ee De ee Hi ° | L a # r H Hi I) ' \ el ‘ | nd a \ # . h, ba EN % N BE i . ‘ / a PP Ar ; rl a Fe x : ‘ \ AN | zn) a (ab > alle % If) , B \ N ud 54 A « . EN Al er : N RN Anz x | a e une 5) ‘ ar )| h | Kay | ri AN 20 > A » [} 4% AUFRUF zu Beiträgen für eine Ascherson-Stiftung. Im Botanischen Verein der Provinz Brandenburg war schon früher angeregt und erörtert worden, Paul Ascherson, dem hochverdienten Gelehrten und allseitig beliebten Forscher, bei Vollendung seines achtzigsten Lebensjahres am 4. Juni 1914 durch Stiftung einer Medaille eine besondere Ehrung zu erweisen. Wenn auch durch Aschersons vorzeitiges Hinscheiden am 6. März d. J. dem Verein die Möglichkeit genommen ist, ihm selbst die erste Medaille zu überreichen, soll doch sein Andenken für alle Zeiten auch dadurch bewahrt bleiben, dass die Ascherson-Medaille vom Botanischen Verein für Verdienste um die Erforschung der mitteleuropäischen Flora im regelmässigen Wechsel zweier oder dreier Jahre verliehen wird. Die Unterzeichneten wenden sich an die zahlreichen Schüler und Freunde des Verstorbenen und bitten sie, durch Einsendung eines Beitrags die Stiftung dieses Ehrenzeichens zu ermöglichen. Beiträge bitten wir an den mitunterzeichneten Hofrat Proppe in Berlin- Lichterfelde 3, Ladenbergstr. 7 zu schicken. Etwaige Anfragen wolle man an Prof. Dr. E.Jahn, Charlottenburg, Witzleben- strasse 41, richten. O. Appel-Dahlem. E. Baur-Berlin. J. Behrens-Dahlem. G. Bitter-Bremen. L. Buscalioni- Catania. P. Clauslen-Dahlem. H. Conwentz-Berlin. L. Diels-Marburg. ©. Drude-Dresden. A. Engler-Dahlem. W. O. Focke-Bremen. P. Graebner-Gr.-Lichterfeldee G. Haberlandt- Berlin. H. Harms-Berlin-Friedenau. E. Jahn-Charlottenburg. ©. Kirchner-Hohenheim. L. Kny- Wilmersdorf. E. Koehne-Friedenau. R. Kolkwitz-Steglitz. G. Lindau-Dahlem. Th. Loesener- Dahlem. Ch. Luerssen-Zoppot. P. Magnus-Berlin. K. Maly-Serajewo. A. Möller-Eberswalde. Sy. Murbeck-Lund. A. Orth-Berlin. F. Pax-Breslau. ©. Penzig-Genua. H. Potonic- Gr.-Lichterfelde. M. Proppe-Gr.-Lichterfelde. L. Radlkofer-München. M.O. Reinhardt-Berlin. H. Schinz-Zürich. A. Schwarz-Nürnberg. G. Schweinfurth-Dahlem. S. Schwendener- Berlin. Graf von Schwerin-Wendisch-Wilmersdorf. E. Seler-Steglitz. H. Solereder- Erlangen. O. Stapf-Kew. F. Thomas-Ohrdruf. R. Thost-Gr.-Lichterfelde. E. Uhles-Berlin. J. Urban-Dahlem. ©. Warburg-Berlin. R. v. Wettstein-Wien. J. Winkelmann-Stettin. L. Wittmack-Berlin. EN TERN.) ß u = WR 18) N N N EP, RN, { KEN N y 4 I) IN NER T be it I Be N ASUS N RA RTOFN FESTSCHRIFT ZUR. FEIER DES SIEBZIGSTEN GEBURTSTAGES DES HERRN PROFESSOR DR. PAUL ASCHERSON (4. JUNI 1904) VERFASST VON FREUNDEN UND SCHÜLERN HERAUSGEGEBEN VON IGN. URBAN uno P. GRAEBNER MIT DEM BILDNISS ASCHERSON’S IN PHOTOGRAVÜRE, EINER TAFEL UND 28 ABBILDUNGEN IM TEXT LEIPZIG VERLAG VON GEBRÜDER BORNTRAEGER 1904 a +. 2 N # en % Br‘ ar Vu Wett u FESTSCHRIFT ZUR FEIER DES SIEBZIGSTEN GEBURTSTAGES DES HERRN PROFESSOR DR. PAUL ASCHERSON (4. JUNI 1904) VERFASST VON FREUNDEN UND SCHÜLERN HERAUSGEGEBEN ‚uw YOM voN IGN. URBAN usp P. GRAEBNER MIT DEM BILDNISS ASCHERSON’S IN PHOTOGRAVÜRE, EINER TAFEL UND 28 ABBILDUNGEN IM TEXT LEIPZIG VERLAG VON GEBRÜDER BORNTRAEGER 1904 Inhalt. ©" Seite en Urban. BaulsRriedriek, August ‚Ascherson Ku. a ai. I K. W.von Dalla Torre: Verzeichnis von Dr. Paul Ascherson’s wissen- schaftlichen Arbeiten. . . . aan, EIN NES IV Johannes Trojan: An Paul Auahärsen) zu seinem en Geste XLIX Carl Bolle: Festeedichte . . ER IS RE BR RE ER LI I. K. W. von Dalla Torre-Innsbruck: Die Geschichte der floristischen Eirkorschungsdes, Monte. Baldo.. .. 21m... NE en. 1 II. H. Graf zu Solms-Laubach-Strassburg: Ueber die Schicksale der als Psaronius brasiliensis beschriebenen Fossilreste unserer Museen (HER RERHEUT) nn ee ee ee ee Me RE III. Franz Buchenau-Bremen: Ueber den Reichtum des Culturlandes UnSBrerJStadte an Pianzensamen'., nun IV. F. Höck-Luckenwalde: Einarter unter den Gefässpflanzen Nord- deutschlands. . . . . kN ae De END V. Ign. Urban-Friedenau-Berlin: Ueber einige Celastraceen-Gattungen . 48 VI. E. Loew-Berlin: Die Bestäubungseinrichtung von Pentastemon Men- zies, Hooke: .......,). : a ee VII. P. Hennings-Berlin: Die N Köcheriokte Monk ER )) VII. J. Bernätsky- Budapest: Ueber die Baumvegetation des Ren Anetlandesı.... 42... N DE NEN ER TTE NAE ne ale 3 a IRD. ee keuehach: Bemerkängen zu Vincetoxiecum offiei- nale Mönch (mit Textfigur) . N N NEL ERTEERERE Ae cken aus X. Ernst Gilg-Berlin: Beiträge zur eis der Ochnaceae, besonders im Hinblick auf die neueste ie dieser Pflanzenfamilie durch van Tieghem. . . . | XI. Victor Schiffner-Wien: Ein Kapitel aus der Bislase 1 Dee 118 XI. Hermann Paul-München: Einige interessante Moosfunde aus Ober- bayern ... 5 er ER PR N > XIII. K. Schumann- Boch: Mais und ebsinte. ee ER N XIV. George Bitter-Münster i. W.: Dichroismus und Pe als Rassencharaktere . BB 2 Da En nn. a A er 108 XV. ©. E. Schulz-Berlin: Ueber Trigonella coerulea (L.) Ser. und ihre Verwandten . 168 XVI. E. Koehne-Friedenau- Berlin: Ber Sec de ae 19 Text- figuren) . 182 XVII. Bail- Desiie: Eine Käfer eeitlonde Epinobtie und Bee ladgen über die Epizootien der Insekten im Allgemeinen. . „2... 209 I* Inhalt. XVII J. Murr-Trient: Versuch einer natürlichen Gliederung der mittel- europäischen Formen des Chenopodium album L. . In XIX. L. Simonkai- Budapest: Chaenorrhinum Aschersoni Simk., eine die Umgebung der nördlicheren Adria TE charakterisirende Rasse . eat : XX. R. Beyer-Berlin: Ueber die a endharkert ee mit Pyridinbazen denaturierten Spiritus zum Pflanzenvergiften su XXI. W. O. Foeke-Bremen: Die natürlichen Standorte für sioheimiahl Wanderpflanzen im nordwestdeutschen Tieflande XXI. Ferd. Filarszky-Budapest: Ein Ausflug in den Harz unter Kuhn Prof. Ascherson’s. . . rn XXII. Vine. von Borbäs- la Babe Aschersoniellus et species Dasyacanthorum praeeipue hungaricae (mit Textfigur) ae XXIV. Leopold Loeske-Berlin: Erster Nachtrag zur „Moosflora des Harzes“ . Er a ee XXV, F. Ludwig- Greiz. Zur Biometrie von Uhrysanthemum segetum . XXVI H. Harms-Berlin: Die Nomenclatur der ER in BE Ruprecht’s Flora Ingrica A 5 er Ve er XXVI. L. Wittmack-Berlin: Daucus Oskotk m. var. Boissieri Schwein- furth. Violette Mohrrüben (mit Tafel I)... . ar XXVII. Johannes Buchwald-Berlin: Enarthrocarpus ya De. m Art der altägyptischen Flora, nebst einigen Bemerkungen über den Bau der Frucht (mit 2 Textfiguren) .. ...-.. 2... XXIX. F. Spribille-Inowrazlaw: Beitrag zur Rubusflora der Provinz Schlesien B a ee e £ XXX. John Briquet- Be Sm la carpologie Ik affinites ER genre Physocaulos (mit 4 Textfiguren) XXXI. O. Warburg-Berlin: Die Gattung Fieus im ichteropischen Vor asien 2 Ve re XXXI. Ed. Se er See Berlin: Va Frühlingesmonate in Yucatan . . XXXII. ©. Scehröter-Zürich: Die torfbildenden Pflanzenformationen der Schweiz . ER. XXXIV. Otto Stapf- Ekäde: Die Gliederung der Gräserflora von Südafrika. Eine pflanzengeographische Skizze (mit einer Karte) XXXV. Giuseppe Lopriore- Catania: Gli staminodi delle Amarantacee dal punto di vista morfologieo, biologieo e sistematico (con una tavola) 2 0.2.00 Tele ee tn a ir ST ar Er En XXXVI. P. Magnus-Berlin: Einige Fragen betreffend die Nomenelatur der Pilze mit mehreren Fruchtformen XXXVIL N. Wille-Christiania: Ueber die A leeren ER Eine Nomenklaturstudie . re RE EUR". ve A XXXVII. August von Hayek- wi ien: Kritische Übersicht über die Ane- mone-Arten aus der Section Campanaria Endl. und Studien über deren phylogenetischen Zusammenhang . BRES sr e: 1E E XXXIX. Ludwig Graf von Sarnthein-Innsbruck: Die Eibe in Tirol und Vorarlberg N ae ee ea Tee Er XL. G. Lindau-Berlin: Beitrag zur Kenntnis eines im Wasser lebenden Diseomyceten (mit einer Textfigur) . 391 413 431 439 Inhalt. XLI. L. Diels-Berlin: Die hochalpinen Floren Ost-Asiens . AS He XLIL. Dr. Fritz Vierhapper-Wien: Uebersicht über die Arten und Hybriden der Gattung anelln XLII. R. v. Wettstein-Wien: Die Erblichkeit der Menalazon Knospen, mutationen (mit 3 Textfiguren) XLIV. Arthur Weisse-Zehlendorf-Berlin: tee Tee gsehnnien an Pos tremula (mit einer Textfigur) a DE N En XLV. M. Gürke-Steglitz-Berlin: Bemerkungen zu den tropisch- et schen Arten von Boottia und Ottelia. Er een XLVI. E. Ule-Berlin: Blüteneinrichtungen von Amphilophium, einer Bignoniacee aus Südamerika SEAE Mate al) ulie Sa XLVII. A. Engler-Berlin: Ueber das VOHSIER einiger polymorpher Pflanzentypen der nördlich gemässigten Zone bei ihrem Ueber- gang in die afrikanischen Hochgebirge ». Seite 487 500 [eb | (>) | [0] Paul Friedrich August Ascherson wurde zu Berlin als der Sohn des 1579 als Geh. Sanitätsrath ver- storbenen Arztes Dr. FERDINAnD MorıTz AscHerson am 4. Juni 1834 geboren, besuchte das Werdersche Gymnasium und verliess dasselbe Ostern 1850 mit dem Zeugniss der Reife. Auf Wunsch seines Vaters studirte er Mediecin, nebenbei aber unter A. Braun, R. Caspary und N. PrinGsHEIM aufs eifrigste Botanik, promovirte am 4. Januar 1855 auf Grund einer pflanzengeographischen Studie über die Mark Branden- burg zum Dr. med. und bestand im Winter 1855/56 die medicinische Staatsprüfung. Von jetzt an widmete er sich im Wesentlichen und seit 1860 ausschliesslich der Scientia amabilis. Schon im Jahre 1855 hatte Professor Braun ihn aufgefordert, eine neue Flora der Provinz Brandenburg zu bearbeiten, eine Auf- gabe, die so ganz seinen innersten Neigungen entsprach und deshalb mit dem grössten Eifer in Angriff genommen wurde. Zu diesem Behufe trat er mit allen floristisch thätigen Männern der Provinz in Briefwechsel, bereiste einen grossen Theil des Gebietes und lernte die botanisch besonders interessanten Punkte aus eigener Anschauung kennen. So entstand die klassische Flora der Provinz Brandenburg (1859—64). Aus den freundschaftlichen Beziehungen, in welche A. mit seinen Mitarbeitern und viele unter sich getreten waren, ent- wickelte sich 1859 der Plan, einen „botanischen Verein der Provinz Brandenburg“ zu gründen, dessen erster Schriftführer und (seit 1896) Ehrenvorsitzender er war. Nach Abschluss des genannten Werkes beschäftigte sich A. hauptsächlich mit der speciellen Darstellung kritischer Gattungen und Arten meist der einheimischen Flora als Vorstudien zu einer Flora von Deutschland, zu deren Bearbeitung seit D. Kocn’s Tode Niemand befähigter war, als er. ‚Allein drei Jahrzehnte musste die botanische Welt noch warten, bis dies Werk in Angriff genommen wurde. Schon von Hause aus sehr reiselustig, wurde er als Schüler des Geographen K. Rırrer noch mehr in dieser Leidenschaft be- stärkt und durch seine Reisen anderen Florengebieten zugeführt. II So besuchte er mit Dr. OÖ. Remuarpr 1863 Sardinien und Italien, 1864 mit A. EnGter, M. Kunv u. a. die Karpathen, 1865 Ungarn, 1567 Dalmatien, 1870 Paris, 1871, 1900 und 1902 England, 1883, 1885, 1895 mit Dr. GrAEBNER und 1901 ÖOber-Italien, 1896 mit Dr. GRAEBNER Norwegen; ausserdem botanisierte er noch im An- schluss an seine ägyptischen Reisen 1874 und 1903 in Italien, 1879 in Süd-Frankreich, 1880 bei Athen und 1887 bei Constantinopel. Da A. an den Forschungen seines Freundes G. SCHWEINFURTH über die nordostafrikanische Flora stets lebhaften Antheil genommen und in dieses Gebiet sich besonders eingearbeitet hatte, so acceptirte er gern den ehrenvollen Antrag, während des Winters 1873/74 G. Rontrs auf seiner Expedition in die libysche Wüste zu begleiten. Dieser Reise folgte 1876 eine zweite in die libysche Wüste zu der Kleinen Oase, von welcher eine genaue Karte angefertigt wurde, eine dritte Reise nach Aegypten 1879 —80, eine vierte 1887 haupt- sächlich nach dem Gebiete zwischen Alexandrien und El-Arisch und endlich, mehr der Erholung wegen, eine fünfte bis Unternubien im Winter 1902/03. Die von A., SCHWEINFURTH u. a. in Aegypten gesammelten Pflanzen bildeten im Verein mit den älteren Samını- lungen des Berliner botanischen Museums und den Angaben in der Literatur die Grundlage zu AscHERSoN et SCHWEINFURTH: lllustration de la Flore d’Egypte 1857 und dem Supplement dazu 1889. Im Jahre 1894 wurde endlich der Plan zu der „Synopsis der mitteleuropäischen Flora“ entworfen. Zur Durchführung dieses gross angelegten, epochemachenden Werkes, welches eher den Titel eines Handbuches als einer Synopsis verdient hätte, gesellte er sich als Gehülfen und Mitarbeiter seinen Schüler P. GrAEBNER zu. Mit Einschluss einiger von Monographen bearbeiteten Theile sind bis jetzt 30 Hefte veröffentlicht. — Zwischendurch erschien 1898—99 als zweite Auflage der Flora der Provinz Brandenburg die Flora des Nordostdeutschen Flachlandes (ausser Ostpreussen), bearbeitet von A. und GraEBNER und als ein Auszug aus der letzteren 1902 die Nordostdeutsche Schulflora von A., GRAEBNER und BEYER Von seinen monographischen Studien mögen hier noch die Arbeiten über die hoch interessanten Seegräser oder Meerphanero- gamen erwähnt werden; die Materialien wurden durch eine umfang- reiche Correspondenz und durch Unterweisung von Schiffsärzten ete. zusammengebracht. Ueber A.s officielle Thätigkeit sei erwähnt, dass er 1860— 1876 das Amt eines Assistenten bei der Direetion des botanischen Ill Gartens bekleidete, 1865 zugleich auch erster Assistent am Kel. Herbarium und 1871 zweiter Kustos desselben wurde. Zur Habilitation in der philosophischen Facultät der Universität fehlte der philosophische Doctorgrad. Als A. diesen von der Rostocker Universität honoris causa erhalten hatte, begann er im April 1869 seine Vorlesungen über specielle Botanik und Pflanzengeographie und wurde im ‚Jahre 1873 zum ausserordentlichen Professor an der Berliner Universität befördert. 1884 trat er von seinem Amte als zweiter Kustos des botanischen Museums zurück. IGn. Urpan. Verzeichnis von Dr. Paul Ascherson’s wissenschaftlichen Arbeiten. Zusammengestellt von Prof. Dr. K.W.v. Darza Torre-Innsbruck. 1853. Nachträgliche Bemerkungen zur Flora von Magdeburg. — Zeitschr. f. d. ges. Naturwiss. II (1853) p. 227—229. 1854. Die verwilderten Pflanzen in der Mark Brandenburg. Ein Beitrag zur Geschichte der Pflanzen. — Zeitschr. f. d. ges. Naturwiss. III (1854) p. 435 —463. 1855. Studiorum phytographicorum de Marchia Brandenburgensi speeimen, continens florae Marchicae cum adjacentibus comparationem. Diss. inaug. Halis, Gebauer. 1855. 8° 32 p. Studiorum de Marchia Brandenburgensi specimen, eontinens Florae Marchicae cum adjacentibus ecomparationem. — Linnaea XXVI (1855) p. 385—451. Abermals eine in Norddeutschland eingewanderte Artemisia. — Bot. Zeitg. XIII (1855) Sp. 789—791. 1856. jeitrag zur Flora des nordöstlichen Deutschlands als Zusatz zu der Abhandlung: Studiorum phytographieorum de Marchia Brandenburgensi specimen. — Linnaea XXVIII (1856) p. 577—597. 3esprechung von Korschel, F., Flora von Burg. 1856. — Bot. Zeitg. XIV (1856) Sp. 525-—526. 1857. Über Anacyelus Pyrethrum DC. und An. Pseudopyrethrum Aschers. — Sitzungs- bericht Ges. naturf. Fr. Berlin April 1857. Besprechung von: Gerhardt, ©., Flora von Prenzlau und der nördlichen Ucker- mark. — Bot. Zeite. XV (1857) Sp. 107—111. Besprechung von: Schramm, Flora von Brandenburg und Umgegend ete, Brandenburg, J. Wiesike 1857. — 1. e. Sp. 782—784. 1858. Bemerkungen über die Anacyelus-Arten, welche Bertramwurzel (Radix Pyrethri) liefern. — Bönplandia VI (1858) p. 118—123. Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. V Beitrag zur Flora des nordöstlichen Deutschlands, als zweiter Nachtrag zu der Abhandlung: Studiorum phytographicorum de Marchia Brandenburgensi speeimen. — Linnaea XXIX (1857/58) p. 752—-756. { Beobachtungen über die Flora des Fürstenthums Waldeck und der angrenzenden Theile der Provinz Westfalen. — Verh. naturh. Ver. preuss. Rheinl. u Westfalen XV (1858) p. 193—200. Über ein zweifelhaftes Cirsium der Thüringischen Flora. — Zeitschr. f. d. ges. Naturwiss. XI (1858) p. 342—343. 1859. Flora der Provinz Brandenburg, der Altmark und des Herzogthums Magdeburg. Zweite Abtheilung. Specialflora von Berlin. Berlin. A. Hirschwald. 1859. SCHRITTE p- Dieselbe. Dritte Abtheilung. Specialflora von Magdeburg. Berlin. A. Hirschwald. 1859. 8%. VILL 143 p. Überblick über die Litteraturgeschichte der märkischen Flora bis 1851. — Verh. bot. Ver. Brandenburg I (1859) p. VII— VII. Die wichtigeren im Jahre 1859 entdeckten und bekannt gewordenen Fundorte in der Flora des Vereinsgebietes. — 1. c. p. 1—26. Pflanzengeographische Studien über die Flora der Mark Brandenburg. II. Über die dem Alluvium, Diluvium (und den älteren Bildungen) eigentümlichen Gefäßpflanzen. — 1. ce. p. 27—41. Uber die Standorte und die Formen der Corona staminea von Vincetoxicum 3 album (Mill.) Aschers. — 1. c. p. 51—52. Uber Formen von Equisetum palustre L. — 1. e. p. 71—72. Uber das Wort „Hülle“ für Carex-Polster. — 1. ce. p. 84. Thalictrum medium Jaeq. — 1. e. p. 98— 99. Die Salzstellen der Mark Brandenburg in ihrer Flora nachgewiesen. — Zeitschr. deutsch. geol. Ges. XI (1859) p. 90—100, Taf. ILL. Zur Synonymie einiger Caryophyllinen. — Bot. Zte. XVII (1859) p. 291—294. 1860. Ubersetzung von: Engelmann, G., Generis Guscutae species secundum ordinem systematicum dispositae ete. Berolini, G. Bosselmann 1860. 8° VIII, 87 p. Einige Ortsnamen in Norddeutschland, besonders in der Provinz Brandenburg. die von Pflanzennamen abgeleitet sind. — Bonplandia VII (1860) p. 10-—12. Pflanzen auf Kopfweiden. — ]. ce. p. 161. Die zweite Versammlung des botanischen Vereins für die Provinz Brandenburg. Ueber das Blühen der Paulownia tomentosa bei Berlin. — 1. c. p. 215— 217. Zur Flora der Oberlausitz. — 1. ce. p. 290—291. Nachtrag zur Flora von Labrador. — Flora XLIII (1860) p. 369—370. Bemerkungen über die offieinellen Cnicus-Arten. — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 17. Januar 1860. Verwilderte Pflanzen meist aus der Gegend von Erfurt. — 1. ce. 21. Februar 1860. Uber Cnicus Kotschyi Schultz Bip. — 1. e. . Uber Barbarea praecox, B. intermedia Boreau und B. patula Fr. — |. ce. 20. März 1860. Uber Früchte von Medicago aus Verviers. — 1. c. Über die Übereinstimmung der Lausitzer Flora mit der des nordwestlichen Deutschlands. — 1. c. 20. November 1860. Über die bekannten Salzstellen der Mark Brandenburg. — 1. e. 18. December 1860. VI Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. Bericht über die zweite Versammlung des Vereins in Potsdam am 29. Mai 1860. — Verh. bot. Ver, Brandenburg II (1860) p. V—XL. Vorlage seltener Pflanzen der Potsdamer Gegend, sowie von Hierochloe australis (Sehrad.) R. et Sch. von der Insel Wollin. — l.e. p. XI (vergl. die Be- richtigung 1. ce. III, IV p. 188.) Rudbeckia hirta. — 1. e. p. 115. Die zweifelhaften Gefäßpflanzen des Vereinsgebietes. — 1. ce. p. 124—141. Die wichtigeren im Jahre 1860 entdeckten und bekannt gewordenen Fundorte in der Flora des Vereinsgebiets. — 1. ce. p. 159—195. Nachruf an J. F. Ruthe. — ].c. p. 211—216. Besprechung von: Lasch, W. und Baenitz, ©., Herbarium märkischer Pflanzen 4.—7. Lieferung. — ]. ce. p. 221—223. Mit Müller, Herm. und Beckhaus, Konr., Nachträge und Bemerkungen zu Karsch’s Phanerogamenflora der Provinz Westfalen. — Verh. naturh. Ver. preuss. Rheinl. u. Westfalen XVII (1860) p. 179--196. Beitrag zur Flora Westphalens. — 1. ce. p. 197—198. Zur Synonymie einiger Caryophyllinen. — Bot. Zeitg. XVIII (1860) p. 25. Noch einmal Artemisia austriaca Jaeq. — 1. e. p. 73—74. 1861. Einige Ortsnamen im Grossherzogthum Posen (und Westpreussen), die von Pflanzennamen abgeleitet sind, mitgetheilt von G. Ritschl und Berg- mann. — Bonplandia IX (1861) p. 35—37. Die dritte Versammlung des botanischen Vereins für die Provinz Brandenburg in Nauen. — 1. ce. p. 244—245. Über Utrieularia spectabilis Madauss. -—— Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 18. Juni 1861. Epilobium obscurum (Sehreb.) Rehb. und Geranium silvatieum L. bei Straub- berg. — 1. ce. Über einen Bastard von Seirpus silwaticus L. und Se. radicans Schk. — |. e. 16. Juli 1861. Über die Synonymie von Plagianthus discolor (W. Hook.) Aschs. — 1. e, 17. De- cember 1861. Besprechung von: Baenitz, C., Flora der östlichen Niederlausitz ete. Görlitz, E. Remer 1861. — Bot. Zeitg. XIX (1861) p. 197—198. 1862. Onieus pseudobenedietus hort. Dorp. — Index sem. Horti bot. Berol. 1861 Berol. 1862 App. p. 5—6. Mit Braun, A., Pratia angulata J. D. Hook., Dunalia brachystemon A. Braun et Bouche. — |]. c. p. 6. Plagianthus discolor (W. Hook.) Aschs. — ]. c. p. 10—11. Über Hieracium cymosum L. und Androsaces septentrionale L. in der Branden- burgischen Flora und Libanotis montana All. bei Frankfurt a/0. — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 17. Juni 1862. Über die Pinguieula-Arten der Abtheilung Orcheosanthus DC. fi. — 1. e. 15. Juli 1862. Monströse Blüthen von Melilotus dentatus (W.K.) Pers. — 1. ce. 12. August 1862. Vorlage von Fagus silvatica L. vom Rothen Berg in Mähren. — 1. e. Bericht über die dritte Versammlung des Vereins in Nauen am 21. Mai 1861. — Verh. bot. Ver. Brandenburg III/IV (1861—62) p. V—XI. 3emerkungen über die Nomenelatur-Frage. — 1. ec. p. X—XI. Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten, VII Bericht über die vierte Versammlung des Vereins in Frankfurt a/O. am 10. Juni und den Besuch im Hause Tornow am 11. Juni 1862. — 1.e. p. XIII—XXIV. Anfrage und Bitte (über das Vorkommen der Geschlechter von Stratiotes) 1. e. P- um ıv: Bemerkungen über die Verbreitung mehrerer Pflanzen, welche in unserem Floren- gebiete ihre Vegetationslinie erreichen. l. ce: p. XIX— XXI. Uber Utrieularia spectabilis Madauss und macroptera G. Brückn. — 1. e. p. 7—12. Senecio vernalis W.K., ein freiwilliger Einwanderer in die deutsche Flora. — l. ec. p. 150— 155. Zusatz zu Seehaus’ Beiträgen zur Flora von Pommern. — 1.e. p. 187—189. Die wichtigeren bis zum Juni 1862 entdeckten und bekannt gewordenen Fund- orte in der Flora des Vereinsgebiets. — 1. c. p. 244—282. Nachruf an H. Hertzsch. — 1. c. p. 372—876. Besprechung von: Lasch, W. und Baenitz, C.. Herbarium märkischer Pflanzen, 10. Lieferung. — 1. c. p. 382. Besprechung von: Baenitz. C., Flora der östlichen Niederlausitz, 1861. — 1. e. p- 884-385. Besprechung von: Schramm, Nachtrag zur Flora von Brandenburg und Um- gegend. — 1. c. p. 3855 —386. 1863. Vorlage von Glyceria remota (Fr.) Nyl. von Oberniek bei Breslau. — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin (Febr.) 1863 p. 4 (vergl. die Berichtigung 1867 p. 6). Nachruf an OÖ. Engel. — Verh. bot. Ver. Brandenburg V (1863) p. XXXVI bis XXXVILH. Anmerkungen und Zusatz zu dem Aufsatze von Wellmann, über die Orchideen der Insel Rügen. — 1. c. p. 160—162. Eine botanische Excursion unter dem 89° N.Br, — 1. c. p. 187— 214. Über einige Fumaria-Arten. — 1. ce. p. 214—224. Mit Ilse, H., Carex leporina > remota Ilse, ein neuer Carex-Bastard der deutschen Flora. — 1. c. p. 221—228. Zusatz zu der Mittheilung von H. Ilse über Gagea saxatilis bei Oderberg. — l. ec. p. 229. Senecio vernalis W.K. schon vor 1840 in der Provinz Brandenburg beobachtet? — 1. ce. p. 239. Potamogeton rutilus Wolfe. im Gebiete wiedergefunden. — 1. ce. p. 239— 240. Besprechung von: Baenitz, ©, Nord- und Mitteldeutschlands Gramineen. Lieferung 3—4. — 1. c. p. 243 —-244. Besprechung von: Baenitz, C., Nord- und Mitteldeutschlands Juncaceen und Cyperaceen. Lieferung 1. — 1. ce. Besprechung von: Baenitz, ©., Herbarium norddeutscher Pflanzen. Lieferung 4, 6—7. -—- 1. e. Besprechung von: Ascherson, P., Flora der Provinz Brandenburg ete. — |. e. p- 244— 246. Besprechung von: Jahn, ©. L., Die Holzgewächse des Friedrichshains bei Berlin. — 1. e. p. 246— 247. Besprechung von: Liebe, Dr., Uber die geographische Verbreitung der Schmarotzer- pflanzen. I. Abth. Loranthaceae, Cuscuta, Cassytha, Rhinantheae, — Bot. Zeitg. XXI (1863) p. 38—39. Welche Namen kommen nach dem Prioritätsgesetze der Funkia subcordata Spr. und ovata (Spr. erw.) R. et Sch. zu? — 1. ce. p. 52—53. IN. Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. 1864. Flora der Provinz Brandenburg, der Altmark und des Herzogthums Magdeburg. Zum Gebrauche in Schulen und auf Exeursionen bearbeitet. Erste Abtheilung. Berlin. A. Hirschwald. 1864. 8°. XXII, 146. 1034 p. (nebst Titelausgabe der zweiten und dritten Abtheilung). Sopra una specie di cerociferae nuova per la flora italiana Capsella rubella. — Atti soe. Ital. sc. nat. VI (1864) p. 238— 240. Sur deux especes de Festuca L. emend. (Seleropoa Griseb.) et sur une nouvelle station du Oytinus Hypoecistis L. var. kermesina Guss. — Bull. soc. bot. France XI (1864) p. 329—332. Uber den Botaniker Rebentisch. — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin (Febr.) 1864 p. 3. Zwei für Deutschland neue Carex-Arten. — 1. ce. p. 6. Über Chaerophyllum nitidum Wahlenb. — 1. e. (Okt.) 1864 p. 15. Über Soria syriaca (L.) Desv. und Bromus unioloides (W.) H.B.K. bei Neustadt- Eberswalde. —- l. e. (Nov.) 1864 p. 17. Bericht über die sechste Versammlung des Vereins in Wittenberg am 17. Mai 1864. — Verh. bot. Ver. Brandenburg VI (1864) p. V—XIX. Zur Geschichte der Botanik in Wittenberg. — 1. e. p. VI-VII. Über die Vegetation der Elb- und Oderniederung. — ]. ec. p. XH-XVL. Bitte [Beitrag zur Flora des Vereinsgebietes]). — 1. ec. p. XX. Über Valeriana simplieifolia Kab. — 1. e. p. 111-112; Berichtigung p. 192. Berichtigung über Polygonum Bellardi. — 1. e. p. 119—120. Über Chaerophyllum nitidum Wahlenb. — 1. e. p. 151-189 Taf. I, II; Ver- besserungen p. 320— 321. Zusatz über die Synonymie des Potamogeton mucronatus Schrad. — 1. c. p. 215. Besprechung von: Wichura, M., Die Bastardbefruchtung im Pflanzenreiche, er- läutert an den Bastarden der Weiden. — 1. ce. p. 307—308. Besprechung von: Baenitz, Ü., Nord- und Mitteldeutschlands Juncaceen und Cyperaceen. Lieferung 2. — 1. e. p. 310-311. Besprechung von: Baenitz, C., Nord- und Mitteldeutschlands Gramineen, Lieferung 5. — |. ce. Besprechung von: Mühlefeld, J. Ch., Vorschule der Botanik. — 1. ce. p. 311 bis 313. Zusätze zu dem Aufsatze über Chaerophyllum nitidum Wahlenb. — 1. e. p. 818 bis 319. Eine für die deutsche Flora neue Carex-Art. — Bot. Ztg. XXII (1864) p. 73— TA. 7/ur Synonymie der aus Iris Linne gebildeten Gattungen. — 1. ce. p. 112—114. Noch einige Worte über Festuca loliacea auet. — 1. ce. p. 125—127. Ramischia oder Pirula? — 1. e. p. 342. Über die Fruchtbildung von Oryza elandestina (Web.) R.Br. — 1. e. p. 350—351. 1865. Una nuova Orchis ibrida della flora italiana, O. Bornemanni. — Atti soc. Ital. sc, nat. VIII (1865) p. 182—185. Linaria Koeianovichii n. (L. genistaefolia > vulgaris). — Napi Közlöny. A Magyar orvosok 6s term6öszetvizsgälök Pozsonban tartott XI nagygyülösenek 1865 (Tagebl. d. Vers. ungar. Ärzte u. Naturforscher Pressburg 1865). Über drei Bastardpflanzen der Alpen, Pedieularis Vulpii Solms, Gymnadenia Strampffi Aschs. und Verbaseum montanum >< Lychnitis — Sitzungsber. (res. naturf. Fr. Berlin (April) 1865 p. 8. Über Halostachys perfoliata nach Dr. Sehweinfurth’'s Exemplaren. — 1. e. Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. 183 Über Calandrinia pilosiuscula aus Chile als neuer Einwanderer in die deutsche Flora. — 1. ce. (Juli) 1865 p. 15. Über drei neue Bastarde der Gattung Linaria. — 1. ec. (Dec.) 1865 p. 21. Berieht über die siebente Versammlung des Vereins in Dessau am 6. Juni 1865. — Verh. bot. Ver. Brandenburg VII (1865) p. V—XIX. Nachruf an M. Wichura. — |. c. p. XIX—XXII. Mit Engler, A., Kuhn, M. und Reimann, C., Eine Karpathenreise. — |. e. p. 106—136, 146—151, 161-173. Einige Beobachtungen in der Halle’schen Flora. — 1. e. p. 174—181. Besprechung von: Grepin, F., Notes sur quelques plantes rares ou critiques de la Belgique. — 1. c. p. 220. Besprechung von: Lackowitz, A. W., Ascherson’s Flora der Provinz Branden- burg, im Auszuge bearbeitet. — 1. e. Besprechung von: Eichler, A. W., Über den Blüthenbau der Fumariaceen, Oruei- feren und einiger Capparidaceen. — 1. c. p. 220—221. Besprechung von: Klatt, W., Flora des Herzogthums Lauenburg. — 1. ce. p. 221. Besprechung von: Liebe, Th., Grundriß der speciellen Botanik für den Unterricht an höheren Lehranstalten. — ].c. p. 221—222. Besprechung von: Lantzius-Beninga, S., Die unterscheidenden Merkmale der deutschen Pflanzenfamilien und Geschlechter. — 1. ce. p. 222—223. Besprechung von: Milde, J., Die höheren Sporenpflanzen Deutschlands und der Schweiz. — 1. c. p. 223. Besprechung von: Ratzeburg, J. T.C, Die Waldverderbnis oder der dauernde Schade, welcher durch Insektenfraß, Schälen, Schlagen und Verbeißen an lebenden Waldbäumen entsteht. Ile. @: Besprechung von: Sarkander,.J., Naturgeschichtliches Tagebuch aus Fürstenberg. — 1. c. p. 223— 224. Ein Orchis-Bastard. — Österr. bot. Zeitschr. X V- (1865) p. 69—71. Beschreibung eines @ymnadenia-Bastardes nebst Bemerkung über Orchis Nicodemi. 2 Pen, 176180: Correspondenz ddto Berlin 3. Mai 1865. — 1.c. p. 199—200. Mit Engler, A., Beiträge zur Flora Westealiziens und der Öentral-Oarpathen. — l. e. p. 273 — 285. Correspondenz ddto Berlin 21. October 1865. — 1. c. p. 361—562. Noch einmal Ramischia. — Bot. Zeite. XXIII (1865) p. 82. Ramischia. — 1. ce. p. 200. Besprechung von: Neilreich, A., Aufzählung der in Ungarn und Slavonien bisher beobachteten Gefäßpflanzen ete. Wien 1866. -— 1. ce. p. 364—868. 1866. Flora der Provinz Brandenburg, der Altmark und des Herzogthums Magdeburg. Im Auszuge bearbeitet unter Mitwirkung des Verfassers von W. Lackowitz. Berlin,.A. Hirschwald 1866. 8° X, 518 p. Uber die Gattung Anticharis Endl. — Monatsber. preuss. Akad. Wiss. 1866 p- 876— 884. Uber Ambrosia maritima L. und Linaria juncea (L.) Desi. als neue Einwanderer in die deutsche Flora. — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin (März) 1866 p. 10. : Vorlage von Senecio vernalis W.K., Linnaea und Vaceinium Vitis idaea mit 6' weit ausgegrabenem Rhizom. — 1. c. (Mai) p. 16. Uber Anticharis Endl. und Doratanthera Benth. als gleich der Gattung Distemon Hemp. et Ehrenb. — 1. ce. (Dee.) p. 27. 0% Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. Uber einen vom Candid. Hülsen gesammelten Bastard von Ornithopus compressus L. und O. sativus Brot. und andere Fremdlinge. — 1. e. Bericht über die achte Versammlung des Vereins in Küstrin am 22, Mai 1866. — Verh. bot. Ver. Brandenburg VIII (1866) p. V-XVLU. Uber mehrere kürzlich für Nord- und Mitteldeutschland neu entdeekte Pflanzen- arten. — l.c. p. IX— XV; Berichtigung p. XX. Nachruf an G. Ritschl. — 1. e. p. XVIII-XXIL. Die wichtigeren von 1862 bis August 1866 entdeckten und bekannt gewordenen Fundorte in der Flora des Vereinsgebietes. Erstes Verzeichnis. — 1. e. p. 105—177. Noch einige Nachträge zu Chaerophyllum nitidum Wahlenb. — 1. ce. p. 181—184. Bitte [Meeresphanerogamen betreffend]. — 1. e. p. 184. Nehäny magyar növenyröl. — A magyar orvosok cs term6szetvizsgälök 1865. Pozsonban tartott XI nagygyülesenek törteneti väzlatai &s munkälatai. Verh. Ungar. Naturf. Ges. 1865. Pozsony 1866 p. 272—278. Über die geographische Verbreitung von Carex Buekii Wimm. — Österr. bot. Zeitschr. XVI (1866) p. 105—109. Correspondenz aus Berlin ddto 16. Mai 1866. — 1. c. p. 191—192. Correspondenz aus Berlin ddto 8. September 1866. -——- 1. e. p. 331—332. 1867. Beiträge zu @. Schweinfurth, Beitrag zur Flora Aethiopiens. I. Abtheilung. Berlin, G. Reimer 1867. 4° XII, 311 p. 4 Taf. Riflessioni intorno ad aleune piante della flora italiana. — Atti soe. Ital. sc. nat. X (1867) p: 262--271. Uber die von Ehrenberg und Hemprich gesammelten phanerogamen See- Pflanzen des Rothen Meeres. — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin (Jan.) 1867 p. 2—4. Uber die Frucht der Posidonia australis Hook. f. und über Cymodocea aequorea Kön. des Mittelmeeres. — 1. ce. (Febr.) p. 6. Glyceria nemoralis Uechtr. et Koern. und @l. remota (Fors.) Fr. als deutsche Pflanzen. — ]. e., Zostera Muelleri Irmisch und Z, tasmanica G.v. Martens, neue Arten aus Süd- australien. — 1. c. (April) p. 15. Über Pinus leucodermis Antoine, Cymodocea aequorea Kön. und Ruppia maritima L. aus den Bocche di Cattaro. — 1.c. (Juli) p. 21—22. Uber Carex umbrosa Host bei Bartensleben und Equisetum variegatum Schl. bei Potsdam als neue Arten für die Mark. — 1. c. (Oktob.) p. 27. Über Pilostyles Haussknechtii Boiss., eine Rafflesiacee auf Astragalus in Klein- asien. — |. c. Über Potentilla stenantha Lehm. aus Bosnien und Lachnagrostis phleoides Nees aus Chile, zwei der Gattung nach verkannte, längst bekannt gewesene Arten. — ].c. Bemerkungen über einige Pflanzen des Kitaibelischen Herbariums. — Verh. Zool. bot. Ges. Wien XVII (1867) Abh. p. 565-590. Eine botanische Exeursion in Süddalmatien. — Verh. bot. Ver. Brandenburg IX (1867) p. XII—XVIII. Neue Entdeekungen in der Flora des Vereinsgebietes. — 1. ce. p. XVII -XIX. Besprechung von: Milde, .)., Filices Europae et Atlantidis, Asiae minoris et Sibiriae. 1.c. p. XIX—XX. Nachruf an W. Rother. — l.e. p. XXX—XXXIL, Mit Tommasini, M. v., Helosciadium leptophyllum DC. (Cyelospermum Ammi Lag.) in Norddeutschland gefunden. — 1. c. p. 135—137. Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. X] Besprechung von: Baenitz, ©., Nord- und Mitteldeutschlands Juncaceen und Cyperaceen. Lieferung 3. — 1. c. p..147—148. Berichtigung [zu Chaerophyllum nitidum Wahlenb.]. — 1. e. p. 150. Correspondenz aus Berlin ddto 6. December 1866. — Österr. bot. Zeitschr. XVII (1867) p. 26—27. Correspondenz aus Berlin ddto 6. Februar 1867. — 1. c. p. 83—84. Correspondenz aus Berlin ddto 16. Juli 1867. — 1. ce. p. 262--264. Besprechung von: Caruel, T., I generi delle Ciperoidee Europee etc. Firenze 1866. 4°. -— Bot. Zeitg. XXV (1867) p. 87—88, Besprechung von: Cr&pin, Fr., Manuel de la Flore de Belgique. 2. edition. Bruxelles, G. Mayolez 1866. 8°. — 1. c. p. 60—62. Besprechung von: Oaruel, T., Di aleuni cambiamenti avvenuti nella flora della Toscana in questi ultimi tre secoli. — 1. ce. p. 198—200. Besprechung von: Schweinfurth, G., Beitrag zur Flora Aethiopiens. 1. Abth. Berlin. &. Reimer 1867. — 1. c. p. 316—318. 1868. Ornithogalum Boucheanum (Kth.) Aschs. — Index sem. horti bot. berol. 1867 Berol. 1868 App. p. 4—5. Centipeda minima (L.) A.Br. et Aschs., ©. Cunninghami (D.C.) A.Br. et Aschs. — 1. e. p. 5—6. Elssholzia Patrinii (Lepech.) Garcke var. Abyssinica A.Br. et Aschs., Cala- mintha umbrosa (M.B.) Benth. — 1. ce. p. 6. Pingwieula Moranensis H.B.K. — 1. ce. p. 7—8. Luteola tincetoria Webb var.? australis Webb forma dimerocarpa Aschs. — ep: Vorarbeiten zu einer Übersicht der phanerogamen Meeresgewächse. — Linnaea XXXV (1867—68) p. 152—208; Verbess. p. 627—628. Über die von Dr. Engelmann erhaltenen Meeres-Phanerogamen der Insel Cuba und über von Dr. Klunzinger neuerlich gesammelte Meeres- Phanerogamen vom Rothen Meer. — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin (Juni) 1868 p. 18—19. Identität von Potentilla stenantha mit Aremonia agrimonioides. — 1. e. (Okt.) 1868 p. 23. Uber Sammlungen aus der Flora Bosniens von Consul Blau. — 1. e. Neue Pflanzen von dem Kilimandjaro. — 1. ce. p. 23—24. Männliche Blüten von Halodule Wrightii Aschers. und Cymodocea manatorum Aschers. — 1. c. p. 24. Über einige von Dr. Zenker bei Aden gesammelte Pflanzen. — 1. c. (Nov.) 1868 p. 29. Scolopendrium vulgare Sm. in der Mark gefunden. —- Verh. bot. Ver. Branden- burg X (1868) p. IV. Bericht über die zehnte Versammlung des Vereins in Sommerfeld am 2. Juni 1868. — 1. ce. p. V—X. Nachträgliches zu Bidens radiatus Thuill. und Galium silwaticum v. intermedium. — 1. ce. p. XI—XII. Eine räthselhafte Pflanzenansiedlung. — 1. ce. p. 132—1535. Anzeige von Schultz, A., Flora istriaca exsieeata. — 1. c. p. 135—139. Der Berg Örjen an den Bocche di Cattaro. — Zeitschr. Ges. f. Erdkunde in Berlin IlI (1868) p. 319—326. Besprechung von: Boissier, E., Flora orientalis ete. 1867. — Bot. Ztg. XXVI 1868 Sp. 223—232. Ascherson, Festschrift. 108 XII Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. Bespreehung von: Baenitz, C©., Herbarium meist seltener und kritischer Pflanzen Nord- und Mitteldeutschlands. Lief, 1 u. 2, 1868. — 1. ce. Sp. 239—240. Besprechung von: Heber Drury, Handbook of the Indian Flora ete. 1862, 1 1864. — 1. c. Sp. 250—256. Besprechung von: Atti della societä italiana di seienze naturali Vol. VIII 1865, 1866. — 1. e. Sp. 267—272. Besprechung von: Neilreich, A., Nachträge zur Flora von Niederösterreich 1866 und Diagnosen der in Ungarn und Slavonien bisher beobachteten Gefäßpflanzen ete. 1867. — 1. ce. Sp. 281— 286, Besprechung von: ÜCommentario della fauna, flora e gea del Veneto e del Trentino 1867. — 1. ce. Sp. 329—332. Die Nomencelaturfrage auf dem Pariser botanischen Congreß. — 1. ce. Sp. 337—345, 353—859. Besprechung von: M&moires de l’academie imp£riale des sciences St. Pötersbourg VII Ser. Tome X—XI. -—- 1. ce. Sp. 365—367. Besprechung von: Schriften der kgl. physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg VII Jg. 1866. — 1. e. Sp. 378—379. Besprechung von: 19. Bericht des naturhistorischen Vereins zu Augsburg 1867. — 1. ce. Sp. 398. Besprechung von: M&moires de la societ@ imperiale des sciences naturelles de Cherbourg Tome XII 1868. — 1. c. Sp. 399-—400. Besprechung von: Christ, H., Über die Verbreitung der Pflanzen der alpinen Region der europäischen Alpenkette 1866. — 1. e. Sp. 507—509, 520 —528, 557—541. Besprechung von: Index seminum in horto botanico Berolinensi anno 1867 colleetorum. Nebst Appendix I—III. — 1. ce. Sp. 556—558. Besprechung von: Lotos 16. Jahrg., 17. Jahrg. — 1. e. Sp. 567—571. Besprechung von: Walpers, Annales botanices systematicae Tomus VII 1868. — ]. ec. Sp. 571—573, XXVIL (1869) Sp. 46. Besprechung von: Schweinfurth, G., Pflanzengeographische Skizze des ge- sammten Nil-Gebietes und der Uferländer des Rothen Meeres. —- 1. e. Sp. 600-603, 617—621, 631-635, 651-654. Anmerkungen zu Schweinfurth, G., Vegetationsskizzen aus dem südnubischen Küstengebirge. Aus Briefen desselben an Prof. A. Braun und Dr. P. Ascher- son, Singat 19. u. 21. September 1868. — 1. c. Sp. 856, 859 (No. 50!). Besprechung von: Duveyrier, Henri, Exploration du Sahara. Les Touareg du Nord. Paris. 1864. — 1. c. Sp. 865—867. Besprechung von: Neilreich, A., Die Vegetationsverhältnisse von Üroatien. Wien 1868. — 1. c. Sp. 867— 870. 1869. Mit A. Braun, Trifolium Humboldtianum A.Br., Aschs. et Behe. — Index sem. horti bot. Berol. 1868 Berol. 1869 p. 24. Über Myriophyllum alterniflorum aus der Provinz Brandenburg. — Sitzungsber. (es. naturf. Fr. Berlin (Jan.) 1869 p. 1. Über Dr. Schweinfurth’s Aufenthalt in Chartum. — ]. c. Das Einbohren der Samen von Stupa- und Aristida-Arten in die Erde. — le. (Febr.) 1869 p. 3. Über die Identität der Zostera nodosa Ueria mit Oymodocea aequorea Kön, und deren richtigen Namen Oymodocea nodosa Aschers. — 1. e. p. 3—4. Über Halophila und Diplanthera Du Petit Thouars nach Exemplaren des Pariser. Museums. — 1. c. p. 4. Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. XELl Über die Schätze der Dr. Schimper’schen Schenkung an abyssinischen Pflanzen, Holzarten und Sämereien. — 1. ce. (April) 1869 p. 11. Über Dr. Schweinfurth’s Naturalien-Sendung seiner Reise von Alexandrien bis Chartum und deren vielseitig reiche Formen. — 1. ce. p. 11—12. Vorlage der Frucht von Amphibolis zosterifolia Müll. aus Neu-Holland — Posi- donia australis Hook. fil. — 1. e. (Nov.) 1869 p. 36. Über Dimorphie der Blüthenstände von Diplachne serotina (L.) Lk. — I. e. (Dee.) 1869 p. 39. Über Dr. Schweinfurth’s neueste Sendungen aus dem oberen Sudan. — 1. e. Botanische Bemerkungen zu den Sitzungsberichten der Gesellschaft Isis. — Sitzungsbericht naturwiss. Ges. Isis Dresden 1869 p. 214. Bericht über die elfte Versammlung des Vereins in Berlin am 17.—19. Mai 1869. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XI (1869) p. V—XV. Besprechung von: Schultz, A., Flora istriaca exsiecata. — Österr. bot. Zeitschr. XIX (1869) p. 51—53. Beitrag zur Flora Dalmatiens. — 1. c. p. 65—71. Bemerkungen über einige von Thomas Pichler 1858 in Dalmatien gesammelte Pflanzen. — ]. c. p. 172—175. Ein Ausflug ins nördliche Böhmen. — 1. ce. p. 293—298. Besprechung von: Oliver, D., Flora of Tropieal Africa. London 1868. 8%. — Bot. Zeitg. XXVII (1869) Sp. 62—68. Uber die Formen von Papaver alpinum L. — 1. ce. Sp. 121—129. Besprechung von: Buchenau, Fr., Index eriticus Butomacearum ete. Bremen 1868. — 1. ce. Sp. 147—148. Besprechung von: Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. I. Jg. 1868. — 1. ce. Sp. 148—149. Besprechung von: Baenitz, C., Herbarium meist seltener und kritischer Pflanzen Nord- und Mitteldeutschlands. Liefg. 3—5. — |. ce. Sp. 151—152. Besprechung von: Sehweinfurth, @., Novae species aethiopieae. Wien 1868. — ]. e. Sp. 166—168. Besprechung von: Schweinfurth, G., Reliquiae Kotschyanae ete. Berlin 1868. 4°. — ]. c. Sp. 177—180. Besprechung von: Commentario della fauna, flora e gea del Veneto e del Trentino. No. 8,4 1868. — 1. c. Sp. 275—277. Besprechung von: Oesati, V., Passerini, G., e Gibelli, E. G., Compendio della flora italiana ete. 1868. — 1. c. Sp. 314—317. Besprechung von: Lotos 1868. — 1. c. Sp. 347— 348. Besprechung von: Koch, K., Dendrologie. Erlangen 1869. 8°. — 1. c. Sp. 562 bis 368. Besprechung von: Schultz, Arth., Flora istriaca exsiccata. l. e. Sp. 598— 400. Besprechung von: Nuovo Giornale botanico Italiano. I No. 1—2, 1869. — 1. c. Sp. 481—486. Besprechung von: Asa Gray, Botanical Contributions. VII (1867). 8°. — 1. e. Sp. 516--517. Besprechung von: Oersted, A. S., Remarques pour servir ä l’interpretation de la plante celebre mais aujourd’hui disparue, qui etait connue dans l’anti- quite sous le nom de Silphium. 1869. -— 1. ec. Sp. 531—532. Besprechung von: 13. Bericht der oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. Gießen 1869. 8%. — 1.c. Sp. 532—534. Besprechung von: Von der Decken, ©. C., Reisen in Ostafrika in den Jahren 1859 —1865. I. Bd. Leipzig und Heidelberg 1869. 8°. — 1. e. Sp. 566—567. Besprechung von: Seubert, M., Exeursionsflora für Mittel- und Norddeutschland. Ravensburg, Ulmer 1869. —.1. e. Sp. 593—596. Kl XIV Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. Besprechung von: Buchenau, Fr., Übersicht der in den Jahren 1855—57 in Hochasien von den Brüdern Schlagintweit gesammelten Butomaceen, Alismaceen, Juncaginaceen und Juncaceen. — |. ce. Sp. 596—597. Besprechung von: Commentario della fauna, flora e gea del Veneto e del Trentino. Appendice 1869. — 1. ce. Sp. 629—630. Besprechung von: Neilreich, A., Zweiter Nachtrag zur Flora von Nieder- österreich. Wien 1869 und Über Schott’s Analeeta botanica. 1868. — l. c. Sp. 649 — 652. Besprechung von: Verhandlungen und Mittheilungen des siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften zu Hermannstadt. VIII 1867. — 1. ce. Sp. 652. Besprechung von: Verhandlungen des naturforschenden Vereins in Brünn. VI 1867. — 1. ce. Sp. 670. Besprechung von: Buchenau, F., Uber die Riehtung der Samenknospen bei den Alismaceen. — |. ce. Sp. 687 — 688. Besprechung von: Abhandlungen, herausgegeben vom naturwissenschaftlichen Verein zu Bremen. II 1. Heft 1869. — 1. c. Sp. 706—707. Besprechung von: Bulletin de la soeiete imp£eriale des naturalistes de Moscou. 1867, 1868. — 1. ce. Sp. 794.—798, 813—816. Besprechung von: Baenitz, Herbarium meist seltener und kritischer Pflanzen Nord- und Mitteldeutschlands. 6. Liefg. 1869. — 1. c. Sp. 829—830. Die älteste Autoritätsbezeichnung botanischer Speeiesnamen. — 1. ce. Sp. 870—871. Bespreehung von: Uesati, N., Passerini, @. e Gibelli, E. G., Compendio della flora italiana. fase. 2-—4 1868/69. — 1. c. Sp. 871—874. 1870. Plantarım phanerogamarum marinarum Italiae conspeetus. — Nuovo Giorn. bot. Ital. II (1870) p. 180—186. Ueber Standorte der Pilularia. — 47. Jahresber. d. Schles. Ges. für vaterl. Cultur (1869) p. 89—91. Hieracium Garckeanum Aschs. — Ind. sem. horti bot. Berol. 1869 (1870) p. 24. Ueber Bidens radiatus Thuill. -— Isis 1870 (1871) p. 224—225. Über einen mutmaßlichen Bastard von Hieracium praealtum und H. tridentatum. Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1870 p. 13—14. Über Schweinfurth’s botanisehe Schilderung der Njam-Njam und Mombuttu- Länder, besonders über ein neues Platycerium auf Bäumen. — |. e. p- 17—18. Über wilde Exemplare des Anacyelus Pseudopyrethrum Aschs. im Herbarium des Pariser Jardin des plantes. — 1. c. p. 21. Über Veronica ceratocarpa ©. A. Mey. — ]. ce. p. 21—22. Über Botrychium lanceolatum Gmel. — 1. e. p. 22. Über Dr. Schweinfurth’s durch Djaffer Pascha beförderte reiche botanische Sammlung aus dem Sudan und deren Ankunft. — I. e. p. 82—83. Mit P. Magnus, Über die Phanerogamen des Rothen Meeres, besonders Thalassia Hemprichii Aschers., Oymodocea rotundata Aschers. et Schweinf. und Cymodocea serrulata Aschers. et Magn. — |. c. p. 83—85. Bericht über die zwölfte Jahresversammlung des Vereins in Berlin am 6,—8. Juni 1870. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XIl (1870) p. IX—XV. Vorlage von Senecio vernalis W. K. mit weißlichen Strahlblumen. — I. e. p. XIIIL-—-XIV. Vorlage von Dentaria enneaphyllos 1. mit entfernt stehenden Laubblättern. — l.c. p. XIV. Botanische Wahrnehmungen in Paris im April und Mai 1870. — 1. ce. p. 125—150. Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. XV Über die Einführung des Buchweizens in Europa. — Zeitschr. f. Ethnol. I (1870) p. 477, Bericht über die in den letzten Jahren (1865—1870) angestellten Forschungen und bekannt gewordenen Ergebnisse botanischer Reisenden. — Zeitschr. Ges. f. Erdkunde Berlin V (1870) p. 546—577. Über Fumaria Petteri Reichb. — Österr. bot. Zeitschr. XX (1870) p. 38—40. Besprechung von: Solms-Laubach, Hermann Graf zu, Die Familie der Lennoa- ceen. — Bot. Zeitg. XXVIII (1870) Sp. 8—11. Neuere Nachrichten über Bidens radiatus Thuill. — 1. e. Sp. 97—104, 113—123. Besprechung von: Celakovsky. L., Prodromus der Flora von Böhmen. I 1867. — 1. e. Sp. 1356—142. Besprechung von: Parlatore, F., Flora italiana ete. IV (1868—69). — |.e. Sp. 201—205. Besprechung von: Crepin, Fr., Primitiae Monographiae Rosarum. — |. e. Sp. 321— 8323. Besprechung von: Sitzungsberichte der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis in Dresden 1867—1869. — 1. ce. Sp. 337—340. Besprechung von: Index seminum horti botanici Berolinensis 1868 et 1869. — 1. e. Sp. 357—858. Besprechung von: Memorie del Regio Istituto Veneto di scienze, lettere ed arti. XIV 1870. — 1. ce. Sp. 407. Besprechung von: Pasquale, Gius. Ant., Flora Vesuviana ete. 1868. — 1. c. Sp. 418—419. Besprechung von: Lotos. 1869. — 1. e. Sp. 419—421. Besprechung von: Willkomm, M. et Lange, Joan., Prodromus florae His- panicae etc. 1I pars3. — 1. c. Sp. 485 —486. Besprechung von: Mömoires de l’acad&mie imp£riale des sciences de St. Peters- bourg. 7 serie XIII (1868—69). — 1. c. Sp. 517—519. Besprechung von: Hisinger, Ed., Nägra ord om de i Skandinavien förekommande formerna af Granen. — 1. ce. Sp. 610—611. Besprechung von: Kirschleger, Fr., Flore Vogeso-Rhönane ete. 1870. — 1. e. Sp. 611-—613. Besprechung von: Neilreich, A., Aufzählung der in Ungarn und Slavonien bisher beobachteten Gefäßpflanzen, Nachträge. — 1. c. Sp. 691—696. Besprechung von: Bulletin de la societe imperiale des naturalistes de Moscou. 1869. — 1. ce. Sp. 707—-710. Mit Magnus, P., Bemerkungen über die Arten der Gattung Circaea Tourn. — 1. e. Sp. 745-752, 761 771, 777—787. Nachruf an Friedrich Reinhardt. — 1.c. Sp. 776. Nachruf an Fräulein Elise Braig. — 1. ce. Sp. 792. 1871. Plantae phanerogamae marinae, quas Eduardus Beccari in Archipelago Indico, annis 1866 et 1867 et in Mari Rubro anno 1870 collegit, enumeratae. — Nuovo Giorn. bot. Ital. III (1871) p. 299—302. Die geographische Verbreitung der Seegräser. — Petermanns Geogr. Mittheil. 3 XVII (1871) p. 241—248; Taf. Uber Zostera nana Roth. — Sitzungsber. Ges, naturf. Fr. Berlin 1871 p. 2. Uber Schweinfurth’s eingetroffene reiche Sendung aus dem Njam-Njam- und Mombuttu-Land mit wichtigen Sämereien. — 1. c. p. 38—39. Uber afrikanische, lebend angelangte Cactus-ähnliche Euphorbien und Oycadeen von G. Schweinfurth. — 1. c. p. 9. XVI Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. Anfrage, das Vorkommen der Mistel (Viscum album L.) auf Eichen betreffend. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XIII (1871) p. 47—51. Besprechung von: Öelakovsky, L., Kvetena okoli Praösk&ho. 1870. — Bot. Ztg. XXIX (1871) Sp. 30—32, 41—44. Besprechung von: Teichert, J., Flora von Freienwalde an der Oder 1870, — l. e. Sp. 59—64. Besprechung von: Nuovo Giornale botanico Italiano I No. 3, 4. — 1. e. Sp. 110 bis 112, 124—126, 139—143, 156 —158. Besprechung von: Baenitz, Ü.. Herbarium meist seltener und kritischer Pflanzen Nord- und Mitteldeutschlands. 9. u. 10. Lieferung. 1871. — 1. ce. Sp. 127 bis 128. Kleine phytographische Bemerkungen: 1. Hydrolea graminifolia A. W. Benn. — l. ce. Sp. 154—155. | Kleine phytographische Bemerkungen: 2. Cephalanthera rubra (L.) Rich. flore albo. — 1. c. Sp. 155. Besprechung von: Baenitz, Ü., Beiträge zur Flora des Königreichs Polen. Königsberg 1871. — 1. e. Sp. 182—185. Besprechung von: Visiani, Rob. de, et Pantic, Jos., Plantae serbicae rariores aut novae. 1870. — 1. c. Sp. 293—294, 317—318, 341—342. Bespreehung von: Wünsche, O., Excursionsflora für das Königreich Sachsen etc. Leipzig 1869. 8%. — 1. ce. Sp. 376—380. Mit Magnus, P., Circaea pacifica. — 1. e. Sp. 392—393. Besprechung von: Bolander, Henry N., A Catalogue of New Plants growing in the Vieinity of San Franeisco. — 1. c. Sp. 393 —394. Besprechung von: Lotos 1870. — 1. ce. Sp. 411—413. Fred. Delpino’s Eintheilung der Pflanzen nach dem Mechanismus der dicho- gamischen Befruchtung und Bemerkungen über die Befruchtungsvorgänge bei Wasserpflanzen. — 1. c. Sp. 443—445, 447—459, 463 —467. Nachruf an August Neilreich. -—— 1. ce. Sp. 476—478. Besprechung von: Duval-Jouve, M. J., Description d’un Carex nouveau, (arex oedipostyla. — 1. e. Sp. 488—492. Besprechung von: Delpino, F., Sulla dieogamia vegetale e specialmente su quella dei cereali. — 1. e. Sp. 537—540. Über die Bestäubung bei Juncus bufonius L. — 1. e. Sp. 551—555. Besprechung von: Pfeiffer, L., Synonymia botanieca. Cassel 1870. — 1. e. Sp. 586—588. Besprechung von: Du Cane Godman, Fred., Natural History of the Azores or Western Islands. London 1870. — 1. ce. Sp. 600—603. Besprechung von: Erfurth, Ch. B., Flora von Weimar ete. Weimar 1867. — l. c. Sp. 775— 778, Nachruf an J. Th. Chr. Ratzeburg. — |. ce. Sp. 795— 7%. Besprechung von: Stewart, J. L., Punjab Plants ete. — 1. ce. Sp. 826—827, 839 — 840. 1872. Ascherson (Paul Friedrich August). Autobiographie. — Ratzeburg’s Forst- wissensch. Schriftsteller-Lexikon. Berlin, 4°, 1872, p. 12—18. Medicago turbinata (W.) Mor. — Index sem. horti bot. Berol. 1871 Berol. 1872 App. p. 1—2. Gerbera Kunzeana A.Br. et Aschs. — |. ce. p. 3. Salvia eleistogama De Bary et Paul, Hordeum murinum L. var. chilense Brongn., Danthonia semiannularis (Labill.) R.Br., Eleusine tristachya (Lam.) Kth. 6; p. 3—5. y Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten, XVJI Über die geographische Verbreitung einiger afrikanischer Pflanzen. — Sitzungs- ber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1872 p- 37—38. Über den Formenwechsel der Blätter von Populus euphratica (Gharab der Bibel). — 1. e. p. 99—93. Über Cotula dichrocephala aus Abyssinien, bei Guben von Bachmann gefunden. — l. e. p. 104—105. Über Glyceria nemoralis Uechtr. et Keke. und Montia lamprosperma Cham. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XIV (1872) p. VII. Bemerkung über Cardamine Opieü Presl. — 1. ce. p. 70. Mit A. Braun, Rathschläge für anthropologische Forschungen auf Expeditionen der Marine. G. Botanik. — Zeitschr. f. Ethnol. IV (1872) p. 349—350. Über einige als Zunder dienende Substanzen. — l. ec, Verh. Berlin. anthropol. Ges. p. (55)—(56). Uber Haenke’s Forschungsgebiet. — 1. c. p. (224). Bemerkungen über zwei dalmatische Medicago-Arten. — Österr. bot. Zeitschr. XXII (1872) p. 141—145. Correspondenz aus Berlin ddto 12. Juli 1872. — 1. ce. p. 272. Correspondenz aus Berlin ddto 11. November 1872. — 1. ce. p. 406— 407. Besprechung von: Baenitz. C., Herbarium meist seltener und kritischer Pflanzen Deutschlands ete. 11. u. 12. Lieferung. — Bot. Ztg. XXX (1872) Sp. 15—16. Nachruf an Ferdinand Hartmann. — |.c. Sp. 96. Besprechung von: Verhandlungen des Vereins für Natur- und Heilkunde in Pressburg I (1869— 70). — 1. ce. Sp. 142—143. Besprechung von: 20. Berieht des naturhistorischen Vereins in Augsburg. 1869. l. e. p. 240—211. Kleine phytographische Bemerkungen: 3. Sciadoseris Kze. und (leistanthium Kze. — 1. c. Sp. 290--293. Kleine phytographische Bemerkungen: 4. Salvia cleistogama De Bary und Paul — 1. ce. p. 293 —294. Kleine phytographische Bemerkungen: 5. Montia lamprosperma Cham. — |. c. p- 294—298. Besprechung von: Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz. XIV. Bd. 1871. — 1. c. Sp. 298—299, Besprechung von: Öelakovsky, L., Prodromus der Flora von Böhmen, II. Theil. — 1. e. Sp. 475—478, 491—496. Besprechung von: Schriften der kel. physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg IX—XI (1868—70). — 1. c. Sp. 554—558. Besprechung von: Visiani, R., Florae Dalmaticae Supplementum. Venetiis 1872. — 1. e. Sp. 617— 622, 632—643. Kleine phytographische Bemerklingen: 6. Stachys mollissima Willd. und $. de- cumbens Willd. — 1. ce. Sp. 629632. Noch einige Beobachtungen über die Bestäubung. bei Juncus bufonius L. — 1. e. Sp. 697699. Berichtigung und Zusätze zu den Beobachtungen über die Bestäubung bei Juncus bufonius L. — 1. e. Sp. 738—739. Nachruf an Karl Emil Paul. — 1. e. Sp. 803. Besprechung von: Sapiski Noworossiiskago Obtschestwa Estestwoispitatelei. Odessa 1872. — 1. ec. Sp. 863—864. Nachruf an Dr. Friedrich Welwitsch. — 1. ce. Sp. 899— 900. 1873. Über einige Achillea-Bastarde. — Festschr. Feier 100jähr. Bestandes Ges. naturf. Fr. Berlin 1873 p. 235—246, 2 Taf. I und I. XVih Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. Über eine biologische Eigenthümlichkeit der Cardamine pratensis. — l. c. p. 247 bis 250, Taf. III. Note sur l’heterophyllie du, Populus euphratica Olivier (Gharab des Livres Saints et des Arabes). [Übersetzung aus Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 19. November 1872]. — Adansonia X (1870—75) p. 348—349. Atriplex laciniatum L., Hieracium Garckeanum Aschs. — Index sem. horti bot. Berol. 1872 Berol. 1873 App. p. 2—3. Besprechung von: Ulrich, Internationales Wörterbuch der Pflanzennamen. — Zarncke’s Litt. Centralbl. 1873 Sp. 684. Über die durch die milde Witterung dieses Winters hervorgerufenen abnormen Vegetationserscheinungen. — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1873 p.10 18. Über J. Fankhauser’s Entdeckung des Vorkeims von Lycopodium annotinum. — 1. e. p. 22—23. Über Knospenbildung auf den Blättern bei Cardamine. — 1. ce. p. 25—26, 50—51, 53. Replik auf Herrn Bouche’s Vortrag über verspätete und beschleunigte Blüthen- entwiekelung im verflossenen Winter. — ]. ce. p. 50. Uber die Schwimmblätter von Ranunculus sceleratus L. — 1. e,. p. 53—54. Über ein abnormes Exemplar von Peucedanum Cervaria Cuss. — 1. e. p. 97—98. Über die deutschen Atriplex-Arten. — Tagebl. 46. Versammlung deutsch. Naturf. u. Arzte in Wiesbaden (1873) p. 133—134. Über die Schwimmblätter von Ranunculus sceleratus L. — Verh. bot, Ver. Brandenburg XV (1873) p. X—XI. Über das Auftreten von Knospen an Stelle der abgefallenen Blättehen bei Cardamine pratensis L. — 1. e. p. XI. Über Achillea Dumasiana Vatke, — 1. e. Vorlage einer Form von Peucedanum Cervaria (L.) Cuss, — 1. e. p. XXVI. Über einige eingeschleppte Pflanzen von Sommerfeld. — 1. e. Einreibungen der Frauenzimmer in Abyssinien. — Zeitschr. f. Ethnol. V (1875) Verh. Berlin. anthropol. Ges. p. (166). Bemerkungen über Achillea Dumasiana Vatke. — Österr. bot. Zeitschr. XXIII (1873) p. 7—11; Verbess. p. 71. Correspondenz aus Berlin ddto 12. Februar 1873. — 1. ec. p. 102—103. - Kleine phytographische Bemerkungen: 7. Tunica saxifraga (L.) Seop. in Schlesien. — Bot. Zeitg. XXXI (1873) Sp. 161—163. Besprechung von: Rehmann, A., Einige Notizen über die Vegetation der nörd- lichen Gestade des Schwarzen Meeres, Brünn 1872. — 1. ce. Sp. 166—174. Besprechung von Dr. ©. Baenitz’s Herbarium meist seltener und kritischer Pflanzen Deutschlands und der angrenzenden Länder. Liefg. XIV—XVI. — l. ce. Sp. 191—192., Besprechung von: Rodriguez y Femenias, J. J., Catalogo de las plantas vasculares de Menorca. Mahon 1865—68. — 1. c. Sp. 220—223. Besprechung von: Schriften der kgl. physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg. XI 1871. — 1. c. Sp. 410—414. Besprechung von: Ulrich, W., Internationales Wörterbuch der Pflanzennamen etc. Leipzig 1872. 8%. — 1. c. Sp. 426—427. > Besprechung von: Fischer-Benzon, R. v. und Steinvorth, J., Uber die Flora der Umgegend von Hadersleben. 1873. — 1. e. Sp. 443—444. Besprechung von: Lotos. XXII (1872). — 1. e. Sp. 540—542. Besprechung von: Hampe. Ernst, Flora Hereynica ete. Halle 1873. 8%. — l. ec. Sp. 555—560, 568— 574, 585—589, 601—604. % Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. XIX Kleine phytographische Bemerkungen: 8. Hymenophyllum tunbrigense (L.) Sm. — 1. ce. Sp. 705—706. Kleine phytographische Bemerkungen: 9. Hydnora americana RBr. und Proso- panche Burmeisteri De Bary. — 1. e. Sp. 706708. Besprechung von: Urban, I. Pröodromus einer Monographie der Gattung Medicago L. Berlin 1873. — 1. e. Sp. 715—717, 732—735, 747—750. 1874. Botanique du desert libyque. — Buli. Instit. egypt. (1874) p. 83—88. Bemerkungen über Cleome Aschersoniana und Fagonia Forskalii Pfund. — Flora LVII (1874) p. 495 —496. Schwimmblätter von Ranunculus sceleratus L. und einige von ihm im Herbste 1872 im Teschener Kreise in der Gegend von Bystrzye gesammelte Pflanzenformen. — 51. Jahresber. Schles. Ges. f. vaterl. Cultur i. J. 1873 Breslau 1874 p. 93. Systematik der Phanerogamen. Pflanzengeographie. II. Europäische Floren. — Just, Bot. Jahresber. I (1875) Berlin 1874 p. 611—672. Vegetationserscheinungen im Winter 1872/73. — Der Naturforscher VI (1875) p. 167—168. Über eine seltene Art von Luftspiegelung. — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1874 p. 59. Fragliches Vorkommen des Straußes in der Libyschen Wüste. — 1. e. p. 60. Farbenabänderung der Blattrippe von Phoenix dactylifera. — 1. ce. p. 84. Die Laubmoose der Libyschen Wüste nach K. Müller’s Bearbeitung. — 1. e. p. 108—109. Brief an Herrn v. Richthofen ddto Siut 16. October 1873. — Verh. Ges. f. Erdkunde Berlin I (1874) p. 24—26. Brief an Herrn v. Richthofen ddto Farafreh 1. Januar 1874. — 1. c. p. 51—52. Brief an Herrn Bastian ddto Gasr Dachl 21. Januar 1874. — 1. c. p. 82—84. Brief an Herrn Bastian ddto Gasr Dachl 5. Februar 1874. — ].c. p. 85—87. Brief an Herrn Neumayer ddto Gasr Dachl 17. März 1874. — 1. ce. p. 107—109. Botanische Ergebnisse der Rohlfs’schen Expedition zur Erforschung der Libysehen Wüste. — 1. e. p. 177—181. Über Ambrosia artemisüfolia L. -— Verh. bot. Ver. Brandenburg XVI (1874) p- XX— XXI. Über das Vorkommen von Cerastium triviale var. nemorale Uechtr. im unteren Odergebiet. — 1. e. Sitzber. p. 11. Vorlage einer monströsen Blüthe von Saxifraga Hirculus L., von Wurzel- exemplaren von Monotropa Hypopitys L. und von Peucedanum Cervaria (L.) Cuss. mit weniger getheilten Grundblättern. — 1. c. p. 22—23. Anthemis tinctoria L. > Cotula L. von R. Ruthe bei Bärwalde gefunden. — 1. ce. p- 26—27. Rückreise von Esneh nach Berlin. — 1. ce. p. 86—91. Verhalten der ägyptischen Pflanzen in Bezug auf Blattwechsel und Wasser- bedürfnis. — 1. ce. p. 100. Lysimachia nemorum L. von den Gebr. Krause in der Berliner Flora gefunden. — l.e. p. 101. Correspondenz aus Berlin ddto 20. Juni 1874. — Österr, bot. Zeitschr. XXIV (1874) p. 255— 257. Correspondenz ddto Berlin 25. Juli 1874. — 1. e. p. 257. Bearbeitete Steine aus Ägypten. — Zeitschr. f. Ethnol. VI (1874) Verh. Berlin. anthropol. Ges. p. (120). KK Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. Thönerne Gefäße aus ‚der Libyschen Wüste. — 1. c. p. (153). Fußzeichnungen aus Agypten. — ]. ce. p. (127) Taf. IX. Wächserne Votivbilder von Kevelaer. — 1. e. p. (184)—(185); Taf. XII Fig. 4—6. Reisenachrichten aus Afrika. — Bot. Zeitg. XXXII (1874) Sp. 40—43. Besprechung von: Jahrbuch des naturhistorischen Landes-Museums Kärnten. XI. Heft 1873. — 1. ce. Sp. 138—139. Besprechung von: Willkomm,M. et Lange, J., Prodromus florae Hispanicae ete. III 1 (1874). — 1. ce. Sp. 589-592. Vorläufiger Bericht über die botanischen Ergebnisse der Rohlfs’schen Expedition zur Erforschung der Libyschen Wüste. — 1. c. Sp. 609—616, 625—631, 641— 647. BESDESchE von: Ascherson, P., Über einige Achillea-Bastarde ete. 1873. — . Sp. 619621. Del u von: Ascherson, P., Über. eine biologische Eigenthümlichkeit der Cardamine pratensis L. — 1. e. Sp. 621—624. Kleine phytographische Bemerkungen: 10. Ambrosia artemisiifolia L., ein bisher nicht beobachteter Einwanderer in Europa. — 1. ce. Sp. 769—773. 1875. Die geographische Verbreitung der Seegräser. — Neumayer, G., Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen. Berlin 1875. 8°. p. 559—373. Botanischer Anhang: I. Verzeichniss der in Tripolis-Mursuk 1863 gesammelten Pflanzen, p. 277-282. II. Verzeichniss der in Kanem und Bornu 1866 gesammelten Pflanzen, p. 283—284. III. Alphabetisches Verzeichniss der in dem Werke vorkommenden Pflanzennamen, S. 285—298. — G. Rohlfs: Quer durch Afrika Il (1875) p. 277—298. Botanische Beiträge zu Rohlfs, G., Drei Monate in der libyschen Wüste. Cassel. Th. Fischer. 1875. 8°. 340 p. Taf. u. Photogr. Ferner die zwei Capitel: Ascherson’s und Remele’s Stilleben und Ausflüge in der Oase Dachel p- 229—263 und Ascherson’s Marsch nach Farafrah, Aufenthalt daselbst und Rückkehr nach Dachel p. 264—289. Die libysche Wüste und ihre Oasen. — Ausland XLVIII (1875) p. 1005—1009, 1028—1032. Die Heimat der Aldrovandia und die Begleitpflanzen der Reisfelder. — Natur. Neue Folge I (1875) p. 168. Über Oentaurea Caleitrapa L. und Bunias orientalis L. — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1875 p. 70. Keimpflanze im Inneren eines Apfels. — 1. e. p. 101. Geographische Verbreitung der Geschlechter von Stratiotes. — 1. c. p. 101—106. Carpinus Betulus mit eingeschnittenen Blättern. — 1. e. p. 116. Über die Flora der Oase Dachel. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XVII (1875) p. X. Uberwintern krautartiger Pflanzen in Aegypten. — 1. ce. p. XI—XL. Bericht über die Excursion nach Oderberg i. M. am 19. Mai 1875: — 1. e. p. XIV— XIX. Wanderung von Xanthium spinosum L. — 1. e. Sitzber. p. 12. Vorlage seltener Pflanzen aus der Flora von Brandenburg und Posen, sowie von Viscum album auf Prunus spinosa von Königsberg. — 1. e. p. 15. Über das Vorkommen von Collomia grandiflora Dougl. in Thüringen und Collomia Cavanillesii Hook. et Arn. in Ober-Elsab. — 1. ce. p. 56. Über eine Keimpflanze im Innern eines Apfels. — 1. e. p. 79-80. Über die geographische Verbreitung der Geschlechter von Stratiotes aloides L. — 1. ce. p. 80—85. Über Taraxacum alpestre (Tausch) D.C. auf der Schneekoppe. — 1. c. p. 96—97. Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. rl Über das Vorkommen von Rudbeckia hirta L. in Deutschland. — 1. ce. p. 100. Zusatz zu Hampe, E., Rückblicke zur Flora des Harzgebietes. — 1. ce. Abh. p. 71. Über Euchlaena mexicana Schrad. — 1. ce. p. 76—80. Zusätze zu Herrn G. Becker’s Botanischen Wanderungen durch die Sümpfe und Torfmoore der Niederrheinischen Ebene. — Verh. naturh. Ver. preuss. Rheinl. u. Westfal. XXXIl (1875) p. 344— 352. Untersuchung von Mumien-Hüllen. — Zeitschr. f. Ethnol. VII (1875) Verh. Berlin. anthropol. Ges. p. (57). Fundstücke aus einem Felsengrabe in der Oase Dachel. — 1. ce. p. (57)—(58). Verkohlte Pflanzensamen aus dem Burgwall zu Priment. — 1. ce. p. (154). Kleine phytographische Bemerkungen: 11. Satureja Campanella Ehrenb. und S. Olla Ehrenb. — Bot. Zte. "XXXIIL (187: 5) Sp. 152—153. Über Knospenbildung der Cardamine-Blätter (Zusatz zu Bot. Ztg. 1873 Sp. 630). — 1. e. Sp. 158—154. Besprechung von: Schweinfurth, G., Im Herzen von Afrika ete. Leipzig. Brockhaus.‘ 1874. 8%. — 1. c. Sp. 356—359. Nachruf an Johann Wenzel Sekera. — |. ce. Sp. 454. Besprechung von: Rohlfs, G., Quer durch Afrika ete. Leipzig. F. A. Brock- haus. 1874. 1875. 8%. — 1. ec: Sp. 705—712. Über Meerphanerogamen des indischen Oceans und indischen Archipels, mit- getheilt aus Briefen des Dr. F. Naumann. — |.c. Sp. 761— 769. 1876;, Bericht über die botanischen Sammlungen der deutschen Expedition nach West- afrika. — Correspondenzbl. Afrik. Ges. No. 19 (1876) p. 331— 332. Die Gärten von Esneh in Ägypten. — Gartenfl. XXV (1876) p. 68—71. Europäische Floren. — Just, Bot. Jahresber. II (1874) Berlin 1876 p. 1021—1091. Pflanzengeographie. — 1. c. (1874) Berlin 1876 p. 1091—1163. Arabian Plant-names. — Journ. of Bot. V (1876) p. 27. Übersetzung von Schweinfurth, G., Über den afrikanischen Ursprung ägyp- tischer Oulturpflanzen (in Bull. Instit. &gypt. (1872/75) No. 12 p. 200—206). — Monatsschr. z. Beförderung des Gartenbaues preub. Staaten XIX (1876) p- 61--65, 117—117. Übersetzung (mit Zusätzen) von Thiselton-Dyer, W. T., Der Papyrus (Oyperus Papyrus L.) [in Gard. Chron.]. — 1. c. p. 17—23. Über die Früchte der Adansonia digitata. — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1876 p. 1—2. Zugänge zur Kenntnis der , Verbreitung der Seegräser aus dem Jahre 1875. — 1. c. p. 9—12. — Reimpr.: Annal. d. Hydroor. u. maritimen Meteorol. 1876 p. 119180. Über die dem kel. Herbarium überwiesenen botanischen Sammlungen Dr. 6. Nachtigal’ s. — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1876 p. 85—88. Populus euphratica in der Kleinen Oase. — 1. ce. p. 88—89. Vorlage von Spumaria alba. — 1. ce. p. 155—154. Über die Gramineen-Gattung Euchlaena Schrader. — 1. c. p. 160—165. Uber die Hennapflanze (Lawsonia alba Lam.). — Verh. bot. Ver. Brandenburg XVIII (1876) p. XII—XIIl. Über die zweijährige Sproßentwieklung bei Artemisia. — 1. e. p. XVII Bericht über eine Exceursion nach dem Reptener Teiche bei Vetschau am 3. Oktober 1876. — 1. ce. p. XXX--XXXlI (vergl. Verbesserungen). Bericht über die 25. (7. Herbst-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins zu Berlin am 28. Oktober 1876. — 1. ce. p. XXXVI—LIM. xxu Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. Sehr große Exemplare einer Erythrina im Esbekieh-Garten in Cairo. — |. e. p. XLII Über einige bemerkenswerte Pflanzen der märkischen Flora. — 1. ce. p. XLIX—L. Vorlage eines Zweiges von Carpinus Betulus var. ineisa mit Rückschlag zur ge- wöhnlichen Form. — 1. ce. Sitzber. p. 1. Vorlage variirender Petunia-Blüten, sowie abnormer Colchieum-Blüten, — 1. e. p. 2. Vorlage der Früchte von Oymodocea rotundata Aschers. et Schweinf. und der weiblichen Blüthen von C'ymodocea antarctica Endl. — 1. e. Uber das Vorkommen von Colchieum auetumnale L. bei Berlin. — ]. ce. p. 3 Über eine Form von Cirsium arvense (L.) Scop. aus Putbus. — ]. e. p. 18. Vorlage von Photographieen charakteristischer Baumtypen der Loango-Küste. — 1. e. p. 26. Die bisherigen botanischen Ergebnisse der deutschen Expedition nach West- afrika. — 1. c. p. 33—34. Über die Reifbildung an den Blättern immergrüner Sträucher. — 1. e. p. 38. Über seinen Aufenthalt in der Kleinen Oase. — 1. e. p. 57. Die Vegetationsverhältnisse des Fajum. — ]. e. p. 57—59. Nachrichten über seinen Aufenthalt in der Kleinen Oase. — 1. c. p. 70. Landschafts-Charakter der Kleinen Oase. — 1. c. p. 81—82. Die Vegetation der Gärten von Cairo. — 1. c. p. 82. Vorlage von Pflanzen aus der Kleinen Oase und über die Heterophyllie der Populus euphratica Oliv. — ]. ce. p. 4—99. Vorlage von Becker, L., Der Bauerntabak. eine Pflanze der alten Welt. — 1729299: Vorlage von Dianthus Jaczonis und anderer seltener Pflanzen aus der Provinz. — 1. e. p. 106—107. Vorlage von Paris quadrifolia L. mit 6 Laubblättern und zweier Apfelsinen- keimlinge aus einem Samen. — |. ce. p. 107. Fundorte von Rudbeckia hirta L. — 1. e. p. 110. Über das Indigenat der Thymelaea Passerina (L.) Coss. et Germ. bei Nieder- Finow. — 1. ce. p. 131. Vorlage von Staub, M., Phytophänologische Studien. — 1. ce. p. 133. Vorlage von Uaspary, R., Bericht über die Versammlung des preußischen botanischen Vereins zu Rastenburg 1875. — 1. ce. p. 133. Uber die Auffindung von Lythrum tribracteatum Salzm. in Ungarn. — |. e. p. 135—135. Uber die botanischen Sammlungen des Prof. Dr. A. von Kerner in Innsbruck und des Erzbischofs von Kalocsa Dr. L. Haynald. — |. ce. p. 135—137. Uber das Vorkommen von Colchieum auetumnale L. bei Berlin. — 1. e. p. 137—138. 3eitrag zur Kenntnis der Seegräser des Indischen und Stillen Oceans. Aus Briefen des Dr. F. Naumann mitgetheilt. — 1. ec. Abh. p. 52—63. Die Bewohner der Kleinen Oase in der libyschen Wüste. — Zeitschr. f. Ethnol. VIII (1876) p. 345858 (377). Messung von Afrikanern. — 1. e. Verh. Berlin. anthropol. Ges. p. (71)—(72). Die Bewohner der Kleinen Oase (Beharia). — 1. ce. p. (155). Zwei Thongefäße aus der Kleinen Oase. — |, e, p. (165). Gesichtsurnen aus der Kleinen Oase. — |. ce. p. (173). Correspondenz ddto Berlin, 1. Juni 1876. — Österr. bot. Zeitschr. XXVI (1876) p. 245246. Dianthus Jaczonis (deltoides >< superbus). — 1. e. p. 255—259. Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. XXI Kleine phytographische Bemerkungen: 12. Centaurea diffusa Lam., eine für Mitteleuropa neue Wanderpflanze. — Bot. Ztg. XXXIV (1876) Sp. 7—9. Kleine phytographische Bemerkungen: 15. Galium pedemontanum (Bell.) All. — l. e. Sp. 305— 309. Noch einige Bemerkungen über die Namen Malaguetta- oder Melegueta-Pfeffer. — 1. ec. Sp. 321— 324. Besprechung von: Rohlfs, G., Expedition zur Erforschung der libyschen Wüste. I. Bd. (1875.) Cassel. Th. Fischer. — 1. e. Sp. 334—335. Besprechung von: Bertram, W., Flora von Braunschweig ete. Braunschweig. F. Vieweg. 1876. 8°. -— 1. c. Sp. 382 — 384. 1877. Die Oasen. — Baedeker: Aegypten, Handb. f. Reisende I (1877) p. 74—78. Mit Kanitz, A., Catalogus Cormophytorum et Anthophytorum Serbiae, Bosniae, Hercegovinae, Montis Scodri, Albaniae hucusque eognitorum. Olaudiopoli. 1877. 8° 108 p. [Beilage zu Magyar növenytani lapok.] Note sur le genre Euchlaena. — Bull. soc. Linn. Paris 1 (1877) p. 105—108. A Kukorieza (Zea Mays L.) rokonsägärol [Über die Verwandtschaft des türkischen Mais.]. — Magyar növenytani lapok |Klausenburg] I (1877) p. 19—21. Note sur le genre Euchlaena. — Bull. soe. Linn. Paris No. 14 (1877) p. 105, 108. Neue Beobachtungen über das Ozon in der Luft der Libyschen Wüste. — Sitzungsber. Akad. Wiss. München VII (1877) p. 77—89. Vorlage der Wurzeln der Palme Eugeissona minor (als Borneoholz zu Schirm- stäben verarbeitet). — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1877 p. 71—172. Uber den botanischen Nachlaß des Afrikareisenden E. de Pruyssenaere. — |. c. p- 141—145. Über Pflanzen aus altägyptischen Gräbern. — 1. ce. p. 157—161. Uber einen in der Berliner Flora aufgefundenen Bastard von Dianthus superbus L. und D. barbatus L. und andere wildwachsende Dianthus-Bastarde. — |. c. p- 177—182. Die Verbreitung der Seegräser an der asiatischen und afrikanischen Mittelmeer- küste. — 1. ce. p. 198. Uber die chinesische Droge Wai-fa (Blüthenknospen von Sophora japonica L.). — 1. e. p. 225—227. Uber Giftwirkungen von Robinia Pseudacacia L. — 1. ce. p. 227. Abnorme Vegetationserscheinungen infolge milden Winters. — ]. ce. p. 253— 255. Reise nach der Kleinen Oase im Frühjahre 1876. — Verh. Ges. f, Erdkunde Berlin IV (1877) p. 36—4l. Mit Koehne, E., Bericht über die 26. (19. Frühjahrs-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Oderberg in der Mark am 27. Mai 1877. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XIX (1877) p. I-XVLU. Über einen Bastard von Ophrys aranifera Huds. und O. fuciflora (Seg.) Rehb. (0. arachnitiformis Gren. et Phil.). — ]. e. p. IX—XV. Mit Koeime, E., Bericht über die 27. (8. Herbst-) a ea din des Bo- tanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Berlin am 27. Oktober 1877. — l.e. p. XVIII—XXVIl Synonymie von 4 Crocus-Arten. — 1. c. p. XXII—XXIIl. Medieinische Anwendung von Datura Stramonium U. und Hyoscyamus niger L. — 1. ce. Sitzber. p.1. Über die Vegetation der Mohave-Wüste in Öalifornien. — 1. ec. p. 4—8. Vorlage von Samen des Cedron .aus Columbien, der Früchte von Physalis perwviana L. und von Abbildungen von Pflanzen aus Portorieo von Consul L. Krug. — 1. e. p. 4—25. RIT Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten, Vorlage von Ilex Aquifolium L. forma senescens Gaud. — 1. ce. p. 25. Über Euchlaena luxurians Dur. et Aschers. — 1. e. p. 25—28. Dianthus Gremblichii Aschers. (Caryophyllus >< chinensis). — 1. e. p. 28—29. Fundorte von (Cuscuta racemosa Mart. in der Alten Welt. — |, e. p. 39. Über Borneoholz (Luftwurzeln von Kugeissoma minor Bece.). — 1. c. p. 58—59. Über Holzarten zur Anfertigung von Stöcken und Regenschirmen. — 1. e. p. 60—61. Dialypetale Corollen aus gamopetalen Familien. — 1. c. p. 67. Bericht über Ausflüge in Holland. — 1. ce. p. 73—74. Fritillaria Meleagris L. bei Potsdam. — 1. ce. p. 80. Vorlage von Pflanzen aus der Gegend von Seehausen in der Altmark. — 1. ce. Vorlage von Pflanzen aus Argentinien. — |. ce. Besprechung von: Engler, A., Natürliches System der Araceen. — 1. ce. p. 83. Delpino’s Ansichten über die physiologische Bedeutung der senkrechten Stellung der Blätter australischer Holzgewächse. — 1. e. p. 84—86. Vorlage seltener Pflanzen aus der märkischen Flora. — 1. e. p. 86—87. Weitere Fundorte von Dianthus barbatus > superbus und Sisymbrium offieinale var. leiocarpum DC. — 1. e. p. 9. Vorlage einer Fasciation von Agrimonia Eupatoria L. und von Carex hordeistichos Vill. von Bingen. — l. ce. p. 113, Über Zahl und Farbenwechsel der Blumenblätter von Aesculus Hippocastanum L. — 1. e. p. 113--114. Vorlage von neuer Litteratur, u. a. Darwin, Ch., The Different Forms of Flowers on Plants of the Same Species. — 1. c. p. 114. Sisyrinchium Bermudiana L. bei Finsterwalde. — 1. ce. p. 138. Vorlage seltener Pflanzen der märkischen Flora. — 1. e. p. 145—146. Über Doppelfrüchte von Hyphaene. -- 1. e. p. 152. Vorlace von Keimpflanzen der Dattelpalme und von einem in einem Kuchen gefundenen Tribulus-Carpell. — 1. e. Beobachtungen über Laubfall und Wiederbelaubung in Agypten. — 1. ce. p. 162, Scehweinfurth’s Beobachtungen von Schlafbewegungen an Acacia verugera Schwfth. — 1. e. p. 163. Besprechung von: Deeaisne, J., Olinia. — 1. ce. p. 163—164. Ungewöhnliche Vegetationserscheinungen im December 1877. — 1. e. p. 164. Verkohlte Pflanzensamen aus der Bärenhöhle Aggtelek in Ober-Ungarn. — Zeitschr. f. Ethnol. IX (1877) Verh. Berlin. anthropol. Ges. p. (314) —(315). Kleine phytographische Bemerkungen: 14. Euchlaena Schrad. und Tripsacum fasciculatum Trin. — Bot. Zeitg. XXXV (1877) Sp. 521—526. Alexander Braun. — National-Zeitung XXX (1877) No.171. 5 Sp. 1878. J. B. G.W. Fresenius. — Alle. Deutsche Biogr. VII (1878) p. 352—353. H. Chr. Funck. — 1. e. VIII (1878) p. 196—197. A.E. Fürnrohr. — 1. c. p. 208. K. F. Gaertner. — |. c. p. 582—384. Über die giftigen Eigenschaften einiger Hülsengewächse. — Der deutsche Garten I (1878) p. 35—37, 50—52, 192—198. Ophrys arachnitiformis Gren. et Phil. (aranifera >< fueiflora). — Monatsschr. Ver, Beförderung Gartenb. preuß. Staaten XXI (1878) p. 459—464 Taf. VI. Notiz über im Januar 1878 im Freien blühende Pflanzen. — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1878 p. 10—11. Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. 8.93% Über Doppelfrüchte der Palmengattung Hyphaene. — 1. ec. p. 11—13. Über die pflanzengeographische Eintheilung Rußlands. — 1. e. p- 8I— 9. Mit Hartmann, R., Über das Vorkommen einer Hydnora im ägyptischen Sudan. 1 0 p. 101-108) Über die Verzweigungsverhältnisse der Morettia Philaeana Del. — 1. ce. p. 116—120. Seegräser von der Westküste von Afrika. — 1. c. p. 139, Botan. Bemerkungen zu E. Marno’s Bericht über eine Exeursion von Zanzibar nach Koa-Kiora. — Verh. Ges. f. Erdkunde Berlin V (1878) p. 230—233. Reise nach der Kleinen Oase in der Libyschen Wüste im Frühjahr 1876. Mitth. geogr. Ges. Hamb. 1876—77. Hamburg 1878 p. 57—71, Mit Koehne, E., Bericht über die 28. (20. Frühjahrs-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Neubrandenburg am 2. Juni 1878. — Verh. bot. Ver. Brandenburg x (1878) p. I XDE Vorlage eingeschleppter Pflanzen von Neuruppin und Sommerfeld. — 1. e, p. XXVII—XXXIl. Primula sikkimensis Hook. von Pontresina und P. japonica A. Gray von Beaten- berg. — 1. e. p. XXXIII-XXXIV. Vorlage afrikanischer Pflanzen von P. Pogge und H, Soyaux gesammelt. — l. e. p. XXXIV—XXXVLU. Mit Koehne, E., Bericht über die 29. (9. Herbst-) Hauptversammlung des Bo- tanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Berlin am 26. Oktober 1878. — 1. ce. p. XLO—LVL. Über Hydnora abyssinica A. Br. — ]. ec. p. XLIX—LII. Vorlage von Kusso (Hagenia abyssinica Willd.). — l.e. p. LI. Über den Mandelpfirsich, Amygdalus communis var. persicoides (Ser.). — 1. ec. p- LII—LIN. Über ein Exemplar von Crassula ramuliflora Lk. mit spiralig gewundener Infloreseenz. — 1. ce. p. LIII—-LIV. Einfluß einer Pilzinfeetion auf die Entwicklung sonst verkümmernder Organe. — l. e. Sitzber. p. 4. Carica Papaya in Nord-Central-Afrika. — 1. e. p. 15. Besprechung von: Ascherson,P. et Kanitz, A., Catalogus Anthophytorum et Cormophytorum Serbiae, Bosniae ete. — 1. c. p. 32—33. Blühende Pflanzen im ‚Januar 1878. — 1. c. p. 33. Herbstblüthen von Syringa vulgaris L. — 1. ce. p. 34. Abnormitäten er und cultivirter Pflanzen aus Sorau, von J. Bode eingesandt. — 1. c. p. 35—56. Besprechung von: M., On some points in the Morphology of the Primulaceae. — 1. c. p. 36. Weitere Bemerkungen über Populus euphratica Oliv. — 1. e. p. 36-88. Seegrasähnliche Exemplare von Carex hispida Willd. von Athen. 30-88, Vorlage eines noch ungetheilten Blattes von Monstera. — 1. c. p. 39. Eriophorum alpinum L. vom Harz. — 1. c. p. 41. Besprechung von: Freyn, J., Flora von Süd-Istrien. — 1. e. Uber die Begrenzung der Balsamodendron-Arten. — 1. c. p. 43. Gallen von Salix conifera Wanghm. und Acaeia fistula Schweinf. — 1. e. p. 44—45. Über einen Bastard von Narcissus poeticus L. und N, Pseudonareissus L. — IneaprAo: Besprechung von: Warming, E., Kleine biologische und morphologische Bei- träge. II., und anderer neuerer Litteratur. — 1. c. p. 45—47. Floristisches. — 1. ce. p. 59. RKXVI Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. Besprechung von neuerer Litteratur, u.a. Uechtritz.R. v., Ergebnisse der Durch- forschung der schlesischen Phanerogamen-Flora. 1877. — l.e. p. 67—68. Vorlage einer Zeichnung der „hornartigen Zweige“ von Potamogeton erispus L. — 1. ce. p. 68. Elatine triandra Schk. bei Luckau gefunden. — |. ce. Besprechung von neuer Litteratur, u. a. Rohlfs, G., Die Halfa und ihre wachsende Bedeutung für den europäischen Handel. — ].e. p. 81. Vorlage märkischer Pflanzen. — 1. ce. p. 82. Mitteldeutsche Pflanzen mit Grassamen eingeschleppt. — 1. ec. p. 84. Über das Vorkommen von Muscari comosum Mill. in der Mark. — 1. e. p- 86. Besprechung von neuer Litteratur, u. a. Heldreich, Th. v.. Über die Liliaceen- Gattung Leopoldia und ihre Arten. — l.c. p. 85—87. Besprechung von: Berg, C., La Patria del Ombu (Pirenmnia dioica Mogq.). — l. c. p. 87—88. Vorlage von Carlina acaulis L. und Juncus bufonius L. b. hybridus (Brot.) von Reetz. — |. ce. p. 88—89. Besprechung von: Nyman, C. F., Conspeetus Florae Europaeae. — 1. ce. p. 9. Besprechung von: Hielscher, T., Anatomie und Biologie der Gattung Strepto- carpus. — 1. c. Besprechung von: Focke, W. O., Ein Fall von Unwirksamkeit des eigenen Pollens. — 1. ce. p. 95. Besprechung von: Ludwig, F., Zur Kleistogamie und Samenverbreitung der Collomien. — 1. e. Besprechung von: Scharlok, J., Uber die Blüten der Collomien. — 1. e. Besprechung von: Hackel, E., Zur Kenntnis der ungarischen Festuca- Arten. — le. Besprechung von: Levier, E., I Tulipani di Firenze ed il Darwinismo. — 1. e. p. 96. s „u, pP Besprechung von: Dingler, H., Das Rhodopegebirge. — 1. ce. p. 6—97. Besprechung von: Drude, O., Über die Anwendung analytischer Schlüssel und die Anordnung der Familien in den neueren deutschen Floren. — 1. ce. p. 97. Besprechung des 1. Berichtes des westpreußischen botanischen Vereins. — 1. e. p. 98—99. Besprechung von: Menge, Über die Blattscheide der Nadeln von Pinus silvestris. — l.e.p. 8-9. Vorlage von Cyperus congestus Vahl von Neu-Ruppin. — 1. ce. p. 109—110. Über Trifolium pratense L. f. brachystylos Knaf von Karlsruhe. — 1. e. p. 110—112. Uber Sophera und andere arabische Pflanzennamen bei Prosper Alpinus. —l.c. 129 p. 129; Besprechung von: Hooker, Jos., Report on the Progress and Condition of the toyal Gardens at Kew during the year 1877. — l.e, p. 130—131. Der Mopane-Baum in Südafrika, eine Copaifera-Art. — 1. e, p. 131. Besprechung von: Pechuäl-Loesche, E., Tropische Wurzelbäume. — 1. c. p. 181-1398, Besprechung von: Kamienski, Fr., Vergleichende Anatomie der Primulaceen. - l. e. p. 132—134. Besprechung von: Mika, K., A sphaerokrystallok. — 1. e. p. 134. Vorlage frühlingsblühender Exemplare von Colchieum auetumnale L. aus Koburg. - 1. e. p. 134—135. Vorlage von Pflanzen aus Südmähren von Ansorge. — |.c. p. 135. Noch einige Bemerkungen über die orientalischen Schismus-Formen und über Pflanzen der Kleinen Oase. — Österr. bot. Zeitschr. XXVIII (1878) p. 254 bis 257. Dr. P. Ascherson’'s wissenschaftliche Arbeiten. XV Typha minima oder Laxmanni? — |. ec. p. 285—287. Besprechung von: Buchenau, Fr., Flora von Bremen ete. Bremen. Ch. Müller. — Bot. Ztg. XXXVI (1878) Sp. 333—336. Nachruf an Rob. de Visiani. — |. c. Sp. 350—351. Kleine phytographische Bemerkungen: 15. Eriophorum alpinum L. — 1. e. Sp. 433 bis 434. Kleine phytographische Bemerkungen: 16. Die Verbreitung von Colchieum Ritchüi R.Br. — |. c. Sp. 434-—449. Nachruf auf Michel-Charles Durieu de Maisonneuve. — |. c. Sp. 444. Besprechung von: Hallier, Ernst, Taschenbuch der Deutschen und Schweizer Flora. Leipzig. Fues’ Verl. 1878. 8%. — ].c. Sp. 729—735, 743—752. 1879. Mit Boeckeler, 0., Klatt, T. W., Kulın, M., Lorentz, P. 6. und Sonder, W., Botanik in: Vonder Decken, Reise nach Ostafrika. Leipzig u. Heidelberg. Winter 1879. 4%. —- Sep. 91 pg. 5 Taf. F. W. Freiherr von Gleichen. — Allg. Deutsche Biogr. IX (1879) p. 226—228. Übersicht der Meeresphanerogamen. — Act. Congres internat. bot. Amsterdam en 1877. Leyden 1879. p. 159—144. Note sur le genre Anosmia Bernh. — Bull. soce. Linn. Paris I (1879) p. 225—226. Die Ölpalme. — Globus XXXV (1879) p. 209—215; Fig. Euchlaena luxurians (D.R.) D.R. et Aschs. — Index sem. horti bot. berol. 1878, Berol. 1879 App. p- 18. Cultur der Coffea liberiea Hiern in ihrem Vaterlande. — Monatsschr. Beförderung des Gartenbaues preuß. Staaten XXII (1879) p. 277. Ersuchen um genauere Feststellung der Fichtengrenze. — 1. ce. p. 253. Vorlage der Keimlinge von Boscia senegalensis. — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1879 p. 3—6. Abgedr. in Verh. bot. Ver. Brandenburg XX (1879) Sitzber. p. 138—140. Beitrag zur Flora Aegyptens als Ergebniss seiner beiden Reisen nach der Libyschen Wüste 1873/74 und 1876 und der von G. Schweinfurth nach der Großen Oase 1874. — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1879 p. 39—53. (Ab- gedruckt in Verh. bot. Ver. Brandenburg XXI Sitzber. 63 — 74.) Uber das Vorkommen von Posidonia oceanica an der asiatischen Küste des Mittelmeers. — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1879 p. 81. Die Heimat der Roßkastanie von Th. v. Heldreich in Griechenland nach- gewiesen. — 1. c. p. 118—119. Mit Koehne, E., Bericht über die 30. (21. Frühjahrs-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Luckau am 8. Juni 1879. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XXI (1879) p. I—X. e Uber die von Geh. Rat Virchow in der trojanischen Ebene 1879 gesammelten Pflanzen. — ]. e. p. 111. Über die Leistungen von K. von Bär in der Botanik. — 1. e. Sitzber. p. 1. Besprechung von: Buchenau, F., Carpinus Betulus forma quereifola. — 1. e. p-. 11—12. Besprechung von: G. Maass, Verzeichnis merkwürdiger Bäume des Allergebietes. — 1. e. p. 18—13. Besprechung von: Areschoug, F. W., Jemförande undersökningar öfver bladets anatomi. — 1. c. p. 14. Bespreehung von: Güssfeldt, P., Falkenstein, J. und Pechuäl-Lösche, E. Die Loango-Expedition. — |. e.. p. 14, 75. Besprechung von: Purkyn&, E.v., Eine ostasiatische Conifere in den Balkan- ländern. — 1. ce. p. 14—15. Ascherson, Festschrift. III RAT Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten, Besprechung von: Timm, C. T., Kritische und ergänzende Bemerkungen, die Hamburger Flora betreffend. — 1. ce. p. 15. Über die Frucht von Balsamocarpon brevifolium Clos. — 1. e. p. 15—16. Bemerkungen über das geologische Alter der Meerphanerogamen usw. — 1. e. p. 25. Besprechung von: Schmitz, F., Über grüne Algen aus dem Golf von Athen. — 1. ce. p. 20—30. Besprechung von: Balfour, Is. B., On the Genus Halophila. — 1. e. p. 27-28, Besprechung von: Balfour, ls. B., Observations on the Genus Pandanus. — 1. e. p- 28-—29. Besprechung von: Balfour, J. H., Notes of a Continental Tour in August and September 1877. — 1. ce. p. 29. Besprechung von: Christison, R., On the exact measurement of trees. — 1. e. Besprechung von: Kühn, J., Über eine neue parasitische Alge, Phyllosiphon Arisari. — 1. c. p. 30. Besprechung von: Winkler, A., Die Keimpflanze der Dentaria pinnata Lmek. — 1. e. p. 30. Besprechung von: Radlkofer, L., Über Sapindus und damit in Zusammenhang stehende Pflanzen. — 1. c. p. 3031. Besprechung von: Drude, O., Bericht über die Fortschritte in der Geographie der Pflanzen. — ].c. p. 3l. Besprechung von: Wendland, H., Uber Brahea oder Pritchardia filifera Hort. — 1. e. p. 31. Besprechung von: Lackowitz, A. W., Flora von Berlin und der Provinz Brandenburg. — 1. ce. p. 51—52. Besprechung von: Becker, G., Über Limodorum abortivum Sw. und Epipogium Gmelini Rich. — 1. ce. p. 52. Bespreehung von: Fisch, C. und Krause, E. H.L., Notizen zur Mecklen- burgischen, speciell der Rostocker Flora. — 1. e. p. 55—54. Besprechung von: Balfour, Is. B., Botany of the Island of Rodriguez. — l. e.. p. 54. Besprechung von: Uhristison, D., Notes on the Botany of Uruguay. — |. ce. Besprechung von: Zarb, J. H., Rapport sur les specimens botaniques colliges etc. par le Dr. Pfund. — |. ce. p. 54—55. Besprechung von: Duval-Jouve, J., Notes sur quelques plantes recoltees en 1877 dans le departement du Herault. — |, e. p. 55. Besprechung von: Hennings, P., Beobachtungen über die Vernichtung der Unkrautsämereien durch Insectenfraß. — 1, e. Besprechung von: The ‚Journal of Forestry and Estates Management (Buca- Iyptus). — 1. e. p. 56-57. Vorlage von Abnormitäten einheimischer Pflanzen, gesammelt von Herrn J. Bode in Sorau. — 1. ce. p. 57. : Besprechung von: Buchenau, Fr., Flora von Bremen. 2. Auflage. — 1. e. p. 74. Besprechung von: Grisebach, A., Symbolae ad Floram Argentinam. 2, Theil. - l. e. p. 74—75. Besprechung von: Lange, J. og Mortensen, H., Oversigt over de i Aarene 1872--78 i Danmark fundne sjeldnere eller for den Danske Flora nye Arter. — 1. ce. p. 75—76. Besprechung von: Trautvetter, E. R. v., Catalogus Campanularum rossicarum. — |]. e. p. 76—77. Bemerkung über Scorzonera rosea W. K. — 1. ce. p. 80. Besprechung von: Fisch, ©. und Krause, E. H. L., Flora von Rostock. — 1.2: DB: Di: Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. RER: Besprechung von: Boissier, E., Flora orientalis. Vol. IV Fase. II. — 1. e. Besprechung von: Janka,V.v., Zur Banater Flora. — ]. ce. p. 97—98. Besprechung von: Hackel, E., Agrostologische Mittheilungen. — 1. ce. p. 98. Vorlage von Frühlingsblüthen von Colehieum auctumnale L. — 1. e. Vorlage von Hippocrepis comosa L. von Potsdam. — |. ce. Vorlage einer Sammlung von Pflanzen der Reisfelder aus der Gegend von Pavia von OÖ. Penzig. — 1. ce. p. 8—101. Helianthemum guttatum (L.) Mill. bei Potsdam. — 1. c. p. 113. Besprechung von: Öelakovsky, L., Zur Gymnospermie der Coniferen. — 1. e. p- 114. Uber die Verbreitung von Bwunias orientalis L. in der Berliner Flora. — |. e. p. 114. Über die Verbreitung von Lepidium Draba L. in der Provinz Brandenburg. -— l. e. p. 119— 120. Besprechung von: Uechtritz, R. v., Ergebnisse der Durchforschung der schlesi- schen Phanerogamen Flora. 1878. — 1. c. p. 122—123. Besprechung von: Wittmack, L., Die Nutzpflanzen aller Zonen auf der Pariser Weltausstellung. — 1. c. p. 123— 124. Lepidium virginicum L. bei Neu-Ruppin und Carex Boenninghausiana Weihe bei Eberswalde. — 1. c. p. 127—-128. Besprechung von: Maximowiez, C. J., Ad Floram Asiae orientalis eognitionem meliorem fragmenta. —- ].c. p. 129. Besprechung von: Buchenau, Fr., Kritische Zusammenstellung der bis jetzt bekannten Juncaceen aus Südamerika. — 1. ce. p. 129—130. Besprechung von: Potonie, H., Alexander Braun’s Stellung zur Descendenz- theorie. — 1. c. p. 130. Besprechung von: Dutailly, @., Sur la pröfeuille des Graminöes; sur la nature reelle des soies des Setaria. — 1. c. p. 130—131. Besprechung von: Irmisch, T., Die Wachsthumsverhältnisse von Bowiea volubilis Hook. fil. — 1. e. p. 131. Besprechung von: Penzig, O., Die Dornen von Arduina ferox E. Mey. — 1. e. p. 131—132. i Besprechung von: Baillon, H., Histoire des plantes (Ömbelliferes ete.). — 1. e. p- 152—153. Besprechung von: Lojacono, M., Monografia dei Trifogli di Sieilia. — 1. e p- 133. Bemerkungen über ästige Maiskolben. — 1. c. p. 153 —138, Fig. Beiträge zur Flora der mittleren und westlichen Niederlausitz. — l.c. Abh. p- 100—143. Botanisch-ethnographische Notizen aus Guinea. Aus Aufzeichnungen von Thonning (1828—1829). — Zeitschr. f. Ethnol. XI (1879) p. 231—258. Nachruf an Ferdinand Moritz Ascherson. — Botan. Zeitg. XXXVII (1879) Sp. 207—208. Nachruf an Herrman Otto Blau. — 1. c. Sp. 260—261. Zu der Bemerkung des Herrn G. Beckers über Ranunculus. — 1. c. Sp. 366—867. Berichtigung meiner Angabe über den Bau des Nectariums von Ranunculus aconitifolius L. — 1. c. Sp. 466— 467. 1880. Mit Th. von Heldreich und F. Kurtz, Catalogue of the plants hitherto known of the Troad. — Schliemann, H., Ilios. London. 1880. Appendix VI, p. 727736. II* RERER, Dr. P, Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. Sur les Helianthemum cleistogames de l’aneien monde. — Bull. soc. Linn. Paris I (1880) p. 250— 251. Einige Bemerkungen zu Dr. I. Pfund’s Reisebriefen. — Mittheil. geogr. Ges. Hamburg 1878,79 Hamburg 1880 p. 124—132. Uber zwei von seiner Reise mitgebrachte Pflanzen, Ceruana pratensis Forsk. und Ammi Visnaga (L.) Lam., welche in ihrem ursprünglichen Zustande als Werk- zeuge zum häuslichen Gebrauch dienen. — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1880 p. 69— 70. Uber Frostbeschädigungen an ägyptischen Culturgewächsen im Winter 1879 und 1880. — 1. c. p. 92—95 Uber die Bestäubung einiger Helianthemum-Arten. — 1. ce. p. 97--108; Fig. Vorlage einer Inschrift in einem Buchenstamme. — |. e. p. 108. Über die Veränderungen, welche die Blüthenhüllen bei den Arten der Gattung Homalium Jacq. nach der Befruchtung erleiden und die für die Ver- breitung der Früchte von Bedeutung zu sein scheinen. — ].c. p. 126 bis 133, Fig. Über eine Arbeit von Prof. E. Hackel, über Festuca inops Del., eine ägyptische (Graminee mit in der Regel spiraliger Anordnung der Spelzen. — 1. ce. p. 147—156. Fig. 1—4. (Abgedr. in Sitzber. Bot. Ver. Brandenburg XXI, p- 109--116.) Mit Koehne, E., Bericht über die 32. (22. Frühjahrs-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Wiesenburg und Neue Hütten bei Belzig am 23. Mai 1880. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XXHI (1880) p. I—VI. Vorlage braungefärbter Dattelpalmen-Blattrippen aus der Oase Kufra. — 1. e. p-IH Mit Koehne, E., Bericht über die 33. (11. Herbst-) Hauptversammlung des Bo- tanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Berlin am 30. October 1880. — 1. ce. p. VII-XXXI Vorlage eines aus (eruana pratensis Forsk. angefertigten Besens aus Cairo. — l-&'p! &y.lT, Vorlage westafrikanischer, von H. Soyaux gesammelter Pflanzen. — |. c. p. XVIII—XIX. Vorlage seltener Pflanzen der märkischen Flora. — 1. e. p. XIX—XX. Über seine Rückreise von Alexandrien nach Berlin. — 1. ce. Sitzber. p. 50—57. Besprechung von: Kanitz, A., Plantas Romaniae hucusque eognitas enumerat. — 1. ce. p. 57. Über die Benutzung der Doldenstrahlen von Ammi Visnaga (L.) Lam. als Zahn- stocher. — 1. e. p. 72. Besprechung von: Urban, l., Flora Brasiliensis: Umbelliferae. — 1. e. p. 72—73, Besprechung von Haynald. L., A szentiräsi mögzäk 6s gyantäk termönövenyei. (Die Harz und Gummi liefernden Pflanzen der Heiligen Schrift.) — 1. e. p. 73. Besprechung von: Eichler, A. W., Syllabus der Vorlesungen über specielle und medizinisch-pharmazeutische Botanik. — |. e. Besprechung von: Radlkofer, L,, Über Cupania und verwandte Ptlanzen. — 1. e. Mittheilungen aus Briefen von H. Soyaux vom Gabon. — 1. c. p. 84—87, Mittheilungen über Isnardia palustris L. und Pilularia globulifera L. — 1. e. p- 87-88. Besprechung von: De Candolle, A., La phytographie ou l’art de decrire les vegetaux. — 1. c. p. 88. Besprechung von: Öonwentz, H., Die fossilen Hölzer von Karlsdorf am Zobten. — l.e. p. 88. Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. RERTI Besprechung von Ihne, E, Verbreitung von Xanthium strumarium L. und Geschichte der Verbreitung von Xanthium spinosum L. — ]. e. p. 8889. Besprechung von: Virchow, R., Beiträge zur Landeskunde der Troas. — |. e. p. 89I—W. Besprechung von: Hackel, E., Catalogue raissonne des Graminees du Portugal. — 1. e. p. W. Besprechung von: Heldreich, Th. v., Musinitza. — 1. ce. Besprechung von: Bonnet, Note sur le Marrubium Vaillantii Coss. et Germ. - - 12e 93091: Besprechung von: Hosius und Von der Marck, Die Flora der Westphälischen Kreideformation. — 1. ce. p. 91. Besprechung von: Stein, B., Primula Steimüt. — 1. e. p. 91. A. Nathorst’s Beobachtungen über die Blattform der Buche. — 1. e. p. 99—100. Über eine Form von Trifolium pratense L. von Rüdersdorf. — 1. ce. p. 100. Erklärung des Herrn O. Prahl und Vorlage von J/soötes echinospora Dur. aus Holstein. — 1. ce. p. 108—109. Besprechung von: Grantzow, OÖ. Flora der Uckermark. — 1. c. p. 121—123. Uber das Vorkommen von Speisetrüffeln im nordöstlichen Deutschland (mit Bei- trägen von H. Roemer und G. Wetzstein). — |. c. p. 123—137. Über Aegilops triaristata Willd. in der Troas. — Zeitschr. f. Ethnol. XII (1880) Verh. Berlin. anthropol. Ges. p. (221). Besprechung von: Grantzow, Flora der Uckermark. 1880. —- Österr. bot. Zeitschr. XXX (1880) p. 298—299. Kleine phytographische Bemerkungen: 17. Anosmia idaea Bernh. und Smyrnium apiüfolium Willd. — Bot. Zeitg. XXX VIII (1880) Sp. 17—22. 1881. Mit Heldreich, Th. v. und Kurtz, F., Verzeichniss der bis jetzt aus Troas be- kannten Pflanzen. — Scehliemann. H., Ilios, Stadt und Land der Tro- janer. Leipzig 1881 8° p. 804—813. Beiträge zu J. Löw, Aramaeische Pflanzennamen. Leipzig 1881 8° 490 pg. Die aus dem mittleren Nordafrika, dem Gebiete der Rohlfs’schen Expedition nach Kufra bekannt gewordenen Pflanzen. — Rohlfs, G., Kufra. Reise von Tripolis nach der Oase Kufra. Leipzig 1881 8° p. 886 - 560. Plantarum Africae septentrionalis mediae hucusque eognitarum conspectus. — Bot. Uentralbl. VIII (1881) p. 278—287. Besprechung von: Rohlfs, G., Kufra ete. 1881. — 1. ce. p. 330-333. Subflorale Axen als Flugapparate. — Jahrb. bot. Garten und Museum Berlin I (1881) p. 318—536; Taf. VI. Vorlage eines fasciirten Blüthenstengels von Asphodelus fistulosus L. -— Sitzungsber Ges. naturf. Fr. Berlin 1881 p. 32. Vorlage eines frischen Zweiges von Pinus (Picea) Omorika Pane. — |. ce. p. 38. Vorlage einer von ihm im Februar 1880 auf dem Drogenbazar in Cairo an- gekauften Probe von Strauchflechten. — 1. c. p. 150—131 Besprechung von: Rohlfs, G., Kufra. Reise von Tripolis nach der Oase Kufra. Leipzig, Brockhaus 1881. — Verh. Ges. f. Erdkunde Berlin VIII (1881) p- 379— 384. Bericht über die 34. (23. Frühjahrs-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Hildesheim am 12. Juni 1881. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XXIII (1881) p. I-XVL. Über seine Zusammenstellung der Flora des mittleren Nord-Afrika. — |]. e. p- VI-V1M. NS Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. Mit Koehne, E., Bericht über die 35. (12. Herbst-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Berlin am 29. October 1881. — 1. ec. p. XVIII--XXXII. Zur Erinnerung an A. v. Chamisso als Botaniker. — 1. ce. Sitzber, p. 1—4. Vorlage forstbotanischer Abhandlungen von E. v. Purkyn&. — l.c.p. 7—9. Vorlage seltener Pflanzen der Provinz Brandenburg. — 1. e. p. 16. Florula der Oasengruppe Kufra nach den Sammlungen und Beobachtungen von G. Rohlfs. — ]. e. p. 27—33. Nachruf an L. Rabenhorst und dessen Verdienste um die botanische Erforschung der Provinz Brandenburg. — 1. ce. p. 34 —35. A. Nathorst’s Beobachtungen von Glacialpflanzen in Mecklenburg. — 1. e. p. 35. Vorlage von Vieia amphicarpos Dorth. aus der Cyrenaica. — ].c. p. 35—836. Vorlage von Fruchtexemplaren von Asteriscus pygmaeus Coss. et Dur. — 1. e. p- 44—46. Vorlage von Exemplaren von Vieia amphicarpos Dorth., die aus cyrenäischen Samen gezogen waren. — l.c. p. 46. G, Schweinfurth’s Pflanzenfunde in altägyptischen Gräbern. — 1. ce. p. 53—54, Atriple.x tataricum L. bei Berlin und über Einschleppung südosteuropäischer Pflanzen in Mitteleuropa, sowie europäischer in Agypten. — 1. ce. p. 60-62. Im Nov. und Dee. 1881 und ‚Jan. 1882 blühende Pflanzen. — 1. e. p. 78—81. Vorlage von Pflanzenfunden aus altägyptischen Gräbern. — 1. ce, p. 81. 1882. Halophileae (p. 1—3) und die Gattungen: Enhalus, Thalassia (p. 6-8), Cymodocea, Halodule, Zostera, Posidonia (p. 20—26). — Boissier’s Flora orient. V fasc. 1 (1882) p. 1—26. Drias e Silphium. — L’Esploratore VI Milano 1882 p. 1—3; Fig. Elenco dei nomi indigeni di aleune piante della Cirenaica. — 1. e. p. 3—5. Le stazioni dell’Althenia nella flora italiana. — Nuovo Giorn. bot. ital. XIV (1882) p. 2695 — 267. De Galio trifloro Michx. in Alpibus Rhaetieis a el. Dr. Killias reperto nuntium offert. — Magyar növenytani lapok [Klausenburg] VI (1882) p. 97 —98. Vorlage einiger von Herrn G.Schweinfurth aus Cairo ihm übersendeten Pflanzen- reste aus den neuerdings aufgefundenen Sarkophagen mehrerer ägyptischer Könige der XVII. bis XX. Dynastie. — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1882 p. 4. Vorlage von aus dem mittleren Nordafrika stammenden, dort zum Gerben be- nutzten Pflanzenstoffen. — 1. e. p. 13—18. On the propagation of Cymodocea antarctica (Labill.) Endl. — Transact. Roy. Soe. South. Austral. IV (1882) p. 1—3. Besprechung von: Solms-Laubach, Graf v., Die Herkunft, Domestication und Verbreitung des gewöhnlichen Feigenbaumes, Ficeus Carica L. Göttingen. 1882. 4°. Verh. Ges. f. Erdkunde Berlin IX (1882) p. 157— 162. Besprechung von: Olivier, Aim6, Vicomte de Sanderval, De l’Atlantique au Niger par le Foutah-Diallon. Paris. 1882. — 1. c. p 371—374. Bericht über die 36. (24. Frübjahrs-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Neu-Ruppin am 4. Juni 1882. — l.e. p. I-XV. Vorlage von Wollspinnen (Harpagophyton) aus Tuchfabriken in Spremberg. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XXIV (1882) p. XIV. Mit Koehne, E., Bericht über die 37. (13. Herbst-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Berlin am 28. Oktober 1882. l. e. p. XVI—-XXI. Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten, RENTE Vorlage bemerkenswerter, von Herrn G. Ruhmer im nordöstlichen Theile der Provinz gesammelten Pflanzen. — 1. c. p. XXI. Vorlage von Zweigen von Ligustrum vulgare L. mit überwinterten Blättern. — l. e. Sitzber. p. 21--22. Weitere Mittheilungen über das Vorkommen von Trüffelarten in Deutschland. — l. ec. p. 22 —28. Besprechung von: O. Tepper’s Beobachtungen über die vegetative Vermehrung von Oymodocea antarctica (Labill.) Endl. — 1. c. p: 28— 33. Besprechung von: Bohnstedt, R., Flora Luccaviensis. — 1. ce. p. 45—46. Besprechung von: Huth, E., Flora von Frankfurt a. Oder, — 1. ce. p. 46—47. Uber das Vorkommen von Loranthus ewropaeus Jaeq. im Königreich Sachsen und über dessen vegetativen Aufbau. — 1. ce. p. 47—49. Vorlage seltenerer, von ©. Warnstorf im Jahre 1882 in der Provinz aufgefundener Pflanzen. — 1. ce. p. 58. Aldrovandia vesiculosa im Paarsteiner See und über die Verbreitung derselben. (Mit Beiträgen von R. Caspary und A. de Bary.) — 1. c. p. 58—61. Botanische Wahrnehmungen im ÜOurort Schuls-Tarasp im August 1882. — |. e. 5 p- 61—67. Uber das neuerlich beobachtete Auftreten der Potentilla intermedia in Deutsch- land. — 1. ce. p. 74—77. Abnorme Blütezeiten im Herbst 1882, — 1. c. p. 93. Besprechung von: Nyman, C. F., Conspeetus Florae Europaeae. — 1. e. p. 93—94. Historisches über das Auftreten der Collomia grandiflora Dougl. am Rhein. — rc, p- 101, Broncecelt und scheinbar bearbeitete Steine von Spremberg. — Zeitschr. f. Ethnol. XIV (1882) Verh. Berlin. anthrop. Ges. p. (277). 1883. Von der Verbreitung der Pflanzen. Pflanzengeographie. — Leunis, J., Synopsis der drei Naturreiche. 3. Aufl. II. Theil. Botanik bearbeitetvon A.B. Frank. 1. Bd. Hannover. Hahn. (1883.) p. 724—826. 4 Karten. Botanische Rathschläge und Wünsche an Forschungsreisende im tropischen Afrika (autographisch hergestellt und er. 1883 von der Afrikanischen Gesellschaft in Deutschland vertheilt). 5 pg., fol. Bemerkungen über das Vorkommen gefärbter Wurzeln bei den Pontederiaceen, Haemodoraceen und einigen Cyperaceen. — Ber. deutsch. bot. Ges. I (1885) p. 498—502. Notiz über die Exceursion Schweinfurth’s nach Tobruk. — A. Woldt, Wissensch. Correspondenz. 5. Mai 1883. p. 2—3. Mit Schweinfurtli, @., Panceratium Sickenbergeri Aschs. et Schweinf. — Garten- zeitung II (1883) p. 345 -348; Taf. Beitrag zur Flora des nordwestlichen Kleinasiens. — Jahrb. bot. Garten und Museum Berlin II (1885) p. 339—365. Worte zur Erinnerung an Prof. W. Peters. -— Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1883 p. 67. Vorlage blühender Exemplare von Daphne Mezereum L. mit entfalteten Laub- blättern. — 1. ce. p. 91. Über eine Form von Populus balsamifera L. — 1. e. p. 91—92. Die Verbreitung der aus der Cyrenaica bekannten Pflanzen. — 1. ce. p. 150— 154, Mit Koehne, E., Bericht über die 38. (25. Frühjahrs-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Frankfurt a. O. am 15. Mai 1885. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XXV (1883) p. I-XXVII RRXIV Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. Die von Alphons De Candolle vorgeschlagene physiologische Eintheilung der Pflanzen im Anschluß an die klimatischen Bedingungen ihrer Wohn- gebiete. — 1. c. p. XI—XII. Bericht über die 39. (14. Herbst-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Berlin am 27. Oktober 1883. — 1. e. p. XXVIIL bis XXXIII. Eine botanische Exeursion in den Reisfeldern Oberitaliens. — 1. e. p. XXX. Zur Flora der Cyrenaica. — Österr. bot. Zeitschr. XXXILI (1883) p. 31—82. Zur Flora von Nordafrika. — 1. ce. p. 205—206. Besprechung von: Barbey, ©. et W., Herborisation au Levant. Lausanne. G. Bridel, 1880. 4%. — Bot. Ztg. XLI (1883) Sp. 113—117. Besprechung von: Boissier, E., Flora orientalis ete. Vol. V fase. 1. 1882. 8°. — ]. e. Sp. 162—165. Zur Geschichte der Wurzelknotenbehaarung. — 1. e. Sp. 447-449. Kleine phytographische Bemerkungen: 18. Oudneya africana R.Br. und der gegen- wärtige Standpunkt der botanischen Erforschung des mittleren Nordafrika. -- ]. e. Sp. 480 —484. 1884. Index nominum vernaculorum. — Boissier, Ed., Flora orientalis V fasc. 2 (1884) p. 825839. Droghe, semi ed altri vegetali mandati al R. Museo Botanico di Berlino da Tripoli 1882 d’al signor Gottlob Adolf Krause. — l’Esploratore VIL. Milano 1884 p. 180 —-187. Nekrolog von Heinrich Robert Goeppert. — Ber. deutsch. bot. Ges. II (1884) p. 180—182. Amphikarpie bei der einheimischen Vieia angustifolia. — 1. e. p. 235—245; Fig. Forskäl über die Metamorphose der Pflanzen. — 1. e. p. 295—297, Besprechung von: Jaeggi, Die Wassernuß. — Bot. Centralbl. XVII (1884) p. 242-249. Cissus rotundifolius (Forsk.) Vahl. — Gartenztg. III (1884) p. 212—213; Fig. 50. Cicendia filiformis in Schlesien. — Tagebl. 57. Versammlung deutsch. Naturf. u. Aerzte in Magdeburg (1884) p. 163. Besprechung von: Thomson, Jos., Expedition nach den Seen von Centralafrika in den Jahren 1878 —1880. Aus dem Englischen. 2 Bde. ‚Jena. Costenoble. 1882. 8°. — Verh. Ges. f. Erdkunde Berlin XI (1884) p. 110—113. Besprechung von: Camperio, Cap., Carta economica delle Tripolitania e Cirenaica dedieata a S. A. R. il Duca di Genova, pubblicata della societä d’esplo- razione commereiale in Africa sotto la direzione del Uap. Camperio secondo eli ultimi viaggi di Schweinfurth ete. 1884. — 1. ce. p. 165—168. Berieht über die 40. (26. Frühjahrs-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg und Feier des fünfundzwanzigjährigen Bestehens desselben zu Eberswalde am 8. Juni 1884. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XXVI (1834) p. I-XV. Festrede zur Feier des fünfundzwanzigjährigen Bestehens des Vereins. — |. ©. p. U—XI. Vorlage von Vieia angustifolia All. mit kleistogamen Blüten. — 1. e. p. XIII. Neue Zugänge zur Flora der Provinz Brandenburg. — 1. e. p. XXIU-XXIV. Verwendung der Früchte der Wassernuß. — Zeitschr. f. Ethnol. XVI (1884) Verh. Berlin. anthropol. Ges. p. (452) —(453). Alfr. Nathorst’s Erforschung der fossilen Glaeialflora in Deutschland und der Schweiz. — 1. e. p- (463)-—(465). Über G.A. Krause’s Tripolitaner und Ruhmer’s Oyrenaica-Pflanzen. — Österr. bot. Zeitschr. XXXIV (1884) p. 145. Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. KERKV 1885. Mit Levier, E. und Magnus, P., Supplement du Florae Sardoae Compendium de William Barbey d’apres les colleetions de MM. G. Bornemann P. Ascherson, O. Reinhardt, E. Mareucei, P. Magnus et Forsyth Major. Lausanne 1885. Gross 4° p. 171-263; 2 pl. Mit Uechtritz, R. v., Hypericum japonicum Thunb. (= gymnanthum Engelm. et Gray) in Deutschland gefunden. — Ber. deutsch. bot. Ges. III (1885), p. 68-72. Einige Beobachtungen in der Flora der Schweiz. — 1. e. p. 316—319. Nekrolog von Ludwig Freiherrn v. Hohenbühel-Heufler. — ].e. p. XIV—XVI. Bericht der Commission für die Flora von Deutschland. 1884. II. Märkisch- Posener Gebiet. — 1. c. p. LÄXXVI—XCV. Mit Wünsche, O., Bericht der Öommission für die Flora von Deutschland. 1884. IV. Obersächsisches Gebiet. — 1. c. p. C—CIV. Besprechung von: Ascherson, P., Bemerkungen zur Karte meiner Reise nach der Kleinen Oase in der libyschen Wüste. — Bot. Oentralbl. XXIII (1885) p. 309310. Besprechung von: Lenz, ©., Timbuktu. Leipzig, Brockhaus 1884. 8°. — Verh. (ses. f. Erdkunde Berlin XII (1885) p. 66—68. Bericht über die 42. (27. Frühjahrs-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Brandenburg a. H. am 31. Mai 1885. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XXVII (1885) p. I-XII. Bericht über die 43. (16. Herbst-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Berlin am 31. October 1885. — 1. e. p. XIV bis XXL. Vorlage eines Rosenkranzes aus Früchten von Trapa natans L. var. verbanensis Ces., Pass. et Gib. — 1. c. p. XX— XXI. Vorlage interessanter Pflanzen aus der Provinz Brandenburg. — 1. c. p. XXI. Vorlage von Linaria spuria Mill. mit unterirdischen Blüten und Früchten. — 1. e. Vorlage von Amarantus spinosus L. aus der Schweiz. — l.c. p. XXI-XXII. Mit Potonie, H., Floristische Beobachtungen aus der Priegnitz II (mit Beiträgen von Bars, H. Buchholz, A. Hasenow, R. Lauche, F.. Meyerholz, Näther, R. Rietz). — 1. c. p. 95—105. Notizen zu Taubert, P., Beiträge zur Flora der Nieder-Lausitz II. — |. e. p. 128176. Nachschrift (über Hieracienformen von Liebenwerda). — 1. ce. p. 177. Eine verkannte Utricularia-Art der deutschen und märkischen Flora. — |. e. p- 183—189. Bemerkungen zur Karte meiner Reise nach der Kleinen Oase in der libyschen Wüste. — Zeitschr. Ges. f. Erdkunde Berlin XX (1885) p. 110—160; Karte. Die Mauern des punischen Karthago. — Zeitschr. f. Ethnol. XVII (1885) Verh. Berlin. anthropol. Ges. p. (219). Hockende Stellung bei den Bewohnern Ägyptens — 1. e. p. (254). Zur Flora Sardiniens und der adriatischen Küstenländer. — Österr. bot. Zeitschr. XXXV (1885) p. 308-312, 350-355. 1886. Mehrere botanische Artikel. — Möller, J. und Geissler, E., Real-Eneyelopädie der gesammten Pharmaecie. 10 Bde. 1886 —1891. 8°. Wien. Utricularia exoleta R.Br. im westlichen Mittelmeergebiet. — Ber. deutsch. bot. Ges. IV (1886) p. 404—409.- Nekrolog von Edmond Boissier. — 1. ce. p. XIII—XV1. RARRAVI Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. Bericht der Commission für die Flora von Deutschland. 1885. III. Märkisch- Posener Gebiet. — 1. ce. p. CXLIII—CLI. Mit Wünsche, O., Bericht der Commission für die Flora von Deutschland. 1885. V. Obersächsisches Gebiet. — 1. e. p. CLXII—CLXIV, Mit Karsch, A., Bericht der Commission für die Flora von Deutschland. 1885. IX. Westfalen. — 1. ec. p. CLXXII-CLXXVLI Besprechung von: Barbey, W., Compendium Florae Sardoae. — Bot. Centralbl. XXIV (1886) p. 327—333. Cope Whitehouse’s Hypothese über den Moeris-See und G. Schweinfurth’s Reise zur Prüfung derselben. — National-Zeitung Berlin XXXIX (1886) No. 183 9 Spalten. Berieht über die 44. (28. Frühjahrs-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Landsberg a.W. am 15. Juni 1886. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XXVIII (1886) p. I-XVI, Über einige interessante Pflanzen aus der Flora der Provinz Brandenburg. — l. ce. p. IHlL—IV. Bericht über die 45. (17. Herbst-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Berlin am 30. October 1886. — |. e. p. XVII-XXV. Über Utrieularia ochroleuca Hartm. aus der Provinz Brandenburg. — 1. e. p. XXI. Über die beiden in Agypten vorkommenden Formen von Carthamus tinctorius Dr verps REIT RR, Händler und Käufer in Alexandrien. — Zeitschr. f. Ethnol. XVIII (1886) Verh. Berlin. anthropol. Ges. p. (71)—(72). 1887. Berieht der Commission für die Flora von Deutschland. 1886. III. Märkisch- Posener Gebiet. — Ber. deutsch. bot. Ges. V (1887) p. LXXXVI-—LXXXIX. Mit Wünsche, 0., Bericht der Commission für die Flora von Deutschland. 1886. V. Obersächsisches Gebiet. — 1. ec. p. XCIV—XCVLl. Le Lae Sirbon et le Mont Oasius. — Bull. Instit. e&gypt. (1887) p. 175. Orucianella stylosa Trin. — Gartenfl. XXXVI (1887) p. 584. Mit Schweinfurth, @., Illustration de la Flore d’Egypte. — Mem. Instit. egypt. II (1887) p. 23-260. Bemerkungen über die Pflanzengeographie Madagascars. — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1887 p. 178—179. Über eine Bremse aus der Oase Qatieh. — 1. c. p. 181-183, Die nördliche Isthmus-Wüste Ägyptens. — Verh. Ges. f. Erdkunde Berlin XIV (1X87) p. 313328. Reisebriefe aus Ägypten. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XXIX 61887) p. VII—XI. Bericht über die 47. (18. Herbst-) Haupt-Versammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Berlin am 29. October 1887. — 1.e. p. XIX—XXIX. Über Knuth’s Flora von Schleswig-Holstein. — 1. ce. p. 132—166. Uber die Einwirkung der Hautfarbe der Thiere auf die Schädlichkeit oder Un- schädlichkeit des Buchweizenstrohs. — Zeitschr. f. Ethnol XIX (1887) Verh. Berlin. anthropol. Ges. p. (68). Agyptischer Caviar (Butargh). — 1. ce. p. (315). Brief über die Agyptische Reise. — 1. e. p. (343) —(344). 1888. Potamogetonacenae, Engler u. Prantl, Natürl. Pflanzenfam. II 1 (1888) p. 194 bis 214. Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. XXXVI Die geographische Verbreitung der Seegräser. — Neumayer, G., Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen. 2. Aufl. Berlin. (1888,) p. 191-—212. Beriehtigung, — Ber. deutsch. bot. Ges. VI (1888) p. 115. Ein neues Vorkommen von Carex aristata R.Br. in Deutschland. — |. ce. p. 283 bis 293. Bericht der Commission für die Flora von Deutschland 1887. III. Märkisch- Posener Gebiet. — 1. e. p. OXI--CXIV. Desgl. V. Obersächsisches Gebiet. — 1. ce. p. OXVIII. Die Verbreitung von Achilles cartilaginea Ledeb. und Polygonum danubiale Kern. im Gebiete der Flora der Provinz Brandenburg. — Monatl. Mittheil. Naturwiss. Ver. Frankfurt a. OÖ. VI (1888) p. 129-133. Mittheilungen über biologische Eigenthümlichkeiten der Pedaliaceen und Vorlage von Melica nutans >< pieta. — Sitzungsber. Bot. Ver. f. Ges. Thür. VII (1888) p. 1—2. Vorlage einer Droge, die aus den Antheren von Mesua ferrea L. besteht. — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1888 p. 34—38. Mit Gürke, M., Bericht über die 48. (30. Frühjahrs-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Fürstenwalde a. Spree am 27. Mai 1888. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XXX (1888) p. I—-XI. Vorlage seltener Pflanzen aus der Flora von Jena. — l.c. p. 11. Über einige biologische Eigentümlichkeiten der Pedaliaceen. — 1. ce. p. II-—V. Mit Gürke, M., Bericht über die 49. (19. Herbst-) Hauptversammlung des Botan. Vereins zu Berlin am 13. Oktober 1888. — 1. ce. p. XX—XLIV. Das Herbarium Boissier’s „aux Jordils“ bei Genf. — 1. e. p. XXX-—XXXIL Besprechung von: Boissier, E., Supplementum Florae orientalis. — 1. ce. Adventivpflanzen der Ölfabrik in Mannheim, namentlich Spergula flaceida (Roxb.) Aschers. (Spergularia fallax Lowe). — l.c. p. XXXI-—XLIV; Fig. In H. Schinz, Beiträge zur Kenntniss der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika und der angrenzenden Gebiete: Pedaliaceae. — 1. ce. p. 181—186, 239. Nachschrift zu W. Behrendsen, Über Adventivpflanzen bei Rüdersdorf: Poa diaphora. — ]. ce. p. 285 — 287. Der Farbenwechsel des Saftmales in den Blüthen der Roßkastanie. — Naturwiss. Wochenschr. II (18538) p. 129—130. Die Fische Qarus und Buri, welche den ägyptischen Caviar liefern. — Zeitschr. f. Ethnol. XX (1888) Verh. Berlin. anthropol. Ges. p. (32)— (34). Gegenstände aus dem Pflanzenreiche, welche ethnologisch bemerkenswerte Ver- wendung finden. — 1. c. p. (125)—(126). Über angeborenen Mangel der Vorhaut bei beschnittenen Völkern. — I. e. p- (126) —-(130). Correspondenz aus Berlin ddto 5. December 1887 [Standort der Omorika-Fichte]. — Österr. bot. Zeitschr. XXX VIII (1888) p. 34—35. 1889. Mit Gürke, M., Hydrocharitaceae. — Engler u. Prantl, Natürl. Pflanzenfam. II 1 (1889) p. 238—258; Fig. Botanisches Register zum 1. bis 3. Theil von Nachtigal, Sahära und Sudän. Leipzig. 1889. p. 537—548. ; Mit Magnus, Paul, Die weiße Heidelbeere (Vaceinium Myrtillus L. var. leuco- carpım Hausm.) nicht identisch mit der durch Seclerotinia baccarum (Sehroet.) Rehm verursachten Sklerotienkrankheit. — Ber. deutsch. bot. Ges. VII (1889) p. 387 —400. EDEN Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. Bericht der Commission für die Flora von Deutschland 1888. I. Für das Gesammtgebiet neue muthmaßlich verbreitete Formen und Bastarde ver- breiteter Phanerogamen. — |. ce. p. (75)—(76). Bericht der Commission für die Flora von Deutschland 1888. IV. Märkisch- Posener Gebiet. — 1. ec, p. (82)—(85). Bericht der Commission für die Flora von Deutschland 1888. VI. Obersächsisches Gebiet. — ]. ec. p. (89)— (90). Besprechung von: Ascherson, P. et Schweinfurth, @., Supplement a I’ Illustration de la Flore d’Egypte in: Mem. Instit. „germt. Il (1889) p. 743— 821. — Bot. Centralbl. X Besprechung von: Ascherson, P. et Schweinfurth, a Illustration de la Flore d’Egypte in: M&m. Instit. egypt. I (1887), 213—260. — 1. ce. p. 262 bis 271. Mit Schweinfurth, &, Supplement a l’Illustration de la Flore d’Egypte. — Mem. Instit. egypt. Il (1889) p. 743—821. Lasiospermum brachyglossum D.C. — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1888 p. 151—155. Sogenannte springende Bohnen (Brincadores, Jumping seeds). — 1. c. p. 187 bis 188. Mit Gürke, M., Bericht über die 50. (31. Frühjahrs-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Tangermünde am 16. Juni 1889. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XXXI (1889) p. I- XXVI. Uber das Vorkommen eines Rudimentes des hinteren unpaaren Staubblattes bei Gratiola offieinalis L. — l.e. p. XVI—XIX; Fig. Mit Gürke, M., Bericht über die 51. (20. Herbst-) Hauptversammlung des Vereins am 12. Oktober 1889. — 1. c. p. XXVII—XL. Nachruf an Ludwig Schneider. — |. ce. p. XLUII—L. Mit Spribille, F., Zwei Neuigkeiten für die Flora der Provinz Posen. — |. e. p. 251— 252. Silene cretica, ein vorgeschichtliches Leinunkraut, auch heute noch diesseits der Alpen. — Naturwiss. Wochensehr. III (1889) p. 9. Uber die botanischen Bestandtheile der Sendung des Herrn Schmidt. — Ztschr. f. Ethnol. XXI (1889) Verh. Berlin. anthrop. Ges. p. (45) — -(48). Ägyptischer Butargh. — 1. e. p. (336). Reich ornamentirte Ostereier aus der Wendischen Oberlausitz. — 1. e. p. (370). Stifte aus Metall und Glas zum Aufstreichen der Augenschminke. — 1. c. p. (424). Cephalaria syriaca Schrad., ein für Menschen schädliches Getreideunkraut Palä- stinas und die biblischen {ı&avıa (Math. 30, 25—30). — Zeitschr. deutsch. Palästina-Verein XII (1889) p. 152—156. Besprechung von Ascherson,P.et Schweinfurth, G., Supplöment Al’Illustration de la Flore d’Egypte in: M&m. Instit. Egypte II p. 745—821. Vienne. 1888. — Österr. bot. Zeitschr. XXXIX (1889) p. 70—72. Zur Synonymie der Burotia ceratoides (L.) C. A. Mey., und einiger ägyptischer Paronychieen. — 1. e. p. 99—-101, 125—128, 252— 456, 29. — 301, 324—327. 1890. Über die Herkunft der Getreidearten. - - Correspondenzbl. deutsch. Ges. f. Anthropol. etc. XXI (1890) p. 134— 135. Extr: Vossische Zeitung 16. August 1890, Abendausgabe; Tägliche Rundschau 16. August 1890 Unterhaltungsbeilage. Berieht der Commission für die Flora von Deutschland. 1889. Für das Ge- sammtgebiet neue, voraussichtlich verbreitete Formen und Bastarde ver- breiteter Phanerogamen. — Ber. deutsch. bot. Ges. VIII (1890) p. (102) bis (105). Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. OLD DE Bericht der Commission für die Flora von Deutschland. 1889. IV. Märkisch- Posener Gebiet. — 1. ce. p. (111)— (114). Besprechung von: Junker, Reisen in Afrika 1875— 1886. Bd. I—III. — Peter- mann, Geogr. Mittheil. (1890) p. 18, (1891) p. 52—53, (1893) p. 41-42, Besprechung von: Büttner, R., Reisen im Kongolande. — |. e. p. 33— 34. Rütimeyer, L.: Fundorte von Lasiospermum brachyglossum DC. var. sinaicum Aschers. et O. Hoffm. und Convolvulus Schimperi Boiss. — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1890 p. 57—58. Vorkommen der Scopolia carniolica Jaeq. in Ostpreußen. — 1. ce. p. 59—78. Nachtrag zur Mittheilung über Scopolia carniolica in Ostpreußen. — 1, c. p. 81. Mit ürke, M., Bericht über die 52. (32. Frühjahrs-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg in Freienwalde a. O. am 1. Juni 1890. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XXXII (1890) p. I-XVI. Vorlage von Photographien von Pinus-Arten aus Troas. — 1. c. p. IX. Vorlage von interessanten Pflanzen. — 1. c. p. IX—X. Vorlage von Pflanzen aus Schwedt. — 1.c. p. XI. Mit Gürke, M., Bericht über die 53. (21. Herbst-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Berlin am 11. October 1890. — 1. c. p. XVII-LXVII. Vorlage von springenden Bohnen aus Mexico. — l.c. p. XXXVI—XXXVII. Vorlage von Alraun aus Syrien. — 1. ec. p. XXXVII-XXXVII. Besprechung von: Buchenau, F.. Monographia Juncacearum. — l.e. p. XXX VIII bis XXXIX. Uber das Auftreten von Juncus tenuis W. und anderen Adventivpflanzen in der Berliner Flora. — 1. ce. p. XXXIV—XLIV. Helosciadium inundatum Koch bei Ruhland. — 1. e. p. XLIV—XLV. Achillea cartilaginea Liedeb. im Oderthale oberhalb Frankfurt. — |. e. p. XLV bis XLIX. Myrica Gale L. in der Altmark. — l.c. p. XLIX—LV. Verbreitung von Myrica und Ledum. — 1. c. p. LV—LXIV. Herbstblüthe von Ledum und anderen Bicornes. — l.e. p. LXIV—LXVI. Bemerkungen über einige Potentillen und andere Pflanzen Ost- und Westpreußens. — 1. ce. p. 129—172. Mit Prahl, P., Anemone nemorosa L. var. coerulea DU. — 1. e. p. 232— 235. Mit Magnus, P., Die „weißfrüchtige Heidelbeere.“ — Naturwiss. Wochenschr. V (1890) p. 105—107. Besprechung von: Noeldeke, Ü., Flora des Fürstenthumes Lüneburg, der Herzogthümer Lauenburg, der freien Stadt Hamburg. Üelle 1890. 8°. — 1. e. p. 159—160. Carex refracta Willd. = C. tenax Reut. — Österr. bot. Zeitschr. XL (1890) p- 259— 261. 1891. Die springenden Tamariskenfrüchte und Eichengallen. — Abh. naturf. Ver. Bremen XII Heft 1 (1891) p. 53—58. Nekrolog von K. J. Maximowiez. — Ber. deutsch. bot. Ges. IX (1891) p. 1—-(15). Berieht der Commission für die Flora von Deutschland. 1890. I. Allgemeines. — 1. e. p. (95)—(102). Bericht der Commission für die Flora von Derlelund: 1890. IV. Märkisch- Posener Gebiet. — 1. ce. p. (110)—(113). Freiherr Hermann von Maltzan. Worte der Erinnerung. — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1891 p. 57—58. XL Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. Aus einem Briefe des Dr. Stuhlmann. — |. ce. p. 68—69. Bemerkung zum Aufsatze von J. B. Piot über eine Bremse und die angeblich durch den Stich derselben hervorgerufene Krankheit der Haustiere. — l. c. p. 69—73. Bespreehung von: Müller, Ferd. Baron v., Second Systematie Census of Australian Plants ete. Melbourne 1889, — Verh. Ges. f. Erdkunde Berlin XVIII (1891) p. 239—290. Mit Magnus, P., Die Verbreitung der hellfrüchtigen Spielarten der europäischen Vaceinien sowie der Vaceinium bewohnenden Sclerotinia-Arten. — Verh. zool. bot. Ges. Wien XLI (1891) Abh. p. 677—698. Mit Magnus, P., Bericht über die 54. (33. Frühjahrs-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Oranienburg am 24. Mai 1891. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XXXIII (1891) p. I-XXVI. Giftige Eigenschaften von Stellaria graminea L. und 8. helodes M.B. — 1. ce. PrRNT Veronica Chamaedrys L. mit tiefgetheilten Laubblättern. — 1. e. p. XVII. Nachträgliches über Anemone nemorosa L. var. coerulea DC. und andere Formen der Frühlings-Anemonen, besonders A. ranuneuloides L. var. sub- integra Wiesb. — 1. e. p. XVII-XXI. Primula cortusoides L. bei Straußberg. — l.c. p. XX11. Leucojum aestivum L. und Thlaspi alpestre L. bei Elsterwerda. — 1. c. Mit @ürke, M., Bericht über die 55. (22. Herbst-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Berlin am 10. October 1891. — 1. ce. p. XXX—LV. Mit Scheppig, K. und Taubert, P., Geum rivale L. var. pallidum ©. A. Mey. — |. e. p. XXXV Brunella laeiniata L. var. alba Pall. bei Walbeck. — l. e. p. XLVII—XLVIM. Silene ehlorantha Ehrh. mit klebrigem Stengel und Scelerotinia oxycocei Wor. von Swinemünde. — l.e. p. XLVI1l. Das Oberholz bei Lenzen. — |. ce. p. 86—87. Mit Bolle. K. Dianthus Laucheanus Ble., ein neuer Nelkenbastard. — |. e. p- 102 —105. Lepidium apetalum Willd. (mieranthum Ledeb.) und L. virginieum L. und ihr Vorkommen als Adventivpflanzen. — 1. ce. p. 108—129. Nachsehrift zu dem Aufsatze über Lepidium apetalum und virginieum als Adventivpflanzen. — 1. e. p. 141—142. Mit Beyer, R., Mittheilungen über Mandragoras. — Zeitschr. f. Ethnol. XXI (1891) Verh. Berlin. anthropol. Ges. p. (729) — (746). Nachträgliche Mittheilungen über Mandragoras. — 1. e. p. (890) —(892). 1892. Rapport sur la question de la nomencelature. — Atti congresso bot. internaz. Genova 1892. Sep. Genova 1892. 8°. 38 p. Hygrochasie und zwei neue Fälle dieser Erscheinung (mit Beiträgen von P. Graebner). — Ber. deutsch. bot. Ges. X (1892) p. 94—114; Taf. VI& VII. Die Bestäubung von Oyelaminus persica Mill. — 1. e. p. 226—235; Fig. A. v. Kerner über die Bestäubung von Cyelaminus. — 1. ce. p. 314— 318; Fig. Vorläufirer Berieht über die von den Berliner Botanikern unternommenen Sehritte zur Ergänzung der „Lois de’ la nomenclature botanique“. — l. c. p. 327—359. Nekrolog von Th. Marsson. — 1. e. p. (30)—(33). Nekrolog von A. Karsch. — |. e. p. (35)—(39). Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. X%I Bericht der Commission für die Flora von Deutschland. 1891. 1. Allgemeines. — 1. e. p. (56) — (66). Bericht der Commission für die Flora von Deutschland 1891. IV. Märkisch- Posener Gebiet. — 1. c. p. (71)—(76). Über Mandragoras und ihre Verwendung. — Ber. deutsch. pharmac. Ges. II (1892) p. 45—48. Weitere Mittheilungen über die hüpfenden Samen. — Helios X (1892) p. 19—20. Über springende Bohnen aus Mexico. — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr, Berlin 1892 p. 19—20. Nachrichten über springende Tamariskenfrüchte, Eichengallen und Cocons. — Le Pp-20. Brief von E. Siekenberger in Kairo an Prof. G. Schweinfurth betreff. den Fang des Butarcha-Fisches. —- 1. c. p. 145—148. Über den Fischfang mit Hilfe der Delphine an der Mittelmeerküste in Ägypten (Brief von Siekenberger). — 1. ce. p. 189—190. Das Auftreten des sogenannten metallelänzenden Weinsteins an den Zähnen der Wiederkäuer namentlich in Südeuropa und dem Orient und die sich daran knüpfende Sage vom Goldkraut. — 1. e. p. 190—19. Mit Gürke, M., Bericht über die 56. (34. Frühjahrs-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Schwedt a. O. am 12. Juni 1892. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XXXIV (1892) p. I-XVI. Besprechung von: Stefani, ©, de, Forsyth Major und Barbey, Samos. — l. ec. p. XI— XIII Mit Gürke, M., Bericht über die 57. (23. Herbst-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Berlin am 8. October 1892. — 1. c. p. XIX—XXXIX. Taxus baccata L. in der Prignitz? — l.e. p. XL. Nachruf an Karl Sanio. — 1. ce. p. XLI—XLIX. Zusätze zu Seehaus, K. A., Dianthus arenarius >< deltoides betreffend. — 1. e. p- 12—13. Anmerkung über Carex-Bastarde. — 1. c. p. 28. Zusatz über Cardamine silwatica. — 1. ce. p. 29. Anmerkung über die pontische Flora beim Paßberge und Berlincehen. — |. ce. p. 31. Elodea canadensis in Österreich-Ungarn. — Naturwiss. Wochenschr. VIL (1892) p- 77—178. Zur Geschichte der Einwanderung von Galinsoga parviflora Cav. — Österr. bot. Zeitschr. XLIL (1892) p. 397—400. 1893. Eine bemerkenswerte Abänderung der Sherardia arvensis L. — Ber. deutsch. bot. Ges. XI (1893) p. 29—42; Taf. II. Mit Graebner, P., Beiträge zur Kenntnis der norddeutschen Flora: Spergularia echinosperma Gel. und Juncus scalovicus Aschers. et Graebn. — |.e. p. 516 - 580; Taf. XX VII. Nekrolog von Fr. Peck. — 1. c. p. (32)—(34). Mit Schweinfurth, @., Primitiae Florae Marmaricae. Mit Beiträgen v. P.Taubert. — Bull. Herb. Boissier I (1893) p. 433 —449, 584—603, 644 —682. Die Nomenclaturbewegung von 1892. — Engler’s Bot. Jahrb. XVI (1895) Beibl. No. 38 p. 20 —28. Die Verbreitung von Veronica verna L. und V. Dillenii Crtz. im diesseitigen Bayern. — Mitteil. Bayer. bot. Ver. No. 6 (1893) p. 41—43. KLHTE Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. Mit Magnus, P., Die Verbreitung der Farbenvariationen saftiger Ericaceen- früchte und der Vaceinien und Rhododendron bewohnenden Selerotinia- Arten. — 1. ce. p. 43—46. Über den metallglänzenden Weinstein der Zähne von Wiederkäuern und das Goldkraut. — Sitzungsber. Ges, naturf. Fr. Berlin 1893 p. 79—84. Bericht über die 58. (35. Frühjahrs-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zn Burg Rb. Magdeburg am 28. Mai 1893. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XXXV (1893) p. I-XXIl. Zur Erinnerung an Ch. Konr. Sprengel und sein vor 100 Jahren erschienenes Werk: „Das entdeekte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen “* — 1. e. p. VIII—XIll. Besprechung der Abhandlung von Ernst H. L. Krause: Die salzigen Gefilde. lse RoXLT Polygonatum vertieillatum (L.) All. im Hakel gefunden. — l.e. p. XV. Über die Einwanderung von Cuseuta lupuliformis Krock. — 1. e. p. XX. Nachruf an A. Winkler. — l.c. p. XXXII-XXXVL. Mit Gürke, M., Bericht über die 59. (24. Herbst-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Berlin am 14. October 1893. — 1. c. p. XXX VILI—LX. Spergularia echinosperma Üel. bei Arneburg, neu für das Vereinsgebiet. — 1. e. p- XLIII. Solanum rostratum Dun., eine in Europa neu aufgetretene Wanderpflanze. — l.e. p. XLIII—-XLV. Botanische Reiseeindrücke aus Hinterpommern, West- und Ostpreußen im Spät- sommer 1893. — 1. ce. p. XLV—LIX. Taxus baccata L. in der Priegnitz? — 1. ce. p. LX1. Zusatz zu Rietz, R., Ein weiterer Beitrag zur Florula der Kopfweiden. — l. c. p. 94. Die Geschlechtsverhältnisse von Silene dichotoma Ehrh. — 1. ec. p. 134-135. Trifolium pratense L. var. americanım Harz, var. maritimum Marss. und var. parviflorum Bab. — 1. ce. p. 155—146. Die Verbreitung von Veronica Dillenii Crtz. im Vereinsgebiet. — 1. e. p. 146 bis 147. Die Ziegen „mit goldenen Zähnen“ und das „Goldkraut“. — Naturwiss. Wochen- schrift VIIl (1893) p. 121—-124. Christian Konrad Sprengel als Florist und als Frucht-Biolog. — 1. e. p. 140 bis 141. Besprechung von: Buschbaum, Flora des Regierungsbezirkes Osnabrück. — l. c. p. 402, Aufenthalt der Menschen in Stallungen. — Zeitschr. f. Ethnol. XXV (1893) Verh. Berlin. anthropol. Ges. p. (148). Die Sage vom Goldkraut. — 1. e. p. (164)—(174). Das Allerhühnchen. — 1. e. p. (268)—(210); Fig. Über Mandragoras. — 1. e. p. (406)—(407). Sparganium neglectum Beeby und sein Vorkommen in Österreich. — Österr. bot. Zeitschr. XLILL (1893) p. 11—14, 44—47. Veronica campestris Schmalh. und ihre Verbreitung in Mitteleuropa. — I. e. p- 123—126, 1894. Mit 6. Maaß, Nachtrag zu L. Schneider’s Flora von Magdeburg. — Fest- schrift des Aller-Vereins zur 25jährigen Stiftungsfeier d. naturwiss. Ver. Magdeburg 1894. 8°. p. 47— 216. Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. NEID Necrolog von Adolf Winkler. — Ber. deutsch. bot. Ges. XII (1894) p. (11—13). Die Nomenklaturbewegung von 1892 in der Botanik. — Ber. Pharmac. Ges. Berlin IV (1894) p. 36—45. Erklärung der Geschäftsleitung der vom internationalen Congreß in Genua (1892) eingesetzten Nomenclatur-Commission. —- Bot. Centralbl. LX (1894) p. 258 bis 259. Die Verwandtschaftsverhältnisse der mitteleuropäischen Carices monostachyae (Psyllophorae Loisl.). — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1894 p. 126 bis 154. Mit Potonie, H., Bericht über die 60. (36. Frühjahrs-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg in Templin (Uckermark) am 20. Mai 1894. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XXXVI (1894) p. I bis XLVIN. Besprechung von: Buchenau, Fr., Flora des nordwestdeutschen Tieflandes. — le, p:V. Exeursion des botanischen Vereins der Provinv Brandenburg nach der Buch- heide bei Templin. — 1. ce. p. XIX— XXI. Uber die Verbreitung der Convallaria majalis L. var. rosea Rehb. und des Antho- xanthum Puelii Lec. et Lam. in Norddeutschland. — 1. ce. p. XXV—XXVI. Mit @ürke, M., Bericht über die 61. (25. Herbst-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg in Berlin am 13. Oktober 1894. — 1. c. p. XLIX—LXXL. Über die Benennung des Cirsium silvatieum Tausch. — 1. e. p. LXV. Vorlage von Pflanzen der Stettiner Flora. — 1. e. p. LXILI. Vorlage von „Wasserkeitschen“. — 1. ec. p. LXXII. Zwei Nachtschattenarten des nordamerikanischen Prairiegebietes als Adventiv- pflanzen in Europa. — Naturwiss. Wochenschr. IX. (1894) p. 17—22. Die Herkunft des Namens „Lilium convallium“. — 1. ce. p. 241—242. Nachschrift zu meinem Aufsatze: Die Herkunft des Namens Lilium ceorvallium. — 1. e. p. 310. Besprechung von: Willkomm, M., Supplementum Prodromi Florae Hispanicae. — 1. e. p. 394—39. Besprechung von: J. E. Weiß, Schul- und Exeursionsflora von Bayern. — |. e. p. 529—531. 1895. Mit Luerssen, Chr., Notiz über das Vorkommen von Polygonum Raji Bab. in Deutschland. — Ber. deutsch. bot. Ges. XIII (1895) p. 18—20. Necrolog von Max Kuhn. — l.e. p. (43)—(47). Eine verschollene Getreideart. — Brandenburgia IV (1895) p. 537—60. Bericht über die 62. (37. Frühjahrs-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg in Frankfurt a. OÖ. am 9. Juni 1895. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XXXVII (1895) p. I-XXXIl. Zur Erinnerung an W. Paalzow und A. Busch. — 1. c. p. V— VI. Zur Geschichte und geographischen Verbreitung der Viola uliginosa Bess. — l. ce. p. X—XIX. Cerastium anomalum, neu für die Provinz bei Frankfurt a. O. gefunden. — |. ce. p. XXIX— XXX. Fragaria vesca L. var. rosea Rostr. für Deutschland neu bei Danzig gefunden. — l.e. p. XXX, Die Bluthirse und der Frankfurter Schwaden. — 1. ec. p. XXX—XXXlI. Ausflug nach Buschmühle. — 1. e. p. XXXI—XXXIL. Ascherson, Festschrift. IN RUEV Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. Mit @ürke, M., Bericht über die 63. (26. Herbst-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg in Berlin am 12. Oktober 1895. — 1. e. p. XL—LXILU. Vorlage von Scolopendrium hybridum Milde aus Lussin. — 1. e. p. XLVI. Vorlage von Asplenum trichomanes > ruta muraria aus Steiermark, Nieder- österreich und Tirol. — 1. c. p. XLVI—XLVIL. Vorlage von Iberis pinnata L. von Potsdam. — 1. e. p. XLVIL. Vorlage von Gymnadenia odoratissima (L.) Rich. aus der Altmark. — 1. e. p- XLVILI—-XLIX. Bidens connatus Thuill., ein für Europa neuer Einwanderer. — |], ce. p. L—-LIV. Chenopodium carinatum R.Br. mit Wolle aus Australien in Mitteleuropa einge- führt. — 1. c. p. LIV—LV. Mit Graebner, P., Die Pineta von Ravenna und ihre Herbstflora. — 1. e. p. LVI—-LVIU. Nachruf an M. Kuhn. - 1. ce. p. LXIV—LXIX. Mit Warnstorf, K. u. a. m., Botanische Beobachtungen aus der Provinz Branden- burg im Jahre 1894. I. Floristisches. — 1. e. p. 34—52. Zusatz zu Seemen, O. v., Zwei Rosen und einige andere Pflanzen von den Rüdersdorfer Kalkbergen. — 1. e. p. 161—162. Nachrichten über Solanum rostratum Dunal aus dem Jahre 1894. — Naturwiss. Wochenschr. X (1895) p. 177—-179. Besprechung von F. Buchenau, Flora der nordwestdeutschen Tiefebene. — l. c. p. 258—259. Isoötes echinospora Dur. in Pommern. -— Alle. bot. Zeitschr. I (1895) p. 95—97. 1896. Mit Graebner, P., Synopsis der mitteleuropäischen Flora. Leipzig. W. Engel- mann. 8°, I. Bd. 1896—98 XI, 415, 45 pg. II. Bd. 1. Abth. 1898—1902 V, 795, 86 pg. II. Bd. 2. Abth. 1902 — im Erscheinen. VI. Bd. 1900 — im Erscheinen. . Herr Schmidt und Anne Rusel. — Brandenburgia IV (1896) p. 390—393. Eine bemerkenswerte Spielart von Populus tremula L. — Deutsch. bot. Monatsschr. XIV (1896) p. 73—75. Bericht über die 64. (38. Frühjahrs-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Straußberg am 31. Mai 1896. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XXXVIII (1896) p. I-XX. Ausflug nach dem Blumenthal. — 1. e. p. II—V. Flora der Lilien-Convallien-Wälle. — 1. e. p. VI—VII. Wanderung durch das Anna-Thal. — 1. e. p. VIII—IX. Besprechung von: Schulenburg, W. v., Märkische Kräuterei aus dem Kreise Teltow. — 1. e. p. L—LI. Mit Magnus, P., Vorlage von Vaceinium osycoccos var. leucocarpum Aschers. et Magn. vom Steinhuder Meer. — l. e. p. LI. Neottia cordata bei Forst NL. gefunden. — 1. e. p. LII—LIll. Weitere Beobachtungen über die Verbreitung von Bidens connatus Mühlenb. und den für Deutschland 1896 neu aufgefundenen B. frondosus L. in Norddeutschland. — ]. e. p. LIII—LX. Rechtfertigung des Namens Botrychium ramosum. — 1. e. p. 64—75, Mit Behrendsen, W. u. a., Zur Kenntniss der Berliner Adventivflora. — 1. e. p. 76—100. 3esprechung von: Lehmann, Ed., Flora von Polnisch-Livland. -—— Naturwiss., Woechenschr. XI (1896) p. 93-95. = Ze ne ee ui Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. xXEV Über die Wanderung von Senecio vernalis W.K. — 1. e. Equisetum heleocharis Ehrh., masimum Lam. und Athyrium alpestre Ryl. — Österr. bot. Zeitschr. XLVI (1896) p. 3—10, 44—49. Nachtrag zu Eguisetum maximum Lam. — 1. c. p. 201—204. 1897. Mit Gürke, M., Hydrocharitaceae. — Engler u. Prantl, Natürl. Pflanzenfam. Nachträge 1897 p. 38—39. Potamogetonaceae. — |. c. p. 36—37. Oyclamen Rohlfsianum sp. nov. cum icone xylographica a. el. @. Schweinfurth delineata. — Bull. herb. Boissier V (1897) p. 528—529. Ansprache, Geschäftliches. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XXXIX (1897) p. II—V. Mitteilungen über einige neue, interessante Pflanzenfunde in der Provinz Branden- burg. — 1. e. p. XXXIV—XLII. Bemerkungen zu v. Boddiens Mitteilung über die angeblichen Vergiftungen durch Morcheln. — 1. e. p. XLVIII-XLIX. Nachruf auf Kasimir von Piotrowski. — 1. ce. p. LXXVII-LXXX. Über die Verbreitung der beiden nordamerikanischen Bidens-Arten und über den bei Sommerfeld gefundenen Bidens pilosus L. — 1.c. p. LXXXIX—XCl. Mittheilung über die Giftigkeit von Vaceinium uliginosum L. — 1. ce. p. C. Zwei Floren von Triest und seiner weiteren Umgebung. — Bot. Zeitg. LV (1897) Sp. 305— 516, 321—329. 1898. Mit G@raebner, P., Flora des nordostdeutschen Flachlandes (außer Ostpreußen). Zweite Auflage von Ascherson’s Flora der Provinz Brandenburg. Berlin. Gebr. Borntraeger. 1898—99. 8°. XII, 875 p. Bidens connatus Mühlenb. in Mecklenburg. — Arch. Ver. Fr. Naturw. Mecklen- burg LII (1898) p. 87—95. Mittheilungen über einige neue interessante Pflanzenfunde in der Provinz Branden- burg. — Schrift. naturf. Ges. Danzig IX Heft 5/4 (1898) p. 32—34. Ansprache. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XL (1898) p. IV— VI. Gedenkrede auf Karl Nöldeke. — |. ce. p. VI-VL. Anthriscus trichosperma Schult. aus der Gegend von Berlin. — 1. ce. p. XXXVIII. Bemerkungen zu dem Vortrage von Jacobsthal, E. über Parietaria ramiflora Aschers. — 1. e. p. LXXIX. Gedenkrede auf Johann Lange. — 1. c. p. CITL—-CIM. Gedenkrede auf Anton Kerner. — 1. c. p. ClII—CIV. Gedenkrede auf Axel Blytt. — 1. c. p. OIV—CV. Nachruf an Karl Beekmann. — }. c. p. CXIX—COXXLU. Über Orchis Ruthei M. Schulze und eine an Thya erinnernde Varietät von Juniperus communis L. — 1. e. p. CXXII. Plantago aristata bei Bremen und Würzburg eingeschleppt. — 1. c. p. OXXV. Übersicht neuer bezw. neu veröffentlichter wichtiger Funde von Gefäßpflanzen (Farn- und Blütenpflanzen) des Vereinsgebietes aus dem Jahre 1897. — l. ec. p. 58—61. 1899. Bemerkungen zu dem Vortrage des Herrn Müllenrhoff über eingewanderte Pflanzen in der Mark. — Brandenburgia VIII (1899) p. 23—27. Die Taufe mit der Feuerspritze. — 1. ec. p. 108. Mit @raebner, P., Besprechung von: Müller, W., Flora von Pommern. Stettin 1898. 8° 352 p. — Bot. Centralbl. LXXVILL (1899) p. 158—141. IV? RLVI Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. Ansprache. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XLI (1899) p. IV— VI. Mit Matz, A., Erigeron Karwinskyanus var. mucronatus (DU. a. A.) =Vittadinia triloba auet. non DÜ., eine in Italien und Portugal neu eingebürgerte Pflanze aus Mexico. — 1. ce. p. XXXIII—XXXVIL. Vorlage der von ihm und P. Graebner verfaßten Flora des nordostdeutschen Flachlandes. Gründe für die Weglassung der Autoritätsbezeichnung. — l. ec. p. LIX—LXI. Varietäten der Früchte von Sambucus nigra. — 1. e. p. LXL. Carex aristata R.Br. var. Kirschsteiniana Aschers., Graebn. et Kükenth., eine neue märkische Art. — l.c. p. LXU—LXVII. Nachruf auf Cantor Buchholz. — 1. c. p. LÄX—LXXL. Empetrum nigrum in der Niederlausitz und Carex vesicaria >< hirta aus West- preußen. — 1. ce. p. LXXIL. Zur Chronik der märkischen Flora (Taxus baccata, Pirus torminalis, Omphalodes scorpioides). — 1. ce. p. 111—117. Übersicht neuer bezw. neu veröffentlichter wichtiger Funde von Gefäßpflanzen (Farn- und Blütenpflanzen) des Vereinsgebietes aus dem Jahre 1898. — l. c. p. 219 — 236. Besprechung von: Abromeit, J., Flora von Ost- und Westpreußen ete. 1. Hälfte. Berlin 1898. — Naturwiss. Wochenschr. X1V (1899) p. 234—235. 1900. Aus der Sommerflora Syriens und Mesopotamiens. Verzeichnis der auf meiner (v. Oppenheims) Reise im Sommer 1893 gesammelten Pflanzen nebst Angabe der an Ort und Stelle aufgezeichneten arabischen Namen und Nutz- anwendungen. —- Oppenheim, M. Frhr. v.. Vom Mittelmeer zum persischen Golf. Berlin 1900. 8°. p. 373—388. Übersicht der Pteridophyten und Siphonogamen Helgolands. — Wissensch. Meeresuntersuchungen. Neue Folge IV. Abth. Helgoland 1900 p. 91—140. Bericht über die 72. (42. Frühjahrs-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Neu-Strelitz am 10. Juni 1900. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XLIL (1900) p. I—VII. Vorlage von Lathyrus silvester f. capillaceus J. Scholz und Seirpus parvulus (angeblich von Salzgitter). — 1. ec. p. XVI-XVILU. Nachruf an Julius Scharlok. — 1. e. p. XXIV—XXVl. Übersicht neuer bezw. neu veröffentlichter wiehtiger Funde von Gefäßpflanzen (Farn- und Blütenpflanzen) des Vereinsgebietes aus dem Jahre 1899. — l. ec. p. 28429. Über den metallglänzenden Weinstein an den Zähnen der Wiederkäuer und die Sage vom Goldkraut. Nachtrag, — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1900 p. 235 236. 1901. Bericht über die 74. (43. Frühjahrs-) Hauptversammlung zu Lehnin am 2. Juni 1901. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XLIIl (1901) p. I—X. Über die Verbreitung von Myrica gale. — 1. e. p. VIII-IX. Vorlage einer von R. Ruthe an Calluna vulgaris beobachteten Mißbildung. — l.c. p. XXILI—XXIV. Vorlage von Empetrum nigrum aus der Prignitz. — 1. e. p. XXIV—XXV. Vorlage von Carex heleonastes aus Sommerfeld. — 1. ce. p. XXV—XXVIL. Eine leuchtende Monokotyle? — Naturwiss, Wochenschr, XVII (1901) p. 106—107. Besprechung von: Haläcsy, E.v., Oonspectus florae graeeae. — 1. ce. p. 334—835. Dr. P. Ascherson’s wissenschaftliche Arbeiten. XULVYM 1902. Mit @raebner, P. und Beyer, R., Nordostdeutsche Schulflora. Tabellen zur Bestimmung der wildwachsenden und der häufiger angebauten Blüten- und Farnpflanzen der Provinzen Brandenburg, Pommern, Posen, Ost- und Westpreußen und Sachsen (Nordhälfte), der Großherzogtümer Mecklenburg und des Herzogtums Anhalt. Berlin, Bornträger 1902 8° 22, 344 p., Fig. Erechthites hieracifolius in Schlesien. — Ber, deutsch. bot. Ges, XX. (1902) p- 129—140. Aegilops speltoides Jaub. et Spach und ihr Vorkommen in Europa. — Magyar bot. lapok I (1902) p. 6—17. Frucht-Exemplare von Odontospermum pygmaeum aus der östlichen Wüste bei Cairo. — Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1902 p. 18-20. Mit Hoffmann, F., Bericht über die 76. (44. Frühjahrs-) Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Buckow am 25. Mai 1902. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XLIV (1902) p. I-VI. Über das Selbstleuchten der Pflanzen. — 1. ce. p. XLI. Über Linaria repens. — 1. e. p. XXVOI-—XXIX. Über Erechthites hieraciifolius. — 1. e. p. XXIX—XXXL. Über Betula nana. — 1. e. p. XXXII—XXXII, XLIV. Nachruf an Eduard Lehmann. — |]. ce. p. XXXV--XXXVL. Über das Leben und Wirken von E. Jacobsthal. — 1. e. p. XLUI—XLIl. Mit Retzdorff, W., Uebersicht neuer, bez. neu veröffentlichter wichtiger Funde von Gefässpflanzen (Farn- und Blütenpflanzen) des Vereinsgebiets aus den Jahren 1900 und 1901. — 1.c. p. 157—1735. 1903. Das Indigenat des Oleanders im ganzen Mittelmeergebiet. — Verh. der freien Vereinigung der syst. Bot. u. Pflanzengeogr. in Engl. Bot. Jahrb. XXXIII Beibl. Nr. 73 (1903) p. 65—66. Besprechung von: Geisenheyner, Flora von Kreuznach II. Auflage. -— Naturwiss. Wochenschr. XIX (1903) p. 191-—192. Besprechung von: Bretzl, H., Botanische Forschungen des Alexanderzuges. — Bot. Ztg. LXI. (1903) II p- 163—168. Der nördlichste Fundort der Mangrove in Aegypten. — 1. c. p. 235—236. 1904. Karl Ch. Fr. Hochstetter. — Ascherson u. Graebner, Synopsis Il. 2. (1894) p. 465 Fussn. 2. Mit Hoffmann, F., Bericht über die 78. (45. Frühjahrs-)Hauptversammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg in Rheinsberg am 7. Juni 1903. — Verh. bot. Ver. Brandenburg XLV (1904) p. I-XI. Darin: Ansprache. — 1. c. p. VIL--IX. Vorlage eines Zweiges der Süsskirsche aus Deidesheim (Pfalz) von Reallehrer Zahn eingesandt, in deren Blüthen sich mehrere Oarpelle entwickelt haben. — l.c. p. IX—X. Den Herren Collegen Dr. I. Urban, Dr. H. Potonie und Dr. P, Graebner spreche ich für die freundliche Mithilfe meinen, besten Dank aus, a Be An Paul Ascherson zu seinem siebzigsten Geburtstag. Von dieser Erde zu gewinnen Etwas, das reizt und das gefällt, Darauf steht aller Menschen Sinnen, Ist eines jeden Wunsch gestellt. Der eine, Gold sich zu ergraben, Ist er beflissen unverwandt, Er kann nicht ruhn, er muß es haben — Und hat er’s, fällt’s ihm aus der Hand. Ein andrer, nur um zu genießen, Lenkt hier- und dorthin seinen Schritt Und merkt nicht, daß er mit den Füßen Das, was beglücken kann, zertritt. Nach Rang, nach Titeln und nach Orden Lechzt, wer von Ehrgeiz ist beseelt; Und ist ihm alles das geworden, Fühlt er, daß ihm das Beste fehlt. Dir konnte nicht dergleichen taugen, Und nicht auf solches stand dein Sinn! Du wandtest früh schon deine Augen Auf Andres und auf Bessres hin. Dem Reinen und dem Sonnenhaften Hast zugestrebt du alle Zeit, Der lieblichsten der Wissenschaften, Ihr war dein ganzes Herz geweiht. Was an den Kräutern und an Zweigen Erschlossen sich im Sonnenschein, Daraus erwarbst du dir ein Eigen Und konntest sagen: Das ist mein! Und wo du gingst auf deinen Wegen, Da mehrtest deinen Reichthum du. L Dir kam, was reizend ist, entgegen Und rief dir ein Willkommen zu. Du theiltest mit, und that’st es gerne, Von dem, was dir Natur vertraut. So mancher, dab von dir er lerne, Hat freudig zu dir aufgeschaut. ‚Ja, viele sind’s, die es erfreute, Mit dir zu gehen, lauschend dir, Die werden dein gedenken heute Mit Lieb’ und Dank, auch fern von hier. Ihr Wunsch ist, dab dich Gott bewahre Rüstig noch lang’ und lass’ dich nicht, Und daß am Wee” noch lange Jahre o [o} Dir Schönes blüh’ im Sonnenlicht. JOHANNES TROJAN. Festgedichte. War einstmals eine litterar'sche Mode, Als noch der Renaissance Hauch zu spüren, Die Anfangsblätter eines Buchs zu zieren Mit eines Lobgedichtes Episode. Meist Epigramm, nicht oft sowas wie Ode. — Die Väter der Botanik paradiren So, beugend sich poetischen Allüren, Bis zu des siebzehnten ‚Jahrhunderts Tode. Wär’s schlimm, die alte Sitte zu erneuern Durch einer Muse wohlgemeimte Spende, Die sich verneigt vor dem uns Allen Theuern ? Frisch sei’s gewagt; zwar nicht ohne Bedenken. Drum setz’ ich meine Strophen ganz ans Ende, Gleichviel ob Wen’ge nur Gehör mir schenken. IR. Mit Recht wird der als Glücklicher gepriesen, Dem es ein Gott gab, über Haid’ und Dünen Vom Sonnenstrahl des Frühlings warm beschienen Durchs Feld zu wandeln wie in Paradiesen. Schon diesseits lächeln ihm die grünen Wiesen Voll Asphodel, der Nektar beut den Bienen, Wo weiß die Orchis duftet nach ‚Jasminen, Des Jägers Schatten nicht allein gewiesen. Allsommerlich ruft dich geheimes Grüben, Zu schau’n, ob auf dem wonnigen Gefilde Der Oreade Blumen wieder sprieben. Natur läßt ernst dich ihre Schleier heben, Zulächelnd dir mit mütterlicher Milde, Verhüllt in Floras blumigsten Geweben. LIlI II. Von Libyens Sand bis her zum Sand der Marken Zeigt jeder Schritt die Spur deiner Sandalen. Die Blütenfülle einer Welt zu malen Warst du bestrebt: zu Fub, zu Roß, auf Barken. Vegetationen, wie gehäuft mit Harken, Aus deiner Forschung reichem Füllhorn strahlen. Laß Andere mit stolzen Titeln prahlen, Dein Genius durft’ am eignen Werth erstarken. Im Freien unter Palmen groß und Eichen, Unübertroffen dann im Cabinette, Wärst du nur wen’gen Hohen zu vergleichen. Dem Pflanzenreich aufdrückend dein Gepräge — Petrarca schrieb dir würdiger Sonette — Seh’n wir dich wandeln eines Linn& Wege. 1.7 Zu Flora sind der Jünger viel gekommen, Zu lernen, was mit Grün die Erde zierte, Vom Moos hinan zu Aphrodites Myrte, Hinab zum Lotos, der im Nil geschwommen ; Dich aber hat sie an die Hand genommen, Die gleichen Ortes Willdenow einst führte. Viel Weisheit lieh’ sie dem, dem viel gebührte, So hast des Wissens Gipfel du erklommen. Die Göttin möge drum mit langen Jahren Dem Liebling lohnen, der sie fromm verehrte, Bis sie ihm gönnt unsterbliches Gebahren. Er weiß, wo seine ält’sten Freunde wohnen, Von welchen Einem nah zu sein gewährte Die Norne Humboldts frühsten Exkursionen. Cart BoLne. I: Die Geschichte der floristischen Erforschung des Monte Baldo von K. W. von DauuA Torre-Innsbruck. \. Da largo pie, ch’entro Benaco asconde Veronese Appenino alza le corna E di fior tanti il vasto fianco adorna Che minor forma il mar numero d’onde. Er; Pons. Der Monte Baldo ist namentlich durch seine reiche und aus seltenen Arten bestehende Flora seit Jahrhunderten berühmt, so daß er sich den Titel „Garten Italiens“ erworben hat, und mehrere Pflanzenarten, welche nachträglich allerdings auch an anderen Stellen aufgefunden worden sind, sind nach ihm benannt worden, so Anemone baldensis, Carex baldensis, Galium baldense u. a. m. In seinen tiefsten Einschnitten, namentlich am Ufer des Garda- sees, aber auch an dem mehr nördlich gelegenen Teile unter Besagno und noch mehr zwischen Nago und Sabbione d’Avio erheben sich dichte Olivenhaine, deren blasses Grün gehoben wird durch das Dunkel des Lorbeers und der Cypressen, welche die tiefen Abhänge am Veroneser Ufer umsäumen. Darüber folgen Wälder von Frucht- bäumen, wie man sie am Aufstiege von Caprino nach Pazzon im Süden oder von Mori nach Brentonico im Norden bewundern kann, und in ihnen eingemischt erblickt man üppige Kastanienbäume, prächtige Eichen und Haselnußgebüsch. Steigt man höher, so be- ginnen einzelne Coniferen und diehtgedrängte Buchen von wunder- voller Bauart, die von Alters dem Berg den Namen Baldo (Wald) gegeben haben, seit drei Jahrhunderten aber leider sehr ge- lichtet erscheinen, so bei Ime und auf dem Wege zwischen Artillone und Bocca di Navene. Darüber hinaus, etwa über 1400 m beginnen die Zwergföhren, erst aufstrebend, dann immer mehr und mehr dem Boden angeschmiegt, bis sie endlich auf den höchsten Gipfeln mit Ascherson, Festschrift. 1 9 K. W. von Darıa ToRRE dem Zwergwachholder und den purpurnen Alpenrosenbüschen ge- mischt im Vereine mit dem weißen Fels die lebende Trikolore Italiens aufpflanzen. Wenn auch die älteste Angabe’) über den Pflanzenreichtum des Monte Baldo schon aus dem Jahre 1550 stammt, in welchem des gelehrten Dominikanermönches LEANDRO ALBErTI kritiklose Beschreibung von Italien’) zum ersten Male ausgegeben wurde, in- dem er schreibt: „Ritrovansi medicinevoli herbette, per sanitä de i mortali, et massimamente nell’ altissimo monte Baldo, che & sopra la eitta. Ove da ogmi parte di Europa concorrono Herbolati & raccogliere Radici, et herbette molto profittevoli ad oeni grande in- fermitä* — so muß doch dem Apotheker zur Campana d’oro in Verona, FRANCESCO ÜALZOLART das Verdienst nachgerühmt werden, als der erste den Monte Baldo in floristischer, für die damalige Zeit wissen- schaftlicher Weise erforscht zu haben, ohne indes andere Momente zu vernachlässigen. Wie aus dieser ersten auf Autopsie beruhenden „Baldobeschreibung* hervorgeht”), machte er im Jahre 1554 von Verona aus in Gemeinschaft mit dem berühmten Bologneser Professor U. ArLprovanpı eine Tour auf den Monte Maggiore und nahm dabei folgende Route: Verona (Rivoli, wo er eine Villa besaß), Chiusa, Pagus Caprini = Üaprino, Templum Coronae — Madonna della Co- rona, Pagus Ferrariae — Ferrara, Prabazarius — Prabazar, Maon (= ? Casa Moje bei Ferrara), Novetia —= Noveza, Mons major — Monte Maggiore — Telegrafo, Vallis de Ossibus — Val di Ossi, Vallis raccarlae — Valvaccaria, Fons Brigaldellus — Fonte di Brigaldello mit der Vaccara Alpe, Ime, Bassiana, Vallis Frigida — Valfredda. Von jeder dieser Lokalitäten zählt er die daselbst aufgefundenen Pflanzen — meist in kurzen Phrasen — auf. In der Einleitung seiner „von regem Natursinn zeugenden Schrift führt er nicht bloß die Lage und Beschaffenheit des Baldo, die Verschiedenheit seiner Seiten, '), Vgl. über die Topographie: Frıscuaur, A., Führer auf den Monte Baldo Wien 1885 8°, Gsauter, K., Neues und Altes über den Monte Baldo in: Mit- theil. D. u. Ö. Alpenvereins XVII. (1891) p. 276ff. und. Brextarı, O., Guida di Monte Baldo. Bassano 1893 8°; für die Biographien: SaccArvo, P. A., Della storia e Letteratura della Flora Veneta sommario. Milano 1869. 8°. ?) Auserri, L., Descrittione di tutta Italia. Vinegia 1550. ®) Cauzouarı, Fr., Il viaggio di Monte Baldo dalla magnifica eittä di Verona. Venetia 1566 — und Iter Baldi. Venetiis 1571. — Vgl. auch SEsUVIEr, Plantae veronenses Il. p. 443—-480. Die Geschichte der floristischen Erforschung des Monte Baldo. 3 seine Felstäler und Grasweiden, seine zahlreichen Kristallquellen, seine Buchen- und Eichenwälder, sondern auch als Gegensatz die Gestade des Gardasees vor mit all’ ihrem wechselvollen Reiz. Daneben werden auch geballte Wetterwolken, furchtbare Donnerschläge, Hagel und Regenguß nicht vergessen. Das Ganze macht den Eindruck einer modernen Bergbeschreibung, um so mehr, als selbst die Aussicht des Monte Maggiore ziemlich eingehend dargelegt wird.“ — Von den interessanteren Pflanzenarten, welche er aufführt, seien nur einige wenige, sichergestellte, hier namhaft gemacht: Cariophillata montana — Geum montanum L., Pseudo- Doronico — Doronicum cordifoium Sternbg., Dauco cretico — Athamanta vestina Kern., Seseli massiliense = Peucedanum rablense Koch, Spica celtica — Valeriana saxatilis L., Seseli etiopico — Laserpitium lati- folium L., Chameceraso — Lonicera alpıgena L., Leontopodio — Leontopodium alpinum Seop. Mitridatica = Erythronium dens canis L., Cneoro —= Daphne eneorum L., Cisto — ÜOistus spec., Hepta- phyllo — Alchemilla alpına L., Acacalıs = Empetrum nigrum L., Cort — Hypericum coris L., Tora = Ranunculus thora L. und Pentafillo bianco — Potentilla argentea L. Zweifellos sandte er einzelne der von ihm aufgefundenen Pflanzen auch an andere Botaniker seines Zeitalters, namentlich an seinen Freund P. A. Marrıorı, welcher, ohne daß sich ein Besuch des Monte Baldo seitens desselben nachweisen läßt, doch Arum maculatum, Silene saxıfraga, Lotus corniculatus, dann das Kdel- weiß, ferner ein Oentaureum magnum, eine „Viola montana*, später auch ein „Geranium“ und ein „Aconitum“ von dorther aufführt.') Auch V. Corpus erwähnt?) bereits schon 1561 des Daueus ceretieus e Monte-Baldo — „unde in hortum tuum translatum mihi communicasti optime Calceolari“ —: satis pulchre viret. Als zweiter dürfte der Botaniker MıArr. DE L’OBEL den Monte Baldo im Jahre 1563 besucht haben — nach P. A. Saccarvo, aller- dings ohne Pflanzen von demselben speziell anzuführen.”) Als dritter endlich muß der reiselustige Casp. BauHın aus Basel erwähnt werden, und zwar fällt sein Besuch ungefähr auf das Jahr 1578, da er 1560 geboren mit 18 Jahren in Padua !) MartHiouLus, P. A., Commentarii 1565, 1585, Compendium 1571. 2) ('orpus, V., Annotationes in Pedacii ete. de medica materia ete. Argento- ratii 1561 Fol. 3) LogeLıus, M., Plantarum seu stirpium historia ete. Antuerpiae 1576 Fol. und Adversariorum altera pars ete. Londini 1605 Fol. 2 1* 4 K. W. von Darra TorRE Medizin studierte und von dort aus in Oberitalien (Kuganeen, Monte Baldo, Venedig) botanisirte. Es ist nicht möglich, seine Reiseroute aus dessen Schriften!) zu construiren, wohl aber eine verhältnismäßig große Anzahl der von ihm aufgefundenen, mehr- fach auch abgebildeten Pflanzenarten festzustellen. Als solche wären hervorzuheben: Carex baldensis, Phyteuma comosum, Ajuga pyramndalıs, Centaurea alpina, Leontopodium alpınum, Clematis alpına, Campanula cervicarta, Achilles Clavenae, Valeriana saxa- tılıs, Linnaea borealıs, Digitalis lutea, Chrysanthemum atratum, Saxıfraga petraea und Stipa pennata, überdies eine Bupleurum- und eine Bromus-Art. Es mag dahingestellt bleiben, ob wirklich alle von diesem Autor als vom Monte Baldo stammend aufgeführten Pflanzenarten daselbst gesammelt worden sind, umsomehr, als er einzelne derselben von einem .JAakX. Zwinger aus Basel zugesandt erhalten hat, der allerdings auch unter den Reisebegleitern G. Pona’s genannt wird. Als sicher aber darf wohl angenommen werden, dab auch ©. Baur, wie früher F. Carzorarı an Botaniker seiner Zeitära Pflanzen verschickt hat und darunter auch solche, welche er am Monte Baldo gesammelt hatte. In dieser Hinsicht sind wohl C. Cuusıus (CH. DE v’EcLuse) und J. CAMERARITS zu nennen. Ersterer?) führt unter Anderem einen Crocus an mit dem Bei- satze: „audio et in Baldo monte provenire*“ und nennt auch „la pianta elegantissima“, den „Ranunculus praecox I rutae folio*, das jetzige Callianthemum Kernerianum Freyn — mit dem Hinweise: „Istam etiam plantam sponte nasci in monte Baldo postea intelli- eebam“ — indem er es mit dem Ü. anemonoides Zahlbr. aus Nieder- österreich zusammenhält. Ebenso war ihm der Ranuneulus thora L. von dorther bekannt, da er schreibt: T’hora (Pthora) Valdensiwum, montis Baldi ..... quam sint Thorae Valdensium aut illius quam & monte Baldo erutam conspeximus folia.“ — J. CamkrArıus hat seinen Daueus ereticus verus augenscheinlich vom Monte Baldo her be- zogen, da er”) ohne jeglichen Beisatz nur angibt: „erescit quoque in Italia in montibus Vicentinis et Baldo* ... . während er bei selbstgefundenen Pflanzen dies immer deutlich ausspricht. \ !) Baum, Ö©., Phytopinax ete. Basileae 1596 4°. Prodromus theatri botaniei ete. Francofurti 1620. 4°, Thheatri botaniei ete. liber primus ete. Basi- leae 1658. Fol, ®) Orusıus, Ö,, Rariorum stirpium historia. Antverpiae 1583. 8° und Rari- orum plantarum historia ibid. 1601. Fol. %) CAMERARIUS, .J.. Hortus medieus et philosophieus. Francofurti 1588. 4, Die Geschichte der floristischen Erforschung des Monte Baldo. 5 Ehe noch das erste Jahrhundert abgeschlossen war, trat ein zweiter als Botaniker und Topograph gleich gründlicher Schrift- steller auf, GIovannE Pona, Apotheker zum Pomo d’oro in Verona, dessen Besteigungen augenscheinlich vor 1595 ausgeführt wurden, da der ersten lateinischen Auflage seiner Baldobeschreibung'!) eine von Mitte August 1595 datirte Widmung von ÜtLvusıus voraus- geschickt wird. Es unterliegt keinem Zweifel, daß dieses Werk, in welchem er auffallender Weise des Pioniers der Baldoforschung, FR. CALZOLARI, mit keinem Worte gedenkt, obwohl sich in dem- selben mehrfach Anklänge an dessen Forschungen vorfinden, das Resultat mehrerer Touren ist, die er zum Theil allein, zum Theil mit Anderen unternommen hat, unter denen die Namen P. Mauro, ÜESARE NICHESOLA, NICOLO MARONEO, LUDWIG JUNGERMANN aus Nürn- berg, PısquaLE Lr Cog aus Frankreich und GrACoMoO ZWINGER aus Basel hier aufgeführt werden mögen; auch der berühmte AnGUILLARA in Pavia (Luigi SQUALERMo) wird unter den Besuchern genannt. Dagegen botanisirte der Engländer J. Ray (J. Wray) nur am Fusse des Monte Baldo, wo er das Trifolium argenteum floribus luteis (Oytisus argenteus L.) entdeckte. Das von ihm?) aufgeführte Pflanzen- verzeichnis vom Monte Baldo ist ebenso aus Pona’s Werk exzerpirt, wie die Liste und die Tafel der plantae baldenses in dessen Lands- mann G1AcoMO PETIVERS Werk.?) Was nun Pona’s Leistungen anlangt, so sei zunächst hervorgehoben, dass Kerner mit Recht von dessen „summa admiratione et voluptate“* ausgeführten Be- steigungen der Gipfel des Monte Baldo sagt, „sie würden selbst heutzutage in dem Jahrbuche eines Alpenvereins keine schlechte Rolle spielen.“ Insbesonders gibt er — mit CUauzorarı verglichen —- mehr topographische Daten und ist botanisch weit ausführlicher. Pona’s Reiselinien werden durch folgende Ortsnamen gekennzeichnet: Verona, Caprino, Madonna della Corona, Croce — (westlich vom vorigen), Prabazzaro — Pravazzar, Basiana, Ime, Valfredda, Fonte di Navole — Fontana di Naole, Urticaria — Ortigaretta, Val Vaccara, Monte Maggiore — Telegrafo, Val dalle ossa — Val di ossi, Pra de Malsesene, Colma di Malcesene, Bocca di Navena, Altissimo, Bren- tonico, Valle d’Artilone, Piana di Noveza, Maone — ? Casa Moje, !) Pona, G., Plantae.... quae in Baldo monte ete. reperiuntur. Antwerpiae 1601. 4° und Monte Baldo descritto ete. Venetia 1617. 4°. ?) Rasus, J., Stirpium europaearum extra Britannias nascentium Sylloge ete. Londini 1694. Fol. 3) PETIVER, G., Opera Historiam :naturalem speetantia. Londini 1717. Fol. 6 K. W. von Darıa TorrRE Campedello, Ferrara, Caprino, Verona. — Daraus geht hervor, dab er einen großen Theil der West- und Ostseite des Monte Baldo gequert und insbesondere drei Gipfel: Telegrafo, Colma di Malcesine und Altissimo bestiegen, endlich beim Übergange von der Fontana di Naole (1561 m) zur Alpe Ortigaretta (1494 m), wie es scheint, den Costabella-Rücken, wenn auch nicht am höchsten Punkte, überstiegen hat. Der Aufstieg auf den Telegrafo erfolgte, wie jener ÜALZo- LARTS, im oberen Theil auf der Westseite. Die Vorstufe, Colma di Malcesine, zu den höchsten Gipfeln im Süden der Bocca di Navene, dürfte von Malcesime aus erreicht worden sein. Von den ziemlich zahlreichen Arten, welche Poxa als neu für den Monte Baldo aufführt und abbildet, seien hervorgehoben: Cistus annuus flore guttato (Helianthemum guttatum L.), Tra- chelium majus (Campanula petraea L.), Clematis erutiata (Clematis alpına L.), Trachelium petraeum (Phyteuma comosum L.), Veronica petraea (Veronica bonarota L.), Veronica minor (Veronica saxatilis L.), Sarıfraga alba petraea (Saxifraga petraca Wulf., S. Ponae Sternbg.), Thlaspı petraeum (Kernera saxatılis Reichb.), Trifolium angustifolium (Trifolium alpınum L.), Ocymoides muscoides (Silene acaulıs L.), Geranium alpınum (Geranium argenteum 1.), Caryo- phyllata alpina (Geum reptans L.) und Sedum petraeum (Bupleurum graminifolium Vahl). G. Poxa’s Sohn, der Veroneser Arzt Francesco Pona, machte sich einerseits verdienstlich durch die Besorgung der oben erwähnten italienischen Übersetzung des Werkes seines Vaters, anderseits durch die Herausgabe eines neuen"); doch ist nirgends ersichtlich, daß er selbst den Baldo des Studiums halber bestiegen oder neue Pflanzen entdeckt hätte; selbst die Aufführung der beobachteten Pflanzen- arten nach Localitäten behielt er bei. Ganz sicher steht es dagegen, dass Antonio Donarto, Apotheker in Venedig, ca. 1630 den Monte Baldo bestiegen und auf demselben eine Crassulacee gefunden hat, welche er mit der Diagnose „Sedum petraeum rotundifolium flore luteo stellato Baldimontis“ dem Veroneser Arzt G. B. Scarella mit- theilte, welcher sie in der Zeitschrift Galleria di Minerva (VI. Bd. p. 59) veröffentlichte, ohne daß indeß die sichere Deutung bis auf den heutigen Tag gelungen wäre. Ebenso bestieg der deutsche Arzt Unrıstıan MenTzEen aus Fürstenwalde in Brandenburg ge- legentlich seiner Anwesenheit in Italien, welche ungefähr in das ı), Pona, G., Il Paradiso dei fiori ete. Verona 1622. 4°. Die Geschichte der floristischen Erforschung des Monte Baldo. 7 Jahr 1650 fällt, auch den Monte Baldo, doch führt er in seinem großangelegten Werke!) nur eine Art von demselben an; „Veronica parva rotundifolia in Monte Baldo Italiae et aliis locis aprieis, montosis ete.“, welche wahrscheinlich auf Veronica alpina zu deuten ist. In dieselbe Zeit fällt auch der Besuch dieses berühmt ge- wordenen Berges durch den Bologneser Arzt Gracomo Zanonı. In der von G. Monti herausgegebenen neuen Auflage?) finden sich vom Monte Baldo aufgeführt: Oytisus glutinosus omnium minimus (Oytisus argenteus L.), Euphrasıa angustis et tricuspidatis folüis, floribus et albo purpureis (Euphrasia trieuspidata L.), Salix pumila, folo rotundo (Salız retieulata L.), Vıtis idaea foliis oblongis albi- cantıbus (Arctous alpına L.). Endlich sei hier auch des Kapuzinermönches Fra FoRTUNATOo gedacht, welcher, aus Rovigno gebürtig, in Bassano. Verona, Padova und Venedig lebte und ein colossales Herbar in 8 Bänden mit ca. 2352 Pflanzenarten hinterließ, das im Zeitraum von 40 Jahren an- gelegt den Titel. führt: Monte Baldo fiorito di varj semplici registrati nel presente libro etc. 1711. Dr. F. ScoLarı in Treviso hat das- selbe 1838 wissenschaftlich analysirt. Aus dieser Arbeit geht zur (renüge hervor, dab viele Pflanzen desselben vom Monte Baldo stammen, sodaß der Schluß sicher berechtigt erscheint, daß dessen Inhaber denselben thatsächlich auch besucht habe. Anhangsweise sei hier noch erwähnt, dab der weder als Botaniker noch als Poöt weiter bekannt gewordene VALENTINO PASSERINI in einer kleinen Broschüre, betitelt: Sogno di VALERIO Passerınt nella licenza, ch’ei prende da Monte Baldo. Trento 1684. 12°, die Pflanzenwelt des Monte Baldo poetisch besungen hat. Damit schließt das zweite Jahrhundert der floristischen Er- forschung des Monte Baldo ab — ungleich weniger reich als das erste, und wir treten nun in das dritte ein, dessen Mitte uns vom Alp der diagnostischen Phrasen befreien sollte. Den Reigen dieser Forscher beginnt der mit Unrecht als laien- haft geschilderte Veroneser Chirurg BARTOLOMMEO DE MARTINIS, welcher wiederholt den Monte Baldo bestiegen und von der Aus- beute des: Jahres 1714 ein Paquet von 150 Exemplaren an den berühmten Florentiner Botaniker Pıer Axrtonıo MicHeuı gesandt !) MENTZEL, ÜHr., Pinax botanonomos polyglottos ete. Berolini 1682. Fol. ?) Zawonı, G., Istoria botaniea ete., Bologna 1675. Fol. und Rariorum stirpium historia ete. Bononiae 1742. 8 K. W. vos Darıa TorrE hatte. Überdies veröffentlichte er eine kleine Arbeit!) über die Pflanzen des Monte Baldo, welche etwa 200 Formen (Arten und Varietäten) umfaßt und nach Localitäten geordnete Listen enthält. (serade dieses Werkchen wurde später von Ü. PorLzısı mit dem ver- nichtenden Satze abgethan: „Parvi momenti est, neque ei magna fides habenda est, nam (autor) imperitus in re herbaria saepe de- prehenditur.“ Ganz anders aber lautet das Urtheil, wenn man dessen manuskriptliche Handmalereien der Baldopflanzen betrachtet (Mons Baldus naturaliter figuratus S. Bonifacii. 1708. 4°, 4 parti und Flora alpestre ete. 1709. 4°. 100 tab.), welche in Padua heute noch vorhanden sind, und von denen A. P. Saccarvo sagt: „Discrete sono le figure, le quali rappresentano molte delle piante piü notabili ma gia note del monte Baldo*; und Gorran schreibt über dieselben: „Per quanto le figure lasciano frequentamente non poco da desi- derare pure somministrano un ceriterio sieuro per giudicare con certezza di quali specie il Martini intendesse parlare.“ — Auch ein drittes Manuskript (Catalogo al fascicolo di Monte Baldo delle plante naturali nel sistema moderno nomenclaturate esibite al merito sopra grande delli eruditissimi signori F. A. Micheli di Fiorenza e (4. @. Zannichelli di Venetia ambi perspicacissimi botanophili da me B. Martini de’ metodi stessi seguace Anno 1715 4°) existirt daselbst. Von den ihm zugesandten Pflanzen hat MiıcHeur?”) drei Arten ver- öffentlicht: Bonarota montana Italica Chamaedryos folio flore coeruleo (Veronica bonarota L.), Trifoliastrum alpinum purpureum, humile, caule nudo, simpliei ete. (Trifolium alpinum L.) und Pinaster (Pinus cembra 1.). Wahrscheinlich angeregt durch die zugesandten Pflanzen be- stiee P. A. Mıc#erı auf seiner Studienreise durch Oberitalien am 17. September 1736 den Monte Baldo und verweilte auf demselben eine Woche hindurch, um alle bemerkenswerthen Punkte besuchen zu können. Leider ist über diese Reise nichts veröffentlicht worden; doch befindet sich das daselbst gesammelte Material im kgl. Oentral- herbar in Florenz. Zu derselben Zeit dürfte auch GıuLio PONTEDERA, zwischen 1719 und 1759 Professor der Botanik an der Universität in Padua, '!) Marrınis, B. DE, Catalogus plantarum in itinere montis Baldi inventa- rum ete. Veronae 1707. 4°. 2, Micneri, F. A., Nova plantarum genera ete. Florentiae 1729. Fol. Die Geschichte der floristischen Erforschung des Monte Baldo. 1) den Monte Baldo besucht haben; doch ist über dessen Reise nichts bekannt geworden.') Beim Mangel ausreichender Beschreibungen und jeglicher Abbildungen in seinen Werken ist es sehr schwierig, die aufgefundenen Arten zu deuten; sicher dürften folgende Arten vom Monte Baldo zu constatiren sein: Ranunculus alpınus apı folio (Ranunculus Segwierı Vill.), Cirsium alpınum echwmopi folio (Oirsium rivulare L.), Frlicula alpına foliis rotundioribus (Oystopteris fragılis L. var. dentata). Weiter fällt der Zeit nach herein MıcHELo An@Euo Tıuuı, Professor der Botanik am Athenaeum in Pisa, welcher als Director des botanischen Gartens daselbst folgende Pflanzen vom Monte Baldo aufführt,”) ohne daß ihm der Besuch desselben mit irgend welcher Sicherheit zugeschrieben werden Könnte: Oreoselinum Apvi folio, minus ete., Quiwmquefolium alpınum, album, ramosum etc. (Potentilla alba L.), Quinquefolhium alpınum, album, non ramosum etc. Die Deutung der beiden anderen Arten wird wohl nie gelingen. An G. Pontepera schließt sich GIOVANNI GIACOMO SPADA an, ein Veroneser Erzpriester, welcher mit besonderer Vorliebe und eroßen Erfolgen sich dem Studium der Fossilien in der Umgebung Verona’s ergeben hatte. Über seine Baldotouren möge er selbst sprechen:?) „Piü volte furono da me ricercati, ma con attenzione li Gioghi Valli e Piani di Baldo seguendomi il mio fido servo Martino memorabile per l’occhio nel vedere, e per la fortuna nel ritrovare, incominciando dalla Valle-Fredda sino Brentonico e ritornando per di sopra Malcesine sino in Ortigara non ebbi che il piacere, benche tra sassosi deserti, di vedere l’ameno giardino di piante alpine, che per la loro speciositä meritano di essere qui annoverate.“ — Hier- auf folgen die bei Acque negre und im Artillone gefundenen Arten mit Phrasen aufgezählt. So war ein sehr großes Material über die Flora des Monte Baldo in Herbarien und Folianten im Laufe von zweieinhalb Jahr- hunderten aufgespeichert worden: dem gelehrten Franzosen JEAN FRANnGcoIS SEGUIER aus Nimes war es vorbehalten gewesen, das- 1) PoNTEDERA, G., Compendium tabularum botanicarum ete. Patavii 1718. 4°. 2) Tırrı, M. A., Catalogus plantarum horti Pisani, Florentiae 1723. Fol. 3) Spana, G. G., Ginista alla. dissertazione de’ corpi marini ete. Verona 1737. 4°, 10 K. W. vo Darra TorkE selbe zum ersten Male kritisch und systematisch zu ordnen,!) eine Arbeit, welche die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts würdig ab- schließt. Wie aus der ziemlich langen Einleitung des I. Bandes hervorgeht, besuchte derselbe zweimal (1740 und ca. 1750) den Monte Baldo, von welchem er auch eine für die damalige Zeit ziemlich genaue topographische Beschreibung gibt. Imsbesonders schildert er die drei höchsten Kuppen: Costa bella, Mons Major und Altissimus und stellt auch die Aussicht von denselben in all- gemeinen Zügen dar. Der Mons major gilt ihm als dreigipfeliger Berg, welcher über die Costa bella erstiegen wird; ferner kennt er das Val brutto bei Ferrara und den Unterschied zwischen Val Artilon und Artilloneino. Es ist unmöglich, bier der zahlreichen und vielfach sehr inter- essanten Pflanzenarten namentlich zu gedenken, welche er von diesem (sebirgsstock aufführt. In seiner Begleitung finden wir den vor- erwähnten G. G. Spapa und die Apotheker Giov. Ant. CAVAZZANT, (+. ©. Moreno und Gasp. Borpoxı aus Verona, mit welch letzterem er in hohem Alter noch einen Freundschaftsbund geschlossen hatte. Ungleich wichtiger ist Pıerro Arpvıno geworden, der ihm als Knabe Führerdienste geleistet und durch ihn schließlich bis zum Professor der Landwirthschaft in Verona sich emporgearbeitet hatte. \Wenn auch von ihm keine den Monte Baldo betreffende Veröffent- lichung vorliegt, so wird er doch sehr berühmt durch die Pflanzen- sendungen, welche er Lınn& machte und die dieser allerdings unter dem Namen Sesvrer’s verwertete.”) Lixs& selbst war nie in den Alpen, und diese Dissertation kann daher nur als eine — allerdings ganz wertvolle Compilation betrachtet werden. Arpumo war aber auch ein gerngesehener Begleiter auf der Monte Baldo-Exkursion, welche Professor Antonıo TurraA aus Vicenza im Juli 1764 mit dem Bischof Marco Üornaro aus Torcello und GruLIıo ÜESARE Morzxo, einem berühmten Apotheker in Verona unternahm. Die Reise ging von Uaprino aus über Ferrara, Campedello, Valfredda, Ortigara, Valvaccaria, Val delle Buse, Sassetto, Costabella und Lumini nach Caprino zurück, bezog sich also nur auf den südlichen Theil des Monte Baldo. Auf der ganzen Tour wurden 242 Arten ge- sammelt, welche mit Hinweisen auf SeGvrer und Linx& verzeichnet werden; einige werden als neu beschrieben; bei anderen wird eine !) SEGUIER, .J. F., Plantae Veronenses. 3 Bde. Veronae 1745—1754 8°, *®) Linsarvs, C., Flora alpina. Upsaliae 1756. 4°. Die Geschichte der floristischen Erforschung des Monte Baldo. 11 kurze Kritik beigefügt.') Die letzte Besteigung im 18. Jahrhunderte scheint A. BEAumonT im Jahre 1786 ausgeführt zu haben; doch steht deren Resultat in gar keinem Verhältnis zu dem übermäßie prächtig ausgeführten Werke.?) Äußerst glanzvoll wurde das 19. Jahrhundert eröffnet, indem der als Naturforscher hochberühmte CASPAR GRAF VON STERNBERG aus Prag auf seiner zweiten Reise durch Tirol den Monte Baldo bestiex und auf demselben zwischen dem 1. und 6. Juli 1804 ver- weilte. Die Reisebeschreibung, welche außer in einer kleinen brief- lichen Mittheilung?) an seinen Freund, Professor Dvvan in zwei Arbeiten veröffentlicht wurde, von denen die eine mehr den topo- graphischen,‘) die andere mehr den botanischen Forschungsresul- taten?) galt, ist in ganz modernem Sinne abgefaßt. Ein Junge aus Brentonico, Namens ArMANNo diente ihm als Führer. Die Tour wurde in folgender Weise ausgeführt. Am ersten Tag ging er von Verona über Garda nach Madonna della Corona und erstieg von dort aus (774 m) über Ime und Valfredda die Bocchetta di Naole (1644 m), den höchsten Punkt des südlich vom Telegrafo gelegenen Grasrückens, welcher von diesem durch die im Norden und Osten in wilde Felsen abfallende Vetta delle Buse (2154 m) getrennt wird; er nennt denselben Costa bella (2062 m). Am zweiten Tag zog er von Ferrara über Novese — Noveza und Artillone nord- wärts; am dritten gelangte er zur Alpe Canalette und bestieg von dort aus den Altissimo und am vierten hatte er sich vorgesetzt, von Canalette aus, wo er genächtigt hatte, von der Bocca di Navene aus längs des hohen Bergrückens von Spitze zu Spitze bis auf die höchste Kuppe des Monte Maggiore zu steigen. Seiner Meinung nach hat er diese Aufgabe auch gelöst, indem er der Reihe nach angibt: Cima delle Fenestre, Monte Maggiore, Cima delle Fenestre, Valle Orsera und Malcesine. Eine kritische Nach- untersuchung durch Professor FrıscHnaur in Graz hat aber ergeben, dab er sich in der Nomenclatur dieser Spitzen nicht wenig ge- !) Turra, G., Dei vegetabili in Monte Baldo ete. in Giorn. d’Italia I. (1765) P. 169,9. H7M. 2) Beaumont, A.. Travels through the Rhetian Alps ete. London 1792. Fol. 3) STERNBERG, Ö., Graf v., Correspondenz in: Bot. Zeitg. Regensburg III. (1804) p. 161#f. %) STERNBERG, Ö., Graf v., Reise dureh Tirol usw. Regensburg 1806. Fol. 5) STERNBERG, Ü©., Graf v., Reise in die rhetischen Alpen usw. Nürnberg 1806. 8°. 12 K. W. von Data ToRRE täuscht hat, was sich sowohl aus den angegebenen Zeitdistanzen, als auch aus den Höhencoten ergibt. STERNBERG passirte viel- mehr an diesem Tage vier Bergspitzen: Colma di Malcesine 1757 m, Cima delle Pozzette 2128 m (seine Cima delle Fenestre), Cima del Loghino (2180 m), endlich die Cima val Dritta (2218 m), die höchste Spitze des ganzen Zuges, welche er für den Monte Maggiore (Tele- grafo) ansah, der indeß etwas niedriger ist (2200 m). STERNBERG hat somit im Ganzen 6 Gipfel der Baldokette betreten und die Ost- seite ungleich mehr, als die Westseite erforscht. Selbstverständ- lich war auch seine botanische Ausbeute eine ziemlich große, wenn auch die Artenzahl und die Zahl der „Seltenheiten“ nicht gerade auffallend war. Wertvoll sind jedoch die genauen Standortsangaben. In dieser Hinsicht wird STERNBERG ganz bedeutend übertroffen von dem Veroneser Arzt Cıro Pouzını, welcher den Baldo von Caprino bis zum Altissimo auf beiden Seiten abgestreift und nament- lich auf der Ostseite die Topographie sehr genau erforscht hat. Überdies steht fest, daß er nicht wenige Gipfel bestiegen hat, so die Costa bella, Vetta delle Busa, Punta Sascaga, Teelegrafo, Colma di Malcesine und Altissimo ganz sicher, wahrscheinlich aber auch die in der Mittelkante liegenden Gipfel Punta Pettorina, Cima val Dritta und Cima delle Pozzette. Einzelne der auf diesen Exkursionen aufgefundenen Arten wurden in dessen Erstlingswerk') beschrieben. Die wichtigste Arbeit über die Flora des Monte Baldo erschien im Jahre 1816, indem er in einem Briefe?) eine Monographie dieses Berges verfabte, in welcher er neben den geognostisch-mineralogi- schen und zoologischen Verhältnissen namentlich der Vegetation einen sehr breiten Raum gewährt. Er stellt von folgenden Punkten Pflanzenlisten auf; unter den angeführten Arten finden sich auch einige neue, und über viele werden kritische Bemerkungen ein- gestreut: Caprinothal bis zur Höhe von circa 700 m, Ortigara circa 1450 m, von Ortigara im Aufstiege nach Costa bella 1450—2000 m, Val Vaccaria und Fonte di Brigaldello 1700— 1900 m, Monte Maggiore oder Val delle pietre bis Scalette 1800-—2200 m, Coval santo, Mon maor, Sascaga bis Colma oder Cima di valle Finestra 2000 —2200 m, ") Poruısı, C., Horti et provinciae veronensis plantae novae etc. in Giorn. fis.-med. di Padova IX. (1816) p. 21ff. ?®) Poruısı, C., Viaggio al lago di Gardo e al Monte Baldo ete. Verona 1816. 8°. Die Geschichte der floristischen Erforschung des Monte Baldo. 