn. Der Hornansatz ist der Mittellinie noch ziemlich nahe; die Hörner und Hornzapfen sind meist drei- kantig, stets mit flachen Seiten und erheben sich mitunter noch etwas über die Stirnebene. Dies sind alles für Rinder noch wenig fortgeschrittene Merkmale. Büffel leben noch wild in Indien und Afrika; der älteste Vertreter ist Buf- felus sivalensis Rütim. aus den Siwaliks von Indien, dem der riesige B. palaeindicus Falc. aus dem indischen und südeuropäischen Diluvium folgte, von welchem der nord- europäische diluviale B. Pallasi Rütim. (bei Danzig) nur eine Locallorm darstellt. Als deren directe Nachkommen sind die indischen Büffel zu betrachten. Auch der Anoa von Celebes (Probubalus depressicornis H. Smith) war in den Siwaliks schon vertreten durch Probubalus oceipitalis Falc. und andere Arten. I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Artiodactyla. s13 i. Bovinae (s. S.). Hierher gehören die extremeren Formen. Die wichtigeren, von ein- ander abzuleitenden Gattungen sind die folgenden (vergl. Tabelle p. 809): 4. Stirn verhältnissmässig niedrig und schmal; Hörner nach rückwärts ge- richtet. Leptobos. 2. Stirn lang, dreieckig, oft concav; Hörner oft noch nach rückwärts gerichtet. Bibos. 3. Stirn ein wenig gewölbt, sehr breit, aber nicht sehr lang; Hörner ganz nach auswärts gerichtet, nicht sehr weit hinter den Augen (Fig. 1029). Bison. 4. Stirn ganz flach, sehr lang und sehr breit; Hörner ganz nach auswärts ge- richtet, sehr weit hinter den Augen (Fig. 1030). Bos. Leptobos Rütim. schliesst sich direct an Portax an. L. Falconeri Rütim. Siwaliks von Indien. L. Strozzi Rütim. Hornlos. Oberpliocän von Italien (Val d’Arno). L. Fraseri Rütim. Diluvium von Indien. Fig. 1029. Bison priscus Boj. Diluvium. Fig. 1030. Bos primigenius Boj. Diluvium von Schädel. Athol, Perthshire. Schädel. (1/so) Bibos Hodgs. ist von Leptobos abzuleiten. B. elatus Pom. (= etruscus Fale.) Oberpliocän von Frankreich und Italien (Val d’Arno). B. palaeogaurus Rütim. Diluvium von Indien. An denselben schliessen sich die verschiedenen in Indien noch lebenden Bibos-Arten an, darunter die Stammformen des zahmen Zebu. Bison Smith (Fig. 1029). B. sivalensis Falec. Siwaliks von Indien. B. ferox Marsh. Pliocän von Nordamerika. B. priscus Boj. (Fig. 1029). Postpliocän von Europa, Asien und Nordamerika. ° B. europaeus Ow. Der Wisent, lebend und subfossil in Europa. B. americanus Gm. Lebend in Nordamerika. Bos L. (Fig. 4028, 1030). Das Parietale ist ganz von der Stirnregion verdrängt, B. planifrons Lyd. Siwaliks von Indien, B.namadicus Falc. Postpliocän von Indien. B. primigenius Boj. (Fig. 4028 u. 1030). Der Ur oder Auerochs. Diluvial und subfossil in Europa; ist die Stammform der zahlreichen Rassen des europäischen Hausrindes (B. taurus L.). 814 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Geol. Verbreitung. Geologische Verbreitung der Mammalia. In der oberen Trias sind, ganz vereinzelt, in Europa, Südafrika und Nordamerika die ältesten Reste von Säugethieren gefunden worden; unter diesen finden sich die primitivsten der bekannten Säugethiere, die Dromatheriidae, wit monophyodontem Gebiss und Backzähnen, die nur eine Hauptspitze und eine nur unvollkommen getheilte Wurzel besitzen, also Formen, welche sich den Pelycosauria in dieser Beziehung noch nahe anschliessen. In grösserer Anzahl finden sich sodann Säuger im Dogger und Malm von England, sowie im oberen Jura und in der obersten (Laramie-) Kreide der Felsengebirge von Nordamerika. Diese mesozoischen Säuger lassen sich in zwei Ordnungen trennen, deren eine, Multituberculata, wesentlich die Pflanzenfresser, die andere, Pantotheria, die Fleisch- und Insektenfresser umfasst. Es waren durch- gehends kleine Geschöpfe, die höchstens Kaninchengrösse erreicht haben. Ihr Bau ist viel zu wenig bekannt, als dass sich über ihre systematische Stellung ein sicheres Urtheil abgeben liesse; nur so viel lässt sich aus- sagen, dass ihrem Gebiss nach die Pantotheria eine sehr primitive Stufe unter den Säugethieren einnehmen und die Stammformen sowohl der Mar- supialia als der Placentalia enthalten dürften, von welchen Gruppen sie bei Beginn der Tertiärzeit nicht mehr zu trennen sind. Die Multituber- culata dagegen stellen einen stark specialisirten, wahrscheinlich nicht wei- ter entwickelungsfähigen Typus dar, der schon im unteren Eoeän erlischt. Die Hauptentwickelung der Säuger fällt in. die känozoische Periode; gleich zu Beginn der Tertiärzeit, unmittelbar nach dem Aus- sterben der letzten Dinosauria, treten Säuger in beträchtlicher Artenzahl auf (Puereo-Epoche) und spielen von da an bis zur Gegenwart die hervorragendste Rolle unter den Thieren des festen Landes, sowohl was Körpergrösse als was Formenmannigfaltigkeit anbetriflt. Säugethiere sind die wichtigsten Leitfossilien für sämmtliche continentale Ablagerungen der Tertiärzeit. Mit Ausnahme der nur noch im unteren Eocän vorkommenden Multi- tuberculata und einer ganz verschwindenden Anzahl kleiner Marsupialia gehören sämmtliche ausserhalb Australiens gefundenen känozoischen Säugethiere zu den Placentalia. Die Differenzirung ist unter denselben im unteren Eocän noch ausserordentlich gering; es lassen sich wohl die vier Gruppen der Landplacentalia, die Sarcotheria, Aganodontia, Primates, Ungulata bereits erkennen, jede vertreten durch ihre primitivsten Ord- nungen, nämlich /Insectivora und Creodonta, Tillodontia, Prosimiae, Condy- larthra; doch stehen deren damalige Vertreter einander so nahe, dass eine I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Geol. Verbreitung. 815 scharfe Trennung dieser Gruppen noch kaum möglich ist. Eine grosse An- zahl primitiver Merkmale vereinigt diese sämmtlichen Placentalia des un- teren Eocän noch innig mit einander: Hirn winzig, reptilienartig; Schädel mit Sagittalkamm; Schwanz sehr lang; Beine kurz; Füsse plantigrad, fünfzehig; Astragalus artieulirt distal nur mit Naviculare und besitzt ein einfach gewölbtes Tibialgelenk; Radius und Tibia wohlentwickelt, frei; Humerus mit Foramen; Femur mit drittem Trochanter; Gebiss vollständig, ohne grössere Lücken; Molaren brachyodont, und mit Ausnahme von je einer Gattung auch trigonodont und bunodont; Prämolaren einfacher als Molaren, meist einhöckerig etc. In den folgenden Tertiärepochen aber verändert sich das Aussehen der Säugethierfaunen sehr bedeutend, und je jüngere Perioden der Tertiär- zeit erreicht werden, um so mehr verlieren die Säugethierfaunen diesen einheitlichen und primitiven Charakter, der ihnen noch während des un- teren Eoeän anhaftet. Schon im mittleren und oberen Eocän entwickeln sich mehr und mehr Formen mit lophodonten und tetragonodonten Molaren, sowie mit digitigraden Füssen, im Obereocän Ungulata mit rudimentären Sehneide- oder Eckzähnen. Aber erst nach der Eoeänzeit treten Formen auf mit gefurchtem Grosshirn, oder mit weniger als 3/3 Zehen, oder mit tetragonodonten oberen Prämolaren. Erst im Unteroligoeän finden sich Sarcolheria mit verschmolzenem Scaphoid und Lunare (Carnivora), erst im Oberoligocän Formen mit verschmolzenen Metapodien (Gelocus); erst im Obermiocän erscheinen gehörnte Artiodactyla, und erst im Pliocän Ungu- lata mit ganz säulenförmigen Backzähnen. Dabei nimmt die Mannigfaltigkeit der Formen immer mehr zu, und die einzelnen Gruppen sondern sich immer schärfer von einander ab und trennen sich von Epoche zu Epoche immer deutlicher in wohlbegrenzte Ordnungen, Familien u. s. w. Den grossen Continentalmassen der Erde entsprechend lassen sich bisher vier Regionen unterscheiden, deren jede während der känozoischen Periode ihre eigene Geschichte in Bezug auf Säugethiere hat: 1. Die eurasiatische oder altweltliche Region (Europa, Asien, Afrika); 2. Die nordamerikanische Region (mit Gentralamerika); 3. Diesüdamerikanische Region; 4. Die australische Region. Dieselben bilden vier von einander stets mehr oder weniger scharf getrennte Landmassen, die geradezu als ebenso viele Entwickelungsherde für Säugethiere bezeichnet werden müssen. Jede dieser vier Regionen ist dadurch ausgezeichnet, dass in ihr eine Anzahl grosser und wichtiger Säugethiergruppen, wenn auch nicht ihre erste Entstehung, so doch ihre Hauptentwickelung genommen haben in der Art, dass dieselben entweder ganz auf die betreffende Region beschränkt blieben, oder erst in späteren 816 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Geol. Verbreitung. Epochen nach den benachbarten Regionen einwanderten. Vollständig ab- geschlossen waren diese Regionen nicht von einander; wenigstens zeiten- weise standen sie in Verbindung, und es wanderten Formen der einen in andere Regionen ein; doch ist dieser gegenseitige Austausch während der Tertiärzeit nie so stark gewesen, dass dadurch die Eigenartigkeit der Fauna einer dieser Regionen verwischt worden wäre. Nachstehend sind die Säugethiergruppen aufgezählt, welche für jede der vier Regionen ganz besonders charakteristisch sind, indem sie wäh- rend der Tertiärzeit entweder vollständig auf eine solche Region be- schränkt oder doch in anderen nur sehr spärlich vertreten waren: Eurasiatische Region: Insectivora (mit Ausnahme der Ictopsidae); Viver- ridae, Mustelidae, Ursidae, Hyaenidae, Lagomyidae; Cynopithecidae und Simüdae; (Pro- boscidea) ; gehörnte Rhinocerotidae ; Anoplotherioidea, Suoidea (mit Ausnahme der Dico- tylinae), Booidea. Nordamerikanische Region: Ictopsidae; Miacidae (Stammformen der Car- nivora); Nimravinae; Tillodontia; Leporidae; Condylarthra, Amblypoda; Palaeosyopinae, Brontotherünae, Hyracodantinae, Equinae; Pantolestidae, Oreodontidae, Camelidae, Dico- tylinae. Südamerikanische Region: (Cavüdae, Chinchillidae; Edentata; Toxodontia (inel. Macrauchenia). Australische Region: Marsupialia (mit Ausnahme der Didelphidae). Noch dürfte aber eine weitere Region zu entdecken sein, in der sich eine Reihe von Säugethiergrupper entwickelt haben müssen, welche im oberen Miocän und un- teren Pliocän ganz unvermittelt in Europa und Indien erscheinen, so vor allem Pro- boscidea, Antilopinae, Giraffinae, Hippopotamidae, Simiae, Manidae und Orycleropus. Die alte Welt bildet in Bezug auf Säugethiergeschichte ein zusammen- hängendes Ganze, soweit die bisher entdeckten Faunen in Betracht kom- men. Die europäischen Säugethiere sind wenigstens seit dem oberen Eocän ziemlich gut bekannt, die indischen seit dem Miocän; Afrika hat aber bis- her noch keine tertiären Säugethiere geliefert, und es kann daher nur dessen heutige Thierwelt in Rechnung gezogen werden, welche sich der Hauptsache nach innig an die Pliocänfauna von Europa und Indien an- schliesst, während die so eigenthümliche Fauna von Madagascar vielleicht noch am meisten Aehnlichkeit mit der Oligocänfauna von Europa zeigt. Aus dem unteren Eocän von Europa, der »Faune cernaysienne«, kennen wir eine Anzahl insektivoren- und ereodontenartiger, meist sehr kleiner und dürftig erhaltener Formen, denen sich wie in Nordamerika die letzten Nachkömmlinge der mesozoischen Multituberculala anschliessen. Die spärlichen Säugerreste aus dem Mitteleocän kommen auf Formen hinaus, welche in Nordamerika sehr reich entwickelt sind, während die etwas zahlreicheren Geschlechter des Obereocän, unter denen besonders Lophiodon neben anderen Perissodactyla hervorragt, den nordamerikani- schen wohl sehr nahe stehen, aber nicht mit ihnen identisch sind. 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Geol. Verbreitung. 817 Ein erstaunlicher Reichthum von Säugethieren ist uns aus dem euro- päischen Oligocän überliefert. Zu dieser Zeit, als noch ein grosser Theil von Mitteleuropa vom Meere bedeckt war , lebte auf dem Festlande eine reiche Thierwelt, welche besonders aus französischen Fundorten bekannt ist. Zahllose wohlerhaltene Reste dieser Säuger liegen vor allem in den Phosphoriten von Querey, in Spaltausfüllungen von unter- und oberoligo- cänem Alter, mit denen aber wohl auch manche untermiocäne und ober- eocäne Formen gemischt sind, so dass sich für viele Gattungen das genauere Alter ihres Auftretens nicht mit voller Sicherheit angeben lässt. Wir treffen darunter zahlreiche Formen, die als Stammformen moderner Säugethiere ein grosses Interesse verdienen. Im Oligocän erscheinen nun neben den im Eocän bereits vorhandenen Creodonta und Prosimiae zum ersten Male in Europa zahlreiche Carnivora, Rodentia und ein Heer von Artiodactyla, die letzteren grösstentheils in den primitiveren Formen mit fünfhöckeri- gen oberen Molaren, und mit ihnen eine grosse Zahl von Palaeotherüinae. Die hervorragendsten Geschlechter des Unteroligocäns sind u. a. Pa- laeotherium, Anoplotherium, Xiphodon, Hyaenodon, während im Ober- oligocän Caenotherium, Anthracolherium, Hyopotamus und Gelocus be- sonders auffallen, letzteres die Stammform der für die alte Welt so unge- mein charakteristischen echten Wiederkäuer. Wenn es auch nicht ganz un- wahrscheinlich ist, dass eine grosse Anzahl dieser Formen in letzter Linie auf nordamerikanische Eoeänformen zurückzuführen ist, so hatten sich bis zur Oligocänzeit dieselben doch schon so weit in Europa fortentwickelt, dass diese ganze Fauna nur noch wenige Aehnlichkeit zeigt mit der etwa gleichzeitigen White-River-Fauna von Nordamerika. Nur einige Gattungen (s. unten) sind beiden Regionen gemeinsam. Der Beginn der Miocänzeit ist in Europa vor allem dadurch charakte- risirt. dass vorher oder kurz nachher eine grosse Reihe primiliver Säuge- thiergruppen aus Europa verschwinden, welche bis dahin eine wichtige Rolle spielten. Dazu gehören die Creodonta, zahlreiche Rodentia, besonders Hystricomorpha, deren nächste Verwandte gegenwärtig noch in Südamerika leben; ferner die Prosimiae, die bisherigen Palaeotherünae, sowie fast alle Artiodactyla mit fünfhöckerigen Molaren; dafür finden sich sehr zahlreiche Carnivora, Swidae und Cervidae, unter letzteren die artenreiche Gattung Palaeomerys; zu ihnen treten als Einwanderer aus Nordamerika verschie- dene der dort so reich vertretenen Perissodactyla, wie Protapirus, Chalicothe- rium, und vor allem die ersten noch hornlosen Rhiinocerotidae, welche sich nachher so reich in der alten Welt entwickelten; diese Einwanderung fand übrigens vielleicht schon während des Oberoligocän statt (Ronzotherium). Weiter entwickelt erscheint diese Thierweltim oberen Miocän, wo zum ersten Male echte Ursidae und die Gattung Sus auftritt; an Stelle von $) b Steinmann, Paläontologie. 