THE LIBRARY OF THE UNIVERSITY OF CALIFORNIA PRESENTED BY PROF. CHARLES A. KOFOID AND MRS. PRUDENCE W. KOFOID ENTWICKLUNGSGESCHICHTE DES HUNDE-EIES. ENTWICKLUNGSGESCHICHTE DES HUNDE - EIES. VON TH. LUDW. WILH. BISCHOFF, DOCTOR DEH MEDICIN UND PHILOSOFHIE , ORDENTLICHEM PROFESSOR DER MEDICIN UND DIRECTOR DES ANATOM1SCHEN CKD PHVSIOLOGISCHEN INSTITUTES AN DER UNIVERS1TAT GIESSEN, MITGLIED DER KAISERL. KOKIGL. GESELLSCHAFT DEH ARZTE ZU WIEK, DER K.ONIGI,. MEDICIKISCHEN GESELLSCHAFT ZU K.OPEMHAGEN , DER KAISERL. LEOPOLD. AK.ADEMIE DER WATUHFORSCHER , DER MEDICIMISCH- CHIRITRGISCHEN GESELLSCHAFT USD DER GESELLSCHAFT FUR GEBURTSHTJLFE ZU BERLIN, DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT ZU HALLE, DER GESELLSCHAFT FUR NATUR - UNO HEILKUNDE ZU HEIDELBERG, DEH SENKENBERGISCHEN NATURFORSCHEKDEN BESELLSCHAFT ZU FRANKFURT AM MAIN UND DES MANNHEIMER VEREINS FUR KATURKUNDE. MIT FUNFZEHN STEINTAFELN BRAUNSCHWEIG, DRUCK UND VERLAG VON FRIEDRICH VIEWEG UND SOHN. 1845. Latent plerumque veluti in alta nocte prima naturae stamina et subtilitate sua non minus ingenii quam oculorum aciem eludunt. Harvey, Exercitationes de generatione animalium. Exercit. XIV. DER SENKENBERGISCHEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT ZU FRANKFURT AM MAIN IN DANKBARER ANERKENNUNG DER IBM DURCH ERTHEILUNG DBS SOMMERINGISCHEN PREISES GEWORDENEN AUSZEICHNUNG MIT DEM GEFUHLE WAHRER HOCHACHTUNG UND VEREHRUNG DIESE BLATTER DER VERFASSER Einleitung. l)er Hund gehort zu denjenigen Saugethieren, deren Eier und Embryonen schon von den friihesten Zeiten an Gegenstand vielfacher Beobachtungen und Untersuchungen der Anatomen und Naturforscher gewesen sind. Vesalius, Columbus, Follopia, Eustachius, Albinus, Arantius, Fabricius ab Aquapendente, Needham u. A. stellten ihre Untersuchungen iiber die Eihaute und Placenta zum grofsen Theile an Hunde- eiern an. Unter den Neueren waren es vorziiglicb Cuvier (Mem. du Museum. T. III. pag. 98.) und Dut rochet (Mem. de la soc. med. d'emulat. Ann. VIII. 1817. p. 760.), welche zu gleichem Zwecke auch den Hund beriicksichtigten, gleichwie auch Bo j anus (Observat. anat. de fetu canino 24 dierum ejusque velamentis. Nov. Acta nat. curios. T. X. P. I. p. 139.) vorzugsweise die Bildung der Eihaute im Auge hatte. Alle hatten immer nur Eier und Embryonen spaterer Zeiten zum Gegenstande ihrer Untersuchungen, waren dagegen nicht auf die erste Entwicklung und Bildung weder des Eies des Hundes noch eines anderen Saugethieres gerichtet. Unter Denjenigen, welche letzteren Zweck verfolgten, haben dagegen die Herren Prevost und Dumas ihre beriihmten Untersuchungen: De la generation des Mammiferes, et des premiers indices du developpement de 1'Embryon. (Annales des Sc. nat. T. III. 1824. p. 113.) vorziiglich an Hunden angestellt, und wichtige Beitrage zu dieser dunkeln und schwierigen Materie geliefert. Ilinen folgte vorziiglich v. Baer, dessen erste Arbeiten De ovi mammalian] et homiriis genesi Epistola etc. Lipsiae, 1827, und Heusinger's Zeitschrift fiir organische Physik. Bd. II. S. 125 ebenlalls vorziiglich den Hund betrafen, und durch die Entdeckung und entschiedene Nachweisung des Eierstockeies zuerst die Moglichkeit einer vollstandigen Entwicklungsgeschichte eines Saugethieres begriindeten. Auch in dem zweiten Bande seiner Entwicklungsgeschichte der Thiere, Konigsberg 1837, findet sich das Ei und der Embryo des Hundes beriicksichtigt. Auch Hr. Coste hat in seiner Embryogenie comparee, Paris 1837, p. 395, eine Ovologie du Chien gegeben, von welcher er indessen selbst sagt, dass dieselbe: moins complete que celle de la brebis et du lapin sei. Hierauf hat der Verf. nachfolgender Blatter bei der Naturforseherversammlung zu Freiburg im Jahre 1838 und in der ersten Auflage von R. \Vagn er's Lehrbuch der Physiologic, 1838, mehrere der wichtigsten Resultate seiner Untersuchungen iiber die erste Entwicklung des Hundeeies mitgetheilt, wodurch er seine Anspriiche auf Prioritat gegen spiiter erschienene Arbeiten auch in Riicksicht auf den Inhalt nachfblgender Blatter fiir gesichert halt. Endlich hat auch Hausmann »Ueber die Zeugung und Entstehung des wahren weiblichen Eies bei den Saugethieren und dem Menschen, Hannover, 1840, p. 69« die Entwicklung des Hundes verfolgt, so weit dies von Jemandem, welcher die Existenz des unbefruchteten Eies im Eierstocke laugnet, moglich war. Wenn man indessen die Arbeit der Herren Prevost, Dumas und Coste und vor Allen die des Hrn v. Baer ausnimmt, so muss man gestehen, dass iiber die ersten Zeiten, namentlich wahrend des Durchganges der Eier durch den Eileiter, in welchem allein v. Baer einmal Eier sah, noch das grofste Dunkel herrschte. Ich darf mich auf das Bewusstsein und Urtheil jedes Naturforschers und Arztes beziehen, dass man bis vor wenigen Jahren die erste Entwicklungsgeschichte nicht nur des Hunde-, sondern auch jedes Saugethiereies, fiir ein ungelostes, ja wohl selbst ganz unauflosliches Rathsel hielt, welches dem menschlichen Forschungsgeiste wahrscheinlich fiir immer verborgen sei. Hieriiber haben uns nun sowohl die Arbeiten des Hrn. Dr. M. Barry iiber Embryologie in den Philoso- phical Transactions for the years 1839, 40 u. 41, als auch die von mir gelieferte Schrift: Entwicklungsgeschichte des Kanincheneies, Braunschweig, 1842, welche das Gliick hatte, von der konigl. Akademie der Wissenschaften in Berlin mit einem Preise gekront zu werden, eines Anderen belehrt. Es ist Hrn. Dr. Barry gegliickt, das Ei des Kaninchens auf alien Stufen seiner ersten Entwicklung bis zurn Auftreten des Embryo im Eileiter und in den ersten Zeiten im Uterus in einer sehr grofsen Zahl zu verfolgen. Der Verf. glaubt nun zwar sowohl durch seine schon im Jahre 1838 gemachten 6'ffentlichen Mittheilungen die Prioritat und Selbststandigkeit seiner Beobachtungen gesichert, als in genannter Entwicklungsgeschichte des Kanincheneies ausfiihrlich und gewissenhaft nachgewiesen zu haben, dass Hr. Dr. Barry sehr vielen Tauschungen und Irrthiimern unterworfen gewesen ist. Dennoch sind die Ar- beiten desselben von grofser Bedeutung fur die erste Entwicklungszeit und manche bis dahin ganz unbekannte Punkte. Meine Entwicklungsgeschichte des Kanincheneies verfolgt dasselbe von dem Augenblicke der Begattung an bis zur Entwicklung aller wesentlichen Theile des Eies und des Embryo in einer Reihenfolge und Vollstandigkeit, die bisher noch von Niemandem erreicht worden ist. Meine Arbeiten in diesem Gebiete, die mich nun schon iiber 10 Jahre beschaftigen, gingen urspriinglich von dem Hunde aus. Ich ging spater zu dem Kaninchen iiber, weil mir hier ein grofseres Material zu Gebote stand, und war dadurch im Stande, die Ent- wicklungsgeschichte des letzteren friiher zu liefern. Ich liefs unterdessen den Hund nicht aus dem Auge, und bin nun, wie ich glaube, im Stande, die Entwicklungsgeschichte des- selben nicht nur ebenso vollstandig, sondern namentlich was den Embryo betrifft, noch vollstandiger zu geben, als die vom Kaninchen. Der Glaube, dass die Literatur keines Landes bis jetzt eine gleich vollstandige Entwicklungsgeschichte eines Saugethieres aufzu- weisen hat, und dass dadurch ein Fortschritt in der Wissenschaft gegeben wird, liefs mich lebhaft wunschen, auch diese Monographic durch den Druck veroffentlichen zu konnen. Allein die bedeutenden durch die Untersuchungen, durch die Zeichnungen und deren Lithographirungen herbeigefiihrten Kosten, fur welche durch eine solche Publication kein Ersatz zu hoffen war, machten diese bis jetzt unmoglich, und schon seit ll/2 Jahren lag das Manuscript unbenutzt in meiner Schublade. Da wurde mir das Gliick zu Theil, dass mir die hochgeehrte Senkenberg'sche natur- forschende Gesellschaft in Frankfurt am Main in ihrer Sitzung vom 5ten und 7ten April dieses Jahres in Anerkennung, namentlich meines Werkes » iiber die Enwicklungsgeschichte des Kanincheneies" den Sommering'schen Preis, bestehend in einer silbernen Preisdenkmiinze und dreihundert Gulden zuertheilte. Diese ganz unerwartete, ebenso ehrenvolle als hochst dankenswerthe , meinen Arbeiten gewahrte Unterstiitzung glaubte ich nun nicht besser beniitzen zu konnen, als indem ich die Herausgabe dieser Monographic iiber das Hundeei 1* zu verwirklichen suchte, wozu sich unter den nun moglichen Bedingungen jetzt auch der Verleger, Hr. Vieweg, mil grofser Uneigenniitzigkeit bereit erklarte. Mochten daher nun die hochverehrten Manner der Senkenberg'schen Gesellschaft in den nachfolgenden Blattern den besten Dank fur die raeinen Arbeiten ertheilte Anerken- nung erblicken; mSge das gelehrte Publicum diese Schrift ebenso wohlwollend aufnehmen wie die friiheren und dieselbe so zu einer immer sicherern Basis fernerer Forschung werden. Erstes Kapitel. Von dem unbefruchteten Hunde-Ei. L)ie Eierstocke des Hundes liegen auf beiden Seiten dicht an den oberen Enden der Horner des Uterus, durch ein kurzes Band, als Fortsetzung des Mesometriums, an dem Riicken befestigt. Sie liegen hier ganz in einer fast immer reichlich mit Felt versehenen Kapsel eingeschlossen , welche von dem Bauchfelle gebildet wird und als eine Fortsetzung des serosen Ueberzuges der Eileiter angesehen werden kann. Diese Kapsel ist beinah vb'llig geschlossen, mit Ausnahme einer schmalen, langlichen Oeffnung an der hintereu oder oberen Seite, gerade da, wo sich der Eileiter mit seinen Fimbrien an den Eierstock ansetzt, dnrch welche die Hohle der Kapsel mit der Bauchhohle in Verbindung steht. Aber auch diese Spake ist durch die Aneinanderlage der Theile so geschlossen, dass sich eine ansehnliche Menge von Fliissigkeit in der Kapsel ansammeln kann, wie zur Zeit der Brunst und im Anfange der Trachtigkeit , und diese doch nicht ausfliefst. Der Eierstock selbst wird von dieser Kapsel ganz bedeckt, so dass man ihn, besonders wegen des vorhandenen Fettes, erst nach Eroffnung der Kapsel sehen kann. Der Eileiter lauft in Wmdungen um den Eierstock innerhalb der Wandungen dieser Kapsel hernm, so dass auch er nicht sogleich gesehen und erkannt werden, sondern nur mit einiger Miihe, Sorgfalt. und Zeitaufwand herauspraparirt werden kann. Es hat mich aber nur lacheln machen konnen, wenn jiingst Hr. Raciborski in Paris (L'Experience Nr. 331, 1842 und De la Puberte et de 1'age critique chez la femme etc. Paris 1844, pag. 381, Note) die Meinung aufsert, die Anordnung des Eileiters des Hundes sei bis zu seiner Entdeckung derselben iiberhaupt und auch mir unbekannt gewesen, man habe die Horner des Uterus mit den Eileitern verwechselt u. dgl. m. Hr. Raciborski muss in der vergl. Anatomic dieser Theile nicht weit gekommen sein. Dank unserer deutschen Bildung in dieser Disciplin kann ich sagen, dass mich die erste Eroffnung einer Hiindin als Student nicht mehr in diesen Irrthum gefiihrt hat. Die Lange des Eileiters ist nach der Grb'fse der Hiindin verschieden. Bei sehr grofsen fand ich ihn u'ber 5 P. .Z lang, bei kleinen 3. Wenn Hr. Raciborski seine Lange auf 45 — 50 Millim = 1,75 - 1,8333 P. Z. angiebt, so hat er die Windungen desselben eben nicht genau auspraparirt. Betrachtet man den Eierstock einer weder trachtigen noch brunstigen Hiindin an seiner Oberflache, so erkennt man an demselben eine grofsere oder geringere Zahl etwas hervor- stehender wasserheller Blaschen, die Graaf'schen Blaschen oder Follikel, jedoch fast immer weniger deutlich und zahlreich als bei anderen Saugethieren, z. B. Kaninchen, Kiihen, Schaafen, Schweinen etc. In der That ist die Zahl derselben indessen nicht kleiner als bei den meisten dieser genannten Thiere. Sie sind gewohnlich so klein, dass man sie nur, wenn man Stiickchen der Oberflache des Eierstockes unter die Loupe oder das Mikroskop bringt, erkennen kann. Betrachtet man aber die mil unbewaffnetem Auge erkennbaren, und gerade die kleineren, recht genau, so kann man meistentheils in jedem ein gegen die helle Beschaffenheit des iibrigen Blaschens abstechendes weifses Piinkt- chen, das Eichen, erkennen. Dieses hat schon v. Baer in seiner Epistola p. 12 ange- geben, und es wundert mich, wie Hr. Coste diese Angabe in seiner Embryogenie com- paree p. 397 hat bezweifeln konnen. Es ist dieses Erkennen des Eichens im GraaPschen Blaschen im Eierstocke iibrigens nicht blofs beim Hunde, sondern anch bei anderen Thieren moglich, obgleich immer eine durchsichtige Beschaffenheit der Decken und besonders auch der Fliissigkeit des Graaf'schen Blaschens erforderlich ist. Das Graaf'sche Blaschen ist beim Hunde wie bei alien anderen Saugethieren gebaut. Es besteht aus einer gefafsreichen Hiille, die sich in mehrere zarte Schichten zer- legen lasst, deren mikroskopisches Element die Bindegewebfaser ist. An der inneren Flache dieser Theca befindet sich eine hautartige Zellerilage, v. Baer's Membrana granulosa. Sie lasst sich im Zusammenhange recht wohl aus der Theca herausbringen, und dadurch als Haut darstellen. Ihr Element erscheint bei schwacher Vergrb'fserung als ein Kornchen; bei starker, und unter Anwendung von Essigsaure, kann man erkennen, dass dasselbe eine Zelle rait einem Kerne und einem punktformigen Inhalte ist (Fig. 1, B); ungefahr 0,0005 P. Z. im Durchmesser. An einer Stelle dieser Membrana granulosa, meisl an der freien, der Oberflache des Eierstockes entsprechenden Seite des Graaf'schen Blaschens, befindet sich nun jenes oben schon erwahnte weifse Piinktchen, das Eichen. Dasselbe ist in die Membrana granulosa eingebettet und zu diesem Zwecke von den Zellen derselben (Fig. l.A.c) umgeben und ein- gehiillt. Bei einer Hiindin, deren Eier ganz reif waren, iiberzeugte ich mich vor Kurzem, dass die Eier in einer kleinen kegelformigen Masse von Zellen der Membrana granulosa eingebettet waren, welche nach Innen in den Follikel wie ein kleiner Zapfen hineinragte. (Vgl. mem Memoire in den Ann. des sc. nat. 1844. Tom. II. PI. II. Fig. 13.) In der Ebene, in welcher die Membrana granulosa das runde Eichen umfasst, liegen diese Zellen dichter, und es wird dadurch von ihnen ein Ring urn das Eichen gebildet, der gerade bei dem reifen Hundeei sich sehr scharf und deutlich durch seine grofsere Dunkelheit bei durchfallendem Lichte markirt (Fig. 1. A. b). v. Baer hat denselben, freilich nicht ganz passend, Discus proligerus genannt, welche Bezeichnung wir indessen als allgemein bekannt (Andere nennen ihn Discus oophorus), beibehalten wollen. Die Zellen haften in ihra und ebenso auf der Oberflache des Eichens fester aneinander, so dass, wenn auch bei Eroffnung des Follikels die Membrana granulosa zerstort wird, das Eichen dennoch von den Zellen des Discus proligerus umgeben und theilweise durch sie verdeckt bleibt, wie ich dieses in Fig. 1. A dargestellt babe. Dadurch wird der Durchmesser dieses ganzen, das Eichen ausmachenden Punktchens vermebrt (ich habe denselben meisten 0,0085 — 0,0090 Pariser Zoll gefunden), und das Auffinden des Eichens als eines weifsen Piinktchens bedeulend erleichtert. — Das Eichen selbst ist nun bekanntlich zuerst von Hrn. Carl Ernst v. Baer im Jahre 1827, und zwar gerade bei dem Hunde entdeckt worden. Die Ehre dieser seit Jahrhunderten vergebens gesuchten Entdeckung, deren Folgen fur das Thatsachliche und die Theorie der Entwicklungsgeschichte der Saugelhiere unermesslich sind, kann weder von irgend eineni Anderen in Anspruch genonnnen, noch dadurch verkleinert werden, dass Hr. v. Baer nicht sogleich alle Verhaltnisse dieses so kleinen und wichtigen Eichens richtig erkannte. Vergebens hat in Deutschland Hr. Plagge (Meek el's Archiv, 1829, p. 193) sich diese Entdeckung zuschreiben wollen; er hat nur dadurch bewiesen, dass selbst nach erfolgter Entdeckung der Gegenstand ihra unbekannt war. Ebenso vergebens wird man in Frank- reich die Herren Prevost und Dumas als Entdecker nennen, wenn es gleich gewiss ist, dass sie ebenfalls bei Hunden zweimal ein Eierstockeichen sahen. (Ann. des sc. nat. T. III. p. 135.) Denn sie haben diese zufa'llige Beobachtung selbst nicht gehb'rig gewiirdigt, noch ihr irgend eine Folge gegeben; vielmehr ist und war es der Hauptmangel Jhrer sonst vortrefflichen Untersurhungen, dass sie das Eierstockeichen nicht kannten. Auch wird wohl kein unterrichteter Naturforscher mehr an der Existenz dieses Eichens zweifeln, wenn gleich Hr. Ma gen die diese Frage in seiner Physiologic. Bd. II. noch fur nicht hinreichend aufgeklart halten musste; und in Deutschland selbst in neuester Zeit noch einige Zweifler (Willbrand, ,,Physiologie" und Hausmann, ,,Erzeugung des wahren weiblichen Eies") als Laugner auftraten. Wir miissen es fur eine Kleinigkeit erklaren, jeden Zweifler und Laugner sogleich thatsachlich zu iiberfiihren. Die naheren Verhaltnisse und genaue Be- schaffenheit dieses Eichens sind freilich erst nach und nach durch raehrere Beobachter ermittelt worden, und in der That ebenso schwierig als von der grofsten Wichtigkeit, ganz genau festzustellen. Ich werde Diejenigen, die hierzu vorziiglich beigetragen, nennen, wenn ich jetet zur Beschreibung dieses Eichens iibergehe. — Zunachst ist es die geringe Grdfse, welche uns an dem Hunde- und Saugethiereie iiberhaupt auffallt, und auf welche vor Allem Jeder gefasst sein muss, welcher dasselbe aufsuchen und untersuchen will. Ich habe den Durchmesser des reifeu Eies ohne seinen Discus bei dem Hunde gewohnlich 0,0068 — 0,0070 P. Z. oder V13 — %2 P. L. oder l/fi — 19/10o Millim. gefunden. Der Eierstock enthalt aber immer auch noch viel kleinere Eichen bis herunter zu V30 P. L. und noch weniger. Dieses Eichen stellt immer eine kleine Kugel dar, nie eine biconvexe Linse, wie Hausmann (die Zeugung etc. p. 25) behauptet, wovon man sich leicht iiberzeugen kann, 8 wenn man dasselbe in einem Tropfen Wasser auf dem Objecttrager rollen lasst, wa'hrend man es unter dem Mikroskope beobachtet. Der erste Blick auf das Eichen (Fig. 2) unter dem Mikroskope unterscheidet sodann an demselben eine dunkle Kugel, welche von einem bellen durchsichtigen Ringe umgeben ist. — Die dunkle Kugel ist der Dotter, welcher bei dem Hunde aus einer dichten Anhau- fung kleiner dunkler Kornchen, der Dotterkornchen, besteht, die vielleicht auch kleine Blaschen sind, sich aber selbst bei den starksten Vergrb'fserungen nicht bestimmter als solche erkennen lassen. Je reifer das Ei Jst, je grb'fser ist ihre Zahl und desto dunkler sieht der Dotter aus. Bei auffallendem Lichte erscheint er rein weifs. An dem Dotter des Hundeeies lasst sich nie eine kuglige Gruppirung dieser Dotterkornchen, wie zuweilen bei dem Kaninchen und der Kuh, erkennen; noch weniger eine bestimmte Zellenbildung. Immer fiillt die Dottermaasse das Innere des hellen Ringes vollkommen aus und stellt daher selbst auch eine Kugel dar, wa'hrend dieses bei dem Menschen, dem Schweine und einigen anderen Thieren nicht immer der Fall isi, sondern der Dotter oft eine kleinere Kugel, oft eine biconvexe oder biconcave oder plane Scheibe bildet, zwischen der und dem hellen ihn umschliefsenden Ringe sich ein grofserer oder kleinerer mit einer durchsichtigen Fliis- sigkeit erfiillter Raum findet. Der helle den Dotter umgebende Ring bietet zwei Contouren , eine aufsere und eine innere, dar, und ist bei dem Hunde gegen 0,0006 — 0,0008 P. Z. dick. Ueber seine Natur sind die Beobachter keinesweges einig. v. Baer erklarte sie fur eine dicke, durch- sichtige Membran, deren innere und aufsere Flache man unter dern Mikroskope im Durch- schnitte als zwei concentrische Kreislinien, welche durch die Dicke der Membran von ein- ander getrennt sind, erblickt. Er nannte sie Zona pellucida, auch Membrana corlicalis. Wharton Jones (British and foreign med. Review. Nro. XXXII. 1844. §. 7.) glaubt, dass ich v. Baer diese Ansicht mit Unrecht zuschreibe. Es ist zwar nicht leicht, v. Baer's Meinung mit Entschiedenheit zu ermitteln, wenn ich aber Epistola p. 13 u. p. 11 und manche Stellen in dem Commentar in Heusinger's Zeitschrift, z. B. p. 157 unten und p. 177 lese, so halte ich meine Ansicht fur gerechtfertigt und finde wenigstens nirgends einen Beweis fur die von Wharton Jones v. Baer zugeschriebene Meinung. Jedenfalls haben sich fur jene Ansicht erklart Coste (Recherches sur la general, des Mammiferes p. 27 und Embryogenie p. 79.), Wharton Jones (Lond. arid Edinb. philos. Mag. VII. 1835. p. 209.), Bernhard und Valentin (Symbolae ad ovi mammalitim historian! ante praegnationem Vratislav. p. 17.), Barry (Philosoph. Transact, for the year t838. T II. p. 316), R. Wagner (Lehrbuch der Physiologic S. 36) und Henle (Allgem. Anatomic S. 966). Dagegen halt Krause (Miiller's Archiv. 1836, p. 27.) beide Contouren fiir beson- dere Membranen, zwischen denen sich Eiweifs befmde, und Valentin hielt spater das Ganze fiir eine Schichte Eiweifs (Repertorium III. p. 190) Ich muss mich nach sehr vielen und genauen Untersuchungen dieser wichtigen Frage ganz entschieden fur die Ansicht v. Baer's erklaren, von deren Richtigkeit mich die mannichfachste Behandlung des Eies, Spalten des- selben mit einer freien Nadel unter der Loupe, Zerquetschen unter dem Compressorium etc 9 auf das Bestimmteste iiberzeugt hat. Gegen die Annahme, dass diese Zona pellucida eine Schicht Eiweifs sei oder enthalte, spricht aufserdem auf das Entscbiedenste die Analogic, welche nachweiset, dass das Ei keines eirizigen Thieres schon in seiner urspriinglichen Bil- dungsstatte Eiweifs umgebildet besitzt, sondern letzteres immer eine secundare Umlagerung um das Ei nach seiner Losung von seiner primaren Bildungsstatte ist. Endlich habe ich auch noch nachgewiesen , dass das Ei des Kaninchens, welches dieselbe Zona besitzt, erst im Beginne seiner Entwicklung im Eileiter von einer Schichte Eiweifs umgeben wird, die Zona daher unmoglich schon als solches betrachtet werden kann. Dagegen entspricht die- selbe in alien Verhaltnissen der Dotterhaut anderer Eier. Sie besteht aus einem homogenen Gewebe ohne Gefafse, Fasern, Zellen, und mil Recht hat ihr deshalb auch Hr. Coste den Namen Membrane vitelline gegeben. Ihre verhh'ltnissmafsige Dicke und Elasticitat ver- leiht dem kleinen Eichen eine gewisse Festigkeit, so dass man dasselbe leichter und sicherer behandeln kann, als es sonst ein so kleiner Korper ertragen wiirde. Wenn wir der Zona aber den Namen und Charakter der Dotterhaut beilegen, so schliefst dieses die Behauptung ein, dass der Dotter aufser ihr keine weitere Hiille besitzt. Hierbei stofsen wir aber abermals auf einen Streitpunkt, welcher von Wichtigkeit ist, und mit Sicherheit erledigt sein muss, wenn die folgenden Erscheinungen der ersten Entwick- lung des Eies richtig verstanden und beurtheilt werden sollen. Ich habe daher demselben in meiner Entwicklungsgeschichte des Kanincheneies eine ausfuhrliche Erorterung gewidmet, und mich mit v. Baer, W hart on Jones und Coste auf das Entschiedenste gegen die von Valentin, Krause, Barry, Bruns, H. Meyer und Reichert angenommene besondere Dotterhaut erklart. Whartori Jones 1. c. §. 12. schreibt, gegen meine Aus- sage, v. Baer die Annahme einer besondern Dotterhaut zu. Die deutlichste Stelle fur meine Angabe fmdet sich im Commentar p. 177. Dagegen habe ich allerdings mit Unrecht friiher \Vharton Jones unter Diejenigen gezahlt, welche eine besondere Dotterhaut an- nehmen. Er hat sie stets bestritten. Ihre Annahme ist besonders durch die Fa'lle veran- lasst worden, in welchen der Dotter das Innere der Zona nicht ganz ausfiillt. Dann glaubt man zu seiner Begrenzung durchaus eine besondere Hiille annehmen zu miissen. Allein gerade in diesen Fallen habe ich mich sicher iiberzeugt, dass sich keine solche fmdet, son- dern dass die Dotterkornchen nur durch ein Bindemittel zu einer Kugel zusammengehalten und geklebt werden, wie etwa eine Brot- oder Wachskugel auch nur durch die Adhasion ihrer Elemente unter einander zusammengehalten wird. Unmittelbar beobachtet kann eine solche den Dotter umgebende Hiille nie werden, und nur allein Krause schreibt ihr selbst eine bestimmte Dicke von l/WQ P. L. bei der Katze zu. Allein auch durch jede andere Behandlung des Dotters, nach Erb'ffnung der Zona mit einer feinen Nadel, mittelst des Compressoriums, oder durch chemische Agentien, kann man sich von dem Mangel einer solchen Hiille iiberzeugen. Bei dem Hunde habe ich iiberdem, wie ich schon oben be- merkte, bis jetzt noch nie ein Ei gesehen, bei welchem nicht der Dotter das Innere der Zona vollkommen ausfiillfe, er also der Innenflache derselben unmittelbar und dicht anliegt, so dass hier selbst die Annahme einer solchen besonderen Hiille durch nichts veranlasst wird. — 2 10 Von grbfster Wichtigkeit ist nun ferner ein kleines mikroskopisches Blaschen oder eine Zelle, welche sich in dem Innern des Dotters eines jeden Eierstockeies eingeschlossen fmdet. Ein solches wurde zuerst von Purkinje in dem Vogeleie, und sodann von ihm und v. Baer in den Eiern aller eierlegenden Thiere nachgewiesen, und mit Piecht hat man dasselbe daher nach seinem Entdecker das Purkinje'sche Blase hen genannt. v. Baer konnte ein solches in dem von ihm entdeckten Saugethiereie nicht fmden, und daher riihrt seine verfehlte Interpretation sowohl des ganzen Eichens, als seiner einzelner Theile. Er gerieth in Zweifel, ob nicht das ganze Eichen dem Purkin je'schen Blaschen anderer Eier entspreche. Indessen kann man nachweisen, dass v. Baer dennoch das Keimblaschen gesehen, obgleich nicht als solches erkannt hat. In dem Commentare zu seiner Epistola in Heu singer's Zeitschrift fur organische Physik. Bd. II. S. 138. sagt er namlich: ,,Das Eichen (des Hun- des) besteht aus einer dunklen, grofskbrnigen , kugelfbrmigen Masse, welche solide scheint, bei der genauesten Untersuchung indessen eine kleine Hbhlung erkennen lasst." Gerade so erscheint nun aber das Keimblaschen, wenn es iiberhaupt in dem ungeoffneten Eie erkennbar ist, und nicht viel genauer beschrieb und bildete Hr. Coste dasselbe ab (Re- cherches etc. p. 28, Fig. 2. b.), welcher iibrigens allgemein als erster Entdecker desselben bei dem Kanincheneie betrachtet wird, und sich auch in der That zuerst bestimmt fur dessen allgemeine Existenz in dem Saugethiereie aussprach. Dennoch ist es gewiss, dass Hr. \Vbarton Jones dasselbe gleichzeitig und unabhangig, aufserdem aber noch viel bestimmter und sicherer als Hr. Coste entdeckte und beschrieb, da er dasselbe durch Erbffnen des Eies isolirt fur sich darstellte. Lond. and Edinb. philos. Mag. 1835. Vol. VII. p. 209. Dieses Purkinje'sche Blaschen (Fig. 3. a) auch Keimblaschen oder Keimzelle genannt, fand ich bei dem Hunde ziemlich constant 0,0015 P. Z. = V50 P. L. grofs. Es ist wasserhell und ausferst zart, obgleich nicht so verganglich als Hr. Coste dieses friiher behauptet hat. Ich habe es oft noch 48, 62 und mehr Stunden nach dem Tode des Thieres aus den Eiern dargestellt. Da der Dotter des Hundes sehr dicht und dunkel ist, so kann man dasselbe gewb'hnlich nicht bei einfacher mikroskopischer Untersuchung des Eichens erkennen, sondern man muss entweder einen gelinden Druck auf das Eichen anwenden, wo es denn oft als ein heller Fleck in dem dunkeln Dotter undeutlich zum Vorscheine kommt, oder man sprengt das Eichen vorsichtig mittelst des Compressoriums, oder noch besser b'ffnet man dasselbe unter einer starken Loupe mit einer feinen Nadel. Dann fliefsen die Dotterkbrnchen in der Pvegel aus der Zona heraus und mit ihnen das Keimblaschen, wie ich dieses Fig. 3. dargestellt habe, und man kann es nun isolirt fiir sich genau unter- suchen. Riicksichtlich seiner Lage im Dotter ist zu bemerken, dass es bei unreifen Eiern mehr im Centrum derselben, bei reifen an der Peripherie liegt. Dasselbe fehlt nie, wenn es auch nicht immer gelingt, es darzustellen , und muss ich Hrn Coste bestimmt wider- sprechen, wenn derselbe neuerdings (L'Institut. 1842.) aus dessen bfterem Fehlen des- sen geringere Wichtigkeit fiir die Entwicklung hat nachweisen wollen. Ueber seine Bedeutung und Bestimmung werde ich indessen erst weiter unten mich auszusprechen Gelegenheit fmden. 11 \7Venn man das isolirte Keimblaschen unter einem guten Mikroskope bei starker Ver- grofserung genau betrachtet, so fmdet man an demselben an einer Stelle seiner innern Flache eineri kleinen Flecken, ungefahr 0,0004 P. Z = V200 P. L. = V91 Millim. grofs. Dieser Fleck wurde von R. Wagner (Miiller's Archiv. 1835, S. 378.) und Wharton Jones (1. c.) entdeckt, und Keimfleck oder Keimkern, Macula s. Nucleus germinativus genannt. Auch er fmdet sich allgemein in dem Keimblaschen aller Thiere; ist aber oft mehrfach vorbanden, und gerade dann stellt 6'fter jeder deutlich ein Blaschen dar. Ich babe diese Verhaltnisse in meiner Entwicklungsgeschichte des Kanincbeneies ausfuhrlich besprochen. Dr. Barry bat die Behauptung aufgestellt (Pbilos. Transact. 1840, p. 546 u. 590.), dass der Keimfleck aucb bei Saugethieren ein Blaschen oder eine Zelle, und selbst scbon wieder mil Schichten kleinerer Zellen, und diese wieder mit Keimen zu noch jiingeren Zellen angefiillt sei. C. Vogt, welcher die mehriachen Keimflecke des Keim- blaschens des Eies von Alytes obstetricans und der Palee bestimmt fiir Zellen erklart, stellt ebenfalls die Vermuthung auf, dass auch der einfache Keimfleck anderer Thiere vielleicbt ein Aggregat sehr kleiner Zellen sei (Untersuchungen iiber die Entwicklung der Geburts- helferkrote. Solothurn 1841, S. 12.). Dieser Ansicht ist neuerdings auch Kolliker beige - treten, indem er iiberhaupt alle Kerne fur Blaschen erklart (Schleiden's und Nageli's Zeitschrift 1845, S. 46.). Ein Feind aller nicht auf unzweifelhafte Beobachtungen gegriin- deten Interpretationen und Verallgemeinerungen, muss ich mich gegen diese Ansicht erkla- ren. Auch bei einer 1300maligen Vergrofserung eines guten Instrumentes von Ober- h a user, kann ich an dem Keimflecke des Keimblaschens des Hundeeies wie anderer Saugethiereier nur eine schwach granulirte Beschaffenheit erkennen, und muss denselben daher ein Kornchen und nicht ein Blaschen nennen, selbst wenn es sogar richtig ist, dass Kerne zuweilen Blaschen sind, oder richtiger gesagt, Blaschen zuweilen die Rolle von Kernen spielen, wovon spater noch die Rede sein wird. Nach dieser Beschaffenheit des unbefruchteten Eierstockeies des Hundes, welche mit der des Eies aller anderen Saugethiere wesentlich iibereinstimmt, finde ich nun, dass das- selbe auch iiberhaupt mit den Eiern aller Thiere an ihrer urspriinglichen Bildungsstatte aus denselben Theilen zusammengesetzt ist. Alle bestehen aus einem Dotter und einer diesen umschliefsenden Dotterhaut; in dem Dotter befmdet sich das Keimblaschen mit dem Keimfleck. Nur seine relative Grofse sowie seine Bildungs- und Einlagerungsstatte in dem Eierstocke, seine Theca und Stroma, wie sie v. Baer genannt, sind eigenthiimlich. Wahrend der Dotter der eierlegenden Thiere aufser dem Materiale zur ersten Anlage des Embryo meistens auch noch das Material zu dessen weiterer Ausbildung und Entwicklung wahrend des ganzen Fotuslebens enthalt, bildet der Dotter des Saugethiereies nur das Material zur ersten Ernbryonalanlage. Das zu seiner weitern Entwicklung Nothige wird wahrend dieser Zeit fortwahrend von der Mutter geliefert. Daher konnte das Saugethier- eichen so klein sein im Verhaltniss zu der Grofse des sich aus ihm entwickelnden Embryo. Die Einlagerung und Bildung dieses Eichens in dem Graaf'schen Blaschen und wiederum dieses in dem Eierstock bezieht sich unzweifelhaft eben auf seine aufserste Kleinheit und 12 semen Uebergang in den Eileiter bei seiner Loslosung vom Eierstock. Nur in dem Vehi- kel einer Fliissigkeit konnte ein so kleiner Korper hinreichenden Schutz und Sicherung finden. — Ueber die histogenetische Bedeutung des Eies habe ich mich, gestutzt aul neue Beob- achtungen u'ber seine Entwicklung, ausfuhrlich in meiner Entwicklungsgeschichte des Kanin- cbeneies S. 16. ausgesprochen. Ich kann nicht rail Hrn. Schwann (Mikroskopische Unter- suchungen iiber die Uebereinstiramung in der Structur und dem ^Vacbsthume der Thiere und Pflanzen. Berlin 1839, p 46 u. 258.) das Ei fur eine primare Zelle und das Keimblas- chen fur deren Kern halten. Sondern das Keimblaschen ist in der That eine primare Zelle, sein Fleck deren Kern und der zuerst gebildete Theil des Eies. Der Dolter und die Dot- terhaut sind secundare spatere Bildungen, welche sich um diese Zelle entwickeln und abla- gern. Hierin stimme ich auch mil den Herren Valentin und Henle iiberein. Zweites Kapitel. Ueber die Befruchtung und Lostrennung des Hunde-Eies Eierstock. Jis 1st bekannt, dass bis vor Kurzem iiber die wichtigsten Fragen in Betreff der Befruchtung bei Saugethieren noch die grofsten Zweifel herrschten. Man wusste nicht, ob die Bildung und Losung der Eier von der Begattung abhangig seien oder nicht, ob der mannliche Saamen dabei irgend eine raaterielle, und welche Rolle spiele, ob derselbe bis zum Eierstock vordringe und das Ei hier befruchte, oder ob beide sich erst in dem Uterus oder Eileiter begegneten, ob die Befruchtung im Augenblicke der Begattung oder erst spater erfolge, welche Veranderungen dabei vielleicht das Ei erfahre, - alle diese Fragen wurden fiir und gegen beantwortet, da es an sicheren Thatsachen zu ihrer sichern Beant- wortung fehlte. Die Analogic bei den eierlegenden Thieren und naraentlich bei aufserlicher Befruchtung, die Versuche von Spallanzani, Prevost und Dumas mil kiinstlicher Be- fruchtung, die Versuche von Nuck, Haighton, Grafsmeyer und Blundel mit Unter- bindung der Eileiter, des Uterus und der Scheide, die mikroskopischen Beobachtungen von Leuwenhoek, Haller, Prevost und Dumas iiber den Saamen in den weiblichen Genitalien nach der Begattung, waren zwar wichtige Beitrage zu einer richtigen Beantwor- tung derselben, allein theils wurden dieselben nicht gehorig beachtet und verstanden, theils liefsen sie dem Zweifel immer noch zu viel Spielraum iiber. Gerade die genauesten dieser Untersuchungen. die Versuche von Haighton und die von Prevost und Dumas, waren geeignet, beiderlei Meinungen zuzulassen, so sehr sich auch der vorurtheilsfreie Beurtheiler durch sie gegen alle mystischen Voraussetzungen gestimmt finden musste. Es war in der That unmoglich, iiber alle hier einschlagenden Fragen in's Reine zu kommen, so lange man das Eichen im Eierstocke selbst nicht kannte; und, seit man es kennt, hat Niemand demselben eine hinreichend sorglaltige und gliickliche Aufmerksamkeit gewidmet. Ich glaube fiir Jeden, welcher nicht absichtlich lieber im Dunkeln bleiben, als hell sehen will (und deren giebt es leider auch unter den Naturforschern), in meinen friiheren Schriften und in dem Folgenden alles Material zur entscheidenden Beantwortung dieser 14 Fragen gegeben zu haben und geben zu konnen, bis zu der Grenze, an welcher unser durch Beobachtung und Erfahrung geleitetes Streben iiberhaupt aufhort, und die unseren Sinnen nieht mehr zuganglichen Wirkungen beginnen. — Ich babe mich zuerst bemiiht, in Beziebung auf den mannlichen Saamen und seine Rolle von dem ersten Momente der Begattuug an in's Reine zu kommen. Wir sind hierzu jetzt, wo wir die Eigenschaften und Bescbaffenheit desselben durch die Arbeiten ausge- zeichneler Manner, wie Prevost und Dumas, R Wagner, Lallemand, Kblliker und Andere, kennen, vollkommen vorbereitet, und die in demselben beweglichen Elemente, die sogenannten Saamenthierchen oder Spermatozoen, geben bei guten Instrumental und zureichender Vorsicht ein vollig sicheres Mittel an die Hand, denselben an alien Orten seines Vorkommens mit Leichtigkeit nacbzuweisen. Icb will nur nocb zum Voraus bemer- ken, dass ich dieselben nicht fur Tbiere, sondern nur fur bewegliche Elemente, gleich den schwingenden Cilien an der Oberflache so vieler Thiere und Organe zu halten vermag, und fiir sie die Benennung Sperm atozoiden, welche Hr. Duvernoy (Dictionnaire univ. d'hist. nat. T. I. p. 526. Note.) vorgescblagen hat, am passendsten finde. Obgleich ich es immer fur wichtig hieli, zu ermitteln, bis wohin der Saamen sogleich bei der Begattuiig gelangt, so bin ich doch erst spat dazu gekommen, fur diese Frage ein Thier zu erbalten und zu opfern. Leuwenhoek untersuchte ein Kaninchen sogleich nach dem dreimal vollzogenen Coitus. Er fand die Sperm atozoiden in den Anfang des Uterus eingedrungen, nicht aber bis in die Spitze desselben (Opp. omn. I. p. K66.). Ha Her und Kuhlemann (Observations circa negotium generationis. Lips. 1754, p. 17.) untersuchten Schaafe zuerst 3/4 Stunden nach der Begattung und wollen den Saamen nur in der Scheide, nicht aber im Uterus gesehen haben, obgleicb leider nicht angegeben wird, ob sie sich des Mikroskopes zur Auffindung desselben bedient haben. H a us m ami (1. c. p. 49.) untersuchte eine Stute 2 Minuten nach der Bedeckung und land den Saamen nahe am Muttermunde und in der Scheide. Dieselbe Stute war aber auch schon mehrere Tage vorher bedeckt worden. Bei einer Hiindin, die wahrend der Begattung getodtet wurde, fand er den Saamen in der ganzen Gebarmutter und in der Scheide. Bei einer andern Hiindin, 12 Minuten nach der vollendeten Begattung, fand er nirgends Saamen, weil er sich nicht des Mikroskopes bediente. Er meint, er sei schon resorbirt gewesen!!! (p. 78.). Bei einem Schweine fand derselbe, 35 Minuten nach der Begattung, den Saamen in dem Uterus (p. 87.). Bei einem Schaafe, wo das Mikroskop angewendet wurde, fand er, ll/2 Stunden nach der Begattung, keinen Saamen in dem Kb'rper der Gebarmutter, wohl aber in dem untern Ende des Mutterhalses und in der Scheide (p. 94.). Bei einem andern Schaafe, welches sogleich nach der Begattung getodtet wurde, fand er nirgends Spermato- zoiden. Er meint, sie seien wahrscheinlich schon abgestorben gewesen, da sie vermuthlich von ebenso weichlicher Natur seien als die Schaafe selbst!!! (p. 50.) Am llten Juni 1843, Mittags !3/4 Uhr, liefs sich eine Hiindin zum erstenmale be- legen, welche seit mehreren Wochen in m einem Besitze war, und unter Aufsicht an der Kette gelegen hatte. Unmittelbar nach der Begattung schnitt ich derselben den linken 15 Eierstock, Eileiter und Uterus aus. Der ganze Uterus, bis herauf in die hocbste Spitze, enthielt Saamen und Spermatozoiden, die sich mil der grofsten Lebhaftigkeit bewegten. In dem Eileiter war dagen auch bei der genauesten Durchsuchung keine Spur derselben zu fmden. Dagegen enthielt dieser bereits die aus dem Eierstock ausgetretenen und gegen zwei Zoll in ihm nach abwarts geriickten fiinf Eier. Ein, zwei und drei Tage nacli dem ersten Coitus untersuchte Leuwenhoek die Genitalien von Hiindinnen und Kaninchen und fand die Spermatozoiden bis in die Spitze des Uterus vorgedrungen. Die Eileiter unter- suchte er nicht, denn es ist zu bemerken, dass er oft den Uterus Tuba nennt. Opp. omn. I. p. 152, 158, 169 etc. Die Herren Prevost und Dumas untersuchten Hiindinnen zuerst 24 Stunden nach der Begattung (1. c. p. 119.). Sie fanden den Saamen in grofser Menge in dem Uterus, nicht aber in der Scheide, den Eileitern und der den Eierstock umspiilenden und in dem Sacke des Peritonaums, welcher denselben umgiebt, enthaltenen Fliissigkeit. Ebenso ver- hielt es sich nach zwei Tagen. Nach dreien und vieren sahen sie eine geringe Zahl von Spermatozoiden auch in den Eileitern, indessen auch jetzt und spater niemals in der ge- nannten Fliissigkeit Sie sind daher auch der Ansicht, und sprechen sie enschieden aus (1. c. p. 134.), dass der Saamen nie bis zum Eierstocke gelangt, und die Befruchtung daher auch nie hier, sondern erst in den Eileitern oder den Hornern des Uterus erfolgt. In neuerer Zeit fand dagegen R. Wagner bei einer Hiindin, 48 Stunden nach der Be- gattung, in dem Uterus, den Eileitern und zwischen deren Fimbrien, also auf dem Eier- stocke, Spermatozoiden in grofser Menge (Lehrbuch der Physiologic S. 48.). Die Eier sollen in diesem Falle noch nicht ausgetreten gewesen sein. Am 15ten September 1839 untersuchte ich eine Hiindin 4 — 5 Stunden nach der ersten Begattung. Beide Homer des Uterus waren herauf bis in die Spitzen mit Sperma- tozoiden angefiillt; allein die Eileiter enthielten keine Spur derselben. Die Eier waren noch nicht ausgetreten. Am 2. Mai 1840 untersuchte ich eine andere Hiindin, I8y2 Stunden nach der ersteii Begattung. Der Uterus und die Scheide enthielten sehr viele Spermatozoiden; desgleichen auch die Eileiter, aber etwa nur bis 3 Linien weit von dem Ost. uterinum. Die Eier waren schon ausgetreten und 2l/2" weit in den Eileiter herabgeriickt. Genau ebenso verhielt es sich bei einer andern Hiindin, die ich am 31sten November 1841, ebenfalls 18V2 Stunden nach der ersten Begattung, untersuchte; bei ihr waren aber die Graaf'schen Blaschen des Eierstockes noch geschlossen. Am 22sten Juni 1838 untersuchte ich, Mittags urn 2V2 Uhr, eine zum erstenmale hitzige Hiindin, welche sich Abends vorher, urn 7 Uhr, zum erstenmale und desselben Tages, um 2 Uhr, zum zweitenmale hatte belegen lassen, also 19V2 Stunden nach der er- sten Begattung. Ich fand bei ihr in der Scheide, im Uterus, in den Eileitern, endlich in der den Eierstock umspiilenden Fliissigkeit zahlreiche und sich lebhaft bewe- gende Spermatozoiden. Die angeschwollenen Graaf'schen Blaschen enthielten noch die Eier. 16 Die Hiindin, deren linken Uterus ich am llten Juni 1843 unmittelbar nach dem Coitus untersucht hatte, liefs ich des andern Tages 10 Uhr, also 20 Stunden nach dem Coitus tb'dten. Ich fand auf der rechten Seite im Uterus, und bis gegen 3"' vom Ost. uterinum auch im Eileiter lebhaft sich bewegende Spermatozoiden. Die Eier waren unter- dessen auf dieser Seite bis iiber die Mitte in dem Eileiter nach abwarts geriickt. Am 3ten Januar 1840 untersuchte ich eine Hiindin, welche seit 24 Stunden zum erstenmale belegt war. Ich fand bei ihr in der den EJerstock umspiilenden Fliissigkeit einen Spermatozoiden, welcher sich nicht mehr bewegte. Die Eier waren so eben ausgetreten und eins noch auf dem Eierstocke. — Am Isten April 1839 fand ich bei einer Hiindin, von welcher ich die Zeit der ersten Begattung nicht kannte, wo die Eier auch schou ausge- treten und iiber die Mitte des Eileiters hinausgeriickt waren, in der in der Peritonaaltasche des Eierstockes enthaltenen Fliissigkeit einen sich nicht mehr bewegenden Spermatozoiden. Am 6ten Marz 1842 untersuchte ich eine Hiindin, deren erste Begattungszeit ich nicht kannte. Auf der linken Seite fanden sich drei Eier ausgetreten und iiber die Mitte des Eileiters hinaus; ich achtete aber auf dieser Seite nicht auf die Spermatozoiden. Auf der rechten Seite war der Eierstock ganz klein, kein Ei war ausgetreten, kein gelber Kor- per entwickelt, aber sowohl der Uterus als Eileiter und endlich die Tasche des Eierstockes enthielten zahlreiche Spermatozoiden. Noch in sehr vielen anderen Fallen sah ich die Spermatozoiden, meist noch lebhaft sich bewegend, in den Eileitern, in spateren Zeiten nach der Begattung, wo die Eier noch im Eileiter waren, wo ich aber entweder die Zeit der ersten Begattung nicht zuverlassig genau kannte, oder leider nicht genau darauf geachtet habe, bis zu welcher Stelle ich den Saamen vorgedrungen fand, eben weil die Eier schon ausgetreten waren. Regelmafsig habe ich aber immer auf den Eiern, welche schon bis in das untere Drittheil des Eileiters herabgetreten waren, die zuweilen sich noch lebhaft bewegenden, zuweilen auch schon unbeweglichen Spermatozoiden gesehen. Dasselbe war der Fall mit Eiern, die eben in den Uterus eingetreten waren, obgleich dann sehr bald die Spermato- zoiden verschwinden , sowie sich auch nie eine Hiindin mehr belegen lasst, wenn die Eier am Ende des Eileiters angelangt sind. - Aus diesen zahlreichen Erfahrungen ziehe ich vorerst folgende Schliisse: 1. Der Saamen dringt bei Hunden schon gleich bei der ersten Begattung durch den Muttermund in den Uterus, bis herauf in die aufsersten Spitzen seiner Homer. 2. Der Saamen dringt in den darauf folgenden Stunden auch in den Eileiter ein, und kann bis auf den Eierstock gelangen. 3. Der Saamen gelangt jedenfalls mit den Eiern in eine materielle Beriihrung, und die Befruchtung wird vermittelt durch eine materielle Wechselwirkung zwischen Saamen und Ei. 4. Die Befruchtung erfolgt keinenfalls im Momente der Begattung, sondern erst spater. Wann? werde Jch weiter unten beriihren. 17 Ich habe in meinen beiden mehrmals schon genannten Schriften mitgetheilt, dass ich auch bei Kaninchen den Saamen durch Uterus und Eileiter bis auf den Eierstock verfolgt, und ebenso die Eier im Eileiter immer mit Spermatozoiden bedeckt fand. Dort habe ich auch mitgetheilt, dass Dr. Barry erstere Beobachtung auch gemacht. Ich darf aber die Prioritat derselben fur mich in Anspruch nehmen, da ich schon im Juni 1838 die Sper- matozoiden auf dem Eierstocke sah, und diese Entdeckung im Herbste 1838 bei der Ver- sammlung deutscher Naturforscher in Freiburg b'ffentlich bekannt machte, wie der Bericht iiber jene Versammlung bezeugt. — Ich habe ferner in den genannten Schriften auch meine Ansicht iiber die Rolle, welche der Saamen und die Spermatozoiden bei der Befruchtung spielen, ausfiihrlich aus- gesprochen. Ich will davon hier nur so viel erwahnen, dass ich nach meinen sorgfaltig- sten Beobachtungen dieses Punktes die Ansicht der Herren Prevost und Dumas, sowie Lallemand und Barry, riicht theilen kann, dass der Spermatozoide in das Ei gelangt, und, wie Erstere glauben, die Grundlage zu dem Embryo oder dessen Centralnervensystem sei. Ich habe nie eine Oeffnung oder Spalte an der Zona pellucida bemerkt, durch seiche ein Spermatozoide eindringen kb'nnte. Ich habe nie im Innereu eines Eies einen solchen auffmden kbnnen, obgleich dieses gerade bei dem kleinen Saugethiereie und seiner geringen Dottermasse wegen am leichtesten mbglich sein wu'rde, namentlich wenn man das Ei sorg- faltig unter dem Mikroskope mit dem Compressorium zerpresst. Dagegen werde ieh weiter unten im Stande sein, genau anzugeben, auf welche Weise sich das Centralnervensystem bildet, wobei von einem Spermatozoiden keine Rede sein kann. Dr. Barry (Procedings of the Royal Society. Dec. 8. 