1 FOR THE PEOPLE FOR EDVCATION FORSCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY ßound at FALCO, unregelmässig im Anschluss an das Werk „BERAJAH, Zoographia infinita" erscheinende Zeitschrift. Jahrgang 1908. Herausgeber: 0. Kleinsehmidt, Volkmaritz bei Dederstedt, Bez. Halle a. S. -<*'3>^> Kommissionsverlag von Erwin Nüj^ele, Leipzig, Liebigstr. 6. Ebenso sovg'fältig, als der Brotgelehrte seine Wissenschaft von allen übrigen absondert, bestrebt sich jener, ihr Gebiet zu erweitern und ihren Bund mit den übrigen wieder herzu- stellen Schiller. Faico 1908, Tafei X;ickenzeiclinun«>-, Kalco f^en!grinus barbarus. FaIco Peregn'nus caucasicus. X l'"al((i l'c n i.M-iiiii'- b;irbaru^ M S[)('.il. lili"l. FALCO. Vierter Jahrgang. No. 1. Februar. 1908. Falco Peregrinus. (Hierzu Tafel I.) Der Palaeontologe und Geologe hat seine Leitfossilien, die ihm einen festen Anhalt geben. Beim zoogeographischen Studium sind es bestimmte Formenkreise, die durch ausgeprägten Formen- reichtum (man denke an Sumpfmeisen, Haubenlerchen) das Studium der andern erleichtern. Ein Formenkreis, den man überall vertreten findet, wird hierzu der geeignetste sein, und dies ist der Formenkreis des Wanderfalken, des Falco Peregrinus. Wir haben deshalb ein ganz besonderes Interesse daran, rastlos zuerst an seiner Klärung zu arbeiten. Sharpe hat s. Zt. eifrig vorgearbeitet. C. von Erlanger hat die richtige Fragestellung er- kannt. Nun treten wieder Ansichten auf, die den Falco barbarus als „Art" retten möchten. „Der Wanderfalke soll die Querbänder- zeichnung in ausgeprägter und gleichmässiger Verteilung auf der ganzen Ventralseite unter allen Umständen behalten" (J. f. Orn. 1907, p. 442). Ich lege meinen Lesern Tafel I, ein Originalphoto- gramm nach Bälgen meiner Sammlung, vor und bin der Meinung, dass ein Streit über die Einheit des wichtigsten Formenkreises nicht nötig und nicht möglich ist. Die Form „barbarus" hat die Kopfzeichnung mit der kaukasischen Form, die Ventral- zeichnung mit leucogenys, die geringe Grösse mit brookei ge- meinsam. Man kann doch nicht barbarus abtrennen, wenn man leucogenys und brookei vereint und wenn schon unter Geschwistern dunklere Stücke von gewöhnlichem Typus und hellere Stücke mit barbarus -Typus vorkommen. Richtig ist nur, dass Falco Pere- grinus vielleicht den östlichen Formen näher steht als seinen nördlichen Nachbarn. Sollte er auch von Osten eingewandert sein? 0. Kl. Falco. Spürkunst. Spürkimst. Man bewundert die Geduld des Hoch wild Jägers, der nach ein paar flüchtigen Runenzeichen im weichen Erdboden die Aussichten seiner Jagd berechnen muss. Der Ornithologe ist eigentlich noch übler dran. Der im Blätterrauschen fast verklingende Ruf der Weidenmeise, das im Augenblick der Sichtung schon wieder ver- schwindende Flugblild des Falken zwischen den Kiefernwipfeln muss ihm genügen, um sein edelstes Wild zu erkennen. Und oft ist dies flüchtige Hören und Sehen ihm schon Lohn, der Erfolg mühsnmen Suchens, vieler vergeblicher Wege. Und nun gar erst des seltenen Vogels Nest, des Falken Horst finden! Eine winzige weisse Taube nfeder liegt am Wege und ein Blutstropfen klebt daran. Beweisen tuts gar nichts. Eine Marktfrau ist vielleicht mit geschlachteten Tauben im Korbe hier vorbeigegangen. Es ist immer noch eine grosse Zahl von Möglichkeiten, auf die das rote Pünktchen die unbegrenzten Vermutungen einschränkt. Aber gegen den Wind gehend finden wir eine zweite und dritte Feder, und dort liegt ein ganzer Kranz von Federn auf dem ffrünen Moos. Die Schwungfederkiele sind zerbissen von — einem Fuchs oder Hund. Aber es könnte sein, dass der nur an den Resten von des Raubvogels Mahlzeit herumgekaut hat. Wir sind den Berg hinangestiegen. Da liegt wieder ein Federkranz auf der Felsplatte. Monate, vielleicht jahrelang finden wir nichts als diese fraglichen Spuren. Hat ein Wanderfalke hier nur gerastet, und ist er längst weiter gezogen? Bis dahin ist alles ungewiss und vielleicht alle Mühe des Nachforsch ens vergeblich. Doch nein. Ein blauer Schatten gleitet aus dem zuletzt ins Auge gefassten Winkel der dunkeln Bergwand, der Edelfalkenhorst ist entdeckt, und so oft wir wollen, können wir hier eine Augenweide geniessen, die früher Könige mit schwerem Gold erkauften: den Anblick der höchsten Glanzleistungen des Vogelfluges. — Unser Freund geniesst sie nicht; er ist daheim geblieben, denn schon das erstemal spottete er über die Un Wahrscheinlichkeit unsrer Vermutungen: „Das ist doch alles höchst fraglich und unsicher!" Hypolais pallida reiseri subsp. nov. 3 Der Jäger, der so sagen wollte, müsste seine ganze Spürkunst an den Nagel hängen, und der Gelehrte, der über die Unsicherheit einer heuristischen Arbeitshypothese lächelt, ist kein Forscher mehr. Der Falke selbst muss manchen Flügelschlag vergeblich tun, ehe er zum Stoss ansetzen kann, und selbst mancher Stoss geht ihm fehl. Das schadet nichts. Es gelingt das nächste Mal. Einen Versuch lohnt es doch, wenn die meinetwegen noch so un- gewisse Beute eine hinreichend wertvolle ist. Drum möge diese Schilderung ein Vorbild sein für gewisse Untersuchungen dieses Jahrgangs. — Weiter will sie nichts. — 0. Kl. Hypolais pallida reiseri subsp. nov. Von Carl Hilgert. Da sich das Erscheinen des Kataloges der von Erlanger'schen Sammlungen unerwartet verzögert, halte ich es für ratsam die daselbst beschriebene Form des Wüstenspötters hier zu publi- zieren und gebe die diesbezügliche Stelle im von Erlanger'schen Kataloge Seite 203 und 204 hier wörtlich wieder. Ich benenne diese Form Herrn Reiser zu Ehren, dem ich hier nochmals meinen verbindlichsten Dank ausspreche. Typus M. Biskra 26. April 1903. Die von Flückiger im April in Algier gesammelten Stücke weichen wesentlich von typischen Stücken ab. Besonders in der lichteren Färbung kommen sie „rama" sehr nahe, so dass ich ver- sucht war, sie zu dieser Form zu stellen, da ich annahm, es könnten Zugvögel sein. Herr Kleinschmidt, dem ich bei seinem Hiersein diese Vögel zeigte, machte mich aber auf verschiedene Merkmale, die sie von rama unterscheiden, aufmerksam und riet mir, diese Stücke Herrn Reiser zu senden, der anhand von hinreichendem Material mir diese Vögel identifizieren könnte. Ich gebe hier Herrn Reisers Ansicht und Tabelle wörtlich wieder: Obwohl mir leider kein nennenswertes Vergleichsmaterial vorliegt, schicke ich voraus, dass ich an die Zugehörigkeit von rama nicht glauben kann, sondern eher der Ansicht bin, dass es sich hier um eine noch nicht be- schriebene Lokalform handelt. Von Hypolais pallida der Balkan- halbinsel sind diese Vögel natürlich sehr verschieden. Die folgende Vergleichstabelle dürfte Näheres enthalten. 1* Ein interessantes Kleid von Lanius Collurio L. Hypolais sp.J aus Algier. Hypolais pallida, B a 1 k a n 1 ä n d e r. Hypolais rama aus Turkestan. Schnabel : zwischen 10 und 12 mm Durchschnitt bei einer grossen Reihe: 12 mm nach 2 Exempl. u. Literaturangaben : 14—16 mm Schwanz: äussere Steuer- federn nur wenig (bis 3 mm) kürzer als die mittleren und längsten äussere Steuer- federn fast stets nur unmerklich kürzer als die mittleren äussere Schwanz- federn viel kürzer als die mittleren Länge des Flügels: 65—68 mm 64 — 66 mm 57—65 mm Die Abortiv- Schwinge überragt die Deckfedern: 6, 6.5, 7, 7 und 8 mm 4, 4, 4.5, 4.75 und 5 mm 6 u. 7.5 mm Schwingen- verhältnis: 3., 4. u. 5. fast gleichlang u. über- haupt am längsten, 6. um etwa 4 mm kürzer 3. und 4. am längsten und fast gleichlang, 5. etwas kürzer 3., 4. und 5. am längsten und fast gleichlang. Ein interessantes Kleid von Lanius Collurio L. Ich schoss hier am 16. August 1907 ein altes Weibchen, das man als hahnenfedrig bezeichnen könnte. Schiebel hat schon einen Vogel beschrieben, der dem Männchen ähnelt. Bei meinem Stück zeigt lediglich die äussere Schwanzfeder eine Annäherung an das Kleid des Männchens in Gestalt eines bis über die Mitte hinaus- reichenden weissen Keilflecks auf der Innenfahne. Als ob die Farbe nur verdrängt wäre, umgibt diesen Streif ein schwarzer Saumstrich. Bei einem andern Stücke meiner Sammlung findet sich dieselbe Erscheinung in schwächerem Masse. So auffällig, wie bei dem erstgenannten Vogel, sah ich sie aber nie. 0. Kl. Der Götterberg Meni. Der Götterberg Meru. Dass in vielen Ländern hohe Berge als Sitze der Götter an- gesehen wurden, ist nicht verwunderlich. Hohe Felszacken, nur vom Adler umkreist, oder gar erst Schneegipfel, die nur zeitweilig über Nebelschleiern zwischen den Wolken sichtbar werden, sie machen ganz den Eindruck von Himmelsburgen, vollends da, wo sie unnahbar sind. Man könnte sich denken, dass in Landschaften Indiens, wo nordwärts Schneegipfel hinter Schneegipfeln sich er- heben,*) die Vorstellung eines Götterbergs im Norden besonders nahe lag und dass Nachrichten von den Polarländern, die von andern Völkern kamen, dazu anregten, die alpinen und polaren Natur- erscheinungen zu verknüpfen und diesen Göttersitz in den fernsten Norden zu verlegen. Ob sich so die Rolle, die der Götterberg Meru in der indischen Literatur spielt, erklären lässt — oder ob die Stellen die An- nahme einer nordischen Urheimat nötig oder wenigstens wahr- scheinlich machen, das ist die Frage, die für das Problem der Tierverbreitung von grosser Wichtigkeit werden kann. Wenn es eine Hauptrichtung in der Verbreitung des Lebens auf der Erde gegeben hat, dann ist ihr teilweise auch der Mensch gefolgt. Religionsgeschichte und Tiersagen bieten uns da wertvolle Hilfsquellen, wenn sie uns auch zuerst vor fast verwirrende Rätsel stellen. Es ist auffallend , dass es in der Masaisteppe einen Meruberg gibt. Ist das Zufall? Ich habe mich bei einem Kenner afrikanischer Sprachen erkundigt. Er meint, dass seines Wissens der Name eine Eingeborenen-Bezeichnung sei, dass aber die Masai den Berg nicht Meru, sondern den , schwarzen Berg" nennen. Nun ist aber „der schwarze" zugleich eine Bezeichnung Gottes, und es gibt ja noch einen Vulkan 'Ngai dort ('Ngai ist der Name Gottes bei den Masai). Es gibt ja auch einen thessalischen Olymp und einen phry- gischen Olymp, einen phrygischen Ida und einen kretischen Ida, *) Man vergleiche die herrliche Abbildiing und Schilderung in Harterts , Wanderjahren eines Naturforscherß" p. 237- 6 Das Zeichen cf. einen moabitischen Berg Nebo und einen babylonisch-assyrischen Gott Nebo. Man nimmt an, dass in der Bibel Jesaija 14, 14 mit dem „Berg des Stifts in der fernsten Mitternacht" der Meruberg gemeint sei. Es ist ein merkwürdiges Zusammen- treffen, dass dort der König von Babel als der „Helle, der Sohn der Morgenröte" angeredet wird und dass der babylonische Gott- und Königsname Marduk in der Bibel „Merodach" heisst. Die Etymologie von Merodach soll noch unsicher sein. Merodach ist der Gott des Morgenlichts. Sollte zwischen Merodach und Meru ein Zusammenhang sein? Die Bedeutung von Merodach muss schon in alter Zeit unbekannt geworden sein, wie der Schreibfehler „Berodach-Baladan" beweist. Bei den Masai*) ist die Benennung für Norden und für das Land der Urheimat (Kopebob) dieselbe. Nach Norden beten sie. Mit dem Kopf nach Norden (und dem Gesicht nach Osten!) legen sie ihre Toten, denn im Norden suchen sie das Paradies als Wohnort der Verstorbenen. Vielleicht lohnt es sich, diesen Dingen weiter nachzugehen. Entweder wird sich zeigen, Namen wie Meru, Mero, Meroe usw. kommen ohne Zusammenhang vor (die alte Sache, dass Ähnlich- keiten nicht immer Verwandtschaft beweisen), oder wir finden eine indisch-europäische Frontliuie mit einem Vorläufer in der Ostecke von Afrika. Unser Material ist aber heutzutage so reich, dass ein paar noch fehlende Mosaiksteinchen genügen können, die Anlage des Gesamtmusters der Zoogeographie zu erschliessen. 0. Ell. Das Zeichen cf. Das Zeichen cT, das wir in der Zoologie zur Angabe des männlichen Geschlechts verwenden, ist bekanntlich das Zeichen des Planeten Mars. Schon Jacob Grimm hat auf die Ähn- lichkeit der Siegrune hingewiesen, die der germanische Krieger *) Dinge, wie der Name des Urdrachen en tiamassi (babylonisch Tiamat) scheinen zu beweisen, dass die wunderbare Übereinstimmung der Masai-Überlieferungen mit denen der Juden nicht auf altem, christ- lichem Einfluss von Abessinien her beruhen kann. Das Zeichen cf- 7 auf sein Schwert ritzte. Diese Rune '^ war das Zeichen des Schlachtengottes Tyr oder Ziu, des alten germanischen Haupt- gottes, der schon im Altertum geradezu mit Mars identifiziert, später vor dem eindringenden Wodankult mehr zurücktrat. Ziu war ursprünglich der Hauptgott vieler Völker. Tyr (Edda), Tius (gothisch), Zeus, Dios (griechisch), Djaus (Sanskrit) stellte schon Grimm nebeneinander. Dieser alte Haupt- und Himmelsgott wird (am deutlichsten bei den Kretern) geradezu identifiziert mit dem göttlich verehrten Tag, Dies, daher Diespiter, Dis pater (umbrisch). Hat nun Caesar (cf. Falco 1907 p. 91) das italische Dis angewandt und das Zählen nach Nächten daraus erklärt, dass die Tage zum Zeit- mass nicht profan genug waren? Das scheint doch sehr gekünstelt. Nein, der Dis der Kelten war Taggott und Nachtgott; der Tag- gott ist überall von der Sonne unabhängig, da er schon ehe die Sonne aufgeht, das Licht spendet. „Der Tag als Folge der Sonne" musste dem Naturvolk als ein filius ante patrem erscheinen, ein Unding. „Dies" ist aber ein alter Genitiv von Tag, so dass der Gott Diespater auch der Vater des Tages sein kann , *) der Nachtgott, der den Tag hervorbringt. Die M a s a i wissen nicht mehr, warum sie Gott narok = schwarz nennen. Unbewusstes ist uralt. Vielfach wurden schwarze Gottheiten verehrt. Hei, die doch mit Nifelheim in Verbindung steht, wurde elsterfarbig ge- dacht, halb schwarz, halb weiss. Sollten diese Merkwürdigkeiten nicht auf den Norden deuten, wo Tag und Nacht nicht scharfe diametrale Gegensätze sind. Vielleicht ist der Gott, der im Finstern wohnt und waltet und aus der Finsternis das Licht hervorruft, der der ältesten nordischen Religionen. Für den Süden passt das nicht. 0. Kl. *) Grimm bemerkt wenigstens (Deutsche Mythologie p. 177): „gleich- sam diei pater". Dieser ursprüngliche Sinn wird mit dieser immerhin sehr fraglichen grammatischen Erklärung nicht hinfällig, weil er sach- lich begründet ist. Der Tag ist im Norden nur eine Lichterscheinung des Nacht himmels unter vielen andern. Auch der nominativisch ge- fasste Diespiter, Diuspiter, Juppiter ist des Himmels (Uranus) Enkel. Diese Theogonie entspricht aber nur der Kosmogonie, wonach Äther und Hemera (Tag) die Kinder von Erebos und Nyx (Urfinsternis und Nacht) sind. Nachtrag zu Jahrgang 1905, p. 70. U^achtrag zu Jahrgang 1905, p. 70. Erithacus Auroreiis orl)is noy. Formen : 1. Erithacus Auroreus auroreus (PalL). Vom Baikalsee, t. typ. Selenga, zum stillen Ozean. Flügel bis 7,7 cm. 2. Erithacus Auroreus filchneri (Parrot). West-China, t. typ. Kin-tschou. Flügel bis 8,0 cm. (E. A. 1 e u c 0 p t e r u s (B 1 y t h.) ist wohl S3monym der ersten, kleineren Form.) Die erste Form des ostasiatischen Rotschwänzchens hat in- zwischen Herr Engler in 3 Exemplaren in Tsingtau gesammelt. Sie gehört also gewissermassen zu den deutschen Vögeln. Die zweite hat kürzlich Herr Dr. Parrot beschrieben. Wie er mir mitteilt, unterscheidet sie sich von auroreus nur durch die wenig stärkeren Masse. Der Formenkreis E. Auroreus bleibt also nach unsern jetzigen Kenntnissen weit von E. grandis und erythrogaster, die einen um mehr als 2 cm längeren Flügel haben, entfernt. Eine der interessantesten zoogeographischen Tatsachen ist die Ähnlichkeit von Erithacus Auroreus mit dem nordafrikanischen Erithacus moussieri, während oologisch beide sehr verschieden sind. Ich komme bald in Berajah ausführlicher darauf zurück. 