32 S18 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Geol. Verbreitung, Protapirus findet sich Tapirus, die Cervidae und Rhinocerotidae tragen Hörner; dazu kommen wieder fremde Einwanderer, Anchitherium aus Nordamerika und aus unbekannter Heimath die ersten Proboseidea, Simiüidae und Antilopinae, sowie Felis und Machairodus. . Während der älteren Tertiärzeit bedeckte wohl eine üppige tropische Sumpflandschaft das Festland von Europa; schon seit Beginn des Miocän aber scheinen sich Grasflächen mehr und mehr tiber Europa auszubreiten; an Stelle der schwerfälligeren Sumpfbewohner traten allmählich flüch- tigere Steppenthiere und Formen, deren Gebiss sich mehr und mehr an ausschliessliche Grasnahrung anpasste, bis zu Beginn des unteren Plio- eän die Thierwelt Südeuropas einen Charakter erhält, der in hohem Maasse an die des heutigen tropischen Afrika und Indien erinnert und wohl auf ein ähnliches Landschaftsbild schliessen lässt: Weite Grasflächen, bevöl- kert von Heerden grosser Antilopinae, Giraffinae, Equinae neben Proboseidea, Rhinocerolidae, Simiae, in manchen (waldigen) Gegenden zahlreiche Cer- vinae mit noch wenig verästeltem Geweih, und vereinzelt auch Edentata. Die Equinae sind vertreten durch Hippotherium, das wohl aus Nordamerika stammt. Die Heimath der neu erschienenen Giraffinae und Edentata ist noch unbekannt. Das bis dahin tropische Klima erreicht nun in Europa mit dem obe- ren Pliocän allmählich einen subtropischen Charakter; damit verschwin- den hier die grossen Antilopinae, Giraffinae und zuletzt auch die Simüidae; reicher Ersatz ist aber vorhanden; an Stelle von Hippotherium tritt allmäh- lich, wohl ebenfalls aus Nordamerika stammend, Equus (die Stammform der lebenden Pferde); neben Mastodon erscheint Elephas, der sich in Indien entwickelt haben dürfte; Rinder stellen sich zahlreich ein, ebenso Cervi- nae mit reich verästeltem Geweih; dazu sind mächtige Rhinocerotidae noch vorhanden, neben Sus erscheint Hippopotamus; die Gattungen Ursus und Canis treten zum ersten Male auf. Mit zunehmender Kälte verschwindet aber nun beim Anrücken der Eiszeit allmählich ein grosser Theil dieser oberen Pliocänfauna aus Europa. In Indien dagegen, das während des Oberoligocän) Miocän und Pliocän ein zusammenhängendes Faunengebiet mit Europa bildete und eine ähnliche, nur womöglich noch üppiger ent- wickelte Fauna besass — die Siwalikfauna, mit einer Fülle von Pro- boscidea, Suidae, Giraffinae und Bovinae — erhielt sich ein grosser Theil dieser Formen, und ihre Nachkommen leben daselbst theilweise noch bis zum heutigen Tage; andere sind in Indien verschwunden, finden sich aber noch im tropischen Afrika, dessen heutige Fauna in innigstem Zusammen- hange steht mit der einstigen europäisch-indischen Pliocänfauna. In Europa äusserte die Eiszeit ihre Wirkungen. während der die Plioeänfauna allmählich durch eine mehr arktische Fauna ersetzt wird; I. Thierreich. — N. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Geol. Verbreitung. 819 deren Hauptvertreter sind Mammuth, wollhaariges Rhinoceros, Wildpferd, Riesenhirsch und Renthier, Moschusochse, Ur und Wisent, Höblenbär, Höhlenlöwe und Höhlenhyäne, Lemminge u. s. w.; ihr Zeitgenosse war der Mensch. Heute finden sich in Europa nur noch die Reste dieser Diluvial- fauna: manche Formen sind auf das Hochgebirge und in den hohen Norden zurückgedrängt; ein grosser Theil ist ausgestorben. i In Nordamerika sind im Gegensatze zu Europa auch eine sehr grosse Anzahl eocäner Säugethiere bekannt. Die geologische Entwickelung voll- zog sich daselbst während der ganzen Tertiärzeit viel ungestörter als in Europa, und die daselbst in den einzelnen Epochen neu auftretenden Säugethiergattungen scheinen grossentheils die direkten Nachkömmlinge von Formen aus den älteren Epochen Nordamerikas zu sein, von denen ja wohl auch eine grosse Anzahl europäischer Formen abstammen dürfte. Die fossilen Reste der nordamerikanischen Tertiärsäugethiere finden sich grösstentheils zu beiden Seiten der Felsengebirge in ehemaligen See- becken, an deren Ufern diese reichen Faunen einst lebten. Einen überraschenden Formenreichthum liefert Nordamerika schon im unteren (Puerco-) Eocän, aus welchem Cope gegen 90 Säugethier- arten aufzählt. Fast die einzigen Hufthiere daselbst sind Oondylarthra und zwar meist Periptychidae, die Fleischfresser sind Oreodonta, ausserdem giebt es hier Prosimiae und Tillodontia, und endlich, wie in Europa, die letzten Vertreter der mesozoischen Multituberculatu. Die gewaltigsten der damaligen Säugethiere erreichen nur etwa Bärengrösse. Bedeutend verändert ist diese Fauna zur Wasateh-Epoche; (on- dylarthra sind noch zahlreich vorhanden, aber keine Periptychidae; die do- minirende Rolle unter den Hufthieren spielen Coryphodontia, manche da- von von Stiergrösse, die grössten Säugethiere jener Zeit; neben ihnen treten die ersten noch kleinen und sehr primitiven Perissodactyla (Hyra- cotherium) und Artiodactyla (Pantolestes) auf, sowie die ersten Rodentia. Im oberen (Bridger-) Kocän sind die bezeichnendsten Formen die gewaltigen Dinocerata, grösser als die lebenden Nashörner; auch Chali- cotherüdae und Tapiridae sind hier sehr reich vertreten. Eine Uebergangs- periode zum Oligocän ist die Uinta-Epoche. Mit dem Beginn des White River-Oligocän verschwinden die Tıllodontia und Amblypoda; zu ausserordentlicher Blüthe kommen hier ver- schiedene Familien der Perissodactyla, welche, im Gegensatze zu Europa, hier noch sehr viel formenreicher sind als die Artiodactyla; letztere aber zeichnen sich durch einen ausserordentlichen Individuenreichthum aus. Die hervorragendsten Formen sind die mächtigen Brontotheriinae, die fast Elephantengrösse erreichen; neben Hyracodontinae und Palaeotheriinae treten zum ersten Male in noch sehr primitiven Formen Rhinocerotidae auf. 52* 820 1. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Geol; Verbreitung. Von Artiodactyla erscheinen hier zuerst die für Nordamerika so charakte- ristischen Oreodontidae und Camelidae, ferner einige Tragulidae; auch die ersten Carnivora stellen sich hier ein, Canidae und Felidae. Von euro- päischen Gattungen finden sich zu dieser Zeit besonders Peratherium, Hyaenodon, Oynodietis, Entelodon, sowie eine vereinzelte Art von Hyopo- lamus. Im John Day-Miocän sind Oreodonta und Brontotheriinae ver- schwunden; es herrschen hier unter den Hufthieren die Oreodontidae und Equidae (Anchitherium) vor, unter den Carnivora die Canidae und Nim- ravinae; einzelne Swidae, Abkömmlinge europäischer Formen, stellen sich ein. in der Tieholeptus- und Loup Fork-Epoche (Obermiocän und Pliocän) erscheint zum ersten Male Hippotherium und Protohippus, beide ebenso wie die Oreodontidae und Camelidae durch zahlreiche Arten vertreten; Aphelops vertritt die Rhinocerotidae; als Einwanderer aus der alten Welt stellt sich Mastodon ein, dazu Palaeomery& (= Blaslomeryx, Stammform von Antilocapra). In den Equus- und Megalonyx-beds (Oberpliocän und Di- luvium) tritt Eguus in zahlreichen Arten zum ersten Male auf neben den letzten Camelidae; zu dieser Zeit erscheinen zahlreiche Einwanderer aus den benachbarten Regionen. Von der alten Welt kommen Ursus und ver- schiedene Mustelidae, ferner Cervus, Bison und Elephas primigenius; von Siidamerika eine Anzahl riesiger Edentata und Hystricomorpha. Dafür sind Oreodontidae, Rhinocerotidae und Hippotherium nicht mehr vorhanden. Im späteren Diluvium verschwindet der grösste Theil dieser Fauna; die Gattung Mastodon erhält sich bis kurz vor Anbruch der Neu- zeit. Die heutige Fauna von Nordamerika ähnelt in bemerkenswerthem Grade der nordeuropäischen; sie enthält fast keine der für das nordame- rikanische Tertiär so bezeiehnenden und so überaus reich entwickelten Hufthiertypen mehr. Die Perissodactyla sind daselbst vollkommen ver- schwunden, und mit Ausnahme von Dicotyles und Antilocapra sind die nordamerikanischen Artiodaciyla wohl sämmtlich altweltlichen Ur- sprungs. Die ältesten Säugethiere, die bisher aus Südamerika bekannt wur- den, dürften miocänen, vielleicht oberoligocänen Alters sein; doch ist von den älteren, besonders aus Patagonien stammenden Formen meist noch kaum mehr als der Name bekannt. Uebrigens sind genauere Altersbe- stimmungen der fossilen Säuger von Südamerika bisher nicht möglich. Es sind höchst eigenartige, anderen Regionen vollkommen fremde Typen, welche die Fauna von Südamerika bis etwa zum oberen Pliocän hinauf allein zusammenzusetzen scheinen. Die merkwürdigen Toxodontia 1. Thierreich, — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Geol. Verbreitung. 821 (inel. Maerauchenia) sind die Vertreter der Hufthiere; neben ihnen stehen eigenthümliche Rodentia, viele von ungeheurer Grösse, den Familien der Cavildae und Chinchillidae verwandt; weitaus die bezeichnendsten For- men sind aber die wunderbaren Edentata, riesenhafte Megatherien und Glyptodonten nebst zahlreichen verwandten Formen; solche Ge- schöpfe haben sich wohl bis ins Diluvium erhalten, seit dem oberen Plio- cän gemischt mit zahlreichen Einwanderern aus Nordamerika, die selbst theilweise altweltlichen Ursprungs waren. Zu dieser Zeit etwa erscheinen nämlich Masiodon, Tapirus, Equus, Dicotyles, Auchenia, Cervus, dazu Ursus, Felis, Machairodus nebst manchen anderen Fremdlingen in Südame- rika. Heute sind die auffallendsten Formen der überaus reichen Fauna aus den oberen Pampasablagerungen ausgestorben; Toxodontia sind ganz verschwunden, von Edentata und Rodentia sind nur noch zwerghafte Nachkommen erhalten ; die lebenden südamerikanischen Hufthiere, Auche- nia, Tapirus, Dicotyles, Cervus sind sämmtlich Nachkommen der fremden Einwanderer, ebenso die meisten Raubthiere und vielleicht auch die Beutelthiere. Tertiäre Säugethiere sind aus Australien nicht bekannt; doch mögen von den zahlreichen, gewöhnlich als diluvial angesehenen Formen viel- leicht doch einige aus dem jüngsten Tertiär stammen. Die diluviale und die mit ihr innig zusammenhängende recente Säugethierfauna von Austra- lien ist ausserordentlich scharf geschieden von der der übrigen Regionen. Australien besitzt nur Marsupialia und Monotremata (abgesehen von kos- mopolitischen Gruppen kleiner Säuger wie Chiroptera und Muridae); die Beutelthiere zeigen hier eine erstaunliche Formenmannigfaltigkeit, wäh- rend diese ganze Thiergruppe in der übrigen Welt unbekannt ist mit Ausnahme von Didelphidae, die wiederum in Australien fehlen. Unter den fossilen Beutlern giebt es eine grössere Anzahl gigantischer Formen, Di- protodon, Nototherium, Halmaturus, Thylacoleo und andere, während die lebenden durchgehends von nicht sehr bedeutender Grösse sind. Nachstehender Stammbaum ist ein Versuch, die vermuthlichen Ver- wandtschaftsbeziehungen der einzelnen Säugethiergruppen übersichtlich darzustellen. Die einzelnen Gruppen sind in die Epoche gestellt, in der sie zum ersten Male auftreten. Mammalia. Stammbaum. 6. Klasse Vertebrala. I. Thierreich. — X. gocän ol "elinae Monotremata Hyaenidae Machairodus Ursidae Australische Marsupialia | \ Pinnipedia | Neon | | Viverrid: Procyoni Oryptoproctinae Mustelidao une Canidae Chiroptera Hyaenodon- | Rodentia tidae | | | | Tillotheriidae onidae nn Insectivora Marsupialia ER Edentata Hyraz ? Chiromys ? Galeopithecus Lemunidae | Eimiae Toxodontia Giraffinae —_— Hippopotamidae Proboscidea | Dicotylinae 1 Hyuemoschr | | Cervinae Antilocapra Ovinae Borinae Antilopinae mn [0 ragulus | ss | Palaceomeryz Suinae | | © Anoplotheriidae Entelodon | | Hyopotami — Xiphodontidae | | Prodremotherium Oreodontidae Gelocus | Camelidae | (aeno- ther idae 1 Equidae Tapiridae 2 Dinocera- Hyracotheriidae Coryphodontidae | Pantolestes ar Pantolestoidea | Phenacodontidae | Pantolambdidae | nn Aganodontia nn Hyopsodidae Periptychidae Primates Ungulata Sl Multituberculata a Pantotheria (Prototheria) J. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Geol. Verbreitung. 823 Uebersicht über die geologische Verbreitung der wichtigeren Säuge- thiergruppen in den verschiedenen Erdtheilen*). Natenn| ac | "aan | ennn |"eßer |aiocan Iaesse tesa | wrar- | arsnt [ | | | Monotremata Ih Are | | h | | 0 Pantotheria . | EN | | Multitubereulata | EN EN| | | Marsupialia excl ar | | Yravepsser : on 0 Didelphidae . ea N EN Sa ENS Cetacea . ar [ee ee | Sirenia ZEN| E E E Ba eN Zr Chiroptera. 5 IE SN|EEND DEENGEBING EERUNK REENGS + Insectivora VOlSE N x Mrs Io 8 | JR E EN |EAIN(S) Creodonta . ?N EN EINZI SEIN | EIN | | Canidae. | | ENIEN|EN|ENS|ENS + Ursidae . | : E E. |ENS|ENS| EINS Viverridae. | E E ER GE ER Mustelidae. E E E |[ENS|ENS|EIANS Hyaenidae . a Een E | E E ETA Cryptoproctinae | EN N B A Nimravinae . ZIENENIL EN Machairodinae . E EN |ENS ENS Felinae . E EN|ENS ENS EAINS Pinnipedia. ehr EA ENS|I|EN/|EN|ENO + Tillodontia N N N | | Seiuromorpha . N N E NEN. END SBESNGIGESNGENBAFAENNIS) Hystriecomorpha . E ?S I(EN)S(EN)S| (EN)S|(ETAN)S Myomorpha . EI NZ IEING|FBERNDIWBENG DEENES + Lagomorpha . | nlEn/En|ENn| EN |BIANIS Edentata [Rep “ee en Ber >) EN)S| NS NS (ADS Prosimiae . EN | EN | EN | EN EN Se 5 AI Simiae. le oe | | E E E Ss EIAS Periptychidae alle N ? (E) | Phenacodontidae . . \. N N | Hyracoidea zelk, | 5 e Nr Er Toxodontia Ale S Ss Ss Ss Proboseidean... |. | | E(N)|EN |ENS|ENS [ *), E — Europa und Asien (inel. Afrika; nur für die Gegenwart ist die Ver- breitung in Indien — 1 und Afrika — A gesondert angegeben); N = Nordamerika; S — Südamerika; O0 — Australien; + = kosmopolitisch. 