1842. und Philos. Mag. 1843, May, 415.) hat in der neuesten Zeit zwei Beobachtungen mitgetheilt, als deren Zeugen er Hr. Owen und andere Naturfor- scher nennt, in welchen er bei Kaninchen in den Eiern im Eileiter Spermatozoiden gesehen haben will. Ich bin so ku'hn, dieses fur eine Tauschung zu erklaren. Ich habe in meiner Entwicklungsgeschichte des Kaninchens angegeben und abgebildet, dass das Ei des Kaninchens im Eileiter immer mit Spermatozoiden bedeckt ist. Ich habe sie oft noch sich lebhaft bewegend gesehen und vielen meiner Zuhbrer gezeigt. Es verhalt sich, wie ich oben angegeben, bei den Hunden im unteren Drittheil des Eileiters ebenso. Ich bin nun iiberzeugt, dass Herr Barry die auf dem Ei befmdlichen Spermatozoiden fur darin befindlich gehalten hat. Uebrigens habe ich S. 32 der genannten Schrift gesagt, dass ich ebenfalls die Sauge- thiereier im Eileiter fur die geeignetesten Objecte zur Entscheidung der Frage halte, und zweimal beim Zerquetschen der Eier Spermatozoiden im Inneren zu sehen glaubte. Allein ich habe zugleich auch diese Beobachtung fur Tauschung erklart. Ich muss mich ferner auch gegen die besonders bei den Saugethieren verfuhrerische Ansicht erklaren, dass der Spermatozoide der Trager des Saamens, und dieses seine we- sentliche Bestimmung sei. Allerdings glaube auch ich, dass durch seine Bewegungen hauptsachlich der Saamen in den Eileiter, zum Eierstocke, zum Eie gelangt. Allein es ist unmb'glich, dieses fiir die wesentliche Bestimmung des Spermatozoiden zu halten, wenn man die vielen Formen aufserlieher Befruchfung beachtet, in welchen diese Trager des Saamens 3 18 gam unnothig waren. Ich habe mich daher der Ansicht von Valisneri, Bory St. Vin- cent, Valentin u. A. angeschlossen, welche den Zweck der Spermatozoiden darin erblicken, durch ihre Bewegungen die leicht veranderliche Mischung des Saamens zu erhalten; da- her nur der Saamen fruchtbar ist, in welchem sie, und zwar sich bewegend, vorhanden sind. Die Wirkung des Saamens auf das Ei halte ich dann zun'achst fur eine chemische. Dass der aufgelb'ste Theil des Saamens mil Leichtigkeit durch die 1/LOOIU dicke Zona in das Innere des Eies eindringen kann, begreift Jeder, der die Permeabilitat thierischer Membra- nen fur Fliissigkeiten und die ihnen aufgelosten Materien nur einigermafsen kennt. Wir werden nun ferner sehen, das Keimblaschen im Eie lost sich bei und nach der Loslosung des Eies vom Eierstocke auf und vermischt also seinen Inhalt mit dem Dotter. Es ist moglich, dass auf diesen Bestandtheil auch zunachst der Saamen wirkt. Wir werden fer- ner sehen, die ersten Erscheinungen der wirklich stattfmdenden Entwicklung des Eies sind Bildung von Zellen, der Elementarform aller organischen Gewebe. Die Vermischung des Saamens mit dem Inhalte des Keimblaschens giebt moglicher Weise die Bedingung zur Zellenbildung ab. So weit, glaube ich, darf der Naturforscher fiir jetzt in das Geheimniss der Befruchtung und der Rolle des Saamens dabei eindringen. Die Zeugung wird dadurch zu keinem Acte chemischer Mischung gemacht. Wir konnten diese kiinstlich nachmachen. Es werden dennoch keine Zellen entstehen und sich aus diesen kein Organismus auf- bauen! — Hr. Lallemand ist der Meinung, es sei unmoglich, dass die Saamen -Flu s- sigkeit das befruchtende Princip enthalten konne, da eine Fliissigkeit nie eine Form be- stimmen und iibertragen konne, wie wir einen solchen Einfluss bei der Zeugung dennoch bestimmt von dem Vater ausgehen sahen. Darum halt er den Spermatozoiden fiir das Befruchtende. Ich mb'chte indessen umgekehrt sagen, alles Feste geht aus dem Fliissigen hervor, und in diesem miissen auch schon die Ursachen der Form des Festen liegen. Zu- dem sind solche Fragen fiir jetzt noch ganz unlosbar. So lange das Wie nicht nachge- wiesen werden kann , ist die Entscheidung fiir das Eine oder Andere eine rein subjective Ueberzeugung. — Ich muss nun endlich noch die Frage beantworten, welche Krafle das Eindringen des Saamens in den Eileiter und das Weiterriicken in demselben bedingen. Ich glaube in dieser Beziehung muss erstens auf die Bewegungen des Uterus und Eileiters Riicksicht genommen werden. Diese sind an diesen Theilen wahrend der Brunst sehr entwickelt und schon oft von anderen Beobachtern, sowie auch von mir, gesehen worden. Durch sie kann der Saamen in die Eileiter eingetrieben und in diesen fortbewegt werden. Da indessen solche Bewegungen vielleicht nicht iiberall vorkommen, z. B. beim Menschen und dessen Uterus nicht, so halte ich zweitens eben die Bewegungen der Spermatozoiden fiir das Hauptagens. Sie streben freilich nicht mit Willkiir und mit einer bestimmten Ten- denz in den Eileiter hinein. Allein von den Millionen, welche sich in dem Uterus nach alien Richtungen bin auf das Lebhafteste bewegen, gerathen einige auch auf den rechten Weg in den Eileiter und in diesem weiter zum Eie. Immer ist ihre Zahl im Eileiter, wie 19 auch die Herren P revest uud Dumas bemerkten, gegen die im Uterus gering. Die grofste Zahl verfehlt den Weg. Dass ihre Bewegungen lebhaft und kraftig genug sind, einen solchen \Veg einzuschlagen und auch den Eierstock, wenn es nothig, in der gege- benen Zeit zu erreichen, beweiset eine Beobachtung von Henle in seiner allgem. Anatomic, S. 954. Er sah, dass Spermatozoiden oft einen Krystall, der zehnmal grofser ist als sie selbst, mil Leichtigkeit fortstofsen, und berechnete ihre Geschwindigkeit, wenn sie sich geradeaus bewegen, auf 1 Zoll in 7l/2 Minuten. Da haben sie Zeit genug, um die La'nge des Eileiters zu durchwandern , bis das EJ befruchtet werden muss. Zudem sah ich die Bewegungen der Spermatozoiden nirgends so lebhaft, als innerhalb der weiblichen Geni- talien. Dagegen kann ich auf die Wimperbewegungen des Epitheliums der Schleimhaut des Eileiters zur Weiterforderung des Saamens nichts geben, da ich die Richtung der Schwin- gungen der Cilien immer in umgekehrter Richtung vom Eierstocke gegen den Uterus hin erfolgen sah. — Nachst der Rolle, welche der Saamen bei der Befruchtung spielt, sind nun ferner die Veranderungen zu untersuchen, welche sich dabei in dem Eierstocke, Graaf'schen Blaschen und Eie ereignen. Hier nun ist es zunachst eine la'ngst bekannte Thatsache, dass zur Zeit der Brunst der Eierslock blutreicher erscheint und eine gewisse Zahl der Graaf'schen Blaschen star- ker anzuschwellen und sich bedeutend zu vergrb'fsern anfangen, wodurch dieselben ausge- dehnt und an ihrer freien Seite verdiinnt werden. Diese Veranderung scheint sich bei Hiindinnen nach und nach in Zeit von 5 — 8 Tagen zu entwickeln, wahrend welcher Zeit die Mannchen ihnen schon nachstellen, aber nicht zugelassen werden. Die aufseren Geni- talien schwellen an und es wird Blut aus denselben ausgesondert, dessen Absonderungs- quelle die Scheide, der Muttermund und Mutterhals sein muss, da ich diese blutige Abson- derung auch bei einer Hiindin beobachtete, deren beide Horner des Uterus ich exstirpirt hatte. Die Hiindinnen sind wahrend dieser Zeit mehrere Tage traurig und kranklich, erst wenn die blutige Absonderung und die Anschwellung der Genitalien nachlasst, werden sie wieder munter und lassen nun den Hund zu. Die Grofse, welche die Graaf'sche Blaschen erreichen, ist bei verschiedenen Hunden verschieden, nicht leicht iiber eine starke Erbse. Oft ragen sie dabei ansehnlich iiber die Oberflache des Eierstockes hervor, zuweilen aber auch nicht, man bemerkt sie nur bei ge- nauerer Untersuchung , was ich atisdriicklich bemerke, damit man sich nicht durch den Mangel solcher blasigen Hervorragungen tauschen lasst. Untersucht man die Graaf'schen Blaschen in der letzten Zeit vor ihrem Aufbruche ge- nauer, so findet man sie, wie gesagt, an der freien Seite des Eierstockes, sowie den Ueberzug, den sie von der Tunica propria des Eierstockes erhalten, sehr und zwar zuletzt bis zum aufsersten an der hervorragendsten Stelle verdiinnt. An ihrem entgegengesetzten Umfange dagegen, mit welchem sie in das Stroma des Eierstockes eingesenkt sind, verhalten sie sich ganz anders; man konrite sie hier verdickt nennen. Praparirt man namlich ein solches, 20 noch nicht geplatztes Graaf'sches Blaschen vorsichtig aus dem Eierstocke heraus, sokann man sich iiberzeugen, dass von seinem ganzen hinteren Umfange nach innen in dasselbe hineinspringende zarte Zottchen und Faltchen sich entwickelt haben. Dieselben bestehen grofstentheils aus zienilich grofsen, aus dunkeln Moleciilen zusammengesetzten, unregelmafsig rundlichen zusammengehauften Massen, von denen ich zweifle, dass sie Zellen sind. Hr. R. Wagner will in ihnen einen hellen Kern gesehen haben, den ich nicht bemerkte. Spater enthalt der gelbe Korper deutliche kernhaltige, oft auch schon zu Fasern ausgezogene Zellen und zahlreiche Blutgefafse. Sie sind den Granulationen eines geoffneten Abscesses zu vergleichen und bilden in ihrer fortschreitenden Entwicklung den sogenannten gelben Kor- per. Ich sah diese Bildung am 5ten Marz 1842 und am 23sten December 1843 bei zwei hitzigen Hiindinnen, welche sich noch nicht belegen liefsen, an mehreren sehrange- schwollenen Graaf'schen Blaschen beider Seiten. Desgleichen bei einer andern am 15ten September 1839 seit fiinf Stunden zum erstenmale belegten Hiindin; ebenso bei einer andern am 31. November 1841, 18% Stunden, und bei einer vierten am 22sten Juni 1838, 20 Stunden nach der ersten Begattung, bei welchen sammtlich die Graaf'schen Blaschen noch nicht geplatzt waren und noch ihre Eier enthielten. Bei einer fiinften Hiindin, die seit 24 Stunden belegt war, waren die Eier so eben aus den Graaf'schen Blaschen ausgetreten, und ich fand eins derselben frei auf dem Eierstocke zwischen den Fimbrien. Jene W'ucherungen irn Inneren der Graaf'schen Blaschen waren aber auch hier schon bedeutend ausgebildet. Ich kann demnach bestimmt versichern, 1) dass die Bildung des gelben Korpers bei dem Hunde schon anfangt, ehe die Graaf'schen Blaschen geplatzt und die Eier ausgetreten sind. 2) Dass dieselben durch eine von der Innenflache der Graaf'schen Blaschen aus- gehende Wucherung gebildet werden, und 3) dass diese Entwicklung im Inneren und vom. Grunde der Blaschen nachst der Ab- sonderung einer grofseren Menge von Fliissigkeit sicher auch mit dazu beitragt, sie aus- zudehnen und an ihren freien Seiten, wo diese Wucherung sich nicht ausbildet, bis zum endlichen Aufbrechen zu verdiirmen. Die in dem Graaf'schen Blaschen enthaltene Fliissigkeit wird zu dieser Zeit dichter, gallertartiger und scheint auch nach dem erfolgten Aufbruche nicht ganzlich sich zu ent- leeren, da ich wenigstens mehrere Male nach dem eben vor Kurzem erfolgten Austritte der EJer, in den von den oben erwahnten \Vucherungen noch nicht ganz erfiillten Blaschen, eine wasserhelle, dem humor vitreus des Auges an Consistenz fast gleiche Fliissigkeit fand. Auch dieser Punkt verdient Beachtung, da er erweislich mehrere Beobachter zu dem Irr- thume verleitet hat, dass die Blaschen noch nicht geoffnet und die von ihnen nicht gekann- ten Eier noch in denselben enthalten seien. Die Oeffnung namlich, durch welche die Eier aus dem Graaf'schen Blaschen austre- ten, ist aufserordentlich klein, und es ist daher nicht zu verwundern, dass dieselbe von friiheren Beobachtern iibersehen wurde, welche nun, weil sie zugleich das Eichen nicht in 21 clem Eileiter fanden, die Graaf'schen Blaschen noch fur uneroffnet hielten, ein Irrthum, in welchen alle friiheren Beobachter, selbst v. Baer nicht ausgenommen, verfallen sind, wie ich noch weiterhin genauer nachweisen werde. Endlich ist zu bemerken, dass zwar in der Piegel die Zahl der starker anschwellenden Graaf'schen Blaschen der Zahl der spater vorhandenen Eier entspricht. Indessen ist es sehr beachtenswerth und sicher ausgemacht, dass dieses nicht inimer der Fall ist. Es konnen namlich erstens mehr Eier vorhanden sein, indem einer der Follikel zwei Eier enthalt, ein Fall, welchen ich bei einer Hiindin, 18V2 Stunden nach der ersten Begattung, am 31. November 1841 wirklich beobachtete. Hier zeigte der icchte Eierstock vier stark angeschwollene Blaschen, und in einem derselben fand ich zwei Eier mit alien Zeichen der Reife und Vorbereitung fiir den diesmaligen Austritt, die um so gewisser aus demselben Graaf'schen Blaschen herriihrten, da sie in einer und derselben Membrana granulosa dicht neben einander eingebettet waren Allein es kommt auch nicht so selten vor, dass eins der angeschwollenen Blaschen sich dieses Mai nicht eroffnet und sich wieder zuriickbildet. Dieses kann ich deshalb ganz gewiss aussageu, weil es sicher ist, dass alle Eichen, welche bei der jedesmaligen Befruchtung austreten sollen, immer zugleich oder wenigstens in ganz kurzen Zwischenzeiten austreten. Dieses widerspricht friiheren Annahmen von Prevost und Dumas, sowie auch v. Baer's sehr, welche glaubten, dass zwischen dem Austritte der einzelnen Eier Zwischenzeiten von mehreren Tagen verstreichen konnten. Allein ich habe sowohl bei Kaninchen als bei Hunden, und ebenso Dr. Barry bei ersteren, die Eier im Eileiter immer ganz dicht bei einander und auf fast gleichen Stufen der Ent- wicklung gefunden, und schliefse daraus auf einen gleichzeitigen Austritt aus dem Eierstocke. Mehrere Male fand ich aber, wenn die Eier schon weit in dem Eileiter nach abwarts oder selbst in den Uterus gelangt waren, ein oder das andere Graaf'sche Blaschen an einem Eierstocke noch angeschwollen, von welchem ich daher iiberzeugt bin, dass es dieses Mai nicht geplatzt sein, sondern sich wieder zuriickgebildet haben wurde. Dieser Umstand ist ebenfalls von Wichtigkeit, weil auch er zu Irrthiimern veranlassen kann und Irrthumer friiherer Beobachter erklart, von welchen spater die Bede sein wird. Endlich geschieht es auch nicht so gar selten, das eins oder das andere Ei abortirt, wovon ich mich gerade bei Hiindinnen auch mehrere Male zu iiberzeugen Gelegenheit hatte. Natiirlich findet man auch dann weniger Eier, als gelbe Korper im Eierstocke. Auch dem Eichen habe ich endlich in dieser Zeit die grofste Aufrnerksamkeit ge- widrnet und folgende zum Theil charakteristiche Eigenschaften seiner vollkommenen Reife an demselben beobachtet. Zunachst iiberzeugt man sich leicht, sowohl durch Vergleichung, als auch durch Messungen, dass die reifsten Eier immer die grb'fsten sind; ich fand z. B. bei jener schon genannten Hiindin, i&l/2 Stunden nach der Begattung, die Durchmesser eines Eies im Discus 0,0083 P. Z., in der Zona 0,0070; die Dicke der Zona 0,0007 — 0,0008 P. Z. Sodann ist es sogleich auffallend, dass der Dotter solcher ganz reifer Eier am dichtesten Jst, und dieselben daher bei durchfallendem Lichte bei Hunden ganz dun- kel, fast schwarz aussehen; auch giebt sich dieses daran zu erkennen, dass, wenn man ein 22 solches Ei in einem Tropfen Wasser mit einer Nadel 6'ffnet, die Dotterkb'rner sich nicht so leicht in dem Wasser verbreiten und aus einander fliefsen, sondern mehr an einander haften, als dieses bei nicht ganz reifen Eiern der Fall ist. Sehr bemerkenswerth ist ferner eine Veranderung, welche die Zellen des Discus proligerus um das Ei herum zu dieser Zeit erfahren. Sie erschienen dann namlich nicht mehr rund, sondern keulenformig, nach einer Seite hin in eine feine Faser ausgezogen, mit deren Spitze sie auf der Zona pellucida aufsitzen (Fig. 4.). Auch haben sie eine mehr gallertartige Beschaffenheit , und in dem stumpfen Ende zeichnet sich jetzt der Kern mit Kernkbrperchen meist sehr scharf aus. Das ganze Ei erhalt dadurch ein sehr eigenthiimliches, charakteristisches, strahliges Ansehen, welches ich nie anders als bei ganz reifen zum Austritt bestimmten Eiern gesehen habe. Es bezeichnet diese Veranderung der Zellen des Discus einen Fortschritt in ihrer Entwick- lung zu Fasern, wie solche von Schwann und Anderen auch in vielen anderen Fallen nachgewiesen worden ist, und es scheint mir derselbe eine Theilnahme der Zellen um das Ei herum an den Veranderungen zu sein, welche die iibrigen Zellen in der Membrana granulosa zur Bildung des gelben Kbrpers eingehen. Dieser Fortschritt ist iibrigens, wie wir spa'ter sehen werden, nur ein voriibergehender. An der Zona pellucida habe Jch an Eiern dieses Stadiums keine Veranderungen wei- ter bemerken kbnnen, als dass sie jetzt iiberhaupt den starksten Durchmesser hat. Nie habe ich auch bei Hunden eine Oeffnung oder Spalte in derselben bemerken konnen, wie Dr. Barry dieses beim Kaninchenei gesehen haben will. Ich halte auch hier eine solche Beobachtung, wegen der das Ei dicht besetzenden Zellen des Discus, fur unmbglich, und nach deren Entfernung durch Maceration oder mittelst einer Nadel fur durchaus unsicher; bei der elastischen Beschaffenheit der Zona aber auch fur sehr unwahrscheinlich , da sich das Ei sogleich ganz bffnen wiirde. So genau als mb'glich suchte Jch mich an Eiern dieses Stadiums immer von dem Verhalten des Keimblaschens in dem Dotter zu iiberzeugen. Was ich hier beobachtete, Jst Folgendes. Bei einer briinstigen Hiindin, die sich aber noch nicht belegen lassen, fand ich am 5ten Marz 1842 in den alle Zeichen der Reife an sich tragenden Eichen mehrerer angeschwollener Graaf'scher Blaschen das Keimblaschen noch unverandert Bei einem derselben war es mir unmoglich, trotz aller Aufmerksamkeit, den Keimfleck in dem Blaschen zu erkennen. Bei einer andern briinstigen Hiindin, die ebenfalls noch nicht belegt worden, fand ich am 23. December 1843 das Keimblaschen ebenfalls noch vorhanden Bei einer seit 5 Stunden zum ersten Male belegten Hiindin suchte ich am 15ten September 1839 in vier ganz reifen Eiern aus vier angeschwollenen Graaf'schen Blaschen vergebens nach einem Keimblaschen. Bei einer Hiindin, die sich vor 18y2 Stutiden zum ersten Male hatte belegen lassen, zeigten sich an dem rechten Eierstocke vier, an dem linken zwei sehr stark angeschwollene Graaf'sche Blaschen. In alien fand ich das vollkommen entwickelte Eichen, ja in einem der rechten Seite deren zwei. Bei den meisten derselben bemerkte ich, dass die Dotterkbrnchen an einer Stelle von der inneren Fla'che der Zona etwas zuriickgewichen waren, und nachdem 23 ich mehrere mit einer feinen Nadel von den Zellen ihres Discus proligerus gereinigt und unter das Compressorium gebracht hatte, bemerkte ich hier an dieser Stelle bei ganz gelin- dera Drucke ganz deutlich ein aus der dunkeln Dottermasse an einem Segmente hervor- ragendes belles Blaschen, dem Keimblaschen durchaus ahnlich (Fig. 5.). Bei verstarktem Drucke platzte die Zona, der Dotter trat langsam aus und mit ihm jenes Blaschen (Fig. 6.), welches sich nun ganz deutlich als das Keimblaschen auswies Es mafs in einem Eie 0,0015 P. Z., war vollkommen durchsichtig, wasserhell und enthielt in seinem Inneren nur den Keimfleck 0,00043 P. Z. grofs. Derselbe war nicht ganz rund, sah wie ein abge- plattetes Blaschen aus, und zeigte bei einer bestimmten Stellung des Mikroskopes in seiner Mitte einen hellen Ring. Eine weitere Zusammensetzung desselben konnte ich aber, auch bei 530facher Vergrofserung, nicht entdecken. Aufserdem bemerkte ich noch an dem Keim- blaschen zwei unregelmafsige , kleine, ganz blasse Fleckchen, von welchen ich aber nicht ermitteln konnte, ob sie im Inneren des Keimblaschens oder nur aufserlich und zutallig sich an demselben befanden. Auch bei der Hiindin, bei welcher ich 20 Stunden nach der Begattung, am 22sten Juni 1838, die Spermatozoiden auf dem Eierstocke fand, erkannte ich bei mehreren der sechs aus ansgeschwollenen Graaf schen Blaschen entnommenen Eier beim Drucke das Keim- blaschen an einer Seite in dem Dotter eingebettet, auch trat es beim Zerplatzen des Eies mit dem Dotter aus; damals aber habe ich keinen Keimfleck mehr in ihm gesehen. Nach diesen Beobachtungen seheint es daher, dass das Keimblaschen sich meistens noch bis zum Austritte der Eier aus dem Eierstocke in den Eiern fmdet, zuweilen indessen auch schon verschwunden ist, wenn man nicht annehmen will, dass in denjenigen Fallen, wo ich es nicht mehr gefunden , nur die Beobachtung desselben missgliickte. Dieses ist zwar bei einem so zarten Gegenstande leicht moglich, mir aber, ich darf es bei der erlang- ten Fertigkeit und vielen Uebung sagen, kaum wahrscheinlich. Die Beschaffenheit des Keimblaschens und Keimfleckes bleibt ferner, so lange es besteht, unverandert, und ich muss daher auch fur den Hund den Angaben des Dr. Barry widersprechen, welcher das- selbe zu dieser Zeit vergrofsert und mit Zellen zweiter, dritter etc. Ordnung angefullt ge- sehen haben will. Im Gegentheil konnte es aus zwei der angefiihrten Beobachtungen wahrscheinlich werden, dass der Keimfleck vor dem Keimblaschen verschwindet. Dagegen ist es gewiss, dass das Keimblaschen zu dieser Zeit ganz an die Oberflache des Dotters an die innere Peripherie der Zona pellucida riickt, und daher wenigstens leicht speciell die \Virkung des eindringenden Saamens erfahren kann. Es bleibt nun endlich noch zu bestimmen iibrig, zu welcher Zeit und in welcher Be- ziehung zu der Begattung die Eier den Eierstock bei der Hiindin verlassen, und wann und wo die Befruchtung erfolgt. Die Angaben der Herren Prevost und Dumas in die- ser Hinsicht erscheinen sehr unsicher. Unter den Conclusions ihres Memoir sagen sie freilich (1. c. p. 134) : ,,Dans le chien il faut deux jours au moins pour que tous les oeufs d'une portee se detachent des ovaires." In der Abhandlung selbst aber (p. 122.) geben sie erst den sechsten und siebenten Tag an, an welchem die Blaschen des Eierstockes all- 24 malig verschwunden seien. Chez une chienne ouverte apres six jours, ils ont vu deux corps jaunes sur 1'ovaire droit, un seul sur le cote gauche, et cinq vesicules de sept ou huit millimetres de diametre, qui semblaient sur le point de s'echapper de ces organes. Selbst noch am achten Tage, wo sie die Eier bereits im Uterus und, wie sie giauben, auch im Eileiter fanden, nehmen sie an, dass noch zwei grofsere Blaschen des Eierstockes se seraient probablement ouvertes de leur tour (1. c. p. 123.). — Auch Hr. v. Baer driickt sich in semen verschiedenen Abhandlungen nur sehr unbestimmt u'ber die Zeit des Austrittes der Eier aus dem Eierstocke aus. In seiner Entwicklungsgeschichte II. S. 182 sagt er, dieses geschehe bei Hunden erst nach mehreren Tagen, und fiigt in einer Note hinzu, er habe einmal bei einem Hunde acht Tage nach der Befruchtung eine Kapsel noch nicht gebffnet gefunden, aber doch im Reifen begriffen. Hr. Coste iblgt in seinen Angaben (Embryo- genie eomparee p. 399.) nur den Herren Prevost und Dumas. — R. Wagner will bei einer Hiindin, 48 Stunden nach einer fruchtbaren Begattung, die zwei Graaf'schen Blaschen der rechten Seite sehr angeschwollen und eins geplatzt gesehen haben, auf der linken Seite waren zwei sehr angeschwollen (Lehrbuch der Physiologie S. 44.). Von dern Verhalten der Eichen ist leider nicht die Rede. — Hausmann (1. c. S. 7l.) hat zwei Htindinnen, 48 und 60 Stunden nach der Begattung, untersucht. Seine Mittheilungen sind aber durchaus unsicher und unbrauchbar, da er die Bedeutung des Eierstockeies ganzlich verkannte, und deshalb die ganze Untersuchung fehlerhaft anstellte. So liefern also diese bisherigen Beobachtungen durchaus nichts Zuverlassiges. Dieses ist aber auch gar nicht zu verwundern, wenn und so lange man die Eichen nicht selbst ganz genau kennt und beriicksichtigt , sondern allein nach dem Ansehen der Graaf'- schen Blaschen urtheilt. Denn da, wie schon erwahnt, die Masse des sogenannten gelben Korpers sich schon in dem Graaf'schen Blaschen entwickelt, ehe dasselbe sich eroffnet; da ferner die Oeffnung, zu welcher das Eichen austritt, aufserordentlich klein ist und sich meistens sehr schnell und so vollkommen schliefst, dass man keine Spur von derselben wahr- nehmen kann ; da endlich auch der gelbe Kb'rper nach Austritt des Eies immer anfangs noch eine mil einer wasserhellen gallertartigen Fliissigkeit erfiillte Hohle enthalt: so erschweren es diese Umstande sehr, nach der blofsen Beschaffenheit des Eierstockes ein Urtheil zu fallen, ob die Eier ausgetreten sind oder nicht, und ist hierzu schon eine 6'ftere Erfahrung nothig. Dagegen kann und wird das Eichen sehr leicht den erforderlichen Aufschluss geben, je nachdem raan dasselbe noch in dem angeschwollenen Graaf'schen Blaschen oder in dem Eileiter fmdet. In ersterer Beziehung hat man sich nur noch davor zu hiiten, dass man nicht irrthiimlich ein Eichen aus einem benachbarten kleinen Follikel fiir ein aus dem eigentlich untersuchten herriihrendes halt; wie dieses z. B. Hausmann b'fter begegnet zu sein scheint. Ich muss nun auch selbst gestehen, dass ich bis vor Kurzem in meinen eigenen Un- tersuchungen u'ber die in Rede stehende Frage von einem falschen Gesichtspunkte ausgegan- gen, und darin leider durch meine friiheren Erfahrungen zufalliger Weise so bestarkt worden war, dass ich erst spat auf das richtige Verhaltniss aufmerksam wurde. 25 Es hatte sich namlich stillschweigend auch bei mir von Anfang an die Ueberzeugung festgesetzt, welche bisher die allgemein herrschende war, dass bei Saugethieren die Eier nur in Folge eines fruchtbaren Coitus aus dem Eierstocke austreten. Nun hatte es sich getroffen, dass in meinen friiheren Beobachtungen ich auch immer noch innerhalb gewisser Zeiten nach der Begattung, die Graaf'schen Blaschen in dem Eierstocke geschlossen und die Eier nicht ausgetreten gefunden hatte. Dieses war selbst in der schon oben erwahn- ten Beobachtung und auch bei Kaninchen bis zu dem Augenblicke der Fall gewesen, bis der Saamen auf dem Eierstocke angelangt war. Daraus war denn bei mir jene Ueberzeu- gung entstanden, dass immer erst einige Zeit nach dem ersten Coitus die Eier aus dem Eierstocke austreten, und zwar nach der Zeit, welche der Saamen gebraucht, um bis an den Eierstock zu gelangen. So halte ich denn in meinen friiheren Schriften die Lehre anfgestellt, dass bei dem Kaninchen 9 — 10 Stunden, bei dem Hunde 20 — 24 Stunden nach der ersten Begattung die Eier aus dem Eierstocke austreten. Diese Angabo ist nun zwar vollkommen richtig und wahr, und beruht auf Thatsachen der Beobachtung und Erfahrung, stellt aber die Sache doch nicht aus dem richtigen Ge- sichtspunkte dar. Es hatte sich schon der Analogic nach vermuthen lassen, dass auch bei den Sauge- thieren die Pieifung und der Auslritt der Eier aus dem Eierstocke nicht von der Begatlung abhangig ist. Ueberall in der Thierwelt sehen wir, dass die Eier bei dem ^Weibchen rei- fen und sich ablosen, ganz unabhangig meist von dem Mannchen, welches dieselben oft erst hinterdrein befruchtet. Oft sehen wir freilich, dass die Begattung und Befruchtung erfolgt, ehe die Eier aus dem Weibchen ausgetreten sind; oft kann man selbst vielleicht behaupten, die Begattung giebt die Veranlassung zur Reife und Ablosung der Eier, obgleich dieses wohl nur selten der Fall sein wird. Aber Beides steht nirgends in einem noth- wendigen Causalnexus. Nur die Entwicklungsfahigkeit des Eies ist ganz genau an die Einwirkung des Saamens gebunden, diese muss auch fast uberall innerhalb gewisser Zeiten erfolgen; allein die Reifung und Ablosung des Eies steht in keiner soldier Abhangigkeit von der mannlichen Einwirkung, sie h;ingen allein von der Entwicklung des weiblichen Jn- dividuums ab. Genau ebenso ist nun auch das Verhaltniss bei den Saugethieren und unzweifelhaft auch bei dem Menschen. Die Reifung und Ablosung des Eies von dem Eierstock ist ganz un- abhangig von dem mannlichen Individuum allein an die Entwicklung des weiblichen Organismus, und die periodisch wiederkehrende erhb'hte Thatigkeit des Eierstockes gebunden. Zu dieser Zeit tritt nun auch der Begattungstrieb lebhafter hervor, und in den gewohnlichen naturgemafseri Verhaltnissen erfolgt die Begattung innerhalb der Zeit, in welcher das Ei reif und entwick- lungsfahig ist. Nach den vorliegenden Erfahrungen geschieht dieses ferner, wie es scheint, in der Regel dann, wenn das Ei reif und entwicklungsfahig, aber noch in dem Eierstocke ein- geschlossen ist. Der Saamen hat Zeit, durch den Uterus und Eileiter bis auf den Eier- stock zu gelangen und hier das Ei zu befruchten. Allein dieses ist nicht nothwendig so. Es ist auch moglich, dass die Begattung sich verzogert, oder selbst ganz unterbleibt. 4 26 Dann tritt das Ei dennoch jedenfalls aus dem Eierstocke aus. Es bleibt noch eine Zeit- lang befruchtungs- mid entwicklungsfahig, innerhalb welcher Zeit der Saamen es befruchten wird, wo er das Ei auch trifft. Geht aber auch diese Zeit voriiber, oder ist der Zutritt des Saamens ganz gehindert, so geht das Ei zu Grunde und lost sich auf. Auf die richtige Erkenntniss dieses gewiss Jedem ganz einfach und ungezwungen erscheinenden und mil anderen bekamiten Thatsachen iibereinstimmenden Verhaltnisses bin ich erst durch Umwege gelangt, obgleich sie gerade mit den beim Menschen gesammelten Er- fahrungen am meisten ubereinstimmt, und zu ihrer Erklarung am erforderlichsten ist, da hier selten die ganz normalen Verhaltnisse obwalten, und sich bei der grofseren Breite der Moglichkeit das Gesetzmafsige derselben der Beobaehtung mehr entzogen hat. - Unter dem 17ten Juli 1843 theilte ich der Akademie der Wissenschaften zu Paris durch einen Brief an Hrn. Breschet das Resultat meiner Untersuchungen iiber diesen Gegensland mit. Ich habe darauf auch alle Beweise fiir diese von mir gemachte Ent- deckung in einer kleinen Broschiire Ende Februar vorigen Jahres veroffentlicht, und zugleich die Prioritatsfrage erortert, welche sich zwischen Hrn. Pouchet, Raciborsky und mir entsponnen hat. Ich glaube daher hier die ausfiihrlichen Beweise fiir die Lehre, dass die Eier der Saugethiere unabhangig von der Begattung den Eierstock zur Zeit der Brunst verlassen, und dieser Austritt in keiner directen Beziehung mit der Begattung steht, iibergehen zu konnen. Ich will nur die Beobachtungen mittheilen, welche mir dieses gerade auch fiir den Hund auf das Zuverlassigste bewiesen haben. Ich habe mich namlich einmal durch Versuche iiberzeugt, dass, auch wenn das Vor- dringen des mannlichen Saamens bis zum Eierstocke und den Eiern, und die Befruchtung der letzteren dadurch gehindert wird, dennoch die Graaf'schen Blaschen sich eroffnen, die Eier austreten und gelbe Korper an den Eierstb'cken sich bilden. Dieses bewiesen mir zwei Hiindinnen, denen ich die Uteri mit Hinterlassung der Eierstocke und Eileiter ausge- schnitten hatte, die nichts desto weniger dennoch nach einigen Monaten brunstig wurden, sich belegen liesfen, und bei welchen ich sodanri acht Tage nachher frisch gebildete und stark entwickelte Corpora lutea fand. Am 11 ten Juni 1843 machte ich ferner eine oben schon erwahnte Beobaehtung, welche die von der Begattung unabhangige Loslosung der Eier von dem Eierstocke da- durch bewies, dass ich unmittelbar nach der ersten Begattung die Eier doch schon weit in dem Eileiter fortgeriickt fand. Diese Hiindin war Jung, kraftig und zum ersten Male brunstig. Sie lag an der Kette und wurde streng bewacht, so dass kein Hund zu ihr gelangen konnte. So entwickelten sich die Erscheinungen der Brunst vollkommen bei ihr, und endlich liefs ich sie an dem genannten Tage, Nachmittags 2 Uhr, belegen. Sogleich nach der Begattung schnitt ich den linken Eierstock, Eileiter und Uterus aus. Ich fand, wie schon erwahnt, den Saamen bis herauf in die Spitze des Uterus, aber keine Spur des- selben in dem Eileiter. Dagegen enthielt derselbe zwei Zoll von dem Infundibuluni 5 aus dem Eierstocke ausgetretene Eier, und der Eierstock zeigte ebenso viele, schon ziemlich 27 stark ausgebildete gelbe Korper. Am andern Tage liefs ich, 20 Stunden nachher, die Hiindin todten, und land nun auf der rechten Seite den Saamen in den Eileiter eingedrun- gen, auch hier fiinf Eier in demselben, die noch weiter herabgeriickt waren, allein Eier und Saamen waren noch nicht mil einander in Beriihrung getreten, es fanden sich keine Spermatozoiden in der Umgebung und auf den Eiern, und diese waren daher auch noch nicht befruchtet. Man konnte hier nun vielleicht noch geneigt sein, anzunehmen, dass die Begattung dennoch den Austritt der Eier eberi in dem Momente selbst, wo sie stattfand, bedingt habe. Allein aufserdem, dass dieses eine durch nichts begriindete Annahme sein wiirde, haben mir zahlreiche Beobachtuugen bewiesen, dass die Begattung iiberhaupt diesen Einfluss nicht aufsert. Denn ich fand haufig bei Hiindinnen, die sich ein und mehrere Male begattet batten, die Graaf schen Blaschen noch geschlossen, und die Eier in ihnen enthalten. Die Begattung selbst hat also auf den Austritt der Eier keinen Einfluss. Aufserdem aber war dieses in dem in Pvede stehenden Falle schon deshalb mehr als unwahrscheinlich , da die Eier schon zwei Zoll weit in dem Eileiter fortgeriickt waren, was in der kurzen Zeit der Begattung wohl als unmoglich anerkannt werden muss. Allein ich habe noch vollstandigere Beweise fur die Unabhangigkeit des Austrittes der Eier aus dem Eierstocke dadurch erlangt, dass ich bei einer briinstigen Hiindin die Begat- tung gar nicht zuliefs, und dennoch, die Graaf'schen Blaschen erb'ffnet, gelbe Korper ge- bildet und die Eier im Eileiter fand. Eine grofse Hiindin, die schon langere Zeit in meinem Besitze war, zeigte am 18ten und 19ten December 1843 zuerst die Zeichen der Brunst. Die Vulva war sehr geschwol- len und die Hunde verfolgten sie. Am 2lsten schien es, als wenn sie einem derselben stillhalten wolle, allein ich gestattete die Begattung nicht und liefs die Thiere wieder tren- nen. Am 23sten Morgens nun schnitt ich dieser Hiindin den linken Eierstock und Eileiter aus. Allein die Graaf'schen Blachen waren noch nicht geoffnet. Vier derselben waren stark angeschwollen , enthielten aber noch die Eichen , an welchen selbst die Zellen des Discus noch nicht spindelformig geworden waren. Ich wartete daher noch fiinf Tage und liefs nun die Hiindin todten. Jetzt fanden sich an dem rechten Eierstocke vier Graaf'sche Blaschen eroffnet und die gelben Korper schon stark entwickelt. Die vier Eier fand ich 3 P. Z. =8 Centimeter von dem Ostium abdominale in dem Eileiter, in einer ahnlichen Beschaffenheit, wie sie an dieser Stelle immer zu sein pflegen, wovon wei- ter unten die Rede sein wird. Ich glaube nicht, dass es moglich ist, vollstandiger als durch diese bei einem und dem- selben Thiere angestellte doppelte Beobachtung den ganzen Vorgang der Reifung und des Austrittes der Eier wahrend der Brunst unabhangig von der Begattung nachzuweisen. Endlich mache ich hier nochmals auf die oben schon mitgetheilte Beobachtung auf- merksam, wo bei einer Hiindin auf der einen Seite die Eier gereift aus dem Eierstock aus- getreten und befruchtet worden waren, auf der andern Seite aber war kein Ei gereift, keins ausgetreten, und dennoch war der Saamen bis auf den Eierstock gelangt. Dieser Fall 28 zeigt also a'uch von Seiten des Saamens, dass es sein Einfluss nicht isl, welcher die Eier reifen und austreten macht, und ich erachte es daher fiir erwiesen, dass dieser Austritt von der Begattung unabhangig, nur von der Pieife der Eier und von den damit verbunde- nen Veranderungen im Eierstocke wahrend der Brunst abhangig ist. Da wir nun bis jetzt kein Mittel besitzen, uns so lange, als das Thier lebt, davon zu unterrichten, ob diese Veranderungen und Reifung schon eingetreten sind oder nicht, so ist es auch nicht mb'glich, die Zeit, zu welcher die Eier aus dem Eierstocke austreten, genau zu bestimmen. Es lasst sich nur sagen, dass in Beziehung auf die Begattung keine feste Regel stattfmdet. Es scheint indessen, dass, wenn die Thiere sich in ihren natiirlichen Verhaltnissen befmden, die Begattung noch vor dem Austritte der Eier aus dem Eierstocke erfolgt, denn ich babe, wie schon erwahnt, bfters selbst nach mehrrnals vollzogener Begat- tung die Graaf'schen Blaschen noch geschlossen und die Eier in ihnen enthalten gefun- den. So am 5ten Marz 1839 bei einer Hiindin, 4 — 5 Stunden nach der Begattung, wahrend der Saamen sich in dem ganzen Uterus, nicht aber in den Eileitern befand. Am Slsten November 1841 waren bei einer andern Hiindin die Graaf'schen Blaschen 18y2 Stunden nach der Begattung auch noch geschlossen, der Saameri aber schon gegen 3y2 Linien in den Eileiter eingedrungen. Am 22slen Juni 1838 waren 19y2 Stunden nach der Begattung die Graaf'schen Blaschen auch noch geschlossen und der Saamen durch die ganzen Eileiter hindurch bis auf die Eierstocke vorgeriickt. Hindern dagegen zufallige oder absichtlich herbeigefiihrte Verhaltnisse die Begattung, so treten die Eier auch vor derselben aus, wie in dem vorhin erwahnten Falle am 11 ten Juni 1843, der sich in meinen friiheren Versuchen wahrscheinlich noch b'fter ereignet hat, ohne dass ich dariiber in's Klare kam. Denn ich hielt die Hundinnen ofters lange Zeit eingesperrt, und ich habe mir mehrere Male in meinen Papieren bemerkt, dass ich die Eier schon im Eileiter, aber auf ihnen und um sie herum keine Spermatozoiden, sondern letztere nur im Anfange des Eileiters bemerkte. Ich glaubte dann, ich hatte sie nur iiber- sehen, oder sie batten sich bereits aufgelost. Hbchst wahrscheinlich waren dieses aber auch Falle, in welchen die Eier vor der Begattung den Eierstock verlassen, und der Saa- men noch nicht Zeit gehabt hatte, bis zu ihnen vorzudringen. Hiernach muss nun die Frage beantwortet werden, wann nach der Begattung und wo die Eier befruchtet werden. Man hatte in der neueren Zeit, namentlich in Folge der schonen Versuche von Pre- vost und Dumas, sich ziemlich allgemein der Ansicht angeschlossen, dass die Eier sich in Folge der Begattung vom Eierstocke Ibsten, in die Eileiter eintraten und der Saamen entweder hier, oder selbst erst im Uterus mit ihnen in Beriihrung kame, daher bier auch erst die Befruchtung erfolge. Ueber die Zeit, wie lange nach der Begattung dieses erfolge, hatte man nur Vermuthungen, die sich noch dazu widersprachen, aufgestellt. Dieser Ansicht hat sich neuerdings auch Hr. Pouchet angeschlossen. Theorie positive de la Fecondation des Mammiferes, Paris 1842. Er sagt in seiner Loi IV. fondamentale : »Des obstacles physiques s'opposent, a ce que chez les Mammiferes 29 le fluide seminal puisse etre mis en contact avec les ovules encore contenus dans les vesicules de Graaf«, und folgerichtig behauptet er deshalb auch in seiner Loi X. fon- damentale: »Assurement il n'existe point de grossesses ovariques proprement dites.« Seine Loi I. accessoire heifst deshalb auch : »La fecondation chez les Mammiferes s'opere nor- malement dans l'uterus« und in der Loi II. accessoire sucht er zu beweisen, dass »les gros- sesses abdominales et tubaires n'indiquent pas que la fecondation s'opere normalement dans l'ovaire.« Nichts ist gewisser, als dass diese so absolul ausgesprochene Ansicht falsch ist. Nach- dem schon die Herren Prevost und Dumas Spermatozoiden in den Eileitern gesehen, und daher die Befruchtung der Eier in den Eileitern schon erwiesen war, habe ich die Spermatozoiden nicht nur sehr ha'ufig an den verschiedensten Stellen in den Eileitern, son- dern, wie erwahnt, auch auf das Zuverla'ssigste mehrere Male zwischen den Fimbrien und auf dem Eierstocke bei Hunden und Kaninchen beobachtet, wie ich dieses schon in meinen beiden oft genannten Schriften mitgetheilt habe. Dieselbe Beobachtung ist auch darauf von Dr. Barry und R. \Vagner gemacht worden. Ich habe ferner die Eier der Kanin- chen im Eileiter immer mit Spermatozoiden bedeckt gesehen, und ebenso sah ich dieselben viele Male auch auf den Eiern des Hundes, besonders im unteren Ende der Eileiter, wie ich dieses im nachsten Kapitel noch genauer angeben, und auch die Abbildungen geben werde. Viele meiner Zuhorer und andere Personen sind Zeugen solcher Beobachtungen gewesen. Wenn daher Hr. Pouchet neuerdings behauptet, dass der Saamen nie bis auf den Eierstock gelange, nur ein ganz kleines Stiickchen in den Eileiter eindringe, ja ofter gar nicht, und z. B. bei dem Kaninchen, dessen Eileiter 160 — 210 Millini. lang sei, nie hoher als 5 — 20 Millim., ja haufig gar nicht im Eileiter gefunden werde (Comptes rendus. 1844, April, Nro. 14, p. 591.), so kann ich nur behaupten, dass Hr. Pouchet bis jetzt noch nicht die gehorige Uebung in Untersuchungen dieser Art besitzt, die sich freilich nicht in Zeit von einigen Wochen erlangen la'sst. Alle theoretischen Einwendungen werden durch diese directen Beobachtungen hinlang- lich widerlegt, Ich habe aber auch gezeigt, wie gar keine Hindernisse fur das Vordringen der Spermatozoiden in und durch den Eileiter hindurch vorhanden sind, sondern ihre eige- nen Bewegungen und die der Eileiter hierzu vollkommen hinreichend sind. Auch die auf- gesuchten Schwierigkeiten fiir die Befruchtung eines Eichens, selbst noch in dem Eierstocke, sind nicht vorhanden. Ich habe meine Ueberzeugung ausgesprochen, dass der aufge- loste Theil des Saamens das Befruchtende ist, so wie es genugsam bekannt ist, dass zur Befruchtung die kleinste Menge Saamen schon hinreichend ist. Es steht daher nichts im Wege, dass der Saamen auch durch die Hiillen des Eierstorkes und der Graaf'schen Blaschen bis auf das hier befmdliche Eichen eindringen konne, besonders wenn man nicht vergisst, dass alle diese Hiillen in diesem Augenblicke, wo das Eichen auszutreten im Begriff ist, bis auf ein Minimum verdiinnt sind. Es ist daher gewiss, dass die Eier schon im Eierstocke befruchtet werden kb'nnen, womit indessen die Moglichkeit ihrer Entwicklung im Eierslocke oder die Eierstock- 30 schwangerschaften noch durchaus nicht erwiesen sind, welche ich vielmehr selbst als auf unrichtigen urid ungenauen Beobachtungen ruhend betrachte. Ich bin auch jetzt weit entfernt, zu behaupten, dass die Befruchtung der Eier immer im Eierstock erfolge. Vielmehr glaube ich jetzt, wo ich weifs, dass die Eier selbst ohne Begattung und unabhangig von dem Einflusse des Saamens austreten kb'nnen, dass dieses nur sehr selten geschehen mag, indem die Eier in der Regel eher austreten werderi, als der Saamen Zeit hat, durch die Eileiter hindurch bis zum Eierstocke zu gelangen. Eier und Saamen werden sich daher in der That gewohnlich im Eileiter begeg- nen, und hier die Befruchtung erfolgen. Es fragt sich aber, ob dieses auch noch im Uterus geschehen kann, ob, wenn die Begattung auch erst dann erfolgt, wenn die Eier schon durch den ganzen Eileiter himlurch- gegangen sind, sie dann doch noch im Uterus befruchtet werden konnen? Ich glaube die- ses verneinen zu miissen; denn es ist gewiss, dass wenigstens bei Kaninchen und Hunden die ersten Erscheinungen der Entwicklung der Eier, welche doch dereri Befruchtung vor- aussetzen, schon im Eileiter stattfinden. Es beginnt, wie wir sehen werden, schon im Ei- leiter die Theilung des Dotters, und wenn diese auch, wie friihere Beobachtungen an Fro- schen, und meine eigenen bei Schweinen, zeigen, ohne Befruchtung beginnen kann, so setzt sie sich doch nie so weit und so regelmafsig fort, wie dieses nach erfolgter Be- fruchtung und immer im Eileiter der Fall ist. Ich habe bei alien Thieren, Kaninchen, Hunden und Schweinen auf das Entschiedenste gefunden, dass die Begattungslust immer ganzlich erloschen ist, wenn die Eier in dem Uterus anlangen. Man kann sicher darauf rechnen, dass, wenn eine Hiindin aufhort, sich belegen zu lassen, die Eier jetzt im unter- sten Ende des Eileiters oder oben im Uterus sind. Bei zwei Schweinen, bei welchen ich die Eier in der Spitze des Uterus ohne vorausgegangene Begattung fand, waren alle Erschei- nungen der Brunst selbst ganz vorubergegangen. (Vgl. Ann. des sc. nat. T. II. p. 134. 1844.) Aus Allem diesem ziehe ich folgendes Resultat: Die Befruchtung ha'ngt vor Allem von der Reife der Eier ab; wo aber diese reifen Eier befruchtet wer- den, von der Zeit der Begattung. Es kann diese erfolgen, wenn sich die Eier noch in dem Eierstocke befinden, geschieht aber wahrscheinlieh ge- wohnlich erst, nachdem sie bereits in den Eileiter eingetreten sind. In dem Uterus sind dagegen die Eier schwerlich mehr befruchtungs- f a h J g. Endlich wiederhole ich hier auch fur den Hund meine friihere Angabe, dass alle Eier, welche dieses Mai befruchtet werden sollen, zugleich oder doch in sehr kurzen Zwi- schenzeiten den Eierstock verlassen. Ich habe immer alle Eier dicht bei einander im Eileiter gefunden. Sind dieselben daher schon weiter in demselben vorgeriickt oder gar im Uterus, und man fmdet alsdann doch noch ein oder mehrere angeschwollene Graaf'sche Bla's- chen am Eierstocke, so sind diese dennoch nicht fur die diesmalige Befruchtung bestimmt, sondern wiirden sich wieder zuriickgebildet haben. Man hat auch dieses Verhaltniss friiher verkannt, und fehlerhafte Schliisse aus demselben gezogen. 31 Aus dem Mitgetheilten folgt zuletzt mit vollkommener Sicherheit, dass auch bei dem Hunde, wie bei dem Kaninchen, die Befruchtung nicht mit dem Augenblicke der Begattung zusammenfa'llt, sondern zwischen beiden eine langere oder kiirzere Zeit verstreicht, die bei Thieren verschiedener Art, und auch wohl einigermafsen bei verschiedenen Individuen, ver- schieden ist. Auch von dieser Seite verschwindet das Mystische der Befruchtung, welches in dem subjectiven Gefiihle bei der Begattung einen Anhalt fand. Durch die Begat- tung werden die beiderlei Zeugungsmaterien nur in die Verhaltnisse gebracht, in welchen eine Einwirkung beider auf einander moglich wird. Beide gehen diesem Ziele unabhangig von einander entgegen, und erreichen dasselbe unter den gewohnlichen Bedingungen inner- halb einer bestimmten Zeit, welche der Saamen zu seinem Vordringen in den Eileiter und der Begegnung mit dem Ei bedarf. Diese Bedingungen sind hochst wahrscheinlich mehr physikalischer als vitaler Natur, und beide Zeugungsmaterien verfolgen auch dann noch unabhangig von einander jede ihren Weg, wenn sie einander nicht erreichen konnen, ge- rade so wie wenn hierzu die Moglichkeit gegeben ist. Die Mystik der Zeugung zieht sich in weit entlegenere Gebiete zuriick, als von den mehr zufalligen Gefiihlen bei der Begat- tung beherrscht werden. Davon hatte schon eine vergleichende Beriicksichtigung der Zeu- gung und der Befruchtungserscheinungen, sowie die Erfolge kiinstlicher Befruchtung bei Insecten, Fischen, Froschen und selbst Saugethieren abhnlten konnen. Ich halte letztere iiberall fiir moglich, wenn es dabei nur sonst gelingt, die Integritat beider Zeugungsma- terien fiir sich zu erhalten. Drittes Kapitel. Von den Veranderungen des Hunde-Eies im Eileiter. Das Ei des Hundes ist bisher meiner Ueberzeugung nach nur von einem einzigen Beobachter in dem Eileiter gesehen worden, so wie dieses Stadium der Entwicklung der Saugethiereier bis zu meinen und Dr. Barry's neuesten Untersuchungen so gut wie unbe- kannt war; in welcher Beziehung ich auf meine Entwicklungsgeschichte der Saugethiere und des Menschen verweise. — Die Herren Prevost und Dumas sagen in ihrem ofters erw'ahnlen Memoire p. 123, es sei ihnen gegliickt, einmal bei einer Hiindin, acht Tage nach der Begattung, die Eier in den Hornern des Uterus und zugleich eins nur einige Linien von dem Pa- vilion in den Trompeten zu linden. Bei aller Achtung, welche ich vor der Arbeit dieser ausgezeichneten Beobachter besitze, kann ich dennoch nicht umhin, diese Beobachtung in Zweifel zu ziehen, und eine Tauschung in Betreff des in dem Eileiter befmdliehen Eies zu vermuthen. Sie beschreiben die in dem Uterus befmdliehen Eier als lJ/3 2 Millim. im Durchmesser haltende kleine durchsichtige Blaschen, so wie sie auch in der That zu einer gewissen Zeit im Uterus erscheinen; das noch im Eileiter befmdliche Blaschen wird nicht besonders beschrieben, scheint also diesen gleich gewesen zu sein. Allein die wirklichen noch im Eileiter und gar im Anfange desselben befmdliehen Eier sind von diesen im Uterus sehr bedeutend verschieden, und gleichen dagegen den Eierstockeiern so vollkommen, dass ein solcher Unterschied so genauen Beobachtern nicht nur viel zu sehr aufgefallen sein, sondern sie hochst wahrscheinlich auch bestimmter auf die Entdeckung der Eierstock- eier gefuhrt haben wiirde. Sodann wiirde ein gleichzeitiges Vorkommen von Eiern im Uterus und im Anfange der Eileiter in so verschiedener Beschaffenheit einen so verschie- denen Entwicklungsgang der einzelnen Eier bezeichnen, wie ich ihn nie unter beinah hun- dert Beobachtungen gefunden habe; einen Unterschied, der wenigstens acht Tage betragt. — Wenn ferner die genannten Beobachter p. 126 sagen: »Les ovules, que Ton rencontre dans les trompes, douze jours apres la copulation etc. « so steht hier offenbar »trompes« 33 statt " comes «, wie aus der ganzen Sache hervorgeht; und ich muss somit behaupten, dass die Herren Prevost und Dumas keine Eier im Eileiter gesehen haben. Dagegen hat dieselben Hr. v. Baer, und gerade bei dem Hunde, unzweifelhaft in zwei Beobachtungen im Eileiter aufgefunden, und ihre Beschaffenheit ganz genau angege- ben, vorziiglich in seiner Epistola p. 11, wo seine Worte lauten: »Canem emi in quo corpora lutea valde hianlia, nullum ovum in utero, in tubis vero corpuscula albo-flave- scentia inveni punctiformia. Ilia nunc fusius describam. Medium tenet globulus sub micro- scopio penitus opacus, superficie non laevi et aequali sed granulosa; totus enim globulus e granulis constat dense stipatis, membrana cingente vix conspicua. Globulum circumdat, iri- terjacente spatio pellucido arcto, peripheria quaedam, stratu tenui granulorum minimorum obtecta Mira est ovorum nostrorum parvitas. Quae sub microscopic metitus sum, V15 Lineae partem tantum diametro explebant. etc." — Die hierzu Fig. Ill* bei SOmaliger Vergrofserung gegeberie Abbildung eines solchen Eichens la'sst kaum daran zweifeln, dass der Dotter in mehrere Theile zerlegt war. Er giebt ferner in seiner Entwicklungsgeschichte II. p. 183 an, dass der Discus proligerus des Eichens sich wahrend dessen Durchgangs durch den Eileiter auflockere und verschwinde, und das Ei sich dabei etwas vergro- fsere. — Ich habe bei 19 Hiindinnen iiber 100 Eier in den Eileitern auf jedem Stadium ihres Aufenthaltes daselbst untersucht. Die Eier des Hundes sind daselbst verhaltnissmafsig leicht aufzufmden. wie auch schon v. Baer bemerkt hat. Da sie namlich einen sehr dich- ten Dotter besilzen, und iiberdem bis an das Ende des Eileiters immer noch wenigstens von Ueberresten des Discus proligerus umgeben sind, so erscheinen sie als kleine auch dem unbewaffneten Auge erkennbare weifse Piinktchen, die man, wenn man sie einmal kennt, leicht zwischen den Fallen der Schleimhaut des Eileiters auffmden kann. Indessen 1st immer grofse Sorglalt und Aufmerksamkeit erforderlich. Ich praparire den Eileiter vorsichtig mit Scheere und Messer aus seinem Bauchfelliiberzuge heraus, so dass alle Win- dungen ausgeglichen sind. Dann befestige ich ihn mit Nadeln auf einer rothen oder schwarzen Wachstafel; schneide ihn hierauf mit einer feinen Scheere vorsichtig auf, und durchsuche nun bei giinstiger Beleuchtung alle Fallen des Eileiters, wobei es mir bis jetzl noch immer gegliickt isl, alle zu erwartenden Eier aufzufmden. Ich hole sodann die Eier vorsichtig mit einer Staarnadel aus dem Eileiter heraus und bringe sie zu einer schnellen ersten Betrachtung nur mit etwas Schleim des Eileiters auf ein Glasplattchen und unter das Mikroskop Dann ist aber ein Zusatz erforderlich, zu welchem ich Serum, Humor aqueus, Eiweifs mit Wasser und elwas Kochsalz versetzt, am besten fand. Wasser verandert das Ansehen und die Beschaffenheit der Eier schnell und sehr, so dass man schon deswe- gen nicht unter Wasser arbeiten darf, was aber auch aufserdem nicht zweckmafsig sein vviirde. Ich will nun in dem Folgenden zuerst diejonigen Beobachtungen und dasjenige von ihnen vorzugsweise mittheilen, durch welches besonders zu beachtende Punkte und Verhalt- nisse erlautert werden. 34 I. Am 3ten Januar 1840 untersuchte ich eine Hiindin, welche seit 24 Stunden zum ersten Male belegt war. Es fanderi sich auf der einen Seite zwei, auf der andern drei Graaf'sche Blaschen geoffnet. Vier der ausgetretenen Eier waren bereits in den Eileiter eingetreten und in demselben schon iiber 1 Zoll weit fortgeriickt, das fiinfte fand ich durch einen gliicklichen Zufall auf dem Eierstocke zwischen den Fimbrien des Eileiters. In der in der Tasche des Peritoneums um den Eierstock befindlichen Fliissigkeit konnte ich nur einen einzigen sich nicht mehr bewegenden Spermatozoiden auffmden, welchen ich Hrn. Tiedemann zeigte. An den Follikeln, aus welchen die Eier ausgetreten waren, war die kleine Oeffnung ganz deutlich zu erkennen; auch enthielten dieselben noch eine klare fadenziehende Fliissigkeit, obgleich die den gelben Korper bildenden Granulationen in dem Hintergrunde schon stark entwickelt waren. Das noch auf dem Eierstocke befindliche Ei hatte durchaus das Ansehen eines ganz reifen, noch in dem Eierstocke eingeschlossenen Eies (wie Fig. 4.) und namentlich waren die Zellen des Discus auch an ihm in kleine Cy- linderchen ausgezogen, die mit ihren Spitzen auf der Zona aufsafsen. Auch die vier in den Eileitern befindlichen Eier glichen noch vollkommen den Eierstockeiern , waren na- mentlich noch von dem Discus umgeben, nur war merkwiirdiger Weise jene Veranderung der Zellen in Cylinderchen bei alien vieren wieder verloren gegangen, und die Zellen hatten wieder ihr rundes Ansehen, nur dass sie unregelmafsiger begrenzt zu sein schienen (Fig. 7.). Der Dotter war in alien Eiern sehr dicht und dunkel, nicht bei alien ganz rund, sondern zeigte meistens eine Stelle, an welcher die Dottermasse ein wenig von der inneren Flache der Zona zuriickgewichen war. Bei vier dieser EJer suchte Jch vergeblich nach einem etwa noch vorhandenen Keimblaschen ; allein aus dem funften trat ein solches, als ich es unter der Loupe mit einer f einen Nadel spaltete, ganz deutlich mit seinem Keim- flecke heraus (Fig. 9.). II. Bei der Hiindin, bei welcher ich am llten Juni 1843 die Eier unmittelbar nach der ersten Begattung auf der linken Seite schon 2" in dem Eileiter, und 20 Stunden nachher auf der andern Seite noch weiter fortgeriickt, aber noch nicht mit dem Saamen in Beriih- rung fand, verhielten sich die Eier genau so, wie in dem eben beschriebenen Falle. Sie glichen durchaus den Eierstockeiern, auch brachte ich aus einem das Keimblachen ganz frei heraus, doch konnte ich an letzterem, trotz aller angewandten Miihe und Sorgfalt, keinen Keimfleck entdecken. Bei den anderen Eiern verhinderte ein ungliicklicher Zufall, dass ich sie so sorgfaltig untersuchen konnte, um iiber das Keimblaschen Sicherheit zu erhalten. Uebrigens enthielt der linke Eileiter fiiinf Eier und auch der rechte fiinf; von letzteren aber waren zwei ganz deutlich abortiv. Die Zona markirte sich an diesen nicht scharf und der Doiter wurde nur von einer unregelmafsigen Masse weniger Dotterkornchen ge- bildet. III. Ganz iihnlich wie in diesem Falle verhielten sich auch die EJer bei einer Hiindin, welche seit 20 Stunden belegt war, die sich aber schon fast in der Mitte der Eileiter befanden, am 2ten Juni 1840. Von fiinf, welche sich auch hier vorfanden, konnte ich ebenfalls nur bei einem unter dem Compressorium ein noch in ihm enthaltenes Keimblaschen entdecken. 