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FÜHRER

DURCH DIE ÖFFENTLICHEN SAMMLUNGEN

KLASSISCHER ALTERTÜMER IN ROM

VON

WOLPGAl^rG HELBIG

DRITTE AUFLAGE

HERAUSGEGEBEN UNTER MITWIRKUNG VON

WALTHER AMELXJNQ EMIL REISCH FRITZ WEEÖE

ZWEITER BAND

DIE PAPSTLICBE SAMMLUNG IM LATERAN DIE STAATLICHEN SAMMLUNGEN IM THERMENMUSEUM VILLA BORGHEBE, DEM GOLLEGIO ROMANO UND DEM MUSEO DIVILLAPAPA GIULIO . ItRIVATBAMMLUNGEN: ^ALAZ^O SPADA, PALAZZO BARBERlNI, VILLA ALBANI

bUÜCK UND VfiRLAÖ VON B.0.1:EÜBNER LEIPZIG 1913

COI»tßlGHT 19«

By b. g. teübner m leipziö.

ALLE RECHTE, EINSCHLIESSLICH DES ÜBBRSETZUNGSRECÜTS, VOBBBHALIEN.

AUQ -7 1913 ^"^fe

IlffiAL

T.

Seite

Das lateranisehe Maseum i

Das Thenuenmasemn:

Der Hof 65

Mnseo Bonoompagni-LudoTisi 76

Oberes Stockwerk 111

Antiquarium romanum 210

Thermensäle 221

Villa Borghese:

Erdgeschoß . . . .• 229

Oberes Stockwerk 263

Das Eirchersclie und prähistonsohe Maseum im

Collegio Romano 264

Das Museum der Villa Papa Giulio:

Sammlung Barberini 312

Erdgeschoß . 330

Oberes Stockwerk 366

Palasso Spada . 382

Palazzo Barberini « 393

Villa Albani:

Vorhalle des Hauptgebäudes 398

Das Innere des Hauptgebäudes . . . ^. . . 403

Der Hauptsaal 425

Die an das Hauptgebäude anstoßende Halle 435

Zimmer nach der Halle 436

Garten 446

Bigliardo 449

Kaffeehaus 449

Galleria del Canopo 466

Nachträge 466

Vergleichende Tabelle der Nummern in der

zweiten und dritten Auflage 483

Namen- und Sachregister 489

Chronologisches Register 628

VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN.

P. 18 Fig. 30 nach Overbeck Qeschiohte d.griech. Plastik P p. 269

Fig. 78 c.

18 81 nach Overbeck a.a.O. I* p. 269 Fig. 78d.

26 ,f 82 nach einem Exemplare der Sammlung Martinetti.

85 ff 38 nach einem Exemplare der Sammlung Martinetti.

96 84 nach Monum. dell' Institute IV T. 48.

134 36 nach Wulff Alexander mit der Lanze T. II.

166 36, 37 nach Klein Praxiteles p.404f. Fig. 83, 84.

174 ,f 88 Faksimile der Inschrift auf n. 1405.

402 ,, 89 nach Michaelis ancient marbles in Qreat>Britain,

Tafel zu p. 242 n. 1.

447 40 nach Monum. ant. pubbl. per cura delP Accad. dei

Linoei I 1892 n. 1 auf der Tafel zu p. 678 ff.

461 ,, 41 nach Monum. ant. pubbl. per cura dell' Accad. dei

Liucei VIII 1898 T. XII.

Das lateranisciie Museum.

Da die auf die Denkmäler dieses Museums bezügliche Literatur, soweit sie i. J. 1867 vorlag. In dem £ataloge von Benndorf und Schöne „die antiken Bildwerke des lateranischen Museums" (Leipzig 1867) zusammengestellt ist, so verzichte ich darauf sie unter den einzelnen Nummern anzuführen. Vielmehr verweise ich dafür einfach auf den genannten Katalog, den ich durch die Abkürzung B. S. p. . . n. . . bezeichne, und zitiere außerdem nur das, was seit dem Jahre 1867 hinzugekommen ist. Eine Ausnahme von dieser Regel wird nur gemacht, wenn ein Denkmal in einem leicht zugänglichen Werke Veröffentlichung gefunden hat. In diesen Fällen füge ich, um das Nachschlagen zu erleichtem, das Zitat des betreffenden Werkes bei, auch wenn es bereits in der Literatorangabe von Benndorf und Schöne enthalten ist.

Erstes Zimmer.

In der Mitte dieses Zimmers ist ein Mosaik eingelassen, das zu dem großen, 1824 in den Thermen des Caracaila entdeckten und gegenwärtig in dem oberen Stockwerke des lateranischen Palastes aufbewahrten Mosaikfußboden (n. 1240) gehörte. Man sieht darauf drei stehende Athleten, von denen einer durch die mit dem Caestus umgebenen Hände als Faustkämpfer kenntlich ist. Vgl. n. 1350.

B. S. p. 36 n. 55. Kogara I moaaici ant. oonserv. nei pal. pontef . del. Vatic. e del Later. T. IV. p Iff.

1141 (8) Belief, die Entführung der Helena.

Vielleicht gefunden in der Villa Palombara; vormals in den Apparta< mentl Borgia des Vatikans.

Paris sitzt in dem Schiffe und streckt mit freudiger Hast beide Arme nach Helena aus, um ihr beim Einsteigen behilflich zu sein. Die Gattin des Menelaos wird in dem entscheidenden Momente schwankend, ob sie ihrem Verführer folgen soll; sie hemmt ihren Schritt und blickt nachdenklich vor sich hin. Ein Begleiter des Paris gibt der Bewunderung, die ihm die Schönheit der Helena einflößt, durch seinen erstaunten Blick wie durch die Bewegung der r. Hand Ausdruck. Die Gefühle, denen die drei Personen unter- liegen, sind mit geringen Mitteln auf das treffendste vergegenwärtigt. Die Arbeit ist nur dekorativ aber doch wohl griechisch. Leider hat die Oberfläche stark durch Feuchtigkeit gelitten.

Ann. deir Inst. 1860 Tav. d'agg. C p. 121—128. B. S. p. 4 n. 8.

1142 (10) Orabrelief.

Oefunden, wie es scheint, an der Via Flaminia, unweit des Monte Pincio, dann im Palazzo Ruspoli, später in den Appartamenti Borgia. Ergänzt die r. Vorderarme der beiden Hauptfiguren, an der männlichen auch das r. Knie, außerdem ein Teil des Speeres. Die Köpfe der beiden Hauptfiguren sind antik, aber nicht zugehörig. Der Kopf, den man der männlichen Figur aufgesetzt hat (ergänzt der Helmbusch), ist der einer Pallas.

Hei big: Führer. II. 3 Aufl 1

2 DAS LATERANISCHE MUSEUM. 1143-1146

Der Tote ist nach griechischer Weise als Heros neben seinem Hengste dargestellt. Er reicht seiner vor ihm sitzenden Frau die Hand, während neben ihm ein Diener steht, der den Speer seines Herren hält. L. oben hängen der Schild und das Schwert des Helden. R. erhebt sich ein Lorbeerbaum, um dessen Stamm sich eine Schlange windet und auf dem ein Vogel mit geöffnetem Schnabel sitzt. Die Schlange ist hier, wie es scheint, als ein heiliges, die Heroisierung des Toten andeutendes Tier aufzufassen. Das Relief erinnert in der Weise seiner Komposition auffällig an eine gewisse Gattung von Grabreliefs, die in den beiden letzten Jahrhunderten v. Chr. nament- lich auf den Inseln des ägäischen Meeres beliebt war und die man demnach als die Gattung des Inselstiles zu bezeichnen pflegt. Jeden- falls lassen die Auffassung wie der Charakter der Ausführung darauf schließen, daß das Relief vor der Kaiserzeit und im östlichen Be- reiche des Mittelmeergebietes gearbeitet ist.

B. S. p. 5 n. 10. Vgl. Friederichs-Wolters Bausteine n. 1813. Furt^ängler Samm- lung Sabouroff I Einleitung zu den Skulpturen p. 47. Über die Schlange: Deneken de Theoxeniis (Berolini 1881) p. 51. Röscher Lexikon I 2 p. 2466 ff., p. 2582. Über den sog. Inselstil: Archäol.-epigr. Mitteilungen aus Österreich XI p. 171.

1143 (6) Kopflose weibliehe Statuette.

Die Statuette ist mit glatter Sorgfalt nach dem Vorbilde eines pheidiasischen Götterbildes in der Art der Athena Parthenos ge- arbeitet. Selbst die eigenartigen, für eine Kolossalstatue not- wendigen Proportionen die Verkürzung der unteren Teile im Verhältnis zu den oberen sind festgehalten; dagegen konnte die Gewandung natürlich nur in den allgemeinsten charakteristischen Zügen wiedergegeben werden. Es fehlt jeder Anhalt, die Statuette auf ein überliefertes Götterbild zu beziehen.

B. 8. p. 3 n. 6. Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum XXV (1910) p. 620 mit Tafel.

1144 (11) Brunnenrelief.

Gefunden 1822 unter den Ruinen von Faleiii, vormals in den Apparta- menti Borgia. Ergänzt an der Figur des Mannes der untere Teil des herabfallenden Mantelstückes, Splitter an der 1. Hand, dem 1. Arme, dem Kantharos und dem Trinkhome, am Knaben der obere Teil des Schädels, die Nase, die r. Hand neb«t dem angrenzenden Stücke des Armes, das r. Bein, außerdem der obere Teil des Schädels der Taube und verschiedene Stücke des Reliefgrundes.

Ein bärtiger Mann, der in dem Typus wie in der Tracht an den bärtigen Dionysos erinnert, steht da, in der R. ein Trinkhom, in der L. einen Kantharos haltend, und blickt abwärts nach einem nackten Knaben, der, vor ihm auf dem Felsboden sitzend, die B. emporstreckt, als ob er nach dem Home oder dem Kantharos ver- lange. Die Öffnungen beider Gefäße sind durchbohrt, um Wasser- strahlen Durchgang zu gestatten. L. ragt ein Felsen hervor, auf dessen oberer Fläche sich ein Eichbaum erhebt und eine Taube

ERSTES ZIMMER 3

sitzt. Die Darstellung stimmt zu der arkadischen Überlieferung, der zufolge der ausgesetzte Asklepiosknabe von Trygon (Turtel- taube) ernährt und von dem Sohne des Arkas, Autolaos, aufgefunden wurde. Was an dem Relief besonders auffällt, ist die merkwürdige Stilmischung. Während die flache Behandlung des Mannes an das Relief der Blütezeit erinnert und das Auge dieser Figur, obwohl sie im Profil dargestellt ist, nach altem Kunstgebrauche in der Vorder- ansicht wiedergegeben ist, setzt die Knabenfigur sowohl in der Behandlung des Reliefs wie in der naturalistischen Durchbildung des Kinderkörpers Kunstrichtungen voraus, die erst in der helle - nistisch-römiflchen Zeit zur Ausbildung kamen; die Art, wie das land- schaftliche Beiwerk behandelt ist, verweist die Entstehung des Reliefs in die spätere Kaiserzeit.

B. 8. p. 6 n. 11. Schreiber die hellcnistiBclien Reliefbilder T. XIV. Vgl. Arch. Zeitung XXXVIII (1880) p. 153 154. Schreiber die Wiener BrunnenreliefB aus P'al. Grimani p. 10. Papers of the Brit. school at Rome V 1910 p. 193.

1145 (13) Hochrelief mit zwei Faustkämpfern*

Da der jugendliche Faustkämpfer eine moderne Überarbeitung erfahren hat, läßt es sich nicht mit Sicherheit feststellen, inwieweit er antik ist. An dem bärtigen Kämpfer könnte der r. Oberschenkel mod^n sein.

Dieses Relief, das sich vormals in der Villa Aldobrandini befand, war bereits zur Zeit Rafaels bekannt, der davon eine Zeichnung entwarf. Es scheint nach seinem Stile unter Trajan gearbeitet.

B. S. p. 8 n. 13. Baumeister Denkmäler des kl. Altertums I p. 524 Fig. 566. Jüthner über antike Turngeräte (Abhandl. des archäol.-epigr. Seminars der Universität Wien XII, 1896) p. 85 Fig. 68.

1146 (20) Belief fragmenty Kaiser und Llktoren.

Die Überlieferung, daß dieses Fragment zusammen mit den drei Friesfragmenten n. 1148 1150 unter Clemens VIII. Aldobrandini unweit des Trajansforums, als man den Grund für die Kirche S. Eufemia grub, gefunden sei, ist ungenügend bezeugt. Die vier Stücke befanden sich bis 1812 in der Villa Aldobrandini, wurden in diesem Jahre von Camuccini erworben und gingen aus dessen Besitz um 1825 in die Appartamenti Borgia über. Ergänzt der Kopf und die r. Hand der zweiten Figur von r., der Kopf der zweiten Figur von 1.

Der Ergänzer, der kein anderer als Thorwaldsen gewesen sein soll, hielt die Überlieferung, daß dieses Fragment aus der Umgegend des Traiansforums stamme, für gesichert und gab daher der zweiten Figur von r. den Kopf des Traian. Vgl. dagegen die Bemerkungen zu n. 1412, einem im Thermen -Museum befindlichen Fragment, das zu derselben Platte gehörte wie das lateranische und auf dem sich der obere Teil eines Tempels erhalten hat. Die Zusammengehörig- keit der beiden Fragmente ergibt sich deutlich daraus, daß die auf ihnen vorhandenen Säulenteile genau aufeinander passen, daß die Quaderwände des Tempels hier wie dort in der gleichen Weise be- handelt sind und die hier geschulterten Fasces der Liktoren dort ihre Fortsetzung finden.

1*

4 DAS LATERANISCHE MUSEUM. 1147—1149.

B. S. p. 13 n. 20. Bömische Mitteilungen X (1805) T. V p. 244—251. Petersen vom alten Rom* p. 86 f. Abb. 54. Courbaud le bJeis-Telief romain p. 177 f. Neuere Literatur 8. unter n. 1418.

1147 (26) Brunnenrelief.

Anfänglich im Palazzo Qiustiniani, dann im Besitze von Luciano Bonaparte, principe di Canino, von dem es Plus VII. erwarb. Ergänzt die 1. obere Ecke der Platte, die Nasenspitze und die 1. Ferse der Nymphe, an dem Satyrknaben die Nasenspitze, die I. Schulter, der 1. Arm vom Biceps bis zur Handwurzel, die untere Hälfte des 1. Unterschenkels, an dem Panisken die Nasenspitze, der 1. Vorderarm, beinahe sämtliche Finger, das Pedum abgesehen von einem kleinen über dem Ellenbogen anhaftenden Stücke, der 1. Unterschenkel mit Ausnahme des Hufes, der größte Teil der Syrinx, außerdem der Band des Homes, der r. Flügel des Adlers, allerlei Stücke an den Köpfen der beiden Ziegen, beinahe sämtliche Köpfe der Baben, der Kopf und der Hals der Schlange.

Dargestellt ist eine Nymphe, die einem vor ihr auf einem Felsen sitzenden Satyrknaben (vgl. n. 376) aus einem großen Home zu trinken reicht. Das in dem Home angebrachte Loch diente zur Einfügung des Rohres, aus dem der Wasserstrahl heraussprudelte. Hinter dem Satyrknaben steht innerhalb einer Öffnung des Felsens ein Panisk, der die S3rrinx bläst imd in der L. em Pedum hält. Vom sieht man eine liegende und eine grasende Ziege, auf dem Felsen einen Adler, der einen Hasen zerfleischt. Hinter dem Felsen ragt ein wilder Feigenbaum hervor, auf dem sich ein Nest mit vier jungen Raben befindet. Eine Schlange windet sich an dem Stamme empor und richtet den Kopf begehrlich nach dem Neste, während die beiden alten Vögel mit ausgebreiteten Flügeln von den nahen Ästen aus ihre Brut verteidigen. Die Darstellung ist von der idyllischen Stimmung durchdrungen, die sich so häufig in der hellenistisch- römischen Kunst ausspricht. Diese Richtung erstreckt sich auch auf das Beiwerk, in dem sich das Naturleben in der Umgebung der Haupt- handlung mit Zügen friedlichen Behagens und wilden Kampfes dar- stellt. Man hat vermutet, daß auf diesem Relief nicht die Pflege eines gewöhnlichen Satyrknaben, sondern nach arkadischer Überlieferung die des Pan dargestellt sei, und daß der Künstler diesem Diopan einen bocksbeinigen Gefährten (Aigipan) beigegeben habe. Aber der menschlich gestaltete Pan ist stets durch kleine, über der Stirn emporsprießende Bockshörner bezeichnet. Wir haben also in dem getränkten Kinde einfach ein Satyrknäblein zu erkennen. Die ele- gante, aber leblose Ausfühnmg beweist, daß dieses Relief keine helle- nistische Arbeit ist, sondern aus der römischen Kaiserzeit stammt. Kürzlich hat man seine Entstehung nach der charakteristischen Be- handlung des Baumschlages und des Felsens in die aurelianische Periode datiert. Doch scheint ein älteres Original zugrunde zu liegen. Im Vatikan befinden sich zwei Fragmente von leicht variierten Wiederholungen der gleichen Komposition (n. 178, 376); von ihnen hat man das eine (n. 178) in die gleiche Periode, wie das laterauische Relief datiert, das andere in hadrianische Zeit. Femer beachte man

ZWEITES ZIMMER. 5

die Art, wie auf dem lateranisohen Relief die Haare der Ziegen und die an den Booksbeinen des Pan stilisiert sind; sie entspricht der sauberen zeichnerisohen Gepflogenheit der augusteischen Kunst, ebenso wie die elegante, aber etwas magere, lineare Gewandbehand- lung an der Figur der Nymphe. So scheint das Original der verschie- denen Repliken in der ersten Kaiserzeit entstanden zu sein.

B. 8. p. n. 24. Schreiber die hellenistischen Reliefbilder T. XXI. Roecber mythol. Lexilcon s. v. Pan p. 1451 f. Fig. 20. Löwy griech. Plastik p. 127 T. 160. Vgl. von Wilamowitz-Moellendorff Isyllos p. 88 Anm. 63. Arch. Zeitung XXXVIII (1880) p. 153 154. Schreiber die Wiener Bronnenreliefs ^us Pal. Orimani p. 10. Philologus LIII (n. F. 7) p. 363 ff. Hartel-Wickhoff die Wiener Genesis p.24 Anm. 2 = Wickhoff Schriften III p. 43 Anm. Papers of the British school at Borne V 1910 p. 192 f. Zu der Haarbehandlung vgl. die Wiener Brunnenreliefs (zuletzt publiziert bei Brunn- Bruckmann Denkmäler n. 621) und augusteische männliche Porträts.

Man beachte ferner rechts von dem Durchgange ins zweite Zim- mer n. 45 einen jugendlichen mannlichen Torso, eine vorzügliche Wiederholung der Figur des Stephanos in Villa Albani (b. s. p. 29 n. 46; vgl. unsere n. 1846, für den Kopf des Typus hierselbst n. 1158), und weiter rechts n. 51 den Oberleib einer Artemisstatue (B. S. p. 34 n. 52; die Göttin trug ein Beb auf dem 1. Unterarme); das Fragment stammt von der Replik einer Statue, die sich ebenfalls in Villa Albani befindet (unsere n. 1933; vgl. auch n. 1293); auch in diesem Falle ist die Arbeit der lateranischen Replik weit besser als die der vollständiger erhaltenen in Villa Albani, so viel besser, daß man gemeint hat, hier einen Rest des Originales erkennen zu dürfen (Brunn-Bruckmann Denkmäler Text zu n. 606 Fig. 2, 3).

Zweites Zimmer.

Der Inhalt dieses Zimmers besteht vorwiegend aus Architektur- und Omament- stücken, unter denen ich nur drei angeblich vom Trajansforum stammende Exemplare (n. 1148 1150; über die Provenienz vgl. n. 1146) hervorhebe. Man vergleiche das schöne Werk von P. Gusman l'art d^coratif de Eome, in dem verschiedene von den hier aufbewahrten Architekturfragmenten abgebildet sind.

1148, 1149 (86, 168) Zwei Friesfragmente.

Die beiden Fragmente ergänzen sich gegenseitig, da offenbar die auf n. 86 dargestellten Eroten wie auf n. 168 mit Greifen ge- paart waren und der Eros auf n. 168 zu einem Motive gehörte, wie es auf n. 86 ersichtlich ist. Der Fries, von dem die beiden Fragmente herrühren, zeigte demnach eine Reihe von je zwei Eroten, die von den Hüften an in Rankenwerk ausliefen und von denen jeder einen Greifen tränkte. Die Eroten erscheinen durch die Stilisie- rung der Körper wie der Flügel dem dekorativen Ganzen ein- geordnet. Auf n. 86 ist zwischen den beiden Eroten eine Amphora angebracht, auf deren Behälter man drei Relieffiguren, einen Satyr und zwei Bacchantinnen, wahrnimmt.

B.S.p.38 n. 59, 08. Vgl. Hauser die neu-attischen Eeliefs p. 43, p. 107.

6 DAS LATERANISCHE MUSEUM. 1160 1164.

1150 (130) Fragment eines Frieses mit Blätter- und Blumen-

ornamenten*

Die Ornamente machen trotz ilirer üppigen Fülle einen ebenso klaren wie großartigen Eindruck.

B. S. p. 43 n. 64b.

Interessant ist es, die in diesem Zimmer befindlichen antiken Dekorationsstücke zu vergleichen mit einer Kaminplatte aus dem Ende des 15. oder dem Anfange des 16. Jahrhunderts rechts vom Ausgange (Museumsnummer 178).

Der Mittelpunkt des Frieses wird durch einen aus Blumen und Früchten zusammengesetzten Kranz gebildet, während die Felder zu beiden Seiten des Kranzes mit Arabesken und je zwei um eine szenische Maske und ein Fruchtgefäß gruppierten Greifen verziert sind. Die Ausführung ist sorgfältiger und feiner als an den antiken Arbeiten. Während an den letzteren das Wesentliche nachdrücklich hervorgehoben, das Nebensächliche weggelassen oder nur ange- deutet ist, hat der Benaissancebildhauer sämtliche Motive bis zu den geringfügigsten Einzelheiten in gleichmäßiger Weise durch- gebildet und hiermit vielfach die Grenzen der Marmortechnik über- schritten. Infolgedessen machen seine Ornamente einen weniger klaren und ruhigen Eindruck als die antiken.

Pistolesi il Vaticano descritto ed illustrato III 24 (unten) p. 76.

1151 (199) Weiblicher KopL

Ergänzt Büste und Nase. Gute Kopie eines strengen Typus der argivischen Kunst aus der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. Vgl. über den zugehörigen Statu- entypus n. 1287.

B. S. p. 45 f. n. 70.

Drittes Zimmer.

1152 (256) Statue des Antinoos.

Gefunden 1798 zu Ostia bei Tor Bovacciana, bis 1863 im Vatikan. Ergänzt der Kopf, der Hals, sämtliche Finger, abgesehen vom r. Daumen, entweder ganz oder zum Teil, beinahe der ganze mit Blumen gefüllte Gewandbausch, der «jedoch durch ein von dem hinteren Teil noch er- haltenes schmales Fragment gesichert ist.

Daß die Statue richtig als Antinoos ergänzt ist, beweisen die für den Liebling des Hadrian charakteristischen Körperformen, vornehmlich der hoch gewölbte Brustkasten. Wie es scheint, ist Antinoos hier als Vertumnus dargestellt, ein ursprünglich etrus- kischer Gott, der den Wechsel und die verschiedenen Gaben der Jahreszeiten vertrat und dessen Kultus in früher Zeit auch in Rom Eingang fand. Der Gewandbausch wird nicht nur Blumen, sondern auch die für die einzelnen Jahreszeiten bezeichnenden Früchte ent- halten haben.

B. S. p. 51 n. 79. Dietricbson Antinoos T. IV 11 p. 187 n. 20.

VIERTES ZIMMER. 7

1153 (268) Kindersarkophag mit athletischen Barstellangen.

Vormals in der Sakristei von S. Stefano in Pisclnola.

Rechts sieht man die Schlußszene eines Faustkampfes. Der Überwundene sitzt auf dem Boden, während der daneben stehende Sieger von dem Kampfordner als Preis einen Kranz empfängt. Der besiegte Faustkämpfer hält in jeder Hand einen zylinder- förmigen, offenbar metallenen Boxer, der die Wirkung der Schläge in furchtbarer Weise steigern mußte und nur auf wenigen, der vorgerückten Kaiserzeit angehörigen Denkmälern nachweisbar ist. Es folgt weiter links eine Gruppe vcm zwei Athleten, die unter der Aufsicht eines Kampfordners ringen. Zwischen ihnen liegt das den Sandboden der Palästra bezeichnende Gefäß (vgl. 330 332, 1907). Der Kampfordner hält in der L. den Siegespreis, einen Palmen- zweig, und erhebt die R., wie um irgendwelche Anweisung zu geben. An die Gruppe der Ringer schließt sich die zweier Prankatiasten an, auch diese beaufsichtigt von einem Kampfordner, der einen Palmenzweig hält. Beide stehen fest auf dem r. Fuße, haben dafi 1. Bein erhoben, um dem Gegner damit einen Stoß zu versetzen» und liegen, während jeder die eine Hand seines Gegners angefaßt hält, mit der anderen Hand zum Angriff aus. Rechts ist die Be- kränzung eines siegreichen Athleten dargestellt. Der Sieger hält in der L. einen Palmenzweig und greift mit der R. nach dem Kranze, den ihm der neben ihm stehende Aufseher auf den Kopf setzt. Der Aufseher hält in der L. einen zweiten Kranz. Links vom Sieger steht ein bärtiger Mann, der zur Verkündung des Sieges die Tuba bläst.

B. S. p. 54 n. 81. Jüthner über antike Turngeräte p. 92 Flg. 73.

Viertes Zimmer.

1154 (278) Attisches Belief, Medeia und die Peliaden.

Gefunden 1814 im Hofe der alten französiAchen Akademie (Palazzo Simonetti) am Gorso.

Um sich an Pelias zu rächen, redete Medeia seinen Töchtern ein, daß sie ihren Vater verjüngen könnten, wenn sie ihn zerstücken und in einem Kessel aufkochen würden. Die verblendeten Mädohen schenkten ihr Glauben und richteten ihren Vater jämmerlich zu- grunde. Das Belief vergegenwärtigt die Vorbereitungen zu der verhängnisvollen Kur. Die eine der Peliaden ist beschäftigt den Dreifuß hinzustellen, in dessen Kessel Pelias aufgekocht werden soll. Die andere Schwester erscheint in trübes Nachdenken ver- sunken, ob wirklich das schreckliche Unternehmen den von Medeia verheißenen Erfolg haben wird; sie stützt den Kopf auf die erhobene B., in der sie das zur Zerstückung des Pelictö bestimmte Schwert, und den r. Ellenbogen auf die 1. Hand, in der sie die Schwertscheide

8 DAS LATERANISCHE MUSEUM. 1156-1158

hält. Hir gegenüber steht Medeia, kenntlich durch die asiatische Tracht, ein Gefäß mit Zaubermitteln in den Händen. Sie lüftet den Deckel, um den Inhalt des Gefäßes in den Kessel zu werfen, und richtet dabei ihren Blick fest auf die zaudernde Peliade. Der Stil deutet auf die an Pheidias anknüpfende attische Kunst, und auch die Ausführung ist so frisch, daß mstn in diesem Belief recht wohl eine griechische Arbeit erkennen kann, wenn auch nicht das Original aus jener Zeit, weil die ganze Zeichnung etwas schief, nach links hängend, auf die Tafel gebracht ist. Da von den Sandalen nur die Sohlen, nicht aber die Riemen plastisch ausgedrückt sind und die von der Mütze der Medeia unter dem Kinne herabfallende Lasche nur ganz leicht mit dem Meißel umrissen ist, so müssen wir annehmen, daß das Belief an mehreren Stellen bemalt war. Es steht hinsicht- lich der Komposition, der Auffassung, des Stiles imd der Dimen- sionen in enger Beziehung zu Beliefs, die Orpheus und Eurj^dike (vgl. n. 1883), und anderen, die Theseus und Peirithoos in der Unter- welt (vgl. n. 1908) darstellen. Der Versuch, diese Exemplare, be- ziehungsweise ihre Originale, für GrabreUefs zu erklären, ist bedenk- lich, weil mythische Szenen auf den sicher beglaubigten Grabreliefs der attischen Blütezeit nicht nachweisbar sind. Ein Gelehrter hat demnach die Frage aufgeworfen, ob nicht die Originale dieser Be- liefs Weihgeschenke waren, die von Choregen oder Dichtem zum Andenken an die bei dramatischen Aufführungen gewonnenen Preise dargebracht wurden. Die Darstellung würde unter dieser Voraus- setzimg auf die preisgekrönte Tragödie hinweisen und deren Stoff in unserem Falle der Mythos der Peliaden gewesen sein, ein Mythos, den Euripides in einer gleichnamigen Tragödie behandelte. Be- finden wir uns aber bei dieser Annahme schon auf dem schwankenden Boden der Hypothese, so wird dieser ganz unsicher bei einem neuer- dings gemachten Vorschlage, nach dem die drei Beliefs ein En- semble in architektonischem Bahmen gebildet hätten in Anspielimg auf die drei Dramen einer Trilogie, und das Ganze ein Werk des Panainos, des Bruders des Pheidias, gewesen wäre.

B. S. p. 61 n. 02. Brunn-Brnckmann Denkm&ler n. 341b. Bullet, della com- miSBione archeologica comnnale XXY (1897) T. III, lY E. p. 42 50. Petersen, ein Werk dee Panainos Abb. la, p. 16 ff.; ders. Vom alten Born* p. 154 f. Abb. 120. Mo- demer Cicerone Born I p. 333 ff. Bnesch Onida illostrata del Mnseo di Napoli p. 47 Fig. 14. Vgl. Friederichs-Wolters Bausteine n. 1200. Sitzungsberichte der h&yt, Aka- demie 1881, II, phil.-hist. £1. p. 95ff. Jahrbuch des arch. Instituts III (1888) p. 68 ff., p. 225 ff.; XII (1897) p. 96 ff., arch. Anzeiger p. 137. Abhandl. des arch.-epigr. Semi- nares in Wien YIU (1890) p. 130 ff. Boscher mythol. Lexikon II p. 2506. Bloch, griech. Wandschmuck p. 48ff. Xekule v. Stradonitz griech. Kunst p. 174.

1155 (291) Statue des Oermanicus (?).

Gefunden 1819 in Veji. Ergänzt das 1. Ohr, Stücke am r. Ohr, der r. Arm, der 1. Arm vom Biceps abwärts nebst dem darüber fallenden Stücke des Gewandes und dem Stabe, der 1. Unterschenkel, die untere Hälfte des r. Unterschenkels mit dem Stamme, die Füße, die Flinthe

VIERTES ZIMMER. 9

Die Figur ist nach griechisch -heroischer Weise dargestellt mit einem um die Oberschenkel und den 1. Arm geschlagenen Hima- tion. Offenbar war sie redend gedacht; doch ist die Geberde des Redners weniger lebhaft als bei den Statuen n. 5 imd 1166. Die L. wird einen Speer oder ein Schwert gehalten haben, die R., im- gefähr wie sie der Ergänzer wiedergegeben hat, etwas zur Seite gestreckt gewesen sein. Der Kopf zeigt in der Vorderansicht eine auffällige Ähnlichkeit mit dem am besten beglaubigten Porträt des Germanicus, der bekannten zu Gabii gefundenen Statue, wogegen das Profil durch die stark gebogene Nfise von dem des Germanicus abweicht und an die Porträts des jüngeren Drusus, Sohnes des Tiberius, erinnert.

B. S. p. 68 n. 103. Bemoulli römische Ikonographie II 1 T. IX p. 170 Fig. 24, p. 169 n. 7, p. 204, p. 238 n. 2. Reinach r^pertoire de la etat. II 2 p. 573 n. 1.

1156 (319) Männliehe Statue mit Eopt des Ares.

Yormalg im Museum Hamilton, später zu Frascati in der Samm* lung Marconi. Ergänzt an dem antiken, aber nicht zu dem Körper ge- hörigen Kopfe der Helmbusch, die Nase, die Lippen; an dem Körper beide Arme, die 1. Schulter nebst dem darauf liegenden Gewandstücke, der die Brust bedeckende Teil des Gewandes mit der auf der r. Schulter angebrachten Spange, außerdem mehrere andere unbedeutende Stücke; die Eänder der Flinthe.

Die Formen des Kopfes erinnern an den polykletischen Typus, zeigen jedoch eine weichere Fonnengebung. An dem Helme wie an dem Haare haben sich Reste einer rötlichen Bemalung erhalten, die vielleicht einer Vergoldung als Unterlage diente. Da das Motiv des Körpers an einer in Lansdownhouse befmdlichen Figur des jungen Marc Aurel wiederkehrt und die lateranische Statue nach dem Cha- rakter ihrer Ausführung recht wohl zur Zeit der Antonine gearbeitet sein kann, so liegt der Gedanke nahe, daß auch sie ein Mitglied dieses Kaiserhauses darstellte. Die Körperbildung läßt zu wünschen übrig. Der Oberleib erscheint im Verhältnis zu den Beinen zu lang, während die Unterschenkel im Vergleich mit den Oberschenkeln

zu kurz ausgefallen sind.

B. S. p. 78 n. 127. Beinach r6pertoire de la etat. II 1 p. 179 n. 2. Vgl. Jahrbuch des Vereins von Altertumsfreunden im Bheinlande LIII (1873) p. 29 d. Furtwängler Meisterwerke p. 124 126.

1157 (352) Porträtkopt eines Claudiers.

Ergänzt die Nase, die oberen Bänder der Ohren, die Büste.

Die Benennung dieses fein ausgeführten Kopfes schwankte ehemals zwischen Octavianus und Tiberius. Doch ist weder der eine noch der andere dargestellt. Der physiognomische Typus deutet auf einen dem julischen Kaiserhause angehörigen Claudier.

B. S. p. 94 n. 153. Bemoulli römische Ikonographie II 1 p. 170 n. 8, p. 171 Fig. 25.

Auf der darüber angebrachten Konsole:

1158 (356) Kopf eines griechischen Athleten.

Ergänzt der größte Teil der Nase, Hals und Büste.

10 DAS LATERANISCHE MUSEUM. 1159—1162.

Der Kopf gehörte zu einer recht gut gearbeiteten Wiederholung des Athletentypus, den wir durch die in der Villa Albani befindlich^ Statue des Stephanos (n. 1846) kennen.

B. 8. p. 95 n. 157. Furtwängler Meisterwerke p. 405 Fig. 62, p. 404.

1159 (371) Fragment einer Marmoryase.

Es zeigt die vortrefflich ausgeführten Figuren eines gehörnten und geschwänzten, aber sonst menschlich gebildeten Pans (vgl. n. 377) und eines jugendlichen Satyrs, die unter lebhaften Be- wegungen nach rechts tanzen. Pan, über dessen 1. Arm ein Panther- fell herabfällt, schlägt die Becken; der Satyr faßt mit beiden Händen das ihn umflatternde Pantherfell und hält in der erhobenen L. zugleich einen Thyrsos.

B. 8. p. 90 n. 167. Ann. dell' Inst. 1877 p. 212 not. 1. Hauser die neu-attischen B-eliefs p. 51 n. 68.

Fünftes Zimmer. 1160, 1161 (396, 405) Männliche und weibliche Herme.

Angeblich gefunden bei Nettuno. Ergänzt an der männlichen Herme der größte Teil der Homer und der Ohren, das auf die 1. Schulter herab- reichende Band, der 1. Arm mit der Traube vom Biceps abwärts, der Oberkörper und der r. Unterschenkel des Knaben, der Schaft von dem Ende des Gewandes an und andere unbedeutende Stücke, an der anderen Herme der Kopf, der Hals, die 1. Hand, der t. Arm vom Biceps abwärts mit der Fruchtechwinge, der imtere Teil des Hermenschaftes mit einem Stücke des Gewandes; von dem auf der 1. Schulter sitzenden Kinde sind nur der Ansatz des Gesäßes und ein Stück des 1. Fußes antik.

Die beiden Hermen sind entschieden von derselben Hand und als Gegenstücke gearbeitet. Ihre Schäfte zeigen die schlanke, ele- gant geschweifte und sich unten etwas verjüngende Form, die als Erfindung der hellenistischen Kunst nachgewiesen worden ist. Während die eine Herme in unzweideutiger Weise männliches Geschlecht bekundet, scheint die andere nach dem mit geschlitzten Ärmeln versehenen Chiton und nach den runden, weichen Formen des erhaltenen 1. Vorderarmes ein weibliches Wesen darzustellen. Das auf der Schulter jeder der beiden Hermen sitzende Kind, die sicher antike Fruchtschwinge auf der R. der männlichen Figur imd die Fruchtschnur, die an dem Gegenstücke, von der 1. Schulter herabreichend, in der Hüftengegend aus dem Gewände hervortritt, alles dies deutet auf ein Götterpaar, dem der Kinder- und Frucht- segen oblag. Der erhaltene Kopf der männlichen Herme zeigt eine orientaUsierende Physiognomie, die unter den sicher bestimmten Göttertypen am meisten an den des Priapos eriimert. Doch wird die Deutung auf Priap durch die diesem Gotte fremden Homer wie durch das weibliche Gegenstück ausgeschlossen. Der Versuch, die beiden Hermen einfach für Pan und Paniska zu erklären, stößt auf die Schwierigkeit, daß der erhaltene Kopf keine Ähnlichkeit mit irgendwelchem sicher beglaubigten Panstypus erkennen läßt.

FÜNFTES ZIMMER. H

Immerhin kömite man doch mit der MögUchkeit rechnen, daß ein Künstler hier einmal einen eigenen neuen Panstypus geschaffen habe. Vielleicht aber haben wir auch in diesem Falle (vgl. n. 351) anzunehmen, daß italische Gottheiten unter griechischen Formen dargestellt sind. Der Künstler, der den Typus des italischen Gottes gestaltete, legte den des Priapos zugrunde, stattete ihn jedoch mit den für Pan bezeichnenden Hörnern aus ein Verfahren, das z. B. nahe genug lag, wenn es galt, einen für den altlatinischen Feld- gott Faunus geeigneten Typus zu schaffen. Erklären wir die männ- hche Herme für Faunus, dann würde die andere Herme auf sein weibliches Pendant, Fauna, zu deuten sein.

Eeinach röpertoire II 2 p. 525 n. 7, 8. Die m&nnl. Henne: Annual of the British school at Athens X (1903—1904) p. 146 Fig. 3. B. S. p. 105 n. 181, 188. Über die hellenistische Hermenfonn: Abhandlungen der philol.-hist. Kl. der s&chs. Ges. der Wissenschaften XIV (1894) p. 452 Anm. 71.

1162 (408) Aschenkiste.

Sie wurde 1825 in der Vlgna Ammendola an der Via Appia gefunden und stammt vermutlich aus dem in dieser Gegend gelegenen Grabmale der Volusier.

Der Steinmetz hat diese Aschenkiste auf Vorrat gearbeitet; denn die zur Aufnahme der Inschrift bestimmte Tafel ist nur mit den ständigen Anfangsbuchstaben der lateinischen Grabschriften D(i*) M(anibu8) bezeichnet und sonst leer. In Übereinstimmung mit den in dem Grabe der Volusier gefundenen Inschriften deutet der geschmackvoll angeordnete und sorgfältig ausgeführte Relief- schmuck auf das erste Jahrhundert der Kaiserzeit. Er besteht nicht nur AUS omamentalen, sondern auch aus figürlichen Motiven. Auf der Vorderseite ist unter der Fruchtgirlande der Abschluß eines Hahnenkampfes dargestellt. Ein Knabe, dessen Hahn den Sieg davongetragen, hat seinen Vogel fröhlich zu einem Tische geleitet, auf dem sich die Siegespreise, Kränze und Palmenzweige, befinden. Der Hahn hält bereits in der 1. Kralle einen Kranz, den er offenbar von dem Tische weggenommen hat. Links sieht man einen anderen Knaben, der seinen in dem Kampfe getöteten Hahn weinend davon- trägt. Auf jeder der beiden Seitenflächen ist über der Fruchtgir- lande ein Nest junger Raben angebracht. Auf der r. Seite füttert einer der alten Vögel die kleinen, während der andere gegen eine Schlange kämpft, cüe sich um seine Beine und seinen Leib geringelt hat. Das entsprechende Relief der 1. Seite scheint ähnlich gewesen zu sein, ist aber zu sehr verstümmelt, um die Einzelheiten deutlich erkennen zu lassen. Unter der Girlande sind auf der 1. Seitenfläche zwei Eroten dargestellt, die ein Pantherweibchen quälen, auf der r. die Gruppe eines trunken einher taumelnden Knaben, der von einem anderen Knaben gestützt wird.

B. S. p. 110 n. 18Ö. Zu dem Columbarium der Volusier vgl. zuletzt Altmann die röm. Grabaltftrc d. Kalscrzeit p. 49 ff.

12 DAS LATERANISCHE MUSEUM. 1163-1166.

1163 (391) Mithrasgruppe.

Gefunden kurz vor 1853 an der Scala santa. Mithras war ein alt -arischer Lichtgott, der besonders in Persien verehrt wurde. Ln Zusammenhange mit der religiösen Gärung und Göttermischung, die in den hellenistischen Reichen statt- fanden, nahm sein Kultus allmählich einen mystischen Charakter an. Auf italischem Boden sind seine ältesten Spuren unter Domitian nachweisbar. Zu den Zeiten Hadrians und der Antonine tritt er bedeutsam hervor und seit Septimius Severus begegnen wir ihm unter den Kulten der Domus Augusta. Im Gefolge der Legionen verbreitete er sich allmählich über alle von den Römern beherrschten Länder. Die in der römischen Zeit übliche Verkörperimg des Gottes ist durch eine häufig wiederkehrende griechische Kom- position bestimmt, die eine Siegesgöttin darstellt, wie sie einen Stier opfert. Unsere Gruppe zeichnet sich vor den anderen in den römischen Museen befindlichen Wiederholungen durch ihre vortreff- liche Erhaltung aus. Mithras ist, wie gewöhnlich, dargestellt als asiatisch gekleideter Jüngling, der einen Stier niederstößt. „Es scheint sicher, daß diese Darstellung des stiertötenden Mithras in Beziehung zu den kosmogonischen Sagen der alten Perser steht. Nach diesen ÜberUeferungen ist der Stier das erste lebende Wesen, das Ahura - Mazda bildete, und der Tod dieses Urstieres der Urspnmg der ganzen Schöpfung: verschiedene Teile seines Körpers wurden zu den verschiedenen Pflanzenarten (s. die Ähren, in die der Schweif endigt), während sein durch Luna gereinigter Samen den Tieren das Dasein verlieh. Der Geist des Bösen sucht die wohltätigen Wirkungen dieses wunderbaren Todes zu verhindern: darum sehen wir den Skorpion, das heilige Tier Ahrimans, die Hoden des schöpfe- rischen Stieres verzehren. Die Schlange, die das rieselnde Blut trinkt, ist das Sinnbild der Erde, die durch diese heilige Flüssigkeit befruchtet wird. Der Himd, der gegen die Wunde springt, muß ohne Zweifel im Ernklang mit den iranischen Vorstellungen die Seele des Stieres auffangen, die zu neuen und sonderbaren Bestimmungen

berufen ist. " (Cumont bei Röscher mythol. Lexikon unter Mithras. )

B. 8. p. 117 n. 109. Oomont textes et monumenta figiirös rel. aox mysUres de Mithia II p. 206 n. 20. Vgl. Cumont Die Mysterien des Mithras (übers, von G. Gehrich), die betreffenden Kapitel in dem Buch des gleichen Verfassers: „Die orientalichen Reli- gionen im römischen Heidentum" (übers, von Gehrich) und Dieterich Kleine Schriften p. 252 ff. und 504 ff.

1164 (399) Hirsch aus Basalt.

Gefunden 1822 oder 1823 vor Porta Portese in der Yigna dei Signori della Missione, also im Bereiche der Gärten des Caesar. Ergänzt das Geweih, beide Ohren, die aus bemaltem Gipse eingesetzten Augen, die Schnauze, ein Stück des Schwanzes, das ganze 1. Vorderbein, von den übrigen Beinen die Unterschenkel. Doch sind der r. Yorderfuß und die unter dem 1. Vorderfuß angebrachte Stütze antik. Von der Flinthe hat sich nur der vordere Teil erhalten, an dem dieser Vorderfuß und diese Stütze haften.

SECHSTES ZIMMER. 13

Ein an der r. Seite des Leibes angebrachtes viereckiges Loch

und ein darunter vorstehendes Stück beweisen, daß der Hirsch

an dieser Stelle mit einer anderen JPigur verbunden war. Man hat

deshalb vermutet, daß er zu der Kolossalstatue einer Gottheit,

etwa des Apoll oder der Artemis, gehört habe. Doch widerspricht

dieser Vermutung die Plinthe, deren ursprüngliche Form und

Breitenausdehnung durch den erhaltenen vorderen Teil angezeigt

sind und die nur für den Hirsch, nicht aber für eine neben ihm stehende

Figur Baum bot. Hingegen lassen sich jene Ansatzspuren und die

Beschaffenheit der Plinthe auf das beste in Einklang bringen, wenn

wir voraussetzen, daß auf dem Bücken des Hirsches eine Figur

saß, etwa' Artemis, die bisweilen (vgl. z. B. n. 5) seitwärts auf einem

Hirsche reitend dargestellt ist.

B. S. p. 118 n. 200. BeinAch röpertoire deUk Btat. II 2 p. 754 n. 6. Über Artemis auf dem Hirsche reitend: Stephaui Gompte-rendu pour 1868 p. 6 7.

Sechstes Zimmer.

Sftmtliche in diesem Zimmer aufgestellte Skulpturen wurden in den Jahren 1840 und 1846 zu Gervetri (Caere) im Bereiche des dortigen Theaters gefunden, eines Ge- bäudes, das, soweit diB Beobachtung der Bautrümmer einen Schluß gestattet, in der ersten Kaiserzeit aufgeführt zu sein scheint. Die zugehörigen Statuen (n. 1 166 1 171, 1174) müssen, da sie auf der Bückseite durchgängig flüchtig bearbeitet sind, in Nischen oder an Wänden gestanden haben. Vielleicht diente ein Teil von ihnen zur Dekoration der Bühnenwand. Vgl. B. S. p. 121—122.

1165 (428) Eolossalkopf des Augustus.

Ergänzt die Nasenspitze, ein Stück am Hinterkopfe, die Büste.

Der Kopf war, wie sich aus der runden Bearbeitimg des imteren Halsabschnittes ergibt, dazu bestimmt, in eine Statue eingelassen zu werden. Die etwas gedrungenen Verhältnisse, die er im Vergleich mit anderen Porträts desselben Kaisers zeigt, erklären sich hin- länglich daraus, daß er darauf berechnet war, aus größerer Feme gesehen zu werden.

B. S. p. 124 n. 203. Bemoulli II 1 p. 31 n. 20.

1166 (433) Geharnischte Statue.

Ergänzt aus Gips der Kopf, der die Züge des Germanicus zeigt, der r. Arm, das obere Ende des Schwertgriffes, ein großer Teil des Ge- wandes, Splitter an den Panzerklappen, die ^oße Zehe des r. Fußes, der größte Teil der Plinthe.

Da die meisten der in dem Bereiche des caeretaner Theaters gefundenen Statuen Porträts von Mitgliedern des julischen Kaiser- hauses sind und der Stil der Statue wie die Anordnung des Panzers und seines Reliefschmuckes auf den Anfang der Kaiserzeit hinweisen, wird auch diese Statue, deren Kopf abhanden gekommen ist, eine dem julischen Geschlechte angehörige Persönlichkeit dargestellt haben. Der Mann war, wie Augustus in der Statue aus der Villa ad Gallinas (n. 5), die Truppen anredend gedacht. Die 1. Hand hält den Griff des unter dem Mantel verborgenen Schwertes; der r. Arm

14 DAS LATERANISCHE MUSEUM. 1167-1173.

war in der Höhe der Schulter nach links vorgestreckt, eine Be- wegung, der diese ganze Seite des Körpers folgt. Der Reliefschmuck des Panzers zeigt oben den Sonnengott, wie er mit seinem Viergespann aus dem Meere emportaucht, weiter unten zwei kniende, asiatisch gekleidete Barbaren, die zwei Greifen aus einer Schale zu trinken geben. Die Anlage und die Ausführung der Figur sind gleich vor- trefflich.

B. S. p. 124 n. 204. Bonner Studien (Berlin 1890) T. I 2 p. 10.

1167 (485) Eolossalstatue des Tiberius.

Ergänzt die Nase.

Das Motiv entspricht dem der Statue des gleichen Kaisers von Pipemo (n. 90). Doch umgibt den Kopf die aus Eichenlaub ge- flochtene Bürgerkrone (corona* civica), wie an einer vejenter Statue des Tiberius (n. 84); auch ist der ganze Rücken vom Mantel bedeckt.

B. S. p. 126 n. 206. Bernoulli II 1 p. 148 n. 8. Relnach r6pertoire de la stat. II 2 p. 584 n. 1.

1168 (436) Mutmaßliche Statue der jüngeren Octavia(t62n. Chr.),

Tochter des Claudius.

Ergänzt die Nase, das 1. Ohr, beide Vorderarme mit Zepter und Schale, Stücke am Gewände.

Da die Statue zugleich mit Bildnissen von Mitgliedern des julisch- claudischen Kaiserhauses gefunden wurde, ihr Gesicht an den Familientypus der Claudier erinnert und das Profil wie die Anordnung des Haares mit einem wiewohl nur mittelmäßig ausgeführten Münz- porträt der jüngeren Octavia übereinstimmt, so hat man sie nicht ohne Wahrscheinlichkeit auf diese durch Tugend wie durch Be- scheidenheit ausgezeichnete Prinzessin gedeutet, deren durch ihren Gemahl Nero herbeigeführter Tod in Rom allgemeines Bedauern erregte. Sie ist durch die wollene, perlenartig abgeschnürte Kopf- binde als Priesterin bezeichnet, sei es der gens lulia im allgemeinen, sei es im besonderen des Divus lulius. Die Ergänzung der Arme mit Zepter und Schale scheint richtig. Die Ausführung ist ungleich geringer als die der meisten anderen an derselben Stelle gefundenen Statuen von Mitgliedern des kaiserlichen Hauses.

B. S. p. 127 n. 207. Bernoulli römische Ikonographie II 1 T. XIX p. 183 n. 10, p. 366—367. Vgl. Römische Mitteilungen VII (1892) p. 237—238.

1169 (437) Eolossalstatue des Claudius.

Der Kaiser ist unter dem Typus der sitzenden Zeusbilder und

mit dem Eichenkranze (corona civica) dargestellt. Sein Kopf zeigt

eine ähnlich stark idealisierende Auffassung wie der Kolossalkopf

von Otricoli (n, 300). Der vom 1. Schulterblatt senkrecht herab -

reichende unausgeführte Streifen und die dahinter angebrachte

Eintiefung scheinen dadurch veranlaßt, daß der Körper an dies'^r

Stelle von der Lehne des Thronsessels (vgl. n. 1173) berührt war. B. S. p. 128 n. 208. Bernoulli II 1 p. 333 n. 7.

SECHSTES ZIMMER. 15

1170 (438) Togastatue.

Ergänzt die Nasenspitze, Stücke an beiden Ohren, die 1. Hand mit der Rolle (diese wohl richtig), der r. Vorderarm, der r. Fuß, der vordere Teil des 1. Fußes, ein Stücls am unteren Gewandsaume, die Plinthe.

Die Deutung auf den älteren Drusus ist unbegründet.

B. 8. p. 128 n. 209.

1171 (489) Geharnischte Statue des älteren Drusus oder Ger-

manieus«

Ergänzt die Nase, das 1. Ohr, der r. Arm, der 1. Vorderarm mit Ge- wand und Schwert, ein Stück auf der Innenseite der r. Wade, der 1. Fuß nebst einem Stücke des Unterschenkels, der Stamm, die Plinthe.

Der Mann ist redend gedacht und mit ähnlicher Haltung der Anne wiedergegeben wie n. 1155. Der edle Kopf, dessen Formen und Ausdruck auf Intelligenz wie auf Tatkraft schließen lassen, erinnert an die Münzporträts des älteren Drusus wie an diejenigen seines Sohnes Germanicus. Welcher von beiden dargestellt sei, wage ich bei der großen Ähnlichkeit zwischen Vater imd Sohn nicht zu entscheiden. Die geläufige Deutung auf den jüngeren Drusus ist unbegründet.

B. S. p. 129 n. 210. BemouUi II 1 T. XHI p. 170 n. 9, p. 205—206, p. 214, p. 239- Amdt-Bruckmann griech. u. röm. Porträts n. 81. Eeinach r6pertoire de la stat. II 2 p. 576 n. 3. Bonner Studien (Berlin 1890) p. 10. Rom. Mitteilungen V (1891) p. 314»

1172 (444) Männliche Porträtbüste.

Ergänzt die Nasenspitze und Stücke an den Ohren. .

Die geläufige Benennung auf Caligula ist unbegründet. Der

Kopf unterscheidet sich in der Form des Schädels, in der Linie

des Profils wie im Haarschnitt ebenso wesentlich von den bisher,

wie von den neuerdings auf diesen Kaiser bezogenen Bildnissen.

B. S. p. 130 n. 211. Bemoulli II 1 p. 305 n. 4 Fig. 46, p. 318. >- Vgl. Arch. Anzeiger XXV 1910 p. 532 f.

1178 (442) Fragment eines Reliefs, das die etruskischen Bundes- städte* darstellte.

Erhalten sind die Vertreter dreier Städte, alle drei durch Unter- schriften bezeichnet. Der Vertreter von Tarquinii erscheint als ein bärtiger Mann, der, wie es beim Opfer vorgeschrieben war, die Toga über den Hinterkopf gezogen hat. Er wird mit größter Wahrscheinlichkeit auf Tarchon gedeutet, den tarquinischen Heros, dem die Etrusker die Begründung ihrer Reügion und Kultur zu- schrieben. Es folgt die Schutzgöttin von Vulci, auf einem Throne sitzend und in der vorgestreckten R. eine Blume haltend, eine Figur, die ein Römer Venus, ein Etrusker Tu ran benannt haben würde. Vetulonia ist durch einen kräftigen Mann vertreten, der in der L. ein Ruder hält imd hinter dem sich eine Pinie erhebt. Noch heutzutage sind die Abhänge des Berges, auf dem Vetulonia lag (bei Colonna a mare), auf der Seeseite reichlich mit Pinienwäldem be-

16 DAS LATERANISCHE MUSEUM. 1174-1178.

deckt. Da auch auf der Bückseite der Platte ein Belief angebracht ist, das ein auf einem Altar oder einer Basis stehendes Schwein darzustellen scheint, so muß auch diese Seite teilweise sichtbar gewesen sein. Doch läßt sich die ursprüngliche Anordnung nicht mit Sicherheit feststellen. Man hat vermutet, daß das Belief von einem vier- eckigen Sitze herrühre, auf dessen drei Außenseiten je vier etruskische Städte dargestellt gewesen wären, und daß dieser Sitz zu der bei derselben Ausgrabung gefundenen Statue des Clandius (n. 1169) gehört habe. Da sich dieser Kaiser vielfach um Etrurien verdient gemacht und auch eine etruskische Geschichte in griechischer Sprache geschrieben hatte, so würde ein derartig verzierter Sitz für ihn recht wohl passen. Nach einer anderen Vermutung hätte das Belief zur Dekoration eines Sockels oder Altars gehört, der auf zwei ent- gegengesetzten Seiten mit parastadenartigen Vorsprüngen ver- sehen war, und zwar wäre es an einem dieser Vorsprünge angebracht gewesen.

Ann. dell' Inst. 1842 Tav. d'afi^. G p. 37 10. Strong roman sculptore p. 06 PI. XXXII. B. S. p. 130 n. 212. Vgl. Archäol.-epigr. Mitteilnngen aus Österreich XI (1887) p. 104 fl., p. 124—125. Sordini Vetulonia (Spoleto 1804) p. 13^15. Hartel- Wickhoff die Wiener Genesis p. 41 =s Wickboff Schriften III p. 81.

1174 (445) Weibliehe Porträtstatue.

Ergänzt der r. Vorderarm und die E&nder der Flinthe. Der Kopi (erg. die Nasenspitze) ist antik, aber nicht zugehörig.

Da gleichzeitig und an derselben Stelle eine auf Drusilla be- zügliche Inschrift gefunden wurde, so scheint die Statue diese Tochter des Germanicus und Schwester des Galigula dargestellt zu haben. Die Weihrauchbüchse (acerra), die sie in der L. hält, könnte an die vestalischen Rechte erinnern, die Galigula seinen Schwestern zu- erkannt hatte. Der antike aber nicht zugehörige Kopf wurde früher ohne Grund auf livia gedeutet; er gibt vielmehr einen hohlen Ideal- t3^us späten Ursprungs wieder, für den sich keine bestimmte Be- nennung vorschlagen läßt, da ihn die griechisch -rönusche Kunst zur Darstellung verschiedener Göttinnen und Personifikationen ver- wendete.

B. S. p. 132 n. 213. Bemoulli II 1 p. 326. Bcinach r6pertoire de la stat. II 2 p. 655 n. 8. Über die Porträts der Livia vgl. n. 241.

1175, 1176 (447, 450) Zwei Silene auf ihren Schläuehen schla- fend.

Ergänzt an n. 447 die Nase, das 1. Ohr, die vordere Hälfte des 1. Fußes, an n. 450 die Nase, das r. Ohr, der r. Fuß abgesehen von der Ferse. außerdem Stücke der PUnthe.

Die in den Schläuchen angehrachten Öffnungen beweisen, daß die beiden Statuen als Brunnenfiguren dienten. Im Begriff, einen Bausch auszuschlafen, haben die Silene ihre Schlauche als Kopf- kissen untergelegt, dabei aber vergessen, daß die Mündungen nicht zugebunden sind. Infolgedessen wird die Flüssigkeit unter dem

l

SIEBENTES ZIMMER. 17

Drucke der Köpfe aus den Schläuchen herausgetrieben. Je ein Paar ähnlicher Brunnenfiguren hat sich auch unter den Buinen des Theaters von Arles und desjenigen von Civita Castellana (colonia lunonia Faliscorum) gefunden. Die Ausführung unserer Exemplare ist nur dekorativ. Vgl. n. 340 u. 942.

B. S. p. 133 n. 214, 215. ßeinacb i6pertoire de la stat. II 1 p. 62 n. 5. .

1177 (448) Ära des Manlius.

Sie ist nach der auf der Vorderseite angebrachten Inschrift \lem Oensor perpetuus Gaius Manlius von seinen Klienten geweiht. Unter der die Inschrift umgebenden Girlande sieht man die Dar- stellung eines Stieropfers, die uns über mancherlei Einzelheiten der römischen Sakralaltertümer belehrt. Der Römer, der das Opfer darbringt, steht rechts von dem Altar, im Begriffe aus einer Schale zu libieren. Neben ihm steht ein Camillus (vgl. n. 957), in der B. einen Krug, über der 1. Schulter ein mit Fransen versehenes Tuch (mappa). links von dem AHar wird der Stier von zwei kmenden, nur mit einem Schurze (limus) bekleideten Jünglingen (cultrarii) an dem Kopfe niedergehalten. Ein ebenfalls nur mit einem Schurze bekleideter Mann (popa) holt mit dem Beile aus, um gegen den Kopf des Tieres den tödlichen Schlag zu führen. Hinter dem Stiere sieht man einen zweiten Pbpa, der mit der B. eine Opferkeule (malleus) schultert und auf der L. eine, wie es scheint, mit Blumen und Früch- ten gefüllte Schüssel hält, vor ihm den Flötenspieler, der mit seiner Musik die heilige Handlung begleitet. Auf jeder der beiden Neben - Seiten ist ein Lar mit Bhyton und Schale dargestellt (vgl. n. 1003). Die Bückseite zeigt eine thronende Göttin, umgeben von drei männ- lichen und drei weiblichen Figuren, von denen die weiblichen ihre Hände anbetend erheben. Das Füllhorn, das sie in der L., und die Schale, die sie in der B. hält, bezeichnen diese Göttin als Fortuna, die hier wohl in engerem Sinne als Stadtgöttin von Caere aufzu- fassen ist. Ihr gilt offenbar das auf der Vorderseite dargestellte

Stieropfer.

Mon. deir Inst. VI 18; Ann. 1868 p. 1—17, L'aite II 1899 p. ddft Fig. 82 (auf p. 49). Altmann die röm. Grabtdtäre p. 177 f. n. 285 Fig. 143. B. 8. p. 134 n. 216. CIL XI 3616. Hartel-Wickhoft die Wiener Genesis p. 41 = WickhofI Schriften III p. 81. Fflr den Popa vgl. Babelon et Blanchet bronses de la biUiotbdque nationale n. 883—^86.

Siebentes Zimmer.

1178 (460) Fragment einer Belietgruppe.

Die Größe der Figuren beweist, daß es sich um das Fragment eines öffentlichen Monumentes handelt. Das Kostüm der stehenden Figur ist römisch. Dem Stil seiner außerordentlich wirksamen Aus- führung nach zu urteilen, ist das BeUef in trajanischer oder hadriani- scher Zeit gearbeitet worden.

B. S. p. 140 n. 223. Papera ol the British school at Eome IV (1907) p. 244f. Fig.2. Heibig: Führer. II. 3. Aufl. 2

18 DAS LÄTEBANISCHE MUSEUM. 1179.

1179 (462) Uarsyisstatne, nach Myron.

Oefunden tm Apri! 1823 in einer antiken BlldbauHwerkaUUe auf dun BsquIUn ID der Via dei Quattm Cantonl n. «e—tS. Ei^tnit die Ohrm. bdd« Armi'. der 1. Unterschenkel, die vord«« HSirte t. FuD» mit dar enUprecbenden Ecke der PliDtJie, die Im Übrigen, bis kuf iwei kleine Flicken rechts vome, samt dem Stamms antik ist; diu <r*r >le la drei Stücke gebrochen, Wätirend die Flöt« dereinst zu Athen ein allgemein beliebtos Inistrument war, das auch in dem. mnaikaliBcben Untomohte der Jugend zui Anwendung kam, wiude in der auf die Peiseikiiege folgendtin Periode eine entBchiedene Antipathie gegen Flotenmuiik rege, die im beson- deren dadurch Steige- rung empfing, daß maa die Plöte für dae na- tionale Instrument des verhaßten bootiaohen Nachbarrolkee hielt. Diese Auffassung lag auch einer Bronze- gruppe des Myron zu gründe, in der die Uauptgottheit Atti- fiae, Athena, demSilen Marsyas gegenüber ihrer Verachtung der Fliito Atisdruok gab und von der Nach- bildungen auf drei at- ^'8"> tischen Denkmälern,

einer mit Reliefs veizierten Marmorvose, einem rotfigurigen Kruge (Fig. 30) und einem Münzat«mpel (Fig. 31) erhalten sind. Atbena scheint soeben die ihr Gesicht entätellenden Flöten unwillig von sich geworfen au haben; Marsyaa, der neugierig herangeschlichen war, um den unbekannten Tönen zu lauschen, prallt vor der heftigen und unerwarteten Bewegung der Göttin erschreckt zurück, fährt jedoch fort, seinen , Blick begehrlich auf die Flöten zu richten. Unsere I Statue ist eine Kopie nach dieser Figur des Marsyas. Der E^änzer hat die Arme fälschlich mit Klapper- blechen (x^ÖTulu) ausgestattet. Ohne ein Attribut zu halten, drückten sie vielmehr, in Übereinstim- mung mit der Bewegung des Körpers, die Be- stürzung aus, die das Gebaren der Göttin dem Marsyas einflößt. Der r. Arm war Ht«il emporgestreckt, der I. zur Seite bewegt. Wie der Diskobol desselben Künstlers (vgl. n. 1363) fixierte auch der

FJg. SI.

SIEBENTES ZIMMER. 19

Marsyas die menschliche Gestalt in dem prägnantesten Momente einer alle Körperteile beherrschenden Bewegung. Da er aus Bronze ausgeführt war, so hat man sich den Baumstamm und die unter den Füßen angebrachten Stützen hinweg zu denken, die in der Marmorfigur den Eindruck der lebhaften Bewegung empfindlich beeinträchtigen. Die Durchfühnmg unserer Statue stimmt vor- trefflich zu den Nachrichten, die uns über die Kunstweise des Myron vorliegen. Die Körperformen sind, wenn auch in herber Weise, doch mit wunderbarer Klarheit und Bestimmtheit wieder- gegeben, wogegen der Ausdruck des Gesichtes noch einen starren Charakter zeigt und die Behandlung des Haares recht eigentlich als archaisch bezeichnet werden darf (vgl. n. 1104).

Vor kurzem ist es nun gelungen, auch verschiedene Kopien der Athena nachzuweisen, die mit dem Marsyas ei^e Gruppe bildete, darunter eine mit dem besonders gearbeiteten, aber zugehörigen Kopfe. Die Göttin ist als ganz junges Mädchen dargestellt, im ein- fachen Peplos, mit dem korinthischen Helm auf dem Haupte. Die erhaltene B. umfaßt ein stabartiges Attribut, von dem nur ein Stück in der Hand übrig geblieben ist. Man hat es zimächst als Lanze er- gänzt, ohne damit zu einer ganz befriedigenden Lösung zu gelangen. Jetzt wird eine neue Ergänzung versucht, in der man den Best zu einer der beiden Flöten ausgestalten will. Die 1. Hand war jeden- falls seitlich abwärts gestreckt und in der gleichen Bichtung wendet und neigt sich der Kopf, während der Körper augenscheinlich so ge- stellt war, daß man den Eindruck gewann, die Göttin habe soeben den ersten Schritt gemacht, um davonzueilen, halte nun aber inne, da sie den Marsyas bemerkt. Wir erkennen, daß nur die Münzbilder uns ein verhältnismäßig treues Bild der Gruppe überliefern, die in ihrer ganzen Konzeption und Durchführung durchaus der künstle- rischen Eigenart des Myron entspricht. Wenn es schwer hält, in den Einzelformen der beiden Figuren Beziehungen zu. dem einzigen weiteren, sicher beglaubigten Werke des Myron, dem Diskobolen (n. 1363), zu entdecken, so wird der Grund darin zu suchen sein, daß dieser Künstler seiner ganzen Anlage nach weniger als andere darauf bedacht war, typische Formen zu suchen und festzuhalten, vielmehr in jedem einzelnen Falle dem neuen Inhalt neue Formen gab. Ganz aber fehlen jene Beziehungen auch hier nicht. Die Gruppe war zweifellos in Bronze ausgeführt und aller Wahrscheinlichkeit nach eben die, von der uns Pausanias (I 24, 1) berichtet, daß sie auf der athenischen Akropolis stand. Dagegen hat man ohne überzeu- gende Gründe die Existenz von zwei verschiedenen Gruppen an- nehmen wollen, von denen uns die eine durch die erhaltenen Fi- guren, die andere durch die Münzbilder und die Beschreibung des Pausanias überliefert wäre.

2*

20 I>AS LATERANISCHE MUSEUM. 1180—1182.

B. S. p. 141 n. 225. Bayet moniunexito derart antiqae I pl.88. Overbeck Getchichte der griedüschen Plastik p. 2«9 a, p. 268—271, 299 Anm. 1. Baomeiiter Denkm&ler d. kl.AItertams II p. 1002 Fig. 1210. C!ollignon hist. de la sculptore grecqoe. I p. 467—471 Fig. 234. Brunn-Bruckmann DenkmUer n. 208. Beinach r^pertoire de la stat. II 1 p. 15 n. 6. Petersen vom alten Born* p. 145 f. Abb. 109. Löwy griech. Plastik p. 109 T. 131 Abb. 227. Bulle der schöne Mensch (2. Aufl.) T. 95 u. 119 p. 243 ft Vgl. Frie- derichS'Wolters Bausteine n. 454. Gazette archfologiqae XI (1896) p. 304ff. Sauer die Anfänge der statuarischen Gruppe p. 68ff. M61anges d'arch6ol. et d'histoire publ. parl'£colefran9aisedeBomeX(1890) p. 118— 122. Boschermythol. Lexikon II p. 2445 ff. Furtwftngler Meisterwerke p. 357 359. Über die Figur der Atbena und die Gruppe 8. Wochenschrift f. klass. Philologie XXIY (1907) n. 45 Sp. 1240—46. Jahrbuch d. arch. Instituts XXIII (1908) p. 125ff. T. 3—4. Ebenda p. 842f. mit Beilage. Bulletin de la soc. des antiquaires de la France 1908 p. 335 fL Jahreshefte des dsterr. Instituts XU (1909) p. 154 ff T. U— V. Ebenda Beiblatt Sp. 221—22. Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum 1009 p. 381 ff. Löwy a. a. O. T. 131 ; 228. Bulle a. a. O. T. 119 u. Abb. 53. Keue Jahrb. f. d. kl. Altert. 1911 p. 551 ff. T. I— II. Kvnstwart XXV 1911 p. 210 ff. mit Tafel (es würde zu weit führen, die verschiedenen bisher veröffentlichten Bestaa- rations versuche der Gruppe hier zu kritisieren; befriedigend ist keine von ihnen; vgl. übrigens den Nachtrag zu n. 864 im II. Bande). Antike Denkmäler III T. 9 p. 8ff. Abb. 1 3. Eine sehr schöne Wiederholung des Athena-Eopfes in Dresden s. bei Brunn- Bruckmann Denkmäler n. 591. Zu dem Kopfe des Marsyas vc^. Museo Barracco n. 1104.

1180 (476) Statue des Sophokles.

Gefunden zu Terracina und 1839 von der Familie Antonelli dem Papste Gregor XVI. geschenkt. Ergänzt von Tenerani die über der r. Seite der Stirn befindliche Haarpartie, der größte Teil der Augenknochen, die Nase, ein groBer Teil der r. Backe, die untere Hälfte des r. Schnuir- hartes, Splitter am Backenbarte, beinahe die ganze r. Hand (doch ist ein Teil der Handfläche bis zum Ansatz des Daumens antik), das Gewand auf der Bückseite bis zur halben Höhe der Unterschenkel, die Füße, das Scrinium, die Plinthe.

,,Die Statue an sich macht völlig den Eindruck eines Originals; sie scheint durchaus für das Material gedacht, in dem sie ausgeführt ist, imd das Werk eines freien griechischen Meißels" (B. S. p. 159). Größere Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß sie das bronzene Standbild des Sophokles wiedergibt, das auf den Vorschlag des Lykurgos zwischen 350 und 330 v. Chr. im athenischen Dionysos - theater aufgestellt wurde; denn sie trägt „den entschiedenen Charakter eines öffentUchen Monuments" und erinnert in der Auffassung wie in dem Stile an die Kunstweise der damals tätigen attischen Bildhauer (vgl. n. 1129). Ein Künstler, der mehr als fünfzig Jahre nach dem Tode des Sophokles ein Porträt des großen Dichters bildete, konnte dabei die Statue, die der Sohn des Sophokles, lophon, seinem Vater immittelbar nach dessen Tode errichtet hatte, und ein Gemälde in der Poikile benutzen, auf dem Sophokles die Kithara spielend dargestellt war. Jedenfalls gibt die Statue ein in allem Wesentlichen richtiges und erschöpfendes Bild der dargestellten Persönlichkeit. Sophokles steht vor uns in der Blüte der Mannesjahre, mit dem ungezwungenen Anstände des harmonisch durchgebildeten Atheners, eine in jeder Hinsicht vornehme Erscheinung. Der eingestemmte 1. Arm und die leichte Fülle des Unterleibes sind in einer Weise behandelt, die den Charak- ter ruhiger Würde nur zu steigern vermag. Das Gesicht vereinigt in unvergleichlicher Weise den Ausdruck von Intelligenz, phantasie-

SIEBENTES ZIMMEE. 21

vollem Ernst und Liebenswürdigkeit. Ein wahres Meisterstück ist das Gewand, das allenthalben die Formen des danmter befind- lichen Körpers auf das klarste erkennen läßt und sich dabei in zugleich ungezwungener wie den künstlerischen Anforderungen entsprechender Weise entwickelt. Die Feinheit, mit der der Künstler den Gang der Falten abgewogen hat, erhellt im besonderen aus dem Überschlage, den er das Gewand über der 1. Hand bilden läßt. Hierdurch wird der verworrene Eindruck, den die vielen auf einen Punkt zusammenlaufenden Linien hervorrufen würden, auf das glücklichste vermieden. Ein dem Geiste des 5. Jahrhimderts und somit dem Wesen des Sophokles zuwiderlaufendes Element kann man höchstens darin erkennen, daß die Statue einen leichten Anflug von der dandyhaften Richtung zeigt, die während des 4. Jahr- hunderts in den vornehmen athenischen Kreisen herrschte und viel- fach auch die plastische Darstellung bestimmte (vgl. n. 261, 262). Diese Richtung äußert sich in der nicht ganz ungekünstelten Haltung des Kopfes, wie in der Anordnung des Bartes, die man mit Recht als beinahe zierlich bezeichnet hat. (Vgl. n. 1129 u. 1401).

B. S. T. XXIY p. 153 n. 237. Baumeister Denkm. d. kl. Altertums III p. 1685 Fig. 1767. Biumi-Bruckmami Denkmäler n. 427. Amdt-Bnickmann griecb. u. röm. Porträts n. 113 115. CoUignon histoire de la sculpture grecque II p. 349 Ifig. 178. Petersen vom alten Born* p. 170 Abb. 133. Löwy griecb. Plastik p. 91 T* 117. Vgl. Friederichg-Wolters Bausteine n. 1307. Athen. Mitteilungen X (1885) p. lüO. Jahrbuch des arch. Instituts V (1890) p. 159—160, XI (1896) p. 170 ff. Studniczka das Bildn. d. Aristoteles p. 18. Memorie della £. Acoademia dei Lincei XIV (1910) Ser. 5 (Gl. delle scienze mor., stör, e filol.) p. 276 (hier wird die Statue ohne zu- reichende Gründe mit dem Kreise des Skopas in Beziehung gesetzt).

Rechts von der Statue des Sophokles an der Wand:

1181 (475) Kopf eines Diadochen.

Ergänzt die Büste, die Nase, die Oberlippe, ein Teil der Unterlippe. Der Kopf, der an seinen individuellen Zügen als Portrat, an der Königsbinde als hellenistischer Herrscher kenntlich ist, stellt, wie der künstlerisch überlegene Kopf im Vatikan n. 245, einen Diadochen als „neuen Dionysos" mit kurzen Stierhömem dar (vgl. n. 406). Man hat beide Köpfe kaum mit Recht für Porträts derselben Persön- lichkeit erklärt, in der man Demetrios Poliorketes hat erkennen wollen. Vgl. auch das Porträtrelief in diesem Zimmer n. 479.

B. S. p. 153 n. 236. Amdt-Bruckmann griech. u. röm. Porträts n. 351, 352. Vgl. Borsians Jahresberichte GX(1901) III p. 136. Abhandl. d. sächs. Gesellschaft d.Wissen- Bch. XXI (1903) p. 88 n. 26. Journal of hell, studies XXV (1905) p. 87 n. 5. Das Portratrelief s. bei Amdt-Bruckmann a. a. O. n. 357.

Neben der Ausgangstür:

1182 (465) Kopf eines Jünglings.

Ergänzt die Nasenspitze, ein Teil der Unterlippe, Büste und Hals.

Der Kopf wiederholt in harter Arbeit ein schönes Bronze-Origüial

aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. Er ist mit dem

22 DAS LATERANISCHE MUSEUM. 118S.

Kopf des sog. PhfiM)n der bekannten Madrider Doppelbüste und einem ähnlichen Knabenkopfe der gleichen Epoche zeitlich und typisch verwandt, aber nicht identisch, auch stilistisch von beiden ver- schieden.

B. S. p. 148 n. 228 T. IX 2. Die Madrider Doppelbüste s. bei Furtwängler Meisterwerke p. 98 ff. Fig. 11, 12, den anderen Typus bei Arndt collection Ny -Carlsberg p. 33 ff. T. 23, 24 Fig. 14, 15.

Achtes Zimmer.

1183 (487) Belief bild, Menander und die Personifikation der Komoedie (?)•

Ehemals im Pal. B>ondanini; fttr den Vatikan erworben am 21. Juli 1838 (Atti del Camerlengato Tit. IV fasc. 213; nach Mitteilung von Th. Ashby). Ergänzt die Nase der männlichen Figur.

Ein Mann reifen Alters mit sehr individuell gebildetem, voll- ständig rasiertem Gesichte sitzt vor einem Tische, auf dem zwei komische Masken mid eine halb aufgewickelte wollene Binde liegen (keine Schriftrolle, wie man früher erklärte), deren eines Ende über den Tischrand niederhängt. Eine dritte, ebenfalls der Komoedie angehönge Maske, die er soeben von dem Tische weggenommen zu haben scheint, hält der Mann auf der erhobenen L. Hinter dem Tische sieht man von einer hohen Stütze getragen eine Tafel, auf der ^ine geöffnete Pergamentrolle befestigt ist. Die r. Seite der Tafel ist abgebrochen und die Bruchstelle von modemer Hand verglättet. Augenscheinlich ist ein Lesepult dargestellt, nach Art unserer Notenpulte, wie es ähnlich gelegentlich auf Nebenseiten von Sarkophagen vorkommt, auf denen, wie auf dem lateranen- sischem Belief Szenen aus dem Leben literarisch - tätiger Männer wiedergegeben sind (v^gl. im Moseo Chiaramonti Museumsnummer 661 u. 663). Den Hintergrund bildet eine girlandengeschmückte Mauer, auf der oben Gefäße und runde Scheiben aufgestellt sind; r. ein reichverzierter Torbau. Vor diesem steht, dem Manne zu- gewendet, eine vollständig bekleidete weibliche Figur, deren erhobene R. abgestoßen ist. Den älteren Abbildungen zufolge war diese Hand einstmals mit einer Rolle oder einem Stäbchen ergänzt. Man hat früher diese Ergänzung als berechtigt zugegeben und in dem Attribute einen Griffel erkennen wollen, mit dem die Gestalt sich anschicke, die auf dem Pulte ausgebreitete Rolle zu beschriften. Man berief sich dabei auf ein zu Herculanum gefundenes Wandgemälde, auf dem die Weihung einer szenischen Maske dar- gestellt ist: neben dem siegreichen Schauspieler kniet dort ein weib- liches Wesen, das eine Inschrift auf eine unter der Maske angebrachte Tafel schreibt. Dort aber ist von einer Schriftrolle keine Spur zu sehen; ja, es ist ganz unwahrscheirdich, daß man je ein so vergäng- liches Material zur Trägerin einer Weihinschrift bestimmt hätte. Anderseits wäre es imbegreiflich, weshalb der Künstler des Reliefs

ACHTES ZIMMKR. 23

nicht Figur und Bolle in sichtbare Beziehung zueinander gesetzt hätte. Zudem hat vor einigen Jahren ein Gelehrter darauf hin- gewiesen, daß sich rings um die Bruchstelle der Hand ein kreis- förmiger Ansatz erkennen läßt; wenn er allerdings vermutete, die Hand habe eine Maske mit dem Gesichte dem Manne zugekehrt gehalten; so werden wir ihm darin nicht folgen können; miß- verständlich hielt der gleiche Gelehrte, einer ehedem verbreiteten Annahme folgend, den Torbau für einen Schrank, aus dem die Frau eine Maake nach der andern hervorhole, um sie dem Manne zu reichen. Aber abgesehen davon, daß diese Handlung viel zu bedeutungslos wäre, als daß man sie als Gregenstand des BeUefs gelten lassen könnte, hätten von der Maske zweifellos sichtbarere Spuren bleiben müssen. Auch würde die Komposition an jener Stelle zu überfüllt und die Maske zudem gerade so zu stehen kommen, daß^ sie den Blick der Frau, der dem Gesichte des Mannes gilt, be- hindern müßte. Man hat deshalb mit größerer Wahrscheinlichkeit einen. Kranz an Stelle der Maske vermutet, wird aber, falls nicht eine Iteplik einmal weiterhilft, kaum je zu einem sicheren Schlüsse gelangen. Der ganze Habitus der Frau ist so würdevoll, so statuarisch in sich abgeschlossen, daß man mit Recht in ihr eine Erscheinung aus dem Kreise der Unsterblichen vermutet hat; eine menschliche Vertraute des Mannes, an die von Andern gedacht wurde, hätte der Künstler sicher in lebendigerer Bewegung gebildet. Bei dem Manne schwankte man früher, ob er einen Dichter oder Schauspieler darstelle, nur der Bezug zur Komoedie war durch den Charakter der Masken sichergestellt. Nachdem wir nun das Porträt des Menander kennen gelernt haben, kann wohl kein Zweifel sein, daß auch dieser kleine Kopf das Bild des hervorragendsten Vertreters der jüngeren attischen Komoedie in den hauptsächlichsten seiner charakteristischen Züge wiedergeben soll. Der Dichter sitzt und betrachtet mit prüfendem Blicke die Masken einer neuen Komoedie; da tritt die Erscheinung am ehesten dürfen wir sie wohl die Personifikation der Ko- moedie nennen mit verheißungsvoller Gebärde zu ihm ein und bringt ihm die Sicherheit des Sieges. Wenn man früher annahm, die Szene gehe in dem Arbeitszimmer des Dichters vor sich, so übersah man, daß der Boden zum Teil deutlich als Felsboden charakterisiert ist. Femer hat man mit Recht darauf hingewiesen, daß eine derartige Mauer mit ebensolchen runden Scheiben und einem entsprechenden Torbau auf einem anderen antiken Relief als Begrenzung eines heiligen Bezirkes wiederkehrt. In einer russischen Privatsammlung (ehemals in Rom) befindet sich das Fragment einer Replik des lateranensischen Reliefs mit der Figur des Dichters; den Hintergrund bildet wiederum eine Mauer, die allerdings etwas anders gestaltet ist als auf unserm Exemplare. Das legt den Verdacht nahe.

24 DAS LATERANISCHE MUSEUM. 1184—1188.

daß uns aaoh in diesem nicht die originale Fassung erhalten sein könne. Jedenfalls aber sind wir zu einer Erklärung der Komposition, wie sie uns vorliegt, verpflichtet, und da scheint sich ein erträglicher Sinn nur zu ergeben, wenn wir annehmen, der Bildhauer habe, einer verbreiteten Vorstellung folgend, einen Vorgang aus dem Leben des Verstorbenen mit all seinem Zubehör in dessen heiligen Grabbezirk versetzt. Wir hätten demnach, anzunehmen, die Komposition sei für ein Weihgesohenk an den heroisierten Dichter geschaffen worden, für dessen Figur sehr wohl, wie man angenommen hat, seine Porträt- statue im Dionysos-Theater zu Athen, das Werk der Söhne des Praxiteles, als Vorbild gedient haben könnte. Deus lateranensische Belief ist vielleicht noch eine hellenistische Arbeit aus dem 1. Jahr- hundert V. Chr. Die Ausführung ist ebenso fein wie charaktervoll und unterscheidet sich in ihrer flotten, hie und da etwas nachlässigen Frische wesentlich von der glatten sauberen Eleganz augusteischer Reliefs. S. die Nachträge.

B. S. p. 163 n. 245. Die älteste Abbildung bei Bellori illustrium philosophomm, poetarum, rhetonim et orstorum imagines (Bomae 1685) T. 69. Schreibe die helle- nistischen Reliefbilder T. 84; die Wiener Brunnenreliefs aus Palazzo Grimani p. 8 Fig. 3, 4 (vgl. p. 67 Anm. 25). Eeisch griech. Weihgeschenke p. 54. Hartel- Wickhoff die Wiener Genesis p. 25 = Wickhoff Schriften III p. 44. Böm. Mitteil. XIX (1904) p. 38—40. BemouUi griech. Ikonographie II p. 114 ff. n. 26 T. XV. Birt die Bachrolle in der Kunst p. 178f. Abb. 113 (B. nimmt an, das Pult sei zum An- hängen eingerichtet gewesen, da sich die Mittelstütze nicht bis zum Boden fortsetzt; d^ese Fortsetzung aber konnte sehr wohl durch Malerei angedeutet sein, wenn der Künstler das überhaupt für notwendig hielt, denn der ganze BAom unterhalb der Tischplatte war ursprünglich nicht so offen sichtbar wie jetzt). Jahrbuch d. arch. Inst. XX (1905) p. 153. Keue Jahrbücher f. d. klass. Altert. 1905 p. 126. Gultrera saggi dell'arte ellenistica I p. 219. Klein Gesch. d. griech. Kunst III p. 144. Brunn-Bruckmann Denkmäler n. 626 a (Text von Sieveking). Petersen Vom alten B.om^ p. 172f. Abb. 136. Revue des 6tudes anciennes (Bordeaux) XIII 1911 p. 152f. mit Abb. Robert 25. Hallisches Wmkelmannsprogramm p. 77 ff. Fig. 96 (vgl. p. 4 Fig. 5 u. 6; p. 44 Fig. 78). Vgl. Benndorf Beitrl^e zur Kenntnis des attischen Theaters p. 36. Abhandlungen des arch.-epigr. Seminars in Wien VIII (1890) p. 541f., p. 149. Berliner philol. Wochenschrift 1895 p. 1627. Dieterich Pulcinella p. 50. Athen. Mitteil. XXVI (1901) p. 137. J. W. Clark the care of books (1901) p. 36. Journal of hell, studies XXIII (1903) p. 359. Watzinger das Relief d. Archelaos v. Priene (63. Berl. Winckelmannsproftramm) p. 8, p. 16. Hock griech. Weihegebräuche p. 105. Jahrbuch d. arch. Inst. XXIV (1909) p. 59. Rom. Mitteil. XXVT 1911 p. 225 Anm. Über das Porträt des Menander vgl. Bemoulli a. a. O. p. 111, zu dem Motiv des Be- trachtens einer Maske Vatikan-Ka^log I p. 312 n. 3 mit der dort angeführten Literatur Journal of hell, studies a. a. O. p. 358 f. T. XIII und Robert a. a. O. Die Replik s. bei Brunn-Bruckmann n. 626 b. Zu der Form der Mauer und des Torbaues v^. das Bauemrelief in München (Furtwaengler Glyptothek n. 455). Das Wandgemälde: Heibig Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Kampaniens n. 1460 u. Baumeister Denkm. d. kl. Altertums III p. 1574 Abb. 1634.

1184 (496) Statuenfragment ^iner schlafenden Xymplie.

Ergänzt die Nasenspitze und der Hinterkopf. Die Statue, von der dieses Fragment herrührt, gehörte zu einer Gattung von Figuren, die von den antiken Kunstkritikern als „die Ruhenden" {avaytav6fisvai) bezeichnet wurden. Ihr ursprüngliches Motiv ergibt sich aus vollständiger erhaltenen Wiederholungen, die als Brunnenfiguren kenntlich sind. Die Nymphe ruhte aus-

ACHTES ZIMMER. 25

gestreckt auf dem Boden, indem sie sich auf den l. EUenlx^n stützte und den im Schlaf geneigten Kopf auf der über die L Schulter ge- legten r. Hand rohen ließ, unter ihrem 1. Arm war ein Gefäß an- gebracht, das als Bronnenmündung diente. Die Ausführung ist fein, aber etwas ungleich. Vgl. n. 1355.

B. S. p. 169 n. 252. Über die Wiederholungen: B. 8. p. 247—248. Über dl« icvaHav6fitvai: Bheiniscfaes Moseom XXV (18|0) p. 153—155.

1185 (520) Kopf einer Satyriskin.

Ergänzt ein Stück an der 1. Wange, das Kinn, die Büste.

Die Benennung wird dadurch gerechtfertigt, daß der Kopf spitze Ohren und über der Stirn zwei kleine Homer, aber dabei entschieden weibliche Formen und auf dem Scheitel einen Zopf zeigt. Das Haar ist durch ein Band zusammengehalten und von einem Pinienkranze umgeben. ' Die Bohrlöcher in dem Kranze ^scheinen zur Befestigung von Pinienbüscheln aus Bronze gedient zu haben. Der Mund ist zu herzlichem Lachen geöffnet und läßt beide Zahnreihen sehen.

B. S. p. 177 n. 273.

1186-, 1187 (502, 515) Zwei Fragmente eines Hoelireliefs.

Auf beiden Fragmenten, die, nach der Qualität des Marmors, Rehefliöhe, Stil und GrÖßenverhältnissen zu urteilen, von dem gleichen Monumente stammen, ist je ein männlicher Kopf er- halten, der eine mit einem kurzen Spitzbart, der andere, künst- lerisch weit bedeutendere, bartlos. Beide Physionomien sind römisch. Die des Bartlosen kehrt sehr ähnlich auf verschiedenen unter den Kundreliefs am Konstantinsbogen wieder, über deren genaue Datierung man sich bisher noch nicht hat einigen können. Man hat bei den einzelnen Stücken zwischen flavischer, trajanischer und hadri- anischer Zeit geschwankt, letzthin aber doch die ganze Reihe mit größter Wahrscheinlichkeit der Zeit des Hadrian zugeschrieben. Mit vier anderen Fragmenten römischer Reliefs im nächsten Zimmer (n. 544, 545, 549, 558) haben diese beiden nichts zu tun; jene haben andere Verhältnisse und stammen aus früherer Zeit.

B. S. p. 170 n. 258. 2Ö6. Fapers of the British school at Borne III (1905) p. 250 nnd 285f. n. A, B, PI. XXX 1, 2. Böm.MitteU. Xn (1907) p. 857; XXVI (1911) p. 218. Vg^. Aber die Bundreliefs am Konstantinsbogen zuletzt: Bevue archtologique XV (1910, 1) p. 118ff. T. I— XVII. Böm. Mitteil. XXVI (1911) p. 214ff, T. XIV.

1188 (534) Kolossale Poseidonstatue«

Gefunden 1824 in Porto im Bereiche eines größeren Oeb&udes, in dem man eine Thermenanlage erliennen will. Ergänzt die Nase, der ganze 1. Arm mit dem Dreizack, die vordere Hälfte des r. Unterarmes mit dem Aplustre» beide Unterschenkel, Splitter am Bart und Haupthaar, das Schiff, der Delphin, die Plinthe.

Die Statue gibt einen Typus wieder, der in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. seine Ausgestaltung erhalten hat und von

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DAS LATERANISCHE MUSEUM. 1189—1190

der späteren Kunst unter mancherlei Modifikationen reproduziert wurde. Podeidon setzt das rechtwinklig gebogene r. Bein auf das Vorderteil eines Schiffes oder einen Felsen, lehnt den r. Ellenbogen auf den r. Schenkel und stützt sich mit der L. auf seinen Dreizack. Die lässig bequeme Stellung und der Ausdruck des Gesichts, der eine gewisse Abgespanntheit erkennen läßt, erwecken den Eindruck, als ob der Gott nach einer vorhergehenden Anstrengung ausruhe. Der Typus des Kopfes steht dem Zeusideal näher als in n. 106, wiewohl auch hier das Haar von Meeresfeuchte durchdrungen scheint. Der Körper ist untersetzter als der des Bruders. Die Schärfe, mit der die Hauptum- risse des Kopfes durch Unterarbeitung hervorgehoben sind, und der stark abwärts gerichtete Blick deuten auf eine hohe Aufstellung. Da das von der B. gehaltene Aplustre den einfach schönen Fluß der Um- risse beeinträchtigt, so scheint es vom Ergän- zer irrtümlich beigefügt und die r. Hand ohne Attribut längs des Schenkels herabgehangen zu haben, wie auf Münzbildem, die densel- ben Poseidontypus wiedergeben. Als Beispiel diene diebeifolgend (Fig. 32) abgebildete Münze des Demetrios Poliorketes. Ob der r. Schenkel gerade durch einen Delphin gestützt war, bleibt zweifelhaft; alle sonstigen Ergänzungen sind durch besser erhaltene Wiederholungen hin- länglich gerechtfertigt. Man hat lange Zeit geglaubt, das bronzene Kultbild des Poseidon in dem Tempel des Gottes auf dem korin- thischen Isthmos, eine Schöpfung des Lysippos, sei in diesem Typus gebildet gewesen, und die lateranische Statue geradezu für eine Kopie nach jenem Werke erklärt. Kürzlich aber hat man mit Recht darauf hingewiesen, wie unpassend Motiv und Gestaltung für ein im Tempel eingeschlossenes, nur von einer Seite sichtbares Bild gewesen wäre, und daß die Formen der lateranischen Statue keine Spur lysippischen Stiles tragen. Anderseits ist es sicher, daß ein Bild dieses Typus auf dem Isthmos, aber augenscheinlich im Freien aufgestellt war; das wird denn auch das Vorbild unserer Statue gewesen sein, deren Formen auf einen Meister raten lassen, der viel- mehr dem Bryaxis (vgl. n. 237, 288, 770 u. 1919), als dem L3rsippos nahestand.

B. S. p. 182 n. 287. Overbeck Kunstmythologie III p. 251, p. 255, p. 259 n. 2, p. 270 n. 1, p. 280; Atlas XI 1, 2, XII 20. Baumeister Denkm. d. kl. Altertums III p. 1392 Fig. 1540. Brunn-Bruckmann Denkmäler n. 243. GoUignon histoire de la sculpture graoque II p. 419 Fig. 219. Reinach r^pertoire de la statuaire II 1 p. 27 n. 1. Boscher mythol. Lexikon III 2 p. 2888ff. Abb. 18. Löwy griech. Plastik p. 105 T. 127; 219. Bulle der schöne Mensch (2. Aufl.) T.73. Vgl. Lange das Motiv des auf- gestützten Fußes p. 31 ff. Löwy Lysipp und seine Stellung in der griech. Plastik p. 10. Memorie della £. Accademia dei Lincei XIV (1910) Ser. 5 (Cl. delle scienze mor., stör, e filol.) p. 239 f.

Fig. 88.

NEUNTES ZIMMER. 27

Neuntes Zimmer.

1189 (579) Behelmter hellenistischer Porträtkopf.

Ergänzt der vordere Teil der Nase und Stücke am 1. Ohre. Der Kopf kann nicht, wie gewöhnlich angenommen wird, ein römisches Porträt sein; denn wir würden ihn in diesem Falle, da er mit einem schwachen Vollbarte versehen ist, frühestens der Zeit Hadrians zuzuschreiben haben. Hiergegen sprechen jedoch der Stil und die sorgfältige, aber zugleich von jeglicher Prätention freie Ausführung, die vielmehr auf die hellenistische Zeit deuten. Dem melancholischen Ausdruck, der dem Kopfe eigen ist, begegnen wir bei zahlreichen Porträts aus dieser Zeit. Daß man damals bisweilen Vollbarte trug, beweisen die Münzbilder der makedonischen Könige Philippos V. und Perseus, die der Seleukiden Antiochos III., Demetrios IL und III., die der beiden Prusias von Bith)mien und anderer hellenistischer Herrscher. Nach der Auffassung eines Ge- lehrten hätte der Künstler die darzustellende Persönlichkeit dadurch zu idealisieren versucht, daß er ihre Gesichtszüge mit denen eines bekannten Arestyjjus vermischte.

B. S. p. 193 n. 304. Furtwängler über Statuenkopien im Altertum I p. 43 Anm. 1. Über den Bart in der hellenistischen Epoche: Eöm. Mitt. IX (1894) p. 113.

An der Ausgangs wand:

1190 (625) Pfeilerfüllung.

Erhalten sind zwei Fragmente, die wahrscheinlich einst ein Ganzes bildeten und zur Dekoration eines Pfeilers bestimmt waren. Links und rechts sind sie von Omamentleisten eingefaßt. Im Felde ist unten eine mit Weinranken bedeckte Urne dargestellt, aus der eine Rebe emporwächst, die mit ihren Zweigen den ganzen Baum erfüllt. Zu beiden Seiten der Urne und in den Ranken ist allerlei Getier dargestellt. Auf dem einen Fragment ragt eine Leiter empor; man bemerkt noch, daß einst auf den Sprossen ein Putto mit einem Korbe emporstieg. Man hat ihn weggemeißelt, ebenso wie zwei kelternde Putti auf dem anderen Fragmente. Beide Stücke sind künstlerisch interessant als besonders schöne Zeugen einer eigenen Richtung in der römischen dekorativen Kunst, die im Beginn des 3. Jahrhunderts allgemein wird, aber schon früher einsetzt: die Flächen werden ganz mit Ornament übersponnen, da>s, ebenfalls flächig gehalten, wie ein reichdurchbrochenes Gitterwerk gestaltet wird, so daß es licht auf dunklem Schatten steht, und alle Konturen in außerordentlich scharfer Zeichnung zur Geltung kommen. Vgl. dagegen n. 1198.

B. S. p. 199f. n. 320, 320a. Hartel-Wickhoff die Wiener Genesis p. 38, 41 Fig. 11 = Wickhoff Schriften III p. 74 Fig. 11. Riegl spätrömischc Kunstindustrie p. 71 f. Fig. 10.

28 DAS LATERANISCHE MUSEUM. 1191.

In der Mitte: 1191 (656) Dreiseitige Basis.

Gefunden 1844 auf dem Forum zwischen dem Satumtempel und der Phocassäule. Man darf den uraprttngiicben AufsteUungsort am wahr- scheinlichsten auf dem Treppenvorbau des Satumtempels vermuten.

Da die stark nach einwärts geschwungenen Seitei]ilächen eine Analogie nur an den Basen der Dreifüße finden, die von athenischen Choregen im Namen siegreicher Phylenchöre geweiht wurden, da femer die lateranische Basis mit einem zu Athen befindlichen Exem- plare dieser Art in den Maßen übereinstimmt, ihre Reliefs dadurch, daß sie dionysische Festfreude vergegenwärtigen einen für ein derartiges Denkmal geeigneten Schmuck abgeben und endlich auch die Ausführung einen entschieden attischen Charakter zeigt, so dürfen wir dieses Marmorwerk jenen Dreifußbasen zurechnen und annehmen, daß es in Athen gearbeitet und von dort nach Born übertragen worden ist. Ja es scheint fast, als habe es seinen Weg erst über Pergamon genommen, durch die Sammlungen der kimst- sinnigen Attaliden, aus denen es dann mit der ganzen übrigen perga- menischen Erbschaft nach Rom gelangt sein könnte; hat sich doch gerade in der Nähe von Pergamon eine Reliefplatte mit der äußerst sorgfältig ausgeführten Wiederholung einer Eigur der lateranischen Basis des Mädchens mit der Lyra gefunden, augenscheinlich eine Arbeit aus der Zeit der Blüte pergamenischer Kunst. Da nun verschiedene von den Figuren der Basis auf dekorativen Reliefs der römischen Zeit wiederkehren, glaubte man früher auch in der Basis selber eines jener sogenannten neu -attischen Machwerke zu besitzen. Während aber die einzelnen Motive dort mechanisch, ohne innere Beziehung, nebeneinandergestellt werden und dadurch äußerhche Nachahmung und Kombination verraten, erscheinen sie hier in der lebendigen Verbindung der einheitlich ge- schlossenen Gruppen wohl begründet. Zudem ist die Ausführung, soweit sie nicht durch die Eingriffe eines antiken Restaurators ver- dorben ist, von einer solchen Frische und Feinheit, so weit entfernt von der eleganten Glätte jener späteren Skulpturen, daß man jetzt wohl allgemein übereingekommen ist, in dieser Basis ein Werk des 4. Jahrhimderts v. Chr. und eines der Onginale zu erkennen, aus denen die neu -attischen Bildhauer je nach Bedürfnis ihre Vorlagen entnahmen. Sehr bedeutsam ist es, daß sich die älteste Wiederholung einer der neun Figuren gerade bei Pergamon gefunden hat; damit bestätigt sich eine bereits in früherer Zeit als Hypothese geäußerte Ansicht, daß jene neu -attische Richtung zunächst in Pergamon, begünstigt durch die kunsthistorischen Studien am Attaliden - Hofe, aufgekommen sei. Ursprünglich hat auf der lateranischen Basis natürlich ein bronzener Dreifuß gestanden, eben der Siegespreis des Choregen, von dem die Weihung ausging. Es wäre möglich,

NEUNTES ZIMMER. 29

daß man in Rom an Stelle des bronzenen einen mannomen Dreifuß gesetzt habe, von dem sich Reste imTabularium befinden, und der eben- falls von dem Forum stami&t und in seinen Maßen zu der Basis passen würde.

Auf der .einen Seite sieht man in der Mitte eine weibliche Figur, die mit den Fingein und dem Plektron eine sechssaitige Lyra rührt. Sie ist umgeben von zwei Madchen, von denen ihr das eine mit leichtschwebenden Schritten folgt, indem sie mit den Fingern der L. den wehenden Mantelzipfel der mittleren faßt. Das andere Mädchen tanzt den beiden augenscheinlich rückwärts voraus, indem sie große Krotalen schwingt, von denen sich nur die in der r. Hand deutlich erhalten haben. Die rechts folgende Seite zeigt drei Mädchen in wirbelndem Tanze. Der Kopf der Mittelfigur war im Altertum restauriert worden, wie das an seiner Stelle angebrachte Loch be- weist; auch sonst sind hie und da Eingriffe eines antiken Restaurators bemerkbar (z. B. an dem 1. Oberarm der r. Figur). Die Reliefs der dritten Seite stellen einen tanzenden Satyr zwischen einem in wil- dester Erregung tanzenden und einem ruhig stehenden Mädchen dar, das jetzt mit der vom Gewände bedeckten 1. Hand irgendetwas vor der Brust zu halten scheint; auch hier ist jener Restaurator verständnislos vorgegangen. Andere Wiederholungen der Figur belehren uns, daß das Mädchen ursprünglich die Doppelflöte zu dem Tanze der beiden anderen blies. Auch bei der Herstellung der be- schädigten Figur des Satyrs hat der antike Restaurator einen Fehler begangen. Wie sich nämlich aus dem Falle der Nebris und der Stellung des Thyrsos und außerdem aus mehrfachen Wiederholungen der Figur ergibt, müßte dieser Satyr mit der zurückgreifenden L. wie mit der vorgestreckten R. das längs seiner Schenkel ausge- breitete Pantherfell, mit der R. zugleich den Thyrsos fassen. Sein 1. Arm und sein r. Vorderarm sind auf der Basis entweder beinahe vollständig weggemeißelt oder nur skizziert. Doch lassen die vor- handenen Spuren deutlich erkennen, daß der r. Vorderarm eine falsche Richtung erhalten hat; denn er ist nach oben gerichtet, ohne das Fell und den Thyrsos zu berühren, die infolgedessen voll- ständig in der Luft schweben. In den Darstellungen der drei Seiten sind deutlich drei verschiedene Arten des dionysischen Tanzes wiedergegeben: der ruhige feierliche reigenartige Tanz zum Klange der Lyra, das Wirbeln und Sich-Heben und -Werfen in der höchsten Erregung, aber noch in tiefster Verhüllung, endlich das sumliche Gregeneinandertanzen von Satyr und Mänade zum aufreizenden Klange der Flöten.

Die Art der Gewandbehandlung erinnert an den eigentümlichen Stil der Nike-Ballustrade in Athen mit ihren florartig durchscheinen- den, lebhaft flatternden Gewändern, einen Stil, wie er im 4. Jahr-

30 DAS LATERANISCHE MUSEUM. 1192

hundert hauptsächlich von dem attischen Bildhauer Timotheos weiter entwickelt wurde. Anderseits erinnem einige Figuren der Basis lebhaft an einzelne - Gestalten' auf den Kelief platten vom Mausoleum zu Halikamaß, die man kürzlich mit überzeugenden Gründen dem Leochares zugeschrieben hat. Der Künstler der Basis wird ein Zeitgenosse beider gewesen sein, Anregungen hierher und dorther empfangen haben. Aus dem gleichen AteUer sind augen- scheinlich die Originale der beiden Reliefs hervorgegangen, die wir unter n. JIO 111 besprochen haben.

Revue des 6t. gr. 1900 p. 11 (mit UmrUSzeichnung). Bullettino comunale XXIX (1901) p. 219ff. Fig. 2 (Abbildung der an erster Stelle beschriebenen Seite). Brunn- Bruckmann Denkmäler n. 599 (mit Text von Hauser). Vgl. B. S. p. 201 n. 323. Hauser die neu-attischen Reliefs p. 25 n. 33, p. 146 147, p. 179. Abhandlungen des arch.-epigr. Seminars in Wien VIII (1890) p. 92 ^94. Über den Mausoleumsfiries vgl. zuletzt Jahr buch d. arch. Inst. XXIV 1909 p. 171 ff.

Zehntes Zimmer.

Besondere Beachtung verdient in diesem Saale eine Reihe von Skulpturen, die im J. 1848 drei Miglien vor Porta Maggiore an der Via Labicana nicht weit von Centocelle gefunden wurden (n. 1192— 1197). Der Inhalt der Darstellungen läßt darauf schließen, daß diese Skulpturen zur Dekoration eines Prachtgrabes dienten, das nach zwei an derselben Stelle entdeckten Inschriften einem Zweige der Haterier gehört haben muß, einer Familie, die während der ersten Kaiserzeit eine nicht unbedeutende Bolle spielte. Der Stil der meisten Reliefs und die Buchstabenformen der Inschriften deuten auf das vorgerückte 1. Jahrhundert n. Chr., doch hat man augen- scheinlich auch im folgenden Jahrhundert noch manche Teile der Dekoration hinzugefügt. Wir beginnen unsere Betrachtung mit drei Reliefs, die den Pomp eines vornehmen römischen. Leichen- begängnisses veranschauüchen.

Vgl. Hartel und Wickhoff die Wiener Genesis p. 30 ss Wickhoff Schriften III p. 56 ff. Altmann die römischen Grabaltäre p. 24 27.

Den Fenstern gegenüber: 1192 (691) Belief, Ausstellung eines Leichnams.

War ein Römer oder eine Römerin aus den wohlhabenden Ständen gestorben, so wurde die Leiche zunächst von dem Pollinctor ge- badet, gesalbt und so hergerichtet, daß sie einen möglichst würdigen Eindruck machte. Dann stellte man sie im Atrium des Hauses auf einem Paradebette (lectus funebris) aus. Das Relief vergegen- wärtigt eine derartige feierliche Ausstellung (collooatio). Die Ver- storbene liegt steif ausgestreckt auf dem Paradebette. Die vier zu ihren Füßen übereinander gelegten tafelförmigen Gegenstände scheinen Schreibtafeln (pugillares) zu sein, von denen wir vielleicht an-

ZEHNTES ZIMMER, 31

nehmen dürfen, daß sie das Testament der Verstorbenen enthalten. Über das Kopfkissen hangt ein Tach in Form einer breiten, um- säumten und gefransten Schärpe (wohl das orarium, sudarium oder mappa genannte Tuch, wie es sich auch in der Ausstattung der Camilli findet; vgl. n. 1177), Hinter dem Bette sieht man zwei Klage- weiber (praeficae) mit aufgelöstem Haare, die mit den Händen auf ihre Brüste schlagen, und einen Mann, vielleicht den Pollinctor, der im Begriff ist, die Leiche oder das Paradebett mit einer Girlande zu schmücken. Links wie rechts brennende Kandelaber und Lampen. Links unten sitzt vor dem Bette eine Elötenspielerin, die mit ihrer Musik den Jammer der Klageweiber begleitet. Hinter ihr steht eine andere Frau, die, ihre Hände faltend, zu der Verstorbenen emporbUckt. Rechts vor dem Bette sitzen drei trauernde Frauen, jede mit einer steifen spitzen Mütze auf dem Kopfe. Da eine derartige Mütze (pileus) bei den Römern für das Symbol der Freiheit galt und sie bei dem Akte der Freilassung den Sklaven aufgesetzt wurde, so haben wir vielleicht in den drei Figuren Sklavinnen zu erkennen, die durch testamentarische Verfügung der Verstorbenen freigelassen worden sind. Die vier Figuren, zwei Männer und zwei Frauen, die, ihre Hände auf die Brust legend, vor dem Unterbau des Paradebettes stehen, scheinen Verwandte der Toten zu sein. Außerdem sieht man unterhalb des Unterbaues zwei Gefäße, in denen Räucherwerk brennt, und rechts einen Mann, der einen rundlichen Gegenstand (einen Weih- rauchklumpen?) heranträgt.

Mon. deir Inst. V 6, Ann. 1849 p. 365—370. Brunn kleine Schriften I p. 72—76 Abb. 25. Baumeister Denkmäler des kl. Altertums I p. 239 Fig. 218. L'arte II 1899 p. 61 f. Fig. 31 (auf p. 48). Blümner die röm. Privatalterfcümer (J. Müller Handbuch d- klaes. Altertumswissenschaft IV 2, 2) p. 485 f. Fig. 75. Vgl. B. S. p. 221 n. 348. Altmann die röm. Grabaltäre p. 25.

Nachdem die Leiche eine gewisse Zeit, gewöhnlich drei Tage, im Atrium des Hauses ausgestellt gewesen war, wurde sie in feierlichem Zuge zunächst nach dem Forum gebracht. Der Zug zeigte einen besonders bedeutungsvollen Charakter, wenn der Tote einer Familie angehörte, deren Mitglieder curulische Ämter bekleidet hatten. Dann schritten der Bahre Personen voran, die Porträtmasken jener Ahnen vor das Gesicht gebunden hatten und die betreffende Amtstracht trugen. Die Bahre wurde auf dem Forum vor der Bednerbühne niedergesetzt; die als Ahnen maskierten Personen nahmen auf curuUschen Sesseln Platz; ein Verwandter hielt die Leichenrede. Hierauf wurde die Leiche, je nachdem sie verbrannt oder beigesetzt werden sollte, entweder nach dem für die Verbrennung bestimmten Platz oder direkt in das Familiengrab gebracht. Der Weg, den der Leichenzug der Hotelier vom Forum aus durch die Via saora ein- schlug, wird durch ein Rehef vergegenwärtigt, das an der Ausgangs - wand des Zimmers aufgestellt ist.

32 DAS LATERANISCHE MUSEUM. 1193—1194.

1193 (719) Belief, einen Teil der Yia saera dargtellend.

Fünf Gebäude folgen von rechts nach links so aufeinander: 1. Ein Tempel, innerhalb dessen ein Sitzbild des Juppiter mit Donner- keil mid Zepter aufgestellt ist. 2. Ein Triumphbogen, den die an der oberen Attica angebrachte Inschrift bezeichnet als „Bogen auf dem höchsten Punkte der sacra Via''. Innerhalb des Durchganges sitzt die Dea Boma, zu deren Füßen allerlei Büstungsstücke liegen. 3. Ein Janus, gekrönt von einer Quadriga, die im Profil nach links gerichtet dargestellt ist; innerhalb des Durchganges auf einer Treppe die Mater magna, umgeben von ihren Löwen; vor ihr ein Altar, dessen Feuer von einem kuppeiförmigen Schirmdache überspannt ist. 4. Eine verkürzte Darstellung des Kolosseums. 5. Ein Triumph- bogen, den die auf der Attica angebrachte Inschrift als neben einem HeiÜgtume der Isis gelegen bezeichnet. Im mittelsten Durchgang eine Statue der Minerva, in den beiden anderen nicht deutlich aus- gearbeitete Figuren (Sarapis? Isis? Aion?).

Da das Kolosseum bestimmt erkennbar ist und der auf der höchsten Stelle der sacra Via gelegene Bogen nur der Titusbogen sein kann, so haben wir in dem Behef eine allerdings freie und viel- fach verkürzte Darstellung der wichtigsten Gebäude zu erkennen, die an dem östlichen Teile der sacra Via standen. Hiemach ist der Juppitertempel der vor dem Palatin gelegene Tempel des Juppiter Stator. Die Inschrift des dritten Bogens, die ein Isisheiligtum nam- haft macht, kann sich auf den Tempel der Isis und des Serapis be- ziehen, der unweit der Thermen des Titus bei der Kirche S. Pietro e Marcellino lag und nach dem die dritte Begion der Stadt Bom be- nannt wurde. Wenn der Bildhauer innerhalb der Bögen Götterbilder angebracht hat, so wollte er offenbar auf die Gottheiten hinweisen, deren Tempel dem betreffenden Teile der sacra Via benachbart waren. Diese Gottheiten sind aus ihren Tempeln zu der Straße herabgestiegen imd erweisen dem Haterius oder der Hateria, deren Leichenzug vorbeigeht, die letzte Ehre. So nimmt man an, die Dea Boma habe zu diesem Zwecke den dem Titusbogen benachbarten Tempel der Venus und Boma verlassen und unter dem Bogen Platz genommen. Wenn man von anderer Seite dagegen eingewendet hat, das Behef müsse vor der Erbauung jenes Tempels gearbeitet worden sein, so bleibt bei dieser Annahme die Anwesenheit der Göttin gerade an diesem Orte schwer zu erklären. Eine Kapelle der Mater magna, auf deren Nähe die imter dem zweiten Bogen angebrachte Figur schHeßen läßt, ist an der Stelle nachgewiesen, wo der CÜvus Palatinus von der Sacra Via abbog. Ein Heiligtum der Minerva, deren Figur wir imter dem zweiten Triumphbogen wahrnehmen, lag hinter dem Kolosseum nach dem Lateran zu in der Nähe der Kirche SS. Quattro Coronati.

Mon. deir Inst. Y 7, Ann. 1849 p. 370—382. Brunn kleine Schriften I p. 77—84 Abb. 26. B. S. p. 230 n. 358. Atti dell' Accademia di archeol. di Napoli XXIV (1906)

ZEHNTES ZIMMER. 33

p. 227ff. mit Tafel (in dieser Arbeit wird die frühere Datierung des Eeliefs verfochten und die Anschauung vertreten» nicht eine mit kindlicher Naivität aufgerollte Reihe von Gebäuden längs der Straße sei dargestellt, sondern eine bestimmte bildmäßige Ansicht von einem Standpunkte aus. Doch sind, um zu diesem Schlüsse zu gelangen, verschiedene Voraussetzungen notwendig, die jedes Fundamentes entbehren, und, wenn wir auch zugeben müssen, daß mit der oben befolgten Erklärung nicht alle Kätsel gelöst werden, bleiben deren doch weniger bei ihrer Annahme, als bei der neuen Deutung). Vgl. Jordan Topographie der Stadt Rom I 2 p. 277. Hermes XX p. 418 ff. Altmann die röm. Qrabaltäre p. 25. -- Über den Tempel der Isis und des Serapis bei S. Pietro e Marcellino: Kotizie degli seavi 1888 p. 626. Über die Kapelle der Mater magna: Römische Mitteilungen X (1895) p. 27.

Durch das dritte Belief, das an der Eingangswand rechts von der Tür aufgestellt ist, wird das Endziel des Leichenzuges vergegen- wärtigt, das Grab, in dem das verstorbene Mitglied der Familie Hateria seine letzte Ruhestätte fand.

1194 (676) Belief mit Darstellung eines Grabes.

Das reichgeschmückte tempelartige Grab, das auf diesem Relief dargestellt ist, eignet sich vortrefflich dazu, die ursprüngliche Aus- stattung mancher an den römischen Heerstraßen gelegenen Gräber zn veranschaulichen, deren Marmor- oder Stuckbekleidung verloren gegangen ist und von denen sich nur die aus Ziegehi oder Quader- steinen aufgeführten Mauern erhalten haben. Der auf der Vorder- seite mit einer Treppe versehene Unterbau diente als Grabkammer, der sich darüber erhebende, vermöge der Treppe zugängliche korin- thische Tempel als Lokal für den Totenkultus. Von der als Quader- werk charakterisierten Treppenwange springt ein Bau vor, der auf der Vorderseite sechs in geringen Zwischenräumen nebeneinander gestellte Pfeiler erkennen läßt, eine Vorrichtung, die den Zweck ge- habt zu haben scheint, der im Unterbau befindlichen Grabkammer Luft zuzuführen. Auf diesem Bau steht ein Altar, auf dem ein Opfer brennt und der mit einem kuppeiförmigen geschuppten Schirmdache überspannt ist (vgl. n. 1193, 3). Daß die Stelle, an der der Bildhauer den Altar angebracht hat, der Wirklichkeit entspreche, ist unwahr- scheinlich. Vielmehr haben wir nach allen Analogien anzunehmen, daß sich der Altar vor der Treppe in der Achse des Grabtempels befand. Das ganze Gebäude ist reich mit Skulpturen verziert. In dem Giebel des Tempels sieht man eine weibliche Büste, wohl das Porträt einer in dem Grabmale beigesetzten Hateria, an der Vorder- wand drei Reliefs, auf denen Knabenfiguren mit Attributen der Jahreszeiten dargestellt sind. Die Seitenwand des Tempels zeigt drei in Muscheln eingesetzte Büsten von Haterierkindem, weiter unten Reliefs mit den Figuren der drei Parzen. An dem Unterbau ist links von der Tür eine kleine Tempelfront und innerhalb deren eine Figur des Hercules angebracht, der auf einem umgestürzten Korbe sitzt. Die Attribute des Heros, Skyphos, Bogen und Keule, füllen den Giebel und die darüber befindlichen dreieckigen Felder.

H eibig: Führer. II. 3. Aufl. 3

34 DAS LATERANISCHE MUSEUM. 1195-1197.

Sehr schwierig zu erklären sind die auf dem Dache des Tempels angebrachten Darstellungen. Man sieht daselbst eine auf einem Pfühle gelagerte Frau, die in der R. einen Vogel hält, vor dem Pfühle eine Gruppe von drei spielenden Kindern und eine Alte, die in der L. eine Schale (thymiaterion?) hält und beschäftigt ist, mit der R. irgend etwas (Weihrauchkömer?) in das Feuer eines kleinen vor ihr stehenden Altars zu werfen. Links von dem Pfühle ein großer brennen- der Kandelaber, rechts ein nach Art der einfachen Triumphbögen angeordneter Bau, dessen Mitte eine Nische mit einer nackten weib- lichen Figur einnimmt und auf dem drei von dem Bildhauer nur skizzierte Masken stehen. Eine befriedigende Erklärung ist für diesen Bau noch nicht gefimden. Hingegen scheint die auf dem Pfühle gelagerte Frau eine in der Grabkammer beigesetzte Hateria darzustellen. Da es dem Bildhauer immöglich war, diese Figur als im Inneren der Kammer befindUch wiederzugeben, hat er sie auf das Dach des Gebäudes versetzt. Von hier aus begrüßt sie die Mitglieder ihrer Familie, die herangebracht werden, um in demselben oder einem anderen benachbarten Grabe ihre Ruhestätte zu finden. Links von dem Grabmonumente sieht man eine zur Hebung von Lasten bestimmte Maschine, die durch ein Tretrad in Bewegung gesetzt wird. Es bleibt unklar, weshalb der Bildhauer diese Maschine neben dem Grabe dargestellt hat.* Eine Beziehung zwischen ihr und dem Gebäude ist nicht erkennbar. Außerdem erscheint dieses bereits vollendet, und man begreift auch nicht, wozu bei einem Bau von mäßigen Dimensionen, wie wir ims diesen Grabtempel zu denken haben, eine so gewaltige Maschine Verwendung fand.

Mon. deir Inst. V 8, Ann. 1849 p. 382^407. Brunn kleine Sehr. I p. 84 99 Abb. 27. Springer-Michaelis Handbuch d. Kunstgesch. I p. 445 Abb. 837. P. Gusman l'art d^Goraüf de Rome I pl. 27. Vgl. B. S. p. 211 n. S44. Altmann die rom. Grabaltäre p. 25 26. Die Hebemaschine: Blümner Technologie und Terminologie der Gewerbe III Fig. 11 p. 118 ff.

Daneben: 1195, 1196 (675, 677) Porträtbüsten eines Römers und einer Römerin«

Die beiden Büsten, in denen wir offenbar die Porträts eines Haterius und einer Hateria zu erkennen haben nach der Form der Büsten und dem Stile der Ausführung zu urteilen haben beide zur Zeit der Flavier oder im Beginn der Regierung Trajans gelebt , sind beachtenswert, weil sie uns einen Begriff von der Aufstellung der römischen Ahnenbilder geben. Die aus Wachs geformten Ahnen- bilder wurden nach der Angabe des Polybios (VI 53, 4) in hölzernen Tempelchen {^vliva vatäia) aufbewahrt. Die Gehäuse, die unsere Büsten umgeben, entsprechen vollständig dieser Bezeichnung. Die Schlange, die sich um die männliche Büste ringelt, hat man daraus erklären wollen, daß dieser Haterius ein Arzt gewesen sei. Doch

ZEHNTES ZIMMER. 35

wird sie wohl wie auf n. 1142 als ein Symbol der Heroisierung des Toten aufzufassen sein.

Mon. dell* Inst. V 7, Ann. 1849 p. 407—408. Brunn kl. Sehr. I p. 101, Abb. 30, auf p. 100. Amdt-Bruckmann griech. u. röm. Porlar&ts n. 747, 748. Strong roman sculptuie p. 365 PI. CXIV. Die weibliche Büste auch bei Baumeister Denkm&ler des kl. Alter- tums I p. 28 Fig. 29. Vgl. B. S. p. 208 n. 343, 345. Journal of hell, studies XX (1900) p. 3S. Altmann die röm. Grabaltftre p. 25. Kürzlich hat man in einem Grabe an der Via Ostiensis vor den Toren- von Ostia die Büste eines bärtigen, bekränzten Mannes mit einer Schlange auf der r. Brust gefunden (Not. d. sc. 1910 p. 22 n. 8 Fig. 8); auch in diesem Falle hat die Schlange augenscheinlich chthonische Bedeutung.

An der Ausgangswand: 1197 (721) Hoehrelief mit den Brustbildern yon yler Gottheiten.