824 || Meso- zoicum Unter- eocän Mittel- eocän Ober- eocän Oligo- . Miocä can can | Unter- pliocän Ober- pliocan I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Geol..Verbreitung. Recent A Amblypoda Hyracotheriidae Tapiridae . Rhinocerotidae . Chalicotheriidae Equidae . Pantolestidae Caenotherüdae . Xiphodontidae . Anoplotheriidae Hyopotamidae Suidae Hippopotamidae Oreodontidae. Camelidae . Tragulidae Cervidae Camelopardalinae Bovidae . EN EN N N N Vergleichende Uebersicht der wichtigsten Fundorte von fossilen Landsäugethieren. Süd- amerika Nordamerika (inel. Mexico) Europa mit Asien (excel. Indien u. China) Höhlen und Torfmoore. MEGALONYX- BEDS in den öst- lichen Staaten und EQUUS-BEDS in den westlichen Staaten (Oregon, Brasilien, Ecuador DILUVIALE Sande, Kiese, Lehme, Löss; Süsswasserkalke von Cannstatt eete.; Knochenhöhlen; Torfmoore. Algier ı = re) = Zr OBERPLIOCAN :: Forest-bed von Norfolk. Tuffe von Perrier etc. (Au- vergne); Arnothal (Toskana). Crag von Sulfolk; Montpellier PAMPASFORMATION in Argentinien, Neu-Mexico, Texas, Mexico. > | Texas, Mexico). und Perpignan; Casino (lla- © \ lien). = 200 |UNTERPLIOCAN: -Concud (Spa- a LOUP FORK- nien); Mt. Leberon (Vaucluse); & BEDS in Eppelsheim (Hessen) ; Bohn- | Nebraska, erze von Heudorf und Möss- 3 Wyoming, kirch z.Th.(Schwaben); Wiener = Kansas, Becken; Baltavär (Ungarn); Pikermi (Attika); Samos; Ma- rägha (Persien). ND OBERE SIWALIKS UNTERE U Sudabhang des Himalaya, China, Japan Höhlen und jüngere Ablagerungen m Nordamerika en Afrika| Indien en OBERMIOCAN: Monte Bamboli (Toskana); Sansan und Si- TICHOLEPTUS- morre (Gers); Sande von Ör- a BEDS in leans und von Grive St. Alban = Nebraska, (Isere); Oeningen (Baden); 2 Montana, Steinheim (Württemberg); Ge- S . 2 S & Oregon. orgensgmünd und Günzburg > | = Er ERERFFE Sehe) (Bayern); Braunkohlen von = JOHN DAY- Göriach und Eibiswald (Steier- Se BEDS in mark); Leithakalk bei Wien). ei Oregon, IE Washington. | UNTERMIOCAN: St. Gerand le ZI Puy (Allier); Issoir und Cour- nn non (Puy deDöme) ; Weissenau As 5 bei Mainz; Haslach, == = = Eggingen, Eselsberg, 23 = © Michelsberg bei Ulm. — z = e} & WHITE RIVER- = \OBEROLIGOCAN: Hemp- = BEDS in E stead (Isle of Wight); Dakota, = Sandsteine von Fon- | Nebraska, we tainebleau; Ronzon | Wyoming, = (Haute Loire); Cadibona; | Colorado, = (Piemont); Flonheim Y | Assiniboia. 3 (Hessen). | re UNTEROLIGOCAN: Hord- ” . E well (Hampshire); Bem- = bridge (Isle of Wight); © Kalk von Lamandine; Ss Lignite von Debruge u = (Vaucluse); Gyps vom UINTA- oder 3 Montmartre (Paris); DIPLACODON- | <+ Beauchamp (Paris); BEDS in Utah. 5 Bohnerze von Frohn- > stetten nnd Sigmaringen 3 (Württemberg), Maure- = mont z. Th. (Schweiz). en 8 |OBEREOCAN: Conglome- er rate von Argenton (In- BRIDGER-BEDS dre) und Issel (Aude); in Grobkalk von Paris; Bohn- Wyoming. erze von Egerkingen z. Th. (Schweiz); Süsswasserkalk von Buchsweiler (Elsass). WIND-RIVER | | N ASATCH- MITTELEOCÄN: Londonthon; | DS in Neu- Lignite von Soissons (Aisne). Mexico und = Wyoming. PUERCO-BEDS | UNTEREOCAN: Faune cernay- in sienne von La Fere (Aisne) und Neu-Mexico. Reims (Marne). LARAMIE- KREIDE in | Wyoming. | ATLANTO- PURBECK von Dorsetshire, SAURUS-BEDS | OOLITH von Stonesfield (Oxford- von Wyoming. shire). TRIAS von 2 a Ta = Basu- Nor Garoliges BONEBED von Württemberg. em 826 Südamerikanische Region I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Geol. Verbreitung. Vergleichende Uebersicht der tertiären und Nordamerikanische Region RECENT: Didelphys; Procyonidae, Ur- sus, Felis; Hystricomorpha; Eden- tata; Platyrhinae; Tapirus; Dicoty- les, Cervinae, Auchenia. Keine Prosimiae, Proboscidea, Bovidae, fast keine Insectivorn. OBERE PAMPASFORMATION: *Canis, *+ Arctotherium, _ * + Machairodus; + Glyptodontidae, Dasypodidae, +Megatheriidae; Caviidve, Chin- chillidae; Piatyrhinae; + Toxo- dontia; * + Mastodon; "+ Hippi- dium, *+Equus; *Protauche- nia, * Auchenia, *Cervinae. RECENT: Didelphys; Talpidae; Canidae, Mustelidae, Procyon, Ursus, Felis; Hystricidae, Castor; Dicotyles, Cervinae, sehr wenige Bovidae (Bison, Antilocapra). Keine Eden- tata, Primates, Perissodactyla. EQUUS- UND MEGALONYX-BEDS: * Didelphys; Talpidae E; "CunisE, *UrsusE, *+ Arctotherium, * Procyon, * Muste- lidaeE, YelisE, + MachairodusE; * + Hydrochoerus, *+ Am- blyrhiza; * + Glyptodon, *t Megatherium, * r Mylodon, *+ Megalonyx; +Mastodon E (umericanus), * + Ele- phas primigeniusE, + TapirusE, *+ EquusE; + Platy- gonus, Dicotyles, + Camelidae (Holomeniscus, Eschatüus), " CervusE, * Bison E. ALTERE ABLAGERUNGEN: ? Procyoni- dae; Hystricomorpha (Hydrochoerus, Lagostomus, Megamys); Glyptodonti- dae, Dasypodidae, Megatheriidae; To- zodontia. Anmerkung. Ein vor einem Namen stehendes * oder + bedeutet, dass diese Formen während der be- treffenden Epoche zum ersten Male (*) oder zum letzten Male (F) in der gleichen Region auftreten. Ein hinter einem Gattungsnamen stehendes E, bez. N bedeutet, dass die gleiche oder eine kaum davon zu trennende Gattung auch in Europa (E), bez. Nordamerika (N) bekannt ist [nicht für Südamerika und nicht für recente Formen angewendet]. Fett gedruckt sind die Namen von Gattungen, welche ganz beson- ders bezeichnend und häufig sind während der betreffenden Epoche. LOUP FOÖRK-BEDS: Canidae, * Machairodus E; _* Hystricidae; Palaeolagus; * Edentata (Morotherium); Mastodon E; Tapiravus, + Rhinocerotidae (Aphelops), + Hippothe- riumE, + Protohippus, *+ Hippidium; + Öreodonti- dae, Camelidae, + Blastomeryz, *+ Cosoryz, * Dicotyles. TICHOLEPTUS-BEDS: * Proboscidea E (Mastodon proavus); + Anchitherium E, * Equinae (Hippotherium E, Protohip- pus); * Dieotyles, Oreodontidae (5 Gattungen), * Proto- labis, * Blastomeryz (= Palaeomeryx EB). JOHN DAY-BEDS: Umidae (Temnocyon vgl.CynodietisE, u. a.), + Oryptoproctinae (ArchaelurusE, Dinictis), + Nimravinae (Pogonodon, Hoplophoneus); CustorE, * LepusE; Dicera- tnerium, * AnchitheriumE, Anchippus; + Entelodon E, Bothrolabis, Merycochoerus, kucrotaphus, Gompho- therium, + Dragulidae. WHITE RIVER-BEDS: * Peratherium E; + Creodonta (Hyae- nodonE); + Ictopsidae; * Carnivora (Amphieyon = ? Cy- nodiclisE, Dinictis, Hoplophoneus); + Prosimiae; * Ca- stor E, * ScimusE, " Muridae, * Palaeolagus; * Tapiravus, *+Hyracodon, + Amynodon, *CaenopusE, * +Me- nodus, *+Symborodon, Mesohippus; Hyopotamus BE, * EntelodonE, * Suidae (? Hyotherium E), Keriochogt rus, Oreodon, Merycochoerus, *+Poebrotherium, Lep- tomeryz. UINTA-BEDS: + Mesonya; + I’lesiaretomys; t Hyrachyus, Amy- nodon, *+Diplacodon, Epihippus; * Oreodontidae (Pro- toreodon), *Camelidae (Leptotragulus). x BRIDGER-BEDS: Chiroptera; Ictopsidae; Creodonta; + Tillo- dontia; Plesiarctomys E; Prosimiae; * + Dinocerata; Ho- laletes, + Hyracotherium E, *HyrachyusE, * Amynodon, *+ Palaeosyops; * + Achaenodon, + Pantolestes. WASATCH-BEDS: Ictopsidae; * Mesonyz, Stypolophus, OxyaenaE, Didymictis; Esthonyx, Calamodon; * Roden- tia (Plesiaretomys Ei; Hyopsodus, Pelycodus, Anaptomor- phus; + Phenacodus; * + CoryphodontidaeE; "P« rissodactyla (Systemodon, Hyracotherium E, Ectocyon); * Artiodactyla (Pantolestes). PUERCO-BEDS: + Multituberculata (Ptilodus, Neoplagiau- laxz E, Polymastodon); Psittacotherium; Creodonta | (Mioclaenus, Chriacus, Deitatherium, Didymickis); Prostniae; + Periptychidae (Haploconus, Periptychus), * Phenacodontidae (+ Protogonia); * Ambiypoda (+ Panto- lambda). y I. Thierreich. — X. Vertebrata. — 6. Klasse: Mammalia. Geol. Verbreitung. S27 recenten Säugethierfaunen in den vier Regionen. Eurasiatische Region \ Australische Region RECENT: Insectivora; Canis, Ursus, | RECENT nur in Asien oder Afrika: RECENT: Monotremata ; Viverridae, Mustelidae, Felis; Hy- | Hyaena; Edentata; Prosimiae ; Marsupialia; Muridae; striz, Castor; Sus, Cervinae, Bo- Catarhinae; Hyraz; Elephas; Ta- Canis. vidae. Keine Marsupialia. pirus, Rhinoceros, Equus; Hip- popotamus, Iragulidae, Came- lopardalis. DILUVIUM von Europa: CanisN, | FOSSIL: Marsupialia (D«- Ursus N, Hyaena, Felis N. | syurus; Halmatunidae ; | | + Machairodus N; + Elephas N; + Diprotodon ; + Notothe- + Rhinoceros, *+Elusmotherium, | rium; Phascolomys; EquusN; Sus, Cervinae, Bi- + Thylacoleo). sonN, Bos, + Ovibos N. OBERPLIOCAN: * CanisN, + Hyaenarctos, *UrsusN, Hyaena, KFelis N, MachairodusN, *LepusN; Cynopithecidae; +MastodonN (arver- nensis), "ElephasN; TapirusN, Rhinoceros, * EquusN; + Hippothe- riumN; Sus, *Hippopotamus, CervusN, Antilopinae, Bovinae. UNTERPLIOCAN: Hyaenarctos, Mustelidae, Ictitherium, * Hyaena, Machai- rodusN; Hystrix; Mesopithecus; + Dinotherium, MastodonN, Rhi- | noceros, Chalicotherium, * HippotheriumN; Sus, CorvusN, Giraf- | finae, Antilopinae. OBERMIOCAN: + Amphieyon, *Ursidae (Hyaenarctos), * FelisN, * Machairo- dusN; * Simüdae (Dryopithecus, Pliopithecus); * Proboscidea (Dinothe- rium, MastodonN); * TapirusN, AceratheriumN, * Rhinoceros, Chalicotherium, *+ Anchitherium N; + Cebochoerus, + Hyotherium, * Sus, * Listriodon, * Hyaemoschus, PalaeomeryxN (gehörnt). *Cer- vusN, * Bovidae (Antilope). UNTERMIOCAN: + Foratherium N; ZLalpa: * Amphicyon, Cephalogale, Am- »phictis; + Theridomys, * CastoridaeN (Steneofiber), * Lagomyidae (Tita- nomys); 1 Protapirus, Aceratherium N, Chalicotherium; + Caenotherium, + Anthracotherium, Hyotherium N, *Cervidae (Palaeomeryx, hornlos). OBEROLIGOCAN: PeratheriumN; + Creodanta (Hyaenoden N); CynodonN, Mustelidae, * AelurogaleN; + Pseudosciurus, Theridomys, + Archaeomys, * Oricetodon; * Rhinocerotidae (Ronzotherium N), + Palaeotherium, + Pa- loplotherium, Caenotherium, Anthracotherium, + Hyopota- musN, + EntelodonN, * Hyotherium N, * Ruminantia (Gelocus, Pro- dremothertum). UNTEROLIGOCAN: * PeratheriumN; Insectivora; Chiroptera; Cynohyaeno- don, HyaenodonN, Pterodon; * Carnivora (CynodictisN, Viverra); * Rodentia (PlesiarctomysN, Pseudosciurus, Seiurus, Theridomys); + Pro- simiae (Adapis, Neerolemur); + Lophiodon, + Pachynolophus, * Palaeothe- rium, *Paloplotherium, Anchilophus: "Artiodactyla (Dichobunus, Cac- notherium, Oebochoerus, Choeropotamus, Xiphodon, Anoplotherium). OBEREOCÄN: Creodonta; Prosimiae; Perissodactyla (* Lophiodon, * Pa- chynolophus, Hyrachyus N). MITTELEOCÄN: Creodonta (Palaconictis); * + CoryphodonN; * Perissodac- tyla (Hyvracotherium N). UNTEREOCAN: + Multitubereulata (Neoplagiaulax N, Liotomus); Adapisorex; Arctocyonz Plesiadapis. nnının un [7 17} un je 7} nnnnnnıın DE un nn ın 36 2. 37 2. 53 2. 83 Z. 404 2. 126 Z. 136 Z. 44 Ns IV. Auy: NEN. 48 v. 21 v.0. 4xv.U. 142 Fig. 442 Z. A v. o. statt Ophioceramis lies: »Ophiocten« und statt ferruginea lies; u 0. u 0 Berichtigungen und Druckfehler. . statt Fig. 22 G, m lies: »Fig. 23 G, m«. statt Fig. 23 d lies: »Fig. 22 d«. . statt gothlandieum lies: »Gothlandieum«. . statt eifeliensis lies: »Eifeliensis«. 0. statt europaeum lies: »Europaeum«. statt Gf. lies: »Schl. sp.«. statt vorn lies: »Hinten«. »ferrugineum«. 144 2.22 v. o. und Z. 5 v. u. stalt Ophioceramis lies: »Ophiocten.«. 7v.u. statt ferruginea lies: »ferrugineum «, 144 2. 145 Fig. 147 Z. A v. o. statt Ophioceramis lies: »Ophiocten« und statt ferruginea lies: »ferrugineum«. 1557 a [213 Familie zeigen so grosse Uebereinstimmung mit den entsprechenden Bildungen von Trigonia, dass man die Unionidae mit Neumayr als Trigonien betrachten muss, welche durch Anpassung an den Aufenthalt im Süsswasser die unter- scheidenden Merkmale (Reduction des Schlosses, Ausdehnung des Ligamentes nach vorn etc.) erlangt haben, . Fam. Unionidae. Das Schloss und die Schalenverzierungen mancher Arten dieser Gruppen von Trigonien zurückführen lassen. 251 Z.46 v.u. statt Ldb. lies: »Sdb.«. 289 2. 356 Z. 356 Z. 363 Z. 364 Z 366 Z. 366 Z. 385 Z. 385 Z. 388 Z. .388 Z. .391 2.23 v. Ss v.u. statt Jura lies: »Trias«. 289. Pl, intusstriata Emmr. Rhät. Nord- und Südalpen. 7 v. u. statt gebogen lies: »gebogenen«. 6v.Uu. V. U. V. 14 4A V. V. V Yv V. Y statt Rückseite lies: »Rückenseite«. statt der nun lies: »der einzelnen, nun«. . statt Seltener lies: »Selten«. . statt 432 lies: »423«. . statt Nahtumschlage lies: »Septalumschlage«. . statt Hohlkiel lies: » Hohlkiel (Septalkielj«. . statt voll lies: »voll (Schalenkiel)«. . statt 467 lies: »468«. . statt 468 lies: »467«. . statt Aussensattel lies: » Aussenlobus«. Diese Umwandlung der Trigonien zu Unionen scheint aber nicht nur einmal, sondern za wiederholten Malen und bei verschiedenen Gruppen der Trigonien Platz gegriffen zu haben, da sich nach der Gestalt und Verzierung der Schale gewisse Unionen auf bestimmte DS Berichligungen und Druckfehler. 32 S. 393 Z. 2v.o. statt sind lies: »isl«. S. 442 Z. 40 v. u. statt Mittelsattel lies: »Miltel- bez. Aussensattele. S. 46Z. 2 v.o. statt (Fig. 502) lies: »—«. S.423 Z. 5 v.u. Statt B. lies: »B. (Ptychoceras)«. S. 429 Z. 9 v.u, statt oft lies: »erst«. S. 430 Z. 4 v. o. statt 524 lies: »520«. S. 430 Z. 9 v. o.stalt 522 lies: »521 «. S. 448 Z. 6 v. o. statt Neum. lies: »d’Orb.«. S.455 Z. 2 v.u. slatt Octopodidae lies: »Octopidae«. 5.459 Z. 6 v. o. statt Octopoden lies: »Octopidae«. S.463Z. 3 v.u. slatt 556 lies: »556 B, O«. 0 on .509 2.16 v. o. stalt Cyprina lies: »Oypris«. Zu S. 517 u. ff. Eine strenge Trennung der »Chordascheide« von den »Wirbelbögen« ist besonders bei höheren Wirbelthieren nicht durchzuführen. Die Definition von»Wirbelcentrum« würde daher besser dahin lauten, dass darunter alle diejenigen central gelegenen Theile des Wirbelkörpers zu verstehen sind, wel- che selbständig und nicht von den Bogentheilen aus ossificiren. S. 530. Zwischen Z. 40 u. 11 v. u. ist als Ueberschrift einzufügen: »Hautgebilde der Fische«. . 