13 Val delle Ossa, di San Zeno, Val grande oder dritta, valle Orzera und Valle della Finestra 1700—2200 m, Zocchi und Tredespin, Colma und Präa di Malcesine 1400—1600 m, Selva di Malcesine eirca 1200—1700 m, Sentiero di Ventrar 1700 m, Bocca di Navene 1300-1600, Laste und Altissimo 1600—2100 m, Tierno, Castione, Brentonico, Valle delle sorne nach San Giacomo, Pozzaferrara bis Pianetti 300—1000 m, Canaletti, Tolghe bis Valle del Tretto längs des Aviana und dem Abfalle von Suppiadori 1000—1200 m, Bren- tonico 1300 m, Valle del Artillon 1300—1500 m, Acque negre und Campion, ebensohoch, zwischen Lavaci und Pian della cenere 1000—1400 m, Selva d’Avio 150—900 m, Cerbiol und Monte Gambon 1300— 1400 m, Gegend von Noveza 1500 m, Valle Losanna 1500— 2000 m, Gegend von Ferrara und Prabazar 800—1000 m, Lonza, Campedello, Valle brutta 1200—1300 m, Valle fredda bis Valle di Navole 1400—1650 m, Fontana di Navole und Bastione circa 1700 m, Valle Bassiana und Ime 1200—1300 m, Prabazar und Crosati 1000—1100 m, endlich Brentino bis zum Santuario della Corona (Madonna della Corona) 150 — 900 m. Allerdings darf nicht verhehlt werden, daß durch dieses Werk- chen eine ziemlich umfangreiche Polemik ins Leben gerufen wurde, da es ja in der That gewisse Blößen aufwies; doch waren die aufgedeckten Mängel insoferne nicht zum Nachtheile veröffentlicht worden, als der Verfasser Gelegenheit hatte, in seiner großangelegten, das gesammte Material an Quellen und Originalphrasen und Citaten der früheren und frühesten Autoren verwertenden Zusammenfassung') alle diese Ausstellungen kritisch auszunützen. Wir müssen dieses Werk als einen Abschluß aller Forschungen über die Flora des Monte Baldo ansehen und uns von nun ab gewöhnen, nur mehr einzelne, oft ganz isolirte Angaben entgegenzunehmen — ganz ab- gesehen von kritischen Bemerkungen über einzelne Arten des Ge- bietes. So bereiste Prof. Cmrıstian TREVIRANUsS aus Bonn im Jahre 1817 Tirol und bestieg auch den Monte Baldo, wenig mehr als einige kritische Bemerkungen von Arten, die er auf demselben gefunden hatte, veröffentlichend.”) Von der im Jahre 1825 von dem Reisenden des botanischen Reisevereins, dem Pharmazeuten J. G. FLEISCHER unternommenen Tour auf den Monte Baldo erfahren wir durch Car. F. Hoc#stETTEr, dem Bearbeiter der botanischen 1) PoLuımı, C., Flora veronensis ete. 3 Vol. Verona. 1822—24. 8°, 2) Trevıranus, On., Botanische Bemerkungen usw. in: Jahrb. f. Gewächs- kunde I. (1818) p. Lff. 14 K. W. von Darra Torre Ausbeute derselben, nur das Eine,') dab er sehr schlechte Witterung, namentlich „ein sehr widriges Schneegestöber“ hatte, das ihm die Flora völlig einhüllte. „Doch brachte er auch von da verschiedenes Schöne und Interessante mit, namentlich Aoeleria phleoides, Galium baldense und eine Spielart von Plantago montana, die Pl. alpına Hoppe“ und Juzn. LeEopoLp AvVE-LALLEMANT aus Lübeck, der den Monte Baldo „ab antiquis inde temporibus ob rarissimas, quas fovet stirpes celeberrimum montem, ut Justrarem“ zwischen dem 15. und 26. August 1826 besucht hatte, nennt von demselben?) nur zwei Arten Scabiosa agrestis monstr. und Heracleum caucasicum Stev. Sehr wichtig sind die floristischen Angaben, welche Fr. LEYBoLD aus München über den Monte Baldo veröffentlicht hat.”) Derselbe stieg durch die Schlucht der Via Aviana empor zu den üppigen Bergwiesen über Pian della Üenere, ca. 3000’, und dem etwas höher gelegenen Artillon, wo sich dem Sammler der genußvolle Anblick südtirolischer Alpenwiesen erschließt. Am 3. Juli 1853 sammelte er von der Malga dell’ Artillon ausgehend während des Ansteigens über die steinigen kurz begrasten Gehänge gegen die Colma di Malcesine zu (6000'), wo sich dem Auge ein Anblick bietet, wie wenige Höhen der südlichen Alpen ihn aufweisen: „Im Norden die unabsehbare Reihe beeister Bergspitzen, im Osten das Felsenchaos gegen die Sette communi, jenseits vom See die unheimlichen Zacken und sich hochaufbäumenden Eisgipfel der beiden ‚Judicarien, die schimmernden Flächen der lombardischen Ebene im Süden, und zu den Füßen der wundervolle tiefblaue Lago di Garda geben ein unbeschreiblich Bild, eine Rundsicht, die der trunkene Blick kaum zu gewältigen vermag, und die man nie vergißt.“ Dann sammelte er auf der Colma di Malcesine, an den Graten von Tozzette di Piombino und in der Umgebung der Fontanina, einer Quelle auf den Höhen des Monte Baldo, ferner auf dem Mon Maor (6948’) und stieg dann durch das Val delle Ossa gegen das Seeufer ab. „Am Ausgange der Schlucht“ — schreibt er — „liegt die Einsiedelei ca. 3000’ in der Nähe einer steilen Felswand, an welch letzterer das herrliche Phyteuma comosum L. in den verschiedensten Nuanzirungen !, HocHSTETTER, ÜHR. F., Über das Ergebniss der botanischen Reise des Pharmaceuten Fleischer nach Tirol im Sommer 1825 in: Flora IX. (1826) p. 81fl. ?) Avß-Lartemant, J. L., De plantis quibusdam Italiae borealis ete. Bero- lini 1829. 4°. ») Leysouo, Fr., Botanische Skizze aus den Grenzen Südtirols in: Flora XXXVII. (1854) p. 129—139, 145—154. Die Geschichte der floristischen Erforschung des Monte Baldo. 15 vom zartesten Rosa bis in das tiefste Dunkelblau die prachtvollste Ausschmückung des gelblichweissen Kalksteines bildete.“ Von da stieg er über die heißen trockenen Abhänge gegen Castelletto hinab, botanisirte am 4. Juli in der Umgebung von Castelletto bis gegen Malcesine hin und schließt seine Reisebeschreibung am Monte Baldo mit den Worten: „Der Baldo ermöglicht es, aus der Region des Ölbaums, wo Capparis spinosa L., Citrus aurantium L. und die Anguria, (ueurbita eitrullus L. im glühendsten Sonnenstrahle üppigst gedeihen, in einigen Stunden zu den schneeumsäumten Graten emporzusteigen, um FArhodothamnus chamaecistus Rehb., Gentiana nwalis L. und Petrocallis pyrenaica R. Br. in ihrer kühlen Heimat zu beobachten.“ In diese Zeit fallen auch die Reisen, Ausflüge und Studien zweier Männer, welche durch ihre Werke viele Anregung ge- geben haben. Der eine ist Jomw BaAuL, „von Geburt ein Ir- länder, dem Herzen nach ein Italiener“, welcher in seinem Reise- handbuche') eine Auswahl der seltensten Pflanzenarten gibt — der andere ADOLF SCHAUBACH, der am meisten bahnbrechende alpine Schriftsteller, durch dessen Werk?) „bei aller Schlichtheit des Aus- druckes eine so warme Liebe für die beschriebenen Landschaften, ein so feiner Natursinn hindurchgeht, daß es wohl begreiflich ist, wenn ganze Generationen Nachlebender aus diesen Blättern ihre Anregung gewonnen haben.“ Auch ihm verdanken wir ein ziemlich umfangreiches übersichtliches Verzeichnis der Phanerogamen des Gebietes. Sehr interessant war endlich die im Sommer 1863 er- folgte Auffindung einer am Nordabhange des Monte Baldo für ganz Österreich neuen Pflanzenart, der Tulipa Clusiana durch Dr. MıicuaeL Funk aus Bamberg.”) Auch Apotheker Rupour HinTERHUBER aus Mondsee verzeichnete mehrere Arten in Form eines Excursionsberichtes von Garda zum Altissimo ;') allein seine Angaben sind mehrfach kritiklos und nur wenig wertvoll. Im Juni 1870 besuchte Ant. KErnErR, damals Professor der Botanik an der Universität in Innsbruck, den Monte Baldo. Er schreibt darüber:”) „In der vorigen Woche habe ich, begünstigt u s)| Bat, J., A Guide to the Eastern Alps. London 1868. 8°. 2?) SCHAUBACH, A., Die deutschen Alpen. 2. Aufl. Jena. Bd. IV. 1867. p. 351. >) Funk, M., Correspondenz in: Österr. bot. Zeitschr. XIV. (1864) p. 55. *, HiNTERHUBER, R., Eine Exeursion auf den Monte Baldo in: Jahrb. österr. Alpenverein VI. (1870) p. 48 ff. 5) KERNER, A.. Correspondenz de dto. 21. Junii 1870 in: Oesterr. bot. Zeitschr. XX. (1870) p. 220-221. is 16 K. W. vox Darıa ToRRE vom herrlichsten Wetter, mit mehreren meiner Zuhörer den Baldo besucht. Die Vegetation war in der subalpinen und alpinen Region gerade im Stadium der herrlichsten Entwicklung. Die Rosen, an welchen der Baldo sehr reich ist, und nach denen ich besonders fahndete, waren gerade im schönsten Flor. Die mit Paradisia, Lilwum bulbiferum, Gentiana lutea geschmückten Bergwiesen boten einen unvergleichlich prächtigen Anblick. Desgleichen die mit Phila- delphus [eoronarius] besäumten Bachufer und der Saum der Buchen- wälder, an welchem Paeonia pubens in Tausenden von Exemplaren gerade in vollster Blüte stand. Nirgends im ganzen Gebiete der Alpen fand ich eine so hohe Lage der Buchengrenze, wie an den östlichen Abfällen des Baldo. Nahe bei 5800’ stehen bei südöst- licher Exposition noch baumförmige Buchen und die Höhenlage der obersten Buchengestrüppe liegt meinen barometrischen Messungen zu Folge sogar bei 6000’. Cytisus radiatus, welcher die südöst- lichen Gehänge bis zu 6000’ stellenweise mit der dichtesten Busch- vegetation überzieht, war erst theilweise in Blüthe. Als den inter- essantesten Fund in der alpinen Region betrachte ich die Sazxi- fraga tombeanensis Boiss., eine der S. diapensioides Bell. sehr nahe stehende Sarifraga, welche an dem südlichen Abhange des Altissimo di Nago in groben fußbreiten Rasen vorkommt und eben in schönster Blüthe stand. Meist gesellig mit Galium baldense Spreng. und ebenso häufig als dieses fand ich auf dem höchsten Rücken auch eine mit Potentilla maculata Pour. (P. salisburgensis) verwandte Potentilla, welche ich schon vor zwei Jahren vom Monte Cherle in Vallarsa mitbrachte, seither im botanischen Garten in allen Stadien beob- achtete und jetzt für eine noch nicht beschriebene ausgezeichnete Art halten muß, die den Namen P, baldensis führen mag. — Unter- halb Brentonico, auf den niederen Vorlagen des Baldo, welche ihren Fuß in das Etschthal setzen, fand ich auf steinigen Stellen Orupina vulgarıs und Geranium purpureum in Gesellschaft von Lathyrus setifolius, Orepis pulchra, Dianthus prolifer .......- In demselben Jahre, Anfangs August, besuchte auch dessen Schüler Karı Gsauuer aus Innsbruck den Monte Baldo, verzeichnet von dort') einige seltenere Phanerogamen-Arten, darunter auch Potentilla baldensis vom Rücken des Altissimo, und bemerkt: „Rosen und Saxifragen waren fast keine mehr zu finden, da diese Pflanzen mit Ausnahme von Sazwifraga caesia verblüht hatten.“ !) GsaLLer, K., Correspondenz de dto. 7. August 1870 in: Oesterr. bot. Zeitschr. XX (1870) p. 287. Die Geschichte der floristischen Erforschung des Monte Baldo. 17 Auch noch eines Dritten, des Karun HanpscHunr sei hier ge- dacht, welcher @Galanthus nivalis und Myosotis alpestris oberhalb Brentonico auffand.') Die wichtigsten Beiträge zur Flora des Monte Baldo in der Neuzeit, welche sich durch die vielfach angewandte scharfe Kritik sehr vortheilhaft vor anderen ähnlichen Bestrebungen neuerer Autoren auszeichnen, verdanken wir Professor AUGUSTIN G0IRAN in Verona, welcher in einer Reihe von nahezu einem halben Hundert von Auf- sätzen und seit nahezu einem Viertel Saeculum thätig ist, die Flora der engeren und weiteren Umgebung seines Aufenthaltsortes zu er- forschen, welche Bestrebungen von sehr reichlichen und schönen Erfolgen gekrönt werden. Es ist unmöglich, an dieser Stelle aller oder nur annähernd aller Funde zu gedenken, welche in diesen Publikationen?) aufgespeichert sind. Von neueren floristischen Arbeiten sind dann noch zwei zu erwähnen: ÜEsARE Bont1 ver- zeichnete?) einige allerdings meist schon allbekannte Pflanzenarten vom Baldo und Karu F. J. Mary besuchte den Altissimo am 28. Juni 1896 und erwähnt‘ von dort!) Galeopsis tetrahrt subsp. Beckii, Alectorolophus patulus Sterneck und Galium rubrum var. piligerum H. Braun. Schließlich sei auch noch hervorgehoben, dab Professor OrrTo KırcHser aus Hohenheim von drei Arten am Monte Baldo biologische Beobachtungen über die Blütheneinrich- tungen von Callianthemum rutaefolium, Dentaria dıyitata und Sarı- fraga tridactylites gemacht hat.) Ein systematischer Überbliek über die gesammte Flora dieses Berges mag einer weiteren Arbeit vorbehalten bleiben. !, HanpscHhum. K.. Ausflüge von Trient in: Tourist II. (1871) p. 495 ff. 2) Goran, A., CUronaca alpina Verona 1880 p. 59ff., ferner im Giornale und Bulletino della societä botanica italiana XII. (1880) und folge. 3) Bons, C., Guida di Roveredo ete. in: Annuario soec. alp. trident. IX. (1883) p. I1ff. 4) Mary, K., Floristische Beiträge in: Wissensch. Mittheil. Bosnien VII. (1900) p. 525 ff. 5) KırcHxer, O., Mittheilungen über Bestäubungseinriehtungen der Blüten in: Jahreshefte Ver. Naturk. Württemberg LVI. (1900) p. 347 ff. Ascherson, Festschrift. z 11: Über die Schicksale der als Psaronius brasiliensis beschriebenen Fossilreste unserer Museen (mit einer Figur) von H. GrAFEN zu SOLMS-LauBacH-Straßbure. Unter dem Namen Psaronius brasiliensis hatte UNGER ein von Marrıus selbst zwischen Oeiras und Sao Goncala d’Amarante Pro- vinz Piauhy, an der Bodenoberfläche aufgelesenes Fragment be- schrieben und abgebildet(7). Durch Schenkung seitens des Finders ist dieses 1836 an das Pariser Museum (Cat. veg. foss. n. 1446) eelanet. Es ist gut erhalten, aber unvollständig und stellt nur ein Rindenbruchstück mit zahlreichen Adventivwurzeln dar. Auch später in den achtziger Jahren sind mit anderen fossilen Hölzern eben aus dem Paranahybathal bei Säo Goncala d’Amarante mehrere kleinere Psaronius-Fragmente nach Rio gelangt, die, wie mir seinerzeit Herr SchwackE brieflich (13. Juli 1886) mittheilte, zur Untersuchung an Rexausnt nach Paris gesandt wurden. Auch in den Provinzen Säo Paulo und Paranä sind solche in Gesellschaft von Araucaritenhölzern verschiedentlich gefunden. Ein Psaronius-Exemplar von großer Schönheit, mit wohl- erhaltenem Stammceentrum und der Rinde versehen und in 2 Platten zerlegt, soll weiterhin 1839 von GvisuEemıv aus dem Museum zu Rio de ‚Janeiro nach Paris gebracht worden sein. Es hat dort im Jardin des Plantes lange unbeschrieben gelegen und wurde erst bekannt durch einen kleinen Aufsatz BronGntarts@), der in der Sitzung der Soeiete botan. de France vom 5. Januar 1872, der der Kaiser von Brasilien anwolnte, vorgetragen worden war. Nach Vergleichung mit dem Marrrvs’schen Stücke hielt Brox@sIart sich für berechtigt, das neue Exemplar mit jenem zu identificiren und dem Psaronius Schicksale der Psaronius brasiliensis-Reste. 19 brasiliensis zuzurechnen. Es ist heute der Typus dieser nicht wieder gefundenen Art geworden, die zu den seltenen Formen mit tetrasticher Anordnung der Blätter gehört und deshalb ganz be- sondere Berücksichtigung beansprucht. Über seine Herkunft giebt Broxanıarr das folgende an. GuInGEMIN, der 1838 und 39 im Auftrag der Regierung in Bra- silien war, habe das Exemplar im Museum zu Rio gesehen und von der Direetion die Erlaubniß erhalten, für das Pariser Museum eine Platte davon abschneiden zu lassen, deren rohe Schnittfläche dann in Paris behufs Polirung glatt gesägt worden sei. Man habe in Rio den Fundort des Exemplars nicht gekannt und sogar an seiner brasilischen Abstammung gezweifelt; man habe gemeint, es könne aus einer von der dortigen Regierung gekauften deutschen Samm- Jung stammen, also von den Fundpunkten von Chemnitz oder Neu Paka kommen. Diese Meinung nun hält Brox@ntart nicht für berechtigt; er weist darauf hin, dab das Stück einer Art angehöre, die aus Europa gar nicht bekannt sei, daß es sich durch gewisse Eigenthümlich- keiten seiner Verkieselungsweise von allen europäischen Exemplaren unterscheide, dab es dagegen mit dem Marrrvs’schen Stücke aus Piauhy vollkommen übereinstimme. Er schließt die betreffenden Auseinandersetzungen mit folgendem Satz: „On ne saurait done douter de l'origine bresilienne de cette belle tige, qui provient sans doute de la m&me localite que l’&chantillon de Martius.“ Der Catalog des Museums und die Etiketten, deren Angaben Burrau mir zu copiren und mitzutheilen die große Freundlichkeit hatte, bieten auch wesentlich dasselbe wie Bronantsarr’s Publication. In dem von Pomesu 1847 ausgearbeiteten Catalog heißt es: „1445 Partie centrale et exterieure: 2 grandes coupes transversales — une plaque mince transversale — 4 fragments. Bresil. M. GuILLEmIn“. Der Name Ps. brasıliensis ist, scheint es, später von ZEILLER hinzu- gefügt. Daraus geht hervor, dab die weitere Zerschneidung des ursprünglichen Exemplars, deren BRONGNIART in seinem Text ge- denkt, vor das Jahr 1847 fällt. Damals wird schon eine genauere Untersuchung und Publication geplant gewesen, aber liegen ge- blieben sein. Aus der Beschaffenheit der einen der in Paris verwahrten Platten ergiebt sich, daß das ursprüngliche Pariser Stück das eine Bruchende des Exemplars, von dem es geschnitten, darbietet. Denn Bureau schreibt mir diesbezüglich das folgende: „Cette plaque 9% 20 H. GRAF zu SoLms-LAUBACH epaisse est Ja plus interessante A votre point de vue. Klle est polie d’un cöte, brute de lautre. Son £paisseur varie encore de 0,030 A 0,045 suivant les points, mais il est &evident que la cassure de la tige n’etait nullement transversale et que sur Ja moitie la plus epaisse, Ja moitie droite, un prelevement a &te fait, pour servir A des preparations. N sauche il est evident que la surface n’est pas une cassure faite de main d’homme, mais quelle est celle de lT’echantillon tel quil a ete trouve. On y constate des inegalites dues, soit A des differences de silieification, soit a action des agents exterieurs: les racines transversalement brisees y sont en creux et la silice qui les separe et qui nest assurement ni Identique a celle des racines, ni deposee en m&eme temps, forme un reseau en relief. (est une surface naturelle.“ Wie Broxsntarrt sieht auch Bureau in dem oben erwähnten Marrivs’schen Stück, welches gleichfalls natürliche Bruchflächen aufweist und jetzt in mehrere Abschnitte zerlegt ist, ein anderes Fragment desselben Stammes, welches 3 Jahre früher an der Fund- stelle aufgelesen wurde. Nach seinen eigenen Angaben ist mir das indessen einigermaßen zweifelhaft, da die Verkieselungsweise beider Stücke eine etwas differente ist. Bureau schreibt nämlich: „De plus dans l’&chantillon de Martius on voit qwil y a eu une resistance differente des racines et du reseau siliceux qui les separe: ici ce sont les racines silicifiees qui sont en saillie, et le reseau de silice qui les separe qui est en creux.“ Wenn nun schon eine derartige Diiferenz der Erhaltungsweise an verschiedenen Stellen ein und desselben Blockes nicht gerade unmöglich erscheint, so mub sie doch immerhin bedenklich machen, wo es sich um den Beweis der Zusammengehöriekeit getrennt gefundener Stücke handelt. Es waren weiter aus R. Brown’s Nachlass eine Anzahl dünner polirter, offenbar aus der weitern Zerlegung eines ursprünglichen Stückes stammender Querscheiben eines völlig mit dem Pariser identischen, tetrastichen Psaronius an das botanical Department British Museum gekommen, von denen es hieß, sie seien durch Uraussen aus Brasilien gebracht worden, ohne dab indeb etwas’ bestimmtes darüber hätte in Erfahrung gebracht werden können. Die erste auf sie bezügrliche Notiz stammt von UARRUTHERSG) Ich selbst habe ihrer kurze Erwähnung sethan (Solms p. 174) und Murray(i) hat nach einer derselben eine Abbildung zeichnen lassen. Schicksale der Psaronius brasiliensis-Reste. 91 Eine dieser Platten ist durch Tausch in meinen Besitz übergegangen, die anderen sind mit den übrigen Pflanzenfossilien vor wenigen Jahren aus dem botanical Department in das geologische über- geführt worden. Eine derselben, und zwar die in meinen Händen befindliche, bietet einerseits eine rohe, ursprüngliche Querbruchfläche, die allerdings durch Anschleifen soweit möglich entfernt wurde. Diese Bruchfläche hat nun ein anderes Aussehen als die des ent- sprechenden Pariser Stückes. Sie ist ganz eben, ohne Vertiefungen und Vorsprünge, wie sie bei jenem langdauernder Verwitterung ihren Ursprung verdanken, und mit einer dünnen, röthlich gelben Kruste überzogen, von der Art, wie man sie so oft die Kluftflächen der (Gesteinsblöcke bedeckend findet. Ich vermuthete nun schon lange, dab sowohl das Pariser als auch das Londoner Material unseres tetrastichen Psaronius von einem und demselben Stück geschnitten sein möchte und ZEILLER (12) p. 246 hat eben dieser Vermuthung Ausdruck gegeben. Wenn das begründet ist, dann muß, der Bruchflächen halber, der eine End- abschnitt nach Paris, der andere nach London gekommen sein. Um nun den Schicksalen der in Rede stehenden Exemplare näher zu kommen, suchte ich in den hinterlassenen Papieren R. Brown’s, die, im Brit. Museum botanical Dept. verwahrt, mir von ÜARRUTHERS mit gewohnter Freundlichkeit zugänglich gemacht wurden. Dabei fiel mir denn ein auf diese Fossilien bezügliches Briefconcept R. Browv’s in die Hände, welches, obgleich es ohne Datirung und Adresse ist und auch nur einen Briefanfang enthält, doch eimige Anhaltspunkte bezüglich deren Schicksale gewährt. Es lautet: „My dear Sir About three weeks ago I had the pleasure of receiving your letter dated 3 Febr. by from Mr. Craussen on his arrival in London. He placed in my hands the fossil Ferr or Psarolithe for which I am greatly indebted both to Dr. Rıepen and yourself. Mr. ULAussEn however wished the specimen to be divided and has sold a shee of it to the British Museum. I suppose this is all right and what was intended by Dr. Rırper, but I think it necessary to mention the eircumstance. Pray when you write to Dr. Rırver offer him my best thanks for his valuable present and express my wish that I Sulayı berall 1.2): “ Aus diesem Brief geht zunächst hervor, daß in der That die Londoner Scheiben ebenso wie das Pariser Exemplar aus dem 39 . H. Grar zu SoLms-LAUBACH Museum zu Rio de Janeiro stammen. Denn Lupwiıs Rırper, dessen Biographie wir UrBan(10) verdanken, übernahm 1836, nachdem er sein Verhältniß zum Petersburger Garten eelöst hatte, die Direktion des dortigen Passeio publico sowie die Verwaltung der Herbarabtheilung des Museums, welches zu jener Zeit unter der Direktion des D. Custopıo ALVES SERAO stand, und hat diese Stellung bis 1858, dem Todesjahr R. Brown’s, beibehalten. Unter diesen Umständen war es mir wichtig zu erfahren, was denn eigentlich von Psaronien im dortigen Museum vorliege. Durch Vermittlung des Dr. SchwackE erhielt ich von Herrn Orvınve Derpy die folgenden ausführlichen Mittheilungen nebst einigen Farbenskizzen der betreffenden Objekte, für welche ich demselben groben Dank schulde. Er schreibt: „Im Museum zu Rio existirt ein fossiler Farnstamm (40 em Länge, Durchmesser an der Basis 32 cm, des oberen Endes 20 cm), der ohne Zweifel ein Psarontus ist, erkenntlich an der Uentralschicht des oberen Endes (natürlicher Bruch) und zwar identisch mit Ps. brasiliensis Brongn. Ebenfalls besitzt das Museum ein abgesägtes Segment von 2'/, em Dicke, dessen Oberfläche auf der beigelegten Copie dargestellt ist. Nichts näheres weiß man über die Geschichte dieser Stücke. Nach der Zeichnung des Segments vom Pariser Museum und von Rexauvr mitgetheilt, läßt sich annehmen, dab dieses und unseres von demselben Stamm herrühren. Es ist mög- lich, dab das im British Museum aufbewahrte Segment ebenfalls von dem erwähnten Stamm herrührt, was vielleicht durch Ver- gleichung der Zeichnungen konstatirt werden könnte Es ist un- bekannt, ob die Stücke hier oder in Europa gesägt wurden; Kaum ist anzunehmen, dab dieß hier geschah.“ Als ich in meiner Palaeophytologie p. 175 schrieb: „Das Haupt- exemplar von 40 em Länge scheint nach der mir vorliegenden Zeichnung zu einer anderen Art als die Scheiben im brit. Museum zu gehören“, hatte ich diese nicht zur Hand. Heute, wo mir deren eine vorliegt, muß ich mich im Gegentheil Orvınue Derey's Meinung anschließen. Denn das erwähnte abgesägte Segment von 2'/, cm Dicke, welches in Rio liegt und dessen Identität mit dem großen Stamm Dersy ganz unbedenklich annimmt, stimmt nach der Ab- bildung in Farbe, Beschaffenheit, ja auch in der rohen Art der Särensehnittführune scenau mit den Pariser und Londoner Platten überein. Die etwas andere Vertheilung seiner Gefäßbündelquer- schnitte ist unter Zugrundelegung von Zeınners Angaben über den Bündelverlauf ohne weiteres verständlich, Da nun die Platte zu Schicksale der Psaronius brasiliensis-Reste. 23 Rio an beiden Seiten Schnittflächen zeigt, so stellt sie den Mittel- theil des Exemplars dar, dessen beide Endstücke mit den natür- lichen Bruchflächen nach Paris und London gelangt sind. Das große Stück zu Rio endlich, das Orvınue Derpyv bei direkter Ver- gleichung mit der Platte so unbedenklich identificirt, entspricht der Basis eines Psaronius, wie ein Blick auf die beistehende Skizze desselben zeigt. Es hat am oberen Bruchende eirca 20 em Durch- messer, die gleiche Zahl giebt E 0,20. Bureau für das Pariser Stück ER an, und dieselbe Größe weisen auch sowohl der in meinem Besitz befindliche, als der zu Rio verwahrte Abschnitt auf. Es wird also mehr als wahr- scheinlich, daß der Block, aus dessen Zerschneidung alle diese Platten entstammen, die obere Fortsetzung des zu Rio verwahrten Stammes ge- bildet hat. Daß er aber nicht etwa behufs der Schneidung im Museum heruntergeschla- gen wurde, das wird durch die Beschaffenheit seiner bei- den Bruchflächen zur Evidenz erwiesen. Beide Stücke sind De (Psaronius bras.?) im Museum zu Rio. vielmehr, schon getrennt, am Fundort nebeneinanderliegend aufgelesen und ins Museum übergeführt worden. Und zwar muß dann des weniger verwitterten Bruches halber das Londoner Stück dem unteren Theil seines Blockes ent- sprechen, während das obere Ende nach Paris kam, die Mitte in Rio verblieb. Aus Broxssıarr’s Worten scheint hervorzugehen, dab die Ab- schneidung der Pariser Platte in Rio selbst stattgefunden habe. Wenn nun daran p’ÖRVILLE DrrBy zweifelt (vgl. oben), so ist das, wie das Folgende ergeben wird, ganz zweifellos berechtigt. Zwischen 1830 und 1840 war selbst in Europa das Schneiden so harter und voluminöser Kieselmassen mit großen Schwierigkeiten verknüpft. Daß damals in Brasilien die pietra dura Technik geübt wurde, ist wegen ihrer Bedeutung für die Ausschmückung der EEE Tr ne 24 H. Grar zu SoLMs-LAuUBAcH Altäre wohl möglich, wennschon nicht sicher. Falls aber die Ab- schneidung in Rio stattgehabt hätte, dann würde man schwerlich die beiden Enden des Blockes für Europa bestimmt und nur eine im Verhältniß zum Ganzen so dünne Mittelplatte zurückbehalten haben. Und dazu kommt, daß, wie R. Brown’s Brief lehrt, eine der Durchschneidungen sicher in London Statt hatte, daß also die jetzt in Rio befindliche Mittelplatte den Weg dorthin zurückgefunden hat, das ganze Stück demnach in Europa gewesen ist. Als Adressat des oben mitgetheilten Brieffragments kann, glaube ich, ganz ohne Bedenken Gvmssemin bezeichnet werden, der ja, wie aus Broxnsniarr's Worten hervorgeht, an der Sache be- theiligt war. In Rio ist der Adressat kaum zu suchen, sonst würde es nicht heißen „when you write to Dr. RIEDEL“. Wer aber sonst sollte es in Europa gewesen sein? Nun ist GuILLEMmIN nach seinem eigenen Bericht‘) schon im Oktober 1838 in Rio de ‚Janeiro gewesen, nach LaskGuvE6) Ist er am 24. Juli 1839, auf dem Schiff L’H£roise heimkehrend, in Brest gelandet, er ist bereits am 15. Januar 1842 in Montpellier ge- storben. Wenn also der Brief an GvisLEmıv gerichtet war, mub er zwischen Juli 39 und Januar 1842 geschrieben sein. Es läßt sich seiner Datirung aber noch etwas näher kommen. ULaussen, der darin erwähnt wird, hat GumLemin nicht blos ge- kannt, sondern ihm sogar im December 1838 eine Sammlung ver- kauft.) Derselbe passirte im Jahr 1840 durch Lagoa Santa in Minas Geraös, wo er Luxp besuchte und mit diesem nach fossilen Knochen grub (cf. P. Luxp(6)); er kam offenbar erst gegen Ende dieses Jahres nach Europa, wie aus folgender Notiz m Flora 1840 n. 45 Dezember 7 II p. 720 hervorgeht, wo es heißt: „Herr ÜLAUSSEN hat neuerlich eine große Sammlung lebender Pflanzen nach Brüssel gebracht.“ Aber im Februar, März und April 1842 hat er bereits wieder in Nova Friburgo Pflanzen gesammelt (cf. LasksuvE6) p. 240). Da der Brief GvisLemmw’s, den R. Brown als ihm von ÜULAUSSEN überbracht erwähnt, vom 3. Februar war, so komme ich zu dem Schluß, daß er am 3. Februar 1841 geschrieben sein müsse. Wann R. Brown den Brief erhalten, ist freilich damit nicht gesagt; jeden- 1) GuILnEmIN!) p. 14 sagt: „J’ai employe les jours pluvieux du mois de Decembre A tudier et determiner avec l’assistance de M. RıepeL, une immense eolleetion de plantes söches et de divers produits vögetaux, que jaequis d’un naturaliste Danois M. ULaussen qui avait söjourne pendant deux annces sur les bords du Rio Säo Franeisco. Schicksale der Psaronius brasiliensis-Reste. 95 falls muß es aber im Laufe des Jahres 1841 gewesen sein. Es ist nämlich nach Lage der Dinge kaum daran zu zweifeln, dab besagter Brief ULaussen bei seiner Rückreise nach Brasilien mitgegeben wurde, um ihn, der England passirte, bei R. Brown einzuführen. Und wenn dem so ist, dann hatte Gurmuemin den Psaronius von RiEpDEL mit dem Auftrage mitgegeben bekommen, nach Abschneidung eines Stückes für Broxngntart den Rest des Exemplars nach Bra- silien zurückzusenden. Er hat also die Durchschneidung in Paris vornehmen lassen und dann das Stück dem zurückreisenden ULAUSSEN zur Beförderung anvertraut. ULaussen seinerseits lieb dann in London am andern Ende ein weiteres Stück abschneiden, welches er an British Museum oder, da das Exemplar erst mit dessen Nachlaß ans Museum gelangt ist, vielleicht eher an R. Brown persönlich verkaufte. Der Satz in Brown’s Briefentwurf „I sup- pose this is all right and what was intended by Dr. Rırper, but I think it necessary to mention the eircumstance* wird dadurch erklärlich, daß sein Autor es auffällig fand, dab UnAaussen von dem doch dem Museum zu Rio gehörigen Objekt einen Abschnitt verkaufen wollte, und dab er einigen Verdacht hegte, es möge nicht ganz mit rechten Dingen bei diesem Handel zugehen. Wie gegründet aber solcher Verdacht war, das ergiebt sich aus dem, was man von Uraussen’s Lebensschicksalen weiß, deren Mittheilung ich Waruıng’s Güte verdanke. Derselbe war eines Betruges halber aus Dänemark geflüchtet, hat dann im Krieg zwischen Argentinien und Brasilien 1825— 28 Spionendienste gethan, war später Kaufmann, Fazendeiro in Minas Geraös und entwickelte sich endlich durch P.W.Luxp’s Einfluß zum palaeontologischen und botanischen Sammler, wofür er eine bedeutende Befähigung erwies. Schließlich freilich hat er sich auch gegen Lux» sehr unschön benommen. Doubletten der fossilen von Luxp in den Höhlen von Minas Geraös entdeckten Thierreste, sowie seine eigenen Funde hat er nach Europa gebracht und an den Jardin des plantes in Paris sowie ans British Museum verkauft, somit auch anderweitig mit beiden Anstalten in Verbindung gestanden. Nach Brasilien 1842 zurückgekehrt, nahm er an ÜASTEL- xau’s südamerikanischer Reise Theil und soll endlich in London in einem Spital gestorben sein. Man vgl. Warmine’siil) auf ihn be- züglichen Artikel sowie REINHARDT) und LuND(6). Daß die Fragmente des Fossils, wie sie sich zu Rio, London, Paris und Straßburg befinden, einem und demselben, dem Museum zu Rio gehörigen Block entstammen, glaube ich im Vorstehenden 26 H. Grar zu Sorms-LaugBach: Psaronius brasiliensis-Reste. bewiesen zu haben. Über die weitere Frage, woher und durch wen der Block seinen Weg nach Rio gefunden, haben meine Recherchen leider keinerlei Anhaltspunkte ergeben. 1. Bensert, A. W. and Murray, G. A Handbook of Uryptogamie Botany 1889 p. 123 f. 9. 2. BRONGNIART, Ad. Notice sur le Psaronius brasiliensis. Bulletin soc. bot. de France v. XIX 1872 p. 3 segq. 3. ÜARRUTHERS, W. On the tree Ferns of the Coal Measures and their affınities with existing forms. Report of the forty second meeting of the British Association held at Brighton 1872, Transactions of the sections p. 98. 4. GUILLEMIN, A. Rapport ä M. le Ministre de l’agrieulture et du ecommerce sur sa mission au Bresil 1839 (Revue agricole livr. 16). Übersetzung davon in Hooker ‚Journal of Botany Ill (1841) p. 1—17. . Lasösuer. A, Musce botanique de M. Benjamin De Lessert 1845. 6. Luspo, P.W. Brief an Prof. Dr. Bronn. N. Jahrbuch f. Mineralogie v. Leonhard u. Bronn Jahrg. 1843 p. 785. . von Marrıvs, K. F. P. Historia naturalis Palmarum I (Unger de Palmis fossilibus) 1851— 1850 p. 70 tab. 1 f. 4. 8. Reınsnarpr. Biografie von P. W. Lund in Danske Videnskabs Selsk. Över- siegt 1880. 9. Sorms-LaupracH, H., Graf zu. 1. Einleitung in die Palaeophytologie 1887. - 10. Ursan, I. Biographische Skizzen II: G. H. von Langsdorff und Ludwig Riedel. Englers bot. Jahrbücher v. XVIII 1894 Beiblatt p. 6 seq. ll. Warmiss, Eug. Artikel Claussen in Brickas Dansk biografisk Lexikon. 12. Zeıtver, R. Etudes des eites mineraux de la France. Bassin houiller et permien d’Autun et d’Epinac. II Flore fossile p. I 1890 p. 246 seq. t. 21. [bt =] IP Ueber den Reichtum des Culturlandes unserer Städte an Pflanzensamen. Ein Beitrag zur Lehre von der Verbreitung der Pflanzen von Franz BUcHEnAv-Bremen. Die außerordentlich große Anzahl von Pflanzenkeimen (Samen und selbständig werdenden Sprossen) und ihre Fähigkeit zu wandern sind seit den unvergeßlichen Arbeiten von Cn. Darwın als wichtige Faktoren für die Verbreitung der Gewächse und für ihre Erhaltung in dem Kampfe ums Dasein erkannt worden. Nachdem ALpH. DE ÜANDOLLE in der 1855 erschienenen G&o- graphie botanique raisonnee viele dahin einschlagende Fragen er- örtert hatte, gab Cr. Darwıy 1859 durch seinen Origin of species den „beschreibenden“ Naturwissenschaften einen ganz neuen Inhalt. Außerordentlich groß ist die Zahl der seit jener Zeit erschienenen Schriften, welche sich mit der Zahl und Verbreitung der Pflanzen- keime beschäftigen. Ich selbst möchte auf den nachfolgenden Blättern einen kleinen Beitrag zu diesen Studien liefern. Zu Anfang April 1903 verließ ich infolge meines Übertrittes in den Ruhestand die bis dahin innegehabte Dienstwohnung und bezog ein neues, kleines, als Eigentum erworbenes Haus in der nordöstlichen Vorstadt von Bremen. Das an die Straße grenzende Vorgärtchen desselben war kurz vorher durch Aufschüttung her- gestellt und dann mit Buchsbaum und Ziergewächsen bepflanzt worden. In ihm gingen im Laufe des April und Mai so zahlreiche Unkräuter auf, daß sich mir der Gedanke. aufdrängte, wie viele Keimpflanzen sich wohl im Laufe des Jahres auf diesem kleinen Raume entwickeln möchten. .Die Fragestellung ist, wie man sieht, eine außerordentlich einfache, aber ihre Beantwortung sicher nicht 28 Franz BUCHENAU ‚ ohne Interesse. Es ist mir nicht bekannt, ob derartige Beob- achtungen und Zählungen schon angestellt worden sind. Jedenfalls könnten sie aber zu wichtigen Schlußfolgerungen hinleiten, wenn sie an recht verschiedenartigen Lokalitäten durchgeführt würden. Ehe ich meine Beobachtungen darlege. möchte ich mit ein paar Worten auf einige Schriften hinweisen, welche verwandte (segenstände behandeln. Es sind dabei auch mehrere Arbeiten zu erwähnen, welche in der Literatur wohl kaum noch genügende Beachtung gefunden haben. In einer besonderen Schrift: „Die Verbreitungsmittel der Pflanzen“ cab Frrepr. HınvEßrannd 1873 eine Uebersicht des bis dahin auf diesem Gebiete Bekannten. Sehr viel hübsche Einzel- heiten enthält ferner Kerxer's „Pflanzenleben“, welches sich über- dies durch Schönheit des Ausdruckes und Eleganz der zahlreichen Figuren auszeichnet. Im zweiten Bande (der zweiten Auflage von 1898) bespricht dieses Werk auf nahezu 100 Seiten: „Die Ver- breitung und Verteilung der Arten“ in drei Capiteln: 1. Die Ver- breitung der Arten mittels Ablegern, 2. die Verbreitung der Arten mittels Früchten und Samen, 3. Verbreitungsgrenzen. Im 11. und 12. Capitel seines unsterblichen Werkes Origin of species erörtert Un. Darwın die vielseitigen Verbreitungsmittel, welche den organischen Wesen zur Verfügung stehen. Er weist z. B. auf die Gewölle und Exeremente, auf das Gefieder, den Schnabel und die Fübe der Vögel hin, denen gegenüber die G&o- eraphie botanique raisonnee sich ziemlich ablehnend verhalten hatte. Oft eitiert ist das Ergebnis, daß Darwin aus drei Eblöffeln voll Schlamm (welcher getrocknet 6°”, Unzen wog) 537 Keimpflanzen von sehr verschiedenen Arten erzoe, Darwins Anrerungen haben eine ganze Literatur für und wider die Möglichkeit eines Trans- portes mittels jener Beförderungsmittel auf geringere oder größere Entfernungen hervorgerufen. Ich führe nur beispielsweise an, dab J. Duvar-Jovve auf dem Wildpret-Markte von Straßburg 12 Pflanzen- Arten (z. B. Alısma Plantago, Echinodorus ranunceuloides, ‚Junceus spec, Carer spec.) an dem Gefieder und den Füßen von Vögeln sammelte (Bull. Soc. bot. France, 1864, XI, p. 265). — Die neueste Erörterung hierüber (vom September 1903) findet sich in der Botany of the Faeröes. Warmına teilt dort in einer fesselnd ge- schriebenen History of the Flora of the Faeröes, p. 676, einen Brief des ausgezeichneten «dänischen Ornithologen H. WınGe mit, wonach bei Tausenden von Zugvögeln, welche an den dänischen Reichtum des Culturlandes unserer Städte an Pflanzensamen, 39 Leuchttürmen verunglückt waren, die Magen stets leer gefunden wurden. — Ueber den Transport von Samen auf kleinere Ent- fernungen vergl. man dagegen H. HrsserLmann, Näagra jakttagelser öfver växternas spridning, in Botaniska Notiser, 1897, p. 97—112; dort findet man zugleich Studien über keimfähige Samen in den Algendriften an Meeresküsten. — Ueber einen Fluß als Hilfsmittel der Verbreitung vergleiche Guppy, the River Thames as an agent in Plant dispersal, in Journ. Linn. Soc., 1893, XXIX. Nur noch ein Hilfsmittel für den Transport von Samen möchte ich aus dem Kreis meiner eigenen Studien erwähnen: die Ver- schleimung der Samen bei manchen Juncaceen. Ich habe zwar schon vor mehr als 13 Jahren darüber Einiges veröffentlicht (Mono- graphia Juncacearum in EnGter’s bot. Jahrb., 1590, XII, p. 34); aber mehrfache Anfragen während der letzten ‚Jahre beweisen mir, dab meine Mitteilungen keine Beachtung gefunden haben. An ver- schiedenen Juneus-Arten (.J. bufonius, tenwis, effusus, Leersii, fili- formis, glaucus, lamprocarpus, acutiflorus) beobachtet man, dab bei naßkühlem Herbstwetter die zahlreichen kleinen Samen nicht aus den Früchten herausfallen, sondern dab die äußere Samenhaut jedes einzelnen Samens zu einer gallertartigen Masse aufschwillt. Die so verklebten Samen quellen darauf in Form einer umfangreichen Schleimmasse aus der geöffneten Frucht heraus. Zuweilen ist ein srober Teil des Blütenstandes durch diesen Schleim verklebt. Ja, die Gallerte kann ein solches Gewicht erreichen, daß dünnere Stengel von ihr niedergebogen werden. Dies ist namentlich bei Juncus tenwis Willdenow häufig der Fall. In dieser Festschrift wird es erlaubt sein, auch persönliche Erinnerungen anzuführen. Als ich im Herbste 1888 zusammen mit meinem nun schon ver- ewigten Freunde K. BECKMANN, welcher auch mit unserem ‚Jubilare nahe befreundet war, die Heide bei Groß-Bramstedt unweit Bassum durchstreifte, waren an ein paar Stellen die Wegränder so dicht mit solchen bogig-übergeneigten Stengeln von Juncus tenwis be- setzt, dab wir mit den Beinkleidern mehrere Klümpchen ver- schleimter Samen abgestreift hatten, ehe wir auf die Erscheinung aufmerksam wurden. Zweifellos werden daher die Samen leicht durch Hunde, Schafe, Füchse, Rehe und Gänse, durch wandernde Menschenschaaren (Erdarbeiter!) und ihre Gerätschaften verbreitet werden! Auch an jener Stelle war Jumcus tenuis erst vor kurzem nach größeren Erdbewegungen aufgetreten; er gehört zu denjenigen ausländischen (amerikanischen) Wanderpflanzen, welche ihr Areal 30 Franz BucHENAU am raschesten (und nicht nur über Deutschland) ausdehnen. — Bemerkt sei hierbei, dab ich die Verschleimung bis jetzt noch nicht bei den Juncus-Arten mit feilspanförmigen Samen (seminibus scobi- formibus) beobachtete, obwohl gerade diese gerne an kühlfeuchten Standorten (z. B. feuchtquelligen Plätzen der Alpen) vorkommen. — Unsere zweite Juncaceen-Gattung: Luzula besitzt in jeder Frucht!) nur 3 große Samen, welche leicht herausfallen. Auch bei ihnen verschleimt die äußere Samenhaut sehr leicht, aber meist erst im Erdboden. Die Schleimhülle verklebt sich dann mit Sandpartikelchen, Erdklümpchen und Detritus und bildet so ein treffliches Befesti- sungsmittel für die junge Pflanze. — Ganz ausgezeichnet ist aber die Schleimhülle als Transportmittel bei der einjährigen canarischen Luzula purpurea ausgebildet (vgl. Monogr. June. p. 35). Die äubere Samenhaut quillt nach Befeuchtung sofort mächtig auf. Nach fünf Minuten hat sie schon eine Dicke von '/, mm erreicht; dieses (Quellen dauert aber noch tagelang fort, bis der Radius der Schleim- hülle größer ist, als der Durchmesser des eigentlichen Samens. Reife Samen, in ein Schälchen mit Wasser gelegt, stoßen sich ab, wie nach Vorstellungen der Physik die von einer Aetherhülle um- gebenen Atome.?’) — Die Pflanze ist auf den canarischen Inseln (einschließlich Madeira) zu Hause. Sie wurde aber im Jahre 1848 durch Dr. H. Werwırsch auch in der portugiesischen Provinz Estre- madura entdeckt. Es scheint mir daher im höchsten Grade wahr- scheinlich zu sein, daß sie dorthin unter der Mitwirkung ihres vor- trefflichen Transportmittels verschleppt wurde. Nur noch auf eine Forschungsrichtung möchte ich hinweisen, auf die Untersuchung der „ruhenden Samen“ durch A. Prrer (Cultur- versuche mit „ruhenden“ Samen, in Nachr. Kön. Gesellsch. Wiss. (Gött., 1893, p. 673—691, 1894, p. 373—393; auf p. 674 Literatur- Angaben über das Keimen „ruhender“ Samen und verwandte Erscheinungen). Dieser Forscher suchte in der Umgebung von Göttingen vegetationslose Stellen aus zunächst in Wäldern, welche zu bestimmten Zeiten auf Ackerfeldern angelegt wurden und dann in Wäldern, welche in historischen Zeiten von jeher Wald gewesen ') Bei der Untergattung Gymnodes (L. pilosa et aff.) wird die sehr dünn- wandige Frucht durch die kurz dauernde Turgescenz der auf der Spitze des Samens sitzenden Carunkel aufgesprengt. ?) Die Erscheinung des Aufquellens der äußeren Samenhaut ist also bei Luzula purpurea ebenso stark ausgebildet, wie in manchen längst bekannten und mehrfach wissenschaftlich untersuchten Fällen, z. B. bei Linum und Plantago. Reichtum des Culturlandes unserer Städte an Pflanzensamen. 31 sind. Auf je einer quadratischen Fläche von 30 cm Seitenlänge wurde der Erdboden getrennt in drei Schichten von je 8 em Dicke ausgehoben, in den botanischen Garten gebracht und dort sorg- fältig ceultiviert. Es zeigte sich, dab jede der zahlreichen Proben schlummernde Keime (meist „ruhende Samen“) enthielt. — In den auf Acker- oder Weideland angelegten Wäldern fanden sich zahl- reiche (76) Acker- und Weidepflanzen in ruhenden Samen vor. Ein im Frühjahre 1894 angelegter Saatkamp (Waldparcelle un- weit Thiershausen über altem Ackerlande) blieb bis zum August ungejätet und lieferte dann +41 Arten, davon die Hälfte Acker- unkräuter. Prrer kommt durch seine höchst beachtenswerten Unter- suchungen zu dem Schlusse, dab „für viele Acker- und Weidekräuter die Grenze, bis zu welcher ihre „ruhenden“ Samen die Keimfähig- keit noch nicht verlieren, wahrscheinlich ziemlich viel weiter als ein halbes Jahrhundert zu setzen sein wird“. Doch nun zu meinen Zählungen der Keimpflanzen. Das Haus, um dessen Vorgärtchen es sich bei den nachtfolgen- den Beobachtungen handelt, liegt am äußersten Rande des erst nach 1890 entstandenen nordöstlichen Stadtteiles von Bremen. Das Areal war Jahre hindurch als „Parcellen-Garten“ benutzt worden, d.h. als Teil eines gepachteten Obst- und Gemüse-Gartens. Solche Gärten und Gärtchen umgeben unsere Stadt fast ringsumher in diehtem Kranze und dienen vielen Bürgern zur Erholung und zur Gewin- nung ihres Bedarfes an Blumen. Obst und Gemüse. An der Strabe war, als ich das Haus im Oktober 1902 kaufte, erst ein Haus be- wohnt. Jetzt (im Januar 1904) sind bereits 18 Häuser bezogen. — Das kleine Einfamilienhaus wurde im Sommer 1901 begonnen and stand im August 1902 fertig da (abgesehen natürlich von der inneren Einrichtung). Da die ganze Gegend sehr niedrig, liegt (0,60 m über Bremer Null), so wurde der Straßenkörper um mehr als 1 m erhöht, sodaß er in der Mitte sich auf 1,75 m über Null erhebt. Der Zwischenraum zwischen Straße und Hausmauer bildete also zunächst (hier wie bei allen Nachbarhäusern) eine tiefe Grube. Im Winter 1902/03 wurde dieser Raum zunächst durch Bauschutt und dann durch Erdboden aus dem Untergrunde benachbarter Bau- plätze auf nahezu Strabenhöhe gebracht und dadurch das in Frage kommende Vorgärtchen geschaffen. Ich bemerke dazu, dab diese kleinen Vorgärten von der Bremischen Bauordnung gefordert werden, und daß sie viel zu dem überaus freundlichen Eindruck beitragen, welchen unsere Stadt auf Bewohner und Besucher macht. 32 Franz BUcHENAU Das so geschaffene Vorgärtchen bildet ein Rechteck von 7 m Breite (der Hausfront entlang laufend) und 2,28 m Tiefe. Es wird aber von einem durchschnittlich ca. 3 m breiten Streifen durch- schnitten, welcher von der Gartenpforte nach den Vortreppen führt und mit Mettlacher Fliesen belegt ist. Da die Fliesen in Üement eingebettet sind, so sind diese 6", Quadratmeter Flächenraum dem Pflanzenwuchs völlig entzogen. Links von der cementierten Fläche bleibt bis zum Gitter des Nachbargärtchens nur ein Erdstreifen von 47 cm Breite frei, dessen Oberfläche mithin ziemlich genau l qm beträgt. Rechts liegt das eigentliche Vorgärtchen von 3,40 m mittlerer Breite und (wie bereits bemerkt) 2,23 m Tiefe, demnach also von 7°/, qm Inhalt. Von dieser Fläche wurde aber noch der Mittelraum von ca. 3 m Breite und 1,40 m Tiefe mit grobem, schwarz- weißem Marmorkies bedeckt, durch welchen die Keimpflanzen sich nur schwer hervorarbeiten konnten (eine Fläche von etwa 4 qm). Es bleibt also hier als wirkliche Gartenfläche nur ein hufeisenartig eekrümmtes Beet von etwa 3°”, qm Oberfläche übrig. Im Ganzen beträgt demnach die Fläche der Gartenbeete etwa 4”, qm. wozu dann noch die 4 qm der Kiestläche hinzukommen. Im April wurde das Vorgärtchen bepflanzt. Das kleine Beet links von dem Fliesenstreifen erhielt einen 2,28 m langen Streifen von niedrigem Buchsbaum, 10 Exemplare von Hosta (Funkia) eoerulea (der bekannten krausen, weibgescheckten Gartenform) und am Gitter des Nachbargärtchens drei kleine Sträucher vom Feuer- busch (Pirus japonica). — Das hufeisenförmige Beet rechts bekam eine Einfassung von 6'/, laufenden Meter niedrigem Buchsbaum und wurde dann beptlanzt mit 2 Thuja, 1 Weigelia rosea, 1 hoch- stämmigen Buchsbaum, 1 Hydrangea panniculata, 1 Funkia ceoerulea, 1 hochstämmigen Remontant-Rose und (an der Hausmauer entlang) 1 Weinstock, 1 großblütigen Clematis, 1 Wistaria chinensis. Dazu kamen dann im Mai noch 1 hochstämmiger Uytisus purpureus (auf C, Laburnum gepfropft) und 12 niedrige Rosen (meist kleine Monatsrosen). Obwohl die meisten der genannten Pflanzen nur kleine Erd- ballen besaßen.') so wurden doch selbstverständlich dem Erdboden durch diese starke Bepflanzung, sowie durch die Gerätschaften der Gärtner zahlreiche Unkrautsamen zugeführt. Dies war aber für !, Nur der hochstämmige Buchsbaum und die beiden Thuja besaben etwas größere. Reichtum des Culturlandes unserer Städte an Pflanzensamen. 33 die Zwecke meiner Beobachtungen nicht störend, denn es kam mir ja nur darauf an, einmal für den kleinen sicher zu übersehenden Raum eines städtischen Gartens die Anzahl der vorhandenen Samen oder richtiger gesagt: die Anzahl der in einem Sommer aufgehen- den Unkräuter zu ermitteln. Der April und die erste Hälfte des Mai 1903 blieben sehr kalt und unfreundlich. Am 13. Mai zog ich zuerst die gekeimten Pflanzen aus; es waren 62. Diese große Zahl erweckte in mir den (Gedanken, dab es von Interesse sein müsse, die Zahl der Unkräuter weiter zu verfolgen. Am 27. Mai waren es 194, am 3. Juni (nach zehntägigem warmen Wetter) 337. Von nun an entfernte ich an jedem Mittwoch die aufgegangenen Pflanzen unter sorgfältiger Zählung. Dabei achtete ich natürlich darauf, daß die Keimlinge vollständig ausgezogen wurden, daß also nicht etwa Cotyledonar- knospen oder Wurzeln in der Erde zurückblieben. Selbstverständ- lich wurden die herausgezogenen Pflänzchen sorgfältig beseitigt. Folgende Zahlen ergaben sich: 1903 (sräser (einschließlich Dicotyledonen Insgesamt Daun Juncus bufonius) 13. Mai 40%) 22°) 62 27. Mai 131 63 194 3. Juni 245 92°) 337 10. Juni 275 6*) 281 17. Juni 107 127°) 234 24. Juni 189 23%) 212 1. Juli*) 95 18 113 8. Juli 89 8 97 15. Juli 282 42°) 324 22. Juli 94 —**) 94 29. Juli 61 27°) 88 5. August 73 15°) 88 12. August 129 41") 75 19. August 19177) 1722) 118 *) Am 3. Juli trat dadurch eine kleine Störung ein, daß wegen eines Schadens an der Wasserleitung ein kleiner Teil des Beetes und der mit Kies bedeckten Fläche umgegraben werden mußte. **), Nicht weggenommen, weil alle Pflanzen noch zu klein waren. Ascherson, Festschrift. 3 34 Franz BUCHENAU 26. August 60 a) 65 2. September 48 7.2) 55 9. September 52 u) 64 16. September IT 9) 20 23. September 26 B:0), 34 30. September 32 251°) 57 7. Oktober 21 212°) 42 14. Oktober 6 3-1) 9 21. Oktober 1 0 1 28. Oktober ba 5) 4. November 11 4?3) 15 11. November 0 122) 1 18.. November ) 0 0 25. November ) 0 0 2. Dezember Frostwetter mit tiefem Schnee. !, Poa annua überwiegt während der ganzen Beobachtungsperiode bei weitem an Zahl. — Es gelang mir, außer dieser Species noch festzustellen: Poa pratensis, Holcus lanatus, Lolium perenne. Bei achttäglicher Entfernung der Keimpflanzen ist die Bestimmung der Gräser meist nicht möglich. — Die Quecken, welche in den Ballen von Buxus und Thuja enthalten waren, sind jede nur einmal gezählt; sie trieben noch bis zur Mitte des Sommers immer wieder aus. ?) Darunter 3 Stellaria media, 1 Taraxacum vulgare, 4 Atriplex, 4 Chenopodien. ®) Höchst auffällig ist die Zunahme der Dieotylen-Keimlinge nach dem Eintreten von warmem Wetter. Dieselbe Erscheinung wiederholte sich um Mitte Juli und dann wieder zu Ende September. *) Darunter 1 Stellaria, 1 Trifolium repens, 1 Plantago major. Etwa 20 Keimpflanzen sahen eben aus dem Erdboden hervor. Ich ließ sie stehen; sie kamen daher der nächsten Woche zu gute. 5) Darunter 6 Chenopodien, 5 Ohrysanthemum inodorum, 8 Solanum nigrum, 8 Polygonum (an lapathifolium?), 6 Polygonum dumetorum, 4 Stellaria. %) Darunter 12 Solanum, 2 Stellaria. °) Darunter 10 Solanum, 12 Polygonum, 9 Chenopodium (oder teilweise Atriplex?). °) Darunter 2 Sonchus, 3 Trifolium, 3 Solanum, 1 Lamium purpureum, 2 Capsella bursa pastoris, 1 Chrysanthemum, 3 Chenopodium, 3 Stellaria. ») Darunter 2 Solanum, 2 Stellaria, 1 Urtica, 3 Chenopodium, 1 COhry- santhemum. 10) 2 sicher erkannte Juncus bufonius. 11), ] Vieia, 1 Solanum, 1 Chenopodium, 1 Stellaria. 12) 7 Juncus. 13) Darunter 4 Solanum, 5 Chenopodium, 1 Chrysanthemum, 3 Stellaria. 14) 3 Stellaria, 1 Taraxacum, 1 Senecio vulgaris. 15, Darunter 1 Capsella, 1 Lamium, 3 Stellaria, 1 Polygonum. - Reichtum des Culturlandes unserer Städte an Pflanzensamen. 35 16) Darunter 4 Stellaria, 1 Malva, 1 Chrysanthemum, 1 Hieracium Pilosella, 2 Chenopodium, 1 Atriplex. 1°) Darunter 1 Stellaria, 1 Capsella, 1 Senecio vulgaris, 2 Euphorbia helioscopia. 18) 1 Lamium, 2 Chrysanthemum, 2 Senecio, 2 Stellaria, 1 Chenopodium. 1%) Darunter 16 Senecio, 4 Stellaria, 2 Chrysanthemum. 20) Darunter 12 Senecio, 3 Stellaria, 1 Sonchus. 21, 1 Senecio, 1 Ohrysanthemum, 1 Stellaria. 22) Stellaria. 23) 2 Senecio, 1 Stellaria, 1 Chenopodium. Die beobachteten Zahlen geben zu mancherlei Betrachtungen Veranlassung, z. B. über das plötzliche massenhafte Auftreten von Sene- cıo vulgarıs im Herbste. Ich enthalte mich aber für jetzt noch jeder Discussion, da mir die Basis, auf welcher die Zahlen ruhen, zu schmal erscheint. — Nur das Gesamtresultat will ich noch anführen, dab in diesem kleinen Vorgärtchen von 8°/, qm Fläche in einem Jahre 2683 Keimpflanzen (2123 Monocotyledonen und 560 Dicotyledonen) aufgingen; es kamen also auf das Quadratmeter deren: 306?/,. — Das Areal der Stadt Bremen betrug seit dem Jahre 1891: 2565,16 ha, erweiterte sich aber am 1. April 1902 durch den Anschluß der Vor- orte Hastedt, Schwachhausen, Gröpelingen, Walle, Woltmershausen und eines Teiles von Neuenland auf 5336 ha. — Für diese Flächen würden — gleiche Ansiedelungsverhältnisse vorausgesetzt — sich die ungeheuren Zahlen von 7866490666 und 16363733332 Keimpflanzen ergeben. Diese Zahlen haben aber natürlich keine reelle Bedeutung, da in die angegebenen Areale u. a. auch die ge- pflasterten Straßen und die bebauten Flächen eingeschlossen sind. Die auf bebaute, gepflasterte, asphaltierte oder mit Platten belegte Stellen geratenden Samen werden natürlich zu Grunde gehen oder durch Abfuhr oder Regen beseitigt werden. Sollten mir Leben und Arbeitskraft erhalten bleiben, so beab- sichtige ich, diese Beobachtungen in den nächsten Jahren fortzusetzen. Dann wird keine neue Zufuhr von Samen durch Bepflanzung statt- finden. Ueberdies ist im Jahre 1903 keins der aufgegangenen Un- kräuter zur Samenreife gelangt. Es werden also nur solche Samen in dem Vorgärtchen aufgehen können, welche entweder im Jahre 1903 geschlummert haben oder welche inzwischen durch natürliche Trans- portmittel: Wind, Regen und Tiere (?), ab- und zugehende Menschen u. Ss. w. zugeführt worden sind. — Es wird sich aber empfehlen, die Zählung und Wegnahme der Keimpflanzen nur alle 14 Tage vor- 3* 36 Franz BucHEnAu: Reichtum des Culturlandes usw. zunehmen. Die Abhängiekeit der Keimung vom Wetter wird dadurch nur wenig verschleiert werden. Dagegen wird der große Vorteil sewonnen, dab viel mehr Pflanzen nach ihrer systematischen Stellung bestimmt werden können. Im Jahre 1903 hatte ich die achttägliche Wegnahme wesentlich aus ästhetischen Gründen gewählt; als sich der Uebelstand ergab, daß die meisten Pflänzchen nach so kurzer Lebens- dauer noch nicht bestimmbar waren, mochte ich die Termine nicht mehr ändern. IV. Einarter unter den Gefäßpflanzen Norddeutschlands von F. Höck- Luckenwalde. Sicher sind wenig Gebiete von gleicher Ausdehnung hinsicht- lich der Verbreitung ihrer Gefäßpflanzen so durchforscht wie Nord- deutschland. Hierzu hat wohl kaum ein lebender Naturforscher mehr beigetragen als P. AscHerson, der oft lange und beschwer- liche Reisen nicht gescheut hat, um nur einen neuen Fundort einer wenig verbreiteten Art festzustellen. Nur selten werden daher jetzt für das ganze Gebiet neue urwüchsige Arten entdeckt. Wenn dies geschieht, gehören sie meist entiegenen Grenzgebieten wie Ost- preußen und Posen an, oder es sind Arten der im Gebiet durch besonderen Formenreichtum ausgezeichneten Gattung Carex oder solcher Gattungen, deren Formenfülle erst in den letzten Jahr- zehnten voll erkannt ist, wie Zosa, Rubus und Hieracrium oder gear Euphrasia und Alectorolophus, die erst in neuester Zeit als vielgestaltige Gattungen erwiesen wurden. Derartige Gruppen be- schäftigen daher heute am meisten die Forscher unseres Grebiets neben den noch weniger genau hinsichtlich ihrer Verbreitung be- kannten Zellpflanzen. Im Gegensatz zu solchen Gattungen, die in viele Arten zerlegt sind, möchte ich hier die Aufmerksamkeit einmal auf die richten, von welchen wir in Norddeutschland nur je eine Art haben. Denn auch sie verdienen besondere Beachtung. Natürlich ist klar, daß bei den verschiedenen Ansichten vom Umfang der Gattungen und Arten ihre Zahl sich nicht sicher feststellen läßt. Sicher ist aber, dab diese nicht gering ist, wenn man nicht den Gattungs- umfang: derartig weit faßt wie E. H. L. Krause:in seiner Bearbeitung von Sturm’s Flora von Deutschland. Da aber eine solch weite Fassung des Gattungsbegrifis noch kaum irgendwo Anklang ge- funden hat, sehe ich davon ganz ab. 38 F. Höck Faßt man dagegen den Umfang der Art weit, ähnlich wie ÄSCHERSONS (sesamtarten, was wenigstens für Schulzwecke dienlich ist, so sind in Norddeutschland von 538 Gattungen nicht weniger als 289 nur mit je einer Art vertreten, wie eine Durchsicht meiner Bearbeitung von Cossmanns Schulflora für Norddeutschland zeigt. Allerdings könnte man mir mit Recht einwenden, wenn der Art- begriff weit gefaßt werde, müsse auch der Gattungsbegriff ähnlich erweitert werden. Daher will ich gleich darauf hinweisen, daß bei üblicher Fassung beider Begriffe, wie wir sie in „ÄSCHERSON- (GRAEBNERS Flora des nordostdeutschen Flachlandes“ finden, doch noch für dies Gebiet fast 50°, der Gattungen, ja bei Erweiterung des Gebiets auf ganz Norddeutschland reichlich 50°, mit nur je einer Art vertreten sind. Von diesen Gattungen sind schon etwa 60°) in Mittel- und Süddeutschland durch weitere Arten vertreten. Immerhin sind noch über 200 unserer norddeutschen Gattungen im ganzen deutschen Reich nur mit je einer Art fest angesiedelt. Die große Zahl einartiger Gattungen bewirkt denn auch, daß trotz der Artenmannigfaltigkeit anderer (z. B. Carex etwa 70) die Durch- schnittszahl der Arten einer Gattung in Norddeutschland nur 2—3 (sowohl nach meiner als nach AscHERSON-GRAEBNER'S Fassung des Artbegriffs wenig über 2,5) beträgt. Diese geringe Artenzahl in einer Gattung scheint für deutsche Gebiete bezeichnend; denn nach „(RADMANNS Pflanzenleben der Schwäbischen Alb“ kommen für das kleine Gebiet auch nur 2,4 Arten im Durchschnitt auf eine Gattung und in ganz Württemberg ist diese Durchschnittszahl nach KırcHner-EicHLEr 2,6; dagegen ist die entsprechende Vergleichs- zahl für ganz Deutschland nach GArcKE 3,6, doch offenbar nur so hoch wegen Zählung vieler nicht eingebürgerter Arten. Alle diese Zahlen, wonach jede zweite oder dritte Gattung nur durch je eine Art vertreten ist, erscheinen sehr hoch, wenn wir demgegenüber 7. B. beachten, daß nach F. v. MüuLter in Australien 12250 Arten von Samenpflanzen vorhanden sind, unter denen nur 550 einzige Vertreter ihrer Gattung sind (vgl. Bot. Jahresber. 1885, 2 S. 217f.), also durchschnittlich nur die zwei- oder dreiundzwanzigste Art einziger Vertreter ihrer Gattung ist, was natürlich durch Arten- fülle einzelner Gattungen (z. B. Acacıa 320) bedingt wird. !) Bei genauem Anschluß an GarckE gar 67, doch zählt dieser Forscher Arten mit, die nur gebaut und selten verwildert vorkommen; da in dieser Arbeit eine Rechtfertigung jeder einzelnen Gattung der Raumbeschränkung wegen un- möglich ist, rechne ich in der Regel nur mit runden Zahlen. Einarter unter den Gefäßpflanzen Norddeutschlands. 39 Im Ganzen sind von den auch bei GARcKE nur mit je einer Art gezählten Gattungen unseres Gebiets etwa 90 in anderen europäischen Ländern vertreten durch mehr, z. T. gar ziemlich viele Arten, z.B. Thymus mit fast 40 Arten (mit mehr als 20 sonst noch: Colchicum,') Anthyllis, Daucus,; mit 10—20: Asparagus, Nareissus, Aristolochia, Suaeda, Salsola, Hermiaria, Biscutella, Sarothamnus, Lavatera, Thymelaea, Echium, Cephalaria, Helichrysum, Jurinea, Serratula, Taraxacum). Von den nichtdeutschen Arten sind die meisten in Südeuropa, deuten also darauf hin, daß von dorther auch die nach Norddeutschland vorgedrungenen Arten einst kamen. Doch gibt es davon auch Ausnahmen: so hat z. B. Sagittaria auber unserer Art noch eine europäische (S. natans), die aber gerade in dem äußersten Norden unseres Erdteils auftritt; ähnlich steht es mit der zweiten Arnica Europas (A. alpına), dem zweiten Pole- monium (P. pulchellum) und der zweiten Limosella (L. borealis) unseres Erdteils, so daß die Annahme denkbar wäre, dab diese nordischen Formen unmittelbare Abkömmlinge solcher Arten wären, in denen die Gattungen bei uns die Eiszeiten überlebten. Daß vorwiegend durch jene Zeiträume großer Kälte die Artenzahlen vieler Gattungen bei uns so herabgedrückt sind, bezeugen gerade in erster Linie die Gattungen, die in ganz Europa nur mit je einer Art vertreten sind, in den durch die Eiszeiten wahrschein- lich weniger heimgesuchten Teilen Nordamerikas und Ostasiens aber weitere Vertreter haben, von denen viele Waldpflanzen sind. Voran- stellen möchte ich darunter die Gatt. Fagus. Wenn nicht die neuer- dings abgetrennte F\ asıatica von Vorderasien aus etwa noch in Südosteuropa hineinreichen sollte, hätte unser Erdteil von dieser für Mitteleuropa höchst bezeichnenden Baumgattung nur eine Art, während alle echten Buchen außer diesen (2) in Ostasien sowie Nordamerika vorhanden sind; ähnlich aber steht es mit Taxus (wenn man bei dieser mehrere Arten annehmen will; vgl. S. 46), Coralliorrhiza, Asarum und Cimicifuga unter den Waldpflanzen,”) sowie ferner mit Narthecium und Parnassia, während nur in Asien (besonders dort im Osten) z. B. Hydrocharis, Acorus, Molinia, Paris, Herminium, Neottia, Humulus, Aegopodium, Ligustrum, Adenophora, !) Nach Nyman auch Ulex, nach neuerer Auffassung wohl kaum (vgl. S. 40). 2) Auch Linnaea schließt sich hier an, wenn man Abelia damit vereint (GRAEBNER in EnGLer’s Jahrb. 29, 120ff.), doch zeigt sie gleich anderen Gattungen auch Arten in Mexiko; auch die beiden ihr nächstverwandten Gattungen sind amerikanisch und ostasiatisch. 40 F. Höck nur in Amerika (besonders in dessen nördlicher Hälfte) z. B. Actaea, Isnardia, Creuta, Ledum, Trientalis, Hottonia und Solidago weitere ursprüngliche’) Vertreter haben. Ist bei diesen die weitere Verbreitung der Gattungen vielleicht erst kurz vor oder in den Eiszeiten erreicht, jedenfalls wahrschein- lich erst während dieser Zeiten eine Vereinzelung der europäischen Arten eingetreten, so dürften andere Gattungen ihre Wanderung nach Europa in viel früheren Zeiten angetreten haben, da sie die Mehrzahl ihrer Arten in den Tropen haben, so vor allem mehrere Farne wie Osmunda (die nächste Verwandte unserer Art wächst allerdings in China), Polypodium, Blechnum (unsere Art ist die einzige nordischer Länder) und Salvimia, ferner die ebenfalls alter- tümliches Gepräge zeigende Gattung Wolffia; doch fehlt es auch nicht an Beispielen hierfür aus Gruppen von höherer Entwicklung; so sind z.B. /lex und Limnanthemum vorwiegend in den Tropen vertreten.”) Einen unmittelbaren Gegensatz zu diesen Gattungen bilden die wahrscheinlich nach der Eiszeit und vermutlich erst durch den menschlichen Verkehr eingewanderten Gattungen, deren einzige weitere Vertreter in den ältesten Ländern des Ackerbaus in Asien oder Nordafrika weitere Vertreter haben, z. B. Agrostemma, Vaccaria, Holosteum. (Vielleicht ist auch nur durch den Menschen die einzige Ulex-Art zu uns gelangt; die Gattung ist sonst auf Westeuropa und Nordwestafrika beschränkt. Nahe Verwandte hat sie in großer Zahl auch in Westeuropa, doch auch in anderen Teilen Europas und in Südafrika.) Sicher urwüchsig ist Gale, unter welchem Namen ÜHEVALLIER unsere Myrica, 1 ostasiatische, 1 amerikanische !) Nur eingebürgerte Gattungen lasse ich weiterhin außer Acht; hierzu gehören unbedingt z. B. Helodea, Robinia, Galinsoga, wahrscheinlich auch Cotula und vielleicht noch Myosurus. Über Acorus vgl. in dieser Beziehung AscHERSoN- GRAEBNER, Synopsis 11, 2 8. 365. ®) Vorwiegend tropisch ist auch Lindernia; vielleicht schließt sich noch Arundo hier an, obwohl unsere Art bis ins arktische Gebiet reicht und fast über die ganze Erde verbreitet ist, Dagegen besitzt Litorella außer unserer Art nur noch eine antarktische, und Ähnliches gilt für Apium; Conium hat nur noch eine Art im Kapland; auch von Samolus ist außer unserer weitverbreiteten Art uur noch eine von Küsten der südlichen Erdhälfte bekannt; von Caldesia sind außer unserer in verschiedenen Varietäten weitverbreiteten Art noch 2 australische Arten bekannt, von denen die eine nordwärts bis Indien reicht; von Cynodon kommen neben unserer Art noch 3 in Australien vor, von denen gleichfalls eine noch bis Asien verbreitet ist, Einarter unter den Gefäßpflanzen Norddeutschlands. 41 und 1 der Herkunft nach zweifelhafte (portugiesische ?) Art neuer- dings von Myrica trennt. Liefern diese in ganz Europa wie in Norddeutschland durch nur je eine Art vertretenen Gattungen, deren Gesamtzahl etwa 70 ist, auch schon beachtenswerte Belege für die verschiedenartige Geschichte unserer Pflanzengattungen, so sind doch noch beachtens- werter in der Hinsicht die auf der ganzen Erde nur durch je eine Art vertretenen Gattungen, die echten Einarter oder Monotypen. Lassen wir die ganz außer Acht, welche vielfach, z. B. von Bearbeitern') der „Natürlichen Pflanzenfamilien“ nicht als selb- ständige Gattungen betrachtet werden wie Sieglingia (Triodia), Delia (Tissa), Malachium (Stellaria), Honckenya (Alsine), Comarum (Potentilla), Tetragonolobus (Lotus), berula (Stum), Libanotis (Seselh), Ostericum u. Archangelica (Angelica), Chamaeperielymenum (Cornus), Ramischia (Pirola) und Stenacts (Erigeron) (die vielleicht z. T. mehrartig sind), da diese mindestens nur als (bisweilen etwas eigenartige) Abänderungen der nächstverwandten größeren Gattung zu betrachten sind, so bleiben etwa 30 echte Einarter übrig. Von diesen stelle ich Adoxa voran, nicht nur, weil sie als einziger Vertreter einer Familie betrachtet wird, sondern weil selbst ihre Einreihung in eine bestimmte Ordnung (meist bei den Rubiales) sehr zweifelhaft ist. Die einzige Art dieser sehr eigentümlichen Gattung, von der nur eine besondere Varietät noch aus dem Hima- laya bekannt ist, besitzt eine recht weite Verbreitung über fast ganz Europa (außer dem äußersten Norden und Süden), das ge- mäßigte Asien und Nordwestamerika und deutet dadurch wenigstens auf lange Unveränderlichkeit hin, denn die anderen Waldpflanzen- gattungen von ähnlicher Verbreitung änderten in der gleichen Zeit meist beträchtlich ab, so daß in verschiedenen Gebieten verschiedene Arten entstanden.?) Ähnlich weite Verbreitung (doch in Nordamerika im Osten) zeigt die auch ziemlich vereinsamt stehende Gattung Calla, die EnGter als Vertreterin einer besonderen Tribus ansieht; die drei !) Ich schließe diesen nach eigener Überzeugung Sherardia an, die mindestens Asperula Seet. Sherardiana sehr nahe steht, also sicher gleich den meisten Acker- unkräutern Vorderasien ursprünglich entstammt. 2) Ihr würde sich nach den „Natürl. Pflanzenfam.“ noch als einzige Art einer Familie Empetrum anschließen, doch werden die dort als Varietäten be- trachteten verschiedenfrüchtigen Formen oft auch als verschiedene Arten angesehen. 42 F. Höck mit ihr zur gleichen Unterfamilie gehörigen (wohl gleichfalls ein- artigen) Gattungen sind auf Ostasien und Südamerika beschränkt. Noch weiter verbreitet, nämlich auch noch in Südamerika (und Australien ?) ist Aıppuris, die gleichfalls als Vertreterin einer eigenen Tribus und von ihrem Bearbeiter in den „Natürl. Pflanzenfam.“ als einartig betrachtet wird; gerade auf der südlichen Erdhälfte, besonders in Südamerika ist die ihr nächstverwandte, aber in der Tracht schon sehr von ihr abweichende Gattung @umnera heimisch. Dagegen hat eine andere als Vertreterin einer eigenen Tribus be- trachtete Wasserpflanze, Stratiotes aloides, ihre nächsten Verwandten in tropischen Gebieten, besonders Afrikas, deutet dadurch wie vorige auf ein hohes Alter hin, das bei dieser durch mitteltertiäre Funde der S. websteri denn auch bewiesen ist. Die mit ihr zur gleichen Familie gehörige Gattung Aydrilla ist auf der östlichen Erdhälfte weit verbreitet, bildet aber mit der wahrscheinlich ursprünglich auf Amerika beschränkten Gattung Helodea (vgl. S. 40 Anm.) eine Tribus, so dab auch die Trennung dieser beiden Gattungen ziemlich weit zurückreichen muß. Vertreter einer eigenen Subtribus ist wenigstens Dietamnus, der in Asien und Europa ziemlich verbreitet ist; die ihm nächst verwandten Rutinae sind zwar vorwiegend auch in gemäßigten Ländern der alten Welt, doch z. T. auch in Nord- amerika und in wärmeren Ländern verbreitet. Deuten diese Gattungen durch ziemlich geringe Beziehungen zu anderen auf ein hohes Alter hin, so zeigt der Adlerfarn, der einzige unserer Farne, der jetzt als Vertreter einer eigenen Gattung (Pteridium) betrachtet wird, auf solches durch seine überaus weite Verbreitung. Fossil ist die Art zwar mit Sicherheit erst im Dilu- vium vertreten, aber ihre Verbreitung über die ganze Erde auber den Polarländern und den trockensten Gebieten deutet auf ein weit höheres Alter hin, zumal da sie nicht zu den durch den Menschen verschleppten Arten zählt, wenn auch der Mensch bisweilen ihr bestandartiges Auftreten durch Abholzung begünstigt. Einer verhältnismäßig alten Gruppe der Samenpflanzen, in der H. Hatuıer u. a. sogar neuerdings die nächsten Verwandten der /weikeimblättler aus der Klasse der Einkeimblättler erblicken, gehört, nach dem Bau der Fruchtblätter zu schließen, Dutomus an, wenn auch die Blütenhülle auf eine etwas höhere Entwicklung dieser Gattung hindeutet; doch scheint die Anpassung an Kerbtier- bestäubung noch eine wenig befestigte zu sein, da sie in ver- schiedenen Gegrenden darin Verschiedenheit zeigt (Knurn, Blüten- Einarter unter den Gefäßpflanzen Norddeutschlands. 43 biologie II, 2, 406 ff.); unsere Art ist durch den größten Teil Europas und Asiens nördlich vom Wendekreise verbreitet und hat nur eine wesentlichere Abweichung in Sibirien entwickelt, die aber Buchenau nur als Varietät betrachtet. Ihre nächste Verwandte ist die ein- artige Tenagocharis, die in den Tropen aller drei warmen Erdteile der östlichen Erdhälfte auftritt. Aus der nächstverwandten Familie der Alismataceae werden die verschiedenen Formen von Alisma, das über alle 5 Erdteile verbreitet ist, gleichfalls von BucHEnAu zu einer Art gerechnet,') ganz sicher einartig ist Zlisma, eine fast auf Mitteleuropa (südwärts bis Nordspanien) beschränkte Gattung, die nur 2 Formen (nicht einmal Varietäten) aufweist, doch sind diese beiden und andere Gattungen der Familie so nahe unter- einander verwandt, daß sie bekanntlich von vielen Forschern zu einer Gattung vereint werden, welchem freilich ihr genauester Bearbeiter, BucHenAv, sich nicht anschließt. Jedenfalls haben wir in dieser Gruppe wie in so vielen vorwiegend Gewässer und Sümpfe bewohnenden Gattungen recht alte Glieder der Pflanzenwelt vor uns. Viel vereinzelter und anscheinend ganz unabänderlich ist eine andere Bewohnerin feuchter Orte aus einer anderen Familie der Flwviales, Scheuchzeria, die in dem nördlichen Asien und Amerika sowie in Europa südwärts bis zu den Pyrenäen, Alpen und dem Kaukasus vorkommt; ihr nächstverwandt ist die weitverbreitete, auch auf der südlichen Erdhälfte reichlich entwickelte Gattung Triglochin. Noch eine unserer Gattungen dieser Ordnung ist nach den „Natürl. Pflanzenfam.*“ und nach AscHERSON-GRAEBNER’S Synopsis einartig, nämlich die außer in Australien?) fast überall vorkommende Zanmichellia; diese ist zwar etwas veränderlich, läßt aber doch nicht gut sich in Arten zerlegen; ihr nächst verwandt ist Althenta, die außer einer mittelländischen gerade noch mehrere australische Arten zeigt. Eine weit verbreitete, wenn auch sehr zerstreut auftretende ein- artige Wasserpflanzengattung der Zweikeimblättler ist Aldrovandia, die außerhalb Europas in Indien und Australien auftritt; wenn auch z. T. Verschleppung durch Vögel hier wie bei anderen Wasserpflanzen 1) Vgl. hierzu noch Grtück in Englers bot. Jahrb. 33, 1903 Beiblatt No. 73 Ss. 32ff. 2) In Esster’s Entwicklungsgesch. d. Pflanzenw. II, 64 wird zwar neben unserer Art aus Neu Seeland eine Z. preissii genannt, die auch in Australien vorkommen soll, doch gehört sie nicht zu Z., sondern zu Althenia, da sie in der neuesten Aufl. von F. v. Mürter’s Oensus Lepilaena p. genannt ist. 44 F. Höck die zerstreute Verbreitung erklären hilft, so deutet doch das Vor: kommen ihrer nächsten Verwandten, Dionaea, nur in den südöst- lichen Vereinigten Staaten darauf hin, daß auch diese Gruppe früher eine mehr zusammenhängende Verbreitung hatte, stellenweise aus- gerottet wurde, vermutlich durch eiszeitliche Einflüsse. Aus der Eiszeit erwiesen ist eine viel bekanntere Pflanze feuchter Orte, der Fieberklee, Menyanthes, die heute über Asien nach Nordamerika reicht; ihr nächst verwandt scheint Villarsia, die außer einer süd- afrikanischen Art auf Australien beschränkt ist; doch bilden diese mit dem schon als vorwiegend in den Tropen verbreitet erwähnten Limnanthemum und der tasmanisch-neuseeländischen Gattung Li- parophyllum zusammen eine Unterfamilie, die vielleicht älter als die anderen Gentianaceen, wenn nicht gar von diesen zu trennen ist. Unter unseren Grasgattungen sind nur zwei einartie; von diesen wird Nardus von ASCHERSON-GRAEBNER als Vertreterin einer eigenen Tribus, von Hacken wenigstens als solche einer eigenen Untertribus betrachtet, hat jedenfalls keine sehr nahen Verwandten; sie ist ebenso wie die andere einartige Grasgattung, die gleich der Mehr- zahl der vorher genannten echten Einarter Gewässer bewohnende Catabrosa, in allen drei nördlichen Erdteilen (diese außerdem in Aleerien) heimisch; während jene fast unveränderlich ist, zeigt diese solche Abänderungen, dab man allenfalls an die Aufstellung einer zweiten Art denken könnte; durch ihre Beziehungen zur arktischen Gattung Phippsia, also einer Gattung aus einer ganz andern Gruppe ‚ deutet aber auch sie auf hohes Alter hin. Haben wir schon in den Gräsern eine trotz ihrer Windblütig- keit ziemlich hoch entwickelte Familie, deren weitgehende An- passung an die Verhältnisse der (Gegenwart Ihr heutiger Arten- reichtum andeutet, so fehlen einartige Gattungen doch auch nicht eanz unter den durch ihre Anpassung an Kerbtiere meist ein neueres Gepräge zeigenden Familien wie den Liliaceen und vor allem den Orchidaceen. Von jenen sind zwei nahe verwandte Wald- stauden Convallarıa und Maianthemum hierher zu rechnen, die in allen drei nördlichen Krdteilen weit verbreitet sind; von diesen gehört die gleichfalls in Wäldern vorkommende Gattung Zpıpogon hierher, die auf das gemäßigte Europa und Asien beschränkt ist; jene haben z. T. sehr nahe Verwandte (von denen Smilacına oft mit Maranthemum vereint wird) in ihren Verbreitungsgebieten und benachbarten Ländern, sind also fast rein nordisch (boreal) ähnlich wie Adora und andere schon erwähnte Waldgattungen; diese dagegen der (Gräser Einarter unter den Gefäßpflanzen Norddeutschlands. 45 hat in ihrem engsten Verwandtschaftskreis auch schon Vertreter der Tropen, in welchen Gebieten ihre Familie bekanntlich besonders artenreich auftritt. Wesentlich hinsichtlich seiner Verbreitung von allen bisher genannten Gattungen verschieden ist Zllecebrum, das von West- europa bis zu den Kanaren reicht, also atlantisch') mit geringer Abzweigung ins Mittelmeergebiet ist; ihm nächst verwandt ist Acanthonychia des westlichen Amerikas; ein neuerlicher Zusammen- hang ist hier also schwer annehmbar; wir haben es also auch hier wahrscheinlich wieder mit Resten eines früher weiter verbreiteten Stammes zu tun. Nahen Anschluß an Verwandte zeigt dagegen der der gleichen Familie angehörige Cucubalus, der in Europa und Asien ziemlich verbreitet ist und seine nächsten Beziehungen zu Drypis aus Südosteuropa besitzt. Ähnlich steht es mit Chelidonium, das bis Ostasien verbreitet ist und dort in Aylomecon die nächste Verwandte findet, sowie mit Neslea, die in urwüchsigem Zustand Europa wohl nur in den Mittelmeerländern überschreitet, dort aber verschiedene nahe Verwandte wie auch das Haupt- verbreitungsgebiet der ganzen Familie findet. Diese schließen sich daher der letzten außerhalb Europas durch weitere Arten ver- breiteten Gruppe an, bei der menschlicher Einfluß auf die Ver- breitung wahrscheinlich ist. Daran reiht sich noch eine Gattung der Doldengewächse, Aethusa, die als Unkraut über den größten Teil Europas verbreitet ist, nächst verwandt aber dem madagassi- schen Phellolophium sein soll, jedoch viele andere Verwandte in den Mittelmeerländern zeigt; dagegen ist das andere einartige Dolden- sewächs?) Cenolophrium von Ostpreußen ostwärts bis Ostasien ver- breitet, findet sich daher im Verbreitungsgebiet der nach DrupE nächstverwandten, aber artenreicheren und weiter verbreiteten Gattung Onidrum. Unsere gemeine Heide Calluna ist in Europa weit verbreitet, überschritt aber ursprünglich die Grenzen des Erdteils vielleicht nur ein wenig am Ural (nach Bauz auch in Marokko), kommt jetzt !) Ähnlich wie Ulex. ?) Bei der einer verwandten Familie zugehörigen Gattung Hedera gehen die Ansichten sehr auseinander, ob man eine Art annehmen soll oder von unserem Efeu, der in großen Teilen Europas verbreitet ist, eine westeuropäisch- makaronesische und eine asiatische Art trennen soll; ihr nächst verwandt ist @Gilibertia, die in Asien und Amerika Vertreter hat; sie schließt sich dadurch der Mehrzahl der Gattungen von Waldpflanzen an. 46 F. Höck allerdings auch, doch wahrscheinlich nur infolge menschlichen Ein- flusses, im atlantischen Nordamerika vor; sie findet ihren Anschluß an die artenreiche Gattung Erica, die außer in Südafrika besonders noch in den Mittelmeerländern reichlich entwickelt ist, bekanntlich aber auch nach Westeuropa, ja gar nach Deutschland Vertreter ent- sendet. Vielleicht läbt sich ihr der Bildungsgeschichte nach Glaur anschließen, die an salzhaltigen Orten und Meeresküsten auf der nördlichen Erdhälfte weit verbreitet ist, ihre nächsten Verwandten aber wahrscheinlich in den Mittelmeerländern (Asterolinum) und Makaronesien /Pelletiera) hat, also auch in der Verbreitung Be- ziehungen zu Uler (vgl. S. 40) zeigt. Weit verbreitet durch Europa und Asien und durch Verschleppung auch in andere Erdteile ist Asperugo; sie hat in Asien mehrere nahe Verwandte, etwas fernere in Nordamerika, während ein Hauptverbreitungsgebiet ihrer Familie in den Mittelmeerländern ist. Noch deutlicher weist Arnoseris, ein ebenfalls durch Verschleppung weit verbreitetes Unkraut auf die Mittelmeerländer als Ursprungsgebiet, da sich dort mehrere seiner nächsten Verwandten finden. Während diese auch bei uns vielleicht nicht eigentlich urwüchsig, sondern durch den Ackerbau eingeführt ist, haben wir in dem anderen einartigen Korbblütler, Tussilago, sicher einen alten Bürger unseres Landes, der in urwüchsigem Zustand durch Asien und Nordafrika ziemlich weit verbreitet ist, in Nordamerika nur eingeschleppt wurde, aber dort doch wie in Ostasien und Europa ziemlich nahe Verwandte in der als ur- wüchsie auf beiden Seiten des nördlichen atlantischen Oceans ver- breiteten Gattung Petasites fand (in Ostasien auch in Nannoglottis), sich dadurch den Waldpflanzen anschließt, obwohl sein Haupt- vorkommen bei uns nicht gerade in Wäldern zu suchen ist, wenn er auch z. B. in Erlenbrüchern vorkommt. Eher als echte Wald- pflanze zu bezeichnen ist Melittis, die in Mittel- und Südeuropa vorkommt, sich oft der Buche anschließt, wenn sie auch weniger weit nordwärts als dieser Baum reicht. Aus ihrem engeren Ver- wandtschaftskreis (Melittinae) sind drei Gattungen auf Nordamerika, eine auf Ostasien beschränkt; sie gleicht in ihren Verwandtschafts- beziehungen also den meisten besprochenen Waldpflanzengattungen. Diesen ist natürlich auch Taxus anzuschließen, wenn man mit Pırcer (im „Pflanzenreich“) alle Formen dieser Gattung in einer Art vereinen will. Die Gattung reicht zwar auch in benachbarte Tropengebiete hinein; ihre nächste Verwandte, Torreya, ist aber auf Ostasien und Nordamerika beschränkt. Einarter unter den Gefäßpflanzen Norddeutschlands. 47 Wie aus der Verbreitung der Arten unserer formenreichsten Gattung Carex ein Stück Pflanzengeschichte erkannt werden kann (vgl. Allgem. bot. Zeitschr. 1899 No. 7/8), so eignen sich auch unsere artenärmsten Gattungen sehr wohl dazu, wenn wir die Verbreitung ihrer nächsten Verwandten heranziehen. Hier wie da haben wir eine große Zahl Wald- und Wiesenpflanzen, die z. T. in ihrer eigenen Verbreitung, z. T. in der ihrer nächsten Verwandten besonders zu Ostasien und Nordamerika nahe Beziehungen zeigen und wahr- scheinlich erst durch die Eiszeiten etwas vereinsamt sind. Vermut- lich früher, jedenfalls weiter verbreitet sind Pflanzen von feuchten Standorten und Gewässern. Wenn auch z. T. diese weite Verbreitung durch Vögel mitbedingt ist, so haben wir doch bei einigen, deren nächste Verwandte in den Tropen leben, Grund zur Annahme, dab die weite Verbreitung auf hohes Alter hindeutet; solche Annahme wird bei einigen durch altertümliches Gepräge unterstützt, läßt sich aus solchen Gründen auch auf echte Landpflanzen (z. B. Farne) ausdehnen. Aber auch neuere Eindringlinge fehlen nicht ganz, sind be- sonders durch die Unkräuter vertreten; als neueste Bürger unseres (Gebiets aus dieser Gruppe sind natürlich die zu betrachten, deren Eindringen wir selbst z. T. verfolgen können, wie die anmerkungs- weise genannte Robimia, die jetzt schon bei uns mehrartig ist, wenn auch vielleicht nur eine ihrer Arten einigermaßen als ein- sebürgert in Norddeutschland betrachtet wird (vgl. Beihefte z. Bot. Centralbl. 9, 1900 8. 408.). Obwohl nur selten fossile Funde Belege für das Alter der einzelnen bei uns oder überhaupt einartigen Gattungen liefern, sind Schlüsse mit einiger Wahrscheinlichkeit also doch aus der Verbreitung möglich. Aus solchen Gründen möchte diese Arbeit auch dann vielleicht nicht ganz wertlos sein, wenn einige der hier als einartig bezeichneten Gattungen später als mehrartig erkannt würden oder gar (gegen mein Wissen) schon heute als solche gelten müßten. Ar. Ueber einige Celastraceen-Gattungen von Iss. Urgan-Friedenau-Berlin. Die kleine Gattung Myginda (im Sinne von BENTHAMm und Hooker Genera plant.) gehört unstreitig zu den schwierigsten der westindischen Flora. Schon über die Benennung sind die Autoren sehr verschiedener Meinung. Der älteste Name Ürossopetalum, von P. Browse 1756 olıne eigentliche Genus-Beschreibung publicirt, wurde nur von Apansox und in neuester Zeit von OÖ. KuntzeE und seinen Anhängern angenommen. Lixx& hatte 1759 die P. Browne’sche Pflanze Rhacoma (Rh. erossopetalum) genannt, Jacguın eine andere Art 1760 unter dem Namen Myginda (M. uragoga) publieirt. Letzterer Gattungsname wurde von O. Swarrtz auch auf die erstgenannte Art übertragen und gelangte dann zu allgemeiner Geltung, bis BarLLon 1877 und ihm folgend Loxrsexer in Engl. u. Prantl Nat. Pflanzenfam. (aber nicht mehr in den Nachträgen dazu) auf Rhacoma zurückgriffen. Betrachtet man nun die Gattungsdiagnose von Hoorer in den Gen. plant., nach welcher bei Myginda 4- und 5zählige Blüthen, ein 3- und 4fächeriges Ovar, trockene und fleischige Drupen, Samen mit und ohne Arillus, gegenständige, abwechselnde, quirlige und zweizeilige Blätter vorkommen. und rechnet dazu, was KuntH von einigen Arten angiebt: zweifächeriges Ovar mit 1 bezw. 2 Eichen und bei einer Species sogar hängende Ovula, ferner die aufspringenden Früchte von M. distieha Hook. f. und endlich nach Grıserach das bald fehlende, bald vorhandene Endosperm, so findet man hier fast alle Charaktere vereinigt, welche überhaupt bei den Üelastraceen zur Unterscheidung der Gattungen von Wichtigkeit sind. Dazu kommt neben der Winziekeit der Blüthen eine überaus erosse Veränderlichkeit der vegetativen Organe bei den am weitesten verbreiteten Arten und andererseits bisweilen wieder eine grosse Ueber einige Celastraceen-Gattungen. 49 Uebereinstimmung im Habitus bei verschiedenen Species. Von den zahlreichen, auf Grund der Variabilität gebildeten Namen und von den späteren Verwechselungen soll hier nicht die Rede sein. Es mag genügen, darauf hinzuweisen, dass sogleich bei oder nach der Aufstellung der zuerst beschriebenen Arten diese von ihren Autoren selbst nicht auseinander gehalten wurden. So hat ‚Jacquın der Dia- gnose seiner Gattung Myginda, welche, wie die Abbildung zeigt, auf eine Pflanze von Üartagena in Neu-Granada gegründet ist (M. wragoga), die Beschreibung des Gynaeceums von M. rhacoma (von der Insel St. Martin) einverleibt; SwArtz, der 1788 die M. lati- folıa zuerst beschrieb, zieht zu dieser 1797 eine Vanr’sche Pflanze, welche eine breitblättrige Form von M. rhacoma Sw. darstellt. Diese 3 Arten: M. uragoga Jacq., M. rhacoma Sw. und M. latifolia Sw. sind aber — das mag schon jetzt gesagt werden — die Typen dreier ausgezeichneter, ganz verschiedener Gattungen. Der erste, welcher auffällige und sehr wichtige Abweichungen bei einer Art wahrnahm, war .Kunte (in H. B. K. Nov. Gen. VII 1825 p. 66). Er charakterisirt die Mygında integrifola Poir. wie folgt: „Ovarium biloculare, ovula solitaria pendula; stigma magnum, sessile, convexo-peltatum; discus nullus; petala basi libera“ und möchte sie der Gattung Ilex zuweisen. Das im Berliner botani- schen Museum aufbewahrte Kunrn’sche Originalexemplar lehrt, dass diese M. integrifolia mit der Swarrz’schen M. latifolia zusammen- fällt, während die eigentliche Porker'sche Pflanze des Herbar. Lamarck eine Rhamnacee ist. .Jenen Charakteren gegenüber zeigt nun die zuerst bekannt gewordene Art M. rhacoma Sw. (Brhacoma crossopetalum L.) folgende Merkmale: „Ovarium quadriloculare; ovula erecta; stylus evolutus apice 4-fidus“, während die freien Kronen- blätter allen Myginda-Arten gemeinsam sind und der Discus in den weiblichen Blüthen bei der Kunrtn’schen Art nur schwächer entwickelt ist, aber nicht vollständig fehlt. GriszBacH (Üat. plant. cub. 1866 p. 55) trennt dann die letztere (sub M. integrifolia) als Section Gyminda ab, stellt die Dioecie bei ihr fest, schreibt ihr aber‘ mit Unrecht, wie auch später LoEsEner in Eng]. u. Prantl Nat. Pflanzenfam. III 5 p. 217, ein „Ovarium 4-loculare“ und „Stig- mata 4“ zu. Sarcenrt erhebt schliesslich (in Gard. and Forest IV 1891 p. 4) die Art unter dem Namen Gyminda Grisebachri zum Typus einer besonderen Gattung, indem er die GrisesacH sche An- gabe rücksichtlich der Anzahl der Ovarfächer rectifieirt, an neuen Merkmalen zur generischen Begründung jedoch nichts Weiteres Ascherson, Festschrift. 4 50 Ion. URBAN hinzufügt. Im Gegentheil sind auch hier einige von ihm in der (rattungsdiagnose angegebene Merkmale abzuändern: so sind die Antheren nicht oblong, sondern fast rundlich und haben getrennte, nicht zusammenfliessende Fächer. Auch hat der Kelch keinen becher- förmigen Tubus, sondern die Sepala sind frei, gerade im Gegensatz zu den übrigen Arten, bei denen sie unterwärts in eine mehr oder weniger concave Cupula verwachsen sind. Gyminda unter- scheidet sich aber von letzteren noch durch zwei weitere Merk- male, von welchen besonders dem zuletzt zu besprechenden eine grosse Bedeutung beizulegen ist. Zunächst bleiben dort die Kelch- blätter auch während der Anthese stark imbricat, während sie hier wenig oder gar nicht über einander greifen. Daran und an den kurz dreieckigen Vorblättern der Cyma ist G@yminda schon im blühenden Zustande auch ohne Untersuchung der inneren Blüthen- theile leicht von den übrigen zu unterscheiden. M. rhacoma und M. uragoga haben nun ausserdem einen sehr eigenthümlichen Bau der Samenhanut: der von dem Nabel an der Bauchseite ausgehende (sefässbündelstrang (Raphe) verzweigt sich an der Chalaza und sendet seine Aeste, die sich bisweilen wieder theilen oder anasto- mosiren, über die Rückenseite abwärts bis nahe zur Basis des Samens; die Cutieula ist dabei glatt oder unmerklich punktirt. Bei Gyminda zeigt dagegen die feinnetzig-grubige Samenhaut von der Raphe abgesehen keine weiteren Nerven. Ob jene meist schon äusserlich als Leisten sichtbaren Gefässbündel, die z. B. bei den Palmensamen eine so grobe Rolle spielen, auch noch bei anderen Velastraceen-Gattungen vorkommen, ist mir nicht bekannt. Gyminda ist also gegenüber Myginda als eine ausgezeichnet charakterisirte (Gattung anzusehen. Ueber den Species-Namen von G@yminda mögen hier noch einige Bemerkungen eingefügt werden. Bei der kritischen Revision der Namen, welche von den verschiedenen Autoren für diese auf den Antillen weit verbreitete Pflanze verwendet wurden, glaubt SARGENT nachweisen zu können, dass sie sämmtlich nicht zutreffend sind; er gjebt ihr desshalb den Beinamen Grisebachii. Das ist aber nicht richtig. Die Pflanze ist zweifellos schon von Swartz 1788 bezw. 1797 als Myginda latifolia beschrieben worden; darauf deuten die „Flores albidi* sowie „Stylus nullus; stigmata 2 v. 4 sessilia globosa“ gegenüber „Corolla albido-rubra* und „Stylus subulatus longitudine tubi corollae; stiema 4-fidum“* bei seiner M. rhacoma mit vollster Sicherheit hin. Die Stigmata 2 v. 4 erklären sich dadurch, dass Ueber einige Celastraceen-Gattungen, 51 man auf den beiden verhältnissmässig grossen Narben nicht selten noch je eine mehr oder weniger deutliche Querfurche sieht. SarGENT stützte sich auf ein Exemplar von M. latifolia ex herb. Swarrz. im Stockholmer Museum, welches von späterer Hand, wohl von WIKSTROEM, den Zusatz „Ind. Occ.: Swartz“ erhalten hat; es be- sitzt dunkele Blüthen und eine Frucht mit deutlichem Griffel und ist in der That eine breitblättrige M. rhacoma. Ich habe aber schon wiederholt darauf hingewiesen und will es hier noch einmal thun, dass man die sogenannten Swarrz’schen Typen im Stock- holmer Museum nicht immer als diejenigen Exemplare betrachten darf, welche Swarrz seinen Beschreibungen zu Grunde gelegt hatte. Der berühmte Florist schenkte bekanntlich (vel. Symb. ant. I p. 166) Pflanzen von seinen Sammlungen in liberalster Weise an seine Correspondenten, bisweilen selbst die letzten Exem- plare, und erhielt von diesen wohl auch Pflanzen der Antillen zur Begutachtung zugesandt. So finden wir denn im Kopenhagener Museum (ex herb. HornEMmANN) ein Exemplar mit der Bezeichnung: „Myginda latıfoia Sw. ex Ins. St. Thom. Sw.“, welches in der That unsere Gyminda ist, während die Pflanze des Stockholmer Museums vielleicht von Vauı eingesandt war, der mit M. latifolia Sw. (Prodr. 1788) eine breitblättrige Form von M. rhacoma (St. Croix leg. Pruus6) identificirt hatte; in diesen Irrthum verfiel später auch, wie schon gesagt, Swarrz in seiner Flora 1797, indem er die Vanv’sche Be- schreibung zu seiner M. latifola ceitirte. Uebrigens liert auch im Herb. SwAartz ein recht breitblättriges Exemplar von G@yminda, allerdings unter der erst später zugefügten Bezeichnung Myginda pallens. Auch die Jacquiw’sche Art Myginda uragoga hatte GRISEBACH als Section Uragoga abgetrennt und sie durch „Ovarium 2-loculare, loculis uniovulatis, ovulis erectis. Semen exalbuminosum, cotyledoni- bus carnoso-foliaceis semiglobosis“ und einige unwesentliche Merk- male charakterisirt. Diese durchaus zutreffenden Beobachtungen sind von späteren Autoren ganz übersehen worden. In der That hat demgegenüber die älteste, Linnk’sche Art Ahacoma crosso- petalum (Myginda rhacoma Sw.) ein „Ovarium 4-loculare. Semen albuminosum, cotyledonibus planis“, während Gyminda durch „Ovula pendula.. Semen ut antea“ ausgezeichnet. ist. Dazu kommt aber noch, dass Myginda Jacgq. fast kugelige Ovula und ein sehr kurzes aus den Kotyledonen nur wenig hervortretendes Würzelchen besitzt, während Rhacoma und Mygında flache oder convexe meist eiförmige | 4% 52 Ion. URBAN Ovula und eine wohl entwickelte Radicula haben, welch letztere 3—6smal kürzer als die Kotyledonen ist. Auf diese Merkmale hin habe ich nun alle Arten auf das sorg- fältigste untersucht und auch von fast allen glücklicher Weise die Samen zur Verfügung gehabt. Es ergab sich, dass die oben ge- schilderten Charaktere immer vereinigt vorkommen; sie sind also vorzüglich geeignet, Rhacoma, Mygında und Gyminda generisch zu trennen, und das um so mehr, als die Gattungen der Celastraceen nicht besonders differenzirt sind. Auf diese Weise kommt auch der alte Linx&'sche Name Rhacoma, welcher seit Swartz ausser Ge- brauch gekommen und desshalb als verjährt zu betrachten war, wieder zur Geltung. Zu den alten Typen von Mygında und Gyminda kommt aus neuester Zeit nur je eine Art hinzu, während die übrigen Species zu Rhacoma gehören. Es stellte sich aber zugleich heraus, dass mehrere zu Myginda gerechnete Arten wegen einer Reihe von abweichenden Merkmalen, insbesondere wegen der aufspringenden Trockenfrucht und der mit einem Arillus versehenen Samen aus- zuscheiden und der Gattung Maytenus anzugliedern sind, während die übrigen Excludendae fast durchweg ganz anderen Familien an- gehören. Diese Arten sind am Schlusse des Aufsatzes alphabetisch zusammengestellt. In neuester Zeit lieferte die von so zahlreichen Botanikern während mehr als zweier ‚Jahrhunderte auf das eingehendste durch- forschte Insel ‚Jamaica neben vielen anderen Novitäten auch eine neue Üelastraceen-Gattung, welche sich den obigen eng anschliesst. Sie liegt allerdings nur in Früchten vor; allein eine genaue Unter- suchung lehrte, dass sie zu dieser Familie gehören muss und zwischen Gymında und Elaeodendron einzureihen ist. Mit Gyminda hat sie die gegenständigen Blätter, die sitzenden Narben und die eiweiss- haltigen, an der Spitze des Faches befestigten Samen gemein; sie ist also die vierte Celastraceen-Gattung mit hängenden Ovulis. Auch scheint das Fehlen von eingeklemmten Staminalresten zwischen Kelch und Frucht, wie man sie bei hermaphroditen Blüthen der Uelastraceen häufig wahrnimmt, auf Dioecie, sowie das Fehlen eines tauben Ovulums neben der Insertion der Samen auf Eineiigkeit hin- zudeuten.') Dagegen unterscheidet sie sich von Gyminda durch ') Während des Druckes erhielt ich von Herrn W. Fawcert, Direetor des Botanical Departments in Jamaica, Blüthenmaterial, welches von dem eifrigen und erfolgreichen Superintendenten des Cinehona-Gartens W. Harrıs, an einem neuen (zweiten) Standorte gesammelt worden war. Durch die Untersuchung Ueber einige Üelastraceen-Gattungen. 53 drei schwerwiegende Charaktere. Zunächst durch die Nebenblätter, welche bei G@yminda als schmal lanzettliche oder pfriemförmige Organe seitlich neben den Blattstielen stehen, bei unserer neuen Gattung von aussen betrachtet zwar ähnlich aussehen, in Wirklich- keit aber an dem einen Rande umgebogen und zwischen Achse und Blattstiel so stark verbreitert sind, dass sie sich berühren; sie können daher intrapetiolar genannt werden. Sodann durch das Pericarp, welches dort anfänglich Krustenartig, zuletzt dünn-feischig ist, hier viel stärker entwickelt und von sehr zahlreichen Holzfasern durch- zogen wird, die aus der Oberfläche des holzig-knochigen Endocarps hervorgehen. Endlich durch die vier Fächer der Frucht, welche auf ein vierfächeriges Ovar hindeuten. Da diese Fächer nach Weg- nahme der Samen vier im Kreise angeordneten Röhren gleichen, so habe ich der Gattung den Namen Tetrasiphon geseben. An Elaeodendron mit seinen am Grunde der Fächer befestigten Ovulis, die gewöhnlich zu zweien vorhanden sind, mit seinen flachen Samen und an der Basis herzförmigen Kotyledonen erinnert eigentlich nur der Habitus und der Bau der Nebenblätter, welche auch hier an dem einen Rande umgebogen und etwas zwischen Achse und Blattstiel vorgezogen sind, ohne sich jedoch zu berühren. Schliesslich mögen noch einige Beobachtungen über die Stellung der Narben zu den Fruchtblättern mitgetheilt werden. Bereits RADLKOFER hatte in den Sitzungsber. der Kgl. Bayer. Akad. 1878 p. 351 für Wimmeria nachgewiesen, dass die Narbenlappen commis- sural stehen. In sehr auffälliger Weise ist das auch bei den stark entwickelten Narben von Schaefferia') der Fall. Bei Gyminda lati- folia lässt sich über die Stellung kein sicheres Urtheil gewinnen, da die beiden Narben entweder zusammenfliessen oder der Quere nach noch einmal gefurcht sind; dagegen zeigt die sehr nahe ver- wandte @. Tonduzir, bei welcher die Narben deutlich getrennt sind und keine Querfurchen besitzen, deren commissurale Stellung. Auch bei den Früchten von Tetrasiphon wechseln die kleinen deutlich getrennten Narben mit den Fächern ab. Wie die Stellung bei Ithacoma und Mwyginda ist, lässt sich weder an den winzigen dieser (leider nur weiblichen) Exemplare wurden die obigen Angaben in vollem Umfange bestätigt. !) Diese kleine Gattung zeigt eine merkwürdige Differenzirung der Früchte. Bei Sch. frutescens trifft man neben Trockenfrüchten bisweilen solche an, deren Exocarp eine deutliche Fleischschicht besitzt; bei Sch. Marchii zerfällt die Frucht in zwei Üoccen. 54 In. URBAN Blüthen des trockenen Materials, noch an den einseitig aus- gebildeten Früchten mit Sicherheit ermitteln. Öonspeetus generum. Flores hermaphroditi. Ovula ad basin loculi affıxa, erecta. Seminis testa nervo ventrali (raphe) ultra chalazam pro- ducto et ramos plures dorso fere usque ad basin descen- dentes emittente insignis. Ovarium 4-loculare. Albumen bene evolutum, mediocre v. copiosum. Cotyledones planae, radicula terete 3—6-plo longiores Rhacoma Linn. Ovarium 2-loculare. Albumen nullum. Cotyledones cras- sissime carnosae, valde convexae v. transversim semi- teretes, radieula perbrevi triangulari v. subpentagona 9—12-plo longiores Myginda Jacq. Flores dioici. Ovula ex apice loculi pendula. Seminis testa praeter nervum ventralem (ab hilo ad chalazam obvium) fibris vasalibus carens. — Albumen bene evolutum, mediocre v. copiosum. Cotyledones planae radicula terete 3'/,—5-plo longiores. Stipulae laterales. Ovarium 2-loculare. Mesocarpium fibro- sum deficiens (G‚yminda Sarg. Stipulae intrapetiolares. Ovarium 4-loculare. Mesocarpium valde fibrosum Tetrasiphon Urb. Rhacoma Linn. Rhacoma Linn. Syst. X ed. Il (1759) p. 896 et Spee. II ed. p. 169 et Gen. VI ed. p. 58; Baill. Hist. plant. VI (1877) p. 34 (p. p.); Loesener in Engl.-Prantl Nat. Pflanzenfam. III 5 (1892) p. 217 (p. p.). — Myginda Hook. in Benth. et Hook. Gen. Plant. I (1862) p. 366 (p. p.); Loesener ]. e. Nachtr. (1897) p. 224 (p. p.). — Ürosso- petalum P. Br. Hist. Jam. (1756) p. 145. Flores hermaphroditi, 4-meri. Sepala in aestivatione anguste v. parum imbricata, raro aperta, sub anthesi aperta v. sese parum terentia, semiorbieularia, basi in receptaculum plus minus cupuli- forme connata. Petala in aestivatione solemniter cochleari-imbri- cata, sub anthesi patentia v. reflexa. Stamina sub margine v. in sinubus disei inserta, brevia v. brevissima; antherae semiovales v. subdidymae, loculis intus v. sublateraliter dehiscentibus. Disceus planus v. raro breviter eupuliformis, integer v. 4-crenatus v. 4-lobatus. Ovarium sessile, basi disco immersum, 4-loculare; stylus brevis Ueber einige Celastraceen-Gattungen. 55 apice 4-fidus v. integer aut nullus, stigmatibus 4 sessilibus; ovula in quoque loculo solitaria, ad basin loculi affixa, erecta, plana v. con- vexa. Fructus drupaceus, indehiscens, oblique obovatus v. oblique globulosus, exocarpio tenui carnoso, endocarpio 0Sseo v. crustaceo, l-spermus, raro 2-spermus (et tum aequilaterus). Semen erectum, exarillatum; testa laevis v. minutissime punctulato-reticulata, ad ventrem linea dilatata incrassata ab hilo ad chalazam producta, dein in ramos plures supra dorsum fere usque ad hilum redeuntes divisa notabilis, tenuis; endospermium medioere v.copiosum. Cotyle- dones planae, radicula bene evoluta terete 3—6-plo longiores. — Frutieuli, frutices v. arbores parvae, glabrae v. brevissime pilosae. Rami hornotini quadranguli v. teretes. Stipulae sub- nullae v. minutae subulato-filiformes deciduae. Folia opposita decussata, ternis v. alternis interdum intermixtis, raro omnia alterna, integra, crenata, spinoso-dentata v.sinuato-spinosa. Inflorescentiae axillares, eymosae, nunc capituliformi-contractae, pedicellis ad v. supra basin artieulatis. Flores minuti rubri, raro virides v. albi. Fruetus rubri (an semper?). Species 8 antillanae, quarum unica etiam in Columbia oceurrit. Myginda Jacg. Myginda Jacq. Enum. (1760) p. 12 et Sel. Pl. Amer. p. 24 t. 16 (excl. patria St. Martin et descriptione gynaecei); Hook. in Benth. et Hook. Gen. Plant. I (1862) p. 366 (p. p.); Loesener in Eng].-Prantl Nat. Pflanzenfam. III 5 Nachtr. (1897) p. 224 (p. p.). — Myginda sect. Uragoga Griseb. Cat. Pl. Cub. (1866) p. 55. — Rhacoma Baill. Hist. Plant. VI (1877) p. 34 (p. p.); Loesener in Engl.-Prantl Nat. Pflanzenfam. III 5 (1892) p. 217 (p. p.). Flores hermaphroditi proterandri, 4-meri. Sepala in aesti- vatione mediocriter imbricata, decussata, sub anthesi sese vix tegentia, semiorbicularia, basi in receptaculum subplanum connata. Petala in aestivatione solemniter cochleari-imbricata, sub anthesi horizon- taliter patentia. Stamina in sinubus disei profundis inserta, per- brevia, postremo reflexa; antherae didymae, loculis intus longitudi- naliter dehiscentibus. Discus planiusculus 4-lobus v. 4-partitus. Ovarium sessile disco subimmersum, 2-loculare; stylus perbrevis, apice stigmatoso obsolete v. manifeste bilobus, stigmatibus commis- suralibus; ovula in quoque loculo solitaria, ad basin loculi affıxa, erecta, oblique globulosa. Fructus drupaceus, indehiscens, oblique obovatus, exocarpio tenui carnoso, endocarpio osseo, 1-spermus, rarissime 2-spermus (et tum aequilaterus). Semen erectum, exX- 56 Ion. URBAN arillatum; testa laevis, ad ventrem linea dilatata incrassata ab hilo ad chalazam producta dein in ramos plures supra dorsum fere usque ad hilum redeuntes divisa notabilis, chartacea; endospermium nullum v. si vis pareissimum testae resinoso-adhaerens. Cotyledones cras- sissime carnosae, valde convexae v. transversim subsemiteretes, radi- cula perbrevi triangulari v. subpentagona 9—12-plo longiores. — Frutices breviter et plus minus pilosi. Rami lineis 4—6 elevatis notati. Stipulae minutae subulato-filiformes deciduae. Folia oppo- sita, decussata, alternis raro intermixtis, interdum 3-natim verti- cillata, margine denticulata v. serrata. Inflorescentiae ex axillis euphyllorum prodeuntes, cymosae, pedicellis supra basin articulatis. Flores minuti rubri. Frucetus coceinei. Species duae, altera (M. uragoga Jacq.) in Cuba, Mexico, Nova- (Granada obvia, altera (M. Gaumeri Loes.), cujus fructus seminaque adhuec incognita sunt, in Yucatan crescens. Gyminda Sarg. Gyminda Sarg. in Gard. and For. IV (1891) p. 4 et Silva II p. 13 t. LIV; Loesener in Eng]. u. Prantl Nat. Pflanzenfam. III 5 (1892) p. 217; Trelease in Gray Syn. Flor. I part I p. 398. — Myginda sect. Gyminda Griseb. Cat. Pl. Cub. (1866) p. 55. — Mygindae spec. autor. Flores dioici, 4-meri. Sepala in aestivatione et postremo quoque valde imbricata, decussata, exteriora semi-, interiora sub- orbicularia, libera. Petala in aestivatione cochleari-imbricata, sub anthesi plus minus reflexa. Flores masculi: Stamina ad crenas disei inserta brevia; antherae suborbiculares, lateraliter intus dehis- centes. Discus 4-lobatus v. 4-crenatus, carnosus. Ovarium bre- viter conicum, apice acutum v. acuminatum integrum v. bifidum, solidum. Flores feminei: Staminodia nulla. Discus tenuis, basi ovarii adnatus, margine undulatus v. crenulatus v.obsoletus. Ovarium sessile, 2-Joculare; stylus nullus, stigmatibus 2 sessilibus commis- suralibus sulco disjunctis v. confluentibus; ovula in quoque loculo solitaria, ex apice pendula ovata v. anguste ovata plana v. convexa. Fructus drupaceus aequilaterus v. subaequilaterus, indehiscens, apice medio stigmate sessili notatus, exocarpio satis tenui carnoso, endo- carpio osseo, 1-, raro 2-spermus. Semen pendulum, exarillatum, juxta insertionem callis 2 prominentibus notatum; testa chartacea, minute v. minutissime reticulato-foveolata, praeter fasciculum fibro- vasalem sub raphe situm lineis latiusculis carens; endospermium Ueber einige Celastraceen-Gattungen. 57 mediocre v. copiosum. Cotyledones planae, radicula bene evoluta cylindracea 4—5-plo longiores. — Frutices v.arbores glabra. Rami quadranguli, lineis 4 elevatis notati. Stipulae parvae anguste lan- ceolatae v. subulatae, laterales, deciduae. Folia opposita (nune sub- alterna), decussata, margine integra v. plus minus manifeste crenata v. serrata. Inflorescentiae ex axillis euphyllorum et saepius ad basin ramorum ex axillis squamarum prodeuntes, cymosae, femineae plerumque minus evolutae, pedicellis subnullis v. nullis. Flores parvi, albi v. raro viridi-flavi. - Fructus nigri, obscure caerulei v. rubri. Species 2 inter sese valde affines, altera (@. latıfolia (Sw.) Urb.) Antillas a Key insulis usque ad Trinidad et Mexico, altera (@. Ton- duzii Loes.) Americam centralem inhabitans. Tetrasiphon Urb. Tetrasiphon Urb. Symb. ant. V (1904) p. 83. Flores dioici, 4-meri. Sepala in aestivatione anguste imbri- cata, decussata, sub anthesi sese vix v. parum tegentia, semi- v. suborbicularia, interiora minora, basi in receptaculum connata. Petala in aestivatione cochleari-imbricata, sub anthesi patentia v. demum recurvata. Flores masceuli..... ; feminei: Staminodia nulla. Discus basi ovarii adnatus. Ovarium sessile 4-loculare; stylus nullus, stigmatibus 4 sessilibus commissuralibus liberis; ovula in quoque loculo solitaria, ex apice loculi pendula, anguste ovata convexa. Drupa aequilatera indehiscens, exocarpio tenuiter car- n0So, mesocarpio amplo crustaceo valde fibroso, endocarpio 0sseo, 4-Jocularis. Semina in quoque loculo solitaria, ab apice loculi pendula, exarillata, oblongo-linearia, teretia; testa chartacea praeter rhaphen fibris vasalibus carens; albumen satis copiosum, carnosum. Embryo longitudine seminis; cotyledones anguste lanceolatae planae, radicula supera pluries brevior eylindrica. — Frutex arborescens jamaicensis, glaber, ramulis teretibus, novellis quadrangulis. Stipulae parvae intrapetiolares, sed inter sesenon connatae, persistentes. Folia opposita decussata petiolata, integra, pennivenia, coriacea. Inflores- centiae ex axillis euphyllorum et interdum ad basin ramorum ex axillis bractearum prodeuntes, eymosae, pedicellis nullis v. subnullis. Flores parvi ex sicco rufi. Fructus purpureo-nigrescentes. Species 1 (7. jamaicensis Urb.). Species excludendae. Myginda brasiliensis Spreng. est Ocotea glauca (Nees) Mez (Lauracea). — Brasilia. 58 Ic. URBAN Myginda Bredemeyeri Schult.! — M. pentandra Willd.! (hb. n. 3222) — (rossopetalum Bredemeyeri O. Ktze. est Guettarda parvifolia Sw. (Rubiacea). — Portorico. Myginda bumelioides H. B. K. Nov. Gen. VII p. 270 disco nullo, ovario elliptico biloculari, ovulis axi centrali affiıxis, quid? — Venezuela (n. v.). Myginda disticha Hook. f. — Ürossopetalum distichum OÖ. Ktze. — Rhacoma disticha Loesener ob capsulam coriaceam loculicide bivalvem, semina arillo eircumdata, testam coriaceam undulato- plicatam fibris vasalibus carentem est Maytenus disticha Urb. — America austro-occidentalis a Cordilleras de Santiago usque ad Tierra del Fuego. Obs. Species floribus hermaphroditis 4-meris, sepalis in aestivatione apertis, ovario 2-loculari, ovulis in quoque loculo solitariis bası affıxis, albumine carnoso, eotyledonibus planis ovato-elliptieis, radieulam teretem duplo superantibus, Mygında Gongonha DC. est Villaresia Congonha Miers (Ola- cacea). — Brasilia. Myginda integrifolia Poir.! —= Ürossopetalum integrifolium 0. Ktze. est Krugiodendron ferreum (Vahl) Urb. (Rhamnacea). — Martinique. Myginda mierophylla DU. — Ilexr microphylla Spreng. — Ürosso- petalum micerophyllum ©. Ktze. est Verbenacea ex aft. Citharexyli in fructibus tantum cognita (cf. Urb. in Engl. Jahrb. XV p. 324 et Neger ap. A. Metz in Beih. Bot. Centralbl. XV p. 379). — Sto. Domingo. Myginda myricoides Willd. est Hex myricoides H. B.K. (Aqui- foliacea). — Columbia. Myginda myrsinoides H. B. K.! — (rossopetalum myrsinodes O. Ktze. — Rhacoma myrsinoides Loesener ob flores 5-meros, ovula in quoque loculo ovarii (bilocularis) gemina, capsulam exsuccam verisimiliter postremo dehiscentem, semina arillata est Maytenus myrsinoides Urb. — Peruvia. Obs. Species homonyma a el. Rrısser e Guiana deseripta Maytenus Reissekii Urb. salutanda est. a Myginda myrtifolia Nutt. est Pachistima myrsinites Raf. — Amer. sept., Mexico. Myginda theoides Benth.! —= Crossopetalum theodes O. Ktze. — Ihacoma theoides Loesener ob flores 5-meros (non 4-meros, ut ill. 3ENTHAM descripsit), ovarium 3-loeulare, ovula (solitaria) supra basin columnae centrali affıxa, jam sub anthesi inferne arillo manifesto cireumdata est Maytenus theoides Urb. — Peruvia. VI. Die Bestäubungseinrichtung von Pentastemon Menziesii Hook. und verwandter Arten von E. Loew-Berlin. Zwei Eigentümlichkeiten im Blütenbau von Pentastemon haben vorzugsweise bisher die Aufmerksamkeit der Blütenökologen auf sich gelenkt: einerseits die abweichend gestellten Nectarien, die bekanntlich bei genannter Gattung und ebenso bei Chelone an der äusseren Basis der beiden oberen, fertilen Staubblätter angebracht zu sein pflegen, andererseits das zu einem meist fadenförmigen Staminodium umgestaltete, hintere Staubblatt, das hier jedoch nicht wie z. B. das entsprechende Stamen von Gratioladı) ein nutzloses und daher oft fehlendes Anhängsel bildet, sondern in den Dienst der Bestäubung gestellt erscheint. Allerdings gehen über die Funktion dieses Organs bei Pentastemon die bisherigen Ansichten der Forscher(2) beträchtlich auseinander. So erblickt ERRERA() in der charakteristischen Umbiegung des sterilen Blattes eine Ein- richtung, die den Saugakt des Besuchers auf einen bestimmten Abstand von der Nectarquelle zu beschränken bestimmt ist und also der Fremdbestäubung dienen soll. Pasquare(d4) bezeichnet dagegen nach Untersuchung der auch von ERrRERA vorzugsweise behandelten Blüte von P. gentianoides G. Don als die wesentliche Aufgabe des in diesem Falle an der Spitze verbreiterten und be- haarten Staminodiums, den aus den Antheren ausfallenden Pollen aufzunehmen und spontan bez. durch Insektenhilfe auf die Narbe zu befördern, so dass Autogamie erfolgen mub. Einige nähere Aufschlüsse über die Bestäubung der mit einer einzigen Ausnahme nur in Nordamerika einheimischen Pentastemon- Arten sind dort ansässigen Beobachtern wie Cm. RoBERTSoN,(5) A.S. Hırcacock(6) und Auıck J. Merrırı(7) zu verdanken, die uns 60 E. Low wenigstens für gewisse Arten über die im Vaterlande der Pflanzen normal wirksamen Bestäuber und ihre Thätigkeit an den Blumen aufklärten. Hiernach sind Arten wie P. laevigatus Sol. P. pubescens Sol. u. a. ohne Zweifel echte Bienenblumen, die nur durch ent- sprechend grossleibige und langrüsselige Apiden wie Bombus, Poda- lırius, Osmia etc. in einer für Insekt und Blume gleich erfolg- reichen Weise ausgebeutet werden können, während zu kleine, leicht in den Blüteneingang einkriechende Insekten, desgl. auch Falter, als schädliche oder für die Bestäubung indifferente Gäste zu bezeichnen sind. Für zwei kalifornische, rotblütige Pentastemon- Arten kommen ferner nach Arıck Merrırıs Beobachtungen in Californien die Kolibris als Besucher in Betracht, wenn dabei auch nicht an ausschliessliche Ornithophilie dieser Blüten zu denken sein dürfte. Da eine genauer in den Blütenbau eindringende Untersuchung der in systematischer Hinsicht noch manche ungelöste Fragen dar- bietenden Pentastemon-Arten mir erwünscht schien, habe ich schon vor geraumer Zeit eine mir für das Königl. Botanische Museum zu Berlin von Herrn Geheimrat Prof. Dr. A. EnGLer gütigst erteilte Erlaubnis dazu benutzt, die im dortigen Herbarium vorhandenen zahlreichen Pentastemon-Arten systematisch-anatomisch zu unter- suchen, um so durch Vergleichung verwandtschaftlich näher oder entfernter stehender Formen Anhaltspunkte speciell für blüten- ökologische Fragen zu gewinnen. Von den Ergebnissen dieser bisher unveröffentlichten Arbeit will ich im Folgenden einen kleinen, auf die Sektionsgruppen der Erianthera und Fruticosi(s) bezüglichen Abschnitt mitteilen und darin folgende Fragen, die ich zum Teil schon bei einer früheren (selegenheit(9) berührt habe, zu weiterer Entscheidung zu bringen suchen: l. Bewahrheitet sich die von PAsQuArLE dem Staminodium zu- seschriebene Funktion als eines den Pollen aufnehmenden und an die zuständige Narbe abgebenden Organs auch bei anderen, von ihm nicht berücksichtieten Pentastemon-Arten? 2. Ist die von Derrıno für Pentastemon angegebene Lage und Bildung der Nectarien innerhalb der ganzen Gattung eine über- einstimmende, oder giebt es in dieser Hinsicht auch abweichende Arten? 3. In welcher gegenseitigen Beziehung stehen die Einrichtungen der Nectarien und des Staminodiums, sowie die der Pollenausstreuung Bestäubungseinrichtung von Pentastemon Menziesii Hook, 61 bei Pentastemon, und welche Aufschlüsse giebt uns darüber die ver- gleichende Blütenuntersuchung der verschiedenen Arten? Zu näherem Verständnis sind einige Bemerkungen über den anatomischen Bau der Nectarien von Pentastemon vorauszuschicken, den ich im hiesigen botanischen Garten an lebenden Exemplaren z.B. von P. laevigatus Sol., campanulatus Willd. u. a. näher unter- sucht habe. Die Nectarien bilden hier an der äusseren Wurzel der oberen, fertilen Staubblätter einen scharf umgrenzten, meist rund- lichen Fleck und bauen sich anatomisch aus einer epidermalen Schicht von Sekretionszellen auf. Dieselben erscheinen als einzellige, dicht aneinander gedrängte, halbkuglig vorgewölbte Papillen, die mit dichtem Plasma erfüllt sind und nach aussen reichlich Honig secernieren; letzterer sammelt sich in den beiden, schon von DELPINo geschilderten, lateralen Saftstellen der Blüte an. Bei einigen Arten wie P. Cusickti A. Gr., diffusus Dougl., gracilentus A. Gr., Rattani A.Gr.u.a., die nur an Herbarmaterial untersucht wurden, sind die Sekretionspapillen durch Längswände in 2 oder 4 Tochterzellen geteilt und sind dann den gestielten Drüsentrichomen nicht unähn- lich, wie sie auf dem Kelch, der Krone, den Inflorescenzstielen und den vegetativen Organen zahlreicher Pentastemon-Arten vorkommen; nur ist bei diesen die das Drüsenköpfchen tragende Stielzelle be- deutend mehr verlängert. Um die Nectarien der Staubblätter auch an getrocknetem Material leicht auffinden und untersuchen zu können, legte ich die betreffenden Blütenteile in Eau de Javelle, das nach einiger Zeit den Zellinhalt überall im Präparat vollständig auflöst und nur die durchsichtigen Zellhäute übrig lässt. Auch die Untersuchung ganzer Blüten wird durch dies Verfahren wesentlich erleichtert. Nach diesen Vorbemerkungen wende ich mich zu der Blüten- beschreibung der einzelnen Arten. 1. P. Menziesiv Hook., ein vielgestaltiger Strauch des Kaskaden- gebirges und der Rocky Mountains,(10) ist der wichtigste Vertreter der Untersektion Krianthera,(1) die durch starke Bekleidung der Antheren mit Wollhaaren gekennzeichnet wird; ausserdem Kommt die Dehiscenz in Betracht, die hier — wie überhaupt bei der ganzen Sektion Hupentastemon im Sinne von Asa Gray — durch einen über die apicale Verbindungsstelle der beiden Beutelhälften übergreifenden Spalt erfolgt; nach dessen Aufreissen öffnen sich die von einander spreizenden Thecae etwa nach Art eines aufgeschlagenen Buches 62 E. Loew und breiten sich an dem sie tragenden Filament schildförmig aus. Die oberen und unteren Antheren bleiben dabei paarweise mit ihren Fugenseiten einander zugekehrt und bilden durch die sie verbindenden Wollhaare eine Pollenstreumaschine ähnlich wie bei der verwandten Gattung Chelone. Die Blüten, deren Einrichtung ich an lebenden Exemplaren des Kgl. Bot. Gartens im April 1891 untersuchen konnte, nehmen auf kurzem Blütenstiel meist eine schräg aufwärts gerichtete Stellung ein. Über zwei dicht darunter stehenden Vorblättern folet ein e. 15 mm langer Kelch, dessen etwa 2 mm breite Abschnitte am Rande gleich den Blütenstielen mit den schon erwähnten Stieldrüsen besetzt sind. Die von der Basis bis zum Saume ziemlich gleichmässig von etwa 4 auf ll mm Durchmesser sich erweiternde, 33—39 mm lange Krone besitzt eine hellviolette Färbung. Die beiden abgerundeten, oberen Saumlappen bedecken ohne stärkere Wölbung als flache Decke den Blüteneingang von oben her, während die etwas weiter vorgestreckte Unterlippe mit ihren drei, ce. 5 mm langen und ebenso breiten Zipfeln einen für anfliegende, grössere Apiden geeigneten Landungsplatz bildet. Vom Schlunde aus einwärts verläuft an der Unterlippe eine seichte, mediane Furche, die beiderseits durch je einen spärlich beharten Längswulst begrenzt wird. Die biologische Aufgabe dieser Partieen ist augenscheinlich die einer Verengerung des Blüteneingangs und des dadurch erreichten Honigschutzes; ausserdem dient die Medianfurche zur Aufnahme und Stütze der von hinten her auf sie niedergebogenen Filamente. Ein medianer Längsschnitt der Blüte klärt uns weiter über die Stellung und Ausbildung des Staminodiums und der Staubblätter, sowie der Nectarien auf. Das reducierte, fünfte Stamen ist etwa 4 mm ober- halb der Kronenbasis angeheftet und legt sich als ein dünner, 14 mm langer, an den untersuchten Exemplaren unbeharter Faden bogig absteigend mit der Spitze zwischen das obere und untere Antherenpaar, so dass es von den vorderen Staubbeuteln etwa um 3 mm überragt wird. Die Filamente der fertilen Staubblätter, deren Insertionsstellen mehr der Kronenbasis genähert sind als die Anheftungsstelle des Staminodiums, bilden in jüngeren Blütenstadien einen schwach S-förmige gekrümmten Bogen, der aber bei völliger Antherenreife in seiner vorderen Partie eine fast knieartige Auf- wärtskrümmung erfährt und dadurch die Beutel deutlich in die Zufahrtslinie zum Honig stellt. Die blaugefärbten, mit gelbem Pollen erfüllten Antheren besitzen ein mehrschichtiges Endothecium und Bestäubungseinrichtung von Pentastemon Menziesii Hook. 63 € stellen nach ihrem Aufreissen den oben schon erwähnten Pollen- streuapparat her, dessen verfilzte Wollhaare etwa ausfallende Pollen- körner festhalten. Die Wurzel der beiden kürzeren Stamina trägt an ihrer Aussenseite eine gelbe Anschwellung, die den Sitz der schon mit blossem Auge deutlich sichtbaren Nectarausscheidung bildet. Ein Längsschnitt durch den unteren Teil des Ovars zeigt übrigens, dass die Anlage zu der bei den Scrophulariaceen sonst weitverbreiteten Nectariumform auch hier in Gestalt eines deut- lichen, hypogynen Ringwulstes vorhanden ist; doch konnte ich an ihm frei abgesonderte Honigtropfen niemals wahrnehmen. Der die Richtung des bogig herabgekrümmten Staminodiums kKreuzende Griffel überragt mit der kopfige abgesetzten Narbe das vordere Antherenpaar um 5—6 mm und bringt dadurch die cylindrischen Narbenpapillen völlig ausser Bereich des Pollens, so dass wenigstens während der ersten Blütenstadien Autogamie völlig verhindert wird. Auch durch Protandrie wird Fremdbestäubung begünstigt, da die Beutel sich meist schon in der geschlossenen Blütenknospe — und zwar etwas ungleichzeitig —- öfinen, so dass beim Aufblühen der Reifezustand der Narbe hinter dem der Antheren zurückbleibt. Obgleich ich Bestäuber an der im Gewächshause kultivierten Pflanze nicht beobachten konnte, scheint mir doch die hier vor- liegende Bestäubungseinrichtung durch Vergleich mit der mehrfach beschriebenen, ähnlichen von Chelone(12) mit ziemlicher Sicherheit deutbar zu sein. Da die Narbe dicht hinter dem Blüteneingang so gestellt ist, dass sie beim Einfahren einer den Blüteneingang ausfüllenden, grösseren Apide von derselben gestreift werden muss, während gleichzeitig durch Berührung des Pollenstreuapparats mit dem Kopf des Besuchers etwas Blütenstaub herausgeschüttelt und dem ersteren aufgeladen wird, muss die Biene bei späteren Be- suchen neuer Blüten jedesmal zuerst mit dem Kopf die am weitesten vorragende Narbe streifen und durch den mitgebrachten Pollen be- stäuben. Weiter ist vorauszusetzen, dass der Besucher nur soweit in das Innere der sich allmählich verengernden Krone einzudringen vermag, bis sein Körper an das niedergebogene, in seiner Richtung mit dem Griffel sich kreuzende Staminodium stösst, so dass er an dieser Stelle Halt machen und sein Saugorgan entweder zum linken oder rechten Nectarium der Staubblattwurzeln einzuführen ver- suchen wird. Da der Abstand zwischen dieser Kreuzungsstelle und den Saftdrüsen etwa 7—8 mm beträgt, so vermögen nur Apiden von entsprechender Rüssellänge den Honig in einer für die Fremd- 64 E. Low bestäubung günstigen Weise zu erreichen. Dies wird auch durch die von Cm. Rogerrsox6) an anderen bienenblütigen Arten ge- wonnenen, direkten Beobachtungen bestätigt. In späteren Blüten- stadien kann bei P. Menziesit durch nachträgliches Wachstum der Filamente und tieferes Herabkrümmen der Griffelspitze möglicher- weise auch Autogamie stattfinden, wenn die Narbe mit eigenen, an den Haaren der Antheren oder ihren Fugenflächen hängengebliebenen Pollenkörnern in Berührung kommt. Ob die Selbstbestäubung an wildwachsenden Exemplaren eintritt und von Erfolg begleitet ist, bleibt weiter festzustellen. Aus diesem Befunde, der als an kultivierten Pflanzen gewonnen allerdings durch Beobachtungen an natürlichen Standorten ergänzt werden müsste, geht doch mit Sicherheit ein völliges Abweichen der Blütenkonstruction von P. Menziesiw von der durch PasquvaLz für P. gentianoides geschilderten Einrichtung hervor. Da bei unserer Art die Staminodiumspitze fast um die halbe Länge der Blumen- krone von der Narbe entfernt ist, kann sie unmöglich auf letztere Pollen befördern. Auch ist bei P. Menziesii der Pollenstreuapparat der Antheren selbst unzweifelhaft der Ort, an dem ausfallender Pollen festgehalten wird; der von den Antheren entfernte, dünne Faden des Staminodiums ist dafür ein durchaus ungeeignetes Organ. Endlich erweckt der von Pasquauz für P. gentianoides angegebene Bestäubungsmodus durch einen kleinen Blütenkäfer (Brachypterus cinereus Heer), der eine Bewegung des Staminodiums und damit die Pollenabladung an der verbreiterten und behaarten Spitze dieses Organs herbeiführen soll, begründete Zweifel an der Allgemeingiltig- keit dieses Vorgangs, da nach den übereinstimmenden Beobachtungen von ROBERTSoNn, HrrcHcock, MERRITT u. a. bisher immer nur der Tiefe der Honigbergung entsprechend langrüsslige Apiden als nor- male Bestäuber von Pentastemon-Blüten beobachtet worden sind; auch der von Pasovaue in der Blüte bemerkte kleine Halietus kann nur als unnützer Besucher gelten. Die von dem italienischen Forscher dem Staminodium zugeschriebene Funktion eines Hilfs- apparats für Autogamie hat daher selbst für die Blüte von P. gen- tiamordes höchstens nur eine nebensächliche Bedeutung. Es ist viel- mehr daran festzuhalten, dass die Grundfunktion des Staminodiums, das fast bei sämtlichen Arten von Pentastemon — ausgenommen einigen wenigen, bei denen es als kleines, anscheinend nutzloses Anhängsel auftritt, — in exquisiter Weise entwickelt ist, auch für alle jene Arten eine übereinstimmende sein muss. Dabei ist nicht Bestäubungseinrichtung von Pentastemon Menziesii Hook. 65 ausgeschlossen, dass es bei den einzelnen Arten nebenher auch eine besondere biologische Aufgabe, wie z. B. die eines Haltplatzes für die Beine der anfliegenden Besucher oder die des Honigschutzes, der Rüsselführung u. dgl. zu erfüllen vermag. Die vergleichende Untersuchung der verschiedenen Species zeigt den längeren oder kürzeren Faden des Staminodiums bald völlig unbehaart, bald mit zweireihiger, bisweilen fast kammartiger Behaarung, bald mit spatel- förmiger Spitze, bald mit saftdeckenartiger, durch starre, spitze Trichome besetzter Basis u. s. f. In dieser Vielgestaltigkeit, die unabhängig von der systematischen Verwandtschaft — oft bei nah- verwandten Arten in ungleicher Weise — auftritt, liegt ein sicherer Beweis dafür, dass wir in dem Staminodium ein noch in funktioneller Umbildung begriffenes Organ vor uns haben.(13) Die Untersuchung des Herbarmaterials von Blüten des P. Men- ztesiv liess im Vergleich mit den lebenden Blüten keine wesentlich abweichenden Verhältnisse hervortreten. Nur in der Grösse der Krone, der stärkeren oder etwas schwächeren Wollhaarbekleidung der Antheren, der Drüsenentwickelung des Kelches u. dgl. zeigten die an verschiedenen Lokalitäten gesammelten Exemplare gewisse Unter- schiede, die mehr für die systematische Beschreibung der Formen Wichtigkeit haben und an dieser Stelle übergangen werden können. Nur einige Variationen des Staminodiums mögen erwähnt sein. Während die meisten Exemplare des echten P. Menziesii — z. B. von LyALt, SUKSDORF u. a. gesammelt — ein unbehaartes Stami- nodium aufwiesen, zeigte eine als var. Newberryi A. Gr. bezeichnete, von Howerr im Kaskadengebirge gefundene Form ein Staminodium, das an der Spitze mit einer kurzen Haarbürste versehen war. Doch betrug auch hier der Abstand zwischen der Staminodiumspitze und der Narbe etwa 10 mm, so dass eine Abgabe von ausgefallenen Pollenkörnern durch das Staminodium an die Narbenpapillen voll- kommen ausgeschlossen erscheint. Auch ein kultiviertes Exemplar der var. Seouleri A. Gr. (Hort. bot. Hortic. Societ. London 1830) trug an der Spitze des Staminodiums ganz spärliche Härchen. Ob diese Abweichungen bei den genannten Varietäten irgendwelche Constanz haben, ist mir zweifelhaft, da das untersuchte Material nicht ausreicht, um die Frage zu entscheiden. Ası Grar sagt in der Diagnose von P. Menziesir: „sterile filament...... slender, hairy at apex or nearly naked“; hiernach scheinen die Formen mit be- haartem Staminodium die Majorität zu bilden, — vielleicht eine Ascherson, Festschrift. m 66 E. Lorw Andeutung näheren Zusammenhanges mit Arten, die regelmässig ein behaartes, steriles Staubblatt besitzen. 2. P. Barettae A. Gr. (Synopt. Flora II. P. 1. Suppl. p. 440). Diese zuerst von Mrs. Barerr auf den Gebirgen Oregons gefundene, mit der vorigen nahverwandte Species unterscheidet sich von ihr nach Asa Gray vorzugsweise durch glaucescente Färbung, fehlende Drüsen- und Haarbekleidung sowie durch fast lederartige, kürzere Kelchabschnitte. Ein von mir auf seine Blüteneinrichtung unter- suchtes Exemplar (in Washington von SUKsporF 1886 gesammelt!) stimmte in derselben mit P. Menziesti fast völlig überein; das etwa 13 mm lange Staminodium trug etwa 8 spärliche, dünne und lange Haare; die Spitze desselben war bei einer Kronenlänge von ca. 40 mm soweit von der im Blüteneingang stehenden Narbe entfernt, dass auch hier die von Pasguauz dem Staminodium beigelegte Funktion für die lebende Blüte keine Bedeutung haben kann. 3. Die Gruppe der Fruticosi. Dieselbe ist nach Ası GraAY durch „filaments all bearded or pubescent at base“ charakterisiert und umfasst — abgesehen von dem rätselhaften ?. frutescens Lamb. von Unalaschka — nur kalifornische, strauchartige Species. Von denselben habe ich bisher die Blüten von P. cordifolius Benth. (ges. von 8. B. und W. F. Pırısu auf den S. Bernardino Mts.!), P. ternatus Torr. (desgl.!), P. brewiflorus Lindl. (ges. von M. E. Jones 1882!), P. antirrhinoides Benth. (ges. von Ü. G. PrixGteE auf den San Diego Mts.!), P. Rothrockii A. Gr. (ges. von S. B. uud W. F. ParısH auf den S. Jacinto Mts.!) und P. Lemmoni A. Gr. (ges. von M.E..JoNEs in Nevada Co.) näher untersucht. Überraschender Weise ergab sich, dass bei allen diesen Arten die an der Aussenbasis der oberen Staubblätter sonst bei Pentastemon allgemein auftretenden Nec- tarien(14) vollkommen fehlen. Dafür sind die Basen sämtlicher + Staubblätter in exquisiter Weise als Honigschutzorgane entwickelt, indem sie sich mehr oder weniger hautartig verbreitern und am Rande mit einem Besatz von kräftigen, spitzen Trichomen aus- gestattet sind, wie sie sonst auch an anderen Saftdecken auftreten. An dieser Bildung nimmt jedesmal das sterile, fünfte Staubblatt in gleicher Weise teil. Ob in diesem Fall eine freie Nectaraus- scheidune an der Basis des Fruchtknotens oder der Krone statt- findet, liess sich an dem mir zu Gebote stehenden Herbarmaterial leider nicht entscheiden. Wie dem auch sei, so steht die oben erwähnte Bildung jedenfalls in nächster Beziehung zu einer ab- weichenden Form der Nectarien bei der Gruppe der Fruticosı und Bestäubungseinrichtung von Pentastemon Menziesii Hook. 67 bekundet dadurch auch in systematischer Hinsicht eine grössere Divergenz der hierher gehörigen Arten, als sie bisher angenommen werden konnte. Da der Raum es mir hier nicht gestattet, näher auf die Blüten- einrichtungen der Fruticosi einzugehen, denke ich an anderer Stelle eine ausführliche Beschreibung derselben geben zu können, wenn ich mir ausreichendes Blütenmaterial verschafft haben werde. Immerhin scheint mir schon jetzt die Frage nach der ursprünglichen Bedeutung des Staminodiums, sowie seines Zusammenhanges mit der Nectarien- bildung in neue Beleuchtung gebracht zu sein. 12. 13. 14. Anmerkungen. . Vgl. P. Ascuerson in Verh. d. Bot. Ver. d. Prov. Brandenburg. 31. Jahrg. 1889. p. XVI—XIX. . F. Derpino, Ult. osservaz. P. I p. 155 u. 157. — F. Hınpesrann, Bot. Zeit. 1870 p. 667. — A. v. Kerser, Die Schutzmittel der Blüten gegen unberufene Gäste. Wien 1876. p. 55. — L. ERRERA et G. GEvAERT, Bull. d. 1. Soe. Roy. Bot. de Belgique. T. XVII p. 182—248. . ErrerA (a. a. O. p. 199). . F. Pasquaue, Sull. impollinaz. nel Pentst. gentianoides. Atti del congr. internaz. di Genova 1892. p. 553—560. . Ch. RoBERTsoNn, Flow. Ins. Asclep. to Serophul. Trans. St. Louis Acad. Sei. V (1881) p. 590-591. A. S. Hırcrcock, Bull. Torrey Bot. Club. 1893. p. 362. . ALICE J. Merrırt, Californ. Mount. Flow. Erythea V. 1897. p. 19—21. . Vgl. Asa Gray, Synopt. Flora of North America. Vol. Il. P. 1 (1878). p- 258--273; Suppl. 439—442. . E. Lorw, Blütenbiolog. Beitr. 1. Pringsh. Jahrb. XXII, p. 475—485. . Vgl. A. Ester, Die pflanzengeograph. Gliederung Nordamerikas, in Notizbl. d. Kgl. bot. Gart. u. Mus. z. Berlin. Append. IX (1902) p. 61 u. 71. . Die Sektion Erianthera wurde 1839 von E. R. v. Traurverter (De Penta- stemone commentatio. Mem. des sav. etrang. T. IV p. 249) aufgestellt, später von BENTHAMm (Serophulariac. Prodr. X 1846 p. 320) etwas verändert und von Asa Gray (Proc. Amer. Acad. Boston VI p. 56ff.; Synopt. Flora a. a. O.) in dem heute giltigen Sinne umgrenzt. LoEw (a. a. ©. p. 471--475). Über die Reduetion des Staminodiums aus einem vollständigen Staubblatt vgl. Fanitner (Biogenet. Untersuch. über verkümmerte und umgebildete Sexual- organe. Flora 1896. p. 154) und HEINRIcHER (Neue Beitr. z. Pflanzenterato- logie und Blütenmorphologie. Österr, bot. Zeitschr. 1894. p- 42—43). Eine Angabe über abweichende Bildung der .Neetarien von Pentastemon machte .J. Rosıssonn (Österr. bot. Zeitschr. 1896. p. 398); dieselbe betrifft Jedoch nur den Unterschied, dass die Neetarien bald in einer Aushöhlung, bald auf einer Anschwellung der Filamentbasen angebracht sind; letzteres soll bei P. hybridus H. V. — einer mir unbekannten Gartenform — der Fall sein. EF* {9} vll. Die Gattung Aschersonia Mont. P. Hrnnıncs-Berlin. Die von Saccarvo zu den Nectroideaceen eestellte Conidien- gattung Aschersonia wurde von MontaGne in Annales Se. Natur. III ser. vol. X p. 121 im Jahre 1848 aufgestellt und zu Ehren des Herrn Dr. med. F. M. Ascnerson, Vaters von Prof. P. ASCHERSON benannt. Die Beschreibung der Gattung lautet nach der Wieder- gabe Saccarnos, in Sylloge III p. 619: „Stroma carnosum, hemi- sphaericum, turbinatum vel pulvinatum, laete coloratum, primitus vela fugaci byssina concolori teetum. Perithecia (seu locnli) stromate subimmersa membranacea, tenuissima, erecta, fibroso-cellulosa porisque late apertis (tandem rimose eonfluentibus) pertusa. Basidia filiformia. Sporulae fusiformes, hyalinae, continuae, subinde 3—4+ g„uttulatae spurieque septatae. Fungi phyllogeni tropiei, Hypoereis affines et paralleli, sed ascis carentes. — Vom Autor wurde eine Art, welche von J. Lerınz auf Blättern einer Oyrtandra auf Tahiti gesammelt worden war, als 4. tahitensıs Mont. beschrieben und ]. ec. auf Taf. VI £. 3 abgebildet. Seit jener Zeit sind reichlich 30 Arten der Gattung von ver- schiedenen Autoren meist aus tropischen Gebieten aufgestellt worden. Es sind dies folgende: A. turbinata Berk. von Sto. Domingo, A. bası- cystis Berk. et Curt. von Cuba, A. eubensis B. et U. von Cuba und Brasilien, A. Placenta« Berk. von Ceylon und Marquesas-Inseln, A. mellea B. et Br. von Üeylon, A. duplex Berk. von N.-Seeland, A. oryspora Berk. aus Ost-Indien und Brasilien, A. viridans (Berk. et C. sub Hypoerea) Pat. von Cuba, A. diserformis Pat. aus Ecuador, A. badia Pat. aus Tonkin, A. marginata Ell. et Ev. von Sandwichs- Inseln, Portorico, Brasilien, A. Goeldiana Sacc. et Ell. aus Brasilien, A. chaetospora Sace. und A. paraphysata Sacce. von St. "Thome, Die Gattung Aschersonia Mont. 69 A. samoensis P. Henn. von Samoa, A. Zenkerti P. Henn. von Kamerun, A. Aleyrodis Webb. von Florida, A. cinnabarına P. Henn. u. A. con- fluens P. Henn. von Manila, A. novo-guineensis P. Henn. von Neu- Guinea, A. erenulata Pat. et Har. aus W. Africa, A. Andropogonis P. Henn. aus Brasilien, A. Pittieri P. Henn. aus Uosta-Rica, 4A. Coffeae P. Henn., A. pedieuloides P. Henn., A. lecamioides P. Henn. A. phthiuroides P. Henn. aus Java, A. selerotiordes P. Henn. aus ‚Java, Usambara, A. blumenaviensis P. Henn., 4. paraensıs P. Hemn., A. janeirensis P. Henn. aus Brasilien. Ausser diesen 32 Arten sind noch 2 Arten: A. rufa (B. et Br.) Sacc. (— Myrosporium rufum, B. et Br.) von Ceylon sowie 4. car- pinicola E. et D. aus Canada auf abgestorbener Rinde von Carpınus hierhergestellt, welche ihrer Sporen wegen der Beschreibung nach nicht in diese Gattung gehören dürften. Fast sämmtliche Arten kommen auf Blättern der verschieden- artiesten Pflanzen vor; nur einzelne Arten, so A. selerotoides und A. Andropogonts P. Henn. finden sich an Zweigen und Halmen, erstere an denen von Castilloa elastica auf Java, von Morus indica, Acacıia Lebbek, Mimosa sensitiva in Usambara. Diese Art hat äusserlich sehr grosse Aehnlichkeit mit A. marginata Ell. et Ev. Fast alle Arten sind tropisch oder subtropisch. Viele Arten stellen zweifellos ein Konidienstadium der Nec- triaceengattung Aypocrella Sacc. dar, bei den allermeisten ist dieses aber bisher nicht festgestellt worden. Es scheint, als ob bei diesen die Askenfruktifikation nicht oder nur unter besonders günstigen Umständen zur Ausbildung gelangt. Professor ZIMMERMANN, welcher in Buitenzorg zahlreiche Arten beobachtet und gesammelt hat, theilte mir mit, dab er trotz sorgfältiger Beobachtung niemals die Askenfruktifikation dieser Arten aufzufinden vermochte. Die Konidien aller Arten sind sehr gleichförmig gebildet, die- selben sind meist lang spindelförmig, beiderseits spitzlich, mit oder ohne Oeltröpfchen, ohne wirkliche Scheidewände, farblos. Dieselben entstehen an fadenförmigen, mehr oder weniger verlängerten Trägern, welche hin und wieder mit sterilen Fäden untermischt sind. Die Stromata zahlreicher Arten sind äusserlich oft sehr ver- schieden gestaltet und verschieden gefärbt, gelb, braun, röthlich, scharlachroth, blaß oder auch schwärzlich. Dieselben sind eben- falls von sehr verschiedener Konsistenz, wachsartig-fleischig weich oder hornartig-hart. Die Perithecien sind eiförmig, flaschenförmig, 70 P. Hexnınss länglich u. s. w., meist dem Stroma eingesenkt, seltener hervor- ragend, im Reifezustand sich durch einen Porus oder durch Risse öffnend, mitunter geschlossen bleibend. Die meisten mir vorliegenden Arten kommen sowohl auf Blättern wie an Zweigen oder Halmen mit Cocciden, Lecanium-Arten u. Ss. W. vergesellschaftet vor und besitzen mit diesen eine so auffallende Aehnlichkeit, dass sie mit blossem Auge in Form und Färbung oft schwer unterscheidbar sind. Diese Pseudomimikry wurde bereits von BErkerey beobachtet, so sagt er bei Beschreibung der Ascher- sonta Placenta „Cocei ad instar*. — In der That dürften zahlreiche Arten mit den auf Blättern und Stengeln lebenden Coceiden in biologischer Beziehung stehen, doch liegen hierüber leider noch keine sicheren Untersuchungen vor. Es scheint aber, als ob die Coceiden von den Konidien des Pilzes befallen, alsdann von den Hyphen desselben durchwuchert, völlig aufgezehrt werden. Aus dem Thierkörper bilden sich dann anscheinend durch dichtes Verflechten der Hyphen die Stromata, welche die Form der Coceide annehmen. Hin und wieder findet man noch Ueberreste des Thieres in dem Stroma, sowie Thiere, welche von dem Pilz befallen mumifiziert sind. Dem Blatt- oder Stengelsubstrat sitzt das Stroma sehr lose, etwa in gleicher Weise wie die betreffende Coccide auf und lässt sich wie diese leicht ablösen. Die Stromata sind zumal im ‚Jugendzustande von einem filzigen oder häutigen oft sehr breiten Hyphenrand umgeben, welcher dem Substrat fester anhaftet, doch scheinen die Hyphen nicht in die Blattsubstanz tiefer einzudringen. Der Pilz ist in diesem Falle für die betreifende Pflanze anscheinend nützlich, da er oft zahllose thierische Parasiten derselben vernichtet. Es dürfte jedenfalls wichtig sein, wenn die biologischen Stationen in den Tropen dieser interessanten Frage näher treten und hierüber an Ort und Stelle sorgfältige Untersuchungen anstellen würden. Mit Aschersonia Mont. ist die Gattung Aschersontopsıs P. Henn. Hedw. 1902 p. 7 sehr nahe verwandt, durch ein hornartig-hartes, kugeliges, aussen schwärzliches, innen weibliches sclerotiumartiges Stroma ausgezeichnet. Die Perithecien sind anfangs fast eingesenkt, kugelig, dann oberflächlich, aufreißend, scheibenförmig, blab. Die Konidienträger sind fadenförmig, farblos, und entstehen an diesen seitlich ährenförmig die fast kugeligen oder eiförmigen farblosen Konidien. Die Art A. globosa P. Henn. wurde von Prof. A. MörLLer Die Gattung Aschersonia Mont. 71 an Bambushalmen bei Blumenau im Staate St. Catharina 1892 ge- sammelt. Auch dieses Konidienstadium dürfte seiner Beschaffenheit nach sicher einer Hypocreacee angehören. — Bezüglich der Berechtigung des Namens der Monragne'schen Gattung Aschersonia möchte ich noch einzelne nomenklatorische Aus- einandersetzungen hinzufügen, zumal neuerdings von W. A. Murrın- Neu-York in Journ. of Mycology 1903 p. 92 und 99 der Gattungs- name für eine von ExpLicHer 1892 aufgestellte Gattung der Poly- poraceen in Anspruch genommen wird und in diesem Falle die Montasne’sche Gattung umzutaufen wäre. Der Sachverhalt ist nun folgender: Die Gattung Aschersonia Endl. ist in Endl. Suppl. II 103 No. 446, I, 1842 auf Grund der von JusgHuunn in Verh. Bat. Genootsch. 1839 aufgestellten Zaschra erustacea Jungh. umgetauft worden, da bereits von E. Frırs die Auriculariaceen-Gattung Laschia in Linnaea V p. 533 im Jahre 1833 mit der Art Z. delicata Fr. (= Merulius favosus Willd. in Herb.) aufgestellt worden war. Die Arten, welche von Frırs in diese Gattung gestellt worden sind, gehören aber, wie ich bereits früher nachgewiesen habe, in die Gattung Aurieularia Bull. (1795). Später sind von MoNTAGNE, BERKELEY U. S. w. zahlreiche Arten, welche zu den Polyporaceae gehören, auf Grund ihrer tremellösen Beschaffen- heit irrthümlich zu Zaschia Fr. gestellt worden. Für diese Arten ist von Parovınvarp der Name Fhvolaschia p. p. gegeben. Die Gattung Laschia Fries ist demnach einzuziehen, da diese mit Aurieularia Bull. zusammenfällt. Die Gattung ZLaschia ‚Jungh. besteht folglich zu Recht und ist die Umtaufung in Aschersonia Endl. somit hinfällig. Die von Juxnsnunx zu Laschia gestellte Art L. erustacea Jungh. sowie Z. spathulata Jungh. sind nun von Saccarno in Syll. V p. 652 (1887) in die von BEerkerey und MoxtasneE Lond. Journ. Bot. 329 (1844) aufgestellte Gattung Hymenogramme gestellt worden. Letztere Gattung ist aber gleich Zaschia Jungh. (1539). Die betreffenden Arten, so H. javensis B. et M. sind demnach als Lasechia javensis (B. et M.) zu bezeichnen. Leider liegen mir keine Exemplare der Arten Laschia erustacea und Z. spathulata Jungh. vor; es ist daher nicht sicher feststell- bar, ob diese Arten nicht vielleicht in eine andere bereits früher beschriebene Gattung hineingehören. Wenn dies der Fall sein sollte, so wäre die Gattung Zaschia Jungh. aufzuheben und würde die Gattung Hymenogramme-B. et Mont. zu Recht bestehen. 72 P. Hesnines: Die Gattung Aschersonia Mont. ‚Jedenfalls unterliegt es nach obigen Ausführungen keinem Zweifel, dass die Gattung Aschersonia Mont. aufrecht zu erhalten ist und die von Herrn W. A. MuvrırLu in dieser Beziehung ge- machten Umtaufungen völlig hinfällig sind. Nach Abgabe des Manuscriptes sind noch folgende neue Arten der Gattung Aschersonia hinzugetreten, die ich hier der Voll- ständigkeit halber erwähnen will: A. Tamuraı P. Henn. auf Quercus euspidata aus Japan, A. amazonica P. Henn. aus Peru, A. jwruensis P. Henn. aus Brasilien, A. coceicola P. Henn. aus Paraguay. Letztere parasitirt auf einer schwarzen Coceide aus Grasblättern, welche sie meistens völlig vernichtet; mitunter ragen die Ueberreste des T’hieres noch aus den Stromaten hervor. VII. Über die Baumvegetation des ungarischen Tieflandes J. BERNÄTsKY-Budapest. Es ist im allgemeinen die Ansicht verbreitet, dab das ungarische Tiefland pflanzengeographisch von dem Waldgebiet auszuschalten und dem europäisch-asiatischen Steppengebiet einzureihen ist. Allein nicht Geringere wie GRrISEBACH und EnGtEer haben sich dieser Ansicht gegenüber entweder ablehnend oder reserviert verhalten und darauf hingewiesen, dab die übrigens gar nicht abzuleugnende Verbreitung echter Steppenpflanzen im ungarischen Tiefland auf andre als blos klimatische Faktoren zurückzuführen ist. Einen schwerwiegenden negativen Beweis für das angenommene „Steppenklima“ des ungarischen Tieflands bildet die Armut an Wäldern und überhaupt an Bäumen. Im folgenden sei über die gegenwärtige Verbreitung der wichtigsten Bäume und größern Holz- gewächse des ungarischen Tieflands, deren Formationen, sowie über die mitspielenden Faktoren kurz verhandelt. Vor allem muß betont werden, dab es im ungarischen Tiefland heutzutage keinen Punkt gibt, von wo das Auge zum mindesten kleinere oder größere Gruppen von Bäumen, Alleen, Baumreihen, einzeln stehende Bäume, einen Hain oder dergleichen nicht in mehreren Richtungen erblicken könnte. Selbst mitten in der Horto- bägy steht ein Robinienwäldchen (Kobinia Pseudacacıia) und auf jede Tanya, auf jedes einsame Gehöft in der Gegend von Szeged oder in der Kiskünsäg fällt der Schatten einer Pappel, eines Maul- beerbaumes oder einer Robinie. Wol lösen sich die aus der Ferne erspähten vermeintlichen Wälder oft in einzelne Baumreihen und Gruppen gepflanzter Bäume auf; wol finden wir an Stelle des auf der Spezialkarte verzeichneten Waldes manchmal blos einen erbärm- lichen Pappelbestand vor. Aber es geschieht auch, daß wir hinter 74 J. Bernärsky der die Aussicht hemmenden dichten, gepflanzten Robinienreihe einen üppigen Eichenbestand antreffen, dem dann ein weiter Wald folgt, oder wir marschieren durch trostlose, Dünental und Dünen- höhe gleichförmig überziehende Andropogon Ischaemon-Felder — und kommen dann unvermutet in einen Wald, wo die prächtigsten Linden von wilden Bienen umsummt werden. I. Ich habe das ungarische Tiefland kreuz und quer durchzogen. Von Budapest bis Pancsova, von Debreczen bis Szabadka, überall mußte ich wahrnehmen, dab der Baumwuchs nicht so sehr vom Klima gefährdet wird, wol aber daß die durch die orographischen Verhältnisse stark beeinflubten terrestrischen Faktoren, sowie die den natürlichen, ursprünglichen Pflanzenwuchs eigenmächtig um- gestaltende menschliche Kultur der Ausbreitung der Wälder den meisten Einhalt gebieten. Ganz und gar das Klima außer Acht lassen darf man ja allerdings nicht; es kann aber festgesetzt werden, dab das Klima an und für sich bei ganz mittelmäßigen Bodenverhältnissen eine intensive Entwicklung von laubwerfenden, waldbildenden Bäumen im ganzen ungarischen Tiefland zuläßt. Die jährliche Regenmenge beträgt überall mehr als 500 mm, in einem groben Teil mehr als 600 mm und dort, wo die wüstesten Sand- pußten sind, im südlichen Temeser Comitat, beträgt dieselbe sogar 660 mm. Die Verteilung der jährlichen Regenmenge ist eine sehr günstige, indem zur Zeit der raschesten Entwicklung, zur Zeit der Keimung, des Emporspriebens, der Ausbildung der Assimilations- organe an Feuchtigkeit niemals Mangel ist. Nach einem an Schnee nicht armen Winter folgt ein Frühjahr mit wenig Regen, aber die Luft ist noch nicht zu trocken und heiß und der Boden ist vom eeschmolzenen Schnee durchtränkt. Der letzte Monat des Früh- jahrs und der Anfang des Sommers sind an Niederschlägen am reichsten, es regnet sowohl im Mai als auch im ‚Juni 60—88 mm. Erst der Hochsommer, richtiger der Spätsommer ist sehr trocken, da der Boden und noch vielmehr die Luft erhitzt und ihnen Feuchtigkeit entzogen wird, was die seltenen, aber heftigen Regen- güsse kaum oder gar nicht parallelisieren. Bis Mitte Sommer haben aber die Bäume eine intensive Entwicklung durchlaufen, ihr Laub ist ausgebildet, die Wurzeln gekräftigt, sie haben zumeist auch abgeblüht, und da der Boden in einer gewissen Tiefe in der größten Dürre nicht Zeit hat auszutrocknen, können die Wurzeln bis tief in den Herbst hinein in Tätigkeit verbleiben und den oberirdischen Organen einen Wasserstrom von genügender Energie sichern. Die Uber die Baumvegetation des ungarischen Tieflandes. 75 Bäume der laubwerfenden Eichenregion ertragen die trockne Luft im Hochsommer recht gut, wenn es nur tief im Boden nicht an Feuchtigkeit mangelt — und dies letztere ist im ungarischen Tief- land niemals der Fall. Ja, es ist ihnen eine starke Besonnung sogar sehr zuträglich, denn sie reifen besser aus als wie sie es unter einem Klima, das der Buche oder der Tanne hold ist, tun könnten, weswegen sie wieder die Strenge des Winters leicht er- tragen. Was die Vegetationsdauer anbelangt, so gehen infolge der Austrocknung der obersten Bodenschichten oberflächlich wurzelnde Kräuter freilich oft schon vor rechtem Eintritt des Sommers zu Grunde. Am auffallendsten ist diesbezüglich das Verhalten einiger Halophyten, die, wie Sedum ceaespitosum, Plantago tenwiflora, kleine, einjährige Trifolium-Arten ete. kaum 4—8 Wochen vegetieren und Anfangs oder Mitte Juni schon absterben. Der salzige Boden trocknet oberflächlich aus, er wird steinhart und die Concentration der vorhandenen Nährlösung ist eine so hohe, dab die Wurzeln absterben müssen. Unter gewöhnlichen Bodenverhältnissen beträgt aber die Vegetationsdauer mehr als 5, ja mehr als 6 Monate, namentlich wenn tiefwurzelnde Bäume in Betracht gezogen werden. Die Vegetationsdauer des Weinstockes erstreckt sich nach F. Kövsssı bei Deliblat vom 5. April bis zum 24. Oktober, bei Temesvar vom 6. April bis zum 24. Oktober, bei Budapest vom 11. April bis zum 18. Oktober. Dabei ist zu merken, daß die grobartigsten Sandpubten bei Deliblat sind, daß Temesvar von Gebirgen weit ab liegt, dab Budapest schon außer Bereich des eigentlichen Tieflandes fällt, somit die Vegetationsdauer auf die Ausbildung der baumlosen Pußten nicht allein entscheidend einwirkt und daß dieselbe nicht blos von der mehr oder weniger zentralen Lage im Tiefland oder von der Nähe der ebirge abhängt. Die Vegetationsdauer und überhaupt das Klima lassen so- mit laubwerfende, sommergrüne Bäume im ganzen ungarischen Tieflande zu. Der in manchen Fällen sehr günstigen Boden- verhältnisse wegen kommen sogar im ungarischen Tiefland mehr mesophile Arten fort, als in den angrenzenden, ihrer orographischen Verhältnisse und des steinigen, harten Bodens wegen oft trocknern Randgebirgen. Dies ist ein Zeichen, daß der kleine Unterschied in der Trockenheit der Luft nicht so ausschlaggebend ist, dab vielmehr die Feuchtigkeit im Boden schwer ins Gewicht fällt. Manche der kleineren Randgebirge erhalten dieselbe Regenmenge, wie das ungarische Tiefland. Ein nicht zu unterschätzender Teil der 76 J. BERNäaTsKY Regenmenge geht aber für diese Randgebirge verloren, indem das Wasser von den steilen Bergwänden raschen Abfluß findet, anstatt, wie in der Ebene, vom Boden aufgesogen zu werden. Der Vegetation kommt deshalb in diesen, mehr oder minder isoliert dastehenden Rand- sebirgen eine geringere Regenmenge zustatten, als man es von den meteorologischen Angaben einfach herabliest. Dagegen sickern im Tieflande die Niederschläge fast ohne Verlust in den tiefgründigen Boden ein, der die Feuchtigkeit gleichsam in Reserve hält, woraus tiefdringende Wurzeln zu jeder Zeit schöpfen können. Von Holz- gewächsen ist z. B. die Birke (Detula verrucosa), die Erle (Alnus glutinosa und A. incana), die Esche (Fraxinus excelsior), Rhammus Frangula, Viburnum Opulus, Sambucus nigra, von mesophilen wald- bewohnenden Kräutern Thalietrum aquilegifolium, Salvia glutinosa (letztere in der Nyirseg) im ungarischen Tiefland häufiger, als in manchen der kleinen Randgebirge. Von Farnen, die doch bei Beurteilung dessen, ob man es mit einem „Steppenklima“ oder „Waldklima“ zu tun habe, schwer in die Wage fallen, sind in den letzten 10 ‚Jahren mehrere Arten für das ungarische Tiefland neu festgestellt worden: Athyrıum filix femina (im Pester Comitat, an mehreren Stellen, besonders in der Gegend von Kecskemet — Horvnös in einem an mich gerichteten Brief), Cystopteris fragilis (Gegend von Kecskemöt, H. brieflich), Aspidium Thelypterts (in Mooren, seit langer Zeit bekannt), Aspidium Filz mas (im Pester Comitat an mehreren Stellen, besonders Kecskemet; ferner bei Nyir-Bätor in der Nyirseg, Ott. Szaboles — Horuös in einem ung. bot. Werke und brieflich. Auch Arad — SIMoNkAI), Aspidium spinulosum (Kecskemet, H. Ferner Ott. Bekes — BorBAs in einem ung. bot. Werke), Scolopendrium vulgare (Deliblater Sand), Ceterach offieinarum (Deliblater Sand), Asplenum Trichomanes (Kecskemet und Nyiregyhäza — H. brief- lich. Ferner Deliblater Sand), Pteridium aquilınum (in der Nyirseg und im Deliblater Sand häufig, schon lange bekannt, auch von Bor»As beobachtet worden), Polypodium vwulgare (Deliblater Sand), Ophroglossum vulgatum („Hungaria centralis. In pratis silva- ticis insulae „Värszee“ prope pagum Fadd, Hayıanp“ in Fl. exsice. Uber die Baumvegetation des ungarischen Tieflandes. 77 Austro-Hung. No. 1505. Ferner Arad — SımonkAT in einem ung. bot. Werke), Botrychium Lumaria (Deliblater Sand). Wenn von den in den Randgebirgen häufigen Arten Asplenum Ruta murarıa und Asplenum septentrionale im ungarischen Tief- land fehlen, so wird das sicherlich niemand dem Klima, sondern dem völligen Mangel an geeignetem, steinigen Substrat zuschreiben. Dab Scolopendrium und Ceterach trotz letzterm Umstand aufkommen, beweist eben, daß die sonstigen Verhältnisse sehr günstig sind. Polypodium vulgare ist nicht an Fels gebunden, wie dies das Vorkommen der Pflanze auf Sand auch in den Ostseegegenden be- weist. Die aufgezählten Farne, die zum größten Teil allerdings erst nach kürzlich erfolgter Durchforschung schwer zugänglicher Punkte konstatiert werden konnten, lassen aufs bestimmteste darauf schließen, daß das Klima des ungarischen Tieflands einer mittel- europäischen mesophilen Vegetation nicht abhold sein kann. Dab dasselbe laubwerfende Bäume überall zuläßt, wird durch (die tat- sächlich vorhandenen Bäume handgreiflich bewiesen; wenn unter letztern viele auch nur angepflanzt sind, also nicht wild vorkommen, so ist ihnen in dem Falle, wenn sie zwar angepflanzt, sonst aber nicht gepflegt und gehütet, namentlich niemals bewässert werden und einmal eingeführt sich von selbst fortpflanzen, doch auch eine Beweiskraft zuzuschreiben. Will man über die Baumvegetation des ungarischen Tieflands ein richtiges Urteil fällen, so muß man zum mindesten die großartigen Obstkulturen gesehen haben, die oft in einem Umkreis von mehr als einem Kilometer unsre Tieflandsstädte umgürten, wo heute Wallnuß-, Weichsel- und Kirschen-, Birnen- und Apfelbäume das Bild der Landschaft anfangen in dem Maße zu beherrschen, wie der Ölbaum das mancher Mediterrangegenden — und an denselben Stellen waren vor einigen Jahrzehnten noch öde Sandpußten ohne Baum und Strauch. Dazu kommen noch die vielen Zierbäume, die zumeist den direkten Einflüssen der Natur ausgesetzt sind und nicht einmal einen gedüngten Boden erhalten. Wenn trotz alledem die Waldformationen im ungarischen Tief- land eine geringe Verbreitung besitzen, so ist dies zum groben Teil den terrestrischen Verhältnissen und der menschlichen Kultur zuzuschreiben. | II. Der Boden ist an und für sich im allgemeinen für Bäume nicht ungünstig, weil tiefgründig, reich an Nährstoffen und in 78 J. BERNaATSKY einer gewissen Tiefe immerwährend feucht. Aber er liegt flach, es sammeln sich stehende Wässer an, er ist großen, weit um sich greifenden Überschwemmungen ausgesetzt und so werden weite Strecken Landes mit Sumpf und Salzboden überdeckt, die beide keinen Baumwuchs aufkommen lassen. Ein Blick auf die geologische Karte Ungarns belehrt uns darüber, daß ein beträchtlicher Teil des Tieflandes von mächtigen Alluvialebenen eingenommen ist, die periodisch oder immerwährend unter Wasser stehen oder noch vor kurzem Inundationen ausgesetzt waren. Auf den Diluvialplateaus ist wieder Flugsand häufig, der ebenfalls ein großer Feind ge- schlossener Formationen ist. Die Lehm- und Lößerhebungen, der eebundene Sand, der schwarze, vom überschwemmenden Wasser schon mehr verschonte Boden wird von der Kultur eingenommen; er ist dem Menschen und der Kultur am leichtesten zugänglich, ergibt den reichlichsten Ertrag. Salz, Sumpf und Flugsand ver- locken den Menschen nicht so bald. Deswegen konnten und können sich Wälder gerade nur an einer gewissen schmalen Grenze er- halten, dort, wo die natürlichen Verhältnisse ihr Dasein noch er- möglichen und die menschliche Kultur der natürlichen Verhältnisse wegen schon schweren Stand hat. %s ist bekannt, dab die vorhandenen Wälder des ungarischen Tietflandes oft an Flußläufe gebunden sind. Man meint, das sei wegen der hier günstigeren natürlichen Verhältnisse so. Es trifft aber eher das (Gegenteil zu. Die Wälder konnten sich nämlich hier noch erhalten, weil sie vom Menschen verschont blieben, weil die menschliche Kultur noch nicht bis hierher vorgedrungen ist. (egenwärtig werden vom ungarischen Ackerbauministerium grobe Complexe an der Donau und an der Maros im Tiefland zu Colonisierungszwecken veräußert, nachdem der Lauf der betreifen- den Flüsse und Flußarme künstlich geregelt worden ist; die be- treifenden Complexe sind zumeist mit Eichenwald bestanden. Bei Detta — im Süden des ungarischen Tieflands, unterhalb 'Temesvar wird gerenwärtie der Eichenwald sozusagen schrittweise zurück- gedrängt und ausgerodet, zugleich wird dem überschüssigen Boden- wasser künstliche Ableitung verschafft, um sich des Bodens be- mächtigen zu können. Dabei haben wir Gelegenheit zuzusehen, welche Wandlung die Vegetation eines und desselben Punktes durch- zumachen hat. Nach erfolgter Ausrodung des Waldes schiebt auf dem noch stark bewässerten und frischen Boden üppiges Gras empor, das gern gemäht wird. Bald wird Vieh eingetrieben. Nach Uber die Baumveegetation des ungarischen Tieflandes. 79 mehreren Jahren, wenn der Boden trockner geworden, wird Mais, bald Weizen gebaut. Endlich folgt, besonders an erhabenen Stellen, wo genügend Trockenheit herrscht, Wein und Obst, damit wol auch Haus und Hof. In Sandgegenden hat man seit der Zeit der Phylloxeraverheerung den Wert des immunen Sandes und überhaupt den Wert des Sandbodens für Wein und Obst einsehen und aus- nützen gelernt. Im Deliblater Sande fallen gegenwärtig die herr- lichsten Lindenhaine der Axt zum Opfer, um Wein zu pflanzen, wo man bisher an eine intensive Ausnützung des Bodens gar nicht dachte. Damit will übrigens nicht gesagt sein, dab überall, wo heute Kulturland steht, einstens Wälder gewesen sein müssen. Denn man hat z. B. mit großen Strecken zu rechnen, die ehedem Sumpf- land waren und nach rasch erfolgter Trockenlegung sofort Kultur- land wurden, so dab eine natürliche Baumvegetation, wie sie auf dem jetzigen Boden ganz gut stehen könnte, nie Zeit hatte, zur Entwicklung zu gelangen. Als Beispiele dafür seien der „grobe Ried“ in der Nähe von Verseez und der Alibunarer Sumpf im Süd- osten des ungarischen Tieflands erwähnt. Reiher und Pelikane nahmen hier oft Station. Nach erfolgter Trockenlegung ist aus dem „groben Ried“ ein unübersehbares Maisfeld geworden, das von wasserführenden Kanälen durchzogen wird; in letztern wachsen Phragmites und Salvinia, die Relikten jüngstvergangener Zeiten. Am Grunde des allsommerlich völlig trocknen Alibunarer Sumpfes tummeln sich heutzutage Heerden von verschiedenen Weidetieren herum, gegen dessen Rand zu stehen Wiesen und endlich Ackerfelder. Wälder haben hier weder Zeit noch Raum aufzukommen, aber leicht wandernde Arten, namentlich Prunus spinosa und Ulmus drängen sich doch allmälig vor und erscheinen wenigstens in ruppigen Gestrüppen am Rande der Wege und auf Ackerrainen. III. Wenn wir dennoch von besonders günstigen natürlichen Ver- hältnissen der heute noch verschont dastehenden Wälder an Flub- läufen und auf Sand sprechen wollen, so können wir uns auf die dort tatsächlich günstigen Wanderverhältnisse berufen. Das Haupt- element des ungarischen Tiefregionwaldes ist die Eiche, ein Baum mit äußerst geringem Wanderungsvermögen. In die Ebene wird die Eiche bald verpflanzt, wenn die Eichel vom strömenden Wasser mitgerissen wird. Die aus den Gebirgen kommenden Flüsse be- wirken somit eine rasche Verbreitung des Eichenwaldes längs ihres Laufes. Die rasch fließende Maros ist bemerkenswert wegen der sporadisch auftretenden Eichenwälder, die längs des Flusses bis s0 J. BERNATSKY ins Herz des Tieflandes zu verfolgen sind. Auf den Diluvial- plateaus hinwieder hatten die Eichenwälder Zeit, von den höhern Hügelländern und Mittelgebirgen ausgehend, Schritt für Schritt Fuß fassend so weit vorzudringen, wie es die Erhebung des Bodens über Salz, Sumpf und Wasser gestattete. Wenn wir die geologische Karte Ungarns mit einer pflanzengeographischen, am besten mit der Forstkarte vergleichen, so überzeugen wir uns, dab die an- gedeuteten Wanderungsverhältnisse für die Verbreitung der Waldungen des ungarischen Tieflands von grober Bedeutung sein mußten. Von den tertiären und diluvialen Erhebungen oberhalb Budapest aus- gehend erstreckt sich ein Diluvialplateau allmälig gegen die alluviale Tiefebene abfallend, gegen Süden bis unterhalb des 46. Breitengrades, etwa bis Zombor. Die Eichenwälder sind in dieser Richtung, etwa von Budapest ausgehend, bis hinab nach Szabadka auch tatsächlich zu verfolgen, allerdings nicht ohne große Unterbrechungen. Das Diluvialplateau zwischen der Teiß, Kraszna und schnellen Körös ist noch gegenwärtig sehr stark bewaldet, und zwar erstrecken sich die durch eingesprengte Birken und Zitterpappeln für diese (segend besonders karakteristischen Eichenwaldungen westlich bis hart an den Rand des Plateaus, bis Debreczen, von wo aus das Alluvialbecken der Hortobagy denselben eine natürliche Grenze steckte. Sehr interessant gestaltet sich die fast inselartig hervor- ragende Diluvialerhebung im Südosten, kurzweg der „Deliblater Sand“ genannt. Derselbe trägt in seinem zentralen Teil herrliche Eichenbestände, die aber geeenwärtig von einer Verbindung nach außen zu durch Sumpf und am meisten durch Ackerfelder völlig abgeschnitten sind. IV. Demgemäß herrscht auch ein Unterschied zwischen den Eichenwaldungen der Nyirseg im Nordosten, des Plateaus zwischen Donau und Theiß, des Deliblater Sandes und der Flußläufe. Die Leitart ist überall Quercus peduneulata, von der mehrere Formen bekannt sind. Dazu gesellen sich fast immer: Carpinus Betulus, Corylus Avellana, Ulmus campestris, Populus alba und Populus nigra, Acer tatarıcum, Acer campestre, Rhamnus Cathartica, Cornus sangwinea, Pırus communis var. Piraster, Sorbus torminalis, Crataegus mono- gyna, Prumus spinosa, Ligustrum vulgare, auch Prumus Avium, aber meist nur in der Nähe von Kulturland. Die Wälder der Nyirseg sind an mesophilen Arten reich. Der feuchte, oft nasse, sandige Boden und das etwas feuchtere Klima begünstigen dies. Kleine Gruppen von Betula verrucosa und Populus Uber die Baumvegetation des ungarischen Tieflandes. 81 tremula bieten von dem dunklen Grün der Eichen abstechend ein anmutiges Bild am Waldesrand, in Liehtungen. Tief im schattigen Walde findet sich auch Tila parvifolia. Sehr selten ist Salız Capraea. Ihamnus Frangula, Viburnum Opulus und Sambucus nigra bilden an lichten Stellen schattiges Unterholz. Ligustrum vulgare ist un- gemein häufie. An trocknern Stellen bildet Corylus Avellana dichte Gebüsche. Wo im dichten Walde der Boden stark durchnäßt und schlammig ist, bleibt Detula aus und es erscheint Almus glutinosa. Auch Prunus Padus ist angegeben. Von andern Pflanzen ist Pteridium agquilınum wegen reichlichen Vorkommens hervorzuheben, ferner mag die Jungermanniacee Madotheca platyphylla, dann T’halietrum aqulegifolium und Salvia glutinosa als besonders mesophile Arten erwähnt werden. Als Liane findet sich auch Vitis vinifera. Die mitunter sehr dichten und in ihrer Gesamtheit schätzens- werten Waldbestände im zentralen Teil des Deliblater Sandes bestehen vorzüglich aus Quercus peduneulata und Tilia tomentosa. Letztere kommt im ungarischen Tiefland wild nirgends vor, blos hier, daselbst aber in großer Menge. Außerdem ist diese Gegend auch durch Cotinus Coggygria, Prunus Mahaleb, Rhamnus tinctoria, Viburnum Lan- tana, Evonymus verrucosa und Lonicera Xylosteum ausgezeichnet. Von Tiha tomentosa hat sich eine eigene Spielart mit rosa Blüten, von Cotinus eine gut unterschiedene Varietät mit kurz behaarten blättern, var. arenarıa Wrzb., auf dem Deliblater Sand ausgebildet. Cotinus wird hier oft baumartig mit schirmartiger, aber schwacher Krone, kann aber auch ganz niederes, rasenförmiges (Gestrüppe bilden. Prumss Mahaleb kommt hier in Gestalt von kleinen, aber schön gewachsenen Bäumen vor, deren runde, volle Krone von einem geraden, regelmäßig gewachsenen Stamm getragen wird. Außerdem findet man die Arten, die auch in andern Sandgegenden des ungarischen Tieflandes vorkommen, wie Zvonymus europaea, Ligustrum vulgare, Populus tremula, Rhamnus Frangula, besonders aber Populus nigra, Juniperus commumns, ÜOrataegus monogyna, berberis vulgarıs und Rhammus Cathartica. Betula wird dagegen in neuerer Zeit gänzlich vermißt. Ulmus bleibt dem reineren Sand fern, ist aber am noch erhöhten Rande, wo Löbboden herrscht, häufig. Von @ruercus sind mehrere Varietäten oder Formen, auch Arten wie @r. pubescens angegeben und noch gegenwärtig vor- handen. Dagegen habe ich Qu. conferta (= Qu. hungarica Hub.), die in benachbarten Gebirgen gemein ist, aber da überall tief- sründigen Lehmboden bevorzugt, im Sande selbst nicht gefunden. 6 Ascherson, Festschrift. 82 J. BERNäTsKY Thalietrum aquilegifolium erblüht auch hier, namentlich im Schatten der Linden, alljährlich. Pteridium aquwilinum u. zw. var. lanuginosum kommt ebenfalls vor. Unter dem dichten Buschwerke von Juni- perus und der übrigen Sträucher erscheint in Menge botryehrum Lumarva. Auber Vitis vinıfera schlingt sich auch Olematıs Vitalba auf die Bäume, mit besonderer Vorliebe auf Prunus Mahaleb. Die Eichenwaldungen von Gödöllö und Kerepes herab bis Szabadka sind den beiden vorigen gegenüber eher durch negative als positive Charakterzüge gekennzeichnet. Wol sind aus den Wäldern von Gödöllö bis Monor mehrere Quercus-Formen angegeben, wol findet sich auch noch @u. Cerris hie und da, wie z. B. bei Szabadka, auen Qu. sessiliflora auf der Üsepelinsel, aber Tilia fehlt eanz, indem T. parvifolia bei Kerepes noch vorkommt, aber in den wiederholt durchforschten Wäldern um Keeskeme6t schon nicht mehr auftritt und 7. tomentosa in einem Walde bei Szabadka blos an- gepflanzt ist. Ferner ist Dbetula recht selten, Cotinus fehlt gänzlich, Prunus Mahaleb ist zum mindesten selten. Übrigens gibt es hier ansehnliche Wälder, wie bei Majzsa und Jankoväcz, die, soviel ich weiß, noch von keines Botanikers Fuß betreten wurden, und einige Aspidium-Arten sind aus der Gegend von Kecskemet erst in den letzten S—10 Jahren bekannt gemacht worden, die man vordem für das ganze ungarische Tiefland als fehlend betrachtete. Neuere Einzelforschungen werden noch immer pflanzengeographisch sehr schätzbare Resultate ans Tageslicht fördern. In die Eichenwälder der Flußalluvionen mischt sich gerne (Juercus Cerris, doch nur an genügend trocknen Stellen, auch da nur einzeln. Dagegen ist Fraxinus excelsior fast immer, manchmal auch in ganzen Beständen zu finden. Dab Almus glutinosa, auch A. incana selten ausbleiben und Populus sowie Salix sehr häufig werden, letztere in der Entwicklung des Waldes eine wichtige Rolle spielen, ist bekannt. Auf mehr lehmigem Boden ist auch Carpinus Betulus, Acer campestre und besonders Ulmus häufig. Prumus Padus ist im nordwestlichen Teil zu finden. Auf sandigem moorigem soden in der Nähe von Kalocsa und Kis-Körös tritt Fraxinus ex- celsıor massenhaft auf und bildet schöne, schattige Eschenwäldchen, wo Populus tremula, Rhamnus Frangula, Viburnum Opulus, auch Cornus sangwınea und wenig Rhamnus Cathartica, natürlich auch Salız eimerea, Unterholz bilden. Um anzudeuten, welch schöne Flora diese Wäldchen aufweisen, sei blos Orchis incarnata, ©, palustris, Uber die Baumvegetation des ungarischen Tieflandes. 83 O. ustulata, Leucojum aestivum, Veratrum album, Colehicum autum- nale, Dianthus superbus, Ranuneulus Lingua, Adenophora liliifolia, Stachys palustris erwähnt. Wo der Boden härter, thonhaltiger und auch trockner ist, tritt Fraxınus excelsior mehr zurück, die Flora wird bedeutend ärmer, aber es treten namentlich im Süden Schling- gewächse, wie Aumulus Lupulus an mehr sonnigen, Tamus com- maumis an schattigern Stellen auf. Letztere überrascht im Herbste — nebst Viburnum Opulus und Orataegus — durch die Fülle an roten Beerenfrüchten. V. Infolge der schweren Wanderung kehrt der Eichenwald sobald nicht wieder zurück, von wo er einmal gewalttätig entfernt worden ist. In den fruchtbaren Alluvionen des Temeser Comitats findet man wohl zuweilen, dab die einst ausgerodete Eiche noch immer wieder aus dem Boden sich erhebt, indem struppige Ausschläge mitten im Ackerfeld erscheinen. In manchen Sandgegenden treffen wir wohl öfters auch einzelne, wie verlassen dastehende, aber mächtige Eichen- bäume, Zeugen einstiger zusammenhängender Wälder. Oft wissen Urkunden oder lebende Zeugen von ihnen zu berichten. Nament- lich Hirten geben gern an, bis wie weit ehedem ihr Weideland und wie weit der Wald sich erstreckte, daß aber seitdem ihr Weideland zum Ackerfeld umgestaltet wurde und sie mit ihren Heerden des Waldbodens sich bemächtigten. Mit dem Eichenwald ist es nun aus, vielleicht für immer. Wird der Eichenwald ausgerodet oder übermäßig gelichtet, sonst aber der natürlichen Entwicklung der Vegetation kein allzugroßer Einhalt geboten, so kommt an Stelle des Eichenwaldes das zustande, was vordem als Vorläufer desselben eine Rolle spielte, nämlich Auen, von schnell und leicht wandernden Arten gebildet. Auf magerem Sandboden ist es vor allem die Pappel, Populus nigra, die auch mit dem Flugsand einen erfolgreichen Kampf auf- nimmt und dazu die außerordentliche Lufttrockenheit daselbst sehr leicht verträgt. Sie ist eine der schnellsten Wanderer und gleicht in dieser Beziehung gewissen Gramineen des Flugsandes, vermehrt sich aber auch vegetativ im lockeren Sandboden ungemein rasch. Deswegen ist sie auch zum gemeinsten Baume der Sandgegenden im ungarischen Tiefland geworden. Auf dem vom abgefallenen Laub vorbereiteten und halbbeschatteten Boden erscheint bald Juniperus communis, und es stellen sich auch andere Sträucher ein, deren Samen von Vögeln verschleppt werden, wie Berberis vulgaris, 6° 54 J. BernärsKky Crataegus monogyna, Bhammus-Arten etc.; wo kein Weidetier Zutritt hat, auch Zvonymus europaea. Auf lehmigem, humösem Boden, auch auf Löß, wird die Ulme gemein, die ein Wahrzeichen der Tieflandsgegenden mit tiefgründigem, nährstoffreichem, schwerem Boden bildet und in Salzgegenden am weitesten gegen die Salz- becken hin vorstößt. Das Erscheinen von Weidetieren auf dem lehmigen Grunde einstiger Quercus-Wälder bewirkt besonders die Ausbreitung von Prunus spwnosa. Seitdem man in Ungarn den hohen wirtschaftlichen Wert des Holzes der Robinie, Robinia Pseudacacıa kennen gelernt hat, kommt derselben im ungarischen Tiefland, hauptsächlich in den Sandgegenden eine grobe forstwirtschaftliche Bedeutung zu, und an Stelle der aus- eerodeten oder unterdrückten Eiche wird Robinia gepflanzt. So kommt nicht selten an Stelle des einstigen Eichenwaldes ein Robinien- hain zu stehen. in welchem in der Regel Sambuecus nigra massen- haft von selbst auftritt. VI. Wenn wir all dies vor Augen halten — dab die Bewaldung erst seit der Diluvialzeit ihren Anfang nehmen und mit der Eiche als Hauptelement auf den Plateaus nur sehr langsam vorschreiten konnte, dab Flugsand, dann zahlreiche, oft große Becken, die wegen (er orographischen Verhältnisse an erschwertem Abfluß leiden und bald sumpfig, bald salzig sind, das Aufkommen einer Baumvegetation auf große Strecken gänzlich unmöglich machten, dab ferner der günstigste Waldboden zugleich für die menschliche Kultur der ver- lockendste war, und dab endlich eine Neubestockung des einmal vernichteten Eichenwaldes kaum irgendwo erfolgt —, So müssen wir gestehen, dab die trotz alledem noch vorhandenen, zerstreuten Eichenwaldungen für ein Klima zeugen, das der laubwerfenden Eiche und vielen anderen laubwerfenden Bäumen mehr als zu- trärlich ist. Ein prägnantes Beispiel dafür, wie die unangetastete, natür- liche Vegetation im ungarischen Tiefland beschaffen sein könnte, bietet der Deliblater Sand. An dessen Saumrand ist überall lehmiger Boden vorhanden, — deswegen daselbst überall trinkbares Wasser zu erreichen ist — und deswegen ringsherum Ortschaften bestehen. Im Deliblater Sande selbst ist kein Trinkwasser zu erhalten; erst seit neuerer Zeit sind einige wenige Brunnen gegraben oder ge- bohrt worden, die jedoch den Bedarf an Wasser bei weitem nicht decken. Die Randzone des Sandes, die also den Ortschaften am Uber die Baumvegetation des ungarischen. Tieflandes. 85 nächsten ist, weist gegenwärtig eine baumlose, oft sehr dürftige Vegetation auf, mit häufigem Flugsand. Eine folgende Übergangs- zone gleicht noch in vielen Beziehungen der ersteren; es sind aber schon reichlich Holzgewächse anzutreffen, doch meist nur Populus nigra, Orataegus monogyna, Berberis vulgarıs, wohl auch Jumiperus commumnis. Im zentralen Teil des Sandes, wo Trinkwasser gänzlich fehlt, wo die Kultur am fernsten ist, wo der in neuester Zeit sich niederlassende Colonist das Wasser für seine paar Haustiere kilo- meterweit herbeiführen muß, haben sich die schönsten Eichen- und Lindenhaine erhalten und die Natur hat zur Wehr gegen den Flug- sand dichtes, den undurchdringlichen Beständen der Zwergkiefer in Alpengegenden ähnliches Strauchwerk, von Juniperus communıs, Cotinus, Prunus Mahaleb, Cornus sangwimea u. a. gebildet, er- sprießen lassen. Geologen meinen, dab der Flugsand auf dem Deli- blater Sande immer mehr überhand nimmt und schließlich über das sanze Gebiet streichen wird. Soll dies wirklich einmal erfolgen —, wer wird dann noch glauben wollen, daß da mächtige Eichen und Linden ihr Heim hatten! So ähnlich verhielt es sich auch mit dem ganzen ungarischen Tiefland. Der physiognomische Eindruck, den die groben Sand- pußten, Sümpfe und Salzsteppen auf uns machen, lassen den Ge- danken an ein Waldgebiet nicht Herr werden. Der beschreibende Pflanzengeograph ist tatsächlich gezwungen, der Zugehörigkeit an ein Steppengebiet beizustimmen. Läßt man aber Entwicklungs- geschichte und Ökologie auch ein Wort mitsprechen, so müssen wir im Glauben an ein Steppenklima im ungarischen Tiefland doch wankend werden. Zudem hat sich auch die Physiognomie des ungarischen Tieflands seit einigen Jahrzehnten geändert, indem — nicht geachtet der fortwährenden Vernichtung der vorhandenen natür- lichen Waldformationen —, zahlreiche Bäume eingeführt worden sind, deren gesundes Gedeihen mitten im zentralsten Tiefland auf den ersten Blick überraschend wirkt, aber doch sehr natürlich ist. Sowohl die großen Obstkulturen, als auch verschiedene fremde Zierbäume aus den Gattungen Celtis, Platanus, Morus, Populus, Acer, Broussonetia, Liriodendron, Ailanthus, Robinia, Gleditschia, Sophora, Amorpha, Koelreuteria beweisen zur Genüge, dab im un- sarischen Tiefland bei weitem mehr laubwerfende Bäume oder Sträucher existiren können, als wieviel auf natürlichem Wege Ein- gang gefunden haben. Einige unter ihnen, wie Morus, Celtis, Acer Negundo, Amorpha fruticosa, Robinia Pseudacacıa zeigen Neigung 86 J. Bersarsky: Baumvegetation des ungarischen Tieflandes. zu verwildern und würden bei ungestörter Weiterentwicklung der Vegetation im ungarischen Tiefland sicherlich eine Rolle in natür- lichen Formationen erlangen. Alles in allem ist die andern mitteleuropäischen Gegenden gegenüber augenfällige Waldarmut des ungarischen Tieflands auf entwicklungsgeschichtliche und auf terrestrische Verhältnisse, sowie auf die umgestaltende Einwirkung einer intensiven landwirtschaft- lichen Kultur zurückzuführen. Das Klima läßt zwar bei weitem nicht alle mitteleuropäischen, aber doch eine stattliche Anzahl laub- werfender, sommergrüner, auch waldbildender Bäume zu. I%; Bemerkungen zu Vincetoxicum officinale Mönch von L. GEISENHEYNER-Kreuznach. Schwalbenwurz, diese schöne Pflanze, ist im ganzen Nahegebiete nicht selten. Im obersten Teile ist sie zwar nicht häufig, aber nach dem Zeugnisse eines einwandfreien Beobachters ein alteingesessener Bürger unserer Flora. Kein Geringerer als Hieronymus Bock be- richtet, daß sie dort wachse und zwar in durch das Wurzelwerk so mächtigen Exemplaren, „das ein stock uff die zehen pfundt schwär wiget, wie“, setzt er hinzu, „ich sie selbs im Yder bei Bircken- feldt gefunden hab.“ Auf dem Porphyr-, Melaphyr- und Mandel- steingebirge kommt sie am meisten vor und bewohnt hier kahle Stellen der felsigen und trockenen Abhänge wie auch solche, die durch vereinzeltes Buschwerk etwas gedeckt sind, findet sich auch gern an Waldrändern, in Wäldern jedoch seltener, und dann fast nur auf Lichtungen. An den Abhängen der Wegränder, wo die Kultur der Natur noch ein wenig Raum gönnt, wo die glatte Mauer die natürliche Hecke noch nicht ganz verdrängt hat, da ist sie oft zu finden und nimmt dann, besonders wo das verwitterte Gestein rosselartig locker liegt, meist auch in ziemlich engem Zusammen- schluß große Strecken ein. Keimpflanzen habe ich noch recht selten gesehen. Das muß wohl daher kommen, weil sie hier verhältnis- mäßig selten Frucht ansetzt, was, wie mir scheint, mit ihrem Stand- ort zusammenhängt. Nicht selten haben wir hier nämlich im Juni und Anfang Juli regenarme, aber heiße Vorsommer, so wie sie für unser Hauptkulturgewächs, für die Rebe, im höchsten Grade er- wünscht sind; denn bei ihr muß die Blüte, die in diese Zeit fällt, möglichst rasch und trocken vorübergehen. Hitze und Trockenheit kann der Weinstock ja aber bei seinen in die Tiefe dringenden und da noch von der Winter- oder Frühjahrsfeuchtigkeit zehrenden s8 L. GEISENHEYNER Wurzeln gut vertragen. Wie anders steht es aber um diese Zeit mit den Gewächsen, die auf die dünne Kruste Nährboden über dem Wärme aufsaugenden Felsen angewiesen sind! Wie lassen sie die Köpfe so traurig hängen, wenn ersterer ausgetrocknet ist, und wie oft erscheint dann die Pflanzendecke unserer trockenen Waldwiesen ganz verbrannt und versenget! Wie manchmal habe ich zu solchen Zeiten auf dem groben Plateau unserer Gans nur spärlich hie und da ein Pflänzchen der schönen Veronica spicata var. orchidea Crtz. finden können, während in Jahren mit feuchterem Vorsommer Alles von der Menge der stattlichen Pflanzen blau erscheint. So geht es nun auch der Schwalbenwurz, wenigstens den Pflanzen, die auf .solchem, dem Sonnenbrande ausgesetztem Boden stehn. Ihre oberen Partien hängen schlaff herunter, die Blüten fallen ab und nur äuberst selten sieht man Früchte; auch sie fallen ab, wenn die zur weiteren Entwickelung nötige Feuchtigkeit noch länger ausbleibt. Kommt aber Regen, so erholen sie sich wieder und producieren auch wohl noch weitere Blüten, aus denen sich dann vereinzelte Früchte entwickeln. Meist sind aber ihre Samen sehr dünn und scheinen mir nicht keimfähig; doch habe ich noch keine darauf bezügliche Versuche gemacht. Pflanzen solcher Stand- orte werden auch nicht hoch, etwa 50—60 cm. Sie suchen übrigens auch nicht selten das Versäumte durch reichliches Austreiben von Zweigen im oberen Teile nachzuholen, ja, sie werden in gewisser Beziehung sogar üppig, nämlich insofern, als die Zweige oft strecken- weise verwachsen und Neigung zur Fasciation zeigen, überhaupt im Wuchs ganz unregelmäßig erscheinen. Sie geben bisweilen die alternierte Blattstellung auf und gehen zur Wirtelstellung, sowohl zur 3- als zur 4gliedrigen über. Aber, was sie fertig bringen, sind doch meist nur Scheinwirtel; ich habe wenigstens bei allen von mir daraufhin genauer untersuchten Pflanzen gesehen, dab die Blätter nicht genau aus demselben Knoten entspringen, sondern durch ungleichmäbige Entwickelunge der Internodien mehr oder weniger zusammen geschoben werden. Das ist bei den +zähligen Wirteln besonders gut zu erkennen, weil sich bei ihnen meist zwischen den beiden decussierten Blattpaaren deutlich noch ein kurzes Internodium wahrnehmen läßt. Anders steht es nun mit Pflanzen eines der Austrocknung weniger ausgesetzten Standortes, etwa eines schattigen, oder bei solchen, deren Wurzeln tiefer in den Grund eindringen können. Diese erreichen auch eine bedeutendere Höhe, werden oft über Bemerkungen zu Vincetoxicum officinale Mönch. 9 meterhoch, haben oben einen etwas gedrehten Stengel und zeigen schwache Anfänge zum Winden. An ihnen habe ich auch ver- hältnismäßig häufiger reife. Früchte gefunden. “mn Bezug auf die Gestalt der Laubblätter habe ich die An- gaben der Autoren auch für die hiesige Gegend bestätigt gefunden; sie sind alle kurz gestielt, im unteren Teil der Pflanze breit eiförmig, auch wohl am Grunde schwach herzförmig, werden nach oben zu immer schmaler, so dab die obersten länglich- bis lineal-lanzettlich, selbst lineal sein können. Aber ihre Behaarung ist ebenso wie die des Stengels bei meinen Pflanzen vielfach etwas anders, als gewöhn- lich angegeben wird. Döru sagt,') der Stengel sei gliedweise ab- wechselnd auf einer Seite mit einem schwachen, kurzflaumhaarigen Streifen versehen, ASCHERSON U. GRAEBNER?) nennen ihn zwischen den mittleren und oberen Blattpaaren einzeilig behaart, und so ähn- lich wird er von allen Autoren, die die Haarbekleidung überhaupt erwähnen, beschrieben. Nur NEILREICH?) und BEcK v. MAnNAGETTA®) sagen, er sei zweireihig-flaumig. Ich finde, daß die Behaarung etwa in der Stengelmitte einreihig beginnt und sehr häufig nach oben zu zweireihig wird. Ich kann sie auch nicht gerade als schwach bezeichnen. Oben geht sie sogar auf die Blütenstiele über, an denen sie jedoch stets nur auf der inneren Seite einreihig auftritt: Ja, selbst die Kelche sind oft dicht mit Haaren bedeckt und die Blatt- stiele, die Nerven der Unterseite und der Rand der Blätter sind im oberen Teil der Pflanze oft stark flaumig behaart. Auf eine eingehendere Betrachtung der Blüte bin ich vor einiger Zeit durch den Fund einer neuen Mückengalle gekommen, die in der Verunstaltung der Knospe und Blüte besteht. Um ge- nügendes Zuchtmaterial zu erhalten, habe ich da eine sehr grobe Anzahl von Blüten genauer betrachten müssen und dabei ist mir die Verschiedenheit ihres Aussehens sehr aufgefallen. Mein Interesse richtete sich nun, besonders als keine bewohnte Gallen mehr zu finden waren, ausschließlich auf diese Eigentümlichkeit der Pflanze, und so kam ich dazu, endlich das auszuführen, was schon vor Jahren von mir beabsichtigt war, wozu mich die in den Verhandlungen des botanischen Vereines für die Provinz Brandenburg niedergelegten ") Flora des Großherzogtums Baden S. 813. ?) Flora des nordostdeutschen Flachlandes S. 566. 