35 IV. Am 4ten Marz 1842 schnitt ich einer lebenden Hiindin, welche seit 20 Stunden belegt sein sollte, den linken Eierstock und Eileiter aus. Die Wunde machte ich in der Seite immer durch die Sehnen der Bauchmuskeln durchschneidend, und schloss dieselbe nachher durch die Naht. Der Eierstock zeigte fiinf noch nicht stark hervorragende Cor- pora lutea, an deren Spitze eine kleine Oeffnung, welche wasserhell aussah, zu bemerken war. Alle fiinf Eier fanden sich 2", 5'" von dem Infundibulum dicht bei einander in dem Eileiter. Alle glichen durchaus den reifen Eierstockeiern und hatten einen Discus proligerus von runden Zellen um sich, in welchem sie 0,0078 — 0,0086 P. Z mafsen (Fig. 7.). Der Dotter fiillte bei alien die Zona vollig aus, und hatte ziemlich iibereinstim- mend einen Durchmesser von 0,0047 P. Z. Durch aufserst vorsichtiges Oeffnen dieser Eier mittelst einer feinen Nadel und Anwendung eines gelinden Druckes gelang es mir, aus dreien dieser Eier das Keimblaschen mit seinem Flecke darzustellen (Fig. 9.). Jenes mafs 0,0014 P. Z., dieser 0,0007, war etwas oval, blass gelblich schimmernd, granulirt. Eine Einschniirung an diesem Kerne, oder ein zweites Blachen in dem Keimblaschen oder Dotter konnte ich nicht bemerken. Sechs Stunden spa'ter liefs ich die Hiindin todten und uutersuchte nun auch den Eier- stock und Eileiter der rechten Seite. Hier fanden sicb auch noch zwei Eier 1", 10'" vom Infundibulum, aber denen vom Morgen ganz gleich. Sie waren nur etwas weniges grofser und mafsen im Discus 0,0082 und 0,0093 P. Z., in dem Dotter 0,0050 und 0,0049 P. Z. Auch aus diesen gelang es mir, ein dem Keimblaschen durchaus ahnliches Blaschen mit einem Kerne herauszubringen. Bei einem dieser Eier (Fig. 8.) war der Dotter auf eine auffallende Weise von der inneren Fla'che der Zona zuriickgewichen ; doch konnte ich in diesem Zwischenraume nichts weiter bemerken. V. Ganz ahnlich wie diese Eier fand ich die einer Hiindin, welche ich am 3 ten Marz 1838, genau 36 Stunden nach der ersten Begattung todtete. Es waren ihrer fiinf, welche in dem Durchmesser des Discus 0,0095 — 0,0100 P. Z., in dem des Dotters 0,0049 — 0,0059 P. Z. mafsen, doch waren bei dieser Hiindin auch die reiferen Eierstockeier grofser als gewohnlich. Ein Keimblaschen gelang mir damals nicht in diesen Eiern zu fmden, doch bemerkte ich schon damals, dass die Dotterkornchen dieser Eier inniger an ein- ander halten als bei Eierstockeiern. Wenn man letztere in einem Tropfen Wasser mit einer INadel offnet, so fliefsen die Dotterkorner meist sogleich aus und zerstreuen sich in dem \Yasser. Bei Eiern dieses Stadiums aus dem Eileiter erfolgt dieses meistens nicht, sondern die Dotterkornchen haften in Segmenten an einander und losen sich erst allmalig bei Einwirkung des Wassers von einander, zum Beweise, dass also wohl bereits Mischungs- veranderungen in dem Dotter stattfinden. VI. Auch bei einer Hiindin, die ich im April 1838 untersuchte und von der ich weiter nichts wusste, als dass sie sich noch Tages zuvor hatte belegen lassen und dann erschlagen worden war, fand ich die sechs Eier noch in der oberen Halfte des Eileiters und in ganz ahnlicher Beschaffenheit. Auch an den Corporibus luteis war noch eine kleine Oeffnung deutlich zu bemerken. Ein Keimblaschen fand ich nicht. — 5* 36 VII. Ebenso ging es mir bei einer kleinen Hiinclin, welche sich am 6ten Marz 1843 rait dem Stricke, an welchem sie festgebunden war, strangulirt hatte. Ich wusste von ihr auch nur, dass sie sich Tages zuvor noch hatte belegen lassen. Nur der linke Eierstock zeigte drei gelbe Korper nnd die drei Eier waren etwas iiber die Mitte des Eileiters her- ausgeriickt. Auch sie hatten noch immer den Discus, in welchem zwei 0,0089 und 0,0090 P. Z., das dritte, bei welchem er schon abzunehmen angefangen, 0,0078 P. Z. mafsen. Der Durchmesser des Dotters betrug 0,0050, 0,0053 und 0,0054 P. Z. Bei keinem dieser Eier bildete derselbe eine vollkommen runde Masse, sondern war iiberall un- regelmafsig von der Innenflache der Zona zuriickgewichen, so dass er dieselbe nicht ganz ausfiillte (Fig. 10.). Bei zweien derselben glaubte ich in einem der Ausschnitte der Dot- terkugel ein oder zwei blasse Kornchen oder Blaschen zu sehen, allein die Zellen des Discus hinderten eine genaue und scharfe Beobachtung. Nach vorsichtiger Erb'ffnung der Eier mit einer feinen Nadel und Anbringung eines sanften Druckes konnte ich weder ein solches, noch auch ein dem Keimblaschen ahnliches Blaschen in der ausfliefsenden Dotter- masse erkennen. VIII. Auf einem ahnlichen Stadium befanden sich auch die Eier einer Hiindin in der Mitte des Eileiters, welche ich am 18ten Mai 1838 untersuchte. Auch hier waren die Eier noch den Eierstockeiern sehr ahnlich, aufser dass der Dotter das Innere der Zona nicht mehr ganz anfiillte und ich kein Keimblaschen mehr fmden konnte. Nur machte ich hier eine sehr auffallende Beobachtung riicksichtlich der Zeitverhaltnisse. Ich kaufte diese noch junge und zum ersten Male briinstige Hiindin von Leuten in meiner Nachbarschaft, wo ich bemerkt hatte, dass sie sich belegen lassen. Als ich sie erhielt, liefs sie den Hund nicht mehr zu, obgleich dieser ihr noch heftig zusetzte, gerade so wie dieses meist nach acht Tagen nach der ersten Begattung der Fall ist. Ich wollte Eier von drei Wochen haben und liefs also nun die Hiindin vom 3 — 18ten Mai einsperren. Mein Erstaunen war sehr grofs, als ich nach dieser langen Zeit die Corpora lutea noch wenig entwickelt, an ihrer Spitze noch eine kleine Oeffnung und die Eier erst in der Mitte der Eileiter fand. Ein Irrthum in der Beobachtung war hier nach alien obwaltenden Verhaltnissen nicht denkbar. — IX. Auch noch im Anfange des unteren Drittheiles des Eileiters fand ich bei einer Hiindin, am 31. December 1837, die sich nicht mehr belegen liefs, obgleich ihr die Hunde noch nachstellten, die Eier den Eierstockeiern noch sehr ahnlich, nur etwas grofser. Sie mafsen, 0,0102 — 0,0109 P. Z. im Durchmesser des Discus, der Dotter 0,0052—0,0063 P. Z., doch mafsen auch die Eierstockeier hier im Discus gegen 0,0100 P. Z. Aus einem der fiinf Eier sah ich hier wieder ein dem Keimblaschen sehr ahnliches 0,0014 P. Z. mes- sendes Blaschen austreten. X . Bei einer Hiindin, die schon seit acht Tagen briinstig war (der ersten, bei welcher ich am lOten December 1837 fiinf Eier im Eileiter auffand), fanden sich die Eier im unteren Dritttheil der Eileiter, in der bis jetzt beschriebenen Beschaffenheit. Ich habe nur bemerkt, dass, als ich eins derselben unter dem Mikroskope mit einer feinen Nadel offnete, 37 ein wasserhelles Blaschen, aber nur halb so grofs als das Keimblaschen 0,0007 P. Z. im Durchmesser, mit einem Fleck oder Kerne, ausgetreten sei. Der Dotter zeigte sonst noch keine Veranderungen, als dass er an einer Stelle von der Zona zuriickgewichen war. X. Letzteres war auch das einzige Aut fallen dere, was ich bei fiinf Eiern einer Hiindin am 15ten Februar 1838 beobachtete, welche sich schon seit acht Tagen hatte belegen las- sen und deren Eier auch im unteren Dritttheil des Eileiters waren. Bei diesen bemiihte ich mich wieder vergebens, ein dem Keimblaschen gleiches oder ahnliches Blaschen im Dotter aufzufinden. XII. u. XIII. Genau ebenso verhielt es sich endlich auch noch mit drei Eiern einer Hiindin, die ich am Isten April 1839 untersuchte, und mit den acht Eiern einer andern Hiindin, am 12. Mai 1839, die wahrend der Zeit der Brunst erschossen worden war. Sie befanden sich in dem unteren Drittheil des Eileiters; immer waren sie noch von den kaum verminderten , sondern nur mehr unter einander verschmolzenen Zellen des Discus proligerus umgeben, und das einzige Auffallende an ihnen, dass der Dotter die Zona nicht mehr ganz ausPiillte und ich kein Keimblaschen mehr in ihnen entdecken konnte. XIV. Am 4ten October 1841 untersuchte ich eine Hiindin, von der ich nicht wusste, wenn sie zuerst belegt worden, die sich indessen Tages zuvor noch hatte belegen lassen. An dem rechten Eierstocke zeigten sich drei, an dem linken zwei ansehnlich grofse Corpora lutea, ohne eine Spur einer Oeffnung an ihnen, urid aufserdem fand sich am linken Eier- stocke noch ein sehr angeschwollenes, aber nicht geoffnetes Graaf'sches Blaschen. Alle fiinf Eier land ich auf beiden Seiten im Ende des Eileiters, V2 P. Z. von dessen Ostium uterinum. Alle zeigten noch ziemlich ansehnliche Reste des Discus proligerus um die Zona herum, doch waren dessen Zellen noch weit mehr als in den vorigen Beobachtungen mit einander verschmolzen, wie zusammengeflossen und offenbar abnehmend. Alle waren an ihrer Oberflache reichlich mit sich noch lebhaft bewegenden Spermatozoiden bedeckt, deren Bewegungen ich es auch zuschreiben musste, dass sich die ganzen Eier auf dem Object- trager schwankend rechts und Jinks bewegten, wobei sie sich indessen doch nach und nach fast um einen Quadranten herumdrehten. Es war kein anderes bewegendes Element in der Nahe, keine schwingenden Cilien des Epitheliums des Eileiters, und mit der Bewegung der Spermatozoiden horten auch die Bewegungen der Eier auf. Von den rotirenden Bewegungen, welche ich an den Dottern von Kanincheneiern im Eileiter gesehen habe, waren diese Bewegungen der ganzen Eier sehr verschieden. Dasjenige Ei auf der rechten Seite, welches am hochsten im Eileiter gegen den Eierstock zu zuriick war, war denen in den letzten Beobachtungen noch sehr ahnlich. Der Dotter bildete noch eine Masse, welche aber iiberall von der inneren Flache der Zona zuriickgewichen war und fast regelmafsig achteckig aussah (Fig. 10.). Bei den iibrigen vier Eiern war dagegen der Dotter auf das Regelmafsigste und Schonste in zwei Halften zerlegt, die etwas gegen einander abgeplattet waren (Fig. 11.). Es gelang mir damals nicht, weder in dem ersten, noch in diesen letz- ten Eiern, in dem Dotter und dessen Halften ein im Inneren derselben befindliches Blaschen oder Zelle zu entdecken, obgleich, wie aus dem Folgenden hervorgehen wird, unzweifelhaft 38 solche in den eirizelnen Dotterhalften vorhanden gewesen sein werden. Auch bemerkte ich nicht, dass neben den beiden Dotterhalften im Inneren der Zona noch etwas enthalten ge~ wesen ware. XV. Sonntag, am 6ten Marz 1842, schnitt ich einer lebenden Hiindin, die seit vier Tagen in meinem Besitze war und sich alle Tage hatte belegen lassen, den linken Eierstock, Eileiter und Uterus aus, warauf ich die Yaunde wieder durch die Naht schloss. Der Eierstock zeigte fiinf Corpora lutea und ich fand die fiinf Eier, eins 71/2'", die vier anderen dicht bei einander, 4'" von dem Ostium uterinum des Endes des Eileiters. Alle hatten nur noch schwache Spuren der Zellen des Discus proligerus um die Zona herum, und waren dagegen mil Sperm atozoiden bedeckt, die sich nicht mehr bewegten. Eins der Eier, welches in der Zona einen Durchmesser von 0,0062 P. Z. hatte, zeigte noch einen aus einer Masse bestehenden, aber weit blasseren Dotter als gewohnlich, so dass ich glaube, dieses war ein abortirendes Ei. Die vier iibrigen mafsen im Durchmesser der Zona ziem- lich iibereinstimmend 0,0068 P. Z., die Zona selbst war 0,0009 P. Z. dick, von diesen war bei einem der Dotter in zwei Halften zerlegt, bei den drei iibrigen (Fig. 13.) in vier Theile. Die letzteren boten sich gewohnlich dem Auge in einer solchen Lage dar, dass man nur drei Kugeln sah (Fig. 12.); beim Rollen dagegen und bei der Beleuchtung von oben (Fig. 13.*) erkannte man die vier Kugeln ganz deutlich. Bei alien vier Eiern fanden sich im Inneren der Zona neben den Dotterkugeln ein oder zwei gelblich schimmernde, meist schwach granulirte, gegen 0,0009 P. Z. messende Kornchen oder Blaschen. Wenn ich sodann eins dieser Eier sorgfaltig mit einer feinen Nadel offnete, und nun durch einen passenden Druck die Dotterkugeln aus der Zona austreten machte, so zeigte sich in der Mitte einer jederi derselben ein belles, das Licht sehr stark brechendes, ringsum vori den Dotterkb'rnchen umgebenes Blaschen, gegen 0,00055 P. Z. grofs, welches mir indessen nicht zu isoliren gelang, und an dem ich durchaus nichts W^eiteres, etwa noch einen Kern, erit- decken konnte. Am andern Morgen, 24 Stunden spater, liefs ich die Hiindin todten, und untersuchte nun noch den rechten Eierstock und Eileiter. Es fanden sich hier auch noch drei Corpora lutea und die drei Eier noch im Ende des Eileiters 3"' vom Ostium uterinum. Sie hat- ten kaum noch irgend eine bemerkbare Spur des Discus um sich, sondern die Zona war nur aufserlich granulirt, uneben und mit Spermatozoiden bedeckt. Der Durchmesser der Zona betrug ziemlich iibereinstimmend 0,0072 P. Z., die Dicke der Zona 0,0009 P. Z. In jedem Eie war der Dotter in mehr als acht Kugeln zerlegt 5 es schienen mir gegen zwolf zu sein, doch konnte ich sie, da sie sich mehrfach deckten, nicht mit Sicherheit zah- len. Die meisten derselben hatten einen Durchmesses von 0,0022 P. Z., sie waren aber nicht alle gleich grofs, auch nicht alle rund, sondern mannichfach gegen einander gedrangt. In einem der Eier (Fig. 14. u. 14.*) bemerkte ich im Inneren der Zona neben den grofse- ren Dotterkugeln zwei kleinere gelblich schimmernde Kiigelchen, die etwa 0,0003 P. Z. im Durchmesser besafsen, und in dem zweiten Eie ein ahnliches aber grofseres 0,0007 P. Z., und mehr korniges Kiigelchen. Auch hier offnete ich die Eier zuerst wieder mit einer 39 feinen Nadel und brachte sie dann unter das Compressorium. Bei Anwendung eines vor- sichtigen Druckes gelang es nun, die Kugeln aus der Zona austreten zu machen und mich dann auf das Bestimmteste zu uberzeugen, dass in jeder ein wasserhelles, das Licht sehr stark brechendes 0,0004 P. Z. grofses Bla'schen eingeschlossen war. Bei dem Eie, welches aufser den Dotterkugeln noch ein 0,0007 P. Z. grofses, gelbliches Ko'rnchen enthalten hatte, glaubte ich nun, als dieses austrat, mit Sicherheit erkennen zu konnen, dass dieses auch ein solches helles Bla'schen einschloss, welches von Dotterkornchen umgeben war. An die- sen inneren Bla'schen, obgleich es mir hier gelang, einige von den ihnen anhaftenden Dot- terkornchen ganz zu isoliren, erkannte ich abermals keinen weiteren Fleck oder Kern. XVI. Am lOten Mai 1843, Morgens 11 Uhr, schnitt ich einer kleinen lebenden Hiindin den Eierstock aus, welche sich noch zwei und drei Tage vorher, nicht aber den letzten Tag vorher mehr hatte belegen lassen. Der Eierstock zeigte nur ein Corpus luteum, und so fand ich denn auch nur ein Ei, 3'" vom Uterinende im Eileiter. Auf der Zona zeigten sich noch einige Spuren des Discus proligerus und zahlreiche sich nicht mehr be- wegende Spermatozoiden. Der Dotter des Eies war in vier Kugeln zerlegt, die so gelagert waren, dass man meist nur drei zugleich zu sehen bekam. Neben diesen Kugeln befand sich im Inneren der Zona noch ein kleines ganz helles Bla'schen ohne einen Kern. Auch hier 6'ffnete ich die Zona vorher mit einer Nadel und suchte nun unter dem Compresso- rium die Dotterkugeln aus derselben herauszudriicken; allein es gelang nicht, und so konnte ich es denn auch nur undeutlich dahin bringen, dass ich bei zunehmendem Drucke im In- neren der Kugeln wieder einen hellen Fleck zum Vorscheine kommen sah. Dreiundzwanzig Stunden darauf liefs ich die Hiindin todten. Der rechte Eierstock zeigte zwei Corpora lutea, und die zwei Eier befanden sich noch Jm Ende des Eileiters 2'" von dem Ostium uterinum. Von dem Discus proligerus war last nichts mehr zu be- merken, aber die ganze Zona mit Spermatozoiden besetzt. Der Dotter war in dem einen Eie in neun, in dem andern in zehn Kugeln zerlegt. Neben ihnen zeigte sich nichts wei- ter im Inneren der Zona. Auch hier ging es mir indessen, wie den Tag zuvor. Es wollte nach Oeffnung der Zona mit einer Nadel nicht gelingen, die Dotterkugeln so austreten zu machen und zu comprimiren, dass das in ihnen eingeschlossene Bla'schen deutlich isolirt zum Vorscheine kam, obgleich ihre Gegenwart sich hinreichend bestimmt durch einen hellen Fleck zu erkennen gab. XVII. Am 23sten December 1842, Morgens 10 Uhr, schnitt ich einer lebenden Hijndin den linken Eierstock und Eileiter aus, von welcher ich nur wusste, dass sie sich schon zwei I age vorher nicht mehr belegen liefs, obgleich die Vulva noch angeschwollen war und blutigen Schleim absonderte. Der Eierstock zeigte zwei Corpora lutea und beide Eier befanden sich im Ende des Eileiters 2'" vom Ostium uterinum. Sie hatten keinen Discus mehr, sondern auf der Zona zeigten sich nur einige Spermatozoiden. Der Dotter war in fiinf bis sieben Kugeln zerlegt, welche einen Durchmesser von 0,0025 P. Z be- safsen, sich aber so deckten, dass sie bei Beleuchtung von unten nicht deutlich zu unter- scheiden warer, zur Beleuchtung von oben war der Tag aber zu dunkel. 40 Vierundzwanzig Stunden sp'a'ter liefs ich die Hiindin lodten. Auch der rechte Eier- stock zeigte zwei Corpora lutea, allein die Eier waren noch immer im Eileiter und kaum weiter fortgeriickt. Auch glichen die Eier ganz denen von gestern, nur war die Theilung des Dotters weiter entwickelt und es schienen zwischen 16 — 32 Kugeln vorhanden zu sein. Ich konnte sie nicht genauer zahlen, weil durch Zufall das Mikroskop den Objecttra- ger beriihrte und die Eier beide sprengte. Allein dabei kameii die Kugeln sehr vortheil- haft zum Vorscheine (Fig. 17.). Einige, die irh mafs, hatten einen Durchmesser von 0,0018 P. Z. und in jeder erschien deutlich das innere wasserhelle, zarte Blaschen, an welchem ich aber wiederum, trotz aller Aufmerksamkeit, keinen weiteren Kern oder etwas dergleichen entdecken konnte. XVIII. Freitag, am 6ten August 1841, untersuchte ich eine Hiindin, welche nach den Angaben des Verkaufers am 28sten Juli zum ersten und Mittwoch, am 4ten August, vor meinen Augen zum letzten Male belegt worden, also seit neun Tagen befruchtet war. Die Eier waren noch in den Enden der Eileiter, 2'" vom Ostium uterinum, vier auf der rechten Seite dicht bei einander, eins auf der linken. Sie zeigteri kaum noch Ueberreste des zerflossenen Discus proligerus urn die Zona herum, auf derselben aber wieder zahl- zeiche Spermatozoiden. Der Durchmesser der fiinf Eier schwankte zwischen 0,0067 und 0,0080 P. Z. Die Dicke der Zona betrug 0,0009 P. Z. Der Dotter schien in alien fiinf Eiern in acht Kugeln zerlegt zu sein, die sich indessen auf verschiedene ^ eise deck- ten und daher nicht in jeder Lage alle zu sehen waren. Auch war der Durchmesser aller nicht ganz gleich und variirte zwischen 0,0017 und 0,0024 P. Z. Ein im Inneren der Kugeln enthaltenes Blaschen brachte ich nicht zur Ansicht, weil ich damals noch nicht darauf gekommen war, das Ei erst rait der Nadel zu 6'ffnen und dann zu pressen. Bei dem einfachen Pressen aber driicken sich die einzelnen Kugeln gewohnlich so gegen ein- ander und zusammen, dass man jenes Blaschen in ihrem Inneren nicht zu sehen be- kommt. XIX. Dienstag, am lOten Mai 1842, Morgens 10y2 Uhr schnitt ich einer lebenderi Hiindin den linken Eierstock, Eileiter und Uterus aus, welche sich Sonnabend, am SOsten April, zum ersten und den 8ten Mai zum letzten Male hatte belegen lassen, und daher seit zehn Tagen trachtig war. Ich fand nur ein Ei und zwar noch im Ende des Eileiters V/21" vom Ostium uterinum, und Fragmente eines zweiten, welches entweder beim Auf- schneiden des Eileiters verletzt worden, oder abortiv war. Das unverletzte hatte keinen Dis- cus mehr, doch war die aufsere Flache der Zona uneben und rait Spuren von Spermato- zoiden bedeckt. Es hatte einen Durchmesser von 0,0068 P- Z. und die Zona war 0,0010 P. Z. dick. Der Dotter war in Kugeln zerlegt, deren ich bei einer Ansicht neunzehn zahlte. Sie deckten sich aber so, dass sie bei durchfallendem Lichte nur wie eine dunkle Masse mit bogig ausgezackten Randern erschienen, und nur bei auffallendem Lichte die einzelnen Kugeln erkennbar waren (Fig. 15 u. Fig. 15*). Ich offnete die Zona mit der Nadel und behandelte das Ei nun unter dem Compressorium. Die Kugeln traten sehr schon aus. Die meisten hatten einen Durchmesser von 0,0014 P. Z. In jeder Kugel 41 bemerkte ich ferner wieder ein helles Blaschen ganz deutlich, erkunnte aber keinen Kern oder etwas der Art an demselben. \ierundzwanzig Stunden spater liefs ich die Hu'ndin tbdten. Der rechte Eierstock zeigte drei Corpora lutea; die drei Eier waren in den Uterus eingetreten und il/2 bis 2 Zoll in demselben nach abwarts geriickt. Sie erschienen dem unbewaffneten Auge noch immer als kleine weifse Piinktchen, waren aber doch etwas gewachsen, denn sie batten in der Zona einen Durchmesser von 0,0078 — 0,0083 P. Z. Aucb die Zona war dicker an- geschwollen und 0,0012 P. Z. dick, aber immer noch die einzige Hiille des Eies (Fig. 16.). Ich mafs zur Vergleichung ein, wie es schien, vollkommen entwickeltes Ei aus dem Eier- stocke, wenn gleich aus einem nur sehr kleinen Follikel. Es hatte in dem Durchmesser der Zona 0,0067 P. Z. und diese selbst war 0,0005 P. Z. dick, so dass also namentlich letztere ansehnlich aufgequollen war. Auch war sie sehr elastisch, wich dem Drucke der Nadel immer aus und liefs sich unter dem Compressorium ansehnlich ausdehnen, ehe sie riss. Der Dotter war in eine noch grb'fsere Zahl von Kugeln zerlegt als gestern, ich schatzte dieselbe auf wenigslens 32. Bei durchfallendem Lichte waren sie einzeln gar nicht zu erkennen, sondern der Dotter bildete eine dunkle, von kleinen Bogenlinien begrenzte Masse; bei auffallendem Lichte waren aber die einzelnen Kugeln bestimmt zu erkennen. Die ganze Kugelmasse fu'llte das Innere der Zona nicht vollstandig aus, und zwischen ihr und der Zona schien sich eine das Licht stark brechende Flussigkeitsschichte zu befmden, in welcher ich aber weiter nichts bemerkte. Nach Erb'ffnung der Zona mittelst der Nadel gelang es auch hier wieder, durch Druck die Kugeln isolirt aus derselben hervorzubringen. Sie waren kleiner als die gestrigen und mafsen 0,0010 P. Z. und in jeder karn das innere helle Blaschen 0,00035 P. Z. grofs bei zunehmendem Drucke zum Vorscheine. Auch an einem, welches mir ganz zu isoliren gelang, bemerkte ich keinen Kern. Aus dieser ansehnlichen Zahl von Beobachtungen geht nun Folgendes iiber die Ver- anderungen, welche die Eier des Hundes im Eileiter erfahren, hervor. 1. In dem grb'fsten Theile des Eileiters, namlich bis zu dessen unteren Drittel, gleicht das Ei noch aufserordentlich dem Eierstockeie. Die Zona ist noch umgeben von den Zellen des Discus proligerus und diese verminderri sich nur nach und nach, indem sie sich auflosen und unter einander zu verschmelzen scheinen. Das Ansehen, welches sie bei dem ganz reifen Eierslockeie besafsen, namlich ihre beginnende Entwicklung zur Faser, ist wieder verschwunden, sobald die Eier in den Eileiter eingetreten sind. Im Ende des Ei- leiters verschwinden diese Zelleniiberreste des Discus ganz und das Ei tritt mil seiner Zona ganz nackt in den Uterus. Auch die Zona pellucida ist unverandert, sie nimmt nur um Weniges an Durchmesser und Dicke zu. Der Dotter bildet in den oberen zwei Drittthei- len des Eileiters nur eine compacte Masse, welche auch jetzt nicht von einer besonderen Hiille aufser der Zona umgeben ist Seine Elemente scheinen sich indessen noch inniger unter einander zu vereinigen; daher und vielleicht auch durch geringe Ausdehnung der Zona fu'llt der Dotter die Zona nicht mehr ganz aus, sondern weicht unregelmafsig an 6 42 verschiedenen Stellen von der Zona zuriick, indem sich zwischen ihm und der Zona etwas Fliissigkeit ansammelt. In und an ihm selbst ist kein Zellenbau irgendwie zu be- merken. 2. Das Keimblaschen geht entschieden in manchen Fallen noch mil in den Eileiter iiber. Doch scheint dieses, schon nach dem im vorigen Kapitel Mitgetheilten, nicht immer der Fall zu sein, und endlich fmdet es sich iiber die Mitte des Eileiters hinaus nie raehr. Es lost sich also bei Saugethieren, wie bei alien anderen bis jetzt bekannten Thieren, jedes- mal auf, ehe die ersten eigentlichen Entwicklungsvorgange in dem Eie beginnen. In die- ser Hinsicht muss ich fur den Hund ebenso entschieden den Angaben des Dr. Barry widersprechen , wie ich dieses fur das Kaninchen gethan habe. Was den Keimfleck be- trifft, so haben mir meine Beobachtungen iiber denselben auch beim Hunde kein entschie- denes Resultat gegeben. Ich habe es in meiner Entwicklungsgeschichte des Kanincheneies nach Analogic einiger vorausgegangenen Beobachtungen bei Alytes durch Hrn. Dr. Vogt und bei Strongylus auricularis und Ascaris acuminata durch Bagge fur wahrscheinlich er- achtet, dass nach Auflosung des Keimblaschens der Keimfleck persistire, und vielleicht eine weitere Entwicklung zu einem Blaschen erfahre. Hr. Dr. Vogt hat mir neuerdings schrift- lich mitgetheilt, dass er nach erneuerten Beobachtungen bei Alytes bei seiner friiheren Aus- sage verbleibe, dass die mehrfachen Keimflecke des Keimblaschens dieses Thieres selbst Zellen seien, welche persistirten und spater die Centralblaschen der Dotterkugeln der Rin- denschichte des Dotters bilden. Hr. Dr. Kolliker in Zurich hat dagegen neuerdings (M tiller's Archiv. 1843, I. u. II.) bei mehreren wirbellosen Thieren das Verschwinden des Keimfleckes noch vor dem Keimblaschen bestimmt beobachtet, und ist daher der Ansicht, dass er sich uberall auflose. Alle meine angewendete Mtihe, tiber diesen Punkt bestimmt in's Reine zu kommen, war auch bei dem Hunde vergebens; doch habe ich oben zwei Beobachtungen mitgetheilt, in welchen es mir bei aller Aufmerksamkeit unmb'glich war, in dem, wenn schon ganz isolirten Keimblaschen den Keimfleck noch zu bemerken. Hrn. Dr. Vogt's Angabe enthalt einen aus der Aehnlichkeit zweier Gebilde gezogenen Schluss. Ich wage es daher jetzt nicht mehr, mich seiner und Bagge's Angabe anzuschliefsen , halte die Persistenz des Keimfleckes und seine Bedeutung fur die weitere Entwicklung fur pro- blematisch, und kann nur wunschen, dass andere Beobachter durch Beobachtung zu grofserer Sicherheit tiber diesen wichtigen Punkt gelangen mogen. 3. In dem unteren Endstucke des Eileiters beginnt auch in dem Hundeeie jener merkwiirdige Theilungsprocess des Dotters, welcher nun schon bei so vielen Thieren, und wie ich glaube behaupten zu diirfen, von mir zuerst auch bei dem Dotter des Sauge- thiereies ist entdeckt worden. Ich glaube die Concurrenz des Hrn. Dr. Barry in diesem Punkte zuruckweisen zu konnen, da ich nicht nur vor ihm im Jahre 1838 denselben be- reits 6'ffentlich bekannt machte, sondern Hr. Dr. Barry selbst das von ihm Gesehene und Abgebildete ganz verkannte, indem er die durch die Dottertheilung entstandenen Kugeln 43 fur Tochterzellen der Keimzelle erklart. In meiner Entwicklungsgeschichte des Kaninchen- eies habe ich mich S. 64 — 79 ausfiihrlich iiber diesen Theilungsprocess des Dotters und iiber Alles, was bis dahin iiber denselben bekannt gemacht worden war, ausgesprochen. Ich kann mich daher jetzt in Beziehung auf den Hund auf Folgendes beschranken. Auch bei dem Hunde scheint dieser Theilungsprocess in einer arithmetischen Progres- sion rait dem Factor zwei fortzuschreiten , obgleich die Zerlegung der vorausgehenden Ku- geln jede in zwei andere nicht zugleich in der ganzen Masse eintritt. In dem Hundeeie sind am Ende des Eileiters zwischen 16 und 32 Kugeln. Diese Kugeln sind keine Zelien, d. h. die sie bildenden Agglomerate von Dotterkorn- chen sind von keiner noch so feinen Membran oder Hiille umgeben, sondern sie werden nur durch das Zusammenkleben der Dotterkb'rnchen durch ein Bindemittel gebildet. Bei dem Hunde, dessen Dotter weit entschiedener kornig gebildet ist, als der Dotter des Ka- nincheneies, ist schon die directe Beobachtung im Stande, hieriiber grofsere Sicherheit zu geben. Man kann die den Rand der Kugel bildenden Kb'rnchen, von keiner Hiille umge- ben, ganz entschieden vortreten sehen. Lasst man die Kugeln aus der Zona auslreten und bringt einen Druck auf sie an, so sieht man sie sich allmalig ausbreiten und zerquetscht werden, nicht aber plolzlich mil einem Rucke zerspringen. Setzt man einen Tropfen W^as- ser oder andere Fliissigkeiten zu, so zertheilen sie sich in demselben allmalig, sie quillen auf, die Kugeln verlieren ihre scharfen Contouren, und die Dotterkorner fliefsen auseinan- der. Alle diese Operationen habe ich so oft wiederholt, dass ich meiner Sache ganz sicher bin, wenn ich die Zellennatur dieser Bildungen bestreite. Auch ist mir Hr. Dr. Kolliker neuerdings entschieden beigetreten, und an den Eiern von Froschen und den lebendig ge- barenden Entozoen, kann Jeder mil Leichtigkeit die Sache priifen. In Beziehung auf den Hauptgrund, welcher von Dr. Bergmann und Reichert fur die Zellennatur der Kugeln des Froschdolters geltend gemacht wurde, dass namlich bei Beriihrung der Kugel mit Wasser die Zellenmembran durch Endosmose erhoben und so deutlich werde, will ich folgende Beobachtung bekannt machen, die ich auch aufserdem fur die Zellenlehre fiir in- teressant halte. Ich wollte im vorigen Friihjahre diese Dotterkugeln abermals studiren und hatte mir deshalb Frosche, in der Copula begriffen, verschafft. Am 25sten Marz 1843, Morgens, halte einer derselben gelaicht, aber es zeigte sich bald, dass die Eier nicht befruchtet wa- ren, das Mannchen hatte seinen Saamen nicht ergossen und die Tlieilung blieb ans. Schon ehe dieses entschieden war, fing ich an die Eier zu untersuchen, um Dr. Vogt's Keimfleckzelleri in der Rindenschichte des Dotters zu suchen. Hierbei machte ich folgende Beobachtung. Wenn ich ein Ei mit einem Tropfen Wasser unter dem Compressoriiim so vorsich- tig und allmalig zerdriickte, dass der Dotter mit einem scharfen Rande, ohne Zerstreuung der Dotterelemente sich ganz langsam in dem Wrasser ausbreilete und so mit demselben in Beriihrung trat, so sah ich nach einiger Zeit, wie sich von diesem Rande aufserst zarte Segmente von durchsichtigen Blaschen erhoben, welche nur durch Jhre Contour und durch die verschiedene Brechung des Lichtes erkennbar waren. Dieselben wuchsen allmalig, tra- ten inimer mehr iiber den dunklen Rand der Dottermasse heraus, und liefsen sich dann durch eine ganz gelinde Bewegung ganz als vollstandige Blaschen isoliren. Anfangs waren diese wasserhell und durchsichtig, allein allmalig fin gen sie an sich im Inneren zu triiben. Es bildete sich ein hochst feinkorniger Inhalt in ihnen, der bis auf eirien gewissen Grad irnnier mehr zunahni, so dass dieselbcn undurchsichtig wurden. Kamen diese Zellen mit im Wasser umherschwimmenden Dotterelementen in Beruhrung, so setzten sich diese auf die Zelle nach und nach rund herum an, bedeckten die helle Zelle allmalig ganz und es ent- standen verschieden grofse Kugeln von Dotterelementen, die in ihrem Inneren eins der friilier entslandenen hellen Blaschen einschlossen. Ich hatle hier gewissermafsen die Bil- dung der Dotterkugeln, wie sie immer Folge der Entwicklung des Eies sind, auf eine unvoll- kommene Weise unmiltelbar vor Augen. Offenbar entstanden die hellen Blaschen durch die Beruhrung; des Dotters mit dem "Wasser. Wie? wodurch? vermag ich nicht anzuge- ben, obgleich ich abermals lebhaft an die Unlersuchungen des Hrn. Dr. Ascherson u'ber Zellenbildung bei Beruhrung von Proteinverbindungen mit Felt erinnert wurde. Jedenfalls aber ist die Erscheinung, welche man beobachtet, wenn die Dotterk.igeln des sich entwickelnden Froscheies mit Wasser in Beruhrung kommen und die man als Erhebung einer Zellenmembran durch Endosmose gedeutet hat, ganz dieselbe. Schon friiher habe ich auch auf diese Quelle jener Beobachtung hingedeutet, Miiller's Archiv. 1840, S. 110. Bei den Kugeln des Dotters des Saugethiereies habe ich ubrigens diese Wirkung des \Vassers nie gesehen. In dem Inneren einer jeden Dotterkugel ist auch bei dem Hundeeie ein sehr zartes, das Licht sehr stark brechendes Blaschen enthalten Es ist schwer, sich von der Existenz desselben zu iiberzeugen. Durch die Dotterkorner schimmert es hier noch weniger durch, als bei dem Kanincheneie. Durch einfaches Pressen des Eies gelingt es auch selten, sie zur Beobachtung zu bringen. Ich fand es am besten, die Zona zuerst mittelst einer feinen Nadel zu 6'ffnen. Oft treten dann schon von selbst die Dotterkugeln aus, oder man be- wirkt dieses durch einen gelinden Druck. Dann kann man die Kugeln einzeln beobachten und durch einen fortgesetzten sanften Druck das helle Centralblaschen sichtbar machen, ja es gelang mir oTter, dann durch sanfte Bewegungen der Compressoriumglaser iibereinander, das helle Blaschen fast ganz von den Dotterkornern zu isoliren. Hr. Dr. Kolliker giebt neuerdings (Miiller's Archiv. 1843.) an, dass er sich an den Dotterkugeln mehrerer En- tozoeneier auf das Bestimmteste iiberzeugt habe, dass hier diese Centralblaschen einen Kern besafsen. Dasselbe fand er zuletzt bei den Eiern von Helix pomatia, einem Cucullanus der Blindschleiche und bei dem Frosche (Entwicklungsgeschichte der Cephalopoden Zurich 1844, S. 121.). Er betrachtet daher auch jene Blaschen geradczu als kernhaltige Embryonalzel- len. Die Beobachtungen des Hrn. Dr. Kolliker verdienen alles Zutrauen und ich halte sie fiir sehr zuverlassig. Allein Jch habe mich leider bis jetzt nicht von der Existenz solcher Kerne weder in den Blaschen der Furchungskugeln des Frosches noch des Hundes iiberzeugen konnen. Friiher war es mir nicht gelungen, diese Blaschen zu isoliren 5 allein fortgesetzte Uebung und Manipulation der Kugeln haben mich diese Isolation jetzt oft er- 45 reichen lassen. Ich habe die zarten Blaschen auf das Genaueste mit den besten Mikrosko- pen bei den verschiedensten Vergrofserungen untersucht und keine Kerne in ihnen beobach- ten konnen Friiher glaubte ich einmal fiir den Frosch Kolliker beitreten zu miissen; allein grofsere Genauigkeit und gliicklichere Isolation bat mich von dera Gegentheil vollkom- inen iiberzeugt. Ein aufserlich dem Blaschen aiihaftendes und besonders ein unter ihm liegendes Kornchen vermag sehr leicht eine Tauschung hervorzubringen, vorziiglicb da die Blaschen, wenn sie rein und isolirt sind, leicht an dem Glase anhaften. Je vollkommener aber die Isolation der Blaschen gelang, um so mehr iiberzeugte ich mich, dass kein solcher Kern in ihnen vorhanden war. Auch bei Hundeeiern habe ich endlich, aber hier immer nur im Anfange der Thei- lung, nicht vor derselben, neben den zwei, drei oder vier vorhandenen Dotterkugeln in der Zona noch ein oder zwei Blaschen oder Kornchen gesehen, wie bei dera Kanincheneie (Fig. 11, 12, 13 u. 14.). Sie waren verschieden grofs in den verschiedenen Eiern. Hr. Dr. Kolliker sah solche auch noch in den Eiern eiiier Doris vor der Theilung (I.e. S. 119.). Ich habe friiher die Ansicht aufgestellt, dass sie Nachkommen des Keimfleckes seien. Kol- liker ist dieser Ansicht insofern beigetreten, als er glaubt, sie seien Theile des zerfallenden und sich auflosenden Keimfleckes, nicht aber in dem Sinne, wie ich friiher dieses anzu- nehmen geneigt war. — Um namlich in diesen merkwiirdigen Theilungsprocess des Dotters einen mit den Beobachtungen vertraglichen Zusammenhang zu bringen, habe ich friiher in meinen beiden Schriften die Ansicht aufgestellt, dass nach der Befruchtung das Keimblaschen sich auflose und der Keimfleck frei werde; dieser sich in ein Blaschen urawandle, in welchem sodann eine Theilung eintrete, um seine beiden Nachkommen aber nur die Dotterkorner in zwei Massen sich gruppirten; dann jene beiden Blaschen sich abermals theilten, vvelcher Thei- lung auch eine neue Gruppirung der Dotterkorner folge u. s. f. Hr. Dr. Kolliker hat iiber den Yorgang eine andere Ansicht aufgestellt, welche bei seiner Beobachtung, dass jene Centralblaschen der Dotterkugeln kernhaltige Zellen sind, offenbar mehr mit dem, was wir sonst bis jetzt iiber Zellenbildung wissen, iibereinstimmt. Nach ihm losen sich, wie schon gesagt, vor der Theilung Keimblaschen und Keimfleck auf; im Inneren des Dotters entsteht nun aber eine neue kernhaltige Zelle, die erste Embryonalzelle. Aus dieser ent- wickeln sich durch endogene Zeugung zwei neue Zellen, welche Annahme dadurch unter- stiitzt wird, dass Kolliker einige Male zwei Kerne in einer solchen Zelle sah. Um diese zwei Zellen gruppirle sich dann, in Folge einer Attraction derselben auf die Dottermasse, dieselbe in zwei Kugeln. Jede von diesen eingeschlossenen Embryonalzellen erzeugt wieder zwei und wieder legen sich die Dotterelemente um jede kugelig an u. s. f. Ich wiinschte sehr, dass es mir durch Beobachtung eines oder zweier Kerne in den Centralblaschen der Dotlerkugeln moglich geworden ware, mich dieser sehr ansprechenden Ansicht anzuschlie- fsen, und werde ferner diesem Punkte die grb'fste Aufmerksamkeit schenken. Einstweilen aber muss ich widersprechen , da es mir nicht gelang, einen Kern in jenen Blaschen zu beobachten, so dass ich sie demnach auch nicht fiir Zellen gelten lassen kann. Diese 46 Blaschen spielen offenbar die Rolle der Kerne in diesen Kugeln, und es ist nicht zu be- zweifeln, dass von ihnen die Gruppirung der Dotterkornchen zu Kugeln durch eine Art von Attraction ausgeht. Allein wie sie sich vermehren und das immer weitere Zerfallen des Dotters in immer kleinere Kugeln bedingen, habe ich weder bei Froschen noch Saugethie- ren durch Beobacbtung zu ermitteln vermocht. Doch scheint mir der Annabme einer Thei- lung jener Blaschen Nichts positiv im \Vege zu stehen. — 4. An dem Dotter des Hundeeies habe ich bis jetzt zu keiner Zeit seiner Entwick- lung eine durch Cilien bewirkte Rotation entdecken konnen, wie ich eine solche an dem Eie des Kaninchens vor dem Beginne der Theilung gesehen habe. Die Umstande sind bier freilich auch nicht so giinstig, da man das Ei nicht im Eileiter selbst zur mikroskopischen Beobachtung bringen kann, da letzterer bei dem Hunde zu dick und undurchsichtig ist. Moglicher \Veise fehlen sie indessen auch und fmden sich nur in niederen Saugethierord- nungen, wie bei den Nagern, und sind nur eine Erscheinung der Analogic mil einem be- deutungsvolleren Vorgange bei niederen Thieren. Dieses wird so lange zugegeben werden miissen, bis mehrere Beobachtungen vorhanden sind; allein ich muss gegen das Verfahren des Herrn Professor Re i chert protestiren, welcher diese meine Beobachtung neuer- dings zu verdachtigen sucht, weil sie sich nicht an andere Phanomene der Ciliarbewegun- gen anschliefsen la'sst (Beitrage zur Kenntniss des Zustandes der heutigen Entwicklungs- geschichte. Berlin 1843, S. 6.). Wenn indessen schon jene von mir beobachteten Cilien aufserordentlich fein waren, wenn sie schon nicht auf einer hautigen oder Zellenlage stan- den, so muss ich dennoch jene Rotationen als ein Factum einer an vier Eiern gemachten Beobachtung behaupten, fur die ich meine Befahigung zu unbefangenen Beobachlungen iiberhaupt einsetze. 5. Das Ei des Hundes erhalt wahrend seines Durchganges durch den Eileiter kein Eiweifs umgebildet; die Zellen des Discus verschwinden, werden aber nicht durch Eiweifs ersetzt. Diese bemerkenswerthe Verschiedenheit von dem Kanincheneie ist ganz sicher. Sie giebt ein anderes Beispiel einer Analogic bei einer niedereren Saugethierordnung mil Vogeln, Amphibien, Fischen etc., die in den hb'heren Ordnungen fehlen kann, und daher keine wesentliche Bedeutung in Beziehung auf andere ubereinstimmende Erscheinungen besitzt. 6. Ueber die Zeit, welche das Hundeei zu seinem Durchgange durch den Eileiter bedarf, kann nach dem oben iiber seinen Austritt aus dem Eierstocke Bemerkten nichts Sicheres ausgesagt werden. Dennoch habe ich nie vor dem achten Tage nach der von mir mit Sicherheit beobachteten ersten Begattung die Eier in dem Uterus gesehen, wohl aber noch spater noch in dem Eileiter. Auch darf man nie die Eier schon im Uterus erwarten, so lange die Hiindin sich noch belegen la'sst. Dieses geschieht meist schon dann nicht mehr, wenn sie noch mehrere Linien well vom Ostium uterinum sind. Es ist ferner 47 gewiss, (lass sie die erste Halite des Eileiters rasch durchwandern in Zeit von mehreren Stunden, dagegen verweilen sie in dem Ende des Eileiters sehr lange. Hier bedarf auch die fortschreitende Theilung einer viel langeren Zeit als bei dem Kanincheneie, indem ich dieselbe zweimal in 24 Stunden nur um eine Stufet fortgeschritten fand. 7. Fur die bewegenden Krafte des Eies im Eileiter halte ich die Schwingungen der Cilien des Epitheliums der Eileiter und die Contractionen des Eileiters selbst. Viertes Kapitel. Das Ei des Hundes im Uterus bis zum Auftreten des Embryo. Am achten Tage nach der Begattung, wie sie glauben, fanden die Herren Prevost und Dumas zuerst die Eichen des Hundes und zwar bereits im Uterus. Ihre Beschrei- bung derselben ist folgende (1. c. p. 142.). »Ce qu'il y a sans doute de plus remarquable dans ces ovules, c'est leur petitesse. — 11s ont au plus un millimetre et demi ou deux millimetres (13/20 — iVs P- L.) de diametre. - - Us sont entierement libres, ne presentent point d'adherence avec les parois des cornes et Ton peut les enlever sur la lame d'un scalpel, puis les deposer dans un verre a montre rempli d'eau, pour les examiner plus facilement. — Grossis trente fois et vus par transparence, ces ovules paraissent sous une forme ellipsoide et semblent composes d'une membrane d'enveloppe unique et mince, dans I'interieur de laquelle est contenu un liquide transparent. A la partie superieure de 1'ovule on remarque une espece d'ecusson cotonneux, plus epais et marque d'un grand nombre de petits ma- melons. Yers 1'une des extremites de celui-ci, on observe une tache blanche, opaque, circu- laire, qui ressemble beaucoup a une cicatricule. On est egalement frappe d'un rapport ge- neral de ressernblance entre 1'ecusson lui meme et la membrane caduque." Die nachsten Eier, welche sie sahen, schatzten sie vom zwolften Tage nach der Begattung. In diesen erkannten sie schon die erste Spur des Embryo, daher von Jhnen spater. - Hr. v. Baer land bei einer Hiindin, iiber deren Zeit er nichts angiebt, die Eichen im Uterus Vs P. L. grofs. Eins derselben befand sich dicht an dem Ostium uterinum des Eileiters, erschien dem Auge als ein weifses Punktchen und unter dem Mikroskop als eine dunkle Kugel, umgeben von einem hellen Ringe. Er zweifelt zwar, ob dieses ein Ei war; indessen war es ein solches ganz sicher, wie weiter unten meine Beschreibung der eben in den Uterus eingetretenen Eier beweisen wird. Die anderen Eier waren schon durchsichti- ger und bestanden aus zwei in einander eingeschlossenen Blaschen, von denen das aufsere glatt und durchsichtig, das innere, kleine aus kleinen Haufchen von Kornchen bestehende dunkle Flecken und an einer Stelle eine dunklere Masse zeigte. Sie waren iibrigens iiber- 49 einstimmend mit den Eiern einer andern Beobachtung, welche J/2 P- !•. im Durch- messer batten, etwas iiber vierzebn Tage alt waren und welche v. Bae'r ganz genau beschreibt. Diese waren vollkoramen durchsichtig, ganz frei im Uterus, nicbt ganz rund, sondern etwas liinglich. Sie schienen nur aus einer Membran zu besteben. Sobald sie aber mit Wasser in Beriihrung kamen, trennten sich eine aufsere und eine innere Hiille von einander, von welcben die innere in der aufseren inimer mehr zusammensank. v. Baer erkla'rt diese Erscbeinung ricbtig durch die Endosmose und Exosmose. Die aufsere Hiille, welche, er Membrana corticalis nennt, erschien durchsicbtig, aber aufsen mit kleinen halbdurchsichtigen Ko'rnchen besetzt, welche v. Baer fur den ersten Anfang der Zotten des Chorions halt. Das innere Blaschen gewahrte unter der Linse, so lange es noch tur- gescirte, einen sebr schb'nen Ariblick. "Annulis enim vel sphaerulis, centre pellucido peri- pheria obscuriori, praedita videtur. Quae maculae, si majori microscopii vi subjiciuntur, aliam exhibent formam ac si metamorphosin passae essent. Sunt enim nee sphaerulae nee veri annuli, sed ex granulis potius constituunlur in orbes irregulares dispositis, unde sub minori visus angulo orbes continuos esse mentiuntur. Oculus microscopicis observationibus adsuetus facile cognoscit, has maculas non ipsi membranae esse innatas, sed ejus superficiei adhaerere internae. Major praeterea adest macula multo magis opaca , orbicularis fere. Qui accuratiori visu gaudet, earn nudis oculis uti punctulum albidum in ovo pellucido con- spicit.« Dieses innere Blaschen nannte dann v. Baer Membrana vitelli, den zuletzt genann- ten dunkeln Fleck Blastoderma, und hielt sie ftir gleicbbedeutend mit den so benannten Theilen des Vogeleies. Ueber die Bildung desselben spracb er sich folgendermafsen aus (1. c. p. 23.). »In uterum transmissum ovum citius accrescit majorem fluidi quantita- tem imbibens et inde cavum et pellucidum fit. Granula (vitelli) ad peripheriam magis ma- gisque recedunt et ex superficie sua materiam excernunt, ex qua cuticula tenuissima con- crescit, cujus superficiei internae granula adhaerent. Cuticula haec membrana vitelli est, et granula, de quibus agimus, granulis vilellinis avium respondent. Vis formativa a centro ad peripheriam agens, cum granula primitius ad peripheriam egerit, turn in quocunque granule massam densiorem ad peripheriam cogit, quo quodcunque granulum in orbem vertitur, gra- nula minora circa centrum pellucidum sistentem.« In seinem Commentar zu der Epistola in Heusinger's Zeitscbrift fiir organische Physik. Bd. II. 1828. beschreibt Hr. v. Baer die Eichen dieses Stadiums S. 168. und folgende, noch genauer. Hauplsachlich aber anderle er seine Ansicht iiber das innere Blaschen und den in demselben bemerkbaren dunkleren Fleck. Er hielt es namlich daselbst fiir wahrscheinlicher, dass nicht dieses innere Blaschen die Dotterhaut sei, sondern das au- fsere, also die friihere Zona pellucida. Das innere Blaschen betrachtete er jetzt als das Analogon der Keimhaut des Vogeleies, welche hier bei der Kleinheit des Saugethiereichens sogleich als Blaschen gestaltet erscbeine, wahrend sie bei dem Vogeleie erst allmalig den Dotter umwachst. Den dunkeln Fleck verglich er mit dem sogenannten Hiigel der Keim- schichte, oder dem Kerne des Hahnenlrittes nach Pander's Benennung, im Vogeleie, von welchem also die Bildung des Fruchtbofes und sodann des Embryo ausgebt. 7 50 In dem zweiten Bande seiner Entwicklungsgeschichte 1837. ist Hr. v. Baer dieser lelzten Ansicht treu geblieben, S. 184. Er fiigt nur noch hinzu, dass er gesehen zu haben glaube, wie jeder der kleineren Dotterkb'rnchen — Haufen in dem inneren Blaschen von einem sehr zarten Striche umgeben gewesen sei, als ob jedes Haufchen noch von einer gemeinschaftlichen Masse zusammengehalten wiirde. An letzterem Orte, S. 185 mid folgende, behandelt Hr. v. Baer dann noch die Frage, ob das Ei der Saugethiere auf diesem Stadium im Uterus Eiweifs umgebildet erhalte. Bei Schweinen und Schaafen glaubt er eine solche Umbildung Schritt vor Schritt verfolgt zu haben. Bei dem Hunde und Kaninchen gelang ihm dieses nicht (S. 187.), er glaubt aber dennoch, dass diese Differenz geringer sei, als es scheine. Sodann beschreibt Hr. v. Baer S. 189 die weitere Entwicklung des Eies bis zum Auftreten der ersten Spur des Embryo folgendermafsen : »Kaum ist der Dotter so weit verflussigt, dass er einige Durchsichtigkeit erlangt hat, so erkennt man auch schon, dass der sackformige Keim (dass innere Blaschen) sich in zwei sehr ungleiche Theile, einen kleineren mittleren, den Embryo (jener dunkle Fleck), und einen viel grb'fseren umgebenden, die Keimhaut, geschieden hat. Der Theil, welcher Embryo werden soil, ist anfangs kreis- fdrniig, bald wie ein Schild erhoben, verdickt und ganz durchsichtig, ohne weitere bemerk- liche Organisation und sehr friih kenntlich beim Hunde, sobald der Dotter genug verflus- sigt ist, um den Keira deutlich zu unterscheiden. Spa'ter wird er langlich und es bildet sich in ihm ein dunklerer Streifen. Dieser Streifen, der das eine Ende des Schildes fast er- reicht, vom andern aber bedeutend absteht, ist, wie der Erfolg lehrt, dem Primitivstrei- fen im Vogeleie analog. Er zeigt sich immer quer auf der Langenaxe des Eies und des Fruchthalters." Endlich bemerkt Hr. v. Baer auch noch S. 192 u. 208, dass sich der zum Embryo werdende Theil in zwei Blatter, ein animales und ein vegetatives spalte, wie bei dem Vogeleie. Indessen vermisst man eine genauere Angabe dieses Verhaltnisses, so dass es mehr aus der Analogic und Folge erschlossen, als unmittelbar beobachtet worden zu sein scheint. - Herr Coste hat auch iiber dieses Stadium der Entwicklung des Hundeeies wenig aus- zusagen gewusst. Er schliefst sich (Embryogenie comparee p. 401.) den Herren Prevost und Dumas an, nur unterscheidet er an dem Eichen zwei in einander geschlossene Blas- chen, deren aufseres er Membrane vitelline, das innere Membrane blastodermique nennt. Von der ersteren, welche die Zona pellucida des Eierstockeies ist, sagt er: On peut voir qu'elle est parsemee de petites taches qui sont probablement le resultat d'un produit ad- ventif. An einer Stelle der zweiten: On voit le premier grouppement des globules qui vont constituer la tache embryonnaire. Diese Tache embryonnaire ist nach ihm anfangs rund, dann elliptisch und dann guitarrenformig. Aufserdem stimmt auch er in die Klagen der Herren Prevost und Dumas sowie v. Baer's iiber die Verschiedenheit der Ent- wicklungsstufe bei verschiedenen Thieren zu derselben Zeit ein. — Prof. R. Wagner hat ebenfalls ein Eichen eines Hundes ans dieser Zeit beschrieben und abgebildet (Beitrage zur Geschichte der Zeugung und Entwicklung, S. 33, Tab. I. Fig. 8.). 51 Er erhielt dasselbe von Hrn. Prof. Gurlt in Berlin, der dessen Alter auf vierzehn Tage angab, und es hatte schon einige Tage in Weingeist gelegen. Es mafs ungefahr eine Linie und schon mil unbewaffnetem Auge sah man an ihm einen dunkeln Punkt. Es be- stand aus zwei Hauten, die aufsere war gleichmafsig, faltenlos, durchsichtig; die innere etwas abstehend von der aufseren, hier und da eingekerbt und gefaltet und mit zerstreuten dunkeln Punkten besaet, die sich als deutliche Kornchen zu erkennen gaben. Der Fleck zeigte sich als eine runde, flache, umschriebene dunkele Schicht, aber deutlich ein Aggregat von Kiigelchen, welches abgegrenzt ist und durchaus nicht verfliefst. Aufserdem theilt er mit, dass er bei Prof. Gurlt ein Eichen vom siebenzehnten Tage sah, welches eine birn- oder citronenformige Gestalt hatte und einen ovalen oder birnformigen Fruchthof. — Hausmann fand selbst dreiundzwanzig und vierundzwaiizig Tage nach der Befruch- tung noch keine Eier im Uterus, obwohl sie schon deutliche Anschwellungen an demselben bildeten. Er meint, dieses sei gerade die Zeit gewesen, wo das Ei sich zu bilden begon- nen!! (1. c. S. 72 u. 73.) Uebrigens sind Eichen aus dieser Zeit im Uterus noch von verschiedenen Schriftstel- lern bei anderen Thieren und selbst beim Menschen vielleicht gesehen worden. Es war dieses bis vor Kurzem das friihesle Stadium, auf welchem das Saugethierei bekannt war, und man stritt sich iiber die Bedeutung der beiden Blaschen, die natiirlich nicht entziffert werden konnte, so lange man ihren Ursprung und Bildung, sowie ihre fernere Beziehung zum Embryo nicht kannte. Ich glaube iiber beide in meinen friiheren Schriften schon vielfaltige Auskunft gegeben zu haben und in dem Folgenden noch ferner liefern zu kb'n- nen, obgleich die hier nach dem Stande unseres heutigen Wissens aufzuslellenden Forde- rungen noch auf grofse Schwierigkeiten stofsen, deren ganz geniigende Losung urn so wiin- schenswerther ist, da es sich hier um fundamental Erscheinungen organischer Bildung handelt, die man schwerlich anderswo so rein zu untersuchen Gelegenheit hat. — Ich theile auch hier zuerst meine Beobachtungen mit, welche die Zahl von 25, oftmals mit zwei Stadien, iiberschreiten und an mehr als 125 Eiern angestellt worden sind. In der letzten im vorigen Kapitel mitgetheilten Beobachtung vom lOten und llten Mai 1842 habe ich bereits angegeben, wie die am llten Mai oben im Uterus gefundenen Eier, welche den am lOten noch im Eileiter gelroffenen noch durchaus ahnlich waren, aus der von keinem Discus mehr, ebenso wenig aber auch von Eiweifs umgebenen Zona pellucida und dem in eine grofse Zahl von Kugeln zerlegten Dotler bestanden. XX. Montag, am 13ten Januar 1843, untersuchte ich eine Hiindin, welcher ich am 14ten August 1842 das eine cornu uteri ungefahr in der Mitte unterbunden hatte. Sie hatte sich am 3ten Januar 1843 zum ersten Male belegen lassen, als sie frei herum lief und ebenso alle die folgenden Tage bis zum 13ten. Ueber den Befund an der Seite, wo der Uterus unterbunden war, habe ich an einem andern Orte berichtet. In dem rechten, nicht unterbundenen Horn fand ich ein Ei oben in der Spitze desselben, eins etwa in der Mitte und ein drittes zwischen diesen beiden. Sie erschienen dem unbewaffneten Auge noch immer als kleine weifse Piinktchen und bestanden unter dem Mikroskope noch immer 7» 52 aus der Zona und dem eirie dunkele Masse bildenden Doiler. Der Durchmesser sowie die Dicke der Zona batten zugenommen. Ersterer betrug 0,0081 und 0,0090 P. Z., letzterer 0,0014 und 0,0013 bei zwei runden Eiern ; das dritte war ungewohnlich gestaltet, etwas eifdrmig. Der Dotter fiillte das Innere der Zona nicht ganz aus und mafs 0,0040 P. Z. Er scbien bei dem einen Eie (Fig. 19.) von einer gleichformigen dunkeln Masse gebildet zu sein; aber bei sehr genauer Beachtung erkannte man, dass er aus Kugeln zusammengesetzt war. Es schien dabei, als wenn diese Masse in der Mitte eine Hohlung umschlosse, daher die Mitte beller aussah, als die Peripberie. Bei dem zweiten Eie (Fig. 20.) bildete der Dotter auch eine solcbe runde dunkele Kugelmasse; allein mitten zwischen denselben macble sich ein kleiner, glanzend heller Fleck bemerkbar, um welchen herum die Dotterkornchen in dichlen Kreisen gestellt waren. Es scbien , als hatte sich hier eine der Dolterkugeln durch Aufnahme einer durchsichtigen Substanz expandirt, so dass das in ihr eingeschlos- sene belle Blaschen sichtbar geworden, um welches herum nun die Dolterkornchen gelagert waren. — Das dritte eiformige Ei hatte einen nicht ganz runden Dotter und neben ihm befanden sich in der Zona noch zwei einzelne Dotierkugeln, so dass ich nach dieser gan- zen Beschaffenheit dasselbe fur pathologisch hielt. XXI. Am 17ten Marz 1839 untersuchte ich eine Hu'ndin, von welcher ich bestimmt wusste, dass sie am 28sten Februar, also vor siebenzehn Tagen zum ersten und einige Male belegt worden war. Rechts zeigten sich ein, links zwei Corpora lutea. Die Eier waren links ganz oben im Uterus, rechts in der Miindung des Eileiters. Sie erschienen als kleine weifse Punkte und bestanden aus der von keinem Discus oder Eiweifs umgebenen Zona und einem dunkeln Dotter. Der Durchmesser in der Zona war 0,0082 und 0,0085 P. Z., die Dicke derselben 0,0009; der Durchmesser des Dolters 0,0047 P. Z., so dass er also das Innere der Zona nicht ganz ausfullte, auch war er nicht ganz rund. Leider erkannte ich damals die Zusammensetzung des Dotters aus einzelrien Kugeln nicht. Ich sah nur, wie, nachdem die Eier einige Zeit in Wasser gelegen, die Dottermasse aufquoll, die Dolter- kornchen aus einander wichen und dann das ganze Innere der Zona anfiillten. XXII. Am lOten Marz 1838 fand ich bei einer Hiindin, von welcher ich nur wusste, dass sie am 4len zum letzten Male belegt worden war, am rechten Eierstocke vier Corpora lutea und in dem Uterus vier Eier, oben in der Spitze desselben dicht bei einander. Der linke Eierstock hatle kein Corpus luteum und der Uterus enthiell auch kein Ei. Jene vier erschienen als kleine weifse Piinktchen und bestanden unter dem Mikroskope aus der Zona pellucida und dem dunkeln Dotter. Der Durchmesser jener war ziemlich constant bei alien vieren 0,0080 P. Z. Der Dotter fiillte die Zona iiicht aus; ich erkannte zwar da- mals, noch mit einem schlechten Instrumente ausgestatlet, die Zusammenselzung desselben aus einzelnen Kugeln nichl; der ausgezackte Piand der dunkeln Masse fu'hrte mich aber schon auf die bestimmte Vermuthung, dass der Dotter wie bei den Frb'schen gefurcht sein werde. Nach langerem Liegen in Wasser horte auch hier die scharfe Begrenzung des Dotters auf und er fiillte dann die Zona wieder ganz aus. XXIII. Genau ebenso verhielten sich auch vier Eier einer Hiindin, welche ich am 53 17ten Februar 1838 untersuchle, welche wahrscheinlich seit dera 2ten oder 3ten belegt und am 7len noch briinstig war. Audi hier bemerkte ich damals nur die unregelmafsige Contour der Dottermassen, ohne die einzelnen Kugeln zu erkennen. XXIV. Bei einer Hiindin am 5ten April 1840 dagegen, von welcher ich bestimmt erfuhr, dass sie seit 24 Tagen belegt war, fand ich vier Eier in den beiden Hornern des Uterus sehr weit entfernt von einander, so dass sie schon an ihren bleibenden Stellen an- gelangt zu sein schienen. Auch diese erschienen dem unhewaffneten Auge noch als kleine weifse Piinktchen; unter dem Mikroskope bestanden sie aus der Zona und dem Dotter, an welchem ich damals in der Lage, in welcher es sich inir darbot, an einem Eie 13 Kugeln zahlte, welche nicht alle von gleicher Grofse waren. Aufserdem aber bemerkte ich sowohl in diesem Eie als auch noch in einigen anderen, bei welchen ich die Zahl der Kugeln iri- dessen nicht bestimmen konnte, eine kleine Gruppe kleiner durchsichtiger Blaschen oder Zellen, mitten zwischen den Dotterkugeln. Der Durchmesser des ersten Eies betrug 0,0092 P. Z. Ich muss bemerken, dass inir die nach 24 Tagen noch wenig fortgeschrit- tene Entwicklung dieser Eier, die Theilung des Dotlers nur in 13 Kugeln, wahrend die Eier schon Jm ganzen Uterus vertheilt waren, sowie endlich jerie Gruppe kleiner Blaschen im Inneren der Zona, diese Beobachtung als abweichend erscheinen lassen. Vielleicht wa- ren die Eier in der Entwicklung stehen geblieben und wollten abortiren. XXV. Dieses war, wie es schien, auch der Fall bei einer andern Hiindin, weiche ich am 23sten September 1840 unlersuchte, nachdem sie sich am 2ten zum ersten und am 7ten zum letzten Male hatte belegen lassen. Die Eier befanden sieh, zwei auf jeder Seite, in der Milte des Uterus als kleine weifse Punkte. Sie waren alle nicht rund, son- dern oval, besafsen alle noch eine ziemlich dicke Zona pellueida. Der Dotter war bei zweien in zwei ungleich grofse Theile zerlegt, neben welchen sich in einem Eie noch zwei kleine dunkele Kugeln zeigten. Bei einem dritten Eie zeigten sieh in der Dottermasse meh- rere grofsere und kleinere Fetlblasen. XXVI. Am 14len Miirz 1840 untersuchte ich eine grofse Hiindin, von welcher ich zuverlassig erfuhr, dass sie am 23sten Februar zum ersten und am 2ten Marz zum letzten Male belegt worden war. Ich fand neun Eier in den beiden Hornern des Uterus, allein auch diese waren noch ziemlich weit zuriick. Die meisten stellten noch kleine weifse Piinkt- chen dar und bestanden