647 Z.A8 v. u. Bei den primitivsten Formen ist das proximale Rippenende sehr ver- breitert, aber nicht oder nur undeutlich getheilt. S. 633 Z. 43 v. o. statt eine Form lies: »zwei verschiedene Fermen «. ' S. 645 2.13 v. o. statt Nordamerika lies: »Nord- und Südamerika«. S. 651 Z. 2 v.o. Nach »Kreide« füge ein: »(Pteranodon-beds)«. S. 655 Z.12 v. o. stalt Jura und Kreide lies: »dem Jura«. S. 671 Z. 8 v.u. Vor »Einzige« füge ein: »Den lebenden Pinguinen sehr ähnlich«. S. 730 Z. 40 v. u. füge bei: »Puerco- bis Wasatch-Eocän«. S. 774 Z.A0 v. o. statt G. velaunum lies: »R. velaunume. S. 792 2. 8 v. 0. lies: » Anthracotheriidae = Hyopotamidae«. S. 795 Fig. 1007 lies: »Obere Backzähne der rechten Seite«. un REGISTER. Die fettgedruckten Seitenzahlen bedeuten, dass an dieser Stelle der betr, Gegenstand nur in einer Uebersicht erwähnt ist. A. Abdomen (Arthrop.) 475. Abdruck 6. Acalephae 74, 83. Acantharia 44. Acanthieus-Schichten 45. Acanthoceras 446. Acanthocladia 192. Acanthodes 564. Acanlhodidae 564. Acanthopteri 580. Acanus 582. Accipenseridae 564, 568. Acephala 230. Aceratherium 768, 774. Acervularia 403. Acetabulifera 353. Acoeli (Belemn.) 466. Acraspedota 83. Acrochordiceras 405. Acrodonte Zähne (Vertebr.) 527. Acrodus 546. Acromion (Mamm.) 683. Acrosalenia 127. Actaeonella 306. Actaeonellenschichten 307. Actaeonidae 306, Actiniaria 87. Aclinocamax 468. Actinocrinidae 156. Actinocrinus 154, 156. Actinocyclina 37. Actinodon 640. Actinostroma 82, Acuti (Belemn.) 466. Adacna 262. Adapidae 742, Adapis 743. Adapisorex 710. Adaptive Reduction 785. Adductores (Brach.) 199. 743. Adesmacea 245, Adocus 637. Aegoceras 433, Aegoceratidae 395, 418, 424. Aegoceralinae 432, Aelurogale 725. Aepyornis 673. Aequales (Goniat.) 399. Aetosauridae 653. Aetosaurus 654. Aganodontia 696, 728. Agassiceras 427. Agaticeras 394. Agelacrinus 181. Agnostus 485, 486. Agomphus 637. Agoniatites 394. Agriochoerus 799. Aistopodidae 609. Akadische Gruppe 48. Akanthin 40. Alactaga 735. Alaria 304, 329. Alata (Gastrop.) 824, 327. Albien 14 Alcephalus 811. Alces 807. Alcyonaria 85. Alectryonia 292. Alisphenoid (Vertebr.) RE 3. Alisphenoid (Quadr.) 5 Allodon 699. Allosaurus 660. Alluvium 1% s15, 816. Alveole N) 527. Alveolina 22, 24. Alveolinenkalke 25, 38. ‚ Alveolites 114. Adventivloben (Amm.) 375. Adventivsättel (Amm.) 375. 401, Altweltliche Region (Mamm. Amaltheenthone 15. Amaltheidae 401, 413. ' Amaltheus 414. Amblotherium 698. Amblypoda 696, 748, 762. Amblypterus 566. Amblyrhiza 735. Ambulacra 117. Ampbulacralfeld (Ecbinoid.) 24. a Sal (Echi- noid.) 121.- Ambulacralsystem (Echi- noid.) 117. Amia 578. Amiidae 576, 577. Amioidei 576. Ammodiscus 22, 26. Ammoniten 376, 389. A immonitenstadium der Lo- benl. 376. Ammonitidae 400. Ammonitidae, Eintheilung d. 401. Ammanitidag Stammbaum d. 399, 450. Amaonetder 351,358, 373. Ammonoidea, Geol. Verbr. d. A448. Ammonoidea, schichte d. Ammonoidea, 389, Ammonoidenschale 378. Stammesge- 448. Systematikd. Amphibia 527, 587, 601. Amphibia, Geolog. Verbr. d. 615, Amphiecöle Wirbel(Vertebr.) 518. Amphictis 72 Amphieyon 7 Amphidorotberit , Amphilestes 6 4. 20 ium 711. Amphioxus 529, Amphipoda 502, 503. Amphistegina 30, 38. Amphisteginenkalke 38. Amphisyle 583. Amphitherium 698. Amphitragalus 805. Amphiuridae 144 Ampulla (Asteroid.) 147. Amynodon 768, 772. Anacanlhini 580, Ananchytes 136. Anapophyse (Mamm.) 680. Anaptomorphus 744. Anaptychus 387, 389. Anarcestes 391. Anarceslinae 391. Anchilophus 769, 781. Anchisauridae 660. Anchitherium 769, 781. Aneillaria 332 Ancorinidae 50. Ancyloceras 445, 447, 437. Ancylocerasstadium 378. Ancylotherium 778. Andrias 614. Angoul&öme-Stufe 14. Angoumien 14. Anguilliformes 576, Angulare (Vertebr.) 524. Angulatenschichten 433. Angulatus-Zone 15. Angustisellat 376. Angustisellati 409. Anhydritgruppe 16. Anisodonte Zähne (Vertebr.) 527. Anisomyaria 238, 279. Anker (Spong.) 50. Annelida 114. Annulati (Aegocerat.) 425, | 432. Annulatocostali(Perisphinc- tes) 442. Anoa 812. | Anodonla 265. | Anomidae 290. | Anomocladina A1, 55. Anomodontia 623, 624. Anoplophora 264. Anoplotheridae 788, 790. Anoplotherioidea 787. Anoplotherium 791. Antedon 155, 174. Antennen (Arthrop.) Anthozoa 74, 84. Anthozoa, Ausgestorbene Gruppen der 4100, Anthracomarti 512, Anthracosia 265. Anthracotheriidae 788, 792. | 475, Register. Anthracotherium 793. Anthropomorphi 745. ‚ Antilocapra 810. Antilopen 809, 810. Antlipatharia 87, \ntiptychina 225. Anura 602, 615. Aphelops 768, 774. Apicallinie (Belemn.) 463, | Apiocrinidae 470, Apiocrinus 155, 170. Aplacentalia 695. Aporrhaidae 327. Aporrhais 328. Apt-Stufe 14. \ptychen-Kalke 14,15, 389. Aptychus 385, 501. Aquitanische Stufe 13. | Arachnoidea 476, 512. ı Aranea 512. Arca 247, Arcacea 246. Arcestes 407, Arcestidae 394, 401, 406. Arcestinae 407. Archaelurus 725. Archaeomys 734. Archaeopteryx 668. Archegosaurus 610. Archipolypoda 512. Archipterygium 536. Arcidae 246, 247. Arcomya 242, Arclocyon 716, Arctocyonidae 712, 716. Arctomys 733. Arctotherium 722. Area (Lamellibr.) 236. Arenig-Stufe 18. Argile a Plicatules 289, Argonauta 456. Arietenkalk 15. Arietiles 427. Arielitinae 426. Armati (Perisphinclinae) 443, Arpadites 403. Art 48. Arthrogastra 512. Arthropleura 503. Arthropoda 19, 475. Arthrostraca 502. Artieulare (Vertebr.) 524. Articulare (Quadr.) 594. Artieulata (Crinoid.) 158, 156, 162. Artiodactyla 696, 748, 784. Arvicola 735. Arvicolinae 735. Asaphus 485, 490. Ascoceras 396, 363. 831 Ascones 70, Asellat 375. Asellati 391. Aspidobranchiata 302, 308. Aspidoceras 443. Aspidorhynchus 573. Aspidosoma 148. Aspidura 145. Assilina 34. Aslacus 505. Astarte 263. Aslarten-Stufe 15, 263. Astartidae 258, 262. Astarlien 263. Asterocyclina 37. Asteroidea 118, 146. Asterolepidae 552. Asterolepis 552. Asterospondyli 543. Astische Stufe 13. Astraeidae 90. Astraeinae 91. Astragalus (Mamm.) 685. Astroides 84, 87, Astrorhizalfurchen maf.) 82. Astrorhizen (Stromat.) 76. 78. Astylospongia 55. Asymptotenlinie (Belemn.) 465. Atelodus 768, 775. Atheca 683, 634. Athleta-Zone 15, 445. Athyris 214, 216. Atlantosauridae 662, Atlantosaurus 662, Atlantosaurus Beds (Jura) 825. Atractites 463. Atrypa 247. Atrypidae 204, 213, 217. Aturia 350, 366, 369, Aube-Stufe 14. Auchenia 801. Augen (Trilob.) 482. Augenwulst (Trilob.) 482. Aulacoceras 462. Aulacoceratinae 462. Aulacothyris 225. Aulocopium 53. Auster 291. Australische Region (Mamm.) 815, 816, Avellana 306, 307. Aves 619, 620, 670. Avicula 281. Avicularien 490. Aviculidae 280. Aviculopecten 282. Axe (Trilob.) 480. (Stro- 832 Axillare (Crinoid.) 153. Axis 807. Axophyllidae 102, 404. Azoicum A. Azoische Periode 41, B. Backzahn (Mamm.) 688,690. Bactrites 362, 394. Baculitenkreide 14, 433. Baculites 437, 4923. Baculites-Stadium 378. Badener Tegel 43. Baena 637. Bajocien 45. Bairdia 509. Balaenidae 706, 707. Balanus 510. Bala-Stufe 18. Baptanodon 643. Barr&me-Stufe 44. Barroisia 72. Barfonische Stufe 13. Bartonthon 13. Basalia (Crinoid.) 451. Basioceipitale (Vertebr.) 523. Basioceipitale (Quadr.) 5 Basisphenoid (Vertebr. Basisphenoid (Quadr.) 592. Basommatophora 336. Bathonien Ab. Bath-Stufe 45. Bathybius 514. Bathyerinus 474. Batocrinus 157. Batoidei 545, 549. Bayeux-Stufe 15. Bayleia 273. Beauchamp, Gres de 13. Beckengürtel (Vertebr.) 524. Becksia 67. Beine (Vertebr.) 525. Belemnitella 468. Belemnitellenkreide 14,468. Belemniten, zerrissene 9. Belemnites 465. Belemnitidae 461. Belemnitinae 462. Belemnoidea 351, 358, 459. Belemnoidea, Geol. Verbr. d. 474. Belemnoidea, Stammesge- schichte d. 474. Belemnoleuthinae 462, 470. Belemnoteuthis 470. Belinurus 496. Bellerophon 302, 311. Bellerophonkalk 17. Bellerophontidae 3509, 310. Register. Beloceras 396. Belodon 652. Belodontidae 652. Belonorhynchus 578. Belonostomus 573. Belosepia 471. Beloteuthis 474. Beneckeia 444. Bergkalk 17. Bernissartia 657. Bernsteinformation 13. Berrias-Stufe 44. Berycidae 581. Beryx 581. Beutelknochen 684. Beyrichia 508, Beyrichienkalk 508. Bibos 813. Biloculina 23. Bimammatus-Zone 45, 445. Biplane Wirbel (Vertebr.) 518. Biplicatae (Terebrat.) 223. Biradiolites 279. Bison 813. Bivalvia 230. Bivium (Echinoid.) 136. Blagdeni-Zone 15, 438. Blastoidea 118, 185. Blastoidea, Geolog.Verbr.d. 489. Blastomeryx 806. Bolodon 699. Bolodontidae 699. Bonebed 16. Bos 813. Bothriocidaris 122. Bothriolepis 5! Bothrolabis 796. Bourgueticrinidae 471. Bourguelicrinus 155, 171. Bovidae 788, 808. Bovinae 809, s13. Bracheux, sables de 43. Brachia (Crinoid.) 153. Brachialia (Crinoid.) 153. Brachiopoda 189, 196. Brachiopoden, Geolog. Ver- breitung d. 227. Brachiopodenkalk 16. Brachitherium 803. Brachvdonte Zähne (Mamm.) 693. Brachyphylle Zerschlitzung d. Lobenl. 376, 400 Brachyura 504, 505. Bradypoda 7837, 744. Bramatherium 808. Branchiosauri 605. Branchiosaurus 606. (Mamm.) 32. Brancoceras 392, Brevirostres (Crocod.) 657. Bridger-Beds (Ob. Eoe.) 819, 825, 826. Brongniarti-Pläner 283. Bronteus 485, 494. Brontops 778. Brontosaurus 662, Brontotheriinae 777. Brontotherium 778. Brustbein (Vertebr.) 520. Bryozoa 189. Bryozoa, Geolog. Verbr. d. 195. Bubalinae 809, 812. Buceinidae 330. Buceinum 304, 330. Buchensteiner Schichten 46. Buchiceras 416. Bucklandi-Zone 45, 427. Buffalus 812. Bulla 307. Bulla ossea (Mamm.) 682. Bullidae 306, 307. Bumastes 494. Bunodonte Zahnform (Mamm.) 690, 692. Bunotheria 728. Bunter Keuper 16. Buntsandstein 16. Bursae (Ophiur.) 142. Bursalschuppe(Ophiur.)142. Bursalspalte (Ophiur.) 142. Byssus 237. Byssusausschnitt 237. C. Caenotherium 789. Calamodon 730. Calamodontidae 729, 730, 736. Calamophyllia 94. Calcaire grossier 13, Galcaneus (Mamm.) 684. Calcarea 49, 70. Calcarina 21, 29. Calcedon 69, Calceola 106. Calceola-Schichten 17, 407, Calceolidae 102, 106, Galeiferous-Gruppe 18. Caleispongiae 48, 70. Callovien 45. Calymene 486, 488. Calyptoblastea 75. CGalyptocrinidae 160, Camarophoria 218, 220. Cambrische Formation 12, 18. Cambrium 12, 18. Camelidae 788, 800. Camelidae, Geol. Verbr. d. 804. Camelopardalis 807. Camelus S04. Camerata (Crinoid.) 156, Caminus 46. Campanien 44. Campiler Schichten 46. Camptosauridae 663, 665. Camptosaurus 665. Canaliculati (Belemn.) 467. Canalifera (Gastrop.) 324, 329 Canalsystem (Foramin.) 21. Canidae 718, 749. Canis 720. Canon (Artiod.) 786. Canon (Cervidae) 804. Capilosaurus 613. Capitulum (Cirrip ) 509. Capitulum (Quadr.) 589. Capreolus 807. Capricorni 432, 433. Caprina 275. Caprinae 809, s11. Caprinidae 271, 274. Caprotina 273. Caprotinenkalk 44, 273. Capulidae 317, 318. Capulus 302, 348. Caradoc-Slulfe 48. Carbon 47. Carbonarii (Goniat.) 399. Carcharias 548 Carchariidae 548. Carcharodon 548. Cardiatherium 734. Cardiidae 258, 264. Cardinia 264. Cardinidae 258, 264. Gardiocaris 501. Cardioceras 416. Cardiodon 734. Cardiola 261, 238. Cardita 238, 263. Carditaschichten 16, 263. Cardium 238, 261, Carentonien 14. Carina (Cirrip.) 509. Carinatae (Aves) 671, 673. Carinati (Ammon.) 425, 426. Carneolschichten 16. Carnivora 695, 746. Carnivores Gebiss (Mamm.) 694. Carpus (Quadr.) 598. Caryocrinus 483, Caryophyllia 94. Gassianer Schichten 46. Cassis 329. Steinmann, Paläontologie. Register. \ Castoridae 733, Catskill-Gruppe 17. Caturus 577, Cavia 734. Caviidae 734. Cebidae 742, 745. Cebochoerus 792. Cellepora 195. Geltites 406. Cement (Vertebr.) 527. CGenoman 14. Centetes 710. \ Centralkapsel 40. Centriscidae 582. Cephalaspidae 551, 553. Cephalaspis 553. Cephalogale 720. , Cephalophinae 809, 844. Cephalopbora 230. Cephalopoda 230, 344. Cephalopodenkalk 46. Cephalothorax (Arthrop.) 475. Cephalothorax (Crustac.) 4717. CGeraospongiae 48, 49. Ceratiten 389. Ceratitenstadium d. Lobenl. 400 Ceratites 402, Ceratitidae 393, 401, 4023. Ceratitiformes (Amaltheus) 416. Ceratitinae 402. Ceratodontidae 555. Ceratodus 555. , Ceratopsidae 663, 665. Ceratopygekalk 18. Ceratorhinus 768, 774. Ceratosauridae 660. , Ceratosaurus 660. CGeratotrochus 94. Ceraurus 493. Ceriopora 193. Cerithidae 326. Cerithienschichten 13. Cerithium 304, 326. Cervidae 788, 804. Cervinae 805, 806. Cervulinae 805. Cervulus 805. Cervus 806, Gestracion 546. | Cestraciontidae 546. Cetacea 695, 705. Cetiosaurus 663, Cetotherium 707. Chaeropotamus 793, Chaetetes 4112. | Chaetetidae 108, 112. | Chaetopoda 114. 333 Chailles, Terrain a 15. Chalicomys 733. Chalicotheriidae 768, 776. Chalicotherium 768, 778. Chaliniden 49. Chama 271, .273. Chamacea 257, 269. Chamidae 271, 272. Champagne-Stufe 14. Champsosaurus 622. Charente-Stufe 14. Chasmops 492. Cheiracanthus 565. Cheirolepis 565. Cheirurus 486, 493. Chelone 636. Chelonidae 633, 636. Chelydra 635. Chelydridae 633, 635. Chemnitzia 306, 322. Cheinung-Gruppe 47. Chilopoda 512, Chilostomata 191, 194. Chimären 550. Chimaeridae 551. Chinchillidae 734. Chiromys 730. Chiroptera 695, 709. Chirotherien -Schichten, Chirotherien- Bänke 16, 614. Chirotherium 644. Chiton 302, 308. Chlamydotherium 739, Choanen (Quadr.) 594. Choerophis 797. Chondrophora 459, 473. Chondropterygii 540, 541. Chondrosteus 568. Chonetes 208, 210. Chorda dorsalis (Vertebr.) 516. Choristoceras 405. Chriacus 713. Cidaridae 124, 425. Cidaris 126. Cimoliosaurus 629. Cimolomys 700, Cineinnati-Gruppe 18. Cinctae 224. Cionodon 667. Cirripedia 479, 509. Cirroteuthis 459. Cladiscites 412. Cladiscitidae 401, 411. Cladodus 546. Glathrodietyum 82. Clausilia 301, 306, 339. Glausilium 304. Clavati (Belemn.) 467. Clavellatae (Trigonia) 254. 53 834 Clavieula (Quadr.) 596. Clavulina 26. Clavulina-Szaböi-Schichten 27. Clidastes 646. Climatius 565. Gliona 60: Clupea 580. Clupeidae 576, 579. Clupeoidei 976, 579. Clydonitinae 404. Clymenia 350, 391, 397. Clymenienstufe 17, 397. Clypeasler 133. Clypeastridae 125, 133. Cnemidiastrum 57. Coblenz-Stufe 17. Coccolithe 544. Coceosphären 514. Coccosteidae 552. Coccosteus 552. Cochliodus 350. Codonaster 485. Coelacanthidae 560, 562. Coelenterata 19, 73. Coeloceras 437. Coelodonta 768, 775. Coelodonte Zähne (Vertebr.) 527. Coeloptychidae 63, 68. Coeloptychienkreide 14, 69. Goeloptychium 68. Coeluridae 661. Coelurus 661. Coenenchym (Anthoz.) 85. Coenograptus 79. Coenopus 768, 774. Coenosark (Anthoz.) 85. Coenosarkfurchen (Hy- droid.) 76. CGoenosphaera 44. Coenosteum (Stromatop.)81. Coenothyris 224. Goleoptera 543. Collyrites 435, Colossochelys 638. Columella (Coelent.) 