3) Flora von Nieder-Oesterreich S. 472. #) Flora von Nieder-Oesterreich S. 945. 90 L. GEISENHEYNER Mitteilungen von Th. Irmisch angeregt hatten, eine Absicht, deren Ausführung immer wieder hinausgeschoben werden mußte und end- lich ganz in Vergessenheit geraten war. IrmıscH beschäftigt sich a. a. ©. bekanntlich zunächst und haupt- sächlich mit der sogenannten corona staminea, der eigenartigen Nebenkrone, die durch die äuberen Anhängsel der Staubblätter ge- bildet wird und sich zwischen diese und den Kreis der eigentlichen Blumenkrone einschiebt. Er fand bei den von ihm untersuchten Pflanzen hauptsächlich 3 Formen, die er auch abbildet und gewisser- maben als typische aufstellt. Nun habe ich meine Aufmerksamkeit zunächst darauf gerichtet, zu untersuchen, ob dasselbe auch hier in unserem (Gebiete der Fall ist, und gefunden, dab es im groben und ganzen allerdings stimmt, dab aber genau solche Formen, wie sie Irmısch abbildet, doch nur selten sind. Ähnliche, besonders der Fig. 2 gleichende, sind ja vorhanden, aber alle Formen gehen durch kleine Abänderungen mehr oder weniger in einander über. Irmısch vermutet das ja auch und seine Meinung wird durch meine Unter- suchungen voll und ganz bestätigt. Dabei ist es mir aber auffallend gewesen, zu sehen, dab bei manchen Pflanzen die Gestalt dieser Nebenkronen nicht einmal in allen Inflorescenzen genau überein- stimmend war. und noch mehr, wie wenig die Tiefe der Einschnitte in der Nebenkronröhre mit der Form der Oberansicht in der Weise correspondiert, wie ich es nach dem Befunde von IrmıscH hätte vermuten müssen. Noch in anderer Beziehung habe ich Verschiedenheiten ge- funden, die Irmiısch entweder entgangen zu sein scheinen oder auf die er kein Gewicht gelegt hat, nämlich in der Gestalt des grünen Sternes in der Mitte der ganzen Blüte. Dieser ist bekanntlich der von den Uonnectivverlängerungen unbedeckte Teil des Narbendeckels, und seine Form hängt von der Gestalt dieser über seinen Rand umgeklappten Spitzen her. Gewöhnlich haben diese geradlinige Ränder, doch kommen auch nach auben ausgebogene vor; in einem Falle deckten sie sich soweit, dab der Stern fast keine Strahlen mehr hatte. Seltener sind sie bogenförmig eingezogen, so dab der Stern abgerundete Strahlen zeigt. Aber auch hierin ist die Regel- losigkeit Regel, insofern keine Sternform bestimmt zu einer gewissen Form der Nebenkronenabschnitte oder zu der Tiefe der seitlichen Einschnitte gehört, so dab ich den Eindruck gewonnen habe, dab alle die von der Form der corona hergenommenen Merkmale nicht von irgend welchem systematischen Werte sein können. Bemerkungen zu Vincetoxieum offieinale Mönch, 91 Bei Gelegenheit dieser Untersuchungen sind mir zwei Blüten von abnormer Gestalt vorgekommen, deren abweichende Bildung zu erwähnen ich nicht unterlassen möchte. Beiden Blüten ist das gemeinsam, dab sie die reguläre Anordnung ihrer Teile verlassen haben und durch Verwachsung von zwei Blumenkronzipfeln, die nun die doppelte Breite der übrigen zeigen, deutlich symmetrisch erscheinen. Bei der einen Blüte (A) hat der breite Zipfel an der Spitze einen tiefen Einschnitt und die beiden dadurch entstehenden Lappen liegen teilweise übereinander; bei B ist er dagegen an der Spitze abgerundet und deutet insofern nicht auf seine Entstehung hin. Das thun aber in beiden Fällen die innerhalb des Petalen- kreises liegenden Organe und zwar zunächst die Nebenkrone. Da ihre Abschnitte mit dem sie umgebenden Kreise alternieren, so müßten in beiden Fällen am Grunde des breiten Zipfels drei ihrer Abschnitte liegen oder es müßte der mittlere, an die Verwachsungs- stelle gehörige fehlen. Letzteres ist bei beiden Blüten der Fall, und doch findet sich gerade hierin eine Verschiedenheit beider. Blüte A: Die Nebenkrone ist ziemlich kreisförmig, ihre fast gleich großen Abschnitte sind aber nicht nach innen bogenförmig (wie Fig. 1 bei IrmiscH), sondern haben die Gestalt von Trapezen, deren parallele Seiten ausgebogen sind. Ihre Entfernungen von ein- ander sind gleich, nur die am Grunde des breiten Zipfels ist fast doppelt so groß als die anderen. Deutlich kann man in ihnen die Klemmkörper sehen und zwar sind in der großen Lücke zwei ein- ander sehr genähert und stehen parallel neben einander. Vom Grunde ihrer Außenseite, also zwischen dem Blumenkronzipfel und ihnen, entspringt ein Horn von derselben harten Masse und der- selben schwarzbraunen Farbe wie die Klemmkörper und erstreckt sich quer über den grünen Mittelstern nach dem entgegengesetzten Klemmkörper, den es aber nicht ganz erreicht. Blüte B: Hier haben die Abschnitte die Gestalt wie die auf Irmisc#'s Fig. 3 und die am Grunde des breiten Zipfels liegenden sind viel größer als die beiden anderen, so dab der Zwischenraum zwischen ihnen nicht so auffallend vergrößert ist wie bei A. Statt der beiden neben einanderliegenden Klemmkörper findet sich ein dicker wagerechter Balken von Klemmkörperbeschaffenheit, aber ohne jede Spur von Klemmeinrichtung. Die Entstehung dieses Ersatzes kann ich mir nicht erklären, während man das bei A beobachtete Horn doch leicht aus der Verwachsung der beiden Arme, die nach dem 92 L. GEISENHEYNER Antherenfache führen müßten, das nicht vorhanden ist, herleiten kann und das, da für sie zwischen den beiden Klemmkörpern kein Platz vorhanden ist, in die vorherbeschriebene Lage gedrängt worden ist. Beziehen sich diese Abnormitäten auf die Gestalt der inneren Blütenteile, so will ich auch noch Unregelmäßiekeit in ihren Zahlen- verhältnissen erwähnen, und zwar besonders deswegen, weil es nach 0. PrxzıG') scheinen könnte, als seien diese bei Vincetoricum auber- ordentlich selten. Ich habe ganz im Gegenteil andere Verhältnisse als die Fünfzahl häufig angetroffen, besonders häufig tetramere Blüten, so dab ich es nicht für der Mühe wert gehalten habe, mir über diese Notizen zu machen. Nur von zwei Pflanzen, bei denen mir solche Abweichungen von der Regel allzu auffallend entgegen- traten, habe ich Genaueres aufgezeichnet. Ich fand sie Ende Juni 1900, Burgsponheim gegenüber am Fube des in geologischer Be- ziehung bekannten Welschberges, wo eine Stelle des fast nackten Felsens von Vincetoxicum ziemlich dicht bestanden war, und wurde dadurch auf sie aufmerksam, daß ich zufällig eine siebenzählige Blüte bemerkte. In der untersten Inflorescenz enthielt die erste der beiden Pflanzen auber 1 vierzähligen Blüte nur regelmäßige fünf- zählige, in der zweiten fand ich 1 sechszählige, in der dritten 2 sechszählige und 1 siebenzählige, in der vierten 3 sechszählige und 1 siebenzählige. Die fünfte Inflorescenz war sehr klein, bestand aber nur aus sechszähligen Blüten, die sechste, auch nur kleine, hatte > fünfzählige, 1 sechszählige und noch 2, die durch Verwachsung der Zipfel unregelmäßig tetramer erschienen. In der 7. Inflorescenz, die nur 4 Knospen und 2 offene Blüten enthielt, waren doch 2 sechszählig und die 8. und letzte hatte nur erst eine offene Blüte, und diese war sechszählie. Ohne irgendwie auszuwählen, nahm ich noch eine zweite Pflanze und auch bei dieser fand ich, obgleich schon viele Blüten abgefallen waren, noch eine ganze Anzahl mit anderem als dem gewöhnlichen Zahlenverhältnis: eine Inflorescenz enthielt 1 siebenzählige und 2 sechszählige, eine andere sehr kleine sleichfalls 2 sechszählige, und weiter nach oben stand noch eine sanze Anzahl sechszähliger und einige vierzählige in den ver- schiedensten Inflorescenzen zerstreut. Von den letzteren war jedoch nur eine in allen Blütenkreisen rerelmäßir nach der Vierzahl gebaut, die anderen waren es nur durch Verwachsung. Derartige waren übrigens auch an der ersten Pflanze eine Anzahl vorhanden, ") Pflanzen-Teratologie II S. 158. Bemerkungen zu Vincetoxiecum offieinale Mönch. 93 die vorher von mir bezeichneten waren aber in allen ihren Teilen nach der angegebenen Zahl ausgebildet. So sehr es mich natürlich reizte, hier noch weitere Beob- achtungen zu machen, so war das damals doch nicht möglich, da ich nicht mein eigener Herr, sondern Leiter einer Turnfahrt meiner großen Klasse war. Leider habe ich auch meine Absicht, die Stelle in den nächsten Tagen noch einmal allein zu besuchen, wegen der Ungunst des Wetters nicht ausführen können und später ist auch noch Nichts daraus geworden. Aber ich denke, daß doch schon aus den angegebenen Zahlen hervorgeht, dab auch bei Vincetoxieum offieinale eine große Variabilität in den numerischen Verhältnissen des Blütenbaues besteht. Über Gestalt und Größe der Blumenkrone gehen die Angaben der Autoren, falls ihrer überhaupt Erwähnung geschieht, sehr aus- einander; über letztere habe ich überhaupt nur eine einzige Angabe finden können, nämlich bei Beck v. Mannagztra,') nach dem sie 5-8 mm lang sein soll. Die Gestalt der Blumenkrone wird in den zahlreichen Werken, die ich daraufhin angesehen habe, in den meisten Fällen „fast radförmig“ genannt, etwas seltener schlecht- weg „radförmig“; in einem Falle wird sie als „sternförmig aus- gebreitet“ und gleichfalls einmal als „weit trichterig“ bezeichnet. Sehr selten wird die Form der Kronzipfel erwähnt, nämlich nur bei Kırrer,?) der sie „spitzlich“ nennt, bei Beer v. M., der sie „elliptisch*“ findet, und bei GarcKE, bei dem sie „doppelt so lang als breit“ sind. Meine Beobachtungen ergaben zum großen Teil davon abweichende Resultate. Zunächst die Größe der Blüten. Sie ist außerordentlich verschieden, derart, dab ich Pflanzen mit Blüten von 5—6 mm Durchmesser gefunden habe und solche, bei denen er 12, in einem Falle sogar 13 mm erreicht. Die Länge der Blumenkrone habe ich nur einmal um 1 mm länger gefunden, als die Maximalzahl, die Beck angiebt. Wenn nun solche kleinblütige Pflanzen auch am häufigsten an den sonnigen Standorten zu finden sind, so ist ihre Microphyllie doch durchaus nicht als Folge des Standortes auf- zufassen; denn unmittelbar neben ihnen habe ich die großblütigsten Exemplare gefunden, die mir überhaupt vorgekommen sind. Nachı den obigen Zahlenangaben sollte man meinen, dab diese Unter- schiede außerordentlich stark ins Auge springende wären; aber sie ı) Am oben angeführten Orte. 2) Taschenbuch der Flora Deutschlands S. 449. 94 li. GEISENHEYNER erscheinen drauben in der Natur an der lebenden Pflanze nicht so auffällig, da ja die extremen Größen verhältnismäßig selten un- mittelbar nebeneinander stehen, sondern meist Pflanzen mit mittel- eroben Blüten dazwischen vorkommen, und diese ja auch an Zahl überwiegend sind. Dazu gesellt sich, um die Größendifferenz wenigstens dem oberflächlichen Be- obachter zu ver- wischen, noch ein Merkmal in der (Gestalt der Blumen- krone. Die kleinen Blüten sind nämlich meist weit geöfinet und radförmieg, während sich die eroben nicht so weit öffnen; ich wenig- stens habe diese stets von weitgelockiger Gestalt angetroften. Hierzu kommt nun endlich noch eine erobe Verschieden- heit in der Gestalt der Blumenkron- zipfel. Bei kleineren und mitteleroben Blüten sind sie mehr oder weniger ei- fürmige und zwar mit abeeerundeter Spitze: so spitz, wie sie Beck v. M. abbildet, habe ich sie nie gesehen. Das Verhältnis ihrer Länge zur Breite schwankt zwischen 3:2 und 3:1, — ın einem Falle waren sie am Grunde so breit wie lang —, so dab breit- und’ schmaleiförmige unterschieden werden können. Aber bei der anderen Form mit den größeren Blüten sind sie über 4',,—6 mal so lang als breit und, was die Hauptsache ist, sie haben limealische Gestalt mit fast oder durchaus parallelen Rändern. Bemerkungen zu Vincetoxieum offieinale Mönch. 95 Ich bezeichne diese Blütenform darum als f. stenolob« und nenne die andere f. platyloba. Bei beiden Formen zeigen auch schon die Blütenknospen ganz charakteristische Gestalten; denn die der f. platyloba sind breiteiförmig bis kugelrund, die der f. stenoloba etwa 3mal so lang als breit und von eilanzettlicher Gestalt. Die beiden in °/, natürlicher Größe abgebildeten Stücke stammen von 2 Pflanzen, die ich am 12. Juli 1899 am Kuhberge hinter der Monau bei Kreuznach gesammelt habe, deren Standort nur wenige Meter weit von einander entfernt war. Das links abgebildete Stück der breitlappigen Form hat zufällig sehr armblütige Inflorescenzen, es war aber das für die Nebeneinanderstellung beider Formen das geeignetste meines Herbars, und ich denke, diese gibt eine gute Anschauung von der Verschiedenheit der Blütenformen von Vince- toxıcum offieinale. Sie hat sich mir geradezu aufgedrängt und zu meinem Erstaunen finde ich in keinem der mir zugänglichen Werke auch nur eine Andeutung davon. Meine Absicht, diese Bemerkungen hiermit schließen zu wollen, hat mein Freund M. Dürer durch Zusendung eines monströsen Exemplars von der Schwalbenwurz vereitelt, über das ich glaube noch mit einigen Worten berichten zu müssen. Er hat die Pflanze im Juli 1889 bei Blumau unweit Bozen an einem Waldrande an- getroffen. Der vorliegende abgeschnittene obere Teil besteht aus 6 Internodien ohne Verzweigungen mit eiförmigen Blättern. Schon von unten an ist eine stärkere Behaarung bemerkbar, die sich am Stengel im Auftreten einer zweiten, schwächeren Haarzeile, an den Blättern durch Übertreten der Haarbedeckung auch auf die Aderung der Oberseite zeigt. Der Knoten am Ende des 6. Internodiums trägt einen dreizähligen Blattwirtel, und aus jedem Blattwinkel entspringt ein neuer Sprob, von denen der eine sehr schwach ist, in wenigen Millimetern Höhe 2 lineale Blätter trägt und dann knospenartig mit einigen schuppenartigen, ebenso gestalteten ganz kleinen Blättern endigt. Dadurch scheint nun die Verzweigung hier gabelartig und die Gabelung wiederholt sich noch einmal, bei dem einen (Gabelast zweimal, um dann in vollkommene Unregel- mäbigkeit überzugehen. Die anderen beiden stärkeren Sprosse ver- ästeln sich gleichfalls ganz unregelmäßig. Dabei werden die Blätter an den Knoten immer kleiner, bis sie endlich ganz aufhören. Die letzten etwa 6—9 mm langen Verzweigungen aber sind der ganzen Länge nach mit sehr kleinen, 1—2 mm langen, etwas abstehenden Schuppenblättern dicht besetzt, die ebenso wie sämtliche Stengel auch 965 L. GEISENHEYNER: Bemerkungen zu Vincetoxicum offieinale Mönch. dicht behaart sind. Nur an einzelnen Stellen ist noch an der Stellung der Ästehen zu erkennen, daß eigentlich eine Blüte hätte entstehen sollen; aber alle Blütenteile sind zu Gunsten dieser abnormen Zweigbildung unterdrückt und an der Spitze der Pflanze steht ein eigentümlicher grüner Büschel solcher mit Schuppen besetzter Zweigelchen von 14 em Durchmesser, ein äußerst wunderbarer An- blick bei dieser Pflanze. Unter starker Vergrößerung sehen diese beschuppten Verzweigungsendigungen fast genau so aus wie die in Masters Pflanzenteratologie (Deutsche Ausgabe) S. 425 abgebildete monströse Bartnelke (Dianthus barbatus, „mousseux*), nur dab die Schuppen nicht so stark abstehen und ich bin auch geneigt, die ganze Bildung für eine Pleiotaxie zu halten. X. Beiträge zur Kenntnis der Ochnaceae, besonders im Hinblick auf die neueste Bearbeitung dieser Pflanzenfamilie durch Van Tieghem von Erst GınG-Dahlem-Berlin. Als ich im Jahre 1893 die Ochnaceae für ENxGLER-PRANTL, Natürl. Pflanzenfamilien (III 6a, S. 131) bearbeitete, waren erst wenige altweltliche Vertreter dieser Familie bekannt geworden, so dass die letztere zum weitaus grössten Teil dem tropischen Amerika anzugehören schien. Sehen wir ab von den verhältnismässig spär- lichen indischen und indisch-malayischen Arten, so kannte im Jahre 1868 Ouıver') erst 20 Glieder der Familie aus dem tropischen Afrika, eine Zahl, die — abgesehen von gelegentlichen Neubeschreibungen einzelner Arten — von EnGLer im Jahre 1893”) um 7, im Jahre 1895°) um weitere 4 erhöht wurde und welcher endlich De WILDEMAN*) 1899 und 1901 noch 7 hinzufügte. Neuerdings hat sieh mit der rasch fortschreitenden Erschliessung des schwarzen Erdteils und bei dem grossen Interesse, welches allseitig der Flora dieser un- seheueren Länderstrecken entgegengebracht wird, das afrikanische Material so sehr gehäuft, dass eine Neubearbeitung desselben zur unbedingten Notwendigkeit wurde, wenn es möglich sein sollte, die ständig neu einlaufenden Materialien stets rasch und sicher be- stimmen zu können. Während ich im Frühjahr 1902 diese Neubearbeitung — und zwar nur der afrikanischen Arten der Ochnaceae — unternahm, 1) Orıver in Fl. trop. Afr. I (1868) 315. ®) Enster in Botan. Jahrb. XVIL (1893) 75. ®) EnGLer in Pflanzenwelt Ostafr., C (1895) 272. #) Dr Wınpeman in Bull. Soc. roy. bot. Belgique XVIII (1899) 2, p. 30; Reliquiae Dewevreanae (1901) 273. Ascherson, Festschrift. T 98 Ersst GiLG erschienen sehr zahlreiche kürzere oder längere Abhandlungen Vax Tresnenm’s') über diese Familie, welche hauptsächlich der Frage der Gattungsaberenzung galten und seltener und dann meist sehr flüchtig auf die einzelnen Arten eineingen. Ich hatte deshalb keinen Grund, bei meiner rein systematischen und speciell die Arten behandelnden Arbeit auf die sich überstürzenden und von Arbeit zu Arbeit wechselnden Resultate Vay Tiesnem’s Rück- sicht zu nehmen, besonders da dessen Untersuchungen offenbar noch nicht abgeschlossen waren. Im Juli 1902 reichte ich meine Arbeit zum Drucke ein: leider verzögerte sich die Herausgabe aus äusseren Gründen bis März 1903.°) Inzwischen waren wieder mehrere Ar- beiten Van Tıiesnem’s®) veröffentlicht worden. Während alle übrigen als vorläufige Mitteilungen anzusehen sind, trägt die letzte Arbeit den Charakter einer abgeschlossenen Untersuchung; sie geht specieller auf die einzelnen Arten ein, und es ist deshalb natürlich, dab es zu mehrfachen Kollisionen zwischen diesen und den in meiner später erschienenen Arbeit veröffentlichten Arten gekommen ist. Ich hätte es vorgezogen, nicht in einer besonderen Abhandlung auf die Gegensätze zwischen Van TiEeGHEMm'S und meiner Arbeit einzugehen; nachdem jedoch dieser Autor in einer neueren Arbeit!) zu dieser Frage zuerst das Wort ergriffen hat, schien es mir not- wendig, hierauf zu antworten. Es lag für mich aber hierfür noch ein anderer Grund vor. Vax TIEGHEm, ein um die botanische Anatomie hochverdienter und allgemein anerkannter Forscher, hat sich in neuerer Zeit vielfach systematischen Fragen zugewandt und gelangte stets zu so auffallenden und von denen aller vorhergehenden Autoren so abweichenden Resultaten, dass es mir angezeigt erschien, einmal an einem bestimmten Falle diese Resultate zu untersuchen und auf ihre Berechtigung zu prüfen. In meiner Bearbeitung der Ochnaceae?) habe ich zu dieser Ptlanzenfamilie 17 Gattungen gezogen, wobei ich mich hauptsäch- !), Vav Tiıesmem in Bull. Mus. Hist. nat. Paris VIII (1902) 47, 208, 266, 273, 371. 433; in Journ. de Bot. XV (1901) 169, 389, XVI (1902) 33, 113, 181. ®, E. Give in Engler’s Botan. Jahrb. XXXIII (1903) 231 („Manuskript ab- geschlossen im Juli 1902*). %) Van Tıesmem in Bull. Mus. Hist. nat. Paris VIII (1902) 543, 614; Journ. de Bot. XVI (1902) 289; Ann. Se. nat., Bot., 8. ser. XVI (1902) 161—416. *%, Van Tiesmem in Ann. Se, nat., Bot., 8. ser. XVIII (1903) 1. ®, E. Gira in Exsrer-Prantr, Natürl. Pflanzenfam. Ill 6a (1893) 131. Beiträge zur Kenntnis der Ochnaceae. 99 lich auf die Resultate von Forschern wie Pranchon,') ENGLER,?) Bextuam u. HookEr?) stützen konnte. Diese Gattungen sind zwar zum Teil habituell recht verschieden, bilden aber meiner Ansicht nach eine durch anatomische und Blütenmerkmale gut geschlossene, natürliche Familie, welche in 5 Sectionen eingeteilt wurde. Diese Sectionen werden von VA TIEGHEM zu 5 verschiedenen Familien erhoben und im System weit von einander getrennt untergebracht. Obgleich es sehr verlockend wäre, auf die Gründe dieser Zer- spaltung näher einzugehen, will ich mich doch darauf beschränken, eine dieser Sectionen eingehender zu betrachten, die Ourateeae, deren Arten für die Flora des tropischen Afrika ausschliesslich (oder wenigstens fast ausschliesslich) in Betracht kommen. Die Ourateeae von Van TIEGHEM als Ochnaceae s. s. auf- gefasst — bilden eine sehr natürliche und eng geschlossene Gruppe, welche übereinstimmend von allen Autoren in die drei Gattungen Ochna, Ouratea und Brackenridgea eingeteilt wurde; alle die zahl- reichen Forscher, welche sich mit diesen Gattungen beschäftigten, stimmten darin überein, dass sie zu den festeeschlossensten des ganzen Pflanzenreiches gehören, dass es bei ihnen meist sehr schwer fiel, einigermassen gut von einander getrennte Artengruppen zu bilden. Durch Van TırcHEem wurde im Februar 1902*) die Gattung Ouratea in 4, im Juni 1902?) in 26, Ende 1902°) in 34 „Gattungen“ zerlegt; die Gattung Ochna hatte ein ähnliches Schicksal: im April 1902”) war sie in 5, im Juni 1902°) in 9, Ende 1902°) in 15, An- fang 1903'°) sogar in 19 „Gattungen“ (inel. Brackenridgea) zerteilt! Im Folgenden sollen zunächst die Gründe geprüft werden, welche Vav TIEGHEM zu so ausserordentlich weitgehenden Ein- griffen im die bis dahin bestehende Gruppierung der Section ge- führt haben. !) PrancHon in Hooker, London Journ. Bot. V 584, VI 1. ?) EnsLer in Nov. Acta Leop. Carol. Acad. XXXVII n. 2 und in Mart. Fl. Brasil. XII 2, 298. °) BEnTHAm et HooKer, Gen. Plant. I 316 und 120. *, In Journ. de Bot. XVI 47. 5) In Journ. de Bot. XVI 181. 6) In Ann. Se. nat., Bot., 8. ser. XVI 201. ”) In Journ. de Bot. XVI 128. ®) In Journ. de Bot. XVI 181. °) In Ann. Se. nat., Bot., 8. ser. XVI 201. 10) In Ann. Se. nat., Bot., 8. ser. XVIII 39 ff. 100 Erst GILG Im Januar 1902 hatte Van TiesHEm 2 durch ihre geographische Verbreitung interessante Ochnaceae veröffentlicht,') deren eine, Ou- ratea Lecomtei V. Tierh. aus dem unteren Congogebiet, durch per- sistente, borstige, freie, seitliche Nebenblätter auffiel, wie sie bis dahin nur bei den amerikanischen Arten der Gattung bekannt gewesen waren. Ich hatte (l. ec. p. 141), dem Vorgang PLancHon’s folgend, auf die Verschiedenheit in der Ausbildung der Stipeln 2 Sectionen der Gattung Ouratea begründet: Neoouratea (Neben- blätter seitlich, nicht verwachsen; Arten Amerikas) und Palae- ouratea (Nebenblätter mehr oder weniger intraaxillär, verwachsen, aber mehr oder weniger tief — oft bis zum Grunde — zerschlitzt; Arten der alten Welt). Da Va Tırsuem nun eine Art der alten Welt aufgefunden hatte, welche hinsichtlich der Ausbildung ihrer Stipeln von meinen Angaben abweicht, erklärt (‚JJourn. de Bot. XVI 45) er meine Einteilung für unrichtig; richtiger wäre es sicher gewesen, auf diese Art eine neue Section zu begründen, da ja für alle übrigen Arten meine Einteilung durchaus zu Recht bestehen bleibt. Er konstatierte jedoch weiter auch, dass eine amerikanische Art, Ouratea stipulata Vell., sich dadurch von allen übrigen Arten dieses Erdteils unterscheidet, dass ihre borstigen Stipeln bleibend sind, während diese sonst frühzeitig abfallen. Da Van TieGHEMm endlich noch durch eingehende, sehr dankenswerte Untersuchungen fand, dass der Samenbau der amerikanischen von dem der altwelt- lichen Arten verschieden ist (Ovulum und Embryo der amerikani- schen Arten gerade, der altweltlichen dagegen gekrümmt), so war für ihn die Notwendigkeit vorliegend, Ouratea (Februar 1902) in + Gattungen zu zerlegen: Ouratea: Stipeln Klein, schuppenförmig, abfallend. — Samen- Alle Arten Amerikas, mit Ausnahme der anlage folgenden. und Samen Setouratea: Stipeln borstig, bleibend (Ouratea stıpu- gerade. lata Vell.). ') In Bull. Mus. Hist. nat. Paris VIII 47. — Die Beschreibungen dieser beiden Arten sind ausgezeichnet und so ausführlich, dass sie zum Erkennen der Arten vollständig genügen. Leider war es mir nicht möglich. während meiner Bear- beitung der Ochnaceae das betreffende Heft (1) des Bull. Mus. Hist. nat, zu er- halten. Trotz mehrmaliger Reklamationen liefen die Hefte 1—4 des Bulletin erst am 6. Oktober 1902 am Kgl. Botanischen Museum zu Berlin ein, als ich meine Arbeit schon längst in Druck gegeben hatte. Auch die übrigen Hefte des Jahr- gangs 1902 gingen ähnlich verspätet ein: Heft 5—6 am 12. Mai 1903, Heft 7—8 am 8. Oktober 1903. Beiträge zur Kenntnis der Ochnaceae. 101 Campylospermum: Mit intraaxillären verwachsenen I £ ä | Samen- Stipeln. — Alle Arten der alten Welt, mit | anlage und Samen gekrümmt. Ausnahme der folgenden. Bisetaria: Stipeln borstig, seitlich (Ouratea Lecomtei V. Tiegh.). Im allgemeinen kann man sich mit dieser Einteilung einver- standen erklären, wenn es auch bei der in allen Teilen ausser- ordentlich grossen Übereinstimmung der Arten von Ouratea (im alten Sinne) zweifellos besser gewesen wäre, vier Sektionen (an Stelle der vier Gattungen) aufzustellen. Wie kommt es aber nun, dass Va Tiesnem schon wenige Monate später (Juni 1902) 26, Ende desselben ‚Jahres gar schon 34 Gattungen auf die früher unter Ouratea bekannten Arten be- eründen konnte? Es waren dafür Gründe massgebend, welche mir anfangs kaum elaublich erschienen: Gattungen, ja oft lange Reihen von Gattungen werden abgetrennt allein auf den Umstand, dass die einen kahl, die anderen behaart sind, dass die einen Spaltöffnungen auf beiden Blattseiten führen, während die anderen diese nur auf der Blatt- unterseite aufweisen, dass die einen einen seitlichen, die anderen einen endständigen Blütenstand führen, dass der Blütenstand bei den einen eine Traube, bei den anderen eine zwei-, drei-, viermal geteilte Rispe ist! Noch viel auffallender wird das Vorgehen Van TiEGHEM'S, wenn man an der Hand des Herbarmaterials seine Angaben prüft. Zahlreiche Arten von Ouratea sind bekannt, werden auch von Van TIEGHEM angeführt, welche in der Jugend mehr oder weniger dicht behaart sind, die aber die Haare sehr frühzeitig abwerfen und dann absolut kahl erscheinen. Bei einer ganzen Anzahl von Arten kommen axilläre und end- ständige Blütenstände neben einander vor. Van Tirenrm bespricht selbst einen derartigen Fall bei Ouratea comorensis Baill. (ob er die vielen anderen gleichen Fälle bei anderen Arten übersehen hat oder nicht sehen wollte, weiss ich nicht); er giebt zu, dass hier ein „Übergang zu anderen Gattungen vorliege“; trotzdem bleibt er bei diesem ganz hinfälligen Prineip der Gattungsabtrennung. Wie weit dieses Prineip durchgeführt wird, zeigt am besten das Beispiel von Ouratea gigantophylla (Ehrh.) Engl. Exsver hatte (in Mart. Fl. brasil. 1. ce.) zu dieser Art die — wie Van TIEGHEM 102 Ernst GILG selbst zugiebt, auf falsche oder falsch gedeutete Beobachtungen hin von Resen aufgestellte — Gattung Wolkensternia,') mit der Art I, Theophrasta (Planch.) Reg., als Synonym gebracht; wie ich auf Grund eines sehr reichen Herbarmaterials nachweisen kann, zweifel- los mit vollem Recht. Va TiEGmEMm trennt nicht nur wieder die beiden Arten von einander, sondern er stellt sie auch in zwei ver- schiedene Gattungen: Wolkenstewmia soll 4mal geteilte Rispen be- sitzen, während die Rispe bei Ou. gigantophylla „a peine trois fois ramifie* ist; deshalb wird letztere Art zur Gattung Ouratea (in der engen Auffassung Van Tıesnenm’s) gebracht, bei der die Rispe 3mal geteilt sein soll. In Wirklichkeit ist es für Jeden, der einmal in der freien Natur Pflanzen beobachtet hat, nach Studium der betreffenden Herbarexemplare klar, dass hier ein Gewächs vor- liegt, welches je nach den Standortsverhältnissen einfachere oder ausgebreitetere Blütenstände bildet. Und derartige Fälle hätte Van Tıesnem bei seinem intensiven Studium der Ochnaceae sehr viele beobachten müssen: er hat es aber — auf ein durchaus un- haltbares Prineip gestützt — in vielen Fällen durchgeführt, eine und dieselbe Art in Exemplare zu zerreissen und diese Exemplare dann zu Vertretern verschiedener Gattungen aufzustellen. Manchmal ist dieser Autor selbst nicht sicher, ob er auf Grund der Blütenstandsverhältnisse Gattungen abtrennen soll oder nicht. So bildet er in der Gattung Setouwratea (Ann. Se. nat. 8. ser. XVI (1902) 289) zwei Sectionen, Uniracemosae und Pluriracemosae; 9 Zeilen später erörtert er jedoch die Frage, ob es nicht besser sei, auf diese Verschiedenheiten hin Gattungen aufzustellen: „für alle Fälle“ nennt er nun die Arten der Sect. Uniracemosae (mit traubigem Blütenstand) Setouratea s. s., diejenigen der Sect. Pluri- racemosae (mit rispiegem Blütenstand) dagegen Seticercouratea. Zu welcher Erschwerung der Synonymik muss dieses Vorgehen führen, dem zahlreiche andere derartige oder ähnliche Fälle an die Seite zu setzen wären! Es giebt nichts schlimmeres, als wenn ein Natur- forscher an die Stelle vorurteilslosen Forschens einen ausgeklügelten Schematismus setzt! Nur kurz sei noch ein ähnlicher Fall angeführt. VAax TıEGmEM trennt von seiner „Gattung“ Monelasmum eine erosse Zahl von Arten ab (Ann. Se. nat., Bot., 8. ser. XVI (1902) 338), welche nicht wie jene einen rispigen, sondern einen einfachen traubigen Blüten- !) Nicht Volkensteinia. wie Van TiEGHeEn stets schreibt! Beiträge zur Kenntnis der Ochnaceae, 103 stand besitzen; sie werden unter dem Gattungsnamen Zxomierum zusammengefasst. Gleich von der ersten Art, welche er unter diesem Namen bespricht, giebt er selbst an: „le p@doncle porte ä la base une branche, qui en fait une panicule rudimentaire“; sofort fährt er aber ganz zufrieden weiter: „mais la chose me parait ex- ceptionelle“. — Was ist in der Natur exceptionell? Wir haben sie so zu beschreiben, wie sie ist! In Wirklichkeit findet sich eine ganze Anzahl solcher „Ausnahmen“, welche eine Gattungsabgrenzung für Jeden, der auf dem Boden der Thatsachen stehen bleibt, von vornherein zur Unmöglichkeit machen. Ähnlich steht es mit einem anderen für Van Tiızanem fest- stehenden Gattungsprineip, welches an den verschiedensten Stellen benutzt wird, um Gattungen und oft ganze Gruppen von Gattungen abzutrennen: ob nämlich das Gynaeceum isomer oder polymer ist, d. h. ob das Gynaeceum aus 5 oder mehr (6, 7, 8—10) Frucht- blättern zusammengesetzt ist. Ich würde nicht wagen, allein auf solche Unterschiede hin Arten aufzustellen; wissen wir doch aus alter Erfahrung, wie sehr bei gewissen Familien, z. B. bei den mit den Ochnaceae aufs engste verwandten Dilleniaceae, diese Verhält- nisse von Art zu Art, sogar von Exemplar zu Exemplar, ja nicht selten von Blüte zu Blüte wechseln. Um nur ein Beispiel anzu- führen, liegen mir in reichen Exemplaren zwei Arten vor, Ochna Buettneri Engl. et Gilg und Ochna Gilgiana Engl., welche in allen Teilen so übereinstimmend, so nahe mit einander verwandt sind, dass zu ihrer Unterscheidung Merkmale sekundärer Natur heran- gezogen werden mussten. Van Treenem findet nun, dass Ochna Gilgiana zusammen mit anderen Arten ein isomeres Gynaeceum besitzt und deshalb in die „Gattung“ Diporochna gehört, während Ochna Buettneri ein polymeres Gynaeceum aufweist und deshalb als einziger Vertreter der „Gattung“ Pleodiporochma zu gelten hat. Da mich der Befund Van Tirsnem’s sehr interessierte, be- schloss ich, eine Nachuntersuchung vorzunehmen; ich war dazu weit besser imstande als Van Tıesuem, dem nur ein einziges Herbarexemplar der letzteren Art mit jungen Früchten vorgelegen hatte. Die Untersuchung des gesamten mir zu Gebote stehenden Materials von Ochna Buettneri Enel. et Gilg ergab folgende Resultate: 1. Unteres Congogebiet, Stanleypool: Bürrser n. 33 (Original- exemplar der Art!). 104 Erst GILG Untersucht wurden 2 Blüten; sie zeigten übereinstimmend 5 Fruchtblätter. 2. Unteres Öongogebiet, Stanleypool, Leopoldville: Duchesxen. 21. Untersucht wurden 5 Blüten, resp. junge Früchte; es wurde gefunden: 2mal 6 Fruchtblätter, 2mal 7 Fruchtblätter, Imal 8 Fruchtblätter. 3. Unteres Congogebiet, Stanleypool: SCHLECHTER n. 12521. Untersucht wurden 5 Blüten, resp. junge Früchte; es wurde beobachtet: 2mal 7 Fruchtblätter, Imal 8, 1Imal 9, imal 10 Fruchtblätter. 4. Unteres Congogebiet, bei N’Dembo: Guter (a. 1898). Untersucht wurden (wegen spärlichen Materials) nur 2 Blüten; es wurde gefunden: Imal 4 Fruchtblätter, Imal 5 Fruchtblätter. 5. Unteres (ongogebiet, bei Kimuenza: GıLvuer n. 1661 (a. 1900) (Material, welches Vay Tırsuem allein untersucht hat!). Untersucht wurden 3 mehr oder weniger reife Früchte; es wurde beobachtet: 2mal 8, Imal 9 Fruchtblätter. Ich bemerke hierzu, dass die untersuchten Materialien gesondert aufbewahrt werden, also jederzeit zur Autopsie zur Verfügung stehen. Die zur Untersuchung benutzten Pflanzen sind vollständig identisch, stammen alle aus genau demselben eng geschlossenen pflanzengeographischen Gebiete, ihre Blüten sind absolut gleich gebaut mit Ausnahme des einen Umstandes, dass die Zahl der Fruchtblätter innerhalb grosser Grenzen (4 und 10) schwankt. Das ist richtig, dass ich niemals an einer der unter- suchten Pflanzen gleichzeitig an einem Zweige Blüten mit 5- und mehrzähligem Gynaeceum angetroffen habe. Aber abgesehen davon, dass ich Blüten mit 4- und 5zähligem Gynaeceum nebeneinander fand und dass es mir nicht zweifelhaft ist, ich hätte bei weiterem Untersuchen (dies unterblieb nur, um das notwendige Vergleichs- material nicht zu sehr zu schädigen!) auch die Combination 5 und 6 oder 5 und 7 finden müssen, halte ich es nach meinen oben mitgeteilten Befunden für vollständig überflüssig, noch weiter mit derartigen Untersuchungen Zeit zu verlieren. Wir haben eben hier eine Art vor uns, bei welcher im Gynaeceum keine Fixierung der Zahl der Fruchtblätter eingetreten ist, und solche Fälle kommen offenbar bei der Gattung Ouratea nicht selten vor. Absolut widersinnig wäre es jedenfalls, die Exemplare mit 4—5zähligem Gynaeceum von jenen mit 6—10- zähligem Gynaeceum in den Blüten auseinanderzureissen, sie als Beiträge zur Kenntnis der Ochnaceae. 105 verschiedene Arten zu bezeichnen und dann als Vertreter getrennter Gattungen hinzustellen! Wie ich schon oben hervorgehoben habe, schätze ich die oft recht schwierigen Untersuchungen Van TiesHEm’s über den Bau der Samenanlage und des Samens der Ochnaceae sehr hoch; es ist zu hoffen, dass es mit gleichmässiger Benutzung dieser uns durch Van TiEGHEMm zuerst geschaffenen Merkmale zusammen mit allen übrigen an den Arten der Familie festgestellten oder noch festzustellenden morphologischen Thatsachen später einmal gelingen möge, ein wirklich natürliches System der Ochnaceae auf- zubauen. Sehr zu bedauern ist es jedenfalls, dass sich Van Tıesnem jetzt schon, viel zu sehr verfrüht, an diese Aufgabe gewagt hat. Es hätte ihn davon schon allein der Umstand abbringen müssen, dass nur ein sehr geringer Teil der bisher bekannten und gut be- schriebenen Arten in reifen Früchten gesammelt worden ist, dass ihm ferner nur ein kleiner Teil der in den europäischen Herbarien enthaltenen Materialien überhaupt zur Untersuchung vorgelegen hat. Der Erfolg der monographischen Bearbeitung Van TiEGHEM’S ist ein recht trauriger; es ergab sich für diesen Forscher die Notwendig- keit, einzelne Arten mehrmals, von Arbeit zu Arbeit, umzustellen, d.h. von einer Gattung zu einer anderen zu bringen, wodurch die Synonymie der Familie geradezu ins Ungeheuerliche vermehrt wurde. Niehts ist gefährlicher als unsichere Bestimmungen, besonders wenn sie mit Namensänderungen Hand in Hand gehen! Es liesse sich dies an beliebig vielen Fällen aus den zahlreichen Arbeiten Van TIEGHEM Ss über die Ochnaceae nachweisen. Es sei jedoch nur folgender hier herausgegriffen, welcher besonders für Jeden, der schon einmal monographisch gearbeitet hat, darthun muss, wie unnatürlich die „Gattungen“ Van TırgGnem’s sein müssen und wie unglaublich unvorsichtig dieser Autor beim Einreihen von Arten in seine Gattungen vorgegangen ist. Ochna mossambicensis Klotzsch, eine sehr charakteristische und im tropischen Ostafrika weit verbreitete Pflanze, hat folgende Synonymie: Discladium mossambicense (Klotzsch) V. Tiegh. in Ann. Sc. nat., Bot., 8. ser. XVI (1902) 351, Diporidium purpureocostatum (Eng].) V. Tieeh. in Ann. Sc. nat., Bot., 8. ser. XVI (1902) 356, Polythecium Fischeri. (Eng].) V. Tiegh. in Ann. Se. nat., Bot., 8. ser. XVI (1902) 368. 106 Ernst GiLG Dieselbe Art findet man also bei Van TıEGHEMm in drei verschiedenen Gattungen aufgeführt. Es kommt dabei für unsere Frage nicht in Betracht, dass dieser Forscher die Originale der betreffenden Arten, resp. Synonyme nicht gesehen hat; er hätte auf keinen Fall Umbenennungen von Arten ausführen dürfen, ohne sich auf eigene Untersuchungen stützen zu Können. Jedenfalls ergiebt sich auch hieraus, wie aus zahlreichen anderen zwingenden Umständen, recht schlagend, wie verfehlt das Vorgehen Van Tiesmem’s war, auf die geringfügigsten, unbedeutendsten Ab- änderungen hin „Gattungen“ aufzustellen, welche in gleicher Weise aus wissenschaftlichen wie aus rein praktischen Gründen höchstens als Seetionen, häufig kaum als Artengruppen, in sehr zahlreichen Fällen aber sogar einfach als natürliche Arten — und oft nicht einmal als solche — hätten aufgefasst werden müssen. Es wird dies noch einleuchtender aus dem folgenden Abschnitte hervorgehen. Vay Tıranzm giebt am Schlusse seiner letzterschienenen Arbeit!) die Artenzahl der Ochnaceae in seiner Begrenzung (also der Gattungen Ochna, Ouratea, Brackenridgea [inclusive Elvasia mit 10 Arten]) auf 559 an. Ich hatte in meiner früheren im Jahre 1893 er- schienenen Bearbeitung der Familie?) die Zahl der Arten als etwa 150-160 angegeben, wobei die alle Arten des tropischen Amerika umfassende Bearbeitung ExGter’s?) sowie die Arbeit von Bexxert‘) über die indischen Arten berücksichtigt worden war. Wenn ich nun auch aus der eerade in den letzten Jahren erst recht bekannt oewordenen Flora Afrikas vor kurzem allein etwa 110 Arten auf- geführt habe,’) so glaube ich doch unter Berücksichtigung des Umstandes, dass weder aus den in Betracht kommenden Gebieten des tropischen Amerikas, noch ans denen des tropischen Asiens in den letzten Jahren sehr erosse Sammlungen in die europäischen Herbarien eelanet sind, die Zahl der bisher gut bekannten Arten der Ochnaceae auf höchstens 230—250 festsetzen zu dürfen. Es muss deshalb die Frage «estellt werden, ob Van Tıesnem ein so 1), In Ann. Se. nat., Bot.. 8. ser. XVIII (1903) 60. ?\ In Engler-Prantl, Nat. Pflanzenfam. 3, 6a, S. 139. ’, In Mart. Fl. Brasil. XII 2 298. ı, In Hook. Fl. Brit.Ind. I 523. ‚ In Engler’'s Bot. Jahrb. XXXIII (1902) 231. Beiträge zur Kenntnis der Öchnaceae. 107 weit umfassenderes Material vorgelegen hat als mir, oder ob seine Arten auf anderen Principien basieren als die meinigen. Ich habe schon in meiner Arbeit über die afrikanischen Ochnaceae (l. e. p. 274) einen hierhergehörigen Fall kurz in folgender Weise besprochen: „Nur auf einen Punkt der Arbeit (Van Tiesnen’s) möchte ich hier kurz eingehen. Wir finden dort (Journ. de Bot. XV (1901) 185ff.) den Versuch durchgeführt, die bisher einzige Art der Gattung Lophira, L. alata Banks, in 6 Arten zu spalten. Ob- gleich das Material Van Tiecmem’s offenbar recht dürftig ist und ihm selbst die Unterschiede so minutiös erschienen, dass er nur „provisorische Arten“ aufstellt, von denen er nicht sicher ist, ob es wirklich Arten, Varietäten oder gar nur individuelle Variationen sind, versieht er dieselben mit Namen und ganz kurzen, ungenügenden Beschreibungen. Ich halte dieses Verfahren für durchaus unzulässig. Entweder hat sich ein Autor davon überzeugt, dass charakteristische, gut geschiedene Arten vorliegen; dann sind dieselben zu benennen und mit ausreichenden Beschreibungen zu veröffentlichen. Im anderen Falle, wenn das Material nicht ausreicht oder die Unterschiede zu geringfügige sind, wird ein Autor gut daran thun, auf die wahr- genommenen Variationen hinzuweisen, aber ohne neue Namen zu schaffen und dadurch die Synonymie ungebührlich zu belasten.“ Ich wies, anschliessend an diese Ausführungen, auf Grund eines sehr umfassenden Materials nach, dass alle die Arten Van Trrsmem’s als Synonyme zu der einzigen, schon lange bekannten Art der Gattung, Lophira alata, gestellt werden müssen. Auf der einmal beschrittenen Bahn ist Van Tıesnem bei der Bearbeitung der Ochnaceae (welche nach derjenigen von Lophira erfolgte), wie ich im folgenden zeigen will, unbeirrt weiter ge- schritten. Nur sehr selten kommt es noch vor, daß von „provisori- schen Arten“ gesprochen wird; die „Arten“ treten jetzt ohne den unbequemen Titel, als vollgewichtige Glieder der Familie auf; und erst an der Hand des Vergleichsmaterials lässt sich ein Bild von der Artauffassung VAn TIEGHEM’S gewinnen. Auf die sehr charakteristische Art Ouratea elongata (Oliv.) Engl. begründete Van TIEGHEMm eine neue Gattung Spongopyrena. Er beschreibt!) zu dieser Art noch drei neue (Sp. eyanescens \. Tiegh., Sp. reniformis V. Tiegh., Sp. Staudtii V. Tiegh.) hinzu, so dass die Gattung gleich sehr gut fundiert hervortritt. Alle die 1) In Ann. Se. nat., Bot., 8. ser. XVI (1902) 317. 108 ERrNsT GILG Originale dieser vier Arten liegen mir in sehr reichen Exemplaren vor, da die meisten derselben (Soyaux, ZENKER, STAUDT) vom Botanischen Museum zu Berlin aus zur Verteilung gelangten; ferner stand mir noch weiteres, sehr instruktives Material zur Verfügung, welches Van TıEGHeEm nicht zugänglich gewesen ist. Ich muss ge- stehen, dass es mir nicht gelungen ist, auch nur den geringsten Unterschied zwischen den ersten drei dieser „Arten* aufzufinden; sie sind absolut identisch; die wenigen Worte Beschreibung, mit welchen Vax TIEGHEM seine neuen Arten einführt, sind teils un- richtig, teils vollständig unwesentlich. Etwas anders liegt der Fall bei der vierten Art, Sp. Staudtii V. Tiegh. Dem Pariser Museum war vom Berliner Museum ein Blattzweig zugegangen, der die handschriftliche Bemerkung trug: Ouratea elongata (Oliv.) Engl., var. Staudtii. Hierzu bemerkt Va TıEGHEm: „Jen’en ai vu jusquä present que la tige et les feuilles. Si c'est vraiment une espece distinete des precedentes, ce sera le Spongopyrene de Staudt (8. Staudtii V. Tieeh.).“ Das ist die Diagnose einer neuen Art, von der der Autor nur ungenügendes Material gesehen hat und nicht im Stande ist, ein einziges unterscheidendes Merkmal anzugeben! Ich habe später!) das einschlägige Material (ZExker n. 730; ZENKER et Staupr n. 134) als Varietät von Ou. elongata (Oliv.) Engl. (var. Staudtii Engl. et Gilg) kurz beschrieben und gezeigt, dass der einzige Unterschied in den hier etwas kürzeren Blütenstielchen beruht. Aus der Gruppe der Ouratea calophylla (Hook. f.) Engl. und Or. affınıs (Hook f.) Engl., charakterisiert durch ihre schönen elastischen, von hunderten feiner Parallelnerven durchzogenen Blätter, waren vor der Bearbeitung Van Tırsnems 5 Arten bekannt gewesen; dieser Forscher, welcher die Gruppe zur Gattung Rhabdophyllum erhebt, bringt die Zahl ihrer Arten auf 21, indem er hinter einander?) 16 nene Arten benennt („beschreibt" wäre ein falscher Ausdruck, wie ich später zeigen werde). Ich kann, da dies viel zu weit führen würde, hier im einzelnen nicht auf diese Arten eingehen, obgleich ich fast das gesamte einschlägige Material in Händen habe und es sehr verlockend wäre zu zeieen, wie die alten Arten missverkannt wurden und wie immer und immer wieder dieselbe Art mit neuem Namen bezeichnet wurde. Um nur einige Beispiele anzuführen, so gehören zu Ouratea calophylla (Hook. f.) ') In Engler’s Bot. Jahrb. XXXIII (1905) 259. ?) Ann. Se. nat., Bot... 8. ser. XVI (1902) 320. Beiträge zur Kenntnis der Ochnaceae. 109 Engl. mit vollster Sicherheit Ahabdophyllum nutans V. Tiegh., Rh. Preussı V. Tiegh., Rh. densum V. Tiegh. und Ah. discolor (Wright) V. Tiegh. (als G@omphia discolor Wright in Kew Bull. 1896 p. 159 veröffentlicht) als Synonyme, Rh. Staudtui V. Tiegh. ist absolut identisch mit der schon von Hoorer f. veröffentlichten Ouratea affinis (Hook. f.) Engl.; zwischen Ahabdophylium Welwitschii V. Tiegh. und Ah. umbellatum V. Tiegh. existiert nur der einzige Unterschied, dass erstere in Blüte, letztere in Frucht gesammelt wurde und dass die Blüten an den Herbarexemplaren leichter ab- fallen als die noch unreifen Früchte. Solcher Beispiele liessen sich noch beliebig viele anführen. Doch mögen die obigen genügen. In einer Monographie wird es später notwendig sein, die Synonymie der Familie zu klären und einen genauen Vergleich der beschriebenen Arten vorzunehmen. Ich wollte hier nur zeigen, dass viele der Arten, welche Van TiesHem beschrieben hat, weder Arten, noch Varie- täten, noch Formen sind, sondern einfach Herbarexem- plare, Individuen einer Art, welche die überall in der Natur vorkommenden, winzigen individuellen Schwankun- sen in der Blattgrösse und Blattform zeigen, die durch das Pressen verschiedenartig beeinflusst sind, die sich entweder im Blüten- oder aber im Fruchtstadium befinden. Nur Derjenige ist imstande, sich ein klares Bild von der Arbeit Van TıirGHEMm’s zu machen, welcher ein fast allumfassendes Herbarmaterial zur Verfügung hat; fehlen ihm Vergleichsexemplare, so ist es ganz unmöglich, dass er auch nur ein annäherndes Bild von den besprochenen Arten erhält; dieser Autor benennt wohl Pflanzen, skizziert sie auch meist mit wenigen Strichen, er be- schreibt sie aber nicht, oder wenigstens, wie ich zeigen werde, nur in ganz wenigen Fällen. Hierfür einige Beispiele: Die Beschreibnng von Diporidium @Goetzei V. Tiegh.') lautet: „La plante trouvee a Uhehe, dans l’Afrique orientale allemande, par M. Goetze en 1899 (n. 476), rapportee par M. Engler a ’Ochna atropurpurea, en parait bien differente; ce sera le Diporide de 1) Ann. Sc. nat., Bot., 8. ser. XVI (1902) 359. 110 Ernst GILG (soetze.“ Die Geschichte dieser Art ist die folgende: Ex@suer hatte die Pflanze zu der capensischen Ochna atropurpurea gezogen,') mit der sie in der That sehr nahe verwandt ist, und sie unter diesem Namen in der Aufzählung der Gorrze'schen Pflanzen aufgeführt; ausser dem Namen findet man an der betreffenden Stelle Standort, Herbarnummer, einheimischen Namen und die Bemerkung: „Meter- hoher, gedrungen wachsender Strauch mit sehr hartem Holz.“ Vax TıEsGHEM, der die Pflanze nicht untersuchen konnte, schloss aus der weiten Entfernung der Standorte, dass hier eine neue Art vorliegen müsse; er gab ihr auch einen Namen, eine Beschreibung zu geben war ihm natürlich nicht möglich. Kurz darauf veröffentlichte ich die Art unter dem Namen Ochna monantha mit ausführlicher Be- schreibung.”) In seiner letzten Arbeit”) besteht jedoch Va TIEGHEM auf seinem Recht: „Je ai nommee D. Goetzei, nom qui devra lui etre conserve.” Er vergisst, dass „nomina nuda“ noch niemals anerkannt worden sind, dass eine Art erst dann anerkannt werden kann und darf, wenn sie mit einer ausreichenden Beschreibung ver- öffentlicht worden ist. Eine andere Art wird folgendermassen beschrieben :!) „La plante rapportee d’Angola par M. Büchner (n. 540), nommee atort Ochna leptoclada dans ’Herbier de Berlin, est aussi une espece du meme genre. (Ce sera la Polyochnella de Büchner?) (P. Büch- nerı V. Tiegh.).“ Es handelt sich hier um eine Pflanze, welche blattlos ge- sammelt worden ist, welche aber nach ihren prächtigen, reich- blütigen Blütenständen mit Bestimmtheit zu Ochnma Mechowiana 0. Hofim. gezogen werden muss. Es wurden früher einzelne Blüten dieser Pflanze unter dem wnrichtigen Namen Ochna leptoclada, unter dem sie damals im Berliner Herbarium lag, auf Bitten Vax Tırsnen’s an ihn geschickt, welche ihm das Benennen der Pflanze nahelegten. Eine weitere Beschreibung Va Tırsmen’s:®) „Une forme tres voisine, a feuilles glauques, a ete trouvee par M. Zenker dans la me&me localite, en 1898 (n. 1647), et distribuse ') In Engler’s Botan. Jahrb. XXX (1901) 356, ®) In Engler’s Botan. Jahrb. XXXIIL (1903) 247. ®) In Ann. Se. nat., Bot., 8. ser. XVILIL (1903) 52. #, In Ann. Se. nat. 8. ser. XVI (1902) 348. °), Der Name des bekannten Forschungsreisenden ist BUCHNER. %, In Ann. Se. nat., Bot., 8. ser. XVI (1902) 340. Beiträge zur Kenntnis der Ochnaceae. eel sous le nom de Ouratea congesta. Ce sera I’ Exomicere glauque (Exomierum glauceum V. Tiegh.).“ Eine ganze Anzahl von Manuskriptnamen, welche von Alters her in den Herbarien gehen und höchstens einmal als Synonyme in Specialfloren dem Namen nach angeführt worden sind, werden von Van TıEsHem als richtig veröffentlichte Arten geführt, ohne dass ihnen ein erläuterndes Wort hinzugefügt worden wäre. Es sei hier nur auf Ochna micropetala Hochst. (= Diporidium miero- petalum (Hochst.) V. Tiegh.)') und Diporidium delagoönse Eckl. et Zeyh. (l. ec.) verwiesen. Erstere, niemals veröffentlicht, ist stets, und zwar mit vollem Recht, als Synonym von Ochna leucophloeos Hochst. geführt worden. Letztere, einer der vielen Manuskript- namen der EcktLon-ZEYHERSchen Sammlung, wurde von Harvey?) ohne weitere Erörterung als Synonym zu 0. arborea Burch. ge- zogen, und dort hat die Pflanze, wie ich bestätigen kann, ihren richtigen Platz gefunden. Nicht allen von Van TiesHEMm beschriebenen Arten fehlt, wie den im Vorstehenden angeführten, eine Beschreibung vollständig; wir finden bei ihm alle Abstufungen von ganz anschaulichen Charakterisierungen bis zu solchen, die höchstens noch als Schein- beschreibungen bezeichnet werden können. Im Allgemeinen lässt sich darüber sagen, dass die Beschreibungen ausreichend, ja manch- mal zum Erkennen der Arten genügend sind, wenn eine der Gattungen Van TiEGHEm’S nur eine einzige Art oder aber nur wenige Arten umfasst, da dann die sehr ausführliche und alle morphologischen Verhältnisse berücksichtigende Gattungsdiagnose für die Art- beschreibung eintritt; je mehr Arten jedoch eine Gattung umfasst, desto unbrauchbarer werden gewöhnlich die Beschreibungen, desto weniger berücksichtigen die kurzen Angaben die unterscheidenden Merkmale, bis häufig die Diagnosen nur noch aus Namen, Stand- ort, Sammeljahr, Sammler und Herbarnummer bestehen. Viele Arten haben scheinbar ganz ansehnliche Beschreibungen; bei näherem Zusehen erkennt man jedoch, dass die ganze Diagnose aus fort- gesetzten Vergleichen mit anderen Arten besteht; macht man sich dann die Mühe, die angezogenen Arten zum Vergleiche heran- zuziehen, so bemerkt man bald, dass ein Resultat nicht zu erwarten ist, da jene ebenfalls durchaus ungenügend geschildert worden waren. !) In Ann. Se. nat., Bot., 8. ser. XVI (1902) 355. ?) In Harvey et Sond., Fl. Cap. I (1859/60) 449. 173 Ernst GiILG Nur in sehr seltenen Fällen bringt eine Beschreibung Van TIEGHEM’'S das, was man von einer solchen erwarten muss, dass sie nämlich dem Leser gestattet, sich zum mindesten ein allgemeines Bild von dem Aufbau der Pflanze, ein möglichst genau zutreflfendes Bild von der Ausgestaltung der Blüte und Frucht zu verschaffen. Ich nehme von diesem Urteil zwei Diagnosen aus, welche Va TıEsHem veröffentlichte, als er mit seinen Studien über die Ochnaceae begann;') diese sind so ausführlich und geben ein so klares Bild von den beschriebenen Arten, dass man sie sich nicht besser wünschen könnte. Um so auffälliger muss es dann berühren, dass fast alle später veröffentlichten Arten (es sind weit über 200!) so ungenügend charakterisiert sind, dass sie geradezu als nomina nuda angesehen werden müssen. In einer der ersten kleinen Arbeiten Van Tırsnems über die Ochnaceae’) finden wir folgenden Satz: „On en (Diporidium) eultive deux especes dans les serres: le D. noir-pourpre (D. atropurpureum (DC) Wendl.), originaire du Cap, et une espece voisine ayant, comme la precedente, les fleurs soli- taires, nommee done tres improprement Ochna multiflora, et qui n’a rien de commun avec la veritable ©. multitlore, dont il a ete question plus haut. Provisoirement, jusqu’äa ce qwon ait pu l’identifier avec quelque espece deja decrite, je la nommerai D. uniflore (D. uniflorum V. Tiegh.). (Sperrung durch mich!) Es wird also hier eine Art aufgestellt, ohne jede Spur einer Beschreibung, welcher von vornherein das Prognostikum gestellt wird, sie müsse demnächst in die Reihe der Synonyme einrücken, sobald sich Jemand die Mühe macht, sie mit den schon bekannten Arten zu identificieren. — Bedenkt denn Van TırGnem gar nicht, wie sehr durch ein derartiges Vorgehen die Synonymie belastet wird? Artnamen sind doch keine Spielzeuge, mit denen man nach Belieben balanciert! Van Tıranem richtet sich sehr häufig nicht nach den einfachen und in systematischen Arbeiten allgemein angenommenen Principien, wodurch grosse Verschiebungen der Nomenklatur hervorgerufen werden müssen. ') In Bull. du Mus. Hist. nat. VIII (1902) 47. ®) In Journ. de Bot. XVI (1902) 126. Beiträge zur Kenntnis der Ochnaceae. 113 So zerteilt er, wie oben schon hervorgehoben wurde, die von Liss# aufgestellte Gattung Ochna in zahlreiche Gattungen. Er stellt jedoch die einzige von Linx# beschriebene Art, Ochna squar- rosa, in eine seiner neuen Gattungen!) (Discladium squarrosum (L.) V. Tiegh.), während er für viel später begründete Arten die Gattung Ochna s. s. reserviert (Ochna multiflora DU und die von dieser Art fälschlicherweise abgespaltenen „Arten“). Später?) hält es Van TIEGHEM für besser, den Namen O. squarrosa ganz fallen zu lassen, da man nicht wisse, was Linx& unter diesem Namen verstanden habe. Es unterliegt jedoch gar keinem Zweifel, dass Lmnx&k's O. sqguarrosa eine in Ostindien weit verbreitete, sehr charakteristische Pflanze ist, welche auch unter diesem Namen von den englischen Botanikern allgemein aufgeführt wird; freilich hat Van TieGHEm auch hier seinen eigenen Speciesbegriff eingeführt, indem er jedes hierhergehörige Herbarexemplar (es mögen wohl 10 Exemplare sein) als neue Art beschreibt.?) EnGter‘) hatte zu Ouratea acuminata eine Pflanze gestellt, welche von Sprucz unter dem Manuskriptnamen Gomphia densiflora verteilt, aber niemals beschrieben worden war. PırGEr veröffent- lichte später (1901)?) eine andere Pflanze unter dem Namen Ouratea densiflora. Da nach Ansicht Van Triesnem’s (1902) die Sprucr'sche Pflanze von Ouratea acuminata verschieden ist und in seine Gattung Ouratea s. s. gehört, trennt er sie unter dem Namen Ouratea densi- flora (Spruce) V. Tiegh. ohne jede Beschreibung ab;°) die vorher rechtmäßig veröffentlichte Ouratea densiflora Pilger, welche er nicht gesehen hat und die er deshalb — ohne zu wissen, zu welcher seiner „Gattungen“ sie später gehören wird — zusammen mit vielen anderen nicht studierten Arten („non encore representees dans l’Herbier du Museum“) nur dem Namen nach aufführt, wird dagegen in Ouratea Pilgeri V. Tiegh. (l. ce. p. 293) umbenannt. Eine dritte unter dem Namen Ouratea densiflora von DE WILDEMAN und TH. Duranp veröffentlichte Pflanze aus dem Congogebiet‘) wurde von VAN TIEGHEM zu seiner Gattung Zromierum gebracht (E. densi- 1!) In Journ. de Bot. XVI (1902) 129. ®) In Ann. Se. nat., Bot., 8. sör. XVI (1902) 350. ®) ].e. p. 350 und in Ann. Se. nat., Bot., 8. ser. XVILI (1905) 43. *, In Mart. Fl. Bras. XII 2 (1876) 318. 5) In Engler’s Bot. Jahrb. XXX (1901) 174. 6) In Ann. Se. nat., Bot., 8. ser. XVI (1902) 359. ”) In Reliquiae Dewevreanae (1901) 38. Ascherson, Festschrift. | 8 114 Ernst GILG florum (De Wild. et Th. Dur.) V. Tiegh.’) und hat ihren Species- namen behalten, obgleich Vav TrEGHEM, wie wir gleich sehen werden, gewöhnlich in anderer Weise vorgeht. Vanuv?) hatte aus Arabien eine Ochna parvifolia veröffentlicht, welche (da sie auf das Original einer von ForskAu als Evonymus inermis beschriebenen Ochna-Art begründet war) jetzt allgemein Ochna inermis (Forsk.) Schwfth. genannt wird; sie wird auch von Van TıeGHenm®) als ein Synonym zu der von ihm zur Gattung Dipori- dıum gestellten D. inerme (Forsk.) V. Tiegh. gezogen. Später hatte Baıwvox*) eine zweite Ochna parvifolia aus Madagascar beschrieben. Obgleich nun Van TresHem selbst Ochna parvifolia Vahl unter die Synonyme verwiesen hat, obgleich er ferner die arabische Art unter die „Gattung“ Diporidium einreiht, während er die madagas- sische Pflanze zu seiner „Gattung“ Polythecium bringt, sagt er von letzterer folgendes: „la quatrieme, enfin, remarquable par ses petites feuilles arrondies et emarginees, a ete recoltee successivement par Rıcnarn et Boıvıs, qui a nommee O. parvifolia, nom qui lui a ete consaere A tort par Baıuron, puisque Vans avait decrit anterieu- rement, sous ce meme nom, une plante toute differente, comme il a et@ dit plus haut; on le changera done en celui de ©. (Ochna) emarginata. Des lors, ces quatres especes seront respectivement N et le P. (Polythece) emargine (P. emarginatum V. Tierh.)*. Obgleich absolut keine Notwendigkeit dafür vorliegt, ändert Vax Tırsnem also erst den Artnamen, stellt die Art sodann einen Moment zur Gattung Ochna, um sie dann definitiv unter Poly- thecium einzureihen! Van Tıesmem hat das ÖOchnaceen-Material Berlins und der grossen englischen Herbarien nicht studiert; er hat also eine sehr grosse Anzahl von Originalen nicht gesehen, und ich bin sicher, dass kaum ein Anderer gewagt haben würde, unter solchen Um- ständen monographisch vorzugehen. Va Tresnem hilft sich in folgender Weise: Er bespricht bei jeder seiner Gattungen erst in recht eingehender Weise die gesamten morphologischen oder weniestens die Blütenverhältnisse; darauf führt er die schon be- !, In Ann. Se. nat., Bot., 8. sör. XVI (1902) 339. ®, In Symbolae botanicae 1 (1790) 33. ®»), In Ann. Se. nat., Bot.. 8. sör. XVI (1902) 358. *) In Bull. Soe. Linn. Paris 589 (1886). Beiträge zur Kenntnis der Ochnaceae, 115 kannten Arten dem Namen nach an, welche ihm hierher zu ge- hören scheinen (teils von ihm studierte, teils ihm unbekannte); jetzt endlich benennt er mit einigen erläuternden Worten eine Anzahl von neuen Arten, ohne meist ihre Beziehungen zu den schon früher bekannten Gliedern der Familie zu erörtern; Bestimmunestabellen - der Arten wurden nicht aufzustellen versucht. Dass bei einem derartigen Vorgehen Doppelbeschreibungen nicht ausbleiben konnten, liegt auf der Hand. Ich habe oben schon an einigen Beispielen gezeigt, wie häufig Van TiEGHEM solche Arten der Litteratur, deren Material ihm nicht zugänglich war, missver- standen, d. h. an ganz falscher Stelle untergebracht hat. Dies konnte ja auch bei Gattungen ‚wie z. B. Ochna, deren Arten zum grossen Teil im blühenden Zustand ein ganz anderes Aussehen bieten als im fruchtenden, nicht anders ausfallen. Diese Arten blühen blattlos oder die Blätter sind wenigstens zur Blütezeit noch nicht ausgebildet, noch weich und schlaff. Wie will man ohne ein sehr umfassendes Vergleichsmaterial feststellen, ob eine im Frucht- zustand vorliegende Pflanze mit einer solchen identisch oder aber von ihr verschieden ist, die blühend beschrieben worden ist? Um nur ein Beispiel anzuführen, so ist Diporidium Sacleurı V. Tiegh. synonym zu Ochna macrocarpa Engl. Diese Art wurde von EnGLER!) im fruchtenden Zustand beschrieben, liegt mir aber jetzt in sehr reichlichem, auch blühendem Material vor; es ist mir deshalb mög- lich, festzustellen, dass Vav Tırsnem die Pflanze im blühenden Zustand nochmals beschrieben hat. Aber sehr häufig lässt sich auch zeigen, dass Vav TIEGHEM sich gar nicht die Mühe gemacht hat, die Beschreibungen der ihm in Originalen nicht vorliegenden Arten genau zu lesen. Er hätte sonst z. B. die von mir beschriebene Ochna Staudtii unmöglich zur Gattung Diporidium bringen können.’) Ich habe von dieser Art ausführlich bleibende Stipeln von charakteristischer Form und auf- fallendem Auftreten beschrieben,”) wie sie bei den verwandten Arten nicht beobachtet werden; und auf jede Verschiedenheit in der Aus- bildung der Stipeln begründet doch sonst Van TIEGHEM neue Gattungen. Manche der in Van Tresuem’s Arbeiten gerügten Mängel mögen allerdings auch auf die grosse Eile zurückzuführen sein, mit der !) In Botan. Jahrb. XVII (1893) 77. 2) In Ann. Se. nat., Bot., 8. ser. XVIII (1905) 52. 3) In Engler’s Botan. Jahrb. XXXIII (1903) 247. g* 116 Ernst Gits dieser Forscher bestrebt war, seine Arbeit zu beendigen; er wusste, dass ich mit der Bearbeitung des afrikanischen Materials beschäftigt war und war deshalb bemüht, sich die Priorität zu sichern. Nur so lässt es sich beispielsweise erklären, dass Van TIEeGHEMm in seiner letzten Arbeit!) sagt: „Ochna congoönsis, nomme par M. Gilg, mais non encore deerit A ce moment“, wo doch diese Art gerade in der Arbeit ausführlich beschrieben ist,”) mit welcher sich Vax TIEGHEM so eingehend beschäftigte. Darauf führe ich es auch zurück, dass dieser Autor so zahlreiche Arten der Litteratur übersehen hat, wie z. B. O0, Aschersoniana Schinz, O. quangensis Büttn., O. Beh- manni Szysz. u. Ss. w.; dass er an den verschiedensten Stellen seiner letzten Arbeit behauptet, die von Baum auf der Kunene- Sambesi-Expedition gesammelten Arten seien noch nicht beschrieben, obgleich zu jener Zeit das schöne vom Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee herausgegebene Werk schon längst erschienen war.”) Solche Lücken müssen in einer Arbeit, die Anspruch darauf erhebt, als die monographische Bearbeitung einer Pflanzenfamilie zu gelten, unliebsam auffallen. Wie zu Beeinn dieser Arbeit hervorgehoben wurde, habe ich mich hauptsächlich deshalb zu dieser Veröffentlichung genötigt ge- sehen, weil Van TıesHem zuerst die Diskussion eröffnet hatte. Es kam hierzu jedoch auch der wichtige Umstand, dass ich feststellen musste, ob ich mich von nun an der Gattungs-Nomenklatur dieses Forschers zu bedienen hätte, ob und welche meiner Arten mit denen Vax Tırsmen’s zusammenfielen, und endlich, welche Arten neu zur Flora Afrikas hinzugefügt worden waren, welche ich in der Folge- zeit zu berücksichtigen haben würde. Auf Grund der Resultate meiner Untersuchungen, von denen ich im Vorstehenden die wichtigsten veröffentlicht habe, komme ich zu folgendem Schlusse: 1. Ich halte die Arbeiten Van Tiesnuem’s über die Ochnaceae für sehr wichtig insofern, als durch sie viel Licht verbreitet wird über den allgemeinen Aufbau, sowie den Bau der Blüte, vor allem aber der Frucht und des Samens der Arten dieser Familie. Frucht !, In Ann. Se. nat., Bot., 8. ser. XVIIL (1903) 40. ®, In Engler’s Botan. Jahrb. XXXIILl (1903) 239. °, Kunene-Sambesi-Expedition H. Baum (Berlin 1903). Die von mir be- schriebenen Ochnaceae finden sich auf S. 302—306. Beiträge zur Kenntnis der Ochnaceae, 117 und Samen waren bisher sehr wenig studiert worden, und es ist deshalb sehr erfreulich, dass nun eine Fülle von neuen Thatsachen bekannt geworden ist, welche sicher viel zu einer natürlichen Gruppierung der Familie beitragen wird. 2. Leider hat sich Van TiesHEm mit der Feststellung dieser seiner wichtigen Resultate nicht begnügt; er hat sie zusammen mit völlig unwesentlichen Momenten dazu zu verwerten versucht, um die Gattungseinteilung der Familie von Grund auf zu ändern. Aus den oben ausführlich dargelegten Gründen, besonders weil nur verhältnismässig wenige Arten mit reifen Früchten bekannt sind und das Vorgehen Van TıesHem’s deshalb verfrüht und unsicher erscheint, aber auch aus dem Grunde, weil dieser Autor manchen Merkmalen generische Bedeutung zumisst, welche höchstens speci- fischen Wert und oft nicht einmal einen solchen besitzen, sind seine Gattungen unhaltbar und höchstens als nomenklatorische Spielerei zu betrachten. 3. Die gesamten von Van TIEGHEM aufgestellten Arten betrachte ich als nomina nuda, d.h. als unbeschrieben, mit Ausnahme zweier, welche regelrecht beschrieben worden sind.) Denn einmal fehlt den meisten der benannten Arten eine Beschreibung, welche zum Erkennen der Pflanzen auch nur annähernd ausreichend wäre, und dann hat Van TieGHEMm, wie ieh gezeigt habe, sehr vielfach nicht Arten, sondern Exemplare benannt. 1) Es sind dies Ochna Decaisnei V. Tiegh. und Ouratea Lecomtei V. Tiegh. in Bull. Mus. Hist. nat. Paris VIII (1902) 49 und 51. Mit letzterer Art ist Ouratea febrifuga Engl. et Gilg absolut identisch. Sie wurde beschrieben, weil, wie oben (S. 100) angegeben, die Beschreibung Van Tırsuem’s nicht eingesehen werden konnte. Nach der Beschreibung lässt sich mit voller Sicherheit die Identität nachweisen. Letzterer Name ist also Synonym, XI. Ein Kapitel aus der Biologie der Lebermoose von VICTOR SCHIFFNER-WIen. Eines der vielgestaltigsten und verbreitetsten unserer ein- heimischen Lebermoose ist Lophozia inflata (Huds.) Howe. Die kleinsten, dichtblätterigen Formen (var. compacta N. ab E.) wachsen an feuchten Felsen und auf mässig feuchter Erde, die grösseren, typischen Formen (3 subaggregata nach Ners) bilden in den Torfmooren und Sümpfen unserer Gebirge und im Norden (schon in Norddeutschland) auch der Ebene, oft Massenvegetation und die laxesten Formen wachsen untergetaucht oder sogar frei schwimmend in Moortümpeln (var. /ara N. ab E. und var. natans Schffn.). Diese Pflanze ist in morphologischer Beziehung vielfach so weit abweichend von allen anderen Arten der grossen Gattung Lophozia, dass schon von Dumorrrer versucht wurde, auf sie eine eigene Gattung (Gymmoecolea) zu begründen, welcher er dann später allerdings ganz andere, ihr ferner stehende Elemente angliederte:; aber auch in biologischer Hinsicht ist sie ausserordentlich inter- essant und steht diesbezüglich ganz einzig nicht nur unter ihren (sattungsgenossen, sondern unter den gesammten Leebermoosen da. Zu ihren merkwürdigsten Eigentümlichkeiten gehört die schon längst bekannte Thatsache, dass dieselbe nur äusserst selten Sporo- gone bildet, obwohl sie Perianthien gewöhnlich sehr reichlich ent- wickelt. Diese, scheinbar ganz normal entwickelt, bilden aber in ihrem Innern kein Sporogon, sondern bleiben steril und brechen ausserordentlich leicht ab. Wenn man z. B. einige Rasen der Pflanze, um sie für das Herbar zu präpariren, in einem Wasch- beeken vorher auswäscht, so macht man die überraschende Wahr- nehmung, dass hunderte der birnförmigen sterilen Perianthien auf der Oberfläche des Wassers herumschwimmen und ähnliches kann Ein Kapitel aus der Biologie der Lebermoose. 119 man auch bisweilen in der Natur an einem Moortümpel in unseren Gebirgen beobachten, dessen Boden mit den Rasen der Z. inflata überkleidet ist; man sieht dann am Rande des Tümpels auf dem Wasserspiegel eine ganze Schichte von solchen sterilen Perianthien, die einigermassen das Bild der bekannten Wasserlinsen vortäuscht. Diese so massenhaft abgestossenen Perianthien können also nicht den Zweck erfüllen, der diesen Gebilden sonst bei den Leber- moosen hauptsächlich zukommt, nämlich dem in Entwickelung be- griffenen Sporogon als schützende Hülle zu dienen. Man könnte geneigt sein, hier einen Fall von augenscheinlicher Zweckwidrig- keit zu erblicken, indem eine nicht unbeträchtliche Masse der von der Pflanze mühsam erworbenen Baustoffe zur Bildung dieser Organe verbraucht wird, welche dann von ihr abgestossen werden, ohne ihren eigentlichen Zweck zu erreichen. Solche Überlegungen ver- anlassten mich, diese merkwürdigen sterilen Perianthien genauer zu beobachten und ich konnte mich mit aller Sicherheit überzeugen, dass sie keineswegs nutzlos für die Existenz der Pflanze sind, sondern einer der wichtigsten Funktionen in bewundernswürdiger Weise an- gepasst sind, nämlich der vegetativen Vermehrung. Die vegetative Vermehrung geschieht bei den anderen Arten von Lophozia und ebenso bei den meisten anderen beblätterten Jungermanniaceen vorzüglich in zwei Formen: 1. Es werden mehr oder weniger reichlich Zweige gebildet, die an ihren Spitzen fort- wachsen und sich abermals in analoger Weise verzweigen, während das ganze Zweigsystem von rückwärts her allmählich abstirbt, wodurch dasselbe endlich successive in seine einzelnen Glieder zer- fällt, von denen jedes zu einer neuen Pflanze sich fortentwickeln kann. Die Rasenbildung der betreffenden Arten ist hauptsächlich auf diese einfachste Art vegetativer Vermehrung zurückzuführen. 2. An der Spitze der Blätter werden die bekannten Keimkörner gebildet, die ganz ähnlich wie die Sporen keimen und die Pflanze in ausgiebigster Weise vermehren können. Der Modus 1 ist bei unserer ZL. inflata nur von beschränkter Wirksamkeit, was auf ihre Verzweigungsart zurückzuführen ist. Pflanzen, welche fertile Perianthien bilden, sind gemeiniglich voll- kommen unverzweigt; ich selbst habe wenigstens nie eine Zweig- bildung an solchen wahrnehmen können, und wenn solche überhaupt vorkommt, so gehört sie gewiss zu den seltenen Ausnahmefällen. Aber auch an den sterilen und © Pflanzen ist die Verzweigung nur verhältnissmässig selten und auch dann nur auf einfache 120 VICTOR SCHIFFNER Gabelung des Stengels beschränkt, ventrale Adventivsprosse ge- hören bei allen Formen zu den grössten Seltenheiten, nur bei der Var. heterostipa (= ÜCephalozia heterostipa Carr. et Spruce) treten dieselben regelmässiger und öfter auf. In allen diesen Fällen kann also der Modus 1 keine ausgiebige Vermehrung bewirken. Bei den Stengeln, welche sterile Perianthien tragen, treten allerdings regel- mässig 1—2 subflorale, ventrale Innovationen auf, aber ausgiebig kann auch durch diese die vegetative Vermehrung nicht erfolgen, wenn man sich vergegenwärtigt, dass in einem Rasen im günstigsten Falle auf 10—20 sterile Stengel ein solcher mit sterilem Perianth kommt. Es kommt also gewiss durchschnittlich auf 5—10 Pflanzen eines Rasens im günstigsten Falle nur eine Sprossbildung. Nehmen wir aber dennoch an, dass auch bei Z. inflata die üppige Rasen- bildung durch die Wirksamkeit des Modus 1 erklärlich wäre, so bleibt noch ein anderes Phänomen, welches daraus allein absolut unerklärlich bleibt, nämlich die ausserordentlich weite Verbreitung dieser Pflanze über die ganze nördliche Hemisphäre. Bei Vorhandensein von durch Luft, Wasser und andere Agentien sehr leicht verbreitbaren Keimkörnern (Modus 2) wäre eine solche weite Verbreitung ohne weiteres einzusehen. Nun haben wir aber den merkwürdigen Fall vorliegen, dass L. inflata im Gegensatze zu den meisten ihrer Gattungsgenossen niemals eine Spur von Keimkörnern, Brutknospen oder ähnlichen Organen entwickelt. Diese Beobachtung ist nicht etwa neu, sondern schon NEES von EsENBECcK hat in seiner klassischen Naturgeschichte der europäischen Lebermoose mit Bestimmtheit darauf hingewiesen und Limpricnr (in Kryptog. Flora v. Schlesien I), der sorgfältig bei jeder Species die Keimkörner beschreibt, hat ausdrücklich be- stätigt, dass solche der L. inflata zänzlich fehlen. Es muss also ein Organ vorhanden sein, welches die gleiche Rolle bezüglich der vegetativen Vermehrung und Verbreitung der Species spielt und dieses habe ich in den sterilen Perianthien, die bisher räthselhafte Gebilde waren, erkannt, wie sich aus der folgen- den Auseinandersetzung ergeben wird. Zunächst wäre die Frage zu beantworten, ob die sterilen Perianthien im Wesen gleichartig sind mit den fertilen. Schon die Stellung derselben spricht dafür, dass wir es hier mit wirk- lichen Perianthien zu thun haben, welche aber einem anderen Zwecke angepasst sind. Ganz ausser Zweifel stellt sich dies da- durch, dass man in den sterilen Perianthien eine ganz normale Ein Kapitel aus der Biologie der Lebermoose. 121 Archegongruppe findet, die aus wenigen etwa 6—8 ganz gut ent- wickelten Archegonien besteht. Der Anlage nach sind augenschein- lich fertile und sterile Perianthien ganz gleich und bleiben auch gleich bis zu einem gewissen Stadium ihrer Entwickelung, nämlich bis zu dem Zeitpunkte, wo die Befruchtung der Archegonien erfolgt. Es ist im jugendlichen Zustande vor der Befruchtungsperiode ganz unmöglich, vorherzusagen, ob ein Perianthium sich normal ausbilden wird oder daraus ein der vegetativen Vermehrung dienendes „steriles“ Perianthium erwachsen wird. Auch wenn uns diese direkte Beob- achtung nicht vorläge, so Könnten wir die wesentlich gleiche An- lage noch an den spätesten Stadien erschliessen. Bekanntlich ist die Perianthmündung mit ihrer für jede Species so charakteristischen Zähnung am frühesten entwickelt und schon dann ganz ausgebildet, wenn das Perianth kaum die Höhe der Archeeonien erreicht hat und an seiner Basis noch lange fortwächst. Die Perianthmündung ist nun bei Z. inflata bei beiden Sorten von Perianthien vollkommen gleich gebildet. Erst wenn die Befruchtung ausgeblieben ist, treten die merkwürdigen Anpassungserscheinungen auf, welche die sterilen Perianthien zu Organen der vegetativen Vermehrung umbilden. Bei Z. inflata sind scheinbar alle Bedingungen zu einer reich- lichen Sporogonbildung gegeben. 9 Pflanzen mit wohl entwickelten Archegongruppen sind meist sehr reichlich vorhanden und ebenso Ö Pflanzen, die noch dazu im selben Rasen mit den © gemischt wachsen. Das zur Vermittelung der Befruchtung nöthige liquide Wasser ist überreich vorhanden, da wir es hier mit einer Sumpf- pflanze zu thun haben, deren Rasen von Wasser triefen oder selbst untergetaucht wachsen. Warum dennoch die Sporogonbildung gerade bei dieser Art so selten vorkommt, ist eine noch ungelöste Frage. k. Spruce theilt mit (On Cephalozia p. 57), dass die Perianthien bisweilen überhaupt keine Öffnung haben, wodurch die Befruchtung ausgeschlossen ist. Ich will diese Beobachtung eines so sorgfältigen Forschers nicht anzweifeln; mir ist es aber nicht gelungen, unter der Unzahl untersuchter Fälle auch nur ein einziges wirklich ge- schlossenes Perianthium zu finden. Dieser Fall muss also doch wohl mindestens äusserst selten sein und kann das fast regel- mässige Ausbleiben der Befruchtung nicht erklären. Eher könnte man vermuthen, dass die Archegonien keine befruchtungsfähige Ei- zelle oder die Antheridien keine oder doch keine potenten Sperma- tozoiden ausbilden oder dass tatsächlich Befruchtung eintritt, aber ihre Wirkung durch irgend welche Umstände sofort gestört wird. 122 VICTOR SCHIFFNER Über diese Punkte liegen mir keine direkten Beobachtungen vor. ‚Jedenfalls ist es sehr auffällig, dass bei ZL. inflata die Archegon- gruppen nur aus äusserst wenigen Archegonien bestehen, während sie bei allen anderen Lophozien äusserst reich ist und meist über 80—100 Archegonien enthält. Bei allen anderen Acrogynaceen bleibt das Perianth bei Fehl- schlagen der Befruchtung in seiner Entwickelung zurück. Solche verkümmerte Perianthien sind bei gewissen Species, die nicht oft Sporogone entwickeln,') eine allen Bryologen sehr bekannte Er- scheinung; sie unterscheiden sich durch ihre geringe Grösse und missgebildete Form sofort von den normal entwickelten. Ganz anders dagegen verhalten sich die sterilen Perianthien von ZL. inflata, die sich zu ganz normaler Grösse entwickeln, und sie machen durch- aus nicht den Eindruck, als ob sie verkümmert wären. Ihre Ent- wicklungsfähigkeit ist also von der Sporogonbildung ganz unab- hängig geworden. In einer Beziehung stimmen sie aber mit den erwähnten Kümmerperianthien überein. Sie bilden nämlich wie diese einen subfloralen ventralen Spross oder deren zwei. Dergleichen Sprosse habe ich unterhalb der fertilen Perianthien von Z. inflata nie ge- funden. Das nahezu ausnahmslose Auftreten subfloraler Sprosse gerade unterhalb steril gebliebener Perianthien scheint mir ein Beleg für eine von mir längst gehegte Ansicht über die Funktion des normalen Perianthiums zu sein. Man findet gewöhnlich die Meinung vertreten, dass die Peri- anthien und diesen analoge Gebilde (Perigynien oder Fruchtsäcke, thalamogene Calyptren bei Precardia u. a., Pseudoperianthien ete.) lediglich dem Schutze des heranwachsenden Sporogones dienen. Ich meine aber, dass diese Gebilde zugleich die Aufgabe haben, einen euten Theil der Nährstoffe zu erzeugen oder doch zu speichern, welche für die Ausbildung des Sporogons nöthig sind. Wenn es sich um blossen Schutz des jungen Sporo- gons handeln würde, brauchte sich das Perianthium nicht zu der so unverhältnissmässigen Grösse zu entwickeln, wie dies gemeiniglich der Fall ist. Die Perianthien sind (mit Ausnahme ihrer Mündung) aus sehr chlorophyllreichen Zellen aufgebaut und dadurch ist eine möglichst grosse Assimilationsfläche in der Nähe der © Geschlechts- '\ Z. B. bei Lophozia Hornschuchiana, L. Iycopodioides, Sphenolobus sawi- colus, Chandonanthus setiformis. Ein Kapitel aus der Biologie der Lebermoose. 123 region geschaffen. Der dadurch erzeugte Überschuss an Assimilaten wird augenscheinlich bei der Entwickelung des Sporogons verwendet; bleibt diese durch Fehlschlagen der Befruchtung aus, so kann der- selbe die Ausbildung subfloraler Adventivsprosse bedingen. Diese Sprosse können später zur vegetativen Vermehrung oder doch zur Erhaltung des Individuums dienen, wenn der ursprüngliche Stengel, dessen Wachstum durch Bildung der Archegongruppe abgeschlossen war, von rückwärts her allmählich abgestorben ist. Es erreicht also hier die Natur sehr sinnreich das Fortbestehen des Individuums auf einem anderen Wege, wenn die normale Fortpflanzungsweise (durch Sporenbildung) versagte. Bei Z. inflata haben diese sub- floralen Sprosse noch eine andere Function: sie erleichtern das Ab- werfen der sterilen Perianthien, wie ich später zeigen werde. Das ungemein leichte Abfallen dieser Gebilde ist eine ihrer auffallendsten Eigenschaften, und diese ist ja die Hauptbedingung für alle in ähnlicher Weise der vegetativen Propagation dienenden Organe (vel. Keimkörner, Brutkörper, Brutzwiebeln, Brutsprosse von Dieranum flagellare, Plagiothecrum elegans ete.). In manchen Fällen sind sogar durch Anpassung specielle Einrichtungen erworben worden, welche die Abtrennung solcher Organe vom Mutterkörper vermitteln (z. B. bei den Brutkörpern von Marchantia, Lunularıa, Dlasia ete.). Wir werden sehen, dass sich auch bei den sterilen Perianthien von L. inflata solche auf die Abstossung abzielende Anpassungserschei- nungen finden, was um so auffallender ist, da ja das normale Peri- anthium zur Erreichung seines Zweckes gerade eine recht feste und dauerhafte Verbindung mit dem Muttersprosse braucht. Man sieht denn auch bei den fertilen Perianthien die Stengel- spitze sich etwas erweitern (am besten eignen sich Längsschnitte) und allmählich in die Perianthbasis übergehen, so dass sie mit dieser einen verlängerten Kegel darstellt. Bei den sterilen Perianthien ist das Bild ganz anders. Die Stengelspitze erweitert sich nicht und die eiförmige Basis des Perianthiums setzt sich dagegen plötz- lich scharf ab. Oftmals findet sich zwischen Stengel und Perianth- basis sogar eine Verengung, so dass das Perianth einem sehr ver- kürzten Stiele aufzusitzen scheint. Die Zellen dieser Stelle, die man als Stielzone bezeichnen könnte, bleiben dünnwandig, klein und plasmareich, sozusagen im meristematischen Zustande und daher ist diese Stelle ungemein brüchig, ohne dass eine wirkliche Trennungs- schichte angelegt wird. 124 VıcrToR SCHIFFNER Das Abbrechen der sterilen Perianthien erfolgt gewöhnlich nicht plötzlich; in Ausnahmefällen mögen sie zwar durch äussere mechanische Einflüsse gewaltsam abgebrochen werden, jedoch die Regel ist, dass sich in der Stielzone ein Riss bemerkbar macht, der zuerst an der Ventralseite auftritt und dann gegen die Dorsal- seite langsam vorschreitet, bis das Periantlı abfällt. Dabei spielt der Druck, den die ventralen, früh angelegten, subfloralen Inno- vationen bei ihrer Erstarkung von rückwärts her auf das Perianth ausüben, eine entscheidende Rolle. Dass die Subfloralsprosse einen sehr bedeutenden Druck in dieser Weise ausüben, können wir bei allen anderen beblätterten Lebermoosen nachweisen, wo bei Fehl- schlagen der Befruchtung solche unter dem Perianth sich bilden; sie drängen bei ihrem Erstarken das Perianth ganz auf die Dorsal- seite, so dass es schliesslich nahezu senkrecht auf der Richtung der Stengelachse steht und würden es gewiss abbrechen, wenn es in diesen Fällen eine nur halbwegs brüchige Basis hätte, wie das bei L. inflata der Fall ist. Der erwähnte Riss erfolgt nicht in einer bestimmten Trennungs- schichte, sondern erfolgt wie beim Abbrechen der Brutsprösschen gewisser Laubmoose (Dieranım flagellare. Plagiothecium elegans etc.) oft mitten durch die Zellen hindurch, die dann sofort absterben und sich bräunen. Die Subfloralsprosse bleiben stets an der Pflanze zurück und entwickeln sich weiter, niemals werden sie mit dem Perianth abgebrochen und bleiben nie an dessen Basis haften, ebenso bleiben die Involucralblätter immer am Stengel zurück. Die ab- gebrochenen Perianthien fallen in den Rasen herab und bleiben dort, bis der Rasen überfluthet wird und das tritt bei den Stand- orten, an denen ZL. inflata wächst, gewiss oft ein.') Dann werden die Perianthien sofort an die Oberfläche des Wassers gehoben, denn sie enthalten eine mächtige Luftblase, welche durch die übereinander- geneigten Lappen der Mündung festgehalten wird. Sie sind zum Schwimmen auf der Wasserfläche so ausgezeichnet angepasst, dass man sie mit kleinen Bojen vergleichen könnte, die gewaltsam untergetaucht immer wieder sofort an die Obertläche steigen. Bei ihrem sehr geringen Gewicht werden sie durch den leisesten Wind- hauch und durch die schwächsten Strömungen fortbewegt und so können sie leicht über weite Strecken verbreitet werden. Ein ") Nicht selten wächst Z. inflata untergetaueht in Moortümpeln; dann steigen die Perianthien nach dem Abreissen sofort auf die Oberfläche des Tümpels. Ein Kapitel aus der Biologie der Lebermoose. 125 einziger Gewitterregen kann hinreichen, um die Pflanze so in wenigen Minuten über hunderte von Metern weit vom Standorte zu verbreiten. Wenn das Wasser zurücktritt und die Perianthien auf feuchten Boden gelangen, beginnen sie sofort aus ihrer Basis Rhizoiden und Sprosse zu entwickeln. Die Rhizoiden kommen nicht selten auch an der Bruchfläche hervor, meistens aber wachsen Oberflächenzellen der Perianthbasis zu solchen aus. Die Sprosse bilden sich oft zu mehreren und treten kaum je aus der Bruchfläche selbst hervor, sondern seitlich aus der Perianthbasis. Die Stelle ihrer Entstehung ist keine bestimmte; öfters werden zwei dicht neben- oder über- einander angelegt. Sie werden immer endogen angelegt und durchbrechen das Oberflächengewebe. Sie wachsen sehr rasch in die Länge und krümmen sich dabei bogig nach aufwärts; ihre Richtung zum Perianth kann daher eine sehr verschiedene sein, je nach der Lage, welches dieses einnahm. Sie gleichen ganz und gar schmächtigen Subfloralsprossen, ihre Blätter sind klein und ziemlich entfernt stehend. An ihrer Basis entwickeln sie reichlich Rhizoiden und verhalten sich ganz wie junge Pflanzen. Nach ihrer Erstarkung stellen sie ganz normale Pflanzen dar. Wenn das Wasser lange stehen bleibt oder wenn die Pflanze in stets wasserreichen Moortümpeln wuchs, können die losgerissenen Perianthien auch auf der Oberfläche schwimmend bereits ihre Rhi- zoiden und Sprosse entwickeln. Die Frage, warum sich die Rhizoiden und Adventivsprosse ausschliesslich an der Basis der abgetrennten Perianthien ent- wickeln, löst sich folgendermassen: 1. Die Basis der Perianthien (auch der fertilen) ist bis auf etwa '/, der Gesammtlänge 2—3- zellschiehtig und enthält in ihren zahlreichen Zellen bedeutende Massen von Reservestoffen gespeichert, die zum Aufbau der Sprosse verwendet werden können. 2. Die Zellen des oberen (der Mündung näheren) Theiles des Perianths sind älter und vollkommen ent- wickelt, also nieht mehr bildungsfähig, während die basalen Gewebe jünger und noch im mehr weniger meristematischen Zustande sind, was auch schon äusserlich durch ihre Kleinheit, ihre dünnen Mem- branen, den Reichtum an Protoplasma und Chlorophyll u. s. w. sich sofort bemerkbar macht. 126 VICTOR SCHIFFNER Wir sehen bei L. inflata die auffallende Einschränkung der “ähiekeit, sich durch Sporen zu vermehren, die schon in der De- pauperirung der Archegongruppe angedeutet ist, durch eine Reihe erblich gewordener, höchst merkwürdiger Anpassungen eompensirt, die darauf abzielen, dieser Species eine reichliche vegetative Ver- mehrung zu sichern und gleichzeitig auch die leichte und weite Verbreitbarkeit garantiren,') so dass wir berechtigt sind anzunehmen, dass diese Species ihr Auftreten als Massenvegetation und ihre ungemein weite Verbreitung diesen Anpassungen verdankt. Schliesslich möchte ich noch darauf hinweisen, dass auch anderen Lebermoosen unter Umständen die Fähigkeit zukommt, aus dem Perianth vegetative Sprosse zu bilden. Ich habe einen solehen Fall in meiner Schrift: Über exotische Lebermoose (Nov. Act. Ac. Carol. Leop. LX No. 2 [1893] p. 260) für BDazzania pectinata ans Amboina beschrieben und Tab. XVI Fig. 11 abgebildet. Seither habe ich ganz ähnliche Fälle auch bei einheimischen Lebermoosen beobachtet. Es handelt sich dabei darum, dass bei Hemmung der weiteren Entwickelung der Sporogonanlage (wie es scheint nur dann, wenn diese in einem späteren Stadium erfolgt, wo das Perianthh schon wohl entwickelt ist), die durch das Perianth in der © Floralregion aufgespeicherten Baustoffe zur Ausbildung eines Adventivsprosses Anlass geben, der am Grunde im Inneren des Perianths (oder selbst innerhalb der Calyptra) sich bildet und bei seiner Streckung aus der Mündung desselben hervorwächst. Der Unterschied solcher höchst exceptioneller, rein teratologischer Fälle von den geschilderten Verhältnissen bei ZL. inflata ist sofort klar; denn im letzteren Falle handelt es sich um eine Reihe erblich sewordener Anpassungen, die in bewundernswürdiger Vollkommen- heit anf vegetative Vermehrung und gleichzeitige Verbreitung ab- zielen, die um so merkwürdiger sind, als sie sich auf ein Organ beziehen, das ursprünglich der Anpassung an einen ganz anderen Zweck seine Entstehung verdankt (Perianthinm) und darum, dass wir hier einen Typus der vegetativen Vermehrung vorliegen haben, der bisher bei keinem anderen Lebermoose beobachtet wurde. Mit den sterilen Perianthien von Z. inflata könnten höchstens ') In biologischer Beziehung lassen sich die sterilen Perianthien von Z. inflata sehr wohl mit den Schwimmfrüchten vieler phanerogamer Wasserpflanzen und mit den in sterilen Kapseln gebildeten Schwimmknollen des südbrasiliani- schen Crinum attenuatum vergleichen. Ein Kapitel aus der Biologie der Lebermoose. 127 die sogenannten „Röhrenorgane“ von Pleurozia verglichen werden, die gewiss ihrer Stellung nach gänzlich sterile und stark veränderte Perianthien sind, jedoch einer anderen noch nicht sicher erkannten Anpassung ihre Entstehung verdanken, wohl aber ganz gewiss nicht der vegetativen Vermehrung dienen; denn dieselben Pflanzen, welche solche Organe bilden, entwickeln reichlich normale Perianthien und Sporogone und gerade die Species, welche immer steril ist, unsere europäische Pl. purpurea, die also einer vegetativen Vermehrung so sehr bedürftig wäre, entbehrt dieser merkwürdigen Organe gänzlich. XI, Einige interessante Moosfunde aus Oberbayern von HERMANN PAun-München. ER Seit Juli 1902 habe ich Gelegenheit, mich mit der Moosflora Öberbayerns zu beschäftigen, und nachfolgende Mitteilung und die unten erwähnte Aufzählung sind die ersten Ergebnisse meiner bryologischen Thätigkeit in diesem Lande. Die meisten hier ver- zeichneten Funde stammen aus der Gegend von Bernau am Chiem- see und den unmittelbar südlich und südöstlich davon gelegenen Bergen, welche meist aus dem Keuper angehörenden Kalken und Dolomit, seltener aus Liasgebilden und Kreide bestehen und Er- hebungen bis zu 1740 m darstellen. Diese geologischen Eigenschaften kennzeichnen demnach ihre Flora, die nur in den Humusansamm- lungen der höheren Regionen ein von der üblichen Kalkmoostlora abweichendes Gepräge aufweist. Auber diesen Erhebungen sind von besonderem Interesse die zum Diluvium gehörenden Hügel aus sandigem Lehm westlich von Bernau, die häufig von bewaldeten Schluchten durchschnitten werden. An den Abhängen dieser und an den Ufern der sie durchfliebenden Bäche gedeiht eine üppige Vegetation seltener Moose. Auch an den Stämmen der zahlreichen Buchen und Tannen findet der Sammler reiche Ausbeute an bemerkenswerten Formen. Endlich verdienen auch die Moore südlich des Chiemsee Er- wähnung und zwar deshalb, weil hier alle Übergänge vom reinen \Wiesenmoor bis zum ausgeprägten Hochmoor vorkommen, die ein buntes Gemisch von Sumpf- und Moormoosen beherbergen. Trotzdem ich nun, abgesehen von der Beschäftigung mit der Moosflora der Moore, nur gelegentlich den Moosen meine Aufmerk- samkeit zuwenden konnte, sind doch unter den namhaft gemachten Funden einige recht bemerkenswerte, die vermuten lassen, daß bei Einige interessante Moosfunde aus Oberbayern. 129 genauerer Durchforschung der Gegend sich noch manches Inter- essante ergeben mag. In die folgende Aufzählung habe ich nur die meiner Ansicht nach wichtigsten Ergebnisse aufgenommen und ausführlicher be- handelt; eine kurze Aufzählung sämmtlicher beobachteter Arten ist in der 31. Mitteilung der Bayer. Botan. Gesellschaft in München erfolet. Hepaticae. Aneura palmata Nees. Bernau a. Chiemsee: An morschen Baumstümpfen von 550—800 m verbreitet und häufiger als die an denselben Standorten vorkommende A. latifrons Lindb. Im Mai 1903 reichlich und im Oktober spärlich mit Sporogonen gesammelt (für SCHIFFNER'S Hep. exs. europ.). Diese niedliche Pflanze liebt ein gewisses Halbdunkel der Stand- orte und meidet sowohl sonnigere Stellen als den tiefen Waldes- schatten. Man findet sie am häufigsten auf Stümpfen an Wald- rändern in Gesellschaft von Cephalozia eurvifolia Dieks., Dieranum scoparium Hedw., Scapanıa nemorosa Nees, Hylocomium loreum Br. eur., Plagiothecium silesiacum Br. eur., Blepharostoma trichophylium Dum. u.a. Blasia pusilla L. Bernau a. Ch.: An einem lehmigen Wald- wege beim Hitzelsberg 550 m, zahlreich mit den flaschenförmigen Brutkörpern in Gesellschaft von Dieranella rufescens Schimp. und Pogonatum aloides P.B., 550 m. Cephalozia symbolica Breidl. (C. media Lindb.). Bernau a. Ch.: Im Hochmoore südlich vom Chiemsee sehr häufig, teils zwischen Sphaenen, teils auf festgetretenen Fußwegen im Moor oder auf Torftrockenplätzen, an letzteren Stellen in kompakten Rasen mit Brutkörpern; bisweilen zusammen mit (Ü. conmivens Spruce und Lepidozia setacea Mitt., 523 m. Neu für Oberbayern. Lepidozia setacea Mitt. var. flagellacea Warnst. in Kryptog. Flora Brandbg. I p. 255. Bernau a. Ch.: Im Hochmoor zahlreich zwischen Sphagnen, Polytriehum strietum Banks, Leueobryum glau- cum Schimp. und Dieranum Bergeri Bland., spärlich mit Sporogonen im September 1902, 523 m. | Lepidozia trichoclados Ü. Müll. Frib. Kampenwand an einer ab- schüssigen, humosen Stelle unter Krummholz mit Aplozia Taylorı Warnst., Pleuroschisma trierenatum Wahlenb., Diplophyllum minu- Ascherson, Festschrift. I 130 HERMANN PAuL tum Dum. und Sphagnum acutifolium Russ. et Warnst., 1600 m, 11. Okt. 1903; vom Autor der Art bestimmt. Pleuroschisma trilobatum Dum. Mit Sporogonen in einem Fichtenhochwald bei Breitbrunn nördlich vom Chiemsee (Aug. 1902), wo die Pflanze überaus üppige Massenvegetation bildet und ver- moderte Baumstümpfe lückenlos überzieht, so dab oft ', m hohe Kuppen von ihr über dem Boden hervorragen. Geht auch weit in die Hochmoore hinein und wächst hier unter dem Schutze von Pınus montana so bei der Moorkulturstation Bernau. Trichocolea tomentella Nees. Die höchst seltenen Sporogone beobachtete ich im Mai 1903 spärlich an einem Bäch- lein dieht bei Bernau a. Ch. und zahlreicher am Mögleraben, an einer quelligen, kalkigen Stelle, hier in Gesellschaft von Mnium punctatum Hedw., Eurhynchium piliferum Br. eur. m. Spor., Hylo- comium loreum Br. eur., H. triquetrum Br. eur., 600 m. Frullania fragilifolia Tayl. Bernau a. Ch.: An Tannen- stämmen beim Möglgraben ca. 600 m, mit Frullamia tamariseı Dum., Radula complanata Gottsche, Lejeunea cavıfolia Lindb., einer Keimkörner tragenden Form von Metzgeria furcata Lindb. und Neckera pumila Hedw. Vierter Standort in Oberbayern; aus Schwaben nicht bekannt (Horuer: „Die Lebermoose des Kreises Schwaben und Neuburg“). Lejeunea minutissima um. Diese äuberst zierliche und winzige Art entdeckte ich ziemlich zahlreich an Tannenstämmen zwischen Bernau a. Ch. und Hüttenkirchen bei ca. 550 m. Herr Hauptlehrer M. ScHinNeErL, der gegenwärtig ein Verzeichnis der oberbayerischen Lebermoose zusammengestellt hat, kennt das Moos nicht aus Ober- bayern, ebenso führt Horver in „Die Lebermoose des Kreises Schwaben und Neuburg“ nur einen Standort aus Württemberg, dicht an der Bayerischen Grenze auf, daher ist das Moos neu für Südbayern. Es ist aber jedenfalls weniger selten, als öfter übersehen, da es nur ganz winzige algenähnliche Fäden an den Tannenrinden bildet. Sphagnaceae. Sphagnum subbicolor Hampe wurde mir im November 1903 von Herrn F. Baper, Praktikanten der K. B. Moorkulturanstalt aus dem lseutstettener Moor am Starnbergersee mit Sphagnum rubellum Wils., 8. subseeundum Limpr., 8. medium Limpr., Dieranum bon- jeanı De Not., Calliergon giganteum Kindb., Acrocladium euspidatum Einige interessante Moosfunde aus Oberbayern. 131 Lindb. und anderen Sumpfmoosen gebracht, die er bei der Unter- suchung der Moortiefen gesammelt hat. Die Exemplare stellen eine kräftige, oxyklade Form der var. flavescens Russ. dar. Ob diese Art in Südbayern schon beobachtet wurde, ist mir nicht bekannt. Übrigens scheint mir ihr Formenkreis doch besser charakterisiert zu sein, als Limpricnt in seinem großen Werke (III. Bd. p. 606) annimmt, und ist keinesfalls mit den var. laeve und sublaeve von $. papillosum zu identifizieren; nach den von WARNSTORF in Krypt.-Flora Prov. Brandenb. angegebenen Merk- malen ist 5. subbicolor Hampe stets leicht von den ähnlichen 8. cymbifolium Limpr. und $. papillosum Lindb. zu unterscheiden. S. molluscum Bruch. Bernau a. Ch.: Im Hochmoor südlich vom Chiemsee häufige, 523 m. Stets in kleinen Räschen meist unter dem Schutze von Eriophorum vagınatum am Rande von Wasseransamm- lungen, die gewöhnlich von 8. cuspidatum W. var. falcatum Russ. ein- genommen sind, bisweilen auch eingesprengt zwischen letzterem Moose. S. Girgensohnii Russ. var. stachyodes Russ. Bernau a. Ch.: Kampenwand 1600 m, unter Pinus montana und Rhododendron hir- sutum, einige kompakte gelbliche Räschen im Okt. 1903 gesammelt. S. rubellum Wils. ist im Hochmoor südlich vom Chiemsee als var. purpurascens Russ. und var. versicolor Warnst. in ganz kleinen, zarten bis zu sehr üppigen, prachtvollen Formen häufig und gehört mit S. medium Limpr. und paptllosum Lindb., sowie S. cuspidatum var. falcatum Russ. zu den charakteristischen Torf- moosen des Moores. S. fuscum v. Klinger. ist dagegen am gleichen Standorte selten und nur in wenigen, allerdings sehr schönen Bulten von prachtvoll brauner Farbe vorhanden. S. platyphyllum Warnst. Bernau a. Ch.: Graben am Wege von der Moorkulturstation nach Rottau mit S. subsecundum Limpr., Calliergon stramineum (Dicks.), Philonotis fontana Brid., Drosera rotundifolia u. a. und im Schwabener Moos bei München, zwischen Stöcken von Seirpus caespitosus, Molinia eoerulea und Sehoenus ferrugineus in Gesellschaft von S. contortum Schultz. Musci frondosi. Dichodontium pelluweidum Schimp. mov. var. Paulianum Loeske in Iitt..1903: Rasen bis 8 em hoch, dicht verwebt; der Rhizoidenfilz reicht fast bis in die Spitzen der Pflanzen. Blätter trocken, schräg auf- pe 132 Hermann Pau wärts abstehend und mit dem oberen Drittel eingekrümmt, 2,5 mm lang, schärfer gespitzt als bei der Stammform und am Rande weiter herabgesägt, doch nicht wie bei D. flavescens bis fast zur Hälfte. Blattzellen sehr mamillös, etwas kleiner als an der Stammform, mit stark verdickten Wänden. Kapsel gekrümmt, wie bei der typischen Form. Diese interessante, habituell sehr auffällige Form fand ich mit einigen alten Kapseln im Mai 1903 am Rande des Möglgrabens bei Bernau a. Ch. in Gesellschaft von Trichoceolea tomentella Nees und Neckera erispa bei ca. 600 m. Ich erkannte sie wegen ihrer merkwürdigen Tracht nicht und sandte sie an LoEsKkeE, der mir schrieb: „Das Moos frappierte mich sehr, denn ich wußte makroskopisch nicht wohin damit. Es ist Dichodontium pellueidum n. var. Paulianum m. In der Derbheit D. flavescens Lindb. nahestehend, unterscheidet es sich von diesem durch sehr rauhe, aber weniger gesägte Blätter und durch kurze oeekrümmte Blätter. Von D. pellueidum Schimp. weicht es durch die Höhe der Rasen, derbere Zellen, vor allem aber durch die mächtige Filziekeit ab, die °/, der ganzen Pflanze verwebt. Bei allen meinen Proben von D. pellueidum Schimp. ist der Filz un- bedeutend, nur am Grunde entwickelt.“ Dieranum elongatum Schleich. n. var. intermedium H.P. Blätter am unteren Stengel schwach, nach oben deutlich ein- seitswendig, an der Spitze ausgezeichnet röhrig; Rippe als kurze, scharfe, gesägte Stachelspitze auslaufend; Blattrand der Lamina- hälften oben gezähnt; Blattzellen sehr diekwandig, unten ge- tüpfelt, oben unregelmäßig; Blattflügelzellen gut begrenzt, zwei- schichtig, gelbbraun, Rippe unten '/, des Blattgrundes einnehmend, hier gebräunt, dann schnell schwächer werdend bis '/, oder ", der Blattbreite. „Weieht von der Stammform ab durch oben mehr grüne und hier weniger stark verfilzte und daher nicht so kompakte Rasen, nicht ganz so stark verdickte Zellen, etwas längere, oben gezähnte Blätter. In der Tracht alpinen Formen des D. congestum Brid. angenähert, steht es jedoch dem D. elongatum Schleich. wegen der sehr dieken Zellen, deren Form und der oben ausgezeichnet röhrigen Blätter näher.“ Lorske br. Hochgern, 7. Mai 1903, 1700 m. Dieranella rufescens Schimp. Bernau a. Ch.: An tonigen (‚rabenwänden und auf Grabenaushub bei der Moorkulturstation, Einige interessante Moosfunde aus Oberbayern. 133 523 m, und an lehmiger Wegböschung beim Hitzelsberg 550 m, zahlreich. | Didymodon spadiceus Limpr. Bernau a. Ch.: Am Möel- graben auf Kalk mit Sporogonen, ca. 600 m, Oktober 1902. } Zygodon viridissimus Brown var. dentatus Breidl. An Buchen beim Hitzelsberg unweit Bernau a. Ch., sehr zahlreich, aber oft in schwer erreichbarer Höhe, 550 m. Splachnum ampullaceum L. Auf verwestem Rindermist im Hochmoore bei der Moorkulturstation Bernau, im August 1902 in einigen prachtvollen 4 em hohen männlichen Rasen und solchen mit Sporogonen beobachtet. Bryum Duvaliı Voit. Am Förchensee südlich vom Chiem- see in einem Moorgraben in schönen, reinen, rötlich angehauchten Rasen, 520 m, Juni 1903, in Gesellschaft von Carex-Arten. Webera sphagnicola Schimp. Im Hochmoor südlich vom Chiem- see an einer einzigen Stelle einige zerstreute Rasen zwischen Sphagnum, Aulacomnium palustre Schwägr., Polytrichum strietum Banks, Hylocomium Schreberi De Not. und Vaceinium Osrycoccos. 2. Standort in Bayern. ‚Jedenfalls häufiger und nur übersehen. Tımmıa Austriaca Hedw. Gipfel des Hochgern 1700 m mit Climacium dendroides W. et M., Jungermannia quinquedentata Web., Hylocomium Sehrebert De Not., Plagiochila asplenoides Dum. unter Pinus montana, steril, 7. Mai 1903. Leucodon sciuroides Schwer. Die seltenen Sporogone fand ich mehrfach an Eichen bei Bernau, so im Eichenwäldchen beim Hitzelsberg, bei Kraimoos, ferner bei München im Isarthal an Buchen und einer Pappel bei Großhesselohe. Neckera pumila Hedw. Bernau a. Ch.: An Tannenstämmen beim Mögleraben, 600 m, mit Frullania fragilifolia Tayl. und den bei dieser Art angegebenen Begleitpflanzen; mit zahlreichen flagelli- formen Ästehen im Oktober 1902 beobachtet. Scheint in Südbayern sehr selten zu sein; Motexvo führt nur wenige Standorte auf, die LimericHhr wiederholt; ob vielleicht übersehen ? Pterygophyllum lucens Brid. Bernau a. Ch.: Am Abhange eines Waldbächleins beim Hitzelsberge auf Lehm mit Fegatella conica Raddi, Plagiochila asplenoides Dum., Burhynchrum striatum Schimp. bei 550 m, 27. Dezember 1902 reichlich mit Sporogonen. Thuidium tamarıscınum Br. eur. Mit zahlreichen Sporo- eonen auf einem Baumstumpf an einem Waldwege beim Hitzels- 134 Hermann PAUL berg, 27. Dezember 1902, ebenso aber spärlicher bei Prien im Oktober desselben Jahres. Brachythecium campestre Br. eur. f. /eviseta Schitin. in Ö.B.Z. 1898 No. 10 und 11. Dieses in Bayern bisher nur sehr selten gefundene Moos fand ich Oktober 1902 in schönen Exemplaren teils mit zahl- reichen Sporogonen, teils steril unter Birken bei der Moorkultur- station Bernau 523 m. In der vorliegenden Form ist es neu für Bayern. Eurhynchium Swartzit Curmow. München: Auf humus- bedeckter, von Fichten beschatteter Nagelfluhe in ausgedehnten Rasen bei Großhesselohe im Isarthal, 540 m, November 1902. Scheint in Bayern noch nicht viel beobachtet zu sein; MoLENDo unterscheidet es noch nicht von #. praelongum B. S. LimprichT führt keinen bayerischen Standort auf, doch ist das Moos schon von Horver in der Gegend von Memmingen, aber selten, beobachtet. Plagiothecrum undulatum Br. eur. Auf Fichtenwaldboden am Aufstieg zur Kampenwand vor dem Gederer bei ca. 1000 m in einem schönen Rasen, 11. Oktober 1903. Ist im südöstlichen Bayern selten! Pl. elegans Sulliv. var. Schimperi Limpr. Auf Buchenwald- boden am Hitzelsberg bei Bernau a. Ch., 550 m, einige Rasen. Scheint in Oberbayern selten zu sein! Amblystegiella Sprucei (Br. eur.) Lke. Über anderen Moosen, Eincalypta contorta, Chrysohypnum chrysophyllum Lke., Tortella tor- tuosa, Fissidens deeipiens De Not. am steilen Bachufer bei Krai- moos unweit Bernau a. Ch., ca. 580 m. Chrysohypnum protensum (Brid.) Lke. Dieses von MoLENDO nicht erwähnte Moos, von dem auch Horver bei Memmingen nur 3 Standorte angiebt, ist bei Bernau auf Kalk garnicht selten, ebenso gewib auch in anderen Kalkgegenden des Voralpenlandes. Cratoneuron curvicaule lL,oeske et H. Paul nom. nov. (Ambiystegium curvicaule Dix. et Jam.). Wird von Limpricnr als Hochalpenmoos, nicht unter 1800 m vorkommend bezeichnet. Ich fand es jedoch schon bei 1550 m auf der Kampenwand unter Alnus wiridis mit Bryum elegans Nees am 11. Oktober 1903. 2. Standort in Bayern, bisher nur am Watzmann von Lorentz beobachtet, von Lorsk£ erkannt. Dieses interessante, dem Cratoneuron filieinwum Like. verwandte Moos stellt das ursprüngliche Hypnum ceurvicaule Jur. dar, dem zuerst Monexpo in „Bayerns Laubmoose* den richtigen Platz neben Einige interessante Moosfunde aus Oberbayern. 135 Amblystegium filneimum De Not. anwies. Mit diesem ist es nach Loesk& (br.) in die Gattung Öratoneuron zu stellen. Cratoneuron irrıgatum (Zetterst.) Loeske et H. Paul nom. nov. An überrieselten Kalkfelsen auf der Kampenwand bei ca. 1550 m, ebenso an ähnlichen Stellen im Isarthal bei Grünwald oberhalb München, 540 m. Ist wohl häufig, aber als Varietät von Or. falcatum (Brid.) oder commautatum (Hedw.) nicht genügend beachtet! Hypnum fertile Sendtn. Am Fuße einer Fichte im Wald- moor bei der Moorkulturstation Bernau, 520 m, Oktober 1902, mit SPorogonen. Hypnum dolomiticum Milde. Hochgern, 1700 m, 7. Mai 1903. Bisher nur in den Allgäuer Alpen von Mortenno sehr selten beob- achtet; in den östlichen bayerischen Alpen ist das Moos zum ersten Male gefunden. 3. Standort in Bayern! Hypnum lacunosum (Brid.) Lke. nov. f. alpina Ike. in litt. „Rotbraun, mit grünen Sprobspitzen; Zellen überall derbwandig und besonders im unteren Teile getüpfelt. Alarzellen mehr weniger stark verdickt, ebenso die darüberliegende Gruppe, am braunen Stengelteil tief gebräunt.“ Loxskre in litt. Durch die Farbe sehr vor den Formen der Ebene ausgezeichnet. Die Verdiekungserscheinungen treten auch bei Kalkformen der Ebene auf. doch nicht in dem Maße wie bei unserer Pflanze. Die Stammform wurde von Loxske in „Moosflora des Harzes* 1903 p. 317 mit Recht von A. cupressiforme L. getrennt und dazu eine Form aus den Kiefernwäldern der Ebene beschrieben. Die vorliegende Pflanze stellt eine neue Alpenform dar, die deshalb besonders interessant ist, da die bisher bekannten Standorte des Mooses weit unter 1000 m liegen, während es in der neuen Form von mir bei 1550 m auf der Kampenwand an Kalkfelsen am 11. Oktober 1903 gefunden wurde. Hypnum cupressiforme L. ex p. var. subjulaceum Mol. An Kalkfelsen der Kampenwand, 1550 m, 11. Oktober 1903. Hierzu gehört wahrscheinlich 4. eupressiforme f. alpına Sendt. in sched. nach einem Exemplar des Herb. boicum in München, doch fehlen mir zur sicheren Entscheidung Morerxvo’sche Originalexemplare. Hylocomium calvescens Wils. . In guter Entwickelung an einem Abhang beim Hitzelsberg bei Bernau a. Ch., 540 m, Oktober 1902. In Gesellschaft wuchsen Aylocomium squarrosum Br. eur., H. triquetrum De Not., H. loreum Br. eur. m. Spr., H. Schreberi De 136 Hermann Paur: Einige interessante Moosfunde aus Oberbayern. Not., Seleropodium purum Limpr., Aulacomnium palustre Schwegr., Plagiochila asplenoides Dum. u. a. Hylocomium loreum Br. eur. Um Bernau a. Ch. nicht selten mit Sporogonen, z. B. am Möglgraben, wo die Pflanze in pracht- voller Entwickelung die mit Tannen bestandenen Abhänge bedeckt und im Herbst 1902 tausende von Sporogonen hervorbrachte. Leider ist die interessante Lokalität durch Abholzung stark verändert, wo- durch wohl manche Seltenheit ihren Untergang finden wird. Hylocomium Schreberi De Not. n. f. pendula H.P. in sched. 1902. Pflanzen verlängert, schlank, sehr unregelmäßig beästet; an den oft peitschenartig verlängerten, zugespitzten Ästen bisweilen kurze Ästchen 2. Ordnung. Die seitlich am Stengel entspringenden Verjüngungssprosse bleiben lange mit diesem im Verbande. Diese habituell auffällige Form ist ein Produkt schattiger über- hängender Waldwegränder, an denen sie herabhängt; ich fand sie an solchen Stellen am Hitzelsberg bei Bernau a. Ch., Oktober 1902. Bei der Bestimmung der Moose hatte ich mich der gütigen Unter- stützung der Herren U. MüLter in Freiburg i. B. und ©. WARNSTORF in Neuruppin, besonders aber meines verehrten Freundes L. LoEskE in Berlin zu erfreuen, wofür ich ihnen auch an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank ausspreche. XI. Mais und Teosinte von ! K. Schuumann-Berlin. 7 Einleitung. Als der Gedanke auftauchte, dass an dem siebzigsten Geburts- tage meines hochverehrten Lehrers ein Band gesammelter Abhand- lungen veröffentlicht werden sollte, da meinte ich, dass es nicht unangemessen wäre, für eine solche ein Thema zu wählen, das mit irgend einer der zahllosen Arbeiten des Jubilars in einem Zusammen- hang stünde. Zu dem reichen Ruhmeskranze seines Lebenswerkes hat die Untersuchung über ein Gras, das im Jahre 1875 aus Guatemala nach Frankreich eingeführt wurde, ein schönes Blatt hinzugefügt. Es sei mir gestattet, ganz kurz den Gang der Sach- lage darzustellen. Die Samen der Pflanze waren durch einen ge- wissen RossıGxon, Direktor der öffentlichen Gärten in Guatemala von dort unter dem Namen Teosynt& nach Frankreich gelangt, ausgesät worden und hatten namentlich im Süden viel versprechende Ernten geliefert, indem sich die Pflanze als Grünfutter, wie bei uns der Mais, ausserordentlich ergiebig erwies. Sie hatte in jenen warmen Himmelstrichen auch hier und da begonnen, ihre Blüthe zu entfalten und es war dem vortrefflichen Kenner der algerischen Flora, Durızu pe MaısonxeuvE in Bordeaux, gelungen, sie als zur Gattung Reana gehörig zu bestimmen. Die Gattung Keana war von BrıGxoLı DE Bruxnor im Jahre 1850 aufgestellt worden') und zwar auf Grund einer Pflanze, deren Samen wiederum aus Üentral- amerika und zwar aus Mexico durch den D. D. MELCHIOR GIOVANNINI eingeführt worden war. Brısxorı benannte nach ihm die einzige Art der Gattung AR. Giovanninti. Trotz der mangelhaften, an 1) BRIGNOLI DE BRUNHOF, Ind. sem. horti bot. mutin. 185C, Flora 1850 p. 400. 138 K, Schumann einzelnen Stellen falschen Diagnose der Gattung war es doch dem Scharfsinn unseres Jubilars gelungen, ohne dass ihm ein Belegstück vorlag, die Identität der Gattung Aeana mit Euchlaena Schrad. festzustellen.) Er überzeugte Duvrıruv DE MaAısSSONNEUvE von der Richtigkeit seiner Bestimmung und beide tauften die Aeana lururians Dur. um in EKuchlaena huwrurians Dur. et. Aschs. »Die grössere Üppigkeit der Pflanze gegenüber dem Typ der Euchlaena, der E. mexicana Schrad., die längeren männlichen Ährchen, be- sonders aber der dunkle Griffel bestimmten die Autoren, an der specifischen Verschiedenheit von &. mertcana Schrad. und E. luxrurians Dur. et Aschs. festzuhalten. Der Bestimmung der Teosynte als einer Euchlaena widersprach DecaısseE in Paris, welcher die Pflanze in den Gewächshäusern des ‚Jardin des plantes gezogen und zur Blüthe gebracht hatte. Er erklärte dieselbe für Tripsacum monostachyum Willd.e Fourxter, der bekannte Bearbeiter der mexicanischen Gräser, hatte aber vorher diese Pflanze ebenfalls für Zuchlaena erklärt, später indess hatte er sich „vor der Autorität DEcAIssE's gebeugt“, seine Bestimmung zurückgezogen und die Pflanze des ‚Jardin des plantes als Tripsacum monostachyum anerkannt. Wer für die sich nun entwickelnde litterarische Fehde, an der sich neben AscHerson auch Barsnon betheiligte, sich interessiert, der findet die nöthigen Einzelheiten in den untengenannten Arbeiten.”) Ich habe der Teosinte lange Jahre meine Aufmerksamkeit ge- widmet, habe die jetzt im botanischen Museum von Berlin vor- handenen, etwas reichlicheren Materialien untersucht und habe auch keine Gelegenheit verabsäumt, um mir lebendes Material aus dem Süden von Europa zu beschaffen. Namentlich hatte ich Hoff- nung, die Pflanze zu erhalten, als ich hörte, dass auf ihr in Italien ein Pilz gefunden worden war. Leider erwiesen sich alle Anstalten als vergeblich, ich habe die mir so erwünschten, jugendlichen Zu- stände der weiblichen Blüthen der Huchlaena« mericana, an denen ich die Entwicklung studieren wollte, nicht bekommen können. Für ‚Jedermann ist es einleuchtend, dass es von dem grössten Interesse für einen Botaniker, welcher die kulturhistorischen Fragen nicht unbeachtet lässt, sein muss, sich über die Herkunft des Kultur- maises ein Urtheil zu bilden. Man kann aber nicht gerade sagen, !, Ascnersox in Verh. Bot. Ver. Prov. Brandenb. XVII (1875) 80. 2) ÄASCHERSON in Sitzungsber. naturf. Freunde 1876 19. Dez. S. 160 (Bot. Zeit. XXIV (1887) 194): Bull. soc. Linn. Paris 1877 S. 105; Bot. Zeit. XXXV 521; Baınnos in Ball. soe. Linn. Paris 1877 S. 108, 125, 145. Mais und Teosinte. 139 dass die Erfolge, dem Ursprunge dieser so ausserordentlich wichtigen Nutzpflanze, deren Bedeutung noch in der Gegenwart stetig zu- nimmt, nachzugehen, bis auf die jüngste Zeit sehr beachtenswerthe gewesen sind. Man hat zwar gelegentlich die Anschauung geäussert, dass der weibliche Blüthen- bez. Fruchtstand unserer Pflanze kein normaler Zustand, sondern eine teratologische Abwandlung wäre. Ich bin nicht im Stande gewesen festzusetzen, welcher Botaniker der Schöpfer dieser Idee gewesen ist; ich finde sie aber von HAckEn') in den Natürlichen Pflanzenfamilien erwähnt. Ein Beweis für die Richtiekeit dieser Ansicht ist niemals gegeben worden; ich werde auf diesen Punkt in dem zweiten Theil meiner kleinen Abhandlung zurückkommen. Über die Abstammung des Maises sind zwei Meinungen auf- gestellt worden: die erste, welche vor etwa 30 Jahren lebhafter discutiert wurde, ging dahin, dass man den sogenannten Balg- mais in Betracht zog; die zweite, neuerdings von HARSHBERGER erörterte setzte den Mais mit der Teosinte in engere Beziehungen. Diese beiden Fragen sollen uns im folgenden beschäftigen. A. Der Balgmais. Von einigen Botanikern und botanisch gebildeten Landwirthen war der Gedanke ausgesprochen worden, dass jene merkwürdige Form des Maises, welche sich durch grosse, die Früchte voll- kommen einhüllende Spelzen oder Bälge auszeichnete und deshalb den obengenannten Namen (Zea mais var. tumicata) erhalten hatte, wenn auch nicht gerade der Urmais selbst, so doch eine Ab- wandlung wäre, welche sich diesem näherte. Es fehlte nicht an Widersprüchen gegen diese Ansicht und namentlich war es Wırr- mack, der sich sehr entschieden dagegen erklärte. Er sah in dem Balemais eine Verbildung der Spelzen, wobei aber der echte Kulturmais als Ausgangspunkt gedient hatte; er war gewisser- massen eine weitere Fortsetzung der vorliegenden Bildung, aber kein Rückschlag zur Urform. Ausserdem war bekannt, dass bei Aussaat von Balgmais nicht selten Rückbildungen zum gewöhn- lichen Mais vorkamen. Um eine genauere Einsicht in das Wesen des Balgmaises zu erhalten, habe ich mehrere reife Kolben auf die Blätter hin unter- sucht, welche die Früchte umhüllen. Der erste Eindruck, welchen 2) Hacke in Nat. Pflanzenfamilien II. 2. 20. 140 K, Schumann man bei der Betrachtung der reifen Kolben erhält, ist der, dass er bei relativ beträchtlicher Dieke nur wenige Zeilen von Früchten bietet. Ein von mir zu diesem Zwecke gemessener Kolben bot bei 4,5 cm äusserem Durchmesser nur 4 Doppelzeilen von Früchten bez. Ährchen. Im Gegensatz dazu bot ein beliebig herausgegriffener Kolben gewöhnlichen Maises von nur 3,5 cm Durchmesser 8 Doppel- zeilen von Früchten; er zeigte also bei geringerem Durchmesser die doppelte Zahl. Der grössere Durchmesser des Kolbens des Balgmaises wird allerdings zum erheblichen Theil von den Spelz- convoluten bedingt. Wie bei dem gewöhnlichen Mais sprechen wir auch beim Balgmais von Doppelzeilen der Früchte. Wir werden unten er- fahren, dass wir dazu berechtigt sind, weil die Ährchen zu Paaren eneer verbunden sind: immer ein Pärchen geht aus einem gemein- schaftlichen Grundprimordium hervor. Wenn wir der ersten Be- trachtung eines Kolbens des Balgmaises folgen wollten, so würden wir wahrscheinlich falsche Zeilen zu einer Doppelzeile zusammen- fassen. Brechen wir einen Kolben quer durch, dann sehen wir, dass die Ährchen, welche zueinander gehören, am Grunde im Zu- sammenhang stehen. Von dem Verbindungsorte spreizen sie nun auffällig auseinander, so dass die Ährchen zweier benachbarter Zeilen auf einander zu geneigt sind. Man ist nun unwillkürlich ge- neigt, die durch die Konvergenz entstehenden falschen Doppelzeilen für die wahren zu nehmen. Der Balgmais fruchtet sehr ausgiebig: man findet Kolben, in denen auf die grösste Ausdehnung desselben keine einzige Frucht fehlgeschlagen ist; was daraus hervorgeht, dass die Doppelzeilen mit der grössten Regelmässiekeit ausgebildet sind. Nur der Grund des Fruchtstandes verhält sich abweichend; hier sind an dem fruchtenden Kolben die Blüthen entweder noch im Zustande der Anthese oder sie sind nicht zur Fruchtbildung gelangt. Die Er- scheinung, dass gerren die Regel der akropetalen Folge die basalen Blüthen in den Blüthenständen der Gräser später zur Anlage und Entwicklung gelangen oder auch verkümmern, ist weit verbreitet. Es lieet in diesen Verhältnissen offenbar eine Hemmungsbildung vor, welche durch die enee Umfassung der Inflorescenz am Grunde durch das letzte Laubblatt bedingt wird. 3ei dem Balgemais sind, wie bekannt, die Spelzen übermässig vergrössert. Diese Wahrnehmung drängt sich bez. der Hüllspelzen von selbst auf: anstatt dass dieselben wie gewöhnlich eine Länge Mais und Teosinte. JA von 2—3 mm aufweisen, erreichen sie auf der grössten Ausdehnung des Kolbens eine Länge von 1,5—2 cm; an den untersten Ährchen aber mass ich bisweilen die doppelte Länge. Die zweite dorsal gestellte Hüllspelze ist gewöhnlich etwas grösser als die erste und auch mehr zugespitzt. Die dritte Spelze des Ährchens, also die Deckspelze der Unterblüthe des wie gewöhnlich beim Mais zwei- blüthigen Ährchens ist erheblich kürzer und gewöhnlich in zwei Hälften zerlegt. Ihr gleicht in der. Regel vollkommen die un- mittelbar bei ihr gelegene dorsale Spelze, welche das adossierte Vorblatt der Unterblüthe oder ihre Vorspelze ist. In den von mir untersuchten Ährehen waren sowohl die Deckspelze, wie die Vor- spelze der fruchtbaren Oberblüthe, welche also die Frucht umhüllten, als äusserst zarte, rothbraune Membranen entwickelt. Die untersten Ährchen an dem von mir untersuchten Frucht- stand des Balgmaises sind, wie oben schon erwähnt, nicht mit entwickelten Früchten an dem sonst reich fruchtenden Kolben versehen, sondern zeigen die Fruchtknoten noch von dem Griffel mit den kurzen Narben gekrönt im Zustand der Vollblüthe; ihr Ovar ist nicht grösser als gewöhnlich bei den Blüthen sub anthesi. Diese Ährchen sind aber abweichend von den gewöhnlichen des Balgmaises aufgebaut. Auf die beiden Hüllspelzen folgt eine sehr lange, jenen gleich gestaltete Spelze, die als Deckspelze der Unterblüthe anzusehen ist. Nach ihr kommt eine Spelze, die um ein Drittel kürzer als jene und bis auf den Grund in zwei Stücke getheilt ist. Ihr gegenüber steht eine weitere Spelze, welche ich nur als die Vorspelze der Oberblüthe ansehen könnte, so dass die vorhergehende als ihre Deckspelze angesprochen werden muss; die Vorspelze der Unterblüthe scheint nicht vorhanden zu sein. In der Umfassung des letzten Spelzenpaares hätte der allgemeinen Annahme zufolge der Stempel stehen müssen; dem ist nun aber nicht so! Von ihnen umhüllt stehen vielmehr zwei transversal an- geordnete, lang zusammengekniflene Blätter, deren Kiele nach aussen gewendet sind. Beide umfassen entweder undeutliche Reste von knospenartigen Organen oder wie ich in einzelnen Fällen sah, je einen wohl ausgebildeten Fruchtknoten mit einem langen, aus dem Spelzenconvolut hervorragenden Griffel. Einmal fand ich zwischen zwei solchen transversal gestellten Blüthen ein Gebilde, das sich als eine deutliche Knospe erwies. Aus den Erfahrungen, welche wir durch die Analyse der Balg- mais-Ährchen, namentlich der untersten eines Kolbens gesammelt 142 K. Schumann haben, geht klar und deutlich hervor, dass er nicht die Urform des Maises sein oder sich ihr nähern kann. Er stellt vielmehr eine abnorme Entwicklung und zwar eine in verschiedenem Masse fortgeschrittene Vergrünung dar, welche im oberen Theile des Kolbens stationär geworden ist, ehe der Fruchtknoten verdarb, im unteren Theil aber weiter fortgeschritten ist und dort unter fernerer Blattbildung entweder einen vollkommnen Verlust der Generations- organe oder eine Vermehrung der Blüthen herbeigeführt hat. Eine weitere Entwicklung dieser Fehlbiläung zu einer vollkommnen Ver- erünung der Ährchenpaare wird gelegentlich bei dem gewöhnlichen Mais beobachtet. Die Spelzen wachsen dann bis zu 10 em langen erünen Blättern aus. B. Der Maiskolben, eine teratologische Bildung. Ich will im folgenden den Versuch machen, die unter anderen auch von HAckEL ausgesprochene Meinung zu begründen, dass der Maiskolben die Verbildung seines Grasblüthenstandes ist. Dieser ist von allen Inftlorescenzen der Gramineen ausserordentlich auf- fallend verschieden. Betrachten wir einen gewöhnlichen reifen Maiskolben von recht regelmässiger Bildung, so können wir mühe- los festsetzen, dass die Maiskörner, die Früchte, in senkrechten (seradzeilen angeordnet sind. Zählen wir diese an verschiedenen Kolben ab, so machen wir ausnahmslos die Beobachtung, dass sich die erhaltenen Ziffern durch 2 ohne Rest theilen lassen, wir er- halten stets gerade Zahlen. In ungestörtem Verlaufe sind aber diese Zeilen in einem mittleren Theile des Kolbens zu verfolgen, so weit derselbe nämlich den gleichen Durchmesser behält. (Gewöhn- lich zeigt er am gerundeten Grunde ebensowohl, wie an der sich mehr oder minder verjüngenden Spitze Veränderungen, sei es nun, dass die Zeilenzahl sich mindert, sei es, dass der regelmässige Ver- lauf schwindet; bisweilen sind die Maiskörner für unsere Wahr- nehmung vollkommen regellos über der Obertläche des Kolbens unter serenseitiger Berührung verstreut. Wir werden leicht verstehen, dass bei abnehmendem Querschnitt des Besetzungskörpers, der Kolbenaxe, eine Veränderung der Zeilen sei es der Zahl, sei es der Richtung nach, sei es sogar dem Bestande derselben über- haupt nach, eintreten muss, sobald die Grösse der Maiskörner gleich bleibt, da bei vollkommen lückenloser Berührung derselben an dem reifen Kolben die Zeilen abhängige sein müssen von den Mais und Teosinte. 143 beiden Variablen, dem Axenquerschnitt und dem Durchmesser der Früchte. Eine sehr merkwürdige Besonderheit gewisser Maiskolben ist, dass auch bei Einhaltung des gleichen Durchmessers an einem Kolben die Zeilen plötzlich abbrechen und dass mit ihnen alter- nierend neue Zeilen in genau derselben Zahl einsetzen. An anderen Kolben wird man beobachten, dass die Zeilen nicht vollkommen senkrecht an dem Kolbenmantel aufsteigen, sondern dass sie mehr oder weniger, niemals aber stark gewunden sind. Im ganzen herrscht aber in dem Arrangement der Maisfrüchte eine ziemlich weit gehende Mannigfaltigkeit, wenn auch in einem gewöhnlich weit ausgedehnten Rahmen die oben geschilderten Verhältnisse wiederkehren. Die auffallendste Erscheinung in der Anreihung der Mais- früchte am Kolben ist die ausnahmslose Wiederkehr der Zeilen in geraden Zahlen. Die Pflanzenorgane sind nieht allzu selten in geraden Zeilen angereiht. Ich weise hier hin auf die Blüthen- stände der Potamogetonaceen, gewisser Araceen (Acorus calamus, Anthurium), die Blätter an sukkulenten Pflanzenkörpern aus der Verwandtschaft der Kakteen, Euphorbiaceen, Asclepiadaceen. Bei den letzterwähnten Gewächsen durchlaufen die Zeilenzahlen alle Ziffern von 2 bis sehr vielen; es giebt Kakteen, welche 30 Rippen aufweisen und mehr (Kehinoeaetus multicostatus, E. ingens, E. Gru- sonii, Pilocereus polylophus, Cereus giganteus ete.). Die Zeilen in den Blüthenständen scheinen aber, wenigstens häufig, nur nach den geraden Zahlen angereiht zu sein. Für Potamogeton und die Araceen steht dieses Verhältniss fest; es lässt sich leicht ursächlich be- eründen, weil nämlich entweder an sehr dünnen Axen nur die beiden gegenüberliegenden Seiten der Spindel mit Blüthenanlagen besetzt werden (bei allen erasblättrigen Potamogeton-Arten und der Gattung Ruppia) und weil an den stärkeren, reichblüthigen Spindeln die Blüthenprimordien in abwechselnden Dreier- oder Viererwirteln ausgegliedert werden. Bei dem Mais liegt aber die Ursache der Anreihung der Zeilen an dem weiblichen Blüthenstande nach den geraden Zahlen in einem ganz anderen Sachverhalt, den wir erfahren, sobald wir die Entwicklungsgeschichte desselben verfolgen. Der Vegetations- kegel, welcher sich eben anschickt, die Organe auszugliedern, welche später seine Flanken lückenlos bedecken, hat die Form eines Cylinders oder eines schlanken Conus, der sich nach oben hin schwach ver- jüngt und mit einer stumpflichen Spitze endet. Die ersten Organe, 144 K. SCHUMANN die aus seiner Oberfläche hervortreten, haben die Gestalt von scheibenförmigen Höckern, welche halbkreisförmig umrissen sind. Diese Primordien sind gewöhnlich in gerade Reihen gestellt, welche vom Grunde des Kegels aus nach der Spitze streben; seltener sind die Reihen etwas schief; es kommt auch vor, dass die Zeilen plötz- lich abbrechen und dass zwischen ihnen neue Zeilen einsetzen, welche denselben Verlauf nehmen wie die ersten. Wir sehen, dass alle die oben an dem vollkommen reifen Kolben geschilderten Ver- hältnisse schon in der ersten Anlage ihre Vorbereitung erfahren. Eine ausserordentlich wichtige Thatsache ist nun, dass die Primordienzeilen von einander getrennt sind, dass sie also nicht mit einander in Kontakt stehen. In dieser Hinsicht verhält sich also die Neuanlage der Inflorescenz der weiblichen Maispflanze gerade so wie die Pflanzen, welche ein Organsystem seit- licher Natur in Geradzeilen aufweisen. Je nach der Kräftigkeit der Pflanze ist der Querschnitt des Vegetationskegels eines Maiskolbens verschieden; starke Pflanzen weisen einen dickeren, schwächere einen dünneren Kegel auf. Da nun die Grösse der Primordien der ersten Organe constant ist, so leuchtet ein, dass bei nahezu gleicher Breite der oreanfreien Trennungsbänder der Reihen die Zahl der Primord- reihen wechseln muss. Man zählt auch bald nur 4, bald mehr Reihen, bis zu 10. Es liegt keine Ursache vor, dass in diesen Reihen die Geradzahlen eingehalten werden müssen. Das Er- scheinen jener Zahlen ist vielmehr in der Thatsache begründet, dass ausnahmslos jedes der ursprünglichen Primordien durch eine von der Spitze nach dem Grunde hin verlaufende Zerklüftung in zwei Theilstücke zerfällt, die am Grunde zusammenhängen. Jede Hälfte des Primordiums bildet nun den Ausgangspunkt für ein weibliches Ährchen und aus dieser Wahrnehmung geht unzweifel- haft hervor, dass die Maisfrüchte auch in Doppelzeilen arrangiert sein müssen, da jedes Ährchen ausnahmslos eine Frucht erzeugt. Ursprünglich und der Anlage nach ist jedes der Ährehen in einer weiblichen Inflorescenz aus zwei Blüthen zusammengesetzt; diese Thatsache ist alleemein bekannt und in jedem botanischen Lehrbnuche erwähnt. Man meint aber im allgemeinen, dass die Unterblüthe ein flos nenter sei, d. h. dass nur die Spelzen, nicht aber die Generationsorgane angelegt seien. ‚Jene findet man be- kanntlich noch an den fruchtenden Ährchen ganz deutlich ent- wickelt; diese aber sind so weit fehlgeschlagen, dass die darauf hin zielende Untersuchung sie nieht mehr nachweisen kann. Für Mais und Teosinte. 145 beide Blüthen des Ährchens ist aber charakteristisch, dass sie voll- kommen oder fast vollkommen zwittrig angelegt werden. Die Staubblätter der später fruchtbaren Oberblüthe wachsen noch so weit heran, dass jene Furchung der Anthere, welche der Beginn zur Sonderung der Theken ist, schon deutlich zu erkennen ist. Dann aber entwickelt sich der Stengel so mächtig, dass die ausser- ordentliche Umfangszunahme als Hemmung für die 3 Staubblätter fungiert und dass diese verkümmern. Auch die Unterblüthe wird zunächst wie eine normale Gras- blüthe angelegt: zuerst erscheinen die axoskopen beiden Staub- blätter, dann das phylloskope; zwischen allen dreien wird der Raum ausgespart, welcher dann in der Grasblüthe mit dem Frucht- blatt besetzt wird. Dieses selbst erscheint aber nicht, die Anlage schlägt vielmehr so vollkommen fehl, dass man nur schwierig noch die Anwesenheit von Staubblattprimordien an einem Ährchen der weiblichen Inflorescenz des Maises zur Zeit der Vollblüthe nach- zuweisen imstande ist. Der Grundkörper, welcher die Besetzungsfläche für die Ährchen- paare der weiblichen Inflorescenz des Maises liefert, ist ein Kegel, welcher sich in seinem Grundtheile mehr oder weniger dem Cylinder nähert. So weit unsere Erfahrungen reichen, giebt es nur zwei Möglichkeiten für die Anreihungen der seitlichen Organe auf dem Kegelmantel: entweder sie bilden ein spiraliges System, dessen sinn- fällige Berührungszeilen gewöhnlich die Ziffern der Fisonacer-Reihe el a a er Se einhalten, oder sie werden in Gerad- zeilen angereiht, welche alternierenden Organwirteln entsprechen. Bei der Ausgliederung der Primordien herrscht entweder lücken- loser Kontakt oder wenn man im Zweifel sein kann, ob die Berührung der Organe unter sich statt hat, dann stehen alle Primordien bei der ersten Anlage unter den nämlichen Distanzen von einander ab. Ganz anders liegen aber die Verhältnisse bei dem Kolben des Maises. Wie aus der oben gegebenen Darstellung hervorgeht, berühren sich die in Geradzeilen angelegten Primordien nur in der Längsrichtung. Jede Zeile ist aber von der benachbarten durch ein breites, steriles Band geschieden. Ich habe eine ungemein grosse Menge von jüngsten Inflorescenzanlagen aus allen Reihen der Gräser, aber auch der allerverschiedensten anderen Pflanzen- gruppen untersucht und kenne nicht ein Vorkommen, welches sich dem bei dem Maiskolben zu beobachtenden an die Seite stellen 10 Ascherson, Festschrift. 146 K. ScHUmAanN lässt. Ich habe schon bei meiner ersten Darstellung dieser Ver- hältnisse im „Blüthenanschluss“ auf diese höchst sonderbare An- reihung der Primordien ohne Seitenkontakt gebührend hingewiesen und schon damals hatte ich den Gedanken, dass diese Erscheinung nicht normal sein könnte. Ich bin an jenem Orte nicht weiter auf die Angelegenheit eingegangen; nach langer Überlegung und immer wieder erneuter Prüfung der Dinge möchte ich jetzt die Meinung äussern, dass der Maiskolben die Verwachsung der Seitenäste eines rispigen Blüthenstandes mit seiner Spindel darstellt. ‚Jede Doppelzeile der Früchte an einem Maiskolben entspricht dann genau einem Inflorescenzstrahl der männlichen Blüthenrispe des Maises und der Kolben wäre also ein Verwachsungsprodukt von so vielen Seitenzweigen, als Doppelzeilen vorhanden sind. Dass der Sachverhalt sich bei dem Maise in der von mir angenommenen Weise vollzogen haben kann, wird durch die vielfach beobachteten Auflösungen des Maiskolbens in Seitenäste nahegelegt. Diese Vor- kommnisse würden also als atavistische Rückschläge zu be- trachten sein. Wenn sich gewissermassen die Zweige wieder von der Hauptaxe losschälen, dann treten die Ährchen stets auseinander, besetzen die Flanken mit klaffenden Lücken zwischen den Doppel- zeilen und bilden nun rein distiche Systeme. Die Früchte bezw. die weiblichen Blüthen liegen auch nicht selten etwas tiefer in die Spindel eingesenkt; diese Versenkung sieht man bisweilen sehr schön an männlichen Inflorescenzstrahlen, welche am Grunde abnormer- weise weibliche Ährchen tragen. Ich mache hier darauf besonders aufmerksam, dass diese Gebilde zweifellos vermitteln zwischen den oberflächlicher liegenden, normalen, weiblichen Ährchen des Maises und den ganz tief m die Spindel eingesenkten und von ihr um- wachsenen weiblichen Blüthen der Teosinte. Halten wir daran fest, dass der Maiskolben ein Verwachsungs- produet der Hauptaxe der Inflorescenz mit den Seitenzweigen ist, so können wir auch eine Erklärung für die merkwürdige That- sache geben, dass die Doppelzeilen an manchen Kolben plötzlich abbrechen und dass ein neues System von Doppelzeilen entsteht, die mit jenen ersten alternieren. Dieses neue System ist nämlich der Gipfel der ganzen Inflorescenz. Eine Gipfelähre ist regel- mässie in der männlichen Inflorescenz vorhanden. Ich habe von den Seitenstrahlen der letzteren behauptet, dass die dorsiventrale Anreihung der Ährchenpaare ihre Ursache darin habe, dass die Spindel an die Hauptaxe angedrückt sei und deshalb nur auf der Mais und Teosinte. 147 Vorderseite Raum für die Ausgliederung von Neubildungen biete. An der Gipfelähre findet diese Bedingung nicht statt; deswegen trägt sie kein dorsiventrales, sondern ein radiäres System von Ährehenpaaren. Sind diese männlich, so fällt dieses von den Seiten- strahlen abweichende Verhältniss an dem Endtheil der Rispe nicht besonders auf; anders dagegen, falls diese abnormer Weise weib- liche Blüthen trägt. Die Früchte sitzen dann nicht, wie bei dem vorhin besprochenen abnorm weiblichen Seitenstrahl einer männ- lichen Rispe distich, sondern bilden einen regulären, Kleinen, radiär gebauten Maiskolben und sind in mehreren Doppelzeilen angereiht. Das häufige Vorkommen von männlichen Blüthenständen an den auslaufenden Enden der Seitenzweige an aufgelösten Mais- kolben, sowie die gelegentliche Erscheinung von weiblichen Ährchen- paaren an den männlichen Rispenzweigen deutet auf die engen morphologischen Beziehungen beider hin; die Geschlechter können sich geradezu auswechseln. Jetzt, da wir aus der Entwicklungs- geschichte wissen, dass beide zwittrig angelegt werden, verliert die Erscheinung viel an ihrer Räthselhaftiekeit. Der bei dem ersten Blick so ungemein verschiedene Bau der begleitenden Spelzen sinkt in seiner Bedeutung herab zu dem Werth sekundärer Geschlechts- charaktere, die oft trotz grösster Gegensätzlichkeit doch die Neigung zeigen, sich in einander umzubilden. C. Beziehungen zwischen Mais und Teosinte. Wenn wir den Versuch machen wollen, die Abstammung des Maises festzusetzen oder wenigstens dieser Abstammung nahe zu kommen, so werden wir zunächst nach heute noch lebenden offen- baren Verwandten zu suchen haben. Nun sind aber die blüthen- morphologischen Verhältnisse des Maises so äusserst charakteristisch, dass sie einen vortrefflichen Leiter für die Feststellung im System bieten. Die vollkommene Sonderung der Blüthen in endständige männliche und seitenständige weibliche Blüthenstände an derselben Pflanze findet sich in der ganzen Familie der Gräser nur in der einen Gruppe der Maydeae. Diese aus sieben Gattungen gebildete Section der Gräser zeigt die gleichen Verhältnisse nur bei Mays und Euchlaena, alle übrigen weisen insofern abweichende Verhält- nisse auf, als die Ähren beide Geschlechter umschliessen. Diese können also (Tripsacum, Polytoca, Chionachne, Selerachme und Coix) bei der Festsetzung der näheren Verwandtschaft nicht in Betracht gezogen werden. 10* 148 K. Schumann Der Mais ist ein neuweltliches Getreide, diese Thatsache steht heute unbedingt fest, obschon die Meinung über seine Heimatlı früher nicht immer allgemein getheilt worden ist. Wir kennen Maiskolben aus präcolumbianischen Denkmälern sowohl aus Nord- amerika (Vereinigte Staaten und Mexico), wie aus Südamerika (Peru). Verwandte Gattungen können also auch nur amerikanisches Indigenat besitzen. Schon aus diesem Grunde müssen die oben in Klammer erwähnten Gattungen der Maydeen bis auf Tripsacum bei der Festsetzung der Verwandtschaft ausfallen, denn sie sind durchgehends gerontogaeische Geschlechter. Die Besonderheiten der letzten Gattung sind aber von denen der Gattung Zea so sehr weit verschieden, dass Beziehungen zwischen beiden nicht aufgestellt werden können. Wir haben also unter all den Geschlechtern der Gramineen nur eins, welches notorisch allein bei der Feststellung der engeren Verwandtschaft des Maises in Betracht kommen kann, das ist Euchlaena. Begünstigend für die Annahme einer wirklichen Bluts- verwandtschaft fällt ins Gewicht, dass die einzige Art!) der Gattung E. merıcana Schrad. in dem Gebiete vorkommt, welches gemeinlich für das Vaterland des Maises angesehen wird, nämlich in Mexico. Ich habe zunächst den männlichen Blüthenstand der Teosinte untersucht, um mir über den Grad einer Übereinstimmung mit dem des Maises Klarheit zu verschaffen. Äusserlich ist die Ähnlich- keit zwischen beiden Pflanzen im blühenden Zustande eine so über- raschende, dass nicht blos gebildete Laien, sondern auch Botaniker auf unser Befragen den oberen Theil einer blühenden Teosinte einfach für Mais erklärten. Die grosse, endständige, weitschweifige, vielästige männliche Inflorescenz gleicht jener des Maises auf ein Haar; ja sogar die weibliche, in den Scheiden der oberen Laub- blätter verborgene Inflorescenz, mit ihren langen, die geschwollene Blattscheide überragenden Narben ruft beim ersten Anblick durch- aus den Eindruck einer solchen des Maises hervor; freilich ist sie in der Regel schwächer, doch hat diese Differenz nichts auf sich, da es auch Sorten des Maises mit schmächtigeren weiblichen Inflorescenzen giebt. Selbstredend trägt zu der Täuschung die vollkommen übereinstimmende Blattbildung sehr viel bei, denn die grosse, verhältnissmässig sehr breite linealische, sehr lang zugespitzte, !) Euchlaena luxurians Dur. et, Aschers. ist von jener specifisch kaum zu trennen. Mais und Teosinte. 149 am Grunde gerundete und herzförmig eingezogene Spreite mit dem fein stachelige gezähnten und scharfen, gewellten Rande, sowie die nicht seltene Behaarung des Grundes sind ebenfalls beiden Pflanzen gemeinsam. Von grösster Bedeutung für die Beurtheilung der engen Verwandtschaft zwischen Mais und Teosinte ist nun, dass die beiden Gattungen gemeinsame Vertheilung der Geschlechter, der- zufolge die männlichen Blüthen zu einer meist grossen endständigen Rispe zusammengeordnet sind, die weiblichen aber in den Achseln der unteren Laubblätter sitzen, sonst nicht wieder in der ganzen Familie der Gramineen auftritt. Die Behaarung der Spindel, die Anheftung der Ährchenpaare in dorsiventraler disticher Anreihung auf der Aussenseite der letzten Verzweigungen der Rispe stimmen bei beiden Pflanzen vollkommen überein. Das eine Element des Ährchenpaares ist sehr kurz, das andere am Mais sowohl wie an der Teosinte etwas länger gestielt; je zwei Hüllspelzen umschliessen in jedem Ährchen zwei Blüthen. Jene sind gleich gross, die äussere umfasst die innere; sie sind eiförmig, stumpf, jene hat 9, diese 10 deutlich vortretende Nerven, von denen zwei stärker als die übrigen sind. Die beiden Blüthen sind gleich gebaut; sie werden zumeist von zwei häutigen Spelzen gebildet, welche einander fast gleich, dünnhäutig, durchscheinend und an der Spitze fein behaart sind; die äussere Deckspelze ist gewölbt, drei- oder minder deutlich fünfnervig, die Vorspelze ist zweinervig und sehr schwach zweikielig, die Ränder umgreifen, namentlich vor der Vollblüthe, sehr eng die drei Staubgefässe, von denen zwei der Vorspelze zugekehrt sind, während eins vor der Deckspelze liegt. Ein Stempel kann, selbst dem winzigsten Rudiment nach, nicht wahrgenommen werden. Wir haben nun zum Schluss der Betrachtung der männlichen Blüthen nur noch jene kleinen Schüppchen ins Auge zu fassen, welche von den Botanikern ge- wöhnlich Lodiculae genannt werden und für die ich den Namen Schwellkörper vorgeschlagen habe. Sie sind im äusseren Umfang trapezoidisch, die grössere der parallelen Seiten bildet die Ober- kante; die eine der nicht parallelen Seiten ist gerade verlaufend, so dass sie mit den beiden parallelen oberen und unteren Linien rechte Winkel bildet, die andere steigt von unten nach oben schief auf, bildet also mit der unteren Parallelen einen stumpfen, mit der oberen einen spitzen Winkel. An der ersteren Seitenfläche berühren 150 K. Schumann sie sich; es kommt sogar gelegentlich vor, dass die Schwellkörper an dieser Stelle verwachsen sind. Stellt man den Sehwellkörper so auf, dass man seinen Scheitel betrachten kann, so zeigt sich, dass er nicht ein dünnes plättchen- förmiges Organ darstellt, sondern dass er ein kissenartiges Gebilde ist. Auf der Oberseite ist er muldenartig vertieft und an den Rändern der Vertiefung sehr fein gezähnelt. Bei dem Mais rührt, wie ich festsetzen konnte, die Aushöhlung daher, dass die Staub- blätter mit den unteren Enden der Antheren in dieselben hinein- ragen, und zwar ruhen die beiden Theken des Vorderstaubblattes in den benachbarten Hälften beider Schwellkörper, während die nach vorn gewendeten Theken der Seitenstaubblätter die übrig- bleibenden Räume der Mulden oder Wannen in Anspruch nehmen. Während der Entwicklung der Blüthe sind die Schwellkörper in dem Masse, als sich die Antheren durch die Bildung der Staub- fäden über den Blüthenboden erhoben, nachgewachsen und haben dafür gesorgt, dass sich keine freien Räume in dem Blüthenbezirk bilden konnten. Dabei haben sie an der Spitze die Staubblattbasen umwachsen und diese sind auf solche Weise in die Wannen am Scheitel der Schwellkörper eingesenkt worden. Sie können sich also auch erst zu der Zeit ausgliedern, wenn sich dieser Hebungs- process vollzieht und treten demgemäss hier wie bei allen Gräsern erst nach der Anlage der Staubblätter in Erscheinung. Was die Entwicklung des männlichen Blüthenstandes des Maises anbetriift, so unterscheidet sie sich in keiner Hinsicht von der eines anderen Grases mit zweiblüthigen Ährchen. Bei der vollkommenen Übereinstimmung dieser Infloreseenz mit der männ- lichen der Teosint&e haben wir keinen Grund zu der Annahme, dass diese einen anderen Entwicklungsgang einhielte. So viele Botaniker sich aber mit der Gattung Kuchlaena be- fasst haben, so steht doch eine genaue Analyse des Sprossverbandes der weiblichen Inflorescenz noch aus. Ich habe versucht, auf Grund der Untersuchung von kultivierten Pflanzen (Botanischer Garten von Berlin, von Orotava durch HınLvEsranD, von Java durch WARBURG cesammelt), sowie von solchen, die wildwachsend gesammelt worden waren (Durango und Umgebung: PArLmer n. 743, Querendaro, Staat Michoacan auf felsigen Hügeln: Prinere n. 4319). In der Zeit, welche seit Ascrerson’s Mittheilungen über Kuchlaena verstrichen ist, wurde Mexico viel weiter, namentlich durch die oben genannten Sammler aus den Vereinigten Staaten botanisch aufgeschlossen, so Mais und Teosinte. Sl dass wir heute eine ganze Reihe von indigenen Vorkommen kennen, während damals kein heimischer Standort bekannt war. HarsH- BERGER hat die Kuchlaena mexicana Schrad. auch bei Guanaxuato in der Barranca chica gesammelt. Die weibliche Inflorescenz der Teosinte& findet, wie die des Maises, ihre Aufstellung in den Achseln der oberen Laubblätter, deren Scheiden an beiden Pflanzen behufs der Aufnahme des oft umfangreichen Körpers aufgeblasen sind; sie enden mit einer herab- hängenden Blattspreite, welche in gewissen Fällen auch vollkommen fehlschlägt. Die Inflorescenz ist stets ein einheitliches System rispiger Natur, Beiknospen habe ich nicht gefunden. Die Haupt- axe weist dort, wo der Blüthenstand sitzt, eine tiefe Kontaktmarke auf, die sich an dem ganzen Internod herauf verfolgen lässt, so dass er im Querschnitt halb elliptisch ist oder eine Ellipse dar- stellt, von der ein mehr oder minder grosses in der langen Axe gelegenes Stück mit concaver Innencontur herausgeschnitten ist. Unmittelbar am Grunde des Blüthenstandes sitzt das adossierte Vorblatt des ganzen Systems; die Flanken desselben übergreifen sich nicht, sondern sind am Grunde zu einer sehr kurzen, etwa 1 mm langen Röhre verbunden. Nur wenige Millimeter über der Insertionsstelle der Inflorescenz sitzt bald rechts bald links von der Mediane des Deckblattes der erste Seitenzweig, dem dann in regel- mässiger Distichie, entsprechend der Anreihung der Blätter, also in transversaler Stellung zum Deckblatt der Rispe, noch ein Zweig folgt; die Axe läuft dann in eine endständige Ähre aus. Jeder der beiden Seitenzweige wird durch Zweige bereichert. Der grundständige trägt in der Regel nur einen Seitenstrahl, der zweite besitzt einen solchen mit der Anlage zu einem zweiten, beide in transversaler Stellung zum Deckblatt in disticher An- reihung. Es kann vorkommen und zwar bei sehr kräftigen Blüthen- ständen, dass die Termmalähre auch von einem Seitenstrahl begleitet wird; sie gleicht dann in ihrer äusseren Erscheinung dem zweiten Seitenstrahl. In Wirklichkeit liegt aber die Sache dann anders: es ist nämlich das Blatt- bez. Zweigsystem der ganzen Inflorescenz um ein Glied vermehrt, zwischen dem zweiten Blatt und dem Gipfel ist noch ein drittes eingeschaltet, dessen Deckblatt zu dem des zweiten Zweiges wiederum distich gestellt ist. Durch Dehnungen kann nun die Gesammtinflorescenz ein be- fremdliches Äussere gewinnen, so dass man vielleicht nicht sogleich über den ganzen vorliegenden Sachverhalt orientiert wird. In 152 K. ScHUMmAanN durchaus ungewohnter Weise dehnt sich nämlich bisweilen der Träger des untersten Blüthenstandszweiges, so dass er eine Länge bis 20 cm und darüber erreicht und weit über das Deckblatt hervorragt; auf der Spitze sitzt dann der 10 cm lange Zweig, welcher unter diesen Umständen auch nicht blos zwei, sondern drei Äste trägt. Ich fand dies Verhältniss an dem Warsurg’schen Exemplare aus Java; an den übrigen hatte der Träger des ersten Seitenstrahles niemals diese beträchtliche Länge erreicht; das ganze Convolut der Rispe war vielmehr sonst stets in der blasig auf- getriebenen Scheide eingeschlossen. Bemerkt sei noch, dass jeder Seitenstrahl mit einem adossierten Vorblatt beginnt und dass jeder Inflorescenzzweig von einer be- sonderen Scheide umhüllt wird. Dieser Umhüllung der weiblichen Inflorescenzzweige schreibe ich eine besondere Einwirkung zu, von der noch unten die Rede sein soll. Die von mir untersuchten und oben genauer geschilderten Intiorescenzen von Kuchlaena mericana waren von keinen besonders starken Exemplaren des Grases entnommen. Da ich kaum neue Erfahrungen sammeln konnte, ausser vielleicht eine noch weiter sehende Zahl von Seitenästen aufzufinden, so begnügte ich mich mit diesen Beobachtungen, zumal mir auch eine Reserve durch die Schonung des Materials gesetzt war. Was nun die männliche Inflorescenz anbetrifit, so ist dieselbe bezüglich des Reichthums der Verzweigung überaus mannigfaltig. Ich habe Pflanzen gesehen, deren endständige männliche Rispe nur 3 primäre Seitenstrahlen er- zeugte, und solche, bei denen die Zahl der Hauptäste bis auf 8 stieg. Diese letzteren gleichen einer schon ganz ansehnlichen männlichen Rispe des Maises auf ein Haar. Der Vergleich nun der männlichen und weiblichen Intlorescenz der Teosinte ergiebt, dass sie ihrem Wesen nach vollkommen gleich gebaut sind. Die Anreihung der Hauptseitenstrahlen ist bei beiden distich; die Verzweiegung zweiter Ordnung beginnt unmittel- bar über dem Grunde des Zweiges. Die unteren Strahlen sind reicher verzweigt, die oberen stets einfach. Beide Blüthenstände laufen in eine Gipfelähre aus. Auf diese gemeinsamen Punkte kann nicht scharf genug hingewiesen werden, weil die beiden Blüthenstände, abgesehen davon, dass sie noch wichtige morpho- logische Übereinstimmungen bieten, der ersten Betrachtung zufolge von einander himmelweit verschieden zu sein scheinen. Mais und Teosinte. 153 Die nächsten auffallenden Unterschiede der weiblichen Inflores- cenz gegen die männliche besteht darin, dass die Begleitblätter der Seitenstrahlen entwickelt sind. Wie bei den allermeisten Gras- blüthenständen sind die primären Deckblätter der männlichen Rispe zu jenen callösen Kragen reduciert, welche die Rhachis umfassen. Darüber dass diese Kragen als Deckblätter zu betrachten sind, kann Kein Zweifel bestehen: die direkte Einreihung in das distiche System der Laubblätter, in anderen Gattungen gelegentlich vor- kommende Vergrösserungen dienen als vollgültige Beweise. Bei der weiblichen Inflorescenz der Teosinte sind nun diese Deckblätter zu mächtigen umhüllenden Scheiden entwickelt; ausserdem besitzt jeder Seitenstrahl sein adossiertes Vorblatt, so dass die letzten Auszweigungen von Ährenform sehr dicht verhüllt sind und bis zur Reife umschlossen bleiben. Der letzterwähnte Umstand bedingt, dass man zunächst kaum auf den Gedanken kommt, morphologisch beide Systeme als gleich gebaut zu erachten. Nicht minder verschieden sind in der definitiven Entwicklung die männlichen und weiblichen Ähren. Zwar ist das Grundschema des Aufbaues wieder dasselbe: wir haben in beiden ein distiches System von Ährchenpaaren vor uns; bei der männlichen Ähre ist es aber dorsiventral, die Innenseite der Spindel ist frei von ihnen, die Ährchenpaare sind auf der Aussenseite der Spindel „zusammen- geschoben“. In der weiblichen Ähre aber ist das System so arrangiert, dass die Ährchenpaare auf den scharfen Kanten inseriert sind und eine echt symmetrische Anreihung bilden. Das System kann durch eine Ebene in zwei spiegelbildlich gleiche Hälften zerlegt werden, welche zugleich durch die Mediane der Ährchen und der Spindel geht. Die ausserordentlich eigenthümliche, ganz und gar von dem Aussehen der männlichen Ährchenpärchen abweichende Gestalt der weiblichen Ährchenpaare wird bekanntlich dadurch bedingt, dass die Spindel die weiblichen Ährchenpaare bis auf einen engen Spalt umwächst. Dieser Process ist durch den Vergleich mit anderen Grasgattungen dem Verständniss zugänglich zu machen, wenn man den Einlass der Ährehen der Hordeaceen und Rottboellieen mit dem an der Teosinte vergleichend betrachtet. Als Endresultat dieser letzten Betrachtung können wir die Meinung festhalten, dass der männliche wie der weibliche Blüthen- stand der Tesoint& sehr wohl aus einem zwittriegen durch Abort des einen Geschlechtes hervorgegangen ist; die seitlichen wurden weiblich, der endständige wurde männlich. Wir dürfen auch die 154 K. Schumann Frage aufwerfen, aus welchen Ursachen die weibliche Intlores- cenz ein so ganz von dem männlichen abweichendes Äussere ge- wonnen hat. Bei dieser Frage werden wir ein sicheres Resultat nicht erhalten, weil wir den Gang der Umbildung nicht verfolgen können ; wir werden also vor das Dilemma gestellt sein, dass wir vielleicht die Wirkung für die Ursache halten. Nehmen wir an, dass sich nach und nach oder sprungweise jene merkwürdige Gestalt der weiblichen Ähren ausgebildet hat, so war es unbedingt nöthig, diese viel ausgiebiger zu schützen als die männlichen Ähren, deren derbe, zähe Spindeln ebenso widerstandsfähig sind, wie bei anderen (sräsern, während die festen Spelzverbände die Generationsorgane genügend bewahrten. Die weibliche Ähre dagegen ist ein äusserst zarter, sehr brüchiger Körper. Die Umfassungen der Spindeln treten, allerdings als äusserst feste Schutzhüllen, erst in Funktion bei der Verstreuung der Samen. Während der Vollblüthe sind sie ungemein weiche Gebilde, welche nur in dichten Umschliessungen von Begleit- blättern vor Beschädigungen geschützt werden können. Da die Ausbildung von Begleitblättern an Inflorescenzstrahlen der Gräser eine äusserst seltene Erscheinung ist, so betrachte ich das Er- scheinen derselben als eine Neubildung behufs des Schutzes der weiblichen Ähren. Ich nenne sie Neubildung, trotzdem dass wir allen Grund zu der Annahme haben, dass sie bei den Gramineen im Allgemeinen durch Fehlschlag geschwunden sein werden, weil ein so hochgradig differenziertes Gras, wie die Teosinte ist, jeden- falls keine Urform der Gräser, sondern eine von dem gemeinen Typus aus weiter fortgeschrittene Form darstellt. Eine Folee der Umhüllung der weiblichen Ähren der Teosinte durch Deck- und Vorblatt ist es wahrscheinlich gewesen, dass die Dorsiventralität in die distiche Anreihung der Ährchenpaare über- seraneen ist. Wenn nun die Ähren des weiblichen Blüthenstandes der Teosinte umhüllt sind, so liegt die enge Berührung von Haupt- axe und Seitenzweig, auf die ich oben hingewiesen habe, nicht mehr vor und die gewöhnliche regulär distiche Anreihung der Seiten- organe bei dem Gramineen wird wieder zur Geltung gebracht. Nach den Mitteilungen, welche wir Baısnon über die Teosinte verdanken, fehlen die „androgynen Ähren“ auch dieser Pflanze nicht, weniestens insofern als die weiblichen Ähren gelerentlich am Ende männliche Ährchenpaare traeen. Also auch hier ist der äussere Gerensatz in der Ausbildung der Sexualcharaktere grösser als die morphologische Differenz. Wir können demgemäss zu der oben Mais und Teosinte. 155 entwickelten Ubereinstimmung zwischen dem Mais und der Teo- sinte noch ein neues Moment hinzufügen. Aus allen diesen Beobachtungen und Erwägungen möchte ich den Schluss ziehen, dass der Maiskolben nicht blos eine terato- logische Bildung ist, sondern ich möchte auch mit jener Bestimmt- heit, die wir in naturwissenschaftlichen Fragen aus den gesammelten Erfahrungen!) gewinnen können, die Behauptung aufstellen, dass der Mais eine durch Kultur fixierte teratologische Abwandlung der Teosinte ist. Als erste Grundlage zur Umbildung ist wahrschein- lich eine weibliche Inflorescenz mit androgynen Ähren anzusehen, bei welcher zwar die Deckblätter der primären Seitenzweige, nicht aber die übrigen Begleitblätter erhalten blieben. Ein Fehlschlag der letzteren musste eingetreten sein, denn sonst könnte eine Ver- wachsung der Seitenstrahlen mit der Hauptaxe nicht stattfinden; auf der anderen Seite ist aber die Erhaltung der Specialdeckblätter beim Mais, welche die in der Mehrzahl auftretenden umhüllenden Scheiden des Kolbens bilden, eine äusserst auffallende Gemein- schaft zwischen Mais und Teosinte, die keiner Grasgattung sonst zukommt und auf die deswegen besonders die Aufmerksamkeit gelenkt werden muss. Leider ist uns die Beschaffenheit der androgynen Zweige der weiblichen Inflorescenz der Teosinte bezw. des Verhaltens der Begleitblätter nicht bekannt. Ich habe wohl kaum nöthig, darauf hinzuweisen, dass diese Verwachsung nicht etwa derart geschah, dass zuerst freie Seitenzweige der Teosinte, nachdem sie Ährchen- paare hervorgebracht hatten, der gemeinsamen Spindel anwuchsen. Der Zustand des Maiskolbens muss wenigstens in den Haupt- und wichtigsten Zügen fix und fertig in die Erscheinung getreten sein, d. h. an einer dieken markigen Axe werden gerade so wie heut die Ährchenpaare in Längszeilen angelegt. Vielleicht haben sich zuerst diese Zeilen auf gesonderte Zweige festgesetzt, so dass ein einheitliches Basalstück diese Seitenzweige trug; über diesen Punkt können wir nur Vermuthungen wagen, eine wirkliche Sicherheit des Wissens ist nicht zu gewinnen. Endlich dürfen wir ein letztes stützendes Moment, welches für die sehr enge Gemeinschaft zwischen Mais und Teosint& spricht, 1) Mit unbedingter Sicherheit ist die Behauptung nicht aufzustellen, weil am Ende doch unserer sinnlichen Wahrnehmung der Vorgang bei der Um- bildung nicht zugänglich ist. 156 K. ScHuUmANnN nicht ausser Acht lassen. Beide Pflanzen sind ausserordentlich geneigt, mit einander zu bastardieren. Über die Hybridisation von Mais und Teosinte verdanken wir HARSHBERGER die wichtigsten Aufschlüsse, auf die hier noch genauer eingegangen werden soll. Aus der Gattung Zea sind uns heute zwei Arten bekannt; neben dem gewöhnlichen Kulturmais wurde von SERENO Warsox') im Jahre 1891 eine zweite Art Zea canına beschrieben, an welche sich, wie man leicht einsehen wird, viele Hoffnungen knüpften, dass sie einen weiteren Aufschluss über den Urmais gewähren würde. Über die Geschichte und das Wesen dieses Hundemaises, er heisst auch bei den Eingeborenen Mexico's unter anderen maiz de coyote, hat uns HaRrsHBERGER?) volle Auf- klärung gegeben. Er theilt uns mit, dass Professor A. Duszs an den botanischen Garten in Cambridge Mass. mehrere Maispflanzen schickte, die er in Nuevo Leon gesammelt hatte. Die aus den Samen derselben gezogenen Pflanzen studierte S. Warson und beschrieb auf Grund dieses Materials seine Zea canına. Eine An- trage an Dvczs über das Verhalten der von ihm gesandten Pflanzen beantwortete derselbe am 22. September 1895 aus (ruanajuato dahin, dass jener Mais neben dem oben angeführten Namen auch teosinte, asese oder Cafe de Tabasco genannt würde. Er sei von Professor SEesurA in Mexico cultiviert worden und dieser habe entdeckt, dass er sich nach einer dreijährigen Kultur in gutem Boden in echten Mais verwandelt habe, wenn er sich aber selbst überlassen bleibe, wieder in Teosinte zurückgeschlagen sei. Professor SEGURA, über die Angelegenheit befragt, äusserte sich nun dahin, dass Zea canına keineswegs die asese oder teo- sinte selbst, sondern ein Bastard dieser Pflanze (Buchlaena merıi- cana) mit Zea mais sei. Er wird bei Guanajuato cultiviert; man sewinnt den Bastard, indem man 3 Früchte des Mais und 3 der Teosint& neben einander aussät. Sobald die männlichen Blüthen- stände des letzteren erscheinen, was im Monat Juli stattzufinden pflegt, bricht man diese aus; man nennt die Vornahme Emasculation. Im August wird dann die weibliche Inflorescenz der Teosinte mit den Pollen des Maises belegt. Nach HarsuBEerGEer war die Zea canına Wats. nicht eine erste Kreuzung, sondern zweite und dritte mit stets erneuter Pollination, also Rückkreuzung des Primär- !, SERENO Warson in Proceedings Amer. acad. arts and sciene. XXV] (1891) 158. ?) Harsuerser in Publications of the University of Pennsylvania Il (1901) 231. Mais und Teosinte. 157 bezw. Sekundärbastards mit Mais. Diese Kreuzungen sind in Mexico vielfach gut gekannt; Dr. Kar, LumHorz, der bekannte Erforscher namentlich des mittleren und nördlichen Mexico, fand sie bei den Taramuhara-Indianern und Dr. Nrcoras Leon theilte HARSHBERGER mit, dass die Stämme der Mixe und Zapoteken im Staate Oaxaca die Hybriden züchten und dass sie dort sehr häufig sind. Wenn ich auch ganz und gar nicht geneigt bin, jener Meinung beizupflichten, die sich wieder in der neueren Zeit Geltung zu verschaffen gesucht hat, dass Pflanzen, welche unter einander bastardieren, in ein und dieselbe Gattung gehören müssen, so kann man doch nicht leugnen, dass der Erfolg der Kreuzungen mit der Nähe der Verwandtschaft zunimmt und dass dieser Umstand für die Festsetzung der nahen nnd nächsten Beziehungen ins Gewicht fällt, wenn sich noch andere stützende und bekräftigende Momente mit ihm verbinden. Und so komme ich denn zu dem Schluss, dass man mit einem sehr hohen Masse von Wahrscheinlichkeit den Mais für eine durch langdauernde Kultur fixierte, in dem Blüthen- stand teratologisch abgeänderte Form der Teosint& ansehen darf. XIV. Dichroismus und Pleochroismus als Rassencharaktere von (+EOoRG BITTER-Münster 1.W. Derpıno hat im Jahre 1897 eine Mitteilung über einen von ihm beobachteten Fall von Dichroismus bei Zuphorbia Peplis L. veröffentlicht.) Er fand in der Nähe des Flüsschens Entella (zwischen Chiavari und Sestri Levante) durch einander wachsend zwei auffällig verschieden gefärbte Formen, die er als erythrocaulis und zanthocaulis bezeichnet. Die erythrocaulis ist in allen dem Licht ausgesetzten Teilen rot überlaufen, besonders an den Stengeln, den Honigdrüsen, den Fruchtknotenstielen, den Blatträndern, etwas auch an den Antheren, den Narben und den Kapseln. Die in einer etwas geringeren Anzahl vorhandenen xanthocaulis-Pflanzen hatten an Stengeln und Zweigen eine schwefelgelbe, an den übrigen Teilen eine schwächer gelbliche Farbe. Zwischenformen hat Derrıno trotz eifrigen Suchens nicht gefunden, er schliesst daraus, dass die beiden Formen unfähig seien, mit einander Kreuzungen einzugehen.”) Diese Anschauung, die er durch keinerlei Kulturexperimente zu stützen unternommen hat, vermag vor den neueren Ergebnissen der Bastard- forschung nicht zu bestehen. Wir brauchen nur anzunehmen, dass unser Merkmalspaar rot — gelb bei Kreuzungen das nach zahl- reichen andern Erfahrungen auf diesem Gebiete von vorne herein zu erwartende Verhalten zeigt, indem rot dominirt, gelb dagegen recessiv ist (l. Mexperv'sche Regel). Letzteres würde dann erst in der zweiten Bastardgeneration bei einem bestimmten Teil der ') Dieroismo nell’ Euphorbia Peplis L. e in altre piante. Rendiconto dell’ accademia delle scienze fisiche e matematiche. Serie III, Vol. III, Auno XXXV] Napoli 1897, Guigno p. 135 ff. ?) p. 134: „due specie fisiologieamente differenti, e incapaei di congiungersi sessualmente * Dichroismus und Pleochroismus als Rassencharaktere. 159 Pflanzen zufolge der zweiten Mrnper'schen Regel wieder hervor- treten können. Damit würde auch die Angabe Drrrmos über die etwas grössere Zahl der roten Exemplare im Verhältnis zu den gelben („forse el’individui eritrocauli erano un poco pilı frequenti“) in Einklang zu bringen sein: bei ursprünglich ziemlich gleicher Anzahl roter und gelber Pflanzen wird natürlich nach teilweise eingetretener und stetig wiederholter Kreuzung immer die Zahl der roten Individuen überwiegen. Derrıno hat nur an der oben angeführten Stelle die xanthocaulis neben der erythrocaulis bemerkt, im Übrigen ist ihm sowohl bei seinen Beobachtungen im Freien (z. B. auf Ischia) als auch in der daraufhin durchgesehenen Literatur nur die rotstengelige Form vorgekommen.') Diese von Derrıno konstatirte Erscheinung, das gesellige Auf- treten zusammengehöriger Dichroisten, hat eine weite Verbreitung unter den höheren Pflanzen. So existirt von Aanthium italicum Moretti in den botanischen Gärten ebenfalls ein dichroistisches Rassenpaar, das durch die Namen rubricaule und vwiridicaule charakterisirt sein mag.’) Manche Gärten besitzen, meinen bis- herigen Kulturergebnissen zufolge, nur das rubricaule, andere nur das viridicaule, in noch anderen wachsen beide gesellige mit ein- ander. Offenbar sind beide Rassen, isolirt wachsend, konstant. Ich konnte dies besonders bei rubricaule feststellen, von dem reichliches, selbstgesammeltes Material aus dem botanischen Garten in Münster sich in der Kultur als völlig einheitlich erwies. Dort, wo beide Rassen neben einander vorkommen, bilden sie natürlich leicht Bastarde, da der Wind den Pollen aus den männlichen Köpfchen auch auf die Narben benachbarter heterochroistischer Exemplare führen kann. Ich glaube bereits eine Bastardpflanze in einer Mischaussaat beider Sippen daran erkannt zu haben, dass sie in der Färbung des Stengels und der Fruchthüllen die Mitte zwischen den beiden unvermischten Extremen hielt. 1) Möglicherweise sind auch bei andern Angehörigen der Gattung Euphorbia entsprechende Paralleltypen zu finden, so erwähnt BEcknHaus (Flora v. Westfalen, p. 784) eine var. ruber Cav. von Tithymalus minor (= Euph. exigua) mit röt- lichen Drüsen im Gegensatz zu den gelben Drüsen der Hauptform, leider ohne Fundort. Übrigens nennt Mürr. Arc. in DC. Prodr. nur eine var. rubra Cav. von E. falcata L., nicht von E. exigua. 2) Die einzige Andeutung davon, dass auch Anderen vor mir diese Differenz aufgefallen ist, finde ich bei AscHERSON-GRAEBNER, Fl. nordostd. Flachl. 711: „Stengel oft rot überlaufen.“ 160 GEORG BITTER Reines rubricaule hat rote Stengel und Aste, auch die Frucht- hüllen haben vor der völligen Reife eine rote Farbe; viridicaule aber hat grüne oder nur sehr schwach rötlich überlaufene Stengel, die Fruchthüllen sind ebenfalls rein grün. An diesen beiden Rassen habe ich keine morphologischen Unter- schiede finden können; wohl aber scheint ein physiologischer inso- fern zwischen ihnen zu bestehen, als die rotstenglige rascher wächst und eher zur Blüte und zur Fruchtreife gelangt als die grüne, sodass die roten Pflanzen eher trockene Frucht- hüllen besitzen als die erünen. Vielleicht lässt sich damit bis zu einem gewissen Grade die einzige Differenz in Parallele bringen, die Denpıno zwischen seinen beiden Zuphorbia Peplis-Rassen ge- funden hat, 1. ce. p. 134: „Forse un prineipio di differenziazione poteva rilevarsi in questo che el’nternodü negl’ individui eritro- cauli erano alquanto piü svelti (schlanker) ed allungati.“ Ich behalte mir vor, diesem wachstumsfördernden Einfluss des roten Pigmentes bei den verschiedenen Typen noch weiter nachzu- gehen. Derartige Beobachtungen können natürlich nur dann An- spruch auf allgemeinere Gültigkeit machen, wenn sie sich an einer grossen Anzahl von Exemplaren als zutreffend erweisen. Ich be- merke noch ausdrücklich, dass ich selbstverständlich nur Aanthrum- Pflanzen gleicher Provenienz mit einander verglichen habe.') Noch von einer weiteren Pflanze habe ich, bis jetzt nur in einem botanischen Garten (Münster), ein dichroistisches Rassenpaar gemischt wachsend «zesehen, nämlich von der Lactuca Sceariola. Auch bei ihr giebt es rein grüne (wiridieaulis) und rötlich über- laufene (mit rötlichen Haarpolstern versehene) Pflanzen (rubrieaulis). '), Dass man bei Nichtbeachtung dieses Punktes leicht argen Täuschungen ausgesetzt sein kann, zeigten mir im vergangenen, für Nordwestdeutschland so ausserordentlich ungünstigen Sommer besonders schön meine Parallelkulturen des Xanthium spinosum aus einer grösseren Zahl botanischer Gärten. Die aus Samen südeuropäischer Gärten aufgegangenen Pflanzen gelangten bei gutem, vegetativem Wachstum doch viel später zur Blüte als die aus nördlicher gelegenen, zum Teil so spät, dass sie keine reifen Früchte mehr zu entwickeln vermochten (z. B. Messina). Auch bei X. strumarium reiften z. B. die Petersburger Pflanzen eher ihre Früchte und wurden früher trocken als die von Nancy. Vielleicht liegen hier ähnliche Gewöhnungen der Pflanzen an günstige und ungünstige Bedingungen: lange und kurze Vegetationsdauer, intensivere und schwächere Belichtung vor, wie sie auch sonst an anderen Pflanzen bereits festgestellt worden sind, so an verschiedenen Waldbäumen durch Cıestar (Ztschr. f. d. ges. Forstwesen 1895. — Neues auf dem Gebiete d. forstl. Zuchtwahl. Wien 1899), an Getreide durch SCHÜBELER. Dichroismus und Pleochroismus als Rassencharaktere. 161 Beachtung verdient der Umstand, dass auch an dem nahe ver- wandten, von manchen sogar als Tochtervarietät der L. Scariola angesehenen, gebauten Salat (Zactuca satıva) die gleiche Erscheinung zu bemerken ist; auch bei dieser Kulturpflanze giebt es Rassen mit rein bleich grünen Stengeln und andere, deren Stengel rötlich überlaufen sind. Endlich will ich bei dieser Gelegenheit noch auf einen bereits früher’) von mir Konstatirten Fall von vergesellschafteten Dichroisten hinweisen, nämlich das Solanım miniatum mit rein grünem und mit violett überlaufenem Stengel, wie ich es im botanischen Garten zu Jena selbst gesammelt und nunmehr schon zwei Jahre in Kultur habe. Nicht in eine solche Parallele darf dagegen das mennigrot- früchtige 5. mimiatum mit dem schwarzfrüchtigen 5. nigrum ge- stellt werden, da auch morphologische Verschiedenheiten zwischen beiden bestehen, worauf DErLrıno in seiner Veröffentlichung nicht geachtet hat. Über die Verbreitung des Di- oder Pleochroismus an den vegetativen Organen speciell bei den Rassen der Gemüse- und Gartenpflanzen belehrt uns die Durchsicht irgend eines grösseren Gartenkataloges; hier kann natürlich nur auf die bekanntesten hin- gewiesen werden: Allium ascalonicum, Allvum Cepa, Aprum graveolens (so die verschiedenen Farbvariationen des Bleichselleries: weiss, gelb, rot, violett), Beta vulgaris, Atriplex hortensis (gelb und rot), Brassica oleracea und zwar in den Varietäten acephala, capıtata sabauda, botrytis cymosa gongylodes, Br. Rapa, Cynara Scolymus (erün und violett), Laetuca sativa sowohl als Kopfsalat (eapitata), wie als Bindesalat (romana) und als Stechsalat (foliosa praecox), Ocimum Basilicum (Stengel grün oder violett). Ich unterlasse es, hier Listen der Blut- und der aurea-Varietäten zu geben; man vergl. übrigens die Zusammenstellung purpurblättriger Varietäten bei Korsuinsky, Flora 1901, Erg.-Band p. 295ff., dort auch Angaben über Beständigkeit; ferner DE Vrızs, Mutat.-Theorie I, 469: Tetragonia expansa mit rotbrauner Belaubung und Blüte hat eine völlig samenreine grüne Parallelform: 7. erystallina. Offenbar ist das gesellschaftliche Vorkommen von stärker und von weniger pigmentirten Rassen bei den höheren Pflanzen nicht blos in der Kultur, sondern auch im Freien ausserordentlich verbreitet; 1!) Beihefte zum Botan. Centralbl. XIV, 152, 153, Anmerkung 3, dort auch weitere Angaben über dichroistische Solanaceen, von denen ich Nicandra ein- vehend auf dem Wege der Grosskultur untersuche. Ascherson, Festschrift. 11 162 GEoRG Bitter jedoch ist ihm bisher von den Floristen nur geringe Beachtung geschenkt worden. Eine auf diesen Punkt gerichtete Prüfung der wild wachsenden Pflanzenwelt meiner Umgebung (Münster i. W.) hat mich binnen kurzem mehrere solche unter den gleichen, äusseren Bedingungen neben einander vorkommende Paralleltypen auffinden lassen. So giebt es grünstenglige und violettstenglige Formen von Cirsium arvense,') Tanacetum vulgare, Heracleum Sphondylıum, Angeliea silvestris, Urtica dioica, Panicum erus gallı und ich zweifle nicht, dass man diese Reihe noch beträchtlich wird vermehren können. Ich lege dabei besonderes Gewicht darauf, dass die er- wähnten verschieden pigmentirten Pflanzen unter völlig gleichen Belichtungsverhältnissen, wie sie auf einer Wiese, an einem Weg- rande oder auf einem locker bestellten Acker gegeben sind, neben einander vorkommen Können. Da die hier neu aufgezählten dichroistischen Rassenpaare älın- lich wie die Euphorbia Peplis an der Entella gesellig neben und durch einander wachsen, so haben sie vielfach Gelegenheit, sich geschlechtlich zu mischen, was natürlich besonders für Dioeeisten, wie Cirsium arvense und Urtica dioica, in Betracht kommt. Ob darauf die bei verschiedenen, z. B. bei Heracleum, Cirstum und Urtica zu beobachtenden Exemplare von mittlerer Färbung zurück- zuführen sind oder ob auch intermediäre konstante Typen existiren, bedarf weiterer Untersuchung. Seharf von diesen Vorkommnissen eines geselligen Dichroismus zu trennen sind natürlich solche Fälle, wo dieselbe Pflanzenart unter verschiedenen Be- dingungen (z. B. im Walde des Tieflandes und in den freien Regionen des Hoch- gebirges) verschiedene Intensität der Pigmentirung aufweist (über diese Er- scheinung vergl. Krrxer, Pflanzenleben I, 487).?) Auch hier haben andauernde !) Beide Rassen hatten in den mir bis jetzt begegneten Exemplaren fleisch- farbene Blüten, ausserdem habe ich auf einem grossen Felde eine grünstenglige, rein weissblütige Rasse bemerkt. Vielleicht stehen hier Stengel- und Blüten- farbe in einem ähnlich loekeren Verbande wie bei Brunella vulgaris die Farbe der vegetativen Organe: braun, resp. grün mit der Farbe der Blüte: violett, resp. weiss (DE Vrıes, Mutationstheorie: II, 204 ff... Es müssten sich dann nach Kreuzung des grünen weissblütigen Cirsium mit einem rotviolettstengligen ftleisch- farben blühenden in zweiter Generation neben den Elterntypen auch Rotstengel mit Weissblüte und Grünstengel mit Rotblüte ergeben. ?) Zusammenstellung der Arbeiten, welche der Kerser’schen Deutung dieses Phänomens widersprechen, bei Kout, Untersuchungen über das Carotin. Leipzig. BORNTRAEGER. 1902. p, 11. — Übrigens ist das Lieht nicht die Ursache für das Auftreten von Anthokyan, vielmehr müssen wir die Anwesenheit gewisser Säuren dafür verantwortlich machen (Zorr, Biblioth. botan. Bd. I, Heft 2, p. 30). Dass Diehroismus und Pleochroismus als Rassencharaktere. 163 Kulturversuche, sowohl am selben Individuum als auch durch mehrere Gene- rationen, über Einheitlichkeit oder Rassendifferenz zu entscheiden. So fragt es sich z. B., ob das Milium effusum des Hochgebirges mit anthokyanreichen Spelzen identisch ist mit der rein grünen Pflanze der Laubwälder (Kerner 1. e.) oder ob ausserdem noch eine besondere Varietät: violaceum Holler existirt, deren andere wenig von der Hauptform abweichende Charaktere auf ihre Beständigkeit geprüft werden müssen. Bekannt ist die auch von Kerner erwähnte Rötung der Blüten von Achillea Millefolium im Hochgebirge; aber auch im Tieflande — so mehrfach bei Münster — kommen, offenbar rassenartig, neben den heller gefärbten ähnliche rötliche Exemplare vor.!) Die Notwendigkeit einer sorgfältigeren Trennung dieser bisher nicht genügend aus einander gehaltenen Erscheinungen liegt auf der Hand. Wenn wir zum Schluss noch auf die Pflanzen einen Blick werfen, bei denen Rassen mit stärkerer Färbung einzelner Organe be- merkt worden sind, so ist dabei von vorne herein zu beachten, dass manche unter ihnen bei genauerer Untersuchung wohl auch an anderen Organen als den in der Beschreibung erwähnten die Pigmentirung aufweisen mögen. Die floristischen Angaben sind dabei gewöhnlich unzureichend, meist wird nur der abweichenden Blütenfarbe gedacht, seltener der damit häufig verbundenen Ver- schiedenheit in der Färbung der vegetativen Organe. Es unterliegt keinem Zweifel, dass man hier erst bei genereller Betrachtung, durch das Studium der verschiedenen Objekte geübt, zu genauen Urteilen über die Lokalisation der Pigmente gelangen kann. Zu- gleich ist dabei stets auf die Möglichkeit einer Zerlegung der Färbung in zwei sei es örtlich (d.h. am Organismus) getrennte oder in demselben Organe zusammen vorhandene elementare Farben zu achten (siehe pe Vrıes, Mutationstheorie II, 194 ff.), worüber sich natürlich nur durch Kreuzungsversuche Sicheres ermitteln lässt. Als lokalisirte Pigmentirung ist zunächst die Fleckenbildung auf den Blättern von Rassen mancher Pflanzen zu nennen, ein Merkmal, das bei anderen Rassen derselben Arten fehlen kann. Erinnert sei an das schon länger bekannte Arum maculatum vm- diese vielfach unter der Einwirkung des Lichts gebildet werden, macht diese Anschauung nicht hinfällig, ist doch ein Fall (Parietaria diffusa, Zopf 1. e.) nachgewiesen, wo unterirdisch tief in den Wurzeln Anthocyan producirt wird, offenbar ebenfalls durch Säureeinwirkung. 1) Gerade diese Pflanzen weiter zu prüfen, erscheint mir von Bedeutung. Hat doch pe Vrırs (Mutationsth. 1, 434 u. 637) eine bei ungünstigen Kultur- bedingungen inkonstante Rasse davon gezüchtet, also wie es scheint, eine „Halb- rasse“. Sollte es davon nicht eine Mittel- oder auch eine konstante Rasse geben’? 11* 164 GEoRG Bitter maculatum. Ein Beispiel von vergesellschafteten dichroistischen Rassen dieser Gruppe habe ich in der Umgebung von Münster in Ranuneulus acer gefunden. Manche Pflanzen haben dunkle Flecken auf den Blättern, die Mehrzahl aber ist rein grün. Beiderlei Formen wachsen bisweilen durcheinander. Als Beleg für die weite Ver- breitung dieser Paralleltypen mögen uns die „Illustrazione dei „„Ranuneulus““ del „„Catalogus plantarum agri Florentini** di P. A. Micnzrı,“ besprochen von Pons (Nuovo Giornale Botan. Ital., Nuova serie, Vol. V 1898 p. 329) dienen, wo das Zusammenvor- kommen von beiden erwähnt wird. Ähnlich scheint es mit den oefleckten (var. marmorata, preta oder striata genannt) und den un- vefleckten Exemplaren der Hepatica triloba zu sein (siehe MicHEuiI- Poss, 1. c. p. 328 und RıcHhrer-GÜrke, Plantae Europaeae II, 477). Endlich ist auch wohl Ranumneulus Ficaria hier zu nennen, dessen Blattflecken bisweilen sehr auffällig sind (siehe auch Mic#err1- Poss, p. 325). Auch von verschiedenen Labiaten sind Formen mit und ohne oefleckte Blätter bekannt: Lamium maculatum, Galeobdolon luteum. Briover (Lab. Alp. marit. III, 514) beschreibt eine var. maculatu der formenreichen Salvia verbenaca, die sich allerdings auch in der Berandung der Blätter etwas von der ihr nächst stehenden Varietät unterscheidet. Vielleicht sind hier auch Zuphorbia maculata und Medieago maculata zu nennen. (GRAEBNER macht mich auf die ungemeine Variabilität des Trifolhum repens in dieser Hinsicht aufmerksam. Die mannigfachen Rassenverschiedenheiten bezüglich der Blütenfarbe sind so allgemein bekannt, dass wir hier einer Auf- zählung derselben nicht bedürfen.') !, Jch will jedoch bei dieser Gelegenheit auf einige Fälle von geselligen Dichroisten hinweisen, die GÜnTHART während seiner blütenbiologischen Studien (Biblioth. botan. Heft 58) an einigen Sawifragen bemerkt hat: a) S. varians Sieber (l. e. p. 72) 1. grüne Blütenstiele und Kelchblätter, grünlichweisse Blumen- blätter mit grüner oder roter Mittellinie, 2. rote Blütenstiele und Kelchblätter, oft rötliche, immer aber deutlich rot getleckte Petala. Zwischen beiden Extremen kommen Übergänge vor. — b) 8. aizoides L. (l.e. p. 76) Blüten dunkelkarminrot oder hellgrüngelb, dazwischen alle Übergänge. An manchen Orten nur ganz rote, an anderen wieder nur gelbe Blüten mit schwachrötlichen Flecken. — e) S. aspera D.C. (l. e. p. 74): „Die Punkte auf den Petalen bleiben bei einzelnen Exemplaren immer rot, bei anderen werden sie später gelb, und bei manchen sind sie von Anfang an gelb gefärbt. Viele Blüten haben oben rote und gegen die Basis hin gelbe Punkte .... Die meist weissen Petalen zeigen aber oft auch einen gelbliehen Anflug.“ — Bezüglich der Variationen der beiden erst- Diehroismus und Pleochroismus als Rassencharaktere. 165 Besonders müssen jedoch einige mir bis jetzt nur aus der Literatur bekannte Rassen erwähnt werden, bei denen die Be- schränkung der abweichenden Färbung auf die Genitalorgane im engeren Sinne zu prüfen ist. Pinus silvestris hat gewöhnlich gelbe Antheren, über eine Form mit kon- stant roten Antheren (erythranthera Sanio) siehe die Literaturzusammenstellung in ASCHERSON U. GRAEBNER, Synopsis I, 223, ausserdem P. Macnus (Verh. Bot. Ver. Prov. Brandenburg XXI). — Über verschiedene Antherenfarben bei Plantago major-Rassen: Lupwıs, Bot. Oentralbl. 1880 No. 7/8 u. 49; A. Scuurz, Beiträge z. Kenntn. d. Bestäubungseinr. II, 153. Laris decidua hat gewöhnlich grüne Fruchtschuppen, seltener rote oder rötlichgelbe (var. rubra Beck), schwefelgelbe (var. sulphurea Figert), endlich weisse (erünlichweiss bis reinweiss: var. alba Oarr.) vergl. ASCHERRON u. GRAEBN. 1. c. 1. 204, Auch Picea excelsa b. nigra kommt in zwei offenbar weit verbreiteten Farbenvarietäten vor: chlorocarpa Purkyne (Zapfen im August hellgrün) und erythrocarpa (Zapfen dunkelviolett), vergl. AscHERSON und (GRAEBNER, Syn: I, 198, ausserdem Graf Berg: Einige Spielarten der Fichte (Schriften Naturf. Ges. Dorpat 1I 1887, p. 33 des Sonderabdr.). Bei den Rassen des Salats (Lactuca sativa) steht die Farbe der Früchte („weisse“* oder „schwarze“ Körner, wie in den Katalogen grösserer Züchter bei jeder Sorte angegeben wird) nicht in engerer Beziehung zur Farbe der Vege- tationsorgane: es existiren ebensowohl grüne oder gelbe Salate als auch rote und braune mit dunkeln Früchten und auf der andern Seite auch hellfrüchtige mit verschieden (grün bis dunkelrot) gefärbten Blättern. Auch beim Reis sind offenbar die verschiedenen Farben der Frucht von denjenigen der Spelzen und Grannen unabhängig, wie schon aus KoERNIcKE’s Varietätengliederung hervorgeht. Bei Nymphaea alba sowohl als auch bei N. candida hat Caspary Rassen- paare nach der Farbe der Narben (xanthostigma — erythrostigma) sowie andere nach der Farbe der Früchte (chlorocarpa —- erythrocarpa) unterschieden. — Einen bemerkenswerten Reichtum an Varietäten betreffs der Fruchtfärbung hat auch die Oaetusfeige (Opuntia Ficus indica) aufzuweisen.!) — Bei den Stangenbohnen (Phaseolus) kommen neben grünhülsigen Rassen wachsgelbe einerseits, violett- hülsige andererseits vor. — Auch verschiedene Solanaceen haben pleochroistische Früchte: Capsicum annuum (gelb-, rot-, violettfrüchtige Rassen), Solanum Lyco- persicum (weiss, gelb, rot, violett), S. Melongena (weiss, rot, violett). — Wahr- scheinlich ist die Bryonia lutea Bast. in D.C. Prodr. eine gelbfrüchtige Rasse genannten Arten vergl. jedoch schon Enster, Monogr. d. Gatt. Saxifraga p. 174 und 220, 221. 1) PAsquate, Su di una varietä di Fico d’India (Opuntia Fieus indica Mill.). Atti del reale istituto d’ineorragiamento. Ser. II Vol. IX 1872, p. 4 des Separat- abdrucks: „I frutti del Fieo d’India, della specie tipica, sono di varii colori: ma il piü ordinario & il giallo intenso. Aleuni producono frutti di color giallo pallido, ed altri giallo verdiceio, e spesso ancora se ne veggono di color rosso 7 2 2 Hemer 66 sanguigno o di color coeeciniglia. 