aus der ziemlich angeschwollenen 0,0010 - 0,00l4 P. Z. dicken Zona und einem in Kugeln zerlegten Dolter, weleher die Zona nicht ganz ausfiillte. Im Durchmesser der letzteren mafsen diese Eier 0,0082 — 0,0090 P. Z. Zwei Eier aber hat- ten ein wesentlich verschiedenes Anseheu. Sie waren schon fur das unbewaffnete Auge nichl mehr kleine, ganz weifse, sondern etwas heller ausseheride Punkte. Sie waren ferner grofser als die iibrigen, 0,0100 P. Z., und die Zona war an ihnen diinner, 0,0005 P. Z. Bei dem einen (Fig. 21.) bildete die eine Halfte des Dotters noch eine dunkele aus Dotler- kugeln zusammengeselzte Masse, in der andern Halfle zeigten sich die Dolterkorncben in Kreisen um einen sehr hellen Mittelpunkt herum geslellt. In dem zweilen hatle sich ein noch grofserer Theil der Dotterkugeln in solche Kornerkreise umgewandelt, wahrend an 54 einzelnen Stellen, noch kleinere Haufchen von Dotterkugeln iibrig waren. — Bei mehreren der erstgenannten Eier beobachtete ich ferner, nachdem ich sie mit einer feinen Nadel geoffnet und nun etwas comprimirt hatte, eine Gruppe kleiner heller Blaschen, etwa von der Grofse eines Blutkb'rperchens ira Inneren der Zona, welche zwischen den Kugeln gesteckt zu haben schien. XXVII. Bei einer Jagdhiindin, von welcher ich bestimmt wusste, dass sie sich Frei- tag, am 2ten Marz 1838, noch belegen lassen, fand ich am 14ten Marz an jedem Eier- stocke vier Corpora lutea und in dem rechten Uterus vier, in dem linken drei Eier. Die- selben waren ziemlich enlfernt von einander in dem Uterus vertheilt, zwar etwas grofser als die bisher beschriebenen, aber doch noch sehr klein, dazu fast ganz durchsichtig und daher aufserst schwer aufzufinden. Sie besafsen einen Durchmesser von 0,0098 — 0,0123 — 0,0129 P. Z. Alle waren noch von der 0,0007 P. Z. dicken Zona pellucida umgeben, ihr Inneres aber hatte, als ich sie ganz frisch aus dem Uterus unter das Mikroskop brachte, ganz das Ansehen, welches in der vorigen Beobachtung nur einige Eier theilweise besessen hatten (Fig. 22.). Von den dunkelen Dotterkugeln war namlich nur noch eine kleine rund- liche Gruppe vorhanderi, die anderen waren alle in lauter concentrische Punge gruppirt, welche einen sehr hellen glanzenden Mittelpunkt umgaben, wodurch das ganze Ei einen sehr eigenthiimlichen und brillanten Anblick gewahrte. Wenn ich zu diesen Eiern einen Tropfen Wasser zusetzte, so verschwand dieses Ansehen und alle Dotterkornchen zogen sich wieder zu einer unregelmafsig gestalteten, das Innere der Zona nicht ganz ausfullen- den dunkeln Masse zusammen (Fig. 23.) Da ich bereits wusste, dass jene dunkele Gruppe von Dotterkugeln spater als Fruchthof auftritt, so untersuchte ich ihn sehr genau, konnte aber in ihm nichts Anderes, als eben die Dotterkugeln, erkennen. XXVIII. Diesen Eiern sehr ahnlich waren sechs andere, welche ich am 7ten September 1838 bei einer Hiindin, die sich ganz bestimmt Freitag am 24sten August zum ersten Male hatte belegen lassen, fiinf auf der rechten, eins auf der linken Seite, noch ziemlich hoch im Uterus, jene auch noch dicht bei einander fand. Sie slellten ganz vollkommen durchsichtige, glanzend helle Blaschen dar, an welchen man, wenn sie auf einem Glasplatt- chen lagen, schon mit unbewaffnetem Auge einen sehr kleinen weifsen Punkt unterscheiden konnte. Unter dem Mikroskope zeigten sie noch die, zwei Contouren darbietende Zona, im Inneren wieder jene Kb'rnerringe und an einer Stelle einen runden, aus dunkeln Dot- terkugeln zusammengesetzten Fleck. Kamen sie mit Wasser in Beriihrung, so erkannte man nun sehr leicht und deutlich, dass sich im Inneren der Zona eine aufserst zarte Mem- bran gebildet hatte, in der jene Kornerringe und auch jener dunkele Fleck, den ich fortan immer den Fruchthof nennen werde, lagen. Es trennte sich namlich alsdann dieselbe von der Zona und sank im Inneren derselben etwas zusammen (Fig. 15.). Oeffnele ich alsdann die Zona mit einer Nadel, so trat jene innere Hiille heraus und ich erkannte jetzt sehr deutlich, dass dieselbe aus lauter sehr zarten Blaschen oder Zellen gebildet war, die sich dicht an einander geschlossen, um die ganze Hiille zu bilden, sich aber im Wasser auch noch von einander isolirten (Fig. 26.). Die Dotterkornchen waren, wie ich sehr 55 besimmt erkannte, im Inneren derselben enlhalten, verloren aber bald ibre bestimmte Stel- lung in concentrischen Kreisen und verbreiteten sicb im Inneren der Zellen, woselbst ich an ihnen deutliche Molecularbewegungen beobachten konnte. XXIX. Am 29sten October 1838 untersuchte ich eine andere Hiindin, welche seit dem I2ten in meinem Besitze war, sich aber damals nicht mebr belegen liefs, obgleich ihr die Hunde noch nachstellten, die aufseren Genitalien auch noch angescbwollen waren. Die Eier, welche ich bei ihr fand, glichen denen der vorigen Beobachtung vollkommen. Das innere neu gebildete Blaschen bestand auch hier aus sehr zarten Zellen, welche ver- schieden grofs waren, 0,0005; 0,0008; 0,0014; 0,0016 P. Z. Wenn sie herausgetreten waren und die Dotterkornchen sich in ihnen zerslreut batten, konnte ich den hellen Kern, um welchen diese friiher in concentrischen Ringen gruppirt gewesen waren, nicht mehr erkennen. XXX. Sonntag, am 13len November 1842, schnitt ich den linken Uterus, Eier- stock und Eileiter einer Hiindin aus, von welcher der Verkaufer versicherte, sie habe sich vor acht Tagen zum letzten Male belegen lassen. Ich fand zwei Eier ungefa'hr in der Mi tie des Ulerus. Sie erschienen als kleine, glanzend durchsichtige Punkte 0,0116 P. Z. — 3//" im Durchmesser. Die Zona mit ihren doppelten Contouren, 0,0008 — 0,0010 P. Z. dick, bildete noch die aufsere Hu'lle. Keine Spur von Eiweifs umgab sie. Im Inneren waren wieder jene schonen Kornerringe um einen hellglanzenden Mittelpunkt herum zu bemerken , welcher letztere meislens einen Durchmesser von 0,0005 P. Z. besafs. Aufser ihnen zeigte sich an einer Stelle ein dunkeler, aus Dotterkugeln gebildeter Fleck und darm noch zwischen den Kornerringen einzelne zerstreute Dotterkugeln, 0,0011 P. Z. im Durch- messer haltend. Bei Zusatz von Wasser mit etwas Eiweifs und Salz versetzt, zog sich im Inneren eine die Kornerringe einschliefsende, an der Innenflache der Zona ausgebreitete, zarte hautige Schichte zusammen, an welcher ich indessen, sowohl so lange sie noch im Inneren der Zona eingeschlossen war, als auch nach Erb'ffnung derselben durchaus keinen Zellenbau wahrnehmen konnte. Die Ringe bildenden Dotterkornchen waren nur von einer homogenen durchsichtigen, sehr dehnbaren und dann wieder zusammenfahrenden Substanz zusammengehalten, von der ich vermuthe, dass sie durch ^re^schmelzung der in den fruhe- ren Beobachtungen vorhandenen Zellen entstanden ist. An dem von den Dotterkornchen umgebenen hellen Kerne oder Blaschen konnte ich auch in dieser Beobachtung nichts Wei- teres, keinen weiteren von ihm eingeschlossenen Kern bemerken. Zwolf Stunden danach liefs ich die Hiindin tb'dten und fand auf der rechten Seite noch vier Eier in der oberen Halfte des Uterus. Sie waren unterdessen bedeutend gewach- sen und eins der kleineren besafs einen Durchmesser von 0,0250 P. Z. = 3/10 P- LM sie waren ganz wasserhell und zeigten auch schon dem unbewaffneten Auge an einer Stelle einen kleinen weifsen Punkt (Fig. 27.). Das am weitesten im Uterus nach abwarts geriickte Ei hatte eine geringe unregelmafsige Schichte eines granulirten Stoffes um sich, und ebenso die ubrigen in abnehmender Dicke, je hb'her hinauf sie sich befanden. Dieselbe haftete der Zona ziemlich fest an, so dass sie nicht wohl von blofs zufallig adharirendem Schleinie 56 und Epithelienfragmenten hemiriihren schien. Eine bestimmtere Form aber, die etwa auf Bildung von Zotten schliefsen Hefs, welch e wir spater auftreten sehen werden, hatte dieselbe auch nicht. Zugleich aber zeigte nun auch die Zona nicht mehr ihre friihere Dicke und die derselben entsprecbenden zwei Contouren, sondern sie erscbien nun als eine diinne, keine zwei Contouren mehr besitzende feine Membran , tibrigens aber nocb ebenso ohne irgend eine weitere Structur und Textur, so dass ihre Verandorung nur von der durch das starkere Wachsthum des Eies abhangigen Ausdehnung hervorgebracht zu sein schien. Innerlicb lag ibr im ganz frischen Zustande eine zweile sehr feine Blase an, welcbe sich indessen bei Zusatz von Humor aqueus schnell und stark von ihr trcnnte (Fig. 27.B.). In dieser inneren Hiille waren nun wieder jene Kornerringe mil einem hellen Centralpunkte entwickelt, welche indessen durch eine homogene durchsichtige Zwischensubstanz weiter von einander entfernt waren; auch schien die Zahl der Kb'rner, welche die einzelnen Hinge bil- deten, geringer geworden zu sein (Fig. 27. C.). Zellen aber, welche die Korner eingeschlos- sen batten, konnte ich auch hier wieder, trolz aller Aufmerksamkeit, nicht entdecken, so dass ich auch hier glaube, dieselben waren unter einander und unter Ilinzukommen einer Intercellularsubstanz zur Darstellung jener feinen inneren Blase, welche ich die Keim- blase nennen will, verschmolzen. In dieser letzten Beschaffenheit, wo das Eichen aus zwei in einander eingeschlossenen, sehr feinen, vollig durchsichtigen Blaschen besteht, deren aufsere von der structur- und texturlosen Zona, die innere von einer zarten Membran gebildet wird, in welcher die noch vorhandenen Dotterkornchen in Ringen um einen hellen centralen Kern gebildet herumge- stellt sind und in welcher letzteren dann auch immer eine dunkele aus Dotterkugeln gebil- dete Stelle, der Fruchthof, sich zeigt, habe ich oft und zahlreiche Eichen in zunehmender Grofse gesehen. Das einzige Befremdende dabei ist mir das, dass ich an dieser inneren Hiille bald einen Zellenbau erkannte, bald nicht. Die folgenden Beobachtungen erithallen dariiber, sowie iiber weitere Verhallnisse und Veranderungen das Na'here. - XXXI. Am 2ten August 1839 untersuchte ich eine Hiindin, welche, wie ich be- stimmt wusste, am 15ten Juli zum letzten Male belegt worden war, und dann den Hund nicht mehr zuliefs. Ich fand drei Eier, eins im rechten, zwei im linken Uterus. Sie wa- ren noch sehr kleine, etwa V4 P. L. grofse, wasserhelle Blaschen, mit einem kleinen weifsen Piinktchen. Die Keimblase zeigte wieder die Dotterkornchenkreise und war deutlich aus Zellen gebildet. XXXII. Am 4ten April 1838 erhielt ich eine Hiindin, welche sich nicht mehr bele- gen lassen wollte, obgleich die Mannchen noch sehr hitzig hinter ihr her waren. Ich liefs sie bis zum vierzehnten Tage leben. Ich fand im rechten Uterus im unteren Ende ein Eichen, etwa 'l/3 P. L. grofs. Es war wasserhell, vollkommen rund und zeigte wieder in der Keimblase die Kornerringe und einen dunkeln Dotterkugelhaufen, den Fruchthof. In dem linken Uterus fand ich zwei Eier, welche aber noch weit zuru'ck waren. Sie waren nicht viel grbTser als ein Eierstockei, die Zona hatte noch ihre doppelten Contouren und der Dotter bildete noch eine dunkele die Hohle der Zona nicht ganz ausfiillende Masse. 57 Da sie zugleich nicht ganz rund waren und ich sonst solche Verschiedenheiten nicht be- merkt habe bei normaler Entwicklung, so glaube ich, dass diese beiden Eier wahrscheinlich abortiv waren. XXXIII. Eine Hiindin, welche sich, wie ich bestimmt wusste, am 15ten Mai 1838 zum letzten Male hatte belegen lassen, untersuchte ich am 30sten ejusd. Die Eier befanden sich drei in jedem Uterus verlheilt, wie es schien, schon an ihren bleibenden Stellen, als kleine, wasserhelle, aus zwei Hullen zusammengesetzte Blaschen von etwa y3P.L. Durchmesser. Das in- nere, die Keimblase, zeigte wieder die Kb'rnerringe und den Fruchthof und trennte sich im Was- ser bald von dem aufseren. Im rechten Uterus batten nur zwei Eier diese Beschaffenheit 5 das dritte glich noch ganz einem Eierstockei ohne Discus, war etwas langlich, die Zona besafs noch eine ansehnliche Dicke und der Dotter war in zwei unglciche dunkle Halften zerlegt. Ich halte auch dieses fur ein abortives, in seiner Entwicklung gehemmtes Ei. XXXIV. Sonntag, am 27sten November 1842, schnitt ich einer kleinen Hiindin, von der mir nur versichert worden, dass sie sich Miltwoch, am 16ten, noch belegen las- sen, den linken Uterus, Morgens 8 Uhr, aus. Ich fand in demselben im unteren Drittheil ein etwa J/3 P. L. grofses wasserhelles Eichen, welches aus seiner aufseren Eihaut, der Zona pellucida, und aus der Keimblase bestand. Letztere zeigte wieder die Kornerringe, allein ich konnte keinen Zellenbau an ihr entdecken, sondern die Kornerringe wurden nur durch eine homogene durchsichtige Substanz zusammengehalten und zu einer Membran verbun- den. Der Fruchthof besland aus dunkelen Dotterkugeln, welche einen hellen centralen Kern enthielten. Nach 25y2 Stunden liefs ich die Hiindin todten. Ich fand im rechten Uterus vier Eier, die aber unterdessen so viel weiler sich entwickelt batten, dass ich sie erst weiter unteren beschreiben werde. — XXXV. Am 26sten Ma'rz 1838 untersuchte ich eine Hiindin, deren linker Eierstock sieben, der rechte vier Corpora lutea zeigte. Ich fand aber in dem linken Uterus nur drei, in dem rechten alle vier Eier, vertheilt, und wie es schien, schon an ihren bleibenden Stel- len. Sie waren nicht alle gleich grofs. Die kleineren, holier im Uterus befmdlichen etwa V3 P. L. grofs, waren ganz rund, die grb'fseren, gegen l/2 P. L., waren dagegen etwas ellip- tisch. Alle aber bildeteu wasserhelle Blaschen mil einem weifsen Piinktchen und bald trennte sich bei alien von der aufseren Eihaut die Keimblase. Letztere zeigte ebenfalls wieder die Kornerringe, allein dieselben bestanden nicht mehr aus mehrfachen Reihen con- centrisch gestellter Kornchen, sondern nur noch aus einer einfachen Reihe, welche einen sehr hellen Kern einschlossen. Der Fruchthof bestand aus dunkelen Dotterkugeln und Kornchen. XXXVI. Genau hiermit stimmten auch die Eier einer Hiindin iiberein, welche sich am lOten August 1840 zum letzten Male hatte belegen lassen und am 26slen von mir un- tersucht wurde. Die Keimblase zeigte Kornerringe, in welchen die Korner nur in ein- facher Reihe standen. Zellen konnte ich aber hier wieder nicht erkennen, obgleich die Kerne sehr deutlich waren. . Die Zellen mussten mit einander verschmolzen sein. 8 58 XXXVII. Von dieser Beschaffenheit waren auch die Eier der ersten Hiindin, welche ich am 15ten Januar 1834 untersuchte. Sie war Montag, am 5ten Januar, zum letzten Male belegt worden und liefs nachher den Hund nicht mehr zu. Ihre Eier waren 3/4 bis 1 P. L. grofs und waren, wie es schien, an ihren bleibenden Stellen im Uterus. Auch danials erkannte ich schon ihre beiden sie bildenden Hiillen und den Fruchthof ganz deutlich. XXXVIII. Am 16ten Marz 1838 untersuchte ich eine Hiindin, welche sich am 2ten, 3ten, 4ten und 5ten halle belegen lassen. Der rechte Eierstock zeigte fiinf, der linke drei Corpora lutea, ich fand aber auch auf der rechten Seiten nur drei Eier im Uterus, wie es schien, an ihren bleibenden Stellen. Sie waren iiber 1 P. L. grofs und bestanden wie- der aus zwei in einander eingeschlossenen Blaschen, die sich bald stark von einander trenn- ten. Unter dem Mikroskope zeigte das innere, die Keimblase, sich auf das Schonste aus gegen einander abgeplatteten Zellen zusammengeselzt, welche einen hellen Kern einschlos- sen. Ich erkannte hier zum ersten Male, im Jahre 1838, eine aus Zellen zusammenge- setzte thie'rische Bildung, ehe noch von den Untersuchungen von Schleiden und Schwann das Geringste bekannt geworden war, wie mein Tagebuch und meine Zeich- nungen bezeugen. In den Zellen stand nur ein einfacher Ring von Dotterkbrnchen. Der Fruchthof, welcher aus mit Kbrnchen angefiillten Zellen bestand, war auch an diesen Eiern noch rund; allein er fing an, sich auf das Deutlichste in der Mitte aufzuhellen, so dass er eine dunklere Peripherie und einen helleren Mittelpunkt besafs, welcher Unterschied nur durch die verschiedene Vertheilung des Materials hervorgebracht wurde. XXXIX. Genau auf demselben Stadium befanden sich auch vier Eier einer Hiindin, welche ich am 16ten Mai 1838 untersuchte, iiber deren Zeit ich nichts wusste. Alle vier Eier befanden sich auf der linken Seite, auf der rechten keins und auch am Eierstocke kein Corpus luteum. Die von den Dotterkornchen gebildeten Kreise waren kaum noch zu er- kennen. XL. Ebenso verhielt es sich mit den Eiern einer Hiindin, welche ich am 12ten Marz 1839 untersuchte, und die vor drei Wochen belegt sein sollte. Die Eier waren ge- gen 1 P. L. grofs, etwas langlich, sonst wie die in den beiden vorigen Beobachtungen. XLI. Am listen August 1840 untersuchte ich eine Hiindin, von welcher ich be- stimmt wusste, dass sie am 9ten sich zum letzten Male hatle belegen lassen. Der rechte Eierstock zeigte ein, der linke fiinf Corpora lutea. Allein zu meinem Erstaunen enthielt jeder Uterus drei Eier, so dass daher offenbar zwei Eier von der linken auf die rechte Seite hiniiber gewandert waren. Die Eier waren in dem Uterus vertheilt und, wie es schien, an ihren bleibenden Stellen. Allein ihre Grbfse war aufserordentlich verschieden, wenn gleich alle fast dieselbe Bildung und Enlwicklungsstufe besafsen, Die kleinsten waren etwa l/2 P. L. grofs und noch ganz rund 5 die grb'fsten dagegen il/2 P. L. und schon etwas langlich. Alle waren wasserhell, durchsichtig und bestanden aus den beiden in einander eingeschlossenen Blaschen, deren innere, die Keimblase, den schonsten Zellenbau an den Randern erkennen liefs, wahrend die Zellen in der Flache schon grb'fs- 59 tentheils mit einander verschmolzen zu sein schienen. Die Kbrnerringe waren dagegen schon grofstentheils verschwunden. Der Fruchthof war bei den kleineren noch rund und gleich- mafsig dunkel. Bei den grofseren war er dagegen schon in einen dunkeln peripherischen und hellen centralen Hof geschieden, und bei einigen derselben hatte er eine ovale, bei an- deren eine Birn-Form angenommen. Auch der Fruchthof bestand aus dichtgedrangten Zel- len, Kernen und Moleciilen, wie man sich bei Zerreifsen der Keimblase iiberzeugen konnte, wahrend, im Ganzen betrachtet, der Zellenbau nicht deutiich hervortrat, weil die Zellen zu dicht an einander gedrangt und iiber einander gelagert waren. — In alien vorstehenderi Beobachtungen hatte ich an dem inneren Blaschen, der Keim- blase, immer nur cine einfache Lage von Zellen bemerkt und nur in dem Fruchthofe eine dichtere Ansammlung von Zellen, Zellenkernen und Moleciilen gefunden. Indessen ist es wahrscheinlich, dass bei den grofseren Eichen die Keimblase, wenigstens um den Frucht- hof herum, aus einer doppelten Lage solcher Zellen oder zwei dicht an einander anliegen- den, hb'chst zarten Blattern bestand, wie namentlich die erste der nun folgenden Beobach- tungen zeigt. Allein ich entdeckte dieselben erst spater bei einer Beobachtung am 23sten August 1840 bei Eiern, welche schon viel weiter entwickelt waren. Ich habe dieselben dann spater auch noch an friiheren Eichen gefunden und namentlich auch bei dem Kanin- cheneie nachgewiesen, und ich lasse deshalb jetzt meine Beobachtungen in der Reihe folgen, wie die Eier in der Entwicklung und Grofse weiter fortschreiten. Ich habe schon oben einer Hiindin Erwahnung gethan, der ich am 27. Nov. 1842 das linke Uterus-Horn ausschnitt und in demselben em V3 P. L. grofses Ei von der vorigen Beschaffenheit fand. 25V2 Slunden danach liefs ich die Hiindin todten und fand nun norh in dem rechten Uterus vier Eier, drei normal und eins abortirend. Jene drei waren un- terdessen bedeutend fortgeschritten und % — 3/4, P. L. grofs. 1m Allgemeinen glichen sie aber denen vom vorigen Tage noch sehr, d. h. sie waren noch kleine, wasserhelle, aber schon etwas weniges elliptische Blaschen aus zwei Hullen, der aufseren Eihaut oder Zona und der Keimblase, zusammengesetzt. Auch zeigte die letztere noch Kornerringe, gebildet aus einer einfachen Reihe von Kornchen um einen hellen Kern und den aus dunkelen Dotterkugeln zusammengesetzten Fruchthof. Allein bei aufmerksamer Beobachtung unler einer starken Loupe eines einfachen Mikroskopes (Fig. 28. A.), und noch mehr unter dem Compositum erkannte ich ganz deutiich, dass diese Keimblase in einem grofsen Theile ihrer Ausdehnung, namlich von dem Fruchthofe, als Mittelpunkt gerechnet, bis zur grofsten Peripherie der Blase, aus einer doppelten Lage bestand, einer aufseren, welche die vollstandige Keim- blase bildete, und einer inneren, deren Grenze man sehr deutiich in der grofsten Peripherie der ersteren erkennen konnte. Dieses sind die beiden Blatter, welche Db'llinger, Pander und vorzuglich v. Baer als wesentliche Gebilde der Keimhaut des Vogeleies erkannten und serb'ses oder animales und Schleim- oder vegetatives Blatt derselben nannten, welche letzteren Bezeichnungen ich auch beibehalten werde. Es gelang mir auch, beide mit zwei sehr feinen Nadeln von einander zu trennen, wo es sich dann zeigte, dass beide auch in dem Fruchthofe sich fanden, obgleich die Masse desselben in dem oberen oder 60 animalen Blatte am starksten entwickelt ist, beide auch im Fruchthofe jetzt noch sehr dicht an einander liegen. Beide bestanden aus verschmolzenen Zellen, deren helle Kerne aber noch sehr deutlich waren. Das vierte dieser Eier war von den drci beschriebenen sehr verschieden und offenbar abortiv. Es befand sich ganz oben in der Spitze des Uterus, zeigte noch eine 0,0010 P. Z. dicke Zona mil doppelten Contouren und der Dotter war in viele grofsere und kleinere dunkele Massen zerfallen, so dass das Innere des Eies dunkelfleckig aussah. XLII. Donnerstag, am 15ten December 1842, Morgens 9 Uhr, 6'ffnete ich einer grofsen Hiindin den Unterleib, von welcher ich ganz beslimmt wusste, dass sie Sonnabend, am 26sten November, zum ersten und Monlag, am 4ten December, zum letzten Male be- legt worden war. Sie war also seit 18 Tagen und 7 Stunden befruchtet und seit 11 Ta- gen zum letzten Male belegt. Ich schnitt den rechten Uterus bis auf ein oberes Stuck aus. Es waren aber an demselben noch keine Anschwellungen durch die Eier zu bemerken. Ich fand aber deren zwei (Fig. 29. A. u. B. ); das untere war kleiner als das obere, jenes 1, dieses \.l/2 P. L. grofs, schon etwas elliptisch, sonst wasserhell mit einem weifsen Piinktchen. Ganz frisch konnte man an der Keimblase durch die Zona hindurch keinen Zelienbau be- merken, sondern nur die hellen Zellenkerne. Auch die Kornerringe um die Kerne herum waren fast ganz verschwunden. Nachdem die Eier einige Zeit in mit Eiweifs und Salz versetztem \Vasser gelegen, zog sich die Keimblase sehr zusammen und trennte sich stark von der Zona (Fig. 29. C.). Die Wirkung davon auf den Fruchthof, der friiher ganz in der Ebene der Keimblase gelegen hatte, war die, dass er jetzt fast wie eine Halbkugel iiber die Ebene der Keimblase hervorragte und nun von oben angesehen, wie ein dunkeler Ring mit einer helleren Mitte aussah, was friiher nicht der Fall war. Nach Eroffnen der Zona und Austreten der Keimblase, zeigte diese an den Kanten die schonsten primaren Zellen in alien Grofsen mit einem deullichen Kerne (Fig. 29. E.). In der Keimblase selbst waren sie unter einander verschmolzen mit dunkelen Moleciilen gefiillt, die Kerne aber noch sehr deutlich. In dem Fruchthofe (Fig. 29. D.) konnte ich nur Kerne, Molecule und gro- fsere Fetttropfchen erkennen. Am andern Morgen, am 16ten, um 9 Uhr, liefs ich die Hiindin todten. Ich fand nun, dass der Eierstock auf der liriken Seite, deren Uterus ich den Tag zuvor ausgeschnit- ten hatte, fiinf Corpora lutea, der der rechten aber nur eins zeigle. In dem gestern zu- riickgelassenen oberen Ende des linken Uterus fand sich aber nur noch ein Ei, in dem rechten Uterus dagegen deren drei, so dass sich hier offenbar wieder ein Fall des Ueber- wanderns der Eier von einer Seite auf die and ere gegeben fand. Die Eier waren aber in den 24 Stunden bedeutend fortgeschritten. Sie waren gegen 2 P. Z. grofs und stark elliptisch; auch erschienen sie dem unbewaffneten Auge (Fig. 30. A.) nicht mehr so glanzend hell und durchsichtig wie friiher, was offenbar von einem aufseren Anfluge herriihrte. In der That zeigten sich nun auch die Eier unter der Loupe (Fig. 30. B.) und dem Mikroskope an ihrer ganzen Oberflache, selbst an den beiden Polen, obgleich hier schwacher, mit theils einzeln, theils dicht gedrangt stehenden eigenlhiimlichen Korper- 61 chen besetzt, welche dieser Oberflache fest anhafteten und die ich fiir die Anfange der sogenannten Zotten des Chorions halten muss. Dieselben (Fig. 30. C.) erschienen als dunkelrandige, uriregelmafsig eckige, oft mil doppelten Contouren versehene glanzende Kb'rnchen, wie ich ahnliche rioch sonst an keiner organischen Bildung geselien babe. Sic waren nicht aus Moleciilen zusammengesetzt, keine Zellenkerne, auch noch weniger Zellen, und grb'fser als sonst Elementarkbrnchen. Die am weitesten in dem Uterus nach abwarts befindlichen und grbfsten Eier waren am starksten mit solchen Kb'rnchen besetzt, die klei- neren und hbher oben befindlichen viel schwacher. Uebrigens hatte aber die aufsere Ei- hiille noch immer dieselbe structur- und texturlose Beschaffenheit, wie friiher, und wie sie die Zona pellucida immer besitzt, war daber auch unzweifelhaft noch immer dieselbe und jene Kornchen mussten sich von aufsen an sie angesetzt haben. Die Keimblase hatte die schon oft gesehene Beschaffenheit, d. h. sie bestand aus ver- schmolzenen Zellen, deren Kerne aber noch deutlich sichtbar waren, und an der Oberflache und den Randern konnte man auch iiberall noch primare, kernhaltige Zellen in verschiedenen Grbfsen sehen. Aufserdem aber bemerkte ich iiber die ganze Keimblase mit Ausnahme des Fruchthofes zerstreuet und selbst noch bei schwacherer Yergrbfserung sichtbar (Fig. 30. D. u. E.), sternfdrmig gestaltete Zellen, welche oft mit ihren feinfaserigen Auslaufern auf einander stiefsen. Sie waren meist nach zwei oder drei Seiten ausgezogen. Kerne konnle ich in ihnen nicht bemerken. Es wollte mir nicht gelingen, ihre Lage mittelst Stellung des Mikroskopes genau zu ermitteln, ob sie eine oberflachliche oder tiefer gelegene Schichte der Keimblase einnahmen. Uebrigens war ihre Bildung aber so bestimmt, dass ich sie mittelst der Camera lucida zeichnen konnte. Ich habe solche sterrifdrmige Zellen an der Keimblase des Hundes nicht wieder gesehen, wohl aber bei dem Kaninchen. Was wir iiber die ersten Anfange der Gefafsbildung nach Schwann wissen, lasst vermuthen, dass diese sternfdrmigen Zellen die ersle Andeutung auch der Gefafsbildung in der Keimblase sind, welche spater als eiri eigenes Blatt zwischen dem animalen und vegelativen auftritt. Doch habe ich diese weitere Entwicklung derselben nicht beobachten kdnnen. Uebrigens waren an der Keimblase die beiden genannten Blatter derselben sehr deut- lich zu erkennen und es schien mir, als wenn jelzt das vegetative Blatt sich bereits an der ganzen Innenflache des animalen ausgedehnt und daher gleichfalls zur Blase gestaltet hatte. Der Fruchthof halte seine gewb'hnliche Beschaffenheit, d. h. er war noch rund, gleichma- fsig dunkel durch die gleichmafsige Anhaufung von, Zellen, Kernen und Moleciilen und lag frisch ohne Zusatz ganz in der Ebene der Keimblase. "W"enn sich letztere nach irgend einem Zusatze aber starker zusammengezogen hatte, so ragte der Fruchthof jetzt betrachtlich iiber die Ebene derselben hervor und das Material desselben verhielt sich dann so, dass man eine dunklere Peripherie und eine hellere Mitte unterscheiden konnte. In alien bisherigen Beobachtungen waren die Eier noch immer, wenn gleich an ihren bleibenden Stellen, vbllig frei im Uterus gewesen. Bei vorsichliger Erb'ffnung desselben findet man sie in alien vorbeschriebenen Stadien nirgends mit dem Uterus in fester Ver- bindung, wenn sie gleich, wie in dem letzten Falle, die Hb'hle desselben schon ziemlich 62 ausfullen. Auch aufserlich sind sie dann noch nicht zu erkennen. Jetzt aber tritt nun bei raschem \Vachsen der Eier, wodurch sie dann auch schon von aufsen an einer geringen Anschwellung und durchscheinenden Beschaffenheit des Uterus erkennbar werden, eine innige Verbindung zwischen Ei und Uterus ein, die es von da an, bei der aufsersten Feinheit der aufseren Eihaut absolut unmoglich macht, die Eier unverletzt. aus dem Uterus herauszubringen. Spater, wenn diese aufsere Eihaut sich durch Anlage anderer, spater zu erwahnender Gebilde verstarkt hat, kann man die Verbindung zwischen ihr und dem Ute- rus wieder losen, und man iiberzeugt sich dann, dass sie durch die Zotten dieser aufseren Eihaut hervorgebracht wird, welche sich in die Ausfiihrungsgange der Uterindriisen einge- senkt haben. Zugleich aber wird das Ei auch von dem Uterus gewissermafsen in einer Zelle desselben eingeschlossen und umfasst, so dass nur die beiden Pole des Eies, welche sich bei dem Hunde citronenfdrmig ausziehen, in die Hohle des ubrigen Uterus hinein- sehen, das ganze iibrige Ei aber, namentlich von der sich jetzt stark entwickelnden Schleim- haut, wie in einer Zelle eingeschlossen wird. So geschieht es denn nun, dass, wenri man auf diesem und den zuna'chst folgenden Stadien den an der Stelle des Eies ganz prallen und gespannten Uterus auch noch so vor- sichtig unter Wasser oder an der Luft offnet, dennoch, wenn man endlich die Schleim- haut iiber dem Eie trenrit, auf einmal die Uterinzelle unter Ausfliefsen einer gewissen Menge einer ganz krystallhellen und, wie es scheint, eiweifshaltigen Fllissigkeit zusammensinkt, ohne dass man auch nur im Geringsten bemerken kann, dass dabei eine Eihiille zerrissen wird. In der That ist dieses auch von alien friiheren Beobachtern nicht bemerkt worden. Wenn man aber die so eben vorausgegangenen Stadien und da,nn wieder die spateren, wo man das Ei unverletzt aus dem Uterus herausbringen kann, kennt und beriicksichtigt, so kann es keinem Zweifel unterworfen sein, dass auch jetzt eine Eihiille vorhanden sein muss, welche jene Fliissigkeit einschliefst und den Uterus ausdehnt, mit letzterem aber auf das Innigste vereinigt und zugleich aufserst zart ist. Von ihrer Gegenwart kann man sich auch direct iiberzeugen, wenn man die Schleimhaut des Uterus von den Polen des Eies aus mit grb'fster Vorsicht trennt. Dann kommen eben diese Pole des Eies von der Schleim- haut nicht eingeschlossen zum Vorscheirie; nun aber, wenn man die Trennung noch weiter fortzusetzen sucht, reifst die aufsere Eihaut ein und der Uterus sinkt zusammen. Auf dem jetzt zu betrachtenden Stadium ist dann aber die Keimblase innerhalb der aufseren Eihaut noch ganz frei. Wenn deshalb auch Jetztere einreifst, so kommt dennoch erstere als ein elliptisches oder bald citronenformig gestaltetes, frei liegendes Blaschen zum Vorscheine und kann leicht zur Untersuchung aus dem Uterus herausgenommen werden; doch ist sie allerdings so zart, dass, wenn man nicht unter einer Fliissigkeit arbeitet, auch sie sehr leicht platzl, zusammensinkt und man gar nichts mehr zu sehen bekommt. Etwas spater wird die Sache noch schwieriger und schlimmer. Dann hat sich die Keimblase mit ihrem 'aufseren Blatte, an die aufsere Eihaut dicht angelegt und durch diese auch an den Uterus. Wenn man nun die Schleimhaut des letzteren iiber dem Eie trennt, so reifst nicht nur die aufsere Eihaut, sondern auch die Keimblase mit ein, und man sieht dann moist 63 gar nichts, wenn man nicht aufserst vorsichtigt ist und die Verhaltnisse genau kennt, wo- von ich spater noch mehr miltheilen werde. — In diesen Verha hnissen , die wohl beachtet werden miissen und die ich erst durch viele Erfahrungen kennen lernte, sind viele Angaben und Klagen der friiheren Beobachter begriindet, welche theils die aufsere Eihaut nicht bemerkt haben. wie z. B. die Herren Prevost und Dumas, oder selbst das ganze Eichen nicht fanden, wie es zuweilen Hrn. v. Baer und immer Hausmann ging, welcher Letztere daher selbst zu dieser Zeit das Ei noch nicht vorbanden glaubte. XLIH. Am 23sten August 1840 untersuchte ich eine Hiindin, welche sich vor 14 Tagen zum letzten Male hatte belegen lassen. Es zeigten sich in dem rechten Uterus zwei, im linken drei Eier, welche bereits an kleinen Anschwellungen desselben zu bernerken waren (Fig. 3i. A.). \Venn ich nun ein ein Ei enthaltendes Stuck des Uterus unter einer Fliissigkeit offnete, so fiel dabei die Zelle des Uterus zusammen, ohne dass ich das Zerrei- fsen der aufseren Eihaut wahrnemen konnte, und im Inneren schwamm ganz frei die Keim- blase (Fig. 31. B.). Dieselbe war an beiden Polen schwach ausgezogen, einer Citrone gleich, gegen 2 P. L. lang und etwas iiber 1 P. L. breit. Sie hatte den schon oft be- schriebenen Zellenbau, der vorziiglich noch an den hellen glanzenden Kernen erkennbar war, wahrend die Zellen unter einander verschmolzen waren. Der Fruchthof war rund und in der Mitte etwas heller (Fig. 31. C.). An diesen Eichen entdeckte ich zuerst die Zusammensetzung der Keimblase aus zwei Blattern, dem animalen und vegetativen, woran ich bis dahin nicht im Entferntesten bei einem so hb'chst zarten und feinen Blaschen ge- dacht hatte. Die Veranlassung dazu gab eine eigenthiimliche Veranderung, welche die Ei- chen in dem Fruchthofe durch den Aufenthalt im Wasser erlitten, welche Jch hier schil- dern will, iheils weil Andere dieselbe Erfahrung machen konnten, theils weil ich sie in Beziehung auf spater zu erorternde Streitfragen fiir wichtig halte. Es geschah namlich hier zuerst, was auch sonst bei Aufenthalt der Keimblase in einer heterogenen Fliissigkeit zu geschehen pflegt; die Keimblase wurde sehr zusammengezogen und der Fruchlhof bei seiner verschiedenen Dichtigkeit halbkugelig iiber die Ebene der Keimblase hervorgetrieben. Wahrend ich nun eins dieser Eichen unter der Loupe betrachtete, loste sich allmalig der dunkele Rand des Fruchthofes von der Continuitat der iibrigen Keimblase ab, der Fruchthof zog sich noch starker zusammen und bildete nun statt eines Kreise seine Ellipse. Zu meinem Erstaunen wurde aber dadurch die Keimblase nicht geoffuet, sie sank nicht zusammen, und als ich der Mb'glichkeit davon naher nachforschte, entdeckte ich unter dem Mikroskope, dass sich unter dem losgelosten Theile des Fruchlhofes noch eine sehr zarte Lage von polyedrisch gegen einander angedrangten Zellen herzog, welche die Keimblase noch verschloss. Ja, ich konnte sogar den oberen dickeren Theil des Fruchthofes ganzlich mil der Nadel entfernen, ohne dass die Keimblase hier geb'ffnet wurde. Anfangs war mir diese Erscheinung ganz rathselhaft und ich theilte auch mein Befremden dem damals ge- rade in Heidelberg bei mir anwesenden Hrn. Dr. Krohn aus Petersburg mit. Spa- ter aber loste sich mir das Rathsel. Die Keimblase bestand namlich hier, wie immer zu 64 dieser Zeit, aus ihren 2wei dicht an einander anliegenden Blattern. In beiden ist auch der Fruchthof durch eine an dieser Stelle dichtere Anhaufung des Materials an Zellen, Zellenkernen und Kornchen entwickelt, vorzugsweise aber ist dieses in dem oberen, ani- malen Blatte der Fall, und hier ist wieder das Material des Fruchthofes in seiner Periphe- rie dichter als in seinem Centrum. Wcnn nun die dem Eichen zugesetzte heterogene Fliissigkeit in der ganzen Keimblase eine Contraction und Condensation aller sie constitui- renden Zellen bewirkt, so entwickelt sich zwisclien dem dichter angehauften Material des Frucht- hofes und dem seine Peripherie begrenzenden Theile des animalen Blattes eine verschiedenar- tige Spannung, und die Folge davon ist, bei der gleichzeitig schon beginnenden Maceration, dass eine Zusammenhangstrennung zwischen der Peripherie des Fruchthofes und dem in ihn iibergehenden animalen Blatte eintritt. In dem vegetativen Blatte, wo das Material in dem Fruchthofe nicht so dicht angehauft ist, ereignet sich dieses Alles nicht, daher bleibt durch dieses die Keimblase geschlossen, weun auch der animale Theil des Fruchthofes ganz getrennt wird. Ich habe diese Erfahrung auch deshalb in Extenso mittheilen wollen, damit man sieht, dass ich zu der Unterscheidung der beiden Blatter der Keimblase nicht durch Speculation und als Nachfolger einer Theorie, sondern durch directe Beobachtung gekommen bin. Seitdem wurde ich ein Anhanger der sogenannten v. Baer'schen Theorie, wenn man ein Factum der unmittelbaren Beobachtung so nennen will. — XLIV. Am 16ten November desselben Jahres untersuchte ich eine Hiindin, welche sich Sonntag, am Isten November, nicht mehr belegen liefs und nach Aussage des Verkaufers den Montag vorher zuerst belegt worden war. Die Eier waren schon aufser- lich an leichten Anschwellungen des Uterus zu erkennen, vier auf der einen, drei auf der andern Seite, obgleich in jedem Eierstocke nur drei Corpora lutea vorhanden waren, so dass ein Graaf'sches Blaschen zwei Eier eingeschlossen haben musste. Die Eier waren genau auf demselben Stadium wie die vorigen. Auch bei ihnen sank der Uterus bei Trennung der Schleimhaut iiber dem Eie unter Zerreifsung der aufseren Eihaut zusammen und die Keimblase lag dann frei in der Uterinzelle. Allein am dritten Tage danach, wo also die Maceration schon bedeutend fortgeschritten war und die Theile ihre Spannung ganz verloren batten, gelang es mir doch noch, die Uterinschleimhaut iiber dem Eie so zu trennen, dass ich mich auf das Bestimmteste von der Gegenwart der aufseren Eihaut iiberzeugte, obgleich ich ihre Continuitat nicht erhalten konnte. Der Fruchthof die- ser Eier war auch rund und nur in der Mitte etwas heller. "Wenn die Eier sich nun so weit entwickelt haben, so schreiten sie jetzt in der na'ch- sten Zeit aufserst rasch fort. Der Fruchlhof wird zunachst elliptisch, dann birnformig, dann bisquit- oder guitarrenformig und in seiner Langenaxe erscheint ein heller Streifen, die sogenannte Primitivrinne. Da hiermit nun aber die ersten Spuren des Embryo auftrelen, so breche ich hier einstweilen den Faden ab, um iiber die bis jetzt mitgetheilten Beobachtungen noch einige Bemerkungen zu machen, und meine Ansichten iiber die in ihnen geschilderten Veranderungen der Eier auszusprechen. — Der wichtigste Vorgang, welchen die vorstehenden Beobachlungen kennen lehrten, ist 65 unzweifelhaft die Entwicklung der Keim blase aus den Kugeln, in welche wir am Ende des Eileiters und im Anfang des Uterus den Dotter zerlegt sehen. Ueber diesen Vor- gang hat bis jetzt noch kein anderer Beobachter etwas veroffentlicht, als ich selbst. Bei dem Kaninchen, wo sich ganz dasselbe ereignet, habe Jch (Entwicklungsgeschichte des Ka- nincheneies S. 89.) den Vorgang so hingestellt, dass, wenn die Dottertheilung vollendet ist, sich nun jede Kugel mit einer Zellhiille umgiebt, deren Kern jetzt der helle Centraltheil jener Kugel, deren Inhalt die Molecule der Dotterkugel sind. Von diesen so entstandenen Zellen glaubte ich sodann, dass sie sich polygonal gegen einander drangten, unter einander und wohl auch unter Hinzukommen einer Intercellularsubstanz, verschmolzen , abplatteten und so eine Membran, eben die Keimblase darstellten. Ich muss gestehen, dass ich auch fur den Hund die Thalsachen noch auf keine bes- sere Weise combiniren kann. Es scheint, dass hier, ehe die Kugeln sich mit Zellmembra- nen umgeben, die ganze Kugel eine Art Expansion, ein Aufquellen erfahrt, vermoge des- sen die Dotterkornchen mehr von einander entfernt werden und der helle Kern zum Vor- scheine kommt. Die bei dem Hunde weit charakteristischeren Dotterkornchen, als bei dem Kaninchen, machen es hier moglich, die Veranderungen und Schicksale, welche das ur- spriingliche Material des Eies bei seiner Entwicklung erfahrt, genauer und sicherer zu ver- folgen, als bei dem Kaninchen. Ich kann hier bestimmt sagen, dass wahrend die Dotter- kornchen friiher, so lange sie die Kugeln bildeten, sicherlich von keiner Zellmembran umschlos- sen sind, sie spa'ter, wenn sie mehr von einander entfernt, jene Piinge oder Kreise bilden, ebenso sicher von einer solchen Zellmembran umhiillt sind. Ich konnte letztere bestimmt erkennen und sah die Moleciilarbewegung, welche die Kornchen innerhalb der Zelle vor- nahmen. Es ist daher auch gewiss, dass der helle Kern, oder das Blaschen, welche man in den friiheren Dotterkugeln bemerkt, spa'ter der Kern dieser Zellen ist, und deshalb musste ich mich schon oben gegen die Ansicht des Hrn. Dr. Kolliker erklaren, welcher gefunden, dass diese hellen Centralgebilde der Dotterkugeln bei mehreren Thieren, nament- lich Eingeweidewtirmern, kernhaltige Zellen sind, welche er als eigentliche Embryonalzellen bezeichnet, in die sich der ganze Dotter nach und nach umwandelt. Bei dem Hunde werden die Centralgebilde der Dotterkugeln der letzten Dotlertheilung nach Allem, was ich dariiber beobachten konnte, unmittelbar die Kerne der ersten eigentlichen Zellen, welche die Keimblase bilden. In den Dotterkugeln sind aber jene Centralgebilde unzweifelhaft Blaschen und wir habeu daher allerdings den Fall, dass Blaschen die Rolle von Zellenkernen spielen. Indes- sen habe ich schon oben bemerkt, dass ich deswegen doch nicht der Ansicht beitreten kann, dass alle Kerne Blaschen sind. Denn so wie hier die Beobachtung die Blaschennatur darthut, so widerspricht sie in anderen Fallen, wie z. B. bei dem Kerne des Keimblaschens. Wahrend des raschen Wachsens des ganzen Eies und der Keimblase findet sicher auch eine Bildung neuer Zellen Statt und in gleichem Grade nimmt die Zahl der Dotter- kornchen in den bereits vorhandenen Zellen ab, bis dass dieselben alle, mit Ausnahme derer in dem Fruchthofe, verschvvunden sind. Ich ziehe daraus den Schluss, dass sie eben zu 9 66 der neuen Zellenbildung verwendet werden und dass vielleicht jedes Dotterkornchen der Kern einer neuen Zelle wird, obgleich ich mit Ausnahme des angefuhrten Parallelismus zwischen der Vermehrung der Zellen und der Vermiriderung der Dotterkornchen, keine direclen Beobachtungen zur Stiitze dieses Sctilusses habe. Es scheint, dass sodann die ge- bildelen Zellen sehr bald mit einander verschrnelzen, so dass Augenblicke vorkommen kon- nen, wo man sehr wenige eigentliche Zellen sieht und nur noch deren Kerne iibrig sind. Wenigstens erklare ich es mir bis jetzt so, dass wahrend ich zuweilen ganz entschieden den Zellenbau an der Keimblase, auch freie prim a re Zellen erkennen konnte, ich in ande- ren Fallen nur noch die Kerne und Spuren der Zellen beobachtete. Es konnte indessen auch sein, dass hier ein Fall eintritt, dessen auch Henle in seiner Allgem. Anat. S. 188 u. 198 gedacht hat, dass namlich die ganze Cytoblaslemschichte eine einfache Haut bildet, in welcher die Kerne liegen, ohne dass es je zur Ausbildung isolirter Zellen koramf; sie verschmelzen gewissermafsen friiher, als sie gebildet sind. Was die so auffallende und schone regelma'fsige Stellung der Dolterkornchen in den ersten sich bildenderi Zellen in concentrischen Kreisen urn den hellen Kern herum betrifft, die dem Hundeeie auf diesen Stadien ein so eigenthiimliches, wahrhaft brillantes, auch von v. Baer bemerktes Ansehen giebt, so vermuthet Henle in seiner Allgemeine Anatomic S! 161, dass dieselbe dadurch herbeigefiihrt werde, dass die Dotterkornchen im Inneren nach und nach verschwanden, wahrend die an der Peripherie iibrig blieben. DerAnschein von Ringen miisse unter dem Mikroskope entstehen, wenn Kornchen gleichmafsig iiber eine Kugelflache ausgebreitet sind, weil jedes Mai nur eine durch die Kugel gelegte Ebenc sich im Focus befmde. Dieses hatte nun allerdings sehr gut der Fall sein konnen; allein wiederholte sehr genaue Beachtung dieses Punktes hat mich iiberzeugt, dass es sich den- noch nicht so verhalt. Veranderung in der Stellung des Mikroskopes wiirde die von Henle vermuthete Anordnung der Dotterkornchen sogleich haben erkennen lassen. Allein es zeigte sich dabei gerade ganz bestimmt, dass besonders, wenn die Zahl der Kornchen in jeder Zelle schon abgenommen, dieselben genau nur in einer Ebene liegen. Ich glaube dieses nur mit einer schon vorhandenen Abplattung der Zelle in Verbindung bringen zu konnen. Die Zellenproduction in der wachsenden Keimblase ist ein Punkt meiner ganz beson- dern Aufmerksamkeit gewesen. Es wird schwerlich einen Ort geben, wo man diesen wich- tigsten organischen Vorgang so einfach und iibersichtlich beobachten zu konnen erwarten diirfte. Dennoch bin ich hierin nicht gliicklich gewesen. Ich habe Zellen auf alien Sta- dien ihrer Bildung gesehen. Noch ganz kleine, die eben den Kern umgaben, und in alien GrbTsen; mit ganz wasserhellen und mit moleciilarem Inhalt, endlich sehr selten Zellen mit zwei Kernen, nie eine Zelle in einer andern eingeschlossen. Entweder ist daher diese Art der Zellenbildung und Vermehrung sehr selten, oder es miisste mich ein besonderes Missgeschick verfolgt haben. Zur Entscheidung solcher Fragen gehort allerdings eine sehr grofse Vervielfaltigung der Beobachtungen. Mogen meine A'Warbeiten Anderen solche Er- leichterung gew'ahren, dass sie auf diesen Punkt ihre Aufmerksamkeit noch mehr concen- 67 triren konnen. Die Frage nach der Zellenbildung ist sicher eine der wichtigsten; es raochte keinen Ort geben , wo man sie vor Tauschungen gesicherter beantworten kann, als gerade bei dem Saugethiereie. Was den Fruchthof betrifft, so glaube ich, dass er seinen Ursprung aus einigen von der Theilung des Dotters iibrig bleibenden Kugeln nimrnt, welche sich nach und nach in Zellen umwandeln, vermehren, und dass er durch vorzugsweise hier erfolgenden Massenan- satz, der anfangs in Elementarkbrnchen oder Moleciilen auftritt, wachst und sich ausdehnt. Allein auch hier will ich die mir gebliebenen Zweifel nicht verdecken. Es wird gewiss bei Jedem die Frage entstehen, ob die Anlage zu diesem Fruchthofe, dem wesentlichsten Theile des Eies, nicht schon von Anfang an ira Dotter vorhanden sein mb'ge. Ich habe dariiber nichts beobachten konnen; nur macht es mich unsicher, dass ich unier den oben mitgetheilten Beobachtungen zwei Mai zwischen den Dotterkugeln ein Haufchen kleiner blasser Zellen sah, deren Ursprung und Bedeutung ich nicht kenne. Nur wer die Schwie- rigkeiten dieser Beobachtungen kennt, wird es begreiflich finden, wie ich nach Untersuchung von mehr als hundert Eiern, doch noch iiber einen solchen Punkt zweifelhaft sein kann. Auch fur ihn wiinsche ich mir gliicklichere, aber auch vorsichtige Nachfolger. — Fur eins der wesentlichsten Resultate meiner Beobachtungen halte ich die Nachwei- sung der beiden Blatter der Keimblase. Die Entwicklung des inneren oder vegetativen Blattes erfolgt spater, als die des animalen, welches das urimittelbare Product der Meta- morphose des Dotters ist. Das vegetative ist eine vom Fruchthofe peripherisch sich weiter ausbreitende Zellenbildung und Ablagerung an der Innenflache des animalen Blattes. Ich hebe es nochmals hervor, dass ihre Annahme nicht Folge einer Theorie oder Hypothese, sondern Thatsache der Beobachtung ist, welche auch Anderen zu demonstriren ich mich anheischig mache. Daher fiihle ich mich auch ganz unberiihrt von einem theoretischen Con- flicte, in welchen mich neuerdings Hr. Dr. Pieichert hineinzuziehen sich bemiiht hat, indem er eine von ihm aufgestellte und zwar sogar ideale Entwicklungstheorie der von mir be- folgten und von Hrn. v. Baer entlehnten gegeniiberstellt. Soweit Hrn. Dr. Reichert's Theorie auf Beobachtungen basirt, welche er beim Frosche, aber auch bei dem Vogel angestellt haben will (Das Entwicklungsleben im Wirbelthierreiche. Berlin 1844.) und ebenso fur die Saugethiere anzunehmen scheint, und so weit mir dieselbe so verstandlich gewor- den, dass ich sie fur Andere verstandlich wiedergeben kann, beruht sie wesentlich auf fol- genden Angaben: Das Erste, was sich nach Hrn. Dr. Reichert als Entwicklungsproduct des Eies bildet, ist bei den eierlegenden Thieren eine den Dotter bald ganz umhiillende, oberflachliche Schichte von polyedrisch sich an einander anlegenden Zellen, die durchaus in kein Gebilde des zukiinftigen Embryo wesentlich mil eingeht, sondern denselben nur zum Schutze und zur Stiitze dient, die er die Umhiillungshaut genannt hat. An diese lagern sich, sodann von innen her die den Embryo kiinftig darstellenden Gebilde schichtweise an, welchen er verschiedene Bezeichnungen gegeben hat, auf die es hier nicht nb'thig ist, einzugehen. Wie aus dem Berichte der Kb'niglichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom Monate 9* 68 .lull 1842, S. 220, und aus der neuesten Schrift des Hrn. Dr. Reichert hervorgeht, scheint er fur die Saugethiere einen gleichen Yorgang zu postuliren. Die Schichte von Zellen, welche sich aus den Dotterkugeln bildet, und die ich Keimhaut genannt habe, nennt er auch hier die Umhiillungshaut. Der Fruchthof oder Embryonalfleck entsteht als ein Haufen von Zellen unter der Umhiillungshaut und breitet sich allmalig unter Bildung neuer Zellen an der ganzen inneren Flache dieser Umhiillungshaut aus. In dieser Schichte, nicht in der Umhiillungshaut, entstehen die ersten Anlagen des Embryo innerhalb des Fruchthofes. — Ich kann iiber diese Angaben, was das Frosch- und Vogelei betrifft, keine Entschei- dung geben, da ich ersteres auf's Neue zu untersuchen noch keine Zeit und Gelegenheit linden konnte, bei dem Vogeleie aber mir es unmoglich wurde und unmoglich scheint, durch directe Beobachtung iiber das angegebene Verhaltniss Auskunft zu erhalten. Dafiir ist aber gerade das kleine durchsichtige Saugethierei ganz besonders geeignet, sich durch directe Beobachtungen von den obwaltenden Verhaltnissen zu unterrichten. Es miisste und wiirde hier leicht sein, sich davon zu iiberzeugen, ob der Fruchthof eine unter der von mir Keimblase genannten Zellenlage auftretende Bildung ist, also von derselben bedeckt wird, oder ob derselbe in der Ebene derselben liegend, nur der Centraltheil derselben ist. Nun aber kann man sich leicht iiberzeugen, dass der Fruchthof weder jetzt noch spater von einer solchen Lage polyedrischer Zellen bedeckt ist, sondern dass dieselben unmittelbar in seine Peripherie iibergehen, und die Elemenie des Fruchthofes (Zellen, Zellenkerne und Elementarkornchen) nach Entfernung der Zona oder aufseren Eihaut ganz unbedeckt zu Tage liegen. Ein einigermafsen im Gebrauche des Mikroskopes geiibter Beobachter, wird sich leicht durch verschiedene Stellung des Mikroskopes von der Richtigkeit dieser Angabe iiberzeugen kb'nnen. Wegeu dieses Punktes habe ich in einer der obigen Beobachtungen auch vorziiglich auf jene Erscheinung aufmerksam gemacht, wo sich wegen der Einwirkung einer heterogenen Fliissigkeit auf das verschieden dichte Material des Fruchthofes und der sich in seiner Peripherie ansetzenden Keimblase der Fruchthof in seinem animalen Blatte abloste. Ein solches Ereigniss ware bei einer Einrichtung nach Reichert's Angabe gar nicht oder erst nach Zerstorung seiner Umhiillungshaut moglich gewesen. Da sich nun auf diesen Ausgangspunkt die ganze Theorie des Hrn. Dr. Reichert stiitzt und ich denselben zum wenigsten bei den Saugethieren als durchaus irrig erkannt habe, so ist es auch tinnothig, weiter irgend auf diese Theorie einzugehen, wie zwingen- sollende Raisonnements dafiir Hr. Dr. Reichert auch anfiihren mag. Ich kenne kein anderes Kriterium fiir irgend eine Theorie, als das der aufnierksamen, niichternen und den- kenden Beobachtung, und wo diese widerspricht, ist fiir rnich auch der Theorie das Ur- theil gesprochen. - Noch will ich indessen bemerken, dass mir bei Thieren, deren Embryo kein Amnion besitzt, wie eben Frosch e und Fische, eine Einrichlung, wie Dr. Reichert sie schildert, aus allgemeinen Griinden noch wahrscheinlicher ist. Das animale Blatt der Keimhaut der Saugethiere wird, indem es das Amnion bildet, zu einer solchen Umhiillungs- haut, wie wir spa'ler noch sehen werden. 