88. Columella (Gastrop.) 299. Comatula 174. Comatulidae 173. Compressus-Reihe (Goniat.) 395. Compsognathidae 661. Compsosnathus 661. Conchacea 257, 258. Conchifera 230. Conchorhynchus 371. Condylarthra 696, 741,747, 748, 749. Congeria 285. Gongerienschichten 13, 285. | | Congridae 576. , Conocephalus 486, 488. Register. Conidae 334. Conoclypeidae 124, 132. Conoclypeus 132. Conocoryphe 488. Conoerinus A 71. Conodonten 447, 529. CGonophori (Belemn.) 468. Conothek (Belemn.) 462.464. Consolidationsapparat 464. Contorta-Schichten 16, 282. Conularia 342. Conularida 342. Gonus 334. Copepoda 479. Coracoid (Quadr.) 596. Corallien 45. Coralliten (Tabul.) 413. Corallium 86. Corbicula 260. Corbula 245. Cornuspira 23. Corona (Echinoid.) 120. Coronaten-Schichten 45. Coryphodon 763. Coryphodontidae 763. Coscinopora 65. Coscinoporidae 63. Cosina-Schichten 43, 14. Cosmoceras 436. Cosmoceratinae 435. Cosoryx 806. Costidiscus 422. Crag, red, white 13. Cranıa 207. Craniadae 208, 206. Craspedota 83. Crassatella 266. Crassatellidae 258, 265. Craticularia 64. Crenularis-Schichten 129. Creodonta 695, 711, 718, 719, 728. Cricetodon 735. Cricotus 611. Crinoidea 118, 149. Crinoidea, Geolog. Verbr. d. Th. Grioceras 447. Crioceras-Stadium 378. Cristasagittalis(Mamm.)683. Cristellaria 28, 38. Crocodilia 620, 651. Crocodilidae 654, 657. Crocodilus 657. Crossopterygii 559, 560. CGrura (Brachiop.) 201. Crustacea 476. Crustacea, Geolog.Verbr.d. | 510. : Crustacea, Stammesgesch. d. 5410. Cryphaeus 492. Cryptodira 633, 635. Cryptodonta 237, 238. Gryptoproctinae 725. Gtenacodon 700. Ctenobranchiata 302, 314. Ctenodipterini 555. Ctenodus 555. Ctenoidschuppen 534. Ctenophora 74. Ctenostreon 286. Cucullaea 247, 279. Cuise, sables de 13. Culm, 47. Cultrijugatusschichten a7, 215. Cupressocrinidae 163. Cupressocrinus 155, 163. Cursores 672. Cuseler Schichten 17. Cuvieri-Pläner 283. Cyathaxonia 105. Cyathaxonidae 102, 105. Cyathoerinidae 164. Cyathocrinus 155, 164. Cyalholithe 514. Cyathophyllidae 102. Cyathophyllum 102. Cyathoseris 97. Cyelas 260. Cyelobranchiata 302, 308. Cyeloceras 435. Cyceloclypeus 38. Cyeloidschuppen 531. Cyelolites 95. Cyelolobus 408. Cyelonema 312. Cyelopidius 900. Cyelospondyli 543. Cyclostoma 304, 335. Cyelostomata 194. Cycelostomi 527, 529. Cyelotus-Zone 45. Cyenorhamphus 650. Cylindrophyma 56. Cymaclymenia 398. Cymbites 427. Cynodietis 719. Cynodon 720. Gynohyaenodon 713. Cynopithecidae 742, 745, Cypellia 65. Cyphosoma 129. Cypridae 509. Cypridina 508. | Cypridinenschiefer 17. Cypridinidae 508. Cyprina 259. Register. Cyprinidae(Lamellibr.)258, | 259. Cyprinidae (Pisces) 576. Cypris 509. Cyrena 20. Cyrenenmergel 43. Dentin (Vertebr.) 526. Dercetis 579. Desmoceras 434. Desmodonta 237, 240. Desmodonles Schloss 2 Devonformation 12, 17 Cyrenidae 258, 260. Diadematidae 124, 128. Cyrtia 216. , Diaphragma (Gastrop.) 301. Cyrtidae 43, 45. , Diapophyse (Quadrup.) 589. Eyrtina 215. | Dibranchiata (Cephalop.) Cyrtoceras 356, 361, 364. 353. Cyrtoceras-Gruppe 361, Diceras 271, 364. Cystasteroidea 178, 181. | Diceratherium 768, 774. Cystechinoidea 178, 480. | Dichobunidae 787, 789. Cystiphyllidae 102, 106. | Dichobunus 789. Cystiphyllum 106. | Diehodon 799. Cystispungia 68. | Dielonius 668. Cystocidaris 180. , Dicotyles 796. Cystocrinoidea 178, 182. | Dicotylınae 796, Cystoidea 118, 176. \ Dierocerus 805. Cystoidea, Geolog. Verbr. | Dietyocha 44. d. A484. Dietyochidae 44. Cylherea 268. Dictyonema 75. Cytherellidae 509. Dietyonema-Schichten 48, Cytheridae 509. 75% x Dietyonina 62, 63. Dietyothyris 223. ı Dieynodon 625. Didelphidae 701, 702. Didelphys 702. Didus 674. Didymietis 716. Didymodus 544. , Didymograptus 79. ‚ Digitigrader Fuss (Mamm.) 685. 35. D. Dachsteinkalk 16. Dacosaurus 655. Dactylioceras 441. Dactyloplastra 633. Dactyloporen (Hydroid.) 77. Dactylozooide 77. Dadocrinus 168. Dalmania 492. Dama 807. Dihoplus 768, 774. Damuda-Schichten 17. Dilatati (Belemn.) 468. Danien 44. | Diluvium 12, 13. Daonella 239. , Dimetrodon 624. Dapedius 570. , Dimorphodon 649. Dasypodidae 737, 739. Dimyaria 232 Dasyuridae 701, 702. ' Dinarites 402. Davoei-Zone 15, 441. ‚ Dinichthys 553. Dawsonia 607. \ Dinictis 726. Decapoda (Cephalop.) 353. | Dinoceras 765. Decapoda (Crustac.) 504. | Dinoceratidae 763, 764. Deckknochen(Vertebr.) 524. | Dinornis 673 Deckschicht (Spong.) 51. | Dinosauria 620, 658. Defrancia 192. Dinotheriensand 43. Delphinidae 706, 707. Dinotheriidae 755. Deltidium (Brachiop.) 498. | Dinotherium 755, 757. Dendrodus 561. | Diphyae 324. Dendrophyllia 98. Diphyakalk 15, 224. Dentale (Quadr.) 594. | Diphycerker Schwanz 538. Dentale (Vertebr.) 524. \ Diplacanthus 565. Dentalienbank, Dentalien- Diplacodon 768, 777. zone 296. Diplacodon-Beds (Unt. Olig.) Dentalium 296. 825. Dentin (Pisces) 532. | Diplobune 792, 835 Diplocynodon 657. Diplodocus 662. Diplodus 541. Diplograptus 80. Diplomorpha 74, 75. Diplopoda 512. Diploporenkalk 16. Diplotrypa 443. Diplovertebron’644. Dismoi 540, 553. Dipodidae 735. Diprionidae 78, S0. Diprotodon 703. Diprotodontia 695, 703, Diprotodontidae 702, 201, 703. ' Diptera 543. Dipteridae 555. Dipterus 555. Diseidae 41, 42, 45. Disceina 206. Diseinidae 208, 206. \ Discoeyclina 37. , Discohelix 316. Discoidea 132. Discolithe 514. Dissacus 744. Distichalia (Crinoid.) 154. Divaricatores (Brachiop.) 200. Doedicurus 739. Dogger 15. Dolichosoma 609. Doracotherium 803. Dordogne -Stufe 14. Dornfortsätze (Vertebr.) 518. Dorsalcanäle (Crinoid.) 467. Dorsalstrang (Foramin.) 33. Dorsati (Productus) 209. Dorsolateralfurche 464. Doryceras 394. Doryderma 59. Dorypteridae 564, 567. Dorypterus 568. Dreissensia 285. Dremolherium 805. Drepanodon 727. Drepanodus 146. Dromatheriidae 697, 814. Dromatlıerium 697. Dryolestes 698. Dryopithecus 745. Dumortieria.433. Dyas 12, 47. Dysodonta 232, 238, 279. Dysodontes Schloss 23%. E. Ecardines 203, 204. Echidna 696. 53* 336 Echinidae 124, 130. Echinobrissus 135. Echinocaris 501. Echinoconidae 124, 134. Echinoconus 134. Echinodermata 19, 417. Echino£@nerinus 182. Echinoidea 418. Echinoidea, Vorkommen u. Verbr. d. 140, Echinolampas 435. Echinolampidae 125, 13%. Echinoneinae 132 Echinospatangus 138. Echinosphaeritenkalk 179. Echinosphaerites 179. Eckzahn (Mamm.) 688. Edentata 696, 728, 736. Eifeler Kalk, E.-Stufe 17. Einstrahler (Spong.) 49. Elasmobranchii 543, Elasmodonte Zähne (Mamm.) 692. Elasmostoma 72. Elasmolherium 768, 775. Elephantidae 756. Elephas 757, 760. Ellipsocephalus 488. Elotherium 793. Emarginula 309. Embolomere Wirbel (Ver- tebr.) 549. Embolomeri 605, 611. Empedocles 623. Emscher 44. Emydae 634, 637. Emys 637. Enallohelia 93, Encrinasteria 148. Enecrinidae 166. Enerinus 155, 166. Endoceras 350, 355. Endoceratidae 354. Endogastrisch (Cephalop.) 356. Endopodit (Trilob.) 484. Endothek (Anthoz.) S8, 104. Entelodon 793, Entomis 509. Entomostoma 324. Entomostraca 478, 507. Eoeän 13. Eocidaris 422, 126. Eogen 13. Eohippus 770. Eomys 735. Eophyton 83. Eophyton-Sandstein 18. Epidermis (Lamellibr.) 236. | Epihippus 769, 780. Epioticum (Vertebr.) 523. | Epiphyse (Mamm.) 680. Register. Epipterygoid (Quadr ) 594. | Episternum (Quadr.) 596, Epistomina 30. Epistropheus (Quadr.) Epithek (Anthoz.) 89. Equidae 769, 778. Equidae, Geol. Verbr. d. 784, Equinae 769, 782. Equus 769, 783. Equus-Beds 820, 824, 826. Erinaceus 741. Errantia 114, 416. Eryon 504. Eryops 644, Eschatius 804. Esino-Schichten 16. Esocidae 576. Estheria 239, 501. Esthonychidae 729. Esthonyx 729. Ethmoid (Quadr.) 592. Ethmoid (Vertebr.) 523. | Eucalyptocrinus 154, 160. Eucladoceras 807, Eucotaphus 800. Eucystoidea 478. Eudoxus-Zone 45. Euechinoidea 122, Euelephas 761. Euganoidea 559, 568, Eugeniacrinidae 469, Eugeniacrinus 155, 169. Euichthyes 540, 551. Eunema 312. Eunicidae 146. Euornithes 674. Euostraca (Crustac.) 478, 500, Euplectella 62. Eupsamminae 98. | Eurasiatische Region | (Mamm.) 815, S16. Euryalae 144, 445. Eurypholis 578. Eurypterus 498. Eurysternum 636, Eurytherium 791. Eusmilus 727. 390. 124. Eusuchia 652, 654. | Eutatus 739, | Evexus-Reihe (Goniatit.) | 395, 396. | Exoceipitalia (Quadr.) 594, | yo, | Exocceipitalia (Vertebr.) 523. | Exogastrisch (Cephalop.) | 351, 356 Exogyra 292, 293. ‚ Exopodit (Limulus) 497. \ Exopodit (Trilob.) 484. Expleta 401. F. Facies 10. Falkoid-Formen (Ammon.) 432, 434. Famenne-Stufe 17. Fangzähne (Vertebr.) 526. \ Fangzähne (Carniv.) 717. Favosites 110. Favositidae 108, 110. Faxekalk 44. Felidae 718, 725. ' Felinae 725. \ Felis 725. Felsenbein (Mamm.) 682. Felsinotherium 708, ‚ Femur (Quadr.) 598. Fenestella 194. Festinio-Stufe 18. , Feuerstein 69. ' Fibula (Quadr.) 598. Fische 529. Fische, Geolog. Verbr. d. 583. Fissilobati (Amaltheus) 415. Fissobrauchiata 308. Fissurella 302, 309. Fissurellidae 309. Flammenmergel 44. Floscelle (Echinoid Flossen (Vertebr.) 525. Flossenstrahlen (Vertebr.) 525. Flysch 13. Fontainebleau, sables de 13. Foramen (Brachiop.) 198. Foramen infraorbitale (Mamm.) 682. Foramen magnum (Vertebr.) 523. Foraminifera 20. Foraminifera, Vorkommen u. geolog. Verbr. d. 38. Formation 12. Formenreihe 18. Fossilien 4. ‚ Fossilien, Alter d. 9. Fossilien, Erhallungszu- stand d. 4. Fossilien, mechanische Ver- änder. d. 8. Fossilien, pflanzliche 7. Fossilien, Ihierische 5. Fossilien, Veränderungen ds6, Fossilien, Vorkommen d. 9, \ Frasne-Stufe 17. Frondicularia 27. Frontalia (Quadr.) 592. Frontalia (Vertebr.) 524. Fundamentalloben (Amm.) 384. Fungidae 90, 96. Fusidae 330, 332. Fusulina 31. Fusulinenkalk 17, 32, 38. Fusulinidae 22, 34. -., Fusus 304, 332. 073 Gabel (Sepia) 472. Gabelanker (Spong.) Galeocerdo 548. Galeolaria 4145. Galesaurus 624. Gampsonyx 503. Ganoiden 558. Ganoidschuppen 531. Gargasmergel 44. Garonne-Stufe 44. Garumnien 44. Gastornis 674. Gastrioceras 393. Gastrocoeli (Belemn.) 467. Gastropoda 230, 296. Gastropoda, Geol. Verbr.d. 340. Gastroporen (Hydroid.) 77. Gastrovascularraum lent.) 73, 84. 50. Gastrozooide (Hydroid.) 77. | Gault 14. Gaumen, Gaumenplatten (Mamm.) 682. Gavialis 657. Gazella 810. Gazellinae 809, s10. Gebiss (Mamm.) 687. Gegenwart 12, 13. Gehirn (Mamm.) 681. Gelenkfortsatz (Mamm.)683. Gelenkfortsatz (Vertebr.) 520. Gelocus 802. Genae (Trilob.) 480. Geocoma A44. Geodia 50. Geodinidae 50. Geoteulhis 474. Gephyroceras 397. Gervillia 282. Gesichtsnaht (Trilob.) 481. Gigantostraca 478, 498. Giraffinae 805, 807. Glabella (Trilob.) 480. Glacialperiode 43. Glattschalige Ammonoidea 385. (Coe- | , Gypskeuper 46. \ Goniatiten-Stufe 47. Register. Gleitflächen (Trilob.) 483. Gliederthiere 475. Gliedmassen (Mamm.) 683. Gliedmassen (Trilob.) 484. Gliedmassen (Vertebr.) 524, 026 | Gliedmassenskelet brata) 524. Glimmerschieferformalion 12. Globigerina 28, 38. Globigerinenschlamm 38 (Verte- | 29, Globigerinidae 22, 28. Glossograptidae 80. Glycimeris 243. Glyphioceras 393. Glypticus 429. Glypticus-Schichten, Glyp- ticien 45, 130. Glyptodontidae 736, 738. Glyptolaenus 562. Glyptolepis 561. Glyptosphaerites 478. Gneissformation 12. Gomphoceras 364. Gomphotherium 800. Gondwana-Stufe 46, 47, Goniaster 447. Goniatiten 376, 389. Goniatites-394. Goniatitidae 390. Goniatilidae, Stammbaum d. 399. Gonioelymenia 398, Goniomya 242. Goniopholidae 654, 656. Goniopholis 656. Gonophoren (Hydroid.) 76. | Gorgonidae 86. Gosau-Schichten 44. Gothländer Kalk 18. Graptolithidae 78. Graptoloidea 79. Gravigrada 737, 739. Grenzdolomit 16. Gres de Beauchamp 13. Gres supraliasique 15. Gressiya 243. Grobkalk 43. Grödener Sandstein 47. Grossoolith 45. Grünsand 44. Gryphaea 292, 293. Gryphitenkalk 45. Guttensteiner Kalk 16. Gymnites 443. Gymnolaemata 191. 614. Gymnophiona 602, 837 Gyrencephala 681. Gyroceras 356, 361, 365. Gyroceras-Gruppe 361,365. Gyrodus 574, Gyrolepis 566. , Gyropleura 274. Gyroporellenkalk 46. H. Habalidae 742, 745. Hadrianus 638. Hadrosauridae 663. 667. Hadrosaurus 667. Haie 545. Halicore 708. Halitherium 708. Hallirhoa 54. Hallstätter Kalk 16. Halobia 240. Halswirbel (Vertebr.) 518. , Halysites 109. Halysitidae 108, 409. Hamilton-Gruppe 17. Hamiten-Schichten 437. Hamites 437, 422. Hamitesstadium 378. Hammatoceras 434. Hamulina 422 Haploceras 430. Haploceratinae 430. Haploconus 750. Haplophragmium 21, 22, 26. Harlech-Stufe 48. Harpactocarcinus 506. Harpoceras 428. Harpoceratinae 427. Hartgebilde 5. Hastati (Belemn.) 467. Hastings Sandstein 14. Hatteria 624. Hauptbuntsandstein 46. Hauptmuschelkalk 46. Hauptrogenstein 45. Hauterive Stufe 14. Haversische Canäle (Pisces) 532. Helaletes 768, 774. Helderberg-Grupne 17, 48, Helicidae 337. Heliolites 109. Heliolitidae 108. Heliopora 87, 108. Helioporidae 86. Helix 306, 338. Helladotherium 807. Helvetische Stufe 43. Hemiaster 139. Hemicidaris 128. Hemiganus 713. 835 Hemiptera 513. Herbivores Gebiss (Mamm.) 694. Hereyn 47. Hesperornis 671. Hesperornithidae 674. Heteraster 138. Heteroceras 448. Heterocerci 959, 563. Heterocerker Schwanz 538. Heterodonta (Lamellibr.) 238, 256. Heterodonte Backzähne (Ar- tiod.) 787. Heterodontes Schloss (La- mellibr.) 234. Heteromesisch 9. Heterometabola 513. Heteromyaria 232, 279. Heteropoda 302, 307, 311. Heteropora 193. Heterotopisch 9. Heterotrypa 113. Hexacoralla 87. Hexacoralla, Geol. d. 99. Hexacrinidae 459, Hexacrinus 155, 159. Hexact 48. Hexactida 48, 60. Hexactinellida 48, 60. Hexactinelliden, Geol, Ver- breitung d. 69. Hexapoda #76, 512. Hexaprotodon 797. Hilfsloben (Ammon.) 374. Hilsconglomerat 14. Hilssandstein 14. Hilsthon 14. Hipparion 782 Hippitium 769, 7 Hippopotamidae Hippopotamus 797. Hippotherium 769, 782. Hippuritenkreide 44, 265, 276, 278. Hippurites 271, 276. Hippuritidae 271, 275. Hirudinea 444. Höckerzähne (Carniv.) 746. Hoernesia 282. Hohlkiel (Ammon.) 385. Hohlwirbel (Vertebr.) 518. Holaster 137. Holasteridae 125, 135. Holcodiscus 447. Holecodonte Zähne (Vertebr.) 927. Holocephali 540, 550. Holomeniscus 801. Holoptychiidae 560. Verbr. Register. Holoptychius 561. Holostomata (Gastrop.) 