166 GEORG BITTER der Br. dioica, von Üosstaux (Monographie) p. 471 wird sie ohne weitere Be- merkung unter die Synonyme der letzteren aufgenommen. — Allgemein bekannt sind die eingehenden Ermittelungen von Ascu£rson und Macnus über die hell- früchtigen Varietäten der Vaceinien (Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. VII und X, Abh. Zool. Bot. Ges. Wien XLJ), siehe ferner Ber. d. D. B. G. X (60), Arcto- staphylos Uva ursi var. leucocarpa Asch. et M., Ber. d. D. B. G. VII, 390: weissfrüchtiges Empetrum nigrum. Eine wie grosse Ausdehnung der Fruchtpleochroismus aber unter unseren Holzgewächsen hat, zeigen die eingehenderen dendro- logischen Handbücher, z. B. das von Kornse, selbst auch schon die Kataloge grösserer Baumschulen. Eine Liste von diesen Vorkomm- nissen zu geben, hat keinen Wert. Es käme nur darauf hinaus, etwa 60 oder mehr Namen hier zusammenzustellen;') an eine Gruppirung können wir gegenwärtig noch gar nicht denken, da die chemische Natur der dabei in Betracht kommenden Carotine und Anthokyane noch nicht festgestellt ist. So wissen wir denn auch noch nichts über Coexistenz, Vertretbarkeit und Fehlen dieser Stoffe in den einzelnen Fällen. Wie selbst unter nahe verwandten Formen erhebliche Differenzen betreffs der Variation bestehen, mag wenigstens an einem Beispiel erläutert werden: Rubus Idaeus ist nur in rot- und gelbfrüchtigen Varietäten bekannt,’) die Sippe maritimus Arrhenius (siehe Focke, Synopsis Ruborum Germaniae p. 99), die von dem normalen AR. /daeus nur wenig differirt, ist aber bisher nur in einer rot- und einer schwarzfrüchtigen Rasse ge- funden worden. Schliesslich noch einige Worte zum Pleochroismus der Samen! Auch hier ist meist noch zu untersuchen, ob die verschiedenen Samenfarben unabhängig von bestimmten Blütenfarben oder von an anderen Organen vorhandenen Färbungen auftreten können. In manchen Familien scheinen Verschiedenheiten der Samen- färbung bei zahlreichen Arten (Angehörigen verschiedener Gattungen) ') Fast mit derselben Regelmässigkeit wie gewisse häufige Teratologica präsentiwen sich im ‚Jahresberieht Notizen über vermeintliche Neuentdeekungen auch auf diesem Gebiete, für deren Vorkommen gewöhnlich sogar schon ältere Dendrologien Zeugniss ablegen. ®, R. Idaeus fällt insofern eigentlich schon jetzt aus dem Rahmen der blos wegen des Heterochroismus der Früchte hier zusammengestellten Gewächse heraus, als bei ihr die Farbe der Borsten an den jungen Trieben mit der Fruchtfarbe parallel zu gehen scheint: rotfrüchtige Pflanzen mit schwarzroten Borsten, gelbfrüchtige mit blassgelblichen Borsten; vielleicht ist aber auch hier Spaltung der beiderlei in der Natur verkoppelten Merkmalgruppen auf experi- mentellem Wege möglich. Diehroismus und Pleochroismus als Rassencharaktere. 167 vorzukommen, so zZ. B. bei den Papilionaceen, besonders bei den Vicieen (Viecia, Lathyrus, Ervum, Pisum) und Phaseoleen. Ob ferner z. B. bei Linum usitatıssimum Gelbsamigkeit stets an weisse Blüte gebunden ist, bleibt zu prüfen, sicher existirt andrerseits ein braunsamiger Weissblüher. Dr Vrırs (Mutat.-Th. I, 470) stellt nur die Konstanz der Weiss- und Gelbsamigkeit fest. Die Erkenntnis, welche Schichten des Samens an der Färbung beteiligt sind, ist selbstverständlich von besonderer Bedeutung, es eilt dafür dasselbe wie für die mit dem Samen verwachsenen Früchte, z. B. die des Mais. Die Lückenhaftigkeit unserer Kenntnisse über den Pleochrois- mus ist in dieser Studie mehrfach betont worden. Andererseits sollen aber die Fortschritte, die wenigstens in einer Richtung, nämlich bei der Bastardirung, durch das dafür in jüngster Zeit rege gewordene Interesse erreicht worden sind, in ihrer Bedeutung nicht unterschätzt werden. Manche Widersprüche und Rätsel in der älteren Literatur sind aufgeklärt. So hat neuerdings TscHherMmAR (Beihefte z. Botan. Uentralbl. XVI p. 11ff.) gezeigt, wie in verschiedenen bei Inzucht scheinbar völlig einheitlichen Rassen infolge Kreuzung latente Eigenschaften (meist die Pigmentirung betreffend) in bestimmten Zahlenverhält- hältnissen zu Tage treten; es scheint, dass wir damit nunmehr einen besonders empfindlichen Indikator für Rassenreinheit an die Hand bekommen haben. Die im Vorhergehenden abrissweise dargestellten Erscheinungen hat man bis jetzt fast nur durch Kreuzung in ihrem Verhalten zu studiren unternommen. Fast gar nicht aber ist die Einwirkung verschiedener Ernährung sowie die des Pfropfens geprüft: wichtig wäre es besonders, zu wissen, wie weit stärkere Pigmentirung sich durch Pfropfen übertragen lässt (vergl. Beihefte z. Botan. Centralbl. XIV, 156, Anmerk.), ferner sind andere direkte Übertragungsarten zu prüfen. Auch in anderer Hinsicht, wo in verschiedenen Ver- wandtschaftskreisen analoge Rassentypen wiederkehren, so z. B. bei der Gewinnung erispat- und bullat-blättriger Formen, sind weitere Untersuchungen dieser Art als Ergänzungen der Kreuzungsexperi- mente nötig. XV. Über Trigonella coerulea (L.) Ser. und ihre Verwandten von O0. E. Scauuuz-Berlin. Die durch einen eigentümlichen Geruch ausgezeichnete Trigo- nella eoerulea (1..) Ser., welche in einzelnen Gegenden Mitteleuropas im groben angebaut wird und sich in den meisten botanischen Gärten in Kultur befindet, nähert sich im Habitus der Gattung Melilotus. Es erscheint deshalb erklärlich, daß die älteren Autoren sie zu dieser Gattung stellten. Nach dem Bau der Hülse und einigen anderen Merkmalen ist die Pflanze aber in Wirklichkeit Trigonella zuzuweisen (vgl. Monogr. der Gattung Melilotus in ExGter’s Bot. Jahrb. XXIX p. 678—679). In neuerer Zeit fand sich bei Getreide- magazinen unter zahlreichen Adventivpflanzen aus dem östlichen Europa eine Trigonella-Art, Tr. procumbens (Bess.) Rehb., ein, deren Ähnlichkeit mit Tr. eoerulea manchen Botaniker darüber in Zweifel ließ, ob er sie als Art oder nur als Abart der Tr. coerulea anzusehen habe. In der Litteratur sind beide Ansichten vertreten. Ja einige bedeutende Schriftsteller vermuten sogar in Tr. procumbens die Stammpflanze der gebauten Tr. coerulea. Hieraus geht hervor, dab ihnen ein ursprüngliches Vorkommen der letzteren nicht mit Sicherheit bekannt ist. Ich habe daher im folgenden versucht. sowohl die verwandtschaftlichen Beziehungen der Tr. ceoerulea zu den benachbarten Arten klarzulegen, als auch das Dunkel, in welches die Herkunft der interessanten Pflanze gehüllt war, zu lichten. Trigonella procumbens wurde zuerst von Besser (Enum. Plant. p. 30. 1822) unter dem Namen NMelilotus procumbens beschrieben. Seine Diagnose lautet: racemis oblongis pedunenlatis, leguminibus dispermis ventricosis in mueronem attenuatis calyce triplo longiori- bus, caule deeumbente, stipulis lanceolatis membranaceis Nobis. In Podolia australi (Andrzeiowski). In Bessarabia ipsemet legi. Affinis Über Trigonella coerulea (L.) Ser. und ihre Verwandten. 169 valde M. coeruleae et colore florum. Folia vero angustiora, flores rariores, legumina majora et semina brunea. SErRINGE (in D.C. Prodr. II p. 181. 1825) erkannte richtig die Zugehörigkeit der Art zu Trigonella und nannte sie dem Entdecker zu Ehren Tr. Besseriana. Nach ihm sind die Hülsen im Gegensatz zu denen der Tr. eoerulea etwas behaart. Rrıcmengack (Plant. Crit. IV p. 35, tab. 525. 1826) betonte, dass die Pflanze, welche er im Texte nach den Regeln der Priorität Tr. procumbens nannte, auf der Tafel aber noch als Tr. Besseriana bezeichnete, zweijährig, bisweilen auch dreijährig sei, während Tr. coerulea nur eine einjährige Lebensdauer besitze. SPRENGEL dagegen (Syst. Veget. III p. 206. 1826) erblickte in Melilotus procumbens (= Tr. proe.) nur eine Varietät (caule ad- scendente) von M. coeruleus. Ihm schloß sich Rocazu (Plant. Banat. Rar. p. 51, tab. XIV fig. 31. 1828) ‘an, welcher die7 Phanze als Melilotus coeruleus var. laxıflorus Roch. aufführte. Er beschrieb dieselbe etwas genauer als Besser und erklärte, daß letzterer sie vielleicht nicht mit Unrecht als eine besondere Art aufgefaßt habe. LepEBovur (Fl. Ross. I p. 535. 1842) folgte Rocher. NEILREICH (Nachtr. Fl. Wien p. 309. 1851) zerlegte Melilotus coeruleus in #) densiflorus Neilr. und 8) laswiflorus Roch. Steven (Verzeichn. p. 111. 1857) konstatierte, dass Tr. Besseriana sich vor Tr. coerulea durch eine stärker hervortretende Nervatur auf den Hülsen auszeichne. Sehr sorgfältig beschrieb Hrurren (in Verhandl. Zool.-Bot. Gesellsch. Wien VIII p. 88. 1858) die Pflanze unter dem Namen Melilotus laxıflorus Frivaldszky. Auch Krraser (in Linnaea XXXII p. 615. 1863) unterschied sie als M. lasxıflorus Kit. NEiureıch gab in den Nachträgen zu Mary’s Enumeratio (p. 306. 1861) dem Gedanken Ausdruck, dab Melilotus coeruleus vielleicht aus M. procumbens entstanden sei. ScHhur (Enum. Pl. Transsilv. p. 152. 1866) schuf aus den beiden Arten die nene Gattung Grammocarpus. Bo1sstEr (Fl. Orient. II p. 68. 1872) erkannte Tr. Bbesseriana als Art an, verwarf aber den Namen procumbens, weil die Pflanze manchmal einen auf- rechten Stengel besitze. TRAUTVETTER jedoch (in Act. Hort. Petrop. IV p. 125. 1876) betrachtete sie nur als Varietät: Tr. coerulea var. Besseriana Trautv. Kerner (in Verh. Ung. u. Siebenb. p. 107 ex Sched. n. 427. 1882) und nach ihm Beck (Fl. Nied.Öst. I p. 841. 1892) acceptierten wiederum den alten Namen Meltlotus procumbens. SCHMALHAUSEN (Fl. Mittel- und Süd-Rußl. I p. 222. 1895, in russ. Spr.) stimmte der Meinung TRAUTVETTER'S bei, lieferte aber im übrigen eine gute Beschreibung. 170 ©. E. Scavız Es ergibt sich aus den verschiedenen Ansichten der Autoren, dab Trigonella procumbens der Tr. coerulea sehr nahe steht. Sie ist aber von ihr durch folgende Charaktere zu trennen: Tr. pro- cumbens zeigt einen aufstrebenden Stengel, welcher sich in den meisten Fällen schon am Grunde in zahlreiche aufsteigende Äste teilt: Tr. coerulea hingegen besitzt einen steif aufrechten Stengel, der bisweilen einige aufrecht abstehende, kurze Äste aussendet. Während die oberen Nebenblätter der ersteren häufig am Grunde sanzrandig sind, weist die letztere nur gezähnte Nebenblätter auf. Die Blättchen der oberen Stengelblätter sind bei Tr. procumbens bedeutend schmaler und schärfer gezähnt als bei Tr. coerulea ; dennoch zeigen feiste Exemplare, wie ich sie z. B. aus Bulgarien dureh die Liebenswürdigkeit des Herrn Prof. VELENovskY erhielt, kaum einen Unterschied in dieser Beziehung. Im Verhältnis der Blütenteile zu einander, in ihrer Gestalt, in der Form des Pistills, in der Zahl der Ovula stimmen beide Pflanzen völlig überein. Ihre Blütentrauben sind zur Zeit des Aufblühens dicht gedrängt. Tr. coerulea verlängert: die Rhachis auch nach dem Verblühen und zur Fruchtreife nur wenige; bei Tr. procumbens aber streckt sie sich bald, so dab die Blüten schon während der Blütezeit etwas locker stehen. Durch dieses Merkmal wird es allein möglich, die oben erwähnten breitblättrigen Formen der Tr. procumbens im Blütenstadium sicher zu erkennen. Die Fruchtstände beider Arten repräsentieren sich jedoch recht verschieden. Diejenigen der Tr. coerulea erscheinen dicht, im Umrißb eiförmig, ihre untersten Früchte sind abwärts gebogen; diejenigen der Tr. procumbens zeigen eine längliche Gestalt, ihre Früchte liegen mehr oder weniger locker der verlängerten Spindel an. Kerxer vergleicht a. a. O. den Frucht- stand der ersteren treffend mit dem der Carer flava. Nicht selten stehen die Blüten und besonders die Früchte der Tr. procumbens so locker, dab schon die blütentragende Traube länglich gestaltet ist und die Fruchttraube eine Länge von 45 cm erreicht. SERINGE l. ec. glaubte in den behaarten Früchten der Tr. procumbens ein eutes Merkmal für diese Art gefunden zu haben. Allein eine Untersuchung zahlreicher Exemplare ergab, dab das Ovarium beider Arten nach der Spitze zu mit dünnen, fast anliegenden Haaren be- setzt ist, welche auf den jungen Hülsen noch sichtbar sind, später aber verschwinden. Die Anzahl dieser Haare wird häufige bis auf eins redueiert, mitunter ist das Ovarium völlie kahl. Aber ab- eesehen von der Behaarung, zeieen die Hülsen, wie bei vielen Über Trigonella coerulea (L.) Ser. und ihre Verwandten. 171 Leguminosen, so auch bei diesen Arten, die besten Erkennungs- merkmale. Beide besitzen eine verhältnismäßig kleine, aufgeblasene Frucht von rhombisch-eiförmiger Gestalt, welche in den bleibenden Griffel zugespitzt wird. Ihr bleiches, dünnhäutiges, papierartiges Pericarpium ist von einigen (ca. 6) Längsnerven durchzogen, welche hin und wieder anastomosieren und zum Teil in die Nähte ein- treten. Bei beiden Arten ist die Basis des zurückgebogenen Griffels durch Erhärten zum Schnabel geworden. Während aber die Hülse der Tr. procumbens sich allmählich in den Schnabel verschmälert und mit Hinzurechnung desselben die Kelchröhre um das Vierfache überragt, ist die Hülse der Tr. coerulea bis oben bauchig auf- getrieben, so dab sie plötzlich in eine überdies kürzere Spitze ausläuft. Dadurch ist sie breiter und nur dreimal länger als die Kelchröhre. Auberdem ist der Schnabel der Tr. procumbens zuerst abwärts gebögen und dann wieder aufstrebend — bei jungen Hülsen ist daher der Griffel S-förmig gekrümmt —, derjenige der Tr. eoerulea aber fast gerade. Dazu kommt noch, dass die Längs- nerven auf dem Pericarp der Tr. procumbens dicker sind, dadurch viel mehr hervortreten und enger aneinander liegen als bei Tr. coerulea. Hiermit wären die unterscheidenden Merkmale zwischen den beiden Arten erschöpft. Kerner ]. ec. führt noch Verschieden- heiten in der Gestalt und Farbe der Samen an. Allein in der Form derselben konnte ich nach Einsicht eines grossen Materials keinen Unterschied finden; ferner wechselt auch die Farbe der Samen innerhalb einer Art so sehr, dass sie nicht zur Charakteri- sierung herangezogen werden darf. Kommen doch bei vielen Arten der benachbarten Gattung Meltlotus hell- und dunkelbraun gefärbte Samen in einer Hülse vor! REICHENBACH ]. c. führt ferner an, dab Tr. procumbens zwei-, ja mitunter dreijährig sei, Tr. coerulea da- gegen stets eine einjährige Lebensdauer aufweise. Ob ersteres zutreffend sei, möchte ich bezweifeln, zumal die kultivierte Pflanze nach ALEFELD einjährig ist. Trigonella capitata Boiss. besitzt ebenfalls eine große Ähnlich- keit mit Tr. coerulea und stimmt im Blütenbau mit ihr ganz und gar überein. Sie ähnelt im Wuchs der Tr. procumbens, aber ihre oberen Blätter sind meist sehr schmal und klein. Im Gegensatz zu dieser Art zeigt sie auch dicht gehäufte Blüten und Früchte und nähert sich hierin der Tr. coerulea. Ihre Blüten sind aber kleiner als an letzterer; der Durchmesser des kugeligen Blütenstandes be- trägt nur 8 mm. Auch im Bau der Hülse ist sie Tr. coerulea 172 OÖ. E. Scuurz ähnlich. Ihre kleinen Früchte sind fast kugelrund und plötzlich in einen sehr kurzen, geraden Schnabel zusammengezogen; sie überragen die Kelehzähne nur um ein Geringes. Von Tr. eoerulea und Tr. procumbens unterscheidet sich aber Tr. capitata durch die sehr langen Pedunenli. Aus dem Vorstehenden geht hervor, dab Trigonella coerulea eine Mittelstellung zwischen Tr. procumbens und Tr. capitata ein- nimmt. Alle drei Arten scheinen eemeinsamer Abkunft zu sein und eine Species colleetiva zu bilden. Und in der Tat gewinnt diese Anschauung an Wert, da Tr. coerulea nicht ein Kulturprodukt, sondern nur ein in Kultur genommenes Gewächs ist, welches auch heute noch wild vorkommt. Ich habe typische Exemplare dieser Pflanze aus Ungarn (am Neusiedler See legg. BILImER, v. LEITHNER, Rauschen) und Bessarabien (leg. K. Koch) gesehen. Außerdem giebt sie SCHMALHAUSEN ]. €. in ganz Süd-Rubland, an einigen Stellen Mittel-Rußlands und im Kaukasus an. Er schreibt: auf Feldern und zwischen Strauchwerk hin und wieder im südlichen Rußland: südl. Wolhynien, Podolien, Poltawa, Cherson, Bessarabien, ‚Jekate- rinoslaw, Charkow, Taurien, Provinz des Donischen Heeres, Sara- tow, Astrachan; selten im mittleren Rußland: Orel, Moskau; im Kaukasus: Stawropol, Kuban’sches Gebiet. Ich zweifle nicht daran, dab er die echte Pflanze vor sich gehabt hat. Nach Lirsky (Fl. Caucas. p. 272. 1899, in russ. Spr.) wächst Tr. coerulea im ganzen Kaukasus bis 6000’. Sie scheint in Rußland nirgends kultiviert zu werden; denn weder die älteren Autoren, wie Georsı (Beschreib. kuss. Reich. III, 5 p. 1189. 1800), MarscHauu von Bieserstein (Flor. Taur.-Caucas. Il p. 207. 1808), Eıcnwarn (Skizze p. 166. 1830), Leperovr (Fl. Ross. I p. 534. 1842), noch die jüngeren, welche oben erwähnt wurden, geben etwas über den Anbau der Pflanze an. Die geographische Verbreitung der Trigonella procumbens ist tolgende: Ungarn, Transsilvanien, Bosnien, Serbien, Macedonien., Bulgarien, Rumänien, Süd-Rußland (Bessarabien, südl. Podolien, südl. Kijew, Poltawa, CUherson, Taurien, Krim, ‚Jekaterinoslaw), Kaukasus, (Kuban’sches Gebiet, Daghestan), nördl. Klemasien, Phrygien, Ar- menien). Zr. eoerulea scheint häufig mit Tr. procumbens zusammen vorzukommen. Trigonella capıtata dagegen findet sich nur in Kleinasien (Lydien, Lyeien, Kappadocien, Transkaukasien). Über Trigonella eoerulea (L.) Ser. und ihre Verwandten. 17: ww Vergleichen wir die Areale der drei Arten mit einander, so zeigt es sich, dab Tr. procumbens die größte Verbreitung besitzt und alle Länder rines um das Schwarze Meer bewohnt. An der Südgrenze ihres Distriktes tritt Tr. capitata auf. Ihr nördliches (Gebiet teilt sie mit 7r. coerulea; dennoch dringt letztere weiter nach Norden vor. Man nahm Tr. coerules in Kultur, weil sich gerade ihre breiten Blätter zur Benutzung gut eigneten. Vielleicht stammen die ersten Kulturpflanzen aus Ungarn, da das Kraut dort vom Volke als Heilmittel bei gewissen Krankheiten verwendet wurde (vgl. Puexck Icon. Plant. Medic. VI p. 46. 1794). Es erübrigt schliesslich noch, über die Geschichte und Kultur der Tr. eoerulea Nachforschungen anzustellen. Ob der Awurds Auepos des Droscorives tatsächlich unsere Pflanze ist, wie einige meinen, erscheint mir zweifelhaft. Die ersten sicheren Nachrichten über Tr. eoerulea verdanken wir Fuchs, welcher sie sehr kenntlich unter dem Namen Trifoltum odoratum oder Sibengezeit abbildet (Hist. Stirp. p. 8315—816. 1542). Nach ihm hat die Pflanze den letzteren Namen deshalb bekommen, weil sie im lebenden Zustande ihren Duft am Tage siebenmal verstärke und ebenso oft verliere. Das getrocknete Kraut soll ferner, besonders beim Eintreten von Regen- wetter und Sturm, sehr stark riechen (deshalb wohlriechender Klee). Ihm ist die Heimat der Pflanze unbekannt; denn er sagt: Sponte sua in Germania non provenit. Satum vero nulla diffieultate prodit. In den Annotationes in Diosc. (I p. 266, 285; II p. 126. 1561) teilt Corpus mit, daß das Kraut von Lotus satwa — Tr. eoerulea einer Art Käse beigemengt werde, welche auch heute noch als Schab- zieger oder Grüner Käse fabriciert wird. Ihm ist, wie Fuchs, aufgefallen, daß die getrocknete Pflanze stärker dufte als die frische. Sehr wertvoll sind die Veröffentlichungen Gesser’s über unsere Pflanze (Casealis herba), welche in einem kleinen Buche ohne Jahreszahl (Libellus de Lacte et Operibus Lactariis, philo- logus pariter ac medicus, cum epistola ad Jacobum Avienum de montium admiratione. Pag. 50—51. Tiguri) enthalten sind. Er erklärt den Namen Stundkraut oder Sybengezeyt auf dieselbe Weise wie Fuchs, er vergleicht den Duft der Pflanze mit Foenum graecum. Über ihre Heimat vermag er nichts anzugeben; denn er sagt nur: Seritus in hortis apud nos. Er teilt uns ferner mit, dab die aber- gläubischen Weiber das Kraut als Amulett gegen Gift und böse Geister gebrauchen, eine Bemerkung, die später bei TABERNAEMONTANUS s. u. wiederkehrt. Hierauf beschreibt er die Pflanze ausführlich 174 OÖ. E. Scuurz und gut. Schließlich zieht er in einer für den Leser höchst ergötz- lichen Weise gegen die Witzbolde zu Felde, welche zu seiner Zeit den Glaronenser Käse verspotteten. Sie hatten sich nämlich den Scherz gemacht, vier Eigentümlichkeiten der Schweiz mit den vier Elementen zu vergleichen, und zwar den Schabziegerkäse (vermut- lich wegen seiner Härte im Alter) mit der Erde, den Züricher Wein mit dem Wasser, die rhätische oder leopontinische Sprache mit der Luft, das Fryburger Geld mit dem Feuer. GesxEr verteidigt den Käse energisch gegen den Spott, weil er nicht nur sehr wohltuend für den menschlichen Körper sei, sondern auch den Schweizern als Handelsartikel einen groben Gewinn einbringe. ANGUVILLARA (Sem- pliei p. 283. 1561) betont, dab Loto Salvatico — Tr. ec. nicht spontan in Italien vorkomme. Loseurvs (Plant. Icon. Il p. 41. 1581) bildet den Lotus hortorum odora — Tr. c. kenntlich ab. Durch Dopoxarus (Stirp. Hist. p.571—572. 1583) erfahren wir, dab Trifolium odoratum alterum sive Lotus satıva — Tr. c. in ganz Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien und anderswo in Gärten ausgesät werde Zu seiner Zeit wußte man schon, dab der Duft des trockenen Krantes die Insekten von dem Zernagen der aufbewahrten Kleidungsstücke abhalte. Das Werk des Camerarıvs (Epit. p. 894. 1586) ist darum bemerkenswert, weil er als Heimat unserer Pflanze — Lotus sylvestris I,ybien und Böhmen nennt: Plurimum in Lybia nascitur. Nascitur copiosum etiam im Boemia. Diese Angabe kehrt später bei Lıyxä wieder. Wie es scheint, ist die Pflanze damals auch in Nordafrika angebaut worden; denn der Autor führt den arabischen Namen Handa choca für sie an. Diese Bezeichnung hat er SERAPIO und AVvICENNA nach Jom. Baunm, welcher noch einige arabische Namen: Lythos, Garch und Thuff mitteilt, entlehnt. Poxa (Monte Baldo. 1595; edid. Fr. Pona p. 53. 1617) hat Trigonella coerulea s. n. Meliloto de speeie singulare zwischen Verona und dem Monte Baldo gefunden (sicher verwildert!). Bei TABERNAEMmoNTANnUs (Kräuterb. II p. 224. 1613) taucht zum ersten Male der Name Schabziegerkraut für unsere Pflanze Lotus hortensis auf. Daß man ihrem eigentümlichen Duft in jener Zeit die verschiedenartigsten Wirkungen zuschrieb, geht aus folgender Mitteilung hervor: Die Weiber gebrauchen es fernerhin wider böse Gespenst und Gift, hencken das Kraut über Tische und Bette. Das dürre Kraut legen sie zu den Kleidern von wegen der Schaben, die den Geruch nicht wohl leiden mögen. Die letzte Bemerkung, welche schon Dovonxazus s. 0. macht, ist übrigens zutreffend. Wird doch auch heutzutage oft empfohlen, Uber Trigonella eoerulea (L.) Ser. und ihre Verwandten. 175 getrocknetes Pflanzenmaterial durch Hinzulegen von Trigonella coerulea vor Insektenfraß zu schützen. Sie soll übrigens nach Gaupın ihren intensiven Duft in Herbarien 30 bis 40 Jahre be- wahren. Jon. Baunın (Hist. Plant. II p. 368—369. 1651) verdanken wir eine Zusammenfassung aller bekannten Tatsachen über Zotus sativa odorata annua flore coeruleo — Tr. c. Zu seiner Zeit wurde die Pflanze sehr häufig im der Schweiz im Kanton Glarus zur Fabrikation des Caseus Claronensis angebaut. Morıson (Hist. II p. 162, 2. sect. tab. 16 fie. 10. 1680) bildet sie als Melilotus major odorata violacea ab. Rıvıus (Ordo Plant. p. 11, tab. 9. 1691) wendet den später lange gebräuchlichen, binären Namen Mellotus coeruleus an und giebt eine vorzügliche Abbildung. Linx& (Spec. Pl. 1. ed. II p. 764. 1753) nimmt als Heimat unserer Pflanze, welche er unglücklicherweise mit dem dreifachen Namen Trifolium Meli- lotus coerulea bezeichnete, Böhmen und Lybien an. Wie ich schon am Anfang dieser Studie hervorgehoben habe, herrscht selbst bei vielen Zeitgenossen noch eine große Ungewißheit in betreff des Indigenats dieser Art. Drwrrıch, NEIGREICH, CrnA- KOVSKY und viele andere meinen, dab sie in Südeuropa einheimisch sei. Beck vermutet ihr wildes Vorkommen in den unteren Donau- ländern. Nur Borssıer und Nyman geben die Heimat der inter- essanten Pflanze in der Hauptsache richtig an. Trigonella coerulea wird in der nordöstlichen Schweiz besonders im Kanton Glarus gebaut, um als Beisatz dem bekannten Grünen Käse, Kräuterkäse oder Schabzieger Farbe, Aroma und Geschmack zu erteilen. In Tirol mengen die Landleute nach Hausmann das sedörrte, wohlriechende Kraut beim Backen dem Brotteige bei. Nach Kerxer werden hierzu die Samen benutzt. Außerdem wird die Pflanze auch anderswo, vornehmlich in den Bauerngärten ge- birgiger Gegenden gezogen. Sie war früher officinell unter dem Namen Herba aegyptiaca vel Lotus coeruleus und wurde in vielen Krankheitsfällen als ein hervorragendes Heilmittel empfohlen. Tri- gonella coerulea diente auch abergläubischen Zwecken. Infolge ihrer vielfachen Verwendung wurden ihr zahlreiche Lokalnamen zu teil. Als solche seien erwähnt: Ägyptenkraut, Balsamklee, Bisamklee, Blauer Steinklee, Brotklee, Burgundisch Heu, Garten - Steinklee, Laurentius-Tee, Mottenkraut, Schabziegerklee, Siebengeruch, Sieben- gezeit, Stundenkraut, Wetterkraut, Wohlriechender Klee, Zahmer Steinklee, Ziegerkraut; Baumier, Faux Baume du Perou, Lotier Odorant, Frefle Musque; Sweet Trefoil; Balsamo; Trebol Real; 176 OÖ. E. Scaurz (Gunjba (russ... Es mag noch erwähnt werden, dab Tr. coerulea nach Corın neben anderen Pflanzen hin und wieder zur Tee- verfälschung verwendet wird. Systematischer Teil. (Abkürz.: H. B. — Herbarium des Kgl. Botan. Museums in Berlin, H. S. — eigenes Herbarium, H.V. — Herbarium des Herrn Prof. Dr. .J. VeLexovsky, H. Z. — Herbarium des Botan. Museums in Zürich.) Ulavis specierum. A. Racemus florifer 9—12 mm diam. Peduneuli fruetiferi folio 2-plo longiores. Legumina dentes calycinos evidenter superantia. I. Racemus florifer globosus, densissimus; fructifer con- gestus, ambitu ovalis. Legumina tubum calyeinum triplo superantia, subito in rostrum attenuata; nervi longi- tudinales pericarpii tenues 1. Trigonella coerulea (L.) Ser. II. Racemus florifer ovatus, laxiusculus; fructifer elongatus, + laxus, eircuitu oblongus. Legumina tubum calyeinum quadruplo superantia, sensim in rostrum attenuata; nervi longitudinales pericarpii crassiusculi 2. Trigonella procumbens (Bess.) Rehb. B. Racemus florifer 7—8 mm diam. Peduneuli fruetiferi tolio 3—3"/,-plo longiores. Legumina dentes calycinos vix superantia 3. Trigonella capıtata Boiss. l. Trigonella coerulea (1..) Ser. Radix annua, perpendiculariter descendens, parce ramosa, proportionaliter brevis. Tota planta laete virens, unicaulis. Uaulis ereetus, 0,20—1l m altus, simplex vel inferne ramis sub- erectis breviusculis parce ramosus, acutangulus, striatus, fistulosus, pallidus, praesertim ad apicem disperse pilosus. Stipulae foliorum inferiorum e basi dilatata semisagittata triangulari-lanceolatae, setoso-acuminatae, basi dentibus ca. 4 in- aequalibus recurvatis dentatae, caeterum plerumque integrae, inter- dum Jlatere interiore dente unico -- longo nune stipulae aequi- longo (itaque stipulae bifidae!) instructae, semiamplexicaules, pallidae, diaphanae, longitudinaliter 2—3-nerves, pilosulae, 7—10 mm longae; eae foliorum superiorum angustiores, basi parcius dentatae. Über Trigonella eoerulea (L.) Ser. und ihre Verwandten, 177 Cotyledones petiolo 3 mm longo breviter petiolatae, basi arti- culatae, obovatae, 10 mm longae, 6,5 mm latae, submembranaceae, nervosae, integrae. Folium primarium simplex, petiolo folio 2'/,-plo longiore longe petiolatum, rotundo-triangulare, basi truncatum, apice obtusum, 15 mm longum, 20 mm latum, hie illie denticulatum, supra glabrum, subtus pilosum. Folia sequentia pinnatim trifoliolata: foliolum terminale longius- cule (— '/, lam.) petiolulatum, lateralia brevissime petiolulata; folia ima petiolo folio 1'/),—2-plo longiore longe petiolata: foliola breviter ovata, apice leviter retusa et breviter mucronata, utrinque subin- aequaliter ca. 11-denticulata; folia inferiora petiolo folium aequante brevius petiolata: foliola longiora, anguste ovata, ad basin cuneata, apice truncato manifeste mucronata, 21—47 mm longa, 11—21 mm lata, utrinque dentibus ca. 14 porrectis argute dentata, ad basın integra; folia superiora petiolo quam folium dimidio breviore etiam brevius petiolata: foliola angustiora, oblonga, 18—46 mm longa, 6—12 mm lata, juniora subtus pilosa. Pedunculus sub anthesi paulo longior quam folium. Racemi floriferi densissimi, eapituliformes, globosi, 10—12 mm diam., 25—42-flori. Bracteae e basi subdilatata filiformes, pedicellis aequilongae vel duplo longiores. Pedicelli floriferi brevissimi, 0,5—1 mm longi, suberecti, tenues, pilosi. Flores valde conferti, erecto-patentes, 5,5—6,5 mm longi. Calyx totus 3 mm longus, pilosulus: tubus ventricoso-campa- nulatus, 5-nervis, subhyalinus, postea membranaceo-scariosus, albidus; dentes subaequales, e basi latiore subulati, tubo subaequilongi, virides. Petala calycem duplo superantia, tenera, decidua, pallide coerulea, obscurius tenuiter venosa; vexillum alis manifeste longius, replicatum, explanatum latiuscule oblongum, apice profundiuseule exeisum, ad basin cuneato-angustatum; alae supra unguiculum carinae adhaerentes, oblongae, ad apicem parum dilatatae, apice ipso obtusae, unguiculo tenui quam limbum perpaulo longiore praeditae; carina apice obtusa, unguiculo ad basin disjuncto limbo aequilongo munita. Stamina 9 ad °/, longit. in tubum angustum eonnata, 10. liberum tubo adhaerens: filamenta filiformia; antherae minutissimae, 0,25 mm longae, oblongae. Ascherson, Festschrift. 12 178 0. E. Scuurz Ovarium sub anthesi lanceolatum, in stylum 3-plo longiorem parum incurvatum stamina vix superantem attenuatum, basi breviter stipitatum, 2—4-ovulatum, pilis ereetis parce pilosum vel glabrum: stiema minutum, oblique depresso-capitatum, stylo aequilatum. Peduneuli fructiferi elongati, folium duplo superantes. Pedicelli fruetiferi inerassati, glabri, 1 mm longi. Racemus fructifer ambitu ovalis, densissimus, 12—15 mm longus. Legumina parvula, superiora erecta, media horizontalia, infe- riora plerumque recurvata, non decidua, rhomboideo-obovata, inflata, 45 mm longa, 3 mm lata, 2,5 mm crassa, ergo parum compressa, apice basi styli indurata a sutura ventrali recurvata igitur oblique abeunte in rostrum tenue ad apicem subulato-attenuatum rectius- culum 1,5—2 mm longum subito contraeta, cum rostro tubum caly- einum triplo superantia, 1—3-sperma, dilute brunea; sutura ventralis carinata, dehiscens, sutura dorsalis parum elevata; pericarpium papyraceum, nervis longitudinalibus utrinque ca. 6 hine illine anasto- mosantibus tenuisculis nervosum. Semina pleurorrhiza, 2 mm longa, 1,5 mm lata, 1 mm crassa, breviter obovata, sordide brunea vel dilute brunea, non nitentia, minutissime tuberculata: radicula cotyledonibus paulo brevior et subdistans; endospermium parcum; funiculus brevissimus, 0,5 mm longus, linearis. Trigonella ceoerulea Ser. in DC. Prodr. II (1825) p. 181. Trifolium Meltlotus eoeruleus L. Spec. Plant. 1. ed. II (1753) p. 764. Trifoliastrum coeruleum Moench Meth. (1794) p. 123. Melilotus coeruleus Desr. in Lam. Encyel. IV (1796) p. 62. Trifohum coeruleum Willd.! Spec. Plant. III, 2 (1800) p. 1352. Mehlotus connatus Bernh.! in Rehb. Pl. Orit. IV (1826) p. 35; Fl. (serm. Exeurs. p. 500 — monstr. foliolis ultra medium usque connatis! Melilotus coeruleus Desr, a. densiflorus Neilr. Nachtr. Fl. Wien (1851) p. 309, (rammocarpus eoeruleus Schur Enum. Pl. Transsilv. (1866) p. 152. Tehosma coerulea Alefeld Landw. Fl. (1866) p. 72, pro parte. Teliosma coerulea satiwa Alefeld 1. c. y- 18, Tehs coerulea OÖ. Kuntze Rev. Gen. I (1891) p. 209. Trigonella melilotus ceoerulea Aschers. et Graebn. Fl. Nordostd. Klachl. (1898—99) p. 434. leones: Brackwern Cur. Herb. II (1739) tab. 284. (saerTn. Fruct. (1791) tab. 153. Über Trigonella eoerulea (L.) Ser. und ihre Verwandten. 179 Prexck Ic. Pl. Medic. VI (1794) tab. 568. Lau. Illustr. (1800) tab. 613 fig. 3. Sturu Flora IV, 15 (1804). Currıs Bot. Magaz. 1. Ser. (1822) tab. 2283. L. Reıcnens. Pl. Crit. IV (1826) tab. 343 fig. 524. SCHLECHTEND. Fl. Deutschl. XXIII (1841—64) tab. 2364. L. et G. Reıcheng. Deutschl. Fl. XXII (1870) tab. 2103 fig. 1—3. Flor. m. Maj.-Jul. — Habit. in arvis et inter frutices. Loci: Hungaria ad Neusiedler See: Bırımer (H.Z.), v. LEITHNER n. 1029, Rauschen (H. B.). Bessarabia: K. Koch (H. B.). — Prae- terea saepe culta vel subspontanea. Area geogr.: Hungaria oceid., Rossia centralis et australis, Uaucasus. 2. Trigonella procumbens (Bess.) Rchb. a praecedente diitert notis sequentibus: Planta -- multicaulis. Caulis adscendens vel subereetus, inferne ramis numerosis e basi procumbente adscenden- tibus cauli —+ aequilongis interdum rursus ramulosis ramosus. Stipulae superiores saepe basi integrae. Foliola angustiora, argutius dentata, ea foliorum inferiorum obovata, superiorum anguste oblonga vel sublinearia, haece 13—830 mm longa, 3—8,5 mm lata. Racemi floriferi densi, subglobosi vel ovati, 9—10 mm diam., 12—32-flori, post anthesin cito elongati, oblongi, laxiusculi. Flores albido- coerulei, remotiusenli, 5,5 —’7 mm longi. Tubus et dentes calyeis paulo breviores. Ovarium plerumque elabrum. Racemus fructifer ambitu oblongus, 15—30 mm longus, laxiuseulus. Legumina cum rostro tubum calyeinum quadruplo superantia, omnia erecto-patentia, angustiora et magis compressa, ovata, 3—4,5 mm longa, 1,5—2,5 mm lata, 15—2 mm crassa, ad apicem in rostrum paulo longius 2—2,5 mm longum magis recurvatum paulatim exeuntia: nervi pericarpii crassiores, densiores. Semina plane congrua. Trigonella procumbens Rehb. Pl. Orit. IV (1826) p. 35. Melilotus coeruleus Baumgarten Enum. Stirp. Transsilv. IL (1816) p. 368 et nonnull. aut. — non Desr. Melilotus procumbens Besser Enum. Plant. (1822) p. 30. Trigonella Besseriana Ser. in DC. Prodr. II (1825) p. 181. Melilotus coeruleus Desr. var. procumbens Spreng. Syst. Veget. III (1826) p. 206. Melilotus coeruleus Desr. var. laxiflorus Rochel Plant. Banat. Rar, (1828) p. 51. 12* 180 OÖ. E. ScHuLz Melilotus laxiflorus Frivaldszky ap. Heuffel in Verh. Zool.-Bot. Gesellsch. Wien VIII (1858) p. 88. Melilotus laxiflorus Kit. in Linnaea XXXII (1863) p. 615. Grammocarpus procumbens Schur Sert. n. 704 ex Enum. Pl. Trans- silv. (1866) p. 152. | Teliosma coerulea Alefeld Landw. Flor. (1866) p. 72, pro parte. Teliosma coerulea deeumbens Alefeld 1. c. Trigonella eoerulea Ser. var. Besseriana Tyautv. in Act. Hort. Petro- pol. IV (1876) p. 125. Trifoliastrum procumbens Beck in Sched. ex Fl. Nied.-Östr. I (1892) p. 541. Melilotus laxiflorus Frivaldszky Herb. Rumel. — nomen nudum ex Griseb. Spieil. Fl. Rumel. Bithyn. I (1843) p. 39. lcones: L. Reıcnexe. Pl. Crit. IV (1826) tab. 344 fig. 525. Rochen Pl. Banat. Rar. (1828) tab. 14 fie. 31. L. er G. Reıchexng. Deutschl. Fl. XXI (1870) tab. 2108 fig. 3. Smilkita nom. vern. Serb. ex Grisep., Molotru vel Sulfina Rum. ex (FRECESCU. Flor. m. April-Jul. — Habit. in graminosis, pratis subhumidis, subsalsis, cultis, inter segetes, ad vias. Loci: Hungaria prope Oedenburg: Bınıner (H. B.), ad Neu- siedler See: Prexpter (H. B.), prope Pesth: J. Bayer (H. Z.) et Noü n. 187 (H. B.), ad fluv. Holt-Körös prope pagum Vesztö: BorBas (H. B.). Transsilvania prope Hermannstadt ad Reissen: AxprÄ n. 218 (H. B.). Bosnia prope Serajevo: Brau n. 1600 (H. B.). Serbia prope Belgrad: Borsmürzer (H. B., H.V.), prope Alexinac in colle Logoriste: IrıC (H. B.), prope Nisch: Prrrovic in F. SchuLtz hb. norm. n. 1958 (H. B.). Macedonia prope Saloniki: ex ABDURR Napsı Geoer. Botanique de l’Empire Ottoman 1892. Bulgaria: D’UrvırLe ded. 1821 (H. B.), ad Elenski Balkan: J. STAMBULIEW (H. V.), prope Sofia: Skorrın (H. V.), prope Kostinbrod: VELENXoVsKY (H.V.), prope Philippopel: Pıcnter n. 110 (H.V.), prope Burgas: JapLoxowskt (H.V.), prope Sumen: Urunow n. 437 (H.V.). Rumania in Dobrudscha prope Tulscha ad Malkodz: Sıwrexis fratr. (H. B.). kossia australis prope Odessa: D’Urvırıe ded. 1821 (H. B.); Tauria prope Karasubasar in deelivibus montis cretacei Akkaja: CALLIER n.575 (H. B.). Asia minor in Phrygia prope Uschak, 1000 m alt.: Baransa (H. B.). — Praeterea saepe advent. Über Trigonella eoerulea (L.) Ser. uud ihre Verwandten. 181 Area geogr.: Hungaria, Transsilvania, Bosnia, Serbia, Mace- donia, Bulgaria, Rumania, Rossia australis, Cis- et Transcaucasia, Anatolia borealis. Variat: B. var. remotiflora O. E. Schulz. Racemus laxissimus, florifer oblongus, 2,5 em longus, fructifer elongatus, — 4,5 em longus. Flores et fructus, praesertim imi, remoti. Loei: Bulgaria prope Philippopel: Pıcazer (H. B.). — Germania septentr. prope Berlin ad Köpenick 1894 advent.: R. et OÖ. E. ScHuLz (41253) I. f. valıda ©. E. Schulz. Caulis erassissimus, 4—6 mm diam. Foliola foliorum superiorum latiora, elliptica, 31--32 mm longa, 14—15 mm lata. Fere habitum Trig. coeruleae ostendit. Loci: Serbia prope Pirot in pratis: Anamovic (H.V.).. — In Horto Berol. cult. 1844 (H. B.). 3. Trigonella capitata Boiss. a Tr. procumbente, euius habitum possidet, his caracteribus recedit: Foliola foliorum superiorum ple- rumque angustiora et minora, sublinearia, plerumque 16—24 mm longa, 2,5—4,5 mm lata. Pedunculus florifer folium duplo superans. Racemus florifer densissimus, globosus, ut in Tr. coerulea, sed minor, tantum 8—9 mm diam. Flores minores, 4—4,5 mm longi, congesti. Tubus calyeinus paulo brevior. Ovarium 2-ovulatum, pilosum. Pedunculus fructifer longissimus, folio 3—3'/,-plo longior. Racemus fructifer etiam globosus, densissimus, florifero aequimagnus. Legumina minora, dentes calycinos parum superantia, subglobosa, 2,5 mm longa, 2 mm lata, 1,5 mm crassa, obsolete nervosa, in rostrum brevissimum, 0,5 mm longum subito contracta, monosperma. Semina minora, 1,5 mm longa, 1 mm lata, 0,5 mm crassa, ovata, viridulo-brunea. Trigonella capitata Boiss.! Diagn. 1. Ser. II (1843) p. 17; Fl. Orient. II p. 68. Flor. m. Jun.-Jul. — Habit. in humidis, ad rivulos. Loei: Lydia interior prope Pambuk kalessi, Hierapolim veterum, ad aquas: Boıssıer (H. B.). Lycia prope Elmalu: Pic#ter n. 175 (H. B.). Cappadocia ad Euphratem superiorem: AucHer n. 1161 ex Boiss. l. ec. Prov. Transcaucasica Karabagh: Szovırs n. 240 (H. B.). Area geogr.: Lydia, Lycia, Uappadocia, Transcaucasia. RVE Ligustrum Sect. Ibota E. Kosnuxe-Friedenau-Berlin. Decamsse teilte 1879 die Gattung Ligustrum in 4 Sektionen, wovon die erste durch die in der Weise der meisten Syringa-Arten verlängerte Blumenkronenröhre gekennzeichnet wird. Namen hat er seinen Sektionen nicht erteilt, es wird aber zweckmäßig sein, seiner ersten Sektion die Bezeichnung /bota beizulegen, nach der japanischen Benennung (Ibota-noki) einer ihrer häufigsten Arten. Die Aberenzung dieser Gruppe gegenüber den übrigen ist recht scharf. Nur noch bei ZL. japonicum kommen in Japan zuweilen auf- fallend lange Kronenröhren vor; da dann aber die Staubbeutel gleichzeitig länger und schmaler sind als sonst bei ZL. japonicum, während die Blätter die schon zur Blütezeit steif lederartige Be- schaffenheit dieser Art beibehalten, so darf vielleicht die Vermutung ausgesprochen werden, dab solche Formen als Bastarde von ZL. japo- nicum und L. ovalıfolhum zu deuten seien. In der Auffassung der Arten hat sich nach und nach einige Verwirrung in die Litteratur eingeschlichen, sodaß ich behufs Auf- klärung der bei uns kultivierten Formen das Bedürfnis empfand, eine Revision der ganzen Gruppe vorzunehmen. Die nötigen sicheren Grundlagen standen mir dadurch zu gebote, dab mir das wichtirste Material aus dem Leidener Museum durch die Gefällig- keit des Herrn J. GorrHmArT und aus dem Münchener Herbar durch die Güte des Herrn Professor RADLKOFER zugesandt wurde, während mir Herr Poıssox aus Paris genügende Proben des L. medium Fr, et Sav. freundlichst übermittelte. Diesen Herren sage ich für die freundliche Förderung meiner Arbeit den verbindlichsten Dank. Ligustrum Sect. Ibota. 183 Die häufigste und am weitesten verbreitete Art, schon von KaEMmPFER als /butta erwähnt, wurde 1784 von THungBERG!) für L. vulgare L. angesehen, das aber in ganz Ostasien fehlt. Erst 1830 erhielt diese Art von Sırsorp den Namen Z. /bota. Weniger verbreitet ist die zweite, 1844 von HasskArn auf- gestellte Art Z. ovalıfolium. Schon 1846 wurde Verwirrung in die Benennung der Arten dadurch gebracht, dab Zuccarımı dem Z. Ibota Sieb. den neuen Namen L. obtusifolıum S. et Z. beilegte, während er unter Z. Ibot«a S. et Z. eine ganz andere Pflanze verstand als SIEBOLD. Dieser letzteren gab Brume den schon von SresonLp ihr gegebenen, aber nicht veröffentlichten Namen ZL. ciliatum; seine Kennzeichnung dieser Art ist durchaus treffend, aber seine Var. 3. spathulatum gehört zu L. Ibota, seine Var. y. heterophyllum zu L. ovalifolium. Das L. Ibota stellte Brume übrigens im SızrBoup’schen Sinne wieder her und fügte folgerecht als Synonym das ZL. obtusi- folium S. et Z. hinzu. Die drei zugehörigen Varietäten, angusti- folhum Bl., obovatum Bl. und velutinum Bl. kann ich nicht an- erkennen, da ihre Merkmale, wie kultivierte Sträucher mich belehrt haben, an einem und demselben Strauche auftreten können. Leider hat nun Brune den Erfolg seiner Diagnosen dadurch beeinträchtigt und viele Versehen seiner Nachfolger dadurch verursacht, daß er die Etikettierung seiner Exemplare nicht mit voller Sorgfalt durchführte. So liegt im Berliner Herbar ein von seiner Hand als ZL. cılatum bezeichneter kleiner Blütenzweig von Z. eıliatum nebst einem Laub- zweige von ZL. Ibota Sieb., und von seinem ZL. Ibota var. obovatum Bl. gehört ein Exemplar im Leidener Herbar zu ZL. Ibota, ein zweites im Berliner Herbar jedoch zu Z. ovalifolium Habk. Auch viele andere Exemplare sind mit falscher Bestimmung von ihm versehen worden. Die Hasskarr'sche Art verkannte Brumz über- haupt auch noch in anderer Weise vollständig, da er sie als Varietät zu dem ganz verschiedenen und in eine andere Sektion gehörigen L. japonicum Thunb. stellte; bei dieser Verwechselung ist es nicht zu verwundern, daß ins Berliner Herbar, auf demselben Spannbogen vereinigt, Zweige von L. ovalifolıum und ein Zweig von L. Ibota übergegangen sind mit der gemeinsamen Benennung L. japonicum var. ovalifolium von Brume’s Hand. Auch ein Bogen im Leidener !) Die Citate finden sich weiter unten bei den Beschreibungen der ein- zelnen Arten. 184 E. Korte Herbar, auf dem drei Exemplare von ZL. ovalıfolium mit einem von L. Ibota unter der letzteren Benennung vereinigt sind, mub BLumE vorgeleren haben. Noch zahlreiche andere Exemplare derselben Art hat er falsch benannt, wie er andererseits auch solche des echten L. japonicum irriger Weise zu seinem L. japontcum var, ovalifolium 208. Zur Sect. Ibota trat dann 1852 L. Massalongianum Vis. neu hin- zu, darauf 1861 L. amurense (arr. Migver nennt 1866 als japanische Arten aus derselben Section nur L. Ibota Sieb. und L. eiliatum Bl. und stellt ZL. ovalifoltum als Varietät zu ZL. japonticum, folgt also ganz und gar BrLune. Kart, Koch aber stellte 1872 das ZL. ovalıfohum Habk. wieder her, obgleich er auffallender Weise die Unterscheidung dieser Art von L. japonicum im Herbar für bisweilen sehr schwierig und selbst unmöglich erklärt. Den Namen ZL. Ibota Sieb. datierte er leider von 1851 statt von 1830 und zog ihm deshalb den Namen L. obtusifolium S. et Z. von 1846 vor, was auf mehrere, spätere Autoren von schädlichem Einfluß gewesen ist. Dem entsprechend stellte er den Namen Z. eiliatum Bl. zu gunsten des Z. Ibota S. et Z. (non Sieb.) zurück. Das 11 Jahre früher veröffentlichte Z. amurense Carr. ist ihm entgangen. Decassse hat 1878') das Z. ovalifolium Habk. ebenfalls als Art anerkannt. Dab er aber Z/. reticulatum Bl. als Synonym hinzu- fügte, war ein Fehler. Schon allein Buume’s Angabe „petiolis 4—7 lin.“ zeigt im Verein mit den übrigen Merkmalen, daß das L. reticulatum nur eine Syringa sein kann, was übrigens schon FrancHher und SAvATIER richtig erkannt haben. Nach einem sterilen Zweig im Leidener Herbar ist es 5. japonica Deene. Außerdem finden sich bei Drcaısye das L. Massalongianum, die neue Art L. Tschonoski, endlich das L. /bota Sieb., letzteres aber vereinigt er ohne weiteres mit L. /bota S. et Z., d.h. mit L. eılia- tum Bl. und führt letzteres nur als Varietät auf, woraus hervorgeht, dab er das Z. erliatım unmöglich genau gekannt haben kann. jesser wurde ZL. I/bota von FrancHher und SAvATıEr be- handelt, die die ihnen bekannten japanischen Arten schon 1875 aufzählen, aber erst 1879 im zweiten Bande ihrer Enumeratio fl. jap. eingehender beschreiben. Hier wird das L. Ibota Sieb. wieder richtig benannt und gekennzeichnet, mit dem richtigen Synonym , Man pflegt 1879 zu eitieren. Das mir vorliegende Heft der Nouv. Arch. du Mus. d’hist. nat. de Paris 2. ser. I. trägt aber nur das Datum 1878. Ligustrum Sect: Ibota. 185 L. obtusifolium S. et Z Auch der Name ZL. crhatum Bl. wird wieder hergestellt, aber, besonders in Betreff des Blütenstandes, so charakterisiert, daß man annehmen muß, sie haben die echte Brune'sche Art nicht gekannt oder doch andere ihnen vorliegende Formen mit hineinbezogen. Das ZL. ovalifolıum Haßk. haben sie offenbar nicht gekannt, auch wohl aus der Litteratur hinsichtlich dieser Species falsche Schlüsse gezogen. Jedenfalls glaubten sie sich berechtigt, Exemplare, die hierher gehören, für eine neue Art anzusehen und als ZL. medium zu beschreiben. Dieser Name tritt also zu den Synonymen des ZL. ovalifolium. Das L. Tschonoskiv wird von FrancHEr und SavarTıEr nicht genannt. Das Jahr 1889 bringt wieder eine neue, und zwar höchst aus- gezeichnete Art, das L. Henryi von Heustey, der außerdem aus China noch L. /bota erwähnt; von seinen Synonymen sind aber zu streichen und als eigene Arten abzutrennen Z. amurense Carr. und L. eiliatum Bl. Ob alle chinesischen, von ihm hierher gezogenen Exemplare wirklich zu L. Ibota gehören, vermag ich nieht zu be- urteilen. Eins seiner Exemplare, welches ich sah, ist eine neue Art, L. acutissimum, ein anderes, von Fortune gesammeltes, gehört allerdings zu Z. /bota Sieb. In demselben Jahre behandelt Dirrer die bei uns kultivierten Arten. L. ovalifolium fabt er richtig auf, nur dab er DecaisneE’s Irrtum betreffs des vermeintlichen Synonyms 2. retieulatum Bl. wiederholt. Den Namen ZL. obtusifolium S. et Z. 1846 behält er bei, indem er mit Kar Koch das 2. Ibota Sieb. irrig von 1851 datiert und deshalb diesen Namen vermeidet; im übrigen kenn- zeichnet er die Art richtie. Dagegen bezieht sich sein Z. Ibota „S. et Z.* auf nicht weniger als 4 verschiedene Formen. Wirklich zu L. Ibota S. et Z., d.h. also zu L. eiliatum Bl., gehört nur als einfaches Synonym sein ZL. Ibota var. a. cıliatum. Seine Var. b. nennt er obovatum Bl. und hält für identisch damit ein ZL. Regelianum Lemoine. Letzteres ist aber eine gut charakterisierte, äußerlich dem L. Ibota Sieb. sehr ähnliche, eigene Art, die weiter unten von mir als solche beschrieben wird. Der Name var. obovatum Bl. gehört dagegen nicht zu Regelianum, auch nicht zu L. Ibota S. et Z., sondern zu L. Ibota Sieb., hätte also bei Dirren unter L. obtusı- folium S. et Z. seinen Platz finden müssen (abgesehen davon, dab Blume unter L. Ibota Sieb. var. .obovatum auch Exemplare von L. ovalifolium verteilt hat). Was endlich die von Dirrer als typisches Z. Ibota S. et Z. betrachtete Form anbetrifit, so ist diese 186 E. KoEHnE das von ihm als Synonym dazu eitierte Z. amurense Uarr., dessen Blütenstand er jedoch nichts weniger als charakteristisch abbildet. Zum Überfluß ist diese Art dem L. Ibota 8. et Z. — eiliatum Bl. sehr wenig ähnlich, viel ähnlicher dem ZL. obtusifolium, bei dem Dirper sie mit mehr Recht hätte unterbringen können. Also um- faßt Dirper’s ZL. Ibota „S. et Z.* 1. L. amurense Carr., 2. L. ciliatum Blume, 3. L. Regelianum lLemoine, 4. den zu L. Ibota Sieb. (non S. et Z.) gehörigen Namen Z. Ibota var. obovatum Blume. Von den Arten, die ich selbst 1893 aufgeführt habe, ist das L. ovalifolium Haßk. richtig unterschieden. Dagegen hätte ich statt des Namens Z. I/bota S. et Z. den Namen ZL. eıliatum Bl. an- wenden müssen; im übrigen ist der Name wenigstens mit den hinzugefügten Autoren richtig, und die Art ist richtig abgegrenzt. Das L. obtusifolium S. et Z. hätte ich Z. /bota Sieb. nennen müssen; die Beschreibung ist zutreffend, weil nach japanischen Exemplaren entworfen. Trotzdem ist in meiner Abgrenzung der Art ein Fehler verborgen, weil ich das in unseren Kulturen vorhandene Z. amurense für dasselbe hielt, ohne zu bemerken, dab es im Blütenstande und im Wnehs abweicht. Der Fehler machte sich geltend, als ich 1896 in meinem Herbarium dendrologieum das L. amurense unter dem unnötigen neuen Namen L. obtusifolium var. dubium herausgab und kurz kennzeichnete. Das zu ZL. ovalıfolium gehörige L. medium Fr. et Sav. erwähnte ich nur als mir unbekannt, während dieser Name von Dirreu nicht aufgeführt worden ist. Endlich hat Reuper 1899 einige Arten der /bota-Gruppe ki behandelt und im ganzen zutreffend unterschieden. Aber auch er hat damals dem ZL. Ibota S. et Z. wiederum vor L. eıliatum, und dem L. obtusifolium S. et Z. vor dem älteren ZL. /bota Sieb. den Vorzug segreben. Sein L. amurense Carr. ist richtig aufgefaßt, jedoch deckt sich mein L. obtusifolium nicht, wie er meint, mit Z. amurense, sondern es ist, wie oben gesagt, das echte L. oöotusifoltum, mit stillschweigender, aber irriger Einbeziehung des L. amurense. Zu L,. ovalifolium bemerkt Renner, dab diesem das L. medium Fr. et Sav. sehr nahe stehe, wenn nicht damit zusammenfalle. Wie oben bemerkt, ist letzteres in der Tat der Fall. Dab die von Sargent als Z. medium Arnold Arbor. verbreitete Pflanze nicht richtige bestimmt ist, hat Renner erkannt. Wenn er sie aber zu L. eiliatum Bl. zieht, so kann ich dem nicht beistimmen; ich beschreibe sie unten als L. acuminatum n.sp. Einige Jahre später erkannte Renper die Priorität des Namens 2. I/bota Sieb. vor Ligustrum Sect. Ibota. 187 L. Ibota S. et Z. und kam demgemäß zu einer richtigen Nomen- klatur für Z. Ibota Sieb. und Z. eiliatum Bl., ohne seine Art- auffassung zu ändern (in Baıuey, Üyel. Amer. Hert. 2. 912). Auch 1903 (in SARGENT, Trees a. Shrubs 3. 141) behielt er die richtige Nomenklatur bei, zog aber zu ZL. ciliatum als Synonym das nicht dazu gehörige, sondern mit Z. /bota ganz nahe verwandte und vielleicht damit zu vereinigende ZL. Tschonoskii; außerdem stellt die Abbildung, die er auf Taf. 71 giebt, gar nicht das L. eiliatum Bl., sondern meine eben erwähnte neue Art ZL. acuminatum dar. Eine weitere neue Art, L. macrocarpum, ist eine Pflanze, die ich bei Späth als L. medium von Lrvavasseur vorfand. Endlich lag mir noch eine sehr charakteristische neue Art aus China vor, die ich L. Prattii nenne. Demnach steigt der Bestand der zur Sect. /bota gehörigen Arten zur Zeit auf 12, nämlich L. Ibota Sieb. 1830, ‚Japan, Korea, China (sicher in Tschifu und Fukian), Sachalin ? . ovalifoium Haßbk. 1544, Japan. . caliatum Bl. 1850, Japan, Sachalin ? . Massalongianum Vis. 1852, Ost-Bengalen, Khasia, Nilgherries? amurense Carr. 1861, Amurgebiet?, Sachalin ? . Tschonoskri Decene. 1878, Japan. . Henryi Hemsl. 1889, China. . aeutissimum Koehne 1904, China. . Prattiv Koehne 1904, China. . aeuminatıım Koehne 1904, Heimat unbekannt, wahrschein- fich ‚Japan. L. macrocarpum Koehne 1904, Heimat unbekannt, wahrschein- lich ‚Japan. L. Regelianum hort. Siebold, deser. Koehne 1904, Japan. Es findet sich also in Ostindien nur L. Massalongtanum;, dab die von Dercassne zu dieser Art gerechneten Exemplare aus den Nilgherries wirklich dazu gehören, wird von Hrmstey bezweifelt. China bewohnen ZL. Henryi, L. Prattiv und L. acutıssimum, sowie höchst wahrscheinlich auch Z. /bota. L. amurense, mir nur in Kultur bekannt, wächst nach Carrıkre vermutlich im Amurgebiet. Auf Sachalin schließen sich dann an 2. eiltatum und vielleicht ent- weder L. Ibota oder L. amurense: die betreffenden, mir nur in un- vollkommenem Material vorliegenden Exemplare sind nicht mit Sicherheit bestimmbar. Auf Korea und im zugehörigen Archipel SiSOSuSH ee 188 E. KoEnHse wächst dagegen sicher ZL. /bota, das dann nebst ZL. ceiliatum in ‚Japan seine Hauptverbreitung hat, neben den bis jetzt rein japani- schen L. ovalifolium, L. Regelianum und L. Tschonoskti. Die zwei Arten unbekannter Heimat wachsen sicher ebenfalls in Ostasien. Was die Unterscheidung der Arten anbetrifit, so wird sie durch den Umstand erschwert, dab die Merkmale teils verhältnis- mäßig gerinefügig, teils recht veränderlich sind. Es kommen hauptsächlich in Betracht: 1. Die Blattform, bei der besonders zwei Grundformen zu unter- scheiden sind, die eine mit rhombischem Charakter, oft höchst charak- teristisch und beständig, die andere mit abgerundetem und mehr oder weniger deutlich von einem Stachelspitzchen gekrönten Ende. 2. Die Kahlheit der Blätter, oft völlig beständig, oder der Charakter ihrer Behaarung, leider oft an einem und demselben Strauch ungemein wechselnd. 3. Die Art der Zweigbehaarung, ebenfalls oft recht unbeständig. 4. Die Form der Rispen, meist, wenn typisch ausgebildet, höchst charakteristisch, aber durch das häufige Auftreten einerseits schwäch- licher, andererseits besonders kräftiger, ausnahmsweise das Ende von Langtrieben abschließender Rispen der Beurteilung Schwierig- keiten bietend und Vorsicht erfordernd. 5. Die Behaarung der Rispen an der Hauptachse und den Seitenästchen, manchmal jedoch in ihrem Charakter, selbst längs eines und desselben Zweiges, recht schwankend. 6. Die Behaarung der Blütenstiele und Kelche; die der ersteren ist weit beständiger, bei den letzteren kommt es vor, dab sie in ihrem oberen Teile oder auch ganz und gar kahl werden, während die Behaarung der Blütenstiele bestehen bleibt. Alle möglichen (srade der Kelchbehaarunge bis zur Kahlheit können wiederum an demselben Strauche auftreten. Bei manchen Arten, wo die Rispe dicht behaarte Haupt- und Seitenachsen zeigt, können dennoch die Kinzelblütenstiele nebst den Kelchen völlig kahl sein. 7. Die Länge der Blütenstiele, die zwar sich in sehr engen (Grenzen hält, aber doch für die einzelnen Arten ziemlich kon- stant bleibt. 8. Die Form der Antheren, die bei 2 Arten kurz und breit, bei allen übrigen länger und schmaler sind. 9. Die Länge der stets etwa in der Rückenmitte der Antheren angehefteten Staubfäden. Diese erreichen meist das untere Ende des Staubbeutels nicht, nur bei zwei Arten ragen sie darüber Ligustrum Seet. Ibota. 189 etwas hinweg, sodaß der Beutel durch die Fäden etwas empor- gehoben erscheint. 10. Die Höhe, bis zu welcher die Antheren aus der Kronen- röhre hervorragen. Sie ist meist recht konstant, indem bei einigen Arten die Staubbeutel die Mitte der Kronenabschnitte erreichen, bei anderen nahezu oder ganz die Spitze, während sie nur bei einer Art etwas darüber hinwegreichen. 11. Die Frucht, die, wo sie bereits bekannt ist, stets eine vollkommen charakteristische, nur in sehr engen Grenzen wechselnde (sröße, sowie eine charakteristische Form zeigt. Letztere ist meist kugelig, bei L. amurense, L. acuminatum und L. macrocarpum aber deutlich oval, bei ZL. Henryi schief keulig-oval. Der Regel nach scheint sich nur 1 Same auszubilden, wenigstens fand ich bisher 2 Samen nur ausnahmsweise Die kleinsten Früchte hat, soweit bis jetzt bekannt, L. Begelianum (4—5 mm dick), die größten L. macrocarpum 10—13 mm lang, 8—9 mm dick). Von so gut wie gar keinem diagnostischen Werte sind da- gegen die Form der Zweige (anfangs stets angedeutet +seitig), die Ausbildung der Rindenhöckerchen, die Beschaffenheit der Achsel- knospen, die Länge der Blattstiele (meist I—3 mm, selten bis 6 mm), die Aderung und die Konsistenz der Blätter (letztere nur hie und da etwas charakteristisch), die Größe und die bei allen Arten äußerst schwankende Bezahnung des Kelches, die Größe und Form der Blumenkrone und ihrer Abschnitte. Sect. Ibota m. Corolla (5—) 7—9 mm, interd. ad 11 mm longa, tubo duplam loborum longitudinem aequante v. paullo superante. — Rami juveniles initio leviter 4-anguli, mox teretes. (semmae parvae, squamis obtectae. Petioli 1—3 mm longi, in innovationibus interdum ad 6 mm accres- centes. Corolla circa 7—11 mm, in ZL. Massalongiano nonnisi 5 mm longa. Stamina corollae sinubus v. paullo inferius inserta. Stylus semper staminibus multo brevior, 'nunc antherarum basin paullo superans v. attingens v. (in eadem specie) manifeste brevior. Fructus niger, in ZL. amurensi subpruinosus. Clavis specierum. NB.! Paniculae nonnisi normales comparandae sunt. Occurrunt enim interdum paniculae quae innovationes validas terminant robustis- 190 E. Koruse simae, normalibus pluries majores. Praeterea paniculae insolito debiles caute judicandae. A. Folia nee linearia nec lanceolato-linearia. a) Antherae breves lataeque, longitudine latitudinem duplam haud v. vix aequante. Paniculae coarctatae. Species divaricato-ramosissimae. a) Pedicelli peculiares calycesque glaberrimi (sed paniculae axes ceteri pilosi).. Folia sensim longeque subacu- minata v. angustata, acutissima. (Fructus ignotus). Fig. 14, p. 193 1. L. acutissimum. Pedicelli calycesque dense patentimque hirti. Folia ramulorum florentium cuneato-oblonga, obtusa V. rotundata saepeque mucronata. Fructus globosus, "To 4—5 mm diam. Fig.1B, p. 193. 2. L. Regeliamum. b) Antherae angustiores, longitudine Jatitudinem duplam superante. a) Folia saltem subtus in costa pilosa v. margine cilio- lata; quando glaberrima sunt, simul pedicelli calycesque pilosi. I. Rami ramulique divaricati v. patentes, Paniculae normales subeylindraceae v. raro subpyramidales, coarctatae v. raro paullo laxiores, 1,5—4 cm Vv. raro ad 5 cm longae, 1,5—2 cm v. raro ad 2,5 cm latae. Fructus globosus v. subglobosus, eire. 8 mm diam. 1. Pedicelli calycesque dense velutini v. hirtelli, v. raro calyces superne v. toti glaberrimi. Fig. 24, p. 197. 3. L. Ibota, 2. Pedicelli calycesque glaberrimi. Fig. 2.2, p. 197, 4. L. Tschonoskit. II. Rami ramulique erecti v. raro (Nr. 7) subexpansi. Fructus manifeste ovalis. l. Antherae lobos medios vix aequantes v. vix SU- perantes, filamentorum insertionem deorsum su- perantes. *) Folia haud manifeste rhomboidea. Paniculae normales manifeste pyramidales laxiusculae, 3—5 cm longae, 2,5—3,5 cm latae. Pedicelli velutini v. raro glaberrimi. Calyces plerumque glaberrimi v.raro velutini. Fructus 6—8,5 mm Ligustrum Sect. Ibota. 191 longus 5—6 mm diam. subpruinosus. Fig. 20, pP: 19% 5. L. amurense. ERER) Folia omnia manifeste rhomboidea, acuta v. subacuminata. Paniculae insolito pauciflorae parvae, 1—-1,5 cm longae, saepe ad racemos simplices reductae. Pedicelli calycesque gla- berrimi. Fructus 6,5—8 mm longus, 5—6 mm diam. haud pruinosus. Fig. 2D, p. 197. 6. L. eiliatum. . Antherae lobos aequantes v. paullo superantes, filamentorum insertionem deorsum haud attin- gentes. Pedicelli calycesque glaberrimi. *) Subexpansum. Antherae lobos aequantes. Fructus 7—8 mm longus, 5—6 mm diam. Paniculae sublaxae 2—5 cm longae, 1,5—2,5 cm latae. Fig. 3A, p. 202. /, L. acuminatum. ”*) Erectum. Antherae lobos paullo superantes. Fructus 10—13 mm longus, 8-9 mm diam. Paniculae normales plerumque coarctatae sub- cylindraceae v. rarius pyramidales, 3,5—6 cm longae, 2—2,5 cm latae. Fig. 3, p. 202. 9. L. macrocarpum. 3) Folia ex toto glaberrima, pedicelli calycesque glaber- rimi (sed paniculae axes ceteri interdum pilosi). Plantae subsempervirentes v. sempervirentes, I. Folia parva (ad 40 mm longa), in apicem obtusis- simum subacuminato-producta. 1. Paniculae parvae coarctatae, 1,5—3,5 cm longae efoliatae, in ramulis 4—15 cm longis, folia 4—8 v.ad 12 gerentibus terminales. Antherae lobos paene aequantes. Fructus oblique clavato- oblongus, circa 8,5 mm Jlongus 4 mm diam. Fig. 4A, p. 204. 9, L. Henryi. Paniculae majores laxe pyramidales, 2—4,5 cm longae inferne foliis interruptae, in ramulis bre- vissimis, infra paniculam folia 2 v. rarius 4 ge- rentibus terminales. Antherae lobis paullo breviores. (Fructus ignotus.) Fig. 4, p. 204. 410, Js Frattit, 192 E. KoEHseE II. Folia majora, ad 70 mm longa, ovali-rhomboidea acuta. Paniculae majusculae laxe pyramidales, 3,5—1l1 em longae. Antherae lobos superantes. Fructus elobosus, eirc. 5—8 mm diam. Fig. 4(, p. 204. 11. L. ovalifolıum. A. Folia linearia v. lanceolato-linearia elaberrima. Antherae ovatae. Fig. 4D, p. 204. 12. L. Massalongianum. Descriptio specierum. 1. L. acutissimum Koehne n. sp. L. Thbota Hemsl. 1889 in Journ. Linn. Soc. Lond. 26. 21 pro parte, nempe quoad exemplaria a cl. Henry in Prov. Hupeh collecta. Divaricato-ramosissimum, ramulis saepe fere horizontalibus. Rami hirti, biennes vix elabrati. Folia e basi acuta v. subrotun- data late v. anguste lanceolata v. nonnulla oblonga, 9—63 mm longa, 3—15 mm lata, sursum angustata v. paullatim acuminata acutissima, apice saepe fere subulata, subtus pilis conspersa v. subglabra sed in costa semper hirta. Ramuli florentes secus ramos biennes nume- rosi, sub panicula nune nuda nune basi bifoliata folia plerumque 4, superiores folia ad S v. 10 gerentes. Panicula coarctata ovata v. cylindracea, 1,5—3 cm longa, 1,25—1,5 cm lata, axi ramulisque hirtis; pedicelli peculiares brevissimi (1 mm) glaberrimi. Ualyces margine tantum minutim ciliolati, ceterum glaberrimi. Corolla 7 mm longa. Antherae lobos medios aequantes, deorsum filamento- rum insertionem superantes, oblongo-ovatae, longitudine latitudinem duplam vix aequante. Fructus ignotus. — Fig. 1A, p. 193. China: Hupeh (Avc. Hexry n. 5881}). Unterscheidet sich von der folgenden durch die fein zugespitzten Blätter und durch die weniger vorragenden Antheren. 2. L. Regelianum hort. Siebold, deser. Koehne n. sp. L. Ibota var. obowatuwm Dippel 1889, Handb. d. Laubholzk. 1. 133, Fig. 83, non Blume, cum synonymo ZL. Regelianum Lemoine. L. obtusifolium var. Begelianum Rehder 1899 in Möller's Gärtnerzeitune 1889, 218 et in Bailey, Cyel. Amer. Hort. 2. 912. L.. Ihota var. Regelianum hort. Siebold, in Beißner, Schelle, Zabel 1903, Handb. d. Laubholzbenennung 418; (an huc pertinet etiam L. Ihota var. myrtifolium „hort.* quod eitant autores iidem 1. c.?) Sat humile, divaricato-ramosissimum, ramis subhorizontalibus. Rami dense hirti, biennes vix glabrati. Folia ramorum florentium Ligustrum Seect. Ibota. 193 e basi breviter cuneata oblonga v. anguste elliptica, infimis multo minoribus exceptis 30—45 mm longa, 10—20 mm lata, apice fere rotundata et plerumque mucronata; innovationum saepe elliptica utringue angustata, ad 72 mm longa et ad 25 mm, rarius 3l mm lata; omnia subtus pilis conspersa v. glabrescentia sed in costa semper hirta. Ramuli florentes secus ramos divaricato-patentes numerosi, infra paniculam folia 4—6, rarius ad 12 gerentes. Pani- cula ipsa basi nunc nuda nunc bifoliata, coarctata, ovata v. crasse eylindracea, 1—2 cm longa, axi ramulisque hirtis; pedicelli pecu- liares brevissimi (vix 1 mm), dense hirti. Calyces dense hirti. Co- ee. gg 4 I Er 4 } Fig. 1. A L. acutissimum Koehne. a Folium. d Corolla explanata (+3). e Calyx (+3). — BL. Rege- lianum Lemoine deser. Koehne. a Folium. db Corolla (+3). e Calyx (+3). d Fruetus. e Semen (43). — Autor delin. rolla 7 mm longa. Antherae lobis parum breviores, deorsum fila- mentorum insertionem superantes, ovatae, longitudine latitudinem duplam haud aequante. Fructus globosus, 4—5 mm diam.; seminis oblique rotundato-obovati longitudo latitudinem tertia parte supe- rans. — Fig. 1B, p. 193. Floret nobiscum fine Junii et initio Julii. Japonia. — Die Früchte dienen als Ersatz für Kaffeebohnen. Von dem sonst ähnlichen Z. /bota durch den schwachen, noch viel sparrigeren Wuchs, durch die kurzen und breiten Staubbeutel und vor allem durch die auffallend kleine Frucht leicht zu unter- scheiden. Alle Arten der Sect. Zbota, deren Früchte bekannt sind, haben merklich größere Früchte. Ascherson, Festschrift. 15 194 E. Korte 3. L. /bota Sieb. 1830 in Verh. Bataav. Genootsch. 12. 36; Blume dec. 1850 in Ann. Mus. Lugd.-Bat. 1. 312 cum varr. obovatum Bl., (pro parte, nempe quoad specimen in Herb. Lugdun. asservatum), angustifolium Bl., velutinum Bl.; Miq. 1866 Prol. fl. Jap. in Ann. Mus. Lugd.-Bat. 2. 263; Franch. et Sav. 1875 et 1879 in Enum. fl. jap. 1.313 et 2.456; Decne. 1878 pro parte in Nouv. Arch. Mus. d’hist. nat. Paris, 2. ser., 1. 17, exel. synon. 2. eiliatum Bl., L. amurense Carr. et exel. var. ao. ciliatum Decne.; Hemsley 1889 pro parte in Journ. Linn. Soc. Lond. 26. 91, exel. synon. L. eıltatum Bl., L. amu- rense Carr., et excl. exemplaribus Henryanis; Rehder in Bailey, Oycl. Amer. Hort. 2. 912 et 1903 in Sargent, Trees a. shrubs 3. 141 in adnot.; Shirasawa Icon. Ess. Forest Fl. Jap. 1. 128. t. 83. L. vulgare Thunb. 1784, F]. jap. 17, non L. L. obtusifolium S. et Z. 1846 in Verh. bayr. Akad. Wiss. 4. 168; Walp. 1848/49 Ann. 1.500; C. Koch 1872, Dendrol. 2, 1.274; Dippel 1889, Handb. d. Laubholzk. 1. 131, fig. 80 (bona); Koehne 1893, Dendrol. 501, ubi tamen ZL. amurense Carr. inclusum esse silentio praeteritur; Rehder 1899 in Möllers Gärtnerztg. 1899, 218; Beissner, Schelle, Zabel 1903, Handb. d. Laubholzbenenn. 418 excl. synonymis et formis. L. eiliatum var. 8. spathulatum Bl. 1850 1. e. 313 sec. specimen sterile in herb. Lugdunensi. L. Roxburghii h. non Clarke sec. Decne. 1877 in Fl. des serres 22.6 et 1878 in Nouv. Arch. du Mus. d’hist. nat. 2. ser., 1.17. L. sinense .h. sec. Decne. in Nouv. Arch. 1. c. Divaricato-ramosum. Innovationes ut ramuli florentes dense hir- tellae v. rarius subpubescenti-hirtellae Folia ramorum florentium e basi nune rotundata nunc acuta nunc cuneata obovata v. oblonga v. oblongo-elliptica v. anguste oblonga v. nonnulla oblongo-lanceolata, 12-60 mm longa, 6—30 mm lata, apice rotundata v. obtusa saepius muceronulata v. subacuta; innovationum saepe majora (ad 95 mm longa, 48 mm lata), interdum elliptica (neque vero manifeste rhom- boidea); nung glaberrima nunec margine ciliolata, nune (in eodem frutice) subtus in costa hirta v. tota pagina (praesertim in inno- vationibus) sparsim ad dense hirta. Ramuli florentes secus ramos patentes v. subhorizontales numerosi, infra paniculam folia 2—10, rarius ad 18 oerentes. Paniculae ipsa basi nudae v. bifoliatae, normales coarctatae densiflorae subeylindraceae, 1,5—3, rarius ad 5 cm longae, 1,5—2, rarius ad 2,5 cm latae (interdum nonnullae basi laxiusculae ramulisque inferioribus magis distinctis subpyra- Ligustrum Sect. Ibota. 195 midales, robustissimae rarae ad 8—9 cm longae, 3,8—5,5 cm latae pyramidales), axi ramulisque hirtis v. rarius pubescenti-hirtellis; pedicelli peculiares vix 1—1,5 mm longi, ut calyces typice dense breviterque hirtelli v. rarius velutini, calyces vero interdum aut superne aut toti glaberrimi. Corolla 7—1l1 mm longa. Antherae lobos medios vix superantes v. raro lobis paullo tantum breviores, deorsum filamentorum insertionem superantes, anguste oblongae, lon- gitudine latitudinem duplam superante. Fructus subglobosus, 8 mm longus; semen obovato-oblongum compressum, loneitudine latitudinem duplam vix aequante. — Fig. 2A, p. 197. Floret nobiscum medio et fine Juni v. vix initio. Julii. China: Fokian, Amoy (Fortune n. A. 6); sec. cl. Hrustery ]. c. praeterea locis sequentibus: Kiangsi, Kiukiang (Smearer), Kiangsu, Schanghai (Perry), Schantung, Tschifu (StunLmanx in Herb. Haxcr), an omnes hujus speciei (cf. Z. /botae Hemsl. exemplaria Henryana supra sub Nr. 1). Korea: Söul (Gorrsche), et sine loco natali sec. Hemsley (Carzes). Archipelagus Koreanus (OrpHam n. 541). Japonia: sine loco natali (StesoLn!, BuERGER!, MoHnIKE!), exem- plaria a cl. Brume determinata interdum commixta cum Z. ceiliato et L. ovalıfolio; Kiushiu (Rem!), Nagasaki (Maxmowıcz 1863, it. II!), Mimitsu in Huiga (Rem!); Hondo, Yokohama (Maxrmowicz 1862 it. II!), „Hakusan, Ibouki, Prov. Kanga, Tokaido von Tokio bis Kioto“ (Rem n. 206), Dokwanyama bei Tokio (K.Sama!), Tokio (HiLGEnDoRrF!). ?Sachalin (Grenn!), vidi specimen fructiferum male conser- vatum, cum Z. eiliato distributum, quod utrum ad 2. Ibotam v. ad L. amurense pertineat incertum. Nomen japonicum: Ibota-noki = Wachsbaum germ. (sec. SchuLres in Hb. Monac. etiam Nazumi motsi), propter insectum ceriferum nomine „Asiraka cerifera“. Die Art ist ganz außerordentlich veränderlich, indem auf einem und demselben Strauch sehr verschiedenartig gestaltete Blätter, auch mit den verschiedensten Graden der Behaarung, desgleichen Kelche mit verschiedenen Graden der Behaarung vorkommen. Ich konnte deshalb die von Brumz aufgestellten Varietäten nicht aufrecht erhalten. Hervorzuheben ist, daß ein von Brone’s Hand benanntes Exemplar des L. ciliatum im Berliner Herbar aus einem Blattzweig von ZL. Ibota und einem kleinen Blütenzweig von Z. ciliatum besteht; ferner, daß, ebenfalls von Blume benannt, ein Exemplar des L. Ibota 13* 196 E. KoEHsE var. obovatum im Leidener Museum zu Z. Ibota, ein anderes im Berliner Herbar aber zu ZL. ovalifolium gehört. Die Unterschiede gegenüber ZL. Regelianum, das in Herbar- exemplaren (Blütenzweigen oder Laubtrieben) dem Z. Zbota ungemein ähnlich aussieht, liegen in dem viel höheren und kräftigeren Wuchs, den schmalen Antheren und den fast doppelt so großen Früchten. — Von L. amurense wnterscheidet sich die Art durch die aus- gebreiteten (nicht aufrechten) Blütenzweige (d. h. die Hauptzweige, an denen die rispentragenden Zweiglein sitzen), durch die typisch schmalen und diehtblütigen Rispen, durch die längeren und rauheren Haare namentlich der Laubtriebe und die weit ausgeprägtere Behaarung der Kelche. — L. Tschonoskit unterscheidet sich von L. Ibota wesentlich nur durch die stets kahlen Blütenstiele und Kelche und wird bei genauerer Kenntnis vielleicht als Varietät dazu eestellt werden müssen. 4. L. Tschonoskii Decne. 1878 in Nouv. Arch. Mus. d’hist. nat. Paris, 2. ser., 2.18. L. eiliatum BRehder 1903 in Sargent, Trees a. Shrubs 3. 141 pro parte, nempe quoad synon. L. Tschonoskit Decne. Habitus ienotus. Rami ramulique hirtelli v. hirti, secundo anno saepe snbglabrati. Folia ramulorum florentium (innovationes ienotae) e basi acuta v. cuneata oblongo-oblanceolata v. anguste ovato- oblonga v. elliptica, infimis etiam minoribus exceptis 20—83 mm longa, 9—15 mm lata, obtusa mucronulata v. subito brevissimeque contracto-acuminata, margine ciliolata, subtus in costa semper hirta, ceterum pilis conspersa v. rarius glabra. Ramuli florentes secus ramos numerosi, infra paniculam folia plerumque 6 gerentes. Pani- culae ipsa basi bifoliatae (an semper?), eoaretatae densiflorae sub- cylindraceae, 2—4 cm longae, 1,5—2 cm latae, axi ramulisque hirtellis v. hirtis: pedicelli peceuliares vix 0,5—1 mm longi, ut calyces semper olaberrimi. Corolla eire. 8 mm longa. Antherae lobis paullo tantum breviores, ceterum ut in praecedente. Fructus globosus, 8 mm diam.; semen ut in praecedente. — Fig. 2B, p. 197. Japonia: Ins. Hondo media (Tscnoxoskı a. 1866!): „prov. KEitchigo, Senano et Asamayama* (Rem n. 207!); ins. Eso, Hakodate (Maxımowicz 1861, it. II!). Vielleicht nur Var. voy ZL. Ibota (vgl. oben die Bemerkungen zu dieser Art). 5. L. amurense ('arr. 1861 in Revue hortic. 33. 352, fig. 85; Rehder 1899 in Möllers Gärtnerztg. 1899, 218, in Bailey, Cycl. Ligustrum Sect. Ibota. 197 Amer. Hort. 2. 913 et 1903 in Sargent, Trees a. Shrubs 3. 143 t. 72 (inflorescentia insolito magna). PRFERNRRARRE RUN ans a 0. A L. Ibota Sieb. a Folium. » Corolla explanata (+5). 'e Calyx (+5). d Fructus. e Semen (+3). — B L. Tschonoskii Deene. a Folium. db Corolla (+3). e Calyx (+3). d Fructus. e Semen (13). — C L. amurense Carr. a, b Folia. ce Corolla (+3). d.Calyx (+3). — DL. eiliatum Bl. a Folium. d Corolla (+53). ce Calyx (+3). d Fructus. e Semen (+3). — Autor delin. 198 E. KoEHseE L. Ibota Decne. 1878') in Nouv. Arch. Mus. d’hist. nat. Paris 2, ser, 1. 17 pro parte, nempe quoad synonymum L. amurense; Hemsley 1889 in Journ. Linn. Soc. London 26. 91 pro parte, nempe quoad synon. L. amurense; Dippel 1889, Handb. d. Laubholzk. 1. 132, fig. 81 (quae fig. paniculam haud typicam exhibet), exel. var. a et b; Beißner, Schelle, Zabel 1903, Handb. d. Laubholzbenenn. 418 quoad synonymum ZL. amurense Üaır. L. obtusifolium Koehne 1893, Dendrol. 501 pro parte. L. obtusifolium var. dubium 1896 Koehne in Herb. dendrol. (exsicc.) Nr. 191 cum diagn. brevi. Omnino ereetum. Innovationes initio velutinae v. pubescenti- hirtellae, rami florentes plerumque hirtelli. Folia subpersistentia, ramulorum florentium e basi rotundata v. subito contracta late ovalia v. oblonga, 23—65 mm longa, 11—43 mm lata, apice obtusa v. rotundata saepeque mucronato-apiculata; innovationum saepe majora (ad 90 mm) magisque cuneata, oblonga v. oblongo-lanceolata sursum saepe sensim angustata; omnia brevissime ciliolata, subtus elabra v. in costa tantum pilis longiuseulis mollibus conspersa v. initio minutim pubescentia. Ramuli florentes secus ramos erectos v. suberectos saepe numerosi, breves v. longiusculi, infra paniculam folia 2—6 (v. raro plura) gerentes. Paniculae ipsa basi nunc nudae nunc bifoliatae, normales pyramidales laxae ramulis inferioribus longiusculis subremotisque, 3—5 em longae, 2,5—3,5 cm latae (debi- liores usque ad 1,5 cm longitudine latitudineque reductae, robustissimae rarae ad 10 cm longae, 8 cm latae), axi ramulisque pubescenti- hirtellis; pedicelli peculiares longiusculi (1,5 —2,5 mm), minutim pube- ruli v. velutini v. (saepe in eodem frutice) glaberrimi. Calyces plerumque glaberrimi, raro (in paniculis robustissimis) puberulo- velutini. Corolla 7—9 mm longa. Antherae lobos medios aequantes v. vix superantes, deorsum filamentorum insertionem superantes, anguste oblongae, longitudine latitudinem duplam manifeste superante. Fructus ovalis, 6—8 mm longus 5—6 mm diam. subpruinosus; semen ad 7 mm longum, 4 mm latum, oblique oblongum, compressum. — Fig. 20, p. 197. Floret nobiscum fine ‚JJunii et initio ad medium Juli. Patria ienota, sec. el. CARRIERE verisimiliter regio Amurensis. Ich hielt diese Art 1893 für nieht hinreichend verschieden von L. Ibota (die ich damals Z. obtusifolium nannte), weil ich einerseits ') Gewöhnlich wird 1879 eitiert, das mir vorliegende Heft trägt aber das Datum 1878. Ligustrum Sect. Ibota. 199 L. Ibota nur im Herbar nach japanischen Exemplaren, andrerseits in Kultur nur Z. amurense kannte. Die Unterschiede beider Arten schienen mir damals nicht hinreichend groß, und ich hielt das kultivierte Z. amurense ohne weiteres für dasselbe wie Z. /bota. Erst später lernte ich auch letztere echt in Kultur kennen, wo es sich dann zeigte, dab beide Pflanzen in lebendem Zustande sich recht verschieden verhalten, da L. amurense völlig aufrecht wächst, L. Ibota aber den größten Teil der zweijährigen, seitliche Blüten- zweiglein aussendenden Zweige sparrig ausbreitet. Dadurch gewannen die sonstigen, anscheinend gerinefügigen Unterschiede eine erhöhte Bedeutung. Die Laubtriebe des Z. amurense sind nie so rauhhaarig wie die von Z. Ibota, sondern mehr flaumhaarig, und sie verkahlen viel rascher. Die normalen Rispen von ZL. Ibota werden nie so locker pyramidal wie die von Z. amurense, wenn sie auch zuweilen sich denen der letzteren Art im Aussehen etwas annähern. ReHnEr war der erste, der (1899) die Art in ihre Rechte wieder einsetzte. 6. L. ciliatum „Sieb. herb.“ Blume dee. 1850 in Mus. bot. Lugd.- Bat. 1. 312, excel. var. 3. spathuiatum Bl. et y. heterophyllum Bl., cf. supra p. 194 et infra p. 205; Miqg. 1565—66, Prol. fl. Jap. in Ann. mus. Lugd.-Bat. 2. 263; an quoque Franch. et Savat. 1575, Enum. pl. Jap. 1. 313 et 1879, ibid. 2. 436, qui inflorescentiae characterem diversum indicant?; Rehder in Bailey, Cycl. Amer. Hort. 2. 912 pro parte, nempe excl. synon. L. medium h., id. 1903 in Sargent, Trees a. Shrubs 3. 141 pro parte, nempe excl. synon. L. Tschonoskii Deene. et excl. tab. L. Ibota S. et Z. 1846 in Verh. bayr. Akad. Wiss. 4. 167; Decne. 1878 in Nouv. Arch. Mus. d’hist. nat. Paris, 2. ser., 1. 17 pro parte; nempe quoad synonymum Z. ciliatum Bl. et var. a. ciliatum Decne. ibid. p. 15; Hemsley 1889 in Journ. Linn. Soc. Lond. 26. 91 pro parte, nempe quoad synon. Z. crliatum Bl.; Koehne 1893, Dendrol. 501; Rehder 1899 in Möllers Gärtnerztg. 1899, 218 (excl. synonym. L. medium Arnold Arbor.). L. Ibota var. eiliatum Dippel 1889, Handb. d. Laubholzk. 1. 132, fig. 82 (ramus sterilis); Beißner, Schelle, Zabel 1903, Handb. d. Laubholzbenenn. 418. L. syringaeflorum h., saltem specimen a me sub hoc nomine observatum. 200 E. KoEHsE Erectum. Innovationes glabrae, ramuli florentes bifarie hirtelli v. pubescentes v. glabri. Folia manifeste rhomboidea, 15—52 mm longa, 9—28 mm lata, utrinque acuta v. subacuminata saepeque fere subulato-acutissima, margine ciliata, ciliis plerumque longioribus quam in ceteris sectionis speciebus, raro brevissimis, subtus in costa hirta v. raro glabra ceterum glabra v. raro pilis conspersa. Ramuli ftlorentes haud numerosi, infra paniculam folia 4—6 v. rarlus 8 gerentes. Paniculae ipsa basi nudae v. bifoliatae, subcapituli- tormes densiflorae, 1—1,5 em longae, insolito pauciflorae saepeque ad racemos simplices reductae, axi hirtello; pedicelli peculiares eirc. 1,5 mm longi, ut calyces glaberrimi. Corolla eirca 8—9 mm longa. Antherae lobos medios haud aequantes, tubo magis quam semiinclusae, ceterum ut in Z. Ibota. Fructus late ovalis, 6,5—8 mm longus, 5—6 mm diam., sec. cl. Remper praecocior quam in ceteris sectionis speciebus cultis; semen ad 6 mm longum 2 mm diam., anguste oblongum. — Fig. 2D p. 197. Floret nobiscum a medio Junii ad initium Juli. Japonia: Kiushiu, Kundcho-san (Maxmowiez 1863, it. II); Taradak& (Francher n. 3504!); Hondo, Surakatogi (BuErser!). Praeterea loco non indicato (Sırsorp!). — Vidi in herb. Berol. specimen a cl. Brume determinatum, commixtum e ramo sterili Z. Ibotae et e ramulo florente L. ciliatı. ? Sachalin (Grenx!), saltem vidi specimen juvenile sterile quod a 2. ciliato distinguere nequeo, commixtum cum ramo fructifero forsan ad L. Ibotam v. ad L. amurense pertinente. Nomen japonicum: Iwaki sec. SıesoLp in herb. Lugdunensi. Von einer Vereinigung dieser Art mit Z. /bota kann gar keine Rede sein. Der aufrechte Wuchs, die Blütenarmut, durch die die Art gärtnerisch wenig wertvoll ist, die höchst charakteristische Blattform und der nicht minder charakteristische, auffallend kleine Blütenstand, die viel kahleren Zweige, die völlig kahlen Blüten- stiele und Kelche, die weniger vorragenden Staubbeutel trennen diese Art weit von Z. Ibota; auch von allen übrigen ist sie auf- fällig verschieden. Renper hat auch hervorgehoben, daß sie die Blätter schon verliert, wenn alle anderen, in Kultur befindlichen Arten noch völlig belaubt bleiben, und dab sie die einzige darunter ist, deren Laub sich im Herbst etwas verfärbt. Ich habe indessen im Februar 1904 noch grüne Blätter an einem Exemplar aus dem Sräru'schen Arboret gesehen. Vielleicht hatte Renner die folgende Art im Auge. Ligustrum Sect. Ibota. >01 7. L. acuminatum Koehne n. Sp. L. Ibota Rehder 1899 in Möllers Gärtnerztg. 1899, 218 pro parte, nempe quoad synonymum Z. medium Arnold Arbor. L. eiliatum Rehder in Bailey, Cycl. Amer. Hert. 2. 912 pro parte, nempe quoad synon. Z. medium h., id. 1903 in Sargent, Trees a. Shrubs 3. 141 pro parte, nempe quoad tab. 71 et excl. synonymis omnibus. Subexpansum. Innovationes bifarie pulverulento-puberulae, cito slabrescentes, ramuli florentes interdum breviter pubescenti-hirtelli. Folia e basi acuta v. breviter acuminata ovato-rhomboidea ad oblongo- lanceolata (innovationum manifeste rhomboidea), 30—82 mm longa, 13—30 mm lata, sursum sensim angustata v. in apicem obtusiusculum plerumque subulato-mucronatum paullatim subacuminata, margine minutim ciliolata, juvenilia utraque pagina pulverulento-puberula sed celerrime glabrata excepta costa plerumque subtus pubescente, raro nonnulla per totam paginam inferiorem pilis persistentibus conspersa. Ramuli florentes sub panicula folia 4—12 gerentes. Pani- culae basi nudae v. bifoliatae, sublaxae sat pauciflorae (saltem in exemplaribus paucis suppetentibus), 2—-5 cm longae, 1,5—2,5 cm latae, axi ut ramuli vestito; pedicelli peculiares 0,5—1 mm longi, ut calyces glaberrimi. Corolla 9,5 mm longa. Antherae lobo saequantes v. parum breviores, deorsum filamentorum longiusculorum insertionem haud attingentes, ceterum ut in Z. /bota. Fructus manifeste ovalis, 7—8s mm longus 5—6 mm diam.; semen eirc. 6 mm longum, 2,5 mm latum, a dorso compressum. — Fig. 3A, p. 202. Floret nobiscum fine ‚Junii. Patria ignota (an Japonia?). Die Art ist mir nur in der Kultur bekannt. Sie wurde von SargEnt unter dem Namen ZL. medium verbreitet und von REHDER zu L. Ibota S. et . = L. ciliatum Bl.) gezogen. Sie hat von allen in Kultur befindlichen Arten die meiste Ähnlichkeit mit L. eiliatum, unterscheidet sich von diesem aber durch den größeren, lockeren Blütenstand und durch die bis an die Spitze der Blumen- kronabschnitte reichenden Staubbeutel. 8. L. macrocarpum Koehne n. Sp. Striete erectum. Innovationes pulverulento-puberulae, sed celer- rime glabratae, ramuli florentes plus minus hirtelli. Folia e basi acuta v. subacuminata oblongo-elliptica (nunquam manifeste rhom- boidea), 25>—105 mm longa, 12—40 mm lata, in apicem acutum v. 202 E. KoEHsE fere subulato-mucronatum sensim angustata, margine minutim cilio- lata, ceterum ab initio glaberrima v. subtus in costa pubescenti- hirtella. Ramuli florentes sub panicula folia 6—12 gerentes. Panicula basi bifoliata (an semper?), plerumque coaretata densiflora sub- eylindracea v. rarius subpyramidalis, 3,5—6 cm longa, 2—2,5 em, fructifera interdum ad 5,5 cm lata, axi ramulisque hirtellis; pedicelli A Fig. 3. A L. acuminatum Koehne. a Folium. db Corolla explanata (+3). © Calyx (+3). d Fructus. e Semen (+3). — B L. macrocarpum Koehne. a Folium. b Corolla (+3). ce Calyx (+3). d Fructus. e Semen (+3). — Autor delin. peeuliares 0,5—1 mm longi, ut calyces glaberrimi. Corolla 8 mm lonea. Antherae lobos paullo superantes, filamentorum longiu- senlorum insertionem haud attingentes, ceterum ut in Z. Ibota. Fructus manifeste ovalis, 10—13 mm longus 8—9 mm diam.; semen S mm longns, 5 mm latus, compressus. — Fig. 3B, p. 202. Floret nobiscum fine ‚Juni. Patria ienota. Ligustrum Sect. Ibota. 203 Mir nur in der Kultur bekannt. Ich fand die Art im Spätk- schen Arboret unter der Bezeichnung „L. medium von LEVAVYASSEUR“ vor, Sie ist am ähnlichsten dem Z. acuminatum, unterscheidet sich davon aber durch den straiferen Wuchs, die noch weiter vorragenden Antheren und vor allem durch die großen Früchte, wie ich sie bei keiner anderen Art der Sect. /bota kenne. 9. L. Henryi Hemsley 1889 in ‚Journ. Linn. Soc. Lond. 26. 90. Sempervirens, divaricato-ramosum. Rami ramulique hirti v. pubescenti-hirtelli, secundo anno plus minus glabrati. Folia e basi rotundata v. subeordata ovato-rotundata v. ovata v. rarius ovato- oblonga, 13--40 mm longa, 12—26 mm lata, in apicem obtusum saepeque mucronulatum acuminato-producta, glaberrima, coriaceo- crassiuscula sed in siecco maxime fragilia, supra nitentia. Ramuli florentes infra paniculam 4—15 cm longi, saepe e parte inferiore bienni et e parte superiore hornotina compositi, infra paniculam folia 4—12 (quorum infima saepe biennia) gerentes. Paniculae basi nudae v. raro bifoliatae, 1,5—2,5 cm v. rarius ad 3,5 cm longae coarctatae, axi ramulisque plerumque hirtellis; pedicelli peculiares cire. 1 mm longi, ut calyces glaberrimi. Corolla cire. 6 mm longa, sec. cl. Hrmseey fragrans. Antherae lobos paene aequantes, deorsum filamentorum insertionem aequantes v. vix superantes, oblongae, longitudine latitudinem duplam vix superante. Fructus oblique clavato-oblongus, 8,5 mm longus 4 mm diam.; semen oblique celavato- oblongum. — Fig. 4A, p. 204. China: Hupeh, Ichang (Aug. Henry n. 3124! et 3575! et sec. Heustey n. 3310); Sze-tschuan, Nantschuan (v. RosTHORN n. 367! et 2096)). Eine ausgezeichnete Art, besonders durch die eigentümliche Blattform und die ungewöhnliche Gestalt der Früchte. 10. L. Prattii Koehne n. Sp. Sempervirens. Ramuli densissime brevissimeque hirtelli. Folia e basi acuta v. vix acuminata ovalia v. ovata, 11—23 mm longa, 6-—-14 mm lata, in apicem obtusissimum subproducta, glaberrima, demum fere coriacea sed in sicco valde fragilia.a Ramuli florentes secus ramos biennes numerosi, infra paniculam brevissimi 1—1,75 cm longi foliaqgue 2—4 gerentes. Paniculae inferne foliis interruptae, laxe pyramidales, 2—4,5 cm longae, 1,5—2,25 cm latae, multiflorae, axi ramulisque densissime velutino-hirtellis; pedicelli peculiares 1—2,5 mm longi, ut calyces glaberrimi. Corolla 7 mm longa. 204 E. KoEHNxE Antherae lobis paullo breviores, ceterum ut in praecedente. Fructus ienotus. — Fig. 4B, p. 204. China: Sze-tschuan oceidentalis et limes Tibetanus, praecipue prope Ta-tschien-lu, 9000—13500 ped. alt. (A. E. Prarr n. 64!) H + N 2 Sl in # ” in ‘ fi; ie 2 K,% A L. Henryi Hemsl. a Folium. db Corolla explanata (4-3). e Calyx (+3). d Fruetus. e Semen (+3). — BL. Prattii Koehne. a Folium. d Corolla (+3). e Calyx (+35). — € L. ovalifolium Haßk. a Folium. db Corolla (+3). e Calyx (+3). d Fructus. e Semen (+3). D L. Massalongianum Vis. a Folium. db Corolla (+3). ce Calyx (+3). — Autor delin. Kine ebenfalls sehr ausgezeichnete Art, besonders auffällig durch die lockeren, ziemlich großen und unterwärts beblätterten Rispen, die das Ende auffallend kurzer Zweiglein einnehmen. 11. L. ovalifolium Haßkarl 1844, Cat. hort. Bogor. 119 cum diagn. in adnot.; Walp. 1846, Rep. 6. 462; ©. Koch 1872, Dendrol. 2, 1. 273; Ligustrum Sect. Ibota. 205 Decne. 1878 in Nouv. Arch. Mus. d’hist. nat. Paris 2. ser, 2.18; Dippel 1889, Handb. d. Laubholzk. 2.133, Fig. 54; Koehne 1893, Dendrol. 501; Rehder 1899 in Möllers Gärtnerzeitg. 1899, 219 et in Bailey, Cycl. Amer. Hort. 2. 913; Beißner, Schelle, Zabel 1903, Handb. d. Laubholzbenenn. 418. L. japonicum var. ovalifolıum Blume 1851, Mus. bot. Lugd.-bat. 1.313 pro parte, nempe exceptis exemplaribus multis ad 2. japonieum Thunb. pertinentibus; Miq. 1865—66, Prol. fl. Jap. in Ann. Mus. Lugd.-Bat. 2. 264. L. Ibota var. obovatum Blume 1850, Mus. Lugd.-Bat. 1. 312 pro parte, nempe quoad specimen in hb. reg. Berol. asservatum. L. eiliatum var. heterophyllum Bl. 1. ec. 313 sec. specimen sterile in herb. Lugdunensi. L. medium Franch. et Savat. 1879, Enum. fl. jap. 2. 437; Beißner, Schelle, Zabel 1903, 1. ce. 418. L. californicum h. (eitatum jam a cl. Decassne 1. ce, ipse quoque vidi). L. foliis varvegatis Carr. 1877 in Rev. hortic. 49. 352, sec. Deene. ]. e: Dr ovatum»h.. see... Deene: 1. .c. L. syringaeflorum h. sec. Deene. ]. c. (equidem sub hoc nomine L. eiliatum vidi), sec. alios ad Z. japonieum Thunb. ducendum, quod propter hujus speciei flores haud Syringae similes vix putam. L. ovalifolium robustum h., ecitatum a. el. Beißbner, Schelle, Zabel l. e., mihi ignotum. [Z. vulgare Thunb., ab auctoribus pluribus huc ductum, e diagnosi ad 2. /botam Sieb. pertinet. L. retieulatum Bl.]. ce. 313, a cl. Decassne aliisque huc ductum, est Syringa japonica Decene. e specimine herbarii Lugdunensis.] Arbor 10-metralis, trunco 1 m diam. (sec. schedulam Maxi- mowiezianam in herb. Lugdun.), subsempervirens, glaberrima (exc. interdum paniculae axi), ramis erectis. Folia e basi acuta et sub- acuminata manifeste rhomboidea v. ovato-elliptica v. ovato-oblonga v. interd. obovata, 25—70 mm longa, 15—34 mm lata, in apicem acutiusculum angustata v. vix acuminata. Ramuli florentes pluri- foliati. Paniculae majusculae v. magnae, laxissime pyramidales, 3,5—1l1 cm longae, 2,5—6 cm latae, axi glaberrimo v. bifarie pulverulento-puberulo; pedicelli peculiares brevissimi (0,6—1 mm), ut calyces elaberrimi. Corolla 7—8 mm longa. Antherae lobos 206 E. KoEHNE paullo superantes, totae ultra tubum exsertae, anguste oblongae, longi- tudine latitudinem duplam superante. Fructus globosus, 5—S mm diam.; semen 5,3—7 mm longum, ad + mm latum, a latere subcom- pressum ventre sulcatum, dorso costa percursum. — Fig. + C' p. 204. Floret nobiscum fine Julü. Japonia: sine loco natali (SırsoLn!, BuErGErR!, Textor!, Diokiss!, SavarıEr!, et sine collectoris nomine exemplaria multa); Kiushiu, Nagasaki (Orpnan 539!); Hondo, Owari („K.“!), Yokohama (Wichura n. 977!, Naumann a. 1869!, Maxmmowıcz a. 1862, it. IIN) Nomen japonicum: Oba-ibotanoki sec. MarsumurA 1897, Shoku- butsu-mei-i, Enum. of selected scientif. names with romanized japanese names, 166 sub „ZL. medium Fr. et Sav.“. In hortis coluntur formae foliis variegatis: f. robustum aureo- marginatum h., f. aureo-variegatum h., f. argenteo-pietum h., sec. Beıssner, ScHeELte, Zagen 1903, Handb. d. Laubholzbenennung 418. Eine sehr charakteristische Art, durch die großen, locker pyra- midalen Blütenstände weit mehr als irgend eine andere Art der Sektion an ZL. japonicum Thunb. erinnernd, wurde hiermit auch verschiedentlich verwechselt. Im allgemeinen ist die Art von L. japonicum leicht zu unterscheiden, da die Blumenkronenröhre meist schon auf den ersten Blick bei unserer Art viel länger erscheint, außerdem die Blätter zur Blütezeit nicht so diek und steif lederartig sind wie bei ZL. yaponicum; auch sind bei L. japonicum die Staubbeutel viel kürzer und breiter. Zu be- merken ist jedoch, daß HınGEnvorF in Japan Exemplare mit den langröhrigen Blüten und den schmäleren Staubbeuteln des Z. ovalı- folium und mit den schon zur Blütezeit dick-lederartigen Blättern des L. japonicum sammelte. Man mub also entweder annehmen, dab diese Exemplare Z. ovalifolium mit ausnahmsweise lederartigen Blättern vorstellen, oder dab ZL. japonicum mit ausnahmsweise langen Blumenkronen und schmalen Staubbeuteln, oder endlich, dab ein Bastard beider Arten vorliegt. Jedenfalls können diese ver- einzelten und nur sehr unvollständig gesammelten Exemplare keinen Anlaß geben, die beiden sonst so scharf geschiedenen Arten zu ver- einieen. Weitere Prüfung und Beobachtung derartiger Formen mub der Zukunft vorbehalten bleiben. 12. L. Massalongianum \isiani 1852, Rev. plant. min. cogn. h. Padov. 7 et Ill. pl. nov. ort. Padova 27. t. 4; Walp. 1858, Ann. 5. 484; Decne. 1878 in Nouv. Arch. Mus. d’hist. nat. Paris. 2. ser, 1. 19; Clarke 1882 in Hook. Fl. Brit. Ind. 3. 316; Dippel 1889, Handb. Ligustrum Sect. Ibota. 207 d. Laubholzk. 1. 135, fig. 85; Rehder in Bailey Cycl. Amer. Hort. 2. 912; Beißner, Schelle, Zabel 1903, Handb. d. Laubholzbenenn. 418. L. (Olea) myrtifolium h. L. spieatum h. nec Don }) sec. Deene. 1. c. L. longifolium h. Olea robusta x. angustifolia Wall. Cat. 2822 sec. Ularke |. c. L. angustifolium h. sec. Dippel ]. ce. L. rosmarinifolium h. sec. Dippel 1. e., ipse quoque sub hoc nom. speciem vidi. Frutex metralis sempervirens erectus. Rami juniores dense hirti v. hirtelli v. puberulo-velutini, biennes plus minus glabrati lenticellisque numerosis verrucosi. Folia e basi longe ceuneata lanceo- lato-linearia v. linearia, 15—78 mm longa, 3—1l1 mm lata, sursum sensim angustata obtusiuscula mucronulata v. acutiuscula, glaberrima, demum coriacea. Ramuli florentes breviusculi v. longiusculi. Pani- culae laxiusculae pyramidales, 3,5—7 cm, interdum ad 10 cm longae, axi ramulisque hirtis v. hirtellis v. puberulis; pedicelli peculiares ad 2 mm longi, ut calyces glaberrimi. Corolla eirca 5 mm longa, foetida. Antherae ovatae, filamentis sat longis breviores, lobos superantes. Fructus ovalis. — Fig. 4 D p. 204. Floret nobiscum sub divo mense Augusto. India orientalis: Khasia montes (Hb. Hook. f. et Tuons. n. 8)). Citat el. Decaısse ]. c. etiam Nilgherries (PErRoTTET), sed el. CLarkE hanc plantam ad L. Decaisnei referendam esse putat (Cl. Dippen ]. c. nonnisi Nileherries eitat). Var. Lindleyi Clarke |. c. L. robustum Wall. Cat. 2822, y tantum. Olea Lindleyi Wall. Cat. 6305; DC. Prod. 8. 288. Folia pollicaria, lanceolata. Corollae tubus vix calyce longior (an ejusdem igitur speciei?). Khasia sec. cl. ÜLARkE. Index Ligustri Sect. Ibotae. lbota, Sect. 182. *“amurense Carr. 191,196 (184,185,186, Ibota-noki 195 (182). | 187,189,194, 195,196, 198, 199,200). Ibutta Kaempf. 183. | angustifolium h. 207. Ligustrum 182. ealifornieum h. 205. *acuminatum Koehne 191, 201 (186, cilhatum Rehd. pro parte 196, 201. 187, 189. 203). | * ejliatum „Sieb. hb.“ Blume 191, 199 *acutissimum Koehne 190, 192 (185, | (183, 184, 185, 186, 187, 194, 195, 187). 200, 201, 205). 208 eillatum var. heterophyllum Blume 205 (183, 199). — var. spathulatum Blume 194 (183, 199). foliis variegatis Carr. 205. * Henryi Hemsl. 191,203 (185.187,189). *japonicum Thunb. 182, 183, 184, 205, 206. — var. ovalifolium Blume 205 (184). Ibota Deene. pro parte 198. — var. eiliatum Deene. 199 (194). Ibota Dippel 186. — var. eiliatum Dippel 199 (185). — var. obovatum Dippel 192, (185). Ibota Hemsl. pro parte 192 (195). Ibota Rehder pro parte 201. *Ibota Sieb. 190, 194 (183, 184, 185, 186, 187, 188, 193, 195, 196,.198, | 199, 200, 205). —- var. angustifolium Blume 194 (183). — var. myrtifolium h. 192. — var. obovatum Blume 205 (183, | 185, 186, 196). - var. obovatum Blume pro parte 194. | — var. Regelianum h. Sieb. 192. - var. velutinum Blume 194 (183). | Ibota S. et Z.199 (183, 184, 185, 186, | 187, 201). longifolium h. 207. *macrocarpum Koehne 191, 201 (187, | 189). *Massalongianum Visiani 192, 206 (184, 187, 189). *__ var. Lindleyi Olarke 207. medium Arnold Arbor. et h. 201 (186, 199). medium Franch. et Sav. 205 (182, 185, 186, 206). E. Kornse: Ligustrum Seet. Ibota. medium von Levavasseur 203 (187). myrtifolium h. 207. obtusifolium Koehne pro parte 198 (186). — var. dubium Koehne 198 (186). obtusifolium S. et Z. 194 (183, 184, 185, 186). — var. Regelianum Rehder 192. *ovalifolium Haßk. 192, 204 (182, 183, 184, 185. 186, 187, 188, 195, 197, 206). — var. argenteo-pietum h. 206. — var. aureo-variegatum h. 206. — var. robustum h. 205. — — — f. aureo-marginatum h. 206. ovatum h. 205. *Prattii Koehne 191, 205 (187). * Regelianum hort. Siebold, Lemoine, Koehne 190, 192 (185, 186, 187, 188, 189, 196). reticulatum Blume 205 (184, 185). robustum Wall. 207. rosmarinifolium h. 207. Roxburghii h. non Olarke 194. sinense h. non Deene. 194. spicatum h. 207. syringaeflorum h. 199, 205. *Tschonoskii Deene. 190, 196 (184, 185, 187, 188, 196, 199). vulgare Thunb. 194, (183, 205). | Nazumi-motsi 195. Oba-ibotanoki 206. Olea Lindleyi Wall. 207. myrtifolia h. 207. robusta y. angustifolia Wall. 207. Syringa 182, 184, 205. japonica Deene. 205 (184). | Wachsbaum 195. XVII. Eine Käfer vernichtende Epizootie und Betrachtungen über die Epizootien der Insekten im allgemeinen von Baıtv-Danzig. ”r Am 18. November 1903 fanden wir in Jäschkental in der Umgegend der Försterei auf einem weiten Gebiete hunderte von Exemplaren eines kleinen Laufkäfers, des Dammläufers, Nebria brewieollis, welche durch eine Epizootie zu Grunde gegangen waren. Der Pilz war aus allen weichen Teilen des Körpers der Käfer hervorgebrochen und hatte die Decken und Flügel gehoben, so dab letztere oft geradezu emporragten. Er stellte eine zusammen- hängende, labyrinthartig gewundene, länglich runde, grauweiße bis gelblichbraune, dem Boden aufliegende Masse von etwa 1 cm Breite dar. In der Mitte derselben sah man noch Kopf und Halsschild und die oft abgerissenen, aufliegenden Decken. Diese Masse bestand aus ziemlich dicken, reich verästelten Fäden, deren Zweige meist am Ende je eine große elliptische Conidie von durchschnittlich 23 w Länge und 11,5 » Breite ab- seschnürt und zum größten Teile schon abgeworfen hatten. Die mit gekörntem, stark lichtbrechendem Plasma erfüllten Conidien waren im ganzen Umfange der Pilzmasse verbreitet. In den Pilzmassen wuchsen und fruchteten auch einige Mucor- Exemplare. Der Pilz machte auf mich anfangs einen durchaus fremdartigen Eindruck. Auch ein paar bewährte Pilzkenner vermochten den- selben aus den von mir eingesandten Exemplaren nicht zu bestimmen. Aber bald gelangte ich zu sicherer Erkenntnis. Schon bei der ersten Untersuchung fanden sich im Innern der Pilzmasse einige grobe kugelige Zellen. Nach ein paar Tagen hatte sich das Bild vollständig geändert. Die Pilzbekleidung der mehrfach mit Ascherson, Festschrift. 14 210 Baıı Wasser auf ihrer lehmhaltigen Unterlage bestäubten Insektenleichen war unsichtbar geworden, da die Fäden alle ihre Conidien ab- geworfen hatten, inhaltlos geworden und zusammengesunken waren. Der Hinterleib der Käfer erschien am 29. November als eine fast leere Mulde, doch fand sich in und an den Leichen eine gelb- liche Staubmasse, welche inhaltslose Fäden und in Verbindung mit ihnen in ungeheurer Zahl jene kugeligen Zellen enthielt, welche als Dauersporen der Entomophthoreen gelten. Dieselben bildeten dichte Lagen wie die von Brerero in Fig. 5 der Taf. VII im Bd. IV seiner bot. Untersuchungen über Schimmelpilze von Entomophthora radıcans dargestellten. Sie enthielten entweder einen oder mehrere, bisweilen sogar viele Öltropfen. Ihr Durchmesser betrug im Mitte] 361. Die Krankheit der Käfer war also durch eine Entomophthora erzeugt, die in ihren Merkmalen sich eng an Ent. sphaerosperma Fres. (Ent. radıcans Bref.) anschließt, zu der ich den Pilz trotz einzelner Abweichungen im Habitus und den Gröbenverhältnissen auch zählen möchte. Leider verhinderte der am 26. November un- erwartet eingetretene Schneefall die Erlangung von neuem Unter- suchungsmaterial. Übrigens befanden sich die am 18. November gefundenen Leichen alle im gleichen Zustande der Pilzentwicklung, so dab diese vielleicht schon damals überhaupt ihr Ende erreicht und nur ein glücklicher Zufall uns noch zur Beobachtung jener Epizootie geführt hatte. Die am 18. November gesammelten Käfer waren mehrere Tage feucht gehalten worden und lagen dann bis zum 4. Dezember trocken im Zimmer. Darauf wurden sie auf Erde unter einem Drahtgitter zur Abwehr der Vögel im Freien aufbewahrt. Am 10. Dezember fanden wir die Fundstelle ganz eis- und schneefrei und sahen, daß an ihr auch nur wenig Schnee gelegen hatte, aber die so auffallenden Pilzmassen waren vollständig ver- schwunden, und trotzdem ich und meine beiden Begleiter aufs sorgfältigeste an den uns genau bekannten Plätzen suchten, gelang es uns nur noch zwei an der Krankheit gestorbene Käfer zu finden, welche mitgenommen wurden, um sie gemeinsam mit den vorher besprochenen zu überwintern. Dies geschieht natürlich in der Hofinung, seinerzeit Versuche über die Weiterentwicklung der bisher nur infolge von Analogie- schlüssen als Dauersporen bezeichneten Organe anzustellen, bezw. sie zu Infektionsversuchen zu verwenden, für welche mir ein Teil- Eine Käfer vernichtende Epizootie. 1] nehmer an der bisherigen Beobachtung, mein früherer Schüler, Herr Oberlehrer Dr. Soxvrag, seine Mitwirkung zugesagt hat. Ich möchte an die vorstehenden Mitteilungen noch ein paar Erörterungen anschließen. Werfen wir einen Blick auf die Fortschritte in der Erkenntnis des Lebens und Wirkens der parasitischen Pilze seit der Zeit, in welcher unser hochverehrter Jubilar, Herr Professor Dr. AscHErson. und der Schreiber dieser Zeilen die Universität besuchten. Gerade in jenen Jahren begannen in besagtem Gebiete die Epoche machenden Arbeiten von TurLasıe, Ds Bary und Jurıws Künn. Man muß es selbst erlebt haben, um es zu glauben, wie schwer es damals hielt, ja manchem Manne der Praxis gegenüber selbst heut noch hält, der Auffassung Geltung zu verschaffen, daß die Pilzvegetation der Erreger und nicht erst eine Folge der Krankheit sei. Was im besondern die Pilzparasiten der Tiere betrifft, so wurden durch dieselben erzeugte Kpizootien zuerst bei den wirbel- losen Tieren, hauptsächlich bei den Insekten beobachtet. Von einem ernsten Studium dieser Epizootien mußten sich Schlüsse auch auf die Entstehung und Verbreitung der Epidemien des Menschen- geschlechts ziehen lassen. In der Tat gelang es, durch eingehende Untersuchung der in den Magnanerien in verderblichster Weise herrschenden Muskardine wie der Pebrine oder Gattine und der schon von GoETHE besprochenen Ampusa-Krankheit unsrer Stuben- fliegen und in sehr wesentlichem Maße auch durch den Nachweis von Epizootien, welche unter den Insekten im Freien oft schreck- licher wüten, als Pest und Cholera unter den Menschen, der Lehre von den Pilzkontagien Eingang in unsere Heilkunde zu verschaffen. Auch für den Begriff des Kontagiums selbst und das Verständnis der Inkubationsdauer lieferte die genaue Feststellung des Ein- dringens der Parasiten in ihre Opfer und ihre Weiterentwicklung, z. B. im Blute derselben, ganz neue Anhaltspunkte. Nicht von dem gewünschten Erfolge gekrönt sind dagegen bisher die Versuche gewesen, unter Benutzung der Pilzparasiten die unserer Kultur feindlichen Insekten fast oder ganz unschädlich zu machen, ehe es zu den berüchtigten Kahlfraßen kommt. Aller- dings schien es im Jahre 1891 und 92, als hätte man dieses Ziel erreicht und zwar mit Rücksicht auf die Maikäfer. Diese sind bekanntlich in Frankreich derartig gefürchtet, daß mit ihrer Bekämpfung besondere Maikäfer-Syndikate betraut werden. Der Präsident eines solchen hatte an M. Aurken Grarp in Lille einen 14* 212 Baıt mumifizierten Maikäfer-Engerling gesandt, aus dem letzterer eine Isaria erzog. In seinem Berichte über diesen Gegenstand wies er auch auf meine Beobachtungen über die Tötung einer groben Anzahl Maikäfer und Engerlinge durch /saria hin und empfahl die Vernichtung der Maikäfer durch künstliche Erzeugung oder Förderung der /saria-Seuche mittels Sporenübertragung. Andere (telehrte schlossen sich ihm an, und es kam dahin, dab eine chemische Fabrik in Paris die /saria und zwar unter dem Namen Botrytıs tenella in großem Mabstabe auf einem besondern Nährboden züchtete und in Gläschen „Tubes I. Fribourg et Hesse* als Nouveau moyen de detruire les vers blanes et les hannetons verkaufte. Aber wie sehr der Erfolg des Mittels auch gepriesen wurde, es haben wenigstens mehrere außerhalb Frankreichs (auch in Nord- deutschland) angestellte Versuche nicht zu dem in seiner Ankün- digung als ganz sicher bezeichneten Resultate geführt „debarrasser ses champs et ses pres du ver blanc“. Auch Dr. ©. von Tureur berichtet in der „Forstlich-naturwissenschaftlichen Zeitschrift” 1893, Heft 3, dab er zwar auch Pilzinfektionen (Isaria farinosa) im Laboratorium mit bestem Erfolge ausgeführt, aber bei seinen Ver- suchen im Walde gar keine Wirkung erzielt habe. Den Haupt- gegenstand des in Rede stehenden Aufsatzes aber bildet der Nach- weis der „Erfolglosigkeit der Nonnen-Vernichtung durch künstliche Bakterien-Infektionen“, während gerade den ohne menschliche Ein- oriffe zur Entwicklung gelangten Bakterien der Schlafsucht oder Flacherie Bayern den endlichen Abschluß seiner unerhörten Nonnen- plage in den Jahren 1890—92 zu verdanken hatte. Fast möchte ich glauben, daß der um unsere Forsten in wissen- schaftlicher wie praktischer Beziehung hochverdiente Freiherr von Tubeuf mit seinem Satze „Ob Infektionsversuche aber überhaupt eine Wirkung in Walde erzielen, muß erst durch eingehende und vergleichende Experimente im Walde erforscht werden“ ganz all- remein jede Art künstlicher Pilzinfektionen in Freien gemeint hat. Diese Ansicht habe auch ich von vornherein gehegt und daher nicht den geringsten Wert auf die Stimmen gelegt, die in den Tagesblättern sofort mit Ratschlägen, welche der wissenschaftlichen Grundlage entbehrten, zur Bekämpfung der forstverheerenden Insekten durch ihre Pilzfeinde hervortraten, nachdem ich nach- rewiesen hatte, dab wir in der Empusa Aulicae einen der wichtigsten Bundesgenossen im Kampfe gegen jene Schädiger unsrer Wälder besitzen. Eine Käfer vernichtende Epizootie. 213 Dagegen hatte auf meine Veranlassung die Naturforschende Gesellschaft zu Danzig den bei Gelegenheit der Feier ihres 150jährigen Bestehens von der Provinz Westpreußen gestifteten Preis von 1000 Mark für die beste Arbeit bestimmt, „welche durch Erforschung der Entstehung und Verbreitung von Pilzepidemien unter waldverheerenden in Westpreußen einheimischen Insekten zuverlässige und durch den nachzuweisenden Erfolg im Freien bewährte Mittel zur durchgreifenden Vernichtung solcher Insekten bietet“. Dieses Preisausschreiben hat leider zurückgezogen werden müssen, da sich bis zum Ablauf der festgesetzten mehr als 5jährigen Frist kein Bewerber „emeldet hatte. Dennoch möchte ich auch an dieser Stelle wieder zur Inangriti- nahme derartiger Untersuchungen anregen, welche, wenn wirklich nicht praktische, so doch sicher äußerst wertvolle wissenschaftliche Ergebnisse liefern müssen, wie aus den folgenden Betrachtungen und Fragen hervorgehen dürfte. Obgleich niemand die wichtige Rolle bezweifeln wird, welche der Wind bei der Verbreitung parasitischer Pilze spielt, eine Rolle, die sich z. B. aufs Entschiedenste bei den wirtwechselnden Pilzen zu erkennen eibt, so fehlen uns doch statistische Notizen über die Schnelligkeit des Fortschreitens der Infektion in dieser oder jener (segend infolge der Luftbewegung. Ein Wandern der Zmpusa-Epidemie der Dungfliegen habe ich im Programm der Realschule zu St. Johann 1867 S. 25 besprochen. Da selbst grobe Maikäferengerlinge durch Isarien in der Erde getötet werden, müssen sich diese Pilze auch im Boden verbreiten. Findet die Ansteckung nur durch vom Wasser mitgeführte Sporen statt, oder durchsetzen auch Myzelfäden das Erdreich und dringen in den Insektenkörper ein? Haben die äußerst häufigen durch Isarien getöteten Puppen schon alle die Parasiten als Larven beherbergt, oder sind sie zum Teil im Boden infiziert worden? Mit Spannung kann man der, so viel ich weiß, trotz ver- schiedenster Versuche bis heut noch nicht beobachteten Entwicklung der „Dauersporen“ der Entomophthoreen entgegensehen. Haben doch wiederholt ähnliche Fragen (Entwicklung der Sporen der Brand- und Rostpilze, Keimung des Mutterkorns, Keimung der Muecor-Sporen in Maische, Ermittelung der sehr lange unbekannten Fortbildung der Myzxogasteres-Sporen, Eindringen der Parasiten in 214 BaıL ihre Wirte und Verbreitung in deren Körpern u. a.) zu Ergebnissen von weittragender Bedeutung geführt. Auch die Entwicklungsgeschichte der unzählige Mal im Freien wie in meinen Uulturen auf /saria beobachteten Sphaeronema parasıtıca ist, soweit mir bekannt, bisher immer noch unerforscht seblieben. Überblieken wir noch ein Mal die Pilze, welche Epizootien der Insekten erzeugen, so sind es hauptsächlich mehrere Spaltpilze, botrytis Bassıana, die Isaria- und Cordiceps-Arten wie endlich die Entomophthoreen. ‚Jedenfalls können alle diese Pilze in verschiedenen Insekten gedeihen. Die größte Bedeutung im Kampfe mit den Insekten haben aber jedenfalls die Entomophthoreen und zwar aus folgenden (sründen: 1. Es ist der Nachweis geliefert, daß sie Tiere aus sämtlichen Ordnungen der Insekten vernichten. 2. Durch Bürger dieser Familie wird alljährlich die Zahl unsrer Stubenfliegen erheblich verringert, und es werden auch im Freien große Epizootien unter Zweiflüglern (z. B. die der Dung- fliegen bei Danzig 1866) veranlaßt. Eimpusa Aulicae beendet häufig die groben Frabe der Forleule (s. Tusevr Forstl.-naturw. Zeitschrift ‚Januar 1893 S. 31), aber auch behaarter Raupen wie die des Gold- afters im Berliner Bot. Garten 1897 (S. G. Livxpau Hedwigia 1897). Die zuerst von Brerern (Schimmelpilze IV. Heft 1881) genauer studierte Entomophthora radicans veranlabßt so häufig das Absterben der Kohlweibßlingraupen, dab ich dasselbe seitdem sehr häufig meinen Schülern auf den Exkursionen demonstrieren konnte, und endlich ist dieselbe oder eine nächst verwandte Art durch die vorliegende Abhandlung auch als ein Würgengel unter Käfern erwiesen worden. 3. Die Infektionsversuche haben ergeben, dab unter normalen Verhältnissen der Tod durch die Entomphthoreen spätestens binnen > Tagen, durch Botrytis Bassiana, die Isarien und Cordyceps militaris meist kaum vor dem 10. Tage, bisweilen sogar erst am 14. Tage eintritt. Nur die 21 Stubenfliegen, welche ich 1860 mit feinem Zucker gefüttert hatte, dem aufs innigste eine erößere (Quantität Isarien-Sporenpulver beigemengt war, erlagen der Krankheit bereits am vierten Tage (d. h. fast in derselben Zeit wie die von mir mit Empusa Aulicae geimpften Schmeißfliegen). In diesem Falle hatte sich aber ausnahmsweise der Pilz am Saugrüssel entwickelt, wodurch Eine Käfer vernichtende Epizootie. 315 den Fliegen direkt das Fressen unmöglich’ geworden war.') Endlich wissen wir vom Panhystophytum (Nosema) Bombyeis, dab es sich durch alle Entwicklungsstadien des Seidenschmetterlings erhalten kann und selbst in die Eier übergeht, worauf ja Pastzur’s Zellen- erainierung beruht, und von den Bacterien sagt Tuskur 1. c. „dab bei künstlicher Infektion die Raupen nicht in wenigen Tagen sterben, sondern erst sehr allmählich die eine. und andere zu Grunde geht.“ | 4. Die Verbreitung der Entomophthoreen wird auch durch .das bekannte Abschleudern der primären Sporen, wie durch ihre Keimung und die Bildung und Abschleuderung sekundärer Sporen gefördert. Letztere habe ich bereits 1867 ]. ec. eingehend beschrieben. 5. Endlich läßt die in derselben Abhandlung (S. 27) enthaltene Beschreibung der Örtlichkeit, an welcher 1866 die verschiedensten Raupenarten durch die Empusa getötet wurden, ohne daß die Tiere irgendwie dicht an einander gedrängt waren wie etwa bei einem Kahlfraße, wohl immer noch die Hoffnung auf frühzeitige Herbei- führung von Entomophthoreen-Epizootien zu. !) Mitteilung über das Vorkommen und die Entwicklung einiger Pilzformen. Osterprogramm der Realschule 1. Ord. zu St. Johann in Danzig. 1867. XVIH. Versuch einer natürlichen Gliederung der mitteleuropäischen Formen des Chenopodium album L. von J. Murr-Trient. Möge es der gefeierte Jubilar seinem genau dreißig ‚Jahre jüngeren Verehrer nicht übel nehmen, wenn er seine Glückwünsche durch einen Strauß ominöser Kompostmelden zum Ausdrucke bringt. (sehören ja doch die Uhenopodien ohne Zweifel zu den phylo- eenetisch lehrreichsten Pflanzengattungen, welche vielleicht nicht so sehr wegen ihres schmucklosen Äußern als gerade wegen des nur scheinbar regellosen Durcheinanders ihrer Formen- schwärme bislang relativ wenige Freunde gefunden haben. In meinen „Chenopodium - Beiträgen" (Ung. bot. Blätter Jahrg. 1902 S. 337 f., Jahrg. 1903 S. 4ff.) habe ich zum erstenmal versucht, von meinem Standpunkte aus einige Ordnung in die Sippe des Ch. album zu bringen. Nene ausgiebige Materialien, die mir seither zur Revision vorlagen — ich erwähne darunter eine gröbere Partie Indeterminata aus dem Wiener Hofmuseum, die reichen Sammlungen des Züricher Universitätsherbars, ferner eine Serie auseewählter kritischer Formen von Prof. Dr. F. VoLLmann in München und die von Hn. A. Lupwıc in Straßburg und anderwärts während des letzten ‚Jahres aufgebrachten recht umfangreichen Materialien — haben meine Auffassung nach mancher Richtung veklärt, sodaß ich nunmehr eine gerundetere Übersicht unserer ormen «weben zu können glaube,') soweit dies in einem hoch- kritischen Genus überhaupt möglich ist, wo Zwischenformen und ', Den Hn. Prof. v. Darıa Torre und Grafen L. v. SARNTHEIN sowie Hn. Baron Hemer. v. Hanper-Mazzernti bin ich für die freundliche Vermittlung einzelner Original-Diagnosen zum Danke verpflichtet. Gliederung des Uhenopodium album L. >17 Abweichungen die reinen, extremen Varietätstypen oft gewisser- mabßen überwuchern. Ich unterscheide im ganzen zwei Sektionen mit je zwei Greges. A. Blätter nicht lebhaftgrün, Blütenknäuel größer, von grüner Grundfarbe, Samen schwarz, papillös, glänzend, + gekielt. l. Grex Album. Blätter rauten-eiförmig bis eiförmig-lanzett- lich oder lanzettlich, meist buchtig gezähnt, graugrün, + reichlich bestäubt, Infloreszenz scheinährig-pyramidal, seltener ährig- rispie oder die Äste an der Spitze + trugdoldie. 1. ssp. album 1. Sp. pl. Hierher var. a) spicatum Koch Syn. ed. III p. 524. Für den Typus sehe ich die (dem Atriplex patulum ähnliche) Form mit großen, lappigen Blattzähnen an, welche Krasan Fragm. aus der Fl. von Steierm. (1594) 8.32 als var. subhastatum aufführt. Im übrigen hebe ich nur die zwei Extreme hervor: var. candicans Lam. Fl. franc. ed. III p. 248 — var. farınosum Kras. l. 1. mit stramm aufrechtem Stengel, kurzen aufrechten Zweigen und sehr stark bestäubten Blättern und Blüten, und var. obtusi- frons mh. mit schlafferen Stengeln, mehr abstehenden Ästen und vergrünenden, -—- stumpfen und stumpfzähnigen Blättern, letztere nieht mit meinem Ch. subopulifolium (— Ch. opulifolium x viride) zu verwechseln. An das typische Oh. album schließt unmittelbar eine im Zu- schnitt des Blattes etwas gegen Ch. opulifolium Schrad. abweichende Form an, nämlich die : 2. ssp. pseudopulifolium .). B. Scholz Oesterr. bot. Zeitschr. 1900 p. 97. Ch. sieeieum mh. Ung. bot. Bl. 1902 p. 341, tab. III fig. 10. Tracht eines Ch. album > opulifolium, Blätter relativ klein, undeutlich dreilappig, scharf und unregelmäßig doppelt ge- sägt-gezähnt, graugrün, ziemlich dünn, Infloreszenz reich- aber ziemlich kleinknäuelig. Besonders in nördlichen Gegenden: Lappland Lulea Quichjock (hb. Vind., als Ch. viride), Karlskrona (V. u. F. Tnörx 1898, als Oh. opulifolium), Urshult (L. M. Nruman als Ch. album x opulif.), Liegnitz (Fıcerr, ©. Scnorz, als Ch. album x opulif.), Dröbel nächst Bernburg (Hermann 1902), Strusow in Galizien (Blocki 1900 als Ch. album var. pseudopulifolium J. B. ScHuouz,') ferner !) Diese Brockr'schen Exsikkaten stimmen aufs genaueste mit meinem Üh. sueeieum, Originale der var. pseudopulifolium von J.B. ScHuorz sah ieh nicht. 218 J. Murk ınit anderen nördlichen Adventivpflanzen z.B. Matricaria discoidea in Pradl bei Innsbruck (d. Verf. 1902), ebenso in Straßburg und Kehl (Lupwısc 1903). Hierher gehört als var. mein Ch. pseudomurale Ung. bot. Bl. 1903 p. 10 mit grüneren Blättern und cymösen Seiten- resp. Gipfelästen der Infloreszenz. Diese Form wurde deshalb öfter als Ch. viride L. angesehen; aber abgesehen von der scharfen Blatt- zähnung stehen auch die kleinen Knäuel der zarten. reichverästel- ten Infloreszenz im direkten Gegensatz zu Ch. viride. Göteborg (L. M. Neuman, als Ch. viride ad Ch. murale vergens), Lands- berg a.W. (Zecnert als Oh. murale), Pradl b. Innsbruck; auch aus der nördl. Schweiz sah ich die Form vor Jahren einmal als Ch. virtde L. Einen Übergang von dieser Form gegen Ch. viride L. bildet durch länglich-eiförmige, fast ganzrandige Blätter mein Ch. Neu- manı Ung. bot. Bl. 1903 p. 343 von Urshult in Schweden; auch diese Form ist schwerlich hybrid. Das Ch. fierifolhum Sm. ahmen folgende zwei ssp. nach: 3. ssp. subfieifolium ml. == Ch. pseudoficerıfolium mh. D. bot. Monatsschr. 1901 p. 51 adn. 4, non Turez. et al. (Ch. album x fieifolium mh. D. bot. Monatsschr. 1896 p. 36, tab. II Fig. 4abe). In den Ung. bot. Bl. 1903 p. 8 habe ich diese Form dem Ch. (album var.) heterophyllum Fenzl in sched. untergeordnet; aber Fenzu ver- steht unter seiner var. heterophyllum offenbar nur die gleichnamige Form bei Neiwreicn Fl. v. Nied.-Oesterr. p. 280 und diese fällt mit dem typ. Ch. album zusammen; die von mir a.a.O. unter Ch. heterophyllum angeführten Standorte können zu annähernder ssp. subfieifolium mh. bezogen werden. Die ssp. nähert sich durch ihre langgezogenen, zur Parallel- vandigkeit neigenden sehr entfernt und seicht gezähnten, ziemlich grünen oberen Blätter habituell sehr dem Ch. fieifolium, Auch die Beschreibung, welche ScHhozz a.a.0. von seiner Form gibt, stimmt oanz gut auf mein Ch. suecicum; wenig glücklich scheinen seine Abbildungen gewählt zu sein, indem Fig. 15 (sehr junge, daher gründlich abweichende Pflanze) und Fig. 16a offenbar extrem breite Blatt-Typen, Fig. 16b aber ein schmales oberes Blatt darstellt. Trotzdem ziehe ich mein Ch. suecicum zu gunsten seiner var. pseudopulifolium ein. Herr J. B. Scuorz möge aus diesen und aus den mehrfachen unten folgenden Identifizierungen ersehen, daß meine seinerzeitige Polemik gegen seine-Darstellungsweise keineswegs auf mihilistische Interessen zurückging. Gliederung des Chenopodium album L. 219 ist aber von diesem durch die meist kräftigere Entwicklung aller Teile sowie durch anderes Blattgrün und durch die album-artige Infloreszenz verschieden. Die Form ist in ihrer extremen Ausbildung ziemlich selten; ich sah sie außer von den österreichischen Alpenländern (Tirol Kärnten, Ober- und Niederösterreich), von Ungarn und der Süd- schweiz, neuestens auch von Straßburg und in besonders schöner Ausbildung von Swinemünde (leg.- Lupwıs 1903). Weit häufiger sind Zwischenformen gegen ssp. album (diese habituell manchmal dem Ch. Borbasiv mh. ähnlich) und veridescens mit kürzeren, gröber und enger gesägt-gezähnten Blättern, deren ich bereits in der Alle. bot. Zeitschr. 1900 p. 203 erwähnte. J. B. ScHouz bildet solche Blattformen, die er mit Recht in die Nähe meines früheren Ch. album x fieifolium stellt, a.a.O. auf Tafel V Fig. 12 u:13 ab. 4. ssp. hastatum (Klinger.) J. B. Scholz 1. 1. p. 95, Murr Ung. bot. Bl. 1902 p. 360. Blattform der von Ch. ficifohum fast noch mehr genähert, doch Mittellappen mehr divergierend und Seiten- lappen stärker entwickelt als bei diesem. Die Seitenlappen sind bald mehr bald weniger nach vorn gerichtet, doch bei den unteren Blättern stets zweispaltig mit nach auswärts resp. abwärts schauen- dem unterem Zipfel (weshalb von Vorımann in den Mitteil. der bayr. bot. Ges. 1902 S. 226 die Spießecken als abwärts gerichtet be- zeichnet werden. Dieser Typus scheint selten zu sein. Ich sah ihn auber vom l. el. (Marienwerder) bisher nur von — China, Gebirge Tsien (leg. Faser). Die Möglichkeit eines hybriden Ursprunges aus Ch. album >< fieifolium wage ich gegenwärtig weder zu behaupten noch in Abrede zu stellen. Die zwei letzten ssp. dieser Grex vermitteln den Übergang zur II. Grex Viride. 5. ssp. /anceolatum Mühlenb. in Willd. enum. hort. Berol. 1 p. 291 nr. 19. Hierher rechne ich Ch. album var. pamieulatum Kras. 1.1. non Oh. panieulatum Hooker. Neigt durch lanzettliche, ganzrandige, meist schwach bestäubte') Blätter noch mehr gegen ssp. viride, hat !) Dr. VoLLmany macht in den Mitteilungen der bayr. bot. Ges. 1902 S. 226 aufmerksam, daß WırLoexnow von der dichten Bestäubung (,folia albo-farinosa‘“), wie sie REICHENBACH flor. exe. dem Ch. lanceolatum Mühlenbg. beilegt, nichts erwähnt. Die entsprechenden Exemplare aus Nordamerika (Florida. Kentucky, 220 J. Murk aber die Infloreszenz von ssp. album und darf daher keinesfalls nach dem Vorgange Moguvin-Tanxnon’s a.a.0. mit ssp. viride identi- fiziert werden, um so weniger, als auch das typische Ch. album (spieatum) öfter mit -- ganzrandigen Blättern vorkommt und sich auf dem Wege über ssp. lanceolatum höchst wahrscheinlich die schmalblättrige, sehr stark bestäubte kleinknäuelige Rasse Ch. lepto- phyllum Nutt. (einer der jüngsten Einwanderer auf den Schuttplätzen Süddeutschlands) abgezweigt hat. Die ssp. ist allenthalben verbreitet, wenn auch nicht so gemein wie das typische Ch. album. 6. ssp. paueidens mh. Uh. paganım mh. Ung. bot. Bl. 1903 p. 7, vix Rechb. (über Ch. paganum Roehb. vel. bei ssp. re N Unter diesem Namen fasse ich die Zwischenformen von typ. Ch. album und Ch. viride mit etwas cymöser oder rispiger (im Umriß ab- eestumpft pyramidaler) Infloreszenz, ziemlich großen und entfernten Knäueln, eiförmig-lanzettlichen fast ganzrandigen oder meist im unteren Teile mit einzelnen großen Zähnen ver- sehenen und so manchmal fast spiebförmigen, mattgrünen Blättern zusammen, wie sie, besonders auf Garten- und Ackerland, unter den typischen Rassen allenthalben zu finden sind. In meinem Herbare liegen Exemplare aus Innsbruck, Regens- burg (Dr. VorLLmann als Ch. paganıum Rehb.), Karlskrona (L. M. Nev- man als Oh. lanceolatum Mhlbg.); besonders schön und als augen- scheinliche Rassenkreuzung sah ich die Form aus Nordböhmen (lee. Karı, 1851). II. Grex Viride. Blätter lanzettlich bis lanzettlich-eiförmig, eanzrandig oder fast ganzraudig, wenig |mehlig, dunkelgrün, Intloreszenz eymös mit entfernten, grünen, meist groben Blütenknäueln. . ssp. viride 1,. Spec. pl. ed. II p. 319. Ch. album B eymigerum EG Syn. ed. III p. 524. Auch dieser Name ist viel umstritten. Ich schließe mich hier der ohnehin von der Mehrzahl der Autoren Kalifornien), die ich sah, waren nach meiner Erinnerung wenig bestäubt. Man vergleiche hier das in demselben Falle bei Ch. glomerulosum gesagte. Bei den Formen einer noch so sehr im Flusse befindlichen Gattung muß stets auf die (Gesamtsumme der Merkmale gesehen werden, indem ja ein einzelnes für den „Bestimmungsschlüssel* aueh noch so wichtiges Merkmal an dem einzelnen Individuum stark verblassen kann. Gliederung des Chenopodium album L. 291 angenommenen Auffassung Moquin-Tanvon’s an, welcher sich a. a. 0. auf ein von Hooker und PrAancHon eingesehenes Exemplar des Lisn®’schen Herbars beruft. Nach dieser Fassung ist Ch. viride L. die allgemein verbreitete, in ihren (bei der Charakteristik der Grex angegebenen) Merkmalen den Eindruck einer selbständigen Art ge- währende Form mit lanzettlichen, ganzrandigen, grünen Blättern und cymösem, grob- und entferntknäueligem Blütenstand. Hierher die var. pseudopolyspermum mh. Ung. bot. Bl. 1903 p. 10 mit breit-eiförmigen Blättern, übrigens auch zarterer, weniger cymöser Infloreszenz, in extremer Ausbildung von IssLer in Colmar gefunden. Dem Typus der Grex schließen sich zwei durch fast freudiges Blattgrün und stärkere Neigung zum Erythrismus der III. Grex (rlomerulosum zuneigende, in der Form der Infloreszenz so ziemlich mit Ch. viride übereinstimmende Formen!) an. Es sind dies: 2. ssp. concatenatum Thuill. Fl. des env. de Paris ed. II p. 125 (1799). "Muürr "Ung. bot. Bl. 1902" p. 363 u. tab! VEn22 21,722. Ch. album var. mierophylitm Issler in sched. Mogum-Taxpon hat sich auch hier die Sache etwas zu einfach gemacht, wenn er Ch. concatenatum mit Ch. viride L. kurzweg identifiziert. Die Form, von der ich in mehreren Herbarien Originalexemplare Truvisuıer’s sah, ist aber gleichwohl in gewisser Hinsicht eine Miniaturausgabe des Ch. viride und verhält sich zum mikrophyllen Ch. glomerulosum Rechb. ganz ähnlich wie Ch. viride zu Ch. album resp. lanceolatum. Untere Blätter deltoidisch-eiförmig, undeutlich dreilappige mit einzelnen Zähnen oder wie die oberen lanzettlichen Blätter ganzrandig, Infloreszenz trugdoldig, zart, mit entfernten ziemlich kleinen, grünen Knäueln. Stengel lebhaft rotstreifig, Blätter gerne rotrandig. Das echte Ch. concatenatum Thuill. ist ein im ganzen sehr zer- streut und fast nur in wärmeren Gegenden, wie Ch. viride gerne auf Gartenland auftretender Typus; er wurde indes schon von älteren Floristen in Karlsruhe, Halle und Berlin, letztes Jahr auch wieder von Lupwıc als Gartenunkraut in Potsdam gefunden. m 3. ssp. pedunculare Bert. Fl. Ital. III p. 32 nr. 7. Ch. album var. £ peduneulare Moquin-Tandon in DC. Prodr. 1.1. Blätter lang- gestielt, länglich lanzettlich, fast ganzrandig, oberseits sehr 1) Dieselben könnten daher ebensogut auch im Anhange zur Ill. Grex auf- geführt werden. 222 J. Murk satt-, fast freudig-grün, unterseits etwas bestäubt, Infloreszenz rispig, trugdoldig mit langgestielten lockern, eroß- und grün- knäueligen Cymen. Ich stehe nicht an, mit dieser Form das Ch. Issleri mh. (= Ch. viride-striatum) D. bot. Monatsschr. 1901 p. 54 adn. 8, Ung. bot. Bl. 1903 p. 11 zu identifizieren. Auch dieses ist höchstens zum Teile durch Rassenkreuzung entstanden, da ich typische Exemplare an Orten wie im Jaufentale (Centraltirol) fand, wo Ch. striatum fehlt. Am schönsten ausgeprägt sah ich den Typus des Ch. pedun- culare Bert. aus Kairo (herb. Turic., leg. SICKENBERGER 1888 pro Ch. albo). Der ssp. pedunceulare kann man noch eine Reihe dem Ch. pau- cidens mh. paralleler, gelegentlich auf Schuttplätzen wärmerer (Gegenden auftauchender Zwischenformen der Kombinationen Ch. glomerulosum — viride, Ch. vıridescens — viride, Ch. pseudo-Bor- basız — viride anfügen, die alle durch + eymöse, ziemlich entfernt- und eroßknäuelige Infloreszenz und durch oberseits -- lebhaftgrüne, schwachbuchtige Blätter charakterisiert sind. B. Blätter lebhafterün, mehr weniger von dem „Blute“ des Ch. purpurascens Jacq. und diese Verwandtschaft auch im Falle stärkerer Bestäubung durch frühzeitigen (!) scharfen Erythris- mus des Blattrandes verratend, Stengel meist lebhaft rotstreifig, Blütenknänel kleiner, + olivengrün, Samen pechschwarz, fast elatt, sehr glänzend, meist stumpfrandieg. Ill. Grex Glomerulosum. Blätter eiförmig, oblong bis lanzettlich, alle zur Parallel- randiekeit (mit + anastomosierenden Seitennerven) und zur Ganz- randiekeit neigend oder doch ziemlich gleichmäßig und meist seicht (ausgebissen) gezähnt. l. ssp. striatum Kras. Fragm. aus der Fl. v. Steierm. (1894) p. 32. Murr D. bot. Monatsschr. 1896 p. 32 sq. (als Art) u. Taf. I la,b, Allg. bot. Zeitschr. 1900 p. 202 sq., 1901 p. 179 sqq., D. bot. Monatsschr. 1901 p. 53 sq., Ung. bot. Bl. 1902 p. 111 sqq., p. 361 sqq. (unter Ch. album L. Grex Striatum) u. Taf. VI fig. 19. Issuer Allg. bot. Zeitschr. 1901 p. 164 sqq. und Fig. 1—7. Perry Alle. bot. Zeitschr. Gliederung des Chenopodium album L. 393 1902 p.3 sq. Oh. purpurascens Jacg. ß lanceolatum Mog.- Band 1. 1..P..67. Der geneigte Leser dürfte sich höchlich verwundern, nach meinen Ausführungen in der Alle. bot. Zeitschr. 1903 p. 91 dieser schon wiederholt degradierten und rehabilitierten Spezies (ein veri- tabler „Dreyfuß“ unter den Gänsefüßen!) hier nochmals in der plebeischen album-Gesellschaft zu begegnen. Ich habe aber einer- seits bereits a. a. 0. (Anm. 1) hervorgehoben, dab die Pflanze trotz naher Blutsverwandtschaft schwerlich bei Ch. purpurascens ver- bleiben kann; andererseits steht die Tatsache fest, dab Ch. striatum, ein für Europa entschieden adventiver Typus, mit der heimischen ssp. glomerulosum Rechb., welches dem echten Ch. striatum öfter sehr nahe kommt (in Ostasien, wie es scheint, auch mit der in der Blattform ohnehin fast identischen ssp. lanceolatum), durch eine völlie lückenlose Übergangsreihe verbunden ist, sodaß Ch. striatum kaum anders denn als ein Extrem der album-Sippe gefaßt werden kann und dies gleichzeitig auch deshalb, weil es sich mit den heimi- schen Formen des Ch. album ohne Zweifel stets fruchtbar kreuzt. Es wird sich übrigens noch darum handeln festzustellen, ob Ch. striatum (Kras.) nicht noch in einer der von Mogquin-TAxDon aufgeführten Arten, z. B. in sp. 6 Ch. striatum Roth oder in der zweifelhaften sp. 62 Ch. virgatum Thunb. ein älteres Synonym be- sitzt‘) Im übrigen kann ich bezüglich dieser Unterart auf meine oben zitierten erschöpfenden Ausführungen verweisen. Ich erwähne nur, daß mir sichere Exemplare aus dem Gebiete nördlich der Linie Leipzig-Regensburg-Straßburg noch immer nicht bekannt geworden sind, wenngleich sich die Pflanze sicher gelegentlich auch schon weiter nördlich verirrt hat. 2. ssp. glomerulosum Rehb. Fl. germ. exc. (1832) p. 579. Ch. album var. mierophyllum Coss. et Germ. Fl. env. de Paris (1845) II p. 451 („Plante.... & rameaux greles, couchee, plus rarement dressee. Feuilles tres petites, oblongues ou lanceolees“), Ch. striatiforme mh. D. bot. Monatsschr. 1901 p. 51, Ung. bot. 1) Von den nordamerikanischen Formen kommt dem Ch. striatum das Ch. Boseianum Mogq. mit länglich eiförmigen, grünen Blättern, stark rot- streifigen Stengeln und sehr glänzenden Samen nahe, teilt aber die Neigung zur Mikrophyllie mit der folgenden ssp. Die Blätter sind bei dieser wie über- haupt den meisten nordamerikanischen und ostasiatischen Verwandten des Ch. album scharf mukroniert. 294 J. Murr Bl. 1902 p. 365 sqq., tab. VI fig. 23a, b, e. Mogauvin-TanDon a. a. O. identifiziert es unrichtig mit dem typ. Ch. album. Im Wesen ein Ch. striatum > album mit Neigung zur Mikro- phyllie und zu niederliegendem Wuchse; Knäuel klein, + gelblich- erün. Im übrigen wechselt die Pflanze mit ganzrandigen bis scharf ausgebissen gezähnten, nur unterseits schwach bis beiderseits stärker bestäubten Blättern (auf solche Exemplare bezieht sich das Epitheton „einerascens“ bei Rehb. sowie Ch. album var. 7 microphyllum bei Mogquix-Tanponx a. a. O., sofern dies nicht eine anderweitige Kümmer- form ist).') Zwischen dichtem Krautwuchs wird die Pflanze oft völlige aufrecht oder der Stengel verliert die purpurne Streifung (ohne daß deshalb die bei der ganzen Sippe hervortretende be- sondere Neigung zum Erythrismus etwas Zufälliges oder ledig- lich durch stärkere Besonnung hervorgerufen wäre!). Ich fasse den Namen Ch. glomerulosum in weitem Sinne, auch für kräftigere, mehr grobblättrige Pflanzen mit beiläufig gleicher Mischung der Merkmale (f. matus mh.), resp. für echte Kreuzungen der Rassen Ch. album und Ch. striatum, da es nicht angeht, für alle diese morphologisch und genetisch nahe verwandten Formen eirene Benennuneen aufzustellen. Ch. glomerulosum Rehb. ist eine echte Xerophile, die sich am Grunde besonnter Mauern, an dürren Rainen und sandigen Stellen am wohlsten fühlt (Coss. et Germ.: „Lieux pierreux ou sablonneux...“, Hausmann in sched.: „in siceissimis ad viarum margines et in mon- tanis“) resp. in typischer Entwicklung auftritt und unter solchen ihr zusagenden Standortsverhältnissen bis weit in die Alpentäler (Aosta, Simplon, Oberinntal) steigt und ebenso noch in der Mark Brandenburg (Potsdam leg. Lupwıs, Berlin, Küstrin leg. Hirte, Frankfurt a. O. leg. Burk als Ch. riparium Boenningh.), in Posen (Thorn leg. Froruıch), Pommern (Swinemünde leg. Lupwis), ja selbst noch in Südschweden (Karlskrona leg. Nzumax) augenscheinlich mehr weniger verbreitet ist. Ch. glomerulosum geht zunächst in die Formen der IV. Grex Viridescens über, Fine solche Zwischenform mit größeren und 1) Auch die in Südeuropa und im Orient vielfach vorkommende, stark be- stäubte Form, die ich in den Ung. bot. Bl, 1902 p. 364 separat als ssp. alpi- genum mh emend. aufführte, ist trotz der etwas größeren Blütenknäuel von ssp. glomerulosum kaum zu trennen. Für solche Wüstenbewohner kehrt sich eben, wie auch sonst öfter, der bekannte Spruch um: das Leben ist grau, mag Theorie und Neigune noch so grün sein! f » Gliederung des Chenopodium album L. 225 relativ breiteren weitgebuchteten Blättern ist mein Ch. inter- jeetum D. bot. Monatsschr. 1901 p. 51 Taf. II fie. 10 ab, das am besten hier als var. angefügt wird. Nicht selten sind auch Zwischenformen gegen Grex I. ssp. sub- fierfolium mh. mit scharfgezähnten, öfter succulenten Blättern. Solche Pflanzen dürften unter var. szcculentum der Krasan’schen Tabelle verstanden sein. Wichtiger sind die Zwischenglieder von ssp. glomerulosum resp. striatum gegen lanceolatum (ich fasse sie vorläufig als ssp. lanceo- latıforme zusammen) mit z. T. noch recht lebhaftem Blattgrün, doch schon etwas größeren Knäueln und aufrechtem Wuchse, meist auch + scharf mukronierten Blättern, welche in Ostasien eine be- deutende Rolle spielen (vgl. Ung. bot. Bl. 1903 p. 5, 1902 p. 365) und gleichfalls hie und da bereits auf Schutt auftauchen (Freiburg in Breisgau leg. TaruvLung 1903, Straßburg 1903 leg. Lupwig); selbst mit spiebförmigen dreilappigen oberen Blättern (f. subhastata Issler in sched.) wurde diese Zwischenform von Lupwiıc in Strab- burg gefunden, ganz ähnlich dem von mir in den Ung. bot. Bl. 1903 p- 365 erwähnten und auf Taf. VI fig. 23c abgebildeten Oh. striati- forme f. grossidentata aus Mexico. IV. Grex Virideseens.‘) Umriß und Zähnung des Blattes von Grex l., durch + freudig grüne, stark zum Erythrismus neigende Blätter von Grex III influenziert. Blütenknäuel gleich- falls wie bei letzterer Grex, d.h. kleiner und gelblichgrün, hie und da auch etwas gegen Grex II. Viride abweichend. 1. ssp. pseudo-Borbasi mh. D. bot. Monatsschr. 1901 p. 51 tab. II. eg. 11, Une. bot. Bl.’1902 .p. 367 sq. tab. VE fie 24, Ch Borbasii mh. D. bot. Monatsschr. 1596 p. 35 pro parte maiore et tab. Il fie. 1bb. Blätter deltoidisch-eiförmig + gleichmäßig stumpfbuchtig gezähnt, bei mikrophyllen Pflanzen wie gekerbt. Durch derartige kleinblättrige Formen in ssp. glomerulosum, im übrigen ebenso lückenlos in ssp. viridescens übergehend. Von ähn- !) Dieser von der ältesten Subspezies genommene Name ist insofern weniger zutreffend, als daraus gegenüber Grex II Viride ein geringerer Grad des Blatt- grüns ausgedrückt scheinen könnte, während in Wirklichkeit das Grün, speziell der Blattoberseite, bei dieser Grex meist noch entschieden lebhafter, d.h. freudiger ist als bei Grex Viride. Ich betrachte diese IV. Grex, wie aus der gegebenen Charakteristik hervorgeht, als eine Art Appendix zu Grex I resp. III, die sich aber aus technischen Gründen nicht wohl mit diesen Greges verschweißen läßt. Ascherson, Festschrift. 15 226 J. Mur lich gezähnten Exemplaren des gewöhnlichen Ch. album durch die wenigstens oberseits lebhaft grünen, gern scharf rotrandigen Blätter verschieden. Eine Form von weitester Verbreitung (vgl. Ung. bot. Bl. a. a. O.), von den Autoren meist kurzweg zu Ch. album, ver- einzelt zu Ch. viride oder opulifolium gezogen. Die ssp. steht der var. 8 bicolor Bojer bei Moguin-Tanvon aus Nepal nahe, welche aber nach augenscheinlich hierher gehörigen Exemplaren aus dem Himalaya und Persien, welche ich in den Ung. bot. Bl. a. a. ©. bei Uh. pseudo-borbasiı angereiht habe, durch breitere, mehr rhombische Blätter auffällig gegen Ch. opulifolium neigt. Der ssp. pseudo-Borbasiı könnte als var. die ssp. opuliforme mh. D. bot. Monatsschr. 1901 p. 52 mit mehr eiförmigen geschweift gezähnten, manchmal kurz dreilappigen Blättern und an Ch. striatum erinnernder Nervatur angegliedert werden. Die Form ist von ge- ringer Bedeutung und geht auch leicht in ssp. viridescens über. Ich sah sie außer vom 1. el. (Linz a. D.) besonders typisch von Bernburg (leg. HERMANN). 2. ssp. viridescens St. Amans flor. Agen. p. 105, Moq.-Tandon in DC. Prodr. 1. 1. sub C'h. albo var. y, Murr Ung. bot. Bl. 1903 p. 9, tab. VIII fie. 28. Ch. paganum Rchb. fl. germ. exc. p. 579 nr. 3742. Ch. praeacutum Murr D. bot. Monatsschr. 1901 p. 52, fig. 29. Nach langem Schwanken habe ich mich entschlossen, das Ch. pa- ganum Rehb. — Ch. albo-viride nach dem Vorgange Moguinx- Tanvons a. a. O0. mit der ssp. viridescens zu identifizieren. Es scheint mir eben nun doch sehr wahrscheinlich, daß ReEıcHENBACcH mit dem Ausdrucke foliis viridi-nitidis dasselbe sagen wollte wie Sr. Amans resp. Mogquin-Tannon mit der Bezeichnung folüs laete viridibus; die übrigen Punkte der Beschreibung stimmen vorzüglich zusammen. Daß hinwiederum St. Amaxs unter seinem Ch. viridescens die von mir ehedem als Ch. praeacutum bezeichnete Pflanze der Formel Ch. album > striatum verstand, habe ich aus einem von Mogvın revidierten Exemplar des Wiener Hofmuseums ersehen. Die Form stellt ein spitzblättriges, scharfzähniges Ch. album mit dem lebhaften Grün und Erythrismus und den kleineren gelb- lichen Knäueln des Ch. striatum dar und ist auf den Schuttplätzen wärmerer Gegenden verbreitet. Freilich tritt die typische Pflanze öfter in geringerer Quantität auf gegenüber den Schwärmen ver- schiedener Zwischenformen wie Ch. virideseens-ulbum, Ch. viridescens- viride, Ch. viridescens-subfieifolium, Ch. viridescens- glomerulosum u. del. Nach meiner Ansicht entfällt durch diesen Umstand nicht Gliederung des Chenopodium album L. 997 die Berechtigung, gewisse Typen als Stützpunkte für die Gliederung herauszuheben und zu benennen. Die Form tritt manchmal mit außerordentlich grob- und tief- zähnigen bis fast fiederschnittigen «Blättern auf (entsprechend dem Hreracıum subcaesium var. ineisifolium Zahn und dem A. Dollineri ssp. tridentinum var. horrens mh.). Solche Formen sind die var. vwax Sandor apud Murr Ung. bot. Bl. 1903 p. 9 von Ungarn und das Ch. lacinıatum mh. ibidem von Innsbruck. Schließlich noch eine Bemerkung über Oh. Zschackei mh. D. bot. Monatsschr. 1901 p. 39 Fig. 2abc, Ungar. bot. Bl. 1903 p. 6 tab. VII Fig. 26, das ich an letzterer Stelle der (seither eingezogenen) Grex Lanceolatum angereiht habe. Diese nordamerikanische in ihren Blättern der Formel Oh. opulifolium obtusatum — album entsprechende Adventivpflanze gehört ohne Zweifel in die nächste Verwandtschaft des Ch. album, zeigt aber außer in den Blättern auch in den mit derberer, mehr höckeriger, rauchgrauer Cuticula umgebenen Samen eine weitere auffallende Beziehung zu Ch. opuli- foium und ist möglicherweise der (im Typus mikrophyllen und fast ganzrandigen) Spezies resp. Grex Ch. Berlandieri Moq., die ich in Mühlau bei Innsbruck einzeln neben Ch. Zschacker gesammelt zu haben glaube, unterzuordnen. Was die Kreuzungen des Oh. album mit anderen Arten be- trifft, so wage ich es gegenwärtig nicht, eine Kombination aul- zuführen außer Ch. album >< opulifolium,') letztere ist aber allen Bedenken gegenüber als unzweifelhaft und in verschiedenen Formen nachgewiesen zu betrachten, die alle, dem Charakter richtiger Hybriden entsprechend, nur selten und vereinzelt auftreten. Ich unterscheide, diesmal die III. und IV. Grex in eine zu- sammenfassend, innerhalb der Kombination vorzüglich drei Reihen.”) !), Ich halte es indessen für höchst wahrscheinlich, daß es noch gelingen wird, wenigstens Ch. album >< fieifolium unzweifelhaft nachzuweisen. Noch sehr dunkel und hinsichtlich des (mit Reserve) vermuteten Ursprunges als Ch. album > Vulvaria ist wegen der geringen Verwandtschaft dieser zwei Arten etwas bedenk- lich. Mein Ch. Vollmanni Ung. bot. Bl. 1903 p. 11, was von ScHoRLER (Isis 1898 p. 97 sqq.) aus Dresden als Oh. album > x album. Ch. platanoides J. B. Scholz (pro var. Ch. opulifoliı) Oesterr. bot. Zeitschr. 1900 p. 54 tab. IV fig. 7 (aus Wien)); Ch. linciense mh. . bot. Monatsschr. 1901 p. 39 tab. I fie. 3, Ung. bot. Bl. 1902 p. 342.") Kreuzung von typischem Ch. opulifotium mit einem großblättrigen, scharfzähnigen Ch. album. Von mir auber in Linz a. D. auch noch ähnlich, in den oberen Blättern gegen Ch. Borbasii neigend. 1902 in einem Stück in Innsbruck gefunden. Mein Ch. betulifolium Ung. bot. Bl. 1. 1. ist vielleicht doch durchgehends bloße Form von Ch. opulifoltum. Ch. Borbasit mh. Progr. d. Oberrealsch. Innsbruck 1891 p. 55 sq. D. bot. Monatsschr. 1896 p. 34 sq. tab. II fie. la, 1901 p. 38 tab. I fie. lab, Ung. bot. Bl. 1902 p. 341 tab. III fig. 9. Inter- kaum gelöst. Die Regel $15e bei 0. Kunrze Nomenelaturae bot. codex brev. maturus p. XXVI, daß unzweifelhaften Bastarden ein Artname nur als Synonym beigesetzt werden dürfe, ist mir nicht völlig klar. Denn ein solcher binärer Name bezeichnet eben nur eine bestimmte Form der betreffenden Kombination, ist also weder mit der Kombination selbst synonym noch mit anderen binären Namen. die für andere Formen derselben Kombination aufgestellt wurden. Ich würde der Kuntzze'schen Lex in der Weise zustimmen können, daß der älteste für eine Kombination bekannte Name nach NäÄgenı-Perer’schem Muster zum Haupt- namen erhoben und der Hybridformel beigesetzt, von dieser hybriden Zwischen- spezies aber wieder Subspezies oder Varietäten unterschieden werden dürfen. Sind Varietätsbezeiehnungen schon innerhalb einer Spezies nicht zu entbehren, um wie viel weniger zur Fixierung von Etappen in der langen Bastardreihe zwischen zwei oft systematisch und morphologisch weit entfernten Arten! Jedenfalls möchte ich eine derartige Unterscheidung der wiehtigeren Formen innerhalb der einzelnen Hybridreihen resp. Schwärme viel unlieber entbehren, als die Zeichen für die Vater- oder Mutterschaft jedes der beiden Erzeuger ($ 15a), die sich wohl nur in dem kleineren Teile der Fälle eruieren läßt und ihrerseits wieder mit sehr verschiedenem Ergebnisse wirksam sein kann. Ich möchte hier noch- ınals hervorheben, daß sich ohne Namen über die wichtigsten und interessantesten Dinge entweder gar nicht oder nur nach der Weise der vorlinnöischen Botaniker reden läßt. Dazu kommt der Umstand, daß Hybride auch zu Arten werden können, weshalb sich für dieselben eine der wirklichen Spezies beiläufig ent- sprechende Behandlung empfehlen dürfte, wie selbe auch O. Kunxtze unter \bsatz d) für Bastarde zweifelhaften Ursprunges (dies ist in manchen Gattungen wie Hieracium, Ohenopodium ohnehin ein starker Prozentsatz!) zu gestatten scheint. '!) Auch diese Identifizierung nehme ich mehr nach der Wahrscheinlichkeit und in dem Streben nach Zusammenfassung als auf Grund irgend welcher Nötigung vor (man vgl. das von mir in der D. bot, Monatsschr. Vorgebrachte!). (liederung des Uhenopodium album L. 399 mediär zwischen Ch. opulifolium var. obtusatum und typischem Ch. album oder dem letzteren etwas näher. Ich erhielt mit der Original- pflanze von Mühlau bei Innsbruck vorzüglich übereinstimmende Exemplare durch Dr. Vorumann vom Isartalbahnhof in München, von ihm dort im September 1902 als Ch. album x opulifolium ge- sammelt. B. Ch. opulifolium x viride: Ch. subopulifolium mh. Ung. bot. Bl. 1902 p. 340. Ch. opuli- folium var. obtusatum > virıde (dem Ch. opulifolium stark ge- nähert). Bildet in dieser Reihe das Seitenstück zu Oh. platanoides. Dazu eine var. ovordeum mh. mit eiförmigen (nicht deltoidisch- eiförmigen), nur sehr seicht gebuchteten Blättern. Zürich (eg. Trevvung 1900 als Ch. opulifolium). Ch. platyphyllum Issler Alle. bot. Zeitschr. 1902 p. 193. Ch. triangulare Issler in sched. et mh. Ung. bot. Bl. 1902 p. 343, non R. Brown. Ich habe in der Alle. bot. Zeitschr. 1903 p. 91 adn. 1 Ch. platy- phyllum Issler als eingeschleppte Spezies bezeichnet, kehre aber nunmehr zu meiner früheren Deutung als Ch. opulifolium > viride zurück, obwohl die Pflanze sich mehr weniger fertil erwiesen hat. Issuer fand nur ein Exemplar derselben in Colmar. Die unteren Blätter sind von denjenigen des Ch. opulifolium, abgesehen von dem lebhafteren Grün, wenig verschieden, die oberen eiförmig- lanzettlichen ganzrandigen Blätter neigen gegen (Ch. viride und die Infloreszenz ist fast genau die von (Ch. weride. Es ist auch kaum anzunehmen, daß eine selbständige Art mit solcher Mischung der Merkmale existieren sollte, ohne sonst bisher irgendwo in der Natur oder in einem Herbarium aufgefunden worden zu sein. Ch. Thellungii mh. Kine der eklatantesten Bastardformen. Die unteren und mittleren Blätter sind rhombisch-eiförmig, teils an Ch. opulifolium, teils an Ch. Preißfmanni, teils an Oh. Zschacker und Ch. subopulifolium var. ovoidım erinnernd, die oberen lanzett- lich-eiförmig, alle ziemlich dunkel grün, Infloreszenz cymös, grob- und entferntknäuelige. Zürich, Sihlquai leg. Tueuvung 25. Juli 1903. Die Hybride teilt mit Oh. humgarıeum Borb. et mh. Ung. bot. Bl. 1902 p. 343, tab. IV fig. 15 (— Ch. album var. diversifolium Borb. in sched. 1891), das „leichfalls eymöse Infloreszenz besitzt, die wunderbare Mannigfaltigkeit der Blattformen an einer und derselben Pflanze und steht demselben vielleicht auch genetisch außerordentlich nahe: doch lassen die „leichzeitig etwas monströs 230 J. Murk: Gliederung des Chenopodium album L. «deformierten Blätter des Ch. hungaricum noch emen leisen Zweifel über die Entstehung der letzteren Form bestehen. C. Ch. opulifolium — striatum S. viıridescens: Ch. Bernburgense mh. D. bot. Monatsschr. 1901 p. 50 tab. I fie. 8, Ung. bot. Bl. 1902 p. 342. Eine diesem nahestehende kleine Probe erhielt ich neuestens durch Dr. VoLLmann (München leg. J. MAYER). Ch. tridentinum mh. Allg. bot. Zeitschr. 1900 p. 203 adn. 3 l). bot. Monatsschr. 1901 p. 49 tab. I fig. 6abe.. Eine sehr ähnliche Ptlanze mit völlig opulifoliım-artigen, doch freudig grünen unteren Blättern, wahrscheinlich ein Ch. opulifolium — pseudo-Borbasii, sammelte Lupwıs am Proviantamt in Straßburg. Ch. solitarium mh. D. bot. Monatsschr. 1901 p. 50 tab. Il fir. abe. Ein Oh. opulifolium mit verlängerten, an den Seiten- rändern kerbig ausgebissenen, — grünen Blättern, die untersten zeigen öfter trotz des opulifolium-Umrisses die vollendete striatum- Nervatur. Im letzten August von mir und HEuvwEser in pracht- vollen etwas gegen Ch. tridentinum neigenden Stücken am Fried- hofe in Deutsch-Matrei „efunden. !) Von Isster vermutungsweise als Ch. platyphyllum angesprochene Exenı- plare des Herbars Lupwıs sind nach meiner Ansicht lediglich album-Formen. Allerdings ist ein apodiktisches Urteil nach wenig gut erhaltenen Exsiecaten nieht möglich. XIX. Chaenorrhinum Aschersoni Simk. Kine die Umgebung der nördlicheren Adria pflanzen- geographisch charakterisirende Rasse, von L. Sımonxa1-Budapest. Die Vertreter des Genus Chaenorrhinum DC. wurden bis jetzt meistens unter dem generischen Namen Zinaria aufgeführt. Nach WErtstEin (in EnGter und Prantu Pflanzenfam. IV. 3b. p. 60) besteht das Genus Chaenorrhinum etwa aus 20 Arten, und sein Verbreitungs-Gebiet erstreckt sich von Nordeuropa bis Nord- afrika, und vom Atlantischen Oceane bis Vorderasien, bis Persien. Eine Art dieses Chaenorrhinum wurde bisher unter dem Namen Chaenorrhinum minus (L.) Lge. für eine in „Europa, Nordafrika und Westasien weitverbreitete Species“ gehalten (WETTSTEIN 1. €.). Diese Anschauung mehrerer Autoren ist aber etwas eingehender zu prüfen; denn nach meinen Studien hat das typische Antirrhinum minus L. spec. (1753) 617, d. h. das COhaenorrhinum minus (L.) Simk., eine sehr beschränkte Verbreitung. Chaenorrhinum minus (L.) Simk. ist eine pflanzengeographische Rasse, die die Umgebung des Baltischen Meeres (vielleicht auch des Deutschen Meeres) charak- terisirt, und die in Mitteleuropa, in Südeuropa, sowie auch in Nordafrika und Westasien spontan nicht vorkommt. Bevor ich diese Sache weiter erörtere, scheint es mir zweck- mässig, auseinanderzusetzen, warum Antirrhinum minus L. zu dem (senus Chaenorrhinum DU. gestellt wurde. Linx&'s Antirrhinum wurde schon vor Linx& in TOURNEFORT’S „Institutiones rei herbariae*, — ich werde hier nur die „Editio tertia. 1719“ eitiren —, in zwei heut zu Tage auch anerkannte Genera geschieden: nämlich in das Genus Antirrhinum Tournef. 239 L. Sımonka1 Inst. I. p. 167, tab. 75; und in das Genus ZLinaria Tournef. 1. c. p. 168, tab. 76. — Von dieser Linaria Tourmnef. wurde dann im DE Canvorve's Flore francaise V. p. +10 (!) im Jahre 1815 das C'haenorrhinum DC. abgetrennt und ganz präcis charakterisirt- Diese Abtrennung ist anzunehmen, weil es ganz richtig ist, dass der Schlund der Blumenkrone jener Arten, welche zu Linaria Tournef. gehören, durch eine Kinstülpung der Unterlippe ver- schlossen ist; hingegen aber der Schlund der Blumenkrone jener Arten, welche zu Chaenorrhinum DU. gehören (DU. 1. e. erwähnt nur: Linaria origanifolia, rubrifolia, minor Fl. franc.; Antirrhinum. litorale Bernh., villosum L., erassifolium Cav. und tenellum Vav.), ganz offen ist. TOURNEFoRT zeichnet seine Zinaria an der citirten Stelle mit maskirten und gespornten Blumenkronen ab und charakte- risirt sie auch im Texte „fore personato, posterius in caudam desinente“: ein schönes Beispiel dafür, wie die Blumenkrone des Chaenorrhinum DÖO.s aussieht, finden wir in EnGLer-Prantos Pflanzenfam. IV. 3. T. p. 58 Fig. 260. abgebildet. In den folgenden Zeilen werde ich mich nun mit dem Chaenor- rhinum minus Wettst. in ExGLer-Prantu ]. c. p. 60, das ich in mehrere pflanzengeographische Rassen einteile, beschäftigen. Es sei vor Allem bemerkt, dab Ohaenorrhinum minus Lange, oder besser gesagt DC. in Fl. france. V, p. +10, nicht identisch mit der von Werrsteis gemeinten Art ist. Chaenorrhinum minus Lange, in Wiırvkomm et Laxge, Prodr. flor. hisp. IL, p. 577 (1870), ist sowohl der Beschreibung nach, als auch nach den von mir studirten öxemplaren (ich sah es von Sierra-Nevada |Exs.: Hurer-Porra-Rıco]| und Cuenca [Ganpocer exs.| nichts Anderes, als Linaria viscida Mönch, d. h. Chaenorrhinum viseidum Simk. Linaria minor DC. Fl. franc.. wie auch O’haenorrhinum minus DC. Fl. franc. V. +10, ist nach den vielen zesehenen französischen Exemplaren und der Diagnose ebenfalls Chaenorrhinum viseidum (Mönch) Simk. Chaenorrhinum minus Beck Flora Niederöst. III (1895) p. 1042 ist wiederum Chaenorrhinum viseiduem (Mönch) Simk. Chaenorrhinum minus Wettst. in Exster-Praxte 1. e., dessen Verbreitung folgender- massen angegeben wird, „in Europa, Nordafrika und West- asien weitverbreitet* umfasst eine Gruppe von pflanzen- veographischen Rassen (Subtiles species phytogeographicae), welche meines Wissens die Folgenden sind: 1. Chaenorrhinum minus (L.) Simk. die Baltische Rasse: 2. Chaenorrhinum wiserdum (Mönch) Simk., die Mitteleuropäische Rasse, 3. Ohaenorrhinum praeter- Chaenorrhinum Aschersoni Simk. 233 missum (Delastre) Lange, die Westfranzösische Rasse, 4. Chaenor- rhinum littorale (Bernh.) DC. die Westmediterrane Rasse; 5. C'haenorrhinum Aschersont Simk., die Nordadriatische Rasse. Es sollen nun hier diese 5 Rassen weiter erörtert werden. Eine jede dieser Rassen ist eleichsam ein lebendiger pflanzen- geographischer Zeuge (der klimatischen Unterschiede jener 5 Gebiete, in welchen sie sich entwickelt hatten und sich jetzt erhalten. 1. Chaenorrhinum minus (L.) Sink. Antirrhinum minus L. spec. ed. I (1753) p. 617 — quoad stirpem suecicam. — Icon. in Över fl. dan. tab. 502!] Es ist eine Pflanzen-Rasse, welche sich unter den klimatischen Einflüssen, die um das Baltische Meer, besonders um die Ostsee herrschen, wohlbefindet, entwickelt und fortpflanzt. Liwx& charakte- risirt in seinem ceitirten, klassischen Werke sein Antirrhinum minus: „koliis lanceolatis obtusis alternis, caule ramosissimo diffuso*. Er gibt auch an, dass sen Antirrhinum minus einjährig (©) sei; dass es in „Europae „lareosis“ zu finden ist; dass er es aber als eine in Suecia spontane Pflanze schon in „Flora suee. p. 502“ mit- getheilt hatte. Um zu ermitteln, was denn in erster Reihe als Lmne's Antir- rhinum minus zu betrachten sei, müssen wir daher das schwedische Antirrhinum minus prüfen. Das schwedische Antirrhinum minus stimmt nicht nur mit seinen „foliis lanceolatis obtusis alternis“ mit Imn#’s Diagnose überein (was von geringerem Werte ist, weil auch das in Mittel-Europa weit verbreitete sogenannte Antirrhinum minus, und noch mehr das Antirrhinum litorale Bernh. gleiche Blätter besitzen), sondern aber auch in seinem „caule ramosissimo diffuso“, was bei den mitteleuropäischen und mediterranen Antir- rhinen nicht der Fall ist. Das schwedische Antirrhinum scheint wirklich „in glareosis“ zu gedeihen, wogegen das mittel- europäische, meist „in arvis, agris, campis incultis“ zu finden ist, das mediterrane kommt theilweise ebenfalls „in glareosis* vor. Lmxr’s schwedisches Antirrhinum minus habe ich von Chri- stiania, Upsala nnd Stockholm in mehreren Exemplaren gesehen; ich habe auch Exemplare, die bei Bromberg in Posen gesammelt wurden, mit den Exemplaren von Stockholm verglichen, und beide vollständig übereinstimmend gefunden; ich habe dann noch dieses getrocknete Material auch mit der Abbildung des Antirrhinum minus L. in Öper’s 234 L. SımonkA1 Flora danica tab. 502 ganz übereinstimmend gefunden. Die Gegend der unteren Weichsel, Süd-Schweden und Dänemark sind also als die Fundorte des Ühaenorrhinum minus (L.) Simk. sicher bekannt. Es schienen mir diese Pflanzen der Ostsee beim ersten Anblicke dureh ihre kräftigere Tracht habituell von dem ziemlich dünnen mittelenropäischen Chaenorrhinum minus Auct. auffallend ver- schieden. Eine eingehendere Prüfung ergab, dab das baltische Chaenorrhinum sich von dem mitteleuropäischen durch folgende Merkmale unterscheidet: durch diekeren Stengel, der sich etwas sparrig verzweigt; grössere breitere Blätter; grössere Blüthen, deren Blumenkrone 8—9 mm lang ist, und dementsprechend grössere Früchte und sie umhüllende Kelchzipfel; kräftigere 14—16 mm lange Blüthen- und Fruchtstiele, die nur zweimal so lang sind als der Fruchtkelch und endlich durch seine aus sehr kurzer drüsiger Behaarung bestehende feine Bekleidung. Vergleicht man nur den Habitus und die Bekleidung dieses baltischen CUhaenorrhinum mit dem des mitteleuropäischen O’haenorrhinum in pflanzengeographischer Auffassung, so erscheinen diese zwei Chaenorrhina als zwei vica- rierende Rassen: die eine, welche sich den klimatischen Verhältnissen der Umgebung der Ostsee angepasst, die andere, welche sich mehr dem kontinentalen trockneren und wärmeren Klima Mitteleuropas angepasst hat. 9. Chaenorrhinum viscıdum (Mönch) Simk. |Linaria viseida Mönch Meth. 524 (1794). — Linaria minor Koch Syn. ed. III, p. 451; Neilreich Niederöster. 544; Neilreich Ungarn-Slavonien, aliorumque Auctorum Hung. — ÜUhaenorrhinum minus DC. Fl. france. V. 410 (1815); Lge. m Willkomm u. Lange; Prodr. flor. hisp. 11,577 (1870), Beck Flora Niederöster. III. 1042 (1893). ] Das grosse Verbreitungsgebiet, in welchem diese Rasse das baltische Ohaenorrhinum minus Simk. vertritt, erstreckt sich über oanz Mitteleuropa und Südwesteuropa. Gemein ist diese Rasse in Ungarn-Slavonien, in den Österreichischen Ländern, in Deutschland und Frankreich; ich habe auch Exemplare gesehen aus Belgien (Lüttich), aus Spanien, Italien (Rom, Venedig), ja sogar aus Herze- eowina und Albanien (Usküb). Abgesehen von dem ganz kahlen Chaenorrhinum praetermissum Lange, welches ich als besondere Rasse aufführen werde, variirt diese Rasse wenige. Ks ist mir aufeefallen, dass an der echten, deutschen ZLinaria viseida Mönch Chaenorrhinum Aschersoni Simk. 235 die Blüthenstiele vorwiegend dreimal so lang sind als die Kelche, diese halte ich für die typische Form. Von dieser weichen die südeuropäischen, besonders die spanischen Exemplare dadurch ab, dass sie einen verhältnissmässig längeren Blüthenstiel haben, der 4 mal länger ist als der von ihm getragene Kelch; diese Form nenne ich forma australior;') endlich fand ich in Ungarn beim Balaton- See an grossen Strecken lauter solche Exemplare, an denen die Blüthenstiele auffallend kürzer waren als an der typischen Form, sie waren nämlich vorwiegend nur 2mal so lang als ihre Kelche: die Form nenne ich forma brevipedunculata. CUhaenorrhinum vıscidum Simk. unterscheidet sich von U'haenor- rhinum minus Simk. durch einen dünneren aufrechten Stengel, dessen Äste aufrecht gerichtet sind, kleinere, schmälere reichlich drüsig-behaarte Blätter, kleinere Blüthen, deren Blumenkrone 6—7 mm lang ist, und dem entsprechend kleinere Früchte und Kelchzipfel, dünnere, schlankere Blüthen- und Fruchtstiele, die bei der typischen Form dreimal so lang sind als der von ihnen getragene Kelch; endlich durch eine aus stärkeren drüsigen Haaren gebildete diehte Bekleidung. Die zierlichere Tracht und die auffallende drüsige Behaarung lässt diese Rasse auf den ersten Blick von der vorigen unterscheiden. 3. Chaenorrhinum praetermissum (Delast.) Lge. |Linaria praetermissa Delastre Ann. sc. nat. ser. Il, XVII, p. 151 (1842). — Chaenorrhinum praetermissum Lange, in Willkomm u. Lange Prodr. fl. hisp. II p. 578 (1870).| Ich habe von dieser Rasse, oder vielleicht nur einer localen Varietät, solche zwei Exemplare gesehen, welche beide bei Vienne im Gebiete der Loire in Frankreich auf dem „loco classico* ge- sammelt wurden; dann noch ein Exemplar in Herb. mus. palat. Vindob. Gollectio Reıcnengacn fil. unter dem Namen: L. minor 3. glabriuscula Petermann, gesammelt bei Gertitz. Diese drei Exem- plare waren kleiner, schlanker als die unseres Chaenorrkinum eiseidum Simk.; sonst unterscheiden sie sich von der typischen Form unseres C’haenorrhinum nur durch vollständige Kahlheit des Stengels, der Blätter, der Fruchtstiele und Fruchtkelche. 1) Linaria minor v. alpina Schott in Korscay iter eilie. exs. 40a von Karli Boghas halte ich identisch mit Ohaenorrh. minus f. australior. 236 1. SIMONKAI 4. Chaenorrhinum litorale (Bernh.) DC. |Antirrhinum Titorale Bernh. ap. Willdenow En. hort. berolin. I. (1809) 641. — Linaria Titoralis Willd., ibidem. — Chaenorrhinum littorale (Bernh.) DE. Fl. france. V. 410 (1815). — Linaria minor Heuff.! En. pl. ban. 432 (1858) pro parte, nempe quoad plantam „in arenosis ad Danubium“.| Es ist eine sublitorale Rasse, welche bis jetzt in erster Reihe von den Küstengegenden der Nord-Adria, von Fiume und Istrien bis Montenegro und Albanien bekannt ist, aber auch längst dem unteren Donau-Thale, von dem sogenannten Kazanthale an- gefangen, von Ungarn bis Rumänien verbreitet ist. Dieses Vorkommen erweckt die Vermuthung, dass sie als eine sublitorale Pflanze von den Gegenden des Schwarzen Meeres hierher gelangte, nur dass man sie bis jetzt in jenen Gegenden des Schwarzen Meeres mit der Linaria minor Auct. vermenget hat. Sie ist von dem Chaenorrhinum viscidum Simk. sogleich zu unterscheiden durch ihre kräftigere Tracht, grössere und breitere Blätter, und besonders ihre dichte, weiche und stärkere Be- kleidung des Stengels und der Blätter. Blüthenstiel und Kelch sind ebenfalls stärker und weich behaart. Diese weiche Behaarung besteht theils aus einfachen, theils aus drüsigen Haaren. Auch die Blüthen sind etwas grösser, als bei Ohaenorrhinum viseidum Simk., sie haben eine 8—9 mm lange Blumenkrone und einen Blüthenstiel, der entweder kaum länger oder meistens anderthalbmal oder aber auch zweimal (Exemplare von Biokovo) so lang ist als der von ihm getragene Kelch. Stengel und Äste sind aufrecht. Diese Rasse vertritt hier das ebenfalls halb-littorale baltische ('haenorrhinum minus Simk. 5. Chaenorrhinum Aschersoni Simk. Linaria litoralis v. glabrata Borb. akad. közlem. 1876 p. 425, — non Linaria glabrata H. B. K. nov. gen. sp. 11. 362 (1817); neque Ohaenorrhinum origanifolium ß glabratum Lge. pug. 205 (1861)). Diese Rasse ist bis jetzt nur als Litoral-Pflanze aus der Umgebung des Quarnero’s und Quarnerolo’s bekannt. Ich kenne sie aus den litoralen Gegenden von Fiume, Kostrena-St. Barbara, Bukari und von den Inseln Scoglio-St. Marco, Veglia, Arbe, Lussin. Ich habe sie zum erstenmale auf einem klein-steinigen, kalkigen Strande der Insel St. Marco 1—5 Meter hoch über dem Meere Chaenorrhinum Aschersoni Simk. 237 beobachtet. Ich war überrascht, als ich dort in kleinen Gruppen Pflanzen sah, welche glänzend grün waren, steife lanzettliche Blätter und etwa spannenhohe, steife, einfache oder kaum verzweigte, ganz kahle und an der Spitze mit einem Knäuel von Kapselfrüchten endigende Stengel hatten. Die einjährigen Pflanzen waren ganz kahl, nur der Fruchtkelch war fein gewimpert, und an den Frucht- stielen fand man einige sehr zerstreute Härchen. Die Pflanze war mir so auffällig, dass ich zuerst nicht entscheiden konnte, zu welchem Genus sie gehörte, bis ich an einigen Exemplaren auch einige Blüthen gefunden hatte. Die Blüthen bewiesen, dass ich es mit einem Ohaenorrhinum zu thun hatte; aber mit welcher Art, war mir unbekannt. Heimgekehrt erfuhr ich, dass Professor Bor#As bei Besca nuova (auf der Insel Veglia) eine Linaria hitoralis var. glabrata gesammelt hat. Die von ihm dort gesammelten Exemplare, welche ich ge- sehen habe, waren mit meiner Pflanze nicht identisch; seine Linarıa glabrata (Borb.) ist auch laut der Diagnose, mit welcher er sie in die Wissenschaft eingeführt hat in (Magyar. tud. Akademia közlem. 1876 p. 425) mit meinem Ohaenorrhinum Aschersoni nicht identisch, weil er von seiner Linaria Iitoralis v. glabrata auch das folgende sagt: „Rami interdum longissimi, graciliores (mempe quam in L. litorali), quasi cirrhiformes.“ Nach den schon oben mit- getheilten Eigenschaften des Chaenorrhinum Aschersoni kann es keinesfalls die echte Linaria litoralis v. glabrata Borb. sein. Später fand ich Exemplare eines ebenfalls etwas steifen und beim ersten Anblicke kahl erscheinenden, aber mit langen aufrechten, doch unverzweigten Aesten versehenen Uhaenorrhinum bei Fiume und Draga, welche mit den von mir gesehenen Exemplaren der Linaria litoralis v. glabrata Borb. darin übereinstimmten, dass sie an dem Ende der Aeste, welche traubenartig mit Früchten und auch an den Spitzen mit Blüthen besetzt waren, ziemlich behaart sich erwiesen. Ich habe dieses fast kahle C'haenorrhinum wegen seiner Steif- heit, wegen seiner einfachen schlanken Aeste und wegen des sehr nahe liegenden Standortes, obzwar es ein Mittelding ist zwischen dem Uhaenorrhinum Aschersoni und Ühaenorrhinum littorale, doch zu Ch. Aschersoni gestellt, und es von ihm als eine in seinen Formen- kreis gehörende Form subglabra unterschieden. Die Blüthen des CO'haenorrhinum Aschersoni sind an Grösse denen des Ühaenorrhinum littorale DC. gleich; die Blüthen resp. 238 L. SımonkA1 Fruchtstiele sind auch von gleicher Länge im Verhältnisse zu ihrem Kelche, wie bei C'haenorrhinum littorale DC., ja manchmal ist bei (dieser Rasse der Fruchtstiel doppelt so lang als der Fruchtkelch. Zum Schlusse dieser Erläuterungen möchte ich noch einen lateinischen Bestimmungs-Schlüssel der hier schon von einander unterschiedenen 5 Rassen beifügen. Aber unter welchem Sammel- namen könnte man diese so merkwürdigen und so viele Verschieden- heiten zeigenden Rassen alle zusammenfassen? Ich finde keinen anderen passenden Sammelnamen, wenn man schon einen solchen suchen muss, als den Namen: C’haenorrhinum minus Wettst. in EnstLer-Prantu Pflanzenfam. IV 3b p. 60 (1893). Dieses Chaenor- rhınum minus umfasst nach seinem Verbreitungsgebiete nicht nur diese fünf Rassen, sondern vielleicht auch noch andere, die bisher nicht unterschieden worden sind. Ulavis analytica subtiliorum specierum: Spectei collectivae „Chaenorrhinum minus Wettst.“ I. Robustiores. Corolla 8S-—9 mm longa; calyce capsulam oblongo-2lobosam vel globosam fere aequante 6—8 mm longo; foliis plerumque sat late lanceolatis. a) Ch. minus Simk. — Caule diffuse ramoso, minute glanduloso- pubescente; folliis sparse puberulis; pedunculis glanduloso-pubes- centibus 14—16 mm longis, ealyce pilosulo duplo longioribus; corollis 8—9 mm longis. Stirps baltica sublitoralis, loca glareosa inhabitans. b) Ch. Iitorale DE. — Uaule erecto ramisque erectis, pilis patulis mollibus plus minus glandulosis aut simplieibus dense vestito; foliis eodem modo vel nonnunquam minus vestitis; pedunculis glan- duloso-pilosis, 6—9 mm longis, calyce vix aut subduplo aut duplo longioribus; corollis 8—9 mm longis. Stirps sublitoralis Europae austro-orientalis, loca arenosa vel saxosa inhabitans. c) Ch. Aschersoni Simk. — Caule strieto subsimpliei rigidius- eulo erecto, vel caule ramisque rigidiuseulis erectis, nitidis glaber- rimis, vel in f subglabra apicem floriferum versus pilis patulis sparsis mollibus plus minus sparse vestitis; foliis omnibus glaber- rimis, rigidiuseulis, nitidis, vel in f. subglabra foliis bracteantibus aliquid pilosulis; peduneulis glabriuseulis, in f. subglabra glanduloso- Chaenorrhinum Aschersoni Simk. 239 pilosis 6—8 mm longis, calycem glabrum solum minute eiliatum vel in f. subglabra pilosulum, subaequantibus aut eo subduplo longioribus; corollis 8S—9 mm longis. Stirps litoralis et pro parte sublitoralis maris Adriatiei ditionis septentrionalis, loca aprica glareosa vel saxosa inhabitans. II. @raeciliores. Corolla 6—7 mm longa. Omnibus in partibus minores tenuiores, caule erecto ramisque erectis. d) Ch. viscidum Simk. — Totum abunde glanduloso-pilosum; pedunculis calyce in f. brevipedunculata duplo, in typo triplo, ‚in f. australior quadruplo longioribus. Stirps Europae mediae conti- nentalis atque in Europa occidentali-australi, im arvis, agris et ruderatis frequens. e) Ch. praetermissum Lge. Stirps exilis, tota glabra, Galliam centrali-occidentalem (Vienne) atque Germaniam oceidentalem in- habitans. Omnium harum subtiliorum specierum est: corolla pallide violacea palato luteo, calcare obtuso conico, ecrollareliqua bi — triplove breviore praedita; radix annua. Omnium sunt semina parvula ellipsoidea atrofusca, longitudinaliter multicostata, costis exiguis acutis. RR Ueber die Verwendbarkeit des mit Pyridinbasen denaturierten Spiritus zum Pflanzenvergiften von R. Beyer - Berlin. Bekanntlich ist das einzige sichere Mittel, um getrocknete Ptlanzen dauernd vor Insektenfrab zu schützen, das Eintauchen in eine alkoholische Quecksilbersublimatlösung. Da über die praktische Ausführung des Imprägnierens der Herbarpflanzen mit dem ver- gifteten Spiritus, wie viele an mich gerichtete Anfragen beweisen, mancherlei Zweifel bestehen, so ist es vielleicht einzelnen Inter- essenten erwünscht, ein in langjährigem Gebrauch durchaus er- probtes Verfahren dafür kennen zu lernen. Den sichersten Schutz gewährt eine 2° ige Lösung, also 20 Gramm Sublimat für den Liter Alkohol. Schwächere Lösungen schützen die Herbarpflanzen nicht genügend, bei stärkeren aber findet leicht ein Abspringen des Giftüberzuges an einzelnen Stellen der Pflanzen statt, wodurch den Feinden der Sammlung das Eindringen wieder ermöglicht wird. Iın hiesieen Kel. Herbarium nimmt man meines Wissens seit Link’S Zeiten 17,5 ge. für den Liter, was von meiner Lösung nur weing abweicht. Trotz höheren Preises ist des schnelleren Trocknens wegen die Verwendung von 95—96°/,igem Spiritus zu empfehlen, obwohl im Notfall auch 80°,iger genügt. Für durchaus erforder- lich halte ich es, die ganze Pflanze in die Giftlösung einzutauchen. Besprengen oder Bestreichen damit ist weniger zuverlässig, Am besten eienet sich dazu eine möglichst große viereckige Glas- oder Steineutschale, vielleicht auch eine große Bratpfanne. Da die Gift- lösung auf die Hände empfindlicher Personen eine höchst unan- geenehme Einwirkung ausübt und bei direkter Berührung unter allen Umständen die Gefahr einer Quecksilbervergiftung besteht, hält man die Pflanzen beim Vergiften besser mit einer flachen Denaturierter Spiritus zum Pflanzenvergiften. 241 eisernen Schmelztiegelzange, wie sie die Chemiker brauchen, um Schalen u. s. w. vom Feuer zu nehmen. Solche sind aus Hand- lungen mit chemischen Gerätschaften oder durch Drogisten und Apotheker leicht zu beschaffen. Je flacher und dünner die Enden der Zange sind, um so geeigneter ist sie zum Ergreifen der Pflanzen. Messingzangen verbiegen sich zu leicht. Bei ihrer Anwendung ist daher ein Schraubstock unentbehrlich, um die Enden öfter gerade biegen zu können. Compositenköpfe u. s. w. läßt man auf kurze Zeit in der Giftlösung liesen und preßt die Köpfe möglichst mit der Zange zusammen, um die Luft auszutreiben, da sonst das Gift nicht leicht in das Innere eindringt. Die so behandelten Pflanzen trocknet man am besten noch einmal in Pflanzenpresspapier, wo- bei man die ihnen sofort beizulegenden Zettel vor dem Durch- nässen und Schmutzigwerden durch eine dicke Papierunterlage schützt. Natürlich muß auch jede Presspapierlage so dick sein, dab die Giftlösung nicht durchdringt. Ich pflege diese Zwischenlagen in Zeitungspapier einzuschlagen. Derartiges zum Vergiften ver- wendetes Presspapier ist auch für ein späteres Einlegen frischer Pflanzen sehr empfehlenswert. Insbesondere schimmeln diese darin weit weniger wie in gewöhnlichem Presspapier. Herbarexemplare, die in der besprochenen Weise mit möglichster Sorgfalt vergiftet wurden, haben sich in meiner Sammlung ausgezeichnet erhalten. Leider traf die von Bismarck eingeführte neue Steuergesetz- eebung die Besitzer von Herbarien in empfindlichster Weise. Der reine, nach dem Sinne des Gesetzes allein zum Genuß bestimmte Spiritus wurde mit einem so hohen Zoll belegt, daß die Verwendung desselben zum Pflanzenvergiften nur unter Aufwendung bedeutender pekuniärer Opfer möglich ist. Allerdings wird der für technische Zwecke erforderliche Spiritus nach wie vor billig abgegeben. Um ihn aber ungenießbar zu machen, wird er nach Anordnung der Stenerbehörden durchweg mit Pyridinbasen versetzt, Produkten von widerlichem Geruch und Geschmack, die aus dem bei der trocknen Destillation von Knochen, Terf, Steinkohlen u. s. w. erhaltenen Teeröl abgeschieden werden. Ueber die Zweckmäbigkeit dieser Anordnung sind bekanntlich mit allem Recht wiederholt lebhafte Zweifel geäußert worden. Abgesehen davon, daß sich manche Per- sonen selbst an den abscheulichen Geruch und Geschmack von so denaturiertem Spiritus gewöhnt haben und ihn ruhig trinken, das Denaturierungsmittel somit seinen Zweck doch nicht völlig erreicht, wurde bald ein Verfahren veröffentlicht, durch Pyridinbasen ungenieß- Ascherson, Festschrift. 16 242 R. BEYER bar gemachten Spiritus bequem wieder zu reinigen. Es besteht im einfachen Destillieren des mit concentrierter Schwefelsäure versetzten denaturierten Alkohols. Bei den zum Zweck vorliegender Arbeit ge- machten Studien fand ich eine andere, durchaus sichere Reinigungs- methode. Versetzt man nämlich den pyridinhaltigen Spiritus mit zwei Prozent Sublimat, gießt die Flüssigkeit von dem dabei ent- stehenden dicken Satze klar ab und destilliert im Wasserbade, so erhält man in der Vorlage völlig reinen Weingeist. Das Destillat ist, wie die Analyse beweist, absolut frei von Sublimat und ver- dampft auf einem Schälchen ohne jede Spur von unangenehmem Geruch. Diese Angaben beweisen zur Genüge, wie leicht eine Um- gehung des Gesetzes bei dem erwähnten, von der Behörde unbegreif- licherweise so starr festgehaltenen Denaturierungsverfahren ist. Sicher wäre der Holzeeist, Methylalkohol, ein weit geeigneteres Mittel als Zusatz zu dem technisch zu verwendenden Spiritus. Während er das Trinken ebenso verhindert wie die Pyridinbasen, macht er eine ungesetzliche Reinigung des Spiritus bedeutend schwieriger. Bei seinem niedrigen Siedepunkt (60°) wäre er von dem nur wenig höher (78,5°) siedenden Weingeist nur durch eine von gewandten Chemikern auszuführende fraktionierte Destillation zu trennen. Für alle technischen Verwendungen aber wäre der Zusatz von Methylalkohol durchaus unschädlich und in jeder Be- ziehung vorteilhafter wie die Pyridinbasen. Für solche wäre selbst das zu Parfümeriezwecken gestattete Versetzen des Spiritus mit Lavendelöl dem üblichen vorzuziehen. Insbesondere ist der mit Pyridin denaturierte Spiritus zum Pflanzenvergiften durchaus un- geeignet. Er bildet nämlich, wie schon erwähnt, auf Zusatz von Sublimat einen dicken, weiben Niederschlag, in dem fast alles zu- oesetzte Gift enthalten ist. Die Folgen dieser, doch von der Gesetzgebung nicht beab- sichtieten Unbrauchbarmachung des Spiritus zum Pflanzenvergiften blieben nicht aus. Zahlreiche, zum Teil wertvolle Herbarien wurden dem Verderben überlassen, da die Besitzer die Kosten des reinen Spiritus zum Vergiften nicht tragen konnten oder wollten. Wieviel Material dadurch der Wissenschaft dauernd verloren gegangen sein mae, läßt sich auch nicht annähernd berechnen. Auf meine An- regung ergriff der Botanische Verein der Provinz Brandenburg schon 1889 die Initiative, um die Behörden zur Zulassung anderer Denaturierungsmittel zu veranlassen. Es wurde nämlich unter ein- eehender Darlegung der Gründe an den Reichskanzler ein mit zahl- Denaturierter Spiritus zum Pflanzenvergiften. DER} reichen Unterschriften versehenes Gesuch gerichtet, zu veranlassen, daß, wenigstens für botanische Zwecke, ein anderes Denaturierungs- mittel dem Spiritus zugesetzt werden dürfe, womöglich das zum Imprägnieren der Pflanzen dienende äußerst giftige Sublimat selbst (vgl. Verhandl. Bot. Ver. Brandenb. XXXI S. XXXIX). Fürst Bismarck hat aber, wohl wegen seiner nicht lange darauf er- folgenden Entlassung, unser Gesuch nicht beantwortet. Daher wurde ich später in Verbindung mit Herrn Professor P. AscHErsox, unserem verehrten Jubilar, bei dem jetzt leider verstorbenen Provimzial-Steuerdirektor Herrn von Ponmer-Esche vorstellig, einem Manne von lebhaftem Interesse und gutem Verständnis für die Natur- wissenschaften. Bereitwillig erteilte er uns beiden persönlich die Zusage, auf jedesmaligen besonderen Antrag mit Sublimat ver- gifteten Spiritus in kleineren Mengen durch eine bestimmte Berliner Firma beziehen zu dürfen. Obwohl der Drogist, an den wir ge- wiesen wurden, immerhin noch recht anständige Preise forderte (der Liter 96° iger vergifteter Spiritus kostete 1,25 Mark), so war das doch etwa !/, weniger, als bei Verwendung von reinem Spiritus aufzuwenden gewesen wäre. Leider wurde die uns erteilte Erlaubnis nach dem Tode des genannten Herrn ohne jede Angabe von Gründen, ja selbst ohne daß man uns davon auch nur mit einer Zeile benachrichtigt hätte, wieder entzogen. Unter diesen Umständen kam ich auf einen Gedanken zurück, den ich schon früher vielfach erwogen hatte, nämlich zu unter- suchen, ob es nicht anginge, auch den mit Pyridinbasen ver- setzten Spiritus zum Pflanzenvergiften nutzbar zu machen. Es mußte meines Erachtens möglich sein, durch allmählichen Zusatz bestimmter Mengen von Sublimat zu dem gewöhnlichen, als Polier- spiritus bei den Drogisten erhältlichen 95°/,igen denaturierten Alko- hol die darin enthaltenen Pyridinbasen gänzlich auszufällen. Setzte man sodann noch weiter die zum Pflanzenvergiften erforderliche Menge von Sublimat hinzu und goß die Flüssigkeit von dem ge- bildeten Niederschlage klar ab, so mußte die erhaltene Lösung dieselbe sein, wie das mit reinem Spiritus bereitete Vereiftungsmittel. Die Frage war nur, ob die Kosten des dafür erforderlichen Sublimats nieht die Anwendung dieses Verfahrens unmöglich machen würden. Es handelte sich also in erster Linie darum, zu prüfen, wieviel Sublimat zum Ausfällen der Pyridinbasen erforderlich sei. Um das möglichst genau festzustellen, beschloß ich, die für solche Aufgaben so bequeme Titriermethode anzuwenden. Ich löste eine bestimmte 16* 244 R. Beyer Gewichtsmenge Sublimat in reinem absoluten Alkohol und tropfte davon aus einer Meßburette zu einer abgemessenen Menge von denaturiertem Spiritus. Zu meinem Erstaunen bildete sich aber dabei überhaupt kein Niederschlag. Als Ursache dieser auffälligen Erscheinung ermittelte ich die merkwürdige Tatsache, dab reiner (absoluter, wie auch 96°/,iger) Alkohol den durch Vereinigung von Pvridinbasen mit Sublimat entstehenden Niederschlag wieder auf- löst. Die darauf gegründete Hoffnung, dab es gelingen möchte, den denaturierten Spiritus durch Zusatz von etwa ', gleichstarken reinen Weingeists zum Pflanzenvergiften verwendbar zu machen, erwies sich indes als trügerischh Fügt man zu dem erwähnten (ewicht in einer Flasche Sublimat, so entsteht allerdings kein Niederschlag. Gießt man aber die Lösung zum Zwecke des Ver- oiftens in die Schale, so scheidet sich der weiße Absatz nach einiger Zeit unter dem Einflusse der Luft ab und verdirbt die eingetauchten Pflanzen, indem er auf ihnen einen weiben Ueber- zuge bildet. Die Titriermethode ist somit nicht geeignet, die Menge Sublimat zu ermitteln, welche erforderlich ist, um die Pyridinbasen aus dem denaturierten Spiritus auszufällen. Es blieb somit nichts übrig, als nacheinander kleine abgewogene Mengen festen, feingepulverten Sublimats zu dem pyridinhaltigen Spiritus zuzusetzen und damit fortzufahren, bis kein Niederschlag mehr gebildet wurde. Da man nach jedem Zusatz die Lösung mindestens 24 Stunden unter öfterem Schütteln stehen lassen muß, um die vollständige Ausfällung zu erzielen, so war dies (wie alle Versuche natürlich) mehrfach wieder- holte Verfahren äußerst langwierige. Die mit 200 cem 96°, igem denaturierten Spiritus angestellten Versuche hatten folgendes Er- oebnis. 1 & Sublimat gab anfänglich niemals eine Fällung. Erst bei längerem Stehen bildete sich eine kleine Menge des Absatzes. Das 2t° © Sublimat gab sofort eine Trübung, die nach eintägigem Stehen abfiltriert wurde. Im Filtrat gab das 3'° und ebenso nach rleicher Behandlung das 4° & Sublimat einen dieken Niederschlag. Setzte man alsdann zu der nach eintägigem Stehen wieder ab- filtrierten Lösung ", & Sublimat, so entstand noch eine geringe Trübung. ‚Jeder weitere Zusatz von Sublimat ließ die Lösung auch beim Stehen klar. Man könnte sonach annehmen, dab 5x 4'), 22'/, g Sublimat zum Ausfällen der Pyridinbasen aus einem Liter denaturierten Spiritus erforderlich seien. Dieser Schluß wäre aber ungenau. Die erwähnten Versuche scheinen zu erweisen, daß kleine Denaturierter Spiritus zum Pflanzenvereiften. 245 Mengen Sublimat selbst im denaturierten Spiritus in Lösung bleiben. Dann würde es aber nicht nötig sein, ganze 42", g Sublimat zuzufügen, um eine Giftlösung von der oben angenommenen Normalstärke zu erhalten. Es ergab sich also die weitere Aut- gabe, festzustellen, wieviel Sublimat in Lösung bleibt, wenn man eine bestimmte Menge davon dem mit Pyridinbasen versetzten Alkohol zufügt. Am leichtesten erschien es mir zunächst, dazu eine Destillation im Wasserbade vorzunehmen. Weder Quecksilber- sublimat noch Pyridinbasen verflüchtigen sich bei der Temperatur des kochenden Wassers. Da es nun wahrscheinlich schien, dab die Pyridinbasen durch das zugesetzte Sublimat vollständig ausgefällt wurden, so war zu erwarten, daß der nach dem Abdampfen in der Retorte zurückbleibende feste Rückstand aus dem in Lösung ge- bliebenen Sublimat bestand. Dann hätte es genügt, die Retorte vor und nach dem Destillieren zu wiegen, um die aufgelöste Menge des Giftes zu finden. Leider ergab aber dieser mehrfach wieder- holte Versuch kein zuverlässiges Resultat. Der etwas schmierige Rückstand enthält nämlich offenbar außer dem Sublimat stets noch kleine Mengen von Pyridinbasen, die wie es scheint auf Sublimat nicht oder vielleicht erst bei langem Stehen an der Luft einwirken. Dies merkwürdige Verhalten erklärt sich leicht daraus, daß das erwähnte Denaturierungsmittel nicht aus einer einheitlichen chemi- schen Verbindung, z. B. aus Pyridin allein, besteht, sondern ein (semenge verschiedener Basen von ähnlicher Zusammensetzung bildet. Das bei diesen Versuchen erhaltene Destillat bestand, wie schon oben erwähnt, aus reinem Spiritus. Es blieb also nur noch übrig, die Menge des Sublimats in dem vom Niederschlage abfiltrierten Spiritus durch quantitative Analyse festzustellen. Das geschieht am besten durch Reducieren des Quecksilbers mit einer frisch bereiteten. durch Zusatz von Salz- säure geklärten, im Ueberschuß zugesetzten Lösung von Zinnchlorür (Stannochlorid). Das Nähere über die Ausführung ergiebt jedes Lehrbuch der quantitativen Analyse. Bei Zusatz von 3,8g Sublimat zu 100 eem denaturierten Spiritus’ fand ich auf diesem Wege durch- schnittlich 1,75 & metallisches Quecksilber. Das entspricht an- nähernd 2,37 & Sublimat. Es genügen somit 34,5 bis 35 & Sublimat, um eine 2° ige Sublimatlösung aus 11 denaturierten Spiritus’ her- zustellen. Durch eine vergleichende Untersuchung stellte ich end- lich noch fest, wie lange man den denaturierten Spiritus mit dem Sublimat unter öfterem Schütteln im Berührung lassen müsse, um eine 246 R. Beyer vollständige Lösung des nicht zefällten Sublimats zu erzielen. Das Sublimat löst sich nämlich selbst in feingepulvertem Zustande erst allmählich im Spiritus auf. 1 Liter 95° iger denaturierter Spiritus wurde mit 38 g feingepulverten Sublimats versetzt und möglichst oft umgeschüttelt. Von dieser Lösung entnahm ich je 100 ccm nach 3 Stunden, 24 Stunden, 48 Stunden und 8 Tagen und stellte die darin enthaltenen Quecksilbermengen durch Analyse fest. Der Gehalt an Quecksilber stieg dabei von 1,72 nach 3 Stunden nur auf 1,77 g nach 8 Tagen. Im allgemeinen dürfte ltägiges Stehen der Lösung unter vielfachem Umschütteln (Quecksilbergehalt 1,75 g) genügen. Wie stellt sich nun der Preis einer solchen Giftlösung aus denaturiertem Spiritus? Nach meinen Erkundigungen in Drogen- geschäften kostet das Liter 95°/,iger denaturierter Spiritus gegen- wärtig im Kleinverkauf 33 Pf., 100 & Sublimat 90 Pf. bis höchstens 1 M. Nehmen wir an, man rechne des bequemeren Einkaufs wegen 35 g Sublimat auf den Liter Spiritus, was sehr reichlich ist, so reichen 350 g Sublimat für 10 Liter denaturierten Spiritus. Für 1 Liter davon würde der Einkaufspreis somit höchstens 68 Pfe. betragen, für 10 Liter Giftlösung somit etwa 6,8 M. Da ich, wie oben erwähnt, 10 Liter reinen, mit 2°/, Sublimat selbst denaturierten Spiritus früher mit 12,5 M. bezahlen mußte — bei verzolltem Alkohol würden die Kosten mindestens noch 5 M. mehr betragen — so ergiebt sich ein nicht unwesentlicher Vorteil bei der Verwendung von denatu- riertem Spiritus. Es ist mir aber sogar gelungen, durch einige weitere Ver- suche das durch die Pyridinbasen gefällte Sublimat in einfacher Weise wiederzugewinnen, was die Kosten des Verfahrens natürlich noch weiter vermindert. ‚Jeder, der einige chemische Kenntnisse hat, kann diese Umwandlung leicht bewerkstelligen. Der vom Sublimat mit den Pyridinbasen gebildete Niederschlag wird ab- filtriert und — unausgewaschen — auf dem Filter trocknen ge- lassen, in ein Becherglas gebracht und darin mit Wasser gekocht. Dabei findet eine vollständige Auflösung des Niederschlages statt. Durch Zusatz von Natronlauge zu der noch heiben Lösung fällt man gelbes Quecksilberoxyd aus. Dasselbe wird abfiltriert und so lange mit kochendem Wasser ausgewaschen, bis das Waschwasser in einer Auflösung von Kupfervitriol oder Silbernitrat keine Spur eines Niederschlages mehr giebt. Wie man aus dem gelben Queck- silberoxyd wieder Sublimat gewinnen kann, wird z. B. in MusprAtrT's T'heoretischer, praktischer und analytischer Chemie in Anwendung Denaturierter Spiritus zum Pflanzenvereiften. 