69 Dass Hr. v. Baer auch an der Keimblase der Saugethiereier zwei Blatter anniramt, habe ich bereits oben erwahnt, zugleich aber auch, dass man leider vermisst, ob diese Annahme ein Schluss der Analogic oder Resultat der Beobachtung 1st. Es bleibt mir daher nur iibrig, auch noch zu erwahnen, dass auch Hr. Coste, zwar nicht in seiner Ovologie du chien, aber in seiner allgemeinen Exposition der Entwicklung des Saugethier- eies, Embryogenie cornparee. p. 113. und in seiner Ovologie du lapin. p. 460. an der vesi- cule blastodermique zwei und drei Lagen unterscheidet, auch auf diese Unterscheidung 1. c. p. 119. eine Theorie de Penveloppe exterieure et de la formation du canal intestinal, griindet. In der That werden wir sehen, dass zu den zwei bis jetzt von mir unterschie- denen Blattern der Keimblase, spater noch ein drittes, das Gefafsblatt, hinzukommt. Auch will ich nicht in Abrede stellen, dass Hr. Coste vorziiglich, wie er selbst sagt, spater zwei Blatter an der Nabelblase unterschieden hat. Allein ich muss bemerklich machen, dass die von mir unterschiedenen und nachgewiesenen Blatter sich ganz anders verhalten, als Herr Coste es von den seinigen angiebt, wie sich spater noch genauer herausstellen wird. Ich griinde auf ihre Unterscheidung keine Theorie, sondern werde nur die Thatsachen der Beobachtung iiber ihr Verhalten angeben. Das Ei des Hundes erha'lt nach meinen vorstehenden Beobachtungen weder im Eileiter, noch im Uterus Eiweifs umgebildet. Diese ganz zuverlassige Thatsache unterscheidet das Ei dieses Thieres sehr bemerkenswerth von dem Eie des Kaninchens, welches, wie ich ge- zeigt habe, eine sehr bedeutende Schichte Eiweifs im Eileiter erhalt und auch noch im Anfange des Uterus besitzt. Dasselbe verschwindet alsdann indessen auch bei dem Kanin- chen bald, indem es sich mil der Zona vereinigt und mit ihr die aufsere Eihaut darstellt, welche bei dem Hundeeie diese Zona allein bildet. Es ist daher auf diese Bildung von Eiweifs kein grofses Gewicht zu legen; und hat dasselbe gar keinen wesentlichen Einfluss auf die Gestaltung des EJes und seiner Hiillen. Um so unbedeutender ist es daher, dass Hr. Dr. Reichert in seiner letzten Schrift mir einen grofsen Vorwurf daraus gemacht hat, dass ich gesagt habe, das Eiweifs »verbinde« sich mit der Zona zur Bildung der ein- faclien aufseren Eihaut, anstatt dass ich hatte sagen sollen, es diene »als Nahrungssubstanz«. Ich denke, Jeder wird die Aufnahme und Verbindung einer Substanz mit einem Organe oder Orgauismus fur gleichbedeutend mit einer Ernahrung durch dieselbe halten. Indes- sen hat mir Hr. Dr. Reichert auch noch den Ausdruck »verwachsen« untergeschoben- welcher indessen ganz auf seine Koslen fallt, da ich mich desselben nirgends bedient habe. Von der Schleimhaut des Uterus wird in dieser Periode auch kein anderes Gebilde gelie' fert, welches bestimmt ware, dem Eie einen Ueberzug zu ertheilen, z. B. eine sogenannte Decidua, woriiber bei dem nachsten Stadium noch etwas Naheres anzugeben sein wird. - Auf der Zona oder der auferen Eihaut entstehen die Zotten, als ein Ansatz organi- scher Elemente in eigenthiimlicher Form. v. Baer hat geglaubt, diese Zottenbildung schon bei Eiern von l/5- — ]/2 P. L. im Durchmesser beobachtet zu haben. Obgleich die Grofse des Eichens kein absoluter Mafsstab fur das Stadium seiner Entwicklung ist, so muss ich doch bemerken, dass ich nie bei so kleinen Eiern den Anfang von Zottenbildung 70 gesehen habe. Die meinigen waren bereits 1V2 — 2 P. L. grofs. Der ganze Vorgang die- ser Zottenbildung aber erscheint als ein eigenthiimlicher, fiir welchen auch ich keine Ana- logic anzugeben vermag. So lange aber bei der Angabe iiber denselben kein factischer Irrthum nachgewiesen wird, so lange wird Hr. Reichert deshalb vergeblich dagegen de- monstriren. Ich theile mil, was ich bei moglichst sorgfaltiger und keineswegs gedankenloser und unbewusster Beobachtung bemerken konnte. \7Vreichen diese Angaben von sonst bekannten Vorgangen uud Vorstellungen ab, so erweckt dieses allerdings nicht jenes befriedigende Gefiihl vo nSicherheit und Einheit, nach welchem man strebt. Allein es charakterisirt in meinen Augen einen Naturforscher hinlanglich, wenn er sich erlaubt, solche Beobachtungen, statt durch sorgfaltig angestellte andere Beobachtungen, nur nach ,,allgemein anerkannten anatomisch physiologischen Principen« verwerfen zu wollen, wie Hr. Dr. Pvei chert. Wiirden die ersten Anfange der Zotten in der Form von Zellen und Zellenkernen erscheineri, so wiirde Hr. Dr. Reichert wahrscheinlich nichts dagegen haben. Da sie dieses nicht thun, so muss die Beobachtung falsch sein!!? Zum Gliick oder zum Ungliick sind die »allgemein aner- kannten anatomisch physiologischen Principe" noch so sparsam an Zahl, besonders bei der Frage nach den Elementar- Vorgangen organischer Bildungen, dass die Mehrzahl besonne- ner Naturforscher wohl noch nicht geneigt sein wird, mit Hrn. Dr. Reichert apodictische Veto's einzulegen,wo gegen dieselben scheinbar verstofsen wird. Was die Zeitverhaltnisse dieses ersten Entwicklungsstadiums der Eier im Uterus be- trifft, so lasst sich dariiber schon deshalb nichts Bestimmtes erwarten und aussagen, weil die Eier schon zu verschiedenen Zeiten in den Uterus eintreten. Sodann schreitet auch hb'chst wahrscheinlich noch in diesem Stadium die Entwicklung bei verschiedenen Indivi- duen verschieden schnell fort; im Anfange besonders langsam, spater schneller, indem in der letzten Zeit die Eier in 24 Stunden urn das Dreifache ihres Durchmessers wachsen konnen. Sowie ich aber oben festsetzen konnte, dass man unter den gewohnlichen Ver- haltnissen die Eier nicht vor dem achten, neunten Tage nach der ersten Begattung im Uterus erwarten konne, so glaube ich ebenso sagen zu konnen, dass man nicht leicht vor dem einundzwanzigsten Tage nach der ersten und dem zwolften bis vierzehnten Tage nach der letzten Begattung die erste Spur des Embryo fmden wird. Die zuletzt beschriebenen Stadien, wo das Ei schon an einer leichten Anschwellung des Uterus erkennbar und die Zona schon mit der Uterinschleimhaut innig vereint ist, habe ich 11, 13, 14 und 15 Tage nach der letzten Begattung, die man gewohnlich leichter ermitteln kann, als die erste, ge- funden. Wenn daher die Herren Prevost und Dumas sagen, sie haben die erste Spur des Embryo am zwolften Tage gesehen, so muss ich annehmen, dass sie gerade von der allerletzten Begattung an gerechnet haben. Mit der Zeitrechnung des Hrn. v. Baer (Com- mentar etc. S. 181 und folgende) stimmt dagegen die meinige am meisten iiberein. Die das Ei in dem Uterus fortbewegenden Krafte sind hochst wahrscheinlich nur die Contractionen des Uterus, wenigstens habe ich von einem Flimmer- Epithelium der Schleim- haut desselben und einer Wirkung eines solchen auf die Eier nie etwas bemerken konnen. Dass durch diese Contractionen des Uterus die Eier von einer Seite dessel- 71 ben auf die andere hiniibergefiihrt werden konnen, halte ich fur eine sehr bemerkenswer- the, aber sicher ausgemachte Thatsache. Denn wenn man gleich vielleicht sagen konnte, dass die Zahl der gelben Korper in den Eierstocken kein sicheres Urtheil begriindeten, weil sowohl EJer abortiren, als auch mehrere in einem Graaf'schen Blaschen enthalten sein konnten , so halte ich es doch fur sehr unwahrscheinlich , dass sich dieses gerade in der Weise combiniren sollte, dass, was auf der einen Seite abortirt ware, gerade durch Ueberzahl auf der andern Seite ersetzt worden ware. Vielmehr hangt dieses Ueberwandern wohl iiberhaupt rait dem unbekannten Gesetze zusammen, welches die Vertheilung der Eier in dem Uterus auch auf derselben Seite bestimmt, so dass sie Rauni zu ihrer spateren Entwicklung haben. — Fiinftes Kapitel. Das Ei des Hundes von der Zeit des Auftretens der ersten Spur des Embryo bis zur Entwicklung aller wesentlichen Eitheile und Organe. iLs war eins der wichtigsten Resultate der Untersuchungen der Herren Prevost und Dumas, dass sie zuerst darthaten, dass die ersten Rudimente des Embryo der Saugethiere in durchaus ahnlicher Weise wie die des Vogelembryo erscheinen, wie unvollkommen auch ihre Angaben und Abbildungen dieser ersten Spuren sein mogen. Ihre Beschreibung der Eier des Hundes von diesem Stadium ist folgende, p. 128: »L'Embryon se reconnait done aisement sur les ovules de douze jours; mais sa forme et ses dimensions variant Ceux qui nous paraitroient les moins avances ne sont plus ovales, et possedent au contraire exactement la forme d'une poire qu'on supposerait tres reguliere. A la premiere inspection on peut y reconnaitre trois parties. La tete de la poire est cotonneuse, marquee de petites taches plus opaques que la membrane, parfaitement arrondie, et limitee par un bord frange cir- culaire et deprime legerement. La queue est lisse, sillonee de quelques plis tres faibles et profondement sinueuse au point ou elle se reunit avec le corps de la poire. Celui-ci forme une espece de bande ou de zone circulaire plissee longitudinalement avec une sorte de regularite. Mais elle est surtout remarquable a cause d'une depression subcordiforme , qui s'observe a la partie superieure. C'est le siege du developpement de 1'Embryon et celui peut deja s'y reconnaitre. On voit en effet une ligne plus noire ou plus epaisse partir du centre de 1'ecusson et aboutir a sa pointe. En suivant les progres du developpement, nous verrons, que celle ligne est la moelle epiniere ou son rudiment; c'est done par elle que commence 1'evolution du nouvel animal! Si Ton examine des oeufs plus avances . . . . , 1'ovule est devenu lisse dans toute sa surface, sauf Tendroit ou se trouve le foetus. La ligne primitive est plus longue; elle s'est entournee d'un bourrelet saillant parallel a sa direction, et Ton observe dans la partie elargie de 1'ecusson une espece d'arc de cercle releve en bosse. L'ecusson lui-meme n'est plus subcordiforme; il est devenu ovale-lanceole. 73 Plustard, Fecusson a pres 1'apparence d'une lyre, le croissant s'est prolonge, et dessine a 1'interieure de celle-ci une ligne qui lui est entierement parallele, et le bourrelet qui environne le rudiment nerveux commence a perdre sur ses bords sa direction droite.« Sie suchen sodann noch durch Beobachtungen bei dem Kaninchen zu beweisen, dass diese ligne primitive est bien reellement le rudiment de la moelle epiniere. Aufserdem wollen sie die Eier selbst noch zu dieser Zeit completement libres in dem Uterus gefunden haben, wahrend sie die Yeranderungen des letzteren selbst an der Stelle, wo die Eier sich behnden, ganz richtig beschreiben. — Hr. v. Baer war in seinen in der Epistola und dem Commentare dazu niedergelegten Untersuchungen nicht so gliicklich, die Eier des Hundes auf dem Stadium der ersten Er- scheinung des Embryo zu beobachten. Er konnte an Eiern vom zwanzigsten Tage nach der ersten und siebenzehnten nach der letzten Paarung, nur eins so weit herausbringen, dass er jenen Primitivstreifen eben erkannte. Der dann zunachst von ihm meisterhaft un- tersuchte und beschriebene Embryo war schon ansehnlich weiter, und ich werde seiner spater Erwahnung thun. Denrioch sprach er schon damals seine Ueberzeugung aus, dass sich der Embryo der Saugethiere genau ebenso entwickle, wie der der Vogel. In seiner Entwicklungsgeschichte, Bd. II. S. 189. schildert er aber nach fortgesetzten Beobachtungen diese erste Entwicklung, sowie ich dieses schon oben mitgetheilt habe. S. 28. sagt er dann, dass die weitere Entwicklung des Primitivstreifens ebenfalls gerade ganz wie beim Vogel fortschreite. Ich werde daher das, was er hieriiber S. 69. desselben Bandes sagt, hier kurz arifiihreri. Hier giebt er an, dass sich zuerst in der sogenannten Keimhaut eine hellere Mittc (Area pellucida) von einer dunkeleren Peripherie (Area opaca) scheide. Der durchsichtige Theil scheidet sich aber nochmals in eine Mitte und eine Peripherie. Die Mitte erhebt sich in Form eines langlichen Schildes und dieses ist der zukiinftige Em- bryo. Er ist, wenn auch schildfdrmig, doch, gleich anfangs langlich, und seine Langenaxe macht einen rechten Winkel mit der Langenaxe des Eies. Das Erste, was in ihm erkenn- bar wird, ist ein in der Axe des Schildes sich erhebender Wulst, der Primitivstreifen (Nota primitiva); von diesem aus erheben sich zu seinen Seiten zwei Wiilste, wobei der Primi- tivstreifen selbst unkenntlich wird und in seiner Mitte eine sehr diinne, aus dunkelen Kiigel- chen bestehende Linie erscheint. Diese Linie ist die Wirbelsaite (Chorda spinalis), die Axe des Stammes des Thieres. Die beiden Wiilste zu ihren Seiten sind die beiden Riicken- halften, und er nennt sie Riickenplatten (Laminae dorsales), und sie haben daher an- fangs zwischen sich eine Rinne oder einen Halbkanal. Ihre oberen Kamme erheben sich, dann neigen sie sich von beiden Seiten gegen einander, verwachsen und bilden den Riicken. Dabei bilden sie zwischen sich einen Kanal; dieser ist der Kanal der Wirbelsaule. In ihm scheidet sich das Material fur Riickenmark und Gehirn aus, welches auch anfangs als eine Rohre erscheint, die er die Medullarrohre nannte. Die aufsere Partie des oben erwahnten Schildes ist bestimmt, spater die Brust- und Bauchwandungen zu bilden; v. Baer nannte sie daher die Bauchplatteri (Laminae ventrales). Dieser Schilderung der ersten Bildungsvorgange des Embryo und der dabei eingefiihrten 10 74 Terminologie sind die deutschen Embryologen und Physiologen fast sammtlich gefolgt, ohne wesentliche Abanderungen zu macheri, und ich kann mich damit begniigen, zu bemerken dass R. Wagner in seinen Icones physiologicae. Tom. I. Tab. VI. Fig. 9. B. c. noch das Ei eines Hundes mit dem sogenannten Primitivstreifen abbildet. Nur Hr. Dr. Rei chert weicht nach seinen Untersuchungen beim Frosch- und Vogelei, die aber, wie aus dem Be- richte der Koniglichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin und seiner neuesten Schrift hervorgeht, von ihm auch fur das Saugethierei bestatigt worden sind, von dieser Schilderung betrachtlich ab, indem sich seine ferneren Angaben an das schon oben riick- sichtlich seiner sogenannten Umhullungsbaut Gesagte anschliefsen. Nachdem niimlich diese Umhiillungshaut (unsere Keimblase) gebildet ist, erfolgt nach Reichert an der Innenflache derselben, da wo wir den Fruchthof fanden, die Bildung und Ablagerung einer Zellen- schichte in Form eines langlichen Ovales, welches durch einen in der Langenaxe verlaufen- den helleren, weifslichen Streifen in zwei Theile getheilt wird. Diese ovale Scheibe, welche offenbar v. Baer's Schildchen und dem zukiinftigen Embryo entspricht, ist nach Reichert die Uranlage des centralen Nervensystemes, welches daher anfanglich als eine membranartige Zellenschichte erscheint. Der helle Streifen in ihrer Langenaxe, den v. Baer Primitivslreifen nannte, ist keine erhabene Leiste, sondern eine seichte Rinne, die Primi- tivrinne, entstanden in Folge der zu ihren beiden Seiten sich entwickelnden Urhalften des centralen Nervensystemes. Bei der weiteren Entwicklung ziehen sich letztere beiden gegen die Mitte hin zusammen, werden etwas dicker und erheben sich mit ihren aufseren Randern. Die primitive Rinne gleicht sich aus und es entsteht eine Furche, die Riicken- furche, umgeben von zwei Wallen. Diese Walle, die also dem Centralnervensystem an- gehoren, sind v. Baer's Riickenplatten. Diese Walle umwachsen dann die Riickenfurche und vereinigen sich iiber derselben mit ihren Randern und zwar von dem vorderen, dem Gehirn entsprechenden Ende nach hinten fortschreitend, und das anfangs membranartig ausgedehnte Centralnervensystem verwandelt sich so allmalig in eine Rohre. (Vgl. Reichert's Entwicklungsleben Jm Wirbelthierreiche S. 117 und folgende.). Hieran kniipft nun Reichert auch eine veranderte Darstellung der Entwicklung der iibrigen Gebilde des Embryo. Ich brauche aber dieselbe nicht weiter zu verfolgen, da sie auf der Richtigkeit des von seinen Untersuchungon bis jetzt Mitgetheilten beruht und da- her auch als Jrrig aufgefasst erscheinen muss, wenn ich das Erstere als irrig erwiesen habe. Ich will nur noch erw'ahnen, dass die Herren Coste und Delpech in ihrem Memoire sur la ge- neration des Mammiferes et la formation des Embryons. p. 66., wenn ich sie recht verstanden habe, darin eine der Reichert'schen ahnliche Ansicht aufgestellt haben, dass sie ebenfalls die gesammte erste Anlage des Embryo fur die Strange des Centralnerversystemes des zukunf- tigen Embryo gehalten haben. In seinen spateren Untersuchungen, Embryogenie comparee, hat Hr. Coste wenig oder nichts iiber die erste Entwicklung der Embryonen mitgetheilt. Er beschreibt nur im Allgemeinen die Formveranderungen des Fruchthofes, seiner Tache em- bryonnaire, und die Abschniirung derselben, indem sie sich zum Embryo ausbildet, von der Vesicule blastodermique, wodurch diese in die Vesicule ombilicale umgewandelt wird. Genauere 75 und hier durchaus nothige Details fehlen ganz. Kiirzlich habe ich noch aus den Gomptes rendus, 1843, gesehen, dass auch Hr. Serres sich bei seinen Untersuchungen iiber das Vogelei iiberzeugt hat, dass der sogenannte Primitivstreifen keine Substanzbildung, sondern eine Spalte oder Rinne ist, welche die Erabryonal-Anlage in zwei Theile theilt. Was Hr. Dr. Barry in der zweiten Reihe seiner embryologischen Untersuchungen (Philosoph. Transactions. 1839. P. II.) von der ersten Entwicklung des Embryo, die er aus einer Zelle ableitet, sagt, ist mir durchaus unverstandlich geblieben, und wahrscheinlich auch ihra selbst nicht recht klar geworden. Ich werde nun wieder meine eigenen Beobachtungen mittheilen, aus welchen mein Urtheil iiber die Angaben meiner Vorganger eine abgeleitete Folge sein wird. Ich glaube so, wie bei dera Kaninchen, so auch bei dem Hunde die erste Entwicklung der Embryo- nen vollstandiger verfolgt und beobachtet zu haben, als irgend einer meiner Vorganger, wenn gleich auch ich diese Beobachtungen in noch grofserer Zahl angestellt zu haben wiinschen mochte. Das Hauptmittel, durch welches meine Beobachtungen in unmittelbarer lleihenfolge angestellt werden konnten, war das auch schon bei dem Kaninchen angewen- dete, namlich das successive Ausschneiden einzelner die Eier enthaltender Theile des Uterus aus dem lebenden Thiere. Die Entwicklung schreitet, wenn der Embryo auftritt, so aufser- ordentlich schnell fort, die Veranderungen folgen so rasch auf einander, und andererseits ist die Zeitrechnung bei der Hiindin so unsicher, dass man hochst wahrscheinlich auch durch eine zehnfach grofsere Zahl von Thieren, als mir zu Gebote standen, nicht so weit kommen wiirde, als es mir durch dieses Mittel gelang. Ich erhielt durch dasselbe bei einem und demselben Thiere zwei, drei und vier verschiedene Sladien in der Aufeinanderfblge von 6 — 12 Stunden. Die Operation ist leicht, fast schmerzlos und, wenn die Thiere nicht zu unruhig sind, aufserst schnell abgemacht. Ich offne die Bauchhb'hle in der unteren Bauchgegend, gerade in der Linea alba, um Blutung zu vermeiden, durch einen etwa 2 — 3 Zoll langen Schnitt. Wenn die Harnblase nicht gefiillt ist, gelingt es dann leicht, ein ein Ei enthaltendes Stuck des Uterus vorzuziehen, ohne dass irgend ein anderes Eingeweide vortritt. Ich fiihre dann eine doppelte Ligatur durch das Mesometrium und schniire die eine unter, die andere iiber der das Ei enthaltenden Stelle des Uterus um denselben in nicht zu grofser Nahe von dem Eie zu, nnd schneide hierauf mit der Scheere das Stuck des Uterus aus. Die Thiere aufsern dabei nur sehr wenige Schmerzen. Nun bringe ich Alles in die Bauch- hohle wieder zuriick und lasse eine der Ligaturen zu der Yaunde heraushangen, die durch die Naht geschlossen wird. Nach 6 — 12 Stunden offne ich die Naht wieder, entferne die durch das Exsudat verklebten Wundrander so schonend als moglich von einander, ziehe an der Ligatur den Uterus mit einem zweiten Eie hervor und verfahre mit diesem wieder ebenso. Wenn die Thiere ruhig waren, so habe ich dieses Verfahren, falls Eier genug vorhanden waren, viermal wiederholt, ohne dass die Entziindung zu heftig wurde. Inimer gelingt dieses freilich nicht, die Thiere strauben sich, es tritt die Harnblase, eine Darm- schlinge, mehr von dem Uterus als man wiinscht, aus der Wunde hervor; dann wird die 10* Entziindung heftiger und dann muss man sich mil zwei oder drei Stadien begniigen. Nur so lange das Ansehen des Uterus und der Eier ganz normal war, setzle ich das Ver- fahren fort. Sobald ich die geringste Spur von Entziindung an ihnen merkte, so schnitt ich nun entweder sogleich den ganzen Uterus aus, oder liefs das Thier tb'dten. Es ist daher nicht zu befiirchten, dass ich pathologische Zustande untersucht habe. Solche \rer- anderungen entwickeln sich in diesen zarten Gebilden sogleich so deutlich und stark, dass gewobnlich an gar keine weitere Beobachtung mehr gedacht werden kann, so wie sie nur eingetreten sind. Ich habe oben die Entwicklung des Eies so weit verfolgt, dass sich die Zona pellucida als aufsere Eihaut, nachdem noch die ersten Anfange der Zottenbildung auf ihr bemerkbar geworden, so innig an den Uterus angelegt hatte, dass sie nicht mehr von dessen Schleim- haut entfernt werden konnte. Wenn sie daher bei Eroffnung des Uterus mit zerrissen war, so erschien dann die Keimblase noch ganz frei in der Zelle des Uterus, besteherid aus zwei Blattern, dem aufseren animalen und dem inneren vegetativen. An einer Stelle bemerkte man den Fruchthof, welcher entweder noch rund oder schon elliptisch und eifor- mig gestaltet, eine hellere Mitte und eine dunkelere Peripherie wahrnehmen liefs. Auch noch auf dem nachslen Stadium, welches kaum einige Stunden spater sein kann, ist das Verhnltniss im Allgemeinen dasselbe. XLV. Sonnabend, am 19ten Juni 1841, offnete ich einer Hiindin den Unterleib, von welcher mir der Verkaufer versichert hatte, dass sie Montag, am 30sten Mai, zum ersten und am 5ten Juni zum letzten Male belegt worden sei. Allein der Uterus zeigte noch nirgends bemerkbare Anschwellungen und ich n'a'hte daher die \Vunde wieder zu. Frei- tag, am 24sten, Morgens 10 Uhr, nahm ich die Hiindin wieder vor und fand nun, nach Eroffnung des Unterleibes, den Uterus an mehreren Stellen leicht angeschwollen (Fig. 32. A.), worauf ich ein Ei mit dem entsprechenden Stiick des Uterus ausschnitt und die Wunde wieder schloss. Bei der Eroffnung des Uterus unter wasserigem Eiweifs floss eine wasser- helle Fliissigkeit aus, die Uteruszelle sank zusammen und in ihr zeigte sich die Keimblase citronenformig gestaltet und in ihrem langsten Durchmesser gegen drei Linien grofs (Fig. 32. B.) noch ganz frei mit diesem langsten Durchmesser im Langendurchmesser des Uterus. Schon mit unbewaffnetem Auge bemerkte man an ihr eineri birnformig gestalteten Fruchthof mit seinem Langendurchmesser im Querdurchmesser des Eies und also auch des Uterus. Unter dem einfachen Mikroskope (Fig. 32. C.) zeigte sich der Fruchthof als be- stehend aus einer dunkeleren mehr ovalen Peripherie und einer helleren Mitte. In letzterer aber machte sich jetzt eine dunkelere birnformige Figur sehr bemerkbar, in deren Langen- axe ein heller Streifen verlief, welcher mit seinem einen Ende das zugespitzte Ende dieser birnformigen Figur fast erreichte, von dem abgerundeten aber ziemlich weit abstand. Zu beiden Seiten des hellen Streifens, besonders an dessen unterem Ende, herrschte die meiste Dunkelheit. Sammtliche Unterschiede von hell und dunkel scheinen grb'fstentheils nur durch die verschiedene Vertheilung des Materials hervorgebracht zu werden, so dass dasselbe in dem erwahnton hellcri Axenstreifen am sparsamsten, zu seinen beiden Seiten am reichlich- 77 sten vorhanden war, jeuer Streifen selbst daher nichts Anderes, als erne Vertiefung oder Rhine war. Es gelang mir auch, beide Blatter der Keimblase von einander zu trennen. Beide bestanden unter dem Mikroskope deutlich aus kernhaltigen Zellen, welche im anima- len Blatte schon mehr mil einander verschmolzen und mit Moleciilen gefiillt, im vegetativen noch isolirter und heller waren. Am Abend desselben Tages, um 10 Uhr, also nach zwb'lf Stunden, wurde das ganze rechte Horn des Uterus dieser Hiindin ausgeschnitten , welches noch zwei Eier enthielt, welche ich des andern Tages um 11 Uhr untersuchte. Das Verhaltniss der Eier zum Uterus war noch dasselbe (Fig. 34. A.), die Keimblase aber ansehnlich gewachsen, voile vier Linien im Langendurchmesser, ihre Gestalt citronenformig und die Poole stark ausge- zogen (Fig. 34. B.). Der Fruchthof war auch grbfser, leicht mit unbewaffnetem Auge er- kennbar und bisquit- oder guitarrenfdrmig gestaltet. Unter der Loupe (Fig. 34. C.) zeigte er einen fast runden, ziemlich ausgedehnten dunkelen peripherischen Hof. Dieser umschloss einen ovalen, fast ganz hellen, und in diesem erschien wieder der helle Streifen, aber viel deutlicher entwickelt mit einem oberen, rundlichen Ende und einem unteren, lancettformig zugespitzten. Die dunkele Partie um diesen herum war jetzt viel bestimmter und mit scharfen Grenzen in dem hellen Fruchthofe entwickelt 5 sie hatte eine bisquitformige Ge- stalt. Wenn ich das Ei in einem Uhrglaschen mit Fliissigkeit so drehte, dass ich den Fruchthof in einer Profilansicht zu sehen bekam, so erkannte ich unter der Loupe sehr deutlich, dass derselbe Streifen in der Langenaxe des Fruchthofes eine Vertiefung, die dun- kele Partie zu seinen Seiten eine Erhohung bildete; jener also eine Rinne zwischen dieser war (Fig. 34. D.). — Das zweite Ei war noch zuriick und kaum weiter als das vom vorher- gehenden Morgen. — Am Morgen nach der letzten Operation, um 8 Uhr, crepirte diese Hiindin. Es zeigte sich eine ziemlich starke Entziindung, besonders der Harnblase; der linke Uterus dagegen war nicht afficirt und enthielt noch drei Eier. Das unterste Ei in ihm war das grofste. Ich offnete den Uterus unter Fliissigkeit von der Mesenterialseite aus, und als ich dabei zuletzt die Schleimhaut iiber dem Eie auf das Vorsichtigste trennte, bemerkte ich, dass jetzt die Keimblase in dem grb'fsten Umfange des Eies nicht mehr frei war, sondern sich, mit Ausnahme der Stelle, wo ich den Uterus offnete und wo der Fruchthof sich befand, dem Uterus und also auch der aufseren Eihaut auf das Innigste angelegt hatte. Nur mit der grofsten Mu'he und mit Verletzung des aufseren oder animalen Blattes gelang es mir noch, die Keimblase zu losen. Als ich sie sodann unter die Loupe brachte, zeigte sich der Fruchthof nicht ganz genau mit seiner Langenaxe in der Queraxe des Eies, son- dern etwas schief stehend. Er bestand aus einem aufsoren rundlichen, dunkeleren Hofe, der sich bedeutend iiber die Flache des Eies ausgedehnt hatte. Dieser umschloss einen ganz hellen durchsichtigen, ovalen Hof, und in diesem zeigte sich nun die Figur des vori- gen Eies schon ganz deutlich zum Embryo entwickelt. Anstatt der Rinne erschien in der Langenaxe dieses Hofes das Centralnervensystem in seiner bekannten ersten Erscheinung, d. h. es bestand aus zwei schmalen, parallel neben einander laufenden, sich durch ihre helle 78 glasartige Beschaffenheit auszeichnenden Streifen. Nach unten an dem leicht erkennbaren Schwanzende des Embryo liefen dieselben lancettformig aus einander. Nach oben gegen das Kopfende zeigten sie drei hiriter einander liegende Ausbuchtungen, deren beide hinter- sten klein, die vordere grb'fser war. In dieser vordersten war das Kopfende des Embryo etwas vorniiber gebeugt und also jene Streifen ebenfalls, so dass man ihren vorderen Uebergang in einander nicht vom Riicken aus, sondern nur von der Bauchseite sehen konnte. Bei dieser Ansicht gingen die beiden hellen Streifen durch eine in der Mitte etwas vorspringende Spitze in einander iiber, wodurch die beiden vorderen Ecken dieser Ausbuch- tung etwas starker vorragten und so den Kundigen schon die erste Anlage der Augen er- kennen liefsen. In der Mitte des ganzen Embryo, wo die beiden Streifen des Riickenmar- kes dicht an einander lagen, bemerkte man drei bis vier dunkele viereckige Plattchen zu beiden Seiten, die Anfange der Wirbel. Der Korper des Embryo hatte im Ganzen noch die Form der Anlage in dem gestern untersuchten Eie, war aber doch schon viel bestimmter und starker ausgebildet. Nach vorne war der zukiinftige Kopf durch eine Einbiegung an den Seiten angedeutet, ebenso das hintere Ende. In der Mitte trat die Masse weiter heraus. Mit seinen aufseren Ran- dern verlief der Korper an den Seiten und unten noch unmittelbar in das animale Blatt der Keimblase. Das Kopfende aber hatte sich so stark eritwickelt, dass es iiber die Ebene dieses Blattes erhoben war und sich gleichsam von ihm schon abgeschniirt hatte, wobei sich eine Hohle in ihm zu entwickeln begonnen, welche wir als den vorderen Theil der Visceralhb'hle bezeichnen wollen. Bei genauerer Zerlegung zeigte es sich, dass der ganze bis jetzt gebildete Embryo nur dem oberen oder animalen Blatte der Keimblase an- gehorte, und dessen verdickte und entwickelte Central -Partie ausmachte. Das innere oder vegetative Blatt ging dagegen an der unteren oder inneren Fla'che der Embryonal- Anlage, ihr allerdings dicht anliegend, vorbei, ohne einen wesentlichen Antheil an der Bildung aller beschriebenen Theile zu nehmen. Nur nach oben zog es sich in die in dem Kopfende sich bildende Visceralhohle mit hinein und kleidete diese innerlich aus. — Von einem Herzen- und Gefafssysteme bemerkte ich noch keine Spur, obgleich ich nicht zweifle, dass solche schon vorhanden war, allein meine Aufmerksamkeit wurde zu sehr durch die Ermit- telung der genannten Verhaltnisse in Anspruch genommen, als dass ich sie auch noch auf diesen Punkt hatte richten konnen. Noch ist zu erw'ahnen, dass bei dieser Hiindin der rechte Eierstock vier, der linke ein Corpus luteum zeigte, wa'hrend doch beide Hb'rner des Uterus vier Eier enthielten. Es musste daher nicht nur abermals eine \Vande- rung der Eier von einer Seite auf die andere stattgefunden haben, sondern auch ein Zwillingsei vorhanden gewesen sein. XL VI. Die Reihenfolge, welche die vorige Beobachtung darbietet, wurde wesentlich erganzt und vervollstandigt durch eine andere, welche ich am 19ten und 20sten Januar 1843 anstellte. An ersterem Tage, um 9 Uhr Morgens, bffnete ich einer Hiindin den Un- terleib, von welcher mir der Verkaufer nur sagen konnte, dass sie vor drei Wochen belegt worden sei. Der Uterus zeigte Anschwellungen von 6'" La'nge und 4l/2lj Breite (Fig. 33. A.). 79 Ich schnitt eine derselben aus. Bei der Eroffnung des Uterus sank die von ihm ge- bildete Zelle wie friiher zusammen, ohne dass das Zerreifsen der aufseren Eihaut zu be- merken oder zu verhiiten war. Frei in derselben flottirte die citronenformig gestaltete Keimblase (Fig. 33. B.), welche sich bei der Beriihrung mil der heterogenen Fliissigkeit alsbald stark zusammenzog. In ein Uhrglaschen gebracht, war der Fruchthof schon mit unbewaffnetem Auge zu erkennen, und unter der Loupe (Fig. 33. C.) zeigte sich seine Beschaffenheit zwischen der der ersten und zweiten vorausgehenden Beobachtung stehend. Zu aufserst markirte sich ein etwas dunkeler eiformiger Hof, der sich nur wenig von der iibrigen Keimblase abgrenzte. Er umschloss einen helleren Raum, in welchera sich aber- mals eine birnfb'rmig gestaltete Mitte durch starkere Massenansammlung wie ein Schildchen auszeichnete. In der Langenaxe der letzteren zeichnete sich ein sehr heller, gegen das breite Ende abgerundeter, gegen das schmale lancettfbrmig zugespitzter Streifen aus, dessen nachste ihn umgrenzenden Rander wieder etwas dunkeler waren. Das untere Ende dieses birnfor- mig geslalteten Schildchens war von einem schmalen ganz durchsichtigen Streifen umgeben. Wenn ich das Ei im Profil betrachtete (Fig. 33. D.), so erkannte ich ganz deutlich, dass der helle Streifen eine Vertiefung, eine Rhine, zwischen den beiden ihn zunachst begren- zenden Ansammlungen war, welche das birnfdrmige Schildchen bildeten, und die auch etwas iiber die Ebene der Keimblase hervorragten. Die Rhine selbst mochte % — 3/4 Linien lang sein. Ihr lancettfb'rmiges Ende erreichte den Rand des schmaleren Endes des Schild- chens fast, ihr abgerundetes stand von dem entgegengesetzten weiter ab. Unter dem zu- sammengesetzten Mikroskope waren die Rander der Rhine und ihr Boden, so wie ihr Offenstehen nach oben durch die Stellung des Mikroskopes sehr bestimmt zu unterscheiden. Die beiden Blatter der Keimblase gelang es mir auch hier wieder recht deutlich von ein- ander zu trennen und zu unterscheiden, wobei es sich abermals herausstellte, dass die oben beschriebenen Bildungen bis jetzt sammtlich nur dem oberen oder animalen Blatte ange- horten, unter welchem das vegetative noch ganz glatt vorbeilief. Desselben Abends, 9 Uhr, also nach 12 Stunden, nahm ich ein zweites Ei mit einem Stuck Uterus aus der Hu'ndin heraus. Allein die Ligatur vom Morgen hatte demselben zu nahe gelegen. Ich fand, als ich es am andern Morgen untersuchen wollte, dass es zu Grunde gegangen. Ich schnitt also jetzt abermals nach 12 Stunden, Morgens 9 Uhr, ein drittes Ei aus dem linken und noch eins aus dem rechten Uterus aus. Jetzt hatte sich auch die Keimblase mit ihrem aufseren Blatte rundherum, mit Ausnahme der na'chsten Umgebung des Fruchthofes, so innig an den Uterus und die aufsere Eihaut angelegt, dass es ganz unmoglich war, denselben zu b'ffnen, ohne das Ei zu zerreifsen. Dieses ist das Stadium, wo alle friiheren Beobachter so ungliicklich waren, nie etwas zu sehen, weil in der That, nach Zerreifsen der Eihaute, nichts mehr vorhanden zu sein scheint, und man ganz bewan- dert sein muss, um dann doch noch den Embryo zur Untersuchuug auffmden und heraus- fordern zu konnen. Meine friiheren Erfahrungen machten es mir indessen auch dieses Mai mbglich, den Fruchthof und Embryo wohlerhalten zur Untersuchung auf ein Glasplattchen 80 zu briugen. Derselbe war in den abgelaufenen vierundzwanzig Stunden bedeutend fort- geschritten und stand zwischen der zweiten und dritten Beobachtung des vorigen Fal- les. Die genaueste Untersuchung belehrte mich iiber neue und wichtige, mir bis dahin unbekannt gebliebene Verhaltnisse der ersten Bildung des Centralnerversystemes (Fig. 35- A. u. B.)- Das Schildchen in der Mitte des Fruchthofes der vorigen Beobachtung hatte jetzt schon ganz unverkennbar die Form des Korpers des Embryo angenommen und sich durch Massenzunahme, besonders an dem Kopfende, bedeutend verdickt, so dass dieses ansehn- lich iiber die Ebene der Keimblase hervorstand, sich auch ganz vorne schon etwas im Winkel vorniiber gebeugt hatte. In der Langenaxe des Embryonalkb'rpers verlief noch die nach oben ofFenstehende Primitivrinne. In der Mitte hatten sich ihre Piander schon fast an ein- ander gelegt, doch so, dass man noch in die Rinne hineinsehen konnte. Nach vorne stan- den dieselben in drei in zunehmender Weite auf einander folgenden Buchten weit aus ein- ander und gingen in dem vorniiber gebogenen Ende des Kopfes mil einem in eine mittlere Spitze auslaufenden Rande in einander iiber. Nach hinten liefen diese Rander in einer lancettformig gestalteten Figur allmalig in den Korper aus. Die die Rinne zu beiden Sei- ten begrenzende Korpermasse war in gleicher Weise nach vorne am starksten, hinten schwa' cher entwickelt. Sie bildet das, was v. Baer die Riickenplatten nannte. Das Bemerkenswertheste aber war, dass die innersten Rander dieser beiden, die Rinne zwischen sich fassenden Kamme bereits jenes, die Centralnervenmasse im frischen Zustande auszeichnende glasartig durchscheinende Ansehen angenommen hatten, so dass daher entweder die innerste, die Rinne zwischen den Riickenplatten bildende Lage von Zellen sich in Nervenzellen me- tamorphosirt hatte, oder eine besondere Schicht neuer solcher Nervenzellen in der Rinne abgelagert worden war. Nach hinten an dem lancettfdrmigen Ende der Rinne, wo deren Rander weniger entwickelt waren, war auch diese Entwicklung von Nervenzellen noch nicht erfolgt. In der Tiefe der Rinne konnte ich einen der Lange nach in ihr verlaufenden etwas dunkeleren Streifen unter dem Mikroskope erkennen, von welchem ich vermuthete, dass er der Chorda dorsalis entspricht. In der Mitte des Embryonalkorpers waren in den Riickenplatten auch bereits 6 — 8 dunkelere, viereckige Plattchen, die Anfange der Wirbel, entwickelt. An den Aufsenrandern des Embryonalkorpers, welche nach v. Baer die Bauchplatten heifsen, war das animale Blatt rund um diese herum abgerissen. Sein ganzer peripherischer Theil war an dem Uterus sitzen geblieben; nur sein centraler Theil, eben der Korper des Embryo, war auf dem vegetativen Blatte und mil diesem vereinigt geblieben. Endlich war der ganze Korper des Embryo, von der Riickenseite betrachtet, etwas gewolbt, von unten concav, kahnformig ausgehb'hlt. Von einem Herzen oder Gefafs- systeme entdeckte ich keine Spur. Desselben Tages, Abends 9 Uhr, schnitt ich der Hiindin das fiinfte und letzte Ei mil einem entsprechenden Stiicke des Uterus aus. Das Thier hatte daher die Operation viermal iiberstanden , war aber nichts destoweniger noch ganz munter, so dass ich jetzt, unter Zuriicklassung der Eileiter und Eierstocke, die Wunde sorgfaltig schloss und das 81 Thier leben liefs. . Es erholte sich bald vollstandig und diente mir spater zu einer andern interessanten Beobachtung. — Dieses fiinfte Ei war abermals in den verflossenen 12 Stunden ansehnlich gewachsen und bildete schon eine starke Anschwellung am Uterus. Bei Eroffnung des letzteren ging es iibrigens wie bei dem vorigen Male. Das Ei zerriss wegen seiner Befestigung an dem Uterus, und ich hatte grofse Miihe, den Embryo mil seiner nachsten Umgebung herauszu- bekommen, zumal, da er nicht an der Mesenterialseite lag, an welcher ich eingedrungen war (Fig. 36. A. u. B.). Der Embryo war in seiner gestreckten Lage 2% P. L. grofs. Die Primitivrinne war jetzt in ihrer grofsten Ausdehnung geschlossen, indem sich die Riickenplatten mil ihren zur Nervenmasse enlwickelten Randern an einander gelegt hatten. So war also aus der Rinne ein Rohr entstanden, dessen Wandungen von Nervensubstanz gebildet wurden, welches wir mil v. Baer mil dem Namen des Medullarrohres belegen konnen. Die Primitivrinne selbst wird dadurch der bekanntlich bei vielen Thieren perma- nent bleibende, bei den meisten Saugethieren und dem Menschen schon ini Embryo ver- schwindende Riickenmarkskanal. Nach oben bestanden noch die sich zum Gehirne ausbil- denden Erweiterungen dieses Kanales. Die vorderste derselben, welche ich als vordere primitive Hirnzelle bezeichne, war die bedeutendste. Sie war mit dem vordersten Theile des Kopfes selbst bereits in einem ziemlich starken Winkel nach vorne iibergebogen. An ihren beiden vorderen Ecken besafs sie ein Paar Ausbuchtungen, die Rudimente der Augen. Auf sie folgten mehrere schwachere Erweiterungen, welche die mittlere primitive Hirnzelle bildeten, und wohl nur durch die Einwirkung der zugesetzten Fliissigkeit aus einer einfachen Erweiterung entstanden waren. Hieran schloss sich die dritte und hinterste unspriingliche Erweiterung des Medullarrohres, oder Hirnzelle, welche nach oben offen steht und mit ihren Randern und einem spitzen Winkel nach hinten in das Medullarrohr selbst iibergeht. Das Schwanzende des Medullarrohres war noch nicht geschlossen. Die jetzt auch be- reits zur Nervenmasse entwickelten Rander der Riickenplatten hatten sich bier noch nicht ganz mit einander vereinigt, wodurch die bei Saugethieren allerdings nur voriibergehende Bildung des sogenannten Sinus rhomboidalis entsteht. In den Riickenplatlen hatten sich zu beiden Seiten des Medullarrohres 10 — 12 viereckige Plattchen, die Rudimente der Wirbel, entwickelt. Die Aufsenrander des Embryonalkorpers, die Bauchplatten, waren jetzt auch schon starker ausgebildet, verliefen aber unten und in der grofsten Ausdehnung des Embryo noch ganz gerade und flach in die Ebene der Keimblase. Am vorderen Ende des Kopfes dagegen hatten sie sich nach unten gegeii einander gelegt und durch ihre von vorne nach hinten weiter schreitende Vereinigung sowohl eine Ablosung dieses ganzen vorderen Endes des Embryo von der iibrigen Keimblase bewirkt, als sich auch eben da- durch in diesem vorderen Korperende eine Hohle, der vordere Theil der Visceralhohle, entwickelt hatte. Betrachtete man daher den Embryo von der Bauchseite, so konnte man von hier aus in diese Hohle hineinsehen. Die Eingangsstelle in dieselbe wurde schon seit lange nach C. F. \Volff die Fovea cardiaca, nach v. Baer der obere Eingang in die Vi- sceralhohle genannt. An den Randern der Bauchplatten waren wiederum die abgerissenen 11 82 Partien des mil der aufseren Eihaut und dem Uterus vereinigten animalen Blaltes zu sehen, welches bei der Losung des Embryo zerrissen worden war. Ueber dem Kopfe des Embryo markirten sich auf gleiche \Veise einige kleine bogenformige Fallen, aus welchen sich der- selbe zuriickgezogen zu haben schien. An dem Schwanzende des Embryo zog es sich, ehe es abgerissen war, in einer bogenformigen Falte iiber dieses Ende heriiber. Diese Fal- len sind die Anfange einer zuerst jetzt iiber den Kopf und Schwanz des Embryo her- iiberriickenden Falte des animalen Blattes, welche bestimmt ist, das Am n ion zu bilden, wovon noch weiter unten die Rede sein wird. Bei diesem Embryo war ferner schon das Herz und ein peripherisches Gefafsnetz entwickelt. Das Herz hatte sich in der vorderen oder unteren \Vandung des vorderen Theiles der Visceralhohle entwickelt, der Lage nach zwischen dem animalen und vegetati- ven Blatte. Es bestand aus einem schon stark gekriimmten Kanale, welcher, wenn man sich den Embryo, auf dem Riicken liegend, vor sich denkt, zuerst nach links und hinten, dann stark umbiegend nach rechts und vorne, und zuletzt in einem eben solchen Bogen umbiegend, nach dern Kopfe zu sich wendet. Hier spaltete er sich in zwei Aeste, welche unter dem vorniibergebogenen Kopfende verlaufend, nicht weiter verfolgt werden konnlen. Nach dem Schwanze zu lief er an der Stelle, bis zu welcher bereits die Schliefsung der Visceralhohle und die Abschniirung des Embryo erfolgt war, ebenfalls in zwei Arme aus, welche nun mil dem peripherischen Gefafsnetze in Verbindung standen. Dieses schien eben in seiner ersten Ent- wicklung begriffen, doch zeichneten sich die Gefafsrinnen schon durch eine schwach gelb- liche Farbung aus. Indessen konnte ich das ganze peripherische Gefafsnetz nicht iiber- sehen, da die Keimblase zu dicht um den Embryo herum abgerissen war. Wahrschein- lich war indess schon jetzt dieses peripherische Gefafsnetz in einer eigenen Schichte oder Lage zwischen dem der aufseren Eihaut dicht anliegenden animalen und dem vegetativen Blatte entwickelt, obgleich ich dasselbe nicht als solches in diesem Falle getrennt praparirt habe. Aus vorstehenden Beobachtungen geht, wie ich glaube, Folgendes hervor: Die erste Spur des Embryo ist, wie v. Baer richtig bemerkte, eine scheibenformige Massenansammlung in dem Centrum des animalen Blattes der Keimblase und des Frucht- hofes in Form eines langlichen Schildchens, welches die Anlage des zukiinftigen Korpers des Embryo ist. Ich glaube, dass hieriiber die Reihenfolge meiner Beobachtungen keinen Zweifel lasst, und dass Dr. Rei chert irrt, wenn er dieses Schildchen fiir die Uranlage des Centralnervensystems halt. Dieses Schildchen wird gleich von Anfang seiner Ausbildung an durch eine Rinne in zwei gleiche Halften getheilt. Ich muss Dr. Rei chert gegen v. Baer beistimmen, dass sich hier nicht ein Primitivst reifen, sondern eine Primitivrinne findet. Der Irrthum ist leicht erklarlich, da die Rander der Rinne sich leicht bei Zusatz einer heterogenen Fliissig- keit beriihren, und daher eine dunkele Linie hier erscheint. Dr. Rei chert ist zwar in seiner letzten Schrift (BeitrageS.il.) bemiiht, diese meine Bestatigung seiner Angaben zuriick- zustofsen, indem er behauptet, was ich Primitivrinne nenne, sei die Ruckenfurche (s. oben). 83 Ich kann ihm aber nicht helfen, darauf zu bestehen, dass ich seine Primitivrinne meine, und glaube auch, dass meine Abbildungen das ganz entschieden darthun. Wahrscheinlich wird er dieses nun selbst anerkennen, da ich mich allerdings iiberzeugt habe, dass das Ru- diment des Centralnerversystems auf andere W'eise entsteht, als ich dieses friiher geglaubt und geschildert habe. Ich war namlich friiher der Ansicht v. Baer's beigetreten, dass sich der zwischen den Riickenplatten befindliche Halbkanal, also die Primitivrinne, friiher zu einem Kanale umwandle, ehe die Bildung der Nervenmasse in diesem durch neue Ablagerung oder Dif- ferenzirung der inneren Lage dieses Kariales erfolge (v. Baer, Entwicklungsgeschichte. II. S. 102 u. 103.). Hiergegen spricht der Bericht der Koniglichen Akademie der Wissen- schaften zu Berlin, Juli 1842, S. 218. iiber meine Entwicklungsgeschichte des Kaninchens, Zweifel aus, welcher sich darauf griindet, dass bei dem Frosche die oberflachliche schwarze Dotterschichte, welche iiber die die Primitivrinne bildenden Leisten hinweggeht, beim Schliefsen der Rinne zum Kanale rait abgeschniirt werde und sich hernach im Inneren des hohlen Ruckenrnarkes finde. Eben deshalb halte auch Hr. Dr. Rei chert geschlossen, dass jene die Rinne zwischen sich lassenden Leisten schon die Anlage des Centralnervensystems selbst seien. Meine oben mitgetheilten Beobachtungen vermitteln nun alle diese \Vider- spriiche auf das Vollstandigste. Es geht daraus hervor, dass zwar jene Uranlagen zu bei- den Seiten der Rinne nicht von Anfang an und in ihrer ganzen Ausdehnung Nervensub- stanz sind, dass aber doch ehe die Rinne sich schliefst, ihre diese Rinne zunachst begren- zende und auskleidende Schichte sich zu Nervensubstanz entwickelt oder differenzirt. Da- durch geschieht es dann allerdings, dass, wenn nun die Rinne sich schliefst, eine sie etwa auskleidende, besonders gefarbte, oberflachliche Schichte in's Innere des Riickenmarkes zu liegen kommt, die Rinne also Riickenmarks-, nicht, wie es nach meiner friiheren An- sicht erfolgt sein wiirde, Riickgrats-Kanal wird. Dieses Stadium, in welchem diese DifTerenzirung der die Primitivrinne begrenzenden inneren Schichte zu Nervensubstanz erfolgt, geht schnell voriiber, und die Beobachtung muss so genau und an so frischen Embryonen, bei welchen das verschiedene Ansehen der Theile diese Differenzirung allein erkennbar macht, angestellt werden, dass ich mich nicht sehr wundere, dasselbe friiher ubersehen zu haben. Unzweifelhaft war aber bei Fig. 53. meiner Entwicklungsgeschichte des Kanincheneies diese Differenzirung schon eingetreten, wurde aber bei ihrer geringen Ausbildung von mir ubersehen, wahrend ich die erfolgle Schliefsung der Rinne richtig er- kannt hatte, und erst auf dem folgenden Stadium Fig. 54. die Nervenmasse bei ihrer jetzt starkeren Entwicklung erkannte. Das durch die Primitivrinne in zwei Halften getheilte Schildchen im Centrum des Fruchthofes und des animalen Blattes der Keimblase ist anfangs ganz indifferente Kb'rperanlage des Embryo. Ihre die Rinne begrenzende Lage wird durch weitere Entwicklung und Differenzirung Nervenmasse; die diese zunachst begrenzende Par- tie Ru'cken, die aufsere Partie vordere Korperwand. Will man die Primitivrinne dann, wenn sich ihre Umgebung starker entwickelt und zu Nervenmasse differenzirt hat, Riicken- furche nenneii, so habe ich nichts dagegen, halte es aber fur unnothig, da das Gebilde 11* 84_ dasselbe bleibt, bis die Schliefsung zum Kanale erfolgt ist, wo es dann auch einen andern Namen, Riickenmarkskanal, verdient. Endlich will ich noch bemerken, dass ich auch bei alien diese Vorgange betreffenden Beobachtungen nichts von Dr. Rei chert's Umhiillungshaut, welche iiber den Embryo heriibergehen miisste, bemerkt babe. Alle Bedenken, Zweifel und Unmoglichkeiten, welche er (a. a. 0. S. 13.) gegen meine, diese Umhiillungshaut aus- schliefsende Darstellung dieser bier besprochenen Vorgange erhebt, exisliren fiir mich nicht, da sie durch das factisch Vorliegende beseitigt werden. Aus den oben mitgetheilten Beobachtungen geht ferner hervor: dass das Centralnerven- system von alien Organen des Embryo das zuerst als solches erkennbare ist. Seine Schei- dung in Gehirn und Riickenmark ist auch eine urspriingliche, indem man zu jeder Zeit die zum Gehirn werdenden Theile von dem fiir das Riickenmark bestimmten unterschei- den kann. Die erste Form, in welcher jenes auftrilt, sind drei hinter einander liegende Erweiterungen der Medullarrb'hre, Vorderhirn, Mittelhirn und Hinterhirn. Aus ersterem bilden sich die Augen schon sehr friih, als zuerst zu unterscheidende Sinnesorgane, und von Anfang an getrennt, als ein Paar vorne und an den Seiten hervorwachsende Ausstiilpungen hervor. Gleich nach dem Centra Inervensysleme entsteht das Herz und ein peripherisches Gefafssystem in den Eihauten. Die Entstehung beider ist gleichzeitig; die fruheste Form des Herzens auch bei Saugethieren die eines Kanales. Schon sehr friih fa'ngt das Blut an sich zu farben, namentlich ehe noch irgend eine auch riur indirecte Gefafsverbin- dung mil der Mutter entstanden ist. Ueber die Bildung und Natur der Blutkorperchen werde ich noch sp'a'ter Beobachtungen mittheilen. XL VI. An die Eier und Embryonen der letzten Beobachtung schlossen sich diejeni- gen an, welche ich am 12ten Ma'rz 1838 bei einer grofsen Hiindin untersuchte. Obgleich sie indessen nicht viel weiter waren, so fand sich doch hier der bemerkenswerthe Unterschied, dass es verhaltnissmafsig leicht gelang, die ganzen Eier unverletzt aus dem Uterus heraus- zubringen, wahrend dieses bei alien zuletzt beobachteten ganz unmoglich war. Nur an einer Stelle, namlich dicht iiber dem Riicken des Embryo, gelang dieses immer nur mit einer kleinen Zerreifsung, ein Verhaltniss, welches mir erst spa'ter klar wurde. Diese Eier waren ungefa'hr 3/4 Zoll grofs im Langendurchmesser und hatten eine citronenformjge Ge~ stalt. Sie hatten aufserlich ein zartes korniges Ansehen, welches durch die die aufsere Ei- haut besetzenden Zotten hervorgebracht wurde, welche sich aus ebenso vielen kleinen Lb'cher- chen der arigeschwollenen Schleimhaut des Uterus herauslosten. Die aufsere Eihaut iiber- zog den Embryo nicht ganz, sondern lag an dessen Riicken wie in einer Ellipse ausge- schnilten lose auf ihm, schlug sich hier nach innen um und ging nun als ein sehr feines durchsichtiges Hautchen, besonders iiber das Kopf- und Schwanzende des Embryo heriiber, um sodann an den Randern seines Korpers in ihn iiberzugehen. Es war, als wenn der Embryo hier nackt und unbedeckt an der Schleimhaut des Uterus angelegen ha'tte; aber gerade hier war auch, wie ich oben bemerkte, bei der Loslosung der Eier aus dem Uterus immer eine Zerreifsung bemerkbar geworden. Es kostete mir sehr viele Miihe, alle diese Verhaltnisse durch genaue Untersuchung der Eier unter der Loupe mit feinen Nadeln zu 85 ermitteln, aber erst spater, als ich die friiheren und nachfolgenden Stadien kannte, gelang es mir, iiber dieselben in's Reine zu kommen. Auf den vorigen Stadien sahen wir schon, dass das ariimale Blatt der Keimblase sich mit seiner ganzen Peripherie an die aufsere Eihaut und durcb diese an den Uterus angelegt hatte. Dieser Process war nun noch weiter auf den Embryo zu fortgeschritten. Allein dieser als centraler Theil des animalen Blattes hat keine Bestimmung, sich an die aufsere Eihaut anzulegen. Wenn der peripherische Theil sich daher dennoch atich iiber ihm an die aufsere Eihaut anlegen will, so muss er sich zuerst iiber den Riicken des Embryo her- iiberziehen. Dieses war in der vorigen Beobachtung schon so weit geschehen, dass dadurch Kopf und Schwanz des Embryo von einer sich iiber sie heriiberziehenden Falte des anima- len Blattes bedeckt worden waren. An den Randern dieser Fallen war das animale Blatt bei der Lb'sung des Eies zerrissen. Jetzt nun hatte sich dieser Process noch weiter ent- wickelt. Die Falte des animalen Blattes war noch weiter iiber den Kopf und Schwanz des Embryo und auch schon etwas von den Randern aus iiber ihn heriibergeriickt , hatte dabei natiirlich den Embryo iiberzogen und sich nun iiber seinem Riicken an die aufsere Eihaut angelegt. Nur in jenem ovalen Ausschnitt iiber dem Riicken des Embryo war die- ses noch nicht erfolgt; daher lag er hier nackt. Indem sich aber ferner die aufsere Ei- haut nun mit dem animalen Blatte vereinigt hatte und durch dieses verstarkt worden war, so gelang es jetzt wieder, beide von ihrer durch die Zotten der ersteren bewirkten Ver- bindung mit dem Uterus zu losen. Nur in jener ovalen Stelle iiber dem Riicken des Embryo war diese Vereinigung der aufseren Eihaut mit dem animalen Blatte noch nicht erfolgt. Daher wollte es auch nicht gelingen, erstere hier von dem Uterus zu losen. Die Eier erschienen hier wie angewachsen und liefsen sich erst nach einer Zerreifsung der au- fseren Eihaut trennen. Auf dem folgenden Stadium, welches ich in dieser Beziehung sogleich hier mit erwahnen will, werden wir sehen, dass das animale Blatt sich rund herum um den Embryo so weit iiber seinen Korper heriiber gezogen hat, dass die vorderen, hinteren und seillichen Rander der heriiberriickenden Falte sich iiber seinem Riicken in einem Punkte beriihren und ver- einigen. Dass innere Blatt der Falle liegt dann der ganzen oberen Fl'ache des Embryo, ihn dicht bedeckend, an, und bildet eine Hiille fur ihn, welche man das Am n ion genannt hat. Das aufsere Blatt aber hat sich dann gleichmafsig von der Peripherie gegen diesen Schliefsungspunkt fortriickend, ganz mit der aufseren Eihaut vereinigt. Jetzt gelingt es, diese auch an dieser Stelle von dem Uterus zu losen. Das Ei ist rund herum von einer zottigen Eihaut umgeben, der Embryo liegt in keinem Theile auch nur scheinbar un- bedeckt. An dem Schliefspunkte der Falle bleiben aber die beiden Blatter derselben noch eine Zeit lang vereinigt. Der Embryo erscheint an seinem Riicken mit einem Punkte seines ihm dicht anliegenden Amnions mit der aufseren Eihaut verwachsen. Endlich lost sich auch dieser Punkt. Der Embryo im Amnion ist ganz frei, und der iibrige peripherische Theil des animalen Blattes ganz von ihm getrennt, hat sich mit der aufseren Eihaut vereinigt. Diesen so sich abhebenden und trennenden peripherischen Theil des animalen Blattes hat 86 v. Baer die serose Hiille genannt. Indem sie sich mit der urspriinglichen Eihaut vereinigt, wird diese zum Chorion, oder der bekannten zottentragenden aufseren Eihaut fur den ganzen Rest des Eilebens. — Die unter dem Namen Chorion oder Lederhaut in der Ovologie bekannte Eihaut Jst daher bei den Saugethieren eine zusamraengesetzte Bildung. Sie entsteht dadurch, dass sich das animale Blatt der Keimblase, indem es sich unter Bildung des Amnions, als sogenannte Hiille, rait der urspriinglichen Eihaut, der Zona pellucida, welche als Dotterhaut bezeichnet wurde, verbindet und mit ihr verschmilzt. Sie ist daher keine