317. Holothurioidea 117, 418. Homalonotus 485, 489. Homarus 505. Homo 745. Homocerker Schwanz (Pisc.) 538, Homöodontes Gebiss (Mam- malia) 689. Homoeosaurus 622. Homomya, Homomyenmer- gel 242. Homomyaria 233. Hoplites 445. Hoplophoneus 727. Hoplophorus 738. Hoplopleuridae 576, 578. Hornschwämme 49. Hudson-Gruppe 18. Humerus (Quadr.) 597. Humphrisianus-Zone 45, 438. Hyaemoschus 803. Hyaena 725. Hyaenarctos 721. Hyaenidae 718, 724. Hyaenodon 715. Hyaenodontidae 712, 714. Hyalina 338. Hyalonema 62. Hyalostelia 48, 62. Hyalotragos 58. Hybodontidae 545. Hybodus 546. Hydractinia 75. Hydractinidae 75. Hydranthen 76. Hydrobia 321. Hydrochoerus 734. Hydrocorallinae 74, 76. Hydroidea 74. Hydroidea, erloschene Gruppen d. 78. Hydromedusae 74. Hydrophylon 75. Hydropotes 805. Hylaeobatrachus 614. Hylonomidae 608. Hylonomus 608. Hymenoptera 513. Hyoidbogen, Hyoideum (Vertebr.) 524. Hyolithes 343. Hyomandibulare (Vertebr.) 521. Hyopotamus 794. Hyopsodidae 742, 743. Hyopsodus 743. Hyotherium 795. Hypapophyse (Quadr.) 588. | Hyperbolarfelder (Belemn.) 465. Hypostom (Trilob.) 483. Hypselodonte Zähne (Mamm.) 693. Hypsilophodon 665. Hyrachyus 768, 771. Hyracidae 751. Hyracodon 768, 772. Hyracoidea 696, 748, 751. Hyracotheriidae 767, 769. Hyracotherium 767, 770. Hystricomorpha 732, 733. Hystrix 733. 1. J. Janassa 550. Janira 289. Jason-Zone 15. Ichthyocrinidae 162. Ichthyodoruliten 533. Ichthyopsida 528. Ichthyopterygia 620, 640. Ichthyornis 673. Ichthyornithidae 673. Ichthyosauridae 642. Ichthyosaurus 642. Ichthyotomi 541. Ictitherium 723, 724. Ictopsidae 710. Idiochelys 635. Jerea 54. Jereica 58. Iguanodon 666. Iguanodontidae 663, 666. lleum (Quadr.) 597. Illaenus 485, 491. Imperlorata (Foramin.) 20, 21. Inadaptive Reduction 786. Inadunata (Crinoid.) 156, 163. Indivisi (Goniat.) 399. Inexpleta 401. Infrabasalia (Crinoid.) 151. Inoceramus 239, 283. Inozoa 71. Insecta 476, 512. Insectivora 695, 709, 728. Inseetivores Gebiss (Mam- malia) 694. Integripalliata 233, 257, 258, 259. Interambulacralfeld 121. Interambulacralplatten 121. Intercanalsystem (Foramin.) 21. Intercentrum (Vertebr.) 518. Interglacialperiode 13. Interlaminarraum (Hydr.) 76, 3. Intermaxillare (Quadr.) 594. Intermaxillare (Vertebr.) 524. Interradialia (Crinoid.) 454. Intumescens-Schichten, In- tumescens-Stufe 17, 397. Joannites 408. Joannitinae 408, Jochbogen (Mamm.) 681. Jochfortsatz (Mamm.) 681. John Day-Beds (Miocän) | 820, s25, 826. Irregulares (Echinoid.)119, 124, 131. Irregulares (Belemn.) 466. Irregularia (Crinoid.) 166 Isastraea 92, Ischium (Quadr.) 597. Ischyodus 551. Isodontes Schloss libr.). 235. Isodonte Zähne (Vertebr.) 5927. Isomesisch 9. Isomyaria 237. Isopoda 502. Isospondyli 576, Isotopisch 9. Itieria 326. Jugale (Quadr.) 59 Jugale (Vertebr.) 5 Jungtertiär 13. Juraformation 12, 15. Jurensis-Zone 45, 422. (Lamel- K. Kaenozoicum A1. Känozoische Periode 12. Kalkschwämme 70, Kalk von Tournay 17. Kalk von Vise 17. Karnische Stufe 16. Keilbein (Mamm.) 681, Kelloway-Stufe 15. Keraterpeton 609. Keuper 16. Kieferbogen (Vertebr.) Kiel (Ammonitensch. ): Kiemenbögen (Vertebr.) 521. 524 385. Kiemenstrahlen (Vertebr.) 521. Kieselkugeln, Kieselschei- ben 49. Kimmeridge-Stufe 45. Kingenia 226. Klausschichten 45, 239. Knorpelknochen (Vertebr.) 522. Kössener Schichten 16. Kohlenkalk 17. Register. Koninckella 213. Kopfbrust (Arthrop.) 475 Kopfpanzer (Vertebr.) 521 A Kopfschalenbildungen (Am mon.) 380. Kopfschild 408, 484, Korallenpolypen 74. Kreide, Baculiten- 14, 423. Kreide, Belemnitellen- 44, 468. Kreideceratiten 412, 416. Kreide, chloritische 14. Kreide, Coeloptychien- 14, 69. Kreideformation 12, 44 Kreide, Hippuriten- 14,275, 276, 278. Kreidemergel 44. Kreide, Weisse 14, Kronfortsatz (Mamm.) 683, Kugelsterne 49. Kupferschiefer 17. Kurtodon 698. (Trilob.) L. Labyrinthodonlia 605, 612. Lacertilia 644. Lacrymale (Mamm.) 682. Lagena 27. Lagenalisschichten 225. Lagenidae 22, 97. Lagomorpha 732, 735. Lagomyidae 736. Lagomys 736. Lamellibranchiata 230. Lamellibranchiata, Geol. Verbr., d. 294. Lamina (Stromat.) 76, 81. Lamna 548. Lamnidae 547. Lanceolati (Goniat.) 399. Lanceolatilorme Loben 383. Lanceolatiformes (Ammon.) 410, 417. Landsäugelhiere 709. Landsäugethiere, Fundorte d. foss. 824. Landschneckenkalk 13. Langhische Stufe 43. Lanzettfischehen 529. Laramie-Gruppe 43, 825. Lariosaurus 627. Lateralia (Cirrip.) 509. Latilamina (Stromat.) 82. 14, Latisellat 375. Latisellati. (Ammon.) 891, 404, Lebacher.Schichten 17. 839 Leda 249. Leioceras 437, Leiostraei 406, Leiostrake Ammonoidea 385. Leitfossilien 11. Leithakalk 43. Lemuridae 742, 744 Lepadoecrinus 180, Lepas 510. Leperditia 507. Leperditidae 507. Lepidocentrus 124. Lepidoeyclina 37. Lepidoptera 513. Lepidosteidae 569, 573. Lepidosteus 573. Lepidotus 570. Leporidae 735. Lepralia 194. Leptaena 211, 213. Leptaenabett 213. Leptietis 710. Leptobos 813. Leptocardii 527, 529 Leptolepis 579. Leptomeryx 802. Leptoria 92. Leptostraca 478, 500. Leptotragulus 804. Lepus 735. Lestodon 741. Lettenkohle 16. Leucosalenia 70. Lias, Lias-Stufe 15. Liasien 45. Libysche Stufe 13. Lichas 485, 494. Ligament (Lamellibr.) 232. Ligerien 14. Ligurische Stufe 43. Lima 285. Limbus (Trilob.) 481. Limea 286. . Limnaeidae 336, Limnaeus 336. Limnosyus 768, 777 Limulus 497, Linguali (Goniat.) 399. Linguatiforme Loben 384. Linguatiformes (Ammon.) 410, 412. Lingula 205. Lingula flags 18, Lingulella 205. Linzulidae 203, 204. Linthia 139. Liodon 646. Liotomus 700. Liparoceras 432. Lissencephala 681. 840 Listriodon 796. Lithistidae 49, 50. Lithistiden, Geolog, Verbr. d. 69. Lithocubus 43, Lithostrotion 4104. Litorinella 321. Litorinellenkalk 13. Lituites 356, 361, 37%. Lituites-Gruppe 361, 370. Lituola 25. Lituolidae 22, 25. Llandeilo-Stufe 48. Llandovery-Stufe 18. Lobati (Productus) 209. Loben (Ammon.) 374, 381. Lobenlinie 348. Lobites 409. Lobitinae 409. Löss 13. Loire-Stufe 44. Londonthon 43. Longirostres (Crocodil.) 657. Lonsdaleia 105. Lophiodon 768, 771. Lophobranchii 580. ‚Lophodonte Zähne (Mamm.) 692. Loricata 736, 737. Loricula 509. Loup Fork-Beds (Unt. Plioc.) 820, 524, 826. Loxodon 757, 760. Loxolophodon 765. Loxonema 323. Lucina 262. Lucinidae 258, 262. Ludlow-Stufe 48. Lückzähne (Carniv.) 746. Lunula 236. Lunulites 495. Lunzer Schichten 46. Lurche 601. Lutra 724. Lycosaurus 624. Lynx 726. Lyssacina 62. Lytoceras 421. Lytoceratidae 395, 401, 417, 420. M. Machairodinae, dus 727. Maclurea 316. Macrauchenia 752, 753. Macrocephalenschichten 45, 439. Macrocephalites 439. Macrochilus 323. Machairo- Register, Macrodon 247. Macropodidae 702, 703. Macropoma 563. Macropus 743, Macroscaphites 422, Macrotherium 778. Macrura 504. Mactra 245. Madrepora 97. Madreporaria 87. Madreporenplatte 120. Madreporinae 97. Maeandrospongidae 63, 66. Magas 226. Magnosellares (Goniat.) 399. Mahlzähne (Vertebr.) 526. , Mainzer Stufe 13 Malacostraca 478, 502. Malm 45. Mammalia 527, 587, 678. Mammalia d.alten Welt 816. Mammalia d. neuen Welt 819. Mammalia, Geol. Verbr. d. 814, 823. Mammalia, Stammbaum d. 822. Manatus 709. Mandibula (Vertebr.) Manidae 736. Manticoceras 396. Margaritatus-Zone 45, 415. Marsupialia 695, 700, 814. Marsupites 155, 168. Mastodon 758. Mastodonsaurus 613. Maxillare (Vertebr.) 524. Maxillare (Quadr.) 592. Mediterranstufen 43, Medlicottia 440. Meeresmolasse 13. Meeressand 43. Megaceros 807. Megalithista 59. Megalodon 267. Megalodontidae 258, 266. Megalonychinae 740. Megalonyx 741. Megalonyx-Beds 741, 820, 524, 826. Megalosauridae 660. Megalosaurus 660. Megalurus 577, Megamorina 52, 58. Mesamys 735. Megaphyllites 418. 521. | Megatheriidae 737, 739. | Megatheriinae. 739. | Megatherium 739. Megerlea 226. Melanerpeton 607. Melania 306, 321. Melanidae 317, 324. | Melanopsis 304, 322. Meletta 580. Melocrinidae 458. Melocrinus 154, 458. Melonites 123. Membranipora 19%. Menevian-Stufe 48. Meniscotheriidae 750, 754. Meniscotherium 751. Menodus 768, 778. Menophyllum 400. Mensch 745. Merychippus 769, 782. Merychyus 800. Merycochoerus 800. Mesenterialfächer, Mesen- terialfalten 84. Mesıtes 480. Mesohippus 769, 781. Mesonychidae 712, 743. Mesonyx 743. Mesopithecus 745. Mesosaurus 627. Mesozoicum 41. Mesozoische Periode 12. Metabola 543. Metacarpus (Quadr.) 598. Metalophodon 764. Metapophyse (Mamm.) 680. Metastoma 498. Metatarsale (Quadr.) 598. Metaxytherium 708. Metriorhynchus 655. Miacidae 712, 716. Michelinia 442. Micraster 138. | Microdon 574. Microlestes 699. Micromeryx 806. Miesmuschel 28%. , Milchgebiss (Mamm.) 688. Miliola 21, 23. Miliolidae 22, 23. Miliolidenkalk 23, 38. Miliolina 23. Millepora, Milleporidae 77. Mimoceras 394. Mimoceratinae 391, 394. | Mioeän 13. Mioclaenus 712. Miohippus 781. ' Miolophus 729. | Mittelschild (Trilob.) 482. Mixosaurus 642. Modiola 284. Molar (Mamm.) 688. Molasse 13. Mollusca 19, 228. Molluscoidea 19, 189. Moltkia 86. Monactinellidae 49, 59. Monakt 47. Monograptus 79. Monomyaria 233, 279, Monophyllites 420. Monophyodontes Gebiss (Vertebr.) 527. Monopleura,Monopleuridae 271, 274. Monoprionidae 78, 79. Monotis 239, 279. Monotremata 695, 696. Monotrypa 443. Monticulipora 143. Monticuliporidae 108, 413. Montlivaultia 9. Montmartre-Gyps 13. Morosauridae, Morosaurus 663. Mosasaurus 646. Moschus 805. Mucronatenkreide 469. Muensteroceras 393. Multilobati 392, 394. Multituberculata 695, 698, s14. Muraenidae 576. Murchisonae-Schichten 45, 288, Murchisonia 304, 310. Murex 304, 333. Muricidae 330, 333. Muridae 735. Muschelkalk 16. Muschelsandslein 13, 16. Mustela 723. Mustelidae 718, 723. Mutation 48. Mya 244. Myacites 242, 243, 264. Myliobatis, Myliobatidae 549. Mylodon 740. Myodes 735. Myolagus 736. Myomorpha 732, 735. Myophoria 251, 258. Myoxus 732. Myriapoda #76, 512. Myrmecobiidae 701, 703. Myrmecobius 703. Myrmecophagidae 737,741. Mytilacea 279, 280. Mytilidae 280, 284. Mytiloides-Pläner 283. Mytilus, Mytilusschichten 284. Myxospongiae 48, 49. Register. N. Nackenfurche, Nackenring (Trilob.) 481. Nacktwirbel (Vertebr.) 517. Nährpolypen 77. Nahtlobus, Nahtsatte! (Am- mon.) 375. Naosaurus 624. Narbada 824. Nasalia (Vertebr.) 524. Nassa 331. Nassellaria 41, 42. Natica 306, 319. Naticella 319. Naticidae 317, 319. Naticopsis 320. Naupliusstadium 477. Nautilidae 354, 356. Nautilini (Goniat.) 399. Nautiliniformes (Clymen.) 397. Nautiloidea 350, 353, 354. Nautiloidea, Geol. Verbr. d. 374. Nautiloiden, Kiefer d. 371. | Nautilus 350, 356, 361, 366. Nautilus-Gruppe 361, 365. Navisschichten 254. Nebaliadae 502. Nebenaugen (Xiphos.) 496. Nebenformen d. Ammonoi- dea 378, 453. Nebenformen d. Cosmoce- ratinae 437. Nebenformen d. Lytocera- tidae 422. Nebenformen d.Perisphinc- tinae 447. Necrolemur 744. Nectridae 609. Neocom 44. Neocrinoidea 151, 166. Neogen 13. Neoplagiaulax 700. Nereidae 116. Nerinea 302, 324. Nerineidae 324. Nerita 304, 313. Neritidae 309, 313. Neritina 304, 313 Nesodon 753. Nesokerodon 734. Neurobranchiala 301,302, 335. Neurogymnurus 741. Neuroptera 513. Neusticosaurus 628. New red sandstone 46, 17. Niagara-Gruppe 48. 841 Nileus 491. Nimravinae 726. Nodosaria 27. Nodosusschichten, Nodo- suskalk 16, 403. Nordamerik. Region (Mamm.) S15, 816. Norische Stufe 16. Nothosauridae 626, 627. Nothosaurus 628. Nolhotherium 704. Notidanidae, Notidanus 547. Notocoeli 468. Nucleatae (Terebr.) 224. Nucula 248. Nuculidae 246, 248. Numismalisschichten, mismalismergel 45, Nummulina 34. Nummulinidae 22, 32. Nummulitenschichten , Nummulitenkalke 13, 35, 33. Nummulites Nu- 225. 2 a, 34. 0. Obliquecostati(Perisphinct.) 443. Obolidae 203, 205. Obolus 205. Obolus-Sandstein 48, 206. Obstructionsringe (Nautil.) 359. Obtusus-Zone 45, 427. Oceipitallurche (Trilob.) 481, Oceipitalia (Vertebr.) 523. Oceipitalring (Trilob.) 481. Ocelli (Xiphos.) 497. Octactinia 85. Octopidae 455, 459. Octopoda 393, 454. Oeulinidae 90, 93. Oculininae 93. Odontolcae 6714. Odontophor (Moll.) 229, Odontopteryx 674. Odontormae 673. Oenonites 146. Oesel-Gruppe 48. Ogygia 491. Ohren (Ammon.) 380. Oleostephanus 440. Old red sandstone 17. Oleeranum (Mamm.) 684. Olenus 485, 487. Olenus-Stufe 18, 487. Oligocän 13. Olividae 330, 332. s42 Omnivores Gebiss (Mamm.) 694. ÖOmosaurus 665. Omphyma 103. Onchus 583, Onychaster 145. Oolith 15. Opalinusschichten , nuszone 45, 428. Opereulata (Cirrip.) 510. Operculina 33, 38. Ophidia 644, 646. Ophidioceras 370. Ophioceramis = Ophiocten Ahh, Ophioglyphidae, Ophiomy- xidae 144. Ophiopsis 572. Ophiurae 144. Ophiuroidea 118, 141. Opisthobranchiata 301, 306. Opisthocöle Septa (Cephal.) 352. Opisthocöle Wirbel (Ver- tebr.) 548. Opisthoticum (Vertebr.) 523. Oppelia 429. Oralplatten (Crinoid.) 165. Orbitoides 2%, 32, 36. Orbitoidenkalk 38. Orbitosphenoid (Vertebr.) 523. Orbitosphenoid (Quadrup.) 592. Orbitulina, Orbitulinenkalk 38. Orbitulites 24. Orbulina 28, 38. Oreodon 799. Oreodontidae 788, 799. Organolithe 514. Oriskany-Gruppe 17. Ornatenthon 45, 436. Ornithochirus 650. Ornithopoda 663, 665. Ornithopsis 662, Örnithorhynchus 696. Orohippus 770. Orthacanthus 541. Orthidae 204, 211. Orthis 214. Orthoceras 356, 361. Orthoceras-Gruppe 361, Orthoceraskalk 18, 356. Orthopoda 659, 663. Örthoptera 513. Orycerinae 809, 810. Orycteropus 736. Os innominatum 684. Opali- (Mamm.) Register. Osteolepis 562. Osteopygis 637. 8 ÖOstracoda 479, 507. Ostracum (Cephal.) 349, 461. Ostrauer Schichten 17. Ostrea 291, 292. Ostreacea 280, 290. Östreidae 290. Otica (Quadr.) 591. Otodus 548. Ottweiler Schichten 17. Oudenodon 625. Ovibos 811. Ovicellen 190. Oviclypeus 132, Ovinae 809, s11. Oxford-Stufe 15. Oxycelymenia 397. Oxygaena 715. Oxynoti, Oxynoliceras 414. Oxynotus-Zone 45, 414, Oxyrhina 547. P. Pachycormidae 576. Pachycormus 576, Pachydiscus 431. Pachynolophinae 769, 779. Pachynolophus 769, 779. Palaeobatrachus 615. Palaeochoerus 795. Palaeoconchae 237, 218. Palaeocrinoidea 152, 356. Palaeodictyoptera 513. Palaeogale 723. | Palaeohatteria 624. Palaeohatteriidae 621, Palaeolagus 735. Palaeomeryx 805. Palaeoniscidae 564, 565. Palaeoniscus 566. Palaeophis 647. Palaeoreas 810, Palaeorhynchidae 582. Palaeorhynchus 582. Palaeoryx StA. Palaeostraca (Crust.) #78, 479. Palaeosyopinae 777. Palaeosyops 768, 777. Palaeotheriinae 769, 780. Palaeotherium 769, 780. Palaeozoicum 41. ' Paläozoische Periode 41. Palapteryx 673, Palatinum (Vertebr.) 