Der links dai*gestellte Gott ist, obwohl sein Kopf fehlt, durch den Caduceus als Merkur kenntlich. Neben ihm sieht man eine jugendliche Göttin, die im Bausche ihres Gewandes Früchte hält; eine Blütengirlande reicht von ihrer r. Schulter über die Brust herab. Es folgt ein bärtiger Gott mit dem Zepter und schließlich eine Göttin, die ihre B. mit einem Ährenbüschel auf die Schulter des Gottes legt imd mit der L. eine brennende Fackel aufstützt. Dies Attribut könnte für Proserpina oder Ceres passen; das Ahren- büschel entscheidet für die Mutter. Der Gott mit dem Zeus-ähnlichen Kopfe und dem Gewände kann in dieser Umgebung nur Pluton sein. Dann aber bleibt für die jüngere Göttin mit Blumen und Früchten nur der Name der Proserpina, so seltsam es ist, daß nicht sie, sondern Ceres mit dem Unterweltsgott in nähere Beziehung gesetzt ist. Deshalb nahm der erste Herausgeber des Denkmals an, die Hand mit den Ähren gehöre nicht zu der Göttin mit der Fackel, sondern zu einer fünften verlorenen Bp^te der Ceres, die ihre Tochter umarme; jene Göttin mit Blumen und Früchten aber sei die Höre, unter deren Auspizien Proserpina von Merkur geleitet wieder an die Oberwelt steige. Aber das Relief ist zweifellos vollständig erhalten und die Hand mit den Ähren gehört, so ungeschickt auch ihre Bewegung wiedergegeben ist, dennoch der Göttin mit der Fackel. Neuerdings hat ein Gelehrter eine ganz abweichende Meinung aufgestellt, ohne sie doch mit durchschlagenden Gründen beweisen zu können: die Dargestellten seien die vier Hauptgötter der samothrakischen My- sterien, die in ihrer Bedeutung übrigens denen entsprechen, die man bisher auf dem Belief zu erkennen gemeint hat: Axieros (Ceres), Axiokersos (Pluto), Axiokersa (Proserpina), Kadmilos (Mercurius). Da die Unterfläche des Marmors mit Ornament verziert ist (Ähren und Mohn), hat man mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen, das Ganze habe als Querbalken über einer Örabtüre gelegen, so daß auch seine Unterseite sichtbar war. Seinem Stile nach dürfte das Belief erst aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. stammen. Man hat in den etwas mißglückten Köpfen kaum mit Recht Porträtzüge er- kennen wollen.

8*

36 DAS LATERANISCHE MUSEUM. 1198—1201.

Mon. deir Inst. V 7, Ann. 1849 p. 405—407. Brunn kl. Sehr. I p. 9»— 101, Abb. 30. Boecher Lexikon II p. 1371 1372 n. 18. O verbeck Eunstmythologie III p. 510 n. 20; AtUs XIV 15. Ausonia III (1908) p. 79flf. mit Abb. Vgl. B. S. p. 236 n. 369. Altmann die röm. Grabalt&re p. 26.

Bechts neben der Ausgangstür:

1198 (722) Fragment einer Beliefplatte mit Fruclitzweigen.

Das Fragment stammt von einer großen rechteckigen Marmor- platte mit ornamentiertem Bahmen. In dem Felde sind Zweige mit Zitronen mid Quitten dargestellt, alles in einem Stile voller Emp- findung für den lebendigen Organismus der Pflanzen und die Beize ihrer natürlichen Erscheinung. Die Anordnung ist scheinbar dem Zufall überlassen, tatsächlich das Besultat feinster künstlerischer Berechnung. Das Fragment vertritt die gleiche Bichtung römischer dekorativer Kunst, wie die folgende Nummer, in etwas weiterer Ent- wiokelung zu größerem Naturalismus und lebhafterem malerischen

Effekt

Hartel-Wickhoff die Wiener Genesis n. 28 Fig. 8 p. 38 = Wickhoff Schriften III p. 52 Fig. 9; p. 73. F. Gusman l'art. d^coratif de Eome I pl. 41.

Zwischen Tür und Fenster:

1199 (686) Dreiseitiger Pfeiler.

Die Zugehörigkeit dieses Pfeilers zn den Funden aus dem Haterier- grabe läßt sich nidit mit absoluter Sicherheit, aber mit größter Wahr- scheinlichkeit behaupten.

Auf zwei Seiten dieses Pfeilers ist in Belief je ein von Bösen um- rankter Kandelaber dargestellt, auf dem oben zwei Vögel mit langen, am Ende aufgebogenen Schwanzfedern sitz^ Außerordentlich schön wirkt der Kontrast des massigen Kandelabers und der zarten Bosenranken, die mit einer selten feinen Empfindung und frappieren- der Naturwahrheit dargestellt sind. Die beiden Beliefs gehören zu den vollendetsten Beispielen jener illusionistischen Bichtung der römischen Plastik, die sich zur Zeit der fla vischen Dynastie ent- wickelt hat. Vgl. die Ornamente an n. 1195, 1196.

Hartcl-Wickhoff die Wiener Genesis p. 31 ff. Fig. 9, 10 == Wickhoff Schriften III p. 58 ff. Fig. 10. P. Gusman l'art d^coratif de Korne I pl. 15. Strong roman sculpture p. 124 PI. XXXV. Vgl. B. S. p. 220 n. 346. Altmann die röm. Grabaltftre p. 24.

Elftes Zimmer.

Die drei Sarkophage n. 1200, 1202 u. 1208 stammen aus dem an der Ostseite der Via Latina gelegenen, noch heute Kugänglichen Grabe, dessen Hauptgemach reich mit Stuckreliefs und Wandgemälden ausgeschmückt ist (B. S. p. 244).

1200 (751) Sarkophag, Dionysos und Ariadne.

In der Mitte der auf dem Behälter angebrachten Beliefs sind zwei Satyrn dargestellt, die einen vermutlich zur Aufnahme der Inschrift bestimmten Bundschild halten. Lioks davon sehen wir Dionysos, auf einen Satyr gestützt, rechts Ariadne; beide stehen

ELFTES ZIMMER. 37

auf Wagen, deren jeder von zwei Kentauren gezogen wird. Der vordere von den beiden an dem Wagen des Gottes angespannten Kentauren spielt die Kithara, der entsprechende am Wagen der Ariadne die Doppelflöte. Auf dem Bücken des Kentauren mit der Kithara steht ein Eros, auf dessen Kopf eine Pansmaske liegt; er hält in der R. ein Pedum und berührt mit der L. die Schulter des Kentau- ren, als ob er ihn auf irgend etwas aufmerksam machen wolle. Ein anderer Eros, der in der L. ein Pedum hält, kniet auf dem Rücken des Kentauren mit den Flöten und greift mit der R. nach einer Silenmaske, die ihm Ariadne reicht. Der Deckel ist mit einem bakchischen Ge- lage verziert, dessen Mittelpunkt von den einander küssenden Figuren des Dionysos und der Ariadne gebildet wird. Am 1. Ende sieht man einen mit einem Lendenschurz umgürteten Satyr, der vor einem kleinen Ofen kniet. Auf dem Ofen, aus dem Feuer herausschlägt, steht ein Kessel. Der Satyr ist im Begriff, ein Scheit Holz in den Ofen nachzulegen und bläst dabei, wie sich aus seinen aufgeblähten Backen und der Bewegung des Mundes ergibt, das Feuer an. Viel- leicht haben wir in dieser Darstellung, eine hellenistische Umbildung des von Lykios, dem Sohne des M3ax>n, in Erz gearbeiteten, feuer* anblasenden Knaben zu erkennen.

B. S. p. 251 n. 373. Strong roman sculpture p. 208. Über den Feaeranblftser Khein. Mus. XXXIX (1884) p. 92 £f.

1201 (761) Herme des bärtigen Hermes.

Vortrefflich erhalten. Es fehlen nur die Oenitalien, die besonders angesetzt waren. Gefunden unter den Trünuuern eines antikoi Gebäudes, wahisdieinlich einer Villa, in nächster Nähe des zur vorigen Nummer genannten Grabes an der ViaLatina (B. S. p. 241 f.). Auf den Ziegeln und Bleiröhren des Gebäudes fanden sich Stempel von der Zeit Domitians bis gegen Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. Die Ausführung der Herme ist zweifellos in die früheste Zeit dieser Bauperlode zu datieren.

Der Kopf der Herme gibt in vorzüglicher Ausführung einen oft wiederholten Typus des bärtigen Hermes wieder (vgl. in dem- selben Zimmer Museumsnummer 752 und in unserem Führer n. 402). Die edlen, ernsten Züge des Gesichtes, die wundervolle Form des Kopfes tragen durchaus den Stempel der späteren pheidiasisohen Kunst, und damit steht der CJharakter der Haartracht, in der die schlichten Wellen der langen Strähnen mit dem kunstvollen Reich- tum der krausen Locken einen schönen Kontrast bilden, in vollstem Einklänge. Die ganze Erscheinung erinnert an den Kopf, des Zeus zu Olympia, wie wir ihn auf elischen Münzen abgebildet sehen (Bd. I. Fig. 13), nur daß dort vor allem die Locken neben den Schläfen einfacher gehalten waren, die Stirn weniger hoch emporstieg. Ander- seits erinnern jene Locken an die entsprechende Partie eines Aphro- ditetypus, den man mit Grund dem Pheidias zugeschrieben hat (n. 1544). So dürfen wir mit Sicherheit ein Vorbild jener Zeit für unsem Kopf voraussetzen, ein Vorbild, das augenscheinlich in Bronze

38 DAS LATERANISCHE MUSEUM. 1202-1203.

gegossea war; haben sich doch aa dea Marmorkopien, und besonders an dieser, in den Locken neben den Schläfen und den geringelten Endungen der Bartsträhnen die Eigentümlichkeiten der Bronzetechnik unverkennbar erhalten. Man möchte deshalb annehmen, das Vor- bild sei eher eine Statue als eine Herme gewesen.

B. S. p. 250 n. 380. Vgl. Moderner Cicerone Born I p. 350, AuBonia II (1007) p. 42 f. und Altertümer v. Fergamon VII p. 55 f. n. 81, 82.

1202 (769) Sarkophag: Adonismythos; Sarkophagdeckel: Szenen aus dem Oidipusmythos.

Auf der Vorderseite des Behälters sind drei Szenen aus dem Adonismythos dargestellt. Links sieht man Adonis, wie er von Aphrodite Abschied nimmt, um zu der veriiängnisvoUen Jagd auf- zubrechen. Die Göttin, sucht, von trüben Ahnungen befallen, den scheidenden Jüngling zurückzuhalten. Adonis hält in der auf dem Schöße der Göttin ruhenden B. einen Zweig, dessen Bedeutung sich schwer feststellen läßt. Man will darin das Mittel erkennen, das den Jüngling in den Stand setzen wird, nachdem er dem Tode ver- fallen ist, die Pforten des Hades zu erschließen und wiederum auf die' Oberwelt zurückzukehren. Hinter Aphrodite schwebt ein Eros, der, wie es scheint liebkosend und tröstend, das r. Händchen an ihr Haar legt. Ein anderer Eros, der neben dem Sessel der Göttin steht, blickt besorgt zu dem Paar empor und deutet, indem er nach der Weise des Thanatos die Arme auf eine umgedrehte Fackel stützt (vgl. n. 318, 381, 1203), darauf hin, daß der Tod die Liebenden baldigst trennen wird. Logischerweise müßte auf diese Szene die Darstellung der Jagd folgen. Doch hat der Bildhauer daran vielmehr die Pflege des verwundeten Adonis angeschlossen, weil ihm dies Gelegenheit gab, die Figiuen des Adonis und der Aphrodite, deren Köpfe die Porträtzüge des in dem Sarkophage beigesetzten Paares zeigen, zu einer Gruppe vereinigt, in der Mitte des Reliefs anzubringen. Der am r. Oberschenkel verwundete Adonis und Aphrodite sitzen neben- einander, er den 1. Arm um den Nacken der Göttin schlingend und das verwundete Bein über ein Becken haltend. Ein Diener oder ein Arzt drückt einen Schwamm an die Wunde, während ein auf dem Boden kniender Eros beschäftigt ist, das über die Wade herab- rieselnde Blut abzuwaschen. Es folgt die Darstellung der Jagd. Adonis ist vor dem aus einer Höhle hervorbrechenden Eber auf das r. Knie zusammengesunken. Ein über ihm schwebender Eros er- hebt die R., wie um das Tier zurückzuscheuchen. Aphrodite eilt mit dem Ausdrucke der Angst zu dem bedrohten Liebling. Rechts im Hintergrunde ein Berggott, der die R. mit einer Geberde des Schreckens an die Stime legt.

Der Deckel, der dem Sarkophag aufgesetzt ist, kann nicht für diesen gearbeitet sein, da beide weder der Länge noch der Tiefe nach

ELFTES ZIMMER. 39

zu einander passen. Die Reliefs des Deckels stellen, beinah durchweg im Anschluß an die Phoiuissen des Euripides, sieben Szenen aus dem Mythos des Laios und Oidipus dar. Die erste Szene von links: Der junge Laios, begleitet von einem Diener mit Opfergaben, bittet d^i delphischen Apoll um Nachkommenschaft. Die zweite Szene: Laios, der gegen die Mahnung des Gottes ein Kind, den Oidipus, gezeugt hat, sitzt, über das drohende Unheil nachsinnend, einsam auf einem Felsen. Die dritte Szene: Der kleine Oidipus wird auf dem Kithairon ausgesetzt. Die vierte Szene: Oidipus verläßt Korinth, nachdem er erfahren hat, daß er nicht der Sohn des dortigen Königs Polybos ist; ein bärtiger Mann, vermutlich der korinthische Hirt, der ihn auf dem Kithairon gefunden, sucht ihn zurückzuhalten. Jenseits des neben der letzten Gruppe angebrachten Pilasters laufen die Szenen nicht mehr von links nach rechts, sondern in entgegengesetzter Richtung. Die erste Szene von rechts: Oidipus tötet den Laios. Die zweite Szene: Oidipus vor der Sphinx. Die dritte: Oidipus verhört den thebanischen Hirten, der ihn ausgesetzt hat, eine Unterredung, die ihn über seine Herkunft aufklärt und die Katastrophe herbeiführt«

Der B^ftlter: Robert die antiken Sarkophagreliefs III T. V n. 21— 21b p. 22—24 ; z. T. abgeb. bei Biegl sp&tröm. Kunstindustrie p. 77 Fig. 15. Der Deckel: Bobert a. a. 0. n T. LZ 188 p. 191; ni p. 22. B. S. p. 261 n. 887.

1203 (777) Hippolytossarkophag.

Rechts ist Hippolytos dargestellt, wie er seiner Lieblings- beschäftigimg, der Jagd, obliegt. Er stößt, zu Pferde sitzend, mit dem Speere gegen einen aus einer Höhle hervorbrechenden Eber. Die ihn begleitende amazonenartige Gestalt ist die Göttin der männ- lichen Tüchtigkeit, Virtus (vgl. n. 895). Darüber sitzt ein jugend- Ucher Berggott, einen Pinienzweig in der L. Die 1. Seite der Dar- stellung zeigt Phaidra, in Liebesschmerz versenkt, und Hippolytos, wie er den Antrag, den ihm die Amme der Phaidra im Namen ihrer Herrin macht, entrüstet zurückweist. Die Gedanken, denen sich Phaidra hingibt, werden durch die neben ihrem Sessel angebrachte Gruppe des Eros und der Psyche, die sich gegenseitig umarmen, verdeutlicht, während der vor Phaidra stehende, sich auf eine um- gekehrte Fackel stützende Eros (vgl. n. 318, 381, 1202) auf die tod- bringenden Folgen ihrer Leidenschaft hinweist. Auf der 1. Seiten- fläche: Hippolytos bringt der Artemis ein Spendeopfer dar. Auf der r. Seitenfläche: ein Reiter, den man offenbar zu der auf der Vorderseite dargestellten Jagdszene in Beziehung zu setzen hat. Auf dem fragmentierten Deckel sind Reste von Jagdszenen erhalten.

Mon. deir Inft. VIII 88, Ann. 1867 p. 109ff. Bobert die antiken Sarkophagreliete III 2 T. LIV n. 167— 167b p. 2081. Vgl. B. S. p. 269. n. 394. Puntoni le rappreaentanie relative al mito di Ippolito (Pisa 1882) p. 10 D. Arch. Zeitung XLI (1883) p. 65 Anm. SIH. Streng roman sculpture p. 268.

40 DAS LATERANISCHE MUSEUM. 1204-1207.

1204 (783) Griechisches Relief.

Die ebenso einfache wie fein empfundene Komposition zeigt einen bärtigen Mann, der in der R. einen Speer hält, vor ihm einen in kleineren Dimensionen dargestellten Jüngling, der die R. mit der beim Gebete üblichen Geberde zu dem Bärtigen erfiebt, und hinter dem Jünglinge einen unbärtigen Mann, dessen Dimensionen denen der bärtigen Figur entsprechen und der in der R. ebenfalls einen Speer zu halten scheint. Wir werden demnach in diesem Denkmal ein Votivrelief zu erkennen und die beiden in größeren Dimensionen dargestellten Figuren für Heroen, den betenden Jüngling für den Dedikanten zu erklären haben. Am Gesichte des Jünglings ist eine Korrektur bemerkbar; der Kopf dieser Figur war in der Anlage zu breit geraten und der Bildhauer hat, um diesen Fehler zu ver- bessern, das Profil eingerückt. Der Marmor ist griechisch; der Stil deutet auf das Ende des 5. Jahrhunderts v. CJhr. Da sich ein hin- sichtlich der Anlage wie hinsichtlich des Stik verwandtes Relief bei Syrakus gefunden hat, so liegt der Gedanke nahe, daß das late- ranische Exemplar in einem sikeliotischen Atelier gearbeitet ist.

B. S. p. 273 n. 390. Arndt -Amelong photographische Einzelaufnahmen Serie III p. 81 n. 757.

1205 (785) Fragment einer Gruppe, Eros und Psyclie.

Vormals im Besitze des Bildhauers Canova. Die Gruppe stellte Eros dar im Begriffe, Psyche zu quälen. Diese liegt am Boden, die R. erhebend imd die L. auf einen Blumen- kranz legend. Von dem in beträchtlich größeren Dimensionen ge^ bildeten Eros hat sich nur der 1. Unterschenkel erhalten, der auf den Leib der Psyche tritt.

Müller-Wieseler Denkm. d. alten Kunst II 54, 686. Beinach r6pertoire de la stat. II 2 p. 461 n. 3. B. 8. p. 274 n. 401. Vgl. Stephani Compte-rendu pour 1877 p. 210.

1206 (792) Sarkopliag, Triumpli des Dionysos«

Gefunden auf der Westseite der Via Latina in einer kleinen, von der Straße ziemlich weit entfernten Grabkammer (B. S. p. 243).

Der Mythos, der Dionysos das ferne Indien erobern läßt, ent- stand und empfing seine poetische Ausschmückung unter dem Ein- drucke der Expedition, die der große Alexander nach jener Gegend unternommen hatte. Die BeHefs unseres Sarkophages stellen den Triumph des siegreich heimkehrenden Gottes dar. Dionysos steht auf einem von zwei Elefanten gezogenen Wagen, in der R. den Thyrsos, in der L. einen umgedrehten Kantharos, zu dem die unter den Elefanten hervorkrieohende Pantherin lüstern empor- blickt. Neben ihm steht Nike, die einen Kranz über dem Kopfe der Siegers hält. Auf dem Bücken der Elefanten sitzen als Lenker indische Jünglinge, während ein am Buge des vorderen Tieres ange-

ZWÖLFTES ZIMMER. 41

biudener Elefantenzahn auf das bei dem Feldzuge erbeutete Elfen- bein hinweist. Zwischen den beiden Tieren schreitet ein Löwe vor- wärts, vor dem sich ein am Boden liegender Knabe erschreckt ab- wendet. Der Thiasos bewegt sich in buntem Gemisch vor dem Wagen des Gottes. Silen schwankt trunken einher. Über ihm ragt eine Giraffe hervor, offenbar wiederum ein Beutestück. Vor ihm sprengt ein Kentaur, der die Lyra rührt und auf dessen Kücken ein auf der Querflöte blasender Satyr sitzt. Unter dem Kentauren lagert ein kleiner Pan und öffnet mit der L. den Deckel einer Cista, aus der eine Schlange hervorkiiecht. Ganz rechts sieht man einen Satyr, der einem auf den Fußspitzen stehenden Satyrknaben aus einem Krater zu trinken gibt, während ein Ziegenbock spielend an dem Knaben emporspringt. Der weibliche Teil des Thiasos wird durch die Figuren von drei musizierenden Bakchantinnen und einer Satyriskin vergegenwärtigt, die mit einer Fackel in der R. unweit des r. Endes der Darstellung sichtbar ist. Paare tanzender Satyrn und Bakchantinnen sind auf den Seitenflächen dargestellt.

Mon. dell' Inst. VI 80, 1; Ann. 1863 p. 372 fl. B. S. p. 280 n. 408. Oraef de Bacchi expodiüone ladica (BeroUnl 1880) p. 29 n. 14, p. 23. Jabrlmch d. arch. liksütuta XY 1900) p. 217 n. 21.

Zwölftes Zimmer.

Die drei in diesem Zimmer aufgestellten Sarkophage n. 1207 1209 stammen aus einem Grabmale, das im Januar 1839 in der Yigna Lozano-Argoli unweit der Porta Viminalis entdeckt wurde. Unter den Ziegeln, aus denen dieses Grabmal aufgebaut war, befanden sich zwei mit Stempeln, von denen der eine auf das Jahr 134, det andere auf die Zeit nach 132 n. Chr. hinweist. Hiemach scheint das Grabmal unter Hadrian errichtet.

1207 (799) Orestessarkophag.

Er ruht auf zwei Marmorbalken, deren jeder auf der Vorderseite mit dem Relief eines bärtigen Atlanten verziert ist. Beide Atlanten umfassen mit den erhobenen Händen nmde Gegenstände, die, wie es scheint, Köpfe von Tragstangen darstellen sollen. Die Reliefs der Hauptseite stimmen im wesentlichen mit denen des vatikanischen Sarkophages n. 338 überein. Während jedoch der Bildhauer dort sich darauf beschränkt hat, am 1. Ende den von schlafenden Erinyen umgebenen Grabhügel des Agamemnon darzustellen, sehen wir hier Orestes und Pylades, wie sie an diesem Grabe beten, eine Szene, die offenbar dureh die Choephoren des Aischylos bestimmt ist. Unter dem Torbogen der Grabkammer steht, in das Leichentuch gehüllt, der Schatten des Agamemnon. Auf ihn zu schreitet Orestes, der, wie gerührt, beide Arme ausbreitet, hinter Orestes Pylades, der die R. njit der bei dem Gebete üblichen Geberde erhebt. Auf der r. Seiteoifläche ist unter einer Pinie eine Erinys gelagert, die mit der R. eine brennende *Fackel aufstützt und die L. auf eine sich neben ihr emporbäumende Schlange legt, eine Figur, die offenbar in Zu- sammenhang mit der benachbarten Szene der Vorderseite steht.

42 I>AL LATERANISCHE MUSEUM. 1208—1210.

Auf der 1. Seitenfläche: die Schatten des Aigisthos und der Kly- taimnestra treten, in Leichentücher gehüllt, an den Nachen des Charon heran. Das Belief des Deckels bezieht sich auf die späteren Schicksale des Orestes im Lande der Taurier. Die erste Szene links zeigt das Heiligtum der taurischen Artemis und davor Iphigeneia, wie sie ihren mit Pylades an sie herantretenden Bruder erkennt. Die dabei gegenwärtige skythische Weiche ist wohl nur einer Ge- dankenlosigkeit des ausführenden Steinmetzen zuzuschreiben. Die zweite Szene stellt den Gang zum Meere dar, der angeblich um das Götterbild zu reinigen, in Wahrheit um es zu entführen, unter- nonmien wurde. Voran schreitet Iphigeneia mit dem Artemisidole; ihr folgen Orestes und Pylades, gefesselt und begleitet von einem skythischen Wächter. Die dritte Szene: der Kampf am Meereeufer vor der Abfahrt; Iphigeneia befindet sich bereits in dem Schiffe, in ein weites Gewand gehüllt, das Götterbild in der B.

B. S. p. 286 n. 416. Bobert die antiken Sarkophagreliefis II T. LIV 155 p. 168. Strong roman sculpture p. 256 f. Fl. LXXVIII. Boscher mythol. Lexikon III 1 p. 974, 1001 B.

1208 (806) Sarkophag mit Fruehtgirlanden und Gorgonen-

masken.

Die Vorderseite des Behälters zeigt zwei reiche Fruchtgirlanden, die an den beiden Ecken von zwei Eroten, in der Mitte von einem Satyr mit einer Syrinx getragen werden, während jedes der beiden Felder über den Einsenkungen der Girlanden durch eine Medusen- maske ausgefüllt ist. Auf den beiden Nebenseiten sieht man zwei um einen brennenden Kandelaber gruppierte Greife, auf der Vorder- seite des Deckels ein ebenso lebendig wie anmutig komponiertes Wettrennen von acht Knaben auf allerlei wilden imd zahmen Tieren. Der erste Knabe von links reitet auf einem Bären. Das Tier des zweiten, ein Stier, ist auf die Kniee gestürzt und der Reiter siecht es am Schwänze wieder in die Höhe zu ziehen. Der dritte reitet auf einem Rehkalbe. Der vierte ist von seinem auf die Hinterbeine zu- sammengebrochenen Pferde abgeworfen worden. Der fünfte gleitet seitwärts von einem Panther herab. Der sechste sprengt auf einem Esel einher, der siebente, der allein durch Beifügung der Flügel als Eros charakterisiert ist, auf einer Löwin, der achte, der mit der R. einen Palmenzweig schwingt imd dadurch als Sieger bezeichnet ist,

auf einem Löwen.

B. S. p. 293 n. 421. Strong roman sculpture p. 264.

1209 (813) JViobidensarkophag.

An den beiden Enden des Deckels sieht man Apoll und Artemis im Begriffe, Pfeile nach imten abzuschießen. Der Zweck und die Wirkung ihrer Handlung werden durch die Reliefs des Behälters ersichthch, die den Untergang der Niobiden darstellen und ähnliche

ZWÖLFTES ZIMMER. 43

Eigentümlichkeiten aufweisen wie die des vatikanischen Sarko- phages n. 382. Die Anordnung der Komposition wie ihrer Bestand- teile läßt auch hier auf die Benutzung malerischer Vorbilder schließen. Da die Söhne der Niobe größtenteils beritten sind, so dürfen wir annehmen, daß eines dieser Vorbilder ein Gemälde war, das darstellte, wie die Jünglinge, auf der Jagd begriffen, vom Verderben ereilt werden. Doch sind die Söhne nicht von den Töchtern geschieden, sondern beide bunt durcheinander gemischt. Die Töchter sind meist mit nacktem Oberkörper wiedei^geben, ein sinnlich reizender Zug, der uns schon in einer Niobidengruppe des 5. Jahrhunderts v. Chr. begegnet. Am r. Ende sieht man Niobe, wie sie ^re beiden jüngsten Töchter, um sie zu schützen, an sich zieht, eine Darstellung, für die der Steinmetz eine malerische Umbildung der bekannten plasti- schen Gruppe benutzt hat. Am 1. Ende steht Amphion ge- hamischt, den Schild erhebend und mit der R. den jüngsten Sohn unterstützend, der tödlich verwundet vor ihm niedersinkt. Von besonderer Schönheit ist die in der Mitte angebrachte Gruppe eines Jünglings, der, am Unterleib verwimdet, von seinem sich hoch aufbäumenden Pferde herabgesunken ist und mit der R. den Pfeil aus der Wunde zu ziehen sucht. Die r. Nebenseite zeigt Niobe, wie sie, in ein weites Gewand gehüllt, trauernd neben dem Grabmale ihrer Kinder sitzt. Der links stehende bärtige Mann wird mit größerer Wahrscheinlichkeit für den Pädagogen der Niobiden als für den Berggott Sipylos erklärt. Auf der 1. Nebenseite sitzt rechts unten ein jugendlicher Hirt, vor dem zwei Rinder lagern und den man für den jugendlichen Amphion erklärt hat; wahrscheinlicher aber ist er namenlos zu belassen und in der Darstellung nur der Schauplatz der Haupthandlung, das thebanische Gefilde, angedeutet. Er erhebt die R., wie im Gespäche, zu einer Bergnymphe, die im Hintergrunde auf einem erhöhten Terrain liegt und mit der R. den Ast eines hinter ihr befindlichen Baumes erfaßt. Auf der 1. Neben- seite des Deckels sind Attribute des Apoll, ein Rabe, der an einer Kithara pickt, ein Bogen, ein Köcher und ein Diskos dargestellt, auf der rechten die der Artemis, ein Bogen, ein Köcher, zwei Spieße, ein Diadem mit Zacken, ein Reh und ein Hund. Der Sarkophag steht auf zwei Mannorbalken, die ähnlich verziert sind wie an n. 1207 (799).

B. S. p. 296 n. 427. Stark Niobe T. XIX 2. Strong roman scalpture p. 2681. PL LXXIX. Die 1. Nebenseite auch bei Bosclier Lexikou II 2 p. 2126 f. n. 1 Abb. 6. Über die Niobidengruppe des 6. Jahrhunderts vgl. zuletzt Sitzungsberichte d. kgl. bayer. Akad. d. Wissensch. philos.-plülol. Klasse 1907 p. 207 ff. mit 2 Tafeln.

1210 (831) Bunde Basis.

Gefunden zu Veji in den Jahren 1811 13. Sie trug nach der darauf angebrachten Inschrift einen der Pietas geweihten Gegenstand. Der Beliefschmuck, der vier zehnsaitige

44 I>AS LATERANISCHE MUSEUM. 1211—1218.

Kitham, zwischen ihnen eine rings um die Basis laufende Frucht- girlande und unter dieser vier Attribute des Vulcan, Ambos, Hammer, Zange und Pileus (ygl. n. 86) zeigt, stimmt mit der Dekoration des Puteal Libonis überein, das auf dem römischen Forum aufgestellt war und uns durch Münzbilder bekannt ist. Dieses Puteal muß nach der Bedeutung, die das betreffende Substantiv in der lateinischen Sprache hat, entweder ein eingefriedigter Brunnen oder ein eingefriedigter heiliger Ort gewesen sein. Wie man darauf verfiel, die Motive seiner Dekoration auf eine massive Basis zu über- tragen, die zur Aufnahme eines der Pietas dargebrachten Weih- geschenkes bestimmt war, ist noch nicht befriedigend erklärt worden» Die Verwandtschaft der Dekorationsweise mit Motiven in der Deko- ration der Ära Pacis (n. 1276) berechtigt uns, auch die Ausführung dieser Basis der ersten Kaiserzeit zuzuschreiben.

Mon. deir Inst. IV 36; Ann. 1846 p. 244 ff. Röscher mythol. Lexikon III 2 p. 2506 Abb. 6. Vgl. B. S. p. 307 n. 440. Jordan Topographie der Stadt Born II 2 p. 403 404. Jahrbuch des arch. Inst. VI (1891), arch. Anzeiger p. 15. Rom. Mitteil XXni (1908) p. 136 b.

Dreizehntes Zimmer.

1211 (842) Friesfragment mit Gigantenkamp!«

Der Gigant fällt heftig aus gegen einen Gott, den wir uns auf der nächstfolgenden Friesplatte dargestellt zu denken haben. Der zurückgestreckte r. Arm macht den Eindruck, als sei er im Begriff, einen Gegenstand, etwa einen Steinblock, zu schleudern. Die Be- wegung des vorgestreckten 1. Armes, über den ein Tierfell herab- hängt, bleibt unklar. Man hat angenommen, daß er den Baum- stamm geschwungen habe, der den oberen Teil des Feldes durch- schneidet. Doch ergibt sich hierbei die Schwierigkeit, daß der Gigant den Stamm in unnatürlicher Weise an einem daraus hervorragenden Aste angefaßt haben würde. Vielleicht war der 1. Arm einfach vor- gestreckt, um zu parieren, und wurde der Baumstamm von einem anderen vor unserer Figur dargestellten Giganten gehandhabt. Vgl. die Ausführungen zu n. 138 und n. 1013, 1014.

B. S. p. 316 n. 450, T. VIII 2. Overbeck Kunstmythologie II p. 381 A; Atlas V 2b. Rom. Mitteil. XX (1905) p. 123 T. V. Vgl. Mayer die Giganten und Titanen p. 364 n. 9, p. 386.

1212 (868) Belief, Orestes und Pylades.

Vormals im Palazzo Eondanini, 1824 erworben. Ergänzt an der Figur des Orest die Nase, beide Vorderarme, das 1. Knie nebst dem be- nachbarten Stücke des Oberschenkels, die Unterschenkel bis beinahe zu den Fußknöcheln, an der des Pylades die Nasenspitze, außerdem das Stück Felsen, auf dem der r. Fuß des Pylades steht, der größte Teil des Beliefgrundes, mancherlei Stücke an den Rändern der Platte.

Dargestellt ist, wie Orestes im Lande der Taurier nach wahn- sinnigem Rasen ohnmachtig zusammensinkt und ihn sein Freund

DREIZEHNTES ZIMMER. 45

Pylades, um ihn zu stützen, mit beiden Armen umfaßt. Die Kom- position scheint erfunden für die Darstellung eines Niobiden, der einen verwundeten Bruder mit den Armen auffängt (vgl. n. 382), und erst später auf Orestes und Pylades übertragen. War die Gruppe in der ursprünglichen Bedeutung verwendet, so blickte die stehende fHgur naturgemäßerweise empor nach der Gegend, aus der die töt- lichen Geschosse herabfliegen. Dieses Motiv hatte bei der Darstellung des Pylades keinen Sinn und wurde demnach dahin abgeändert, daß der Jüngling den Kopf abwärts neigt zu dem Freund, um den er sich sorglich bemüht.

B. S. p. 331 n. 469. Eobert die antiken Sarkophogrelieft II p. 178. Bie Kampf- gruppe und Kftmpfertypen p. 108, Röscher mythol. Lexikon IH 1 p. 1003. Jahres- hefte d. ÖBterr. arch. Inst. X 1907 p. 250.

1213—1217 (851, 853, 854, 856, 858) Fünf Fragmente kolossaler Porphyrstatuen.

Sie sollen am Constantinsbogen gefunden sein, abgesehen von d^n Torso n. 1216 (854), der nach Ann. dell* Inst. 1877 p. 341 (wo fälschlich angegeben wird, daß er aus rosso antico gearbeitet sei) um das Jahr 1875 bei der Restauration der lateranischen Basilica unterhalb der Apsis ent- deckt wurde.

Äuseumsnummer 851: Die obere Hälfte des Torso einer Toga- Btatue. Wie die Höhlung und das Zapfenloch beweisen, die zwischen den Schultern angebracht sind, waren der Kopf und der Hals aus einem besonderen Stücke gearbeitet und in den Körper eingelassen. 853: Brustfragment einer Togastatue. ^^854: Torso einer Panzer- statue; er zeigt ähnliche zum Einlassen eines Kopfes dienende Vor- richtungen wie n. 851. 856: Mittelstück einer Togastatue mit vorgesetztem r. Beine. 858: Gewandfragment. Die Fragmente gehören zu den besten imd demnach wohl ältesten Skulpturen aus Porphyr, die uns die griechisch-römische Kunst hinterlassen hat (vgl. n. 228). Die Bildhauer haben dem spröden Stoffe dadurch Bechnung getragen, daß sie auf die Wiedergabe nebensächlicher Motive verzichteten und nur die Hauptformen, aber diese mit großer Energie zum Ausdrucke brachten.

B. 3. p. 321 n. 457—463.

In der Mitte auf einem ovalen Sarkophage:

1218 (885) Dreiseitige Eandelaberbasis.

Die Basis trug ursprünglich einen marmornen Schaft, auf dessen oberstem tellerartig verbreiterten Teile die Pfaune mit dem Brenn- stoff ruhte (vgl. n. 334, 335). Die Dekoration ist an diesem Exemplare besonders fein. Zur Füllung der Seitenflächen hat der Bildhauer drei Götterfiguren verwendet, die neben anderen auch auf einem Fries- fragmente wiederkehren, das sich früher in Villa Albani befand: Poseidon mit hochaufgestütztem 1. Fuß und Dreizack (von dem hier nur das untere Ende erhalten ist), Pluton mit Füllhorn (deutlicher

46 DAS LATERANISCHE MUSEUM. 1219-1227.

erhalten auf dem anderen Retief) und einem stabartigen Attribute, das hier eingesetzt war, vielleicht einem Schlüssel, mit dem Kolotes, ein Schüler des Pheidias, den Gott an dem Goldelfenbeintisoh im Zeustempel zu Olympia dargestellt hatte (Paus. V 20, 1), und eine Göttin ohne bestimmten Charakter, die man Persephone oder Amphitrite nennen könnte; doch ist nach dem Zusammenhang, in dem die Figur auf dem Friese erscheint, die erste dieser Benennungen die gegebene. Nach Formen, Motiven und Gewandbehandlimg zu urteilen, liegt beiden Monumenten ein Original von der Wende des 5. zum 4. Jahrhundert v. Chr. zugrunde, das wir uns zweifellos auch als Fries zu denken haben. Dargestellt waren voraussichtlich zwölf Götter. Daß unter diesen hier auch Pluton und Persephone erscheinen, hat nichts Befremdliches, waren doch die Künstler in der Auswahl der zwölf Gestalten an keinen Kanon gebunden.

B. S. p. 324 n. 460*. Der Fries ist abgeb. bei Zoega bassirilievi 1 1, Welcker ant. Denkmäler II T. IV 7 (p. 85) und Hüller-Wieseler Denkm. d. a. Kunst II 7, 76.

Vierzehntes Zimmer.

1219 (887) Beliefiragment. ^

Der aufgesetzte Kopf ist antik, aber nicht zugehörig. Erhalten ist die r. untere Ecke eines mäßig großen Reliefs. Eine weibliche Gestalt lehnt sich mit dem 1. Ellenbogen auf den Modius einer weiblichen Herme. Wir können sie nicht benennen. Das Fragment ist deshalb bemerkenswert, weil es von einer 'griechischen Originalarbeit stammt, wahrscheinlich einem Votivrelief.

B. S. p. 342 n. 482*.

1220 (891) Kopf eines Jünglings.

Ergänzt die Nasenspitze, Hals und Büste. Der Kopf stammt von einer Figur, von der eine bis auf die Arme vollständig erhaltene Wiederholung im britischen Museum steht. Dargestellt ist wahrscheinlich ein junger Heros. Der feste aufrechte Stand und die harten strengen Formen lassen ein bronzenes Vor- bild aus dem dritten Viertel des 5. Jahrhunderts v. Chr. erkennen, das Werk eines attischen Künstlers, dessen Muster augenscheinlich der sog. Omphalos-Apollon war (vgl. n. 859). Man beachte an dem Kopfe die strenge Stilisierung der Lippen, Augen und Haare.

B. 3. p. 344 n. 4S5. Furtwftngler Meisterwerke p. 517 Anm.

1221 (900) Fragment eines römischen Reliefs«

Der untere Teil ist aus Gips ergänzt.

Links ist ein Stück des Randes erhalten. Im Hintergrunde sind

Reste von zwei Togati kenntlich; vor ihnen zwei Camilli, deren

Kopf mit einer geknoteten Wollbinde umwunden ist. Der linke trägt

mit der R. eine kleine Larenstatuette auf viereckiger Basis; dets

VIERZEHNTES ZIMMER. 47

Gegenstück befand sich zweifellos in den Händen des andern Camillus.

Die Darstellung muß sich auf irgendeinen feierlichen Akt in dem

von Augustus neubelebten Kult der lares oompitales bezogen haben

(vgl. n. 901), und so werden wir in den Togati Viconiagistri zu sehen

haben, denen die Sorge für diesen Kultus anvertraut war. Das Relief

muß in der ersten Kaiserzeit entstanden sein.

B. 8. p. 844 n. 486* T. XIII 1. Röscher mythol. Lexikon II 2 p. 1896 B. -—'Vgl. das Fragment einer entsprechenden Darstellung, das man früher mit Unrecht zu den Besten der Ära Pacis zählte: Petersen Ära Pacis Augustae p. 1011. T. VI n. XVIII b. Jahreshefte d. österr. Instituts X (1907) p. 170 ff. Abhandl. d. kgl. sächs. Ges. d. Wissensch. (philol.-hist. Klasse) XXVI (1909) p. 9 u. 23 T. I 1.

1222 (902) Eolossalstatue eines Barbaren,

Gefunden 1841 in der Via dei Coronari n. 211 nicht weit von 8. Sal- vatore in Lauro, einer Gegend, in der während der Kaiserzeit Bildhauer- werkstätten lagen. Ergänzt der r. Fuß, der vordere Teil des 1. Fußes, der vordere Teil der Plinthe.

Der Barbar, der durch Tracht und Gesichtstypus als Dacier kenntlich ist, steht da mit resigniertem Ausdrucke, die r. Hand über das 1. Handgelenk legend. Da die Statue im Stile wie in der Anord- nung mit den von einem traianischen Monument an den Konstantins- bogen versetzten Barbarenfiguren übereinstimmt, war sie offenbar dazu bestimmt, ein unter Traian errichtetes Öffentliches Gebäude zu schmücken. Doch blieb sie unvollendet. Zwischen der Plinthe und dem unteren Rande des Mantels ist der Marmorgrund gar nicht, zwischen der 1. Hand und dem Körper nur zum Teil weggearbeitet. Die Kopierpunkte sind stehen geblieben.

B. S. p. 349 n. 492.

1223 (909) Torso einer geharnischten Porphyrstatue*

Vormals in den Appartamenti Borgia. Die Arbeit ist vortrefflich angelegt, aber unvollendet. Auch hier sind die Kopierpunkte stehen geblieben. Der Kopf sollte aus einem besonderen Stücke gearbeitet und in den Körper eingelassen werden (vgl. n. 1213—1217).

B. S. p. 352 n. 49d.

Früher befanden sich in diesem Baume zwei Säulen aus phrygi- sehen Marmor (ponazzetto), die 1844 auf der Marmorata am Tiber- ufer gefunden wurden uad auf den horizontalen Flächen der Schäfte mit Inschriften verseben waren. Papst Leo XIII. ließ die Scheiben, auf denen die Inschriften stehen, absägen (n. 1224 1227), und die Schäfte zur Dekoration eines Altars verwenden, der in dor Kirche S. Andrea della Valle nach dem Plane des Architekten Baffaele Francis! aufgeführt und dem S. Andrea Avellino geweiht wurde.

1224—1227 (886, 889, 899, 903) Vier Säulenschelben mit Inschriften.

Die Inschriften sind für den Geschäftsgang wichtig, der in der Kaiserzeit bei der Lieferung ausländischen Marmors beobachtet wurde. Wir erfahren daraus, daß diese Säulen unter dem Konsulate des Lucius Aelius Verus und Publius Caelius Balbinus VibuUius Pius

48 I>AS LATERAOTSCHE MUSEUM. 1228-12S1.

(137 n. Chr.), also zur Zeit Hadrians, der Kommission geliefert wurden, die mit der Leitung der städtü^ohen Bauten beauftragt war. Als Empfänger wird der Exekutivbeamte dieser Kommission, der Pro- kurator Iienaeus, namhaft gemacht, als Vorsteher des Steinbruches und Absender der Säulen der Centurio Tullius Satuminus, außerdem noch die Werkstätte des Steinmetzen, dem die Vollendung der Säulen übertragen war, und die Stelle des Jjandungsplatzes, an der die Säulen lagerten.

B. S. p. 35»— 355. Ann. dell' Inßt. 1870 p. 190—191 n. 268, 259.

1228 (845) Sarkophag mit abbozzlerten Reliefs«

Gefunden um 1828 bei Casal rotondo an der Via Appia.

In den Reliefs sind um die Figur des Verstorbenen Szenen des täglichen Lebens dargestellt: Pflügen, Lockern der Erde, Ernte; Wagentransport, Mahlen, Backen. Die Inschrift enthält den Namen des Verstorbenen und ein Distichon, die lateinische Übersetzung eines griechischen Epigrammes, folgenden Inhalts: „Ich bin ent- ronnen; Hoffnimg und Glück, lebt wohl! Nichts habe ich mehr mit euch zu schaffen; treibt jetzt euer Spiel mit andern!"

B. S. p. 345 n. 488*. Blümner, Technologie der Gewerbe, 2. 4ufl., J Fig. 9.

Auf dem Sarkophage:

1229 (898) Hermenbüste des Dionysos.

Ergänzt die Nase, die Lippei), Stücke an den Bändern und an dem Schafte.

Der Kopf ist eine geringe, schlecht erhaltene Wiederholung des Typus, den wir unter n. 406 eingehend besprochen haben. Die be- schädigten Hörner hat der Ergänzer zu kleinen Efeutrauben umge- wandelt, trotzdem kein Kranz vorhanden ist. Wenn die Formen des Gesichtes hier etwas länglicher und schmächtiger, die Augen weniger geöffnet sind und der Ausdruck statt der liebenswürdigen Schelmerei jenes Kopfes etwas Sentimentales hat, so sind diese Abweichungen nur der Laune des unbedeutenden Kopisten zuzuschreiben, nicht etwa, wie früher geschehen, auf ein anderes Original zurückzuführen.

B. S. p. 348 n. 480. Ann. dell' Inat. 1875 p. 39. Boscher Lexikon I 1 p. 1131. Jahrbuch der Kunstsammlungen des Allerh. Kaiserhauses II (Wien 1883) p. 49, 50. Amelung Florentiner Antiken p. 21 23 (abgebildet p. 22). .Furtv ängler Meisterwerke p. 590. Klein Praxiteles p. 415 Anm.

1230 (896) Ephebenherme.

Ergänzt die NaBenspitze, der über dem r. Ohr befindliche Teil des Keifens, Splitter am Hinterkopfe und an den Bändern, die unterste Schicht des Schaftes.

Der flau gearbeitete und schleoht erhaltene Kopf zeigt einen Typus, der dem des polykletisohen Doryphoros (vgl. n. 45) nahe ver- wandt ist. Wir haben eine Statuette mit einem Kopfe des gleichen Typus im Museo Barracoo (n. 1100) kennen gelernt (vgl. auch n. 1021

VIERZEHNTES ZIMMER. 49

u. 1343). Der Haarschmuck besteht aus einem Beilen, um den ein Band gewunden ist. Über dem 1. Ohre bemerken wir eine kleine Blume; eine ähnliche Blume haben wir offenbar an dem entsprechenden ergänzten Teile über dem r. Ohre anzunehmen. Man glaubte früher, an solch einem Schmucke sei Herakles zu erkennen; doch ist diese Meinung hinfällig geworden durch den Nachweis, daß sowohl in dem vorliegenden Falle wie auch in anderen Fällen Wiederholungen des gleichen Typus mit oder ohne diesen Kopf- schmuck erhalten sind. Denmaoh ist darin lediglich eine Zutat der Kopisten zu sehen, und es ist bezeichnend, daß diese das Bild des Originals, wie es scheint, nur dann damit bereicherten, wenn sie den betreffenden Kopftypus zur Herstellung einer Herme benutzten: der Beifen gab dem Oberkopfe größere Fülle, während die beiden symmetrisch auf die Schultern niederfallenden Bänder den Vorteil boten, daß sie die Masse der Halspartie vergrößerten, die Vorder- ansicht betonten und formell zu der breiten Vorderfläche der Büste überleiteten.

B. S. p. 349 n. 491. Furtvftngler Meisterwerke p. 429 Anm. 1. Brunn-Bruck- mann Denkmäler griech. u. röm. Skulptur Text zu n. 545 Fig. d. Jahrbuch des arch. Inst. XXni (1908) p. SN)4 Anm. 12 unter n. 13/4. Vgl. Bevue des Stades anciennes XII 1910 p. llf.

1231 (892) Stücke eines Mosaikfußbodens.

Der Fußboden, von dem diese Fragmente herrühren, stammt aus einem Gemache, vielleicht dem Speisesaale, eines umfangreichen antiken Gebäudes, von dem ein Teil zu Anfang d. J. 1833 in der Vigna Lupi auf dem Aventin ausgegraben wurde und das man zu den in jener Gegend gelegenen Horti Serviliani in Beziehung gesetzt hat. Der Fundbericht beschreibt die Anordnung der Dekoration in folgender Weisö: »In der Mitte des Fußbodens war ein von erhöhten Marmorleisten umgebenes Mosaikbild eingelassen, das vollständig zerstört vorgefunden wurde, da eine in späterer Zeit durch den Saal gezogene Mauer gerade auf dieses Bild aufsetzte. Um das zerstörte Mittelbild liefen vier schmale Mosaikbilder herum, die auf schwarzem Grunde das Treiben der Tiere im Nilstrome darstellten und an den vier Ecken durch Telamone ägyptischen Stils voneinander getrennt waren.« Erhalten haben sich hiervon nur die sechs gegenwärtig auf dem Fußboden stehenden Fragmente. An diese Tierlandschaften schloß sich dann auf allen Seiten das weiße, mit Speiseresten be- deckte Feld an. Die Reste bestehen namentlich aus Vögelknochen, Fischgräten, Teilen von Krebsen, Seeigeln, Sepien, aus Muscheln und Schnecken der verschiedensten Art, wie aus Schalen von Äpfeln und Nüssen, abgenagten Weintrauben, endlich a\is mancherlei Gemüsen, unter denen Lattichblätter deutlich erkennbar sind. Um Leben in die Darstellung zu bringen, hat der Künstler eia Mäuschen beigefügt,

Heibig: Ftthrer. IL 3. Aufl. 4

50 I>AS LATERANISCHE MUSEUM. 1232-1236.

das an einer Nuß nagt. Ein anderer Teil des Mosaiks, der neben einer der Wände angebracht war, zeigt sechs szenische Masken und zwischen diesen allerlei Vasen wie andere Geräte. Eine derartige dekorative Zusammenstellung von Masken scheint von der alexandrinischen Kunst erfunden zu sein, die vielleicht damit auf bestimmte Dramen hinwies. Man liest auf diesem Teile eine Inschrift, die einen gewissen Heraklitos als Verfertiger des Mosaiks namhaft macht. Seine Wieder- gabe des mit Speiseresien bedeckten Fußbodens war, wie es scheint, durch das berühmte Mosaik des Sosos bestimmt, das den ungefegten Boden eines Speisesaales darstellte, das verloren gegangene Mittel- stück vielleicht eine Kopie nach dem Taubenbilde, das Sosos in diesen Fußboden eingefügt hatte (vgl. n. 793). Die Ausführung ist sehr sorgfältig. Die teils aus farbigen Steinen, teils aus Glasfluß gearbeiteten Stifte sind feiner als die bei dem tiburtiner Taubenmosaik n. 793 verwendeten.

Nogoxtk I mo6aici ant. oonserv. nei pal. pontef. del Vatic. e del lAter. T. V ^YII p. 3£f. Vgl. Bull, deir Inst. 1833 p. 81ff. Corpus inscr. gr. III n. 6153. Braun Buinen und Museen p. 750 n. 22. Brunn Geschichte der griedi. Künstler II p. 811 f. Arch. Zeitung XXIV 1866 p. 229. Overbeck Schriftquellen n. 2168—2160. Schreiber die Wiener Brunnenreliefs aus Pal. Grimani p. 78 Anm. 69. Jahrbuch d. ardi. Inst. XXVI 1911 p. 8 Anm. 7. Über die dekorative Zusammenstellung azenisoher Masken: Abhandlungen der philol.-hist. Cl. der sächs. Gesellschaft der Wissenschaften XIV (1894) p. 451. Die Literatur über den Künstlernamen s. Böm. Mitteil. XVII (1902) p. 127 n. 3.

Fünfzehntes Zimmer.

Die in diesem und dem folgenden Zimmer vereinigten Monumente stammen alle aus den in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Ostia veranstalteten Ausgrabungen.

An der Südwand:

1232 (970) Kopf des Heraiesknaben.

Gefunden 1862. Ergänzt der ganze Band des Petasos, die Nasen- spitze, die Lippen.

Der Charakter des mutwilligen Jungen ist vortrefflich wieder- gegeben. Der Mund ist zu einem verschmitzten Lächeln geöffnet und läßt beide Zahnreihen sichtbar werden^ Die Ausführung ist flüchtig, aber voll Leben,

B. S. p. 379 n. 639. Vgl. Archäol. Zeitung XLIII (1885) T. 9 p. 161—152.

1233 (972) Kopf des Attis.

Gefunden 1861 im Heiligtume der Mater magna unweit des Altares. Ergänzt die in die phrygische Mütze eingelassenen Strahlen.

Der Fundort, die phrygische Mütze, der Strahlenkranz, dessen Beifügung durch die an dem unteren Kande der Mütze angebrachten Bohrlöcher bezeugt ist, der schmerzlich bewegte Ausdruck des Ge- sichtes (vgl. n. 1236) alles dies beweist, daß der Kopf den von der Göttermutter geliebten Attis darstellt. Der Typus des Gesichtes scheint aus einem nachly sippischen Heliosideal abgeleitet.

Mon. deir Inst. VIII 60, 4; Ann. 1868 p. 411—412. Der Kopf ist hier ohne Mütze publiziert. Die aus einem besonderen Stücke gearbeitete Mütze wurde einer Mittel;^ lung C. L. Viscontis zufolge nachträglich gefunden und an den Kopf angefügt.

SECHZEHNTES ZIMMER. 51

1234 (975) Mädchenkopf.

Gefanden 1862 in einem antiken Gebäude, aus dem Ziegelstempel zutage kamen, die auf die Jahre 117 und 143 n. Chr. hinweisen. Er- gänzt die Nasenspitze und das Kinn.

Dieser höchst anmutige, vortrefflich ausgeführte Kopf erhält einen besonderen Reiz durch den goldig warmen Ton des Marmors, in dem er gearbeitet ist. Da die starke Biegung des Halses beweist, daß er von einer bewegten Figur herrührt und der leise geöffnete Mund den Ausdruck eines feinen Lächelns zeigt, so liegt es nahe, anzunehmen, daß der Kopf von einer Mädchenfigur herrührt, die zu einer erotischen Gruppe gehörte.

B. S. p. 381 n. 544.

An der Ostwand:

1235 (1006) Nische mit Silyanmosaik.

Gefunden 1861 in einem an das Mithraeum anstoßenden Baume.

Silvanus ist wie gewöhnlich dargestellt, in der L. einen Pinien- zweig, in der R. ein sichelförmiges Messer. Seinen Kopf umgibt ein bläulicher Nimbus, ein Symbol, das in der christlichen Kunst zum HeiUgenschein wurde. Links von dem Gotte sitzt sein Hund; rechts steht ein brennender Altar. Die Ausführung ist roh.

Ann. deir Inst. 1864 Tav. d'agg. LM 8 p. 174 ff. Nogara I mosaid anticbi conserv. nei pal. pontef. del Yatic. e del Latec. T. LXVII p. 32. B. S. p. 384 n. 551.

Sechzehntes Zimmer.

1236 (1061) Statue des Attis.

Gefunden im Winter 1867 1868 in der vor dem Heiligtum der Mater magna gelegenen Halle. Ergänzt die fünf in den Kopf eingelassenen Strahlen, die jedoch durch fünf in dem Marmor angebrachte Bohrlöcher gesichert sind.

Die Statue ist nach der auf der Plinthe angebrachten Inschrift dem Attis auf Antrieb der Göttin (d. i. der Mater magna) von Gaius CartiUus Euplus geweiht. Die Buchstabenformen der Inschrift wie die Ausführung der Statue deuten auf hadrianische Zeit. Der Körper zeigt zarte, an das Weibliche erinnernde Formen; der Ausdruck erscheint nicht schmerzvoll wie bei n. 1233, sondern melancholiacb resigniert. Der Geliebte der Kybele ist als All-Gott dargestellt. Die Sonnenstrahlen, die sein Haupt umgeben, bezeichnen ihn als Sonnen- gott, der Kranz aus Pinienzapfen, Granatäpfeln und anderen Früchten auf seinem Kopfe, der Strauß aus Ähren und Früchten, den er ia der B. hält, and die von der Spitze der phiygisohen Mütze empor- ragenden Ähren symbolisieren seine Beziehung zur Vegetation. Die oüter den Ähren angebrachte Mondsichel ist ursprünglich das Attri- but des Men, eines in Kleinasien verehrten Mond- und Unterwelta- gottes, den man später mit Attis identifizieste. Die bärtige Büste, auf die sich der Jüngling stützt, scheint den idäischen Zeus darzustellen, dessen Gebiet der Ausgangs- und Mittelpunkt des Kybelekoltus war,

52 DAS LATERANISCHE MUSEUM. X287— 1240.

Am Mantel und an der Mütze haben sich Spuren roter Farbe, an den Hsbaren, der Mondsichel und den Ähren Reste einer ehemaligen Vergoldimg erhalten.

MoQ. deir Inst. IX 8a, 2; Ann. 1869 p. 224 fif. Röscher Lexikon 1 1 p. 727. Darem- berg et Saglio dictionnaire I 2 p. 1688 Fig. 2248. Reinach röpertoire de la stat. II 2 p. 472 n. 6. Corpus inscr. lat XIV n. 88. Cnmont die oriental. Religionen im röm. Heidentum (übers, von Gehrich) p. 75. 84.

Die drei in diesem Zimmer befindlichen Wandgemälde n. 1237 1230 (Museams- nnmmem 1063 1065) stammen aus zwei Qrftbem, die 1865 an der von Ostia nach Laurentum führenden Straße entdeckt wurden (Nogara Le nozze Aldobr., i paesaggi dell'Öd. ed altre pitture mur. ant. conservati nella bibliot. Vatic. e nei Musei Pontef. p. 63ff.).

1237 (1064) Orpheus und Eurydike.

Das Grab, in dem dies Gemälde angebracht war, gehört nach seiner Bauweise wie nach den ältesten darin gefundenen Inscluiften dem ersten Jälirhundert n. Clu:. an und auch das Gemälde scheint nach seiner Kunst- weise noch aus demselben Jahrhundert su stammen.

Da beinah alle Figuren durch Inschriften bezeichnet sind, so

kann über die Deutung kein Zweifel obwalten. Dargestellt ist der

Moment, wie sich Orpheus, im Begriff Eurydike auf die Oberwelt

zu führen, nach seiner Gattin umsieht und diese dadurch für immer

verliert (vgl. n. 1883). Links sieht man das Tor der Unterwelt, davor

den dreiköpfigen Kerberos und den jünglingshaft gebildeten Wächter

des Tores (lANITOR), rechts Oknos, dessen Binsenseil von emer

Eselin aufgenagt wird (vgl. n. 359), darüber Beste einer Gruppe des

Pluto und der Proserpina.

Mon. deirinst. YIU 28, 1; Ann. 1866 p. 293. B. S. p. 401 n. 500. Röscher mythol. Lexikon III p. 1176 f. Abb. 1. Nogara T. XLIII p. 68. Eine ähnliche Darstellung auf einem im Gebiete von Tunis gefundenen Relief: Gomptes rendus de l'Acad. des In- scriptions XXII (1804) p. 479.

Die Wandgemälde n. 1238 (1065) und 1239 (1063) waren an der Rückwand des anderen zwischen Ostia und Laurentum gelegenen Grabes angebracht, rechts n. 1238 links n. 1239. Da ihre Ausfttlirung beträchtlich geringer ist als die von n. 1237 (1064), so scheinen sie einer späteren Zeit, etwa der zweiten Hälfte des zweite Jahrhunderts anzugehören.

1238 (1065) Raub der Proserpina.

Die Deutung scheint durch die Symbole der Proserpina, einen Granatapfel und einen Mohnkopf, die links auf dem Boden liegen, hinlänglich gesichert. Wenn der Maler den Wagen des Pluto und die mythischen Figuren, die sonst bei dem Kaube der Proserpina gegen- wärtig zu sein pflegen, ausgelassen und sich auf die Darstellung des Pluto und der Proserpina beschränkt hat, so wird dies daraus zu erklären sein, daß die göttliche Jungfrau nach seiner Auffassung die Verstorbene symbolisierte und er diese Beziehung nicht durch weitere Zutaten verdunkeln wollte.

Mon. deil' Inst. YIII 28, 2; Ann. 1866 p. 309fl. B. S. p. 401 n. 501. Overbeck Kunstmythologie III p. 665a, Atlas XVIII 6. Boscher Lexikon II p. 1375. Nogara T. XLIV A p. 69 ff.

1239 (1063) Szene aas einer Tragödie.

Sie ist als solche kenntlich durch den Onkos (vgl. n. 267), mit dem der in der Mitte sitzende bärtige Mann und die auf ihn zueilende

OBERES STOCKWERK. 53

Frau ausgestattet sind. Vielleicht handelt es sich um die Erkennung des Knaben, der vor dem in der Mitte sitzenden Manne auf das 1. Knie gesunken ist und den dieser, heftig bewegt, mit beiden Händen anfaßt. Die Gebärde der heraneilenden Frau und die Aufmerksam- keit, mit der der Mann oberiialb des Knaben ihrer Bede zuhört» würden recht wohl zu der Annahme stimmen, daß jene über« raschende Mitteilungen macht, die den Knaben betreffen. In dem gelben undeutlichen Gegenstand, den sie mit beiden Händen vorhält, könnte man ein Zeichen erkennen, da>s über den Ursprung des Knaben Aufschluß gibt.

Mon. deU' last. VIII 28, 3; Ann. 1866 p. 312 ff. SoBcber Lexikon II p. 1570 Fig. 8. B. S. p. 400 n. 689. Nogara T. XLV A p. 69 ff. Vgl. Berichte der sächs. Gesellschaft der Wissenschaften 1878 p. 124.

In dem oberen Stockwerke.

1240 Atbletemnosaik.

Die Bilder, aus denen dieses Mosaik zusammengesetzt ist, wurden 1824 bei Gelegenheit einer von dem Grafen Velo unternommenen Ausgrabung in den Caracallathermen entdeckt. Sie dienten daselbst mit anderen Bildern, die zerstört vorgefunden wurden, als Fuß- bodenschmuck in den beiden halbkreisförmigen. Anbauten des großen Mittelsaales. Die erhaltenen Stöcke wurden auf Befehl Gregors XVI. in den Lateran gebracht und daselbst aneinander gefügt. Der hiermit beauftragte Mosaicist nahm von der Anord- nung der Bilder in den Caracallathermen Abstand und ging bei der Zusammensetzung lediglich darauf aus, einen vollständigen Fußboden herzustellen, der den Dimensionen des gegebenen Baumes entsprach. Zwei Stucke, die dieser Absicht zuwiderliefen, wurden in dem ersten Zimmer des lateranischen Museums untergebracht (oben Seite 1). Mehrere imter den Namen, die den dargestellten Figuren beigefügt sind, imd die Orthographie der Beischriften lassen darauf schließen, daß das Mosaik nicht zur Zeit des Caracalla, sondern erst im 4. Jahrhundert n. Chr. ausgeführt wurde. Die meisten der Bilder zeigen Athleten, die sich damals in Born überhaupt oder im besonderen auf den mit den Thermen des CaracaUa verbundenen Übungsplätzen hervorgetan hatten. Zwanzig Athleten sind in ganzer Figur dargestellt, sechsundzwanzig in Brustbildern. Jene halten größtenteils Siegespreise, Palmenzweige imd Kränze, in den Händen; einzelne sind mit den für ihre Kampfart bezeichnenden Attributen ausgestattet, vier Faustkämpfer mit dem Caestus, zwei Diskoswerfer mit dem Diskos, ein Speerwerfer mit drei Speeren. An einem der Faustkämpfer (in der vorletzten Reihe oben) erscheint der Caestus durch ein ähnliches Boxinstrument verstärkt, wie wir ihm auf n. 1153 begegneten. Während die in ganzer Figur abgebildeten Athleten durchweg als junge, bartlose Männer charakterisiert sind, bekunden

54 DAS LATERANISCHE MUSEUM. 1240.

die zum Teil bärtigen Brustbilder ein reiferes Alter und soheinen somit Porträts von berühmten Veteranen der Palästra zu sein. Außerdem sind, ebenfalls in ganzer Figur, acht Gymnaeiarchen dargestellt, die sich offenbar um die Ausbildung der Athleten und um die Leitung ihrer Kämpfe besondere Verdienste erworben hatten. Man erkennt sie daran, daß sie im Gegensatze zu den nackten Athleten mehr oder minder bekleidet und als Greise oder dem Greisenalter nahestehende Männer charakterisiert sind. Andere quadratförmige Bilder ent- halten Gegenstände, die für die Palästra bezeichnend waren, eine Herme (vgl. n. 1294), eine Striegel (vgl, n. 23), ein ölfläschchen (Lekythos), Sprunggewichte (Halteres), Disken, einen Kranz und Palmenzweige, wie sie als Preise verliehen wurden, ein zweihenkliges Gefäß, das zu dem gleichen Zwecke oder zur Aufnahme des feinen Sandes diente, mit dem sich die Ringkämpfer einrieben (vgl. n. 23). Die Athleten scheinen nach ihren Typen größtenteils barbarischer Herkunft. Sie haben ebenso häßliche wie gemeine Gesichter und einen Ausdruck, den man geradezu als eüien viehischen bezeichnen darf. Die Ausführung ist roh. Doch läßt sich dem Mosaicisten das Verdienst nicht absprechen, daß er die Entwicklung des Muskel- systems, auf der die Stärke der einzelnen Athleten beruhte, in natur- wahrer Weise vergegenwärtigt hat,

Secehi il mnsaico Antoniniano rappr. la acuola degli atleti, Borna 1843. Bloaet restauration des thermes de Caracalla pl. IV, V, XIV. Iwanoff architektonische Studien III Taf. T V (vgl. dazu die Erläuterung von Huelaen p. 73 76). Kogara I mosaici ant. oonserv. nei pal. pontef. del Vatie e del Later. T. I IV p. 1 ff. . Ein Stück des Mosaiks bei Baumeister Denkm. d. kl. Altertums I p. 223 Fig. 174. Der Caestus mit dem Boxinstrument : Jüthner über antike Turngeräte p. 98 Fig. 74. Vgl. Braun Buinen und Museen p. 753 n. 23. Friediänder Darstellungen aus der Sitten- geschichte Boms 11^ p. 452. Jahrbuch d. arch. Inst. XXVI 1911 p. 8 Anm. 7. Es ist interessant, mit den Athleten unseres Mosaiks die Urteile zu vergleichen, die verschiedene Schriftsteller der Kaiserzeit über diese Berufsldasse f&Uen: Friedländer a. a. O. II» p. 448—449.

In einem anderen Saale des oberen Stockwerkes sind die Ab- güsse der sämtlichen Reliefs der Trajanssäule ausgestellt, die auf Napoleons I. Befehl ausgeführt wurden. Man kann die Darstellungen hier bequemer studieren, als auf dem Trajansforum vor dem Originale. Es würde den Rahmen unseres Führers weit überschreiten, wollten wir auf all die Fragen antiquarischer und historischer Art eingehen, die sich an die einzelnen Bilder knüpfen. Wer sich näher orientieren will, sei vor allem auf die vollständige Publikation dieser Reliefs von Cichorius verwiesen (die Reliefs der Trajanssäule; Berlin 1896 und 1900), auf das Buch von E. Petersen Trajans dakische Kriege nach dem Säulenrellef erzählt (Leipzig 1899 u. 1903) und auf E. Strong Roman sculpture p. 166 213 PI. LI LXII (vegl. auch Kekule von Stradonitz die griech. Skulptur^ p. 357 ff.).

Das Thermenmnsenin.

B. Museo nazionale romano.

Die im Jahre 1911 erschienene Quida del Huseo nazionale romano von Bob.Paribeni ist bereits mit Rüclssicht auf die Neuordnung des Museums verfaßt, soweit sie bis zum Jahre 1911 durchgeführt war; doch beabsichtigt man, der Sammlung Ludovisi neue Baume in den angenblicldicb von der Mostra archeologica okkupierten Teüen der Thermen anzuweisen.

Der Hof.

Die Beschreibung beginnt mit den längs der linken Seitenwand aufgestellten Skulp- turen (Ala T).

1241 (77) Kopflose Statue eines Athleten.

Gefunden an der Via Ostiensis. Erg&nzt die untere H&lfte des 1. Unterschenkels nebst dem darunter befindlichen Stücke der Piinthe.

Die Statue scheint, soweit ihre geringe Ausführung ein Urteil ge- stattet, ein Bronzeoriginal aus dem letzten Viertel des fünften Jahr- hunderts V. Chr., das Werk eines Künstlers aus der Schule des Poly- klet wiederzugeben. Sie läßt sich in ungezwungener Weise nach Bild- werken ergänzen, die siegreiche Athleten darstellen im Begriffe, sich mit der r. Hand einen Kranz aufzusetzen (vgl. n. 1 083). Die auf der r. Schulter sichtbare Ansatzspur würde dann von dem Bande (lemniscus) herrühren, mit dem Siegeskränze häufig verziert waren. Die L. hat jedenfalls auch irgendein Attribut gehalten, schwerHch, wie in der 2. Auflage dieses Führers vermutet worden ist, einen Palmen zweig, da dieser auch, wenn er in Bronze gearbeitet war, Spuren am Arme oder an der Schulter hinterlassen haben müßte.

Vgl. Rom. Mitteü. VT 1891 p. 304 n. 3. Vgl. auch I monum. del museo Torlonia riprod. in fototipia n. 470 = S. Belnach r6pert. de la itat. II 2 p. 548 n. 1.

1242 (12) Statue eines sitzenden Mädchens.

Gefunden 1865 oder 1866 in dem sogenannten Stadium des Palatin (Gatalogo delgi oggetti trov. fra 11 4 sett. 1865 ed il 5 giugno 1866 al Palatino n. 132). Die abweichende Angabe in der vorigen Auflage unseres Führers beruht auf einer Verwechselung mit dem auf dem Palatin ver- bliebenen OegenstüGk. Erg&nzt ein Stück des 1. Oberarmes.

Ein Mädchen sitzt in lässiger Haltung auf einem Felsen, mit über- einander geschlagenen Beinen, die 1. Hand auf den Felsen stützend. Die Figur gleicht in dem Motive ihrer Körperhaltung und in allen wesentlichen Gewandmotiven einem Statuenfragmente im Vatikan n. 127. Die Unterschiede bestehen darin, daß die Dargestellte dort auf einem Sessel sitzt, daß sie unter dem Mantel einen Chiton aus leichtem Stoffe und Sandalen an den Füßen trägt. Die gleiche Ge-

56 DAS THERMENMÜSEUM. 1242-1247.

stalt begegnet uns noch einmal in den Uffizien zu Florenz; dort ent- spricht sie in ihrer äußeren Erscheinung der Statue im Thermen- Museum, nur sitzt sie nicht auf einem Felsen, sondern auf den Schwanzwindungen eines seltsam geformten Seepferdes. Daß aber dies nicht das Ursprüngliche war, errät man daraus, daß die Falten des Mantels außen neben den Beinen rechtwinklig geknickt sind, wie es nur durch die Kante eines Sitzes motiviert sein kann; der Bildhauer hat sich gar nicht die Mühe gegeben, die Sohwanzwindungen des Tieres bis unter diese Stellen zu führen imd mit ihnen die fehlende Kante des Sitzes zu ersetzen. Dadurch ergibt sich klar, daß wir es dort mit einer späten gedankenlosen Variation zu tun haben. Aber auch die Fassung des Typus, wie wir sie hier vor uns sehen, kann nicht die ursprüngliche gewesen sein. Der Mantelzipfel außen neben dem r. Bein, der nur hier, nicht an den beiden anderen Exemplaren vor- handen ist und dessen Zusammenhang mit dem übrigen Mantel man sich umsonst klarzumachen sucht, ist |io viel schlechter als das übrige Gewand und in einem so abweichenden Stile gearbeitet, daß wir in ihm ohne Mühe eine Zutat des späten Kopisten erkennen, einzig dazu bestimmt, die Masse des Felsensitzes zu beleben. Nicht anders steht es mit den lang herabhängenden Zipfeln auf der andern Seite. Daraus scheint sich zu ergeben, daß nur das Fragment im Vatikan das Ori- ginal unverändert reproduziert, daß in den beiden andern Fällen aber dieses Original zu dekorativen Zwecken umgewandelt wurde. Für die hiesige Figur können wir die Veranlassung zu einer derartigen Um- wandelung daraus entnehmen, daß in derselben Gegend des Palatin i. J. 1893 eine andere Statue entdeckt wurde, die ebensfalls ein weib- liches Wesen aif einem Felsen sitzend darstellt. Man hat darin die ge- naue Bephk einer in mehreren Kopien erhaltenen Figur erkannt, die man früher für Ariadne, neuerdings überzeugend für eine Muse erklärt hat. Augenscheinlich handelte es sich nur darum, für diese Statue ein entsprechendes Gegenstück zu schaffen, und der römische Bild- hauer, dem die Arbeit in Auftrag gegeben war, half sich in seinem Mangel an eigener Erfindung oder besseren Vorbildern durch eine Anleihe bei einem ihm sonst bekannten hellenistischen Werke aus. Möglich, daß er dabei auch diese Figur durch ein Attribut in ihrer R. zur Muse stempelte, möglich auch, daß beide an ihrem Standort auf dem Palatin nur allgemein als Nymphen gelten sollten.

Monum. dei Lincei V 1895 p. 77 £f. I'ig. 34 (p. 82 b). S. Beiaach r^pert. de ia etat. II 2 p. 690 n. 6. Jahreshefte d. österr. arch. Inst. XIlI 1910 p. 133 Fig. 66, p. 186 (die Ähnlichkeit mit der Andromeda des verglichenen Wandbildes ist zu allgemein, als daß sie uns nötigte, an Abh&ngigkeit des Malers von dem Tpyus der palatinischen Statue zu glauben). Vgl. Bull, dell' Inst. 1866 p. 162. Matz-Duhn zerstr. Bildw. in Bom I n. 836. Amelung Führer durch die Ant. in Florenz n. 108. Cultrera saggi sull' arte ellenistica e greco-rom. p. 166 £(. Das mutmaßliche Gegenstück: Mon. dei Lincei a. a. O. p. 75ff. Fig. 33 (p. 81a). Beinach a. a. O. p. 690 n. 6. Vgl. Böm. MitteU. VIII 1893 p. 96 n. 8. Über die Deutung der Gestalt als Muse: Böm. Mitteil. XVII 1902 p. 173 ff. T. VI (vgl. auch Jahreshefte d. österr. arch. Inst. X 1907 p. 818).

DER HOF. 57

1243 (16) 8tatae einer Yestalln (vgl. n. 1528 Anm.).

Die Dargestellte ist als Vestalin kenntlich an der Binde (infula), die das Haar in fünf Windungen umgibt. Näheres über die Tracht der Vestalinnen s. in den Vorbemerkungen zu n. 1357 1361.

Jordan der Tempel der Vesta u. das Haus der Vestaliimen T. VIII 8 p. 44. S. Bei- oach r6pertoire de la stat. II 2 p. 660 n. 10. Vgl. Notizie d. scavi 18S3 p. 434. Americ. Jonniäl of archaeol. 1008 p. 385.

1244 (20) Torso einer Statuette des Diomedes.

Gefanden an dem Palatin. Ergänzt ein Teil des 1. Oberarms. Die Statuette war eine sauber gearbeitete verkleinerte Wieder- holung eines besonders durch eine Münchener Statue bekannten Tjrpus, der Diomedes darstellte im Begriffe, das Paladium aus Troia fortzutragen. Köpfe des Typus sind besprochen unter n. 1027

und 1275.

Furtwängler Meisterwerke p. 316. Über die Münchner Statae: FurtwÄngler- Wolters Bildw. d. Glyptothek n. 304.

1245 (25) Statue eines Jünglings.

Ergänzt die Nase, kleine Flicken in den Lippen, der vordere Teil des Halses mit dem unteren Teile des Hinterkopfes, der r. Fuß mit dem daran ansetzenden Stücke des Stammes und dem darunter liegenden Teil der Plinthe, der obere Teil des 1. Fußes und ein Teil des 1. Unter- schenkels da, wo er gebrochen war.

Der Körper wurde in dem Tablinum der unterhalb Marino ge- legenen Villa des Quintus Voconius Pollio, der Kopf an einer mehrere Meter von dem Tablinum entfernten Stelle derselben Villa gefunden. Doch scheinen sie zosammenzagehören, da die beiden Brüche auf der Rückseite des Halses genau aufeinander passen und auch die Ausführung sowie die Qualität des Marmors hier wie dort gleichartig erscheint. Das Gesicht erinnert an bekannte Apollontypen. Man

wird in dem Dargestellten einen Genius erkennen dürfen.

Bullettino comunale XII 1884 T. XVII— XIX 11 p. 168, p. 215 n. 11. Vgl. Notizie d. scavi 1884 p. 107, p. 169. Böm. Mitteilungen VII 1892 p. 337. ^

1246 (29) Kopflose Statue des Herakles.

Gefunden in der Villa des Voconius Pollio (vgl. n. 1245). Ergänzt der ganze r. Fuß, der 1. abgesehen von dem hinteren Teile, beinah die ganze Flinthe.

Die Statue erinnert in ihrem Motive an die kolossale vatikanische Bronzestatue n. 293; doch ist ihr Körper etwas schlanker. Daß sie auf ein Bronzeoriginal zurückgeht, beweist im besonderen die starke Herausarbeitung der Löwenhaut.

Monum. dei Lincei XIV 1910 p. 183ff. Fig. 2. Vgl. Notizie degli scavi 1884 p. 107. Bullettino comunale XII 1884 p. 158. Rom. Mittellungen VII 1802 p. 837.

1247 (38) Statue des Apollon.

Gefunden in der Villa des Voconius Pollio (vgl. n. 1245). Ergänzt ein Stück am Sch&del.

Der Gott ist in ruhig gesammelter Haitang dargestellt, sinnend

den Blick ins Weite gerichtet. Seine Kithaja war in die Vertiefung

58 DAS THERMBNMUSEÜM. 1248—1268.

eingesetzt, die man in dem Gewandstüoke auf dem Kessel des Drei- fußes wahrnimmt. Wie der erhaltene Best der Oberarmes beweist, war der 1. Arm vorgestreckt; seine Hand ruhte lässig auf dem Stege oder hielt eines der Homer gefaßt; dooh könnten die Finger auch spielend in die Saiten gegriffen haben. Die Hand des abwärts - hängenden r. Armes hielt vermutlich das Plektron. In stilistischer Hin- sicht scheinen sich in der Figur verschiedene Richtungen zu kreuzen. Körper und Gewand sind nicht vor der Mitte des 4. Jahrhunderts V. Chr. denkbar, während der Kopf mit seinen ernsten großen Zügen vielmehr Werken des 5. Jahrhunderts entspricht. Deshalb läßt sich vorläafig ein sicheres urteil über die Datierung des Originals dieser technisch geschickt, aber ohne Geist gearbeiteten Kopie nicht fällen. Das aber läßt sich auch aus dieser Wiederholung erkennen, daß es dem Schöpfer des Originales nicht so sehr auf Verkörperung see- lischen Gehaltes als auf äußerlich vollendete Erscheinung ankam. Die Stilisierung der Haare wie der Falten und die freie Herausarbei- tung der Dreifußstützen mit der mannigfach gewundenen Schlange lassen darauf schließen, daß jenes Original in Bronze gegossen war.

Bullettino comunale XII 1884 T. XVII— XIX n. 10 p. 168, p. 215 n. 10. Vgi. Notizie d. scavi 1884 p. 107. Overbeck Konstmythologie IV p. 102 n. 7. Böm. Mit- teilungen VII 1892 p. 337.

1248 (52400) Torso einer Enabenstatue.

Gefunden im Hochsommer 1902 in Via Tasso.

Der Torso stammt von einer lebendig gearbeiteten Wiederholung

jener polykletischen Siegerstatue, deren vollständigste Kopie im

Dresdner Museum erhalten ist. Vgl. n. 56 (einen Torso der gleichen

Figur in härterer, schematischer Ausführung), 93 und 1112 (zwei

Köpfe des gleichen Typus).

BuUettino comunale XXXIV 1906 T. n p. 11 ff.

1249 (51) Kopflose Statue der Hera (vgl. n. 1528 Anm.).

Gefunden 1878 in dem sogenannten Stadium des Palatin. Die Statue ist eine Wiederholung der mit der Hera Barberini (n. 295) nächstverwandten Hera Borghese-Jacobsen (vgl. n. 26). Aber die Gewandmotive sind hier in einer effektvollen Weise und mit einem technischen Raffinement vorgetragen, wie es erst seit der Begierungszeit des Hadrian und vor allem zur Zeit der Anto- nine ausgebildet wurde (vgl. n. 930 932)» In jener Zeit also muß diese Kopie gearbeitet sein. Auf beiden Schultern haben sich Reste von Locken erhalten; entweder hatte der Bildhauer mit ihnen die einfache Frisur des Originales bereichert oder sein Werk mit einem im Typus abweichenden Kopfe, vielleicht mit einem Porträtkopfe

ausgestattet.

Notizie d. scavi 1879 T. I 2 p. 40 (vgl. 1878 p. 93). Vgl. Matz-Duhn zerstreute Bildw. in EomI n. 683. Furtwängler Meisterwerke p. 117. Monum. dei Lincei V 1895 p. 77 ff. Klein Praxiteles p. 64 n. 5. Arndt la glyptoth^qne Ny-Oarlsber^ p. 92.

DER HOF. 59

1250 (105) Mädchenstatue als Brunnenfigrur.

Qefunden 1889 innerludb der Ruinen eines umJEaagreichen, antiken Gebäudes, die auf den Prati di Castello zwischen Ponte Cavour und der Engelsbui^ zutage kamen.

Das Mädchen hat sich in einen weiten faltenreichen Mantel ge- hüllt, der üher den Hinterkopf gezogen ist and die Arme vollständig bedeckt. In dem Krage neben dem 1. Beine war die Leitung des Wassers angebracht. Das anmutige Motiv ist von der Kunst des 4. Jahrhunderts v. Chr. geschaffen worden. Die Oberfläche hat reich- liche Spuren der ursprünglichen Polychromie bewahrt. Man erkennt, daß Blau die Grundfarbe des Chitons war. Die Borten dieses Ge- wandes und des Mantels sind dankelrot. An den Haaren, den Schuhen

und dem Kruge haben sich Beste gelber Farbe erhalten.

Notizie d. scavi 1880 p. 188 f. Man vei^eiche die ebenfaills gut erhaltenen Beste der Bemsdung an der Apbroditestatue im nAchsten Gange mit der Museums- nummer 125.

1251 (66) Kopflose Statuette der Siegesgöttin.

Früher im Museo Kircheriano. Als Nike war dieses in seiner Einfachheit so reizvolle Figürchen durch die Flügel bezeichnet, deren Ansatzspuren sich im Bücken erhalten haben. Das Werkchen -^ zweifellos ein griechisches Origi- nal — stammt aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr.

1252 (68) Statue einer Adorantin.

Früher im Palazzo Sciarra. Ergänzt die Nase, der Hals mit den ent- sprechenden Teilen des Hlmation» beide Unterarme, die Füße und die Plinthe.

Die Figur gibt in harter sorgfältiger Arbeit den gleichen Typus

wieder, über den wir bereits unter n. 241 u. 1038 gehandelt haben.

Die Hände müßten erhoben und mit der Innenfläche dem Beschauer

zugewendet sein. Der Kopf gehört nicht zu der Statue; er ist ein

Porträt der Lucilla, der Gemahlin des Lucius Verus. Ursprünglich

war an der Statue der Mantel über den Hinterkopf gezogen.

Matz-Duhn zerstreute Bildw. in Bom I n. 1421.

1253 (237) Kopflose Statuette der Hygieia.

Sie war mitten durchgebrochen. Am Bruch ist allerlei geflickt.

Die Statuette gibt einen Typus der Heilgöttin wieder, der unter

dem Namen der Hygieia Hope bekannt ist. Näheres über ihn s.

unter n. 1341.

Jahrbuch d. arch. Inst. XIX 1904 p. 66.

Nordwestwand (Ala II).

In dieser Wand öffnen sich sechs Türen auf ehemalige Wohn- ungen der Kafthäusermönohe. Von diesen wird die erste (A) die Münzsammlung des Museums beherbergen, die zweite, fünfte und sechste (B, £, F) Sammlungen von gestempelten Bleiröhren, Ge*

60 DAS THERMENMUSEUM. 1264—1266.

Wichten und Tonstempeln; doch sind diese Abteilungen zurzeit noch nicht dem Publikum geöffnet. Die dritte und vierte Wohnung (C, D) enthalten interessante Inschriften, vor allem die Fragmente der Arvalakten, d. h. der Protokolle, die im Auftrags der Arval- bröderschaft über die von ihr vorgenommenen sakralen Funktionen aiifgenommen wurden (vgl. n. 1528 Anm.). Der Mittelpunkt dieser Brüderschaft war der von einem Haiae umgebene Tempel einer Acker- göttin» der Dea Dia, der auf dem rechten Tiberufer an der Westgrenze der römischen Feldmark fünf Miglien vor der Porta Portuensis lag. Das dreitägige Fest der Göttin fiel in den Monat Mai. Eine besonders bedeu- tungsvolle Handlung fand an dem zweiten Tage statt, nämlich ein Tanz» den die Arvalen in dem für das Volk verschlossenen Tempel der Göttin aufführten. Sie schürtzen ihre Toga praetezta auf (vgl. 883), nahmen Textbücher (Ubelli) zur Hand und skandierten» im Drei- schritt stampfend (tripodaverunt), das in den Textbüchern enthaltene uralte Lied, das uns in einem Protokolle aus dem Jahre 218 n. Chr. (in dem ersten der in der Behausung D zugänglichen Zimmer) er- halten ist und dessen Sinn für die Arvalen der Kaiserzeit gewiß ebenso unverständÜoh war, wie er es für die modernen Philologen ist. Ur- sprünglich scheint die Brüderschaft, vermutlich im Zusammenhange mit dem Feste der Dea Dia, auch den sühnenden Umgang um die römische Feldmark (lustratio agri), die Ambarvalia, vorgenommen zu haben. Dem Charakter der Korporation entsprechend war das Attribut ihrer Mitglieder der Ährenkranz (corona spicea. Vgl. n. 217). Das hohe Alter der Brüderschaft ergibt sich nicht nur aus der Sprache des Arvalliedes, sondern auch aus anderen Tatsachen, von denen ich nur zwei besonders schlagende anführe. Wir erfahren aus den Proto- kollen, daß, wenn es nötig wurde, ein eisernes Instrument in den der Dea Dia geheiligten Bezirk einzuführen, dies durch besondere Opfer (piacula) gesühnt werden mußte. Femer sind die Tongefäße, die bei den Aasgrabungen in diesem Bezirke gefunden wurden und offen- bar zu dem Kultusapparate der Arvalen gehörten, entweder einfach mit der Hand oder unter Beäiilfe eines ganz primitiven Surrogates für die Drehscheibe gearbeitet. Wir dürfen hieraus den Schluß ziehen, daß die Stiftung der Brüderschaft in eine Periode hinaufreicht, wäh- rend deren der Gebrauch eiserner Instrumente wie der Drehscheibe den Latinern noch unbekannt war.

Da die Literatur vor der Zeit des Augustus über die Arvalen schweigt, so scheint es, daß die Brüderschaft während der letzten Zeit der Republik entweder vollständig eingegangen war oder jegliche Be- deutung verloren hatte. Unter der Regierung des Augustus erwachte sie zu neuem Leben. Der Kaiser wurde selbst Arval und wirkte dahin, daß Mitglieder seiner eigenen wie überhaupt der vornehmen römischen Familien kooptiert wurden. Infolgedessen besorgte die Brüderschaft

DER HOF. 61

nicht mehr auseohließlioh den Kultus der Dea Dia> sondern wurde zugleich ein Organ des Eiuserkultus. Sie feierte die Geburtstage der Herrscher, legte Gelübde für deren Wohl ab, pflegte den Kultus der vergötterten Kaiser, deren Zahl im Jahre 183 sechzehn, 218 zwanzig betrug, and verrichtete mancherlei andere Funktionen ähnlicher Art. Außerdem ließen die Arvalen seit der Zeit des Augostus ihie Proto- kolle auf Marmorplatten einmeißeln und diese an oder in dem Tempel der Dea Dia anbringen. Die meisten erhaltenen Stücke wurden in der fünf Miglien vor der Porta Portese gelegenen Yigna Ceccarelli, die den größten Teil des Bezirkes der Dea Dia umfaßt» einige» die ver- schleppt worden waren, an verschiedenen anderen Stellen gefunden. Das älteste Stück datiert aus der Zeit des Augustus, dem Jahre- 21 V. Ohr. (in dem ersten Zimmer der Behausung 0 die erste Tafel an der 1. Wamd oben), das jüngste aus der Zeit des Gordianus III., dem Jahre 241 n. Ohr, (im ersten Zimmer der Behausung D). Die Protokolle sind so ausführlich, daß wir die Funktionen der Arvalen genauer kennen als die irgendwelcher anderen reUgiöseh Körperschaft. Der zylinderförmige, von einem kuppeiförmigen Aufsatze ge- krönte Gegenstand aus Travertin, der in dem^ ersten Zimmer der Behausung 0 aufgestellt ist, stammt aus der Vigna Ceccarelli und lag daselbst lange unbeachtet auf dem Hügel, der sich im Haine der Dea Dia erhob. Sein Beliefschmuck besteht unten aus Bukranien, die durch Girlanden verbunden sind, oben aus einer Schlange, die sich um die Kuppel des Aufsatzes wiadet. Die geläufige Annahme, daß dieser Gegenstand als Altar gedient habe, ist unzulässig, da ein Altar notwendig eine horizontale Oberfläche haben mußte. Viel- mehr haben wir darin ein Kultusmal des durch die Schlange sym- bolisierten Genius loci zu erkennen, dem von den. Arvalen, wie die Protokolle berichten,* bisweilen Schafe geopfert wurden.

Henzen acta Arvalium quae supersunt, Berol. 1874. CIL VI n. 2038 2119» n. 82888-~32398. Bphemeria epigiafioa VIII 1892 p. 316—350. Wedteres bei Mommsen Beden und Au&fttze p. 270 ff., Eoscher Lexikon d. gr. u. röm. M3rthologie 1 1 p. 964 ff. und Pauly-Wissowa Beal-Encyclopädie IV p. 1463 ff. Der angebliche Altar: Henzen scavi nel bosoo sacro dei fratelli Arvali T. V 6 p. IX, p. 106.

In dem größeren Nebenraum der Behausung D befinden sich noch einige besonders interessante Inschriften:

1254 (443) Travertinplatte (gefunden beim Bau des Finanzministeriums) mit einer Inschrift aus dem Jahre 115 v. Chr. (Arbeitsvertrag über Wiederherstellung der Via Caeoilia, einer südöstlichen Zweigstraße der Yia Salaria, verdungen durch den Censor L. Oaecilius Metellus).

Notizie d. scavi 1896 p. 87 ff. mit Abb. GJL VI 3824 u. 81603. Pauly-WlBsowa Seal-Bnojrklopftdie m p. 1213 n. 98 Z. 62ff.

1255(445) Ehrenlnsclurift des L. Inllns Yehilius Gratas Inllanns,

der zur Zeit des Kaisers Commodus nach glänzend absolvierter Lauf- bahn im Zivil- und MiÜtardienste und, nachdem er sich in Kriegen

62 DAS THERMENMUSEÜM. 1256-1263.

gegen die Parther, die Germanen und die Briten ausgezeiohnet hatte, Prätorianerpräfect geworden war, aber kurze Zeit, nachdem er diese Stellung angetreten hatte, im Jahre 189 n. Chr. auf Befehl des Kaisers ermordet wurde. Damals muß man sein Ehrendenkmal zer- stört und in den Tiber geworfen haben, aus dem die Inschrift i. J. 1 837 wieder herausgefischt worden ist. Sie berichtet unter anderm von Kämpfen gegen die Kostoboker (in der Inschrift sind sie Castabocae genannt). Den Einfall dieser barbarischen Völkerschaft in Griechen- land erwähnt Pausanias im 10. Buche seiner Periegese (34, 5) als zu seiner Zeit geschehen. Daraus ergibt sich ein terminus post quem für die Zeit, in der Pausanias sein Werk vollendete; alleiäings wird jener Einfall von einem Gelehrten in das Jahr 169, von einem anderen in die 2<eit kurz nach 175, von einem dritten in das Jahr 178/179 datiert. »

KotUie d. Boavi 1887 p. 536 If. Arcbäol.-epigr. Mitteil. aus. Österreich XIII 1890 p. 186ff. Jahrbücher für Philol. 1890 p. 375. Hitzig- Blümner Pausanias III p. 818 f. Eobert Pausanias als Schriftsteller p. 269.

1256 1258 Drei Säulehen aus Peperin (vom Paiatin), auf deren einer des Fertor Erresius, Königs der AequicoU, gedacht wird, dem die Legende die Institution des lus fetiale zuschrieb; auf den beiden anderen werden Gottheiten genannt Anabestae und Bemu- reina , deren Namen uns nur hier begegnen.

Pauly-Wissowa Keal-Encyclop&die I p. 597, 60ff. p. 2015, 47 ff. VI p. 2222, 29ff. p. 2259, 44 ff. Röscher mythol. Lexikon I p. 329, 64 ff. IV p. 74, 36 ff.

1259 Marmorplatte in Form der Schmalwand einer Truhe

für Brot und Mehl, wie sie heute noch bei der Landbevölkerung [taliens in Gebrauch sind. Die Platte stammt von dem Grabgebäude des Bäckermeisters 0. Vergilius Eurysaces (dicht vor Porta Maggiore), für dessen Frau Atistia der Inschrift zufolge dieses seltsame Grab- mal bestimmt war.

CJL I p. 222. Vgl. E. Caetani-Lovatelli passeggiate nella Borna antica p. 169.

In dem Gange:

1260 (12789) Statue einer sitzenden Göttin.

Früher im Falazzo Giustiniani. Ergänzt das r. Schienbein, die Füße und Kleinigkeiten. Der Eopf and beide Anne waren besonders gearbeitet und eingesetzt.

Auf einem Stuhle, dessen Beine abgebrochen sind, sitzt eine weih- Uche Gestalt mit vollen matronalen Formen, umhüllt mit Peplos und Mantel. Auffallend ist das Bestreben des Bildhauers, die Körper- formen, besonders die der Brust, durch die etwas überreich und kraus behandelte Gewandung sichtbar werden zu lassen. Die Art, wie das geschehen ist, und der monumentale Wuchs der Gestalt lassen uns auf ein attisches Original aus dem Ende des 5. Jahrhunderts v, Chr. schließen.

DER HOF. 63

Otaieria Giustini&ni I T. 4. Glarac 468, 882. BaUettino comunale XKZII 1004 p. öOff. Fig. 9—10.. Vgl. Matz-Duhn zeratr. Bildwerk, in Born I n. 607 (der Kopf, den die Statue früher trug, ist jetzt links neben ihr aufgestellt, da er von einem anderen Werke stammt).

1261 (103) Kopf des fagendliehen Asklepios.

Oefunden auf dem Falatln (die Angabe in der Ouida, dafl der Kopf aus dem Kircherianum stammt, ist irrtümlich; er ist auf einer alten Photographie des kleinen Museums auf dem Palatin deutlich zu er- kennen).

Dec Kopf ist als Asklepios an der starken Bolle kenntliob, die den üppigen Lookenkranz des Voiderkopfes und des Naokens ¥on den strenggesoheitelten Haaren des Hinterkopfes sondert. Das Ge- sicht ist mit lebendigem Ausdruck leioht zur r. Schulter gewendet. Augenscheinlich liegt ein nicht reisdoses Bronzcoriginal des 4. Jahr- hunderts V. Chr. zugrunde, interessant schon wegen der Seltenheit jugendlicher Asklepiostypen, zumal aus einer Zeit, in der, wie uns überliefert ist, Skopas und Timotheos den Gott unbärtig gebildet haben, auch Kaiamis, wenn wir annehmen, daß es eiaen jüngeren Künstler dieses Namens gegeben hat (vgl. n. 6). Unser Interesse wächst, wenn wir erfahren, daß unter den römischen Antiken außer einer Wiederholung (im 15. Zimmer des lateranischen Museums) auch ein verwandter Tjrpus in drei Exemplaren vertreten ist, deren bestes sich in Villa Albani befindet (n. 1822), zumal es nicht unwahrscheinlich ist, daß wir auch in diesem T3^us einen jugendlichen Asklepios zu erkennen haben. Freilich gibt sich die Verwandsohaft nur in der sehr eigenartigen Haarbehandlung hie und da stimmen Locke für Locke überein und der charakteristischen dreieckigen Form der Stam zu erkennen, während die Gesichtszüge beider Typen stark voneinander abweichen. Spatere Studien werden vielleicht dazu gelangen, dieses seltsame Verhältnis zwischen beiden Schöpfungen zu erklären. Zu ihnen hat sich seit kurzem auch das Oberteil einer Statue gesellt, abermals einer Darstelhing des jugendlichen Asklepios, das bei den englischen Ausgrabungen in Sparta zutage trat; leider hau* delt es sich auch dort nur um eine ziemlich spate Kopie römischer Zeit«

Jahreshefte d. österr. arch. Inst. XI 1908 p. 111 ff. Abb. 16, 17 (ebenda Abb. 18 die Kopie im Lateran). Vgl. Ausonia III 1008 p. 114. Das Statuenfragment in Sparta: Annual of the Brit. school at Athens XII 100&--d p. 485 f. Fig. 2.

1262 (112) Kopf der Athena.

Vormals im M useo Xurcheriano. Ergänzt die Spitzen des Helmvisiers, die Nase, Splitter an der Lippe.

Der Kopf ist eine hart gearbeitete Wiederholung des Kopfes

der Minerva Giustiniani (n. 38 und 782). Furtwängler Meisterwerke p. 593 Anm. 2.

1263 (114) Fragment eines Marmorgebilks.

flefttnden im tog. Stadium auf dem Palatin. Der Fries ist mit einer tragischen Maske, Lorbeerzweigen und einem Vogel in Hochrelief verziert. Aus der leichten Biegung im horizon-

64 DAS THERM ENMÜSEÜM. 1264-1267.

talen Sinne erkennt man, daß das Gebälk von einem Gebäude mit gerundetem Grundriß stammen muß. Auf einem anderen Fragmente gleicher Provenienz, das bereits im 16. Jahrhundert zuta^ ge- kommen war, ist an Stelle der Maske eine Lyra dargestellt. Augen- scheinlieh haben beide Fragmente zu einem kleinen Bundbau gehört, den eine Ausgrabung um 1545 inmitten des Peristyls des Flavier- palastes bloßgelegt hatte. NatürHch kann es sich da in keinem Falle um den Tempel des ApoUon gehandelt haben, wie die ersten Aus- gräber nach den Ornamenten des Frieses geschlossen hatten, eben- sowenig um das Sacellum der Vesta auf dem Palatin oder seinen Säulenhof. Die Auswahl der Ornamente erklärt sich leicht bei einem Gebäude, das mit dem Paläste des Augustus in Verbindung stand ; war doch Apollo der Schutzgott der Kaiserwofanung.

Monum. d. Lincei V p. 79 Fig. 85. Vgl. Bullettino oomonale XI 1883 p. 201 f. T. XVII/XVIII 4. £öm. Mittel. X 1895 p. 28ff. Jordan-Hülsen Togogtapbie d. Stadt Bom I 3 p. 76 Anm. 90.

1264 (520) Marmorwerk, eine antike Bühne (Skene) darstellend.

Das eigenartige Marmorwerk vielleicht ein Baumodell, das als Anathem des Architekten geweiht war, stellt eine Bühnen- wand mit den drei obligaten Türen dar und deutet den vor ihr liegen- den Platz, auf dem sich die Schauspieler bewegten, durch die unten vortretende Leiste an. Die viereckigen tischen zwischen den Türen werden bestimmt gewesen sein, mit gemalten Tafeln gefüllt zu werden. Das kleine Denkmal gibt uns einen Begriff von der spät- hellenistischen und früh-römischen Bühne. Vgl. n. 1481.

Notiüe d. Bcavl 189« p. 67 ff. Döipfeld-Breisch das griechiBche Theater p. 333 f. Fig. 84. Jahreshefte d. österr. arch. Inst. V 1902 p. 188 ff. Fig. 53—55.

Man beachte und vergleiche die beiden Torsen Museumsnummer 652, 653; der eine stammt von einer Wiederholung der Statue, die uns durch die Kopie des Stephanos in Villa Albani (n. 1846) am bekanntesten ist, der andere von einer polykletisohen Knabenstatue,

1265 (47808) Vorderseite eines Altars der Lares Augustl.

Gefunden auf der Tiber-Jnsel.

Vgl. n. 901, 1040 und 1528 Anm.

CIL VI 446.

1266 (1023) Pfeiler mit Inschrift.

Die Fragmente, aus denen dieser Pfeiler wieder zusammengesetzt werden konnte, wurden, in eine Mauer verbaut, am äußersten Bande des Marsfeldes bei S. Oioyanni dei Fiorentini gefanden, in der Gegend, die im Altertum Tarentum hieß.

Die Inschrift gibt den Bechenschaftsberioht über die Sakolar- feier der Stadt Bom wieder, die der Kaiser Augustus i. J. 17 v. Chr. abgehalten hatte. Der Pfeiler» in den die Inschrift eingegraben ist» war an ebendem Orte, an dem die Fragmente gefunden wurden, aufgestellt.

. DER HOF. 65

da in diesem Teil des Marsfeldes die mit der geAaDnten Feier verbun» denen Spiele stattgefunden hatten* Das Aktenstück» so trümmerhaft «8 überliefert ist, wirft ein interessantes Schlaglioht auf die Weise, in der Augustos unter möglichster Schonung der republikanischen Formen jenes Fest dazu benutzte, um der yon ihm neu eingeführten Staatsordnung eine religiöse Weihe 2su geben. Die Feier wurde von dem Kollegium der quindecimviri saoris faciundis geleitet« Da Au- gustns und sein Beichsverweser Agrippa Mitglieder dieses Kollegiums waren» so hatte es nichts Anstößiges,wenn sie bei der Feier allenthalben in den Vordergrund traten. Gewisse Gebete, die zum Teil von Augustos vorgesprochen wurden, erinnern auffällig an die von den modernen Monarchien vorgeschriebenen Kirchengebete. Man betete für das Wohl des römischen Volkes, für dessen Legionen offenbar eine von dem nunmehrigen obersten Kriegsherrn eingeführte Neuerung , für die quindecimviri, unter denen Augustos einbegriffen war» für deren Verwandte und Diener. Selbst ein ganz kurzer Auszug aus dem Festprogramme würde zu weit führen. Es sei hier nor darauf hin- gewiesen, daß darin auch de& Carmen saecolare gedacht wird, das Horaz für die Feier verfaßte. Es wurde am dritten Tage des Festes, am 3. Juni des Jahres 1 7 v. Chr., auf dem Palatin, nachdem daselbst dem Apoll und der Diana ein unblutiges Opfer dargebracht worden war, von siebenundzwanzig Knaben und siebenundzwanzig Mädchen gesungen und danach auf dem Kapitol wiederholt. Man liest in der zwanzigsten Zeile von unten

Carmen composuit Q. Horatius Flacous.

Die Fragmente des anderen Pfeilers, der an der rechts an- stoßenden Wand wieder aufgebaut worden ist, wurden gleichzeitig und an derselben Stelle gefunden wie die augusteischen. Die Inschrif- ten dieses Pfeilers enthalten das Programm des unter Septimius Seve- rus 204 n. Chr. gefeierten Säkularfestes.

Monmnenti pubbl. dalla r. Acc. dei Lincei I fasc. 3 (1801) p. 617 672. Ephe- meris epigiaphica YIII 1892 p. 22&— 309. Diehl inscr. latinae n. 9, 10. Vgl. Mommsen in der Wochenschrift „Die Nation" 1891 p. 161 163.

1267 (171) Mosiiik, Nillandschaft.

Gefunden 1868 auf dem Aventin bei S. Saba in der Vigna Macca- rani, heute Torlonia. Vormals im Museo Ktrcheriano.

Es sind Anzeichen vorhanden, daß sich in Ägypten anter der Herrschaft der Ptolemäer eine Landschaftsmalerei entwickelte, die den Nil und seine Umgebungen darstellte und Pygmäen als Staffage- figuren verwendete. Mit den zahlreichen Kultureinflüssen, die Alezandreia nach dem Westen ausstrahlte, fand diese Kunstgattang auch in Italien Eingang. Das Interesse, das man ihr in Rom ent- gegenbrachte, mag im besonderen dadurch gefördert worden sein, daß das alte Wunderland Ägypten, seitdem es durch die Siege des

Heibig: FOhrer. II. 3. Aufl. 5

66 DAS THERMENMüSEÜM. 1268—1269.

Ootavian dem römisoben Reiche einverleibt worden war, ein beliebtes Reiseziel der gebildeten Römer wurde. So begegnen wir seit dem Beginn der Kaiserzeit in den römischen Häusern häufig Wandge- mälden und Mosaikfußböden, die Nillandsohaften darstellen.

Unser Mosaik zeigt links im Hintergrunde eine Mauer, über die eine Palme und zwei hohe viereckige Türme emporragen. Vielleicht soD hierdurch eine von einer Mauer umgebene Villenanlage vergegen- wärtigt werden; denn wir wissen, daß während der Kaiserzeit in den Villen vielfach Türme angebracht wurden, die eine weite Aussicht gewährten. Rechts liegt, von Palmen beschattet, ein Qartenhaus ägyptisch-hellenistischen Stils« Vor diesen Gebäuden fließt der ^il, aus dessen Gewässer Schilf Stengel, Papyrusstaaden und Lotuspflanzen emporragen. Ein Hippopotamos schreitet darin auf einen Nachen los, in dem sich zwei I^gmäenweibchen befinden, während von oben zwei Pygmäen mit geschwungenen Speeren auf das Ungeheuer zu- eilen. Ein dritter Pygmäe schreitet unterhalb des Hippopotiimos ein- her, auch dieser mit einem Speer in der Rechten. Anstatt der Schilde bedienen sich diese drei Pygmäen der Oberstücke tönerner Ampho- ren, durch die sie die 1. Arme durchgesteckt haben. Rechts unten sieht man ein zweites Hippopotamos und links ihm gegenüber ein Krokodil mit aufgesperrtem Rachen, das bereit scheint^ mit jenem den Kampf zu beginnen. Oberhalb des Hippopotamos schreitet ein Pygmäe, der in jeder Hand zwei gelbe Stäbchen hält, nach rechts, eine Figur, deren Beziehung zu den übrigen nicht mit der er- wünschten Klarheit hervortritt. Über der Landschaft schweben zahl- reiche Vögel. Die Felder, in die der Rahmen des Bildes eingeteilt ist, sind mit Gruppen von szenischen Masken und Vögeln ausgefüllt.

Bau. dell' Inst. 1870 p. 80. De Baggiero Gatalogo del MuBeo Kiicheriano I (Borna 1878) p. 265 D. 1. Bömische Mitteilungen VII 1802 p. 337. Jahrbuch d. arcb. Inst. XXVI 1011 p. 8 Anm. 7. Über die ägyptische Landschaftsmalerei: Heibig Unter- suchungen über die campanische Wandmalerei p. 101, p. 802—303. Lombroso l'Egitto al tempo dei Oreci e dei Bomani 2. ed. p. 11 ff. Böm. Mitteil. XXVI 1911 p. 55 ff. p. 78 ff. p. 127 ff. (Bostowzew). Über die Beisen nach Ägypten: Friedländer Dar- stellungen aus d. Sittengeschichte Borns 11^ p. 02 f., p. 124ff. Über die in den römischen Villen angebrachten Türme: Heibig a. a. O. p. 107. Man vergleiche die Masken] in der Umrahmung des Mosaikbodens^im Lateran n. 1231.

Nordostwand (Ala III).

Auf der Brüstung nach dem Garten zu: 1268 (656) Statuenfragment.

Gefunden auf dem Falatin.

Erhalten ist das r. Bein einer Jünglingsfigar, daneben ein Stamm,

an dem ein Köcher aufgehängt ist. Das Fragment stammt von einer

guten Wiederholung des sog. Apollon auf dem Omphalos und ist

insofern wichtig, als durch den Köcher, eine Zutat des Kopisten, die

DER nOF. 67

Bedeutung der Statue als ApoUon gegen abweichende Erklärungen be- stätigt wird.

Journal of bell. stud. XXVI 1906 p. 278 ff. Abhandl. d. phil.-hist. Klasse d. a&chs. Gesellsch. d. Wias. XXV, IV 1907 p. 66.

An der Wand; .1269 (907) Medeiasarkophag.

Er war bereits gegen Ende des 16. Jahrhunderts in Eom bekannt. Hierüber und über seine weiteren Schicksale vgl. Bobert die ant. Sarko- phagrelie& II p. 215.

Ijinks sieht man, wie die Blinder des lason und der Medeia der Braut des lason, Glauke oder Kreusa, die verhängnisvollen Geschenke darbringen, die den Tod der Jungfrau zur Folge hatten. Die Szene erscheint ähnlich behandelt wie auf dem vatikanischen Fragmente n. 318. Doch ist am 1. Ende der Platte die Figur des lason beigefügt, der die Knaben offenbar seiner Braut zugeführt hat. Die rechts fol- gende Szene zeigt die todbringende Wirkung jenBr Geschenke. Von wildem Schmerze gepeinigt, springt die Braut von einer A^ Podium herab, hinter dem eine Kline steht (gemeint ist vielleicht das Ehe- lager). Ihr Vater Kreon blickt ihr verzweifelt nach, mit der R. in seinen Haaren wühlend und den 1. Arm vorstreckend. Hinter ihm stehen zwei Trabanten; vor dem linken liegt auf dem Boden sein Helm. Es folgt eine Szene, die darstellt, wie sich Medeia zum Morde ihrer Kinder anschickt. Die zugehörigen Figuren haben stark ge- litten, lassen sich aber mit Hilfe anderer besser erhaltener Sarkophag- reliefs ergänzen. Medeia hält in der R. das blanke Schwert, in der L. die Scheide. Die vor ihr befindlichen Knaben sind sich der Gefahr, die ihnen droht, nicht bewußt, sondern streiten sich arglos um einen Ball. Der vordere Knabe springt, um seinem um verfolgenden Bru- der zu entgehen, über eine jener Walzen, deren sich die Alten zur Ebe- nung des Bodens bedienten (vgl. n. 1924), und hält den Ball mit beiden Händen weit von sich ab, während der andere beide Hände auf die Schultern des Bruders legt, um ihn festzuhalten. Am r. Ende der Platte sieht man Medeia, wie sie ihren Drachenwagen besteigt, um dar- aaf das Weite za suchen^ Sie hat den einen der getöteten Knaben über die Schulter geworfen; die andere Leiche, von der nur das 1. Bein und der r. Fuß sichtbar sind, liegt im Wagenkasten. Vor dem Ge- spann ist die Personifikation der Erde (Gaia, Tellus) gelagert, die ihre R. mit einer bedauernden Geberde erhebt. Die 1. Schmalseite ist mit zwei Figuren verziert, die in verständnisloser Weise aus einer auf eiDem anderen Sarkophage angebrachten, die Hochzeit des lason mit Glauke oder Kreusa darstellenden Komposition herausgelöst sind, lason libiert über einen brennenden Altar in Gegenwart eines Opfer- dieners (camillus. Vgl. n. 957), der eine Mulde mit Opfergaben hält. Das ReUef der r. Schmalseite zeigt zwei in einer Unterredung begrif-

68 DAS THERMENMÜSEUM, 1270—1273.

fene Jünglinge, eine Szene, für die eine befriedigende Erklärong noch nicht gefunden ist und die man versuchsweise auf eine Episode aus dem Argonautenmythos bezogen hat.

Bobert die antiken Sarkophag-Beliefs 11 T. LXV 201— 201b p. 215 f. Boscher mythologisches Lexikon II p. 2508 n. 2. Links von dem eben beschriebenen Sarko- phage steht ein anderer mit einer nur in Einzelheiten abweichenden DarsteUung des gleichen Mythus (Museumsnunmer 222; ehemals in dem Hofe d^ Begia Calcografla). Zu beo^erken ist die Beliefdarstellung auf dem Podium, auf das Kreon den 1. Fuß ge« setzt hat; da sehen wir Jason, wie er zwei der feuerschnaubenden Stiere b&ndigt; in der Szene des Slindermordes steht neben Medeia die Wärterin der Kinder (Bobert a. a. O. n. 199; Boscher a. a. O. n. 4).

1270 Deckel eines Sarkophages in Form einer Eline.

Ehemals im Palazzo Bondinini. Die Köpfe des Mannes und der Büste, sowie die L. des Mannes und Teile des Lagers waren abgebrochen. Ergänzt die Nase des Mannes, das Kinn der Büste (ihre Nase war ergänzt), Stücke am Halse des Mannes und der Büste, Kleinigkeiten am Lager.

Der Verstorbene ruht auf der Kline und hält im Schoß eine kleine weibliche Büste, ayf die er mit ernsten Mienen niederblickt. Zweifel- los ist es die. Büste seiner Gattin und derselben Julia Attica, deren Asche in der umenartigen Höhlung des hochgeführten Teiles der Rückenlehne geborgen war, wie uns die Inschrift auf ihrem Deckel meldet, während der Gatte selbst un verbrannt in dem Sarkophage bei- gesetzt war. Das Monument ist also ein interessanter Zeuge für das gleichberechtigte Nebeneinanderbestehen beider Begräbnisarten. Die Büste ist augenscheinlich aus leichtem Stoffe gedacht; wir haben in ihr eine jener Wachsbüsten zu erkennen, die nach dem Ableben einer Person gefertigt und in eigenen hölzernen Tempelchen im römischen Hause aufbewahrt wurden (vgl. n. 1195, 1196 und 1862). Nach der Frisur der Büste und ihrer Form zu schließen, ist der Sarkophagdeckel in der Zeit der Flavier gearbeitet worden.

CIL VI 20383.

1271 (203) Vorderseite eines Sarkophages.

Gefunden an der Via Appia. Vier spiralförmig kanellierte Säulen teilen die Fläche. In dem mitt- leren Intercolumnium wird ein römisches Miepaar von der Juno Pro- nuba im Beisein des kleinen Hymenaeus kopuliert. B. und 1. stürmen die Dioskuren nach vorne, der 1. über den ruhenden Ooeanus, der r. über die gelagerte Tellus. Sie erscheinen auf römischen Sarkophagen oft als Symbole der Liebe, die der Tod nicht brechen kann, und des ewi- gen Wechsels zwischen Leben und Sterben. Man wählte sie wohl auch deshalb gerne, weil sie die SohutzgÖtter der römischen Ritterschaft waren. Im Verein mit Oceanus und Tellus repräsentieren sie außer- dem hier den ganzen Umkreis der Natur: Himmel, Meer und Erde, Der Sarkophag stammt aus antoninischer Zeit; in handwerksmäßiger Ausführung gibt er ein Beispiel der gleichen Stilentwickelung, wie wir sie in höchster technischer Bravour an n. 1249 gefunden haben. Zu der

DER HOF. 69

architektonischen Gliederung der Platte vgl. n. 146 und 150, die beide

einer späteren Zeit angehören.

Rom. Mitteflungen XV 1906 p. 323ff. Fig. 1. Vgl. Furtwilngler Meisterwerke p. 136 Anm. 1.

1272 (184) Sarkophag mit griechischer Inschrift.

Gefanden in Ostia. Wie die Inschrift meldet, hat ein Ehepaar, Lucius Atilius Artemas und Claudia Apphias, diesen Sarkophag seinem Freunde Titus Fabius Trophimas gestiftet, mit dem es das ganze Leben geteilt hatte. Das 1. Belief zeigt uns die beiden Männer an der Arbeit: der eine ist da- mit beschäftigt, einen Schuh zu fertigen, der andere einen Faden aus einem aufgehängten Ballen zu ziehen und um ein spindelartiges Stöb- ehen zu wickeln. Neben dem Schuster steht ein Schrank, auf dem wir oben zwei Paar Leisten oder fertige Stiefel bemerken. Das r. Belief zeigt beide Freunde augenscheinlich sind doch dieselben gemeint tanzend zum Klange eines Tamburins, das der eine von ihnen schlägt, während der andere er ist zum Unterschiede von dem ersten, der eine lose hängende Tunika trägt, nur mit einem Schurz umgürtet in jeder Hand ein Paar Doppelflöten hält; zwischen ihnen liegt auf einem würfelförmigen Untersatz ein länglicher Gegenstand von der Gestalt eines Kastens und darauf wieder eine Flöte. Man hat aus der gemessenen Bewegungsart der Beiden wohl mit Becht geschlossen, daß sie einen religiösen Tanz aufführen.

Kaibel inscr. gr. Sic. et Italiae n. 929. Man vergleiche Kaibel n. 930, eine eben- falls in Ostia gefundene Inschrift, die augenscheinlich von dem gleichen Lucius Atilius Artamas zum Andenli:en an sein Weib Claudia Appbias und eine andere Frau, vielleicht seine Mutter, gestiftet ist. Sie ist noch überschwenglicher als die des Sarkophages und höchst ergötzlich durch ihren ganz konfusen, planlos zusammengelesenen Inhalt.

1273 (40799) Sarkophag eines hohen Beamten der Annona.

Gefunden i. J. 1877 in der Vigna Aquari vor Porta Latina. Der obere Band ist stark besch&digt, und der Deckel war sehr roh mit Eisenklammem befestigt, die verschiedene Löcher in den Köpfen der Figuren hinter- lassen haben. Beides läßt darauf schließen, daß der Sarköpliag zweimal verwendet wurde.

In der Mitte sehen wir, wie auf n, 1271, ein Ehepaar von der Juno Pronuha verbimden; Mann und Frau reichen einander die Rechte (dextrarum iunctio). Zu Füßen des Mannes, der an der Art seiner Stiefel als Angehöriger des Bitterstandes kenntlich ist, liegt im Hinter- grunde ein Bündel Schriftrollen, mit dem man wohl auf seine amt- lichen Würden anspielen wollte (für den Ehe vertrag hätte eine Bolle genügt) ; außerdem ist er durch einen bärtigen Begleiter ausgezeichnet, der zwar ebenfalls die Toga trägt, dessen Kopf aber nicht porträthaft gestaltet ist. In ihnn haben wir wahrscheinlich eine Personifikation des Senatus zu erkennen, die uns über den hohen Bang der Haupt- person aufklären soll (vgl. n, 146). B. und 1. von dieser Gruppe stehen je zwei weibliche Figuren, von denen die am meisten rechts befindliche

70 i^AS THERMENMÜSEÜM. 1274.

durch die Elefantenexu vien auf ihrefti Kopfe deutlich als Africa charak- terisiert ist; sie hält einen Strauß von Ähren über einen schon gefüllten Getreidesoheffel zum Zeichen dafür, daß sie es ist» die den Inhalt des Scheffels spendet. Augenscheinlich war sie am oberen Bande auch inschriftlich bezeichnet; man erkennt jetzt noch deutlich ein A, wäh- rend man in früheren Zeiten weiter links auch noch ein F hat konsta- tieren können. In der Figur links von ihr mit den Attributen der Fortuna hat man eine Personifikation der Insel Sizilien, mit größerem Rechte aber die der Annona erkannt» jener Einrichtung» die Rom und das Reich mit ausreichenden Getreidesendungen zu versehen hatte. Am L Ende sehen wir eine Figur, die durch ein Schiff, das hinter ihr auf Wellen angegeben ist, und den Leuchtturm auf ihrer Rechten deutlich als Hafenstadt charakterisiert ist. Man hat in ihr eine Per- sonifikation des Portus Traiani, neuerdings Alexandreia oder eine Personifikation der Insel Pharos erkennen wollen» aber die Reste der Inschrift am oberen Rande ein R und rechts davon der oberste Teil eines weiter links eine Spur von dem senkrechten Striche eines P zwingen uns» an der früher gegebenen Deutung festzuhalten« Für die an der Turmkrone kenntliche Stadtgöttin neben Portus» die eben- falls mit Schiffahrt zu tun hat, wie uns das Ruder in ihrem 1. Arme lehrt, können demnach nur zwei Namen in Frage kommen, die man beide für sie vorgeschlagen bat: Puteoli oder Ostia. Die Form des Ruders dürfte kaum dafür ausreichen, uns für Ostia zu entscheiden man hatte gemeint, es sei ein Ruder, das nur für die Flußschiffahrt tauglich sei , eher dürfte man geneigt sein, wegen des Täfelohens, das die Figur so bedeutungsvoll mit der Rechten erhebt, Ostia den Vorzug zu geben. Es ist eine Rechentafel und läßt darauf schließen, daß in dieser Stadt eine Behörde ihren Sitz hatte, die über die finan- zielle Seite der Annona zu wachen hatte; eine solche Einrichtung die ratio Annonae, ist uns aber nur für Ostia bekannt (vgl. auch CIL VI 8450). Za beachten ist, daß sich auf einer Münze des Anto- ninus Pius eine Figur der Annona findet, die mit der eben betrachte- ten auf dem Sarkophage vollkommen übereinstimmt; nur fehlt ihr die Turmkrone» die für die Figur auf dem Sarkophage jede andere Deutung als die auf eine Stadtgöttin ausschließt, und sie hält im 1. Arme ein Steuerruder; neben sich hat sie Schiff und Scheffel und einen Leuchtturm, der mit dem auf der Hand des Portus vollkommen übereinstimmt. Man sieht, aus welchem Kreise die Typen des Sar- kophagarbeiters stammen, und daß man seine Arbeit mit Unrecht dem griechischen Osten hat zuschreiben wollen. Der Sarkophag stammt, nach der Frisur der Frau, der Togatracht und dem Porträt- typus des Mannes aus der Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. Man beachte die vielen Spuren lebhafter Bemalung; das ganze Parapetas- ma, das sich im Hintergrunde ausbreitet, war golden gefärbt und

DER HOF. 71

muß eine ähnliche Wirkung gehabt haben wie der Goldgrund später

Mosaiken.

