- t-A / Z_J* • n n n n n n n n n n n n n n n n n n n h n n n n n n n n n n n Ergebnisse*) der in dem Atlantiseben Ocean von Mitte Juli bis Anfang November 1889 ausgeführter Plankton-Expedition der Humlioldt-Stittiiiiü. "Auf Grund von gemeinschaftlichen Untersuchungen einer lieihe von Fach-Forschern herausgegeben von Victor Hensen, Professor der Physiologie iu Kid. Bd. I. A. Reisebeschxeibung von l'rof. I»r. O. Kriimin ■■! . nebst An- Bd — V. II. D. E. fugungen Methodik l'n vorberTchte über die Untersuchung« n tersuchungen von Prof. IM. V. Hensen. lieopliv-ikalis. In Beolia. hl nuueii v. l'rof. l'r. ". K r um niel. Fische von Dr. fü Pfeffer. n. A. Tlialiaccen von M. Traustedt. B. Ye rtlieiluiu; der Salpen von Hr. f. Apstein. C. Vertheilnng dt-r Doliolni von Hr. A. Borgert. b. Pyn innen von D tliger. m idicularien von Dr. 11. Lohmann. a Cepbalopoden von Dr. G. Pfeffer, b. Pteropoden von Dr. P. Schiemenz. e. Heteropoden von demselben. il. loistropo.len mit Ausschluss der Ileteropuden und Ptero- podeu von l'rof. I >i . II. Simrotli.' e. Accphalen von 'l'-iostl l u ii f. Bracliiopoden von demselben. a. ,<. Halol.atidon von l'rof. Hr. Fr. Dahl. .1. Halacarinon von Hr. H. Lohmann. Ii. Dccappdeii nnil .Sclnzopodon von Hr. A. Ortmallll. c. Isopodell, l'innaceeii n. Stpluatopodoli v. Hl'. II.. I. II all seil. d. Phyllopodeii und Cirripeden von demselben. e. Ostia len von demselben. f. Amphipoden von Dr. P. Vosseier. g. Copepoden von Prof. Dr. Fr. Dahl. a. Rotatorien von Prof, Dr. Zelinka, Graz. b. Alciopiden und Tomopteriden von Dr. C. Apstein. e. Peiagiselii' l'liyllodoeiden und Tyiililoscnloriileii von Dr. ,T. Keibiseh. d. Wurmlarven von Prof. Dr. Hacker. e. Sagitten von Prof. Dr. IC. Brandt. f. Polycladeii von Hr. Maria n n ■■ PI 'hu. g. Tnrl. .-Ilaria ai-nehi von l'r. I.. Bolmni:. J. Ecllinnderinenlarvcll Voll Tll. M o r t e n s e n (Assistent an der dänischen biologischer Station). K. a. Ctenophoren von Prof. Dr. C. Chun. b. Siplionophoren von demselben. c i'i-aspi-doto Medusen von Hr. Tl. Maas. d. Akalephen von Hr. K. V ;i ii li <■ f f i-~ e. AntliozoHii von Prof. Dr. IC. van Beneden. Bd. III. L. a. Tintinnen von Prof. Dr. K. Brandt. b. Holotriche und peritriche Infusorien, Acineten von Dr. H li umbler. c. Foraminiferen von demselben. d. Thalassicollen, koloniebildende Radiolarien von Prof. Dr. K. Brandt. e. Spumellarien von Dr. F. Dreyer. f. Akantharien von Prof. Dr. K. Brandt. g. Monopylarien von demselben. h. Tripylarien von Dr. A. Borgert. i. Taxopoden und neue Protiizoeii-Ahtln-ilnngen von Prot. Dl K. Brandt. Bd. IV. M, a. A. Peridinoeli. allgemeiner Tlicil v. Prof. Dr. F. Schiit t. B. S)iecielh*r Tlicil von demselben. b. Dictyocheen von Dr. A. Borgert. c. Pyiocysteen von Prof. Dr. K. Brandt. d. Bacillaril n von Prof. \>r. F. Schutt. e Halosphaei eeu von demselben. t Schizophj n v.Prof. Dr. N.Wille u.Prof.Dr.F.Schütt. g. Bakteriell des Meeres \..n Prot, l'r. B. Fisch. -r. N. Cysten. Hier und Larven von l'r. II. Lehmann. Bd V ii. üebersioht and Resultate der quantitativen Untersuchungen, redigiri von Prof. Dr. v. Hensen. p Oceanographie des Atlantischen Oceans unter Berücksichti- gung oDiger Resultate von Prof. Dr. 0. Krümmel unter Mitwirkung von Prot. In, V. Hensen. Q. ßesammt-Register zum ganzen Werk. *) Die unterstrichenen Theile sind bis jetzt April 1897) erschienen. q 115 P 54 Die Brachi der Plankton -Expedition. Von Dr. Heinrich Simroth, Professor an der Universität Leipzig. Mit einer Tafel. KIEL UND LEIPZIG. VERLAG VON LIPSIUS & TISCH ER. 1807. .v'u'u'u'Lru'u'u'u u u u u u u u u u u u u u u . . 1 ===== =0 ; - lti -Ji====; 2^===§ ^ ^-."-■- rn - CD Ergebnisse der Plankton-Expedition der Humboldt-Stiftung. Bd. II. F. f. Die Brachiopoden der Plankton- Expedition. Von Dr. Heinrich Simroth, Professor an der Universität Leipzig. Mit einer Tafel. -K—4—H- Kiel und Leipzig. Verlag von Lipsius & Tischer. 1897. S^' Di 'ie Veranlassung zur Uebernahme der vorliegenden Arbeit, zu welcher mich meine früheren Specialstudien nicht eben befähigen, ist die historisch gewordene Verwechselung zwischen Brachiopoden und Acephalen. Es waren mir aus dem Plankton-Mater iale unter den Muscheln einige Armfüsser-Schälchen mit zugegangen, deren wahre Natur sich erst nachträg- lich herausstellte, was bei der Mangelhaftigkeit unserer bisherigen Kenntnisse von den be- treffenden pelagischen Formen nicht Wunder nehmen kann. So habe ich denn naturgemäss nachträglich auch die ganz vereinzelten Larven, die inzwischen aufgefunden waren, noch mit übernommen. Eine gewisse Unzulänglichkeit muss demnach den folgenden Zeilen leider anhaften. Docli will mir scheinen, dass auch ein berufener Specialist nicht allzu viel mehr herausgebracht haben würde, des kümmerlichen und unzusammenhängenden Materiales halber ebenso gut, als wegen des Mangels genügenden Anschlusses an Bekanntes. Entsprechend dem Charakter der Brachiopoden, die auf den Boden angewiesen sind, er- wiesen sich die erbeuteten Schwimmformen durchweg als Jugendstadien ; wenigstens liegt bei keiner ein Grund vor, dass man sie als erwachsen und geschlechtsreif zu betrachten hätte. Herrn Bloch mann schulde ich werthvolle Winke für die Deutung meiner Zeich- nungen, die mir um so erwünschter waren, als sie sich mit meinen Auffassungen decken. Einzelbeschreibung. Nr. l. Jüngste Larve mit drei Paar Cirrhen. Tafel