523. Palatoquadratum (Vertebr.) 521. ‚ Palauchenia 801. Palechinoidea 122, Pali (Anthoz.) 88. Paloplotherium 769, 781. Palpebralflügel (Trilob.)482. Paludina 306, 320. Paludinenschichten 13, 320. Paludinidae 317, 320. Pampasformation 13, 824, 826. Panchetschichten 16, Panochthus 738. < Panopaea 243. Pantolambda 763: Pantolambdidae 762, 763. Pantolestes 789. Pantolestidae 787, 788. Pantolestoidea 787. Pantotheria 695, 696, 814. Parabasalia (Crinoid.) 451. Parabolina 487. Paraceltites 406. Paradoxides 485, 487. Paradoxides-Schichten, Pa- radoxides-Stufe 48, 487. Paramorphose 6. Parapophyse 589. Parasmilia 92. Parasorex 714. Parasphenoid (Vertebr.) 523. Parasuchia 652. Parietalia (Quadr.) 592. Parietalia (Vertebr.) 524. Pariser Stufe 13. Parkinsonia 436. Parkinsoni-Schichten 45, 436. Parodiceras 392. Patella 302, 308. Paucilobati 392, Paukenbein (Mamm.) 682. Paukenhöhle (Mamm.) 682. Paxillosi (Belemn.) 466. Pecten 237. Pectinacea 280, 285. Pectunculus 248. Pedina 130. Pedunculata 509. Pelagosaurus 655. Pelecypoda 230. Pelomedusidae 634, 639. Pelosaurus 607. Peltastes 427. Peltocaris 501. Peltoceras 445. Peltura 487. \ Pelycodus 743. , Pelycosauria 623. Pemphix 504. Pentacrinidae 171. Pentacrinus 155, 172. Pentamerus 218, 220. Pentatremiles 186. Pentatremitidae 488. Peraceros 768 774. Perarmatus-Zone 45, 444, Peratherium 702. Percidae 581. Perforata (Foram.) 20, 21. Pericyelus 393. Periderm (Coelent.) 78. Periptychidae 749, 750. Periptychus 750. Perisphinctes, Perisphineti- dae 44. Perissodactyla 696, 748, 765. Peristom 120. Perlmuschel 282. Permformation 12, 47. Peronella 71. Personatensandstein 288. Petaloid 121. Pelalospyris 43, Petraia 107. Petrefacten 4, Petromyzon 529. Petrosum (Mamm.) 682. Pflanzenreste, Versteine- rung d. 7. Pflanzenreste, d. 8. Phacochoerus 796. Phacops 486, 492. Phaeodaria 41, 44. Phalangen (Quadr.) 588. Phalangistidae 702, 704 Phaneropleuridae 554. Phaneropleuron 555. Phareiceras 395. Pharetrones 70. Pharelrones, Geol. d. 73. Pharyngognathi 580. Phascolomyidae 702, 704. Phascolomys 704. Phenacodontidae 750, 766. Phenacodus 751, 767. Phillipsastraea 105. Phillipsastraeidae 102, 405. Phillipsia 485, 493. Philonexidae 455. Phoca 723. Pholadomya 244. Pholas 245. Pholidophorus, pleurus 572, Pholidosaurus 656. Phosphorite (Oligoc.) 825. Phragmoceras 365. Phragmokon (Cephal.). 349, 461, 464. Phragmophora 459, 460. Verkohlung Verbr. Pholido- Register. | Phyllitformation 12. Phyllocarida 478, 500, Phylloceras 418. Phylloceratidae 395, 401, 417, 418. Phyllograptus 80. Phylloide Lobenzerschlitz- ung 377, 400. Phyllopoda #78, 501. Physa 337. Physoclysti 559, 580. Physostomi 559, 575. Pictetia 422. Piloceras 356. Pinacoceras 411. Pinacoceratidae 396, 401, 410, Pinnipedia 695, 728. Pinnulae (Crinoid.) 153. Pisces s. Fische. Pisiforme (Quadr.) 599. Pisolithenkalk 14. Placentalia 695, 705, S14. Placenticeras 416, Placodermi 540, 551. Placodontidae 625, 627, 629. Placodus 630. Placoidschuppen 530. Placophora 297, 302, 308. Pläner, Plänermergel 14. Plagiaulacidae 699, 700. Plagiaulax 700. Plagioptychus 271, 275. Plagiostomi 543. Planorbis 304, 337. Planorbis-Zone 15, 425. Plantigrader Fuss (Mamm.) 685. Platecarpus 646. Platychelydae 634, 637. Platychelys 637. Platycrinidae 160. Platyerinus 155, 160. Platyogonus 796. Platysomidae 564, 567. Platysomus 567. Plectognathi 580. Plectospondyli 576. Pleistocän 43. Pleodontes Gebiss (Verlebr.) 527. Plesiarctomys 732. Plesictis, Plesieyon 723. Plesiochelydae 634, 639. Plesiochelys 639. Plesiosauridae 627, 628. Plesiosaurus 629. Pleuracanthidae, canthus 541. Pleura- Pleuralbögen (Vertebr.)520. | 843 Pleuren (Trilob.) 480, 483. Pleurocentrum (Vertebr.) 518. Pleuroceras 415, 416. Pleurodietyon 444. Pleurodira 634, 638. Pleurodonte Zähne tebr.) 527. Pleuromya 242. Pleurosternidae 634, 639. Pleurosternon 639. Pleuroloma 302, 333. Pleurotomaria 304, 309, Pleurotomariidae 309, Pleurotomidae 333. Pliauchenia 801. Plicatula 289. Plinthosella 55. Pliocän 13,.824. Pliolophus 770. Pliopithecus 745. Plioprion 700. Pliosaurus 629. Plocosceyphia 67. Podoenemis 639. Pogonodon 727. Polychaeta 114. Polycoelia 105. Polymastodon 700. Polymorphi 432. Polymorphina 28. Polymorphites 432. Polypar (Coelent.) 87. Polyphyodontes Gebiss (Vertebr.) 527. Polypomedusae 74. Polyprotodontia 695, 701, 702. Polypteridae 560, 563. Polystomella 32. Pontische Stufe 13. Popanoceras 409. Poritidae 90, 97. Poritinae, Porites 97. Poroerinus 183. Porosphaera 77. Porlax S14. Portheus 580. Portland-Stufe 45. Posidonienschichten, Posi- donienschiefer 45, 472, 239. Posidonomya 239, 501, Posidonomyengestein 239. Postfrontale, Postorbitale (Quadr.) 592. Potamotherion 724, Poteriocrinidae 165. Poteriocrinus 155, 166. Potsdam-Gruppe 18. Praecardien 261. (Ver- 344 Praemaxillare 524, Praemolar (Mamm.) 688. Praesphenoid (Quadr.) 592. Primates 696, 744. Primordialeranium tebr.) 524. Primordiales (Goniat.) 399. (Vertebr.) (Ver- Primordialiformes (Clym.) 398. Primordialisreihe (Goniat.) 395, 396. Prionodus 146. Proboscidea 696, 748, 754. Proboscidea, Geol. Verbr. d. 762. Proboseis 152. Probubalus 812. Procamelus 804. Procavia 734. Processus angularis (Mam- malia) 683. Processus articularis (Mam- malia) 683. Processus coronoideus (Mamm.) 683. Processus obliqui (Mamm.) 680. Procöle Scheidewände (Ce- phal.) 351. Procöle Wirbel (Verlebr.) 5418. Procyonidae 718, 722. Prodremotherium 803. Productacea 204, 208. Productidae 204, 208. Productus 208. Productuskalk, Productus limestone 47, 209. Proebrotherium 800, 801. Proötus 485, 493. Prolecanites 395. Promegatherium 740. Pronorites 395. Proostracum (Ceph.) 352, 464, 464. Prooticum (Vertebr.) 523. Propalaeotherium 779. Propinacoceras 441. Propleura 636. Prorastomus 708. Prorsocostati {Perisphinc- tes) 443. Proselachii 540, 541. Prosimiae 696, 742. Prosipho 351, 471. Prosobranchiata 301, 302, 308. Prosopon 506. Prosphingites 407. Protapirus 768, 772. Register. Protauchenia 801. Proterosaurus 624. Protocardia 264. Protogonia 751. Protohippus 769, 783. Protolabis 800, 801. Protopsalis 745. Protoreodon 790, 799. Protostega 634. Protostegidae 633, 634. Protosyngnatha 512. Prototheria 694, 696. Protozoa 49. Provence-Stufe 44, Proviverridae 712. Prox 805. Psammochelys 639. Psammodus 549. Psephophorus 634. Pseudaelurus 726. Pseudodiadema 129. Pseudomelania 322. Pseudomelanidae 317, 322. Pseudomonotis 239, 279, 281. Pseudomorphose 6. Pseudopodien 19. Pseudosciurus 732. Pseudosepten (Zoanth.) 87, 408. Psiloceras 425. Psilonoten 425 Psilonotenschichten 425. Psittacotherium 734. Ptenodraco 650. Ptenoglossa 314. Pteranodon 651. Pteranodontidae 649, 650. Pleraspidae 551, 553. Pteraspis 553 Pterichthys 552. Pterinea 279, 280. Pteroceras 328. Pteroceras-Stufe 15, 328. Pterodactylidae 649, 650. Pterodactylus 650. Pterodon 715. Pieropoda 230, 342. Pteropodenschlamm 342. Pterosauria 620, 647. Pterygoid (Vertebr.) 523. Pterygotus 499, Ptilodus 700. Ptychites 413. Ptychitidae 395, 401, 412. Ptychodus 550. Ptycholepis 572. Ptychophyllum 403. Ptygmalis 326. Pubis (Quadr.) 597. Puerco-Beds (Eoc.) 819, 825, 826. Pullenia 38, 32. Pulmonata 301, 302, 336. Pulpa (Vertebr.) 526. Pulvinulina 29, 30. Pupa 339. Purbeck 45. Pyenodontidae 569, 573. Pygidium (Trilob.) 480, 483. Pvgope 224. Pyrina 132. Pythonomorpha 644, 645. 0. Quadersandslein 44. Quadratenkreide 469. Quadratojugale (Quadrup.) 592. Quadratojugale 524. Quadratum (Quadrup.) 594. Quadratum (Vertebr.) 523. Quadrupeda 927, 587. Quartärformation 12, 13. Quebeck-Gruppe 18 Querfortsätze (Vertebr.) 520. Quinqueloculina 23, (Vertebr.) R. Rachiglossa 330. Radialia 451. Radialcanäle 51. Radiolaria 20, 39. Radiolaria, Geol. Verbr. d. 44. Radiolarienschlamm 40,45. Radiolites 271, 278. Radius (Quadr.) 598. Ragadinia 54. Raja 550. Raibler Schichten 16. Rajidae 550. Rajmahal-Schichten 16. Randschilder (Trilob.) 482. Rangifer 807. Raricostatus-Zone 45, 427. Rastrites 79. Ratitae 671, 674. Rauhschalige Ammonoidea 385. Recoaro-Schichten 16. Red sandstone, lower new, lower old 17. Red sandstone, upper new 16. Regulares (Echinoid.) 119, 124, 125. Regularia (Crinoid.) 166. Reineckia 439, Reisszähne (Carniv.) 716, Reniera 50. Reptilien 619. Requienia 271, 273. Reticularia 216. Retiolites 80. Retioloidea 80. Retroeostati (Perisphinctes) 443, Relzia 214, 216. Rhabdocidaris 126, Rhabdolepis 566. Rhabdolithe 544. Rhabdosphären 514. Rhachitome Wirbel tebr.) 518. Rhachitomi 605, 610. Rhacophyllites 420. Rhätische Schichten, Stufe 16. Rhamphorhynchidae 649. Rhamphorhynchus 649, Rhenani (Belemn.) 466. Rbinocerotidae 768, 772. Rhinocerotidae. Geol.Verbr. d. 776. Rbipidocrinus 154, 158. Rhipidocyelina 37. Rhizoerinus 171. Rhizodontidae 560, 561. Rhizodus 561. ‚Rhizomorina 52, 57. Rhizopoda 19. Rhizostomites 83. Rhodocrinidae 158. Rhodocrinus 458 Rhombodipteridae 562. Rhopalastrum 42. Rhynchocephala 620, 619. Rhynchodontidae 569, 573. Rhyncholithes 371. Rhbynchonella 217, 218. Rhyochonellidae 204, 217. Rhytina 708. Rienodon 608. Rinder S09, s11. Ringwirbel (Vertebr.) 518. Rippen (Vertebr.) 519, 520. Rippenfortsätze (Vertebr.) 520. Rippenträger (Vertebr.)520. Rochen 549. Rodentes Gebiss 694. Rodentia 696, 728, 731. Röth 46. Rollengelenk (Mamm.) 685. Ronzotherium 768, 774. (Ver- 560, (Mamm.) Register. Rostellaria 304, 327. Rostrum (Belemn.) 461. Rostrum (Cirrip.) 510. Rostrum(Phyllocaridae)500. Rotalia 21, 30, 38. Rotalidae 22, 29. Rothliegendes 47. Rotomasgien 14. Rotularia 115. Rouen-Stufe 14. Rudistae 275. Rugulosakalk 338. Ruminanlia 788, 797. Rumpf (Trilob.) 483. Runzelschicht (Ammon.) 380, Runzelschicht 349, Rupelthon 43. (Nautilus) S. Saarbrückener Schichten AT. Sables de Bracheux, Cuise, Fontainebleau 13. Sables moyens 43. Saccamina 25. Saccaminidae 22, 25. Sacralwirbel (Vertebr.) 525. Sacralwirbel (Mamm.) 681. Sacrum (Quadrup.) 590, Sageceras 410. Sagittalkamm (Mamm.) 683. Saiga S10. Salenia 127. Salenidae 124, 127, Salina-Gruppe 18. Salmonidae 576. Sao 488. Sarcotheria 695, 709. Sarkode 49. Sarmatische Stufe 13. Saurichthys 578. Saurocephalidae 576, 580. Saurodontidae 569, 571. Sauromorphi 605, 608. Sauropoda 659, 661. Sauropsida 927, 587, 616, 674. Sauropteryeia 620, 625. Saurura 619, 620, 668. Sauzei-Zone 45, 438. Scaphaspis 553, Scaphites 448, Scaphopoda 230, 295. Scapula 596. Scelidosauridae 663. Scelidosaurus 664. Scelidotherium 740. Schädel (Vertebr.) 521. s45 Schädel (Mamm.) 681. Schafe 809, SAA. Schaumkalk 16. Schildkröten 630, Schilf-Sandstein 16. Schio-Schichten 13. Schizodonta 238, 250. Schizodontes Schloss 234. Schizodus 250, 251. Schläfenbein (Mamm.) 681. Schlier 13. Schloenbachia 416. Schloss (Brachiop.) 200. Schloss (Lamellibr.) 232. Schlotheimia 433, Schmelz (Vertebr.) 527. Schnauzennaht(Trilob.)482. Schneidezähne (Vertebr.) 526. Schneidezähne (Mamm.) 688. Schrattenkalk 44. Schwagerina 32. Schwanzschild 480, 483. Schulp (Sepia) 471. Schultergürtel (Vertebr.) 524. Sciuridae 733. Sciuroides, Sciuromorpha 732. Sciurus 733, Scuta (Cirrip.) 509. Scutella 134. Sculibranchiata 309. Secodonte Zahnform (Mam- malia) 690, 692. Sedentaria 114, 115. Seekalzen 550. Seesäugethiere 705. Seewen-Schichten 44. Sehfläche (Trilob.) 482. Seisser-Schichten 16. Seitenfurche (Belemn.) 464. Seitenfurche (Trilob.) 481. Seitenlappen (Trilob.) 480. Seitenloben (Ammon.) 374. Seitensättel (Ammon.) 375. Seitentheile (Trilob.) 480. Selachii 540, 543. Selenodonte Zähne (Mamm.) 692. Seliscothon 57. Semionotus 569. Semionotus-Sandstein 46. Semipartitus- Schichten 403. Semur-Stufe 45. Senon 14. Sepia 471. Sepiinae 462, 471. (Trilob.) Ss46 Register, Septa, Septaldüten (Cephal.) | Spindelring (Trilob.) 483. 347. Septarienthon 13. Serolis 503. Serpula, Serpulasand, Ser- pulidae, Serpulit 145. Serrati (Goniat.) 399, Serraliforme Loben 384. Serratiformes (Clym.) 398. Serratiformes (Ammon.) 440. Servino 46. Silieispongiae 48. Silurformation 12, Siluridae 576. Simiae 696, 742 Simiidae 742, 74 Simoceras 455. Simosaurus 628. Sinemurien 15. Sinupalliata 233, 267. Sinus (Brachiop.) 198. Sipho, Siphonalhülle (Ce- phal.) 347. Sipho (Ammon.) 384. Siphonia 54. Siphonophora 74. Siphonostoma 817, 324. Sirenia 695, .707. Sirenoidea 554. Sivaliks S24, 825. Sivatherium 807. Smerdis 582. Smilodon 727. Soissonische Stufe 13. Solariidae 315. Solarium 304, 315. Solen 269. Solenidae 259, 269. Solenoecrinus 174, Sorex 714. Sowerbyi-Zone 15, 435. Sperrknochen (Vertebr.) 518. Spatangenkalk 14, 138. Spatangidae 125, 137. Spatulariidae 564, 568. Sphaeraster 149. Sphaerexochus 493. Sphaeridae 41, 45. Sphaeroceras 438. Sphaerodonlidae 569, 570. Sphaerodus 570. Sphaerosomatites 43. Sphaerulites 278. Sphenodiscus 445. Sphenodontidae 624. Sphinctozoa 71, 72. Sphingites 407. Spinatus-Zone 45. Spindel (Trilob.) 480. 47,48. 745. 257,259, Spirifer 214. Spiriferacea 204, 213, Spiriferen-Sandstein 245. Spiriferidae 204, 214. Spiriferina 245, 216. Spiroloculina 23. Spirorbis 445. Spirula 470. Spirulinae 462, 470. Spirulirostra 470. Spitzenfurche (Belemn.)464. Spleniale (Vertebr.) 524. Spondylus 290, 292. Spongia 19, 45. Spongilla 60. Spongocyclia, sphaera 42. Sporadoceras 394. Sporadopyle 64. Spumellaria 41. Spyridae 43, Squalodon, Squalodontidae 706. Squaloidei 545. Squamosum (Vertebr.) 524. Squamosum (Quadr.) 593. Squamosum (Mamm.) 681. Squatina, Squatinidae 548. Stapes 595. Staurodermidae 68, 65. Staurolonche 42. Stegocephala 602. Stegodon 757, 759. Stegosauria 663. Stegosauridae 663, 664. Stegosaurus 664. Steinkern 6. Steinkohlenformation 142, AT. Steletta 50. Stellispongia 71. Stemmata (Arthrop.) 