BuUettino comuuale V 1877 T. XVIII p. 150ff. Bull. d. Inst. 1878 p. «6f. Mats- Diihn zerstr. Bildw. in Born IT n. 3095. Brunn kl. Schriften I p. 63 ff. Abb. 19 (Sitzongs- ber. d. bayer. Akad. d. Wissensch., philos.-hist. Elaase, 1881 11 p. 119ff.>. Boflcbcr mythol. Lexikon I p. 361, 47 ff. Jahreshefte d. österr. arch. Inst. V 1902 p. 181 f. Fig. 62. Thiersch Pharos p. 17 Abb. 14. Bollettino d'arte HI 1909 VIII p. 8ff. Fig. 3 (Fig. 6 reproduziert die oben angeführte Münze des Antoninns Fius). Für die Gestalt des Leuchtturms von Ostia vgl. die bei Thiersch a. a. O. übersehenen Bleitesseren: Bostow- zew tesserarum urbis Bomae et suburbi plumb. sylloge n. 60 ff. Fig. 1, 2. Notizie d. scavi 1910 p. 653 Fig. 2. Über den Annona-Tyus s. zuletzt W. Köhler Personifika- tionen abstrakter Begriffe auf röm. Münzen (Königsberg i. Fr. 1910) p. 43ff. Über die Stiefel der Bitter vgl. Petersen Ära Pacis Augustae (Sonderschriften d. österr. arch. Inst, n) p. 8&fL

Auf der Brüstung nach dem Garten zu:

1274 (662) Marmorwerk mit sieben Nischen auf der Vorderseite und einer Inschrift auf der Bückseite«

Gefunden im September 1867 an der Piazza S. Silvestro. Das Monument ist der Inschrift zufolge sie ist abgesehen von der Namensangabe des Weihenden in Hexametern verfaßt eine Stiftung des Tamesius Augentius Olympius« Sein Großvater Nonius Viotor Olympius hatte dem Sonnengott einen Tempel geweiht; der Neue richtete ihm heihge Grotten ein, and die Inschrift betont dabei, daß er diese Leistung einzig mit seinem Privatvermögen ermögUcht habe, ohne die öffentlichen Mittel des Staates dafür in Anspruch zu nehmen. Wir kennen diesen Großvater aus anderen Inschriften, die an demselben Ort zutage kamen, und wissen, daß er unter den Mithras- gläubigenden Bang des pater patrum eingenommen hat. Augenschein- lich war also der Sonnengott, dem er denTempel geweiht und dem sodann der Stifter unseres Monumentes Grotten eingerichtet, kein anderer als der Sol invictus Mithras, der era Heiligtum gerade in der Gegend, in der die Inschriften zutage kamen, im Anschluß an den Aure- lianischen Tempel des Sol besessen hat. Nonius Victor bekleidete die Würde des pater patrum in den Jahren 357 362 n. Chr. Damals wird er den Tempel geweiht haben, der aller Wahrscheinlichkeit nach i. J. 377 auf Betreiben des Stadtpräfekten Gracchus zerstört wurde. Danach, jedenfalls aber erst nach 382, dem Jahre, in dem auf Ver- anlassung des Gratianus Augustus den heidnischen Kulten die Staats- Bubventionen entzogen wurden, und vor den Jahren 391 und 392, in denen die heidnischen Kulte endgültig beseitigt wurden, muß Tamesius Augentius jene Grotten eingerichtet und auch unser Mo- nument gestiftet haben. In den Nischen der Vorderseite, die nicht alle gleich gestaltet sind und unter denen sich die mittelste als die weilaräumigste auszeichnet, haben Statuetten gestanden, wie wir aus den Zapfenlöchern im Boden schließen können. Man hat gemeint, dieee Statuetten hatten sich auf die sieben Grade der Mithrasweihe bezogen. Wahrscheinlicher aber ist es, daß hier die sieben Planeten-

72 I>AS THERMENMÜSEÜM. 1275—1280.

götter dargestellt waren und daß in der mittelsten Hauptnische der Sonnengott stand, zumal in der Inschrift hervorgehoben wird, daß Noniiis Victor oaelo devotos et astris gewesen sei. Es scheint bis jetzt übersehen zu sein, daß auf der rechten Nebenseite ein ^, auf der linken ein nach links gerichtetes eingegraben ist.

Bullettino d. Inst. 186S p. 90lf. CIL VI 754. Cnmont textes et moniim. relatifs snx myst. de BCithra I p. 354 n. 17; II p. 94 n. 13; p. 196 n. 9. Vgl. Kiepert-Hülsen Forma Urbis Bomae p. 66.

1275 (52397) Fragmentierter Kopt des Diwnedes.

Der Kopf stammt von einer sehr guten Replik des Diomedes- typus, den wir unter n. 1027 und 1244 besprochen haben.

Am Ende des Ganges sind einige altchristliche Sarkophage aufgestellt, darunter der figurenreiche eines Marcus Claudianus vir perfectissimus (Museumsnummer 455). Es ist interessant, wie stark die jugendUchen Typen der Köpfe hier noch an die eines erheblich älteren heidnischen Sarkophages erinnern, der weiter links aufgestellt ist (Mu- seumsn. 407 ; Dionysos und Genien der Jahreszeiten). Auf dem zwischen diesen beiden stehenden Sarkophage (Museumsn. 23893) beachte man die flgur der Grans mit dem Gestos, wie wir ihn bei der Statue n. 1252 und den entsprechenden Figuren vorausgesetzt haben.

1276 Großes Fragment Ton der Umfassungsmauer der Ära

Paois Augustae«

Vgl. die Ausführungen zu n. 1523.

Notizle d. scavi 1908 p. 5661 Fig. 12.

Südostwand (Ala IV).

1277 Weibliche Kolossalstatue.

Ehemals im Falazzo Sciarra. Die Statue ist ein technisch geschicktes Werk des 2. nachchrist- lichen Jahrhunderts, dem ein hellenistisches Vorbild zugrunde liegt. Das Profil der Plinthe kehrt bei n. 1308 wieder.

1278 (129) Kopflose weibliehe Statue.

Ehemals im Oastel S. Angelo. Trotz der schlechten Erhaltung erkennt man deutlich eine ori- ginale griechische Arbeit. Die Figur repräsentiert für uns den ältesten Versuch, ein weibUohes Wesen im schlichten Peplos darzustellen, wie es dem strengen Geiste der griechischen Kunst im zweiten Viertel des 5. Jahrhunderts v. Chr. entsprach, recht im Gegensatze zu der über- mäßig zierlichen Art, mit der weibUche Wesen bis zur Epoche der Perserkriege in der mannigfaltigen ionischen Gewandimg dargestellt wurden. Augenscheinlich ist dieser Typus von peloponnesisohen Künstiem geschaffen worden (die nächsten Verwandten dieser Mar-

DER HOF. 73

morfigur sind zwei Bronzestatuetten aus Kalavryta und Tegea, und einige Terrakottafiguren aus dem Heraion von Tiryns). Eine sehr verwandte» leider auch kopflose und noch mehr zerstörte Statue, die in der Nahe des Castello gefunden wurde, befindet sich in den Magazinen des Museums. Vgl. n. 1287.

Borgatti Castel S. Angelo T. 34 Fig. 61 unten. Vgl. Bullettino oomunale XXIX 1901 p. 79ff. Die beiden Bionzestatuetten sind abgebildet bei S. Beinach r^pert. de la Etat, n 2 p. 643 n. 2 und 8 (dort weitere Zitate), die Terrakottafiguien in dem von dem dentich. arcb. Institut herausgegebenen Werke Tiryns (Athen 1012) I T. X.

1279 Männlicher Kopf.

Gefunden in Tivoli in den Ruinen eines Quadriporticus, der eu dem Tempel des Hercules Victor gehört haben mofi.

Der schöne Kopf geht augenscheinlich auf ein Original der früh- hellenistisohen Zeit zurück. Sehr eigentümlich sind die Haare be- handelt: über die kurzen LoOken, die den ganzen Schädel bedecken, f aUen von der Höhe des Scheitels einige lange, dicke, wollige Strähnen. Eine Erklärung oder Parallele dafür hat sich bisher nicht finden lassen. In den Haaren bemerkt man zudem eine doppelte Reibe von Löchern für die Stifte eines starken metallenen Knüizes. Da man an der gleichen Stelle eine Ehrenbasis des berühmten Pantomimen L. AureUus Apolaustus Memphius aus der Zeit des Gommodus ge- funden hatte, glaubte man in dem Kopfe seiner seltsamen Haartracht wegen zunächst ein Porträt dieses Bühnenhelden zu besitzen (die Basis ist in dem Garten auf dieser Seite an der 1. Ecke der Monu- mentenreihe dem Eingang gegenüber aufgestellt). Eine Widerlegung dieser Hypothese ist überflüssig; aber auch die an sich wahrschein- liche Ansicht, daß der Kopf von einer Statue des Herakles stamme, muß für unsicher gelten, solange es nicht gelungen ist, eine Erklärung für die ungewöhnliche Haartracht zu finden.

1280 Überlebensgrofie Statue eines Togatus.

Ehemals im Falazzo Foli. Ergänzt die Käse, Teile des Halses und die 1. Hand.

Die Statue verdient unsere Aufmerksamkeit nur wegen des Nebenwerkes. Als Stütze des r. Beines fungiert ein Kasten für Schriftrollen (oapsa), auf dessen Deckel ein Bündel von vier solchen Bollen Hegt. Auf Bollen und Kasten ist folgende Inschrift ange- bracht: constitutiones corporis munimenta. Der Dargestellte war also mit der Verwaltung einer Sozietät (corpus) betraut, und in den Rollen haben wir uns die Akten dieser Gesellschaft vorzustellen. Das Fragment einer entsprechenden Figur capsa mit Bollen und gleicher Inschrift ist 1. neben der Statue aufgestellt.

Zätschrift d. Savignystiftung f. Bechtsgeschichte röm. Abt. XII 1891 p. 1401. m. Abb. Birt die Buchrolle i. d. Kunst p. 260 Abb. 169. Vgl. Matz-Duhn zerstr. Bildw. in Born I n. 1263. CIL YI 29814.

74 DAS THERMENMÜSEÜM. 1281—1286.

1281 (291) Kopf des Ares.

Gefunden bei den Tiberarbeiten. Brg&nzt die Ai^enbiauen, die oberen Augenlider, der größte Teil der Nase, die Lippen, ein Stück am Kinne.

Der gutgearbeitete Kopf rührt von einer Wiederholung des

sog. Ares Borghese im Louvre her. Das Original war jedenfalls

eine Bronzestatue und eine Schöpfung aus der zweiten Hälfte des

5. Jahrhunderts v. Chr. Die Rückführung auf den Ares des Alkamenes

hat sich, nachdem man eine signierte Kopie nach dem Hermes Pro^-

pylaios dieses Künstlers gefunden hat, als unhaltbar erwiesen.

Böm. Mitteil. VI 1891 p. 239. Über den Typus vgl. besonders Furtwängler Meister- werke p. 121 f. Abbandl. d. bayer. Akad. d. Wisaensch. I Gl. XX. Bd. III Abt. p. 566ff. Bobert Votivgemälde eines Apobaten p. 21 ff. Ck)llignon hlstoire de la sculpt. grecque II p. 124ff. Vgl. über Alkamenes n. 64 u. 86.

1282, 1283 (294, 296) Zwei Kapitelle, deren architektonische Form vollkommen unter der Umhüllung eines Löwenfells ver- schwindet.

Gefunden neben dem Ponte S. Angelo beim Abbruch des teatro Apollo.

Sie stammen von einem kleinen Bimdbau, der augenscheinlich

dem Hercules geweiht war. Ein drittes befand sich früher in den

vatikanischen Gälten und ist jetzt in der Galleria dei oandelabri

auf einer mit n. 100 bezeichneten Säule aufgestellt. Vgl. n. 1465.

Bullettino comunale XX 1892 p. 175 f. T. IX. Gusman l'art d^ooiatif de Borne I pl. 30. Das dritte Exemplar: Arndt- Amelung Einzelaufnahmen n. 783b.

1284 (318) Kolossalkopf eines Römers.

Vormals auf dem Falatin. Ergänzt die Nase, das r. Ohr, die Untw- lippe.

Die Weisß, wie der untere Abschnitt des Halses zugehauen ist, beweist, daß der Kopf in eine Statue eingelassen war. Die kolossalen Dimensionen und der Umstand, daß noch ein zweites Exemplar be- kannt ist (Ende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts bei Francesco Martinetti), lassen darauf schließen, daß es sich um einen Mann von Bedeutung handelt. Der Stil und der Haarschnitt deuten auf den Anfang der Elaiserzeit. Bezeichnend für den Charakter des Mannes sind der scharf beobachtende Blick und der sarkastische Zug, der den Mund umspielt.

1285 (48133) Torso der knidischen Aphrodite.

stammt aus den Garacalla-Thermen. Vgl. n. 310. Die Formen sind augenscheinlich etwas vergröbert, aber die Ausführung entbehrt nicht einer gewissen Größe und leben- digen Gefühls.

MUSEO BONCOMPAGNI-LÜDOVJSI. 75

Museo Boncompagni-Ludovisi. .

Die Sammlung, die sich ehemals in der Villa Ladovisi, dann in dem Falazzo Piom- bino befand, ist Jetzt provisorisch in einigen Zimmern untergebracht, die an dem eben beschriebenen Gange liegen. Sp&ter soll sie in die neuhergerichteten Bäume der Bio* kletiansthermen westlich von dem Eingangskorridor überführt werden. Da bei Th. Schreiber die antiken Bildwerke der Villa Ludovisi (Leipzig 1880) die Literatur, die bis zum Jahre 1880 über die in der Sammlung enthaltenen Skulpturen vorlag, auf das genaueste zusammengestellt ist, so schlagen wir in den Literaturangaben hinsichtlich dieses Buches dasselbe Verfahren ein, wie bei Besprechung des vatikanischen, kapito- inischen und lateranischen Museums hinsichtlich der seither erschienenen wissenschaft- lichen Kataloge, dieser Sammlungen. Das Schreibersche Buch wird durch Soh. be- zeichnet, worauf die betreffende Kummer folgt.

Erstes Zimmer. 1286 Dreiseitiges Marmorwerk, sog. Thron der Aphrodite.

Gefunden im Sommer 1887 in der vormaligen Villa Ludovisi, inner- halb der Zone, die g^enwftrtig von der Via Boncompagni, Abbruzzi und Piemonte begrenzt wird. An der Innenseite der r. Schmalwand ist etwas oberhalb der Mitte eine längliche Vertiefung von rechteckigem Durch- schnitt (h. 0,07 m, br. 0,04 m, t. 0,16 m) eingebauen, aug^skscheinlich eind Zapfenlwhn. Auf der schmalen Oberfläche der 1. Seitenwand ist der Buchstabe D eingegraben, wahrscheinlich ein Merkzeichen für die Auf- stellui^ in Born.

Das DeDkmal zeigt eine umfangreichere, giebelförnüg zugespitzte Hauptwand und zwei kürzere, rechtwinklig an sie ansetzende Neben- wände, die sich längs des offenen Teiles senken. An jedem Ende der Kante, die den oberen Teil der Hauptwand absohließt, ist ein .verti- kales Bohrloch angebracht, das zur Befestigung eines metallenen Zierates gedient zu haben scheint. Ein ähnlicher Zierat würde, falls diese Annahme richtig ist, auf dem verloren gegangenen, giebel- förmigen Auslaufe derselben Wand anzunehmen sein. In die drei- eckigen Eintiefungen, die wir an den unteren Ecken wahrnehmen, war augenscheinlich nicht, wie man früher vermutet hat. Metallblech eingelegt, dessen Befestigung andersartige Spuren hinterlassen haben würde, sondern je eine dünne, mit Ornament bedeckte Marmorplatte, für die wir eine etwas stärkere Belieferhebung annehmen müssen, als sie die Figurendarstellungen zeigen. Jede der drei Außenseiten ist mit BeHefs fortgeschrittenen archaischen Stiles verziert, die hinsicht- lich der Anlage wie der Ausführung ein sehr feines Kunstgefühl be- kunden. Auf der Hauptseite sind zwei weibliche Figuren um eine zwischen ihnen befindliche junge Frau beschäftigt. Sie stützen diese, indem sie die eine Hand an ihr Schulterblatt anlegen, während sie mit der anderen Hand ein vertikal herabreichendes, viereckiges Stück Zeug erheben, das den Unterleib der Mittelfigur bedeckt. Diese scheint, da ihr Kopf nur bis zur Schulterhöhe der Gefährtinnen em- porreicht, mit den Unterscheiikeln in dem Boden zu stecken. Sie richtet das Gesicht zu der rechts von ihr befindlichen Figur empor und hält beide Arme ausgebreitet. VermutHch haben wir uns ihre

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r. Hand an den r. Oberarm der rechts von ihr, die 1. Hand an den 1. Oberarm der linJis von ihr stehenden Gefährtin angelegt zu denken. Auf der einen Kebenwand ist eine nackte Flötenspielerin, auf der anderen eine junge, züchtig gekleidete Frau dargestellt, die ein Weih- rauchopfer darbringt. An der 1. Hand jener wie an der r. der zweiten Figur sieht man die Spuren einer im Altertum vorgenommenen Restauration.

Der Stil deutet auf eine griechische Originalarbeit aus den ersten Jahrzehnten des fünften Jahrhunderts v. Chr. Er zeigt mancherlei Berührungspunkte namentlich mit dem Stile rotfiguriger attischer Vasenbilder, die jener Zeit angehören. Gewisse Teile, wie der nackte Körper der Flötenspielerin und die Kissen, auf denen die auf den Nebenseiten dargestellten Figuren sitzen, sind mit großer Weichheit durchgebildet. Die Behandlung der Profile erscheint auffällig indivi- duell. In mehr als einer Hinsicht erinnert das Werk an die nord- griechischen Skulpturen der gleichen Epoche, wenn es auch an Fein- heit alles übertrifft, was uns aus jenem Kreise erhalten ist. Sehr viel stilistiBche Ähnlichkeiten verbinden es femer mit den neuerdings gefundenen Terracottareliefs aus dem epizephyrischen Lokroi. Da- mit ist im allgemeinen die Richtung gegeben, in der wir nach dem Künstler des Werkes zu suchen haben. Augenscheinlich handelt es sich um eine Schöpfung der ionischen Kunst, die der ärgivisch-siky- onischen Kunst jener Zeit an strenger Bestimmtheit, der attischen an vollsaftiger Gesundheit und Kraft nachsteht, beide aber durch größere Zartheit und feinere Empfindung überflügelt, einer Kunst, die ihre Spuren in Klein- Asien, auf denKykladen, in Nord- und West- griechenland, wie in Unteritalien und Sizilien hinterlassen hat; aus ihren Kreisen ist die alles Verwandte überragende Persönlichkeit des Polygnot hervorgegangen und ihre späteste bedeutendste Leistung auf plfitstischem Gebiete steht un&jvahrscheinlich noch in den Skulp- turen des Zeustempels zu Olympia vor Augen.

Soweit unsere Kenntnis der Denkmäler reicht, entspricht die auf der Hauptseite angebrachte Szene, was die dargestellte Handlung be- trifft, am meisten schwarz- wie rotfigurigen attischen Vasenbüdem, deren Erklärung noch schwankt und die von einigen Archäologen auf die Anodos der Kora, d. i. das Wiedererscheinen der Göttin auf der Oberwelt, von anderen auf das Zutagetreten einer Quellnymphe, von anderen auf die Erdgöttin Ge oder Gaia gedeutet werden, wie sie axus dem Boden emportaucht. Doch stoßen die Versuche, die Mittelfigur imseres Reliefs mit der einen oder der anderen dieser Göttinnen zu identifizieren, besonders auf zweierlei Schwierigkeiten. Erstens sind die Figuren, die auf jenen Vasenbüdem die auftauchende Frau umgeben, andere und in anderer Handlung begriffen, als auf dem Relief. Zweitens läßt sich für das Stück Zeug, mitdem der Unter-

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leib der Mittelfigar verdeckt wird, mag man diese auf Kora, eine Qaell- nymphe oder Gaia deuten, keine einigermaßen befriedigende Er- klärung ausfindig machen.

Ein Forscher hat vermutet, daß auf dem Belief die neugeborene Aphrodite dargestellt sei, wie sie, unterstützt von den Hören, aus dem Meere emportauoht» und daß jenes Stück Zeug, das die beiden helfenden Mädchen halten, dazu diene, den Unterleib der Gottin zu verhüllen, weü der feine, vom Wasser durchdrungene Chiton die Formen durchschimmern lasse. Die Reliefs der beiden Seiten- wände bezieht derselbe Gelehrte auf den Kultus der neu geborenen Göttin; die züchtig gekleidete weibliche Figur sei eine Braut, die für ihre bevorstehende Hochzeit der Aphrodite ein Weihrauchopfer darbringt, die nackte Figur eine Hierodule, die zu Ehren der Göttin eine Flötenweise vorträgt. Gegen die Erklärung des Motives der Verhüllung mit jenem Stück &uge an der Hauptseite ist mit Grund eingewendet worden, sie entspreche wohl christlichem Züchtigkeits- bedürfnis, aber nicht antikem Empfinden, und die Deutung der Verhüllten als Braut wird dadurch erschüttert, daß der Künstler die Haare der Figur bis ^uf den Lockenkranz, der Stirn und Schläfen unuuhmt, in einer Haube geborgen hat. Dagegen ist ein dritter Ein- wand, daß der Künstler das Meer, aus dem auftauchend wir die Mittel- figur der Hauptseite zu denken hätten, nicht angedeutet habe, mit Recht als unwesentlich abgewiesen worden, hat der Künstler doch durch eine sehr auffällige besondere Charakterisierung des Bodens, auf dem die beiden helfenden Mädchen stehen, deutlich kundge- geben, daß es sich nur um einen Vorgang handeln kann, der an einem Uferrande stattfindet. Beiderseits ist der Boden mit breiten flachen Steinen bedeckt, wie sie sich nur infolge der abschleifenden Wirkung des bewegten Wassers, vor allem an der Seeküste bilden; beiderseits senkt sich der Boden nach der Mitte zu, wo ein breiter Streifen frei- bleibt, um anzudeuten, daß hier der Boden nicht in gleicher Weise zur Erscheinung kommt. Es entspricht mm durchaus dem andeuten- den Charakter dieser Kunst, wenn an dieser Stelle die Oberfläche des Wassers nicht auch noch plastisch wiedergegeben wird. Das Motiv jenes Stück Zeuges ist aber kürzlich recht ansprechend so erklärt worden, daß es sich nicht um ein besonderes Tuch, sondern um den unteren Teil des Chitons derAuf tauchenden handelt, den die Mädchen, weil er schwer von Wasser durchtränkt ist, heben, um der Mittelfigur dadurch das Emporsteigen zu erleichtem. Der Künstler hat das Motiv augenscheinlich gewählt, um die Linien der beiden herab - reichenden Arme der Mädchen zu verbinden, wie um der Mitte seiner Komposition eine breite Basis und damit das nötige Vo- lumen im Verhältnis zu den geschlossenen Massen der Neben- figuren zu geben.

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Demnaoh ist die Deutung der Hauptseite auf die Gebart der Aphrodite im Beisein der beiden Hören immer noch die weitaus wahrscheinlichste von allen bisher vorgeschlagenen; jedenfalls aber ist eine von verschiedenen Gelehrten geäußerte Ansicht» nach der das Belief vielmehr eine Niederkunft darstellen sollte, kürzlich mit so entscheidenden Gründen widerlegt worden, daß wir sie weiter nicht in Betracht zu ziehen brauchen.

Der Gelehrte, der die Beziehung der Reliefs auf Aphrodite zuerst vertreten hat, glaubte in dem ganzen Werke die Lehne eines Thrones zu erkennen, die auf einem wurfeiförmigen, zum Sitz bestimmten Untersatz geruht habe. Er vermutete ferner, daß der Thron zu der mutmaßlich akrohthen Statue gehört habe, von der n. 1288, der rechts aufgestellte Kolossalkopf, herrührt. Diese Statue sei als Kultus- bild für den auf dem Eryx gelegenen Tempel der Aphrodite gearbeitet, von dort nach Rom übertragen imd hier in dem 181 v. Chr. der Venus Erucina geweihten Tempel aufgestellt worden, der vor der Porta Collina, also etwa 300 m von der Fundstelle unseres Marmors entfernt lag. Doch sind demselben Gelehrten auch die Schwierigkeiten nicht entgangen, die seiner Kombination entgegenstehen. Da die Pro- venienz des Kolossalkopfes nicht überliefert ist, so bleibt es imgewiß, ob er aus derselben Gegend wie die angebUche Thronlehne oder anders- woher stammt. Außerdem sind die beiden Stücke in verschiedenem Marmor ausgeführt, und zwar ist für den Kopf trotz seiner derberen Formengebung eine feinkörnigere Gattung zur Anwendung gekom- men als für das mit Reliefs verzierte Stück, ein Verfahren, das in hohem Grade befremden müßte, falls es sich am Bestandteile eines und desselben Sitzbildes handelte. Allerdings deutet der Stü hier wie dort auf dieselbe Periode, erscheint jedoch in den Reliefs fort- geschrittener und vor allen Dingen in seinen Grundeigentümlichkeiten verschieden von dem des Kopfes (vgl. n. 1288). Man müßte demnach, um die in Rede stehende Vermutung aufrecht zu erhalten, annehmen, die Statue der Göttin sei von einem älteren, der Thron von einem jüngeren Bildhauer gearbeitet worden, den wir zudem einer anderen Schule als seinen älteren Genossen zuweisen müßten. Msbg man dies auch als möglich zugeben, so haben wir bei der Kombination von Kopf und Reliefs schließlich doch mit zuviel ImponderabiUen zu rechnen, als daß wir sie auch nur als wahrscheinlich weiter in Er- wägung ziehen dürften. Etwas anderes ist es mit der ersten Annahme jenes Gelehrten, daß unsre Reliefs von einem Throne stammen. Man hat freihch auch dagegen die verschiedensten Einwände erhoben und abweichende Erklärungen aufgesteUt, weniger deshalb, weil sich keine ganz entsprechende Form eines Thrones im Altertum nach- weisen ließ, als in Rücksicht auf ein Gegenstück unseres Denkmals, das in der gleichen Gegend wie dieses gefunden wurde und sich jetzt

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im Bostoner Museum befindet. Es stimmt in den Maßen nicht genau mit dem hiesigen Werke überein, aber doch in der allgemeinen Form und technischen Zurichtung so weit, daß man, vollends angesichts der künstlerischen Übereinstimmung der Reliefs, an der Tatsache des engsten Zusammenhanges beider Stücke nicht zweifeln kann. Anderer- seits sind die Abweichungen in den Maßen und im Zuschnitt der Seiten- wände doch so stark, daß dadurch jede Verwendung beider Stücke in genauer tektonischer Entsprechung an einem einzigen Monumente ausgeschlossen wird, und das trifft sowohl auf frühere Vorschläge zu, nach denen uns hier Teile eines Sarkophages erhalten wären oder Bettlehnen man dachte an ein monumentales Lager, das als Weih- geschenk für die Gottheit in einem Tempel gestanden hätte, wie auf die letzthin vorgebrachte Vermutung, nach der wir in beiden Werken Aufsätze auf die schmalen Enden eines langgestreckten rechteckigen Altares zu erkennen hätten.

Zudem müssen sich die beiden Stücke noch in einer anderen Hinsicht erheblich voneinander unterschieden haben. An dem Bostoner Exemplar sind die Teile an den unteren Außenecken, die an dem römischen Stück angesetzt waren, jetzt aber verloren sind, mit dem Übrigen aus dem gleichen Blocke gearbeitet und erhalten: jederseits stoßen zwei lang aosgezogcDe, an beiden Enden zu Voluten aufgerollte, flache Binnen mit den größeren Voluten aneinander; über dem Treffpunkt entfaltet sich je eine fächerartige Palmette, die beiderseits die Kante umschließt und gegen die sich die Figuren des Reliefs lehnen. Daß sich ein im allgemeinen entsprechendes Ornament auch an dem römischen Exemplare befunden hat, er- kennt man an dem Umriß der Einbettungen für die besonders ge- arbeiteten dünnen Platten; aber die am Gipsabguß ausgeführte Über- tragung des Bostoner Ornaments auf das römische Stück unter- drückt wurden nur die kleineren Voluten hat zu einem unannehm- * baren Resultat geführt. Die Ornamente, die dort mit den daran- lehnenden Teilen der Figuren einen geschlossenen Umriß bilden, ragen hier wie Homer imvermittelt aus dem Ganzen heraus, und das Relief der Figur sohheßt sich nirgends, wie an dem Bostoner Exemplar überall und wie es zweifellos sein müßte, immittelbar an das Ornament an. Wir müssen also an unserem Stück ein analog komponiertes, im einzelnen aber anders ausgeführtes Ornament voraussetzen, und es ist klar, daß damit die zu tektonischer Ent- sprechung notwendige Übereinstimmung beider Teile aufgehoben wird.

Femer ist an dem Bostoner Pendant die linke Seitenwand weniger breit als die rechte, eine Ungleichheit, die von vornherein gegen die Bestimmung des Werkes spricht, als Bestandteil eines tektoni- schen Zusammenhanges für sich aUein oder als Gegenstück

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eines mit gleichen Seitenwänden ausgestatteten Teiles zu dienen, die sich aber unter der Voraussetzung, daß auch das Bostoner Exemplar zu einem Throne gehörte, immerhin erklären ließe. Man müßte an- nehmen, daß ein Gewandteil der darauf sitzenden Gestalt die Ver- kümmerung dieser Nebenlehne veranlaßt hätte, und daß hier tatsäch- lich ein Gegenstand angestoßen haben muß, scheint ein viereckiges Zapfenloch zu beweisen, das der Zapfenbahn an der r. Nebenseite des römischen Stückes entspricht. In beiden Fällen kann es sich aber nicht um eine Verlängerung der Platte gehandelt haben, denn an dem Exemplare in Bom greift das Belief des herabhängenden Th3rmiateriondeckels auf die Nebenseite über, während sich an dem in Boston auf der entsprechenden Schmalseite ein großer Teil eines in Belief dargestellten [Gegenstandes befand, den man in römischer Zeit abgemeißelt hat.

Noch etwas ist für die ehemalige Art der Aufstellung dieser Mo- numente zu beachten. Der Körper der Flötenspielerin ist mit feiner Empfindung für Erscheinung und Organismus des nackten Körpers wiedergegeben; desto befremdlicher ist es, daß der r. Oberschenkel vollkommen falsch an den Leib angesetzt ist. Dieser „Fehler" ver- schwindet, sobald wir das Belief über Augenhöhe bringen, und mag sich so erklären, daß der Künstler fürchtete, der OberscheDkel werde bei organisch-richtigem Ansatz allzuweit für den aus großer Nähe aufwärts gerichteten Blick verschwinden. Auch das würde der An- nahme jener Thronhypothese wenigstens nicht widersprechen«

Auf der Hauptseite des Bostoner Exemplares ist in der Mitte ein stehender Knabe mit mächtigen Flügeln dargestellt, wie er auf einer großen Wage zwei kleine männliche Figürchen gegeneinander abwägt im Beisein von zwei sitzenden Frauen, von denen die linke das Sinken der Wagschale auf ihrer Seite mit einem Gestus der Freude be- gleitet, während die andere dem Steigen der andern Schale mit dem Ausdruck tiefster Trauer zusieht. Auf der r. Nebenseite sitzt auf einem Kissen ein Knabe, der eine Lyra spielt; auf der andern hockt ein altes Weib, das mit der r. Hand den oberen Teil jenes abgemeißelten Gegenstandes dem Gesichte entgegenbiegt. Es ist unmöglich, hier auf die verschiedenen Deutungen dieses Belief s einzugehen; nach der Meinung des Verfassers hat es keine von ihnen bisher zu einer über- zeugenden Lösung des Bätsels gebracht, doch weiß er sie durch keine bessere zu ersetzen. Nach der zuletzt ausführlich dargelegten Annahme wäre der Wägende Eros, von den Frauen die heitere Aphrodite, die traurige Persephone; auf der Wage aber seien die beiden ungleichen Jahresanteile, die beiden Göttinnen an Adonis zu- kamen, durch die kleinen männlichen Figuren vertreten. Adonis selbst soll der Leierspieler sein; ihm entspräche die Trophoa der Myrrha mit dem Mutterbaum des Umworbenen. Auf dem römischen

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Werke sei dann die Meeresgebnrt der Aphrodite dargestellt, auf den Nebenseiten nicht, wie man früher annahm, je eine irdische Verehrerin der Göttin, sondern beidemal die Göttin selbst, einmal als junges fröh- liches Weib, das andre Mal als trauernde Witwe, Besonders bedenk« lieh ist dabei die gesonderte Darstellung der Jahreseinteile und ihre Personifizierung durch zwei kleine Adonisfiguzen, die Deutung des Leierspielers auf Adonis der Unterschied seiner Haartracht von der seiner kleinen etdoo^a auf der Wage ist doch zu auffallend und die Verdreifachung der Aphrodite auf dem römischen Exemplare. Sicher- lich als Gegenstücke sind gedacht die nackte Flötenspielerin und der nackte Leierspieler. Dann liegt es natürlich nahe, auch die beidea andern. Nebenseiten in Beziehung zueinander zu setzen und, da die Verhüllte Weihrauch yerbrennt undder abgemeißelte Gegenstand, den die Alte hält, ein Bäumchen gewesen zu sein scheint, hier an den Myrrhenbaum zu denken. Aber die Art, wie die Alte mit dem Ge- wächse umgeht, sieht nicht gerade nach rücksichtsvoller Pflege aus. Die Prüfung der stilistischen Eigenart des Bostoner Pendants be- stätigt unsere oben skiz^rten Resultate. Von bekannten Skulptuiea eignet sich zum Vergleiche in mehr als einer BÜnsicht das Relief der ^Penelope^, von dem wir ein Fragment wahrscheinlich des Originales imVatikan geseh^a haben (n. 89 ; wenn das Fragment in hymettischem Marmor ausgeführt ist^ so beweist dies nur, daß sein Künstler in Athen gearbeitet hat, nicht, daß er ein Athener war). Vgl. auch die Stele im Konaervotoren-Palckste n, 974, die aber ein älteres strengeres Stadium dex Entwiokelung repräsentiert, während die Wettlc^uferin im Vatdkan (n. 364) unseren Reliefs künstlerisch und zeitlich durchaus entspricht. Die gleiche ; Richtung in einer etwas fortgeschritteneren Phase der Entwiokelung vertritt endlich ein weib- licher Kopf in englischem Privatbesitz, den man mit Recht in die nä^chste Beziehung zu dem Kopfe der Emportauchenden gebracht hat; auch ex unterscheidet sich wesentlich von allen gleichzeitigen Werken der attischen und argivischen Kunst.

Bull. coip«aai0 XY 1887. X. XV, XVt p. 2m tU Ast. Denkmäler Hemnigog. rom arch. Institut n 1891—92 T. 6—7 p. 8, Komische Mitteilungen VII 1892 T. II p. 32ff. Die ganze tibrige Literatur ist verzeichnet von fitudniczka im Jahrbuch d. arch. Inst. XXVI 1911 p. 501t. T. I. Danach: Annales- de facult4 des lettre« de Bordeaux XXXIV, revue des 6tudes anciennes XIY 1912 p. 51tf, mit Abb. Vgl. Ant. Denk- mäler III 1909—11 p. 5ft. mit T. 7—8. Verwandte Thronfbrmen s. in den Köm. Mitteil. XXII 1907 p.'A19f, Fig. 25. Überüie.VaaenbildeE mit der auftauchenden Göttin vgL Robert archaeol. Märchen p. 179 ff. und Furtwängler im Jalurbuch d. arch. Inst. VI 1891 p. 112if. Den oben erwähnten Xopf im engl. Privatbesitze s. Joum. of hell, studies XIV 1894 T. 5 p. 198 ff. ; Oazette dee beaux-am 1895 H p. 149f. ; 1909 I p. 52ff.; Burimgton Club Gatal. of anc. greek art 1904 T. 3, 4 n. 2; Brunn- Bmckmann Denkmäler n. 581; S. Eehiach tstea antiques p. 21 f. Fig. 3; Klein Ge- schichte d. gr. Kunst I p. S94f. Studniozka a. 0. p. 189 Anm. l.

1287 Weiblielie Fl^nr to Peplos.

Die früheren Marmor-Ergänzungen shid jetzt abgenommen: ebenso der antike, aber nicht zugebörigQ Kopf, dep die Statue hrtther trug (er

Heibig: Fflhrer. n. S. Aufl. 6

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ist rechte toh der Figur aufgestellt). Der Jetiige Ko^i ist ein Gipsabguß eines antU^en Kopfes im lateranischen Museum (n. 1151). Die Figur ist in parischem Marmor gearbeitet.

Die Dargestellte trägt den wolleneD, einfach gegürteten Peplos mit langem Apoptygma« Während dieses Gewand ursprünglich an der einen Seite des Körpers meist an der rechten vollkommen offen getragen und nur durch den Gürtel zusammengehalten wurde, ist es hier längs des r.Beines von oben bis unten durch eine Naht geschlossen, die der Künstler mit Sorgfalt wiedergegeben hat. Das Loch auf dem 1. Schulterstücke diente nicht, wie früher behauptet wurde, zum Ein- setzen einer metallenen Nadel; es befindet sich gar nicht an der Stelle, an der man das Gewand auf den Schultern zusammenzustecken pflegte, und ist augenscheinlich nichts als eine Verletzung des Mar- mors, ebenso wie das kleinere Loch dicht darunter; auch suchen wir auf der r. Schulter vergeblich nach einem entsprechenden Loche, das nicht fehlen dürfte. Die Ausführung ist ganz vorzügUch man be- achte außer der wundervollen Wiedergabe des wollenen Stoffes die eigentümliche Schärfe, mit der die Zehen behandelt sind und es kann niemand zweifelhaft bleiben, daß wir auch hier ein griechisches Original vor Augen haben. Die Schärfe der Stilisierung erklärt sich nicht durch die Annahme, daß sich der Meister dieser Eigur noch nicht von dem Einfluß der archaischen Bronzetechnik freigemacht hatte, sondern einzig durch die künstlerische Eigenart des Künstlers und seiner Schule, deren Blüte wir mit Sicherheit in das zweite Viertel des 5. Jahrhunderts v. Chr. datieren können. Der Typus unserer Figur steht in dieser Zeit nicht vereinzelt. Man vgl. n. 1032, 1278, 1338, 1 555 und auch 761 . Sehr mit Unrecht hat man diese scharfkantigen, harten, bestimmten Gebilde mit den stehenden Frauengestalten vom Zeus- tempel in Olympia auf eine Linie stellen wollen; gerade, da sie das gleiche Gewand wie jene tragen und der gleK^en Periode entstammen, ist die genaue Beobachtung der stihstischen Unterschiede zwischen beiden Gruppen so lehrreich. In Olympia ist gegenüber diesen Figuren alles rundlich, weich und unbestimmt; die Bedeutung der dortigen Skulpturen Uegt vielmehr in der allgemein-monumentalen, auf weite Femwirkung vorzüglich berechneten Formengebung, die . weit mehr auf eine malerische Belebung der Oberfläche als auf plastische Durch- bildung ausgeht. Die Gruppe unserer Statue und Ihrer verwandten hat sich mit Wahrscheinlichkeit der argivisch-sikyonischen Schule zuteilen lassen. Über den Kunstkreis der Skulpturen von Olympia vgl. die Bemerkungen zu n. 1286.

In dem Museum des Syllogos zu Candia befindet sich eine mäßige Wiederholung unserer Statue, deren besonderer Wert darin besteht, daß sie mit dem Kopfe erhalten ist. Danach war es moglioh zu er- kennen, daß wir in unseren Museen verschiedepe Wiederholungen die- ses Kopftypus besitzen, daß man in römischer Zeit das Original der

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Statue also hochgeschätzt und öfters kopiert bat. Ein Gipsabguß ei- ner besonders guten Replik des Kopfes im lateranischen Museum (n. 1151) wurde deshalb der Statue im Thermen-Museujn aufgesetzt. Diesen Kopftypus hatte man bereits früher der gleichen Periode und dem gleichen Kunstkreise, wie den Körper, zugeschrieben. Dafür charakteristisch ist die schmale schlichte Form des Kopfes und das Herbe, Abweisende im Ausdruck der scharfgepragten Gesichtszüge. In der drahtartigen Wiedergabe der Haare könnte man hier eher, als in der Stilisierung des Gewandes, noch die Eigenheiten der Bronze - technik zu erkennen berechtigt sein. Auch der Kopf ist in stilistischer Hinsicht von denen der Skulpturen des Zeustempels^ in Olympia grundsätzlich verschieden.

Bronn-Bruckmann Denkmäler n. 357. Ballett, comunale XXV 1897 T. XII B p. 175ff. Fig. 6. 9. BeiiiAch i^pertoire de la etat. II 1 p. 807 n. 4. Löwy griech. Plastik T. 20 Abb. 61 p. 19. Vgl. Seh. n. 29. Eöm. Mitfbilungen II 1887 p. 55, p. 102; XII 1897 p. 87; XV 1900 p. 188 Anm. 3. Ftirtwängler. Körte, Milchhöfer arcbaeol. Stadien Bronn dargebraoht p. 61 Anm. 62. Arndt^Amdong Einsel-Aofnahmen I 2 p. 17. Arndt la glyptotbd<iue Ny-Carlsberg p. 49ff. Ball, comunale XXIX 1901 p. 72ff. Lermann altgriech. Plastik p. 164 (wo die verschiedenen Typen der Peplos-Figuren nicht genügend geschieden sind).

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1288 (33) Archaischer Eolossalkopf einer Göttin.

Feinkristallinischer griechischer Marmor, dem aber die charakteri- stischen Bigenheiten des penteüschen Marmors fehlen. Der angesetzte vordere Teil der Nase scheint nicht von einer modernen, sondern von einer antiken Restauration herzurühren.

Die nach unten zu abgearbeiteten Ränder des Halsabschnittes beweisen, daß der Kopf in eine Statue eingesetzt war. Da der senk- rechte Abschnitt nur eine Höhe von 3 bis 4 % cm erreicht, seine Aus- führung wenig-präzis ist und der spitze Winkel, unter dem die Fort- setzung ansetzen mußte, schwerlich eine Verbindung mit Stein zu- ließ, so scheint jene Statue ein Akrolith gewesen zu sein d. h. eine Figur, an der nur die nackten Teile, Kopf, Arme und Füße, aus Mar- mor gearbeitet waren, die bekleideten Teile hingegen aus einem mit Metallblech überzogenen Holzkeme bestanden. Vermutlich ist auf der gegenwärtig verborgenen Unterfläche des Halsabschnittes ein Zapfenloch vorhanden, in das ein hölzerner Dübel eingriff, um den marmornen Kopf mit dem hölzernen Körper zu verbinden. Mancherlei Bestandteile des Kopfes waren besonders gearbeitet und sind verloren gegangen. Am oberen Rande der Stirn, im- mittelbar unter den daselbst beginnenden Locken, zieht sich eine Reihe von sechzehn kleinen Löchern hin, von denen die meisten noch Reste von Bronzestiften enthalten. Offenbar waren in diese Löcher sechzehn aus Bronze hergestellte Löckchen eingefügt, die sich den aus dem Marmor herausgearbeiteten anschlössen. Eben- so scheinen zwei größere Löcher, die auf jeder Seite in der über den Nacken herabfallenden Haarmasse angebracht sind, zur Befestigung von ein oder zwei stärkeren und längeren Locken gedient zu haben,

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die links wie rechts längs des Halses herabieichten. In die durch- bohrten Ohrläppchen waren selbstverständlich metallene Ohrringe eingefügt, während zwei am Hake angebrachte Löcher auf die Bei- fügung zweier metallener Halsbänder sohUeßen lassen. Außerdem scheint über den Kopf ein aus Metallblech gearbeiteter Mantel ge- zogen gewesen zu sein. Während nämlich der Bildhauer die Locken, die sich auf der Vorderseite hinziehen, in sehr eingehender Weise be- handelt hat, sind die vom Schädel herabfallenden Haarmassen nur durch eingerissene Killen nuanciert. Sie scheinen demnach im Alter- tum unsichtbar, d. h. durch den aus MetaUbleoh gearbeiteten Mantel bedeckt gewesen zu sein. Femer ist in der obersten Lpokenreihe ejn Streifen weggemeißelt, dessen Länge ungefähr der zwischen den bei- den äußeren Augenwinkeln vorhandenen Entfernung entspricht, und in dem oberen Bande de^ Haarbandes sind auf der rechten, nicht aber auf der linken Seite zwei größere Löcher eingebohrt; alles Tatsai^hen, die sich auf das natürlichste unter der Voraussetzung eines über den Hin- terkopf gezogenen Mantels erklären. Jene Abmeißelung wurde vor- genommen, damit der vordere Teil des Mantels nicht abstehe, sondern sich an den Kopf anschmiege. Die auf der linken Seite angebrachten Löcher dienten zur Einfügung von Stiften, die den senkrecht herab- fallenden Teil des Stoffes festigten. Es würde sich hiermit eine ähn- liche Anordnung des Mantels ergeben wie bei der sogenannten Pene- lope (n. 89) und bei der Opfernden auf dem unter n. 1286 besproche- nen Marmorwerke. Wenn nur auf der rechten, nicht aber auf der linken Seite für die Befestigung des Gewandes gesorgt ist, so liegt der Ge- danke nahe, daß die linke Hand der Statue den Mantel nach archa- ischer Weise vor die Wange gezogen hielt und ihm hiermit auf dieser Seite einen genügenden Stützpunkt gewährte. Die zahlreichen me- tallenen Zutaten, die uns die technische Zurichtung des Kopfes vor- aussetzen läßt, würden eine schreiende Dissonanz dargeboten haben, wenn die marmornen Teile weiß belassen worden wären. Wir dürfen demnach annehmen, daß Augen und Lippen jedenfalls eine mehr oder minder der Natur entsprechende Bemalung zeigten und auch die Haare entweder bemalt oder vergoldet waren.

Alle Gelehrten stimmen darin überein, daß dieser Kopf für eine griechische Originalarbeit aus dem ersten Viertel des 5. Jahrhunderts V. Chr. zu erklären ist. Die nächste stilistische Verwandtschaft verbindet ihn mit dem Kopfe des Neapler Harmodios, und es wider- spricht dieser Beobachtung nicht, wenn man bemerkt hat, daß er auch an gewisse Typen der sizilischen Kunst erinnert, wie z. B. an den Kopf einer Göttin auf der hiemeben abgebildeten Münze von Syra- kus (Fig. 33); stehen doch diese Typen wieder in unleugbarem Zu- sammenhange mit dem des Harmodios, also mit der Kirnst des Kritios und Nesiotes. Über den Versuch, den Kopf geradezu für den Rest

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eines eizilüiohen KultbUdea zu erklären und mit dem Mannorwerk n. 1286 zu verbinden, Tgl. die Bemerkmigen zu diesem. Da die Be- ziehungen des Kopfes zu dem des Harmodioa zweifellos stÄrkec sind, als die zu den erwähnten sizilisohen Typen, wird es nicht zu gewagt sein, wenn wir in ihm ein kost- bares Spezimen einer Hauptiioh- tung der attischen Kunst ans der Zeit der Petserkriege erkennen, entspricht er doch mit seiner voll- saftigen deiben Formengebung, . seinem Ausdruck strahlender 1 liebensfreude und gesunder Energie | demChatakter geradedieserKunst ' Torzü^oh. Man vergleiohe auch dazu die Bemeikungen zu. n. 1286.

Eine bestimmte Benennung des Kopfes ist schwierig, da die Kunst, die ihn schuf, noch nicht fähig war, den verschiedenen Oötteridealen einen vollwertigen Ausdruck zu *'

verleihen. Infolgedessen haben die Deutungen zwischen Aphrodite, Hera und Artemis geschwankt. Doch dürfte die erste dieser Benen- nungen die wahrsobeinlichste sein. Auf die Liebesgöttin passen die zierliche Anordnung des Haares und der reiche Schmuck, sowie der fieimdlich lächelnde Ausdruck besonders gut.

Mon. dell' Inn. XI, Ann. 1S?1 p. 36S. Bnumelgter DeDknAler dm kl. Altar- tums 1 p. Sar Plg. 3B2. Btuna-Bmcktnann Denkmäler n. S3S. Joubln Is scnlptnie grecqne entro leB gnerrea med. et l'epoque de Perlclfa p. ISlff. Fig. 49, SO. 3. Oeliuob MtBB BDMqnea pl. 20, 21 p, 17(, Potoreen vom alten Rom' p. U2I. Abb. lOT. Vgl, 3ch. n. Z3. Athen, Mttteilungen VII 1882 p. 117; XV 1890 p, 11, p. 13. Rfim. Mittat. Vn 1892 p. oan. rurtwlnglef Melaterwerke p, 7e Anm, 8. F»troiii la scultui» greca uutcB « le tattue del tlnDnicldl p. S£f. (Uenoria letto all' acc. de Napoll il 14 Oiugno leeS), EleLn OeeohlchU d. grlech. Eunst I p. SSOt. MicbaelUi die arcMal. Gnt-

1289 (42) Fragment einer figyptlsehen Statne aus Granit.

Die Statue, von der das Fragment stammt, ist, nach ihrem Stile wie nach ihrem Materiale, ägyptischem Granit, zu urteilen, sicher imNiltale ausgeführt worden. DochkannsiekeinenÄg3rpterdar8tellen. Vielmehr weisen der Gesichtetypus, die rasierte Oberlippe und die Anordnung des Haares wie des Kinnbartes auf einen Fremden hin. An den nnt«ren Enden der schrauhenf önnig geriefelten Locken, die über die Schultern und den Rntien herabfallen, erkennt man metallene Spiralen, mittels deren diese Locken zusammengehalten wurden, eine !Mode, die bei verschiedenen vorderasiatdsohen Völkern und während der archaischen Periode auch bei den Hellenen nachweisbar ist. Die kolossalen Dimen- sionen laasen darauf sohlieSen, daB die Statue einen Herrscher dar-

86 DAS THERMENMÜSEÜM. 1290-1291.

stellte. Da die Schnittfläche der Brust glatt zugehauen ist, scheint der fehlende, untere Teil aus einem besonderen Blocke gearbeitet ge- wesen zu sein. Die Ansichten der Ägyptologen schwanken hinsicht- Uch der Zeit, der die Ausführung der Statue, wie hinsichtlich der Nationalität, die der dargestellten Person zuzuschreibeu ist. Einige Forscher haben die Statue zu den Hyksos in Beziehung gesetzt und vermutet, daß sie einen König dieses Hirtenvolkes darstelle, das gegen Ende des 3. Jahrtausends aus Syrien in Ägypten einfiel und daselbst bis ungefähr zum 17. Jahrhundert die Oberherrschaft behauptete. Andere haben angenommen, daß sie erst aus der Zeit der 21. Dynastie (um 1000 V. Chr.) stamme. In der Tat trägt die Doppelgruppe eines Königs aus Tanis im Museum zu Kairo, deren Köpfe mit dem des Fragmentes außerordentlich genau übereinstimmen, eine Inschrift des Königs Psusennes aus der 21. Dynastie. Demnach hätte auch die Sta- tue, von der unser Fragment stammt, einen Herrscher aus der Dyna- stie der Taniten dargestellt (1100 663 v. Chr.); doch ist es nicht ganz ausgeschlossen, daß man jene Inschrift erst nachträglich auf die Gruppe von Tanis gesetzt habe.

Balletino communale V 1877 T. IX p. 104 ff. v. Bissing-Bruckiuaim Denkmäler ägypt. Skulptur Text zu T. 56 mit Abbildung. Vgl. Seh. n. 90. Archäologischer An- zeiger VIII 1803 p. 66. Jahrbuch d. arch. Inst. XI 1806 p. 2671.

1290—1296 sechs Hermen.

Die rechts und links von dem r. Durchgang aufgestellten Hermen und vier andere, die Bich in den Ecken des hier anstoßenden Zimmers befinden, müssen notwendig im Zusammenhange besprochen werden, da die gleiche Gattung pentelischen Marmors, in der sie gearbeitet sind, die Übereinstimmung in den Maßen und in der Art, wie sich die Körperformen aus dem Hermenschafte entwickeln, darauf schließen lass^i, daß diese sechs Hermen demselben Zyklus angehörten. Der Übergang des menschlichen Körpers in den Schaft, dessen Höhe derjenigen der Beine entspricht, ist meisterhaft vermittelt (vgl. zu dieser Form Altertümer von Fergamon VII p. 210 fl. Beiblatt 26 n. 255). Alle sind vortreffliche Kopien nach Originalen, von denen eines (n. 1295) noch in der ersten Hälfte, ein zweites (n. 1291) in der Mitte, drei (n. 1292, 1298, 1294) in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts geschaffen sind, das späteste (n. 1290) aus dem 4. Jahr- hundert v.Chr. stammt. Keinesfalls kann es sich also um eine von vornherein beab- sichtigte Vereinigung dieser Hermen handeln. Um nun die Art der Ausführung richtig zu würdigen, muß man die Teile betrachten, die von den Einflüssen der Witterung und den Eingriffen der Restauratoren verschont geblieben sind. Diese Teile zeigen eine ebenso energisch wie fein gefühlte Durchbildung der Formen und unterscheiden sich hierdurch in so günstiger Weise von dem Durchschnitt der Kopien, die wir dem Ende der Republik oder dem Anfang der Kaiserzeit zuschreiben dürfen, daß man geneigt gewesen ist, die Ausführung der Hermen in einer früheren Zeit, ja bereits am Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. anzunehmen. Nachdem aber ein Gelehrter geglaubt hat, an n. 1291, der besten von ihnen, Meßpunkte zu erkennen, die auf ein mechanisches Kopieren schließen lassen, wie es augenscheinlich erst durch Pasiteles eingeführt wurde, ist man davon zurückgekommen, die Ausführung dies^ Hermen ro früh z j datieren. Leider hat der Gelehrte, der die Beobachtung jener Meßpunkte gemacht hat, nicht angegeben, wo er sie zu sehen gemeint hat. Dem Verfasser ist es nicht gelungen, sie wiederzufinden; trotzdem neigt auch er zu der Ansicht, in den Hermen Kopien, aller- dings hervorragend gute zu erkennen. Wir werden unter den Hermen Herakles undHermes treffen ; eine dritte ist von mehreren Gelehrten auf Theseus gedeutet worden. Da es nun überliefert ist, daß die Alten Bilder des Herakles, Theseus und Hermes in den Gymnasien aufzustellen pflegten, hat man vermutet, daß unsere Hermen zum Schmucke eines Gymnasiums oder eines ähnlichen Gebäudes gedient hätten. Dazu wür4e ancb die Darstellung der fünften Herme (n. 1295) passen, deren F^^ur von ein^r

MÜSEO B0NC0MPAGNI-LÜD0VI8I. 87

Diskobolenstatue entlehnt ist. Für diese ist damit die Frage, ob wir uns auch die Originale als Hermen vorzustellen haben, in negativem Sinne entschieden. Zweifelhaft können wir in betreff der andern Hennen bleiben.

1290 (46) Herakles, bärtig mit über den Kopf gezogener Löwen- haut; die R. stützt eine Keule auf; die L. halt das Symbol des Landes- segens, ein Füllhorn. Der Stil des Kopfes deutet auf Athen und die Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. ; doch ist die senkrechte Furchung der Stirn über der Nasenwurzel ein Zug, den wir sonst zuerst an ly- sippischen Werken finden. Hingegen macht der Körper den Ein- druck, als sei er nach einem Originale des 5. Jahrhunderts kopiert. Frühestens hellenistisch endlich ist die Form des Homes und die Art, wie die Trauben und Blätter seiner Füllung dargestellt sind. So finden wir in dieser Herme eine Mischung verschiedener Stilelemenl», die wir nur einem Kopisten römischer Zeit zutnauen können. Auf einer athe- nischen Kupfermünze ist eine in den Hauptzügen übei»instimmende Herme abgebildet. Das beweist die Existenz eines derartigen Typus in Athen. Der Versuch, dies Münzbild auf den Herakles Alexikakos des Hageladas zu beziehen und das Original der römischen Herme dem Euphranor zuzuschreiben, der sich die Schöpfung des älteren Künst- lers zum Vorbild genommen hätte, ist ganz unzureichend begründet.

Mon. delV Inst. X T. 56, 1; Ann. 1878 'p. 210 ff. Brunn-Bruckmann Denkmäler n. 329 G. Amdt-Amelung Einzel- Aufnahmen n. 252, 258. S. Belnach r^pertoire de la stat. II 2 p. 524 n. 4. Vfi^. Seh. n. 62. Hartwig Herakles mit dem FtUlhorn p. 3 n. 1, p. 40 £f., p. 56. Boscher m^fthol. Lexikon I 2 p. 2157 fl. (mit Abb. der athenischen Münze). Bronn kleine Schriften II p. 846. Fnrtwängler Meisterwerke p. 591. Amdt- Amelung Binzel-Aulnahmen Text zu n. 648, 644.

1291 (62) Herakles oder ^Pheseus, den jugendlichen Kopf nach der 1. Schulter ge^niendet. Die B. schultert eine Keule; der in der L. befindliche Gegenstand, von dem sich nur der Griff erhalten hat, war offenbar die Striegel, mit der sich die Alten vom Staub und Öl der Palaistra reinigten (vgl. n. 23). Die Bildung des Körpers erinnert an polykletisohe Kunstweise, wogegen der Typus des Kopfes entschieden attisch ist (am ehesten wäre der Kopf des sog. Theseus vom Ostgiebel des Parthenon zu vergleichen). Die Behandlung des Haares zeigt noch starke Reminiszenzen an den archaischen Stil. Die Herme wird von einem Gelehrten auf Herakles gedeutet, und es ist zweifellos mög- lich, daß der Typus ursprünglich für diesen Heros erfunden wurde. Doch muß er hier, wenn die Herme, wie es doch den Anschein hat, mit den übrigen zu demselben Zyklus gehörte, notwendig eine andere Bedeutung gehabt haben, da Herakles bereits in n. 1290 vertreten ist. Wir müssen n. 1291 dann wegen seiner Verwandtschaft mit dem He- raklestypuB für Theseus erklären, den die Alten vielfach als ,,anderen Herakles" bezeichneten. Für ihn dürfte auch die Striegel als Attribut besser passen» als für sein urwüchsigeres Vorbild. Kürzlich ist der Ver- such gemacht worden, auch den Typus dieser Herme mit dem Herakles Alexikakos des Hageiadas, d. h. des jüngeren KünstletB dieses Namens

88 JDAS THERMBJNMüSBÜM. 1292—1296.

in Verbindung zu bringen. Da jene Statue nach der Überlieferung in

Athen erst nach der großen Pest (430 426) errichtet wurde, kikinte

das Original der Herme für sie nur als ziemlich entferntes Vorbild

in Betracht kommen, denn es läßt sich nicht später als in die Mitte

des 5. Jahrhunderten' datieren.

Mbn. deir Inst: X T. LVII 2, 2a; Ann. 1878 p. 210 ff. Bnum-Bruclnnann Denk- mäler n. 829 A. Amdt-Amelung Binzel- Aufnahmen n. 248, 244. S. Beinach r6peitoire de la etat. II 2 p. 622 n. 2. Vgl. Seh. n. 1. Brunn kleine Schriften II p. 846. Furt' wängler Meisterwerke p. 430 f., 518. Ders. über Statuenkopien im Altertum (Abhandl. d. bayer. Akad. d. Wies. I Kl. XX. Bd. III. Abth. 1896 p. 546) p. 21 Anm. 4. Athen. MitteUungen XXIX 1004 p. 237 £E. Jahrbuch d. arch. Inst. XXVI 1911 p. 31 n. 1. Pauly-Wissowa Bealenzyklop&die VII 2 p. 2196 f. Zu der Art der Haarbehandlung vgl . einen Kopf vom Westgiebel des Zeustempels in Olympia (Olympia m T. XXIX 2, 3 ; Löwy griech. Plastik T. 38 Abb. 76) \md den Kopf efaier JDngUngsstatue In Kopen- hagen (Brumi-Bruckmann a. a. O. n. 696, 597).

Zweites Zimmer.

1^92 (76) Hermes. Die Benennung ist hinlänglich gerechtfertigt, da die Körperbildung auf Hermes deutet und sicher beglaubigte Dar- stellungen den Gott in der gleichen Stellung und mit einer ähnlichen Anordnung des Gewandes zeigen. Der untere Teil des Körpers ist von einem Mantel bedeckt, der, von hinten um den 1. Vorderarm ge- schlagen, von der auf die Hüfte gestützten 1, Hand festgehalten wird. Das tief in den Vorderarm hine^ingearboitete Zapfenloch läßt darauf schließen, daß die angesetzte Hand ein verhältnismäßig schweres Attribut hielt, das eine solide Befestigung erforderte, also offenbar das aus Bronze gearbeitete Kerykeion. Man hat geschwankt, ob das Original dem 5. oder dem 4. Jahvhimdert zuzuaohieiben sei in Kücksicht auf die Behandlung des Gowandes, dessen allgemeiner Wurf dem Stile des 5. Jahrhunderts entspricht, während allerlei ein- zelne Motive der späteren Entwickelung im 4. Jahrhundert angehören. Die Mischung wird auch hier dem Kopisten, das Vorbild dem 5. Jahr- hundert zuzuerkennen sein.

Mon. deir Inst. X T. JjVI 4; Ann. 1878 p. 210fF. Bronn-Bruckmann Denkm. n. 330 C. S. Keinach r6pertoire de la stat. II 2 p. 525 n. 4. Vgl. Seh. n. 55. Brunn, kl. Schriften 11 p. 346. Amdt-Amelung Einzel- Aufn. Text zu n. 243, 244.

1293 (56) Athena.

Ergänzt der r. Vorderarm, die 1. Hand mit einem Stücke des Unter- armes und dem größten Teile des Helmes; doch sind der mit dem Ober- arme zusammenhangende Busch und ein Stück des Bügels antik.

Die Göttin trägt einen Peplos, dessen Überschlag bie zum Schöße herabreicht, und eine altertümlich geformte Aigis, die den Bücken bis zum unteren Bande des Überschlages bedeckt. Peplos und Aigis sind oberhalb der Hüften von einem vom geknoteten Schlangengürtel umgeben. Die vorgestreckte L. hielt einen Helm. Das Attribut der B. kann ein Speer gewesen sein, dessen Schaft vielleicht unweit der r. Schulter, wo ein Marmorstück ausgebrochen ist, an dem Körper an- lag. Die Ausführung dieser Herme ist. nicht geringer, als die der

MUBEO B0NC0MPAGNI-LÜD0VI8I. 89

amleni, wie man behauptet hat. Recht ähnlich ist eine Artemisstatne

in Villa Albani n. 1933; die Originale beider Figuren sind in der Zeit

der Athena Parthenos entstanden.

Hon. dell* Inst. X T. LYI 8; Ann. 1878 p. 210ff. Brann-Brackinanii Denkmäler' n. 330 B. S. Beinach r6pertoire de 1a stat. JI 2 p. 580 n. 11. Vgl. Seh. n. 60. Bnum kleine Schriften II p. 346. Arndt- Amelung Einzel- Aufnahmen Text za n. 243, 244.

1294 (52) Dionysos.

Ergänzt die vordere Hälfte des r. Unterarms. Fast die ganze Figur ist von modemer Hand stark überarbeitet.

Die Figur, über deren männliches Geschlecht kein Zweifel obwalten kann, ist mit einem langen Chiton und einem weiten Mantel bekleidet. Eine ßolohe Tracht wurde unter den Göttern zu allen Zeiten nur dem bärtigen Dionysos gegeben (vgl. n. 320). Nach den erhaltenen Teilen der Arme zu schließen, waren die Hände einander genähert und scheinen beide einen und denselben Gegenstand, etwa einen zweischenkligen Becher (Kantharos) gehalten zu haben. Der Stil entspricht dem der fortgeschrittensten Teile des Parthenonfrieses.

Mon. deir Inst. X T. LYI 2; Ann. 1878 p. 210 ff. Brunn-Bruckmann Denkm. n. 830 A. 8. Beinach r^pertoire de la stat. II 2 p. 626 n. 12. Vgl. Seh. n. 3. Bnum kleine Schriften II p. 346. Arndt- Amelung Einzel- Aufnahmen Text zu n. 243, 244.

1295 (74) Afhletenherme.

Die breite, stark bewegte Brust, an der die Muskeln scharf her- vortreten, läßt darauf schließen, daß der Jüngling eine Handlung voll- zog, die einen großen Kraftaufwand erfordert. Die Arme waren, wie die erhaltenen Ansätze beweisen, nach der 1. Seite gestreckt und er- hoben, wobei der r. Arm etwas höher emporreichte als der 1. und der nach der r. Schulter gewendete Kopf über den r. Oberarm in die Feme blickte. Die Hände müssen einander benachbart gewesen sein. Nach alledem ist es die wahrscheinlichste Annahme, daß der Jüngling mit beiden Armen einen Diskos zum Schwünge erhob und dabei das zu erreichende Ziel ins Auge faßte (vgl. die Nachträge im I. Bande zu n. 324). Der Bildhauer hat damit, daß er eine derartige Handlung, die auch die Beine in starke Mitleidenschaft ziehen mußte, zum Motiv einer Hermenfigur benutzte, entschieden einen Mißgriff begangen, da hierbei die lebhafte Bewegung des Oberkörpers in schroffstem Gegensatze zu dem tektonischen Prinzipe des Schaftes steht. Der Übergang des Körpers in den Schaft ist hier nicht etwa, wie man behauptet hat, weniger geschickt vermittelt als an den andern Hermen. Der Unterschied liegt nur darin, daß hier die Oberschenkel nicht, wi^ dort, ruhig nebeneinander stehen, sondern notwendiger weise an der Bewegung des Rumpfes teilnehmen. Der Stil deutet auf ein Bronze-Original und zeigt deutlich Reste archaischer Formenge - btmg, namentlich in der Behandlung des Kopfhaares, den zu hoch stehenden Ohren und der Wiedergabe der Schamhaare. In der Galle- ria geogra^iea des Vatikans befindet sich eine besser erhaltene Wieder-

90 I>AS THERMBNMÜSEÜM. 1296-1297.

holung des Kopfes (n» 396), an der die Haarmasse wie eine anliegende Kappe gebildet ist, auf der es dem Makr überlassen l^b, die ein- zelnen Haarbüschel anzugeben : eine Technik, die wir ak eoht-asohaisoh an verschiedenen Köpfen vom Zeus-Tempel in Olympia kennen ^- lemt haben und die der Bildhauer jenes Kopfes augenscheinlich im Anschluß an entsprechende, ihm bekannte Originalskulpturen in An- wendung gebracht hat, woa den Eindruck des ganz flächenhaft be- handelten, nur schwach ziselierten Haares an dem Bronze-Originale wiederzugeben. Wir dürfen daraus eine Bestätigung entnehmen da- für, daß sich der Bildhauer unserer Herme in der flächigen Wieder- gabe der Haare, deren Büschel nur schwach in die Fläche eingezeich- net sind, genau au das Original angeschlossen hat. An dem Disko- bolen des Myron (n. 1363) ist das BeUef der Haare schon etwas weiter entwickelt.

Unseren Diskobolen verbinden die nächsten stilistischen Analogien mit den Lapithen- Gestalten der ältesten Parthenon -Metopen. Wir dürfen das Original wohl der Schule des Kritios und Nesiotes zuschreiben, die augenscheinlich ähnliche Tendenzen verfolgt hat, wie in gleicher Zeit Myrön und, der schriftUchen Überlieferung nach, Pythagoras.

Mon. deir Inst. X T. LVII 1, la; Ann. 1878 p. 216ff. Bronn-Brackmann Denk- mäler n. 329. B. Amdt-Amelung Einzel-Aufnahmen n. 245, 246. S. Beinach r^per- toire de la etat. II 2 p. 622 n. 1. Vgl. Seh. n. 8. Böm. Mitteilungen II 1887 p. 106. Sauer Theseion p. 223 f. Kene Jahrbücher f. d. klass. Altertum III 1900 p. 12f. Vgl. auch n. 1025 (dieser Torso ist fälschlich als der eines Verwundeten bezeichnet; es ist der eines K&mpfets).

1296 (38) Bnhender Jüngling.

Ergänzt der 1. Vorderarm, an der r. Hand der Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger und der grOßte Teil des Goldfingers, das Schwert abgesehen von dem zwischen dem Ballen der r. Hand und dem 1. Unterschenkel be- findlichen Fragment, ein Stttck an der r. Seite des Brustkastens und an der r. Httfte, der ganze 1. Fufi, der r. auBer der Ferse;^ ein großes Stück an der r. Vorderseite der Plinthe. Der aus anderem Marmor gearbeitete Kopf (erg.* die Nase und der größte Teil der Oberlippe) ist antik, aber nicht zugehörig. Der Zusammenhang der beiden Halsstttcke ist dadurch erzielt, daß der moderne Ergänzer das zu dem Kopfe gehörige Stück hinten und auf beiden Seiten verdünnt hat. Die abgearbeiteten Stellen sind durch die weiße Farbe des Marmors kenntlich, der sonst einen bräunlichen Ton zeigt.

Ein kräftiger Jüngling sitzt in lässiger Haltung auf dem Boden. Er hat das 1. Bein über das r. geschlagen und die Arme gekreuzt, wobei der L Ellenbogen auf dem 1. Knie und die r. Hand, die ein in der Scheide steckendes Schwert hält, auf dem 1. Unterschenkel ruht. Die Statue ist nur darauf berechnet, von ihrer 1. Seite aus und etwas von links her gesehen zu werden. Wenn man sich Tor den Durch- gang zum ersten Zimmer stellt, wird die nachlässig ausgeführte untere Seite desl. Oberschenkels und die nur angelegte Gewandpartie zwischen den Beinen sowid an der Außenseite des r. Oberschenkels dem Blicke entzogen, und die Vollendung, mit der alle übrigen Teile des Körpers

MÜSEO BONCOMPAGNI-LUDOVISI. 91

durchgebildet sind, kommt zu nachdrücklicher Geltung. Falsch war es, wenn man behauptet hat, die Figur müsse von oben gesehen wer- den; bei dieser Ansicht können die Gewandpartien zwischen den Beinen, die kaum skizziert sind, also nicht gesehen werden sollten, dem Blicke nicht entgehen. Man hat angenonunen> daß diese Statue und eine andere ihr entsprechende als ideale Wächter vor einem Ein* gange aufgestellt waren. Die Proportionen des im Vergleiche mit den Armen und Beinen etwas schmächtig gebildeten Rumpfes erinnern an diejenigen, die in der Überlieferung dem Euphranor zugeschrieben werden, einem Meister, dessen Tätigkeit ungefähr zwischen 370 und 330 V. Chr. fiel (vgl. n. 186). Doch scheint für diese Zeit die starke Kreuzung der Motive und die räumliche Entwickelung der Kompo- sition zu weit zu gehen. Der dem Körper aufgesetzte Kopf ist eine schlechte, frühestens zur Zeit der Antonine gearbeitete Wiederholung des unter n. 128 besprochenen Meleagrostypns.

S. Beinacb r^pertoire de la stat. II 1 p. 193 n. 1. Tgl. Seh. n. 118. FriederichB» Wolters Bausteinen. 1269. Der Kopf: Arndt- Amelung Einzelaufnahmen n. 277, 278. Vgl. Kölnische Mitteilungen IV 1889 p. 221 n. 17.

1297 (37) Sitzender Ares.

Gefunden zwischen Palazzo Santa Groce und Gampitelli. Ergänzt am Ares die Nase abgesehen vom r^ Flügel, die r. Hand außer dem am 1. Knie anliegenden Stüclce, die Spitzen des 1. Daumens und 1. Zeigefingers mit dem Schwertgriffe und einem Stücke der Scheide, der r. Fuß abgesehen von der Ferse; am Eros der Eopf, der 1. Arm mit dem Köcher doch scheint der Köcher durch die Form der Bruchfläche gesichert , der r. Vorderarm mit dem Bogen, der r. Fuß mit einem Teile des Unterschenkels. Es sind Spuren vorhanden, daß das Werk auf der 1. Seite der Haupt- figur unvollständig ist. Quer über die 1. Schulter des Ares erstreckt sieh der Best eines länglichen, nach der Mitte zu breiter werdenden Ansatzes, in dem auf der Höhe der Schulter in schräger Bichtung ein kreisrundes Zapfenloch eingebohrt ist. Femer bemerkt man unter der 1. Achsel einen mehr als fingerbreiten Einschnitt, der nach dem auf der Schulter be- findlichen Ansatz emporreicht, hinter dem Schwertende, unmittelbar unter dem Gewände, den Best einer viereckigen Stütze und unter diesem Beste am Felsen eine Bruchstelle. Das Gewand des Ares ist oberhalb dieser Bruchstelle stark übergangen, während Spuren einer oberfläch- licheren Überarbeitung auch an dem unter der Bruchstelle befindlichen Teile des Felsens sichtbar sind und der Band der Plinthe darunter in ent- sprechender Ausdehnung von modemer Hand glatt zugehauen scheint. Die Figuren sind stark geputzt, wodurch ihre Oberfläche jeden Charakter verloren hat.

Aree sitzt in lässiger Haltung auf einem Felsen, indem er das r. Bein vorstreckt und das zurückgezogene L Bein auf den unterhalb des Felsensitzes stehenden Helm setzt. Die Hände sind auf dem 1. Knie übereinandergelegt; die L. hält das in der Scheide steckende Schwert. Der leicht nach der r. Schulter geneigte Kopf zeigt einen nachdenklich-träumerischen Ausdruck. Die Ursache, die den Kriegs- gott in eine solche Stimmung versetzt, wird durch den kleinen Eros verdeutlicht, der hinter dem r. Beine des Ares wie in einem Versteck auf dem Boden sitzt. Ob dieser Eros^ wie der Ergänzer angenommen hat, in der B. einen Bogen hielt, ist fraglich. Vielleicht berührte

92 DAS THERMENMUSEÜM. 1298.

er mit dieser Hand, ohne ein Attribut zu halten, leise den r. Unter- schenkel der Hauptfigur, um dem Gotte seine Gegenwart bemerk- lich zu machen. Der Stil empfiehlt die Annahme eines bronzenen Ori- ginals. Während man den Kopf des Ares früher, getauscht durch die von dem Restaurator durch starkes Putzen verweichlichten Formen des hiesigen Exemplares, neben den unter n. 128 besprochenen Mele- agros gestellt und deshalb zu Skopas in Beziehung gesetzt hat, ist in den Formen und den Motiven des Körpers die am Apoxyomenos (n. 23) kenntliche Kunstweise des Lysippos nie verkannt worden. Diese kommt noch weit klarer zur Erscheinung an einer wundervollen Wiederholung des Torso im Neapler Museum und nicht minder deut- lich an einer sehr viel schärfer gearbeiteten und in den antiken Teilen besser erhaltenen Wiederholung des Kopfes in der Münchener Glypto- thek. Zudem ist kürzlich nachgewiesen worden, daß der Kopf einer in Atalanti gefundenen Hermesstatue im Athener National-Museum, die man stets übereinstimmend für durchaus lysippisch erklärt hatte, nichts anderes ist, als eine grobe Wiederholung des Ares-Kopfes. Wir dürfen deshalb jetzt mit Zuversicht auch in dem Originale des Ares eine Schöpfung des Lysippos erkennen und die anderen Annahmen, die jenes Original mit einer Kolossalstatue des Skopeis in dem beim Circus Flaminius gelegenen Tempel des Brutus Gallaecus oder mit einem Werke des Piston im Tempel der Concordia identifizieren wollten, ohne weiteres beiseite lassen.

Je sicherer wir nun aber das Werk einem der großen Künstler des 4. Jahrhunderts zuschreiben können, um so befremdlicher muß uns der kleine, allzu hellenistisch anmutende Eros zu Füßen des Gottes erscheinen, und es taucht die Frage auf, ob wir in ihm nicht eine Zu- tat des Kopisten zu erkennen haben, zumal wir durch Vergleich mit dem Torso im Neapeler Museum zu dem gleichen Resultate in betreff der Erweitenrng der Gruppe an der 1. Seite des Gottes gelangen. Man hat vermutet, daß hier ein mit der Spitze nach unten gerichteter Speer an die 1. Schulter gelehnt und der an dem Schafte angebrachte Wurfriemen {dyxvlri) um die Achsel gelegt gewesen sei. Ist nun auch nicht zu leugnen, daß sich der unter der 1. Achsel vorhandene Ein- schnitt aus einem an dieser Stelle anliegenden Metallstreifen erklären ließe, so scheint es doch ganz unglaublich, daß der Bildhauer, um einen leichten Gegenstand, wie einen Speerschaft, zu stützen, auf der Schulter den Ansatz und weiter unten den Felsvorsprung angebracht habe. Nach einer anderen Ansicht hätte auf dem abgebrochenen Teil dieses Vorsprungs ein zweiter Eros gestanden, der seine r. Hand auf die 1. Schulter des Ares legte ( vgl. n. 1321). Doch würde sich für diesen Eros bei der Stelle, an der jener Vorsprung des Felsens angebracht ist, eine eigentümlich schräge und gezwungene Haltung ergeben. Auch erscheint der auf der Schulter des Gottes vorhandene Ansatz für ein

MÜSEO BONCOMPAÖNI-LÜDOVISI. 93

Kinderhandohen viel zu groß. Endlich ist auch die V^mutuiLg aus- gesprochen worden, zur Seite des Ares habe Aphrodite gestanden, und diese Annahme ist zweifellos die weitaus wahrscheinlichste. Man hatte dann anzunehmen, daß die Göttin die 1, Schulter ihres Geliebten mit dem r. Arme, der Hand oder dem Fächer berührte. Wenn man dagegen eingewendet hat^ daß Ares der Göttin nicht die geringste Aulmerk« samkeit schenke, so hat man verkannt, daß dieses innerlich*unruhige Hinausträumen des Kriegsgottes, der dabei selbst d^r Annäherung der Geliebten nicht aditet, gerade recht charakteristisch wirken mußte. Der andere Einwan4, daß der schöne Linienfluß, den die Ge* stalt des Ares darbietet, von welcher Seite man sie auch betrachten mag, durch die Beifügung einer zweiten Figur empfindlich gestört werden müsse, ist durchaus berechtigt, trifft aber den Bildhauer dieses Exemplares in jedem Falle; selbst der angelehnte Speer der ersten Annahme hätte den Linienfluß durchbrochen und beeinträchtig. Daß es sich eben nur* um eine willkürHche Erweiterung der Komposition seitens dieses einen Kopisten handelte, beweist uns ja, wie gdsagt^ der Torso in Neapel, und so werden wir dem gleichen Bedürfnis nach Bereicherung des Bildes, die nur darauf berechnet war, die ober- flächliche Freude des Publikums an einem gefälligen Inhalt zu be- friedigen, auch die Entstehung des formell nur störenden, jedenfalls gänzlich überflüssigen Eros zu Füßen des Gottes zuschreiben dürfen, vielleicht auch die den Sitz imilagemden Waffen, den Helm nicht ausgeschlossen, sodaß der Fuß nur mit der Ferse an der Vorderseite des Sitzes eine Stütze gehabt hätte. Die Ausführung der Kopie ist mittelmäßig und erscheint an dem Beiwerke, namentlich an den

Beinschienen geradezu ungeschickt.

Altere Publikationen 8. bei Seh. n. 63. Baumeister Denkmäler des kl. Altertums I p. 121 Fig. 126. Brunn-Bruckmann Denkmäler n. 388. CioUignon histoire de la sculp- ture grecque II p. 247 Fig. 124. Springer-Michaelis Handbuch d. Kunstgeschichte p. 336 Abb. 601. Winter Kunstgeschichte in Bildern I T. 66 n. 6. v. Sybel Welt- geschichte d. Kunst* p.341 mit Abb. Bulle der schöne Mensch (2. Aufl.) T. 165. Furtwängler-Urlichs Denkmäler gr. u. rdm. Skulptur, Handausgabe (2. Auti.) T. 2$ p. 72 fl. Löwy griechische Plastik T. 125, 126 Abb. 217a— d p. 104, 106, 107. Della Seta religione e arte figurata p. 153 Fig. 06. Bruckmann Wandbilder alter Plastik VI (mit erläuterndem Texte von Buscbor). Der Kopf: Arndt- Amelung Einzelautpahmen n. 254, 255. Furtwängler-Urlichs ». a. O. Fig. 20. Vgl. Athen. MitteilungenVI 1881 p. 121. Archäol. Anzeiger IV 1889 p. 41. Verhandlungen der 41. Versammlung deutscher Philologen in München p. 244 f. Boscher mytiioL Lexikon I 1 p. 490 f. Furtwängler Meisterwerke p. 525 ff. p. 645. Böm. Mitteilungen XX 1905 p. 150. Journal of hell, studies XXV 1905 p. 257. Klein Geschichte der grlech. Kunst II p. 278. Der Torso in Neapel: Amdt-Amelung Emzelauinahmen n. 882, 883, S. Brei- nach r^pertoire de la stat. II 1 p. 192 n. 5. Buesch guida illustrata del museo di Napoli p. 95 f. n. 293. Der Kopt in der Münchener Glyptothek: Furtwängler- Wolters Beschreibung d. Glyptothek p. 296 n. 272. Jahrbuch d. arch. Inst. XXVI 1911 p. 276X* Abb. 8a, b (hier die Zusammenstellung mit dem Kopfe des Hermes von Atalanti).

1298 (10) Porträtkopt des Aristoteles.

Ergänzt fast die ganze Nase und die Büste. Die riohtige Benennung des bezeichneten Kopfes wurde ermög-

licht durch den Vergleich mit zwei Zeichnungen einer Büste, die sich

94 DAS THERMENMUSEÜM. 1299—1301.

Ende des 16. Jakrhimderts im Besitze des Fulvio Orsini befanden hatte und seit der Zeit des Rubens, von dem die eine der beiden Zeich- nungen stammt, verschollen ist. Danach haben sich elf sichere Kopien des gleichen T3rpus nachweisen lassen, dem sich noch einige zweifel- hafte anschließen. Das Porträt gehört in stilistischer Hinsicht zweifel- los in die spätere Lebenszeit des Aristoteles imd entspricht anch im allgemeinen den überlieferten Zügen seiner Erscheinung. Das hiesige Exemplar gibt nicht alle charakteristischen Eigenheiten in der gleichen Schärfe wieder, wie einige von den anderen Wiederholungen, zeichnet sich aber vor allen übrigen durch die feine Sorgfalt seiner Ausführung besonders in Bart und Haaren aus. Sehr schön ist der eigenartige Bau der Stirn und des Schädels wiedergegeben.

Amdt-Brackmaim griech. u. röm. Portrftts n. 365, 366. Stadnicska das Bildnis des Aristoteles (Leipzig 1908) T. III 5, 0 p. 24 H. Hekler Blldnigkungt d. Griecfa. u. Eöm. p. XXIV T. 8d. Vgl. Seh. n. 03. BeraouUi griech. Ikonographie I p. 96 n. 2.

Drittes Zimmer. 1299 (59) Statue des Heimes.

Ergftnrt von Algardi die SpHse tmd der r. Flügel der Nase, der größte TeU der Hutkrempe, der r.. Arm abgesehen von dem der Sdiulter benach- barten Stücke, der von der 1. Hand umschlossene Stab, die Füfie, die Plinthe.

Der r. Arm ist falsch ergänzt. Die Haltung, die der Restaurator dem Arme gegeben hat, bringt in die Figur einen Zug zu starker Be- wegung, der mit der sonstigen Körperhaltung und dem Gesichtsaus- druck in Widerspruch steht. Wie die hinsichtlich des Motives über- einstimmende, sogenannte Statue des Germanicus im Louvre beweist, war der r. Arm nach dem Kopfe erhoben und stand die Hand mit zusammengelegten Daumen und Zeigefinger in der Höhe und unweit der Schläfe. Die L. senkte ursprünglich ein bronzenes Kerykeion. Hiernach war Hermes in dieser Statue als Gott der Beredsamkeit (loyLOg) aufgefaßt. Er steht da in gesammelter Haltung, neigt den Kopf, dessen Gesicht einen ernst sinnenden Ausdruck zeigt, zu seinen Zuhörern und bewegt dabei die B. in einer Weise, die für ruhig-logische Darlegung bezeichnend ist. Während er spricht, gleitet ihm das Ge- wand von dem Oberarm herab. Dieses Motiv soll offenbar den Ein- druck der Konzentration steigern, mit der Hermes in seine Bede ver- tieft ist. Doch hat der Bildhauer hierbei die Schwierigkeiten, die sich bei der plastischen Fixierung eines in Bewegung begriffenen Stoffes ergeben, nicht zu überwinden verstanden; denn das Gewand sieht nicht aus, als ob es herabgleite, sondern als ob es in künstlicher Weise an dem Oberarme befestigt sei. Wir dürfen die Entstehung des zweifel- los bronzenen Originales um die Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. annehmen. Der Kopf erinnert in manchen Zügen noch an den wahr- scheinlich alt-peloponnesischen Typus, der in der Figur des Stephanos wiedergegeben ist (n. 1846). Doch zeigt die Statue in der Koptbildung

MüSEO BONCOMPAGOT-LÜDOVISI. 95

noch deuttichere Berühnrngspunkte mit myronischer Kunst, während der Körper mit seiner vornehmen, aber etwas matten Formengebnng sich an keine der gleichzeitigen, bekannten Kunstriehtmigen mit über- zeugenden Gründen hat angliedern lassen. Häufiger begegnen wir in jener Epoche dem auch hier auffallenden Mißverhältnis zwischen den kräftigen Formen der Oberschenkel und den schwach entwickelten Unterschenkeln. Man hat diese Erscheinung mit der in jener Zeit häufigen Herstellung von Kolossal-Bildem erklären wollen; die Bild- hauer hätten die bei der Arb^t in Biesen-Dimensionen notwendige Ver- änderung der Proportionen kleinere Bildung der dem Auge des Be- schauers näherliegenden Teile ohne weiteres auch auf Bilder ge- ringeren Formates übertragen. So richtig die Voraussetzungen aber sind, so bedenklich ist die daraus gezogene Folgerung. Die Ver- suche, da» Original Fheidias oder einem ,,phokäischen" Bildhauer Teleplianes zuzuschreiben, sind unzureichend begründet.

Ältere PabUkationen s. bei Seh. n. 04. Bayet monuments de l'art antique II Text zu pl. 70 p. 6. Bnum-Smckmaiui Denkmäler n. 413. Winter-Seemann Kunstgeschichte in Bildern I T. 42, 6. Bulle der schöne Mensch (2. Aufl.) T. 44. Eekule von Stradonitz die griech. Skulptur (2. Aufl.) Abb. auf p. 340 (auf p. 348 der sogen. Germanicus). liöwy griech. Plastik T. 04 Abb. 176a p. 80. Altertümer von Pergamon YII p. 22f. Abb. 22g (die hier vertretene Behauptung eines engen Zusammenhanges zwischen dem Hermes und der in Pergamon gefundenen, helmlosen Athena sdieint uns nicht ge- nügend begründet). Der Kopf: Arndt- Amelung Einzelaufnahmen -n. 270, 271. Löwy a. a. O. Abb. 176b. Vgl. O verbeck Geschichte d. griech. Plastik II* p. 446, p. 466 Anai. 4. FriederichssWolters Bausteine n. 1630. Aus der Anomia (Berlin 1800) p. 62, p. 60. 50. Berliner Winckelmannsprogrammp. 152. Furtwängler Meisterwerke p. 86, p. 742. Arndt- Amelung a. a. O. Text zu n. 1127. Klein Geschichte der griech. Kunst II p. 66 ff.

1300 (54) Wiederholung der knldischen Aphrodite (ygl. n. 310).

Antik sind nur der Kumpf mit den Schultern, den Obersohenkeln und dem 1. Knie. Doch sind auch die antiken Teile von modemer Hand stark abgegl&ttet, um ihren Unterschied von den restaurierten auszugleichen. Der Kopf sitzt nicht, wie man be- hauptet bat, mit Bruch, sondern mit Schnitt auf, und ist zweifellos modern. Scb. n. 07. Journal of hellenic studies VIII 1887 p. 335 J. Furtwängler Meisterwerke p. 551 Anm. 2 n. 6. Klein Praxiteles p. 251 n. 6.

Viertes Zimmer.

1301 (86) Fragment eines Hoehreliefs, Kopf einer schlafenden

Erinys.

Pentelisoher Marmor. Ergänzt beinahe <Ue ganze Nase, die r. Hälfte der Unterlippe, die unter dem Kinne herabreichende Locke al>ge8ehen von dem oberen Ansätze. An dem rückwärtigen Teile des Hinterkopfes ist eine andere Behandlung der Haare kenntlich als an den vorderen Teilen; außerdem fehlt dort Jegliche Spur von Verwitterung. Augenscheinlich hat der moderne Restaurator einen an jener Stelle ansetzenden Gegen- stand abgemeißelt und in die abgemeißelte Stelle Haare eingearbeitet.

Der schön gearbeitete Kopf sobeint, nach Anffassung und Stil zu

urteilen, ein hervorragendes Original der jüngeren hellenistischen Zeit

wiederssugeben. Man hielt ihn früher für eine Originalarbeit, doch

widerspricht dieser Annahme die allzu grobe Verwendung des

Bohrers in der Wiedergabe der Haare. Das Antlitz zeigt einen ebenso

ernsten wie strengen Ausdruck und in der vorgeschobenen Unterlippe

96 DAS THEBHENUUSEüH. ISOS.

einea unwilligen Zog. Die Augen sind gMuhkisBen. Dooh beweisen das biae, nach der 1. Schulter geneigte Haiqit, die Äugenateme, die unter den gesohloHaeiien Lidern nach oben gerichtet sind, und der ge - öffnete Mund, det offenbar in ruhigen legelmäBigen Zügen die Luft einatmet, daß nicht eine Sterbende oder Tote sondein eine Sohlafemle dargestellt ist. Der Deutung auf Medoaa wideisprioht der Tjpua, der sieh weaentlich von den sicher beglaubigten Gorgonenbildun- gen unteraobeidet. Hingegen stimmt der Kopf in allem We- sentlichen mit einem Typus überein, der anf versobiedeoen . Denkmälern den Erinyen, z. B. auf dem hier abgebildeten unter - italiscben Vaaenbijde (Fig. 34) gegeben iat. ISr aoheint dem- nach eine schlafende Brinja dar- snstellen. Die vom Winde durch - einander geworfenen Haare und die über die Wutge herab- hängenden Locken, die von Schweiß durchdrungen schei- nen, weisen auf die heftige Be - wegung zurüok, der sieh die Krinys bei dei Verfolgmig einte Reviers unteizog. Jetet ist sie einge - schlafen, bewahrt aber noch im Schlafe ihren strengen Ausdruck und den Groll gegen den Verbrecher. Ein Gelehrter hat vermutet, daß der Kopf zu einer Komposition gehörte, in der zwei schlafende Erinjen dar- gestellt waren, einer Gmppe, die wir uns durch das abgebildete Vasen- bild vergegenwärtigen könnten. Jedenfalls müßten wir annehmen, daß diese Gruppe zu einer großen Beliefkomposition gehört habe, da sieh unter dem Kinn der Erinys ein ganz kleines Stückchen Relief- grund erhalten hat. Auch die Art, wie die oberen, Teile des Kopfes .mit höherem Relief aus der Fläche herauaragen, als die unteren, kehrt ganz übereinstimmend auf anderen großen Relief daratellun gen wieder (vgl. den Kopf des Endjrmion auf n. 307 und den der Nymphe auf n. 1147). Der Künstler konnte zu einer derartigen Komposition un- mittelbar durch die Szene, mit der die Eumeniden des Aischyfoa be- ginnen, oder durch berühmte Gemälde angeregt werden, von denen das eine dieselbe Szene, ein anderes die Erinyen neben dem Grab- hügel des Agamemnon schlafend durstellte (vgl. n. 338 u. 1207).

Hon. dell' liut.VIlI I. SS, i,iui. ISTl Tav. d'*a|. ST p. 21£II. BumoeM«! peak- maiei des klau. Allertomi II p. 911 Flg. 986. Röscher mfthol. Leiikon I p. 17£<>. Brunn-BrucIcmailD DeDkraUer n. 238. BmDD griech. OMtfliideale T. V p. S3H. Cot- lignOD blihriie de la BCulpI. grecque II p. SSI Fi«. SOi. Wlat« KuustBOObicIit« In

MÜSEO BONCOMPAGNI-LÜDOVISI 97

Badern I T. 70, 1. Petersen Vom alten Eom« p. 17611. Abb. 141. Löwy griech. Plastik T. 150 Abb. 261 p. 123. Vgl. Seh. n. 110. Friederichs- Wolters Bausteme n. 1419. Six de Gorgone p. 66. Journal of hell, studies XI 1890 p. 197 f., p. 201 f. Bendiconti delU r. Accademia dei Lincei, classe di scienze morali VI 1890 p. 342 ff. Born. MitteUungen VII 1892 p. 106 f. Hartel-Wickhoff die Wiener Genesis p. 24 = Wickhoff Schriften III p. 43 f. Ausonia II 1907 p. 85 Ann. 4.

1302 (43) Eolossalgruppe, Galller und sein Weib.

Ergänzt an dem Manne die vordere Hälfte der Nase, der r. Arm mit dem Schwertgriffe und dem freistehenden Teile der Klinge, der 1. Vorder- arm bis zur Handwurzel, der 1. Zeigefingw und das freillattemde Stück des Mantels mit der Stütze, die aber durch die auf dem Gesäß vorhandene Spur ihres Ansatzes gesichert ist; an der Frau die Nase, der I. Arm abge- sehen von dem der Schulter benachbarten Stfloke, der untere Teil des r. Vorderarmes nebst der Hand, vier Zehen am r. Fuße, allerlei Stücke am Mantel. Von den beiden Stützen zwischen den Figuren ist die vordere antik, aber mehrfach gebrochen, die hintere modern, aber durch antike Ansätze gesichert. Beide Figuren haben durch rücksichtsloses Abputzen, teilweise auch durch Überarbeitung gelitten, namentlich die der Frau auf der Vorderseite. Über den Marmor s. n. 884.

Der Gallier hat, während ihm die Feinde auf den Fersen sind, eben noch 2ieit gefunden, seinem Weibe unter der 1. Achselhöhle den Todes- stoß zu versetzen und trifft sich nunmehr selbst an unfehlbar tödlicher Stelle, indem er sein Schwert hinter dem 1. Schlüsselbein in die große Schlagader stößt. Mit der L. stützt er noch die zusammenbrechende Gefährtin. Sein Antlitz, das sich nach den Verfolgern rückwärts wendet, bekundet eine trotzige Genugtuung darüber, daß er seinen Feinden nicht lebendig in die Hände fallen wird. Offenbar ist ein gallischer Häuptling dargestellt. Das Gesicht unterscheidet sich durch seine markanten vornehmen Züge wesentlich von den andern Gallier- typen, die zu demselben Statuenzyklus wie die Gruppe gehören (n. 98 u. 884).

Der r. Arm des Galliers und der 1. Arm der Frau sind falsch er- gänzt. Der r. Oberarm des Mannes war nach dem erhaltenen An- sätze des Deltamuskels mit dem Ellenbogen weniger gehoben und abgestreckt, und die Faust hatte den Schwertgriff in umgekehrter Weise gefaßt, also mit dem Handrücken nach vorne und so, daß nicht der kleine Finger, sondern der Daumen zu oberst stand. Dadurch erhielt der Vorderarm eine steilere Stellung. Trotzdem das Schwert natürlich sonst im Kampfe von der Hand mit der Haltung gefaßt wurde, die ihr der Ergänzer gegeben hat, leuchtet es ein, daß der Arm nur in der von uns angenommenen Haltung den in diesem Falle notwen- digen Stoß mit dem erwünschten Nachdruck führen kann. Anderer- seits war hierbei das Gesicht weniger bedeckt und konnte der Be« trachter, wenn er in der Verlängerung des vorgesetzten 1. Beines, also mehr nach der Seite der Frau zu Stellung nahm, das Profil des Galliers sehen. Den 1. Vorderarm der Frau hat man sich weniger gestreckt und schlaffer herabhängend zu denken. VermutUch bildete diese Gruppe den Mittelpunkt eines Statuenzyklus, dessen r. Eckstüc'k der sterbende Gallier des kapitolinischen Museums (n. 884) war. Wie diese Statue

Hei big: Führer. II. 3. Aufl. 7

98 DAS THERMENMüSEUÄf. 1303-1804.

scheint auch die Gruppe eine von einem pergamenischen Bildhaner gearbeitete Marmorkopie nach einem pergamenischen Bronzeoriginal aus der Zeit des ersten Attalos zu sein, einem Originale, das wahrschein- lich zu dem von diesem König auf der Akropolis seiner Residenz errich- teten Siegesdenkmal gehörte. Auf Bronze deuten der linke, vollständig in der Luft schwebende Arm der Frau, die beiden Stützen, die den Körper der Frau mit dem des Mannes verbinden, und eine dritte Stütze, die dem hinter dem Rücken des Mannes flatternden Mantel festen Halt gibt. Wäre die Gruppe für die Ausführung in Marmor berechnet gewesen, so sähe man namenthch nicht ein, weshalb der Bildhauer diesen auf der Rückseite der Figur befindlichen Mantel, der für die künstlerische Wirkung der Gruppe von ganz untergeordne- ter Bedeutimg ist, in einer derartigen, den Bedingungen seiner Technik zuwiderlaufenden Weise unterarbeitet hätte. Über die Vermutung, daß die Gruppe in späterer Zeit und auf römischem Boden gearbeitet sei, vergleiche man die Bemerkungen zu n. 884. An der Figur der Frau treffen die beiden Enden des Mäntelchens unter dem Halse nicht zusammen, offenbar deshalb, weil der Bildhauer an dieser durch das Kinn versteckten Stelle auf eine genaue Durchbildung verzichtete. Einer der üblichen römischen Kopisten würde eine derartige Behand- lungsweise voraussichthoh als einen Fehler empfunden und verbessert haben.

Die älteren Publikationen s. bei Seh. n. 92. Baameister Denkm. des kl. Altertums II p. 1237 f. Abb. 1410, p. 1241. Revue archtol. XII 1888 p. 273 Fig. 1, p. 281 if. LÖwy Lysipp und seine Stellung in der griech. Plastik p. 29 Fig. 14. Brunn-Bruckmann Denlanäler n. 422. Gollignon histoire de la sculpture grecque II p. 505 Fig. 259. Das Museum IV 1899 T. 6. Winter Kunstgeschichte m Bildern I T. 70, 4. Springer-Michaelis Handbuch» p. 399 Abb. 738. v. Sybel Weltgeschichte der Kunst« p. 348 f. mit Abb. Petersen vom alten B^m* p. 174 ff. Abb. 138. v. Bienkowsld die Darstellungen der Gallier in der hellenistischen Kunst T. I p. 6ff. Fig. 9 11 (v. B. schlägt hier vor, den Ellenbogen des r. Armes an dem Gallier tiefer zu stellen, die Handbaltung aber so zu belassen, wie sie der Ergänzer gegeben hat; nur ein erneuerter praktischer Ergänzungs- versuch mit Hilfe eines passenden Modells dürfte diese Streitfrage zur Lösung bringen). Löwy griech. Plastik T. 144 Abb. 246 p. 119, 122, 135. Der Kopf des Galliers; Hämi- sche Mitteilungen X 1895 T. II L p. 129 131. Petersen a. a. O. Abb. 189. v. Bien- kowsld a. a. O. p. 7 Fig. 6, 7; p. 145 Fig. 155. Löwy a. a. O. T. 147 Abb. 253 p. 122, 124. Vgl. Bie Kampfgruppe und Kämpfertypen p. 127 ff. Klein Geschichte der griech. Kunst ni p. 60 f.

Fünftes Zimmer. 1303 (31) Eolossalbüste der Demeter mit Stephime und Sehleier.

Ergänzt die Nasenspitze und ein Stück am Halse unter dem r. Ohre. Das schöne Gesicht zeigt einen überaus müden Ausdruck, der in dem sanften Blicke der verhältnismäßig schmalen Augen gipfelt; der Mund ist zu einem freundlichen Lächeln geöffnet. All diese Eigen- tümlichkeiten widersprechen der früher geläufigen Deutung der Büste als Hera, stimmen vielmehr in jeder Hinsicht zu dem Wesen der Demeter. Zweifellos ist die Büste nach dem Oberteü einer Statue kopiert. Eine Bronzestatuette, deren Kopf in den typischen Zügen

MÜSEO BONCOMPAGNI-LUDOVISI. 99

dem der Büste entspricht, befindet sich im Münz- mid Antikenkabi- nett in Wien, doch ist der Kopf der Statuette nach der r. Schulter gewendet. Es kann sich also nicht um eine Verkleinerung des gleichen Originales handehi, wohl aber um die verkleinerte Kopie eines Werkes des gleichen oder eines verwandten Meisters.

Dem Stil nach gehört die Figur in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts und der gleichen Zeit dürfen wir auch da« Original der Büste zu- schreiben, deren Kopf mit dem der Eirene des Kephisodot nahe verwandt ist. Die mit feiner Empfindung, aber nicht sehr sorg- fältig ausgeführte Büste ist, nach dem Zuschnitt des Bruststücks zu urteilen, eine Arbeit aus dem Beginne der hadrianischen Zeit.

Overbeck Kunstmythologie III p. 95 n. 15, Atlas T. IX 12. Koscher mythol. Le- xikon 1 2 p. 2122, p. 2126 (Abb.); II 1 p. 1360. Arndt-Amelung Einaelaufnahmen n. 264. Vgl. Seh. n. 78. Friederichs- Wolters Bausteine n. 1615. Die Wiener Bronzestatuette: V. Sacken Bronzen des k. k. Münz- u. Antikenkabinetts in Wien T. V 1. Overbeck a. a. O. T. I 1. BoBCher a. a. O. I 2 p. 2116 nüt Abb. S. Beinach r^ertoire de la stat. II 1 p. 240 n. 3. Über Büstenformen vgl. Anzeiger d. Krakauer Akademie d. Wissensch. XXIV 1895 p. 127 ff. T. I, II. Vgl. n. 1311.

1304 (57) Wiederholung der Atliena Parthenos des Pheidias.

Ergänzt der Helmbusch, die Nasenspitze, ein Stück der Unterlippe, beide Arme mit den auf den Schultern aufliegenden Stücken des Ai^s- randes, die aus den Knoten hervorgehenden Enden des Schlangengürtels, mancherlei an den Falten, vor allem die steilen Falten, die auf den r. Fuß und zwischen den Beinen niederfallen. Der Bestaurator hat den Nasen- rücken überarbeitet und zahlreiche Falten, besonders an dem Überschlage des Peplos, deren Ergänzung ihm Schwierigkeiten verursachte, einfach abgemeißelt; so auch die Steilfalte, die vom 1. Knie niederhing.

Die Statue ist eine der größten und zugleich eine der getreusten Nachbildungen, die sich von der Athena Parthenos des Pheidias er- halten haben (vgl. n. 906, 1530). Doch wird ihr Eindruck durch die falschen Ergänzungen und durch die an einzelnen Stellen vorgenom- menen modernen Über- und Abarbeitungen getrübt. An dem Helme stört der ergänzte Busch, der zu kleinlich geraten, an dem Gesichte die Nase, deren Spitze schlecht ergänzt und deren Bücken überar- beitet ist. Der Überschlag des Peplos sieht wie zerlumpt aus, da der Restaurator, namentlich an dem unteren Bande, viele Faltenbrüche abgemeißelt hat. Die Arme sind zu massig ausgefallen und falsch gerichtet. Der rechte war vorgestreckt und hielt eine Siegesgöttin, während der linke abwärts reichte imd die Hand auf dem Bande des Schildes ruhen ließ. Die Statue wirkt am besten, wenn man sie in der r. Profilansicht betrachtet, da die Falten auf dieser Seite weniger be- schädigt sind und die Gesamtwirkung der Figur hier im wesentlichen nur durch deti falsch restaurierten r. Arm beeinträchtigt wird. Der Bildhauer scheint sein Vorbild nicht nur in den Hauptmotiven, son- dern auch in mancherlei Einzelheiten getreu wiedergegeben zu haben; immerhin muß man sich gegenwärtig halten, daß er in Anbetracht der Biesengröße des Originals, dessen Höhe man auf 10 m berechnet

7*

100 DAS THERMENMÜSBÜM. 1806.

hat, nur eine Auswahl aus den Motiven seines Vorbildes wieder- geben konnte. Den Hehn der Parthenos schmückten geflügelte Tierfiguren. Daß auch der Hehn unserer Statue mit Emblemen ver- sehen war, beweisen die an der Kappe sichtbaren» von modemer Hand abgearbeiteten Stellen (vgl. die Wiedergabe der von Aspasios geschnit- tenen Gemme Euf dem Einbände unseres Führers). Pheidias hatte die Fleischteile der Parthenos aus» Elfenbein, alles übrige aus Gold gearbeitet, das an einzelnen Stellen durch Email nuanciert war. Die Weise, in der an unserer Statue die kleinen über die Wangen und die langen über die Schultern herab- fallenden Locken behandelt sind, erinnert an ziselierten Metall- guß, die eckige Einknickung der Falten an Metall, das durch die Gußform oder durch Treiben mit dem Hammer scharfe Kanten erhalten hat. Der Schuppenbesatz der Aigis, den der große atheni- sche Meister vermutlich durch emcdlliertes Gold wiedergegeben hatte, war an imserer Statue offenbar durch Malerei ausgedrückt. Auf dem neben dem r. Fuße herabhängendon Gewandzipfel hat der Bildhauer seinen Namen angebracht, von dem wir, da die ersten bei> den Buchstaben fehlen, nicht wisseu, ob er Antiochos oder Metioohos lautete. Die Formen der Buchstaben deuten auf das letzte Jahrhun- dert der Bepublik oder den Anfang der Kaiserzeit. Der Büdhauer bezeichnet sich als Athener, gehört also in die Beihe jener spätat- tischen Künstler, die sich darauf beschränkten, Meisterwerke der älte- ren Kunst mehr oder minder getreu nachzubilden. Seine Figur gibt einen zum mindesten annähernden Begriff von einer der bedeutend- sten Schöpfungen der hellenischen Kunst. Pheidias brachte in der Athena Parthenos die Anschauungen, die sich die gebildeten Athener unter der glänzenden Verwaltung des Perikles von der Schutzgöttin ihrer Stadt bilden mochten, in ebenso großartiger wie erschöpfender Weise zum Ausdruck. Während der Helm, die Aigis und der unter- setzte Körper die wehrhafte Jungfrau erkennen lassen, die den athe- nischen Staat beschützt und seine Macht erweitert, erscheint Athena zugleich als friedliche Göttin. Klar und ruhig blicken ihre Augen aus dem jugendlichen Gesicht. Ihrer Kraft bewußt, hat sie den Schild auf den Boden gestellt und hält dem Besucher ihres Tempels das Symbol ihres Wirkens, die Sieg und Heil bringende Nike, eutgegen.

Sch. n. 114. Abhandlungen der phil.-hist. Gl. d. aftcfas. Gesellflchaft der Wissen- schaften VIII 1883 T. II B 1, 2 p. 556 ff. Brunn-Bruckmann Denkm&ler n. 253. S. Bei- nach räpertoire de la stat. II 1 p. 279 n. 7. Winter Kunstgeschichte in Bildern I T. 78, 6. Löwy griech. Plastik T. 43 Abb. 82 p. 36 ff. Wint«r Altertümer von Pergamon VII T. VIII p. 33ff. Der Kopf: Amdt-Amelung Binzelaufnahmen n. 274, 275. Löwy a. a. O. T. 48 Abb. 90 p. 39. Vgl. Löwy Inschriften griechischer Bildhauer n. 342. Arch. Zeitung XLI 1883 p. 207. Jahrbuch des arch. Instituts V 1890 p. 101 ff. Jahreahefte d. österr. Inst. IV 1901 p. 146 Anm. 2 n. 3. Über den Kopf und Helm der Parthenos: Festschrift zum fünfzigjährigen Jubiläum des Vereins von Altertumsfreunden im Bheinland (Bonn 1891) p. Ifl. Furtwängler Meisterwerke p. 21 Anm. 1. Jahreahefte d. österr. Inst, a. a. O. p. 144«. T. IV.

MUSEO BONCOMPAGNI-LUDOVISI. 101

1305 (66) Eolossalkopf der Hera (Juno Ludovisi).

Er ist vermatlich Identisch mit dem weiblichen Eoloasalkopfe, den der KardinAl Ludovico Ludoviai 1622 aus der Villa Cesi erwarb. Brg&nzt die Nasenspitze, ein Stück des r. Nasenflügels, die an der r. Seite des Halses herabhängende Locke abgesehen von einem kleinen Stücke des oberen hin- teren Endes. Die Obeifläche hat durch Korrosion und rücksichtslose Reinigung stark gelitten.

Aus der Art, wie der untere Rand des Halses zugehauen ist, er- gibt sich, daß dieser Kopf zum Einsetzen in eine Kolossalstatue be- stimmt, also für eine Wirkung aus ansehnlicher Höhe berechnet war. Bekannt unter dem Namen der Inno Ludovisi, gehört er zu den be- rühmtesten Denkmälern des Altertums. Männer, wieHerder, Winokel- mann, Goethe, Schiller, Wilhelm von Humboldt, haben den tiefen Ein- druck, den diese Schöpfung auf sie machte, in beredtenWorten geäußert. Da der Typus des Kopfes zweifellos in einer Zeit vorgeschrittener und reich entwickelter Kultur entstanden ist, in einer Zeit, in der die Hellenen das Ideal der Hausfrau in einer milderen und unseren Anschauungen näher stehenden Weise auffaßten, als es noch im 5. Jahrhimdert der Fall war, so mutet unter allen Heratypen dieser den modernen Beschauer am meisten an. Er zeigt nicht nur die physische Vollkommenheit, sondern, indem er in harmonischer Weise Erhabenheit und Milde vereinigt, auch die Charaktereigenschaften, die nach der Auffassung der damaligen Griechen der Göttin des Zeus zukamen. Die von einem Gelehrten ausgesprochene Vermutung, daß die Inno Ludovisi das idealisierte Porträt einer Dame aus dem iulisch- claudischen Kaiserhause sei, scheint uns unzulässig. Wir müßten dabei einen Grad der Idealisierung voraussetzen, der jeden indivi- dueUen Zug verwischt und für den man vergeblich nach irgendwelcher Analogie sucht. Jene Vermutung gründet sich zudem auf die Be- hauptung, daß zwei Eigentümlichkeiten des Kopfes, der oben um- schnürte, kleine Nackenschopf und die das Diadem umgebende Wol- lenbinde, die im Aussehen einer Perlenkette gleicht, bei keiner Dar- stellung eines göttlichen Wesens nachweisbar seien. Diese Behaup- tung hat sich als unrichtig herausgestellt. Der Nackenschopf gibt uns nur die Möglichkeit, die Ausführung des Kopfes in die erste Kaiser- zeit zu datieren; damals haben die Bildhauer öfters diese im Leben übliche Modetracht auf Köpfe * mit idealen Zügen übertragen. In eben jener Zeit mußte in Rom eine starke Nachfrage nach kolossa- len Götterbildern sein, um mit ihnen die neu erstehenden Pracht- tempel zu bevölkern. Den Rest eines derartigen Götterbildes haben wir augenscheinlich auch in der Juno Ludovisi vor uns, die wir dem- nach mit großer Wahrscheinlichkeit einem der Schüler des Pasiteles zuschreiben dürfen. Dieser hatte sich zweifellos eine Schöpfung der zweiten attischen Schule zum Vorbild genommen. Man erinnere sich an n. 291 und 295, zwei Tjrpen, die Originale des 5. Jahrhunderts wiederholen. Dagegen zeigt die Behandlung des Fleisches hier, so-

102 DAS THERMENMUSEÜM. 1306-1808.

weit sie sich bei dem gegenwärtigen Zustande der Obeifläohe beur- teilen läßt, eine Weichheit und einen fein empfundenen Naturalis- mus, wie er durchaus dem Stile der Meister zur Zeit Alexanders des Großen entspricht.

Ältere Publikationen s. bei Seh. n. 104. Baumeister Denlcmäler d. klaas. Alter- tums III p. 1852 Fig. 1605. Eoscher mythol. Lexikon I 2 p. 2120, 2122 f. Brunn griech. Götterideale p. Off. Bnmn-Bruckm&nn Denkmäler n. 380. v. Sybel Weltgeschichte d. Kunst* p. 402. Della Seta leligione e arte figurata p. 153 Fig. 92. Vgl. Furtwängler Meisterwerke p. 557 f. Böm. Hitteilungen X 1895 p. 189 ff. Wegen des Schopfes an Idealköpfen vgl. Amdt-Amelung Einzelaufnahmen Text zu n. 1121, 1122 und Heklor Münchener archäol. Studien dem And. Furtw&nglers gewidmet (München 1909) p. 156, wegen der Wollenschnur n. 1923 und Heibig Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte n. 176.

1306 (35) Kolossalkopf einer Göttin.

Ergänzt die Nasenspitze mit dem r. und einem Teile des 1. ISTasen- 'flügels. Ausgebrochen ist der Hinterkopf und ein Stück der Unterlippe; bestoßen sind einzelne Haarlocken und der Schopf. Von den Zacken des Diadems ist nur die erste der r. Seite erhalten.

Auch dieser Kopf war zum Einsetzen in eine Statue bestimmt. Eine bessere Wiederholung besitzt das Museum in Neapel. Die Züge des Gesichtes machen zunächst einen Eindruck, als handele es sich um die ausdruckslose Kopie eines Typus des 5. Jahrhunderts v. Chr. Dem widerspricht aber der etwas gedunsene Charakter der Formen und vor allem die Haarbehandlung mit den an den Seiten aufgerollten Strähnen (einfacher finden wir das gleiche schon an n. 1303). Des- halb hat man den Typus letzhin einer klassizistischen Richtung der pergamenischen Kunst zugeschrieben, deren Interesse für die Schöpf- ungen des 5. Jahrhunderts uns bekannt ist.

Overbeck Kunstmythologie III p. 89 n. 6; Atlas T. IX 6. Arndt-Amelung Einzel- aufnahmen n. 248, 249. Mahler Polyklet p. 126f. Fig. 88. Vgl. Seh. n. 35. Böm. Mit- teilungen XVIII 1903 p. 11. Der Kopf in Neapel: Buesch guida illustrata del Museo di Napoli p. 160 f. n. 506.

1307 (61) Statue der Athena.

Sie wurde zu Donatis Zeit (t 1640) im Bereiche des GoUegio Bomano innerhalb der Absis einer antiken Aedlcula neben ihrer Basis gefunden (Donatus Borna vetus ac recens III 16, Bomae 1725 p. 387). Ergänzt der ' Kopf mit dem Halse, die vorderen Hälften der Unterarme, der ganze untere

Teil der Statue vom r. Knie und der Mitte des 1. Unterschenkels abwärts, der entsprechende Teil des Stammes und der Schlange; an dieser auch Kopf und Hals; endlich die Plinthe.

Das antike Fragment stimmt abgesehen von Aigis und Schlange mit dem entsprechenden Teile einer Hera-Statue des 5. Jahrhunderts V. Chr. überein (vgl. n. 26 u. 1639). Ein römischer Bildhauer, der eine Athenastatue zu liefern hatte und einmal etwas Neues schaffen wollte, aber aus eigener Kraft nicht leisten konnte, hat sich sehr einfach geholfen, indem er jenen Hera-Typus mit den Attributen derPallas ausstattete, sowie einer seiner Kollegen den gleichen Typus zur Dar- stellung der Hygieia verwendet hat. Die Umwandlung zur Athena

MÜSEO BONCOMPAGNI-LÜDOVISI. 103

ist besonders siimlos, da die leichte gefällige Gewandung jenes Hera- Typus dem Wesen der Kriegsgöttin geradezu widerspricht.

Bch. n. 65. Amdt-Amelang Emzelaufnahmen n. 257. Die Statue der Hygieia befindet sich in Kassel: Bouillon Mtis^e d'ant. I T. 52. Bescher mythol. Lexikon I 2 p. 2780 f. mit Abb. S. Beinach r^pertoire de la stat. II 1 p. 298 n. 1.

Sechstes Zimmer. 1308 (32) Einschenkender Satyrlüngling.

Er^nzt der erhobene r. Arm mit einem benachbarten Stücke der Brost, der 1. Vorderarm mit fast dem ganzen Trinkhome, der r. Unter- schenkel — doch ist der Fuß antik , ein Stück an dem Stamme und an dem hinteren Bande der Piinthe. Der Ansatz mit spiralförmig gedrehter Biefelung, der sich am 1. Oberschenkel erhalten hat und von dem Ergänzer zu einem Trinkhom vervollständigt wurde, ist vielmehr der Best einer Stütze für die 1. Handwurzel.

Die Figur muß im Altertum sehr heliebt gewesen sein, da sich von ihr zahlreiche Wiederholungen erhalten haben. Ihre Stilisierung deutet auf ein Bronzeoriginal. Dargestellt ist ein Satyrjüngling von edelster Bildung, an dem nur die zugespitzten Ohren und das zottel- artig gelockte Haar leise auf die tierische Natur hinweisen. Der Er- gänzer hat ihm falschlich eine Traube in die erhobene R. gegeben. Wie Wiederholungen beweisen, an denen das Attribut vollständig oder teilweise erhalten ist, faßte die R. vielmehr einen Krug und goß daraus Wein in ein von der L. gehaltenes, kleines Trinkhom oder eine Schale (der Teil eines Homes hat sich an einer Replik im Ber- liner Museum erhalten; eine Schale hielt den Resten zufolge die L. der Replik im Museum zu Palermo). Die leichte Stellung und die Bewegung der Arme sind von unvergleichlicher Anmut. Daß dieser Typus in naher Beziehung zu der Kunst des Praxiteles steht, ist unzweifelhaft. Doch läßt er sich mit keiner der über- lieferten Satyrfiguren dieses Meisters identifizieren. Der Kopist hat die ganze Statue mit großer Sauberkeit ausgeführt und auch das an dem Originale selbstverständlich fehlende Beiwerk, das über den Baumstamm gelegte Ziegenfell, das an dem Stamme angelehnte Pedum und die von einem Aste herabhängende Syrinx, mit peinlicher Sorgfalt behandelt. Er gibt sich darin als Zeitgenosse der späteren antoninischen Kaiser zu erkennen (vgl. n. 930 u. 1249).

Sch. n. 71. Bullettino comunale XX 1892 T. XI— XII 1 p. 237 ff. Brunn-Bruck- mann Denkmäler n. 376. Ck)llignon histoire de la sculpture grecque II p. 265 Fig. 131. Klein Praxiteles p. 191 Fig. 29, p. 192 n. 6. S. Beinach räpertoire de la stat. II 1 p. 139 n. 7. Vgl. Kekulö über den Kopf des praxitelischen Hermes p. 31. Friederichs- Wolters Bausteine n. 1217. Arch. Zeitung XLIII 1885 p. 82 ff. Furtwängler Meisterwerke p. 535 ff. Journal of hell, studies XXIX 1909 p. 251 ff. (die in dieser Arbeit ausge- sprochene Annahme , der Satyr habe im Original mit seiner L. einen Kantharos an dem einen Henkel gehalten, den anderen Henkel habe eine Figur des Dionysos ge- faßt, ist gut kritisiert in dem nächstfolgend zitierten Aufsatze). Bullettino com- munale XXXVIII 1910 p.,161 ff. (die Verfasserin versucht den Typus Praxiteles abzusprechen und einem unbekannten Künstler zuzuschreiben, in dessen Stil sich Elemente der polyUetischen und der attischen Kunst des 5. Jahrhunderts mischen. Unserem Empfinden nach sind in dem SaAyt neben diesen Elementen diejenigen des ausgesprochen praxitelischen Stiles so stark, daß wir keinen Grund sehen, von der bisher allgemein anerkannten Zuteilung absuweiohen).

104 DAS THERMENliUSEüM. 1809-1S12.

1309 (79) Statue des Dionysos.

Ergänzt die Nase, der Haie, der r. Arm, der 1. Unterarm vom Oe- wand an und das 1. Knie mit einem Teile des Unterachenkels, an der Fan- therin die Schnauze. Die Falten sind mehrfach geflickt. Abgestoßen sind einzelne Bl&tter des Kranzes, verschiedene Locken, an dem Tier die Ohren und die r. Vordertatze. Die Beine und das Gewand sind mehrfach ge- brochen und bestoßen. Das Gesicht ist überarbeitet, der Körper von mo- demer Hand geglättet. Der am Scheitel und Hinterhaupt unvollendete Kopf ist antik, aber nicht zugehörig.

Der jugendliche Gott steht aufrecht. Der r. Arm war auch ur- sprünglich hoch erhoben; seine Hand ruhte zweifellos auf dem Scheitel. Der 1. Arm war seitlich vorgestreckt; ein Mantel hängt mit reichem Faltenspiel über Schulter und Oberarm. Außerordentlich zierliche Sandalen bekleiden die Füße; auf dem Oberleder ist als Schmuck- stück ein ELinderköpfchen über zwei kleinen Flügeln in Belief ge- bildet. Ein Pantherweibchen richtet sich unter dem Mantel auf und blickt zu seinem Herrn und Meister empor. Die gleiche Figur kehrt auf einem der Stuckreliefs in dem kleineren der a:i der Via Latina gelegenen Gräber wieder und zwar als Gegenstück zu einem Hermes, der sich ebenfalls als Nachbildung eines statuarischen Typus nach- weisen läßt. Dort hält die 1. Hand des Dionysos den lliyrsos, der sich mit dem oberen Teile gegen den Oberarm lehnt; der Kopf wendet sich zur r. Schulter. Das Pantherweibchen fehlt; wir haben also mit der Möglichkeit zu rechnen, daß es an der Statue lediglich ein ge- schickter Zusatz des Kopisten sei und daß wir uns das Original der Figur in Bronze gearbeitet zu denken haben.

Die Motive des Körpers sind echt praxitelisch; ebenso die zier- liche Form der Sandalen und vor allem die von dem Kopisten in dekorativ andeutender Weise nicht ungeschickt wiedergegebene Be- handlung der Falten an dem etwas absichtlich arrangierten Mantel. Man hat deshalb das Original mit Recht dem Praxiteles selbst zu- geschrieben. Die Wiederholung an der Decke jenes Grabes bezeugt, daß die Figur im 2. Jahrhundert n. Chr. in Born bekannt und beliebt war; wir werden die Kopie im Thermen-Museum eher noch dem 1, Jahrhundert zuschreiben dürfen.

Ältere Publikationen s. bei Seh. n. 90. Amdt-Amelung Einzelaufnahmen n. 269. Das Stuckrelief in dem Grabe s. Mon. dell' Inst. VI 1861 T. 50 (vgl. Ann. 1861 p. 240) und besser bei Gusman l'art d6coratif de Bome pl. 84. Über den oben- genannten Hermestypus vgl. Furtwängler Meisterwerke p. 572ff. Fig. 107 (wo sein Original ebenfalls dem Praxiteles zugeschrieben wird) und Amelung Führer durch d. Ant. in Florenz p. 32 ff. n. 43 (wo das Original vielmehr dem Kreise des Skopas zuge- teilt wird; ein Vergleich mit dem Dionysos ist sehr lehrreich und läßt die tief- greifenden stilistischen Unterschiede zwischen beiden nicht verkennen, nach denen es jedenfalls ausgeschlossen scheint, daß beide auf Originale eines und desselben Meisters zurückgeführt werden könnten). *

1310 (36) Knabentorso, ergänzt als Fackelträger.