I, Fig. 1. Rhede von Palmas, von Schab leg. Beschreibung: Das rundliche, etwas imerovale, strukturlose Schälclien hat einen grössten Durchmesser von 0,22 mm. Der Schalenrand ist gleichmässig fortlaufend, ohne jede Unterbrechung. Ihm liegt rings ein schwach verdickter Mantelsaum an. Am Hinterende be- merkt man in einigem Abstände vom Schalenumriss eine Falte, die sich seitlich rechts wie links etwas mehr von demselben entfernt und nach der Mittellinie zu umschlägt, um hier einen Sack, vermuthlich den Magen, zwischen sich zu nehmen. An der Umschlagstelle sitzt jederseits ein Bündel feiner Borsten, rechts vier, links drei. Die Borsten sind ausserordentlich fein, ein- fach haarförmig und gegen das Ende zugespitzt. Strukturen lassen sich nicht daran erkennen. Siinroth, Die Brachiopoden. F. f. i • S i m r o t h , Die Brachiopoden. An Länge nehmen sie kontinuirlich zu und dann wieder ab, so zwar, dass die zweite die längste ist. Sie erreicht die sechsfache Länge des grössten Schalendurchmessers. Wie man an den beiden geknickten Borsten sieht, sind dieselben nicht elastisch und biegsam, sondern steif und brüchig. — Der übrige Innenkörper hat das Aussehen einer plumpen Milbenlarve. Der etwa herzförmige Sack, dessen Spitze nach vorn gerichtet ist, scheint, wie erwähnt, der Magen zu sein. Das Vorderende wird von einem breiten, vorn zugespitzten Stirnkegel (fr.) gebildet. Ihm schliessen sich jederseits drei plumpe, schwach gekrümmte, kurze Arme, bezw. Cirrhen oder Fühler oder Kiemen an, an denen die gleiche Länge das bemerkenswertheste sein dürfte. Die nach vorn konvexe Querlinie hinter dem Stirnzapfen ist wohl ein Epistoin, hinter dem die Mundöffnung zu suchen wäre. Daran schliessen sich zwei Muskelbündel an, welche schräg nach hinten divergiren. Folgerungen: Die spärlichen Befunde erlauben nur ebenso spärliche Deutungen. Wenn die Brachiopodenlarve nach den Untersuchungen von Brooks, Kowalevsky, Lacaze-Duthiers, Morse und Shipley einer Annelidenlarve von drei oder vier Seg- menten entspricht, dann lassen sich an unserer Form nur zwei Segmente erkennen. Die Falte, welche die Borsten trägt, entspricht offenbar der Anfangs nach hinten gerichteten Duplikatur des zweiten Segmentes, welche sich nachher nach vorn umschlägt und den Mantel bildet. Da sie aber bei den bekannten Formen nach den Beschreibungen von Kowalevsky, bezw. 0 e h 1 e r t und Denick er, sowie von Shipley im Ganzen vier Bündel von Borsten trägt, die später abfallen, so entsteht die Schwierigkeit, auf welche von diesen Bündeln die langen Borsten der Larve zu beziehen sind. Ich sehe keinen Weg zur Entscheidung. Ganz auffallend aber ist die Länge dieser Borsten, deren äusserste Endpunkte rechts und links um das Dreizehnfache des grössten Schalendurchmessers von einander abstehen. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass wir es hier mit einem jener vorzüglichen Schwebe- apparate zu thun haben, deren Aufdeckung als eins der Verdienste der Plankton-Forschung zu betrachten ist. Der Stirnzapfen, der zwar einem Cirrhus an Gestalt im Allgemeinen gleicht, in Wahr- heit aber nichts damit zu thun hat, erinnert an das gleiche Gebilde, das Brooks von der Lingula-Jj&rve beschrieben hat. Selbstverständlich genügt er zunächst nicht, um einen syste- matischen Schluss darauf zu gründen. Betonen möchte ich die gleiche Länge der drei Fühlerpaare. Sie steht im Gegensatz zu dem Gesetz, wonach bei den Brachiopodenlarven die Fühler von vorn nach hinten kontinuir- lich an Länge zunehmen, entsprechend dem immer neuen Hervorsprossen am Vorderende. Ich glaube nicht fehl zu gehen, wenn ich das Gleichmaass als ein Zeichen dafür nehme, dass die Larve während ihres jetzigen pelagischen Zustandes keine neuen Fühler anlegt, sondern dass sie eine gewisse Stabilität der Bildung angenommen hat. Die Schwebborsten also und die gleich langen Fühler scheinen einen konstanten Larvenzustand anzudeuten, der sich unverändert erhält, so lange das Thier unter den gleichen Bedingungen verharrt, ähnlich wie es die euplanktonischen Gastropodenlarven zeigen. Ich unterlasse die Einführung einer eigenen tech- nischen Bezeichnung lediglich der Vereinzelung des Falles wegen. Larve Nr. 1 und 2. Endlich noch eine Bemerkung, betreffend die angegebenen Muskeln. Sollten sie nicht Retraktoren sein für den Vorderkörper mit dem Stirnzapfen und den Fühlern ? Dann wäre zu folgern, dass dieser Leibesabschnitt aus der Schale hervorgestreckt und entfaltet werden könnte, wie wir es von der Müller'schen Larve kennen. Auf jeden Fall waren es die einzigen Muskeln, die in dem Präparat hervortraten. Wenn die anderen typischen Muskeln also auch schon angelegt sein dürften, so haben doch die Retraktoren bei weitem das morphologische und funktionelle Uebergewicht. Auch Herr Bloch mann denkt an die Müller'sche Larve, die er auf Discina atlaniica bezieht. Man könnte wohl auf eine andere Art desselben Genus verfallen. Nr. 2. Larve mit vier Paar Cirrhen. Tafel I, Fig. 2. J. N. 160, 4. September, 5,9" N. Br., 20,3° W. L., Guineastrom. Schliessnetzfang aus 1000—1200 m Tiefe. Die Bestimmung der Strömung ist naturgemäss ohne Belang, da es sich um ein Vor- kommniss aus grösserer Tiefe handelt. Die strukturlose, fast kreisrunde Schale hat einen Durchmesser von 0,42 mm. Der ver- dickte Mantelrand erscheint breiter als bei der vorigen Form. Von Schwebborsten