0. Kl. Schlägt der Wanderfalke Ziesel? Von Hans Winkler. In den Jahren 1899/1900 war ich in der südrussischen Steppe im Chersonschen Gouvernement im Ehsavetgrader Kreise zwischen den Ortschaften Obosnowka, Katherinowka, Russkoja und Schesta- kowka mit Schürfarbeiten beschäftigt. In der dortigen Gegend gab es Ziesel in Massen, die durch den Schaden, den sie im Ge- treide anrichteten, zur Landplage wurden. Eines Morgens, als ich Schlägt der Wanderfalke Ziesel? 9 an einem erhöhten Punkte der Steppe sass, um das Terrain zu skizzieren, sah ich in einer Entfernung von kaum 30 m einen Wanderfalken unbeweglich sitzen. Nicht weit entfernt davon kam ein Ziesel aus seiner Röhre, machte Männchen, stiess einen leisen Pfiff aus und lief dann in der Ackerfurche entlang. In demselben Augenblick stiess der Wanderfalke auf das Ziesel, schlug es mehr- mals mit den Fängen und bearbeitete es mit dem Schnabel. Dann trug er es ein Stück fort, um es zu kröpfen. Ich habe diesen Vorgang aus so geringer Entfernung beobachtet, dass eine Täuschung betreffs der Art des Falken vollständig ausges^chlossen ist. Hätte ich s. Zt. von bestehenden Zweifeln Kenntnis gehabt, so wäre es mir ein Leichtes gewesen, einen Wanderfalken nach der Mahlzeit zu schiessen, so dass dann aus dem Mageninhalt die Richtigkeit meiner Beobachtung festgestellt werden konnte.*) *) Anmerkung des Herausgebers: Ich hatte Falco 1907, p. 51 solche Zweifel geäussert. Der neueste Jahrgang der „Aquila" (1907) enthält auf S. 317 zwei Nachrichten von Mäuse- und Zieselresten, die in Gewöllen und im Magen von Wanderfalken gefunden wurden. Die Ungarische Orn. Centrale bemerkt dazu: „Vorläufig muss nur noch die Art der Erbeutung beobachtet werden". — Hier ist sie. Ich habe Herrn Winkler Bälge des Wanderfalken und Würgfalken vorgelegt, und er er- klärte eine Verwechslung mit letzterem für ausgeschlossen. Die von der Bevölkerung geschonten Raubvögel seien dort so vertraut, dass sie, auf einer Erdscholle ruhend, einen oft bis auf ca. 10 m herankommen Hessen. Die U. O. C. wtist auf 0. Mtschr. p. 74 hin, wo Biedermann, ein überaiis gründlicher Kenner unserer Raubvögel, bereits bemerkt, dass der Wanderfalke aus geringer Höhe stossend Beute sowohl vom Boden wie vom Wasser aufnehmen kann. Diese Möglichkeit wurde früher geradezu von vielen Beobachtern geleugnet. Eohweder dagegen meinte sogar, dass der Wanderfalke Miesmuscheln frisst. (Orn. Centralblatt 1878 p. 58). Diese allerdings mögen von schmarotzenden Krähen zu der Schlachtbank des Falken getragen sein. Verwechslung mit kleinen Männchen des Falco Hierofalco gyrfalco oder uralensis, denen eher Bodenjagd zuzutrauen ist, wäre zu fernliegend. Vielleicht handelt es sich hier um einen biologischen Unterschied der östlichen steppen- bewohnenden Wanderfalken von den westlichen. Man möge also nicht nur auf den Kropf- und Mageninhalt jedes geschossenen Wanderfalken, sondern auch auf das Gefieder und die Flügellänge des Vogels achten, um festzustellen, welcher Form er angehört. Im Horst der westlichen Form konstatierte ich bis jetzt nur Vogelreste. Die ungarischen Wander- falken werden freilich von unseren im Gefieder kaum viel verschieden sein. Man sehe auch bei uns genauer nach. 0. Kl. Falco. \Q Über Strix Flammea. Über Strix Flammea. Aus Briefe 11 an den Herausgeber. I. Die Zähnelung an den Krallen von Strix Flammea dienen meiner Ansicht nach dazu, das Ol, welches der Schnabel der Bürzeldrüse entnimmt, in die Kopf federn zu verreiben. Einen ähnlichen Zweck hat wohl auch die Krallenzähnelung bei Capri- mulgus. Bei den Nachtvögeln ist sie besonders ausgeprägt, weil das Kopfgefieder stark entwickelt ist. Bei den anderen Eulen ist sie nicht so nötig, weil die Zehen mit vielen Federn und Borsten besetzt sind. Überhaupt ist das Einfetten des Kopfes mit den Zehen eine sehr wenig bekannte Tatsache. Sie können diese Er- klärung vielleicht kurz im Falco notieren. Die Reinigung des Gefieders möchte ich kaum für den Zweck der Zähnelung halten. H. Frh. Geyr von Schweppenburg. II. Ihre Mitteilung über ein interessantes Brutpaar von Strix Flammea im Falco (1907, Taf. V) gibt mir Veranlassung, Sie auf ein Pärchen in unsrem Museum zu verweisen, das uns am 11. März 1903 von der Bleiche einer grossen Bandfabrik bei Gr. Ammens- ieben gesandt wurde. Das Männchen zeigt fast genau dasselbe Aussehen, wie das von Ihnen abgebildete Weibchen. Die Unterseite ist nämlich mit Ausnahme einer kleinen Stelle dicht um den Schleier, der schwach gelblich angelaufen ist, rein weiss, ebenso die Befiederung der Beine. An beiden Aussenrändem finden sich aber ähnlich, wie die Tafel auch zeigt, einige rautenförmige Flecken und Schaft- striche von grauer Farbe, während die Mitte ganz weiss ist. Auch die sämtlichen Schleierfedern sind zart weiss, nur die äussersten, den Rand bildenden haben einen ganz schmalen gelbschwarzen Saum, wieder wie auf dem Bilde. Das zugehörige $ ist normal. A. Mertens, Direktor des städtischen Museums für Natur- und Heimatkunde in Magdeburg. Eine neue Bnntspechtform aus Spanien. 11 Eine neue Buntspechtform aus Spanien. Von Willy Schlüter. Mit einer Sendung aus Spanien (Umgebung von Sevilla) er- hielt ich kürzlich auch einige Bimtspechtbälge, die mir sofort durch die wenn auch individuell verschieden stark ausgeprägte rote Brust- binde auffielen. Bei eingehender Vergleichung mit den in Betracht kommenden Formen aus Marokko und Sardinien (Picus major mauritanus und P. major harterti) stellte sich auch der spanische Buntspecht als gute Form heraus. Picns major hispaims form. nov. Vor mir liegen 4 Bälge, 1 cT und 3 $ $ . Das (^ zeigt die rote Brustbinde am kräftigsten, fast ebenso schön ein $ i während die anderen 2 $ ? ^^^ einen roten Anflug besitzen. Die rote variable Brustbinde ist also bei hispanus fast so schön wie bei mauritanus vorhanden, dagegen sind beide Formen durch die wesentlich kürzeren Flügel des marokkanischen Bunt- spechts deutlich unterschieden. Auch scheint mir der Spanier, soweit es sich nach trocknen Bälgen feststellen lässt, etwas grösser zu sein, als der Marokkaner. Mit harterti hat hispanus die dunkle Färbung und den gelblichen Anflug des Weissgefieders gemein, dagegen fehlt harterti die rote Brustbinde gänzlich. Der gleiche Unterschied gilt gegenüber der Inselform canariensis. Auch unter- scheiden sich meine 4 hispanus von den mir zum Vergleich vor- liegenden 5 harterti durch geringe Grösse. Der Schnabel ist schlank, wie bei allen westlichen Buntspechten, und zeigt keine wesentlichen Unterschiede. Mitteilungen über Berajah. Es befinden sich z. Z. sechs bunte Tafeln im Druck. Ferner ist eine Neuauflage der Tafeln I und II von Erithacus Domesticus in Arbeit, da diese Tafeln infolge zu eiligen Drucks einige Un- genauigkeiten aufwiesen. Man beachte also, dass von Tafel I und 11 ein verbesserter Neudruck, gekennzeichnet durcli die Jahres- zahl 1907/08 (statt 1907) geliefert wird. Die Ausgabe der umfang- reichen Nummer ist erst für Anfang April in Aussicht genommen, um durch langsameren Druck ein abermaliges Misslingen zu ver- meiden. Die kostspielige Falco-Tafel, welche dieser Nummer 2* 12 Mitteilungen über Berajah. — Literatur. beiliegt, hat gleichfalls, da ein Teil der Auflage ergänzt werden musste, Aufenthalt hervorgerufen. Bei all diesen ärgerlichen Ver- zögerungen mögen die geehrten Abonnenten die Mühe anerkennen, welche auf die grösste Sorgfalt in der technischen Herstellung der Abbildungen verwandt wird. Sehr erwünscht ist mir für die weitere Bearbeitung Material über die Frühlingsankunft des Gartenrotschwanzes (Erithacus Ar- boreus phoenicurus) namentlich in Skandinavien und Russ- land sowie über hahnenfedrige Weibchen dieses Vogels, auch über normale und höchste Gelegezahl in verschiedenen Ländern. 0. Kl. Literatur. Ludwig Groldschmidt, Kant und Hacke 1. Gotha, E. F. Thienemann, 1906. 14 (bez. 137) S. Dieser erste Teil einer kleinen, drei philosophische Abhand- lungen umfassenden Schrift ist die einfachste, sachlichste und vornehmste Widerlegung von Häckels Grenzüberschrei- tungen, geschrieben von einem Fachgelehrten ersten Ranges. Ver- fasser meidet jedes Eingehen auf das Gebiet des Naturforschers, aber ein philosophischer Irrtum muss immer auf jegliche wissen- schaftliche Arbeit schädigend zurückwirken. Deshalb hat vor- liegende Schrift, die eigentlich unser Gebiet gar nicht berührt, doch hier für uns Interesse auch in ihren weiteren Abschnitte]i. Freunde und Gegner Häckels finden hier klar, scharf und un- parteiisch die Grenze gezogen, die sie beide respektieren müssen, schon im Interesse ihrer Arbeit. Nun hat aber Schiller gerade das Betonen der Grenzen als den Gegensatz zum philosophischen Kopf bezeichnet. (Vergl. das Motto dieses Jahrgangs.) Wie reimt sich das? Erstens ist dort von Grenzen der einzelnen wissenschaftlichen G e- biete, nicht der Wissenschaft überhaupt, die Rede. Zweitens wird man nur dann froh, rechtmässig und ungefährdet über Grenzen gehen können, wenn man genau weiss, wie sie verlaufen und welche Rechte sich mit ihnen ändern. Grenzenkenntnis in diesem Sinn ist das einzige, was Philosophie zu geben vermag, aber diese Gabe ist wertvoll genug. 0. Kl. o > 5 FALCO Vierter Jahr^ans:. No. 2. A u g 11 s t. 1908. Teiles und Altes über Falco Hierofalco. I. Nordische Jagdfalken iu Deutsehland. Hierzu Tafel IT. Seltene Gäste, Steppenhühner aus dem Orient, zeigen sich Avieder in Deutschland. Aus Holland meldete Herr Baron Snouckaert van Schauburg schon vom 23. August 1906 einen Fall. Noch seltenere Gäste sind die Jagdfalken, seltsamerweise bei uns selten. Ob auch ihnen kultiviertes Land keine dauernde Heimat sein kann? In letzter Zeit sind mehrere Fälle zu genauerer Kenntnis gekommen. 1. Am interessantesten ist der letzte Fall, da es sich wieder um ein weisses Stück des grossen Gerfalken handelt. Der Besitzer, Herr Lehrer Vöge in Kiel, hat mir die schönen Abbildungen des von ihm meisterhaft präparierten und bereits richtig bestimmten Vogels mit ausführlichen Notizen zur Ver- füffung crestellt und mir alle weiteren Fragen in liebenswürdigster Weise beantwortet. Hiernach ist der Vogel ein cf. Das Ge- schlecht ist durch Untersuchung sicher festgestellt. Er wurde am 12. Februar 1908 bei dem Badeort Labö von dem Pächter des dortigen Kurhauses Herrn Ad. Witt am Strande (Ostufer) der Kieler Föhrde erlegt, während er unter lautem Schreien rüttelnd in der Luft stand (nach Angabe des Erbeuters). Er wurde Herrn Vöge zum Ausstopfen gebracht und ging durch Kauf in seinen Besitz über. Über die Ursache des merkwürdigen Betragens des Falken (der nicht vor dem Uhu geschossen ist) konnte Herr Vöge nichts Sicheres ermitteln. Der Kropfinhalt Avar ganz frisch, nur Avenige nicht näher bestimmte schwarze Federn eines Wasservogels (Wasserhuhns ?) Avaren dazAvischen. Der Flügel mass von der Schulter 56 — 57 cm, von der Hand ca.! 38 cm. Die nackten Teile (Wachshaut, Schnabel, Füsse) waren hellblaugrau, letztere etwas ins Grünliche spielend. Die Zeichnungen Falco. 2 14 Neues und Altes über Falco Hierofalco. sind schwärzlich braungrau (nicht schwarz), alle übrigen Gefieder- teile reinweiss. Die auf dem Bilde verdeckten Steuerfederu sind ungebändert, die Bürzelfedern tragen die charakteristische Jugend- zeichnung. Der Vogel ist somit, wie schon aus der Abbildung zu ersehen ist, ein junges im Jahre 1907 erbrütetes Stück. Im Alter würde dieses Stück mehr querlaufende Zeichnungen der Oberseite und eine nahezu ungefleckte Unterseite erhalten haben. 2. Über einen andern Fall hat inzwischen die Deutsche Jäger Zeitung, Neudamm, die auch in diesem Jahre wieder viele interessante ornithologische Nachrichten bringt, unter Bei- fügung einer Abbildung (1908, S. 393) berichtet. Herr Pastor Clodius gab mir über den Vogel am 18. II. und 27, III. folgende Notizen für den „Falco". „Neulich hatte ich einen herrlichen Vogel in Händen, den ersten Falco gyrfalco aus Mecklenburg. . . . Der fragliche Gerfalke ist am 12. Januar 1908 auf der Insel Poel (bei Wismar) erlegt, von einem der dortigen Fischer, die alle grosse Wasserjäger sind; er ist im Besitz von Hofkonservator Knuth in Schwerin. Es ist ein ?, alt, genau der Abbildung im Naumann Tafel 11, Fig. 1 entsprechend, nur war der Schwanz nicht so hell, mehr hellgrau. Fittich 39,7 cm, Schwanz 23,5 cm. Der Magen- inhalt ist leider nicht beachtet, da Knuth mir den frischen Balg zuschickte, während der Kadaver schon vernichtet war; doch Avar der Vogel geschossen, während er auf Enten jagte. An den Zehen- häuten Sassen einige Federchen, was auch Sie im Naumann be- merken." Ich schliesse mich der Bestimmung an, zumal, wenn das Geschlecht feststeht, doch kann, da es auch vom grossen Ger- falken teils kleinere, teils dunklere Stücke gibt, kein Ornithologe mit völliger Gewissheit sagen, ob dieser Jagdfalke von Skandinavien, Island oder Nordasien gekommen ist. Zwei andre Fälle, über die hier nur referiert werden soll, liegen weiter zurück. 3. Ein junges $, im Besitz des Provinzialmuseums zu Hannover, am 12. Oktober 1905 in Hollinde bei Hollenstedt (Kreis Harburg) erlegt, wird von A. Fritze im Jahrbuch des Provinzial- museums zu Hannover 1907 mit dankenswerter Sorgfalt be- schrieben und vortrefflich abgebildet. (Seite 86 und 87. Taf. VIII. Fig. 1 und 2.) Da ich ein von Alfred Edm. Brehm am 20. August 1860 in Neues iiud Altes über Falco Hierofalco. 15 Norwegen sesammeltes Weibchen mit 41 cm Flüffelläncfe besitze, so ist auch hier keine völlig sichere Bestimmung möglich. Der Autor deutet den Vogel als islandus (Brunn.) 