dem Eie von aufsen, vom Uterus her, umgebildete Eihiille, sondern ein Product seiner eigenen Entwicklung Wo indessen das Chorion spater Blutgefafse besitzt, da ist seine Bildung hiermit noch nicht beendet. Aus sich und in sich entwickelt dasselbe niemals Blutgefafse. Diese werden ihm erst durch die spater zu erwahnende Allantois zugefiihrt, welche alsdann auch noch mit den genannten Theilen verschmilzt. Dieses geschieht, wie wir noch sehen werden, auch bei dem Hunde. Da es aber nicht u'berall erfolgt, z. B. bei dem Menschen nicht, auch nicht bei den Nagern, wo das Chorion seine Blutgefafse durch Vereinigung mit der Nabelblase erhalt, so betrachte ich dieses nicht als wesentlich zu seiner Bildung. Es ist aber diese Bildung des Chorions und Amnions in ihrem Zusammenhange zuerst von Hrn. v. Baer bei dem Vogelei entdeckt und beschrieben, aber auch fiir das Sauge- thierei bestatigt worden (Entwicklungsgeschichte II. S. 184.). Bei den Saugethieren be- schreibt indessen v. Baer die Bildung des Chorions, was den Antheil der aufseren Eihaut betrifft, etwas anders als ich. Er glaubt namlich, wie ich oben schon angegeben habe, dass das Ei der Sa'ugethiere u'berall im Uterus urn die urspriingliche Zona pellucida oder Dotterhaut Eiweifs umgebildet erhalte. Er nimmt dann an, dass die aufsere Schichte des- selben zu einer Membran erstarre, welche dann die aufsere Eihaut bilde, wahrend die un- ter ihr liegende Zona oder Dotterhaut sich auflose und verschwinde. Erstere vereinigt sich dann mit der serb'sen Hiille und stellt mit Jhr und der Allantois das Chorion dar. Nun habe ich in meiner Entwicklungsgeschichte des Kanincheneies gezeigt, dass dasselbe nicht in dem Uterus, sondern schon in dem Eileiter Eiweifs umgebildet erhalt; dass dieses sich spater mit der Zona zur Bildung der aufseren Eihaut und dann erst diese wieder mit dem peripherischen Theile des animalen Blattes oder der serosen Hiille zur Darstellung des Chorions vereinigt. Das Hundeei erhalt gar kein Eiweifs umgebildet, und ich gestehe, dass ich es auch fur die Eier der Wiederkauer und Pachydermen in der von v. Baer angegebenen Weise bezweifle, obgleich derselbe es hier am bestimmtesten angiebt (a. a. 0. S. 185.). Erhielten sie Eiweifs, so glaube ich, dass sie es, wie beim Kaninchen, im Eileiter erhalten wu'rden, und dass es sich wie bei diesen verhalten werde. Dass dieses nun wenigstens beim Schweine nicht geschieht, davon hat mich die Beobachtung von eben in dem Uterus angelangten Schweineeiern uberzeugt. Gewiss aber passt seine Lehre nicht fur den Hund und das Kaninchen, und ich kann daher nicht zugeben, dass das Eiweifs einen wesentlichen Antheil an der Bildung des Chorions nimmt, da es bei mehreren Thieren fehlt, wo sich das Cho- rion iibrigens auf gleiche Weise entwickelt. Riicksichtlich der Bildung des Amnions und der Um- 87 wandlung des animalen Blaltes in die serose Hiille driickt sich Hr. v. Baer auch etwas anders aus. Er betrachtet namlich die Bildung der Aranionfalte durch den peripherischen Theil des animalen Blattes als den primaren uud, wenn ich so sagen soil, selbststandigen Vorgang. Indem dadurch das Amnion gebildet wird, bleibt der iibrige Theil des animalen Blattes als serose Hiille iibrig, die sich nun an die aufsere Eihaut anlegt. Ich glaube dagegen, durch die Beobachtung zu der Ansicht gefuhrt worden zu sein, dass das Anlegen des peripherischen Theiles des animalen Blattes an die aufsere Eihaut das Primare ist, und dass eben hier- durch das Ueberziehen des Embryo durch die Amnionfalle herbeigefuhrt wird. Auch ist es wohl gewiss, dass man die Bildung der Amnionfalte solcher Gestalt begreiflicher fmdet, als wenn man ihre Entstehung rund herum um den Embryo und das Heriiber- riicken iiber denselben als einen durch eine unbekannte Triebfeder bewirkten Vorgang be- trachtet. - Einen heftigen Gegner hat aber meine Darstellungsweise der Bildung des Chorions beim Kaninchen an Dr. Reich ert erhalten (Beitrage etc. S. 7.). Derselbe wirft mir vor, dass ich das Chorion als ein Entwicklungsproduct des Eies und nicht des Uterus bezeichne, wahrend ich doch sage, dass das Eiweifs vom Eileiter geliefert, sich mit der Zona verei- nige und auch die Zotten der aufseren Eihaut als einen Ansatz von aufsen entstehen lasse. In Beziehung auf das Eiweifs hat er mir dabei untergeschoben, dass ich sage, es ver- wachse mit der Zona. Dieses habe ich, wie ich schon oben erwahnte, nirgends gesagt, sondern nur, dass es sich mit ihr zur Darstellung einer einzigen diinnen Haul vereinige. Sodann kann ich dieses Eiweifs nicht als wesentlich zur Bildung der aufseren Eihaut und des Chorions erkennen, well es sich, wie schon gesagt, bei dem Hunde und wahrscheinlich auch noch bei anderen Thieren, gar nicht fmdet. Die Zona findet sich aber uberall und ist ein wesentlicher und zwar urspriinglicher Eitheil. Was die Zotten betrifft, so erschei- nen sie allerdings zuerst als ein Ansatz an die aufsere Eihaut von aufsen; ein Vorgang, dessen Natur auch mir dunkel ist, insofern Jch keinen analogen kenne. Allein meine An- gabe ist Resultat der unmittelbaren Beobachtung. \Venn Hr. Dr. Reich ert diese wider- legt, so bin ich zufrieden. Will man daraus einen Antheil des Uterus an der Bildung des Chorions ableiten, so habe ich nichts dagegen. Mir scheint es unwesentlich. Die Hauptsache ist das Gebilde, worauf die Zotten stehen, und dieses ist ein Eitheil, die Zona. Zweitens wirft mir Hr. Dr. Reich ert die Behauptung der Persislenz dieser Zona aus einem zweifachen Gesichtspunkte vor. Erstens, indem ich dabei behaupte, dass sich das feste homogene, structur- und texturlose Gebilde der Zona in Zellen verwandle, Cy- toblastem werde und sich mit einer andern aus Zellen bestehenden Membran, der serosen Hiille, vereinige und verwachse, und daraus doch wieder ein Chorion werde, welches nur aus einer einfachen Zellenschichte bestehe. Nun erdichtet es aber Hr. Dr. Re ich ert, dass ich irgendwo sage, die Zona verwandle sich in Zellen. Dieses ist mir nirgends eingefallen, sondern ich habe gesagt, dass die Zona, welche immer ein homo- genes Gewebe bleibt, so lange man sie als solche unlerscheiden kann, sich mit der aus 88 Zellen gebildeten serosen Hiille vereinige. "Warum dieses nicht erfolgen konne, sehe ich nicht ein, besonders nicht, wenn es factisch ist, denn Niemand hat erwiesen, dass ein solcher Vorgang gegen irgend ein Bildungsgesetz anstofst. Warum soil sich nicht eine Zellenlage an ein anderes ha'utiges Gebilde anlegen kb'nnen, welches nicht aus Zellen be- steht? Dann findet es Hr. Dr. Rei chert zweitens gegen die Analogic, dass ich die Zona als Dotterhaut wenigstens ideal persistiren lasse, da dieses sonst nirgends erfolge, sondern sich die Dotterhaut im Verlaufe der Entwicklung immer auflose. Nach dem Berichte der Kb'niglichen Akademie der \Vissenschaften S. 221. lasst deshalb auch Hr. Dr. Reichert die Zona sich ganz auflosen und das Chorion entstehl allein aus seiner Umhiillungshaut (d. h. nieiner, dem animalen Blatte der Keimblasse angehbrenden, serosen Hiille), welche durch Zellenproduction hohle Zotten abschickt. Nun lehrt man allerdings, dass die Dotter- haut bei dem Vogeleie schwindet, nachdem die serbse Hiille den Dotter umwachsen hat; auch Jst mir dieser Punkt keineswegs entgangen, wie S. 119. meiner Entwicklungsgeschichte des Kaninchens beweiset. Ich habe dort selbst die Erscheinung (nicht blofs die Analogic) angegeben, welche mich vermulhen liefs, dass die Zona schwinde und die serose Hiille allein die aufsere Eihaut bilde, namlich weil man bei dem Kaninchen sowohl als Hunde zu einer gewissen Zeit an den Polen des Eies ein schleimiges hautiges \Vesen bemerkt, welches die sich auflbsende Zona sein kbnnte. Ich habe aber ferner auch bestimmt angegeben, was mich veranlasste, diesen Glauben aufzugeben, d. i. namlich, weil ich die erste Bildung der Zotlen auf der Zona, wenn sie noch bestimmt als solche existirt, beobachtet hatte, worin mir v. Baer und Dr. Barry beistimmen. Ist dieses aber der Fall, so kann die Zona sich iiberall, wo Zotten das Ei bleibend bedecken, nicht auflosen, denn eine Substituirung derselben durch neue ist mir in der Art nicht denkbar. Bei dem Hunde aber bleiben die Zotten, sowie auch bei dem Menschen; hier ist es also nicht moglich, die Theilnahme der Zona an der Bildung des Chorions aufzugeben, bis Hr. Dr. Reichert die Bildung der Zotten auf andere \Veise wird erwiesen haben. Es ist gewiss, der ganze Streit ist factisch hbchst unbedeutend. Es wird in der Er- scheinung auf Eins hinauslaufen, ob die serose Hiille sich mit der Zona so verbindet, dass beide ein Gebilde darstellen, oder ob die Zona aufgelbst und durch die serose Hiille substituirt wird. Auch sind wir in der Hauptsache einig, dass namlich das Chorion ein Entwicklungsproduct des Eies ist und nicht von aufsen acquirirt wird. Durch directe Beobachtungen, wenn die meinigen nicht so genannt werden kbnnen, halte ich es fur un- mbglich, die Sache auszumachen. Ich bin aber auf den Streit eingegangen, weil Hr. Dr. Reichert ein grofses Aufsehen daraus macht, und weil dieses Beispiel sehr gut den Un- terschied in unserer beiderseitigen Verfahrungsweise darlegt. Er richtet seine Beobachtun- gen und Angaben nach der Analogic und theoretischen Ansichten; ich glaube, dass sich letztere stets nach ersteren richten mu'ssen. Ich gebe die Theorie sogleich auf, sobald sie sich nicht mit den Factis vereinigen lasst, und halte die Natur nicht in so enge Gren- zen eingeschlossen, wie sie unser auf wenige Erkenntnisse gestiitzter kurzsichtiger Blick iiberall gerne ziehen mb'chte. 89 Die Lehre des Hrn. v. Baer iiber die Bildung des Amnions und die damit in Zusammen- hang stehende Umwandlung des peripherischen Theiles des animalen Blades in die serose Hiille, sowie iiber den Antheil der letzteren an der Bildung des Chorions, Jst in Frankreich ganz unbe- achtet und unbekannt geblieben, und auch in Deutschland hat man sie, wie Hr. v. Baer sehr richtig bemerkt, zum grofsen Nachtheil der Lehre von den Eihauten bei den Saugethieren und dem Menschen, vernachlassigt. Dieses riilirt unstreitig davon her, dass der Vorgang schwie- rig zu schildern und daher schwer verstandlich zu machen ist. Die Beobachtung klart ihn sogleich auf; allein diese selbst ist, wo mdglich, noch schwieriger. Das animale Blatt der Keirnblase, oder auch der sogenannten Keimhaut des Vogeleies, ist so fein und zart, und die Amnionfalte liegt dem Embryo als ein ganz durchsichtiges Hautchen so dicht an, dass sehr grofse Aufmerksamkeit dazu gehort, urn sie und ihr Yerhalten zu beobachten. Den- noch ist es gewiss, dass nur nach diesem und durch dieses Verstandniss die Verhaltnisse, in denen man in friiher Zeit eben wahrend der Bildung des Amnions und Chorions die Eier findet, erklarlich werden, und alle Schwierigkeiten sich losen, sobald man mit diesem Vorgange hinlanglich vertraut ist. Ich hoffe vorziiglich durch meine Abbildungen und durch die Tafel der Durchschnitte dieses Verstandniss zu erleichtern. In England hat Hr. Thomson (Edinb. med. and surg. Journal. 1839, Nov. 148, p. 119.) die Bildungsweise des Amnions nach der Lehre v. Baer's bei Katzen, Kaninchen und Schaafen bestatigt, und auch Beschreibungen junger Eier und Embryonen vom Menschen gegeben, welche fur diese dasselbe darthun, insofern er bei diesen die Embryonen mit einem Punkte ihres Riickens an das Chorion angeheftet fand. Dieses ist aber gerade dann der Fall, wenn sich die Amnionfalte eben iiber dem Embryo geschlossen, und ihr aufseres Blatt sich als serose Hiille an die aufsere Eihaut angelegt hat, um mit dieser das Chorion zu bilden. — In Frankreich hat vor Kurzem Hr. Serres aufs Neue die einst von Dollinger und Oken und dann besonders von Pockels aufgestellte Ansicht vertheidigt, dass der Embryo sich aufserhalb des Amnions, dieses sich aber unabhangig von jenem entwickle, und der Embryo sich dann in das Amnion hineinsenke (Ann. des sc. nat. XI. p. 234.). Ich kann zu diesem Unternehmen nur sagen, dass ich iiberzeugt bin, dass Niemand, der selbst fru'he Embryonen von Vogeln und Saugethieren, und nicht blofs so leicht bin und meistens patho- logische abortirte menschliche Ovula untersucht hat, diese Ansicht irgend vertheidigen kann. Dennoch theile ich die Griinde mit, worauf Hr. Serres seine Ansicht stiitzt, und will sie kurz beleuchten. Es beruft sich derselbe namlich auf Falle, wo man 1) den Embryo ohne Amnion, 2) den Embryo auf dem Amnion, 3) das Amnion ohne Embryo gefunden haben will. Ad 1) Konnte es wirklich Falle geben, wo das Amnion sich nicht entwickelt hat, oder nach seiner Entwicklung zerstort wurde; sie waren jedenfalls pathologisch. Al- lein ich halte sie fiir sehr selten. Viel haufiger entstehen solche Angaben dadurch, dass bei der sehr schnellen Entwicklung des menschlichen Eies in fruhester Zeit, das Amnion sich, wenn das ganze Ei und der Embryo noch sehr klein sind, oft so dicht an das Chorion anlegt, ja abnorm selbst mit demselben vereinigt, dass bei der aufserordenlichen Feinheit dieser Hiillen beide sehr schwer von einander zu trennen und zu erkennen sind. 12 90 Ich habe Falle der Art genug gesehen, wo man glaubte, das Amnion fehle, und bei recht genauer Untersuchung fand es sich doch. Ad 2) 1st es erwiesen und deutlich, dass das Ei von Pock els, auf welches sich Serres bemft, ein pathologisches war. Die Aussage Burdach's, dass auch er Falle der Art gesehen und von Weber, Breschet und Vel- peau solche erfahren habe, ist sicher zu unbestimmt, um darauf einen Beweis zu bauen, besonders da Burdach sonst riicksichtlich der Bildung des Amnions der Ansicht v. Baer's folgt. In Serres' eigenem Falle soil der Embryo kein Amnion gehabt und statt dessen an seinem Nabelstrange ein abgeplattetes, an das Chorion angeheftetes Blaschen gesessen haben, welches Serres ohne \Veiteres fiir das Amnion erklart. Vielmehr konnte man, der Beschreibung nach, dasselbe fiir die Allaniois halten, wie sie besonders die beiden neueren Falle von R. Wagner und J. Miiller zeigen. Die anderen von Serres er- wahnten Falle besitzen noch weniger Beweiskraft. Es ware aber auch moglich, dass man in Jhnen die Zeit vor sich hatte, wo der Embryo sich noch von der Keimblase abschniirte und die Keimblase mit dem Amnion verwechselt wurde, obgleich mir dieses nicht sehr wahrscheinlich ist, da diese kostbaren Eichen noch sehr zart und klein gewesen sein muss- ten. Ad 3) Konnte es ebenfalls sein, dass eine Verwechselung mit der Keimblase ge- schehen, und man ein Ei vor sich gehabt hatte, aus Chorion und Keimblase bestehend, ehe auf letzterer der Embryo erscheint. Allein Falle der Art sind nicht gemeint, die Eier waren alle grofser. — Unzweifelhaft waren es aber solche, gar nicht seltene, wo der Embryo abgestorben war und sich aufgelost hatte. Ich stehe daher nicht an, alle Beobachtungen, welche man zur Stiitze fiir jene Theorie beigebracht hat, entweder fiir pathologisch oder fur falsch interpretirt und beobachtet zu halten. Dazu berechtigt das, was wir iiber Ent- stehung des Amnions durch directe Beobachtung wissen. Sehr zu verwundern ist es, dass Hr. Prof. Mayer in Bonn, welcher doch die Arbei- ten v. Baer's, sowie auch meine Nachweisung der Bildung des Amnions bei dem Kanin- chen kennen muss, vor Kurzem in einem Schreiben an Hrn. Serres (Comples rendus. T. XVII. p. 179. L'Experience. 1843.) der Ansicht des Hrn. Serres aufs Neue beigetre- ten ist. Die von ihm citirte Beobachtung und Abbildung des Eies einer Katze in den Actis nat. curiosor. zeigt ganz deutlich, dass er ein Ei vor sich hatte, in welchem der Embryo sich mit dem Kopfe in die Nabelblase eingesenkt hatte. Das Amnion, welches hochst fein und zart, dem Embryo ganz dicht anliegt, hat er iibersehen; die Allantois halt er fiir die Nabelblase! - Dagegen hat Hr. Coste neuerdings, wie ich aus den Comptes rendus. 1843. T. XVI. u. XVII. ersehen habe, v. Baer's Theorie narh meinen Beobachtungen beim Kaninchen auch fiir die Saugethiere angenommen, und somit seine friihere Lehre zuriickgenommen, welche auf theoretischen Missverstandnissen beruhte, und mit der Beobachtung nicht zu ver- einigen war. Ich kehre nun zu der Beschreibung der oben erwahnten Eier und Embryonen vom 12ten Marz 1838 zuriick, welche ich verlassen, um die Bildung des Amnions und Cho- rions im Zusammenhange darzustellen. 91 Unter der Zotten tragenden Eihaut dieser Eier (d. i. also unter dem aus Vereinigung von seroser Hiille und aufserer Eihaut entstandenen Chorion) kam nun eine zweite Eihiille zum Vorschein, namlich das vegetative Blatt der Keimblase, mit welchem das inzwischen sich weiter entwickelt habende Gefafsblatt geriau verbunden war. Beide standen mit dem Embryo in genauer Verbindung, zu dessen Beschreibung ich nun iibergehe. Im Ganzen war derselbe noch gerade gestreckt, nicht gekriimmt, und nur sein vorde- res Kopfende noch etwas starker im rechten Winkel vorniiber gebogen, als dieses schon bei dem zuletzt beschriebenen Embryo der Fall war. In der Mitlellinie seines Riickens zeichneten sich leicht das Centralnervensystem, das Riickenmark und die drei vorderen bla- sigen Erweiterungen des Gehirns aus. An der vordersten Erweiterung waren die beiden seitlichen Ausbuchtungen , die Augenblasen, nun schon viel starker abgeschniirt. Aber auch weiter nach hinten, neben der dritten Erweiterung war jeder Seits ein heller kleiner Kreis, gebildet von einem Blaschen, zum Vorscheine gekommen, das Ohrblas- chen oder das zukiinftige Labyrinth. Man lehrt gewb'hnlich, dass auch dies eine seitliche Ausbuchtung aus der hintersten Gehirnblase sei, wie das Auge aus der vor- dersten. Ich muss gestehen, dass ich mich davon bei Saugethierembryonen , bei welchen ich doch die Entwicklung der Augen auf diese Weise sehr vollstandig beobachtet habe, nicht iiberzeugen konnte. Die Ohrblaschen scheinen sich mir ganz unabhangig von der Medullarrohre zu bilden, und erst sp'ater allerdings mit der hintersten Hirnzelle in Verbin- dung zu treten, sowie dieses meine Abbildungen spaterer Embryonen zeigen werden. Ent- weder muss daher der Zusammenhang der Ohrblaschen mit der Medullarrohre in friiher Zeit schwer zu sehen sein, z. B. sehr aus der Tiefe hervorkommen, oder das Ohrblaschen entwickelt sich selbststandig und auf andere Weise wie das Auge. Zu beiden Seiten des Ruckenmarkes war schon eine grofse Zahl von Wirbelanlagen zu bemerken. Der Kbrper des Embryo hatte unterdessen fortgefahren , sich von der Keimblase, d. h. ihrem vegetativen und Gefafsblatte, zu sondern und abzuscheiden. Das vordere Drittel war schon ganz frei, der vordere Eingang in die Visceralhbhle daher wei- ter nach hinten vorgeriickt, indem sich, wie ich schon oben darlegte, die aufseren Rander der Embryonalanlage, die Visceralplatten, von vorne nach hinten fortschreitend, an einander legen. Der vordere Theil der Visceralhohle war daher auch schon ansehnlicher entwickelt. An dem hinteren oder dem Schwanzende hatte derselbe Process begonnen, d. h. indem sich auch hier die aufseren Rander des Embryonalkbrpers, die Visceralplatten, von hinten nach vorne vorschreitend gegen einander neigen und vereinigen, hatte sich auch dieses hintere Ende von den Eihauten abgeschniirt, und zugleich eine Hohle, den hinteren oder unteren Theil der Visceralhohle, in sich entwickelt. Den Eingang in diese nannte C. F. Wolff Foveola inferior, v. Baer den unteren Eingang in die Visceralhohle. In der Mitte stand der Leib des Embryo noch weit offen, die Rander seines Kb'rpers hatten sich aber doch auch hier schon etwas nach unten und innen gewb'lbt, und der ganze Korper war daher von der Bauchseite etwas concav ausgehb'hlt. Man hat daher die Gestalt des Kbrpers des Embryo auf diesem Stadium auch wohl mit einem Pantoffel verglichen, was nicht unpas- 12* 92 send ist. Das vegetative Blatt kleidet auf diesem Stadium die ganze innere Flache des Embryonalkorpers, ihm dicht anliegend und ihn zum Theil mil bildend, aus; zieht sich da- her auch in den vorderen und hinteren Theil der Visceralhb'hle mit hinein, und ich kann hier sogleich bemerken , dass es hier das obere und untere Ende des Darmrohres zu bil- den anfangt. Vorn, gleich unter dem vorniiber gebogenen Kopfende des Embryo, bemerkte man auf beiden Seiten zwei kleine vorstehende Zapfen, von denen die beiden vorderen die gro- fseren waren, und sich von beiden Seiten gegen einander neigend, in der Mitte unter dem iibergebogenen Kopfende beriihrten. Dieses sind die ersten sogenannten Kiemen - oder Visceral- oder Schlundbogen, und die zwischen ihnen befmdlichen Spalten die Kie- men- oder Visceral- oder Schlundspalten Es ist mir nicht moglich, hier auf die in Deutschland entstandene und ausgebildete Lehre von diesen Kiemen- oder Visceralbogen der Embryonen einzugehen, und ich begniige mich, in dieser Hinsicht auf meine Entwicklungsgeschichte der Saugethiere und des Men- schen hinzuweisen, S. 400. Ich will nur bemerken, dass man in Frankreich diese Lehre entweder nicht beachtet, oder falsch verstanden hat. Wenn namlich gleich der beriihmte J. Fr. Meek el einst die Ansicht aussprach, dass vielleicht die Embryonen hoherer Thiere und des Menschen in friiher Zeit, wo sie niederen Thieren ahnlich gebildet seien, auch vielleicht statt durch Lungen durch Kiemen athmeten; wenn gleich Rathke, als er spater die betreffenden Bildungen bei Saugethier- und Vogelembryonen entdeckte, sie wegen ih- rer vollkommen gleichen Lage und Beziehung zu dem Gefafssysteme wie die Kiemenbogen bei den Fischen, auch hier Kiemenbogen nannte: so ist es doch, seit man dieselben wirk- lich entdeckt hat, in Deutschland Niemand eingefallen, diese Gebilde fiir die Alhemorgane der Embryonen zu halten. Sie tragen nie wirkliche Kiemen, obgleich sie, wie gesagt, die vollkommen analogen Bildungen der Kiemenbogen der Fische sind. Vielmehr haben die sehr sorgfaltigen Beobachtungen, welche Rathke, Huschke, v. Baer, J. Miiller, Va- lentin, Re i chert u. A. iiber diese Gebilde anstellten, auf das Sicherste dargethan, dass sie mit der Bildung der Gesichts- und Kieferknochen , sowie der Gehorknochelchen , des aufseren Gehorgangs und der Eustachischen Rohre in nachster Beziehung stehen und, kurz gesagt, diejenigen Gebilde sind, welche die zu dem Kopfe gehongen Eingeweide oder Vi- sceralhohle, namlich Mund und Schlund, auf gleiche Weise einschliefsen, wie die Rippen die Eingeweidehohle der Brust und die Bauchmuskeln die des Bauches, weshnlb man sie auch Kopfrippen genannt hat. Es beruht daher auch ganzlich auf einem Missverstandnisse, wenn Hr. Serres neuerlichst gegen die Bedeutung und Function dieser sogenannten Kie- menbogen als Athemorgane des Fotus zu Felde gezogen ist. Diese Visceralbogen sind urspriinghch auf dem Stadium, auf welchem wir sie hier entstehen sehen, Streifen sich verdickender Substanz in den Visceralplatten, welche von dem der Gehirnkapsel der Embryonalanlage entsprechenden Theile ausgehen und hinter derselben nach unten convergiren. In gleichem Maafse, wie sich in ihnen die Visceralplatten verdicken, in gleichem Maafse schwindet die zwischen dem vordersten Bogen und der Ge- 93 hirnkapsel, und zwischen den einzelnen Bogen liegende Substanz, so dass hier bis in die Visceralhohle durchdringende Spalten entstehen. Die vorderste dieser Spalten zwischen dem vorderen Bogen und der Gehirnkapsel bildet den vorderen Eingang in die Visceralhohle und wird spater, wenn sich alle Theiie urn sie herum ausbilden, zum Munde und zur Mundhohle. Die iibrigen heifsen Visceralspalten und verwandeln sich zum Theil in blei- bende Gebilde, zum Theil werden sie wieder durch Substanz ausgefiillt. Auf dem hier besprochenen Stadium waren nun schon zwei dieser Visceralbogen ent- wickelt, so dass wir sie also sehr friih, schon bei einem Embryo, der etwa 24 Stunden alt ist, und sehr schnell hervorbrechen sehen. — Endlich, waren bei diesen Embryonen Herz und Gefafssystem so weit entwickelt, dass nun der erste Kreislauf des Blutes vollstandig ausgebildet war. Das Herz war noch immer ein stark S-formig gebogener Kanal. Nacb vorn ging er in zwei Bogen iiber, welche sich auf jeder Seite wieder in zwei an den Visceralbogen vorbeilaufende Aeste spalteten. Diese traten, im Bogen an den genannten Visceralbogen vorbeigehend, von beiden Seiten vor der Wirbelsaule zu einem Stamnie zusammen. Jene Gefafsbogen sind die sogenannten Aorlen- bogen, der Stamm ist die absteigende Aorta. Diese theilte sich sogleich wieder in zwei Aeste, welche nun zu beiden Seiten der Wirbelsaule langs der ganzen Lange des Embryo nach abwarts verliefen. v. Baer nannte diese die unteren Wirbelarterien. Sie schickten in gleichen Abstanden seitliche Aeste ab, welche aus dem Korper des Embryo hinaus in die Ebene der Keimblase iibertraten und hier in ein Capillarnetz iibergingen. Diese Aeste heifsen die Nabelblasenarterien. Aus diesem Capillarnetz sammelte sich das Blut in einem netzformigen Ringgefafse, welches, im Kreise die beiden Pole des Eies umfassend, dem Embryo gerade gegeniiber sich der Lange nach an dem Eie hinzog, so dass, wenn man sich das Ei hier aufgeschnitten und auseinandergelegt denkt, dasselbe einen Kreis um den ganzen Embryo bilden wiirde. Man hat dieses Gefafs den Sinus oder die Vena terminalis ge- nannt. Aus ihr und dem Capillarnetze entstehen zwei starkere von vorn und zwei viel schwachere von hinten gegen den Embryo hintretende Gefafse, die sich auf beiden Seiten in einen Stamm vereinigen, welcher die Nabelblasen vene heifst. Diese gehen gerade an der Stelle, bis zu welcher sich der Embryo von der Keimblase mil seinem Kopfe ab- geschniirt hat, in den Herzkanal iiber und bilden dessen beide unteren Schenkel Das Blut wird durch die Contractionen des Herzkanales in die Aortenbogen, die absteigende Aorta, die hinteren Wirbelarterien und durch die Nabelblasenarierien in die Keimblase heriibergetrieben. Hier geht es theils in die Vena terminalis und mittelbar durch diese, theils direct durch ein Capillarnetz, in die Nabeiblasenvenen iiber, welche es wieder in das Herz fiihren Das peripherische Gefafsnetz ist zu dieser Zeit ganz deutlich in einer eigenen hau- tigen Lage oder in einem besonderen Blatte, dem Gefafsblatte, ausgebreitet. Dieses hat seine Lage zwischen dem animalen, jetzt als serose Hiille abgehobenen und mit der aufseren Eihaut vereinigten, und dem vegetativen Blatte. Es ist und bleibt mit letzterem immer innig vereinigt, kann aber von demselben getrennt und fur sich dargestellt werden. 94 Es war mir bis jetzt nicht mb'glich, seine allmalige Bildung sowie auch die der Gefafse in ihm genauer zu verfolgen. Doch ist es mir, wie ich oben schon bemerkte, wahrschein- lich, dass die daselbst bescbriebenen und angegebenen sternfdrmigen Zellen die ersten An- fange dieses Gefafsblattes und der Gefafse sind. Es entwickelt sich unzweifelhafl aus einer eigenen Zellenlage zwiscben animalem und vegetativem Blatte, und die Gefafse scbeinen aus jenen sternfdrmigen Zellen zu entstehen, indem deren Auslaufer auf einander stofsen und zu einem Systeme von Kanalchen verschmelzen , wie dieses Schwann fur die Ent- wicklung der Capillargefiifse ermittelt und dargestellt bat (Mikroskop. Unters. S. 182.). Docb ist es sebr schwer, diese Zellenlage, so lange sie zwischen dem animalen und vegeta- tiven Blatte liegt, zu erkennen, und fiir sich in ibrer Entwicklung zu verfolgen. Erst wenn das animale Blatt sich abgehoben und das Blut in den Kanalchen eine rb'thlicbe Farbe angenommen hat, kann man dieselben bestimmter erkennen, und dann auch die Zel- lenlage als ein besonderes Blatt unterscheiden. Ob dieses auch innerhalb des Embryo moglich ist, will ich nicht entscheiden. Doch ist es gewiss, dass sich auch in ihm das Herz und die Gefafse in derselben Ausbreitung zwischen animalem und vegetativem Blatte entwickeln, und wenn sich spater der Darmkanal gebildet hat, unterscheidet man an die- sem zwei Lagen, deren aufsere dem Gefafs-, die innere dem vegetaliven Blatte anzugeho'ren scheint. Fiir das Genauere in dieser Beziehung erlaubc ich mir abermals auf meine Ent- wicklungsgeschichte der Saugethiere und des Menschen zu verweisen. — XLVII. u. XL VIII. Am 25sten Juli 1838 und am 7ten Juni 1841 untersuchte ich zwei Hiindinnen, deren Eier auf ganz gleichem Stadium sich befandcn. Die erste dersel- ben war, wie ich ziemlich sicher wusste, am 29sten Juni zum ersten und ganz bestimmt am 2ten Juli zum letzten Male belegt worden; die Eier waren daher 27 Tage alt. Die zweite Hiindin war ganz bestimmt am 13ten Juni zum ersten und am 20sten zum letzten Male belegt worden. Am 3ten Juli, also 20 Tage nach der ersten und 13 nach der letz- ten Begattung, offnete ich ihr den Unterleib. Allein man konnte noch keine Anschwellun- gen an dem Uterus bemerken und so nahte ich die Wunde wieder zu. Erst am 7ten Juli, ISachmittags 6 Uhr, konnte ich sie wieder vornehmen und fand jetzt die Anschwel- lungen des Uterus bereits so grofs, dass ich die Hiindin to'dten liefs. Diese Eier waren also 25 Tage alt, die Zeiten daher bei beiden Hiindinnen ziemlich iibereinstimmend. Bei der ersten Hiindin zeigte jedes Horn des Uterus drei Anschwellungen. Auf jeder Seite enthielt aber ein Ei keine Spur eines Embryo. Vorziiglich bemerkenswerth war es aber, dass der linke Eierstock nur ein, der rechte vier Corpora lutea zeigte. Es musste also abermals eine Wanderung der Eier von einer Seite auf die andere stattge- funden haben und aufserdem ein Zwillingsei vorhanden gewesen sein, genau so wie in Nro. XLI., XLII. und XLIV. Die Eier waren ziemlich leicht aus dem Uterus ohne Zerreifsung zu ldsen$ nur gerade iiber dem Riicken des Embryo erschienen sie wie an dem Uterus angewachsen und die Losung erfolgte nur unter einer geringen Zerreifsung. Sie waren citronenfdrmig gestaltet und 8 P. L. lang, 5 P. L. breit (Fig. 38- A.). Aeufserlich waren sie ganz mil Zotten 95 bedeckt, welche nur gerade iiber dem Riicken des Embryo und an den beiden Polen des Eies fehlten. Bei Entfernung der aufseren Eihaut, des Chorions, zeigte es sich, dass das- selbe in einem Punkte iiber dem Riicken des Embryo mit dem diesen ganz dicht iiber- ziehenden Amnion in fester Verbindung sland (Fig. 38. B.). Nach dem oben Milgetheilten geht diese Verbindung aus der vblligen Schliefsung der Amnionfalte und der Abhebung der serb'sen Hiille und Vereinigung der letzteren mit der aufseren Eihaut hervor. Eben des- halb adharirte an dieser Stelle auch noch das ganze Ei an dem Uterus und liefs sich nicht ohne Zerreifsung Ibsen, da hier die Vereinigung der serosen Hiille mit der aufseren Eihaut noch nicht so weit gediehen war, dass letztere dadurch verstarkt, sich hatte von dem Uterus losen lassen. Sodann war es zunachst auffallend, dass der Embryo nicht mehr gerade gestreckt in der Ebene der aus Gefafs- und vcgetativem Blatte bestehenden zweiten Eiblase lag, son- dern sich in seinem Kopfende sehr stark vorniiber gebeugt und mit demselben in die Eiblase hinein gedrangt hatte. Dieser Process erfolgt in der nachsten Zeit immer starker, und es hat mir viele Miihe gemacht, mich von dem wirklichen Verhaltnisse zu iiberzeugen obgleich Vorganger, z B. v. Baer, dasselbe schon ganz richtig erkannt batten. Der von dem Embryo mit seinem Kopfe in die Blase hineingedrangte Theil derselben, ist so voll- kommen durchsichtig, so fein und so innig mit dem den Kopf gleichfalls iiberziehenden Amnion vereinigt, dass es unmbglich ist, ihn fiir sich darzustellen und zu erkennen. Oeff- net man die Blase und betrachtet das Verhaltniss von innen (Fig. 38. D.), so glaubt man den Kopf ganz nackt in die Blase hineinragen zu sehen. Schon mit Miihe iiberzeugt man sich, dass er noch von dem Amnion tiberzogen ist, und unmoglich war es mir zu erken- nen, dass dieser Ueberzug doppelt ist und von der Eiblase und dem Amnion gebildet wird. Allein in spateren Zeiten, werin der Embryo sich wieder zuriickzieht, wird das Verhaltniss ganz klar, und man iiberzeugt sich, wie wir sehen werden, bestimmt, dass sein Kopf noch jenen Ueberzug hatte. — Das Verhaltniss des Gefafs- und vegetativen Blattes zum Embryo war im Ganzen noch wie friiher. Der ganze vordere Theil des Embryo war von ihnen bis zum Eingang in die \ isceralhbhle oder bis zur Fovea cardiaca abgeschniirt, obgleich er sich sodann mit die- sem vorderen Ende in sie hereiugedrangt hatte. Auch an dem hinteren Ende war die Ab- schniirung weiter fortgeschritten, und der hintere oder untere Theil der Visceralhohle dadurch starker entwickelt. Endlich batten sich auch die Seitenrander des Kbrpers des Embryo, die Visceralplalten, so von jenen beiden Blattern gelbst, dass sie frei geworden und diese nun nur noch in der Mitte in der Axe des Kbrpers mit ihm zusammenhingen. Hier an die "Wirbelsaule befestigt, iingen beide Blatter an, sich einander zu nahern, so dass sie hier gewissermafsen eine Rinne bildeten, die vorn in den vorderen oder oberen Theil der Visceralhohle, hinten in den hinteren oder unleren iiberfiihrte (Fig. 38. E.). Diese Rinne hat v. Baer die Darmrinne genannt, und die sie zunachst begrenzenden Partien des Gefafs- und vegetativen Blattes die Darmplatten, da sie, wie wir bald sehen werden, zur Bildung des Darmes verwendet werden. 96 Das Centralnerven system des Embryo war noch ungefahr dasselbe geblieben. Zuvb'rderst also bemerkte man die vordere Him blase, aus welcher zu beiden Seiten die beiden Augenblasen, bereits vollkommen als solche erkennbar, hervortraten ; doch schien es, als wenn schon jetzt diese Hirnblase sich in den Seitentheilen iherer vorderen Partie starker zu entwickeln und dadurch in einen vorderen und hinteren Theil zu scheiden an- fing. Dieses erfolgt in den nachsten Stadien immer starker. Der vorne immer starker hervorbrechende Theil wird, wie wir weiter unten sehen werden, zu den Hemispha- ren. Der hintere Theil, von dem sich der vordere durch starkere Entwicklung immer mehr trennt, indem er ihn nach und nach iiberwolbt und bedeckt, urnfasst spater die Theile des dritten Ventrikels, namentlich die Sehhugel. Auf dieses folgte nun die zweite ur- spriingliche Hirnblase. In ihr war der Kopf stark in einem mehr als rechten "Win- kel vorniiber oder abwarts gebeugt; sie bildet spater die Vier-Hiigel. Dahinter folgte die dritte urspriingliche Erweiterung des Medullarrohres, in welcher dasselbe auch jetzt noch weit offen stand, eine rhombische Figur bildend, die mil ihrem spitzesten nach hinten gerichteten \Vinkel in das Riickenmark uberging. An dieser Stelie war der Em- bryo wieder stark in einem mehr als rechten Winkel vorniiber gebeugt, wodurch er mit dem ganzen vorderen Korperende in die von Gefafs- und vegetativem Blatte gebil- dete Blasse eingedrangt war. Diese Umbiegungsstelle ist unter dem Namen der Nackenbeuge oder des Nackenhockers bekannt. Die dem Sinus rhomboidalis der Vogel entsprechende hintere Erweiterung des Medullarrohres war schon fast ganz ver- schwunden. Zu beiden Seiten des Riickenmarkes hatte sich die Zahl der Wirbel bedeu- tend vermehrt. Die Bildung des Herzens und Gefafssystems war noch ungefa'hr dieselbe wie auf dem vorigen Stadium. Der Herzkanal hatte sich nur noch starker in sich selbst S-fdrmig zu- sammengekrummt. Das peripherische Gefafssystem (Fig. 38. B. u. C.) und der Sinus ter- minalis waren starker ausgebildet; die Gefafse mit rothem Blute gefiillt. An diesen Embryonen waren ferner vorn an dem Kopfende drei durch Spalten von einander getrennte Kiemen oder Visceralbogen in von vorn abnehmender Grbfse hervorge- brochen. An ihrer inneren Seite gingen drei Aortenbogen vorbei, welche sich weiter nach hinten unter der \Yirbelsaule zu einem Stamme vereinigten, der sich bald wieder in die beiden hinteren \Virbelarterien theilte. XLIX. Am llten September 1843 machte ich eine Beobachtung, welche mehrere der bisher beschriebenen Stadien in einer continuirlichen Reihe zeigte, und deshalb von besonderem Interesse ist. Eine kleine Spitzhundin hatte sich seit Mittwoch, am 23sten August, bis Moritag, am 28sten, alle Tage, dann aber nicht mehr belegen lassen. Am llten September war sie also 14 Tage seit der letzten Begattung trachtig, und ich schnitt ihr nun Morgens 6J/2 Uhr aus dem linken Uterus ein Stuck mit dem in ihm enthaltenen Eie aus. Letzleres bil- dete schon eine ganz ansehnliche Anschwellung an dem Uterus. Als ich denselben aber 6'ffnete, zerrissen, trotz der grb'fsten Sorgfalt, und obgleich ich unter Wasser praparirte, 97 dennoch sammtliche Eihaute, die so zart waren, dass man fast nichts von ihnen wahrnahm. Ich hatte sehr grofse Miihe, den Embryo, auch dies Mai mit seiner Langenaxe in der Queraxe des Eies liegend, aufzufmden; doch gliickte es mir, ihn ganz unverletzt mit der ihn zunachst umgebenden Partie der Eihaute herauszubringen. Auf ein Glasplattchen ge- bracht, war er gegen 2 P. L. lang. Das Kopfende war schon von den Eihauten abge- schniirt und, wie es schien, selbst schon von der Amnionfalte bedeckt gewesen, obgleich diese zerrissen war. Die Primitivrinne war geschlossen und ebenso das Medulla rrohr. Vorne waren die drei Hirnzellen gebildet und zu beiden Seiten schon gegen 10 Wirbel angelegt. Das Gefafsblatt hatte sich einige Linien weit rund um den Embryo herum im Kreise ausgedehnt, und ich erkannte seine Grenzen so genau, wie selten vorher. In ihm waren die Inseln und Piinnen des peripherischen Gefafsnetzes schon deutlich entwickelt und die Rinnen enthielten primitive noch nicht gefarbte Blutzellen. Der Herzkanal war auch schon gebildet, ja schon ziemlich stark gebogen und contrahirte sich noch bis 11 Uhr rhythmisch in langen Pausen, obgleich der Embryo in kalter Fliissigkeit lag. Durch seine Contractionen sah ich auch die Blutzellen sich selbst innerhalb des Embryo bewegen. Diese ausdauernde contractile Thatigkeit war um so Staunen erregender, da der Herzkanal fast noch aus primaren Zellen bestand, die kaum sich in Fasern auszudehnen anfingen. Es war mir sehr angenehm, dass Hr. Dr. C. Vogt aus Neuchatel, als Embryologe allgemein bekannt, bei dieser merkwiirdigen Beobachtung als Zeuge zugegen war. Das vegetative Blatt der Keimblase, welches an der Bauchflache des Embryo glatt anlag und sich nur vorn in die sich bildende Visceralhohle mit hineinzog, bestand aus verschmolzenen Zellen, in denen sich im frischen Zustande keine Kerne erkennen liefsen. Die Membran erschien unter dem Mikroskope wie aus dunkelen rundlich eckigen Flecken und dazwischen verlau- fenden hellen Gangen zusammengesetzt. Das Gefafsblatt bestand aus dicbt auf einander liegenden verschieden grofsen, das Licht wie Fettblaschen stark brechenden Blaschen, in denen nur selten ein Kern zu erkennen war. Abends 6y2 Uhr, also nach 12 Stunden, schnitt ich dieser Hiindin ein zweites Stuck des linkeri Uterus mit einem Eie aus, welches bereits eine ansehnlich starkere Anschwellung bildete. Ich konnte es erst am andern Morgen untersuchen, und unterstiitzt durch die beginnende Maceration und den Nachlass der Turgescenz, gelang es mir, dieses Ei unver- letzt mit der aufseren Eihaut herauszubringen. Der Embryo lag an der Mesenterialseite des Uterus, schief mit seiner Langenaxe in der Queraxe des Uterus, war schon ein wenig vorniiber gebogen und gegen 23/4 P. L. lang. Die aufsere Eihaut war, wie ich unter dem Mikroskope ganz bestimmt an ihrer eigenthumlichen Beschaffenheit erkannte, noch immer die Zona pellucida ; ich konnte sie von den anderen Eihauten trennen , bemerkte aber auf ihr keine Spur von Zotten, die ich erwartet hatte. Die iibrigen Eihaute waren aus Zellen zusammengesetzt, in denen jetzt, riach langerem Liegen im Wasser, auch die Kerne mit Kernkorperchen deutlich zu erkennen waren. Leider verungliickte mir das Ei, als ich eben den Embryo genauer untersuchen wollte, doch erkannte ich noch, dass das Herz ein noch wenig gebogener Kanal war, der, sowie auch die 13 98 Gefafse noch keine rothen Blutzellen enthielt. Das Amnion schien noch nicht geschlos- sen zu sein. Ich hatte an diesem Morgen, um 6!/2 Uhr, also abermals nach 12 Stunden ein drit- les Stiick Uterus rait einem Eie aus der rechten Seite ausgeschnitten, welches ich nun so- gleich ebenfalls untersuchte. Das Ei war abermals deutlich gewachsen; allein es gelang mir nicht, es unverletzt aus dem Uterus herauszubringen. Es zerriss, als ich diesen an seiner Mesenterialseite 6'ffnete. Da der Embryo aber an der entgegengesetzten Seite lag, so gliickte es mir, ihn mit den ihn umgebenden Eihauten bis an seinen Riicken hin zu losen, wo er mit dem Uterus verwachsen zu sein schien, und sich nur unter Zerreifsung trennen liefs. Da der Embryo bereits ganz in sein Amnion eingeschlossen war, welches letztere eben iiber seinem Riicken an den Uterus an einem Punkte wie festgewachsen schien, so war hier das Stadium vorhanden, wo die Zona sich mit dem peripherischen Theile des animalen Blattes nach Bildung des Amnions an den Uterus dicht angelegt hat, jener Theil des animalen Blattes aber noch mit dem Amnion in Verbindung steht. Der Embryo war gestreckt 3 P. L. lang, in seiner natiirlichen Lage aber schon sehr stark mit seinem Kopfende vorniiber und in die vom vegetativen und Gefafsblatt gebildete Blase hineinge- drangt. Von den Hirnblasen hatte sich die vorderste schon in Vorder- und Zwischenhirn zu scheiden angefangen. Das Auge war schon stark von letzterem abgeschniirt, allein noch eine hohle mit der Hirnhohle in Verbindung stehende Blase. Daher zeigte es, von vorn angesehen, einen sehr hellen Mittelpunkt. Dieser ist aber nicht etwa die Linse, von der noch keine Spur vorhanden war, sondern wird nur durch das Durchscheinen der Hirn- hb'hle hervorgebracht. Auch das Ohrblaschen war vorhanden, allein kein Zusammenhang desselben mit dem Hinterhirn zu entdecken. Der Herzkanal war stark S-formig gebogen; das Gefafsblatt hatte sich fast iiber das ganze vegetative Blatt ausgedehnt. Die Gefafse enthielten rothes Blut, aber noch deutliche Zellen mit einem Kerne. Der vordere Theil der Visceralhohle war in dem vorniiber nach unten gebogenen vorderen Theile des Embryo schon stark entwickelt, auch waren schon zwei Visceralbogen hervorgebrochen. Auch das hintere Ende des Embryo war bereits etwas von der Keimblase abgeschniirt; vom Darmrohre aber, von der Allantois oder den Wolff'schen Korpern war noch keine Spur vorhanden. Am Abend desselben Tages, 6l/2 Uhr, wurde endlich das vierte und, wie es schien, letzte Ei mit dem entsprechenden Stiicke des Uterus ausgeschnitten , welches abermals an- sehnlich grofser geworden war. Ich musste seine Untersuchung auf den folgenden Tag versparen. Allein es gelang doch nicht, es ganz unverletzt aus dem Uterus herauszu- bringen, sondern die deutlich mit Zotten besetzte aufsere Eihaut blieb theilweise an dem Uterus, theilweise auf der von Gefafs- und vegetativem Blatte gebildeten Blase sitzen, welche letztere indessen unversehrt und geschlossen blieb. Ich untersuchte zuerst die Zotten, die friihesten, welche ich nach dem friiher beschriebenen ersten Erscheinen der- selben auf der Zona gesehen hatte. Sie bildeten uriregelmafsige conische Zapfen, die aus dicht gedrangten und verschieden grofsen hellen Blaschen, den Fettblaschen sehr ahnlich, bestanden, in welchen ich keinen Kern erkennen konnte (Fig. 38. H. u. I.). Wenn sie, auf 99 einem Glasplattchen liegend, unter dem Mikroskope betrachtet wurden, so markirten sie sich immer mil dunkelem doppelten Hande und hellerer Mitte, so wie friiher die ersten Anfange auf der Zona. Um die beiden Pole des Eies herum zogen sich bereits ein Paar schmale, schmutzig rothgriine Zonen, die spater dem Hundeei ein so ausgezeichnetes An- sehen geben. Die rothgriine Masse derselben bestand aus unregelmafsig braunrothen Kornchen (veranderten Blutzellen?). Das Amnion war ganz geschlossen und von der sero- sen Hiille abgetrennt. Der Embryo war stark gekriimmt und mil seinem vorderen Ende in die von Gefafs- und vegetativem Blatte gebildete Blase eingedrangt. Ausgestreckt war er 4 P. L. lang. Das Centralnervensystem und die Kreislaufsorgane waren verhaltniss- mafsig weiter fortgeschritten. Ebenso war der vordere Theil der Visceralhb'hle noch mehr ausgebildet, allein der Darmkanal als solcher noch ebenso wenig wie die Allantois oder Wolff schen Korper entwickelt. Dagegen waren jetzt drei Visceralbogen hervorgebrochen. Besonders genau beschaftigte ich mich mit dem Bau der sich eben entwickelnden Placenta, woriiber ich indessen weiter unten berichten werde. Die Hiindin, von welcher Jch diese vier Eier in 36 Stunden entnahm, genas nach dieser Operation sehr bald vollkommen. Allein nach fiinf Wochen, wahrend welcher Zeit man ihr nichts angemerkt hatte, erkrankte sie und crepirte, wie die Section zeigte, an einer sehr heftigen Peritonitis. L. Am 18ten November 1842, Morgens 8 Uhr, schnitt ich einer Hiindin, welche seit 14 Thgen belegt sein sollte, ein Stuck des linken Uterus mit einem Eie aus. Sie war aber sicher schon la'nger trachtig; denn die Eier bildeten schon ansehnliche Anschwellun- gen an dem Uterus, und das Ei und der Embryo waren fast genau auf demselben Sta- dium, wie die zuletzt beschriebenen. Am hinteren Ende des Embryo war es indessen vorzugs- weise zu bemerken, dass er schon etwas weiter entwickelt war. Bei genauerer Untersuchung desselben zeigte es sich namlich, dass dieses hintere Korperende sich nicht nur vom Gefa'fs- und vegetativen Blatte bereits mehr isolirt halte, sondern dass die letzteren sich auch hier schon so vereinigt hatten, dass sie ein in dem hinteren Ende des Embryo blind endigendes kurzes Rohr bildeten (Fig. 39.). Dieses Kohr ist das Endstiick des Darmes, der End- da rm, und es entsteht dadurch, dass sich Gefafs- und vegetatives Blatt, welche an der Wirbelsaule angeheftet sind, von beiden Seiten gegen einander neigen, und erst, wie auf dem vorigen Stadium, eine Rinne, dann durch Vereinigung der Rander dieser Rinne ein Rohr bilden. Die Vereinigung erfolgt von vorn und von hinten gegen die Mitte fortschrei- tend. Die vordere Vereinigung und die dadurch bewirkte Bildung des Anfangstheiles des Darmes, die hochst wahrscheinlich auch bei diesen Embryonen schon erfolgt war, gelang es mir nicht, zu Gesicht zu bekommen, da dieser Theil von dem Herzen und der unteren Wand der Visceralhohle zu sehr bedeckt wird, eine Preparation aber bei einem so zarten und kleinen Embryo noch nicht ausfuhrbar war. Das hintere Ende des gebildeten Darmes aber war leichter zu beobachten. Die Bildung des Darmes aus dem vegetativen und Gefa'fsblattc der Keimhaut des Vo- geleies hat bekanntlich zuerst C. F. Wolff entdeckt und beschrieben (De formatione in- 13* 100 testinorum. Nov. Act. Petropol. Tom. XII. et XIII.). Sie wurde von mehreren deutschen Beobachtern spater bestatigt und noch genauer ermittelt, namentlich von v. Baer. Es ergab sich, dass die Bildung des Darmes auch bei den Saugethieren ebenso erfolgt, und ich habe dies auf das Vollkommenste bestatigt gefunden. Ich erlaube mir auch in dieser Beziehung auf meine Entwicklungsgeschichte der Saugethiere und des Menschen S. 293. zu verweisen, und bemerke hier nur einstweilen, dass, wie sich auch noch weiter beim Hunde zeigen wird, durch die Bildung des Darmes im Embryo, die vom Gefa'fs- und vegetativen Blatte der Keimblase gebildete Blase sich in die sogenannte Nabelblase umwandelt. Man driickt dieses gewohnlich so aus: »Dass sich der Darm aus der Nabelblase bilde.« Allein es verhalt sich vielmehr umgekehrt; die Bildung des Darmes bedingt die Umwandlung der friiheren, vom Gefa'fs- und vegetativen Blatte gebildeten Blase in die Nabelblase. Auf dem hier betrachteten Stadium hatle dieser Process eben angefangen. Das Endstiick und hochst wahrscheinlich auch das Anfangsstiick des Darmes waren eben gebildet, wahrend die ganze Mitte noch eine nach der Bauchseite offene Rinne darsfellte, deren Bander eben in die Na- belblase iibergingen. An dem hinteren Ende des Embryo hatten sich aber noch weitere Gebilde zu ent- wickeln angefangen. Zunachst hatte sich dieses hintere Ende in eine rundliche Spitze aus- zuziehen begonnen, die Schwanzspitze. Dann aber bemerkte ich hier an diesem Ende unten zwei schwache hiigelige Hervorragungen (Fig. 39. A.), von welchen ich die Ue- berzeugung habe, dass sie der erste Anfang der unter dem Namen der Allantois bekann- ten Eiblase waren. Hierfur spricht das nachste Stadium, wo diese Hu'gel sich schon deut- lich zu dieser Blase zu gestalten angefangen hatten. Ich glaube, dass Niemand bisher bei Saugethieren die Bildung dieser Blase so fru'h gesehen hat, als ich. Hr. Coste z. B. hat sie nur spater gesehen, und Embryogenie p. 411 sagt er: "La genese de cette vesicule chez le chien est encore a faire.« Ueber ihre Entwicklungsweise sind iiberhaupt die Beobachter nicht einig. v. Baer, Piathke, Valentin u. A. halten sie fur eine von Anfang an hohle Ausstiilpung aus dem Endstiicke des Darmes. Hr. Coste halt sie fiir eine unmittelbare Entwicklung der Keimblase, an deren Bildung die Lagen dieser Keimblase alle Theil neh- nehmen (Embryogenie p. 114 u. 135), und hat diese seine Ansicht durch schematische Abbildungen versinnlicht, glaubt also auch, dass sie von Anfang an hohl sei. — Hr. Dr. Rei chert hat iiber ihre erste Bildung beim Hiihnchen eine ganz andere Lehre aufgestellt (Entwicklungsleben S. 186.). Nach ihm ist der erste Keim zur Allantois d op pelt, und sie entsteht anfangs als zwei von dem hinteren Korperende des Embryo sich entwickelnde solide Zellenmassen, die mit dem Ausfiihrungsgange der Wolff'schen Kb'rper in Verbin- dung stehen. Ich bin in meinen beiden friiheren Schriften dieser letzten Angabe nur insofern bei- getreten, als ich ebenfalls die Allantois anfangs nicht hohl, sondern aus einer Zellenmasse bestehend fand, die sich freilich sehr schnell zu einer Blase entwickelt. Dagegen konnte ich weder den doppellen Ursprung, noch die anfangliche Verbindung mit den Wolff- schen Korpern bestatigen, und leugnete letztere geradezu, weil ich den Anfang der Allan- 101 tois vor dem Anfang der Wolff'chen Korper gesehen zu haben glaubte (Entwicklungs- geschichle des Kanincheneies S. 127.). Beides muss ich nach diesen spateren Untersuchun- gen wenigstens fiir den Hund widerrufen. Ich glaube mich sowohl auf diesem als auf dem nachsten Stadium iiberzeugt zu haben, dass die erste Anlage fiir die Allantois wirk- lich doppelt ist. Ferner waren hier, wo die Allantois zuerst hervorkam, auch die Wolffschen Korper schon vorhanden. Ohne weitere Preparation war freilich nichts von ihnen zu sehen. Nachdem ich aber den Embryo in der Mitte seines Kbrpers quer durch- geschnitten hatte, und nun unter der Loupe das Gefafs- und vegetative Blatt von ihrer Anheftung an der Wirbelsaule trennte und nach dem Schwanzende zuriickschlug, erkannte ich an diesen Blattern angeheftet zwei sich von beiden Seiten von den Wirbelplattchen ablosende schmale Streifen, in welchen bei hinl;inglicher Vergrbfserung und durchfallendem Lichte die zarten Schlauche der \Volffschen Korper auf das Deutlichste zu erkennen waren (Fig. 39. B.). Zwischen ihnen befand sich eine Vertiefung, welche dem runden Riickenmarke entsprach. Wie sie sich zu den beiden eben hervorbrechenden Hiigeln der Allan- tois verhielten, konnte ich nicht herausbringen. Da sie nun aber gleichzeitig mit die- sen vorhanden sind, so ist es mb'glich, dass sie oder ihr Ausfiihrungsgang schon von An- fang an mit der Allantois in Verbindung stehen, und ich widerrufe daher meinen friiheren Widerspruch fiir den Hund. Ueberhaupt ist mir das Verhaltniss der Allantois auch jetzt noch nicht klar. Nur so viel ist gewiss, sie oder ihre ersten Rudimente sind anfangs keine hohle Ausstiilpung aus dem Darme, noch aus der Keimblase unmittelbar, wie Hr. Coste sagt. Sie steht ferner sogleich mit der Kbrperwand in Verbindung, wird dann erst hohl, und dabei entwickelt sich auch ihre offene Verbindung mit dem Darme. Riicksichtlich der Wolff'chen Korper verweise ich wiederum auf meine Entwick- lungsgeschichte der Saugethiere und des Menschen S. 340. Wir sehen nur hier, sie ent- stehen sehr friih als ein Paar Streifen Blastem zu beiden Seiten unter der Wirbelsaule langs dem ganzen hinteren Endes des Embryo bis zum Herzen. In diesern Blastem mar- kiren sich sehr friih kleine blinde Schlauche, die mit einem an der aufseren Seite ver- laufenden Kanale als Ausfiihrungsgang in Verbindung stehen, welcher letztere spater deut- lich in die hohle Allantois miindet. Ihr Blastem bleibt, wenn man das vegetative und Gefafsblatt von der Wirbelsaule trennt, an letzterem sitzen. Es scheint daher, dass es von diesem, dem Gefafsblatte, ausgeht. An demselben Tage, Abends 8 Uhr, also nach 12 Stunden, schnitt ich derselben Hiindin ein zweites Stiick Uterus mit einem Eie aus. Der Embryo war weiter entwickelf und befand sich auf dem Stadium, welches v. Baer in seiner Epistola p. 2. so vortrefflich geschildert und gut abgebildet hat. Sein oberer Korpertheil war noch starker vorniiber gebeugt, und in die vom Gefafs- und vegetativen Blatte gebildete Blase (Nabelblase) ein- gedrangt, als bei den friiheren Embryonen. Das hintere Kb'rperende fmg an, sich etwas nach links um seine Axe zu drehen. Aus ihm trat die freilich noch sehr kleine, aber doch schon als Blase entwickelte Allantois hervor (Fig. 40. A.). Sie stand jetzt offen- bar mit dem Darme und dessen Hohle in Zusammenhang, zugleich aber auch mit 102 den unteren Korperwandungen. Sie trug offenbar noch die Spuren der Verschmel- zung aus zwei Halften an sich, indem sowohl ihr hochster freier Rand in der Mitte etwas concav eingebogen war, als auch an ihrer hinteren \Vand, wenn man die Blase gegen den Kopf beugte, eine rhombische, in ihre und die Darmhohle fiihrende Spalte bemerklich war, welche ich ebenfalls als Ueberrest der friiheren Trennung beider Halften betrachte. Dass diese Oeffnung nicht der After war, beweiset ihr Verschwinden auf dem nachsten Stadium. Wurde die Allantois umgekehrt nach hinten zuriickgeschlagen (Fig. 40. B.), so sah man ganz deutlich, wie die zu beiden Seiten langs der Darmrinne und dem Darme herablau- fenden hinteren Wirbelarterien sich mil ihren Endzweigen, den zukiinftigen Nabelarterien, auf der Allantois verzweigten, und durch ein Netz von Capillargefafsen in ein Paar Venen iibergingen, welche langs den beiden Seitenrandern des Korpers des Embryo, also in den Visceralrandern, nach vorn verliefen. Piathke hat diese Venen die Cardi naive nen genannt, und sie fiihren anfangs alles Blut der unteren Korperhalfte in das Herz zu- riick (S. meine Enlwicklungsgeschichte der Saugethiere und des Menschen S. 263.). Die Wolff schen Korper waren wie am Morgen gebildet. Die Schliefsung der Darmrinne war von hinten nach vorn etwas weiter fortgeschritten, doch stand sie in der Mitte noch weit offen. Das vordere Korperende verhielt sich noch ziemlich wie friiher. Das Herz war stark S-formig zusammengekriimmt und einzelne Stellen des Kanals fingen an, sich starker zur Bildung der Kammern und Herzohren zu erweitern. Drei Aortenbogen traten auf jeder Seite aus dem Aortenstamme langs der drei Visceralbogen vorbei. Der vorderste der letzteren hatte an seiner Wurzel, wo er von den Seitentheilen der Schadelkapsel entsprang, einen langs dem vorderen unteren freien Rande der Schadelkapsel hingehenden Fortsatz hervorzutreiben angefangen, aus welchem die Ober- kiefer, Jochbeine, Gaumenbeine und Fliigelfortsatze entstehen. Him, Auge und Ohr werde ich auf dem nachsten Stadium genauer beschreiben. Am andern Morgen namlich, urn 8 Uhr, also abermals nach 12 Stunden, liefs ich diese Hiindin todten. Es fanden sich noch fiinf Eier. Bei zweien derselben war der Embryo pathologisch verandert durch W^asseransammlung. Die drei anderen waren nor- mal und der Embryo abermals einen Schritt weiter gebildet. Die Eier (Fig. 41. A.) liefsen sich nach einiger Zeit ziemlich leicht unverletzt aus dem Uterus herausschalen. Sie waren citronenformig gestaltet, 9 P. L. lang 0 P. L. breit Ihre aufsere Hiille bildete das Chorion, ganz mit Zotten besetat, mil Ausnahme der beiden Pole des Eies, welche wie durch einen Ring von dem iibrigen Eie abgeschniirt waren. Nachdem das Chorion vorsichtig iiber dem Embryo entfemt war, an dessen Rucken es nicht mehr befestigt war, kam derselbe, jetzt halb auf, halb in der vom Gefafs- und vegetativen Blatte gebildeten Blase (Nabelblase) liegend, zum Vorschein. Sein vorderer Korpertheil war stark vorniiber gekrtimmt und in die Nabelblase hineingedrangt Der hintere lag mehr auf der Nabelblase, den Rucken wie immer nach oben, das hintere Korperende stark nach rechts urn seine Langenaxe spiralformig gedreht. Aus demselben kam die kleine runde Allantois hervor und hatte sich bereits an das Chorion angelegt. 