waren nur noch drei vorhanden, rechts eine, links zwei, kaum länger als der Schalendurchmesser. Sie Hessen sich nicht bis zu ihrem Ursprünge verfolgen oder entsprangen oberflächlicher als bei Nr. 1. Da die beiden linken Borsten von fast gleicher Länge sind, darf man vielleicht schliessen, dass auch die übrigen, die bereits abgefallen sind, die vorhandenen nicht wesentlich übertrafen. Nebenbei die Bemerkung, dass der Verlust der Borsten vermuthlich auf die Berührung beim Fangen zu schieben ist, mindestens würde bei Nr. 2 eine rechte, bei Nr. 1 eine linke ver- schwunden sein. Der spinnenartige Innenkörper unterscheidet sich ausser der höheren Arm- zahl nur durch die relativen Proportionen von Nr. 1. Im Magen sieht man sehr feine Partikelchen, wohl Nahrungsbrocken. Der Frontalzapfen ist ebenso wie die Fühler bedeutend länger. Der erstere schwillt ausserdem am Vorderende kolbig an. Die langen Fühler sind untereinander gleich und mannigfach gewunden. Ausserdem weist die Ringelung des Epithels so gut wie beim Stirnfortsatz auf einen gewissen Kontraktionszustand hin. Man wird also an- nehmen dürfen, dass diese Anhänge sämmtlich aus der Schale gestreckt und ausgebreitet werden können. Man könnte an einen gewissen Ersatz der Borsten durch lange Fortsätze denken und den Mangel der echten Schwebborsten mit dem Aufenthalt in ruhigerer Tiefe in Zusammenhang bringen. Doch ist es selbstverständlich nicht erlaubt, über die allgemeinsten Andeutungen in den Hypothesen hinauszugehen. Jedenfalls erweckt auch hier die gleiche Länge der Arme den Gedanken, dass wir es mit einer typischen pelagischen Form zu thun haben. Ein Vergleich der beiden besprochenen Formen macht etwa den Eindruck, als gehörten sie verschiedenen Arten desselben Genus an. Simroth, Die Brachiopoden. F. f. Siinroth, Die Brachiopoden. Die Larve der einen würde auf dem sechsarmigen, die andere auf dem achtarmigen Stadium pelagisch werden, die erstere wäre mehr den oberflächlichen, die letztere mehr den tieferen Wasserschichten angepasst. Nr. 3. Larve mit zehn Paar Fühlern. Tafel I, Fig. 3—7. Von der westafrikanischen Küste, von Schab leg. Beschreibung: Diese Larve hat nach den Proportionen und der Ausbildung der Organe grosse Aehnlichkeit mit der Lijigula-L&rve nach Brooks' Darstellung. Gleichwohl ist kaum an eine Identificirung zu denken ; denn die Lingula-L&rve hat schon auf einem Stadium mit weniger Armen einen langen Stiel zwischen den Schalen. Auch sonst ergiebt die genaue Vergleichung eine Anzahl Differenzen im Einzelnen, im Schalenschluss, in den Borsten u. s. w., sodass es leider müssig ist, eine systematische Spekulation daran zu knüpfen. Herr Bloch mann will die Larve unbedenklich auf Lingula beziehen. Die strukturlose helle Schale ist fast kreisrund; der Querdurchmesser von 0,66 mm über- trifft den longitudinalen nur ganz unbedeutend. Hinten ist die Kreislinie ersetzt durch eine Gerade, welche jederseits mit einer kurzen Zacke vorspringt. Es ist also zu einer festeren Schalenverbindung gekommen. So viel ich erkennen konnte (vergl. Fig. 7), beziehen sich die beiden Zähne bloss auf die eine Klappe, während die andere ohne solche Vorsprünge sich mehr in einen Falz der ersteren einschiebt; so scheint es wenigstens in der linken Hälfte von Fig. 7. Ein breiter Mantelrand nimmt von vorn nach hinten an Dicke ab ; die hellen Unterbrechungen auf der rechten Seite von Fig. 3 bedeuten wohl bloss einige nicht typische Falten. Auch hier sieht man einen sackförmigen Magen in einer hinteren Coelomkammer (Fig. 3). Nach vorn schliesst sich an ihn eine gerade gestreckte Speiseröhre an, die sich ein klein wenig vor der Mitte der Figur in einem queren Mundspalt nach aussen öffnet. Der Mundrand wird von einem kräftigen Epithelwulst gebildet (Fig. 6). Am Magen lassen sich einige Einzelheiten bemerken. Er hat eine unregelmässige Gestalt mit verschiedenen Ausbuchtungen. Auf der linken Seite sieht man ihn in ein kurzes Darmrohr übergehen (Fig. 7 in.'), dessen weiterer Verlauf nicht zu eruiren war; mehr auf der rechten sitzt eine kurzgestreckte, halbkreisförmige Tasche an, die von einem dunklen, hohen Cylinderepithel ausgekleidet wird (Fig. 7 /.). Ich glaube nicht zu irren, wenn ich sie als Leberanlage deute. Morse allerdings zeichnet bei Terebratulina zwei symmetrische Leberaussackungen rechts und links. In dem Magensack sieht man verschiedene Nahrungstheilchen, unter welchen Bacillarien deutlich hervortreten (Fig. 7 ?;.). Um den Mund herum stehen die Anhänge, zunächst ein medianer, einfach kegel- oder fingerförmiger Stirnzapfen und zu beiden Seiten je zehn Cirrhen, die in diesem Falle von vorn nach hinten an Länge zunehmen. Die vordersten sind gerade gestreckt, die hinteren stark gebogen. Auch sie lassen zum Theil eine Ringelung des Epithels wahrnehmen (Fig. 3). Sie sind überzogen von einem einschichtigen Cylinderepithel (Fig. 4). Im Inneren sieht man eine Anzahl Längsstränge oder Fasern, vermutnlich muskulöser Natur. Die starke Basalmembran unter dem Epithel, welche Vogt und Jung angeben, fehlt noch. Larve Nr. 3. Der Mantelrand ist eine wulstartige Falte (Fig. 5), überzogen von einem regelmässigen Cylinderepithel von polygonalem Querschnitt der einzelnen Zellen. Einsackungen mit (bleibenden) Borsten fehlen durchaus. Dagegen sieht ein feines dunkles tlekrümel (Fig. 5), welches in kleinen Flocken