4. In demselben Artikel bespricht Fritze den weissen Vogel, der sich im Besitz von Graf K. v. Alten-Linsingen in Linden bei Hannover befindet, und schon von L e e g e , auch von mir im neuen Naumann erwähnt ist. Dieser Falke, der wohl zweifellos zur grossen Form gehört, wurde am 7. M ä r z 1890 in den Ostdünen von Juist erlegt, wo er sich von Osten kommend (I) auf einem höheren Dünenkopf niederliess. II. Die Aiisichteu von Gr. Krause und B. Hantzsch über die uordisclien Jagdfalken. Von Krauses „Oologia universalis palaearctica" liegen nunmehr die Tafeln der grossen Falken anscheinend voll- ständig vor, entzückende Bilder für den Eier sammelnden Liebhaber. Dass vom Wanderfalken nur brandenburgische Gelege abgebildet sind, statt einer universalen Übersicht, ist gar nicht zu tadeln. Um so besser gestattet diese schöne Reihe von einem Punkt einen Vergleich mit den Variationen andrer Gegenden. Aber es ist doch eine arge Inkonsequenz, wenn beim Wanderfalken die nord- afrikanischen, westasiatischen und europäischen Wanderfalken (ich bitte hier wieder einen Blick auf Falco 1908, Taf. I zu werfen) als eine Art zusammengefasst werden, dagegen die g^-ossen nordischen Jagdfalken in drei Arten (den Grönländer, Isländer und Skandinavier) gespalten werden. An dieser Inkonsequenz krankt freilich nicht nur Krauses Oologie, sondern das ganze heutige Schulsystem. Krause gibt an : Eier von Grönland 64,7 X 47,9 bis. 57,4 X 45,5 mm Island 59,9 X 45,1 „ 53,1 X 45,8 , Skandinavien 62,7 X 46,8 „ 56,9 X 44,6 „ Wen die Sache interessiert, der vergleiche die von mir im Neuen Naumann zitierten Angaben unsrer angesehensten Oologen.*) Es wird sofort deutlich, dass die von Krause angecrebenen Variationsgrenzen ein sehr unvollständiges Bild geben.**) *) Krüper-A^eltluisen ist ein Druckfehler statt Krüger-Velthuseu. **) Sogar bei gemeinen deutsclien Raiibvogelarten sind die Krause- schen Extreme, wie ich später aus meiner Sammlung beweisen werde, auf zu geringes Material basiert. 2* 16 Neues und Altes über Falco Hierofalco. Auch ist es falsch, wenn Krause den Namen candicans Gmelin für den Grönländer wieder einführen will, denn dieser Name geht auf isländische und angeblich nordschottische (ausgestorbene) Vögel. Er ist also Synonym von islandus Brunn. Auf andre Einzelheiten will ich jetzt nicht eingehen. Hantzsch trennt in seiner soeben erschienenen prächtigen Arbeit über die Vogel weit des nordöstlichen Labradors (Journ. fr. Orn. 1908 p. 307 ff.) gleichfalls den Grönländer vom Isländer und von beiden den Labrado r vogel. Ich be- sitze aber von R a m a in Labrador einen recht lichtgefärbten Jagdfalken, der noch Reste der Blutkiele an den Schwungfedern hat, also sich gewiss nicht weit von der Heimat entfernt haben kann. Es ist bei den Jagdfalken wie bei den Schleiereulen. Es müssen sehr grosse Variationsreihen verglichen werden. Selbst die Skandinavier sind keineswegs gleich gefärbt. Nachdem ich ein riesiges Material bei Schlüter verglichen und die wichtigsten Stücke für meine Sammlung ausgewählt hatte, habe ich die Jagdfalken des T ringmus eum s, der Dresserschen Sammlung , des Britischen Museums und des Berliner Museums besichtigt und wage bis heute nur zwei nordische Formen (islandus und gyrfalco) zu unterscheiden, abgesehen von einer oder zwei fraglichen asiatischen Formen. Wie der folgende Abschnitt zeigt, wäre es höchst interessant, wenn die Ansichten von Krause und Hantzsch zu neuen Studien Anlass gäben. Aber ich möchte vorschlagen, es zunächst bei den in meiner Monographie (Aquila, 1901) aufgestellten Formen zu lassen und, wie ich es in B e r a j a h halte, die gar zu feinen und fraglichen Unterschiede als u n b e n a n n t e S u b t i 1 f o r m e n nicht beiseite zu schieben — nein! ja nicht! — , sondern genau zu studieren. Wie wichtig das ist, sieht man, sobald man statt des Schul- systems das natürliche geographische System anwendet. Nach Hantzschs Ansicht (und der Sache nach kann sich seine Ansicht, was Island betrifft, später als richtig erweisen) würde der hier abgebildete Vogel von L a b ö von Grönland verirrt .-ein. Aber sollte er nicht vielmehr von Sibirien kommen oder der schwer unterscheidbare Falco Hierofalco, Subtilform uralensis sein ? Es wäre recht dankenswert, wenn Sammler Maße VOU Jagd- Neues und Altes über Falco Hierofalco. 17 falkeiieiern, die sich in ihrem Besitz befinden, zu einer Zusammen- stellung einsenden wollten, wenn einmal die lichteste Färbung, die Falco Hierofalco in Nordeuropa erreicht, recht genau be- schrieben würde, Avenn endlich über asiatische Vögel und alte Labradorbrutvögel genauere Nachrichten kämen. Island ist überhaupt nicht massgebend, denn die Leute, die den Geyrvogel ausrotteten, haben wohl auch mit dem weissen isländischen Falken seit Jahrhunderten eine unnatürliche Selektion getrieben. III. Falco Hierofalco als Wegweiser. Eine Arbeitshypothese. Lassen wir die langschwänzigen Edelfalken Australiens und Indiens (meinetwegen als frühe Vorläufer) beiseite, so ergeben sich für den osteologisch bestimmbaren Falco Hierofalco drei Hauptformen : Jagdfalk, Würgfalk, Lanner, von Norden nach Süden : In der alten Welt : In der neuen Welt : Gerfalk, Gerfalk, Würgfalk, Würgfalk, Lanner. Die Seltenheit, mit der sich weisse Jagdfalken zu uns ver- irren, die Fraglichkeit der Landbrückenhypothese machen es un- wahrscheinlich, dass die Verbreitung der Würgfalken durch eine plötzliche weite Wanderung über heutige Meere erfolgt sei. Sonst mag sehr wohl die Verbreitung mit der einstigen Verteilung von Wasser und Land zusammenhängen. Wir suchen die Urheimat etwa im nordöstlichen Asien und nordwestlichsten Amerika. 1. Die älteste Hauptrasse, die Lanner, verbreiteten sich beim Schwinden des Tertiärklimas nach Südwesten. Wie noch heute der Falco amurensis von Ostasien nach Südafrika wandert, so fanden sie in Afrika das Endziel ihres Wesres. 2. Die im Steppenstaub und verarmter Fauna des Nordens verbleibenden Vögel, die Würgfalkenrassen, wichen vor weiter zu- nehmender Kälte sowohl in der alten wie in der neuen Welt nach Süden, 3. An den nordischen Küsten gaben die Vogelberge und Schneehühner ein neues Jagdwild ab, und die L%'asse ward dort 18 Bemerkungen zu dem letzten Berajah-Heft. im Kampf gegen die Polarkälte zu den herrlichen Recken im Schneegefieder. In der alten, von warmem Meer bespülten Erd- feste Skandinavien erhielt sich ein alter kleiner und dunkler Stamm. Hin und wieder taucht bei Würgfalk und Gerfalk noch der Farbenreichtum der Urzeit auf, und das sind die Vögel, die alle Kunst des beschreibenden Schulsystems zu nichte machen. In der alten Welt ging der Weg von Ost nach West. Die Afrikaner zeigen hoclientwickelte Farl[)enschönlieit bei primi- tiver Sclnväclie des Wuchses. Wenn man an dieser Hypo- these ändern will, so wird man immerhin hier dankbares Material finden zum Umbau. Für die Frage nach der Lage eines nordischen Schöpfungszentrums, das vorläufig alle Schwierigkeiten am besten erklärt, wird die Abgrenzung der Form bezw. Subtilform gyrfalco, die in den zentralasiatischen Gebirgen (Falco altaicus) wiederzu- kehren scheint, von hohem Interesse sein. Europa aber ist der einzige Erdteil, der von allen drei Hauptrassen Wellen empfangen oder nach andrer Meinung von allen drei Hauptrassen Reste zurück- behalten hat. Es sind ganz dieselben Fragen, an denen gegen- Avärtig die Anthropologie arbeitet. Möge man dort wie hier Hypothesen als den Anfang zur Arbeit, nicht als das Ziel und damit als das Ende wissenschaftlicher Forschung ansehen. 0. Kl. Beiiierliuiigen zu dem letzten Bevajali-Heft. I. Das letzte schöne Heft von Berajah, das ich mit grossem Interesse studiert habe, veranlasst mich zu einigen Mitteilungen. 1. Erithacus phoenicurus. Die Ankunft habe ich in Ostpreussen beobachtet*) 1 mal am 18. 4. 1 mal am 29. 4. 3 „ ,22. 4. 2 , , 1. 5. 1 , ,27. 4. 1 , , 3. 5. 1 , ,28. 4. 1 , , 5. 5. Die Daten beziehen sich auf 11 Jahre. Sie rühren sämtlich von mir her und zwar beziehen sich zehn auf Losgehnen bei Bartenstein, eins auf Angerburg. Ich habe die Art fast stets als *) Vergl. damit Berajah, E. Arboreiis, Seite 11. Bemerkungen zu dem letzten Berajah-Heft. 19 scheuen Waldvogel, seltener in Gärten, noch nie auf Gebäuden beobachtet, 2. Der Hausrotschwanz ist in Ostpreussen noch recht selten; ob er neuerdings häufiger wird, ist noch immer fraglich. Jedenfalls kommt er nur sehr sporadisch vor. Sichere Brutnotizen fehlen fast völlig. 3, Bezüglich des späten Durchzugs nördlicher Formen möchte ich auf Budytes flavus hinweisen. Bei Bartenstein und wohl überhaupt im Innern der Provinz erfolgt der Einzug dieser Art in der zweiten Aprilhälfte, einen Durchzug von gelben Bachstelzen im M a i habe ich noch nie dort beobachtet. Ganz anders auf der Kurischen Nehrung. Hier findet ge- wöhnlich in der zweiten Maihälfte ein Massendurchzug von gelben Bachstelzen statt — ich habe dieses z. B. im Mai 1906 beobachtet, Thienemann erwähnte es öfter in den Jahresberichten — , und zwar gehören dieselben zum grössten Teil zu borealis, wenn ja auch die Kopffärbung sehr variiert. Ähnlich steht es mit Anthus pratensis, der auch noch bis Ende M a i in Rossitten durchzieht, während der Zug in der ersten März hälfte beginnt. Es ist dies sicher eine analoge Erscheinung wie die in Berajah für den Gartenrotschwanz erwähnte. Angerburg, Ostpreussen, F. Tischler. n. Betreffs Erithacus Arboreus phoenicurus benutze ich die Ge- legenheit*), mitzuteilen, dass die Art hier in der letzten April- Woche oder ersten Mai -Woche ankommt. Die Eier sind 5 — 7 in der Zahl, gewöhnlich 7. Forssa, Finland. Volter Pousar. *) Herr Pousar sandte mir eine schöne von Parus Salicarius borealis gemeiselte Nisthöhle mit wertvollen nidologischen Notizen. Eine ähnliche Höhle hat ein lebender Panis Salicarius borealis, den mir Herr Hermann Gro te vor seiner Ausreise nach Afrika schenkte, jetzt bei mir im Käfig nahezu vollendet. Ich gehe auf die höchst dankens- werten Zuwendungen beider Herrn vorläufig im „Falco" nicht ein, weil ich vielleicht bald in der Lage sein werde, darüber in Berajah näheres bei der Monographie von Parus Salicarius zu berichten. 20 Über das Vorkommeu von Erithacus Domesticus in Krain. III. Gerne ein Steinchen beitrao-end zur Beantwortung; Ihrer Fraare über die Gelegezahl bei Erithacus Arboreus phoenicurus (Falco 1908, No. 1 pag. 12) beehre ich mich Ihnen zu melden, dass in H 0 1 1 a n d die normale Gelegezahl 6 ist und die höchste 8 Eier. Es kommt jedoch diese letzte Zahl nur ausnahms- weise vor, dagegen wird ein Gelege mit 7 öfters angetroffen. Wageningen, Holland. A. A. van P e 1 1 L e c h n e r. Über (las Vorkommen von Eritliiieus Domesticus in Krain. Literarisches. • Heinrich Freyer, Fauna der in Krain bekannten Säugetiere, Vögel, Reptilien und Fische. Nach Cuviers System geordnet, mit Abbildungs-Zitaten und Angabe des Vorkommens. Nebst einem vollständigen Register der lateinischen, deutschen und ki-ainischen oder slavischen Namen. Laibach. Gedruckt in der Egerschen Gubernial-Buchdruckerei. 1842, schreibt pag, 14: „In Felsen, auch Steinen der Alpen". Ferdinand Schulz, Verzeichnis der bisher in Krain beob- achteten Vögel. Separatabdruck aus den „Mitteilungen des Museal- vereines für Krain". Laibach, Buchdruckerei von Jg. v. Klein- mayr & Fed. Bamberg 1890, pag. 10, No. 113: „Sommervogel, erscheint gegen Ende März und zieht Ende Oktober bis Anfangs November wieder ab." Frau Erjavec, Domace in tuje zivali v podobah. Drugi zvezek; Ptice. Na svetlo dala in zalozila Druzba sv. Mohorja v Celovcu. (Drugi natis.) V Celovcu 1893. (Deutsch: Franz Erjavec. Die einheimischen und ausländischen Tiere in Bildern. Zweiter Band. Die Vögel. Herausgabe und Verlag des St. Hermagoras -Ver- eines in Klagenfurt. Zweite Auflage. Klagenfurt 1893), schreibt auf Seite 76 (in wortgetreuer deutscher Übersetzung): „Überall in unseren Gärten, insbesondere in Berggegenden, kommt noch ein anderer wohl bekannter Schläger (Singvogel) vor, das ist der Haus- rotschwanz. Er ist schlanker und länger als das Rotkehlchen und hat schwarzen Kopf, graulichen Rücken und Brust, Aveisslichen Bauch sowie braun-rötlichen Schwanz. über das Vorkommen von Erithaciis Domesticus in Kraiu. 21 Der Hausrötling ist nicht so zutraulich als das Rotkehlchen, allein er hält sich doch gerne bei den Häusern auf, sei es in der Stadt, im Dorfe oder beim einsamen Weiler; am allerliebsten pflegt er auf den Dächern zu sitzen und von dort erschallt frühmorgens sowie spätabends sein lieblicher Gesang. Das Nest baut er irgend- wo unter dem Hausdache, in gebirgigen Gegenden aber auch in den Felsen. In Gesellschaft des Rotkehlchens überwintert er in Süd-Europa, woher er bald nach dem Rotkehlchen zu uns zurückkommt. '^ Jvau Maelier, Prirodopis zivalstva, Ljubljana 1907 (Johann Macher, die Naturgeschichte des Tierreiches, Laibach 1907) schreibt (wortgetreu aus dem Slo venischen ins Deutsche übersetzt) auf Seite 82: -Ein fluCTo-ewandter Zuffvojrel ist das HausrotschAvänzchen, Avelches sich bei uns mehr an die Gebirgsdörfer hält.*^ Nach den vorstehenden Notizen, nach der Ansicht des hiesigen Musealassistenten Ferdinand Schulz, des besten jetzt lebenden Yogel- kenners Krains, sowie nach meinen eigenen Wahrnehmungen ist der Hausrötling zwar hierzulande Brutvogel, doch kommt er unter 600 m Seehöhe nirgends vor, wobei ich aufmerksam mache, dass das Krouland Krain zwischen ■45''25' und 46*^31' nördlicher Breite sowie zwischen 3P16' und 33*22' östlicher Länge von Ferro gelegen ist. — So beobachtete obengenannter Musealassistent in den Jahren 1878 bis 1880, als er die Grabungen nach Altertümern aus der Hallstätter Periode leitete, oberhalb des Marktfleckens Yace bei der Ortschaft Klenik (609 m) jährlich diesen Vogel beim Brutgeschäfte. Am 6. September 1907 unternahmen Schulz und ich eine ornithologische Exkursion in die Steiner oder Sanntaler Alpen, welche die Grenze zwischen Krain und Steiermark bilden. Unser Ziel waren die Velika planin a (1555 m) und die Mala planina (1507 m); es ist dies ein wellenförmiges Hochplateau im ungefähren Ausmasse von zusammen 14 km'-. Auf der erstgenannten Bergweide (planina = Bergweide) befinden sich 75 Sennerhütten, auf der zweiten, kleineren, nur deren 33, jede mit einem Brut- paare des Hausrötels. Dieser unser Ausflug hat sich wider unseren Willen wegen hier nicht näher zu erörternder Hindernisse sehr verspätet und Avir fanden nur mehr alte Männchen vor, die ^^'eibchen samt Jungen hatten ihre Brutplätze schon verlassen. Zugdaten konnte ich nirgends erfahren, so sehr ich mich auch bemühte. Eigene Aufzeichnungen hierüber besitze ich nicht, da 22 Kleine Mitteilungen. ich bisher noch keine Gelegenheit hatte, diesbezügliche Selbst- beobachtungen anzustellen. Schulz sah den Hausrötling öfters im FrühHng bei Laibach in Gesellschaft des Gartenrotschwänzchens und des Rotkehlchens ziehen. Laibach, am 25. Februar 1908. Dr. Janko Ponebsek. Kleine 3Iitteiiuiigeii. Den „Falco" wird es interessieren, dass ich seinen japanischen Vertreter im Innern Japans, in Nikko, dem berühmten Tempelort der Hauptinsel, antraf. — Er sass auf dem Steven eines modernen Kriegsschiffes mit ausgebreiteten Flügeln, jede Feder genau zu er- kennen, ein nicht sehr altes Exemplar und unsrem Wanderfalken, wenigstens von vorn, sehr ähnlich. Er war von einem modernen Künstler ganz realistisch und in pleinair gemalt, dahinter das Meer mit japanischen Schlacht- schiffen ; das Gemälde hing über einer inneren Tempeltür, gerahmt in Gold — — , ein Weihegeschenk japanischer Seeoffiziere, wie ich annehme. Wir würden den Seeadler oder einen heraldisch stilisierten Raubvogel dahin setzen: der Japaner nahm einen völlig bis ins Kleinste naturalistisch behandelten Wanderfalken und wenn er vielleicht in ornithologischer Kenntnis des Kosmopoliten Peregrinus den Wanderfalken als ein Symbol der av e 1 1 umspannenden See- macht Japans repräsentativ wählte, so handelte er konsequent der einem auf Schritt und Tritt begegnenden derzeitigen japanischen Bescheidenheit. Otaru (Yezo), 23. V. 1908. Dr. R. Thiele mann. Ergänzungen zum neuen Naumann. In der Sammlung des Leipziger Zoolog, Instituts befindet sich nach Mitteilung von Herrn P r o f . D r. V o i g t eine 0 r t y g o m e t r a porzana mit rein schiefer grauer Ober brüst aus Ost- preussen, also das seltene Kleid, auf das ich im neuen Naumann hinwies. Herr Prof. Voigt machte mich ferner auf den Widerspruch zwischen Abbildung und Text betreffend das Sommerkleid Kleine Mitteilungen. 