947 auf Künste und Gewerbe (2. Auflage, Braunschweig 1869, Bd. 4 S. 1011) beschrieben. Da dies umfangreiche Werk nicht Jedermann zugänglich sein dürfte und andere, selbst größere Lehrbücher der Chemie das Verfahren nicht angeben, will ich es nach der erwähnten Quelle hier kurz beschreiben. Man läßt das sorgfältig ausgewaschene (@uecksilberoxyd vollständig trocknen und wägt es ab. Auf je 10 Teile des so gewonnenen Quecksilberoxyds braucht man 13'/, Teile reinste Salzsäure vom specifischen Gewicht 1,124. Man verdünnt die Salzsäure mit der doppelten Menge Wasser, erhitzt sie bis fast zum Sieden und trägt das vorher mit Wasser zu einem dünnen Brei zerriebene Quecksilberoxyd ein, filtriert — wenn nötig — die heibe Lösung durch einen erwärmten Trichter in eine erwärmte Schale und läßt die zugedeckte Flüssiekeit 24 Stunden lang abkühlen. Dabei scheidet sich das meiste Sublimat in Krystallen aus. Die abgeeossene, noch Sublimat enthaltende Mutterlauge wird bis zur nächsten Sublimatbereitung aufbewahrt, dann abermals mit 10 Teilen eoncentrierter Salzsäure erhitzt, 7 Teile Quecksilberoxyd wie oben ausgeführt eingetragen und auch im übrigen wieder in gleicher Weise verfahren. Die dabei bleibende Mutterlauge concentriert man durch Abdampfen und läßt von neuem krystallisieren. Die gewonnenen Krystalle bringt man auf einen durch etwas Schieb- baumwolle lose verstopften Trichter und reinigt sie durch Ueber- gießen mit wenig kaltem Wasser. Ist dies abgelaufen, so schüttet man das Sublimat auf weißes Fließpapier und breitet dieses zum Trocknen auf einem Ziegelstein aus. Die Krystalle werden dann noch in einem Mörser fein zerrieben, gewogen und wieder zum Vereiften benützt. Es empfiehlt sich, stets erst eine größere Menge des im denaturierten Spiritus gebildeten Niederschlags aufzuspeichern, ehe man dies immerhin etwas umständliche Verfahren vornimmt. Bei der außerordentlichen Giftigkeit aller Quecksilberverbindungen muß man natürlich die größte Sorgfalt anwenden, um sich selbst und andere dabei vor Vergiftung zu bewahren. AR Die natürlichen Standorte für einheimische Wanderpflanzen im nordwestdeutschen Tieflande von W. 0. FockE-Bremen. Im Laufe der Entwickelungsgeschichte unserer Erde hat das Ptlanzenkleid Mitteleuropas vielfache Aenderungen erfahren. Wenn man die überlieferten geologischen Urkunden überblickt, so be- merkt man bald, dab zu jeder Zeit von Alters her ansässige Arten verschwunden und dafür neue, mögen sie nun eingewandert oder umgewandelt sein, an ihre Stelle getreten sind. Es liegt nahe, zu fragen, ob wir im Stande sind, auch in der Gegenwart, d. h. inner- halb des kurzen, unserem Blicke völlig offen daliegenden Zeit- raumes, Andeutungen derartiger Aenderungen wahrzunehmen. In der Tat scheint es, als ob sich bei Beobachtung kleiner (rebiete das Verschwinden, wie das Eindringen von Pflanzenarten in ziemlich zahlreichen Fällen feststellen läßt. Bei näherer Prüfung ergiebt sich jedoch, dab es keine natürlichen Vorgänge sind, die wir beob- achten. Fast immer ist es der Mensch, der die ursprünglich ein- heimischen Pflanzen ausrottet, der die Samen der neuen Ankömm- linge absichtlich oder unabsichtlich einführt und der die geeigneten Standorte für die Fremdlinge durch Zerstörung der einheimischen Ptlanzendecke schafit. Viele der Ankömmlinge, die während einiger ‚Jahre sich anscheinend einbürgern, verschwinden früher oder später von selbst, andere bleiben, weil sie sich eng an den menschlichen \nbau und seine Ansiedelungen anschließen, sehr wenige mischen sich mit der altansässigen Pflanzenwelt. Ks ist aber der Mensch nicht allein. der auf großen Flächen die ursprüngliche Vegetation vernichtet. Auch natürliche Vorgänge wirken einerseits zerstörend, andrerseits schaffen sie freien Raum für die Ansiedelune von Kinwanderern. In den Gebirgen bewirken das Vordringen und Zurückweichen von Gletschern, ferner Berg- Die natürlichen Standorte für einheimische Wanderptlanzen. 249 und Lawinenstürze, das Abbröckeln und die Abspülungen von steilen Hängen, Lavaströme, Ueberschüttung mit vulkanischer Asche und Rapilli, sowie mancherlei ähnliche Ereignisse die Zerstörung der vorhandenen Vegetation und die Schaffung neuer Ansiedelungsstellen für zuwandernde Pllanzen. Im Tieflande, insbesondere an den Küsten, werden die Aenderungen zunächst vorzüglich durch die Strömungen des Meeres und der Flüsse verursacht. Wind und Wellen be- mächtigen sich vielfach des lockeren Sandes, aus dem der neue Boden zusammengeschwemmt ist. Bei wachsender Höhe wird der anfangs nackte Grund befähigt, Pflanzenwuchs zu tragen. In ruhi- gerem Wasser lagert sich nicht Sand, sondern tonhaltiger Schlick ab, der das Gedeihen anderer Arten ermöglicht. Im vielen Fällen sind, namentlich an Flüssen und Seeen, Uferränder vorhanden, die nur zeitweilig trocken gelegt werden und dann ergrünen. Ausser Wasser und Wind giebt es übrigens noch sonstige Ursachen, welche den Pflanzenwuchs an einzelnen Stellen zerstören. So entstehen durch Maulwürfe und Ameisen, ja durch Fußtritte des Viehs und dessen Düngerablagerungen kleine nackte Erdflecke, auf denen zu- geführte Pflanzensamen freien Raum zur Keimung und Entwickelung finden. Auf höherem Lande, das an Uferwiesen grenzt, werden die Maulwurfshaufen oft sehr zahlreich, wenn Ueberschwemmungen die Tiere von den Wiesen vertrieben haben. Einer Aenderung unter- worfen ist endlich der Untergrund der Waldungen. Unter jungem Anwuchs oder unter dem dichten Laubdach des Buchenwaldes ist der Erdboden manchmal völlig nackt. Wird der Bestand auf natür- liche oder künstliche Weise gelichtet, brechen die Bäume durch Wind oder Alter zusammen, so finden Kräuter oder Buschwerk die Möglichkeit, in den entstandenen Lücken zu gedeihen. Auf den folgenden Blättern soll ein Blick auf die Vegetation des sich durch natürliche Vorgänge fortwährend verändernden Bodens im nordwestdeutschen Tieflande geworfen werden. Es ist nicht beabsichtigt, vollständige Verzeichnisse der an den einzelnen Standorten sich ansiedelnden Gewächse zu geben, vielmehr wird es zur Kennzeichnung der Pflanzengesellschaften genügen, wenn die bemerkenswertesten Vertreter derselben namhaft gemacht werden. Wenn sich auf nacktem Boden Pflanzen ansiedeln, so pflegt dies zunächst nur unregelmäßig und unter Beibehaltung von freien Zwischenräumen zu geschehen. Sind die Verhältnisse günstig, so bildet sich nach wenigen Jahren an derselben Stelle eine ge- schlossene Pflanzendecke, und zwar unter Verdrängung der meisten 250 W. O. FockE ursprünglichen Ansiedler. Unter ungünstigeren Bedingungen kann aber der Pflanzenwuchs dauernd ein lockerer und lückenhafter bleiben. Es ist daher wichtige, die Landstriche mit geschlossenen Beständen, die in Niedersachsen in Gestalt des Waldes, der Heide, des Röhrichts oder der Wiese auftreten, von den Oert- lichkeiten zu unterscheiden, welche eine lockere und lücken- hafte Vegetation tragen. Locker begrünter Boden findet sich unter drei verschiedenen Umständen. Entweder handelt es sich, wie vorstehend geschildert, um eine vorläufige und zeitweilige lockere Begrünung, die bald einer geschlossenen Vegetation Platz macht. An andern Stellen wird der Pflanzenwuchs in jedem Winter vollständig zerstört, erneuert sich jedoch daselbst in jedem Sommer. Uterränder, die mit einjährigen OUhenopodiaceen, Polygonaceen und sonstigen kurzlebigen Gewächsen besiedelt sind, verhalten sich so; in manchen Fällen sind zerstreute ausdauernde Gewächse vorhan- den. zwischen denen sich alljährlich eine grössere Menge von ver- eänglichen Arten ansiedelt. Endlich giebt es Stellen, deren Vege- tation dauernd locker bleibt; es sind dies namentlich die Dünen. Kine genauere Betrachtung verdienen zunächst die Uferränder kleiner seeartiger Gewässer so wie nasse, im Winter über- schwemmte Niederungen, wenn in der wärmeren ‚Jahreszeit bei sinkendem Wasserstande die Ansiedelung kurzlebiger Gewächse möglich wird. Ziemlich diehte Rasen bilden manchmal an solchen Stellen einige amphibische Gewächse, wie Litorella juncea, Pilularia globulifera, Seirpus paluster, Juneus uliginosus u. Ss. w., denen sich hie und da seltenere Arten, wie Seirpus maulticaulis, Lobelia Dort- anna und Batrachium hololeueum beimischen. Enthalten die Gewässer etwas mehr Humus oder mineralische Nährstoffe, so treten im seichten Wasser Seirpus fluitans, Elisma natans, Myriophyllum alterniflorum, Heloseiadium inundatum auf, während im feuchten Ufersande Juneus filiformis, Peplis portula, Sagina procumbens, Eehinodorus ranımeuloides, an einzelnen Stellen auch Ranumeulus reptans, vorkommen. Ftwas weniger nasse, aber immerhin noch feuchte Sandufer lieben Jumeus bufonius, J. tenageia, J. capıtatus, Seirpus selaceus, Radiola millegrana, Centumeulus minimus, Cicendia filiformis, Polygonum minus, Illecebrum vertieillatum, Thrineia hirta, Gnaphalium supinum; hie und da erscheint auch G@n. luteo- cılbıım. An wenieer lange überschwemmten Stellen wird die Vege- tation, der sich dann Lyeopodium inundatum, Agrostis-Arten u. S. W. beimischen, dichter. Die natürlichen Standorte für einheimische Wanderpflanzen. 351 Alle diese Gewächse bedürfen viel Feuchtigkeit, sind aber im übrigen äußerst anspruchslos. Wirkliche Fremdlinge vermögen an den nassen sandigen Ufern der kleinen Wasserbecken nicht Fuß zu fassen; am nächsten tritt (an Wegrändern u. s. w.) zuweilen Juncus tenutis an sie heran. Von ungleich größerer Bedeutung sind die Grenzgebiete zwischen Land und Wasser an der Meeresküste. Abgesehen von dem kleinen Felsen von Helgoland, gibt es an der deutschen Nordsee ausschließlich sandige und tonige Ufer, die nır an wenigen Stellen durch etwas höher ansteigenden alten Diluvialboden (Geest) gebildet werden. Mit diesen spärlichen Ausnahmen sind die Küstenland- schaften vollständig den Einwirkungen von Wind und Wellen preisgegeben, so weit nicht der Mensch schützend eingegriffen hat. Auf weiten Strecken wird die Außenküste durch einen in kleine Inseln zerrissenen Dünenwall gebildet. An vielen Stellen, oft im Anschluß an die Dünen, erstreckt sich ein sandiger, bei Hochfluten überspülter, völlig vegetations- loser Außenstrand über weite Flächen. Die Sandkörner werden hier durch jede auflaufende Welle hin- und hergerollt; werden sie einige Tage nicht vom Wasser erreicht, so trocknen sie und sind dann ein Spiel der Winde Wird der Aubenstrand so hoch, dab er im Sommer selten überflutet wird, so siedeln sich auf ihm zerstreut die Gewächse des Sandstrandes an: Ammophila arenarva, Triticum junceum, Elymus arenarıus, Honckenya, Salsola und (ukile. Auf hochgelegenen Sanden bilden sich meistens Dünen, die anfangs dieselbe lockerständige Vegetation tragen. Jede entstehende Düne erfordert zu ihrem Wachstum benach- barte große Sandvorräte, welche den Baustofi für die zusammen- geewehten Hügel zu liefern vermögen. Derartige Vorräte lagern auf den erwähnten, bei trockenem Wetter im Winde stäubenden hohen Sandbänken. Starke Westwinde sind an der Nordsee meist von hohen Fluten und von Regen begleitet, so dab die trocknen Ostwinde viel geeigneter sind, den dürren Sand der ausgedehnten Flächen fortzutreiben. Im Schutze eines teilweise im unteren nassen Sande verankerten Tanehaufens, hinter einem Stück Holz, ja hinter einer feststeckenden Schnecke (Buceinum) oder einer Muschel, am Binnenstrande auch hinter zerstreuten Horsten von Tritieum juneeum oder Agrostis alba, kommen fortgewehte Sand- körner zur Ruhe; es bildet sich so ein Hügelchen, an dessen dem Winde zugekehrten Abhang die Körner hinaufrollen, um an der 252 W. 0. FockE andern ruhigeren Seite liegen zu bleiben. Auf der Höhe bildet sich ein Kamm, der sich durch den zugeführten Sand immer mehr erhöht und zugleich nach der Leeseite zu langsam fortrückt. Die meisten in der Bildung begriffenen Dünen beziehen übrigens ihren Baustoff nicht so sehr von den flachen Bänken, sondern von den ergiebigeren Sandlagern der vorhandenen Dünen. Der völlig trockne, weit über Springfluthöhe liegende Sand ist selbst bei leichtem Regen der Einwirkung der stürmischen Westwinde in starkem Maße unterworfen. Es wird dadurch eine Wanderung der Dünen von Westen nach Osten bewirkt; namentlich auf den sich in west- östlicher Richtung erstreckenden ostfriesischen Inseln werden (die Dünen im Westen durch Wind und Wellen zerstört, schreiten aber nach Osten zu stetig vorwärts. Einige der Flugsanddünen bleiben völlig kahl („weiße Dünen“), die meisten sind spärlich und locker bewachsen. Die Pflanzen, welche sich auf ihnen ansiedeln, müssen sich oft eine recht unsanfte Behandlung gefallen lassen: einmal werden sie hoch von zufliegendem Sande überschüttet, ein anderes Mal werden ihre unterirdischen Teile durch Fortwehen des Sandes blossgelegt. Außer den schon genannten Sandbankgewächsen (Ammophila, Triticum, Elymus, Honckenya, Cakile, Salsola) finden sich auf den Dünen Carer arenaria, Weingaertneria camescens, Festuca rubra, Koeleria albescens, Galtum mollugo, Hieracıum umbellatum, Sonchus arvensis, Lotus cornieulatus, Anthyllis vulme- raria, Viola canina, sowie in weniger allgemeiner Verbreitung Eryngium maritimum, Lathyrus maritimus, Ononis repens, Tarası- cum offieinale. Zwischen diesen ausdauernden Arten treten ein- und zweijährige auf, z. B. Phleum «arenarium, Viola tricolor, Cerastium semidecandrum, ©. tetrandrum, Filago mınıma. Ganz allmählich vollzieht sich der Übergang von den Flug- sanddünen zu den Binnendünen mit geschlossener Pflanzendecke. Namentlich Lotus cornieulatus und Salix repens pflegen dort in diehteren Beständen aufzutreten und mit eingemischten Gräser und Laubmoosen (Polytrichum-Arten, Dieranım scoparium, Hylo- comium triquetrum u. 8. w.) den Sand vollständig zu überziehen. Es würde zu weit führen, die oft geschilderte (vgl. Bucnzxau's Flora d. ostfriesischen Inseln) Vegetation der Binnendünen und Dünentäler an dieser Stelle eingehend zu besprechen. Mit den verbreiteten Arten des trocknen und des feuchten Sandes mischen sich Strandbewohner, kKalkliebende Gewächse, Pflanzen feuchter Wiesen und endlich auch Waldpflanzen. Das Vorkommen dieser Die natürlichen Standorte für einheimische Wanderpflanzen. 253 Arten ist offenbar kein zufälliges; es kann keine Rede davon sein, sie als zurückgebliebene Reste der Vegetation ehemaliger Moor- wiesen, Waldungen und Kalkhügel aufzufassen. Sie sind vielmehr echte Glieder der Pflanzengesellschaft, welche sich dem Leben auf dem Boden der westeuropäischen Sandküsten angepaßt hat. Diese Pflanzen wandern mit den Dünen und Dünentälern; jede Art fabt alsbald überall da Boden, wo sich die standörtlichen Verhältnisse so entwickelt haben, dab sie daselbst fortkommen kann. Als die Ursache, welche krautige Waldpflanzen an der Küste auf offenem Lande und zwischen niedrigem Kriechweidengestrüpp gedeihen läßt, mub die größere Luftfeuchtigkeit angesehen werden. Die Ver- dunstung ist abhängig von Temperatur, Wassergehalt und Bewegung der Luft; nach der Einwirkung auf die Pflanzenwelt zu urteilen, vermag die größere Windstärke, welche die Verdunstung befördert, auf den ostfriesischen Inseln den weit überwiegenden Einfluß niedrigerer Sommertemperatur und größerer Luftfeuchtigkeit nicht aufzuheben. Es würde zu weit führen, hier auf die Haxsev’schen Behauptungen einzugehen, nach welchen der Wind auf den Inseln, abgesehen von seinen mechanischen Wirkungen, einen ganz auber- ordentlichen Einfluß auf die Pflanzenwelt äußern soll. Bei Frost- wetter, wenn den oberirdischen Pflanzenteilen der Ersatz für das verdunstende Wasser abgeschnitten ist, äußert sich die austrocknende und zerstörende Wirkung der Ostwinde in sehr auffallender Weise; im Sommer dagegen ist die Bedeutung der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit, namentlich aber der Bodenfenchtigkeit, unverhältnis- mäßig viel größer. Den maßgebenden Einfluß der Besonnung auf die Pflanzenwelt kann man nicht leicht in anschaulicherer Weise (darlegen, als durch Vergleichung der Vegetation an den Nord- und den Südhängen ostwestlich streichender Dünen. Bei vorwiegendem \Windeinflusse müßten aber auch die Ost- und die Westseiten Unter- schiede zeigen, was nicht der Fall ist. Man mag ferner die Hansev’schen Ansichten über die Austrocknung durch Wind beispielsweise auf dem stürmischen Oberlande von Helgoland oder an der verkümmerten Vegetation binnenländischer Wehdünen prüfen. Für die Zwecke der gegenwärtigen Untersuchung genügt es, darauf hinzuweisen, dab für die Inselflora neben den Halophyten, den Kalksandpflanzen (Rosa pimpinellifolia, Anthyllis vulneraria, Thalietrum minus) und den atlantischen Pflanzen (Helianthemum guttatum, Jumeus an- ceps, Carex punctata, Koeleria albescens in kahlen wie in behaarten Formen, Convolrulus soldanella) auch die eingemischten Wald- 254 W. O0. FockE bewohner charakteristisch sind. Nicht ganz entscheidend ist das Auftreten mancher Waldmoose an den verhältnismäßig feuchten und schattigen Nordhängen der Dünen, weil an derartigen Standorten auch im Binnenlande solche Arten vorkommen, welche man nur im Schatten zu sehen gewohnt ist. Dagegen gedeihen auf den Inseln Pirola rotundifolia, P. minor, Monotropa glabra, Epipactis latifolia, Listera ovata, Hylocomium trigwetrum, Antitrichia curtipendula, auch auf flachen Dünen oder in offenen Tälern. Trotz allen Windes läßt die feuchte Seeluft auch Moose wie Uryphaea heteromalla und Tlota phyllantha an gepflanzten Bäumen der Inseln und der Küste fortkommen. Eine vollständig andere Vegetation als auf den Aubenbänken und den Dünen findet sich am Wattstrande, der an das ver- hältnismäßig ruhige Binnenmeer zwischen Inseln und Festlandsküste erenzt. Hier finden sich an nur bei tiefster Ebbe trockenen Stellen auf festem Grunde die Zostera-Arten, während weiter oben auf dem nur kurze Zeit von der täglichen Flut überspülten Grunde Salicornia und Suaeda gruppenweise oder zerstreut vorkommen. Am Rande der geschlossenen Vegetation folgen dann Juncus Gerardi, die Cochlearien und Spergularien mit Glaux maritima, Aster und Sagımu maritima zwischen den langen Sprossen von Agrostis alba. In dem dichteren Rasen bemerkt man Festuca thalassica, Carer distuns, (. extensa, ©, trinervis, Plantago-Arten, Triglochin, Armerta, Statice, Erythraea linariaefolia, Juncus marıtimus u. Ss. w. Am Dünen- rande zieht sich oft.ein Saum von Seirpus rufus hin. — Ähnlich oestalten sich die Vegetationsverhältnisse an der Festlandsküste, an welcher meistens auf die Salicornien unmittelbar ein dichter Rasen folgt, in welchem die meisten Halophyten bald verschwinden. Die Dünenlandschaften mit ihren blumenreichen Kriechweiden- dickichten, ihren grünen Wiesentälern und dem Saume des Watt- strandes sind in langsamer Wanderung begriffen und mit ihnen die eigenartige bunt gemischte Pflanzenwelt, welche sich den beson- deren klimatischen und Bodenverhältnissen angepaßt hat. Ein (Juadratfuß Land, auf dem Saliz repens, Pirola rotundifolia, Par- nassia palustris, Erythraea linariaefolia und Juncus anceps bei ein- ander wachsen, findet sich in Mitteleuropa nur an der Nordseeküste. Kingewanderte Fremdlinge treten auf den Nordseeinseln in der Umgebung menschlichen Anbaus in eroßer Menge auf. Im den wilden Flugsanddünen trifft man hie und da Senecio vulgaris an, häufiger und stellenweise zahlreich Zrigeron Canadensis so wie eine Die natürlichen Standorte für einheimische Wanderpflanzen. 955 dicht beharte Form von Oenothera muricata. Die letztgenannte, erst neuerdings eingebürgerte Art würde man, wenn man nur nach dem Vorkommen urteilen sollte, stellenweise, z. B. auf der Düne von Helgoland, für echt einheimisch halten. Am Wattstrande tritt häufig Matricaria inodora, hie und da Cotula coronopifolia auf; am Fuß der Außendünen begegnet man zuweilen einzelnen aus an- geschwemmten Körnern aufgegangenen Getreidepflanzen. So groß nun auch die Wanderfähigkeit der Küstenpflanzen ist, wenn sie die besonderen Bedingungen ihres Gedeihens finden, so entschieden sind sie auf den unmittelbaren Ufersaum beschränkt. Allerdings treten an Salzquellen einige Halophyten wieder aut, Festuca distans und Cotula sind an den von Düngerzuflüssen ge- speisten Wassertümpeln der Dörfer in der Küstenzone häufig. An Sandstellen tritt dort auch hie und da Plantago coronopus auf. Salsola, die in anderen Gegenden auch im Binnenlande wächst, eeht in Nordwestdeutschland nicht über die unmittelbare Strand- nähe hinaus. Ebenso fehlen die Charakterpflanzen der westeuropä- ischen Sandküsten, die kalkliebenden Gewächse und die auf un- beschattetem Grunde wachsenden Waldpflanzen schon auf der Fest- landküste; sie gehören ausschließlich den Inseln an. Dagegen ist Cochlearia offieinalis dem küstennahen Binnenlande eigentümlich; sie kommt weder am Strande, noch weiter binnenwärts vor. Dünen gibt es nicht nur am Meeresufer, sondern auch im Binnenlande. In manchen Fällen scheinen sie bei ihrer Bildung am Strande gelegen zu haben und erst nach Hebung des Landes ins Binnenland geraten zu sein. In anderen Fällen liegen sie neben ehemaligen Seebecken oder Wasserläufen der Gletscherzeit. Die breiten Flußbetten, durch die sich bei der sommerlichen Eisschmelze oder bei Durchbruch aufgestauter Fisseeen große Wassermassen wälzten, lagen im Herbste trocken da, so dab die nackten Flächen ihren Sand den Winden zum Spiel darboten. So entstanden die Dünenzüge, welche die alten Gletscherwasserbetten begleiten. Noch grössere Sandvorräte lieferten ehemalige trocken gelaufene See- becken. Die Vegetationsverhältnisse der binnenländischen Dünen gestalten sich je nach ihrer Lage wesentlich verschieden. An der Aller und an der Weser in der Gegend von Bremen giebt es Dünenketten, deren Fuß von Ueberschwemmungswasser der groben Flüsse bespült und befruchtet wird. Auf diesen Dünen haben sich namentlich an den Nordhängen vielfach Eichengehölze gebildet, 256 W. O0. FockE strichweise mit viel Unterholz von Zler. Die Reste, welche auf diese Bewaldung hindeuten, sind zwar spärlich, aber doch hin- länglich charakteristisch. Ein anderer Teil der Dünen war mit Heide bedeckt: daneben muß aber auch schon vor dem Eingreifen der menschlichen Tätigkeit eine eigenartige Sandhügelflora vor- handen gewesen sein, welcher Pflanzen angehören, die in der Nachbar- schaft nirgends angetroffen werden. Neben Salir repens und @Genista- Arten wachsen hier Nrera lathyroides, Artemisia campestris, Galıum verum, Scabiosa columbarta, Sedum Doloniense, 8. reflerum, Pılsatilla nulgaris mit den allgemein verbreiteten Sandpflanzen gesellig. Entfernt von den Flüssen finden sich Binnendünen mit zer- streuten Waldresten (Eichen, Birken, Kiefern gemischt), andere, die eanz mit Heide bedeckt sind. Auf der Insel Wangeroog hat sich die Heide binnen weniger Jahrzehnte über ansehnliche Dünen- striche ausgebreitet. Eine spärliche, lockere Vegetation tragen die binnenländischen Flugsanddünen, welche landschaftlich am meisten an die Außendünen der Küste erinnern. In diesem Flugsande ist Ammophila nicht selten, doch weib man an den meisten Stellen nicht recht, ob dieses Dünengras sich hier von Alters her erhalten hat, oder ob es von Anpflanzungen herrührt, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zum Zweck der Flugsandbetestigung angelegt wurden. Ueberall erscheint Ammophila viel kleiner und schwächlicher als an der Küste. Mehr verbreitet sind Weingaert- neria, Carex arenaria und Polytrichum piliferum, daneben Zwerg- formen von Hypochoeris radieata, Filago minima, Thymus augusti- folius mit den ersten Vorposten von Calluna. Verglichen mit der Flora der Küstendünen macht diese ganze binnenländische Flug- sandvegetation einen äuberst ärmlichen und verkümmerten Eindruck. Nenerdines ist der Fluesand selten geworden; durch Umringung nit Kiefernpflanzungen hat man ihn immer mehr eingeengt; wenn dann auch anfangs die jungen Bäume oft meterhoch und höher ver- schüttet werden, so verliert doch der Sand allmählich durch wachsen- den Windschutz seine Beweelichkeit. Außer an den Ufern der kleinen Wasserbecken, an den Seeküsten und im Fluesande finden wandernde Pflanzen vielfach [reie Ansiedelungsplätze an den Flußnfern. Das fließende Wasser zerstört an der einen Stelle den vorhandenen Boden und lagert ihn an anderer Stelle wieder ab, es erhöht den Grund der alten Flub- arme und wühlt sich neue Rinnen für seinen Lauf. Neuerdings haben freilich die Strom- und Uferbauten diese Tätigkeit sehr ein- Die natürlichen Standorte für einheimische Wanderpflanzen. 957 geschränkt. Im Sommer sind häufig die Uferränder trocken, die im Frühling überschwemmt und oft völlig pflanzenleer waren. Unter dem Einflusse des Menschen sind jetzt längs der Fluß- ufer überall Grasländereien entstanden. Die vorherrschende natür- liche Vegetation der Flußufer besteht indessen in Norddeutschland aus Weidengebüsch. Die Verhältnisse sind an den einzelnen Flüssen etwas verschieden; es mag daher hier der Pflanzenwuchs an der Weser geschildert werden, der in den Grundzügen von dem der Nebenflüsse und Nachbarflüsse nicht wesentlich abweicht. Die vorherrschenden Arten im Weidengebüsch sind Salix triandra und S. vimimalis mit ihren Zwischenformen. Diese Sträucher werden meistens nicht viel über 2 m hoch; die stellenweise eingesprengte S. purpurea bleibt niedriger, während 5. fragilis und $. alba baum- artig werden und nicht selten kleine Waldungen bilden. Die leichten von den umgebenden Haaren getragenen Samen der Weiden fliegen zu Anfang Juli aus; am günstigten ist es für sie, wenn sie ins Wasser fallen, welches sie ans Ufer spült. Sie keimen dort sofort und sind nach einigen Wochen zu jungen Pflänzchen entwickelt, welche schon eine kurze Ueberschwemmung ertragen können. Ist der Sommer günstig, bleiben anhaltende hohe Wasserstände aus, so erreichen sie bis zum Laubfall im Oktober eine Größe von 10 bis 20 cm. Bei ungestörter Entwickelung stehen sie am Flusse oft zu tausenden bei einander und bilden einen schmalen Streifen, welcher dem Wasserstande von Anfang Juli entspricht. Fällt das Wasser bald nach der Keimung zu tief, so vertrocknen sie in dürrem Sande; gelangen sie dagegen an niedrigeren feuchten und schlammigen Stellen zur Entwickelung, so werden sie meistens von rasch emporschießenden Polygonaceen und Ühenopodiaceen über- wuchert und unterdrückt. Haben die Weidensämlinge die Fähr- lichkeiten der Jugend und die ersten Winterfluten überstanden, so ‚werden sie äuberst widerstandsfähig und langlebig; werden sie mit Sand überschüttet, so bewurzeln sich die Aeste und treiben neue Laubzweige; werden die Wurzeln losgespült, so fallen die Stämme um und es gelingt ihnen oft, wieder neue Wurzeln aus den Aesten zu entwickeln; von den ärgsten Mißhandlungen durch Treibeis ist nach wenigen Wochen kaum noch etwas zu be- merken. Wird ein Uferstrich wegen zu rascher Aufhöhung oder aus andern Gründen von Gräsern und andern ausdauernden Gewächsen bedeckt, ehe die Weiden dort festen Fub fassen können, so ist nachher wenig Aussicht vorhanden, dab dort noch nachträglich Ascherson, Festschrift. - 17 258 W. ©. FockE Weidengebüsch entsteht. Nur auf nacktem und anfangs sehr feuchtem Boden können die Weidensämlinge gedeihen. Im natür- lichen Weidengebüsch finden sich daher stets. grasbewachsene Lich- tungen, der Fluß schneidet in den Boden veränderliche Hochwasser- Rinnsale ein, an denen Sandaufhäufungen oder kleine tiefe Gründe entstehen. Innerhalb des Ufergebüsches giebt es daher sehr mannig- faltige schattige und sonnige Standorte für die Pflanzenwelt: Sand- bänke, trockne und feuchte Wiesen, stille Uferränder usw. In neuerer Zeit hat der Mensch an diesen Stellen viel zerstört und verändert, ja schon von Alters her hat er viel Weidengebüsch ge- rodet, um Grasländereien zu gewinnen. Im Weidengebüsch finden sich hie und da, meist nur vereinzelt, andere Bäume (Fraxinus) und Sträucher eingesprengt; von Halb- sträuchern und Kräutern sind bemerkenswert: Solanum dulcamara, Rubus eaesius, Convolvulus sepium, Thalictrum flavum, Chaero- phyllum bulbosum, Lappa offieinalis, Senecio Jacobaea, 8. eruci- folius, Sonchus asper, Rumex obtusifolius, Urtiea dioica. Auf den offenen sandigen Bänken sind besonders Tanacetum vulgare, Melilotus altissimus, M. albus, Saponaria offieinalis, Ery- simum cheiranthoides, Brassica nigra, Senecio viscosus, Convolvulus arvensis u.a. m. auffällig. Die Wiesenflecke, welche sich an das Weidengebüsch anlehnen, haben einen dicht geschlossenen Grasteppich mit zahlreichen ein- gestreuten Kräutern, insbesondere Umbelliferen (Anthriscus, Hera- cleum, Pastinaca), Ranuneulus-, Trifolium- und Rumer-Arten. Symphytum offieinale und andere hohe Stauden sind namentlich an Ufer- und Gebüschrändern verbreitet. Ein eigenartiges, vollständig verschiedenes Vegetationsbild zeigt sich an den vom Hauptstrome abgeschnittenen Altwassern, ehe- maligen Flußarmen und winterlichen Rinnsalen. Hier sieht man im Sommer schlammige, bald mit seichtem Wasser bedeckte, bald ziemlich trockene Flächen, auf denen einzelne hohe Gewächse zer- streut stehen, insbesondere Butomus, Alisma plantago, Sagittarın, Seirpus lacuster, Se, Tabernaemontani. Allmählich wird im Laufe der Zeit und infolge der Erhöhung des Bodens der Bestand dichter; es finden sich Sparganium ramosum, Rumer hydrolapathum, BR. conglomeratus, R. maritimus, Typha latifolia, T. angustifolia und endlich Phragmites ein; es entsteht ein diehtes Röhricht, in dem jede andere Vegetation unterdrückt wird. Die natürlichen Standorte für einheimische Wanderpflanzen 259 Am unmittelbaren Flußufer, auf dem Boden, der bei Hoch- wasser aufgewühlt und umgelagert wird, im Schlamm, auf welchem noch keine ausdauernde Vegetation festen Fuß gefabt hat, sieht man bei gleichmäßiger Feuchtigkeit Zwergpflanzen wie Seirpus acieularıs und Limosella sich ausbreiten; an andern Stellen entsteht ein bald lockerer, bald dicht gedrängter Bestand von üppigen, kräftigen Sommergewächsen, unter denen vielerlei Formen von Polygonum lapathifolium, Atriplex hastatum und A. angustifolium verherrschend sind. Im Gegensatz zu den Dünen und den Ufern der kleinen sandigen Seebecken’' sind Boden und Wasser an den größeren Flüssen dem Pflanzenwuchs günstig. Der lockere Stand der Pflanzen auf den sandigen Bänken, zwischen den Weiden und am Uferrande begünstigt die Ansiedelung von fremden Zuwanderern. Unsere gewöhnlichen Gartenunkräuter (Poa annua, Capsella, Plantago major, Senecio vulgaris, Sonchus oleraceus u. Ss. w.), einzelne Kulturpflanzen, vorüber- sehend zahlreiche ausländische Gewächse, deren Samen mit wert- losem Abfall in den Fluß geraten sind, finden hier Platz zum (edeihen. Dauernd haben sich nordamerikanische Astern, hie und da auch Oenothera biennis und Solidago serotina eingefunden. Nur auf den Schlammbänken mit Butomus und Sagittaria haben sich bis jetzt keine geeigneten fremden Eindringlinge festsetzen können. Im unteren Laufe der Flüsse folgt eine Strecke, in welcher der Wasserstand durch Ebbe und Flut bedingt wird, im übrigen jedoch während des Sommers wenig schwankt. Archangeliea lıttoralis, Epilobium hirsutum, Senecio paludosus, Mentha pulegium, Petasites offieinalis, Seirpus pungens u. s. w. finden hier ihr Gedeihen, während andere im Oberlaufe häufige Arten zurücktreten. Mehr und mehr erscheint das Röhricht als die eigentliche natürliche Vegetation der Gegend, namentlich im Gebiete des Brakwassers, wo das Weidengebüsch verschwindet. In den weiten Marschstrichen am Flusse und seewärts längs des Moor- und Geestlandes wogten einst unabsehbare Rohrfelder, die durch die menschliche Tätigkeit, durch Mähen, Eindeichung und Weidegang in Grasland verwandelt sind. Noch immer sind ansehnliche Rohrdickichte vorhanden, wenn sie auch nur als winzige Reste der ursprünglichen ausgedehnten Be- stände erscheinen. Zwischen den schnellwachsenden Rohrhalmen können nur hohe Gräser und Stauden gedeihen und selbst diese nicht im Innern der Dickichte, sondern nahe den Rändern. Solche hohe Pflanzen sind im Süßwassergebiete Phalaris arundinacea, 17# 260 W. ©. Fock Festuca arundinacea, Seirpus lacuster, die Typha-Arten, Epilobium hirsutum, sowie kräftige Doldenpflanzen, wie Anthrisceus, Archan- gelica, Heracleum und Pastinaca. Auf salzhaltigem Grunde im Brakwassergebiete finden Aster tripolium, Oenanthe Lachenalii und Sonchus arvensis im Röhricht treflliche Standorte Ungewöhnlich ist die Vereinigung von Aster tripolium mit Senecio (Cineraria) paluster, die man an einem breiten, schlammigen Unterweserarm im Röhricht beobachten kann. Vom Wasser aus sieht man gruppen- weise und gemischt die blauen und gelben Blütenstände der beiden hohen Stauden aus dem Rohr hervorscheinen. Den äubersten Gürtel der Vegetation an flachen schlammigen Brakwasserufern bilden oft ausgedehnte Bestände von Seirpus marıtımus, denen sich nur noch hie und da Se. Tabernaemontani, sowie am oberen Rande Ranumculus sceleratus nebst einigen ge- wöhnlichen Strandpflanzen beimischen. Das Rohr gedeiht nicht mehr, wenn der mittlere Salzgehalt des Wassers 1",, übersteigt. Als die Rohrfelder sich noch über weite Landschaften aus- dehnten, müssen im Spätherbst große Mengen dürrer Halme bei Hochfluten ins Wasser geraten und an höheren Plätzen massenhaft angetrieben sein. Im Untergrund der Marschen bildeten sie einst torf- ähnliche Ablagerungen, Darg oder Terrie genannt. Jetzt sind diese zusammengeschwemmten Rohrmassen von geringer Bedeutung, weil die Bestände verhältnismäßig klein sind und weil das Rohr meistens cemäht wird. An einzelnen Stellen lagern sie sich aber doch noch in ansehnlichen Massen ab, und zwar gemischt mit frischem und fossilem Holz, Braunkohlenbrocken, pflanzlichen Resten aller Art, kleinen Bernsteinkörnern u. Ss. w., lauter Stoffen von geringem spezifischem Gewicht. Diese Treibgutmassen legen sich auf das Rohr, ersticken es und zerstören manchmal die tief im Boden steckenden Grundachsen durch eingesogenes, sich allmählich kon- zentrierendes Salzwasser. Auf diesen Treibgutwällen findet sich eine eigenartige (Gesellschaft von wandernden Gewächsen ein. Frische Rohrhalme, die hie und da hindurchtreiben, bilden lichte Bestände, zwischen denen offene Stellen verbleiben, die im Frühjahr canz vegetationslos sind. Vorzüglich erscheinen hier noch einmal die Bewohner der Uferbänke und Uferränder von den oberen Flub- strecken wieder, insbesondere Polygonum lapathrfolium und Atriplex hastatum neben Potentilla anserina, zwischen denen hie und da an höheren Stellen Tanacetum vulgare, Senecto wiscosus, Artemisia vulgaris, Bidens tripartitus, T’halietrum flavum, Nasturtium sil- Die natürlichen Standorte für einheimische Wanderpflanzen. 961 vestre u.8. w. zu finden sind. Dazwischen wachsen Salzpflanzen wie Atriplex littorale, Aster tripolium und Cochlearia Anglica neben mancherlei einjährigen Arten, die mehr oder minder zu den Ruderal- pflanzen gehören, namentlich Polygonum avieulare, Matriearia inodora, Senecio vulgaris, Sonchus arvensis, 5. asper, S. oleraceus, Lepidium ruderale, Erysimum cheiranthoides, seltener Brassica nigra, Sinapıs arvensis u.a.m. Auch Dr. oleracea findet sich hier zuweilen ver- wildert, eine Art, die nur am Felsen von Helgoland zwischen dem oberen und dem unteren Dorf häufig vorkommt, sonst aber der Kultur selten entrinnt. Ihr Gedeihen auf den Treibgutwällen scheint daher bemerkenswert. Jedenfalls geben diese für Neuansiedelung von wandernden Gewächsen so vorzüglich geeigneten Ablagerungen eine Vorstellung von den Standorten, auf denen vor Ankunft des Menschen ein erheblicher Teil unserer jetzigen Unkräuter und Ruderalpflanzen eedeihen konnte. Wirklich fremdländische Ein- wanderer, die am sandigen Flußufer so leicht aufwachsen, scheinen dem Treibgut fern zu bleiben. Dieser Ueberblick zeigt, dab es auch außer den vom Menschen veränderten und ihrer natürlichen Vegetation beraubten Landflächen noch mancherlei Stellen giebt, auf denen pflanzliche Einwanderer und Eindringlinge Fuß fassen können. In der Vorzeit war dies sicherlich in weit ausgedehnterem Maße der Fall. Um indessen die vorstehende auf bestimmte Bodenveränderungen beschränkte Darstellung nicht gar zu einseitig erscheinen zu lassen, sei es ge- stattet, zum Schluß noch kurz auf eine besondere, durch Menschen- werk veranlaßte Einwanderung hinzuweisen. Wie in Dänemark, ist auch in den nordwestdeutschen Küsten- gegenden die Kiefer kein wirklich einheimischer Baum, obgleich sie es noch in einer verhältnismäßig nahen Vorzeit war. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts wurden vielfach „Fuhrenkämpe“, d.h. Kiefernpflanzungen, angeleet, die z. T. ziemlich gut gediehen sind. Wenn mit zunehmendem Alter die Bestände sich etwas lichten, können auf dem Grunde unter den Bäumen Buschwerk und Kräuter gedeihen. Himbeeren pflegen sich zuerst einzufinden, stellenweise auch Sambucus und mancherlei Kräuter aus benachbarten Hecken und Laubwäldern. Werden die Kiefern höher und erhält der Untergrund zugleich mehr Licht, so finden sich Pflanzen ein, deren eigentliche Heimat in erheblicher Entfernung liegt, insbesondere Pirola minor, Vaceinium vitis Idaea, Hypnum erista castrensis. Bringen die Bäume reichlich Frucht, so stellen sich fremdere Ein- 262 W. ©. Focke: Die natürlichen Standorte usw. wanderer ein: Linnaea borealis, Pirola rotundifolia, P. uniflora, Goodyera repens, Listera cordata, Lycopodium ammotinum. Die Pirola rotundifolia blüht hier wenigstens 4 Wochen später als in den mitteldeutschen Bergwäldern oder in den Dünentälern der ostfriesischen Inseln; ihre Heimat scheint wesentlich weiter nord- wärts zu liegen. Die heranwachsenden Fuhrenkämpe bieten sich offenbar zur Ansiedelunge von pflanzlichen Einwanderern dar; es liegt nahe, bei der Besiedelung an die Vermittelung von Vögeln zu denken, welche aus Skandinavien herüberfliegen und sich von Kiefern- samen nähren. Der Mensch hat den für die Gegend neuen Standort, die Kiefernwaldungen, künstlich geschaffen, aber die Einwanderung der diesem Standorte bei den gegebenen klimatischen Verhältnissen angepaßten fremden Pflanzen erfolgt ohne Zutun des Menschen. RX Ein Ausflug in den Harz unter Führung Prof. Ascherson’s von FErD. FınarszKyY-Budapest. ih Der Hochsommer des ‚Jahres 1896 war überaus günstig für botanische Exeursionen. Ich verbrachte diesen Sommer zum grössten Theile in Berlin und nahm jedesmal mit Freuden Theil an den wissenschaftlichen Ausflügen, welche Prof. Ascherson in Begleitung seines Assistenten Dr. GRAEBNER mit seinen Hörern damals fast wöchentlich nach allen Richtungen der Umgebung Berlins machte. Es waren angenehme, schöne Stunden; mit Wohlgefühl gedenke ich ihrer. Stets waren es gemüthliche junge Herren, die mir Fremden auf das liebenswürdigste entgegenkamen und Prof. AscHERSoN Ver- stand es vorzüglich, mit seinen anregenden, belehrenden Gesprächen nicht nur seine Schüler, nein mehr noch seinen Begleiter aus fremdem Lande zu fesseln und für die schönsten Gaben der Natur zu erwärmen. Für Ende Juli wurde ein dreitägiger Ausflug in das Harz- gebirge, vornehmlich auf den Brocken geplant; wer war da mehr erfreut, als ich! In meiner Studentenzeit hatte ich so Manches von den Mittelgebirgen Deutschlands gelesen; manche deutsche Erzählung und deutsches Märchen tauchten m mir auf, bald er- innerte ich mich auch der Sagen, die an den Harz sich knüpfen — eine stille Wehmuth überkam mich, ich dachte zurück an meine ferne schöne Heimath, an jene Tage, als wir für alles Schöne schwärmenden Schüler eines mittelmässig besuchten ungarischen (Gymnasiums ausser unseren Schulstunden in besonderen Selbst- bildungsstunden auch die deutsche Sprache pflegten und den Stoff hierfür in der Geschichte und den Dichtungen der Deutschen, vor- züglich aber in der Beschreibung deutscher Gaue uns suchten — mir war nichts mehr fremd, das Harzgebirge stand mir wie ein alter Bekannter vor Augen; meine stille Wehmuth, die wohl nur 264 Fern. FILARSZKY ein kleines Heimweh, die Erinnerung an das niemals Wiederkehrende plötzlich hervorgerufen, wich einer stillen andauernden Freude; sollte ich doch bald das sehen, was ich zu sehen mir einst wünschte und erst jetzt mit welchem besonderen Interesse! eingedenk der schon vollführten Excursionen in der Umgebung Berlins. Am 26. Juli fand sich unsere nicht allzugroße Gesellschaft am Potsdamer Bahnhofe zusammen; Prof. Ascuersox und Dr. GRAEBNER warteten schon pünktlich, wie es echten Heerführern geziemt, der munteren Ausflügler Schaar; die Hörer Prof. Ascuersoxs trafen rasch nach einander ein, der damalige Assistent Prof. ScHwENDENERS, W. auch unter ihnen und zuletzt der Inspector des botanischen Gartens der Universität mit einer kolossalen grünen Botanisirbüchse an der Seite. Diese Büchse, die, wie auch ihren Träger, jedermann respektvoll ins Auge faßte, wurde unser Banner, das forthin, an allen Orten, wohin wir kamen, an uns wortlos Verrath übte und bei manchem uns entgegenkommenden lustigen oder zumindest gutgestimmten deutschen Bruder laut gesprochene, nicht eben schmeichelnde Bemerkungen hervorrief. Natürlich waren diese Bemerkungen der Jugend niemals unwillkommen und fanden stets treiflich gelungene, öfters auch beschämend wirkende Antworten. Unser grünes Banner trug also reichlich dazu bei, auch auf er- laubte Abschweifungen zu gerathen, die beste Stimmung bei uns von Anfang bis zu Ende unseres Ausfluges zu erhalten. Als ich am Bahnhofe der grossen Botanisirbüchse gewahr wurde, fiel mir sogleich mein einstiger Professor im Untergymnasium ein, der mir die ersten Begriffe der Botanik beibrachte; es war ein kleiner Herr, auch seine grüne Botanisirbüchse war nicht so gross, als die unseres Inspectors, aber nicht weniger Respekt einflössend; bei günstiger Witterung pflegte er wöchentlich zweimal, immer nur allein mit seiner grünen Büchse an der Seite, in den Wald zu ziehen, um, wie wir alle dachten und die ganze Welt es glaubte, fleissig zu botanisieren, bis wir losen Jungen ihn einmal beim Auspacken des Büchseninhaltes auf einer solchen und nach einer solchen Ex- cursion überraschten und fortan ganz anders belehrt waren. Ich muss eleich hier bemerken, dass ich in meinem Gedankengange mich nicht ganz täuschte, die Büchse unseres Inspectors hatte am Anfange unseres Ausfluges einen ganz ähnlichen Inhalt aufzuweisen, am Ende desselben aber war dieser wesentlich verschieden. Denn während unser Inspector bei der Rückkehr in Berlin eine ganze Reihe von Harzer Pflanzen seiner Büchse entnehmen konnte, förderte Ein Ausflug in den Harz. 265 einst mein botanisch berüchtigter Professor bei seiner Heimkehr von seinen botanischen Excursionen aus seiner grünen Botanisirbüchse immer nur die übriggebliebenen Reste eines lukullischen Abend- brodes und eine leere Flasche zu Tage. — Wir stiegen alle insgesammt in einen Waeen III. Klasse; ich setzte mich ans Fenster Prof. Ascnersox gegenüber und hielt die ganze Fahrt über fleissig Umschau in der mir gänzlich unbekannten (segend. Zuweilen machten mich meine Nachbarn auf die eine oder andere Sehenswürdigkeit aufmerksam und mit Vergnügen lauschte ich den hinzugefügten Erklärungen Prof. AscHerson’s. „Achtung auf die Schranke!“ hiess es auf einer an der Kreuzung der Bahn- strecke und des Fahrweges aufgestellten Warnungstafel und einige Schritte weiter an der Kreuzung eines zweiten Geleises auf einer zweiten Tafel „Achtung auf die Barriere!“. Die launigen Er- klärungen eines aus dem Elsass gebürtigen Studios auf meine aus- gesprochene Verwunderung ob der Verschiedenheit und Incorreet- heit dieser Aufschriften lenkte plötzlich das Gespräch auf das politische Feld; es wurde viel und heftig debattiert und ich ver- nahm zu meinem grössten Erstaunen, dab es auch in dem einheit- lichen Deutschland den ungarischen Nationalitätenfragen nicht un- ähnliche Fragen gebe. — Die Zeit verging ausserordentlich rasch; das Harzgebirge tauchte vor unseren Augen auf und bald näherten wir uns dem Endziele unserer Eisenbahnfahrt, dem Städtchen Wernigerode, der ersten Station unserer Excursion. Das malerisch gelegene Wernigerode mit seinem hochragenden hübschen Schlosse machte auf mich einen tiefen Eindruck; die vielen alterthümlichen, im gothischen Style aufgeführten Häuser stehen mir noch jetzt vor Augen. Wir bezogen unter Führung eines uns schon am Bahnhofe empfangenden Freundes Professor ÄSCHERSON’S unser Quartier, eilten jedoch bald wieder hinaus, um die späten Nachmittagsstunden womöglich noch ausnützen zu können. Nach einem kleinen Rundgange durch Wernigerode gingen wir in den Schlosspark, ergötzten uns an den herrlichen Aussichten, noch mehr aber an den schönen Anlagen und den uralten Bäumen, die dieser Park aufweisen kann. Das Schloss selbst konnten wir nur von aussen besehen, der Gebieter desselben lag damals schon schwer krank darnieder, es herrschte daher tiefe Stille in diesen alten Mauern und nur unter dem Versprechen, uns ganz lautlos zu ver- halten, wurden wir in die äusseren Hofräume und dann auch in den innersten Hofraum eingelassen. Auf der Bastei standen zwei 266 FErD. FıLarszky alte Kanonen mit Inschriften, Prof. Ascuersox wusste uns auch die Geschichte derselben zu erzählen, doch habe ich sie mir nicht gemerkt. In unser Quartier zurückgekehrt — der Name des Gasthofes fehlt in meinen Notizen — trafen wir zunächst alle nöthigen Vor- kehrungen für den kommenden Tag; dann folgte das Abendessen, an dem auch einige Wernigeroder Bekannte theilnahmen; das Bier war nicht gut, die Speisen schlecht, die Stimmung aber trotzdem vorzüglich. Am nächsten Tage früh Morgens zogen wir weiter zunächst dem Brocken zu. Im Thale der Holzemme aufwärts wanderten wir rüstig auf der Fahrstrasse nach Hasserode. Von bemerkenswerthen Pilanzen sah ich auf dieser kurzen Strecke nur Calla palustris an einer sumpfigen Stelle rechts von der Fahrstrasse schon hinter der Ortschaft. Vor dem Aufstiege in die Steinerne kenne holte uns auch Prof. Aschersox mit dem Inspector ein, die von Wernigerode dieses Stückchen Weg per Axe zurücklegten und nun begann unsere Arbeit. Gleich zu Beginn des oberen Thales der Holzemme über- raschte unsere Augen ein kleiner Bestand prachtvoll gedeihender Seguoia gigantea, an den sich ein Mischwald anschloss, der auf- wärts allmälig in einen reinen schönen Fichtenwald überging. Immer reizender wurde unser steilaufsteigender Weg in dem tief eingeschnittenen Thale und die Zahl der gesuchten schönen Gebirgs- pflanzen nahm immer mehr zu. Ich sammelte Galium rotundifolium, Melampyrum silwaticum, Impatiens noli tangere, Galeopsis Tetrahit @G. versieolor, Circaea intermedia, Pyrola secunda, Pyrola rotundi- folia, Potentilla silvestris, Hieraeium sp. und noch vieles andere. Beim Uebergange eines kleinen Nebenbächleins der Holzemme rief einer der Studios voller Freude aus, er habe Bbatrachospermum ge- funden, es war jedoch Lemanea torulosa und nicht weit davon Hydrurus foetidus. Fleissig sammelnd gelangten wir zu einem idyllisch schön gelegenen Restaurant, oberhalb dessen wir die in prächtigen Wasserfällen hinabstürzende Holzemme überschritten, um den Renneckenberg zu erklimmen. Am Abhange desselben gab es zwischen den Felstrümmern und Granitblöcken eine reiche Aus- beute schöner Farnkräuter wie Phegopteris polypodioides, Blechnum Spieant, Polystichum spinulosum ete., Bärlappgewächse als Zyyeco- podium Selago, L. annotinum, L. elavatum und L. complanatum ; Lycopodium alpinum suchte ich hier vergebens, erhielt es aber später am Brocken; von Samenpflanzen sammelte ich hier Galıum hereynieum, Solidago virga aurea, Senecio nemorensis, Gnaphalıum Ein Ausflug in den Harz. : DD 67 silvatieum, @. dioicum, Mulgedium alpınum, Vaceinium Myrtillus, V. Vıtis idaea, V. uliginosum, Veronica offieinalis, Luzula maxima, L. nemorosa, Carex remota, Aira flexuosa, Calamagrostis Halleriana, C. sılvatıca etc. Auf dem jenseitigen Abhange des Renneckenberges bot sich unseren Augen ein herrlicher Anblick, eine Waldblösse rechts vom Fahrwege war wie mit Purpur überzogen. Ich machte Professor ÄSCHERSON darauf aufmerksam und stellte zugleich die Frage, ob Eptlobium angustifolium auch hier in solcher Menge vorkomme, wie bei uns in Oberungarn? „Das wird wohl Digitalis purpurea hier sein, aber auch Eptlobium angustifolium kommt hier vor“, war seine Antwort. Ich hatte sie kaum vernommen, als ich der Blösse zueilte, um Digitalis purpurea am Standorte selbst wildwachsend zu sehen und davon einzusammeln; es war wirklich Digitalis purpurea« in solcher Menge, wie ich es mir nie gedacht hätte. Dr. GrAEBNER war mit andern unserer Gesellschaft mir nachgeeilt, er suchte nach selteneren weissblüthigen Exemplaren und fand auch einige; ich hingegen spähte nach Zptlobtum angustifolium, sah aber hier nicht einmal eine Spur davon; erst später vor Schierke fand ich beide Pflanzen auch in Gesellschaft von Digi- talis ambigua in schönster Blüthe gemischt auf einem steilen Berg- abhange links vom Wege. (serade als wir alle von unserem kleinen Abwege wieder bei- sammen waren und Prof. AscHerson’s Vortrage über die Verbreitung des rothen Fingerhutes lauschten, hörten wir Rufe aus ziemlicher Ferne, die zweifelsohne uns galten; bald erblickten wir auch eine (Gestalt im starken Laufe uns nacheilen, das Rufen hallte fort und so warteten wir denn voller Neugierde des eifrigen Zurufers; keuchend anlangend, stellte er sich uns als Heimchenfänger aus Wernigerode vor; er habe gehört, dass Prof. Ascnersox sich hier befände und wollte es nicht unterlassen, ihm seine Führerdienste auf den Brocken anzubieten; er behauptete ausser den Heimchen des Brockens auch die Brockenflora sehr gut zu kennen und so erhielt er auch gleich den Auftrag, uns Zycopodium alpınum zu zeigen oder zu verschaffen. Diesen Wunsch auch von Prof. AscHErson hörend, war unser Heimchenfänger, so schnell er zu uns gestossen, auch schon wieder verschwunden; und richtig, als wir später im Brockenhause am Mittagstische sassen, erschien plötzlich wieder unser Heimchenfänger und vertheilte mit freudestrahlendem Gesichte unter uns die aufgefundene Zycopodium alpinum-Beute. 268 FErD. FILARSZKY Immer mehr und mehr näherten wir uns der Brockenkuppe; die schönen Fichtenbestände hatten wir verlassen, die Zahl der krüppelhaften Bäume, wie sie überall in höheren Bergregionen an- zutreffen sind, nahm zusehends zu, bald schwanden auch diese und ausgedehnte Blössen mit den schönsten Gebirgskräutern liessen dem herumschweifenden Auge ein weites freies Feld. Wir hatten die Kuppe mit ihrer charakteristischen subalpinen Bergheide- Formation erreicht; Empetrum nigrum, Hieracium alpınum, AH. bructerum, Rumex arifolius und Arnica montana gab es hier überall; hier und da leuchteten auch die goldgelben Blüthen des Geum montanum und zerstreut standen fructifizirende Exemplare von Pulsatilla alpina. Auch in dem mangelhaft eingefriedeten alpinen Garten auf der Kuppe des Brockens waren diese Pflanzen vorherrschend. Im Brockenhause ging es lustig zu; eine Menge Ausflügler tummelte sich in dem Hause und um das Haus herum; mit schwerer Mühe eroberten wir uns einen Tisch und noch schwerer war etwas zu bekommen, unseren Hunger zu stillen und unseren Durst zu löschen. Wie ich hörte, sollen so viele Gäste in dem Brockenhause keine Seltenheit sein. Nach dem Mittagstische ergötzten wir uns auf dem Aussichtsthurme noch an den herrlichen Aussichten, wollten auch gerne etwas vom Brockengespenste sehen, aber es blieb nur bei der Erklärung dieses eigenthümlichen Naturphänomens. Am Brocken theilte sich unsere Gesellschaft, Prof. Ascuersox, den der Aufstieg ziemlich ermüdet hatte, miethete eine Droschke und fuhr in Begleitung des Inspektors hinunter nach Elbingerode, wo wir auf dem Eisenbahnzuge nach Rübeland nachmittags wieder zusammentrafen; wir andern aber marschierten unter Führung Dr. Graegxer’s über Schierke nach Rothehütte. Es war dies eine harte Tour für unsere müden Glieder in der brennenden Sonnen- hitze; wenig wurde auf diesem schönen Wege observirt und noch weniger botanisirt, obwohl die Flora auch in dieser Gegend recht reichhaltige war. Von Rothehütte fuhren wir mittelst Eisenbahn (streckenweise Zahnradbahn) in einer herrlichen Gegend über Elbingerode nach Rübeland. Das Thal erinnerte mich lebhaft an das untere Straczenaer Thal in Oberungarn, selbst die rauchenden Hüttenwerke fehlten hier nicht. Das in dem mässig erweiterten Thale von hohen Kalkfelsen um- säumte Rübeland war als zweite Station unserer Excursion auserkoren, Wir kehrten hier in ein hübsch gebautes Gasthaus ein, wo wir von Ein Ausflug in den Harz. 269 einem recht freundlichen Wirthe auf das herzlichste begrüsst und recht gut bewirthet wurden. Schade, dass ich mir den Namen dieses Gasthofes nicht notirt habe; doch komme ich noch einmal hin, ich finde den Ort wieder! (Hotel Hermannshöhle Red.) In unmittelbarer Nähe Rübelands befindet sich die Hermanns- höhle, eine nette Tropfsteinhöhle, der wir alle unseren Besuch ab- statteten. Ich hatte in meinem Vaterlande schönere und grössere Tropfsteinhöhlen gesehen, die Hermannshöhle bot mir nichts neues und doch, der biedere Hüter und Führer im Bergmannsgewande hatte es mir angethan; ich hätte mich Stunden lang mit ihm in seiner schön rein deutsch klingenden Sprache über seine romantische Heimath unterhalten können. Beim Abendtische im Gasthofe waren alle in gehobener Stimmung, es wurde ein Reigen von Trinksprüchen eröffnet; den schönsten sprach ein aus der Schweiz stammender Pharmaceut auf Prof. ASCHERSON im schweizer Dialekt und auf die launigste Weise. Ich gäbe viel darum, wenn ich seine kühnen, doch treffenden Vergleiche der herrlichen Alpenseen mit der Botanik und dem Leben und Wirken Prof. Ascuerson’s mir in’s Gedächtniss zurückrufen könnte! — Erst in später Nachtstunde suchten wir unsere Schlafstätten auf, die Nichts zu wünschen übrig liessen. Früh am Morgen des nächstfolgenden Tages nalımen wir Ab- schied von dem trauten Gasthofe und dem herrlich gelegenen Orte; ein geräumiger Leiterwagen wartete schon unser vor dem Hause; bald knallte die Peitsche unseres gesprächigen Kutschers und auf einer guten Landstrasse fuhren wir über Hüttenrode und Altenbrak nach Treseburg. Die Fahrt bis Hüttenrode war überaus aussichts- reich; zwischen Hüttenrode und’ Altenbrak passirten wir einen hübschen Thiergarten, in dem wir links vom Wege auf einer kleinen Waldblösse deutlich das Spiel einer kleinen Wildschweinfamilie beobachten konnten. Ein schrilles Pfeifen hinter uns beraubte uns plötzlich dieses seltenen Vergnügens; eine Herrenkutsche kam rasch herangefahren, das Pfeifen war das mir bisher unbekannte Zeichen zum Ausweichen; mürrisch gehorchte unser Kutscher, der, um unser Vergnügen an dem seltenen Bilde zu verlängern, hier sehr langsam gefahren war, dem schrillen Befehle; die Herren Protzen, wie sie Dr. GraEBxer wirsch nannte, fuhren an uns hämisch vorbei, ihr hämisches Betragen kränkte mich noch mehr, ich zog aus meiner Tasche auch mein Pfeifchen, Kutscher und Pferde verstanden dessen noch schrilleren Ton, bald hatten wir die Protzen eingeholt, jetzt 270 Fern. Fırarszky mussten sie zur Seite fahren; ein lautes lustiges Gelächter von unserem Wagen lohnte ihr früheres hämisches Betragen, zum Ueber- fluss blieben sie noch weit hinter uns zurück und erst in Treseburg sahen wir uns wieder. In 'Treseburg verabschiedeten wir unseren wackeren Kutscher, der mit den lustigen Berliner Herren noch gerne weiter gefahren wäre, doch unser Programm lautete anders. Am Ufer der Bode, unter schattigen Bäumen bei wohlgedecktem Tische hielten wir zunächst eine kurze Rast; dann ging es weiter. Prof. Ascnersox machte mich schon im voraus aufmerksam, dass wir bald in eine (zegend kommen würden, wo ich nicht nur manche Naturschönheiten bewundern, sondern mich auch an der schönen Flora werde er- götzen können. Wir betraten das enge Bode-Thal, das mich lebhaft an den Dunajecz-Durchbruch in den Pieninen erinnerte, aber fast möchte ich sagen noch schöner war. Gleich zu Anfang, als wir in das wilde Felsenthal einzogen, bemerkte ich auf steilem Bergesabhange, nahe dem Fusspfade alte prachtvolle Taxus bacecata-Bäume, solche, wie ich sie in den Gebirgen meiner Heimath nirgends gesehen. Die Flora dieses engen Thales zeigte eine grosse Aehnlichkeit mit der des mir wohlbekannten Dunajeez-Thales und des oberen Hernad- Thales in Ungarn, doch schien sie mir weniger reichhaltig. Ich sammelte hier nur wenig, wie Geranium lueidum, Saxifraga deei- piens, Sedum vertieillatum, 8. masximum, Hieracium Sehmidtii, H. alpinum, Lactuca perennis, Rubus saxatilis, Campanula Tra- chelium, Digitalis ambigua und noch anderes; meine Gefährten traten reicher beladen aus dem Bode-Thale heraus. Eine grosse Anzahl von Ausflüglern, die uns theils entgegen kamen, theils uns einholten, belächelten unser Treiben, es waren eben nur unverständige Sonntagstouristen. Bald bergauf, bald bergab führte uns der Wee immer am Ufer der schäumenden Bode; der Bodekessel, von einem jähen Fels- vorsprunge aus betrachtet, bot unseren Augen ein herrliches Bild; nicht minder schön repräsentirte sich von hier aus auch die Ross- trappe und der ihr gegenüberliegende Hexentanzplatz, lauter Orte, die ihre sonderbaren Namen merkwürdig klingenden ‚Saren ver- danken. Ueber die Teufelsbrücke an das linke Ufer der Bode gelangend, theilte sich unsere Schaar abermals in zwei Gruppen; die jüngeren, noch weniger ermüdeten Herren stieren an der Schurre zur Rosstrappe hinauf, wir andern aber wanderten die Ein Ausflug in den Harz. 271 Bode entlang weiter dem Waldkater zu. Hier nahm unsere müden Glieder ein leerer Wagen auf, der hinter uns gefahren kam. Der Kutscher, ein alter Mann, sah sich wiederholt Prof. AscHerson an, dann, als er seiner Sache sicher war, wendete er sich vertraulich zu ihm und sagte: „Nicht wahr, Herr Professor, vor 30 Jahren sind Sie auch hier herumgewankt? damals habe ich Sie auch nach Thale gefahren.“ Prof. Aschersox hatte diese Anrede sichtlich unangenehm berührt, denn er machte eine missfällige Kopfbewegung und erwiderte kurz: „Vor 30 Jahren, lieber Freund, war mein Gang wohl noch kein wankender Gang!“ — Die kurze Strecke vom Waldkater bis zur Eisenbahn-Station Thale war schnell zurückgelegt. Nach einer Weile trafen auch unsere Gefährten von der Rosstrappe ein, bald stand auch unser Eisenbahnzug schon in Bereitschaft — noch ein letztes Lebewohl der schönen Harzgebirgsgegend und fortbrauste der Zug mit uns zunächst durch die mit schönsten Gartenblumen bepflanzten Auen von Quedlinburg nach Halberstadt und dann weiter auf derselben Strecke, die wir im Hinfahren benutzt, über Magdeburg zurück nach Berlin. Ich habe hier nichts Neues und auch nichts Wissenschaftliches niedergeschrieben, sondern bloss eine wahrheitsgetreue Schilderung dessen gegeben, an was ich mich immer und immer so gerne er- innere. Vielleicht passt das Ganze auch nicht recht in den Rahmen der Festschrift, doch denke ich angenehme, heitere Reminiscenzen sind in Mitte wissenschaftlich ernster Dinge auch nicht zu ver- achten. Prof. Aschersox führte in seinem grossartig angelegten Werke „Synopsis der Mitteleuropäischen Flora“ die „lusus“ ein; möge meine kleine Abhandlung auch nur als ein „lusus“ einer echt wissenschaftlichen Exeursionsschilderung gelten; und wenn ich damit Prof. Ascuerson an jene dreitägige, so prächtig gelungene, für uns an Erfahrungen und Belehrungen so ausserordentlich reiche Excursion nur erinnere und damit noch nach fast 8 Jahren bekunde, dass mir nichts entgangen, was sich auf ihn bezogen, so glaube ich meinen Zweck erreicht zu haben. Budapest, am 25. Febr. 1904. XXIH. Rubus Aschersoniellus et species Dasyacanthorum praecipue hungaricae cum icone ad ?/, dimidiata von Vıxc. vox BorgAs in Kolosvär. Koehleriani oder Hystrices nennt man gewöhnlich eine Unter- gruppe der Aubi glandulosi (Adenobatos), deren Blüthenstand be- blättert und zusammengesetzt ist, die mittleren Aestchen trugdoldig sind, die Inflorescenz sowie die Schößlinge stark und sehr dicht bestachelt sind. Auch Focke schreibt in AscHersox und (GRAEBNER'S Synops. der mitt.-europ. Flora VI, 1902, 593 diese Merkmale den Koehlerianis zu; praktisch hat er aber nicht überall diese Merkmale berücksichtigt, indem er mehrere Brombeeren hierher gerechnet hat, welchen die oben angeführten Merkmale nur zum Theile eigen sind. So gehört R. horridus (1. €. 636) eigentlich zu Corylifrondibus, R. fusco-ater ist zwischen den Vestitis (p. 554), auch A. adornatus ist in Synops. Rubor. 313 dieser Gruppe eingereiht. AR. Preissmanni (p. 599) ist eine echte Art der Glandulosen (inflorescentia solum cymoso-ramosa,') turio haud dense atque valide aculeatus, notis ceteris omnino Glandulosorum). Besonders passen aber A. saerus, Ir. maleficus (p. 599) und R. Kerneri (p. 602) der Hystrir-Gruppe nur nach der dichten Bestachelung. Die meisten Arten der Hystrices haben sehr reichdrüsige Inflorescenz, Rubus saevus ist aber in dieser Hinsicht armdrüsig, A. malefieus ist auch nicht reichdrüsig und erinnert mehr an die Corylifrondes, R. Kernert aber gehört sicher in die letztere Gruppe. FR. saerus ist ein interessantes Glied der Adenophori oder durch die dichte Bestachelung viel mehr der Radulae im älteren Sinne. ') Rubus hirtus W. et Kit. ist mit zusammengesetzter Infloreseenz ab- gebildet (Pl. rar. Hung. t. 141!) „flores in racemis compositis ... pedunculo trifloro* (l.e. 151). doch rechnet ihn niemand zu Hystrices oder Koehleriani. Rubus Aschersoniellus et species Dasyacanthorum. 273 Koehleriani oder Hwystrices sind also, durch die Arten der südlichen Gegend erweitert, nur zum Theile passende Namen; auch bilden sie keine rein natürlichen Gruppen. Ich hebe aus den Merk- malen besonders die starke und sehr dichte Bestachelung hervor und benenne die Gruppe der mir bekannten Arten einstweilen nach dem von mir hierher gerechneten R. dasyacanthus G. Braun für Dasyacanthi. Diese Gruppe ist ziemlich natürlich, den Radulis Ascherson, Festschrift. - 18 274 Vınc, von BoRBäs aequivalent und verdient der Schössling mit Hystrixz eristatus ver- glichen zu werden. Sie ist eine Abzweigung der Glandulosi, die extremen Formen reichen aber an die Aadulis an. Auch R. Schleicheri ist nach den starken und dichten Stacheln hierher ge- hörig, R. malefieus knüpft sich an R. ferox. Die stark bestachelten Corylifrondes (R. myriacanthus) lasse ich jetzt unberücksichtigt, sie sind durch die sitzenden Seitenblätter ausgezeichnet.') Diese sind bei den Arten der Dasyacanthı deutlich gestielt. Dasyacanthi Adenobatorum turionibus excellunt validis, raro pruinosis, eircum densissime atque valide aculeatis, aculeis plerumque rectis, basi dilatatis, approximatis, sese fere aut omnino attingentibus, aculeolis glandulisque pluribus aut paucioribus intermixtis. Intlores- centia quoque in genuinis Dasyacanthis, Ruborum perhorridis, saepius densissime aculeolata atque abunde glandulosa. Foliola lateralia conspieue petiolulata. a) Inflorescentia, saepe etiam caulis floridus copiose aculeolata atque glandulifera ut in @landulosis veris, sepalis post anthesin saepius erectis. b) Saeri, intlorescentia cum sepalis post anthesin reflexis, albieanti-tomentosa, aut villosula, parce glandulosa, neque copio- sissime aculeolata. Aadulis et Adenophoris propius affines. Species, quod armaturam turionum attinet, minus inter se diffe- runt, quare in deseriptione nec peduneulos, nec eorum glandulas atque setas repeto. Ubi flores gynodynami non dieuntur, andro- dynamos intelligas.”) $1. Dasyacanthi genuwini Borb. ined. A) foliis subtus + canescenti-pubescentibus vel cano-tomentosis, inflorescentia foliosa., Aa) Ovariis glabris: l. R.vesprimiensis Borb. ined., turione canescenti-pubescente, aneulato, aculeis minoribus reetis setisque onusto; folia ternata vel quinato-pedata, subtus cinerascenti-pubescentia, foliolis ovatis aut ovalibus, terminali basi leviter cordato, acuminato. Intlorescentia composita. eanescenti-pubescens setosa atque glandulosa, glandulis ') n. feroe W. et N. „foliis lateralibus sessilibus* BoENNınGHAusEN’s Fl, Monast. p. 159. 2, (fr. Magyar Botanikai Lapok, 1903. 335. Rubus Aschersoniellus et speeies Dasyacanthorum. 975 brunnescentibus. Sepala post anthesin reflexa, stylis stamina pauciora superantibus. In Hungariae oceid. monte Kabheey Vesprimü, 11. jul. 1901 legit Dr. B. PıLuırz. 2. R. echinaceus Kern. Oesterr. B. Zeitschr. 1869, 201, foliolis subtus pube cinerascenti mollibus (sat virescentibus!), dentibus minoribus fere aequaliter serratis, intermedio subrotundo-ovato, late elliptico, subrhombeoque, leviter cordato. In Hung. centr. convallibus ad Paräd (Vraskuyr)). 3. &. Zwanzigeri Borb. apud Packer Jahrb. naturhist. Landesmus. Kärnt. fasc. XXIV, 1897, 160, turione fere tereti, sparse piloso, foliolis ternis, subtus canescenti-tomentosis, medio ovato, basi emarginato, illis rami florentis magis micantibus. In- florescentia rubescens, dense aciculata, flores parvi, gynodynami. In Carinthiae Hornstein leg. b. Zwanziger. In Hungaria centrali ad Pilis-Szent-Lelek. Variat: b) R. leucochlamys Borb. et Waisb. sepalis majoribus albo- tomentosis, setis aciculisque inflorescentia albicat. Foliolo terminali late elliptico, subcordato, longe acuminato. In Hung. oce.: ad margines silvarım prope Vörösvägäs, 750 mt. alt. s. m., 27. jul. 1903 leg. cl. WAISBECKER. Bb) Ovariis hirtis vel villosis. 4. R. pilocarpos!) Gremli, Beitr. 1870, 42, turione obtusangulo, parum glaucescente, foliolis cano-tomentosis, medio fere rotundo, cordato, breviter abruptim acuminato. Inflorescentia tomento, pilis patentibus, glandulis atque aciculis purpureo-brunneis abundis vestita, petala rosea, sepala albo-tomentosa, purpureo-setosa, stamina stylis aequilonga, ovaria et fructus dense villosa; ex GrEMLI |. €. Descriptioni congruum non possideo. Variat: R. metallicolus Borb. ined., turione tereti, aculeis tenuibus longiusculis armato, foliolis ternis, subtus pubescentibus, virescentibus, intermedio ovato vel late elliptico, subcordato, sat sensim acuminato. Foliola caulis florentis subtus magis canescentia. Inflorescentia dense aciculata, sepalis virescentibus, anthesi reflexis, pallide setosis, stamina abbreviata, pauciserialia, ovaria albo-hirta. Petala alba. !) Errore typographiae psilocarpos (leiocarpos!) 18* 276 Vınc. von BoRrBäs In Hungaria boreali ad Bakabänya (Grunt, Potlauka) in frutetis 5. aug. 1902 leg. cl. S. Kupcsor. B) foliolis utrinque viridibus: «B) Turiones densissime patenter pilosi: 5. R. fusco-ater Whe. et N. in Buurr et Fingern. Comp. fl. Germ. I. 1825, 681, foliolis subtus molliter subvelutino-pilosis, ter- minali late elliptico, petala rubra. In Hungaria oceid. Miklös-Pälhegy ad Bänd Vesprimii, 28. jun. 1896 leg. Pınuız. 6. R. aprieus Wimm. Fl. Schles. ed. III. 1857, 626, aculeis ommnibus subulatis, turione leviter angulato, foliolis grosse serratis, utringue tenuiter pilosis, late ovato-oblongis, terminali rotundo- ovato, petala alba. Inflorescentia foliosa, pedunculis dense pilosis, acerosis atque glandulosis. Cum deseriptione Wimmeriana omnino convenientem non possideo. SB) Turione sparse piloso aut glabro. a) Sepalis post anthesin erectis. 7. R.rosaceus Whe et N. in Buurr ]. c. 685, petalis roseis, In Hungaria deest. aa) Petalis albis, intlorescentia tota foliosa. 8. R. foliolatus Hal. Oest. Botan. Zeitschr. 1891. 208; foliolis coriaceis, supra glabris, subtus sparsissime pilosis, terminali cordato- ovato, breviter acuminato. Thyrsus elongatus, laxus, foliolatus, aculeis falcatis numerosis, sepalis canotomentosis, rubrisetis, ovariis fere glabris. In Hungaria oceid. supra silvulam Resetarovee vallis Bosäcensis (KR. Koehleri Hol. exsicc. 1898). Variat: 3) R. dasybotrys Borb. et Holuby (R. aprieus Hol. exsice. mult. annis), turione glaucescenti, foliolo terminali magis ovato, basi emar- ojnato vel cordato, inflorescentia elongata, densissima, acieulis rectis. Ad Nemes-Podragy: in dumetis vinearum desertarum, in caedua Jarolinka, in dumetis exstirpaturarum Spanie in valle Bosäcensi (R. aprieus et R. Koehleri Howusy exsicc.). c) R. eurybotryos Borb., inflorescentiae laxae, amplissimae yamis ramulisque elongatis, aphyllis, aculeolis rectis densissimis. Flores, saltem serotini, gynodynami. In Hung. oce. Resetarovee ad Nemes Podrägy (.„R. fruticosus x hybridus“ sive „A. fuseo-ater“ Hol. 1868). Rubus Aschersoniellus et speeies Dasyacanthorum. 277 9. R. substiriaeus Borb. ined. (R. stiriacus X ochrosetus) foliolis more A. stiriaei sensim longe acuminatis, ut pars folioli superior triangulari-acuminata sit, terminali cordato-ovato, inaequaliter serrato; inflorescentiae pubescentis, racemiformis aculeis rectis, glandulis palli- dis setisque flavescentibus, ovariis elabris, sepalis cano-tomentosis et glanduliferis. In silvis elatioribus Günsii. 10. R. crebrifolius Borb. ined., foliolis turionum quinato- pedatis, utrinque parce pilosis, foliolo terminali late cordato-ovato, grosse biserrato, sensim acuminato. Rami florentes dense foliati, robusti ampli, foliolis usque ad apicem inflorescentiae amplissimae cordatis. Ramuli florentes axillares, similibus foliolis vestiti, cymoso- racemosi, sat valide aculeati, flores minores gynodynami, ovariis pilosis, sepalis extus virentibus. In Hungariae oceid. dumetis ad Weissenbachl, haud procul Günsio, 22. jul. 1899 leg. cl. WAISBECKER. 11. R. dasyacanthos G. Braun, in Focke Synops. Rubor. 1877, 367, foliolis subtus pube sat densa micantibus, flores androdynami, brachypetali, ovariis hirtis. Intlorescentia dense acerosa. In Hungaria subtatrensi, inter Barlangliget et Matlärhäza, medio jul. 1890 ipse legi. bb) Intlorescentia inferne solum foliosa. 12. R. peracanthus Borb. et Waisb. Österr. Botan. Zeitschr. 1893, 356, foliolis late cordatis, parcissime pilosis, flores andro- dynami, ovariis puberulis. In Hung. oce., in caeduis ad Hämor (W aıse.). 13. R. pygmaeopsis Focke, Synops. 364, foliolis grosse serratis, terminali ovato vel elliptico. E patria non vidi. b) Sepalis post anthesin reflexis. 14. R. Schleicher Whe. in Trarrınık Rosac. Monogr. III 22, 1823; inflorescentia angusta racemosa, virginea nutans. Hungariae deest. 15. R. hystrixz Whe. et N. in Brwourr 1. c. 687, foliolis angustis. Hungariae deest. 16. R. Koehleri Whe. et N. in Buvurr 1. c. 681, foliolis „ob- ovato-cordatis, acuminatis, subtus pubescentibus, grosse inaequaliter serratis..... pedunculorum aculeis longissimis, confertis, acieulis raris.“ Typieus in Hungaria non creseit, varietas tamen adest: X u | 8 Vınc. von BorBäs 3) R. Antonii Borb. Österr. Botan. Zeitschr. 1893, 356, absque diagn., foliolo terminali cordato-ovato, magis sensim longe acuminato, supra glabrato, subtus parce piloso. Flores parvi, gynodynami, in- tlorescentia villosula, acieulis rectis abundis, ovariis parce pilosis. In Hung. oce. montibus: Binderriegel Günsii (Waıse.). 8 2. Saevi Borb. ined. A. Foliolis saltem rami florentis superioribus et intrafloralibus canescentibus. 17. R. saevrus Holuby, Öster. botan. Zeitschr. 1873, 383, turione erasso, sulcato, pentagono, glabro, aculeis validis creberrimis, saepe faleatis horrido, immixtis aculeis minoribus elandulisque sparsis. Foliis quinatis, supra pilosis, subtus cano-tomentosis, denique -- glabrioribus magis virentibus, terminali basi vix cordata rotundo aut rotundo-ovato, abruptim acuminato, infimis breviter petiolulatis aut fere sessilibus. Inflorescentia ad medium foliosa, laxa, peduneulis adpresse cano-tomentosis, parce glandulosis, sed aculeis stramineis, sepalis retlexis, petalis roseis, ovarlis glabris. Foliola caulis florentis superiora et interfloralia illis A. tomentosi similia. In caedua .Jarolinka ad Nemes-Podrägey, in silva Boki ad Bosäc (Hovvpy). 18. R. Aschersontellus Borb. ined., turione valido, glauco- pruinoso, purpurascente, aculeis rectis, inferne purpureis, apice stramineis, acieulis erebrioribus, pilis autem elandulisque rarioribus onusto; foliis turionum quinatis, magis pedatis, quam digitatis, foliolis coriaceis, supra pilosis, glabratis, subtus magis pubescentibus, palli- dioribus, junioribus magis canescentibus, minoribus dentibus satis aequaliter serratis, breviter acuminatis, terminali late cordiformi, infimis breviter petiolulatis. Rami florentes horizontaliter villosi, glandulosi atque aculeolati, villo caulis diametro breviore, inflorescentia inferne foliosa, foliolis subtus canescenti-subtomentosis, inferioribus subtus virescenti-pubes- eentibus, argutius serratis; peduneulis inferioribus trifidis, summis monanthis, more caulis florentis vestitis, sepalis post anthesin reflexis, eanescenti-pubescentibus, sparse atque pallide setosis, ovariis glabris. In Croatia. Zagrabiae: in dumetis ad St" Spiritum (Heiliger (sejst) ineunte aueust. 1883 fructiferum legi. Rubus Aschersoniellus et species Dasyacanthorum. 279 In honorem professoris illustrissimi, PautLı AscHErsox jJubilaris lubentissime dieavi; vide iconem. 19. R. stiriacus Haläcsy, var. perarmatus Bor». et Waıse. ined. turione angulato, glaucescenti, purpurascenti, dense aculeato, aculeis mediocribus, satis aequalibus rectis vel inclinatis; foliis ternatis et quinato-pedatis, foliolo terminali cordato, subtus virescenti- pubescente, apice sensim acuminato, ut pars folii superioris triangulari-acuminata sit. Foliola rami florentis superiora et intrafloralia subtus -- canescentia. Inflorescentia dense aculeolata. In Hungaria oceid. ad margines silvarım territorii Üveghuta (offieina vitri) Salonicae (Szalönak, Schlaining). 20. R. malefieus Holuby, Österr. Botan. Zeitschrift 1875, 314, turione obtusangulo, epruinoso, foliis quinato-pedatis, supra glabris, junioribus subtus cano-tomentosis, adultis canescenti-virescentibus, reticulato-venosis, grosse biserratis, foliolo terminali cordato- rotundo, nervis crassioribus cum petiolo dense armatis, infimis breviter petiolulatis. Imflorescentia satis densiflora, pedunculis cano-tomentosis, glandulis flavescentibus aculeolisque pluribus sed non densissimis, sepalis post anthesin patentibus reflexisque. In valle Tmavä dolinka ad Nemes-Podrägy (Honvupy). B. Foliolis eoncoloribus: 21. R.subhystrix Borb. et Holuby ined. turione crasso obtus- angulo aculeis minoribus rectis, satis aequalibus eircum dense armato, acieulis pilisque raris, glandulis nullis, foliis ternatis, foliolis grandi- bus. acumine brevi imposito rotundis, grosse atque inaequaliter dupli- cato-serratis, supra glabris, subtus parcissime pilosis, fere conco- loribus, foliolo terminali vix cordato. Inflorescentiae inferne foliosae axe pedunculisque sat sparse glandulosis aciculatisque, sepalis reflexis, cano-tomentosis, fructibus glabris. In silva Resetarovec ad Nemes-Podrägy (Horvusy 1871). R. Clusii Borb. quoque propius ad Saevos accedit, at aculei turionum non adeo approximati, neque aculeoli atque glandulae adeo ereberrimi ac in Glandulosis, quare his non inserui. XXIV. Erster Nachtrag zur „Moosflora des Harzes“ von LEoporLnp Lorske- Berlin. Man kann wohl eine „Flora“ abschliessen, kaum jemals aber die Kenntnis der Vegetation ihres Gebietes bis auf den Grund erschöpfen. Als daher bereits während des Druckes meiner „Moos- flora des Harzes“') fortgesetzt neue bryologische Erscheinungen aus dem Harze auftauchten, fasste ich schon damals den Entschluss, rerelmässig über die weiteren Ergebnisse der bryologischen Durch- forschung dieses Gebietes zu berichten. Die erste dieser Ergänzungen lege ich hier vor. Um die merkwürdige Moosvegetation der Gipsberge bei Nord- hausen besser als bisher kennen zu lernen, folgte ich zu Pfingsten 1903 einer Einladung meines Freundes Dr. F. Querue nach Nord- hausen. Die unter seiner kundigen Führung am 31. Mai und 1. Juni unternommenen Ausflüge bereicherten die Kenntnis der bryo-vege- tativen Verhältnisse des Südharzes in sehr beträchtlicher Weise, Der Ausflug des ersten Tages führte uns über die Gipsberge bei Steigerthal und durch die prächtigen Buchenwälder des „Alten Stolberes“ nach Stempeda, von hier nach Neustadt unterm Hohn- stein, um, nach einer Kletterpartie auf die Porphyritfelsen des Bielsteins, bei der Wiegersdorfer Kalksinterquelle und zuletzt am 3ahnhof Ilfeld zu enden. Auf den Gipsbergen bei Steigerthal machte Dr. Querue mich auf die Marchantiaceen Fimbriaria fragrans und Olevea hyalina aufmerksam, die im ausseralpinen Deutschland nur hier vorkommen. Bei dem trockenen Wetter waren die weiss- lichen Unterseiten der Lager nach oben umgerollt und die Unter- scheidung von den zahlreichen ähnlichen Flechten des grauweissen Gesteins nicht leicht. An dürren Stellen unter Tortula ruralis ') (sebrüder Borntraeger, Leipzig und Berlin, 1903. Erster Nachtrag zur „Moostlora des Harzes*. 98] wurde Tortella squarrosa von neuem festgestellt, während barbıula graeilis, in flachen braunen Rasen auf bituminösem, sog. Stink- schiefer, eine neue Erscheinung für den Südharz bildete. Thuidium Philiberti zeigte sich auf den Abhängen und wurde im Verlauf der Tour auch an anderen Stellen bemerkt. Dieses Moos, von dem selbst im Nachtraege zu Limprichr’s Werk noch einzelne Standorte aufgezählt werden, gehört sehr wahrscheinlich überall in Deutsch- land, wo nur etwas Kalk oder Mergel zu finden ist, zu den häufigen Erscheinungen. Cylindrotheeium coneinnum, Hylocomium rugosum, Hypnum lacunosum (Brid.) und Preissia commutata seien von anderen Bestandteilen der Moostlora der buschigen Gipsberge er- wähnt. An Waldweerändern des Alten Stolbergs viel Lophozia') badensis (Gottsche) Schifiner (= Jungermannia acuta der Autoren; die Bezeichnung .J. turbinata Raddi ist auf eine mediterrane Art übertragen worden), Barbula brevifolia, Brachytheeium glareosum msp. (— mit Sporogonen). Auf Waldboden die nicht häufige Enealypta eiliata msp., aut Gipsfelsen u. a. Uhrysohypnum pro- tensum und Ohr. chrysophyllum. Auf Gips und an Waldweg- böschungen stellenweise prächtiger Massenwuchs von Leptobryum pyriforme msp. Auf einer Sumpfwiese am Fusse des Poppenberges bei Neustadt machte mein Begleiter mich auf grosse mit Trichocolen tomentella besetzte Flächen aufmerksam. Dazwischen fand sich Mnium Seligeri, das sich allmählich als ein häufiges Moos des niederen Harzes herausstellen dürfte. Im Walde des Poppenberges, der bereits dem eigentlichen Massiv des Harzes angehört, fanden wir Platygyrium repens an Eichen als Neuheit für den Südharz. Auf dem trockenen Porphyrit des Bielsteins wurden — ausser dem von Qverue hier schon früher entdeckten Pferogonium gracile — noch neu festgestellt: Grimmia commutata msp., Orthotrichum rupestre msp., Hedwigia albicans var. leucophaea msp., Dryptodon Hartmani. Das letztgenannte Moos zeigte sich auch sonst mehr- fach auf Gestein ausserhalb des Zechsteingürtels. Es dürfte im Südharz schwerlich seltener sein, als in den übrigen Teilen des (sebirges. !) Ich habe in „M. d. H.“ zwar der Beibehaltung des Gattungswamens ‚Jungermannia noch das Wort geredet. Allein es steht nicht nur fest, dass keine Linnw’sche Jungermannia unserer heutigen Gattung dieses Namens angehört, sondern andere Bryologen brauchen den Namen sogar für eine ganz andere Gruppe (Haplozia), sodass es am besten ist, die keinerlei Missdeutung zulassende Bezeichnung Lophozia vorzuziehen. 989 LEoPoLD LoEsKE Der Ausflug des zweiten Tages führte uns mit der Bahn nach Walkenried, von hier zum Sachsenstein, zum „Großen Teich“ im „Blumenberg*-Wald und zuletzt zum Gemäuer der Klosterruine Walkenried. Am Sachsenstein machte QuErLLe mich mit dem von ilım vor wenigen ‚Jahren hier entdeckten zweiten Harz-Standorte von Plagyobryum Zierti bekannt, das mit reichlichen, noch grünen Sporogonen besetzt war; ein Anblick, der uns im Geiste in alpine Szenerien versetzte. Diese Vorstellung erfuhr bald noch eine be- dentende Steigerung, als Freund Qurrre an derselben Stelle zu unserer freudigen Überraschung Myurella julacea entdeckte. Dieser Fund ist um so mehr sein ausschliessliches Verdienst, als er mir erst kurz vorher die Vermutung ausgesprochen hatte, dass, wo wie hier Plagiobryum und Distichtum capillaceum wüchsen, auch Myurella zu erwarten sei, da er diese Gesellschaft auch in den Kalkalpen, z. B. am Achensee, regelmässig gefunden habe. Diese Ansicht glaubte ich, als für den Harz und für den niedrigen Standort von 350 m höchst unwahrscheinlich, bekämpfen zu müssen, um durch QvELLE'’S schöne Entdeckung bald darauf glänzend geschlagen zu werden. Das Moos lieet in dunkelsilbergrauen, niedergedrückten Räschen humösen Gipsfelsen auf. Im Riesengebirge ist es nur von zwei weit höheren Stellen bekannt geworden, von denen auch Plagto- bryum Zierii und Distichium capillaceum angegeben wird. In den Kalkalpen ist Myurella verbreitet; es steigt bis München und Passau herab. Der Sachsenstein bot aber noch mehr. Vor allem als neue Bürger des Südharzes den bis dahin erst vom mittleren und unteren Bodetale bekannt gewesenen Plagiopus Oederi msp., sowie Ambly- stegiella Sprucei (Bruch), die bisher nur von Rübeland bekannt war. Sie kommt am neuen Standort sowohl in kleinen Polsterchen, wie auch in der kriechenden Form vor. Von den zahlreichen anderen Moosen des Standorts seien noch erwähnt: Barbula ey- lindriea, Mnium serratum wmsp., M. stellare msp., Amblystegium rigescens mSp., Bhmehostegium murale msp., Ohrysohypnum Sommer- feltii, Ohr. protensum und die im Gipsgebiet allgemein verbreiteten Moose Distichium eapillaceum msp. und Ütenidium molluscum. An den tiefsumpfigen Rändern des Grossen Teiches in Blumen- ber& wuchsen grosse Rasen von Drepanocladus Wilson — auf das ich weiter unten noch zurückkomme — und Scorpidium scorpidiordes, meist nur eingesprengt. Das erstgenannte Moos ist nen für den oanzen, das zweite für den Südharz. Erster Nachtrag zur „Moosflora des Harzes“. 283 Im Sumpfe am Teiche fanden sich u. a. noch Scapanıa vrrıgua (zwischen Sphagnum), Hypnum pratense (eingesprengt), Sphagnum teres, mit var. squarrosulum, Sph. contortum Schultz. Neben Philo- notis fontana auch etwas Ph. calearea, sonst die gewöhnlichen Sumpf- und Moormoose. An alten feuchtstehenden Eichen wurde Platygyrium gesucht und gefunden. Auf horizontalen Flächen an der Ruine Walkenried fanden wir eine prächtige Vegetation von Aygrohypnum palustre, über und über mit reifen Sporogonen besetzt, in dichten, flachen, bräun- lichen Rasen. Das Vorkommen steht mit dem Speciesnamen im Widerspruch, ist aber ähnlich schon von Prof. Schirrxer in Böhmen (Lotos, 1898, No. 5) beobachtet worden. Nachstehend noch eine Reihe eigener Beobachtungen Dr. QuELLe's, vom Genannten mir freundlichst zur Verfügung gestellt. Pellia calycina Nees gehört mit Jungermannia Mülleri Nees zu den Charaktermoosen des Gipsgebietes am Südharz (z. B. am Kohnstein, Himmelreich bei Ellrich, Sachsenstein bei Walkenried, Wiesengraben bei Harzungen, Kalktuffquelle bei Wiegersdorf), kommt aber auch in den eigentlichen Harzbergen vor. Sphagnum fimbriatum Wils. Zwischen Sophienhof und dem Karlshaus msp. (450 m); neu für den Unterharz. Pleuridium nitidum. Bei Wofleben in einem Erdfalle der „Kelle“ auf Schlamm, ebenso in einem Erdfall südlich vom kleinen Röstesee bei Liebenrode. Barbula gracilis. Auf Buntsand südlich über Steimbrücken. B. revoluta. Auf Dolomitblöcken an der Steina am Südaus- gang von Nixey (Südharz). Tortula latifolia. An Weiden an der Zorge bei Wofleben. Campylopus flexuosus Brid. In Gesellschaft von Dierano- dontium longirostre Schimp. in schönen Rasen am Westhang des Ravenskopfes über Sachsa bei etwa 600 m auf dem heidigen Grunde des Fichtenwaldes. Im Südharz waren diese beiden Moose bisher nicht gefunden worden. Zygodon viridissimus. An alten Eichen im Blumenberge bei Walkenried. War in den letzten Jahrzehnten aus dem Harze nur in der steinbewohnenden Form bekannt! Mnium einelidioides. Auf einer sumpfigen Wiese zwischen dem Radeweg über Tiefenbach und Hasselfelde, 450 m. Ausser Oterrr hat auch ZscuackE dieses seltene Moos wieder im Gebiet entdeckt; er sandte es mir von einer der Selkequellwiesen bei 284 LEoPoLp LoESKE (üntersberge und fand es dann noch auf den (Quellwiesen des Uhlenbaches südlich von Friedrichsbrunn. Physcomitrium sphaericum. Auf Schlamm eines kleinen ausgetrockneten Erdfalles nordöstlich von den Rösteseen bei Lieben- rode (mit Ziccia glauca und Pleuridium nitidum) am 4. 10. 1903 mit noch grünen Kapseln. Platygyrium repens. In schönen Rasen an Eichen im Kuckanstal über Sachsa, auch an einer Weide am Mühlgraben unterm Kohnstein. Hygrohypnum dilatatum (Wils.) entdeckte Quer im Wassersturz des Radauer Wasserfalles bei Harzburg; dritter gegen- wärtie bekannter Standort im Harz! An dem schon früher be- kannten Standort im Wurmbach des Wurmtales hat Zscuacke das Moos neuerdings wiedergefunden. Herr H. Zscuacke in Bernburg hat auf zahlreichen Ausflügen im anhaltinischen Unterharz unser Gebiet ebenfalls sehr bereichert. Seine „Vorarbeiten zu einer Moosflora des Herzogtums Anhalt 1“ (No. 50 des Litteratur-Verzeichnisses der „Moostl. d. H.*) konnte ich schon in der „Moosfl.“ benutzen. Nachzutragen ist u. a. Lophozia badensis Schiffn. von den Sewecker Bergen nördlich von Ballenstedt, las überhaupt im Muschelkalk-Gebiet und in der Gipszone ver- breitet sein dürfte. Was ich als Jungermannia Wallrothiana Nees (ohne Kenntnis von Originalen, die in Hampe's Herbar fehlen) veröffentlichte, gehört nach Prof. Schirrxer teils zu L. badensis mit derberen Zellwänden, teils zu kleinen Formen der L. Müller: (z. B. var. pumila (Nees) Schiffner am Höllenstein bei Walkenried). Jung. Wallrothiana ist am besten also ganz zu streichen, nicht bloss für den Harz. Was Zscnacke und ich als Ephemerum sessile vom Hakel ver- öffentlichten, wird Warssrorr als E Zschackeanum W. n. sp. in seiner schönen Bearbeitung der märkischen Moose beschreiben. Das Haupe’sche Eph. sessile von Blankenburg hat meine erneute Nach- prüfung jedoch bestanden. Das von ZscnackE gesammelte und von mir als Aymenostomum tortile veröffentlichte Moos ist nach C. Warnxstorr's Untersuchung zweihäusig (rein ) und kann daher nach ihm nicht zu H. tortile vehören; es kommt vielleicht Trichostomum erispulum in Betracht. Ich muss nach wiederholter Untersuchung Herrn ©. WAarxsTorr unbedingt Recht geben, gleichzeitig aber erklären, daß H. tortile und Trich. erisp. sich nicht wie ich vorher glaubte — in den Erster Nachtrag zur „Moosflora des Harzes“. 285 vegetativen Teilen sicher unterscheiden lassen. Selbst der Quer- schnitt durch die Blattrippe löst nicht immer die Zweifel. In einem der Räschen von Rieder sah ich ein junges Sporogon; reife Sporogone werden hoffentlich die wahre Stellung des Mooses bald entscheiden. — Dieranoweisia erispula Ldbg. fo. arenacea Like. in ZscHacke's „Vorarbeiten“ hat Blätter, die im oberen Teile un- durchsichtig („durchsichtig“ beruht auf einem Schreibfehler), nur halb so lang wie bei der Normalform und aus länglichem Grunde rasch bis plötzlich zugespitzt sind. Im schwärzlichen, zerfallenden Räschen auf Sandstein des Schierbergs bei Rieder (ZscHAckE!). Ausser dem für das Gebiet neuen KAphemerum Zschackeanum sind durch Zschacke, der mir zahlreiche Moosproben zur Revision sandte, noch weitere drei Moose im Harze entdeckt worden. Er fand: Plagiothecium latebricola Br. eur. auf Erlenstöcken des Erlbruchs am Unkenteich bei Pansfelde (südlich von Ballenstedt), sowie an Erlenstümpfen am Bremerteich zwischen Gernrode und Mäedesprung, Sphagnum erassicladum Wtf., vom Autor der Art mir als „ausgeprägtes Sph. erassicladum“ bestätigt, auf den (uellwiesen zwischen Allrode und Friedrichshöhe, und schliesslich Sph. Warnstorfii Russ. bei Friedrichsbrunn auf den Quellwiesen des Tiefbachs und noch an anderen Stellen. Für den Unterharz entdeckte Zschacke Sph. papillosum Lindbg. auf Quellwiesen zwischen Allrode und Friedrichshöhe, Sph. rubellum Wils. in der- selben Gegend, Sph. teres Änestr., in der Stammform und in Formen mit mehr oder weniger abstehender Beblätterung, im Moor am Bergrat- Müller- Teich bei Friedrichsbrunn und auf den Selke- quellwiesen, hier auch Sph. subnitens. Neu für den Unterharz sind auch Zsconacke’s Beobachtungen von Sph. subsecundum Limpr. mit v. decipiens Wt£., Sph. inundatum Wt£., Sph. contortum Limpr., Sph. Russowii Wtf. und Sph. parvifolium Wtf. Sämtliche Stand- orte liegen im Ramberggebiet. Sph. Gürgensohmit fand ZSCHACKE auf Granit des Hirschgrundes im Bodetal. Hier passt das sonst im Unterharz unbekannte Moos trefflich zu dem teilweise sub- alpinen Charakter des Tales. Von weiteren Beobachtungen ZscHackr's sind bemerkenswert: Trichodon tenwifolius Lindb. Auf einer Erdblösse der Selkewiesen zwischen Güntersberge und Stiege und an Wegrändern im Siebersteintale bei Ballenstedt. Ditrichum vaginans msp. Wegrand bei der Viktorshöhe. Neu für den Unterharz und sehr bezeichnend für den bryo- 286 L=oroLp LoEsKE logischen Charakter des Rambergs, der trotz seiner Höhe von nur 582 m eine Art Brocken des Unterharzes bildet. Bryum Funckit Schwer. Steril in Kalksteinspalten des Kleinen Hakels bei Cochstedt. Inzwischen hat ZscHackeE die wichtigsten seiner Funde bereits in „Weitere neue Moosfunde aus Anhalt“ (Deutsche Bot. Monatsschrift, 1904, No. 1) veröffentlicht. Einen erfreulichen Zug in der neueren Durchforschung des Harzes bildet die Wiederentdeckung von Moosen, die seit Haupe's Zeit verschollen waren. Diese Wiederentdeckungen haben eine unerwartete Fortführung erfahren durch die Auffindung des schon oben erwähnten Mnium cinelidioides durch QvELLE und ZscHAckE. sowie durch die Beobachtungen von G@rimmia elatior Br., die Zsch. an Blöcken an der Bode unter der Rosstrappe, in einer durch den feuchten Standort etwas beeinflussten Form fand, und von Ditrichum glaucescens Hpe., das Herr Rektor Karnuss-Elbing im August 1903 zwischen Thale und dem Hexentanzplatz msp. beob- achtete. Dem zuletzt Genannten verdanken wir auch einen neuen Standort für Haplozia cordifolia: auf quelligem Kies am Fusswege vom Brocken nach Schierke mit Kelchen, sowie von Andreaea Rothii: Scherstorklippen über Schierke, 700 m. In systematischer Reihenfolge sei nun zusammengestellt, was sonst noch Bemerkenswertes zu berichten ist. Von allen Stand- orten untersuchte ich Proben. BRiceia intumescens Underw. Ein mit R. eiliata bezeich- netes Exemplar aus dem Herbar ScherrLer in Blankenburg er- kannte Freund P. Janzex, jetzt in Freiburg (Baden), als Riceia in- fumescens, eine Deutung, der ich zustimmen muss. Das Moos stammt mit grösster Wahrscheinlichkeit aus der Umgebung von Blankenburg a.H. Aneura incurvata Steph,. In „Kritische Studien etc.“ (Lotos, 1900, No. 8, S. 19 des S.-A.) zieht Schirrner ein Moos aus dem Herb. LivpexgerG hierher, das Hampe bei Blankenburg als Jungerm. multifida v. pinnatifida mit Kelchen gesammelt hat. Dies wäre der erste Nachweis der Art für das Gebiet, doch ist SCHIFFNER'S Notiz in etwas vorsichtig zurückhaltender Weise (wegen des mangelhaften Materiales) gereben Sarcoscyphus ustulatus Kiaer. Die Frage, ob der „Sarcose. adustus Nees“ in Hanpes Flora Hereynica als Gymmomitrium adustum Nees oder als Sarcoseyphus Sprucei Limpr. zu deuten sei, Erster Nachtrag zur „Moosflora des Harzes“, DIT. ist jetzt zu Gunsten des letztgenannten Mooses, bezw. seiner als Sarcosceyphus ustulatus Kiaer= Marsupella ustulata Spruce bekannten Form, endlich entschieden. Sowohl Hanmpe’sche Exemplare vom Brocken, wie vom Schneeloch gehören zu dieser Form (determ. Prof. Dr. ScHirrxer!), die sich von dem eigentlichen 8. Sprucei vielleicht nur durch die erheblich kleineren Zellen unterscheidet. Von dem habituell nicht zu unterscheidenden 8. Funckii ist 8. ustu- latus durch weniger abstehende Blätter, paröcischen Blütenstand und den Standort auf Granitfels in subalpiner Lage unterschieden. Ss. densifolius Nees, den ich in „Moosfl. d. H.“ ohne be- sondere Nummer aufführte, ist in Hampe’schen Exemplaren vom Brocken nach Prof. Dr. Schirrxer nur eine sehr kleine Form von S. emarginatus var. minor Massalongo, also doch nicht der echte S. densifolius. Haplozıa autummalıs Heeg. Am Bodefall bei Braunlage auf feuchtem Boden mit Calypogeia Trichomanis von Prof. Dr. Limpau gesammelt. H. pumila (With.) Dum. Beide von mir veröffentlichten Hanupr’schen Standorte gehören, wie mir Prof. Schirrxer erklärt, zu seiner var. rivularıs (in „Nachweis einiger für die Böhm. Flora neuer Bryoph.“ in Lotos, 1900, No. 7), die in allen Teilen etwa viermal grösser ist als die zarte Stammform, die ich aus dem Harz noch nicht in Händen gehabt habe. H. tersa Bernet. Auf die Autorität Limpricar's (in Schlesische Kryptogamenflora) gestützt, habe ich irrigerweise in „M. d. H.“ A. tersa als zweihäusig bezeichnet, obwohl sie paröcisch ist, wie H. sphaerocarpa, in die sie auf dem Brocken übergeht. Was ich für © Rasen hielt, waren unentwickelte, junge Rasen, über deren Blütenstand man sich leicht täuschen kann, besonders wenn man durch eine autoritative Angabe eine vorgefasste Meinung bekommt. Diplophyllum gypsophilum (Wallr.). „.... die Cuticula der Mündung aussen durch vorspringende Zellecken rauh“ (,„Moosfl. d. H.“, S. 65). Das ist falsch ausgedrückt. Vorspringende Zellecken sind an der Kelchmündung nicht zu sehen, sondern zerstreute, winzige, dünne Anhängsel der Cuticula selbst und anscheinend nicht an allen Kelchen. — Nach Dr. @verLe ist das Moos mit Diploph. minutum geradezu identisch; nach Prof. Dr. ScHirrxer (briefl.) ist es „eine sehr gute Varietät* des zuletztgenannten Mooses. So nahe beide Formen ‚auch verwandt: sein mögen, so empfehle ich vorläufig doch das Studium ihrer Unterschiede. JS8 LworoLp LoEske Lophozia badensis (G.) Schifiner. Die Form „major gypsacea“ der „Synopsis Hep.“, vom Südharz auf Gipsbergen, wird von Prof. Scuirrxer als selbständige Form betrachtet und demnächst als Lophozia gypsacea (Syn. Hep.) Schifin. veröffentlicht werden. L. Hornschuchiana Schiffn. Hierher gehört nach ScHirrxer die bisher als Z. Müller: veröffentlichte Pflanze von feuchten Kalk- haltigen Schieferfelsen bei Treseburg. Zweiter Standort des Gebietes und erster im eigentlichen Harzgebirge. L. longidens (Lindbe.) Evans. Morsche Baumstümpfe bei den Hohneklippen, ca. 890 m, am 6. August 1897 von mir gesammelt. Prof. Scmirrser bestätigte meine Bestimmung dieses für den Harz neuen Mooses. Von L. ventricosa durch die gelbrötlichen Keim- körnerhäufehen und die schmalen, lang vorgezogenen Blattspitzen zu unterscheiden. L. ventriecosa Dum. Auf der Nordseite des Brockens über 900 m und auf dem Brockenfeld bei 800 m vielfach zwischen anderen Moosen die Moorform v. «liginosa Breidler (det. Schifiner). L. Floerkei Schiffn. Die von mir a. a. O. als var. aculeata unterschiedene Form erklärt Prof. Scnirrxer (briefl.) als seine Z. Baueriana. Die Blattform meiner Exemplare stimmt mit denen von No. 93 in Schirrser's prächtigem Exsiccatenwerke in der Tat überein. Die Tracht meiner Exemplare, vor allen Dingen der vom \Winterberge, ist aber eine andere, als bei No. 93. Das Moos vom Winterberg bildet dichte, schwarzbraune bis schwärzliche Polster, mit ziemlich eng aneinander gedrängten, aufstrebenden bis auf- rechten Sprossen, ist in allen Teilen nur etwa halb so gross und wächst an wetterumstürmten Felsen. Ich bezeichne sie daher als L. Baueriana Schiffn. v. aeuleata. Abbildung und Beschreibung der Lophozia Hatcher: Evans (in .An enumeration of the Hepaticae collected by J. B. Hatcher in Southern Patagonia“, Bull. Torrey Bot. Club, 1898, No. 8) erinnerte mich so stark an meine Pflanzen, dass ich den als hervorragenden Hepaticologen bekannten Autor, Herrn A. W. Evans in New Haven (Conn.) um seine Ansicht über die Verwandtschaft beider Formen hat. Der Genannte hatte die Freundlichkeit, mir darüber unterm 3. Februar 1904 u. a. zu schreiben: „.... The fact is I find it diffieult to come to a definite decision in the matter. Your spe- eimens are certainly very close to my L. Hatcheri from Patagonia, but it seems to me a little hazardous to refer a European specimen to a Patagonian species unless we are absolutely certain of their Erster Nachtrag zur „Moosflora des Harzes“, 289 identity. When I described my Jumgermannia Hatcheri, I did it with eonsiderable hesitation; first, because Dr. GortscHhE referred it to Jung. Floerkei; secondly, because the differences between the two plants were so slieht and were also of a purely relative nature; thirdly, because my specimens resembled in so many respects the figures of „Jung. collaris“ published by MassaLoneo in Ann. Ist. Bot. Roma, Vol. III. Pl. XIX. 1888. As I understand it Massatongo's plant is now referred by Dr. Schirrxer to L. Floerkei also.“ (In der Tat hat Schirrxer die Jung. collarıs Mass. mit seiner Lophozia Floerkei v. Baueriana vereinigt und zwar in „Krit. Bemerk. über Jungerm. collaris Nees“, Öst. bot. Zeitschr., 1900, No. 8. — Verf.) „When I finally decided to publish the species new, I was largely influenced by the fact that the geographical distribution of the two species was so different and that there are so few of our northern species which extend across the tropies into antaretic regions. Of course it became necessary to emphasize very slight differences in separating the species; but the fact that these differences, although so slight, were apparently constant, taken in eonnection with the fact noted above; justified I think the publi- cation of L. Hatcheri.“ Auf Grund der vergleichenden Prüfung eines Pröbehens vom Original der L. Hatcheri, das Evans bei- zufügen die Güte hatte, um mir selbst ein Urteil zu ermöglichen, kann ich nur sagen, dass ich, so nahe sich L. Hafcheri und L. Baueriana auch stehen, eine Vereinigung — die dem Namen Z. Hatcheri Ev. übrigens die Priorität verschaffen würde — wegen der grossen Lücke in der geographischen Verbreitung beider Formen und wegen der etwas grösseren Zellen der Z. Hatcherı (im Vergleich zur Harzpflanze) nicht vorzunehmen wage. Wenn Z. Hateheri und L. Baweriana auch nicht zwei Namen für dieselbe Pflanze sein mögen, so handelt es sich aber meiner Überzeugung nach doch um zwei Formen ans demselben Formenkreise. Formen, die zum Typus der ZL. Baweriana Schifiner gehören, habe ich jetzt von ziemlich zahlreichen Stellen des Oberharzes, vorzugsweise um den Brocken und die Hohneklippen herum fest- gestellt, wo das Moos besonders gern auf felsigem lichtem Wald- boden an und bei Klippen wächst. Manches gehört hierher, was ich früher zu L. Iycopodioides zog. Meine Kennzeichnung der Unterschiede in den Blattformen von Z. Floerkei und Iycopodioides („M.d. H.“, S. 86) bezieht sich nunmehr auf der einen Seite nur auf die Z. Floerkei mit Ausschluss der L. Baueriana. Diese Ascherson, Festschrift. j 19 290 LeEoroLpD LoEsKE selbst steht mit ihrer Blattform der ZL. Iycopodioides weit näher und geht in sie über! Es wäre zwar bequemer, beide zu vereinigen, wissenschaftlicher aber ist es, sie zu trennen und die Übergänge zu studieren. Cephalozıa Lammersiana Spruce Auf dem Brockenfeld zwischen anderen Moosen im Moor anscheinend verbreitet! Vom Unterharz konnte ich Exemplare nachweisen, die ZscHackE auf Wiesen am Ramberg gesammelt hatte. Ü. connivens Spruce ist für den Harz vorläufig ganz zu streichen. Hanmpe’sche Exemplare aus dem Ober- und Unterharze, sowie von .‚JaaP, MÖNKEMEYER, Prof. Dr. M. OÖ. ReısHuarpr und mir im Oberharz aufgenommene Proben gehören sämtlich zu €. symbolica (G.) Breidler. Ich hatte das Moos bisher im Harz nur unter der Lupe untersucht und bin durch die Übereinstimmung der Blattform beider Moose getäuscht worden. Erst das Mikroskop zeigt die viel kleineren Zellen der C. symbolica. Am Rande des Harzes wird C. connivens aber noch zu entdecken sein. Campylopus turfaceus Br. eur. Die fo. fragilifolia (a. a. O., S. 151) besitzt Brut- und nicht Bruchblätter, wie durch Schreib- oder Druckfehler von mir angegeben worden ist. Herr ©. WARNSTORF, der mich hierauf aufmerksam machte, beanstandet auch den Namen fragılıfolia, da er die — von mir nicht gewollte — Vorstellung erweckt, als ob das Moos brüchige Blätter in der Art wie etwa Tortella fragilıs besitze. Es handelt sich aber um nur am Grunde abbrechende Blätter; ich ziehe die Bezeichnung fo. cadueifolia jetzt vor. Barbula revoluta Brid. fo. mucronata (a. a. 0. S. 175) ist Barbula obtusula Lindberg, Musci Scand. p. 22. Neu für das Gebiet und vielleicht auch für Deutschland. BD. obtusula wurde von Dr. Quernr auf besonntem Gips über Steigerthal bei Nordhausen entdeckt und mir mit dem Bemerken übersandt, dass das Moos wegen der als Stachelspitzen austretenden Rippen vielleicht die uns beiden unbekannte Lixnpgerg’sche Art sein könnte. Am 31. Mai 1903 zeigte Freund Querze das Moos mir am Standorte, wo es leider äusserst spärlich wächst. Ich sandte eine Probe an den bekannten Bryologen Herrn (C. Jexsex in Hvalsö mit der Bitte, das Moos mit echter DB. obtusula vergleichen zu wollen. Herr Jensen übernahm die Aufeabe in liebenswürdigester Weise und konnte mir nach einigen vergeblichen Bemühungen am 25. Februar 1904 schreiben: „Erst gestern bekam ich eine Originalprobe von Erster Nachtrag zur „Moosflora des Harzes“. 99] Barbula obtusula Lindbe., und zwar von dem Botanischen Museum in Upsala. Ihre Probe aus dem Harze stimmt in jeder Beziehung ganz und gar mit der Originalprobe überein, und ich trage daher kein Bedenken zu erklären, dass Ihre Barbula die wahre B. obtusula Lindb. ist.“ Pohlia strangulata (Nees). Für die Anerkennung der Weber strangulata Nees ist schon v. KLinGGrAEFF eingetreten. Es handelt sich um ein Extrem der vielgestaltigen Pohlia nutans Lindb., das nicht nur durch Tracht und Kapselform, sondern anscheinend auch im Peristom ausgezeichnet ist. Die Grundhaut der bisher von mir untersuchten Exemplare (z. B. von trockenem Waldboden bei Sude- rode und Thale) ist höher als bei P. nutans, die Fortsätze des äusseren Peristoms schmäler zugespitzt, aber breiter gesäumt und auch das Zellnetz des Exotheciums zeigt Abweichungen, auf die ich nach Durchsicht eines reichlichen Materiales später zurückkomme. Bryum capillare L. Die fo. Lindavii („M.d.H.“, S. 229) ist nicht die erste, ausschliesslich auf elektrisches Licht angewiesene Moosform. Diese Stelle gebührt vielmehr Rhynchostegiella tenella Limpr. v. cavernarum Brizi in der Dechenhöhle bei Iserlohn (vergl. das Referat von Prof. Dr. F. Tuomas im Jahrgang 1897 der Verhand- lungen des Bot. Vereins der Prov. Brandenb.). Hierzu ist noch Amblyst. Juratzkanum aus der Dechenhöhle hinzugetreten, während die Rhymchostegiella jetzt sogar mit Sporogonen auftrat. (Vergl. das weitere Referat von Prof. Tmomas-Ohrdruf im Jahrgang 1903 der fragl. Verhandlungen, S. XXIX.) Br. alpinum Huds. Blassgrüne Exemplare von Sorge, leg. Dr. Queıie, zog Dr. Poprkra (briefl.) zu seinem Dryum Velenovskyi, das sich ausser durch die grünen Polster auch durch herablaufenden Blattgrund von Br. alpinum wnterscheidet (Popr£ra, „Die geo- graphische Verbreitung und Gliederung der böhmischen Arten der Gattung Bryum.“ Beihefte zum Bot. Centralblatt. 1902. Heft 1.). Bei Sorge wachsen aber grüne und dunkelrote Rasen durcheinander und zwar die grünen vorwiegend an nassen Stellen, wo etwas Wasser an den Felsplatten herabrieselt. Nachdem ich Herrn Dr. Poppkra hierauf aufmerksam gemacht und ihm ein rotes Exemplar gesandt hatte, kam er bei erneuter Prüfung zu der Überzeugung, dass er in Br. Velenovskyi ein Extrem des Br. alpinum von feuchten Stellen beschrieben habe, die besser als dessen var. Velenovskyı Podp. zu bezeichnen sei. Diese Varietät wächst übrigens auch am Grunde der Rosstrappe im Bodetal an nassen Felsen. 19% 299 LEoroLD LoEsKE Buxbaumia aphylla. Am Glashüttenwege bei Braunlage, 600 m, von Prof. Dr. G. Lispau beobachtet. War mir aus so hoher Lage im Harz bis dalıin nicht bekannt geworden. Diphyscium sessıle. Auf der Brockenkuppe, 1143 m, auf Erde unweit des Brockenhauses von ‚Jaar steril aufgefunden. Ein Vorkommen, das um so merkwürdiger ist, als das Moos sonst in den oberen Lagen des Harzes fehlt. Platyyyrium repens sammelte Prof. Dr. M. OÖ. Reısnarpr an Laubbäumen im Hakel jetzt auch mit schönen Sporogonen, den ersten, die ich aus dem (Gebiete gesehen habe. Brachyth. rutabulum Br. eur. var. aureonitens Mönkemeyer in „Beiträge zur Moosflora des Wesergebirges“ (Hedwigia, 1903, S. 92). Auf diese sehr schöne Form, die zuerst Herr Inspektor MöNkeEnzyer-Leipzig vielfach auf sonnigem Rotsandstein im Weser- gebirge entdeckte, wurde ich aufmerksam, als Herr P. Janzex zum Verwechseln gleiche Exemplare bei Blankenburg im Harz, und zwar beim Heidelberge, ebenfalls auf Sandstein auffand. Von MönkENMEYER wird das Moos (a. a. ©.) durch die folgenden Worte gekennzeichnet: „Auf den ersten Blick fällt sie durch ihre prachtvolle goldige Rasenfärbung auf. Sie haftet auf dem Rotsandstein der Länge nach wurzelnd und zeigt eine prachtvolle Fiederung. Sie ist an manchen Stellen in ausgeprägtester Form so verbreitet, dass sie die Sandsteinplatten ganz goldig erscheinen lässt.“ Ich füge dieser Kennzeichnung noch folgende Einzelheiten hinzu: Die, wie schon erwähnt, schön gelben bis goldgelben Rasen sind durch zahlreiche, mehrere cm bis fusslange, der ganzen Länge nach — mit Aus- nahme der äussersten Wachstumsspitze — reich bewurzelte und der Unterlage (Sandstein) fest anhaftende Sprosse ausgezeichnet. Diese Sprosse sind durch kurze, etwa 5—15 mm lange, meist auf- gerichtete, seltener bewurzelte, immer aber gerade Aestchen, die seren die Spitze der Sprossen zuletzt an Länge abnehmen, regel- mässig fiederig, alle Blätter abstehend, mit schmaler, langer Zu- spitzung, in der Spitze entfernt, aber meist deutlich, weiter herab aber noch entfernter und undeutlich gesägt bis ganzrandig; Rippen der Stengel und Astblätter ziemlich schwach ausgebildet. Aestchen nicht oder unwesentlich gegen ihre Spitze verdünnt. Seta 12—15 mm lang oder kürzer; Kapsel zur Reifezeit (im Winter) heller braun als bei Brachytheeium rutabulum, entdeckelt im Sommer, wie die Seta noch heller. Die bedeckelten Kapseln (von Blankenburg) 2,6— 2,5 mm lang und 0,8—1 mm dick, schlanker als bei Dr. Erster Nachtrag zur „.Moosflora des Harzes“, 293 rutabulum und auch entdeckelt nicht oder nur in Ausnahmefällen eingekrümmt, sondern nur schwach hochrückig-gebogen, und unter der Mündung sehr wenig verengt. — Vielleicht nur ein Extrem des Brachythecium rutabulum, aber durch Tracht, Wachstumsweise und eine Summe weiterer Merkmale so ausgezeichnet, dass ich das Moos nach seinem Entdecker als Brachythecium Moenkemeyeri bezeichnet habe. Weitere Beobachtungen werden das Moos voraussichtlich als einen verbreiteten Bewohner sonniger Sandsteinfelsen erkennen lassen, gleichzeitig aber vielleicht noch andere Kennzeichen ergeben. Bisher von Mönkenevyer in den Rotsandsteinbrüchen bei Eschers- hausen, Stadtoldendorf und Kirchbrack und von P. Janzen auf Sandstein bei Blankenburg a. H. beobachtet. In den Formenkreis des Br. Moenkemeyeri gehört vielleicht das mir unbekannte Br. rutab. v. aureo-virens (Bridel in Bryol. univ. Il p. 485) mit der Diagnose: „divisum, eleganter pinnatum, aureo virens, foliis caulinis arcetius imbrieatis“, auf das Herr MÖönkEneyEer mich aufmerksam macht. Es soll an sonnigen Abhängen wachsen, ist aber mit der Stammform des 5r. Moenkemeyert schon deshalb nicht identisch, weil dieses nicht dicht, sondern etwas entfernt im starken Spross- filz stehende Stengelblätter besitzt. Rhynchostegium megapolitanum. Im Hakel, steril (Prof. Dr. M. O. Reismarpr)!). Plagiothecrum BRuthei. Oberes Radautal bei 600 m, an feuchten Felsen (Lke.); feuchte Erde bei der Steinernen Renne (Amtsgerichtsrat KauıseH!). Amblystegium varıum Lindb. Am Hakel auf Rinde von Prof. Reiın#Aarpr mit jungen Sporogonen beobachtet. A. rigescens Spr. Bei Halberstadt an der Chaussee nach Wernigerode von Karısch msp. beobachtet. Drepanocladus (ossoni (Schimp.). Diese Unterart oder Form von Drep. intermedius sah ich bisher aus dem Harz nicht, wenigstens nicht in der Ausbildung der Horrer’schen Originalexemplare! Was ich bisher aus der Mark und dem Harze als Hypnum Cossoni bezeichnete und veröffentlichte, ist die gewöhnliche Wasserform des H. intermedium. Dr. Wilson:i (Schimp.) Von QuErLLE und mir, wie weiter oben mitgeteilt, am Rande des Grossen Teichs im Blumenberg bei Walken- ried in Menge beobachtet. Warnstorr erklärt bekanntlich in „Die europäischen Harpidien“ -(Beihefte zum Bot. Centralblatt, 1903, Heft 4) Aypnum Wilson Schimp. und A. hamifolium Schimp. als >94 LeoroLD LoESKE Synonyme seines Drepanoel. Sendtneri. Auf Grund meiner Beob- achtungen in der Berliner Flora kann ich mich in diesem Punkte (der Ansicht unseres Altmeisters nicht anschliessen. Das Harzmoos gehört nach der Blattform (Limprichr's Abbildungen der Blattformen von H. Sendtneri und H. Wilsoni zeigen die Unterschiede sehr eut), nach dem Zellnetz, sowie den oben mit zerstreuten Papillen besetzten äusseren Peristomzähnen zu Drep. Wilsont (Schimp.) im Sinne Limprichrt's. Peristome von Drep. Sendtneri im engeren Sinne konnte ieh noch nicht untersuchen; hier sollen die Papillen dieht in Längsreihen stehen und ich bin geneigt, Unterschiede in der Ausbildung des Peristoms sehr zu beachten. Auch dem Drep. hamifolius (Schimp.) im engeren Sinne bleibt meiner unmassgeblichen Ansicht nach die Selbständigkeit entschieden besser bewahrt, da ich ihn seit einer Reihe von Jahren beobachte und ihn stets gut von Drep. Wilsoni trennen konnte. Da alle drei Moose trotz alledem sicher Übergänge zeigen, so wären sie vielleicht am besten als Glieder einer Gesamtart aufzufassen, für die der Name Drep. Sendtneri Warnst. der gegebene wäre. Dr. H. Schulzei Limp. Zum Riesengebirge und Harz ist das Fichtelgebirge als weitere Heimat dieser Form hinzugetreten, denn ich muss Exemplare hierherziehen, die Herr Inspektor MÖnkEMEYER im ‚Juli 1902 im Oberen Mainthal bei Bischofsgrün sammelte. Auch Proben aus dem Aleäu, von Herrn Dr. A. Horzer in Mem- iningen auf dem Rosskopf bei Sonthofen, 1600 m, und auf dem Bolsterlanger Horn bei Obermeiselstein, 1460 m, gesammelt, ziehe ich hierher. Hiernach wird Drep. Schulze: nicht mehr als boreal- alpin gelten können. Calliergon giganteum Kindb. Hierzu unterschied ich eine fo. Quelleana in „M.d.H.“, S.323. A. a. O. heisst es, es sei fraglich, ob das Moos eine blosse Form des ©. cordifolium sei; @s ınuss natürlich heissen: des €. giganteum. Die gleiche Form wächst am Sumpfrand des Grossen Teichs im Blumenberg bei Walkenried mit Drep. Wilsoni; sie ist vielleicht dem Gipsgebiet eieentümlich. Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, dass die übliche Angabe der Floren, (. giganteum habe ganzrandige Blätter, nur bei der Betrachtung unter schwächerer Vergrösserung richtig ist; bei stärkerer stellt sich die abgerundete Blattspitze als durch vor- tretende Zellecken zart. aber oft deutlich gezähnelt (erenuliert) dar. Die Zähnelung wird durch die vorspringenden Eeken eines Erster Nachtrag zur ‚„Moosflora des Harzes“. 295 Saumes Kurz rhombischer Zellen bewirkt, der die abgerundete Spitze berandet und scharf von den sehr gestreckten Zellen des übrigen Blattsaumes abgesetzt ist. — Auf Grund der vorstehenden Mitteilungen ergibt sich ein nicht unbeträchtlicher Zuwachs für das Gebiet, dessen weitere Steigerung mit Sicherheit vorauszusehen ist. Allen von mir genannten Herren, die mir teils durch Zuwendung von Material, teils durch wertvolle Mitteilungen die Abfassung dieses Nachtrags zum grossen Teile erst ermöglicht haben, spreche ich schliesslich auch an dieser Stelle meinen aufrichtigen Dank aus! Berlin, 1. März 1904. XXYV. Zur Biometrie von Chrysanthemum segetum von F. Lupwıc-Greiz. u.%‘ Die varlationsstatistischen Untersuchungen über Ohrysanthe- mum haben zuerst zu wichtigen Ergebnissen über die Fibonacei- kurven und über das Haupteipfelgesetz im Pflanzenreich geführt. An CUhrysanthemum Leucanthemum und Ch. inodorum etc. habe ich zuerst gezeigt, dab reine Galtonkurven, welche mit den Binomial- kurven oder Gauss’schen Wahrscheinlichkeitskurven übereinstimmen, im Pflanzenreich verhältnismäßig selten sind, dafür aber um so häufiger komplexe Kurven mit Haupt- und Nebengipfeln bei bestimmten Zahlenreihen') vorkommen, unter denen die Fibonaceireihe mit ihren „Nebenzahlen* wieder die häufigste ist. Es führte dies zu besonderen Vorstellungen über das Wesen der Variation sowie über das Wesen der Art selbst. Erstere findet sprungweise, discontinuierlich statt, wobei nur gewisse arithmetisch vor- ausbestimmbare Zahlen- (und Mebwerte) durchlaufen werden können. Es sind dies bei dem Haupteipfelgesetz die Zahlen, zu denen eine rhytmische Verdoppelung einer Einheit führt, wenn die Nachkommen erst nach einer Reifeperiode der gleichen Vermehrung unterworfen sind, die Fibonaceizahlen. Wenn dazu auch innerhalb der einzelnen (Generationen verschiedenzeitige Vermehrung in gleichem Rhytmus erfolgt, so treten zwischen jenen Hauptzahlen noch Nebenzahlen, unter Umständen zweiter und dritter Ordnung hervor. (Letzteres besonders dann, wenn die Variationsweite eine erobe ist. So z. B. zwischen 34 und 55:42 event. auch 39 und 47, ') Vgl. F. Lupwiıs, Zeitschr. f. math,.-naturw. Unterr. XIX p. 325.0. E. Wasteers Over de ligging der Maxima in Variatieeurven en het voorkomen der Fibonaeeci- getallen. „Handelingen van het Zevende Vlaamsch Natuur-en-Genees-kundig Congres“ gehouden te Gent op 27. September 1903. 10 8. Zur Biometrie von Chrysanthemum segetum. 297 Gipfel, die ich bei meinen Zählungen von Bellis perennis-Strahlen traf; oder zwischen 13 und 21:16 zwischen 21 und 34:26.) War so erwiesen, daß bei der hier erörterten Variation nur gewisse Hauptstellen einer reihenmäßigen Entwicklung durchlaufen werden können, so ergaben weitere Untersuchungen, dab bei normalem Vorkommen im Freien den einzelnen Arten gewisse typische Variationsreihen zukommen, die z. B. andere sind bei Achillea Ptlarmica, Anthemis arvensis, Ohrysanthemum Leucanthemum ete. Die Erreichung gewisser Etappen mußte daher erblich, d. h. an gewisse erbliche Einheiten (Pangene), gebunden sein. H. pe Vrıers blieb es vorbehalten, durch seine zahlreichen Untersuchungen zu zeigen, dab unsere Arten aus bestimmten Summen solcher Einheiten bestehen und ergaben besonders die zum Mexper'schen Gesetz und ähnlichen Gesetzen der Bastardbildung führenden Versuche, dab es sich bei der Bildunng neuer Formen und Rassen nur um Hinzukommen solcher neuen Arteinheiten handelt. Auch hier gaben die Beobachtungen an und Versuehe mit einem Chrysanthemum, nämlich dem Uhrysanthemum segetum die ersten Aufschlüsse.') Die Pflanze war ganz besonders geeignet, neue Aufschlüsse zu bringen. Ich fand in Thüringen, wo Ch. segetum häufig als Ackerunkraut vorkommt, eine eingipfelige einheitliche Variationskurve mit dem Hauptgipfel bei 13 (und ohne secundäre Gipfel) und H. W. Hrınsıus fand das gleiche in Noord- Brabant (bei Vucht und Hintham); daneben fand H. pe Vrırs in den Botanischen Gärten eine Form mit Gipfeln in der Variations- kurve bei 13, (16) und 21. Seine Ansicht, daß es sich dabei um Mischung erblicher Einheiten handele, wurde durch Versuche voll- auf bestätigt, indem er die Rasse der botanischen Gärten zunächst auflöste in zwei selbständige konstante Rassen: eine 13strahlige und eine 21strahlige. Durch weitere Selection hochgipfeliger Exemplare und gute Ernährung gelang es pr Vrırs weiter, die Art zur Erreichung höherer Etappen zu bringen bis zur völligen Füllung, wobei aber immer die oben gekennzeichneten Etappen !) Vgl. H. pe Vrıes. Eine zweigipfelige Variationskuryve. Archiv für Entwiekelungsmeehanik der Organismen II. Bd. 1. Heft 1895 p. 12—64; Ueber Curvenselection bei Chrysanthemum segetum. Ber. d. D. B. Ges. 1899 Bd. XVII. p. 84-95 m Taf. VII; Mutationslehre 1902 Bd.-I. — F. Lupwiıc. Was könnten unsere Schüler im botanischen Unterricht von der Biometrie und insbesondere von den Variationskurven erfahren. Natur und Schule. B. G@. Teugser, Leipzig, III. Bd. 1904 1. Heft. 298 F. Lupwiıs durchlaufen wurden, und auch hier erwies sich eine erbliche Isolirung der Gipfel als möglich. Die Gipfel der Partialkurven waren der Reihe nach 21, 26, 47. Aus einem Samenträger mit 101 Strahlen — offenbar einer Gruppe, die zu einer Rasse mit 102 Strahlen geführt haben würde, da 102 eine der „Nebenzahlen*“, von der Ordnung der 47 ist — erhielt pr Vrırs die gefüllte Form. Als ich im Sommer 1903 die alten Fundorte des Chrysanthe- mom segetum in Thüringen aufsuchte, traf ich an den normalen Standorten der Pflanze die alten Verhältnisse, es fielen mir aber mehrere abnorme Standorte auf, wo bei günstigem Boden und sonniger Lage Chrysanthemum segetum nicht mehr als Unkraut betrachtet werden Konnte, sondern buchstäblich das ganze Feld bedeckte. Ein solcher Standort war ein Feld bei Kleinschmalkalden unter der „schönen Aussicht“ am Riesigstein, das, wie ich später erfuhr, mit Hafer besäet war. Dasselbe zeigte keine Spur von Hafer mehr, sondern nur unsere Pflanze („Broteröder Hochmut“, „Hohleborner Hochmut*) in üppiger Blüte, so dab ich das Feld von Weitem für ein Lupinenfeld hielt. Ich erntete dort am 29. VII. 150, am 30. VIII. weitere 600 ohne Wahl gepflückte Blütenköpfe ein. Letztere wurden in einer großen Papierdüte transportiert und wurden in der Reihenfolge der Entnahme aus letzterer zu je 50 gezählt. Am 6. VIII. traf ich bei Helmershof ein gleiches Feld, bei dem aber noch spärliche Haferüberreste zu finden waren, das auch nicht so sonnig wie das erstere lag. Ihm entnahm ich 250 Exemplare, die an Ort und Stelle wieder zu je 50 in der umgekehrten Reihenfolge der Ernte von Herrn Dampf- tärbereibesitzer Karı, Liegavs von Schmalkalden und mir „ezählt wurden. (Bei den ersten Zählungen half mir mein 11jähriges Töchterchen ‚Jomanxa.) Die folgende Tabelle stellt das Ergebnis der ersten 750 Zählungen unter I—XV und der von Helmershof unter XVI—XX dar. Es folgen dann die Summe der 1000 Zäh- lungen, unter K die Zählungen von Kleinschmalkalden und unter H die von Helmershof, schließlich in den letzten Rubriken die 500 ersten und 500 letzten Zählungen des gesamten Materials (s. Tabelle S. 289). Das Gesammtresultat ist also ein Variationspolygon, das mit dem der pe Vries’schen vermeintlichen Mischrasse aus den Botanischen Gärten (vgl. B. d. B. Ges., Bd. XVII, Taf. VII, Fig. 1) fast vollständig identisch ist. Es scheint mir daher nicht nötig, anzunehmen, dab hier Exemplare aus verschiedenen Botanischen Gärten vorlagen. Die üppige Ernährung zeugte dort wie hier eine Zur Biometrie von Chrysanthemum segetum. 299 Eee Häufigkeit derselben Ike | Ir 7 — ESEL ErrReeBeee|e S Hr u a en Halle Iren iS - S s I PPFPPFARRRRERERR A| | 1@la Ka I 2 IE) A Re VER BR Ra BER ER RE A 5, 1. 11 A a Be 1 Anal) ‚8 1 12 \3-| 1/1] 4 2) 1—| 1]-|3/—| 1) 3 2] ıl ıl 1) 25) 17) 8| 12 13 13 29) 914 15 16.19, 716 713.12] 3 6| 91510113113] 226 |166| 60 |125 101 ı4 1slıs! 3| 3) 6) 7111| 610) 7| 4.16j1010l18| 7| 7| 8 169 1124| 45| 77) 98 5 le51 3l 9| 3/6 57/415 4 7| 6| 8l 3l al 9| 5| 3 114 | 9222| 62] 52 16 18] 66 315.76 4 36/4 917 6 5| 5110| 9| 119 | 84,35 | 55 64 7 |z18|5|6| 38/13) 2/8, al al ı 7 Al al 2 1] 4) 72| 5715| 37] 85 18 10] 2| 2| 2|3 2| 4) ı| 7| 3] 4 3| 5) 2) 3] 2) 1] | 59| 4811| 26] 33 ı9 [13 8| 5|—| 2)—-| 3| 2) 8) a| 3| ı| 3| 3] 2] 3] 4! 6| 60| A2lıs| a8] 32 » ıusialalılslal5 alas 3a alas a ıl 69| 5ılıg| 85) 34 2ı lıalel ıl als) 2lal2|5 7) 9) al alal al ci ılıl 7ı| 5olı2| 34| 37 ae 1 eo] nn, Sn 3 |1-—-|--,- 1-1) | ı 2,2 Bag Sa.: 150.50 50 50 5050 50 50150150 50 50/50 50 50 50 50 50 1000750 2501500500 Mischrasse, aber nicht in dem alten Sinn, sondern eine Rasse, bei der neben den alten Arteinheiten, welche erblich zur 13 führen, neue Arteinheiten, (die den neuen Etappen 16 und 21 entsprechen) erblich hinzugekommen waren; denn es ist wohl kaum zu bezweifeln, dab von der neuen Thüringer Rasse sich gleicherweise, wie bei den Ausgangsexemplaren in den DE Vrrzs’schen Versuchen konstante Rassen mit 16, bezüglich 21 Strahlen erzielen ließen (konstant natürlich nur bei bestimmten Bodenverhält- nissen und Ausschluß blütenbesuchender Insekten, welche fremden Blütenstaub übertragen könnten). Zur Illustration des hier Erörterten möge man auch die hoch- interessante Arbeit von Fr. Reısört, Die Variation im Andröceum bei Stellaria media Cyr. (Doktordissertion Tübingen 1903 44 S. 4° u. 3 Taf.) einsehen — ein Muster der biometrischen Analyse einer Pftlanzenspezies. Als ich an die Zählungen des Uhrysanthemum segetum an den beiden Fundorten ging, schwebte mir der Gedanke vor, den Einfluß üppiger Ernährung und Beleuchtung zu prüfen; ich verfolgte da- neben aber noch einen anderen Zweck, den, zu prüfen, wie viel Zählungen unter den obwaltenden Verhältnissen nötig sind, um zu einem konstanten Variationspolygon zu kommen, d. h. also, die 300 F. Lupwis untere Grenze der „großen Zahl“ für die vorliegende Rasse zu finden. Daß man nur bei hinreichend großer Zahl von Beobachtungen zu einem brauchbaren Konstanten Variationspolygon kommt und sich über die Zufälligkeiten erhebt, brauchte nicht erst gesagt zu werden, wenn nicht immer wieder in amerikanischen und englischen Zeit- schriften Aufsätze erschienen, in denen aus ein paar Hundert Zählungen bei Asterarten, Chrysanthemum etc. alles Mögliche gefolgert wird, wenn sie nur mathematisch bearbeitet worden sind. Ich habe in meinen Arbeiten bereits früher gezeigt, dab die untere Grenze der großen Zahl bei manchen Pflanzen 1000, bei anderen aber 10000 oder 20000 ete. ist und nur bei wenigen unter 1000, wenn das Variationspolygon polymorph ist. Die Hauptgipfel treten öfter schon bei Hundertzählungen hervor, wenn man bei wildwachsenden Pflanzen extreme Standorts- verhältnisse meidet. In dem vorliegenden Fall zeigten die sieb- zehn 50er Polygone (die man sich leicht auf Grund obiger Tabelle herstellen kann) den Hauptgipfel 13 11 mal, daneben 6 mal 14; den Gipfel 16 10 mal, daneben 4 mal 15 und,3 mal 17; 21 8 mal, daneben 6 mal 20. Faßt man die Einzelbeobachtungen in Ihrer natürlichen Folge zu je 150 zusammen, so treten die 3 Gipfel 13, 16, 21 in höherer Frequenz auf. Die 500-Polygone stimmen mit den 1000-Polygonen in Bezug auf die Lage der Haupt- und Neben-Gipfel überein; kommt es also nur auf Ermittlung der letzteren, nicht auf ihre Frequenz, an, so kann 500 als die untere Grenze der großen Zahl für das in Rede stehende Merkmal betrachtet werden. Daß bei unzureichender Zahl der Beobachtungen die Nach- barwerte der eigentlichen Hauptgipfel als Gipfel gefunden werden, zeieen die Einzelbeobachtunenn klar und deutlich. Neben 13 tritt in den Einzelkurven 14 am häufigsten, neben 16 15 wie 17, neben 21 20 auf. Auch unter den oben erwähnten natürlichsten Com- binationen der Einzelbeobachtungen zu je 150 zeigt eine den Hauptgipfel bei 14 (bei längerem Transport der Düte mit den Blütenköpfen und bei der Kinzelentleerung mögen die schwereren dem Boden näher gekommen sein) und wenn man die einzelnen Hänfchen des Beobachtungsmaterials (eines zu 150 und 17 zu 50) in anderer Reihenfolge ausgezählt hätte, so würden von den 681 Möglich- keiten entsprechenden Polygonen für 150-Zählungen eine grössere Anzahl falsche Gipfel ergeben haben. Gruppierungen zu 500 Blüten- Zur Biometrie von Chrysanthemum segetum. 301 köpfen wären dann aus dem gegebenen Material nach den Gesetzen der Combinationslehre 3536 möglich. Auch unter ihnen würden einige die Kurven mit Hauptgipfel 14 ete. geben. Die Wahrscheinlichkeit, sie beim Auszählen gerade zu treffen, ist aber eine so geringe, dab sie praktisch nicht in Betracht kommt. Wer viele Tausende von Zählungen gemacht und in Form von Polygonen dargestellt hat, der lernt schließlich das Kurvenlesen wie der Seismologe die Seismogramme der Fern- und Nahbeben lesen lernt. So zeigt mir das Helmershofer Polygon — und damit kommen wir zum Schluß —, dab ein Gipfel bei 21 vorhanden sein muß, der in der großen Zahl sicher zum Ausdruck käme. Dab die Variation bei Helmershof noch nicht soweit fortgeschritten ist, wie in Kleinschmalkalden, zeigt die höhere Frequenz bei 16 schon bei geringer Anzahl von Zählungen. xXXVl Die Nomenclatur der Gattungen in F. J. Ruprecht’s Flora Ingrica H. Harms-Berlin. Während ich damit beschäftigt war, die Litteratur der Seetions- namen bei den Onagraceae für das von Prof. von Darua TorkE und mir bearbeitete Werk Genera Siphonogamarıum zusammen- zustellen, wurde meine Aufmerksamkeit auf ein floristisches Werk gelenkt, welches durch seine von der gebräuchlichen weit abweichende Nomenclatur eine Sonderstellung einnimmt: F. J. Ruprzenur’s!) Flora Ingrica sive Historia plantarum gubernii Petropolitan® ASCHERSON und Magnus weisen in ihrer monographischen Ueber- sicht über die Gattung Crrcaea (Bot. Zeitg. XXVII. [1870] 748) darauf hin, dass Ruprecnrt dieses Genus ganz anders genannt hat, nämlich Ocimastrum, indem er bei der Wahl dieses Namens auf ') Als Geburtsort des Verfassers nennt Prırzer (Thesaur. ed. 2. 274) die Stadt Prag; nach Maxmowiıcz (Eloge de F. J. RurrecHt, in Bull. Acad. St. Pötersbourg X VI. Suppl. [1871] 1) ist jedoch Franz Josern Ruprecht zu Freiburg im Breisgau am 1. Nov. 1814 geboren (er starb in St. Petersburg am 23. Juli 1870). — Auf dem Titelblatt der leider unvollendet gebliebenen Flora Ingrica steht die Jahreszahl 1860. In der Vorrede erwähnt R., das Werk sei schon längst gedruckt gewesen und in wenigen Exemplaren verteilt. Maxımowıcz sagt, R. habe den ersten Theil der Flora der Akademie im Jahre 1852 vorgelegt: ehe er 1860 den ganzen ersten Band der Oeffentlichkeit übergab, habe er schon früher einzelnen Freunden und Correspondenten die einzelnen Lieferungen mit- getheilt. Nach den Angaben auf den einzelnen Bögen, deren jeder datirt ist, sind gedruckt worden: p. 1—240: Jan. —Aug. 1853; p. 241—476: Mart.—Nor. 1854; p. 477—512: Jun. —Oct. 1855; p. 513—670: Jan. —Maj. 1856. Das Werk bricht bei Vaceinium ab. Nach Maxımowicz (l. e. 9) hatte R. „für die übrigen Monopetalen ebenfalls bereits das Historische fertig gearbeitet, widmete sich aber offenbar der Arbeit nicht mehr mit dem früheren Eifer, bis eine neue Reise ihn zu andrer 'Thätigkeit abrief, und die Flora Ingrieca darüber un- vollendet blieb“. Die Nomenelatur der Gattungen in F. J. Ruprecht’s Flora Ingrica. 303 die vorlinneische Litteratur zurückging. Bei einer genaueren Durch- musterung des Werkes, in dem eine Fülle gründlichen Wissens niedergelegt ist, erkennt man sofort, dass jener von ÄSCHERSON und Macnus behandelte Fall nicht vereinzelt dasteht, dass vielmehr für eine grössere Anzahl von Gattungen Ruprecht Namen wählt, die jedem, der mit der Flora Europas einigermassen vertraut ist, ganz fremdartig erscheinen. Da diese Namen zum allergrössten ‚Theile weder im Index Kewensis noch in anderen neueren nomen- clatorischen Werken (z. B. auch nicht in Post et ©. Kuntze, Lexicon generum Phanerogamarum, 1903) Erwähnung gefunden haben'), trotzdem sie, in das Bereich binärer Nomenclatur fallend, hätten genannt werden sollen, so erachte ich es nicht für überflüssig, zunächst eine Uebersicht über die Namen RuprrecHr's, die für uns Neuerungen .bedeuten, zu geben; im Anschlusse daran führe ich ganz kurz für die Mehrzahl der Fälle die Motive auf, welche unsern Autor zur Wahl seines Namens bestimmt haben, auch werde ich diejenigen Autoren nennen, die etwa sonst noch denselben Namen angewandt haben, dabei zugleich auf das oft recht wechselvolle (eschick dieser Namen hinweisend. 5 Es X Flora Nomen a Ruprecht Nomen usi- Familia . ER Ingrica p. adhibitum tatum 1.| Ranuneulae. | 4 (44) Christophoriana Raj.”) Actaea L. 2.| Droserac. | 120 Rorella patr. Drosera UL. 3. | Elatinac. | 195 Alsinastrum Tourn. Elatine L. 4. | Empetrae. | 211 Chamaetaxus Scheffer ı Empetrum L. 5. | Geraniac. 232 (277) | Myrrhina L. (Sect.Geranii) | Erodium L’Her. 6.) Oxalidae. 237 (264) | Oxys Tourn. ı Oxalis L. 7. | Legumin. 270 Medica Tourn. Medicago L. 8. | Rosac. 327 Pseudocomarum Rupr. | Comarum L. 9. | Oenotherac. 365 Pseudooenothera Rupr. ' Oenothera L. 10. " 366 | Ocimastrum Gesner ' Ciracea L. 11. | Halorrhagidae. 371 | Limnopeuce Cordus ı Hippuris L. 12. | Lythrae, 386 ı Portula Dillenius | Peplis L. 13. | Saxifragac. 415 | Grossularia Ruellius | Ribes L. 14. | Umbellifer. 431 | Cieutaria Rivinus | Cieuta L. !) Auch bei De Darra Torre et Harus, Gen. Siphonogam., fehlen einige dieser Namen, da wir erst im Laufe der Arbeit Rurrecat's Werk kennen lernten, ®) Die in einigen Fällen beigesetzte Seitenzahl in Klammern bezieht sich auf das Citat aus: F. J. Ruprecht, Flora Caucasi, in M&m. Acad. St. Petersbourg 7. ser. XV. n. 2 (1869). — Im Kew Index ist nur das Citat aus diesem Werke angegeben, die Fl. Ingr. hat jedoch die Priorität. 304 H. Harms ERtten Flora Nomen a Ruprecht | Nomen usi- Familia : Br | Ingrica p. adhibitum | tatum 15. Umbellifer. 435 ı Podagraria Rivinus Aegopodium L. 16. 2 438 ' Tragoselinım Tabern. | Pimpinella Er. 17: “ 442 Cynapium Rivinus Aethusa 1.. 18. & 46i Elaphoboscum Tabern. Pastinaca 1. 19. n 466 Carota Lobel. | Daueus 1. 20, ? 469 Cerefolium Morison AnthriscusBernh. 21. Adoxac. 479 ı Moschatella Cordus Adoxa L. 22. | Caprifoliac. 485 Perielymenum antiq. ı Lonicera L. 23.| Composit. 558 Conyzella Dillenius Erigeron 1. 21. = 561 Chrysorhapis Rupr. Solidago L. 25, = 592 Chamaemelum Dodon. Matricaria 1. (Chamomilla C. Koch in Linnaea XV11.[1843]45) 6. AR 6ll Closirospermum Neck. Pieris L. 27: = 624 Hieracioides Vaill. Crepis 1. 28. Campanulae. 649 Dortmanna Rudbeck Lobelia 1.. 29. . 652 Ovilla Adans. ‚Jasione L. 1. Hierhin rechnet R. nur eine Art: Christophoriana vulgaris (Moris.) Ruppius = Actaea spreata L. Unter den nachlinneischen Autoren wandte Morxch (Meth. [1794] 276) den Namen Christo- phoriana auf diese Pflanze an (Christophoriana spieata Moench). In ©. Kuntze's Rev. gen. I. eröffnet derselbe Name Christophoriana den Reigen der Massenumtaufungen, doch wird er hier auf eine sanz andre Gattung bezogen, nämlich auf die von Prantu mit Anemone L. vereinigte Gattung Anowltonia Salisb. 1796, für welche O0. Kunze in Christophoriana Burm. (Rar. afr. pl. dec. [1738] 145 t. 51) einen älteren vorlinneischen Namen hervorsuchte. — Die Gattung Actaea L. (in Post u. OÖ. Kuntze, Lexic. gen. phaner. [1903] 7 mit dem Synonym: Ludw. V/1737) beschränkt 0. Kuntze auf 2 Arten der nördl. gemässigt. Zone: 4A. spicata L. Christophoriana n. A. alba Bigel., während er für die Gattung Actaea sensu latiore (mit Einschluss von Cimteifuga 1.) den Namen Thaltetrodes (Thalietroides Amm. Stirp. ruth. [1739] 16) annimmt. 2. Der Sonnenthau war nach R. seit den ältesten Zeiten bekannt als Korella Cordus 1561, Dodonaeus 1583 ete., oder als Ros solis Dodonaeus 1553. oder als Rorida Lobel. 1576 oder als Salsirora Cordus 1561. Liwst nalım keinen dieser Namen auf, sondern bildete einen neuen Namen aus dem griechischen nach Analogie des Namens Die Nomenclatur der Gattungen in F. J. Ruprecht’s Flora Ingrica. 305 Rorida, nämlich den nunmehr längst gebräuchlich gewordenen Namen Drosera (von Sposspos, roridus, bethaut, mit Thau bedeckt); derselbe war schon früher von Corpus 1561 auf eine weit verschiedene Pflanze (Alchemilla vulgaris), deren Blätter den Thau lange zurückhalten, “angewandt worden. — Der Name Rorella für Drosera ist in der nachlinneischen Zeit nicht ganz verschwunden: Arnıoxe (Fl. pedem. II. [1785] 88) sowohl wie Giuigert (Exerc. phytol. [1792] 286) wenden ihn an. Bei Dr CanporLLe tritt er als Sectionsname innerhalb der Gattung Drosera auf (DC. Prodr. I. [1824] 317). 3. Tournerorr gründete 1700 (Instit. 244) die Gattung Alsin- astrum („quasi planta ad Alsinem accedens“ Rupr.). Lx& liess den von TouRNEFoRT geschaffenen Namen ebenso unberücksichtigt, wie den jedenfalls mit Alsinastrum übereinstimmenden Namen Buxsaum’s Potamopytis (in Comm. Ac. Petrop. I [1726] 243), und wählte für diese Pflanzen den Namen Zlatine (Gen. ed. 1 [1737] 118; Spee. pl. ed. 1 [1753] 367), der dann allgemein gebräuchlich wurde. Der Name sAartvn des Dioscorives (= Klatine bei Priwtus) bezieht sich nach R. jedoch auf Linaria elatine L.') oder vielmehr L. graeca L.;, die Gattung Zlatine der Patres fällt demnach mit Linarıa zusammen. Als Bezeichnung für diese Scrophulariaceen tritt der Gattungsname Zlatine?) noch auf bei MorxcnH (Meth. [1794] 524) und S. F. Gray (Nat. Arr. Brit. Pl. HD [1821] 321). Alsinastrum findet sich nach 1753 und vor 1860 als Gattungsname nur noch bei ReıcnengacH (Handb. [1837] 248, ex Pfeiffer Nom. I 120) und Schur (in Verh. siebenb. Ver. Naturw. IV [1853] 15). Da p. 195 der Fl. Ingrica im Jahre 1853 gedruckt ist, so hat ihn RupreenHr ungefähr gleichzeitig mit Schur erneuert. — 0. Kuxtze (Rev. gen. I [1891] 58) nimmt den bei L. Syst. ed. 1 (1735) angewandten Namen Buxgaun’s wieder auf (Potamopithys bei ©. K.), in seinem Lexicon 1903 kehrt er, das Jahr 1737 nunmehr zum Ausgangs- punkt wählend, zu Elatine L. zurück. | 4. Dieser Fall, der das bekannte, weit verbreitete Zmpetrum nigrum L. betrifft, ist von ganz besonderem Interesse. R. geht zurück auf die ursprüngliche Bedeutung des Namens „ewrerpov“ bei 1) Nach Samr-LAGer (Grandeur et decadence du Nard [1877] p. 27) ist Elatine „nom d’une Campanula“. j 2) Da Hlatine L. allgemein angenommen war, so musste bei einer Zer- spaltung der Gattung Linaria in kleinere Genera für Elatine Moench non L. ein anderer Name gewählt werden: Elatinoides (Chav.) Wettst. in Engler und Prantl, Pflanzenfam. IV 3b. (1891) 58. Ascherson, Festschrift. 20 306 H. Hanns den Griechen; ich eitiere seine Worte „zurstpov Diose. s. Eimpetros Plin. alii phacoides (prasoides ex (saleno) vocant, naseitur in monti- bus et maritimis, salso gustu: sed quo proprius terreno fuerit, amarius sentitur; trahit bilem, pituitam et aquam (Diose.)“. Dieses Empetrum der Alten wurde von den Patres in sehr verschiedener Weise ge- deutet; nach R. verstanden darunter Fuchs 1542 Asplenium Ruta muraria, Trasus 1552 und Loxscer Herniaria glabra oder eine ähnliche Art, Axcvınvara vielleicht eine Passerina-Art, DaLEcHanPs 1587 Globularia Alypum, Roxpererıws und LoseEnıus Crithmum maritimum („erba di San Pietro“ in Italien). Nach Fraas,') auf den sich R. bei der Deutung elassischer Namen wiederholt beruft, kann die Pflanze des Dioscories nur Frankenia pulverulenta ge- wesen sein; unser heutiges Empetrum ist in Griechenland noch nicht beobachtet worden. Daher wählt R. einen anderen Namen, und zwar ScHErFERS Chamaetarus 1674; erst ToursEroRT (Instit. [1700] 579) übertrug den Namen des Drioscoripes auf unser Eim- petrum, den dann Liys& aufnahm, und der bis heute im allgemeinen unangefochten geblieben ist. Den Namen C'hamaetaxıus scheint ausser RvprecHnt nur noch Busranı (Fl. pyrenea I [1897] 115) angewandt zu haben; beide Autoren wählen für die Familie der Zimpetraceue den Namen Camarınneae, 5. Myrrhina wurde von Lixnk (Syst. veg. ed. 13 [1774] 513) als Sectionsname verwertet für einige Geranium-Arten: wie @. romanum, ceicutartum, moschatum etc. Für dieselbe Gruppe von Geranien stellte L’Herrrier die Gattung Zrodium 1787 auf. 6. Nach R. war Oxys (620°) seit den ältesten Zeiten bis auf Varıvant die Bezeichnung für uhsern Sauerklee, hierauf kann sich auch des Primus Oxys beziehen; auch Tourxerorr wählte diesen Namen (Instit. [1700] 88). Erst Lmx£k 1737 setzte dafür Oxalıs ein, während die Patres ebenso wie Römer und Griechen (arts) allgemein darunter Aumer Acetosa und verwandte Arten verstanden. — R. war nicht der erste, der Oxys für Osalıis er- neuerte; wir finden den Namen noch bei Anansox (Fam. II [1763] 388), Scororı (Fl. carn. I [1772] 326), Mornch (Meth. [1794] 47); wir finden den Namen auch bei Busanı und GRrEENE. 7. R. sagt: „Mröwr (sc. rda) Arist., Theophr., Strabo, sive Medica Varro, Vergil., Plin., Columella „externa etiam Graeciae, ut a Medis advecta per bella Persarum, quae Darius intulit* (Plin.), '!, Fraas, Synops. pl. fl. class. (1845). Die Nomenclatur der Gattungen in F. J. Ruprecht’s Flora Ingriea. 307 nune Medica sativa audit.“ — Den Namen Medica für den Schnecken- klee wandte Lmx£ noch 1735 an, 1737 dagegen setzte er dafür den von Tourserorr 1700 eingeführten Namen Medicago, der jedoch bei Tourserorr von Medica unterschieden wird und sich (nach R.) auf die jetzt Aymenocarpus Willd.') genannte Gattung bezieht. Lisx£’s Neuerung 1737 verstiess demnach gegen die allgemeine Tradition der Alten sowohl wie der Patres. Den Namen Medica haben Apansox (Fam. Il [1763] 325), MorxcH (Meth. [1794] 116) und ©. Kuntze (Rev. gen. I [1891] 194), der vom 1737-Standpunkt jetzt (Lexic. [1903] 355) wieder zu Medicago zurückkehrt. 8. List entnahm (mach R.) den Namen Comarum 1737 aus Arusesus. Nun ist aber Köuapov bei Arunzsus „herba, quae fraga gignit, ob id etiam fragum dieta*. Köuapo: des TuEoparast und Dioscoripes, (omarum des Pummvs bezieht sich wohl sicher auf Arbutus (umedo oder andrachne). Lissk’s Comarum kommt in Griechenland und Italien nicht vor. Demgemäss führte R. dafür den neuen Namen Pseudo-Comarum ein. 9. Oenothera oder Onuris des Pummıus, dvidnpa, Övaypa, Övoupız des Dioscoripes soll sich nach Fraas auf Zpilobium hirsutum be- ziehen, was jedoch nach R. unwahrscheinlich ist, wenn man die Angaben der Alten über ihre Pflanze prüft. Jedenfalls durften Tourserort und Liys& nicht auf eine amerikanische Gattung den griechischen Namen beziehen („Patet etiam nomenclatura Tourne- fortii et Linnaei perversa in constituendo genere americano Onagra et Oenothera“). Für diese musste ein neuer Name (Pseudooenothera Ruprecht) geschaffen werden. — Ueber die Bedeutung des Namens Onothera vergl. Sr. Laser in Ann. Soc. bot. Lyon XVIII (1893) 143. 10. Der Name Circaea für die Onagracee geht nach R. bis auf Logerius 1576 zurück. Des Prixıvs circaea und des Dioscoripes zıpxala müssen jedoch sich auf eine ganz andere Pflanze bezogen haben, wie aus den Angaben der Autoren hervorgeht (nach Fraas bedeuteten diese Namen vielleicht Uynanchum monspeliacum). Des- halb verwirft R. den Namen pe L’Oger’s und setzt dafür ein den älteren Ocimastrum Gesner 1561. 11. Lmn£’s Wahl des Namens Aippuris für unsere Halor- rhagidacee war nach R. eine äusserst unglückliche; denn erstens be- zieht sich der Name !rzoupıs bei Dioscorives und PrLixıus wenigstens zum grösseren Teile auf Zgwisetum, mit dem er der Ableitung nach 1) Die erste von T. (Instit. (1719) 412) unter Medicago angeführte Art ist M. radiata L., die zweite ist Hymenocarpus. 20* 308 H. Harus übereinstimmt, zweitens gab es für die Halorrhagidacee bereits passende Namen bei den Patres, schliesslich ist die Halorrhagidacee in Griechenland noch nicht aufgefunden, ein Name des Altertums kann also nicht auf sie angewandt werden. Der Name Limnopeuce (abgeleitet „ab eo, quod in stagnis nascatur, foliis Piceae*“) wurde von (Corpus geschaffen und von GEsxER 1561 eingeführt; ihn accep- tiert R. nach dem Vorgange von Harzer, Anansox (Fam. 11 [1763] S0) und ScoroLı (Fl. carn. I [1782] 4). 14. Im Falle Cieutaria-Cieuta hat Liws£ 1737 (nach R.) die Bedeutung der von Rıvınus schon 1699 «„anz klar getrennten Gattungen Cicxtaria und. Cieuta völlig verdreht, indem er für Cieutaria Riv. (Cieuta aquatıca der Patres), die Rıvınus von Cieuta abtrennte, wieder Cieuta (Ü. virosa) einsetzte, für Oteuta vera des Privivs und fast aller Patres den Namen Contum wählte. Für Cieuta virosa L. ist jedenfalls Crextarıa Riv. der älteste; übrigens ist er auch noch nach Lisx& bei mehreren Autoren in (Gebrauch gewesen (so bei Lawarck, Fl. franc. III [1778] 445, und De CanvorLe in der 3. ed. dieses Werkes IV [1805] 294). Cteuta dagegen des Rıvınus wie fast aller Patres ist dasselbe wie xwveroy des Tueorurast und Dioscorives; R. wählt daher für diese Pflanze den von Liysß angewandten allgemein gebräuchlichen Namen (Conium maculatum L.). — Der Name Cieutaria hat bei einigen Patres eine Bedeutung gehabt, die verschieden ist von-der, die ihm Rıyınus und andere gaben; er wurde nämlich von einigen (nach R. z. B. von Tourserorr) auf Ligustieum peloponnesiacum L. (Molopospermum p. Koch) übertragen; in diesem Sinne hat ihn O0. Kuxzze (kev. gen. | [1891] 266), auf Mirver (Gard. Diet. 1737) fussend, wieder auf- genommen. 15. Die Gattung Podagraria wurde von Rıvısus 1699 begründet; Luyxk setzte für diesen Namen unnötigerweise den Namen egopodium ein. — Podagraria wurde später noch von Apaxsox und MorNcH (Meth. [1794] 89) wieder aufgenommen. 16. Der schon von TABERNAEMONTANUS 1590 gebrauchte Name Tragoselinum hat die Priorität vor Pimpinella Riv. ex L. und wird daher von R. diesem vorgezogen. — Tragoselinum ist nach 1753 auch noch von Apanson (Fam. II. [1763] 95) und Morxcn (Meth. 11794] 99) gebraucht worden. 17. Cynapiuem Rivinus 1699 hat nach R. Prioritätsanspruch vor Ethusa L. 1737 (Aethusa L. 1753). — Der Name CUynaptum findet sich in diesem Sinne nur noch bei den vorlinneischen Autoren Die Nomenclatur der Gattungen in F. J. Ruprecht’s Flora Ingriea. 309 Ruprıus und Harrer (Fl. jenens. [1745] 284). Die von Nurrauı begründete und von Torrey und A. Gray 1840 veröffentlichte Gattung OUynapium (Fl. North Amer. I. [1840] 640) hat einen ganz andern Inhalt; sie wird jetzt von Drupe zu Ligusticum gestellt. 18. R. constatirt, dass nach dem Zeugnisse von Fraas zin- «oBosxov des Dioscorivıs und Prixıus übereinstimmt mit Zlapho- boscum Tabern. 1590 und Pastinaca sativa L. Demgemäss muss der Pastinak Hlaphoboseum sativum Tabern. (1590) heissen. Dieser Name ist offenbar von niemandem (ausser von R.) wieder erneuert worden; ich finde ihn weder in PrEirrer’s Nom. noch bei Posr und OÖ. Kuntze (Lexic. gen. Phaner.) angegeben. 19. ThueorHrasts Sadxos soll nach Fraas Lophotaenia aurea Griseb. sein. Nach einer längeren Auseinandersetzung über die Namen Dauecus, Pastinaca, Carota, aus der so recht erhellt, wie schwer, fast unmöglich es ist, in die classische Ueberlieferung Licht zu bringen, entscheidet sich R. für Carota Lobel. 1576 als den passendsten Namen, an stelle von Daucus Carota L. Er glaubt zu dem Schlusse berechtigt zu sein, dass Carota der Römer und Staphylınus der Griechen dasselbe gewesen sei und sich auf Daueus Carota 1. bezogen haben, damit habe auch Pastinaca überein- gestimmt; hiervon sei aber Saözos bei Turornrasr und DioscorinEs absolut verschieden gewesen. Der Name Daucus, den Dopoxazus 1553, Tournerorr und Liss& anwenden, sei nicht der ursprüngliche („minime genuinus“), Pastinaca, ein Name, den C. Bavmmsus mit Recht auf Carota übertragen habe, sei allzu vieldeutig geworden („nimis ambiguum“), daher müssen entweder Staphylinus Trag. oder Carota (als ein „nomen numquam anceps pro planta typica ubique culta et notissima“) genommen werden. — Carota wendet DC. Prodr. IV. (1830) 211 als Sectionsname innerhalb Daueus an; als (rattungsname scheint er in nachlinneischer Zeit nur bei R. auf- zutreten. 20. Die Gattung Cerefolıum (Morısox 1672 und Rıvınus 1699) gründet sich nach R. auf Scandix Cerefolium L. und Chaerophyllum sylwestre L., sie entspricht der Gattung Chaerophyllum Tourn. sowie der Gattung Anthriseus Spreng. 1813, ist jedoch älter als beide und bietet einen passenderen Namen. Des Primus anthriscus soll sich nach Fraas auf Scandix australis L; beziehen. — Der Name Cerefolium wurde aufgenommen von Besser (Prim. fl. galic. I. (1809) 218: Cerefolium sylvestre (= Chaerophyllum silvestre Willd.) und C. satıvum (= Scandiz Cerefolium Willd.; dieselben beiden Arten 310 H. Harns führt R. an), von S. F. Gray (Nat. Aır. Brit. Pl. H. [1821] 501), auch von Liv (Handb. I. [1829] 351) und in neuester Zeit von OÖ. Kurze (in Post et OÖ. Kuxtze, Lexic. gen. phaner. [1903] 112). In seiner Rev. gen. I. [1891] 268 hatte Kunze für Anthriscus Bernh. 1800 den Namen Mwyrrhodes hervorgesucht, den er jetzt wieder aufgiebt. Er eitiert als Autor zu Cerefolium: L. I. 1737. Lisx# (Gen. ed. 1 [1737] 79) schreibt unter der Gattung Scandır am Schlusse so: Scandiei Riv. semina filiformia, basi nucleum condentia. Cerifolio Riv. semina ovato-subulata, striata. Odoratae Riv. semina angulata. O0. Kuntze stellt also deshalb Cerifolium Riv. wieder her, weil (diese Gattung bei Lmx£ als Sectionsname auftritt. Demnach wird man nicht überrascht sein, wenn man bei Post et ©. Kuntze l. €. 396 jetzt auch die Gattung „Odorata L. 1737, $ em. Kram.“ findet (mit den Synonymen: Chaerophyllastrum Heist.-Fabr. 1760, Mwyrrhis Scop. 1772). 23. zpıyspwv (TmEopHrast. Dioscor.) bezieht sich auf Seneeio. Für Zrigeron canadense stellte bereits Diuzexıus 1719 die Gattung Conyzella auf. Daneben begründete er die Gattung (onyzoides (coerulea Gesn.); beide vereinigte List 1735 unter dem Namen Erigeron. R. entscheidet sich für Conyzella. Panios Adans. 1763 bezieht sich freilich auch auf Erigeron (bonariense L.), der Name ist jedoch jünger als Conyzella Dill.; Conyzoides Dill. entspricht Trimorphaea Cassini 1825, die manche als eigene von Conyzella verschiedene Gattung betrachten. Der Name Zrigeron erscheint bei R. als Bezeichnung für $ 1 der Gattung Senecio (8. vulgaris Trag. u. 8, viscosus L.) — Der Name Conyzella scheint in der nach- linneischen Zeit nur bei R. als Gattungsname vorzukommen. 24. Virga aurea war bei fast allen Patres vor C. Baunm die Bezeichnung für Solidago virga aurea 1.; da dieser Name „contro- versiis obnoxium* sei, so übersetzt ihn R. ins griechische (C'hryso- rhapis): in der älteren und neueren Litteratur fehle sonst ein passender Name für jene Pflanze. 25. Der Name Matricaria für unsre Kamille (Matricaria Cha- momilla L.) kam nach R. erst auf durch VaızLLant 1720 und Linz, die Pflanze wurde zusammengestellt mit den echten Matricarien (— Parthenium Plinii — Matriearia Parthenium L.). Wird nun für die Kamille eine eigene Gattung geschaffen, so muss der Name Matriearia bei Seite gestellt werden; es tritt an seine Stelle Die Nomenclatur der Gattungen in F. J. Ruprecht’s Flora Ingrica. 311 Chamomilla oder besser (’hamaemelum, denn dieses ist die correcte Schreibweise, wie sie die Mehrzahl der Patres anwendet. 27. Mehrere Gründe bestimmen R., für Crepis L. einzusetzen Hieracioides Vaill., einen Namen, den er indessen „non sine longa haesitatione* wieder hervorsuchte. — ©. Kuntze (Rev. gen. II [1891] 344) wählt für C’repis ebenfalls den Namen Hieracioides (Hieraciodes bei ihm); er eitiert als Autor: Moehr. Hort. priv. (1736) 48; dass R. ihm in der Wahl dieses Namens vorangegangen ist, scheint ihm entgangen zu sein. Jetzt, in seinem „Lexicon“ vereinigt er Ürepis mit Zieracium zu einer Gattung; die Schaffung der ziemlich zahl- reichen Zieraciodes-Namen 1891 war also eigentlich recht überflüssig. 28. Prummer’s Lobelia 1703 ist identisch mit Scaevola L. 1771 und verschieden von Zobelia L. 1737. Liwnk’s Lobelia entspricht der älteren Gattung Aapuntium Tourn. 1700. Also sollten die heutigen Lobelien mit viel mehr Recht Rapuntium genannt werden, dieser Name darf jedoch nicht wiederhergestellt werden, denn Ra- puntium Tourn. entspricht nicht dem ursprünglichen Rapuntium Penae et Lobel. 1570, welches sich auf Campanula Rapunculus L. bezieht. Für die Lobelien im heutigen Sinne müsste man daher wohl auf Dortmanna Rudbeck 1720 zurückgehen; der Typus von Dortmanna ist jedenfalls auf die Pflanze gegründet, die bei Linn& Lobelia Dortmanna heisst. — Dortmanna findet sich als Gattungs- name bei verschiedenen nachlinneischen Autoren (cf. PrEiFrrEr, Nom. 1128). O0. Kuntze (Rev. gen. I [1891] 379) überträgt die ganze Gattung ZLobelia auf den Namen Dortmannia. Im Lexicon etc. (1903) 477 nimmt er für dieselbe Gattung: Rapuntium Ludw. 1737. Lobelia L. 1737 $ typica gilt bei ihm für Scaevola L. 1771. 29. Jasione Plinius — tasınyn Thheophr. ist eine von unserer ‚Jasione weit verschiedene Pflanze und vielleicht auf Calystegia seprum zu beziehen. Deshalb wählt R. für Jasione montana L. den Apanson’schen Namen Ovilla 1763. Ich habe mich im vorangehenden auf die Gattungsnamen be- schränkt; auf eine Anführung aller von der heute gebräuchlichen Nomenclatur abweichenden Speciesnamen konnte ich mich aus Mangel an Raum nicht einlassen. Um jedoch wenigstens eine ungefähre Vorstellung zu geben von der Ungewöhnlichkeit der RuprecHr’Schen Speciesnamen,') führe ich folgende Beispiele an: !) Ein Teil dieser Speeiesnamen fehlt im Index Kew. (z. B. Ovilla globulariae- I flora Rupr.); einige andre sind bereits vor Ruprecar von diesem oder jenem Autor einmal gebraucht worden, so z. B. manche von Lamarck (Hypericum vulgare 319 H. Harnus p. 14: Hepatica nobilis Trag. 1552 (= Anemone Hepatica L.), p. 118: Helianthemum Cordi Lobel 1576 (= Üistus Helianthe- mum L.), p. 199: Hyperieum vulgare Trag. 1552 (= H. perforatum L.), p. 216: Malva eqwina Brunf. 1531 (— M. sylvestris L.), p. 237: Oxys vulgarıs Olus. 1576 (= Oxalhs Acetosella L.), p. 246: Frangula Dodonaeı Rupp. 1718 (= Rhamnus Fran- gula L.), p. 251: Vulmeraria rustica Gesner 1561 (— Anthyllis Vulne- raria L.), p. 292: Prunus sylvestris Plin. Colum. (= Prunus spinosa L.). p. 351: Malus sylwestris Plin. (= Pirus Malus a. sylwestris L.), p. 468: Carota sylwestris Lobel. 1576 (= Daucus Carota a L.), p. 557: Bellis sylvestris Gesner Coll. 1553 (= Bells perennis L.), p. 606: Cichorium sylvestre Gesner 1553 (= Cichorium Inty- bus 1.), p. 650: Dortmanna lacustris Rudbeck 1720 (== Lobelia Dort- manna L.), p. 653: Orilla globulariaeflora Rupr. (= Jasione montana 1.) p. 670: Vaceimium rubrum Pena et Lobel. 1570 (= V. Vitis idaea L.). Wie wir sehen, sind es fast ausschliesslich Livx#®’sche Gattungs- namen, die R. verwirft, nur im Falle Myrrhina nimmt er einen Lmxe’schen Sectionsnamen als Gattungsnamen auf, für den nach seiner Meinung W’H£rırıer überflüssigerweise den Namen Krodium schuf. An Stelle der Namen Lisx®'s setzte er entweder die ihm für den Fall passend erscheinenden Namen vorlinneischer Autoren, die man in der Systematik unter der Bezeichnung „Patres“ zusammenfassen kann,') oder er schuf neue Namen, wenn er in der Litteratur nicht den geeigneten Namen vorfand. Nach welchen Prineipien nun gab er die Namen? Lam., Fl. franc. III 151, Cichorium syWestre, ). ec. II 120), der überhaupt mehr- fach auf vorlinneische Namen zurückgegriffen hat. ') Ich berufe mich auf I. Ursas, der in Symb. antill. I 4 unterscheidet: „1. Die ältesten, welche die Pflanzen nur mit Vernacularnamen aufführen, aber doch nicht selten schon recht zutreffende Beobachtungen oder Beschreibungen lieferten, 2. die Patres, welche lateinische Gattungsnamen und phrasenartige Speeiesnamen anwendeten, 3. Linne und seine Nachfolger.“ Nach dieser Ter- minologie würden wir jetzt z. B. Hater, einen Zeitgenossen Linne’s, zu den Patres zu rechnen haben. Die Nomenclatur der Gattungen in F. J. Ruprecht’s Flora Ingrica. SS ni Ss Ueber seine nomenclatorischen Ansichten hat sich R. selbst ganz ausführlich geäussert in der sehr lesenswerten, anregend ge- schriebenen Einleitung zu seinem Werke, die er „Ratio operis“ betitelt (p. I-XXVI der Fl. Ingr.). Wir finden hier einen Aus- spruch, der lebhaft an die Zeit gemahnt, als die Nomenclatur- streitiekeiten, durch ©. Kuxtze's Werk angefacht, schienen kein Ende nehmen zu wollen: p. XVII lesen wir: Justitia nomenclaturae fundamentum, aliud non existit. Also Gerechtigkeit sei Grundlage der Nomenclatur! Wie hat nicht O. Kuxtze wiederholt auf das Gerechtigkeits-Prinzip gepocht! Doch lassen wir einmal die Dis- cussionen des letzten Decenniums bei Seite, und verfolgen wir den Weg, den R. einschlägt. Nachdem er sich gegen die so häufig geübte Vernachlässigung der reichen und wertvollen vorlinneischen Litteratur ausgesprochen hat, geht er über zu folgenden Ausführungen. Es sei in der Sache das gleiche, ob eine bestimmte Pflanze zum Beispiel Hippuris oder Limnopeuce genannt werde oder wenn an Stelle dieser Namen ein phrasenartiger Ausdruck gesetzt werde, wie ihn die Patres anwandten („Equisetum palustre Linariae sco- pariae foliis“). Es sei auch wohl schon der Vorschlag aufgetaucht, an Stelle der heutigen Nomenclatur Wörtereombinationen oder mathematische Formeln, die die Merkmale der Pflanzen ausdrücken könnten, oder Zahlen zu setzen, das Schema der herrschenden Nomenclatur sei also nicht durchaus notwendig. Daraus folge aber nicht, dass die von den Botanikern dreier und mehr ‚Jahr- hunderte und aller Völker aufgenommenen Namen verworfen werden müssten: Vielfach sei ihr Nutzen, sie erinnern an ihren klassischen Ursprung, sie erläutern die Geschichte der Botanik, sie deuten hin auf die Merkmale der Pflanzen; enthalten sie jedoch einen ofien- baren Irrtum, so schaden sie mehr als sie nützen (als Beispiele werden genannt u. a.: Asclepias syriaca, Jasminum azoricum, beide Namen geben das Vaterland ganz falsch an). Bei Griechen und Römern bezeichnete man die Pflanzen meist nur mit einem Namen; das gilt ja überhaupt für die meisten Vernacularnamen, die bei den verschiedenen Völkern gebraucht werden; ähnliche oder verschiedene Pflanzen desselben Namens unterschied man oft durch beigesetzte Adjectiva (majus und minus, purpurea und lutea). Derartige aus zwei Wörtern bestehende Namen kommen in den botanischen Werken der Patres gar nicht selten vor. Als sich nun später die Zahl der Arten stetig vermehrte, 314 H. Harns sah man sich genötigt, ein drittes, viertes ete. Wort hinzuzufügen. Schliesslich wuchsen die Pflanzennamen zu ganz unerträglich langen Phrasen an. Da setzte nun gerade die Liyx&’sche Reform in der Nomenclatur ein: Lins# führte 1753 die binäre Nomenclatur ein; die Vorteile dieser Bezeichnungsweise, welche den Namen jeder Pflanze auf je zwei Wörter einschränkte, waren so offenbar, dass sich die Neuerung sehr schnell einbürgerte unter fast allgemeiner Zustimmung der Zeitgenossen, trotzdem Lmx£ im einzelnen oft recht willkürlich verfuhr. Von jetzt an unterschied man scharf zwischen Gattungs- und Artnamen; R. meint jedoch, es wäre irrig, anzunehmen, dass die älteren Botaniker keine Gattungs- und Species- namen gehabt hätten. Manche Linxe#’schen Species waren bereits unter demselben Namen und in demselben Sinne ein oder zwei Jahr- hunderte früher bekannt; Lmxt£ sei nicht der erste, der Gattungen aufgestellt habe, noch TourxErorT, sondern schon Rasus (der Er- finder des natürlichen Jussıru’schen Systems), wenn nicht Ü. Baunm, und eine ziemlich klare und naturgemässe Anschauung von manchen Gattungen finden wir schon bei Crvsıvs, wenn auch ohne den nach- mals so bewunderten Formalismus. R. meint, Liys£ habe auch nicht immer streng die binäre Bezeichnungsweise eingehalten, als Beispiele nennt er Fälle wie Veronica Anagallis aquatica, Solidago Virga aurea; die heutige Nomenclatur anderseits gehe in manchen Fällen wiederum über das Binom hinaus (Calamintha patavına B. acumınata). Lisxt# selbst hat leider bei der Wahl der Namen sich vielfach Ungenauigkeiten zu schulden kommen lassen; er war zu wenig be- wandert in der Litteratur der Patres. Hätte er die ältere Litteratur sorgfältiger studiert, so wäre die uns überkommene Nomenclatur correkter geworden. Bei den zahlreichen umfangreichen Werken, die aus seiner Feder in schneller Folge hervorgingen, konnte er sich auf zeitraubende Litteraturstudien nicht einlassen; er selbst bekennt, dass die von ihm vorgeschlagenen Speciesnamen nur vor- läufie gerrebene Namen seien (in Spec. pl. ed. 1 [1753] heisst es: „Trivialia nomina in margine apposui, ut missis ambagibus uno «mamlibet herbam nomine compleeti queamus; haee vero absque seleetu posui, quippe quem alius dies poseit“). Die in diesen Worten anzekündiete auf genaueren Forschungen beruhende Reform seiner Trivialnamen hat List: nicht unternommen, er blieb bei den einmal vorgeschlagenen Namen, und ihm schlossen sich die meisten späteren Autoren an. Nur einige wenige suchten besonders bezüglich der Die Nomenclatur der Gattungen in F. J. Ruprecht’s Flora Ingrica. 315 Nomenclatur der Genera die Willkürlichkeiten und Flüchtigkeiten Linne’s zu beseitigen, indem sie auf die ursprüngliche Bedeutung der Namen bei den Patres zurückgingen (so besonders Ananson, ScoroLs, Morxc#; man vergl. die oben angeführten Beispiele). Um die Nomenclatur festzulegen, genügt es nach R. nicht, bezüglich der Species auf Lmxt, bezüglich der Gattungen auf TourxErorT zurück- zugehen, sondern wir müssen die gesammte botanische Litteratur bis zu den ältesten Quellen („incunabula“) in Rücksicht ziehen; wir müssen auch die Litteratur der Griechen und Römer berück- sichtigen; wenn auch bezüglich der Deutung mancher von den klassischen Schriftstellern nur genannten oder kurz beschriebenen Pflanzen Zweifel und Unsicherheit herrsche, so gäbe es doch viele aus dem klassischen Alterthum überlieferte Namen, die ihrem Inhalte nach genau erkannt und allgemein angenommen wären und für die auch die Pflanzengeographie Zeugniss ablegen könnte. Manche (attungsnamen sind von Liss® noch aus einem ganz besonderen (Grunde falsch angewandt worden. Stellte er nämlich eine Gattung auf, für die noch kein Name existierte, so bildete er nicht einen neuen Namen, sondern er übertrug auf dieses Genus irgend einen andern Namen, der früher im andern Sinne gebraucht worden war oder der vielleicht in seiner Deutung nicht sicher war, oder der bisher überhaupt nicht auf irgend eine Pflanze bezogen war (so entstanden Fälle wie Aippuris, Jasione, Oreuta, Empetrum u. S. W.). Lms£k durfte, nach R., einer in Griechenland noch nicht nach- sewiesenen Pflanze nicht den Namen zurerpov geben; auf eine amerikanische Gattung einen griechischen, im Altertum ge- brauchten Pflanzennamen (6vaypa, svödrpa) zu übertragen, sei ganz verkehrt. Um Gerechtigkeit walten zu lassen, müssen wir die Priorität streng berücksichtigen; wir dürfen uns nicht begnügen mit den von Linne nur vorläufig gegebenen Namen, sondern wir müssen die vorlinneische Litteratur im. weitesten Umfang mitsprechen lassen.') Es ist klar, dass bei der Durchführung derartiger Prin- !) Ich führe hier die in einen geradezu pathetischen Satz ausklingende Stelle an (p. XVII: ‚Justitia nomenclaturae fundamentum; aliud non existit. @uanta vero injustitia esset, litteraturam saltem duorum saeculorum futilem et mortuam declarare atque retentis nominibus a Linnaeo nonnisi ad tempus datis uno quasi ietu interimere. Sed hoc non tam facile est, ut forsan aliqui sibi persuadent. Patres botanici vivunt, opera eorum immortalia sunt et graviter minantur violatam eorum nomeneclaturam‘“. 316 H. Harns cipien eine Menge neuer Namen zum Vorschein kommen werden, die für uns jetzt ungewöhnlich sind. Das ist zunächst unbequem. Man bedenke aber doch, so ungefähr sagt R.') dass von den Lisse’schen Namen durch den Fortschritt der Wissenschaft, durch andre Abgrenzung und Zerspaltung der (Genera, viele ganz ver- schwunden sind; dann sei es doch nicht mehr der Mühe werth, über einige noch übriggebliebene zu streiten, wenn der einmal begangene Irrthum wieder gut gemacht werden kann. Die Lixxt- schen Namen zu verwerten, das thue der Werthschätzung seiner Verdienste keinen Abbruch; es gäbe wohl kaum ein andres Werk, das gerade die Lmx£’schen Namen, wenn es sich um richtig an- eewandte handele, mehr vertheidige als die Fl. Ingrica. Aber lächerliche Dinge nicht zu beseitigen, schade der Wissenschaft; ja wenn Hunderte von ganz neuen Namen ausgedacht werden müssten, so müsste dies unbedingt geschehen; im übrigen bringe die Fl. Ingr. nur eine sehr geringe Zahl neuer Namen’), was sie bringe, seien im Gegentheil ja gerade die ältesten. Die oben angeführten Bei- spiele erweisen zur Genüge, welch eine Fülle von Umtaufungen sanz bekannter, weit verbreiteter Arten R. vorgenommen hat: so anerkennenswerth auch im Prineip das Bestreben R.s, der histori- schen Gerechtigkeit Genüge zu tun, sein mochte, so wäre man doch bei Annahme seiner Namen genöthigt gewesen, eine grosse Reihe allgemein gebräuchlicher, ja bis in weiteste Kreise gedrungener wissenschaftlicher Namen durch zunächst ganz fremdartige zu er- setzen, die oft nieht den leisesten Anklang an die früheren ent- hielten (ich erinnere nur an Borella, Myrrhina, Limnopeuce, Cha- maetazus, Elaphoboscum, Chamaemelum, Ohrysorhapıs, Ovilla ete.). Unser Autor war auf heftige Opposition durchaus vorbereitet.”) Bei ähnlicher Gelegenheit war er bereits angegriffen worden: aber damals handelte es sich um eine Pflanzengruppe, die lange nicht so allgemein bekannt war; auch war die Zahl der Namensänderungen verhältnissmässig geringer gewesen. In seinem 1850 erschienenen ') (p. XVIID: „Sed si nune jam tot nomina Linnaeana perierunt, operae haud pretium est, de quibusdam residuis litigare, si error quondam commissus reparari potest.“ — (p. XX): „Sed res ridieulas non elidere, seientiae aperte nocet; si imo centena nomina ex toto nova excogitanda essent, id fieri deberet“. ®, Neu sind die Gattungsnamen: Pseudocomarum, Pseudooenothera, Chryso- rhapis. ') p. IX: „Nomenelatura Florae Ingricae interdum ab hodierna discedit ideoque sine dubio a multis acerbe vituperabitur, qui forsan laudarent, si ipsi haee studia proprio marte tentassent.“ Die Nomencelatur der Gattungen in F. J. Ruprecht’s Flora Ingrica. 317 Werke: Tange des Ochotskischen Meeres hatte R. die Nomenclatur der Meeresalgen einer Revision unterzogen; seine historischen Studien hatten ihn schon damals zu einer Nomenclatur dieser Gruppe geführt, die von der traditionellen in manchen Punkten abwich. Diese Arbeit war von dem hervorragenden Algologen LE Jorıs einer scharfen Kritik unterzogen worden, demselben Forscher, der auch in neuester Zeit sich wieder, mit gründlicher Sachkenntniss ausgerüstet, energisch gegen unnöthige und schädliche Neuerungen ausgesprochen hat.) R.s Idee, gründliche, bis zu den ersten Quellen zurückgehende litterarische Studien für die heutige wissenschaftliche Nomenclatur der Pflanzen praktisch auszunutzen, hat, soviel mir bekannt, seiner- zeit keine Nachfolge gefunden. Man hielt meistens an der Tradition fest; war man aber bemüht, der Priorität strenger gerecht zu werden, so beschränkte man sich doch im allgemeinen auf den nachlinneischen Zeitraum. In der neueren systematischen Litteratur jedoch begegnen wir zwei Autoren, die sich mit R. in dem Bestreben berühren, der vorlinneischen Litteratur im weitesten Umfange zu ihrem Rechte zu verhelfen; das sind P. Busanı und E. L. GrEENE. Der Italiener P. Buganı kam in vielen Punkten zu ganz gleichen oder ähnlichen Resultaten wie RuprecHnt. Seine von 0. PrxzıG herausgegebene Flora der Pyrenäen?) ist ein Werk, das in der Nomenclatur ebenso vereinzelt dasteht wie R.'s Flora Ingrica. Die von ihm in der „Praefatio Auctoris“ ausgesprochenen Anschauungen haben mit denen R.’s viel gemein, in der Fassung entbehren sie nur leider der Klarheit und Schärfe, die beim Studium des RuPRECHT- schen Werkes so anziehend wirken. P. Buganı hat sich viele Jahre mit unermüdlicher Begeisterung der Erforschung der Pyrenäenflora gewidmet; mit derselben Hingabe, mit beneidenswerthem Fleisse studierte er die systematische Litteratur und suchte diese Studien für sein Spezialgebiet zu verwerthen. Die Herausgabe seines Lebens- werkes konnte er leider nicht mehr selbst besorgen, da der Tod 1) Gegen R. richtet sich: Le Jorıs, Quelques remarques sur la nomen- celature generique des Algues (Mem. Soc. sc. nat. Üherbourg IV. [1856]; 20 pp.). — Gegen O. Kuntze: Desselb. Autors, Remarques sur la nomencelature algo- logique (ebenda, XXX. [1896] 99— 240). ?) P. Busanı. Flora Pyrenaea per ÖOrdines Naturales gradatim digesta, Opus posthumum editum ceurante O. Prxzıs, in Athenaeo Genuensi Botanicae Professore. Mediolani. Ulrieus Hoeplius edidit. Vol. I: 1897; II: 1900: III: 1901; TV. 1901. 318 H. Harus hindernd dazwischen trat; er starb am 12. August 1888. Das in druckfertisem Zustande hinterlassene Manusceript wurde von Prof. O. Prxzıs in Genua herausgegeben. Die erste Fassung der Vor- rede, die die nomenclatorischen Grundsätze bringt, datiert vom Jahre 1859; und, um gleichsam sein unverändertes Festhalten an seiner Meinung auszudrücken, setzte er unter die ersten Worte: „Seribebam Tiberiaci, die 8 Nov. 1859* die folgenden „Et iterum, diebus 23—30 Jan. 1871“. Die Ueberfülle von Citaten, die in die Vorrede eingestreut sind, eestaltet die Lectüre zu kemer allzu angenehmen Aufgabe, sie beweist aber die geradezu erstaunliche Litteraturkenntniss des Verfassers, dem wohl kaum irgend ein Wort entgangen ist, das sich auf nomenclatorische Fragen bezieht. BuBaxı will nicht nur historisch correcte, sondern auch auf die Natur der Pflanzen passende Namen; dass dieses Princip zu einer Unmenge Umtaufungen führt, wird einleuchten. Wiederholt erklärt er seine Uebereinstimmung mit Ruprecht.‘) Er bekämpft mit bisweilen scharfen Worten die Anschauung, dass die Artnamen der alten Autoren nicht wiederherzustellen seien, in diesem Zusammenhang wendet er sich gegen DE CanvoLue, Le Jonıs u. a.; ganz im Gegen- theil, sie sollen erhalten bleiben, ganz besonders da, wo Lmws£ die besseren Namen der früheren Botaniker in schlechtere verwandelte: vor diesen Aenderungen scheuen viele zurück, Busanı jedoch will nicht offenbare Irrthümer weiterverbreiten.”) Was für die Art- namen gilt, das trifft auch für die Gattungsnamen zu. Wenn man bezüglich der Gattungen nur bis TouRNEFoRT zurückgehe, so thue man ja gerade so, als ob alle jene hervorragenden Patres vor T. ', Z.B. p. 11: „et eum Ruprecht sentio: „Posteritatis offieium est nomen latinum debitum restituere, et suum unieuique tribuere.* — ?) p. 22: „Aliter ego sentio, maxime vero ubi Linnaeus antiquorum prae- stantiora nomina in deteriora mutavit. Terruit eos nimium innovationum metus, quantum nos jure merito errorum propalatio“. p. 28: „Cur nos ea quae bona sunt, antiquiora et praestantiora Linnaeanis, non aceipiamus, haud coneipitur, nisi mentis pravitate. Haee Linnaeana auctoritas magna est oceasio vitiorum in scientia. Sunt adhue botaniei plures, qui ne Linnaeum saucient, absurda re- eipiunt, et bona rejieiunt. Profieiseendum ceonelamant a Linnaei Sp. pl., qui liber pessimus est, erroribusque refertus. Mihi mea ratio suadet, ut bona Linnaei praecepta, et bene facta reeipiam; quae male sunt ab eo acta rejieiam: sieque quae ante eum recte exposita fuerunt in pleniorem lucem veluti triumphantia agam, Scientia in progressu perfracte polienda est ab erroribus omnium temporum, quorum non modica pars in libris Linnaeanis prodiit. Regula unica est Natura; leges ratio dabit, ministri boni et mali fuerunt, et sunt inter primos et ultimos Scientiae addietos. Veri botaniei seopus sit Nitor Seientiae. Die Nomenelatur der Gattungen in F. .J. Ruprecht’s Flora Ingrica. 319 nicht existiert hätten. B. wendet sich gegen die Mehrzahl der Botaniker, die meinen, die binäre Nomenclatur, d.h. die Artnamen, sei eine Erfindung Lrsx®s („Maxima pars Botanicorum nomen- clationem binominem, scilicet nomina specifica, Linnaeanae inventionis esse putat“); Artnamen haben aber schon Dioscorides, PrLintvs, BRUNFELS, RuELLIDS u. Ss. w. gegeben. Man habe gerathen, Lixne's Spee. pl. zum Ausgangspunkt zu nehmen; dies sei jedoch ein Buch voll ven Fehlern, Aufgabe der Wissenschaft sei es, die Irrthümer aller Zeiten zu beseitigen, und ein nicht geringer Theil Irrthümer stecke in Lmn£’schen Schriften. Die Aehnlichkeit mit RorrecHt ist unverkennbar; aber die Darstellungsweise ist eine recht verschiedene Bei R. ein ruhiger, wohl überlegter, klar disponierter Gedankengang, gedrängte, oft vielleicht zu knappe Fassung, bei B. eine unruhige, leidenschaft- liche, oft ausfallende, in den Ausdrücken überladene, an unnötigen Wiederholungen leidende Darstellung, aus der hin und wieder eine gewisse Empörung über Irrtümer anderer Autoren spricht, alles gleichsam aus dem leicht erregbaren Temperament des Italieners hervorsprudelnd. Bei den Gattungen werden recht häufig Autoren des classischen Altertums eitiert (z. B. Pinus Plin.; Jumiperus Plin, L.; Taxus Diose., Plin., Tournef.; Populus Virgil., Plin., Tournef.; Salix Virgil. Varr. etc.). Um darauf hinzuweisen, dass schon im Alterthum gewisse Pflanzen bekannt waren, giebt er unmittelbar hinter dem Artnamen folgende Form der abgekürzten Citate: Quercus vulgaris (Bibl. Sacr.) Lobel., Ger. — Almus vulgaris (Homer., Theophr.) Clus. Rar. pl. Hist., L. Bauh. Hist. pl. 1. — Juniperus Sabima (Virg., Diose., Plin., Galen.) L. Sp. — Taxus baccıfera (Theophr., Diose., Virg., C. J. Caesar, Nicand., Galen. etc.) — Populus alba (Bibl. Sacr., Homer., Theophr., Diose., Theocr., Virgil.) Ovid. Epist., Ruell., Lonicer., ex Diosc., Plin. — Ficus vulgaris (Bibl. sacr., Homer., Theophr., Diose., Theoer., Plin.) Ruell. Nat. Stirp. Gesn. Cat. crt. 24. verso. Für eine beträchtliche Anzahl bekannter Pflanzennamen setzt er andere ein; entweder er entnimmt passende Namen den Schrift- stellern des Alterthums oder den Patres oder nachlinneischen Autoren (z. B. mehrfach Apanson), oder er bildet ganz neue Namen. In der Aufnahme der Namen: Christophoriana (II. 364), Alsinastrum (IL. 21), Chamaetaxus (I. 118), Oxys (III. 331), Medica (1. 470), Lim- nopeuce (1. 81), Grossularia (II. 715), Podagraria (II. 351), Cyna- 320 H. Harms pium (11. 371), Cerefolium (11. 409), Chamaemelum (ll. 225), Closirospermum (11. 68), Ovilla (11. 19) schliesst er sich Ruprecht an: für Adoxa wählt er den Namen Moschatellina (II. 339). Noch einige Beispiele:') I. 128: Stelin Eubaeis, ex Plinio — Viscum. — Der Name Viseum bei Theophrast und Plinius beziehe sich auf die von den Botanikern Loranthus genannte Pflanze; danach wäre der Name Loranthus überflüssig. Für unser Viseum hätte es bereits im Alterthum den nunmehr zur Geltung gebrachten Namen gegeben. — Die Pflanze heisst bei B.: „Stelin album (Theophr., Dioscor., Phn.:)7N0B.7 II. 628: Eupatoriem des Dioscorides, das sich sicher auf die Rosacee beziehe, — Agrimonia Eupatorium L. (Kosacee). III. 32: Meyera Adans. — Holosteum L. (Caryophyll.) — Das Holosteum des Dioscorides sei nicht aufklärbar. III. 109: Enneadynamis Gesner — Parnassia (Saxifragac.). III. 146: Für die Urueifere Nasturtium R. Br. wird der auf sie passende Name des Dioscorides (ardamime eingesetzt; die Car- damine L. und der Autoren erhält den neuen Namen @hinia (p. 158). III. 378: Olfa Adans. — Isopyrum L. (Ranuneulac.) III. 381: Populayo Tabernaem. — Caltha L. (Ranunenlac.) IV. 8: Juncago Tourm. = Triglochin L. (Juncaginac.) Neue Namen bildet er z. B. in folgenden Fällen: [. 182: Rorillia Bubani = Polyenemum L. (Chenopodiac.) — Polyenemon der Alten sei eine Labiate, auch passe der Name seiner Bedeutung nach nicht auf unsere Pflanze. l. 184: Galliaria Bubani = Amarantus L. l. 305: Dortiguea Bubani Erinus L. (Serophulariac.) — Erinus der Alten jedenfalls nieht unser Erinus, vielleicht eine Cumpanula, II. 196: Simlera Bubani — Leontopodium alpınum L. (Compos.) II. 273: Cumigunda Bubani Eupatorium 1. (Compos.) Eupatorium des Dioscorides sei Agyrimonia Eupatorıum L. (s. oben.) II. 507: Mullaghera Bubani = Lotus L. (Legum.) 11. 640: Chabraea Bubani = Lythrum L.; danach auch Chabrae- aceae für Lythraceae. Il. 658: Carlo-Stephania Bubani = Circaea 1. (Onagrac.) — Die moderne Cireaea wird verworfen, da der Name der Alten sich ') Aus Raummangel stelle ich eine vollständige Uebersicht über alle Ab- weiehungen B.'s von der gewohnten Nomenelatur der Genera hier zurück. Die Nomenelatur der Gattungen in F. J. Ruprecht’s Flora Ingriea.. 321 nicht darauf beziehen kann; also wie bei RuprzcHt! Ocimastrum, das R. erneuert, wird ebenfalls verworfen, da ein solcher Name, von Ocimum abgeleitet, nur einer mit Oeimum verwandten Labiate gegeben werden könne. III. 10: Bergeretia Bubani = Illecebrum L. (Caryophyll.) — Das Illecebrum der Römer sei eine essbare Pflanze, passe gar nicht auf das heutige 7. III. 171: Phryme Bubani = Sisymbrium L. (Crucif.), da das heutige 5. von dem oder den verschiedenen Sisymbria der Alten und der Patres ganz verschieden sei. IV. 57: Lequeetia Bubani = Limodorum Swartz (Orchid.). — THEoPHRASTS Limodorum beziehe sich auf eine Art Orobanche. IV. 321: Ginannia Bubani = Holcus L. (Gram.) — Des Plinius Holeus kann sich keinenfalls auf eine Art der Gattung Holeus im modernen Sinne beziehen. IV. 379: Forasaceus Bubani = Bromus L. (Gram.), nach dem italienischen Forasacco. — Bromus der Alten ist nicht aufgeklärt; aber der moderne bromus hat mit jenem jedenfalls nichts zu thun. IV. 405: Natschha Bubani = Nardus L. (Gram.) Der hervorragende amerikanische Botaniker E. L. GREENE, der sich um die Kenntniss der Flora Californiens so verdient gemacht hat und stetig und unermüdlich an der Erforschung dieses an Pflanzenformen so reichen Gebietes weiter wirkt, lenkte die Auf- merksamkeit der für Nomenclatur interessierten Botaniker dadurch auf sich, dass er in seiner Flora Franeiscana als Autoren gewisser (senera nicht Lixw& oder seine unmittelbaren Vorgänger (Rıvınus, TOURNEFORT etc.) nannte, sondern bekannte Namen des Altertums diesen Gattungsnamen beifügte. Es berührt in der That eigenthüm- lich, wenn wir neben den Botanikern der letzten zwei Jahrhunderte, neben den Patres') der Jahrhunderte unmittelbar vor Lisx# nicht nur wissenschaftliche Schriftsteller, sondern auch Dichter des Alter- thums?) als Autoren eitiert finden, die jedenfalls der wissenschaft- lichen Botanik fernstanden. Grrexe’s Vorbild in dieser Hinsicht, auf das er sich selbst beruft (Pittonia II. [1892] 280), ist SPRENGEL !, Flora Franeiscana (1891): p. 35 Melilotus Morison, p. 36 Spartium Lobelius, p. 60 Sanguisorba Fuchs, p. 61 @eum Gesner, p. 62 Alchemilla Tragus, p. 125 Alsinella Dillenius (für Sagina), p. 130 Paronychia Clusius, etc. 2) 1. e.: p. 4 Lathyrus heophrastus, p. 6 Astragalus Dioscorides, p. 23 Trifolium Plinius, p. 37 Lupinus Catullus, p. 70 Rubus Vergil, p. 79 Rhamnus Nicander, p. 94 Linum Vergil, ete. Ascherson, Festschrift. 21 322 H. Harns (in seiner Ausg. von Linnaei Genera pl. 1830); man findet bei Sprexsen 1. ©. 1. 16 beispielsweise: Ligustrum Virgil., Phillyrea Diose.,, Olea Varr. Cat. Gegenüber Angriffen, von amerikanischer Seite ausgehend, hat er sich selber dahin ausgesprochen, dass er die Namen classischer Schriftsteller nur den Gattungen beigesetzt hat, die man ihnen nach dem gemeinsamen Urtheil der mit der Frage vertrauten Kritiker zugesprochen hat.') In diesem Sinne führt er bei Lotus nicht einen der älteren classischen Autoren an, sondern ToOURNEFORT, denn die Alten kannten verschiedene Lotti; für die moderne Anwendungsweise dieses Namens ist TOurNEFORT verant- wortlich zu machen. Aus dem gleichen Grunde wird Meltlotus auf Morısox zurückgeführt. Bei @lyeyrrhiza dagegen wird DioscorIDES eitiert, weil es keinem Zweifel unterliege, dass die @lyeyrrhiza dieses griechischen Autors und die der Flora Franeiscana generisch übereinstimmen. Ganz ähnlich wie Ruprecht tritt GrREENE für die Rechte der Patres ein; lässt sich ein Gattungsname in fest und deutlich erkennbarem Sinne bis auf das classische Alterthum zurück- verfolgen, so citiert Gr. die alten griechischen und römischen Autoren. Was den Gattungsbeeriff als solchen anlangt, so will er einen ge- wichtigen Unterschied in der Litteratur der verschiedenen Zeiten nicht zugeben; eine Aehnlichkeit in der Fassung der Genera bei den alten und den modernen Autoren sei oft nicht zu verkennen. Dioscoripes unterschied 2 Arten Nymphae«, die eine war unsere Castalia alba, die andere Nymphaea lutea; ähnlich ist die Gattung bei Tourxerort gefasst. Ganz anders bei Lisx£, hier enthält sie noch die so weit verschiedene Nelumbo, die weder von D. noch von T. als eine Nymphaea angesehen wurde; beide bezeichneten sie mit einem besonderen Namen (einem generischen). Liys£ hat in diesem Falle den Namen Nymphaea ganz falsch angewandt, da er canz heterogene Pflanzen darunter verstand. Es ist eine Forderung der Gerechtigkeit und historischen Genauigkeit, die Alten in den Fällen als Autoren der Gattungen zu eitieren, wo ihre Schriften und das immer weiter vorschreitende Studium der elassischen Flora die Identificierung der von ihnen beschriebenen Pflanzen („their generic types“) erlauben. Als Autoren der Gattungen werden bei Rurprechr die alten classischen Schriftsteller nicht genannt, da wählt er denjenigen der Patres, der den bei den Alten vorkommenden ', Pittonia II. (1891) 196: „I have written the names of elassical writers only after such of their genera as have been conceded to them by a consensus of the erities who have dealt with that subjeet.“ Die Nomenclatur der Gattungen in F. J. Ruprecht’s Flora Ingrica. 