dem äusseren Theil des Mantelwulstes und dem Schalenrand aufsitzt, aus wie ein feinkörniges Sekret des Epithels, nicht wie eine Verunreinigung mit Fremdkörpern, die an der (schleimigen?) Oberfläche haften geblieben wären. Dafür spricht auch ein ähnliches Ver- halten der Nr. 4 (s. u.). Es macht fast den Eindruck, als habe man die Sekretkörnchen so aufzufassen, wie die kleinen gelblichen Kügelchen von wachsartigem Aussehen, welche nach Vogt und Jung sich bei Terebratula vitrea finden und den Boden der Follikel ausfüllen, in denen die definitiven Borsten stecken. Die Verfasser halten sie für die Bildungssubstanz der Borsten (Bd. I, S. 707). Wenn sich bei unserer Larve keine solchen Borsten finden, so ist doch zu betonen, dass die Zone, auf welcher das Sekret haftet, recht wohl der Stelle entspricht, welche später die Borsten tragen würde. Wir hätten also ein Sekret, das auf dem vorliegenden Stadium einfach ausgestossen würde. Es reicht am Mantel ringsherum, in verschiedener Dichtig- keit und Verschiebung (Fig. 3). Muskeln lassen sich eine Anzahl unterscheiden, ohne dass es gelingen würde, alle einzeln auf die typischen Muskeln der erwachsenen Formen zu beziehen. In der Mittellinie liegt gerade hinter dem Magen ein kleiner Muskel (Fig. 3, Fig. 7 m.) von rundem Querschnitt. Zum mindesten zeigt sich, dass das Organ aus einem Faserbündel besteht, ohne dass seine Natur bestimmt aufgeklärt wäre. Kowalevsky zeichnet an der gleichen Stelle bei einer schon sesshaften, gestielten Larve einen Muskel, welcher beide Klappen verbindet (Oehlert und Denicker, Fig. 11). Das würde also der spätere Schliessmuskel sein. Doch ist der Muskel in der Zeichnung breiter und hat divergirende Fasern. Er ist keines- wegs so scharf umschlossen, wie der kurze Strang bei unserer Form. Doch hält auch Herr Bloch mann diesen für den hinteren Schliessmuskel. Zwei Muskelmassen liegen symmetrisch unmittelbar vor dem Magen zu den Seiten der Wurzel der Speiseröhre (Fig. 3, Fig. 7 m. vorn rechts und links, Fig. 6 »;.). Etwas Bestimmtes über diese gedrungenen kurzen Muskeln auszumachen, gelingt nicht. Es scheint allerdings, dass sie von einer Klappe zur andern ziehen. Jedenfalls halten ihre Fasern verschiedene Lagen und Richtungen ein. Es macht mir den Eindruck, als hätte man hier die wichtigsten definitiven Muskeln, vor allem die Schalenöffner, in der Anlage vor sich. Doch verbietet sowohl der komplicirte Verlauf beim erwachsenen Thiere, als die Kreuzung der verschiedenen Faserschichten bei der Larve eine genaue Analyse. Eine weitere Muskulatur lässt sich noch an den Seiten der Speiseröhre und in der Um- gebung des Mundes erkennen (Fig. 6). Neben dem Schlund verläuft jederseits ein stärkerer Längsmuskel (Fig. 6 m. /., das hintere Paar), einzelne Fasern auch in der Mittellinie ; andere geschlossene Längsbündel beginnen an den Seiten des Mundes, von wo sie nach vorn ziehen (m. L, das vordere Paar). Unmittelbar hinter dem Mund findet sich ein kräftiger Quermuskel (m. tr.), schliesslich beginnen einige Simroth, Die Brachiopoden. F. f. Simroth, Die Brachiopoden. schräge Bündel (in. o.) neben dem Munde zugleich mit den äusseren Längsbündeln und strahlen von hier schräg nach vorn und innen zu aus. Es ist wohl anzunehmen, dass alle diese Muskeln (m. L, m. tr. und m. o.) theils zum Ver- schluss und zum Oeflhen des Mundes dienen, theils zur Retraktion des ausgestreckten und aus- gebreiteten Vorderkörpers, bezw. Armapparates. Polgerungen: Die Larve Nr. 3 hat nur wenig echt pelagische Anpassungen (s.u.). Die ganz verschiedenen Stufen der Armanlagen zeigen, dass kein stabiler planktonischer Larven- zustand besteht, sondern dass die Larve zum mindesten in ihrer jetzigen Verfassung in voller Umbildung begriffen ist. Natürlich entzieht es sich der Diskussion, ob etwa eine eigentliche Schwimmlarve vorhergegangen ist. Das Schwimmen wird wahrscheinlich durch den ausgestreckten Armapparat bewirkt. Nr. 4. Larve mit Protegulum und sekundärer Schale. Tafel I, Fig. 8 — 13. PL N. 125 und 126, vor Kap Lizard und vor der holländischen Küste, 2. und 4. November. Oberflächentemperatur 11,3° und 12,2°. Vertikalzüge aus Tiefen von 94 bezw. 28 m. Mir war es höchst auffällig, dass ich für die Beurtheilung dieser relativ grossen Formen von unseren Küsten in der Literatur keinen bestimmten Anhalt fand. Doch scheinen wirklich die schwimmenden Stadien noch sehr vernachlässigt zu sein. Ich kann nur die Hoffnung aus- sprechen, dass das wenige, was sich an dem konservirten Materiale feststellen lässt, bald durch weitere Beobachtungen an lebendem von anderer Seite ergänzt werden möge. Es ist diese Form zudem die einzige, die in mehreren Exemplaren erbeutet wurde, also vermuthlich einer gemeinen Art angehört. Die Schälchen kamen zum Theil leer, zum Theil zerbrochen in meine Hände, sodass die Untersuchung des Inhalts sehr beschränkt wurde. Beschreibung: Die Schalen sind mehr oder weniger halbkreisförmig oder werden begrenzt von einer Sehne und dem grösseren zugehörigen Peripheriestück. Die Maasse für Fig. 8 und 9 sind etwa die folgenden: Querdurchmesser 0,37 mm, Längsdurchmesser 0,31 mm, Schlossrand (Sehne) 0,27 mm. Das grössere Exemplar in Fig. 13 stellt sich auf 0,61 mm Quer- und 0,57 mm Längsdurchmesser. Der Schlossrand ist bei ihm nicht gerade abgestutzt, sondern bildet einen stumpfen Winkel. Die Abweichung ist