23 der Schellente in genanntem Werk aufmerksam. Ich besitze von der männlichen Schellente ausser dem Prachtkleid 1) das Jugendkleid, gleich dem Weibchen, mit etwas weisslicherem Flügel, 2) das Sommerkleid des alten (?) Vogels mit weissem Oberflügel, Der von Beckstein für dies Kleid angegebene weisse Zügelfleck fehlt fast vollständig. Nur verschwindend wenige weisse Federchen sind vorhanden. Diese sind also ein Rest oder Anfang des Winterkleides. Die meisten sind durch braune ersetzt. Vielleicht achtet man bei Entenjagden auf diese Sache. Auch im zoologischen Garten in Berlin liesse sie sich völlig klar stellen. Der Gartenlaubvogel singt zuweilen bei Nacht. Ich war lange zweifelhaft, ob der herrliche Mondscheinsänger nicht ein laut singender Sumpfrohrsänger sei, aber da ich denselben Vogel an derselben Stelle bei Tage erhörte, halte ich eine Verwechslung für ausofeschlossen. Hans Kurella und A. von Jordans melden weitere Beobachtungen von Weidenmeisen an der Siegmündung. Sie hielten die Stimme zuerst für die eines Feldsperlings, der in der Tat oft ganz ähnliche Töne hören lässt. Mein lebender Parus Salicarius borealis zeigt durch sein munteres Wesen recht deutlich, wie wenig einen gesunden Vogel die Mauser angreift. Möchten Vogelpfleger bei künstlicher Mauser recht genau die Reihenfolge der auszuziehenden Schwungfedern beachten, Staats von Wacquant-Geozelles sucht die Ursache der Vernichtung der meisten Singvogelnester in der mangelnden Raub- zeugvertilgung, zu der Kastenfallen nach seiner Ansicht nicht ge- nügen, da sie vom Marder, der seinen Gefährten in der Falle hat klappern hören, für immer gemieden werden. Wie sehr Marder die Vogelwelt schädigen können, sah ich in diesem Jahr in meinem Garten. Keine Vogelbrut blieb verschont. Der Räuber war schliesslich so frech, dass er eine Bruthenne auf einen Baum schleppte, ganz nahe an einem erleuchteten Fenster tötete und dann dicht an mir vorbeischlich. Hoffentlich ereilt ihn die Rache. 0, Kl. 24 Literatur-Besprechung'en. Literatur-Besprecliuiigen. Hans Schmidt, Jona, Eine Untersuchung zur ver- gleichenden Religionsgeschichte, mit 39 Abbil- dungen im Text. 194 S. Göttingen, Vandenhoek und Ruprecht 1907. „Und also kann auch der Prophet Jonas von keinem grön- ländischen Walfisch verschlungen worden seyn ? Es muss ein anderes grosses Meerungeheuer gewesen seyn ? Aber was wohl für eins ? Etwa der Hayfisch?" — Mit dieser Frage quält sich beispiels- weise die in der Darstellungsweise überaus köstliche Naturcjeschichte von Raff (XIII. Aufl. 1826) beim Grönlandwal, beim Pottfisch und bei dem „zu den Amphibien gehörigen" „Haifisch" ab. Bei letzterem wird gar noch eine moderne Jonasgeschichte von 1758 erzählt; vielleicht sind manchem Leser aus seinen Kinderjahrea derartig naive Gedankengänge erinnerlich. Das vorliegende Buch geht natürlich auf dergleichen nicht ein. Es weist nach, dass der Stoff des Jonas-Epos oder besser gesagt dieses religiösen Lehrgedichts*) sich in unzähligen Fisch- mythen bei den Völkern der alten wie der neuen Welt wieder- findet. Sogar das Märchen vom Rotkäppchen wird als eine Ausgestaltung dieses Stoffes angesehen. Das Buch gliedert sich in drei Kaj^itel : „I. Der Fisch als Feind, II. der Fisch als Retter, III. der Fisch als Unterwelt." Die über- laschend und unerwartet in den verschiedensten Ländern wieder- kehrenden Züge des Mythus sind etw^a folgende: Der Held wird von einem M e e r u n g e h e u e r ver- schlungen. Er zerschneidet diesem die Leber, oder er tötet es mit Stacheln seiner Rüstung, oder er verliert von der Feuer hitze im Fischleib dieHa^re, so dass er diesen kahlköpfig verlässt. Schmidt sieht darin ein Bild der Sonne, die untergehend vom Meere ver- schlungen wird und vom Meere ausgespieen wieder aufgeht, Avobei sie ihren Strahlenkranz verlier t. Es wird gezeigt, dass der Mythus nicht bei verschiedenen Völkern gleichzeitig entstanden sein kann, sondern dass er von einer Heimat aus seine , weltweite Wanderung" angetreten *) Den religiös-prophetischen Zweck näher zu bezeichnen, ist hier nicht der Ort. Literatur-Besprechungen. 25 habe. Zu denken sei etwa an eine südlich von Asien gelegene Insel- gruppe des indischen Ozeans, wo sowohl der Sonnenuntergang im Meer, wie auch ihr Wiederauftauchen zu beobachten war. Doppelt interessant wird das Buch durch die zahlreichen Abbildungen, die zum Teil von Leo Frobenius („Aus den Flegeljahren der Mensch- heit" und „das Zeitalter des Sonnengottes") entlehnt sind. Kritisch bemerke ich folgendes: Sollte irgend etwas anderes, etwa das Erscheinen seefahrender Helden, die in glänzendem Schuppen panzer (Oannes-Sage) dem Bauch ihrer Schiffe entstiegen, bei einem der Schiffahrt unkundigen Volke die Sage hervorgebracht haben? Dem widersprechen u. a. die in ganz entfernten Ländern wiederkehrenden Einzelzüge, wie das Zerschneiden der Leber. Die von Schmidt gegebene Erklärung bleibt wohl die einzige, die einen Sinn ergibt. Dass Schmidt gegenüber G u n k e 1 , der bei den babylonischen Schöpfungssagen an ein Land grosser Ströme dachte, an eine M eer lan dsch af t denkt, berührt sich eng mit früher in dieser Zeitschrift Gesagtem,*) („blauer Himmel über blauer Ozeanferne"). Der Sonnenaufgang kann aber überm Land erfolgen, da ja der Held am Lande, nicht im Meere gerettet wird. Das Wandern eines solchen Mythus vom indischen Ozean nach Amerika halte ich nicht für möglich. Ich meine, dieser uralte Sagenstoff ist mit den Mensche n gewandert. Die mehrfache Lokalisierung in J o p p e erklärt der Bericht des P 1 i n i u s Lib. IX. Cap. IV., dass dort das Skelett eines Meerungeheuers aufbewahrt Avorden, dessen Rippen grösser als Elefantenrippen seien. Offenbar handelt es sich um das Skelett eines gestrandeten Wales. Das dort äusserst seltene Erscheinen mag die dichterische Behandlungr des alten Sagenstoffes neu belebt haben. Wie in den Schöpfungs- hymnen die Walfische eine auffallende Rolle spielen, so ist auch hier der Wal das ursprüngliche Tier, nicht ein frisch. Die interessanten bildlichen Darstellungen der Haida-Indianer zeigen den Dampf strahl der W^ale über dem Kopf der merk- Avürdig stilisierten Tiere. Dieser Dampfstrahl musste die Ansicht hervorbringen, dass es in dem Innern des Tieres kochend h e i s s sei. Daher verliert Jonas die Haare durch Hitze, während die die Sonne doch abends in ein kühles Bad taucht. Und mag auch die Farbenglut des Sonnenuntergangs gemeint sein , der *) Unabhängig von einer mir erst jetzt bekannt gewordenen von anderer Seite ausgearbeiteten phantasiereichen Hypothese. 26 Literatur-Besprechungen. dampfatmende Wal ist die nächste Erklärung. Er ist die Ver- körperung des „wallenden, siedenden, brausenden" Meeres, das die Sonne verschlungen hat. Sollten aber die Völker diesen Mythus gedichtet und ihn in jährlichen Festen gefeiert haben, um eine ganz alltägliche Er- scheinung zu Tcrherrlichen ? — Nie und nimmer! Da, wo das Verschwinden der Sonne ein erschreckendes Ereignis war, da wo ihr Wiedererscheinen eine grosse Freude hervorrief, in» Norden suche ich die Heimat des Mythus. Nicht nur sind noch viele nordische Quellen heranzuziehen, dieser Stoff ist nur ein Glied in einer Reihe von drei Ursagen, auf die ich noch öfter zurückkomme. Eine geographische Übersicht über die einzelnen Variationen der Sage wäre wertvoll, auch Avenn sie neue Rätsel aufgibt. Albert Bauer, Kant und unsere modernen Naturforscher. 37 S. Mayer's Buchhandlung (E. Paulus), Esslingen a. N. Die frisch und leicht verständlich geschriebene Broschüre wendet sich gegen Prof. Ziegler, Jena, Prof. Weis, Darmstadt, und Prof. Haeckel, Jena. Man liest so vielfach, dass der Ruf „Zurück zu Kant!" immer lauter in unsern Tagen wird. Statt „Zurück zu Kant!" sollte man lieber sagen: „Endlich einen Anfang mit dem Verständnis Kants?" Kant hat meines Erachters zwei Fehler gemacht: Er ist seiner Zeit zu weit vorausgeeilt, und er hätte seine Arbeit besser „Wissenschaftslehre und Wahrheitslehre" ge- nannt, statt die Fremdworte „Philosophie und Metaphysik" zu ge- brauchen. Wie Karl der Grosse im Alter noch Lesen und Schreiben lernte, so muss unser Zeitalter Versäumtes nachholen und einsehen, dass es nicht sogenannte Philosophenträume, sondern die mathe- matisch-sicheren Grundlagen unsres Forschens sind, um die es sich bei Kants Lehre handelt. Diese Einsicht will Verfasser vorliegender Schrift fördern, und der Ton, in dem er schreibt, erleichtert viel- leicht gerade manchem Leser das Verständnis der Kantschen Grundgedanken. Prof. Dr. Edm. König, K an tunddieNatur Wissenschaft. 232 S. Braunschweig, Vieweg & Sohn, 1907. Vorliegendes Werk, das 22. Heft der „Sammlung natur- wissenschaftlicher und mathematischer ]\Ionogra- phien", bildet eine äusserst dankenswerte Arbeit. Für Zoologen, Literatur-Besprechungen. 27 die mit der kritischen Erkenntnislehre schon etwas vertraut sind, wird besonders das letzte Kapitel über das biologische und psycho- physische Problem von hohem Interesse sein, ganz besonders aber der leider nur kurze Abschnitt Seite 33 und 34 über Kants Ideen zur Entwicklungsgeschichte der Organismen. Wer in dem Walin lebt, dass die Grundgedanken der Deszendenztheorie Entdeckungen der Neuzeit seien, der mag sich an den hier zitierten Stellen über- zeugen, dass sie von Kant klarer ausgesprochen und besser be- urteilt worden sind, als von irgend einem seiner Nachfolger. Obschon bereits Haeckel 1868 (Natürl. Schöpfungsgeschichte S. 82) mit Bewunderung diese , merkwürdigen" Stellen bei Kant hervor- hob, sind sie nicht genügend beachtet und von niemand praktisch verwertet worden. Es gilt hier auch das Wort: -Ein Prophet gilt nirgend weniger, denn im Vaterland und daheim bei den Seinen." Wenn Koenigs Buch auch nur das eine erreichte, dass diese natur- wissenschaftlichen Gedanken Kants nach ihrem Wert und Verdienst beachtet würden, dann wäre schon viel gewonnen, noch mehr aber, wenn sie Anlass gäben, nicht mehr Bücher über Kant, sondern Kant selbst zu studieren, und gewiss zielt dahin das Autors Absicht.*) Dr. Ludwig Wilser, T i e r av e 1 1 u n d E r d a 1 1 e r , entwicklungs- geschichtliche Betrachtungen. Stuttgart, Strecker & Schröder 1908. 127 S. mit 5 Tafeln und vielen Abbildungen. Die hübsch ausgestattete und dabei doch billig-e volkstümliche Schrift bildet das Gegenstück zu der „Menschwerdung" des be- kannten Anthropologen. Er vertritt energisch die Theorie einer nordischen Urheimat und führt sie durch alle Erdalter mit *) Die Literatur über „Kant und Darwin" lioffe ich später einmal zusammenhängend zu besprechen. Ich selbst habe meine Ansichten über die Abstammungslehre nicht von Kant entlehnt. Als ich vor längerer Zeit eine kleine Sendung gewöhnlicher japanischer Vogelbälge auspackte und plötzlich uuverhoff t G a r r u 1 u s lidthi in der Hand hielt, war ich nicht so erstaunt, wie in dem Augenblick, als ich Kants Gedanken über die Abstammungslehre las und fast buchstäblich das Programm des For menkr eisstudiuras bei ihm vorgezeichuet fand. Nicht zitiert finde ich bei Koenig die interessante Stelle aus Kants Rezension über Herders Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit 1785: „Nur eine Verwandtschaft unter ihnen, da entweder eine Gattung aus der anderen, und alle aus einer einzigen Originalgattung, oder etwa aus einem einzigen erzeugenden Mutterschosse entsprungen wären, würde auf Ideen führen, die aber so ungeheuer sind, dass die Vernunft vor ihnen zurückbebt." Ein „Pfarrer" (anonym == Prof. K. L. Reinhold) bemerkte 28 Literatur-Besprechungen ihren wechselnden Gestalten durch. Man braucht nur beide Schriften mit ähnlichen zu vergleichen, um sofort zu sehen, wie ausser- ordentlich viel Wilsers Schrift durch die mehr geographische Be- trachtungsweise vor ähnlichen Arbeiten voraus hat. Der Pferde- stammbaum ist wohl nur der Kürze wegen in einer Reihe auf- gezählt, denn dass die Amerikaner Hipparion und Equus jetzt zu verschiedenen Formenkreisen mit gesonderten Vorfahren rechnen, kann dem Verfasser nicht unbekannt sein. W i 1 s e r widerspricht der Pendulationstheorie*), betont aber wie Simroth Europa als Ausgangspunkt der Wanderungen. Besonders wichtig ist das schon früher hier erwähnte Wilsersche Verbreitungsgesetz. Der Fundort bestimmt erst die Bedeutung eines Fossils. Beutel- tierknochen in Europa bedeuten etwas ganz anderes, als wenn sie in Australien gefunden werden. So wenig die Fauna verschiedener Liänder heute gleichartig, so wenig brauchen identische Faunen weitentfernter Länder gleichzeitig zu sein. Oeorg" E. F. Schulz, Natururkunden. Heft 1, Vögel. Berlin, Paul Parey 1908. 20 Seiten Text, 20 Tafeln. Preis 1 Mk. Die photographischen Aufnahmen lebender Vügel sind vor- züglich scharf und vortrefflich reproduziert. Es wird so vieles für Aufnahmen nach dem Leben ausgegeben, Avas deutlich nach aus- gestopften oder toten Vögeln photographiert ist. Da freut man sich um so mehr über diese echten Natururkunden. Man staurt, wie es dem Forscher gelungen ist, an die brütenden Möven und Seeschwalben heranzukommen und den glücklichsten Moment zur Aufnahme zu erhaschen. Vielfach zeigt sich ein wirklich damals gegen Kant: „Die gesunde ihrer Freiheit überlassene Vernunft bebt auch vor keiner Idee zurück." Kant entgegiiete: Es sei der horror vacui. In der Kritilc der Urteilslcraft sagt er, es gebe wenige Natur- forscher, „denen eine Hypothese solcher Art nicht bisweilen durch den Kopf gegangen wäre". Kant hat alles durchdacht, was über die Abstammung des Menschen vom Vierfüssler (Rezension über Moscati 1771) und über die Abstammung aller Tiere von einem niedrigen organisierten Urwesen, ja von der „rohen Materie" gedacht werden kann, aber er hat sofort getreu seiner Wissenschaftslehre alles abgelehnt, was nicht erfahrungs massig (durch Studium der Foraienkreise = species naturales) nachgewiesen werden kann. Das bedeutet einen scharfen Protest und eine vernichtende Kritik der Modezoologie unsrer Zeit gegenüber. *) Auf diese hoffe ich später hier ausführlich zurückzukommen. Literatur-Besprechungen. 