393 Namen zuerst als Gattungsnamen angewandt hat; offenbar erkannte er wohl den Gegensatz zwischen den Namen der Alten, die als Vernacular- namen aufzufassen sind, und unsern Gattungsnamen, während er zugleich die Anwendung von Gattunges- und Artnamen den Schrift- stellern der zwei Jahrhunderte vor Lisx& nicht ganz abgesprochen wissen wollte. GREENE hält bei seinem Gerechtiekeitsstandpunkt auf strenge Beachtung des Prioritätsanspruchs. Die Fälle, in denen er un- gebräuchliche vorlinneische Namen wieder erneuerte, sind zahlreich genug; es sei nur beispielsweise hervorgehoben, dass er Alsinella?) Dillen. für Sagına, Alsıinastrum Tourn. für Hlatine, Cardamindum Tourn. für Tropaeolum, Oxys Tourn. für Oxalis, Hippocastanum Tourn. für Aescaulus, Sılıguastrum Tourn. für Cereis, Medica Tourn. für Medicago, Limnopeuce Vaillant für Hippuris, Meadia Catesby für Dodecatheon, Alsinanthemum Thalius für Trientalis, Gale Tourn. für Myrica einsetzte (vergl. sein Manual of the Bot. San Francisco Bay 1894). Doch scheint er dem von RuprecHt und Bugant wieder- holt angewandten Prineip, wonach wir einen Namen des klassischen Altertums nicht auf Pflanzen übertragen dürfen, die diesen Namen bei den Alten sicher nicht geführt haben, nicht zu huldigen; dem- gemäss lässt er Namen wie Daucus, Oenothera, die RUPRECHT Ver- wirft, bestehen. Er hat aus Prioritätsgründen eine recht beträcht- liche Anzahl der glücklicherweise vergessenen Rarmesqur'schen Namen wieder ausgegraben, jener Namen, die AscHERSoN (Oesterr. Bot. Zeitschr. [1895] 8) leichtfertige Improvisationen nennt. An derselben Stelle wird der Cultus der Priorität, dem GrEENE huldigt, von ÄSCHERSON (p. 5) scharf zurückgewiesen; er vergleicht ihn mit dem politischen Legitimismus, über den die Geschichte längst zur Tagesordnung übergegangen sei. OÖ. Kuntze hat bekanntlich wiederholt mit besonderer Schärfe den Rechtsstandpunkt betont; er unterscheidet sich von RUPRECHT, Busanı und GREENE dadurch, dass er die Priorität nur von Lixx& an consequent beachtet wissen will. In der Revisio gen. 1891 war der Ausgangspunkt für ihn das Jahr 1735 (Linx£’s Systema), jetzt 1904 in seinem mit T. vox Post zusammen bearbeiteten „Lexicon“ wählt er 1737 (L. Gen. ed. 1). In beiden Fällen hat die con- sequente Durchführung des Prioritätsprineips, die Beachtung der 2?) GREENE (Fl. Franeiscana [1891] 125) scheint der erste zu sein, der für Sagina den Namen Alsinella Dillen. (bei Liws£, Gen. ed. 1 [1737] 118 steht er als Synonym von Sagina L.) erneuert hat; ebenso verfährt Buzanı (ILL 54). 21* 324 H. Harns Rechtsansprüche der Autoren, wie O0. Kuntze es nennt, eine Un- menge Namensänderungen zur Folge. Wir werden aber weiter leicht erkennen, dass bei Durchführung der Prineipien RuprrecHT's und Busanıs die Umwälzung einen noch viel grösseren Umfang annehmen würde; wollten wir auf die Patres oder gar die Schrift- steller des Altertums zurückgreifen, so würde bald eine Verstän- dieung der systematischen Botaniker nicht mehr möglich sein. Die Aufklärung der Namen der Alten ist ja in vielen Fällen sehr schwierig oder unmöglich; mag man es mit HELDREICH (ex AscHersox in Ber. deutsch. bot. Ges. X [1892] 354) störend empfinden, dass classische, in der heutigen Volkssprache Griechenlands noch gebräuchliche Namen wie Cissus (#590 Epheu), Daphne (6#svr Lorbeer). Itea (ira Weide) für z. Th. aussereuropäische Gattungen ganz anderer Familien in die botanische Nomenclatur Eingang gefunden haben, so würde doch eine Revision nach dieser Riehtung die grösste Verwirrung in der heute einmal angenommenen wissenschaftlichen Nomenclatur der Pflanzen anrichten. Welchen Controversen die Deutung der alten Namen unterworfen ist, geht am klarsten gerade aus RuprecHr's Erörterungen bei gewissen Namen (z. B. bei Daucus) hervor. Wer nur einmal den Versuch gemacht hat, in die Botanik des classischen Altertums, über die es ja eine Reihe wertvoller Arbeiten giebt, einzudringen, wird bald vor dem undurchdringlichen Dunkel zurückscheuen, das die Aufklärung vieler Namen verhüllt. Selbst Sr. Lager, der gelehrte und geistvolle Verfasser mehrerer sich mit der Deutung der classischen Namen beschäftigenden Ab- handlungen, der in einer seiner Arbeiten!) nachweisen will, dass Vaeeinium und Ayaecinthus dasselbe sind und sich auf die Hyacinthe beziehen, scheut davor zurück, den Namen Vaceintum aus der botanischen Nomenclatur zu verbannen; er möge vorläufig gelten bleiben, ebenso wie viele andere, die ihre ursprüngliche Bedeutung nicht mehr besitzen, bis ein einflussreicher Reformator auf die An- nahme des Namens Myrtillus für jenen dringt. Schärfer tritt er für die Beseitigung historischer Irrtümer bei der Besprechung des von List ganz falsch angewandten Namens Nurdus ein?); er redet von einer „superstition de la priorite a Linnaeo“; ohne !) Sımr-Laser, La vigne du mont Ida et le genre Vacceinium (1896) 36. Ob sich nieht gegen die Auffassung des Verf. von der Identität der Namen bazıy)los und vaceinium philologische Bedenken erheben lassen? 2) Sımr-Lager, Grandeur et decadenee du Nard (1897) 26. — Natschia Bubani = Nardus L., s. oben. Die Nomenclatur der Gattungen in F. J. Ruprecht’s Flora Ingriea. 395 Frage neigt er dem Rurrzcrr’schen Standpunkte zu; für die Zukunft jedenfalls verdiene die Bildung neuer Namen für neue Genera den Vorzug vor der falschen Anwendung eines alten Namens, wie schon DE Canvorue u. a. betont hätten. Die Neigung, die der Tradition oft besser entsprechenden Namen der Patres wieder hervorzusuchen und an Stelle der Lmxt’schen zu setzen, ist in der Geschichte der nachlinneischen Systematik wiederholt hervor- getreten; wir finden sie besonders bei Apanson, ScoPoLı, MoOENCH, (GHLIBERT, LAMARCK,') S. F. Gray, und in neuerer Zeit bei den in diesen Zeilen etwas ausführlicher behandelten Autoren; diese em- pfanden eben wohl alle mehr oder weniger schwer die zahlreichen Ungenauigkeiten, die sich in Lmxt’s Werke eingeschlichen haben. Trotzdem bleibt aber doch die Einführung der binären Nomenclatur durch Linn& im Jahre 1753 der einzige feste Punkt für die Her- stellung einer einigermaassen einheitlichen Nomenclatur, und alles, was nicht im Sinne dieser Form geschrieben ist, müssen wir ab- lehnen. ©. Kuntze hat nicht erkannt, dass manche der Zeit- genossen Lmw£’s nicht auf dem Boden der binären Nomenclatur stehen, dass diese Autoren für uns den Patres gleichzuachten sind, deren Namen wir auch nicht annehmen, ja dass Liss&k in den Werken vor 1753 vorlinneisch ist; darauf hat wohl zuerst K. Schumann (in Naturwissensch. Rundschau 1892, p. 164—167) hingewiesen. Wie wenig O. Kunrze den nomenclatorischen Charakter gewisser Autoren, deren Namen er zur Geltung bringen will, ver- standen hat, das hat in jüngster Zeit ganz besonders I. Ursan (im Symb. antill. I [1898] 18) für den Fall P. Browne überzeugend dargethan. Auch RuprecHht hat den Gegensatz der Lisx®’schen Nomen- clatur zu der der Vorzeit nicht gebührend gewürdigt, wenn er auch die Vorteile der durch Liwxt angebahnten, damals so not- wendigen Reform nicht verkennt. Seinen Vorschlägen zur Aenderung der Nomenclatur wird man nicht beistimmen können. Aber sein Y) Fl. france. 1 (1793) p. LXXXIII: LD’invention des genres est d’un grand secours pour soulager la m&moire, en diminuant la somme des termes employes pour former les noms. Mais n’est-ce pas detruire l’avantage que l’on peut retirer de ces denominations communes ä plusieurs especes, que de convertir, comme a fait M. Linne, le nom de mays en zea, celui de syringa en phila- delphus, celui de jalapa en mirabilis, celui d’onagra en oenothera, celui de sali- caria en Iythrum ete.”? — Den Fall Syringa behandelt auch Ruprecht (Fl. Ingr. p. XIX). 326 H. Harms: Die Nomenclatur der Gattungen usw. Streben, in die Geschichte der Pflanzennamen einzudringen, die ein wichtiges Uapitel aus der Geschichte der systematischen Botanik bildet, verdient mit um so mehr Anerkennung beachtet zu werden, als man bei naturwissenschaftlichen Autoren so oft einen Mangel an historischem Sinn zu beklagen hat; und doch führt uns das Studium der Geschichte der Wissenschaft in vielen Fällen zu einer vorurteilsloseren, klareren Auffassung der zur Zeit geltenden An- schauungen. Für die systematische Botanik hat Ruprecmr wieder einmal auf die Leistungen der Patres hingewiesen, deren gerechte Würdigung durch eine Zurückweisung ihrer Nomenclatur nicht be- einträchtigt wird. XXVlM. Daucus Carota L. var. Boissieri Schweinfurth. (Violette Mohrrüben.) Hierzu 1 Tafel. Von L. Wıirtrmack-Berlin. Als ich im Herbst 1903 im einer Sitzung der Deutschen Botanischen Gesellschaft die Frage aufwarf, ob es denkbar sei, dab rotfleischige grünköpfige Rüben sich in gelbfleischige grünköpfige umwandeln könnten, konnte Niemand diese Frage beantworten. Es hat sich inzwischen auch herausgestellt, daß es rotfleischige grünköpfige Rüben gar nicht giebt. sondern daß nur in Frankreich die gelb- fleischige grünköpfige Möhre Carotte rouge a collet vert genannt wird. VırMmorIn, Les plantes potageres sagt aber ausdrücklich, die Farbe dieser Rübe sei orangegelb und sie heibe auf Deutsch orangegelbe grünköpfige. Bei der Gelegenheit teilte mein verehrter Kollege Herr Prof. Dr. Paun AscHErson mit, dab es in Aegypten ganz blutrote Mohr- rüben gebe. Ich bat ihn, mir, da er doch dahin reiste, solche zu beschaffen und hatte die Freude, am Neujahrstage 1904 auf seine Veranlassung von Herrn Prof. Dr. SchwEinFurrtH violette Mohr- rüben aus Kairo zu erhalten. Herr Baumschulbesitzer H. Kuırzına in Ludwigslust hatte die Freundlickkeit, hiervon eine farbige Ab- bildung zu machen (siehe T. 1557, Fig. 1 u. 3), wie er denn auch die übrigen Abbildungen mit gewohnter Gefälligekeit und Gewissen- haftiekeit auszuführen die Güte hatte. Herr Prof. SCHWEINFURTR schrieb mir zu seiner Sendung, dab die Carotten seines Wissens noch nirgends beschrieben worden sind, auber von Boısstıer in der Flora orientalis, der aber nur die Krautpflanze beschreibt und.sie als Daueus maxımus aufführt. Mit dieser in Algier wilden Art sei sie indeß keineswegs identisch. 328 L. Wırrmack Nach wenigen Wochen erhielt ich von Prof. SCHWEINFURTH wieder eine Sendung solcher Mohrrüben. Diesmal aber nicht aus Kairo, sondern aus Luxor. Sie waren im Gegensatz zu den ersteren dünner und fast vierkantig. Siehe Fig. 2u.4. Sie faulten bald und wir haben aus den vierkantigen Rüben keine Pflanzen erhalten. Zu der zweiten Sendung schreibt ScHhwEIinFurtH wieder: Die blühende, immer sehr procere Pflanze, die fast auf allen Feldern halb verwildert auftritt, ist von Boısster dem Daueus masımus Dest. zugeschrieben worden, welche Art aber in Algier neben der echten D. Carota spontan vorkommt und durch sehr gute beständige Merk- male sich von dieser ebensowohl unterscheidet, wie von der egyp- tischen Kulturvarietät. Er habe sie dort vielfach beobachtet. Diese Varietät müßte man var. gegyptiaca nennen oder Boissieri. Bo1ssIER hatte sie aber als wilde Pflanze aufgefaßt. Die Carotten von Luxor sind genau wie die Cairiner meist mehr oder minder kantig. Ich legte diese fast vierkantigen Mohrrüben am 5. Februar 1903 in einer Sitzung der vereinigten Ausschüsse für Blumen- und Gemüsezucht des Vereins z. Bef. d. Gartenbaues (Gartfl. 1903 S. 310) vor und führte als Merkwürdigkeit an, dab die rote Farbe der Rüben bei beiden ägyptischen Sendungen nieht durch Chroma- tophoren (Carotin) wie bei unserer gelben Mohrrübe, sondern durch roten Zellsaft bedingt ist. In der Farbe gleichen diese Mohrrüben ziemlich der roten Beete (roten Rüben), Beta vulgaris, doch ist das Rot mehr ins Violette spielend und daher möchte ich die Be- zeichnung violette Mohrrüben dafür wählen. Im Gegensatz zur roten Rübe ist auch das Fleisch nicht durch und durch rot, sondern nur die Peripherie und eine schmale Zone darunter. Allerdings geht bei der vierkantigen Mohrrübe aus Luxor die Färbung tiefer und zeigt sich auch im Centrum. Ich möchte aber gerade aus diesem Umstande folgern, dab die Rüben schon abgestorben waren und der rote Farbstoff nun durch das sefärbte Protoplasma bis ins Centrum hindurch diffundiert ist. Das Merkwürdigste war nun, dab ich fast eleichzeitige mit der ersten ägyptischen Sendung einen Brief des Herrn CARL SPRENGER in Neapel erhielt, der von einer Reise durch Spanien mir aus Valeneia unter dem 18. Dezember 1902 folgendes schrieb (Gartenfl. 1903 8. 195). „Auf den Feldern von Albufera sah ich, wie überall in der weiten Ebene (der Huerta von Valeneia S. 74), eine mir vollkommen neue und höchst merkwürdige Möhre. Sie hat sehr Daueus Carota L. var. Boissieri Schweinfurth. 329 viel Kraut, das breitgefiedert und verschieden von allen mir be- kannten Arten ist und als ganz vorzügliches Futter für Pferde, Mulos und Esel gilt. Die Rübe ist blutrot wie eine Beete, im Herzen wachsweiß, wird sehr lang und groß und ist halb aus der Erde wachsend. Das ist eine vorzügliche, reich- tragende Futtermöhre, deren Kraut und Rübe gleich vortreftlich sind. Sie wird im August in Reihen gebaut und über Winter, nach November, verfüttert.“ Das ist doch eine interessante „Duplicität der Fälle“, daß fast gleichzeitig aus Aegypten und Spanien solche blutroten oder violett- roten Mohrrüben bekannt wurden. Und man möchte sich fast fragen, ob nicht vielleicht diese Varietät von den Mauren aus Aegypten nach Spanien gebracht sei. Von Spanien aus ist diese Varietät aber auch weiter ver- breitet worden, denn Vırmorı sagt in Le Bon ‚Jardinier, Almanac pour l’annee 1750 (51. Jahrgang) Paris, Verlag der Librairie agricole de la Maison rustique I p. 307, nachdem er die verschiedenen Mohrrüben: rote lange, rote blasse von Flandern etc. aufgeführt hat, folgendes: „Die violette, eine merkwürdige, schöne Varietät, welche uns von Spanien durch Herrn Marquıs DE LA BENDANNA geschickt ist. Man muß zu dieser auch die Varietät rechnen, welche kürzlich unter dem Namen „Carotte noire de I’Inde* (schwarze indische) empfohlen (proposee) ist.“ Später, in Les plantes potageres, sagt Vırmorın, daß diese Sorte mehr für südliche Länder geeignet sei. Er führe aber noch jetzt eine Sorte „rouge sang“. Herr Ü. ScHÜTZMEISTER im Hause Ernst Benary schreibt mir, daß sein Haus Jahre hindurch eine violette Mohrrübe führte, sie aber seit einigen Jahren fallen ließ, da sie nicht mehr gehe. Auf meine Bitte, mir Samen zu schicken, schreibt Herr U. SPRENGER aus Neapel am 12. Februar 1903: „Ich werde Ihnen Samen der blutroten Möhren von Valencia verschaffen. Sie wird des Winters dort in der schönen, überaus fruchtbaren Huerta felderweis als Futterrübe angebaut; sie ist von einer Ueppigkeit, der es unsere Möhren kaum gleich tun. Dem Kraut nach, welches gleichfalls ein vorzügliches Grünfutter selbst für Pferde giebt, zu urteilen, ist es wohl kein Abkömmling der Daucus Carota L. oder so ähnlichen Spezies, sondern meiner An- sicht nach anderer Herkunft. Ich denke mir, die Mauren haben 330 L. Wirtmack auch diese Möhren wie so manche andere Kulturpflanze nach Valencia gebracht. Das Kraut des Feldes, das ich untersuchte, war fast 0,80 m hoch! (Die überwinterten ägyptischen wurden bei Herrn Krırzıns in Ludwigslust 1—1,5 m hoch, allerdings waren sie angebunden.) „Diese Rüben wachsen sehr hoch über der Erde, wie ich Ihnen auch wohl schrieb und schienen mir außerordentlich ertragreich.“ Herr Sprenger schreibt aber weiter: „Die blutrote oder violett- rote Farbe ist meines Erachtens erst in 2. Linie in Betracht zu ziehen, weil es blutrote oder violette Mohrrüben im Süden, auch hier in Neapel, regelmäßig unter den hier heimischen, viel Kulti- vierten Möhren, echtem Daucus Carota, giebt. Ich fand sie früher immer auf den Feldern der schönen gelben Möhre von Nocera in der Provinz Saleıno und glaube annehmen zu dürfen, dab jene Autoren, die Sie nennen, von derartigen Formen, die sich nach und nach bei mir als vollkommen konstant blutrot erwiesen, redeten. „Also wohl verstanden: Blutrote resp. violette Mohrrüben kommen auch unter gelben und roten echten, von Daueus Carota abstammenden Kulturformen wenigstens hier im Süden nicht selten vor und bleiben, wählt man die Samenträger aus, auch aus Samen ganz konstant.“ Ich muß gestehen, daß letzteres mir neu war. Ich habe darauf hin unsere Mohrrübenfelder gemustert, aber höchstens bei den weißen grünköpfigen Pferdemöhren mitunter oben am Kopf, wenn dieser etwas aus der Erde herausragt, einen violetten Anstrich cesehen. Herr Sprexeer ließ Samen aus Valencia kommen. Prof. Ascherson brachte selber solchen aus Aegypten mit. Beide wurden in dem ökonomischen Garten der Landw. Hochschule, ferner auf lem Versuchsfelde des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preuß. Staaten in Blankenburg, sowie drittens bei Herrn Kırrzıss in Ludwieslust ausgesäet. Die Pflanzen gediehen sehr out. schossen aber fast alle gleich in Saat. Nur die ägyptischen auf dem Versuchsfelde nieht, weil diese sehr spät im ‚Juni gesäet waren. Letztere bildeten auf dem Versuchsfelde in Blankenburg sehr schöne lange unverästelte aber dünne Wurzeln, dies vielleicht weeen diehten Standes. Sie unterschieden sich in der Form sehr vorteilhaft von der in Fig. 1 abgebildeten, die jeder Gärtner als „nieht marktfähig* bezeichnete. « Dauecus Oarota L. var. Boissieri Schweinfurth. 331 Ob die violetten Möhren aus Aegypten und Valencia, die sich beide äuberst ähnlich sind, eine andere Spezies darstellen als Daueus Carota, wage ich nicht mit Sicherheit zu behaupten. Ich habe im Kel. bot. Museum zu Berlin alle Daucus durchgesehen, aber wie schon von allen Autoren hervorgehoben, ist diese Gattung äußerst schwierig. Man findet wenig feste Anhaltspunkte. Die Blätter sind bei fast allen hier nur in Betracht kommenden weib blühenden Arten doppelt und dreifach gefiedert, aber die Form der Fiederchen wechselt nach der Stellung des Blattes am Stengel außerordentlich. Die Fiederchen der untersten Blätter sind meist breiter, die der obersten linealisch. Ich möchte vielmehr glauben, dab wir es nur mit einer Varietät der gewöhnlichen Mohrrübe zu tun haben. Der einzige Unterschied liegt in den Stacheln der Frucht. Diese sind nämlich alle mit Widerhaken versehen (glochidiati), während bei Daucus Carota die Widerhaken nur spärlich vorhanden und nicht zurückgebogen, sondern horizontal ausgebreitet, ja wie Herr Kıırzına fand, sogar manchmal aufwärts gerichtet sind. In dieser Beziehung und auch in Bezug auf den robusten Stamm kommen die ägyptischen und spanischen violetten Mohr- rüben am nächsten dem Daucus maxımus Desf. Wırukonn, Flora hispanica Ill p. 21 sagt von dieser: „Unterscheidet sich von Daueus Carota durch kräftigeren höheren Stengel (3—5 Fuß lang), größere untere Blätter von dreieckigem Umriß, mit breiteren elliptisch eiförmigen Fiederchen, größerer Dolde, eine Hülle, die fast so lang ist als die Dolde, ungleichere Blättchen der Hülle, größere Strahl- blumen und verhältnibmäßig kleinere Frucht.“ Man sieht, das sind sehr kleine Unterschiede und diese zeigen sich nicht einmal immer bei den im Berliner bot. Museum als D. maxzimus bestimmten Exemplaren. Die Größe der Blumen ist bei den Daucus-Arten überhaupt wechselnd, je nach dem sie zwitterig oder einhäusig (polygamisch) sind. Die beiden in Rede stehenden hatten sehr kleine Blumen, ähnelten in der Hinsicht Daueus parviflorus, auch wegen der ungleich langen Doldenstrahlen, aber ich glaube kaum, daß das eine gute Art ist. (ranz auffallend ist übrigens der Unterschied in den Strahlen- blüten unserer wilden D. Carota und der Kulturformen, die bei uns gebaut werden, wie ich bei dieser Gelegenheit fand (vergl. Fig. 6a u. b mit Fig. 7). 332 L. Wırrmack: Daucus Carota L. var. Boissieri Schweinfurth. Bis auf weiteres muß ich die ägyptische Mohrrübe und die aus Valencia als eine Varietät von der Daueus Carota ansehen, wenn wir nicht die Widerhaken, die allerdings auch bei südeuro- päischen Kulturformen von Daucus Carota nicht nach innen gekehrt sind, als durchgreifenden Unterschied ansehen wollen. Ich schließe mich damit also der Ansicht SchwEixFrurtH's an, welcher wie oben angeführt sagt, die Pflanze müßte var. gegyptiaca oder Boissieri heißen. Ich wähle den letzteren Namen und möchte in meinem hochverehrten Freunde den Autor der Pflanze sehen und nenne sie daher Daucus (arotaL. var. Boissieri G. Schweinfurth. Figurenerklärung. 1. Violettrote Mohrrüben aus Kairo. 2. Desgl. aus Luxor, fast 4kantig, 3. Querschnitt durch 1, 4. desgl. durch 2. 5. Dolde der aus 1 entstandenen Pflanze. 6. Blüten einer der hiesigen kultivierten Daueus Carota, 7. desgl. einer der hiesigen wilden, 8. Blüten der ägyptischen Mohrrübe. 9. Desgl. aus Valencia. 10. Frucht der hiesigen Mohrrübe. 11. Desel. der ägyptischen (die spanische ist ebenso). 12. Querschnitt durch die Frucht der hiesigen, 13. desgl. durch die der ägyptischen Möhren (vergrößert). XxXVMl. Enarthrocarpus Iyratus DC. Eine Art der altägyptischen Flora, nebst einigen Bemerkungen über den Bau der Frucht von JOHANNES BucHnwaAuDv-Berlin. Mitteilung aus der Versuchsanstalt des Verbandes deutscher Müller an der Kegl. landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin. In letzter Zeit war ich mit der Untersuchung einer Probe altägyptischen Emmers beschäftigt. Einen Teil der Resultate meiner anatomischen Untersuchungen an diesen Getreidekörnern habe ich in der Zeitschrift für Untersuchung der Nahrungs- und Genußmittel unter dem Titel „Botanische und chemische Untersuchungen an prähistorischen Getreidekörnern aus alten Gräberfunden“!) veröffent- licht. Die Probe befindet sich in dem Besitz des Museums der Kgl. landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin durch Schenkung des Herrn Prof. GEORG SCHWEINFURTH. Der von der Hand des genannten Gelehrten geschriebene Originalzettel lautet: „Iriticum dieoecum Schr. (Emmer) aus einem Grabe der XVIII. Dynastie, zwischen Assassif und Der-el-bahari, Theben; 1888 von Masprro gefundener Vorrat. Leg. 1899. G. ScHwrra.“ Meines Wissens ist über den vorliegenden Fund von alt- ägyptischem Emmer, dessen Alter also auf etwa 4000 Jahre (die XVIII. Dynastie liegt um 1700 v. Ch.) zu schätzen ist, bisher nichts veröffentlicht, aber ich glaube es für sicher hinstellen zu dürfen ? !) Ö. Braum u. J. Buchwarn, Botanische und chemische Untersuchungen an prähistorischen Getreidekörnern aus alten Gräberfunden. I. Zur Kenntnis der Kleberzellen und der Kleberverteilung in den Getreidekörnern. 1904, Heft 1. | 334 JOHANNES BUCHWALD daß die Probe echt ist und zweifellos Überreste aus der alt- ägyptischen Pharaonenzeit darstellt; dafür bürgen die genannten Namen @. SCHWEINFURTH und MASPEROo. Die untersuchte Probe besteht aus meist eanz unverletzten sehr gut erhaltenen Emmerkörnern, welche stark gebräunt sind; bei einigen ist der Keim ausgebrochen oder der Bart abgerieben; bei einigen wenigen ist auch die Schale bis. auf den Mehlkörper abgestoben und abgerieben. Die Bräunung geht durch und durch, sodaß auch das Innere dunkelrotbraun gefärbt ist. Die Größe der altägyptischen Emmerkörner ist folgende: Durchschnitt. Größte Körner. Kleinste Körner. Länge: 6,5 mm 72—7,5 mm 4,8 mm Breite: 3,1 mm 3.2—3,6 mm 2,2 mm Höhe: 25 mm 2,5—2,8 mm 1,5 mm Als Beimischungen enthält die Probe: einige ganze Emmer-Ährchen und lose Spelzen, ein Gerstenkorn, zahlreiche Stücke der Ährenspindel, zahlreiche Grannenstücke, einige Fragmente der Frucht eines Getreideunkrautes. Die letzteren sollen der Gegenstand dieser Abhandlung sein. Schon bei der ersten Durchsicht der Emmerprobe bemerkte ich einige Stücke einer Cruciferenfrucht, welche mich an die Glieder- schoten von Raphanus raphanistrum 1. lebhaft erinnerten, jedoch waren die Glieder flach mit nur schwach hervortretender Längs- streifung und nicht rund, wie die tonnenförmigen Glieder des Hederichs. Letztere hatte ich bereits einmal unter prähistorischen Pflanzenresten gefunden; dort handelte es sich aber um verkohlte Pflanzenfunde deutschen Ursprungs.') Von meinem Funde erzählte ich eines Tages gelegentlich eines (respräches über die Emmerkörner Herrn Professor P. ÄASCHERSoN. Sofort erklärte dieser vorzügliche Kenner der altägyptischen Flora und Erforscher der nordafrikanischen Flora, es werde sich nicht um Paphanus raphanistrum?) handeln. Letztere Pflanze finde sich ron — !, L. Wirtmack u. J. Buchwarp, Pflanzenreste aus der Hünenburg bei Rinteln a. d. Weser und eine verbesserte Methode zur Herstellung von Schnitten dureh verkohlte Hölzer. Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft. Bd. XX. 1902. 8. 21—31. °) Nach V. Lorer, la Flore pharaonique d’apres les documents hierogly- phiques et les speeimens döcouverts dans les tombes, Paris 1892 S. 108 sind Enarthrocarpus Iyratus DE, 335 zwar auch jetzt in Ägypten, sei aber äußerst selten. Wahr- scheinlich handle es sich um ein anderes, auch zur Jetztzeit recht häufiges Unkraut aus der Familie der Cruciferen, das mit dem Hederich nahe verwandt sei, nämlich um Znarthrocarpus Iyratus D.C. Herr Prof. P. Ascuherson hatte nunmehr die große Liebens- würdigkeit, die Schotenfragmente zu identifizieren. Er schrieb mir hierzu am 10. Dezember v. J.: „Ich habe erst gestern Zeit gefunden, die mir übergebenen en mit Znarthrocarpus Iyratus zu vergleichen und bezweifle nicht ihre von mir schon im Voraus vermutete Identität mit dieser Art.“ Ferner wurden mir durch Vermittelung des Herrn Professor P. AscHerson auch aus der Sammlung des Kgl. botanischen Museums zwei Herbarbogen zur Verfügung gestellt. Die eine Herbarpflanze von AscHERsoN selbst auf seiner dritten Reise nach Ägypten am 31. Dezember 1879 bei Cairo in dem bekannten Garten des Marien- baums in Matarieh gesammelt, die andere von Dr. KLUNZInGER ge- sammelt als „Schortam* einheimisch genannt, aus der Umgebung der Hafenstadt Koser am Roten Meer im Ambagital, wohin die Pflanze vom Niltal eingeschleppt war. Auch die Notizen zu dem zweiten Exemplar sind von der Hand AscHersow’s geschrieben. | Die Herbarpflanzen sind z. T. fruchtende Exemplare, und ein Vergleich der rezenten Schoten mit den altägyptischen Fragmenten läßt keinen Zweifel an der Zusammengehöriekeit beider Pflanzen übrig. Die Zahl der von mir gefundenen Fruchtfragmente von Enar- throcarpus Iyratus beträgt 11, welche Fig. 1 in natürlicher Größe darstellt. Reihe a zeigt 7 Basalstücke der Fruchtschote, Reihe b 2 Mittelstücke und Reihe e 2 Apicalstücke derselben. Die Basalstücke messen 5',—7 mm Länge, 1?/,—3 mm Breite (von Naht zu Naht) und 1Y/,—1'/, mm Dicke und bestehen sämtlich aus zwei Gliedern, dem Basalglied der Gliederschote und- dem vordersten Mittelglied. Das erstere scheint zuweilen keinen reifen Samen zu entwickeln und wird dann stielartig dünn, bei zwei der alten Schotenstücken sowie bei den meisten rezenten Schoten hatten aber auch die Basalglieder reife Samen entwickelt. Bei dem sehr nahe verwandten Raphanus raphanıstrum ist dagegen das Basal- slied der Schote gewöhnlich steril. jedoch Raphamus raphanistrum-Reste von Unger aus der Pyramide von Dashur beschrieben. 336 JOHANNES BUCHWALD Die beiden antiken Mittelstücke bestehen ebenfalls aus je 2 Gliedern. Sie messen zusammen 7 mm Länge, 2"/,—3 mm Breite und 2'/, mm Dicke. Von den beiden apicalen Schotenstücken besteht das eine aus dem obersten Mittelglied der Schote und dem Endglied, welches keinen Samen entwickelt, sondern einen kurzen Schnabel der Frucht bildet. Zusammen sind beide 8'/, mm lang, das andere Stück besteht nur aus dem Endglied und mißt 5'/,;, mm Länge. Sämtliche Stücke sind gebräunt, von der Farbe der Emmer- körner; sie zeigen eine feine Längsstreifung und sind an den Bruch- stellen der Schotenglieder etwas angeschwollen, sodaß nicht in der Höhe der Samen der größte Umfang, sondern in den dazwischen liegenden Querriegeln die größte Dicke der Schoten liegt. Dasselbe ist bei den rezenten Schoten der Fall. Es mögen hier zunächst einige Bemerkungen über den Bau der reifen Frucht von Enarthrocarpus Iyratus folgen. Die ganze Schote wird 25—30 mm lang und besitzt S—10 Glieder. Das Basalglied entwickelt meist einen reifen Samen, das Apicalglied dagegen nicht. Das Interessanteste an einer Crueiferenfrucht ist das Verhalten des Septums. In der reifen Frucht typischer Crueiferen, als deren Beispiel ich Zruca sativa anführen möchte, bildet das Septum eine große papierdünne durchscheinende Lamelle, welche innerhalb des Septums der Schote ausgebreitet ist und den Hohlraum derselben in zwei Fächer teilt. Es gibt aber eine große Anzahl Uruciferen- früchte, welche bezüglich des Septums von diesem Verhalten ab- weichen. E. Haxnıc!) hat die abweichenden Gattungen nach den Abänderungen in vier Gruppen gebracht, von denen die erste Früchte mit scheinbar fehlendem Septum umfaßt. Er rechnet hierher Neslea panieulata, Bapistrum vugosum, Raphanus sativus und R. rapha- nistrum, Cakile maritima, Aethionema Buxbaumti. Da die nächsten Verwandten unserer Gattung, wie ARapistrum und Baphanus zu (dieser Gruppe gehören, so ist man geneigt im Voraus zu vermuten, dab auch die Gattung Enarthrocarpus hierher zu stellen sei. Wie wir aber später sehen werden, hat sie mit den genannten Ver- wandten in der Septumbildung nichts gemeinsam. Nach E. Hansıs besteht das Merkmal der scheinbar septum- losen Orneiferenfrüchte darin, daß sie einfächrig werden, indem jedes- ') E. Haysıs, Untersuchungen über die Scheidewände der Orueiferenfrüchte. Bot. Zeitung. Leipzig. Bd. 59. 1901. S. 231, Enarthrocarpus lyratus DC. 337 mal nur auf einer Seite des Septums ein Same ausgebildet wird, welcher den Fruchtknotenquerschnitt ganz ausfüllt und so das Septum fest an die andere Seite der Fruchtwand andrückt. Die kleine zusammengedrückte kugelförmige einsamige Schlieb- frucht von XNeslea panieulata zeigt auf der Innenseite der Frucht eine matte und eine glänzende Hälfte. Der Glanz rührt von dem papierdünnen Septum her, welches dieser Seite fest angedrückt ist. Bei Rapistrum rugosum ist die Frucht zweigliedrig. Beide Glieder enthalten je 1 Samen. Das Septum ist vorhanden als ganz dünnes Häutchen, welches im unteren Fach der einen (z. B. rechten) Fruchtwand fest anliegt, im oberen Fach der gegenüberliegenden (d. linken) Fruchtwand angedrückt ist. In den Schoten von Raphanus sativus und R. raphanıstrum verläuft das Septum wellenartig zwischen den übereinandergereihten Samen hindurch, wobei es abwechselnd der einen oder der anderen Seite der Fruchtwand angedrückt ist. Der Verlauf des Septums bei Raphanus ist genau von H. Horrmann!) beschrieben und abgebildet. Bei Cakile maritima besitzt die Frucht zwei einsamige Glieder, die innere Fruchtwand ist in beiden Fächern mattglänzend, auf der einen Seite jedoch von einem dünnen Häutchen, dem Septum bedeckt. Bei dethionema Buxbaumiı endlich werden in dem jungen Fruchtknoten das Septum ausgebildet und zwei Ovula angelegt. Nach der Befruchtung wird aber nur eins der beiden Ovula ausgebildet, dieses drängt das Septum zuerst auf die Seite und zerreißt es dann, das Septum zerfällt. Derartige Verhältnisse, wie oben bei Rapistrum und Raphanus und den übrigen von Hanni genannten Arten finden wir bei unserer Art in der Septumbildung nicht. Betrachten wir daher die Ver- hältnisse bei Enarthrocarpus Iyratus. Ein Längsschnitt (s. Fig. 2) senkrecht zur Ebene der Verwachsungsnähte der beiden Frucht- blätter zeigt, daß gleichsam eine Reihe von selbständigen einsamigen Früchtcehen aneinandergereiht ist. In den geöffneten Teilgliedern ist mit bloßem Auge von einem Septum nichts zu sehen. Jedoch in den Querriegeln (Fig.24q) ausgespannt zwischen zwei benachbarten Teilfrüchtehen bemerkt man eine Haut (Fig. 2e), die man als das Septum anzusehen geneigt ist, merkwürdiger Weise aber sieht man solches Septum nicht in dem hohlen Schnabelgliede Die nähere Untersuchung zeigt aber bald, dab wir es in den beobachteten ı) H. Horrmann, Über Raphanus-Früchte. Bot. Zeitung, Leipzig Bd. 30 1872 S. 481—487. 5) Ascherson, Festschrift. 22 338 JOHANNES BUCHWALD Häuten nicht mit Septen zu tun haben. Ein Septum fehlt der reifen Enarthrocarpus-Gliederschote vollständig. Die Samen sind länglich, zylindrisch, im Längsschnitt ellipsoid (Fig. 2s). Die Innenwandung des sie umgebenden Fruchtwandteiles ist auf beiden Seiten glänzend. Gebildet wird die Hülle durch Verwachsung der Endocarpien rings um den Samen herum (Fig. 2h). In Querschnitten sieht man, dab dem feinen farblosen Endocarp eine einreihige Zellschicht glatter gelblicher Hartfasern folgt. Vom Septum läßt sich auch mikroskopisch nichts entdecken. Der Hart- faserschicht liegen auben die farblosen Zellen des Mesocarps an, AIE a I 3 "4 Antike Fruchtfragmente von Enarthrocarpus Längsschnitt durch zwei Teilglieder der Iyratus DC. a Basalstücke der Gliederschoten, Schote von ZEnarthrocarpus Iyratus DU. b Mittelstücke, ce Apikalstücke. s Same, h Hartfaserschicht, m Mesocarp, 1 Lakunen, e Endocarp, q Querriegel. welche in den ersten Zellschichten auch noch verdickt sind und die Festigkeit der Schließfrucht vermehren helfen. Das übrige Mesocarp-Gewebe (Fig. 2m) ist lockerer und auf jeder Seite der Schließfrüchtehen von 4 weiten Luftkanälen durchzogen, die in der Richtung der Fruchtaxe verlaufen; ferner ziehen in dem Mesocarp dieht unter dem strohigen Exocarp die Gefäßbündel der Frucht- klappen hin. In den zwischen den hintereinandergereihten Teil- gliedern liegenden (Querriegeln schließen die Luftkanäle zu großen l,akunen zusammen (Fig. 21), so daß hier das Mesocarp ganz schwindet und nur das dünne Exocarp mit den anliegenden Gefäbbündeln und die beiden Endocarpien in der Mitte (Fig. 2e) vorhanden sind, welch letztere die Trennungswand zwischen den beiden Lakunen bilden und leicht verwechselt werden können mit einem Septum, wie bereits schon bemerkt ist. Es ist jedoch auch hier vom Septum Enarthrocarpus Iyratus DC, 3939 keine Spur vorhanden; beide Endocarpien sind frei von einander, so daß zwischen ihnen das eigentliche Fruchtknoteninnere liegt. In den Querriegeln erfolgen die Brüche der Gliederschote. In Gliedern, in denen der Same fehlgeschlagen ist, ist der Bau der Fruchtblätter ganz normal, auch hier findet sich keine Scheidewand, was bei der Existenz einer solchen zu erwarten wäre. Wenn z.B. bei Neslea paniculata der Samen fehlschlägt, so findet sich in der tauben Frucht ein typisches Septum. Demnach ist Enarthrocarpus in der Septumbildung von den nächst verwandten Gattungen abweichend und in die vierte von E. Hannıg aufgestellte Gruppe zu setzen. Diese Gruppe charakteri- siert HansıgG durch Früchte mit teilweise oder ganz fehlenden Scheidewänden. Dazu gehören Urambe maritıma, Calepina Corvini, Myagrum perfoliatum, Peltaria alliacea, Olypeola ionthlaspi, Isatis tinetoria. Bei allen ist jedoch in der Jugend eine Septumanlage vorhanden, die aber entweder nicht zur weiteren Entwickelung kommt oder aber das Septum wird von den sich entwickelnden Ovulis zerstört. In der reifen Frucht ist kein Septum vorhanden. Bei Enarthrocarpus Iyratus verhält es sich in der Septumanlage höchst wahrscheinlich genau ebenso. Diese Frage bedarf jedoch der weiteren Untersuchung. Unter den Pflanzenfunden aus dem alten Ägypten wird Enarthro- carpus Iyratus in der Literatur bereits genannt. G. SCHWEINFURTH!) selbst berichtet hierüber. Nach ihm zeitigten Ausgrabungen, welche von SCHIAPARELLI in Gräbern in Dra-Abu’'n-Neega vorgenommen wurden, 40 Arten von Pflanzen. Ein Teil dieser Reste stammen aber aus verhältnismäßig modernen Wohnstätten her, welche spätere (senerationen in den Höhlen der alten Gräber eingerichtet hatten. Sie könnten deshalb nicht zu den Resten gezählt werden, welche uns Beiträge der alten Flora liefern. Hierzu rechnet ScHwEINFURTH z. B. die Kapseln von Sesamum indieum, von denen SCHIAPARELLI eine grobe Anzahl gesammelt hat, die Samenkapseln zeigen deutliche Spuren des Dreschens. Einen augenscheinlichen Beweis für neueres Dreschen böten uns einige leere und zerschlagene Hülsen der ägyptischen Lupine, Zupinus Termis, die SCHIAPARELLI in Dra- Abu’n-Negga aufgefunden hat. Zweifelhaft erscheinen SchwEINFuRrTH 1) @, SCHWEINFURTH, in Engler’s Jahrbücher Bd. VIII 1887 S. 5. 29* 340 Jomannes BucHhwALp: Enarthrocarpus lyratus DC. ferner Samen von BRieinus communis L., Linum humile Mill... der ägyptischen Melone, Zwiebel, Knoblauch, Pfahlerbse. Von neuerem Dreschen rühren nach ScHhwEisrurtHn auch her unter anderem: Lens esculenta, Enarthrocarpus Iyratus, von dem eine Schote sich unter den in den Gräbern von Dra-Abu’n-Negga eefundenen Resten befand, einige Rispen eines noch jetzt auf den Feldern Ägyptens vorkommenden Unkrautes, Koeleria phleoides, Rhizome von Cyperus u. a. m. Diesen von SCHWEINFURTH mitgeteilten Fund einer Schote von Enarthrocarpus Iyratus nennt auch Vıcror Lorrr!) in seinem Werke über die Pharaonische Flora. Er erwähnt ferner noch weitere Fragmente von Enarthrocarpus Iyratus, welche SCHWEINFURTH iM einem Grabe in Theben gefunden habe, aber selbst für nicht antik erkläre. Außer diesen beiden zweifelhaften Funden von Einarthrocarpus Iyratus ist über die Pflanze in der Literatur nichts weiter berichtet. Durch das Auffinden von Schotenfragmenten in der eingangs genannten zweifellos authentischen Probe altägyptischen Emmers ist nunmehr die Pflanze als echtes Mitglied der altägyptischen Flora sichergestellt. Heute ist die Pflanze nach Aschersox’s mündlicher Mitteilung ein häufiges Unkraut auf kultiviertem und unkultiviertem Boden Ägyptens, soweit das Gebiet des Niltals reicht. Wie wir oben sahen, wurde sie auch nach der Küste des roten Meeres durch den Verkehr aus dem Niltale verschleppt und dasselbe ist im den Oasen der libyschen Wüste der Fall, wo Ascuerson die Pflanze ebenfalls angetroffen hat. !) V, Lorer, La Flore pharaonique d’apr&s les documents hieroglyphiques et les speeimens d&couverts dans les tombes. Paris 1892 S. 109, XIX. Beitrag zur Rubusflora der Provinz Schlesien. Von F. SrrıisıunE- Inowrazlaw. Die Provinz Schlesien gehört seit langer Zeit zu den botanisch am besten erforschten Gebieten; selbst die schwierigen Gattungen Rubus, Hieracium und Salix sind hier schon früh sorgfältig beobachtet worden. Was die erste anlangt, von der im folgenden allein die Rede sein soll, so hat KorHuer die bei Schmiedeberg wachsenden Formen dieser Gattung nicht weniger scharf unterschieden als WEıHE die bei Mennighüffen in Westfalen vorkommenden, weshalb auch seine Beobachtungen in den von WEIHE und NEES von EsENBECK 1822 bis 1827 herausgegebenen „Rubi Germanici“, „dem Fundamental- werke für die Kenntnis der deutschen Rubi“, in ausgedehntem Maße berücksichtigt worden sind. Auf seinen Beobachtungen be- ruhen auch zum Teil die Angaben in der 1824, also schon mehrere ‚Jahre vor Abschluß des oben genannten Werkes, von GÜNTHER, (GRABOWSKI und WIMMER verfaßten „Enumeratio stirpium phanero- gamarım, quae in Silesia sponte proveniunt“. Hier werden (S. 85ff.) 18 schlesische Brombeerarten aufgezählt. Fünf Jahre später (1829) beschreiben WImmeEr und GRABOWSsKI in ihrer „Flora Silesiaca“ bereits etwa 25 Arten, und ebenda bietet WEIHE kurze Beschreibungen von 30 (größtenteils mit den oben erwähnten 25 Arten identischen) Formen, die er jedenfalls von KoEHLER er- halten hat. In der dritten Bearbeitung der Wımmer’schen „Flora von Schlesien“ (1857) schrumpft die Zahl der schlesischen Rubi infolge Zusammenziehung von Arten wieder auf 18 zusammen, wird aber 1881 von FıEk in seiner „Flora von Schlesien“ auf etwa 25 und in der 1889 erschienenen Exceursionsflora auf etwa 27 angegeben und beträgt 1898 nach Schube in dessen Schrift „Die Verbreitung der Gefäßpflanzen in Schlesien“ etwa 38 und 342 F. SpriBIttE 1903 in seiner neuen aber ebenso betitelten Schrift, wenn man ' nicht bloß die nummerierten Formen zählt, sondern alle, die als Arten gelten können, etwa 70.) Schlesien besitzt indes ohne Zweifel erheblich mehr Arten; zu dieser Annahme berechtigen uns seine Lage und die mannigfaltige Gestalt seiner Oberfläche. Es sind auch bereits von verschiedenen Beobachtern neue Formen entdeckt worden, aber noch nicht zur Veröffentlichung gelangt. Einige dieser neuen Formen sollen im folgenden beschrieben werden. Diese habe ich teils allein, teils in Gemeinschaft mit Herrn FiGerr - Liegnitz beobachtet, teils sind sie von diesem allein eefunden worden. Ich weiß wohl, daß den neuen Formen, nament- lich wenn sie nur an einem einzigen Orte gefunden worden sind, kein besonderer Wert beigemessen wird; ich bin indes der Meinung, dab solche Formen für ein engeres Gebiet, wie es eine Provinz ist, stets von Wichtigkeit sind. Die neuen Namen haben selbst- verständlich nur ad interim Geltung, weil es immerhin sein kann, dab die eine oder die andere dieser Formen schon früher einen Namen erhalten hat. Rücksichtlich der Ordnung der Formen habe ich mich möglichst an Dr. Fockes neueste Bearbeitung der Gattung in ASCHERSON & GRAEBNER Synops. der mitteleur. Fl. (VI) gehalten. So leicht es ist, eine Brombeere zu beschreiben, so schwer ist es oft, sie richtig einzureihen und von den verwandten Formen abzu- grenzen; ich mub deshalb um Nachsicht bitten, wenn ich in letzterer Hinsicht hier oder da fehlgegriifen habe. Rubus Altipratensis m. Schößling niedrigbogie, stumpf- kantig, wenig behaart, mit zahlreichen wenig ungleichen, etwas rückwärts geneigten Stacheln von mittlerer Größe und hier und da von einer Stieldrüse oder einer kurzen Nadel besetzt. Blätter auf 5 bis 8’), em langen Stielen, meist fußförmig 5zählig, aber auch 3zählie, und bei einzelnen 5zähligen ist das Endblättchen auf der einen Seite oder auf beiden Seiten gespalten, so dab das Blatt mitunter 7zählie wird (mit gefiedertem oberen Teile). Stiele und Stielehen wie der Schößline bekleidet, die Behaarung ist jedoch stärker, bisweilen auch die Zahl der kurzen Nadelstacheln größer. Nebenblätter fädlich, mit eimigen kurzen Stieldrüsen. Blättchen dunkelgrün, unten etwas heller, oben striegelhaarig, unterseits dünn behaart, am Rande doppelt gesägt, das Endblättchen, dessen !) Genaueres über diese Zahlen hoffe ich bei einer anderen Gelegenheit mitteilen zu können. Beitrag zur Rubusflora der Provinz Schlesien. 343 Stielehen höchstens 3°/, em lang ist, bald eiförmig, von der Mitte an zugespitzt, bald breit elliptisch bis verkehrt-eiförmig — fast rundlich — mit kürzerer Spitze, äußere und innere Seitenblättchen ziemlich lang gestielt. Blütenzweige ähnlich bewehrt und bekleidet wie der Schößling, nur sind die Stacheln stärker rückwärts geneigt und die Stieldrüsen und Nadelstacheln schon am unteren Teile ziemlich zahlreich, und nach oben zu nehmen sie an Zahl zu, so dab sie im Blust ganz dicht stehen. Sie sind ungleich, aber doch im ganzen kurz, nur die längeren überragen die kurze, abstehende Behaarung. Blätter meist 3zählig, doch manchmal mehrere 5- oder auch +zählig mit verkehrt-eiförmigem Endblättchen. Der Blüten- stand ist mäßig lang, schmal, etwa bis zur Mitte oder auch darüber durchblättert, die Stützblätter der oberen Ästchen 3spaltig mit langem Mittelzipfel; die unteren Ästchen aufrecht abstehend, die oberen mehr abstehend, alle kurz oder ziemlich kurz, meist 3blütig (fast dichasisch). Blüten klein, Kelchzipfel außen graugrün (mehr erün als grau), heller gerandet, mit zahlreichen Stieldrüsen und Stachelchen besetzt, auf der Innenseite weißlichgraufilzig, an der Frucht aufrecht; Kronblätter verkehrt eiförmig, weiß; Staubgefäße so lang wie die Griffel, teilweise jedoch, wie es scheint, kürzer als diese; Fruchtknoten nur mit wenigen Härchen besetzt; Frucht klein, schwarz. Nur im Walde bei Hohenwiese unweit Schmiedeberg, links vom Wege nach der Buche, wo mehrere Exemplare an einem Bächlein einen längeren Busch bilden. 7. 8. Könnte wohl ein Bastard mit Rub. Guentheri sein, aber welche Art soll der andere Parens sein? Übrigens ist auch der schattige Standort der Ent- stehung von Hybriden nicht günstige. Die Form erinnert an R. Trevirani, ist aber schon durch den Drüsenreichtum des Blustes deutlich davon unterschieden. Ich stelle ihn zu den Sub-@landulosı, obwohl er nicht alle Merkmale derselben besitzt. R. parviflorus Figert in litt. Schößling ziemlich schwach, rundlich, grün bis braun, wenig behaart, mit ziemlich zahlreichen kurzen und schwachen, rückwärts geneigten Stacheln, sehr zer- streuten, bald kürzeren, bald längeren Stieldrüsen bestanden. Blätter meist fußförmig 5zählig mit sehr kurz gestielten äußeren Seiten- blättchen; Nebenblätter fädlich. Blättchen ziemlich hellerün, unter- seits etwas bleicher, oben schwach- striegelhaarig, unten auf den Adern behaart, alle Blättchen nach unten keilförmig verschmälert, im ganzen aber rhombisch. Diese Gestalt zeigt das ziemlich breite 344 F. SprisıLLe Endblättchen am deutlichsten. Der Rand der Blättchen ist doppelt — fast eingeschnitten — gesägt. Blütenzweig ziemlich dicht kurz behaart und mit zerstreuten schwachen, nach unten geneigten Stacheln und zahlreichen kürzeren und längeren Stieldrüsen und Nadeln bestanden. Blätter 3zählig mit kurz gestielten Seiten- blättchen, das oberste Blatt öfter einfach. Endblättchen wie die der Schößlingsblätter gestaltet und gesägt. Blust schmal und lang, etwa die 3 untersten Ästehen in den Achseln der obersten Blätter, die übrigen, zahlreicheren, nur von lanzettlichen, mitunter 3 spaltigen Deckblättehen gestützt. Die untersten Ästehen tragen 3 bis 4 Blüten, die weiteren 3, die obersten 2 oder nur eine. Blüten klein. Kelch- zipfel außen eraufilzig mit kurzen Stieldrüsen bestanden, an der Frucht. wie es scheint, abstehend; Kronblätter schmal verkehrt- eiförmig, weiß. Staubgefäße kaum so lang oder wenig länger als die Griffel; Fruchtknoten kahl; Frucht wohl klein und schwarz. Großer Hau, von Fıcrrr an 2 Stellen beobachtet. 7. 8. FRIDERICHSEN meint, daß es eine zufällig abweichende Form des R. foliosus sein könnte, deshalb steht er hier unter den Radulae, Der Blütenstand sieht allerdings fast genau so aus wie bei A. foliosus, aber der Schößling zeigt, wie FRIDERICHSEN selbst bemerkt, eine sehr abweichende Bekleidung, auch sind die Blättchen anders ge- staltet als die des AR. foliosus. Weitere Beobachtung wird ihm wohl einen anderen Platz im System anweisen. R. Holzfufii m. Schößling niederliegend, rundlich, meist kahl, mit mehr oder minder zahlreichen wenig ungleichen, zusammen- gedrückten, etwas geneigten, dünnen Stachen von kaum mittlerer Größe und dazwischen mit mehr oder minder zahlreichen meist kurzen Stieldrüsen und einigen oder auch ziemlich vielen Stachelchen besetzt. Blätter fünf- und dreizählig; Nebenblätter linealisch. Blatt- stiele 5 bis 8 em lang, auf der oberen Seite bis über die Mitte hinanf gefurcht, wie die Stielchen, kurz behaart und mit Stacheln, Stieldrüsen und Nadeln bestanden. Stielehen der äußeren Seiten- blättehen von nur mäßiger Länge; die der inneren ziemlich lang. Blättchen beiderseits grün, auf der Unterseite bleicher, oberseits kahl, unterseits dünn anliegend behaart. Endblättchen 2", bis 3 mal so lang als sein 2"/, bis fast 4 em langes Stielchen, meist verkehrt eiförmig, doch auch schmal elliptisch, ziemlich lang ge- spitzt, am Grunde herzförmig, am Rande wenigstens in der oberen Hälfte doppelt, in der unteren zum Teil einfach gesägt. Blüten- zweie unten wenie behaart, je weiter nach oben, desto dichter und Beitrag zur Rubusflora der Provinz Schlesien. 345 auf den Ästchen des Blustes sogar schwach graufilzig; die Stacheln im Blust sehr düun, dazwischen zahlreiche Nadeln und Stieldrüsen, die Stieldrüsen etwas ungleich, aber doch meist kurz. Blätter 3zählig, das oberste öfter einfach; Blättchen lang wie am Schöb- ling, etwas tiefer gesägt. Blust meist lang und gleich breit, nur bisweilen nach oben verjüngt. Die unteren 3 bis 4 Ästchen in den Blattachseln, die übrigen mit 3spaltigen Stützblättchen, deren Mittel- zipfel oft ziemlich breit ist. Die Ästchen aufrecht abstehend; an den untersten zähle ich 4 Blüten, wovon oft je eine neben dem Ästehen aus der Blattachsel zu entspringen scheint, während die 3 anderen an schwächeren sonnenständigen Exemplaren fast je ein Dichasium bilden, an stärkeren Schattenexemplaren jedoch weiter aus- einander rücken; an einigen weiteren Ästchen befinden sich 3 Blüten, an den übrigen 2 oder nur eine. Kelchzipfel außen graufilzig, etwas zottig behaart, am Rande heller, an der Frucht zurückgeschlagen, teilweise jedoch, wie es scheint, abstehend; Kronblätter länglich verkehrt-eiförmig, weib. Staubgefäbe etwas länger als die Griffel; Fruchtknoten dünn behaart, Frucht mittelgroß, schwarz. 7. OÖlschowaer und Rozwadzer Wald im Kreise Groß-Strehlitz und im Walde bei Deutsch-Wette im Kreise Neibe. Die Form hat eine gewisse Ähnlichkeit mit R. rudis, weicht von diesem jedoch durch folgende Merkmale ab: die Zahl der Stiel- drüsen ist auf dem Schößling viel geringer, die Blättchen sind meist schmaler und länger, ‘wohl niemals eirautenförmig, am Grund nicht abgerundet, sondern mehr oder minder ausgerandet, auf der Unter- seite stets ohne Filz. R. Figertii m. Schößling rotbraun, niederliegend, kantig, kurz behaart mit zahlreichen Stacheln von ziemlich gleicher Länge und mittlerer Größe und zahlreichen kurzen Stieldrüsen besetzt. Blätter etwas gelblich grün, meist 3zählig, aber auch 4- und 5zählie. Blattstiel mit ähnlicher, aber längerer Behaarung und gekrümmten Stacheln. Nebenblätter lineal-lanzettlich. Blättchen meist ziemlich klein, oberseits striegelhaarig, unterseits sammetartig behaart. End- blättchen schmal elliptisch oder verkehrt-eiförmig, ziemlich lang gespitzt, am Grunde nur schwach ausgerandet, meist wenig länger als die Seitenblättchen, 3 bis 4mal so lange wie sein Stielchen, am Rande seicht doppelt gesägt. Blütenzweige im Verhältnis zu dem nicht gerade starken Schößling kräftig, rücksichtlich der Be- kleidung wenig verschieden vom Schößling, nur ist die Behaarung länger, und auch die Stieldrüsen sind hier und da länger, im ganzen 346 F. SpriBILLE aber wohl noch kurz genug, um die Einreihung der Form unter die Radulae zu gestatten. Die Blätter sind 3zählig, das oberste aber meist ganz und dann eiförmig; das Endblättchen der 3 zähligen ist kürzer und breiter gespitzt als die Endblättchen der Schößlings- blätter. Der Blust ist bald länger, bald kürzer, die Ästchen sind meist ziemlich lang und aufrecht abstehend mit traubiger Ver- zweigung. Die untersten tragen bis 7 Blüten, die anderen desto weniger, je höher sie stehen; die unteren entspringen aus den Achseln der oberen Blätter, die weiteren besitzen lanzettliche Stützblättchen. Kelchzipfel außen grauhaarig filzig, am Rande heller, mit Stieldrüsen . und Stachelchen bestanden, an der Frucht abstehend oder (meist) zurückgeschlagen. Kronblätter verkehrt-eiförmig, weiß; Staubgefäße länger als die grünen Griffel; Fruchtknoten kahl, Frucht groß, etwas verlängert, reichpflaumig. 7. 8. Am Wege von Zobten nach dem Zobtenberge öfter und auch am Kurvenwege etwa Striegelmühle gegenüber (hier von FiIGERT beobachtet, am Hauptwege von uns beiden). Nach einer Äußerung auf S. 41 des 2. Bandes der 2. Ausgabe der 2. Bearbeitung der Flora von Schlesien (1844) dürfte Winner die vorliegende Form als A. hirtus aufgefabt haben; berücksichtigt man indes die zahl- reichen stärkeren, fast gleichen Stacheln, die kurzen Drüsen, die große Frucht mit den meist zurückgeschlagenen Kelchzipfeln, so darf man die Form wohl als eigene Art aussprechen. R. Zobothicus Figert et Spribille. Schößling von mittlerer Stärke, kantig, wenig behaart, mit zahlreichen, wenig ungleichen, geraden, zusammengedrückten, etwas rückwärts geneigten Stacheln und ziemlich kurzen Stieldrüsen und ebenso langen oder wenig längeren Stachelchen besetzt. Blätter meist 5zählig, Nebenblätter lineal, einzelne auch lineal-lanzettlich. Blattstiel etwa 8 cm lang, oben bis über die Mitte hinauf gefurcht. Stiel und Stielchen mit oeekrümmten Stacheln, kurzen Stieldrüsen und Nadeln und auch wohl einzelnen Drüsenborsten bekleidet. Blättchen oberseits striegel- haarige, unterseits weichhaarig. KEndblättchen lang gestielt (3', bis 4'/,, em), 2 bis 2'/, mal so lang wie sein Stielchen, eiförmig. allmählich gespitzt, doppelt, öfter etwas eingeschnitten gesägt. Der Blütenzweie hin- und hergebogen, ziemlich reichlich mit längeren Stachelchen bekleidet, die Stieldrüsen sind meist so kurz, daß man die Form wohl noch zu den Radulae ziehen kann. Blätter 3zählig, die obersten 1—2 einfach; Endblättchen verkehrt eiförmig, lang gespitzt, eingeschnitten gesägt. Blust zusammengesetzt, nur im unteren Beitrag zur Rubusflora der Provinz Schlesien. 347 Teile durchblättert; die Blustästchen höchstens 5blütig. Kelchzipfel außen graubraunfilzig und zottig behaart, am Rande heller; Kron- blätter verkehrt eiförmig, schön rosenfarben, Staubgefäße rot, länger als die Griffel, Fruchtknoten dichthaarig 7. 8. Weg von Zobten nach dem Zobtenberge bald hinter der Kapelle, sowohl rechts wie links vom Wege (FiGErT und SPRIBILLE). Friverichsen stellt diese Brombeere als Form zu AR. rosaceus, sie unterscheidet sich indes trotz der Ähnlichkeit erheblich von dieser Art; denn ihre Blätter sind meist 5zählig, die Blattstiele auf der Oberseite bis über die Mitte hinaus gefurcht, die Blättchen decken sich nicht, weder die Ästchen noch die Blütenstiele spreizen, auch ist der Fruchtknoten nicht kahl, sondern dicht behaart. R. Lupimontanus Figert in litt. Schößling ziemlich kräftig rotbraun stumpfkantig, wenig behaart, dicht mit verschieden langen und starken Stacheln, mit Nadeln, Stieldrüsen und Drüsenborsten besetzt. Blätter meist fußförmig 5zählig, doch sind auch 4- und 3zählige nicht selten; Nebenblätter lineal, bisweilen jedoch lanzett- lich. Blättehen zum Teil groß, dünn, oberseits reichlich striegel- haarig, unterseits sehr dünn behaart; Endblättchen verkehrt ei- förmig, mitunter länglich oder fast keilförmig nach unten ver- schmälert, immer mehr oder minder lang gespitzt, am Rande seicht, meist doppelt gesägt. Blütenzweig ähnlich wie der Schößling be- wehrt und bekleidet; Blätter 3zählig mit langem verkehrt eiförmigem Endblättchen, das oberste einfach. Blütenstand lang, bis zur Mitte durchblättert. Ästchen aufrecht abstehend, die meisten dichasisch 3blütig. Kelchzipfel außen graufilzig mit zahlreichen Stachelchen und Stieldrüsen bestanden, an der Frucht zurückgeschlagen; Kron- blätter ziemlich klein, verkehrt-eiförmig, weiß; Staubgefäbe länger als die Griffel; Fruchtknoten kahl, Frucht von mäßiger Größe 7.8. Goldberg: Wolfsberg. Hier bei einer gemeinsamen Exkursion von FiGEerT bemerkt. Ähnlich R. Koehleri W. & N. und R. rosaceus W. & N., aber von beiden durch Gestalt, Serratur und Behaarung der Blättchen, sowie durch kleinere Kronblätter, von AR. rosaceus außerdem durch die weiße Farbe der letzteren verschieden. R. Schubei m. Schößling niedrigebogig und niederliegend, ziemlich schwach, bisweilen dicht, meist jedoch ziemlich dünn be- haart. Haare von mäßiger Länge, größere Stacheln zerstreut, pfriemenförmig, rückwärts geneigt, noch nicht mittelgroß, da- zwischen kleinere und feinere Stacheln, Stieldrüsen, Drüsenborsten 348 F. SPRIBILLE und zahlreiche Nadeln. Blätter 3-, 4- oder 5zählig; Nebenblätter lineal oder lineal-lanzettlich, Blättchen etwas gelblich-grün, oben wie unten wenig behaart, die seitlichen Blättchen der 3zähligen wie der 5zähligen Blätter Kurz gestielt; das Endblättehen 3’/, bis 5 mal so lang wie sein Stielchen, elliptisch, meist lang gespitzt, am Grunde ausgerandet, fein und seicht doppelt gesägt. Blüten- zweig stärker behaart und dichter mit kleinen Stacheln besetzt, sonst in der Bekleidung mit dem Schößling übereinstimmend. Blätter 3zählig, das oberste oder auch die beiden obersten, einfach, alle beiderseits nur dünn behaart, die obersten auf der Oberfläche mit Stachelchen (Stieldrüsen ?) bestanden. Blust ziemlich lang und breit, im oberen Teile breiter und gedrängter (öfter wie durch- einandergewirrt). Ästchen aufrecht abstehend, meist 3blütig (oft dichasisch), aber auch 2- und 1blütig. Blütenstiele ziemlich lang, wie die Ästchen mit längeren und kürzeren Stieldrüsen bekleidet. Kelchblätter außen grau-grün, mit zahlreichen Stieldrüsen und Nadeln besetzt, an der Frucht aufrecht; Kronblätter verkehrt-eiförmig weiß, Staubgefäbe wenig länger als die Griffel; Fruchtknoten dicht behaart. Frucht von mittlerer (sröbe, reichpflaumig, behaart. 7. Habelschwerdt: Wald bei der Nesselmühle; Neibe: Weg von Waldhof (Ziegenhals) nach Niklasdorf, Wald bei Deutsch Wette (?); Rybnik: Wald bei Belk. Nach FRrIDErIcHsEN steht die Form dem A. hirtus sehr nahe, nur der Bau der Inflorescenz unterscheidet sie nach seiner Ansicht davon; er scheint indes auch nicht abgeneigt zu sein, die Form zu R. serpens (Whe.) Focke zu ziehen. Als weitere Merkmale, die sie von KR. hirtus unterscheiden, kann man noch die mehr gelbliche Farbe der Stieldrüsen und die feine Serratur der Blättchen an- führen. — Von R. Bayer: weicht die Form nicht nur durch den Blütenstand, sondern auch durch die die Griffel, wenn auch nur wenig, überragenden Staubgefäße ab. Die dicht behaarten Frucht- knoten unterscheiden die Form von R. serpens Focke (ob auch Whe.?). Von R. Mikani Koehl. var. vartifolius m. (— R. hirsutus Wimm. z.T.), zu dem ich die Form ursprünglich gestellt habe, ist sie durch (lie meist geringere Stärke des Schößlings, die schwächere Behaarung des Schößlines und namentlich der Blättchen, die feinere Serratur der letzteren, die kürzeren Stielchen der Seitenblättchen und vielleicht durch den im oberen Teile meist etwas verbreiterten Blütenstand verschieden. Beitrag zur Rubusflora der Provinz Schlesien. 349 Ich könnte noch eine ganze Reihe neuer Formen aus Schlesien beschreiben, aber der mir zugemessene Raum ist erschöpft. Es erübrigt sich deshalb nur noch, daß ich allen denen, die mir für diese Arbeit ihre Unterstützung geliehen haben, den ver- bindlichsten Dank sage. Zu solchem bin ich vor allen Herrn Apotheker FRIDERICHsEn-Gudumholm verpflichtet, der wiederholt die Güte hatte, die von mir eingesandten Rubi zu beurteilen, ferner der Verwaltung des Königl. botanischen Museums zu Berlin, deren Entgegenkommen es mir ermöglicht hat, daß ich nicht nur im Museum selbst zahlreiche Azubi ansehen, sondern auch zu Hause einen Teil davon monatelang benutzen durfte, sowie Herrn Uni- versitätsprofessor Ascherson, der mir bereitwilligst die Musterung seiner Rubi gestattet, nicht weniger endlich Herrn FiGErT, der mir freundschaftlicherweise seine Funde zur Veröffentlichung über- lassen hat. RER Sur la carpologie et les affinites du genre Physocaulos par JoHN BRIQUET-(seneve. : Historique. Dans sa description princeps du genre Physocaulos, Tausch n’a donn&e que des renseignements rudimentaires sur l’organisation du fruit de cette remarquable Ombellifere. Il se borne ä dire que les vallecules sont univittees et que la commissure est profond&ement sillonnee, pourvue de deux bandelettes.') M. DrupEe a attribue au genre Physocaulos des mericarpes pourvus de 5 larges cordons costaux separes par d’etroits corridors pourvus chacun d’une bandelette faisant saillie interieurement. L’auteur estime que le genre Physocaulos est voisin des Chaero- phyllum, mais s’en distingue par l’organisation du fruit, telle qu’elle est figuree par une planche des Icones de REıcHhexgach fil. & laquelle il renvoie.?) Mais si l’on consulte la planche de Rrıcnexgach fil.”), Yunique document que nous possedions sur la carpologie interne du genre Physocaulos, on se trouve quelque peu embarrasse. En effet REICHENBACH a figure deux coupes transversales du mericarpe chez le Physocaulos nodosus et ces deux coupes ofirent des caracteres contradictoires. La figure 5 represente un mericarpe de section vagıement pentagonale. L’epicarpe porte des trichomes A contours srossierement indiques, dont quelques uns semblent etre des emer- vences rameuses. Le mesocarpe est divise en 5 sections pointill6es par quatre bandes radiales figurees en noir. Deux de ces sections ') Tausch, Das System der Doldengewächse (Flora XVII, 342, ann. 1834), Tausch &erivait „Physocaulis“. ?) Drupe, in EnGLer u. Prantr, Nat. Pflanzenfam. VIII, 150, ann. 1897. '), Reıchengach fil.. Ieones florae germanicae et helveticae vol. XXI, tab. 2015 (ann. 1867). Sur la carpologie et les affınites du genre Physocaulos. 351 occupent les cötes commissurales; deux sont situees sur les flancs du mericarpe; enfin une, la cinquieme, notablement plus large, occupe toute la region dorsale. Rien ne permet dans la figure de savoir a quelle sorte de tissu se rapportent les bandes noires interposees entre les sections pointillees. Ües dernieres doivent etre, par com- paraison avec les autres planches des Icones, attribuees ou & des faisceaux ou &a des ilots de stereome perieyclique ou encore A des plaques de sclerenchyme. Il y a 6 bandelettes, faisant saillie in- terieurement, dont deux sont situees immediatement A droite et A gauche de la ligne commissurale, et les 4 autres a la base interne des 4 bandes noires susmentionnees. Enfin la large plaque dorsale pointillee offre une tache noire mediane dont linterpretation est douteuse. Est-ce une bandelette ou l’equivalent reduit d’une bande dorsale? La semence est representee comme campylosperme, con- formement aux indications de Tausch. La figure 6 presente des caracteres tres differents. La section generale du mericarpe est presque carree. Il n’y a plus que 3 bandes noires, dont l’une dorsale et deux laterales. Les sections pointillees sont au nombre de #4, oceupant les 4 angles du carr& de section. I n’y a que 5 bandettes dont 2 commissurales, deux laterales et 1 dorsale. — Üette organisation est encore plus extraordinaire que la precedente, car les bandelettes y semblent etre jugales et non valleculaires! REICHENBACH ne donne pas un mot de commentaire qui explique ces contradictions ou qui permette meme d’interpreter exactement une ou l’autre des deux figures. Sa description est entierement muette en ce qui concerne le fruit. Bien plus, le seul critere diagnostique employe par l’auteur pour distinguer le genre Physo- caulos du genre Anthriscus est emprunte au style Il semble done que REICHENBACH n’ait pas estime ses connaissances sur l’anatomie du fruit assez certaines pour pouvoir en faire un emploi systematique. Les donnees historiques qui precedent r&evelent une lacune assez srave dans la carpologie d’une des plus curieuses Ombelliferes de la flore d’Europe: c’est a la combler que nous consacrons ce m&moire. I Carpologie. Topographie generale des tissus (fig. 1). — Les meri- carpes du Physocaulos presentent, en section transversale, un contour arrondi exterieurement, tandisque la face commissurale est plane. 352 Jons BriQuET le pericarpe possede une epaisseur considerable, egale sur toute sa peripherie, plus faible cependant au voisinage de la ligne com- missurale, dans l’axe de laquelle le pericarpe devient extreme- ment mince. L’albumen presente Toorganisation normale chez les Apioidees; il est profondement creuse en gouttiere sur la face commissurale. Cette disposition correspond A la campylospermie de la semence. Celle ei est reduite A la maturite aA un test &pais d’une seule N DS Yo f 1} r IHINÄNS SRO— oe Rıg.’1. Section transversale d’ensemble d’un mericarpe du Physocaulos nodosus. — Ep, Cpicarpe. — Chl, ehlorenehyme hypodermique. — Pp, parenchyme profond. — B, bandes de parenchyme interstitielles. — V, bandelette vall&eulaire. — S, eolonnes ster6iques costales. — Ed, endo- carpe et ses annexes. — T, test de la semence. — A, albumen. — KR, raphe. — 0, plaque d’obturation eommissurale. — Ve, bandelette commissurale. — D, assise de d&esagregation des me6ricarpes. — Fortement grossi; les @mergences ont &t& excelues du dessin. couche de cellules plus ow moins &crasces, a parois de nature eollenchymateuse, soud6es avec l’endocarpe. La gouttiere interienre de la semence est plus on moins remplie par un raphe a gros “]ements parenchymateux, ä parois tendres, enveloppant un faisceau lihero-lieneux erele, eeneralement rattatine A la maturite. 1 interet prineipal reside dans l'organisation tres compliquee du periearpe. Il y a en effet ä considerer dans le pericarpe les tissus suivants: l’öpicarpe avec ses trichomes; le me&socarpe, com- prenant le chlorenchyme hypodermique, le parenchyme profond, les Sur la carpologie et les affinites du genre Physocaulos. 353 colonnes de ster&ome costales, les &l&ments vasculaires, les bandes parenchymateuses vall&culaires separant les colonnes precitees, les bandelettes; enfin l’endocarpe avec ses annexes. Il convient en outre d’ajouter le carpophore et les tissus de la region commissurale. Reprenons successivement l’&tude de ces divers tissus et ap- pareils. Epicarpe. — Liepiearpe du Physocaulos est forme par une assise epidermique unique, A &l&ments tabulaires. Ces elements ont des parois radiales minces, des parois externes fortement &paissies, tandisque les internes ont une apparence un peu collenchymateuse La cuticule fine en est fortement plissee. Le calibre des el&öments est toujours superieur A celui des cellules du chlorenchyme sous- jacent; il augmente notablement au voisinage des emergences. (a et la, on apercoit un stomate, a cellules de bordure un peu plus petites que les el&ments annexes, ne presentant d’ailleurs rien de special. Emergences. — Les &mergences (fie. 2) que portent l’epicarpe sont tres volumineuses et formees de deux parties distinetes: le socle et le poil. Le socle forme une protuberance ogivo-conique, multicellulaire, a elements macrocytiques, Fig. 2. a parois fortement Epaissies. Au sommet, a la protuberance est creusee en entonnoir, caulos nodosu. — Grossissement ®ı. entonnoir dans lequel le poil est solide- ment enfonce. Le poil qui eouronne l’emergence est unicellulaire, generalement plus long que la hauteur du socle, dirige vers le sommet du fruit, la pointe en est effilee, tandisque la base renflee en bulbe est encastree entre les cellules apicales du socle. Les parois tres epaisses sont envelopp6es d’une euticule fareie d’&normes perles fortement calcifi6es et parfois si nombreuses et si serr&es que la surface du poil parait areolee. Les perles font saillie exterieurement; elles manquent dans la region bulbeuse basilaire du poil. En lumiere polaris6e, toute la region du poil dont les parois sont riches en perles cuticulaires s’illumine brillamment lorsqu’on croise les nicols. Au contraire, la partie basilaire bulbeuse Ascherson, Festschrift. 23 354 Joun BRIQUET du poil reste remarquablement inactive. Le lumen est conforme comme le poil lui-meme: assez vaste dans la region bulbeuse, il devient filiforme dans le haut. On ne saurait mieux comparer cette organisation, en ce qui concerne le socle et la partie basilaire du poil, qua celle des poils urticants des Urtica. En ce qui concerne le developpement des emergences, l’examen de fruits jeunes permet d’etablir que ces organes se developpent au depens d’une cellule mere epicarpique unique Üette cellule mere fait saillie exterieurement en forme de verre de montre et se cloisonne parallelement a la surface du fruit. La cellule fille exterieure se transforme directement en poil; l’interieure est l’initiale du socle. A cet eflet, pendant que le poil s’allonge et qu’apparaissent les premieres perles cuticulaires, l’initiale du socle se divise en quatre cellules filles. Üette premiere division eruciale correspond deja a une saillie en voüte des elements du socle autour de la base du poil; elle est suivie d’une serie de cloisonnements tangentiels, perpendiculaires et transversaux qui aboutissent rapidement A la formation d’un massif cellulaire compact comprenant une einquantaine de cellules et parfois plus. Le mesocarpe participe egalement A la constitution du socle pour sa region centrale, A cellules gene- ralement plus petites. Cette participation se limite aux elements strietement hypodermiques qui subissent des celoisonnements r&petes. Les elements du socle restent vivants, tandisque le poil lui- meme, lorsqu'il a atteint son entier developpement, voit mourir son protoplaste. Au point de vue &cologique, les &mergences setiferes des meri- carpes du Physocaulos ne doivent pas etre envisagces comme contri- buant a la dissemination: leur position inclinee vers le sommet du fruit et l’absence de cerochet ä leur sommet n’y est pas favorable. Ce sont plutöt des organes de protection ou de defense, s’opposant ce que des insectes ou des larves, arrives ou deposes sur la fleur descendent sur les mericarpes. Uhlorenchyme. — L’epicarpe est sous-tendu sur toute sa surface, sauf sur la ligne commissurale, par une mince couche de tissu assimilateur. Les elements de ce chlorenchyme forment une couche epaisse de 1—3 assises. Polyedriques ou arrondis, micro- eytiques, ils sont partout serres les une contre les autres (fig. 3). Meme sous les stomates, c'est A peine siils presentent une dis- position un peu plus läche; il n’y a pas de chambre respiratoire proprement dite. Sur la carpologie et les affinites du genre Physocaulos. 355 Colonnes störeiques. — Nous faisons preceder l’examen du parenchyme profond par celui des colonnes stereiques, parceque Vorganisation de ces dernieres fait mieux comprendre la disposition du premier tissu. Les colonnes stereiques constituent des plaques de forme diffe- rente (fig. 1) suivant que l’on envisage les massifs qui bordent la commissure ou ceux qui occupent les regions dorsales. Ces derniers ont dans leur ensemble une section de forme rectangulaire. Le rectangle est tres allonge tangentiellement; les petits cöt&es sont tronques; le cöte exterieur est legerement convexe; linterieur est pendant longtemps presque droit. Au contraire, les plaques qui flanquent lateralement la commissure, tout en restant tres allong6es tangentiellement, sont plus fortement convexes du cöte exterieur, nettement concaves du cöte interieur et arrondies au contact de la commissure. Toutes les colonnes, quelle que soit leur position, presentent cette particularite remarquable d’etre creusees en rigoles longi- tudinales du cöt& exterieur. En coupe transversale, le contour exterieur est done festonne (fig. 1 et 3). Les festons sont repartis egale- ment sur toute la peripherie des plaques, sauf au voisinage de la commissure pour les plaques internes. Le nombre des festons est en general de 7 par plaque. Les elements qui constituent les plaques sont des stereides typiques, & parois fortement sclerifiees, entierement lignifiees, ä lamelle mitoyenne bien differenciee. Sur des coupes longitudinales, on constate facilement la forme effilee des extremites, la presence de nombreuses ponctuations en fente, disposees obliquement A gauche. Les stereides sont tantöt indivises, tantöt cloisonnees. Dans ce dernier cas, les cloisons transversales sont extr&mement minces. Mentionnons enfin lextraordinaire activit& optique des plaques stereiques en lumiere polarisee. L’eclat des parois des stereides fait un contraste tres vif avec les caracteres optiques faibles ou nuls des autres tissus mesocarpiques ainsi que des cellules de l’albumen. Parenchyme profond. — Le parenchyme profond occupe les sinus separant les festons des plaques stereiques (fig. 3). Il est constitu& par des elements macrocytiques, incolores, a parois tendres tres minces, cellulosiques. Parfois, le parenchyme profond enve- loppe tout le stereome, sous-tendant ainsi d’une facon uniforme le chlorenchyme. Cependant, dans la plupart des cas, les festons du 23* 356 Joux BrıQuET stereome arrivent en contact avec le chlorenchyme, isolant le parenchyme profond qui forme alors autant d’ilots. Les fonetions du parenchyme profond sont evidentes: l’absence de chloroplastes, Yabondance du sac cellulaire, la position en con- tact immeödiat avec le chlorenchyme designent nettement des reser- voirs aquiferes. L’importance de ceux-ci est encore exageree par le fait que le chlorenchyme est separ&e des elements vasculaires par toute l’epaisseur des bandes stereiques. Faisceaux libero-ligneux. — Les 6l&ments vasculaires sont dissömines le long du bord interne des plaques stereiques (fig. 1). Il est difficile de les reconnaitre sur des coupes transversales. Sur des seetions longitudinales, on relöve facilement la presence I OR SM % Fig. 3. Section transversale d’un m6ricarpe du Physocaulos nodosus passant par les regions externes du mesocarpe. — Chl, chlorenehyme hypodermique. — Pp, parenchyme profond aquifere, developp@ entre les bras B d’une colonne de ster&ome costale S. — Grossissement *,. de trach6es spiralees, plus rarement de vaisseaux ponctues. Ües elements sont accompagnes et relies entre eux par un parenchyme mierocytique. Sur des fruits adultes, on chercherait vainement une region liberienne. Sur des fruits tres jeunes, on constate la presence de quelques rares tubes cribles, isol&s entre les vaisseaux et les plaques stereiques. Ües el&ments sont tres rapidement ecrases, de sorte qu’on n’en trouve plus trace plus tard. (es faits permettent de donner une interpretation morpho- lorique des colonnes de stereome. Üest un tissu situe entre le liber et l’ecorce, que la comparaison avec les autres Ombelliferes connues, doit faire envisager comme un p£erieyele. Bandes de parenchyme interstitielles. — Les colonnes stereiques costales sont separees les unes des autres par une bande de parenchyme interstitielle (fig. 1). Cette bande est en general Sur la earpologie et les affınites du genre Physocaulos. 357 biseriee on paueiseriee, A elements mediocres ou petits, incolores ou faiblement chlorophylliens, A membranes minces non lignifiees; tres etroite au debut, elle finit par etre un peu etiree tangentiellement avec läge. D’un cöt& les bandes interstitielles viennent s’appuyer contre le chlorenehyme hypodermique; de l’autre cöte, elles debouchent au dessus des bandelettes et sont en contact immediat avec le par- enchyme qui entoure les trach£ees. Le röle de ces bandes est ainsi bien defini: elles &tablissent une communication entre les el&ments vasculaires et les tissus vivants peripheriques, communication qui, sur les autres points, est rendue compliquee par la presence des colonnes de stereome costales. Bandelettes. — Les canaux seereteurs (fig. 1) des mericarpes du Physocaulos sont exclusivement valleculaires, au nombre de 6; dont 4 places dans les vallecules laterales et 2 lanquant lateralement la ligne commissurale. Ils sont situes au debouche interieur des lames de parenchyme interstitielles. Leur section est elliptique, & grand axe dispos& radialement, de telle sorte quils pro@minent d’un cöt& dans le m6socarpe, de lautre cöt& dans lalbumen; a la matu- rit& la section s’&tire tangentiellement. L’&pithele des canaux, tres mierocytique, reste bien caracterise m&me sur les fruits mürs. Endocarpe et ses annexes. — L’endocarpe forme avec l’assise exterieure et adherente de la semence et avec les elements les plus internes du mesocarpe une couche assez epaisse (fig. 1) dans laquelle les bandelettes sont plongees. A l’&tat adulte, les elements de cette region sont si ecrases qwil est tres difficile d’en elucider l’organisation d’une facon precise. Sur des organes plus jeunes, on peut constater que l’assise externe de la semence est form6de d’ele- ments tabulaires, A parois radiales minces, A parois externes forte- ment &paissies. Les cellules de l’endocarpe et de la zone interne du mesocarpe sont organisees d’une facon analogue, mais plus petites. A la maturite, l’ecrasement des cloisons radiales amene un rapprochement des parois epaisses tangentielles, lesquelles forment une sorte de magma blanchätre assez caracteristique. Tissu d’obliteration commissural (fig. 4). — Nous avons dit plus haut que le pericarpe devenait fort mince dans l’axe de la commissure. Il se compose en eifet, entre les deux bandelettes commissurales, d’un simple couche de parenchyme forte de 2-4 assises. (ette couche de parenchyme est limitee du cöte du raphe 358 JoHN BRIQUET par une assise de sclereides assez curieuses. Les @l&ments en sont tronques A leurs extr&mites. En section transversale, il presentent la forme de trapezes aA cötes radiaux egaux et A cÖötes internes et externes alternant assez regulierement de longueur d’une cellule ä lautre, de telle sorte que les lumens des elements successifs sont retreeis tantöt d’un cöte, tantöt de Tautre. Les parois lignifiees et fortement selerifiees de ces sclereides sont tres actives en lumiere polarisee. Uette assise de sclereides donne au fruit la solidite indispen- sable dans le sens du diametre commissural et isole la cavite du mericarpe, quand ce dernier se detache du carpophore. Tissu de desarticulation des mericarpes (fig. 1 et 4). — Les deux mericarpes se detachent Tun de l’autre et s’isolent du carpophore par le moyen d’un tissu special, com- pose de deux assises de cellules qui sont situees dans le plan de la com- missure et qui s’ecartent une de l’autre au centre du fruit pour laisser Fig. 4. Section transversale d’un mericarpe du Physocaulosnodosus PASSEr le carpophore. passant par le p6ricarpe a la commissure. — O, plaque Bere D a R st a Ssıwa d’obturation commissurale. — P, parenchyme meso- Cest a ns 5 autou! carpique crase. — D, assise cristallifere de d6sagregation. de ce dernier, le tissu Aue de desartieulation com- prend une ou deux assises supplementaires. Les elements de ces deux assises commencent par augmenter de volume, puis ils arrondissent leurs contours et finissent par sisoler les uns des autres en devenant parfaitement spheriques. Parallelement ä& ce changement de forme surviennent des modi- fieations qui portent tant sur Je contenu cellulaire que sur les membranes. A linterieur de la cellule, il se d&veloppe une masse eristalline volumineuse d’oxalate de chaux. Les contours de cette masse, qui remplit rapidement tout le lumen, ne sont pas toujours tres facile A reconnaitre. Cela tient a ce que la masse est formee d’un corps central prismatique ou polyedrique A la surface duquel sont agr6öges de nombreux petits eristaux polymorphes, sans quil y ait formation d’oursins proprement dits. Ü’est probablement A cette superposition irr&ögnliere de formes cristallines diverses, qui se compensent en partie les unes les autres, quwil faut attribuer Sur la carpologie et les affınites du genre Physocaulos. 359 lactivite optique relativement faible de ces mäcles en lumiere polarisee. Liillumination atteint en general son maximum au centre de la mäcle. L’interposition de lamelles de gypse ne met pas mieux en evidence ces masses cristallines.. On obtiendra un meilleur resultat avec des lamelles de mica (!/, A et 1, A). — Quant aux membranes, elles finissent par etre plus ou moins suberisees et assez resistantes a l’action des acides dilues. A ce moment, l’utricule primordial est mort. Des lors les deux mericarpes sont virtuelle- ment desagreges, un leger choc suffit pour les separer du carpo- phore: ils ne tiennent plus que par le stylopode. Carpophore. — Le carpophore constitue une colonne massive, de section plus ou moins quadrangulaire, A angles arrondis. Il est exclusivement forme de stereides, dont l’organisation, ainsi que les proprietes chimiques et optiques, rappellent en tous points celle du stereome des colonnes costales. II Gonelusions systematiques. L’origine de la creation d’un groupe special pour le Physo- caulos nodosus remonte A lanndee 1829. Cest A cette date que A. P. pr Canvonze a distingu& dans le genre Chaerophyllum une section speciale, sous le nom de Physocaulis, pour le seul Chaero- phyllum nodosum L.') Üette section est basee uniquement sur les soies raides qui herissent le fruit. En revanche, dans le Pro- dromus?), Yauteur tient encore compte de la forme du fruit, de la largeur des cötes et des styles courts et droits. Ues caracteres, augmentes de quelques details relatifs au nombre des bandelettes, a la campylospermie et au carpophore, sont aussi ceux sur lesquels Tausch seest base pour &@lever la section de DE CAnDoLLE au rang de genre.”) Kocr#®), qui a admis le genre Physocaulos, a cependant fait remarquer que dans le genre Anthriscus, tout voisin, on trouve des especes ä fruit glabre et A fruit herisse. Cet auteur a done rejete le caractere des soies de la diagnose generique. Il se base !) A. P. pe Canporze, Mömoire sur la famille-"des Ombelliferes p. 59, ann. 1829. ?) A. P. pe UAnDoLteE, Prodromus IV 225, ann. 1830. 3) TauscH, op. cit. *) Koch, Synopsis florae germanicae et helveticae ed. 3 p. 272. 360 Jon BRIQUET uniquement sur la brievet& des styles eriges pour separer le Physo- caulos, tant des Anthriscus que des Chaerophyllum. Beyrtuam et HooREr?!) ont objecte a cela que des styles aussi courts que ceux du Physocaulos se retrouvent chez divers Chaero- phyllum. En effet, des 1829, A. P. DE CANDoLLE avait deja dis- tingu6& dans le genre Chaerophyllum une section Brachystylis, parallele a la section Physocaulis(os), possedant comme elle des styles eriges et tres courts, mais a fruits glabres. Les auteurs envisagent done le Physocaulos comme un groupe de Chaerophyllum etablissant le passage aux Anthrisceus A cause des cötes mericarpiques tres amples. On a vu plus haut que, a l’inverse de ses predecesseurs, M. DrupE a retabli le genre Physocaulos en se basant cette fois sur la pre- sence des larges plaques stereiques dans les cötes et de l’ampleur de celles-ci,?) tandisque la «el& analytique insiste sur la forme metulo-ovoide et lindument du fruit.”) Tout recemment, le genre Physocaulos a de nouveau et sup- prime et rattache aux Ühaerophyllum par MM. Tom vox Post et OÖ. Kuntzet). Cette reduction n’ayant pas &te motivee, comme la grande majorite de celles qui figurent dans cet ouvrage, nous ne la mentionnons qu’a titre de document et sans lui accorder d’ailleurs grande importance. Sl est une famille dans laquelle la systematique „a coups de ciseaux“, comme la pratiquent volontiers les auteurs precites, ne soit pas de mise, c’est bien celle des Ombelliferes. La solution des questions tres delicates que soulevent la distinction et les affinites des genres chez les Ombelliferes ne peuvent se trancher d’un trait de plume, elles exigent au contraire de minutieuses etudes anatomiques et des observations approfondies poursuivies d’espece A espece.?) Le cas du genre Physocaulos en est un exemple. Si l’on s’en tient uniquement aux caracteres exterieurs, on constatera que le Physocaulos possede une organisation florale tres semblable a celle des Myrrhis, des Anthriscus et des C'haerophyllum, et que la forme metulo-ovoide du fruit, A cötes non saillantes, pre- ') Bentuam et Hooker, Genera plantarum I, 898, ann. 1865. ?) DRrUDE, op. eit. p. 150. 3) DRUDE, op. eit. p. 149. 4, Tom v. Post et O. Kuntze, Lexicon generum Phanerogamarum p. 113. °) Nous aurons ä revenir prochainement ailleurs sur ce point & propos d’etudes sur le groupe des Ligusticum et des Seseli. Sur la carpologie et les affinites du genre Physocaulos. 361 sente des caracteres intermediaires a ceux des CUhaerophyllum et des Anthriscus. Au point de vue anatomique, les Myrrhis doivent etre elimines a cause du fruit prismatique A cötes pachypteriques et creuses et a bandelettes obliter&ees A la maturite. La comparaison se limite done aux Ühaerophyllum et aux Anthriscus, avec lesquels Yaffinite est plus etroite. Or, le Physocaulos se distingue tres nettement tant des Chaerophyllum que des Anthriscus par: ses cötes tres larges nullement saillantes, separees par des vallecules filiformes nullement concaves; ses colonnes stereiques tres volumi- neuses, occupant toute la largeur des cötes, canaliculees-festonnees exterieurement, tronquees lateralement et separees par d’etroites bandes de parenchyme interstitielles; ses bandelettes placees A l’extremite des bandes interstitielles, faisant saillie des deux cötes de la limite interne du pericarpe; sa semence beaucoup plus forte- ment campylosperme, creusee en gouttiere sur la face commissurale. Ces differences sont notablement plus graves et plus nombreuses que celles qui separent les Chaerophyllum des Anthriscus. Celles-ci se reduisent au fait que dans les Anthriscus le pericarpe presente une section arrondie, les cötes et les vallecules se suivant a un meme niveau, et que les colonnes stereiques costales ainsi que les bandelettes sont greles; tandisque dans les C'haerophyllum les cötes font obtus&ment saillie exterieurement et que les colonnes stereiques costales ainsi que les bandelettes sont plus developpees. Si done on voulait reunir le Physocaulos aux Chaerophyllum, il faudrait & bien plus forte raison encore fusionner les Chaero- phyllum avec les Anthriscus, entre lesquels MM. Tom von Post et O0. Kuntze ont intercal& des types completement differents tels que les Ahabdoseiadium et Heterosciadium.') Les avantages de cette reunion seraient nuls: il faudrait distinguer A linterieur du genre collectif trois sous-genres et bouleverser la nomenclature specifique: tout cela pour arriver & la constitution d’un groupe parfaitement heterogene. Nous concluons done en attribuant au Physocaulos un rang generique dans la serie des Apioidees-Scandicinees. Deux mots en terminant sur le nom meme Aa donner au genre de Tausch. . Sil y a beaucoup de reserves A faire sur les procedes syste- matiques sommaires qui ont presid& a l’e&laboration du Lexicon de ') Tom von Post et O. Kuntze, op. eit. p. 678. 369 JoHn BRIQUET MM. Tom vox Post et O. Kuntze, il faut reconnaitre que l’erudition de ces auteurs est digne d’eloges. Ils ont en effet döniche pour le groupe que nous etudions un nom plus ancien de deux ans que celui de A. P. DE ÜANDOLLE, nom dü & DumorTIEr.!) DUMORTIER a etabli une section Chaerophyllopsis?) pour une plante qu'il nomme Chaerophyllum nodosum Lamck., section caracterisee par une dia- genose erronee.?) Il semble qu’en vertu de l’article 58 des Lois de la nomen- clature, on devrait reprendre le nom (peu significatif et entoure des son berceau d’une aureole d’erreurs) er&@ par DumorrıEr, afın de le donner au genre etabli par Tausch. Üe changement peut heureusement etre economise, meme sans recourir au prineipe de la preseription einquantenaire. Il n’est en effet rien moins que certain que le Chaerophyllum nodosum de DuMmorTIER soit synonyme du Chaerophyllum nodosum de LamArcr. Le Ohaerophyllum nodosum Lamck. manque completement A la flore belge; il se trouve compris dans la liste des 321 especes mal determinees ou dues a des indications fautives que M. Dr Wırpeman et Tu. DvranD ont donnee dans leur prodrome de la flore belge.*) Or, comme DumorTIER signale son Chaerophyllum avec lindication d’habitat generale „in sepibus et dumetis“, il doit S’agir ici d’une plante assez vulgaire en Belgique. Dumortıer cite comme autorite — il nya pas de description — LestiBoupois et Epwarps. Le second de ces auteurs a sans doute emprunte son indication au premier.’) Quant aA Lestigoupors®), son Myrrhis nodosa peut, d’apres la description (tres mauvaise) et la minuscule figure du fruit, etre rapportee A un Torilis. L’auteur admet dans son genre Myrrhis deux especes, dont Fune (Myrrhis chaerophyllea) est UAnthriscus vulgaris Pers.; il est possible que l’autre (Myrrhis nodosa) appartienne au Torilis arvensis (Huds.) Loret (T. helwetica Gmel., T. infesta Roth), fre- ', Dumorrier, Florula belgiea p. 80, ann. 1827. ?) Et non pas „Charophyllopsis“, comme l’eerivent MM. Tom vox Post et O. Kuntze sphalmate. °) Dumorrıer earacterise sa section Chaerophyllopsis par „semina hirsuta‘“, Üest le fruwit et non la semence qui est couvert de poils. Les termes „fructus‘ et „semen‘“ sont d’ailleurs employ6s ä tort et a travers par DUMORTIER, ", De Wırpeman et Tu. Durano, Prodrome de la Flore belge III, 946, ann. 1908. °), Epwanros, G. F,, Tableau des plantes indigenes du departement de la Lys, ä l’exception des arbres et des champignons, in-8°, Bruges 1810. %) Lestiroupors, Botanographie belgique p. 39, fig. 166, ann. 1781. Sur la earpologie et les affınites du genre Physocaulos. 363 quent en Belgique,') et dont l’auteur ne parle pas dans sa Botano- graphie? — Quoi qu'il en soit, le O’haerophyllum nodosum (Lestib.) Dumort. (non Lamarck) est une espece douteuse et la section Chaerophyllopsis qui est basee sur elle, reste douteuse &egalement. (Ce dernier nom ne saurait donc actuellement &tre repris a la place de celui er&e par DE ÖAnDoLuE et consacre generiquement pas Tausch. t) Le Torilis nodosa (L.) Gaertn., auquel on pourrait songer, d’apres l’ana- logie du nom speeifique, ne peut entrer en consideration par cequ'il est menti- onn& ailleurs par LestıBounoıs sous le nom de Caucalis nodiflora. — Si lindi- cation des tiges renflöes sous les noeuds n’est pas simplement copi6e dans la diagnose linndenne, on pourrait aussi songer & la variete & fruits hörisses de l’Anthriscus Cerefolium Hoffm., dont les entrenoeuds sont aussi un peu renfles sous les noeuds. RART Die Gattung Ficus im nichttropischen Vorderasien von OÖ. WaırgBurec-Berlin. Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, daß die so überaus artenreiche und mannigfach differenzierte, auch paläontologisch so alte Gattung Frexus, die in den Tropen bis auf reine Wüstengegenden fast vor keinerlei Formation zurückschreckt, nur so schwache An- sätze gemacht hat, sich in gemäßigten Zonen einzubürgern resp. sich dort den kühler werdenden Klimaten anzupassen. Nur an den sommerfeuchten Osträndern der Kontinente hat sich die Gattung nördlich und südlich gehalten resp. verbreitet, wie Japan und Neu- Südwales mit je etwa acht Arten beweisen, ja sogar nach Victoria wagt sich noch eine Art hinein. Ähnlich ist es in Südafrika; während die Zahl der südlich des Wendekreises des Steinbockes in Afrika vorkommenden Freus-Arten schon an sich eine nicht bedeutende ist, so finden sich 11 von den 12 dort bisher nachgewiesenen Arten auf der feuchteren Ostseite, besonders in Natal, Pondoland und den östlichen Randbergen von Transvaal, einige auch im östlichen Kap- land. Auch in Amerika gehen nur wenige Arten südlich über den Wendekreis des Steinbockes hinaus, und diese finden sich wesentlich an der Ostseite, und zwar von einzelnen Arten Paraguays, Uru- ouays und Nord-Argentiniens abgesehen sämtlich im südlichen Bra- silien. Auch die wenigen /icxusarten der Vereinigten Staaten finden sich an der sommerfeuchten Südostecke, von Florida bis Karolina, einige auch auf den Bahama-Inseln. Was die systematische Zugehörigkeit der Freus-Arten der ge- mäßigten Zone betrifft, so gehören die meisten derselben zur Sektion Urostigma, nur einige Arten des gemäßigten Australiens gehören zur Sektion Syeidivm, und einige chinesisch-japanische zur Sektion Fusyce, zu der auch F\. capensis (wenn auch zur Untersektion Syco- morus) zu rechnen ist. Die Gattung Fieus im nichttropischen Vorderasien. 365 Die auf die alte Welt beschränkte Sektion Kusyce ist es nun, die uns hier allein zu beschäftigen hat, da die wenigen Freus-Arten Vorderasiens sämtlich hierzu gehören. Die Untersektion Sycomorus, eine speciell afrikanische Differenzierung dieser Sektion, reicht nur mit einer Art, der bekannten F\ Sycomorus, nach Vorderasien hin- ein, aber nur als Kulturpflanze, indem man der Sycomore haupt- sächlich in Palästina und Cypern begegnet, ohne dab sie aber dort irgend eine Bedeutung erlangt, wie in Ägypten und ihren südlichen Heimatländern. Die im nichttropischen Vorderasien heimischen Arten schließen sich alle eng an F\ carıca an, so daß manche derselben, von den Reisenden für wilde Formen der F\ carica gehalten, nur schlecht bekannt sind. Mit Leichtigkeit lassen sich die klein- und zerschlitzt- blättrigen iranischen Plateauformen von den wenig geteilten und erobblättrigen Formen der vorderasiatischen Randgebirge unter- scheiden. Im südlichen, tropischen Arabien kommen auch einige Syerdium-Arten vor, nämlich F\ serrata Forsk., und F. Toka Forsk., ebenso einige Sycomoren, wie z. B. F. Tur Forsk., ebenso F. Chanas Forsk., und wohl auch einige Urostigma-Arten, wie F. Taab Forsk., F. salwerfolia Vahl, die fast sämtlich noch wenig bekannt, vermutlich aber mit den abyssinischen Formen nahe verwandt sind. Wenn es auch ausgeschlossen ist, bei dem bis jetzt nur in geringen Mengen vorliegenden Material sich ein sicheres Urteil über die Artabgrenzung der mit F\. carica nahe verwandten Formen zu bilden, so mag es immerhin von Nutzen sein, sich den augen- blicklichen Stand im Gestalt einer Tabelle zu vergegenwärtigen. Die Fieus-Arten der Sekt. Eusyce, Ser. Carica. A. Blätter nicht oder einfach gelappt I. Blätter unterseits kahl 1. F. palmata Forsk. Fl. Aeg. 179. Süd-Arabien, II. Blätter unterseits behaart una en a) Keceptakel kugelig, nicht oder kaum stipitat 2. F. virgata Roxb. Fl. Ind. III 529. Beluchistan N.W.-Indien. b) Receptakel birnförmig, meist deut- lich stipitat 3... earica, Ih. Thunb. Diss. de Fieu n. 26. Nord-Arabien, Syrien, Kur- distan, Persien (jetzt ver- wildert im ganzen Mittel- meergebiet). 366 O. WARBURG B. Blätter doppelt eingeschnitten oder wenigstens die Hauptzipfel eingeschnit- ten geezähnt I. Receptakel fast kugelig, a) Receptakel kurz (bis 2 mm) gestielt, Blattzipfel spitz 4. F,afghanistanica Warb. n. sp. Afghanistan. b) Receptakel länger (5—-7 mm) gestielt, Blattzipfel stumpf oder rundlich 5. F\ persica Boiss. Diagn. pl. orient. VIII 97. Süd-Persien. II. Receptakel birnförmig, oder wenig- stens nach der Basis zu stark ver- schmälert a) Blätter stark eingeschnitten 1. Receptakel breit birnförmig, kaum stipitat, kurz behaart 6. F. geramiifolia Migq. ü London Journ. VII 225 Süd-Persien. } 2. Receptakel schmal birnförmig, lang stipitat, kahl 7. F.malvastrifolia Warb. n. sp. West-Persien (Luristan). b) Blätter wenig eingeschnitten, Recep- takel birnförmig 1. Receptakel mäßig lang (1—1'/, cm) gestielt, lang stipitat, kaum behaart 8. F. Johannis Boiss. Diagn. pl. orient VIII 96, Süd-Persien. 2. Receptakel lang (2'/, em) gestielt, kaum stipitat, lang behaart 9. F. vitifolia Warb. n. sp. Süd-Persien. 1. Ficus palmata Forsk. Nach dem Berliner Herbar ver- mögen wir folgende Varietäten zu unterscheiden: A. Blätter dünn, häutig I. Blätter an der Basis stumpf oder ab- eerundet a) Blätter tief und dicht gesägt, Recep- takel birnförmig, stipitat, var. genwina Warb. Arabien. b) Blätter schwach und weitläufig ge- zähnt, Receptakel kugelig, stipitat var. somalensis (Forsk). Warb. Somali Die Gattung Fieus im nichttropischen Vorderasien. 367 II. Blätter an der Basis herzförmig var. morifolia (Forsk.) Warb. Arabien. B. Blätter dicker, pergamentartig a) Receptakel stipitat var. stipitata Warb. Abessinien, Eritrea. b) Receptakel nicht stipitat var. pseudo-carica (Mig). Warb. Abessinien. Die Varietäten genwina und morifolia basieren auf ForskAu'schen Originalexemplaren, var. somalensis wurde April 1875 von HıuoE- BRANDT sub n. 1462 bei Meid im Ahlgebirge 1000—1500 m ü.M. gesammelt, fr. edul., „subvolubil.“; vielleicht ist diese Form als Art abzutrennen. Die var. pseudo-carica ist die von MiQuEL auf SCHIMPER’S N. 157 hin aufgestellte Art (ad rivos prope Adoam 1. Juni 1837), während zu var. stipitata ScHImpER N. 287, STEUDNER N. 1363, und SCHWEINFURTH N. 1024 zu rechnen sind. Interessant ist SCHIMPER’S Notiz zu N. 287 „Staude an allen Bachufern sehr verbreitet, be- sonders auf absoluter Höhe von 5000—8000'. Amha Sea 6500’ ü.M. 20. Sept. 1862. Tigre-Name Bellas. Ist wahrscheinlich die Mutter der in Europa kultivierten Feige. Bellas auch in allen Teilen Arabiens in gleicher Höhe“, auch SchwEisrurrH gibt als Tigre- Name Bellas an. 2. Ficus virgata Roxb. Diese Art wird von Kme mit F. palmata Forsk. vereinigt. Wenn sie derselben auch unzweifel- haft nahe steht, so möchten wir uns doch einer Vereinigung dieser Arten entschieden widersetzen; denn sonst müßten wir auch F\ carica L. mit hineinbeziehen. Es sind eben drei korrespondierende Arten, unter denen F. virgata den südöstlichen, F\ palmata den südwest- lichen und F. carica den nördlichen Typ vertreten. 3. Fiecus carıca L. Da wir uns hier nur mit den vorder- asiatischen Zicus-Arten zu beschäftigen haben, so mag die Frage, ob die wilden Feigen Südeuropas und Nordafrikas zur gleichen Art gehören oder nahe verwandte Arten darstellen, hier unerörtert bleiben; ebenso die schon verschiedentlich diskutierte Frage, ob die wilden Feigen Süd-Europas von verwilderten Kultur-Feigen ab- stammen, oder ursprünglich dort heimisch sind, resp. gar mit den Feigen der Diluvialperiode Italiens und Frankreichs in genetischem Zusammenhang stehen. Hier sei nur darauf hingewiesen, daß bei dem großen Endemismus der Arten der Gattung Ficus es nicht gerade wahrscheinlich ist, daß ein und dieselbe Art ursprünglich 368 O. WARBURG Länderstrecken von der Größe des gesamten Mittelmeergebietes bewohnte. Das Berliner Herbarmaterial der wilden Feigen aus Südeuropa und Nordafrika ist viel zu minderwertig und wenig zahlreich, um diese Fragen kritisch prüfen zu können; es scheint uns überhaupt nicht möglich, diese Fragen anders zu lösen, als indem man an Ort und Stelle sich selbst das nötige Material verschafft. Darüber, daß die Kultur der Feige, und demnach also auch die Kulturformen aus Vorderasien stammen, herrscht jetzt Einig- keit, und manche Daten (cf. Hrax Kulturpflanzen u. Haustiere 2. Aufl. p. 100) weisen darauf hin, daß die Kultur von Arabien ausging. leider sind die arabischen wilden Formen der F\ carica bisher kaum gesammelt worden; nur die Sinaiform, von DEcAIssE unter dem Namen F' pseudosycomorus in seiner Florula sinaica beschrieben, von MiqguEn zu F\ virgata, von Kına zu F. palmata gezogen, ist in den Herbarien gut vertreten und dürfte vielleicht der Stammpflanze der Kulturformen unter dem vorliegenden Herbarmaterial am nächsten stehen. Die gleiche resp. eine äußerst nahe stehende Form wurde übrigens auch von SchwEinrurtHu (N. 233) in der mittel- ägyptischen Wüste (an der arabischen Seite) gesammelt. Es würde von großem Interesse sein, gerade die arabischen Formen der wilden Feige genauer kennen zu lernen. Die Annahme der afrikanischen Herkunft der Kulturfeige (siehe oben die Ansicht Schimper’s sub F. palmata) wird durch neueres Herbarmaterial nach keiner Richtung hin bestätigt, ein im Berliner Herbar liegendes Exemplar, in Kordofan von Dr. Prunp gesammelt, zeigt die Charaktere einer kultivierten Pflanze. Vorderasiatische Formen von F. carıca. A. Blätter ungeteilt oder 3—5lappig, Abschnitte an der Basis breit I. Blätter unterseits dauernd stark be- haart var. kurdica Warb. Kurdistan. Il. Blätter unterseits im Alter schwach behaart oder kalıl a) Receptakel birnförmig l. Blätter beiderseits sehr rauh, kaum länger als breit, sehr stumpf „) Receptakel sehr kurz (2—3mm) gestielt var. pseudosycomorus (Dene) Warb. Sinai. Die Gattung Fieus im nichttropischen Vorderasien. 369 3) Receptakel lang (1 cm u. mehr) gestielt var. wranica Warb. Persien. 2. Blätter unterseits nur wenig rauh, meist deutlich länger als breit, oft kaum stumpf a) Receptakel behaart var. rupestris Hausskn. Nordsyrien. 3) Receptakel kahl var. genwina Boiss. In Vorderasien ' weit ver- breitet, wohl meist als Kul- turform. b. Receptakel kugelig, nicht stipitat var. globosa Boiss. Nordsyrien. B. Blätter tief 5—7lappig, Abschnitte nach unten zu verschmälert, spathulat var. riparum Hausskn. 4. Ficus afghanıstanica Warb. n.sp. Ramis glabris laevi- bus in sieco fuseis, junioribus fulvis tenerrime puberulis, stipulis cadueis late lanceolatis 5—8 mm longis acutissimis, petiolis 1 mm latis 1'/,—3 em longis, foliis eireumseriptione cordato-rotundatis usque 9 em longis et 7 cm latis supra asperrimis haud nitentibus subtus asperis et pallidioribus, profunde trilobatis, lobis profunde lobulatis, lobulis acutis dentatis, vulgo 1 cm vel plus latis, reticula- tione etiam subtus vix distineta. Receptaculis axillaribus solitaris brevissime (vix 2 mm) pedunculatis, peduneulo apice bracteis 3 latis fere rhomboideis margine scariosis 2 mm longis apice rotundatis extus cum pedunculo puberulis instructo, receptaculo parce pubes- cente subaspero fere globoso vix pyriformi, exstante 1 cm in diametro. Afghanistan leg. Arrcnıson 1884/85. Diese Form steht der F. geraniifolia Südpersiens sehr nahe, doch hat letztere bedeutend schmälere Blattzipfel, viel längere en und an der Basis N birnförmige Receptakel. . Fieus malvastrıfolia Warb. n. sp. Ramulis teretibus in sicco Fulvis vel fulvo-cinereis, stipulis a late lanceolatis 4 mm longis glabris, petiolis 1—2 em longis 1 mm lJatis, foliis in eireuitu rotundato-cordatis profunde 3—5 lobatis, lobis profunde lobulatis, lobulis obtusis sinuato-dentatis utrinque scaberrimis glabris subtus vix pallidioribus 6—8 em longis latisque. Receptaculis axillaribus solitariis, pedunceulis vix 1 em longis 1 mm latis puberulis apice haud incrassatis sed bracteis squamiformibus 1'/, mm longis apice rotundatis glabris in sieco rugulosis coronatis, receptaculis pyri- formibus longe stipitatis 3 em longis 1'/, cm latis subasperis vix Ascherson, Festschrift. 24 370 ©. Warsurs: Die Gattung Fieus im nichttropischen Vorderasien. puberulis, ostiolo subprominente, floribus © diandris anguste pedicel- latis sepalis 5 oblanceolatis, antheris obtusis; florum © sepalis linearibus. Persien, Luristan leg. HaussknEcht, It. orient. 1868, 3000’ ü. M. in rup. Teeng Biresa. Von den verwandten Arten, z. B. F\. geraniifolia, ist diese Art durch die lang stipitaten, kahlen, schmal birnförmigen Receptakel verschieden. 9, Ficus vitifolia Warb. n. sp. Ramis glabris laevibus in sieco fuseis, junioribus tenerrime puberulis, stipulis caducis 3—4 mm longis ovatis obtusis puberulis, petiolis 1—1'/, em longis hispidis, foliis in eireumseriptione cordato-rotundatis 5 em longis 4 cm latis supra scaberrimis, subtus scabris, utrinque hirtellis, profunde 3—5- lobatis, lobis vitis viniferae in modo inciso-dentatis, in sieco pallide viridibus subtus vix pallidioribus. Receptaculis axillaribus solitariis, peduneulis 2'/, cm longis 1 mm latis hispidis apice incrassatis et bracteis rotundatis 1'/,;, mm in diametro margine fimbriatis in- structis, receptaculis pyriformibus 12 mm longis 8—9 mm latis basi breviter stipitatis pilis longis hispidis obtectis, ostiolo vix prominente; florum © sepalis linearibus. Südpersien, leg. Hauss£xecht, It. orient. 1868, in rupibus Behbetban. Diese Art steht der F. Johannis Boiss. am nächsten, doch hat letztere kaum behaarte, lang stipitate Receptakel; auch sind die Receptakelstiele nur 1—1!/, em lang, also kürzer als bei unserer Art. XaXIE Zwei Frühlingsmonate in Yucatan von Ep. SELER - Steglitz - Berlin. Die Halbinsel Yucatan wurde von ihren alten Bewohnern Peten „das Umrundete* „die Insel“ genannt und hat in der That etwas von insularer Lage an sich. Denn die Verbindungen über Land sind schwierig. Der moderne Reisende kommt zu Schiff an. Das erste also, was dem Auge des Botanikers sich darbietet, ist die Strandflora und die Düne. Von der Strandflora habe ich an dem felsigen Gestade von Campeche und dem von Mangrovebüschen und Kokospalmen um- säumten Ufer des Flusses von Campeche — einem der wenigen wirklich oberirdisch fließenden Wässerlein, die das Land aufzuweisen hat, — einige Proben gesehen. Neben Ahizophora Mangle L., die von den Maya tab-ch& „Strickbaum“, „Wurzelbaum“ genannt wird, fällt die „Uva de la mar“ Coccoloba wvifera Jacq. auf, ansehnliche Sträucher mit harten, runden, dicken Blättern und lang ähren- förmigen Blüthenständen. Von niedrigen Salzpflanzen die Batis maritıma L., die Amarantacee Lithophila vermieulata (L.) Uline, mit fleischigen Blättern und weihen Blüthenköpfchen, Heliotropium curassavicum L., das ein ins Maritime übersetztes AM. parviflorum ist, die Flaveria trinervata (Willd.) Baill. von Didens-artigem Ansehen, und die ansehnlichen holzigen graublättrigen Stengel der Borrichia arborescens (L.) DC. Dünen umwallen den ganzen Nordrand der Halbinsel, Progreso, der gegenwärtige Haupthafenort, ist ganz auf der Düne erbaut. Mir fielen dort vor allem die prächtigen dunkelgrünen Büsche der Bravaisia tubiflora Hemsl. auf, die damals ganz mit den weiben, einen gelben Schlund und violette Unterlippe aufweisenden Blüthen überschüttet war. Daneben nalım der halbstrauchige, harte, durch 24* 312 Ev. SELER silbergrüne ovale Blätter ausgezeichnete Croton pumetatus Jacq. weite Strecken ein, den ich schon an der Barra von Tuxpam kennen eelernt hatte. Im Schatten der Büsche blühten Deloperone violacea Pl. et Lind. und Dieliptera assurgens (L.) Juss. und die durch roth- eefleckte Hochblätter . ausgezeichnete Kuphorbia heterophylla L. Und die Straßen der Stadt und die umgebenden Sandflächen waren voll von dem „abrojo*, dem Tribulus eistoides Linn., der von den Maya chan xnuc „das kleine alte Weibehen“ genannt wird. Hinter den Dünen zieht ein breiter Streif von Lagunen und Mangrovesümpfen hin, die gewiß auch eine interessante Flora bergen werden. Mich führte der Zug auf dem durch die Wasserflächen oeschütteten Damm schnell hinüber, und durch Buschwald und Henequen-Pflanzungen, die unabsehbar weit sich dehnten, nach der Hauptstadt. Die Schuttplätze der Hauptstadt und die offenen freien Stellen in ihrer Umgebung waren das nächste Ziel meiner Sammelthätigkeit. Von den Haupttypen der Ruderalflora nenne ich zunächst zwei Enphorbiaceen, den Croton albidus Müll, von den Maya icaban genannt, der mehr krautig ist und schöne weibe, silberglänzende Blüthen hat, und den Croton Cortesianus H. B. K., der höher, holziger, von grünlich braunem Ansehen und mit gelben Drüsenhaaren besetzt ist und von den Maya ek balam „der schwarze Jaguar“ genannt wird. Der Croton albidus Müll. ist die eigentliche Ruderal- pflanze, der Croton Cortesianus H.B.K. kommt mehr an Wegen und auf wüsten Plätzen im Busche vor. Daneben spielt eine Hauptrolle auf den Schuttplätzen das Heliotropium parviflorum L. mit kleinen weißen, zu langen Wickeln zusammengestellten Blüthen. In der Gegend von Tuxpam und Papantla wird diese Pflanze, eben dieser Wickel wegen „yerba delalacran* „Skorpionkraut“ genannt. Noch bezeichnender ist der Maya-Name xne max = „rabo de mico“ „Alfenschwanz“. Ferner nenne ich die hochstengelige Capparidacee Gynandropsis pentaphylla (1L.) DC. die ebenfalls ziemlich hoch- stengelige Dieliptera assurgens ‚Juss., eine rothblühende Acantlıacee, und wieder den stachligen gelbblühenden Tribulus eistoides Linn. und das weitverbreitete ebenfalls stachelfrüchtige Solanum cornutum l,am. Ferner Argemone merticana L. var. ochroleuca (Sweet) Lindl., Lepidium apetalum Willd., und die knoblauchduftige hohe Phyto- laccacee Petiveria alliacea L., die von den Maya pay che oder xpay che,d.h. „Stinkthierbaum“* genannt wird. Auffallende Formen Zwei Frühlingsmonate in Yucatan. 373 auf den wüsten Plätzen von Campeche waren Leonotis nepetifolia R. Br. und Conyza Iyrata H. B. K. Von Gräsern habe ich an offenen sonnigen Stellen Andropogon contortus L. Aristida jorullensis Kunth und Bouteloua triaena (Spr.) Serbn. gesammelt. In der kurzen Grasnarbe, an Wegrändern und sonnigen Plätzen sind bekannte Formen die Rubiacee Borrertia, mit gegliederten Stengeln und Knäueln kleiner weißer Blüthen, die gelbblüthige Sterculiacee Waltheria indica L., die (nach MirLsraucH) „Malva del monte“ genannt wird und in der That ein malven- artiges Ansehen hat; die Portulaca pilosa L.; die Leguminosen Tephrosia cinerea Pers. und ÜUracca mollis Benth.; die Acanthaceen blechum Brownei Juss. und Zlytraria squamosa (Jacgq.) Lindau; die Verbenaceen Douchea prismatica (L.) Ktze. und Priva echinata ‚Juss.; die Scrophulariaceen Capraria saxifragifolia C. et S., Caprarıa biflora L. und Buchnera mexicana Hemsl.; und die Compositen Tridax procumbens L., Ageratum intermedium Heml.; Amellus niweus (L.) Ktze., Spilanthes uliginosa Sw., Nocca mollis (Cav.) Jacq., Baltimora recta L., Plagiolophus Millspaughii Greenw. U. d&. — Einige andere Compositen Tithomia diversifoli« (Hemsl.) A. Gray, Tithonia tagetiflora Desv., Vigwiera helianthoides H.B.K. erzeugten das hochstenglige, von den Maya tah genannte Unkraut, das auf den abgeernteten Maisfeldern geradezu Wälder bildet. Zu der Zeit wo ich im Lande war, war das alles vertrocknet, und die abgeernteten Maisfelder waren in dem Landschaftsbilde immer schon von weitem durch die braune Farbe dieser trockenen Unkrautwälder kenntlich. Mehr schattige Stellen an Mauern lieben Asclepias longicornu Benth. mit hellröthlichen, und Asclepias curassavica L. mit feuer- rothen und gelben Blüthen. Die letztere wird in der Gegend von Papantla yerva de la culebra „Schlangenkraut“ genannt. Als Maya-Namen gibt MirzspaucHn kuchil xiu oder xpol kuchil an, was wohl „Geierkraut“ „Geierkopf“ bedeutet. Ferner nenne ich die Apocynacee Ranwolfia heterophylla Willd. mit anfangs rothen, später schwarzen Beeren und an feuchten Stellen, Mauern u. dgl. die weit verbreitete durch weiße Blüthentrauben und schön rothe kleine Beeren ausgezeichnete Phytolaccacee Aivina humilis L. Endlich die Hydrophyllacee Nama jamaticensis L., die in Yucatan xpakunpak und yerba de la golondrina genannt wird. Der Maya-Name bedeutet „an den Boden geworfen (wie ein nasser Lappen)“. Im Schatten der Mauern der Casa de las Monjas in Chich’en itza bildeten auffallende Pflanzenformen die Nycetaginaceen 374 Ep. SELER Boerhaavia scandens L. und Allionia violacea (Chois.). — Die Rubiacee Hamelia patens (L.) Jacg. der ich in der Gegend von Papantla viel begegnet bin, habe ich nur auf den Straßen von Mani an der Mauer getroffen. Sie wird von dem Maya kanan oder xkanä zenannt. Seen und Wasserlöcher gibt es nicht viel im Lande. Bei Uxmal habe ich einige dieser acalch& genannten Wasseransamm- lungen im Walde besucht. Dort fand ich, neben einer Oyperus-Art (et. brumneus Griseb.) die blaublüthige Hydrophyllacee Hıydrolea spinosa L. Das ganze Land stellt eigentlich eine große Karstkalkplatte dar, in der die Wasser unterirdisch fließen, und die Dolinen und sayannenartige Striche thonigen Bodens umschließt. Im Kleinen ist die Oberfläche ziemlich stark ausgearbeitet. Kuppen und Schwellen rauhen Kalkgesteins folgen wie Wellen eine der andern. Größere ‘rhebungen kommen nur wenige vor. In Maxcanı, einige Leguas südwestlich von Merida, beginnt eine Reihe niedriger Höhenzüge, die man im Lande schlechtweg die „Sierra“ nennt, die von dort einerseits nach Südosten, andererseits nach Südwesten ziehen, wo sie bei Campeche und zwischen Campeche und Champoton dicht an das Meer treten. Auch die meteorologischen Verhältnisse sind in den verschiedenen Theilen der Halbinsel ziemlich dieselben. Die Osthälfte wird etwas mehr Regen erhalten als die Westhälfte, und im Süden wird sich der Einfluss der Nortes weniger bemerkbar machen als nahe der Küste. So ist auch die Vegetation durchweg sehr einförmig. Weithin bedeckt der Buschwald das Land, die Bäume, wie sich ein alter Berichterstatter ausdrückt, dicht und gleich hoch, wie mit der Scheere abgeschnitten. Eine Variation wird in das Landschaftsbild nur durch die Kultur gebracht, durch die Maisfelder der Indianer, die auf den thonigen Thalböden und den Abhängen der Hügel angelegt sind, und die großen Henequen-Pflanzungen, die in der nördlichen Hälfte des Landes kolossale Flächen bedecken. Das Zwischenglied bildet der von Ranken übersponnene und von allerhand blühenden Stauden durchwucherte Busch, der an den Waldrändern und auf den verlassenen Feldern sich entwickelt. Hier wird einem jeden, der den Hecken sich genaht hat, die Pisonia aculeata Linn. in Erinnerung bleiben, eine Nyctaginacee, die von den Maya beeb oder hbeeb genannt wird, die bis 50 lange, mit starken gekrümmten Dornen besetzte Ranken bildet. Zwei Frühlingsmonate in Yucatan. 375 Friedlicher sind die Borraginacee Tournefortia volubilis L., die schöne dunkle Blätter und Zymen kleiner grüner Blüthen hat; die Ampelopsis cordata Michx., die von den Maya tab can „Strick- schlange“ oder „wurzelnde Schlange“ (d. h. Liane) genannt wird; und die Morinda rorwec L., deren wissenschaftlicher Name das Maya-Wort konservirt. Die Maya nennen sie hoyoc „womit man übergießt* „woraus man Extrakt macht“, weil diese Pflanze, gleich anderen Rubiaceen, einen rothen Farbstoff liefert. Ferner die schönen blauen Blüthentrauben der Petraea volubılıs Jacq., die in Mexico, wo sie weit verbreitet ist, „bejuco del caballo“ „Pferderanke“, von den Maya entsprechend opp Dimin genannt wird, die Cucurbitacee Momordica charantia Linn. und die zierliche Sapindacee Urvillea ulmacea H. B. K., von den Maya app aac genannt, deren trockene Früchte im Winde rauschen. Eine Phaseolee mit kleinen violetten Blüthen. Teramnus sp. fand ich auf der Hacienda Xeanchakan. Dalechampsia scandens L. ist eine rankende Euphorbiaeee, die von den Maya xmool coh „Pumafuss* genannt wird, wohl wegen der nach dem Aufspringen der Frucht krallenartig sich einkrümmenden Kelchblätter. Eine rankende Asclepiadacee fand ich in Tieul und in Oitas. Vor allem aber sind die Ranken par excellence, die Winden, zu nennen, die schönen hellblauen /pomoea. Eine andere Ipomoea mit hellviolettrothen Blüthen und lang behaarten Kelchen, von den Maya chai genannt, fand ich in Tieul. Jaequemontia pentantha (Jacq.) Don. ist eine dunkelblaue kKleinblüthige Winde, die ich bei Merida und in Oitas sammelte. Ipomoea carnea Jacg. ist ein halbrankender Strauch des Buschwaldes, der filzige Blätter und hellkarminrothe Blüthen hat. Wie man mir sagte, wird diese Pflanze als Abortmittel gebraucht. Die prächtige Aristolochia grandiflora Sw., deren große Blüthen eine dunkelviolette Zeichnung auf weißem Grunde zeigen, hat Dr. Geo. F. Gaumer von der Insel Ruatan nach IJzamal gebracht. Eine verwandte, etwas kleinere, aber durchaus gleichartig gezeichnete Art fand ich bei Merida. Zwischen diesen Ranken und dem Gebüsche wachsen nun eine Menge blühender Kräuter und Stauden. Ich nenne die Amarantaceen Alternanthera brasiliana (L.) Ktze., die Kleine weibe Blüthenköpfchen hat und mit geilen Trieben das Gebüsch durchwuchert; Jresine panniculata (L.) Ktze., durch zarte Stengel und große lockere weibe Blüthenrispen ausgezeichret; Celosia virgata Jacq., die dünne, aber gerade und steife Ruthen und gedrängtere Blüthenrispen hat, und die Celosia panniculata L., deren steife aufrechte Stengel Kleine braune 376 Ep. SELER Blüthenköpfehen tragen. Der Alternanthera gesellt sich gern die langstenglige Plumbago scandens L., die weiße Lychnis-artige Blüthen trägt. — Ferner die Compositen Kupatorium conyzoides Vahl und E. albieaule Sch. Bip., Trixis frutescens P. Br., Isocarpha oppositi- folia (L.) R. Br., Porophyllum Millspaughii Robins., Calea artieifolia (R. Br.) Millsp. und der glasartig spröde Selerocarpus divaricatus B. et H., dessen Stengel und Blattstücke überall an Kleidern und Händen kleben bleiben. Die großen und schönen Stauden der Pluchea odorata (L.) Cass. habe ich überall nur kultiviert getroffen; die Pflanze, die flor de Santa Maria, von den Maya chäl-che genannt wird, ist medizinal. Der Saft, heiß applizirt, soll blut- stillend wirken. — Bedeutsamere Formen sind auch die Acanthaceen. Das kleinere hellgelbblühende Tetramertum hispidum Nees und das größere, ebenfalls gelbblühende Tetramerium costatum Gray, das ich an der Felshöhle von Mayapan und auf der Pyramide von Izamal sammelte. Die hellkarminrothblühende Auellia albieaults Bert. wird von den Maya »acal bac „Knochengliederung“ „Gelenk- reihe“ genannt, was sich wohl auf das Ansehen der Hochblätterreihen bezieht. Von den groben Familien der Lythraceen, Verbenaceen u. S. w. habe ich in der Jahreszeit nicht viel blühend angetroffen: — Cuphea balsamona Chen., Stachytarpheta cayennensis Vahl, Lippia geminata H. B. K. —, und von den in Mexico einem überall begegnenden Salvia-Arten nur die hellblaue Salvia oceidentalis Sw. und eine andere Art mit leuchtend rothen Blüthen. Eine hohe breitblätterige Graminee Panicum divaricatum latifolrum (L.) Tourn. trifft man zwischen dem Buschwerk nicht selten. Die Hauptformation des Landes ist der Wald, kräftiger, höher und dichter entwickelt in der Hügelregion und in dem etwas regen- reicheren Osten, kümmerlicher in den weiten Ebenen der nördlichen Hälfte des Landes, aber überall ziemlich gleichartig in der Zusammen- setzung. Unterschiede bezüglich des Vorkommens einzelner Arten werden zweifelsohne bestehen, doch war mein Aufenthalt im Lande zu kurz, meine Beobachtungen zu lückenhaft, um es mir zu gestatten, eine Gliederung zu versuchen. Ich kann nur die beobachteten Arten aufzählen, unter Angabe, wo ich eine Art nur an einer bestimmten Gegend des Landes getroffen habe. Von Palmenarten wird eine Fächerpalme Sabal mericanum Mart. überall in den Dörfern angepflanzt, da ihre Blätter zum Dachdecken dienen. Sie wird von den Maya xaan genannt. Und die Cocos Zwei Frühlingsmonate in Yucatan. 377 nucifera Linn. ist eine Zierde der Gärten der Hauptstadt und überall auf den Hacienden. Von polypetalen Familien sind zunächst die Moraceen zu nennen, die auffallende und häufig vorkommende Typen bilden. Der von den Maya copö, von den spanisch redenden Bewohnern älamo „Pappel“, genannte Freus longipes Miq. und der dunkelbelaubte ox, die „hoja ramon = Brosimum Alicastrum Swartz. Beide werden auch in den Dörfern viel gepflanzt. Denn beide, und namentlich der letztere, sind als Pferdefutter brauchbar. Als Schattenbaum wird in den Dörfern und auf den Hacienden der Laurel de la India, auch alamo estrangero „fremde Pappel“ genannte Baum geflanzt, eine dem Freus populnea Willd. verwandte Art. Eine Polygonacee mit kleinen hellgrünen Blüthen, die, wie es nach den vorläufigen Untersuchungen scheint, eine neue Antigonum verwandte Gattung darstellt, habe ich im Februar und März überall — in der Gegend von Merida, in Chich’en itza im Osten des Landes und in Xkombee im Distrikte Hecelchakan blühend angetroffen. Von Anona-Arten werden in den Gärten verschiedene kultivirt. Die Anona reticulata L., von den Maya op genannt, die A. squa- mosa L., die Dalmuy der Maya, die A. cherimolia Mill. Pox oder ouli pox der Maya und die guanäbana, die A. murieata L. — Von Lauraceen fehlt die bekannte Persea gratissima Gärtn., on der Maya, in den Gärten und auf den Obstmärkten nicht. Von Capparidaceen habe ich die Crataeva gynandra L., einen hohen schönen dunkelbelaubten Baum mit hellgelben Blüthen in der Gegend um Merida vielfach gesehen. Die Forchhammeria trifoliata Radlk. habe ich in Xealumkin im Distrikte Hecelchakan mit Früchten gesammelt. Capparis Grisebachii Eichl., Sträucher von Oleander- artigem Ansehen mit kleinen grünlichen Blüthen, traf ich an der Küste südlich von Campeche. Einen Hauptantheil an der Zusammensetzung des Waldes nehmen die verschiedenen Familien der Leguminosen. Von Mimosoiden notirte ich Acacia Farnesiana (L.) Willd., A. spadieigera Cham. & Schlecht., die von den Maya Zubin oder Zubin che genannt wird, und eine andere noch nicht genauer bestimmte Art, schöne grobe Bäume, mit schirmförmiger Krone, die zur Zeit meines Aufenthalts im Schmucke der eben entwickelten hellgrünen Fiederblätter prangten, mit nicht unansehnlichen, lange Büschel weißer Staubfäden um- schließenden Blüthen. Ich sammelte sie in Mayapan und bei Xkombee. Pithecolobium Unguis Cati (L.) Benth. habe ich nur als Dornbusch | 378 Ep. SELER bei Merida und auf der Pyramide von Izamal getroffen. Der Baum wird von den Maya Dim che genannt. Die rothgefärbten Hülsen sind krallenartie gekrümmt. Von Caesalpinioiden sammelte ich Caesalpınia exostemma Moc. et Sesse und Cassia-Arten, deren gold- gelbe Blüthen zu der Zeit einen besonderen Schmuck des Waldes bildeten. Der schönen, hellrosa angehauchte Blüthen tragenden Dau- hinia divaricata L. begegnete ich mehrfach in dem frisch aufschieben- den Gebüsch. Sie wird pata de vaca „Kuhfuss“ wegen der Blatt- form genannt. Von den Maya Du luth tok, was man etwa mit „in der Mitte zusammenklappendes Steinmesser“ übersetzen kann, ein Name, der sich auch ohne Zweifel auf die besondere Blattform be- zieht. Hohe Bäume sind die Dalbergieen Piscidia Erythrina L. und Pterocarpus Draco L. Erstere ist unter dem Namen habin bei den Maya seit alter Zeit bekannt. Das harte Holz ist sehr geschätzt und wird zu Hausbauten, zu Wagenachsen und Schöpfrädern ver- wendet. Für Pterocarpus Draco L. gibt MiruspauGnH auch den Namen zubin ch& an. Ich sah den Baum in Chich’en itza, konnte aber die Blüthen nicht sammeln, da die Kronen hoch den Wald überragten. Die, gleich den Cassia-Arten, goldgelbe Blüthen tragende Galegee Diphysa robinioides Benth. sammelte ich bei Merida und bei Uman. Eine andere Art, Harpalyce Sp., mit schönen hellrosa bis violetten Blüthen traf ich auf den Kalkhügeln der Gegend von Tieul. Man nannte mir den Namen bal che ceh. Mit dem Namen bal che bezeichneten die Alten eine Pflanze, deren Absud sie ihrem Honig- wein zusetzten, um seine narkotische Kraft zu erhöhen. Ein niedrigerer Strauch ist die Hedysaree Aeschynomene fascieularıs Cham. & Schlecht. Er trägt an ruthenartigen Zweigen kleine gelbe Blüthen und wird caba pich „der niedrige pich“ genannt. Der Name pich selbst kommt nach Millspaugh der Calliandra Portori- censis (Jacg.) Benth. zu. Aus der eroßen Reihe der Geraniales ist zunächst die Sima- rubacee Alvaradoa amorphoides Liebm. zu erwähnen. Ich habe sie auf den Kalkhügeln in der Nähe von Uxmal, bei Izamal und ander- wärts getroffen. Sie wird palo de ormigas „Ameisenbaum“, von den Maya bel zinie ch& oder xbe zinic ch& „von Ameisen be- sangener Baum“ genannt. Ich besinne mich, dab ich in Chiapas bei diesem Baum einmal eine unangenehme Ameisenbegeenung hatte. Die Meliacee Triehihia terminalıs Jacq. habe ich auf der Pyramide von Izamal in Blüthe gesammelt, Büschel hellgrüner Blüthen an blattlosen Stengeln. Sie wird von den Maya ch'oben Zwei Frühlingsmonate in Yucatan. 379 che „rother Ockerbaum“ genannt. Die Rinde soll ein Brech- mittel sein. Die mir aus der Gegend von Tehuantepee, aus dem Innern von Chiapas und von anderwärts wohlbekannte Malpighiacee Byr- somima Cumingiana Juss., die von den Mexikanern nantzin xocotl „Mutterchens Obst“ oder „alte Weiber Obst“, heute nantze oder nanche, von den Maya chi genannt wird, habe ich in dem frucht- baren Thalboden von Xcalumkin, Distrikt Hecelchakan, in Mengen, aber nirgends sonst gesehen. Eine baumartige Euphorbiacee mit harten Blättern ist der Croton niveus Jacq., dem MiuvspaucH's Croton arboreus jedenfalls sehr nahe steht. Ich traf ihn im Walde von Ditas und Piste im Osten des Landes, und ebenso im Westen bei Xkombee und Xea- lumkin. — Eine andere zartere Euphorbiacee ist der Phyllanthus nutans Sw., der lange, gerade beblätterte Triebe und kleine grüne Blüthen trägt. Ich sammelte ihn in der Gegend von Merida, bei Mayapan und bei Izamal. Grüne Kätzchen an ruthenartigen Zweigen zeigt die Acalypha mollis Kunth, die ich ebenfalls sowohl im Osten wie im Westen des Landes, bei Piste und bei Sayi, Nkombee und Xealumkin sammelte. Miwvspauen gibt für die verwandte A. unibrae- teata Müll. den Maya-Namen ch’ilib tax an, den man etwa mit „Puterruthen“ übersetzen kann, und erwähnt, daß die Ruthen von den Indianern zu Vogelkäfigen und Schlingen verwandt würden. Aus der Reihe der Sapindales ist zunächst die Anacardiaceen- Gattung Spondias zu erwähnen, von den Maya abal genannt, die die bekannten von den Spaniern „ciruelas“ genannten Früchte liefert, und die man überall in den Dörfern angepflanzt sieht. Der Februar und März ist gerade die Zeit, wo diese Früchte reifen, die spär- lichen Regen, die in dieser Jahreszeit fallen, nennt man deshalb „agua de ciruelas“. Die schöne Üelastracee Myginda Gaumert Loesener, die Dr. Gaumzr bei Buena Vista Xbac sammelte, habe ich in dem Walde zwischen Ditas und Chich’en itza wiederholt angetroffen. Die Hippocratea celastroides H. B. K. habe ich sowohl im Osten wie im Westen, bei Ditas und bei Xkombee, gesammelt. — Von Sapindaceen habe ich die strauchartige Paullinia fuscescens Kunth forma glabrescens Radl. auf sonnigen Hügeln bei Izamal getroffen. Eine auffallende Form ist die Rhamnacee Colubrina ferruginosa Brongn., schöne dunkelgrüne Sträucher mit kleinen grünlichweißen in Rispen zusammengestellten Blüthen und harten kugeligen Früchten. 380 Ep. SELER Ich sammelte sie bei Merida, bei Izamal und anderwärts. Von den Maya wird sie yax puken „Beule“ genannt, jedenfalls wegen der kugeligen Form der Früchte. In Izamal wurde mir für dieselbe Pflanze der Name pimiento-che „Pfefferbaum“ angegeben, jeden- falls auch wegen der pfefferkornähnlichen Form der Früchte. Von Malvaceen habe ich einen Abutilon im Walde von Piste und bei Sayi blühend getroffen. Die mir aus Chiapas wohlbekannte, prachtvoll grobe goldgelbe Blüthen an blattlosen Zweigen tragende Bixacee Üochlospermum hibiscoides Humb. Bonpl. fand ich ziemlich zahlreich bei den Ruinen von Kabah. Sie wird von den Maya ch’uun genannt. — Die Violacee Aybanthes Yucatanensis Millsp., Sträucher und Bäume mit dornig auslaufenden kurzen Seitenzweigen und kleinen hellgelblichen Blüthen, sammelte ich in den verschiedensten Theilen des Landes bei Tieul, OJitas und Xkombec. Und ebenso die wohlriechende weiße Blüthen tragende Flacourtiacee Samyda rosea Sims. Eine noch nicht näher bestimmte Myrtacee fand ich in Mengen im Osten des Landes, bei Piste und Chich’en itza in Blüthe. Von monopetalen Familien sind zunächst die Sapotaceen zu erwähnen: Die schöne lorbeerartige Dipholis salieifolia A.DE., die unmittelbar der Rinde der Zweige aufsitzende Knäuel weißer Blüthen trägt, habe ich ebenfalls im Osten des Landes, bei Ditas und Chich’en itza häufig angetroffen. Kultivirte Formen sind die Achras sapota L., der ehieozapote, der von den Maya ya genannt wird; der zapote prieto Diospyros Ebenum Koen., der von den Maya tauch oder tauch ya genannt wird; und zwei Arten Lucuma, die Lucuma mammosa L., der zapote mamey, der von den Maya haaz') oder !, Das Wort haaz bezeichnet jetzt die Banane. Das ist aber erst eine neuere Anwendung des Wortes. Denn die Banane war den alten Indianern Mittelamerikas nicht bekannt. Daß haaz eigentlich das Wort für zapote mamey ist, geht aus den aus dem dritten Viertel des sechszehnten Jahrhunderts stammenden Relaciones auf das klarste hervor. Vel. z. B. die Relacion de Oxkutz cab des Hervaxoo Munoz Zarana (Üoleeecion de Doeumentos inöditos para la Historia de ultramar Ila Serie Tomo 11. p. 109): — „hay en toda la tierra otros ärboles que llevan fruta que los yndios llaman haz, nosotros le llamamos mameyes, que creo ques lengua de Cuba. Es muy buena fruta. Son grandes y largos de easi un palmo y eonforme el gordor. Tienen eneima una cäscara y quitada la cäscara tiene carne”como una pulgada y mas de color de carne de membrillo y muy sabrosa. Y dentro tiene un cuesco 6 dos.“ — Es ist diese Verwendung ‘des Wortes haaz für die Banane ein deutlicher Beweis für die, allerdings auch sonst zweifellose Thatsache, daß die Banane vor der Zeit der 7 ural 'pil 7 2 1 7 © Zwei Frühlingesmonate in Yucatan. 381 chacal haaz genannt wird, und die Lucuma multiflora A.DC., der canizte der Maya. Aus der Ordnung der ÜUontortae kommen in jenen Monaten gerade die verschiedenen Arten der Apocynaceen in Blüthe. In den Dörtern die Plumeria-Arten, der cacaloxochitl der Mexikaner, die von den Maya schlechtweg niete „Blüthe“ genannt werden, und die grobe gelbe Blüthen und lange dunkelerüne oleanderartige Blätter tragende Thevetia neriifolia Juss. Im Walde die Tabernae- montana-Arten, die von den Maya us u pek „Hundegeruch“, von den Spaniern jasmin de perro genannt werden. Ich sammelte zwei Arten, die 7. acapulcensis Miers bei Merida, Tieul und Jitas und die 7. eitrifolia L. bei Campeche. Ein schöner großer Baum, dem man sowohl in den Dörfern, wie im Walde öfter begegnet, ist die Borraginacee Ehretia tini- folıa L., die von den Maya beec, von den spanisch redenden Be- wohnern roble, d.h. „Steineiche“ &enannt wird. Sie stand gerade im Februar in schönster Blüthe. Von Cordiaceen sind der auffallend orangeroth gefärbte Blüthen tragende siricote, die Cordia dode- candra DÜC., von den Maya copt& genannt, und der anacauite, die Cordia Sebestena L., von den Maya zac copte „weißer copte“ genannt, bekannt und vielfach angepflanzt. Eine andere mehr strauchartige Form, die sowohl im Westen, wie im Osten des Landes, bei Merida, Ticul und bei Jitas und Chich’en itza häufig war, und gerade im März ihre großen Trauben wohlriechender weiber Blüthen entwickelte, soll eine neue Art sein, für die MitvspauGH den Namen Cordia Selerae vorschlägt. Die Solanacee Cestrum nocturnum Murr., schöne Sträucher voller hellerüner Blüthenbüschel fand ich in Mengen bei den Ruinen von Chich’en itza. Von Verbenaceen sammelte ich bei Merida die Tamonea scabra Cham. et Schlecht. und bei Xealumkin im Distrikte von Hecelchakan die lilablüthige Duranta repens L. Eine prächtige großblühende rankende Dignonia traf ich auf den Kalkhügeln bei Tabi und an anderen Stellen dieser Sierra und später im Walde von Xkombee. Von Rubiaceen sammelte ich die Randta aculeata L., einen Strauch, der kleine weiße Blüthen und blaue Beeren trägt, an dem Spanier im Lande nicht bekannt war. Den Zapote mamey nennt man jetzt im Unterschiede von der Banane chacal haaz, d. h. „rothen haaz“. 382 Ep. Serer: Zwei Frühlingsmonate in Yucatan. Wasserloche von Uxmal und in dem Walde von Xkombec. — Eine andere schöne, aber noch unbestimmte Art, die Ranken voll großer, weiber Glockenblüthen entwickelte, kam Ende März überall in der (serend von Merida, Uman, Uuzumal zur Blüthe. Von epiphytischen Arten habe ich in Chich’en itza eine grobe Aracee gesammelt und im Walde von Piste, also auch in dem feuch- teren Osten des Landes, die Orchideen Epidendron yucatanense Schlecht. und Oneidium ascendens Lindl. In Xealumkin den Steno- rhynchus orchioides Lindl. Den Herren Prof. @. Lixvav-Berlin, Dr. Th. LorEsexer-Berlin, Prof. Ch. F. MivrspavGnH-Chicago, Prof. L. RADLKOFER-München, Prof. B. L. Rosrssox-Cambridge, die meine Yucatan-Pflanzen be- stimmt haben, sage ich auch an dieser Stelle meinen verbind- lichsten Dank. XXXII, Die torfbildenden Pflanzenformationen der Schweiz von Ö. ScHRÖTER-Zürich. In einer grösseren, gemeinschaftlich mit Prof. Dr. J. Früh verfassten Arbeit über die Moore der Schweiz, welche im Laufe dieses Jahres erscheinen wird, haben wir versucht, die bei der Torf- bildung beteiligten Pflanzenformationen übersichtlich zu gruppiren. Es möge mir gestattet sein, dieses rein botanische Kapitel hier in etwas veränderter Form zu reprodueiren, um es den Fachgenossen zugänglicher zu machen. \ Der eigentliche Torf, der Fasertorf, entsteht aus den Resten autochthoner bodenständiger Massenvegetationen in den Torfmooren; die die Torfmoore bewohnenden Pflanzenformationen sind die Haupt- lieferanten des Torfs, sie gliedern sich in die bekannten zwei Haupt- moorformen Flachmoor und Hochmoor. Die „Schlammtorfe* (Mudde, resp. Lebertorf und Dytorf), ohne fasrige Structur, stark schrumpfend, entstehen als Anfangsstadien der Torfbildung in verlandenden offenen (rewässern. Was zur Bildung dieser Schlammtorfe beiträgt, fällt aber ebenfalls in den Kreis unserer Betrachtungen, ohne die Sedi- mentations- und Verlandungsbestände der Seen und Teiche Und endlich wird ein „Trockentorf* in ausgedehntem Maasse aus den Resten einer alpinen Heidevegetation gebildet, die sich an das Hochmoor anschliesst. Wir bringen dementsprechend die gesammten torfbildenden Vegetationen in fünf Gruppen: Sedimentationsbestände, Ver- landungs-, Flachmoor, Hochmoor- und Alpenhaide-Be- stände. Die Reihenfolge, in welcher wir die Einzelbestände aufzählen, richtet sich innerhalb der ersten drei Gruppen im Allgemeinen nach ihrer genetischen Aufeinanderfolge bei der Entstehung eines Moores 384 (. SCHRÖTER durch Verlandung, und gleichzeitig nach absteigendem Wasser- bedürfniss; das Hochmoor, das in der Schweiz beinahe ausnahmslos auf vorausgerangenem Flachmoor aufruht, reiht sich naturgemäss an letzteres, und die Alpenheide, gleichsam das alpine Trocken- hochmoor, macht den Beschluss. Die vier ersten Gruppen gehören zu den Hydrophytenvereinen Warmings, die Alpenheide zu den Xenophytenvereinen. I. Gruppe: Sedimentationsbestände. Die Torfbildung vollzieht sich durch Sedimentation schwimmender Mikro- und Makrophyten aus dem freien Wasser der limnetischen Region, oder durch tiefenbewohnende Mikrophyten in Seen, Teichen, Tümpeln, Gräben mit hartem, oder in Moorteichen und Torfstichen mit weichem Wasser. Die torfähnlichen „limnischen* Bildungen (C. A. WEBER), die am Grunde offener Gewässer aus diesen Beständen entstehen, führen von der „Mudde* (Schlamm, Gystja der Schweden), einem durch organische Beimengungen braunen AMineralschlamm, durch den „Lebertorf* und den Schlammfasertorf oder Dytorf allmählich zum reinen Fasertorf. Die Sedimentationsbestände gliedern sich folgendermaassen: 1. Formation des profundalen Phyto-Benthos, d. h. der Tiefenfloren (abyssale Vegetation Waruinss). a) Farblose Schizophyceen (Saprophytenvegetationen WARMINGS): Beggiatoa arachnoidea, b. alba, Oseillatoria profunda Bodensee bei 75 em Tiefe (Kirchner). b) Bacillariaceen (mit unversehrten Uhromatophoren): 21 Species von ebenda (Kırcaxser) — (ymatopleura Solea lebend im Schlamm aus 160 und 240 m Tiefe. Der „organische Filz“ (feutre organique) Forers aus dem Genfersee bis 100 m Tiefe bestand aus Schizophyceen und baeillariaceen. c) Moose: Thamnium alopecurum (1.) Schpr. var. Lemani: (senfersee in 60 m Tiefe. 2. Formation des Limno-Phytoplankton, der schwebenden Mikrophyten des freien Wassers, aus Schizophyten, Baeillariaceen, Peridineen und Chlorophyceen bestehend. Die häufigsten Phyto- planktoneen schweizerischer Seen sind: Polyeyssis aeruginosa, Miero- eystis punchformis, Anabaena flos aquae, Oseillatoria rubeseens, Fragilarıa erotonensis, Arterionella graeillima, Tabellaria fenestrata, Die torfbildenden Pflanzenformationen der Schweiz. 385 Cyelotella compta, Melosira varıans, Synedra delicatissima, Botryo- coccus Braumi, Eudorima elegans, Pandorina morum, Sphaerocystis Sehroeteri, Scenedesmus quadrieauda, Oeratium hirundinella, Dino- bryum Sertularıa, Peridinium tabulatum. Der Lebertorf enthält als Leitfossil gallertartige Algencolonieen, von denen zum mindesten ein Teil wohl aus dem Plankton stammt (Mierocystis). 3. Formation der emersen und submersen Hydrochariten, d. h. der schwimmenden Makrophyten: Fadenalgen, Moose und Blütenpflanzen. a) Algen: Arten von Spirogyra, Zygnema, Mougeotia, Conferva, Microspora, Oladophora, Oedogonium. b) Lebermoose: Rrceia natans und flwitans. c) Laubmoose: Hypnum scorpioides, flwitans, giganteum, aduncum. [d) Gefässeryptogamen: Salvinia fehlt in der Schweiz. .e) Blütenpflanzen: o.) submerse: Lemna trisulca, Ceratophyllum demersum, Cer. submersum, Utrieularien, Hottonia ; 3) schwimmende („Pleuston*) Lemna minor und gıbba, Spvrodela polyrrhiza, Hydrocharıs morsus ranae. II. Gruppe: Verlandungsbestände. Plankton und Schwimmpflanzen sedimentiren aus freiem Wasser; als eigentliche Verlandungsbestände fassen wir diejenigen Gesell- schaften zusammen, welche bodenständig sind und an Ort und Stelle zu Torf werden; sie stehen unter oder im seichten Wasser und lassen oft freie Wasserflächen zwischen sich. A. Verlandungsbestände aus Wasserpflanzen, d. h. mit unter- getauchten oder schwimmenden Assimilationsorganen. a) An Steinen oder anderer fester Unterlage haftend, auch epiphytisch auf andern Pflanzen lebend. 4. Formation der Nereiden (Warnmine), festsitzende Algen und Moose. Die littorale Algen- und Moosflora überzieht alle festen Objecte des Ufers von der Grenze der aphotischen Region bis zur wandernden Grenze der Spritzzone mit ihren schleimigen oder fädigen Krusten, Pelzen oder fluthenden Bärten: an Felsen, Mauern, losen Steinen, auf Pfählen, toten Aesten, an den Theilen höherer Wasserpflanzen sitzen diese „Epiphyten“. Eine submerse Wiese z. B. aus den dicht- gedrängten Blättern der Zitorella oder Heleocharis acıeularıs ist Ascherson, Festschrift. 25 386 Ü. SCHRÖTER ein tropischer Urwald im Kleinen, denn all die feinen Blätter sind über und über mit einem pelzigen Ueberzug von epiphytischen Bacillariaceen und anderen Algen bedeckt. Durch das Dickicht bahnen sich zahlreiche kleine Thierformen (Fliegenlarven, Acariden, Entomostraken, Würmer) ihre Wege, die fette Weide abäsend und in ihren mit pflanzlichen Resten gespickten Kotmassen einen reichen „eoprogenen“ Beitrag zum Sediment liefernd. Wir können hier folgende systematisch-ökologische Bestandes- typen unterscheiden: l. Oladophora-Typus: lang fluthende Bärte; . Bacillariaceen-Nypus; Coleochaete-Typus: fest anliegende Krusten; Inerustaten-Typus: Kalkkrusten oder freie, mit Kalk inkrustirte Colonien bildend, meist fadenbildende Schizo- phyceen, oft „Furchensteine* überziehend und einen wesentlichen Beitrag zur Bildung der Seekreide liefernd. Auch die endophytischen Bewohner der Schalen von Muscheln gehören hierher. 5. Laubmoos-T'ypus. > ww RS b) Im losen Grunde wurzelnd. 5. Formation der Limnaeen (Waruin). Das ist die Hauptmasse der Uferflora; wir rechnen dieselbe soweit, als die Makrophytenvegetation, d. h. Gefässpflanzen, Moose, Charen und Algenteppiche reichen, in kleinen Seen bis 6—18—20 m, in grossen bis 30 m. Wir können hier folgende oekologische Bestandes-Typen unter- scheiden: o) Grundalgen: bei uns nur Aphanothece stagnına und pallida im Lützelsee (WALpvoGeEr); Characetum: Bestände von Characeen, Moosen und niedern rein submersen Blüthenpflanzen, bis 30 m Tiefe im Bodensee. Arten von Chara und Nitella, Najas marına und minor, Callı- triche autumnalis, Elatine hydropiper und hexandra, lsoötes 5» = echinosporu m, x) Potamogetonetum (abgekürzt Potametum): Wasserpflanzen mit auftauchenden Blüthen, bis 6 m reichend: Potamogeton, Myriophyllum, Elodea, Ranuneulus sect, Batrachrum pr. P., Hippuris vulgaris, Callitriche vernalis, stagnalis, hamulata, Vallisneria: Die torfbildenden Pflanzenformationen der Schweiz. 387 6) Nupharetum, mit Schwimmblättern versehene Sumpfpflanzen, bis ca. 4 m Tiefe. Nymphaea alba, Nuphar luteum, Nuphar pumilum, Trapa natans, Polygonum amphibium, Ranunculus aquatılis. In diesen 4 Bestandestypen (a—5) sind die sämtlichen Wasser- pflanzen der makrophytischen Verlandungsbestände unserer offenen stagnirenden Gewässer erschöpft. Diese 4 Gruppen von Pflanzen- gesellschaften zeigen in der angegebenen Reihenfolge eine abnehmende Anpassung an das submerse Leben: total submerse Bodendecke von Algen, total submerse niedere Wiesen von Characeen und Blüthen- pflanzen mit Wasserblüthen, dann bis zur Oberfläche aufsteigende sub- merse „Wälder“ mit Luftblüthen und endlich mit Schwimmblättern und Luftblüthen versehene Blüthenpflanzen. Vom See gegen das Ufer vorschreitend, begegnen wir ihnen in der angegebenen Reihenfolge (in 20—30, 13, 6 und 4m Tiefe). Es muss aber betont werden, dass Bestandtheile aller dieser Gesellschaften landwärts bis in ganz seichtes Wasser vordringen können, so dass lokal diese Bestände sich vielfach durchdringen, theilweise auch ersetzen. Wenn man die Ausdrücke räumlich fixiren will, so muss man von der Nuphar- zone (bis 4 m), Potamozone (bis 6 m), Charazone (bis 13, selten 30 m) und Grundalgenzone reden.') C. Verlandungsbestände aus Sumpfpflanzen, d. h. mit auf- tauchenden Assimilationsorganen. 6. Formation der Rohrsümpfe (Warum), Schilf- und Röhricht- formationen (Drupe). — Hierher folgende Typen: Scirpetum (Binsicht) bis 3,5 m, vorwiegend Seirpus lacustris. Arundinetum (Röhricht) bis 2,5 m, aus Arundo Phragmites, teils vermischt mit, teils ersetzt durch Typha, Spargamium, Pha- larıs, Glyceria spectab., Oladium, Acorus, Equiset. heleocharis etc. Magnocaricetum (Grossseggenbestand)”) (Spaltwiesen, STEBLER), nur wenig tief vordringend und auch auf gut bewässerten Streue- !) Vergl. Arrıco Lorenzı, Una questione relativa alla nomenclatura delle stazioni vegetali aquatique. — In Alto, XI 1900; ferner: Macnın, Les zones de veg6tation des lacs jurassiens. Archives d. 1. flore jurassienne. Dee. 1902 p. 72. 2) Dieser Terminus stammt aus SCHRÖTER u. KIRCHNER, Veget. d. Bodensees II. Teil 1902; er wurde eingeführt, um diesen Typus zu unterscheiden von einem physiognomisch und ökologisch grundverschiedenen andern „Uarieetum* aus kleinen Seggen bestehend und im Molinietum auftretend, dem „Parvocaricetum“. Unser Magnocaricetum entspricht dem „Caricetum“ Massın’s und den „Seggen- wiesen“ STEBLERS, der zuerst die hierhergehörigen Bestände zusammenfasste (Streuewiesen der Schweiz). WEBER nennt es „Hochseggenbestand“. 25* 388 Ü. SCHRÖTER wiesen auftretend, aus grossen Cyperaceen bestehend: Carex acuta, strieta, filiformis, rostrata, vesicarıa, pseudocyperus (die letzten 3 besonders in Tümpeln). Mit diesen 3 Typen vicariierend oder als Unterbestand zwischen ihren Konstituenten auftretend: Heleocharetum (Nadelbinsenrasen, Grenzzonenrasen), die eigen- artige, niedrige, dem Boden angeschmiegte Vegetation der sandigen oder kiesigen Grenzzone grösserer Seen, aus dichten Rasen von Heleocharis acieularıs, Ranunculus reptans, Litorella lacustris, Myosotis BRehsteineri, Juncus lamprocarpus ete. bestehend. III. Gruppe. Flachmoorbestände. (Sumpfmoore Warure, Gras- und Wiesenmoore, Druoe, Moli- netum-Typen STEBLER und SCHRÖTER, Riedwiesen STEBLER). Ge- schlossene Rasen ohne offenes Wasser bildend, entweder als Schluss- glied der Verlandung auf I und II sich aufbauend, oder in Form von „schwingendem Rasen“ über offenes Wasser sich vorschiebend, oder auf benetzten Flächen ohne vorauf gehenden See direkt (simultan) entstanden. 7. Formation der Flachmoore. Molinietum (Besenriedwiese), mit dominirender Molinıa coe- rulea, weitaus der verbreitetste und als Streuelieferant ökonomisch wichtigste Bestand der Flachmoore und Sumpfwiesen der Schweiz. Schlussglied der Verlandung, ziemlich viel Trockenheit ertragend, auch als Folge der Entwässerung von Hochmooren auftretend. Hierher ausserdem: Parvocaricetum (Kleinseggenbestände) mit Carex panicea, Horn- schuehiana, Davalliana, Rhynchospora, Trichoph. alpinum, Schoenus, Carex Goodenoughii und Trichophorum caespitosum, letztere beide bis hoch ins Gebirge steigend. Niedere, ertragsarme Bestände an tiefern, nässern Stellen des Molinietums bildend, oder demselben in der Verlandung vorausgehend, Arhynchospora besonders auch an schwinzenden Rasen betheiligt. Juncetum (Streubinsenbestand SrtrsLer) auf quelligen Stellen im Molinietum; an offenen Quellen Carex panieulata. An das Molinietum schliessen sich an: Mesophytische und Xerophytische Schlussglieder der Verlandung und Entwässerung, bei steigender Trockenheit des Molinietums entstehend. Brachypodietum, mit dominirendem Brachypodium pinnatum. Die torfbildenden Pflanzenformationen der Schweiz, 389 Fallacetum, mit dom. Festuca rubra fallax. Caninetum, mit dom. Agrostis canina. Brometum (Burstwiese STEBLER-SCHRÖTER), Mit dominirendem Bromus erectus. Vernarbungsbestände: auf nackten, halbabgetorften Stellen oder auf Torfauslegeplätzen auftretend. Halbabgetorfte Stellen: bes. Eriophorum angustifolium. Torfauslegeplätze: Festuca rubra fallax, Agrostis canina, Anthoxanthum. Endlich bilden Flachmoorbestände verschiedener Zusammen- setzung den Unterbestand des Waldmoors (Erlenbruch, Erlenmoos, Morastwald, Bruchwald), charakterisirt „durch das höchste Maass der Bodennässe und Versumpfung, welche Laubbäume ertragen können“ (Drupe); dominirend Alnus glutinosa. IV. Gruppe. Hochmoorbestände (Sphagnummoore Warning, Moosmoorformationen |[Torfmoore, Hoch- moore] Drupe). 8. Formation der Hochmoore, Sphagnummoore (Warning). Folgende Arten treten vorzugsweise in unseren Hochmooren auf, in mannigfacher Mischung: Cladonia rangiferina u. a. Eriophorum vaginatum Cetraria ıslandica Triehophorum caespitosum Cornieularia aculeata Rehynchospora alba Sphagnum-Arten Nardus strieta Polytrichum-Arten Scheuchzeria palustris Leucobryum Comarum palustre Aulacomnıum palustre Pinus montana Lyecopodium inundatum Betula pubescens Carex paueiflora „. nana lumosa „Intermedia heleonastes Ozxyeoccus palustris chordorrhiza Vacecın. uligınosum canescens h vitis ıdaea „ echinata e myrtillus Andromeda polifolia Calluna vulgarıs Empetrum nigrum. Die Hauptbestände lassen sich etwa folgendermaassen nach abnehmendem Feuchtigkeitsbedürfniss gruppiren: 390 €. Schröter: Die torfbildenden Pflanzenformationen der Schweiz. a) In den Kolken und „Pseudokolken“, d. h. Torfstichen, als Verlandung derselben: Scheuchzerietum, mit Scheuchzeria pal., BRhynchosp., Carex limosa, echinata, Lyecopod. inundatum, Drosera intermedia, meist Schwingrasen bildend. Sphagneto- Rostratetum, meist lockere Ausfüllung vom Grunde her: Sphagnum cusp., Carex rostrata, chordorrhiza, limosa, heleonastes, Comarum, Menyanthes, Hypnum ceuspidatum. b) Auf den „Schlenken“ (Weser), ebenen, nassen Partien: Trichophoreto- Eriophoretum, mit Trichophorum caespitosum, Erioph. vagınatum, viel Carex paueifl. etc. c) Auf den „Bülten“: Sphagneto-Callunetum, mit andern Ericaceen. Callunetum, schliesslich aus dem trocken gewordenen Hoch- moor hervorgehend, mit Nardus, COladonia etc. d) Hochmoorwald, hohe Exemplare von Pinus montana, als Unterbestand Nardeto- Trichophoreto- Eriophoretum. V. Gruppe. Alpenheidebestände (alpine Zwergstrauchtundra). 9. Formation der Zwergstrauchheiden und 10. Formation der Subglacialen Vegetation auf losem Boden (Warning). (Moosheide incl. „Schneethälchen“ und Polsterpflanzen.) Sie ersetzen das Hochmoor in der alpinen Region, besiedeln felsigen und sandigen Boden und erzeugen oft mächtige Schichten von „Trockentorf*“. Sie bestehen vorwiegend aus folgenden Arten in äusserst wechselnder Mischung: Rhododendron ferrugineum Saliw reticulata Arnica montana Azalea procumbens „ herbacea Antennaria dioica Vaeeinium uliginosum ‚Juniperus nana Leontondon pyrenaeus vitis idaea Poa sıudetica (= Chaixiü) Phyteuma haemisphaeri- myrtillus Avena versicolor cum Calluna vulgaris Nardus strieta Selaginella spinulosa Arctostaphylos wva wurst _ Deschampia flexuosa Lyeopodium alpınum alpına Calamagrostis Halleriana K selago Empetrum nigrum Elyna seirpina Oladonia rangiferina Salıixe helwetica Carex curvula Cetraria islandica myrsintes Luzula spicata Cornieularia aculeata retusa Druckfehlerberiehtigung: S. 384, Z.7 von oben lies: Xerophytenvereinen; Z. 16 von oben lies: Gytja, XXXIV. Die Gliederung der Gräserflora von Südafrika. Eine pflanzengeographische Skizze von Orro Starr-Kew-London. Mit einer Karte. Keine der grossen, in Südafrika vertretenen Pflanzenfamilien hat eine so frühe und zugleich auch vollständige Bearbeitung er- fahren, wie die der Gräser. Das Material lieferten fast ausschliess- lich die überaus reichen und mit sorgfältigen Standortsangaben versehenen Sammlungen von ECKLoN, ZEYHER und vor allem DRrEGE, während die Bearbeitung selbst dem Breslauer Professor C. G. NEES von EsEngBEck zufiel. Das Gebiet, von welchem diese Sammlungen herstammten, entspricht kaum der Hälfte des Gebietes der „Flora Capensis“. Die Länder nördlich von der heutigen Kapkolonie waren so gut wie unerforscht. Im Osten war nur ein schmaler Küsten- streifen von Dr&sE berührt worden; aber selbst im Bereiche der Kolonie waren weite und zusammenhängende Strecken südlich vom Orangefluss botanisch gänzlich unbekannt. Andererseits war freilich der von den genannten Sammlern am eingehendsten durchforschte Theil zugleich der weitaus artenreichste. Ich meine den äussersten Südwesten, der in dieser Hinsicht — vielleicht mit Ausnahme West- australiens — nirgends seines Gleichen hat. Nres veröffentlichte das Ergebnis seiner Untersuchungen über die Gräser Südafrikas in dem ersten Bande der Flora Africae Australioris Illustrationes Monographicae, im Jahre 1841. Die Zahl der von ihm verzeich- neten Arten, die nicht wenige Varietäten in sich. schli&ssen, beläuft sich auf 359. Diese entsprechen ungefähr 306 von den von mir im 7. Bande der „Flora Capensis“ beschriebenen 498 Arten. Von dem Reste von 192 Arten, die seit Nzes zur Gräserflora von Süd- afrika hinzugekommen waren, blieben einige unvollständig beschrieben 392 Orro STAPF und zweifelhaft, während andere vermuthlich erst seither ein- geschleppt worden sind. Wenn wir diese beiden Klassen zusammen zu 20 annehmen, bleiben noch 172 neu hinzugekommene Arten über. Von diesen fallen aber wenigstens 110 Arten auf Gebiete, welche in den Sammlungen, die Ners vorlagen, nicht vertreten waren, so dass der Zuwachs zu seiner Gräserflora von Südafrika, auf das damals erforschte Gebiet bezogen, etwa 62 Arten oder '/, der von ihm gekannten Arten ausmacht, ein sprechender Beweis für die Gründlichkeit der Sammelarbeit der drei eingangs genannten Männer. Ihre Reiserouten, namentlich diejenigen Dr&ge's ziehen sich wie ein Netz über den grösseren Theil der Kapkolonie. Nichts- destoweniger sind doch ganze Divisionen von ihnen unberührt ge- blieben, oder es wurden zum mindesten keine Gräser in denselben gesammelt. Ja es giebt noch heute einige, von welchen wir nur sehr wenige oder überhaupt keine Gräser kennen, so Ladysmith, Robertson, Willowmore im Südwesten, Peddie, Bedford, Vietoria East, East London und Stutterheim im Südosten, Jansenville, Middelburg, Murraysburg, Vietoria West im Innern, Tarkastad, Wodehouse, Herschel und Barkly East im Nordwesten und Hanover, Hopetown, Prieska und bei weitem der grösste Theil von Carnarvon und Oalvinia im Norden. Manche andere Divisionen, selbst in der Nähe von Capetown, wie z. B. Piquetberg, Malmesbury oder Bredasdorp sind kaum erst gestreift. Ausserhalb der Kap- kolonie haben wir in Bezug auf Gräser unerforschtes Gebiet im Westen von Britisch-Bechuanaland, in Zulu- und Amatongaland und im aussertropischen Theil von Portugiesisch-Ostafrika. Am besten bekannt sind Cape Division und die benachbarten Divisionen von Paarl, Tulbagh, Caledon, Swellendam und Worcester im Süd- westen. Uitenhage, Alexandria, Albany, Komgha und Queenstown im Süden, Somerset, Graaff Reinet, Aliwal North und Albert im Innern des Gebietes, Natal im Osten und Transvaal, die Orange River Colonie und Griqualand West im Norden, sowie Klein-Namaland im Westen. Es ist diese Vertheilung der besser durchforschten Gebiete, welche es möglich macht, Schlüsse auf die Zusammensetzung der Gräserfloren der weniger bekannten Theile Südafrikas zu ziehen und überhaupt den Versuch einer Gliederung der Gräserflora Süd- afrikas rechtfertigt. Die Zahl der aus Südafrika gegenwärtig bekannten Gras- eattungen ist 102, die der Arten 506.!) Etwa 36 dieser Gräser ') Ich zähle 8 neue seit 1900 bekannt gewordene Arten. Die Gliederung der Gräserflora von Südafrika. 393 sind zweifellos erst seit der Besiedelung Südafrikas durch die Weissen daselbst eingeführt worden, manche davon erst in neuester Zeit, andere sind nur in angebautem Zustand bekannt und wieder andere so unvollständig beschrieben, dass sie hier nicht in Betracht gezogen werden können. Ich schätze die Zahl der Arten, die unter diese Kategorien kommen, auf 54, so dass 452 als in Südafrika einheimisch überbleiben. Mit jenen Arten entfallen aber auch 13 Gattungen, so dass der Bestand der Gräserflora von Südafrika sich auf 89 Gattungen mit 452 Arten reducirt. Unter denselben sind alle der gewöhnlich angenommenen Triben der Familie der Gräser mit Ausnahme der Masydeae vertreten. Deren Antheile können aus der unten folgenden Tabelle I entnommen werden. Südafrika im Sinne der Flora Capensis begreift schlechtweg den Theil des afrikanischen Continents, der südlich vom Wende- kreis des Steinbockes liegt. Es ist also keine natürliche Einheit. Das Künstliche der Abgrenzung liegt aber ausschliesslich in der Benützung des Wendekreises als Nordgrenze. Im übrigen fallen die Umrisse des Gebietes mit den Grenzlinien eines alten Continentes zusammen, der in völliger Isolirung in den südlichen Ocean hineinragt. Im Nordosten liegt allerdings in verhältnissmässiger Nähe, aber durch keine Inselbrücken verknüpft, Madagaskar mit seiner im höchsten Grade eigenartigen Naturwelt. Es fehlt nicht ganz an directen Beziehungen zwischen der Gräserflora Südafrikas und der Mada- gaskars; aber sie sind verschwindend gering. Diese Isolirung nach drei Seiten hin ist eine sehr alte geologische Thatsache. Sie scheint weit in die mesozoischen Formationen zurückzureichen und damit in Zeiten, wo nach dem gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse der Süden des afrikanischen Continentes eine Pflanzenwelt be- herbergte, die keine Verbindung mit der recenten Angiospermen- flora erkennen lässt. Wir haben uns daher zunächst auf die über die Nordgrenze des Gebietes hinaus sich erstreckenden Beziehungen zu beschränken, sie mögen nun Tropisch-Afrika allein oder durch dasselbe weitere tropische oder die nördlich davon gelegenen ge- mässigten Länderstriche betreffen. Die Arten, welche Südafrika mit Tropisch-Afrika oder auch anderen Tropenländern gemeinsam hat, mögen kurz als tropische Arten bezeichnet werden. Ihnen stehen die auf die nördliche gemässigte Zone hinweisenden Arten als boreale Arten und drei andere als kosmopolitische Arten gegenüber. Der keine solche OTTO STAPF 394 Beziehungen anfweisende Rest wird als spezifisch südafrikanisch zu betrachten sein. Die folgende Tabelle (I) bringt die Antheile der Triben (und der wichtigeren Subtriben) an diesen Elementen und an der Zusammensetzung der Gräserflora Südafrikas im all- gemeinen zur Darstellung. Tabelle I. Antheil der Triben und wichtigeren Subtriben an der Gräserflora Südafrikas und den dieselbe zusammen- setzenden Hauptelementen. SA — Südafrikanische Arten; T = Tropische Arten; B = Boreale Arten; K — Kosmopolitische Arten. Die Prozentzahlen unter SA bis K sind von der (sesammtzahl der zu jeder Tribus (bezw. Subtribus) gehörigen Arten, diejenigen der letzten Reihe von der Gesammtzahl der Gräser des Gebietes berechnet. SA Al B K Summe Tribus, bezw. ae 2 Subtribus EN 5| E | E E | | Ss 8 [2] {ne} 8 Andropogoneae 19| KEN ar ng Berne ae Paniceae 290 ap AR 1: 1 Mn a ee oe | 17 Arundinelleae A le N ee 9| 2 Aveneae 95100 ee ee 127,961 Arundineae 2% ee 1 | A Agrosteae 7| 70 [ le 9 Stipeae 19.|,68.| 94 8a —ı nee Han am Zoysieae Ela De [REN | EN) ea 3 Sporoboleae 9 64 5 | 36 _ el | 3 Eragrosteae 41| 76| 13| 24 —I| — | —| 54| 12 Chlorideae 10| 40| 13| 52 1! — 122231225 5 Pappophoreae 1 Ann a 5 1 Oryzeae [me 1 = en Pe Phalarideae 24| 92 | I) ne 36 6 Meliceae 6, — ul 6 l Dactylideae 0. 91 1 jr a ale, 5 Poeae B; Al — 2 —_ 6| 15 Eu-Festuceae | 12 | 100 = | ga Hordeae 9 = a N a 2 4 ] Phareae 1 — | l = Bambuseae 1 = 23 | Summe 3101..11e01.— 1 St a ers *) Tribus Festuceae 36 | 90 1 — 1) 409 Die Gliederung der Gräserflora von Südafrika. 395 Die Tabelle zeigt zunächst das grosse Uebergewicht des süd- afrikanischen Elementes über das tropische [310 Arten (68,5 °/,) des ersteren gegen 130 Arten (28,75 °,) des letzteren] im allgemeinen und das spezielle Vorherrschen desselben in den Triben Aveneae, Phalarideae, Festuceae, Eragrosteae, Agrosteae, Stipeae und Sporoboleae. Das tropische Element überwiegt dagegen in den Andropogoneae, Paniceae, Arundinelleae und Chlorideae, an die sich noch die kleinen, durch wenige Arten vertretenen Triben der Pappophoreae, Zoysieae, Oryzeae und Phareae anschliessen. Die borealen und Kosmo- politischen Elemente treten ganz in den Hintergrund. Die Aveneae, Agrosteae, Phalarideae und Festuceae haben ihre Hauptverbreitungsgebiete in den gemässigten Zonen. Dasselbe trifft auch für die Mehrzahl der Stipeae zu, aber gerade die Gattung Aristida, die hier fast ausschliesslich in Betracht kommt, hat ebenso zahlreiche Vertreter in den Tropen, wie ausserhalb derselben. Sie nimmt in Südafrika eine Stellung ein, analog der der Gattungen der wesentlich tropischen Triben, als welche die Andropogoneae, Paniceae, Arundinelleae, Zoysieae, Sporoboleae, Eragrosteae, Chlorideae, Pappo- phoreae, Oryzeae, Phareae und Bambuseae anzusehen sind. Mit Rücksicht auf diese Verbreitungsverhältnisse der Triben können wir die sie zusammensetzenden Elemente selbst als gemässigte, und tropische Typen unterscheiden. Dies führt uns zur Trennung der südafrikanischen Arten in zwei grosse Klassen: gemässigt- südafrikanische und tropisch-südafrikanische Typen, d.h. Arten, die sich ausschliesslich auf dem Boden Südafrikas aus Stämmen der gemässigten Zonen, beziehungsweise solchen der Tropen herausgebildet haben. Die tropisch-südafrikanischen Arten mögen aber besser kurz als subtropische Arten aufgeführt werden, so dass die Bezeichnung „tropische Arten“ für jene Elemente der Gräserflora Afrikas, deren Verbreitungsgebiet Theile von Tropisch Afrika und Südafrika in sich schliesst, von Zweideutig- keit frei bleibt. Wir haben demnach unter den südafrikanischen Gräsern zu unterscheiden: Nieht- | 1. Tropische Arten: 127!) oder 28.09 °/, IS) 2. Boreale Arten: 9 oder 2" = endemisch e #8 4 = | 3. Kosmopolitische Arten: 3 oder 0.66%, S Endemisch | 4. Subtropische Arten: 139 oder 30.75%, [| & (Süd- \ Atecin: - ! u 0 “7 Kelanisch) 5. Gemässigte Arten: 174 oder 38.49 °/, | 1) S. 8. 396 Fussn. 396 OTTO STApr Die Vertheilung der Gräser Südafrikas auf diese 5 Gruppen ergiebt sich nach dem oben (Gesagten von selbst.') Die Hauptcharaktere der Gräserflora Südafrikas liegen dem- nach 1. in dem entschiedenen Ueberwiegen des specifisch- südafrikanischen oder endemischen Elementes über die tropischen Arten; 2. in dem gemischten Charakter des en- demischen Elementes, das seinen Ursprung zwar vor- wiegend aussertropischen Stämmen verdankt, aber doch in sehr hohem Grade mit Formen durchsetzt ist, welche auf Abgliederung von tropischen Stämmen hinweisen. Räumliche Gliederung. (Vergl. die Karte auf S. 397.) Zahlreiche Versuche, auf welche hier nicht des näheren ein- gegangen werden kann, haben mich überzeugt, dass Südafrika, soweit die Gräser in Betracht kommen, fünf deutlich unterscheidbare Gebiete zweiter Ordnung, oder wie ich sie nennen will „Provinzen“ umfasst, deren jede im grossen und ganzen eine charakteristische Gräserflora besitzt. Die Grenzen derselben können gegenwärtig natürlich nur im allgemeinen angegeben werden und sind auf weite Strecken hin mehr oder minder künstliche, insofern zumeist die Grenzen der Steuer- und Gerichts-Bezirke (Divisions) herangezogen werden mussten. Die Provinzen sind 1. die Kap Provinz, entsprechend der „Coast Region“ der „Flora Capensis“, ostwärts bis zur George Division (einschliesslich) und im Norden vermehrt durch den über 650 m gelegenen Theil von Klein-Namaland. 2. Die Uebergangs Provinz mit dem Rest der „Coast Region“ und dem östlichen Theil der „Oentral Region“, einschliesslich von Somerset, Graaff Reinet und Aliwal North. 3. Die Kaffer Provinz, entsprechend der „Eastern Region“ der „Flora Uapensis“. 1) Zweifelhaft ist nur die Stellung von drei Arten der Agrosteae, Phala- rideae und Dactylideae, welehe in Tabelle I auf Grund ihrer Verbreitung unter den tropischen Arten aufgeführt wurden, nämlich Agrostis lachnantha, Ehrharta ereeta und Fingerhuthia africana. Sie sind jedoch, vielleicht mit Ausnahme der letzteren, sicher „gemässigte* Typen und mögen zunächst den gemässigt- siidafrikanischen Arten angeschlossen werden. Die oben für die tropischen und die gemässigt-südafrikunischen Arten angegebenen Zahlen sind demnach in diesem Sinne zu verstehen. 397 © « Die Gliederung der Gräserflora von Südafrika. r . N N | \ \ n ee. Sof (A > (2 5 7 < ‘8 u u) +, a # Po, a) ELLI X un umo} urymunp,, — as + nersle: ghiz gt axjaaju 4 +, { a R I er ER | + A um suon+ +9 ID | 7 er = 1ESIH2TS/E Re &% PA \ a manıg +t4$Q & N NL Q uasdl4auwog pua darmaoy 5 / o+ ungenbug Tafelerklärung: ii Gemässigte Region (Kap Provinz). Grenzen +++ Gemässigtes Element (Die Höhenangaben sind in Metern.) _——— Ostgrenze der Winterregen. in der subtropischen Region. | Subtropische Region, der Provinzen. 398 OrTrTo STAPF 4. Die Veld Provinz mit der „Kalahari Region“ und dem südlich vom Orangetluss gelegenen Teil der „Central Region“ von der Albert Division im Osten bis zur Prieska- und Victoria West Division im Westen und den Schneebergen im Süden. 5. Die Karroo Provinz, mit dem Rest der „Central Region“ und dem Gebiet der „Western Region“ der „Flora Capensis“, aus- schliesslich des über 650 m gelegenen Theiles von Klein-Namaland. Wir können zunächst die Vertheilung der borealen und kosmo- politischen Arten als ohne Bedeutung für den Charakter der Gräser- floren der Provinzen ausser Acht lassen. Die folgende Tabelle (IT) zeigt daher nur die Antheile der Provinzen an den übrigen drei Hauptelementen. Tabelle II. (Die Prozentzahlen sind von der Gesammtzahl der aus den einzelnen Provinzen bekannten Grasarten berechnet.) Kap Pr. Urberg: Kaffer Pr.| Veld Pr. Ba br Er. abs. | %o abs. %/o Jabs. | °/o abs. %o abs. | %o Tropische Artens 2 2.7 17 2947215412 9121.2912:95 | 5ı| 71\35.5| 97| 383 | Subtropische Arten . . . .[ 31| 16| 60| 32 66 | 361 95.147.523 Gemässigte Arten . . . . .[121| 63| 62| 331 19 ı 10] 26| 13] 24129.5 Gesammtzahl % . „2%... . 1192, = 11187 183 | —- 1200| — | sl| — Aus dieser Tabelle geht hervor, 1. dass das spezifisch- südafrikanische Element in allen Provinzen mit Aus- nahme der Kaffer Provinz entschieden vorherrscht, in dieser aber ein wenig hinter den tropischen Arten zurück- steht, und 2. dass die Kap Provinz von allen anderen Pro- vinzen darin abweicht, dass das gemässigt-südafrikanische Element ihrer Gräserflora nicht bloss jedes der beiden übrigen Elemente an Artenzahl übertrifft, sondern beide zusammengenommen noch um mehr als das Doppelte über- ragt. Südafrika zerfällt also in eine Region mit wesentlich ge- mässigten Gräsertypen und eine solche mit vorherrschend tropischen und subtropischen Typen. Die erstere fällt mit der Kap Provinz zusammen und mag als gemässigte Region bezeichnet werden. Die zweite oder subtropische Region umfasst die übrigen vier Provinzen, also bei weitem den grössten Teil Südafrikas. In ihr tritt das subtropische Element in den Vordergrund, überall begleitet Die Gliederung der Gräserflora von Südafrika. 399 von einem reich entwickelten tropischen Element. Das letztere gewinnt in der Kaffer Provinz sogar einen solchen Umfang, dass es das subtropische Element entschieden schlägt. Es enthält viele weitverbreitete und allen Provinzen gemeinsame Arten und wirkt dadurch bis zu einem gewissen Grade ausgleichend auf den indi- viduellen Charakter der Gräserfloren der subtropischen Provinzen. Andererseits fehlt es aber doch auch nicht an einer Differenzirung dieses Elementes nach den grossen Abschnitten dieser Region. Die tropischen Andropogoneae machen in der Uebergangs-, Kaffer- und Veld Provinz beinahe ein Viertel des tropischen Elementes aus, in der Karroo Provinz fallen sie auf 15°/, herab; die Paniceae um- fassen in der Uebergangs- und Kaffer Provinz 44°/, der tropischen Arten, in der Veld Provinz nur 31°, und in der Karroo Provinz nicht ganz 20°/,; die tropischen Stipeae felılen fast ganz in der Uebergangs- und Kaffer Provinz, erscheinen in der Veld Provinz mit 7°), und in der Karroo Provinz mit 26°/,; die Sporoboleae und Eragrosteae, zwei so nahe verwandte Triben, dass sie hier zu- sammengefasst werden mögen, zählen 10—12°/, unter den tropischen Arten der östlichen und nördlichen Provinzen, aber 22°, in der Karroo Provinz, während die tropischen Chlorideae, zumeist "sehr weit verbreitete Arten und selbst Unkräuter, mehr gleichmässig vertheilt sind. Ihr charakteristisches Gepräge erhalten aber die Gräserprovinzen immerhin erst durch das Ausmaass und die Art ihres Antheiles an dem weiteren und engeren Endemismus, d.h. an den Endemen des ganzen Gebietes oder den specifisch-südafrikanischen Elementen und an der Ent- wicklung auf die Provinzen selbst beschränkter Arten. Tabelle III bringt die Vertheilung dieses Elementes und der engeren Endemen zur Anschauung. Tabelle II. Südafrikanisches Element. (Die Zahlen in den Klammern geben die Zahl der in der Provinz endemischen Arten an. Die Prozente sind von der Gesammtheit der specifisch-südafrikanischen Arten jeder Provinz berechnet.) Tribus bezw. | Kap Pr. See: Kaffer Pr.| Veld Pr. Subtribus Eurer E —— 0 Alena) abs. | 0 | abs. | %/,.| abs. | %/o | abs. 0/, | abs. |%/o Andropogoneae 4 | 2 ER) | 7.5|14(5) 16.5 15(4) | 7 | 1 | 21 Subtrop. Paniceae 3 | 2 |16(1) 13 [21(7)24.5[16(2) 13 | 6(3) 12 5 400 ÜTTo STAPF Kap Pr. Dez Kaffer Pr.| Veld Pr: Bann Tribus bezw. Subtribus SET FE = abs. | %o | abs. | %0 I abs. | % | abs. | % | abs. |% Arundinelleae l 0511 1-01 1 14@) |3 |— |—1 Subtrop. Aveneae 72(58)|47.5125 (10) 20.55 5(2) 6 | 5 4 |12(6) 24| Gemässigt Agrosteae 5(2) | 3.5] 4 a 130) 353 8) 25 j- 2 Stipeae 7 .,45l 9a) | 755 | 6 [1s@ |10.5 | 8cı))16| Subtrop. Zoysieae 1.5 BO. ET et 1 I- | ä Sporoboleae - N NE 5) 3.5| 8(2) | 6.5 I 2 4 n Eragrosteae 13(4) | 8.5|13(1) |10.5[15 (2) 17.6|30 (12) 25 7(2) 14 n Ohlorideae 3 2128 4717512)7621.6.1) 5 3(2)| 6 a; Pappophoreae - -1— I|— I10)|1 _ |- Pr Oryzeae -- | — I— — I 11)| 1 I— VE —_— |- 5 Phalarideae 25(15) 16.5] 8 6.5] 1 1 1.5 | 6 12]Gemässigt Meliceae 1 0.51 42) | 3 | 1 1.1.2 1.5 | 2(2)) 4 E Festuceae 16(9) '10.5|20(5) 116 | 91) 10 |14(2) 1.5 | 3) 6 x Dactylideae |136) | 85| 7) |6 |2 |2 5m |a |scda) 6 „ Poeae — TE I: Des a Ba I aaa a. Eu-Festuceael 3 2 110(2) | 8 | 6(l)| 7 | 8(d) | 6.5 |— a 5 Hordeae 1 0.51— | Dr Bi ve 1(1)| 2 " Bambuseae - — [1 IK 3 1 — |—1I Subtrop. Gesammtzahl 152 |— 2 |—-|&5 |— [et |— Jr |-I Subtropischer Antheil. Etwas weniger als die Hälfte (44.4 "/,) des südafrikanischen Elementes besteht aus subtropischen Arten. Unter diesen stehen die Zragrosteae mit 13°/,,') oder wenn wir Sporobolus dazu rechnen, mit 16 ®/, obenan; ihnen folgen die Paniceae (10.9/,), die Andropogoneae (6°/,) und Stipeae (6"/,). Die Ver- theilung des subtropischen Elementes ist aber selbst innerhalb der subtropischen Region keine gleichmässige. Die EZragrosteae (ein- schliesslich Sporoboleae) nehmen zwar überall einen hervorragenden Platz ein, herrschen aber in der Veld Provinz weitaus vor, wo sie nahezu ein Drittel des südafrikanischen Elementes ausmachen und sich auch durch eine bedeutende Zahl endemischer Arten (14 von 38) auszeichnen. Auch in der Kaffer Provinz, soweit diese erforscht ist, sind sie stark entwickelt (über 21 °/,), namentlich im Inneren und in höheren Lagen, wo die Steppenformationen des Veld ihre Fort- setzung finden, Aehnlich verhält es sich in der Uebergangs- Provinz, wo die zwei Triben zusammen jedoch nur mehr 15.5 "/, des südafrikanischen Elementes ausmachen. Es ist aber bezeichnend, dass sie in der Kaffer Provinz nur 2, in der Uebergangs-Provinz ') Aller speeifisch südafrikanischen Arten. Die Gliederung der Gräserflora von Südafrika. 401 gar keine endemische Art hervorgebracht haben. In der Karroo Provinz erreichen sie 18 °/,, darunter 2 endemische Arten; in der Kap Provinz dagegen nur mehr 8.5 °/,, allerdings mit 4 endemischen Arten. Von diesen ist aber 1 (Zragrostis homomalla) nur un- vollständig bekannt, während die übrigen (%. glabrata, E. elatior und &. sarmentosa) litorale oder sublitorale Modificationen des in der Gattung Pragrostis vorherrschenden Steppentypus zu sein scheinen, wie das in noch höherem Grade mit Z. eyperoides, einer von Damara- land bis Capetown verbreiteten Strandpflanze, der Fall ist. Die merkwürdigste Abweichung von dem Gattungstypus — soweit die vegetativen Charaktere in Betracht kommen — liegt aber in E. spinosa, dem „Vogelstraussgras“ der Kolonisten, vor, einem ex- tremen Wüstentypus des Westens, von dem BURCHELL sagt, dass die Rispen Sträusse von Dornen seien, in deren Nähe kein Thier weiden und zwischen welchen kein Hottentotte herumgehen kann. Die subtropischen Paniceae bilden in einem gewissen Sinn ein Gegenstück zu den Zragrosteae. Obwohl ein hervorragender Theil (13°, mit 2 endemischen Arten) der Gräserflora des Veld, haben sie doch ihre Hauptentwicklung in der Kaffer Provinz (24.5°/, mit 7 endemischen Arten). Dieser ist eine Gruppe von Panicum Arten, durch schwache, reich verzweigte Halme und zarte Blattspreiten ausgezeichnet, fast ausschliesslich eigen. Vier dieser Arten wurden bisher nur in Natal gefunden. Eine Art (P. perlaxum) erstreckt sich westwärts bis in den südlichen Theil der Uebergangs-Provinz, wo dieser merkwürdige Typus auch noch durch eine endemische Art (P. obumbratum) vertreten ist. Im übrigen sind die sub- tropischen Paniceae der Uebergangs-Provinz (13°/,), wie jene des Veld zumeist Steppentypen. In der Kap Provinz sind sie nur durch 2 die Nähe von Wasser liebende Arten von Pennisetum vertreten, wovon eine (P. Thunbergii) über das ganze Gebiet verbreitet ist. In der Karroo endlich erscheinen sie wieder in grösserer Zahl (12°, mit 3 endemischen Arten), und zwar abgesehen von Pennisetum Thumbergii, mit dem Gepräge typischer Steppen- oder Wüstengräser, unter den letzteren zwei Endemen. Noch schwächer als in den Pamiceae ist der engere Endemismus in den Andropogoneae ausgeprägt. Wie jene erreichen sie die relativ reichste Entwicklung in Bezug auf subtropische Arten in der Kafter Provinz (16.5°, mit 3 endemischen Arten), aber die absolut grösste Zahl im Veld (15 Arten, d.i. 7°/, der südafrikanischen Arten dieser Provinz, mit 4 en- demischen Arten). Ausserhalb dieser 2 Provinzen hat es diese Tribus, Ascherson, Festschrift. 26 402 OTTO STAPF wie es scheint, nirgends in Südafrika zur Entwicklung endemischer Formen gebracht, obwohl ihr Antheil an dem subtropischen Element auch noch in der Uebergangs-Provinz recht bedeutend ist (7.5°/,). Die Artenzahl dürfte aber, nach den allerdings dürftigen Angaben über Häufigkeit, kaum einen richtigen Maassstab für die Beurtheilung der Bedeutung der Andropogoneae für die Zusammensetzung der Steppenformationen Südafrikas geben. Reichthum an Individuen und Grösse derselben sichern ihnen wahrscheinlich einen hervor- ragenderen Platz. Von den S$tpeae kommt hier nur die Gattung Aristida in Betracht. Sie begreift 16 °/, der südafrikanischen Arten der Karroo Provinz, tritt aber in dieser artenarmen Provinz dadurch noch viel mehr hervor, dass einzelne Arten (z. B. Aristida uni- plumis und 4A. brevifolia) gesellige wachsen und weite Strecken fast ausschliesslich bedecken, ein in der Grasvegetation Südafrikas ungemein seltener Fall. Die subtropischen Aristiden des Veld be- laufen sich auf 10.5°%, mit 4 Endemen, in den übrigen Provinzen schwankt der Aristida-Bestand zwischen 4.5°, (Kap Provinz) und 7,5°/, (Uebergangs-Provinz). Nur die letztere Provinz hat noch eine endemische Art aufzuweisen. Um aber die Bedeutung der Arıstiden für die Zusammensetzung der südafrikanischen Gräser- flora richtig zu würdigen, ist im Auge zu behalten, dass die Gattung zwei ökologische Typen enthält, einen Wüstentypus, der sich vor- züglich aus der Section Stipagrostis rekrutiert, und einen Steppen- typus, dessen Arten vorzugsweise den Sectionen Chaetaria und Arthratherum angehören. Wie Wüste und Steppe ineinander über- sehen, so sind natürlich auch diese Typen nicht absolut geschieden. Von diesem Standpunkt aus ist es interessant zu sehen, dass die Wüsten-Aristiden im Katftergebiet vollständig fehlen, im Veld gegen- über den Aristiden der Steppe sehr zurücktreten (3 gegen 10), in der Uebergangs-Provinz ebenfalls in der Minderzahl sind und, wie in der Kap Provinz, fast nur in den an die Karroo stossenden (renzbezirken auftreten. Nur eine Stipagrostis, die dem Steppen- typus zugehörige Arıstida capensis, besitzt ausgedehnte Verbreitung in diesen zwei Provinzen. Auf der anderen Seite herrscht der Wiüstentypus in der Karroo Provinz vor. Dasselbe Verhältniss wieder- holt sich übrigens in der Verbreitung der den Tropen und Süd- afrıka gemeinsamen Aristida-Arten. Die subtropischen Chlorideae Südafrikas spielen zwar eine viel untergeordnetere Rolle als die bisher besprochenen Triben; sie können aber nicht übergangen werden, insofern sie Südafrika die einzigen endemischen subtropischen Die Gliederung der Gräserflora von Südafrika. 403 (Gattungen gegeben haben, Auarpechloa und Lophacme, die erstere durch alle Provinzen mit Ausnahme der Karroo verbreitet, die letztere auf das Transvaal beschränkt. Von den ührigen wesent- lich tropischen Triben haben nur die Arundinelleae, die eine hervor- ragende Rolle in der Zusammensetzung der afrikanischen Savannen spielen, subtropische Elemente von einiger Bedeutung für die Gräser- flora Südafrikas hervorgebracht, und zwar fast ausschliesslich in den Steppen der Veld Provinz. Nur eine Art (Tristachya leucothrix) hat fast allgemeine Verbreitung gefunden. Die Oryzeae sind durch eine Art, Potamophila prehensilis, vertreten, die insofern unser Interesse beansprucht, als die zwei übrigen Arten der Gattung in Madagaskar, beziehungsweise Südostaustralien, einheimisch sind, unter den tropischen und subtropischen Gräsern Südafrikas die einzige Parallele zu den merkwürdigen Beziehungen Südafrikas zu Australien. Endlich ist hier noch Arundınarıa tesselata als Ver- treter der Bamduseae zu nennen. Sie ist wie die Bambusen- Tropisch-Afrikas eine Gebiresbambuse und ihre Standorte fallen nur insoweit in die Veld und die Kaffer Provinz, als die mächtigen Ketten der Quathlamba und Drakensberge diesen Provinzen an- gehören. Im übrigen liegt ihr Verbreitungsgebiet in der südwest- lichen Fortsetzung jenes (rebirgslandes im Bereich der Uebergangs- Provinz. (Gsemässigter Antheil. Die ausserordentlich ungleichmässige Vertheilung des gemässigt-südafrikanischen Elementes wurde bereits betont. Nicht weniger als 121 von den 174 hierher gehörigen Arten finden sich in der Kap Provinz und 84 derselben oder fast die Hälfte sind auf dieselbe beschränkt. Dies entspricht, auf die. Ge- sammtzahl der Gräser dieser Provinz bezogen, einem Endemismus von 43.7 %,! Obenan stehen die Aveneae mit 72 Arten, wovon nicht weniger als 58 in der Provinz endemisch sind. Unter diesen 58 Arten ist eine endemische Gattung (Pentameris) mit 5 Arten und 4 Gattungen, die nicht über Südafrika hinausgehen, nämlich Prionanthium (2 von 3 Arten), Poagrostis (1 Art), Achneria (6 von 9 Arten) und C'haetobromus (3 von 4 Arten) während 26 Arten zu der vorwiegend südafrikanischen Gattung Pentaschistis gehören. Die Aveneae der übrigen Provinzen erscheinen wie Ausstrahlungen von diesem ausserordentlich reichen Bildungsherd. Am reichsten daran ist die Ueberganes-Provinz, die deren 20 (darunter 10 Endemen) enthält und die Karroo Provinz mit 12 (darunter 6 Endemen). Die Veld- und die Kaffer Provinz enthalten dagegen deren nur 26* 404 Orro STAPF je 5, die erstere ohne, die letztere mit 2 Endemen (Pentaschistis). Nireends bilden sie, wie es scheint, einen mehr als zufälligen Bestandteil der typischen Veld-Steppe, in die sie überhaupt nur selten eintreten, wie auch nur gewisse Danthonia-Arten — ich zähle deren 5 — sich in den Wüsten und Wüstensteppen der Karroo Provinz einen Platz erobert haben. Die übrigen 7 Aveneae der Karroo sind bisher fast nur von Standorten bekannt geworden, die nahe an der Norderenze der Kap Provinz liegen, gewissermassen Aussenposten derselben. Es ist ferner bemerkenswerth, dass die Aveneae im Norden und Nordosten an Höhenlagen gebunden sind, wie z. B. die Witten- beree von Aliwal North, während dies im Süden durchaus nicht der Fall ist. Die festuweeae stehen an Artenzahl den Aveneae zunächst. Sie zählen 37 (21.25°/,) dem gemässigt-südafrikanischen Element angehörige Arten. Die Tribus ist aber viel weniger einheitlich als die der Aveneae, weshalb ich die in Südafrika vertretenen Subtriben in die Tabelle aufgenommen habe. Davon stehen die Dactylideae obenan. Aber auch diese enthalten zwei ganz verschiedene Verbreitungstypen, nämlich einerseits eine Gruppe von nahe ver- wandten Gattungen, die ihr Hauptentwickelungsgebiet in der gemässigten Region haben, von welchem sie spärliche Ausläufer in die Uebergangs- und Karroo Provinz senden. Es ist die Prızo- pyrum-Gruppe mit den Gattungen Drizopyrum, Lasiochloa und [rochlaena, wovon die letztere in der Kap Provinz endemisch ist. Die Gruppe zählt 13 Arten, wovon 12 in der Kap Provinz vertreten sind, darunter 9 Endemen; 3 Arten erreichen den Süden der Übergangsprovinz, 1 (Lasiochloa utrieulosa) findet sich im Äussersten Norden von Klein-Namaland, wo sie jüngst wieder aufgefunden wurde. Sie ist daselbst endemisch. Dieser Gruppe steht eine andere gegenüber, die im Gegensatz zur ersteren von der Kap Provinz fast ganz auszeschlossen ist, dagegen in der subtropischen Region weit verbreitet ist. Die hierher gehörigen Gattungen sind: Fingerhuthia, Stiburus, Tetrachne und Entoplocamia, wovon die letzteren 3 in Südafrika endemisch sind. Nur Fingerhuthia erreicht mit F\ africana die Kap Provinz in einigen Punkten. Ich habe (diese Gruppe hier behandelt, weil sie gewöhnlich in innige Verbindung mit den Festuceae gebracht wird. Sie zeigt jedoch in ihrem Bau und ihrer Verbreitung soviel Eigenthümliches, dass erneute Unter- suchungen sie wahrscheinlich einem anderen Verwandtschaftskreis zuweisen und als subtropisches Element erscheinen lassen werden. Sie zählt nur 6 Arten in Südafrika, das ist weniger als. 2", des süd- Die Gliederung der Gräserflora von Südafrika. 