Antik ist nur der Torso mit den Oberschenkeln. Der Torso ist von hervorragend schöner Arbeit, und es wäre dringend zu wünschen, daß man ihn von den abscheulichen modernen

MÜSEO BONCOMPAGNI-LÜDOVISI. 105

Ergänzungen befreite. Die flüssige Wiedergabe des komplizierten

Bewegtingsmotives und die weiche, aber vornehme Behandlung der

KörperformeD lassen keinen Zweifel darüber, daß wir hier die Kopie

eines Werkes aus der Mitte des 4. Jahrhunderts vor Augen haben.

Man vergleiche z. B. den Ganymed des Leochares (n. 386) und ihm

verwandte Gestalten.

Scb. n. 9. Amdt-Amelung Binzelaufoahmen n. 247.

Siebentes Zimmer. 1311 (20) Eölossalbüste des Attis.

Ergftnzt die Spitze der Mütze, die Nase, Stücke an den Lippen, das (; Kinn, das Fiedestal.

Die Büste hat eine Form, wie sie erst unter Hadrian allgemein üblich wurde (vgl. n. 1303); in die gleiche Zeit wird sie durch die Art ihrer Ausführung verwiesen. Die Deutung wird durch Bildwerke ge- rechtfertigt, die Attis in gauzer Figur und mit seinen Attributen aus- gestattet darstellen (vgl. n. 1236). Daß wir ein männUches Wesen vor uns haben, beweist die Bildung der Brust (an dem B^^^uststück von n. 1303 ist das Geschlecht schwach, aber doch unverkennbar deutlich gemacht). Dagegen zeigen Gesicht und Hals schwellende weibliche Formen, und auch das Haar ist nach weiblicher Weise ge- ordnet. Die phrygische Mütze läuft auf beiden Seiten und hinten in drei breite, am zugespitzten Ende mit einer Kugel beschwerte Bänder aus, die auf den Schultern und auf dem Nacken aufhegen. Der Geliebte der Kybele ist zudem durch den träumerisch-melan- cholischen Ausdruck des Gesichtes charakterisiert.

Das Original des Kopfes scheint bereits im Beginne des 4. Jahr- hunderts V. Ohr. geschaffen zu sein» Er hat charakteristische Züge gemein mit der Aphroditebüste in Arles und den Tänzerinnen der Akanthos-Säule in Delphi. AuffäUig, nicht nur im Vergleich mit diesen Köpfen, ist die :ehr hohe Bildung der Stime, die man aus hoher Aufstellung der Büste hat erklären woUen. Die frühe Datierung des Originales ist nicht bedenkUch, da wir wissen, daß der Kult der Kybele bereits im 4. Jahrhundert v. Ohr. in Athen Eingang gefunden hat. Doch könnte es sich natürHch auch um spätere Adaptierung eines früheren Typus handeln.

Scb. n. 76. Arndt - Amelung Einzelaufnahmen n. 263. Die Aphroditebüste in Arles: Friederichs- Wolters Bausteine n. 457. Klein Praxiteles p, 344 Fig. 64. S. Eei- nach tdtes antiques pl. 135, 136. Die Tänzerinnen in Delphi : Fouilles de Delphes IV pl. LX— Lxn, '

1312 (29) Statue des sitsenden Apollon«

Ergänzt Kopf und Hals, der r. Arm mit der Schulter und einem an- grenzenden Stück der Brust, -der 1. Arm mit Schulter und Leier, der 1. Unterschenkel mit Knie und einem Teile der Ferse, das vom 1. Oberschen- icel niederbängende Mantelende (es hätte den Ansatzspuren auf dem Felsen zufolge bis auf den Boden berabreichen müssen). Flicken in der Brust, links vom Nabel und im r. Oberschenkel. Scb. n. 66. Amdt'Amelung Einzelaufnahmen n. 256. Vgl. Overbeck Kunstmy- thologie IV p. 202 n. 1.

106 DAS THERMENMUSEUM. 1813—1814.

1313 (25) Statue des sitzenden ApoUon.

Sicher antik ist nur der Bumpf mit dem r. Beine, dem halben 1. Ober- Bchenkel, dem Gewände und einem Teile des Felsensitzes, an dem aber der Teil mit dem Fedum ergänzt ist. Sicher modern ist auch der Kopf.

Die Statue gibt das gleiche Original wieder, wie n. 1312» nur ist dort die Knickung des Körpers an der r. Hüfte etwas starker; auch stimmen die an beiden Repliken erhaltenen Teile des Mantels nicht durchaus überein. Der Ergänzer von n. 1312 hat darin, daß er den Gott sein Instrument auf den 1. Oberschenkel stützen ließ, augen- scheinlich nicht das Richtige getroffen, da die Falten weder dort noch an n. 1313 irgendwie unterbrochen sind. Das Instrument, ursprüng- lich gewiß die Kithara, mußte neben dem Beine auf dem Felsen stehen. Die R. war vermutlich mit dem Plektron ruhig gesenkt. Das Motiv scheint abgeleitet von einem attischen Apollontypus, den wir durch eine Relieffigur auf dem athenischen ZwölfgÖtteraltare ken- nen. Die Ausführung beider Repliken ist auch abgesehen von der zerstörenden Wirkung der Restauratoren sehr gering. Die Riemen der Sandalen waren nur durch Malerei angegeben.

Sch. n. 116. Overbeck Eunstmythologie IV p. 202 n. 2; Atlas XXII S8. Amdt- Amelung Einzelaufnahmen n. 276. Der athenische Altar: Athen. Mitteilungen lY 1879 T. XX p. 340 ff. Svoronos das Athener Nationalmuseum I T. XXVI n. 1731 p. 158 ff. n. 14 Abb. 110.

1314 (39) Gruppe des Menelaos.

Ergänzt an dem Jünglinge die Nasenspitze, ein Stück am Schädel und am Gewände, der r. Arm vom Biceps abwärts, an der Hand die Hälfte des Daumens, der Zeigefinger und ein Stück des kleinen Fingers, der vordere Teil des r. Fußes, an der Frau die Nasenspitze, der vordere Teil des Schädels vom Haaransätze bis zum Scheitel, der 1. Vorderarm, soweit er aus dem Gewände heraustritt, die Hälfte des Daumens, der Zeige- finger und der kleine Finger der r. Hand und andere unbedeutende Stücke. An beiden Figuren sind die Gewänder stark abgeputzt und teilweise, die Fleischteile durchweg übergangen und geglättet, ein Verfahren, durch das im besonderen der Kopf der Frau gelitten hat. Das diesem Kopfe aufge- setzte Schädelstück ist augenscheinlich zu hoch ausgefallen.

Menelaos, der Schüler des Stephanoe, den die an der Stütze an- gebrachte Inschrift als Bildhauer namhaft macht, gehörte zu der Schule, die, soweit unser Wissen reicht, mit Pasiteles, dem Lehrer des Stephanos (vgl. n. 1846), begann. Demnach muß seine Tätigkeit, da Pasiteles ein Zeitgenosse des Pompeius war, etwa in die Zeit des Tiberius gefallen sein, eine Annahme, mit der auch die Buchstaben- formen der Künstlerinschrift übereinstimmen. Nach allem, was wir von der Schule des Pasiteles wissen, ist es von Haus aus unwahrschein- lich, daß Menelaos die Gruppe frei erfunden habe. Die törperformen, Gesichtstypen und Gewandmotive erinnern denn auch in der auf- fälligsten Weise an diejenigen der Kunstwerke des 4. Jahrhunderts . V. Chr. ; die Art der Komposition ist derjenigen einiger großen Grab- reliefs verwandt. Doch geht die Entsprechung nicht so weit, daß man berechtigt wäre, anzunehmen, Menelaos habe eine Gruppe der älteren Kunst kopiert oder eine Reliefkomposition in Rundskulptur über-

MÜSEO BONCOMPAGNI-LUDOVISL 107

tragen. Von der stilistischen Eigenart des Menelaos gibt uns eine im Palazzo Doria befindliche weibliche Statue, die augenscheinlich aus einer analogen Gruppe stammt, einen deutlicheren und immerhin er- freulicheren Eindruck, da sie mit Ausnahme ihres Gesichtes von der gewissenlosen Überarbeitung und Glättung verschont geblieben ist, die der hiesigen Gruppe ihren abscheulich-wächsernen, gänzlich in- haltsleeren Charakter gegeben haben. Die Komposition ist geschickt, aber man hat Menelaos zuviel Ehre angetan, wenn man in seiner Gruppe und den verwandten Leistungen „Formlösungen ersten Banges'' hat erkennen wollen. Kluge Berechnung und feiner Ge- schmack ist das Einzige, was von dem Reichtum der vergangenen Generationen diesen Epigonen geblieben ist. Man hat geschwankt, ob der Jüngling und die Frau einander begegnen oder auseinander gehen oder, um es schärfer auszudrücken, ob ein Wiedersehen oder ein Ab- schied dargestellt sei. Doch ist es zweifelhaft, ob der Künstler eins von beiden und nicht nur ein liebevolles Beisammensein hat dar- stellen wollen. Wir können ihm in keinem Falle den Vorwurf der Unklarheit ersparen. Der Jüngling hält im Vorschreiten inne und blickt zu der vor ihm stehenden Frau empor, die durch die höhere Statur als die ältere und durch das kurzgeschnittene Haar als Trauern- de bezeichnet ist; sie umfängt ihn liebevoll und blickt ihrerseits zu ihm herab ; der Ausdruck beider zeigt einen leisen Anflug von Weh- mut, gleich als ob sie von schmerzlichen !E)rinnerungen ergriffen wür- den. Wenn die beiden Figuren in weniger entschiedener Weise, als es bei einer derartigen Szene natürlich wäre, einander zugewendet sind, so ist dies offenbar daraus zu erklären, daß der Bildhauer dem Betrachter möglichst viel von ihrer Vorderansicht zeigen wollte. Da- durch aber erhält die Aktion etwas Theatralisch-Gezwimgenes. In ähnlicher Weise pflegen sich noch heutzutage auf der Bülme Schau- spieler und Sänger zu begegnen.

Von den Deutungen auf einen mythischen Vorgang ist diejenige auf Merope, wie sie ihren Sohn Kresphontes wieder erkennt, gegen den sie soeben das Beil geschwimgen, längst widerlegt worden. Die ein- zigannehmbare Erklärung dieser Art wurde bereits von Winckelmann gegeben. Die Gruppe würde demnach Orestes und Elektra darstellen, wie sie einander am Grabe des Agamemnon wiedererkennen. Untei dieser Voraussetzung würden die Typen und der Ausdruck der beiden Figuren in jeder Hinsicht angemessen erscheinen. Elektra trug auf der griechischen Bühne eine Maske mit kurzgeschnittenem Haare (die Maske der xovgt^os nocgd'evog), wodurch sie als Trauernde bezeichnet wurde. Wenn die am 1, Beine des Jünglings angebrachte Stütze die Form einer Stele hat, so könnte dies auf das Lokal der Handlung, das Grab des Agamemnon, hinweisen. Immerhin würde es etwas befremdlich wirken, wenn der Bildhauer seine Signatur gerade

108 DAS THERMENMÜSEÜM. 1815-1317.

an diesem Teile seiner Komposition angebracht hätte, und es ist schließlich doch die Frage, ob wir die Gruppe überhaupt auf einen mythischen Vorgang zu deuten brauchen. Die schon genannte Figur im Palazzo Doria zeugt von einer ganz entsprechenden Gruppe, in der an Stelle des Jünglings ein weibliches Wesen, wieder mit kurzen Locken dargestellt war. Daraus scheint sich zu ergeben , daß es sich hier um ein Kompositions - Schema für einen allgemeinen Inhalt handelt, in dem die Rollen beliebig vertauscht werden konnten, und es dürftB sich demnach empfehlen, daß wir zu dem ebenfalls bereits geäußerten Vorschlage zmückkehren, in der

Gruppe einfach den Schmuck eines Grabes zu erkennen.

Ältere Pablikationen b^ Seh. n. 69 und p. 266 (ZuBstE zu p. 92). Baumeister Denk- mäler d. klass. Altertums U p. 1193 Fig. 1393. Bnmn-BracioDaim DenkmJUer n. 309. GoUignon histoire de la sculpt. gr. II p. 665 Fig. 349. Wint^ Kunstgeschichte in Bildern I T. 79, 9. V. Sybel Weltgeschichte d. Kunst* p. 401 f. Fetenen vom alten Bom* p. 183 Abb. 147. Furtwängler-Urlichs Denkm&ler griech. und röm. Skulptur, Handausgabe* T. 44 p. 146 ff. Die Köpfe: Arndt- Amelung n. 258 261. Emporium, Agosto 1907 p. 16 ff. Vgl. Löwy Inschriften griech. Bildliauer n. 875. Friederichs- Wolters Bausteine n. 1560. Furtwängler Sammlung Sabouroff I Einleitung p. 50 f. Hauser die neuatti- schen Beliefs p. 187. Hartel- Wickhoff die Wiener Genesis p. 27 = Wickhoff Schriften III p. 60. Jahrb. d. arch. Instituts XIX 1904 p. 69. Klein Geschichte d. griech. Kunst III p. 358 ff. Die Statue im Palazzo Doria ist zuletzt publiziert bei Brunn- Bruckmann Denkm. n. 633, 634. In den vorigen Auflagen unseres Führers ist eine Wiederholung der weiblichen Figur unserer Gruppe mit verschiedenem Kopfe im Museo Torlonia erwähnt; in anbetracht des zweifelhaften Zustandes der Skulpturen in jenem Museum schien es angemessen, die Kotiz aus dem Texte zu entfernen, bis eine erneute Untersuchung der betreffenden Statue stattgefunden hat.

1315 (75) Sitzende Porträtstatue.

Ergänzt die Nasenspitze, Stücke an beiden Ohren wie an der Stirn, die r. Hälfte des Kinnes, der 1. Vorderarm mit der Bolle, der r. Arm vom Gewand an, die vordere Hälfte des r. Fußes, der ganze I. Fuß nebst dem darüber befindlichen Stücke des Gewandes, die vordere Hälfte der Plinthe. Der Kopf ist aus anderem Marmor, als der Körper; er ist antik, abw nicht zugehörig.

Nach der auf dem Zipfel des Mantels angebrachten Inschrift, deren Buchstabenformen frühestens auf das 2. Jadrhundert n. Chr. hin- weisen, ist die Statue ein Werk des Zenon, Sohnes des Attinas, aus Aphrodisias (in Karien). Wie Aristeas, Papias (n. 861, 862) und andere aus derselben Stadt gebürtige Bildhauer, hat auoh Zenon das Motiv seiner Statue nicht selbständig erfimden, sondern von einem Vorbild aus der älteren Kunst entlehnt. Ein im kapitolinischen Mu- seum befindliches Sitzbild (n. 843), in dem man*die leicht modifizierte Nachbildung einer Statue des Tragikers Moschion erkannt hat, zeigt im wesentlichen dieselbe Anordnung wie unsere Statue, deren abschüssige Sitzfläche auf eine hohe Aufstellung schließen läßt (vgl. 297 u. 1059). Der Fußbekleidung hat erst der Ergänzer eine Form gegeben, die von derjenigen griechischer Sandalen abweicht (anders bei n. 195, 196). Der Kopf ist ein unbedeutendes römisches Porträt aus der Zeit des Übergangs von der Republik zur Monarchie.

Sch. n.l6. Löwy Inschriften giiech. Bildhauer n. 365. S. Eeinach röpertoire de la stat. 11 2 p. 630 n. 3. Bernoulli griech. Ikonographie II p. 56. Arndt la glyptothdque Ny-Carlsberg p. 224.

MÜSEO BONCOMPAGNI-LÜDOVISI. 109

Achtes Zimmer.

1316 (73) Porträtkopf einer Römerin (sog. Julia Titi).

Ergänzt die Hälfte der Nase, beide Lippen, die oberen Augenlider, das r. Ohr, Flicken im Haarputz, Büste und BüfltenluB.

Die Güte der Arbeit und der überlebensgroße Maßstab sichern diesem Kopfe einen hervorragenden Platz auf dem Gebiete der rö- mischen Ikonographie, seine physiognomische Eigenart und die cha- rakteristische Haartracht insbesondere unter den Köpfen, die zur Be- stimmung des Porträts der Tochter des Titus in Frage kommen. Man vergleiche indessen den Kopf der Statue n. 36.

Seh. n. 14. Bemoulli röm. Ikonographie II 2 p. 47 f. Fig. 4. Hekler Biianiskunst der Griechen u. Bömer p. XL T. 238a.

1317 (7) Sarkophag; Barbarenschlaelit. "

Die außerordentlich lebhaft komponierten imd wirkimgsvoll aus- geführten Reliefs der Haüptseite zeigen in der oberen Reihe das sieg- reiche Vordringen der meist berittenen Römer, in der unteren Reihe die durch den Angriff über den Haufen geworfenen Barbaren, die teils von den Pferden herabstürzen, teils mit ihren Tieren zusammen- brechen. Der römische Feldherr sprengt in der Mitte der Seinigen vorwärts. Ein nur mit einem Mantel bekleideter Barbar, der zu Fuß in der oberen Reihe dargestellt ist, holt mit einem krummen Schwerte zum Hiebe gegen ihn aus. In die obere Reihe und mitten unter die römischen Reiter ist ein zweiter vollständig nackter Barbar einge- fügt^ der, offenbax fliehend, nach rechts sprengt. Die Behandlung seiner r. Hand ist unklar, und es fällt schwer zu entscheiden, ob er mit dieser Hand ein kurzes Schwert an den Leib gedrückt hält oder ein Geschoß, das seine Brust durchbohrt hat, herauszieht. Manche von den Figuren scheinen auf malerische Vorbüder zurückzuweisen, so namentlich der erste römische R^ter von links, der verkürzt in der Vorderansicht wiedergegeben ist. Das Motiv des zweiten Bar- baren von rechts in der unteren Reihe, der, dem Betrachter den Rücken zukehrend, vom Pferde herabgleitet, kehrt ganz übereinstim- mend an einem Sarkophage im kapitolinischen Museum (d. 772) wie- der, an dessen Figuren einige Anklänge an Motive der Gruppe des Gallierkampfes kenutlich sind, die König Attalos von Pergamon mit anderen Gruppen auf die Akropolis von Athen geweiht hatte. So scheinen sich in dem Relief des hiesigen Sarkophages verschiedene Reminiszenzen zu kreuzen. Die Darstellung der Hauptseite ist an jeder Ecke eingerahmt durch eine Siegesgöttin, die einen Palmenzweig hält, und einen gefesselten Barbaren, der unter ihr kauert. Links setzt die Siegesgöttin die Spitze des 1. Fußes auf den Nacken, rechts ihren r. Fuß auf den Kopf des Barbaren.

Sch. n. 188. V. Bienkowskl Darstellung der Gallier in der hellenist. Kunst T. Via.

110 DAS THERMENMÖSEÜM. 1318-1321.

1318 (83) Statue des Antonimis Pius.

Ergänzt die untere H&lfte des Gesiebtes von dem Nasenknochen an, das r. Ohr, einzelne Locken, beinahe der ganze r. Arm, der 1. Vorderarm. Der Kopf ist aufgesetzt, scheint aber zu dem Körper zu gehören.

Der Kaiser erscheint im Begriffe die Truppen anzureden. Während die römischen Feldherren, wenn sie in dieser Handlung dargestellt werden, in der Regel, der Wirklichkeit entsprechend mit der Rüstung ausgestattet sind (vgl. n. 5, 1166), ist Antoninus Pius hier nach grie- chisch-heroischer Weise nur mit der Chlamys bekleidet. Die Rüstung ist durch das Beiwerk vergegenwärtigt. Auf der Plinthe steht ein korinthischer Helm ; über den Baumstamm, der dem r. Bein als Stütze dient, ist ein augenscheinlich lederner Panzer mit einem Troddelgurt gelegt.

Seh. n. 87. Bemoulli röm. Ikonographie II 2 p. 141 n. 3; p. 150. Arndt- Amelung Einzelaufnanahmen n. 266. S. Beinach röpertoire de la stat. 11 2 p. 578 n.4.

1319 (67) Bronzekopf eines ältlichen Römers.

Aus der Villa Cesi 1622 vom Kardinal Ludovisi erworben. Modem die Büste.

Der höchst lebendig behandelte Kopf, der nach seinem physiogno-

nischen Typus wie nach seinem Stile aus der Übergangszeit von der

Republik zu der Monarchie stammen muß, zeigt das Porträt eines

ältlichen Körners mit scharf markiertem, verfallenem Gesicht und

nachdenklich-verdrießlichem Ausdruck. Dieser Römer scheint zu den

bekannten Männern seiner Zeit gehört zu haben, da sich von seinem

Porträt noch mindestens eine antike Wiederholung erhalten hat. Die

früher geläufige Deutung auf Julius Caesar ist ebenso imbegründet,

wie der Verdacht, der gegen den antiken Ursprung unseres Exemplares

geäußert worden ist.

Sch. n. 91. Bemoulli röm. Ikonographie I p. 177 ISig. 25; p. 37 Anm. 3; p. 157; 165; 175 f. Amdt-Bruckmann griech. u. röm. Porträts n. 269, 270.

1320 (10) Kolossaler Sarkophag, Barbarensehiaoht.

Gefunden 1621 vor Porta S. Lorenzo In der Vigna Bernusconi. Bie Eeliefs sind im ganzen vortrefflich erhalten. Doch schdnen die Köpfe meh- rerer Körner scharf abgeputzt, wo nicht gar überarbeitet, denn sie zeigen keine Spur von Korrosion und eine hellere Farbe als die sonstigen Teile. Der Kopf des in der Mitte der oberen Keihe dargestellten Feldherm ist augenscheinlich intakt. Als der Sarkophag entdeckt wurde, waren an ein- zelnen Teilen, besonders an der Figur des Feldherm und an den Zäumen der Pferde, Spuren von Vergoldung erhalten.

Die Komposition der Hauptseite ist übermäßig gehäuft und macht deshalb einen verworrenen Eindruck. Sie stellt den für die Römer siegreichen Ausgang einer Schlacht gegen Barbaren dar. Wir sehen in der oberen Beihe den entscheidenden Angriff der römischen Reiter und in der Mitte der Reiter den Feldherm, der mit erhobenem r. Arme die Seinigen zum Angriff anfeuert, in der unteren Reihe Bar- baren, die größtenteils schon kampfunfähig sind und von denen nur wenige noch einen schwachen Widerstand wagen. Der Kopf des rö-

MUSEO BONCOMPAGNI-LUDOVISr. m

mischen Feldherm ähnelt unter den bekannten Kaiserporträts am

meisten dem des Volusianus (f 254 n. Chr.)* Die Darstellung enthalt

mancherlei für die Kriegsaltertümer beachtenswerte Einzelheiten, u. a.

hinter dem Feldherm ein Draohenbanner. Der Entwurf der meisten

Figuren ist plump, die technische Ausführung sorgfältig.

Sch. n. 186. Strong roman sculptore pl. G p. 321 f. Della Seta rellgione e arte figu- rata p. 202 Fig. 165 (es ist doch die Frage, ob die Darstellung nichts mit dem im Sar- kophage Beigesetzten zu tun hatte, wie Della Seta behauptet, wenn der Bildhauer die Komposition auch mit Elementen älterer Kunstwerke zustande gebracht hat; die in- dividuelle Bildung des Kopfes der Hauptfigur spricht entschieden gegen diese Be- hauptung).

1321 Hochrelief, Urteil des Paris.

Die Ergänzungen sind jetzt entfernt. Das sorgfältig gearbeitete Kelief , das nicht von einem Sarkophage herrührt, sondern als Wandschmuck diente, stellt Hermes dar, wie er dem Paris die drei Göttinnen vorführt^ über deren Schönheit er richten soll. Den Mittelpunkt der Komposition nimmt der phrygisch gekleidete Paris ein. Er sitzt da, umgeben von seiner Herde, und lauscht auf die Worte, die der an ihn gelehnte Eros ihm zugunsten der Aphrodite ins Ohr flüstert. Die vor ihm stehende junge Frau scheint seine Gattin Oinone. Offenbar hat sie die Syrinx, die sie in der R. hält, soeben vom Munde abgesetzt und beobachtet aufmerksam das Einvernehmen, das sich zwischen Paris und Eros vorbereitet. Links von dieser Mittelgruppe sieht man Aphrodite, die sich bereits dem Paris nähert, und Hermes, der die beiden anderen Göttinnen auf den Jüngling hinweist. Die rechts von der Mittelgruppa im Hinter- grunde dargestellten Figuren bezeichnen das Lokal der Handlung. Neben einer mächtigen Eiche sitzt der Berggott des Ida; links von ihm ragt über den Felsen eine Nymphe hervor, die in der R. ein Peduin hält; die Fauna des Gebirges ist durch ein hinter ihr stehendes Rehkalb angedeutet. Das Relief ist eine hervorragend gut gelungene Arbeit aus dem Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. (vgl. n. 140 u. 930), komponiert zweifellos im Anschluß an griechische, wahrscheinlich malerische Darstellungen des gleichen Gegenstandes.

Seh. n. 106. Baumeister Denkm&ler d. klass. Altertums II p. 1168 Fig. 1350. Robert die ant. Sarkophagreliefs II p. 17 f. M^langes Nicole p. 655.

Oberes Stockwerk.

Korridor I.

Gleich rechts sind rechts und links von dem Durchgang zum Anti- quarium romanum zwei Fragmente römischer Wandinkru- stationen angebracht. Da diese Platten bei den von Napoleon III. unternommenen Ausgrabungen auf dem Palatin gefunden wurden, dürfen wir voraussetzen, daß sie zur Dekoration der dortigen Kaiser- paläste gehörten, Sie geben uns einen anschaulichen Begriff von der

112 DAS THERMENMUSEUM. 1S22-1324.

Pracht, die in diesen Gebäuden herrschte. Wir haben anzunehmen, daß die Wände, von denen jetzt nur noch die aus Ziegehi aufgeführten Kerne erhalten sind, wenigstens zum Teil mit solchen bunten, glänzend polierten Platten überzogen waren. Das Intarsiaverfahren, daä hierbei zur Anwendung kam es entspricht dem modernen Florentiner Mosaik wurde, soweit unsere Kenntnis reicht, in Bom unter der Regierung des Kaisers Claudius ausgebildet (vgl. n. 171, Bd. i s. 577 und

n. 991, 992; rheinisches Museum XXY 1870 p. 397 f.).

1322 (449) Große, bronzene Inschriftentafel, die uns einen Be- griff gibt, wie die zwölf Tafeln und überhaupt umfangreichere, rö- mische Urkunden aussahen. Sie wurde im Gebiete von Benevent am 1. Ufer des Tamaro bei Circello gefunden, also in der Gegend, in der die Ligures Baebiani und GomeliaDi wohnten. Die Vorfahren dieser Ligurer waren auf den apuanisohen Alpen ansässig und machten von hier aus lange Zeit durch ihre Plünderungszüge das benachbarte Tief- land unsicher, bis sie 181 v. Chr. von den Konsuln P. Cornelius Cethe- gus und M. Baebius Tamphilus zur Übergabe genötigt und zwangs- weise in das beneventaner Gebiet übergesiedelt wurden. Sie bildeten daselbst ein aus mehreren Gauen (pagi) bestehendes Gemeinwesen. Ihre Bomanisierung scheint rasch von statten gegangen zu sein. Die vorliegende Urkunde ist 101 n. Chr., unter der Begierung des Traian, abgefaßt und bezieht sich auf Unterstützungen, die bedürftigen Kna- ben und Mädchen des ligurischen Gemeinwesens gewährt wurder (vgl. n. 1841 42). Der Stiftungsfonds war in Hypotheken auf Grundstücke angelegt. Die Inschrift zahlt diese Grundstücke unter genauer Be- zeichnung ihrer Grenzen auf, gibt deren Wert au, macht die Personen namhaft, die darauf Geld geliehen hatten, und verzeichnet die Höhe der Leihsumme, die im Durchschnitt einem Zehntel vom Werte des h3rpothekierten Grundstückes entsprach, wie den Betrag der Zinsen, der sich auf 2 % Prozent für das Semester belief.

CIL IX 1455. Diehl insor. lat. n. 27.

1323 (14791) Vier hohe Marmortafeln mit den Fasti Praenestini.

Der weitaus größte Teil der Fragmente wurde Icurz vor 1774 in einer le quadrelle genannten Ortlichkeit außerhalb von Palestriiia an der mo- dernen Straße nach Valmontone entdeckt, nachdem ein kleines Fragment bereits im 16. Jahrhundert gefunden und publiziert worden war. An eben jener Stelle kamen noch weitere kleine Fragment« am Ende des 19. und im Beginne des 20. Jahrhunderts zutage. Man muß annehmen, daß die Inschriftplatten von ihrem ursprünglichen Standorte, d. h. von dem Fo- rum der antiken Stadt, an den Fundort verschleppt und hier als Bau- material bei der Errichtung einer altchristlichen Basilika des Hlg. Aga- pitus verwendet waren. Ehe die Fragmente in das Thermenmuseum kamen, wurden sie im Palazzo Stoppani an der Via del Sudario aufbe- wahrt. Vgl. Manicchi guida arcbeologica deir ant. Preneste p. Q9f. T. 1.

Die Platten stammen von einem kommentierten Kalender, den der Grammatiker M. Verrius Flacous, der Lehrer der Neffen des Au- gustus, auf dem Forum von Praeneste in die Wände eines Hemi-

OBERES STOCKWERK. 113

cyclinm eingraben Heß (Snet. gramm. 17). Fast ganz erhalten sind die Angaben über Januar, März, April und Dezember; die neuge- fundenen Fragmente enthalten einiges über Februar und August. Die Inschriften sind in vier senkrechte Kolumnen geteilt. Die erst Ko- lumne links enthält in stetiger Wiederholung die Buchstaben von A bis H zur Bezeichnung der acht römischen Wochentage. In der zweiten Kolumne werden die Tage im Verlauf eines Monats durchgezählt mit den drei festen Daten der Kaienden, Nonen und Iden. Die dritte Ko- lunme enhält die Angaben des rech-dichen Charakters der einzelnen Tage, d. h. darüber, ob ein Tag ganz oder nur zum Teil zur Erledigung von allerlei Geschäften geeignet oder das Gegenteil der Fall ist und der Tag also als Feiertag zu gelten hat; ferner über die Tage, an denen Comitien gehalten werden können (F = dies fasti; N ^ dies ne- fasti; C = dies comitiales; EN = dies endotercisi [interoisi]; M* für die nefctöten feriae publicae) ; endlich die Note für einen der drei fissi dies am24.März (Q-RCF quando rex comitiavit fas). Die vierte Kolunme bringt in kleinerer Schrift den Kommentar des M. Verrius Flaccus zur Erklärung der einzelnen Bezeichnungen und vor allem zur Bedeutung der Feste.

CIL I" p. 230ff.ii. XI. Notizie d scavi 1897 p. 421ff. 1904 p. 393«f. Dessau inscr. lat. sei. 8844 a. Diehl inscr. latinae n. 11. Vgl. Pauly-Wissow« Kealencyklopädie VI p. 2015 ff. p. 2405'f. Daremberg-Saglio dictionn. d. ant. II p. 1042 ff. Wissowa Religion u. Kultus der Römer (2. Aufl.) p. 2ff., p. 432 ff.

In der Mitte: 1324 Marmorner Krater.

Gefunden in der tiburtiner Villa des Hadrian unweit des sogenannten Teatro marittimo (Winnefeld die Villa des Hadrian p. 156).

Auf der einen Seite sieht man zwei Reiher, von denen jeder mit dem Schnabel eine Schlange gepackt hält, während ein dritter ruhig da- beisteht und das Schauspiel betrachtet. Die links (vom Beschauer) dargestellte Schlange war, als sie von dem Reiher angegriffen wurde, im Begriff, ein kteines Tier zu verschlingen, das noch zum Teile aus ihrem Munde herausragt (der Bildhauer hat es so imdeutlich ange- geben, daß wir zweifeln können, ob eine Heuschrecke oder ein Vogel gemeint sei). Die Reliefs der andern Seite zeigen zwei Reiher, die sich eine Eidechse streitig machen, und einen dritten, der mit einer Schlan- ge kämpft. Beide Seiten sind durch zwei Bocksmasken geschieden. Die Darstellungen sind außerordentlich dehkat ausgeführt und zeugen von aufmerksamer Beobachtung des Lebens und Treibens der Tiere. Man hat sie ohne zureichende Gründe mit den Leistungen der ale- xandrinischen Toreutik in Zusammenhang bringen^ wollen. Vgl. n, 181, das Fragment eines ähnlicheii Marmorgefäßes, das am glei- chen Ort gefunden wurde.

Notizie d. scavi 1881 p. 138.

Heibig: Führer. II. ft. Aufl. 8

114 DAS THERMENMÜSEÜM. 1326.

1325 (1302) Asehenurne, Einweilmng des Herakles in die eleu- sinisehen Mysterien.

Aus dem sehr unbestimmten Fundberichte ergibt sich nur soviel, daß die Urne auf dem Esquilin unweit der für die Freigelassenen und Skla- ven der Statuier erbauten Kolumbarien in einem Grabe gefunden wurde. Vormals im Museo Klrcheriano (De Buggiero Guida del Museo Kirche- riano p. 3 n. 1.

Die Reliefs zerfallen in diei Szenen. Die eine zeigt einen mit einer Löwenhaut bekleideten jungen Mann im Begriff, ein Ferkel über einen niedrigen, mit einer Girlande gesohmückten Altar zu halten, wäh- rend ein bärtiger Priester aus einem Kruge eine Flüssigkeit auf den Kopf des Ferkels gießt. Die beiden Gegenstände, die der Jüng- ling in seiner L. hält, werden am wahrscheinlichsten für flache Brote erkläit. Der Priester trägt auf der vorgestreckten L. eine Schüssel, in der drei Mohnköpfe liegen. Die folgende Szene bezieht sich offenbar auf eine Zeremonie, die bei der Einweihung in die Mysterien statt- fand. Der Einzuweihende sitzt, eine Fackel im 1. Arme, mit verhüll- tem Haupte auf einem Sessel, über den eine Löwenhaut gebreitet ist, während eine hinter ihm stehende Frau über seinem Haupte das Symbol der Läuterung, die Schwinge (Aixi^oy), hält (vgl. n. 1329, 1330). Das zwischen den Füßen der sitzenden Figur sichtbare Widder- hom deutet auf ein vorhergehendes Widderopfer, wie es bei den eleu- sinischen Mysterien unter Mitwirkung des Daduohos, eines der Haupt- priester, dargebracht wurde; das Fell des Widders wurde, wie Pole- mon (fragm. bist, graeo. III 143) überliefert, unter die Füße der Einzu- weihenden gebreitet. Die dritte Szene zeigt die beiden Göttinnen von Eleusis, Demeter sitzend über ihrem Sitz hängt wieder ein Widder - feil , links von ihr Köre stehend ; jede von ihnen hält eine große Fackel mit der L., Demeter zudem in der B. einen Strauß von Ähren. Ihr zuge- wendet steht ein Jüngling, der mit einem langen gefransten Chiton, Nebris und Mantel bekleidet ist, sich auf einen keulenartigen Gegen- stand mit schuppenartig gelegten Blättern stützt und eine Schlange liebkost» die sich aus dem Schöße der Göttin erhebt.

Handelt es sich in der Mittelszene um die Weihung des verhüllten Neophyten, so kann in der ersten Szene nur das einleitende Opfer eines Ferkels, des im Kulte der Demeter üblichen Opfertieres, gemeint sein. Weiter ist es klar, daß wir in den beiden amtierenden Priesterge- stalten Oberpriester und Oberpriesterin des eleusinischen Kultes zu erkennen haben, endhch, daß der Opfernde und der Verhüllte die gleiche Person darstellen, da sie beide am Löwenfell kenntUch sind. Daraus und aus dem besonders kräftigen Bau der Glieder, die der Künstler ihnen gegeben, ergibt sich klar, daß beide als Herakles zu deuten sind. Demnach können wir den Oberpriester Eumolpos nennen, von dem es überUefert ist, daß er den Sohn der Alkmene in die eleu- sinischen Mysterien eingeweiht hat (über eine abweichende Deu-

OBERES STOCKWERK. 115

tung der £*igur vgl. die LiteraturaDgaben) ; in der Oberpriestenn aber haben wir die mythische Ahne der Hierophantinnen zu erkennen, die aus dem Geschlechte der Eumolpiden stammten. Nun hat man früher gemeint, den neugeweihten Mysten auch in dem Jüngling sehen zu dürfen, der vertraulich mit der Schlange der Demeter spielt; in dieser dritten Szene sei der höchste Grad der Weihe vergegenwärtigt, der Myste zu dem Anblick der Göttinnen selbst zugelassen. Aber dieser Jüngling unterscheidet sich in der Bildung seines Kopfes und Körpers wesentlich von dem Herakles rechts; er trägt kein Löwenfell, sondern die Kebris, und das Attribut, auf das er sich lehnt, ist keine rohgeschnitzte Keule, sondern das stabartige Myrthenbündel der eleusinischen Mysten (vgl. n. 1024). In der Lässigkeit seiner Hal- tung und der Vertraulichkeit des Verkehrs mit dem heiligen Tiere ist deutlich ausgeaprochen, daß dieser Jüngling mit den beiden Gröt- tümen auf gleicher Stufe zu denken ist. Es kann sich nur um Jakohos handeln; dargestellt ist die göttliche Trias des eleusinischen Kultes.

Wiederholungen (n. 1511) und Variationen dieser Darstellungen beweisen, daß ihnen ein weitberühmtes Original zugrunde Uegt, und zwar können wir aus bestimmten Anzeichen schließen, daß die Form, in der wir die Gruppen hier vor uns sehen, der ursprüngliohen Schöp- fung entspricht. Auf den Variationen ist die Hierophantin fortgelassen. Köre und Jakohos haben ihre Plätze vertauscht und sind durch an- dere Typen vertreten. Auf einem Monumente ist auch der opfernde Herakles ausgefaUen und durch einen dem Dionysos verwandten Typus ersetzt; dieser und der Priester gießen ihre Spenden auf einen höheren Altax mit lodernder Flamme. Das Sinnlose dieser Kreuzung der Motive läßt uns nicht im Zweifel darüber, daß die einfache, sinn- volle Darstellung, wie wir sie auf der Urne sehen, dem Original ent- spricht. Das Monument, von dem die Bede war, ist ein später Sar- kophag, und wer weiß, ob sein Bildhauer sich noch über die Bedeutung der einzelnen Typen und Gruppierungen Rechenschaft gegeben hat. Unmotiviert wirkt in der variierten Darstellung der Göttertdas das Emporzüngeln der Schlange, da sich Kora, die nun auf dieser Seite steht, nicht, wie hier Jakchos, mit dem Tiere beschäftigt. Sie hält zwei große Fackeln seitlich gesenkt und bringt dadurch deren Flam- men in bedenkliche Nähe des Verhüllten. Man hat vergeblich ver- sucht, auch dafür eine Erklärung aus dem Kulte (Lustrationsritus) zu finden. Vielmehr verraten uns drei späte, schlecht gearbeitete Taurobolien-Altäre in Athen, woher die verantwortlichen Bedakteure dieser Varianten die beiden Typen der Köre und des Jakdios ent- lehnt haben. Da sehen wir beide Figuren, trotz der elenden Arbeit an den Motiven deutlich zu erkennen, rechts und links von den thro- nenden Gestalten der Demeter und der Kybele, und, da sie an einem der Altäre auf besonderen Basen stehen, dürfen wir schließen, daß

116 DAS THERMENMUSEÜM. 1826—1827.

Statuen dieser Art in einem der athenisoh-eleusinisohen Heiligtümer standen, zumal sie auch auf athenischen Münzen wiederkehren. Die Reliefs der Urne haben uns also unverfälscht die originale Fassung der Komposition erhalten. Zweifellos war diese ein Werk der helle- nistischen Zeit. Man hat aus einzelnen Anzeichen auf alexandrinischen Ursprung schließen wollen. Stichhaltig schien von den Gründen die* ser Ansicht nur einer: Die senkrechtstehenden drei Ähren über dem Scheitel der Demeter sind auf keinem Denkmale aus reinhellenisohem Kulturkreise nachweisbar, begegnen uns aber an einer kleinen goldenen Demeterbüste, mit der ein Goldring ägyptischer Provenienz verziert ist, und bisweilen an hellenistischen Isistypen (vgl. auch n. 1458). Werfen wir aber einen Blick auf n. 1511, eine Wiederholung der Dar- stellung auf dekorativen Terrakottaplatten der ersten Kaiserzeit» so zählen wir dort sechs Ähren, die so gestellt sind, daß wir sie ohne Zweifel für die beiden sich begegnenden Spitzen eines Kranzes zu halten haben (auf dem schon erwähnten Sarkophage ist dieser Ährenkranz durch einen Myrthenkranz ersetzt). In diesem Punkte, wie auch in anderem, geben also die Terrakottareliefs ein noch getreueres Abbild des Originals als die Urne, deren Verfertiger die Erscheinung der Demeter in dieser Einzelheit derjenigen der Isis -Geres angeglichen hat. Wir brauchen deshalb auch nicht an die Mysterienfeiem in der Eleusis genannten Vorstadt von Alezandria zu denken. Die Reliefs enthalten eine authentische Darstellung von zwei Hauptakten der Mysterienfeiem im attischen Eleusis und sind somit in religionsge- sohichtlicher Hinsicht von außerordentlichem Interesse. Nach all- gemein üblichem Brauche hat man nicht die Weihe eines gewöhn- lichen Sterblichen dargestellt, sondern die eines mythischen Mysten, des Herakles. Zweifellos war in der Urne die Asche eines Mannes bei- gesetzt, de; die tröstlichen Hoffnungen der eleusinischen Weihen als zuversichtliche Gewißheit mit ins Grab genommen hatte. In dem mythischen Vorbilde des Herakles sahen die Überlebenden ihn und sein Schicksal verklärt und erhoben.

BttlleUino comonale VII 1S07 T. II^III p. 6ff. » EnlUa Gaetani-Lovatelli an- tichi monomenti Ulustiati T. II— III p. 25 ff. Böm. Mitteilusgen XXV 1910 T. VII (die erste zuverlässige Abbildung des Beliefs) p. 130 Fig. 0 und passim. Ephimeris arcbaeol. 1011 p. 4i Abb. 3. Vgl. Dieterich de hymnis Orphids p. 12. Bhein. Museum XLVni 1893 p. 275 ff. Preller-Bobert griecb. Mythologie I p. 790 f. Anm. 5. Hock griech. Weihegebrftuche p. 126 ff. Pringsheim archäolog. Beiträge zur Geschichte des eleus. Kultes p. 9ff . Weiteres in den röm. Mitteilungen a. a. O. p. 136 Anm. 2. Ben oben erwähnten Sarkophag s. ebenda T. II V p. 89ff., Sphim. arch. a. a. O. p. 43f. Abb. 2 und Svoronos das athen. Nationalmuseum p. 483 Abb. 229. Vgl. dazu in dem gleichen Bande der röm. Mitteii. p. 287 (hier ist der bärtige Priester Triptolemos ge- nannt, da der Verfasser aut Grund eines Vasenfragmentes Eumolpos in dem Knaben links von Demeter erkennen zu dürfen glaubt; die Deutung dieses Knaben als Jakchos wird aber, wie^oben ausgeführt, durch die drei athenischen Taurobolien-Altäre gesichert ; es gab eben auch für die unseren Augen so verschwommene Gestalt des Jakchos ver- schiedene Typen, und es ist gamicht unmöglich, daß die dem Dionysos ähnliche Figur mit Fackel, Nebris, Kantharos und kulrzlockigem Haupte, die der Sarkophagarbeiter so ungeschickt an Stelle des Herakles in sein Belief eingeflickt hat, ursprünglich nie- mand anders als ebenfalls Jakchos darstellen sollte; vgl. n. 406). Die Taurobolien-

OBERES STOCKWERK. 117

Altäre in Athen sind publiziert bei Svoronos a. a. O. T. LXXX p. 474ff. Abb. 227, 228, (dort vollständige Bibliographie), die obengenannten atheniachen Münzen ebenda p. 484 Abb. 230 a. Ephim. areh. a. a. O. p. 50 Abb. 7. Der ägyptische Goldring: Abhandl. d. phil.-hiator. El. d. säcfas. Ges. d. Wisaenscfa. XIY 1894 p. 307 Fig. 80. Über die Tracht des Priesters und der Priesterin: Pauly-Wissowa Bealenzyklopädie VI p. 2212. Pringsheim a. a. O. p. Iff. Eöm. Mitteil. XX 1005 p. 296 ff. XXV 1910 p. 131 u. 150 ff.

1326 (1100) Stataette, Satyr sein Sehwänzehen betrachtend.

Normals auf dem Falatin. Ergänzt der größte Teil des r.Oberschenkels, der r. Puß, der Stamm mit dem darüber hängenden Tierfelle, der 1. Unter- schenkel (mit dem Fuße). Die Plinthe ist antik und offenbar zu der Sta- tuette gehörig.

Die vortrefflich ausgeführte Statuette gibt das gleiche Bronze- original wie n. 357 wieder. Die EigentümUchkeiten des Metallstiles sind an ihr mit besonderer Treue gewahrt.

Bulle der schöne Mensch' p. 140 Abb. 31. Vgl. Aöm. Mitteilungen VII 1892 p. 337 n. 4. Klein Praxiteles p. 21S n. 5. Vgl. Elein Geschichte d. griech. Xunst III p. 168 ff. (der Versuch, die Schöpfung des Originales der Statuette dem späthellenistischen Künstler PolyUes auzoschreiben, beruht auf der vermeintlidien stilistischen Überem- stimmung des Werkes mit einem Hermaphroditentypus, den aber seine veit strengeren f'ormen in erheblich frflhere Zeit verweisen; er ist abgebildet im Album des Mus^es de province T. 40^^47, bei Qonse les chefs-d'oeuvre des mus^es de France (sculpt., des- Bios et obj. d'art) p. 180 ff. (njlt Tafel und Abb.) und als Abb. 4 u. 5 im Texte zu Brunn- Bruckmann Denkmäler T. 578).

Hier ist jetzt provisorisch auch n. 1450 aufgestellt. An den Wänden:

1327—1332 Beste von drei Deekenwölbnngen mit Stuekreliefs.

Sie stammen ebenso, wie die in den Räumen V und XVH XXII ausgestellten Wandmalereien, aus einem 1878 in dem Garten der Famesina und dessen Nachbar- schaft ausgegrabenen rönuschen Qebäude, das den Charakter eines vornehmen Stadt' hauses mit dem einer Villa vereinigte. Sein Plan ist in den Notlzie d. scavi 1888 T. IV (vgl. p. 127 u. 138 f.) g^eben und hier links von dem Fenster aufgehängt. Das De- korationssystem, das in dem Gebäude sur Anwendung kam, ist nicht auf italischem Boden, sondern im hellenistischen Osten entstanden. Man hat dabei in erster Linie den mächtigsten Mittelpunkt des Hellenismus, Alexandreia, ins Auge zu fassen, doch kommen dinieben zweifelsohne auch Eleinasien mit Pei^amon sowie Antiochien in Be- tracht (Bonner Jahrbücher XCVI, XGVII 1896 p. 67 ff., Festschrift für O. Hirschfeld p. 4el7fl.. Ippel der dritte pomi)ejanische Stil p. 48 und sonst). Der Annahme, dafi die in Born tätigen Dekorateure in allen Fällen eine bestimmte hellenistische Vorlage skla- visch kopiert hätten, widerspricdit der Eindruck der unmittelbaren Frische, den ihre Arbeiten auf den Beschauer machen. Hiemach scheint es vielmehr, daß sie mit den überlieferten Motiven in mehr oder minder freier Weise schalteten und zum minde- sten in deren Zusammensetzung selbständig verfuhren. Die Vermutung, daß die meisten von ihnen eingewanderte Griechen waren, ist an und für sich wahrscheinlich und wird

C6A6YK0C durch die Inschrift cpQCi bestätigt, die auf der Wand n. 1467 eingeritzt ist und

beweist, daß bei der Dekoration der Wände in dem betreffenden Gebäude ein vermut- lich aus Syrien stammender Grieche namens Seleukos tätig war (Notizio d. scavi 1880 p. 139 n. 4. Festschrift für Hirschfeld a. a. O. p. 419 Anm. 4). Die Wandmalereien dieses Hanses gehören dem sogenannten zweiten Stile an (vgl. n. 414), zeigen ihn aber zum Teil schon in der Umbildung begriffen, die den Übergang zu einer besonderen Ab- art des dritten Stiles, dem sogenannten Eandelaberstil, vorbereitet (Mau Geschichte d. dekorativen Wandmalerei in Pompei p. 216 ff.). Demnach ist die Ausführung der ganzen Dekoration, da der zweite Stil während der ersten Dezennien des letzten Jahr- hunderts V.Ohr, nach Italien übertragen und daselbst zu Anfang des ersten n.Chr. durch den dritten Stil verdrängt wurde, in der Übergangszeit von der B^publik zum Eaiser- tume anzunehmen. Hiermit stimmt es, daß auf einem der Figurenbilder ein Artemis- idol fortgeschrittenen archaischen Stiles dargestellt ist, das in Eom zyr Zeit des Augu-

118 DAS THERMENMÜSEÜM. 1827-1380.

Btus ein besonderes Interesse erregte (Mon. dell' Tnst. XII 29 n. 1 . Rom. Mitteilungen III 1888 p. 292. Dieses Bild mußte, da es gegenwärtig ganz zerstört ist, bei der fol- genden Besprechung unberücksichtigt bleiben). Ein Gelehrter hat kürzlich aus dem alexandrinischen Charakter der Ausschmückung und des Grundrisses schließen wollen, Caesar habe das Gebftude für Eleopatra einrichten lassen, als er sie in Born empfing (Ippel a. a. O. p. 41.)

Die Stuckrelieb dienten als Deckenschmuck in drei Schlafzinmiem. Sie gehören zu den hervorragendsten Leistungen, die uns die dekorative Kunst der griechisch- römischen Periode hinterlassen hat. Die Ausführung ist überaus frisch und voll von Leben. Sie verliert sich nirgends ins Kleinliche, sondern gibt mit flotten Strichen des Hodellierholzes das Wesentliche in charaktervoller Weise wieder. W%nn an derselben Decke gewisse Motive im Vergleich mit anderen auffällig scharf betont sind, so ist diese Ungleichheit gewiß nicht durch Ungeschick oder Nachlässigkeit, sondern durch die ver- schiedene Beleuchtung veranlaßt. An den schwächer beleuchteten Teilen der Decke muß- ten die figürlichen und omamentalen Motive nachdrücklich hervorgehoben werden, wenn sie überhaupt zur Geltung kommen sollten. An Stellen, wo das Belief abgesplittert ist, erkennt man den Gang der technischen Herstellung. Zunächst wurde die Wölbung in voller Bundung ausgeführt und geglättet; dann wurde in den noch feuchten Stuck eine leichte Vorzeichnung eingeritzt und dieser folgend dann das Belief aufgesetzt und aus freier Hand mit dem Stecken durchmodelliert. Über das Material vgl. Fauly- Wissowa Bealenzyklopädie VII p. 2094f.

1327 (D rechts, 1037). In die omamentale Dekoration sind drei umrahmte Reliefbilder eingefügt. Das Mittelbild zeigt eine Land- schaft mit allerlei ländlichen Gebäuden und verschiedenen Staffage- figuren, deren Handlung nicht recht deutlich ist. Auf dem links an- gebrachten Bilde sind drei Frauen im Begriffe, vor einer Priapherme ein unblutiges Opfer darzubringen. Auf dem Bilde rechts entzündet eine Bakohantin mit zwei Fackeln Feuer auf einem Altare, während hinter ihr ein Satyr die heilige Handlung mit dem Spiele der Doppel- flöte begleitet. Links von dem Altar sieht man Silen, offenbar schwer betrunken, wie er sich in schwankender Stellung mit dem r. Ellen- bogen auf eine viereckige Basis stützt, über die eine tiefverhüllte Frau emporragt, und wie er mit der L. den Thyrsos vorstreckt. Aus dem gleichen Zimmer stammen die Wandmalereien n. 1466 1469.

Monum. dell' Inst, supplemento T. 34 unten Lessing-Mau Wand- und Decken- schmuck eines römischen Hauses aus der Zeit des Augustns T. 14 unten. Die drei Be- liefbilder auch in der Bevue de l'art 1 1897 p. 104, Tafel nach p. 104, p. 129.

1328 (D links, 1041). Von den drei in die omamentale Dekoration eingefügten Relief bildem sind das mittlere eine Landschaft und das linke, auf dem Frauen ein unblutiges Opfer vorbereiten, stark frag- mentiert. Das besser erhaltene rechte Bild scheint sich auf die Wei- hung eines Tafelbildes zu beziehen. Eine Frau steht neben einer vier- eckigen Basis, über die Binden und Girlanden gelegt sind, und hält ein Triptychon, dessen Seitenflügel geöffnet sind, mit beiden Händen empor. Offenbar zeigt sie ein auf dem Triptychon gemaltes Bild den beiden links befindlichen Frauen, von denen die eine sitzend, die an- dere stehend die geöffnete Bildtafel aufmerksam betrachtet. Viel- leicht soll das Gemälde dann auf der bereits geschmückten Säule neben der rechts stehenden Frau als Weihgeschenk seinen endgültigen Platz finden.

Monum. d. I. suppl. T. 34 oben = Lesslng-Man T. 14 oben. Vgl. Hock^Weibe- gebräncho p. 105.

OBERES STOCKWERK. 119

1329 (B rechts). In der Mitte eine Landschaft, deren Zentrum von einem sakralen Gebäudekomplex gebildet wird (eine kreisförmige Mauer umschliefit eine Säule, die ein Gefäß trägt; an die Mauer schließt sich ein Propylon und ein Podium; dahinter ein Baum). Das links davon angebrachte Figuienbild scheint eine Einweihung in bak* chische Mysterien darzustellen. Der Einzuweihende, der kleinere Dimensicmen zeigt als die übrigen Figuren und dessen Gesicht mit einem über den Kopf gezogenen Mantel verhüllt ist (vgl. n. 1325), wird, einen Thyrsos in der R. haltend, von einer vollständig bekleideten Frau würdevollen Aussehens zu Silen geführt, der die mit eiriem Tuche be- deckte Schwinge (XUvov) hält (vgl. n. 1330). Unter dem Tuche haben wir offenbar die Gegenstände vorauszusetzen, deren Ent- hüllung einen Hauptakt der Einweihung bildete. Hinter der Frau, die den Einzuweihenden geleitet, steht auf einer niedrigen Basis eine mystische Oista und schreitet eine Bakchantin vorwärts, in der ge- senkten L. ein Tympanon. Auf der 1. Seite wird das Bild durch einen hohen, viereckigen Pfeiler abgeschlossen, neben dem ein heiliger Baum steht. Der am Fuße des Pfeilers liegende Bockskopf scheint auf ein der Zeremonie vorhergehendes Bocksopfer hinzuweisen (vgl. n. 1533). Auf dem rechts angebrachten Figurenbilde sieht man in der Mitte einen sitzenden Satyr, der mit der erhobenen R. den Zweig eines hohen Weinstookes abwärts biegt, vor ihm einen stehenden Satyr, der aus einem Schlauche Wein in einen Krater gießt. In der kleinen nackten Figur, die, einen Thyrsos in der R., hinter dem sitzenden Satyr steht, haben wir vielleicht einen frisch Eingeweihten zu erkennen, dem es nunmehr gestattet sein wird, an den Freuden des Thiasos teilzu- nehmen, und die eigentümlich befangene Haltung des kleinen Mannes daraus zu erklären, daß er sich in die neue Lage noch nicht recht zu finden weiß. Hinter ihm steht eine Bakchantin, die auf der R. eine Schale zu halten scheint. Aus demselben Zimmer stammen die Wand- malereien n. 1477—1479.

Mon. d. I. suppl. T. 35 unten » Lessing-Hau T. 15 unten. Qusman I'art d6coratif de Borne pl. 72—74. Das Landschaftsbild auch Bevue de I'art I 1897 p. 208 u. Böm. Mitteilungen XXVI 1911 p. 35f. Abb. 11 (Bostowzew). Das Figurenbild Imks davon: CoUignon bist, de la sculpt. grecque II p. 681 Fig. 356. Bevue de I'art I p. 106. Vgl. Hock griech. Weihegebräuche p. 131. Zu der kindlichen Kleinheit der Mysten vgl. Amelung Führer durch d. Ant. in Florenz p. 241. Archiv für Beligionswissenschaft VIII 1905 p. 46 f. » Dieterich Mutter Erde p. 55.

1330 (B Hnks, 1071). In der Mitte eine Landschaft: rechts ein landliches Heiligtum Säule mit Gefäß und Baum umgeben von einer dreiseitigen Umfriedung mit drei Säulen und geschweiftem Ge- bälk — , Tor dem zwei Frauen ein Opfer darbringen; links eine Gruppe von Gebäuden, neben denen ein Palmenbaum steht. Da^ Figuren- bild rechts von der Landschaft bezieht sich auf das Treiben des bakchischen Thiasos. Ungefähr in der Mitte steht Silen und bUckt zu eijoer Bakchantin herab, die, yor ihm kauernd, mit einem Panther

120 DAS THERMENMÜSEÜM. 1831—1334.

tändelt; hinter Silen liegt ein offenbar betrunkener Satyr «buf dem Boden; eine neben ihm stehende Bakchantin faßt ihn mit der L. am Kinne, während der Satyr seine 1. Hand an ihren 1. Unterarm legt. Das andere, links von der Landschaft befindliche !E^igurenbüd, das stark geUtten hat, scheint die Vorbereitung zu einer bakohischen Zere- monie, etwa einer Einweihung, darzustellen. Man erkennt in den Händen der weiblichen Figur, deren unterer Teil sich auf der 1. Seite des Bildes erhalten hat, deutUoh die aus Korbwerk geflochtene Schwin- ge {ll%vov), die in dem mystischen Kultus des Dionysos wie der De- meter eine hervorragende Bolle spielte (vgl. 1325, 1329).

Mon. d. I. suppl. 35 oben Lessing-Mau T. 15 oben. Die Landschaft und das Figurenbild rechts von ihr auch in der Bevue de l'art 1 1807, Tafeln nach p. 204 und p. 105; die Landschaft: Böm. Hitteilungen XXVI 1911 p.36f. Abb. 18, li(Bo8towzew)und Bulle der schöne Mensch (2. Aufl.) T. 298.

1331 (E rechts, 1074). Auf dem figürlichen MittelbiMe erkennt man, obwohl es stark gelitten hat, deutlich zwei weibliche Figuren« von denen die eine damit beschäftigt ist, einen Wagenkasten auf eine mit Bädern versehene Achse zu setzen, während die andere einen Zügel hält, außerdem Beste von vier Pferden. Man hat dieses Bild offenbar mit Becht auf die Hören gedeutet, wie sie den Wagen des Sonnengottes zur Abfahrt vorbereiten. Die Dekoration, die sich rechts und links davon entwickelt, besteht aus zwei Landschaf tsbildem, deren jedes von zwei hallenartigen Gebäuden umgeben ist. Die Haupt- architrave der beiden Hallen auf der 1. Seite werden jeder von einer Figur des Hermes, die auf der anderen Seite von je einer weiblichen Figur getragen, die ein Ährenbüschel hält und die wir demnach Demeter benennen dürfen. Zu dem Schmucke des gleichen Zimmers gehörten die Wandmalereien n. 1471 1475.

Mon. d. I. suppl. T. 32 » Lessing-Mau T. 13. Notizie d.8cavi 1895 p. 42 f. Fig. 1; 2. Die von den Hermesfiguren flankierte Landschaft: Böm. Mitteilungen XXVI 1911 p. 36 Abb. 12 (Bostowzew). Der obere Teil: Gusman l'art d6coratif de !Rome pl. 36. Vgl. Böm. Mitteilungen -X 1895 p. 70f.

1332 links, 1069). Man hat das mittlere Figurenbild über- zeugend auf eine Szene aus dem Mythus des Phaethon gedeutet. Der in der Mitte stehende Jüngling ist Phaethon, der rechts sitzende, der sich durch höheren Wuchs vor den beiden anderen Figuren aus- zeichnet, Helios, eine Benennung, die dadurch gesichert wird, daß sich an der Stephane, die den Kopf des sitzenden Jünglings umgibt, Reste eines Strahlenkranzes erhalten haben. Den ältlichen Begleiter des Phaethon dürfen wir vielleicht Kyknos benennen. Phaethon richtet an Helios die Bitte, ihm für einen Tag die Lenkung des Sonnenwagens anzuvertrauen; Helios beteuert mit erhobener Buchten, daß er ihm seine Bitte gewähren wird. Diese Deutung erscheint um so gerecht^ fertigter, als auch das auf n. 1331 dargestellte Gegenstück eine Er- klärung aus dem Phaethonmythus zuläßt. Rechts wie links von dem Mittelbilde ist wie auf n. 1331 ein hallenartiges Gebäude dargestellt.

OBEEES STOCKWERK. 121

Nur das links befindliche hat sich einigermaßen vollständig erhalten. Der Hauptarchitrav wird gekrönt von der Figur eines bärtigen Andro- sphinx, einem lieblingdmotive alexandrinischer Dekoration, und ge- stützt von einer Figur des Zeus, die den Stil des 6. Jahrhunderts Chr. nachahmt. Auf dem Bücken der leicht vorgestreckten B. sitzt der Adler; die gesenkte hält einen Kranz. Dieser hailenartige Bau öffnet sich auf eine Landschaft, in der wir vorne einen Fluß erkennen, an dessen Ufern eine Herde weidet, im Hintergründe einen Komplex von villenartigen Gebäuden« Ein ähnlicher Bau war auf der L Seite der Landschaft angebracht. Doch ist von ihm nur ein Fragment der Zeusfigur erhalten, die den Adler auf dem Bücken der vorgeströckten L. balanciert. Die Beliefs, die sich rechts von dem Phaethonbilde entwickelten, sind, abgesehen von Besten des unmittelbar an dieses Bild ansetzenden Gebäudes, vollständig zerstört. Da es an und für sich wahrscheinlich ist, daß sie hinsiditlieh des Inhaltes wie in ihrer Anordnung den Beliefs links von dem Mittelbilde entsprachen und diese Annahme durch das Gegenstück n. 1381 bestätigt wird, so dürfen wir auf dem verlorenen Teile eine ähnhche Landschaft und

rechts von ihr einen ähnlichen Bau voraussetzen wie auf der 1. Seite. Mon. d. I. suppl. T. 33 » Lessing-Mau T. 12. Otunuin l'art döcoratif de Borne pl. 72. Das Phaethonbild: Gazette archtologique X 18S6 pl. 10 p. 87 ff. Eöm. Mit. teilungen X 1896 p. 67—73 (abgebildet p. 67). Notizie degli scavi 1896 p. 42—43. Revue de l'art 1 1897 p. 103.

Zimmer IL

1333 (1115) Kopf des Asklepios.

Vormals auf dem Falatin. Ergänzt das 1. Auge, Stücke an der Stirn und den Einnbaeken, der vordere Teil der Nase, der Schnurbart mit einem Teil der Oberlippe.

Der Typus» der sich durch einen ebenso würdevollen, wie milden Charakter auszeichnet» stammt seinem StUe nach von der Wende des zum 4. Jahrhundert v. Chr. Im Louvre befindet sich eine Beplik des Kopfes, die mit dem zugehörigen Körper erhalten ist» Da nun im Magazine des Thermen-Museums das Unterteil einer ent- sprechenden Statue aufbewahrt wird, das wie der Kopf vom Palatin stammt, haben augenscheinlich beide Teile ursprünglich zueinander gehört. Eine weitere freie Beplik des Kopfes ist in Kopenhagen. Kürz- lich hat man die Schöpfung des Typus einem älteren Schulgenossen

des Timotheos zugeschrieben (vgl. n. 804).

Matz-Duhn zerstr. Bildw. in Bom I n. 63, 64. Boscher mythol. Lexikon I p. 637. Furtwängler Meisterwerke p. 121 Anm. 3. Arndt la glyptoth^que Ny-Carlsberg p. 99 (ebendort Fig. 53 eine Abbildung der Statue im Louvre und pl. 62 Abbildungen des Kopfes in Kopenhagen). Ausonia III 1008 p. 112f. Die Statue in I'aris auch bei Clarac 293, 1148.

1334 (607) Kopflose weibliche Statne.

Gefunden auf dem Palatin oberhalb der Kirche S. Anastasia (Bull, deir Inst. 1862 p. 233).

Der T3rpus der vortrefflich ausgeführten Statue ist aus dem der Aphroditefigur abgeleitet, die wir unter n. 1539 besprechen weiden.

122 DAS THERMENMÜSEUM. 1386—1336.

Stil und Gewandanordnung stimmen hier wie dort im wesentlichen überein. Auch die Statue des Thermen-Museums zog mit der einen Hand den Mantel über die Schulter empor. Hingegen hielt sie in der anderen H^nd kein Attribut. Aus dem hinter dem r. Beine sichtbaren Bruche des Mantels ergibt sich aufs deutlichste was übrigens auch durch das Zeugnis einer Statuettenreplik im Museum von Neapel be- stätigt wird , daß sie mit der herabhängenden B. einen Zipfel ihres Mantels gefaßt hielt. Zwei Ansätze, der eine auf der 1. Schulter, der andere auf dem r. Schulterblatte, beweisen, daß auf jeder Seite des Halses eine Locke auf die Schulter niederfiel, und daß der Kopf, dem Rhythmus der Bewegung folgend, der den Kwper der Figur be- herrscht, nach der r. Schulter gewendet war. Ein Gelehrter hat für unsere Statue, die sich durch ihre mädchenhaften Formen von der vollerblühten Gestalt der Aphrodite unterscheidet, die ansprechende

Deutung auf Charis vorgeschlagen.

Bninn-Brucknoann Denkmäler n. 474. S. Reinach röpertoire de la stat. II 1 p. 332 n. 3. Bulle der schöne Mensch' T. 125. Vgl. BemoulUi Aphrodite p. 86 n. 2. Matz- Duhn zerstr. Bildw. in Rom I p.l89 n. 717. Furtwanger Meisterwerke p. 117 Anm. 8. Klein Praxiteles p. 60. Die Replik in Neapel: Arndt- Amelung Binselaufnahmen n. 408 (Text der Serie II p. 40). Amelung modemer Cicerone Rom I p. 450.

1335 (605) Überlebensgroßer Kopf der Aphrodite.

Gefunden bei der Tiber-Regulierung. Ergänzt die Nasenspitze.

Aphrodite ist kenntlich an dem zu leisem Lächeln geöffneten Munde und an dem sehnsüchtigen Ausdrucke der mandelförmigen, nicht vollständig aufgeschlagenen Augen. Da das Gesicht eine ge- wisse Verwandtschaft mit dem der knidischen Aphrodite zeigt (vgl. n. 310), so dürfen wir als Original die Schöpfung eines dem Praxiteles nahestehenden Künstlers, wohl eines etwas älteren Zeitgenossen des Meisters, annehmen. Wie die längs des Schädels angebrachten Ein- tiefungen beweisen, war das Haar von einer metallenen Stephane um- geben, die, am Hinterkopfe sehr schmal, nach der Stirn zu breiter wurde. Sie griff hinten in die dem Zopfe eingebohrten Löcher ein und war mit ihrem schmalen Teile in die Rille eingelegt, die sich durch das zurückgestrichene Haar hinzieht. Zwei auf jeder Seite des Halses an- gebrachte Löcher dienten offenbar zur Befestigung je einer auf die Schultern herabhängenden Locke. Durch die oberen Teile beider Locken wurden die Stellen bedeckt, die der Bildhauer hinter den Ohren unbearbeitet gelassen hatte.

Honumenti antichi pubbl. dall' Accademia dei Lincei VIII 1808 p. 88 ff. Fig.l, 2.

1336 (608) Kolossalstatue des ApoUon.

Die antiicen Teile wurden zu verschiedenen Zeiten im Tiber zwischen dem Ponte Palatino und den Bagni di Donna Olimpla gefunden (Notizie degli scavi 1801 p. 287 288). Ergänzt der ganze r. und die untere Hälfte des 1. Unterschenkels, das unterste Drittel des Stammes, die Plinthe.

Wiewohl die Oberfläche stark durch die Feuchtigkeit gelitten hat, erkennt man deutlich, daß die Statue ein hochbedeutendes bronzenes

OBERES STOCKWERK. 123

Original aus der Mitte des 5. Jahrhunderts >. Chr. in stilgetreuer Ausführung reproduziert. Die besser erhaltene Rückseite gibt von der großartigen Formengebung einen klareren Begriff als die Vorder- seite. Der Gott läßt den Körper auf dem 1. Fuße ruhen, während der r. mit gebogenem Knie etwas vor und zur Seite gesetzt ist. Der ober- halb des r. Kniees sichtbare Ansatz beweist, daß der abwärts ge- streckte r. Arm ein Attribut hielt. Man hat vermutet, daß dieses Attribut ein Bogen gewesen sei, dagegen aber eingewendet, ein der- artig langer und dünner Gegenstand wäre vielmehr für sich gear- beitet und dann in die Hand eingefügt worden. Jedenfalls ist es ausgeschlossen, daß wir den Bogen vielmehr in der erhobenen L. vorauszusetzen hätten, wie in der vorigen Auflage unseres Führers angenommen wurde. Das natürÜohe Attribut für die L. ist einzig das schlanke, zepterartige, oben leicht verästelte Lorbeerstämmchen. Da sich nun in den Händen des Apollon als Gegenstück zu diesem Attri- bute überaus häufig gerade der Bogen findet (vgl. n. 157), so ist es äußerst wahrscheinlich, daß wir diese Verbindung, durch die man auf das doppelseitige Wesen des Gottes, des Femtreffenden und des sühnenden Paian, deuten wollte, auch hier, mit Sicherheit wenigstens für das Original der Statue, voraussetzen diirfen. Diese Folgerung wird bestätigt durch das Zeugnis zweier Bronzestatuetten in Wien und Paris, die zweifelsohne in engstem Zusammenhange mit dem Originale der Statue im Thermen-Museum stehen; zwar sind auch bei ihnen die Attribute nicht erhalten, aber ihr einstiges Vorhandensein ist aus der Haltung der Hände mit Sicherheit zu erschließen. Kur scheinbar widerspricht unserer Annahme eine Wiederholung der Statue, die i. J. 1910 zu Cherchel entdeckt worden ist. Da er- hebt sich außen neben dem 1. Beine ein knorriger Lorbeerstamm, in dessen Krone die erhobene L. greift; um den Stamm ist unten die Schlange gewunden; auf einem Aste sitzt ein Vogel, doch wohl der Rabe des Apollon. Das erinnert uns an den ganz entsprechenden Lorbeerstamm neben dem Apollon von Mantua und an den Ölbaum neben einer Replik der Minerva Giustiniani im Museo Torlonia. Li beiden Fällen verdankt der Baum seine Eutstehung der Willkür des Kopisten, die sich einzig durch das Bestreben entschuldigen läßt, bei der Übertragung der bronzenen Originale in Marmor dem Stein- materiale technisch und künstlerisch Rechnung zu tragen; wir wissen, daß der Stamm in jenem Falle an Stelle der Lyra getreten ist, in diesem an Stelle des Speeres. So hindert uns denn auch nichts da- ran, ihn an unserem Apollon mit dem einzig wahrscheinlichen Attri- but, dem zepterartigen Lorbeerstämmchen, zu ersetzen. Dem Stamm entsprechend steht in der neugefundenen Wiederholung auf der an- deren Seite der Köcher am Boden, mit dem oberen Teile nach vorne ge- neigt; also zweifellos hielt ihn die gesenkte R. am Riepoen. Wiederum

124 DAS THERMENMÜSEÜM. 1337.

das gleiche war bei dem Apoll von Mantua der Fall; auok kehit das- selbe Motiv bei einer Wiederholung des Apollon im Gabinetto delle maschere (n. 254) wieder; in beiden Fällen aber können wir mittels sorgfältiger Kritik der Repliken konstatieren, daß auch der Köcher dem Originale fremd war. Dort hielt die B. das Plek1ax)n, hier aller Wahr- scheinUohkeit nach den Bogen. Wer sich nun nicht entschließen mag, den marmornen Bogen an der Statue im Thermen-Museum 'vorauszu- setzen, kann auch hier einen Köcher ergänzen und den Ansatz am Ober- schenkel mit dem Köcherbande in Verbindung bringen. An dem bron- zenen Originale sind wir trotzdem berebhtigt, für den schleppenden Köcher den freigehaltenen Bogen einzusetzen. Das Gesicht des Gottes ist, der Richtung des seitwärts gestreckten 1. Armes folgend, etwas geneigt und bildet mit seinem mild-freundlichen Ausdruck einen reiz- vollen Gegensatz zu der imponierenden Gestalt. Verschiedene Sigen- tümlichkeiten finden in Typen des Pheidias Analogien. Der Kopi hat mit dem des Zeus in Olympia (vgl.n. 288 Fig. 13) die auf die Schultern herabfallenden Locken, mit der Parthenos (vgl. n. 1304) die Bildung der neben den Schläfen niederfallenden Locken und die rundliche Bildung des Gesichtes, mit beiden den Charakter des Ausdrucks ge- mein. Die großartige Stihsierung der Körperformen erinnert bereits an Gestalten, wie den sog. Theseus aus dem Ostgiebel des Parthenon und die besten männlichen Körper auf dem Parthenonfriese. Eine gewisse Befangenheit in der Bildung des Gesichtes mag sich dabei aus der früheren Entstehungszeit des Originales erklären, zum Teil auch der beschränkten Fähigkeit des Kopisten zuzuschreiben sein, der in der Ausfühnmg des Körpers ungleich Besseres geleistet hat, als in der des Kopfes. Aber der Abstand, der sich dadurch von anderen Werken ergibt, nach denen wir uns eine Vorstellung von der Kunst des Pheidias zu bilden gewohnt sind, ist immerhin so groß, daß er einen Gelehrten bewogen hat, das Original vielmehr dem Kaiamis zuzu- schreiben, dem Meister der xdgtg und Xsytt6trig, Ein anderer Ge- lehrter hat vermutet, das Original habe zu einer Gruppe bronzener Statuen gehört, einem Werke des Pheidias, das die Athener als Zehnten der marathonischen Beute nach Delphi weihten und zu dem nach der leider sehr unzureichenden Beschreibung des Pausanias auch Figuren der Athena, des Apollon und des Miltiades gehörten. Aber mag es auch sehr wahrscheinlich sein, was in der vorigen Auflage unseres Buches mit Unrecht bestritten wurde, daß die beiden Gott- heiten mit Miltiades die Mitte des ganzen Statuenzyklus einnahmen, und daß der Held zwischen Apollon und Athena stand, so fehlt für die Behauptung, daß gerade imseie Statue den Apoll dieser Gruppe wiedergebe, denn doch jeder greifbare Anhalt, und man kann ihr bestenfalls nur den Wert einer vagen Möglichkeit zugestehen. Jeden- falls ist die Statue als einzelstehende Figur vollkommen verständlich

OBERES STOCKWERK. ]25

Weder der Rhythmus der Be^^gung noch die Neigung des Hauptes verlangen ihre Einordnung in eine Gruppe; in ihnen äußert sich ledig- lich das Bestreben des Künstlers, das starre Schema der älteren Göt- terbilder zu beleben, die Erscheinung des Gottes dem menschlichen [Empfinden näher zu bringen. Vielleicht können wir daraus schließen, daß die Originalfigur nicht dazu bestimmt war, in einem Tempel als Kultbild verehrt zu werden, sondern als Weihgeschenk in einem Hei- ligtunoi zu stehen. Aber es fehlen uns zur Entscheidung einer solchen Frage bisher noch die Grundlagen. Das Bedeutende unserer Statue beruht darin, daß ihr Typus ebenbürtig, aber charakteristisch ver- schieden als Schöpfung einer neuen Zeit neben den beiden älteren Typen des Gmphisklos-Apollon (n. 859) und des Casseler ApoUon (n. 1108) steht. In jenen hat die herbe Kraft der spätesten archaischen Kunst ihr Größtes geleistet; in dem Thermen- ApoUon tritt das neue Ethos und die reife Kunst der höchsten Blütezeit in die Schranken.

Notizie degll Bcavl 1891 p. 287—288, p. 337. Komische lütteüungeii VI 1891 T. X— XII p. 308—304, p. 377—379; XV 1900 p. 146fl. Fig. 1. Overbeck eeschiolite der griech. Plastik I' p. 347 Fig. 91. Brunn-Bruckmann Denlonäler n. 462. Winter Kunstgeschichte in Bildemi T. 38,8. S. Bemach r^pertoire de la stat. II 1 p. 98 n. 1. Petersen vom alten Bom' p. 149 Abb. 113, 114. Müller-Wieseler Denkmäler d. alten Kunst (3. Aufl. von Wemicke-Gräf) I p. 285 n. 4. Lechat Phidias p. 76 Fig. 15. Löwy griech. Plastik p. 431. p. 80 Abb. 94 a— c. Abhandl. d. phil.-hist. Kl. d. sächs. Gesellsch. d. Wissensch. XXV n. I V T. U p. 95 ff. (ebenda T. 10 b Abb. der Wiener Bronzestatuette ; diese auch bei B. von Schneider Album d. Antiken-Samml. d. a.-h. Kaiserhauses T. 27). Saggi dl storia e di archeologia (Festschrift lür Beloch; Borna 1910) p. 185 ff. Fig. 1 (der in dieser Arbeit begründete Yorschli^, die Statue mit Striegel und Keule auszu- statten, erledigt sich angesichts der In Gherchel gefundenen Wiederholung) . Der Kopf im Profil bei S. Beinach tdtesantiquesPl.SO. Vgl. Furtwftngler Meisterwerke p.77 79; über Statuenkopien im Altertum I p. 57 (ebendort T. XI Abbildung der Bronzestatuette in Paris). Klein Geschichte der griech. Kunst II p. 36fl. Blne Photographie der in Gherchel gefundenen Wiederholung lag dem Verfasser dank der Güte des Herrn B. Bath- gen in Strafiburg i. £. vor. Vgl. Bevue archfologique 19il II p. 369. Über den Apoll von Mantua vgl. Dätschke zerstr. Bildw. in Oberitalien IV p. 379ff. n. 872. Bnmn-Bruckmann Denkmäler T. 303. Zu der Beplik der Athena Giustiniani im Museo Torlonia s. Furtwängler Meisterwerke p. 593 Anm.2. zu den Bepliken des Apoll im Gab. d. masch.Amelung Vatikan-Katalog II p.720. Über die delphische Gruppe: Furtwäaglec Meisterwerke p. 56 ^57. Bobart die Marathonschlacht in der Poikile (Halle 1895) p. 5—6 Anm. Studi italiani di filologia classica V 1896 p. 33—38. Böm. Mitteilungen XV 1900 p.l44 ff., p. 235 f. Archäol. Anzeiger XVII 1902 p. 82ff. Die Bronzestatuette eines Jünglings in englischem Privatbesits Abbildungen bei Klein Praxiteles p. 52 Fig 2; Burlington fine arts Club, expos. of anc. gr. art (1904) p. 51 f. B. 56 T. LIV ist dem Apoll in der Haltung, dem Bhythmus der Bewegung und dem Stile so verwandt, daß zwischen ihr und dem Origtnal unserer Statue zweifellos eine nahe Beziehung bestanden hat (vgl. dagegen Berl. philol. Wochenschrift 1898 p. 306). Dem gleichen Kreise gehörte augenscheinlich auch das Original der Antlnous-Statue im Hofe der Banca nazionaie in Born an (Bullettino oomunale 1886 p. 209ff. T. VII; Amdt-Amelung Einzelfiufnahmen n. 1174).

1337 (11616) Jnnglingskopf.

Gefunden Anfang April -1901 mit n. 1840 in der Galerie unter dem Boden des Tepidariums der Caracalla-Thennen. Ergänzt die Nase.

Der Kopf gibt in eleganter, für die antoninische Zeit charakteristi- scher Ausführung (vgl. n. 1249) einen reizvollen zarten Typus des 4. Jahrhunderts v. Chr. wieder, der in der allgemeinen Anlage an den sog. Eubuleus aus Eleusis erinnert (vgl. n. 80d).

Notizie d. scavi 1901 p. 250 ff. Fig. 2. Böm. Mitteilungen XVI 1901 T. XV p. 380 f.

126 DAS THEEMENMÜSEÜM. 1388—1340.

1338 (609) Kopflose Statue der Pallas.

Gefunden 1886 bei der Kirche S. Salvatore & Ponte lotto. Parisdier Marmor.

Die Statue macht den Eindruck einer griechischen Originalarbeit etwa aus der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. Sie vertritt ein ver- hältnismäßig altes Stadium der Kunstentwicklung, der die unter n. 1032, 1278, 1287 und 1555 besprochenen Typen angehören. Die Göttin ist dargestellt mit einer geschuppten Aigis, die, auf der r. Schulter zusammengeknüpft, schräg nach der 1. Seite herabreicht. Der Kopf, der r. Arm und die 1. Hand waren besonders gearbeitet. Zur Befestigung der beiden Extremitäten dienten die Bohrlöcher und die eisernen Zapfen, die man in der Schnittfläche der r. Schulter wie des 1. Vorderarmes wahrnimmt. In die kleineren, an dem Bande der Aigis angebrachten Bohrlöcher waren offenbar aus besonderen Stücken gefertigte Schlangonleiber eingesetzt. Der gesenkte r. Arm kann auf einen Schild gestützt gewesen sein, die vorgestreckte 1. Hand einen Helm oder eine Eule gehalten haben.

Bulletino comunale XXV 1897 T. XIV E, p. 192 Fig. 12, 13. S. Beinach r^pertoire de la stat. II 2 p. 800 n. 7. Vgl. Notizie degli scavi 1886 p. 123. Römische Mitteilungen VI 1891 p. 239. Purtw&ngler Meisterwerke p. 27, p. 38 Anm. 1. Jahreshefte d. österr. archäol. Inst. I 1898 p. 66.

1339 (56207) Kopf eines sehntzllehenden Mädchens.

Der Kopf stammt von einer guten Kopie der Schutzflehenden im Pal. Barberini (n. 1820). Der Vergleich mit dem Kopfe dieser Statue lehrt schneller und deutlicher als alle Worte, wie weit selbst ein guter Kopist hinter seinem Originale zurückbleibt.

1340 (11614) Kolossalkopf des Asklepios.

über den Fundort vgl. n. 1337. Ergänzt die Nase, Teile der Lippen und sonstige Eleiniglteiten. Die Augen fehlen; sie waren besonders ge- arbeitet und eingesetzt.

Der Kopf, der an der turbanartigen Kopf binde als Asklepios kennt- lich ist, sich aber in sehr eigentümlicher Weise von allen, sonst bekannten Typen des Heilgottes unterscheidet, stammt von einer Sta- tue, über deren Hauptzüge uns eine Statuette im Antiquarium comu- nale n. 1015 Aufschluß gibt. Danach stand der Gfott mit bloßen Füßen aufrecht, mit der r. Achsel auf den schlangenumwundenen Wanderstab gelehnt; das Himation war in der üblichen Weise der meisten übrigen Asklepiosstatuen um den Körper geschlungen und wurde durch den in die Hüfte gestützen l. Arm gehalten; der Kopf wendete sich leicht nach der r. Schulter. Die gleiche Haltung läßt sich für den Kolossalkopf daraus entnehmen, daß die Bartlocken an der r. Wange nicht vollständig fertig gearbeitet sind; diese Seite blieb also durch die Wendung des Kopfes den Blicken der Beschauer ent- zogen. Zahlreiche Wiederholungen zeugen davon, daß der T3rpus in weiten Kreisen bekannt war. Der Kolossalkopf ist, ebenso wie

OBERES STOCKWERK. 127

n. 1337, an der Art seiner Ausführung als eine Arbeit der antoni- nischen Zeit kenntlich; augenscheinlich war die Statue, von der er stammt, eben für die Ausschmückung der Caraoalla-TJiermen her- gestellt worden. An der Art, wie die Haare und die Bartlocken stili- siert sind, und an Spuren ehemaliger vollständiger Vergoldung er- kennen wir, daß es sich um eine Kopie nach einem Bronzeoriginale handelt^ einem Originale, das wir zunächst versucht sind unter dem Eindruck der strengen Formengebung am Kopfe für eine Schöpfung aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v.Chr.zu erklären. Andre Be- obcMshtungen aber scheinen in eine weit entlegene Richtung zu weisen. Der gleiche Typus begegnet uns auf einem aus Pergamon stammen- den Terrakottarelief in St. Petersburg und auf pergamenischen Mün- zen der Kaiserzeit, auf denen er allerdings außer am allgemeinen Habi- tus, der an sich nichts beweisen würde, nur an der Wiedergabe der breit ausladenden Haarvoluten durch übereinandergelagerte kleine Erhöhungen kenntlich ist; femer hat die Plinthe einer in Argos ge- fundenen Statuettenreplik unseres T3rpus ein charakteristisches per- gamenisches Profil. Daraus ergibt sich, daß augenscheinlich in der Kaiserzeit ein bedeutendes Bild dieser Art in Pergamon gestanden hat. Ein Gelehrter hat nun weiter geschlossen, dieses Bild sei der berühm- te Asklepios des Phyromachos im Nikephorion gewesen, und der strenge Stil des Kopfes erkläre sich aus der neben der barocken Hauptströmung verfolgbaren klassizistischen Richtung der perga- menischen Kunst. Dagegen hat ein anderer Gelehrter geltend gemacht, daß auf dem pergamenischen Königsgelde, und gerade unter Eumenes IL, zu dessen Zeit der Asklepiostempel erbaut wurde, der Heilgott sitzend dargestellt werde, daß auf dem autonomen städti- schen Gelde Pergamons zwar bereits ein stehender Asklepios vor- komme, den man aber keinen Anlaß habe, mit dem späteren auf den Münzen der Kaiserzeit zu identifizieren; es sei also wahrscheinlicher, daß Phyromachos den Asklepios sitzend dargestellt habe, daß aber später an Stelle dieses von Prusias geraubten Bildes, von dessen Rückerstattung die Überlieferung bekanntlich schweigt, ein stehen- der Asklepios unseres Typus getreten sei. Diese Ansicht scheint in der Tat in Rücksicht auf das uns vorliegende numismatische Material vor jener anderen den Vorzug zu verdienen. Daß wir gerade in den Thermen des Caracalla den Kopf einer so großen Wiederholung dieses späteren pergamenischen Asklepios gefunden haben, ist nicht zufällig; wissen wir doch, mit welchen Hoffnungen dieser Kaiser gerade jenes Heiligtum im Nikephorion bei Pergamon aufgesucht hat.

Der sehr eigenartige T3rpus ist augenscheinlich von der attischen Kunst in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts geschaffen worden. Ein sehr ähnliches Köpfchen hat sich im Axnphiareion von Gropoa gefunden; auch kehren seine Züge auf einem griechischen Toteumahl-

128 DAS THERMENMÜSEUM. 1341.

relief aus dem Ende des 5. Jahrhunderts in Mantua wieder. In spät- römischer Zeit erscheint der».gleiche Typus dann in Numidien auf einem Votivrelief, auf dem er zur Verkörperung des mit Satumus gleich- gesetzten Baalsamim der Karthager verwendet worden ist.

Notizie d. scavi 1901 p. 248 «f. Fig. 1. Rom. Mittelltmgen XVI 1901 T. XIV p. 372 ff. XVIII 1003 p. Iff. V. Fritze Nomisma II p. 22 ff. Deis. die MOnzen von Ferga- mon (Anhang zu den Abhandl. d. Kgl. preuß. Akad. d- Wissensch. 1010) p. 47f. Das Köpfchen aus Oropos: Festschrift für Benndorf p. 147. Das Totenmahlrelief In Man- tua: Dütschke ant. Bildw. in Oberitalien IV n. 682. Das Votivrelief aus Numidien: Delamare exploration scientifique de l'Alg^rie, Archäologie pl. 93, 2; Clarac 161 C n. 9; Fröhner notice de la sculpt. ant. p. 467 n. 614.

1341 (1085) Kopf der Hygieia.

Gefunden 1893 in dem sog. Stadium des Palatins. ^ Alle früheren Deutungen des Kopfes auf eine Muse oder Dichterin sind hinfällig geworden, seitdem auf Grund des Zeugnisses verschie- dener Repliken nachgewiesen werden konnte, daß der Kopf von einer Darstellimg der Hygieia, der Tochter des Asklepios, stammt. Eine Statuettenieplik des Körpers haben wir im Hofe des hier beschriebenen Museums gesehen (n. 1253) ; doch ist an ihr das Hauptmotiv des Originals insofern geändert, als die Schlange, die dort über die 1. Schulter der Göt- tin gelegt ist, hier, wie noch an einer anderen Wiederholung, vom Körper getrennt, wahrscheinlioh amBoden zusammengeringelt, dargestellt war. Die beste Vorstellung der ursprünglichen Komposition gibt eine Statue in englischem Privatbesitz, nach der man den Typus allgemein den der Hygieia Hope zu nennen pflegt; die Ergänzung der Hände, die dort ver- fehlt ist, läßt sich mit Hilfe zweier Statuettenrepliken korrigieren. Die Göttin stand aufrecht, bekleidet mit Schuhen und Chiton, den Mantel dicht um den Oberkörper geschlungen. Der 1. Arm hing ruhig ab- wärts, eine Büchse oder ein Schälchen in der Hand, auch der r. Ober- arm war gesenkt, der Unterarm leicht nach vorne bewegt, wo die Hand wahrscheinlich liebkosend den Hals des heiligen Tieres faßte, dessen Körper sich, den Faltenlinien des Mantels folgend, von der 1. Schulter zur r. Hüfte abwärts schlängelte (diese Ergänzung ist wahr- scheinlicher als die mit der Schale in der B., da bei ihr die gleichmäßige Beschäftigung beider Hände vermieden wird). Der Kopf aber neigt sich mit außerordentlich liebenswüfdiger Wendung nach der r. Schul- ter, und eine genauere Beobachtung kann ims lehren, daß die ganze Anlage der f^ormen, in der uns bei der aufrechten Stellung des Kppfes manches Verschobene befremden mag, auf diese Haltung berechnet ist. Das Ganze war ein Bild bescheiden in sich geschlossener Anmut. Dabei ist trotz aller gesunden Sinnlichkeit jeglicher Anflug aphrodisischen Wesens vermieden. Die Formen sind mit großer Be- stimmtheit, ja mit einer gewissen Schwere wiedergegeben; nur die zarte Feinheit des achmalen Streifens der Haare um Stirn und Schläfen lind die schwellenden Lippen des Mundes machen davon

OBERES STOCKWERK. 129

eine Ausnahme und wirken doppelt durch den Kontrast mit ihrer Umgebung. An anderen Repliken sind diese Teile in den üblichen sorg- sam-leblosen Kopienstil übertragen» und durch nichts andere>s kann man sich besser von der Bedeutung dieser Einzelheiten überzeugeu, als durch den Vergleich des hier besprochenen Kopfes mit derartigen Repliken. Das Werk ist eines der schönsten Erzeugnisse aus der Übergangszeit vom 5. zum 4. Jahrhundert v. Chr. Man hat gemeint, in dem Kopfe des Thermen-Museums sei uns ein Fragment des Ori- ginales erhalten. Das ist, nach der Güte der Arbeit zu urteilen, sehr wohl mögUoh; auch macht die Komposition der gansen Figur in ihrer Geschlossenheit den Eindruck, daß sie für Ausführung in Marmor gesohaf len sei. Das Material des Kopfes ist der an den großen leuchtenden Kristallen kenntliche^ beste Marmor der Insel Faros. Wenn die F(»nnen des Gesichtes für eine Originalarbeit Manchem zu straff« gespannt, zu wenig individuell^belebt scheinen mögen, so könnte diese Formengebung doch gerade für denKimstler des Werkes charakteri* stisoh gswBsen sein« Die EVage muß zunächst subjektivem Ermessen anheimgsstellt bleiben, solange es nicht gelungen ist, andere Werke des gleichen Meisters in guten Kopien oder gar in zweifellos originaler Ausführung nachzuweisen. Unter den Repliken des Kopfes ziemt der hier besprochenen zweifellos weitaus der erste Platz.

Man hat in der Statue ein Werk des Skopas sehen wollen auf Grund des Vergleiches mit einem Kopfe, der bei dem Tempel der Athena Alea zu Tegea gefunden wurde und von dem man glaubte, er habe zu den Giebelgruppen des Skopas gehört; doch hat sich diese Annahme jetzt infolge genauerer Untersuchungen als irrtüm- lich herausgestellt. Mit den sicher skopadisohen Köpfen hat der der Hygieia nichts gemein. Bei der Frage nach dem Künstler ist zu be- achten, daß wir, selbst wenn wir den hiesigen Kopf nur für eine Kopie halten wollen, aus der Anzahl der auf itaUscheni Boden gefundenen Repliken schließen können, daß sich das Original jedenfalls zur Kaiser- zeit in Rom bef tmden hat. Früher hatte man auf die Hygieia des Atheners Nikeratos im Tempel der Concordia raten dürfen (Plin. n.h. 34, 80), da man diesen Künstler eben in jene Übergangszeit voM 5. zum 4. Jahrhundert datierte. Aber neuere Inschnftenf unde haben es nahe- gelegt, ihn vielmehr mit dem hellenistischen Künstler gleichen Na- mens zu identifizieren, der in Pergamon unter Eumenes II. tätig war.

Monum. dei Lincei V 1895 p. 71 f. Fig. 31, 32; p. 78 f. Jahrbuch d. arch. Inst. XIX ld04 T. II p. 56 ff. Bulle der schöne Mensch (2. Aufl.) T. 125. Vgl. Noticie d. scavi 1803 p. 162 a. Böm. Mitteilungen VIII 1893 p. 95 n. 6. Amdt-Amelung Einzel- aufnahmen III p. 20 n. 647 649 (als n. 718 ist ebendort einAsklepiostorso publiziert, der mit dem Torso einer Beplik der Hygieia in Athen gefunden wurde). Über den weiblichen Kopf von Tegea vgl. Pialctika 1909 p. 320 ff. und Aevua de l'ait. anc. et mod. 1911 p. 13 fl. Über Nikeratos: Inschr. aus Pergamon 132, IGB 118; 147; 496 und Jahrbuch d. arch. Inst. XX 1905 p. 26 ff.

Heibig: Ftlhier. U. S. Aufl. 9

130 DAS THBRMBNMÜSEÜM. 1842—1844.

1342 (622) Statue des Dionysos.

Oefanden 1881 in der sog. griechischen Bibllothdk der Ubnztiner Villa des Hadrian (Notizie def^ scavi 1881 p. 106—106. Wlnnefeld die Villa des Hadrian p. 161). Bi^nzt der vordere Teil der Nase, ein Stück am Kinne, die freistehenden Ffotenteile der ITebris, der Daumen, der Zeigefinger und Stücke an den übrigen Fingern der 1. Hand, der 1. Unter- schenkel, der Stamm mit Ausnahme des obersten an dem Schenkel an- liegenden Bndes, das untor dem 1. Beine imd das unter dem Stamme be- findliche Stück der Pihithe. Der 1. Unterschenkel ist ^sch ergänzt. Er war, wie man aus den Umrissen der Kniebeugung ersieht, mit Toller Sohle seitwärts aufgesetzt.

Daß Dionysos dargestellt ist, beweist die um die Brust gelegte Nebris wie die Bildung des Körpers, der zwar einen kräftigen Bau, aber allenthalben eine weiche Fleisohdecke zeigt und in der Behand- lung des Halses, des Rückens wie des Gesäßes geradezu an weibliche Formen erinnert. Doch sind die Übergange von den entschieden männ- lichen zu den in das Weibliche hinüberspielenden Teilen noch un- vollkommen vermittelt, und das Original unserer Statue wird dem- nach zu den ältesten Versuchen gehört haben, den Typen jugend- licher Götter durch eine derartige Charakteristik einen neuen Beiz zu verleihen (vgl. n. 321, 880). Das Attribut der fehlenden R. war zweifellos ein großer zweihenkeliger Becher (Kantharos); von ihm rühren die Ansatzspuren her, die man an dem oberen Ende des r. Oberschenkels wahrnimmt. Die Ausführung deutet auf hadriamsche Zeit. Sie ist nicht überall vollständig zu Ende gebracht^ wie nament- lich die fünf kleinen Kopierpunkte beweisen, die der Bildhauer am Kopfe stehen gelassen hat. Daß das Original eine Bronzefigur war, ergibt sich aus der Unterhöhlung der Nebris wie aus der an Ziselier- teohnik erinnernden Weise, in der die Haare des Gottes und die der Nebris wiedergegeben sind. Unter der Voraussetzung eines Bronze- Originals erklärt es sich auch, daß der Bildhauer in der Behandlung der Augen von der zu seiner Zeit bei Idealtypen üblichen Formen- gebimg abwich und die Iris durch einen scharf eingerissenen Kreis, die PupiUe durch eine starke rundliche Vertiefung ausdrückte. Offen- bar wollte er hierdurch die aus verschiedenen Materialen gearbeiteten Augen einer Bronzestatue (vgL n. 1349) möglichst getreu wiedergeben. An dem Originale fehlte selbstverständlich der an dem r. Beine der Marmorkopie angebrachte Stamm, der den Fluß der Linien auf das empfindlichste beeinträchtigt, wenn man die Statue von der r. Seite betrachtet. Die zunächst nach der Entdeckung der Statue ausge- sprochene Annahme, daß sie nach einer Figur des Myron kopiert sei, ist vollständig haltlos. Die weiterhin vorgebrachte Vermutung, daß es sich um einen von Polyklet oder von einem seiner unmittelbaren Schüler geschaffenen Dionysostypus handele, beruht insofern auf einer richtigen Beobachtung, als in dem Kopfe Züge polykJetischer Eigenart unverkennbar bewahrt sind. Der eigentümliche Charakter der Statue beruht aber im besonderen darauf, daß sie mit richtig er-

OBERES STOCKWERK. 131

gänztem 1. Unterschenkel das in der vorpolykletischen Entwiokelung der peloponnesisohen Plastik übliche Standmotiv (vgl. n. 254), dabei aber eine Formengebung aufweist, die nicht vor der Mitte des 4. Jahr« hunderts v. Chr. zur Anwendung kam. Man betrachte z. B. den an- tiken rechten Fuß imd wird finden, daß sich seine Behandlung nicht wesentlich von der imterscheidet, die den Füßen praxitelisoher Figu-« ren eigen ist. Der Kunstcharakter der Statue würde nach alledem recht wohl auf Ehiphranor passen, der, geboren in Korinth, ein Schüler des Argivers Aristeides war, aber auch für Athen arbeitete und dessen Tätigkeit ungefähr zwischen 375 und 330 v. Chr. fiel. Infolgedessen hat ein Forscher als Original eine Dionysosstatue des Euphranor an- genommen, von der sich nach einer auf dem Aventin entdeckten In* Schrift eine Kopie in Bom befand. Doch vermissen wir an unserer Statue die Proportionen, die von der Überlieferung als bezeichnend für die Figuren des Euphranor hervorgehoben werden (vgl. n. 38). Deshalb könnte man geneigt sein, einer anderen Zuteilung des Origi- nales, der an den argivischen Künstler Phradmon, den Vorzug zu geben, wenn nicht auch sie auf allzu unsicherer Grundlage ruhte.

Mon. dell' Inst. XI T. 51, 61 a; Ann. d. J. 1883 p. 136 ff. Boscher mythol. Lexikon 1 1 p. 1137 f. Fig. 17. Ck>llignon histoire de la scolpt. grecque II p. 354 Fig. 180. S. Bei- nach r6pertoire de la stat. II 1 p. 117 n. 4. Mahler Polyklet p. 105 Fig. 29, 30. £. Strong roman sculpture pl. LXXVI p. 248. Vgl. Archftol. Zeitung XL 1882 p. 173. Friederichs- Wolters Bausteine n. 520. Furtwftngler Sammlung Sabouroff I Text zu T. YIII— XI. Museo ital. di antich. class. II p. 761, p. 777 ff., p. 783. BOm. Mitteilungen VI 1801 p. 238 f. Furtwftngler Meisterwerke p. 581 ff. Arndt- Amelung Einzelaufnahmen Text zu n. 1168. Klein Gesch. d. griech. Kunst II p. 541f. Über Euphranor vgl. auch n. 186 und neuerdings Jahrbuch d. arch. Inst. XXV 1010 p. 150 ff., über Phradmon auBer Mahler und Klein a. a. O. Jahreshefte d. österr. arch. Inst. VI 1908 p. 200 ff.

1343 (11616) Männlicher Torso.

Gefunden 1869 in den Thermen des Garacalla. Der Torso stammt von einer polykle tischen Jünglings-Statue, über deren Typus die Bemerkungen zu n. 1100 zu vergleichen sind.

Bull, dell' Inst. 1860 p. 236. Matz-Duhn zerstr. Bildw. in BomI n. 1013. Furt- wftngler Meisterwerke p. 434 Anm. 2.

1344 (610) Überlebensgroßer weiblicher Kopf.

Vormals auf dem Palatin.

Dieser Kopf unterliegt ähnlichen Gesichtspunkten wie n. 1338. Obwohl die Oberfläche durch Feuer gelitten hat, läßt er doch alle Eigentümlichkeiten einer griechischen Originalarbeit erkennen und zeigt einen Stil, wie er in der Mitte des 5. Jahrhunderte v. Chr. vor allem in der Peloponnes herrschend war. Im Museo Barracco (n. 1086) ist das schön gearbeitete Fragment einer Kopie erhalten, in der aber die harten, spät-arohaischen Züge des Originales merklich gemildert sind. Das gescheitelte Haar umgibt die Stirn in einer wellenförmigen Linie und ist hinten in einen weit von dem Schädel abstehenden Schopf zusammengefaßt, der von einem breiten, um die Mitte des

9^

132 DAS THERMENMÜSEÜM. 1846-1847.

Kopfes gelegten Bande getragen wird. Da eine ähnliche Haartracht auf einer rotligurigen attischen Schale, deren Ausführung wir in dem dritten Vierteides 5. Jahrhunderts annehmen dürfen, einigen unter den Musen gegeben ist, hat ein Gelehrter auch für den Marmorkopf die Deutung auf eine Muse vorgeschlagen. Dagegen ist zu bemerken, daß man die gleiche Haartracht auch an dem Kopfe derNiobide aus den sallustianischen Gärten (jetzt in Maüand) findet und ohne das Band an einem Kopfe der Nike auf einer Münze von Metapont; beide Köpfe stehen dem hiesigen auch stilistisch nahe. Vgl. n. 81.

Arndt la glyptothdque I9^y-Garlsberg p. 60 fig. 27. Vgl. BÖm. Mitteilungen VII 1802 p. 337 f. Notizie d. scavi 1906 p. 439. Auaonia II 1907 p. 7. Die attische Schale: Gerhard auserl. Vasenbilder IV 305. Der Kopf der Niobide: Ausonia a. a. O. T. II. Die Münze von Metop<At: Imhoof-Blnmer monnues greeques PI. A 8 p. 4 n. 20. Vgl. auch einen Marmorkopf, der ehemals in Gatajo war (Amdt-Amelung Einzelaufnahmen n. 36, 37; dazu Furtwängler Meisterwerke p. 736), die kleinere der beiden in Per- gamon gefundenen Statuen der Athena (Altertümer von Pergamon VII p. 15 f.) und eine Bronzestatuette, die ein Mädchen im Peplos darstellt (Burlington fme arts Club, expos. of greek art 1904 p. 41 A 20 T. XLVIII).

Zimmer III.

1345 (464, 1050ff.) Fragmente bronzener Eolossalstatuen (zwi- schen den Fenstern und im r. hinteren Winkel des Zimmers).

Gefunden 1878 bei Gelegenheit der Tiber-Begulierung beim Ponte Sisto, dem ehemaligen Pons Valentinianus. Die Fragmente des Kaiser- kopfes waren seinerzeit ebendort gefunden worden, aber zunächst in Privatbesitz gelangt, aus dem sie im J. 1910 durch Schenkung in den Be- sitz des Thermenmuseums übergingen.

Die eine der beiden Statuen in dem linken hinteren Winkel des Zimmers hat sich aus den Fragmenten zum größten Teile wieder zusammensetzen lassen : es ist die Figur eines Togatus im Habitus des 1. Jahrh. n. Chr. Leider war eine Rekonstruktion des Kopfes es ist der mit dem Perlendiadem geschmückte ganz unmöglich. Zu der anderen Statue gehörten vielleicht die Füße mit den reich verzierten Stiefeln, das Fragment eines Mantels, der um die Hüften geschlagen war, imd ein Kopf, der nach Boston gelangt ist. An derselben Stelle wurden gefunden: der ebenfalls hier ausgestellte Flügel einer Victoria und ein Bronzehelm (n. 1499). Während der Kopf in Boston augenscheinlich aus dem Anfange des 3. Jahrhunderts n. Chr. stammt, hat man den hiesigen Kopf mit Recht in das 4. Jahrhundert datiert und mit Wahrscheinlichkeit für ein Porträt des Valens (364— 378) oder Valentinian I. (364—375) erklärt. Aus bestimmten technischen Anzeichen und aus dem stili- stischen Gegensatze zwischen Kopf und Körper des Togatus, hat man femer mit Becht geschlossen, daß hier eine ältere Figur mit Verände- rung des Kopfes benutzt worden sei, imd zwar eine Figur des 1. Jahr- hunderts n. Chr. All diese Bronzen scheinen nicht zum Schmucke der Brücke gehört zu haben, sondern zu dem des Triumphbogens, der den Zugang zur Brücke bildete. Das höhere Alter des Bostoner

OBERES STOCKWERK. 183

Kopfes kann sich daraus erklären, daß der Pons Valentinianus keine Neusohöpf ung war, sondern die Wiederherstellung des Pons Aurelius oder Pons Antonini, dessen mutmaßlicher Erbauer Garaoalla war.

Böm. MitteUungen XXVI 1911 p. 238 ff. T. XII— XIII. Vgl. Notizie d. scavi 1878 p. 344: 1801 p. 287. Bullettino comuiuae VI 1878 p. 241«. T. XX— XXI. CIL VI p. 3096. Der Kopf in Boston: Rom. Mitteilungen a. a. O. p. 263 f. Fig. 10 a und b.

Ebenfalls zwischen den Fenstern:

1346 (1064) OroOe bronzene Platte mit Yotlvhand.

Gefunden 1886 im Tiber bei der Marmorata.

Die Platte ist mit Lochern und Stiften versehen, um auf eine Wand angeheftet zu werden; die Hand gibt sich durch ihre zarten Formen wie durch das Schlangenarmband, das ihr Gelenk umschließt, als eine weibliche Hand zu erkennen. Man hat früher angenommen, die Platte sei von einer römischen Dame einer Heilgottheit mit der Bitte um Heilung von irgendwelchem Handschaden oder als Dank für die vollzogene Genesimg dargebracht worden, und im Zusammen- hang damit die Frage aufgeworfen, ob nicht die Schlangenform des Armbandes und des Ringes am Goldfinger absichtlich gewählt sei, um auf die Heilgottheiten hinzudeuten, zu deren Symbolen bekanntUch die Schlange gehörte. Doch ist die Schlangenform für Armbänder und Ringe zu allgemein gebräuchlich, als daß man ihr in diesem Falle, die Bestimmung der Platte als Weihgeschenk zugegeben, eine beson- dere Bedeutung beimessen dürfte. Der ursprüngliche Sinn dieser Form für Armband und Ring war augenscheinlich der. Arm und Finger außer durch die feste Umschließung auch durch die apotropaeische Kraft der Schlange zu schützen. Jetzt ist man nach dem Funde einer Platte mit ähnlicher Darstellung unter den Besten der beiden Schiffe im See von Nemi (n. 1522 g) eher geneigt anzunehmen, daß auch diese Platte einst zum Zwecke apotropaeischer Wirkung an eine

Schiffswand befestigt gewesen sei.

Monum. ant. pubbl. dell' acc. dei Lincei I p. 170 ff. Ausonia I ld06 p. 105 Anm. 2. Vgl. Pauly-Wisaowa JELealenayldopädie II p. 1180 (Armbänder). Hock grioeb. Weibegebräucbe p. IZ und sonst. Für die apotropaeische Kraft der Sclüange vgl. n. 997.

1347 BronzMtatae eines hellenistiseheii Herisohers«

Gefunden 1884 beim Bau des Teatro N'azionale neben dem Garten des Palauo Ck>lonna. Ergftnzt der vordere Teil des 1. Zeige* und des r. Mittelfingers, der Stab, ein Stück am 1. Oberschenkel (oberhalb des Knies) die Plinthe.

Die Statue gibt das Portr&t eines kräftigen Mannes von ungefähr dreißig Jahren wieder, dessen Wange, Kinn und Oberlippe mit dünnen Bartlocken bedeckt sind. Das Motiv scheint einer berühmten Bronze- statue des Lysippos nachgebildet zu sein, die Alexander den Großen mit einer Lanze darstellte und von der wir vielleicht eine kleine Wiederholimg in einer Bronzestatuette der Sammlung Nelidoff (Fig. 35) besitzen. Allerdings sind gegen die Büokführung dieser Figur

134 DAS THEEMENMITSEÜM. 1848—1349.

auf jene« becühmte Werk des L^ipp sebi erwägenswerte Eini^ide gemacht worden. Wir können aber jedenfalls ajinefaioeD, daß sieh anoh der hier dargesteUto Mann mit der hooh eroporgreifsndeii h. auf eine I^nze ebütste. Da es überhefert ist, daB sieh die Herreotier deihelleniBtiscben Periode vielfach dem Eroberer Asiens zu assimilieren trachteten, so spricht von Haus aus

Ialle WaJIirsoheinliohkeit dafür, daß ein Mann, der sieh mit dem Attri- but einer berühmten Älezanderstatue und im Hauptmotive dieser Statue entepreohend porträtieren ließ, ein hellenietiBchor Herrscher war. Außer- dem deutet der Stil der Statue wie der Charakter ihres (üesichtes auf die damalige Zeit und sind auch der Haarsohnitt waa ein Gelehrter fälHchlioh in Abrede gestellt hat und die Barttracht an hellenistischen Porträts nachweisbar. Man hat an die makedonischen Könige Philipp V. und Peiseus, wie an Alexander Balaa gedacht, der 149 v. Chr. den Thron der Seleukiden usurpierte. Aber die Abnlichkeit, die der Kopf unserer Statue mit den Münzporträts nUer dieser Fürsten darbietet, ist nur - eine oberflSchliche. Eine ander«

^' Annahme, nach der Antjochos II,

Theos (361 246 v. Chr.) dargestellt wäre, beruht einzig auf einer vermeintlichen physiognomisohen Ähnlichkeit des Kopfes mit n. 216, dessen Beziehung auf Antioohos Soter, den Vat«r jenes Autiochos Theos, jedoch mit Recht in Zweifel gezogen worden ist. Die Ausführung der Statue ist ungleich. Während der Kopf eine scharfe und eingehende Durchführung zeigt, sind die PtHüseo des Körpers in etwaa flauer Weise behandelt. Zwisohän dem Brustkasten und dem Kabel liest man eine nach dem Gusse einpunktierte Inschrift, die ähnlich wie auf □. 955 den Ort angibt (L. VI = loco sexto), an dem die St»tue anfgest«llt war; für die auf die Ortsangabe folgmden Zeichen ist eine befrie- digendeEddärungnooh niohtgefunden. Auf dem r. Oberschenkel sind die drei ineinander gesohobenen Buchstaben MAR einpunktiett.

ÄDt. Denkmäler lier»uage([. vom arcb. loat. I 1886 T. 5. Gatette des beaiut-arM 188* I p. 71. LancUml «nclent Rome Tafel tu p. 303. Mnrray hAndbook ot gr. accheo- log; p. ton. Tlg. 100. Unran-Bruckmum DenkmUei d. 246. ColUgnan hielolie de U KUlp«. gr. n p, JOS Flg. 267. a, Eeluftch r*pertoire de äUt. II 2 p, n. 7, iiait- BrackiDum Kiiecli. a. lOm. Poitiftti T. 368—160. UJCalTy U tfpe d'Aleiandi« le dt. p.llOFlf.M, Bolle d«r «JbaiB MauKb' T. TS p. IMir. Flg. 27. »" ■■•-.—

OBERES STOCKWERK. 136

d.Giieeh. u. AÖm. p. XXII T. 82-^4. Vgl.Notiaied. 8eavil88$ p. 42. Aichftol. Anzeiger VI 1891p. 69. Eöm. Mitteilungen VI 1891p. 238; XIII 1898 p. 77 f. Furtwängler Meister- werke p. 597 Anm. 3. Numism. Ghronicle XVI 1896 p. 38. Wulff Alexander m. d. Lanze (Berlin 1898) p. 8ff. (wo T. I, II die Nelidaffocbe Bronze abgebildet ist). Journal of hell, studies XXV 1905 p. 88 n. 2. Klein Geschichte d. griech. Kunst III p. 43 f. Bei- spiele hellenistischer Münzporträts mit der im obigen berührten Anordnung des Haares: Imboof -Blumer Portrfttköpfe auf Münzen beUenischer u. hellenistischer Völker T. I, 6, III 24, V 21, VI 29, 31. Über bärtige Porträts hellenistischer Herrscher vgl. unsere n. 1189. Über die Alexanderstatue und ihre vermeintlichen Bepliken s. zuletzt: Abhandl. d. säcbs. Geeellsch. d. Wissensch. XXI 1903 III p. lOOfl. und Bemoulli das Bildnis Alexanders d. Or. p. 107. Das eigenartige Stellungsmotiv mit der auswärts gedrehten Ferse des Spielbeines kdirt übereinstimmend wieder an einer aus Byblos stammenden bronzenen H^nklesatatue im britischen Museum, die auch im Übrigen stilistisch zu vergleichen ist: Catalogue of bronzes n. 827; Springer-SOchaelis Handbuch * p. 395 Fig. 730.

1348 (48135) Überlebensgroßer Porträtkopf des L. Cornelius

Pusio.

Gefunden im B^inn des Jahres 1891 bei Gelegenheit der Fundamen- tierung des Pal. Gampanari an Via Kazionale. Er^nzt der Nasenrücken, das Kinn und der untwe Teil des Nadcens. Der Kopf war in mehrere Stücke zerbrochen und hat bei der Zusammensetzung im Feuer leider seine schöne Pattoa verloren.

Mit dem Kopfe wurde eine fein-umrahmte Bronzetaiel gefunden, die jetzt unter dem Kopfe an der Wand befestigt ist. Augenschein- lieh hat sie ursprünglioh die Basis der Statue geschmückt, deren ein- ziger Best uns in dem Kopfe erhalten ist. Ihre Inschrift meldet von der Stiftung eines M. Vibrius Maroellus zu Ehren des L. Cornelius L. F. Gal(eria) Pusio, dessen bürgerlidhe und militörisohe Ämter in langer Liiste aufgezählt werden. Beide standen zur Zeit der Stiftung in der XVI. Legion, die von Vespasian auf gelöst wurde, MarceÜus als Oen- tnrio, Pusio als Legat. Nach seiner Haartracht ist der Kopf in die Zeit der olaudischen Kaiser zu datieren. Die XVI. Legion lag damals in Germanien.

£öm. MitteUungen VII 1892 T. VI p. 197 £f. Vgl. CIL VI 31706. Pauly -Wissowa Bealenzyklop&die IV p. 1421 n. 296.

1349 (1060) Bronzestatae des Dionysos.

Die Statue wurde am 20. September 1885 im Tiber zwischen der Famesina und dem Ponte Garibaldi entdeckt. Sie ist so gut wie ganz frei von modernen Zutaten. Der Thyrsos war zerbrochen, konnte jedoch mit Hilfe weniger unbedeutender Binsatzstftcke wieder zosammengefttgt werden.

Dionysos steht da, in der L. einen Thyrsos haltend, dessen Schaft mit sohuppenf örmigen Verzierungen überzogen ist. Das Attribut der gesenkten B. war vermutlich ein zweihenkliger Becher (Kantharos). Obwohl die Statue einen hellenischen Dionysostypus freien Stiles wiedergibt, zeigt sie doch in der Behandlung des Nackten eine eigentüm- liche Befangenheit. Man erkennt deutlich, daß der Künstler, der sie modellierte, von der Beschaffenheit des mensohUchcn Körpers keine eingehende Kfnintnift besaß und sich infolgedessen in der Durch- bildung der Formen einer gewissen Zurückhaltung b^eißigte. Sein Verfahren steht in entschiedenstem Gegensatze zu der Routine, die

136 I>AS THERMBNMÜSEÜM. 1360.

wir selbst an Steinmetzenarbeiten aus der Kaiserzeit wahrzunehmen gewohnt sind. Soweit unsere Monumentenkenntnis reicht, zeigt die Statue die nächste Verwandtschaft mit Tonfiguren und -reliefs, die im 3. Jahrhundert v. Chr, in Campanien gearbeitet und mit der Zeit auch in anderen italischen Fabriken nachgeahmt wurden. Es fragt sich somit, ob wir nicht in ihr ein campanisches oder ein durch cam< panische Einflüsse bestimmtes römisches Werk aus dem 3. oder 2. Jahrhundert v. Chr. zu erkennen haben. Die Statue gibt einen an- schaulichen Begriff von der verschiedenartigen Weise, in der die an- tike Metalltechnik koloristische Abwechslung in den Bronzegrund zu bringen verstand. Die strahlenförmigen Ornamente, die das Diadem verzieren, sind abwechselnd aus Silber oder Kupfer, dje Augen aus weißem Marmor gearbeitet; die verloren gegangene Iris haben wir uns aus einem dunkleren Materiale hergestellt zu denken; die Lippen sind mit rotem Kupfer tiberzogen, und aus demselben Metalle be- stehen die aus besonderen Stücken gearbeiteten Brustwarzen. Auf der Außenseite des 1. Unterschenkels bemerkt man den Abdruck einer in das Ton- oder Wachsmodell eingedrückten Münze, deren Durchmesser (M. 0,022) eher dem eines griechischen Didrachmon als eines römischen Aureus oder Denars entspricht. Auch diese Erschei- nung erinnert an Campanien, da die dortige Tonindustrie häufig Ab- drücke griechischer Didrachmen als omamentale Motive wie als Fa- brikstempel verwendete.

Lanciani Ancient Borne, Heliotypie zu p. 308. S. Beinacb röpeitoire de la stat.II 1 p. 118 n. 10. Vgl. Notizie degli scavi 1885 p. 342— 3i3. Eöm. Mitteilungen VI 1891 p. 238.

1350 (1055) Bronzestatue eines Faustkämpfers.

Gefunden an derselben Stelle und fast gleichzeitig mit n. 1346. Er- gänzt die Spitze des 1. Daumens, ein Stüclc am r. Oberschenkel, der Felsensitz.

Der Faustkämpfer sitst da mit vorgebeugtem Oberkörper, die Unterarme auf die Oberschenkel stützend und den etwas erhobenen Kopf mit stupid-brutalem Ausdruck nach rechts gewandt. Auf dem Gesichte hat die Beschäftigung des Mannes reichliche Spuren hinter- lassen. Die Ohren sind durch wiederholte Faustschläge breit gedrückt. Da die Oberlippe im Vergleiche mit der Unterlippe etwas zurücksteht, scheint es, daß die oberen Vorderzähne, wenigstens zum Teil, aus- geschlagen sind. Während diese Verstümmelungen augenscheinlich durch verschiedene, früher bestandene Kämpfe veranlaßt sind, deuten andere Anzeichen auf einen eben ausgefoohtenen Strauß. An jedem Ohre sind zwei Hautritze angegeben; am rechten entquellen jedem der beiden Ritze zwei in flachem Relief wiedergegebene Blutstropfen; ein ähnlicher Tropfen ist am linken Ohr unterhalb des oberen Ritzes bemerkbar. Während femer die 1. Augenhöhle eine normale Bildung zeigt, ist die r. imtere derartig angeschwollen, daß das Lid und die

OBERES STOCKWERK. . 137

Wange in eine unförmliche Masse zusammenlaufen. Die Annahme, daß diese Geschwulst von einem frisch empfangenen Faustschlag her- rührt, scheint um so gerechtfertigter, als man gerade unter dem 1., Auge eine Gruppe von Hautritzen, hier jedoch ohne Blutstropfen, wahrnimmt. Daß wir uns die Nase innerlich verschwollen und mit geronnenem Blut gefüllt zu denken haben, ergibt sich aus der Weise, wie der Mund geöffnet und die untere Kinnlade vorgeschoben ist. Offenbar kann der Mann durch die Nasenlöcher den Lungen nur wenig oder gar keine Luft mehr zuführen; er atmet infolgedessen durch den geöffneten Mund. Die Haare des Schnurrbartes sind teils auf« gesträubt, teils in Klümpchen geballt, wie sie sich bilden, wenn Haar von Blut durchdrungen und das Blut geronnen ist.

Die Schlagriemen (caestus) und die dazu gehörigen Vorrichtungen sind an dieser Statue mit großer Deutlichkeit wiedergegeben. Jeder der beiden Vorderarme ist mit einem Handschuh bedeckt^ der die vordersten Glieder der Finger frei läßt und auf dessen Bücken, um das Herabmtschen des Schlagriemens zu verhindern, ein Wulst aufgenäht ist. Der Schlagriemen besteht aus einem bvalen Ringe, der sich aus drei dicken Lederschichten mit scharf abfallenden Kanten (IpLccg 6^vg) zusammensetzt und durch den die Finger, abgesehen vom Daumen, durchgreifen. Die drei Lederschichten werden durch schmale, doppelte Querriemen zusammengehalten. Andere Riemen von gleicher Breite, die an dem Schlagriemen befestigt, die Hand- wurasel wie den Unterarm umgeben, halten den Schlagriemen stets in der gleichen Lage. Da durch dieses Riemengefüge die freie Be- wegung des Handgelenkes aufgehoben wurde, kann unser Faustkämp- fer die Hände nicht ungezwungen herabfallen lassen, sondern hält- sie steif vorwärts gestreckt. Wie häufig an Athletenfiguren ist auch an dieser das Glied emporgebimden (vgl. n. 1564). Ein langer tiefer Ritz auf der r. Schulter und ein ähnlicher auf dem r. Vorderarme scheinen Gußfehler. Sie waren vermutlich mit Bronzestreifen ausgefüllt (vgl. n. 954), die verloren gegangen sind. Das Wirbelstück des Hinter- kopfes, das sich durch die rohe Ausführung des Haares auffällig von den übrigen Teilen unterscheidet, rührt offenbar von einer schlechten, im Altertum vorgenommenen Restauration her. Wir dürfen daraus den Schluß ziehen, daß das ursprüngliche, verloren ge^mgene Stück besonders gearbeitet und nachträglich an den Schädel angesetzt war. Bevor das geschah, bot die auf der Rückseite vorhandene Öffnimg dem Künstler eine bequeme Möglichkeit, die aus anderem Material gearbeiteten Augen imd vielleicht auch einige Zähne in den Kopf einzufügen.