entweder auf eine geringe Quetschung des in Fig. 13 abgebildeten Individuums zurückzuführen, oder auf Artunterschiede. Im Uebrigen gehören die Thiere zweifellos in eine und dieselbe Gattung. Die Schale zerfällt in zwei Theile, die an beiden Klappen entsprechend ausgeprägt sind, in die zunächst strukturlose Embryonalschale und die deutlich strukturirte, ihr aufgelagerte sekundäre Aussenschale, wobei es merkwürdig ist, dass die Aussenschale leicht von der ersteren oder, um einen Ausdruck von Beecher zu gebrauchen, von dem »Protegulum« sich loslöst. So ist in Fig. 13 die obere Aussenschale abgesprungen, das Thier wird von unten her von der Aussenschale, die natürlich ebenfalls zunächst der unteren, nicht sichtbaren Klappe des Prote- gulums anliegt, umhüllt, von oben her aber bloss von dem Protegulum. Larve Nr. 4 9 Das Verhältniss beider Schalen erkennt man am besten im auffallenden Liebt (Fig. 9). Hier ragt der Wirbel des Protegulums (v. c.) aus einem Loch der Aussenschale (v. c.) heraus. Bei durchscheinender Beleuchtung (Fig. 8) verwischt sich die Grenze dieser Oeffnung, und zwar besonders deshalb, weil die Aussenschale gegen dieselbe hin immer dünner wird und ganz zart endet bezw. anfängt. Bevor ich auf die Schale weiter eingehe, mag zum besseren Verständniss erst das wenige angeführt sein, was sich vom Weichkörper ausmachen Hess. In Fig. 13 erblickt man rings in der Peripherie (ausser am Wirbel) lediglich die untere Aussenschale, so weit deren Skulptur mit kräftigen Linien gezeichnet ist. Dann folgt das obere Protegulum, durch welches, da es durchscheinend ist, die untere Aussenschale noch schwächer hindurchschimmert, bis zu dem dunklen Kontour, der den Mantelrand darstellt. Der Mantelrand hat sich also vom Schalenrand beträchtlich zurückgezogen. Auch hier ist er deutlich ein doppelt kontourirter derber Wulst. Von den Weichtheilen Hess sich wenig erkennen. Der grosse dunkle Sack ist vermuthlich der Magen. Seitlich ist ein Stück Darm (in.) zu sehen. Auf derselben Seite bemerkt man, sehr verschwommen, verschiedene Muskeln. Wieder tritt hier die körnig-krümelige Mantelabsonderung in dunkeln Körnchen hervor, zum Theil auf der ganzen inneren Mantelfläche, stärker am Mantelwulst und ein wenig auch ausserhalb desselben auf der Innenseite des Protegulums, namentlich in der Nähe einer stärkeren Zuwachslinie, auf die ich zurückkomme. Die Cirrhen erscheinen hier schon in bestimmter Ordnung umgeschlagen und zu Armen gruppirt, wahrscheinlich springen die Arme bereits aus der einen Mantelfläche etwas vor. Die Zahl der Cirrhen Hess sich nicht bestimmt ermitteln. Mehr zu eruiren ^elans: mir nicht, da nur das eine Objekt überhaupt durch Absprengen der einen Aussenschale einen leid- lichen Einblick gestattete, sonst aber beim Präpariren nur ungeordnete Bruchstücke herauskamen. Struktur des Protegulums: Das helle hornige Innenschälchen zeigt bei Isolirung und stärkerer Vergrösserung eine typische Zusammensetzung aus feinen viereckigen oder poly- gonalen Feldern (Fig. 11). Ich glaube nicht, dass man an eine Wabenstruktur zu denken hat; vielmehr dürften die Felder den einzelnen Epithelzellen des Mantels entsprechen, sodass jede Zelle für sich eine Cuticula abschiede und die verklebten Cuticulac die Schale ergäben. Man braucht nur diese Fig. 1 1 etwa mit Fig. 5 zu vergleichen, und der Schluss ergiebt sich von selbst, auch wenn man dazu nimmt, dass die letztere Figur vom freien Mantelrande entlehnt wurde. Bemerkenswerth ist bloss noch die Reihenfolge der Cuticularabscheidung. Offenbar entspricht die dunkle kräftige Innenzone von rundlichem Umriss in Fig. 11 der Stelle, bis zu welcher der Mantel sich in Fig. 13 zurückgezogen hat. Innerhalb dieser Region dürfte er also fest mit dem Protegulum verwachsen sein. Dann sieht man zwei Zuwachslinien, welche von der äusseren Ecke des Schlossrandes ausgehen. Auch in Fig. 13 ist eine solche Linie wahr- zunehmen. Diese Linien entsprechen vermuthlich gewissen Wachsthumspausen ; die Zunahme geht mehr intermittirend und sprungweise vor sich. Struktur der Aussenschale.. Der weissliche Ton verräth Kalkgehalt. Auf den ersten Blick erkennt man einen groben wabigen Bau (Fig. 8), der nach der Peripherie, namentlich nach dem Vorderrande zu, immer derber wird, mit gröberen Maschen. Im auf- Simroth, Die Brachiopoden. F. f. 10 Simroth, Die Brachiopoden. fallenden Licht (Fig. 9) siebt es aus, als wenn die Waben auf wirklicher Durchbohrung be- ruhten, auch von Fig. 13 könnte man bei flüchtigem Hinsehen diesen Eindruck erhalten. In- dess entdeckt man bald den wahren Sachverhalt. Es handelt sich um eine homogene Aussen- schicht (Fig. 10, oben) mit einer wabigen Verdickung an der Unterseite. Stärkere Vergrösse- rung enthüllt eine weitere Komplikation (Fig. 12). Die Maschen haben einen viel weniger regelmässigen Umriss. Das kalkhaltige Gewebe, das die Vertiefungen trennt, stellt eine gleich- massige homogene Masse dar. Der Boden der Vertiefungen, von unten gesehen, zeigt sich abermals, namentlich am Rande, als ein polygonales Fachwerk. Doch wird man wohl nicht fehl gehen, wenn man den Vergleich mit dem groben Maschenwerk aufgiebt und vielmehr an die polygonale Zeichnung des Protegulums denkt, also die Felderung auf die Mantelepithel- zellen und die entsprechende Zusammensetzung der äusseren, scheinbar homogenen Deckschicht der Aussenschale