405 afrikanischen Elementes. Die Entscheidung der Frage in dem einen oder anderen Sinn wird daher keine bemerkenswerthe Verschiebung der allgemeinen Resultate unserer Untersuchungen bedeuten. Die nächste Subtribus der Festuceae, die Poeae ist nur mit 4 Arten in Südafrika vertreten, und kann an dieser Stelle übergangen werden. Wichtiger sind die Zu-Festuceae mit 12 südafrikanischen Arten. Eine derselben, Pseudobromus afrıcanus, ist nur vom Houtbosch im nördlichen Transvaal bekannt, die übrigen gehören hauptsächlich dem südöstlichen Gebirgsrande des südafrikanischen Plateaus und seinen in die Kaffer Provinz hineinreichenden Verzweigungen an. Nur 3 Arten sind südwestlich bis in die Kap Provinz vorgedrungen, wo sie bis in die Küstenregion herabsteigen. Besonderes Interesse knüpft sich an die Tribus der Phalarideae, deren sämmtliche hier in Betracht kommende Arten zur Gattung Zhrharta gehören, von welcher eine einzige Art (E. erecta) auch ausserhalb Südafrikas sefunden wurde. Zwei Arten (E. erecta und E. calyeına) sind über den grössten Theil des Gebietes verbreitet. Davon abgesehen finden wir ausserhalb der Kap Provinz Ehrharta nur im Süden der Übergangs- Provinz und im Nordwesten von Klein-Namaland. Die Kap Provinz selbst enthält alle Arten der Gattung, und nicht weniger als 15 davon sind daselbst endemisch. Die letzte der gemässigten Triben, die Hordeae, endlich sind bemerkenswerth durch das Auftreten einer gesellige wachsenden (?) Secale-Art, die aber nur vom Rogge Veld bekannt ist und seit Tiuungere nicht wieder gesammelt wurde. Die einzige andere zu dieser Tribus gehörige südafrikanische Art ist eine leichte Modification des europäischen Agropyrum junceum. Boreales Element. Obwohl die borealen Arten nach Zahl und Vertheilung für die Charakterisirung der Gräser-Provinzen Südafrikas ohne Bedeutung sind, sollen sie doch nicht stillschweigend übergangen werden. Es sind deren 9 und sie vertheilen sich gleichmässig auf 3 Gruppen. Zunächst kommen 3 mehr oder weniger litorale oder besser halophile Typen: Spartina strieta in Südafrika nur vom Strande der Algoa Bai bekannt, im übrigen eine charakteristische Pflanze der atlantischen Küsten Europas; Atropis Borreri, ein Gras von ähnlicher Verbreitung in Europa wie die eben genannte Spartina, in Südafrika aber bisher nur auf Dünen in der Nähe von Capetown und an ein oder 2 Orten im Inneren gefunden, und Lepturus eylindricus, eine Art der Küsten des Mittelmeeres, in Südafrika häufig um Capetown, aber auch 406 Orrto Starr weiter im Inneren der Kap Provinz und bei Uitenhage in der Uebergangs-Provinz auftretend. Lepfurus eylindrieus ist annuell und mag wohl in Begleitung des Menschen als Unkraut von der Küste landeinwärts gewandert sein. Von den Binnenland-Standorten der Atropis Borrerı ist nur derjenige in den Kamiesbergen sicher- gestellt. Es ist natürlich durchaus nicht ausgeschlossen, dass eines dieser Gräser oder möglicherweise selbst alle drei eingeführt sind. Darüber liesse sich nur an Ort und Stelle urtheilen; doch darf nicht ausser Acht gelassen werden, dass manche derartige Strand- Typen gewiss auf natürlichem Wege eine gleich weite und eigen- artige Verbreitung gefunden haben, und ferner, dass Atropis in Südafrika auch durch eine endemische Art vertreten ist. Die zweite Gruppe umfasst deutliche Steppen-Typen: Polypogon monspeliensis, Schismus faseteulatus und Poa bulbosa. Von den ersten 2 Arten kann kaum bezweifelt werden, dass sie in Südafrika wirklich ein- heimisch sind. Polypogon monspeltensis hat zahlreiche Standorte in Tropisch Afrika, die das südliche Areale mit dem Hauptverbreitungs- gebiet in den Mittelmeerländern verbinden, und Schismus fasetewulatus besitzt in Süd-Afrika zwei nahe verwandte, endemische Arten. Etwas zweifelhaft ist die Stellung von Poa bulbosa, welche bisher überhaupt nur zweimal in Südafrika «eefunden wurde Am interessantesten ist das Auftreten der drei letzten zu erwähnenden borealen Arten: Unlamagrostis epıigeros, Phalaris arundınacea und Hordeum secalınum. Die erste ist durch eine nur aus Südafrika bekannte Modification vertreten und von drei weit von einander entfernten Standorten bekannt. Der nördlichste derselben bei Gri- quatown wurde von BurcHeELL im Jahre 1811 entdeckt, zu einer Zeit, die die Einschleppung aus Europa durch weisse Ansiedler fast ausschliesst. Phalaris arundınacea ist eine durch die ganze gemässigte Zone der nördlichen Hemisphäre verbreitete, die Nähe von Wasser liebende Art. Trotz der weiten Verbreitung dieses Grases in Süd- afrika (von den Urwäldern am Olifant Hoek bis in die Drakenberge) ist die Möglichkeit einer Einschleppung nicht ganz ausgeschlossen. Die Vorliebe für Flussufer und Ränder von stehenden (Gewässern würde eine rasche Ausbreitung durch Thiere jedenfalls begünstigt haben. Hordeum secalinum endlich, in Europa gewöhnlich ein Wiesengras, bewohnt in Süd-Afrika ein noch grösseres Areal als Phalaris arumdinacea. Ich habe es in der „Flora Uapensis“ als wahr- scheinlich eingeführt bezeichnet, glaube aber jetzt, dass diese Annahme kaum aufrecht erhalten werden kann, erstreckt sich doch sein Gebiet Die Gliederung der Gräserflora von Südafrika. 407 in Amerika auch — mit Unterbrechungen — vom Norden bis nach Patagonien, ohne dass man an Einschleppung durch den Menschen zu denken braucht. Um das Gesagte noch einmal zusammenzufassen, mögen die Regionen und Provinzen hier in Kürze nach den Hauptzügen ihrer (räsertloren charakterisirt werden: I. Gemässigte Region: Das gemässiete Element umfasst etwa zwei Drittel aller Arten. Fast die Hälfte derselben besteht aus Aveneae, worunter eine ausserordentliche Zahl an Endemen; darauf folgen die Phalarideae (Ehrharta) und die kleine Brizopyrum-Gruppe, beide ebenfalls mit un- gewöhnlich zahlreichen Endemen. Das subtropische Element hat nur in der Gattung Eragrostis einige wenige Endemen entwickelt; die meisten seiner Arten haben weite Verbreitung in Südafrika. Die tropischen Arten sind zumeist solche von allgemeiner Verbreitung in Südafrika und Tropisch-Afrika, vorzüglich Paniceae und Andro- pogonede,. Einzige Provinz. 1. Kap Provinz. II. Subtropische Region. Subtropische und tropische Arten überwiegen weitaus das gemässigte Element. 2. Uebergangs-Provinz: Tropische, subtropische und semässigte Arten halten sich ungefähr das Gleichgewicht; unter den letzteren noch zahlreiche Aveneae mit vielen Endemen und mehr Zu-Festuceae als in irgend einer anderen Provinz, zumeist in den höheren Gebirgen. Unter den sub- tropischen Arten stehen die Paniceae in erster Linie (mit einer endemischen Art), dann folgen die Zragrosteae (mit einer endemischen Art) und die Andropogoneae. Unter den tropischen Arten stehen die Paniceae oben an. Allgemeiner Charakter sehr gemischt, sich bald dem Veld, bald der Kaffer Provinz nähernd, mit einem starken, an die Kap Provinz erinnernden Einschlag und spärlichen Karroo Typen. 3. Kaffer Provinz: Tropische Arten machen etwas mehr als die Hälfte der Gräser aus. Darunter stehen die Pamieeae weitaus oben an (44°/, der tropischen Arten), gefolgt von den Andropogoneae (etwa '/, der tropischen Arten). Dem subtropischen Element gehören. mehr als '/, aller Arten, mit den Pamiceae im Vordergrund und Zragrosteae und Andropogoneae zu ungefähr. gleichen Theilen in zweiter Linie. Der Endemismus zeigt sich am stärksten in den Paniceae. 408 ÜTTO STAPF Die gemässigten Elemente treten ganz in den Hintergrund; darunter vor allem Eu-Festuceae, zumeist in den Drakensbergen und deren Ausläufern. 4, Veld Provinz: Das subtropische Element steht mehr als in irgend einer anderen Provinz im Vordergrund (mahezu die Hälfte aller Arten), darunter vor allem die Eragrosteae- Sporoboleae mit vielen Endemen. Ihnen folgen in bedeutender Entfernung die Panicene und Stipeae (zumeist aus den Sectionen Chaetaria und Arthratherum), und in dritter Linie erst die Andro- pogoneae,. Das gemässigte Element steht weit zurück und ist fast ganz auf die Drakensberge und deren Ausläufer beschränkt. 5. Karroo Provinz: Tropisches, subtropisches und ge- mässigtes Element halten sich ungefähr das Gleichgewicht. Aveneae (zur Hälfte Endemen) und Phalarideae (keine Endemen) machen °, der gemässigten Arten aus; Poeae und Zu- Festuceae fehlen ganz. Das subtropische Element besteht hauptsächlich aus Zragrosteae-Sporoboleae und Stipeae (Arten von Aristida, zumeist der $ Stipagrostis), während Paniceae erst in dritter Reihe stehen. Dieselben Triben herrschen unter den tropischen Arten vor, und zwar in ungefähr derselben Proportion. Zahlreiche Wüstentypen, einige davon gesellige. Dazu ist zu bemerken, dass die gemässigten Arten den Orange-Fluss nicht überschreiten. Von den fünf Provinzen sind drei im Norden vorderhand nur künstlich durch den Wendekreis des Steinbockes begrenzt. Von der Karroo Provinz lässt sich jedoch bereits mit vieler Wahr- scheinlichkeit sagen, dass ihre natürliche nördliche Grenze mit dem Orange-Fluss zusammenfällt, während Gross-Namaland sich innig an das tropische Wüsteneebiet von Südwest-Afrika anschliesst. In letzter Linie erscheint freilich die Karroo Provinz auch nur als ein stark specialisirter Ausläufer dieses Gebietes. Vertikale Verbreitung. Soweit sich bis jetzt übersehen lässt, haben die tropischen Triben nirgends in Südafrika Hochgebirgsarten hervorgebracht, ob- wohl einzelne der hierher gehörigen Arten gelegentlich bedeutende Höhen erreichen, wie z. B. Anthistiria imberbis in den Wittebergen (2660 m) oder Panieum natalense in den Novelo Bergen in Natal (2530 m), und Azonopus semialatus in den Drakensbergen (2330 m). Im Tafelland des Veld und seinen südlichen Auszweigungen durch Die Gliederung der Gräserflora von Südafrika. 409 dessen durchschnittliche Bodenerhebung an Höhen von über 1200 m gebunden, erscheinen sie andererseits im Süden und Südwesten fast nur mehr in bedeutend tieferen Lagen. Ausnahmen wie Pennisetum Thunbergii in Cathcart Division bei 1600 m oder Arundinella Eek- lonii im Old Katberg Pass bei 1730 m sind selten. Ganz anders verhalten sich die gemässigten Elemente. Nicht nur zeigen sehr viele derselben eine erstaunliche Amplitude in ihrer verticalen Ver- breitung, sondern es finden sich unter ihnen auch typische Hoch- gebirgsarten, und zwar wie dies durch die verticale Gliederung des Landes geboten ist, in der subtropischen Region. Aveneae, Meliceae - und Eu-Festuceae stehen unter ihnen oben an. So haben wir ein alpines Drachypodium und eine alpine Melica auf dem Gipfel des Compass-Berges (2760— 2830 m) und je eine Pentaschistis auf den Gipfeln des Mount Currie (2500 m) und der Witteberge (2330 bis 2660 m). Schlussbetrachtungen. Ich kann diesen Artikel nicht schliessen, ohne einige Be- merkungen über die muthmassliche Entwicklungsgeschichte der Gräserflora Südafrikas zu machen. Der Anschluss des tropischen und subtropischen Elementes unter den Gräsern Südafrikas an die palaeotropische Flora von Tropisch Afrika ist so klar, dass darüber keine Worte zu verlieren sind. Die ganze subtropische Gräser- Region Südafrikas ist nichts als eine Fortsetzung des grossen Floren- sebietesim Norden. Beziehungen zu anderen Tropenländern existiren fast ausschliesslich auf dem Weg über Tropisch Afrika. Die einzigen Ausnahmen sind Andropogon monticola, ein Gras der Veld Provinz, das bisher aus keinem andern Theil Afrikas bekannt ist und erst wieder in Indien auftritt; Pollinia nuda, eine annuelle Art, in Afrika nur aus dem Buschwald von Natal und der Knysna Division bekannt und im übrigen von Nord-Indien bis China und Japan ver- breitet, und Digitaria setifolia, eine in Albany Division und Tembu- land nachgewiesene Art, die aber auch, wie Hacker, zeigte, in Süd- China aufgefunden wurde. Der Andropogon dürfte sich noch in Tropisch Afrika finden; die beiden anderen Arten mögen sehr wohl in Südafrika, beziehungsweise Süd-China eingeschleppt worden sein. In jedem Fall stehen diese Fälle zu isolirt da, um darauf irgendwelche Schlüsse über direkte Beziehungen Südafrikas zu ausserafrikanischen Tropenländern zu ziehen. Andererseits wirft sich aber die Frage auf: Hat das tropische und subtropische Element in Südafrika ın 410 ÖTTo STAFF früheren Zeiten eine grössere Ausdehnung gehabt oder hat es erst in neuerer Zeit an Areal gewonnen? Der fast vollständige Mangel an endemischen von tropischen Stämmen abzuleitenden Formen im Süd- westen und der Umstand, dass die Bodenerhebungen des Südwestens früher grösser und daher die Bedingungen für die Ausbreitung ıropischer Stämme weniger günstig gewesen sein müssen, führen zur Verneinung der ersteren Annahme. Dagegen dürfte die fort- schreitende Abtragung des Gebirgslandes Raum für das Vordringen von Gräsern geschaffen haben, die an höhere Temperaturen gebunden sind, wie die tropischen und subtropischen Arten. Andererseits müssen gerade sie seit sehr langen Zeiten eine Schranke für ihr Vordringen nach dem Südwesten in den daselbst herrschenden klimatischen Verhältnissen sefunden haben, deren für das Pflanzen- leben wichtigste Eigenthümlichkeit darin besteht, dass das Maximum der Niederschläge mit dem Minimum der Temperatur zusammenfällt, während in der subtropischen Region gerade das Gegentheil der Fall ist. Thatsächlich sällt ja die Zone der Winterregen fast genau mit dem Gebiete der gemässigten Region zusammen. Die Niveau-Veränderungen, welche für die Ausbreitung tropischer Stämme im Süden sprechen, lassen uns auf der andern Seite einen Rückzug des gemässigten Elementes vermuthen. Das scheinbare Vordringen der gemässigten Stämme in den Gebirgen der Ueber- gangs-Provinz und den sie fortsetzenden Drakensbergen ist meiner Ansicht nach mehr als ein durch zahlreiche Posten gedecktes Zurück- weichen von einem einst viel grösseren Occupationsteld aufzufassen. Nicht wenige dieser Posten werden von endemischen Arten gehalten, die wohl zumeist Relieten-Typen sind. Ich stelle mir dabei keines- wegs vor, dass das gemässigte Element der südafrikanischen Gräser- flora jemals eine allgemeine oder sehr weit reichende Ausdehnung nach dem Norden hatte. Soweit sie bestand, muss sie zweifellos stets auf Hochland beschränkt gewesen sein. So klar der phylogenetische und geschichtliche Zusammenhang der tropischen und subtropischen Gräser Südafrikas mit jenen 'Tropisch Afrikas ist, so sehr sind die geschichtlichen Beziehungen der eemässieten Formen Südafrikas zu den verwandten gemässigten Typen anderer Länder in Dunkel gehüllt. Kein grosses Ketten- eebirgee, den Anden Amerikas vergleichbar, verbindet den Süden Afrikas mit den Gebirgssystemen Enrasiens, und endloser inselarmer Ozean trennt ihn von Australien. Und doch weisen die gemässigten Typen der Gräser wie anderer Familien der südafrikanischen Die Gliederung der Gräserflora von Südafrika. 411 Pflanzenwelt nach beiden Richtungen. Nicht wenige der hierher gehörigen Gräsergattungen sind auf den Hochgebirgen Tropisch Afrikas durch verwandte Formen vertreten, die gewissermassen eine Brücke zu den grossen nördlichen Verbreitungsgebieten bilden. Dahin gehören Avenastrum. Agrostis, Melica, Poa, Festuca, Bromus, Bbrachypodium. Andere erlöschen dort, ohne den nördlichen Wende- kreis zu überschreiten, wie Pentaschistis und Pseudobromus, oder sind, wie Danthonia jenseits desselben nur spärlich vertreten. Es scheint zunächst so naheliegend, jene Gebirge als ebensoviele Etappen auf der Wanderung nordisch-gemäßigter Formen nach dem Süden anzunehmen und sich vorzustellen, wie sie dabei allmählich um- gestaltet wurden, schliesslich den gemässigten Süden erreichten und dort unter günstigeren Bedingungen zu Centren neuer und reicherer Formenkreise wurden. Wenn man sich aber den Vorgang im einzelnen auszumalen sucht und überlegt, welches Zusammentreffen von Be- dingungen nothwendig gewesen sein müsste, um solche Resultate zu erzielen, wird man zugeben müssen, dass die Wahrscheinlichkeit einer solchen Annahme unter orographischen und klimatischen Be- dingungen, wie sie heute herrschen, ausserordentlich gering ist. Ich habe früher die Gattung Danthonia als ein Beispiel einer über Tropisch Afrika nach dem Norden ausstrahlenden Gattung zenannt. Sie hat einen zweiten Entwicklungsherd in Australien und Neu- Seeland, von wo sie in ähnlicher Weise über die Hochgebirge der Malayischen Region nach dem gemässigten Asien ausstrahlt. Dieser Vorgang wiederholt sich nochmals im Amerika in ganz ähnlicher Weise. Immer liegt das Hauptgebiet im Bereich der südlichen ge- mässigten Zone und hier schliessen sich auch die nächstverwandten Gattungen an. Noch merkwürdiger verhält es sich mit Zhrharta, die in Afrika fast ganz auf den Süden beschränkt ist. Eine Art nur, Ehrharta erecta, die im Gebiete der Flora Capensis weit ver- breitet ist und gelegentlich als Unkraut an Strassenrändern und in (ärten auftritt, findet sich auch in einer leicht veränderten Form in Ostafrika bis Eritrea und —- wohl nur in eingeschlepptem Zustand — auch in Südarabien und äusserst selten in Indien. Die Gattung hat trimere Blüthen. Ihre nächsten Verwandten, Microlaena und Tetrarrhena, kaum mehr als dimere Modificationen von Zhrharta, sind Australasien eigen. Tetrarrhena ist auf-Tasmanien und West- Australien beschränkt. NMicrolaena . dagegen erstreckt sich von Tasmanien über Australien und Neu-Seeland bis in die Hochgebirge von Neu-Guinea. Ein weiterer ähnlicher Fall, der aber einen sub- 5) Orro Starr: Die Gliederung der Gräserflora von Südafrika. f o- tropischen Typus betrifft, wurde bereits erwähnt, die Gattung Pota- mophila, die je eine Art in Südafrika, Madagascar und Südost- Australien besitzt. Wo liegen — oder besser lagen — die diese Sippen verbindenden Brücken? Sind ihre südlichen Verbreitungs- eebiete die letzten Auszweigungen eines verschwundenen oder äusserst redueirten Entwicklungsherdes im Norden? Wenn so, wie verschieden müssen einst die Bedingungen von Klima und Landesvertheilung von den heute herrschenden gewesen sein, um diese Ausbreitung anzuregen und möglich zu machen! Schliesslich ist noch eines zu bemerken. Die Kap Provinz, die gewissermassen der Brennpunkt des gemässigten südafrikanischen Klementes unter den Gräsern ist, ist ein winziger Abschnitt des grossen afrikanischen Continentes, kaum so gross wie Portugal. Der Reichthum an Endemen steht ausser allem Verhältniss zum Areale. Weder klimatische noch Boden-Verhältnisse genügen zur Erklärung. Diese scheint vielmehr in der geologischen Geschichte des Landes zu liegen. Dass Einwanderer vom Norden auf so kleiner Bodenfläche eine so ausserordentliche Entwicklung erfahren haben sollten, ist kaum denkbar. Ist es nicht wahrscheinlicher, dass die in so vielfacher Hinsicht merkwürdige Südwestecke Afrikas nur der Ueberrest eines sich weiter in den südlichen Ozean erstreckenden Landes ist. Eine gewisse ehemalige Ausdehnung desselben südlich von der Linie Kap Agulhas-Algoa Bai ist durch den geologischen Bau der palaeozoischen Küstenketten und deren Abbruch entlang dieser Linie sicher gestellt; allein dies kann nicht alies gewesen sein. Von der Gliederung der Gräserflora Südafrikas ausgehend sind wir zu Problemen von grösster Tragweite gelangt, die aber zu ihrer Lösung, wenn sie je möglich sein sollte, einer viel weiteren Basis bedürfen, als sie das Studium einer einzelnen Familie liefern kann. Welche aber auch immer die Lösung sein wird, sie wird auch den Verbreitungsverhältnissen der Gräser gerecht werden müssen, und insofern mag das Ergebniss dieser Skizze immerhin ein kleiner Bei- trag zur Geschichte eines der interessantesten Florengebiete der Krde sein. ne ne XXXV. Gli staminodi delle Amarantacee dal punto di vista morfologico, biologico e sistematico. (Con una tavola p. 416.) Von (GIUSEPPE LOPRIORE-Üatania. Uno studio comparativo sugli staminodi, cioe su quegli elementi sterili dell’ androceo, cosi diversi per genesi e per forma, non & stato ancora compiuto. Il concetto morfologico essendo, quindi, ancor vago e indeterminato, non pote essere finora ne biologicamente interpretato, n@ sistematicamente utilizzato. Riservandomi di trattare piü diffusamente altrove degli staminodi in generale, mi limito ad esporre qui poche osservazioni su quelli delle Amarantacee, considerandoli dal punto di vista morfologico, biologico e sistematico. Per mettere meglio in relazione questi con gli altri organi fiorali, premetto che i fiori delle Amarantacee, portati in numero di uno o piü da una brattea ascellante, presentano due bratteole per lo pitı opposte, ritenute prima da alcuni come sepali, ed un perigonio di cinque tepali. Degli organi sessuali, l’androceo risulta di einque stami, spesso alternanti con staminodi e riuniti in un fascio mona- delfico, ed il gineceo di un ovario uniloculare, mono- 0 polispermo con stilo e stigma diversamente conformati. La grande plasticita del fiore & in relazione alla poligamia e dielinia di aleuni generi, nonche alla riduzione del tipo pentamero normale. Con i,fiori fertili si trovano spesso altri sterili, varlamente modificati e formanti con i primi infiorescenze pill:0 meno evolute o ridotte in conseguenza di condizioni biologiehe, specialmente atte alla dispersione dei semi. Dei vertieilli fiorali & ’androceo che, per la tendenza all’ adelfia ed alla fasciazione dei filamenti, presentasi piü degli altri polimorfo. 414 GIUSEPPE LOPRIORE Di norma esso presenta einque filamenti fertili, i quali si riducono a quattro oppure a due nel genere Nyssanthes, a tre fino ad uno in parecchi altri generi, mentre nei generi Alternanthera, Gomphrena e pochi altri si scindono pilı volte all’ apice, tanto da presentare, secondo Marrıvs, una phalanx staminum, in cui pero ogni stame non porta che una sola antera. In questi generi oeni singolo filamento suole tripartirsi all’ apice e portare l’antera nella parte mediana, sicche il tipo pentamero conservasi sempre, pur triplicando il numero delle sue divisioni. Queste, perö, non essendo tutte ugualmente profonde, giustificano il dubbio del Marrıvs se, nel fatto, vi siano cinque filamenti tripartiti oppure quindiei, di ewi dieci sterili. Premesso questo cenno, seguirei Ja denominazione di pseudo- staminodi (Schainz), da me altre volte preferita a quella di sta- minodi (Moquis, SEUBERT, HookEr), designando essa meglio la natura di questi organi lamellari, sprovvisti di antere e di fasci conduttori. Ma siecome organi anche meno differenziati vanno in altre famiglie desienati come staminodi, ne essendo opportuno usare, ora la denominazione di squamule, ora quella di lacinie o dentieuli, seguo la desienazione piü antica e generica. Il primo tentativo di determinare il concetto morfologico degli staminodi € dovuto al Marrıvs, il quale, nel ritenerli come filamenti sterili, rileva ch’essi sogliono connascere alla base con i fertili o in una specie di coppa, ch’egli denomina cupola staminea se di breve lunghezza, o in un tubo stamineo se il connascimento supera laltezza dell’ ovario. le interpretazioni di altri botaniei non dissentono molto da quella del Marrıus e si riferiscono non tanto aglı staminodi quanto al tubo stamineo, che Linxeo denomina nectarium, Turrı phy- sostemum e Nurrarn lepanthium. Soltanto SmiTH @ SCHRADER eredono diinterpretarlo come una vera corolla e Ners von EsENBEcK come una corolla secondaria 0 come un terzo verticillo del fiore. Rispetto alla natura degli staminodi, il Marrıvs non li considera allatto diversi dai filamenti fertili, tanto essi condividono con questi struttura e forma. Kgli nota, perö, come in molti casi essi siano piüt Junghi e larghi dei fertili e formati da tessuto pilı lasso, quasi Staminodi delle Amarantacee. 415 che la natura voglia impiegare tutta la sostanza disponibile a favore deeli stami fertili, fornendo questi soltanto di vasi spirali. Paver, che ha seguito l’inizio di questi organi nel genere Altern- anthera, li ritiene quali formazioni commissurali degli stami. Eıchter, invece, come formazioni stipolari dei filamenti, i quali, nel genere Gomphrena, sogliono scindersi all’ apice in tre parti, una mediana ed angusta, che rappresenta il vero filamento, a cui s’ inserisce l’antera, e due laterali pilı lar&he, membranacee come la zona sottostante e di natura stipolare (Fig. 17-23). A figurarsi, egli dice, le due lacinie laterali dei filamenti connate fra ogni due antere, si ha un com- portamento simile a quello presentato dalle stipole interpeziolari delle Rubiacee. ScHinz ritiene infondata questa interpretazione del’ Eıchter @ eonsidera gli organi in questione come falsi staminodi (pseudo- staminodi), anzi come semplici laeinie del tubo stamineo, prive di qualsiasi carattere morfologico determinato. Le varie interpretazioni morfologiche si riferiscono, dunque, ora alla forma e funzione del tubo stamineo, ora a quegli elementi cosi polimorfi, che intercedono tra i filamenti e rappresentano gli staminodi. Rispetto alla forma del tubo stamineo, Turrın e NUTTALL non disordano fra loro e dal vero nel designarlo rispettivamente physostemum e lepanthium; dissentono invece fra loro e dal vero, SMITH, SCHRADER € NEES VON ESENBECK, nel ritenerlo come una corolla vera 0 secondaria 0 come un terzo verticillo del fiore. Tutto si oppone, infatti, a considerare il tubo quale corolla secondaria: derivazione progressiva dalla cupola staminea, divario troppo profondo per natura, forma e consistenza rispetto ai tepali, presenza dei soli nervi 0 fasci che conducono alle antere. La tenue consistenza del tubo ed il suo aspetto jalino dipendono certamente dal fatto di trovarsi rinchiuso e protetto entro un perigonio, formato da tepali per lo pi robusti, coriacei 0 ligni- ficati, rivestiti ora da peli, ora terminanti in punta acuta e rigida, ora dentati al margine ed ora provvisti al dorso di un aristula. Rispetto alla funzione, il ritenere con Liwxeo il tubo stamineo come nettario non & confortato dalla presenza di druse nettarifere o di un disco. E se anche il Marrıus aceenna alla presenza di druse alla base dei tepali della Celosia margaritacea L., pure il Moguıw € molto esplicito nell’ affermare: „Nectarium inter stamina et pistillum nullum“. SEI ai) | — an) | —gE _ Spiegazione delle figure. 1—10. Coppie di filamenti con staminodi interposti, elevantisi dall’ anello staminale di! 1. Cyphocarpa Wilmsii Lopr.; 2. Dieraurus leptocladus Hook.; 3. Charpentiera obovata Gaud.; 4. Achyranthes angustifolia (Vahl) Lopr.:; 5. Argyrostachys splendens Lopr.; 6. Sericocumopsis Wel- witschii (Bak.) Lopr.; 7. Achyranthes aspera 1..: 8. Centrostachys aquatica R.Br.; 9. Telanthera gracilis D.O.; 10. Stilbanthus scandens (Gamble) Hook. 11—16. Coppie di filamenti laminari di: 11. Celosia Welwitschiü Schinz; 12. C. spathuli- folia Engl.; 13. C. scabra Schinz; 14. C. argenteiformis Schinz; 15. €. linearis Schinz. 16. ©. falcata Lopr. 17—23. Filamenti lJaminari lobati di: 17. Gomphrena aurea Lopr.; 18. @. Regeliana Seub.; 19. @. scapigera Mart.; 20. @. chloromalla Lopr.; 21. @. eriocalyz Lopr.; 22. G. perennis L.; 23. @. gnaphaloides Mart. 24—32. Forme diverse di staminodi interposti tra i filamenti ridotti in forma di mucrone: 24. Froelichia tomentosa (Mart.) Moq.; 25. Hermbstaedtia glauca (Mart.) Moq.; 26. H. laxiflora Lopr.; 27. H. caffra (Meiss.) Moq.; 28. H. elegans Moq.: 29. Gomphrena grisea Lopr.; 30. Tel- anthera dentata Mart.; 31. Alternanthera Regelü Seub.; 32. Alternanthera minutiflora Seub. 33. Trichinium distans R.Br. con frangia di peli, quali surrogati di staminodi, inter- posti tra i filamenti. »4. Filamenti lineari di Sericorema remotiflora (Hook. f.) Lopr. 35, Ptilotus eraltatus Nees con ovario gibboso e due stami a destra abortiti; 36. Dasy- sphaera KRobecchii Lopr. due filamenti triangolari con seno acuto. 37, Aerua lanata (L.) Juss. due stami abortiti con staminodo interposto, elevantisi dalla cupola staminale. 38. Lewosphaera Pfeilii Gilg, due filamenti ergentisi dalla cupola staminea. _ 39, Celosia hastata Lopr. due filamenti piü corti ergentisi da cupola staminea piü lunga. Staminodi delle Amarantacee. AN Le interpretazioni relative agli staminodi si riferiscono alla forma, in quanto li ritengono come appendieci dei filamenti, ed invero «uali commissure secondo PAYER, quali stipole secondo EICHLer, il quale interpreta allo stesso modo anche gli staminodi delle Chenopodiacee e delle Cariofillacee. Muovendo anzi dal concetto di quest’ esimio morfologo, di ritenere gli stami della stessa dignitä delle foglie, dovrebbero quelli presentare le stipole alla base, non all’ apice dei filamenti, ed esplicare questa loro tendenza specialmente in quelle famiglie, in cui si riscontrano foglie stipolate. Nel fatto, filamenti provvisti alle base di vere stipole o di organi omologhi, come druse, nettari e dischi, sono frequenti, anzi caratteristici in molte famiglie, come le Zigofillacee, Simarubacee, Droseracee, Sapotacee, Loasacee, Lauracee,-. Hernandiacee, Papaveracee, Grentianacee, Uonvolvulacee, Polemoniacee, Idrofillacee, (esneriacee, Melastomacee, ma la loro presenza coincide con quella delle foglie stipolate nelle sole prime einque ed ancora nella Zpomoea stipulacea Sweet (Convolvulacee) e Dicentra spectabilis (L.) DU. (Papaveracee), in cui havvi foglie stipolate. Ho voluto rilevare siffatta relazione fra stipole peziolari e filamentari, avendo lV’EıcHhLer accennato la somiglianza di com- portamento fra l’androceo del genere Gomphrena e le stipole inter- peziolari delle Rutacee, in cui pero l’ocrea o guaina che si forma alla base € precaria, non permanente come nel tubo stamineo delle “somphrenee. Interpretando per stipole gli staminodi delle Amarantacee, bisogena ammettere 0 che esse siano unilaterali oppure bilaterali, ma connate lungo le linee comuni di convergenza, quindi presentare le commissure invocate dal Payer, ma di eui non v’ € traccia alcuna. Se, invece degli staminodi, si considera il tubo stamineo, non mancano riscontri fra questo e le appendici vegetative. Le Meliacee, che offrono un tubo stamineo simile a quello dalle Gomphrenee, presentano i piceiuoli alati e le foglioline basilari delle foglie pennate in forma di stipole (Trichilia subalata, T. pterophylla, T. pseudostipularis ©. DC.) Corrispondentemente il tubo stamineo pre- sentasi lobato. Dal punto di vista morfologico, importa determinare se gli staminodi siano lamelle interposte tra i filamenti oppure deriva- zioni di questi. La difficolta, accennata dal Marrıus, di non potere in alcuni casi stabilire se vi siano einque filamenti tripartiti Ascherson, Festschrift. 27 418 GIUSEPPE LOPRIORE oppure quindiei, di eui dieci sterili, in realta esiste, ma dipende dal fatto che egli considera eli staminodi in rapporto soltanto al tubo stamineo, ritenendoli come partizioni di questo, senza distinguere s’essi intercedano tra i filamenti oppure emanino da questi in forma di lobi, papille o lacinie. Inoltre egli non tiene conto delle forme ergentisi dall’ anello o dalla cupola staminale. Cosi in molte specie dei generi Gomphrena, Hermbstaedtia, Ptilotus e Celosia il tubo stamineo termina in alto con dieci lobi, divisi da altrettanti seni, di eui einque son fertili e portano antere sessili od inserite su di un breve mucrone, cinque sono sterili ed hanno per lo piü forma di oechiello (Fig. 18-21). I primi non sono mai cosi profonda- mente incisi nel tubo stamineo come gli sterili e formano per questo la caratteristica principale del genere Hermbstaedtia (Fig. 14—16), ma che in parte puö servire anche per il genere Gomphrena (Fig. 17—23), qualora si vogliano aggruppare intorno a determinate forme predominanti le altre piü prossime. I seni sterili sono piü profondi dei fertili e separano i filamenti fasciati e terminanti in alto con due o tre lobi, di cui il mediano conformato a mucrone piü 0 meno lungo. Istruttivi riescono in proposito i passaggi graduali da me osservati in alcune forme di transizione fra i generi Celosia ed Hermbstaedtia. Come appare dalle figure 11-16, i filamenti, connati alla base, sono di forma triangolare e terminati all’ apice da una specie di mucrone. Al di sotto e ai due lati di questo cominciano a presentarsi delle gibbositä, le quali si accentuano gradatamente tanto da assumere la forma di papille, prima brevi, poi lunghe e superanti infine l'altezza stessa del mucrone. La genesi appunto di queste papille offre un carattere im- portante di distinzione rispetto agli staminodi, i quali, come lacinie, lobi o lamelle interfilamentari, non hanno lorigine stessa delle formazioni teste accennate e che io considero come emana- zioni dei filamenti o lamelle filamentari. Gli staminodi sono limitati lateralmente da seni di equale profonditä (Fig. 1-10 e 24-32), mentre le lamelle filamentari sono limitate da un lato dal seno fertile, che & piüı alto, dall’ altro dal seno sterile, che & piü basso (Fig. 19-21). I primi sono in numero uguale a quello delle antere, con cu essi alternano; le seconde sono in numero doppio. Nel primo caso i filamenti possono dalla forma di semplice mucrone passare a quella eilindrica 0 conica; nel secondo caso sono sempre laminari (Fie. 11-23) e lobati, laciniati o frangiati, ora all’ apice soltanto (Fig. 14-22), ora all’ apice e lateralmente (Fig. 23). Staminodi delle Amarantacee. 419 Ogni indagine intorno alla natura di siffatti organi, se poca importanza ha in se stessa, molta ne assume quando sia compara- tivamente condotta e quando le .induzioni relative siano suffragate dallo studio di organi omologhi di piante affini. A parte, quindi, la presenza d’una cupola e d’un tubo stamineo, accennata dal Marrıus, havvi quasi sempre alla base del gineceo un breve cercine, che collega gli stami e che mi per- metto designare come anello stamineo (Fig. 1-10e 33-36). Le forme di staminodi, che si elevano dall’anello, possono riferirsi alle seguenti: a) lacinie triangolari (Fig. 1) o polliciformi (Fig. 2); b) lobi quasi circolari (Fig. 3); c) lamelle trapezoidali, arrotondate e intere (Fig. 4); breve- mente laciniate e ciliate (Fig. 5) 0 lungamente ciliate (Fig. 6); d) lamine brevi e brevemente laciniate (Fig. 7) o pit Junghe e lungamente laciniate (Fig. 8) o rettangolari e irregolarmente dentate all’ apice (Fig. 9); e) filamenti laciniati e simulanti foglie composte (Fig. 10). Dalla cupola e dal tubo stamineo possono elevarsi staminodi di forme riferibili alle precedenti od alquanto piü differenziate, che anzi essi possono in alcune specie intrecciare le lacinie laterali in modo da costituire come un tubo continuo (Fig. 31). In eiö gli staminodi del tubo si distinguono da quelli della cupola e special- mente dell’ anello. Il passaggio dalle forme piü semplici di papille o lacimie a quelle piü evolute di appendici quasi petaloidee (Fig. 9-10) puo dare un concetto della folla indefinita di forme, designate anche in altre famiglie come staminodi, e quindi della necessitä della revisione loro alla stregua di criteri filogenetici, morfologiei e biologici. Gli staminodi piü evoluti riscontransi nello Stilbanthus scandens (Gamble) Hook. (Fig. 10), in cui simulano foglie composte impari- pennate, con picciuolo lungo quanto lintero stame e con lamina espansa al di sopra delle antere. Benche distinti nettamente fin dalla base dagli stami, pure non si prestano ad essere interpretati come appendici petaloidee, tanto la loro forma simulante una lamina composta discorda da quella semplice ed intera delle appendici vege- tative ed in parte da quella delle riproduttive E bene, d’ altra parte, avvertire che lo St. scandens, come forma monotipica, differisce alquanto per i caratteri suoi da quelli tipici delle Amarantacee e 27% 420 GIUSEPPE LOPRIORE che la forma di staminodi data da Hooker, riprodotta da ScHinz (Fig. 660, 1. ce.) e da me (Fig. 10) non corrisponde alla realtä, perche negli esemplari del Museo botanico di Berlino riscontrai staminodi con lacinie laterali, non arieggianti mai a foglioline. Come surrogati degli staminodi ritengo nel genere Trichinium le frange fitte di peli, che si ergono tra i filamenti fino a raggiun- sere meta quasi dell’ intera lunghezza degli stami (Fig. 33). La loro presenza coincide spesso con quella di una corona di peli, situati alla base dello stilo. Il ritenere col Marrıvs gli staminodi come stami sterili, i quali nel corso dello sviluppo filogenetico abbiano perduto con le antere la funzione fecondante, per assumerne una diversa, non & suffragato dalle osservazioni sulla filogenesi e ontogenesi di questi organi. AI riguardo profittai dell’ esperienza fatta negli studi relativi alla distribuzione geografica delle Amarantacee in rapporto ai mezzi di diffusione dei semi ed alla distinzione delle forme in sempliei e semplificate. Questi studi svelarono fra gli organi retrogradati la presenza di spine semplici o ramificate, diritte od uncinate, di eiuffi di setole o di peli, di forma, colore e consistenza diversa, provenienti sempre dalla metamorfosi d’interi fiori, non di singoli vertieilli. (uanto alla regressione degli stami, da me riscontrata in alcune specie di Ptilotus, Vosservazione moströ che se vi & retro- gradazione di uno o pi, fino alla sterilitä quasi completa delle antere ed all’accorciamento od arrollamento spirale dei filamenti, uesti conservano sempre il loro carattere primitivo in quanto non si appiattiscono 0 riducono a lacinie, ne perdono i vasi spirali (Fig. 35). Il caso offerto da queste specie di Ptilotus (P. eraltatus Nees e P. incanus Poir.) sarebbe il solo riferibile a veri staminodi. sebbene il passaggio da questi agli stami fertili sia graduale e seguito da una particolare deformazione dell’ ovario, il quale pre- sentasi gibboso e con lo stilo inserito Jateralmente. Sarebbe, quindi, una deviazione particolare degli organi sessuali, tanto maschili, uanto femminili. Le altre specie ad androceo regolare non la- sclano riconoscere alcuna asimmetria dell’ovario, per cui sarebbe da stabilire se la riduzione dell’ androceo e la gibbositä dell’ ovario tossero in relazione causale. Ad ogni modo la riduzione da me Staminodi delle Amarantacee, ZH riscontrata accennerebbe ad un progresso nella struttura del- l’androceo rispetto al tipo radiale comune. Nei fiori femminili dell’ derua lanata (L.) Juss. persistono con eli stami sterili, privi di antere e di fasci, anche gli staminodi alternanti con essi e da cui si distinguono per essere piü corti ed espansi (Fig. 36). I processi di riduzione dell’ androceo, benche meno frequenti e spinti che nelle Chenopodiacee, in cui il genere Monolepis pre- senta un pezzo unico nel perianzio e nell’ androceo, non permettono di considerare gli staminodi -come stami steril. Nei generi Amarantus e Ptilotus la riduzione procede parallela- mente nel perigonio e nell’ androceo, che possono divenire tetra- meri ed anche trimeri, non cosi nel genere Nyssanthes, in cui ad un perigonio tetramero corrisponde, ora un androceo tetramero (N. erecta R. Br.), ora uno dimero (N. diffusa R. Br... Ammettendo la derivazione dell’ androceo distemone dal tetrastemone, per ridu- zione, 0 di questo dall’ altro, per sdoppiamento, il numero degli staminodi si conserva sempre uguale a quello degli stami. Nella Woehleria serpyllifolia Gris. la riduzione del perigonio a quattro tepali € seguita dalla riduzione massima dell’ androceo ad un solo stame. Im questi ed altri casi gli stami, scomparsi 0 no contemporaneamente ai tepali, non vengono sostituiti da staminodi. Quanto allo sviluppo ontogenetico, l’esame analitico dei fiori di un gran numero di Amarantacee non ha mai svelato casi di apo- gamia, che anzi e nota la grande fecondita di alcune specie, potendo un solo piede di Amarantus caudatus L. produrre fino a 240 gr. di semi. Sicche la presenza di fiori sterili ho dovuto sempre considerarla come prodotta da una vera regressione, compiutasi e fissatasi per un fatto ereditario. D’altra parte l’esame di fiori appartenenti alla stessa infiore- scenza ed a gradi diversi di sviluppo ha costantemente svelato la presenza di staminodi fin dall’ inizio del verticillo staminale, non a sviluppo compiuto di esso, sieche, dal punto di vista ontogenetico, questi non sottostanno per importanza agli altri organi fiorali. Il mezzo piü semplice per stabilire, se gli organi in questione siano stami sterili, sarebbe quello di provocare la fertilita loro mediante la soppressione degli stami fertili. Ma in piante a fiori cosi minuti e con perigonio chiuso il tentativo & .difficile, se non impossibile. 422 GıusEPPE LoPRIORE Ad interpretare gli staminodi come stami sterili si oppone, oltre che la mancanza di fasci conduttori e di antere, la tendenza alla forma laminare e la considerazione che, assumendo essi lo stato fertile, darebbero un numero doppio, triplo ed anche maggior- mente multiplo di antere, una falange di stami secondo Marrıus. Il che non trova riscontro nelle Amarantacee, in cui non havvi falangi di stami, come ad es. nelle Malvacee, Tiliacee, Guttifere, ed in eui il genere Pleuropetalum con 5-10 stami desta, come vedremo, aleuni dubbi intorno alla sua collocazione fra le Ama- rantacee. Ammessa la presenza degli staminodi come abbastanza generale e caratteristica per questa famiglia, havvi generi che non ne presentano affatto ed altri che li presentano in alcune specie soltanto. La loro assenza @ dovuta, in alcuni casi, a mancanza di spazio interfilamentare, in altri casi a mancanza d’inizi staminodiali. Cosi nella Dasysphaera Robecchri Lopr. i filamenti triangolari la- scjiano fra loro seni acuti, in fondo ai quali non possono formarsi staminodi (Fig. 36). Lo stesso potrebbe anche dirsi per la Seri- corema rvemotiflora (Hook. f.) Lopr. a filamenti lineari (Fig. 34). Nella Leucosphaera Pfeiiw Gilg (Fig. 38) i filamenti elevantisi dalla cupola lasciano fra loro larghi, seni, capaci di staminodi ugnalmente larghi, ma di eui non v’e'traccia alcuna, che anzi nella Celosia hastata Lopr. la membrana della cupola presenta tra i filamenti un’ insenatura caratteristica (Fig. 39). Lo studio comparativo non solo attraverso i generi dell’ intera famiglia, ma in famiglie affıni ha mostrato che organi simili, in forma di squame, eibbositä, denticoli triangolari, quadrati, rotondi, alternanti sempre con i filamenti, si riscontrano pure nelle Cheno- podiacee, anzi da Moquın e da BunGE vennero parimenti designati come staminodi, da Braun e da Dörn vennero ritenuti come rudimenti di petali, offrendosi tale interpretazione a spiegare la sovrapposizione dell’ androceo al perigonio, e da Eıcuter come stipole filamentari. Le osservazioni piü aceurate del Vorkens hanno pero svelato che tali organi, trovandosi sempre all’ interno del verticillo staminale, non possono interpretarsi come stipole dei filamenti, ma come emanazioni del disco, che in molte specie di Chenopodium, Rhago- dıum e Beta si forgia alla base dei filamenti a mö di cupola e serve a ricevere l’ovario. Anzi nel Chenopodium hybridum esso invia emereenze, che in forma di gibbositä alternano eon i filamenti e corrispondono agli staminodi di molte Sodee e@ Staminodi delle Amarantacee. 4923 Anabasee. In altri casi il disco si seinde e le divisioni, svilup- pandosi, per ragioni meccaniche, facili a comprendersi, tra i filamenti, «orrispondono agli staminodi delle Amarantacee. Anche in altre famiglie meno affini, come Batidacee, Aizoacee, Nyctaginacee, Cariofillacee, havvi nell’ androceo o nel disco forma- zioni che ricordano ora la cupola, ora gli staminodi delle Amarantacee. Si puö dunque concludere che se, morfologicamente, gli stami- nodi non possono interpretarsi per stami sterili, per commissure, per stipole 0 per nettari, sono pero organi swi generis, costanti per forma in ogni singola specie e, per sviluppo ontogenetico, d’ im- portanza pari a quella deeli altri organi fiorali. Per interpretare la funzione biologica degli staminodi, occorre anzi tutto stabilire come avvenga la impollinazione. KırcHner ritiene le Amarantacee per anemofile. ScHinz fa delle riserve per quelle a perigonio con antere rinchiuse e stilo exserto, sul quale il polline difficilmente puö essere trasportato dal vento, oltre che per quelle con infiorescenze a colori vivaci e quindi con parvenza ento- mofila. Anche questa, pero, non si fonda sempre su di una struttura corrispondente del fiore. Cosi, per rilevarne una, l’eterostilia annunziata da Frırz MüLter (Bot. Zeitung, 1870, p. 152) per una specie di Chamissoa, non venne da altri, ne da me confermata, sicche molto probabilmente si riferisce ad un fatto biologico, relativo, come nella Celosia, alla disseminazione pi che alla impollinazione. In mancanza, quindi, di osservazioni accurate sulla impolli- nazione, si puö tener conto di quelle compiute dal Marrıus nel Brasile su specie di Pfaffia stando alle quoli gli staminodi si cari- cano di polline, per riversarlo poi sullo stigma in conseguenza dei movimenti della pianta. Partendo da queste osservazioni, importerebbe ricercare se gli staminodi possono servire a ritenere e riversare il polline sullo stigma dello stesso fiore, promuovendo lautogamia 0 se pure servono a ritenere il polline estraneo, conducendo alla xenogamia. Escluso a priorı il gran numero dei casi, in cui, nel momento dell’ antesi, il perigonio rimane chiuso o divarica poco gli estremi dei tepali, bisognerebbe negli altri casi ricercare quali rapporti esistano fra dimensioni e forme dell’ androceo rispetto a quelle del gineceo. 494 (GIUSEPPE LOPRIORE K ovvio che in tale esame vanno esclusi gli staminodi ridotti a papilla o lacinia, non potendo essi avere alcuna importanza nel ritenere il polline. Rispetto poi alle forme piü evolute, @ parimenti ovvio che la forma lamellare a contorno intero non possa avere la stessa importanza di quella smarginata o ciliata, poiche, mentre questa prestasi a ritenere il polline, Yaltra € relativamente inadatta allo scopo. Interpretando, quindi, gli staminodi come apparecchi secondari d’impollinazione, essi si comporterebbero in modo quasi analogo alle squame cave (fornix) delle Borraginacee. (Juesti organi, cur- vandosi con gli stami, con cewi essi alternano, verso lo stilo, costi- tuiscono come un mezzo conico di chiusura del tubo corollino, il quale, oltre a riparare eli stami dalla pioggia ed a limitare il nettare agl’insetti, serve da apparecchio d’impollinazione. Rispetto alla forma, notai una relazione importante fra androceo e gineceo, nel senso che ad uno stigma bifido o trifido corrisponde la presenza di un tubo stamineo o, ben piü di rado, quella di fila- menti laminari. Questo riscontrasi in molte specie dei generi G@om- phrena e Celosia con stiema bifido ed in quelle dei generi Hermb- staedtia e Deeringia con stigma trifido. Per rispetto alle dimensioni, androceo e gineceo tendono ad equipararsi. La sproporzione piü grande si ha nelle specie a tubo stamineo. Im queste il gineceo vraramente spinge lo stigma fino alla base delle antere, raggiungendo. come nella Gomphrena aurea Lopr., '/, appena dell’ intera lunghezza del tubo. Il caso inverso si verifica nella Celosia argentea L., in eui lo stilo, dopo la fecondazione, si allunga fino a portarsi fuori del peri- eonio, allo scopo biologico di farsi cosi meglio asportare insieme a parte dell’ ovario ed aiutare la dispersione dei semi. Oltre che nella Celosia argente« L. lo stigma supera laltezza degli stami nella Pupalia Robeeehii Lopr., nella Celosia Schwein- furthiana Schinz, nel Ptilotus striatus ed in pareechie altre specie, per eui importerebbe seguire lallungamento dello stilo attraverso le antere strette intorno ad esso, per vedere se in tal momento avviene la impollinazione dello stigma, o se l’allungamento si compie per altro scopo biologico. Ma, dato il piecolo allungamento dello stilo, di gran lungo inferiore a quello della €. argentea, vimane esclusa la funzione biologiea della disseminazione e difficile a deter- minarsi quella relativa alla fecondazione. Staminodi delle Amarantacee. 495 Si penso pure alla possibilitA per parte del polline estraneo «di penetrare attraverso i seni sterili, intercedenti fra le parti libere dei filamenti espansi, come ad esempio in alcune specie di G@om- phrena (fig. 183—23) e di pervenire cosi fino allo stigma. Ma in eontrario v’ € il fatto che, nel momento dell’ antesi, i tepali ben di rado divaricano tanto da permettere l’entrata nel tubo stamineo di polline estraneo, eccezione fatta della Gomphrena aurea Lopr. e di qualche altra, in eui il tubo stamineo esce dal perigonio. In alcune specie del genere Gomphrena (fig. 25-29) ed Hermbstaedtia Vapice delle antere raggiunge l’altezza degli staminodi, il tubo stamineo presentasi in corrispondenza di ognuna di quelle come sfinestrato, sicche il bilicamento delle antere intorno al mucrone corto 0 sottile e lungo oppure il volgersi di questo verso lo stigma o verso l’esterno sarebbe facile. Perö, a parte la difficoltä di compiere simili osservazioni su materiale secco, € a credersi che la presenza nel mucrone di vasi spirali dia a questo una relativa rieiditä. Per tali considerazioni e per la tendenza negli organi sessuali a raggiungere le stesse dimensioni 0, se eiö non avviene, l’impossi- bilita per parte delle antere di bilicare all’ estremo del filamento 0 del mucrone, per riversare il polline fuori del perigonio, nei casi in eui questo si apra, ne consegue, che la xenogamia debba essere un caso rarissimo. Ad un’ altra relazione si volse lindagine. La presenza di peli alla base dello stilo di alcune specie aveva fatto pensare che questi potessero forse servire a ritenere il polline, a farlo germinare e penetrare nell’ ovario, risparmiandogli la lunga via attraverso lo stilo, tanto piü che nel genere Uyphocarpa, lateralmente allo stilo, sollevasi dall’ ovario una specie di como o stilo laterale secondario. Queste indagini, perö, non poterono essere compiute su materiale secco, ne d’altra parte fu possibile compierle su materiale fresco, per mancanza di esemplari di queste specie esotiche e rare, ottenute da semi. Le osservazioni sopra esemplari d’erbario mostrarono che ad ogni modo non vi &, al riguardo, relazione alcuna fra androceo e gineceo e che relazione non v’ & neppure fra tepali provvisti di peli ed organi sessuali senza peli (Dasysphaera. Robeechri Lopr.). L’ovario puö essere peloso senza che l’androceo presenti staminodi, come nei generi Marcellia e Leucosphaera, oppure ne presenti come nel genere Uyphocarpa e Sericocoma, oppure ovario ed androceo sono pelosi come nel genere Triehinmtum. 496 (GIUSEPPE LOPRIORE Nella Gomphrena marginata Moq. e @. aurea Lopr. le antere sporgono per ”/, della loro lunghezza non solo dal tubo stamineo, ına anche dal perigonio, essendo questo poco piü corto dell’ altro. Sarebbe, quindi, un caso rarissimo, in cui il polline potrebbe da un fiore riversarsi sullo stigma di altri fiori. Il fatto, pero, che lo stiema si spinge sino a '/, appena dell’ intera lunghezza del tubo stamineo, il quale & lungo, angusto e chiuso quasi interamente all’ orifizio da antere grandi e larghe, fa dubitare della possibilitä d’una fecondazione con polline estraneo, il quale diffieilmente perverrebbe fino allo stiema, i cui rami si trovano interamente coperti del polline dello stesso fiore. Eselusa, quindi, in massima ed alla stregua di osservazioni eompiute su materiale d’erbario, la possibilita per gran parte delle Amarantacee di una fecondazione anemofila, volsi lindagine a ricercare, se invece potesse compiersi quella entomofila. A] riguardo occorreva innanzi tutto stabilire se gli staminodi potessero avere una funzione di richiamo od essere in relazione ai eolori spesso vivaci del perigonio. Ma, esclusa a priori la prima ipotesi per mancanza di nettari, druse od organi analoghi, vien meno anche la possibilita di paragonare gli staminodi alle frangie sporgenti dalla linea di separazione fra lembo ed unghia di alcune specie della famiglia affine delle Cariofillacee. Tali organi, ritenuti dal Derrıno come autonomi, non come metamorfosi di altre parti fiorali, hanno, per quest’ esimio biologo, Yufficio di offrire appoggio ae’ insetti pronubi quando si appigliano al fiore per suggerne il miele. Rispetto alla colorazione vivace del perigonio, havvi da una parte infiorescenze con fiori a perigonio non vistoso e staminodi evoluti; dall’ altra, fiori eon perigonio colorato e androceo privo di staminodi. Non v’ &, dunque, correlazione fra perigonio colorato e androceo provvisto di staminodi. Il fatto, perö, che nei generi Gomphrena e Ptilotus havvi fiori ed infiorescenze piü vistose che in altre Amarantacee, potrebbe far supporre una possibile funzione vessillare del perigonio indipendentemente dalla presenza di staminodi. Sebbene la mia attenzione fosse rivolta da molto tempo in uesto senso, mi riusci una volta sola trovare la Gomphrena Riedelii Seub., che del resto non ha fiori vistosi, col tubo stamineo ipieno d’una folla d’insetti. Fra questi si riscontravano una larva di mierolepidottero e due forme diverse di un 'Thysanoptero 0 Physapodo, appartenenti al gruppo dei Tubuliferi, delle quali una era alata e con antenne di otto articoli, Valtra attera e con antenne Staminodi delle Amarantacee, 427 di sette articoli. Ora dei Tubuliferi del Brasile, da cui proviene la @omphrena Riedelii, furono deseritte tre specie, eioe: Jdolothripsis Seotti (sub Thrips), Phloeothripsis angustifrons e Thrips conica. Tutte queste tre specie non possono riferirsi alle forme da me trovate, sicche molto probabilmente trattasi di specie ancora ignote. Il prof. KarscH, del Museo zoologico di Berlino, al quale sono grato per la determinazione di queste forme, mi assicura che dei Thy- sanopteri tubuliferi le specie del genere Anthothrips sono note come pronube. Non esclusa, quindi, in questo caso la possibilita d’una feconda- zione entomofila, la presenza delle forme ceitate devesi riferire senza dubbio, piü che alla necessitä di promuovere la fecondazione, ad un fatto estraneo od accidentale, tanto grande era il numero degli insetti rifugiati nel tubo e costituito in parte da larve. Questa osservazione puö estendersi e valere per l'intera famiglia. Dopo aver vagliato la possibilitaä relativa della fecondazione anemofila ed entomofila, noterö che le numerose osservazioni compiute sugli staminodi, non mi permisero di rilevare alcuna differenza nel modo loro di presentarsi prima e dopo la fecondazione. Notai soltanto una forte divaricazione nei rami degli stigmi bifidi nelle specie a tubo stamineo molto sviluppato. Siffatti ramı sono spesso coperti di polline per tutta la loro lunghezza. Nella sola @omphrena chloromalla Lopr. osservai un particolare addensarsi dei eranuli pollinieci alla base dei due rami dello stigma, i quali sono tre volte pitı lunghi dell’ ovario. Per quanto tal fatto sembri naturale, pure,- potendo il polline germinare all’ apice dello stilo invece che sui rami stigmali, risparmia un lungo cammino nel pervenire all’ ovario. Per simile tendenza dello stigma e per essere la superficie interna del tubo stamineo perfettamente liscia, i granuli polliniei cadenti dalle antere non possono ad essa aderire e quindi devono cadere sullo stigma. In via subordinata devono contribuirvi gli staminodi, come apparecchi secondari d’impollinazione. Queste considerazioni e le altre dianzi esposte farebbero ritenere l’autogamia, se non generale, diffusa almeno in un gran numero di Amarantacee. ; Aggiungero in ultimo che il polline delle Amarantacee & fra i piüı pieeoli. Il Marrıws da per quello della G@omphrena globosa e della Celosia margaritacea dimensioni in polliei di Parigi, che ridotte in micromillimetri, corrisponderebbero a quelle di 22 e di 34 u Pin piecolo & stato da me trovato quello della G@omphrena ligulata 498 GIUSEPPE LoPRIORE di 15 u e del Sericocoma Welwitschir di 18 u. La forma & per lo piü sferica, talvolta leggermente depressa, con esina alveolata, raramente verrucosa, pilı raramente liscia. Riguardo all’ importanza sistematica degli staminodi, diro che lo scopo prineipale di queste ricerche era di stabilire se gli oreani in questione potessero geiovare come mezzo diagmostico per una classificazione piü razionale delle Amarantacee 0 per una corre- zione di aggruppamenti erronei di minore estensione, coincidendo la presenza loro con altri caratteri morfologiei di non lieve im- portanza. Come carattere generale di famiglia 0 particolare di sezione gli_ staminodi servirono a Drupe per la classificazione delle Diapensiacee, ad Ester per le Rutacee e Sapotacee, a Pax per le Primulacee e Myrsiniacee, a GürkE per le Borraginacee ed Ebenacee, a Lixpav per le Acanthacee. Il Wertstein contribui alla collocazione sistematica definitiva delle Parnassiacee fra le Saxifragacee invece che fra le Hypericacee, srazie al fatto di avere riscontrato una serie progressiva di tras- formazioni dei nettari della Parnassıa palustris in staminodi, con- fermando cosi le idee di Bentuan, HooKER, EICHLER, ENGLER. Come mezzo diagnostico di aleuni generi di Amarantacee gli staminodi vennero invocati da Mogquıx e da ScHixz. .Jo stesso me ne avvalsi per stabilire il nuovo sottogenere G@omphrohermbstaedtia, nonch@ alcune specie nuove, in cui la presenza degli staminodi eoincideva con quella di parecchi caratteri esterni. Össerveremo, pero, che il ritenere col Marrıus che ogni singvlo genere abbia nelle Amarantacee una forma propria di filamenti fertili o sterili non & esatto se non in senso molto lato. Difatti in uno stesso genere, come ad es. il genere Celosia, che pure & uno dei pilı naturali, havvi specie con staminodi ed altre senza, mentre, d’altra parte, da specie a specie, la forma varla nel suo tipo fondamentale. Sarebbe, quindi, a domandarsi se, in vista del comportamento diverso delle specie di uno stesso genere, questo non debba forse smembrarsi in sottogeneri o sezioni. Ma, nel fatto, le specie senza e quelle con staminodi sono fra loro riunite da tante particolaritä Staminodi delle Amarantacee. 429 morfologiche da far apparire un simile smembramento ne pratico, ne naturale. L’esperienza rivela, infatti, che la presenza o no di staminodi © costante in ogni singola specie, ma non in tutte le specie di ogni singolo genere e che quindi Tutilizzazione sistematica di siffatto carattere richiede grande prudenza ed una revisione accurata di tutte le specie dei generi pili ceritici. Per tale difficolta non ho utilizzato sistematicamente questo carattere per una classificazione piü razionale dei generi dell’ intera tamiglia, sostituendolo a quello meno esatto che si fonda sulla pre- senza di antere bi- o quadriloculari. Ne ho profittato, perö, per stabilire il carattere stesso come fondamento nella chiave dicotomica per la delimitazione dei generi affini a quello di Sericocoma. E questa la sola utilizzazione, che di tali organi ho potuto fare, alla stregua di altre particolarita morfologiche e nell’ ambito di generi affini, per stabilire caratteri piü esatti di distinzione. Da questo punto di vista una revisione dei generi per rispetto aeli staminodi (particolarmente di quelli pi riechi di specie, come ad es. G@omphrena) si renderebbe forse necessarla, potendo essa servire a svelare relazioni nuove rispetto ad alcuni tipi piü sem- plici o fondamentali. Tale revisione riuscirebbe forse utile anche per alcuni generi monotipici. Puö dimostrarlo il fatto che il genere Pleuropetalum, di posizione sistematica sempre dubbia, riferito, non e guari, da me alle Portulacacee per la presenza nell’ androceo di 5-10 stami, nonche per altri caratteri abituali e fiorali, venne re- centemente riportato da ScHinz fra le Amarantacee in base al con- nascimento degli stami in una cupola staminea e ad altri caratteri anatomici secondari. Letteratura. BENTHAMm, Flora australiensis V, 208—258. BEnTHAMm et HookeER, Genera plantarum III, 20—43 e 1218. Braun, Flora 1841, 285. Brown, Prodromus Florae Novae Hollandiae 415. EıcHLer, Blütendiagramme II, 84—89. (FRISEBACH, Symbolae ad floram argentinam 33—37. Plantae Lorentzianae 31—36. Lıss&, Genera plantarum, Stocolma 1764. Lisk, Elementa Philosophiae Botanicae 245. Lorrior£e, Amarantaceae africanae I, Engler's Bot. Jahrb. XXVIL, 37-64, Amarantaceae africanae II, Ibidem XXX, 102—110, Amarantaceae brasilianae, Ibidem Beibl. 67 p. 55—38. Geographische Verbreitung 430 GıuserpE LoPRiorE: Staminodi delle Amarantacee. der Amarantaceen in Beziehung zu ihren Verwandtschaftsverhältnissen, Ibidem 1—38. Amarantaceae novae, Malpighia XIV. 1-34. Marrıvs, Beitrag zur Kenntniß der natürl. Familie der Amarantaceen, Acta Acad. Caes. Leop. Carol. Nat. Cur, XIII, 209—322. Mogvin-Tanpon, Amarant. monographica enumer. in DE CAnpoLte, Prodr. XIII, 2. 231—424. NEEs von EsengeEck, Handbuch der Botanik II, 150. PAyver, Traite d’organogr. comp. de la fleur 317—824. Scuisz, Amarantaceae, in Engler’s Natürliche Pflanzenfamilien III 1a, 91—118; Verh. d. bot. Ver. d. Prov. Brandenburg 1889, p. 211; EnsLer’s Jahrb. XXI, 180; Mem. Herb. Boıssıer, n. 20, 1900, 15—16; Bull. Herb. BoIssıer, II. Ser. t. IT et III; 40-45. SEUBERT, in Flora brasiliensis V. 162—163. VoLKEns, Chenopodiaceae, in Engter’s Nat. Pflanzenfam. III la, 36—91. XXXVL Einige Fragen betreffend die Nomenclatur der Pilze mit mehreren Fruchtformen von P. Mıenvs-Berlin. In den Lois de la nomenclature botanique adoptees par le Congres international de Botanique aA Paris en aoüt 1867 (Genf 1567) ist die Frage nicht behandelt worden, welcher Gattungs- und Artname den Pilzen mit mehreren Fruchtformen zu geben sei, die in verschiedene Gattungen gestellt und specifisch benannt wurden, bevor man ihre Zusammengehörigkeit erkannt hatte. Diese Frage wurde nicht behandelt, weil sie noch nicht actuell war. Sie war noch nicht als verschieden hervorgetreten von den Fragen bei der Benennung der höheren Pflanzen mit einheitlicher Form. Viele Autoren wollen sie in mechanischer Uebereinstimmung nach den Regeln für die Nomenclatur der höheren Pflanzen lösen. Sie meinen, dass eine Art denjenigen specifischen Namen führen soll, den irgend eine Fruchtform derselben zuerst von allen ihren Fruchtformen erhalten hat. Diese Ansicht haben z. B. vertreten (GÜNTHER BECK Von MANAGETTA, R. v. WETTSTEIN, G. V. LAGERHEIM, J. C. Arraur und OrTro Kuntze. In richtiger Consequenz möchte man diese Anschauung auch auf die Benennung der Gattungen übertragen, wie das auch z. Th. schon geschehen ist. Wenn man auf einem Fungus imperfectus eine Gattung begründet hatte und man später nachweist, dass der- selbe eine Conidienfructification eines Ascomyceten ist, der zu einer später als die Imperfectengattung gut begründeten Ascomy- cetengattung gehört, so müsste letztere den Namen der Imperfecten- gattung nach der consequent durchgeführten Anschauung dieser Herren erhalten. Wenn z. B. Er. Frıes 1819 in seinen Novitiae florae Suecicae V p. 78 die Gattung Septaria (die er später Sep- 432 P. Mascus toria Fr. schrieb) auf Septaria Ulmi Fr. begründet hat, und wenn Fuvcker, wie er in den Symb. mycol. p. 218 behauptet, richtig nach- oewiesen hätte, dass sie zu Phyllachora Ulmi (Duv.) Fekl. (= Dothi- della Ulmi (Duv.) Wint. oder Buryachora Ulmı (Schleich.) Schroet. gehört, so müsste, je nach der Anschauung der betreffenden Myco- loeen über die Gattungszugehörigkeit dieser Art, eine der später aufgestellten Gattungen Phyllachora Nitschke oder Dothidella Speg. oder Kuryachora Fekl. den Namen Septaria erhalten, weil auf eine zu dieser Art gehörende Fruetificationsform schon 1819 die Gattung Septaria von Er. Fries begründet worden ist. Man sieht, zu welchen Ungeheuerlichkeiten die consequente Durchführung dieses Princips führen würde. Ich kann aber nicht einsehen, warum die einer Nebenfruetification (einem sogen. Fungus imperfeetus) früher ge- eebene specifische Benennung maassgebend für die specifische Benennung der Hauptfructification sein soll, nachdem die Zu- gehörigkeit der Nebenfructification zu ihr nachgewiesen ist, und es nicht für die Gattungsbezeichnung der Hauptfruetifica- tion sein sollte. Aber abgesehen von diesem — ich möchte sagen — practischen Gesichtspunkte, habe ich einen ernsten wissenschaftlichen Gesichts- punkt dagegen einzuwenden. Wenn wir einen Namen zur Bezeichnung einer Pflanzenart anwenden und dem Namen einen Autor beifügen, so sollen wir und wollen wir in erster Linie dadurch aussagen, dass der Autor mit seiner specifischen Bezeichnung den Begriff dieser Art ver- bunden hat. Dies eilt sowohl, wenn wir den Namen des Antors einfach oder in Klammern beisetzen. In letzterem Falle wollen wir nur andenten, dass die Art m eine andere Gattung gestellt ist, als sie der Autor ursprünglich gestellt hatte. Immer aber soll es aussagen, dass der Autor diesen Artbegriif gehabt hat und die Art unter diesem Namen verstanden hat. In zweiter Linie wollen wir dann unter den Namen, mit denen eine Art von verschiedenen Autoren bezeichnet worden ist, denjenigen Namen auswählen, der der Art zuerst von einem Autor gegeben worden ist. Es ist dies, kurz ausgedrückt, das Prineip der Priorität. Mit diesem bezweckt ınan eine ÖObjeetivität bei der Auswahl des Namens und eine (erechtiekeit geren den Autor, der die Art zuerst unterschieden und beschrieben hat. Dieses Gerechtiekeitsprineip kann man auch so aussprechen, dass man den von einem Autor einer Art gegebenen Nomenelatur der Pilze. 433 Namen bestehen lassen soll, wenn ihr der Autor bei der Aufstellung der Art einen eigenen Namen hatte geben müssen. Bei den Pilzen mit mehreren Fruchtformen giebt es stets eine Fruetification, in der der Typus der Gattung ausgeprägt ist, oder besser ausgedrückt, deren Character die Gattung hauptsächlich be- stimmt. Das sind z. B. bei den Uredineen meistens die Teleutosporen, bei den Ustilagineen mit mehreren Fructificationen die Brandsporen, bei den Ascomyceten der die Asken mit den Askosporen tragende Fruchtkörper. Solche Fructification kann man die Hauptfructifica- tion nennen. Zu solcher gehören oft viele Fructificationen — meistens Stylosporen —, die man als Nebenfructificationen be- zeichnen kann, oder auch Ausbildungen des Mycels, die man früher als die Gattungen Selerotium, Rhizomorpha, Rhizoctonia u.s.w. unter- schieden und einzelne Arten dieser Gattungen beschrieben -und be- nannt hatte. Wenn nun ein Autor diese Nebenfructificationen oder mycelialen Zustände als Arten beschrieben hatte, so hat er unter dem von ihm. einer solchen gegebenen Namen nur diese Neben- fruetification oder myceliale Ausbildung verstanden und selbstver- ständlich weiter nichts. Wenn dann spätere Forschungen nach- weisen, dass solche specifisch benannte Nebenfructification einer später als Art beschriebenen Hauptfructification angehören, so ist man nach meiner Meinung nicht wegen des Prioritätsprincips be- rechtigt, dieser Art den Speciesnamen der zu ihr gehörigen früher specifisch benannten Nebenfructification zu geben. Denn niemals hat der Autor der specifischen Benennung der Nebenfructification mit seiner specifischen Benennung den Begriff der Art der Haupt- fructification gehabt. Ich will das an einigen Beispielen erläutern. Wenn .JAacQuın das Jecidium auf Berberis vulgaris als Lycoperdon poculiforme benannt und in seinen Collectanea ad botanicam etc. spectantia (Wien 1773—1778) I p. 122 beschrieben hatte und Dr Bary 1865 nachgewiesen hat, dass dieses Adeerdium auf berberis vulgarıs zur Puceimia graminis Pers. gehört, so ist es meiner Meinung nach unrichtig, diese Puceinia als Puceimia poculiformis (Jacq.) zu be- zeichnen, wie das Werrsteiv früher gethan hatte. Denn das würde andenten, dass Jacquın die Pucewmia graminis Pers. unter seinem Lyeoperdon poculiforme verstanden hätte, und WErTSTEIN diese von -Jacguıin schon wohl erkannte und umerenzte und definirte Art nur in eine andere Gattung versetzt hätte. Dies ist aber grundfalsch. "Jacguiv hatte vielmehr keine Idee von der Puceinia graminis Pers., Ascherson, Festschrift. 28 434 P. Macnus die Persoox erst scharf erfasst und beschrieben hat. Da nun die Charactere der Gattung, zu der dieser Pilz gehört, und auch die Artmerkmale zum erossen Theile grade in der Teleutosporenform ausgeprägt sind, so soll der Pilz die erste dieser characteristischen Teleutosporenform gegebene specifische Benennung behalten, was in diesem Falle Puccinia gramimis Pers. ist. Dasselbe, was von den heteröcischen Uredineen gilt, gilt auch von den autöcischen Arten. Wenn z. B. Prrsoon 1801 in der Synopsis methodica Fun- gorum 8.208 das Aecidium Prenanthis in foliis Prenanthis muralis aufgestellt hat, so hat er darunter ausschliesslich das Aecidium verstanden, und hätte sicher, wenn er die Puceinia auf Lactuea muralis gekannt hätte, dieselbe als eigene Art beschrieben, die nichts mit dem Aecidium Prenanthis zu thun hatte. So hat er l. c. 8. 215 DUredo Rosae centifoiae und 8. 230 Puccimia mucronata a Puceinia Rosae als eigene Arten beschrieben, trotzdem er S. 215 von der ÜUredo rosae centifoliae bemerkt „Saepe receptaculum Puceiniae rosae suppeditat*“. Ebenso ist es sehr interessant und mag deshalb hier bemerkt werden, dass Prrsoon 1. ce. S. 216 die Uredo linearis a frumenti beschreibt und dabei bemerkt „Vereor ne junior plantula Puceiniae gramımis modo sit“, und doch die Puceinia graminis als eigene Art]. c. S. 228 beschreibt. Dass die Uredo linearis vielleicht der jüngere Zustand der Puceinia gramınıs sei, meint er in einem ganz anderen Sinne, als wir es sagen könnten, denn er meinte, dass sich die Uredo selbst zur Puceinia entwickeln möchte. Prrsoox verstand also sicher unter Aecidium Prenanthis nur das Aecidium auf Lac- tuca muralis und nichts anderes und hätte die dazu gehörige Puceinta, wenn er sie gekannt hätte, wie gesagt, als andere Art beschrieben. Nun hat Corpa 1840 in den Icones Fungorum IV p. 15 Tab. 4 Fig. 46 die Puceinia auf Lactuwea muralis genau beschrieben und abgebildet und Puceinia Chondrillae Cda. genannt. ÜCorpa konnte keine Ahnung haben, dass decidium Prenanthis Pers. zu ihr gehöre; er musste sie als eigene neue Art beschreiben. Und sie wurde als eigene Art von den meisten Myceologen anerkannt. Erst nachdem Anton pe Bary in den 60er Jahren des 19. Jahr- hunderts den Generationswechsel der Uredineen entdeckt hatte, er- kannte man, dass Aecidium Prenanthis Pers. in den Entwickelungs- eane der Puecceinia Chondrillae Cda. gehört. Liwprorn hat nun daraufhin den Namen der Puceinia Chondrillae Oda. in Puceimia Prenanthis (Pers.) Lindr. umgeändert. Ich muss das als unrichtig Nomenelatur der Pilze. 435 bezeichnen, da Prrsoon nie den Begriff dieser Puceinia-Art gehabt hat, und Corpa dieselbe als neu beschreiben musste. Ich muss daher Puceimia Chondrillae Cda. für. die einzige gerechtfertigte Bezeichnung dieser Art erklären. Dasselbe gilt von anderen autöci- schen Arten. Etwas zweifelhafter kann es scheinen, wenn man beim Auf- stellen der Puceimta-Art weiss, dass sie zu einem bereits be- schriebenen und benannten Aecidium gehört. So hat z. B. W. Voss 1876 in der Oesterreichischen Botanischen Zeitschrift p. 362 das Aecidium imvolvens auf Myricarıia germanica beschrieben und in der Oesterreichischen Bot. Zeitschr. 1877 p. 404 die zu ihm gehörige Puceinia, die er seitdem erhalten hatte, als Puceinia Thümeniana W. Voss beschrieben. H. & P. Sypow haben nun den Namen der Art in Pucceimia involvens (Voss) H. & P. Syd. umgeändert. Auch das halte ich nicht für berechtigt. Denn Voss hatte mit seinem Namen dAecidium involvens niemals die Puceinia verstanden, von deren Existenz er zur Zeit der Beschreibung des Adecidivums nichts wusste. Eine Pucceimia involvens (W. Voss) giebt es nicht. Dieselbe würde es nur geben, wenn W. Voss die Teleutosporenform in einer anderen Gattung unter dem specifischen Namen „involvens“ beschrieben hätte, wie z. B. Dr Canvouze 1815 in der Flore Fran- caise Tome VI S. 65 die Puceinia auf Aronicum scorpioides als Uredo Arnicae scorpioidis DO. beschrieben hatte, die ich daher, als ich sie als eigene Art der Gattung Puceinia erkannte, als Puceinia Arnicae scorpioidis (DC.) P. Magn. bezeichnen musste (vgl. P. Macnus in den Berichten der Deutschen Botanischen Gesellschaft Vol. XI 1893 p.459). Ich muss daher den der Teleutosporenform der Puceinia auf Myricaria germanica zuerst von W. Voss gegebenen Namen Puceinia Thümeniana W. Voss als den einzig berechtigten erklären. Dasselbe, was ich für die Uredineen ausgeführt habe und vorher schon mehrmals ausgesprochen hatte (vgl. z. B. Botan. Centralbl. Bd. LXVI (1896) 289 und Hedwigia Bd. XLII (1903) p. (306)), gilt, wie schon erwähnt, für alle anderen polymorphen Pilze. Wenn daher E. Rozz im Bulletin de la Soceiete mycologique de France Tome XIV 1898 p. 24—26 ausführt, dass der den „Black-rot“ am Weinstocke verursachende Pilz den Namen Guignardia') Bidwellit (EN.) Viala 1) Die Frage, ob diese Gattung als Guignardia Viala & Ravaz oder als Laestadia Auersw. oder, wie ich meine, als Carlia (Bonord. emend.) O. Kae. zu bezeichnen ist, lasse ich hier beiseite. Ich habe mich darüber in der Oesterr. Bot. Zeitschrift 1894 Nr. 6 ausgesprochen. Saccarno meint 1892 in den Atti 28* 436 P. MaGcnus & Ravaz nicht beibehalten könne, weil ExGELMAnN 1861 die zu ihr oehörigen Spermogonien auf den Körnern beobachtet und als Nema- spora ampelieida Engelm. beschrieben hatte, so kann ich dem nicht beistimmen. Auch hier meine ich, dass EnGELMmAnN von dem Character der die Askosporen bildenden Hauptfructification keine Idee hatte und haben konnte und es daher nicht richtig ist, sie als Guignardia ampelierda (Engelm.) zu bezeichnen, wie das E. Rozi: l. e. will. Letztere Bezeichnung würde vielmehr andeuten, dass ExGenmann die Askusfructification studiert und benannt hätte, aber in eine andere Ascomycetengattung gestellt hatte. So bedeutet z.B. Guwignardia Bidwellii (Ell.) Viala & Ravaz, dass Errıs die Askusfruetifieation benannt und beschrieben hatte, sie aber in eine andere Gattung, nämlich Sphaerra, gestellt hatte, während Vıana & Ravaz sie als zur Gattung Guignardıa gehörig erkannten. Es versteht sich von selbst, dass wenn, wie das früher öfter gewesen ist, die Askosporen bildende Fruchtform irrthümlich als Pyknide oder als Basidiomycet kenntlich beschrieben worden ist, die specifische Bezeichnung zu gelten hat. Es ist dies genau der- selbe Fall, als wenn sie ein Autor in eine andere Ascomyceten- (sattung, als der erste Autor stellt. Ich muss nun noch ein Mal auf die Uredineen zurückkommen. Ich sagte, dass ich den der Nebenfructification früher gegebenen specifischen Bezeichnungen kein Vorrecht vor dem der characte- ristischen Hauptfruetification, d. i. den Teleutosporen zuerst ge- ebenen Namen einräume. So habe ich in der Oesterr. Bot. Zeitschr. 1902 No. 12 ausgeführt, dass Uredo Padi Kunze und Schmidt nicht der specifischen Bezeichnung von Thecopsora areolata (Fr.) P. Magn. zu Grunde gelegt werden darf, wie z. B. Kresanx gethan hat. Denn Kunze & Scnmivr konnten nicht annehmen, dass zu ihrem Uredo Padı das von Er. Frırs später beschriebene Sele- rotsum areolatum Fr. gehören könne, und dachten nicht daran dieses zu bezeichnen. Der erste, der die typische Hauptfrueti- fieation dieser Art beschrieb und benannte, war Er. Frıes, der sie 1823 im Systema mycologieum Vol. II. p. 263 Selerotium areolatum del Uongresso Botanieo Internazionale di Genova und wiederholt es 1895 in seiner Sylloge Fungorum Voll. XI p. 289, dass man die Pilzgattung Laestadia und die Phanerogamengattung Lestadia schreiben soll. Aber dem kann ich nicht beistimmen, da Lessing 1832 in seiner Synopsis Generum Compositarum, p. 203 Laestadia Kth. veröffentlicht hat und erst De Canwponue 1836 im Prodromus regni vegetabilis Vol. V p. 374 Lestadia schrieb. Nomenclatur der Pilze. 437 und später in Summa vegetabilium Scandinaviae p. 4382 Melampsora «areolatum benannte. Freilich wusste Frırs auch nicht, dass Uredo Padi Kze. & Schm. zu Melampsora areolatum Fr. gehört, und ebenso wenig, dass das schon 1805 von ALBERTINI & SCHwEINITZ als Licea strobilina beschriebene Aecidium zu ihr gehört. Aber Er. Frırs be- schrieb die Hauptfructification, die die Gattungszugehörigkeit bedingt und den wichtigsten Character der Art bildet, und deshalb meine ich, dass ihre specifische Bezeichnung der Art verbleiben soll. Anders liegt es, wenn die älteren Autoren nicht die ver- schiedenen Fruchtformen von einander unterschieden und die Lager einer Art, in der mehrere Fruchtformen, z. B. Stylo- und Teleuto- sporen auftraten, specifisch benannten. Dann muss natürlich eine solche specifische Bezeichnung, wenn die Hauptfructification — also hier die Teleutosporen — in diesen Lagern mit enthalten ist, fest- gehalten werden. Wenn SCHumacHErR 1803 Uredo Phragmitis auf deren Lager mit Uredo und Pucceimia-Sporen aufgestellt hat, ohne diese von einander zu scheiden, und wenn Hepwıs 1808 dieselbe Art Pucewmia arumdınacea nannte, so hat Körnscre mit vollem Rechte die Art Pueeinta Phragmitis (Schum.) Körn. benannt, da Uredo Phragmitis Schum. den Rost des Schilfrohres im Allgemeinen bezeichnete und die Teleutosporen mit umfaßte. Hieran schliesst sich der umgekehrte Fall an, dass ein Autor eine schon specifisch benannte Nebenfructification zusammen mit einer noch unbekannten Hauptfructification beschreibt und neu specifisch benennt. In solchem Falle wird es davon abhängen, in welchem Verhältnisse die Hauptfructification zur Nebenfructification hervortritt. Wenn die Nebenfructification das am meisten in die Augen fallende des Pilzes ist, und die Hauptfructification nie als isolierter Pilz, sondern immer nur als Entwickelungsgrad der Neben- fructification erkannt worden ist, lasse ich die specifische Bezeich- nung einer so hervortretenden Nebenfructification gelten. So be- zeichne ich die Uredinopsis auf Onoclea sensibilis als Uredinopsis mirabilis (Peck) P. Maen., obgleich Prex nach meiner Auffassung nur die Uredolager als Septoria mirabilis Peck beschrieben hat und lasse den Namen Uredinopsis americana H. & P. Syd. n. Sp. in Annales Mycologoci I 1903 S. 325 nicht gelten, weil Sypows dieselben Uredolager als einzellige Teleutosporenlager und einige seltene, wie sie sagen 4 zellige im Parenchym liegende Teleutosporen als die neue Art beschreiben. Hier scheint mir, dass man die erste specifische Bezeichnung der hauptsächlich in die Augen fallenden 438 P. Macnus: Nomenclatur der Pilze. und hauptsächlich beschriebenen Fructification festhalten soll. Ebenso hatte ich, als ich die Teleutosporen der Uredo Aspidiotus Peck gefunden hatte, die Art als Melampsorella Aspidiotus (Peck) P. Magn. bezeichnet. Als ich später fand, dass diese Uredo schon in A. P. Dr CanvoLze Flore Francaise Vol. VI S. 81 als Uredo Polypodii (Pers.) ß Polypodii dryopteridis Moug. et Nestl. be- schrieben war, und ich unterdessen auf Grund des Baues der Uredolager auf sie die Gattung Hyalopsora begründet hatte, nannte ich sie Hyalopsora Polypodii Dryopteridis (Moug. et Nestl.) P. Magn. Auch hier springen die Uredolager als das Auffälligste in die Augen. Ich muss zugeben, dass diese Fälle der Thecopsor« areolata (Fr.) P. Magn. und der Puceinia Thümentana W. Voss sehr nahe kommen. Aber bei ihnen treten die Teleutosporenlager nicht als eigene abgeschlossene Fructificationslager nach außen und sind daher nicht eigens benannt worden. Wenn ich daher zu dem Ergebniss gelangte, dass man bei den Arten der polymorphen Pilze den der die Gattungszugehörigkeit im Alleemeinen bestimmenden Hauptfructification zuerst gegebenen specifischen Namen als specifische Bezeichnung der Art festhalten soll, so kann man auch diese Regel nicht überall mit mechanischer Starrheit anwenden. Vielmehr muss man auch hier bei den einzelnen Fällen auf die Gesammtheit der begleitenden Umstände taktvolle Rücksicht nehmen. XXXVL. Ueber die Gattung Gloionema Ag. Eine Nomenklaturstudie * von N. WILLE-Christiania. Vor einiger Zeit erhielt ich von einem algologischen Kollegen eine Protococcacee zugesandt mit der Frage, ob dieselbe etwa zu der von C. A. Acarpr Seiner Zeit aufgestellten Gattung Gloionema gerechnet werden müsse. Da somit eine Möglichkeit vorhanden zu sein scheint, dass dieser Gattungsname wieder sollte aufgenommen werden können, um so mehr als sich in der letzten Zeit auf dem (ebiete der Nomenklatur ein stark antiquarisches Interesse für alte Namen bemerkbar macht, entschloß ich mich, die Geschichte dieses Gattungsnamens durchzugehen, um zu versuchen, festzustellen, inwiefern eine Berechtigung vorhanden, denselben aufs neue auf- zunehmen. Im Jahre 1812 wurde die Gattung Glowonema mit einer Art aufgestellt von 0. A. Acarpr (Dispos. Alg. suec. S. 45), der hierüber folgendes schreibt: „Appendicis loco addendum. XX Gloionema. Fila gelatinosa tenacia continua. Sporangia? elliptica sparsa. 1. Paradoxum. In Mälaren, & in fluvio ad Jäder Westmanniae fluctuans. Obs. Utrum Veeetabile quoddam, an Animalis naturae, mihi adhue incertum.“ Wie man sieht, hat Acarpr seine starken Zweifel, ob dieser Organismus zum Tier- oder Pflanzenreich gehört; aber das letztere scheint doch wohl eher der Fall zu sein, da er denselben — wenn schon immer noch mit Zweifel — wie wir sehen werden, stets in seinen späteren Schriften aufführt und sogar mehrere Arten inner- halb der Gattung aufstellt. 440 N. WIELE Im Jahre 1817 verändert Acarpu (Synops. S. XXXV) etwas die Gattungsdiagnose, die num folgendermaßen lautet: „Fila gelati- nosa, tenacia, continua, intus longitudinaliter farcta sporangiis elliptieis.“ Unter den Gattungsbeschreibungen (]. e. Ss. XXXV) werden nun im ganzen 3 Arten der Gattung @Gloionema aufgeführt, nämlich: l. @. paradoxum, worüber immer noch Zweifel ausgesprochen werden, ob sie zum Pflanzen- oder Tierreiche gezählt werden soll (1.6.8. AR Verein: 2. @. chthonoplastes, die durch Hinweis auf eine Abbildung (Flora Danica Tab. 1485) näher bezeichnet wird, woraus hervor- geht, dab diese Art als identisch mit der jetzt (Gomoxt, Monogr. Oscill. S. 91) als Mierocoleus chthonoplastes Thur. bezeichnete Alge anzusehen ist. +) 3. @. foetidum, die von Acarpn als identisch mit Conferva foetida Dillw. angegeben wird. Der Artname dieser letzteren, der unter den Artbeschreibungen. die nur die beiden vorhereehenden skandinavischen Arten umfassen, nicht näher besprochen wird, wird später von AGarpH (System. Algarıum S. 10) als Synonym unter seiner Art Schizonema Dillwynti aufgeführt und somit zu den Diatomaceen gerechnet. Im Jahre 1819 erwähnt Lyxssgye (Hydroph. Daniae) die Gattung Gloionema und zählt sehr richtig (S. 92) Gloionema chthonoplastes Ag. als Synonym zu ÖOseillaria chthonoplastes. Hinsichtlich @loio- nend paradosıum Ag, die er abbildet (Tab. 70), ist er im Zweifel, ob dieselbe tierisch sei, scheint aber am meisten geneigt zu sein, dieselbe zur Gattuıng Dangıa zu rechnen: „Hane speciem, quae quidem mihi nondum oceurrit, juxta exem- plaria siecata, quae vidi, potiuns generi Dangiae quam reeno animali annumerandam esse opinor.“ Im Jahre 1821 erwähnt Acarpn (Aphorism. botan. S. 98) aufs neue in einer Aufzählung von Gattungen innerhalb der „Confer- vordeae* auch die Gattung Gloionema, die neben die Gattung Ischinella gestellt wird; aber es wird jetzt nur eine Art von @loio- nema aufeeführt offenbar, weil Acarpn zur Klarheit darüber gelangt ist, dab die früher dahin gestellten @. chthonoplastes und (7, foetidum zu ganz anderen Abteilungen gerechnet werden müssen. Im Jahre 1821 referiert Leman (Diet. sc. nat. T. 19, S. 57) unter dem Artikel „(Gloronema* kritisch die vorliegende Literatur Ueber die Gattung Gloionema Ag. A4AL und die Anschauungen der verschiedenen Verfasser, ohne jedoch mit wesentlich neuem zu kommen. Im Jahre 1822 liefert R. K. Grevirre (Deser. two Plants. S. 215 Pl. VIII) Beschreibung und Abbildung einer neuen Art, die er Gloionema apieulatum Grev. nennt. Diese Art, die später von Kürzıse (Spec. Ale. S. 108) als Mieromega apteulatum (Grev.) Kg. aufgeführt wird, soll „Ad saxa marina, ubi ab undis marinis fere semper inundatur“ wachsen und gehört vielleicht zur Gattung Lichina, läßt sich jedoch nur durch Untersuchung eines Original- exemplars sicher bestimmen. Im Jahre 1823 nimmt Greve seine Abbildung und Be- schreibung dieser Art ohne wesentlichere Veränderungen in „Scottish cryptogamie Flora” (Vol. I, Pl. 30) auf. Im Jahre 1824 nimmt C. A. Acarpn (Syst. Alg. S. 16) nür Gloionema paradorum als einzige Art der Gattung Gloionema auf, die zwischen Eehinella und Aleyonidium (S. XVIIL) gestellt wird. Als Gattungsdiagnose wird hier folgendes angeführt: „Gelatina filiformis tenax corpuseulis elliptieis longitudinaliter seriata. Palustres“, wodurch die nach der früheren Gattungsdiagnose aufgeführten Arten @. chthonoplastes und @. foetidum ausgeschlossen werden. AGARDH ist nach wie vor im Zweifel darüber, ob die Art zum Pflanzen- oder Tierreich gehört: (S. 13) „Ens singulare in nostris aquis non infrequens, sed dubiae naturae. @Quodammodo similis filis ovulorum, quae plura amphibia demittunt. Substantia elastica, tenax, hyalina, corpuseulis elliptieis viridescentibus.“ (S. 16) „Nondum mihi constat, anne revera animalis originis et naturae.“ Im Jahre 1825 stellt Er. Frıes (Plantae Homonemeae S. 350) Gloionema in seine „Üohors Diatomeae“, fügt aber hinzu „E charactere potius Oscillatorina, sed ad mentem acutissimi Auetoris hoe loco servavi Zoogenum ?* In demselben Jahre referiert Bory pe Samt Vincent (Diet. clas. d’Hist. Nat. T. 17 S. 378) frühere Anschauungen unter dem Artikel „Gloionema z00l.?2 ou Bot. erypt.?“ und schließt nach einigen Aussprüchen über die Stellung der früher aufgeführten Arten mit folgender Bemerkung (l. ce. S. 379): „Le genre Gloionema doit consequemment etre supprime, comme ayant ete forme sur des observations incompletes, souvent A l’aide d’&chantillons secs ou defigures, et pour reunir des &tres totalement disparates.“ Im Jahre 1827 berührt Bory (Diet. clas. d’Hist. nat. T. 11) unter dem Artikel .„Nemazoaires“ die Frage wegen Gloronema nur 44» N. WILLE mit folgender Schlußbemerkung (S. 505): „ou nous avons pens6 que ce que Gamvox appelle Conferva comoides et qui sert de fondement a tout son systeme est quelque Gloionema.* Was hier mit „Con- ferva comoides“ gemeint ist, läßt sich wohl kaum sicher entscheiden, es dürfte aber wohl eine Diatomacee gewesen sein (nach EHrENBERG, Infusionsth. S. 237, sollte es „Naumema balticum?“ sein). Trotzdem Acarpn, wie wir gesehen haben, @. foetidum als eine Diatomacee von der Gattung Gloionema getrennt hatte, finden wir, dab jetzt wieder eine Tendenz auftaucht, einige Diatomaceen zu dieser Gattung zu rechnen. So ist z. B. die von ÜARNMICHAEL ursprünglich unter dem Namen Gloionema fragilis angegebene Alge eine Diatomacee, nämlich Derkeleya fragilis Grev. (Scot. erypt. Fl. V, S. 294). Im Jahre 1828 führt Grevinve (Scot. erypt. Flora Vol. VI, Pl. 302) auch „Gloionema diehotomum Grev.“ (Fl. Edinb. S. 301) als Synonym unter Monema obtusum Grev. auf, die gleichfalls deutlicherweise eine Diatomacee ist. Im Jahre 1830 beschreibt und zeichnet Leinen (Aleol. Bemerk. S. 333) einen Organismus, von dem er „nicht genau ausmitteln konnte, ob es Gloionema paradorum Ag. ist, oder vielleicht eine andere Art“. Aus Zeichnung und Beschreibung geht zweifellos hervor, dab Leisten eine echte Diatomacee vor sich gehabt hat. Etwas später, in demselben Jahre, erschien Acarpn’s Arbeit über die Diatomaceen (Consp. erit. Diatom.), worin er wiederholt die Gattung Gloionema berührt. Er bespricht zunächst (S. 11) Schizonema, Gaullonella, Gloio- nema als: „genera confusa a Bovy“, darauf erwähnt er (S. 21) unter: „Species amplius examinandae“ nur in folgender kurzer Weise eine: „@loionema fueicola Bonnem. Ad Finisterre. In Fueis. Specimen misit BOXnnEMAISoN*, die vermutlich eine Art der Gattung Schizonema gewesen sein wird, ohne daß es jedoch jetzt möglich wäre, die Art näher zu bezeichnen. Schließlich bespricht er sehr ausführlich die Gattung Glotonema, der er jetzt folgende Gattungsdiagnose gibt (S. 30): „Fila tenacia contraetilia, granulis repleta sub-elliptieis longitudinaliter coordi- natis“. Aber er fügt hinzu: „Genus natura adhuc incertum, utrum ovula animalis eujusdam, aut Alga, Schizonemati quodammodo affinis“ und erwähnt, daß Roserez in einer Abhandlung, die er nicht ge- Ueber die Gattung Gloionema Ag. 443 sehen hat,') (Mem. de la Soc. Linn. Paris 1827, p. XLVII), ihre tierische Natur behauptet haben soll, während LriBLEIn auf gewisse Ähnlichkeiten mit „Cymbella“ hinweist, und Bory Ähnlichkeiten mit Tiresias andeutet, von welchen Gattungen sie sich jedoch in mancher Beziehung deutlich unterscheiden. AGArpH stellt jetzt (l. c. S. 31) im ganzen 4 Arten von Gloio- nema auf und beschreibt sie; nämlich: 1. @. paradoxum, „In aquis dulcibus Sueciae, Daniae, Germaniae (ad Ratzeburg legit NoLtE)“. 2. @. vermieulare, „In fluvio Teple ad Confervas acerescens prope Carlsbad*. 3. @. Leibleinvi, die mit der von Leısteın beschriebenen und oben erwähnten Form identisch ist. Acarpn bemerkt hierüber: „Magis ad cetera Uymbelleas accedere videtur“. 4. @. globiferum, „Semel hoc ens singulare in lacu Mälaren inter Diatoma flocculosum ad pontem Traneberg inveni“. Wir werden nun zunächst sehen, wie spätere Verfasser diese Arten aufgefaßt haben und demnächst, was diese Arten in Wirklich- keit nach den Originalexemplaren im Acarpr’schen Herbarium sind. Im Jahre 1833 betont F. Kürzına (Ueb. Gloionema, S. 513) zuerst, dab Gloionema paradorum „eine ungemeine Aehnlichkeit mit den Eyern der Tipularien haben, und in der That dürfte es keinen Algologen wundern, wenn es einem Zoologen gefiel, die ganze Gattung für null zu erklären“. Betreffs @1. vermieulare Ag. nimmt Kürzıse an, dab er diese Art zur Untersuchung gehabt habe, und meint, dab es nur Eier von Tipuliden seien, da sich nach Verlauf kurzer Zeit Larven daraus entwickelten. Dagegen hat er eine ganz andere Meinung über @I. paradoxum, die man, wie er sagt, „sehr leicht von den Eyern der Tipuliden unterscheiden“ kann. Über @1. Leibleinii Ag. bemerkt er, dieselbe „dürfte aber wohl mit @I. paradoxum zu vereinigen sein“, was auch von Leiswern bestätigt wird, dem er die Art zur Untersuchung gesandt hat, die Kürzıns als @. para- doxum Ag. bestimmt und in der 3. Dekade seiner Süßwasseralgen herausgegeben hat (Kürzıng, Ale. Dec. No. 30). Im Jahre 1834 führt F. Kürzıns (Syn. Diatom. S. 84, 85), seinen früheren Auslassungen gemäß, nur 3 Arten von Gloionema auf, nämlich: 1) Es ist mir auch nieht gelungen, diese Abhandlung zu erhalten, 444 N. WitLE 1. @. paradorum, worunter als Synonym @. Leibleimit Ag. aufgeführt wird. Die gelieferte Abbildung (Taf. VII, Fig. 102) scheint Eieransammlungen in einer Schleimmasse darzustellen. 2. @. globiferum Ag., sowie mit einem Fragezeichen, 3. @. vermiculare Ag. Die Gattung Gloronema, die hier Gloeonema geschrieben wird, stellt er mit den Gattungen Zehinella Achar., Geminella Turp. und Desmidium Ag. zusammen in die Familie „Desimnidiaceae*, die er also sowohl Diatomaceen als auch Desmidiaceen — nach Auffassung der ‚Jetztzeit — umfassen läßt. Im Jahre 1836 stellt Sr. Exvricner (Gen. Plant. S. 3) die Gattung (loionema mit Eehinella und Desmidiım zusammen unter seinen: Tribus IV Echinelleae. Im ‚Jahre 1838 behandelt Cn. G. Eurexgere (Infusionsth. S. 236) sehr ausführlich die Gattung @loeonema, wofür er folgende Gattungs- diagnose aufstellt: „Animal e familia Bacillariarum, involuero duplici, lorica (silicea) et lacerna tubulosa externa indutum, tubulis sim- plieibus, saepe ramosis, corpuseulis curvis (= Coceonema tubulo inclusum)*. Er führt nur eine Art: @. paradorum Ag. auf und als Synonym werden hierunter @. Leibleimi Ag. sowie Einceyonema paradosum Kg. (Syn. Diat. S. 61, Fig. 73) aufgeführt, welch letztere eine wirk- liche Diatomacee ist (= Encyonema prostratum |Berk.| Ralfs zufolge Dr Tonı Sylloge alg. I, 1 S. 371). Enrexgers bemerkt ebendaselbst (S. 237): „Es ist höchst wahrscheinlich, daß schon Acarpn älnliche Insekteneier und diese Form kannte und verwechselte Dab Kirrzıss dergleichen Eier als @. paradorum beschrieben und ab- eebildet hat, ist völlig sicher, da ich von ihm Exemplare erhielt und er dergleichen in den Dekaden getrockneter Algen verteilt hat. Es gibt kleine Miückenarten, die solche Eier legen. Leisveiın hat sehr deutlich bei Würzburg die wahre Bacillarienform beobachtet, auch ist Kürzına’s Eineyonema die rechte Form.“ Schließlich gibt Enkexgers folgende Darstellung der Synonymik für die von früheren Verfassern zur Gattung Gloeonema im ganzen gerechneten 10 Arten: 1. @. apreulata Greville (1822 ‚Miero- mega apties 2. @. chthonoplastes Agardh (1817) Oseillatoria; 3. @. comoides Bovy (1827) — Naumema baltıcum?; 4. @. foetidum Agardhı (1817) Schizonema Smithii?y 5. @. fragilis Carmichael (1827) [Greville] = Naunema?; 6. G,. fweicola Bonnemaison (18277) Ueber die Gattung Gloionema Ag. 445 — Schizonema?; 7. @. globiferum Agardh (1830) — Gloeonema paradorum?; 8. @. Leibleinı Agardh (1830) — @. paradorum ; 9. @. paradozum Agardh (1830) — Ova Insecti et Gloeonema paradorum; Kützng — Ora Insecti; 10. G. vermiculare Agardh (1830) — Gloeonema paradozum?*. Nach dieser Darstellung EHrexgerg’s kann man sich nur darüber wundern, daß er nach wie vor den Namen Gloionema paradosım für die von ihm so bezeichnete Diatomacee beibehält, da dies — wie schon so oft früher — auch ferner Konfusion hervorrufen mußte. Im Jahre 1841 führt Sr. ExpLicher (Enchirid. bot. S. 2) immer noch die Gattung Gloionema Ag. mit Echinella und Desmidium zu- sammen unter Echinelleae auf, die er zu „Desmidieae“ vechnet, aber in demselben Jahre zeigt M. .J. BErkELEY in einer Abhandlung (On @Gloionema S. 449, Pl. Xlil, Fig. 1—8), dab Gloionema para- dorum Ag. Eieransammlungen von Tipuliden sind, deren Entwicklung zu Larven er beobachtet hat. Im Jahre 1845 erwähnt Derswarest (Diet. univ. d’Hist. nat. T. 16 S. 235) die Gattung @loconema als „Infus.“, indem er die Anschauungen früherer Verfasser über die systematische Stellung der Gattung referiert, darunter auch, daß Enurexgerg dieselbe „dans la famille des Bacillariees“ rechnet. Er schließt seinen Artikel (l. e. S. 236) mit den Worten: „On n’y place qu’une seule espece, le @. paradoxum Ehr. (Infus.) qui avait recu de M. Acarpn le nom (rloeonema paradosum.“ EHRENBERG (Neue Unters. üb. kl. Leb. S. 77, 78) stellt 1845 zwei neue Diatomaceen unter der Gattung Gloeonema auf, nämlich @.? triangulum (= Encyonema Triangulum |Ehrb.| Kg. nach Dr Toxı Syll. Algarum II, 1, S. 274) und @. sigmoides (= Pleuro- sigma erimium |Thwait.) Grun. et Cl. nach De Toxı Syll. Algarım 21,1413.,260). Im Jahre 1847 stellt Eurexsere (Üb. chin. Blumen-Kultur-Erde S. 484, abgebildet 1854 in „Mikrogeologie“ Taf. 35 A VII) wiederum eine neue Art auf, nämlich Gloeonema sinense (= Encyonema sınense [Ehrb.] Ralfs nach Dr Tosxı, Syll. Algarum II, 1, S. 374). Im Jahre 1849 werden von Kürzme (Species Algarum) die Arten der Gattung Gloeonema dagegen nur als Synonyme unter den Gattungen Eneyonema Kg. und Micromega Ag., also als Diatomaceen- gattungen aufgeführt und, so weit ich habe entdecken können, ist (rloeonema von späteren Verfassern immer nur als Synonym für Diatomaceen aufgeführt worden. 446 N. Wire Im Herbste des Jahres 1901 hielt ich mich eine Zeitlang in Lund auf, um mit gütiger Erlaubnis des Herrn Professor S. BERGGREN Studien in dem der dortigen Universität donierten Herbarium von Prof. J. @. Acarpn zu machen, worunter sich auch alle Original- exemplare befinden, die seinem Vater, Prof. ©. A. Acarpn, gehört haben. In dem Herbarium gehören die mit Nr. 3299—3313 gestempelten Exemplare zur Gattung @Gloionema. Zusammen mit Herrn Prof. Dr. O. Norpsrtepr, der mir gütigst geholfen hat, die oft schwierigen Schriftzeichen zu deuten, habe ich diese Exemplare durchgesehen und bin zu folgenden Ergebnissen gelangt: Gloionema paradorum. Nr. 3304, das die Aufschrift „Jäder“ trägt (conf. C. AGArDH Disp. Alg. suec. S. 45) muß als das Originalexemplar angesehen werden. Es ergab sich bei mikroskopischer Untersuchung, dab es Eier (von Tipuliden) waren, die reihenweise in Schleimfäden lagen. Nr. 3303 schien die Aufschrift „Torkö“ zu tragen. Es ist mir nicht gelungen festzustellen, wo dieser Ort belegen, aber es ist (rund vorhanden zur Annahme, dab er in Blekinge oder irgendwo am Mälaren liegt (conf. C. Acarnon Disp. Alg. suec. S. 45). Das Präparat enthielt genau dieselben Eier wie Nr. 3304. Nr. 3310 trägt die Aufschrift: Gloionema paradoxrum in lapide affixum ad Skeppsholmen Aug. 1523*. Das Exemplar ist also aus Stockholm (Uplandiae); es enthielt genau dieselben Eier wie Nr. 3304. Nr. 3306 trägt mit ©. Acarpn's Handschrift die Bezeichnung: „Gloionema paradoxrum legi in Siaellandia ‚Julii 1822“ und zeigte ähnliche Eier wie Nr. 3304, jedoch in hoher Entwicklung, so dab schon Andeutungen zu den Augen der Larve zu sehen waren. Nr. 3311 sind Exemplare aus „Alstorpsä“ in Schonen, ge- sammelt im ‚Jahre 1825 und auf Glimmerplatten gelegt. Mikro- skopische Untersuchung ergab, dab es dieselbe Art von Eiern war, wie in den vorhergehenden Proben. \r. 3308 war auch aus „Alstorpsä 1825“, aber nur auf Papier eelagert, so daß die Probe nicht näher untersucht wurde. \r. 3305. Auf dem Exemplar stand, vermutlich von der Hand Novre's, geschrieben: „Ratzeburg Rivularia?* Darunter war mit (. Acarpn’s Handschrift „Gloionema“ geschrieben (conf. U. AGARDH, Ueber die Gattung Gloionema Ag, 447 Consp. erit. Diat. S. 31). Es zeigte sich, daß das Exemplar aus Eieransammlungen bestand, jedoch ohne deutliche Schleimfäden. Nr. 3300. Auf dem Exemplar stand geschrieben (möglicher- weise mit FrLörke’s Handschrift, jedenfalls sicher nicht mit der- jenigen Acarpn's) „G@loionema paradoxum Ag. Husbye bei Flensb. in einem Teiche“. Das Präparat war auf Glimmer und bestand, wie es sich zeigte, aus Eiern in Schleimfäden wie Nr. 3304. Nr. 3307 und Nr. 3312 waren auch ähnliche Eieransammlungen, aber die Lokalität war nicht angegeben. Nr. 3309 waren Zeichnungen von Gloionema paradoxum, ver- mutlich von C. AcarpH ausgeführt. Sie zeigen die Schleimfäden mit den darin enthaltenen ovalen Eiern unter verschiedener Ver- gröbßerung, im ganzen aber besonders gut ausgeführt, so daß man über die Identität nicht im Zweifel sein kann. @Gloionema Leibleimii Ag. Nr. 3329. Ein Exemplar auf Glimmer, begleitet von einer Zeichnung, trägt folgenden Vermerk, vermutlich mit Leısrem’s Handschrift: „G@lorionema —? nebst Frustulen der Zichmophora —? Zeichnung Nro. 17“. Darüber steht „LeisLein“, geschrieben mit ©. Acarnpm's Hand- schrift. Es scheint dies die Abbildung zu sein, die von LeısLem (Algol. Bemerk. Fig. 1la—c) veröffentlicht wurden. Eine mikroskopische Untersuchung des Präparats ergab, dab diese Art wirklich zu den Diatomaceen gehörte. Gloionema globiferum Ag. Nr. 3313. Es befindet sich in dem Acarpr’schen Herbarium von dieser Art nur eine Abbildung mit folgender Aufschrift: „Echinella inclusa inter Diat. floceulosa ad Tranebergsbro. filum hyalinum, corpusculis elliptieis seriatis solitariis vel per paria coadunatis hyalinis seriatis elobulum medium atrovirentem vel saltem ob- seurantem.* Nach der Abbildung zu urteilen, scheint diese Art eine Diatomacee zu sein. Glorionema vermiculare Ag. Nr. 3301 und 3302. Zwei Glimmerplatten, die mit C. Acarp#’s Handschrift bezeichnet waren „Gloionema vermiceulare Carlsbad.“ Die mikroskopische Untersuchung zeigte, dab sich zwischen ver- schiedenen fadenförmigen Diatomaceen und Chlorophyceen (Oedo- gonium, Rhizoclonium ete.) Eieransammlungen fanden, die deutlicher- 448 . N. WILLE weise einer anderen, aber nahestehenden Art angehörten, als die, die sonst von Acarpn als (Gloionema paradosum bezeichnet war, Es geht also aus obenstehenden Untersuchungen hervor, dab die Gattung @Gloionema im Jahre 1812 von C. AcarpH ursprünglich mit der Art @. paradorum nur auf Kieransammlungen tierischen Ursprungs gegründet worden; später zählte er zu der Gattung ver- schiedene andere Organismen, die eine Schleimhülle hatten, und verschiedenen Algengruppen angehören, aber diese letzteren scheidet er 1821 wieder aus. Erst im Jahre 1830 rechnet Leiste durch ein Versehen eine echte Diatomacee zur Gattung Gloronema Ag.; dies wird unglücklicher- weise von C. Acarpn gutgeheißen und so geschieht es, dab die (Gattung sowohl Insekteneier als auch Diatomaceen umfaßt, bis EHRENBERG Im ‚Jahre 1838 den Namen nur für Diatomaceen auf- nimmt. Nachdem Kürzıss 1849 Gloionema nur als Synonym für ein- zelne Diatomaceen aufgeführt hatte, sind spätere Verfasser seinem Beispiele gefolgt. Wenn ich im vorhergehenden diese Nomenklaturfrage so aus- führlich behandelt habe, so geschieht es nicht allein, um einen eventuellen Versuch, den Namen Glotionema wieder aufzunehmen, zu verhindern, sondern weil dieselbe einen ganz guten Einblick in die Irrtümer gewährt, zu denen man leicht verleitet werden kann, wenn man Namen von alten Gattungen oder Arten aufnimmt, die ungenügend beschrieben sind. Die ursprünglich von Acarpn (1812) für Gloionema aufgestellte “attungsdiagnose ist so generell und unvollständig, dab sie — wie man sehen wird — nicht allein auf eine grobe Anzahl von Algen- eattungen innerhalb der verschiedensten Abteilungen: Diatomaceen, Rotalgen, Myxophyceen, Chlorophyceen, sondern sogar auf Insekten- eier passen kann. Glücklicherweise zeigt eine Untersuchung der Originalexemplare, dab es Insekteneier sind. Angenommen aber, die Untersuchung hätte ergeben, dab Leissern Recht gehabt und dab Gloionema eine Diatomacee zewesen wäre; welche Verwirrung innerhalb der Diatomaceennomenklatur würde in dem Falle nicht die Wieder- aufnahme dieses Gattunesnamens haben hervorrufen können? Und zu welchem Nutzen sollte man denn einen wohlbekannten Gattungs- namen, der auf einer guten Gattungsbeschreibung begründet war, Ueber die Gattung Gloionema.Ag. 449 unterdrücken, um an seiner Stelle einen unbekannten, auf einer schlechten Gattungsbeschreibung begründeten Gattungsnamen auf- zunehmen? Es kann indessen berechtigter Zweifel darüber herrschen, welchen Wert für die Priorität man Originalexemplaren beimessen kann, denn es ist doch keineswegs immer der Fall, daß die Original- exemplare entscheidend sind, selbst wenn sie sich vorfinden; denn innerhalb vieler Algeneruppen verschwinden die charakteristischen Kennzeichen durch Trocknen, was besonders früher die gewöhnliche Präparierungsmethode war. Hierzu kann kommen, daß, wo sich das Originalexemplar für eine Art in einer Mischung von anderen Arten befindet, man nicht immer sicher sein kann, was Original- exemplar für die bestimmte Art ist. Unter solchen Verhältnissen wird eine gute Abbildung, die die Artdiagnose beeleitet, in der Regel größeren Wert besitzen, als das Originalexemplar selbst. Die als Nr. 3309 in dem Acarpr'schen Herbarium liegenden Abbildungen von @loionema paradorum zeigen denn auch deutlich, dab diese Art nur Insekteneier sein kann. Literaturverzeichnis. AGARDH, Aphorism. botan. = C. A. Agardh, Aphorismi botanici, P. VI. Lundae 1821. — Üonsp. erit. Diatom. = Ü. A. Agardh, Conspeetus ceriticus Diatomacearum. Lundae 1830. — Dispos. Alg. suec. = C. A. Agardh, Dispositio Algarum sueciae IV. Lundae 1810—12. — Synopsis = C. A. Agardh, Synopsis Algearum Scandinaviae. Lundae 1817. — System. Algaruım = C. A. Agardh, Systema Algarum. Lundae 1824. BERKELEY, On Gloionema = M. J. Berkeley, On Gloionema paradoxum. 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Gomont, Monographie des Oscillariees (Nosto- cacdes homocystees). (Annales des sciences naturelles. Botanique. Sör. VII, T. XV, XVI, Paris 1892.) Kürzısc, Alg. Dee. = F. T. Kützing, Algarum aquae duleis Germanicarum decas III, Halis Sax. 18353. — Üb. Gloionema = F. T. Kützing, Algologische Mitteilungen. I. Üb. Gloio- nema Ag. (Flora oder allgemeine botanische Zeitung. Jahrg. 16. B. 2. Regensburg 1833.) — Spec. Alg. = F. T. Kützing, Speeies Algarum. Lipsiae 1849. — Syn. Diatom. = F. T. Kützing, Synopsis Diatomearum. (Linnaea, Vol. VII Halle 1833.) Leiste, Algol. Bemerk. — Leiblein, Algologische Bemerkungen. (Flora oder allgemeine botanische Zeitung. Jahrg. 13, B. 1. Regensburg 1830.) Lemas, Diet. se. nat. = Leman, in „Dietionnaire des sciences naturelles“. T. 19. Strasbourg et Paris 1821. Lysseye, Hydroph. Daniae. — H. C. Lyngbye. Tentamen Hydrophytologiae Daniae. Hafniae 1819. Dr Tosı, Sylloge Algarum. = J. B. de Toni, Sylloge Algarum. Vol. 11, Baecillarieae 1—3. Pataviı 1891—94. XXXVIN. Kritische Übersicht über die Anemone-Arten aus der Section Campanaria Endl. und Studien über deren phylogenetischen Zusammenhang von AUGUST von HAYEK-Wien. In Europa kann man fast überall zwei nebeneinander vor- kommende Arten von Küchenschellen beobachten, die stets zwei verschiedenen Formenkreisen angehören. Die eine dieser Arten hat in der Regel große, hellviolette, aufrechte Blüten, die andere kleinere, stets nickende, meist schwarzviolette Blumen. In manchen Gebieten kommt neben diesen zwei Formen noch eine dritte vor, die bekannte prächtige Anemone vernalis. Die beiden Formen- kreise, von denen hier die Rede ist, sind der der Anemone pul- satilla und der der Anemone pratensis. Jeder derselben zerfällt in eine Reihe geographischer Rassen, die je nach dem subjectiven Standpunkte der Autoren bald als eigene Arten, bald als Varie- täten aufgefasst, bald aber völlig ignorirt werden. Ganz anders scheinen die Verhältnisse zu liegen, wenn man die im nördlichen Asien, dem einzigen Gebiete ausser Nordamerika, wo noch ausserhalb Europas Pulsatilla-Arten vorkommen, verbreiteten Arten ins Auge fasst. Besonders wenn man die in der Litteratur vorfindlichen Angaben studirt, stösst man bald auf ein unentwirr- bares Chaos von Formen und auf anscheinend derart verwickelte Verbreitungsverhältnisse, dass irgend eine Gesetzmässigkeit darin kaum zu entdecken ist. Insbesondere Anemone (bez. Pulsatilla) albana, patens und pulsatila werden fast aus allen Gebieten Sibi- riens und der centralasiatischen Hochgebirge angegeben, und jede der genannten Arten scheint ein colossal grosses, aber keineswegs geschlossenes, sondern vielfach unterbrochenes Verbreitungsgebiet zu besitzen. 29* 459 Avcust von HAYEk Durch Studium eines sehr reichen Herbarmaterials, besonders der Herbarien von St. Petersburg, Berlin, Florenz, des Herbars Boissier und der grösseren Wiener Sammlungen ist es mir gelungen, in dieses Formengewirr einen Einblick zu gewinnen. Dabei hat sich das interessante Resultat ergeben, dass die Verhältnisse lange nicht so complieirt sind, als es den Anschein hat, dass vielmehr nicht nur eine ganz natürliche systematische Anordnung der Formen und eine gar nicht absonderliche Abgrenzung der Verbreitungs- ebiete sich erzielen lässt, sondern dass sogar ein recht klares Bild der phylogenetischen Beziehungen der einzelnen Formen zu einander sich ergiebt. Unter den im nachfolgenden aufgezählten 25 Formen finden sich nämlich 23, welche zwei Reihen angehören, die aus je 11, bez. 12 scharf geographisch von eimander getrennten Arten bestehen. Nur die restlichen 5 Arten, A. vernalis, A. Chinensis, A. Ajanensis, A. Bumgeana und A. tenuiloba, welche grösstenteils in ihren morphologischen Eigenschaften von den übrigen in höherem Grade abweichen, stehen ausserhalb dieser Formenkreise. Gerade die vorliegende Arbeit hat mich wieder davon über- zeugt, dass derartige phylogenetische Untersuchungen nur an Herbarmaterial und an lebenden Pflanzen gemacht werden können, da die Litteraturangaben völlig im Stich lassen. Es beruht dies einerseits auf dem verschiedenen Standpunkt des Artbegrifies der einzelnen Autoren, so dass man nie weiss, welche Art der Autor eieentlich vorliegen hatte, andererseits auf den vielfachen wirklich falschen Bestimmungen, auf welche zahlreiche Litteraturangaben begründet sind. Die morphologische Abgrenzung der in Rede stehenden beiden Formenkreise und die morphologische Verwandtschaft der zu jedem eehörigen Arten ist allerdings nicht sehr in die Augen springend. Gerade erst durch die Verbreitungsverhältnisse wird unser Augen- merk darauf gerichtet, dass zwischen den in Rede stehenden Arten auch phylogenetische Beziehungen bestehen. Fassen wir zuerst jene Art ins Auge, die im Allgemeinen unter dem Namen Anemone (oder Pulsatilla) pratensis bekannt ist und sich durch glockige, überhängende, verhältnissmässig kleine schwarzviolette Blüthen auszeichnet. Diese Pflanze bewohnt Däne- mark, fast ganz Deutschland mit Ausnahme des äussersten Nord- ostens und Südwestens, ferner die Sudetenländer, Niederösterreich, Steiermark und Ungarn. Diese Pflanze ist es, von welcher BEck Anemone-Arten aus der Section Campanaria Endl. 453 (Flora v. Niederösterreich p. 409) nachwies, dass sie richtiger als Pulsatilla (bez. Anemone) nigricans bezeichnet werden müsse, da P. pratensis eine von ihr vorzüglich durch hellviolette Blüthen ver- schiedene nordische Pflanze sei. Dies ist vollkommen richtig. Die wahre 4A. pratensis L., die auch in Schweden vorkommt, hat stets helle Blüthen und bewohnt ein Verbreitungsgebiet, das sich dem der A. nigricans im Nordosten angrenzt. Sie findet sich im süd- lichen ‚Skandinavien, in einem Theile Dänemarks, in Pommern, Preussen, Posen, Russisch Polen und einem grossen Theile West- russlands. Weiter im Süden, in einem langen aber schmalen Gürtel von Südrussland durch Siebenbürgen und längs des Südrandes der Alpen bis Südfrankreich wird A. nigricans durch die ihr sehr nahe stehende A. montana vertreten; in fast ganz Frankreich findet sich die von letzterer nur wenige verschiedene A. rubra, in der nörd- lichen Balkanhalbinsel wieder die ebenfalls nahe verwandte, aber hellviolette A. Balkama. Alle diese genannten Formen stehen ein- ander morphologisch sehr nahe und sind zweifellos Glieder eines Formencomplexes, der sich durch geographische Differenzirung in mehrere Rassen gespalten hat. Im Südosten an das von diesen Arten bewohnte Gebiet schliesst sich eine Strecke an, in der augenscheinlich ausser A. patens über- haupt keine Küchenschelle vorkommt; erst im Kaukasus begegnet man wieder einer hierher gehörigen Form mit niekenden Blüthen, der durch sehr fein zertheilte Blätter, aussen dicht seidig-zottige, violette oder gelbe Blüthen ausgezeichneten A. Albana. Südwest- lich an dieselbe grenzt die sehr ähnliche 4. Armena. Vom Pamir- plateau angefangen durch den Tien-shan bis zum Altai und dem Sajanischen Gebirge findet man eine vielfach verkannte, oft mit 4. Albana und A. ambigua verwechselte Art, die als A. campanella zu bezeichnen wäre. Im nordwestlichen Himalaya ist die aus- gezeichnete A. Wallichiana zu Hause, die von den englischen Autoren natürlich auchmit A. Albana identificirt wird. Angrenzend an Ad. campanella bei Irkutsk und in Transbaikalien, findet sich eine dieser ähnliche, aber in allen Dimensionen doppelt grössere Form, die A. ambigua. An diese grenzt im Osten wieder 4. Dahurica an, südlich an diese A. cernua, die die Mandschurei und Japan bewohnt. Alle diese besprochenen Formen haben folgende Eigenschaften gemeinsam: fiederförmig zertheilte Blätter und nickende Blüthen. Alle haben ferner die Eigenschaft, dab jede von ihnen ein geo- 454 Ausust von HAyER syaphisch getrenntes Gebiet bewohnt, in welchem ausser ihr keine andere verwandte Art vorkommt. Diese Verhältnisse lassen uns zu dem Schlusse kommen, dass alle diese Formen zu einander in einem verwandtschaftlichen Verhältnisse stehen und in Folge der verschiedenen klimatischen und geologischen Verhältnisse der Gebiete sich aus einer gemeinsamen Stammform differencirt haben. Unter Berücksichtigung der hier nicht näher zu erörternden morphologi- schen und der Verbreitungsverhältnisse würde sich etwa folgender Stammbaum dieser Formen ergeben: (Gemeinsame Stammform: / | Es FE I \ + r Ss N Fan Ha en _ . . . . m S Q Q = < — = SS = — = De en SZ = ER — =. Es N z IS ES SI _ — ES S = S a EL = S. - = 7: PR Ey [dp] un . 1 2} . _— IA nd . Dan HR - KR / . . . . . / / k r a a. r } k k Krk » A = | Ki ZUS BE a Fa Sa = SS \ als Vo Tee SS —- = s . . S> = S dl Ss Ss = a. S 2 SQ DO nn S x = SZ S SERrMIIIINST SIE re SS N 8 © g S <= < za ENG Diez Sn SS ei 3 N N HZ >. Fe a SEES EEE SI SIE SE Ss S © y PS rn S EN SS = De > SEIS > SER 8.8 m = D nm ,S> = en SF = = Neben den genannten Arten findet sich durch fast ganz russisch Asien bis in die südöstlichen Theile des europäischen Russland eine habituell sehr verschiedene Pflanze, die der bekannten A. patens sehr nahe steht, sich aber von ihr durch feiner zertheilte Blätter unterscheidet. Es ist dies jene Pflanze, welche sich in nahezu allen Werken, die von der Flora Sibiriens handeln, unter dem Namen 4A. patens angeführt findet und welche als A. angustifolia bezeichnet werden muss. Im grössten Theile Nordamerikas wird sie durch eine nur wenig verschiedene, hauptsächlich durch eine andere Art der Blatttheilung abweichende Form vertreten, welche unter dem Namen 4A. (oder Pulsatilla) Nuttalliana bekannt ist, aber nach dem Prioritätsprineipe den Namen 4A. hirsutissima zu führen hat. Westlich an das Verbreitungsgebiet der A. angustifolia schliesst sich das der A. patens an, welche fast ganz Nordosteuropa bewohnt und bis Ostdentschland reicht. Innerhalb ihres Verbreitungsgebietes, in Lithauen, tritt wieder eine schmalblätterige Form auf, die 4. Anemone-Arten aus der Seetion Campanaria Endl. 455 Wolfgangtana. Alle diese Arten haben handförmig getheilte Blätter. In den Karpathen aber, anschliessend an das Verbreitungsgebiet der A. patens, findet sich die mit ihr gewiss nahe verwandte A. Sliavica, deren ‚Blätter durch Verlängerung des Stieles des End- blättchens bereits deutlich gefiedert sind. Auch die A. Polonica, die in einem kleinen Gebiete Nordostgaliziens sich findet, hat ge- fiederte Blätter, obwohl die Art der Blatttheilung sehr an A. Wolf- gangiana erinnert. Der A. Slarica sehr nahe verwandt ist die in der Blattform sehr veränderliche, ab und zu sogar gefingerte Blätter aufweisende 4. Stiriaea, welche in Mittelsteiermark endemisch ist. Diese wieder ist sehr nahe verwandt einerseits mit der alpinen, den Westalpen eigenthümlichen 4. Halleri, andererseits der von Ungarn sich nördlich der Alpen bis Bayern erstreckenden 4. grandis. An das Verbreitungsgebiet dieser schließt sich im Nordwesten wieder die feinblätterige 4. pulsatilla an, die das südliche Skandinavien, West- und Norddeutschland, Belgien, Frankreich und die Schweiz bewohnt, und im Südwesten desselben tritt erst neben ihr, dann allein die ähnliche A. propera auf. So sehr manche dieser Formen, wie A. patens und A. pulsatilla, von einander abweichen, ergiebt doch das Studium ihrer Verbreitungs- verhältnisse, dass wir es auch hier durchweg mit vikariirenden Formen zu thun haben, die sich gegenseitig in ihren Verbreitungs- gebieten vertreten. Die Verwandtschaft zwischen den einzelnen Arten ist hier eine noch viel nähere als im Formenkreise der 4. pratensis, da jede dieser Rassen mit den übrigen durch Zwischen- formen in Verbindung steht. Diese Beziehungen in Bezug auf die morphologische Verwandtschaft lassen sich graphisch etwa folgender- maassen zur Anschauung bringen: A. hirsutissima A. angustifolia Or N) N N N A. Stavica ® m——n— ——&A,. Wolfgangiana ER A. patens | INS | | A. Halleri DA A. grandis ® ® — ®- © A. Polonica A. Stiriaca | ® A. pulsatilla A. propera +56 Avsust von HaYEk Mit Rücksicht auf diese Verhältnisse und die Verbreitung der einzelnen Arten würde sich etwa folgender Stammbaum der hierher gehörigen Arten ergeben: (semeinsame Stammform. Y sıpunab "y Y vunbunb/joM VW suoynd *y 1.49] ]D H SBRen ».todo.d ‘Y DIDAAS! DILIDIS "] »pyosjnd "y DIUOJOT myolıysnbun"y punssiinstuiy "V Die gemeinsame Stammform aller dieser Rassen ist wahr- scheinlich längst ausgestorben, aber wir können mit grosser Wahr- scheinlichkeit annehmen, dass sie der A. patens oder der A. angusti- folia sehr nahe gestanden hat. Denn einerseits ist die Blattform der 4. patens der Ausdrack des typischen Ranunculaceenblattes, wie wir es in den meisten Ranunculaceengattungen in geringfügigen Modificationen wieder finden, z. B. bei Trollius, Eranthis, Del- phinium, Aconitum, Ranumculus, Anemone, also gerade auch in jenen Gattungen, welche wie Trollius und Eranthis, alte, von der ursprünglichen Stammform nur wenig abweichende Typen darstellen. Andererseits lassen sich aus der Blattform von 4. patens die anderen Blattformen ohne weiteres ableiten, und oft genug kann man that- sächlich bei gewissen Arten, wie bei 4. Slarica, Stiriaca und grandis, solche Rückschläge in die ursprüngliche Form beobachten. Aus dem eben gesagten erhellt aber auch, dass alle diese Formen einander völlig gleichwerthig sind und es völlig ungerecht- fertigt ist, innerhalb des besprochenen Formenkreises drei Arten, nämlich A. patens, A. pulsatilla und A. Halleri, herauszugreifen und Ihnen die übrigen Formen als Varietäten zu subsummiren, oder gar auf Grund des Merkmales, ob die Blätter gefingert oder gefiedert Anemone-Arten aus der Section Campanaria Endl. 457 YÄ4 seien, nur zwei Arten, 4. patens und A. pulsatılla zu unterscheiden. Das Merkmal, ob die Blätter gefingert oder gefiedert seien, ist gerade so relativ wie alle sonstigen Merkmale in der Blattgestalt, und Uebergänge kann man speciell bei 4. Slavwica und 4. Stiriaca oft genug beobachten. Der Umstand, dass in dem einen Fall der Unterschied leicht mit Worten wiedergegeben werden kann, im anderen nicht, kann doch nicht für die Aberenzung der Arten ausschlaggebend sein; die Systematik ist ja doch nicht vom Wort- schatz der deutschen sowie aller anderen Sprachen abhängie. Von den noch übrigen fünf Arten ist die bekannteste die über einen grossen Theil Europas verbreitete A. vernalis. Diese ist von den übrigen Arten durch die ganz andere Blatttheilung sehr abweichend, und bewohnt auch mit Arten aus dem Formenkreise der 4. pulsatilla und 4. pratensis gemeinsame (Gebiete. Sie steht mit keiner der beiden Artengruppen in einem näheren verwandtschaftlichen Zusammenhang; vielmehr spricht ihre gesonderte systematische Stellung und ihre geringe Variabilität dafür, dass wir in ihr einen sehr alten Typus zu erblicken haben, der sich schon frühzeitig von den beiden Stammformen der Formen- kreise der 4. pratensis und 4. pulsatilla abgetrennt hat. Von manchen Autoren, auch im Index Kewensis, wird mit 4. vernalis die im äussersten Osten Asiens heimische A. Ajanensis vereint, aber gewiss mit Unrecht. 4. Ajanensis hat zwar auch dreizählige Blätter, doch sind diese viel feiner zertheilt als bei A. vernalis und ihre weite, offene, an d. coronaria erinnernde Blüthe beweist, dass wir es hier mit einer selbständigen, alten Art zu thun haben. Das bei A. vernalis gesagte hat auch volle Geltung für die ostasiatische A. C'hinensis. Auch diese weist zu keiner sonstigen bekannten Art irgend welche verwandtschaftlichen Beziehungen auf, und ist gewiss gleich A. vernalis ein sehr alter Typus. Eine ganz isolirte Stellung nimmt auch die im Altai vor- kommende A. Bungeana ein. Diese Art zeigt eine so anders ge- baute Blüthe, die garnicht den Eindruck einer Pulsatilla macht; ihre Tepalen sind schmal, sodass sie sich gegenseitig mit den Rändern garnicht berühren, und sternförmig ausgebreitet. 458 Avcust von HAYEK Während also bei den vier besprochenen Arten A. vernalis, A. Ajanensis, A. Chinensis und A. Bungeana ihre selbständige Stellung gegenüber den Formenkreisen der A. pulsatilla und A. pra- tensis ausser allem Zweifel steht, liegen bei der letzten Art, bei A. tenuiloba, die Verhältnisse viel schwieriger; A. tenwiloba steht nämlich einerseits der A. pulsatilla, andrerseits der A. Armena morphologisch sehr nahe und ist besonders von letzterer im Her- bare wenigstens oft nur schwer zu unterscheiden, so dass die An- nahme einer verwandtschaftlichen Beziehung zwischen beiden sehr nahe liegt. Was aber gegen eine solche Annahme spricht, ist ihre geographische Verbreitung. Ihre Heimat ist die Umgebung des Baikalsees, also das Gebiet, in welchem der Formenkreis der A. pul- satilla durch A. angustifolia, der der A. pratensis durch A. ambigua vertreten ist. Von keiner dieser Arten lässt sich A. tenwiloba direct ableiten, sondern höchstens von A. pulsatilla oder A. Armena. Von diesen ist sie aber durch Tausende von Kilometern weite Strecken getrennt, so dass an eine nachträgliche Einwanderung nicht zu denken ist. Es ist also doch wahrscheinlich, dass A. tenwiloba eine selbständige Bildung darstellt, die vielleicht mit der gemeinsamen Stammform des Formenkreises von A. pulsatilla oder der A. pra- tensis, gewiss aber mit keiner der jetzt existirenden Formen in näheren verwandtschaftlichen Beziehungen steht. Schliesslich möchte ich noch einige Worte über die zwischen den einzelnen Pulsatilla-Arten vorkommenden Bastarde hinzufügen. Hybriden zwischen den verschiedenen Arten resp. Rassen sind zalıl- reich beobachtet und beschrieben, von Jaxnczewskı auch künstlich erzeugt worden. Im allgemeinen sind sie aber selten und spielen bei der Neubildung von Arten gewiss keine Rolle. Uebrigens scheint ihr Auftreten ein sehr verschieden häufiges zu sen. Während z. B. in Nordböhmen A. patens x nigricans (A. Hackelit), in Brandenburg A. patens x vernalis (A. propinguwa) nicht selten zu sein scheint, ist in der Umgebung Wiens der Bastard A. grandis X nigricans eine der grössten Seltenheiten, obwohl häufig genug die beiden Stamm- eltern zu tausenden untereinander wachsen. Im nachfolgenden gebe ich nunmehr eine kritische Aufzählung der bisher bekannten Anemone-Arten der Section Campanarıa, mit Anführung der wichtigsten Synonyme, Abbildungen und Exsiccaten, und hoffe auch dadurch einiges zur Klärung derselben beizutragen: Anemone-Arten aus der Section Campanaria Endl. 459 I. Gesammtart Anemone pulsatılla. Linne Spec. pl. Ed. I. p. 539 (1753) erw. 1. Anemone hirsutissima (Pursh, Fl. Amer. sept. II. 385 (1814) sub Clematis), Mac Mill, Metasp. Minnes. p. 239 (1892). Syn.: Anemone Ludowiciana Nutt. The Genera of North-American plants Vol. II. p. 20 (1818); Anemone Nuttalliana De Candolle Syst. Vol. 1. p. 193 (1818); Pulsatilla Nuttalliana Sprengel, Syst. Nat. (Ed. 16) Vol. II. p. 663 (1825); Anemone patens Pritzel, Anemonea- rum revisio in Linnaea XV. p. 579 (1851) z. Th., Torrey and A. Gray Flora of North-America p. 11 (1838); Anemone patens var. Nuttalliana A. Gray, Manual of the botany of North. Unit. States, Ed. V. p. 36 (1867), A. Gray and Watson, Syn. Flora of North-Amer. Vol. I. p. 9 (1895); Pulsatilla hirsutissima Britton Ann. New-York Acad. Scienc. Vol.-VI. p. 217° (1897), Britton, Illustr. Flora of North. Un. States Vol. II. 67 (1897). Abbildungen: A. Gray, Genera fl. Amer. bor. orient. Tab. III. Exsiccaten: Ta. Kunmtien, Plant. Viscons. exs. No. 127, Flora of the black hills of South.-Dakota, No. 485. Verbreitung: Rocky-mountains und centrales Nordamerika (Wyoming, Colorado, New-Mexico, Dakota, Minesota, Illinois). 2. Anemone angustifolia Turezaninow in Bullet. Soc. imp. Nat: Moscou Vol. XII. p. 61 (1890). Syn.: Pulsatilla patens Ledebour Flora Altaica, Vol. Il. p. 368 (1830), Turezaninow, Flora Baikalensi-Dahurica, Vol. I. p. 35 (1892 — 95), Ledebour Flora Rossica, Vol. I. p. 20 (1842) z. Th.; Pulsatilla patens? var. foliis decompositis Maximovicz, Primitiae florae Amu- rensis, p. 19 (1859); Pulsatilla patens var. Krylowiana Korschinsky, Tentamen florae Rossiae orientalis, p. 9 (1898); Pulsatilla Nuttalliana Komarow, in Acta horti Petropol. Vol. XXIL. p. 279 (1903), nicht Sprengel. Abbildung: Curris, Bot. Magazine, Tab. 1994. Exsiccaten: Karo, Flora Sibirica, No. 177; DörrLer, Herbarium normale, No. 4402. Verbreitung: Ganz Sibirien bis in die östlichsten Theile des europäischen Russland. Anemone angustifolia steht der A. hirsutissima sehr nahe, ist aber andrerseits auch mit 4. patens durch Uebergänge verbunden und mit A. Wolfgangrand sehr nahe verwandt. 3. Anemone patens Linne, Species plantarum Ed. 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Transsilv. p. 4 (1866); Pulsatilla patens s. genwinu Korschinsky, Tent. flor. Ross. orient. p. + (1898). Abbildungen: Dierrich, Flora boruss. VII, Tab. 480; Sturm, Deutschl. Flora H. 52; ReiıcHengacH, Icon. Fl. Germ. et Helv. Vol. IV Tab. LVII, Fig. 4661. Exsiccaten: SızBer, Plantae Austriacae, No. 460; Flora Galliae et Germaniae exsiccata Cent. 3, No. 1. ReıcnexgacH, Flora Germ. exsice. No. 1488; Flora exsiccata Austro-Hungarica No. 2550. Herbarium Florae Ingricae Cent. IX. No. 9. Verbreitung: Fast das ganze europäische Russland mit Aus- nahme des Nordosten, des äussersten Osten und Süden, Finland, Gotland, Ostdeutschland (Mecklenburg, Pommern, Preussen, Brandenburg, Posen, Schlesien) Nordwestgalizien. Ferner ausserhalb des ge- schlossenen Verbreitungsgebietes im Mittelgebirge Nordböhmens, bei Klausenburg in Siebenbürgen und bei München (das letztere Vor- kommen vermuthlich auf eine ehemalige Einschleppung zurückzu- führen). 4. Anemone Wolfgangtiana Besser in Reichenbach, Plantae crit. Vol. IV, tab. 351, f. 542 (1827). Abbildung: Rercnensach, Plantae criticae, Vol. IV. t. 351. Fig. 541. Exsiceaten: Rrumann und Wonoszczar, Flora Polonica exsie. No, 401. Verbreitung: Russisch Polen (Umgebung von Wilna). Steht der A. angustifolia sehr nahe, ist aber vielleicht nur eine Form von 4. patens. Anemone-Ärten aus der Section Campanaria Endl. 461 5. Anemone Polonica Blocki in Deutsche bot. Monatsschr. EDER 9. 13001890): Syn.: Anemone pulsatilla Besser Prim. Flor. Galiciae Vol. 1. p. 349 (1809), Zawadski, Enum. pl. Galic. et Bucov. p. 66 (1835). Anemone pulsatilla © angustisect«a Knapp, die bisher bek. Pfl. Graliziens u. d. Bukovina p. 281 (1872). Verbreitung: Nordostgalizien. Anemone Polonica ist eine sehr auffallende Pflanze, die durch besonders lange Blattsegmente gut characterisirt ist. Die Pflanze war, wie man sieht, auch den älteren ealizischen Autoren nicht unbekannt, doch von denselben mit A. paulsatilla identifieirt. Erst Blocki hat auf die Sonderstellung dieser Pflanze aufmerksam gemacht. 6. Anemone Slavıca (Reuss in Kvet-Slovensk. p. 5 (1853) sub Pulsatilla) Hayek. i Syn.: Anemone patens Wahlenberg, Fl. Carpat. p. 165 (1814); Anemone Wahlenbergii Szontagh in Verh. d. zool. bot. Gesellsch. Wien. Vol. XIII 1. Abh. p. 1082 (1863); Pulsatilla Slavica Sagorski und Schneider, Flora d. Central-Karpathen, p. 37 (1891). Exsiccaten: REHManN et Wornoszczax, Flora Polonica exsiccata, No. 102. Barnızz, Herb. Europ., sine Numero. Verbreitung: West- und Centralkarpathen. 7. Anemone Styriaca (Pritzel, Anemonearum revisio in Linnaea, XV. p. 575 pro var. A. Halleri),, Hayek in Oesterr. bot. Zeitschr. LII p. 477. (1902). Syn.: Anemone Hackelii Maly, Flora Styriaca, p. 2 (1838), non Pohl. A. Halleri Maly Fi. v. Steierm. p. 181 (1868) non Allioni. Abbildung: Reıckensach, Icon. Fl. Germ. et Helv. Vol. IV. Tab. LVII. Fig. 4658. Exsiccaten: Reıchensach, Flora Germ. exs. No. 1975; Flora Galliae et Germaniae exsice. No. 801, DörrLer, Herb. normale, No. 4406. Verbreitung: Steiermark (Mittleres Murthal und dessen Seitenthäler von Leoben bis oberhalb Graz). Ueber diese Pflanze vergl. Hayek in Oesterr. bot. Zeitschrift LII. p. 477. 8. Anemome Halleri Allioni, Flora Pedemontana Vol. 11. p. 170, Tab. 80, Fig. 2 (1785). Syn.: Pulsatilla Haller Willdenow, Enumeratio plant. hort. reg. Berol. p. 580 (1809). Anemone glacialis Clairville, Manuel d’her- borisation en Suisse, p. 180 (1811). Anemone Halleri Gaudin, 29) Avcust von HAYEK D4 Flora Helvetica Vol. III. p. 483 (1828), Bertoloni, Fl. Italiana Vol. V. p. 462 (1842), Grenier et Godron, Flore de France, Vol. 1. p. 11 (1848), Gremli, Exeursionsfl. f. d. Schweiz, 3. Aufl. p. 53 (1878), Arcangeli, Compendio della Flora Italiana p. 4 (1882), Burnat, Flore des Alpes maritimes Vol. I. p. 6 (1892), Rouy et Foucand, Flore de France, Vol. I, p. 38 (1893), Schinz und Keller, Flora d. Schweiz, p. 187 (1900). Abbildungen: Arrıonı, Flora Pedemontana, Vol. II. Tab. S0, Fig. 2, Reıchensaca, Icones fl. Germ. et Helv. Vol. IV. Tab. LV, Fig. 4659. Exsiecaten: Macnıer, Flora selecta exsiccata No. 1356, Reliquiae Mailleanae No. 551, 55la, 55lbh. Verbreitung: Westalpen bis zum Wallis, bis 2800 m an- steigend. Angeblich auch in den Pyrenäen. 9. Anemone grandis (Wenderoth in Schriften d. Ges. f. Naturwissensch. Marburg. Vol. II. p. 257 (18531) sub Pulsatilla) A. Kerner, Schedae ad floram exsiccatam Austro-Hungaricam 11. p-. 109, N0:.6421 11882). Syn.: Anemone pulsatilla Host, Flora Austriaca Vol. II. p. 93 (1891), Hausmann, Flora v. Tirol, Vol. I. p. 8 (1851), Visiani, Flora Dalmatica Vol. III. p. 79 (1852), Neilreich, Flora v. Nieder-Oesterr. p. 674 (1859), Oborny, Flora v. Mähren, Vol. II. p. 1221 (1885). Anemone vulgaris var. calearea Hampe, Prodr. fl. hereyn. in Linnaea, Vol. IX. p. 51 (1837). Anemone Hallerı x auricoma Pritzel, Anemonearum Revisio in Linnaea, Vol. XV. p. 574 (1841). Anemone pulsatilla o. angustisecta Neilreich, Aufzählung der Gef. Pfl. Ungarns u. Slavoniens p. 236 (1866). Pulsatilla Hackeln A. Kerner, Die Vee. Verh. d. mittl. u. östl. Ungarns in Oest. bot. Zeitschr. XV. p. 178 (1867), nieht Pohl. Pulsatilla vulgarıs A. Kerner, Schedae ad fl. exs. Austro-Hung. II. p. 109 (1882), Beck, Fl. v. Nieder- Oesterr. Vol. I. p. 409 (1890). Pulsatilla grandıs Simonkai, Enum. fl. Transsilv. p. 40 (1887). Abbildung: Reıchexsach, leones fl. Germ. et Helv. Vol. IV. Tab. LIV. Fig. 46578. Exsiecaten: Macnıer, Flora selecta. No. 2372; Scnuurz, Herb. Normale, Nov. Ser. Cent. 20, No. 1902; Flora exsiccata Austro- Hungarica No. 611 und 612; DörrLer, Herbarium normale, No. 4403 und 4405. Verbreitung: Südrussland, Siebenbürgen, Ungarn, Nieder- Oesterreich, Salzburg, Nordtirol, Südbayern, Harz. Anemone-Arten aus der Section Campanaria Endl. 463 Obwohl A. grandıs von A. pulsatilla gut geschieden ist, wurden beide Arten selbst von neueren Autoren vielfach miteinander ver- wechselt. Der Grund liegt darin, dass A. grandis in Bezug auf die Breite der Blattabschnitte variirt. Exemplare mit schmalen Blattzipfeln wurden nun von vielen Autoren, wie NEILREICH, KERNER, Beck, für 4. pulsatilla gehalten und dadurch die Grenzen zwischen beiden Formen verwischt. Aber auch die schmalzipfeligen Formen von 4. grandis haben noch immer viel breitere Blattabschnitte als die echte A. pulsatilla. Es ist daher irrig, wenn man nur 4. pulsatilla 8 latısecta Neilr. und Pulsatilla vulgaris B grandis Beck mit 4A. grandis identifieirt, und die var. « angustisecta Neilr. und a fypica Beck zu 4A. pulsatilla zieht. Vielmehr gehört die ganze A. pulsatilla Neilr., bez. Pulsatilla vulgaris Beck mit beiden von den betr. Autoren unterschiedenen Varietäten zu A. grandıs. Ferner gehört hierher auch noch die von A. Kerxer in der Flora exsiccata Austro-Hungarica als Pulsatilla vulgarıs ausgegebene Pflanze von Steyr in Ober-Oesterreich, ferner die Innsbrucker und die südbayerische Pflanze (von München, Regensburg, Landshut). Richtig ist, dass die schmalzipfeligen Formen nach Westen zu häufiger werden, das ist aber bei den phylogenetischen Beziehungen, die zwischen 4. grandis und A. pulsatilla bestehen, nur selbst- verständlich. 10. Anemone pulsatılla Linne, Spec. plantarum, Ed. 1. p. 549 (1753). Syn.: Pulsatilla vulgarıs Miller, The gardeners Diet. Ed. 8. No. 1 (1768), Reichenbach, Flora Germanica excursoria p. 733 (1832), Ascherson, Flora d. Prov. Brandenburg p. 6 (1864), Lange, Handb. i den Danske Flora p. 412 (1864); Pulsatilla pratensis Sibthorp, Flora Oxoniensis, p. 169 (1794), nicht L.; A. collina Salis- bury, Prodr. Fl. brit. p. 371 (1769); A. pratensis Withering, A nat. arrangem. of brit. pl. Ed. III. p. 498 (1796), nicht Linne; 4. pulsatilla Smith, Fl. Brit. Vol. Il. p. 580 (1824), Smith, English Flora Vol. III. p. 34 (1825), Wahlenberg, Flora Suecica Vol. I. p. 354 (1824), Koch, Synopsis fl. Germ. et Helv. Ed. I. p. 7 (1837), Ed. II. p. 8 (1843), Grenier et Godron, Flore franc. Vol. I. p. 11 (1849) z. Th., Wirtgen, Flora d. preuss. Rheinprov. p. 9 (1817), Doell, Flora v. Baden, p. 1332 (1862), Hartman, Skandinaviens Flora p. 99 (1864), Gremli, Excursionsfl. f. d. Schweiz, Ed. 3. p. 53 (1878), Schinz u. Keller, Flora’ d. Schweiz, p. 188 (1900); A. pul- satilla var. praecox Gaudin, Flora Helv. Vol. III. p. 484 (1828); 464 Avsust von Hayek Pulsatilla Bogenhardiana Reichenbach, Icones Fl. Germ. et Helv. Vol. IV. p. 18, t. LIII, £. 4657 b (1840); A. Bogenhardiana Pritzel, Anemonearum revisio, in Linnaea, XV. p. 591 (1841); Pulsatilla sımoen«a ‚Jordan, Diagnos. I. p. 54 (1860); Pulsatilla pulsatilla Karsten, Deutsche Fl. Ed. I. p. 560 (1880—83), Ascherson und Gräbner, Flora des nordostdeutschen Flachlandes, p. 458 (1898 —99); A. praecorx Coste in Bulletin de la soc. bot. Franc. XXXVIL, Sess. extraord. p. LIII (1891); A. pulsatilla 1. A. Linnaeana und {. 4. amoena Rouy et Foucaud, Flore de France, Vol. I. p. 39 (1894). Abbildungen: Flora Danica, Vol. 1. Tab. 153, English botany, Vol. I. Tab. IX; Svensk Bot. Tab. 292; Sturm, Deutschl. Flora H. 1 u. H. 46; Hayse, Arzneygewächse, Vol. I. Tab. 22; Dietrich, Flora Borussica, Vol. VII. Tab. 478; Reıcuexgach, Icon. fl. Germ. et Helv. Vol. IV, Tab. LIH £. 4657b, Tab. LIV. f. 4657 a. Exsiccaten: Flora Galliae et Germ. exs. No. 1, WIRTGEN, Herb. pl. select. Fl. rhenan. Fasc. I. No. 3a, 3b, 4; Masnıer, Flori selecta exs. No. 2901; Kickxia belgica, Cent. IV. 1869, No. 351; Soeiete Dauphinoise No. 5355; Soc. Franco-Helvet. No. 1152; Scuuvtz, Herb. norm. Nov. ser. Cent. 16, No. 1502. Verbreitung: Südliches Schweden und Norwegen, Dänemark, England, Belgien, Nord- und Mittelfrankreich, West-, Nord- und Mitteldeutschland bis ins nördliche Bayern, Schweiz. Ich kann weder Pulsatilla Bogenhardiana, noch Pulsatilla amoena Jord., mit welcher A. praecoxr Coste völlig identisch ist, von 4. pulsatilla unterscheiden. Dass vorliegende Pflanze mit Recht den Namen 4. pulsatilla führt, erhellt aus Lixx@’s eigenen Worten, welcher von A. pulsatilla sagt (Spee. pl. Ed. I. p. 539): „Habitat in campis sylvestribus exaridis eollibusque aprieis Europae borealis“. Da nun von allen eventuell in Betracht kommenden Formen nur die in Rede stehende in Nord-Europa vorkommt, kann Lisst auch nur diese Form unter A. pulsatilla gemeint haben. 11. Anemone propera (Jordan Diaenos. I. p. 54 (1860) sub Pulsatilla) Rouy et Foucaud, Flore de France, Vol. I. p. 39 (1893). Syn.: A. pulsatilla Grenier et Godron, Flore francaise, Vol. I. p. 11 (1848) z. Th, Willkomm et Lange, Prodr. Fl. Hisp. Vol. IH. p. 951 (1880); Prlsatilla nigella ‚Jordan, Diagnos. I. p. 54 (1860); Pulsatilla vulgaris var. propera und var. nigella Camus in ‚Journ. de bot. I. p. 206 (1887); A. serotina Coste in Bullet. d. 1.808: Anemone-Arten aus der Section Campanaria Endl. 465 bot. de France XXXVIII, Sess. extraord. p. LIII. (1891); A. pulsa- tlla . A. nigella und f. A. propera Rouy et Foucaud, Flore de France Vol. I. p. 40 (1893); Pulsatilla Gallica A. Kerner Herbar. Exsiccaten: Societe Dauphin. 1879, No. 1938 B., Macnıkr, Flora selecta exs. No. 2902, DörFLEr, Herb. norm. No. 4404. Verbreitung: Mittel- und Südfrankreich, Spanien. Ueber die systematische Stellung dieser Pflanze bin ich mir nicht ganz klar. Im allgemeinen bewohnt sie ein Areal, das sich südwestlich an 4. pulsatilla anschliesst. In manchen Gebieten Mittelfrankreichs jedoch, z. B. am Plateau Le Larzac, kommen beide Formen gemeinsam vor. 4. propera unterscheidet sich von A. pulsatilla auffällig durch die bedeutend dunkleren Blüthen und die spätere Blüthezeit. Letzteres Merkmal ist besonders dort, wo beide Arten an gemeinsamen Standorten vorkommen, sehr in die Augen springend. Während 4A. palsatilla blüht, bevor die Blätter noch entwickelt sind, blüht A. propera einen Monat später bei völlie entwickelten Blättern. Sehr instructiv sind in dieser Be- ziehung die Exsiccaten Macxter’s Flora selecta No. 2901 und 2902. A. propera, worunter ich alle dunkelblühenden Formen der A. pulsatilla, also auch A. nigella zusammenfasse, Kann daher nicht als blosse geographische Rasse von 4. pulsatilla angesehen werden, sondern es sind die phylogenetischen Beziehungen zwischen beiden Formen viel complieirtere. Es macht fast den Eindruck, als ob irgend eine Art Saisondimorphismus hierbei eine Rolle spielte, doch kann dies umso weniger behauptet werden, als irgend ein eine derartige Selection hervorrufendes Moment anscheinend nicht constatirt werden kann, wie sonst in anderen Fällen von Saison- dimorphismus dies in der Wiesenmahd zu erblicken ist. Il. Gesammtart Anemone pratensıis. Linn& Spec. plant. Ed. I. p. 539 (1753) erw. 1. Anemone cernua Thunberg, Flora Japonica, p. 238 (1784), Syn.: Pulsatilla cernua Berchtold et Opiz, Rostl. i Ranuneul. p. 22 (ex Ind. Kew.), Sprengel Syst. nat. (Ed. 16.) Vol. II. p. 664 (1825), Komarow in Acta Horti Petropol. Vol. XXI. p. 272 (1903). A. cernua Zuccarini in Siebold Flora Japonica p. 14 (1835), Pritzel, Anemonearum revisio in Linnaea, Vol. XV p. 577 (841), Franchet et Savatier, Enum. plant. in ‚JJaponia sponte crescent. p. 4 (1875). Ascherson, Festschrift. 30 466 Ausust von HAvER Exsiccaten: Plantae ‚Japonicae ex herb. ZoLLıngEr, No. 433; Plantes du ‚Japon, recoltees par le Rev. Pere Ursam FaurıEe No. 283, Abbildung: Sıesorn, Flora Japonica, T. 4. Verbreitung: Japan (Nippon und Kiushiu), und nordöstliche Mandschurei am Unterlauf des Amur und in den Seitenthälern von Blagowetschensk abwärts. A. cernua ist eine sehr charakteristische und durch die innen schwarz violetten, auben dicht seidig zottigen Blüthen und die breiten Blattabschnitte leicht kenntliche Art. Ihr Verbreitungs- gebiet ist vermuthlich grösser als bisher bekannt ist, vor allem scheint ihr Vorkommen in Korea sehr wahrscheinlich. 2. Anemone Dahurica Fischer in De Candolle, Prodromus syst. nat. Vol. I. p. 17 (1824). Syn.: Pulsatilla Davurıca Sprengel, Syst. veget. (Ed. 16), Vol. II. p. 663 (1825), Turezaninow, Flora Baikalensi-Dahurica p. 36 (1842—45), Ledebour, Flora Rossica, Vol. I. p. 20 (1842); A. Dahurica Pritzel, Anemonearum revisio in Linnaea, Vol. XV. p. 604 (1841). Exsiccaten: MaAsnıer, Flora selecta exs. No. 2621, Karo, Plantae Dahuricae No. 26. Verbreitung: Dahurien, besonders am Mittellauf des Amur und im Thale des Schilka-Flusses, Stanowoj-Gebirge bis zur Küste des ochotskischen Meeres. Anemone Dahurica steht unter allen anderen Arten noch der A. cernua, welche sich auch geographisch an sie anschliesst, am nächsten, unterscheidet sich von ihr aber durch die grossen, hell- violetten, aussen viel weniger dicht behaarten Blüten und die ganz anders zugeschnittenen Blätter, welche im erwachsenen Zustande zweipaarig gefiedert mit tief dreispaltigen Abschnitten sind. 3. Anemone ambigua Turezaninow, Flora Baikalensi-Dahurica, p. 39, als Synonym der Pulsatilla Albana 6 (1842—49). Syn.: Pulsatilla Albana var. Turezaninow, Flora Baikalensi- Dahurica, p. 39 (1842—45); Pulsatilla Albana $ Ledebour, Flora Rossica Vol. I. p. 22 (1842) z. Th.; Anemone Albana Pritzel, Ane- monearum revisio in Linnaea XV. p. 601 (1841) z. Th.; Pulsatilla Albana & sibirica Regel et Tiling, Florula Ajanensis in Mem. Soc. Nat. Mose. Vol. XI. p. 30 (1859); Pulsatilla vulgaris 3 latiseeta Maximowiez, Primitiae Florae Amurensis p. 19 (1859). Verbreitung: Ringes um den Baikalsee und im nordwestlich an denselben angrenzenden Sibirien bis in die Gegend von .Jenisseisk. Anemone-Arten aus der Seetion Campanaria Endl. 467 Es ist geradezu unbegreiflich, dass diese ausgezeichnete Art von den russischen Autoren und auch von Prırzen mit A. albana zusammengeworfen wurde. Der Umstand, dass die allerdings zumeist gelb blühende A. albana ab und zu auch mit blauen Blüthen vor- kommt, ist keineswegs für die Zusammengehörigkeit der beiden Formen irgendwie beweisend, da der Hauptunterschied zwischen beiden Arten im Blattzuschnitt liegt. Bei A. albana sind die Blätter 3 bis 4 Mal fiedertheilig mit ganz schmal lanzettlichen, kaum 0,5 mm breiten Abschnitten letzter Ordnung, bei A. ambigua doppelt bis dreifach fiedertheilig, die Abschnitte letzter Ordnung 2 bis 3 mm breit, eingeschnitten gezähnt. Ausserdem ist bei 4A. ambigua die Blüthe grösser, aussen weniger dicht behaart, lebhaft violett, nicht dunkelviolett oder gelb, die Tepalen neigen glockig zusammen, sind aber an der Spitze nicht umgebogen. Auch der Zuschnitt der Hochblatthülle ist ein anderer. 4. Anemone campanella (Regel et Tiling, Florula Ajanensis, sub varietate Pulsatillae albanae) Hayek. Syn.: Pulsatilla Albana 8 Ledebour, Flora Altaica Tom. II, p. 370 (1830), Flora Rossica Vol. I, p. 22 (1842) z. Th.; Anemone albana Pritzel, Anemonearum revisio, in Linnaea Vol. XV. p. 601 (1841) z. Th.; Pulsatilla Albana 8 und y'Turezaninow, Flora Baikalensi- Dahurica, p. 38 (1842—45); Pulsatilla albana x parviflora, 6 allarca und = campanella Regel et Tiling, Florula Ajanensis, p. 30 (1858); Anemone albana Fedschenko in Acta horti Petropol. Vol. XXI, p. 246 (1903). Exsiccaten: Karelin et Kiriloff, Exs. Alt. No. 1140. Verbreitung: Centralasiatische Hochgebirge vom Tianschan bis zum Altai. Von dieser Pflanze gilt bezüglich ihrer Vereinigung mit A. albana ganz dasselbe, wie das bei voriger Gesagte. A. campanella steht überhaupt der A. ambigua sehr nahe und unterscheidet sich von ihr im Wesentlichen nur durch nur halb so grosse Blüthen und enger zusammenschliessende, an der Spitze meist zurückgebogene Tepalen, die nur wenig länger als die Staubblätter sind. 5. Anemone Wallichiana Royle, Nlustr. of the botany of the Himalayan Mountains, fasc. II. p. 52 (1839). Syn.: Anemone Wallichiana Pritzel, Anemonearum revisio, in Linnaea XV, p. 604 (1841); Anemone Albana Hooker, Flora of British India, Vol. I p. 7 (1875). 30* 465 Ausust vo HaYEK Exsiecaten: Herbarium botanical Dept. N. India, Flora of Kashmir, No. 11799, Herbarium Schracıtweır from India and Hieh-Asia, No. 5301. Verbreitung: Nordwestlicher Himalaya. 6. Anemone Albana Steven in Mem. Soc. des Nat. de Moscou Vol. III, p. 264 (1812). Syn.: Pulsatilla Albana Berchtold et Presl, Rostl. i. Ranuneul. 22 (ex Ind. Kew.), Sprengel, Syst. nat. (Ed. 16), Vol. II. p. 664 (1825); Anemone Albana Marschall a Bieberstein, Flora Taurico- Caucasica, III. p. 376 (1819), Boissier Flora orientalis, Vol. I. p. 10 (1867): Pulsatilla Albana a floribus flavis Ledebour, Flora Rossica, Vol. I. p. 22 (1842); Anemone Albana var. flavescens, var. andica und var. violacea Radde, Grundzüge der Pflanzenverbreitung in den Kaukasusländern, p. 338 (1899). Verbreitung: Oestlicher Kaukasus, östlicher Theil von Russisch Armenien, südostwärts bis ins nordwestliche Persien. Von allen verwandten asiatischen Arten ist 4. Albana am längsten bekannt und zuerst beschrieben worden; die Folge davon ist die, dass auch alle verwandten asiatischen Arten von den Autoren zuerst für A. Albana gehalten wurden, was aus den oben angeführten Synonymenverzeichnissen ersichtlich ist. Selbst manche der neueren Autoren, wie z. B. Fepschenko, können sich von der eingewurzelten Anschauung, dass jede Pulsatilla der asiatischen Gebirge zu A. Albana zu zählen sei, nicht losreissen; die Folge davon ist eine heillose Verwirrung der Synonymie der in Rede stehenden Arten, die die Klärung dieses Formenkreises erschwert. Sehr gefördert wurde diese Verwirrung noch durch den Umstand, dass A. Albana sowohl gelb als violett blühend gefunden wird, und die Auffindung der violetten Form im Kaukasus hat selbst so genaue Beobachter, wie Prırzer, dazu verleitet, A. ambigua mit A. Albana zu identifieiren. Auch mich selbst kann ich von diesem Vorwurf nicht freisprechen,') allerdings stand mir damals, als ich diese Ansicht vertrat, nur ungenügendes Material zur Verfügung. 7. Anemone Armena Boissier, Flora orientalis, Vol. I. p. 11 (1867). Verbreitung: Türkisch- und westlicher Theil von Russisch- Armenien, westlicher Kaukasus. ', Vergel. Oesterr. bot. Zeitschr. LIL, 480 (1902), Anemone-Arten aus der Section Campanaria Endl. 469 Ich muss Boıssıer vollständig zustimmen, wenn er diese Art von 4. Armena abtrennt. Doch darf man ja nicht zu viel Gewicht auf die Blüthenfarbe legen, und nicht vergessen, dass auch A. Albanaı mit violetten Blüthen vorkommt. Die Unterschiede zwischen beiden Arten hat Borssıer a. a. O. trefilich auseinandergesetzt. 8. Anemone pratensıs Linne, Species plantarum, Ed. I, p. 539. (1753). Syn.: Anemone pratensis Linne, Flora Suecica, Ed. 2, p. 188 (1755), Wahlenberg, Flora Suecica, Vol. I, p. 355 (1826), Ledebour, Flora Rossica Vol. I, p. 21 (1842) z. Th., Patze, Meyer und Elkan, Flora der Provinz Preussen, p. 501 (1850), Ascherson, Flora der Provinz Brandenburg, p. 6 (1864) z. Th., Nyman, Conspeetus Florae Europaeae p. 2 (1878—82) z. Th, Gürke, Plantae Europaeae, Vol. II, p. 463 (1903); Pulsatilla pratensis Miller, The Gardeners Dietionary Ed. 8, No. 2 (1768), Hartman, Skandin. Flora p. 98 (1861); Beck, Flora von Nieder-Oesterreich, Vol. I, p. 409 (1890); Abromeit, Flora von Ost- und West-Preussen, p. 10 (1898), Ascherson und Gräbner, Flora des nordostdeutschen Flachlandes, p. 330 (1898—99) z. Th., Neuman, Sveriges Flora, p. 493 (1901); Pulsatilla reflexa Gilibert, Flora Lithuanica, Vol. II, p. 278 (1789); Anemone intermedia Schultes, Observationes botanicae p. 101 (1809); Anemone pratensıs var. sordida Sanio in Verh. d. bot. Ver. d. Prov. Branden- burg, Vol. XXIII, p. 42 (1881); Pulsatilla Breynii Ruprecht in Bull. Ac. Petersb. Vol. XII, p. 28 (1854). Abbildungen: Schkuhr, Bot. Handbuch, Tab. CL, Svensk Bot. Tab. 299; Sturm, Deutschlands Flora, H. 90. Reichenbach, Icones Fl. Germ. et Helv. Vol. IV, Tab. LIII, Fig. 4655. Exsiccaten: Dörfler, Herbarium normale, No. 4407, Rehmann und Woloszezak, Flora Polonica exsiccata, No. 103a und 103b. Verbreitung: Südliches Skandinavien, Dänemark, Nordost- Deutschland (Oestliches Mecklenburg, Pommern, nordöstliches Brandenburg, Posen, Ost- und Westpreussen), Russisch-Polen, (ralizien, westlichstes Russland. Es ist merkwürdig, dass A. pratensis mit A. nigricans so lange nicht von einander getrennt worden sind. Beck war eigentlich der erste, der a. a. O. darauf aufmerksam machte, dass die in Nieder- Oesterreich vorkommende Pulsatilla nigricans von A. pratensis ver- schieden sei und letztere eine nordische Pflanze sei. Der Unter- schied zwischen beiden Arten liegt in der Blüthenfarbe, die bei A. pratensis hellviolett, bei A. nigricans schwarzviolett ist. Beide 470 August von HAYEK Formen sind insbesondere auch geographisch gut geschieden und bewohnen aneinander stossende, getrennte Gebiete. Wie sich die Verbreitungsverhältnisse im Grenzgebiete gestalten, müssen Beob- achtungen an Ort und Stelle lehren; doch glaube ich nicht, dass an irgend einem Standorte beide Formen untereinander wachsen. 9. Anemone Balkana (Velenovsky, Flora bulgarica p. 637 (1891) sub Pulsatilla) Gürke, Plantae Europaeae Vol. II, p. 460 (1903). Syn.: Pulsatilla vulgaris und P. pratensis Pancie, Flora Princ. Serbiae p. 108 (1874); Pulsatilla montana Fritsch in Verhandl. d. k. k. zool. bot. Gesellsch. Wien, XLIV (1894) p. 99. Verbreitung: Bulgarien, Serbien, Bosnien. Ueber die Unterschiede dieser Art von A. nigricans und A. montana vergl. VELENOVSKY a. a. 0. 10. Anemone nigricans (Störck, Libellus de usu medico Pulsatillae nigricantis, p. 7 (1771) sub Pulsatilla A. Kerner, Schedae ad floram exsiccatam Austro-Hungaricam VII. p. 47 (1897). Syn.: Anemone pratensis Roth, Tentamen Florae Germanicae, Vol. II, Pars 1, p. 609 (1789), Koch, Synopsis Florae (Germanicae et Helveticae Ed. I. p. 7 (1837), Ed. II. p. 9 (1843), Wimmer, Flora v. Schlesien, p. 484 (1857), Neilreich, Flora von Niederöster- reich, p. 673 (1859), Ascherson, Flora d. Provinz Brandenburg, p. 6 (1864) z. Th., Neilreich, Aufzählung der Gefässpflanzen Ungarns und Slavoniens, p. 236 (1866), Celakovsky, Prodromus d. Fl. Böhmen, p. 405 (1867— 75); Pulsatilla pratensis, Reichenbach, Flora Ger- manica excursoria, p. 738 (1832), A. Kerner, Die Vegetationsver- hältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens, in Oesterr. bot. Zeitschr. XVII. p. 178 (1867); 4. pratensis var. patula, Pritzel, Anemonearum revisio in Linnaea, XV. p. 597 (1841); Pulsatilla nigricans, Beck, Flora von Nieder- Oesterreich, Vol. I, p. 408 (1890); A. nigrieans, Fritsch, Excursions- flora für Oesterreich, p. 218 (1897). Exsieceaten: Flora Galliae et Germaniae exsiccata No. 401, Scnuvrz, Herbarium normale, Cent. 5, No. 402, Carnıer, Flora Silesiaca exsiceata, No. 136, und No. 308, Flora exsiccata Austro- Hungarica No. 2551, Dörfler, Herbarium normale, No. 4408. Abbildungen: Hayxe, Arzneigewächse, Vol. I, Tab. 23; Sturm, Deutschlands Flora, H. 90; Trarrısıck, Oesterr. Flora, Vol. II, Tab. 89, Dietrich, Flora Borussica, Tab. 477; Reıcnexgach, Icones Florae Ger- manicae et Helveticae, Vol. IV, Tab. LIII, f. 4656. Anemone-Arten aus der Section Campanaria Endl. 471 Verbreitung: Südwestliches Dänemark, Mitteldeutschland (Schleswig-Holstein, Mecklenburg, Westliches Pommern, Branden- burg, Sachsen, Schlesien), Böhmen, Mähren, Schlesien, Nieder- und Ober-Oesterreich, Steiermark, Ungarn. 1l. Anemone montana. Hoppe in Sturm, Deutschl. Flora H. 46, Tab. 4 (1826). Syn.: Pulsatilla nigricans, Baumgarten, Enumeratio stirp. Transsilv., Vol. II p. 110 (1816), Simonkai, Enum. florae Transsilv. p. 39 (1886), nicht Störck; Pulsatilla intermedia, Hoppe et Horn- schuch, Tagebuch einer Reise nach den Küsten des Adriatischen Meeres, p. 178 (1818) nomen nudum; 4. pulsatilla nutans, Gaudin, Flora Helvetica, Vol. III, p. 485 (1828); Pulsatilla montana, Reichen- bach, Flora Germanica excursoria, p. 733 (1832), Pospichal, Flora des österr. Küstenlandes, Vol. II, p. 78 (1899); A. montana, Koch, Synopsis Florae Germanicae et Helv., Ed. 1 p. 7 (1837), Ed. 2 p. 8 (1843), Grenier et Godron, Flore de France, Vol. I, p. 11 (1848) z. Th, Hausmann, Flora v. Tirol, Vol.I, p. 8 (1851), Arcangeli, Compendio della Flora Ital. p. 5 (1882), Marchesetti, Flora di Trieste, p. 5 (1896—97); A. pulsatilla, Bertoloni, Flora Ital., Vol. V. p. 563 (1842), nicht L.; Pulsatilla montana und pratensis, Schur, Enum. plant. Transsilv. p. 4 (1866). Abbildungen: Sturm, Deutschlands Flora, H. 46, Tab.4; H. 90, ReıcHhexgacH, Icones Florae German. et Helv., Vol. IV, Tab. LIII, fie. 4656. Exsiccaten: ReıcnexgachH, Flora Germanica exsiccata No. 1457, Flora exsiccata Austro-Hungarica No. 2552, Scuuntz, Herbarium normale, Cent. 9, No. 801, Dörrver, Herbarium normale, No. 4409, Verbreitung: Süd-Russland, Rumänien, Siebenbürgen, Bul- earien, Serbien, Bosnien, Karst (österr. Litorale und Südkrain), süd- liche Alpenthäler Tirols, Ober-Italiens, der Schweiz und Südfrank- reichs. Die Unterschiede zwischen Anemone nigricans und A. montana sind keine sehr erheblichen, aber immerhin hat jede der beiden Arten ihren charakteristischen Habitus und ist selbst im getrockneten Zustande in den meisten Fällen auf den ersten Blick zu erkennen. Ausserdem sind beide geographisch scharf von einander geschieden. 12. Anemone rubra, Lamarck, Eneyclop. method. Vol. I, p. 163 (1753). 47» Avsust von HAYEK Syn.: Pulsatilla rubra, Delarbre, Fl. Auvergne, Ed. 2, p. 553 (1800); A. pratensis, Lamarck et De Candolle, Flore Franc. Vol. IV, Pars 2, p. 880 (1815) z. Th.; 4. montana, Grenier et Godron, Flore franc. Vol. I, p. 11 (1848) z. Th.; Pulsatilla montana var. rubra, Camus in ‚Journ. de botan. I, p. 106 (1887); A. pulsatilla, Subsp. A. rubra, Rouy et Foucaud, Flore de France, Vol. I, p. 40 (1893). Exsiecaten: Flora Galliae et Germanicae exs. No. 204; Macnıer, Flora selecta exsiccata, No. 1586, No. 1587 er; Societe Dauphinoise, to 268, 268 bis 268ter 268 quater- Somursz, Here normale Üent. 5, No. 901: Herbier des Flores locales de France, 1851, No. 74. Verbreitung: Mittel- und Südfrankreich (mit Ausschluss der Alpen). Anemone rubra steht der A. montana sehr nahe, unterscheidet sich von ihr jedoch durch die weniger dichte Behaarung und die abweichende Blütenfarbe. Ill. Anemone tenuiloba. (Turezaninow, Flora Baikalensi-Dahurica, p. 37 (1542—45) pro var. Pulsatillae vulgaris) Hayek. Verbreitung: Umgebung des Baikalsees. W. Anemone chinensis. Bunge, Enum. plant. Chinae borealis in Mem. Acad. Vol. II, p. 76 (1832). Syn.: Anemone chinensis, Pritzel, Anemonearum revisio iM Linnaea, XV, p. 605 (1841); Pulsatilla chinensis, Regel, Tentamen fl. Ussuriensis No. 15, Tab. II, f. B (1861) (ex Komarow), Komarow in Acta Horti Petropol. Vol. XXII, p. 271 (1903). Abbildung: Pkrırzer in Linnaea, Vol. XV, Anemone,. Tab. V. Verbreitung: Nordöstliches und östliches China. V. Anemone vernalıs. liinne, Species plantarum, Ed. 1. p. 538 (1753). Syn.: Pulsatilla vernalis, Miller, The garden. Diet. Ed. VII, No. 3 (1768), Reichenbach, Flora Germ. exe. p. 738 (1832), Hart- man, Handb. Skand. Fl., p. 98 (1861), Fiek, Flora von Schlesien, p. 4 (1881), Ascherson u. Gräbner, Flora d. nordostdeutschen Flachl. Anemone-Arten aus der Section Campanaria Endl. 473 p. 330 (1898 —99); 4A. sulfwrea, Allioni, Flora Pedem., Vol. II, p. 170 (1785), nicht Linne; A. vernalis, Wahlenberg, Fl. Suec. p. 355 (1824), Gaudin, Fl. Helvet. Vol. III, p. 481 (1828), Host, Flora Austriaca, Vol. II, p. 92 (1832), Koch, Synopsis fl. Germ. et Helv. Ed.I, p. 7 (1837), Ed. IL, p. 8 (1843), Bertoloni, Fl. Italiea, Vol. V, p. 461 (1842), Grenier et Godron, Flore franc., Vol. I, p. 10 (1848), Haus- mann, Fl. v. Tirol p. 7 (1851), Wimmer, Flora v. Schlesien Ed. 3, p. 479 (1857), Ascherson, Fl. d. Prov. Brandenb. p. 5 (1864), Will- komm et Lange, Prodr. Fl. Hisp., Vol. III, p. 951 (1880), Arcangeli, Compendio della Fl. Ital. p. 4 (1882), Schinz u. Keller, Flora d. Schweiz, p. 187. Abbildungen: Flora Danica, Vol. I, Tab. 29; Svensk Bot. Tab. 637; Sturm, Deutschl. Fl. H. 24; Diermicn, Fl. Boruss., Vol. VII, Tab. 479; Reıcmensach, Icon. Fl. Germ. et Helv.. Vol. IV, Tab: LIV. Exsiccaten: Reliquiae Mailleanae, No. 408; Herbarium Florae Ingricae No. 913; Schutz, Herbarium normale, Nov. Ser. Uent. 8, No. 401®bis; Homenacker, Arznei- und Handelspflanzen, No. 604, Flora Galliae et Germaniae exs. No. 203, Flora exsiccata Austro- Hungarica No. 2058. Verbreitung: Schweden, Norwegen, Finnland, Westrussland, Nordost- und Ostdeutschland, Böhmen, nördlichstes Nieder-Oester- reich, Gebirge der Pyrenäen-Halbinsel, Alpen bis zur Grenze zwischen Salzburg und Steiermark, Vogesen, Balkanhalbinsel. VI. Anemone Ajanensıs. (Regel et Tiling, Florula Ajanensis in Nouv. Mem. Soc. Nat. Mosc. Vol. XI, p. 28 (1859) sub Pulsatilla) Hayek. Exsiccat: Recer et Tıume, Flora Ajanensis, No. 11. Verbreitung: Östliches Stanowoji-Gebirge. VII. Anemone Bungeana, 0. A. Meyer in Ledebour, Flora Altaica Vol. II, p. 371 (1830) sub Pulsatilla) Pritzel, Anemonearum revisio in Linnaea, Vol. XV, p. 603 (1841). Syn.: Pulsatilla Bungeana, Ledebour, ‚Flora Rossica, Vol. I, p. 22 (1842). Abbildung: Lepesour, Icones pl. fl. Ross. alt. ilustr. Tab. 110. Verbreitung: Altai. 474 August von HAYER Hybriden. 1. Anemone patens> nigrica ns. A. Hackelii (Pohl, Tent. Fl. Bohem. Vol. II, p. 213 (1815) sub Pulsatilla) Koch, Syn. Fl. Germ. et Helv. Ed. 1, p. 8 (1837). Syn.: Pulsatilla Halleri, Presl, Fl. Cech. Vol. I, p. 112 (1819), nicht Willdenow; A. Hallert, Tausch in Hort. Canal., I. Dec. z. Tab. 9, Koch in Röhling’s Deutschl. Fl., Vol. IV, p. 100 (1833) z. Th., nicht Allioni; Pulsatilla pratensi-patens, Lasch in Reichenb. Icon. Fl. Germ. et Helv., Vol. IV, Tab. LVI; A. Hallerı $ bohemica, Pritzel, Anemonearum revisio in Linnaea, LV, p. 572 (1841). Abbildungen: Tausch, Hort. Canalens. I. Dec. z. Tab. 9; Reichenbach, Icones Fl. Germ. et Helv., Vol. IV, Tab. LVI. Vorkommen: Deutschland, Böhmen. Scheint der häufigste aller Bastarde zwischen Pulsatilla-Arten zu sein. 2. Anemone patens X pratensis. Dieser Combination entsprechen jedenfalls die von GÜürkE, Plantae Europaeae Il, p. 462 angeführten Exemplare der A. patens x pratensis aus Schweden (Gotland), Ost- und Westpreussen und Posen. 3. Anemone patens X vernalis. Anemone intermedia (Lasch in Linnaea III, p. 164 (1828) sub Pulsatilla) G. Don gen. Syst. I, p. 21 (1831). Vorkommen: Deutschland, Polen, Westrussland. 4. Anemone patens x grandıs. Hierher jedenfalls die von Prantı (Bayr. Exceursionsfl. (1884) für die Garchingerheide bei München angeführte Pulsatilla patens x pulsatilla. 5. Anemone pulsatilla x pratensis. A. affınis (Lasch in Linnaea III, p. 166 (1828) sub Pulsatilla, G. Don Gen. Syst. I, p. 21 (1831). Vorkommen: Deutschland. 6. Anemone grandis X nigrieans. A. miata (Halacsy in Oesterr. bot. Zeitschr. XXIX, p. 217 (1879) sub Pulsatilla), Beck, Flora v. Nieder-Oesterreich, Vol. I, p. 410 (1890) pro synonymo Pulsatillae mixtae. Syn.: Pulsatilla Petteri, Beck, Flora v. Nieder-Oesterreich, I, p. 409 (1890). Vorkommen: Niederösterreich. Anemone-Ärten aus der Seetion Campanaria Endl. I 7. Anemone patens X montana. Dieser Combination scheint der Beschreibung nach A. Jankae F. Schultz in Flora, XXXIN, p. 205 (1856) zu entsprechen. Ferner sah ich hierher gehörige Pflanzen aus Kiew im Herbar Petersburg. 8. Anemone Halleri x vernalis 4A. Emiliana F. O. Wolf in Bull. Trav. Murith. XXILI—XXIV, p. 66 (1896). Vorkommen: Schweiz. Ich habe die Pflanze nicht gesehen. 9. Anemone grandis X vernalis. Hierher gehört jedenfalls die von Gürkk, Plantae Europaeae II, p. +53 aus Tirol angeführte A. pratensis X vernalis. 10. Anemone pratensıs X vernalis. Hierher wäre die von GürkE a. a. O. für Posen und West- preussen angeführte Pflanze zu stellen. ll. Anemone nigricans X vernalis. Syn.: Anemone pratensis X vernalis, Lasch in Linnaea V, p. 437 (1830). Abbildung: Reıcnensach, Icon. fl. Germ. et Helv. Vol. IV, Tab. LVIH. Vorkommen: Deutschland. 12. Anemone. montana x vernalis. A. Bolzanensis (Murr in Allg. bot. Zeitschr. VIII, p. 147 (1902) sub Pulsatilla) (sürke, Plantae Europaeae, Vol. II, p. 461 (1903). Vorkommen: Tirol. Ich habe die Pflanze nicht gesehen. Von Hybriden mit Arten aus anderen Sectionen wurde A. ver- nalıs X alpıma (jedenfalls alba, Rchb.) von Srtur in Oesterr. bot. Wochenbl. V, p. 94 (1853), und A. vernalis x sulfurea von F. O. Wour im Bullet. Trav. Murith. XXIHI—XXV, p. 66 (1896) be- schrieben. RNRRIX Die Eibe in Tirol und Vorarlberg von LUDWIG GRAFEN VON SARNTHEIN- Innsbruck. Während in Norddeutschland, namentlich im westlichen Theile die Eibe (Taxus baccata L.) ein ganz hervorragendes historisches Interesse hat, das sich auf einzelne Individuen, wie auf Waldeom- plexe in gleicher Weise vertheilt, weist dieselbe im Alpengebiete, wenngleich auch ein „aussterbender“, oder doch in ansehnlichen Stämmen sehr selten gewordener Baum, noch weite, im Grossen und Ganzen ziemlich zusammenhängende Areale auf. So verzeichnet sie G. v. Bee in den Wäldern der höheren Berg- und Voralpen- region Niederösterreichs bis 1000 m auf Kalk und Schiefer; nach J. Durrscnmip ist sie in den Bergwäldern von Oberösterreich zer- streut; ebenso nach A. Sauter in den Kalkgebirgen des Herzog- tums Salzburgs; nach ©. SEenprxer ist dieselbe in Südbayern bis 1400 m allgemein verbreitet, in Steiermark nach J. Mary und 0. Muruann ein einzeln vorkommender, aber auch Waldbestände bildender Baum: in Kärnten erscheint sie nach D. Packer auf Kalk, meist vereinzelt, desgleichen, allerdings sehr selten nach A. Freıschumann und E. Posricnan in Krain und im Küstenland. A. Fıorı und G. Paorerrı verzeichnen diese Art als Bewohner der Berg- und Alpenregion Oberitaliens; in der Schweiz bewohnt die- selbe nach H. Scnisz und R. Kerner Bergwälder und ist dort, wie sich aus Curısr’s „Pflanzenleben* ergibt, ebenfalls ziemlich verbreitet. /weifellos würden diese Angaben, wenn man die Vorkommens- verhältnisse des Baumes überall bis ins Detail verfolgen wollte, noch ganz wesentliche Einschränkungen erfahren; doch dürfte sich ein solches näheres Eingehen kaum irgendwo für die Frage nach den Lebensbedingungen desselben so lehrreich erweisen, wie in dem hier zu besprechenden, geologisch wie Klimatisch überaus reich ge- Die Eibe in Tirol und Vorarlberg. 477 eliederten und dabei verhältnissmässig gut durchforschten Gebiete von Tirol und Vorarlberg. Was nun dieses betrifft, so sei zunächst eine Uebersicht der vorliegenden Daten gegeben: Vorarlberg. Bei Bregenz (Sauter b. Hausmann, Fl. v. Tirol p. S05 ete.) und von da südlich längs der Bergabhänge des Rhein- thales bis Balzers in Liechtenstein (Haster, Krmp in Oesterr. bot. Zeitschr. 1873 p. 119, Ziumermanx in Progr. Realsch. Dornbirn 1895 p- 3, Sarnth.); Bregenzerwald: zwischen Reute und Schnepfau (Granz in Oesterr. bot. Zeitschr. 1864 p. 86), Grosses Walserthal: St. Gerold (Brunm in Feldkircher Zeitg. 1866 p. 127, 123), Alpe Itscherney bei 1170 m, darunter ein sehr grosser Baum (SeEnprxer, Veget. Verh. Südbayerns [1854| p. 519), für das Bad Rothenbrunnen von LAURENTIUS GRUEBENNANN in seiner Beschreibung desselben [1651] p. 3 als „Ybenholz“ angegeben; Bludenz (Hasrer). Hieher die „Ibau*- Alpe bei Gaschurn in Montavon '). Ausserferngebiet. Elbigenalp (Morun), Plansee, Stämme von 18—20 cm Durchmesser (Arsornp in Verh. zool. bot. Ges. Wien 1896 p. 127), Bichlbach, Lähn (Heıvweser), Fernpass (Rrısach b. Hausm., Fl. v. Tirol p. 1484). Oberinnthal. Salvösenthal bei Imst (Lurrerorrı b. Hausm., Fl. v. Tirol p. 805), Nassereit (HELLWEGER). Umgebung von Innsbruck. Gaisthal in Leutasch (Herr- weszr), zahlreich in den Gebirgsthälern bei Zirl (ScHeikıne), im Thale der Kranebitter Klamm bei 600—1300 m (ScHörrer, Fl. oeni- pontana [1805] p. 355, HEUFLER in Tiroler Bote 1841 p. 4, Kerner etc.), und von da längs des Südabhanges der Solsteinkette (Kerner, Darua Torre, ScHorz), im Hallthal an lawinenfreien Stellen (Gren- BLich in Oesterr. bot. Zeitschr. 1880 p. 45), einzeln durch die ganze Vorder- und Hinterriss, an der Nordwestseite des Plumsjoches noch ein schöner Baum bei 1352 m, Georgenberg (Kerner). — Südlich des Inn: in der Sillschlucht am Sonnenburgerhügel, Thonglimmer- schiefer (ScHöPpreEr 1. €., HEUFLER Mser., SaryTH.), Gschnitz am Fusse der Theissspitze, Dolomit 13—1400 m (Kerner), Wattenthal, Thon- elimmerschiefer mit Kalkeinlagerungen (Prcnter in Hausm. Mser.). Unterinnthal. Plumsjoch gegen Achenthal ein Baum, zwischen Achensee und Steinberg (Kerxer), „Urwald“ in Steinberg !, Ueber den berühmten, angeblich 1000 Jahre alten Eibenbaum im Fried- hofe von Tosters bei Feldkirch vergl. Darza TorRE, K. W. v., die volksthümliehen Pflanzennamen ete. (1888) p. 68. 478 LUDWIG GRAF VON SARNTHEIN (Kerser, Pflanzenleben d. Donauländer [1863] p. 221, 307), Ampen- moos am Sonnwendjoch, Brandenberg, sogar in Beständen (Prcn- LANER), im Moosenthale und am Stadtberg bei Rattenberg (Läxsst b. Havusm., Fl. v. Tirol p. 1484), zwischen Kundl und Wörgl (Korvra), verbreitet um Kufstein, beiderseits des Inn (BErNDoRFFER in Horpr, Bot. Taschenb. 1796 p. 126, J. Zimmerer, Kerner, Horer in 2. Ber. Ver. Schutze der Alpenpfl. p. 35), Zillerthal: Hollenzer-Berg bei Mayrhofen, © Bäume (Korura); der Thonglimmerschiefer ist ‘dort von krystallinischem Kalk durchzogen. (Gebiet um Kitzbühel. Am Kaisergebirge und bei Kössen (Unser, Einfl. d. Bodens p. 294); hieher auch „Eibenthal“, Einzelhof in der Gemeinde Kirchberg, Viertel Sonnberg. Drauthal. Bei Lienz im Kalkgebiete der Südseite (Honex- warTH in Schrift. Ges. naturf. Fr. Berlin 1785 p. 398, RAUSCHENFELS in Sammler f. Tirol III [1808] p. 164, Scr&rrz b. Havsm., Fl. v. Tirol p. 505, Kerm in Verh. zool. bot. Ges. Wien 1859 p. 163). Im Nocegebiete jetzt nur bei Dermullo (Saryrn.) und Castel Brughier (Hrurter b. Havsm., Fl. v. Tirol p. 805) beobachtet; Marrıouı sagt noch von dieser Pflanze: „Nascitur frequens in Ananiae vallis montibus |Nonsberg] saxosis ac praeruptis loeis inter abietes et piceas“ (Comment. ed. 1565 p. 1100) und: „provenit frequens in Tridentinis montibus, praesertim in Ananiae vallis et Flemarum |Fleimstal], ubi ea inter ingentes abietum, picearum, pinorum et laricum sylvas numerosa conspieitur* (ed. 1585 p. 1157). Hieher wohl auch „Cis“, Dorf nördlich von Cles und „Nasoi“ [Nasso dial. für Tasso|, Einzelhof bei Dardine im unteren Nonsberg. Umgebung von Bozen. Sarnthal: ein einzelner Baum vor Navisbruck, Porphyr (Hausm. Mser.), Ritten: gegen Sarnthal bei Siebenpfarr und Nerderer, auch, doch selten bei Rothwand nächst Lengstein, Porphyr (Havsm., Fl. v. Tirol p. 805), Tiers (Leysoro ibid. p. 1484), ziemlich häufig im Eggenthale (SrrLos bei Havsm. Mser., Koruna). Bei Bozen nicht mehr sicher wildwachsend zu constatiren, dagegen häufig angepflanzt, so zwei Bäume beim Raniglerhofe (Hausm. l. e. p. 805, Prarr). Der von Hausmann im Mser. erwähnte, „pracht- volle, wohl mehr als hundertjährige Baum“ beim Wolfenhofe unter- halb Kampenn, welcher dort ein „Zeuge der ehemaligen Wald- bedeckung* genannt wird, ist nach Mittheilunge von Hr. Dr. W. Prarr vor wenigen Jahren verschwunden. Oberhalb Kalditsch (Faconmi bei Ausrosı, Fl. Tirolo merid. II p. 28), an den Gehängen des Cislon (Greneer, Exeurs. auf Joch Grimm [1867| p. 3), oberhalb Margreid Die Eibe in Tirol und Vorarlberg. 479 und um Salurn (Havsm., Fl. v. Tirol p. 805, Prarr). Im Buchholz daselbst war noch vor wenigen Jahren ein schöner hochstämmiger Bestand, welcher jedoch gefällt wurde (Forstrat KircHLECHNER). Fleimsthal. Siehe oben bei Marrriouı; oberhalb Ziano (Fac- cHısı 1.€.p. 28); hieher auch „Cisa“, ein Einzelhof bei Stramentizzo. Primör: Bei Tatoga ebenfalls früher ein jetzt geschlagener Complex ansehnlicher Bäume (KircHLEcHxER). Judicarien. Tione, Bondo, Comano auf Kalk (Sarxrn.), zwischen Uondino und Val Lorina (FrAvEnFELD in Verh. zool. bot. Ges. Wien 1869 Sitzber. p. 60), Val Vestino (Leysorn in Flora 1854 p. 136), unterhalb Persone (Faccnmt bei Anusrosr, Fl. Tirolo merid. 11.P.-28). Umgebung von Trient. Bei Cadin und Masetto nächst San Michele, Wäldchen bildend (Havsm., Fl. v. Tirol p. 805), bei Fai (Gerur, Prospetto p. 190), Soprasasso 200 m (Val di Lievre), Buco di Vela (Sartoreıuı, Alb. indig. [1816] p. 430 ete.), Povo (Perısı Statistica del Trentino |1852] p. 455). Val Sugana. Valle di Sella (Sarrorzrur 1. c. p. 430), in Sorasalmo, ai Vanezzi (Amsrosr, Fl. Tirolo merid. II p. 28); im Val Tesino, welches vielleicht nach diesem Baume seinen Namen führt: „una volta dicevasi Taxinum e forse da quell’ albero (Taxus baccata L.), che vi eresce e in passato abbondava” (Ausrosı in Ann. soc. alp. trident. 1877/78 p. 16). Unterstes Etschgebiet. Bei Garniga nuova (Geımı in Bull. soc. bot. ital. 1900 p. 76), Rovereto, in schattigen Wäldern selten, z. B. bei San Colombano längs des Leno, (G. Cogerrr in XVII. Pubbl. civ. museo Rovereto p. 23), Gebirge um Ala und Avio (Ürıstorortr bei Havsm., Fl. v. Tirol p. 805, Ansrosı, Fl. Tirolo merid. I. p. 28, Goran in Bull. soc. bot. ital. 1894 p. 266). Trägt man die hier verzeichneten Localitäten auf einer die geologischen Verhältnisse des Landes darstellenden Karte auf, so sieht man, dass ein vom Rheinthale durch Vorarlberg und die nörd- lichen Kalkalpen Tirols ziehender Streifen, in Südtirol ungefähr ein Dreieck: Val Vestino-Sarnthal-Primör, dann die centralalpinen Punkte Sonnenburger Hügel, Gschnitz, Wattenthal und Mayrhofen, endlich Lienz bedeckt werden. Daraus ergibt sich zunächst, dass die Eibe zweifellos als ein Kalkbewohner ersten Ranges anzusehen ist. Die Standorte in den Centralalpen zeigen Kalkbeimengung oder reinen krystallinischen Kalk und beherbergen auch sonst eine Reihe von ausgesprochenen Kalkpflanzen; das Vorkommen in dem ebenfalls +80 LupwıG GRAF VON SARNTHEIN viele Elemente der Kalkflora aufweisenden Porphyr ist aus dem Kaligehalte des Gesteins sowie durch die vielfachen Kalkeinschlüsse desselben zu erklären. Wir vermissen die Eibe aber nicht nur, obige Vorkommnisse abgerechnet, im Raetikon, im Silvrettastocke, im den Centralalpen von Engadin bis zum Geisstein und Grossglockner, in den Graniten nd Schiefern der Südalpen, sondern auch im Ortlerkalk und in den südöstlichen Dolomiten südwärts bis zum Avisio. Ganz besonders das letztere Verhalten führt uns auf eine auf- fallende Analogie mit jenem der Rotbuche (Fagus silvatıca L.). Die merkwürdige, scharfe und weitgehende Trennung des Areals dieser letzteren durch die Hochgebirge des mittleren Tirol, eine Erscheinung von geradezu fundamentaler Wichtigkeit für die Ge- staltung der Landesflora, ist zwar anscheinend im Wesentlichen durch Ursachen chemischer Natur bedingt, zeigt aber gerade durch den Verlauf der beiderseitigen Vegetationslinien, dass hiefür das Substrat keineswegs von ausschlaggebender Bedeutung ist. Ganz im Gegensatze zu dem so oft hervorgehobenen Kalk- bedürfnisse dieses Baumes vermeidet derselbe die Kalkgebirge West- tirols, die krystallinischen Kalke der Stubaier Gebirgsgruppe, ja selbst einen kleinen Theil der Lechthaler Kalkalpen, dringt dagegen unbehindert in den Schiefer und Granit des Adamellostockes ein, während seine Grenze im Südosten wieder mitten durch die vene- tianischen Dolomitgebirge: Valsugana-Primör-Cortina-Krenzberg (in Sexten)-Lienz verläuft. | Wenn wir nun betrachten, wie dem Areal der Buche im Osten Europas durch jene Verhältnisse, welche man unter dem Ausdrucke „Continentalklima“ zusammenfasst, eine Grenze gesetzt wird, ferner wie sich andererseits die temperirenden Einflüsse der Seen am Süd- rande der Alpen in dem Hinaufrücken der immergrünen Mediterran- flora bis über den 46. Breitegrad und bis zu 400 m Meereshöhe bekunden, wenn wir weiter die höchst auffälligen Gegensätze der Veeetation beiderseits des den feuchten Westwinden entgegen- stehenden Arlberges ins Auge fassen, so wird es uns erklärlich, dass die Verbreitung der Buche und damit auch mehr weniger jene einer Reihe ihrer Begleitpflanzen, zu welchen auch trotz des entschieden weit stärkeren Kalkbedürfnisses und der nicht absolut vollständieen Congruenz der Areale!) die Eibe gerechnet werden ', Die wichtigste Differenz dürfte das Fehlen der Eibe im Urgebirge des Adamellostoekes ausmachen; andererseits fehlt die Buche im Gschnitz-, im Die Eibe in Tirol und Vorarlbere. 481 muss, in erster Linie von klimatischen Einflüssen bestimmt wird, welche im Sinne einer Milderung der Temperaturextreme wirken. Diese Frage genauer zu untersuchen, was insbesonders auf Grund positiver meteorologischer Daten geschehen müsste, Kann nicht die Aufgabe gegenwärtiger Zeilen sein; doch möge mit den- selben darauf hingewiesen werden, welche Wichtigkeit solchen Studien für die pflanzengeographische Erforschung der Alpen zu- käme. Watten- und im oberen Fleimsthale; bei Innsbruck zeigt dieselbe wieder ein analoges Vordringen in das Sillthal (bis Unterschönberg) und merkwürdigerweise auch im Zillerthal ein inselförmiges Auftreten unweit des isolirten Eibenstand- ortes bei Mayrhofen (im Vorderdux und im vordersten Zemmgrunde); zwei weitere isolirte Punkte sind die Pontlatzbrücke bei Prutz (hier vielleicht auf ursprüngliche Anpflanzung zurückzuführen, vielleicht als „Reliet“ zu erklären) and St. Martin in Passeier. Ascherson, Festschrift. 31 XL. Beitrag zur Kenntnis eines im Wasser lebenden Discomyceten von (4. Lıxpav - Berlin. Im Jahre 1863 fand Ü. KauLcHhBrenner bei Wallendorf im Zipser Komitat in Oberungarn einen Discomyceten, der durch sein Vor- kommen sehr ausgezeichnet war. Er wuchs nämlich unter Wasser auf dem Rasen der Alge Oocardium stratum an Steinen. Wegen der gelatinösen Beschaffenheit des Hymeniums, dem fast völligen Fehlen des Exeipulums und den eigentümlichen fast zweiteilig aussehenden Sporen gründete er darauf die neue Gattung Peltidium Kalehbr.’) mit der Art P. oocardıi. Einige Jahre später fand P. A. Karsten bei Mustiala in Finnland auf in Wasser liegendem Kiefernholz einen ähnlichen Pilz, den er als Varietät ligniaria zur KALCHBRENNER’Schen Art stellt.) Diesen Pilz identifiziert er später vollständig mit Peltidium oocardıi?) und zieht damit seine Varietät ein. Üooke Stellt denselben Pilz in seiner Myeographia *) zu Peziza und bildet ihn ab; zugleich gibt er als weitere Fund- orte Österreich und Deutschland an. Leider führt er für diese Angaben weiter keine Belege an, so daß sie bereits von Reuım mit Recht angezweifelt sind. Die Färbung der Apothecien ist nicht richtig wiedergegeben und es ist nicht ersichtlich, woher CooxE Angaben über orangerote Färbung der Scheibe hat. ') Mathem. 6s termeszettud. Közlemenyek. Pest. II. 157 (1862) Fig. 15; l. e. III, 242 (1865); Rapennorst Fungi eur. n. 521 (1863). °) Peziza oocardii var. ligniaria in Monogr. Pez. p. 129; Fungi Fenn. exs. n. 636, ') Myeologia fennica I, 84 (1871). ‘) Mycograph. p. 28 Taf. 47 (1879) (vgl. auch Grevillea III, 186 (1875) Fir. 207). Beitrag zur Kenntnis eines im Wasser lebenden Diseomyceten. 483 Im Jahre 1882 behandelt dann Fr. A. HazsuınszeyY') die Gattung Peltidium und stellt dazu 4 Arten, P. Cookei (= Humaria oocardıı Cooke in Mycogr.), P. oocardır Kalchbr., P. ligniarıum Karst. und P. tremellosum n. Sp. Damit unterscheidet er also den Coore’schen Pilz von dem Karchgrenser'schen und erhebt gleichzeitig die Karsten’ sche Varietät zu einer be- sonderen Art. A. Mmks”°) teilt über den finnischen Pilz einige Beob- achtungen mit, die indessen über die Karsrten’schen nicht hinausgehen. H. Reum hat in seinen Discomyceten’?) die drei ersten von HazsLınszky unter- schiedenen Arten wieder vereinigt und als Humarıa oocardii (Kalchbr.) Cooke bezeichnet. Deutsche Exemplare hat er nicht gesehen und er bezweifelt die diesbezüglichen Angaben bei ÜooRE, die später auch in Saccarno’S Sylloge ') übergegangen sind. Dies ist in Kürze die Geschichte der Art, die wegen ihres einzigartigen Vorkommens im Wasser Beachtung verdient. Im vorigen Jahre erhielt ich durch Herrn Prof. Dr. Korkwırz einen Pilz, den er selbst aus der Tiefe von 8 Metern auf Reisern an der Tal- sperre bei Remscheid im September 1903 mit dem Grundhaken hervor- geholt hat.’) Schon die erste Unter- suchung zeigte, daß der deutsche Pilz mit dem finnländischen die genaueste Übereinstimmung zeigte, so daß an der Identität der beiden Pilze nicht 1) Öster. Bot. Zeitschr. XXXII, 7 (1882). 2) Symbol. lieh.-mye. I, 72 (1881). 3) Dise. in RABenH. Kr. Fl. p, 954. 4) Syll. Fung. VIII, 144. 5) Die betreffenden Zweige waren im Juni 1903 ins Wasser gesenkt worden. OD In LI Se: in Humaria oocardü (Kalchbr.) Cooke. 1. Stick eines Zweiges mit drei Apo- thecien. Nat. Gr. dreifach vergr. 3. Apotheeium *ı. Schlauch 3,. 5. Schlauch °°.. 31* 2. Ein Apotheeium, Sehnitt durch ein 4. Achtsporiger Sechszehnsporiger 6. Zwei reife Sporen *"|.. 484 "G4. Liwpau zu zweifeln ist. Anders dagegen liegt die Frage, ob er mit P. oocardii aus Ungarn übereinstimmt. Auch hier möchte ich mich in bejahendem Sinne entscheiden. Die kurze aber klare Beschreibung KALCHBRENNER'S Stimmt vorzüglich. So sagt er z. B. „disco orbieulari, placentiformi, substrato arcte adnato, per ascos erumpentes exasperato. Exeipulum non discretum“, alles Eigen- schaften, die aufs genaueste zutreffen. Ebenso paßt auch die Abbildung, welche KALcHBRENNER gegeben hat, in ausgezeichneter Weise, desgleichen die Maße der Sporen. Ich stimme deshalb Karsten bei, wenn er beide Pilze in eine Art vereinigt. Im folgenden soll der Pilz, wie er mir vorlag, noch einmal genau beschrieben und die weitere Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt werden. Die Fruchtkörper stehen weit zerstreut auf der Oberfläche der etwa bleistiftdicken Reiser (Fig. 1). Manche von ihnen sind mit einem fädigen Filz umgeben, der durch daran hängende Algen und Erdteile dunkel gefärbt erscheint. Er besteht aus septierten, ziemlich inhaltsarmen, hyalinen bis hellbräunlichen Fäden, deren Dieke von 11—23 u schwankt. Die Septen sind ziemlich weit von einander entfernt, so dab lange, in der Länge sehr variierende Zellen entstehen. Man könnte vielleicht über die Zugehörigkeit (dieses Mycels zu unserem Pilze in Zweifel sein, aber da der Filz sich nur in der Nähe der Fruchtkörper, allerdings nicht bei allen findet, so unterliegt es für mich keinem Zweifel, dab die Mycel- fäden die Unterlage der Fruchtkörper bilden. Das Mycel selbst sieht ganz so aus, wie die Fäden, welche bei anderen Discomyceten, die auf Erde wachsen, die Nachbarschaft der Fruchtkörper über- ziehen. Die Fruchtkörper selbst sind etwa 2—5 mm breit und 1—2 mm hoch und sehen wie eine Linse mit abgerundeter Kante aus (Fig. 2). Sie sitzen ganz flach auf dem Substrat auf und zeigen eine gewölbte Scheibe, die bis an das Substrat reicht. Von einem Exeipulum ist daher bei den reifen Apothecien nichts zu sehen. Die Farbe ist weib bis bräunlich und scheint sich in Alkohol Kaum zu ver- ändern. Auf Schnitten sieht man oben das gewölbte breite Hy- menium, darunter ein von locker verflochtenen Fäden gebildetes Hypothecium, das an der Basis in eine schwarze undeutliche Schicht übergeht, die aus Fadenresten und Schlammteilchen besteht. Die ig. 3 zeigt einen Schnitt durch einen Fruchtkörper. Beitrag zur Kenntnis eines im Wasser lebenden Discomyceten. 