Ein Gelehrter hat den Versuch gemacht, die Statue zu einem Vor- falle, den wir ungefähr in das Jahr 200 v. Chr. datieren können, in Beziehung zu setzen« Es handelt sich um einen Faustkampf in Olym-

138 I>AS THERMENMÜSEÜM. 1361—1862.

piA zwischen dem berühmten thebanisohen Athleten KleitomaohoB und dem in Ägypten geborenen Aristonikos, den PtolemaioB IV Philopa- tor zu den Festspielen gesandt hatte (Polybios XXVII 9). Die Menge erwies sich anfangs dem Ägypter günstig, bis sie in einer Pause durch Kleitomachos, der an ihre patriotischen Gefühle appellierte, um- gestimmt wurde undAristonikos vielmehr der feindseligen Stammung der Zuschauer als seinem Gegner erlag. Unsere Statue soll nun den Kleitomachos darstellen, wie er seine Bede an die olympische Fest- Versammlung richtet. Hat man aber bereits mit Hecht darauf hin- gewiesen, daß der Dargestellte gar nicht daran denke oder auch nur denken könne zu reden, und daß sein stumpfaiimig-brutales Wesen schlecht zu dem schlauen Vorgehen des Kleitomachos stimme, so wird die Beziehung auf jenen Vorgang dadurch vollkommen ausgeschlos- sen, daß man ihre Entstehung unmöglich in so späte Zeit versetzen kann. Ja, man ist mit der Datierung des Werkes augenscheinlich noch zuweit herabgegangen, wenn man die Statue unter Hinweis auf den Herakleskoloß zu Tarent der Schule des Lysippos zugeschrieben hat. Sokraßrealistisch auch der widerliche Geselle geschildert ist, so deutUch wir die Freude desKünstiers am Brutalen, am HäßUchen empfinden, die Art, wie die Komposition im ganzen und im einzelnen Gestalt gewonnenhat, untersoheidetsichdurohausvonderinderhelienistisohen Kunst üblichen und weist vielmehr auf die Zeit des Überganges vom 6. zum 4. Jahrhundert. Dafür ist ebensowohl das feste Gefüge der großzügigen Formen charakteristisch, die noch verhältnismäßig wenig Behel haben, wie die strenge Stilisierung der Kopfhaare, des Bartes, der noch in einer geschlossenen Masse zusammengehalten ist, und des auf der Brust durch Ziselierung angegebenen Haarwuchses. Man vergleiche hinsichtlich all dieser Einzelheiten die zweifellos helle- nistisohe Statue des Herrschers n. 1347, auch n. 23 und 1297. Die Figur kann nicht später entstanden sein, als im 4. Jahrhundert v. Chr.; ja, man wird geneigt sein, die Zeit ihres Künstlers eher in dem Beginn, als in der Mitte dieses Jahrhunderts anzunehmien. Es war deshalb vollkommen richtig, wenn man die Statue dazu verwendete, uns von der Eigenart eines Künstlers aus der Wende des 5. zum 4. Jahrhundert eine Vorstellung zu geben, eines Künstlers, in dessen Werken augenscheinlich eine rünksiohtslos realistische Gegenströ- mung gegen den Schönheitakultus der Schulen des Pheidias, Polyklet undKtesilas zum Durchbruch kam: des Demetrios von Alopeke. Auch vergleiche man eine Silbermünze von Phaistos aus der Zeit zwischen 431 u. 300 V. Chr., auf der Herakles dem Faustkämpfer im Motive merk- würdig genau entsprechend dargestellt ist (Gatalogue ofgreekcoins in the Brit. Mus. Grete and Aeg. islands pl. XV 7 p. 63). Ein Gelehrter hat auf Grund des Vergleiches mit einigen spartanischen Münzen und etnis- kisohen Spiegelzeiohnungen die Ansicht ausgesprochen, die Statue

OBERES STOCKWERK. 189

stelle keinen gewöhnlichen Faustkämpfer dar, sondern den König der Bebryker Amykos, der von Polydeukes besiegt wurde (vgl, n. 1752). Mag aber auch die Ähnlichkeit mit jenen Darstellungen zugegeben werden, so ist es doch kaum erfindlich, wie ein Künstler auf den Ge- danken hätte verfallen können. Amykos in einer Pause des Kampfes zu verkörpern, d. h. in einem Augenblicke, der für das Schicksal dieses Königs und seinen Mythus bedeutungslos war. Die Analogie der poetischen Darstellung, auf die man verwiesen hat, beweist in diesem Punkte nichts. Wenn in einer derartigen Sohilderang der Kampf durch eine Pause unterbrochen wird, so bezweckt der Dichter danut, die Spannung des Hörers oder Lesers auf die endgültige Entscheidung zu steigern. Es handelt sich dabei um ein Kunstmittel, das nur in einer Dichtung berechtigt ist und Wirkung erreichen kann. Dagegen ist auf dem Gebiete der Plastik die Wahl jenes Augenblickes, in dem der rohe Patron, bereits übel zugerichtet, ausschnauft, um für neue Taten Kraft zu schöpfen, bei der Darstellung eines beliebigen Fauatkämpfers wohlverständlioh.

AjA. Denkmäler heraut^eg. vom srch. Inst. 1 1880 T. lY. Gasette des beaox-arts 1886 I p. 427. Lanciani anclent Borne, Tafel vor dem Titel, p. 306. Murray handbook of gr. archaeology p. 304 Fig. 09, p. 360. Brunn-Bruckmami Denkmäler n. 248. Gol- lignon hist. de la Bculpfc. greoque II p. 402 Fig. 250. Winter über die griecb. Forträt- kuDflt (Berlin 1804) p. 12 ff. mit Abb. S. Beinach r6pertoire de la stat. II 2 p. 550 n. 10. Sybel Weltgesch. d. Kunst* p. 846 mit Abb. Springer-Michaelia Handbuch d. Kunst- geschlidite' p. 401 Abb. 748. Petersen vom alten Bom^ p. 178 f. Abb. 187. Jahresb. d. österr. arcbäol. Inst. XI 1008 p. 225 Abb. 08. Bulle der schöne Mensch* T. 167. Hekler Bildniskunst d. Qriech. vu B6m. p.XXII T. 85, 86. Vgl. Notizie d. scavi 1885 p. 223. Jahrbuch des arcb. Inst. IX 1887 p. 102. Böm. Mitteilungen IV 1880 p. 175 ff.; XIII 1808 p. 03 ff. Abhandl. d. archäol.-epigr. Seminars d. Univ. Wien VIII 1800 p. 41 ; XII 1806 p. 77 ff. Fig. 62. FhilologusLVII p. Iff. u. 640 ff. Verhandl. d. 44. Philologen- versanunl. su Dresden p. 87. Feetsohrift fttr Benndorf p. 148 ff. Bemoulli griech. Ikone- graphie II p. 170. Sitzungsber. d. phil.-hist. Gl. d. bayer. Akad. d. Wissensch. 1002 p. 442. Klein Geschichte der griech. Kunst IX p. 371, III p. 44 f. (ebenda 11 p. 244 f. ttber Demetrios von Alopeke;. vgl. über diesen auch Amdt-Bruckmann griech u. röm. Porträts Text zu n. 165-400 und Böm. MltteU. XXVII 1012p.75ff.T. II. III).

1351 (1061) Bronzeiie Doppelherme des Dionysos*

Oefonden im Tiber. Der Yerfertiger dieser Herme hat sich durch eine Anleihe bei einem Größeren die Arbeit leicht gemacht. Er hat sich darauf beschrän kt, den Kopf des Apollon Sauroktonos (n. 191) mit einem Efeukranze zu versehen und zweimal wiederholt zu einer Doppelherme zu koppeln. Vgl. n. 1657.

Zimmer IV.

1352 (50170) Statue eines Mädchens.

In den leisten Dezembertagen d. J. 187S lockerten sich inlolge eines heftigen Sturmes die Schutthalden zwischen Porto d'Anzio und dem Arco muto, und ein Teil von ihnen stürzte in die Brandung. ' Dadurch wurde die Bückwand einer weitausgedehnten Terrasse mit zwei großen Nischen und einem Durchgang in einen rückwärts anstoßenden Saal freigelegt. In jeder der beiden Kiscben befand sich eine Statue; aus der nördlichen fiel unsere Figur von einer Ziegelbasis zu Boden. Zuerst wurden einigeFischer auf

140 DAS THERMENMÜSEÜM. 1362.

sie aolmerksam, die denKopf mit der Büste, der sich aus dem Verbände mit dem Körper gelöst hatte, entwendeten imd erst nach längeren Unterhand- lungen wieder heraus gaben. Da das Terrain, auf dem die Statue zutage ge- kommen war, der Familie Chigi gehörte, wurde sie zunftcbst in die bei Anzio gelegene Villa Sarsina, ein Besitztum der Chigi, verbracht. Dort blieb sie bis zum Jahre 1900, in dem sie vom italienischen Staate erworben und ins Ther- men-Museum ttberftthrt wurde. In ihrer Nisidie stand die Statue nicht ein- fach auf der Ziegelbasis, sondern sie war mit ihrer Plinthe in eine kufenartig vertiefte Marmorbasis eingelassen. Diese ist mit der Figur ins Museum gekommen, jetzt aber unauffindbar. Der Körper ist aus einem großen Block weißen griechischen Marmors gemeißelt, aus einem Marmor mit größeren Eristidlen, augenscheinlich parischem Blarmor, die Büste mit dem Kopfe ; aus demselben Material war der r. Arm gearbeitet, von dem aber nur ein Fragment des Oberarmes erhalten ist. Büste u. r. Arm waren ange- setzt; dabei hat der Bildhauer sich in dem Zuschnitt der Büste verrechnet. Wird sie vorne in den Gewandrand eingepaßt, so ragt sie an der Bückseite der 1. Schulter etwa um 2 cm über diesen Band empor. Der Bild hauer hat sich dabei beruhigt, ohne den Fehler zu korrigieren, da dieser in der Vorderansicht der Statue, auf die er sein Werk becechnet hatte, den Blicken entgeht. Das Fragment des r. Armes ist nicht wieder angesetzt worden; auch konnten einige andere kleine Fragmente, die tmten zu erwähnen sind, bei der Aufstellung der Statue keine Verwendung finden.

Ein außerordentlich kräftig gebautes, hochgewachsenes Mädchen mit noch unentwickelter Brust steht scharf nach ihrer Linken ge- wendet. Sie scheint in einem weiten feierlichen Schritte innezuhalten und senkt den Blick aufmerksam auf einen groi^n runden Teller, den sie auf dem 1. Unterarme trug und von dem nur ein kleiner Teil erhalten ist, während der r. Arm vor der r. Brust vorbei na«h dem TeUer gerichtet war. Der 1. Ellenbogen ist dabei fest an den Körper gedrückt und wird von der herausgedrängten Hüfte des Standbeines unterstützt. Über den Rand des Tellers hängt das Ende einer breiten Bolle, die man zunächst unrichtig als Pergamentrolle, dann aber rich- tig als Zeugrolle erklärt hat; es handelt sich um eine jener breiten wollenen Binden, die man zum Schmucke heiliger Gegenstände ver- wendete. Auf dem erhaltenen Teile des Tellers liegt ein Lorbeerzweig. Man hat die Blätter dieses Zweiges und die besser erhaltenen eines marmornen Kranzes, von dem. noch die Bede sein wird, für Blätter des Ölbaumes erklären wollen. Diese aber sind langlioh-schmal imd haben eine kaum markierte Längsrippe sowie eine wenig akzentuierte Spitze; auch sind sie in der Mitte nicht eingesenkt^ wie die des Lor- beers, denen die marmornen Blätter in ihrer verhältnismäßigen Breite, der markierten Längsrippe und scharfen Spitze durchaus entsprechen; auch überragen die mit den Blättern dargestellten Früchte an Größe keineswegs das übliche Maß gut entwickelter Lorbeerfrüchte. Auf dem Tellerfragmente hat sich femer ein kleiner Löwenfuß auf einer besonderen kleinen quadratischen Plinthe und in einiger Entfernung davon ein entsprechendes Loch in der Oberfläche erhalten. Man er- kennt, daß hier ein Gerät dargestellt war, dessen Beine unten in Löwentatzen endigten, und zwar spricht eine genaue Berechnung da- für, daß dieses Gerat nicht vier wie man behauptet hat , sondern drei Beine hatte, daß es sich also um einen kleinen Dreifuß, wahr-

OBEEBS STOCKWERK. 141

scheinlioh ein niedriges Thymiaterion handelte. Wenn man die Run- dung desTellers ergänzt, so erkennt man, daß sich von diesem Attribute nur ein kleiner Teil zusammenhängend erhalten hat. Leider geben uns die geringen Überreste des anderen größeren Teiles keinen sicheren Auf- schluß darüber, welche Gegenstände außer den schon beschriebenen auf dem Teller lagen oder standen (so erweist sich die von einem Gelehrten voi^eschlagene Ergänzung eines stabartigen, etwas geschwungenen Fragmentes zu einem kleinen Ldtuus angesichts des Fragmentes selbst als unmöglich). Von der 1. Handhaben sich augenscheinlich der kleine und der Gold- oder Zeigefinger erhalten. Man hat sie zuerst für Reste der r. Hand gehalten, aber die Qualität des Marmors und die Form der Finger sprechen vielmehr für die Zugehörigkeit zur Linken; auch hat man diese Finger wegen einiger kleiner Ansätze sehr übereilt mit dem Fragmente eines Ejranzes, von dem ber^ts die Rede war, in Zusammenhang bringen wollen, so zuletzt durch die Annahme, die Linke habe den Kranz unter dem Teller gehalten. Wahrschein* lieh hat der Kranz zu den auf dem Teller liegenden G^enständen ge- hört. Die Rechte muß sich einem der Dii^ auf dem Teller genähert haben, doch kann sie mit keinem von ihnen unmittelbar in Zusammen- hang gestanden haben, da der ganze r. Arm mit seiner Hand besonders gearbeitet und angesetzt war. Der Kopf der Statue ist niemals be- kränzt gewesen, wie man behauptet hat, irregeführt durch vier ganz seichte Vertiefungen im Marmor, Spuren einer Unterarbeitung mittels des Bohrers an der Stelle, an der das (vom Beschauer aus) linke Ende der Haarschleife lag; man hat diese Vertiefungen irrtümlich für Bohrlöcher zur Befestigimg eines bronzenen Kranzes gehalten. Die Haare sind gescheitelt, dann beiderseits vom Nacken her aufgenommen und auf dem Scheitel über der Stime verknotet.

Das Mädchen trägt den hochgegürteten Linnenchiton und darüber ein weites Himation aus leichtem WoUenstoff . Der Chiton ist an der 1. Hüfte aufgenommen, um den Schritt an dieser Seite, an der Auge und Hand durch den Teller gehindert sind, frei zu machen, und gleitet während der Bewegung von der r. Schulter nieder. Es ist unbegreif hch, daß man in diesen Motiven, die sich aus der Aktion der Figur ohne weiteres erklären, bei deren Verwendung aber natürlich in erster Linie rem-künstlerische Gesichtspunkte maßgebend waren, eine ab- sichtliche oder unabsichtHche Vernachlässigung der Dargestellten in ihrer äußeren Erscheinung hat erkennen wollen. In der Tat steht die Anordnung der Gewandung im engsten Zusammenhange mit der Komposition der ganzen Figur, die vollkommen beherrscht wird durch den Gegensatz zwischen der festen Senkrechten rechts und der wundervoll-einheitlich aufsteigenden, zweifach-geschwungenen Kurve der anderen Körperseite. Die Bewegmig des r. Armes brachte zu diesen beiden Motiven einst ein drittes, und stärker als jetzt muß

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duioli die Riohtimg des Armes der Teller als Angelpunkt des Ganzen hervorgetreten sein. Jenen Kontrast finden wir effektvoll gesteigert auoh in der Anlage der Gewandung wieder. Während sich rechts stark-vortretende, von tiefen Schatten getrennte, senkrechte Falten drängen, schmiegt sich links der Stoff glatt an das Bein an, dessen Bewegung so in voUer Deutlichkeit sichtbar wird, rechtahin abgeschlossen von einer tiefen Falte, die eben diese Bewegung mit bedeutender Wirkung wiederholt. Dabei genügte dem Künstler nicht mehr das gleichmäßige Nebeneinander gerader Steilfalten, wie es an älteren Werken einen so monumentalen Eindruck macht: er hat das Gewand an der 1. Hüfte, wie schon gesagt, emporgerafft, so daß sich ein mannigfaltigeres Durcheinander Ton Moüven bUdet^ in dem aber doch die Senkrechte dominiert. Zudem legt sich oben ein Teil des Stoffes eng an die Hüfte an und läßt dadurch diesen Angelpunkt der Bewegung klar zur Geltimg kommen. Endlich wird durch die Hebung des Gewandes der Zug des Auges nach oben, d. h. naeh jenem Punkte verstärkt^ zu dem alle Motive konver- gieren, zu dem Teller. Daß sich nebenbei als Gewinn noch die reizen- de Enthüllung des Fußes ergibt, hat nur nebensächhohe Bedeutung. Wundervoll ist auch der Abschluß, den das Gewand unten durch die mannigfach bewegte Linie des Saumes erhält; ,,mit großem Genüsse folgt das Auge dieser verschlungenen, bald auf-, bald absteigenden, aus- und einbuchtenden Linie, deren bedeutende Wirkung durch einen ähnlich wechselnden Rhythmus erzielt wird, wie wenn auf lange Ka- denzen kurze Betonungen folgen" (Altmann). Die Bewegungsiinie des r. Beines wird nahe der r. Hüfte aufgenommen, zugleioh aber nach der 1. Hüfte abgelenkt von reichhchen Faltenzügen des Mantels; sehr fein ist es dabei, wie diese Variation vorbereitet wird durch die zwei leicht gehobenen Falten des Chiton, die über den r. Oberschenkel schräg nach oben ziehen. All diese Ausstrahlungen des einen Motives werden nun aufgefangen von dem stark gedrehten Wulst des Mantels, der mit entgegengesetzt geführter Faltenlage das Auge wieder zur 1. Hüfte zieht. Oberhalb dieses Walles ist jene all- gemeine Richtung nach oben außer in der Nackenlinie am deutlichsten noch in dem Verlauf des oberen Chitonsaumes gegeben, während sie hier von dem r. Arme mit seiner Bewegung überschnitten wird, die in- dessen das Auge wiederum zu jenem Zentrum leitet, auf das auch die Faltenmasse des Mantels, von der 1. Schulter abwärts führt und auf das sich mit dem gesenkten BHcke die ganze Aufmerksamkeit der Dargestellten konzentriert.

Angesichts dieser ganz einzigen, in ihrer planvoll^i Durchführung wie ein vollkommener Organismus wirkenden Komposition erscheint es uns als ein seltsames Verkennen, daß mau behaupten konnte, Kopf und Körper seien nicht von einem Künstler geschaffen, der Körper sei

OBERES STOCKWERK. 143

nachträglich von emem römischen Bildhauer zu dem allein aus Grie- chenland importierten Kopfe hinzugearheitet worden. Man mag zwei- feln, ob beide Teile von einer und derselben Hand gemeißelt seien wirklich macht ja die Arbeit am Kopfe einen feineren !Bindruck als am Körper , niemals aber hatte man bestreiten sollen, daß eins für das andere geschaffen sei, niemals auch die Arbeit am Korper mit der Ausführung römischer Skulpturen der Kaiserzeit gleichsetzen sollen. Sicherlich ist die Art der Gewandbehandlung derjenigen der besten Zeiten, wie wir sie aus den wenigen erhaltenen Originalskulp- tuien vom Ende des 5. und aus dem 4. Jahrhundert kennen lernen, weder an Großzügigkeit noch an Delikatesse ebenbürtig; aber ebenso zweifellos ist sie allen Gewandstatuen der Kaiserzeit an lebendiger Bewegtheit auch in den Einzelheiten und an sicherer Verve in der Beherrschung aller Effekte weit überlegen. Die nächsten Parallelen aber finden sich unter hellenistischen Werken, unter denen unsere Statue nun wieder einen der vornehmsten Plätze behauptet. Man denke vor aUem an die berühmte Nike und die Giebelskulpturen von Samothrake, an die Ariadne im Vatikan (n. 208) und die Musengruppe, in der man ein Werk des rhodischen Künsiders Philiskos eikannt hat (vgl. auch n. 8 u. 194). Charakteristisch ist es auch, daß die Figur augenscheinlich auf eine bestimmte Beleuchtung berechnet ist (im Museum ist sie falsch beleuchtet; die HauptHchtquelle müßte auf der r. Seite der Statue sein; bei der jetzigen Aufstellung werden die am wenigsten fein ausgeführten l^ile des CSiiton auf dem r. Beine am stärksten beleuchtet^ die außerordentlich wiikungsvoUen Schatten- züge neben dem r. Beine aufgehoben, dagegen das Gesicht fast voll- kommen in Schatten gestellt). Gegen die Originalität der Arbeit hat man auch die Politur der Püße geltend gemacht, obwohl wir am Hermes des Praxiteles in Olympia gesehen haben, wie weit man mit diesem Verfahren schon in den besten Zeiten gegangen ist. Auch wäre es möglich, daß der Künstler versucht hätte, auf diese Weise den leuchtenden Glanz des kostbareren Marmors, in dem die Büste und der r. Arm gearbeitet sind, an dem geringeren Materiale zu ersetzen. Die Plinthe der Figur ist ringsum unregelmäßig zugeschnitten imd mit rauher Anschlußfläohe unten und glatter Stoßkante oben ver- sehen, woraus wir schließen können, daß sie ursprünghch in eine größere Basis eingesetzt war, deren Oberfläche zweifellos parallel zu der Vorderkante der Plinthe verlief. Es ist nun die Frage aufge- taucht, ob die Figur auf dieser Basis allein gestanden habe. Die aus- gesprochene Bewegung der Dargestellten auf ein Ziel zu ihrer Linken hin, das Behef mäßige der Komposition wäre in hellenistischer Zeit bei einer Einzelfigur ein Unikum. Die Statue ist durchaus auf ihre Vor- deransicht berechnet. Einzig in dieser verschwindet der Fehler im An- schluß der Büste an das Gewand auf der 1. Schulter; die ganze Bück-

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Seite der Figur ist nur angelegt, .der Büok^ so unnatürlich gewölbt, daß die beiden Profilansiohten der Statue häßlich wirken. Auch der 1. Oberarm sollte augenscheinhch nicht allzu deutlich sichtbar werden. Ergänzt man nun femer den 1. Unterarm mit dem Teller, so ergibt sich unter diesem stark und recht unvermittelt ausladenden Teile der Komposition eine bedenkliche Leere, ein Umstand, der zu der An- nahme führt, daß einstmals irgendein Gegenstand diese Lücke ausge- füllt haben müsse. Beobachtet man endlich die Arbeit an dem 1. Fuße genau, so bemerkt man, daß hinter seiner Ferse der Marmor in einer Breite von 1 cm' stehen gelassen ist« Technische Schwierigkeiten können an der Entfernung dieses Stückes nicht gehindert haben; der Künstler wird es vielmehr haben stehen lassen, weil es in der fiaupt- ansicht der Statue nicht gesehen wurde. Nun verschwindet es den Augen aber erst, wenn der Betrachter etwas rechtehin tritt, d. h. sich gerade vor den Punkt stellt, wo wir den verlorenen Gegenstand unter dem Teller angenommen haben. Die Frage danach, was für ein Gegen- stand dies gewesen sein könne, hängt mit der Deutung der Figur zu- sammen.

Mädchen mit derartigen Tellern oder Schüsseln, auf denen wir im- mer neben Zweigen allerlei Opfergeräte, wie hier, bemerken, finden wir oft in Darstellungen heiliger Handlungen; sie ministrieien neben Priester oder Priesterin (man vgl« hierselbst n. 1461). Ein derartiges Mädchen haben wir auch hier vor uns. Sie gehört dem dienenden Stande an; daher der kräftige Wuchs des Landmädchens, daher fehlt ihr auch der Kranz. Hiemach dürfen wir es als möglich annehmen, daß sich unterhalb des Tellers ein Altar oder Opfertisch befunden habe; auch könnten sonstige Figuren die Darstellung rechtshin fortgesetzt haben. Aber zu einem irgendwie sicheren Schlüsse fehlt jegUcher Anhalt«

Es würde zu weit führen, wenn wir an dieser Stelle auf alle ab- weichenden Deutungen der Statue eingehen wollten. Unerwähnt aber darf nicht bleiben, daß namhafte Gelehrte und Künstler die Figur für männhch erklärt haben, hauptsächhch in Rücksicht auf den außer- ordentlich kräftigen hohen Wuchs des Körpers, die flache Bildung der Brust und die in gewissen Ansichten des Kopfes knabenhaft wirken- den Züge des Gesichtes. Mögen wir auch all diese Beobachtungen als zutreffend anerkenren, so ist dagegen die durchaus weibliche Breite der Hüften geltend zu machen, die Bildung des Halses mit dem Venus- koUier und die für das weibliche Geschlecht charakteristische weich- liche Form des Fußgelenkes im Gegensatze zu dem schlankeren, seh- nigeren, beweglicheren Fußgelenk der Knaben und Jünglinge. Es gibt gewiß auch männliche Gestalten mit breiten Hüften und einer weiblich vollen Bildung des Halses, aber es dürfte sich in solchen Fällen meist um Ausnahmstypen handeln, deren Wuchs dann auch im allgemeiuen die Anzeichen effeminierter WeichHchkeit tragen wird.

OBERES STOCKWEEK. 145

während sich an weiblichen Individuen, auch wenn ihr Körper un^ gewöhnlich kräftig ausgebildet wird« diese Eigentümlichkeiten nicht zu verlieren pflegen, dagegen eine schwach eniwiokalte Brust gerade bei so jungen Wesen^ wie dem Mädchen von Anziö» nichts Ungewöhuiichesdar- stellt. Man hat auf einige antike Kultgebräuehe hingewiesen, denen zufolge Knaben als Madchen verkleidet bei heiligen Handlungen funktionierten, und zwei Vasenbilder herangezogen, auf deinen solche Knaben gemalt sind. Da eikennt man nun, was im Grunde selbstver- ständlich is^ daß die Knaben Perücken trugen und sehr vollständig vermummt waren. Beides trifft auf unsere Statue nicht zu, bei der zudem, wie letzthin ein Gelehrter mit Recht betont hat^ die knaben* haften Elemente nur in den Ansichten hervortreten^ auf die der Künstler seine Kompositudn nicht berechnet hatte.

Die Figur ist abgesehen von den Urteilen, nach denen sie ganz oder teilweise eine Arbeit der römischen Kaiserzeit wäre, dem Leochares, dem Praxiteles, einem Schüler des Lysippos oder einem Meister der beginnenden hellenistischen Epoche zugeschrieben worden. Von diesen Zuteilungen beruhte die an Leochares auf sehr unvollkom- mener Kenntnis der Statue und sehr allgemeinen Gesichtspunkten; sie läßt sich angesichts der Werke, die wir mit Wahrscheinlichkeit dem Leochares zuschreiben können (n. 157; 386; 986), nicht festhalten. Praxitelische Züge sind in der Stirn- und Augenbildung wie in der ef- fektvollen Wiedergabe der Gewandmotive unverkennbar; ebenso ent* schieden aber widersprechen die etwas massiveForm des Untergesiohtes und der lebhafte Rhythmus, der die ganze Darstellung beherrscht, der Rückführung auf Praxiteles selbst, dessen Gebüde sich augenscheinlich bis in die spätesten Zeiten seines Lebens durch größere Zartheit und ruhigere Haltung ausgezeichnet haben. Der Vorschlag, die Figur mit der epithyusa des Phanis, eines Schülers des Lysippos, zu identifi« zieren, läßt sich nur unter der bedenklichen Vorraussetzung halten, daß die erhaltene Statue eine Kopie nach Bronze sei, denn jenes Werk des Phanis ist im 34. Buche des Plinius überliefert, in dem ausschließ- lich von der Kunst der Bronzebildner gehandelt wird. Aber in dem Übergreifendes r. Armes, in dem feinenKaturaÜsmus, den die Bildung der 1. Schulter verrät, und in dem weiten beweglichen Standmotiv hat man sicher mit Recht Spuren l3rsippischer Kunst gefunden.

Von allen Werken, die man biidier mit dem Mädchen von Anzio in Beziehung gesetzt hat, sind nur zwei schlagend ähnlich: vor allem der bogenspannende Eros (n. 776), dann der Satyr zoit der Querflöte (n. 12; 1389; 1390). An beiden vetgtoiohe man die Gesichtszüge, am Eros auch die Haarbehandlung, das Motiv des Übergi^eifens und die Bildung der Schulter, sowie die Stellung, an dem Satyr noch, die entblößte Schulter mit dem umgebenden Fell. Sehr ähnlich sind in . den Gesichtszügen auch der ApoUon von Kyrene in London (vgl. n.

Helblg: Führer. IL S. Aufl. 10

146 ^^^ THERMBNlfUSECJM. 1S58

860), bei dem auch die untere Saumlinie des liantels zu Tergleiohen

ist, und der Dionysos aus Tralies in Konstantinopel. Für das Motiv

des Übergreifens hat man aufler an den Eros an die Venus von Capua

erinnert (vgl. n. 1918), bei der auch das Motiv des einen entblößten

Fufles und die charakteristisohe Schwingung der unteren Saumlinie

am Mantel wiederkehrt. Andrerseits sind die GesiohtsEÜge der

Venus von denen jener anderen Werke versohieden; aber es ist doch

klar, daß wir uns hier vor einer Reihe von Schöpfungen befinden, die in

engem Schulzusammenhange entstanden sind. Man erinnere sich nun

unserer Bemerkungen zu n. 776 und 1063 66. Danach wäre es nicht

unmöglich, daß wir lüs Meister dieser Gruppe die Sohne des Praxiteles,

Timarchos und Kephisodotos, erkennen dürften, in deren Werken

sich die Erbschaft der väterlichen Kunst mit lysippischen Einflüssen

gekreuzt hätte.

Notizie d. scavi 1879 T. I p. 16; 116. S. Beinaoh r^pertoire de U stet. II 2 p. 660 n. 4; III p. 193 n. 6. Klein prazitelische Studien p. 3911. Fig. 12, 13. Jahreshefte d. Österr. arch. Instituts IV 1903 T. VII p. 186 ff. (Altmann). Bninn-Bruckmann Denk- mäler n. 683, 684 (Text von Amelang). BoUettino d'arte I n. 6, Maggio 1907 p. 113 ff. mit Abb. (Bella Seto). Emporium XXVI, Agosto 1907 p. 87 ff. mit Abb. (Löwy). Münchener Jahrbuch 1907 IT p. 1 ff. mit 2 Tafeln u. 4 Abb. (Furtwftngler). Kunstwart XXUI 6 (Manchen 1909) p. 366fl. mit 2 Tafeln (Klein). BollettiBO eomuoale XXXVn

1909 T. Vin— XI p. 167 ff. (Jilariani). Die Woche XII, 16. Januar 1910 p. 86 ff. mit Abb. (Hartwig). Fregni la fanclulta d'Anzio (Modena 1910) p. 1 ff. (mit 1 Tafel). Journal intematioiial d'archfol. numismatique XII 1009—10 T. III ^XIII p. 209ff. mit voll- ständiger Bibliographie (auch alle Aufsätze in Tagesseitung^i sind sitiert) auf p. 210 ff. (Svoronos). The Burlington Magazine XVin, November 1910 p. 71 ff. mit Abb. (Strong); XIX 1911 p. 19 ff. mit Abb. (Löwy). Bruckmann VandbiUler alter nastik XV («rl&tttemder Text von S. Buschor). Petersen von alten Bom* p. 166 ff. Abb. 181. Bulle der schöne Mensch. (2. Aufl.) T. 186. Vgl. Bevue des 6tudes grecques 1005 p. 119. Sitzungsber. d. Cgi. bayer. Akad. d. Wlssensoh. phil.-hist. Kl. 1906 p. 388 Aum. 1. Bevue archtologique 1907 II p. 349. Ausonia III 1909 p. 133. Lan- ciani wanderlng in the roman campagna p. 333 f. Bevue de, lart anc. et mod. 1909 p. 451 ff. Gazette des beanx arts 1910 I p. 84ff. Bollettino d'arte IV n. 2, Febbraio

1910 p. 41 ff. Ausonia IV 1910 p. 113 ff. Comptes rendus de l'Acad. des inscript. et belles-lettres 1910 p. 40 ff. Die Glebelflguren von Samothrake: Conze-Hauser- Niemana Unterauobningen auf Samothrake I T. 85 40 p. 24. Vollständige Abbil- dung des Dionysos von Tralies bei Winter Kunstgeschichte in Bildern I T. 73, 6.

Zimmer V (an den Korridor I anstoßend). 1353 Kopflose Statue eines nackten Epheben.

Gefunden 1884 in der Villa des Nero bei Subiaco. Der r. Oberarm war gebrochen. Der Vermutung, daß eine bei derselben Ausgrabung ge- fundene 1. Hand, die einen riemen- oder btaidenartlgen Gegenstand hUt, zu unserer Statue gehört habe, widerspricht die Verschiedejoheit der Aus- ftlhrung. An dieser Hand sind die Baspelstriche stehen geblieben, die der Bildhauer an dem Körper durchweg getilgt hat.

Das Motiv der Statoe ist in der Hauptsache klar: Der Jüngling hemmt die Bewegung nach vorwärts, in der er bisher begriffen war, in- dem er die r. Sohle fest auf den Boden setzt. Auf das 1. Knie nieder- stüraend, aber dabei in der Schwebe verharrend, macht er mit dem ganssen Oberkörper eine Drehung nach seiner Rechten. Von den Ar- men ist der r. erhoben, aber ohne irgendwelche Anspannung der Mus- keln, die auf eine Anstrengung schließen ließe. Das erhaltene Schulter*

OBERES STOCKWERK. 147

stüok beweist^ daß der L Arm abwarte reiohte. Vermutlich war er ge- bogen mid miweit des Handgelenkes dmrch eine Stütze, derm Brach- stelle auf der inneren Seite des r. Knies sichtbar ist, mit dem n Beine verbunden. Der Kopf war, nach dem erhaltenen Ansatae des Halses Bu schließen, nach derselben Seite wie der Oberkörper, aber noch stär- ker als dieser gedreht und emporgewendet. Augenscheinlich folgte also der Blick der Richtung des Armes» In der unebenen Oberfläche der Plinthe hat man die vom Winde gekräuselte Oberfläche einer Quelle erkennen wollen. Doch entspricht diese Behandlung vielmehr dem Charakter eines lockeren sandigen Bodens, dem heftiger Wind oder vielfaches Begehen jene wellige Oberfläche gegeben hat. Auch ist zu beachten, daß der Bildhauer die Stütze des r. Beines so gestaltet hat, daß wir darin einen Baumstamm erkennen dürfen^ obwohl sie als solcher nicht durch Ast oder Rinde realistisch charakterisiert ist.

Die Statue ist für einen Niobiden erklärt worden, für einen Wett- läufer, der in dem archaischen Schema des sogenannten Knielaufes dargestellt sei, für einen Jüngling, der eine Schleuder oder eine Wurfschlinge (Lasso) handhabe beide Vermutungen ausgehend von der Vorraussetzung, daß die an derselben Stelle gefundene 1. Hand zu dem Körper gehöre , für Hylas, der, um Wasser zu schöpfen, den Krug am L Knie halte und sich erschreckt aufrichte» als er sich der Anziehungskraft des verräterischen Elementes bewußt wird, für einen Ballspieler, endlich für Ganymed, der dem drohend niederstürzenden Adler auszuwe^hen suche. Doch stoßen alle diese Deutungen auf Schwierigkeiten. Zu dem erhaltenen Tatbestande der Statue stimmt vielleicht am besten die Vermutung, nach der ein Ballspieler dargestellt wäre, dereinem ihm zugesohleuderten Ball nach^ gelaufen ist und ihn mit der erhobenen Rechten auffängt. Dabei würde sich auch die starke Hebung des Kopfes und die Drehung des r. Armes erklären, die wir aus der Stellung des Ellenbogens entneh- men müssen» Aber zu anderem als ftu einer Möglichkeit der richtigen Lösung gelangen wir auch bei dieser Annahme nicht. Die Deutung auf Ganymed muß damit rechnen, daß es dem Beschauer überlassen blieb, den Adler in seiner Phantasie zu ergänzen; auch scheint es unmög- lich, der Rechten bei der starken Drehung des Armes den Gestus der Abwehr zu geben.

Daß die Oberfläche der Plinthe nicht als Wasserfläche zu verstehen ist^ wurde schon erwähnt; auf dieser Annahme aber beruht die Deut- ung auf Hylas, dessen Füße doch auch in das Wasser einsinken müß- ten. Zudem richtet sich die ganzeBewegung der Figur einer von oben wirkenden Ursache entgegen, während Hylas von den Nymphen des Wassers niedergezogen wird. Die Erklärung, daß der Jüngling ein Nio- bide sei, bat man vor einigen Jahren aufs neue durch eine Zusammen- stellung mit der Kiobide im Vatikan (n. 13) zu stützen gesucht. Auch

10*

148 BAS THERMENMÜSEUM. 1358.

bei dieser Deutung wäre es notwendig, die erhobene B. mit abwehren- der Gebärde zu ergänzen. Jedenfalls ist aber ein stilistischer Zusam- menhang der Statue mitder Florentiner Niobidengruppe und deren Ori- ginal vollkommen ausgeschlossen. Was den Ghedem dieser Gruppe ihr eigentümliches Gepräge gibt, ist das prinzipielle Vermeiden aller Motive mit komplizierter Drehung und Wendung, auf die es dem Künstler der Jünglingsstatue augensoheinhch vor allem ankam, und im Gegensatze zu dieser mit ihrer weichen Fülle eine magere Trocken- heit der Formen.

Wer in dem Jüngling einen Niobiden sehen will, muß annehmen, daß sich ein Kunstkenner in diesem Falle also Nero die Figur nach einem ursprünglich in den Verband einer großen Gruppe einge- gliederten Originale habe kopieren lassen, denn mit ihrer ringsum pro- fiherten Phnthe konnte die Statue natürhch nicht mit anderen grup- piert werden. Wir hätten denselben Fall anzunehmen, wie für die va- tikanische Niobide, die übrigens auch wegen des besonderen vorsprin- genden Sockels für den einen Fuß zu vergleichen ist. Jedenfalls also hat für diese Erklärung die Frage, ob Kopie oder Original, entscheidende Wichtigkeit, während sie für die vorher erwogenen Deutungen gleich- gültig ist. So frisch und zart nun auch die Ausführung der Statue ist, bestimmte Anzeichen sind dafür beweisend, daß wir in ihr kein Ori- ginal vor uns haben, sondern ein Werk, das uns allerdings eine über- raschende Vorstellung davon gibt, bis zu welchem Grade der Vortreff - hchkeit sich gelegentlich auch ein ]Klopist aufzuschwingen vermochte (vgl. n. 23 u. 1341). Schon die Profihenmg der Plinthe spricht gegen original-griechische Arbeit (das Profil stimmt nicht mit demjenigen überein, das man an einigen pergamenischen Skulpturen findet, die aber auch nur Kopien sind; vgl. n. 166), und nicht das geringste An- zeichen läßt darauf schheßen, daß man das Profil etwa nachträglich aus dem Rande der Plinthe herausgemeißelt hätte. Femer machen die beiden Stützen den Eindruck der übhchen Kopistenbehelfe; zudem sieht man deuthch, daß der Stamm erst zu dick geraten war und, nach- dem man die ganze Statue schon pohert hatte, nctchträghch noch ver- schmälert worden ist, wobei man sich nicht die Mühe gab, die Politur nicht einmal am Boden nachzuholen. Gewisse Flauheiten in der Bildung des Bauches und der Hautf alten dürften auch eher für Ko- pistenarbeit, als etwa für die Entstehungszeit des Originals bezeichnend sein. Denkt man nun die beiden Stützen fort, so erkennt man sofort, daß die Komposition augenscheinlich nicht für die Ausführung in Mar- mor, sondern für Bronze geschaffen ist. Auch das ist zunächst be- fremdlich, da an der Statue, wie sie hier vor uns steht, gerade die Wirkung des Materiales so außerordentlich stskrk ist. Aber es fehlt nicht an antiken Bronzen oder sicheren Kopien nach Bronzestatuen, an denen die Körperformen ebenso weich und schwellend gebildet sind wie hier;

OBERES STOCKWERK. 149

man erinnere sich vor allem des Hypnos. Anoh auf ein Bionzeoriginal, aber auf ein Werk des 5. Jahrhunderts v. Chr., eine Schöpf ung des Pytha- goras von Bhegion, ist die Statue von dem Gelehrten zurückgeführt worden, der in ihr einen Wettläufer erblicken wollte und behauptete, in dem eigenartigen Motive der Figur sei das archaische Schema des sogenannten Knielaufes in seiner jüngsten Form zu erkennen. Man hat diese Ansicht mit vollem Rechte abgewiesen; ein Künstler des 5. Jahrhunderts hätte dem Oberkörper niemals diese komphzierte, die Flächen auflösende Drehung gegeben, ganz abgesehen davon, daß wir eine durchgreifende Umstilisierung der einzelnen Formen im Sinne der frühhellenistischen Zeit annehmen müßten. Das Motiv der Statue recht zu verstehen, kann uns freilich der Vergleich mit einer Schöp- fung des 5. Jahrhunderts dienen auch in diesem Falle handelt es sich um ein Unterbrechen des Laufes durch plötzliches Einknicken der Beine , der Vergleich mit der Niobide in Mailand, aber man wird auch die fundamentale Verschiedenheit in der Art, wie das Motiv in beiden Fällen gefaßt ist, nicht verkennen. Der Eindruck des Archaischen kann überhaupt nur bestehen, solange man die Figur einzig im Profil von links betrachtet. Es ist aber sehr die Frage, ob der Künstler sie in erster Linie für diese Ansicht berechnet hat, bei der nicht nur die große viereckige Leere zwischen den Beinen, der parallele Verlauf der Linien im unteren Teile der Komposition, die ungleiche Länge der Beine und die lange, gerade in dieser Ansicht ausdruckslose Rückenlinie uner- freulich wirken, zumal diese Ansicht auch darin stiefmütterlich behan- delt war, daß sich der Kopf entschieden nach der entgegengesetzten Seite wendete. Ebensowenig konnte die andere Profilansicht die Hauptansicht sein. All diese Mängel aber verschwinden, wenn man die Statue von der vorderen Schmalseite aus betrachtet. Von hier aus stellt sich die Komposition geschlossen, ausgefüllt und von wunder- vollen Konturen umgeben dar, und der Anblick des Gesichtes war von hier aus fast unverkürzt.

Antike Denkm&ler herausg. Tom arch. Institut I T. 56. Bnum-BruclnnAnn Denk- mäler n. 249. Winter Kunstgeschichte in Bildern I T. LX 2. Jahrbuch d. arch. Inst. X 1895 T. 1 p. 46 ff. Fig. 1. C:k)llignon histoire de La sculpture grecque II p. 361 Fig. 184. Bevue archfologique, 8. sMe, tome XXXI 1897 p. 265 290 (Abbildung auf p. 281). S. Keinach r6pertoire de la stat. II 2 p. 419 n. 7. Neue Jahrbücher f. Philologie IX 1902 I T. I p. 427 ff. Ausonia 1 1906 p. 21 ff. Fig. 1. Petersen vom alten Rom* p. 164 ff. Abb. 180. Bulle der schöne Mensch* T. 92, 93 p. 180ff. Löwy griech. Plastik T. 108, 195 p. 88f., 117. Vgl. Notizie degli scavi 1884 p. 426—427. Römische Mitteilungen VI 1891 p. 238. Jahrbuch d. arch. Inst. XI 1896 p. Hfl., p. 197 (die zugleich mit der Sta- tue gefundene 1. Hand ist hier p. 207 Fig. 1 abgebildet). Hermes XXXV 1900 p. 31 Anm. 3. Revue arch^ologique 4. s6rie I 1903 p. 76 f. Jahreshefte d. österr. arch. Inst. IX 1906 p. 273 f. Vgl. die Literaturangabe in der Revue arch^ologique XXXI 1897 p. 265 note 5. -~ Über das sogen. Xnielaufschema vgl. zuletzt Münchener archftol. Studien dem And. Ad. Furtw&nglers dargebr. (München 1909) p. 249 fl. (insbes. p. 257). Eine Bronzefigur mit ebenso weicher Formengebung wie der Jüngl. v. Subiaco ist der HypnoB in Berlin: Kekule von Stradonitz die griech. Skulptur p. 266 fl. mit Abb.

150 . DAS THERMENMÜSEÜM. 1364—1866.

1354 (603) Stataenfragrment, Kopf eines sterbenden Persers.

Gefunden um 1867 auf dem Palatin.

Da die auf dem Hinterkopfe vorhandenen Ansatzspuren nur von einer Plintbe herrühren können, haben wir anzunehmen, daß dieser Kopf zu einer Figur gehörte, die liegend dargestellt war. Und in der Tat wirkt er viel nachdrücklicher, wenn man ihn in eine horizontale Eichtimg bringt und von oben betrachtet. Der Gesichtstypus und die das Haupt bedeckende Tiara deuten auf einen Perser. Der Prozeß des Sterbens ist in meisterhafter Weise vergegenwärtigt. Die Augen sind bereits halb geschlossen und die Stimmuskeln konvulsivisch verzogen; der geöffnete Mund scheint soeben den letzten Odem auszuhauchen. Der Marmor ist derjenige, dessen sich die pergamenischen Bildhauer bedienten (vgl. n. 884). In der Auffassung und in dem Stile, be- sonders in der Behandlungsweise der Haare, bekundet der Kopf eine enge Verwandtschaft mit den von diesen Bildhauern geschaffenen Barbarentypen (n. 98, 884, 1302). Hiemach spricht alle Wahrschein- lichkeit dafür, daß die Figur, von der dieser Kopf herrührt, in einem pergamenischen Atelier gearbeitet ist. Wir hätten eine große Darstel- limg des Kampfes der Athener mit den Persem, den großen Gruppen des Gallierkampfes entsprechend, anzimehmen, ebenso wie in dem Weihgeschenke des Attalos auf der athenischen Akropolis beide Käm- pfe in kleinen Figuren nebeneinander dargestellt waren (vgl. n. 372).

Winter Kunstgeschichte in Bildern I T. 70, 2. Vgl. BuU. dell'Inst. 1867 p. 140. A.nn. deir Inst. 1871 p. 238 not. 31. Matz-Duhn zerstr. Büdw. m Bom I p. 349 n. 1190. Berl. philol. Wochenschrift 1896 p. 045.

1355 (1194) Kopf eines sehlafenden Mädchens.

Gefunden in der Villa des Nero bei Sublaco in demselben Baume wie n. 1363.

Die Statue, von der dieser vortrefflich ausgeführte Kopf herrührt, gehörte zu der Gattung von bildlichen Darstellungen, die von den an- tiken Kunstkritikern als die „Ruhenden'' (dvajtocvofisvai) bezeich- net wurden (vgl. n. 1184). Der Stil deutet auf ein Vorbild ui^fahr aus der Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. Die Vertiefung, die der an- tike Bildhauer an der r. Seite des Kopfes angebracht hat, war augen- scheinhch zur Anfügung der r. Hand bestimmt, die das Madchen, wie es häufig bei derartigen ruhenden Figuren der Fall ist, auf den Kopf gelegt hielt und die der Künstler zusammen mit dem Arme aus einem besonderen Stück Marmor gearbeitet hatte. Da keine bezeichnenden Attribute vorhanden sind, müssen wir auf eine bestimmte Deutung verzichten, doch scheint die das Haar umgebende Binde eher auf eine mythische als auf eine Genrefigur hinzuweisen (Nymphe, Ariadne ?). Die Vermutung, daß wir es mit einer Kopie nach der sterbenden lo- kaste des Silanion zu tun hätten, ist abzulernen (vgl. n. 261, 212}. Man

OBERES STOCKWERK. 151

erkennt deutlich, daß der Bildhauer keine Sterbende, soiulem eine Schlafende darstellen wollte.

NoUzie d. scavi 1884 p. 427. Jahrbuch d. arch. Inst. V 1889 p. 167 Anm. 77.

1356 (1080) Stüeke von WanddekoratloiK^n.

Sie stammen ans einem oblongen Saale des bei der Famesina ent- deckten Hauses (vgl. die Vorbemerkungen zu n. 1827 1882; der Saal ist auf dem Plane des Hauses mit 3 bezeichnet). Über die ursprfln^ehe Anordnung: Eendioonti deU' aec. dei Lincei VI 1897 p. 44 f.

Auf den schwarzen Feldern des unteren Teiles der Wand waren mit vorwiegend gelber Farbe flüchtig ausgeführte Landschaften ägyp- tisch-hellenistischen Stiles gemalt, die jetzt fast vollständig verblichen sind. Besser erhalten ist der Fries, der sich am oberen Bande der Wand entlang zieht und eine Reihe von Gerichtsszenen darstellt. Der Richter erscheint jedesmal als ein Mann königlichen Aussehens, der ein Zepter in Händen auf einem erhöhten Sessel sitzt und neben dem ein oder mehrere Trabanten stehen, während sich vor ihm die Ange- klagten oder die streitenden Parteien bewegen. Da mancherlei an den Trachten der Figuren einen entschieden ägyptischen Charakter zeigt, die Statue einer liegenden Sphinx, der eine Mauer als Basis dient, auf das Niltal hinweist und die charaktervolle Häßlichkeit, mit der die Typen der gemeinen Leute wiedergegeben sind, einer bezeichnenden Richtung der alexandrinischen Kunst entspricht, so dürfen wir an- nehmen, daß dieser Zyklus in Alexandria erfunden ist. Wie bei den Hebräern der weise Salomo, galt bei den Ägyptern der König Bok- choris (735 728 v. Chr.) für das Ideal eines klugen Richters; er blieb bis tief in die römische Kaiserzeit hinein eine populäre Figur und wur- de noch zur Zeit Hadrians von einem alexandrinischen Dichter Pan- krates durch ein Epos verherrlicht. Hiemach scheint die Vermutung nicht zu kühn, daß der in Rede stehende Fries eine Reihe von berühm- ten Rechtssprüchen illustriert, die von der Überlieferung dem Bok- choris zugeschrieben wurden. Da die antiken Künstler keine archäo- logischen Studien machten, ist es nicht zu verwundem, daß der alex- andrinische Maler, der diese Bilder komponierte, nicht das Lokal- kolorit des 8. Jahrhunderts v. Chr., sondern das seiner eigenen, d. i. der hellenistischen Zeit zur Darstellung brachte. Einer abweichenden An- nahme, nach der wir in den Szenen des Frieses vielmehr Illustrationen der einzelnen Begebnisse eines Romans zu erkennen hätten, ist mit Recht widersprochen worden. Auch der Versuch, den Stil der Dar- stellungen für charakteristisch römisch im Gegensatz zu griechischer Eigenart zu erklären, hat sich als unhaltbar erwiesen.

Mon. dell' Inst. XI 44 (Ann. 1882 p. 301 ff.) => Lessing-Mau Wand- u. Declcen- schmuck eines röm. Hauses T. 9. Der Fries: Mon. dell' Inst. XI 45—48 (Ann. 1882 p. 309ff.). Rendiconti dell' aec. dei Lincei VI 1897 T. I, II p. 27ff. Vgl. Archäol. An- zeiger XIII 1898 p. 49f. Hermes XXXVI 1901 p. 364flE. Festschrift für O. Hirschfeld p. 259 n. 2 Fig. 2; p. 417ff. Fig. 1. Abhandl. d. phil.-hist. Klasse d. sächs. Gesellsch. d. Wissensch. XXII 1904 n. IV p. 32 Anm. 44; p. 65 Anm. 144. Eodenwaldt die Kompo-

152 BAS THERMENMÜSEÜM. 1367—1361.

sitioii d. pompej. WandgemUde p. 321. Ippel der dritte pompejanische Btil p. 40 ff. Oötting. gelehrte Anzeigen 1910 p. 815 f. Böm. Mitteilungen XXVI 1911 p. 98. Vgl. auch Hermes XXXIX 1904 p. 146ff. .

Zimmer VI (vgL n, 1528 Anm.).

Die in dieeem Zimmer aufgestellten SkulptureB fflnf Porträts von Vesta- linuen stammen aus dem Atrium Yestae am Nordabhange des Palatins, d. i. aus dem Hause, das wenige Schritte östlich von dem Bundtempel der Göttin lag und in dem die sechs Yestalimien wohnten. Die Konstruktion des Hauws, In dem die Vesta- linnen wohnteui scheint nach den mit Stempeln versehenen Ziegeln, die dabei zur Anwendung gekommen sind, wie nach der Bauinschrift der daran angebauten Aedl- cula im wesentlichen der Zelt des Hadrian anzugehören. In dem Hause wufdMi zahl- reiche Basen gefunden, deren Inscliriften bezeugen, daß darauf Statuen von Vesta- linnen aufgestellt waren. Kefaie dieser Inschriften bezieht sich auf eine einfache virgo vestalis. Vielmehr sind alle Oberinnen (vi^o vestalis maxima) gewidmet. Hiemach dürfw wir annehmen, daß auch die in demselben Hause entdeckten Statuen und ursprünglich zu Statuen gehörigen Köpfe von Vestalinnen durchweg Porträts von Oberinnen waren (vgl. Jordan der Tempel der Vesta und das Haus der Vestalinnen p. 47; Kheinisches Museum n. F. LI 1896 p. 283. Americ. Journal of archaeology XII 1908 p. 824 ff). Leider sind wir außer stände, die einzelnen Exemplare zu bestimmten Basen in Beziehung zu setzen. Von den Basen gehören nach den darauf angebrachten Inschriften nur zwei der früheren Elaiserzeit, alle übrigen dem dritten und vierten Jahrhund^ n. Chr. an. Hiermit stimmt auch der Stil der Vestalinnenporträts, der fast durchweg auf die Zeit des Septimins Sevems oder CaracaUa hinweist. Eine sichere Ausnahme hiervon bildet nur der Kopf n. 1360, der des plastischen Ausdruckes der Augensterne wie der Brauen entbehrt. Er unterscheidet sich von den sonstigen Vesta- linnenp(tftrftt8 auoih dadurch, daß die den Sch&del umgebende Binde über dar Stirn stark emporgezog^i ist und somit in der Vorderansicht ein Motiv zeigt, das ui ein ai^echtstehendes Dreieck erinnert. Wir beg^nen einer ähnlichen Anordnung des Haares an einor in Florenz be&ndlidien Vestiülinnenbfiste, die man, nach Btkstenform und Arbeit, hadrianischer Zeit zusclureiben kann (Amelung Führer p. 86 n. 60). Außer- dem scheint die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß die Statue n. 1357 noch in die Zeit der Antonine hinaufreicht. Kach alledem dürfen wir vennuten, daß der Ge- brauch, die Oberinnen der Vestalinnen durch Statuen zu ehren, erst unter der Regie- rung des Septimius Sevems häufiger wurde, eine Tatsache, die vermutlich mit dem damals unternommenen Neubau des Vestatempels in Znsammenhang stand. Diese Oberinnen erscheinen in ihren Porträts als übellaunige alte Jungfern, die in den vier- ziger oder fünfziger Jahren stehen. Die verschiedenen Nuancen Oires Gesichtsaus- druckes finden reichliche Analogien in den Physiognomien modemer Nonnen, die einer strengen Klausur unterliegen. Die Hände wie deren Attribute sind an sämtlichen Statuen verloren. Da wir in der Begel wahrnehmen, daß der I.Vorderarm vorgestreckt war, so muß die 1. Hand einen Gi^enstand, vermutlich eine Weihrauchsohachtel (acerra), gehalten haben. Wo der r. Arm gesenkt ist, liegt es nahe, als Attribut der Hand eine Schale anzunehmen. Wie es scheint, war die Amtstracht der Vestalinnen ursprünglich dieselbe wie die Hochzeitstracht der Bräute während einer primitiven Phase der römischen Entwickeluhg. Doch zeigen die erhaltenen Statuen nur wenige der Eigentümlichkeiten, die von den Schriftsteilem als bezeichnend für die Tracht der Vestalinnen erwähnt werden eine Tatsache, die daraus zu ^klären ist, daß die damalige Plastik sich bei derartigen Aufgaben zu sehr an die Nachahmung griechischer Muster gebunden hielt.

Die Köpfe der Vestalinnen sind durchweg mit einer, wie es scheint, aus Wolle ge- arbeiteten Binde ausgestattet, die in der Bc^l sechs- und nur ausnahmsweise fünf- (n. 1243) oder viermal um den Schädel gewunden ist und deren lose Enden auf die Schultern herabhängen. Da die Zahl der Windungen fast durchweg sechs beträgt, hat ein Gelehrter diese Binde zu den sechs Haarsträhnen (sex crines) in Beziehung gesetzt, die für die altrömischen Bräute wie für die Vestalinnen vorgeschrieben waren, und vermutet, daß im Laufe der Zeit die altertümliche Anordnung des Haares durch einen ihr in dekorativer Hinsicht entsprechenden Bindenschmuck ersetzt worden sei (Jordan in den Aufsätzen Ernst Curtius gewidmet p. 218 ff.; der Tempel der Vesta p. 47 ff.; hiergegen Bheinisches Museum n. F. LI 1896 p. 286 288). Doch haben wir in dieser Binde vielmehr die infula zu erkennen, die ein ständiges Abzeichen prie- sterlicher Personen war und demnach notwendig zu den Insignien der Vestalinnen ge- hörte (vgl. Marquardt - Wissowa römische Staatsverwaltung III p. 180 Anm. 8; Jor- dan der Temjwl der Vesta p. 49). Die sex crines werden dagegen an den erhaltenen

OBERES STOCKWERK. 153

Porträts nur am Hinterkopfe, halb imter den Windungen der infula versteckt, sicht- bar (Amer. Joum. of arch. a. a. O. p. 341 f.)-

Zu der Tndht der Vegtaliimen, wenn sie opferten, gehörte ferner das Suffibulmu, ein viereckiges, weißes Tuch mit purpurnem Bande, das, über den Hinterkopf gelegt, auf die Schultern herabreichte und auf der Brust durch eine Agraffe (fibula) zusam- mengehalten wurde. Wir begegnen diesemEleidungsstücke in einer der Überlieferung genau entsprechenden Anordnung an der Statue n. 1867 ("(^1. auch Attl deir accad. pontif. romana di archeologia 1901 p. 67 ff.). Über die Fußbekleidung der Vesta- linnen vgl. Arcbäol. Anzeiger XIX 1904 p. 187.

1357 (639) Der obere Teil der Statue einer Yestalin.

Das Fragment zeichnet sich vor allen anderen Darstellungen der

Vestalinnen durch imposante Würde und vornehme Erscheinung aus.

Der verdrießliche Ausdruck, der fiir die andern Porträts dieser heiU-

gen Jungfrauen charakteristisch ist, erscheint hier durch einen Zug

schwermütigen Ernstes gemildert. Über den Hinterkopf fällt das

suffibulum herab. S. oben.

Jordan in den histor. u. philol. Ausätzen Ernst Curtius gewidmet, Vignette z^ p. 211; der Tempel der Vesta T. IX 10 p. 44 f., p. 54. Ehein. Museum n. F. LI 1896 p. 283 Fig. 2. S. Beinach röpertoire de la stat. II 2 p. 661 n. 1. Rom. Quartalschrift XVI (1902) p. 289fl. mit Abb. Americ. Journal of archaeol. XU 1908 p. 340 Fig. 15, p. 339 u. sonst. Petersen vom alten Bom* p. 62 Abb. 87. Über den Knoten des Gür- tels vgl. Wolters zu griechischen Agonen (Würzbnrg 1901) p. 8.

1358 Kopf einer ältlichen Yestalin.

Brgftnzt der vordere Teil der Käse. Der Ausdruck des Gesichtes bekundet ein eigentümliches Gemisch von Resignation und übler Laune. Die Binde ist sechsmal um den Kopf gewunden.

Notide d. scavi 1883 T. XVIQ 1, 3 p. 461.

1359 Büste einer Yestalin«

Ej^ftnzt die Nase, das r. Auge, ein Stück; der Unterlippe, das Kinn. Der Kopf war gebrochen.

Die Büste ist besonders wichtig, weil an ihr die Endungen der

infula auf den Schultern und unter diesem Schmuck am Hinterkopfe

die sex cnnes deutlich zu erkennen sind.

Notizie d. scavi 1883 T. XVIII 10 p. 462. Americ. Journal of archeol. XII 19(ß p. 324.

1360 (634) Kopf einer Yestalin.

Ergänzt ein Stück ui der Stirn» die Nase, der gröfite Teil des Kinns der Hals.

Es ist das älteste Exemplar unter den in diesem Zimmer befind- lichen Vestalinnenporträts (s. die einleitenden Bemerkungen). Die Gesichtsbildung deutet auf hervorragende Dummheit.

Notizie degli scavi 1888 T. XVIII 2 p. 461. Jordan der Tempel der Vesta T. XII p. 44, p. 47.

1361 Kopf einer ältlichen Yestalin.

Brgänzt die Naae.

154 DAS THERMENMÜSEÜM, 1862—1868.

Zimmer VII. 1362 (1087) Statue eines schlafenden Hennaphroditen*

Sie wurde 1870, als man den Grund des Teatro Costanzi grub, in dem Peristyle eines umfangreichen, antiken Privathauses gefunden, dessen Bauweise auf die Zeit der Antonine deutete und das zeitweise dem Gatten der Julia Maesa und Großvator des Slagabal, Gaius Julius Avitus, gehört zu haben scheint.

Der Hermaphrodit ist wollüstig träumend dargestellt. An voll- standiger erhaltenen Wiederholmigen sehen wir, daß er auf Felsen ge- bettet lag, über die er tmter dem weiten Tuche, auf dem er ruht, ein großes Pantherfell gebreitet hatte. Der Künstler dachte ihn sich also im Bergwalde als Teilnehmer des bakohischen Thiasos nach üppig durchtobter Festnacht in Schlaf gesunken, nicht auf schwellen- der Matratze, wie sie der moderne Bildhauer an der Wiederholung in Villa Borghese (n. 1552) ergänzt hat. Das Haar ist mit einer Agraffe geschmückt, deren rauh belassene Höhlung offenbar mit Glasfluß ge- füllt war. Wundervoll ist das Plpoblem der komplizierten und doch von allen Seiten durchaus klaren und übersichtlichen Komposition gelöst, bei der jede Einzelheit, so überlegt sie ist, doch nur dem spon- tanen Ausdruck des Motives zu dienen scheint, wundervoll das Spiel der begrenzenden Linien. Um den verführerischen Eindruck zu steigern, ist in der Körperbildung fast ausschließlich das weibliche Element betont und das zarte Fleisch des Rückens wie des Gefäßes mit besonderem Raffinement behandelt. Nach all diesen Anzeichen kann das Original, dem die hiesige Kopie in der empfuiuienen Bil- dimg selbst nebensächlicher Züge zweiffellos sehr nahe kommt, nicht vor der hellenistischen Zeit geschaffen sein. Wenn man als solches den von Plinius (n. h. 34, 80) erwähnten berühmten Hermaphroditen eines Künstlers Polykles angenommen hat, so scheitert diese Vermutimg daran, daß dieses Werk in Bronze gearbeitet war, während unsere Figur zweifellos für die Ausführung in Marmor berechnet ist. Man hat die überlieferte Statue deshalb mit größerem Rechte in einem stehenden Hermaphroditentypus wieder erkennen, ihren Meister mit einem an anderer Stelle bei Plinius (34,50) genannten Polykles, einem Zeitgenossen des älteren Kephisodot, identifizieren wollen. Der Ver- such, den ein Gelehrter kürzlich gemacht hat, den liegenden Herma- phroditen trotzdem für einen der beiden hellenistischen Künstler jenes Namens, von denen wir Kunde haben, in Anspruch zu nehmen und daraus weitere Schlüsse zu ziehen, schwebt vollkommen in der Luft (vgl. n. 1326).

Mon. deir Inst. XI 43 (Ann. 1882 p. 245 flf.). Brunn-Bruckmann Denkmäler n. 506. Amelung Führer durch d. Ant. in Florenz p. 92 Abb. 23. S. Keiziach r^pertoire de la stat. II 1 p. 177 n. 9. Bulle der schöne Mensch (2. Aufl.) T. 179. Vgl. B,o- scher mythöl. Lexikon I 2 p. 23211., 2330ff. Abhandl. d. bayer. Akad. d. Wissensch. I. Cl. XX B III. Abt. p. 582ff. Amelung a. a. Q. n. 256 Bcvue archtologiaue 1898 I p. 323 fif. Klein Geschichte d. griech.' Kunst III p. 165 ff. Augenscheinlich hat diese Figur des Hermaphroditen dem Maler vorgeschwebt, der im Hause der Vettier

OBERES STOCKWERK. 155

zu Pompei das Bild von der Auffindung der Ariadne zu malen hatte; die Figur der schlafenden Ariadne entspricht der des Hermaphroditen in den hauptsächlichsten Zügen (Jahreshefte d. österr. arch. Inst. XIII 1910 p. 144 Abb. 76).

Man durchschreitet den Korridor VIII und gelangt durch Zimmer XXII rechts in das

Zimmer IX.

1363 (56039) Fragmentierte Wiederholung deg myroniselien ' Diskobolen (vgl. n. 1528 Anm.).

Gefunden im April 1906 auf dem Krongut von Gastel Porziano, dem Boden des alten Laurentum, unter den Besten einer Villa römischen Kaiserzelt. Eine Treppe führte auf der Südseite der Villa in einen kleinen Garten, in dem nicht weit von der Treppe die Statue aufs Meer hinaus- blickend auf einer Bads stand, deren erhaltener Kern 42 em in der Höhe mißt. Der Kern war mit weißen, 4 cm dicken Marmorplatten verkleidet (Notizle d. scavi 1906 p. 403 f.). Im Juli 1906 schenkte der König die Fragmente dem Museum, wo sie zusammengefügt wurden. Ein Frag- ment des r. Unterschenkels fand sich erst nachträglich und gelangte mit zwei anderen unbedeutenden Stückchen im Jahre 1910 ebenfalls durch Schenkung ins Museum. Es konnte den bereits zusammengesetzten Tdlen nicht mehr eingefügt werden, bestätigte aber die Richtigkeit der Zusam- mensetzung.

In demselben Zimmer findet man einen Abguß vom Kopfe der voll- ständigsten Kopie des Diskobolen im Palazzo liancelotti und den Abguß eines vorzüglich gearbeiteten r. Armes mit Diskos in der Casst Buona- lotti zu Florenz. Mit Hilfe dieser Teile und eines Abgusses der Füße, wie sie sich an einer Replik im britischen Museum erhalten haben, wurde ein Abguß des neugefundenen Fragmentes ergänzt. Um dem Eindruck des Originales noch näher zu kommen, hat man den Stamm, der nur zur Stütze des Marmors notwendig ist, entfernt und die Oberfläche bronziert. Dieser Abguß ist in dem gleichen Zimmer dem Marmor gegenüber auf- gestellt.

Myron, ein älterer Zeitgenosse des Pheidias, war geboren in de^ attisch-boiotischen Grenzstadt EleuÜierai, aber den größten Teil seines Lebens in Athen tätig. Er ging vorztiglioh darauf aus, die menschliobe Gestalt in Momenten zu fixieren, in denen alle Kräfte auf einen Punkt konzentriert imd die Bewegungen aller Körperteile durdi diese Konzentration bestimmt sind. Das Motiv des Diskobolen gibt einen anschaulichen Begriff von dieser Richtung, die wesentlich dazu bei- trug, die .Gebundenheit des archaischen Stiles zu lösen. Die ganze Be- wegung des Körpers ist dadurch bedingt, daß der Jüngling den Dis- kos bis zu dem Punkte zurückgeschwungen hat, von dem aus sofort der Wurf erfolgen wird. Die Wucht der Scheibe hat den r. Arm auf das äußerste gestreckt und den ganzen Oberkörper mit dem Kopfe wie den 1. Arm nach sich gezogen. Da das r. Bein allein das Gewicht des Körpers trägt, stemmt es sich mit ganzer Sohle und eingekrallten Zehen fest auf den Boden auf. Noch ein Augenblick und der r. Arm beschreibt einen Bogen nach vom, der Diskos saust dahin und die Anspannung, die bisher den ganzen Körper beherrschte, schlägt in das Gegenteil um. Man vergleiche die Ausführungen zu n. 1179. Von dem Stile des Myron gibt uns das IVagment aus Gastel Porziano •eine höhere und reinere Vorstellung, als wir sie bisher aus irgendeiner

156 I>AS THERMENMUSEUM. 1864.

der anderen Wiederholungen des Werkes gewinnen konnten (vgl. n. 326). In Übereinstimmung mit den Angaben antiker Schriftsteller und mit Kopien anderer myronischer Werke (vgl. n. 211 u. 1179) ge- wahren wir auch an diesem Fragmente neben der hohen Vollendung und Kraft in der Wiedergabe aller Hauptsachen noch mancherlei Elemente archaischer Formengebung. Der Kopf der Lancelottischen Statue einen feinen, aber wenig individualisierten attischen Typus. Die Statue, von der das neugefundene Fragment stammt, ist im Altertum einmal restauriert worden. Man erkennt, daß sie an der statisch am meisten gefährdeten Stelle gebrochen war und daß man nur einen Teil der ursprüngUchen Plinthe, auf dem die Füße fest ge- blieben waren, beibehielt und diesen in eine neue Plinthe die jetzt erhaltene einließ, mit der man auch das untere Ende des Palm- stammes ergänzte. Daß diese Plinthe später zugefügt ist, erkennt man auch an der geringeren Art ihrer Ausf iihrung, die sich von der des Übrigen wesentlich iinterscheidet. Die Untersuchung der Baureste hat ergeben, daß die Villa, in der die Figur aufgestellt war, in augu- steischer Zeit erbaut und im 2. Jahrhundert restauriert worden ist. Die gleichen Daten können wir unbedenklich für Entstehung und Restau- rierung der Statue annehmen. Man hat darauf hingewiesen, daß die Wiederholung im Pal. Lancelotti etwas anders ponderiert ist, aber eine erneute Untersuchung hat ergeben, daß das antike Stück der Plinthe dort in eine moderne Plinthe eingelassen ist, daß also die Mög- lichkeit eines Irrtums seitens des modernen Restaurators vorliegt, während die Statue von Gastel Porziano auch vor der antiken Restau- ration nicht anders gestanden haben kann, als wie sie jetzt nach der Zusammensetzung der Fragmente vor uns steht. Es ist demnach an- gezeigt, ihr und demnach auch der Rekonstruktion in diesem Punkte volles Vertrauen zu schenken.

BoUettino d'arte 1 1907 I T. I— ni p. Iff. Zeitschrift f. bild. Kunst 1907 p. 185 ff. Bulletin des musßes royaux k Bruxelles VI 1907 n. 13 p. 1 ff. Kekule von Stradonitz die griech. Skulptur« p. 125 f. Brunn-Bruckmann Denkmäler n. 631, 632 (Text von Aizzo). Bulle der schöne Mensch' T. 97, 98 p. 186 ff. Der £opf der Statue Lance- lotti: Brunn-Bruckmann n. 567 (Text von L. Curtius). Über die Stellung beim Diskoswurf vgl. zuletzt Jahrbuch d. arch. Inst. XXIII 1908 p. 100.

1364 (1059) Knabenstatae ans Basalt.

Oefunden auf dem Palatin in. einem neben dem Tempeides Juppiter Victor gelegenen Souterrain (Bull, dell' Inst. 1869 p. 67).

Die Figur stellt einen etwa fünfzehnjährigen Ejiaben dar, dessen Kopf von einem Reifen umgeben ist. An dem oberen Teile des r. Oberschenkels ist der Ansatz einer Stütze erhalten, die offenbar dem abwärts reichenden r. Arme festen Halt gab. Zwischen der 1. Schulter und der 1. Brustwarze bemerkt man eine Bruchstelle, deren Rand sich auf der r. Seite über das Fleisch erhebt. Man hat angenommen, sie rühre von einem Speere her, den def Knabe in der 1. Hand gehalten

OBERES STOCKWERK. 157

habe. Aber sie wäia zu breit für einen so sohmalen Gegenstand, den man zudem bei einer Arbeit in derartig sprödem Materiale zweifellos aus Holz oder Metall gefertigt haben würde. Besser erklärt sich der Tatbestand unter der Voraussetzung, daß die Statue einen jugendlichen Faustkämpfer {nats ytvTiTTig) dargestellt habe. Der 1. Unterarm wäre zur Parade erhoben gewesen, und der fragliche Bruch würde von der unmittelbar vor der Brust stehenden Linken herrühren. Den r. Arm hätten wir uns leicht gebogen und zum Schlage bereit zuden- ken, so daß die Stütze etwas oberhalb des Handgelenkes in ihn einge- griffen hätte. Beide Hände wären natürlich mit Schlagriemen (cae- stus) bewehrt gewesen. Aber es kann nicht geleugnet werden, daß ein derartiges Motiv, das eine starke innere Spannung bei dem Darge- stellten voraussetzt, mit dem Eindruck absoluter Buhe, den wir von der Figur, so wie sie erhalten ist, empfangen, in unlösbaremWiderspruch zu stehen scheint. Der Kopist ging darauf aus, ein bronzenes Vorbild möglichst getreu wiederzugeben. Dieses Streben macht sich mit beson- derer Schärfe in der Behandlung der Locken bemerklich, deren Enden mit stumpfen Spitzen aus der Oberfläche hervortreten und wie ge- gossen und ziseliert aussehen. Hierdurch war auch die Wahl des Ma- teriales bestimmt, denn die Farbe des Basaltes erinnert an die einer schön patinierten Bronze. Jedoch nötigte der spröde Stein den Bild- hauer dazu, nur die Hauptformen seines Vorbildes wiederzugeben. Wollen wir einen deutlichen Begriff von dem Kunstcharakter des Typus gewinnen, den unsere Statue vertritt, so müssen wir einen Bronzekopf in der Münohener Glyptothek zu Rate ziehen, der durchaus den Ein- druck einer griechischen Originalarbeit macht und mit demjenigen der Basaltstatue so eng verwandt ist, daß wir die Schöpfung beider Typen demselben Künstler oder wenigstens derselben Schule zuschreiben dür- fen. Der Stil des Münchener Kopfes deutet auf das Ende des 5. Jahr- hunderts V. Chr. und stellt eine unmittelbare Entwicklung aus dem polykletischen Stile dar. Ein Gelehrter hat in der Basaltetatue eine Kopie nach einem Werke des Kallikles von Megara (Paus. VI 7, 9) er- kennen wollen. Aber wir wissen nicht, ob Elallikles sich den^ Kreise des Polyklet angeschlossen hat; auch wäre er, nach der Ansicht eines anderen Gelehrten, bereits im Jahre 464 tätig gewesen, also für die hier behandelten Werke zu alt, der Sikyonier Daidalos, an den man ebenfalls gedacht hat, dagegen zu jung. VgL die folgende Nummer.

BömiBche Mitteilungen X 1805 T. I p. 9711. S. Beinach r^pertoire de la etat. II 2 p. 660 n. 7. Jahreshefte d. österr. arch. Inst. XIV 1911 p. 78 f. Abb. 79. Vgl. Matz- Duhn zerstr. Bildw. in Born I n. 981. Furtwängler Meisterwerke p. 507. Bullettino oomunale XXXVIII 1910 p. 46f. Der Münchener Kopf: Bnmn-Bruckmann Denk* mäler n. 8. Furtwängler 100 Tafeln aus d. Qlyptothek p. 95. Furtwängler -Wolters Beschreibung d. Glyptothek n. 457. Jehreshefte d. österr. arch. Inst. a. a. O. p. 78 f. Abb. 80, 81. Über Kalllkles: Hennee XXXV 1900 p. 194f. Hitsig-Blflinner Pau- sanias II 2 p. 607.

158 I>AS THEEM^NMUSEÜM. 1365—1368.

1365 (49598) Kopf eines Knaben aus Basalt

Der Kopf ist dem der eben beschriebenen Statue stilistisch so ver*

wandt, daß wir sein Original zuversichtlich dem gleichen Künstler

oder doch dem gleichen Atelier zuschreiben dürfen. Auch hier handelt

es sich um eine Kopie nach Bronze, deren Färbung der Kopist mit der

Wahl des Materiales Kechnung getragen hat. Der DargesteUte ist an

den zum Kranz gewundenen Zweigen des wilden Ölbaums als öXvpL-

niovUrig kenntlich.

Bullettino comunale XXXVIII lÖlO T. III— IV p. 42 ff. Jahreshefte d. österr. arcb. Inst. XIV 19 .1 p. 72 f. Abb. 75, 76 in dieser Arbeit wird der Kopf iirtümlich für die Wiederholung eines „pbeidiasischen" Typus erklärt; die Vergleichung der Abbil düngen auf p. 72 genügt, um die Unterschiede beider Typen zu konstatieren). Über verwandte Köpfe vgl. Amelong Vatikan-Katalog I p. 624 f. n. 475, II p. 620 n. 407 und Benndorf-Schöne die Bildw. d. lateran. Museums p. 169 n. 253 (in der Corona tortilis stecken keine Büschel von Efeublättem, sondern von länglichen schmalen Blättern mit starker Mittelrippo).

1366 Kopf des ApoUon.

Ehemals in den Magazinen des Klosters S. Francesca Eomana. Er- gänzt der Hals.

Der Kopf ist eine leidliche, in der Wiedergabe der Haare recht sorgfältige Wiederholung des Typus, den wir unter n. 869. besprochen haben (bekannt unter dem Namen des Omphalos-ApoUon).

Bullettfaio comunale XXXII 1904 T. X p. 9091.

Fenster wand:

1367 (55051) Kolossalkopf der Athena.

Ehemals in Villa Garpegna an der Via Aurelia. Ergänzt die Nasen^ spitze, ein Teil der Unterlippe, ein großes Stück des Nackenschutzes und des Haarschopfes auf der 1. Kopfseite. Die Mitte des Stimschutzes ist bis auf einen B.est am oberen Bande abgemeißelt; doch erkennt man noch, daß der untere Band in seiner Mitte eine in die Stime gesenkte Spitze bildete. Auch hinter beiden Ohren ist ein Stück der Helmkappe weggemeißelt worden. Stark beschädigt sind die Lider, die Ohren und die Bänder des Helmes. Die Augen waren besonders gearbeitet und ein* gesetzt; ebenso die Haare, für deren Befestigung jederseits 6 kleine Löcher dienten. Die Kleinheit der Löcher spricht dafür, daß die Haare in Metall gebildet waren; die Augen haben wir uns in verschiedenfarbigen Stein- materialien, in metallene Wimpern gebettet, vorzustellen. Besonders ge- arbeitet war auch der obere Teil des Helmes, der mit einem Falz in die * entsprechende Bahn auf der oberen Anschlußfläche eingeschoben und mittels eines Zapfens befestigt war, der in ein Loch in der Mitte jener Bahn eingriff. Dieser Teil des Helmes war entweder aus Marmor oder aus Holz gearbeitet und mit einer Metallhülle bedeckt, auf der dann die drei großen Helmbüsche befestigt waren; den mittleren werden wir uns in Ver- bindung mit jenem siabemden Zapfen denken dürfen.

VgL Über den Typus die Bemerkungen zu n. 70. Unter den Wie- derholungen des Kopfes nimmt die hiesige eine hervorragende Stelle ein, da sie am wenigsten glatt gearbeitet ist und ihre Modellierung nichts durch moderne Überarbeitung an Frische eingebüßt hat. Da sie zudem fast unergänzt gelassen ist, können wir an ihr die technische Zurichtung, die augenscheinlich an den anderen Wiederiiolungen ebenso vorhanden war, aber fast ganz unter den Ergänzungen verschwunden

OBERES STOCKWERK. 159

ist^ imgehindert studieren. In der ersten Publikation des Kopfes wurde versäumt, auf eine interessante Parallele dieser Zurichtung an einem Kopfe des athenischen Nationalmuseums hinzuweisen, der al- len Anzeichen nach von der Kopie eines Goldelfenbeinbildes stammt (s. unten). Auch für die Athena sprechen viele Anzeichen dafür, daß ihr Original ein Bild aus Gold und Elfenbein oder doch ein Akrolith gewesen ist. Wenn man dagegen in letzter Zeit abermals, wie schon früher, nachzuweisen gesucht hat, das Original sei die bronzene Athena Promachos auf der Akropolis zu Athen gewesen, so scheitert dieser Versuch vor allem an der Unmöglichkeit, bei dieser Annahme die be- sondere und jedesmal gleiche technische Herrichtung der Kopien zu erklären. Von der Mehrzahl der Gelehrten ist der ausgesprochen phei- diasische Charakter der Schöpfung anerkannt worden; man vergleiche- den Kopf mit dem von n. 1304 und n. 1922. Nur hat man eingewendet, . der Stil des Köopers entspreche dem der Parthenongiebel, den man nicht mehr für Pheidias selböt in Anspruch nehmen dürfe ; aber neueste Forschimgen sind doch wieder mit gewichtigen Gründen dafür ein- getreten, daß der Meister die Vollendung des Parthenon in Athen noch miterlebt hat, daß wir also durchaus nicht berechtigt sind, ihn von der Entwicklung des Stiles auszuschließen, die sich von der Zeit der - Arbeit am Tempelfriese bis zu der Fertigstellung der Giebel vollzogen hat. Und müßten wir auch die Athena einem Schüler des Pheidias zu- schreiben, so dürften wir doch über dieses Werk nicht anders urteilen,, als 2. B. über den Strategenkopf n. 1033. Auch dort gaben wir die Be- rechtigung eines Zweifels zu, ob das Original noch von Kresilas selber geschaffen sei, betonten aber, daß wir es andernfalls nur einem Schü- ler zuschreiben könnten, der nichts getan hätte, als auf der Bahn des Lehrers diesem ebenbürtig fortzuschreiten.

Jahreshefte des österr. arch. Inst. XI 1008 p. 169fl. Abb. 58—61. Außer der zu n. 70 angefahrten Literatur: Sprawozdan Akad. Unüejetnosci Wydziatu filol. za miea. Kwiecien 1011 p. Ott. Jahreahefte d. österr. arch. Inst. XIV 1011 p. 88 ff. Der atheBische Kopf: Kaßßceöla? i&vtxov fiovasXov p. 158f. n. 177 u. Stais marbres et bronces du muste national I p. 24 n. 177 <dem Gesicht ist ein milchiger Ton gegeben, um Elfenbein nachzuahmen; die Haare waren v^^oldet; die Wimpern sina aus Bronze, die Augen aus Knochen, in den eine Iris aus fiurbigem Stoffe eingesetzt war; der obere Teil des Kopfes war aufgesetzt; in die erlialtene Ans(dduBfiache ist eine rechtwinldig gebrochene Bahn eingeliauen; gefunden im Theater des Herodes Atticus). Über Pheidias u. Parthenon vgl. zuletzt Böm. Mitteilungen XXIY 1910 p. 271 ff. u. Annales de la facult^ des lettres de BordeauxIVe sfirie, XXXIII 1911, revue des ötudes anciennes Xni 2 p. 77 ff. Jahreshefte d. österr. arch. Inst. XIY 1011 p. 35 ff. (der Herausgeber dieser Auflage des Führers sieht sich gezwungen, dagegen zu protestieren, dafi tn dieser Arbeit behauptet wird, er hal>e den oben I>esi»ochenen Typus mit der Lemnia des Pheidias identifizieren wollen).

ia68 (30067) Weiblicher Torso.

Gefunden in Oastel Foraiano (v^. n. 1883). Der Torso stammt von einer griechischen Originalstatue. Über den Tjrpus vg^. n. 975.

BoUettino d'aite 1007 VII p 17.

160 DAS THERMENMUSEUM. 1869—1874.

1369 (52573) Kopf einer Karyatide.

Gefunden i. J. 1910 »n der Piausa dei Cercbi bei S. Maria in Cos- medin. Die 1. Kopfseite ist vom Wasser abgespült.

DeV leider stark verstümmelte Kopf ist deshalb besonders inter- essant, weil er mis ein neues Zeugnis für das lebhafte Studium gibt, das man im kaiserlichen Bom den Karyatiden am Erechtheion auf der athenischen Akropolis gewidmet hat. Er lehrt uns zu gleicher Zeit, wie man in Rom die griechischen Vorbilder nicht nur kopierte, sondern auch mehr oder minder frei variierte. Genaue Kopien der Erechtheion- karyatiden haben wir unter n. 1 u. 107 kennen gelernt. Auch der Bildhauer der hier besprochenen Skulptur hat von jenen nicht nur das Motiv genommen; er hat den Kopf nach demjenigen der Karya- tide, die am Erechtheion in der vorderen Reihe zu dritt von links gerechnet steht, mit leichter Umsetzung der Gesichtsformen in etwas jüngeren Stil kopiert, aber den Aufsatz, auf dem das Gebälk ruhte, ver- ändert. Statt des flachen kapitellartigen Trägers dort sehen wir hier einen hohen Korb, wie wir ihn sonst in dieser Verwendung nur an einer männlichen Stützfigur kennen, die von Winckelmaim publiziert wurde, seither aber verschollen ist. Über den Korb ist mit dekora- tivem Geschick ein Tuch geworfen. Links hinten hat sich ein Ansatz des Gebälkes erhalten. Die Ausfühnmg ist für eine dekorative Skulp- tur recht gut und dürfte noch aus der ersten Kaiserzeit stammen.

Bollettino d'arte lY 1910 YIII p. 12f. Fig. 8. Die mÄnnliche Stützfigur mit Korb: Winckelmann monum. inedlti n. 205; Clarac 438 H, 807 B. Es ist seltsam, daß sowobl die beiden unter n. 107 besprochenen Köpfe, wie der hiesige nach der gleichen Figur am Erechtheion kopiert sind; ja es gibt in Bom noch eine dritte Beplik des gleichen Kopfes, die dem Verfasser erst während des Druckes dieser Auflage des Führers bekannt geworden ist (in dem der Königin Maigherita gehörigen B«ste der Villa Ludovisi: Schreiber die ant. Bildw. der V. L. p. 164). Endlich hat sich bei näherer Untersuchung herausgestellt, daß auch der Kopf im Giardino Corsini zu Florenz, den man früher für nächstverwandt mit dem Apoll von Cassel erklärt hat (Amdt- Amelung Einzel - Aufnahmen n. 320 822), nichts anderes als eine etwas vereüifachte Kopie nach dem Kopfe einer Erechtheion-Karyatide ist, und zwar aber- mals nach dem Vorbild der anderen Köpfe, so daß wir entweder mit einem sonder- baren Zufall rechnen müssen, der uns nur die Kopien des Kopfes dieser Karyatide erhalten hätte, oder anzunehmen haben, daß gerade sie von den Bildhauern dw Kaiser- zeit aus irger^einem Orunde vor ihren Schwestern bevorzugt worden sei. Übrigens ist es nicht sicher, ob der Florentiner Kopf selbst jemals zu einer Karyatide gehört bat; der Bildhauer hat ihm eine Wendung nach der r. Schulter gegeben (kenntlich am Hals- ansatz und dem Haarschopf im Nacken) und auf dem Oberkopf ist keine Spur einer Abarbeitung zu bemerken.

Zimmer X.

1370 Männlicher Torso. ^f

Gefunden in der Via S. Tommaso in Farione. Der Torso wurde zusammen mit n. 1373 gefunden. Ein Gelehrter hat deshalb vermutet, beide seien verbunden gewesen in einer Gruppe, die den Kampf des Theseus mit dem Minotauros dargestellt habe. Aber die Fragmente sind stilistisch voneinander verschieden; der Mino- tauros ist erheblich früher zu datieren als der Torso, und dieser Ab- stand ist nicht etwa damit zu entschuldigen, daß der Künstler dem

OBERES STOCKWERK. 161

Tiermenschen starrere, arohaischere Formen gegeben habe als dem He- ros; das wäre vielleicht in später Zeit bei einem eklektischen Künstler möglich, aber nicht in der kräftig emporstrebenden Kunst der Zeiten, denen wir die Originale beider Fragmente zuschreiben müssen, d.h« etwa Begiim und Ende der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. Der Torso ist leicht vornübergebeugt. Man hat in ihm einen Wagen- lenker oder Binger vermutet, dies jedenfalls wahrscheinlicher als jenes. Die Arbeit ist breit imd lebendig.

Monum. pubbl. dell* accad. del Xincei VII 1897 T. XII p. 87711.

1371 Enabentorso.

Der gut gearbeitete Torso stammt von einer Statue des polykle- tischen Typus, über den wir unter n. 1083 gesprochen haben. Vgl. n. 1248 u. 1376.

1372 (442) Statue des Hennes.

VormalB auf dem Falatin. Die Statue ist, abgesehen von dem Kopfe, ein recht unerfreuliches Produkt seltsamer Stilmischung. Man hat ihr zu viel Ehre angetan, indem man sie für ein Jugendwerk des Skopas erklärte, aus dem man die verschiedenen Richtungen, denen der junge Parier gefolgt sei, wie in einem Bechenexempel herausdividieren könnte : etwas Atticis- mus, etwas polykletischen Stil, in der Bildung des Schamhaares so- gar noch etwas Archaismus und im voraus etwas lysippische Manier in der beweglichen schwebenden Stellung. Eine so äußerliche Kom- bination bringt kein Genie zustande, mag es noch so jugendlich- unfertig sein, wohl aber ein unselbständiger und deshalb eklektischer Nachtreter. Das Original wird eher im 4. Jahrhundert v. Chr., als in den Kreisen der „Neu-Attiker" entstanden sein.

Matz-Dtthn zeistr. Bildw. in Born I n. 1040. Furtwftngler Meisterwerke p. 620 ff. Fig. 96. Ausonia II 1907 T. XIV, XV p. 224 ff. Der in den Einzel- Aufnahmen von Arndt- Amelting n. 52, 53 publizierte Kopf ist fälschlich fttr eine Replil^ des Kopfes der Statue erldärt worden.

1373 Oberteil einer Statue des Minotauros.

Fundort wie bei n. 1870. Vgl. die Bemerkungen zu dem Fragment einer geringeren Replik im Vatikan n. 180 und zu n. 1370.

Monum. ant. pubbl. dall' accad. dei Lincei VII 1897 T. X, XI p. 377 ff.

Fensterwand:

1374 (579) Kopf eines Diadumenos.

Der Kopf gibt ein reizvolles Werk aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. wieder. Er entspricht weder dem polykle- tischen, noch dem pheidiasischen Typus des Diadumenos. Eine schlechte Replik ist zur Ergänzung der einen Penelope im Vatikan verwendet worden (n* 189).

Heibig: Führer. IL 8. Aufl. 11

162 DAS THERMENMUSEUM. 1375—1382.

1375 (39166) Kopf des Hermes.

Oefunden bei Santa Susanna an der Via XX Settembre. Der sohlecht-gearbeitete Kopf ist nur deshalb bemerkenswert, weil er uns lehrt, wie vorsichtig wir gelegentlich mit Kopistenlannen zu rechnen haben. In diesem Falle ist der Omphalos-Apollon (n. 1366) durch Verkappung mit dem Petasos in einen Hermes verwandelt wor- den (vgl. n. 1351).

1376 Fragment einer Statne des Jugendlichen Fan.

Gefunden im Hochsommer 1902 unter dem Hause n. 84 der Via Tasso.

Das Fragment stammt von einer nicht sehr sorgfältig, aber frisch

gearbeiteten Replik des Typus, den wir unter n. 377 besprochen und

dem Kresilas zugeschrieben haben. In der Haltung des r. Armes

weicht das Fragment von der vatikanischen Wiederholung und der

in Leyden ab; auch der 1. Arm scheint hier anders bewegt zu sein als

nach der Abbildung an der Figur in Leyden, an der beide Arme

antik sein sollen. Eine erneute Untersuchung wäre erwünscht; bei

der Replik im Vatikan könnte die gesenkte Haltung des r. Armes

durch die Rücksicht auf das Gefäß, das als Brunnenmündung dienen

sollte, bedingt sein. Individueller wirkt zweifellos die Haltung der

Arme an dem hiesigen Fragmente.

Bullettino comunale XXXIV 1906 T. I p. 3ff. Die BeplilE in Leyden: Furt- wftngler Meisterwerl^e p. 480 f. Fig. 83.

1377 (466) Kopf der Athena.

Gefunden auf dem Monte Melone bei Monte Porzio. Der Kopf gibt in flotter Arbeit einen sehr feinen attischen Typus aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. wieder.

1378 (580) Kopf der Penelope (?).

Angeblich gefunden bei den Arbeiten der Tiber-Begulierung. Ergänzt beide Augen nebst den benachbarten Teilen der Stirn und der Wangen, die Nase, das Kinn, der Hals.

Über den Typus vgl. n. 89. Die wenigen antiken Teile zeigen, obwohl stark verscheuert, eine vortreffhche Ausführung, die man einem griechischen Meißel zutrauen möchte.

GoUignon les statues fun^raires p. 120 Fig. 62.

Zimmer XL

1379 (1022) Fragment einer Omppe, Entttthrungsszene.

Gefunden bei den Arbeiten der Tiber-Beguliening. Erhalten sind der Torso eines jimgen Mädchens und eine männ- liche linke Hand von sehr kräftigen Formen, die das Mädchen an der 1. Seite anfaßt. Offenbar rührt dieses Fragment von einer Gruppe her, die eine Entführung darstellte. Man erkennt deutlich, wie dks

OBERES STOCKWERK. 168

Mädchen sich sträubt. Es windet seinen Körper, um sich dem Griffe seines Entführers zu entziehen; der r. Arm war empor-, der 1. zur Seite gestreckt. Da wir es nur mit einem geringen Bruchstücke der Gruppe zu tun haben, so scheint es bedenklich, für die beiden dar- gestellten Personen bestimmte Namen vorzuschlagen. Doch könnte man beispielshalber an die Entführung der Persephone durch Pluton, der Oreithyia durch Boreas oder eines Griechenmädchens durch einen Kentauren denken. Die bäurische Derbheit der männlichen Hand scheint aber die erste dieser Deutungen auszuschließen. Der Stil, im besonderen die naturalistische Durchbildung der männlichen Hand, weisen auf die frühe hellenistische Zeit. Die Ausführung ist so vor- züglich, daß nichts dagegen spricht, die Gruppe für eine Originalarbeit zu erklären.

Bomische Mitteilungen VI 1891 p. 240.

1380 (402) Kopf des Hermes.

Gefunden bei den Arbeiten der Tiber-Begulierung. Der Kopf ist eine mäßige Replik des praxitelischen Hermest^us, der unter dem Namen Antinous vom Belvedere" bekannt ist (n. 142).

1380 (1245) Kopf eines Athleten.

Man hat kürzlich nachgewiesen, daß dieser außerordentlich aus- drucksvolle, schön gearbeitete Kopf nach dem gleichen Originale ko- piert ist, wie der ungebrochene Kopf einer jugendlichen Athleten- Statue im Berliner Museum (Beschreibung n. 471), einer Statue, die man unter allgemeiner Zustimmung in die nächste Beziehung zu Lysippos gebracht hatte, während der römische Kopf viel- mehr ein Spezimen der skopadischen Richtung zu sein schien. Doch ist dieser scheinbare Widerspruch wohl zu erklären. Das Original der Berliner Statue kann nur in der ersten Zeit des lysippischen Wir- kens entstanden sein. Man hat an den lysippischen Typen dieser Epoche aber bereits hie und da Spuren eines engeren stilistischen Zusammenhanges mit den Schöpfungen des Meisters von Faros auf- decken können.

Jahrbuch d. arch. Inst. XXYI 1911 p. 278 Anm. 1. Vgl. Böm. MitteU. XX 1905 p. 147 ff. Abb. 6 7 und Arndt la glyptothöque Ny-Carlsberg p. 181 Anm. 10. Zwei weitere Begliken des Kopfes befinden sich im Museo Torlonia: I marmi del M. T. riprod. in lototipia T. XIV 53 und XV 57.

1382 (40) Kopf eines Athleten.

Gefunden bei der Piazza Nicosia. Nach dem stark vc»rgestreokten Halse liegt es nahe, anzimehmen, daß dieser sorgfältig ausgeführte Kopf von der Statue eines Läufers oder von der eines Ringers stammt, der auf den geeigneten Moment paßt, einen Gegner in mögUchst vorteilhafter Weise anzufassen (vgl. n. 322). Die Bildung des Gesichtes erinnert an attische Typen des 4. Jahr-

11*

164 DAS THERMENMÜSEÜM. 1S88— 1888.

hunderts. Kürzlich hat man den gewagten Versuch gemacht, das Original des Kopfes für ein Werk aus dem Kreise des Euphranor zu

erklären.

Memorie della R. Acc. dei Linoei XIV 1010 p. 270ff. Fig. 23. Jahrbuch d. arch. Inst. XXV 1910 T. 7 p. 171 f. Vgl. Römische Mitteilungen VI 1891 p. 304 n. 2.Purt- w&ngler Meisterwerke p. 516 Anm. 4.

1383 (99) Kopf des Meleagros.

Vormals auf dem Falatin. Ergänzt der vordere Teil der Nase, die Unterlippe, ein Stück am Kinn.

Der Kopf gibt den unter n. 128 besprochenen Typus wieder. Er ist hinsichtlich der Ausführung dem der vatikanischen Statue über- legen, steht aber beträchtlich hinter dem herrlichen Kopfe in der Villa Medici (vgl. n. 128) zurück.

Köm. MitteUnngen IV 1889 p. 220 n. 14.

1384 (201) Kopf des Dionysos.

Vormals im Museo Sircheriano. In den Haaren des Vorderkopfes bemerken wir zwei runde Ver- tiefungen. Es genügt, auf unsere n. 245 und 406 hinzuweisen« um zu erkennen, daß hier kurze Stierhömer eingesetzt waren, die den Dargestellten als Dionysos charakterisieren sollten. Vergleichen wir den Kopf mit n. 1383 und seinen BepUken, so muß uns die genaue Überemstimmung in der Anlage der Haare, besonders um Stirn und Schläfen, auffallen. Die Übereinstimmung geht so weit, daß wir zweifeln können, ob dem Bildhauer des Kopfes ein Original aus der Zeit und Schule des Skopas vorgelegen hat oder ob die Zurichtung des Kopfes zum Dionysos nicht vielmehr sein Werk gewesen ist. Vgl. n. 1351 u. 1376.

1385 (10) Kopf der Artemis.

Gefunden bei den Arbeiten am Viktor-Emanuel-Denkmal. Ergänzt beide Brauen, Teile der Augen, die Nase, die Lippen, das Kinn, ein Teil der 1. Wange, die Ohren fast ganz. Der aufgebundene Lockenschopf am Hinterkopfe fehlt.

Der mäßig gearbeitete Kopf ist eine Wiederholung des Kopfes der Artemis von Versailles, in der man allgemein und mit Recht ein dem Apoll vom Belvedere nächst- verwandtes Werk erkannt hat (vgl. n. 157).

Revue archfologique 1904 II p. 2ff. Fig. 2.

Fensterwand:

1386 (127) Kopf eines hellenistischen Kriegers.

Gefunden bei den Arbeiten der Tiber-ILegulierung. Man erkennt, daß der Helm, obwohl der aus einem besonderen Stücke gearbeitete, obere Teil abhanden gekommen ist, eine der phry- gischen Mütze entsprechende Form hatte. Ein derartiger Hebn

OBERES STOCKWERK. 165

würde bei einem Römer befremden ; in Griechenland begegnet uns diese Form vereinzelt bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. (n. 1089), häufiger im 4. Jahrhundert, insbesondere nach den Kriegen Alexanders d. Gr. Das schaxf geschnittene Gesicht und der emphatische Ausdruck finden unter hellenistischen Porträts zahlreiche Analogien.

JoumAl of hellenic studieB XXV 1905 p. 94 n. 3.

1387 (543) Kopf des ApoUon.

G^fimden in dem sogen. Stadinia des FalAtiu. Der elegant gearbeitete Kopf stammt von einer Apollonstatue des Typus, den wir unter n. 984 besprochen haben. Er repräsentiert in diesem Zimmer mit n. 1380 ^^1385 die Hauptrichtungen der Kunst im 4. Jahrhundert v. Chr.

Zimmer XII.

1388 (552) Fragment einer Gruppe, Dionysosknabe.

Gefunden 1864 auf dem PaUtin.

Der Knabe ist als Dionysos kenntlich an dem Epheukraoz, der das Köpfchen umgibt. Er sitzt auf einer 1. Hand, die nach der zarten Behandlung des Fleisches nicht etwa dem greisen Silen (vgl. n. 4), sondern nur einem Jüngling gehört haben kann, und bückt mit lieb- lichem Lächeln zu seinem Pfleger empor, das r. Ärmchen erhoben, xlas 1. vorgestreckt. Ein Gelehrter hat versucht, die ganze Gruppe mittels eines alten Kupferstiches (Fig. 36) und einer Jünglingsstatue des Madrider Museums (Fig. 37) zu rekonstruieren. Auf dem Stiche ist eine gegenwärtig verschollene Gruppe abgebildet, die sich vormals im Palazzo Famese befand. Sie zeigt einen Jüngling, der sich mit dem r. Unterarm auf eine bärtige Herme stützt, und auf der r. Hand einen Knaben hält. Zweifellos entspricht nun die genannte Statue in Madrid dem Jüngling auf dem Stiche, abgesehen davon, daß die Seiten vertauscht sind, so genau besonders charakteristisch sind die Motive des Mantels, der über die Herme geworfen ist, , daß wir dem Schlüsse, der Stich gebe die Gruppe im Spiegelbilde wieder, diese aber und die^ Madrider Statue seien Kopien des gleichen Originales, ohne Be- denken zustimmen können. Da nun das Knäbohen auf dem Stiche ähnlich bewegt ist, wie das Fragment im hiesigen Museum, er- gab sich der weitere Schluß, daß auch dieses von einer Kopie jenes Originales stamme, ein Schluß, der zunächst allgemeine Zustimmung gefunden hat. Als aber die Wiedervereinigung beider Teile mittels Gipsabgüssen versucht wurde, stellte sich heraus, daß beide in verschiedenem Maßstabe gearbeitet sind. Die Madrider Statue ist lebensgroß, während die Hand, auf der das Kind im Thermen-Museum sitzt, auf eine etwas überlebensgroße Figur hinweist, die in den Ma- ßen imgefähr dem Silen mit dem Dionysoskinde (n. 4) und dem

166 DAS THERMBNMUSBUM. 1889-1891.

Hermes des PiaiiteleB in Olympia entsprochen haben muB. Der Ge- lehrte, der zuerst die Zusammengehöri^Leit beider Teile vertreten hatte, sucht diese Schwierigkeit damit zu heben, daß er annimmt, es hätten Ewei in veisohiedenen Maßen angefertigte Kopien des gleichen OriginsleB eastiert; vaa der einen habe sieh der Jüngling, von der an- dern nur das Kind erhaltea gewiß eine bedenkhche Ausflucht. So- weit unsere Kenntnis der Kopiatenpraxis reicht, hat man in der Regel nur Kopien gleicher Größe gearbeitet; wollte man die Maße ändern, wurde dieVorlage stark verkleinert oder ins K-oloasaleTei^ößert. Der- selbe Gelehrte hat nun durch einen Bildhauer das Kind bis auf das GrößenmaQ der Madrider Statue verkleinem und eine Rekonstruktion der Gruppe versuchen lassen; aber man kann unmöglich zugeben, daß

Pig. se. Flg. j7.

diese Lösung einen überzeugenden Eindruck macht. Das Kind ist so- weit gedreht, daB sein Gesicht dem Beschauer fast vollsträdig ver- schwindet; dies ist weder bei der Eirerie des Kephisodot der Fall, noch bei dem Hermes in Olympia, und konnte sicher nicht in der Intention des antütenKfinflÜers liegen. DieRechte des kleinen Flutos unddieliuke des kleinen Dionysos in Olympia haben bestimmt« Ziele; in der rekon- struierten Gruppe greift das Kind unbestimmt ins Leere. Außerdem erscheint es ganz unverständlich, wie ein Zeichner nach dieser Gruppe das Bild hätte entwerfen können, das der Stich des Cavalleri wiedergibt, und es wird demnach doch nichfa anderes übrigbleiben, als die Annahme der Zusammengehörigkeit von Kind und Jüngling

OBERES STOCKWERK. 167

wieder aufzugeben; Schemen sieh doch zwischen beiden bei erneuter Prüfung auch stilistiBche Widersprüche herauszustellen. Der Ge- lehrte, der die Gruppe rekonstruiert hat, vermutet in ihrem Originale das Werk eines Schülers des Praxiteles. Wenn dieser Ansatz für das Kind diskutabel erscheint, so dürften wenige Fachgenossen geneigt sein, dem gleichen Ansatz für den Jüngling zuzustimmen. Die ganze Frage bedarf einer erneuten eingehendenPrüf ung. Die sicherste Lösung freilich brächte das Wiederauftauchen der verschollenen f amesischen Gruppe.

Klein Praxiteles p. 401 ff. Fig. 81, 82. S. Beisach r6pertoire de la stat. 11 2 p. 788 n. 2. Jahreshefte des österr. archäol. Instituts XIY 1911 p. 98 ff. Fig. 105. Vgl. Matz- Duhn zerstr. Bildw. in Born I n. 855. Böm. Mitteilungen VIII 1893 p. 258. Berliner philol. Wochenschrift XVIII 1898 p. 311. Klein praxitelische Studien p. 57 ff. Berliner philol. Wochenschrift XX 1900 p. 627 f. Amelung modemer Cicerone Born I p. 433 ff. Jahrbuch d. arch. Inst. XIX 1904 p. 24 Anm. 1. Klein Geschichte d. griecb. Kunst II p. 396fl. Amdt-Amelung Einzel-Aufnahmen Text zu n. 1585 1587 (Auf- nahmen der Madrider Statue).

1389 (551) Der obere Teil einer Satyrstatuette.

Er wurde in -eine antike Mauer verbaut an der Via Labicana nahe der Torre Fignattara gefunden.

Die Statuette gab den unter n. 12 besprochenen Typus des Satyr- knaben mit der Querflöte wieder. An beinahe allen Wiederholungen, die sich von diesem Typus erhalten haben, ist das Instrument ver- loren gegangen. Hier hat sich unterhalb des Mundes noch ein Stück davon erhalten, aus dem sich deuthch erkennen läßt, daß der Satyr die Querflöte blies. Der Kopf ist mit dem des bogenspannenden Eros (n. 776) und des Mädchens von Anzio (n. 1352) nahe verwandt; mit der Statue von Anzio ist auch die charakteristische Entblößung der einen Schulter zu vergleichen.

Notizie d. scavi 1884 p. 224a. Klein Praxiteles p. 212 n. 16.

1390 (550) Kopflose Statuette des gleichen Typus.

Gefunden an der Ecke der Via XX Settembre und der Via Firenze bei der Orundlegui^ der dortigen Msthodistenkirche. Ei^nzt der größte Teil des r. Armes doch ist die Hand antik , der untere- Teil des Pan- therfelles, der Stamm und das zugehörige Stück der Plinthe.

Die Ausführung ist glatt und elegant, wohl aus der Zeit Hadnans.

Es hat sich hier in der r. Hand ein Stück der Querflöte erhalten.

American Journal of archaeol(^;y IX 1894 pl. 18 p. 452, p. 683 ff. S. Beinaoh r6pertoire de la stat. II 1 p. 137 n. 1. Vgl. Notizie d. scavi 1893 p. 357 f. Klein Praxi- teles p. 212 n. 7.

Zimmer XIII.

1391 (490) Belief, Pentheus und die Mainaden.

Gefunden an der Via Portuense in einem kleinen Golumbarium, das der englische Botschafter Sir Savile Lumley 1887 in der Yigna Jacobini ausgraben ließ. Es war in die Hinterwand dieses Ck)lumbariums zwischen zwei zur Aufnahme von Aschenumen hergerichteten Nischen eingemauert.

Der Jüngling verteidigt sich mit dem Schwerte gegen zwei Frauen,

die von links und von rechts auf ihn einstürmen. Beide strecken ihm

168 I>AS THERMENMÜSEÜM. 1892—1894.

mit dem 1. Arme eine Schlange entgegen und schwingen mit der Hand jede einen lanzenartigen Thyrsus gegen sein Haupt. Das Relief hat drei verschiedene Deutungen erfahren» auf Orestes, den die Eu- meniden verfolgen, auf den thrakischen König Lykurgos, der gegen den bakchisohen Thiasos wütet, und auf Pentheus, der von den Mai- naden angegriffen wird. Aber Thyrsen gehören nicht zu den Attri- buten der Eumeniden, und der angebliche Lykurgos greift nicht an, sondern wehrt sich; auch ist der thrakische König niemals unbärtig dargestellt worden. Dagegen fallen alle Schwierigkeiten bei der dritten Deutung weg. Die Darstellung weist so befremdliche Seltsamkeiten auf, daß es nicht zu verwundem ist, wenn an dem antiken Ursprung des Beliefs gezweifelt werden konnte. Doch scheinen die Fundbe- richte und die Existenz einer photographischen Aufnahme, die das BeUef noch an Ort und Stelle zeigt, jeden Zweifel auszuschließen.

Bollettino comunale XV 1887 T. XIII p. 216 ff. Vgl. Notizie d. scavi 1887 p. 186 f. Jahrbuch d. arch. Inqt. YII 1892 p. 164 Anm. 4. Boscher mytbol. Lexikon III 2 p. 1939.

1392 (8549) Fragment eines Frieses.

Der Fries zweifellos originale griechische Arbeit stellte ein Pf erde- rennen dar. Der letzte Reiter auf dem erhaltenenFragmente ist gestürzt und wird von seinem Pferde an den Zügeln geschleift. Die ganze sorg- fältig-frische Ausführung, die den vollen Reiz einer feinen Zeichnung hat, und der schlank gebaute Typus der Pferde läßt uns keinen Zweifel darüber, daß wir ein Werk aus der ersten Hälfte des 5. Jahrhimderts V. Chr. vor Augen haben. Den Ort zu bestimmen, an dem es gearbeitet wurde, ist zurzeit unmöglich, doch scheinen die Städte des griechi- schen Festlandes nicht in Frage zu kommen.

über den Fferdetypus vgl. Amelung Kachwort zu dierbuliez athen. Plaudereien üb. ein Pferd d. Phidias (üben. v. J. Biedisser) p. 267Jf.

1393 (130) Behelmter bärtiger Kopf.

Gefunden in der N&he von Porta Maggiore bei dem Grabe der Sklaven und Freigelassenen der Statuier. Ergänzt die Nase und je ein kleines Stück in der Stirn und der rechten Schnurrbarthftlfte.

Der Kopf stammt, wie wir aus seiner lebhaften Wendung nach

der r. Schulter schheßen können, von einer heftig bewegten Statue.

Der kegelförmige Lederhelm mit langem Nackenschutz und schmalen

Backenlaschen, die aufgerollt und untergesteckt sind, verrät ims, daß

es sich um einen Krieger handelt, augenscheinlich um einen Heros,

denn die Gesichtszüge sind ideal gehalten. Was ihnen ihr besonderes

Gepräge gibt die längliche Form des Ganzen, die Form der Augen

und insbesondere der Lider, die Form des Mundes mit der breiten

vollen UnterUppe, die Art, wie die Haarlocken stilisiert sind , stimmt

mit all dem überein, was sich an dem Porträt des Perikles (n. 276)

und stilistisch verwandten Skulpturen (n. 377, 852, 1027» 1028, 1033,

OBERES STOCKWERK. 169

1275, 1376) als Eigenart des Kresilas, eines jüngeren Zeitgenossen des Pheidias und Polyklet, herausgestellt hat. Zweifellos hat die Sta- tue, von der dieser Kopf stammt, zu einer Gruppe gehört; ihre starke Bewegung muß durch eine andere Figur motiviert gewesen sein. Dies, die Kegelform des Helmes, die an manche Darstellungen des Odysseus erinnert, und die Tatsache, daß man auch von dem Diomedes, der gleichfalls dem Kresilas zugeschrieben wird, vermutet hatte, er habe mrsprünglich zu einer Gruppe gehört, veranlaßten einen Gelehrten, den Kopf als Odysseus zu deuten und ihn für ein Fragment eben der Figur zu erklären, die mit dem Diomedes jene Gruppe gebildet hätte. Diese sei unter anderem auf dem Relief n. 1815, in jüngere Formen übersetzt, zu erkennen: die Helden kehren vom Raube des Palladion heim; Odysseus will sich des glückhcheren Genossen entledigen und zieht dasSchwert; das hat Diomedes wahrgenommen; stolz und verächt- Uch wendet er nur den Kopf zu dem hinterlistigen Schlaukopf um, der scheu zur Seite weicht. So gut das alles zu klappen scheint, es bleiben doch einige Schwierigkeiten. Der Helm des hier besprochenen Kopfes entspricht in seiner Form nicht dem pilos-artigen Hehne, wie man ihn auf einer attischen Vase, deren Bild den gleichen Mythos dar- steUt, zu erkennen meint. Sehr auffällig wäre für den beweglichen Odysseus, besonders in dieser Situation, die Masse langer Haare, die breit und voll unter dem Nackenschirme sichtbar wird imd augen- scheinlich noch weit über den Rücken herabhing. Die Figur des pio- medes ist nicht so stark bewegt, daß sie notwendig zu einer Gruppe gehört haben müßte. Wenn sie auf einer Vase und dem Relief n. 1815 mit anderen Gestalten gruppiert ist, so genügt es, dagegen auf das Beispiel der sog. Penelope (n. 89) hinzuweisen. Wir werden demnach besser tun, bei dem Kopfe zunächst auf eine bestimmte Deutung zu verzichten; jeder weitere Versuch wird aber vor allem auf die beiden besonders auffallenden Äußerlichkeiten in seiner Charakteristik Bücksicht nehmen müssen: auf den eigenartigen Helm und die langwallenden Haupthaare. In der Entwicklung des kresiläi- schen Stiles findet der Kopf etwa in der Mitte zwischen dem Porträt des Perikles und dem des Strategen im Antiqttadum oommunale (n. 1033) seinen Platz. Die Arbeit der Kopie ist sorgfältig, aber flau.

Brizlo pitture e sepolcreti scop. suir Bsquilino T. HI 10 p. 122 u. 134. -Rom. MitteUnngen XVI 1001 T. III p. 33ff.

1394 (503) Relief^ Prometheus yom Adler zerfleischt*

Gefanden bei den Arbeiten der Tiber-Eegnlienrng.

Die pathetische Emphase, mit der die kühn herausgearbeitete Figur des Prometheus behandelt ist, die nahe Verwandtschaft, die zwischen der Anlage dieser ¥igar und der des Laokoon (n. 151) ob- waltet^ .endJiolL auch die naturalistische Wiedergabe des Felsenhintes -

170 I>AS THERMENMÜSEÜM. 189Ö— 1400.

gnmdes beweisen, daß wir es mit einer Erfindung der spat-helleni-

stisohen Kunst zu tun haben. Die Ausführung ist etwas trocken, aber

dabei charaktervoll.

Schreiber die heUenistischen Reliefbilder T. XXIX. MilaniStudi e mAterialiin 1905 p. 208 f. Fig. 9. Vgl. Cultiera saggi suU' arte ellenistica e greoo-romana I p. 99 ff. Altertümer v. Pergamon VII T. XXXVII p. 176«.

1395 (31) Kopf eines hellenistischen Dichters.

Ehemals im Falazzo del Gommercio, von wo er im Jahre 1872 auf den Falatin gebracht wurde (Sülle scoperte archeol. della cittä e prov. di Aoma negli anni 1871 1872. Matz-Duhn lerstr. Bildw. in Bom ni p. 309). Vom Palatin kam er mit der tibrigen Skulpturensanuulung ins Thermen-Museum. Ergänzt der vordere Teil der Käse.

Er gibt den unter n. 814 besprochenen Typus wieder, ist aber mit Epheu bekränzt, was uns berechtigt, in diesem häufig vorkommen- den Porträt vgl. hierselbst Museumsnummer 612 einen Dichter zu erkennen.

Ann. deir Inst. 1873 Tav. d'agg. L p. 98ff. Comparetti-De Petra la villa ercola- nense dei Pisoni T. IV 1, 3 p. 3dfl. Bemoulli griech. Ikonographie 11 T. XXnia p. 163 n. 13, p. 168 u. 171. Hekler Bildniskunst der Griechen n. Bömer p. XXVI T. 118 b. Vgl. Bull, dell' Inst. 1872 p. 36. Matz-Duhn zerstr. Bildw. in BK)m I n. 1770. Ber- noulli röm. Ikonographie I p. 278.

1396 (1236) Kopf des Sokrates.

Gefunden 1892 bei der Fundamentierung des Denkmals fttr Vittorio Emanuele. Ergibizt der vordere Teil der Nase, zwei-Stticke an der Stirn oberhalb der Ai^en, das 1. obere Augenlid.

Der Kopf gibt den gleichen Typus wie das kapitolinische Exemplar

n. 809, jedoch in besserer Ausführung wieder.

Abb. d. preuß. Ak. d. Wissensch. 1908 (Kekule von Stradonitz die Bildnisse des Sokrates) p. 23 o. 47n. 3 Abb. 26. Hekler Bildniskunst d. Griech. u. Eöm. p. XIII T. 20. Vgl. Notizie d. scavi 1892 p. 346 n. 6. Bemoulli griech. Ikonographie I p. 187 n. 10.

1397 Teil eines zylinderförmigen Belieigmit drei Figuren tanzen-

der Mainaden.

Ehemab in der Sammlung Sciarra. Die Mainaden gehören zu dem Figuren-Zyklus, den wir unter n. 946 besprochen haben. VgL auch n. 1521. Das Relief kann eine Basis oder einen Altar geschmückt haben. Die Arbeit ist einfach, aber matt.

1398 (502) Fragmentiertes Belief, drei Frauengestalten.

Vormals auf dem Palatin. Das nachlässig ausgeführte BeHef erinnert in der Anlage wie in dem Stile an die Medeia-, Orpheus- und Peirithoosreliefs, über die wir unter n. 1154, 1883 und 1908 gesprochen haben, und scheint wie diese auf ein in dem Kreise des Pheidias geschaffenes Original zurück- zugehen. Ein Forscher nimmt an, daß sich die Erfinder aller dieser Beliefkompoeitionen durch Motive der polygnotischen Malerei be- stimmen ließen, und versucht den Einfluß des malerischen Vorbildes, das er auch für das auf dem Palatin gefundene Behef voraussetzt, noch auf einem anderen Denkmale nachzuweisen, nämlich auf der in

OBERES STOCKWERK. ' 171

Heroulaneum gebundenen marmornen Bildplatte, die den Künstler- namen des Atheners Alexandros trägt. Allerdings zeigen die drei Hauptfiguren des Bildes, die durch die beigesohriebenen Inschriften als Leto, Niobe und Phoibe bezeichnet sind, eine gewisse Verwandt- schaft mit den drei Frauengestalten unseres Reliefs. Doch ist diese Verwandtschaft nur eine oberflächliche und keineswegs ausreichend, um die Zurückf ührung beider Werke auf dasselbe Original zu recht- fertigen. Ein anderer Gelehrter hat ein im vatikanischen Museum be- findliches Fragment (n. 119a) als zu unserem Relief gehörig nachge- wiesen. Es hat sich darauf der obere Teil der in der Mitte dargestellten Frauenfigur erhalten, deren mit einem Diadem geschmückter Kopf der rechts stehenden Frau zugewendet ist. Ein Gipsabguß dieses Fragmentes ist in das Relief des Thermenmuseums eingefügt worden.

Bullettino comonale XZV 1897 T. V p. 73 ff. Bobert die Knöchelspielerinnen des Alexandros (Halle 1897) p. 4 ff. (AbbUdung auf p. 4). Böm. Mitteilungen XIV 1899 T. I p. Sff. Zeitschrift I. bild. Kunst N. F. Xin 1902 p. 158f. Abb. 6.

1399 (508) Belieffragment, Hennes.

Gefunden auf dem Palatin. Das Fragment rührt von einer Wiederholung der unter n. 1883 besprochenen Reliefkomposition her, die Hermes darstellt im Be- griff, Eurydike von Orpheus wieder zu trennen. Erhalten ist hier nur der obere Teil der Hermes und auch dieser stark bestoßen. Die Ausführung ist stilgetreuer, aber weniger sorgfältig als an dem alba- nischen Exemplare.

Bloch griechischer Wandschmuck p. 7. Bullettino comunale ZXY 1897 p. 76 Fig. 1. Vgl. Matz-Duhn zerstr. Bildw. in Born III n. 3730. Friederichs-Wolters Bau- steine n. 1199.

1400 (479) Fragment eines hellenistischen Beliefs.

Erhalten sind von dem vortrefflich ausgeführten Relief nur der in Dreiviertelansicht wiedergegebene obere Teil eines bärtigen Kriegers und der Profilkopf wie die r. Hand eines Jünglings. Die Blicke beider Figuren sind mit dem Ausdrucke gespannter Aufmerksamkeit nach links gerichtet, als stehe von dort her die Ankunft eines Feindes bevor. Der Jüngling redet seinem Gefährten eifrig zu und gestikuHert dabei mit der erhobenen R., deren Daumen und Zeigefinger leicht vorge- streckt sind. Der bärtige Krieger trägt auf dem Rücken Bogen und Köcher und hält in der R. ein in der Scheide geborgenes Schwert, während seine L. in den Bügel des Schildes greift; sein Visierhelm ist mit zwei zahnförmigen Aufsätzen versehen. Die Deutung auf Odys- seus und Diomedes, wie sie des herannahenden Dolon gewahr werden, wird bestätigt durch ein ebenfalls fragmentiertes Relief, von dem sich aber außer der Gruppe der beiden Griechen links von einem Baum mit dichter Krone der Oberkörper des Dolon erhalten hat. Die beiden Reliefs stimmen zwar nicht soweit überein, daß man sagen könnte, sie

172 ' DAS THERMENMUSEUM. 1401-1406.

seien nach demselben Modell gearbeitet, sind sich aber doch so ahnlich, daß es wohl erlaubt ist, beide auf den gleichen Gegenstand zu deuten, und diesem Schlüsse durfte auch die Beobachtung nicht widersprechen, daß bei der Darstellung des gleichen Abenteuers in der Dias (X 260ff.) Odysseus, nicht Diomedes als beratender Sprecher eingeführt wird. Das Fragment stammt augenscheinlich von einem originalen helle- nistischen Relief etwa des 3. Jahrhunderts v. Chi.