zurückführt. Dazu kommt eine Reihe von Zuwachslinien, welche, namentlich deutlich im äusseren Winkel, dem Schalenrand parallel verlaufen und dabei das feine und grobe Waben werk unbehindert durchschneiden, ohne alle gegenseitige Berücksichtigung (Fig. 12). Ueberhaupt muss die Schroffheit, mit der die einzelnen Strukturelemente der Aussenschale unabhängig bis an die Peripherie treten, als besonderes Charakteristikum betont werden. Man sieht kaum die groben kalkigen Leisten am äussersten Schalenrand ein klein wenig matter und blasser, d. h. dünner und flacher werden (Fig. 12). Deutungen: Das Schwimmen der relativ grossen und durch eine doppelte, selbst kalkhaltige Schale beschwerten Larven ist wohl nur durch eine starke Expansionsfähigkeit der Cirrhen zu erklären. Die Bildung der Schale setzt dem Verständniss mancherlei Schwierigkeiten entgegen. Was bedeutet das kalkige Netzwerk der Aussenschale ? Nach den Schilderungen von Hanco ck und seinen Nachfolgern sollte man ein Prismengefüge erwarten. Nach Kowalevsky sind bei der jungen Schale (Oehlert und Denick er, Fig. 12) bereits der äusseren Conchiolin- schicht Kalkprismen untergelagert; sie wird, ausser am Hinterrande, von Löchern durchbohrt für die Mantelfortsätze. Zur Noth könnte man eine Figur von van Bemmelen heranziehen (Tafel IX, Fig. 7) ; sie ist in ähnlicher Weise wie unsere Aussenschale, aus polygonalen Feldern zusammengesetzt, mit schmäleren Zwischenräumen. Doch sind die Polygone die Querschnitte der Prismen. Statt dessen hier wabige Vertiefungen ! Sollen diese etwa den Kanälen ent- sprechen, welche bei den Testicardines die Schale bis dicht unter die Oberfläche durchbohren und die Mantelpapillen aufnehmen, durch welche die Ablösung des Mantels von der Schale so sehr erschwert wird? Dazu stehen sie doch wohl zu dicht. Auch müsste man wohl erwarten, dass der Mantelrand sich nicht, wie bei einer Schnecke, vom Schalenrande zurückzuziehen ver- möchte. Eine exakte Antwort kann zur Stunde kaum gegeben werden. Sollten die Waben den Mantelpapillen wirklich entsprechen, dann könnte man daran denken, dass die Papillen darin erst bei stärkerer Schalenverdickung und daraus folgender Vertiefung der Maschen fest- gehalten werden. Es sei wenigstens der Versuch gemacht, die Ausbildung der Schale, soweit sie vorliegt, in ihren einzelnen Stufen aufzuklären : Nachdem die Mantellappen der noch nackten Larve sich Larve Nr. 4. 11 nach vorn umgeschlagen haben, wird wohl ein kreisrundes Protegulum abgeschieden, wobei jede Zelle der Manteloberfläche ein eigenes Outicularplättchen liefert. Die Plättchen ver- schmelzen zu einer mosaikartigen Schale. Dieses erste Protegulum ist vermuthlich nicht grösser als das Loch der Aussenschale der vorliegenden Larve. Von da an übernimmt wohl der Mantelrand die Bildung der Aussenschale, während das Protegulum von der Mantelfläche abgeschieden wird, ähnlich wie die Perlmutterschicht bei den Acephalen, nur mit dem Unter- schiede, dass jede Zelle ihr gesondertes Theil zum Mosaik beiträgt. Am Mantelrand wird wohl zuerst die äusserste Schicht, die man immerhin, gegen die für die Brachiopoden geltende Regel, als Oberhaut oder Periostracum bezeichnen könnte, gebildet, unmittelbar aber nach deren Her- stellung das Kalknetz darunter abgelagert. Das Maschenwerk ist nicht allzu schwer zu erklären. Man muss zunächst annehmen, dass in regelrechtem Turnus etwa jede vierte Zelle (nach Mass- gabe von Fig. 12) secernirte, dann in bestimmter Reihenfolge beim Weiterwachsen die nächste und so fort. Es würden also aus einer beliebigen Reihe am Mantelrande die Zellen Nr. 1, 5, 9, 13 . . . Kalk abscheiden, aus der nächsten beim Weiterwachsen gebildeten Randreihe Nr. 2, 6, 10, 14 . . ., dann 3, 7, 11, 15 . . ., dann 4, 8, 12, 16 . . ., dann wieder 1, 5, 9, 13 . . ., womit eine Maschenreihe abgeschlossen wäre. Allerdings erhält man auf diese Weise zunächst nur ein System paralleler Schräglinien oder Kalkbalken. Wie man aber an Pig. 13 erkennt, wird dasselbe von einem zweiten gekreuzt, und man müsste auch in der Richtung dieses Linien- systems die Kalksekretion fortschreiten lassen von Zelle zu Zelle, sodass z. B. auf die Reihe 1, 5, 9, 13 nicht folgte 2, 6, 10, 14 . ., sondern vielmehr die Reihe 2, 4, 6, 8, 10, 12, 14 . ., wrorauf als dritte folgen würde 3, 7, 11, 15 . . . Erst ein solcher Hergang würde geschlossene Maschen bedingen. Wahi-scheinlich würden die Abstände viel grösser, wohl doppelt so hoch anzunehmen und als Ausgangspunkt nicht je eine, sondern je zwei Zellen neben einander zu nehmen sein, — wie bei allem Organischen auch im Einfachsten bereits ein komplicirter Process. Bei dem allen müsste aber die Zelltheilung in der Linie des Schlossrandes schneller vor sich gehen, als in der übrigen Peripherie, um die Ueberführung des Anfangs kreisförmigen Prote- gulums in die definitive Schalenform zu bewirken. Mir scheint aber, dass die grössere Zart- heit der Aussenschale an diesem Rande recht wohl mit dieser Annahme stimmt, insofern als hier die Theilungen die Zellen stärker in Anspruch nehmen und ihre sekretorische Thätigkeit herabsetzen würden. Aber auch diese Annahmen genügen noch nicht für die Erklärung der thatsächlichen Befuude. Vielmehr muss man schliessen, dass wie bei der Sekretion zwischen den einzelnen Zellen, so hier in der Theilungsenergie ein gewisser Wechsel