103 Ungefahr in der Mitte des Korpers des Embryo (Fig. 41. B.), an der Stelle, bis zu welcher er sich in die Nabelblase eingedrangt hatte, waren die beiden vorderen Extremitaten als ein Paar kleine abgerundete Stummel hervorgebrochen, von den binteren war noch keine Spur vorhanden. Der ganze Embryo war in das hochst zarte, ihm noch iiberall dicht anlie- gende Amnion eingeschlossen. Icb beschaftigte mich bei diesen Embryonen vorziiglich mil Erforschung der Bildung der einzelnen Organe. Das Gehirn (Fig. 41. D-G.) bestand nicht mehr aus drei auf einander folgenden Blasen, sondern es war jetzt, namentlich in der Vorderhirnblase, die friiher schon eingelei- tete weitere Sonderung weiter forgeschritten. Die vorderen seitlichen Theile derselben hat- ten sich namlich gegen den hinteren Theil viel starker entwickelt und die gauze Vorder- hirnblase war dadurch in zwei Abtheilungen geschieden. Die vordere Abtheilung wurde vorziiglich durch die blasenartig hervorbrechenden vorderen Seitentheile der primitiven vor- deren Zelle gebildet, zwischen denen sich eine seichte Furche befand, wodurch diese ganze Partie in zwei Halften getheilt wurde. v. Baer hat diese Abtheilung jetzt das eigentliche Vorderhirn genannt, und sie entwickelt sich zu den Hemisph'a'ren. Sie enthielt in ihrem Inneren jezt noch eine einfache Hohle, welche indessen durch die obere mittlere Einsenkung schon in zwei Halften getheilt zu werden anfmg, welche die spateren Seitenven- trikel sind. Die hintere Abtheilung der ersten primitiven Hirnzelle war dagegen in ih- rer Entwicklung zuriickgeblieben. Aus ihr traten an den Seiten die beiden hohlen Augen- blasen hervor, in welche man aus der Hohle dieser Hirnabtheilung selbst hinein sehen konnte, obgleich sich gerade an der Eingangsstelle im Inneren ein Wulst zu bilden anfmg. Diese Abtheilung des Hirns hat v. Baer das Zwischenhirn genannt, sie entspricht dem Raum und der Umgegend des dritten Ventrikels. Jener Wulst wird zum Sehhiigel und ihre unterste Partie zieht sich zum Trichter aus. Sie urnschlicfst jetzt noch eine einfache Hohle; allein wir werden sehen, wie sich spater ihre Decke einsenkt, spaltet, die Hohle von den Sehhiigeln fast ganz ausgefiillt wird, wahrend das Ganze von den Vorderhirnblasen iiber- wolbt wird und so eine neue Decke erhalt. Hierauf folgte die zweite primitive Hirnzelle, in welcher, wie ich schon oben erwahnte, da sganze Medullarrohr stark im Winkel vorniiber (nach unten) gebogen ist. Sie war noch von einer einfachen Blase gebildet, deren Markblalt nur nach innen schon starke vorspringende \ViiIste entwickelt hatte, aber grofstentheils noch eine einfache Hohle enthielt; diese Erweiterung nennen wir jetzt mit v. Baer das Mittel- hirn; es wird spater zu den Vierhiigeln und seine Hohle zum Aquaeductus Sylvii. — Auf dasselbe folgte endlich die dritle urspriingliche Hirnzelle, welche sich bis jetzt vorzugs- weise nur dadurch auszeichnete, dass in ihrem hinteren Theile das Medullarrohr noch im- mer nicht durch Nervenmasse geschlossen war, sondern hier in einer rautenformigen Spalte weit offen stand. Den Schluss bildeten hier allein die Riickenplatten. Das Medullarrohr war hier ansehnlich weit und die Liicke wurde durch eine wasserhelle Fliissigkeit erfiillt, wodurch der Blick sogleich auf diese Gegend gezogen wird. Der offenstehende Raum entspricht dem spateren vierten Ventrikel; die Nervenmasse, die ihn umschliefst, der Medulla oblongata. Von dem kleinen Gehirn war noch keine Spur vorhanden. 104 Die Augenblasen erschienen von vorne als zwei helle elliptische Ringe , deren Mitte dunkeler war, und in ihrem vorderen unteren Theile wieder einen sehr hellen Punkt zeigte. Da noch kein Pigment gebildet war, so glaubte ich friiher, dass dieser helle Punkt mil der Bildung der Linse in Zusammenhang steht. Nach Prof. Huschke soil sich die Linse in einer Einstiilpung der aufseren Integumente in die Augenblase bilden, welche sich zu einem Sacke abschniirt, in welchem die Linse entsteht. Diese Lehre ist in Deutschland fast allgemein angenommen worden, obgleich Niemand sie wieder durch directe Beobach- tung bestatigt hatte. Dr. C. Vogt will dagegen diese Einstiilpung bei der Palee wie- der mit der grb'fsten Bestimmtheit beobachtet haben (Embryologie des Salmones. p. 77.). Mir war eine solche Beobachtung sowohl bei anderen Saugethierembryonen, als nament- lich auch bei den hier besprochenen Hundeembryonen , auch bei Betrachtung der vor- deren Flache der Augen mit starker Vergrofserung, wo eine solche Einstiilpung leicht zu erkennen sein miisste, bis jetzt unmoglich. Vielmehr iiberzeugte ich mich, dass die Linse noch gar nicht gebildet war, und jener helle Punkt nur dadurch hervorgebracht wurde, dass die ganze Augenblase noch hohl war, und man also durch ihre Axe bis in die Hirn- hohle hineinsehen konnte. An dem zu beiden Seiten der hintersten Hirnzelle liegenden Ohrblaschen war jetzt ein gegen den vierten Ventrikel gerichteter kleiner Zapfen zu bemerken. Allein vergebens bemiihete ich mich, von dem vierten Ventrikel aus einen ahnlichen Eingang in das Ohr- blaschen, wie vom Zwischenhirn in das Augenblaschen, zu fmden. Das Herz (Fig. 41. H. u. I.) war nun auch schon bedeutend weiter fortgeschritten, und der friiher einfach S-formig gewundene Kanal hatte schon deutlicher die Gestalt des zukiinftigen Herzens angenommen. Auch war dasselbe bereits in einen Herzbeutel einge- schlossen. Alle Venen bildeten einen einzigen Stamm, welcher ganz nach hinten lag, und aus dem sich sogleich zwei sackartige seitliche Erweiterungen entwickelten. Diese halt man gewb'hnlich fur die Vorhb'fe. Valentin und Rathke haben aber richtig bemerkt, dass sie den Herzohren entsprechen, der Raum zwischen ihnen den Vorhbfen, die jetzt als solche eigentlich noch nicht gesondert sind. Durch eine stark abgeschniirte Stelle, den soge- nannten Canalis auricularis von Ha Her, gelangt man dann in eine am meisten nach links und vorn gelegene Erweiterung, welche von einer folgenden, vorn uud rechts gelegenen, wieder ziemlich stark abgeschniirt ist. Die Erweiterungen entsprechen den beiden Herz- kammern, die aber jetzt noch nicht im Innern vofa einander geschieden sind. Der Aorten- stamm kommt ganz aus der rechten Abtheilung hervor und ist eigentlich ihre unmittelbare Fortsetzung. Er theilte sich noch vorn auf beiden Seiten in mehrere Bogen, deren ich jeder Seits nur drei unterscheiden konnte, obgleich wohl vier vorhanden gewesen sind, welche an der inneren Seite der Visceralbogen vorbeigingen. Diese Bogen setzten unter der Wirbelsaule die absteigende Aorta zusammen, welche sich alsbald wieder in die beiden hinteren Wirbelarterien spaltete. Aus diesen traten noch immer mehrere Darmbla- senarterien hervor und verbreiteten sich mit ihren letzten Zweigen auf der Allantois. Von dieser fuhrten die beiden Cardinalvenen wieder das Blut zuriick, welche sich oben 105 rait den Darmblasenvenen vereinigten. Das Herz bestand aus kernhaltigen spindelformigen, d. h. in Fasern iibergehenden Zellen, deren ich eine Gruppe mil der Camera lucida gezeich- net habe (Fig. 41. K.). Das D arm system (Fig. 41. L. u. M.) war bei diesen Embryonen nun schon ansehnlich weiter gebiidet, obgleich das Dajmrohr in der Mitte noch nicht geschlos- sen war, sondern hier noch eine Rinne bildete, deren Rander in die Darm- oder Nabel- blase iibergingen. Vorn unter dem Kopfe waren vier Kiemen- oder Visceralbogen und die zwischen ihnen befindlichen Spalten bemerkbar. Nach Hrn. Dr. Rei chert sollen deren nie vier, sondern Jmmer nur drei vorhanden sein. Ich konnte aber sowohl bei diesen Hundeembryonen, als friiher bei solchen von Kaninchen bestimmt deren vier unter- scheiden, deren letzter freilich, sowie auch die letzte Spalte, sehr klein und wenig entwickelt waren, auch sehr bald wieder verschwinden. An dem vordersten Visceralbogen war dessen vorderer Fortsatz, aus welchem die Oberkiefer, Jochbeine, Gaumenbeine und Fliigelbeine enlstehen, schon stark entwickelt. Um den vorderen Theil des Darmrohres, welcher hinter dem Herzen und der vorderen Viscera Iwand verborgen liegt, genauer zu untersuchen, schnitt ich zuerst das Herz weg. Dann fiihrte ich mit einer feinen Scheerenpincette zwei Schnitte an beiden Seiten durch die Basis der Visceralbogen und die vordere Visceralwand bis zu dem noch offen stehenden Theile der Visceralhohle herab, durchschnitt dann auch den schon gebildeten Enddarm, und brachte nun den ganzen Tractus intestinalis auf ein Glasplattchen, um ihn bei durchfallendem Lichte unter dem einfachen Miskroskope zu untersuchen. Ich konnte nun das ganze Darmsystem und namentlich auch den oberen Theil genau u'ber- sehen. Alle zu demselben gehorigen Theile zeichnen sich durch zwei Lagen aus, eine au- fsere dickere, dichtere, daher dunkel erscheinende und eine innere schmalere, weniger dichte, daher hell aussehende. Diese zwei Lagen entsprechen den beiden Blattern der Nabelblase, aus welchen das Darmsystem entsteht. Die aufsere dem Gefafs-, die Jnnere dem vegetativen Blatte. Zunachst hinter den Visceralbogen zeigte sich eine Erweiterung, die dem Schlund und Kehlkopfe entspricht, von welchem letzteren, sowie von der Zunge, noch nichts gebiidet war. Aus dieser Erweiterung entwickelten sich auf beiden Seiten ein Paar von einander getrennte und noch ganz einfache x\usstiilpungen, die ersten Rudimente der Lurrgen. Diese entstehen also zuerst jede gesondert fur sich, und vereinigen sich erst spater in einem Kanale, der Luftrohre, wenn der vordere Theil sich iiberhaupt mehr in Schlund, Mund, Kehlkopf und Speiserb'hre sondert. Zwischen den Lungen setzte sich nun das Darmrohr weiter nach hinten fort, und zwar seine aufsere dunkele Gefa'fslage ganz geradlinig. Die innere vegetative Lage zeigte dagegen auf der linken Seite eine schwache, senkrecht stehende langliche Erweiterung, den Anfang des Ma gens. Unterhalb des letzteren zeigte das Darm- rohr auf beiden Seiten wieder eine seitliche Erweiterung oder Ausstiilpung seiner beiden Lagen, deren jede sich auch schon wieder zu spalten begonnen. Diese bilden die ersten Rudimente der Leber. Sie waren wegen der an ihnen vorbeigehenden Gefafse schwer zu erkennen, und glaube ich nicht, dass irgend Jemand die Bildung der Leber bei Saugelhie- ren bis jetzt auf einem so friihen Stadium gesehen hat, wie ich hier. — 14 106 Gleich hinter der Leber ging das Darmrohr in die noch offen stehende Darmrinne iiber, deren Rander in die Nabelblase verliefen. Nach hinten aber war die Darmrinne wie- der geschlossen, und der Enddarm gebildet, der sich als ein ganz gerades Rohr in den hinteren Theil der Visceralhohle senkte. Die Allantois war, wie gesagt, jetzt schon sehr deutlich als ein Blaschen entwickelt und ihre Hohle stand ganz weit mil der Hohle des Enddarmes in Verbindung; zugleich aber war ihr Stiel auch vollkommen mil der unteren Visceralwand verschmolzen. Eine Afteroffnung konnle ich nicht entdecken. Die Wolff- schen Kdrper und ihre Schlauche waren deutlich enlwickell, und erstreckten sich fast von dem Herzen an zu beiden Seiten neben der Wirbelsaule und dem Darme nach hinten. Die Einsenkung ihres Ausfuhrungsganges in die Allantois konnte ich nicht deutlich zur Anschauung bringen, obgleich sie gewiss vorhanden war. Yon den Nieren und keimberei- tenden Geschlechtsorganen sah ich noch keine Spur. LI. Fast genau auf demselben Stadium, wie die zuletzt beschriebenen Embryonen, befanden sich die einer Hiindin, welche ich am 9ten Marz 1839 unlersuchte; dieselbe sollte seit 24 Tagen belegt sein. Die Eier waren in ihrem Langendurchmesser gegen einen Zoll grofs, aufserlich bis auf die Pole mil Zotten besetzt, diese Pole aber durch einen griinen Ring begrenzt, welcher das Ei der Fleischfresser auszeichnet. Ich habe diesen Farbe- sloff mehrere Male genau mikroskopisch unlersucht und fand in demselben 1) spiefsige lange Krystalle, die sich im Wasser bald auflosten. 2) Einen schonen griinen FarbeslofF in unregelmafsigen Kornern, nichl in Zellen. 3) Eine Menge kleiner rundlicher Kiigelchen, ebenfalls in Wasser loslich. 4) Grofsere schwach granulirte, mil einem Kern versehene runde oder etwas langliche Zellen. 5) Eine braune Masse und 6) sparsame grofsere Fettzellen. Schon vor Lingerer Zeit hal Barruel diesen Farbestoff chemisch untersucht und ihn der Galle ahnlich gefunden, Breschet hat dadurch die Theorie von der Athmenfunction der Placenta und der Analogic zwischen Leber und Lunge unterstiitzen zu konnen geglaubt (cf. Ann. des sc. nat. le Serie. T. XIX. p. 379.). — Die Allantois bildete ein kleines kaum erbsengrofsen Blaschen, welches sich eben an das Chorion angelegt hatte. LII. Dasselbe Stadium beobachtete ich auch noch bei einer dritten Hiindin am lOten August 1840, welche vor 16 Tagen zum letzten Male belegt sein sollte. Alle Verhaltnisse, sowohl des Eies als Embryo's, waren in den sieben vorhandenen Eiern genau dieselben, wie fru'her, welche ich daher hinlangliche Gelegenheit hatte genan zu untersuchen. LIII. u. LIV. Am 14ten October 1839 und am 21sten Mai 1841 untersuchte ich dagegen die Eier und Embryonen zweier Hiindinnen, die beide gleich weit, schon ein ent- schiedenes Stadium weiler entwickelt waren, als die vorher beschriebenen. Die Eier (Fig. 42. A.) waren iiber einen Zoll in ihrem Langendurchmesser und, wie immer, citronenformig gestaltet. Das Chorion war aufserlich mil ansehnlichen Zotlen besetzt, mil Ausnahme der beiden Pole des Eies, welche keine solche trugen. Bei ihrer Eroffnung zeigte es sich nun schon, dass die Nabelblase nicht das Innere des Chorions vollkommen ausfullte, sondern die auf der rechten Seite des Embryo aus seinem unteren Ende herausgetretene Allantois hatte sich jetzt schon so sehr vergrofsert, dass sie die auf die linke Seite des Embryo gewendete Nabelblase an diese Seite des Eies zu drangen angefangen. Die Nabelblase zog sich als ein mehr langlich gewordener Sack in die beiden von dem Chorion gebildeten Pole des Eies mil hinein. Die Allantois dagegen war noch eine rundliche Blase, welche sich rechts rait breiter Basis an das Chorion angelegt und so weit die Nabelblase von die- sem abgedrangt hatte. Auf der Nabelblase verzweigten sich die Nabelblasengefafse, auf der Allantois zwei Nabelarterien und zwei Nabelvenen, und schon batten sich diesel- ben so in das Chorion und dessen Zotten hinein zu bilden angefangen, dass sich die Allantois nicht mehr von dem Chorion ablosen liefs. Zwischen diesen beiden Blasen las: o der Embryo in seinem Amnion eingehiillt, welches ihn noch dicht umschloss. Er war stark zusamnienffekrummt, zuerst mil dem vorderen Theile seines Leibes stark vorniiber und . .''"•*. dann der hintere Theil spiralfdrmig von links nach rechts um seine Axe gedreht. Mit sei- nem Kopfe war er noch in die Nabelblase hineingedrangt, allein lange nicht so stark mehr als frtiher; ja man konnte den Kopf einigermafsen aus der von der Nabelblase gebildeten Scheide herauszielien, obgleich Nabelblase und Amnion hier nach vorne innig vereinigt waren. Hier zuerst wurde mir jetzt der Mechanismus dieser Eindrangung des vorderen Theiles des Embryo in die Nabelblase vollig klar (Fig. 43.). Der Embryo (Fig. 4.2. B — D.) selbst war wegen seiner starken doppelten Kriimmung schwer zu untersuchen. Es waren jetzt schon die hinteren Extremitaten hervorgebrochen und an den vorderen schon eine Abtheilung in Unter- und Oberarm zu unterscheiden. Die Verhaltnisse des Gehirns waren indessen Jm Ganzen noch wie auf dem vorigen Stadium, nur waren die beiden Vorderhirnblasen ansehnlich gewachsen, ragten starker hervor und fingen an das Zwischenhirn immer mehr zu iiberwb'lben und zu bedecken. Augen und Ohr mar- kirten sich wie friiher. An ersleren war aber noch kein Pigment, wohl aber eine Gefa'fs- haut und die Linse gebildet. Auch der Anfang der Nase war entwickelt in Form zweier den vorderen unteren Rand der Schadelkapsel einnehmenden, elwas schrag von aufsen nach innen stehenden ovalen Gruben. Das Darmrohr hatte sich nun schon ganz gebildet und war auch in der Mitte geschlossen bis auf eine ganz deutlich offene Communication rait der Nabelblase. Auch machte diese Mitte des Darmes schon eine kleine vorstehende Kriim- mung, den Anfang einer Darmschlinge, die sich spater aus der Bauchhohle herauszieht. Es war ferner der Magen an dem Darme schon ganz deutlich zu erkennen, und es stand derselbe nicht mehr senkrecht, sondern schon fast horizontal. Vorn am Kopfe war nur noch eine Visceralspalte zu bemerken. Der erste Visceralbogen zeigte sich jetzt deutlicher als der zukiinftige Unterkiefer und seine beiden oberen seitlichen Fortsatze waren jetzt schon so weit an der Schadelblase nach vorne gewachsen, dass ihre Bestimmung zu Bildung der Oberkiefertheile schon deutlicher hervortrat, und so der Mund sich zu bilden anfing. Von einer Zunge sah ich noch nichts. — Die Lungen waren ansehnlich weiter gebildet und beide durch eine Luftrohre vereinigt, welche deutlich von der Speiserb'hre getrennt war und in die Rachenhohle iiberging, woselbst ich indessen auch jetzt noch keine Anlage fur den Kehlkopf entdecken konnte. Beide Lungen bestanden aus drei blinden Verzweigungen der Bronchien, von welchen eine der rechten Lunge indessen selbst schon wieder in drei 14* 108 getheili war. Die Leber war schon ansehnlich und bildete drei rundliche rolhe auf dem Magen liegende Wiilste, in denen kleine Blindschlauche durchschimmernd erkannt werden konnten. Milz und Pankreas konnte ich noch nicht erkennen. Nach hinlen stand die Al- lantois mil dem Enddarme in deutlich offener Verbindung, und in sie miindelen die Aus- fiihrungsgange der Wolffschen Korper, welche letztere noch sehr lang und gestreckt waren und ihre Zusammensetzung aus kleinen Blindschlauchen leicht erkennen liefsen. Eine Afterb'ffnung, Hoden oder Eierstocke und Nieren konnte ich nicht enldecken. Die Bildung des Herzens war im Ganzen wie friiher, nur war die Abschniirung und Entwicklung der einzelnen Theile des Herzens jetzt noch starker ausgesprochen. Die scheinbar einfache Aorta kam noch ganz aus der rechten Kammerabtheilung und theilte sich in zwei auf bei- den Seiten ini Bogen nach hinten verlaufende Aeste. Auf dieseni Stadium befmdet sich auch das von Hrn. Coste (Embryogenie comparee, p. 412) beschriebene und PL IV. Fig. 7, 8 u. 9. abgebildete Ei und Embryo, welches der- selbe auf 24 Tage schatzt. LV. u. LVI. An diese Eier und Embryonen schliefsen sich diejenigen an, welche ich am 8ten December und am 24sten August 1838 beobachtete. Die ersten waren von einer Hiindin, welche sich am 9ten November zum letzten Male hatte belegen lassen, die zweilen von einer solchen, die am SOsten Juli zum letzten Male belegt worden war; jene also 24, diese 25 Tage nach der letzten Begattung. Eier und Embryonen (Fig. 44.) waren grofser als die vorigen, aber im Allgemeinen denselben noch gleich gebildet. Der mittlere zottentragende Theil des Chorions war noch immer der bei weitem vorherrschende, obgleich die zottenlosen Pole auch schon starker gewachsen waren. Im Inneren war vor- ziiglich die Allantois starker gewachsen und hatte die Nabelblase noch mehr an die linke Seite des Embryo ^edrangt, ging aber nicht in die Pole des Eies hinein. Der Embryo hatte sich ganz aus der Nabelblase mit dem Kopfe herausgezogen und lag nun frei in sei- neni Amnion eingeschlossen zwischen Nabelblase und Allantois, von denen jene links, diese rechts aus seinem Unterleibe heraustraten. Brust und Bauch des Embryo waren geschlos- sen bis auf eine ziemlich grofse Oeffnung des letzteren, welche nun als Nab el bezeichnet werden kann, aus welchem Allantois und Nabelblase heraustraten, mit dem Stiele der letz- ieren zugleich eine Darmschlinge, in welche dieser Sticl, der nun Nabelblasenga ng, Ductus omphalo-mesentericus, genannt werden kann, iiberging, und noch immer eine offene Communication zwischen Darm und Nabelblase herstellte. An dem Gehirne hatte sich die Yorderhirnblase noch starker entwickelt und nach hinten iiber das Zwischenhirn heriiber gewb'lbt. Letzteres war in gleichem Grade zuriickgeblieben, fing an, sich obeu und vorn in der Mitte zu spalten und seine Hohle zu verlieren, indem sich ihre Wandun- geu zu den Sehhiigeln ausbildeten. Auf dem Boden der Vorderhirnblasen waren auch schon zwei Anschwellungen, die gestreiften Hiigel, zu bemerken. Die Augen zeiglen schon einen schwarzen, von dem vorderen Rande der Chorioidea gebildeten Rand, in welchem sich nach unten und innen ein schmaler farbloser Streifen, die sogenannte Chorioidal- spalte befand. Ueber dieselbe und ihre Bildung erlaube ich mir auf meine Entwicklungs- 109 geschichte der Saugethiere und des Menschen zu verweisen. S. 214. — Von den Kiemen- oder Visceralspalten war nur noch die Spur einer vorhanden, welche anfing, sich in ihrem aufseren Theile in den anfseren Gehorgang und das aufsere Ohr zu verwandeln. Eine Zunge bemerkte ich noch nicht. An der grofsen Curvatur des Magens lag ein kleiner bohnenformig gestalteter Korper, die Milz. Von einem Pankreas sah ich noch nichts. Der Darm war durch ein Mesenterium an die Wirbelsaule befestigt. An der Allantois war noch keine starkere Entwicklung ihres hinteren rait dem Darme in Verbindung stehen- den Endes zur Bildung der Harnblase zu bemerken. In sie senkten sich die Ausfiihrungs- gange der Wolff schen Korper ein, welche letzteren sich bis herauf zur Leber erstreckten. Hoden oder Eierstocke und Nieren konnte ich auch jetzt noch nicht unterscheiden. — Das Herz zeigte seine vier Abtheilungen deutlich entwickelt. Die Aorta kam aber immer noch allein aus der rechten Kammerabtheilung. Sie erschien aufserlich einfach; allein in ihrem Inneren war sie schon durch eine Scheidewand in zwei Abtheilungen getheilt. Nach vorn ging sie auf jeder Seite in einen Aortenbogen iiber. — Hinter dem Herzen lagen die kleinen Lungen, in welchen sich die Bronchien als blind endigende Kanalchen zahl- reicher entwickelt batten. Auf diesem Stadium befindet sich ein von Bo j an us (Acta nat. curios. T. X. P. I. p. 139.) beschriebenes Ei und Embryo, welche er auf 24 Tage schatzt. LVII. Die nachsten Eier und Embryonen, welche ich beobachtete, waren von einer Hiindin, welche vom 4ten November 1838 an schon Zeichen der Brunst gegeben hatte, sich aber erst am 9len und lOten belegen liefs. Am 5ten December 1838 liefs ich sie todten und die Eier waren daher seit 27 Tagen befruchtet. Sie waren in ihrem Langen- durchmesser gegeri 2 P. Z. lang. Die Zolten umfassten das Ei in einem starken und breiten, an seinen beiden seitlichen Zonen sehr schon griin gefa'rbten Giirtel. Bei der Los- losung des Eies aus dem Uterus blieb die innerste Schichte des Uterus auf den Zotten sitzen, welche man gewohnlich Decidua genannt hat, die aber diesen Nam en nicht eigent- lich verdient, wie ich spiiter genauer erortern werde, vielmehr ist dieses der miitterliche Antheil der Placenta. Ira Inneren (Fig. 45.) des Eies war die Allantois nun schon so stark gewachsen, dass sie das ganze Innere des Eies erfullte und bekleidete, mil Ausnahme eines schmaleri Streifens, wo die Nabelblase an dem Chorion anlag. Namentlich ging sie jetzt auch in die zottenlosen Pole des Eies rait hinein, wie besonders die, wenn gleich sparsamen Gefafse an der Inneriflache des dieselben bildenden Theiles des Chorions zeigten. Zugleich hatte sich nun auch das eine (aufsere) Blatt der Allantois schon so vollkom- men an das Chorion angelegt, dass beide untrennbar rait einander vereinigt waren. Die Blutgefafse batten sich iiberall in die Zotlen hereingebildet, und verdient daher dieser zot- tentragende Giirtel des Chorions den Namen des Mutterkuchens oder der Placenta, deren eigenthiimliche Form bei dem Eie der Fleischfresser gerade durch das eigenthiimliche Herumwachsen der Allantois an der Innenflache des Chorions bedingt wird. Dieses Blatt der Allantois iiberzog aber auch den in seinem Amnion liegenden Embryo und die Nabelblase, wodurch auch das Amnion jetzt Blutgefafse erhielt, die es urspriinglich 110 und bis dahin nicht hatte. Bei dieser Ausbreitung der Allantois war und ist es nun nicht mehr moglich , das Ei zu offnen, ohne zugleich mit dem Chorion auch die Allantois zu durchschneiden. Man gerath also dabei in das Innere der Allantois und sieht dabei eben, wie sie einerseits den Embryo, Amnion und Nabelblase iiberzieht und andererseits auch das ganze Innere des Chorions bekleidet. Man bemerkt dann aber, dass die genannten Theile, Embryo, Amnion und Nabelblase von einer doppelten zarten Hiille iiberzogen wer- den, deren oberste gefafslos ist, die zweite die Stamme der Nabelgefafse enthalt, von denen sich seitlich Zweige zwiscben beiden Lagen und auf das Amnion heriiber verbreiten. Die Erklarung fur diese beiden Lagen findet sicb darin, dass, wie ich scbon oben bernerkte, die Allantois zwei Blatter hat, deren eines oder aufseres, die Fortsetzung der aufseren Lage des Darmes, oder des Gefafsblattes ; das innere, die Fortsetzung der inneren Darmlage, oder des vegetativen Blattes ist. Diese beiden Lagen der Allantois sind, soweit dieselbe dem Chorion anliegt, vollkommen mit einander vereinigt, und lassen sich weder von einan- der noch von dem Chorion trennen. Wo die Allantois aber Embryo, Amnion und Na- belblase uberzieht, da geht sie sowohl locker iiber diese Theile her, als auch ihre beiden Lagen von einander getrennt sind. Nur aber in der aufseren, dem Gefafsblatte angeho- renden und unmiltelbar iiber Amnion und Nabelblase hergehenden Lage, fmden sich die Blutgefafse, die innere, dem vegetativen Blatte angehorige Lage dagegen ist gefafslos. Die- ses Verhaltniss ist schwer, ja unmoglich zu erkennen und richtig zu deuten, wenn man nicht die ganzen vorhergehenden Verhaltnisse richtig erkannt hat, durch welche es indes- sen seine Aufklarung erhalt und, wie ich hoffe, in den vorgehenden Blattern gefunden hat. Auch ist dasselbe bereits von Hrn. v. Baer (Entwicklungsgeschichte. II. S. 239.) richtig erortert worden. — Die Nabelblase stellt noch immer einen verhaltnissmafsig zur Allantois dickwandigen , von den Nabelblasengefafsen durchzogenen, langlichen, in beide Pole des Eies hineingehenden Sack dar. Durch einen kurzen Stiel, den Ductus omphalo-mesenteri- cus, geht sie und ihre Gefafse in die nun fast ganz, bis auf eine rundliche Offnung, den Nabel, geschlossene Bauchhdhle des Embryo iiber. Dieser Stiel stand mit einer zu dem Nabel heraustretenden D.irmschlinge in Verbindung, war aber nun nicht mehr hohl, son- dern ein solider Faden. Auch die Allantois mit den Nabelgefafsen ging durch einen kur- zen Stiel durch den Nabel in den Bauch des Embryo iiber. Dieser Stiel aber war noch ein Kanal und fiihrte zu dem innerhalb des Embryo gelegenen Theile der Allantois, welcher in seinem unteren Theile wieder etwas erweitert war und sich so hier zur Harnblase zu gestalten anfmg. Den Stiel aber nennt man bekanntlich den Urachus oder Harngang. Der Urachus mit den Nabelgefafsen, der Nabelblasengang mit der Darmschlinge und den Nabelblasengefafsen wurden von dem Nabel umfasst und in eine kurze von dem Amnion gebildete Scheide eingefasst, und stellten so den Nabelstrang dar, der aber noch sehr kurz war. — Der Embryo selbst (Fig. 45. B.) war 3/4 — 1 P.Z. lang, also nicht langer als die friiheren Embryonen, wenn diese ausgestreckt waren. Er war aber nicht mehr so in sich zusammen- gekriimmt, auch viel dicker und rundlicher, und auf solche Weise ansehnlich vollkommener Ill gebildet. Sowohl an den oberen als unteren Extremitaten konnte man die Finger und Zehen bereits erkennen. Die Visceralbogen waren ganz verschwunden und die Kiefer ge- bildet. A us der obersten Visceralspalte hatte sich das aufsere Ohr gebildet. Alle Organe bis auf Speicheldriisen, Schilddriise und Thymusdriise waren entwickelt, welche letzteren ich wenigstens uoch nicht rait hinlanglicher Sicherheit unterscheiden konnte. Die friiher schon vorhandenen hatten sich weiter ausgebildet. An dem Gehirn (Fig. 45. C — G.) hatten sich die Hemispharen schon ansehnlich entwickelt, und namentlich das Zwischenhirn oder die Sehhiigel schon fast ganz iiberwolbt und bedeckt. Windungen waren indessen an ihrer Oberflache noch nicht zu bemerken Die von ihnen umschlossene Hohle war noch ansehnlich und beiden gemeinschaftlich, da der Fornix und Balken noch nicht gebildet waren. An beiden Seiten waren auf dem Bo- den dieser Hohle ein Paar ansehnliche, an ihrem inneren Rande eingekerbte Wulste, die Corpora striata, zu bemerken. Das Zwischenhirn war in seiner oberen Decke, besonders nach vorne, gespalten, eingesunken und seine Hohle fast verschwunden, indem die Seiten- theile sich ausgefiillt hatten, urn nun die Sehhiigel darzustellen. Eine offene Communi- cation mit der Augenblase war nicht mehr vorhanden. Zwischen beiden Sehhiigeln miindete die Hohle des Mittelhirns, der spatere Aquaeductus Sylvii. An der Basis des Gehirns war das Zwischenhirn stark nach unten ausgezogen und bildete hier den Trichter (Infundibulum.). Das Mittelhirn war hinter der Entwicklung der Hemispharen auch be- deutend zuriickgeblieben. In ihm erfolgte noch immer die mehr als rechtwinklige Um- beugung des Medullarrohres. Seine Decke war nicht gespalten, auch nicht eingesenkt, so dass die spatere Abtheilung in die Vier-Hiigel noch nicht angedeutet war. Die Hohle im Mittelhirn (der spatere Aquaeductus Sylvii) war noch ansehnlich und ging nach hinten in den vierten Ventrikel, nach vorne zwischen die Sehhiigel iiber. Dennoch war der von un- ten erfolgende Massenansatz zur Ausfiillung dieses Hirntheils schon ansehnlich, indem sich eine starke Marklage, die kiinftigen Crura cerebri, hier um einen von der Schadelbasis nach einwarts vorspringenden Fortsatz, den sogenannten Balken des Schadels nach Rathke, herumschlug, die nach vorne in die Sell- und Streifenhugel sich fortsetzte. Hinter dem Mittelhirn hatte sich nun auch die hinterste primitive Hirnzelle weiter entwickelt und in zwei Theile geschiederi, welche v. Baer das Hinterhirn und das Nach him genannt hat. Diese Hirnzelle stand auf den vorigen Stadien an ihrer ganzen hinteren Seite noch weit offen. Nur an ihrer Basis, welche in Zukunft das verlangerte Mark und die Briicke darstellt, war die Bildung von Nervensubstanz erfolgt, und den oberen offenen Piaum nannte ich den vierten Ventrikel. Auf diesem Stadium nun hatte sich iiber den zu- nachst hinter dem Mittelhirn liegenden Theil dieser Hirnzelle von beiden Seiten ein Mark- blatt heruberzuwolben angefangen, dessen beide Seilenhalften indessen in der 'Mitte noch nicht verschmolzen waren. Diese Markblatter sind die ersten Spuren des kl ei- nen Gehirns, durch welches der vordere Theil des Hinterhirns seine Decke erhalt, den v. Baer nun als Hinterhirn bezeichnet. Der u'brig gebliebene hiutere Theil, das Nachhirn, bleibt an seiner oberen Seite immer offen und bildet hier bleibend den 112 vierten Ventrikel, der sich nach hinten in die Hohle des Piiickenmarkes, nach vorne in die des Mittelhirns, Zwischen- und Vorderhirns fortsetzt. An der Uebergangsstelle vom Hin- terhirn zum Nachhirn 1st die Markmasse wieder stark in einem rechten Winkel nach ruckwarts gebogen. An dem nach unten vorspringenden Winkel bildet sich in Zukunft die Briicke, und hier entsprang der starke Trigeminus, dessen Ganglion schon deutlich zu erkennen war. Hinter dem Nachhirn biegt sich das Medullarrohr wieder in einem rechten Winkel nach abwarts, wo ersteres in das eigentliche Pviickenmark iibergeht. Diese an dem Kopfe des Embryo stark nach hinten vorspringende Slelle ist der schon oben erwahnte so- genannte Nackenhbcker. Der Darm (Fig. 45. B.) war nun auch schon vollkommener ausgebildet. In der durch die Metamorphose der Visceralbogen nun vollstandig gebildeten Mundhohle zeigte sich auf dem Boden die Zunge. Der Magen stand schon fast ganz quer. Der Darm war ansehnlich langer und eine betrachtliche Schlinge, welche mit dem verschlossenen Ductus omphalo-mesentericus in Verbindung stand, ragte zu dem Unterleibe hervor. Die Leber war sehr grofs und in drei Lappen getheilt, deren zwei auf der rechten Seite lagen. Die Milz bildete einen der grofsen Curvatur des Magens dicht anliegenden Streifen. Auch das Pankreas war jetzt vorhanden und befand sich in der Schlinge des Duodenums. Un- ter der Loupe erkannte man seine Zusammensetzung aus kleinen Blindschlauchen. Seine erste Entwicklung habe ich bei Hundeembryonen, wo sie sehr schnell nach Auftreten der Milz erfolgen muss, nicht beobachtet. Ich glaube aber nicht, dass es sich wie bei Wie- derkauern mit der Milz aus einem gemeinschaftlichen oder wenigstens zusammenhangen- dem Blastem entwickelt. Die Lungen (Fig. 45. H.) waren ebenfalls weiter entwickelt. Die Bronchialkanale batten sich in dem Blasteme weiter und weiter verzweigt und gew'ahrten ein sehr zierliches und schb'nes Ansehen. Das Herz (Fig. 45. C.) hatte seine bleibende Form angenommen, die Aorta sich in zwei Stamme gespalten, deren einer aus der rechten Herzkammer undvorne, der andere aus der linken und hinten hervorkam, so dass man den Ursprung der letzteren bei der Ansicht von vorne (Bauchseite) nicht sah, beide Aorten aber etwas mehr nach oben spiralformig urn einander gewunden erschienen. Hinten (Fig. 45. H ) hatte sich der in das Beken hereintretende Stiel der Allantois schon zur Harnblase entwickelt, welche aber durch den Urachus noch mit der Allantois in offenem Zusammenhange stand. In ihre obere W"and miindeten die Ausfiihrungsgange der Wolff'schen Kbrper und die Uretheren ein. Die ersteren waren bedeutend verkiirzt und hatten sich mehr in den hinteren Theil der Bauchhb'hle zuriickgezogen. Ueber ihren aufseren unteren convexen Rand verlief der Aus- fiihrungsgang, in welchen die geschlangelten Kanalchen des Organs selbst einmiindeten. An der inneren Flache der Wolff'schen Korper lagen ein Paar kleine rundlich eiformig gestaltete Korper, Hoden oder Eierstb'cke. Dieselben bestanden bis jetzt nur aus Zellen und Zellenkernen. Sonst liefsen sich weder Kanalchen noch Blaschen in ihnen erkennen. Von dem Vas deferens oder den Eileitern war noch keine bestimmtere Andeutung vorhanden, nur zog sich langs der Ausfiihrungsgange der Wolff'schen Korper ein mit diesen ganz verschmol- 113 zener Streifen Substanz her, aus welchem sich, wie die Folge lehrf, jene Ausfiihrungsgange entwickeln. Hinter den Wolff'schen Korpern lagen ganz versteckt die kleinen bohnen- formig gestalteten Nieren, von welchen sich ein Paar zarter Streifen, die Ureteren, gegen die hintere Wand der Harnblase hinzogen. Ueber ihnen lagen die wenig kleineren Ne- bennieren. LVIII — LXIII. Oefter habe ich nun auch noch a'ltere Eier und Embryonen von Hunden untersucht. So am 19len November 1840 eine Hiindin, deren Embryonen 1 P. Z. grofs waren, am 14ten Mai 1838 eine, bei welcher dieselben ll/2 P. Z., am 23sten Marz 1839, deren Embryonen 3 P. Z., am 4ten Marz 1839, wo sie 3l/2 p- Z., am lOten Juni 1838, wo sie 4 P. Z., und am 19ten Juli 1839, wo sie beinahe reif waren, und nach der Herausnahme aus dem Uterus zu athmen anfingen. Allein die Verhaltnisse des Eies h'ndern sich in diesen spateren Zeiten nicht mehr so wesentlich, dass es einer genaueren Beschreibung derselben bedurfte, auch sind dieselben aus fruheren Beobachtungen hinlang- lich bekannt. Das Ei des Hundes stellt in diesen spaleren Zeiten Jmmer einen cylindri- schen Sack dar, dessen Milte von der Placenta in einem breiten Giirtel umfasst wird. Die glatten Seitenlheile sind in diesen spateren Zeiten nur verhaltnissmafsig weit grofser als f Hi her. Die aufsere Eihaut ist das Chorion. Dieses ist, wie die fruheren Beobachtungen zeigen, ein sehr zusammengesetztes Gebilde, entstanden 1) aus der Zona pellucida oder Dotter- haut des Eierstockeies, 2) aus dem peripherischen Theile des animalen Blattes der Keim- blase oder der serosen Hiille und 3) aus der Allantois, welche alle zu einem einzigen, durch letztere Gefa'fse tragenden Gebilde verschmolzen sind. Die Nabelblase oder der peripherische Theil des Gefa'fs- und des vegetativen Blattes der Keimblase persistirt als ein langlicher Sack bei dem Hunde bis an's Ende des Eilebens. Auch verbreiten sich auf derselben irnmer noch die, we nn gleich sparsamen, Vasa omphalo-mesenterica. Sie wird erst mit dem Nabelstrang und den ubrigen Eihauten bei der Geburt abgestofsen. Der Embryo ist immer in sein Amnion eingeschlossen, welches ihm gegen Ende des Eilebens, wo die Menge des Liquor amnii abnimmt, wieder dichter anliegt. Es hat in der spateren Zeit bei dem Hunde Blulgefa'fse; denn es hat, so wie auch die Nabelblase, einen feinen Ueberzug von der gefafsreichen Allantois. Auch lassen sich spa'ter nicht leicht mehr zwei Blatter an diesem Ueberzuge, wie in der letzten Beobachtung, unterscheiden, da beide spa'ter mit einander verschnielzen. Auch die Entwicklung der Organe des Embryo halte Jch nicht fur passend hier noch weiter zu verfolgen. Speicheldriisen, Schilddriise und Thymusdruse treten bald nach dem zuletzt genauer beschriebenen Stadium ebenfalls deutlich auf, ohne dass ich bei den irn Ganzen immer kleinen Hundeembryonen bisher im Slande war, ihr allererstes Erschei- nen so genau zu beobachten, wie mir dieses bei Piindsembryonen gegluckt Jst. Die Or- gane entwickeln sich nur noch histologisch weiter, was hier genauer zu verfolgen nicht in meinem Plane liegt. Ich habe die in dieser Hinsicht bei diesen Embryonen angestellten mikroskopischen Untersuchungen meiner Entwicklungsgeschichte der Saugethiere und des Menschen einverleibt. 15 114 Zunt Schlusse will ich daber hier nur noch Einiges iiber die Bildung der Placenta des Hundes im Zusammenhange mittheilen. — Die sogenannte Schleimhaut des Uterus des Hundes ist ein aus mehreren Elementen zusammengesetztes Gebilde. Ihre Grundlage ist ein Fasergewebe, dessen Fasern denen des Bindegewebes ahnlich sind. In diesem linden sich zahlreiche Driisen zweier Arten eingela- gert. Die einen werden gebildet durch Kanalchen (Fig. 46. A — C.), welche in einem etwas geschlangelten Verlaufe durch die Dicke der Schleimhaut hindurchgehen, und wo sie auf die sogenannle Zellhaut des Uterus aufstofsen, starker hin und her gewunden, oftmals selbst knauelartig aufgerollt sind. In ihrem Verlaufe theilen sie sich zuweilen in zwei, auch drei Kanalchen, oft bleiben dieselben aber auch ungetheilt. Zuletzt endigen sie blind und ofter gehen auch zwei Kanalchen in einander iiber. Starker vergrofsert sieht man, dass die Kanalchen, besonders gegen ihre blinden Enden hin, iiberall zahlreiche Aussackungen besitzen. Bei noch starkerer Vergrb'fserung erkennt man, dass sie aus einer gleichformigeri Tunica propria beslehen, und in ihrem Inneren eine feinkornige Masse enthalten, in welcher ich keine Zellen oder Zellenkerne erkennen konnte. Die zweite Art von Driisen sind zahl- reiche kleine und einfache Crypten, welche die ganze obere Schichte der Schleimhaut be- setzen. Von ihnen sieht die Schleimhaut, wenn man sie von oben betrachtet (Fig. 47.), wie durchstochen aus. Aufserdem ist endlich die Schleimhaut des Uterus noch von einem Epithelium bekleidet, welches aus sehr kleinen Flimmercylindern besteht. Die Flimmerbewe- gung, die sie hervorbringen, ist indessen meistens aufserordentlich schwach, ja ich habe mich b'fter nicht von ihrem Vorhandensein iiberzeugen kbnnen. Wir haben nun oben gesehen, so lange bis die Eier bereits einen Durchmesser von 2 — 2y2 Linien erhalten haben und an ihrer Oberflache noch keine Zotten besitzen, liegen sie ganz frei im Uterus und man bemerkt an der Schleimhaut desselben gar keine Veranderung, aufser dass dieselbe iiberhaupt zu dieser Zeit turgescirender, blutreicher, sammetartiger als zu anderen Zeiten ist. Wenn da gegen die Eier jene Grofse erreicht haben, so entwickelt sich die Schleimhaut an dieser Stelle, wo die Eier sich befmden, schnell sehr stark, so dass sie hier bald einen bedeulend nach innen vorspringenden Wulst bildet. Betrachtet man dieselben an der freien Flache genau, so bemerkt man hier eine grofse Zahl kleiner Locherchen schon mil unbewaffnetem Auge, und bald, wenn das Ei mil seinen Zotten und dieser Wulst immer mehr zugenommen haben, kann man sich iiberzeugen, dass die Zotten des Chorions in diese Locherchen hin ein ra gen (Fig. 48.). An- fangs lassen sich die Zotten des Chorions nach einiger Maceration noch leicht aus jenen Locherchen herausziehen, bald aber gelingt dieses nicht mehr so leicht, sondern man be- werkstelligt dann viel leichter eine Trennung der ganzen angeschwollenen Partie der Schleimhaut des Uterus, welche auf dem Eie sitzen bleibt. Diese zeigt sodann ein Blaschen- oder Maschen-artiges Ansehen, und die Trennung dieser Schichte erfolgt uni so leichter, je weiter das Ei entwickelt Jst. Sie bildet die Placenta des Hundeeies. Untersucht man einen Querschnilt der Schleimhaut an der giirtelformig angeschwollenen Stelle, so iiberzeugt man sich, dass die Anschwellung hier zwar auch durch nur succulente Infiltration des ganzen 115 Gewebes, vorziiglich aber durch die sehr starke Entwicklung der oben beschriebenen Ute- rindriisen gebildet wird. Die kleinen Locherchen, welche man an der freien Flache sieht, sind die Miindungen jener Uterindriisen , und in sie hinein senken sich die Zotten des Chorions. Dieses A lies la^st sich nur in friiher Zeit, wenn weder die Entwicklung der Uterin- schleimhaut und ihrer Driisen , noch die der Zotten des Chorions schon weit gediehen ist, ermitteln. Spater gelingt es nicht mehr, das Verhaltniss mit Sicherheit zu entrathseln. Allein es unterliegt keinem Zweifel, dass sich dasselbe in derselben Art weiter fortbildet, wie man es anfangs deutlich erkennen kann. Die Uterindriisen wachsen fort und fort und mit ihnen die wie in einer Schcide in ihnen steckenden Zotten des Chorions. Beide trei- ben zahlreiche seitliche Aestchen und Ausbuchtungen hervor, und gehen daher bald eine ohne Zerreifsung unauflosliche Verbindung ein. Auch in den Zotten verbreiten sich die Gefafse des Fotus, die Nabelgefafse, und die Arterien gehen in Schlingen in die Venen iiber. Zwischen den Uterindriisen verbreiten sich auf gleiche \Veise die Blutgefafse der Mutter, deren Uterinarterien hier auch durch ein Capillarnetz in die Uterinvenen iibergehen. Miitterliche und kindliche Gefafse stehen nirgends in unmittelbarer Verbindung. Das Ganze bildel die giirtelformige Placenta, an der man daher einen miitterlichen Antheil, gebildet vorziiglich von den stark entwickelten Uterindriisen und Uteringefa'fsen, und einen kindlichen Antheil, gebildet von den Zolten des Chorions und den sich auf ihnen verzweigenden Nabel- gefafsen, unterscheiden kann. Miitterliches und kindliches Blut gehen in Capillarstromchen an einander vorbei. Die Zotten des Chorions sind nicht in venose Sinus der Uterinvenen eingesenkt, sondern in die sinuosen und sehr vergrb'fserten Uterindriisen. Beide Theile der Placenta sind in spaterer Zeit so innig mit einander verschmolzen, dass sie sich nicht von einander Irani en lassen, sondern der miitterliche Theil stb'fst sich unter Zerreifsung der verbindenden Gefafse und Fasern und des oberen Theiles der sehr entwickelten Driisen ab. Der Uterus hiiutet sich an dieser Slclle wirklich, sowie auch eine Regeneration der Schleim- haut und ihrer Driisen hier eintritt. Man hat diesen ganzen Vorgang und das Verhaltniss bis jetzt meistens nicht richtig erkannt. Die meisten Schriftsteller sprechen auch bei dem Eie des Hundes von einer De- cidua. Versteht man darunter, wie gewb'hnlich, eine von dem Uterus ausgehende, durch eine Exsudation von seiner Schleimhaut gelieferte Eihiille, so muss ich eine Decidua bei dem Hunde durchaus in Abrede stellen. Sollte es sich aber bestatigen, dass auch die Decidua des menschlichen Uterus vorziiglich nur durch die entwickelten Uterindriisen ge- bildet wird; und auch die menschliche Placenta nichts Anderes ist als eine innige Verbin- dung der stark entwickelten Zotlen des Chorions und dieser Uterindriisen, so wiirde freilich die Bildung bei dem Hunde ganz analog sein. Einen vollkommenen Ueberzug, wie das Ei des Menschen, wo man deshalb die Decidua auch eine Eihaut nennen muss, bekommt indessen das Ei des Hundes nie, und auch in diesem Sinne muss ich sie durchaus in Ab- rede stellen. Nur wer die Placenta iiberhaupt fur einen starker entwickelten Theil der Decidua erklart, kann behauplen, dass der Hund auch eine Decidua habe. 116 Hr. v. Baer hat in seinen: Untersuchungen iiber die Gefafsverbindung zwischen Mut- ter und Fruchl S. 20. den Bau der Placenta des Hundes nur insofern aufgeklart, als er den Mangel einer unmittelbaren Communication der Gefafse von Mutter und Frucht auch fiir den Hund nachwies. Dennoch entging es ihm niclit, dass der Mutterkuchen nur die verdickte Schleimhaut des Uterus ist, obgleich es ihn befremdete, dass die u'brige Schleim- haut des Uterus gegen diesen zirkelformigen Theil begrenzt erscheint (S. 22}. Dieses ist eben nur von der begrenzten starkeren Entwicklung der Uterindrusen abhangig. Hr. Eschricht in Kopenhagen (De orgariis quae respirationi et nutritioni foetus mam- maliurn inserviunt. Hafniae 1837. p. 13. et sqq.) will bei der Katze einen andern Bau der Placenta gefunden haben, als er mir bei dem Hunde erschien. Nach demselben ent- wickelt namlich die Schleimhaut zahlreiche zarte Falten, welche zwischen ahnliche von der Oberflache des Chorions ausgehende Falten iiberall fmgerformig eingreifen. Beide Systeme von Falten tragen ein Capillarnetz, in welchem also das miitterliche Blut an dem kindlichen vorbeigefiihrt wird. Jene von der Schleimhaut des Uterus ausgehenden Falten sind aufser- dem nach Eschricht's bestimmter Angabe nicht die entwickelte Schleimhaut des Uterus selbst, sondern ein Exsudationsproduct derselben, denn er will nach Entfernung der Pla- centa uterina an dieser Stelle die Schleimhaut des Uterus noch erkannt haben. Aufserdem sollen sich ubrigens nach ihm (p. 40.) auch bei der Katze die Uterindrusen fmden. Dagegen stimmen meine Beobachtungen ganz mil denen des Hrn. Sharpey iiberein, welche derselbe in einer Note zu Dr. Baly's Translation of J. Miiller's Physiologie mitgetheilt hat. Derselbe giebt dort auch an, dass sich die Kanalchen der Uterindrusen in Folge ihrer eintretenden starkeren Entwicklung, dicht ehe sie sich auf der Schleimhaut miinden, jede zu einer Zelle erweitern, welche mil einer grauweifsen Fliissigkeit erfiillt ist und aus welcher der Driisenkanal sich mit einer feinen Oeffnung weiter in die Tiefe fortsetzt. In diese Zelle senkt sich die Zotte des Chorions ein, welche anfangs hohl ist. Nur diese Zelle schickt, nach Sharpey, auch weitere seitliche Fortsatze aus, in welche sich die Verlangerungen der Zotten hineinziehen. Auch ist es nur dieser Theil der Druse, welcher bei der (Jreburt abgestofsen wird. Der tiefer liegende Theil bleibt zuriick. Ich habe mich von diesem speciellen Verhalten ebenfalls genau iiberzeugt, wie meine beiden Abbildungen Fig. 49 u. 50 zeigen. Sie sind aus einer friihen Zeit genommen, wo die Entwicklung der Placenta eben anfangt. Man sieht hier, dass zwar auch die gan- zen Uterindrusen sich starker ausgebildet haben, allein vorzugsweise ist es der friiher mehr gestreckt verlaufende Anfangstheil des Kanals, der eine zellenfdrmige sehr bedeutende Er- weiterung erfahren hat. Aber auch die kleineren Crypten der Uterinschleimhaut bilden sich sehr stark aus und auch in sie senken sich die Zotlen des Chorions hinein, die Jch ganz deutlich aus jenen Verliefungen herausziehen konnte. Uebrigens bin ich nicht der Meinung, dass man von diesem erkannten Baue der Placenta des Hundes sogleich einen Schluss auf den Bau der Placenta iiberhaupt, auch bei anderen Thieren und dem Men- schen ziehen diirfe. Yielleicht kann es sich selbst bei der Katze anders, und sowie Hr. Eschricht es beschreibt, verhalten. Es ist mir wenigstens nicht mo'glich gewesen, bei 117 dem Kaninchen die Uterindriisen zu fmden, obgleich E. H. Weber (Hildebrandt's Ana- tomie Bd. IV. S. 507.) sie auch bei diesem gesehen haben will, und ihre Entwicklung nach Rei chert auch hier die Placenta bilden soil (J. M filler's Archiv 1842, Jahresbericht, S. CXXX. Anm.). Sie sollen nach Weber hier nicht die Form von Schlauchen, sondern von ovalen Sackchen haben, welche sich mil einer ziemlich engen Oeffnung auf dem Boden von unregelmafsigen flachen Zellen offnen, die die innere Oberflache des Uterus, da wo das Ei ihm anliegt, bildet. Dieses stimmt fast mil Sharpey's Angabe beim Hunde iiberein. Ich glaubte dagegen bei dem Kaninchen eine deutliche Erhebung der Schleimhaut in zahllose feine, von einem Capillarblutgefafsnetze iiberzogene Faltchen zu erkennen, in welche sich das Chorion rait seinen Gefafsen zur Bildung der Placenta einsenkte, ahn- lich wie Eschricht dieses als allgemein beschreibt. Bei dem Menschen, bei welchem, nach den Angaben von E. H. Weber (Muller's Physiologie Bd. II. S. 710.), Sharpey und J. Ried (1. c. ), die Uterindriisen ebenfalls vorhanden sind und sowohl die Decidua als Placenta bilden, hatte ich dieselben friiher nicht auffmden konnen (Entwicklungsge- schichte der Siiugethiere und des Menschen. S. 90.). Allein in einem neueren Fa lie von hochstens 14t;igiger Conception, den ich gesondert bekannt zu machen gedenke, habe ich nicht nur diese Uterindriisen, sondern auch die Entwicklung der Decidua vorzugsweise durch ihre starke Ausbildung auf das Bestimmteste beobachtet. Ich bemerke hier noch zum Schlusse, dass in der Regel bei der Beschreibung der Embryonen vorne das Kopfende, hinten das Schwanzende, oben die Riickenseite, unten die Bauchseite bezeichnet. In einigen Fallen, wo es sich von selbst leicht ergeben wird, schien es passender, die Beschreibung so zu geben, wie der Embryo vor dem Beschauer auf dem Riicken oder Bauche lag, wo dann oben das Kopfende, unten das Schwanz- ende, vorn und hinten Bauch- oder Riickenseite bezeichnet. Resultate. Aus vorstehenden Untersuchungen iiber die Entwicklung des Hunde-Eies und -Fotus hebe ich folgende Resultate als die vorziiglichslen kurz hervor. 