Ausonia II 1007 p. If. Flg. 1.' Das entgpreehende Belief: Bchieiber die helle- nistischen S^liefbilder T. XLV. Ein drittes Exemplar soll sich im Hofmuseum in Wien befinden.

1401 (140) Kopl des Sophokles.

Gefunden bei den Arbeiten der Tiber-Beguliening. Erg&nzt die Nase und die Lippen.

Der Kopf gehört einer Gruppe von Bildnissen an, die augenschein- lich alle mit größerer oder geringerer Freiheit nach dem gleichen Originale gearbeitet sind. Dieses Original muß an der Wende des 5. zum 4. Jahrhundert v. Chr. entstanden sein. Physiognomische Ähn- lichkeit und die Gleichheit der Anlage in den Haarpartien, die Stirn und Schläfen umgeben, läßt uns darin das Vorbild erkennen, nach dem der Künstler des Originals der lateranensischen Sophokles-Statue (n. 1180) mittels Übertragtmg in den reicheren effektvolleren Stil der späteren Zeit sein stark idealisiertes Bild des Tragikers geschaffen hat. Man hat dieser Kombination mit Unrecht widersprochen; die übereinstimmenden Züge beider Kopfe überwiegen entschieden die Abweichungen, die sich alle aus jener Übertragung und der ideali- sierenden Tendenz des jüngeren Werkes erklären. Als Kunstwerk macht der ältere Typus keinen bedeutenden Eindruck, doch scheint er schlicht und treu das Bild der Wirklichkeit wiederzugeben. Aller- dings könnte auch er nicht unmittelbar nach dem lebenden Modell ge- arbeitet sein, denn Sophokles war zu der Zeit, in die wir die Entstehung dieses Bildnisses datieren müssen, ein Greis oder bereits verstorben. Wir haben also auch für diesen Typus noch ein älteres Vorbild vor- auszusetzen, das den Dichter darstellte etwa zur Zeit, da er den „König Oidipus" geschaffen. Vgl. n. 149.

Bemoulli griech. Ikonographie I p. 142 n. 3. Vgl. Jahrbuch d. arch. Inst. V 1890 p. 160fl.; XI 1806 p. 170flf. und die bei Bemoulli yerzeichnete Literatur.

1402 (515) Fragment eines Reliefs mit dem Oberkörper des

ApoUon.

Der Gott ist übereinstimmend mit dem Typus der Statue n. 258 dargestellt. Auf dem Schallkasten der ELithara bemerken wir zwei Raben in flachem Relief, die heiligen Vögel des Gottes.

1403 (39113) Belief mit Darstellvng einer Landschaft

Gefunden i. J. 1906 beim Bau des Palazzo Mengarini auf dem Qui- rinal (oberhalb dee südlichsten Teiles des Oiardlno Golonna). Das Relief ist rechts unvollständig und In den erhaltenen Teilen sehr bestoßen.

OBERES STOCKWERK. 173

Unter überhängenden Felsen, aus denen links eine Quelle nieder- sprudelt, steht eine Herde von Bindern, Schafen und Ziegen gedrängt. Der Wächterhund blickt von der Höhe der Felsen abwärts; er steht neben einer Platane, deren kümmerlich belaubte Aste sich in weitem Bogpn rechtshin erstrecken. Unter ihnen hockt auf dem Gipfel der Felsen eine kleine Gestalt, die wir an demeinen erhaltenen Bocksfuß und der Syrinx in der gesenkten B. als Pan erkennen. Bechts von ihm steht ein offenes Kapellchen, dessen Giebeldach baldachinartig von vier korinthischen Säulen getragen wird. Im Innern der Kapelle, zu der rechts sechs Stufen emporführen, ist auf niedriger Basis ein Bild der laufenden, schießenden Artemis aufgestellt, im Giebel Aktaion gebildet, wie er von zwei Hunden angefallen wird. Bechts von den Stufen ein bekränzter Altar mit wehender Flamme; ein Zicklein ist empor- gestiegen und frißt von den Blumengewinden. Auf dem fehlenden Teile war vielleicht der Hirt der Herde dargestellt; aber auch ohne ihn wäre die Komposition verständlich; man braucht nur an die Mosaikbilder n. 164 u. Bd. I p. 159 unten zu erinnern. Nach einem Gemälde dieser Art mag auch das Belief gearbeitet sein. Der Bildhauer hat sich mit äußerlich-dekorativer Wirkung begnügt und dabei den Bohrer so häu- fig verwendet, daß man seine Arbeit mit Becht in die späte Kaiserzeit datiert hat. Ganz liederlich ist die Perspektive behandelt.

Bollettino d'arte II 1908 VII p. 241fl. mit Tafel. Vgl. Notizie d. acavi 1006 p. 246 ff. Zu der Figur der Artemis vgl. Glarac 564 G 1218 G (Bronzestatuette in Neapel), zu dem Oiebelrelief Amelung Führer durch d. Ant. in Florenz p. 188, zu dem Typus idyllischer Sakral-Landachaft Köm. Mitteilungen XXVI 1911 p. 82 fl.

Fensterwand: 9

1404 (1239) Griechischer Portr&tkopt.

Der vorzüglich gearbeitete Kopf gibt ein Original aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. wieder. Vgl. n. 240 u. 1138. Vgl. über einen ähnlichen Typus Ausonia 11 1907 p. 236 ff.

1405 (488) Yotivrelief, dem Zeus Xenios geweiht.

Das Fragment befand sich, unmittelbar bevor es in das Thermen- Museum übertragen wurde, in dem Antikenl^binett der römischen Uni- ▼ersität, vorher in dem Hause eines Signor d'Este, wo es der damalige Direktor der vatikanischen Bibliothek, Oirolamo Amati (f 1834), be- schrieb und die darauf angebrachte Inschrift kopierte (Amati Vat. 9754 f. 33).

Die unter der Darstellung eingegrabene Inschrift gibt an, daß eine Person» deren Name fehlt und von deren Vatersnamen nur die zweite Hälfte erhalten ist, dieses BeUef infolge eines Traumes dem Zeus Xenios weihte, d. i. dem Zeus, der das Gastrecht wahrt. Diesen Crott haben wir offenbar in der Hauptfigur des Reliefs zu erkennen. Er sitzt, einen knorrigen Stab in der L. haltend, auf einem Pfühle, über den ein Teppich ausgebreitet ist, und streckt den r. Arm nach einer Figur aus, von der sich nur ein Gewandrest unmittelbar neben dem links herabreiohenden Bruche erhalten hat und die vermutlich den

DAS TBERMENMU8EÜM. U06-U08.

Dedik&aten darsteUte; der untere Teil des Gottes bis zu den Knien ist von einem Himation bedeckt ; unter- halb des 1. VoTderarmes sitzt auf dem Pfühle der Adler. Die bildliohe Dantellnng wie die Inschrift, von der das beistehende Faksimile einen Begriff gibt (Fig. 38), zeichnet sich durch mancherlei Absonder- Uohkeiten aus. Der knorrige Stab dürfte ab Attribut des Zeus einzig in seiner Art sein. Der Adier ist in streng typischer, man möchte beinahe sagen heral- discher Weise stilisiert. Bei der Wiedergabe der Sobmalseite des Pfühles hat der Bildhauer, wie es vielfach in der archaischen Kunst geschieht, von der Perspektive Abstand genommen. Die Weise, in der die Falten des Himations charakterisiert sind, erinnert an eine im 5. Jahrhundert v. Chr. übUohe Gewand- hehandluDg, unterscheidet sich aber von ihr donth eine ganz unmotivierte Unruhe, die den Bindruok er- weckt, als werde der Stoff durch den Wind gekräuselt. An den Beinen des Gottes fällt die eigentnmlich stumpfe Modellierung auf. Die Inschrift enhält eine gramma- tösche Monstfusität; Jiti statt i^tL Der Buchstabe N zeigt eine archaische, das A hingegen eine jnnge Form: N, A. DieStrioheder Buchstaben laufen viel- fach in die Schwänzchen aus, denen wir erst in spät- bell^ÜBtischer Zeit begegnen. Nach dem ersten Ein- drucke könnte man geneigt sein, dieses Fragment für ein modernes Mfushwerk zu erklären. Doch wider- spricht dieser Auffassung die Tat«Bche, daß seine Existenz sich mindestens bis zum Anfange der dreißiger Jahie de» vergangenen Jahrhundert« zurüok- verfolgen läßt, also bis in eine Zeit, inderdie archäo- logische and epigraphische Kenntois zu wenig fort- geschritten war, als daß sie die für eine so gelehrte Fälschnng erforderlichen Mittel hätte darbieten können. Außerdem sind neuerdings auf dem Eequilin zwei Fragment« eines Reliefs gefunden worden, die ähnhohe stilistiBche Eigentümlichkeifen aufweisen und deren antiker Ursprung über allen Zweifel erhaben ist. Wir haben demnach diese Reliefs einer eigen- tümlichen archaisierenden Richtung zuzusobreiben, einer Rit^tnng, die sich in demExemplaredfisThermen- muscums nicht nur auf die bildliche Darstellung sondern auch auf den Buchstaben Charakter der In- schrift erstieokt. Leider bietet die Inschrift keine

OBERES STOCKWERK. 175

festen Anhaltspunkte für eine bestimmtere Datierung dar; denn nach

dem Urteil eines bewährten Epigraphikers läßt sie einen sehr weiten

Spielraiun offen, etwa zwischen dem Anfang des 1. Jahrhunderts

y. Chr. und dem yorgerüokten 2. Jahrhimdert n. Chr.

Amdt la glyptothftque Ny-Garlsberg p. 04 Fig. 84. Vgl. Inscr. graecae Sic. et It. ed. Kaibel n. 990.

Vor dem 1. Fenster: 1,406 (498) Fragment eines Reliefs mit dem Kopf einer Moire«

Ehemals im Mtueo Kircheriano.

Der außerordentlich, fast gemmenartig-fein geschnittene Kopf

stammt von einer Darstellung der drei Schicksalsgöttinnen (Moiren),

die der Geburt der Athena beiwohnen, einer Darstellung, die wir

durch zwei vollständige Wiederholungen kennen. Zwei von den

Göttinnen stehen, die dritte sitzt; von den stehenden hält die eine

Lostafeln in der L., die andere eine geöffnete Rolle; die sitzende

spinnt. Zu einer Replik dieser Figur gehörte der hier erhaltene Kopf.

Das Vorbild muß ein Künstler des 4. Jahrhunderts v. Chr. aus

praxitelischem Kreise geschaffen haben. Vgl. 110, 111.

Jahreshefte d. österr. arcb. Inst. VI 1903 p. 101 Fig. 49. Die Darstellung der Moiren ist ganz erhalten auf einem Belief in Tegel (Jahresh. a. a. O. p. 99 Fig. 48; modemer Cicerone Born I p. 430) und auf dem Jiadrlder Futeal (R. von Schneider die Geburt der Athena, Abhandl. d. arch.-epigr. Seminars in Wien 18S0 T. I; Ame- lung die Basis d. Praxiteles in Mantinea p. 18 Abb. 1; Amdt-Amelung Binzel- Auf- nahmen n. 1726 1728).

Rechts von dem Fenster:

1407 (1248) Porträtkopf eines liellenistischen Herrscliers.

Bhemals auf dem Falatin. Der Stil dieses interessanten, bedeutenden Kopfes deutet auf die hellenistische Zeit, die das Haupt umgebende Binde auf einen Herr- scher. Wenn die Züge des Kopfes an manche Satyrtypen erinnern, so wird der Grund dieser Bildung ganz individueller Art gewesen sein. Ein Gelehrter hat in dem Kopfe ein Porträt Antiochos VI. erkennen wollen, doch bieten die Münzen mit dem Bilde dieses Königs keine Möglichkeit, eine derartige Annahme zu begründen.

Journal of hell, studies XXV 1905 T. IX 1 p. 97 f. Fig. 1. Hekler Bildniskunst d. Oriech. u. Böm. T. 124 a. Vgl. Gatal. of greek coins in the Brit. Sfus. The Seleudd kings of Syria pl. XIX. Altertümer von Fergamon VII p. 144 f. T. XXXII.

Vor dem rechten Fenster:

1408 (506) Belieffragment; Anaximandros.

Es wurde, in eine Mauer verbaut, an der Via delle sette sale bei der Grundlegung des Klosters der Soeurs de Gluny gefunden.

Erhalten ist der obere Teil eines of fenl»ar sitzenden, bärtigen Man- nes mit stark durchfurchtem Gesicht und spärlichem Haupthaare, der, in Nachdenken versunken, die 1. Hand an die Wange gelegt hält. Die Formengebung entspricht der naturalistischen Richtung der hei-

176 DAS THERMENMIJSEÜM. 1409—1412.

lenistjsohen Kunst. Über dem Kopfe des Mannes ist der Name [A]naxi- mandros eingemeißelt. Die früher geäußerten Ansichten, nach denen damit der Künstler des Reliefs oder ein Verstorbener namhaft ge- macht wäre, dessen Grab das BeUef geschmückt habe, können \irir als erledigt betrachten, nachdem sich das Fragment eines stilistisch und in den Größenverhältnissen vollkommen entsprechenden Reliefs gefunden hat, auf dem ein ebenfalls sitzender Mann durch eine in den gleichen Schriftformen gehaltene Insohrift ain Sitsoe als Eudoxos be- zeichnet ist. Augenscheinlich stellte also dieses Relief den berühmten Mathematiker, Naturforscher und Philosophen Eudoxos aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. dar, unser Relief den ionischen Naturphilosophen Anaximandros. Da seme Tätigkeit in das 6. Jahrhundert y. Chr. fiel, kann es sich nicht um ein ikonisches, sondern nur um ein frei erfunde- nes Porträt handeln, wie es in denen der sieben Weisen (n. 274, 275, 393) eine Analogie findet.

BenxoulU griech. Ikonographie I p. 73 f. Abb. 13. Vgl. BuUettino comonale XIV 1886 p. 286, p. 320 n. 10. Das Faksimile der Inschrift daselbst T. XI, XII n. 10. Das Endoxos-Belief befindet sich heute im Eunsthistorischen Landesmuseum zu Budapest. Über Eudoxos s. Pauly-Wissowa Aealenzyklopftdie VI 1 p. 930 n. 8.

1409 (13130) Relief-Fragment, Eopt eines Pferdes und Arm

eines Kriegers mit Schild (jetzt vor dem 1. Fenster).

Gefunden bei den Arbeiten der Tiber-Eegulierung. Das Relief, von dem dieses hervorragend fein ausgeführte Frag- ment stammt, war augenscheinlich eine Arbeit der ersten ELaiserzeit. Der Schild hat eine oblonge Form.

Zimmer XIII.

1410 (625) Männlicher Eolossalliopf, Clodius Albinas (i).

Vormals auf dem Palatin. Der Stil und die Anordnung des Haares wie des Bartes deuten auf den Übergang vom 2. zum 3. Jahrhundert n. Chr. Der Kopf erinnert an die Porträts des Clodius Albinus (vgl. n. 182). Wenn diese eine etwas klobigere Nasenspitze und einen etwas kürzeren Bart zeigen, ist e^ doch zweifelhaft, ob wir deshalb berechtigt sind, dem hiesigen Kopfe die gleiche Benennung abzustreiten.

1411 (9173) Dreiee kige Beliefplatte mit Darstellung der Isis.

Ehemals im Museo Kircheriano. Das Relief war augenscheinhch bestimmt, das Giebelfeld einer kleinen Aedicula zu schmücken. Die Göttin, kenntlich an dem Sistrum in der erhobenen B., sitzt äüf einem großen laufenden Hunde. Es ist Isis Sothis, die Herrin des Himmels, auf dem Siriushunde. In dem Grunde bemerken wir unregelmäßig verteilte Löcher; offenbar waren darin metallene Sterne eingesetzt, und die ganze Darstellung ent-

OBERES STOCKWERK. 177

sprach also dem Schmucke des Tympanon an der Fassade des Iseum Öumpense (Gassius Dio LXIX 10; Sitzmigsberiohte d. Berl. Akademie 1909 p. 640ff. T. IV; Sitzungsbericht© d. Heidelberger Akad. 1910 VII p. lOf. Taf. n. 4). Das schlecht gearbeitete Relief stammt aus spät- römischer Zeit.

Vgl. Boscher mythol. Lexikon II 1 p. 484.

1412 (165) Relief^ Prozession Ton TogatI Yor der Front eines Tempels«

Nur der obere Teil besteht aus Marmor ; er befond sich, ehe er in das Mu- seum gelangte, hi dem Atelier des Bildhauws Viti. Über die früheren Schicksale des Fragmentes vgl. Matz-Duhn zerstr. Bildw. in £om III p. 35. Der untere Teil ist ein Gipsabguß des zugehörigen Fragmentes im latexanisehen Museum n. 1146.

Das obere Fragment zeigt die Vorderseite eines Tempels römisch- korinthischer Ordnung. Obwohl davon nur etwas mehr als die Hälfte erhalten ist, genügt dies, um zu erkennen, daß der Tempel zehn Säulen in der Front hatte, was mit Unrecht bestritten worden ist. Der Giebelschmuek bezieht sich auf die Gründungssags der Stadt Rom. Genau in der Mitte ist Rhea Silvia gelagert; die beiden Beine und die eine Hand mit der Lanze, die sich rechts von ihr erhalten haben, rüh- ren von Mars her, der zu der Jungfrau herabschwebt; links von ihr sieht man die Wölfin, die Romulus und Remus säugt, und zwei Hirten, die sich ihr unter Gebärden der Verwunderung nähern; in der 1. Ecke des Giebels lagern einSchaf und einWidder. Zwei in ganz flachem Relief wiedergegebene Rutenbündel (fasces), die man innerhalb der Säulen- halle, das eine zwischen der ersten und der zweiten, das andere zwischen der vierten und fünften Säule (von links) wahrnimmt, beweisen, daß auf dem unteren fehlenden Stücke des Reliefs eine Handlung darge- stellt war, bei der liktoren auftraten. Ein Gelehrter hat diesen feh- lenden Teil in dem unter n. 1146 besprochenen Fragmente des late- ranischen Museums nachgewiesen. Ein Abguß dieses Stückes ist hier mit dem oberen Teile vereinigt. Derselbe Gelehrte glaubte femer, das Gebäude, das auf dem Bruchstücke dargestellt ist« mit Sicherheit für den Tempel erklären zu können, den Hadrian'an der sacra Via der Ve- nus und Roma erbaute, und demnach die Hauptfigur des lateranischen Reliefs auf denselben Kaiser beziehen zu dürfen. Tatsächlich war auch der Doppeltempel des Hadrian ein Dekastylos, und der Schmuck des Giebelfeldes würde vortrefflich für die der Roma geweihte Seite pas- sen. Aber die ganze Kombination scheitert an zwei Beobachtungen. Der Stil des Reliefs, vor allem der erhaltenen Köpfe, ist weder hadria- Disch, noch, wie man auch behauptet hat, spät- tra janisch; er entpricht durchaus dem Stil der iulisch-claudischen Epoche. Femer wird auf späteren Reliefs der Kaiser, der Genius des Senats und die eine oder andere PersönKehkeit im Gefolge wohl noch mitdem Umwurf der Toga dcurgestellt, wie er in der ersten Kaiserzeit üblich war, die Mehrzahl der

H e 1 b i g : Führer. II. 8. Aufl. 12

178 l^AS THEBMENMÜSEÜM. U13-1418.

Figuren aber folgt der jeweiligen späteren Mode. Auf unserem Belief tragen die vier Männer, deren Tracht sich erkennen läßt, die Toga ins- gesamt nach jener älteren Weise, und es ist mit Recht behauptet worden, daß die Figur, die Thorwaldsen mit dem Trajanakopfe ausge- stattet hat, nicht den Kaiser habe darstellen können, daß wir diesen vielmehr weiter rechts vorauszusetzen haben. Wir haben den Tem- pel also unter den Gebäuden der augusteischen Zeit zu suchen; seine Bestimmung bleibt ferneren Studien vorbehalten. Die dargestellte Prozession kann weder zu einem Triumph in Beziehung gestanden, noch religiösen Charakter gehabt haben, da alle Beteiligten unbe- kränzt sind.

Baoul-Eochette monuments inödits pl. VIII 1 p. 36. Ganina architettura an- tica, sezione III, T.XXXIII 1. Römische Mitteilungen X 1805 T. V p. 244—251. Zeitschrift f. bild. Kunst N. F. XIII 1902 p. 152f. Abb. 4. Modemer Cicerone Born I p. 329 mit Abb. Petersen vom alten Aom'p. 8öf. Weitere ältere Literatur bei Matz- Duhn III n. 3519. Neuerdings vgl. Fapers of the British school at Borne IV p. 247 ff. (bes. p. 248 Anm. 4). Berliner philol. Wochenschrift 1911 p. 1239f.

1,413 (1222) Büste der Sabina, der Gattin des Hadrian,

Gefunden an der Via Appia. BoUettino d'aite HI 1909 VIII T. I p. 288. Hekler Bildniskunst d. Oriech. u. Böm. p. XXI T. 257a.

1414 (644) Kopf des OaUienus.

Gefunden im Haus der Vestalimien (vgl. Bd. II p. 152 f.). Die Ausführung des Kopfes ist für seine Zeit verhältnismäßig sehr fein. Hekler a. a. O. p. XLVI T. 298.

1415 (629) Kopf der Sabina.

Gefunden bei dem Bau des Monumentes fOi Vittorio Bmannele. Er- gänzt der vordere Teil der Käse.

An dem Teile des Mantels, der über den Kopf gezogen ist, haben sich Reste roter Farbe erhalten. Vgl. n, 1413. Hekler p. XLI T. 257 b.

1416 (162) Kopf der Jüngeren Faustina oder Lueilla.

Gefunden im Haus der Vestalinnen (vgl. Bd. II p. 152 f.). BemouUi Tom. Ikonographie. II 2 p. 194 n. 6. Amdt-Bruokmann grieoh. u. röm. Portr&ts n. 756, 767. Hekler p. XUV T. 284 b.

1417 (1219) Yortrelfllohe Büste des Antoninas Pius.

Gefunden auf dem Falatin, in dem nördlichen Teile der Halle, die das sogen. Stadium umgibt. Monumenti pubbl. dair accad. dei Lin- cei V 1895 p. 81ff. Flg. 36. ITotizie d. soavi 1893 p. 163 b. Hekler X. 264 b.

1418 Fragmente eines historischen Reliefs.

Gefunden Ende des vorigen Jahrhunderts beim Bau des halbrunden Palastes an der Kordseite der Piazza dell' Bsedra.

Erhalten sind nenn Fragmente. Fünf von ihnen stammen von einer Darstellung in teilweise sehr hohem, teilweise flacherem Belief. Diese war angenscheinlieh von einer reichen Architektur umrahmt» zu der die vier übrigen Fragmente gehörten. Wir sehen zwei ver-

OBERES STOCKWERK. 179

kröpfte Gebälkstücke mit Zahnschnitten, Perlschnüren, Blattreihen und einem außerordentlich zart gearbeiteten Friesstreifen mit Greifen, die paarweise eüiem Elandelaber zugewendet sind. Das Gebaik wurde nicht von Säulen, sondern von naturalistisch gebildeten Palmen getra- gen, von denen sich an diesen Fragmenten nur die Blattkronen erhalten haben. Einen Flalmenstamm bem^ken wir im Bücken des Frag- mentes eines bekleideten Jünglings, der demnach an eine .des Palmen lehnend dargestellt war. Der Bücken des in der Größe entsprechenden nackten Jüngüngstorso ist abgesplittert; wir werden annehmen dürfen, daß er ebenfalls gegen einen der Palmenstämme lehnte. Das Motiv der Palmen an Stelle der Säulen kehrt an keiner anderen antiken Ar- chitektur wieder, findet sidi aber an gemalten Architekturen pompe- janischer Wände vierten Stiles. Wegen des Motives von Figuren, die vor Säulen gestellt sind, vergleiche man drei spätrömische Fundstücke aus Korinth zwei orientalisch gekleidete Jünglinge und eine weib- liche Gestalt, die vor ffeilefn mit korinthischen Kapitellen stehen. Auf dem größten der Belief fragmente sehen wir den Kopf eines Flamen kenntlich an seiner helmartigen Kappe ( v^. n. 893) vor der Fassade eines Tempels tuskanischer Ordnung mit dorischem Gebälk, aber ohne Triglyphen. Hinter den Säulen, die unkanelliert sind und deren Hals von zwei Bingen umschlossen wird, ist das Tür- gewände und links von der Stirn des Flamen ein halbgec^neter Tür- flügel sichtbar^ In dem Giebelrelief hat man eine Darstellung des Au- spicittm erkennen wollen, das die erste Anlage Boms auf dem Palatin, der Wahl des Bomulus entsprechend, sanktionierte. Man hat die Figuren von rechts nach links so g^eutet: Bemus mit dem Hirtenstabe sitzend und zur Mitte emporschauend; Dea Murcia ( ?) als Vertreterin des Aventin, den Bemus für die Gründung der Stadt auserkoren hatte; Silvanus; Faustulus im Hintergrunde; Mercurius; Victoria; Mars im Hintergrunde; luppiter mit dem Adler (über der 1. Türe); Pales als Vertreterin des Palatin; Bomulus mit dem iHillhom, das wir aber mit größerem Rechte der vermeintlichen Pales zuschreiben dürfen. Die drei Türen sollen auf das Gehege der ersten Ansiedelung deuten; über der mittleren erschiene der Schwärm der 12 Geier, der für Bomulus und den Palatin entscheidet. Das Bedenklichste an dieser Deutung ist die Erklärung der drei Türen, zumal das Gehege der ersten Ansiedelung in dem angenommenen Augenblicke ja noch gar nicht, vorhanden war. Andere Bedenken hat sich der Gelehrte, der die Deutung ausgesprochen hat, selbst nicht verhehlt. Die end- gültige Lösung des Bätsels bleibt noch zu finden. Für jeden, der sich jener Eddärung anschließt, ist die Feagß, welcher Tempel hier darge-, stellt sei, entschieden; es könnte nur der unter Augustus erneuerte Tempel des Quirinus auf dem Quirinal in Frage kommen, der nach Vitruv (m 2) ein dorischer Dipteros mit acht Säulen in der Front

12*

180 DAS THERMENMUSEÜM. 1419-1424.

war. Die acht Säulen hätte der Künstler des Reliefs allerdings um zwei vermindert, denn mehr als sechs Säulen kann die Fassade auf dem Belief nicht besessen haben (vgl. den viersäuligen Tempel des lup- piter Capitolinus auf dem Belief n. 893). Ein Teil einer Säule hat sich auch auf dem Grunde des Fragmentes mit einem kurzbärtigKi be- helmten Kriegerkopfe erhalten. Die Omamiente des Helmes sind eben« so zart und lebendig gearbeitet, wie die Greife am Fries des Gebälkes. Weiter ist ein bekränzter weibHoher Kopf mit idealen Zügen, ein Jünglingskopf und der Kopf eines zum Opfer geschmückten Stieres erhalten. AugenscheinHch wurde also vor dem Tempel ein feierliches Opfer im Beisein von Vertretern des Heeres vorbereitet; der weib- liche Kopf könnte einer Victoria gehört haben. In den Zügen des be- helmten Kopfes hat man Ähnhchkeit mit dem Porträt des Oaracalla entdecken wollen und danach die ganze Arbeit in die Zeit dieses Kai- sers datiert. Einem so späten Ansätze aber widerspricht durchaus der Stil der Fragmente und vor allem die Tatsache, daß an keinem der Köpfe die Augensterne markieirt sind. Der üppige Beichtum der ar- chitektonischen Ornamente, die duftige Zartheit, mit der die Ornamente an Fries und Helm wiedergegeben sind (vgl. n. 1199 und die Pfeiler an n. 1195, 1196), auch die lebendige weiche Arbeit an den Köpfen all das findet ebensowenig in der Zeit des Oaracalla, wie in der des Ha- drian, an die man auch gedacht hat, sondern nur in der Zeit der tla- vischen Kaiser Parallelen. Daran brauchen uns auch die Barte des Flamen und des Kriegers nicht irre zu machen; war doch die Bart- traoht der Kaiser nie soweit für die allgemeine Volkssitte bindend, daß sich nicht in jeder Periode AbVeichungen von ihr feststellen heßen. Zudem ist uns bekannt» daß .gerade von den flavischen Elaisem auf dem Quirinal eine großartige Bautätigkeit entfaltet worden ist, deren Anlagen sich sehr wohl bis zu dem Fundort der Fragmente aus- gedehnt haben können.

Böm. Mitteilungen XIX 1904 T. III, IV p. 23 ff. E. Streng roman sculpture pl. XCIII p. 802. MöUnges d'aichtol. et d'hist. XXVI 1006 p. 493 f. Die Funde in Eorinth: Americ. Journal of arch. VI 1902 pl. 4 p. 7ff. S. Beinach r^pertoire de la stat. III p. 187 B. 1, 3. Zu den Palmensäulen auf pompejanischen Wänden: Ab- handl. d. phil.-hist. £1. d. sächs. Oesellsch. d. Wiasenach. XXII 1004 IV p. 69 Fig. 36; zu flayischer Ornamentik: ebenda p. 73 Fig. 38 a, b. Zu den Palmensäulen vgl. auch Vatikan-Katalog II p. 217 n. 80 n. Altmann die röm. Grabaltäre p. 122 n. 180 Fig. 08. Zur Barttracht: Pauly-Wissowa Bealenzyklopädie III 1 p. 33 f.

1419 (638) Kopf des greisen Marc Aurel.

Gefunden im Haus der Vestalinnen. Ergänzt die Nase. Die Büste ist zum Teil antik, aber schwerlich zugehörig. BemoulU röm. Ikono- graphie II 2 p. 168 n. 29.

1420 (616) Eopf des dritten Drnsus, des älteren Bruders des Ca-

llgul« (?).

Vormals auf dem Palatin. Ergänzt die Nasenspitze, Splitter an den Lippen und die längs der Wangen wie die über den Hals herabreichenden. Teile des Mantels.

OBERES STOCKWERK 181

Man hat den Kopf auf den jüngeren Drusus wie auf Caligula ge- deutet, letzthin die oben gegebene Benennung vorgeschlagen.

Matz-Duhn zerstr. Bildw. in Born I n. 1880. Bemoulli röm. Iln>nogr8phie II 1 p. 170 n. 10. Arch&ol. Anzeiger XXY 1910 p. 634. HeUer Bildniskunst d. Griech. u. Böm. p. XXXVI T. 181.

1421 (627) Kopf des Antoninus Plus.

Oefnnden in Formiae. E^nzt die Nasenspitze. Der Kopf gehört zu den besten Porträts des Antoninus Pius, die sich erhalten haben.

Hekler Bildniskunst d. Griech. u. Böm. T. 264 a.

Fensterwand:

1422 (329) Kolossaler Poirträtkopf eines Knaben.

Der Kopf befand sicli mit n. 1428 u. 1430, als die italienische Begie- rung den Kirchenstaat okkupierte, zu Ostia in «inem Magazine, das zur provisorischen Aufbewahrung der bei dortigen Ausgrabungen entdeckten Antiken diente.

Man hat in dem Kopfe, der von einer Statue herrührt, ein Porträ4; des Alexander Severus yermutet. Um die Stirn herum erstreckt sich ein Streifen, auf dem die Haare abgemeißelt sind. Wie es scheint, diente die so gewonnene Vertiefung als Lager für einen metallenen Kranz, mit dem man den Kopf umgab, als er bereits fertig ge- arbeitet war.

1423 (88) Büste des Jugendlichen Caracalla.

Gefunden bei dem Bau des Finanzministeriums. Ergänzt die Nase, die Unterlippe, der größte Teil des Kinnes. Die Zugehörigkeit der sicher antiken Büste scheint nicht über allem Zweifel erhaben.

Man hat den Kopf früher mit Unrecht für Geta erklärt.

Bemoulli röm. Ikonographie II 3 p. 71 n. 6.

1424 (496) Bellet, Affe auf Kamelblga.

Ein langschwänziger, zottiger Affe, der der Gattung der Paviane (papio, cynöcephalus) anzugehören scheint, sitzt auf einem zweirä- drigen Rennwagen, der von zwei galoppierenden, einhöckerigen Ka- melen gezogen wird, und hält mit beiden Händen die Zügel. Derar- tige Darstellungen werden in der Regel für scherzhafte Erfindungen der Künstlerphantasie erklärt. Man darf aber nicht vergessen, daß die Abrichtung der Tiere im Altertum, besonders in Alexandreia, mit nicht minderer Virtuosität betrieben wurde, als heutzutage. Daß Affen zum Kutschieren dressiert wurden, ist ausdrücklich bezeugt. An- dererseits erfahren wir, daß Nero und Elagabal Quadrigen von Ka- melen im Zirkus um die Wette rennen ließen. Hiemach scheint es recht wohl möglich, daß unser Relief ein Schauspiel darstellt, wie es das Publikum in Alexandreia und Rom bei öffentlichen Festen zu bewundem Gelegenheit hatte.

182 I>AS THERMENMÜSEUM. 1425— 14S7.

über die Dressur der Tiere im Altertum: Lumbroso l'Bgitto dei Greci e dei Romani 2. ed. p. 115. Friedländer Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms U* p. 402fl. Keller Tiere des klass. Altertums, besondere p. 3 ff. Die obigen Angaben gründen sich hauptsächlich aui Aelian. de natura animalium V 26; Sueton. Nero 11; Lampridius Antoninus Heliogabalns 23. Als T. Vedius in Laodicea dem Cic»o entgegenkam, befand sich in seinem Gefolge ein cynocephalus in essedo (Cic. ad Att. VI 1, 25).

1425 (641) Büste des Jugendlichen Caraealla»

Gefunden im Haus der Vestalinnen (vgl. p. 152 f.). Ergänzt die Nasenspitze.

Auch diese Büste wurde früher, wie n. 1423, für Geta erklärt.

Bemoulli röm. Ikonographie II 2 p. 201 n. 3, p. 202 f.

1426 (648) Büste des Caracalla.

Gefunden auf dem Esquilin beim Bau des Finanzministeriums. Vor- mals im Museo Kircheriano. Ergänzt die Nase.

Die Büste gibt das augenscheinlich offiziell anerkannte Porträt des Kaisers wieder. Vgl. Band I n. 221 u. p. 454 n. 53, die beide sorg- fältiger gearbeitet sind, als die hiesige Büste.

De Buggiero guida dei Museo Kircheriano (Bomae 1879) p. 1 n. 5.

1427 (618) Kopf des Nero.

Vormals auf dem Falatin. Erg&nzt der größere Teil des Hinterkopfes, die Nasenspitze, ein großes Stttck auf der r. Seite des Halses. Splitter an den Ohren und am Elinn.

Der Kopf ist das beste Marmorporträt des Nero in Born.

Blatz-Duhn zerstr. Bildw. in Bom I n. 1829. Bemoulli röm. Ikonographie II 1 p. 393 n. 7, p. 397 Fig. 57, p. 402, p. 408. Hekler Bildniskunst der Griechen u. Römer p. XXXVI T. 183.

1428 (326) Kolossalkopf des Gordlanus IIL (f 241 n. Chr.).

Herkunft wie bei n. 1423. Die Benennung ist durch die schlagende Ähnlichkeit mit den Münzporträts dieses Kaisers gesichert. Der Keil, den das unter dem Halse ansetzende Stück bildet, beweist, daß der Kopf in eine Statue eingelassen war. Die verlorenen Ohren waren angestückt.

Atti deir Accad. Fontif. romana di archeol. Serie II, X 2, 1912 p. 78 Fig. 15. Hekler Bildniskunst der Griechen u. BGmer p. XLV T. 292.

1429 Belieffragment mit BarstelluH^ einer Göttertrias«

Erhalten ist nur der obere Teil der drei Figuren. Wir erkennen in der Mitte den luppiter Heliopohtanus, rechts von ihm eine weib- Hche Gottheit mit Kalathos und Schleier, eine Blüte und zwei Ähren ( ?) in der Linken. Wir werden sie Atargatis nennen können ; mit ihr war der luppiter Heliopolitanus in Hierapolis am Euphrat verbunden. Dunkel bleibt die Bedeutung der dritten Gottheit links, die eberfalls weiblich und in Hermenform dargestellt ist; sie trägt einen Kala- thos, wie die beiden anderen, und eine Art Torques um den Hals, wie der luppiter. An dem Hermenschafte ist vom eine Reliefdarstellung angedeutet; man erkennt links einen nach rechts blickenden mensch- lichen Kopf, rechts davon einen Adler mit ausgebreiteten Flügeln und über diesem einen Halbmond mit runder Erhebung in der Mitte.

OBERES STOCKWERK. 183

Vgl. Röscher mythol. Lexikon I 2 p. 1987 ff. und zu der Oestalt, die wir Atargatis genannt haben, die Kybele eines Votivreliefs in Beslin (Archftol. Zeitung 1S80 T. lY 4; Baumeister Denkmäler d. klass. Altertums II p. 799 Abb. 863), sowie eine Statue in Kairo (Edgar Mus6e de Gaire, greek sculpture n. 27469 p. 17 pl. VIII; S. Beinach r6pert. de la stat. lY p. 139 n. 1).

1430 (330) Kopf des Yespaslan«

Herkunft wie bei n. 1423.

Der charaktervpU ausgeführte und vortrefflich erhaltene Kopf un- terscheidet sich von den sonst bekannten Porträts dieses Kaisers da- durch, daß er den kritischen Zug in dem Gesichtsausdruck mit grö- ßerer Schärfe hervorhebt.

Atti deir Accad. Pontif . romana di archeol. Serie II, X 2, 1912 p. 76 Fig. 14. Hekler BUdniskunst der Griechen u. Bömer p. XXXVIII T. 218 a.

Zimmer XIV. 1431 1437 Sieben Porträihermen von Zirkuskutschern«

Gefunden vor Porta Portese unweit der Eisenbaimstation von Trante- vere, im Gebiet der Garten des Caesar. Sie waren hier alle sieben neben- einander auf einem mit Muscheln verzierten Sockel aufgestellt. In dem- selben Baume fand man eine Statuette des Herkules aus Tuff, die den Heros liegend und schmausend darstellt. Augenscheinlich handelt es sich also um das Hdligtum, nach dem ein l!eil jener Begion ad Herculem cubantem genannt« wurde. Pie Wagenlenker hatten ihre Hermen als Weihgaben in dem Heiligtum ihres Patrons aufgestellt (vgl. die Bemerkungen über ' den Fundort von n. 293).

Diese sieben Hermen sind zwar von verschiedenen Bildhauern ge- arbeitet^ scheinen aber nach Stil und Haarschnitt alle derselben Zeit und zwar der Zeit des iulischen Kaiserhauses anzugehören. Vier von ihnen (Museumsnummem 22, 24, 34, 38) sind durch die um die Brust verschnürten Riemen (vgl. n. 327, 1438) als Porträts von Zirkuskut^ schem (agitatores circenses) charakterisiert, und wir dürfen Porträts von solchen auch in den drei anderen Exemplaren erkennen, die dieses Attributes entbehren (Mn. 16, 18, 30), da es sicher ist, daß die sieben Hermen eine zusammengehörige Gruppe bildeten. Die Betrachtung der Köpfe lehrt, was für verschiedenartige' Individuen jener während der ILaiserzeit hoohgefeierten Berufsklasse angehörten. Die Herme Mu- seumsnummer 22 ist augenscheinlich das Porträt eines Vollblutita- likers. Sie zeigt eine PhiHsterphysiognomie, wie wir ihr häufig auf gleichzeitigen römischen Grabsteinen begegnen, und die großen häß- lichen Ohren, die für den altrömischen Typus bezeichnend waren (vgl. n. 953). In schroffstem Gegensatz zu diesem Porträt steht das unter den sieben Hermen am besten ausgeführte Exemplar Mn. 18. Das feine Gesicht läßt darauf schließen, daß dieser junge Mann einem von alter Kultur durchdrungenen Volke entsprossen und etwa aus dem hellenistischen Osten nach Rom gekommen war. Die offenbar mit dem Brenneisen (calamistrum) gedrehten Löckchen, die, in parallele Strei- fen angeordnet, den Schädel bedecken, kennzeichnen ihn als einen vollendeten Stutzer. An Mn. 24 fällt der bornierte Ausdruck, an Mn. 38 die gemeine Gesichtsbildung auf.

184 DAS THERMENMÜSEÜM. 1488-1440.

Hekler Bildniskunst dei Griechoi u. Bömer T. 194 a, 234, 249. Vgl. Notizie degli Bcavi 1889 p. 243, p. 24Q n. 21—27. Bömische Mitteilungen VI 1891 p. 237—238, VII 1893 p. 831. Über die gebrannten Locken: Marquardt-Mau das Privatleben der Bömer p. 147 Anin. 7, p. 601, p. 605 Anm. 7. Über die Statuette des Hercules cubans s. Kotizie d. acavi a. a. O. p. 245 b mit Abb. Bullettino comunale XYIII 1890 p. 9. Böm. Mitteilungen XII 1897 p. 67.

1438 Tier Mosaikbilder, die Factiones circenses.

Das leidenschaftliche Interesse» mit dem das römische Publikum während der Kaiserzeit den Verlauf der Zirkusrennen verfolgte, wurde dadurch gesteigert, daß sich das bei den Rennen beteiligte Personal in verschiedene Parteien gespalten hatte. Diese unterschieden sich durch die Farbe, die in der Tracht der Lenker wie in dem Schmucke der Wagen vorherrschte. Sehen wir von einigen Parteien ab, die nur einen vorübergehenden Bestand hatten, so gab es in der Kaiserzeit deren vier: die Roten (factio russata), die Weißen (f. albata), die Grünen (f. prasina) und die Blauen (f. veneta). Unsere Mosaike vergegenwärtigen jede dieser Parteien durch die Figur eines Wagenlenkers, der in der einen Hand eine Peitsche, mit der anderen ein Pferd am Zügel hält. In den Pferden haben wir wahr- scheinlich die sinistri f unales zu erkennen, d. i. die an den qua- drigae am weitesten links angespannten Pferde, die beim Rennen die Bahn an der gefährlichsten Stelle, in der unmittelbaren Nahe der metae (vgl. n. 330 332), zurückzulegen hatten. Rechts oben der Vertreter der factio russata in roter, links oben derjenige der fac- tio prasina in grüner, unten der der veneta in blauer und der der alb at a in weißer Tunika. Alle vier tragen unter der Tunika ein taikot- artiges TJntergewand mit langen Ärmeln. Der Thorax ist wie an der vatikanischen Statue n. 327 und an mehreren der Hennen n. 1431 1437 mit Riemen umgeben, in denen wir nicht, wie man früher annahm, die Zügel zu erkennen haben; die korsettartige Umsohnürung sollte dem Leib bei den heftigen Erschütterungen des Rennens Festig- keit und Widerstandskraft geben. Der Vertreter der factio russata hat mit jener Statue auch die Riemen gemein, mit denen die Ober- schenkel umschnürt sind; der Vertreter der albata ist über den en- gen Hosen mit Beinschienen ausgestattet. Der Mosaicist hat die helm- f örmige Kopfbedeckung bei dreien der Lenker mit blauer, bei dem Vertreter der russata mit grauer Farbe wiedergegeben. Hiemach scheint es, daß wir uns diese Kopfbedeckungen nicht, wie es sonst viel- fach der Fall war, aus Leder sondern aus Stahl gearbeitet zu denken haben.

Ersilla Gaetani-Lovatelli antichi monumenti illustrati t. XIII, XnibiB p. 143—168 ( a Atti deir Acc. dei Lincei, serie terza, memorie della cl. delle scienze morali vol.VII 1881 p. 149—156).

OBERES STOCKWERK. 185

Zimmer XV.

1439 (489) Fragment eines Reliefs mit Barstellnng zweier €a-

mflli.

Vonnals im Moseo Kireheriano. Der YollBtandig erhaltene von den beiden CamiUi trägt die ge- gürtete Tunioa und über die 1. Schulter gelegt ein augenscheinlich zusammengefaltetes Tuch, die mappa (vgl. n.*!!??), die unter dem Kamen stola in den Kult der katholischen Kirche überging. Die Haare des Knaben sind kurzg^lockt, abweichend von dem sonst kenntlichen Usus, die Haare der Oamilli lang wachsen zu lassen und besonders fein, manchmal der weiblichen Mode entsprechend, zu frisieren (vgl. n. 957 u. 1523). Die R. hält ein Kiomchen, die L. eine gestielte Schale (vgl. wiederum n. 957). Von einem zweiten Camillus haben sich nur Teile erhalten. Er ist gekleidet wie der erste und trägt auf der L. einen Teller, auf dem ein Weihrauchbüchschen steht (vgl. n. 152)» während die R. eine sehr zierliche Bewegung macht, als wolle sie eins der Weihrauchkömer irgendwohin streuen. Die Arbeit ist ein- fach und sehr fein und stammt gewiß noch aus den ersten Jahrzehn- ten der Kaiserzeit.

L' arte II 1899 p. 69 f. Fig. 36 (auf p. 53). Strong roman sculpture p. 98 Anm. L. G. Spaulding the „Caininu8"-type in sculpture (Lancaster PA 1911) p. 30f.

Zu den beiden Beliefköpfen von Vestalirmen (vormals auf dem PaUtin)

vgl. die Bemerkungen zu n. 1357 1361. Die Gesichter sind nicht

individuell gestaltet (vgl. Americ Journal of arcliaeol. XII 1908 p. 324; ebenda wird auf p. 325 ein dritter Kopf des gleichen Reliefs erwähnt, der sich jetzt in Amerilca befindet; er wurde im Hause der Vestalinnen gefunden).

1440 (1241) Platte mit Mosaikbildern.

Piese und die übrigen in diesem Zimmer aufbewahrten Mosaike stam- men bis auf n. 1446 aus einer an der Via Cassia zwischen dem sechzehnten und siebsehnten Meilenstein gelegenen antiken Villa, die 1873 ausgegraben wurde. Ein Teil der Baulichkeiten in jener G^end hieß in der vorgerückten Eaiserzeit Praetorium Fusci. Wie es scheint, hatte er dem Annius Fuscus, dem Vater des Pescennius Kiger, gehört und ging, als die Güter des letztgenannten konfisziert wurden, in den Besitz des Septimius Seyerus über. Es ist ausdrücldich bezeugt, daß Caracalla, der Solm des Septimius Sevens, in der angegebenen Gegend bauen ließ, und das Gleiche ist, wie es scheint, für seinen Bruder Geta anzunehmen (De Bossi Bull, di archeo- logia cristiana, 2. serie, VI 1875 p. 148 150). Bei der Ausgrabung jener Villa fand sich eine gegenwärtig verlorene Blelröfare, deren Inschrift G. SEPTIMI GETA gelesen wurde (Lanciani i commentarii di Frontino intomo le acque e gli aquedotti p. 264 n. 300). Der Gedanke liegt nahe, daß statt G vielmehr F(ublius) zu lesen und die Inschrift auf den Bruder des Garacalla zu beziehen ist. Der. jener Villa zunächst befindliche, bekanntere Punlct ist die am einundzwanzigsten Meilensteine der Via Oassia gelegene Statio ad Baccanas oder Vaccanas, beute Baccano, weshalb die Mosaike in der Eegel als die Mosaike von Baccano bezeichnet werden. Ihr Stil deutet auf die Zeit des Septimius Severus oder seiner unmittelbaren Nachfolger, während die rohen Eestaurationen, die man an den meisten Exemplaren wahrnimmt, offenbar der späteren Ver- fallszeit angehören. Die Mosaike waren, bevor sie in das Thermenmuseum gebracht wurden, im Museo Eircheriano aufgestellt.

186 DAS THERMENMUSEÜM. 1441— 144S.

Das in dem oberen Teil der Platte rechts eingesetzte Mosaik stellt wie es scheint, eine mythische Szene dar (Marsyas und Olympos ?). Vor einem Felsenhintergrunde sitzt links auf dem Boden ein riesiger nackter Mann, der an einen hellenistischen Typus des Polyphemos er- innert. Sein bärtigßs Haupt ist von einem Laubkranze umgeben und um seinen r. Arm ein Tierfell geschlungen, während an seiner 1. Seite, befestigt an einem über die r. Schulter reichenden Bande, eine Syrinx herabhängt. Vor dem sitzenden Manne steht ein phrygisch gekleideter Jüngling, der die 1. Hand auf eine mit einer roten Binde geschmückte Basis oder einen Altar stützt. Der Mann, der sein Gesicht dem Jüngling zuwendet und den 1. Arm nach ihm ausstreckt, scheint ihm eine eindringliche Bicde zu halten und der Jüngling ihm aufmerksam zuzuhören.

Bull, deir Inst. 1873 p. 132. De Euggiero catalogo del Museo Kircheriano I p. 276 n. 22.

Links oben: Ganymed ist auf der Flucht vor dem Adler auf ein

Knie gestürzt und sucht sich gegen die Umklammerung des Tieres zu

wehren. Die Komposition geht augenscheinlich auf ein bekanntes

Original zurück, da sie sich auf einem weiteren Mosaik und anderen

Monumenten wiederfindet.

Neue Jahrbücher für Philologie IX 1002 T. II 1 p. 431. Vgl. Bull, dell* Inst. 1873 p. 131. De Buggiero p. 274 n. 17. Jahreshefte d. österr. arch. Inst. IX 1906 p. 276 (hier und in den Neuen Jahrb. a. a. 0. sind die weiteren Wiederholungen der Komposition behandelt).

Beclits unten: Eine bukolische Szene. Ein mit einer Nebns be- kleideter Hirte sitzt auf einem Felsblock, im Begriff, mit einem Stab- chen die Röhren seiner Syrinx zu reinigen. Neben ihm liegen auf dem Boden ein Pedum und ein gelber Leder( ?)sack. Vor ihm steht eine Ziege. Bechts im Hintergründe sieht man einen kleinen Tempel und den dazugehörigen heiUgen Baum. Links ragt oberhalb der Ziege über eine Terrainerhöhung die Figur eines zweiten Hirten hervor, der den r. Arm nach links streckt und aus dem Bilde herausblickt.

Bull, deir Inst. 1873 p. 134. De Buggiero p. 276 n. 22.

Links unten: Der geblendete Polyphem sitzt vor seiner Höhle auf dem Felsblocke, der bis vor kurzem dieser Höhle als Verschluß diente, und betastet mit beiden Händen den Rücken eines Widders, an dessen Bauchflies sich Odysseus angeklammert hält* Der Held ist mit dem Pileus ausgestattet und im Vergleich mit dem riesigen Kyklopen in sehr kleinen Dimensionen wiedergegeben.

Bull, deir Inst. 1873 p. 182. De Rnggiero p. 277 n. 23.

1441 (215) Porträtkopf eines Jungen Römers.

Gefunden bei den Arbeiten der Tiberregulierung. Ei^nxt ein Stück an der Stirn, der obere Teil des 1. Auges, beinahe die ganze Nase.

Der Kopf stellt die gleiche Person dar, wie n. 872 im kapitolinischen Museum. Vgl. das dort Bemerkte.

OBERES STOCKWERK. 187

1442 (350) Römischer Porträtkopf mit hohem diademartigen

Aufsatz.

Gefunden in Ostia. Es ist noch nioht gelungen, die Bedeutung des diademartigen Auf- satzes und demnach die der dargestelltenPersönlichkeit überzeugend zu erklären. Die künstlerische Ausführung des Kopfes ist von hervor- ragender Schönheit; man beachte vor allem die feine ModeUierung der Wangen. Dabei ist eine gewisse akademische Kalte und Glätte un- verkennbar. Man kann dieses Porträt zu den besten Erzeugnissen früh - hadrianisoher Kunst rechnen.

In der letzterschienenen Guida des Museums p. 103 wird die Meinung ausge- sprochen, der Dargestellte sei vielleicht Eunuch oder Augehöiiger eines orientalischen Kultes gewesen.

1443 (1242) Platte mit Mosalkhildern.

Herkunft wie bei n. 1440. Oben rechts: Eine bereits im Altertum roh restaurierte und gegen- wärtig stark zerstörte Figur einer Muse.

Bull, deir Inst. 1873 p. 130. De Buggiero catalogo del Museo Kircheriano I p. 280 n. 31.

Oben links: Eine jugendliche Frauengestalt, deren Haupt mit einer Stephane geschmückt und deren nackter Körper nur wenig von dem umflatternden Mantel verhüllt ist, legt die R. an den Schnabel eines vor ihr schreitenden Vogels. Man hat an Leda mit dem Schwan ge- dacht. Doch weisen die Formen des Vogels, soweit sie sich erhalten haben, die braune Farbe des Gefieders und das Fehlen der Schwimm- häute zwischen den Krallen vielmehr auf einen Adler hin. Einer anderen Deutung auf Hebe, die mit dem Adler des 2eus tändelt,

dürfte dagegen der Habitus der weiblichen Figur widersprechen. Bull. 1873 p. 131. De Buggiero p. 270 n. 29.

Unten rechts: Die Strafe des Marsyas. Links sieht man Marsyas, den statuarischen Typen (n. 951, 1925) entsprechend mit den Armen an einem Baume aufgehängt, während ein Sklave beschäftigt ist, die Füße des Verurteilten an den Stamm des Baumes festzubinden. Da- vor liegen auf dem Boden die beiden Flöten des Marsyas. Rechts sitzt Apoll, die Kithara in der L., gleichgültig vor sich hinblickend. Vor ihm kniet der jugendliche Olympos, eine phrygische Mütze auf dem Haupte, und fleht den Gott an, seines Meisters zu schonen. Rechts von Apoll steht Artemis mit Bogen und Köcher, das Haupt ge- schmückt mit der Zackenkrone, die ihr besonders häufig in der kam- panischen Wandmalerei gegeben ist. Hinter dem Gotte sieht man den oberen Teil einer Frauengestalt, vermutlich einer Nike, die einen Kranz nach Apoll ausstreckt.

Bull. 1878 p. 128. De Buggiero p. 276 n. 21.

Unten links: Ein bärtiger Mann braimen Kolorits, mit Schilf be- kränzt, sitzt auf dem Boden und stützt mit der R. ein Füllhorn auf, in

Igg DAS THEBMENMüSEUM. 1444—1448.

dessen Öffnung Früchte deutlich erkeimbar siiid Feigen und Gra- natäpfel — und Kräuter gehäuft sind, während er in der L. einen Zweig (Olivenzweig 7) hält; die Beine sind mit einem grünen Mantel bedeckt. I>ie Lage der Figur und der Schüfkranz deuten auf einen Flußgott, für den auch das Füllhorn paßt. Ball. 1873 p. 186. De Buggiero p. 280 n. 88.

1444 (42133—42135, 52301) Tier Köpfe eines römischen Hoch-

reliefs.

Die drei Köpfe Museumsn. 42133 42185 befandeB sich seit langer Zeit in der Villa Patrizi vor Porta Pia, wo man sie in ein modernes Belief mit den Oberkörpern dreier Liktoren eingesetzt hatte. Über die Herkonft der Köpfe war nichts bekannt. Da nun der vierte Kopf n. 62801 i. J. 1010 bei dem Abbruch der Villa gefunden wurde, dürfen wir schließen, daß jene drei aller Wahrscheinlichkeit nach im Beginne des 18. Jahr- hunderts bei Gelegenheit der Anlage der Villa zutage gekommen sind.

Augenscheinlich stammen die vier vortrefflich gearbeiteten Köpfe

von dem gleichen Hochrelief. Sie sind alle vier bekränzt mit Lorbeer.

Das EeUef wird also eine Prozession dargestellt haben, wie der Fries

der Ära Pacis (n. 1523), und scheint, nach der stilistischen Eigenart

der Köpfe zu schließen, ein Werk der claudischen Zeit gewesen zu

sein.

BoUettinod'arte III 1000 VIII p. 15ff. Pig. 0—11. Vgl. Mats*Duhn zerstr. BUdw. in Born III n. 3530. Über claudische Beliefs s. Jahreshefte d. öeterr. arch. Inst. X 1007 p. 175 ff.

Fensterwand:

1445 (478) Beliefy Larenopfer.

Wer Pompei besucht hat, wird sich entsinnen, in den dortigen Häusern Wandgemälde gesehen zu haben, die den Genius (vgL n. 304) des Hausherrn ( Genius f amiliaris) darstellen, wie er den Laren oder den Laren und Penaten opfert. Unsere Platte zeigt ein derartiges Bild in Belief übertragen. Man sieht am L Ende der Platte eine Laren- statue auf runder Basis, daneben den mit einem Schurze (limus) be- kleideten Schlächter (popa), der das zum Opfer bestimmte Schwein nach rechts schiebt, hierauf einen mit der Toga bekleideten Mann, der die Doppelflöte spielt, vor ihm einen mit Opfergaben belegten Altar und darüber eine r. Hand, die eine Schale hält. Diese Hand rührt von dem Genius familiaris her, der auf der verlorenen, rechten Seite der Platte, über dem Altar hbierend, dargestellt war und mit dem Flöten- spieler die Mittelgruppe der Komposition bildete. Offenbar fand das Relief am r. Ende seinen Abschluß in einer zweiten Larenstatue, die der am 1. Ende angebrachten entsprach. Unmittelbar hinter dem Genius war vermutUch noch eine andere an dem Opfer teilnehmende Figur, etwa ein Camillus (vgl. n. 1439), beigefügt und hiermit zwischen den Figuren zu beiden Seiten der Mittelgruppe das richtige Gleich- gewicht erzielt.

OBERES STOCKWERK. 189

1446 Platte mit MosalkliUdern.

Oben rechts: Ein Eros, der auf einer Meerziege reitet und eine Pal- me in der B. hält; darunter ein Delphin.

Herkunft wie bei n. 1440. ^ Bull. deU* Inat. 1873 p. 134. De Eugglero catalogo del Museo Kircheriano I p. 280 n. 32.

Oben links: Der bakohische Thiasos im Kampfe gegen die Inder.

Gefunden 1741 in der bei TuscolUm ausgegrabenen Villa, aus der auch unsere n. 314 u. 1480 stammen (zwischen Tusculum und der heutigen Villa Buflnella; vgl. Grossi-Gondi il Tuscolano nell' etä classica p. 148). Da es von modemer Hand starlc restauriert ist, fällt es schwer, den ur- sprünglichen Tatbestand festzustellen Ehemals im Museo Kircheriano.

Wir sehen am Ufer eines Flusses einen dicjhtbekränzten Satyr, der ein Pedum gegen einen mit Tierfell bekleideten Krieger schwingt, und eine Bakchantin, die mit einem undeutlichen, vermutUch vom Restau- rator mißverstandenen Gegenstande (ursprüngUch doch wohl einem Thyrsos) einem anscheinend verwundet auf dem Boden sitssenden Jüngling zu Leibe geht. Die beiden Gegner des Satyrs und der Mae- nade sind als Inder durch ihre dunkelbraune Färbung, der des Satyrs auch durch die Stumpfnase (nach antiker Vorstellung) und das tur- banartige Kopftuch charakterisiert; auch kommt der kleine runde Schild auf anderen Darstellungen in der Hand kämpfender Inder vor. Daß auf deiA Mosaik beiden Indem deutlich erkennbare Angriffs- waffen fehleni ist wohl nur der schlechten Erhaltung des Mosaiks zu- zuschreiben.

Picturae antiquae cryptarum delineatae a P. S. Bartoli, illustratae a J. P. Bel- lorio et M. A. Gausseo (Bomae 1750) Appendix 11 T. XI. Ann. dell' Inst. 1870 tav. d' agg- G' p.OÖff. rJahrbuch d. arch. Inst. ZV 1900 p. 197 f. Fig. 1, p. 205» 209. Vgl. De Buggiero p. ^70 n. 11.

Freistehend:

1447 (1119) Bömlseher Mädchenkopf.

Vommls auf dem Palatln. Der Kopf stammt aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. und ist nicht nur für diese spä>te Zeit eine ganz hervorragend feine Leistimg.

E. Strong roman sculpture pl. CXVIII p. 371. Helcler Bildniskunst der Griechen u. Bömer p. XLIV T. 282.

1448 (353) Porträtkopt eines alten Mannes.

Gefunden in Ostia. Der Kopf war in eine Statue eingesetzt, das Gewand augenschein- lich über den Hinterkopf gezogen. Wir können uds demnach die Figur wie den Togatus in der Sala della biga (n. 323) vorstellen. Der Kopf ist eine ganz eminente Leistung römischer Porträtkunst aus dem Ende der republikanischen Zeit oder dem Beginne der Kaiserzeit» gleich vollendet in Auffassung und Ausführung.

Modemer Cicerone Bom I p. 429 m. Abb. Hekler Bildniskunst der Griechen u. Bömer p. XXX T. 189.

190 I>AS THERMBNMÜSEUM. 1449—1461.

1449 (1043) Römisches Mädchenportrat (vgl in diesem Bande

p. 117).

Gefunden in dem Grabe des Sulpicius Platorinus und der Sulpicia Piatorina (vgl. n. 1524).

Der sehr fein modellierte Kopf stellt ein Mädchen von etwa 15 Jahren dar, vielleicht eine gewisse Minatia Polla, deren inschriftlich bezeichnete Asohenume in demselben Grabe gefmiden wmrde. Die Haartracht, der Stil mid der sehr schmale Brustabsehnitt deuten auf die erste Kaiserzeit. Die Weise, in der die untere Seite behandelt ist, kommt öfters bei Porträtbüsten vor, die gegen daä Ende der Bepublik oder zu Anfang der Kaiserzeit gearbeitet sind. Die untere Seite bil- dete nämlich eine nach vom abfallende glatte Fläche imd zeigt keine Spur eines Dübels, der erforderlich gewesen Wäre, wenn die Büste auf einem der üblichen steinernen Untersätze befestigt werden sollte. Auch hat sich weder in diesem, noch in anderen Gräbern, die derartig zuge- richtete'Büsten enthielten, einer jener Untersätze gefimden. Hier- nach scheint es, daß diese Büsten in hölzerne Basen eingelassen waren, die im Laufe der Zeit zugrunde gingen und daher keine Spur von sich hinterlassen haben.

Kotizie d. scavi 1880 T. V 2 p. 133. Rayet Monuments de 1' art antique II pl. 73. Altmann die römischen GiabaltSxe p. 46fl. Fig. 38. Amdt-Bruckmann griech. u. röm. Porträts n. 715. E. Strong roman sculpture pl. CXI p. 360. Hekler Bildniskunst der Griechen u. Römer p. XXX VII T. 211. Vgl. Bemoulli röm. Ikonographie II 1 p. 186 Anm. 21. Über Büstenformen vgl. die Literaturangabe zu n. 81.

1450 (1252) Mosaik, weibliche Büste.

Herkunft wie bei n. 1440. ' Die Büste hat üppige Formen und ist mit einem aus Blättern und Blumen geflochtenen Kranze geschmückt. Unter den Blumen sind Veilchen deutlich erkennbar. Da uns der Zusammenhang unbekannt ist, in den diese Büste eingefügt ii^ar, fällt es schwer, eine Benennung für sie vorzuschlagen. Vielleicht gehörte sie zu eim^m Zyklus der Jah- reszeiten und stellte darin die Personifikation des Frühlings dar. *

Bull, deir Inst. 1873 p. 134f. De Buggiero catalogo del Museo Kircheriano I p. 281 n. 34.

Zimmer XVII. 1451 1454 Wandmalereien mit DarsteUungen itaüseher Sagen*

Unter den Wandmalereien, die das Zimmer enthält, verdient besondere Beachtung an der Längswand eine Reihe von zusammengehörigen, länglichen Kompositionen, die mit den Nummern 19, £0, 21, 22 bezeichnet sind. Diese Wandgemälde stammen aus einem Kolumbarium, das 1875 auf dem Esquilin in der Nachbarschaft der für die Freige- lassenen und Sklaven der Statuier erbauten Kolumbarien ausgegraben wurde, der PUn b^i Brizio pitture e sepolcri scoperti sull' EsquUino T. I d sowie im'CILVI 2 p. 982 L und zwar bildeten sie darin einen Fries, der sich über die oberste Beihe der zur Auf- nahme der Aschenumen bestimmten Nischen hinzog. Wie die Konstruktion des Kolumbariums auf das Ende der Bepublik oder den Anfang der Kaiierzeit hinweist, dürfen wir auch die Herstellung seiner ältesten Dekoration derselben Zeit zu- schreiben. Bex Bilderzyklus bezog sich auf drei Städtegründungen, die von der Sage in den engsten Zusammenhang gesetzt wurden, auf die Gründung von Lavinium, Alba longa und Eom, und stellte die mythischen Szenen nach Überlieferungen dar,

OBERES STOCKWEEK. 191

die von der Aeneis dee YergU noch nnbeeinflufit geblieben sind. Man erkennt deut- lich, daß die Schilderung übernatürlicher Vorgänge möglichst vermieden ist. Die Über- raschung des Ehea Silvia durch Mars (n. 1453) durfte nicht übergangen werden, da sie einen Angelpunkt der Sage bildete. Aber es muß doch in hohem Grade auffallen, daß der Maler von der Darstellung der Wölfin mit den Zwillingen Abstand genommen hat, einer Darstellung, die bereits seit geraumer Zeit, wenigstens in gewissen Kreisen, als ein Walirzeichen der Stadt Som aufgefaßt wurde. Da eine derartige rationa- listische Bichtung für die jüngeren römischen Annalenschriftsteller bezeichnend war, dürfen wir es von Haus ans als wahrscheinlich betrachten, daß dw Maler vorwiegend den Versionen folgte, unter dbnen die betreffenden Sagen von diesen Schriftstellern erzählt wurden.

Die einzelnen Szenen sind nioht scharf voneinander geschieden, sondern ohne äußere Trennungszeichen aneinander gereiht. Dieses Verfahren ist durch die Staffagen der hellenistischen Landschaftsmalerei (vgl. n. 414) vorbereitet, scheint Jedoch auf das Figur^ibild und auf das Selief erst in römischer Zeit übertragen wordoi zu sein; denn wir begegnen ihm zum ersten Male auf den in Bede stehenden Wandbildern, später auf den römischen Ck>chlearsäulen und Sarkophagen.

Die Bilder hatten bereits im Altertum stark gelitten. Als im dritten Jahrhundert n. Chr. die Beisetzung der Leichen über die bisher vorherrschende Verbrennung die Oberhand gewann, wurde das Kolumbarium für die Aufnahme unverbrannter Leichen hergerichtet und lugleudi eine B«8tauiation seines malerisdien Schmuckes in Angriff genommen, jedoch nicht zu Ende geführt. Hierdurch wurden die Bilder der Ostwand (n. 1453) und die auf den benachbarten Teilen der Süd- und Nordwand (n. 1452, 1454), schwor beschädigt, da man mit dem Meißel lUtze hineinschlug, die zur Befestigung eines neuen Freskogrundes dienen sollten. Als das Kolumbarium entdeckt wurde, lag der ursprüngliche Freskogrund, auf dem der Anfang und das Ende der Büderserie gemalt waren, auf dem Boden des Grabes in so kleine Fragmente zersplittert, daß eine Zu- sammensetzung desselben unmöglich schien. Seitdem haben sich noch andere Stücke abgelöst. Femer waren bis zum Anfange der achtziger Jahre des vergangenen Jahr- hunderts unter mehreren Szenen noch Beste von kurzen, mit schwarzer Farbe aufgemalten Inschriften erhalten, die zur Erläuterung der dargestellten Handlungen dienten. Heutzutage sind von diesen Inschriften nur einzelne Buchstaben mit Mühe erkennbar. Endlich sind auch auf dem ganzen Friese die Umrisse wie die Farben der Figuren stark verblaßt. Wer sich daher einen eingehenderen Begriff von diesen Wandgemälden verschaffen will, muß notwendig die Zeichnungen zu Bäte ziehen, die unmittelbar nach Entdeckung des Kcdumbariums aue^eftthrt wurden, als der Fries noch besser erlialten war. Besonders geeignet sind für diesen Zweck die kolorierten Faksimili, die im Konservatorenpalast aufbewahrt wmrden. Im folgenden beschränke ich mich darauf, den In^lt der ehizelnen Bildor an- zugeben und, wo eine einigermaßen wahrscheinliche Deutung zulässig ist, diese in möglichster Kürze darzulegen. Wenn mancherlei dunkel bleibt, so ist dies nicht zu verwunden, 6A die veraebiedenen Sagenversionen, die für die Erklärung in Betracht kommen, in trümmerhäfter Weise überliefert sind und der Maler, der die Bilder aus- führte, kein Künstler, sondern dn Anstreicher war, von dem wir keineswegs zu ge- wärtigen haben, daß er dem darzustellenden Stoffe einen klaren und den ästhetischen Anforderungen entsprechenden Ausdruck verlieh. Die Bilder werdMi nioht nach der willkürlichen Anordnung besprochen, die ihnen im Museum zuteil geworden ist, son- dern nach derjenigen, die ihnen im Kolumbarium g^eben war, eine Auordnung, die der in den Sagen überlieferten Auleinanderfolge der Vorgänge entsprach.

1451 (22) Gemälde der Westwand (im Museum am weitesten links angebracht).

Man sah rechts, als der Fries noch besser erhalten war, Arbeiter im Begriff, aus Quadersteinen eine Stadtmauer aufzuführen, die nach dem Inhalte des ganzen Zyklus nur die von Lavinium sein kann. Hie- ran schließt sich links die Darstellung einer Schlacht zwischen den ver- bündeten Latinem und Troern und den Butulem. Die Latiner und Troer erscheinen als die Zivilisierteren fast durchweg mit Helmen, Panzern und ovalen Schilden gewappnet» während ihre Feinde, mit Ausnahme des auf der Südwand deürgestellten Führers, mehr oder

192 I>AS THERMENMUSEUM. 1462.

minder nackt dargestellt sind und ihre (hölzernen?) Schilde eine vier- eckige Form haben.

1452 (21) Gemälde der Südwand (rechts von der vorigen Nummer).

Die Darstellung der Sohlacht setzt sich rechts auf dieser Wand fort. Der Vermutung, daß die auf der Westwand gemalte Kampf- szene auf eine andere, vorhergehende Schlacht hinweise, widerspricht die Überlegung, daß der Maler doch unmöglich diese besondere Schlacht durch eine Gruppe von nur fünf Figuren andeuten konnte. Ist es aber ausgemacht, daß samtliche Kampfiszenen ein und dieselbe Schlacht darstellen, dann kann es sich nur um die Entscheidungs- sohlacht am Flusse Numicus oder Numicius handeln, eine Annahme, die dadurch bestätigt wird, daß am 1. Ende des Schiächtbildes ein Flußgott beigefügt ist, der, einen Schilfstengel in der L., auf dem Boden sitzt, und daß die unter dem Bilde angebrachte Inschrift den Namen Numicus (Ann. deU' Inst. 1878 p. 250, p. 275 n. 1) enthielt. Die Notizen der jüngeren Annalistik, die über diese Schlacht erhalten sind, lassen darauf schließen, daß die Latiner und Troer den Sieg da- vontrugen. Der Führer der Eutuler, Turnus, fiel in dem Kampfe. Wer ihn tötete, wird nirgends angegeben. Doch spricht alle Wahr- scheinlichkeit für die Annahme, daß es Aeneas war. Über dessen Schicksal liegen drei verschiedene Versionen vor. Nach der einen wurde er von dem Könige von Caere, Mezentius, getötet, dessen Heer auf Seiten der Rutuler an dem Kampfe teilnahm. Eine andere Version läßt ihn in den Fluß Numicus stürzen und darin ertrinken. Nach der dritten verschwand er während der Schlacht, da ihn die Götter in ihre Mitte erhoben. Die meisten Erklärer sind von der Szene ausgegangen, die auf dem unmittelbar an die Westwand anstoßenden Teil der Süd- wand dargestellt ist. Man sieht hier einen Krieger, der nach seiner Ausrüstung dem troisch-latinischen Heere angehört, auf Victoria zu- stürmen, die ihm mit der B. einen Kranz entgegienstreckt, während zu seinen Füßen der nackte Leichnam eines nnbärtigen Feindes liegt. Die Erklärer deuteten nim den vorwärts eilenden Krieger auf Aeneas, den Leichnam auf den soeben von ihm getöteten Turnus und nahmen an, daß Victoria im Begriff stehe, dem siegreichen Aeneas den Kranz darzubringen. Man muß zugeben, daß diese Erklärung die nächst- liegende ist, kann aber nicht umhin, darauf hinzuweisen, daß die da- bei vorausgesetzte Handlung von dem Maler in recht sonderbarer und unklarer Weise dargestellt wäre. Erstens vermißt man jeglichen Hinweis darauf, daß zwischen den beiden Kriegern soeben ein Kampf stattgefimden hat. Vielmehr empfängt man den Eindruck, als eile der angebliche Aeneas an einem von anderer Hand gefällten und seiner Waffen beraubten Feinde vorbei, dessen Leiche an der betreffenden Stelle des Schla^chtfeldes liegt. Zweitens müßte es befremden, daß der

OBERES STOCKWERK. 193

für Turnus erklärte Tote, der doch eine Hauptfigur des Bildes sein würde, unter auffällig kleinen Dimensionen und ohne jegliches Ab« zeichen seiner Feldherrenwürde dargestellt ist. Endlich würde sich der auf Aeneas gedeutete Krieger in sehr unpassender Weise gegen- über der ihn bekränzenden Victoria benehmen; denn dieser Krieger nimmt nicht die geringste Notiz von dem ehrenvollen Entgegen- kommen der Siegesgöttin, sondern stürmt vorwärts, als wolle er sie viehnehr angreifen. Nach alledem scheint die Frage berechtigt, ob wir nicht die beiden Kriegerfiguren unbenannt zu belassen und in unmittelbare Beziehung zu der auf dem benachbarten Teile der West- wand angebrachten Kampf szene zu setzen haben. Die den Kranz dar- bringende Victoria würde dann nicht speziell den gegen sie einstür- menden Krieger als Sieger bezeichnen, sondern im allgemeinen auf den Erfolg des Heeres hinweisen, dem dieser Krieger angehört. Fassen wir die Szene in dieser Weise auf, dann hätte der Maler allerdings einen Mißgriff begangen, indem er die Siegesgöttin an einer Stelle einfügte, wo sie den Zusammenhang der Darstellung unterbricht. Doch fragt es sich, ob nicht dieser Mißgriff verzeihlicher ist, als die Ungereimt- heiten, die sich herausstellen, wenn die Szene auf den Sieg des Aeneas über Turnus gedeutet wird. Wie dem aber auch sei, jedenfalls haben wir Aeneas in dem am 1. Ende des Schlachtbildes vorsohreitenden Krieger zu erkennen, der durch seine hohe Gestalt wie den gewal- tigen Helmbusch als Hauptfigur charakterisiwt ist. Wenn ihn der Maler in immittelbarer Nähe des Flußgottes dargestellt hat, so läßt dies darauf schließen, daß er der Version folgte, nach der Aeneas im Numicus unterging. Hiemach wäre, will man an der Erklärung des vor der Siegesgöttin befindlichen Kriegers für Aeneas festhalten, an- zunehmen, daß der troische Held auf demselben Bilde zweimal dar- gestellt ist, was an und für sich keineswegs als unmöglich betrachtet werden darf. Vor dem am Ufer des Numicus vordringenden Aeneas weicht ein Feind zurück, in dem wir, da er im Gegensatz zu seinen Mannschaften durch Sturmhaube und Tunika ausgezeichnet ist, einen Führer zu erkennen haben. Ein Gelehrter deutet ihn auf Mezentius und bezieht die Szene auf die Version, nach der Aeneas in der Schlacht am Numicus von dem EtruskerkÖnig getötet wurde. Wenn sich der angebliche Mezentius augenblicklich im Nachteile befände, so schlösse dies keineswegs die Möglichkeit aus, daß er im weiteren Verlaufe des Kampfes Gelegenheit gefunden habe, seinem Gegner einen tödlichen Streich zu versetzen. Mögen wir aber auch das Kunstvermögen des Malers sehr gering veranschlagen, so dürfen wir ihm doch keineswegs das Ungeschick zutrauen, den darzustellenden Vorgang in derartig widersinniger Weise zu verdunkeln. Außerdem spricht gegen die in Rede stehende Erklärung noch ein anderer Umstand. Der Mann, der in der unmittelbar auf das Schlachtbild folgenden Szene mit dem

H e 1 b i g : Führer. II. 3. Aufl. 1 3

194 DAS THEEMENMUSEÜM. 1463.

Führer der Troer und Latiner den Friedensvertrag abschließt, wird, wie wir im weiteren sehen werden, mit größter Wahrscheinlichkeit auf Mezentius gedeutet. Er erscheint aber anders charakterisiert, als der zurückweichende Krieger des Schlachtbildes, für den man diesen Namen vorgeschlagen hat; denn er trägt eine Epomis, während jener Krieger mit einer Tunika bekleidet ist. Am nächsten dürfte doch an- gesichts eines feindlichen Führers, der gegen Aeneas kämpft und diesem augenscheinlich unterliegen wird, der Gedanke an Turnus liegen. Nehmen wir diese Benennung an, dann würde einerseits die Beziehung der an erster Stelle besprochenen Gruppe auf den Sieg des Aeneas über Turnus ausgeschlossen und sich anderseits ergeben, daß der Maler einer Version folgte, nach der der troische Held unmittelbar nach seinem Kampfe mit Turnus in den Fluß geriet.

Links von dem Schlachtbilde sind die Führer der beiden Heere dar- gestellt, wie sie den Friedensvertrag abschließen. Der mit der Epomis bekleidete Führer, über dessen Bücken ein oblonger Schild herab- hängt, wird mit Recht auf Mezentius gedeutet, da sich dieser Namen ungezwungen aus Buohstabenresten ergibt, die in der die Handlung er- läuternden Inschrift erhalten waren, und alle Wahrscheinlichkeit da- für spricht, daß die jüngere Annalistik, die bei der Erklärung unserer Bilder in erster Linie in Betracht kommt, den König von Caere wäh- rend der Schlacht am Numious wie nach derselben als Oberfeldherm der verbündeten Etrusker und Butuler auftreten ließ. Den Führer der Latiner und Troer dürfen wir vielleicht Ascanius benennen. Auf- fällig ist, daß kein dem mutmaßlichen Mezentius entsprechender Krieger an der vorhergehenden Schlacht teilnimmt. Ob wir daraus den Schluß ziehen dürfen, daß der Maler einer Version folgte, nach der Mezentius erst nach der Schlacht am Numious zu den Butulem stieß, wage ich nicht zu entscheiden.

Auf die Szene, die den Friedensschluß darstellt, folgt wiederum links die Erbauung einer Stadtmauer. Die an und für sich wahrscheinliche Annahme, daß es sich um die Gründung von Alba longa handelt, wird dadurch bestätigt, daß die auf diese Szene bezüghohe Inschrift den Namen Alba enthielt. Mit einer in der antiken Kunst nicht seltenen Prolepsis hat der Maler vor der noch unvollendeten Mauer die Ctöttin der neu erstehenden Stadt dargestellt, wie sie, mit einer Mauerkrone geschmückt, auf einem Steinwürfel sitzt.

Die Szene, die den Fries auf der 1. Seite der Südwand abschloß, bereitet der Erklärung große Schwierigkeiten, da sie bereits, als das Kolumbarium entdeckt wurde, stark verblichen war und zahlreiche Einzelheiten nicht mehr deutUch erkennen ließ. Ich möchte sie auf das Zerwütinis beziehen, das nach dem Tode des Aeneas zwischen Ascanius und seiner Schwiegermutter Lavinia ausbrach und dadurch beigelegt wiuxie, daß Ascanius nach der Gründung von Alba longa

OBERES STOCKWERK. 195

diese Stadt zu seiner Residenz erkor, seiner Stiefmutter hingegen den Besitz von Lavinium überließ. Hiemaoh wären die vier auf dem vor- dersten Plane dargestellten Hauptfiguren folgendermaßen zu deuten: In der zweiten weiblichen Figur von rechts, die, mit einer Tunika be- kleidet, traurig dasitzt, hätten wir Lavinia zu erkennen. Die vor ihr sitzende weibliche Figur, deren Oberkörper nackt ist, wird von allen Gelehrten mit Recht für eine Lokalgöttin erklärt. Sollte das Lokal der Handlung die Gegend von Lavinium sein, dann würde es nahe liegen, an eine daselbst heimische Nymphe, etwa Anna Perennis, zu denken. Sie sucht zwischen Stiefmutter und Stiefsohn, d. i. dem vor ihr stehen- den Jüngling, zu vermitteln, indem sie, die R, erhebend, an diesen eine Rede richtet. Doch wird der Jüngling durch die Rede in unangeneh- mer Weise berührt, denn er wendet den Kopf von der Göttin ab und macht mit der L. eine ablehnende Gebärde. Die am r. Ende der Szene dargestellte Stadtgöttin, die, den r. Arm vorstreckend, lebhaft an der Unterredung teilnimmt, wäre die Göttin von Alba longa, die ver- kündet, daß Ascanius infolge der Gründung von Alba longa über eine neue Stadt verfügt und infolgedessen in bestem Einvernehmen von seiner Stiefmutter scheiden kann.

Brizio pittuie e sepolcri scoperti soll' Esquilino T. 2> parete ouest, parete sud, p. 11, 12, 15—18. Mon. deir Inst. X 60, parete I, II a b; Ann. 1878 p. 240ff. Stark redu- zierte Abbildungen bei Eoscher Lexikon II 2 p. 2047, 2048 n. 1—3. Vgl. Jalirbücher für klass. Philologie XV, Supplementband (1887) p. 187—142. Boecher Lexikon II 2 p. 1913 1014, p. 2046 2048. Der Verfasser des letztgenannten Artikels bezieht das Schlachtbild auf einen Kampf, den die ÜberUefenmg nach dem Tode des Aeneas zwi- schen den von Ascanius geführten Troern und dem Heere des Mezentius stattfinden ließ (Dionys. Hai. I 66), einen Kampf, in dem Ascanius den Sohn des Mezentius, Lausus tötete, und deutet den vordringenden Führer der Troer auf Ascanius, den vor ihm zurückweichenden Krieger auf Lausus. Doch widerapricht dieser Auffassung der Umstand, dafi dann Aeneas, der doch die Hauptfigur der Sage war, in dem Friese voll- ständig übergangen wäre. Außerdem leuchtet es ein, daß das gleichzeitige römische Publikum angesichts eines Schlachtbildes, auf dem der Kumicus beigefügt war, an die Schlacht denken mußte, in d^ dieser Fluß in besonders bedeutsamer Weise hervortrat und die nach ihm benannt wurde. B/öm. Mitteilungen XIV 1800 p. 216 ff.

1453 (20) Gemälde der Ostwand.

Die GemaMe dieser Wand haben derartig gelitten, daß sie zum Teil nur mit großer Mühe, zum Teil gar nicht zu erkennen sind. Man hat vermutet, daß die erste Szene rechts Ehea Silvia darstellt, wie sie von ihrem Oheime, dem König Amulius von Alba longa, genötigt wird, Vestalin zu werden. Nach dieser Deutung wären die Hauptfiguren folgendermaßen zu benennen: Der auf einem Sessel sitzende und die L. auf ein Szepter stützende Mann wäre Amulius, der neben ihm ste- hende Numitor, der den über seine Tochter verhängten Beschluß rückgängig zu machen sucht, das Mädchen, das unmittelbar hinter der stehenden Figur, offenbar tief betrübt, dasitzt, Bhea Silvia; in der Matrone, die dem Mädchen die r. Hand auf die Schulter legt, könnte man die Gattin des Amulius erkennen, die ihrer Nichte zuredet, sich dem Willen des Königs zu fügen; die anderen bei der Handlung gegen*

18*

196 DAS THERMBNMÜSEÜM. U64— U56.

wärtigen Mädchen wären einfach Gespielinnen der Bhea Silvia. Die Bedeutung der links folgenden Szene ist klar: Mars überrascht Bhea Silvia, als sie Wasser holt; Victoria schwebt herab, um dem Gotte bei seinem Unternehmen behilflich zu sein; rechts fliehen zwei Landleute, durch das Erscheinen der Gottheiten erschreckt. Hinter Mars sieht man einen Flußgott mit einem Schilf Stengel in der L. und eine weib- liche Lokalgottheit, die in der L. ein Eüllhom hält und mit der B. auf Mars und Bhea hinweist. Die dritte Szene wird nicht ohne Wahr- scheinlichkeit auf Amuhus bezogen, wie er in Gegenwart des Kumitor das Verdammmigsurteil über die von Mars geschwängerte Vestalin ausspricht.

Brizio T. 2, parete est, p. 12—13, p. 18 20. Mon. dell' Inst. X 60, parete ni; Ann. 1878 p. 260 f£.

1454 (19) Gemälde der Nordwand.

Von der ersten Szene rechts war bereits bei der Entdeckung des Kolumbariums zu wenig erhalten, als daß sich eine Deutung versuchen ließe. Die links folgende Szene stellt dar, wie Bomulus und Bemus am Tiber ausgesetzt werden ; am Ufer sitzt der Flußgott, ein Buder in der B. Die dritte Szene vergegenwärtigt das Leben, das die beiden Zwillings - brüder bei den Hirten führten. Auf dem letzten verlorenen Teile des Frieses war offenbar das Ereignis, das den Bilderzyklus abschloß, die Gründung der Stadt Born, dargestellt.

Brizio T. 2, parete nord, p. 13 14, p. 21 ff. Mon. X 60, parete IV; Ann. 1878 p. 275—278.

1455 (441) Bömischer Eindersarkophag«

Gefunden 1884 in dem Grabmal der Calpumier an der Via Salaria (Bull, deir Inst. 1885 p. Off.).

Der Sarkophag gehört zu der Klasse der sogenannten Girlanden- Sarkophage. Drei Putten halten mit Anstrengung auf ihren Schul- tern die Enden von zwei schweipen, bogenförmig niederhängenden Girlanden, von denen die eine aus Herbstfrüohten gewunden ist, die andere aus Ähren und einer großen Blume in der Mitte. In den von ihnen begrenzten halbkreisförmigen Abschnitten der Vorder- wand liegen auf Felsgrund je zwei komische Masken, links zwei männliche, rechts eine männliche und eine weibliche. Diese stellt eine alte runzliche Frau dar mit voller Haarrolle um Stirn und Wangen, (önstpcivr^). In dem Maskenkataloge des Polluz (IV 150ff.) würde ihr am ehesten das Xvxaiviov entsprechen. Ihr zugekehrt liegt eine alte männliche Maske mit kurzgeschnittenem gesträubten Bart rings um die Lippen, glatt anliegendem längUchen Haupthaar, stumpfer Nase und ziemlich trübsehgem Ausdruck. Eine in den äu- ßeren Eigentümlichkeiten ganz entsprechende Maske seheint sich nur noch einmal auf einem pompejanisohen Maskenbüde neben, der eines Bürgermädchens zu finden, doch ist der Ausdruck hier ein

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anderer. In dem Kataloge des Pollux (IV 143 ff.) l&ßt sie sich nicht nach-weisen. Alter Mann und alte 'Fr&n sind mit deutlicher Ab- sicht hier nebeneinander gestellt, sie mit heftig agressrvBm, er mit resigniertem Ausdruck. Ein Gegensatz ist auch in dem anderen Mas- kenpaaie fühlbar: die eine sie liegt auf einem Korbe, der offen- bar fiir die dargestellte Rolle bezeichnend war mit satyresken Zügen, wild gesträubtem Haar und Vollbart, die andere mit gesträhltem BEtrt rings um die Lippen und fein in Streifen frisiertem Haupthaar; beide sind alt und stumpfnasig. Zweifellos steUt jene einen ungehobelten, heftigen Landmann dar, zu dem auch der Korb passen würde; man könnte sie dem XvxoiiridBiog des Pollux gleich- «seteen, doch sucht man in ihr den Ausdruck der TCoUy^Qocyfioü^vri vergebens. Die andere Maske läßt sich in der Liste des Pollux nicht identifizieren. Die eigentümliche Frisur, die der sogenannten Melonen- frisuT zu entsprechen scheint, hat ein Gelehrter kürzlich durch die Annahme erklären wollen, es sei ein Sklave dargestellt, der sich im Ver- laufe einer Komödie als junge Erau habe verkleiden müssen. Aber eine Anspielung auf eine derartige Vermummung wäre an einem Sar- kophage, an dem die Masken nur dekorative Bedeutung haben, sehr befremdlich. Zudem findet sich eine ganz analoge Frisur an zwei bärtigen Masken im Museum von Neapel, die als Stimziegel verwendet waren und bei denen eine versteckte Anspielung auf eine Verkleidung ganz ausgeschlossen ist. Sie unterscheiden sich von der Maske, die wir hier betrachten, nur dadurch, daß bei ihnen auch die Bartlocken in Rollen gebrannt sind. Es ist an dem Sarkophage also doch wohl der übermäßig verfeinerte Städter dem ungebildetenNaturmenschen gegen- übergestellt. Auf der r. Nebenseite reitet ein Putto mit Petasos und Kerykeion auf einem Meerwidder über die Wellen (Hermes mit seinem heiligen lier; vgl. n. 206); ihm entspricht auf der anderen Seite ein Erot mit Dreizack auf einem Meerdrachen. Am Deckel sehen wir jagende Putten. Die Arbeit des Sarkophages ist sehr sorgfältig und dürfte aus der Zeit Hadrians stammen.

M^langes d'arch^ologie et d'histoire V 1886 pl. X p. 318 f. Bobert XXV. Hal- lisches WinckelmaimBprogramm Fig. 1 (auf p. 1), p. 84 f. Fig. 106 (ebendort ist p. 40 Fig. 60 das obengenannte pompejanische Maskenbild, p. 82 Fig. 101 der eine der beiden Stimziegel in Keapel abgebildet). Vgl. Strena Helbigiana p. 5 Anm. 4. Zu dem Putto als Hermes vgl. Berlin, Beschreibung der Skulpturen n. 906.

In der Mitte: . 1456 (52694) Grabmonument einer Atia Incunda.

Vormals in der Villa Del Drago an der Via Tiburtina. Im J. 1010 für das Museum erworben.

Die Formen der Aedicula und der Ära sind in seltsamer Weise

verbunden. Den unteren Teil bildet die Aedicula, die mit einer eisernen

Doppeltür geschlossen war (Spuren der Türe haben sich beiderseits

erhalten). Darüber ein Giebel, in dessen Feld die Büste der Verstor-

198 I>AS THERMENMÜSEÜM. 1467—1469.

benen von zwei sohwebenden Eroten getragen wird. Auf dem Giebel ruht der oberste Teil einer Ära, in dessen Oberfläche eine viereckige Vertiefung für Opfergaben eingehauen ist. Die Inschrift befindet sich an seiner Vorderseite. Im Innern der Aedicula ist der Boden nach hinten hin vertieft und durchbohrt, wohl um Opferspenden in den Boden fließen zu lassen. Hier stand jedenfalls die Urne mit der Asche der Verstorbenen. An den Nebenseiten und der Rückseite sind Zweige von Platane, Lorbeer und Weinreben in Belief dargestellt. Eine Tür erscheint an der gleichen -Stelle an Grabaren öfters nachgebildet (auch an Sarkophagen), hie und da flankiert voh Genien, die den Ein- gang zum Grabe, zum Reich des Todes, bewachen. Das Monument stammt, nach der Form der Büste und ihrer Frisur zu schließen, aus der Zeit der flavischen Elaiser. '

BoUettino d' arte lY 1910 VIII p. 317 Fig. 13. Vgl. Bftatz-Duhn zeistr. BUdw. in Born III n. 3856. CIL Vi 12688. Zu der Bedeutung der Tür vgl. Altmann die röm. Grabaltäre p. 13 ff. Memorie della B. Accad. di Napoli 1908 p. 65. Zu dem Aufbau vgl. Altmann a. a. O. p. 214 n. 276 Fig. 173.

1457 Sarkophag, Unterwerfung besiegter Barbaren*

Gefunden i. J. 1908 an der Via Gollatina.

An der Hauptseite ist dargestellt, wie unterworfene Barbaren ge- fesselt vor einen jugendlichen Feldherm geschleppt werden, der sie mit gnädiger Geste empfängt. Da die Sieger nicht nach römischer Weise gewaffnet sind imd einzelne Figuren in heroischer Nacktheit er- scheinen, handelt es sich nicht um die realistische Wiedergabe eines bestimmten Ereignisses, sondern um eine generelle Darstellung in An- lehnung an griechische Vorbilder. Sehr seltsam sind die Beliefs der Nebenseiten: links ein sprengender Pegasus; rechts scheint ein Krieger einem starr am Boden liegenden Barbaren einen Speer aus blutender Wunde zu ziehen. Am Deckel wird das bärtige Porträt des Verstor- benen inmitten von gefangenen Barbaren durch schwebende Victo- rien in einer Muschel getragen; die Ausführung des Porträts ist so flüchtig, daß es sich mit keinem der Kopfe in der Darstellung der Hauptseite identifizieren läßt. In dem Sarkophage fand man ein Skelett, ein kleines Glasgefäß und in dem Schädel zwei Stücke eines unter Titus geprägten Silberdenars; augenscheinlich war diese Münze der Obolus, den man dem Toten in den Mund gelegt hatte. Sie gibt keinen Anhalt zur Datierung des Sarkophages, der seinem Stile nach aus dem Beginn der antoninischen Epoche stammt.

Notizie d. scav! 1908 p. 234 flf. Fig. 5—11.

1458 Grabara einer Isisprlesterin Cantinea Proda«

Gefunden 1898 an der Via Osticnsis. Auf der Vorderseite ist die Verstorbene über der Inschrift darge- stellt. Sie ist bekleidet mit Sandalen, der Tunioa, einem Mantel, dem Pallium , einer schärpenartig zusammengefalteten Palla

OBERES STOCKWERK. 199

das eine Ende wird zwischen den Knien unter dem Bande des Pallium sichtbar und einem Schleier, der von dem Kopfe wehend niederhängt. Über dem Scheitel erhebt sich eine Uräusschlange zwi- schen zwei Ähren; die gesenkte L. hält eine Situla» die erhobene B. hielt das Sistrum. Die Attribute der Hände und den Kopfschmuck hat die Priesterin mit ihrer Göttin Isis gemein. Auf den Schmal- seiten ist je eine Ciste abgebildet, aus deren Innern eine Uräusschlange hervorkriebht. Ciste und Ähren sind der Isis nach ihrer Identi- fikation mit der griechischen Demeter zugeteilt worden.

Notizie d. Bcavi 1898 p. 187 f. n. 6. L' arte II 1809 I p. 101 f. Fig. 60 (auf p. 99). Altmann die röm. Grabaltäre p. 236f. Fig. 190. CIL VI 34776. Vgl. die Bemerkungen über Isis-Demeter zu n. 1325.

Fensterwand: 1 459 Aschenkiste, das Urteil ülier die Waffen des Achill.

Gefunden bei Ostia. Yormals im Besitze der Familie Pacca. Das Relief läßt trotz seiner geringen Ausführung auf ein bedeuten- des Original schließen, das die Charaktere wie die Empfindungen der an der Handlung beteiligten Personen in der treffendsten Weise ver- gegenwärtigte. Der in der Mitte auf einem Throne sitzende Richter, in dem wir vermutlich Agamemnon zu erkennen haben, ladet, nach- dem er soeben das verhängnisvolle Urteil abgegeben, den Sohn des Laertes ein, die streitigen Waffen in Besitz zu nehmen. Wahrend Odysseus, kenntlich durch den Pileus, freudig die r. Hand nach dem Helme ausstreckt, den ihm ein Jüngling von rechts her reicht, schicken sich zwei heftig erregte Gestalten, nach denen sich der eben genannte Jüngling aufschreckend umblickt, an, den Schauplatz der Handlung zu verlassen. Die größere von beiden ist bartlos, die kleinere vollbärtig ; man hat in der bärtigen Aias, in der bartlosen Tekmessa erkennen wollen. Doch widerspricht dieser Deutung die kurze Kleidung der grö- ßeren Gestalt, deren Brust zudem keine weiblichen Formen zeigt. Auch würde es antiker Empfindung widersprechen, Tekmessa bei diesem Schiedsgericht gegenwärtig zu denken; endlich hätte der Künstler eine Nebenfigur gewiß nicht mit einem stärkeren Gestus dargestellt, als die Hauptperson. Deshalb ist die andere Deutung vorzuziehen, die in der bartlosen Gestalt Aias, in dem Bärtigen, der ihn voller Besorgnis weg- drängt, seinen Halbbruder Teukros erkennt. Aias ist der Schilderung Homers entsprechend von überragender Größe dargestellt; seine fliegenden Haare und hoch emporgeworfenen Arme sind deutliche An- zeichen des ausbrechenden Wahnsinns. Drei junge Männer, die hinter Odysseus gruppiert sind, blicken besorgt dem fortstürzenden Helden nach. Da sich in dem Relief zahlreiche Motive kreuzen und die Figuren, besonders auf der r. Seite, eng zusammengedrängt sind, dürfen wir ein Gemälde als Original annehmen. Und zwar lassen verschiedene Merk- male darauf schließen, daß dieses Gemälde einer verhältnismäßig frühen

200 I>AS THERMENMÜSEÜM. 1460-1463.

Zeit angehörte. Hierfür spricht erstens die strenge Gliederung der Komposition. Zweitens zeigen die Haare auf dem Relief eine eigentüm- lich typische Stilisierung. Man beachte besonders» wie der Bildhauer die Barte des Aias und des Odysseus und die den Vorderkopf be- deckenden Haarmassen an diesen beiden Figuren sowie an dem un- mittelbar hinter Odysseus stehenden Aohäer behandelt hat. Endlich muß es auffallen, daß das Auge des Aias, des Teukros und des am 1. Ende des Reliefs angebrachten Achäers, obwohl die Köpfe im Profil dargestellt sind, nichtsdestoweniger in der Vorderansicht wie4erge- geben ist. Hiemach kann das Gemälde, das der Bildhauer der Aschen- kiste als Vorlage benutzte, recht wohl um das Ende des 5. Jahrhun- derts V. Chr. geschaffen sein. In diese Zeit fiel die Tätigkeit des großen Malers Timanthes. Die Überlieferung berichtet, daß er durch ein Bild, das eben das Urteil über die Waffen des Achill darstellte, den Preis bei einer Konkurrenz mit Parrhasios davon trug (Overbeck Sq. 1699 1700). Die antiken Kunstkritiker rühmten an seinen Schöp- fungen im besonderen die Tiefe der Auffassung und die ergreifende Gewalt der Darstellung. Da sich die Rehefkomposition der Asohen- kiste durch die gleichen Vorzüge auszeichnet, dürfen wir uns recht wohl die Frage vorlegen, ob uns nicht in ihr ein Auszug aus dem be- rühmten Bilde des Timanthes erhalten sei.

Mon. deir Inst. II 21, Ann. 1836 p. 22 ff. Overbeck GaUerie heioischer Bildwerke T. XXni 3 p. 663 n. 3. Baumeister Denkmäler d. klass. Altert. I p. 30 Abb. 31. Vgl. Jahrbücher fOr klass. Philologie Xni 1867 p. 672. Über Timanthes vgl. Amelung Führer d. d. Ant. in Florenz p. 55 f. u. Böm. Mitteilungen XX 1005 p. 306 ff.

Zimmer XVIII.

Schon im vor^en Zimmer waren an den Wänden kleine Fragmente von Wandmalereien aus dem bei der Famesina ausgegrabenen Hause an- gebracht (vgl. die Bemerkungen zu n. 1327 1338). Größere Beste be- finden sich in diesem und den nächsten vier Zimmern (vgl. besonders die einleitenden Bemerkungen zu den Bildern im Zimmer XXII). Die hier aufbewahrten n. 1460 1462 stammen aus der auf dem Plane mit n. 1 bezeichneten Kryptoporticus.

1460 (12) Die figürlichen Bilder sind fast vollständig verblaßt. Der bärtige Androsphinx und die weibliche Sphinx, die einander gegen- über auf den beiden oben vorspringenden Vestibülen gelagert sind, deuten auf Alexandreia, wo der Stil, der bei der Dekoration dieses

Hauses zur Anwendung kam, seine Ausbildung erhielt.

Mon. deir Inst. XII 28 (Ann. d. J. 1885 p. 316fl.). Lesaing-Mau Wand- und Deckenschmuck eines römischen Hauses aus der Zeit des Augustus T. I. Eodenwaldt die Komposition der pompej. Wandgemälde p. 13 ff.

1461 (15) Eine mit dorischem Chiton bekleidete Priesterin wandelt langsam vorwärts, mit beiden Händen einen großen Tempelschlüssel haltend. Vor ihr schreitet ein halbwüchsiges Mädchen, das in der ge- senkten R. einen Zweig hält und mit der L. einen flachen, mit Früch- ten und Kräutern belegten Teller stützt, den sie auf dem Kopfe trägt.

Vgl. n. 1352.

Mon. XII T. 34 n. 8 (Ann. 1885 p. 818).

OBERES STOCKWERK. 201

1462 (16) Ein bärtiger, mit Chiton, Mantel und Schuhen bekleide- ter Mann, augenscheinlich ein Bauer, der auf dem Rücken einen großen Sack und an einem über die 1. Schulter reichenden Riemen eine vier- eckige Kiste trägt, schreitet vorwärts, die R. auf einen Stab stützend, und wendet den Kopf um nach einem Mädchen, das ihm folgt und eine runde Kiste auf dem Haupte trägt. Vielleicht handelt es sich um die Vorbereitung zu einem ländlichen Opfer.

Mon. XUT. 34 n. 1 (Ann. 1886 p. 818).

Die beiden Bilder n. 1461 u. 1462 stehen wie mehrere andere, die wir wegen ihrer schlechten Erhaltung übergehen, hinsichtlich der Aus- führung hinter den sonstigen Teilen der Dekoration zurück. Offenbar sind sie in späterer Zeit ausgeführt, als die Bilder gelitten hatten, die sich ursprünglich an dieser Stelle befanden.

1463 (324) Vierseitiger Altar,

Gefunden im Januar 1881 zu Ostia in einer Kammer, die zu der Por- ticus hinter der Bühne des Theaters gehörte.

Die reiche ornamentale und bildliche Dekoration ist sehr sorg- fältig ausgeführt. Die Relief bilder stellen die Beziehungen des Mars zu Venus und die Entdeckung der von der Wölfin gesäugten Zwillinge nach der Auffassung dar, die unter dem iulisohen Kaiserhause zu offizieller Anerkennung gelangte. Auf der Hauptseite sehen wir Mars und Venus, die ein schwebender Amor einander zu nähern sucht. Mars trägt den Helm auf dem Kopfe, das Schwert im 1. Arm und muß mit der erhobenen R. die Lanze aufgestützt haben. Ein Schwert- band hat auch Venus umgegürtet. Auf dem Boden sitzt zwischen den beiden Gottheiten ein Schwan, der heilige Vogel der Venus. Rechts neben der Göttin steht ein Knabe mit leichtem Mantel auf der 1. Schulter und einem länglichen Attribut im 1. Arm, das nach dem erhaltenen Rest nur als Fackel ergänzt werden kann (oben hat sich der Ansatz der Flamme am Grunde erhalten). Damit ist die Deutung gegeben : der Knabe ist Hymenaios, der Hochzeitsgott. Von Flügeln hat sich keine Spur erhalten (was man dafür gehalten hat, sind die Enden des flatternden Bandes, die im Rücken des Knaben niederhängen). In der gesenkten R. hielt der Klnabe ehemals einen dreieckigen Gegen- stand, der am ehesten einem Triangel mit einer etwas verdickten Ecke glich. Man hat dafür die verschiedensten Erklärungen vorge- schlagen, von denen die meisten schon dadurch hinfällig sind, daß sie sich nicht mit der durch den Fackelrest gesicherten Deutung des Ejiaben vertragen. Die einfachste Lösung ist scheinbar die, nach der jener dreieckige Gegenstand ein Zipfel des Mantels gewesen wäre; aber es fehlt jegliche Verbindung mit dem Teile des Mantels auf der andern Seite (immöglich kann eine solche Verbindung in bedeutungs- losen Linien links hinter dem r. Arme erkannt werden): Die rechte Seite des Altars zeigt Amoren, die mit dem zweispännigen Kriegswagen, die

202 I>AS THERMENMUSEUM. 1464— U68.

linke Amoren, die mit den Waffen des Mars spielen. Auf der Rück- seite ist links unten die Wölfin mit Romulus und Remus und vor ihr der Tiber dargestellt. Darüber erhebt sich der Palatin, auf dessen Gipfel der Berggott sitzt. Der Bildhauer hat die Fauna der Gegend, in der die Handlung stattfindet, ausführlich wiedergegeben und un- mittelbar unter dem Berggotte einen sitzenden Adler, weiter unten eine Fledermaus, eine Eidechse, einen Hasen und eine Schlange dar- gestellt. Auf dem Abhänge des Berges schreiten zwei Hirten vorwärts, von denen der eine mit der abwärts gestreckten R. auf die unter ihm befindliche Wölfin mit den Zwillingen hinweist. Der Stand der beiden Hirten wird durch eine vor dem vorderen lagernde Ziege bezeichnet. Aus der auf dem Altar angebrachten Inschrift ergibt sich, daß dieser unter dem Konsulate des Manius Acilius Glabrio und des GaiusBelHcus Torquatus an den Kaienden des Oktobers d. i. am 1. Oktober d. J. 124 n. Chr. von einem Freigelassenen Publius Aelius Syneros und seinen Söhnen dem Silvanus geweiht wurde. Die Inschrift ist gegen den sonst üblichen Gebrauch auf verschiedene Stellen des Altars verteilt und die drei ersten Zeilen mit den Namen der Dedikanten sind auf der Hauptseite in den knappen Raum eingezwängt, der zwischen der bildlichen Darstellung und der Krönung des Altars frei lag. Wir dür- fen hieraus den Schluß ziehen, daß der Altar nicht von Haus aus für die Aufnahme dieser Inschrift berechnet war; dadurch erklärt sich auch, daß seine Bildwerke zu Silvanus in keinerlei Beziehung stehen. Doch können wir die Entstehung des Altars nicht weit über das Jahr der Weihung zurückdatieren.

Notizie d. scavi 1881 T. II p. 1121. Mölanges d'arch6ol. et d'histoire XXVI 1906 pl. XII p. 483 flf. E. Strong roman sculpture PI. LXXIII, LXXIV p. 240 flf. Della Seta religione e arte figurata Fig. 150 p. 191. Atti dell' Accademia Pontif. rom. di archeol. Serie II, X 2. 1912 p. 142 Fig. 28, p. 156. Vgl. Born. Mitteilungen XIV 1899 p. 220 Anm.; XVI 1901 p. 395 f. CIL XIV 51.

Zimmer XIX.

1464 Wandmalereien aus einem halbkreisförmigen Korridore des bei der Famesina entdeckten Hauses (n. 6 auf dem Plane). Der Fries ist abwechselnd mit Landschaften und mit Gruppen von szenischen Masken verziert, denen bisweilen andere auf das The- ater oder den Kultus des Dionysos bezügUche Dinge beigefügt sind.

Einer der Wandabschnitte: Mon. deir Inst. XII T. 5 (Ann. d. J. 1884 p. 307). Lessing-Mau Wand- und Deckenschmuck T. 11. Böm. Mitteilungen XXVI 1911 T. IV (zwei LandBcbaften) p. 12 u. 22ff.

146B (147) Altar.

Gefunden an der Stelle des ehemaligen Teatro Apollo neben dem Ponte S. Angelo.

Der Altar gehört zu den feinsten Erzeugnissen augusteischer Kirnst. Die Zartheit der Modellierung erinnert an die Stuckdecken des Fame- sina-Hauses (n. 1327 1332). Auf jeder Seite sehen wir ein Bukranion

OBERES STOCKWERK. 203

und gekreuzte Zweige der Weißpappel (vgl. n. 406). Die Wahl dieses

Laubes zur Dekoration des Altars läßt uns vermuten, daß dieser zu

dem Kulte des Herakles in Beziehung stand und demnach augensohein-

lieh zu dem Heiligtum des Heros gehörte, dessen Beste an der gleichen

Stelle gefunden wurden (vgl. n. 1282, 1283).

Hartel-Wickhoff die Wiener Genesis p. 21 u. 27 Fig. 7 = Wickhoff Schriften III p. 39 Fig. 6. E. Strong roman sculpture Fl. XXI p. 68.

1466 (1221) Fragmentierte Frauenstatuette aus grauem Marmor.

Gefunden im Tiber bei dem Ponte Gestio.

Eine mit Chiton und Mantel bekleidete Frau, deren Haare auf- gelöst niederhängen, sitzt auf einem reichverzierten Sessel und stützt den 1. Arm auf das Sitzbrett. Der r. Ellenbogen ruht auf dem Schenkel, während die r. Hand einen ZijJfel des Mantels über die Schulter nach vorne zog. Die den Bronzestil nachahmende Ausführung ist fein, aber trocken. Die Art, wie die Dekoration des Sessels mit Reihen einge- bohrter kleiner Löcher wiedergegeben ist, findet sich häufig auf Relief - bildem und an Helmen auf den historischen Reliefs der trajanischen Zeit. s

UÖm. Mitteilungen VI 1891 p. 239. Notizie d. scavi 1892 p. 267 e (wo die Statuette fälschlich als aus weißem Marmor gearbeitet bezeichnet ist).

Zimmer XX.

Die in diesem Zimmer befindlichen Wandmalereien stammen aus einem der Schlafzimmer in dem bei der Famesina entdeckten Hause (n. 4 auf dem Plane).

1467 (1) Dieser Wandabschnitt zeigt diurchweg Bilder hellenisti- schen Stiles. Ganz links oben ist auf dunkelviolett^m Grunde ein Mädchen gemalt, das neben einer Herme auf einer Bank sitzt, mit der R. den Mantel über der Schulter emporzieht und mit nachdenklichem Ausdruck abwärts blickt. Ein weiter rechts angebrachtes Bild stellt einen jungen Mann und eine junge Frau, vermutlich eine Hetäre, dar, die, einander küssend, auf einem Bette sitzen, während das Dienst- personal beschäftigt ist, den Nachttrunk vorzubereiten. Auf einem Tische zu Füßen des Bettes stehen ein Kantharos imd ein hohes zylinderförmiges Gefäß, neben dem Tische ein halbwüchsiger Sklave, der in der R. eine Schöpfkelle (simpulum) zu halten scheint. Eine Sklavin, die wegen der Nachtkühle ihren Mantel über den Hinterkopf gezogen hat, schreitet auf den Tisch zu, ein zweites zylinderförmiges Gefäß herbeitragend.

Die Bilder: Mon. dell* Inst. XII T. 7 a n. 3, T. 8 n. 3, Ann. 1884 p. 321.

1468 (2) Die Wand ist mit vier vestibülartigen Architekturen ver- ziert. Das stark verblaßte große Bild, das in die dritte dieser Architek- turen (von links) eingesetzt ist, zeigt eine schöne Frau, die auf einem Lehnsessel sitzt und die L. vorstreckt, um aus der erhobenen R. eines

204 DAS THERMBN&nJSEÜM. 1469—1473.

halbwüchsigen Mädchens, das vor ihr auf den Fußspitzen steht, einen gegenwärtig unkenntlichen Gegenstand in Empfang zu nehmen. Im Vordergrande sieht man einen weidenden Behbook. Nach dem idealen Charakter der sitzenden Frauengestalt wird man geneigt sein, in ihr eine Göttin und demnach in dem Mädchen eine SterbÜohe zu erkennen, die ihr irgendwelche Gabe darbringt. Während der Stil dieses Ge- mäldes an den der weißgrundigen attischen Lekythoi aus der Über- gangszeit vom 5. zum 4. Jahrhundert y. Chr. ennnört > nur der Beh- bock scheint zu den beiden ganz reliefmäßig in eine Baumschioht ge- rückten Frauenfiguren hinzugefügt zu sein . zeigen die vier kleineren Bilder, die an den oberen Teilen derselben Wand angebracht sind, die gewöhnliche hellenistische Kunstweise. Zwei von ihnen (redits und links von den Säulen, die das große Bild einfassen) stellen beide auf dunkelviolettem Grunde ein Mädchen dar, das vor einer Herme auf einem Steine sitzt und mit einem Hasen tändelt^ die anderen zwei je ein Liebespaar, das auf den beiden Büdem verschieden charakteri- siert ist. Auf dem einen (innerhalb des oberen viereckigen Teiles der zweiten vestibülarti^en Architektur von links) handelt es sich offen- bar um ein junges ^epaar beim Beginne der Brautnacht; die darauf dargestellte weibliche Figur, die züchtig abwärts bhckt, erinnert an die Braut der aldobrandinischen Hochzeit (n. 416). Hingegen scheint das auf dem Gegenstück (an der entsprechenden Stelle der dritten Architektur von links) dargestellte Mädchen eine Hetäre; die beiden Liebenden liegen hier auf einem Bette und küssen einander in Gegen- wart eines Sklaven und einer Sklavin. Auf der Säule, die sich links von diesem Bilde erhebt, ist die oben S. 117 erwähnte Künstlerinschrift

eingeritzt.

Die ganze Dekoration: Mon. dell' Inst. XII 5a; Ann. 1884 p. 309 ff. Lessing-Mau T. 5. £öm. Mitteilungen XYIII 1903 p. 229f. Fig. 20. Ippel der dritte pompej. Stil p. 8 ff. Abb. 1. Bas HauptbUd: Mon. XII 6 n. 2; Ann. 1884 p. 319; Eöm. Mitteilungen XVII 1902 p. 206 u. 227 Fig. 15 (vgl. Kodenwaldt die Komposition d. pompej. Wand- l^emälde p. 40 und das in den Itöm. Mitteil. IV 1889 p. 110 n. 6 beschriebene pompe- ianische Wandgemälde). Die kleineren Bilder: Mon. XII 7a n. 1, 2; Ann. 1884 p. 321 bis 322.

1469 (3) Das beinah vollständig unkenntlich gewordene Haupt- bild zeigt drei schöne IFrauengestalten, die vor einem weiblichen Idol

stehen und sich, wie es scheint, anschicken, ein C^fer darzubringen.

Die ganze Dekoration: Mon. XII 17; Ann. 1885 p. 302. Lessing-Mau T. 6. Das HauptbUd: Mon. XU6n.l; Ann. 1884 p. 819; BÖm. Mitteil. XVII 1902 p. 229 f. Fig. 17.

1470 (4) Man sieht auf diesem Fragmente eine stehende Figur des Zeus, die nach einem auch in Statuen, Statuetten und Behef wieder- holten Originale gemalt ist. Der Gott hält in der gesenkten R. einen Blitz und stützt mit der L. ein Zepter auf, dessen Spitze mit einem undeutlich gemalten, rundlichen Gegenstande bekrönt ist. Vgl. n. 206.

Gazette arch^ologique VIII 1883 pl. 15 p. 99. Mon. XII 7 n. 5: Ann. 1884 p. 320; Amelung Florentiner Antiken p. 8.

OBERES STOCKWERK. 205

Die in der Mitte dieses Zimmers aufgestellte, mit d. 670 bezeiclmete Skulptur hat einer Statuette der ephesisohen Artemis als Basis ge- dient (vgl. n. 797).

Zimmer XXI.

Die Wiandiiifklereieii in diesem Zimmer stammen aus einem anderen Schlatsimmer des bei der Famesina entdeckten Hauses (auf dem Plane n. 5).

1471 (2) Die Landschaft in der Mitte hat zu sehr gelitten, als daß sie sich beschreiben ließe. Von den beiden mit Schutzklappen (vgl. n. 1328) versehenen Bildern, die den Fries verzieren, stellt das eine (rechts) eine ältliche, feiste Frau dar, die, einen Becher in der B., auf einem Sessel sitzt und den Kopf einer neben ihr stehenden jimgen Frau zuwendet, die in eindringlicher Weise mit ihr spricht; auf der anderen Seite der Alten steht eine jugendliche Sklavin und neben dieser ein Tisch, der einen kleinen Krater trägt. Auf dem Gegenstücke sieht man einen jungen Mann und eine junge Frau, die neben ein- ander auf einem Bette sitzen und sich küssen; die Frau hält in der L. eine Schale; vor dem Bette steht ein Tisch mit Trinkgefäßen. Da die jimge Frau auf beiden Bildern in der gleichen Weise charakteri- siert ist, so liegt der Gedanke nahe, daß es sich hier wie dort um die- selbe Person handelt. Wenn diese Voraussetzung richtig ist, könnte man das an erster Stelle beschriebene Bild etwa folgendermaßen er- klären: Die junge Frau, die eine Kupplerin zu sich beschieden hat, damit sie durch deren Vermittelung eine Pckssion, die sie für einen jungen Mann gefaßt, befriedige, traktiert die Alte mit Wein und setzt ihr dabei ihr Verlangen auseinander. Das Gegenstück würde dieselbe Dame darstellen, wie sie das Ziel ihrer Wünsche erreicht hat und mit ihrem Geliebten vereinigt ist* Es wären dies Situationen, wie sie namentlich in den Mimiamben des Herondas mancherlei Analogien finden.

Die ganze Dekoration: Mon. dell' Inst. XII 23 (Ann. 1885 p. 318 £F.). Lessing- Mau Wand- und Deckenschmuck T. 3. Köm. Mitteilungen XVII 1902 p. 220 ff. Fig. 13. Ippel der dritte pompej. Stil p. 8fl. Abb. 2. Die kleineren Bilder: Mon. XII 27 n. 2, 5 (Ann. 1885 p. 316). Vgl. £öm. MitteUungen XXV 1011 p. 2dl.

1472 (5) Ich übergehe dieses Stück, da sich auf ihm nur die Archi- tekturmalerei einigermaßen erhalten hat, die figürlichen Darstellungen hingegen beinah vollständig verblaßt sind. Wer sich dafür interessiert, muß die Publikationen einsehen.

Mon. deir Inst. XII 24 (Ann. 1885 p. 313ff.). Lessfaig-Maa T. 4. Eöm. Mitteil. XVII 1902 p. 209ff. Fig. 9.

1473 (6) Die Eigor ist aus einem weißen Wandfelde herausge- schnitten, in dessen Mitte sie angebracht war, eine Anordnung, die durch n. 1474 vergegenwärtigt wird. Sie stellt ein auf einem Sessel sitzendes Mädchen da, das mit der B. seinen Mantel in zierlicher Weise nach vorwärts 2deht, und erinnert hinsichtlich des Stiles wie des Kolo- rites an das Hauptbild von n. 1479. Die Anlage ist von wunderbarer

206 DAS THERMENMÜSEUM. 1474—1477.

Anmut und die AuBfühnmg fein gefühlt. Alles dies gilt auoh für die Gegenstücke n. 1474 und 1475.

Mon. dell' Inst. XII 26 n. 6 (Ann. 1886 p. 816). Bobert die EnöchelBpielerinnen des Alezandros (Halle a. S. 1897), Vignette auf p. 1, p. 7 8.

1474 (8) Die Malereien sind stark verblaßt. In der Mitte der beiden weißen Wandfelder sieht man je ein stehendes Mädchen, von denen das eine mit beiden Händen einen Kasten halt.

Mon. deirinst. XII 25 links (Ann. 1885 p. 313 ff.). Lessing-Mau T. 2. Die Figur mit dem Kasten: Bion. XII 27 n. 6. Bobert a. a. O. Vignette p. 1, p. 7f.

1475 (9) Ein Mädchen gießt aus einem bauchigen Mäschchen (Ary- ballos) Öl in eine schlanke Lekythos. Es erinnert in der Anlage auf- fällig an eine in ähnlicher Handlung begriffene Mädchengestalt auf einer weißgrundigen attischen Lekythos.

Gazette archfologique VIII 1883 pl. 16 p. 100. Mon. dell' Inst. XII 26 n. 5 (Ann. 1885 p. 816). Die attische Lekythos: Murray-Smith white athenian vases pl. XXI a.

1476 (40004) Fragment eines reieh -verzierten Untersatzes.

Gefunden 1908 bei Gelegenheit der Bemolierung der Villa Patrizi an der Via Nomentana. Zusammengesetzt aus einer großen Anzahl von Fragmenten; nicht für alle ließ sich der ursprüngliche Platz wieder feststellen. Einige Lücken sind mit Gips ausgefüllt. Hier und da sind Brandspuien zu erkennen.

Erhalten hat sich etwa die Hälfte einer kreisförmigen Basis, aus deren Mitte sich ein Schaft erhebt. Dieser hat zweifellos einen Aufsatz getragen, dessen weit ausladender Körper wahrscheinlich außerdem von einer Statuette gestützt wurde, deren untere Hälfte man rechts auf der Basis bemerkt. Die Statuette stellte einKnäbchen dar, das sich auf die Zehen beider Füße erhoben hat. Es läßt sich erwarten, daß ihr ein Gegenstück nicht gefehlt hat, von dem sich denn auch Beste gefunden haben. Ja, man hat noch einen dritten Torso einer in den Maßen überein- stimmenden Statuette aus Fragmenten zusammensetzen können. An dem Mittelschafte fallen breite weiche Akanthusblätter mit Blumen nieder, die sich auf der Basis ausbreiten imd auf denen allerlei kleine Putten, Wassertiere und Schnecken herumkrabbeln. Auf einem der Blätter stehen auch die Füße der Statuette, deren Unterteil sich erhallen hat. Unter ihr springt über die Peripherie der Basis eine Sphinx vor, der es gewiß ebensowenig an einem oder mehreren Gegenstücken gefehlt hat. Im übrigen ist die Außenseite der Basis in breite pfeilerartige Vorsprünge und Nischen geteilt; vor jedem Vorsprung schießt ein Delphin abwärts, in jeder Nische ist eine Nereide dargestellt. All das ist in einem sehr flotten und frischen Stile ausgeführt, hie und da nur skizzenhaft angedeutet. Wir finden schlagende Parallelen an Werken der flavischen Aera (vgl. die Skulpturen aus dem Grabe der Haterier im 10. Zimmer des latera- nisohen Museums und n. 1418). Die Putten und Tiere erinnern uns an

OBERES STOCKWERK. x 207

die Statue des Nil im Vatikan (n. 34), tind wir dürfen in diesem Zu- sammenhange darauf hinweisen, daß gerade einer der flavisohen Kaiser, Domitian, das i. J. 79 n. Chr. durch Brand zerstörte Iseum campense, in dessen Bereich der Nil gefunden wurde, zu neuer größerer Pracht wiedererstehen ließ.