29 künstlerischer Blick in der Auswahl und Abgrenzung der Bilder, dies besonders bei den gleichzeitig erschienen Bändchen, die Blumen und Pilze darstellen. Der Text atmet ganz die Frische der freien, lebendigen Natur, aus der er ebenso geschöpft ist wie der bihlliche Teil der hübschen und preiswerten Gabe. Sie wird gewiss viel Freunde finden. Benihard Laiidsberg, S t r e i f z ü g e d u r c h W a 1 d und Flur. Vierte Auflage, B. G. Teubner 1908, 273 Seiten mit 88 Ab- bildungen. S c 1 a t e r hörte ich einmal sagen, ein Ornithologe müsse auf jedem Spaziergang seine allgemein zoologischen und botanischen Kenntnisse erweitern. Wer nur Seltenheiten in der Natur sucht, dem geht der Reiz der alltäglichen Natur verloren, er wird blind für das, was ihm am nächsten liegt. Das vorliegende Buch will die erwachsene Jugend zu sinniger Naturbetrachtung anleiten. Es ist geeignet, in die geheime Kunst des „Spazierengehens mit offenen Augen" einzuführen und was noch wichtiger ist, es lehrt überall über das Gesehene nachdenken. (m. Clodius, Ornithologi scher Bericht über Mecklenburg (u. Lübeck) für das Jahr 190 6. Arch. V. d. Fr. d. Naturgesch. i. Meckl. 1907 (mit Witterungs- und Zugstabelle). Von den Mitteilungen wird das weitere Vorkommen von P a r u s S a 1 i c a r i u s und eine Beobachtung über Falco pere- grinus besonders interessieren. Man fand an der Stelle, wo der Wanderfalke gesessen hatte, Fell und Eingeweide einer Maus. Der Vogel rüttelte, ehe er sich Avieder niederliess. Dr. E. Il.irtert, On Birds represented in the British Isles by peculiar forms. Brit, Birds 1907. pag. 208. Eine solche Zusammenstellung der den britischen Inseln eigen- tümlichen Formen war längst erwünscht. Eine ähnliche Liste sollte jeder Lokalfauna vorangehen. Mit dem neubenannten kleinen Buntspecht sind es 22 Formen. Otto Hcniijui, R e p o n s e ä 1 a c r i t i q u e d e M. 1 e Dr. G u i n e t. Ann. Soc. royale Zool. et Mal. Belg. 1908. p. 139 bis 145. Eine mit gutem Humor geschriebene Antwort auf die oft gehörten Angriffe der sogenannten „biologischen" Ornithologie auf die streng wissenschaftliche. Literessant ist der Satz: „Die Ungarische ornitholog. Zentrale besitzt 500 000 Zugdaten. Wenn Falco. 3 30 Literatiir-Bespreclmngeii. wir bei 2 Millionen angekommen sind, werden Avir die allmähliche Ausarbeitung der Arten beginnen. " Carl Hilgert, Katalog der C o 1 1 e k t i o n von E r hi n g e r in Nieder-Ingelheim a. Rh. Berlin 1908. II. Friedländer & Sohn. 527 Seiten. (Preis 4 Mark.) Die soeben erschienene Aufzählung (Balgsammlung 12 589 Nummern und Eiersammlung 1140 Nummern) bildet ein weiteres schönes Denkmal der Schaffenskraft des uns so früh entrissenen Freiherrn Carlo von Erlanger. Sie gibt zugleich einen Be- griff, wie ernst wissenschaftlich sein Streben war und zu einem wie grossen Institut diese Sammlung sich bei weiterem Ausbau entwickelt haben würde. Aber selbst so, wie sie ist, bildet die Sammlung einen Schatz, an dem der arbeitende Systematiker nicht vorübergehen kann. Es ist deshalb äusserst dankenswert, dass die Selbständigkeit und Vollständigkeit der Sammlung nun durch den Katalog gesichert bleibt und man sich leicht über das Material derselben orientieren kann. Carl Hilgert hat mit Geschick und Umsicht im Auftrag der Mutter des verewigten Besitzers die schwierige Arbeit vollendet. Durch die vielen eingestreuten syste- matischen Bemerkungen, z. B. bei der interessanten Haubenlerchen- gruppe, gewinnt das Werk erhöhten Wert, der ihm einen Ehren- platz unter ähnlichen Arbeiten sichert. Mir ist oft der Gedanke gekommen, ob es nicht lohnend Aväre, Lokalfaunen an Sammlungskataloo;e anzuschliessen. Man sieht deutlicher, was dahinter steckt. Leider ist das Interesse an ernst wissenschaftlichem Sammeln und an Sammlungen ein äusserst geringes. So mussten Hartert und ich die Veröffentlichung eines Kataloffs der B r eh m sehen Sammlunor Avieder aufgeben. Viel- leicht komme ich Avenigstens einmal dazu, die interessantesten Teile, z. B. die Leinzeisige, wovon das Manuskript fertig vorliegt, herauszugeben. Die Verwertbarkeit eines Katalogs besteht darin, dass die Daten und Fundorte angegeben sind, und mancher Sammler Avürde durch solche Veröffentlichungen mehr nützen als durch eine Reihe allgemeiner Urteile. Alktor Bitter v. Tscliusi zu SclimidhoftVii, Die Typen meiner Sammlung, Originalbeschreibungen der jetzt im k. k. naturhist. Hofmus. i. Wien befind]. Typen. — Derselbe: Die Farbenaberrationen meiner Sammlung, jetzt im Literatur-Besprechungen. 31 Besitze d. k. k. naturhist. Hofmus. in Wien. (Sep. a, Bd. XXI. Ann. Nat. Hofm. Wien 1906.) Namentlicli die erste Liste ist höchst wertvoll und erspart viel Such- und Nachsclilagearbeit. Aber wieviel Sammel-, Such- und Vergleichsarbeit war nötig, um die hier auf 16 Seiten zu- sammengestellten Resultate herauszuarbeiten, die zum Teil ganze Gruppen auf einmal geklärt haben. Die andre Liste zeigt über- raschenden Reichtum der Sammlung an albinistischen und andern Aberrationen. Dr. 0. Scliiebel, Beiträge zur Ornithologie der süd- dalmatinischen Insel Lesina. Sep. a. Orn. Jahrbuch 1907 u. 1908. Resultate einer planvoll ausgeführten Sammelreise. Besonders interessant w^ird die Arbeit durch die Beobachtungen von Aveiss- lichen Steinschmätzern, deren beide von mir angezweifelte Arten der Autor in der Tat gepaart fand und über die er eine interessante Hypothese aufstellt. (Vergl. meine Bemerkungen Orn. Jahrb. 1908 p. 145.) 0. Friedrichs im Lehrmittel-Sammler, (Peter, Halle) 1908, S. 83. Notiz über eine auf Helgoland erlegte Saxicola Borealis 1 e u c o r r h o a. A"oi;^ell)ueh, herausgegeben und verlegt vom Bund für Vogelschutz. Stuttgart 1907. Die Verfasser sind Dr. K. G. Lutz, Fr. Wink, J. Bass. 364 &. Ein hübsches Werkchen, das mich veranlasst, den Plan meines Vogelschutzbuchs zu verschieben und abzuändern, um nicht etwas zu Ähnliches zu bieten. Der sorgfältig bearbeitete Text gibt hier und da interessante Notizen über das Vorkommen einzelner Arten in Süddeutschland (meist nach Koenig- Warthausen). In den Ab- bildungen begrüsst man liebe Bekannte, sie sind nach dem alten Naumann verkleinert, meist gut gelungen. Bei einigen, z. B. beim Fischadler, ist das verdorbene Deckweiss mit reproduziert. Dr. Kurt Floericke, Jahrbuch der Vogelkunde 1907, Stuttgart, Kosmos 1908. 94 Seiten. Der Verfasser beweist hier, dass er für die Kosmos-Gesellschaft der rechte Mann ist, denn hübsch liest sich diese B 1 ü t e n 1 e s e aus der ornithologischen Literatur 1907. Dass Kap. III, 1 nicht vollständig ist, schadet nichts. Ich will mich gleichfalls auf eine B 1 ü t e n 1 e s e beschränken. S. 83 nennt sich Verfasser den 3* 32 Litcratur-BesiJrechungen. „Begründer derVogelwarte Rossitte n". — Doch nicht des jetzigen Instituts? An dessen Arbeiten wird wieder die ge- gewohnte, schon nicht mehr anständige Kritik geübt. So plump, wie es hier und an einigen andern Stellen geschieht, sollte ein Schriftsteller seine Voreingenommenheit nicht selbst an den Pranger stellen. Die Adresse S c h a 1 o w s nennt Floericke mit dem Zusatz: „Kompilatorische Arbeiten". Es ist zwar be- kannt, dass Herr Schalow ein guter Literaturkenner ist, und seine Arbeiten sind durch die genauen Literaturangaben sehr wertvoll, aber Floerickes Arbeiten wird er nie kompilieren. Dies „kom- pilatorische Arbeiten" nimmt sich in einem durch und durch k 0 m p i 1 a t o r i s c h e n Jahrbuch recht merkwürdig aus. Von Tschusi wird als „Bälgekenner" charakterisiert. H a r t e r t Avird das herablassende Zeugnis ausgestellt, dass sein Werk von „fast" vollendeter Genauigkeit ist. Als ob Floericke es besser könnte ! Früher glaubte einmal Hartert dem allzugrossen Sub- spezies-Eifer Floerickes wehren zu müssen, jetzt spricht Floericke verachtungsvoll vom „Subspezieskram". Er wittert diesen sogar wunderbarerweise in meinem Vogelkalender und schiebt ihn dazu dem in dieser Hinsicht völlig ungefährlichen Fürstenmaler Fechner in die Schuhe. Seite 16 wird ein Ornithologe namens R i b b e c k erwähnt. Existiert ein solcher wirklich ? Ich gönne es dem Verfasser von Herzen, sein unzweifelhaftes Talent als Volksschriftsteller in möglichst vielen Kosmos-Jahrbüchern leuchten zu lassen, aber anständig*) zu sein, möchte ich ihm raten, gegen die Leute, die er kompiliert. Zu einer wissenschaftlichen Kritik von oben herab ist doch wohl weder Herr Floericke noch die Kosmos-Gesellschaft überhaupt die berufene Autorität. Im Not- fall soll das beiden noch deutlicher gemacht werden. Dr. J. Thieiiemauu, VII. J a h r e s b e r i c h t (1 9 0 7) d e r V o g e 1- warte Rossitten der deutschen ürnithologischen Gesellschaft. J. f. 0. 1908 p. 393—470. Die Vogelwarte hat ein neues Museumsgebäude und einen angestellten Museumsdiener erhalten. Von den Vogelzugversuchen *) Zu S. 13. Ich selbst kann mich nicht entsinnen, wo ich über die Augenfarbe von 0 r p h e u s g r a s m ü c k e n geschrieben habe. Aber Reiser sagt (Oru. balc. 1905): Die Irisfcärbiing ist bei alten Vögeln (von jerdoni) stets hellgelb. Eine Käfig-Beobachtung macht doch diese Angabe nicht „lächerlich". Literatur-Besprechungen. 33 haben die beiden in Frankreich erbeuteten Möven und der in Pommern gezeichnete, in Südafrika erlegte Storch berechtigtes Aufsehen erregt. Wenn man sieht, wie schwierig selbst bei den Avohkmterschiedenen Jagdfalken die Bestimmung der Herkunft eines Zugvogels ist, dann muss es hoch erfreulich sein, durch die sicherste wissenschaftliche Methode , das Experiment , die Zug- richtungen zu ermitteln. Möchten die Versuche immer mehr Be- achtung finden. Dass der Verfasser auf Einwände, die teils von unnötiger Gefühlsweichheit, teils von Gehässigkeit diktiert sind, nicht mehr eingeht, ist sehr berechtigt. Vielleicht dient das Zeichnen von Störchen gelegentlich auch einmal dazu, die jüngst Avieder in mehreren Zeitschriften so irrig gedeuteten Vorgänge an Storcli- nestern, die sogenannten Storchgerichte, vernünftig aufzuklären, denn man fragt sich da immer, woher bei ungezeichneten Störchen der Beobachter weiss, welcher Storch heimisch oder fremd, welcher das Männchen und welcher das Weibchen ist. Gr. Clodius, 0 r n i t h o 1. Bericht über Mecklenburg (u. Lübeck) für das Jahr 1907. Sep. Arch. V. d. Fr. d. Naturgesch. i. Meckl. 1908, p. 118—138, mit Zug- und Witterungstabelle. Der mir soeben zugehende Bericht enthält schon eine genaue Beschreibung des in dieser Nummer unter 2 erwähnten am 12. Januar an der Küste von Poel erlegten F. gyrfalco. Parus Sali- carius salicarius (Brm.) wurde bei Lübeck (von Hagen), bei Güstrow (von Reuter) und bei Camin (von Clodius) beobachtet, Faico cenchris am 12. Mai 1907 bei Salendorf erlegt. Die Zugdaten von 1907 zeigen gegen 1906 starke Verspätung. Das Ministerium hat eine Reihe seltener Vogelarten unter besonderen Schutz gestellt, so die Kolkraben, Wanderfalken. Sehr hübsch ist der Bericht über zwei geschonte Schreiadlerhorste. Solche dankenswerten Schritte sind wichtiger und eiliger als aller andre Vogelschutz. Prof. Dr. Schmeil, Lehrbuch der Zoologie, für höhere Lehranstalten und die Hand des Lehrers, sowie für alle Freunde der Natur. 20. Auflage 1908. Verlag von Erwin Nägele, Leipzig. (Julius Klinkhardt.) Die neue Auflage des rühmlich bekannten Lehrbuchs ist durch zahlreiche neue Textbilder, flotte Federzeichnungen und bunte Tafeln erweitert. Besonders interessant ist der in Text und Bild prachtvolle Abschnitt über den Blauwal. Wer sich für das Werk interessiert, muss des Verfassers Schrift: „Über die Reformbe- 34 Literatur-Besprechungen. strebuiigen auf dem Gebiete des naturgeschiclitlichen Unterrichts" (1905) hinzunelinien. Prof. Dr. Smaliaii, G r u n d z ü g e der Tier k u n d e für liöhere Lehranstalten. Ausgabe A für Realanstalten 1908. G. Freytag, Leipzig, F. Tempsk}', Wien. Zugleich erschien Anatomische Physiologie der Pflanzen und der ]\Ien sehen, nebst vergleichenden Ausblicken auf die Wirbeltiere, für die Ober- klassen höherer Lehranstalten und die 2. Auflage der Grund- züge der Pflanzenkunde. Die bunten Tafeln von K u h n e r t (besonders Menschenaffen und Raubtiere) sind ganz vorzüglich und auch hier verrät der Text den Fachmann. Die Werke von Schmeil und Smalian sind so ähnlich in Plan und Anlage, dass sie hier g e m e i n s a m be- sprochen werden können. Die Zoologie im Unterricht muss auch den Spezialisten interessieren. Was diesen Reformwerken ihren Reiz verleiht, ist der im wissenschaftlich korrekten Sinn Kants teleo- logische Gesichtspunkt. Die innere Zweckmässigkeit, der Zusammenhang zwischen Organ und Funktion wird überall gezeigt. Fehler, ein Zuweitgehen der Erklärungsversuche wird es dabei immer geben. Das schadet nichts. Missgriffe lassen sich aus- merzen. Smalian will darin vorsichtiger sein als Schmeil, er weist häufiger auf erdgeschichtliche Tatsachen hin. Gerade dadurch wird ein Vergleichen beider Werke interessant. Ist dies auch eine Annäherung an wirkliche „Naturgeschichte", so bleibt doch deren vollständige Behandlung in der Schule eine Arbeit der Zukunft. Die F a r b e n b e s c h r e i b u n g der Vögel bedarf bei Smalian einer Revision, wie sie bei Schmeil schon erfolgt ist, doch handelt es sich vielleicht nur um einige Druckversehen. Dem grossen Buntspecht wird in beiden Werken irrtümlich ein niedriger Brustbein kämm zugeschrieben. Finken, Lerchen, Spechte sind als Pflegeeltern des Kuckucks nicht glücklich gewählt. Deutsche Elche lässt Schmeil nur in wenigen Stücken im Forst von Ibenhorst vorkommen, Smalian sich ein paar hundert „an" der Kurischen Nehrung tummeln. Auf der Kurischen Nehrung gibt es z. Zt. nach Thienemann einige 20 (vielleicht auch 30), in ganz Ostpreussen noch etwa 375 bis 400. Das Schwarz und Weiss des Zebrafelles soll nach Smalian „in der grellen Tropensonne", nach Schmeil „abends oder nachts" in ein «yleichmässiges .Grau zusammenfliessen". Literatur-Besprochungen. 