485 Der ganze Fruchtkörper ist gelatinös und das Hymenium sieht wie flaumig behaart aus. Dies entspricht ganz der KALCHBRENNER- schen Beschreibung, nur daß nicht die Schläuche, sondern die stellenweise etwas hervorragenden Paraphysen die Rauhigkeit der Oberfläche verursachen. Das Hymenium besteht aus zahlreichen reifen Schläuchen und sehr zahlreichen Paraphysen. Zwischen diesen wachsen massenhaft junge Schläuche vom Grunde des Hyme- niums empor, wodurch wohl die gewölbte Gestalt der Scheibe und das Zurückdrängen des Exeipulums nach unten hin sich am ein- fachsten erklären läßt. Die reifen Schläuche (Fig. 4) sind lang zylindrisch, 370—400 u lang, am Scheitel abgerundet und mit ganz gleichmäßig dieker Membran versehen. Die Breite beträgt fast genau 15—16 u. Die S Sporen befinden sich im oberen Drittel oder Viertel des Schlauches und sind fast immer genau einreihig gelagert. Sie sind eiförmig, an beiden Enden gleichmäßig abgerundet und messen 19—23 u in der Länge und 11,5—13,5 u in der Breite (Fig. 6). So lange sie jung sind, ist ihre Membran sehr dünn und sie zeigen im Innern zwei kleinere, seltener nur einen Öltropfen. Bei der Reife aber verdickt sich die Membran bis zu 1,5 u und wird dann leicht hellbräunlich. Im Innern enthalten sie dann ausnahmslos zwei große Öltropfen, die sich an ihrer Innenseite so fest an und über einander legen, daß fast der Eindruck einer Scheidewand zustande kommt. Daher erklärt es sich auch, wenn Karsten die Sporen „spurie uniseptatae* nennt. Unter den vielen hunderten von Schläuchen, die ich gesehen habe und die stets 8 Sporen der geschilderten Art enthielten, fanden sich nun aber äußerst selten auch solche mit 16 Sporen. Diese Schläuche sind wie die anderen gebaut, die Sporen aber messen bei gleicher Gestalt nur 11,5 u in der Länge und 7,5—S u in der Breite. Sie enthalten nur einen Öltropfen (siehe Fig. 5, wo die Öltropfen nicht mitgezeichnet sind). Diese 16 Sporen können natürlich nur so entstanden sein, dab sich die Askenkerne viermal simultan teilten, statt dreimal, nicht aber etwa durch nachträglichen Zerfall der 8 Sporen. Die Paraphysen sind fädig, septiert und verzweigen sich höchstens am Grunde, Verzweigungen in der oberen Hälfte habe ich nie gesehen. Sie haben einen Durchmesser von etwa 3,5—4 u und schwellen an der Spitze stumpf keulig an und besitzen hier einen Durchmesser von 6,5—9,5 u. Die keulige Anschwellung 486 G. Linpau: Beitrag zur Kenntnis eines Discomyceten. wird durch etwas dunkleren Inhalt hell bräunlich gefärbt. Jod bläut weder die Paraphysen noch die Schlauchmembranen. Es entsteht nun die Frage, ob wir es hier mit einer stets im Wasser lebenden oder nur gelegentlich vom festen Lande ins Wasser verschleppten Art zu tun haben. Der letzte Fall wäre ja denkbar, da die Reiser, auf denen die Fruchtkörper sitzen, zuerst auf dem Lande gelagert hatten. Indessen sprechen doch viele Anzeichen dafür, daß es sich hier um eine typische Wasserform handelt. Wenn der Pilz nur gelegentlich ins Wasser verschleppt würde, dann müßten seine Fruchtkörper entschieden einen patho- logischen Eindruck machen, wie man dies häufig an Apothecien sieht, die ins Wasser geraten sind. Im Gegenteil gewinnt man den Eindruck der höchsten Üppigkeit, wofür die massenhaft neu emporwachsenden jungen Schläuche und das äubere Aussehen der Fruchtkörper sprechen. Allem Anschein nach ist die Art sehr weit verbreitet, aber bisher nur höchst selten gefunden. Bisher wurde sie nur im flachen Wasser, aber noch niemals so tief unter der Oberfläche aufgefunden. Dieser gelegentliche Fund gibt von neuem Veranlassung, dem Studium der im Wasser lebenden Pilze eine erhöhte Beachtung zu schenken, da es höchst wahrscheinlich ist, daß noch eine ganze Reihe von ähnlichen Pezizaceen existiert, die sich an das Leben im Wasser angepaßt haben. Es würde ein interessantes Studienobjekt bilden, die Physiologie dieser Formen näher aufzuklären. XLI. Die hochalpinen Floren Ost-Asiens von L. Dıeus-Berlin. Über die Flora des ostasiatischen Gebietes ist dank der Tätig- keit eifriger Reisender und Sammler in den letzten Jahrzehnten unsere Erkenntnis vielseitig gefördert worden. Die botanische Er- schließung von Inner-China hat die Beziehungen der ostasiatischen Einzel-Floren in helleres Licht gerückt; sie hat alte Zweifel be- seitigt und manches neue Problem auftauchen lassen. Plastisch sehen wir vor uns, wie der boreale Sommerwald sich aus der tropischen Grundmasse der südasiatischen Monsun-Region herauslöst in floristischer und physiologischer Richtung. Nicht ohne Über- raschung bemerken wir, wie trefflich sich in Formen-Reichtum und verknüpfenden Zusammenhängen das „arktotertiäre“ Element der heutigen Pflanzenwelt in jenen Ländern erhalten hat. Als vorläufiges Ergebnis der floristischen Analyse Mittel-Chinas durfte ich es unternehmen, eine zeitgemäße Gliederung des ost- asiatischen Gebietes vorzuschlagen. In meiner „Flora von Central- China“ in ExeLer’s Botan. Jahrbüch. XXIX (1901) p. 649—652 habe ich die Bestandteile dieses Gebietes kurz charakterisiert, und ohne mich auf Grenzstreitigkeiten einzulassen, den Versuch ge- macht, den gegenseitigen Beziehungen der einzelnen Provinzen ge- recht zu werden. Am bedeutungsvollsten von ihnen allen erscheint uns Ost- Tibet. Wir erinnern uns der allgemein geographischen Rolle dieses immensen Gebirgslandes: wie es die drei Struktur-Linien sammelt, die das Baugerüst des ganzen südöstlichen Asiens bestimmen; wie es den vier gewaltigsten Strömen ihren Ursprung gibt, welche den fruchtbarsten Anteil des Kontinentes durchziehen. In ähnlicher Weise wirksam bis in weiteste Fernen finden wir seine Flora und 488 L. Dies Vegetation. Die Gebirge gegen Westen hin, insonderheit der Himalaya in seiner gesamten Erstreckung, erscheinen dem östlichen Tibet mehr oder minder tributär. Anderseits Zentral-China und ‚Japan tragen kaum minder deutlich die Zeichen ihrer Abhängiekeit von den mächtigen Massiven des Westens. Freilich zeigen die floristischen Verhältnisse, in der diese Ver- kettung zum Ausdruck kommt, mancherlei Wandlungen und Ver- schiebungen, wie sie rein geographisch bedingt sind. Die Grund- masse ist wohl gleichartig, aber die Einzelformen ändern mit dem räumlichen Abstand: und zwar ändert sich alles schneller in den schroffen Hochländern, als im Mittelgebirge, wo mabßvolle Abstufung waltet. Darum, „wenn der Himalaya einerseits, Zentral-China-Japan anderseits reduzierte Derivate der Ost-Tibet-Flora besitzen, so ist so viel schon ausgemacht, dab Zentral-Chma und ‚Japan sich ein- ander viel näher stehen, als der Himalaya einem von beiden: dab beide, an sich gleichwertig, in höherem Sinne recht gut in Ver- einigung gebracht werden könnten“.') Diese starke Näherung von Japan und Mittel-China ergibt sich aus dem Studium der gesamten Waldflora, der mannigfaltigen (Ge- hölze sowohl wie des niederen Unterwuchses. Bisher läßt sich aller- (dings bei der Dürftigkeit brauchbaren Materiales die Florenanalyse nicht gesondert vornehmen für die einzelnen Höhenschichten der Vegetation; aber darin liegt keine übergroße Gefahr, so lange es sich um die großen Züge des Gesamtresultates handelt. Für diese bleibt der Wald mit seinen verschiedenen Zonen stets das ausschlag- sebende. Doch für ein volles Verständnis der genetischen Be- ziehungen der Provinzen und der feineren Nuancen ihrer Floren- Entwickelung kann schließlich eine Vergleichung der regionalen Aquivalente nicht entbehrt werden. Um dieser notwendigen Aufgabe eine kleine Vorarbeit zu leisten, möchte ich in eine kurze Betrachtung der hochalpinen Floren Ost-Asiens eintreten und das Verhältnis der heute er- schlossenen Gipfel-Floren erörtern. Dabei wähle ich zum Ausgangs- punkt den jüngst von P. Girarnpı durchforschten Tsin-ling-shan, und benutze namentlich das Material, welches er auf den Kuppen des T’ai-pa-shan gewann, jenes Berges, den alle Bewohner Shensis einstimmie als den König ihrer Berge anerkennen. I, Diers in Flora von Oentral-China.. Enseters „Botan. Jahrb.“ XXIX (1901) 651. Die hochalpinen Floren Ost-Asiens. 489 Etwa unter 108° ö. L. befinden wir uns im Tsin-ling-shan ungefähr auf der Mittellinie zwischen Zentral-Himalaya und Japan, also gewissermaßen im Zentrum des ostasiatischen Gebietes. Als Scheidewall für Klima, Vegetation und Völkerleben ist das Gebirge von größter Wichtigkeit. Geologisch blickt es auf hohes Alter zu- rück. Die Gipfel überragen 3000 m, stehen also den bedeutendsten Erhebungen Nordost-Chinas und Japans ungefähr gleich, sind auch ansehnlich genug, um der hochalpinen Vegetation Ost-Tibets zu- eänglich zu werden. Vergleichbare hochalpine Floren sind uns im ostasiatischen (sebiete ungefähr folgende bekannt: I. Himalaya, dessen vielleicht best erforschter Teil, Sikkim, ungefähr bei 25° n. Br., 88° ö. L. gelegen ist. Der östliche Ab- schnitt ist noch nahezu unerforscht. J. D. Hooker a. Tm. Tmomsosn, Introductory Essay to the Flora Indiea. London 1855. — J. D. Hooker, Flora of British India. London 1875—97. — A. EnGLer, Versuch einer Entwickelungsgeschichte u.s.w. Leipzig 1879 p. 121ff. — DvrHie, Report on .. . Cashmir. Rec. Botan. Survey of India I, 1 (1895). — GAmMmIE, Aceount of... Sikkim during 1892. Rec. Botan. Survey of India I. 2 (1894). II. Ost-Tibet; gegenwärtig noch auf große Strecken hin un- bekannt; besser erforscht nur die hochalpine Flora von 1. Yün-nan bei Tali und Li kiang (26° n. Br., 100° ö. L.). A. FrancHer, Plantae Delavayanae Paris 1889 u. andere Publi- kationen desselben Autors. — Forpes u. HrustLey’s Index Florae Si- nensis. London 1886 ff. (auch für alle folgenden). 2. West-Sze-ch’uan bei Ta-tsien-lu (30° n. Br., 102° ö. L.). A. FrancHer, Plantae Davidianae II. In Nouy. Arch. Mus. Hist. Nat, 2. ser. VIII-X u. andere Publikationen desselben Autors. — BUREAU und FRANcHET in Journ. de Botan. V (1891) 17 ff. — Heustey in Journ. Linn. Soe. London XXIX (1892) 298 ff. — FınEr et GAGNEPAIN, Contributions ä la Flore de l’Asie orientale d’apr&s l’'herbier du Muscum de Paris in Bull. Soc. Bot. France L (1900) 517ff. (bis jetzt nur Ranunculaceae). 3. Kan-su (37° n. Br., 100° ö..L.). Kanıtz, Botan. Result. der Expedit. des Grafen Szechenyi. Math. u. naturw. Bericht. Ungar. Akad. III (1886). — Maxımowıcz, Flora tangutica. Petersburg 1889, u. andere Publikationen desselben Autors. III. Zentral-China; heute bereits besser bekannt. Die hoch- alpine Flora erforscht im 1. Tsin-ling-shan (34° n. Br., 107—108° ö. L.). 2. Ta-pa-shan innerhalb des Fang-Distrikt (33° n. Br., 110° ö. L.) und bei Ch’eng Kon. 490 L. Dies Forses u. Heumstey, Index Florae Sinensis. London 1886 ff. — Diers, Die Flora von Üentral-China. In Englers Botan. Jahrb. XXIX (1901) 169—659. — Fıner et GAGnErAIN, Contributions ä la Flore de l'’Asie orientale in Bull. Soc. Bot. France L (1905) 517ff. (bis jetzt nur Ranunculaceae). IV. Nord-China; die Hochgebirge vielfach noch unerforscht. Die Flora bekannt vom Kamme des Siao-Wu-tai-shan (40° n Br..1160:0. 979: Minen, Spieilegeium Florae Sinensis in Journ. of Bot. 1878. — Forges und Hrumstey, Index Florae Sinensis.. luondon 18886 ff. V. Japan. Besonders: Rem, Japan Bd. Il 174ff. — T. Ichımura, Pflanzen- verbreitung in der Provinz Etehiu. Bot. Magaz. Tokyo XV (1901) Höhenregion p. 7—9. — Y. Yase, Enumeratio Plantarum Alpinarum in Monte Shirouma (36° n. Br. 137° ö. L., 35040 m) colleetarum. Bot. Magaz. Tokyo XVII (1903) 15—27. — Finer et GAGNEPAIN, Contri- butions ä la Flore de l’Asie orientale, in Bull. Soc. Bot. France L (1903) 517 ff. (bis jetzt nur Ranuneulaceae). Gipfel-Flora des T’ai-pa-shan (bis 3350 m) nach den Sammlungen von P. GIRALDT. ® ee - : Si 2 25 a > ı ee) 1. P2 es £ & | “2 Adiantum monochlamys Eat. . . - | 2 Be : + + Cryptogramme Brunoniana Wall. . + + Nephrodium polylepis Franch. . | | Polystichum moupinense Franch. . . ; | S : — lachenense (L.) Hook. .... .| 16) F ie | 5 : : Cheilanthes mysorensis Wall. ...| + Se A ER . + Neurogramme Delavayi Bak. . . - ’ x | Larise chinensis Beissn.. .. . ..| (0) ; e 2 Ba Abies Veitchü Lindl. ?). . ....| : | i . | i + . Agrostis canina L.. . .. . ne W | Eu Trisetum subspicatum (1.) P. B. iR + + Phleum alpimum L. . :"..... E= Carex Lehmanni Drejer. - . . . .| (6) Juncus luzuliformis Franch. var. . » S ‘ > AA, modicus N. E. Brown . . ... 5 : + ') Es bedeutet W West-Himalaya, OÖ Ost-Himalaya, ®, Es bedeutet K Kansu, S West-Sze-ch'uan, Y Yün-nan. ') Eingeklammerte Daten beziehen sich auf nächstverwandte Spezies. Die hochalpinen Floren Ost-Asiens. 491 S = 5 Se ee Mer ® Ü For "Hm EM hs = e) & Pre) Juncus Przewalskii Fr. Buchenau K — allioides Franch. KS = CHSTHNEUS SF en 5 : ; 3 i E= Aletris Biondiana Diels.. . (S) | — alpestris Diels (S) | Smilacina tubifera Batalın 5 i K j : x ’ Altium vietoriale L. ..... >». u L = I ER — cyaneum Regel . Ah KS : | Microstylis monophyllos nal S +| + Herminium gracile King et Pantl . Ö { Salie Biondiana v. Seemen.. . . - (+) Koenigia pilosa Max... .. . - - : In ıMKe £ : Polygonum viviparum L. E= K En A + ——rBistortas Be 3 ee el — KSV + + Oxyria digyna L. PET + S + |+ Cerastium fimbriatum BE. an 3 (K) i Lychnis apetala L.. . . - - + K E= Paeonia anomala L. ER : K 3 — Trolhus pumulus Don. .,.. ... (6) KSY NASE S ® Delphinium Maximowiezti eh: ; (K.S N) | Aconitum Fischeri Rehb. . . . . - 5 ; RN a Aconitum rotundifolium Kar. et Kir. | | var. tangutlicum Max... ..- - ; Bi. a Age: — amnthora L. var. giwum Max.. . - K e En : Anemone demissa Hook. f. et Thoms. | 6) KSY|/ + + -- Oxygraphis glacialis Bge. ge) K + Ranunculus affinis R. Br. 3. tung | USE MER ee el an. B (0) KS .. I@#) Circaeaster agrestis Max. . . . . - W -K HN Berberis dasystachya Max. . . . - : Re elle | Meconopsis quintuplinervis Reg. . - K EN". R Papaver.nudicaule L.. . ..»- - - W K =. : E= Corydalis eurviflora Max... . . » ; Kon Haß. — livida Max... .. Be i K ER a : Eutrema Edwardsii R. Ban. K Ba ee en a Cardamine tangutorum ©. E. Schulz : K EN Draba alpnaD. ... - En K x E= Viola biflora L. 5 En KSY!/+'.+|+]|+ —=Bulbosa; Maxi... 7. son smeriete : K ; Sedum crassipes Wall. . . . ....» Ö S i 4 — tenuifolium Franch. ....:. » ; a : | — bracteatum: Diels » si... ! 5 Ka | 499 L. Diers = = = 2u 2.2. ne E | as m 3 |& 1288 |e: u ee Wu 0 2 12 220 ei 49 Saxifraga sibirica L.. .»....». W Ss Banifraga sibirien Ih. » 2 + — atrata Engl. var. subcorymbosa Biopl. 2 En ae | ; (K) = Mreuus Let Re | + KS + — pseudohireulus Engl... . . . . h K -. Giraldiana Engl. 2.2: 28 s (K S) — gemmägera Engl. .:» ..... (+) x — Josephr. Engl» Zuemer t 5 REN CUhrysosplenium nudicaule Bge. K - : +. Parnassia Wightiana Wall. + S:.Y IR ee 2 Potentilla frutieosa L. - ».... 6) IKASE En | m —.rWCAPa- TE ne 6) % | B N; Sibbaldia procumbens L. . .» . . . 6) 5% | ++ Oxytropis montana L. ...... { | ER, 2 — Tapponiea ste er ee W 2 a Wikstroemia alternifolia Batal. : K | Ir Pleurospermum Giraldii Diels. . . (+) (Y) | -— Franchetianum Hemsl. . .. . (+) S Bupleurum longieaule Wall. . +. &% | Pirola rotundifoüa L. ... .. . + S | + Pie Rhododendron fragrans (Ad.) Max. +. Yr - Primula farinosa Li. =.) m | ‚ au Ä ++ — Maximowiczü Reg. ..... - | RK: + i N Androsace Hookeriana Klatt. . . k NR Eu — chamaejasme Host... .. . » Ww Ti “A K | ! } Cortusa Matthioh PB... 2.2.2, £ + + Gentiana hexaphyllla Max. . es S ’ s — crassuloides Bur. et Franch. S r — vandellioides Franch. . : . . . (SY) + (A = delonsanRxole. Eee w Kay: -r + Pleurogyne rotata Griseb,. . . - » W K a + - rotata Griseb. v. bella Hemsl. . KY + er BR Swertia bifolia Batal.. . ..... : S Dr: Halenia elliptica Don... ... . W SsY | Omphalodes trichocarpa Max. { i K j | rd Elsholtzia Stauntonii Benth. . . . W S +|+ . Veronica serpyllifoia L. . » . - - W S\ \ + — cilkata Fisch. % 4.0... 2 55 W | + —. szechuanica Batal.. .. ... -» K S $ Pedieularis Davidi Franch. . . . . i S | — :Hlicata Mi u ra 3 KS -- Biondiama Diels . . -...».. 5 | (8X): : | Die hochalpinen Floren Ost-Asiens. 493 & © € | == = Samseaısiies is = zo | Fi =) = 20 = EN Pedicularis bicolor Diels . . . . . : (ES) u. IK: Pinguicula vulgaris L. . » .» - - - 3 f Ne een Galium triflorum Michx. . . . - . A S h ee Campanula punctata Lem. . . . - ' 8% + +| + Codonopsis viridiflora Max. . . . . ; | K TEE | Lonicera Maximowiezii Rupr. . ; | 5 | + | | Aster heterochaete Benth. . . .. . W | S : ! Anaphalis Hancockii Max. . . . 3 | RK | el | Ohrysanthemum hypargyreum Diels ö 5 lien | Cremanthodium calotum Diels . 4 | | -—— reniforme Benth. ....... (6) . Senecio acerifolius ©. Winkl. . . . e K — achyrotrichus Diels .. -. . . - N (Se | : Saussurea iodostegia Hance . . . . e (S) ++ Gall Dies. u.ceus. aie.el | — acrophila Diels ...-....| \ e | Crepis Hookeriana Clarke. . . . . | Tibet Rum ı) Die Nachweise dieser Liste dürften zweifellos in allen Kolumnen, besonders aber in den Rubriken „Ta-pa-shan* und „Nord-China*, sehr lückenhaft sein. Ihre Resultate aber sind so unzweideutig, dab auch eine erhebliche Vermehrung der Daten sie nicht ab- ändern wird. Der Tsin-ling-shan erscheint in seiner Gipfel-Flora durchaus als ein Stück von Ost-Tibet, und zwar des nörd- lichen Teiles von Ost-Tibet. So wie geologisch der Tsin-ling- shan den Fortsatz und das östliche Ende des Kuen-lun darstellt, so bieten sich in der Flora seiner obersten Region frappante Analogieen zu der Pflanzenwelt, welche in den westlichen Ab- schnitten dieses mächtigen Systemes von Przewarskı und PoTAnın entdeckt wurde. Wie dort sind es niedrige Lonicera, Berberis und knorrige Rhododendron, die im Gefolge der widerstandsfähigsten Coniferen in die Zone der hochalpinen Stauden emporsteigen. Unter den weiter verbreiteten Gewächsen treffen wir hier wie dort die selben Elemente. Aber auch unter den eigentümlichen Erzeugnissen be- steht überraschende Gleichheit: Die schönen Juneus aus der Gruppe der Alpını stimmen überein, die blaublütigen Allium-Arten gehören 494 L. Dies am Ta-tung zur Alpenflora, wie am T’ai-pa-shan. Aoenigia pilosa der Przewarskıschen Sammlung hat sich bei Girarnor's Ausbeute wieder gefunden. “ Cardamine tangutorum verrät sich schon im Namen als westlicher Bürger am Tsin-ling-shan. Die niedrigen ‚Aconitum-Arten, die Steinbrech-Formen der höchsten Kuppen, die gestaltungsreiche Sippschaft von Pleurogyne von Kan-su, sie alle gehören zu der tonangebenden Gesellschaft auch am Tsin-ling-shan. Und auch mehr vereinsamte Spezies, wie die einzige Hu-Swertia Mittel-Chinas (8. bifolia), wie die kleinen Omphalodes-Arten, wie Codonopsis viridiflora: auch sie erstrecken ihren Wohnbezirk über das ganze Bereich der hochragenden Kämme des Kuen-lun von den Gegenden ab, wo das ostasiatische Klima Herrschaft über ihn gewinnt. Sie treten auf also in der Gegend des Kuku-nor und begleiten die Ketten bis zum östlichsten Tsin-ling-shan. Wie weit die Differenzierung der Vegetation innerhalb von Ost-Tibet selber reicht, läßt sich bei dem durchaus unzulänglichen Materiale noch nicht näher prüfen. Immerhin aber darf schon betont werden, dab gegenwärtig der Tsin-ling-shan dem Westen und Nordwesten ungleich näher zu stehen scheint, als den südlicher gelegenen Landschaften Ost-Tibets. Der T“ai-pa-shan liegt von Ta-tsien-lu, im westlichen Sze-ch'uan, ungefähr ebenso weit entfernt, als von jenen Gegenden Kan-su’s, wo PRZEWALSKI ge- sammelt hat. Trotzdem erweist sich seine Verwandtschaft zum westlichen Sze-ch’uan vorläufig ganz bedeutend eeringfügiger, in positiver Hinsicht sowohl wie in negativer. Ohne einstweilen all zu großes Gewicht auf statistische Fixierung dieser Verhältnisse legen zu wollen, möchte ich doch darauf hinweisen, wie gering die Zahl der nur in S gesammelten T“ai-pa-shan-Pflanzen ist, im Ver- gleich zu der Menge der nur für K ermittelten Spezies. Dab die Beziehungen zu Yün-nan und dem Himalaya weniger innige sind, ergibt sich ja von selbst aus räumlichen Ursachen. Was jedoch den Himalaya betrifft, so gewinnt er ein eigentümliches Interesse durch die Annäherung seines Nordwestens an das nord- östliche Tibet und die angrenzenden Teile Chinas. Ich hatte einige Fälle dieser Kategorie bereits früher!) hervorzuheben. Als neue Beispiele reihen sich ihr ein: Papaver nudicaule, Sarifraga sibiriea, Cortusa Matthioli, Gentiana detonsa, Aster heterochaete, Sie zeigen, dab es sich um Pflanzen von weiter Verbreitung handelt, die jedoch ', Driers in Flora von Central-China, |. e. p. 646 1, Die hochalpinen Floren Ost-Asiens. 495 in den östlichen äußeren Himalaya und z. T. auch in das südliche Ost-Tibet nicht eingedrungen sind. Beachtenswert vor allen aber in derselben Gruppe ist Circaeaster agrestis, eine Pflanze, die sich schon durch ihre systematische Distinetion von den übrigen bedeutsam unterscheidet. Dieses eigentümliche Hochlands-Gewächs, das ich mit ÖLıver am ehesten für eine stark reduzierte Form des Coptis- Typus halten möchte, war bekannt aus dem Nordwest-Himalaya und — weit getrennt davon — von Kan-su. Girauprs Fund läßt uns die Grenze ihres Areales noch weiter nach Osten verschieben. Möglicherweise findet sich das unscheinbare Kräutlein noch in Tibet selbst; dann wäre es geradezu eine Charakter-Pflanze des gesamten Kuen-lun-Systemes. Die lebensfeindlichen Zustände, die das gegenwärtige Klima von Mittel-Tibet schafft, läßt kaum erhoffen, eine größere Reihe solcher „Kuen-lun-Typen* — im strengsten Sinne des Wortes — aufzubringen. Wenn aber das enorme Alter dieses Rückgrates von Hoch-Asien seiner Pflanzenwelt besondere Teilnahme sichert, so konzentriert sich ein hohes Interesse auf die Höhen-Flora seines östlichen Abschnittes, von Kansu zum Tsin-ling-shan, die einzige, die heute unter ersprießlicheren Bedingungen existiert, die Erbin uralten Bodens und klassischer Stätten der Floren-Geschichte. Nach Osten setzt sich die typische Tsin - ling - shan-Flora größtenteils fort auf den Höhen des Ta-pa-shan, wo Hexky und Fırees noch bis zu Kuppen von rund 3000 m vorgedrungen sind. Sie stellten Arten fest, wie Juncus luzuliformis var. modestus, J. modieus, J, allüoides, Microstylis monophyllos, Pleurogyne rotata var. bella, Saussurea twodostegia, welche charakteristisch genug die grosse Abhängigkeit dieser Berge vom Westen belegen. Freilich sind die Sammlungen vorläufig noch viel zu geringfügig, um die zweifellose Abnahme der hochalpinen Flora gegen Osten hin quantitativ zu bestimmen, oder entscheiden zu wollen, inwieweit etwa sich eigentümliche Neu-Bildungen in den hohen Regionen dieser Ketten östlich vom T'sin-ling-shan entwickelt haben. Viel dürfte in dieser Hinsicht nicht zu erwarten sein: das lehrt schon der Tsin-ling-shan und seine Hochgipfel selbst, wenn wir seinen eigenen Endemismus untersuchen. Es sind nur etwa 15 Arten auf unserer Liste, die sich von allem Bekannten besser aus- geprägt unterscheiden. Aber keine einzige dieser Spezies hat etwas besonders Individuelles aufzuweisen, wie es in der Flora der tieferen Regionen am Tsin-ling-shan doch mehrfach vorkommt, und wie es +96 l.. Diers in den verschiedenen Abschnitten Ost-Tibets durchaus nicht so selten der Fall ist. Vielmehr ergibt sich überall ein unverkennbarer Anschluß: entweder an Bewohner der unteren Lagen (z. B. hei Saussurea), oder an Formen, die für Ost-Tibet bezw. seine Fort- sätze am Himalaya charakteristisch sind. So gliedert sich Sazwi- fraga Giraldiana Engl. am nächsten an S. egregia Engl. an, die in Kansu heimisch ist. Pleurospermum @Giraldii Diels ist ver- schwägert mit einer durch den westlichen Himalaya und Tibet ver- breiteten Gruppe der Gattung. Die hübsche Pedieularis bicolor Diels findet ihren Platz neben der von Przrwarskı entdeckten P. armata Maxim. des Hochlandes von Kansu. Cremanthodium mit seiner neuen Art ist gleichfalls ein unverkennbar nach Ost-Tibet weisender Typus. Ob also die weitest verbreiteten Arten uns leiten; ob wir die am engsten lokalisierten Formen betrachten; stets bleibt der gleiche Eindruck: Die hochalpine Flora des T'sin-ling-shan stellt eine Fort- setzung der westlich benachbarten Gebirgs-Vegetation dar. Sie besteht aus denselben Elementen wie die Höhenflora Ost-Tibets, nur daß dieser gewaltige Gebirgsknoten natürlich seine Pflanzen- welt in allen Regionen viel reicher und mannigfaltiger hat aus- eestalten können. Diesem westlich gewandten Charakter der Tsin-ling-shan-Flora entspricht die Verarmung ihres Bestandes in den Gebirgen Nord-Chinas. Was wir von dem Kamme des Siao-Wu-tai-shan kennen, und was die anderen Hochgebirge dort im Nordosten des Reiches geliefert haben, das trägt noch typisch westliche Züge. Adiantum monochlamys, Delphinium grandiflorum, Aconitum anthora, Ranuneulus affinis, Eutrema Edwardsii, Primula Maximowiezü, Cortusa Matthioli, Anaphalis Haneockii und Saussurea iodostegia — diese Arten machen mit einigen weit verbreiteten Gebirgspflanzen den Gipfelschmuck jener Berge aus. Es sind lauter Bekannte vom Tsin-Iing-shan, und neben ihnen gibt es nur ganz wenige Spezies (z. B. Juncus Hanecockii), die sich dort noch nicht gefunden haben. Im ganzen ist es eine recht ärmliche Auslese, aber doch markant oenug als pflanzengeographisches Leitmaterial: Sie zeigt die östliche Ausdehnnne der osttibetanischen Hochgebirgsflora, sie bedeutet oleichzeitig aber auch ihre fernste Grenze. Denn in Japan ist sie nicht mehr vorhanden. Suchen wir in unserer Florula des T’ai-pa-shan-Gipfels die Elemente aus, welche Die hochalpinen Floren Ost-Asiens. 497 er mit Japan gemeinsam hat, so finden wir sie ausnahmlos') zu einer allgemein-borealen Kategorie gehörig. Es befinden sich Arten darunter wie Phleum alpınum, wie Polygonum viviparum, Oxyria digyna, Sıbbaldia procumbens, Pinguwicula vulgaris, sämtlich außer- ordentlich weit verbreitete Typen von ungewisser Herkunft. A priori könnte man sie nach Japan wohl von Tibet und China her gelangt sein lassen. Aber sichern läßt sich diese Auffassung nicht, manche Argumente sprechen sogar entschieden dagegen. Un- günstig für solche Annahme ist einmal die Abwesenheit vieler echt tibetanischer Elemente auf den japanischen Gebirgen. Trollius pumtlus, Meconopsis, Kutrema Edwardsii, Saxifraga hireulus, Pleurospermum, die Androsace-Formen des Tsin-ling-shan, Cortusa, Swertia bifolia, Omphalodes, Codonopsis viridiflora, Oremanthodium, Crepis Hookeriana und andere Compositen: alle diese Typen der sino-tibetanischen Hochalpen sind den Gipfel-Regionen der japanischen Inseln fremd. Umgekehrt aber fehlen wichtige Elemente des hochalpinen Niveaus Japans durchaus den Gebirgs-Floren des Festlandes, z. B. Epimedium diphyllum Lodd. Dicentra pusilla S. et Z., Geum dryadoides S. et Z., Empetrum niıgrum L., Loiseleuria procumbens Desv., Phyllodoce-Arten, Vaceinium uligi- nosum L. und V. Vitis idaea L., Schizocodon, um nur einige der im Vergleich zum inneren China eigentümlichsten zu nennen. Auf den ersten Blick mögen uns derartige Differenzen Japans nicht so auffällig dünken. Die Gebirgs-Systeme des Landes streichen ungefähr parallel zu den Zügen des Kontinentes, wodurch ein Aus- tausch nicht erleichtert scheint: solche Anordnung begünstigt Meridional-Wanderung, ist aber für westöstlichen Verkehr wenig förderlich. Selbst da, wo die tibetanisch beeinflußten Gebirge Nordost-Chinas sich am meisten der Küste nähern, ist der Weg nach Japan hinüber noch relativ weit, es liegt wenig erforschtes Bergland und das Meer dazwischen. Diese Momente sind an sich beachtenswert; in unserem Falle aber büßen sie fast ihre ganze Kraft ein, weil zwischen Japan und dem Festlande in der Wald- region eine so hochgradige Übereinstimmung besteht. Ich habe früher?) darauf hingewiesen, dab die Forschungen in Zentral- China der japanischen Flora ihren alten Alleinbesitz Stück um !) Abies Veitchii Lindl. würde allerdings eine Ausnahme bilden. Aber diese Bestimmung (nach BEıssser) ist unsicher und ohne Prüfung des Original- Materiales schwerlich anzunehmen: °®) Dıers in Flora von Central-China, 1. e. p. 640, 651. Ascherson, Festschrift. i 32 498 L. Dies Stück verringert haben. Das Grundgewebe der Wald-Vegetation ist in Japan und Mittel-China ungemein gleichartig. Und die selbständigen Fäden, die hüben oder drüben darin eingewirkt schienen, sind spärlich geworden. Diese Gleichartigkeit der Wald-Vegetation und die tief gehende Scheidung der Hochgebirgs-Floren deutet an, dab sich die Pflanzen- welt in den höchsten Regionen beider Provinzen durchaus unabhängige entwickelt hat. Als die „arktotertiäre* Flora gleichmäßig das temperierte Ostasien und Nordamerika überdeckte, besaß sie wohl noch keine einheitliche Hochgebirgs-Flora. Auf den Gebirgen der einzelnen Teile mögen sich immerhin gewisse dem Höhenklima angepaßte Gewächse aus der Masse der Gesamt- Vegetation herausgelöst haben; aber eine wirklich vielseitige und eroßartige Hochgebirgs-Flora entstand wohl nur am Rande Hoch- Asiens, im heutigen Ost-Tibet. Daß ‚Japan einzelne autochthone Gebirgspflanzen sich schuf, geht aus der Existenz eines Ypimedium diphyllum, einer Dicentra pusilla, seiner alpinen Diapensiaceen hervor. Aber die einst wohl geringe Ausdehnung wirklichen Hoch- gebirges hielt solche Tendenzen in engen Grenzen. Stärkere Be- siedelunge von der tibetanischen Zentrale her ist unter normalen Verhältnissen bei der Struktur Ost-Asiens kaum möglich gewesen. Und als daher die Glacial-Zeiten eine Verschiebung von Vegetations- Linien und Regions-Grenzen zu Gunsten abgehärteter Elemente ver- anlaßten, da war es nicht der chinesische Westen, der Japan be- reicherte, sondern die nördlichen Territorien übernahmen es, ihm neuartiee Einwanderer zuzuführen. Bereits Reıy gewann die Über- zeugung, die japanische Hochgebirgs-Flora stamme „ohne Zweifel aus Ost-Sibirien und Kamtschatka (woher sie mit den Monsunen des Winters nach Süden und durch Talwinde bergan gelangt)“.') Auf die gesamte hochalpine Flora des Insel-Reiches bezogen, dürfte diese Festsetzung zu weit gehen: da übersieht sie das autochthone Werden. Aber für die große Mehrzahl ihrer Elemente trifft sie zweifellos das Richtige. So erscheint denn in der Gegenwart die hochalpine Flora Ost- Asiens in zweierlei Gestalt: die des Festlandes eine einheit- liche Masse, offenbar ein eigenes Produkt der alten Gebirgsländer am Ostrande Hoch-Asiens — und die der japanischen Provinz, eine Bildung ganz anderer Art, ohne Beziehungen zum Festlande, ', Reıs, Japan, Bd. ll p. 178. Die hochalpinen Floren Ost-Asiens. +99 mit geringem Fond selbständigen Charakters, in ihrem Wesen be- herrscht von einem vermutlich aus Norden entlehnten Zusatz. Dies heterogene Wesen der hochalpinen Flora Ost-Asiens könnte bei seiner pflanzengeographischen Gliederung zu einem wichtigen Kriterium gestempelt werden. Man könnte versucht sein, in der abweichenden Ausbildung der Gipfel-Floren geradezu einen Maßstab ihrer floristischen Beziehung zu sehen und daraufhin z. B. den Gegensatz Japans zum Festlande scharf betonen. Die allgemeinen Erfahrungen der Pflanzengeographie aber zwingen uns, solche Ideen zu verwerfen. Sie versichern uns das Alter und die Permanenz der Beziehungen zwischen Japan und China. Für den gröbten Teil der auf den Gebirgen Japans ansässigen hochalpinen Flora lassen sie uns späte Einwanderung vermuten; sie zeigen sie uns als ein relativ junges Reis auf dem altgefestigten, einheitlichen Stamm der sino-japanischen Vegetation. An ihren weitverzweigten Konnektionen in den malayischen Tropen und ihrem Einfluß über das ganze Reich der nördlich- temperierten Zone ist auch Japan allgemein und vielfältig beteiligt. Weit entfernt also, die enge Verschwisterung der Floren Ost-Asiens verdunkeln zu können, ist das Doppelwesen ihres hochalpinen Elementes nur dazu angetan, uns die Stabilität des alten Ver- hältnisses würdigen zu lassen. Deutlich verrät sich uns in den Floren der Hochgebirge, daß getrennte Bahnen beschritten sind. Aber die Abweichung ist gering für den Effekt im ganzen, und das Gesamtbild zeigt noch kaum eine Spur des geänderten Kurses. XL. Uebersicht über die Arten und Hybriden der Gattung Soldanella von Dr. Frırz VIERHAPPER-Wien. Im Herbste des Jahres 1592 hatte Verfasser, damals Studirender am Gymnasium zu Ried in Oberösterreich, mit seinem inzwischen verstorbenen Vater Gelegenheit, AscHerson, der, vom botanischen Congresse in Genua kommend, einige Tage in Ried zubrachte, an einen natürlichen Standort der Soldanella montana, die gemeinsam mit Cardamine trifolia eine Zierde vieler Nadelwälder des Innkreises bildet, zu führen. Ascnhersox, der Soldanella montana nie zuvor in wildwachsendem Zustande gesehen hatte, betrachtete mit leb- haftem Interesse die Blätter der anmuthigen Pflanze, Verfasser aber war hochbeglückt, dem Forscher eine Freude bereitet zu haben, und erinnert sich noch heute, da er dem Siebzigjährigen dieses Excerpt aus einer dem Abschlusse nahen, mit namhafter Förderung durch die Wiener Akademie der Wissenschaften unter- nommenen monographischen Bearbeitung der Gattung Soldanella« widmet, sehr gerne an jenes kleine Erlebniss. I. Die Arten der Gattung Soldanella. A. Trichome der Blattstiele im Alter schwindend. Blattspreiten klein (mittlerer Durchmesser unter 1 cm), seltener mittel- gross, kreisrund oder rundlich-nierenförmig, mit seichter Basalbucht oder ohne solche, nicht gekerbt, am Rande mit wenigen Epithem-Hydathoden, im Alter kahl, beiderseits orün, mehr minder glänzend; Aussenwände der Epidermis- zellen ohne Uutieularstreifen; Spaltöffnungen nur unterseits oder beiderseits. Schäfte zumeist ein-, höchstens zwei- blüthie. Corolle röhrig- oder trichterig-glockig, gleichmässig BI und höchstens bis zu der Gesammtlänge zerschlitzt, We we. ee A Uebersicht über die Arten und Hybriden der Gattung Soldanella. innen mit violetten Längsstreifen; Schlundschuppen zu aller- meist fehlend, seltener kleine Schuppen oder ein Schlund- ring Zähne der Kapsel meist ungetkeilt...... Tubiflores Borbäs a) Mit S. pusilla offenbar zunächst verwandt ist die mir nur aus einer Abbildung bekannte 8. Armena Lipsky (Kaukasus. — Alpine Region). v) vorhanden. Antheren kurz oder gar nicht zugespitzt. Die Trichome der Blatt- und Blüthenstiele sind sitzende Drüsen. Blattspreiten dünn, rundlich - nierenförmig bis rundlich, mit breiter Basalbucht; Drüsengrübchen klein; Nerven oberseits hervortretend, sodass die Spreiten, namentlich in getrocknetem Zustande, runze- lig erscheinen; Spaltöffnungen nur unterseits. Corolle meist weit röhrig-glockig, rothviolett. Schlundschuppen fehlend oder nur ein Schlundring vorhanden. Pollen- säcke an der Basis eeschwänzt . . 8. pusilla Baumearten 1 & (Apen: Uralpen, nicht selten in die nördlichen und südlichen Kalkalpen übertretend; Karpathen; östliche Gebirge der Balkanhalbinsel. Alpine Region.) Die Trichome der Blatt- und Blüthenstiele sind kürzer oder länger gestielte Drüsen. Blattspreiten dick, rundlich mit sehr kleiner, breiterer oder schmälerer Basalbucht oder häufig ohne solche; Drüsengrübchen gross. Nerven nicht hervortretend, sodass die Spreiten im frischen Zustande glatt, im getrockneten aber durch Schrumpfung, und nicht durch die hervor- tretenden Nerven, runzelig erscheinen; Spaltöffnungen nur unterseits oder beiderseits. Corolle röhrig-glockig oder trichterig-glockig, blassviolett, weisslich-lila oder weisslich. Schlundschuppen fehlend oder vorhanden, oder doch als Schlundring angedeutet. Pollensäcke an der Basis kaum geschwänzt. *) Drüsen an den jungen Blatt- und Blüthenstielen relativ lang gestielt und dicht stehend, sodass diese kurz-faumig erscheinen. Spreiten zumeist ohne Basalbucht. Spaltöffnungen nur unterseits. Corolle glockig-trichterig, meist bis zu '/, zer- schlitzt. Schlundschuppen fehlend oder vor- Nandense BE O S. minima Hoppe FRITZ VIERHAPPER (Südliche Kalkalpen, Karst, Abruzzen — Alpine und subalpine Region.) Die Form mit Schlundschuppen wurde von Brox als 8. alpina f. eyelophylla bezeichnet. Sie ist mit annähernd schuppenloser $. minima durch Zwischenformen verbunden und dürfte sich wohl kaum von ihr als eigene Race abtrennen lassen. Unter- suchungen hierüber sind noch im Gange. Mit 8. alpina hat die Pflanze nichts zu thun. 3) Drüsen an den jungen Blatt- und Blüthenstielen sehr kurz gestielt, oft weniger dicht stehend. Spreiten meist mit kleiner Basalbucht. Spalt- öffnungen beiderseits. Corolle röhrig-glockig, meist nur bis zu '/, zerschlitzt 8. Austriaca Vierhapper 4 (Oestlicher Theil der nördlichen Kalkalpen‘) — Alpine und subalpine Itegion.) T'richome der Blattstiele im Alter schwindend oder bleibend. Blattspreiten gross (mittlerer Durchmesser über 2:5 cm), selten mittelgross, herz- oder nierenförmig-rundlich mit mehr minder tiefer Basalbucht, selten rundlich, ohne Basal- bucht (8. alpina var. pirolaefolia Schott et Kotschy), un- gekerbt oder gekerbt, am Rande mit relativ vielen (bis zu 20) Epithem-Hydathoden, kahl oder mit einzelnen Trichomen, beiderseits grün oder unterseits dunkelpurpurn, matt; Aussenwände der Epidermiszellen meist mit Cuticular- streifen; Spaltöffnungen nur unterseits. Schäfte selten ein-, zumeist zwei- bis vielblüthig. Corolle trichterig, stets bis zu mehr als "/, der Gesammtlänge zerschlitzt, innen ohne violette Längsstreifen oder doch nur mit einer schwachen Andeutung von solchen. Mehr minder ausgesprochen zwei- lappige Schlundschuppen stets vorhanden. Antheren lang zugespitzt. Zähne der Kapsel oft zweitheilig Crateriflores Borbäs Die Triehome der jungen Blatt- und Blüthenstiele sind relativ spärlich auftretende, sitzende Drüsen, Im Alter schwinden sie an ersteren völlige. Blatt- spreiten ganzrandig, im Alter kahl, beiderseits grün, mit oberseits deutlich hervortretenden Nerven, ge- 1) Das Vorkommen dieser Art oder der $. minima in den nördlichen Karpathen ist sehr fraglich. ra DB a Sn ZU a Uebersicht über die Arten und Hybriden der Gattung Soldanella.. 503 b) trocknet nicht runzelig; Basalbucht breit, Lappen sich nieht deckend. Die Buchten zwischen den Ab- schnitten der Corolle (Hauptbuchten) nicht viel tiefer als die zwischen den Zipfeln (Nebenbuchten), Zerschlitzung der Corolle daher ziemlich gleichmässig. Abschnitte meist 6zipfelig; Zipfel lineal, nicht zu- gespitzt; Farbe der Corolle blauviolett. Sehlund- schuppen breiter als lang, seicht ausgebuchtet, Antheren zweimal so lang als die Filamente. oben abgerundet. «) Hauptbuchten bis etwa zur Mitte reichend Zähne der Kapsel ” S. alpına Linne (Pyrenaeen; Gebirge der Auvergne, Apennin, Alpen, Jura, Schwarzwald, Karst, Illyrische Ge- birge — Alpine Region.) 3) Hauptbuchten bis über die Mitte, Nebenbuchten bis gegen die Mitte reichend, Zipfel daher länger als bei voriger. Im übrigen mit dieser voll- kommen übereinstimmend . 8. occidentalis Vierhapper (Pyrenäen, Apennin, Westliche Alpen — Alpine Region.) Die Trichome der jungen Blatt- und Blüthenstiele sind zahlreich auftretende kürzere oder längere Drüsen- haare, welche an ersteren im Alter schwinden oder bleiben. Blattspreiten ganzrandig oder gekerbt, kahl oder etwas drüsig, beiderseits grün oder unterseits dunkelpurpurn; Nerven hervortretend oder nicht hervortretend, Basalbucht schmal und meist tief, Lappen sich oft deckend. Hauptbuchten viel tiefer als die Nebenbuchten, Corolle daher ungleichmässig zerschlitzt; Abschnitte vier—fünfzipfelig; Zipfel lineal- lanzettlich, meist zugespitzt; Farbe’ der Corolle tief- blau-violett; Schlundschuppen meist länger als breit, durch eine tiefe Ausbuchtung zweilappig. Antheren gleich gross wie bei a, aber gewöhnlich höchstens um die Hälfte länger als die Filamente. Zähne der Kapsel oben abgerundet oder abgestutzt. o) Drüsen der jungen Blatt- und Blüthenstiele sitzend oder sehr kurz gestielt, im Alter an ersteren völlig verschwindend. Blattspreiten dick- 504 S. parvifolia Borbäs (pro var. 8. montanae) ist eine niedrige kleinblättrige Hochgebirgsform, die wohl hierher und nicht zu Frırz VIERHAPPER lich, ganzrandig, dunkelgrün, unterseits zu aller- meist lebhaft dunkelroth gefärbt, im Alter kahl, infolge der nicht hervortretenden Nerven glatt, eetrocknet nur durch Schrumpfen runzelig. Basal- bucht seicht oder tief, Lappen sich niclıt deckend. Hauptbuchten der Corolle bis etwas über die Hälfte reichend. Zähne der Kapsel abgerundet oder abgerundet-abgestutzt 8. Carpatica Vierhapper (Nördliche Karpathien —: Alpine und Wald- Region.) Ss. Hungarica oder gar montana gehört. 3) Drüsen der jungen Blatt- und Blüthenstiele kürzer oder länger gestielt, im Alter an ersteren schwin- dend oder bleibend. Blattspreiten dünn, gekerbt, beiderseits grün oder unterseits purpurn, im Alter kahl oder drüsig, mit oberseits hervortretenden Nerven, getrocknet nicht runzelig; Basalbucht meist tief, Lappen sich oft deckend. Haupt- buchten der Corolle bis etwas über die Hälfte oder bis zu */, reichend. Zähne der Kapsel’) abgestutzt. 1. Drüsen kurz gestielt, an den Blattstielen im Alter schwindend oder bleibend. Basal- bucht seicht oder tief. Lappen sich oft deckend. Hauptbuchten der Corolle bis etwas über die Hälfte reichend Blattspreiten gross. Kapseln länger als 1. hei ae: S. major (Neilreich) (Oestlichster Theil der nördlichen Kalk- alpen, Karpathen, Oestliche Balkangebirge. — Waldregion.) Niedriger. Blattspreiten klein bis mittel- eross. Kapseln kürzer als 1 cm, oft purpurn S. Hungarica Simonkai (Siebenbürgische Karpathen, Balkan. — Alpine Region.) !) Bei S, villosa nicht beobachtet. Uebersieht über die Arten und Hybriden der Gattung Soldanella. 505 2. Drüsen lang gestielt, an den Blattstielen fast stets bleibend. Basalbucht tief. Lappen sich zu allermeist deckend. Hauptbuchten der Corolle bis über die Hälfte reichend. Robuster als 8. maior . ... 8. montana Mikan (Vorland der nördlichen Kalkalpen bis zur Donau, stellenweise bis in die Uralpen ein- dringend, Hereynisches Gebirgssystem. — Wald-Region). 3. Drüsen sehr lang gestielt, an den Blatt- stielen bleibend. Basalbucht tief. Lappen sich deckend. Hauptbuchten der Corolle bis zu */, reichend. Zipfel sehr lang S. vıllosa Darracq (Westliche Pyrenäen. — Wald-Region). Die durch ihre unterseits glauken Blätter von allen anderen Typen verschiedene S. Pindicola Haussknecht (Pindus) wurde nur in Früchten gesammelt. Infolge des Besitzes ungestielter im Alter schwindender Drüsen an den Blattstielen, grosser weitbuchtiger Blätter, mehrblütiger Schäfte und gerundeter Kapselzähne steht sie morphologisch der S. alpına und Carpatica zunächst. II. Die Hybriden der Gattung Soldanella. Wenn ich hiemit die bisher bekannt gewordenen Soldanella- Hybriden in der Form einer analytischen Tabelle gruppire, so thue ich dies mehr in der Absicht, eine möglichst concise Beschreibung der einzelnen Typen zu geben, als einen exacten Bestimmungs- schlüssel zu liefern, was ich überhaupt für ein Ding der Unmöglich- keit halte. Die Sterilität des Pollens hat sich mir in allen Fällen als characteristisch für die Soldanella-Bastarde erwiesen. Während also die Frage, ob es sich um einen Bastard handelt, an blühenden Exemplaren stets leicht zu entscheiden ist, begegnet die Ermittelung der Art der Combination, wenn nicht die Kenntniss des Vorkommens die Sachlage wesentlich vereinfacht, erheblichen Schwierigkeiten, da schon die einzelnen Individuen einer und der- selben Combination infolge der unendlich mannigfaltigen Vereinigung von Artmerkmalen, die nicht nur möglich, sondern auch zum grossen Theile in der Natur thatsächlich realisirt ist, sehr stark divergiren. 506 FRITZ VIERHAPPER Gemeinsames Merkmal aller Hybriden: Pollen in verhältniss- mässie hohem Grade (25—80°/, nicht quellende Körner) steril. Blüthen oft grösser als die der Stammarten. A. Blattspreiten klein, glänzend, Schäfte ein-, höchstens zwei- blüthie. Corolle nur bis zu '/, zerschlitzt; Innenstreifen vorhanden. Schlundschuppen fehlend Hybriden der Tubiflores a) Blatt- und Blüthenstiele sehr kurz drüsig-faumig. Spaltöffnungen nur auf der Unterseite der Blatt- spreiten. Schäfte einblüthig. Durch die schwach hervortretende Blattnervatur und die relativ dunkle, röthliche Färbung der weiten Corolle an S. pusilla, durch die diekliche Consistenz und die relativ grossen Drüsengrübchen der Spreiten an 8. minima erinnernd 5. pusilla > minima') = 8. Janchent Vierhapper (Von stud. phil. Jaxchen in einigen Exemplaren im Obirgebiet (südliche Kalkalpen) gesammelt). Blatt und Blüthenstiele mit fast sitzenden Drüsen. Blattspreiten auch oberseits mit vereinzelten Spalt- öffnungen. Schäfte ein- bis zweiblüthig S. pusilla > Austriaca —= 5. mirta Vierhapper (Von mir in wenigen Exemplaren am Hochschwab (nördliche Kalkalpen) gesammelt.) B. Blattspreiten meist mittelgross, manchmal aber auch klein oder gross, meist glänzend. Schäfte ein- bis zweiblüthig. Corolle mindestens bis zu '/, zerschlitzt. Innenstreifen vor- handen. Schlundschuppen stets vorhanden, wenn auch oft sehr klein .... Hybriden von Tubiflores mit Crateriflores a) Blattspreiten relativ dünn, mit hervortretender Nerva- tur. Färbung der Öorolle mehr minder intensiv röth- lichyDlettrr Ga RRT Hybriden der 8. pusilla #) Bedrüsung der Blatt- und Blüthenstiele schwach, Drüsen sitzend. Blattspreiten dicker als bei S. pusilla, dünner als bei alpina. Uorollen weit b röhrig-elockig, oft sehr gross 5. pusilla > alpina — 8. hybrida Kerner (Uralpen, insbesondere Tirols). ', Die von R. Scnvrz für diese Combination gehaltene und als intermedia =} bezeichnete Pflanze von der Pasterze ist dem vollkommen fertilen Pollen nach kein Bastard. sondern S. minima. Da diese Art sicher nicht an der Pasterze wächst, liegt jedenfalls eine Verwechslung vor. Uebersicht über die Arten und Hybriden der Gattung Soldanella. 507 ß) Junge Blatt- und Blüthenstiele kurz drüsig- flaumig. Corolle kleiner S. pusilla x Hungarica —= 8. Transsilvanica Borbäs!) (Alpen Siebenbürgens): Ich sah ein von Roche gesammeltes Exemplar im Herbar. Keck. b) Blattspreiten dicklich, stets glänzend, Nerven nicht hervortretend. Färbung der Corolle licht-violett bis weisslich. 3.3. Hybriden der S. minima und Austriaca a) Blattspreiten rundlich, meist ohne Basalbucht, stets nur auf der Unterseite Spaltöffnungen tragend. Bedrüsung der Blatt- und Blüthenstiele viel stärker als bei 8. alpina, Drüsen gestielt. S. minima x alpına = 8. Ganderi Huter (Südliche Kalkalpen). 3) Blattspreiten in der Regel auch oberseits mit einigen Spaltöffnungen. l. Drüsen der jungen Blatt- und Blüthenstiele sehr kurz gestielt oder sitzend. Blatt- spreiten klein oder mittelgross, oft mit Basalbucht. Corollen weisslich oder licht- violett S. Austriaca x alpına = 8. Wettsteinii Vierhapper (Oestlicher Theil der nördlichen Kalkalpen). 2. Junge Blatt- und Blüthenstiele von kurz gestielten Drüsen flaumig. Blattspreiten mittelgross, mit Basalbucht. Corollen licht- VIOLETT TER A S. Austriaca X maor — 8, Handel-Mazzettii Vierhapper (Nördliche Kalkalpen: Sonnwendstein in Nieder-Oesterreich). 3. Junge Blatt- und Blüthenstiele von länger gestielten Drüsen flaumig. Blattspreiten mittelgross, mit Basalbucht. Corollen licht- Molekn nr S. Austriaca x montana — 5. Aschersoniana Vierhapper (Nördliche Kalkalpen: Göller in Nieder- Oesterreich). !) BorgBäs bezeichnete die Combination $. pusilla >< montana als Tranıs- silvanica. Seine S. montana ist aber nach meiner Auffassung = $. Hıumgarica und $. major. 508 Frırz Vıermarper: Uebersicht über die Arten und Hybriden ete. C. Blattspreiten mittelgross, matt. Schaft zwei- bis dreiblüthig. Corolle bis zur Hälfte zerschlitzt. Innenstreifen fehlend. Schlundschuppen gross ....... Hybriden der Crateriflores a) ‚Junge Blatt- und Blüthenstiele kürzer gestielt als bei S. major, aber nicht sitzend wie bei S. alpina. Zer- schlitzung der Corolle tiefer und gleichmässiger als bei jener aber weniger tief als bei dieser. S. alpına > major = 8. Vierhapperi Janchen (Nördliche Kalkalpen: Scheibenkogel bei Mürzzuschlag in Obersteiermark.) b) Junge Blatt- und Blüthenstiele wie bei S. alpına durch sitzende Drüsen gekörnelt, Zerschlitzung der Corolle wie bei 8. montana ..... S. alpına x montana — 5, Wiemanniana Vierhapper (Nördliche Kalkalpen: Göller in Nieder-Oesterreich). XLIN. Die Erblichkeit der Merkmale von Knospenmutationen. Von R. v. WETTSTEIN-Wien. Mit 3 Abbildungen. Die Erscheinung, dass einzelne Sprosse einer verzweigten cormophytischen Pflanze Abweichungen von den übrigen Sprossen gleicher Art derselben Pflanze aufweisen können, ist allgemein bekannt und üblicher Weise als Knospenvariation') bezeichnet. H. ve Vrıes hat mit Recht darauf hingewiesen), dass ihrem Wesen nach diese Knospenvariationen sehr verschieden sein können, dass es sich zum Theile um atavistische Rückschläge, zum Theile um den Ausdruck der auch in den Theilen einer Pflanze zur Geltung kommenden fluktuirenden Variabilität, zum Theile endlich um Mutationen handelt. Atavistische Knospenvariationen können bei Hybriden (Cytisus Adami) und Nichthybriden (Äste mit atavisti- schen Blattformen bei Acacia-Arten) vorkommen; fluktuirende Knospenvariationen können durch äussere Faktoren bedingt sein oder ohne solche auftreten. Die Bezeichnung einer Knospenvariation als Knospenmutation setzt den experimentellen Nachweis der Vererblichkeit der auf dem mutirenden Sprosse auftretenden Eigenthümlichkeiten voraus. Ein solcher Beweis muss aber von einem allgemeineren Interesse sein, da es sich dann hier um die erbliche Uebertragung einer Eigen- !) Die Knospenvariation ist ein spezieller Fall der partiellen Variation, welche alle Fälle umfasst, in denen einzelne Organe einer Pflanze von den anderen, morphologisch und physiologisch gleichwerthigen abweichen. Vel. auch H. pe Vriıes, Die Mutationstheorie. I. S. 37 u. 100, I. S. 172. — Ein Speeialfall der partiellen Variation ist diepartielleMutation, eine Bezeichnung, die sich mit Korschissky's „partielleHeterogenese“ (vgl. Naturw. Wochenschr. XIX. Bd. 8. 273 ff.) deckt. ®) H. pE Vrıes, Die Mutationstheorie. II. Bd. S. 670ff. 510 R. v. WETTSTEIN thümlichkeit handelt, die somatisch') erworben wurde. Seit Jahren mit experimentellen Untersuchungen über die Möglichkeit der Ver- erbung von Eigenschaften, welche das Individuum im Laufe seiner Entwicklung erwirbt, beschäftigt, habe ich auch der Frage nach der Vererblichkeit der Merkmale von Knospenvariationen meine Aufmerksamkeit zugewendet; über eine diesen Gegenstand betreffende Untersuchung möchte ich im folgenden berichten.”) Es ist im Allgemeinen nicht leicht, Material für derartige Untersuchungen zu gewinnen; viele Knospenvariationen zeigen die Eigenthümlichkeit, nicht oder nur sehr spärlich zu fruchten, bei anderen ist es sehr schwer, die Möglichkeit hybrider Abstammung auszuschliessen und wieder bei anderen stellen sich Schwierigkeiten der Cultur hindernd in den Weg. Eine ganze Reihe anderer Versuche hat sich mir infolge solcher Momente schon als ergebnisslos heraus- gestellt. Ein günstiger Zufall verschaffte mir im Jahre 1893 ein sehr geeignetes Versuchsobjeet. In diesem Jahre fand der damalige Obergärtner des Prager botanischen Gartens M. Tarar, gelegentlich eines Ausfluges in die Umgebung von Kuchelbad bei Prag ein Exemplar von Sedum reflexum L., welches an einem Sprosse einen deutlich fasciirten Seitenast trug. Fig. 1 zeigt das Stück der Pflanze nach einer damals angefertigten Skizze. Dass 8. reflerum zu derartigen Stammfasciationen neigt. ist bekannt.”) Der fasciirte Spross (a) wurde abgetrennt und zur Bewurzelung und Weiterentwicklung gebracht; er bildete im Jahre 1893 eine kräftige fascjiirte Pflanze von etwa 10 cm Höhe und etwa 8 cm Stengelbreite aus. Der nach Abtrennung des Sprosses a verbleibende Sprossrest b wurde gleichfalls eingepflanzt; er entwickelte sich bis zum Herbst 1893 zu einer vollständig normal aussehenden, reich verzweigten Pflanze, die keine weitere Fasciation ausbildete. !, Unter „somatisch erworbenen“ oder somatogenen Eigenschaften verstehe ich hier solehe, bei deren erstem Auftreten irgend eine Beeinflussung der Keimzellen nieht nachweisbar ist (vgl. auch A. Weısmann Vorträge über Descendenztheorie 1902, L. Prare, Ueber die Bedeutung des Darwın’schen Seleetionsprineips. 2. Aufl. 1903.) Es handelt sich also dabei um eine genauere Präcisirung des üblichen Ausdruckes „erworbene Eigenschaften“. ?) „Wie sich die Samen der Knospenvarianten bei Selbstbefruchtung ver- halten, ist noch zu erforschen“. H. ve Vrırs a.a. 0. I. Bd. S. 488. », Vgl. OÖ. Perszıs, Pflanzen-Teratologie 1. Bd. S. 467 (1890) und die dort eitirte Literatur. Die Erblichkeit der Merkmale von Knospenmutationen. 511 In den Jahren 1894 und 1895 wurde die fasciirte Pflanze auf vegetativem Wege stark vermehrt; es wurden 1894 zwölf, 1895 zweiunddreissig sehr kräftige Pflanzen mit reich gebänderten Stämmen erzielt (I. Generation). Dass Knospenvariationen überhaupt auf vegetativem Wege sich vermehren und erhalten lassen, ist längst bekannt, und von der gärtnerischen Praxis verwerthet.!) Der Zufall wollte es, dass ich auf diese Weise dieselbe Pflanze züchtete, die schon vor mehr als 2 Jahrhunderten erzielt wurde, die schon A. Muxtıns in seinen „Waare Oeffeninge der Planten* S. 350 u. 351 (1672) als Sedum erispum bezeichnet und abgebildet hat, dieselbe Pflanze, die dann ScHraper als 8. eristatum beschrieb?), dieselbe Pflanze, deren erbliche Constanz H. pe Vrırs prüfte.”) Auf die Frage nach der Vererbbarkeit der Merkmale von Knospen- variationen können allerdings diese Versuche ebensowenig wie jene SCHRADER'S!) eine Antwort geben, da es nicht bekannt ist, ob der Ausgangspunkt für jene Formen eine Knospenvariation war. Im Jahre 1895 liess ich die 32 erzielten Exemplare der fasciirten Pflanze sich ungestört weiter entwickeln, um Blüten und Früchte zu erzielen. Es gelangten in der That mehrere Exemplare zur Blüthenbildung und Fruchtreife; ihre Samen wurden zur Weiterzucht verwendet und ich erhielt auf diese Weise mehrere Culturserien, von denen aber nur eine, als unbedingt zuverlässig, hier besprochen werden soll.?) Die Pflanze, welche den Ausgangspunkt für diese Versuchsreihe bildete, legte im Jahre 1895 im Prager botanischen Garten Blüthen- stände an und wurde von mir im Juli mit dem Blumentopfe, in dem sie wurzelte, nach Trins in Tirol übertragen; es geschah dies, weil Sedum reflexum dort weit und breit fehlt und daher jede Fremdbefruchtung ausgeschlossen war. Die Narben der Blüten wurden mit dem eigenen Pollen belegt; die Pflanzen lieferten wenige, aber wohl ausgebildete Samen. Y) Vgl. die Angaben in den eitirten Arbeiten H. pe VrıEs’ und KorscHinskY's. ?) H. A, SchrApDEr. Hortus Goettingensis. Fasc. 2. S. 16. Taf. X. (1811). ®) H. pe Vrıes. Die Mutationstheorie. I. Bd. S. 128 (1901). #) ]. e. „haee .... planta eultura et iterata satione characteres immutatos servavit“. 5) Ich habe fasciirte Exemplare, welehe den anderen Culturserien entstammten, im Laufe der letzten Jahre an mehrere botanische Gärten abgegeben, was ich hier erwähne mit Rücksicht auf eventuelle spätere Nachforschungen über die Herkunft dieser Pflanzen. 512 R. v. WETISTEIN Aus diesen Samen wurden 1896 im Prager botanischen Garten 52 Keimpflanzen (ll. Generation) erzielt. „ Von diesen gingen im Laufe der ersten Monate des Jahres 8 zu Grunde. Von den übrigen 44 Pflanzen zeigten 24, also 60", am Ende der ersten Vegetationsperiode deutliche Stammfasciationen, 20 er- schienen normal. Die fasciirten Exemplare wichen auch durch helleres Grün von der gewöhnlichen Form ab; es erschien mir darum auffallend, dass auch von diesen sonst normal aussehenden Ptlanzen S auffallend saftgrün waren. Dies legte die Vermutung nahe, dass auch diese Individualität später noch Fasciationen zeigen würden. In der That traten bei 9 von den 17 überwinterten Ptlanzen (3 starben im Laufe des Winters ab) im Laufe des Jahres 1597 Stammfasciationen auf. 1 Pflanze lieferte erst 1598 eine Fasciation. 3 Pflanzen blieben bis 1599 anscheinend normal. Es wiesen mithin von den direkten Descendenten (II. Generation) der Knospenvariation im Ganzen 34, als 92°/, dieEigentümlichkeit der Variation, die Fasciation des Stammes auf. Ein Exemplar dieser II. Generation stellt Fig. 2 dar. Die (sesamtheit der auf diesem Wege erzielten Pflanzen zeigt Fig. 3. Die Pflanzen wurden wieder vegetativ stark vermehrt und gelegentlich meiner Uebersiedlung nach Wien im ‚Jahre 1899 in den dortigen botanischen Garten übertragen. 1902 wurde ein Exemplar im Freien in ein Beet eingepflanzt, um es zum Blühen zu bringen; die sich entwickelnden Blüthen wurden mit Pollen derselben Pflanze bestäubt und die Samen einzeerntet. 1903 wurde aus diesen Samen die III. Generation erzielt. Es entwickelten sich 28 Pflanzen, von denen 15, also 53°6 ", schon im ersten Vegetationsjahre Stammfasciationen zeigten; von den im l. ‚Jahre anscheinend normal gebliebenen Pflanzen weisen gegen- wärtier am Beeinne der 2. Vegetationsperiode schon 5 Anlagen faseiirter Sprosse auf, so dass es keinem Zweifel unterliegt, dass auch bei den Individuen der Ill. Generation das Merkmal der Knospenvariation in starkem Masse (bei- mindestens 71"/,) sich einstellt. Nach dem Verhalten gelegentlich der sexuellen Fortpflanzung mit Ausschluss der Fremdbestäubung wäre demnach die Eingangs erwähnte Knospenvariation von Sedum veflerum als Knospen- mutation aufzufassen. Die Erblichkeit der Merkmale von Knospenmutationen. 513 Allerdings beweist dieses Verhalten streng genommen nur, dass es sich nicht um eine Folge fluetuirender Variation handelt. Es wäre noch zu beweisen, dass nicht ein Fall von Atavismus, also von regressiver Mutation vorliegt, wenn das Experiment im Sinne Fig. 1. i Abbildung des im Jahre 1893 bei Prag ge- fundenen Sprosses von Sedum reflecum mit dem fasciirten Aste a. Natürl. Gr.; nach einer im Jahre 1893 angefertigten Skizze. 977 Fig. 2. Ein Exemplar von Sedum reflexum f. cristata, welches im Jahre 1896 aus Samen erzogen wurde, die der Spross a (vgl. Fig. 1) lieferte. Natürl. Gr. der Möglichkeit der Vererbung somatogener Eigenthümlichkeiten verwerthbar sein soll. An und für sich ist nämlich auch die Auffassung des in Fig.1 dargestellten Seitensprosses a als Atavismus möglich. Es wäre denkbar, dass es sich bei dem ganzen in Fig. 1 dargestellten Spross um einen Abkömmling eines fasciirten Exemplares von &. refleeum handelte, der im Allgemeinen die Form der normalen Pflanze annahm, Ascherson, Festschrift. 33 514 R. v. WETISTEIN nur an einzelnen Aesten noch die Merkmale der Stammpflanze aufwies. Derartige Rückschläge bei Abkömmlingen von fascirten Exemplaren sind bekanntlich nicht selten. Wäre diese Deutung des im ‚Jahre 1893 gefundenen Sprosses zutreifend, dann wäre zu erwarten, dass die Tendenz der Ausbildung fasciirter Sprosse bei dem in Fig. 1 mit b bezeichneten Sprosse, respektive bei den aus diesen hervorzerangenen Pflanzen, sich häufig gezeigt hätte. Das war nun durchaus nicht der Fall. Wie ich schon S 510 erwähnte, habe ich Fig. 3. Ansicht der Gultur der Pflanzen, welche aus den Samen erzogen wurden, die der Spross a lieferte. (II. Generation). Nach einer Photogr. auch dieses Stück b (allerdings ursprünglich aus ganz anderen Gründen) zur Weiterentwieklune und vegetativen Vermehrung oebracht. Das sich allmälige auf einem Beete des botanischen Gartens zu einem eanzen Bestande ausbreitende Exemplar beob- achtete ich bis 1897, ohne je daran noch eine Stammfasciation zu bemerken. Darum glaube ich mit voller Sicherheit den Schluss ziehen zu können, dass der Spross, welcher den Ausgangspunkt für den im Vorstehenden geschilderten Versuch bildete, eine proeressive Knospenmutation war, Aus dem Versuche ereiebt sich, dass sich die Eigenthümlichkeiten einer Die Erblichkeit der Merkmale von Knospenmutationen. 515 solchen Knospenmutation zum Mindesten bis zur III. Ge- neration bei Ausschluss von Fremdbestäubung alsin hohem Masse erblich constant zeigen. Ich möchte der Mittheilung dieses Ergebnisses einige Be- merkungen über den Unterschied zwischen progressiven und re- gressiven Knospenmutationen und über die Bedeutung der Knospen- mutationen für die Artbildung anfügen. Ich habe eben erwähnt, dass der normale Ast des ursprüng- lichen Exemplares, beziehungsweise die aus ihm hervorgegangenen Pflanzen niemals wieder fasciirte Sprosse lieferten, so dass nicht anzunehmen ist, dass die Fähigkeit der Ausbildung solcher in ihm latent war. Ein ganz anderes Verhalten zeigen die scheinbar normalen Aeste, welche an den fasciirten Exemplaren häufig, insbesondere im Herbste auftreten, auf die auch schon H. ve Vrıss ]. ec. hinwies. Sie sind wohl Rückschlagsäste, in denen der Typus der Pflanze, von denen die Mutation abstammt, wieder hervortritt; es ist aber sehr interessant, dass diese Rückschlagsäste — wenigstens zum Theile — das die Mutation charakterisirende Merkmal latent ent- halten. Es ergab sich dies u. a. aus einem Versuche, den ich im Jahre 1898 durchführte. Ich löste im Frühjahre von überwinterten Exemplaren des S. reflerum f. eristata 30 solche Rückschlagsäste los und setzte sie ein. Im Laufe des Jahres entwickelten sich die Aeste grösstenteils zu kräftigen Pflanzen, von denen 12 an ihren Aesten Fasciationen verschiedenen Grades ausbildeten. Diese morphologisch vollständig dem typischen 8. reflexum egleichenden Rückschlagsäste besitzen die Fähigkeit der Ausbildung faseiirter Sprosse geradeso latent, wie die blühenden, respektive fruchtenden Sprosse. Die blühenden Sprosse des S. reflexum f. eristata waren nämlich in allen von mir beobachteten Fällen auch cenau so gebaut, wie die der typischen Pflanze'); auch Blüten- abnormitäten konnte ich an ihnen nicht beobachten; trotzdem lieferten die Samen fasciirte Pflanzen. Aus den im Vorstehenden mitgetheilten Versuchen geht un- zweifelhaft hervor, dass auch durch Knospenmutationen neue Formen, respektive Arten hervorgehen können; es wird dieser Modus der Artbildung gewiss nicht häufig sein, er wird insbesondere bei solchen 1) Vgl. auch SCHRADER a. a. O4Tae X. 33* 516 R. v. WETTSTEIN Ptlanzen eintreten können, bei denen eine Vermehrung auf vege- tativem Were, sei es durch einwurzelnde Sprosse (Ausläufer, Bul- billen u. del.), sei es durch asexuelle Samenbildung (Parthenogenese, Nucellarembryonenbildung etc.) häufig vorkommt. In dieser Hinsicht verhalten sich die Knospenmutationen übrirens gerade so, wie wohl alle Mutationen. Kreuzbefruchtung arbeitet zweifellos der Erhaltung von Mutationen entgegen und die grosse Verbreitung der Kreuzbefruchtung allein spricht schon dafür, dass die Bedeutung der Mutation für die Artbildung — so oross auch diese Bedeutung ist — nicht überschätzt werden darf. Mir will es scheinen, als wenn momentan unter dem Eindrucke der ausserordentlich wertvollen Untersuchungen H. pe Vrırs’ that- sächlich diese Bedeutung vielfach überschätzt würde. Ich habe schon wiederholt meiner Ueberzeugung dahin Ausdruck gegeben,') dass Artbildung in sehr verschiedener Weise erfolgt und dass ich in der Mutation nur einen der zum Ziele führenden Wege sehe. In Folge dessen werden wir bei dem Versuche, Einblick in den entwicklungsgeschichtlichen Zusammenhang der Formen polymorpher Gattungen zu gewinnen, uns von verschiedenen Gesichtspunkten leiten lassen müssen und verschiedene Methoden anwenden. Während in jenen Fällen, in denen sogenannte „directe Anpassung“ eine srosse Rolle spielt, sich die geographisch-morphologische Methode bekanntlich mit Erfolg anwenden lässt (z. B. bei Huphrasia, Gentiana, Orchis, Helleborus, Saxifraga, Alectorolophus u. a. m.), lässt sie in anderen Fällen im Stiche oder bringt wenigstens keine volle Klärung. Es wird dies insbesondere in jenen Fällen eintreten, in denen bei der Bildung neuer Formen Mutation eine bedeutende Rolle spielt. Dies wird aber gerade bei solchen Gattungen und Artengruppen zutreffen, bei welchen regelmässig oder wenigstens häufig Samenbildung ohne Kreuzbefruchtung zu Stande kommt. In dieser Hinsicht scheinen mir einige Entdeckungen der jüngsten Zeit von grosser, bisher nicht gewürdigter Tragweite zu sein. Zu den schwierigsten polymorphen Gattungen der europäischen Flora zählen bekanntlich u. a. Hieracium und Alchemilla. Es ist nun von grossem Interesse, dass für beide Gattungen nachgewiesen wurde, dass bei ihnen Samenbildung ohne Befruchtung erfolgt. ') Vergl. Monographie zu Gattung Euphrasia 1895. — Berichte der deutsch. botan. Gesellsch. Bd. XVIII S. (187) 1900. — Handb. d. system. Botan. I. S. 44 (1901). Die Erblichkeit der Merkmale von Knospenmutationen. 517 Für Alchemilla hat S. Murgeer') bekanntlich Parthenogenese nach- gewiesen; für Hieracium haben C. H. ÖstenreLp und Ü. RAUNKIAER”) gezeigt, dass auch ohne Befruchtung Samenbildung eintritt. Es ist leicht verständlich, dass bei solchen Pflanzen, bei welchen die Rückführung in den ursprüglichen Typus durch Kreuzbefruchtung ausgeschlossen ist, jede auftretende Mutation sofort fixirt werden und — insofern die so entstehende Pflanze nicht unzweck- mässig ist — zur Neubildung einer Art führen kann. Der Poly- morphismus solcher Gattungen ist dann — zum Theile wenigstens — direet der Ausdruck der Mutationsfähigkeit derselben. Für die Richtigkeit dieser Auffassung spricht auf das Klarste das Resultat, welches S. Mursecr”) bei seinen Untersuchungen der Samenbildung von Alchemilla arvensis erzielte. Während bei den Alchemilla-Arten aus polymorphen Artengruppen durchweg Par- thenogenesis eintritt, findet sich bei der nicht polymorphen 4. arvensis normale Befruchtung‘)! Die polymorphen Viola-Arten mit kleistogamen Büten, die Gattung Erophila mit autogamen Blüten?) u. a. m. dürften vielleicht weitere Beispiele von Gattungen sein, in denen Mutation eine grosse Rolle spielt. Der hier nur angedeutete Gedankengang spricht dafür, dass die Blütenökologie und Studien über den Befruchtungsvorgang in Zukunft bei Versuchen der systematischen Aufklärung polymorpher Formenkreise wohl grössere Beachtung werden finden müssen, als es bisher der Fall war. !) Murgeck $S., Parthenogenetische Embryobildung in der Gattung Alche- milla. Acta reg. soc. physiogr. Lund. Tom. XI. No. 7. 1901. 2) OsSTENFELD, ©. H. und Rausktaer Ö., Kastreringsforsag med Hieracium og andre (ichorieae. (Bot. Tidskr. 25. Bd. 3. Heft) 1903. 3) MurgeEck $., Ueber das Verhalten des Pollenschlauches bei Alchemilla arvensis (Seop.) L. (Lunds Univers. Ärsskr. Bd. 36. Afd. 2. No. 9.) 1901. +) Allerdings mit einer Modifieation im Verlaufe des Pollenschlauches. 5) Vel. z. B. Lorw, E., Blütenbiolog. Floristik. S. 189. (1894), Knuru, P., Handbuch der Blütenbiol. II. Bd. I. S. 111. (1898). XLIV. Blattstellungsstudien an Populus tremula. (Mit einer Textfigur.) Von Arruur Weısse#-Zehlendorf-Berlin. In zweifacher Hinsicht schien mir die Zitterpappel ein inter- essantes Objekt für Blattstellungsstudien zu sein. Einerseits ver- diente wohl die eigenartige Anordnung der Schuppenblätter in den Axillarknospen dieses Baumes eine genauere Untersuchung, anderer- seits legte die so abweichende Gestalt der Laubblätter an auf- strebenden Sprossen die Frage nahe, ob durch die veränderte Form auch eine veränderte Stellung mechanisch bedingt werde. Das für die Untersuchung nötige Material sammelte ich Ende Juli 1902 an dem mit Buschwald bedeckten Ostseeufer unweit Salsitz bei Lohme auf Rügen. Während ich diejenigen Unter- suchungen, die nur eine makroskopische Betrachtung erfordern, sröbtenteils sogleich an frischen Objekten vornahm, wurden die mikroskopischen Beobachtungen später an dem in Alkohol Konser- vierten Material ausgeführt. An den normal entwickelten Zweigen älterer Espen sind die Laubblätter bekamntlich stets spiralig gestellt, und zwar sind es die gewöhnlichen Divergenzen der Hauptreihe, die man an ihnen beobachtet. Im Gegensatz hierzu zeigen dieSchuppenblätter der Axillarknospen im allgemeinen eine zweizeilige Anordnung. Wie zuerst Döru nachwies'), sind die beiden transversal gestellten Vor- '), J. Oh. Dörn. Zur Erklärung der Laubknospen der Amentaceen. Frank- furt a.M., 1848, p. 6—9. Ders., Flora des Großherzogtums Baden, I. Band, Karlsruhe, 1859, p. 485 ff. Blattstellungsstudien an Populus tremula. 519 blätter bei allen Salicaceen mit einander verwachsen. Während aber bei der Gattung Salıx diese Verwachsung sowohl- auf der Seite des Tragblattes, als auch auf der dem Stamm zugekehrten Seite eintritt, sind bei der Gattung Populus die Vorblätter nur auf der Tragblattseite verwachsen. Bei den Weiden schließen sich an die so entstandene große zweirippige Knospenschuppe sogleich die Laubblattanlagen in meist spiraliger Stellung an, bei den Pappeln dagegen folgen zunächst einige weitere Schuppenblätter in zwei- zeiliger Anordnung, und zwar so, daß die beiden Zeilen in die Mediane des Blatitwinkels fallen, einer bei Dikotylen äußerst seltenen Blattstellung, die mir im übrigen nur für die mit einem adossierten Vorblatt versehenen Axillarknospen von Ampelopsis cordata Michx.'), Hedera helix L.?) und Aristolochia Sipho L’Herit.”) bekannt ist. Die Zahl der so gestellten Knospenschuppen ist für die einzelnen Pappelarten verschieden. Sie beträgt nach Döun für die Untergattung Aigeiros zwei, während bei der Untergattung Leuce, zu der unsere Populus tremula gehört, wenigstens sechs mediane Schuppenblätter vorhanden sind.) Wie wir weiter unten sehen werden, ist diese Angabe nur für die Axillarknospen normaler Zweige richtig; an Adventivsprossen und andern aufstrebenden Zweigen kann ihre Zahl auch kleiner sein. Betrachtet man die Axillarknospe eines ausgewachsenen Laub- blattes, so erscheint die mediane Stellung der Schuppenblätter ge- - radezu paradox. Die Knospe ist dann nämlich von vorn nach hinten stark zusammengedrückt, und die Mitten der Schuppenblätter fallen somit in die Richtung der kleinen Achse der Querschnitts-Ellipse. Ganz anders wird aber das Bild, wenn man eine jugendliche Axillar- knospe zu der Zeit untersucht, in der die Schuppenblätter gerade angelegt werden. Man überzeugt sich dann, daß die stark zu- sammengedrückte Form der Knospe erst in späteren Entwicklungs- stadien, offenbar durch den Druck von Stamm und Tragblatt, zu 1) Wırn. Hormeıster. Allgem. Morphologie der Gewächse (Handbuch der physiol. Botanik, I. Band, 2. Abt.), Leipzig, 1868, p. 588, Fig. 162. — A. Weisse, Beiträge zur mechanischen Theorie der Blattstellungen an Axillarknospen (Flora, LXXII, 1889, p. 132 und Taf. IV, Fig. 13). ?) HOFMEISTER, a. a. O., p. 59. , 3) S. SCHWENDENER. Mechanische Theorie der Blattstellungen, Leipzig, 1878, p. 103 und Taf. XIII, Fig. 77. — Weisse, a.a.0O., p. 135 und Fig. 16. — HOFMEISTER, a. a. O.. p. 594, auch für Aristolochia pubescens angegeben. #) Dörz, Flora von Baden, p. 523 u. 524. 520 ARTHUR WEISSE stande kommt, und daß auch in diesem Falle die Stellung der Blätter durchaus den vorhandenen Raumverhältnissen entspricht. Die eben angelegte Axillarknospe stellt, wie es ja bei Dikotylen sewöhnlich der Fall ist, eine im Querschnitt elliptisch gestaltete Erhebung dar, deren große Achse transversal gerichtet ist. Hier- mit im Einklang sind die beiden Primordialblätter auch transversal gestellt. Indem beide Blattanlagen an der dem Tragblatt zuge- wandten Seite verwachsen, entsteht ein Organ, das als Ganzes be- trachtet, ungefähr dieselbe Querschnittsansicht zeigt wie das ados- Querschnitt durch eine junge Axillarknospe von Populus tremula nebst Stamm (S) und Trag- blatt (T). St Nebenblätter des Tragblatts. (I) die durch Verwachsung der beiden Vorblätter 0 und 1 entstandene Schuppe, 2 und 3 zwei median gestellte Schuppenblätter. Vergr. 40fach. sierte Vorblatt vieler Monokotylen, nur dab es nicht dem Stamm, sondern dem Tragblatte zugekehrt liegt (vgl. die obenstehende Figur). Der innerhalb dieses Organs (I) befindliche Teil des Knospen- scheitels ist nun zur Zeit der Anlage des folgenden Blattes wiederum von elliptischer Gestalt; doch liegt die große Achse nunmehr median. ls entspricht somit nur den vorhandenen Raumverhältnissen, wenn das folgende Blatt 2 auch median, und zwar nach hinten fällt. Da dieses Blatt eine mehr als die Hälfte des Stammes umfassende scheidige Basis von symmetrischer Gestalt besitzt, so muß nach der bekannten Hornueıster'schen Regel!) das nächste Blatt 3 dem vor- 1) HoFMEISTER, a. a. O., p. 485. Blattstellungsstudien an Populus tremula. 521 angehenden gerade gegenüber, also nach vorn fallen; und es wird solange eine zweizeilige Blattstellung resultieren müssen, als diese Gestalt der Basis beibehalten wird. Für die Axillarknospen nor- maler Zweige gilt dies für 7 bis 9 Organe, die sich zu Knospen- schuppen ausbilden. Dann aber tritt, mit Anlage der Laubblätter, eine völlig abweichende Form und, damit im Zusammenhange, auch eine veränderte Stellung ein. Während die Knospenschuppen zeitlebens einheitliche Gebilde bleiben, die, von meist nur unbedeutenden Einkerbungen an ihrer Spitze abgesehen, keine Spur von Gliederung zeigen, differenzieren sich die Laubblätter sehr bald nach ihrer Anlage in ein Haupt- und zwei Nebenblätter; und zwar deckt, wie bekannt, das Haupt- blatt die letzteren. In allen von mir beobachteten Fällen war das letzte Schuppenblatt nach vorn gekehrt. Das erste Laubblatt, bis- weilen wohl besser als ein Übergangsblatt zu bezeichnen, fiel somit stets auf die Stammseite, doch nicht mehr genau median, sondern mehr oder weniger nach links oder rechts gewandt. Sowohl der Grad der seitlichen Abweichung als auch die Richtung derselben schwankte von Fall zu Fall, ohne daß sich dafür eine Regel er- kennen läßt. Offenbar hängt es von individuellen Eigentümlich- keiten des betreffenden Blattwinkels und von mehr zufälligen geringen asymmetrischen Ausbildungen der letzten Schuppenblätter ab, an welcher Seite der günstigere Ort für die Neubildung liegt. Um eine Vorstellung über die Gestalt und Größenverhältnisse der Knospenschuppen zu erlangen, untersuchte ich daraufhin eine Axillarknospe mittlerer Größe und erhielt die folgenden Daten: Die durch Verwachsung der beiden Vorblätter O0 und 1 entstandene, zweikielige Schuppe war etwas über 3 mm lang (bezw. hoch) und zeigte an ihrer Spitze eine Einkerbung, hierdurch noch ihre Ent- stehung verratend. Schuppe 2 war 3 mm lang, ihre Spitze war durch zwei Einkerbungen von geringer Tiefe in drei kleine Zähne geteilt. Schuppe 3 lief oben spitz zu und zeigte auch nicht die geringste Andeutung einer Diiferenzierung in Haupt- und Neben- blätter. Die Schuppe war über 4 mm lang und umfabte die ganze Knospe mehr als einmal, indem ihre Ränder in mittlerer Höhe weit übereinander griffen. Ganz Ähnlich waren die folgenden Schuppen- blätter 4, 5 und 6 gebildet. Die Schuppe 7, die nach vorn fiel, wies schon eine geringe Gliederung auf; am Grunde war das Blatt zwar noch völlig einheitlich, aber es endigte in drei Zähne, die durch zwei Einkerbungen gebildet waren, die etwa bis zur halben 522 ARTHUR WEISSE Länge des Organs herabreichten. Die folgenden Blätter, 8 und 9, erwiesen sich in noch höherem Grade als Übergangsblätter, doch fungierten sie noch immer als Knospenschuppen; sie standen übrigens nicht mehr ganz genau median, sondern waren ein wenig nach rechts hin genähert. Es war somit in diesem Falle nur zu er- warten, dab Blatt 10 nach links-hinten fiel. Dieses Organ war schon von Grund auf in ein Haupt- und zwei Nebenblätter ge- gliedert und wies somit eine Querschnittsform auf, die von der der Schuppenblätter sehr wesentlich abwich. Zeigt diese eine etwa hufeisenförmige Gestalt, ohne besonderes Hervortreten der Blatt- mitte, so erfährt bei den jungen Laubblättern gerade dieser Teil der Anlage eine kräftige Förderung und bewirkt eine mehr V- förmige Querschnittsform. Blatt 11 fiel in diesem Falle nach rechts- hinten, 12 nach vorn, 13 nach hinten und ein wenige links, so dab also eine rechtsläufige Spirale resultierte. In anderen Knospen war die Stellung der ersten Laubblätter bald der beschriebenen ungefähr entsprechend, bald aber auch wesentlich abweichend. So folgte z. B. auf ein erstes nach links- hinten fallendes Laubblatt öfter das zweite vorn, das dritte rechts- hinten usw., so dab dann also bei gleicher Stellung des ersten Laub- blattes eine entgegengesetzt gerichtete Spiralstellung zustande kam. Die Divergenzen zwischen den ersten Laubblättern zeigen meistens zunächst noch Schwankungen, bald werden sie aber gleich- mäßig und dürften im allgemeinen etwa °/, betragen. Wegen der nur geringen Zahl von Blattanlagen, die sich an einer Knospe be- obachten lassen, kann die Divergenz nur schwer genauer bestimmt werden. Auch an den ausgetriebenen Zweigen ist die Divergenz aus demselben Grunde oft nicht genau festzustellen. Man kann unter den normalen vegetativen Sprossen, wie ja auch bei vielen andern Bäumen, Kurz- und Langtriebe unterscheiden; doch finden sich zwischen beiden auch alle Übergänge. Die ersteren, die im allgemeinen nach wenigen Jahren abgestoßben werden, bringen in einem Sommer nur soviel Laubblätter zur Entfaltung, als schon in der Knospe vorgebildet waren, und endigen bald mit einer für die Überwinterung bestimmten Terminalknospe; die Internodien bleiben bei ihnen sehr kurz. Bei den Langtrieben hingegen strecken sich die Internodien beträchtlich und die Zahl der Laubblätter eines ‚Jahrestriebes wird eine bedeutend gröbere. Ich führe zunächst einige Daten für einen Langtrieb an. Derselbe wurde einem gut entwickelten älteren Baume entnommen. Blattstellungsstudien an Populus tremula. 5933 Er hatte im Jahre 1902 im ganzen 14 Laubblätter hervorgebracht; die Internodien maben im Durchschnitt etwa 20 mm. Die Blätter standen in linksläufiger Spirale mit der Divergenz ?/,,. Der Zweig schloß mit einer für die Überwinterung bestimmten Terminalknospe ab. Auf Querschnitten, welche durch diese angefertigt wurden, ließ sich feststellen, daß die Knospe von S Blättern umhüllt wurde, deren Spreiten frühzeitig verkümmert und deren Nebenblätter zu Knospenschuppen umgestaltet sind. Ihre Anordnung folgte durch- aus der eingeleiteten Spirale. Dieser Unterschied in der Stellung und morphologischen Natur der Schuppenblätter der Terminal- und Axillarknospen der Pappeln war schon Dört bekannt.') Vom Standpunkt der mechanischen Blattstellungstheorie aus betrachtet, ist der Unterschied in der Stellung leicht erklärlich. Zunächst sind die Kontaktkörper, an die sich die Schuppenblätter anschließen, in beiden Fällen von grundsätzlicher Verschiedenheit. Während bei den Axillarknospen die Basis für die weiteren Schuppenblätter von dem breiten, durch Verwachsung der Vorblätter entstandenen, symmetrisch gestalteten Organ gebildet wird, liefern bei den Terminalknospen die spiralig gestellten letzten Laubblätter die Kontaktorgane für die sich an- schließenden Schuppenblätter. Auch kommt in Betracht, dab der Unterschied zwischen den Organen der Endknospe weniger in der ersten Anlage, als in der weiteren Ausbildung der jungen Blätter hervortritt. Die Anlagen differenzieren sich zunächst in ganz gleicher Weise, dann aber verkümmert, wie schon oben bemerkt wurde, die Spreite bei denjenigen Blättern, deren Nebenblätter die Funktion von Knospenschuppen übernehmen, während sie bei den zukünftigen Laubblättern gerade eine besondere Förderung im Wachstum erfährt. Ganz anders ist es bei den Schuppen der Axillarknospen. Hier darf nicht etwa auch von einer Verkümmerung der Spreite und von einem Verwachsen der Nebenblätter gesprochen werden, sondern jede Schuppe stellt ein einfaches, noch nicht differenziertes Organ dar. Außer den 8 Schuppenblättern waren in der Terminalknospe des untersuchten Langtriebs noch 7 weitere Blattanlagen sichtbar, von denen die ersten 4 sich schon deutlich als zukünftige Laub- blätter zu erkennen gaben, während die jüngsten Anlagen noch kleine, kaum differenzierte Höcker darstellten. Auch ihre Stellung !) Dörr, Flora von Baden, p. 523, Anm. 524 ARTHUR WEISSE entsprach der der vorangehenden Blätter. Die Divergenzen waren innerhalb dieser Knospe nicht ganz gleichmäßig, dürften aber im ganzen dem (Grenzwert etwas näher liegen als die Divergenz °),. In den Endknospen anderer Langtriebe konnte als Divergenz °/,, festeestellt werden. Da andererseits an den entwickelten Sprossen meistens die Divergenz °/,, seltener auch */,, dagegen niemals ?/,, vorlag, so muß angenommen werden, dab bei dem Austreiben eine geringe Torsion eintritt, welche, wie dies bekanntlich schon von SCHWENDENER!) vermutet und von Terrz’) für andere Beispiele näher dargelegt ist, durch die sich gerade streckenden Blattspurstränge hervorgerufen wird. Ich teile nunmehr einige an Kurztrieben vorgenommene Beobachtungen mit. Die Länge der Internodien ist an ihnen sehr gering; so mab ein 7 Laubblätter tragender Jahrestrieb, einschließlich seiner am Grunde stehenden Schuppennarben, 20 mm, so dab also im Durchschnitt ein Internodium etwa 2 mm lang war. An einem andern Zweige war der erste, im Jahre 1599 entwickelte Jahres- trieb nur 10 mm lang, der zweite (1900) sogar nur 9 mm, der dritte (1901) wiederum 10 mm und der letzte Jahrestrieb (1902) 28 mm lang. Da auf jeden ‚Jahrestrieb 6—7 Laubblätter kommen, so waren hier die Internodien in den ersten Jahren im Durchschnitt nur etwa 1 mm lang; nur der letzte Jahrestrieb hatte etwa 4 mm lange Internodien. Die Divergenz konnte an mehrjährigen Kurztrieben leicht nach den vorhandenen Blattnarben abgezählt werden. Dagegen läbt sich, da ein einzelner ‚Jahrestrieb nur 6 bis 7 Laubblätter besitzt, die Divergenz an nur ein Jahr alten Zweigen nicht so bequem bestimmen. Alle Abzählungen und Messungen führten nun zu dem übereinstimmenden Resultat, dab sowohl an den ent- wickelten Kurztrieben, als auch in den sie abschließenden End- knospen die Blätter nach der Divergenz °/, angeordnet sind. Wir sehen also, dab an diesen wenig gestreckten Zweigen die Divergenz der Knospe beibehalten wird, eine Beobachtung, die mit der auch sonst gemachten Erfahrung übereinstimmt, dab an gestauchten Achsen die Divergenz dem Grenzwert näher liegt als an gestreckten. ') SCHWENDENER. Zur Theorie der Blattstellungen. (Sitzgsber. d. Akad. d. Wiss. z. Berlin, 1883, p. 750. Ges. bot. Mitteil. I. p. 115.) ®, Paun J. Teırz. Über definitive Fixierung der Blattstellung durch die Torsionswirkung der Leitstränge. (Inaug.-Dissertation, Berlin, 1888.) Blattstellungsstudien an Populus tremula. 525 An den normalen Zweigen älterer Espen besitzen die Laub- blätter bekanntlich einen langen, seitlich zusammengedrückten Stiel und eine fast kreisrunde Spreite, deren Rand ausgeschweift-stumpf- gezähnt ist. An aufstrebenden Trieben verletzter Zweige, an Stockausschlägen und adventiven Wurzelsprossen sind die Blätter dagegen von sehr abweichender Gestalt. Ihre Blattstiele sind relativ kurz und im Querschnitt stielrund, ja oft breiter als hoch; ihre Spreite ist fast dreieckig oder ıhombisch, oft am Grunde herzförmig, und meistens am Rande grob gesägt. Während die normalen Blätter nur in der Jugend behaart sind, behalten die Blätter der adventiven Sprosse die Behaarung zeitlebens bei. Außerdem tritt noch der Unterschied hervor, daß an den letzt- genannten Blättern die Nebenblätter zu einer beträchtlichen Aus- bildung kommen, während sie bei normalen Laubblättern sogleich nach der Entfaltung abfallen. An normalen Zweigen sind der Regel nach die ersten und letzten Blätter jedes Jahrestriebes kleiner als die mittleren. Außerdem macht sich aber auch noch Anisophyllie insofern geltend, als die nach unten gerichteten, sowie auch die dem Muttersproß abgekehrten Blätter längere Stiele und größere Spreiten besitzen als die nach der entgegen- gesetzten Richtung fallenden. Zum besseren Vergleich führe ich einige spezielle Daten an, die sich auf einen einjährigen normalen Kurztrieb beziehen. Am Grunde desselben waren die Narben der Schuppenblätter deutlich sichtbar, und zwar folgten der durch Verwachsung entstandenen Schuppe 6 weitere zweizeilig gestellte Knospenschuppen. Die 8 Laubblätter des Sprosses, die also mit den Nummern 8—15 zu bezeichnen sind, standen in linksläufiger Spirale. Ich stelle die genaueren Messungen tabellarisch zusammen: ©8 Länge Länge Breite - 5 | Stellung zum Muttersproß des der der 2 en) Blattstiels| Spreite | Spreite 8 hinten und etwas rechts | 24 mm 23 mm 24 mm 9 links BA EN LE EA 1,; 10 rechts vorn 53, ba, 49 Di hinten AR, AHREEE tele: 12 links vorn alas, Die 46 „ 15 rechts a0, Wer“ DD) 5; Ally 5 14 hinten links Bo AU: =} SI m 15 vorn. 32%, 42, ;; 32775 596 ARTHUR Weisse Das größte Blatt eines normalen Langtriebes (das dritte des betreffenden Jahrestriebes) hatte eine Stiellänge von 54 mm, während die Spreite 53 mm lang und 48 mm breit war, zeigte also ungefähr dieselben Dimensionen wie das entsprechende Blatt des Kurztriebes. Um auch für die Querschnittsform und Dicke des Blattstiels vergleichbare Daten zu erhalten, zeichnete ich einen Querschnitt von einem gut entwickelten Laubblatt eines Kurztriebes und be- stimmte dann in der Zeichnung seine Dimensionen. Der Stiel des betreffenden Blattes war 54 mm lang, der Querschnitt war 43 mm über der Insertion geführt. Der mediane Durchmesser maß 1,48 mm. Auf dem Querschnitt waren vier übereinander liegende Gefäb- bündel getroffen; der Querdurchmesser des Blattstieles betrug, in Höhe des obersten Bündels gemessen, 0,41 mm, bei dem darunter liegenden Gefäbbündel 0,56 mm, bei dem auf dieses folgenden 0,65 mm und bei dem untersten Bündel 0,73 mm. Ich führe nun die Beschreibung einiger abweichend beblätterter Triebe an. 1. Aufstrebende Axillartriebe eines durch Windbruch ver- letzten Zweiges eines älteren Baumes. Exemplar I. Am Grunde waren die Narben der Knospen- schuppen deutlich sichtbar; ihre Zahl und Stellung war die normale. An dem Sproß hatten sich dann 15 Laubblätter entwickelt, ein 16. war gerade in der Entfaltung begriffen; das Ende des Triebes war abeetrocknet. Die 7 unteren Laubblätter hatten eine noch ziemlich normal gestaltete Spreite; die folgenden wurden immer spitzer und herzförmiger, sie hatten ungefähr die Form eines Syringa-Blattes. Das dritte Laubblatt besaß einen 42 mm langen Stiel und eine 48 mm lange und 585 mm breite Spreite; es war nur an den Blattrippen ein wenig behaart. Der Stiel war in verinzerem Maße seitlich zusammengedrückt, als dies bei Laub- blättern normaler Triebe der Fall ist.) Ein 31 mm über der ') Auf diese Abweichung in der Gestalt des Blattstiels von Blättern auf- strebender Zweige hat vor kurzem ALFRED UrsprunG (Die physikalischen Eigen- schaften der Laubblätter. Bibliotheca botanica, Heft 60, Stuttgart, 1903, p. 11) aufmerksam gemacht. Derselbe gibt auch Abbildungen von Querschnitten durch die Stiele normaler Blätter (a. a. O., Taf. I, Fig. 13 und 15) und den Stiel eines Blattes von einem aufstrebenden Ast (ebenda, Fig. 8). Doch zeigt diese Figur bedeutend geringere Unterschiede, als ich sie zu beobachten Gelegenheit hatte Blattstellungsstudien an Populus tremula. 5927 Basis durch den Stiel geführter Querschnitt zeigte nur drei Gefäb- bündel, von denen das größte sich auf der Unterseite befand, während zwei kleinere, dicht neben einander darüber lagen. Der mediane Durchmesser des Stielquerschnitts betrug 1,41 mm, der Durchmesser in der Breite oben 0,75 mm, unten 0,97 mm. — Das 9. Laubblatt war von der Gestalt eines Fliederblattes. Sein Stiel war nur 29 mm lang, dagegen war die Spreite 115 mm lang und 70 mm breit. Der Stiel hatte im unteren Teile einen ungefähr kreisrunden Querschnitt; 18 mm vom Grunde entfernt, war er noch etwas seitlich zusammengedrückt; sein medianer Durchmesser wurde hier zu 2,27 mm bestimmt, während er in der Breite 1,55 mm maß. — Die jüngsten Blätter waren noch stärker zu- gespitzt. So besaß z. B. das 13. Blatt eine 66 mm lange und nur 32 mm breite Spreite; sein Stiel war 13 mm lang. Dieses und die folgenden Blätter waren aber wohl noch nicht ganz ausgewachsen. Die Unterschiede in der Gestalt und Größe der Blätter an aufstrebenden Zweigen beschränken sich aber nicht nur auf die Spreite und den Blattstiel, sondern auch der Blattgrund ist bei ihnen entschieden kräftiger ausgebildet, was sich u. a. auch darin zeigt, dab die Nebenblätter, wie schon oben bemerkt, eine geförderte Entwicklung aufweisen. Im Gegensatz zu diesem gesteigerten Wachstum der Blätter erfährt die sie tragende Achse im allge- meinen keine Dickenzunahme; sie ist im Gegenteil oft bedeutend schwächer als die normaler Triebe; nur im Längenwachstum sind diese Sprosse, selbst mit normalen Langtrieben verglichen, stets beträchtlich gefördert. Es lag nun die Vermutung nahe, daß diese veränderten Ge- stalt- und Größenverhältnisse auch schon bei der Anlage der Blätter sich geltend machten. Dann mußte auch ihre Stellung eine ent- sprechende Veränderung erleiden. Angeregt durch eine Abhandlung von Kxr'), habe ich vor einigen Jahren an mehreren Holzgewächsen die Veränderung der Blattstellung an aufstrebenden Axillarzweigen näher verfolgt.”) Bei allen damals untersuchten Pflanzen hatte der Durchmesser der Achse an den aufstrebenden Sprossen eine größere Förderung er- fahren als die Blätter, so daß also die relative Größe der Blatt- !) L. Ksy. Ein Versuch zur Blattstellungslehre. [Berichte d. deutsch. botan. Gesellsch., XVI, 1898, p. (60)—(64).] ?) A. Weisse. Über Veränderung der Blattstellung an aufstrebenden Axillar- zweigen. (Ber. d. deutsch. botan. Ges., XVII, 1899, p. 343—378.) 598 AXTHUR WeıssE anlagen zum Scheitelumfang sich bei diesen Sprossen verkleinerte. Ich hatte ausdrücklich bemerkt, dab dieses nur das erfahrungs- gemäb gewöhnliche Verhalten sei '); a priori läßt sich nicht bestreiten, daß das Verhältnis auch ein anderes sein kann. Für die Richtig- keit dieser Vermutung liefert nun Populus tremula ein interessantes Beispiel. Hier liegt der bisher noch nicht beobachtete Fall vor, dab an den aufstrebenden Sprossen die relative Größe der Blätter eine Vergröberung erfährt. Auch insofern liefern die Beob- achtungen an dieser Pflanze eine willkommene Ergänzung zu meiner früheren Arbeit, als sie sich auf einen Baum mit spiraliger Blatt- stellung beziehen, während ich in der eitierten Mitteilung nur Bei- spiele für Holzgewächse mit zweizeiliger oder zweigliedrig decus- sierter Blattstellung angeführt habe. Wenn die relative Größe der Blattanlagen eine Vergrößerung erleidet, so muß nach den Gesetzen der mechanischen Theorie sich die Blattstellung in der Weise ändern, daß sich die Divergenz von dem Grenzwert entfernt. Die Beobachtung zeigte, daß dies auch tatsächlich zutrifft. Bei dem in Rede stehenden Sproß I folgten auf die, wie gewöhnlich, zweizeilig angeordneten Schuppenblatt- narben die 7 untersten Laubblätter in rechtsläufiger Spirale mit einer ”/, nahen Divergenz. Sie waren sicherlich noch im Vorjahre unter normalen Verhältnissen angelegt und wiesen daher auch eine Stellung auf, wie sie an normalen Langtrieben vorkommt. Die neu hinzukommenden Blätter zeigten dagegen Divergenzen, die zwischen '/, und °/, lagen, also entschieden eine Entfernung vom Grenzwert erfahren hatten. Exemplar II, gleichfalls ein aufstrebender Axillartrieb eines älteren Baumes. Auf die Narben der Schuppenblätter folgten 16 entfaltete Laublätter in rechtsläufiger Spiralstellung. Während die untersten die Divergenz ”, aufwiesen, standen die Blätter im mittleren Teile des Sprosses nach der Divergenz '/,, zeigten also eine noch größere Entfernung vom Grenzwert als im vorstehend besprochenen Falle. Im obersten Teile des Zweiges machte sich ein Übergang zu der */,-Stellung bemerkbar, die auch in der End- knospe vorlag. Diese war eine noch fortwachsende Sommerknospe, die nur wenige Anlagen von weiteren Laubblättern enthielt. Die Größen- und Formverhältnisse der Laubblätter entsprachen im all- gemeinen denen von Sprob 1. 1) A, 82. 05 0800, Blattstellungsstudien an Populus tremula. 529 2. Adventive Wurzelsprosse. Bekanntlich sind alle Pappel- arten durch zahlreiche Wurzelbrut ausgezeichnet. Auch an diesen Sprossen zeigen die Laubblätter eine, z. T. noch weitergehende, Abweichung von der normalen Gestalt. Die ersten Blätter der Triebe haben Schuppenform; ihre Stellung ist sehr veränderlich. Auch die Stellung der ersten Laubblätter ist großem Wechsel unterworfen, wie die folgenden Beispiele zeigen werden. Exemplar I, ein einjähriger Wurzelsproß von sehr kräftiger Entwicklung. An ihm waren 18 Laubblätter ausgebildet, die in linksläufiger Spirale und zwar, von kleineren Schwankungen am Grunde abgesehen, nach der Divergenz °/, standen. Das größte Blatt des Triebes, das 5. von unten, hatte einen 50 mm langen Stiel, 30 und 35 mm lange Nebenblätter und eine 142 mm lange und 110 mm breite Spreite. Sowohl die Blätter als auch der Stamm waren stark behaart. Exemplar II, gleichfalis ein einjähriger adventiver Wurzel- sprob, von mittlerer Entwicklung. Auf die Narben von Schuppen- blättern folgten 13 entfaltete Laubblätter. Diese standen im unteren Teile des Triebes in linksläufiger Spirale mit der Divergenz !,. Im oberen Teile des Sprosses ging die Divergenz in ?/ über. In der Endknospe, die noch weitere Laubblattanlagen enthielt, hatte die Stellung eine noch weitere Annäherung an den Grenzwert er- fahren. Das 7. Laubblatt hatte einen 20 mm langen, verhältnis- mäßig dicken Stiel, seine Spreite war 77 mm lang und 54 mm breit. Ein 15 mm über dem Grunde durch den Stiel geführter Quer- schnitt ergab einen medianen Durchmesser von 1,53 mm, der Quer- durchmesser betrug 1,12 mm. Auf dem Querschnitte zeigten sich drei durchschnittene Gefäbbündel, von denen das größte unten lag, während zwei kleinere, links und rechts neben einander, darüber angeordnet waren. Der Blattstiel besab an der Oberseite eine rinnenartige Vertiefung, hatte also eine von der an normalen Pappelblättern zu beobachtenden gänzlich abweichende Form. Die- selbe ist wohl als ein „Rückschlag“ zu der phylogenetisch älteren Gestalt aufzufassen. ‘xemplar III, desgl. Die untersten Laubblätter waren ziem- lich unregelmäßig angeordnet; sie standen zunächst ungefähr nach !/,, dann in linksläufiger Spirale mit ?/, nahestehenden Divergenzen. Die folgenden Blätter waren fast nach ’/,, am obersten Teile des Triebes ziemlich genau nach °/, angeordnet. An dem Sproß waren ein Übergangsblatt und 11 Laubblätter entwickelt. Ascherson, Festschrift. > 34 530 ARTHUR WEISSE Exemplar IV, desgl. Von den 12 entfalteten Laubblättern standen Blatt 2 und 3 auf gleicher Höhe einander gegenüber, von Blatt 4 an ließ sich eine linksläufige Spirale verfolgen. Die Divergenzen schwankten zunächst zwischen ’/, und °,, betrugen im mittleren Teile ziemlich genau °/,, näherten sich dann aber wieder mehr ". Exemplar V, desgl. Die untersten Blätter zeigten eine sehr unrerelmäßige Anordnung, Blatt 6 und 7 standen in gleicher Höhe, dann kam es zu einer linksläufigen Spiralstellung mit Divergenzen, die sich mehr und mehr der */,-Stellung näherten, die auch in der sehr locker gebauten Endknospe vorlag. Die Längen der zwischen den 16 entfalteten Laubblättern liegenden Internodien wurden, wie folgt, gemessen: 16, 30, 16, 55, 48, 0, 85, 29, 43, 38, 32, 25, 9 7, 3 mm, zeigten also beträchtliche Unregelmäßigkeiten. Exemplar VI, desgl. Der Sproß besaß 11 entwickelte Laub- blätter, die in rechtsläufiger Spirale mit der ungefähren Divergenz '/, standen. Auch in der Endknospe war diese Stellung vorhanden. Die jungen Blattanlagen zeigten hier im Querschnitt sehr deutlich die für die Y,-Stellung charakteristische V-Form.') Exemplar VII, desgl. Die 11 entfalteten Laubblätter folgten einer linksläufigen Spirale mit noch schwankenden, zwischen '), und *, liegenden Divergenzen. Exemplar VIII, desgl. Von den 14 entwickelten Laubblättern, die in rechtsläufiger Spirale standen, zeigten die untersten die Divergenz '/,, während im oberen Teile des Sprosses dieselbe zwischen und ®/, lag. Auch in der Endknospe war diese Di- vergenz zu beobachten. Exemplar IX, ein sehr kräftig entwickelter einjähriger ad- ventiver Wurzelsproß. Während die Narben der Schuppen- und Übergangsblätter eine unregelmäßige Anordnung zeigten, folgten die 16 entfalteten Laubblätter einer rechtsläufigen Spirale mit > ziemlich genauer ?/,-Divergenz. Wenn auch die Blätter von der normalen Gestalt stark abwichen, so entsprach doch bei der auch sehr kräftigen Entwicklung der Achse die relative Größe der Anlaren hier wohl der an normalen Trieben. Die Stiele einiger Blätter hatten eine sehr tiefe Rinne auf der Oberseite, so dab ihr 1 (Juerschnitt herzförmig erschien. Ich mab an einem solchen den medianen Durchmesser zu 1.15 mm, dagegen den transversalen zu I) Vol, Weisse in den Ber. d. deutsch. bot. Ges,, XVII, 1899, p. 364. Blattstellungsstudien an Populus tremula. 531 1,73 mm. Der Stiel des betreffenden Blattes war 15 mm lang, seine Spreite 70 mm lang und 50 mm breit. 3. Stammbürtige Adventivsprosse Auch an den als „Stammausschlag“ bekannten Trieben, die älteren Baumstümpfen entsprießen, haben die Blätter dieselbe abweichende Form wie an Wurzelsprossen. Auch in bezug auf die Blattstellung zeigten sie im allgemeinen das gleiche Verhalten. Die Stellung der ersten Blätter schwankte zwischen den Divergenzen '/, und sogar '/.. Später kam in einigen Fällen "/,-Stellung, häufiger dagegen eine zwischen '/, und °/, liegende Divergenz zu stande. Auch die genaue °/,-Stellung kam wiederholt zur Beobachtung. 8 4. Axillartriebe von Adventivsprossen. An den Axillar- knospen der Adventivsprosse konnte ich feststellen, dab die Schuppenblätter genau dieselbe Anordnung zeigten, wie an den Axillarknospen normaler Zweige; doch war die Zahl der Schuppen, wie ich schon oben kurz bemerkt habe, stets kleiner als an den Knospen gewöhnlicher Zweige. Ich beobachtete in einem Falle z. B. nur 2 in die Mediane des Blattwinkels fallende Schuppen- blätter (Blatt 2 hinten, 3 vorn), während das hinten stehende Blatt 4 schon ein Übergangsblatt und das vorn und ein wenig links stehende Blatt 5 bereits ein Laubblatt war. Blatt 6 folgte dann rechts-hinten, Blatt 7 links. Im allgemeinen lag die Zahl der zweizeilig gestellten Schuppenblätter bei diesen Axillarknospen zwischen 2 und 6. Da an dem Orte, an dem ich mein Material gesammelt habe, die Wurzelbrut des Vorjahrs zum erößten Teil durch Abmähen stark zurückgeschnitten war, so hatte ich Gelegenheit, eine grobe Zahl von aufstrebenden Axillarzweigen solcher Sprosse zu beobachten. Sie zeigten ganz Ähnliche Blattformen und Stellungs- änderungen wie aufstrebende Zweige älterer Bäume. Ich führe auch für solche einige Beispiele an. Exemplar I, ein aufstrebender Axillarzweig eines verletzten vorjährigen Wurzelsprosses. Am Grunde waren die Narben von 3 nach ', gestellten Schuppenblättern sichtbar; dann folgten 15 Laubblätter, von denen die ersten nach °/,, die mittleren dagegen nach '/, standen; dann ging die Divergenz allmählich wieder mehr in ®/, über. Exemplar II, desgl. Die ersten Laubblätter standen ungefähr . Im mittleren Teile war eine Hinneigung zu der '/,-Stellung nach °/,. 34“ 532 Arrnur Weısse: Blattstellungsstudien an Populus tremula. bemerkbar. Am oberen Ende des Zweiges betrug die Divergenz wieder ?],. Exemplar II, desg. An diesem, verhältnismäßig kurz gebliebenen Zweige standen alle Laubblätter nach der Diver- genz *z- Aus den mitgeteilten Beispielen geht hervor, daß die Blatt- stellung an den aufstrebenden Axillarzweigen, sowie an den Ad- ventivsprossen der Zitterpappel zwar mannigfaltigen Schwankungen unterworfen ist, im allgemeinen aber, einer Zunahme der relativen Größe der Blätter entsprechend, eine Entfernung vom Grenzwert erleidet. XLV. Bemerkungen zu den tropisch-afrikanischen Arten von Boottia und Ottelia von M. Gürke-Steglitz-Berlin. In den letzten Jahren haben sich unter den am Königl. bota- nischen Museum zu Berlin eingegangenen Pflanzen aus dem tropischen Afrika mehrfach Arten der beiden Hydrocharitaceen-Gattungen Boottia und Ottelia befunden, welche sich als neu erwiesen und gestatteten, einen besseren Einblick in die systematische Gruppierung dieser beiden Gattungen zu gewinnen, als es bei dem bisherigen mangelhaften Material möglich war. Freilich fehlt noch sehr viel daran, um über die vegetativen Verhältnisse und den Bau der Blüten völlig zur Klarheit zu kommen, da die Schwierigkeiten, welche sich der Untersuchung dieser Pflanzen in getrocknetem Zustande bieten, nicht unbedeutend sind; aber immerhin sind wir dem Ziele, eine brauchbare natürliche Einteilung der Arten zu geben, schon näher gerückt, und als vorläufige Studie für eine spätere eingehende Be- arbeitung möchte ich hier versuchen, die bisher aus dem tropischen Afrika bekannten Arten dieser beiden Gattungen aufzuzählen. Die eben erwähnten Schwierigkeiten, welche die Resultate der Untersuchung noch vielfach zweifelhaft machen, liegen in erster Linie in der ungewöhnlich verschiedenen Ausbildung der vegetativen Teile der hierher gehörenden Pflanzen, wodurch das Erkennen der einzelnen Arten, wenigstens im getrockneten Zustande, nicht leicht ist. Es ist ja bekannt, wie unsere einheimischen Wasserpflanzen sich den wechselnden Verhältnissen der von ihnen bewohnten Lokalitäten in außerordentlicher Weise anpassen; ich erinnere nur an die Gattung Batrachrium, deren Arten, je nachdem die Höhe des Wasserstandes und die sonstige Beschaffenheit des Standorts die Ausbildung der untergetauchten, der Schwimmblätter und der sogenannten Über- 534 M. GürkE gangsblätter beeinflußt. in habituell so verschiedenen Formen auf- treten können, dab eine befriedigende Feststellung des Wertes der einzelnen Arten bisher noch nicht gelungen ist. Und als ein zweites Beispiel sei an die Alismataceen erinnert, deren leichte Anpassungs- fähigkeit an die verschiedene Lebensweise neuerdings durch die Untersuchungen von Guück') in so treffender Weise dargelegt worden sind. Nicht anders steht es mit den beiden uns beschäftigenden (Gattungen, und es ist sicher, daß bei ihnen alle möglichen Über- gänge vorhanden sein können zwischen den untersten, submersen, mehr oder weniger bandförmigen Blättern, den mittleren von länglicher oder lanzettlicher Form, den Schwimmblättern, deren Spreiten auf der Wasseroberfläche schwimmen und den zuletzt ent- standenen obersten Blättern, welche ihre Spreiten auf senkrechten Stielen frei in die Luft erheben. Bei den wenigen, in unseren Herbarien vorhandenen Exemplaren ist häufig nur einer von diesen vegetativen Zuständen ausgebildet; infolge dessen sind auch die nach solchen Exemplaren entworfenen Beschreibungen unvollkommen, und wenn man nun bisher stets versucht hat, die systematische Gruppierung der Arten nach diesen Zufälligkeiten vorzunehmen, so ist leicht ersichtlich, dab man auf diesem Wege niemals zu einem befriedigenden Resultate kommen kann. Eine zweite Schwierigkeit liegt darin, daß die beiden (rattungen habituell sich so wenig von einander unterscheiden, dab mehrfach Ottelia-Arten als zu Boottia gehörend, und um- gekehrt beschrieben worden sind. Dazu kommt noch, dab es nicht leicht ist, die getrockneten Blüten zu untersuchen, da die Blumenblätter, welche zwar von recht ansehnlicher Größe sind, doch infolge ihrer zarten und hinfälligen Konsistenz stets durch die Be- handlung in der Presse mit den (reschlechtsorganen so verklebt sind, daß es selten gelingt, die Anzahl der Stamina und Staminodien, der Griffel und Stylodien mit Sicherheit festzustellen; daher finden wir auch in den vorhandenen Beschreibungen der einzelnen Arten über diese Verhältnisse häufig ungenaue oder auch direkt falsche Angaben. Als unterscheidende Merkmale der beiden Gattungen sind nach den bisherigen Ergebnissen hauptsächlich die folgenden festzuhalten: ', Glück, Zur Biologie der deutschen Alismataceen in Bericht über die erste Zusammenkunft der freien Vereinig. d. system. Botan. in Berlin 1903, SS. 82-37. A... A un ur u er ie MN Marz du DT ı u da DRG Bi Tropisch-afrikanische Arten von Boottia und Ottelia. 535 Boottia besitzt diöcische Blüten. Die männlichen Spathen enthalten 10—60 Blüten, welche meist weit aus der Spatha hervor- ragen; auf die 3 Sepala und 3 Petala folgen 12 Stamina, von denen man 6 äußere, kürzere und 6 innere, längere unterscheiden kann, dann 3 Staminodien, die wohl ziemlich allgemein vorhanden sind, und im Centrum der Blüte ein 3lappiger drüsiger Körper oder 3 getrennte Drüsen, die man als das Rudiment des Pistill angesehen hat. Die weibliche Spatha ist stets 1-blütig; die Sepala und Petala sind in derselben Zahl, wie bei den männlichen vorhanden; darauf folgen 6, sehr selten 3 oder 9 Staminodien und 6, sehr selten 9—15 tief 2-spaltige Griffel. Ottelia besitzt zwittrige Blüten. Die Spathen sind meist 1-, selten 2—6-blütig, fast stets zweischneidig-zusammengedrückt und zuweilen auch geflügelt. Auf die 3 Sepala und 3 Petala folgen 6 (selten 9) Stamina und 6 (bisweilen 9—12) 2-spaltige Griffel. Boottia Wall. 1. B. scabra (Bak.) Benth. et Hook. Gen. pl. III (1883) 454. — Ottelia scabra Bak. Bot. Speke and Grant Exped. in Transact. Linn. Soc. XXIX (1875) 151. Die sehr großen Spathen sind durch rauhe Oberfläche aus- gezeichnet; die männlichen Blüten sind bisher unbekannt. Verbreitung: Zentral-Afrika bei Moqren-el-Bohür am Gazellen- flußb (SCHWEINFURTH n. 1121). 2. B. Schinziana Aschers. et Gürke in Engl.-Prantl, Nat. Pflanzenfam. II. 1 (1889) 256: Gürke in Bull. de l’Herb. Boiss. III (1895). Ausgezeichnet durch gut entwickelte lanzettliche Schwimm- blätter; die männlichen Blüten enthalten 12 Staubblätter, die weib- lichen 3 fadenförmige Staminodien und 6 Griffel. Verbreitung: Benguella, Hartbeestpan (Bavnm n. 109); Deutsch- Südwestafrika: Olukonde in Ondonga (Schmz); Unkuanjama, Omu- panda (WurrHorst n. 32). 3. B. muricata Wrieht in Thiselton-Dyer Fl]. trop. Afr. VII (1898) 569. Die weiblichen Spathen sind nebst den oberen Teilen der Spathenstiele weichstachelig; die männlichen Blüten sind unbekannt. Verbreitung: Ngamiland; Botletle River (Lucarp n. 13); River Chobe (Mc Cage n. 32). 536 M. GÜürKkE 4. B. Fischeri Gürke in Engler, Pflanzenwelt Ostafrikas C (1895) 95: Wrieht in Thiselton-Dyer Fl. trop. Afr. VII (1897) 8. Das von Fischer gesammelte Material, nach welchem die un- vollkommene Originaldiagnose angefertigt wurde, ist seitdem durch vollständigere, von GoETZE aufgenommene Exemplare ergänzt worden, weshalb ich hier nun eine ausführlichere Beschreibung gebe, als es ursprünglich möglich war. Die oberen Blätter sind sehr langgestielt, breit-elliptisch oder breit-eiförmig, 10—20 em lang und 7—11 cm breit, kaum 1'/, mal so lang als breit, am Grunde allmählich in den Blattstiel über- sehend, ganzrandig, aber am Rande etwas wellig, stumpf, von Kon- sistenz ziemlich dick und lederartig, auf beiden Seiten völlig kalıl, 9nervig, der Mittelnerv auf der Unterseite stärker hervortretend als die übrigen; die zwischen den Nerven verlaufenden Queradern ziemlich undeutlich. Die Blattstiele sind bis 50 em lang, bis 15 mm im Durchmesser und am Grunde in eine bis 4 cm breite Scheide verbreitert. Der männliche Blütenstand ist langgestielt; die Spatha ist breit eiförmie, 8—10 em lang und 3—4 cm im Durchmesser, am Grunde in den Stiel verschmälert, kahl, ungeflügelt, an der Spitze in mehrere ungleichlange und verschieden breite Zipfel gespalten; der Spathenstiel ist bis 25 cm lang und wahr- scheinlich noch erheblich länger, und bis 15 mm im Durchmesser. Die Anzahl der männlichen Blüten in jeder Spatha ist sehr eroß; es kommen über 60 vor, die allmählich zum Aufblühen ge- langen. Die Blumenkronenröhre ist bis 12 cm lang; sie ragt aus der Spatha 5—6 em hervor. Die 3 Kelchblätter sind lanzettlich, bis 25 mm lang und 5 mm breit, sehr dünnhäutig und durchsichtig, nur an der stumpfen Spitze etwas dunkler grün. Die 3 Blumen- blätter sind bis 45 mm lang, breit-verkehrt-eiförmig, weiß. Die 12 Stamina sind 12—14 mm lang, die Filamente 1—2 mm breit; die spitzen Antheren ungefähr ebenso lang als die Filamente. Die 3 Staminodien sind etwas länger als die Stamina, etwa 15—17 mm lang und 1 mm breit, an der Spitze zweispaltig. die Äste 3—4 mm lang: zuweilen ist an der Spitze eines Astes noch eine Andentung einer weiteren Verzweirung vorhanden; die Mitte der männlichen Blüte nimmt ein halbkugeliger, drüsiger, 3-lappiger Körper von etwa 2 mm Höhe und Durchmesser ein. Der weibliche Blüten- stand ist ebensolang «estielt wie der männliche; die Spatha scheint jedoch kleiner zu sein, nämlich nur bis 7 cm lang und bis 2,5 em breit; sie ist entschieden schmäler als die männliche, Tropisch-afrikanische Arten von Boottia und Ottelia. 537 verlängert-ellipsoidisch, etwa 3 mal so lang als breit, etwas flach gedrückt und mit 2 Kielen versehen, welche der männlichen Spatha fehlen; an der Spitze ist sie in 2 größere, breit-dreieckige und mehrere kürzere Zähne gespalten. In jeder Spatha sitzt nur 1 weibliche Blüte; der unterständige Fruchtknoten ist schmal flaschenförmig und nach oben zu in einen ungefähr gleichlangen Halsteil verschmälert; die Gesamtlänge des Fruchtknotens vom Grunde bis zum Ansatz der Kelchblätter beträgt 7—8 cm, die Breite 2 em, während der Halsteil einen Durchmesser von etwa 8 mm zeigt. Die 3 Kelchblätter sind lanzettlich, 26—28 mm lang und 10 mm breit, mit breitem Grunde sitzend, ganzrandig, mit stumpfer, etwas kappenförmig zusammengezogener Spitze, kahl, grün, von derber krautiger Konsistenz, häutig gerandet. Die 3 Blumenblätter sind schief-verkehrt-eiförmig, bis 45 mm lang und bis 30 mm breit, weiß. Die 9 Staminodien sind pfriemenförmig, 10—12 mm lang und am Grunde lmm breit. Die 12 Griffel sind tief-zweispaltig, 26—28 mm, die narbentragenden Schenkel 21 bis 23 mm lang. Verbreitung. Seengebiet: Usiha (Fischer n. 588 — Blühend mit männl. Blüten); Nyassa-Gebiet: Im Msimasi-Sumpf in Ussangu, 1200 m ü. M. (Gortze n. 1026. — Blühend und fruchtend im Juni 1899, mit männlichen und weiblichen Blüten.) 5. DB. macrantha Wright in Thiselton-Dyer, Fl. trop. Afr. VII (1897) 9. —- Verbreitung: Quilimane im portugiesischen Ostafrika (Scorr). b. 5. parviflora Gürke n. sp. An dem vorliegenden Exemplar sind nur untergetauchte Blätter vorhanden. Dieselben sind lanzettlich, am Grunde sehr allmählich in den Blattstiel verschmälert, so dab keine bestimmte Grenze zwischen Lamina und Stiel vorhanden ist, 15—25 cm breit, schein- bar ganzrandig, aber mit sehr kleinen, mit unbewaffnetem Auge nicht erkennbaren Zähnchen versehen, mit stumpflicher Spitze, von Konsistenz dünn-membranös, mit einem deutlich hervortretenden Hauptnerven. Die Spathenstiele erreichen nur eine Länge von 20 cm und sind längs der Nerven mit spärlichen sehr kleinen Zähnchen besetzt. Die männliche Spatha ist schmal-eiförmig, glatt, mit zwei, nicht sehr deutlich hervortretenden Kielen versehen, 30—35 mm lang und 12—15 mm im Durchmesser, vielblütig. Die Stiele der entwickelten Blüten ragen aus der Spatha hervor. Die 3 Kelch- blätter sind linealisch-lanzettlich, 12—13 mm lang und 2—3 mm 538 M. GürkE breit, dünn membranös, nur an der stumpfen, etwas Kappenförmigen Spitze erün, von 1 Längsnerven durchzogen. Von den 12 Stamina sind 6 etwa 5 mm, und 6 etwa 10 mm lang; die Staubfäden sind am Grunde verbreitert. Innerhalb der Stamina befinden sich 3 (?) an der Spitze 2-teilige, ca. 12 mm lange Blättchen, welche wohl als Griffelrudimente, schwerlich als Staminodien aufzufassen sind; das Centrum der Blüte nimmt, wie wohl bei allen männlichen Boottia- Blüten, ein mehrlappiger drüsiger Körper ein. Die weibliche Spatha ist kleiner und schmäler als die männliche, 25—30 mm lange und 10—12 mm im Durchmesser, und, wie es scheint, mit breiteren Kielen versehen, 1-blütig. Der Fruchtknoten mit dem Halsteil ist bis zum Ansatz der Kelchblätter in der Spatha ein- geschlossen. Die Kelchblätter sind erheblich kleiner als die der männlichen, linealisch-lanzettlich, 7 mm lang, 1,5 mm breit, von derberer Konsistenz, deutlich grün und zeigen außer dem stärkeren Mittelnerven noch 2 Seitennerven. Innerhalb der Petala befinden sich 6 Staminodien von der. Form der Stamima in der männlichen Blüte, 5 mm lang, und im Centrum 6 fast bis zur Basis 2-spaltige Griffel von 6—7 mm Länge. Verbreitung: Am dGazellenfluß bei der Meschera el Req (SCHWEINFURTH n. 1254. — Blühend am 2. März 1869.) — Die Pflanze wird von WriıcHht in Tuısertox-Dyer Fl. trop. Afr. VII, 9 zu Boottia abyssinica Ridl. gezogen. 7. B. exserta Ridley in ‚Journ. of Linn. Soc. XXIII (1886) 240, tab. XIII; Wright in Thiselton-Dyer Fl. trop. Afr. VII. (1897) 8. Verbreitung: Am Shire-Fluß, einige Meilen oberhalb Shamo in Portugiesisch-Ostafrika (Kırk); Quilimane (Scorr). 8. B. kunenensis Gürke in Baum, Kunene-Sambesi-Expedition (1903) 172. Verbreitung: Benguella: In Tümpeln am Kunene zwischen Kuteve und Humbe, 1100 m ü. M. (Baum n. 962). 9. B. Rautaneni Gürke n. sp. Die Wurzel ist faserie. Die unteren Blätter sind unter- getaucht, ungestielt, linealisch, 15—20 cm lang und 5—8 mm breit, am Rande und längs des Mittelnerven mit sehr kurzen Zähnchen besetzt und mit 1 hervortretenden Mittelnerven versehen. Die oberen Blätter sind lanzettlich bis eiförmig-lanzettlich, 2’/, bis 6 mal so lang als breit, 6—10 em lang, 1—4 cm breit, am Grunde spitz oder etwas in den Blattstiel verschmälert, ganzrandig, mit stumpflicher Spitze, 3—5-nervig; die Blattstiele sind 15—35 cm Tropisch-afrikanische Arten von Boottia und Ottelia. 539 lang, dünn, an der Spitze ungefähr 1 mm im Durchmesser. Die männlichen Spathen sind zuerst röhrenförmig, später schmal- eiförmig, am Grunde in den Spathenstiel verschmälert, glatt; die Stiele der männlichen Blüten sind zur Blütezeit 5—6 em lang und ragen 1,5—2 cm aus der Spatha heraus; die Kelchblätter sind breit- linealisch bis lanzettlich, 13--15 mm lang, am Grunde 4—5 mm breit, meist 3 mal so lang als breit, mit stumpflicher Spitze; die Blumenblätter sind weib, breit-verkehrt-eiförmig, 20—25 mm lang, abgerundet; die 12. Staubblätter sind verschieden lang, 6 von 8 bis 9 mm, 6 von 10—12 mm Länge; ihre Antheren sind 3 mm lang, lineal; auf die Staubblätter folgt ein Kreis von 3 Staminodien, welche lanzettlich-spatelförmig, 10 mm lang und 1 mm breit sind; in der Mitte der Blüte befindet sich ein halbkugeliger 3-lappiger Körper. Die weiblichen Spathen besitzen dieselbe Form wie die männlichen; sie enthalten aber, wie überall in der Gattung, nur 1 weibliche Blüte; der unterständige Fruchtknoten ist vom Grunde bis zum Ansatz der Kelchblätter 5 em lang; Kelch- und Blumenblätter wie in der männlichen Blüte; innerhalb der Blumen- blätter stehen zunächst 6 lanzettliche Staminodien von 5 mm Länge; darauf folgen 6 Griffel von 12 mm Länge, welche beinahe bis zum Grunde 2-teilig sind. Verbreitung. Südwest-Afrika: Zwischen Olukonda und Un- kuambi (Rauranen n. 49. — Blühend, 1888); bei Ondonga im Ambo- land (Rauranen n. 50. — Blühend im ‚Jan. 1888); bei Olukonda im Amboland (Ravraxen n. 97. — Blühend im April 1890). Die Pflanze ist früher von H. Scumz als 5. erserta Bak. be- stimmt worden; nach der Beschreibung und der Abbildung dieser letzteren Art ist sie aber sicherlich verschieden. 10. B. brachyphylla Gürke n. Sp. Die unteren Blätter sind wuntergetaucht, breit-lanzettlich, ungestielt, am Grunde verschmälert, 12-—18 cm lang, 4—6 cm breit, am Rande spärlich und sehr fein gezähnelt, stumpf, dünnhäutige und mit 1 deutlichen Mittelnerven und mehreren schwachen Parallelnerven versehen. Die männlichen Spathen sind schmal-eiförmig, 4—5 cm lang und 14—16 mm im Durch- messer, glatt; die Blütenstiele sind im entwickelten Zustande 6-—-7 cm lang, die Kelchblätter 9—11 mm lang und 3 mm breit, die Blumenblätter von reingelber Farbe, die 12 Stamina 5—7 mm lange. Die weiblichen Spathen sind flach zusammengedrückt, länglich, im Querschnitt elliptisch, 40—45 mm lang, 12—13 mm 540 M. GÜRKE breit mit 2 deutlichen Flügeln, welche 3 mm breit sind, sonst glatt. Der Fruchtknoten ist vom Grunde bis zum Ansatz der Kelchblätter 40 mm lang; die Kelchblätter sind lanzettlich, stumpf, 12—15 mm lang und 3—4 mm breit; die Blumenblätter sind gelb; die 6 Staminodien haben die Gestalt von entwickelten Staubblättern, enthalten aber keinen Pollen und sind 5—6 mm lang; die 6 Griffel sind in der gewöhnlichen Weise fast bis zum Grunde 2-spaltig und 11—13 mm lang. Verbreitung. Zentralafrika: Große Seriba Ghattas im Djur- lande (ScHWEINFURTH n. 2423.) Die Pflanze wird von WricHt in TrıseLtox-DyEr Fl. trop. Afr. VII. 9, zu Boottia abyssinica Ridl. gezogen. 11. 5. Aschersoniana (Gürke in Baum, Kunene-Sambesi- Expedition (1903) 173. Eine durch die dreikantigen, längs der Kanten mit Zähnen besetzten Blätter sehr ausgezeichnete Art; auch die Spathen und ihre Stiele tragen an den Längsnerven Zähne; durch ihren Habitus unterscheidet sie sich auf den ersten Blick von allen andern bisher bekannten Arten. Verbreitung. Benguella: Im Wasser an ruhigen Stellen in der Kuito-Niederung zwischen Kutue und Sobi, 1200 m ü. M. (Baum n. 772). Ottelia Pers. 1. OÖ. alismoides (L.) Pers. Syn. I, 400; Benth. Fl. Austr. VI, 257, Hook. Fl. Brit. Ind. V, 662; Wrieht in Thiselton-Dyer Fl. trop. Afr. VII (1897) 6. — Stratiotes aloides L. Spec. pl. ed. 1 (1753) 535. — Damasonium indieum Willd. Speec. pl. II, 276. Verbreitung. Von Kordofan durch Ägypten, Südasien bis zu den Philippinen und Australien. Wrisht in Trrserrox-Dver Fl. trop. Afr. gibt die Westküste des Nyassa-See bei Raangwa als Standort an auf Grund eines von Kirk dort gesammelten Exemplares; dadurch würde der Verbreitungs- bezirk der Art sehr erheblich erweitert werden. 2. 0. abyssinica (Ridl.) Gürke. — Boottia abyssinica Ridley in ‚Journ. Linn. Soc. XXII (1886) 239; Wright in Thiselton-Dyer Fl. trop. Afr. VII (1897) 9. Die Angaben über diese Art bedürfen sehr einer genauen Revision. Das Original (Schmrer n. 1452) aus dem Zana-See bei Currata in Abyssinien ist, wie ich mich an dem im Berliner Her- Tropisch-afrikanische Arten von Boottia und Ottelia. 541 barium liegenden Exemplar überzeugt habe, eine Pflanze mit zwei- blütigen Spathen und Zwitterblüten, muß deshalb also zu Ottelia gezogen werden. Wricnr in Trısevrox-Dyer Fl. trop. Afr. zieht noch mehrere andere Exemplare hierher, nämlich ScHWEINFURTH n. 1159 und n. 1254, beide vom Gazellenfluß, ferner SCHWEINFURTH n. 2423, vom Djur, und Speke und Grant n. 696 aus dem Madi- (sebiet. Nach meinen Untersuchungen gehört aber SCHWEINFURTH n. 1159 teils zu ©. Rohrbachiana (Aschers. et Gürke) Gürke, teils zu der neu aufgestellten O. brevifolia Gürke; SCHWEINFURTH n. 1254 ist dagegen sicher eine Doottia, und zwar die von mir oben als neu beschriebene B. parviflora. SCHWEINFURTH N. 2423 ist ebenfalls mit Sicherheit eine Boottia, nämlich die von mir als neu aufgestellte B. brachyphylla. Die von SpErE und Graxr gesammelte Pflanze ist mir nicht bekannt. Es ist demnach sehr wünschenswert, dab die Pflanze, nach welcher Rınrey seine Beschreibung von D. abys- siniea entworfen hat, noch einmal einer genaueren Untersuchung unterworfen wird, um festzustellen, zu welcher Gattung sie gehört; es liegt natürlich auch die Möglichkeit vor, dab Schmper unter seiner n. 1452 zwei verschiedene Pflanzen ausgegeben hat. 3. O. lanecifolia Rich. Tent. Fl. Abyss. II (1851) 280, tab. 95; Ridley in Journ. Linn. Soc. XXII (1886) 238; Durand et Schinz Consp. Fl. Afr. V 4; Wright in Thiselton-Dyer Fl. trop. Afr. VII (1897) 7; Rendle Cat. Afr. pl. coll. Welwitsch II. 1 (1899) 1. Verbreitung. Shire in Abyssinien (Quarrtın Diruon). Blan- tyre in Englisch-Ostafrika (Cameron). Westafrika, im Flusse Caringa in Ambaca (Werwırsch n. 6466). WricHt in Tuısertox-Dyver Fl. trop. Afr. zieht auch ScHwein- FURTH n. 1159 hierher, welche Nummer nach meiner Auffassung, wie schon oben erwähnt, teils zu O. Rohrbachiana, teils zu ©. brevi- folia gehört. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dab eine dieser beiden Arten mit ©. laneifolia, von der ich kein Originalexemplar sesehen habe, zusammenfällt. Zu der von Rıprey in Journ. Linn. Soc. XXI (1596) 238 auf- gestellten var. fluitans gehört die von Werwırsch unter n. 6468 gesammelte Pflanze. 4.0. Rohrbachiana (Ascherson et Gürke) Gürke. — Boottia Rohrbachiana Ascherson und Gürke in Engler-Prantl Nat. Pflanzen- fam. II. 1 (1889) 256. Bei der Aufstellung der Art sahen wir, dab in dem Material sowohl 1-blütige, als auch 2—6-blütige Spathen vorhanden waren; wir 542 M. GÜürRKE hielten die ersteren für weibliche, die letzteren für männliche Spathen und stellten daher die Pflanze zu Dootti«. Eine nun von mir vor- genommene genauere Untersuchung ergab das Resultat, dab Schweın- FURTH unter der n. 1159 zwei Arten gesammelt habe, die eine mit erößeren Blättern und 2—6-blütigen Spathen, die andere mit kleineren Blättern und 1-blütigen Spathen. Bei beiden Arten sind aber die Blüten zwitterig, beide Arten gehören also zu Ottelia. Ich habe der ersteren den von uns gegebenen Namen belassen und der zweiten Art den Namen 0. brevifolia gegeben. Ich gebe zunächst von der O. Rohrbachtana eine Beschreibung: Die unteren Blätter sind untergetaucht, lanzettlich, am Grunde ganz allmählich in den Blattstiel verschmälert, 10—25 em lang, 2—8 cm breit, meist 4—5 (seltener 3—6) mal so lang als breit, am Rande fein-gezähnelt (die Zähne sehr klein und kaum mit blobem Auge zu unterscheiden), spitz oder häufiger lang-zugespitzt., dünnhäutig, und außer dem stärker hervortretenden Mittelnerven meist mit 4+—8 schwächeren Längsnerven versehen, welche sämt- lich mit ebenso kurzen und feinen Zähnen wie die Blattränder besetzt sind; die Blattstiele sind 10—25 em lang, 5—8 mm dick und sowohl nach oben zu, als auch an ihrem Grunde bis auf 15 mm verbreitert. Schwimmblätter sind nicht vorhanden. Die Spathen sind verlängert-ellipsoidischh 2—3mal so lang als breit, 4—6 cm lang und 1,5—2 em breit, zusammengedrückt 2-rippig, mit zahl- reichen Längsnerven versehen, kahl und glatt; die bis 25 em langen Stiele der Spathen sind zuweilen zur Zeit der Fruchtreife spiralig eingerollt. Der Fruchtknoten ist spindelförmig, vom Grunde bis zum Ansatz der Kelchblätter 4—5 em lange und 8—10 mm im Durchmesser. Die 3 Kelchblätter sind lanzettlich, 15—20 mm lang, am Grunde 3—4 mm breit, an den Rändern membranös, mit. - stumpflicher Spitze, mit 3—7 undeutlichen Längsnerven. Die 3 Blumenblätter sind breit-verkehrt-eiförmige, ungefähr 25 mm lang, sehr dünn, gelb. Die 6 Staubblätter besitzen Fäden von 6—7 mm Länge und 1 mm Breite; die länglichen Staubbeutel sind 3 mm lange und 1 mm breit. Die 6 (zuweilen bis 9) Griffel sind in zwei narbentragende Äste eespalten und 12—15 mm lang, von Äste entfallen. Der Fruchtknoten besitzt 6 wandständige, in 2 Lamellen gespaltene Placenten, an denen 8—10 mm auf die denen sehr zahlreiche Samenanlagen sitzen. Verbreitung, Zentralafrika, bei den Nuer-Dörfern am Gazellen- lub (ScuhwEiseurtn n. 1159). En a a u ea u u ee a DZ u an Tropisch-afrikanische Arten von Boottia und Ottelia. 543 5. O. brevifolia Gürke n. sp. Die unteren Blätter sind untergetaucht, elliptisch bis lanzett- lich, am Grunde allmählich in den Blattstiel verschmälert, 1I—16 cm lang, 4-6 cm breit, meist 2—3mal so lang als breit, am Rande etwas wellig, aber nicht gezähnt, ziemlich stumpf oder höchstens spitz, aber kaum zugespitzt, dünnhäutig, mit 7—9 Längsnerven, von denen nur der mittelste etwas kräftiger hervortritt, und welche nicht gezähnelt sind; die Blattstiele sind 10—15 cm lang, 4-5 mm diek und sowohl nach oben zu als auch an ihrem Grunde bis auf 7—9 mm verbreitert. Schwimmblätter sind nicht vorhanden. Die Spathen sind ellipsoidisch, 3—4mal so lang als breit, 3-4 cm lang und 1—1,5 em breit, 2-rippig, mit zahlreichen Längsnerven versehen, glatt und kahl, 1-blütig; die Stiele sind bis 25 cm lang und zur Zeit der Fruchtreife zuweilen spiralig eingerollt. Verbreitung. Zentralafrika, bei den Nuer-Dörfern am Gazellen- flub (ScHwEmnFürtH n. 1159a). 6. O. bongoensis Gürke n. Sp. Die unteren Blätter sind untergetaucht, schmal-lanzettlich, 10-15 cm lang, 1—2 cm breit, am Grunde in den sehr dünnen, 10—20 em langen Blattstiel verschmälert, ganzrandig, spitz, von dänner Konsistenz, mit 5-—7 Längsnerven, von denen der mittelste etwas stärker hervortritt. Schwimmblätter sind nicht vorhanden. Die Spathen sind zur Blütezeit fast zylindrisch, 5—6mal so lang als breit, 20—24 mm lang, 3—4 mm breit, längsnervig, kahl und glatt, zusammengedrückt 2-rippig, 1-blütig; zur Fruchtzeit verbreitern sich die Spathen etwas, so daß sie dann 3—4mal so lang als breit sind. Der Fruchtknoten ist zur Blütezeit vom Grunde bis zum Ansatz der Kelchblätter 18—22 mm lang; die Kelchblätter sind schmal-lanzettlich, etwa 5—7mal so lang als breit, 9—10 mm lang, 1,5—2 mm breit, 1-nervig, stumpf. Die 3 Blumenblätter sind 12—14 mm lang, gelb. Die 6 Staubblätter sind 5-6 mm, die 6 Griffel 6—7 mm lang und in zwei narbentragende Äste gespalten. Verbreitung. Zentralafrika, Bongoland, am Bulu bei Sabbi (SCHWEINFURTH n. 2715). 7. O. Schweinfurthii Gürke n. Sp. Die unteren Blätter sind untergetaucht, lanzettlich, am Grunde ganz allmählich in den Blattstiel verschmälert, 9—14 cm lang, 2—5 cm breit, meist 4—5 mal so lang als breit, ganzrandig, spitz, dünnhäutig, mit 5—7 Nerven versehen, von denen nur der mittelste deutlicher hervortritt; die Blattstiele sind 10—14 cm 544 M. GÜüRKE lang, meist nur 2—3 mm diek und sowohl nach oben zu, als auch an ihrem Grunde wenig verbreitert. Schwimmpblätter sind nicht vorhanden. Die Spathen sind spindelförmig, 3—5 mal so lang als breit, 3—4 cm lang und 5—10 mm breit, zusammengedrückt >-rippig, mit zahlreichen Längsnerven versehen, kahl und glatt, I-blütig; die Stiele bis 20 cm lang, zur Zeit der Fruchtreife zu- weilen spiralig eingerollt. Der Fruchtknoten ist spindelförmig, vom Grunde bis zum Ansatz der Kelchblätter 20—25 mm lang und 3—4 mm im Durchmesser. Die 3 Kelchblätter sind lanzett- lich, 8—10 mm lang, am Grunde 3—4 mm breit, an den Rändern membranös, mit stumpflicher Spitze und 3—4 ziemlich undeutlichen Längsnerven. Die 3 Blumenblätter sind 10—12 mm lang, weib. Die 6 Staubblätter besitzen Fäden von 3—4 mm Länge und kaum 1 mm Breite; die länglichen Staubbeutel sind 3 mm lang. Die 6 Griffel sind in zwei narbentragende Äste gespalten; ihre Gesamtlänge beträgt 7—8 mm, wovon 4—5 mm auf die Narben- äste entfallen. Verbreitung. Zentralafrika, am Diamvonu im Lande der Niamniam (SCHWEINFURTH n. 3060); bei Munsa im Lande der Monbuttu (SCHWEINFURTH n. 3400); am Kussumbo im Lande der Monbuttu (ScHWEINFURTH n. 3638). Von den benachbarten Spezies ist diese Art durch die weißen Blumenblätter ausgezeichnet. 8. O. erassifolia (Ridl.) Welw. et Rendle Cat. Atr. pl. coll. Welw. Il. Part 1 (1899) 2. — Boottia crassifolia Ridley in Journ. Linn. Soc. XXII (1886), 239; Durand et Schinz Consp. Fl. Afr. V 4; Wright in Thiselton-Dyer Fl. trop. Afr. VII (1897) 9. Verbreitung. Angola, bei Mumpulla und Lopolla (Werwırsch n. 6470). 9. O. massatensis Gürke n. Sp. Die unteren Blätter sind untergetaucht, lanzettlich, am Grunde ganz allmählich in den Blattstiel verschmälert, 15—25 cm lang, 4—6 cm breit, meist 4—5 mal so kurz als breit, ganzrandig, lang zugespitzt, dünnhäutig, mit 5—7 Längsnerven; die Blatt- stiele sind 10—15 cm lang, 1 cm breit, nach oben zu und nach ihrem Grunde etwas verbreitert. Schwimmblätter sind nicht vor- handen. Die Spathen sind verlängert-ellipsoidisch, 3—4 mal so lang als breit, 3,5—4 em lang und 1—1,2 em breit, zusammen- gedrückt-2-rippig, mit zahlreichen Längsnerven versehen, kahl und glatt; sie enthalten stets nur eine Blüte. Der Fruchtknoten ist Tropisch-afrikanische Arten von Boottia und Ottelia. 545 vom Grunde bis zum Ansatz der Kelchblätter 30—35 mm lang und 5—7 mm breit. Die 3 Kelchblätter sind lanzettlich, 14—16 mm lang, am Grunde 3—4 mm breit, an den Rändern membranös, mit stumpflicher Spitze und 5—7 Längsnerven. Die 3 Blumenblätter sind breit-verkehrt-eiförmig, 20—25 mm lang, eelb. Die 6 Staubblätter besitzen Fäden von 4 mm Länge und 1 mm Breite, die länglichen Staubbeutel sind 3 mm lang. Die 6 Griffel sind in 2 narbentragende Äste gespalten und S—10 mm lang. Verbreitung. Ostafrika, Massailand (Fischer). 10. O.benguwellensis Gürke in Baum, Kunene-Sambesi-Exped. (1893) 172. Verbreitung. Benguella, in flachen Tümpeln bei Löwenpan (Baum n. 120). 11. O. plantagınea Welw. ex Ridl. in Journ. Linn. Soc. XXII (1886) 237, Durand et Schinz Consp. Fl. Afr. V 4; Wright in Thiselton-Dyer Fl. trop. Afr. VII (1897) 7; Rendle in Cat. Afr. pl. coll. Welw. II. Part 1 (1899) 2. Verbreitung. Benguella, Huilla (Werwrrsch n. 6469). 12. O0. Buchneri Gürke n. sp. Die unteren Blätter sind untergetaucht, meist lanzettlich- eiförmig, seltener lanzettlich (2—3 mal so lang als breit), am (‚runde allmählich in den Blattstiel verschmälert, 6—12 cm lang, 2—5 cm breit, am Rande ungezähnt, mit stumpfer Spitze, dünn- häutig, von 9—19 Längsnerven durchzogen, von denen der mittelste stärker hervortritt; die Blattstiele sind 10—15 cm lang, zuweilen aber auch kürzer und 2—4 mm dick. Schwimmblätter sind nicht vorhanden. Die Spathen sind verlängert ellipsoidisch, 3— 4 mal so lang als breit, 2>—30 mm lang, 5—8 mm breit, zusammen- gedrückt, mit undeutlichen Längsnerven versehen, kahl und glatt, l-blütig, zur Fruchtzeit wenig verbreitert und ihre Stiele zuweilen spiralig eingerollt. Der spindelförmige Fruchtknoten ist vom Grunde bis zum Ansatz der Kelchblätter 20—25 mm lang. Die 3 Kelchblätter sind lanzettlich, 10 mm lang, 2—3 mm breit. Die 6 Staubblätter und 6 Griffel zeigen keine von den übrigen Arten der Gattung abweichenden Merkmale. Verbreitung. Angola, Malange (Buchxer n. 478). 13. O. vesiculata Ridley in Journ. Linn. Soc. XXII (1886) 237; Durand et Schinz Consp. Fl. Afr. V 4; Wright in Thiselton- Dyer Fl. trop. Afr. VII (1897) 7; Rendle in Cat. Afr. Pl. coll. Welw. IL:Part.L (1899).2. Ascherson, Festschrift. 35 546 NM. Gürke: Tropisch-afrikanische Arten von Boottia und Öttelia. Verbreitung. Angola, Huilla (Werwırsch n. 6467). 14. 0. Baumii Gürke in Baum, Kunene-Sambesi-Exped. (1893) 171. Verbreitung. Benguella, nahe der Stadt Manonge (Baum n. 858); Angola, bei Malange (Buchner n. 15 et 87). Es ist nicht unwahrscheinlich, dab diese Art mit der vorigen, welche ich nur aus der Beschreibung kenne, zusammenfällt. 15. ©. halogena De Wildeman et Th. Durand in Bull. Soc. de bot. Belgique XXXVILU, Pars 2 p. 56. Verbreitung. Kasongo im Kongogebiet (leg. DEwEvRE). 16. 0. Verdiekii Gürke in De Wildeman Etudes sur la Flore du Katanga. Verbreitung. Im Moero. Diese Art ist in mehrfacher Beziehung von den übrigen Arten abweichend, besonders durch die 9 Stamina und 12 Griffel, ferner durch die weichbestachelten Spathen und besonders durch die Samen, deren äubere Schale sich an beiden Enden in lange schwanz- artige Anhängsel verlängert. XLV1. Blüteneinrichtungen von Amphilophium, einer Bignoniacee aus Südamerika von E. Une-Berlin. In verschiedenen Berichten der Deutschen botanischen Ge- sellschaft habe ich schon auf Blüten aufmerksam gemacht, die, obwohl sie wie die kleistogamen vollständig geschlossen sind, doch nicht als solche angesehen werden dürfen. weil sie nicht wie diese auf Selbstbefruchtung, sondern in hohem Grade auf Fremdbestäubung eingerichtet sind. Nun haben ja eine Reihe von Pflanzen, wie z. B. Antırrhinum und manche Papilionaceen gewissermaßen auch geschlossene Blüten, ohne daß sie deshalb unter die Kleistogamen gezählt werden. Bei allen diesen breiten sich aber die Zipfel oder der Saum der Blumen- krone auseinander, so dab nur die Geschlechtsorgane verschlossen bleiben, die bei vielen Blüten mehr oder weniger verborgen sind. Bei den Blüten, um die es sich hier handelt, bleiben die Blumen- blätter oder die Teile der Blumenkrone, welche bei den verwandten Arten oder Gattungen typisch immer auseinandergefaltet sind, ge- schlossen. Die Blüte verharrt somit in einem Zustand, in dem wir sie Alabastrum nennen, und gelangt nie zu einer offenbaren Anthese. Solche Blüten, die ich zum Unterschied von den kleisto- samen, kleistopetale genannt habe, sind nun von mir beschrieben worden bei Arten der Bromeliaceen-Gattung Nidularıum und Aechmea, von einer Melastomatacee Purpurella_ cleistopetala mihi und von einer Apocynacee Dipladenia pendula mihi.') Für die kleistopetalen Blüten habe ich nun nachgewiesen, daß sie bei voll- !) Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft Band XIU, Heft 9 XTV, Heft 775,10, ever VLLT, 7. 35* 548 E. Urs kommener Ausbildung ihrer Organe für Fremdbestäubung eingerichtet sind und solche auch wirklich stattfindet; aber ein Fall, daß Selbst- bestänbung unmöglich ist, konnte noch nicht nachgewiesen werden, und soll erst hier vorgeführt werden. Schon im ‚Jahre 1896 teilte mir Dr. Frırz MÜLLer in Bezug- nahme auf meine Veröffentlichungen über geschlossene Blüten brieflich mit, daß er bei Desterro und Blumenau auch eine kleisto- petale Bignoniacee „Amphilophium“ gesehen habe, für welche Gattung ja auch Bexruam und Hooker schon die Kleistogamie angeben: „corollae limbus bilabiatus, labiis valvatim applieitis.“ Bei Rio de ‚Janeiro hatte ich damals diese Bignoniacee nicht zu Gesicht bekommen und erst in Peru, bei Tarapoto, fiel mir eine Bienoniacee auf, die über und über mit Blütenrispen bedeckt war, deren Blüten sich aber nie öfineten. In der dichten Strauchvegetation der Umgebung Tarapoto’s überzieht stellenweise diese Bignoniacee das niedere Gebüsch. Im Januar fingen die überall hervorragenden 1—2 Decimeter langen Rispen an zu blühen. Die fast reichblütigen Blütenstände bringen ihre Blüten in langem Zeitraum zur Entfaltung. Zuerst ragen einzelne Blumenkronen als grüne, verkehrte Kegel über den Kelch. Diese werden erößer und heller, erst weißlich, dann hellgelb, bis sie bei rötlichem Übergang sich an der Spitze dunkelviolett färben und nun bei 3—4 em ihre Ausbildung erlangt haben. Dann ver- färben sie sich wieder und nehmen ein Cremgelb an, bis sie ver- trocknen und abfallen. Die zweilippige Blumenkrone, die bis auf die Hälfte gespalten ist, öffnet sich nun bei der ganzen Entwicklung nie, sondern die Blütenzipfel bleiben fest zu einer gewölbten Kuppel aneinander geschlossen. Im Innern der Blumenkrone stehen die Griffel und Staubgefäße an der Rückwand bis zur Oberlippe und etwas nach vorn gebogen. Die Staubbeutel befinden sich in zwei Reihen unter der Narbe und sind proterandrisch. Sie springen auf, wenn die Blumenkronen sich zu röten beginnen, aber erst nachdem sie ihre volle violette Färbung erlangt haben, öffnen sich die Narbenlappen. Ist nun zu dieser Zeit vielfach der Blütenstaub schon auseefallen, so ist es auch unmöglich, dab er von unten auf die Narben eelangt, die sich dicht unter der gewölbten Spitze der Blumenkrone befinden. Zu verschiedenen Zeiten hatte ich nun die Blüten beobachtet und fand, dab sie zuweilen von Bienen oder Wespen unten angebissen wurden, die so zu den Nektarien ge- laneten. Kiniee Male aber sah ich sehr große Hummeln, welche Blüteneinrichtungen von Amphilophium. 549 die Blütenlippen mit Gewalt auseinanderzwängten und auf diese Weise natürlich mit Kopf und Brustschild Narbe und Staubbeutel berühren mußten. Nur so starke Tiere vermögen es, die fest zu- sammengeschlossenen Lippen der Blumenkrone zu öffnen, die sich nun meist nicht wieder schließen. Bei jüngeren Blüten nehmen die Hummeln Blütenstaub mit heraus, den sie nach dem Öffnen älterer leicht auf den Narben derselben abladen. Die verschiedene Färbung der Blumenkrone zeigt den Befruchtern den Zustand derselben an. Zudem öffnen sich auch die älteren am leichtesten, sodaß gewib nicht aller Blütenstaub vorher abgestreift sein wird. Die tarapotiner Pflanze ließ sich nach Herbarmaterial als Amphilophium Mutisit H.B.K. feststellen, welche schon von SPRUCE in derselben Gegend gesammelt worden ist. Als ich im April vorigen Jahres bei der Rückreise wieder nach Iquitos kam, fand ich eine zweite Art, welche in großer Ausdehnung das niedere (ebüsch bedeckte und noch reichlich blüthe. Dieses Amphilophium ist stark behaart, hat größere, breitere Blätter und besonders weit erößere Kelchanhängsel als die Pflanze von Tarapoto. Die Blüten sind noch ausgesprochener proterandrisch, sehr klebrig und etwas heller gefärbt. Diese Art stimmt nun mit keiner der beschriebenen Arten überein und ist daher als neu aufzufassen. Sie soll hier zu Ehren des Jubilars, des Herrn Prof. Aschersox, der sich auch speziell um die Kleistogamie Verdienste erworben hat, benannt werden, und lasse ich hier eine Beschreibung folgen: Amphilophium Aschersonti nov. Sp. Frutex scandens, ramis pro rata validiusculis, angulatis, dense hirsuto-pilosis; foliis magnis, longiuscule petiolatis, conjugatis, eirrho terminali trifurcato, saepius delapso, petiolis petiolulisque dense hirsuto-pilosis, Jamina foliolorum basi cordata, suborbiculare usque ovata, acuminata, acutissima, bullata et supra pilis longis sparsis, subtus densioribus obteeta discolori, subcoriace; panicula axillari vel terminali subpluriflora, bracteis et bracteolis lanceolatis, acutis, cum pedicellis brevioribus dense pilosis; calyce campanulato, trilobo, extus manifeste piloso, appendicula permagna, undulata et bullata, deorsum recurvata; corolla erecta supra basin biloba, glabra, viscida; staminibus basi incrassata glabris; disco crasso; ovario glabro in stilum eurvatum paullo tomentellum desinente, stigmatibus oblongis; capsulis oblongis valde rugosis, septifragis. 550 E. ULe Ein sich weit ausbreitender Kletterstrauch, dessen jüngere Stengel dicht behaart, etwas Kantig und gestreift sind. Die ganze Pflanze und besonders die Achsengebilde zeigen einen bräunlichen Anflug. Das Blatt insgesamt ist groß, circa 20 cm lang; Blattstiel 40—60 mm lang; Stiele der Blättchen 20—35 mm lang, dicht behaart; die Spreite der Blättchen 10—13 em lang, S—10 cm breit; die Oberseite dunkel glänzend grün, auf den Adern dichter behaart, Unterseite heller und reichlicher behaart; die 5—7 Hauptnerven gehen in ein dichtes, eingesenktes, unterseits hervorragendes Ader- netz über; die aufgesetzte Blattspitze ist I—2 cm lang. Die Spindel der Rispe ist oft 30 cm und darüber lang, mit Deckblättern von 5—7 mm Länge, Blütenstiele S—12 mm lang. Die (Gesamtlänge der Blüten beträgt 32—40 mm. Der Kelch, welcher 12—15 mm lang ist, ist 3lappig und unter den Anhängseln dicht behaart; das Anhängsel ist sehr groß wie eine Manschette zurückgeschlagen, bauschig, unregelmäßig 5lappig, hautartig erün, bis 15 mm lang und kahl. Die Blumenkrone ist ungefähr 30 mm lang, Röhre 16 mm, Zipfel 9 mm, aber miteinander mehr oder weniger verwachsen. Die Staubgefäße sind 13—16 mm lang, über dem Grunde der Blumenkrone eingefügt; das Staminodium mißt nur 1,5 mm. Die Nektarscheibe ist 1 mm dick, der Fruchtknoten 2 mm lang, der (Griffel 20—22 mm lang und unten knieförmig gekrümmt; die Narbenlappen sind gezähnelt 4 mm breit. Die Kapsel ist 1—12 cm lang und 3—4 cm breit. Die Pflanze (Une No. 6813) wurde bei Iquitos in Peru im April 1903 blühend gefunden. Amphilophium Aschersonit mihi ist eine sehr gute Art, welche sich durch ihre Behaarung, die großen, breiten und herzförmigen Blättchen und die sehr umfangreichen Kelchanhängsel vor anderen Arten auszeichnet. Wie Amphilophium Mautisit H. B. K. und Aschersonit scheinen auch die anderen 7 Arten der Gattung, welche von Mexico durch ganz Südamerika verbreitet ist, ausgesprochen kleistopetale Blüten zu besitzen. In der Flora brasiliensis befindet sich Tafel 91 eine Abbildung von Amphilophium Vauthieri P. DU, wo die Blumenzipfel auseinanderweichen und Lücken frei lassen, durch die Befruchter leicht eindringen könnten. Ich habe die Zipfel der fleischigen Blumenkrone immer fest aneinandergefügt, wie verwachsen, ge- unden und nur die Unter- und Oberlippe waren deutlich geschieden. Blüteneinriehtungen von Amphilophium. 55l Durch gewaltsames Pressen reißen allerdings oft die verschiedenen Blumenteile auseinander und solche mögen wohl den Zeichner zu einer irrigen Vorstellung veranlaßt haben. Bei den mangelhaften Kenntnissen, die wir noch über die Be- stäubung vieler tropischer Pflanzenfamilien haben, dürften selbst allgemeinere Beobachtungen, welche ich hier anschließe. von einigem Interesse sein. Vielfach spielen Vögel und besonders Kolibri bei der Befruchtung siidamerikanischer Bignoniaceen eine Rolle, wenn auch bei weitem nicht in dem Grade wie bei den Gesneriaceen. Noch häufiger werden die Blüten von Apiden besucht und zuweilen finden sich auch Schmetterlinge als Gäste ein. Die Gattung Amphilophium steht mit ihren geschlossenen Blüten in der Familie der Bignoniaceen einzig da, denn bei allen mir bekannten Arten öffnen sich die Blumenkronen. Oft gehören die Blüten zu denen mit verborgenem Honig, der nur einer beschränkten Klasse von Besuchern zugängig ist, daher sind die kleistopetalen Blüten in dieser Familie wohl als eine Einrichtung zum Schutz vor ungebetenen Gästen und zugleich auch als ein solcher vor den häufigen und heftigen Regen- fällen anzusehen. XLVI. Ueber das Verhalten einiger polymorpher Pflanzentypen der nördlich gemässigten Zone bei ihrem Uebergang in die afrikanischen Hochgebirge von A. En6ever-Berlin. Bei meinem Besuch des Kilimandscharo am 19. und 20. October 1902 war ich überrascht, auf einer Waldwiese unterhalb des Muäbaches in einer Höhe von etwa 1900—2000 m ü. M. zusammen mit einigen anderen erst in der Grasregion über 2900 m häufiger auftretenden Pflanzen eine 25—60 cm hohe ZLuzula zu finden, deren kleinere Exemplare mit 3 mm breiten Blättern einer Zuzula spicata (L.) DC., wie man sie im Riesengebirge an der Schneekoppe findet, täuschend ähnlich sahen, zumal, wenn der Blüthenstand oder Fruchtstand ausnahmsweise nicht aufrecht, sondern etwas auf die Seite gebogen war. Dann fand ich aber auch sowohl auf dieser Wiese, wie auf den Grasfluren oberhalb 2900 m bis zu 3100 m andere Formen, welche bis 70 em hoch waren und 5—10 mm breite Blätter besassen. Zwischen den angegebenen Extremen von 25—70 cm Höhe und 3—10 mm Blattbreite, sowie 8—30 cm Blattlänge existiren alle Uebergänge, gerade so wie man in den Alpen in demselben Gebirgsstock nahe bei eimander Exemplare der L. spicata von 5—40 cm Höhe mit 1—3 mm breiten Blättern beobachten kann. Auch zeigen die auf dem Kilimandscharo vor- kommenden ZLuzulae eine grosse Verschiedenheit hinsichtlich der jeblätterung des Stengels. Bei einigen trägt der Stengel sein letztes Blatt 15—20 em unterhalb der Inflorescenz und dieses Blatt ist schmal linealisch, nur etwa 5 em lang und 1 cm breit, in anderen Fällen ist das oberste Stengelblatt 2—3 mm breit, bis | dm lang und am unteren Rande noch dicht mit langen Haaren besetzt, auch der Inflorescenz mehr genähert. Solche Exemplare Polymorphe Pflanzentypen der nördlich gemässigten Zone. 553 stimmen überein mit der Z. spicata (L.) DC. var. simensis Hochst., welche BucHenAu in seiner kritischen Zusammenstellung der euro- päischen Juncaceen (Exster’s Bot. Jahrb. VII. 175) und in seiner Monographie der ‚Juncaceen (Ensver’s Bot. Jahrb. XII. 128) auf- genommen hat und welche ich selbst in meinen Schriften über die afrikanische Flora auch unter diesem Namen angeführt habe. Ausserdem finden sich aber auch 15—20 cm hohe noch nicht vollkommen entwickelte Exemplare, deren Stengel ganz von den scheidig umfassenden Blättern eingeschlossen ist, welche zusammen mit den Bracteen die zusammengedrängte, aber bis 3 cm lange Inflorescenz überragen; diese Blätter sind am Rande lang behaart und die langen fast horizontal abstehenden Haare schliessen die Inflorescenz dicht ein. Derartige Exemplare und auch noch etwas weiter entwickelte zeigen eine nicht geringe Aehnlichkeit mit der an der Magelhaensstrasse und auf den Falklandsinseln vorkommenden L. alopecurus Desv. Solche Exemplare waren es auch, welche F. BucHhenau in den Botan. Jahrb. XXI. 192 als L. Volkensii Fr. Buchenau beschrieben hatte. Es interessirte mich nun sehr, das Verhältniss dieser Pflanzen zu der arktisch-alpinen ZL. spicata (L.) DC. festzustellen; ich nahm daher von verschiedenen Standorten Exemplare mit, darunter auch die ganz grossen und breitblättrigen, welche ich in meinen Reiseberichten als L. spicata (L.) DC. var. kilimandscharica bezeichnet habe, nachdem ich mich durch Ver- gleiche der Z. spieata var. simensis Hochst. überzeugt hatte, wie sehr die abyssinischen Zuzula mit der vom Kilimandscharo in vieler Beziehung übereinstimmen. Nun lag mir aber daran, überhaupt die Pflanzen des Kilimandscharo, welche dem borealen und mediterranen Floren- element angehören, näher zu untersuchen und mit den eurasiatischen Formen zu vergleichen, und so habe ich mich jetzt noch einmal eingehender mit den Zuzula-Arten aus der Verwandtschaft der L. spieata (L.) DC. beschäftigt. Es sind wenig Pflanzenfamilien systematisch so gründlich durchgearbeitet, wie die Juncaceen durch Prof. Dr. BucHznav, der auch das dazu gehörige Material des Berliner botanischen Museums revidirt hat; dem zu Folge verfügte ich über eine vortrefiliche Grundlage für meine Untersuchungen. Nähere Verwandte der Z. spicata (L.) DC. finden sich nur in den von Bucnexau (Bot. Jahrb. XII. 114) unterschiedenen Gruppen D ($ 8) und E ($ 9) der Untergattung Gymnodes Griseb. Geht man aber den Merkmalen dieser Gruppen einzeln nach, so wird 554 A. ENGLER man kein durchgreifendes finden, das alle Arten der einen Gruppe von allen Arten der andern Gruppe unterschiede; dagegen kann man beide Gruppen zusammen wegen der gewimperten Bracteen und wegen der normal aus Aehren zusammengesetzten Inflorescenzen etwas schärfer Buchexau’s Gruppe 10, zu welcher. der vielgestaltige Formenkreis L. eampestris (L.) DU. gehört, gegenüberzustellen. Sehen wir uns nun zunächst die Verbreitung der ZL. spieata (L.) DU. an, so finden wir sie im ganzen arktischen und subarktischen Gebiet, in Schottland, auf dem Riesengebirge, auf dem ‚Jura, in der Auvergne, auf den (evennen, von den Pyrenäen durch die Alpen bis zu den Karpathen; aber auch auf der Sierra Nevada, Corsica, Sardinien, in Albanien, auf dem Pindus und Balkan, in Thracien, auf dem bithynischen Olymp und dem pontischen Ge- birge, auf dem Ida und in Cappadocien auf dem Argaeus um 3200 m ü. M., sodann auf dem Altai, Alatau und in Turkestan, auch in Kashmir um 4200 m ü. M.; in Nordamerika kommt sie ausserhalb des arktischen Gebietes noch vor auf den White Mountains, auf den Rocky Mountains in Montana bei 3000 m und in Colorado um 4000 m. Der Vergleich der Exemplare zeigt, dass an sehr entfernten Fundorten gleiche Formen und in demselben (sebiete recht verschiedene Formen auftreten; so sammelte ich selbst Formen mit 2—3 em langen und 1 mm breiten Blättern, sowie mit 6—8 mm langen Inflorescenzen am Nordeap und im Vallee d’Eynes der Pyrenäen; in den letzteren kommen aber noch Exemplare mit 10—12 cm langen und 1—2,5 mm breiten Blättern und mit 3 em langen Blüthenständen vor. Exemplare mit 3 mm breiten Blättern sah ich von mehreren Stellen in den Alpen, von den Sudeten und von Colorado. Mitunter finden sich Formen mit hell- braunen Tepalen, aber in allen Gebieten trifft man in der Regel nur die Formen mit dunkelbraunen Tepalen. Sehr niedrige Formen mit eompacter kurzer Intlorescenz finden sich im arktischen Gebiet, den Alpen, dem Altai und in Kashmir neben anderen. Stets ist die Inflorescenz auf die Seite gebogen, stets der Wuchs dicht rasig, stets sind die oberen Stengelblätter spitz, die Grundblätter aber stumpf. Niemals kommt die Pflanze ausserhalb des arktischen Gebietes unter der subalpinen Region vor; nirgends findet sich in der gemässigten Zone der nördlichen Hemisphäre eine ähnliche Art in der Ebene. Es liegt daher die Hypothese nahe, dass die Art arktischen Ursprunges ist, dass sie von dort die physiologische Eigenschaft, Polymorphe Pflanzentypen der nördlich gemässigten Zone. 555 nur in Regionen mit längerer Winterruhe gedeihen zu können, mit- bekommen hat. Anderseits spricht aber ihr Vorkommen auf sehr entfernten Gebirgen des Mittelmeergebietes, welche auch in der (lacialperiode mit den Pyrenäen, Alpen, Karpathen etc. nicht zu- sammengehangen haben, entschieden dafür, dass die Samen auf irgend eine Weise auch über grössere Strecken hinweg transportirt worden sein müssen. Für eine weite Verbreitung durch den Wind sind sie zu gross; es bliebe also nur die Verbreitung durch Vögel übrig, die ich zunächst nur als hypothetisch bezeichnen kann, die aber ihre Stütze darin findet, dass auch Fundorte anderer Zuzula- Arten oft sehr entfernt vom Hauptareal auftreten. Wie ich vorhin schon angegeben habe, gehört die Pflanze vom Kilimandscharo, welche Prof. Buchenau L. Volkensit benannt hat, unzweifelhaft zu der bereits früher aus Abyssinien bezeichneten Pflanze, welche auch von BucHenav (Bot. Jahrb. XI. 128) als L. spicata var. simensis Hochst. aufgeführt wird. BuchenAu sagt aber Bot. Jahrb. XII. 130 in Note 3 von derselben, dass sie in ihrer Zugehörigkeit zu L. spicata sehr zweifelhaft sei. „Weder die Ausläuferbildung, noch die breiten flachen Laubblätter (er sah nur 3 mm breite, ich 10 mm breite!) stimmen mit den Merkmalen der charakteristischen Z. spicata Europas, Asiens und Amerikas überein. Es kommt noch hinzu, dass die Blatt- spitzen (auch der oberen Blätter!) bei der var. simensis schwielig stumpf sind, wie bei der Z. campestris, während bei ZL. spieata typrea die grundständigen Laubblätter stumpflich, die oberen Laubblätter und die Bracteen dagegen pfriemlich endigen.*“ Das kann ich nun Alles nach Prüfung eines viel reicheren Materials wörtlich unter- schreiben uud muss als durchgreifenden Unterschied noch hinzu- fügen, dass die Inflorescenz immer aufrecht ist, jedenfalls nie in der Weise nickend angetroffen wird, wie dies bei Z. spicata stets der Fall ist. Demnach halte ich jetzt die hier besprochene Zuzula von Abyssinien und dem Kilimandscharo für eine durchaus selb- ständige Art, die in Z. spicata (L.) DC. ihre nächste Verwandte be- sitzt. Wie soll diese Art nun heissen? Die bisher üblich gewesene Bezeichnung „ZL. spicata DC. var. 8. simensis Hochst., in sched.“ ist nach den nunmehr ziemlich allgemein geltenden Prineipien nicht zulässig, auch wenn man die Pflanze als eine Varietät der L. spicata behandelt. Zettelnamen müssen, auch wenn sie die Priorität haben, hinter anderen späteren, welche mit Diagnose veröffentlicht sind, zurückstehen. Nun wurde unsere Pflanze noch verschiedene Male benannt: 556 A. ENGLER 1852 L. abyssinica F. Parlat. Flora italiana II. 510. 1855 L. macrotricha E. G. Steudel, Syn. plant. &lum. II. 294. 1896 L. Volkensti Fr. Buchenau in Engl. Bot. Jahrb. XXT. 192, Es könnte also der Mrver’sche Name aufgenommen werden und die Pflanze Z. erecta (BE. Mey.) heissen. L. erecta (Pers.) Desv. könnte niemals mit diesem Namen collidiren; denn diese ist = Juncus erecetus C.H. Pers. 1805 = Juncus intermedius Thuillier 1799 = Juncus cam- pestris y Linne 1762 = L. campestris (L.) DC. var. multiflora L. Cela- kovsky 1869. Wir wollen aber, da schon ein Artname ZL. abyssimiea Parlat. für unsere Pflanze existirt, diesem den Vorzug geben. Die grosse breitblättrige Varietät der ZL. abyssinica ist kurz folgendermassen zu charakterisiren. var. kilimandscharica Engl.; 5—6 dm. alta; foliis 1,5—3 dm. longis, 6—10 mm latis; foliis caulinis saepe inflorescentiae approxi- matis, usque 1 cm longis, omnibus apice obtusis et margine longe pilosis; inflorescentia densa, 3—5 cm longa. Kilimandscharo: auf Waldwiesen oberhalb Moschi um 1900 m (A. EnsLer, Reise nach Ostafrika n. 1755 — 19. Okt. 1902); im Wald über Kiboscho, um 2400 m (Untie n. 1110); in der Grasregion oberhalb Moschi von 2900—3000 m (A. Enster n. 1834 — 20, Oet. 1902); an der oberen Grenze der Ericinella-Region, um 3600 m (Unuie n. 609 — 21. Nov. 1901). ndlich ist noch eine Varietät der obersten Region zu unter- scheiden, welche dadurch charakterisirt ist, dass die Internodien zwischen den Stengelblättern sich nur wenige strecken, dass oben die Aehren zusammengedränet sind und von 2—3 mm breiten Bracteen überragt werden, tiefer unten aber in der Achsel eines Stengelblattes sich auch noch eine ziemlich lang gestielte Inflorescenz entwickelt. So verhalten sich die Originalexemplare der L. Volkensii Buchenau, also var. Volkensit (Buchenan) Engl.; 1,5—2 dm alta, foliis basalibus I—2 dm longis caulem saepe aequantibus vel superantibus, caulinis approximatis atque bracteis erectis inflorescentiam superantibus longe pilosis; ramulo spieigero infimo interdum longius (1—3 em) pedun- enlato ex axilla folii caulini proveniente. Kilimandscharo: am Südabfall der Mawensispitze, zwischen Lavablöcken, um 3900 m (Vorkens — 30. Oct. 1893); östlich vom (aranga-Quellbach, um 3700 m (Untie n. 198 — 24. Oct. 1901). a ET a U nn U. Polymorphe Pflanzentypen der nördlich gemässigten Zone. 557 Diese Varietät ist zweifellos ein Produkt der in den oberen Regionen des Kilimandscharo herrschenden klimatischen Verhältnisse, welche die Entwicklung der Schösslinge mehr zurückhalten. Weiter südlich scheint ZL. abyssinica nicht gelangt zu sein. Überhaupt ist mit Ausnahme Neuseelands kein Land der östlichen Hemisphäre zu nennen, in dem der Typus der Z. spicata sich weiter entwickelt hätte. Anders in Amerika. Hier sehen wir ZL. spicata zerstreut bis zu den Rocky Mountains von Colorado. Auf den Gebirgen Mexikos finden wir aber, stets in bedeutender Höhe von 3000-4500 nm, L. racemosa Desv., welche dadurch, dass sie immer ziemlich schmale Blätter, auch spitze Stengelblätter und nickende Inflorescenzen be- sitzt, der Z. spicata noch ähnlicher erscheint, als die L. abyssinica Parlat.; auch entwickelt sie sich ebenso rasig, wie L. spicata. Aber sie hat meist starre, häufig am Rande etwas eingerollte Blätter und meist 3 Staubblätter. Sie ist in Mexiko ziemlich veränderlich, wie ZL. spicata in den Alpen und Pyrenäen. Exemplare aus der Nähe von Mexiko (von ScHArrner gesammelt) und solche von Toluca sind 3—4 dın hoch, haben ziemlich flache Blätter und lockere In- florescenzen, bisweilen auch solche in der Achsel eines Laubblattes, entfernt von der endständigen Inflorescenz. Bei andern Exemplaren, so auch bei solchen von den Llanos der Cordillere von Guatemala zwischen Todos los Santos und Chiantla (leg. Prof. Dr. SELer ) ist die Inflorescenz gedrängt wie bei Z. spicata. Ebenso verhalten sich von Mıcurn Bans in Bolivia gesammelte Exemplare, nur dass sie etwas schmalere Blätter haben, als die von Guatemala. Derartige Exemplare wurden von Prof. Bucnenau 1874 (Abh. Nat. Ver. Bremen IV. 125) als L. humilis Buchenau bezeichnet; er hat aber schon 1879 (Abh. Nat. Ver. Bremen VI. 417) die Vermutung ausgesprochen, dass diese Pflanzen eine Form der ZL. racemosa Desv. sind; 1890 (Bot. Jahrb. XII. 134) bezeichnet er sie entschieden als solche. Neuer- dings hat Dr. WrBerBaver in Peru Z. racemosa Desv. gesammelt, auf felsigen Matten bei Chicla an der Lima-Oroya-Bahn um 3720 m 20—25 cm hohe Exemplare, welche habituell der 2. spieata sehr ähnlich sind (Nr. 248), dann um Asangaro im Depart. Puno auf steinigen Matten mit Kalkunterlage um 4000 m bis +4 dm hohe breitblättrige Exemplare (Nr. 496), wie sie mehrfach aus Mexiko vorliegen, ebenda aber auch die Form humilis (Nr. 497). Wir be- sitzen im Berliner Herbar auch von Hırrovymus und NIEDERLEIN ge- sammelte Exemplare dieser Art von Cucoa de Perez auf der Sierra 558 A. ENGLER Famatina in Argentinien, welche dichte Blüthenstände und steife, stark zusammengerollte Blätter besitzen, wie manche Exemplare von Mexiko. Bei diesen Exemplaren sind, wie auch bei solchen von Unpe in Mexiko gesammelten, die Tepalen am Rande blasser, als gewöhnlich. Ebenso verhalten sich die von Lorextz in den Cercanias de Yacutala bei Belan in der Provinz Catamarca gesam- melten Exemplare. Pflanzen von Nevado del Castillo in der Provinz. Salta nähern sich der Form humilıs. Es ist interessant, dass die L. racemosa Desv. auch nach Neu-Seeland gelangt ist. Eine von Travers daselbst gesammelte Pflanze gehört zweifellos zu der ge- nannten Art; Buchexau findet die Breite der Laubblätter sehr auf- fallend; aber an den Exemplaren des Berliner Herbars ist in dieser Beziehung kein Unterschied gegenüber vielen anderen Exemplaren der Z. racemosa; es ist nur auffallend, dass der ganze obere Stengel- theil übergebogen ist. Die gedrängtblütigen Formen der ZL. racemosa besitzen auch in der Inflorescenz am Grunde ziemlich breite Bracteen. Solchen nicht vollkommen zur Entwicklung gekommenen Formen ist einigermassen Ähnlich Z. peruviana Desv. Diese Art zeigt aber auch starke Anklänge an eine ganz andere Art, an L. alopecurus Desv. Diese besitzt unten breite, nach oben lang zugespitzte Blätter, eine aufrechte, dicht gedrängte Inflorescenz, überragt von den 2 bis 3 unteren linealischen, lang zugespitzten Bracteen und durchsetzt von zahlreichen anderen, die aus breiter Basis stark zugespitzt, dünnhäutig, und sehr lang behaart sind, so dass die junge In- florescenz hier ebenso wie bei L. abyssinica var. Volkensti ganz von Haaren umsponnen ist. Dadurch entsteht eine gewisse Ähn- lichkeit beider Pflanzen, welche auch Prof. Buchexau nicht ent- sangen ist. Von näherer genetischer Verwandtschaft zwischen diesen beiden Arten ist aber nicht die Rede, Z. «lopecurus ist gut characterisirt durch die scharf zugespitzten Blätter und die ge- franzten, lang zugespitzten Tepalen. Wohl nur eine Zwergform (dieser auf den Falklandsinseln und im Gebiet der Magelhaenstrasse häufigere Art ist die Z. antaretica J. D. Hook. von Hermite Island aın Kap Horn. Es ist auffallend, dass wir die ZL. alopecurus am nächsten stehenden Arten erst auf den Hochländern von Bolivia bis Columbien wiederfinden, während sonst antarktische Arten durch Chile all- mählich zu den Anden von Peru aufsteiren. er Polymorphe Pflanzentypen der nördlich gemässigten Zone. 559 Offenbar mit Z. alopecurus nahe verwandt ist ZL. peruviana Desv. Die Inflorescenzen sind aufrecht oder nur wenig nickend, die ziemlich breiten, am Rande stark behaarten Laubblätter kommen ziemlich nahe an die sehr gedrängte Inflorescenz heran und überragen die- selbe ebenso. wie die unteren Bracteen; auch sind die Blätter ziem- lich dick wie bei L. simensis var. kilimandscharica. Die Tepalen sind auch hier gewimpert und lang zugespitzt. L. peruviana Desv. sah ich von Puembo (BoxrLanp), von Colombien (Harrwes 1444), von den Paranos del Gerro Antisana um 4400 m (A. SrÜügen n. 228), vom Cerro Cotacachi (A. Srügen n. 61°), vom Pichincha um 4600 m (A. STÜBEL n. 38). An L. perwviana Desv. schliesst sich nun wieder L. macusa- niensis Steud. et Buchenau (Abh. Nat. Ver. Brem. 1874, IV. 151 t. III.) an, welche nur 2—6 cm hoch wird, deren kurze Blätter nur unten flach, oben zusammengerollt sind, die Behaarung aber weniger länger behalten. Die Inflorescenzen verhalten sich wie bei L. peruviana, sind aber viel kleiner und die Tepalen sind auffallend blass und dünnhäutig, keineswegs aber immer vorn gezähnelt, wie die Originalexemplare von Macusani in Peru. Neuerdings hat Dr. WEBERBAUER diese Pflanze aus der Provinz Sandia gesendet, woselbst sie zwischen Poto und Amanca auf sehr dürftig be- wachsenem steinigen Boden von 4600—4800 m Höhe Polster bildet Nr. 958, 1033). ZL. boliviensis Buchenau habe ich nicht ge- sehen; sie steht aber auch offenbar der Z. peruviana Desv. sehr nahe. Wir kommen nun zu ZL. chilensis Nees et Meyen. Diese ist gut charakterisirt durch die aufrechte Inflorescenz, deren Aehrchen, namentlich unten, oft von einander entfernt sind und durch die hyalinen Tepalen. Wir haben im Berliner Herbar Exemplare von 1,5—7 dm Höhe, bei den grossen unterhalb der endständigen Inflorescenz solche auch auf langem Stiel in den Achseln oberer Stengelblätter. Diese Art zeigt eine ausgedehntere verticale Ver- breitung, als alle anderen. Sie kommt auf Bergwiesen bei Valdivia um 1500 m ü. M., anderseits auf den Üordilleren Chiles bis zu 3300 m Höhe ü. M. vor. Da werden die Blätter kürzer, sind zurück- gebogen, am oberen Ende mehr oder weniger eingerollt; die Inflorescenzen sind gedrängter, die Tepalen auch manchmal dunkler, es wird auch bisweilen der Stengel unterhalb der Inflorescenz dünner und es entstehen Exemplare,. welche der Z. sptcata (L.) DC und der L. racemosa Desv. ziemlich ähnlich sind. So verhalten sich von 560 A. ENGLER Dr. Reiche gesammelte Exemplare der Cordillere von Chillan. Eine extreme Form dieser Art ist: forma Zeicheana Engl., dense caespitosa, 5—6 cm alta; cau- libus et foliis saepe curvatis, inflorescentia saepe supra spiculam inferiorem curvata, tepalis brunnescentibus. Chile: Cordillere de Curic, um 2500 m (Dr. Reiche — Januar 1897). Eine als L. pstlophylla Philippi bezeichnete Pflanze von der Cordillera de Talea bildet den Übergang zu der forma Reicheana. Über L. Leiboldii Buchenau, welche mir nicht vorliegt und die mir auch nicht sehr wichtig erscheint, habe ich kein Urteil. Es sind nun noch 2 auffallende andine Arten bekannt, welche mit L. racemosa verwandt sind, die L. Hieronymt Buchenau et Griseb. und Z. excelsa Buchenau. Beides stattliche Pflanzen von 0,7 bis 1 m Höhe, ausgezeichnet durch dünne zierliche Aestchen, die an dünnen Zweigchen der zusammengesetzten Inflorescenzen stehen, welche auf dünnen langen Stielen aus den Achseln der Stengelblätter hervortreten. Aehnliches tritt schon bei Z. racemosa auf, und man kann die beiden genannten Arten ebenso gut als Arten des Typus der 2. racemosa mit gesteigerter Entwicklung der Sprosse ansehen, wie man auch ZL. racemosa von ihnen ableiten kann. ZL. Hieronymi Buchenau ist häufig in den argentinischen Anden von Tucuman der Provinzen Salta und Rioja, auch in der Sierra Achala de Cordoba, L. excelsa Buchenau, die grösste Art der (Gruppe, kommt in der bolivianischen Provinz Larecaja von 2700 bis 3000 m vor. So haben wır nun eine Uebersicht über die Formenbildung und Verbreitung der ZLuzula-Arten gewonnen, welche bei der Frage nach der Herkunft der L. abyssinica Parlat. in Betracht kommen können. Die Gruppe der Z. alopecurus (mit L. peruviana, macu- sanıensıs etc.) steht der Gruppe der L. racemosa und spieata so nahe, dass sie auch mit derselben vereinigt werden könnte: denn keines der sie charakterisirenden Merkmale ist constant. So ist also die hier in Frage kommende Gruppe der Gattung Luzula am stärksten und manniefaltiesten auf den südamerikanischen Anden entwickelt; sie hat hier jedenfalls eine neue Untergruppe oder Schwestergruppe, die der Z. alopecurus gebildet. Es ist hierbei auch die Hypothese naheliegend, dass die ursprüngliche Heimath der Gruppe etwa in Chile und Argentinien liegen möge, wo die meisten Arten dieses Verwandtschaftskreises vorkommen. Dieser Hypothese könnte ich Polymorphe Pflanzentypen der nördlich gemässigten Zone. 561 aber nicht beipflichten. Buchenau spricht sich in seiner Studie „Die Verbreitung der Juncaceen über die Erde“ (Exezer’s Bot. Jahrb. I. 123) mehrfach dahin aus, dass die nördliche Halbkugel die Heimath der Familie sei und ich glaube ihm darin beipflichten zu können, indem ich die auch durch meine anderweitigen pflanzen- geographischen Studien befestigte und an verschiedenen Stellen, namentlich auch in meinem Versuch einer Entwicklungsgeschichte der Pflanzenwelt ausgeführten Ansicht festhalte, dass Samen einzelner zur Verbreitung befähigter Arten der nördlichen Hemisphäre ent- lang der Anden über grössere Strecken hinweg etappenweise nach der südlichen Hemisphäre gelangt sind und hier unter dem Einfluss zusagender, aber doch von denen der Urheimath abweichender Ver- hältnisse in neuen Formen aufgetreten sind. So erkläre ich mir auch das Auftreten der zahlreichen Formen des polymorphen Typus L. campestris (L.) DC. auf der südlichen Hemisphäre, in Chile, Neu- Seeland und Australien. Dabei bin ich der Ansicht, dass die klimatischen Aenderungen, Herabrücken der kalten und gemässigten Region an den Anden in der Glacialperiode, dereinstige auch für mesotherme Vegetation günstigere Verhältnisse in den Südpolar- ländern, die Verbreitung erleichtert haben; aber ich möchte daran festhalten, dass im Allgemeinen auch die polymorphen Typen ihr physiologisches Wärmebedürfniss nicht so leicht ändern, namentlich nicht so leicht steigern, während sie viel eher dasselbe herabsetzen können. Auch muss ich noch ganz besonderen Wert darauf legen, dass fremde Ankömmlinge in warmen und zugleich feuchten Ge- bieten der Konkurrenz einer üppigen akklimatisirten Vegetation schwer Platz abringen können, in temperirten und kalten Gebieten dagegen viel offenes Terrain vorfinden. So hat denn die Hypothese, dass L. spicata auf der nördlichen Hemisphäre entstanden, nach starker Ausbreitung auf den Hoch- gebirgen derselben und in den arktischen Ländern entlang der Anden von Nordamerika nach Mexiko gelangt sei und dort sich in L. racemosa umgewandelt habe, dass ferner von dieser die eigen- thümlichen anderen Arten sich abgezweigt hätten, mancherlei für sich. Z. spicata hat sich aber nicht bloss auf den während der Eiszeit durch arktisch-alpine Flora zusammenhängenden Gebirgen verbreitet, sondern auch auf südlicher gelegenen von der zusammen- hängenden arktisch-alpinen Flora isolirten Gebirgen; sie scheint im Süden ostwärts nicht über den Himalaya hinaus gekommen zu sein. Beim Uebergang nach Abyssinien hat nur die Veränderung statt- Ascherson, Festschrift. R 36 562 A. EnGLeR gefunden, dass der Blüthenstand gerade wurde, die grundständigen Achselsprosse sich ausläuferartig verlängerten und die Stengelblätter sowie «die unteren Blätter stumpf wurden. Buchkexau ist deshalb geneigt, L. abyssintca Parl. (L. spieata var. simensis) als Bastard der L. spicata und L. eampestris anzusehen (Engler’s Bot. Jahrb. XII. 130). Von Abyssinien bis zum Kilimandscharo hatte unsere Pflanze noch einen weiten Weg zurückzulegen; aber es ist nicht ausgeschlossen, dass sie entweder noch auf einzelnen hohen Bergen zwischen Abyssinien und dem Kenia existirt oder existirt hat und von da nach dem Kilimandscharo gelangt ist, wo sie dann wieder neue, zunächst wenig abweichende Formen gebildet hat. ‚Jedenfalls ist die Verbreitung der Samen alpiner Pflanzen durch die Luft von einem Hochgebirge zum andern für die Verbreitungsgeschichte nicht zu entbehren. (Ganz kurz will ich noch der beiden andern Zuzula-Typen gedenken, welche in das tropische Afrika gelangt sind. L. cam- pestris (L.) DU. var. Mannit Buchenau auf Fernando Po um 2700 m und auf dem Kamerun-Pik von 3000—-4300 m zeigt in mancher Beziehung ähnliche Abweichungen von den eurasiatischen Formen der L. campestris, wie L. abyssinica von L. spicata. Der Wuchs ist höher und die Laubblätter sind kräftiger. Auch ZL. Johnstonti Buchenau steht in ähnlichem Verhältniss zu L. Forsterı DC., wie L. abyssinica zu L. spicata,; sie besitzt Ausläufer, L. Forstert DC. nicht; die Inflorescenz ist reicher als für gewöhnlich bei Z. Forsteri DU.; aber Exemplare von Florenz und von Tenerifa sind ebenso reichblütig wie ZL. Johnstonti Buchenau am Kilimandscharo, wo sie in der obersten Region des Gürtelwaldes und in den einzelnen aufwärts sich erstreckenden Waldzungen von 2500—2900 m Höhe vorkommt. Kurz möchte ich auch noch das Verhalten einiger anderen Arten besprechen, welche aus der nördlich gemässigten Zone auf die Gebirge des tropischen Afrika gelangt sind. Sehr auffällig ist in dieser Beziehung Arabis albida Stev. (1812), auch bekannt unter dem jüngeren Namen 4A. caucasica Willd.') (1813). Diese Art halte ich ausreichend verschieden von 4. alpina L., bin aber nicht im Zweifel, dass die von Boıssıer in der Flora orientalis I. 174 ') Haläecsy hat in seiner Flora graeca A. caucasica Willd. vorgezogen und eitirt Willd. Enum. suppl. 1809; das Suppement der Enumeratio WILLDENOWw's ıst aber erst 1813, also im Jahr nach der Veröffentliehung von A. albida Steven ersehienen. Polymorphe Pflanzentypen der nördlich gemässigten Zone. 563 4. albida als Varietäten zugerechneten Arten zum Theil sogar nur Standortsformen sind. A. albida hat eine bedeutende verticale Verbreitung von der Waldregion bis nahe an die obere Grenze der Siphonogamenflora und zeigt durchaus der Standortsbeschaffenheit entsprechende Abänderungen, im Wald längere Internodien, grössere Blätter, schwächere Behaarung, auf den Höhen der Gebirge tief in das Geröll eindringende Wurzeln, sehr reiche Verzweigung der Rhizome im Geröll, kürzere und meist sehr stark behaarte, oft filzige Blätter, auch hellrosa gefärbte Blumenblätter. Auch an sehr entfernten Standorten kehren unter ähnlichen Verhältnissen gleiche Formen wieder. Exemplare, welche ich in Algier im Cedern- wald von Teniet el Haad um 1400 m ü. M. sammelte, stimmen ganz überein mit solchen aus dem Curral grande von Madeira, abyssinische Exemplare von der Hedscha aus einer Höhe von 3000—4300 m nähern sich sehr denen der var. Billardieri von Cypern. Anderseits stimmen sehr langstengelige bis 1 m hohe Formen,') welche ich im Höhenwald des Kilimandscharo zwischen 2600 und 2900 m Höhe sammelte, in ihren lang keilförmigen, buchtig gezähnten Blättern mit Exemplaren von der kanarischen Insel Palma überein, während andere 0,5 m hohe Exemplare, welche Vorkens unter dem Mawensi um 2700 m Höhe in einer Waldparzelle sammelte, unbedenklich der var. umbrosa Boiss. zugerechnet werden können und mit Exemplaren aus der subalpinen Region des bithynischen Olymp übereinstimmen. Mit den Exemplaren von Palma stimmen auch von Dr. ELLENBECK im Galla-Hochland, im Lande der Arussi Galla und auf dem Gara Mulata bei Harar um 2500 m Höhe gesammelte überein. In der Blattform mit den oben besprochenen übereinstimmend, aber durch Blätter mit zahlreichen kleineren Zähnen ausgezeichnet ist forma meruensis Engl, 3—5 dm alta; foliis cuneiformibus dense breviter dentatis 3—4 cm longis, 6 mm longis. Diese am Meru um 3500— 3600 m Höhe von Prof. Unzıs gesammelte Form besitzt bald 4—5 cm lange Schoten wie die meisten Formen unseres polymorphen Typus, bald nur 1,5 bis 2 cm lange. Auch von feuchten Ritzen des Merugipfels (4700 m Höhe) stammende, etwas stärker behaarte Exemplare der genannten Form haben nur 1,5—2 em lange Schoten. Am Ost-Fuss des Kibogipfels um 4800 m Höhe sammelte Prof. Unuis ebenfalls Exemplare mit kurzen und !) Var, elongatissima Engl.; usque lm alta foliis longe cuneatis grosse dentatis. 36” 564 A. ENGLER solche mit langen Schoten. Erstere gehören einer Zwischenform zwischen merwensıs und einer anderen an, welche ich Aiboensis nenne. Diese letztere, forma kiboensis Engl., 1—3 dm alta, foliis inferioribus anguste cuneatis 2—4 cm longis, 3—5 mm latis, subintegris, weicht von allen anderen Formen am meisten ab und würde, wenn nicht so viele Uebergangselieder in dem polymorphen Typus vor- handen wären, leicht als Art passiren können. Sie wurde auch von Prof. Hans Meyer und von Prof. VoLxexns in geringerer Höhe, bei 3300 m, sowie oberhalb Kiboscho bei 3600 m als eine der letzten Blüthenpflanzen gesammelt. Arabis albida Stev. ist also ein polymorpher Typus, der wahr- scheinlich derselben Urform entstammt, aus der A. alpına L. sich entwickelt hat, er tritt in verschiedenen Formen von der obersten Waldregion der mediterranen Gebirge bis zur oberen Grenze der Blüthenpflanzen auf von Persien durch den Kaukasus bis zur Krim und durch die kleinasiatischen Gebirge über Cypern und die sriechischen Gebirge bis Sieilien, von hier über den algerischen und marokkanischen Atlas bis Madeira und die Kanaren. Die leichten, schmal geflügelten Samen können offenbar vom Wind leicht weggetragen werden und sind so auf die weit von einander entfernten Gipfel gelangt. Die Samen haben auch ihren Weg nach Abyssinien gefunden (in Arabien ist die Pflanze bis jetzt noch nicht nachgewiesen); von Abyssinien hat sie sich nach dem Galla-Hochland verbreitet und von hier ist sie nach dem Kilimandscharo gelangt, wo neben den typischen Formen sich die 1 m hohen Waldformen und andererseits die nur 1—1,5 em hohen schmalblätterigen Formen der hochalpinen Region unter dem Einfluss geänderter klimatischer Verhältnisse entwickelten. Diese Neubildungen sind deshalb von besonderem Interesse, weil sie zweifellos nur unter dem Einfluss neuer Existenzbedingungen, ohne jede Mit- wirkung verwandter Formen entstanden sind. Aehnliche Wachsthumsänderungen können wir bei Cerastium caespitosum Gilib. (C. vulgatum auet., C. triviale Lk.) constatiren. Die Durchsicht jedes Herbars, in welchem diese Art von zalıl- reichen Standorten vertreten ist, zeigt, dass diese in der Behaarung und in der Beschaffenheit der Kelchblätter wenig abändernde Art bald etwas spitzere, bald etwas stumpfere Stengelblätter besitzt, welche auch in der Länge von 0,5—5 em und in der Breite von Polymorphe Pflanzentypen der nördlich gemässigten Zone. 565 0,2—1,2 cm variiren. Man wird breitblätterige Formen namentlich viel unter südeuropäischen Exemplaren antreffen, andererseits aber auch schon bei der Durchsicht mitteleuropäischer Exemplare zu der durch lange Internodien und bisweilen sogar 1,5—2 cm breite Blätter ausgezeichneten Varietät elatius Peterm. oder var. nemorale Uechtritz hingeführt, ebenso zu der var. fontanım (Baumg.) Gürke (— var. alpinum Mert. et Koch — var. macrocarpum Fenzl —= longirostre Wichura). Auch in Japan kommt die var. elatius vor. Das Berliner Herbar besitzt ferner mehrere Exemplare vom Himalaya, Vorderindien, Ceylon und Java. Diese auf den Gebirgen Vorderindiens, Ceylons und Javas (zum Theil von Prof. Warsurg) gesammelten Exemplare entsprechen mehr oder weniger der Ab- bildung des ©. vulgatum in Wiısur Icones 948/153, d. h. die Blätter sind nicht bloss breit, sondern auch kurz, so dass die Länge nur das 1'/,-fache oder doppelte der Breite beträgt. Für diese meiner Ansicht nach unzweifelhaft zu ©. caespitosum gehörende, aber doch etwas mehr abweichende Pflanze möchte ich vorschlagen die Be- zeichnung var. Wightii Engl., foliis ovalibus vel late ellipticis 2—2,5 cm longis, 1—1,2 latis. Eine Zwergform dieser Varietät, welche Warsure in Java am Merapi sammelte, ist nur 3 em hoch. C. caespitosum Gilib. ist auch häufig auf den Gebirgen Abyssiniens und tritt hier in 3 Varietäten auf. Die eine, var. octandrum (Hochst.) Engl. gleicht äusserlich vollkommen spitz- blättrigen Formen des europäischen €. caespitosum; aber die Blüten sind mit sehr wenigen Ausnahmen 4-zählig! Es ist dies die von Schimper bei Amogai um 2200 m auf Aeckern und an Wegen, bei Adoa, bei Gaffat um 2600 m auf Aeckern und Wiesen, auch bei Debra Eski um 3000 m gesammelte Pflanze. Es sind bei dieser Varietät die Blumenblätter immer ein wenig kürzer, als die Kelch- blätter. Ebensolche, aber 5-theilige Blüten besitzt eine im Galla- hochland in feuchten Wäldern verbreitete Pflanze, welche die Herren Dr. ELtengeck und OÖ. Neumann sammelten; sie entspricht der in Wäldern Europas verbreiteten Varietät elatius Peterm., hat aber immer spitze Blätter, während die europäische Waldform solche nur selten aufweist; auch sind die Inflorescenzen reicher entwickelt und mit längeren Internodien versehen, als es bei var. elatius meistens der Fall ist; ich nenne die Pflanze 566 A. ENGLER var. scamdens Engl., caulibus scandentibus usque 5 dm longis, foliis oblongo-elliptieis acutis; inflorescentia elongata 5—12 cm longa, multiflora. Im Lande der Arussi-Galla, auf einer Hochebene bei Jidah, um 2600 m ü. M. (Errengeegk) und im Land Sidamo bei Awara auf Wiesen in der Nähe von Bambuswald um 3100 m (O. Neumann). Eine dritte Varietät simense (Hochst.) Engl. mit elliptischen spitzen Blättern und etwas lockeren oder gedrängten Blütenständen ist von manchen europäischen Pflanzen kaum zu unterscheiden; dieselbe wächst auf dem Bachit in Abyssinien (Scumper it. Abyss. Sect. 11. 756, 1379), auf dessen 4500 m hohem Gipfel (Schimp. it. Abyss. Sect. Il. 756), wo sie wie auch auf dem ebenso hohen Dedschen in eine nur 2—5 cm hohe Zwereform mit kurzen Inter- nodien und gedrängten Blüten, bisweilen mit ein wenig grösseren Blumenblättern, humile A. Br. (ohne Diagnose in ScHWEINFURTH, Beitr. z. Fl. Aethiopiens S. 55) übergeht. Letztere kann ich nur als forma humilis (A. Br.) und nicht als Varietät ansehen. Auch am Kilimandscharo tritt die Varietät simense in Formen von 3—10 cm Höhe auf; Prof. Unris sammelte sie am östlichen Garanga- quellbach um 3700 m ü. M. Endlich besitzen wir diese Varietät in der Form humtlis auch vom Kamerun-Pik, gesammelt von Prof. Prevss um 4000 m ü. M. als letzte mit Blumenblättern ver- sehene Pflanze. Am Kilimandscharo tritt aber in der oberen Ericinella-Region um 3300 m (Untıs n. 628) und auf den oberen Grasfluren von 3500—4000 m (H. Meyer n. 8) noch eine Form auf, die ich nur von diesen Stellen gesehen habe, welche etwas dicke, schmal elliptische, spitze Blätter, sehr stark drüsig behaarte Intlorescenzen, grössere Blumenblätter (1'/);, mal so lang als die Kelchblätter) und horizontal abstehende lange Kapseln besitzt, welche doppelt so lang sind als die Kelchblätter. Diese Varietät nenne ich var. kilimandscharicum Engl.; ramulis deeumbentibus vel erectis superne cum pedicellis, bracteis et sepalis fere omnino viridibus, densius glanduloso-pilosis, foliis erassiuseulis elliptieis acutis; petalis uam sepala 1"/,-plo longioribus; capsula quam sepala duplo longiore. In der Kapkolonie gesammelte Exemplare des C. caespitosum Gilib. gleichen völlig gewöhnlichen europäischen, ebenso von Dr. Wırus in Transvaal gesammelte. Auch von Moserey gelegent- lich der Challenger-Fxpedition auf der westlichsten der Tristan d’Acunha-Inseln gesammelte Exemplare kann man von europäischen Polymorphe Pflanzentypen der nördlich gemässigten Zone. 567 nicht unterscheiden. Dagegen sind nicht blühende Exemplare, welche Dr. Naumanx während der Gazelle- Expedition auf dem Green Mount von Ascension sammelte, recht auffallend durch lange dünnstengelige Sprosse mit Resten abgestorbener Blätter im unteren Teil und mit dicht gedrängten oberen Blättern von derselben Form, wie bei der gewöhnlichen europäischen Pflanze. Auf die in Amerika und in den antarktischen Gebieten vorkommenden Formen will ich hier nicht näher eingehen und nur im Allgemeinen bemerken, dass zahlreiche von der Magelhaenstrasse und von den Kerguelen stam- mende Exemplare mit europäischen vollkommen übereinstimmen und zum Theil recht kräftig entwickelt sind. Allen diesen Varietäten steht als selbständige Art das eigen- thümliche Cerastium afrıcanum (Hook. f.) Oliv. gegenüber, welches ich in Waldungen und Lichtungen Usambaras von 1250—1400 m, am Kilimandscharo von 1200—2900 m beobachtete, dessen im Gebüsch und zwischen Adlerfarnen aufsteigende Stengel oft über l m lang werden, dessen Blumenblätter 1'/,—2 mal so lang werden wie die Kelchblätter, dessen länglich-lanzettliche, nach oben etwas stärker verschmälerte Blätter immer spitz sind, oft in eine deutlich ausgezogene Spitze enden. Es ist sehr wohl möglich, dass diese Art, welche auch im Arussi-Gallaland bei Ladjo von Dr. ELLENBEcK gesammelt wurde, welche ferner in Uluguru, auf dem Kirunga- Vulkan, dem Ruwenzori und auch im Kamerungebirge bis 3000 m ü. d. M. vorkommt, von Üerastium caespitosum Gilib. abstammt. Das oben erwähnte (Ü. caespitosum Gilib. var. kilimandscharicum Eng]. steht durch seine grünen Kelchblätter, seine grösseren Blumen- blätter und seine spitzen Laubblätter ziemlich in der Mitte zwischen dem gewöhnlichen Ü. eaespitosum und dem (©. africanum (Hook. f.) Oliv. Auf die anderen noch ziemlich zahlreichen Fälle von sprung- weisem Übergang leiehtsamiger Arten aus dem gemässigten Eurasien nach den Hochgebirgen des tropischen Afrika und nach afrikanischen Inseln sowie auf die damit verbundenen Formänderungen einzugehen, bin ich durch die in dieser Festschrift gezogenen räumlichen Grenzen verhindert; ich werde bei anderer Gelegenheit wieder darauf zurück- kommen, möchte aber hier noch auf die kürzlich von mir in den Sitzungsber. d. Kgl. preuss. Acad. d. Wiss. vom 18. Februar 1904 besprochene interessante Thatsache hinweisen, dass auch die be- kannte Populus euphratica Olivier aus dem Mittelmeergebiet (im weitesten Sinn gefasst) nach Korokoro am oberen Tana nahe unter 568 A. Ensver: Polymorphe Pflanzentypen der nördlich ete. dem Aequator gelangt ist und sich dort zu einem eigenartigen srossfrüchtigen Baum, den ich subspec. Denhardtiorum nannte, entwickelt hat. Diese unzweifelhaft von Populus euphratica ab- stammende Pflanze ist von dieser weit mehr verschieden, als viele neuerdings unterschiedene Arten von ihren Verwandten; ich halte es aber mit meinem verehrten Freunde AscHersox für erspriesslich, gerade in solchen Fällen, in denen die Abzweigung lokaler Formen von weiter verbreiteten hervortritt, auch dies in der Bezeichnung zum Ausdruck zu bringen. Aschersor „Festschrift | T. Mi/le> , E 7 a E f 2 n ya dKlırzıng. & Shromoith.emilLaue, Derin © Daucus Carota 4. Violette Mohrrübe aus Aegypten nee aguames Dirt ur = = “ersan ee. = M sa u 3 missz H u.a Eee Nr KR Ir 7 Pr “ u Ki Tan NET . in # al 2 £ A Sr { RAN | ER W, NN FARHIY BEE RAR - 4 Pr WR ne AN DR 3 } H PIE NE Rlin x & BOT AERRBRT BR SUN RR LET RAAB. 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