Noti2ie d. scavi 1906 p. 130 Fig. 2, S. Auaonia HI 1908 T. VI— Vni p. 23611. Fig. 1—10.

Zimmer XXII.

Die in dieaem Zimmer befindlichen Wandmalereien stammen aus einem dritten Schlafzimmer In dem bei der Famesina entdeckten Hause (auf dem Plane n. 2).

Wir haben bereits bemerkt, daß die Wanddekorationen dieses Hauses den letzten Zeiten des sogenannten zweiten Stiles angehören. Der eigentümliche Charakter des zweiten Dekorationsstiles beruht darauf, daß die Wände mit Daistdlungen architek- tonischer Art bemalt und in diese an geeigneten Stellen landschaftliche oder figürliche Kompositionen eingesetzt sind. Dies Verfahren ist offenbar durch den von altersher üblichen Gebrauch, vrirkliche Tafelbilder in die W&nde einzulassen oder daran anzu- heften, bestimmt. Vielfach bezeichneten die hellenistischen Wandmaler kleinere Ge- mälde, die sie in die Dekoration ehifügten, dadurch, daß sie ihnen Bahmen und Scbutz- klappen gaben, deutlich als Beproduktionen von Tafelbildern. Weniger klar ist auf den ersten Blick die Charakteristik bei umfangreicheren Kompositionen. Diese sind in der Begel von einer pavillon- oder vestibOlartigen Architektur umgeben, die sich auf einem Sockel erhebt und aus zwei Sftulen besteht, die einen Giebel stützen; hinter den Sftulen bemerkt man zwei Pfeiler, die an dem Aufbau nach innen vortreten und meist einen Bogen oder auch ein giebelartiges Gebilde tragen. Man hat nun vermutet, die Wand- maler hätten sich die zwischen den Säulen oder Pfeilern liegende Wand als geöffnet und die dargestellte Handlung als jenseits der Wand im Freien vorgehend gedacht. Daß es sich aber auch hier um Wiedergabe von Tafelbildern, nur von solchen großen Formates, handelt, haben die Maler selbst dadurch angedeutet, daß sie fast überall die Darstellung innerhalb dieses architektonischen Bahmens noch mit einem zweiten Bahmen umgaben, den sie sich augenscheinlich aus einfachen Holzleisten bestehend dachten. Entscheidend für diese Auffassung ist die Zusammenstellung der Bilder in diesem Zimmer, da wir hier in dem einen der großen Mittelbilder zweifellos ein Gemälde älteren Stiles zu erkennen haben (n. 1470). Es ist nicht nachzuweisen, aber keineswegs unwahrscheinlich, daß es in hellenistlBcher Zeit tatsächlich derartig architektonisch ausgestattete Bildträger gegeben habe. Das Motiv der Säulen mit Geb&lk, die zwei bogentragende FfeUer einschließen, ist zwar erst in Bom zu weit- gehender Veonnrendung gekommen, aber bereits in hellenistischer Zeit geschaffen und, was besonders wichtig Ist, auch zur Umrahmung von Beliefs benutzt worden: Springer-Michaelis. Handbuch I'' p. 800 Abb. 656; vgl. auch ein Grabrelief aus Athen im Museum von Grenoble: Catalogue (1901) p. 266 n. 125 mit Tafel. Endlich mag auf die Parallelen aus byzanthilscher Kunst, Mittelalter und Benaissance hingewiesen werden. Vgl. über diese Frage, die verschiedenen Auffassungen der gemalten Architekturen im Ganzen (Wandschirm oder Scherwand), die Herkunft dieses Stiles und sein Verhältnis zu den anderen Stilen der Wandmalerei: Mau Geschichte der dekorativen Wandmalerei p. 160 ff. Rom. Mitteilungen IX 1894 p. 217 Anm. 2. Bobert Votivgemälde eines Apobaten p. 6 ff. Petersen Ära Pacis Au- gustae p. 143fl. Böm. MitteUungen XVn 1902 p. 17911. XVin 1903 p. 87fl. p. 222ff. Bodenwaldt, die Kompoeition d. pompej. Wandgemälde p. 85 f., p. 124 Axim. 1. Ippel Der dritte pompej. Stil. p. 8fl. u. sonst.

1477 (1118) Das große in der Mitte angebrachte Gemälde bezieht sich auf die Pflege des Dionysosknaben. Man sieht im Vordergründe eine auf einem Felsblocke sitzende Bakchantin, die beschäftigt ist, dem Kleinen einen Kranz aufzusetzen, und neben der ein Thyrsos lehnt. Hinter ihr erhebt sich ein Tor, auf dem die Statue eines Hegen- den Satyrs angebracht ist, und, an das Tor anstoßend, eine Mauer, Motive, die beweisen, daß die Handlung vor dem Peribolos eines bak- chischen Heiligtums stattfindet. Von dem Arohitrave des Tores ist

208 r>AS THERMENMÜSEÜM. 1478-1479.

nach der Mauer ein hellvioletter Vorhang gezogen, der offenbar, wenn

man ihn vertikal herabfallen ließ, die Toröffnung schloß. Neben dem

Tore stehen zwei würdig bekleidete Frauen, von denen die eine in der B.

einen Thyrsos, die andere einen Fächer in der L. hält; beide blicken auf

die im Vordergründe dargestellte Gruppe. Während dieses Gemälde

offenbar auf ein hellenistisches Original zurückgeht, zeigen die beiden

kleineren Bilder, die den roten Wandfeldem als Mittelpunkt dienen,

einen älteren Stil, den man der Übergangszeit vom 5. zum 4. Jahrhundert

V. Chr. zuschreiben möchte und der in den Malereien weißgrundiger,

attischer Lekythoi Analogie findet (vgl. n. 1468, 1473—75 u. 1479).

Das links angebrachte Bild: Eine auf einem lehnelosen Sessel sitzende

Frau rührt mit der L. die Saiten eines harfenartigen Instrumentes und

streckt die B. nach einem vor ihr stehenden Mädchen aus, das ihr

einen kleinen Vierfüßler, wie es scheint ein Eichhörnchen, darbietet.

Das Bild rechts: Eine sitzende Frau rührt, das Plektron in der R.,

mit der L. die Saiten einer Kithara, während ein vor ihr stehendes

Mädchen ihr mit der B. einen Blütenzweig entgegenstreckt.

Das Ensemble derWanddekoration-.Mon.deir Inst. XII 18 (Ann. 1886 p. 304ff.). Lessing-Mau Wand- und Deckenschmuck T. 8. Rom. Mitteilungen XVII 1902 p. 217 f. Fig. 12. Das große Bild: Mon. dell* Inst. XII| 20 (Ann. 1886 p. 310—311). Die beiden kleineren Bilder: Mon. Xn 22 n. 4, 6 (Ann. 1886 p. 313). Das rechts an- gebracht« kleinere Bild auch bei Robert die Knöchelspielerinnen des Alexandros p. 7 (vgl. p. 7 8). Über die Anordnung der beiden Bilder: Robert Votivgemalde eines Apobaten p. 7; ders. die Masken der neueren attischen KomOdle p. 107 Fig. 126.

1478 (1117) Beachtung verdient in dieser Dekoration die als Tela- mon verwendete, archaisierende Figur des Zeus Ammon, eine Figur die wiederum auf den ägyptischen Hellenismus zurückweist.

Mon. deir Inst. XII 26 (rechts), Ann. 1886 p. 304. Lessing-Mau T. 2.

1479 (1128) Das Hauptbild erinnert wiederum an die Dekoration der weißgrundigen Lekythoi (vgl. n. 1468, 1473—1475 u. 1477). Es zeigt eine ebenso ernste wie zarte Charakteristik, die in der attischen Kunst der perikleisohen Zeit mancherlei Analogien findet. Man sieht darauf Aphrodite, wie sie, eine Blume in der R., auf einem reich ver- zierten Throne sitzt, und hinter ihr eine jugendliche Frauengestalt, Peitho oder eine der Chariten, die sich mit dem feinen, von dem Polos der Göttin herabreiohenden Schleier zu schaffen macht. Vor Aphro- dite steht Eros, das Zepter seiner Mutter haltend. Das Bild gehört zu den schönsten Resten antiker Wandmalerei. Man hat darin die Dar- stellung einer griechischen Gruppe aus Gold und Elfenbein sehen wollen im Zusammeiüiange mit der Auffassung, nach der all diese Mittelbilder der Wände als realistisch gedachte Durchblicke gemeint wären. Aber es ist mit Recht dagegen eingeweiidet worden, daß der altertümliche Eindruck des Bildes nicht durch den Gegenstand, sondern einzig durch die Axt der Darstellimg bedingt ist. Ein Maler der augusteischen Zeit hätte auch eine stilistisch noch strengere Skulptur mit anderen, seinem

OBERES STOCKWERK. 209

Können entsprechenden Mitteln wiedergegeben. Zweifellos hat der Künstler vielmehr hier, wie auf n. 1477, ein Tafelbild großen Formates als in den Bildträger eingelassen darstellen wollen, dort ein Bild helle- nistischen Stiles, hier ein Bild, das wir selbst oder dessen Vorbild wir in die Übergangszeit vom 5. zum 4. Jahrhimdert v. Chr. datieren müssen. In mehr als einer Hinsicht verwandt ist die Komposition, die wir unter n. 144 besprochen haben: Paris vor Helena (man ver- gleiche die sitzenden Figuren und die Gestalten des Eros mit ihren hochragenden Flügeln); auch dort wurden wir zur Annahme eines malerischen Vorbildes der gleichen Zeit geführt.

Der Stil der vier kleineren Bilder, die den Fries verzieren, ist der gewöhnliche hellenistische. Zwei von ihnen, die, einander entspre- chend unmittelbar neben dem das Hauptbild überwölbenden Bogen angebracht sind, vergegenwärtigen das Treiben szenischer Künstler. Auf dem Bilde links vom Bogen sieht man einen mit Efeu bekränz- ten Dichter oder Schauspieler, der auf einem Sessel sitzt und die L. über eine auf dem 1. Oberschenkel ruhende komische Maske gelegt hält; vor ihm stehen zwei Frauen, von denen die eine die Maske auf- merksam betrachtet. Augenscheinlich hat der Mann bei einer sze- nischen Aufführung den Preis in einer Bolle gewonnen, in der er die Maske getragen hat. Das entsprechende Bild zeigt einen Schauspieler, dessen Kopf mit einer tragischen Maske bedeckt ist, im Begriff zu rezitieren. Hinter ihm sitzt der Dichter oder Regisseur, den Text nachlesend, wahrend eine hinter dem Sessel stehende Frau die Bezi- tation mit dem Spiel einer Kithara bekleidet. Die anderen beiden Bilder sie sind mit Schutzklappen versehen scheinen ein und dasselbe Liebespaar in zwei verschiedenen Situationen ihres Verkehrs darzustellen. Auf dem linken Bilde sitzen die beiden Liebenden auf dem Bette» umgeben von drei Sklavinnen, deren eine Wein oder Was- ser aus einer Spitz-Amphora in einen Napf gießt. Es ist kürzlich ge- lungen, die gleiche Komposition mit geringen Abweichungen auf einem in Wien befindlichen, aus Centocelle stammenden Mosaik geringer Arbeit nachzuweisen; damit ist erwiesen, daß der Wandmaler hier ein Original wiedergegeben hat, das in weiteren Kreisen bekannt war. Das entsprechende Gegenstück, das jetzt zerstört ist, zeigte die Liebenden ohne die störende Gegenwart der Dienerinnen einander näher gerückt.

Die ganze D^oration: Mon. dell' Inst. XII 19» (Ann. 1885 p. 304 IT.). Lessing- Mau T. 7. Peteisen Ära Pacis Augustae p. 146 Fig. 47. Rom. lütteilungen XYII 1902 p. 228 f. Fig. 16. Das Hauptbild: Mon. XII T. 21, Ann. 1885 p. 311 f. Koscher mythol. Lexikon III 2 p. 18031. Abb. 5. Vgl. Rom. MitteUungen VII 1802 p. 60. Robert Votiv- gemälde eines Apobaten p. 7 Anm. 1. Rodenwaldt die Komposition d. pompej. Wand- gemälde p. 39f. Die vier kleineren Bilder: Mon. XII 8 n. 4, 5; 22 n. 2, 3; (Ann. 1884 p.309; 1885 p.312f.). Das linke Triptychon und das Wiener Mosaik: Rom. Mitteil. XXV 1911 p. 257 ff. Abb. 2.

Zurück durch Zimmer VIII, V und I in das

Heibig: Führer. II. 3. Aufl. 14

210 DAS THBRMENMÜSEÜM. 1480—1482.

Antiquarium romanum.

Links von dem Eintretenden:

1480 Platte mit Mosaikfragmienteii.

Die in diese Platte eingesetzten Mosaike stammen aus der 1741 bei Tosculum ausgegrabenen Villa. Die Angabe, daß sie zu dem Schmucke desselben Fußbodens gehört hätten, dessen Mittelpunkt durch das Mo- saik n. 314 gebildet war, ist ungenügend bezeugt. Vormals im Museo Kircheriano.

Man sieht auf den Fragmenten vier szenische Masken mid drei

schwebende Siegesgöttinnen. Die in der Mitte angebrachte Kike hält

mit beiden Händen den ihren nackten Körper umflatternden Mantel,

an dem das Stück, das den Schoß bedeckt, moderne Restauration

zu sein scheint. Die zweite trägt ein Tropaion, die dritte ein auf

einen Seesieg hinweisendes Steuerruder.

Canina descrizione dell' antico Tuscolo T. 45 p. 158. Vgl. Visconti Mus. Pio-Cl. VII p. 231 232 nota. De Euggiero catalogo del Museo Kircheriano I p. 268 n. 4 10.

Auf der andern Seite des Eingangs:

1481 (34355) Rekonstruktion einer Orab-Aedikula.

Gefunden im J. 1904 in dem unteren Stockwerk eines Kolumbarium innerhalb einer Begräbnisstätte kurz vor Porta Salaria westlich von der Via Salaria bei Gelegenheit der Anlage des heutigen Gorso di Porta Pin- ciana. Antik sind außer der Reliefplatte aus Terrakotta die beiden Ziegel rechts und links von dem Belief, die marmorne Deckplatte darüber, die Sftulen (aus Terrakotta), der Architrav, die Giebelgeisa und die leere Tabella (alles aus Marmor). Die Eichtigkeit des Aufbaues ist vollkommen gesichert.

Die Aedikula nahm die Hauptwand einer kleinen Grabkammer (2,50 X 1,75 m) ein. Das Tongefäß mit den Aschenresten war in der mit einer Peperinplatte verschlossenen Basis beigesetzt. Darüber ist das Belief eingemauert, rechts und links befestigt mittels der übergreifen- den Ränder von zwei rechtwinklig anstoßenden Ziegeln. Den Unter- bau deckt oben eine Marmorplatte, über der sich eine Nische mit architektonischer Umrahmung erhebt. Die Terrakottaplatte gehört zu den sogenannten Campana-Beliefs, die ursprünglich zu friesartiger Dekoration von Wohnräumen bestimmt waren, öfters aber, wie hier, zur Ausschmückung von Grabstätten verwendet wurden. Selten hat «ich die Bemalung so frisch erhalten wie in diesem Falle; an einigen Stellen bemerkt man imter der abgeblätterten Farbenschicht Reste einer früheren Färbung, die an den Architekturteilen mit der spä- teren nicht ganz übereinstimmt; augenscheinlich war also einmal eine Erneuerung der Bemalimg notwendig geworden. Dargestellt ist eine Tragödienszene, die sich vor der in allen Teilen deutlich wiederge- gebenen Rückwand der Bühne abspielt Wir sehen die drei Türen, von denen sich die mittelste diu:ch ihre Größe und dadurch, daß sie von einer plastischen Gruppe bekrönt ist, vor den beiden Nebentüren

ANTIQUABIUM ROMANÜM. 211

auszeichnet. Es ist wahrscheinlich, daß wir hier das Proskenion des hellenistischen, nicht die scenae frons des römischen Theaters zu er- kennen haben. Auffallend ist die schräge Stellung der beiden Eck- pilaster, die wohl richtig so erklärt worden ist, daß hier die beiden Parodoi schräg an die Bückwand der Bühne anstießen. In hellenistische Zeit werden wir auch durch das Kostüm der Schauspieler gewiesen. Man hat die Hauptfiguren augenscheinlich mit Recht als Andromache mit dem kleinen Astyanax und Odysseus gedeutet, der als ELrieger mit dem Schwert bewaffnet ist. Dieser wäre an Stelle des Herolds Talthybios dargestellt, der bei Euripides (Troad. v. 709 ss.) der Andromache den Beschluß der Griechen meldet, Astyanax, den Sohn Hektors, zu töten. Zweifellos naht die Gestalt sich ja der Mittelfigur mit einem Ansinnen, das den Knaben betrifft und deren Unwillen er- regt; deshalb wendet die Frau sich von dem Sprechenden ab und packt den zur Seite weichenden Kleinen heftig am Arme. Das Beängsti- gende der Situation malt sich auch in den beiden Kebenfigiu«n, die ebensowenig, wie der Knabe, Maske und Theaterkostüm tragen. Des- halb können es keine Choreuten, aber auch keine von den einzelnen, imDrama agierenden stummenPersonen sein, sondern einzig Statisten, die bei den griechischen Theaterauffühnmgen neben dem Chor nicht gefehlt haben.

Das Kolumbarium, in dem die Aedikula entdeckt wurde, gehörte, wie uns ebendort gefundene Inschriften lehren, einem P. Numitorius Hilarus; seine Asche war in der Basis der Aedikula beigesetzt. Die Wahl der Reliefplatte zur Verzierung hat kaum einen tieferen Sinn (etwa Hinweis auf besondere Schicksale oder Beschäftigungen des Ver- storbenen). Die ganzen Funde jenes Begräbnisplatzes stanmien aus der letzten republikanischen Zeit oder dem Beginn des Kaiserreiches. In die gleiche Epoche ist die Aedikula zu datieren.

Notizie d. scayi 1904 p. 43611. 1905 p. 19 ff. Jahreshefte des österr. arch. Inst. VIII 1905 p. 203 ff. T. V. Bieber, das Dresdner Schauspielerrelief p. elf. Abb. 14. von Eohden Wlnnefeld architekt. röm. Tonreliefs (die ant. Terrakotten IV) T. LXXXI p. 280.

Wir wenden uns von hier aus links in die

1. Abteilung. In den Schränken der Bückwand:

1482 Ooldsehmuek verschiedener Herkunft, meist aus dem Tiber. Zu beachten zwei Stücke Golddraht, die so gebogen sind, daß sie dem Umriß von zwei Ohren gleichen (gefunden an der Via XX Settembre beim Bau des Ministero d' Agricoltura; Notizie d. scavi 1908 p. 128 Fig. 1), wahrschein- lich Weihgeschenke eines Ohrenkranken an eine Heilgottheit (vgl. in- des über die Bedeutung derartiger Votive zuletzt Athen. Mitteilungen XXXVII 1912 p. 46 ff.).

14*

212 I>AS THERMENMÜSEUM. 148S— 1499.

1483 Grabfund aus Vetralla (Süd-Etrurien). Augenscheinlich war in dem Grabe eine junge Aristokratin beigesetzt. Man beachte be- sonders die grojße Anzahl von Gegenständen aus Bernstein, darunter ein Biechfläschchen in Form einer Dattel (Not. d. sc. 1887 p. 62 f.).

1484 Sammlung römischer Lampen (die ältesten ohne figürlichen Schmuck, schwarzgefimlfit oder lot, die sp&teren mit mannigfaltigem Beliefeichmack auf der oberen Fläche; häufig findet man auf der Unterseite die Inschrift des Fabrikanten). Vgl. CIL XV p. 782fiE.

1485 Bömisehe Sparbüchse mit einer Behefdarstellung des Mer- cur in einer Aedikula (der obere Teil ist gebrochen; gefunden in dem Kolum- barium der Freigelassenen und Sklaven der Statuier vor Porta Maggiore. Brizio pitture e sepolcri dell' Esquilino p. 135. Vgl. Jahrbuch d.arch. Inst. ZVI 1901 p.l60ff.).

1486 1489 Glasgefäße. Man beachte vor allem eine Schale aus sog. Millefiori-Glas (gefunden bei Montefiascone), eine Schale mit Gold- grund (Darstellung einer Jagd; gefunden bei Tresilioo in Kalabrien)» ein Gefäß- chen in Form einer Gans mit sehr dünner Wandung (gefunden zusam- men mit einer Münze des Domitian in einem Kindergrabe bei Bondissone in Piemont; Notizied.8c. 1806 p. 60if.mitAbb.) imd eine Anzahl wundervoll farbiger Fragmente von Glas und Email, vgl. über die technischen und chronolo- gischen Fragen zuletzt Pauly-Wissowa, Eealenzyklopädie VII 1 p. J382fl. (Blümner).

1490 Terrakottavotive, Darstellungen einzelner Körperteile. Da sie im Tiber in der Umgebung der Tiberinsel gefunden wmrden, liegt es nahe anzunehmen, daß sie aus dem dort gelegenen Heiligtum

des Aesculap stammen. Stieda, anatomisch-archäologische Studien (Bonnet- Merkels anatomische Hefte XY/XVI 1091) p. 123f. T. III— IV 12, 18, 16, 17. Vgl. im I. Bande n. 226, 227.

In der Mitte ein freistehender Schrank mit

1491 Terrakottareliefs. Wir sind derartigen Eeliefs schon öf- ters begegnet (vgl. zuletzt n. 1481). Sie stammen meist aus dem letz- ten Jahrhimdert v. Chr. und repräsentieren in ihrer stilistischen Eigen- art vorzüglich die epigonenhaft-retrospektive^ akademisch-geschmack- volle, aber innerlich leere Richtung der sog. neu -attischen Kunst, die für den Bedarf des unter griechischem Einfluß verfeinerten, römischen Luxus arbeitete. Die Darstellungen der Beliefs in diesem Schranke sind meist streng symmetrisch geordnet, sehr geschickt der tektonischen Bestimmung der Platten entsprechend. Die gleiche Bücksicht hat zur häufigen Verwendung von Figuren arohaisdien oder doch strengen Stiles geführt. Vgl. den IV. Band des Werkes über die

antiken Terrakotten, herausgegeben durch von Eohden und Winnefeld: architek- tonische römische Tonreliefs.

In dem Mittelschrank:

1492 Bronzestatuette eines Knaben. (Gefunden im Tiber. Der Knabe ist heftig emporgereckt und rückwärts gebogen. Da er mit den Füßen den Boden nicht berührt und an seinem Bücken keine Ansätze von

ANTIQÜARIUM ROMANÜM. 213

Flügeln vorhanden sind, hat man ihn als Ganymed erklären wollen, wie er vom Adler gei'aubt wird (vgl. n. 386). Man müßte allerdings annehmen, daß er sich mit beiden hooherhobenen Händen an den Adler geklammert hatte.

1493 Bronzestatuette eines Laren. Die abgebrochene erhobene R. hielt ein Rhyton, die vorgestreckte L. eine Schale. Vgl. n. 1003. Die Ansfühnmg ist sauber, aber trocken.

1494 (8064) Bleistatuette des Yertnmnus, eines altitalischen Gottes des Aokersegens (gefunden im Tiber). Er trägt eine kurze Tunica und eiaen krummen Hirtenstab in der L. Vgl. Amelung, Führer durch d. Ant. in Florenz n. 260.

1495 Tessera hospitaüs aus Bronze in Form eines halbierten Widderkopfes (gefunden bei Trasacco in der Provina Aquila). Derartige tesserae galten als Erkennungszeichen der Gastfreundschaft zwischen zwei Familien. Auf der glatten Fläche sind die beiden Namen T. Man- lius T. f. und 1*. Staiodius N. f. und zwischen beiden das Wort hospes eingegraben. Notizie d. scavi 1895 p. 85 fl. Fig. 1, 2.

1496 Archaisehe Bronzestatuette eines Mädchens. Die Sta- tuette — wohl ein besonders gut gelungenes, etruskisohes Werk gibt den ionischen Typus der reichgekleideten, zierlich bewegten Mädchenfigur wieder, wie wir ihn am besten durch die Mädchen- statuen auf der Akropolis von Athen repräsentiert sehen (vgl. n. 975). Die Haare sind in eiaer hohen kegelförmigen Haube geborgen, die mit der ionischen Mode nach Etrurien übertragen wurde (tutulus)*

1497 Bronzene Striegeln (vgl. n. 23), Gefäße und Lampen.

1498 (56032) Bronzestatuette des Anubis. Der ägyptische Totengott mit dem Schakalskopfe ist hier in kriegerischer Büstung dar- gestellt, wohl IQ Erinnerung an den Anteil, den er an dem Kampfe des Osiris gegen Seth genommen. Doch erscheint er auch in der gleichen Gestalt mit seinem Bruder Makedon als Grabwächter in dem Haupt- grabe der Nekropole von Kom-esch-Schukafa bei Alexandrien. (Expe- dition E. Sieglin I p. 142f.)

1499 Helm aus gegossener Bronze (gefunden 1891 unter dem Ponte Sisto) . Er ist für ein zimi kriegerischen Gebrauch bestimmtes Rüstungs - stück zu schwer und wird demnach zu einer Statue gehört haben. Die Blume, die jederseits aus einer Ranke herauswächst, ist mit einem tiefen Loche versehen, offenbar um darin einen Busch ein- zusetzen. Von dem Träger des mittleren Busches ist nur ein Teil auf dem Scheitel des Helmes erhalten. Die horizontalen Röhrchen am unteren Rande der Kappe dienten zur Befestigung der Wangenschirme. Weitere Bronzefunde beim Ponte Sisto sind

214 r>AS THERMENMUSEUM. 1500-1506.

unter n. 1345 besprochen. Unter ihnen sind die meisten mit dem Hehne gleichzeitig, d. h. ins 1. Jahrhundert n. Chr. zu datieren, dar- unter auch ein Flügel, der wahrscheinlich von einer Victoria stammt; mit dieser hat man den Helm in Verbindung bringen wollen, indem man annahm, die Göttin habe nach Art der Victoria von Brescia den einen Fuß darauf gesetzt. Doch würde man dazu kaum einen Helm mit ragender Spitze und zwei Büschen gewählt haben. Eher läßt sich annehmen, die Göttin sei mit einem IVopaeum beschäftigt gewesen, das der Helm bekrönte.

Notizie d. scavi 1891 p. 286£f. mit Abb. Böm. MitteUangen XXVI 1911 p. 251 flf. Fig. 9.

1500 Fuß und Hand einer Statuette aus Ebenholz (gefunden bei der Zerstörung der Villa Fatrizi vor Porta Pia).

1501 Bronzene Isisklappem (seistra; gefunden im Tiber). Dieses Instrument spielte in dem Kultus der Isis eine hervorragende Bolle (vgl. n. 143). Wenn sich derartige Klappern wie andere auf die ägyptischen Kulte bezügliche Gegenstände häufig im Tiber gefunden haben, so hängt das offenbar mit den Verboten zusammen, die zu wiederholten Malen von der römischen Regierimg gegen die Aus- übung jener Kulte innerhalb des Stadtgebietes erlassen wurden und zur Folge hatten, daß der in ihnen zur Verwendung kommende Appa- rat in den Fluß geworfen wurde. Berichtet doch losephus (antiqu. iud. XVIII 3, 4), daß infolge eines solchen unter Tiberius ergangenen Verbotes das gleiche Schicksal einem Isisbilde zuteil wurde, vermut- lich der Statue, die in dem Hauptheiligtume der Göttin (in der Gegend von S. Maria sopra Minerva) den Mittelpunkt des Kultus bildete.

Im nächsten freistehenden Schranke:

1502 Terrakottareliefs der unter n. 1491 besprochenen Art mit Darstellungen der stiertötenden Nike (von Rohden-Winnefeld a. a. O. T. XXXVII p. 82 ff. u. 257f.). Vgl. Über die Geschichte der Typen Röscher, mythol. Lexikon III p. 346 f. (Bulle).

In den Schränken und Pulten der Fensterwand: Löffel und Gabeln

aus Silber und Bronze (meist im Tiber gefunden. Das Alter der einzelnen Stücke läßt sich natürlich nicht feststellen, zumal es nicht nachweisbar ist, daß man im Alter- tum bereits Gabeln gekannt hat ; vgl. Bulletino comunale II 1874 p. 116 ff. T. IX;

Memorie dell' Accad. dei Lincei Ser. III vol. X 1881—1882 p. 141 f.). Drei Militär- diplome aus der Zeit des Titus, des Caracalla sowie des Magabal und Alexander Severus (S,öm. Mitteilungen XXII 1907 p. 434 ff. T. XY; CIL III p. 891 u. 1968). Eine doppelseitig beschriebene Bronzetafel (tabula ansata) mit zwei Inschriften je eines Freigelassenen des Trajan, der mit der Ver- waltung eines kaiserlichen Praetorium zu beiden Seiten des Tiber in der Gegend von Fidenae und Primaporta betraut war; augenscheinlich war einer dem andern in diesem Amte gefolgt und ist dadurch die

ANTIQÜARIÜM ROMANÜM. 215

doppelseitige Beschriftung zu erklären (gefunden im Tiber; Notizie d. Bcavi 1909 p. 433 ff. Fig. 1, 2). Ein bronzenes Votivtäfelchen mit der Weihung eines L. Kareius Vitalis an Arausio, den Genius der gleich- namigen Stadt, des heutigen Orange im Bhonetal (Bulletino co-

munale XIX 1891 p. 245 ff. T. IX; Fauly-Wissowa Beal-EnzyklopSdie II 1 p. 402).

Verschiedene Bronzesiegel, Schlüssel, Messer und Fibeln.

2. Abteilung.

In dem ersten Schrank an der Rückwand sind Funde aus Norba in den Volskerbergen vereinigt. Besonders zu beachten :

1503 Bronzestatuette einer weiblichen Figur, die eine Taube

mit der L. hält (gefunden an der Stelle des Tempels der luno Lucina). Wahr- scheinlich war sie der Gottheit dargebracht als Bild einer Weihenden. Zugrunde liegt ein griechischer Tjrpus des 5. Jahrhunderts v. Chr., der

vielleicht Aphrodite dargestellt hat. Notizie d. scaviioos p. 242 f. u. 252 ff. Fig. 22; S. Beinach r^pertoire de la stat. lY p. 407, 2 (vgl. ebenda III p. 188, 8).

Weitere Fimde aus Norba befinden sich in dem letzten Schranke der gleichen Wand, darunter seltsame primitive Votivfiguren, die aus dünnen Bronzebleohen geschnitten sind, Weihinsohrif ten an die luno Lucina (Not. p. 242f. u. 256 mit zwei Abb.) und

1504 Bronzestatuette einer weibliehen Figur mit einer Schale in der B. (gefunden an der gleichen Stelle wie n. 1503); in derL. ist augen- scheinlich ein Strauß, nicht, wie man angenommen hat, eine Fackel, das Attribut der luno Lucina selbst, zu ergänzen. Die Formen ent- sprechen denen griechischer Typen aus dem 4. Jahrhundert v. Chr.

Notizie a. a. O. p. 242f. u. 254f. Fig. 23; S. Eeinach, r6pert. de la stat. IV p. 138, 5.

In den nächsten beiden Schränken rechts und links befinden sich Votive, die in Veji gefunden wurden, in dem mittelsten Wandschrank Funde aus Ostia; man beachte die Beste von Bronze Verzierungen und -beschlagen z. T. mit Silber eingelegt (vgl. n. 962, 963) , da- runter einen schönen Hundekopf, im Typus der Marmorhunde im Belvedere des Vatikan (n. 147, 148), und vor allem

1505 Fragment einer rotfigurigen Yase strengen Stiles, das einzige Fundstüok aus so alter Zeit, das in Ostia zutage gekommen ist. Dargestellt ist wahrscheinlich Orpheus ebenso wie auf einer besser er- haltenen Vase gleichen Stiles, deren Bild auf einer neben dem Frag- ment aufgestellten Tafel wiedergegeben ist (sie stammt aus Oela, befindet sich heute in Berlin und ist publiziert im 50. Berliner Winclcelmannsprogramm p. SOil.T. II; vgl. BoBcher, mythol. Lexikon III 1 p. 1179 ff. Abb. 4).

In den freistehenden Schränken:

1506 Fragmente von Terrakottareliefs (vgl. n. 1491). Man be- achte darunter ein sehr schönes (Museumsn» 4539), das den Beginn

216 r>AS THERMENMÜSEÜM. 1507—1515.

eines Wettlaufes zwischen nackten Epheben darstellt (von Bohden-

Winnefeld a. a. o. T. XLViil p. 15* u. 262) und (Mn. 4391) verschiedene

Fragmente mit Darstellungen einer Portious, in deren Intercolumnien

Athletenstatuen, Gefäße und Hermen aufgestellt sind; demnach haben

wir uns die Porticus als Teil einer Palaestra vorzustellen (vgl. Jahreshefte d. österr. arch. Inst. VI 1903 p. 16 ff. T. II— III; von Eohden-Winnefeld a. a. O. T. CXLIII 2, 3 p. 144 ff. u. 307).

1507 Kopf einer weiblichen arohaisohen Statue aus Terrakotta im ionischen Stile des 6. Jahrhunderts v. Chr., aber wohl zweifellos etruskischer Arbeit. Vgl. n. 1009.

1508 (4844—4349) Fragmente von Terrakottareliefs die zu

Friesen aneinandergereiht werden sollten (n. 4344 u. 4345 stammen vom Palatin aus der N&he des Hauses der Livia; die anderen sind aus dem Kunsthandel erworben). Dargestellt sind Wagenzüge und Bankettszenen. Vgl. n.

976 und 1514 1515. Milani Studi e materiali I p. 106 (Pellegrini). Nachod, derBennwagen bei den Italikem p. 53 n. 39 c und 40 b.

1509 Archaischer Stirnziegel in Form einer Silensmaske mit

lebhafter, gut erhaltener Bemalung. Vgl. n. 1010.

1510 Fragment eines archaischen Akroterion aus Terra- kotta mit einer Gruppe von Silen und Maenade, die fest umschlungen

dahinlaufen. Gefunden im Tiber in der Nähe der Insel, so daß es nahe liegt, zu vermuten, das Akroter habe zur Ausstattung des Äsculaptempels gehört; doch ist der Stil für einen Bau aus demB^inn des 3. vorchristlichen Jahrhunderts zu alter- tümlich. Kotizied. scavi 1806 p. 38 f. Fig. 13. Bullettino comunale XXXVIII 1910 p. 66. Vgl. in unserem Bande n. 1779 e g, 1780 g und 1786.

3 Abteilung. Rechts vom Eintretenden:

1511 (4358) Zwei Terrakottareliefs gefunden auf dem Palatin.

Die Darstellung entspricht vollkommen dem Relief auf der Rundung

der Marmorume n. 1325. Vgl. alles Nähere dort. B«m. Mitteilungen xxv 1910 p. 132 flf. Fig. 11 T. VI; vgl. auch ebenda XX 1905 p. 295f. Fig. 2. von Eohden- Winnefeld a. a. O. T. XLV, XLVI p. 7f. u. 261 f.

In dem ersten Wandschrank:

1512 Funde aus Palestrina (Praeneste). Besonders zu beachten sind zwei Stimziegel mit jugendUchen Satyrköpfen in hellenistischem Typus.

Im nächsten Wandschrank:

1513 Funde aus dem Heiligtume der Diana am See von Nemi.

Außer einer Anzahl anmutiger Tertakottastatuetten, unter denen eine Darstellung der Göttin hervorragt sie lehnt sich lässig auf einen Pfeiler , sind allerlei Fragmente aus vergoldeter Bronze beachtens- wert. Man nimmt mit Recht an, daß sie zur Dekoration an dem Ge- bälk des Tempels verwendet waren. Erhalten ist der^untere Orna-

ANTIQÜARIUM ROMANUM 217

mentrand eines großen Bronze -Ziegels mit Motiven, wie wir sie ganz übereinstimmend auch an tönernen Verkleidnngsziegeln finden, dann ein Fragment einer Platte mit dem unteren Teile eines aufrecht- stehenden Köchers in Belief. Notizie d.Bcavi 1886 p.428f.; 1895 p. 431 ff. Fig. 6. Bull, dell' Inst. 1885 p. 232. Verhandl. d. PhUologenveisaininlang in Görlitz 1889 p. 163. Monum. dei Lincei ZIII 1903 p. 318 ff. Fig. 7.

In dem mittelsten Wandschrank:

1514, 1515 Fragmente der plastischen Dekoration eines

Tempels*) (gefanden an einer Oolombella genannten örtlictakeit bei Palestrina). Erhalten sind zwei Friesplatten und drei Jüngüngsköpfe aus Terrakotta. Man nimmt an, daß die drei Köpfe von der Giebelgruppe herrühren der eine (rechts) hing mit dem Grunde zusammen, der mit den kurzgelockten Haaren war mittels eines Bronzestiftes da- ran befestigt ^ während die Beliefplatten zweifellos vom Friese stammen. Auffallend ist der weite stilistische Abstand zwischen Fries und Köpfen, der sich nur dadurch erklären Ueße, daß man bei Ge^ legenheit einer Restauration des Tempels für die Herstellung des Frieses absichthch ältere Formen verwendet hätte. Während dieser nach seinem Stile in das 5. vorchristliche Jahrhundert zu datieren wäre, köjmen die Köpfe nicht vor dem 4. Jahrhundert entstanden sein. An dem rechts aufgestellten Kopfe bemerkt man in der Rolle, mit der die Haare umgeben sind, eine Beihe Löcher, die keinesfalls, wie vermutet worden ist^ zur Aufnahme metallener Strählen gedient haben können. Der Fries stellt einen Zug dar : voran geht ein Krieger mit einem Blasinstrument ( ?) in der gesenkten L. ; sein erhobener r. Unterarm ist niu: auf dem r. Relief erhalten (das 1. Eelief ist an dieser Stelle abgebrochen) ; ihm folgt ein Wagen, den eine Frau lenkt imd drei geflügelte Bosse ziehen; unter ihnen ein Hund mit gesenktem Kopfe; ein Krieger ist eben im Begriff, denWagen zu besteigen ; an diese Gruppe schließt sich ein Wagen mit zwei xmgcflügelten Pferden, den ein Krie- ger lenkt und ein Augur mit dem gekrümmten Lituus begleitet. Da,s Nebeneinander von geflügelten und ungefli^elten Bossen fanden wir auch auf dem Terrakottafriese n. 976. So nahe es Hegt, in der Beflüge- lung der Bosse einen Hinweis darauf zu sehen, daß es sich hier um eine Fahrt ins Jenseits, in das Sonnenland handelt (Böm.Mitteil.XXV'1 1912 p. 11 f.), so muß uns doch gerade die Nebeneinanderstellung mit dem ungeflügelten Gespanne an dieser Beutung irre machen. Eine Ent- scheidung und eventuell eine andere Erklärung ließe sich erst geben, wenn das einschlägige Material vollständig gesammelt wäre. Das Dreigespann findet sich auf gleichzeitigen itaUschen Denkmälern

*) Diese sind während des Druckes unseres Fillurers in das Museo di Villa Papa Giulio überführt worden. An ihrer Statt füllen den Schrank allerlei Schnitzereien in Knochen; darunter sind besonders zu beachten unten in der Mitte 15 Wirbel eines harfenartigen Saiten-Instrumentes, die in einem Grabe an der Via Tiburtina gefunden wurden.

218 DAS THERMENMÜSEÜM. 1516-1518.

häufig. Sehr beachtenswert ist die grelle Bemalung, die in den sel- tensten Fällen so gut erhalten ist. Auf der Rückseite der weniger zerstörten Platte ist am oberen Bande links die Zahl V, rechts VI mit roter Farbe aufgemalt; offenbar dienten diese Zeichen zur Orientierung der Arbeiter beim Aneinanderreihen der einzelnen Platten. Notizie d.

Bcavi 1906 p. 124 ff. Fig. 1 4. Nachod, der Bennwagen dei Italiker p. 62 f. n. 77. Über die ganze Klasse derartiger Friesreliefs vgl. die zu n. 1&08 zitierte Arbeit von Fellegrini.

In dem nächsten Wandschrank weitere Funde aus Nemi, im letz- ten ül>er allerlei Weihgeschenken aus Palestrina:

1516 Kleine bleierne Weihgaben aus dem Tempel der Venus

Obsequens bei Terracina (gefanden 1894 auf dem Monte S. Angelo bei Terracina teils in dem Schatte, der sich um die Trümmer des Tempels aufgehäuft hatte, teils in einer benachbarten Grabe [favissa]). Offenbar haben wir in ihnen Weihgeschenke zu erkennen, die zum Teil bei der Zerstörung des Heilig- tumes unter den Schutt des Gebäudes gerieten, zum Teil bereits aus dem Tempel entfernt und in einer Grube geborgen waren, um für neue Gaben Platz zu schaffen. Man glaubte früher in dem Tempel den des luppiter Anxurus wiedergefunden zu haben und daraus, daß luppiter dort als Knabe verehrt worden sei, erklären zu können, daß die Weih- geschenke beinahe durchweg den Charakter von Spielzeug haben: Tische, Sessel, Leuchter, Küchen- und Tafelgeräte, die Figur eines Sklaven, der eine zum Auftragen der Gerichte dienende Platte (fercu- lum) hält, alles von minimalen Dimensionen. Aber der Fund einer Inschrift (Not. d. so. 1894 p. 102 f.) hat außer Frage gestellt, daß es sich vielmehr um den Tempel der Venus Obsequens (der Gnädigen) handelt; auch wurde der luppiter Anxmnis nicht als Kind, sondern als Jüngling verehrt. Wir haben uns wohl vorzustellen, daß die Mäd- chen von Anxur der Venus vor der Hochzeit ihr Kinderspielzeug weihten. Notizie d. scavi 1894 p. 96 ff., 102f., 105 ff. Über luppiter Anxurus vgl. Boscher, mythol. Lexikon II 1 p. 640 und Psuly-Wissowa, Bealenzyklopftdie I 2 p. 2653.

Rechts vom Ausgang:

1517 (4395) Fragment eines Terrakottagiebels (gefunden im Tiber). Erhalten ist die 1. Ecke des Giebels mit der Darstellung eines kleinen Amor, der sich mit der Keule und dem Löwenfell des Hercules beladen hat. Die Eigur ist mit bewundernswerter Bravour fast ganz frei herausgearbeitet. Man darf behaupten, daß uns in diesem Frag- mente eines der glänzendsten Beispiele hellenistisch-römischer Ton- plastik aus dem Beginn der Kaiserzeit erhalten ist^ ein Fragment, vor

dem man sich wohl eines Künstlers wie Arkesilaos erinnern darf. Vgl. über Tonplastik zuletzt Münchener Jahrbuch 1011 I p. Iff., über Arkesilaos Pauly-Wissowa Eealeacyklopädic II 1 p. 1168 n. 21 u. Thieme-Becker Künstler- Lexikon II p. 109 n. II.

ANTIQÜARIUM ROMANÜM. 219

In den freistehenden Mittelsohränken wieder viele dekorative Terrakottareliefs, deren Gegenstände leicht verständlich sind (Raub der Leukippiden; Orestes am Omphalos, verfolgt von den Erinyen; Omphale; Daidalos und Pasiphae; Amazonenkämpfe; Herakles im Thiasos ; Einweihung in die dionysischen Mysterien (vgl. n. 1329, femer zu all! diesen Reliefs den mehrfach zitierten, durch von Rohden u. Winnefeld herausgegebenen IV. Band des Werkes über die antiken Terrakotten, insbesondere T. XIX p. 117 u. 248, p. 56 ff., 113 ff. u. 117, Anm. 1). Besondere Beachtimg verdient eine Platte:

1518 Enthüllung der y^mystisehen^^ Schwinge. Im Beisein ver- schiedener Mitglieder des bakchischen Thiasos kniet eine Bakchantin am Boden und hebt das verhüllende Tuch von einem jener Körbe, die ursprünglich zum Worfeln des Getreides, dann aber auch bei ver- schiedenen Mysterienfeiem Verwendung fanden (n. 1325, 1329, 1511). Er enthält Früchte und einen aufrechtstehenden Phallos, das Symbol der Fruchtbarkeit. In den Lüften schwebt eine weibliche Figur mit großen Flügeln davon, die sich mit heftiger Geberde von dem An- blick des enthüllten Korbes abwendet. Man hat die Figur Aidos, die Schamhaf tigkeit^ g^naimt und damit den Sinn der Darstellung richtig getroffen. Diese verdient jetzt unser erhöhtes Interesse, seitdem eine ganz entsprechende Szene auf den großen Wandbildern in der neu- entdeokten Villa Item bei Pompei bekannt geworden ist. Dort sehen wir ebenfalls die kniende Bakchantin, die eben beschäftigt ist, das Tuch zu lüften; sie blickt empor zu einem stehenden Mädchen mit großen Adlerflügeln, die mit der L. das abgewendete Gesicht bedeckt imd mit einer Gerte in der R. zu einem heftigen Schlage nach der Knienden ausholt. Auch dort spielt sich der Vorgang im Beisein des Thiasos ab. Es ist keine Frage, wo die Darstellung lebendiger und bedeutender gefaßt ist. Der Sinn ist beidemal derselbe: ein himm- lisches Wesen ist durch irgendeine Veranlassung in den bakchischen Kreis geführt worden und wendet sich nun voll Abscheu von dem hei- ligen Symbole des bakchischen Kultes ab. Zweifellos konnte eine der- artige Vorstellung erst in einer Zeit geschaffen werden, in der sich der naive Glauben an die HeiUgkeit jenes Symbols bereits verloren hatte. Für die Geflügelte läßt sich die alte Deutung angesichts des Wand- gemäldes nicht aufrechterhalten; dort ist die Figur ganz jugendlich und nur von einem losen Tuch umflattert. So erscheint in späten Bild- werken Nike (vgl. n. 1480). Aber was soll sie in diesem Zusammen- hange? Näher liegt es, an Iris zu denken, zu der auch die Gerte eher passen würde, und man könnte wohl an die im 5. Jahrhundert im Satyr - spiel wie in Vasenbildem auftauchende Vorstellung erinnern, nach der Iris einst in recht gefährliche Berührung mit dem Schwärme der lüster- nen Satyrn geraten wäre, und zwar im Beisein des Dionysos; aber dort

220 I^AS THERMENMUSEtJM. 1619-1523.

fehlt noch der Gegensatz zwischen der reinen Bewohnerin der Lüfte und der erdgebundenen Sinnlichkeit des dionysischen Kreises, wie er doch augenscheinlich in den Darstellungen des Wandbildes und der Terra- kottaplatte verkörpert ist. Vgl. von Bohden-Winnefeld a. a. O. p. 52flf. Bas neuentdeckte Wandbild: Notizie d. scavi 1010 T. XVI. Vgl. dasu Neue Freie Fiease 1910 n. 16436; Berl. philol. Wochenschrift 1011 p. 509f., 757fif. Über Iris B. Boscher, mythol. Lexikon 11 1 p. 343 ff.

1519 Bronzener Deckel einer Cista aus Faiestnna*). Den Griff bildet eine Gruppe von zwei Kriegern, die einen Gefallenen tragen. Auf die Oberfläche sind sehr schön gezeichnete Kampfszenen und Ornamente eingraviert. Vgl. die AusfObrungen sa n. 1762.

An der Fensterwand rechts:

1520 Fragment eines bronzenen Gefäßes mit archaischer In- schrift (aus dem Diana-Heiligtum ain Nemi-See). Die Inschrift Diana af luoco würde in späterer Zeit gelautet haben: Diana ab luco; dabei wäre ab luco gleich ad lucum zu verstehen. Bull, comunale XXXV

1079 p. 10211. Fig. 1, 2.

Links von dem Ausgang:

1521 Fragmente eines großen Terrakottatrieses mit Wieder- holungen der Maenadengestalten, über die wir unter n. 946 gehandelt

haben. Gefunden in der Villa des Q. Voconius Follio unterhalb Marino (vgl. n. 1245, 1247 und von Bohden-Winnefeld a. a. 0. p. 36 f.).

9

4. Abteilung.

1522 Funde aus dem See von Nemi. seit dem Altertum war eine Überlieferung, dafi im See von Nemi ein Schiff von fabelhafter Pracht ver- sunken Iftge, lebendig erhalten worden durch Berichte von Fischern und Tauchern. Gegen Mitte des 15. Jahrhunderts unternahm Leon Battista Alberti im Auftrage des Kardinals Prospero Ck)lonna einen Versuch, die ganzen B«8te auf einmal mittels eines Systems von leeren Fässern an die Oberfläche su heben. Aber der Versuch hatte nur einen mäßigen Erfolg, da das Vorderteil des Schiffes während der Arbeiten in Trtimmer fiel. Seitdem hatte man sich darauf beschränkt» gelegent- lich einzelne Teile von Holz oder Bronze loszureißen (ein Balken im Museo Kircheriano, einzelne Bronzeteile im Museo Gregoriano), bis dann i. J. 1895 erst Eliseo Borghi, dann im Auftrage des Ministeriums der Oberst Malfatti systema- tische Untersuchungen und Bergungsarbeiten unternahmen. Alle in diesem Zimmer ausgestellten Beste wurden damals zutage gefördert; zugleich ergab sich, daß es sich nicht um ein Schiff, sondern um zwei Schiffe handelt. Der Fundort liegt in der Westecke des Sees, da wo der Weg, der um das nordwestliche TJfer von Nemi nach Genzano führt, zu steigen beginnt. Die beiden Schiffe oder vielmehr schiffsartig ge- stalteten, schwimmenden Pavillons, die augenscheinlich mit großer Pracht ausgestottet waren man beächte die Bmaillewürfel in dem einen Wandschrank, die von Mosaik- böden stammen , waren kaiserliches Eigentum. Volkstümliche Überlieferung nannte als Erbauer Tiberius, aber die Insscriften auf den Bleirohren der Wasserleitung be- ziehen sich auf Galigula. Jedenfalls stammen die Bronzen ihrem Stile nach aus der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. Alle dienten dazu, Balkenköpfe zu verkleiden,

von denen sich Reste erhalten haben: a (33782) War bestimmt, den Kopf eines kreisnmden, aufreohtstehenden Pfostens zu überdecken; ander einen

*) Auch dieser Deckel soll demnächst, wie .n 1514, 1515 in das Museo di Villa Papa Giulio überführt werden.

ANTIQÜARIÜM ROMANUM. 221

Seite der Rundung ein prächtig gearbeiteter Löwenkopf» der einen Ring im Maule trägt. Der Pfosten muß auf Deck gestanden haben, b, c, d, e, f waren bestimmt^ die Köpfe horizontal liegender Quer- balken, die an dem oberen Rande des Bordes zutage traten, zu ver- kleiden; b und 0 sind mit Löwenköpfen, dunde mit Wolf sköpfen,

f ist mit einem Gorgoneion verziert. Bs mufi auftauen, daß die Köpfe nicht alle aenkieoht xa den oberen und untren Begrenzungslinien des lutsten- förmigen Teil«i stehen, der über den Balken gestülpt wurde; dies erklftrt sich daraas, daß die Balken in ihrer Lagerung der geschwungenen Linie des Schiffs- bordes folgen mußten, w&hrend nian die Köpfe senkrecht asur Oberfläche des Wassers stellen wollte. Auch diese Löwen- und die Wolfsköpfe tragen Binge in ihren M ftulem. Sie können ebensowenig, wie der von a, jemals zur Befestigung von Tauen oder Ketten gedient haben. Es hat sich herausgestellt, daß die Köpfe und an diesen wieder die Unterkiefer für sich gegossen sind; man hat die Köpfe auf die kastenförmigen Teile mit Nägeln befestigt und aufgelötet, dann die Unterkiefer angesetzt, nachdem man die B.inge lose emgefügt hatte. Diese wären also bei starker Anspannung oder Belastung zweifellos ausgebrochen, zeigen außerdem durchaus keine Spuren von Benutzung. End- lich waren die kastenförmigen Teile von b f niemals mit Nägeln auf Ihren Balken be- festigt. Die Wolf sköpfe und das Gorgoneion sind demLöwenkopfe von

a in künstlerischer Hinsicht ganz ebenbürtig; wenig gelungen sind die

Löwenköpfe von b und c. Von dem zweiten Schiffe stammt einzig:

g (33788) Verkleidung eines Balkenkopfes mit der Reliefdarstellung

eines r. Vorderarmes mit Hand, die wahrscheinlich apotropaische

Bedeutung hatte (vgl. n. 1347).

Notizie d. scavi 1895 p. 361 ff. mit 26 Abb., 461 ff. mit 1 Abb. 1896 p. 188 ff. Malfatti, le navi romane del lago di Nemi (Koma 1905). Ausonia I 1906 p. 103 ff. Fig. 1 bis 5. Gusman, l'art d6coratif de Bome pl. 37, 38.

Die Gegenstände, die in dem anderen Flttgel des Antiquarium Antiquario medievale aufgestellt sind, gehören nicht in den Bahmen dieses Führers. Sie stammen zum größten Teil aus zwei Nekropolen, von denen die eine bei Nocera TJmbra, die andere bei Gastel Trosino im Oebiete von Ascoli Piceno entdeckt wurde, und die beide von Angehörigen der nördlichen Völker angelegt waren, die das weströmiscfae Beich über den Haufen warfen, und zwar läßt sich die von Gastel Trosino mit Sicher« heit den Longobarden zuschreiben. Wenn sich aus den Funden der andern Nekropole ein im ganzen etwas roherer Kulturzustand erkennen läßt, so berechtigt das noch nicht auf ein anderes Volk (die Qoten) zu schließen. Einen chronologischen Anhaltspunkt bieten unter den weiblichen Schmuckstücken goldene Halsbänder dar, in die Gold- münzen oströmischer Kaiser yon Anastasius I. (491 518 n. Chr.) bis Mauritius Tibe- rius (582 602) eingefügt sind. Die sorgfältiger ausgeführten Manufakten zeigen byzan- tinischen oder einen dem byzantinischen verwandten Stil, wie er ähnlich in jener £poche im ganzen nordwestlichen Europa von Ungarn bis Spanien geherrscht hat. Notizie d. scavi 1895 p. 35 ff. Monum. dei Lincei ZII 1902 p. 145 ff.

In dem Zimmer mit den Funden aus Gastel Trosino ist außerdem ein Münzfund ausgestellt, der i. J. 1893 im Atrium des Hauses der Vestalinnen entdeckt wurde und dort, wie sich aus einer mitgefundenen Mantelschnalle ipit der Inschrift Domno Marino Pai» ergibt, zur Zeit des Papstes Marinus II. (042 946) wahrscheinlich von einen Beamten des päpstlichen Hofes vergraben worden war. Der kleine Schatz besteht fast vollständig aus angelsächsischen Silbermünzen mit Geprägen Alfreds d. Großen (871 »900), Eduards I. (900—924), Athelstans (924—940), Edmunds I. (940—946), Si- triks und Anlafs von Nortumbiia (914 ^944) und des Erzbiscbofs Plegmund von Cantorbery (889 923). Das Geld war zweifellos als Peterspfennig zur Erlialtung des Hospitals und der Kirche der Sachsen (d. h. Engländer; südwestlich vom Peters- platz beim Borgo S. Spirito) und für die Apostelkirchen nach Born gekommen. Notizie d. scavi 1883 p. 487 ff.

In einem der großen Thermensäle sind aufgestellt:

1523 Fragmente und eine partielle Rekonstruktion der Ära

PaolS AngUStae« Die Fragmente wurden zu verschiedenen Zeiten an Stelle des

222 I>AS THERMENMÜSEUM. 1623.

heutigen Palazaso Almagiä (früher Ottoboni-Fiano) am Corao Umberto I gefunden. Die letzte Grabung i. J. 1903, bei der ui^eheuere teclmische Schwierigkeiten zu bewältigen waren, hat noch nicht zur endgültigen Lösung der Aufgabe geführt; noch liegt eine An- zahl von Beliefplatten unter dem Boden der Via in Lucina, die dem genannten Palast benachbart ist, den zerstörenden Einflüssen des Qrundwassers ausgesetzt. Immerhin hat di^e Grabung das Material an erhaltenen Fragmenten erheblich vermehrt und Klarheit über den Unterbau und Grundrifi der ganzen Anlage und damit auch über

die Verteilung des Aeliefschmuckes an Vorder- und Rückwand gebracht. Dem- nach bestand das Heiligtum, das Augustus nach seiner Büok- kehr aus Gallien und Spanien im Jahre 13 v. Chr. gründete und vier Jahre später einweihte, aus einem fast quadratischen Hofe ; die Ost- und Westseiten maßen je 11,60 m, die Süd- und Nordseiten 10,60 m oder 40 und 36 römische Fuß. Dieser Hof war umschlossen von einer 3,68 m hohen reliefgeschmückten Marmormauer und mit Marmor ge- pflastert. Auf der Ost- und Westseite war die Mauer je durch eine hohe Tür unterbrochen, und zwar gelangte man auf der Ostseite, wie es scheint die Ausgrabung hat darüber noch keine Klarheit ge- bracht — , nur über eine mäßig hohe Schwelle ins Innere, während zu der westlichen Türe sicher eine Treppe von wenigen Stufen empor- führte. Im Innern des Hofes erhob sich der Altar, um den allseitig ein Umgang von 1,10 m frei blieb. Der Aufbau des Altars war so beschaffen, daß man zunächst über vier ringsumlaufende Stufen auf eine Plattform gelangte, dauQ, wie es scheint, über vier weitere Stufen, die in den eigenthchen Altar auf der Hauptseite einge- schnitten waren, bis zur Oberfläche. Man nimmt an, die Seiten des Altars seien mit Reliefs geschmückt gewesen, da sich bei der letzten Ausgrabung einige figürliche Fragmente gefunden haben sollen, deren kleine Dimensionen eine Einordnung in den äußeren großen Figuren - fries verbieten. Den Aufbau der Umfassungsmauer vergegenwärtigt die Kekonstruktion; der Altar hat sich etwa bis zur Höhe des Oma- mentbandes erhoben, das die oberen Friese von den unteren scheidet. Die Darstellungen der feierlichen Prozession befanden sich auf der Nord- und Südseite ; die beiden Züge stießen also niemals, wie in der Rekonstruktion, an einer Ecke aneinander (das Original der hier ver- wendeten Platte, auf der die Figuren nach hnks gerichtet sind, be- findet sich in den Uffizien in Florenz, das der anderen Platte im Va- tikan; s. n. 152). Hier kann nicht auf die schwierigen Fragen einge- gangen werden, die sich an die Benennung der einzehien Figuren knüpfen; nur das sei erwähnt, daß Augustus selbst, die Toga über den Kopf gezogen und bekränzt, mit Recht auf einem leider sehr zerstör- ten Fragmente erkannt worden ist, das bei der letzten Ausgrabung zu- tage kam. Der Kaiser war, umgeben von einer großen Anzahl Loktoren, im Habitus des Pontifex maximus mit gebietender Gebärde an der Spitze des Zuges auf der Südseite dargestellt. Auf der Ostseite befand sich links von der Tür das heute in Florenz befindliche Tellusrelief (die Erdgöttin zwischen einer Nereide und einer Aura, Vertreterinnen

THERMEN- SÄLE. 223

der Elemente des Wassers und der Luft), rechts wahrscheinlich eine Darstellung der sitzenden Dea Roma (zwei Fragmente wurden 1903 gefunden) im Beisein anderer Gottheiten (darunter der Genius Populi Komani oder Honos jugendlicher Kopf im Thermenmuseum mit Besten eines Füllhorns). Links von der westlichen Türe war offen- bar die Entdeckung der Wölfin mit den Zwillingen unter der Ficus Ruminalis durch Faustulus und wahrscheinlich im Beisein des Mars dargestellt (Fragmente im Thermenmuseum und der Kopf des Mars in Wien). Diesem Belief entsprach ein fast vollständig er- haltenes, dessen linker Teil schon seit 1859 bekannt war, während die rechte Hälfte erst 1903 entdeckt wurde. Dargestellt ist die Vorbereit- ung eines Opfers auf einem Felsaltar. Das Opfer gilt zwei Gottheiten, die in einem hochgelegenen Sacellum nebeneinander sitzen; offenbar sind es die Penaten, denen Aeneas eine trächtige Sau zum Opfer bringt (Dion. Hai. I 605 f.). Er ist der bekränzte Bärtige im griechischen Himation, das er aber nach römischem Opferbrauche über den Kopf gezogen hat (Plut. aet. rom. X,XI). Hinter ihm werden Teile eines Mannes in orientalischer Kleidung sichtbar, eines seiner troischen Begleiter (vielleicht des fidus Achates). Außer dem Popa funk- tioniert bei dem Opfer seltsamerweise auch ein echtrömischer Camillus (vgl. n. 957), kenntlich an dem zierlich aufgesteckten Zöpfchen am Hinterkopfe, der Mappa, Kanne und Schale. So war also die Türe auf dieser Seite umgeben von Darstellungen aus der römischen Sagen- welt (den Ahnen des „alter Bomulus'^ Aeneas und Mars), auf der andern Seite von gnädig waltenden Gottheiten.

Für die architektonische Form der Anlage hat man auf helleni- stische Analogien verweisen können. Der Entwurf und die Arbeit der Ornamentik und der figürlichen Belief s ist in jeder Hinsicht charak- teristisch für die vornehme, geschmackvolle, aber kühle Art der augu- steischen Kunst. In den figürlichen Beliefs kommt am stärksten der klassizistisch-akademische Charakter jener Epoche zum Ausdruck; auch der Teil mit den Akanthusranken bringt nichts prinzipiell Neues, ist aber doch so wundervoll erfunden und ausgeführt (wenn auch nicht an allen Teilen gleich gut), daß er sich ebenbürtig neben seine griechischen Vorbilder stellen darf. Das eigentlich römische Empfinden äußert sich, abgesehen von Einzelheiten auf den Beliefs mit landschaftlichem Beiwerk, am ehesten in dem feinen Naturalismus der Girlanden auf der Innenseite.

Abhandl. d. philol.-histor. Klasse d. sAchs. Oesellsch. d. WiSBensch. XXVII 1909 n. XXVI (in dieeer Arbeit hat Studniczka auf p. 902 f. die ganze ältere Literatur ver- zeichnet). Danach: Berliner philol. Wochenschrift 1910 p. 690 ff. Journal of roman stadiesi 1911 p. 6ff. Einzelnes bei Gusman, l'art d^ooratif de Borne pl. 1, 25, 31, 99. Kekule von Stradonitz die griech. Skulptur (2. Aufl.) p. 351. Über die CamilU: L. Cl. Spaulding the „Camillus"-Type in sculpture (Lancaster PA 1911) p. 24 ff. mit Abb. der Platte mit dem Sau-Opfer.

224 DAS THEBMENMÜSEÜM. 1624-1626.

1524 Rekonstruktion des Grabes der Sulpicia Piatorina und

des Gaius SulpieiuS PlatorinuS. Das Grab wurde i. J. 1880 beider B^nilierung des Tiber in Trastevere unweit des Ponte Sisto unmittelbar neben der aurelianischen Stadtmauer autgedeckt. In der Mitte der Gella fand man die beiden Statuen, die hier an der Außenseite r. und 1. Yom Eingang aufgestellt sind, am Boden liegend. An der männlichen Statue sind ergänzt: die untere Hälfte des Ge- sichtes von der Nase abwärts, Stücke an den Fingern der r. Hand, der 1. Unterarm mit dem benachbarten Teile des Schwertes doch ist die 1. Hand, abgesehen von dem Zeigefinger und kleinen Stücken der andern Finger, antik , der Schwert- griff bis auf das Mittelstück der Farierstange und die Zehen des r, Fu£es. Die er- hobene B. hat man sich auf einen Speer gestützt zu denken. Wahrscheinlich hat man in den beiden unbedeutenden Statuen C. Sulpicius Pla- torinus und eine Sulpicia Piatorina zu erkennen, die in der be- sonders stattlichen, jetzt über dem Zugang eingemauerten In- schrift genannt sind. Der Stil der Statuen, der Haarschnitt der männlichen und die Coiffüre der weiblichen Figur deuten auf die iu- lisch-olaudische Epoche. Vgl. auch n. 1450, eine Mädchenbüste, die in demselben Grabe gefunden wurde (hier ist ein Gipsabguß der Büste aufgestellt). In die gleiche Periode weist uns auch die Architektur und Dekoration des Grabes. In unserer Besprechung der Büste haben wir bereits die inschriftlich bezeichnete Aschenume einer Minatia Polla erwähnt, die ebendort entdeckt wurde; wir finden sie hier neben anderen, jede an dem Platze, an dem sie ursprünglich gestanden hatte. Während aber die Urne der Minatia Polla die ganz schlichte Form eines gewöhnlichen Ossuars hat, zeigen die meisten anderen einen überreichen Schmuck, der vorwiegend aus Bukranien wie aus Frucht- und Blumengirlanden besteht und in hohem Belief herausgearbeitet ist. Gegenüber der Feinheit und Sparsamkeit der Motive an der Ära Pacis ist hier bereits das Bestreben, die Fläche vollkommen auszu- füllen, bis zur Überladung gesteigert.

Notizie d. scayi 1880 p. 127£f, (die weibl. Statue ebenda T. Y 1); 1883 p. 372- CIL VI 31761 31768a. Lanciani paganian Bome p. 268. Altmann die röm. Grab- altJlre p. 44fl. Fig. 31—38. S. Beinach röpert. de la stat. II 2 p. 668 n. 5 (weibl. St.). Gusman l'art d^coratif de Bome pl. 75 (3 Urnen).

1525 Zylindrisches Mannorwerk. Die sieben Platten die fehlende achte hättQ den Kreis geschlossen wurden i. J. 1908 an der Via Frenestina gefunden. Wahrscheinlich waren sie bestimmt, die Basis eines

riesigen Dreifußes zu verkleiden, und, wenn den weiblichen Fi- guren, die wir hier in einem Reigen dargestellt sehen, auch alle bak- chischen Attribute fehlen, dürfen wir sie doch dem weiteren Kreise der Bakchantinnen zurechnen und, wie man vorgeschlagen hat, Thyiaden nennen. Das Ganze ist ein höchst unerfreuliches Machwerk der sogen, neu-attischen Kunst. Die Figuren sind übermäßig lang- gestreckt, steif und leblos, so bewegt sie scheinen; was sich als Anmut geben möchte, wirkt nur als eckige Gespreiztheit. Ganz schematisch und äußerhch ist auch die Behandlung der Gewänder. Dabei hat der Stil nichts von dem übermäßig Geleckten oder der allgemeinen Leerheit der

THERMEN- SÄLE. 225

meisten „neu-attischen" Skulpturen; das Werk nimmt also immerhin innerhalb dieser Klasse eine eigene Stellung ein. Am besten gelungen sind die Ranken im Omamentstreifen, aber auch sie wirken mager, und die Akanthuskelche haben ein trockenes, stachliges Aussehen; beides findet sich ähnlich an n. 238. In Pergamon wurden in der Nähe eines Heiligtums des Dionysos Fragmente einer Replik gefunden, die in der Ausführung der römischen soweit überlegen sind, daß man sie für Reste des Originals erklärt hat. Fast vollständig erhalten ist dort eine Platte mit der zweiten Figur links von der hier fehlenden, weniger gut eine Wiederholung der nächsten Figur links; das Unterteil einer dritten stimmt mit keiner unter den hiesigen überein, wird also der feh- lenden entsprochen haben. Die erstgenannte Figur findet sich außerdem in anderer Umgebung auf einem neu -attischen Puteal im Louvre, und es ist auffallend, daß sie dort in gewissen Zügen, in denen die pergame- nische Replik von der römischen abweicht, mit jener übereinstimmt. Der nächstliegende Schluß wäre der, daß die zweimal beglaubigte Version die ursprüngliche sei, der römische Bildhauer absichtlich oder aus Nachlässigkeit geändert habe, und diese Annahme wäre umso ein- leuchtender, wenn wir in den pergamenischen Platten wirklich Reste des Originales erkennen dürften. Da aber dem von verschiedenen Seiten mit guten Gründen widersprochen worden ist und wir einerseits wissen, daß man in der Glanzzeit der pergamenischen Kunst, aus der jene Platten sicher stammen, noch nicht mit der Gewissenhaftigkeit kopierte, wie später in Rom, andrerseits, daß diuoh die retrospektive Tendenz des damaligen künstlerischen Interesses die ersten Regungen jener „neu-attischen" Richtimg ins Leben gerufen wurden, ließen sich die Abweichungen zwischen den verschiedenen Exemplaren so erklären, daß der römische Bildhauer das Original genau kopiert, der pergame- nische stilistisch imd auch in Einzelheiten umgewandelt, der Verfer- tiger des Pariser Puteal wiederum nach der so entstandenen Variation kopiert habe. Aber die ganze Frage über Herkunft und Zusammen- hang dieser Art von Skulpturen verlangt eine neue Untersuchung. Wenn in unserem Falle ein älteres Original zugrunde liegt, kann es kaum zu einer andern Zeit, als in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. entstanden sein. In diese Zeit werden wir durch die schlanken Proportionen der Figuren, die Kopf typen, die hohe Gürtung und den mannigfaltigen Wurf der Mäntel gewiesen, während in der Art, wie die Untergewänder gebildet sind man beachte besonders die wellen- artig aufgeworfenen Ränder über den vorgesetzten Füßen , noch die Eigenart einer gewissen Schule aus dem 5. Jahrhundert nach- klingt (vgl. n. 946 und über Nachwirkungen dieser Schule im 4. Jahr- hundert n. 110, 111).

Noiizie d. scavi 1908 p. 445 ff. Fig. 1 8. Journal of roman studies I 1911 p. 46. Die pergamenischen Fragmente: Ant. Denkmäler II T. 36 p. 15ff. Fontremoli- CoUignon Fergame p. 228 ff. ArchAoI. Anzeiger XIII 1898 p. 199 f. Altertümer Yon

Hei big: Führer. II. 3. Aufl. 15

226 DAS THERMENMÜSEUM. 1626—1627.

Pergamon VII p. 272 ff. n. 344 T. XXXVIII (Winter). Das Paieal in Paris: Glarac 139, 141. Hauser neu-attische Reliefs p. 50 n. 69. Brunn-Bruckmann Denkmäler griech. u. röm. Skulptur Text zu n. 699 p. 9.

In einem andern Saal der Thermen:

1526 Rekonstruktion der Fassade eines Grabmonumentes in

Tempeltorm« Die Fragmente wurden, in den Jahren 1886 ^is 1888 in der Um- gegend von Ghieti bei einer kleinen Kirche S. Maria Calvona gefunden: das Giebel- relief, ein Stück des linken Qiebelgeison, der Fries, Teile des Plafonds im Pronaos, die große Inschrift über der Tür und sonstige kleinere Stücke. Auch kamen an der gleichen Stelle noch weitere Inschriften und eine m&nnliche Portrfttbüste zutage.

Das Grab hatte der Inschrift zufolge ein C. Lusins Storax für sich und seine drei ooniuges, in zweiter Linie auch für die socii monimenti er- richten lassen, deren Kamen auf besonderen Inschriftplatten verzeich- net waren (sie sind bis auf eine nicht ins Museum gelangt). Er war sevir augustalis und hatte als solcher auBer für den E^iserkult für Organisation öffentlicher Spiele zu sorgen, diese eventuell auf eigene Kosten zu veranstalten. Eine derartige Veranstaltung, ein munus gladiatorium, ist nun in Giebel und Fries dargestellt, auf dem Friese die Kämpfe der Gladiatoren, die wir hier nicht im einzelnen bespre- chen können, im Giebel die Zuschauer und Musikanten, rechts vier Comicines, links vier tibicines. In der Mitte der Zuschauer sitzt, durch besonders würdige Erscheinung ausgezeichnet der editor, umgeben von den quattuorviri iure dicundo (?), zwei tunicati (apparitores?), zwei Idktoren (der eine rechts oben; von dem andern links unten ist fast nichts erhalten) und einem Manne mit langem Stab (unter dem r. Idktoren, wahrscheinlich der lanista). In der zweiten Beihe sind zehn weitere Togati dargestellt und mit wirkungsvoller Abwechslung geord- net. An den äußersten rechts tritt ein Mann mit einem Kästchen heran, aus dem er wie jener etwas herausnimmt; augenscheinlich handelt es sich um die Verteilung der missilia, der Geschenke an die Anwesenden. Links unten sitzen auf einer besonderen Bank drei Knaben mit locki- gen Haaren zwischen dem einen Liktor und den tibicines. Darüber ist durch wenige Figuren, die durch geringe Kleidung und lebhafte Gesten ausgezeichnet sind, das zuschauende Volk vertreten; oben breitet eine Frau in höchster Aufregung ihre beiden Arme aus. Die ganze Versamm- lung befindet sich vor einem Gebäude, von dem oben sechs dorische Säulen sichtbar werden; keinesfalls handelt es sich um ein Amphi- theater. Die Spiele fanden in älterer Zeit sehr häufig, auch in Rom, an irgendeinem geeigneten Platze der Stadt und meist vor öffentlichen Gebäuden statt, deren Stufen für die Sitze der Zuschauer benutzt wurden. Die Figuren sind in dem dreieckigen Giebelfelde recht ge- schickt verteilt; nur in einem Punkte verlangt der Bildhaue ein weitgehendes Zugeständnis von der Vorstellungsfähigkeit des Be- trachters : die Musikanten sollen wir uns natürlich nicht mit den Rük-

THERMEN -SÄLE. 227

ken gegen die Arena gewendet denken, sondern auf senkrecht aus dem Grunde vorspringenden Bänken. Der Stil der Skulpturen und der Schriftoharakter der Inschriften gestatten uns, die Errichtung des Grabmals in die iulisch-claudische Periode zu datieren. Der gleichen Zeit gehört die Porträtbüste an, und es ist deshalb sehr wohl möglich, daß sie keinen anderen als C. Lusius Storax darstellt (bemerkenswert ist an ihr der kurzgesohnittene Vollbart). Die Beliefs repräsentieren in sehr guten Beispielen die von der großen akademischen Strömung der augusteischen Kunst fast unberührte, provinzielle Kunst, imd zwar kommt deren schlicht-realistischer Grundzug in dem Giebelrelief starker zum Ausdruck, als in dem Friese, in dessen Komposition und Einzelmotiven Beminiszenzen an griechische Werke unverkenn- bar zutage treten. Aber auch hier ist echt-italisch die genaue Wieder- gabe aller äußeren Details.

Notiiie d. scaYi 1886 p. 169; 1887 p. 158f., 207 ff.; 1888 p. 745 ff. Biülettino co- munale XXJH 1805 p. 267. E. Caetani-Lovatelli Bcritti varii p. 88. Monum. ant. pabbl. per coia della B. Accademia dei Lineei XIX 1909 p. 542ff. T. I ^III. Journal of roman Btudies I 1011 p. 48.

In einem kleinen Kreuzgang, wo in den Jahren 1911 1912 die mostra greca aulgestellt war, ist der Boden bedeckt mit den Besten eines großen Mosaiks aus weißen und schwarzen Steinchen, das in den Thermen des Vicus Augustanus Laurentium (Plin. iun. ep. II 17) entdeckt wurde und Darstellungen von Land- und Meertieren, sowie Jagdszenen enthält (Journal of roman studies I 1011 p. 48 Fig. 0, 10).

In einem der großen Höfe:

1527 Beste der Ustrina Antoninorum ( ?), Gefunden in den Jahren 1007 1010 bei demErweiterungsbau des Farlamentspalastes an der Nordseite von Monte- citorio. Augenscheinlich gehörten sie zu einer großen Anlage, wie man eine ähnliche gegen Ende des 18. Jahrhunderts in der Nähe des Mauso- leum Augusti gefunden hat (vgl. n. 213), d. h. einem ausgedehnten mit Travertinpf Osten und Gittern umhegten Platze, einem Bundbau und einem Bau von polygonalem Gnmdriß aus karrarischem Marmor. Wie man dort das bustum Caesarum, den Verbrennungsplatz der Kaiser aus iulischem Hause erkannt hat, so vei mutet man hier mit Wahrschein- lichkeit die ustrina der Kaiser aus dem 2. Jahrhundert. Dem würde der Stil der Beste entsprechen. Man beachte außer dem Fragment einer Inschrift den Best eines Beliefs mit einem Barbarenkopfe und zwei übermäßig reiche Eck-Akrotere.

Notizie d. scavl 1007 p. 435; 525ff.; 661; 681; 1008 p. 10; 46f.; 234; 438; 1000 p. 10 f.; 420; 1010 p. 285. Bullettino comunale 1007 p. 326; 1008 p. 86; 1000 p. 113. Bollettino d'arte 1010 p. 815 f. Fig. 11.

In einem Saale links vom Eingang in das Museum ist aufgestellt worden :

15*

228 I>AS THERMENMUSEUN. 1628.

1528 Statue des Kaisers Augustus^).

Gefunden Anfang Juni des Jahres 1910 bei Gelegenheit einer Funda- mentverstärkung in einem Hause an der Ecke der Via Mecenate und Via Labicana. Die Statue lag auf dem Bücken, als wäre sie mit Sorg&lt niedergelegt worden. Der Körper ist aus karnirischem Marmor, der Kopf aus einem griechischen Marmor mit feinen Kristallen gearbeitet. Die Verschiedenheit der Marmortone war an der Gewandung durch Bemalung ausgeliehen. An der Bückseite des Kopfes fehlt ein Teil, der einst zweifel- los angestückt war. Außerdem fehlen beide Hände, von denen die 1. eingesetzt war, die r. abgebrochen ist.

Der Kaiser ist in vorgerücktem Alter als Togatus dargestellt, die

Toga über den Kopf gezogen. Danach ist er in der Ausübung eines

Gottesdienstes begriffen gedacht und mit einer Schale in der R.,

vielleicht einem priesterliohen Attribute in der L. zu ergänzen. Die

Ausführung des Kopfes ist hervorragend schön. Die eindrucksvolle

Wiedergabe des Alters und des zehrenden Leidens ist gemildert, man

möchte sagen, verklärt durch einen ungewöhnlich hohen Grad kühler

Vornehmheit, wie er nur einem augusteischen Künstler erreichbar

war. Dabei ist der Marmor zart behandelt und nicht zu stark geglättet.

In auffallendem Kontraste dazu steht die Arbeit des Körpers, deren

geringe Qualität den Gedanken nahelegt, daß wir es hier mit dem

schlechten Ersätze eines gleichartigen Körpers zu tun haben, der auf

irgendeine Weise Schaden gelitten hatte. In der Nähe der Statue

wurden geringe Reste eines Gebäudes (ionische Säule mit Epistyl)

aus Travertin mit Stuckverkleidung gefunden, doch fehlt jeder Anhalt

zu seiner Benennung oder auch nur zur Bestimmung, ob es sich

um ein privates oder öffentliches Gebäude handelt.

Notizie d. scavi 1910 p. 223 ff. T. I— III. Journal of roman studies I 1911 p. 6 pl. III. Hekler Bildniskunst der Griechen u. Römer p. XXXV T. 172, 173.

*) In den gleichen Saal sind jetzt die Inschriften der Arval-Brüderschaft über- führt worden, die wir auf p. 60 61 dieses Bandes besprochen haben. Ebendort sollen voraussichtlich auch die von uns unter n. 1249 besprochene Statue, die Vorderseite eines Larenaltares n. 1265 und die Porträts der Yestalinnen n. 1243 u. 1857—1361 aufgestellt werden. In dem Zimmer VI, in dem bisher die letztgenannten Porträts der Yestalinnen untergebracht waren, soll dann die Wiederholung des my- ronischen Diskobolen aus Castel Porziano n. 1363 mit dem ergänzten Gipsabguß der Statue sowie den Abgüssen des Diskobolen-Kopfes aus dem Pal. Lancelotti und des Diskobolen- Armes in der Casa Buonarotti zu Florenz ihren Platz finden.

Villa Borghese.

Der neueste Katalog: Venturi il Museo e la Galleria Borghese, Borna 1893.

Vorhalle.

1529 Drei Fragmente großer Beliefs.

Das eine (n. 23) ist oben in die r., das andere gegenüber in die 1. Wand eingemauert; das dritte (n. 29) steht links vor der Hinterwand auf dem Fußboden.

Die Beliefs, von denen die drei Fragmente herrühren, sollten, wie man bis vor km:zem einer allgemein gebilligten Hypothese folgend angenommen hatte, einen antiken Bogen verziert haben, dessen Bu- inen noch im 15. Jahrhmidert auf der Piazza Sciarra standen. Wie sich aus der 1641 daselbst aufgefundenen Weihinschrift ergab, war dieser Bogen im 11. Jahre der Begierung des Claudius (51 52 n. Chr.) vom Senat und vom römischen Volke zur Erinnerung an die unter diesem Kaiser in Britannien erfochtenen Siege errichtet. In der mit Panzer, Mantel und- reich verzierten Stiefeln ausgestatteten Figiu:, die in der Mitte des links eingemauerten Beliefs sichtbar ist, glaubte man demnach den Kaiser Claudius zu erkennen, umgeben von drei Offizieren, unbedeckten Hauptes wie der Kaiser. Neuesten For- schungen zufolge ist es indessen sehr viel wahrscheinlicher, daß diese Fragmente vom Trajansforum und demnach aus der Zeit des Trajan stammen. Auf dem bereits erwähnten Fragmente ragen oben, in zwei Beihen übereinander geordnet, die behelmten Köpfe mehrerer Sol- daten hervor. Die Stäbe, die hinter den Köpfen der oberen Beihe emporreichen, scheinen Schäfte von Feldzeichen, die wir uns von den Mannschaften geschultert zu denken haben. Auf dem gegenüber einge- mauerten Belief, dessen Figuren etwas größere Dimensionen zeigen als die des soeben besprochenen, sieht man zwei Soldaten, von denen jeder in der 1. Hand ein Feldzeichen hält. Das Feldzeichen des zur Linken dargesteUten Soldaten endet in einen Adler, der auf einem Bimdel von Blitzen sitzt. An dem Schafte des Feldzeichens, das der rechtsstehende Soldat trägt, sind zwei runde Porträtbilder (imagines clipeatae) befestigt, von denen das obere früher für ein Porträt des Claudius erklärt, das untere auf den bekannten Freigelassenen dieses Kaisers, Narcissus, gedeutet wurde. Die Krönung des Schaftes ist unkenntlich. Ein drittes Feldzeichen, dessen Träger verloren ge- gangen ist, hat sich an dem 1. Bande des Behefs erhalten. Es ist

230 VILLA BORGHESE. 1580.

von einer offenen Hand gekrönt, während der Schaft wiederum mit einem Rundbilde geschmückt ist. Da mit derartigen Rmidbildem geschmückte Feldzeichen für die Prätorianer bezeichnend waren, haben wir in ihren Trägem Angehörige dieser Truppe zu erkennen. Hinter den Fahnenträgem sieht man die unbedeckten Köpfe zweier Offiziere, darunter die behelmten Köpfe dreier Soldaten, von denen zwei, da die Backenschirme ihrer Helme mit Donnerkeilen verziert sind, viel- leicht der 12. Legion (fulminatrix) angehören. Auf dem dritten am Boden stehenden Fragmente haben sich nur zwei unbehelmte und vier behelmte Köpfe, eine Standarte (vexillum) und unbedeutende Reste anderer Feldzeichen erhalten. Auffällig ist es, daß die Augen der im Profil dargestellten Köpfe fast durchweg mehr oder minder in der Vorderansicht wiedergegeben sind.

Abhandl. der phil.-hist. Klasse der sächs. Ges. d. Wissenschaften VI (1872) T. I. p. 271 flf. Mon. deir Inst. X T. XXI 1—3, Ann. 1875 p. 42—48. Brunn-Bruck- mann Denkmäler n. 403. S. Beinach r^pertoire de rel. grecs et rom. I p. 381. Das an zweiter Stelle besprochene Belief auch bei Schneider das alte Bom T. X 8. Die darauf dargestellten Feldzeichen mit den imagines clipeatae: Abhandlungen des archäol.- epigraph. Seminars der Universität Wien V (1885) p. 68 Fig. 79 a, b. Papers of the British school at Borne III 1905 p. 215. Supplem. papers of the Americ. school in Borne II 1908 p. 47. Über den Bogen des Claudius: Bullettino comunale VI 1878 p. löfl., p. 20.

In der 1. Ecke:

1530 (7) Pallastorso.

Dieser Torso rührt von einer Nachbildung der Athena Parthenos des Pheidias her. Die Ausführung ist sorgfältig und auf der Bück- seite beinahe eben0o eingehend wie auf der Vorderseite. Die zwischen der großen und der folgenden Zehe angebrachten Vertiefungen schei- nen zur Befestigung von Sandalenriemen aus Metallblech gedient zu haben. Vgl. n. 906, 1304.

Abhandlungen der phil.-hist. Klasse der sächA. Ges. d. Wissenschaften VIII 1883 T. lY H. p. 527. S. Beinach r^pertoire de la stat. II 1 p. 294 n. 4. Vgl. Arch. Zeitung XLI 1883 p. 210.

Der Hauptsaal.

Die in den Fußboden dieses Saales eingelassenen Bruchstücke eines großen Mosaiks stammen aus einer Ausgrabung, die der Fürst Borghese 1834 in der unterhalb des Hügels von Tusculum gelegenen Tenuta di Torre nuova vornehmen ließ. Man stieß dabei auf die Buinen einer umfangreichen antiken Villa, die nach der Ansicht der römischen Topographen der Familie der Pupimi gehörte.*) Das Mo- saik, von dem diese Bruchstücke herrühren, schmückte den Fußboden einer der Hallen, die das Peristyl der Villa umgaben. Es stellte ein großes, mit Tierhetzen (venationes) verbundenes Gladiatorenschau -

1) Nibby analifti III p. 238ff.

ERDaESCHOSS. 231

spiel (munus gladiatorium) dar, vermutlich ein Schauspiel, das der Besitzer der Villa veranstaltet hatte. Die dabei auftretenden Kampfer waren nach den Typen, die wir auf den erhaltenen Fragmenten wahr- nehmen, durchweg barbarischer Herkunft, wie auch die ihnen bei- geschriebenen Namen entweder auf Barbaren oder auf Sklaven hin- weisen. Die Ausführung ist roh, vergegenwärtigt aber in treffender Weise die Ausrüstung der verschiedenen Kampfer, ihre Auslagen, ihre Angriffs- und Deckungsweise kurz alles das, was den dem Gladia- torensport ergebenen Römer besonders interessierte. Die Buchstaben- formen und die Orthographie der Beischriften deuten auf die Zeit Diooletians oder Constantins des Großen, eine Datierung, der auch der Kunstcharakter der Bilder in keiner Weise zuwiderläuft. Leider ging der Restaurator, der die Fragmente für den Saal der Villa Bor- ghese zusammensetzte, vorwiegend auf eine dekorative Wirkung aus und hat infolgedessen bisweilen nicht zusammengehörige Stücke an- einander gefügt.

Die dem Eingange zunächst in der Mitte des Saales eingelassene Tafel gibt einen Begriff von den verschiedenartigen Tieren, die für die venationes aus den verschiedensten Welt^genden nach Rom ge- bracht wurden. Wir sehen darauf, um nur auf die Tiere hinzuweisen, deren Speoies deutlich erkennbar ist» einen Löwen und einen Strauß, Tiere afrikanischer Herkunft, neben einem aus den germanischen Wäldern stammenden Elentier. Die Kämpfer (bestiarü) sind mit kurzen, an eii^zelnen Stellen durch Stickerei verzierten Röcken be- kleidet und an jeder Schulter mit einer Schutzscheibe aus Leder oder Metall ausgestattet; die Festigkeit ihrer Hand-, Knie- und Fußge- lenke ist durch umgelegte Riemen verstärkt. Einer der Kämpfer stößt den Speer in die Brust eines gegen ihn anspringenden Löwen, ein anderer in die Brust eines anstürmenden Stieres. Weiter links sieht man einen dritten Kämpfer, der einen Stier bei den Hörnern gepackt hat, und um ihn herum eine Gruppe von toten oder verwundeten ELameraden.

Eine andere Episode aus der Tierhetze ist auf einer der weiter hinten in zweiter Reihe eingelassenen Platten dargestellt. Zwei Pan- ther werden im Ansprunge von zwei Kämpfern mit Jagdspießen durch- bohrt, während vier Tiere derselben Gattung bereits getötet am Boden liegen und zwei andere m der Arena herumwandehi. Offen- bar gehörte zu dieser Darstellung auch ein Fragment, auf dem sich zwei weitere mit Panthern kämpfende Männer erhalten haben, das jedoch von dem Restaurator fälschlich mit der links unterhalb des kolossalen Satyrs n. 1631 (XXXVI) eingelassenen Platte verbunden worden ist.

Diese letztgenannte Platte zeigt in der Mitte die Schlußszene eines Gefechtes zwischen einem leicht gerüsteten, mit Netz, Dreizack. (tri-

232 VILLA BORGHESE. 1631a~lö32.

dens, fuscina) und kurzem Schwerte kämpfenden Gladiator (retiarius) namens Alumnus und einem schwerer gerüsteten, mit einem Visier- helme ausgestatteten Gegner (secutor), dessen Name Mazicinus lau- tet. Alumnus, den die Beischrift VlC(tor) als Sieger bezeichnet, hält das blutige Schwert, mit dem er seinem Gegner den Todesstoß ver- setzt hat, triumphierend in die Höhe, während zu seinen Füßen, be- deckt von einem großen viereckigen Schilde, die Leiche des Mazicinus liegt. Der Dreizack, den der Betiarier, da er seiner bei dem entschei- denden Nahkämpf nicht mehr bedarf, auf den Boden geworfen hat, ist von dem modernen Restaurator irrtümlich in eine Stange ver- wandelt worden. Von zwei anderen Kämpferpaaren hat sich nur je ein behelmter Gladiator erhalten, beide durch die Beischrift VIC(tor als Sieger bezeichnet, der eine den Angriff eines Retiarius erwartend, der andere seinen f hebenden Gegner verfolgend. Zu einem dritten Paare gehörte CaUimorf us, der oben schwer verwundet am Boden hegt. Der im Hintergrunde dargestellt Mann, der mit der erhobenen R. ein Fähnchen oder eine Peitsche schwingt, ist ein Kampfwart (lanista) oder einer der lorarii, denen es oblag, die säumigen Gladiatoren mit Peitschenhieben zum Kampfe zu nötigen.

Auf dem hinter dem mittleren Mosaik eingelassenen Fragmente haben sich die drei Kämpferpaare vollständig erhalten. Der behelmte Gladiator Belleref ons ist im Begriff, dem vor ihm liegenden Retiarier Cupido das Schwert in die Gurgel zu stoßen. Das dem Namen des Retiariers beigeschriebene Theta, der Anfangsbuchstabe des Wortes d'dvccTog (Tod), bezeichnet Cupido als dem Tode verfallen. Ein anderer Reliarier, Aurius, ist seinem Gegner Talamonius erlegen, der neben der Leiche steht und, wie es scheint, irgendwelchem Befehle ent- gegensieht. Die dritte Gruppe zeigt den Retiarier Jtfeleager, wie er, auf das 1. Knie gestützt, sein blutiges Schwert emporhebt. Vermut- lich erwartet er von den Zuschauem Bescheid, ob er seinem hinter ihm hegenden schwer verwundeten Gegner den Todesstoß versetzen soll. Im Hintergrunde über dem Verwundeten sieht man einen Mann und ein Pferd, das dazu bestimmt scheint, die gefallenen Gladiatoren aus der Arena zu schaffen. Rechts hat sich die Figur eines schwer bewaffneten Gladiators, Pampineus, erhalten.

Auf der letzten in zweiter Reihe rechts befindlichen Tafel sieht man drei Kämpfe, in denen durchweg der Retiarius die Oberhand hat. Licentiosus, der durch einen Dreizackstoß den Purpureus nieder- gestreckt hat, geht, nachdem er den Dreizack weggeworfen, seinem vor ihm hegenden Gegner mit dem kurzen Schwerte zu Leibe. Ein anderer Retiarier, Entinus, stößt dem vor ihm fhehenden Baccibus das Schwert in den Rücken. Astacius stürzt mit gezücktem Schwert auf den gefallenen Astivus los, dessen bevorstehender Tod durch das beigefügte Theta angedeutet ist. Von einer vierten Gruppe hat sich

ERDGESCHOSS. 233

nur die ebenfalls von dem Theta begleitete Figur eines Betiarius Ro- danus erhalten. Links unten ist die Figiu: eines lanista oder lorarius beigefügt. Zwei ähnliche Figuren sieht man oben im Hintergrunde.

Henzen explicatio musivi in Villa Burghesiana asservati, Eomae 1845 (auch in den Dissertazioni della pontef. Accademia romana XII p. 73 £f.). Vgl. Braun Ruinen und Museen p. 521 n. 1. Jahrbuch d. arch. Inst. XXVI 1911 p. 8 Anm. 7. CIL VI 2 n. 10206. Eine Übersicht Über die hinsichtlich der römischen Gladiatoren ge- wonnenen Resultate: F. J. Meier, de gladiatura romana, Bonnae 1881. Vgl. n. 1060.

Die Betrachtung der Skulpturen beginnt an der 1. Seitenwand. 1530a (XXXV) Kolossalkopf der Isis ( ?).

Ergänzt die Lotosblume, die Augenknochen, der vordere Teil der Nase, däe Unterlippe, das untwe Stück des Halses, die unteren Hälf- ten der beiden längs des Halses herabfallenden Locken.

Die Benennimg gründet sich auf eine über der Stirn vorhandene

Ansatzspur, die recht wohl von einer an dieser Stelle angebrachten

Lotosblume herrühren kajpi. Wenn hiemach der Kopf mit Recht

auf Isis gedeutet worden ist, so zeigt er einen hellenistisoh-römischen

T3rpüs, der jeder Eigenart ägyptischen Stiles entkleidet worden ist.

Nibby T. 7 p. 40.

1531 (XXXVI) Kolossaler Satyr.

Vormals in Falazzo Gevoli (jetzt Sacchetti) an der Via Giulia. Er- gänzt der £opf, der r. Arm mit dem Fedum, der 1. mit dem ihn um- gebenden Teile der Nebris, die Beine, der Stamm, die Flinthe.

Der heftig bewegte Torso zeigt eine vortreffliche, von Leben sprü- hende Ausführimg. Die Ergänzung ist nach Bronzefiguren hergestellt, deren Bumpf in der gleichen Weise bewegt ist wie der Torso der Ko- lossalstatue, und scheint im ganzen richtig. Der Satyr scherzt mit einem Panther, der auf der Plinthe beigefügt war oder den sich der Betrachter hinzuzudenken hatte, und bedroht das Tier mit erhobenem Pedum. Man vergleiche zwei kolossale Satyrtorsen in Neapel und Florenz, beide hellenistisch, der zweite pergamenisch, einen kolossalen Satyrkopf (n. 232), dessen Original man nicht ohne Grund dem Damophon zugeschrieben hat, und zwei ebenfalls kolossale Satyr- köpfe, nach hellenistischen Vorbildern kopiert, in Venedig.

Antiquarum s'tatuarum urbis Bomae icones (Bomae 1621) 11 T. 75. Nibby T. 8 p. 41. Clarac 717, 1714. Vgl. Beschreibung Boms III 3 p. 235 n. 4. Braun Euinen und Museen p. 524 n. 2. Jahrbuch des arch. Inst. VI 1801 p. 170 e (wo weitere ältere Literatur angeführt ist). Der Satyrtorso in Neapel: Kuesch guida del museo naz. di Napoli n. 287; der in Florenz: Amelnng Führer d. d. Ant. in Florenz n. 153 ; die beiden Satyrköpfe in Venedig: S. Beinach tdtes antiques T. 263, 264 p. 214f.

Über das in die Basis dieser Statue eingelassene Relief s. n. 1533.

1532 (XL) Statue des Meleagros«

Ergänzt der Kopf mit dem Halse und dem über die Chlamys her- vorragenden Stücke der Brust, der r. Arm, die Finger der 1. Hand, ein Stück der flatternden Chlamys, das r. Bein zum größten Teil, am Speere die Spitze und der untere Teil des Schaftes (von der 1. Hand abw&rts), an dem Hunde der Kopf, der Hals, beide Vorderpfoten, außerdem der vordere Teil der Plinthe.

234 VILLA BORGHESE. 1683—1636.

Die Statue geht auf dasselbe Bronzeoriginal zurück wie die vati- kanische u. 128, doch ist an dem borghesischen Exemplare der 1. Arm dem Körper naher gerückt, um die Ausführung im Marmor ohne Notbeheff zu ermögUchen; aus demselben Grunde steht der flatternde Teil der Chlamys weniger weit von diesem Arme ab. Außerdem zeigt der ganze Körper gedrimgenere Formen. Welches der beiden Exem- plare hinsichtUch der Körperbildimg die Originalfigur genauer wieder- gibt, ist nicht schwer zu entscheiden. Zweifellos hat der Charakter elastischer Kraft, der vortrefflich auf den rüstigen Jäger paßt und in der vatikanischen Statue, wie auch in anderen besseren Wiederho- lungen auf das nachdrücklichste zum Ausdruck gebracht ist, in der borghesischen Wiederholimg beträchtliche Einbuße erfahren.

Kibby p. 43 n. 8. Ann. dell' Inst. 1843 Tay. d'agg. I p. 258—260. S. Beinach röpertoire de la stat. II 2 p. 665 n. 1. Bömische Mitteilungen IV 1889 p. 220 n. 7. Furtwängler Meisterwerke p. 362 Anm. 1. Amelung Vatikan-Katalog n p. 34.

Über der in der Hinterwand angebrachten Türe:

1533 (VIIL) Friesplatte, bakcbische Darstellung.

Die vortrefflich gearbeiteten Beliefs zeigen links einen jugend- lichen Satyr, der, die Syrinx blasend, auf einem mit einer Nebris bedeckten Felsen sitzt, während ein bärtiger Genosse, der mit der L. eine Handpauke (Tympanon) erhebt, auf ihn zueilt. Bechts sind ein Satyr und eine Bakchantin beschäftigt, eine mit einem langen Chiton und einem knappen Mantel bekleidete Statue des bärtigen Dionysos zu reinigen. Der Satyr gießt aus einem topfartigen Gefäße Wasser in einen Behälter; die Bakchantin hält über diesem mit der gesenkten R. einen Schwamm und legt die L. an die Wange der Statue. Die Platte gehörte zu einem größeren Fries, der bakchische Szenen dar- stellte. Es haben sich davon noch mehrere andere Fragmente erhalten, die von dem modernen Restaurator, wie sich aus alten Handzeich- nimgen ergibt, in willkürlicher Weise zusammengesetzt worden sind. Die betreffenden Stücke sind eingelassen in die Basis des Satyrs n. 1531 (XXXVI) die des Dionysos n. IL; ein drittes ist über dem Sarkophage n. 1542 (VC) im zweiten Zimmer gegen die. Wand gelehnt.

Nibby T. 0 p. 41, p. 51. Boscher mythol. Lexikon III p. 1463 f. Fig. 23. Römische Mitteilungen XXIV 1910 T. V p. 181 fiE. Vgl. Braun Ruinen und Museen p. 525 n. 3. Handzeichnungen nach den Reliefs befinden sich in dem Sldzzenbucdie zu Wind- sor, in den Ufflzien zu Florenz, im Codex Goburgensis sie sind Rom. Mitteil, a. a. O. Abb. 4—6 publiziert und, wie dem Bearbeiter Herr Prof. Hülsen mit- teilt, im Codex Berolinensis fol. 14 n. 36. Aus diesen Blättern scheint sich zu ergeben, daß die oben beschriebene Platte mit der 1. Hälfte des Reliefs, das in die Basis von n. 1531 eingelassen ist, ursprünglich ein Ganzes bildete, und zwar so, daß jene Hälfte rechts an n. 1533 anstieß. In ganz entsprechender Weise hätte die 1. Hälfte des Reliefs, das die Basis des Dionysos n. IL schmückt, mit der Platte, die über n. 1 542 gegen die Wand gelehnt ist, in Zusammenhang gestanden. Es würden sich demnach zwei längere und zwei kürzere Reliefstreifen ergeben, diese wie jene je von gleichem Umfang, ein Resultat, das zweifellos die von Herrn Prof. Hülsen geäußerte Vermutung nahelegt, die Reliefs seien ursprünglich bestimmt gewesen, die Seiten einer Basis von rechteckigem Grundriß zu verkleiden.

ERDGE8CH0SS. 235

Unter der weiblichen Statue n. VIL (vgl. Müuchener archftol. Studien dem Andenken Furtwänglers gewidm. p. 203f. n. 1 Fig. 24):

1534* Grabara einer Petronia Musa.

Diese Petronia hat, nach der Frisur ihres Porträts und dem Stile der Ausführung zu urteilen, in trajanischer Zeit gelebt. Zwei griechi- sche Epigramme, die auf der Vorderseite eingemeißelt sind, beklagen ihren Tod auf das lebhafteste und nennen sie Muse, Sirene, Nachti- gall. Demnach war Petronia selbst Dichterin und trug ihren Bei- namen Musa nicht zu Unrecht. Auf ihre Tätigkeit spielen auch die Darstellungen der Nebenseiten an: links eine Kithara mit elf, rechts eine Lyra seltsamerweise nur mit drei Saiten. Die Wiedergabe der Instrumente ist recht ungenau so stehen die Saiten bei keinem von beiden mit dem Schallkasten in Verbindung ; deshalb werden wir auch aus der Anzahl der Lyrasaiten keine besonderen Schlüsse ziehen dürfen (zu der elf saitigen Kithara vgl. Ion von Chios: Hiller Anthologia lyrica p. 126 n. 3). Die Arbeit ist im übrigen sehr sorg- fältig. Für die Bewunderung, die man der Petronia gezollt hat, zeugt die Tatsache, die wir dem einen der beiden Epigramme ent- nehmen können, daß ihr die Errichtung dieses Grabmonumentes aus Staatsmitteln zuerkannt worden ist.

BoUettino comunale XXV 1902 T. XI— XII p. 264 ff. Vgl. GH. VI 24042. Eaibel inscr. gr. ital. n. 1942.

1535 (L) Eolossalkopf des Antoninus Pius.

Vormals im Palazzo Borghese. Die starke Glättung der Gesichtsteile dieses vortrefflich erhaltenen Kopfes ist nicht, wie man früher angenommen hatte, modemer Über- arbeitung zuzuschreiben, sondern gehört zu den Eigentümlichkeiten antoninischen Stiles.

Nibby T. 12 p. 51. Vgl. Visconti Mus. Pio-Cl. VI p. 203. Bernoulli röm. Ik. II 2 p. 142 n. 21, p. 149.

Das erste Zimmer rechts vom Saale.

1536 (LXXI) Belief 9 Artanis Kurotrophos ( 7).

Gefunden zu Anfang 1760 in der Tenuta Torre NuoYa (vgl. in unserem Bande S. 230). Ergänzt ein dreieckiges Stück des Eeliefgrundes hinter dem Nacken der sitzenden Figur, die Nasenspitzen der beiden Frauen, die Schnauze des Tieres, die beiden freistehenden Stuhlbeine, das untere Stück der 1. Eahmenleiste.

Eine jungfräuliche Gestalt sitzt auf einem lehnelosen Sessel, unter dem eine Hirschkuh oder ein Beh liegt, und nimmt aus den Händen einer vor ihr stehenden Frau ein Wickelkind in Empfang. Das Belief erweckt den Eindruck, als liege ihm eine um das Ende des 5. oder den Anfang des 4. Jahrhunderts v. Chr. erfundene, griechische Kom- position zugrunde, als sei diese jedoch im Sinne des römischen Ge-

236 VILLA BORGHESE. 1637— 1639.

sohmaokes umgearbeitet. Die elegante, leblose Ausführung der nack- ten Teile und die ebenso kleinliche wie unruhige Behandlung der Falten deuten frühestens auf hadrianische Zeit. Da über den dbiton der sitzenden Figur von der r. Schulter nach der 1. Seite hinab ein schmales Band läuft, so hat man hierin ein Köcherband erkannt und die Figur auf Artemis gedeutet, die in mehreren Kulten als eine der Kinderpflege beflissene Göttin (Kurotrophos) verehrt wurde; Hier- nach wäre das Vorbild ein Votivrelief gewesen, das eine Mutter dar- stellte im Begriff, ihr neugeborenes ELind der Artemis Kurotrophos zu übergeben, und die Komposition wäre später, mehr oder minder

modifiziert, ledighch in dekorativem Sinne reproduziert^worden.

Winckelmann mon. ant. ined. II T. 71 p. 96. Visconti illustrazioni dei monu- menti scelti Borghesiani II 0 p. 27. Kibby T. 18 p. 63. Ann. dell' Inst. 1830 Tav. d'agg. G. p. 154 157. Vgl. Braun Ruinen und Museen p. 530 n. 6. Weiteres in den Römischen Mitteilungen VI 1801 p. 177 182. Zu der Vorstellung einer Artemis Kurotrophos vgl. Bendiconti dei Lincei Ser. 5 IV p. 246 u. Notizie d. scavi 1895 p. 435 f.

Über die beiden Elinder-Statuetten n. LXV u. LXIX, die in der vorigen Auflage unseres Führers fälschlich als Darstellungen von Straßenjungen gedeutet waren, vgl. Amelimg Vatikan -Katalog I p. 605 u. 448 B; p. 916 f und II p. 750.

1537 (LXIV) Bellet, Alas und Eassandra.

Ergänzt die Nasenspitze und die 1. Schulter des Aias, die Nase der Kassandra, außerdem ein Streifen an der oberen 1. Seite der hinter Aias befindlichen Säule.

Die großartige Komposition stellt Aias dar, wie er Kassandra von dem Standbilde der Pallas, das sie schutzflehend umfaßt hat, ge- waltsam wegreißt. Die starre Buhe des altertümlichen Götterbildes und die heftige Bewegung, in der die Figuren des Jünglings wie der Jimgfrau wiedergegeben sind, bilden einen höchst effektvollen Gegen- satz. Die Weise, wie der Bildhauer die fhegenden Haare der Kassandra und die Gewänder behandelt hat, läßt auf ein malerisches Vorbild schließen, und es wäre möglich, dabei an die Kassandra des Theon zu denken, eines Malers, dessen Kompositionen sich wie diejenige unseres Belief s durch die packende Kraft der Darstellung auszeichne- ten (vgl. n. 338). Das Belief wirkt bei seiner derben Ausführung am besten, wenn man es aus größerer Entfernung betrachtet. Es scheint demnach für eine hohe Stelle, etwa für einen Fries, berechnet gewesen zu sein. Die Frage, ob die in den Grund eingemeißelten Buchstaben SA von antiker oder modemer Hand herrühren und ob sie Beste des Namens CASSANDBA sind, bedarf noch der Entscheidung seitens

der Epigraphiker.

Nibby T. 16 p. 61. Gerhard antilce Bildwerke T. 27, Frodromus p. 272. Over- beck Galerie T. 27, 5 p. 651 n. 138. Vgl. Beschreibung Eoms III 3 p. 240 n. 12. Braun Ruinen und Museen p. 582 n. 7.

1538 (LXI) Seitenfläche eines Sarkophages«

Erg&nzt an der Figur des Eros der Kopf und der Palmensweig das ursprüngliche Attribut scheint ein Bogen gewesen zu sein , an dem Manne und an der Frau die Nasenspitze.

ERDGESCH08S. 237

Eine Zeichnung in der Berliner Kupferstichsammlung beweist, daß diese Platte die rechte Seitenfläche des vormals in der Villa Borghese, gegenwärtig im Louvre befindlichen Pasiphae-Sarkophages bildete. Vor einem Tempel stehen ein vollständig bekleideter bärtiger Mann, der betend die R. erhebt, und eine alte Frau, die mit beiden Händen eine Fruchtschale hält. Der Tempel scheint einer Seegott- heit geweiht, da innerhalb seines Giebels ein Triton angebracht ist, der in eine Trompete stößt. Wie sich aus Zeichnungen ergibt, die ausgeführt wurden, als das Belief noch besser erhalten war, hatte der Bildhauer vor den Säulen zwei ibrotenfiguren dargestellt, während gegenwärtig nur eine erhalten ist. Ob er sich diese Eroten als vor den Säulen stehende Statuen oder auf den Säulen angebrachte Belieffiguren dachte, wage ich nicht zu entscheiden. Da auf der Hauptseite des Sarkophages der Pasiphaemythos dargestellt war, so hat man auf dieser Nebenseite den Gemahl der Pasiphae, Minos, erkannt, wie er in Begleitung einer alten Frau, etwa seiner Mutter Europa, dem Poseidon ein unblutiges Opfer darbringt, während er nach dem Gebote des Gottes den Stier hätte opfern sollen, den dieser gesendet hatte. Die Darstellung ist vielleicht durch die Kreter des Euripides bestimmt, eine Tragödie, in der Minos als Myste des idäischen Zeus und als Vegetarianer aufgetreten zu sein scheint.

Nibby T. 16 p. 50. Bobert der Pasipbae-Sarkophag, 14. Hallisohes Winckel- mannaprogramm (Halle 1890), T. I, II 3, 3a, T. III, IV 3c p. 14, p. lOff.; die antiken Sarkophag-BeiiefB HI T. X, XI n. 36b, 35^ b p. 50. S. Beinach l'album de Pierre Jacques pl. 6 p. 114.

1539 (LVIII) Statue der Aphrodite.

Erg&nzt der Kopf, der Hals, diel. Schalter mit der 1. Brust, der 1. Arm mit dem herabhftngenden Teile des Mantels, der r. Arm (in verschiedenen Stücken) mit der Hand und dem von ihr gehaltenen Zipfel des Bfant^ls, der an der r. Seite der Figur herabhftngende Band des Mantels, Teile der Kniee und der umliegenden Oewandpartien, Falten neben dem 1. Beine außen, die Zehen des I. Fußes, der r. Fuß und die Plinthe.

Die mittelmäßig ausgeführte und schlecht erhaltene Statue gibt von dem eigentünüichen Beize des Typus, den sie wiederholt, nur einen dürftigen Begriff. Aphrodite ist bekleidet mit einem feinen Chiton, der die 1. Brust imbedeckt läßt und durch den die Formen des jugendlich schönen Körpers durchscheinen; mit der anmutig er- hobenen R. zieht sie den Mantel, der, mit einem ESnde um den 1. Arm gewickelt, über den Bücken herabfällt, in zierlicher Weise über die Schulter empor; die 1. Hand scheint einen Apfel gehalten zu haben. Da dieser Typus auf römischen Münzen mit der Beisohrif t Genetrix erscheint, hat man in ihm die Venus Genetrix erkennen wollen, die Arkesilaos für das Forum des Caesar ausgeführt hatte (Plin. n. h. 35, 156). Aber mit der gleichen Beischrift kommen auch andere Typen vor und der hier besprochene wiederum findet sich auch mit andern Bei- sohriften. Für die Berühmtheit des Originales in Italien spricht jeden-

238 VILLA BORaHESE. 1640—1548.

falls die Fülle seiner Repliken, die man bis auf wenige Ausnahmen alle in Italien gefunden hat, und die Tatsache, die sich aus einem Rehef der Trajans-Säule erschließen läßt, daß nämlich ein Bild dieser Art in dem Tempel der Venus auf dem Vorgebirge von Ancona stand. Wäre es aber auch erwiesen, daß die Genetrix des Arkesilaos in diesem Typus dargestellt gewesen sei, so würden wir daraus nur ein Argument für die Unselbständigkeit des Künstlers entnehmen können, denn die Figur gibt zweifellos ohne irgendwelche Beimischung fremder Züge ein Werk des 5. Jahrhunderts v. Chr. wieder. Zwar die Vermutung, daß jenes Original eine berühmte Aphroditestatue des Alkamenes gewesen sei, läßt sich kaum noch aufrechterhalten, seitdem uns ein Werk des Alkamenes, sein Hermes Propylaios, durch eine inschrift- lich bezeichnete, in Pergamon gefundene Kopie bekannt geworden ist. Außerdem zeigt die beste Wiederholung, die sich im Louvre be- findet, einen Stil, der für die Schule des Pheidias zu gebunden scheint und auf eine frühere Zeit, etwa die Mitte des 5. Jahrhunderts y. Chr., zurückweist. Eine andere Bückfühnmg auf Kallimachos schwebt vollkommen in der Luft. Wir müssen uns vorläufig mit der sicheren Erkenntnis begnügen, daß uns in der Figur ein Werk jener eigenartigen nordgriechisch -ionischen Schule erhalten ist, von der in unserem Führer schon öfters die Bede war (n. 15, 946); lernten wir diese bisher nur an heftig bewegten Figuren kennen, so tritt uns hier ein Künstler des gleichen Kreises entgegen, dem es wohl als einem der ersten gelimgen ist, in der ruhigen Anmut dieser Gestalt den aphrodisischen Beiz des Ewig- Weiblichen zu überzeugender künst- lerischer Wirkimg zu bringen.

Nibby T. 15 p. 58. Braun Vorschule T. 73. S. Eeinach röpertoire de la stat. II 1 p. 332 n. 1. Weiteres bei Bemoulli Aphrodite p. 87 n. 3. Vgl. Qazette arch6o- iogique XII 1887 p. 250 £f., p. 271 £f. Soscher Lexikon der griech. u. röm. Mytho- logie I p. 412— 413. Athenische Mitteilungen XII 1887 p..883, XIV 1889 p. 100 ff. Eömische'Mitteilungen IV 1880 p. 72 ^73. Fünfzigstes Frogriamm zum Wincl^elmanns- feste der archäologischen Gesellschaft zu Berlin (1800) p. 118 121. Eranos Vindobonensis (Wien 1803) p. 18 20. B^vue critique 1800 II p.277. Klein Praxiteles p. 55ff. S. Beinach t^es antiques p. Ol (hier die Bückführung auf Kallimachos). Lechat la sculpt. grecque avant Fhidias p. 400. Bevue arch6ologique 1005 I p. 393 ff. Klein Gesch. d. griech. Kunst n p. 211 ff. Vgl. femer die zun. 64 angegebene Literatur über Alkamenes.

Zweites Zimmer. 1540 (LXXVIII) Panshenne.

Ei^&nzt die Nasenspitze. Der Kopf dieser Herme gibt nicht, wie man früher angenommen hat, den unter n. 377 besprochenen Typus wieder, in dem wir nahe Verwandtschaft mit dem Stile des Kresilas festgestellt haben; er re- präsentiert vielmehr eine etwas ältere Schöpfung der attischen Kunst mit Anklängen an den Stil der späteren polykletischen Werke. Cine bessere Wiederholung, die sich in Kopenhagen befindet, ist ziemlich

EBDGESCHOSS. 239

lebhaft nach der 1. Schulter gewendet und geneigt, stammt also augen- scheinlich von einer Statue. Das Original war zweifellos in Bronze gearbeitet.

Nibby T. 81, 1 p. 67. Brunn-Brackmann Denkm&ler n. 363. Weiteree bei Friede- richs-Wolters Bausteine n. 521. Vgl. Ny-Garlsbei^ Olyptotheloi ant. Kimstvaerker T. XXYIII n. 403. Mahler Polyklet p. 41 Fig. 8 (Abbildang des Kopfes in Kopenhagen vor seiner Ergänzung).

1541 (LXXIX) Yorderseite und gegenüber 1542 (VC) Bückseite eines Sarkophages, Heraklestaten.

Die zahlreichen Ergänzungen werden durch eine in einem Berliner Codex erhaltene Zeiclmung verdeutlicht, die den Sarkophag unrestau- riert wiedergibt (Bobert die antiken Sarkophagreliefs III T. XXXVIII n. 127^, 127 ^a). Die Aufzählung aller würde zu weit führen. Ich be- gnüge mich damit, in dem Folgenden die hervorzuheben. In denen das ursprüngliche Motiv gefälscht ist.

Die beiden erhaltenen Langseiten sind mit einer Dekoration ver- sehen, die eine korinthische Halle und unter jedem ihrer Bogen eine Heraklestat wiedergibt. Nach Maßgabe eines analogen, im Museo Torlonia befindlichen Sarkophages dürfen wir annehmen, daß auch die Dekoration der beiden Schmalseiten in ähnlicher Weise angeonkiet war. Es hat sich von ihr nur je ein Fuß hinter den beiden die Voraer- seite abschließenden Ecksäulen erhalten. -Die Vorderseite zeigt folgen- de Taten in der bei dieser Gattung von Sarkophagen üblichen Beihen- folge: nemeischer Löwe, Hydra, Eber, Hirschkuh, stymphalische Vögel- Auf der gegenüber aufgestellten Rückenseite sieht man Herakles» wie er den kretischen Stier bezwingt, seinen Sieg über den Thraker Diomedes und über die Amazonenkönigin. Hierauf folgen zwei von dem Ergänzer mißverstandene Gruppen. Sie stellten ursprünglich das Geryoneus- und das Kerberosabenteuer dar. Jenes ist von dem Ergänzer in den Kampf des Herakles gegen einen Drachen, das zweite in den Kampf des Helden gegen einen Kentauren verwandelt worden. Die beiden fehlenden Taten, die Reinigung des Augiasstalles und das Hesperidenabenteuer, dürfen wir nach Analogie des Torloniaschen Sarkophages auf der r. Schmalseite voraussetzen. Das Relief der 1. Schmalseite wird Herakles in Beziehung zu der in dem Sarkophage beigesetzten Person dargestellt haben, eine Beziehung, die vielleicht durch die dem Helden in dem Alkestismythos zugewiesene Rolle bestimmt war. Der Sockel zeigt Jagdszenen auf felsigem Hinter- grunde.

Bobert die antiken Sarkophag-Beliefs III T. XXXVIII p. 147—148. Gusman l'art d^coratif de Bome I pl. 10 u. 23.

Auf die Sarkophagvorderseite n. 1541 (LXXIX) ist aufgesetzt: 1543 (LXXX) Sarkophagdeckel; die Amazonen in Troja«

Die beiden Eckmasken sind gröBtenteils antik, aber nicht zuge« hörig. DUO dieser Deckel nichts mit dem Heraklessarkopbag zu tun hat, bewelflen seine Dimensionen, der auf ihm dargestellte Gegenstand und die verschiedene "Weise der Ausfahmng. Die Reliefe des zugehörigen

240 VILLA BORGHESE. 1644—1646.

Behälters stellten vermutlich eine Handlung dar, die zu den auf dem Deckel wiedei^egebenen Szenen in Beziehung stand, etwa den Kampf zwischen Achilleus und Penthesileia (vgl. n. 141).

Auf der 1. Seite ist dargestellt, wie die Amazonen in Troja ein- treffen, während Hektor daselbst betrauert wird. Links sitzt Andro- mache und blickt schmerzlich zu dem kleinen Astyanax abwärts, den sie auf dem Schöße hält. Vor ihr stehen zwei trauernde Frauen, etwa Dienerinnen oder Schwägerinnen von ihr, während eine Alte (Hekabe?) in gebeugter Haltung sich von hinten der Andromache nähert und ihr, die R. erhebend, eine Mitteilung zu machen scheint. Vermutlich meldet sie die Ankunft der Amazonen, die der Gegenstand der rechts folgenden Darstellung ist. Penthesileia, die, begleitet von einer anderen Amazone, ihr Streitroß am Zügel hinter sich führt, wird von Phamos mit Handschlag empfangen. Hinter Priamos stehen vier bärtige und ein jugendlicher in tiefe Trauer versunkener Troer, in dem man mit Wahrscheinlichkeit Paris erkannt hat. Die folgende Gruppe zeigt zwei trauernde Frauen, von denen die eine dasitzt, die Aschenume des Hektor auf dem Schöße haltend, während eii^ phrygisch gekleideter Jüngling auf sie zuschreitet imd mit der vorgestreckten L. ihr Kinn faßt, als ob er ihr gesenktes Antlitz empor- richten wollte. Man hat die sitzende Frau auf Hekabe, den Jüngling auf deren jüngsten Sohn Polydoros gedeutet. Nach einer anderen Vermutung wären hier wiederum Andromache imd Paris dargestellt. Die folgende, von dieser Gruppe durch einen Torbogen getrennte Szene zeigt sieben Amazonen, die sich bereits zu dem bevorstehenden Kampfe rüsten. Die dem Bogen zunächst stehende Amazone, der eine Gefährtin den Schild zurecht rückt, scheint die Königin Pen- thesileia.

Bobert die antiken Barkopbag-Beliefs II T. XXIV 50 p. 06. Qusman l'art d6co- ratif de Bome I pl. 10.

1544 (LXXXV) Kopf der Aphrodite ( ?).

Ergänzt der r. Augenknochen, die Nase, ein Stück der Unterlippe, die Büste.

Dieser schöne Typus scheint nach seinem Stile eine attische Schöpf- ung etwa aus dem dritten Viertel des 5. Jahrhunderts zu sein. Zahl- reiche Wiederholungen, beweisen, daß er eines großen Rufes genoß. Das feine Oval wie der freundliche. Ausdruck des Gesichtes, der ver- schwimmende Blick der nicht vollständig geöffneten, mandelförmigen Augen sind Züge, die zu der Deutung auf Aphrodite Anlaß gegeben haben und jedenfalls vortrefflich zu dem Giarakter der Göttin passen. Ein Gelehrter nimmt als Original eine berühmte Aphrodite - Statue des Pheidias an, die zu Rom im Bereiche der Porticus der Octavia stand (Plin. n. h. 36, 15).

Nibby T. 34 p. 105. Vgl. Furtw&ngler Meisterwerke p. 08ff. (den p. 98 Anm. 2 angeführten Repliken ist ein Exemplar im Besitze des Duca di Foggio Nativo bei- zufügen. Vgl. auch Suppl. Papers of the Amer. school in Borne I p. 14611. T. XVII).

ZWEITES ZIMMER. 241

1545 (LXXXVI) Herme des Herakles.

Eigftnzt die Nase, dar r. Backenknochen, das r. Ohr, ein^eU dee 1. Ohrs, dei Hennenschaft mit Teilen des Fells.

Der Typus veidient insof em unsexe Aufmerksamkeit, als man ihn

nicht ohne Grund mit einem Herakles des Damophon in Megalopolis

(Paus. Vni 31, 3) in Zusammenhang gebracht hat. Die Ausführung

ist spat und dekorativ.

Vgl. Annnal of the Brit. school at Athens XI} 1004— 1005 p. 176. Gatalogue bronzee in the British Museum p. 218 u. 1201 PI. XXX » S. Beinach r^pert. de la stat. m p. 148 n. 6. Über Damophon vgl. n. 282 u. 787.