eintritt. Das be- schleunigte Wachsthum am Schlossrande würde zunächst nur so lange anhalten, bis derselbe die den Schwimmlarven zukommende Breite (Fig. 8 und 9) erlangt hat. Darauf würde eine allgemeine, vielleicht nur kurze Wachsthumspause eintreten; bei erneuter Aufnahme beschleunigten Wachsthums aber würde nicht mehr der Schlossrand vorauseilen, sondern im Gegentheil der vorderste Punkt der Peripherie, mit gleichmässiger Abnahme gegen den Schlossrand hin. Nur so dürfte die Form der Zuwachslinien, wie sie in Fig. 11 (und Fig. 13) hervortreten, zu er- klären sein. Bei dieser Art des Wachsthums ist zwischen der äusseren Deckschicht oder dem Perio- Simroth, Die Brachiopoden. F. f. 12 Simroth, Die Bracliiopoden. stracum und dem Protegulum das kalkige Maschenwerk ausgespannt, sodass also beide Flächen nur durch das Kalknetz verbunden, dazwischen aber durch lauter abgeschlossene Hohlräume getrennt sind. Aus dieser lockeren Verbindung ergiebt sich die leichte Abtrennung der Aussen- schale, wie in Fig. 13. Der Verband bleibt indess vermuthlich nicht immer so locker; wenigstens ist mir nicht bekannt, dass sich auch ausgewachsene Schalen so leicht in zwei parallele Schichten spalteten. Das zu erklären, wird man einen weiteren Wechsel annehmen müssen ; er würde darin bestehen, dass die Abscheidung des Protegulums völlig sistirt und fernerhin nur die Aussenschale erzeugt würde. Das möchte bei unseren Schwimmlarven wohl demnächst ein- treten, vermuthlich nach ihrer Festsetzung am Boden. Für die baldige Beendigung des Schwimmstadiums spricht nicht nur die Grösse der Larven, sondern auch die Jahreszeit, An- fang November. Es ist wohl zu erwarten, dass sie sich beim Eintritt des Winters in die Tiefe, d. h., da sie in ziemlich flachem Wasser gefischt sind, auf den Boden zurückziehen und festheften. Möglich ist es auch, dass das weitere Wachsthum des Protegulums bereits auf- gehört hat, wenigstens spricht der ziemlich weite Abstand zwischen der Peripherie der Innen- und Aussenschale in Fig. 13 eher dafür als dagegen. Unter diesem Gesichtspunkt würde das leichte, kalkfreie Protegulum als eine typische Anpassung an die planktonische Lebensweise, als eine eigentliche Schwimmschale erscheinen. Wie man sieht, habe ich zur Erklärung der verschiedenen Schalenbilder eine ganze Reihe von Annahmen für nöthig gehalten, gegenüber der Molluskenschale. Die Kornplicirtheit aber steht, wie mir scheint, recht wohl im Einklänge mit dem bekannten verwickelten Bau der Brachiopodenschale. Es liegt nahe, mindestens bei dieser Form aus den uns benachbarten Meeren nach der Art oder doch Gattung zu forschen, zu der sie gehört. Meine Kenntnisse reichen indess nur zu einer allgemeinen Vermuthung aus. Nach Jeffreys (Bd. II, S. 10 — 26 und S. 448, Bd. V, S. 163 — -165) sind an der englischen Küste folgende Brachiopoden zu finden, wobei die an der Südküste lebenden, die zunächst in Frage kommen, gesperrt gedruckt sind : Terebratula cranium, caput serpentis , Argiope de coli ata, cistelhda, Capsula, Mergelia truncata, Rhynclwnella psittacea, Crania an o mala. Nach der Form des Gehäuses scheint es mir, dass man an Argiope decollata oder Crania anomala zu denken habe. Vielleicht lässt sich ein weiterer Anhalt darin finden, dass Argiope- Larven bekannt sind, welche sich bald festsetzen. Pelagische Jugendstadien werden bisher aber nur von Ecardines angegeben. Das würde die Entscheidung auf die Seite von Crania drängen. Auch Herr Blochmann würde an Crania denken, wenn nicht die asymmetrische Lage des Enddarms (Fig. 13 in.) dagegen spräche. Freilich ist es durchaus fraglich, ob die Larven überhaupt zu Arten gehören, welche an Englands Küste leben. (Der Kanal hat kaum die nöthige Tiefe.) Der Umstand, dass der- Allgemeine Erörterung. 13 artige auffällige Schwirümformen bisher (soviel ich weiss und Herr Prof. Hartlaub mir freund- lichst bezeugt) noch nicht beschrieben sind, lässt sich kaum anders deuten, als auf zufällige Verschlagung vom Ocean aus. Nur bleibt da wieder räthselhaft das Auftreten im Westen und Osten der englischen Südküste. Allgemeine Erörterung. Die Funde von vier Formen, von welchen nur zwei auf die Plankton-Expedition, zwei auf Herrn von Schab's Bemühungen kommen, sind spärlich genug. Gleichwohl gestatten sie die Diskussion einiger Fragen von allgemeinerem Interesse. , l. Giebt es pelagische Brachiopodenlarven? Es ist noch nicht eben lange her, dass wir überhaupt schwimmende Brachiopodenlarven kennen. Die wichtigsten Mittheilungen bleiben immer noch die von Fritz Müller und Orady aus dem Anfange der sechziger Jahre. Denn die speciellen entwicklungsgeschichtlichen Studien von Brooks, Kowalevsky, Shipley u. A. zeigen uns immer nur eine gegliederte Larve vor der Schalenanlage oder eine solche, welche sich bald nach der Bildung des Prote- gulums festsetzt oder die zum mindesten schon, wie Lingula, den Stiel, das Haftorgan, aus- gebildet hat. Die Müller'sche Larve dagegen wurde mit der Schale erbeutet und ihr regel- mässiges Schwimmen beobachtet. Gleichwohl kann auch sie nur als hemipelagische Form gelten, denn sie fand sich in der Nähe der Küste und ging auch auf den Boden. Erst das vorliegende Material erlaubt eine bestimmtere Antwort. Zwei Larven müssen als wirklich pelagisch gelten, Nr. 1 und 2, Nr. 2 ganz ohne Zweifel, da sie fern von der Küste gefischt wurde. Da Nr. 1 von der Rhede von Palmas stammt, könnte man immerhin noch daran denken, dass ihre Eltern in der Nähe hausten. Ihr pelagischer Charakter scheint mir aus ihrem Bau zu folgen. Nr. 3 und 4 halte ich für hemipelagisch, wenigstens dürfte Nr. 4 in der vorliegenden Gestalt schwerlich noch lange schwimmen. 