35 Beides mag sein, die Zeichnung (ein Schulbuch niüsste hier auf die Apfelzeichnung unsrer Pferde hinweisen) hat aber wohl ganz andre Bedeutuncr. Warum soll der Lehrer nicht öfter darauf auf- merksam machen, dass man vieles noch nicht weiss. „Darüber sind die Gelehrten noch nicht einig", war die häufige Antwort eines meiner Naturgeschichtslehrer. Wir spotteten als törichte Knaben darüber. Heute bin ich dem Mann für diese Vorsicht und Ehrlich- keit dankbar. Kinder sind geborene Philosophen, warum soll man sie nicht selbst denken lassen ? Das ist es gerade, was Schmeil und Smalian wollen. Dann muss aber dieses sonst befolgte Prinzip auch bei den Ansätzen zur „eigentlichen Naturgeschichte* befolgt werden. Die feine Nase des Jagdhundes wird in beiden Werken durch Züchtung (Selektion) erklärt. Es wäre aber vielmehr hier eine hübsche Gelegenheit vorhanden, zu zeigen, dass darüber „die Gelehrten noch nicht einig sind". I. Möglichkeit: Der Hund hat eine unübertrefflich feine Nase vor uralten Zeiten von Natur als jagendes wildes Raubtier (wie Fuchs und Marder) besessen und dies Erbteil in einzelnen Rassen und Stämmen bis heute nicht verloren. IL Möglichkeit: Der Mensch hat imm^r die zufällig besten Sucher zur Jagd benutzt und so die feine Nase des Jagdhundes durch A u s W' a h 1 gezüchtet. ni. Möglichkeit : Der Mensch hat durch unablässige Übung des Jagdhundes eine von Natur vorhandene Anlage einseitig aus- gebildet und dies vererbte Geschick immer wieder aufs neue durch den Gebrauch geübt und gestärkt, durch glückliche Auswahl sich wohl diese Arbeit abgekürzt, aber auch dabei nur das vererbte Resultat ausdauernder Übung benutzt. Man vergleiche die Züchtung von Mastschweinrassen und frage, ob Jagdhunde in der Stadt, Rennpferde im Stall gezüchtet werden können usw. So könnte die Schuljugend zu kritischem Denken erzogen werden, und Aufsätze über derartige Fragen würden wohl auch für den Lehrer recht interessant sein, wenn sie selbständig solche Möglichkeiten bezw. Betrachtungsweisen beurteilen, ab- wägen oder verknü])fen. Wer bei Schmeil ein zu weitgehendes Erklären tadeln will, möge erst seine Bemerkungen in den „Reformbestrebungen" lesen. Er will in der Schule allgemein biologische Sätze vom 36 Mitteiluiigon über Berajah und Falco. Schüler finden lassen und unterscheidet diese von Naturffesetzen, die der Schüler sich nicht vermessen kann, aufzustellen. Die Schwierigkeit besteht nur in der scharfen Formulierung der Voraus- setzung, unter der das Naturgesetz gilt, sozusagen in Funktion tritt oder zutrifft. Das auf S. 58 von Darwin entlelmte Beispiel des Wiesenknarrers ist unrichtig. Man vergleiche die relative Zehenlänge von Crex, den verschiedenen Ortygometra-Arten und Perdix genau und man wird gerade hier das Gesetz oder die „Regel" möglichst grosser Übereinstimmung zwischen Aufenthalt, Lebensweise und Körperbau in einem besonders schönen Fall be- stätigt finden. Selbstverständlich will ich mit all diesen Beispielen die beiden Werke, die zu den gediegensten gehören, die wir z. Zt. für den Schulgebrauch besitzen, nicht bemäkeln, sondern im Gegenteil auch ferner Stehende auf sie und die interessante Frage „Zoologie und Schule" überhaupt aufmerksam machen. Mitteilungen über Berajiili und Faleo. Der Vertrieb von Berajah und Falco erfolgt von dieser Nummer an durch die Firma: Gebaiior-Schwctschke, Druckerei und Verlag' m. h. H., Halle a. d. Saale. Au diese Firma wolle man die rückständigen Abonnements pro 1908 nach Empfang dieser Nummer einsenden. Für Porto und Verpackung (s. Falco 1906 S. 66) ist eine Mark beizufügen, da sich die angestrebte Frankosendung, zumal bei der liückständigkeit vieler Abonnements, z. Zt. nicht ermöglichen lässt. Alle Erinnerungen, Beschwerden usw. erbitte ich an meine Adresse. Abbestellungen können nicht für den laufenden Jahrgang erfolgen. Von Falco erscheinen, Avenn nicht eilige Veröffentlichungen vorkommen, in diesem Jahre nur 3 (nicht 6) Nummern, um für Berajah mehr Raum zu gewinnen. Von letzterem erscheint ausser dem vorliegenden grünen und blauen noch ein rotes Heft. 0. K 1 e i n s c h m i d t. Adr. : Volkmaritz bei Dederstedt, Bez. Halle a. S. Faico 1908. Tafel III. Regelmässiger Albinismus beim Teiclihiihn, Gallinula chloropus (L). FALCO. Vierter Jahro'auir. No. 3. » e z e m b e r. 1908. Farbentod. Hierzu Tafel III. Mag die Schönheit des bunten Herbstlaubes unser Auge noch so sehr entzücken, im naturwissenschaftlichen Sinn ist sie kein Schmuck, keine Lebenserscheinung der Pflanzenwelt, sondern das Sterben ihrer Farben. Die grünen Blätter, die bunten Blüten haben sogenannte adhärente Schönheit ; ihnen gegenüber ist das Herbstlaub — so barbarisch es klingen mag — fehlfarbig. Ein Herbarium, das letzteres vor ersteren bevorzugt, würde zwar nicht dem guten Geschmack, Avohl aber dem wissenschaftlichen Ernst seines Besitzers ein schlechtes Zeugnis ausstellen. In demselben Sinn hat das Aufbewahren albinistischer Tiere, die vom Laien als wertvolle Seltenheiten betrachtet werden, für wissenschaftliche Sammlungen wenig Wert*), denn Albinos sind fehlfarbene Tiere. Es handelt sich um Defekte, um Rückschritte der Natur, und darum dürfte das Wort Albinismus deutsch gut mit „Farbentod" wiedergegeben werden, zwischen normaler Weissfärbung, richtiger Farblosigkeit, und Farbentod aber scharf zu scheiden sein. Das Photogramm des auf Tafel III abgebildeten Teichhuhns ( $ , Umgebung von Kassel) wurde mir von der dermoplastischen Kunstanstalt von Bleil & Wögerer, Kassel im vergangenen Jahre zugesandt mit dem Bemerken, dass dies kein gewöhnlicher Al- binismus sei, da Augen und Nägel normal waren. *) Auch die Züchtung reiner oder partieller Albinos und die Hegung von weissem Wild ist eigentlich Spielerei, meist eine Schädigung der Rasse, doch mag sie zuerst zur künstlichen Kassezüchtung durch reine Selektion geführt haben , wie auch in der Literatur hier der Be- griff der Zuchtwahl schon früh deutlich ist: „Wenn man unter den vielen Küchlein, die von denselben Eltern geboren werden, nur die aussucht, die weiss sind, und sie zusammentut, bekommt man endlich eine weisse Rasse, die nicht leicht anders ausschlägt" (Kaut, phys. Geo- graphie). 4 38 Farbentod. Der partielle Albinismus ist bekanntlich bald unregel- mässig (scheckig), bald regelmässig, bald gleichmässig (Blässe sonst normaler Zeichnungen und Farben). Einige Fälle, besonders solche von regelmässigem partiellem Albinismus sind nun aber doch von wesentlichem Avissenschaftlichem Interesse. 1. Wenn ein neues regelmässiges Gesamtmuster entsteht, das der Zeichnung anderer Arten entspricht. Der abgebildete Vogel erinnert uns an eine ganze Anzahl tauchender und schwimmender Arten, namentlich durch die Kopf Zeichnung. Bei zahmen Stockenten kommen weisse Zügelflecken vor, die an die der Schellente erinnern, bei Rabenkrähen nebelkrähen- artige Zeichnung. Es beweist dies, dass die Gefiedermuster nicht zufällig angezüchtet, sondern im Zusammenhang mit der sonstigen Organisation entstanden, also „adhärent" sind und auf allgemeinen Gesetzen beruhen, z. B. das Vor- wiegen des Pigments auf der Oberseite. 2. Wenn neue regelmässige Einzelmuster in der Zeich- nung der einzelnen Feder entstehen. Man vergleiche das in Berajah unter Athene chiaradiae Gesagte. In beiden Fällen sind nicht die weissen, sondern die dunklen Zeichnungen, in denen sich die Natur gleichsam gegen den Albinismus wehrt, von Interesse. Dadurch erhält der regelmässige Albinismus eine Ähnlichkeit mit den normalen Weisslingen, wie wir solche beim gemeinen Bussard und beim Jagdfalken (s. Tafel II) finden. Es ist aber falsch, die hellen Bussarde und Jagdfalken albinistisch zu nennen, denn sie sind keineswegs abnorm. Die reduzierte Zeichnung ist meist um so intensiver, je mehr sie zusammengedrängt ist, Al- binistische Federn des Jagdfalken haben keine normale Zeichnung. Albinistische Bussarde sehen ganz anders aus als sogenannte „weisse". Gerade während ich diesen Artikel unter der Feder habe, sendet mir Herr Pastor Grasshoff aus Brandenburg Federproben eines lebenden Albinos vom Bussard, der mit seinen beiden extrem dunkeln Geschwistern aufgezogen wurde. Die Eltern sollen normal gewesen sein. Dieser Vogel hat alle Zeichnungen eines normalen Bussards in einem ganz bleichen braungrauen Hauch, der gerade noch sichtbar ist. Die normalen weissen Bussarde haben im frischen Herbst- Die Pendulationstheorie. 39 gefieder meist prachtvolle gelbe und rotbraune Tönungen. An eine Schneeanpassung ist hier nicht zu denken. Anders beim Jagdfalken. Hier spricht schon die Ähnlichkeit mit der Schneeeule dafür, dass die weissen Vögel sozusagen die Polarphase der Polarform sind. Aber über die weisse Färbung der Polartiere gehen die Mei- nungen noch sehr auseinander. Es gibt auch weisse Vögel in den Tropen. Und nehmen wir etwas Allbekanntes: unsre Schmetter- linge. Die Nonne zeigt genau dieselben Abstufungen wie der Jagdfalke von der hellen bis zur dunklen Varietät, und bei der Häufigkeit all dieser Varietäten kann man hier nicht von Aber- rationen reden. Man muss diese Verschiedenheiten Phasen nennen Phasen der Nonne (Psilura monaclia [L.J). wie beim Jagdfalken. Wenn sich nun genau dieselben Phasen bei Polartieren und bei einem gewiss nicht dem Schnee angepassten Schmetterling finden, dann liegen hier vielleicht doch Zeichnungs- und Variationsgesetze zu Grunde, die wir noch nicht kennen, und die Hypothese einer Naturzüchtung aus zufälligen Albinos ist verkehrt. Vor allem aber möge dies Beispiel aus der Insektenwelt es handgreifliich machen, wie irrig es ist, wenn man zwischen Farben- tod und normalen Weisslingen nicht unterscheidet. 0. Kl. Die PeiKlulationstlieorie. Es hat nicht an Versuchen gefehlt, die Gestaltung der Erd- oberfläche und die Tierverbreitung auf ein gemeinsames Grund- prinzip zurückzuführen. Linne nahm an, dass zuerst ein Berg am 40 Die Pendulationstheorie. Äquator an seinem Fuss tropische, auf seinem Gipfel polare Tiere beherbergt habe , und dass die leichtbeschwingten Vögel beiden die Stimmen abgelauscht hätten. Der Physiker Paul Reis nahm, wenn ich mich nicht falsch entsinne, auf Grund seiner Studien über Sonnenfleck enperioden und Wasserstand der Flüsse an, dass das Vorwiegen der Wasser- oder der Landmassen zwischen der nördlichen und südlichen Erd- halbkugel in riesigen Perioden wechsle. Es wird schwer halten, einen Überblick über alle derartigen Hypothesen zu geben. Wenn die seit mehr als 150 Jahren ausgesprochene Ansicht, dass die schiefe Stellung der Erdachse durch Gleichgewichts- störungen in der Erdrinde entstanden sei, noch diskutierbar ist, worüber ich mir kein Urteil erlauben kann, so ist die auf die gleiche Ursache gegründete langsame Pendulation der Erdkugel zwischen den festen Polen Ecuador und Sumatra gleichfalls ohne die Hypo- these vom Aufsturz eines zweiten Mondes möglich. Was nun in Zukunft das Schicksal der Pendulationslehre sein mag, die reich- haltige Zusammenfassung tiergeographischer, pflanzengeographischer und erdgeschichtlicher Tatsachen unter einem Gesichtspunkt, die S i m r o t h nach einer Reihe von Vorarbeiten nunmehr in seinem Hauptwerk *) gegeben hat, wird allein schon eine Leistung von dauerndem Werte bleiben. Es sind eigentlich zwei Theorien, die Simroth verknüpft. I. Die Erklärung der Eiszeiten durch nördliche Ver- schiebung Europas, das gleichsam in die Eiszone versetzt wird. IL Die Theorie des hauptsächlichen Schöpfungs- zentrums oder doch Umbildungszentrums in Europa, von wo die durch Kälte verdrängten Tiere oft nach symmetrisch gelegenen Punkten bis nach Ostasien und Amerika auswandern, bis sie ein der verwüsteten Urheimat ähnliches Klima finden. Gegen den ersten Teil der Hypothese sprechen trotz Simroths Gegengründen die Studien des Glacialgeologen Hauthal über gleichmässige Abnahme der Gletscher unter allen Himmelsstrichen. Für diesen Teil spricht aber m. E. am meisten der Umstand, dass Bo tani ker**), ohne die zoologischen Arbeiten Simroths zu kennen, auf Grund der Flora ein warmes Tertiärklima in *) Die Pendulationstheorie, von Dr. H. Simroth, Professor a. Universität Leipzig. Leipzig 1907. **) s. Gothan. ' Die Pendulationstheorie. 41 Europa und ein gleichzeitiges kaltes Klima in Japan be- rechneten und selbständig eine Verlagerung des Nordpols nach Ostsibirien annahmen. Was nun den zweiten Teil der Hypothese betrifft, so ist bekanntlich kaum ein Teil des Erdballs vor der Ehre verschont geblieben, als einziges Schöpfungszentrum proklamiert zu werden, Australien, Zentralasien, Sibirien, Afrika, Patagonien, Nordamerika, die Polarländer, Skandinavien usw. Zweifellos bilden Teile von Europa eine uralte Weltinsel, wenn auch Simroth oft zu scharf die schmale Linie des Schwin- gungskreises ins Auge fasst. Noch viel wichtiger aber als Europa ist das nordamerikanisch- ostasiatische Schöpfungsgebiet. Nehmen wir Simroths Theorie als richtig an, so müssen wir dieselben Vorgänge, die Simroth für Europa schildert, zu entgegengesetzten Zeiten für die Gegend der Behringsstrasse und die benachbarten Kontinentteile annehmen. Wie viel einfacher wird dann das Verbreitungsbild der Picea sitchensis, der Kamele und Lamas, der Kaimane und vor allem zahlreicher Vögel, auf die ich später zurückkomme! Simroth selbst spricht sich im Vorwort seines Werks sehr vorsichtig und bescheiden über seine Hypothese aus. Die Farben- pracht an den Schwingungspolen, die symmetrische Verbreitung, die nördlichen Fundorte fossiler Vertreter heutiger Tropentiere, der adriatische Winkel sind feste zoogeographische Tatsachen. Mag das Gesamtbild, das die Hypothese bietet, durch künftige Studien weit- gehend, ja völlig umgestaltet werden, es ist hier ein energischer Anfang gemacht, der wieder einmal die Notwendigkeit, endlich ganze Formenkreise klarzustellen, dringend vor Augen führt. In den ornithologischen Abschnitten ist Reichenows grosses afrikanisches Werk zu wenig und der neue Naumann, der Zoogeographisches nur in beschränktem Masse bieten kann und dafür nicht ausreicht, zu einseitig benutzt. Interessanter sind die Teile, wo der Autor selbst Spezialist ist (Mollusken). Die neue Deutung der Vogelzug- erscheinungen, deren mathematisch scharfe Lösung Simroth be- ansprucht, bildet ein Kapitel für sich, das späterer Behandlung vorbehalten werden muss. Hier soll zunächst nur auf die Anregungen Simroths hinge- wiesen und die notwendige Ergänzung der Hypothese durch die Annahme analoger, wenn auch nicht gleichzeitiger Vorgänge in Ostasien (bez. Westamerika) betont werden. 0. Kl. 42 Dei* Waldrapp, Comatibis eremita (L.), in Europa. Der Waldmpp, Comatibis eremita (L.), in Europa. Mag das Verschwinden des Waldrapp aus Europa für die H3'pothese einer wiederkehrenden Tertiärzeit unbequem sein, so bleibt es eben eine unbequeme Tatsache. Victor Fatio hatte in seinem Werk über die Wirbeltiere der Schweiz den Waldrapp nicht erwähnt und als dies in „The Ibis" moniert wurde, erklärt, er halte das Vorkommen in der Schweiz nicht für erwiesen, da sich weitere Nachrichten hätten finden müssen. Ich habe eine Wider- legung von Fatios Bedenken nicht für nötig gehalten, will aber doch kurz auf die Sache zurückkommen, um alle etwa möglichen Zweifel zu zerstreuen. Auf dem VI. Internationalen Zoologenkongress in Bern sprach mir Fatio seine Freude und Überraschung aus, endlich einen Balg des Waldrapp zu sehen. Er bat mich auch um einen Abzug des Artikels aus den Novitates Zoologicae. Als ich endlich den letzten verfügbaren Abzug gefunden hatte, starb Fatio, ehe ich ihm diesen zusenden konnte. Er hat also anfangs den Vog-el nicht gekannt o G c^ und vielleicht auch die wichtigste Publikation nicht besessen. Jedenfalls beruhten seine Zweifel auf einem bedauerlichen Vor- urteil. Der Mähnenibis hat gewiss nicht die Hochgebirge, auch nicht die gesamte Schweiz, sondern, wie heute noch in südlichen Ländern, nur ganz bestimmte Punkte bewohnt. Ich erhielt mein nordafrikanisches Exemplar durch Vermitt- lung eines Berliner Kaufmanns von einem syrischen Missionar, mein nordostafrikanisches Stück durch Schrader. In beiden Teilen Afrikas haben viele namhafte Ornithologen z. T. fast gleichzeitig Reisen gemacht, ohne einem einzigen Waldrapp zu begegnen, und meine Lieferanten haben den Vogel nur auf Grund einer von mir eingesandten Abbildung entdeckt. So darf es also nicht Wunder nehmen, wenn tüchtige Schweizer Beobachter von dem Waldrapp nichts wussten und wenn fossile Funde nicht zu erwarten sind. Es liegt eine Reihe ganz verschiedener und ganz selbständiger zweifelloser alter Abbildungen des Waldrapp aus Europa vor, und in bezug auf Vogelbilder glaube ich mir ein kompetentes Urteil erlauben zu dürfen. Dass diese von Rothschild, Hartert und mir in unserem Artikel reproduzierten 4 alten Abbildungen*) — man vergleiche meinen Artikel in Journal für Ornithologie 1903, p. 123 — sämtlich den Waldrapp und nichts anderes darstellen und dass *) Darunter zwei farbige. Der Waldrapp, Comatibis eremita (L.), in Europa. 