475. Steneofiber 733, Steneosaurus 655. Stephanoceras 438. Stephanoceralinae 437. Stephanophyllia 98. Stephidae 43, 44. Stereosternum 627. Sternlamellen (Anthoz.) 401. Sternum (Vertebr.) 520. Sternum (Quadr.) 596. Stichocapsa 44. Stirn (Brachiop.) 197. Stirn (Trilob.) 481. Stirnsinus (Mamm.) 682. 17, Spongo- , Stomatopora 193. | Stomechinus 131. | Straparollus 304, 315. Strepsicerinae 809, 810. Streptelasma 404. Streptorhynchus 211, 212. Streptostylica 644. Stringocephalenkalk 47, 246, 226. Stringocephalidae 204,226. Stringocephalus 226. Stromatopora, Stromatopo- rella 83. Stromatoporoidea 81. Strombidae 327. Strombus 32x. Strophalosia 208, 209. Strophodus 550. Stropbomena 211, 212. Strophostoma 335. Struthio, Struthionidae 673. Stubensandstein 46. Stylacodontidae 698, Stylacodon 698. Stylina, Stylinidae 95. Stylodontidae 569. Stylommatophora 336, 337. Stypolophus 713. Subapenninformation 43. Subcarbon 47. Subquadrati (Belemn.) 468. Suceinea 339, Südamerik. Region (Mamm.) 815, 16. Süsswassermolasse 13. Suidae 788, 794. Suidae, Geol. Verbr.d. 796, Suinae 795. Suoidea 788. Supraangulare (Vertebr.) 524. Supraoccipitale (Vertebr.) 523. Supraoeccipitale(Quadr.)591. Supratemporale 593. Sus 795. Suspensivlobus 383. Sutur (Cephal.) 348. Sylvanakalk 338. Symborodon 768, 778. Synaptikel 89. Synostose (Vertebr.) 522. Syringopora 140. Syringoporidae 108, 110. Syringothyris 215. Systemodon 767, 770. (Ammon.) T. Tabulata 108. Tabulata, Geol. Verbr. d. 443, | Taenioglossa 316. Talchir-Schichten 17. Talpa 741. Taphrophys 639. Tapiravus 768, 772. Tapiridae 768, 771. Tapiridae, Geol. Verbr. d. 772. Tapirus 768, 772. Tarsiidae 742, 744. Tarsius 744. Tarsus (Quadr.) 598. Tastpolypen (Hydroid.) 77. Taxocrinus 159, 162. Taxodonta 232, 237, 245. Tectospondyli 543. Tegel, Badener 13. Teleosauridae 654, 655. Teleosaurus 656, Teleostomi 540, 556. Tellina 268. Tellinidae 259, 268. Temporale (Mamm.) 681. Tentaculifera (Cephal.) 353. Tentaculites, Tentaculiten- schichten 146. Tentaculitidae 145. Tentakel (Coelent.) 85. Tentakelschuppen (Ophiur.) 443. Tenuilobatus-Zone 15,430. Terebratella 221, 225. Terebratula 221, 223. Terebratulabänke 224. Terebratulacea 204, 217. Terebratulidae 204, 221. Terebratulina 223. Teredina, Teredo 245. Tergum (Cirrip.) 509. Terquemia 292. Terrain a chailles 15. Tertiärformation 12, 13. Testicardines 204, 207. Testudinata 620, 630. Testudinidae 634, 638. Testudo 638. Tetrabranchiata 353. Tetracladina 51, 52. Tetracoralla 74, 100. Tetracoralla, Geol. Verbr. d. 107. Tetractida 48, 49. Tetractinellidae 49, 50. Tetragonodonter Backzahn (Mamm.) 691.” Tetrakt (Spong.) 47. Tetralophodon 757, 759. Tetraprotodon 797. Textularia 26. Textularidae 22, 26. Thalassemydae 633, 635. Thalassemys 636. Register, Thamnastraea 96. Thamnastraeidae 90, 95. , Thaumatoerinus 474. Thecidea 227. Theeideidae 204, 237. Theeoeyathus 94. Thecodonte Zähne tebr.) 527, (Ver- ‚ Thecophora (Testud.) 633. | Thecosomata 342. , Theridomvidae, Therido- mys 734, Theromorpha 620, 622. Theropoda 659. Thoracophorus 737. Thoracostraca 502, 503. ‘ Thoracosuchus £57. , Thorax (Arthrop.) 4 rn“ [SR Thorax (Trilob.) 480. Thouars-Stufe 45. Thrissops 579. Thylacoleo 704. Thylacoleontidae 702, 704. Tibia (Vertebr.) 598. Tıcholeptus-Beds (Ob. Mioc.) S20, 525, 326 Tillodontia 696, 728. Tillotheriidae 729, 732. Tillotherium 730. Tinoceras 765. Tirolites, Tirolitinae 404. Titanomys 736. Titanotherium 778. Tithon-Stufe 45, Toarecien 45. Tomistoma 657. Tomitherium 744. Tongerische Stufe 13. Tortonische Stufe 43, Tornoceras 392. Torulosus-Zone 45, 422. Toucasia 273. Tournay, Kalk v. 17. Tourlia 14. Toxaster, Toxasterkalk 138. Toxoceras 447. Toxodon 753. Toxodontia 696, 748, 752. Toxoglo-sa 333. Trabekel Anthoz.) 96. Trachyceras 402. Trachyostraei 402. Trachyostrak (Ammon.) 385. Traginae 809, S10. Tragoceros S11. Tragulidae 788, 802. Transversarius-Zone 45, 445. Traverse (Anthoz.) 89. Tremadictyon 64. 730, S47 Tremadoc-Stufe 18. Trematosaurus 613. Trenton-Gruppe 18. Triasformation 12, 16. Triceratops 665. Trichechus 728. Trieonodon, Triconodonti- dae 697. Triglyphus 700. Trigonia 251, 252. Trigonidae 250. Trieonodonter (Mamm.) 690. Trilobilae 478, 479. Trilobitae, Geol, Verbr. d. 495. Trilobiten-Stadium 477. Triloculina 23. Trilophodon 757, 758. Trinucleus 485, 487, 496. Trionychidae, Trionychoi- dea 633, 634. Trionyx 635. | Tripartiti (Belemn.) 467. Tritonium 304, 330. Tritylodon 700. Trivium 136. Trochalia 326, Trochidae 309, 310, 311. Trochitenkalk 46, 168. Trochoceras 365. Trochoeyathus 94. Trocholites 356, 366. Trochus 306, 311, 312. Troglodytes 745. Troostocrinus 188, Tropites 406. Tropitidae 393, 401, 405. Truncatulina 29. Tubereular-Sektorial (Mamm.) 690, Tubereulati (Perisphinct.) 443, 445. Tuberculatus-Zone 45,173. Tuberculum (Quadr.) 589. Tubicolae 415, Tuffkreide 14. Tunicata 19, 513, Turbinolinae 94. Turbo 306, 311, 312. Turon 14. Turrilites 424. Turrilites-Stadium 379. Backzahn -Turritella 306, 317. Turritellidae 317. Tympanicum (Cetac.) 705, Tympanum (Mamm,) 682. Typotherium 753, Typothorax 653. S48 19 Ueberzählige Loben 383. Uinta-Beds 825, 826. Uintatherium 765. Ulna (Quadr.) 598. Umschlag (Trilob.) 483. ncites 216. ndina 563 ndulalae (Trigon.) 254. ngulala 696, 746. nguligrader Fuss (Mamm.,) 685. Unio 265, 828. Unionidae 258, 265, 828. Unterkiefer (Vertebr.) 521. Unterkiefergelenk (Vertebr.) 523, Unterkieferwinkel (Mamm.) 633. Unteroolilh 15. Unterzählige Loben 384. Urgon-Stufe 44. Urocordylus 609. Urodela 602, 614. Ursa-Stufe 17. Ursidae 718, 721. Ursus 722. Usurfläche (Mamm.) 694. ehe Ne V. Vaginata (Orthoc.) 356. Vaginatenkalk 18, 356. Valengin-Stufe 14. Varians-Schichten 45, 219. Varices (Ammon.) 381. Varietät 18. Vasodentin (Vertebr.) 526. Vasodentin {Pisces) 532. Velates 304, 314. Venericardia 263. Veneridae 259, 267. Ventriculites 66 Ventrieulitidae 68, 6‘. Venus 267. Vermes 19, 114. Versteinern 6. Versteinerungen 1. Vertebrata 19, 516. Register. | Vertebrata, Einth. d. 527. Vesoul-Stufe 15. Vibracularia 190. Vilser-Schichten 45. Virgloriakalk 16. Visceralskelet (Vertebr.) 521. Vise, Kalk v. 17. Vitrodentin (Pisces) 532. Viverra 723. Viverridae 718, 722. Vivipara 320. Vögel 670. Vogesensandstein 46. Vola 289. Vollzählige Loben 383. Voluta 304, 331. Volulidae 330, 331. Vomer 594. Vraconne-Stufe 44. W. Waagenia 445. Waagenoceras 408. Wälder Sandstein, Wälder Thon 44. Waldenburger Schichten 47. Waldheimia 224. Wangen (Trilob.) 480. Wangenstacheln (Trilob.) 481. Wasatch-Beds (Mitt. Eoc.) 819, 325, 826. Wassergelässsystem (Echi- nod.) 417. Weald 44. Wellendolomit, sandstein 16. Wengener Schichten 46. Wenlock-Stufe 48. Werfener Schichten 16. White River-Beds (Ob. Olig.) 819, 825, 826. Wind River-Beds (Mitt. Eoc.) 825. Wirbelbögen (Vertebr.) 546. Wirbelcentrum, Wirbelkör- per (Vertebr.) 517. Wellen- Wirbelsäule (Vertebr.) 516. Wirbelsäule (Mamm.) 680. Wissenbacher Schiefer 17. Wolga-Stufe 44, 15. Wulst (Sepia) 471. X, Xenacanthus 544. Xenodiscus 443. Xiphodon 790. Xiphodontherium 790, Xiphodontidae 787, 790. Xiphosura 478, 496. Xiphoteuthis 463. 1% Yoldia, Yoldienthon 250. 2. Zähne (Vertebr.) 526. Zähne (Mamm.) 688. Zahnkrone (Vertebr.) 526. Zahnwechsel (Verlebr.) 527. Zahnwurzel (Vertebr.) 526. Zanclodon 660. Zaphrentidae 102, 103. Zaphrentis 103, Zebu 813. Zechstein 17. Zeilleria 224. Zeitrechnung, geol. 41. Zeuglodon 706. Zeuslodontidae 705, 706. Ziegen 809, s11. Ziphioideae 706, 707. Zlambach-Schichten 146. Zoantharia 85, 87. Zoantharia rugosa 7#, 110. Zoanthariatabulata 74,108 Zone 18. Zonites 338. Zooea 477. Zooidröhren 76. Zungenbeinbogen (Verlebr. 521. Zwischenskelet (Foram.) 21. Zygapophyse (Vertebr.) 520. Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. Res »otos SO) Q a —D—D—5D3—3— ae | ELEMENTE | DER | PALÄONTOLOGIE VON Dr. GUSTAV STEINMANN | ORD. PROFESSOR FÜR GEOLOGIE UND MINERALOGIE AN DER UNIVERSITÄT | FREIBURG I. B. | UNTER MITWIRKUNG sotas \NNNNT INN NNNNNNNNNINNNNNN NN NN N NNNNNNNNNINNNNINNNNNNNNNITI NIT INNANNNNNNII NN INNNNNNNNSS 3 F 2 E = B5 R 2 z > 7 [> \@ VON Dr. LUDWIG DÖDERLEIN DIRECTOR DES NATURHISTORISCHEN MUSEUMS DER STADT STRASSBURG I. E., S PRIVATDOCENT FUR ZOOLOGIE,. EVERTEBRATA (PROTOZOA — GASTROPODA). MIT FIGUR 1—386 IN HOLZSCHNITT. : ° 9 I. HÄLFTE (BOGEN 1-21): LEIPZIG VERLAG VON WILHELM ENGELMANN 1888. 5 SIIISKNANNNNNNANNKNNNNANNANNNTITINTNTATNTANSN SG rn Z SO (Die zweite Hälfte, den Rest der Evertebrata, die Vertebrata und die Pflanzen B enthaltend, erscheint Anfang 1889.) BE Ben u 7 T u >. LGBR IgG NANEIE «17; N, 7 AN TS NINE) EL A IM —y yotos NN NTNNNNNNANNNNINNNANNN NAT ANNNNNNNANN NN NN ANNNNNNN NIT TNTINT NIIT INN TI ITINTTIDNNNNANS SIISISTININNNNINGS 7, ES Q (& IKNIIISISTNNITIITIITINTNNNTINT IT SANT NIITNT N NNNTNT IINIIGTT NY ap: Fl Aadg p 1, | | 72,14. KLEMENTE PALÄONTOLOGIE Dr. GUSTAV STEINMANN ORD. PROFESSOR FÜR GEOLOGIE UND MINERALOGIE AN DER UNIVERSITÄT FREIBURG 1. B. UND Dr. LUDWIG DÖDERLEIN DIRECTOK DES NATURHISTORISCHEN MUSEUMS DER STADT STRASSBURG 1. E., PRIVATDOCENT FÜR ZOOLOGIE. II. HÄLFTE (BOGEN 22-53): ' | EVERTEBRATA (SCHLUSS) UND VERTEBRATA. | MIT FIGUR 387—1030 IN HOLZSCHNITT SOWIE TITEL, INHALTSVERZEICHNISS UND REGISTER. | LEIPZIG | VERLAG VON WILHELM ENGELMANN 159. (0) ® 9 5} ANNNNIISIISIIITISIIIITIIIIINII IT III INNIITIIIIINIITIIIITTNNTNIIT II NIIINIINNNIINNNIIT NAT INDNNS 1. Hälfte: Evertebrata (Protozoa — Gastropoda‘. 1888. „4 10.—. RB so Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. Die natürlichen Pflanzenfamilien nebst ihren Gattungen und wichtigeren Arten insbesondere den Nutzpflanzen. In Mit Lieferungen mehreren Tausend (3 Bogen) Lex. 50 Abbildungen. zum en n Probebogen nie durch alle Buchhand- 3 2 lungen wie direkt N vom Verleger franko und gratis. Bearbeitet unter Mitwirkung zahlreicher hervorragender Fachgelehrten von A. Engler und K. Prantl ord. Prof. der Botanik und Direktor des Prof. der Botanik und Direktor des botanischen Gartens zu Berlin botanischen Gartens zu Breslau. Bisher erschien: I. Teil. (Im Erscheinen.) 1. Abteilung (Lfg. 36): Acrasieae, Phytomyzinae, Myzogasteres von J. Schröter. (Bogen 1 u.2; wird fortgesetzt!) R h II. Teil in sechs Abteilungen. (Vollständig.) Mit 3537 Einzelbildern in S03 Figuren, 3 Vollbildern, sowie Abteilungsregistern. Lex. $0. In 6 Abteil. geh. Einzelpreis M. 66.—, Subskriptionspreis M. 33.—. In einen Band gebunden Einzelpreis M. 69.50, Subskriptionspreis M. 36.50. Die sechs Abteilungen sind auch einzeln erhältlich und zwar: 1. Abteilung: Oycadaceae von A. W. Eichler, A. Engler, K,. Prantl; Cordaitaceae von A. Engler; Coniferae von A. W. Eichler, A. Engler, K. Prantl; Gmetaceae von A. W. Eichler; Angiospermae, I'yphaceae von A. Engler; Pandanaceae von H. Graf zu Solms; Sparganiaceae von A. Engler; Pota- mogetonaceae von P. Ascherson; Nujadacrae von P. Magnus; Aponogetonaceue von A. Engler; Jun- cuginaceae von Fr. Buchenau, G. Hieronymus; Alismaceae, Butomuceae von Fr. Buchenau; Zriuridaceae von A. Engler; Hydrocharitaceae von P. Ascherson, M. Gürke. Mit 1149 Einzelbildern in 191 Figuren, 1 Holzschnitttafel und Register. M. 17.—. 2. Abteilung: Gramineae von E. Hackel; Cyperaceae von F. Pax. Mit 426 Einzelbildern in 120 Figuren, 1 Holzschnitttafel und Register. M. 4.—. 3. Abteilung: Palmae, Cyclanthaceae von 0. Drude; Araceae, Lemnaceae von A. Engler. Mit 562 Einzelbildern in 10) Figuren und Register. M. 11.—. 4. Abteilung: Alagellariaceae, Mayacaceae, Nyridaceae, Rapateaceae, Philydraceae von A. Engler; Restionaceae, Centrolepidaceae, Eriocaulaceae von G. Hieronymus; Commelinaceae, Pontederiacene von S. Schönland; BDromeliaceae von L. Wittmack. Mit 262 Einzelbildern in 41 Figuren und Register. M. 5.—. 5. Abteilung: Jıumcaceae von F. Buchenau; Stemonaceae, Liliaceae von A. Engler; Huemodoraceae, Amaryllidacene, Velloziaceae, Tnccaceae, Dioscoreaceae, Iridaceae von F. Pax. Mit 352 Einzelbildern in 105 Figuren und Register. M. 10.—. 6. Abteilung: Musaceae, Zingiberaceae, Cannaceae, Marantaceae von 0. G. Petersen; Burman- niacene von A. Engler; Orchidaceae von E. Pfitzer. Mit 752 Einzelbildern in 237 Figuren, einem Vollbild und Register. M. 14.—. III. Teil. (Im Erscheinen.) 1. Abteilung (Lfg. 14, 15, 20, 30, 32, 35): Saururaceae, Piperaceae, Chloranthaceae, Lacistema- ceae, Casuarinaceae, Juglandaceae, Myricaceae, Leitneriaceue von A. Engler; Salicaceae von F. Pax; Betulaceae, Fagaceae von K. Prantl; Ulmaceae, Moraceae, Urticaceae, Proteaceae, Loranthaceae von A. Engler; Myzodendraceae, Suntalaceae, Grubbiaceae von G. Hieronymus; Olacaceae, Balanophoraceae von A. Engler; Aristolochiaceae von H. Solereder; Rufflesiaceae, Hydnoraceae von H, Graf zu Solms, Mit 1038 Einzelbildern in 190 Figuren, 2 Vollbildern und Register. M. 18.—. 1. Abteilung b (Lfg. 31, 33): Phytolaccaceae, Nyctaginaceae von A. Heimerl; Alzoacene, Portu- lacaceae, Caryophyllaceae von F. Pax. Mit 193 Einzelbildern in 33 Figuren und Register. M. 6.—. 2. Abteilung (Lfg. 16, 19, 29): Nymphaeaceae von R. Caspary; Ceratophyllaccae von A. Engler; Magnoliaceae von K. Prantl; Lactoridaceae von A. Engler; T’rochodendraceae, Anonaceae, Myristica- cene, Ranumeulaceae von K. Prantl; Lardizabalaceae, Berberidacene, Menispermaceue, Calycanthaceae von K. Prantl; Monimiaceae, Lauraceae, Hernandiaceae von F. Pax; Papaveraceae von K. Prant! und J. Kündig. (Bogen I—); wird fortgesetzt!) 3. Abteilung (Lfg. 24): Rosaceae von W. 0. Focke. (Bogen 1-3; wird fortgesetzt!) IV. Teil. (Im Erscheinen.) 1. Abteilung (Lfg. 37, 35): Clethraceae, Pirolaceae, Lennoaceae, Ericuceae von O. Drude. (Bogen 1—6; wird fortgesetzt!) 5. Abteilung (Lig. 34, 36): Cucurbitaceae von G. OÖ, Müller und F, Pax; Campanulaceae von 5. Schönland. (Bogen I—5; wird fortgesetzt!) In Vorbereitung befindet sich: 2 vom III. Teil, 4. Abteilung: Goraniaceae, Oxalidaceae, Tropaeolaceae, Linaceae, Huminaceae von R. Reiche; u I u vr . Aa De er 2 n ws =. Mi en Be. ir E 5 N Suhl | ä ERNST MAYR LIBRARY ähm Date Due