2. Kennzeichen der pelagischen Larven. Die Müller'sche Larve ist schon deshalb nicht als wirklich pelagisch anzusehen, weil sie sich auch zu Boden senkte und auf demselben eigenthümliche kriechende Bewegungen aus- führte. Vielleicht kann man umgekehrt die älteren Stadien, welche Fritz Müller am Schluss seiner zweiten Mittheilung beschreibt, als pelagisch betrachten. Sie waren über das Stadium, in welchem die gewöhnliche Larve sich festsetzte, hinausgewachsen und zeigten einige Ver- änderungen, welche sich hier verwerthen lassen. Danach lassen sich vielleicht folgende Eigenthümlichkeiten aufstellen. a. Die pelagischen Larven haben ein kreisrundes Protegulum ohne Schloss. Den Mangel des Schlosses an und für sich wird man noch nicht in systematischem Sinne verwerthen dürfen. Doch werden die bisher bekannten pelagischen, in meinem Sinne Simroth, Die Brachiopoden. F. f. 14 Simroth, Die Brachiopoden. also auch die heniipelagischen Larven (von Müller und Brooks) schlechtweg zu den Ecardines gerechnet, so von Korscheit und H e i d e r. Es scheint, dass auch die Ueberein- stimmung in anderen Merkmalen den systematischen Schluss unterstützt. b. Den pelagischen Larven fehlt die Anlage des Stiels. Dafür spricht ebenso der Mangel jeder Stielanlage bei unseren Nr. 1 und 2, als auch die Angabe, welche Müller von den erwähnten grösseren brasüianischen Schwimmlarven macht. »Ihnen allen fehlte die querovale Platte«, aus welcher bei den heniipelagischen der Stiel nach dem Festsetzen hervorging. c. Den pelagischen Larven fehlen specialisirte Sinneswerkzeuge. Weder die vier von verschiedenen Forschern beschriebenen Augenflecke lassen sich wahr- nehmen, noch Gehörbläschen. "Wieder ist da Müller's Beobachtung wichtig, weil er bei den hemipelagischen sowohl die Otocysten als zwei Augenflecke fand, bei den pelagischen dagegen nichts. Für die bloss hemipelagische Natur der Lingida-Larve scheint die Anwesenheit der Otocysten (Brooks) zu sprechen. Es ist gewiss auffallend, dass dieser Schwund ebenso eintritt bei den pelagischen Larven, als bei den sessilen erwachsenen. Doch steht die Parallele keineswegs ohne Beispiel da. Unter den Weichthieren kann man sesshafte Muscheln, auf der anderen die Janthinen nennen. Die Ursache ist doch wohl in beiden Fällen dieselbe, der Mangel nämlich aktiver Ortsbewegung, worauf ich zurückkomme. d. Der St im zapfen. Ob der Frontalfortsatz, der bei Nr. 2 (Fig. 2) unter allen bisher beschriebenen derartigen räthselhaften Organen die grösste Länge erreicht, irgendwelche Bedeutung hat für die pelagische Lebensweise, muss vorläufig dahingestellt bleiben. Wohl aber kann er wahrscheinlich syste- matisch verwendet werden als ein Larvenmerkmal der Ecardines l). e. Die Oirrhen sind bei den pelagischen Larven von gleicher Länge. Sie bilden mit dem Stirnzapfen zusammen einen pro- und retraktilen Apparat, welcher durch Cilienbewegung eine gewisse Lokomotion ermöglicht. Darauf, dass die gleiche Länge der Cirrhen (bei Nr. 1 drei, bei Nr. 2 vier Paar) eine gewisse Stabilität bedeutet, während welcher vielleicht Wachsthum, aber keine morphologische Aenderung oder Metamorphose stattfindet, ist früher hingewiesen. Hierher gehört wahrschein- lich auch die Müller'sche Larve, nicht aber Nr. 3 und die Lingula-Larve nach Brooks. ]) Auf alle weiteren systematischen Folgerungen, wie sie neuerdings von Agnes Crane, P. Fischer und Oehlert und von Williams begründet wurden, glaube ich verzichten zu müssen. So interessant sie wären, reicht doch wohl das Material nicht aus. Allgemeine Erörterung. 15 f. Den pelagischen Larven fehlen Dauer borsten. Wiewohl mir jedes Verständniss für die funktionelle Bedeutung fehlt, scheint mir der Punkt doch recht beachtenswerte Die Lingula-h&rve entwickelt nach Brooks die Borsten am Mantelrande gleichzeitig mit dem Stiel, vorher fehlen sie. Die vorliegenden Larven haben keine Spur davon. Sollte Nr. 3 eine Lingula-Larve sein (s. o.), so würde sie allerdings pelagische Charaktere erworben haben in dem Mangel des Stieles und der Dauerborsten. Die Müller'sche Larve hat welche, und zwar von verschiedener Form und Stärke. Aber da ist es von be- sonderem Interesse, dass nach demselben Autor diejenigen, welche sich, wie erwähnt, länger schwimmend erhalten, der früher am Mantelrande vorhandenen Borsten sich wieder entledigen, der dünnen durch Abwerfen, der stärkeren durch Resorption vom Grunde her. Es scheint also, dass die Borsten bei der pelagischen Lebensweise überflüssig sind und daher gespart werden. Das würde sich erklären aus der Annahme, dass die Borsten die Auf- gabe hätten, das Thier vor dem Eintritt schädlicher Fremdkörper, Sandkörnchen und der- gleichen zu warnen, ähnlich wie die Fühler am Mantelrande der Muscheln. Da dem freien Oceane die Sedimente fehlen, könnten die Borsten schwinden. g. Die pelagischen Larven haben Schwebborsten. Der Werth dieser Schwebborsten tritt in Fig. 1 klar hervor. Doch muss ich darauf aufmerksam machen, dass derartige Organe wahrscheinlich verschiedenen Ursprungs sind ; es giebt vermuthlich zweierlei,