1. Das unbefnichtete Ei des Hundes im Eierstocke besteht, wie das aller Saugethiere, ja wie aller Thiere iiberhaupt, aus einer Dotterhaut (Zona pellucida), Dotter, Keimblascheri und Keimfleck. Bei seiner geringen Grofse V10 — yi5 P. L. — % — 7/50 Millim. ist es auf eigenthiimliche \Veise in den Eierstock eingelagert, namlich in eine das Innere des Graaf- schen Follikels auskleidende Zellenlage, deren nachste das Ei umgebende Partie als soge- nannter Discus proligerus an der Zona haften bleibt. 2. Dieses Ei des Hundes reift zu gewissen periodischen Zeiten in dem Eierstocke, wahrend der sogenannten Brunst. Als Zeichen dieser Pieife kann man betrachten, dass der Graaf'sche Follikel ungewb'hnlich arischwillt, dass das Ei etwas grb'fser und volier erscheint, dass die Zellen des Discus proligerus sich in ft'ine Fasern auszuziehen anfangeo, und zuletzt auch das Keimblaschen verschwindet. Letzteres geschieht indessen zuweilen erst dann, wenn das Ei den Eierstock schon verl.'issen hat. \Vas dabei aus dern Keiraflecke wird, ist noch ungewiss. 3. Wenn das Ei vollkommen reif ist, verlasst es den Eierstock und gelangt in den Eileiter, ganz unbekummert darum, ob die Begattung stattgefunden hat, oder nicht. Findet die Begattung nicht Statt, oder hindert man das Vordringen des Saamens zum Eie, so lost sich das Ei unbemerkt auf. Da indessen zu dieser Zeit sich der Geschlechtstrieb lebhaft aufsert, so erfolgt im Naturzustande gewbhnlich immer die Begattung und Befruchtung. Sie kann schon erfolgen, wenn auch das Ei noch irn Eierstocke sich befindet, so dass der Saamen Zeit hat, bis auf den Eierstock vorzudringen und das Ei hier zu befruchten. Sie kann aber auch spater erfolgen, wenn das Ei schon in den Eileiler eingedrungen ist. Ei und Saamen begegnen sich dann im Eileiter, und das Ei scheint hier noch 6 — 8 Tage, nachdem es den Eierstock schon verlasen hat, befruchtungsfa'hig zu sein. Allein im Ende des Eileiters muss die Befruchtung immer erfolgen, da hier die Entwicklung des Eies schon beginnt, sonst geht das Ei zu Grunde. 119 4. Die Zahl der Eier, welche bci einer Brunst den Eierstock verlassen, ist verschieden ; immer aber treten sie fast zu gleicher Zeit, nie in Zwischenraumen von Tagen, aus, befm- den sich immer dicht bei einander im Eileiter und fast immer in ganz gleicher Beschaffenheit. Nicht immer aber trefen alle Eier aus alien angeschwollenen Graaf'schen Blaschen aus, sondern zuweilen bleibt eins und das andere der letzteren geschlossen und wird wieder zuriickgebildet. 5. Von der inneren Oberflache des reifen Graaf'schen Follikels entwickelt, sich schon ehe das Eichen ausgetreten ist, eine eigenthiimliche Substanz unter der Form von Granu- lationen, welche, nachdem dann der Follikel sich geb'ffnet hat und das Ei ausgetreten ist, den sogenannten gelben Kbrper bildet. Dieser ist immer ein sicheres Zeichen, dass ein Graafscher Follikel und ein Ei gereift sind, jener sich eroffnet hat, und dieses ausgetreten ist; aber er ist kein Zeichen von stattgefundener Begattung und Befruchtung. — Die Zahl der gelben Korper entspricht nicht immer der Zahl der ausgetretenen Eier, da zuweilen ein Graaf'scher Follikel zwei und vielleicht selbst mehr Eier enthalt. 6. Bei der Befruchtung kommt der Saamen immer in materielle Beriihrung mit dem Eie. Man fmdet zuweilen die Spermatozoiden, noch sich lebhaft bewegend, in ansehnlicher Zahl auf dem Eierstocke, immer aber im Eileiter und auf den Eiern. Es ist aber weder erwie- sen, noch wahrscheinlich, dass ein Spermatozoide in das Ei eindringt. Die Wirkung des Saamens scheint eher eine chemische zu sein und die Bestimmung der Spermatozoiden, die Mischung des Saamens durch ihre Bewegungen zu erhalten, auch zugleich die Trager des- selben abzugeben. 7. Im Eileiter verschwinden die die Zona pellucida bedeckenden Zellen des Discus proligerus allmalig. An ihrer Stelle bildet sich aber beim Hunde kein Eiweifs um die Zona, sondern diese bleibt nackt die aufsere Eihaut. Das Eichen wird nur, wahrend es durch den Eileiter hindurchgeht, etwas grofser. 8. Im unteren Ende des Eileiters beginnt als erste bestimmte Entwicklungserscheinung des Eies ein in einer geometrischen Progression mit dem Factor Zwei fortschreitender Theilungsprocess des Dotters in Jmmer kleiner werdende Kugeln. 9. Diese Dotterkugeln sind keine Zellen, sondern Agglomerate der Dotterkb'rnchen ohne eine Hiille. Jede enlh'alt in ihrem Inneren ein belles Blaschen, einem Fettblaschen ahnlich, ohne Kern. 10. Was diesen Theilungsprocess des Dotters bedingt und wo die hellen Blaschen im Inneren der Kugeln herriihren, ist noch ungewiss. Es scheint aber, dass die Theilung des Dotters und der Kugeln von diesen Blaschen bedingt wird, und diese selbst aus dem Keimblaschen oder dessen Kern ihren Ursprung nehmen. 11. Das Ei des Hundes scheint 8 — 10 Tage nach seinem Austritle aus dem Eier- stocke zu gebrauchen, um durch den Eileiter hindurchzugehen. Diese Zeitrechnung ist ungewiss, da man den Zeitpunkt des Austrittes des Eies, der nicht von der Begattung abhangt, nicht kennen kann. V^enn die Hiindin sich nicht mehr belegen lasst, so ist das Ei meistens im Ende des Eileiters angelangt. Ist es bereits im Uterus, so lasst sie sich nie mehr belegen. — 120 12. Die Kraft e, welche den Saamen gegen den Eileiter hin befdrdern, sind theils die Ejaculation selbst, wodurch er bis in die Spitze des Uterus gelangt; theils die Bewe- gungen des Uterus und Eileiters; theils endlich die Bewegungen der Spermatozoiden. Die Cilien des Epitheliums des Uterus und Eileiters haben daran keinen Antheil, da die Rich- tung ihrer Schwingungen von innen nach aufsen erfolgt. 13. Die Krafte, welche das Ei aus dem Eierstocke in den Eileiter und durch diesen hindurch fiihren, sind theils die Schwingungen der Cilien des Epitheliums des Trichters und der Schleimhaut des Eileiters, theils die eigenen Bewegungen des letzteren. 14. 1m Uterus hat das Ei im ersten Anfange noch ganz das Ansehen wie im Eilei- ter und der Theilungsprocess des Dotters schreilet noch fort. Dann aber verwandeln sich jetzt die immer kleiner gewordenen Dotterkugeln in Zellen, indem sie sich mil einer zarten Membran umgeben. Die Kerne dieser Zellen sind jene hellen Blaschen im Centrum der Kugeln. 15. Diese aus den Dotterkugeln entstandenen Zellen vereinigen sich sehr baldunter eiriander und, Jndem ihre Zahl sich dabei vermehrt, stellen sie durch ihre Verschmelzung und Abplaltung eine sehr zarte, der Innenflache der Zona dicht anliegende Membran dar, welche daher als ein Blaschen erscheint, und von mir Keimblase genannnt wird. 16. \Vahrend dieses Vorganges wachst das Eichen durch Aufnahme von Flussigkeit sehr schnell. Es wird vollkommen durchsichtig und nur bei starker Vergrb'fserung sieht man, dass die Dotterkdrnchen in concentrischen Ringen urn die Kerne der Zellen der Keim- blase gruppirt sind. Wie die Vermehrung der Zellen erfolgt, ist ungewiss; nur sieht man, dass in gleichem Grade die Zahl der Dotterkdrnchen abnimmt, und diese endlich ver- schwinden. 17. Die Zona pellucida oder Dolterhaut dehnt sich bei dem Wachsen des Eies be- deutend aus, so dass sie ihre beiden Contouren verliert, und eine sehr feine textur- und structurlose Membran wird. Aber sie bleibt noch fortwahrend allein die aufsere Eihaut, und auch im Uterus erhalt das Hundeei kein Eiweifs umgebildet. 18. An einer Stelle der Keimblase bemerkt man, sobald sie sich aus den Dotterku- geln zu bilden anfangt, einen runden dunkeln Fleck, den Fruchthof, in welchem die Entwicklung des Embryo beginnt. 19. Das Eichen besteht also sodann im Anfange seines Aufenthaltes im Uterus aus zwei in einander eingeschlossenen wasserhellen und einander dicht anliegenden Blaschen, aus der Zona und Keimblase mil dem Fruchthofe der letzteren. Es liegt vdllig frei im Uterus und begiebt sich allmalig an diejenige Stelle des Uterus, wo es sich spater an- heftet. Die Krafte, welche die Vertheilung der Eier im Uterus bewirken, sind ganz unbe- kannt, denn kein Organisationsverhaltniss des Uterus, der bis dahin ganz unverandert ist, nimmt daran Theil. Allein es ist sehr merkwurdig und sicher bewiesen, dass nicht so sehr selten die Eier der einen Seite durch den Kdrper des Uterus hindurch auf die andere Seite wandern, um sich gleichmafsiger vertheilen zu konnen. 20. Wenn das Eichen eine Grdfse von I1/, — 2 P. L. = 3 — 4J/2 Millira. erlangt 121 hat, so kann man sicli iiberzeugen, dass an der Innenflache der Keimblase, von dem Frucht- hofe sich nach und nach immer welter ausdehnend, eine zweite Zellenlage sich bildet, so dass die Keimblase jetzt zwei Blatter besitzt, deren aufseres das an i male, das innere das vegetative Blatt genaunt wird} weil sich in dem dem ersteren angehorenden Theile des Fruchthofes die aninialen Organe , in dem dem letzteren angehorenden die vegetativen Organe des Embryo bilden. Diese beiden Blatter sind Gegenstande der Demonstration, nicht hypothetisch. Wahrscheinlich entsteht sehr bald zwischen ihnen noch eine dritte Zellenlage, in welcher sich die Gefafse bilden, daher das Gefafsblatt. Doch kann dieses erst spa'ter demonslrirt werdeu, wahrend ihm za dieser Zeit wahrscheinlich eigenthiimlich gestaltete sternformige Zellen der Keimblase angehoren. 21. Der Fruchthof, bis gcgen den 20sten und 21sten Tag nach der ersten Begat- tung eine gleichformige Zellenansammlung, fangt nun an, sich in seiner Mitte aufzuhellen, und man unterscheidet einen dunkeln und hellen Fruchlhof. 22. In dem hellen Fruchthofe erscheint die erste Spur des Embryo als eine erst elliplische, dann bisquit- und guitarrenfdrmige Lage von Zellen in dem animalen Blatte, welche in ihrer Lagenaxe von eirier hellen Furche durchzogen ist. Die beiden Ansamm- lungen zu beiden Seiten dieser Furche sind bestimmt, die Leibeswandungen des Embryo zu bilden, und heifsen in ihrer die Furche zunachst begrenzenden Partie die Rue ken- pi a I ten, in der nach aufsen liegenden die Bauch- oder Visceralplatten. Die Furche heifst die Primitivrinne. 23. Die erste Spur des Embryo besteht also in der That aus zwei Halften. 24. In der Primitivrinne bildet sich das Centralnervensystem, Ruckenmark und Ge- hirn, als erstes bestimmt als solches erkennbares organisches System. Das Ruckenmark entsteht weder aus dem Gehirn, noch dieses aus jenem , sondern beide sind differenzirte Theile des indifferenten Urgebildes. 25. Nach dem Centralnervensystem entwickelt sich zunachst das Herz - und Blutge- fa'fssystem. Auch hier ist weder das Herz noch die Gefafse, weder Arterien noch Venen das Prim a re, keines enlsteht aus dem andern, sondern auch sie sind gleichzeilige differente Producle einer urspriinglich indifferenten Zellenlage. 26. Zulelzt entsteht aus dem centralen Theile des vegetativen Blattes der Keimblase das Darmsyslem, d. h. Darm, Lungen, Leber, Pankreas etc. 27. Die Art, wie diese Systeme und die zu ihnen gehb'renden Organe entstehen und sich weiter entwickeln, ist bei dem Hunde nicht anders, als bei anderen Saugethieren und den Vogeln. Die Entwicklung schreitet, nachdem die erste Spur des Embryo erschienen ist, so rasch fort, dass nach 48 Stunden die drei Hauptsysteme angelegt sind. 28. Unterdessen dass der Centraltheil der Keimblase, der Fruchthof, sich zum Em- bryo entwickelt, metamorphosiren sich ihre peripherischen Theile zu den Eihauten. 29. Der peripherische Theil des animalen Blattes umhiillt zunachst als Amnion den Embryo, und legt sich sodann mit seinem iibrigen Theile als sogenannte serose Hiille an die Zona an, um mit dieser vereinigt die aufsere Eihaut zu bilden, auf welcher die 16 122 Zotten als anfangs hohle Zellenproductionen sich bilden, welche in die Miindungen der Ute- rindriisen eindringen. 30. Der peripherische Theil des Gefafs- und vegetaliven Blattes bildet, wahrend der Centraltheil Darm wird, die Nabelblase, die bei dem Hunde bis an's Ende des Eilebens persistirt. 31. Aus dem unteren Ende des Embryo — wie es scheint, dem Gefafs- und vegetati- ven Blatte der Keimblase angehorend — bricht die Allantois hervor. Sie ist in ihren er- sten Rudimenten eine doppelte Zellcnproduction, die sich aber bald in eine die Nabel- gefafse tragende Blase umwandelt. Sie legt sich an die aufsere Eihaut an, wachst allmalig im Inneren des Eies um Embryo, Amnion und Nabelblase herum und fiihrt so der aufseren Eihaut und dem Amnion Blutgefafse zu. 32. Das Chorion entsteht sonach aus einer Vereinigung und Verschmelzung der Zona pellucida oder Dottcrhaut mit dem peripherischen Theile des animalen Blattes oder der serb'sen Hiille und mit der Allantois. 33. Wo die Allantois die serose Hiille und Zona zuerst beriihrt, da bilden sich ihre Gefafse durch letzlere hindurch in deren Zotten hinein, und stellen mit diesen in ihren zahllosen Verzweigungen den kindlichen Theil der Placenta dar. 34. Der miitterliche Theil der Placenta besteht aus den stark entwickelten Uterin- . driisen und den sich zwischen diesen verbreitenden Uterin-Blutgefafsen. Beide Theile greifen in einander und stellen ohne eine directe Gefafsverbindung zu unterhalten, den ganzen Mutterkuchen dar, welcher sich bei dem Hunde, wegen des starken Wachsens der Pole des Eies im Verhaltnisse zu dem mittleren Theile, als ein Giirtel gestaltet. 35. Auch die Beobachtimg der Entwicklungsweise des Hunde -Eies und Embryo be- statigt den Satz, dass alle thierischen wie organischen Gebilde uberhaupt sich aus Zellen entwickeln. Beschreibung der Abbildungen. JL)ie nachfolgenden Zeichnungen sind sammtlich von mir selbst nach der Natur und zum Theil mit der Camera lucida gezeichnet worden. Die ersten 28 Figuren sind auch von mir so ausgefiihrt worden, wie sie vorliegen. Die spateren aber sind nach meinen Originalzeichnungen und grofsentheils auch nach meinen Praparaten von Hrn. Schutter in Bonn unter meiner unmittelbaren Leitung ausgefiihrt worden. Ich glaube, dass dieselben sich von technischer Seite von selbst empfehlen werden, wahrend ich versichern kann, auf ihre Treue alle Sorgfalt gewendet zu haben. Die ersten 26 Figuren sind alle lOOmal vergrb'fsert. Die spateren sind meistens lOmal oder 250mal vergrofsert, doch werde ich hier jedesmal die Vergrbfserung genauer angeben. Ich bemerke ferner, dass mit wenigen leicht bemerklichen Ausnahmen alle Figuren bei Beleuchtung von unten, also bei durchfallendem Lichte gezeichnet sind, wobei alle dichteren Partien dunkel, die diin- neren hell erscheinen. Dieses verhalt sich bei der Mehrzahl meiner Abbildungen zu der Entwicklungs- geschichte des Kanincheneies gerade umgekehrt, worauf also bei etwaiger Vergleichung zu achten ist. Tabula I. Fig. 1. Ein Eierslockei des Hundes. Der dunkele Dotter (d) ist umgeben von dem hellen Ringe, der Zona pellucida (c), das ganze Ei aber eingelagert in die aus Zellen zusammengesetzte Membrana granulosa (a), deren dichter um das Ei angehaufte Zellen (i) den Discus proligerus bilden. Fig. 2. Dasselbe Ei, von den die Zona pellucida umgebenden Zellen der Membr. granulosa und des Discus proligerus gereinigt. Fig. 3. Dasselbe Ei, mit einer Nadel durch Einschneiden der Zona pellucida eroffnet. Der aus Kb'rnchen gebildete Dotter fliefst aus und mit ihm ein kleines wasserhelles Blaschen (a), das Keimblas- chen, in welchem der Keimfleck zu bemerken ist. Fig. 4. Ein Eierstockei einer briinstigen Hiindin aus einem sehr angeschwollenen Graaf'schen Follikel. Charakteristisch und besonders bemerkenswerth an ihm ist, dass die Zellen des Discus proligerus alle nach einer Seite in Fasern ausgezogen sind, welche mit ihren Spitzen auf der Zona pellucida auf- sitzen und dem Eie dadurch ein eigenthiimliches strahliges Ansehen geben. 16 * 124 Fig. 5. Dasselbe Ei von den der Zona ansitzenden Faserzellen grbfstentheils gereinigt. Man sieht nun den Dotter an elner Stelle von der inneren Flache der Zona etwas zuriickgewichen und hier das Keimblaschen mit einem Segmente aus der Dottermasse hervorsehen. Fig. 6. Dieses Ei mit der Nadel geb'ffnet, wobei das Keimblaschen ganz unverletzt und unver- a'ndert zu Tage trat. Fig. 7. Ein Ei ganz aus dem Anfange des Eileiters. Es gleicht einem Eierstockei (Fig. 1.) fast vollkommen, indem die faserige Beschaffenheit der Zellen des Discus wieder ganz verloren gegangen ist; nur bemerkt man, dass diese Zellen anfangen mit einander zu verschmelzen und sich aufzulbsen. Fig. 8. Ein Ei desselben Stadiums, an welchem eine Formveranderung an dem Dotter zu bemer- ken ist, welche sich zu dieser Zeit meistens aber auf verschiedene Weise ausgebildet fmdet. Fig. 9. Ein solcbes Ei von den Zellen des Discus gereinigt und mit der Nadel geb'ffnet. Auch auf diesem Stadium sah ich dann mehrere Male, aber nicht immer, das Keimblaschen oder wenigstens eine Him ganz ahnliche Zelle aus dem Dotter austreten. An letzterem bemerkt man ein compacteres Zusam- menbaften der Dotterkbrner, welcbes durch eine Condensation ibres Bindemittels bedingt sein muss. Fig. 10. Ein Ei u'ber einen halben Zoll von dem Uterus -Ende des Eileiters. Es ist nocb von ansebnlichen Resten des Discus umgeben, dessen Zellen indessen unter einander schon sehr verschmolzen sind. Man sieht die Zona deutlich durchscbeinen, und auf ihr befmden sich zahlreiche Spermatozoiden. Der Dotler fiillt die Zona nicht vollig aus und hat eine auffallende achleckige Form angenommen. Fig. 11. Ein Ei derselben Hiindin. Die Zellen des Discus sind von ihm noch mehr verschwun- den; Spermatozoiden bedecken die Zona, der Dotter ist in zwei Halften zerlegt und neben denselben be- finden sich noch zwei kleine Kbrnchen oder Blaschen in der Zona. Fig. 12. Ein Ei 4y// von dem Ostium uterinum im Eileiter. Die Zellen des Discus haben nocb mehr abgenommen, Spermatozoiden bedecken die Zona, der Dotter erscheint in drei Kugeln zerlegt, neben denen sich noch ein kleineres Kbrnchen oder Blaschen innerhalb der Zona befindet. Fig. 13. Ein Ei derselben Hiindin, in welchem der Dolter in vier Kugeln zerlegt war. Neben Union wieder ein Blaschen innerhalb der Zona. Fig. 13*. Dasselbe Ei auf dunkelem Grunde bei auffallendem Lichte. Fig. 14. Ein Ei derselben Hiindin, 24 Stunden spa'ter mit dem Eileiter ausgeschnitten, 3"' vom Ostium •uterinum. Die Zellen des Discus sind jetzt fast, ganz verschwunden. Spermatozoiden bedecken die Zona, 10 Kugeln des Dotters sind deutlich zu erkennen; neben ihnen zwei kleine Blaschen im Innern der Zona. — Fig. 14*. Ein Ei auf dunkelem Grunde bei auffallendem Lichte, 2/y/ von dem Ost. uterinum im Eileiter, dessen Dotter in 8 Kugeln zerlegt war. Tabula. II. Fig. 15. Ein Ei 2"' von dem Ost. uterinum im Eileiter, fast ganz ohne die Zellen des Discus, mit Spermatozoiden bedeckt, der Dotter in 18 sichtbare Kugeln zerlegt. Fig. 15*. Dasselbe Ei auf dunkelem Grunde bei auffallendem Lichte. Fig. 16. Ein Ei iy2 — 2 Zoll im Uterus, der Discus ist ganz verschwunden. Das Ei ist grbfser, die Zona dicker geworden; auf letzterer befmden sich Spermatozoiden. Die Zahl der Dotterkugeln ist so grofs, und sie decken sich so, dass sie sich nicht mehr zahlen lassen. Fig. 17. Ein Ei aus dem unteren Ende des Eileiters, gesprengt und etwas gedrlickt, so dass die Kuijeln axis der Zona zum Theil austreten und nun in alien ein sehr heller Fleck oder Blaschen zum O Vorschein koinmt, Rechts ist ein solches Blaschen (a), welches nur mit wenigen Dotterkbrnchen besetzt ist. 125 Fig. 18. Eine Partie der Exsudatkugeln und Zellen, atis denen der gelbe Kbrper sich bildet, mit der Camera lucida, 370mal vergrbfsert , gezeichnet. Die Eier waren in diesem Falle eben in den Eileiter eingetreten. Fig. 19. Ein Ei aus dem Anfange des Uterus. Die Zahl der Dotterkugeln hat sich vermehrt, in der Mitte fangt die von ihnen gebildete Masse an sich aufzuhellen, wahrscheinlich durch Aufnahme von Fliissigkeil in die einzelnen Kugeln und Expansion derselben dadurch. Fig. 20. Ein Ei derselben Hiindin. Die von den Dotterkugeln gebildete Masse ist unregelmafsig gestaltet; eine der Dotterkugeln hat so viel Fliissigkeit in sich aufgenommen , dass dadurch die Dotter- kb'rnchen derselben soweit von einander entfernt sind, dass das in ihrem Innern eingeschlossene helle Blaschen sichlbar wird und die einzelnen Dolterkbrnchen in concentrischen Kreisen um dasselbe herumge- stellt erscheinen. Fig. 21. Ein etwas weiter entwickeltes Ei, in welchem der erwahnte Process sich in noch mehr Dotterkugeln ausgebildet hat. Ein grofser Theil der Dotterkugeln erscheint jedoch noch dunkel. Fig. 22. Ein Ei, in welchem fast alle Dotterkugeln bis auf einige wenige die genannte Verande- rung erlitten haben. An einer Stelle ist ein Haufen der Kugeln indessen unverandert geblieben und sic bilden den runden und gleichmafsig dunkeln Fruchthof. Fig. 23. Dasselbe Ei, nachdem es eine Zeit lang in Wasser gelegen. Die Dotterkbrnchcn sind wieder sammtlich durch den Einfluss des \Vassers zu einer dunkeln Masse zusammengetreten, indem sie ihre regelmafsige Stellung in concentrischen Kreisen um das helle Centralblaschen herum verloren haben. Fig. 24. Ein etwas alteres Ei, nachdem es eine kurze Zeit in "Wasser gelegen. Hier zeigt es sich, dass diese Kb'rnerringe alle in einer feinen Membran an der Innenflache der Zona ausgebreitet waren, welche sich durch Endosmose von der Zona trennte. Die Kdrnerringe verloren dabei ihre regelmafsige Stellung in concentrischen Ringen. Da in dieser zarten Membran auch der Fruchthof liegt, so nenne ich sie die Keimblase. Fig. 25. Ein Stuck der Keimblase eines Eies desselben Stadiums, mit der Camera lucida, Sjstem Nro. 7 von Oberhauser, gezeichnet. Fig. 26. Ein Stuck der Keimblase desselben Eies, nachdem die Zona gebffnet und die Keimblase herausgenommen war. Man sieht, dass sie aus sehr zarten Zellen zusammengesetzt ist, in deren Innerem die Dotterkornchen sich befinden. Tabula III. Fig. 27. A. Ei aus der oberen Ha'lfte des Uterus in natiirlicher Grbfse 0,3 P. L. grofs, wasser- hell; an einer Stelle bemerkt man mil unbewaffnetem Auge einen kleinen weifsen Punkt. Fig. 27.1?. Dasselbe Ei , nachdem es einige Zeit in einer Fliissigkeit gelegen, bei 27maligcr Vcrgrbfserung mit der Camera lucida von Oberhauser, gezeichnet. Die Zona pellucida hat sich zu einer einfachen feinen aufseren Eihiille ausgedehnt. Von derselben hat sich im Innern die Keimblase uberall losgelost und zusammengezogen. In derselben bemerkt man den Fruchthof als einen noch gleichmafsig dunkeln runden Fleck. Ueber die ganze Oberflache erscheinen die Dotterkbrnchenringe als kleine Kreise verbreitet, Fig. 27. C. Ein Theil der Keimblase desselben Eies starker vergrbfsert, mit der Camera lucida, Syst. Nro. 5, gezeichnet. Man sieht einen Theil des Fruchthofes, gebildet aus dunkelen Gruppen von Dotterkbrnchen; aufserdem aber zerstreute I\inge von Dotlerkbrnchen um einen hellen Miltelpunkt. Die Zahl der Kbrnchen und Ringe um jeden hellen Fleck ist noch ziemlich ansehnlich. Die Gruppen derselben stehcn aber so weit aus einander, dass hier offenbar noch eine Zwischensubstanz an der Uildiing der Keimblase Antheil haben muss. Ein eigentlicher Zellenbau ist an dieser Keimblase nicht zu erkcniien. 126 Fig. 28. A. Ein Ei aus dem Uterus, 24 Slrmdcn alter als das vorige, ungefahr %|P. L. grofs. Dasselbe bildet ebenfalls ein limpides Blaschen, an dem mil unbewaffnelem Auge em weifses Piinktchen zu erkennen war. Fig. 28. B. Dasselbe Ei, lOmal vergrofsert, nachdem es einige Zeit mit Fliissigkeit in Beriihrung gewesen. Die Keimblase hat sicb iiberall stark von der aufseren Eiblase (Zona pellucida) getrennt und zu- sammengezogen. An der Keimblase bemerkt man den dunkeln Frucbthof als einen runden Fleck. Zu- gleich ist die Ausdehnung des vegetativen Blattes bis iibcr den grofsten Durcbmesser der Keimblase hinaus deutlich zu bemerken. Fig. 28. C. Ein Theil der Keimblase, starker vergrofsert, mit der Camera lucida, Sjst. Nro. 7, gezeicbnet. Man sielit in der Mitte den Frucbthof, aus einer gleichmafsig dunkeln Anhaufung von Moleciilen gebildet; iiber die ganze Keimblase sieht man Kornerringe in einfacher Reihe um einen hellen Centralfleck herumgestellt verbreitet. Auch hier war ein Zellenbau im frischen Zustande nicht deutlich zu erkennen. Tabula IV. Fig. 29. A 11. B. Zwei Eier aus dem Uterus, 1 und iy2 L. grofs, nicht mehr ganz rund, iibri- gens noch wasserhell mit einem weifsen , mit unbewaffnetem Auge erkennbaren Piinktchen, dem Frucht- hofe. Fig. 29. C. Eins dieser Eier, lOmal vergrofsert. Die Keimblase hat sich etwas von der Zona getrennt. In ersterer erscheint der Fruchthof noch gleichmafsig dunkel und rund. Fig. 29. 7). Die Stelle der Keimblase mit dem Fruchthofe, mit der Camera lucida, Sjst. Nro. 5, gezeichnet. Der Fruchthof erscheint bei dieser starken Vergrb'fserung nicht mehr ganz rund, und man bemerkt in ihm neben den kleineren Moleciilen zahlreiche grofse und kleinere Fettblaschen. Tn der tibri- gen Ausdehnung der Keimblase sieht man noch dieselben hellen Flecke, wie friiher. Die Kornerringe um dieselben sind aber grofstentheils verschwunden und die hellen Flecke selbst erscheinen als Kerne von Zellen. Diese Zellen werden dann vorziiglich sichtbar, wenn man Fig. 29. E. ein Stiickchen der Keimblase mit etwas Wasser unter das Mikroskop bringt; eben- falls mit der Camera lucida, Sjst. Nro. 5, gezeichnet. Fig. 30. A. Ein Ei derselben Hiindin, 24 Stunden spater, 2L. grofs, etwas elliptisch, zwar noch wasserhell , aber doch schon fiir das unbewaffnete Auge an seiner Oberflache mit sehr kleinen Piinktchen besetzt. Fig. 30. B. Unter der Loupe, lOmal vergrofsert, erscheinen diese weifsen Piinktchen als die Anfange der Zottenbildung auf der Zona. Die Keimblase hat sich von der Zona getrennt, in ihr bemerkt man den gleichmafsig dunkeln Fruchthof. Fig. 30. C. Ein Stuck der Zona mit diesen Zottenanfa'ngen, mit der Camera lucida, Sjst. Nro. 7, gezeichnet. Fig. 30. D. Das den Fruchthof enthaltende Stuck der Keimblase en profil, mit der Camera lu- cida, Sjst. Nro. 2, gezeichnet. Man sieht, dass der Fruchthof ziemlich stark convex iiber die Ebene der Keimblase hervorragt und erkennt in ihm die Contouren der beiden Blatter (animal, und vegetativ.). Man sieht ferner iiberall die Kerne der Zellen, aus denen die Keimblase zusammengesetzt ist, aufserdem aber sternformige zerstreute Figuren, die ich fiir die Anfange der Gefafsbildung und des Gefafsblattes zu hal- ten geneigt bin. Fig. 30. E. Ein Stuck derselben Keimblase, starker vergrofsert (Sjst. Nro. 5), an welcher nun der Zellenbau und auch die sternformigen Zellen sehr deutlich zu erkennen sind. Aufserdem sieht man drei kugelichte Gruppen von Moleciilen. 127 Tabula V. Fig. 31. A. Stuck des Uterus einer Hiindin, in dem sicli das Ei befindct, leicht angeschwollen. Fig. 31. B. Die Keimblase dieses Eies, an welcher der Fruchthof zu sehen ist. Fig. 31. C. Das den Fruchthof enthaltende Stiick der Keimblase, lOmal vergrofsert; der Fruchthof ist noch rund, aber nicht mehr gleichmafsig dunkel, sondern seine Mitte etwas aufgehellt. (Area pellucida et Area opaca.) Fig. 31. D. Dasselbe Stiick der Keimblase, an welchem das vegetative Blatt in der Ausdehnung des Fruchthofes von dem animalen getrennt iind zuriickgeschlagen ist. Fig. 31. E. Der Fruchthof eines Eies derselben Hiindin, elliptisch, die Mitte etwas mehr aufge- klart. Fig. 31. F. Der Fruchthof eines nur wenig altereri Eies, birnformig gestaltet. Die Mitte ist hell. Fig. 31. G. Stuck des vegetativen Blattes der Keimblase, aus deutlichen, kernhaltigen Zellen zu- sammengesetzt. Fig. 31. H. Stiick des animalen Blattes der Keimblase, ebenfalls aus Zellen zusammengesetzt, die aber schon mehr mit einander verschmolzen sind. Tabula VI. Fig. 32. A. Stiick des Uterus, an welchem das Ei eine schon etwas starkere Anschwellung bildet. Fig. 32. B. Keimblase dieses Eies, citronenformig gestaltet, in natiirlicher Grofse. Die birnfb'r- mige Gestalt des Fruchthofes mit unbewaffnetem Auge erkennbar. Fig. 32. C. Das den Fruchthof enthaltende Stiick dieser Keimblase, lOmal vergrofsert; der dun- kele Fruchthof ist elliptisch, in dem durchsichtigen Fruchthofe ist eine birnfdrmige Figur entstanden, welcbe in ihrer Langenaxe von einem hellen Streifen (Primitivrinne) durchzogcn wird; Embrjonal- anlage. Fig. 33. A. Stiick des Uterus, ein etwas alteres Ei enthaltend. Fig. 33. B. Citronenfb'rmige Keimblase dieses Eies mit dem birnforrnigen Fruchthofe. Fig. 33. C. Das den Fruchthof enthaltende Stiick dieser Keimblase, lOmal vergrofsert. Der dun- kele Fruchthof ist birnformig. Die Embrjonalanlage in dem durchsichtigen Fruchthofe ist ebenfalls birn- formig. Die Primitivrinne ist starker entwickelt, nach oben, am Kopfende, abgerundet, nach unten, Schwanzende, lancettformig, die Rander der Primilivrinne, Riickenplatten, zeichnen sich durch starkere Massenansammlung aus. Um das untere Ende der Embrjonalanlage sieht man einen schmalen hellen Streifen. Fig. 33. D. Profilansicht des Fruchthofes, wobei man bemerkt, dass die Primitivrinne eine offene Vertiefung zwischen den beiden Halften der Embrjonalanlage ist. Fig. 34. A. Starker angeschwollenes Stiick des Uterus derselben Hiindin, wie Fig. 32, aber 12 Stunden spa'ter ausgeschnitlen. Fig. 34. B. Keimblase des Eies aus diesem Stiicke des Uterus; natiirliche Grofse; die bisquitfbr- mige Gestalt (Guitarrenform) der Embrjonalanlage schon mit blofsem Auge erkennbar. Fig. 34. C. Stiick der Keimblase dieses Eies mit dem Fruchthofe; lOmal vergrofsert. Der dunkele Fruchthof ist rund; in dem durchsichtigen Fruchthofe ist die Embrjonalanlage bisquit- oder guitarren- formig gestaltet und scharfer als friiher markirt. Ebenso die Primitivrinne und zu ihren beiden Seilen die Riickenplalten starker ausgebildet; erstere oben abgerundet, unten lancettformig. Die Massenansamm- 128 lung zu bciden Seiten (Riickenplatten) noch starker entwickelt; die ganze Embrjonalanlage ist von einem sehr hellen eiformigen Hofe umgeben. Fig. 34. J). Profilansicht des Fruchthofes dieses Eies. Die Primitivrinne steht noch offen , Jhre Ra'nder sind scharfer und starker erhoben. Tabula VII. Fig. 35. A. Stiick der Keimblase mit der Embrjonalanlage eines 24 Stunden alteren Eies als Fig. 33. Die Primitivrinne ist noch nicht geschlossen, aber bedeutend starker, besonders in ihrem oberen Theile ausgebildel. Hier bemerkt man drei auf einander folgende Ausbuchtungen, die Anlagen der drei primitiven Hirnzellen. An dem unteren Ende ist die Rinne lancettformig erweitert (Sinus rhomboidalis). Die Ra'nder der Primitivrinne sind von Nervensubstanz gebildet und zeichnen sich durch ihre helle glas- nrtige Beschaffenheit aus. Im Grunde der Primitivrinne markirt sich ein zarter Streifen, vielleicht die Chorda dorsalis. Die Riickenplatten des Embryo sind stark von der aufseren Partie desselben (Bauchplat- ten) unterschieden. In ersteren bemerkt man die Anlage von 6 Wirbeln; um die letzteren herum die ab- gerissenen Fetzen des an der aufseren Eihaut sitzen gebliebenen animalen Blattes. Fig. 35. B. Derselbe Embrjo in der Seitenansicht, wobei das Offenstehen der Primitivrinne noch deutlicher hervortritt. Zugleich bemerkt man, dass der Kopf des Embrjo sich schon ziemlich stark von alien Blattern der Keimblase abgeschniirt hat. Fig. 36. A. Embryo derselben Hiindin, 12 Stunden spa'ter. Die Primitivrinne hat sich in dem grofsten Theile ihrer Ausdehnung geschlossen. Nach vorn sieht man mehrere auf einander folgende Aus- buchtungen; sie gehb'ren den Hirnzellen an, sind aber mit Ausnahme der vordersten durch die Einwir- kung der zugesetzten Fliissigkeit verandert. Die vorderste ist mit dem ganze Kopfende etwas nach unten umgebeugt, so dass man sie in der Riickenansicht nicht vollkommen iibersieht. In den RiJckeiiplatten ha- ben sich gegen 10 Wirbelanlagen gebildet. Urn den ganzen Embryo herum bemerkt man wieder die Fetzen des abgerissenen und an der aufseren Eihaut sitzen gebliebenen animalen Blattes. Ueber dem Kopfende bilden dieselben einige Falten, die wahrscheinlich dieses Kopfende als Amniosfalte iiberzogen. Das Schwanzende ist von einer solchen Falte wirklich bedeckt. Hinter dem vorderenDrittheile des Embrjo, bis zu welcher Stelle derselbe von den Blattern der Keimblnse abgeschniirt ist, sieht man zu beiden Seiten aus dem Kb'rper des Embryo einen Streifen heraustreten, die beiden Schenkel des Herzkanales, welcher selbst in der Riickenansicht nicht sichtbar ist. Sie laufen in die Anlage eines Gefafsnetzes aus, welches in der Peripherie des Embrjo ausgebreitet ist. Fig. 36. B. Derselbe Embrjo von der Bauchseite aus gesehen. In dem vorniiber gebogenen Ende des Embrjo sieht man die vordere Hirnzelle. Ihr vorderer Rand ist in der Mittc zu einer Spitze ausgezogen; ihre Seitentheile blasenartig erweitert, erste Anlage der Augen. Hinter dem vorniiber gebogenen Kopfe bemerkt man in der unteren Leibeswand den S-formig gebogenen Herzkanal. Seine hinteren Schenkel (Venae omphalo-mesentericae) verlaufen in die Anlage eines Gefafsnetzes um den Embrjo herum; seine vorderen Schenkel (Aortenbogen) senken sich unter und hinter dem vorniiber gebogenen Kopfende in die Tiefe. Bis dicht hinter das Herz ist das vordere Korperende von der Keimblase abgeschniirt. Hier ist der Eingang in den darin enthaltenen vorderen Theil der Visceralhohle, Fovea cardiaca von Wolff. Das hintere Ende des Embrjo ist flach ausgehbhlt. Fig. 37. A. Ei von 23 bis 24 Tagen, von einer grofsen Hiindin, in natiirlicher Grbfse. Die aufsere Eihaut ist mit zarten Zotten beselzt. Von ihr unterscheidel man die aus vegetativem und Ge- fafsblatt gebildete innere Blase. In der Queraxe des Eies liegt der Embrjo mit seiner Langenaxe. Ein elliptisches Stiick seines Riickens, mit welchem er an dem Uterus festsafs, erscheint durch Zerreifsung der aufseren Eihaut unbedeckt. 129 Fig. 37. B. Der Embryo desselben Eies, lOmal vergrofsert, vom Riicken aus gesehen. Das Me- dullarrohr ist ganz geschlossen bis auf die drei hinter einander liegenden primitiven Hirnzellen. An der vordersten Hirnzelle haben sich die beiden Augenblasen starker ausgebildet. Zu beiden Seiten neben der dritten Hirnzelle bemerkt man die beiden Ohrblasen , in keinem Zusammenhange mit dem Medullarrohr. Kopf- und Schwanzende des Embryo sind von der Amniosfalte bedeckt, welche dagegen in der Mitte iiber seinem Riicken sicb noch nicht gescblossen bat; daber liegt der Embryo bier blofs und der periphe- rische Tbeil des animalen Blattes, serose Hiille, ist in dem Umfange dieses nicbt bedeckten Theiles des Riickens, wegen seiner Anbeftung an die weggenommene aufsere Eihaut, abgerissen. Das peripheriscbc Gefafsnetz vim den Embryo ist vollkommen ausgebildet. Fig. 37. C. Derselbe Embryo, von der Baucbseite gesehen. Das vordere Kopfende ist stark vorniiber gebogen, so dass man in ibm die vordere Hirnzelle mit den seitlicb von ihr abgeschniirten Augen- blasen sieht. Hinter und unter demselben bemerkt man zwei zapfenartige Hervorragungen, die vorderen Visceralbogen. Hinter diesen den S-formigen Herzkanal. Seine binteren Schenkel (Venae omphalo-mesen- tericae) laufen mit einem vorderen und binteren Ast in das peripberische Gefafsnetz iiber; seine vorderea Scbenkcl (Aortenbogen) sind in dem vorderen abgesclmiirten Ende des Embryo nicbt sicbtbar; in dem binteren kommen sie vor der Wirbelsaule, abwarts laufend, als bintere Wirbelarterien wieder zum Vor- schein. Aus ibnen treten seilliche Aestchen, Arter. ompbalo-mesentericae, in das peripberiscbe Gefafsnetz iiber. Fig. 37. J). Derselbe Embryo von der Seite geseben, nacbdem er scbon langere Zeit in Wein- geist gelegen. Man sieht bier nur die beiden binler und unter dem vorniiber gebogenen Kopfende her- vorsprossenden vordersten Visceralbogen und zugleich dieses vordere Kopfende von dem feinen Amnion iiberzogen. Tabula VIII. Fig. 38. A. Ein etwas alteres Ei einer kleineren Hiindin. Das Cborion ist mit Zotten besetzt, mit Ausnahme seiner beiden Pole, welche von einem zarten griinen Ringe umfasst werden. Der Embryo ist von dem Chorion ganz bedeckt und mit seinem stark vorniiber gebogenen vorderen Korpertheile in die vom Gefafs- und vegetativen Blatt gebildete Blase eingedrangt. Fig. 38. B. Dasselbe Ei, 5mal vergrofsert. Das mit Zotten besetzte Chorion ist von dem ganzen mittleren Theile des Eies weggenommen, wobei ein Fetzen desselben an einem Punkte des Riickens des Embryo, der Scblussstelle der Amniosfalte, sitzen geblieben ist. Der Embryo liegt nun mit seinem hin- teren Korperende flach in der Ebene des Gefafs- und vegetativen Blattes, mit seinem vorderen Korper- ende ist er in die von diesen Blaltern gebildete Blase eingedrangt. Man sieht die an den Seitentheilen seines Kb'rpers hervortretenden Arteriae und Venae omphalo-mesentericae. Diese gehen in ein Gefafsnetz iiber, welches zuletzt in einem Kranze (Vena terminalis) die beiden Pole des Eies umzieht. Fig. 38. C. Dasselbe Ei von der entgegengeselzten Seite, auch 5mal vergrofsert; um den ganzen Verlauf der Vena terminalis und die Ausbreitung des Gefafsnelzes zu zeigen. Fig. 38. D. Der Embryo desselben Eies mit der ihn umgebenden Partie des Gefafs- und vege- tativen Blattes, vom Inneren des Eies angesehen, in der Seitenansicht. Man sieht den Embryo mit seinem vorderen Korperende in die von Gefafs- und vegetativem Blatte gebildete Blase hineingedrangt, vom Amnion umgeben, wobei derselbe aber noch einen sehr feinen Ueberzug von ersterer erhalten haben muss. In dem Kopfe des Embryo sieht man das Gehirn: a Vorderhirn, b Zwischenbirn, c Mittelhirn, d dritle urspriingliche Hirnzelle, e Auge , / Ohr, noch in keiner Verbindung mit der dritten Hirnzelle. Es sind drei Visceralbogen (ggg) entwickelt. Das Herz (h) ist sehr stark S-formig gebogen und seine Biegungen in einander geschoben. Der ganze hintere Theil des Embryo ist bedeckt von dem Gefafs- und vegetativen 17 130 Blatte, welche in einer Rinne (Darmrinne) in seinen Korper ubergehen. (Icli mache darauf aufmerksam, bei dieser Figur die von der Seite gesehene Darmrinne, in welche sich die einzelnen Arleriae omphalo- mesentericae hineinziehen, nicht fiir einen Gefafsstamm , namentlich niclit fur den unteren Ast der linken Vena omphalo-mesenterica zu halten, der bei dieser Ansicbt gar nicbt gesehen wird. Die Zeichnung ist in dieser Bezielmng etwas undeutlich gehaltcn.) Fig. 38- E. Derselbe Embrjo von vorne gesehen. Der Kopf ist stark vorniiber gebeugt, und man sieht in ihm die Hirnzellen, Ohren und Augen durchschimmern. Vorziiglich aber bemerkt man, wie der Korper des Embrjo sich auch an den Seiten so vom Gefafs- und vegetativen Blatte abgeschniirt hat, dass diese, nur in seiner Langenaxe an die Wirbelsaule befestigt, jetzt mit einer nach vorne offen stehen- den Rinne, Darmrinne, in ihn iibergehen; auch das untere Ende des Embrjo hat sich bereits ansehnlich von- dem Gefafs- und vegetativen Blatte abgeschniirt. Fig. 38- F. Ein Stiick des Gefafs- und vegetativen Blattes der Keimblase eines Eies dieses Sta- diums ganz frisch ohne Zusatz, mit der Camera lucida, Svst. Nro. 7, gezeichnet. Der Unterschied und die Grenze beider Blatter ist sehr auffallend. Rechts das Gefafsblatt erscheint aus lauter Zellen zusaminenge- setzt, in welchen aber nur selten ein Kern zu erkennen ist. Links das vegetative Blatt la'sst den Zellen- bau nicht mehr deutlich erkennen, und namentlich auch keine Kerne. Die Zellen scheinen wie durch In- tercellulargange von einander getrennt. Eig. 38. G. Ein Stiick des vegetativen Blattes desselben Eies, ebenfalls mit der Camera lucida gezeichnet, nachdem es langer mit verdiinntem Eiweifse in Beriihrung gewesen. Das Ansehen hat sich sehr verandert. Von den Zellen und den Intercellulargangen ist nichts mehr zu sehen; dagegen sind nun die Kerne und Kernkorperchen in diesen sehr deutlich geworden. Tabula IX. Fig. 38. H. Ein Stiick des Chorions dieses Eies mit den Zotten; mit der Camera lucida, Sjst. Nro. 4, gezeichnet. Die Zotten erscheinen als verschieden gestaltete hohle Auswiichse des Chorions, daher mit doppelten dunkelen Randern. Fig. 38. /. Einige dieser Zotten mit der Camera lucida, Sjst. Nro. 7, gezeichnet. Sie erschei- nen hierbei aus lauter verschieden grofsen Blaschen zusammengesetzt, in denen ich keinen Kern erkennen konnte. — Fig. 39. A. Das untere Korperende eines wenige Stunden alteren Embrjo, lOmal vergrofsort. Man sieht hier in den unteren Theil der Visceralhohle hinein. Das vegetative und Gefafsblatt sind nach oben zuriickgeschlagen und man sieht, wie sie in der Visceralhohle das untere Stiick des Darmrohres, den Enddarm (a), zu bilden anfangen. Zugleich bemerkt man an der vorderen Wand dieses unteren Korper- endes zwei kleine Hervorragungen (&i), die Anfange der Allantois. Fig. 39. B. Das untere Korperende eines gleich alten Embrjo, gleich stark vergrofsert. Ge- fafs- und vegetatives Blatt sind in dem oberen Theile von ihrer Befestigung an der Wirbelsaule gelost und nach unten zuriickgeschlagen; dadurch kommen zwei Reihen von kleinen Schlauchen zum Vorschein, welche bei der Trennung jener Blatter von der Wirbelsaule an diesen sitzen bleiben, die Wolff'schen Korper («a); Wirbelrudimente (6), Riickenmark (c), unterer Eingang in den Darm (d). Fig. 40. A. Unteres Ende eines 12 Stunden alteren Embrjo derselben Hiindin, lOmal vergro- fsert. Man sieht die Allantois (a) schon als Blase gestaltet. Ihre Verschmelzung aus zwei Halften ist aber noch an der oberen Einbiegung und an der Spalte in ihrer Mitte zu erkennen. Fig. 40. B. Dasselbe untere Ende des Embrjo. Die Allantois (a) ist nach abwarts zuriickgelegt. Man sieht in das untere Stiick der Visceralhohle hinein, in welcher der Enddarm (b) schon mehr ent- •wickelt ist. Er ha'ngt nach unten unmittelbar mit der Allantois zusammen, nach oben geht er in das auf 131 die linke Seite umgelegte Gefafs- und vegetative Blatt iiber. Neben dem Darme vor der Wirbelsaule laufen die unteren Wirbelarterien (cc) nach abwarts, welche sich zuletzt anf der Allantois als Nabelge- fa'fse verzweigen. Die das Blut wieder zuriickfiihrenden Venen (dd} laufen in den beiden Randern des Korpers des Embrjo und beifsen jetzt Cardinalvenen. Tabula X. Fig. 41. A. Ein 12 Slunden alleres Ei derselben Hiindin in natiirlicher Grb'fse. Das mit Zotten besetzte Chorion (a) ist gerade iiber dem Embrjo entfernt. Man siebt letzteren mit seinem hinteren Kb'r- perende auf, mit dem vorderen in der vom Gefafs- und vegetativen Blatt gebildelen Blase (/;) liegen. Das vordere Ende ist stark vorniiber gebeugt und in die genannte Blase eingedrangt. Das hintere Ende ist nach rechts um seine Langenaxe gedreht. Aus diesem heraus kommt die Allantois (c) als eine kleine ge- stielte runde Blase, die sich mit ihrer Basis eben an das Chorion angelegt hat. Fig. 41. B. Der Embrjo desselben Eies , 5mal vergrofsert, vom Inneren der vom Gefafs- und vegetativen Blatt gebildeten Blase angesehen. Der obere Kbrpertheil erscheint auch bier, vom Amnion umkleidet, in dieselbe eingedrangt. In dem Kopfe bemerkt man die Hirnzellen. An der Vorderhirnzelle sieht man das Auge als einen hellen elliptischen Ring, in welchem ein sehr heller Punkt dadurch erscheint, dass man bier in die Hohle des Gehirns hineinsiebt. Das Ohrblaschen neben der dritten urspriinglichen Hinzelle zeigt eine zapfenartige Verlangerung nach dieser hin. Es sind vier Visceralbogen gebildet. An der Basis des ersten derselben bemerkt man seinen vord eren F ortsatz, welcher bestimmt ist, sich la'ngs dem unteren Rande der Hirnkapsel hinziehend, die Oberkiefergebilde darzustellen. An dem Herzen sind die einzelnen Abtheilungen, Herzkammern und Ohren starker entwickelt. Die obere Extremitat ist in Form eines kleinen Zapfens ungefahr in der Mitte des Korpers hervorgebrochen. Der Darm steht im ganzen mlttleren Theile in einer Rinne offen; bier haben sich das Gefafs- und vegetative Blatt noch nicht geschlossen. Aus dem unteren Ende des Embrjo sieht die kleine Allantois hervor. Fig. 41. C. Derselbe Embrjo, an welchem Gefafs- und vegetatives Blatt iiber den vorderen Korpertheil in die Hohe gelegt sind, so dass der hintere Korpertheil frei erscheint. Man sieht daber nun in die Visceralhb'hle hinein und erkennt in dem Grunde derselben die Schla'uche der Wolff'schen Kor- per, ferner den Enddarm, in welchen Gefafs- und vegetatives Blatt iibergehen. Aus dem unteren Ende sieht die Allantois hervor. Fig. 41. D. Obere Ansichl des Gehirns dieses Embrjo. a Vorderhirn; b Zwischenbirn; rMJttelhirn. Fig. 41. E. Hintere Ansicht des Gehirns. a Mittelhirn; b dritte ursprungliche Hirnzelle, welcbe in ihrem oberen Theile noch ganz offen sieht; c Riickenmark. Fig. 41. F. Seitenansicht des aus der Hirnkapsel herausgenommenen Gehirns. a Vorderhirn; b Zwischenhirn; c Stelle, wo die aus dem Zwischenhirn hervorgetriebene Augenblase abgerissen ist; d Trichter (Infundibulum); e Mittelhirn; /hintere Hirnzelle. Fig. 41. G. Senkrechter Durchschnitt des Schadels und Gehirns. a Vorderhirn; b Hohle dessel- ben; c Zwischenhirn; d an der Basis desselben, am Eingange in die Augenblase, liegender Wulst, Sehhii- gel; e Mittelhirn; /dritte Hirnzelle; g Balken des Schadels, um welchen das Medullarrohr herumgebogen ist; h Visceralbogen und Visceralspalten. Fig. 41. //. Kopfende des Embrjo, von vorn gesehen. a Vorderhirn; b Augen ; c Zwischenhirn; d erster Visceralbogen; e vorderer Fortsatz desselben; f, f'-, f-" zweiter, dritter und vierter Visceralbo- gen; g rechtes, h linkes Herzohr; i linke, k rechte Herzkammer; I Aortenstamm mit den Aortenbogen. Fig. 41. /. Das Herz, von hinten gesehen. a gemeinscbaftlicher Venenstamm; b linkes, c rechtes Herzohr; d mittlerer Raum zwischen beiden, zukiinftige Vorhofe; e Canalis auricularis; /linke, g rechte Herzkammer ; h Aortenstamm. 132 Fig. 41. K. Faserzellen des Herzens, mitKernen, gezeichnet mit der Camera lucida, bei 280ma- liger Vergrbfserung. Fig. 41. L. Darmsjslem dieses Embrjo. a Visceralbogen; b Raum des Schlundes und Kehl- kopfes; c Lungen; d Magen; /Leber; g Lappen des Gcfafs- und vegetativen Blattes, in welche sich die Wa'nde des offenen Theiles des Darmrohres fortsetzen ; h Enddarm. Fig. 41. M. Seitenansicht desselben Darmsystems. a Lunge; b Magen; c Leber; d Gefafs- und vegetatives Blatt; e Enddarm. Tabula XL Fig. 42. A. 'Ei, 25 Tage nach der letzten Begattung, 2mal vergrbfsert. Das Chorion (a) ist geoffnet. Der stark gekriimmte Embrjo ist mit seinem Kopfe noch in die auf seiner linken Seite liegende Nabelblase (A) eingedrangt. Aus seinem unteren Ende kommt die auf seiner rechten Seite liegende Allan- tois (c) hervor. Obere und untere Extremitaten sind angelegt. Auf der Nabelblase verzweigen sich die Vasa omphalo -mesenterica, auf der Allantois die umbilicalia. Fig. 42. B. Der Embryo desselben Eies, 5mal vergrb'fsert, von der Seite gesehen. a Vorder- him; b Zwischenhirn ; c Mittelhirn; d hintere Hirnzelle (dritte primitive); e Auge; /Ohr; g erster Vi- sceralbogen; It vorderer Fortsatz desselben, fur die Obcrkiefergebilde; /' zweiter Visceralbogen; k rechtes Herzohr; / rechte Herzkammer; m linke Herzkammer; n Aortenstamm ; o Herzbeutel ; p Leber; q Darm- schlinge, welche in den Stiel (r) der Nabelblase (s) oder Ductus omphalo -mesentericus (r) iibergeht; t Allantois; u Amnion; v vordere, so hintere Extremitat; z Nase. Fig. 42. C. Derselbe Embrjo, gestreckt und von vorne gesehen. a Nasengruben; b Augen; e er- ster Visceralbogen (Unterkiefer); d zweiter Visceralbogen; e rechtes, /linkes Herzohr; g rechte, h linke Herzkammer; i Aorta; k Leber, zwischen deren beiden Lappen man das Lumen der abgeschnittenen Vena omphalo - mesenterica sieht; / Magen; m Darmschlinge, welche in den Stiel der Nabelblase (n) iibergeht; o Wolff'sche Kb'rper; p Allantois; q obere, r untere Extremitaten. Fig. 42. D. Oberer Theil des Darmsjstems desselben Embrjo, lOmal vergrb'fsert. a erster Vi- sceralbogen (Unterkiefer); b zweiler Visceralbogen; c Luftrbhre; d rechte, e linke Lunge; f Speiserbhre; g Magen; h Leber; i Lumen der abgeschnittenen Vena omphalo -mesenterica. An Luftrbhre, Lungen, Speiserbhre und Magen sind die beiden vom Gefafs- und vegetativen Blatt herriihrenden Lagen, erstere dunkel, letztere hell, deutlich zu erkennen. Tabula XII. Fig. 43. Ein etwas alteres Ei, so gelegt, dass die Nabelblase nach oben gewandt ist. Das Cho- rion (a) ist geoffnet, hierauf auch die Nabelblase (&), so dass man den auf der Allantois (c) aufliegenden Embrjo durch die hintere Wand der Nabelblase durchschimmern sieht. An dJeser sieht man nun die Stelle (d), an welcher der Embrjo mit seinem Kopfe in die Nabelblase eingedrangt war, welche aber hier kein Loch besitzt, sondern durch ein feines Blatt geschlossen ist. Fig. 44. Ein etwas alteres Ei, 2mal vergrbfsert. Das Chorion ist geoffnet. Der Embrjo hat sich mit dem Kopfe wieder ganz aus der Nabelblase (a) herausgezogen und liegt auf dem Riicken, stark gekriimmt, zwischen Allantois (b) und Nabelblase. Auf diesen verbreiten sich die betreffenden Gefafse. Der Embrjo ist iiberdies in sein Amnion (c) eingehiillt. In der Mitte seines Kbrpers sieht man das Herz. Fig. 45. A. Ein etwa vier Wochen altes Ei, 2mal vergrbfsert. Die aufsere Eihaut (a) mit den mit ihr vereinigten Lagen der Allantois, jetzt Chorion genannt, ist geoffnet, so dass man in die Hbhle der Allantois hineinsieht und Nabelblase (A), Amnion (t;) und der in diesem enthaltene Embrjo im Grunde 133 des Eies von der Allantois iiberzogen erscheinen. Das vegetative, innere Blalt (e) der Allantois, welches keine Gefafse besitzt, ist in einem Theile seiner Ausdehnung iiber Aninion (und Embrjo) und Nabelblase aufgehoben und zuriickgelegt, wodurch hier das Gefafsblatt (d) der Allantois mit den Gefafsen deutlicher hervorlritt. Der Embrjo in seinem Amnion liegt auf der Nabelblase; g aufseres Ohr, entstanden aus dem hinteren Theile der ersten Visceralspalte. Tabula XIII. Fig. 45. B. EmLrjo des letzten Eies, 5mal vergrofsert. a Luft- und Speiserohre; b Thjmus- driise; c rechte, d linke Vorkammer; e rechte, f linke Herzkammer; g rechte, h linke Aorta; i drei Leberlappen; k Magen ; / Darmschlinge, welche noch durch einenFaden (m), den friiheren Duct, omphalo- mesentericus, mit der Nabelblase (n) in Verbindung steht; o Wolff'sche Kb'rper. Fig. 45. C. Gehirn dieses Embrjo in der Seitenansicht, 5mal vergrofsert. a Vorderhirn, Hemispha- ren, welche das Zwischenhirn schon so iiberwblbt haben, so dassnurnochdessenuntererTheil, derTrichter (b) in dieser Ansicht gesehen wird; c Mittelhirn (Vier-Hiigel) ; d Hinterhirn (kleines Gehirn); e Nachhirn (Medulla oblongata); / Trigeminus mit seinem Ganglion; g sogenannter Nackenhbcker; h Riickenmark. Fig. 45. D. Dasselbe Gehirn von oben, 5mal vergrofsert. a Vorderhirnblasen, Hemispharen; b Zwischenhirn, dessen Decke sich gespalten hat und eingesunken ist, so dass die Vorderhirnblasen iiber seinen vorderen Theil heriiberriicken; c Mittelhirn. Fig. 45. E. Dieselbe Ansicht von oben; alle Hohlen sind gebffnet, man sieht also zuvbrderst in die Hohlen der Vorderhirnblase (a) und auf deren Grunde die gestreiften Hugel (b); die Hb'hle des Zwi- .schenhirns (c) ist fast ganz ausgefiillt, indem seine beidenSeitentheile zu denSehhiigeln werden; die Hohle des Mittelhirns, Aquaeductus Sjlvii (. » 39 .» 11 » » 39 .» 11 » u. 43 .» 18 » ob. 45 » 3 » » 45 » 18 » u. 47 » 1 » ob. 47 » 4 » » 48 » 11 » » 48 >» 11 » » 59 » 11 » u. lies: Mammiferes statt Mammiferes. » Zeugung statt Erzeugung. » Dottermasse st. Dottermaasse. » ihn statt sie. » ihn statt sie. » feinen statt freien. fehlt vor ihnen — in. lies: die statt den. » dass eins statt das eins. •> Memoire statt Memoir. » vesicules statt vesicules. » s'opere statt s'opere. » wann statt wenn. fehlt vor Eierstock — linken. lies: seine statt ihre. » quellen statt quillen. fehlt hinter konnen der Punkt. lies: nun statt nur. fehlt vor in das Komma. lies: Stufe statt Stufet. » d'ecusson statt d'ecusson. » epais statt epais. » Linse statt Loupe. S. 63 Z. 10 v. u. 66 » 17 » ob. 66 >» 6 » u. 7 .. » 1 10 72 73 77 81 84 17 13 ob. u. ob. 86 » 6 » » 86 » 6 » » 86 » 7 » .» 86 » 6 » u. 92 » 11 » » 99 » 21 » » 101 » 3 » » 102 » 10 » » 119 » 6 » ob. 134 » lies: Kreises eine statt Kreise seine. » Allgemeinen statt Allgemeine. » wasserhellem st. wasserhellen. » cette statt celle. » pris statt pres. » Pole statt Poole. » i n statt u n d. » Iste, 2te, 3te primitive Hirn- blase statt Vorderhirn, Mittelhirn, Hinterhirn. miissen vor unter die Worte indem es sich fortfallen. fehlt hinter sogenannte — serose. fehlt vor Eihaut — aufseren. lies: diesem statt diesen. » gehorige statt gehorigen. » Tagen statt Thgen. » rechts statt links, fehlt hinter lang das Komma. lies: entwickelt sich, statt ent- wickelt, sich. lies: Uterinschleiinhaut statt Un- terinschleimhaut. -#• » Taf>. I . t/^ ' m m\> •. ^^Bl!^^^ • - Tab.JL. Fig. %/. :->-C -•• 23. 3) rued- v. ^f *'^- *t& Tn/,111. . ZS. Jft ,-Fu,. -30. Jb. * 'lid. IV fe ;v- Tab. V /s ^ s£~-\ ])ritdc- v /;."../. te I/ Tat.VH. --* t I ' ) • /r • *^ 0 •) 'Iff. 30. i f. n. 5Jt. /fy.M.i; ' cs \ij$£j&l ©?;S^ l!JR ffy. 38. •fc •' « Fy.44.6. - •» e. ffy -4-5. l-ut.44. tS Ttik. 7M My- '' • « ' 4. • • * Fu,.',r. 3($$3$^ ^P^'^I^S i^3 . •" '- •-•''-^'.^o't • •-,•'." -'.'•• .'- .•-••••', ' .-:-••-, • • • ' $• ' .- . '" .• :•- . ',• . . ' '-•-:- - -:J,:®^ .-' '- ••'.', ;,.\ '//>/ ATT: I'tyMt.C. *' . A' ••-- fur. 72i XV. . '/O. Fiq.