43 ihnen verschiedene Individuen desselben Vogels zu Grunde lagen, steht ausser Zweifel. Es ist schon ein grosses Entgegenkommen gegen den Leser, wenn man Abbildungen reproduziert, statt sie nur zu zitieren. Es wäre aber zu weit gegangen, wollte ich noch- mals in einem Berajahheft das ganze Material bringen. Der Raum wird dort vorläufig für Wichtigeres gebraucht. Ein Brief Schraders, der versuchen will, einen lebenden Wald- rapp von seiner nächsten Reise mitzubringen, hat mich an diese Sache erinnert, die so klar ist, dass sie eigentlich keiner Bekräfti- gung bedarf. Es mag aber nützlich sein, darüber nicht ganz zu schweigen. Meine Ausführungen richten sich nicht gegen den verstorbenen Victor Fatio, der sehr höflich seine Meinung aussprach. Wie weit sich da^ Brutgebiet des grossen deutschen Ibisses in die Schweiz hinein erstreckte, mögen Gelehrte der Schweiz feststellen oder mit Fatio weiter für eine schwierige Frage erklären. Ich möchte aber verhindern, dass eine nicht orientierte Meinung von anderer Seite sich ein falsches Gewicht beilege. Ich zitiere daher nochmals hier, was ich in einem offenbar von Victor Fatio über- sehenen Artikel im Journal für Ornithologie 1903, p. 123 über Aldrovandus' Beschreibung des iUyrischen Vogels bemerkte: „Also langer, spitzer, roter Schnabel, nackter Kopf mit fleischfarbiger Lederhaut, eine Halsmähne wie bei einem Kapaun, von dem Aldrovandus (Lib. XIV, p. 161) weiss, dass er längere Halsfedern hat als ein nicht kastrierter Hahn („Capis tamen juba est major quam gallis"), Füsse ohne Schwimmhaut, das alles beweist, dass die Abbildung, die ihm ein Verwandter aus Illyrien geschickt hatte, ein recht deutliches Bild des Waldrapp und nicht des Ph. desmaresti gewesen sein muss. Auf Tafel IX, Fig. 10 ist es im Holzschnitt reproduziert, die Mähne deutlicher als bei dem in den Novitates wiedergegebenen Bild usw." Woher soll denn der unter Angabe der Sammlung und des Fundortes (Schweiz) von Albin gross und farbig abgebildete Mähnen- ibis gekommen sein? Woher die farbige Abbildung in kolorierten Exemplaren des Bechstein, dessen Zweifel an der Existenz eines solchen Vogels die Sicherheit und Unbefangenheit der unbekannten Quelle dieses Bildes verbürgen? Wie sollte man darauf verfallen sein, afrikanische Vögel für europäisch auszugeben? Victor Fatios 44 Gryps fulvus und Gyps rüppelli. Andenken in Ehren, aber plumpe Ignoranz soll aus seinen Worten nicht Kapital schlagen! Je unbequemer eine Tatsache ist^ desto mehr muss sie hervorgehoben werden, und der Mähnenibis in Europa widerspricht leider der Pendulationstheorie oder ist doch eine durch sie nicht erklärbare Tatsache. Aber Simroths „adria- tischer Winkel" trifft hier wieder einmal zu, wie beim Feldeggs- falken. 0. Kl. Gyps fulvus und Oyps rüppelli. In „The Ibis", 1907, p. 496 wird gelegentlich einer Kritik an Königs und C. von Erlangers Arbeiten behauptet, es sei irrig, den Sperbergeier und Gänsegeier als geographische Formen anzu- sehen, da sie in der libyschen Wüste nebeneinander vorkämen (nach Aussage von Arabern). Salvadori erwähnt (Boll. Mus. Zool. Torino XXIII, 576) junge Gänsegeier, die in den Gebieten der von ihm in einer sorgfältigen Literaturrevision geschiedenen Sperber- geierformen rüppelli und erlangeri gefunden seien. Endlich will man noch Gyps rüppelli in Südafrika neben Gyps kolbei gefunden haben. Hilgert folgert logisch richtig, dass unter dieser Voraus- setzung Gänsegeier und Sperbergeier in der That grundver- schiedene Tiere wären. Aber diese Voraussetzung ist nicht er- wiesen. Meines Erachtens hat man Erlangers Arbeit J. f. 0. 1904, p. 139 — 150 nicht gründlich gelesen. Der angebliche südafrikanische „marmorierte" G. rüppelli ist nach Erlanger, da er gestreiften Kropf hat, das mittlere Kleid von Gyps kolbei. Die angeblich in Abessynien gefundenen „Gyps fulvus" sind junge Sperbergeier. Wie bei Pseudogyps das Brustschild in der Jugend heller braun, im Alter dunkelbraun ist (S. 150), so ist es auch bei „Gyps fulvus erlangeri" und rüppelli. Erlanger sagt deutlich S. 147 von alten Vögeln: „Brustschild dunkel- braun", vom jüngsten Vogel: „Brustschild braun." Ich besitze selbst ein derartiges junges Stück, wohl von Chartum, von Alfred Brehm gesammelt. Der Hauptspass bei dieser ganzen Geierfrage ist aber, dass der echte Gyps fulvus ein ganz andres Tier sein muss als unser europäischer, zumal westeuropäischer Gänsegeier. Er ist nämlich Jagdfalkeneier. — Wahrnehmungen an Futterplätzen. 45 von Persien als ein Vogel mit ganz lichtem Kropfschild be- schrieben und neigt wohl zu Gyps himalayensis. Die angebliche von Koenig zitierte lateinische Originalbeschreibung ist nur eine gekürzte Übersetzung der in schlichtem Deutsch veröffentlichten wirklichen Originalbeschreibung Hablizls. Die Dobrudscha- und Kaukasus -Vögel, die Erlanger zu Gyps fulvus zieht, könnten mit ihm übereinstimmen, die Sardinier schon gewiss nicht. Die Kropffärbung variiert wohl bei allen Formen etwas. Erlangers Übersicht ist also das Vernünftigste, was über diese Gruppe bis jetzt geschrieben ist. 0. Kl. Jagdfalkeiieier. Der in Falco IV, p. 16 ausgesprochene Wunsch, Masse von Jagdfalkeneiern zu erhalten, veranlasst mich zu folgender Mit- teilung. Ein Gelege von 4 Eiern, den 13. Mai 1907 in Enontekiö, Nord-Finnland, Lappland genommen, No. 8 in meiner Sammlung, hat folgende Masse: a) 56,1 X41,65, b) 56,6 X41,2, c) 59,05X43,0, d) 59,2 X42,2, von welchen Massen das Minimum kleiner ist als das von Krause in seiner Oologia und das im neuen Naumann angegebene kleinste Stück. Die Eier sind überhaupt mehr gleichfarbig und feinpunktiert als die Abbildungen in Krauses Werk. Kotka. Alb. Collin. Waliriiehmuiigeii an Fiitterplätzeii. Auch da, wo kein Bedürfnis zur Winter fütterung vor- liegt, kann man sich durch einige versteckte Futterplätze das Vergnügen verschaffen, auf einsamen Spaziergängen im Winter stets eine reiche Vogelwelt zu beobachten. Die Nähe von fliessen- dem Wasser oder gar warmen Quellen ist dabei möglichst zu be- 46 . Literaturbesprechungen. nutzen. Einen wenig auffallenden Futterapparat für Meisen, der zugleich für Finken und andre Bodensucher die erwünschte sparsame Streuung ergibt, bringt neuerdings Herr Dr, C. A, Bruhn, Verlag „Parus", Hamburg 36, in den Handel. Nach meinen bisherigen Erfahrungen kann ich diese „ Meisendose " bestens emp- fehlen. Einige andere neuere Futterapparate werde ich später hier oder im Vogelschutzbuch besprechen. Sehr drollig ist es, zu beobachten, wie am Futterplatz selbst unter Individuen derselben Art eine Rangliste gilt, bei der Alter oder Temperament die Hauptrolle spielen. Im letzten Winter sah ich hier mehrere Amseln mit teilweise fehlenden Schwanzfedern. Die Oberherrschaft führte ein altes Paar mit unverletztem Ge- fieder. Dann nahte scheu ein Vogel mit bereiften Schwanzfedern. Wer nur einzelne Schwanzfedern hatte, durfte sich allenfalls an der Peripherie einen Brocken holen, und erst wenn der jeweilige Platzvogel einen mit nur einer Schwanzfeder verjagte und ver- folgte, konnte die Amsel mit gar keiner Schwanzfeder auf einige Augenblicke sich eiligst sättigen. Ob die Vögel sich selbst, ob ihnen Katzen, Sperber oder Eulen die Schwänze ausgerissen haben? Eine Amsel wurde mir lebend, aber ganz matt überbracht. Mit dem ganz zerzausten und zerdrehten Schwanzende hatte sie an einem Zweig gehangen. Wahrscheinlich hatte sie gebadet und war mit dem Schwanzende angefroren, ähnlich wie der im vorigen Jahrgang (1907, S. 45) erwähnte Sperber. 0. Kl. Literaturbesprechungen. Da ich den Raum für diesen Abschnitt sehr beschränken musste, wird aus den rückständigen Manuskripten nur das Wichtigste aus- gewählt. Dr. B. Placzek, Die Vogelwelt in ihren Beziehungen zu Insekten und verwandten Kleintieren. Ver- änderte mit Zusätzen versehene Sonderausgabe der Aufsätze in der „Osterreichischen Forst- und Jagd-Zeitung" 1905 und 1906. Wien, Selbstverlag, Buchdruckerei Karl Gerolds Sohn, 1906. (119 Seiten.) Literaturbesprechungen. 47 Die Namen der Kapitel lauten: „Japanische Kriegsführung, Vogelweltschmerz, Vogeltrutz, Psaphonis aves, Jenseits von Logisch und Unlogisch, Nachgewiesenes und Nachweisliches, Amerikaner und Japaner, Bansai!" Wer sich über den zurzeit recht lebhaft gewordenen Streit über die Nützlichkeit der Vögel (ob Insekten durch Vögel oder nur durch Insekten bekämpft werden können) orientieren will, für den dürfte dies mehr als temperamentvoll geschriebene Buch viel Interesse haben. So richtig es ist, dass wir von der neuen Richtung manches lernen können, so zweifellos ist auch das Um- gekehrte der Fall. Eine auf einen ruhigeren Ton herabgestimmte Diskussion über den Gegenstand ist ja bereits im Falco eröffnet und soll entsprechend fortgesetzt werden. Es sind nicht nur die Placzekschen Einwürfe, sondern die Bedenken einer ganzen Anzahl gelehrter Zoologen, mit denen sich der Vogelschutz zu seinem eignen Vorteil ruhig und sachlich auseinanderzusetzen haben wird. Möchte von keiner Seite das Kind mit dem Bade ausgeschüttet werden ! Internationaler Frauenbund für Vogelschutz (Deutsche Abteilung). Jahrbuch für das Jahr 1907. IV. Jahrgang. Im Auftrage des Vorstandes veröffentlicht von Dr. Heuss. Berlin 1908. Das Jahrbuch beweist, dass die Leitung des Bundes bemüht ist, Vogelschutz auf gesunder Grundlage zu treiben. Die S. 20 erwähnten Vogeltränken von Forstmeister Kullmann, Darmstadt sollten mehr beachtet werden. Zu einigen hier nebensächlichen Punkten wären Anmerkungen nötig, Dass ein Schwalbenweibchen seine eignen Jungen tötet, um die zweite Brut zu beginnen, halte ich nicht für möglich. Es wird ein fremdes Weibchen an die Stelle der verunglückten Mutter getreten sein. Auf meinem Pfarrgehöft fand das Gegenteil statt. In meiner Ab- wesenheit wurde der Fehler gemacht, aus dem Nest gefallene Stadtschwalben (Chelidon urbica) in ein bereits belegtes Nest der Rauchschwalbe (Hirundo rustica) zu setzen. Die Rauchschwalben nahmen sich der fremden Jungen an, während die eigne Brut zu- grunde ging, da die Eier nicht bebrütet werden konnten. Aus dem Ornithologischen Jahrbuch, Organ für das paläarktische Faunengebiet, Heft 1, 2. 1907. 48 ^ Literaturbesprechungen. Der Jahrgang 1907 beginnt mit einer 18 Seiten langen Monographie des Zwergfliegenfängers von Jul. Michel. Sie möge ein Beispiel sein, Avie viel lohnender die ornithologische Arbeit ist, wenn sie sich konzentriert und sich nicht dem Unterhaltungsbedürfnis des Lesers zuliebe in kleinen Feuilletonartikeln zersplittert. Von den übrigen Artikehi seien nur erwähnt, die Untersuchung von J. Geiigler über die Färbung des alten Weibchens von Lanius minor und die von Frh. Geyr von Schweppeiiburg über die Nahrung süd- paläarktischer Schleiereulen (häufiger Insekten, auf Madeira viele Ratten in den Gewöllen), Otto le Roi in Bonn, DieVogelfau nader Rheinprovinz. Sonderabdruck aus den Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preuss. Rheinlande und Westfalens. 63. Jahrgang. 1906. (325 Seiten.) Ein für jeden westdeutschen Ornithologen sehr wertvolles Buch. Besonders interessant sind die Mitteilungen über Caccabis, Locustella luscinioides, Monticola saxatilis.') Heimatkunde des Saalkreises einschliesslich des Stadtkreises Halle und des Mansfelder See- kreises. Unter Mitwirkung zahlreicher Fachmänner heraus- gegeben von Dr. Willi Ule, Professor, Halle a. S., seit 1906. Verlas: der Buchhandlung des Waisenhauses. 6 Lieferungen ä 2 M. (480 Seiten) bis jetzt erschienen, be- handeln Geographie, Tierwelt, Klima, Geschichte, Siedelungen, Landwirtschaft, Geologie. Das Kapitel über die Vögel ist ein ergänzter Abdruck der in Ornith. Monatsschr. 1893 erschienenen Arbeit von Prof. 0. Tasclieuberg.") Das Ganze ist ein in seiner Art vorbildliches Unternehmen. ») Von dem auf Seite 287 erwähnten 18 Jahre von de Maes gepflej^ten $ besitze ich ein Ei. Die zoogeographische Sonderstellung des Rheingebiets ist viel deutlicher, als dies zurzeit erkannt und anerkannt ist. *) Seite 83 wird eine Mitteilung von mir an Prof. Otto im Katalog der Vogelsammlung des Kgl. Gymnasiums zu Eisleben, Osterprogramm 1901, zitiert, die auf dem Missverständnis einer mündlichen Äusserung beruht. Bei Schwittersdorf wurde um 1900 ein junges Exemplar der Grosstrappe (Otis tarda) erlegt. Die Kolbenente (Fuligula rufina) wurde um jene Zeit zwischen dem Süssen See und Bindersee von mir auf so grosse Entfernung beobachtet, dass ich die Sicherheit der Bestimmung nicht ganz verbürgen kann. Ich habe sie nicht wieder bemerkt. Literaturbesprechungen, 49 Mag. phil. E. W. Suomaleinen, Über die Vogelfauna der Umgebungen des Kallavesi-Sees im nördlichen Savo (Savolaks), Finnland. Eine topographische Studie. Acta Societatis pro Fauna et Flora Fennica, 31, No. 5, (1908) 140 Seiten (in finnischer Sprache) mit einer Karte und einem Referat über die Resultate der Arbeit (10 Seiten) i n deutscher Sprache. Letzteres ist sehr dankenswert, denn die Studie enthält viel wichtiges Material, vor allem Zugdaten aus den Jahren 1845 bis 1908. Die verschiedenen Landschaftstypen werden in mustergiltiger Weise geschildert, desgleichen Schlüsse gezogen über die zoo- geographische Stellung des behandelten Gebiets in der Fauna des Gesamtlandes. (Diese wichtigste Frage wird sonst meist von Lokalforschern ignoriert.) Das Kallavesigebiet bildet die West- grenze der östlichen und südöstlichen Vogelarten. Besonders interessant sind die Daten, an denen der Verfasser zeigt, dass von mehreren Strandvögeln im Herbst zuerst die alten Vögel wegziehen und dann nach längerer oder kürzerer Zeit die jungen folgen (also umgekehrt als es die vielumstrittene Gätkesche These für den Starenzug auf Helgoland behauptete). Die Zugdaten von Erithacus Arboreus phoenicurus (30. IV. bis 17. V. (5)) und von Saxicola Borealis oenanthe (20. IV. bis 13. V.) bestätigen das in Berajah über den späten Durchzug der Nordländer Gesagte. Prof. Dr. Yngwe Sjöstedt, Wissenschaftliche Ergebnisse der schwedischen zoologischen Expedition nach dem Kilimandjaro, dem Meru und den umgebenden Massais tepp en Deutsch-Ostafrikas 1905 — 1906 unter Leitung von Prof. Dr. Yngwe Sjöstedt. Herausgegeben von der Königl. Schwedischen Akademie der Wissenschaften. 3. Vögel. Upsala 1908, (173 Seiten mit 5 Tafeln). Für das seit 1862 von vielen Ornithologen besuchte Gebiet werden 75 Arten neu nachgewiesen, mehrere Arten und Kleider überhaupt neu beschrieben und abgebildet. Das vornehm aus- gestattete Werk (Format wie Berajah) ist in deutscher Sprache erschienen, und man muss das an vielen Stellen hervortretende glänzende Geschick des Verfassers bewundern, mit dem er i)lastisch einzelne Vogelgestalten schildert und von ihren Bewegungen mit ein paar Worten ein deutliches Bild vor den Augen des Lesers 50 Literaturbesprechuiigen. hervorruft. Dasselbe gilt von der geradezu künstlerischen Schilde- rung der Landschaften im allgemeinen Teil. Der gespenstische, graue, flechtenbehangene Bergwald, die in blendender Tropensonne über die Natronseen flatternden Zwergtaucher, das Schnurren der Ziegenmelker und das Konzert der Grillen in klarer Mondnacht, das alles tritt dem Lesenden so deutlich vor die Seele, dass man hier wieder einmal lächeln muss über die törichte Behauptung, dass streng wissenschaftlich-systematische Arbeit die Freude am Leben der Tierwelt und an der Schönheit der Natur abstumpfen müsse. Alexander Bau, Die Vögel Vorarlbergs, Sonderabzug aus dem 44. Jahresbericht des Vorarlberger Museumsvereins, Bregenz 1907. 275 Arten werden besprochen. Praktisch ist die Massnahme, dass die durch Belegstücke nachgewiesenen Arten und die durch Eierfunde des Autors festgestellten Brutvögel durch besondere Zeichen kenntlich gemacht sind. Am 7. September 1900 hat der Forstjäger Alois Neyer in Bürserberg auf dem Fallenkopf einen Geier erlegt und an einen Unbekannten verkauft, der nach An- sicht des Schützen ein Gypaetos barbatos gewesen ist. Bau ist geneigt, die Schleiereule dort als Zugvogel anzusehen. Prof. Dr. Bernh. Holfmaim (Dresden), Kunst und Vogel- gesang in ihren wechselseitigen Beziehungen vom naturwissen- schaftlich-musikalischen Standpunkte beleuchtet. Verlag von Quelle & Meyer, Leipzig 1908. (320 Seiten). Auf Grund 20 jähriger Vorarbeiten behandelt hier ein Fach- mann auf dem Gebiete der Musik die Kunst im Vogelgesang (L Teil) und den Vogelgesang in der Kunst (11. Teil). Im ersten Teil, der natürlich den Hauptinhalt bildet, werden all die ver- schiedenen Probleme des Vogelgesangs in sehr gründlicher und glücklicher Weise erörtert. Die Ausführungen gipfeln in dem Satz : Die Tonkunst des Vogels unterscheidet sich von der des Menschen nur durch die Nichtbe- teiligung des Verstandes. Das Werkchen dürfte die wichtigste Erscheinung auf diesem Gebiet genannt werden. Prof. Dr. Alwin Voigt, Deutsches Vogelleben, Leipzig (Teubner „Aus Natur und Geisteswelt" No. 221) 1908. Literaturbesprechuiigen. 51 Eine Schilderung des einheimischen Vogellebens ^) nach den verschiedenen Landschaften (Gärten, Nadelwald, Heidemoor, Gebirgs- bach etc.), also unter einem ganz neuen Gesichtspunkt, ein dankens- wertes Gegenstück zu dem Exkursionsbuch über Vogelstimmen des bekannten Verfassers, Dr. jur. Leo v. Boxberger, Das deutsche Vogelschutz- gesetz vom 30. Mai 1908, nebst den das Flugwild betreffen- den Bestimmungen der preussischen Jagdordnung vom 15, Juli 1907. Berlin, J. Guttentags Verlagsbuchhandlung G. m. b, H., 1909, Ausser dem Vogelschutzgesetz, der preussischen Jagdordnung und den zu den einzelnen Paragraphen gegebenen Erläuterungen des Verfassers enthält das Büchlein (No, 89 der Guttentagschen Sammlung deutscher Reichsgesetze, 57 Seiten, bequemes Taschen- format) ein lexikalisches Verzeichnis der europäischen Vögel mit Angaben über den Grad des ihnen gewährten Schutzes und Hin- weis auf die betreffenden gesetzlichen Bestimmungen, Preis des mir bereits vom Verlag zugegangenen Schriftchens 1 Mark. Mit einem Punkt der Erläuterungen kann ich mich nicht ein- verstanden erklären. Der Verfasser, der bekannte Eiersammler, scheint anzunehmen, dass der Transport wissenschaftlicher Präparate von Vogel- eiern und Vogelbälgen wenigstens teilweise für den Lehrmittelhandel und Sammler erschwert sei, dass z, B, wissenschaftlich präparierte Vogel- bälge im Sommer nicht versandt werden dürften. Der wirklich wissen- schaftliche Sammler kann sich leicht durch behördlichen Dispens gegen alle unverständigen Belästigungen schützen, und der wissenschaftliche Verkehr darf in keiner Weise durch das Gesetz gestört werden. Zwischen wissenschaftlich präparierten Vogelbälgen, bezw. Eiern, und allem, was zu Nahrungs- oder Putzzwecken verkauft wird, ist ein grosser Unter- schied. Unpräpariert wird wohl niemand Eier aus Turkestan (S. 13) einsenden. Die Anmerkungen S. 13 xmd 33 stehen daher nicht in vollem Einklang. Dem gewinnsüchtigen Raubsammler, der unwissenschaftlichen Spielerei wollen wir auf alle Weise das Handwerk legen. Ernste wissen- schaftliche Studien , auch die des bescheidensten Anfängers, sowie Sendungen wissenschaftlicher Reisenden und anständiger Naturalien- haudlungen zu hindern, liegt nicht im Sinn des Gesetzes. Ich bitte um Mitteilung, wenn irgendwo nach dieser Richtung hin eine falsche An- wendung des Gesetzes vorkommen sollte oder zu befürchten ist, 0, Kl. *) Zu S. 151: Der Wiedehopf ist hier im Mansfeldcr Seekreis auf Schafweiden noch eine regelmässige, nicht seltene Erscheinung, sowohl am süssen See, wie bei Volkmaritz, Er scheint wie sein biologischer Vetter „Upupa" eremita (L.), der Waldrapp, das Schicksal zu teilen, leicht von tüchtigen Feld-Ornithologen übersehen zu werden. Inhalt des vierten Jahrgangs. Seite Falco Peregriniis 1 Spürkunst 2 Hypolais pallida reiseri sxibsp. nov. Von C. Hilo'crt 3 Ein interessantes Kleid von Lanius Colhirio L 4 Der Götterberg Meru 5 Das Zeichen cf 6 Nachtrag zu Jahrgang 1905 S. 70 8 Schlägt der Wanderfalke Ziesel? Von Hans Winkler 8 Über Strix Flammea von Frh. Geyr v. Schweppenburg und Dr. A. Mertens 10 Eine neue Buntspechtform aus Spanien. Von Willy Schlüter ... 11 Mitteilungen über Berajah 11 Literatur. L. Goldschmidt, Kant und Häckel 12 Neues und Altes über Falco Hierofalco: I. Nordische Jagdfalken in Deutschland 13 II. Die Ansichten von G. Krause und B. Hantzsch über die nordischen Jagdfalken 15 III. Falco Hierofalco als Wegweiser, eine Arbeitshypothese . . 17 Bemerkungen zu dem letzten Berajah-Heft. Von F. Tischler (Ost- preussen) 19 „ Von Volter Pousar (Finland) 19 „ Von A. A. V. Pelt-Lechner (Holland) 20 Über das Vorkommen von Erithacus Domesticus in Krain von Dr. J. Ponebsek 20 Kleine Mitteilungen: (Japanisches Falkenbild). Von Dr. Thielemann 22 Ergänzungen zum neuen Naumann. Von Prof. Dr. Voigt . . 22 (Gesang des Gartenlaubvogels bei Nacht) 23 (Weidenmeisen an der Sieg) 23 (Künstliche Mauser) 23 (Schädlichkeit des Marders) 23 Literaturbesprechungen : Hans Schmidt. Jona 24 Albert Bauer, Kant und unsere modernen Naturforscher ... 26 E. Koenig, Kant und die Naturwissenschaft 26 L. Wilser, Tierwelt und Erdalter 27 Inhalt des vierten Jahrgangs 53 Seite G. E. F. Schulz, Natururkiinden 28 B. Landsberg, Streifzüge durch Wald und Flur 29 G. Clodius, Ornithologischer Bericht über Mecklenburg 1906 . 29 E. Hartert, Birds repr. i. the Brit. Isles by pec. forms .... 29 O. Herman, Reponse ä M. le Dr. Guinet 29 C. Hilgert, Katalog der Colleclion von Erlanger 30 V. Tschusi, Typen meiner Sammlung 30 G. Schiebel, Ornithologie der Insel Lesina 31 G. Friedrichs, Saxicola Borealis leucorrhoa 31 Lutz, Wink, Bass, Vogelbuch 31 C. Floericke, Jahrbuch der Vogelkunde 31 J. Thienemann, VII. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten . 32 G. Clodius, Ornithologischer Bericht über Mecklenburg 1907 . 33 Schmeil, Lehrbuch der Zoologie 33 Smalian, Grundzüge der Tierkunde 34 Mitteilungen über Berajah und Falco 36 Farbentod 37 Die Pendulationstheorie 39 Der Waldrapp, Comatibis eremita (L.), in Europa 42 Gyps fulvus und Gyps rüppelli 44 Jagdfalkeneier 45 Wahrnehmungen an Futterplätzen 45 Literaturbesprechungen : Dr. B. Placzek, Die Vogelwelt in ihren Beziehungen zu Insekten lind verwandten Kleintieren 46 Internationaler Frauenbund für Vogelschiitz (Deutsche Ab- teilung) 47 Aus dem Ornithologischen Jahrbuch 47 Otto le Roi in Bonn, Die Vogelfauna der Rheinprovinz ... 48 Heimatkunde des Saalkreises einschliesslich des Stadtkreises Halle und des Mansfelder Seekreises 48 Mag. phil. E. W. Suomaleinen, Über die Vogelfauna der Um- gebungen des Kallavesi-Sees im nördlichen Savo (Savolaks), Finnland 49 Prof. Dr. Yngwe Sjöstedt, Wissenschaftliche Ergebnisse der schwedischen zoologischen Expedition nach dem Kilimandjaro, dem Meru und den umgebenden Massaisteppen Deutsch- Ostafrikas 49 Alexander Bau, Die Vögel Vorarlbergs 50 Prof. Dr. Beruh. Hoffmann (Dresden), Kunst und Vogelgesang 50 Prof. Dr. Alwin Voigt, Deutsches Vogelleben 50 Dr. Leo Boxberger, Vogelschutzffesetz 51 54 Inhalt des vierten Jahrgangs. Seite Abbildungen. ^ Tafel I : Formen von Falco Peregrinus zu Seite 1 / „ II: Junger Jagdfalke, erlegt am 12. Februar 1908 bei Labö „ „13 v^ „ III: Kegelmässiger Albinismus beim Teichhuhn, Galli- nula chloropus (L.) „ „37 •/ Textbild: Phasen der Nonne „ „39 Neu beschriebene Formenltreise und Formen. Hypolais pallida reiseri (Hilgert) 3 Erithacus Auroreus (Kl.) 8 Picus major hispanus (Schlüter) 11 In das Schlussheft von Berajah 1908 (Ausländische ßot- schwänze), welches si)ätestens Weihnachten erscheint, wolle man Tafel und Text von Erithacus Dlplootocus (bereits früher erschienen) einfügen. Der erste Bogen des Deutschen Yogelschutzbuches gelangt voraussichtlich gleichfalls im Dezember zur Ausgabe. 0. KI. FALCO, unregelmässig im Änschluss an das Werk „BERAJAH, Zoographia inflnita" erscheinende Zeitschrift. Jahrgang 1908, No. 1. Ausgegeben: Februar 1908. Herausgeber: 0. Kleiiisclimidt, Volkmaritz bei Dederstedt, Bez. Halle a. S. -<♦<»♦>- Kommissionsverlag von Erwin NUgele, Leipzig, Liebigstr. 6. Falco 1905. Berajah 1905. Falco 1906. Beilage. Berajah 1906. Falco 1907. Beilage. Berajah 1907. Falco 1908. Ton Berajah und Falco sind bis jetzt erschienen: 108 Seiten Text, 1 bunte Tafel. Saxicola Borealis, 6 bunte, 3 schwarze Tafeln, 22 Seiten Text. 104 Seiten Text, 1 schwarze Tafel. Tabelle der Brehmschen Schleiereulen. Strix Flammea, 7 bunte, 3 schwarze Tafeln, 20 Seiten Text. 106 Seiten Text, 4 schwarze Tafeln. Deutsches Vogelschutzbuch, Titel und Vorwort. Erstes Heft, Strix Athene, 3 Tafeln, 6 Seiten Text. Zweites Heft, Erithacus Domesticus, Tafel 1—4, Neudruck vom Text zu Strix Athene (s. 1908). No. 1, Tafel I. Preis für nach- bestellende Abonnenten 8 Mark. Preis für nach- bestellende Abonnenten 8 Mark. Preis für nach- bestellende Abonnenten 8 Mark. Preis für den Jahrgang 8 Mark. Berajah 1907/08 erscheinen teilweise zusammen- hängend. 1908 erscheinen ferner Falco No. 2 — 6, von Berajah mehrere Hefte (im April) und das Deutsche Vogelschutzbuch. Neu eintretende Abonnenten sind nicht zur Abnahme früherer oder künftiger Jahrgänge verpflichtet, können aber erstere jederzeit einzeln nachbeziehen. Einzelne Hefte von Berajah oder Falco werden nicht mehr abgegeben. Wo keine Buchhandlung zur Hand ist, bestelle man direkt von der Verlags- buchhandlung Erwin Nägele, Leipzig, Liebigstr. 6. Drei Vogelscliutzwandtafeln über Vogelschutzgehölze, Nisthöhlen, Winterfütterung (für Schulen besonders zu empfehlen) können für 10 Pfennige pro Exemplar ohne Porto vom Hessischen Tierschutz verein zu Cassel, Vogel- schutzabteilung, bezogen werden. 0. Kl. FALCO, unregelmässig im Änschluss an das Werk „BERAJAH, Zoographia infinita" erscheinende Zeitschrift. Jahrgang 1908, No. 2. Ausgegeben: August 1908. Herausgeber: 0. Kleiiisclimidt, Volkmaritz bei Dederstedt, Bez. Halle a. S. -* — <«<§>*> — »- Kommissionsverlag von Gel)auer-Schwetschke, Druckerei und Verlag m. b. H., Halle a. S. Von Berajali uiul Falco sind bis jetzt erschienen: Falco 1905. 108 Seiten Text, 1 bunte Tafel. ßerajah 1905. Saxicola Borealis, 6 bunte, 3 schwarze Tafeln, 22 Seiten Text. Falco 1906. 104 Seiten Text, 1 schwarze Tafel. Beilage. Tabelle der Brehmschen Schleiereulen. Berajah 1906. Strix Flammea, 7 bunte, 3 schwarze Tafeln, 20 Seiten Text. Preis für nach- bestellende Abonnenten 8 Mark. Preis für nach- bestellende Abonnenten 8 Mark. Preis für nach- bestellende Abonnenten 8 Mark. Falco 1907. 106 Seiten Text, 4 schwarze Tafeln. Beilage. Deutsches Vogelschutzbuch, Titel und Vorwort. Berajah 1907. Erstes Heft, Strix Athene, 3 Tafeln, 6 Seiten Text. Zweites Heft, Erithacus Domesticus, Tafel 1 — 4, Neudruck vom Text zu Strix Athene. Nachgeliefert: Neudruck von Tafel 1 u. 2, Erithacus Domesticus, Text Seite 1—12, Tafel V u. VI, Ta- belle A. Falco 1908. No. 1 u. 2, Tafel I u. II. Berajah 1908. Erithacus Domesticus, Tafel VII, Eri- thacus Arboreus, 2 Tafeln, 12 Seiten Text. Erithacus Diplootocus, 1 Tafel, 4 Seiten Text. Anfang und Ende (Vorwort), 8 Seiten, Tabelle A. 1908 erscheint ferner Falco No. 3, von Berajah noch ein kleines Heft. Neu eintretende Abonnenten sind nicht früherer oder künftiger Jahrgänge verpflichtet, können aber erstere jederzeit einzeln nachbeziehen. Einzelne Hefte von Berajah oder Falco werden nicht mehr abgegeben. Preis für den Jahrgang 8 Mark, exkl. Porto u. Verpackung. zur Abnahme FALCO, unregelmässig im Änschluss an das Werk „BERAJAH, Zoographia infinita" erscheinende Zeitschrift. Jahrgang 1908, No. 3. (Schlussheft, s. Notiz am Ende dieses Heftes.) Ausgegeben: Dezember 1908. Herausgeber: 0. Kleinschmidt, Volkmaritz bei Dederstedt, Bez. Halle a. S. Kommissionsverlag von Gebauer-Schwctschkc, Druckerei und Verlag m. b. H., Halle a. 8. Von Berajali iiiid Falco sind bis jetzt erschienen: Falco 1905. 108 Seiten Text, 1 bunte Tafel, ßerajah 1905. Saxicola Borealis, 6 bunte, 3 schwarze Tafeln, 22 Seiten Text. Falco 1906. 104 Seiten Text, 1 schwarze Tafel. Beilage. Tabelle der Brehmschen Schleiereulen. Berajah 1906. Strix Flammea, 7 bunte, 3 schwarze Tafeln, 20 Seiten Text. Falco 1907. 106 Seiten Text, 4 schwarze Tafeln. Beilage. Deutsches Vogelschutzbuch, Titel und Vorwort. Berajah 1907. Erstes Heft, Strix Athene, 3 Tafeln, 6 Seiten Text. Zweites Heft, Erithacus Domesticus, Tafel 1—4, Neudruck vom Text zu Strix Athene. Nachgeliefert: Neudruck von Tafel 1 u. 2, Erithacus Domesticus, Text Seite 1—12, Tafel V u. VI, Ta- belle A. Falco 1908. No. 1, 2 u, 3, Tafel I, II u. III. Berajah 1908. Erithacus Domesticus, Tafel VII, Eri- thacus Arboreus, 2 Tafeln, 12 Seiten Text. Erithacus Diplootocus, 1 Tafel, 4 Seiten Text. Anfang und Ende (Vorwort), 8 Seiten, Tabelle A, Preis für nach- bestellende Abonnenten 8 Mark. Preis für nach- bestellende Abonnenten 8 Mark. Preis für nach- bestellende Abonnenten 8 Mark. Preis für den Jahrgang 8 Mark, exkl. Porto u. Verpackung. Siehe Notiz am Ende dieses Heftes. 0»