1546 (IVC) SarkophagdeckeL

JHe Ergänzungen lassen sich schwer feststellen, da der Restaurator die ganze Platte mit einer künstlichen Patina überschmiert hat. Deut- lich erkennbar sind als solche die beiden Eckmasken, der der 1. Maske benachbarte Band des Beliefs, der r. Arm der auf der Schulter des knie- enden Biesen sitzenden Frauengestalt, der Kopf und der r. Arm ab- gesehen von der Hand der folgenden, gröfitenteils nackten Frauen- gestalt, beide Vorderarme und der Speer der Pallas, an dem rechts von Zeus stehenden M&dchen der £opf, beide Vorderarme, die Schachtel, das 1. Bein. Zwischen der Figur dieses Mftdcbens und der des Zeus hat der Bestaurator ein längliches, vertilcal herabreichendes Füllstttck eii^esetzt und darauf die ungebührlich verlängerte Bücklehne des Sessels und den r. Arm des Zeus mit einem Blitze wiedergegeben. Die rechts dai^estellte Szene: Ergänzt an der rechts sitzenden Göttin der Kopf und die r. Hand, an dem hhiter ihr vorwärts eilenden Mädchen der 1. Arm. An der links sitzenden Qöttin sind antik nur das 1. Bein mit der darauf ruhenden Hand und der r. Unterschenkel, an dem im Hintergrunde zwischen den beiden sitzenden Göttinnen erscheinenden Mädchen nur der Unterkörper von der Taille abwärts und der herabreichende r. Vorderarm.

Unter den mannigfachen Deutungen, die man für die Reliefs dieses Deckels versucht hat, befriedigt atn meisten die letzthin vorgeschlage- ne auf die Geburt des ApoUon und der Artemis. Hiemach wäre die in drei Szenen zerfallende Darstellung folgendermaßen zu erklären: Links sieht man Leto, wie sie umherirrt, um ein Land zu finden, wo ihre Niederkunft stattfinden kann. Auf die Schulter eines knienden Riesen, in dem man einen Vertreter des aega«ischen Meeres erkennen will, sitzt die Nymphe von Delos, die, beide Arme nach Leto aus- streckend, darum bittet, daß ihrer Insel die Ehre der Göttergeburt zu teil werde. Der ganz links auf einem Felsen sitzende, bärtige Mann wird in der Regel für den delischen Berggott Kythnos erklärt. Doch hat neuerdings ein Gelehrter die Frage aufgeworfen, ob nicht diese Figur, die den Kopf nach rückwärts wendet, vielmehr für Poseidon zu erklären und hinter ihr auf dem verloren gegangenen 1. Eokstüoke der Platte der delphische Drache vorauszusetzen sei, vor dessen An- griff Poseidon nach einer gewissen Version des Apollonmythus die schwangere Leto schützte. Die auf der r. Seite angebrachte Szene wird auf Lis gedeutet, wie sie in den Olymp kommt, um die Geburtsgöttin Eileithyia zu veranlassen, der kreisenden Leto Hilfe zu leisten. Das am r. Ende der Platte dargestellte Mädchen, das, die Hände vor- wärts streckend, auf die beiden sitzenden Göttinnen zueilt, wäre Iris,

Heibig: Führer. II. S.Aufl. 16

242 VILLA ßORGHESE. 1647—1649.

Die Teohte sitzende Göttin ist dnioh den Korb» auf den sie den 1. Unter- arm stützt, deutlich als Demeter erkennbar. Eileithyia will man bald in der links sitzenden Göttin, bald in der im Hintergnmde zwischen den beiden Göttinnen erscheinenden Figur erkennen.

Die Mittelszene scheint die Aufnahme des Apoll und der Artemis in den Olymp darzustellen, der durch die drei kapitolinischen Gott- heiten vertreten ist. Der Knabe Apoll lehnt sich mit dem r. Ellen- bogen auf den Schenkel des thronenden Zeus; die kleine Artemis, die bereits mit dem für die Jagdgöttin bezeichnenden, kurzen Chiton be- kleidet ist, steht zwischen dem Göttervater und Pallas; Hera scheint unmittelbar rechts von Zeus auf dem verloren gegangenen Stücke der Platte dargestellt gewesen zu sein; die vollständig bekleidete, ein Szepter in der L. haltende Frau wäre Leto, die ihr Kinder dem Götter- vater zugeführt hat.

Sobert die antiken Sarkophag-B/eliefs III T. VI, VII n. 33 p. 39 42. Gusman l'art döcoratif de Borne I pl. 48.

Drittes Zimmer. 1547 (CXX) Eolossalkopf.

Ergänzt die Nase, beide Brauen, der größte Teil der L, pen, das Kinn, die Haare über der 1. Schläfe bis zum Scheitel hin, der untere Teil der über den Nacken herabfallenden Locken, die Büste.

Obwohl der Hals weibliche Formen zeigt und der Ergänzer des- halb eine weibhohe Büste beigefügt hat, scheint der Kopf nach der Anordnung des Haares mämüich zu sein. Er wird demnach einer jener von der spätgriechischen Kunst gestalteten Typen wiedergeben, in denen die jünglingshafte Bildung, um den Eindruck der Zartheit zu steigern, mit weiblichen Formen durchsetzt war (vgl. n. 321). Die Iris ist durch einen eingeritzten, vollständig geschlossenen Kreis, die Pupille durch eine oben offene eUiptische Linie wiedergegeben ; danach stammt die Arbeit dieses Kopfes aus antoninischer Zeit. Eine Beplik des gleichen Typus befindet sich im Neapeler Museum. Beide Köpfe sind, besonders in der Bildung der Haare, sehr verwandt dem Kopfe einer Erinys auf dem Friese der Gigantomachie vom pergamenischen Zeusaltar, und so werden wir auch das Original der beiden Eepliken einem der Künstler zuschreiben dürfen, die an jenem Biesenrehef tätig waren, sowenig auch beide den übhchen Vorstellungen pergamenischer Kunst zu ent- sprechen scheinen. Zweifellos haben sich aber in Pergamon zur Zeit des Eumenes II neben dem meist verbreiteten Stile, der eine barocke Stei- gerung des skopadischen Schulstiles darstellt, auch noch andere Rich- tungen behauptet, ähnhch, wie ebenda in der attahschen Periode die verschiedensten Stiltendenzen an den Figviren eines Monumentes, des Denkmals der Gallierschlacht, kennthch sind.

Die Replik in Neapel: Ruesch guida del museo nazionale di Napoli p. 161 n. 510. Die Erinys auf dem Relief des Zeusaltars: Beschreibung d. Skulpturen aus Perga- mon I. Oigantomaohie p. 36. Vgl. in unserem Führer n. 98, 884 und 1302.

DRITTES ZIMMER. 248

1548 (OXVII) Statue des ApoUon.

Ergänzt der r. Arm mit dem ihn bedeckenden Ärmel, der r. Fuß, der größte Teil der Flinthe, an dem Greife der Vorderteil mit den Flügeln doch ist die r. Tordertatze antik und hat sich von der 1. der Ansatz erhalten , außerdem der Schweif, an dem Dreifuße der obere mit Akro- terien besetzte Beifen, der darunter befindliche Hirsch mit Ausnahme di.r Beine, der obere Teil der hinter dem Hirsche angebrachten Lyn, der größte Teil der horizontalen Gürtel, die Stützen abgesehen von den Klauen- füßen, der Kopf und der Schwanz der Schlange. Der durch einen mo- dernen Hals mit der Statue verbtmdene Kopf ist antik, aber nicht zuge- hörig (erg. die Nase, Splitter an den Ohren, das Kinn, die Iftngs des Halses herabreichenden Locken).

Die Statue scheint eine im Sinne der späteren Kunst modifizierte Kopie nach einem alten Kultbilde des ApoUon zu sein. Sie zeigt eine gewisse Verwandtschaft mit n, 380. Doch ist ihre Formengebimg freier, und der Greif erscheint in noch engere Beziehimg zu dem Gotte gesetzt, da ihn dieser mit dem 1. Arme an sich drückt. Die ursprüng- liche Stellung des r. Armes und das Attribut, das er gehalten hat, lassen sich nicht bestimmen. Die Ausführung ist sorgfältg und

fein.

Nibby T. 32 p. 107. Overbeck Kunstmythologie IV p. 177 n. 1; Atlas XXI 28.

Man beachte auf n. CXVI, einer dreiseitigen Basis (Hauser die neu attischen Keiiefs p. 36 n. 48) das ^^neu-attlsche^^ MannoFgefäß, dessen Figurenfries einen Tanz darstellt, den drei Jünglinge und drei Mädchen (die dritte fehlt jetzt infolge einer Ergänzung) vor dem Altare des Pan aufführen; der Gott selber schaut, auf einem Felsen hockend, der Feier zu. Dabei haben die Jünglinge den bekannten Ty- pus der tanzenden Korybanten mit Helm, Schild und Schwert (vgl. n. 285), während die Mädchen bekannten Typen tanzender Nymphen entsprechen, wie sie uns auf attischen Votivrehef s des 4. Jahrhunderts V. Chr. begegnen. Das Gefäß gibt uns einen deuthchen Hinweis, wo wir die Quellen für viele Darstellungen der „neu-attischen" Künstler zu suchen haben. Mit dem Waffentanze wird Pan als Krieger gefeiert.

Hauser a. a. O. p. 24f. n. 32; p. 145ff. Vgl. Röscher mythol. Lexikon II p. 1388ff.

1549 (OVIU) Marmorner Gartensclimuek, Leben am Strande«

Ergänzt an dez auf dem Felsen sitzenden m&nnlichen Figur der Kopf, der r. Unterarm, die vordere Hälfte des 1. Unterarmes, beide Hände nebst der Muschel. Von den beiden dahinter stehenden männlichen Figuren haben sich nur Stttcke der Füfie, von der ol>ersten Ziege nur die Klauen erbalten. Auch an den anderen Ziegen sind mancherlei Stfteke restauriert.

Dieses Marmorwerk diente wie n. 170 zur Verzierung eines vermut- lich in einem Penstyl angebrachten Gärtohens, die ungefähr in der Mitte der Vorderseite angebrachte Öffnung s^ur Aufnahme einer Röhre, aus der sich ein Wasserstrahl ergoß. Die Dekoration zeigt jene Ver- mischung von plastischen und malensohen Elementen, die von der hellenistischen Kunst in maßvoller Weise, von der griechisch-römi- schen mit fortwährend zunehmender Zuchtlosigkeit verwendet wurde. Der Fels, der den Kern der Darstellung bildet, ist unten umspült von

16*

244 VILLA BORGHESE. 1660— 1Ö63.

malerisoh behandelten Meereswogen, auf denen zwira Kaohen, jeder mit zwei Inseissen, einherfahren. Einer der in dem I.Nachen befind- lichen Männer stößt mit einem Dreizack nach einem Fische. Über dem- selben Nachen sitzt eine weibliche Figur, die in der B. ein Ruder hält und die L. auf einen Seedrachen stützt, entweder die Göttin des Meeres, Amphitrite, oder die Personifikation des Elementes, Thalatta, ihr gegenüber oberhalb des r. Nachens ein bärtiger Flußgott, in der R. einen Schilf zweig, den 1. Ellenbogen auf eine Urne stützend, aus der sich das Süßwasser ins Meer ergießt. Auf dem Felsen sitzt ein Fischer, als solcher bezeichnet durch die Geräte neben ihm, eine Angel- rute und einen mit Seetieren gefüllten Korb. Ob der Ergänzer ihn mit Recht eine geöffnete Muschel betrachten läßt, scheint zweifelhaft; die Vermutimg ist nicht ausgeschlossen, daß der Mann vielmehr ein aus dem Meere aufgefischtes Kleinod musterte. Die von hinten an den Fischer herantretenden Personen sind ebenfalls als !FHscher ergänzt, werden aber vielmehr Hirten gewesen sein, da die auf dem Felsen herumklettemden Ziegen nicht ohne Wächter gedacht werden können. Wie das Idyll und das idyllische Epigramm vielfach Hirten und Fi- scher zu einander in Beziehung setzt, sind jene hier von der Bergeshöhe herabgekommen, um das Treiben des Fischers zu beob- achten. 1550 (CVI) Statue eines Knaben mit einer Ente.

Erg&nzt die Nase, der Sand des r. Ohrs, der I. Unterarm mit der Hand und dem Kopfe des Vogels, der 1. Fuß bis auf die Ferse, die B&nder der Plinthe.

Ein Knäbchen sitzt am Boden und hat eine Ente ungeschickt zärt- lich an sich gepreßt, augenscheinlich um sie vor einem Spielkameraden oder einer großen Person, die ihm den Vogel streitig macht, zu sichern. Dabei richtet sich das Gesicht lachend nach oben. Das hübsche Figür- chen ist an seinem humoristischen Realismus als Kopie nach einem hellenistischen Originale kenntlich. Die Ausführung ist gut, an dem Vogel recht delikat. Zu beachten ist das Zöpfchen, in das die langen Haajie des Bübchens auf dem Wirbel des Kopfes gewunden sind, imd mit dem der Künstler geschickt den spitzen Winkel zwischen Kopf

und Schulter ausgefüllt hat.

Jahresbefte des österr. arch. Inst. VI 1903 p. 235 Fig. 128. Vgl. Amelung Vatikan- Katalog I p. 444 n. 104.

Galerie.

Die in der kostbar ausgeschmückten Galerie befindlichen Skulp- turen aus bunten Steinarten, unter denen besonders die Porphyr- büsten der elf ersten Kaiser das Auge auf sich ziehen, sind Werke aus dem £kide des sechzehnten oder der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhimderts. Die in den Nischen aufgestellten antiken Marmorsta- tuen haben wenig Interesse, da sie dem Inhalte wie der Ausführung nach unbedeutend und außerdem fast durchweg stark restauriert sind.

ZIMMER DES HERMAPHRODITEN. 245

Zimmer des Hermaphroditen. 1551 (CLXXXI) WeibUcher Kopf arehabehen Stiles.

Brg&iUBt die NasenBpitze. Die Büste itt antik, »bernicht zugehörig. Da der Kopf nach der Überlieferung der Costoden aus Ansto stammt, so ist er wahrscheinlich identisch mit dem im Bull, dell' Inst. 1834 p. 107 er- HTfthnten, zwischen Nettuno und Astura gefundenen Bxemplare.

Der Kopf macht den Eindruck einer Originalarbeit. Der auffällig individuelle Charakter des Gesichtes wie der Haaranordnung deutet auf ein Porträt. Leider fehlt es uns an den Mitteln, den Kopf einer be- stimmten Schule zuzuweisen. Besonders charakteristisch sind an ihm die mandelförmig geschlitzten Augen, der leise grinsende Ausdruck des Mundes und das die Unterlippe durchziehende Grübchen.

Amdt-Brucismann griech. und röm. Porträts n. 211« 212. Vgl. Berichte der sächs. Gesellschaft der Wissenschaften 1878 p. 187. Overbeck Geschichte d. griech. Plastik I* p. 248.

Die Kopie des Domausziehers links vom Fendter ist trotz der Er- gänzung des r. Fußes modern.

1652 (CLXXII) Schlafender Hermaphrodit.

Ergänzt vom Bildhauer Bei^ondi der Kopf nebst dem Halse, der r. Ellenbogen, die 1. Hand, der 1. XJnterschex^el vom Gewände abwärts nebst dem 1. Fuße, am r. Fuße die Ferse und die Zehen nebst dem von ihnen berührten Teile des Bettuches, allerlei Stücke am Bettuche, die Matratze.

Vgl. Über diese Schöpfung die Bemerkungen zu n. 1362.

Visconti illustr. dei mon. scelti I T. 27. Nibby T. 29 p. 99. S. Ecinach r6pertoire de la stat.II 1 p. 178 n. 1. Vgl. Ann. dell' Inst. 1882 p. 250a. Boscher mythol. Lexikon I 2 p. 2380.

1553 (CLXIX) Weibliehe Statue.

B^jänrt der Kopf, beide Hände mit einigen Falten und den Ähren

in der L., das Vorderteil des 1. Fußes mit der entsprechenden Ecke der Plinthe.

Die Figur gibt in geschickter, aber lebloser Ausführung ein Original aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. wieder, ein Ori- ginal, das augenscheinlich im Anschluß an praxitelische Werke ge- schaffen war. Bei den Ausgrabungen in Magnesia am Maeander hat sich eine Replik unserer Statue gefunden, an der die Hauptlinien der Komposition sehr viel stärker betont, viele kleine Zwischenmotive ausgelassen sind. Wir werden uns die Erscheinung des Originales aus beiden Wiederholungen kombinieren müssen. Der kleinasiatische Ko- pist hat vereinfacht und die Hauptsachen hervorgehoben, der römische hat verallgemeinert, die Unterschiede ausgeglichen und wohl auch manche Einzelheit hinzugetan.

Nibby T. 37 p. 123 n. 2. Clarac 432, 784. Kothe-Watzinger Magnesia a. M. p. 206f. Abb. 210.

246 VILLA BORGHBSE. 1664—1657.

Das folgende Eckzimmer.

1554 (OVO) Statue eines Mädchens mit Porträtkopf.

Ergänzt die Nase, der r. Arm von der Mitte des Oberarmes an, der 1. Unterarm mit der Hand und dem erhobenen Zipfel des Gewandes, Flicken an den beiden Nebenseiten, die Bänder der Plinthe.

Die !F^gur ist augenscheinlich recht getreu nach einem griechischen Originale des 4. Jahrhunderts v. Chr. kopiert. Nur der Kopf mit sei- nem pausbäckigen Gesichtchen und den äußerst sorgfältig gearbeiteten Löckchen muß eine Neuschöpfung des Kopisten sein, der, mtch dem Stile des Kopfes, vor allem der Haarbehandlung zu urteilen, äugen - scheinhch zur Zeit der flavischen Kaiser gelebt hat. Original und Kopie werden zum Schmucke eines Grabes bestimmt gewesen sein.

Tgl. Jahreshefte d. österr. Inst. IV 1901 p. 209 ff. Für die Art der Arbeit an den Locken vgl. besonders n. 1048.

1555 (unter CXC) Würfelförmige Basis.

Ergänzt an der Vorderseite: der obere Band, der Kopf der Victoria mit dem Halse, aber ohne die Haarschleife, der 1. Arm, beide Oberschenkel zum größten Teil mit dem r. Knie, Teile des Gewandes; an der r. Neben- seite: die oberen zwei Drittel des 1. Bandes, der r. Oberschenkel des Bar- baren mit dem Knie und einem Teil des Unterschenkels, der 1. Oberschenkel mit dem Knie; an der 1. Nebenseite: der ganze obere Band, der Kopf und fast die ganze Kopfbedeckung des Barbaren, seine r. Schulter, fast das ganze r. Bein; an der Bückseite: der ganze Band bis auf die 1. Kante und der gröBte Teil des Grundes, an dem Barbaren der ganze Oberschädel mit der Tiara, beide Hände mit dem Kranze, das Vorderteil des 1. Fufies mit einem Teil des Grundes. Überarbeitungen sind an dem Kopf des Barbaren auf der r. Nebenseite kenntlich, an dem ganzen 1. Drittel der 1. Nebenseite und an der unteren Hälfte des Barbaren auf der Bückseite.

Von dem Monumente ist zunächst der Barbar auf der Rück- seite zu trennen; er ist erst von dem modernen Ergänzer hier ein- gesetzt worden und stellte ursprünglich den iBQoygafiiiatBvg in einer Prozession zu Ehren der Isis dar (vgl. n. 143). Wir können nicht wis- sen, ob die Bäckseite ursprünglich ebenso wie die Nebenseiten mit einer Figur geschmückt war. Die beiden anderen Barbaren hat man an ihrer charakteristischen lüeidung und der Art, wie sie die Ge- schenke mit verhüllten Händen tragen, richtig als Orientalen und mit großer Wahrscheinlichkeit als Priester orientalischer Gottheiten, den linken als Priester des Attis erkannt. Beide bringen ihre Ge- schenke offenbar freiwillig, nicht als Gefangene, der vorwärtseilendeu Victoria dar, die zweifelsohne die siegreiche Macht vertritt, der die Barbaren huldigen, hier also jedenfalls Rom. Da das Monument aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert stammt, hat ein Gelehrter es mit dem Zuge des Partherkönigs Tiridates nach Rom im Jahre 66 n. Chr. in Zusammenhang gebracht Tiridates kam mit an- deren orientalischen Prinzen und huldigte Nero auf dem Forum Romanum und in ihm das älteste uns erhaltene Vorbild für die Darstellimgen der Anbetung des Jesuskindes durch die Wei- sen aus dem Morgenlande erkannt, wie man denn bereits die Vermu-

ECKZIMMER. 247

tung aufigesprocheu hatte, daß diese biblische Geschiohte eben im Anschluß an jenen eindrucksvollen Vorgang erfunden worden sei.

Eos XVn 1 (1911) T. I— IV p. 46 ff. Vgl. Dieterich kleine Schriften p. 272ff. und 440 ff.

1556 (CXIII) Statuette, gefesselter Knabe.

Er^nzt die r. Hand abgesehen von einem Stücke des Zeigefingers und des Daumens» die untere Hälfte des 1. Vorderarmes nebst der Hand und dem von ihr gehaltenen Gewandzipfel, das r. Bein von der Mitte des Oberschenkels abwärts, der 1. Unterschenkel, die Füße, der Stamm, die Plinthe.

Die antike Kunst stellte öfters Eros dar, wie er zur Strafe für seine losen Streiche gefesselt imd zu harter Arbeit verdammt ist, gab aber auch sterbliche Knaben in der gleichen Lage wieder. Die Statuette ge- hört zu dieser Gattung. Die längs des Beines herabreichende Kette ist oben an einem Gurte befestigt, der den Unterleib umgibt, unten an einem Ringe über dem Fußknöchel. Der Knabe steht weinend da und wischt sich mit der B. die Tränen aus den Augen. Die 1. Hand stützte vielleicht ein Arbeitsgerät, eine Hacke oder Schaufel, auf den Boden.

Visconti illustrazioni dei mon. Borgh. II 30 p. 67. Vgl. Braun Buinen u. Museen p. 547 n. 10. Ann. dell' Inst. 1866 p. 85. Birt de Amorum in arte antiqua siraulacris (Marpurgi 1892) p. XXU, p. XXIX. ^

1557 (CLXXXIII) Pallasstatue.

Ei^änzt der r. Arm nebst dem größten Teile des r. Ärmels, der 1. Arm von der Mitte des Oberarmes abwärts nebst der Hand und dem von ihr berührten Stücke des Schildes, die vordere Seite des r. Oberschenkels, die Zehen des r. FuBes mit der darunter befindlichen Ecke der Plinthe, ein großer Teil d^ Schildes, der Kopf der Schlange. Der der Statue auf- gesetzte Xopf ist antik, aber nicht zu dem Körper gehörig.

Offenbar war der r. Arm erhoben. Es ergibt sich dies auf das deut- lichste aus der Weise, wie das auf der Bückseite erhaltene Stück des r. Ärmels imd die Ealtenbrechung am Überschlage des Chitons be- handelt ist, femer daraus, daß die r. Schuler etwas höher steht als die 1. und die Aigis von der r. Schulter weg bis an den Hals geschoben ist, endlich aus der Richtung der Stütze, die den r. Arm mit dem Körper verband. Hiemach kann es keinem Zweifel unterliegen, daß sich die Göttin mit der erhobenen r. Hand auf einen Speer stützte. Ihre Tracht besteht aus einem ionischen Chiton mit langem Überschlage und einer Aigis, die schärpenartig um die Brust gelegt ist. Der Schild ruht auf einer Akanthosblume. Kach alledem stimmt die Statue in auffälliger Weise mit dem Originale der Athena überein, die im I. Bande unter n. 64 besprochen worden ist (vgl. im nächsten Zimmer n. 1559), einer Schöpfung aus der Schule des Pheidias, die man dem Alkamenes hat zuschreiben wollen. Die wesentlicheren Un- terschiede zwischen den beiden Typen beschränken sich darauf, daß die borghesische Statue eine freiere Behandlung der Falten zeigt und an ihr das Buhen des Körpers auf dem 1. Beine durch ein weiteres Aus- biegen der Hüfte stärker betont ist. Man würde also ohne weiteres hier

248 VILLA BOBGHESE. 1668—1560.

auf eiD etwas jüngeres, von jeuer älteren Schöpfung abhängiges Ori- ginal etwa aus der Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. raten, wenn uns nicht alle Motive des jüngeren Typus von einer oft wiederholten Figur der Artemis her vertraut wären, deren einzige mit dem Kopfe erhaltene Beplik sich im Dresdener Museum befindet; nur liegt bei der Athena an Stelle des Köcherbandes die schärpenartige Aigis. Man wird eine derartige äußerliche Übertragung der Motive von einem Typus auf den andern einem Künstler des 4. Jahrhunderts kaum zutrauen mögen und demnach in der borghesischen Statue eher das Machwerk eines späteren Bildhauers römischer Zeit erkennen. Dabei bleibt die Beziehung auf das Original jenes älteren Typus natürlich zu Recht bestehen.

Berichte der sächs. GesellBChaft der Wissenschaften 1861 T. I, II p. 1 17, 1866 T. I 1 8 p. 40 43 Jahreshefte des österr. archäol. Institutes I 1898 p. 74 bis 76 Fig. 36, p. 66. Weiteres in der Arch. Zeitung VII 1867 p. 25 26. Vgl. Eranos Vindobonensis p. 21. Furtwängler Meisterwerke p. 566. Amelung die Basis des Praxi- teles p. 24. Klein Praxiteles p. 310 Anm. In einem anderen Falle bat man in römi- scher Zeit den gleichen Artemis-Typus zu einer Darstellung der Ariadne verwendet: A catalogue of sculpture in the Brit. Mos. III p. 51 n. 1638. Über seine Umbildung zur Tyche vgl. Furtwängler und Klein a. a. O.

Sogenannte^ägyptisches Zimmer.

1558 (COXVI) Weibliche Oewandstatue.

Ergänzt der obere Teil der Büste, die 1. Hand und der r. Vorder- arm, beide mit den benachbarten Gewandteilen, zwei Zehen des r. Fußes. Der Kopf (ergänzt die beiden läi^s des Halses herabreichenden Locken) ist antik aber stark abgeputzt und nicht zugehörig. Er erscheint im Vergleich mit dem Körper zu klein und ist mit diesem durch ein modernes Btistenstück verbunden, das vom unteren Ende des Halses bis etwa über den Halsausschnitt des Chitons herabreicht.

Die Statue zeigt ähnliche Eigentümlichkeiten wie n. 1278 und scheint wie diese nach einem bronzenen Originale aus der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr., der Schöpfung eines peloponnesischen Künst- lers, kopiert zu sein. Eine charakteristische Eigenheit dieser Figur ist der feste flächenhafte Zusammenschluß der Faltenhöhen. Der eben- falls archaische Typus des nicht zugehörigen Kopfes, der leider durch rücksichtsloses Putzen des Ergänzers und vor allem durch die Ver- kleinenmg der Nase entstellt worden ist, erinnert an den Kopf der von Euthydikos geweihten Köre auf der athenischen Akropolis.

Brunn-Bruckmann Denkmäler n. 261, 262. Vgl. Beschreibung Boms III 3 p. 254 n. 14. B^mische Mitteilungen II 1887 p. 55, XII 1896 p. 87. Arndt la glypto- thöque Ny-Carlsberg p. 10. Bullettino comunale XXIX 1901 p. 79 ff. Der Kopf der von Euthydikos geweihten Köre ist abgebildet bei Ck)llignon histoire de la sculpt. grec^ue I T. VI 2 p. 356; Gardner handbook of gr. sculpt. p. 188 Fig. 37; Jahrbuch d. arch. Inst. II 1887 T. XIV p. 219; Lechat au mus6e de l'Acropole p. 364 flf. Fig. 37; S. Beinach tßtes antiques T. 13 p. 11 f.

1559 (CCXVII) Unterlebensgroße Statue der Athena.

Ergänzt der Kopf mit dem Halse, der r. Arm, die Finger der 1. Hand, der untere Band der Aigis, allerlei Falten, der r. Fuß und das Vorder- teil des 1. mit der Plinthe. Der 1. Arm war gebrochen.

ÄGYPTISCHES ZIMMER. 249

Die Figur ist eioe an sich nicht sehr wertvolle Wiederholung des Athenatypus, den man dem Alkamenes hat zuschreiben wollen. Doch ist ein Vergleich mit der vatikanischen Eeplik n. 64 und Fig. 5 und 6 im I. Bande p. 40 zur Beurteilung der verschiedenen Kopistenmanieien nicht uninteressant. Vgl. n. 1557.

Böm. Mitteilongen V 1890 p. 68. Jalireshefte d. österr. sich. Inst. I 1898 p. 71.

1560 (CO) Brunnengruppe, Satyr auf einem Delphin reitend.

Ergänzt das Unterteil der Nase, Flicken rings um den Hals, der mitt- lere und der Zeigefinger wie| ein Teil des Eingfingers der 1. Hand, die B. mit der Schwanzflosse des Delphins, der r. Fuß, der XJnterlciefer des Delphins und die Welle. Der r. Arm war oben, das r. Bein am Knie mehr- fach gebrochen. Der Kopf ist angesetzt, aber von demselben Marmor mit leicht kenntlichen und verfolgbaren schwarzen Adern, von der glei- chen Erhaltung und Arbeit wie der Körper, also zugehörig. Die Ober- fläche ist an allen Teilen stark unter Anwendung von Säuren geputzt.

Die Gruppe war zum Schmuck einer Brunnenanlage bestimmt; das Wasser schoß in breitem Strahle aus dem Maul des geängstigten Delphins. Die Deutung des Gamsen hangt davon ab, ob man den Kopf des Reiters für zugehörig und antik hält oder nicht. Wir haben unsere Griinde für die Annahme der Zugehörigkeit und des antiken Ur- sprunges im obigen dargelegt. Nur die spitzen Ohren verraten uns, daß wir es mit einem Satyr zu tun haben, der augenscheinlich zum ver- gnüglichen Bitte durch die Wellen auf dem Delphin Platz genommen hat. Die Anregung zu dieser Gruppienmg mögen einige Sagen von der menschenfreundlichen Zutulichkeit der Delphine gegeben haben, eher jedenfalls diese, als uralte, in späterer griechischer Zeit schon halb vergessene religiöse Beziehungen des Delphins zu Dionysos, dem Herrn der Satyrn. Auch mag dabei mitgespielt haben, daß man Del- phinen und Satyrn gern den Namen Simon oder Simos, Stülpnase, gab. Einige andere Beispiele der gleichen Gruppierung bezeugen, daß diese hier nicht etwa dem einmaligen Einfall eines Bildhauers zuzuschreiben ist, sondern einer allgemein verbreiteten Vorstellung entsprach. Ein Gelehrter glaubt die Motive unserer Gruppe dadurch erklären im. können, daß er annimmt, der Satyr peinige einen ans Ufer geschwemmten Delphin. Die Lage des iWhes kann aber nur erträghch wirken, wenn wir ihn uns im offenen Meere denken; sonst müßte der Ärmste von seiner Last erbarmungslos zerquetscht werden.

Wenn die Gruppe nicht in römischer Zeit frei erfunden worden ist, müßte dem Bildhauer ein späthellenistisches Original als Vorbild ge- dient haben. Der durchgeführte Kontrapost in der Bewegung der Figur hat die Künstler der Benaissance und vor allem die des raf fa- elischen Kreises außerordentlich interessiert. Wir begegnen Nach- wirkungen des Werkes in dem Jonas des Lorenzetto in Sta. Maria' del Popolo, an der Fontana delle tartarughe, in den vatikanischen Loggien und sonst.

250 VILLA BORGHESE. 1661—1668.

d&rac 707» 1681. Strena Helbigiana p. Iff. Fig. 1. Th. Hofmann Baffael als Architekt IV p. 83 Abb. 27. Vgl. Berliner philol. Wochenschrift 1900 p. 909. ÜTeue Jahrbücher f. d. klass. Altertmu 1900 p. 504f. OOtting. gel. Anzeigen 1900 p. 723.

Letztes Zimmer.

1561 (OCXLI) Gruppe, ergänzt als Dionysos und Mädehen.

Brgänzt an der sitzenden Figur die Nase mit einem Teil der 1. Braue, das Kinn mit einem Teil der 1. Wange, Stücke am Kranze, der Hals mit den beiden auf die Schultern niederfallenden Locken, ein Teil des r. Un- terarmes, die r. Hand mit Teilen der Falten, die vom herabhängende Troddel, Falten außen an der r. Seite der Figur, der r. Fuß und die Zehen des 1. Fußes mit dem Vorderteil der Plinthe; an dem Mädchen die Nase, das Kinn, der Hals, der r. Arm, ein Stück der 1. Hand mit dem Zeige- und Mittelfinger, der Vogel abgesehen von dem Schwänze. Die beiden Köpfe sind antik, gehören aber nicht zu der Gruppe, da beide in einem anderen Marmor gearbeitet sind als diese.

Die Ergänzung des sitzenden Mannes mit dem Dionysoskopfe, der dem bekannten Typus des Bacchus Richelieu entspricht^ ist voll- kommen wilkürlich. Näher wird man dem originalen Zustande der Gruppe mit der Zufügung des individuellen Mädchenkopfes (mit Ähren - kränz) gekommen sein, denn zweifellos hat diese Figur auch ursprüng- lich einen Porträtkopf getragen ; das Motiv des Kindes mit seinem Lieb - lingstiere ist durch Grabrehefs und Grabstatuen genugsam bekannt. Es ist deshalb wahrscheinHch, daß auch die männliche !Figur einst einen Porträtkopf getragen hat, so deutlich es anderseits ist, daß der Typus des Körpers, der an das Unterteil einer Zeusstatue im Neapeler Museum erinnert, von einer Idealfigur entlehnt ist; am ehesten wird man an eine Darstellung des ApoUon denken. Unsere Gruppe gibt sich demnach als ein spätes Pasticcio zu erkennen, das wahrschein- lich zum Schmucke eines Grabes bestimmt war, in dem wir uns Vater und Töchterchen oder Bruder und Schwester beigesetzt zu denken haben. Die Figur des Mädchens ist auf einen besonderen Untersatz gestellt, um mit seinem Ärmchen den Schoß des Sitzenden erreichen zu können.

Nibby T. 42 p. 136. S. Keinach r6pertoiie de la stat. II 1 p. 129 n. 4. V^l. Be- schreibung Boms III 3 p. 257 n. 20. Braun Euinen und Museen p. 552 n. 27. Das Fragment der Zeusstatue in Ifeapel ist zuletzt abgebildet und besprochen in der Ausonia III 1908 p. 120 ff. Fig. 19. Vgl. eine römische Grabgruppe in Ghatsworth House: Journal of hell, studies XXI 1901 p. 9ff. T. XV.

1562 (COXXXVII) Männliches Sitzbild.

Ergänzt die Nase, die 1. Seite des Schnurrbartes, ein Streifen rings um den Halsansatz, der ganze 1. Arm mit dem Teile des Mantels, der auf Schulter und Oberarm aufliegt und nach vorne herabhängt, Stücke der Falten vor dem Unterleib, der größte Teil des r. Armes bis auf die IBEand, die gebrochen war, an dieser ein Stück am Ansatz des kleinen Fingers, ein Teil des Mantelrandes neben dem r. Oberarm, fast die ganze Partie des Mantels auf dem Sitze neben dem 1. Oberschenkel, das 1. Knie, Teile der Falten zwischen den Unterschenkeln, das Vord^eil des 1. Fußes, der r. Fuß, das Vorderteil der Löwentatze hinter dem r. Fuße, die Plinthe. Vielfache Brüche. Der Kopf unterscheidet sich von dem Körper durch die Qualität deä Marmors wie durch die Weise der Ausführung, gehört ihm also nicht ursprünglich an. Der Körper hat durch Wasser erheblich gelitten.

LETZTES ZIMMER. 251

Man hat in den Zügen des Kopfes früher die des Periander (vgl. n. 274), später die des Thukydides erkennen wollen. Beide Benennungen entbehren jeglicher Wahrscheinlichkeit. Das Original des Kopfes muß ein Porträt aus der Mitte des 4. Jahrhunderts gewesen sein. Der Kör- per ist von besonderem Interesse, da er das Vorbild des früher soge- nannten Menander im Vatikan (n. 196) in einfacher, aber keineswegs charakterloser Ausführung wiedergibt. Hier fehlt der Chiton (vgl. den analogen Fall bei dem sog. Marcellus im Capitol n. 843 und seinem Vorbild), und die Füße tragen im Einklang mit Schnitt und Wurf des Mantels griechische Sandalen statt der römischen Stiefel dort. An Stelle des schöngeformten Lehnstuhls mit weichem Kissen sehen wir hier einen Steinsitz ohne Lehne; seine Stützen sind vorne mit Löwen- pranken verziert, die oben mit einem gehörnten Löwenkopf und Flügeln ausgestattet sind; das Motiv ist seit früh-hellenistischer Zeit beliebt (der Greif, dessen Umrisse auf der einen Seite von un- geschickter Hand eingegraben sind, wird die Zutat eines späten Müßiggängers sein). Da nun der Sitz keine Lehne hat und auch nie gehabt haben kann der Mantel ist an der Bückseite ausge- arbeitet — , so muß die Erhebung des Armes anders motiviert ge- wesen sein, als an der Statue im Vatikan. Entweder hatte die Hand einen Stab gefaßt und auf den Boden gestützt oder einen Gegenstand demonstrativ erhoben (etwa eine Maske?); auch wäre es möglich, an eine Gruppierung mit einer anderen, stehenden Figur zu denken. Jedenfalls handelt es sich, nach der in der B. erhaltenen KoUe zu schließen, um einen Literaten. Der welke Körper und das außer- ordentlich abwechselungsreich arrangierte EUmation sind mit einem feinen Naturalismus behandelt, der uns auf ein bedeutendes Original aus dem Ende des 4. Jahrhimderts schließen läßt.

Nibby T. 40 p. 134. Glarac V 84S, 2141. Yg . Beschreibung Borns UI 3 p. 256 n. 15. Braun Buinen u. Museen p. 557 n. 32. Bemoulli griech. Ikonographie I p. 183, Amelung Vatikan-Katalog n p. 580 f.

1563 (CCXXXIII) Statue des Sarapis.

Brgänzt der Kopf an ihm sind wieder Nase und Oberlippe angestückt , der Hals, der r. Vorderarm mit der Schale, der 1. Vorderarm mit dem Zepter, der vordere Teil des r. Fußes nebst dem darunter befindlichen Stücke der Flinthe, der größte Teil der Bücklehne des Sessels. Der Kopf ist trotz seiner Ergänzungen sicher modern.

Die Figur gibt in schlechter Wiederholung den Sarapistypus wie- der, den wir unter n. 237 besprochen und dort auf das Kultbild im Sarapeion zu Alexandrien, ein Werk des Bryaxis, zurückgeführt haben. Die Kopie hat einen besondem Wert nur deshalb, weil sich an ihr der eigenartig komponierte Kerberos ganz erhalten hat. Wir erkennen an ihm drei verschiedenartige Köpfe, in der Mitte einen Löwenkopf, außen einen erhobenen Wolfskopf, ihm entsprechend einen Himdekopf , der sich gegen den Schenkel des Gottes schmiegt. Der Schwanz des Un-

252 VILLA BORGHESE. 1664—1566.

geheuers endigt in einem Schlangenkopf, den man an der Außenseite

am Körper anliegend bemerkt.

Nibby 1. 39 p. 127. Braun Yoncbule T. 22. Mttller-WiMeler Benkm&ler der alten Kunst II 67, 853. Baumeister Denkmäler des kl. Altertums I p. 620 Fig. 690. Koscher mythol. Lexikon 1 2 p. 1803. S. Eeinach r^pertoire de la stat. II 1 p. 19 n. 3. Micha- elis drei alte Kroiriden p. 6. (hier ist der Kopf als antik publiziert). Vgl. Beschreibung Borns III 3 p. 256 n. 8. Braun Euinen und Museen p. 556 n. 31. Journal of hellenic studied VI 1885 p. 294. Eevue arch^ologique 1903 II p. 196. Ein fast genau über- einstimmendes Exemplar hat der Architekt Dosio gezeichnet auf einem Blatte, das sich heute in der Biblioteca Mtmicelliana zu Florenz befindet; er bemerkt dazu: la statua del Plutone si d alla vignia di Mco Jaco da Perugia fuori di porta pertusa ed d corrispondente a quella del Cardinal Puteo, ma d un pooo müiore (BoUettino d'Arte V 1911 n. Vni p. 23 T. XX).

1564 (OGXXV) Statue 'des Marsyas.

Gefunden 1824 auf Monte Galvo (bei Bieti) in der Sabina. Ei^nzt unter Leitung 'Thorwaldsens die Arme mit den Becken, die untere Hälfte des r. Unterschenkels doch ist der vordere Teil des Fußes antik und die des Schwanzes, der untere Teil des Stammes mit dem Kopf> stücke und den anderen an diesem Teile anliegendene Stücken des Felles, die hintere Seite und die SAnder der Plinthe.

Die Statue ist falsch ergänzt. Wie mehrfache Wiederholmigen der Figur beweisen, schlug der Satyr nicht die Becken, sondern spielte die Doppelflöte. Nur unter dieser Voraussetzung erklären sich an un- serer Statue die aufgeblähten Backen und die Behandlung des Mundes, die deutlich darauf schließen läßt^ daß in jeden der beiden Mund- winkel eine aus Bronze oder Holz gearbeitete Flöte eingriff. Der Sa- tyr dreht sich nach seiner Musik um sich selber, indem er seinen Kör- per reckt und sich auf den Fußspitzen erhebt. Wie häufig bei Athleten, Schauspielern und Flötenspielern, ist sein Geschlechtsglied emporge- bunden, ein Verfahren, von dem wir noch nicht mit Sicherheit wissen, ob es einen medizinischen oder einen ästhetischen Zweck hatte. Daß die Statue auf ein Bronzeoriginal zurückgeht, ergibt sich aus der kan- tigen Behandlung des Nackten, aus der Stilisierung der Schamhaare wie aus den am r. Beine, zwischen den Unterschenkeln und unter den Füßen angebrachten Stützen, die den Eindruck der Bewegung beein- trächtigen und deren Beifügung sich nur aus dem Zwange der Mar- mortechnik erklären läßt. Über die stilistische Eigenart dieser Kopie imd die abweichende des Originales haben wir bereits unter n. 945 ge- sprochen. Es sei darauf hingewiesen, daß man schon vor dem Be- kanntwerden jener getreueren Kopie im Konservatorenpälast aus der ^^großartigen und noch eine gewisse Stilisierung bekundenden Formengebung des Körpers" darauf geschlossen hatte, daß,der Künst- ler des Originales in der Behandlung des Nackten auf eine ältere Kunstweise zurückgegriffen habe. Wenn dabei sogar an Werke aus der Blütezeit des 5. Jahrhunderts erinnert worden ist, hat man das in den Formen gewahrte Maß der Strenge doch wohl übertrieben. Die Wahl des Motives eines derartig um seine Achse gedrehten Körpers für ein statuarisches Werk ist erst in der späteren Ent- wickelung der Kunst unter Lysippos denkbar. Dargestellt ist

OBERES STOCKWERK. 253

Marsyas, wie er mit seinem Flötenspiel im Wettstreit den ApoUon

zu besiegen trachtet. Vielleicht hat das Original ursprünglich zu

einer Gruppe gehört, in der eben dieser Wettstreit, der bedeutendste

Moment im Mythos des Marsyas, dargestellt war.

Mon. deU' Inst. III 59, Ann. 1843 p. 266 ff. Müller-Wieseler Denkmäler der alten Kunst II 89, 463. Bronn-Bruckmann Denkmäler n. 436. Winter Kunstgeschichte in Bildern I T. 69, 2. S. Beinach r^pertoire de la stat. II 1 p. 50 n. 8. Brunn kleine Schriften III p. 193ff. Abb. 42. Bulle der schöne Mensch (2. Aufl.) T. 79. Loewy griech. Plastik Abb. 240 p. 118. Vgl. Bhein. Museum N. F. IV 1846 p. 468ff. Arch. Zeitung XLin 1885 p. 94. Loewy Lyslpp und seine Stellung In der griech. Plastik p. 28. Böm. Mitteilungen XVII 1903 p. 177. Weiteres bei Friederichs-Wolters Bau- steine n. 1427. Über das emporgebundene Glied: Stephan! Compte-rendu pour 1869 p. 149 ff. Stieda die Inflbulation bei Griechen u. Römern (anatom. Hefte heraus- gegeben von Merkel u. Bonnet, Wiesbaden 1902).

In dem oberen Stockwerke, im ersten Zimmer: 1565 (CCXLV) Gruppe, Amazone zwei Krieger tiberreitend.

Sicher ergänzt sind an der Amazone das Vorderteil des Helmbusches, die Nasenspitze, die r. Hand mit der Streitaxt, der 1. Arm, an dem Pferde das r. Ohr, die frei hängenden Teile der Zflgel, der Schwanz, an dem unter dem Pferde Uzenden Krieger der r. Arm, die untere Hälfte des 1. Unterschenkels mit dem Fuße, an dem anderen Krieger der vordere Teil des Helmbusches, der 1. Arm und der 1. Unterschenkel abgesehen vom Fuße.

Die Amazone, die soeben den imter ihrem Bosse liegenden Gegner überritten hat, holt mit der B. zum Hiebe aus gegen einen zweiten Krieger, der zwischen den Vorderbeinen des Pferdes auf das r. Knie zusammengebrochen ist. Der 1. Arm der Amazone wie des vorderen Kriegers war mit einem Schilde bewehrt, den der Krieger, um seinen Kopf zu decken, emporhielt. Eine eingehende stilistische Unter- suchung ist unmöglich, da der Ergänzer die antiken Teile durchweg mit Säuren gereinigt und überarbeitet hat. Doch erinnert die Gruppe in der ganzen Formengebung wie in den Dimensionen der Figuren auf- fällig an bekannte Marmorstatuetten, die zu dem von König Attalos I. den Athenern geschenkten Zyklus in Beziehung stehen (vgl. n. 372). Wenn man deshalb in dem borghesischen Exemplare schlechthin eine Kopie nach einer Gruppe aus der zu jenem Zyklus gehörigen Amazo- nenschlacht erkannt hat, so widersprechen dieser Auffassung die ge- meinen Gesichter der beiden Krieger wie das Tierfell, mit dem das Haupt des unter dem Pferdeleibe liegenden bedeckt ist. Ein griechi- scher Künstler konnte unmöglich Athener, die gegen Amazonen kämpfen, unter so häßlichen Typen und mit einer barbarischen Kopf- bedeckung darstellen. Hiemach scheint es vielmehr, daß der Bild- hauer des borghesischen Exemplars, der jedenfalls der römischen Zeit angehörte, zwar eine pergamenische Gruppe zugrunde legte, ihr aber durch Umarbeitimg der Nebenfiguren einen anderen Sinn unter- schob.

Jahrbuch des arch&ol. Instituts II 1887 T. 7 p. 77 85. S. Eeinach röpertoire de la stat. II 1 p. 325 n. 7. Vgl. Baumeister Denkmäler d. kl. Altertums I p. 1246. Kevue arch^ologique Xni 1880 p. 15. Bie Kampfgruppe und Kämpfertypen p. 128. Habich die Amazonengruppe des attalischen Weihgeschenks (Berlin 1896) p. 67 70.

Das Kirchersche imd prähistorische Mnseuin

im CoUegio Eomano.

Das Museo Klrcheriano hat seinen Namen von dem deutschen Jesuitenpater Athanasius Kircher (geb. 1601 bei Fulda; gest. 1680), der ca. 1635 nach Rom kam und als Lehrer am Collegio Romano, von mathematischen sowohl als geschichtlichen Interessen geleitet, eine KuriositÄtensammlung anlegte, in der neben allerlei Naturpro- dukten tmd Gegenständen aus allen Gebieten des menschlichen Kunst- fleißes auch einige wenige und unbedeutende Antiken sich befanden. Erst im 18. Jahrhxmdert gewann die Sammlung insbesondere durch die Bemühungen von Bonanni und Contucci allmählich den Charakter eines Antikenkabine ttes; damals (nach 1738) ist auch die Ficoronische Ciste, die Zierde des Museums, hinzugekommen. Wäh- rend der Periode, da der Jesuitenorden aufgehoben war (1773 1823), trat die Sammlung mehr imd mehr hinter den päpstlichen Sammlun- gen im Vatikan und auf dem Kapitol zurück. In unserm Jahrhundert hat dann Guiseppe Marchi, der bekannte Altertumsforscher, auch diesem Museum seine Aufmerksamkeit zugewendet; unter ihm er- fuhren insbesondere die Abteilung der christHchen Altertümer, die Sammlung der Schleuderbleie und der Wasserleitimgsröhren wesent- liche Bereicherung; auch der Fund von Vicarello und das berühmte Graffito des „Spottcrucifixes" sind zu seiner Zeit ins Museum ge- kommen.

Seitdem im Jahre 1870 das Collegio Romano mit seinen Samm- Ixmgen in Staatseigentum übergegangen ist, hat das ,,Museo Kir- cheriano" eine gründliche Reorganisierung auf wissenschaftlicher Basis erfahren. Die griechisch-römischen und christlichen Alter- tümer wurden durch Ettore de Ruggiero in einer besonderen Samm- lung vereinigt (in den Zimmern XLIX ^LIV). Die ethnographischen Objekte gingen in das 1876 eröffnete Nationalmuseum für Yölker- kunde und Urgeschichte (Museo nazionale preistorico ed etnograf ico) über, das unter der Leitung Luigi Pigorinis heute bereits zu einem Museum ersten Ranges emporgeblüht ist und sich noch stetig er- weitert.

Bonnani Muaaeum Klrcherianum (Eom 1709). (Contucci) Musei Kirkeriani in Ro- mano S. I. Ck>llegio Aerea notis illuBtrata Born 1763. (Brunati) Mnsei Klrcheriani in- scriptiones ethnicae et chriBtianae (Mailand 1837). Ett. de Buggiero Gatalogo de Museo Kircheriano Parte prima (Eom 1878). Guida del Museo Klrcheriano (Rom 1879). Vgl. Justi, Winckelmann II, 1 8. 128. Luigi Pigorini II Museo nazionale preistorico ed etnograflco dl Roma 1881 . Seconda relazione 1884.

PRÄHISTORISCHES MUSEUM. 255

Bei der gegenwärtigen Anordnung kommt der Besucher zu- erst (links vom Haupteingang) zu den ethnographischen Sammlungen (Raum I XXVI), dann in den anschließenden Abteilungen des süd- östlichen Flügels zu den prähistorischen Sammlungen (XXVII XLIV) und von diesen durch die Zimmer XLV—XLVIII, die amerika- nische Altertümer enthalten, in das Kirchersche Museum, das die Zimmer L LUI und die Korridore XLIX (Skulpturen) \md LIV (Bronzen) rechts vom Haupteingang einnimmt.

Prähistorisches Museum.

In den Zimmern XXVII XLI sind die Objekte nach den großen prähistorischen Kulturperioden (Steinzeit, Bronzezeit, sog. erste Eisenzeit) und innerhalb jeder Zeitgruppe nach den einzelnen Fund- gebieten angeordnet. Absolute Zeitgrenzen lassen sich für die einzel- nen Phasen der prähistorischen Kulturentwicklung nicht festsetzen ; in den verschiedenen Landschaften ist je nach den geographischen und ethnographischen Verhältnissen der Übergang von einer Kultur- stufe zur andern zu verschiedener Zeit erfolgt. Die Frage, inwieweit der jeweilige Zuwachs an Kulturbesitz, der Wechsel von Leichenbe- stattung und -Verbrennung, die Veränderungen der Gräberformen aus ökonomischen, handelspolitischen, sozialen oder ethnischen Ver- schiebimgen zu erklären S3i, ist vielumstritten. Es ist bisher noch nicht gelungen, auch nur annähernd die Zeit festzustellen, zu der die ältesten auf italischem Boden nachweisbaren „mediterranen'' oder ,4bero-ligurischen'' Besiedler von den einwandernden „Italikem" zurückgedrängt und überflutet worden sind. Ebensowenig sind bisher über die zeitliche Schichtimg der neben den „Italikem" nach- weisbaren anderen indogermanischen („illyrischen") Stämme sowie über den Zeitpunkt imd die Art der etruskischen Einwanderung allgemein anerkannte Ergebnisse gewonnen worden. Auch über die Bolle, welche kretisch-mykenischen („ägäischen") und orien- talischen Einflüssen schon in der prähistorischen Zeit zuzuweisen ist, gehen die Anschauungen der Gelehrten noch weit auseinander. Sicher ist, daß solche Einflüsse durch den Handelsverkehr und gelegentliche Zuwanderungen schon lange vor der Zeit der ^ältesten griechischen Handelskolonien in Italien (vgl. Bd. I 353 f.) sich teils auf dem Seeweg über Sizilien, teils von Osten her über die Balkan- halbinsel und über die Adria geltend gemacht und das einheimische italische Handwerk befruchtet haben.

Die drei ersten Abteilungen des prähistorischen Museums (XXVII XXIX) enthalten Funde der Steinzeit Italiens (paläolithisohe und neolithische Periode), die vierte (XXX) neben neolithischen Gegen- ständen aus Sizilien und Sardinien Fimde aus den prähistorischen

256 DAS B3BCHEBSCHE UND PRÄHIST. MUSEUM. 1666—1570.

Ansiedelungen {stazioni) der Monti Lessini in der Provinz Verona, in denen die primitive Knltur der Steinzeit cdoh noch forterhalten hat in einer Epoche, in der die Bewohner der Ebene Venetiens schon lange mit dem Gebrauche der Metalle bekannt waren. In den folgenden Zimmern (XXXI XXXIV) ist die Bronzezeit durch Fände aus den Pfahlbauten und Terramare (hügelartigen Überresten prähistori- scher Ansiedlungen) der Lombardei, derEmilia und Venetiens reich

vertreten.

Vgl. O. Montelius La civilisation primitive en Italic I. Pigorini Gli abitanti primitivi dell' Italia (1010).

In den Wandsohräuken der Zimmer XXXIV und XXXV sind ver- schiedene der „Bronzezeit" und der ,,erBten Eisenzeit'' angehörige Fundstücke aus Ober- und MittelitaUen ausgestellt» unter denen sich schon gemalte Gefäße mit einfachen geometrischen Mustern finden.

Im Glasschrank in der Mitte des Zimmers XXXV:

1566 Modell eines megalithlsclien Denkmals von Sardinien.

Das Modell gibt ein Grabmal bei Sammugheo in der Provinz Cagliari (Sardinien) wieder als Beispiel der sog. Tombe dei Giganti. Vgl. die Literaturangaben zu n. 1567.

1567 Modell eines sardinischen Naraghen (Nuraghe Santinu in

der Provinz Sassari). Die Bestimmung und Entstehungszeit dieser turmförmigen Bau- werke, die für die Kultur der vorgeschichtlichen Zeit Sardiniens charakteristisch sind, ist bis in die neueste Zeit viel umstritten worden. Einige Forscher haben sie als Grabbauten, andere als festungsartige Zufluchtsstätten und Wohnbauten erklärt. Die im letzten Jahrzehnt systematisch betriebenen Ausgrabungen haben, wie es scheint, entscheidende Argumente für die letztere Auf- fassung erbracht. Die Beziehungen, die zwischen den Nuraghen und anderen Bauwerken des zweiten vorgeschichtlichen Jahr- tausends in den Ländern des Mittelmeeres bestehen, weisen auch die sardinischen Nuraghen, wenigstens ihrer Hauptmasse nach, in die nämliche Epoche. Der Name ,,nuraghe'', den man als dialektische Nebenform von muraglie, muraezo zu deuten versucht hat, wird neuerdings von einem Wortstamm der sardinischen Ursprache (nura) abgeleitet.

A. de la Marmora Voyage en Sardaigne. Fenrot-Ghipiez Hist. del'art IV 22f. 44 f. Oaz. arch6ol.VIIS.311 (Lenormant). Fais La Sardegna prima del dominio romano (Mem. d. accad. dei Linoei VII). Bmxm Griech. Knnstgesch. I 8. 17 Monom, ant. dei Lincei XI S.87f.; 238f. (Flnza) XX 8. 230f. (TaramelU). Globus LXXVI (1904) S. 133f. (A. Majrr). Ansonia HI 8. 18f . Fapers of the Brit. school at Bome VS. 89f. (Mackenzie). Pettazzoni Beligione primitiva in Sardegna (1912) S. 79f.; 161 f.

Im Wandschrank 9 10 beim Fenster sind die langen dünnen Schwerter (aus einem Nuraghenbau ia der Provinz Sassari) bemer- kenswert, femer neben anderen Bronzen aus Sardinien:

PRÄHISTORISCHE SAMMLUNG. 257

1568 Bronzestatuette eines sardisohen Kriegers.

Der Krieger, der mit Tunika, Hosen und Panzer bekleidet ist,

hält in der B. den Best eines Schwertes, an dem der Griff besonders

angesetzt war, in der L. an eigentümlich geformten, oben und unten

vorragenden Handhaben den Schild; auf dem Kopfe trägt er einen

Helm mit zwei vorspringenden Hörnern. Irrtümlicherweise hat man

früher mit der Figur ein kleines Wagengestell in Verbindung gebracht,

das der Krieger auf dem Bücken getragen hätte, und hat an dessen

Deichsel einen ebenfalls nicht zugehörigen Korb befestigt.

M^moires de racad^mie des inscriptions XXYIII 8. 670 (Barth^lemy). Winckel- mann Kunstgeschichte III 4 § 46; Werke II T. Ö in der Ausgabe von Femow (Atlas I n. 21 in der Ausgabe von Donaueschingen; Werke II T. 24 in der Hoffmannschen Aus- gabe). Vgl. Beschreibung Korns III, 8 S. 406. Gazette arohtolog. VII (1881) T. 24 S. 133 ff. (Eobiou). Ferrot-Ghipiez Histoire de l'art IV S. 68. 2 Monum. ant. dei Lincei XI T. XI S. 106f. (Pinza). Über die sardinischen Schwerter vgl. Monum. ant. dei Lincei XI T. XV 8. 144f. Bull, paletnol. ital. XXVIII S. 64.

Im Wandschrank 13:

1569 Zwei sog. Paletten (Aschenschaufeln) aus Bronze*

Vermutlich waren diese kleinen zierlichen Schaufeln dazu be- stimmt, bei kultlichen Verrichtungen am Opferherd oder beim Auf- lesen der Totenasche aus dem Scheiterhaufen verwendet zu werdsn. Das eine Exemplar (66. 132, früher im Museum vom Parma aufbe- wahrt), das mit der Figur eines Tierds mit langen geschwungenen Hörnern geschmückt ist, tragt am rechten Bande oben eingeritzte Zeichen, ähnlich denen auf venetischen Bronze-Situlen; es gehört wohl in den Kreis jener altvene tischen Industrie um 500 v. Chi., die wir hauptsächlich durch die Funde von Este kennen. .

Bullet, paletnol. ital. XXVIH T. IV, 1 8. 126. XXXII S. 272 (Ghirardinl). XXIX S. 28 (Milani).

Im Schranke 7 rechts von der Ausgangstür, im Mittelfach:

1570 Bronzener Biskos mit Tierf ignren in punktierten Linien. Der Diskos, der vielleicht einen Teil einer Rüstung bildete, ver- rät in der Wahl und Anordnung des Bildstoffes (drei Paar einander gegenübergestellter katzenartiger Tiere) schon den Einfluß orienta- lischer Vorbilder, während er durch die altertümliche Technik der punktierten Konturen mit der primitiven italischen Metallkur st ver- bunden ersch int.

Vom Fnciner See (Provinz Aquila). Ball, paletnol. ital. XXXV T. XIV, 4 S. 104 f. (Colini). Böm. Mitteil. d. arch. Inst. XXIV S. 3311 (Pettazzonl).

Zimmer XXXVI— XXXIX.

In den Abteilungen XXXVI— XLI sind die Funde Ober-, Mittel- und Ünteritaliens aus der sog. ersten Eisenzeit (Periode der ,,Vil- lanova-Kultur'') vereim'gt. In der Mitte des Zimmers XXXVI ist in einer Vitrine ein von Steinplatten umschlossenes Grab aus Gola- secoa (Provinz Mailand) mit seinem Inhalt aufgestellt.

Heibig: Führer. II. 3. Aufl. 17

258 DAS KIRCHERSCHE UND PRÄHIST. MUSEUM. 1671.

Besondeis interessant sind die Grabfunde aus den großen Nekropo- Jen des westlichen Etruiiens, aus Vetulonia und Corneto,Vuloi (Zimmer XXXVin), Veii (Zimmer XLI), aus denen ganze Gruppen von Grä- bern ins Museum übertragen worden sind. Es sind schaohtartige Yei- brennungsgräber (sogen. Brunnengräber, tombe a pozzo) mit einem plump gebauten Aschengefäß aus schwarzem Ton, dem meist eine Schale, manchmal auch ein tönerner Helm oder ein Spitzhut (apex) als Deckel dient, und mit einer sehr einfachen Ausstattung: halb- mondförmigen Rasiermessern, primitiven Eibeln, kleinen Schmuck - S€U}hen aus Bernstein, Glas oder Bein u. a. Dieser Kulturperiode ge- hören auch die Aschenumen in Form von Wohnhäusern an (vgl. Band I S. 306 n. 481), die durch mehrere Exemplare vertreten sind (im Mittelschranke des Zimmers XXXVII ein guteihaltenes Exemplar au» Cometo, in Zimmer XXXIX mehrere aus Grottaferrata).

In ihrer Hauptmasse sind diese Verbrennungsgräber dem 9. bis 7. Jahrhundert zuzuweisen; sie liegen also der Zei^ in der die griechi- schen Handelskolonien auf italischem Boden zur Blüte gelangt sind, noch voraus. Erst in den jüngeren „Brunnengräbem'' treten Gegen- stände des griechischen Importes auf. In den südetruskischen Gräbern des 7. Jahrhunderts, die eine veränderte Anlage zeigen, da nunmehr an Stelle der Verbrennung die Bestattung herrschender Brauch ist (tombe a fossa, a corridojo, a camera), können wir mit Hilfe der immer zahlreicher verwendeten griechischen Vasen (grie- chisch-italischen und „protokorinthischen", dann korinthischen und ionischen) feststellen, wie der griechische Handel allmählich das Land erobert hat.

Ein lehrreiches Beispiel für den seit dem 7. Jahrhundert immer fühlbarer werdenden Einfluß aus dem phönikischen und griechischen Osten gibt in Zimmer XXXVII, Schrank 6

1571 (25786) Ungefirnißte Thonkanne mit eingeritzten Figuren.

Um einen stilisierten Baum gruppieren sich jederseits je ein Flügel- pferd, ein Kentaur, ein Greif (in phönikischem Typus). Die Ritz- linien der Graffiti sind rot ausgefüllt.

Aus einer sog. tomba a ziro in Chinsi. Ballet, paletnol. iial. XXVI T. III S. 33 f. (Caro). Montelius a. a. O. T. 216, 8.

Ein besonderes Interesse beanspruchen die Gräberfunde aus Rom und Umgebung (aus dem 7. und 6. Jahrhundert) in Zimmer XXXVIII (vgl. auch die im Konservatorenpalast aufgestellten Gräber Band I S. 555. 573). Im Mittelsohranke sind die auf dem Castro Pretorio und dem Esquiün gemachten Funde vereinigt.

Monom, ant. de! Linoei XV 8. 268 ff. (Pinza).

GRABFUND VON PRAENESTE. 259

Saal XL. Grabfund yon Praeneste (Grab Bemardini).

Alle die hier ausgestellten Gegenstände bilden die Ausbeute eines Grabes, das die Gebrüder Bemardini Ende Februar 1876 in Palestrina (Praeneste) in der Nähe der Kirehe von S. Bocco aufgedeckt haben. Das Grab, dessen Wände mit Tuffsteinplatten belegt waren, hatte rechteckigen Grundriß (5.46 X 3.92 m). Da die Steindecke wohl schon im Altertum zusammengebrochen und das Grab von der nachstür- zenden Erde ausgefüllt war, lassen sich über Decke und Oberbau des Grabes nur Vermutungen na.ch Analogie gleichzeitiger Grabbauten aufstellen. Doch hat sich wenigstens die innere Einrichtung des Gra- bes, dessen Boden 1.70 m unter dem gegenwärtigen Niveau lag, noch einigermaßen feststellen lassen. In einer länglichen Eintief ung des Bodens lagen vermoderte Knochen des hier bestatteten Leich- nams, der vermutlich auf einer hölzernen Bahre gelegen hatte; an dieser Stelle wurden auch die goldene Brustplatte n. 1577 und drei Fibeln gefunden, die sicher zum Schmucke des Leichnams gehörten. An den Wänden des Grabes scheinen Schilde (vgl. n. 1601) befestigt gewesen zu sein; auch die übrigen Geräte waren größtenteils in der Nähe der Wände aufgestellt sie haben wohl die reiche Ausstattung eines einzigen Toten aus dem Herrengeschlecht von Praeneste gebildet. Außer den zwei eisernen Dolchen in silberner Scheide (n. 1586f .) waren ihm noch ein eisernes Beil und vier Lanzen (mit eiserner Spitze) mitgegeben worden. Nacditräglichen Ermittelimgen zufolge soll aus dem Bemardinischen Grabe auch die goldene Fibel n. 1572 mit einer hochaltertümlichen lateinischen Inschrift stammen.

Die Übereinstimmung, die in der Auswahl und in den Formen der Praenestiner Fundstücke mit dem Inhalte des großen Caeretaner Grabes Regulini- Galassi (Band I S. 352. 388 f.) herrscht, springt in die Augen. Unter den Bronzen begegnen wir denselben Geräten, in ihren Reliefs denselben orientalisierenden Formen; die Gk>Id- und Sil- bersachen weisen dieselben T3rpen, dieselbe hochentwickelte Technik auf, die silbernen Beliefgefäße sind hier wie dort von gleicher Art (I S. 389). Offenbar hatten die reichen Herren von Praeneste nicht nur dieselben Lebensgewohnheiten, sondern auch die gleichen Handels- verbindungen wie die Herrscher von Caere. Demnach können die beiden Gräber auch zeitlich nur durch wenige Jahrzehnte vonein- ander getrennt sein, und es ist schwer zu unterscheiden, welches von beiden das ältere ist; immerhin spricht manches für die Annahme, daß das Caeretaner etwas früher anzusetzen- sei als das Praenestiner.

V^. Bull. d. Instit. 1876 8. il7ff. (Heibig). Annali 1876 S. 107fl.; 1870 S. Iff. .(Heibig). Notizie degU scavi di anüohitä 1876 S. 113 ff. (GonestabUe); 1897 S. 256. Femique £tude sur Pr6neate (Paris 1880) S. 125 ff., 172 ff. Bull, d.commiss. arch. com. di Borna 1898 S. 187 f., 205 f. (PinM). Bull. paletnoL ital. XXIV S. 160f. 1904 S. 25f.

17*

260 DAS KIRCHERSCHE U. PRÄHIST. MUSEUM. 1572-1674.

(£aio). Montelius, La civilisatioii primitive en Italic T. 366 ff. Übei analoge Funde, deren Ausbeute früher im Falazzo Barberini aufbewahrt wurde und neuerdings in das Museum in Villa Papa Giulio übertragen wurde, vgl. Archaeologia XLI. 1 (London 1867) S. 3fF. (Garrucci) und unten S. 313 ff. Über Stil und Herkunft der Stücke vgl. im allgemeinen die Band I S. 390 aufgeführte Literatur.

Gegenwärtig sind sämtliche Fundstücke des Grabes in einem gro- ßen Glasschrank und in einer Vitrine am Fenster vereinigt; die An- ordnung der Stücke stimmt nicht immer mit der Aufeinanderfolge der Museumsnummem überein.

In der Vitrine am Fenster:

1572 Goldene Fibel mit altlateinischer Inschrift«

Die Fibel, die angeblich schon 1871 in Palestrina in den Handel kam, wird es ist nicht bekannt, auf Grund welcher Ermittelungen als ursprünglich zur Ausstattung des Grabes Bemardin i gehörig angesehen. Sie trägt auf dem Kanäle in hoohaltertümlichen Buch- staben (von rechts nach links) die Inschrift: Manios: med: fhe * fhaked: Numasioi, d. h. Manios hat mich für Numasius (Numisius, Numerius) gemacht. Gegen die Echtheit der Inschrift sind wiederholt Zweifel geäußert worden, die sich neuerdings in verstärktem Maße erhoben haben. Der Typus der Fibel (fibula ad arco serpeggiante a bastoncello), der im Grabe Bemardini durch n. 1578 vertreten ist, kehrt in einer Anzahl von Fibeln aus etruskischen Gräbern des 7. und 6, Jahrhun- derts wieder; ein besonders schönes jetzt imLouvre befindliches Exem- plar trägt in feinster Granulier technik eine etruskische Inschrift.

Böm. Mitteil. d. arch. Inst. II S. 40 (Helblg u. Bttmmler), 8.139 (Lignana). Bull- paletnol. Ital. XXIV S. 162. XXX 8. 26 (Karo). Monum. ant. dei Lincei XIII 8. 231 Pellegrini), XV 8. 640 (Finza). Corpus Inscript. Lat. XIV 4123. Dessau Inscript. Lat. el. II 8561. Diebl Inscript. Lat. 8. VII.

1573 (24) Tiefe vergoldete Silberschale.

Die Innenseite der Schale ist mit zwei Beliefstreifen von Stieren und Pferden, Vögeln und Bäumen geschmückt. Monumenti d. Instit. XI T. II, 8. Annali 1879 8. 11.

1574 (25) Flache vergoldete Silberschale mit Reliefs an der In-

nenseite.

In der Mitte sieht man ein medaillonartiges Feld, das von einem Kreis von Granatäpfeln umrahmt ist; dann folgen zwei Streifen mit Darstellungen, die außen von einer schuppigen Schlange, dem ägyp- tischen Symbol der Weltordnung, ringförmig umgeben sind. Das Innen- bild zeigt links einen nackten langhaarigen Mann, der mit Händen und Armen an einen Stamm gefesselt ist; vor ihm schreitet ein Krieger im ägyptischen Kostüm gewaltig aus (in dem Schema, in dem der siegreiche Äg3rpterkönig dargestellt zu werden pflegt), indem er mit der Lanze einen vor ihm entfliehenden MaJm zu durchbohren scheint, der außerdem von einem Schakal an der rechten Ferse gezerrt wird. In dem kleinen unteren Abschnitte des Kreises sehen wir eine nackte

GRABFUND VON PRAENESTE. 261

Figur, die auf dem Boden hinzukrieohen scheint und ebenfalls von einem Sohakal (oder einem Hunde) an der linken Ferse gepackt wird. Man hat den Sieger auf Horus, den Sohn der Isis und Bächer des Osiris, der die Scharen des Set-Typhon, des Geistes der Finsternis, besiegt, den Gefesselten auf Typhon selbst» den Schakal auf Anubis (den treuen Gefährten des Horus), der mit diesem Symbole bezeichnet zu werden pflegt^ gedeutet.

Die zunächst folgende Zone wird durch acht Pferde ausgefüllt, über deren jedem zwei Vögel fliegen. Von größei^m Interresse ist die zweite breitere Zone, auf der in einer Reihe von zusammenhängenden Szenen (in deutlicher Abhängigkeit von Motiven der a.ssyrischen Kunst) die Erlebnisse eines mythischen Helden dargestellt sind. In der ersten Szene fährt aus der durch zwei Türme charakterisierten Stadtmauer ein zweispänniger Wagen, auf dem neben dem Lenker, der vorgebeugt die Pferde antreibt, ein mit Streitaxt begehrter Mann im Typus der assyrischen Könige steht, von einem Sonnenschirm geschützt; an dem Wagen ist seitlich ein Köcher befestigt. In der zweiten Szene ist der Lenker allein auf dem Wagen, der Halt gemacht hat; der König ist abgestiegen, hinter einem Baum kniend zielt er mit seinem Bogen auf einen Hirsch, der vor ihm auf einem Hügel steht. In der dritten Szene verfolgt der König auf dem Hügel das tötlich verwundete Tier, aus dessen Brust Blut niederstiömt. Die vierte Szene spielt in einem Walde, in dem besonders eine große Palme hervortritt; neben dem Wagen stehen die ausgespannten Pferde , die vom Lenker aus einer dreibeinigen Krippe gefüttert werden; der Jäger ist damit beschäftigt, den an einem Baum aufgehängten Hirsch, dem der Kopf bereits ab- geschnitten ist, auszuweiden. In der fünften Szene sitzt der König unter dem Schutze seines Sonnenschirmes auf einem Sessel und bringt vor dem Mahle ein Opfer dar; vor ihm steht ein Altar, auf dem ein Mischgefäß und ein Schöpflöffel sichtbar sind, und daneben ein zweiter größerer Altar, von dem der Rauch eines Biandopfers (eben von jenem getöteten Hirsche) emporsteigt, oben schweben der Mond und die geflügelte Sonnenscheibe die Gottheiten, denen das Opfer gilt. Links wird das Bild durch einen bewaldeten Hügel begrenzt, auf dem ein laufender Hase und ein weidender Hirsch sichtbar sind; in dem untern Teil des Hügels befindet sich eine Höhle, aus deren Öffnung neben dem Altar der große Kopf eines lauernden Riesenaffen mit weit vorgestreckter Zunge (?) hervorkommt. In der sechsten Szene sehen wir den behaarten menschenähnlichen Affen (der uns die Schilderungen, die die Alten von den monströsen Bewohnern Inner- afrikas hinterlassen haben, ins Gedächtnis ruft) in drohender Stellung mit einem Steine in der einen, einem Aste in der anderen Hand; dar- über aber schwebt eine geflügelte Gottheit nach Art der ägyptischen Hathor nur durch Kopf, Arme und Flügel veranschaulicht , welche

262 I>AS KIRCHERSCHE ü. PRÄHIST. MUSEUM. 1675-1676.

den in kleinstem Maßstab dargestellten Wagen mit seinen Insassen über die staubende Straße emporhebt. Der Zusammenhang ist klar: bei der Weiterfahrt hatte der Gorilla einen hinterlistigen An- griff auf den König gemacht, die Gottheit aber hat ihren frommen Schützling in die Lüfte entrückt. In der siebenten Szene sehen wir den Wagen wieder auf der Erde ; von dem unvorhergesehenen Über- fall gerettet, jagt nun der König mit gespanntem Bogen dem Ungeheuer nach, schon haben die Pferde es eingeholt und zu Boden geworfen. In der achten Szene ist der Jäger, über dem ein Sperber schwebt, vom Wagen gestiegen und gibt dem Ungeheuer, das sich nicht mehr zu wehren vermag, mit dem Beile den Todesstreich. In der neunten Szene kehrt der Held in die Stadt zurück; die turmgekrönte Stadt- mauer bildet so den Anfangs- und Endpunkt der bildlichen Ge- schichte. Eine jetzt in New York befindliche Schale mit ganz über- einstimmenden DarsteUungen wurde auf Gypem in Kurion gefunden. Es wird dadurch wahrscheinlich, daß hier eine bestimmte Legende aus assyrischem oder phönikisch-kyprischem Kreise vorliegt; ob wir freilich in dem Helden der Geschichte, wie vermutet wurde, Kinyras, den mythischen Priesterkönig Cypems, erkennen dürfen, muß zweifel- haft bleiben.

Monumenti d. Instit. X T. 31, 1. Perrot-Ghipiez Histoire de l'art III S. 759 n. 543. Vgl. Bullet, d. Instit. 1876 S. 126 ff. Annali 1876 S. 226, 269, 276 ff. (Fabiani). Heibig Homer. Epos ' S. 22 Fig. 1. Glermont-Ganneau l^tudes d'arch^ologie Orientale, l'ima- ginerie ph^nicienne et la mythologie iconologique chez les Grecs Paris 1880 (Journal asiatique 1878 S. 232ff., 444 ff.). American Journal of Archaeology UI S. 822 ff. (Mar- quand). Ausonia IV S. 193 (Fettazzoni).

1575 (26) Fragmentierte flache Silberschale mit Reliefs an der Innenseite.

In dem Schmucke dieser Schalen tritt die Nachahmung ägyp- tischer Vorbilder wie in der Wahl der Bilder, so auch besonders deut- lich in den Hieroglyphenbändem zutage, die als Grundlinie und Um- fassung des Innenmedaillons, sowie als Eahmen des äußeren Frieses dienen. Wie aber die ägyptischen Kunsttypen vielfach aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gelöst und verändert sind, so sind auch die Zeichen der Bilderschrift rein omamental, ohne Bücksicht auf ihren Wortsinn, nebeneinandergestellt. Die Formen der Hiero- gl3rphen scheinen der zur Zeit der 26. Dynastie (660—527) in Ägypten üblichen Schriftweise entlehnt zu sein.

Das Innenbild zeigt den bekannten Typus des ägyptischen Pharao, der über seine Feinde triumphiert. Der König (oder Osiris selbst?), zwischen dessen Beinen ein Löwe schreitet (Zeichen der Macht), schwingt mit der Rechten das Beil, während er mit der Lin- ken, die Bogen und Pfeile hält, die vor ihm knienden Feinde (drei Köpfe sind sichtbar) bei den Haaren gefaßt hat; über ihm schwebt ein Sperber mit einer Straußenfeder in der Kralle (Symbol der Ge-

GRABFUND VON PRAENE8TE. 263

rechtigkeit), der leere Raum der Kreisfläche darüber ist mit Hiero- glyphenkartuschen ausgefüllt. Rechts steht der sperberköpfige Am« mon-Ra (Horus), der dem König eine Feder oder Palme als Sieges- zeichen reicht. Links hinter dem König steht ein bärtiger Maim ( Anubis ?) ; er trägt im rechten Arm einen toten Krieger, mit der Linken, die eine Art Palmenfächer hält, schleppt er einen zweiten Krieger herbei. Im Kreisabschnitt unter dem Hieroglyphenstreifen, auf dem diese Gruppe steht, sieht man eine liegende Figur in zu- sammengekrümmter Haltimg, wohl ein besiegter Feind wie auf n. 1574.

Rings um das Innenbild läuft ein Fries von Bildern, die der Osirissage entlehnt sind. Zwischen vier Pap3rrusbäschen, in deren Mitte jedesmal die das Horuskind säugende Isis sichtbar ist, schwim- men vier Kähne, von denen einer nur zum kleinen Teil erhalten ist; auf dem einen ist Osiris mit Sonnenscheibe imd üräus zwischen zwei Horusfiguren dargestellt, auf dem andern der von dem heiligen Scarabäus getragene Sonnendiskus zwischen zwei Figuren des Har- pokrates (des jugendlichen Horus), der auf einer Lotosblume sitzt, eine Geißel in Händen hält imd nach Art der Kinder an seinem Finger saugt; ähnliche Gruppen tragen die beiden andern Kähne. Besonders hervorzuheben ist noch die im Innenbild über dem Flügel des Sper- bers angebrachte phönikische Inschrift. Esmunjai ben Asto lauten die winzigen Buchstaben, die den Namen des Verfertigers (oder des Besitzers ?) der Schale nennen. Damit ist der Beweis geliefert, daß die Schale aus phönikischen Händen in den Besitz des pränestiner Herrengeschlechtes kam und ein wichtiger Fingerzeig für die Herkunft der ganzen Klasse gegeben (s. Band I S. 389).

Monumenti d. Instit. X T. XXXII, 1. Annali 1876 S. 258. 266 ff. (Fabiani). No- tizie degli Bcavi 1876 T. II. Gazette arch6ologiqae 1877 T. V (8. 18). Perrot-Ohipiez Histoiie de l'art III S. 07 n. 36 (S. 773). Corpus inscript. Semiticaram fasc. III T. XXXVI n. 164. Vgl. Ann. d. Inst. 1876 S. 203 ff. (Heibig), 266 ff. (Fabiani). Heibig Homer. Epos* S. 23. Jahrb. d. d. arch. Inst. XXV S. 103' (v. Bissing). Sehr nahe verwandt ist eine in Salemo gefundene Schale: Monum. d. Inst. IX T. 44, 1.

1576 (31) Bügeltörmiger Bronzehenkel mit silbertiberzogenen Beliefs.

An der Außenseite sind in breitem und flüchtigem Stil Löwen und Menschen in verschiedenen Gruppierungen dargestellt, auch ein paar aufrecht stehende Pferde, die wappenartig zu beiden Seiten eines stilisierten assyrischen Baumes einander gegenübergestellt sind. Die Innenseite dagegen zeigt in der feinen Ausführung der Goldbleche (n. 1577 f.) in der Mitte eine Reihe vonLöwen, außen eine im Rechteck umlaufende Reihe von Pferden, das Ganze von einem Mechtband ein- geschlossen. Die Einzelheiten sind durch die starke Oxydierung un- kenntlich geworden.

Monumenti d. Instit. XI T. II 9. Vgl. Annali d. Instit. 1871 8. 11. Karo de arte vascul. antiqnias. S. 4.

264 DAS KIRCHERSCHE ü. PRÄfflST. MUSEUM. 1677—1684.

Olassehrank.

Im Mittelf ach auf der dem Eingang zugekehrten Seite:

1577 (1) Bleeh ans BlaOgold (Sehmnekplatte).

Das Blech hat die Form eines Parallelogrammes, das in der Längs- richtung durch einen vorstehenden Rundstab in zwei gleichartige Teile zerfällt; an den Breitseiten wird es von ebensolchen mit Mäandern verzierten Bundstäbchen, die in Löwenköpfe endigen, eingefaßt. Jede der beiden Abteilungen des Schmuckes trägt vier Reihen von auf- gelöteten Figürchen (im ganzen 131), die aus zwei aus Stempeln ge- schlagenen Hälften zusammengesetzt und mit Reihen feiner Gold- pünktchen verziert sind. In der äußersten Reihe stehen fünfzehn Vögel mit menschlichen Köpfen, die an die sogenannten Harpyien der archaischen Kunst Kleinasiens erinnern, in der zweiten vierzehn kleine Löwen, aus deren Rücken Menschenköpfe hervorkommen (eine ganz vereinzelte Bildung nach dem Vorbilde der Chimaira oder ähnlicher Misch wesen), in der dritten zwölf stehende, in der vierten zwölf sitzende Löwen. Der mittlere Zylinder ist mit neun liegenden Löwen mit zu- rückgewendetem Kopf verziert, aus deren Rücken Tierköpfe (Ziegen ?) hervorwachsen, eine Vorstufe oder Parallele des Chimairatypus. An den vier Außenrändem sind jederseits vier Pferdchen angebracht.

Das ganze Stück war ursprünglich auf eine Unterlage aufgenäht und diente als Gewandschmuck (Brust- oder Gürtelschmuck ?). Über den Stil und seine Herkunft gilt das über ähnliche Schmuckstücke des Grabes Regulini- Galassi Band I S. 388 Gesagte.

Monum. d. Inst. X T. XXXIa» 1. Vgl. Bullet, d. Instit. 1876 S. 121. Annali d. Instit. 1876 8. 250 (Helblg), 1885 S. 46 (Undset). Notizle degli scavi 1876 S. 115. Lang- behn Flügelgestalten der ftltesten griech. Kunst S. 81. Weicker Der Seelen vogel S. 05. 103.

1578 (2) Fibel ans Blaßgold (sogenannte fibula serpeggiante a baston-

cello). Vgl. n. 1572.

Monum. d. Inst. X. T. XXXIa, 7. Vgl. BuUettino 1876 3. 122. Böm. Mitteil. d. d. arch. Inst, n 8.37 f. (Heibig). Annali d. Inst. 1885 S. 29 (Undset). Montelius Civi- lisation primitive en Italie T. XIX n. 265.

1579 (3) Platte aus Blaßgold mit fransenartigen silbernen Stäben.

Die Platte ist mit fliegenden Wasservögeln, Löwen und Sphinxen geschmückt, die aus Stempeln getrieben und mit Goldkügelchen ver- ziert sind. Das Bruchstück gehört zu einer Schließe von etwas an- derer Form als n. 1580.

Monum. d. Inst. X T. XXXI, 2. (Annali 1876 S. 250). Vgl. Monum. ant. d. Lincei IV Atlante T. XI 22. Monum. ant. d. Lincei XIII S. 238, 1.

1580 (4) Zylinder ans Goldblech.

Das Goldblech ist mit Ornamenten in feinster Granulierarbeit verziert, an den Seiten sind zwei Reihen vonkleinen Löwen angebracht

aRABFÜND VON PRAENESTE. 265

die aus je zwei getriebenen Goldbleohstücken zusammengesetzt sind; das Ganze ist in einem etwas kürzeren Rahmen aus Stäbchen be- festigt. Ähnliche weniger reich geschmückte Zylinder liegen rechts (n. 5 u. 6). Wir sehen hier, daß der goldene Zylinder die Hülle eines mit Holz gefütterten Bronzebleches bildete. Die Stücke gehören zu Schließen, die an einem Gürtel oder an einem schräg umgelegten Riemen befestigt gewesen sein werden.

Monum. d. Inet. X T. XXXIa, 4. Vgl. Annali 1876 S. 261 . Monum. ant. d. Lincei XIII S. 235 (Pellegrini). Studi e materiali di archeol. numism I S. 271, III S. 147. Bull, paletnol. ital. XXX S. 15 (Karo).

An der dem Fenster zugekehrten Seite:

1581 (9) Dünnes Blechband aus Blaßgold.

Die aus Stempeln geschlagenen Reliefs stellen Vogelgestalten mit Frauenköpfen und ausgebreiteten Flügeln dar. Der Stil ist der gleiche wie an den vorher erwähnten Schmuckstücken. Monumenti d. Inst. X T. XXXIa, 5. Vgl. n. 1577.

1582 (16. 17) Zwei silberne Fibeln.

Die beiden Fibeln sind von etwas verwickeltem, aber zweck- mäßigem Bau. Sie bestehen aus zwei Teilen: der eine trägt nach auswärts drei griffartige Ansätze, nach einwärts zwei lange Nadeln, welche durch die beiden zu befestigenden Gewandstücke durchgestoßen wurden; der andere hat nach auswärts ebenfalls drei gekrümmte Aus- läufer, von denen die zwei seitlichen hohl sind und dazu dienen, die beiden Nadeln des andern Teils in sich aufzunehmen. Mittels der an der untern Seite befindlichen, figürlich geschmückten Ösen und Heftel werden dann beide Teile fest gebimden. Da die Stücke beim Funde ein Ganzes bildeten, so blieb ihre Bestimmung anfangs ein Rätsel, bis eines der Exemplare zufällig zerbrach und so das innere Gefüge klar wurde. Die Stäbe der Fibel tragen bei dem einen Exemplare die Rundfiguren geflügelter Sphinxe, bei dem andern Löwen mit doppel- tem Menschenkopf; diese sind reich mit Goldkügelchen ornamentiert. Man hat vermutet, daß die in der Odyssee XIX, 225 beschriebene gol- dene Fibel des Odysseus eine Fibel yon eben dieser Art gewesen sei.

Monumenti d. Inst. X T. XXXI, 6 n. 7. Annali 1879. T. G, 9 S. 15 f. Vgl. Annali 1876 S. 249 f. Heibig Homer. Epos* S. 277 f. Langbehn Flttgelgestalten S.82. Foni- tenay Leg bijoux S«p6. Monum. ant. dei Lincei XIII S. 232 (Pellegrini).

1583 (18) Fragmente kleiner Tiere aus Silber.

Vielleicht von einem ähnlichen Schmuckstücke wie n. 1577.

1584 (20) Zweihenkliger Becher aus Blaßgold.

Am oberen Ansatz der Henkel ist je ein Paar kleiner sitzender Sphinxe aufgelötet.

Monumenti d. Inst. X T. XXXIa, 6. Vgl. Bullet. 1876 S. 124. Monum. ant. dei Lincei XIII S. 242* . In dem Grab sind auch noch Fragmente zweier silberner Becher von gleicher Form gefunden worden.

266 DAS KIRCHERSCHE U. PRÄHIST. MUSEUM. 1586—1590.

1585 (23) Krater ans Silber mit rergoldeter Außenseite.

An dem oberen Bande des Kraters sind seohB Sohlangenvorder- leiber (aus Silber, das mit Goldblech überzogen ist) als Griffhenkel angebracht. Das Gefäß ist an Rumpf und Boden mit Reliefdarstel- Inngen in ägyptisierendem Stil bedeckt. Oben, wo die Griffe ansitzen, läuft ein Streifen von Gänsen, die nächsten beiden Zonen zeigen Züge von Fußsoldaten, Reitern und Wagen. Im vierten Streifen sehen wir Löwenkämpfe und Bilder des Landlebens: ein Mann in ägyptischem Kostüm bedroht einen aufrecht stehenden Löwen mit dem Schwerte, gegen den gleichzeitig ein Himd anspringt, eine individualisierende Veränderung des vorderasiatischen wappenartigen Schemas; zwei Löwen fallen einen Stier an, während ein hinwegsprengender Reiter sich auf seinem Pferde umdreht, um Pfeile gegen sie zu senden; eine Frau pflückt Trauben von einer Rebe, die sich zwischen zwei Palmen schlingt, ein Mann lockert die Erde rings imi den Palmstamm, daneben weiden ein paar Pferde; ein Jäger bringt auf einem Tragholz seine Beute heim ; links grasen zwischen einer Palme und einem Papyrus- stengel drei Rinder. Das von diesem Friese eingeschlossene Medaillon des Bodens zeigt einen Löwen, der triumphierend seine Tatzen auf den Leib eines Menschen setzt; darüber schwebt ein Sperber. La der Vereinigung von kriegerischen Szenen mit solchen des Landlebens hat das Gefäß interessante Berührungspunkte mit dem homerischen Schild des Achilles, zu dem die verwandten Silberschalen auch sonst mancherlei Analogien bieten. Die Vermutimg, daß an dem Fabriks- ort dieser Schalen griechischer Einfluß sich geltend gemacht habe (vgl. Band I S. 389), drängt sich bei diesem Stücke besonders leb- haft auf.

Monumenti d. Inst. X T. XXXIII. Vgl. Annali 1876 S. 252 f. M. Rosenberg Gesch. der Goldschmiedeknnst auf technischer Grundlage. Niello (1910) S. 130 f.

1586 (27) Feiner eiserner Dolch.

Der Griff ist mit Bernstein inkrustiert, auf dem ein Schachbrett- muster aus Silber aufgelegt ist. Daneben liegt die imtere Hälfte der zugehörigen silbernen Scheide. ^

Monum. d. Inst. X T. 31. 4. Bullet, paletnol. Ital. IX T. 3, 11 S. 101 (Pigorini). Zeitschr. f. Ethnologie 1890 S. 19 (ündset).

1587 (28) Eiserner Dolch in silberner Scheide (das obere Stück des

Griffes fehlt). Die silberne Scheide ist beiderseits mit zwei Reihen getriebener Relieffiguren geschmückt. Auf der einen Saite sind nur wenige Reste von Tierfiguren erhalten. Auf der andern erkennt man in der oberen Reihe Pferde ( ?), Ochsen, einen rücklings niedergesunkenen Mann, der sich mit dem Schwerte gegen einen Löwen verteidigt, in der un- teren Reihe Hirsche, auf die ein kniender Bogenschütze Jagd macht.

aRABFüND VON PRAENESTE. 267

femer einen Kentauren mit menschlichen Vorderbeinen, der im linken Arm einen Ast schwingt. Auch diese Motive haben ihre nächsten Parallelen in ostgriechischen Denkmälern.

Monamenti d. Inst. X T. XXXI, 5. Tgl. Bullet. 1876 S. 128. Annali 1876 S. 2. Monam. ant. d. Lincei XIII S. 255 (Pellegiini).

1588 (38) Schale aus blanem Glas.

Abgesehen von den bunten Smaltgläsern ist diese Schale, die sich innerhalb der Silberschale n. 1575 befand, wohl das älteste auf italischem Boden gefundene Glaßgefäß.

Auf zwei Pulten des Mittelfaches auf der dem Eingang zuge- kehrten Seite:

1589 (45—53) Belegplatten aus Elfenbein mit Beliefs.

Die Beliefs dieser Platten, die noch Spuren von farbigem Email und von Vergoldung zeigen, geben fast durchw^ ägyptische Motive in einem breiten, lockeren Stil wieder. Die Kunst, mit Elfenbein zu inkrustieren, die im semitischen Orient seit den ältesten Zeiten hei- misch war, ist schon früh nach dem südlichen lüeinasien über- tragen worden. Es muß daher noch unentschieden bleiben, ob diese Platten als Werke phönikischer Kunst oder aber als Erzeugnisse einer unter ägyptischem Einfluß stehenden griechischen Werkstatt zu gelten haben.

Das Stück n. 45 zeigt eine ägyptische Barke mit je einem Ru- derer auf dem Vorder- und Hinterteil. In dem Bote sitzt reohtshin auf polsterbelegtem Sessel ein König oder ein Gott, der mit der B. einen Becher vorstreckt; vor ihm steht ein niedriger Tisch, dem zwei Frauen nahen; die erste scheint aus einem Saugheber den Becher zu füllen, die zweite trägt Napf und Krug. Weiter r. steht auf hohem Unter- satz ein großer Mischkessel, dahinter eine dritte Erau, die den Mimd an einen in den Krater gesteckten Saugheber hält.

Die Fragmente 46 48 zeigen Figuren von Kriegern, Musikanten, Reitern imd Streitwagen. Dazu kommen noch (auf dem Pulte r.) kleinere Fragmente (n. 53) mit Lotosblüten in ägyptischer Stilisierung, .Volutenfragmente und zwei Flügel mit Resten blauen Emails (n. 51). Alle diese Platten werden zum Schmuck einer Kassette oder eines größeren Kastens gedient haben.

Monumenti d. Inst. X T. XXXI, 3. XI T. II 1—6. Vgl. Bull. 1876 S. 124. Annali 1S79 S. 6 f. (Heibig). Perrot-Chipiez Histoire de l'art III S. 853. Femique :£:tude snr Pröneste 8. 178. Jahrb. d. d. arch. Instit. XIII S. 43 (v. Bissing), XXII S. 171 Studniczka). Graeven, Antike Schnitzereien aus Elfenbein (1907) S. 70f.

Auf der entgegengesetzten Seite des gleichen Faches:

1590 Bronzebügel mit aufgesetzten Elfenbeinflguren.

An den Haken des Bügels haften noch die Elfenbeinösen des Ge- rätes (wohl einer Situla), zu dem der Bügel gehörte. Auf dem Bügel

268 DAS KIRCHERSCHE U. PRÄHIST. MUSEUM. 1691—1699.

sind sechs elfenbeinerne Figuren gelagerter Löwen ( ?) aufgenietet, eine

Verbindung von Bronze und Elfenbein, die in dieser Zeit auch sonst

nachweisbar ist.

Monum. d. Inst. X T. XXXII, 7. Graeven Antike Schnitzereien S. 74, n. 46.

1591 Fragmente eines elfenbeinernen Gefäßes.

Auf dem unteren Teil der zylindrisch gebogenen Stacke sind Reliefs (in der Art von n. 1589) geschnitzt, auf dem oberen Teil waren mittelst Bronzestiften elfenbeinerne Figürchen von Vierfüßlern und Greifenköpfe befestigt. Die Bruchstücke mögen von demselben eigen- artigen Elfenbeingefäß herrühren, zu dem der Bügel n. 1590 und andere in demselben Pulte ausgelegte Elfenbeinfigürchen gehören.

Graeven Ant. Schnitzereien S.74n. 47. Vgl. Bull. paletnol.ital.XXIV S. 155 (Karo).

An der dem Fenster gegenüberliegenden Seite:

1592 Einige Yasenseherben mit geometrischen Mustern.

Diese Fragmente rühren, wie ihre Technik erweist, von einem Gefäße (Skyphos ?) her, das zu der ältesten in italischen Funden nach- weisbaren (gewöhnlich als „protokorinthisch** bezeichneten) Vasen- gattung sicher griechischer Herkunft gehört. Sie sind daher von besonderem Werte für die Zeitbestimmung des Grabes Bemardini. Wenn auch die Fragmente nicht auf dem Boden des Grabes, sondern in der darüber befindlichen Schuttschicht gefunden worden sein sollen, so scheint doch bei der Art, wie dieser Grabschutt entstanden ist (vgl. S. 259), die Meinung, daß die Scherben erst in einer späteren Epoche in den Schutt gelangt seien, nicht

stichhaltig.

Vgl. Ann. d. Instit. 1885 S. 31^ (Undset). Bull. d. commisa. aich. comun. di Borna XXVI S. 208 (Pinza).

In dem oberen Fach: An der Ecke zwischen Fenster und Eingang:

1593 (72) Bronzekessel auf einem Dreifuß aus Bronze und Eisen.

Aus den drei Bronzefüßen (zweispaltigen Hufen mit Afterklaue) steigen je drei Eisenstäbe (je ein gerader und zwei auswärts gebogene) empor. Der Bronzekessel ist an die obem Endigungen der geraden Stäbe angelötet und trägt unten noch die Spur einer jetzt fehlen- den eisernen Mittelstütze ; vor den Ansatzstellen der geraden Fuß- stäbe am Kessel ist ein aufrecht stehender Hund aus Bronze, über den Verbindungspunkten der seitlichen Stäbe eine nackte Menschengestalt mit langem Haar und Satyrohren angebracht, die die Hände auf den Kesselrand legt und in das Innere des Gefäßes blickt. Diese Figuren, die an den Kesseln angenagelt sind, verraten eine durchaus primitive Kunst; sie sind vielleicht in Mittelitalien selbst, aber zweifel- los nach ostgriechisohem Vorbild gefertigt.

Monum. d. Inst. X T. 31a, 2. AnnAli 1870 T. 0, 8. Vgl. Annali 1876 8. 260; 1879 S. 15 (Heibig). Olympia IV 8. 127 (Furtwftngler). Monum. ant. dei Lincei VII S. 312 (Savignoni).

GRABFUND VON PRAENESTE. 269

Rechts daneben:

1594 (74) Sohalenartiger Bronzekessel.

Die Henkel des Kessels sind in der Mitte mit einer Lotosblüte, an der Seite mit Ochsenköpfen verziert.

Monumenti d. Instit. X T. XXXII» 4. Über ähnliche Henkel vgl. Olympia IV S. 146 (Furtwängler).

An der dem Fenster gegenüberliegenden Seite links:

1595 (105) Tiefer Bronzenapt.

An der Außenseite sehen wir in getriebener Arbeit zwischen ,,phö- nikischen'' Palmetten viermal vnederholt einen in Vorderansicht ge- stellten weiblichen Kopf mit Oberkörper, darunter einen Tierkopf (abwechselnd Stier- und Löwenkopf).

Annali d. Instit. 1879. T. 2. Montelius a. a. O. T. 367, 6. Böm. Mitteil. d. Inst. XXIV T. VI A S. 325 (Pettazzoni).

An der dem Fenster zugekehrten Seite:

1596 Bronzehülsen und Figuren tektonischer Verwendung.

Die zwei übereinstimmenden Bronzehülsen, die Ionen mit Holz gefüllt, außen mit primitiven unbekleideten Menschengestalten, einem Kentauren und Tieren verziert sind, werden Bestandteile eines hölzernen Bettes (oder eines Wagens?) gebildet haben. Der eigentümliche Kopfschmuck der Menschenfiguren und des Kentauren weist auf orientalische Herkunft der Typen. Die daneben liegen- den Tierprotomen, die ebenfalls mit Holz gefüttert sind, mögen eben- so wie die Figuren der liegenden Löwen (?) von einem ähnlichen Gerät herrühren.

Monum. d. Instit. X J. 31a, 8—11 T. 32, 2. Vgl. Bullettino 1876 S. 123 f. 130. Annali 1876 S. 262.

1597 Zwei bronzene Feuerböoke (Untersätze zum Tragen des

Rostes, craticula).

Annali d. Instit. 1879 T. CD, 4. Daremberg-Saglio Dictionnaire des antiquit^ s I S. 1557. Mitteil. d. prahlst. Kommission d. Wiener Akademie I (1893) S. 116 (Hömes). Vgl. Band I S. 374 n. 656.

1598 Niederer Kessel auf drei angenieteten streifenartigen Beinen

Annali d. Instit. 1879 T. CD, 7.

In der Mitte:

1599 (81) Untersatz aus Bronzeblech.

Das kegelstumpfartige Bronzeblech ist mit vier auf den Hinter- beinen aufgerichteten, springenden Flügeltieren in orientalisieren- dem Stil verziert. Es trägt als Bekrönung eine Art Blätterkapitell, dessen beckenartig aufgebogene Bänder die Meinung erweckt haben, daß es zur Aufnahme von Brenn- oder Leuchtmaterial gedient habe. Wir haben aber in dem Gerät vielmehr einen Untersatz ähnlich dem im Museo Gregoriano (Band I S. 368 n. 630) zu erkennen, vielleicht

270 ^AS KIRCHERSCHE ü. PRÄHIST MUSEUM. 1600—1606.

den Untersatz des im unteren Fach befindlichen Kessels n. 1600. Solche „Hypothemata'' kennen wir aus asiatischer sowohl wie aus altgriechischer Kunstübung des 8. und 7. Jahrhunderts; ob das Prä- nestiner Exemplar importiert oder nach griechischen Vorbildern auf italischem Boden verfertigt ist, erscheint noch strittig.

Monumenti d. Instit. XI T. 2, 7. Vgl. Annali d. Instit. 1879 S. 9 (Heibig). Ähn- liche Kapitelle worden bei Marion (Polis tis Ghrysokou) auf Cypem und bei den deut- schen Ausgrabungen in Olympia gefunden. Vgl. Olympia IV T. 68, 810 S. 125 (Furt- wftngler). Monum. ant. d. Lmcei XIII S. 251 (Fellegrini). Sollet, d'arte III S. 177 (Della Seta).

Im unteren Fach:

1600 Trtimmerhafter Kessel ans gehämmerter Bronze.

An zwei gegenüberliegenden Stellen des oberen Bandes ist je ein menschliches Brustbild (aus gegossener Bronze) mittels Stiften ange- nagelt, an dem in unorganischer Weise die Flügel und der Schwanz eines Vogels ansitzen; die Ösen an ihrem Bücken dienten zum Durch- ziehen von Ketten oder Stricken, an denen der Kessel aufgehängt werden sollte. Zwischen diesen Büsten saßen ursprünglich sechs Grei- fenprotomen — fünf sind noch mehr oder weniger vollständig er- halten — mit nach auswärts gekehrten Köpfen. Sie bestehen aus Bronzeblech, das über einem Holzmodell gehämmert und dann mit einer Masse ausgefüllt worden ist, und haben eingesetzte Augen aus weißem und dunkelblauem Smalt. Die Bildung der Köpfe entspricht dem ältesten innerhalb des ostgriechischen Kunsthandwerks üb- lichen Greifentypus. Aber auch für die Kesselform selbst imd die ganze Art der Dekoration sind, wie uns die literarische Überlieferung und die Fundtatsachen lehren, die Analogien in dem ionischen (und dem von diesem beeinflußten argivischen) Kunsthandwerke des sie- benten und sechsten Jahrhunderts zu suchen.

Monumenti d. Instit. XI T. 2, 10. Vgl. Annali 1879 S. 12. Ähnliche Flügelbüsten aus Ohrmpia: Archflol. Zeit. 1879 T. 15. Olympia IV T. 44, 183ff. S. 115ff. (Furtwäng- 1er). Ähnliche Oreifenköpfe ebenda T. 45, 192ff. Weicker Der Seelenvogel S. 89. Ein ähnlicher Kessel mit Untersatz aus einem GrabtumulusvonLa Garenne beiCh&tillon sur Seine in Burgund vgl. Olympia IV S. Il4f., wo die übrige Literatur angegeben ist.

1601 Fragmente eines großen Bronzeschildes.

Der Schild gehört zu derselben Gattung, wie die aus dem Grabe Begulini- Galassi stammenden (vgl. Band I S. 369 n. 632). Aufier den üblichen geometrischen Ornamenten zeigt er auch eine Reihe primitiv gezeichneter menschlicher Figuren.

Es wurden außer diesem Schild in dem Grabe noch drei geometrisch verzierte Schilde gefunden. Vgl. Bulletino d. Instit. 1876 S. 124 u. 130.

1602 (66) Bronzene Schale.

Außen sehen wir in getriebener Arbeit fünfmal wiederholt in Vor- deransicht gestellte Frauenköpfe, durch omamentale Bänder getrennt,

die stemartig vom Grunde ausgehen.

Annan d. Instit. 1879 T. G, 1. Montelius a. a. O. T. 366, 10. £öm. Mitteil. d. arch. Instit. XXIV T. VIB S. 826 (Pettazzoni).

GRABFUND VON PRAENESTE. 271

1603 Eiserne Lanzenspltzen.

Vier solcher Lanzenspitzen wurden in dem Grabe gefunden. MontelioB La civilisation primitive en Italie T. 860» 9.

In den Ecken des Zimmers:

1604 Zwei tönerne Kessel auf hohen Untersätzen (aus Oervetri). Die tönernen Untersätze sind deutlich Vorbildern der Metall- technik nachgeahmt.

Zimmer XLI.

Im Anschluß an die in den Zimmern XXXVI XXXIX vereinigten Fundstücke sind hier einige größere Fundkomplexe aus den Nekro- polen von Südetrurien und Latium ausgesteUt, die die Entwicklung vom Ende des 8. bis in das 6. Jahrhundert veranschaulichen.

Im Vorderschrank rechts an der Türe und in den Mittelschränken findet sich die Ausbeute der Grabungen in Veii, die im Jahre 1889 im Auftrag der Kaiserin von Brasilien durchgeführt wurden. Neben Buccherovasen, italisch-geometrischen, „protokorinthischen" und ko- rinthischen kleinen Vasen gehören zum Inventar der reicher ausgestat- teten Gräber mannigfache Bronzeobjekte, Waffen, Pferdetrensen, Bogenfibeln (mit Bemsteinstücken, die mit goldenen Plättchen verziert sind, und mit phönizischem Glas), gestanzte Goldbleche, ein goldener „Lockenring" u. a.

Vgl. Notizie degli scavi 1889 S. 10. 29. 60. 154. MonteliuB La civilisation primi- tive en Italie T. 348f.

Im Wandschrank gegenüber der Türwand sind die Funde aus der

Nekropole vonCapena aufgestellt. Diese Gräber waren besonders

reich an mannigfaltigen Bronzegeräten (^^Dreifüßen", Schalen usw.),

Waffen (aus Eisen), großen tönernen Kesseln auf hohen Untersätzen,

Buccherogefäßenr(mit geometrischen Ornamenten und mit Tierfiguren).

Nur einzelnes mag noch besonders hervorgehoben werden:

1605 Zweihenkliger Becher aus schwarzem Ton.

Zwischen zwei mißverständlich stilisierten „Löwen" ist eine un- verhältnismäßig kleine Figur eines behelmten Mannes, der einen Dolch in der L. hält, eingeritzt; die Tierkörper sind in ihrer ganzen Fläche aus dem Tone herausgekratzt, eine Technik {al ineavo), die sich auf mehreren anderen gleichartigen Gefäßen aus der Nekropole von Capena findet.

AuB Capena (Grab XIX). Monum. ant. dei Lincei*XVI T. IIT, 4 S. 300; 469 (Paribeni).

1606 Zwei kleine Barken aus schwarzbrannem Ton.

Die eine der Barken ist mit eigentümlich stilisierten Vogel- gestalten, die andere mit einem Palmettenband in Graffito verziert. Im Hinblick auf die zahlreichen in altetruskischen und latinischen

272 DAS KIRCHERSCHE ü. PRÄHIST. MUSEUM. 1607—1616.

Gräbern gefundenen Schiffsnaohbildungen in Bronze und Ton wird man auch diesen Exemplaren eine religiöse Bedeutung zuschreiben dürfen.

Aus Gapena (Grab XVI). Monum. ant. dei Lincei XVI S. 396; 446 (Paribeni).

1607 Eesselartige Bronzesohale mit figürlichem Schmuek.

Das die Schale außen umhüllende Bronzeblech ist in getriebener Arbeit mit der viermal wiederholten Figur eines mächtigen geflügelten Löwen verziert, der in den Einzelheiten der Formgebung assyrischen Vorbildern besonders nahesteht.

Aus Gapena (Grab XVI). Monum. ant. dei Lincei XVI T. I S. 295; 417 (Paribeni).

1608 Zwei runde Bronzescheiben mit Tierfiguren.

Die kleinere Scheibe ist mit einem phantastisch stilisierten Vierfüß- ler, dessen Schweif in einen Tierkopf ausgeht, verziert, die größere zeigt oben eine aus zwei Tiervorderleibem zusammengesetzte mon- ströse Gestalt, darunter einen ähnlichen Vierfüßler, wie die kleinere Scheibe.

Aus Gapena (Grab LIV). Monum. ant. dei Lincei XVI T. II S.382; 410; 458 (Pari- beni).

Im Schranke links an der Eingangstüre sind Funde ans dem Abruzzengebiet und den Märchen aufgesteUt, darunter

1609 Bronzesitula mit Streifenverziernng.

Zwischen Reihen von Bändern und „Knöpfen'' ist oben und unten ein Streifen mit hirschartigen Tieren angeordnet.

Au8 Ascoli Piceno. Bullet, paletnol. ital. XXV S. 77, XXVII S. 269.

In der Vitrine unter dem Fenster:

1610 Modelle von megalithisohen Monmnenten aus der Terra

d'Otranto. Die Umgebung von Lecce (Terra d'Otranto) ist besonders reich an vorgeschichtlichen Steindenkmälem und -bauten. Die hier auf- gestellten Modelle geben eine sog. Pietra fitta (oder menhir), eine sog. Specchia, einen Dolmen und einen sog. Truddhu wieder.

Gazette archtol. VII (18dl) S. 25 f. (Lenormant). Perrot-Ghipiez Hist. de i'art IV S. 51 f. Nicolucci Monumenti megalitici di terra d'Otranto (AtU deir Accadem. Pontaniana XXHI) Neapel 1893. Bull, paletnol. itaL XIX S. 847, XXV 9. 178 (Pigo- rini). Mosso Le origini della civUti]^ mediterranea (1910) S. 163; 180.

In dem Mittelschrank neben dem Ausgang:

1611 Leichengrab aus Novilara.

Das Grab stammt aus der Nekropoli Servici bei Novilara (südlich von Pesaro), die der ersten Eisenzeit angehört, aber in mancher Be- ziehung eine Sonderstellung einnimmt. Vgl. auch n. 1660.

Vgl. Monum. ant. dei Lincei V S. 162 f. (Brizio). Hömes Urgeschichte d. bild. Kunst in Buropa 8. 4201 Montelius a. a. O. T. 144 f.

ALTKRETISCHE FÜNDSTÜCKE. 273

Zimmer XLII— XLIV.

Zur Vergleiohung mit den prähistorischen Funden Italiens sind

in den Zimmern XLII XLVIII in den Wandschränken Fundobjekte

aus den prähistorischen Epochen des übrigen Europas, Afrikas und

Nordamerikas ausgestellt. In den Mittelschränken in Zimmer XLII

XLIV sind Fundstücke aus den ältesten Kulturepochen

Kretas (zweites Jahrtausend v. Chr.) vereim'gt, die größtenteils

aus den von italienischen Archäologen in Phaestos und Hagia Triada

veranstalteten Grabungen stammen.

Über die auf Kreta durch neuere Grabungen aufgedeckten ältestm Kultur- schichten vgl. im allgemeinen Burrows Disco veries in Grete 1908. Dussaud Les civilisations pröh^lleniques dang le bassin du Her Eg6e 1910. A. Mosso La preistoria I Escursioni nel Mediterraneo e gli scavi di Greta 1910. v. Lichtenberg Die ägäische Kultur 1911. Maraghiannis Pemier u. Karo, Antlquit^s Gr^toises 2. Aufl. 1912, wo S. XVII die Literatur über die Ausgrabungen in Phaestos und Hagia Triada verzeichnet ist.

Im Mittelsohrank von Zimmer XLII sind Proben von Ton- gefäßen aus der älteren, unmittelbar an die neolithische Zeit anschlie- ßenden Kulturperiode Kretas ausgestellt. Im obersten Fache:

1612 Gefäße mit weißer Bemalung anf schwarzem Grnnde.

Diese feinen Tongefäße sind charakteristisch für die Keramik der „vormykenischen Zeit'', die man als „Kamares^-Epoche (oder nach der von dem englischen Archäologen Evans aufgebrachten Termino- logie) als „mittelminoische" Kulturperiode bezeichnet.

Im zweiten Fach: Schöne Gefäße aus grauem gefleckten und wei- ßem Stein, ebenda Stücke von verarbeitetem Bergkristall, femer:

1613 Tonlampen in Formen von Schalen mit einfacher Handhabe.

Im Mittelschrank in Zimmer XLIII sind neben kretischen Ton- gefäßen in den verschiedenen Techniken der früheren („mittelmino- ischen'O Epochen auch einige durch Besonderheiten der Formen auffällige rottonige Schüsseln für Küchengebrauch aufgestellt, femer im oberen Fach:

1614 Zwei Tontäfelclien mit altkretischen Schriftzeichen.

In der Zeit, da die großen Paläste auf Kreta erbaut wurden, hatte sich bereits um die Mitte des zweiten Jahrtausends v. Chr. aus älteren pictographischen Schriftzeichen ein im wesentlichen „lineares "Schrift- system entwickelt, von dem wir verschiedene Abarten nachweisen können, ohne daß es bisher gelungen wäre, die Zeichen zu deuten oder auch nur die Sprache, der sie Ausdruck geben, zu ermitteln.

Evans Scripta Minoa (1009). Vgl. Mobso Escursioni nel mediterrane^ S. 304.

1615 Siegelsteine und Siegelabdrücke.

Die schon in der ältesten Epoche beginnenden kretischen Siegel mit figürlichen Darstellungen (vorwiegend von Tieren), deren wir eine

Heibig: Fülircr. II. 3. Aufl. 18

274 I>AS KIRCHERSOHE U. PRÄHIST. MUSEUM. 1616—1627.

außerordentlioh große Zahl besitzen, sind für die Feststellung der zeitlichen Entwicklung der kretischen Kunst und der ,,minoischen" Schrift ebenso wichtig, wie für die Ermittelung der mythologischen Vorstellungen der alten Kreter.

Im dritten Fach:

1616 Steinerne Lampenständer (sog. Kandelaber).

Neben den bescheidenen kleinen Tonlampen (n. 1613) sind in den kretischen Palästen auch „Stehlampen'' aus Stein und Ton gefunden worden, bei denen der Behälter des Brennmaterials auf hohem, säu- lenartigen Fuße aufruhte. Die steinernen Lampenständer zeigen

oft künstlerisch reich und fein durchgebildete Formen.

Mosso Escursioni nel Mediterraneo S. 245 f. Jahreshefte d. Österreich, archäol. Instit. X S. 63 (Durm).

1617 Große Bügelkanne.

Diese Form ist charakteristisch für die letzte Blütezeit der kretisch- mykenischen Keramik (letzte „mittelminoische" und ,,spätminoische Periode'')* Das Gefäß weist nur eine bescheidene Dekoration in schwarzem Firniß auf hellem Tongrund auf.

1618 Großes Bronzegefäß (im untersten Fach).

Das aus drei Teilen zusammengenietete Gefäß, das der späteren Periode der altkretischen Kultur (,,spätminoisch" III) angehört, ist seiner Form nach ein Vorläufer der griechischen Hydria.

Vgl. Bvans The prehistoric tombs of Knossos S. 40

Im Mittelschrank vom Zimmer XUV:

1619 Bemalte Gefäße der sog. späüninoischen Epoche.

Die Hauptformen und Dekorationsweisen der Tongefäße in der späteren kretisch-minoischen Kulturepoche sind hier durch charakte- ristische Beispiele vertreten.

Vgl. Monum. ant. dei Llncei XIII S. 67.

1620 Yotivfiguren aus Ton.

Bemerkenswert ist zur Veranschaulichung der kretischen Tracht eine Frauenfigur (deren Kopf abgebrochen ist). Während ihr Ober- körper anscheinend nackt ist, ist der Unterkörper mit einem rock- artigen Gewand bekleidet, das die Hüften mit einem Wulste um- schließt und von den Seiten in Steilfalten herabfällt; ein vorne ge- knoteter Gurt hält das Gewand um die Hüften fest.

Vgl. die ähnliche Figur Monum. ant. dci Lincei XII S. 125 Fig. 53. Über die ande- ren Figuren vgl.Monum. ant. XIV S. 739f . Mosso Origini della civilt^ mediterr. S. 106 f.

1621 Bmchstück einer altkretischen Freskomalerei.

Erhalten ist auf hellblauem Grunde der braungemalte Fuß und das untere Ende des buntgestreiften Gewandes einer bekleideten Fi- gur, die der Hautfarbe wegen wohl als männlich anzusehen ist, links

ALTKRETISCHE FÜNDSTÜCKE. 275

daneben ist noch das Stück einer ebenso bekleideten Figur sichtbar. Das Bruchstück bildete einen Teil einer zu einer Prozession oder Kult- handlung vereinigten Gruppe ähnlicher Art, wie die durch die Wand- gemälde von EnossoB und die Stuokmalereien eines Sarkophags von Hagia Triada bekannten.

1622 Zwei kretische Eupferbarren.

Im altkretischen Palaste von Hagia Triada bei Phaestos, den die italienischen Archäologen im Jahre 1902 bloßgelegt haben, sind neun- zehn solche Barren (im Gewicht zwischen 29 und 30 Kilogramm), von denen einige auch Schriftzeichen tragen, gefunden worden; davon sind diese beiden Stücke als Proben dem prähistorischen Museum überlassen worden.

Ähnliche Barren sind auch an anderen Orten auf Kreta, auf Cypern, in Mykene und in Sardinien gefunden worden. Die Übereinstimmung dieser Stücke in Form und Gewicht legen den Gedanken nahe, daß wir es hier mit bestimmten Gewichtseinheiten der altkretischen (,,minoischen") Kultur, die daim auch Werteinheiten sein könn!:en, zu tun haben. Da die Form der Barren einem Typus der Doppelbeile ähnlich ist, hat man sie mit den bei Homer als Wertmessern erschei- nenden „Beilen und Halbbeilen'' zusammengestellt.

Vgl. Bendiconti d. accad. dei Lincei ser. 5* XII S. 817 f. (Paribeni). Ballet, paletn. ital. XXX S. Olf.; 319 (Figorini). Journ. d'archeol. numism. IX S. 161 f. Bevae Beige Numism. 1908 S. 292 (Svoronos). Evans Gorolla Numismatica 1906 S. 336 f. Mosso Le origini della civUU medltezranea 8. 223 f.

1623 Bruehstiieke tönerner Yorratsgetäße (Pithoi).

Ein Teil der Fragmente zeigt eingeritzte geometrische Muster, eine andere Gruppe ist mit figürlichen Beliefstreifen (Tierreihen, Pferdegespannen) verziert.

In der Vitrine am Fenster vom Zimmer XLIV;

1624 Altkretisehe Waffen.

Neben den schmalen Dolchen und Lanzenspitzen sind besonders die bronzenen Doppelbeile bemerkenswert.

1625 Bronzene Yotiytiere (Binder).

AtuB Hagia Triada vgl. Mosso Escnrsioni nel Mediterraneo S. 164.

1626 Kopf eines Panthers ( ?) aus getriebenem Bronzeblech.

Der Kopf, der mit Nägeln auf einer Unterlage befestigt war, schmückte offenbar die Mitte eines Schildes, vgl. n. 1627.

1627 Bronzebleche mit figürlichen Reliefs.

Die Blechstreifen mit weidenden Hirschen und die anderen hier ausgestellten Bruchstücke, die zusammen mit n. 1626 in einem Tem- pel auf dem Hügel von Phaestos gefunden wurden, sind offenbar Teile eines oder mehrerer reichdekorierter Schilde derselben Art, wie die in

18*

276 I>AS KIRCHERSCHE ü. PRÄHIST. MUSEUM. 1628—1644.

derZeusgrotte auf dem Ida gefundenen. Sie mögen dem 8. oder 7. Jahrhundert angehören.

Saggi di Btoria antica (Festschrift f. Beloch) 1010 S. 241 f. (Pemier).

Durch die Zimmer XLV XLVIII, welche prähistorische Funde aus Mittel- und Südamerika enthalten, hindurch kommt man zu dem langen Korridor XLIX, der die antiken Steinskulpturen, Grabsteine, tönerne und steinerne Aschen umen und Inschriftsteine enthält.

Korridor XLIX.

Die Beschreibung beginnt mit den Objekten rechts vom Eingang und endet mit jenen links vom Eingang.

1628 (3940) Köpfe einer Doppelherme des ApoUon (mit Lorbeer- kranz) und des Dionysos (mit Efeukranz).

1629 (3938) Statuette des Alelns Proculns.

Zu Fußen des in Tunika und Toga gekleideten Mannes steht ein Aktenbündel.

Der Kopf ist aufgesetzt and nicht sugehörig. Ergänzt die Nase» ein Teil des Halses, beide HAnde mit einem Teil der Arme and den Attributen. Die Inschrift auf der Basis: Corp. Inscr. Lat. VI 1835.

1630 (3963) Etruskische Asohenkiste aus Ton.

Die Vorderseite ist mit der (in dieser Denkmälergattung unzahli-

gemal wiederholten) Darstellung des thebanischen Brudermordes

verziert; vgl. n. 1644. Auf dem Deckel lagert eine Frau das

Abbild der Verstorbenen mit einem Blattfächer in Händen. Die

polychrome Bemalung des Kopfes imd des Fächers ist gut erhalten.

Vgl. die steinernen Grabkisten Bd. I S. 272. Über die Darstellungen des theba- nischen Brudermordes vgl. Brunn-Körte I rilievi delle ume etrusche II S. 32fif.

1631 Figur eines auf einer Ellne gelagerten Mannes, von einem

römischen Grabrelief.

Der Mann hält in der B. einen Kranz mit Tänien, in der L. einen Trinknapf, der jetzt durchbohrt ist (anläßlich einer späteren Ver- wendung).

De Boggiero Gatalogo S. 10 n. 20.

1632 (3935) Mädchenkopf.

Der Kopf ist eine Kopie nach einem griechischen Originale des IV. Jahrhunderts v. Chr. Das Gesicht ist leider stark überarbeitet. Ergänzt die Nase. Die BQste gehört nicht zu dem Kopf.

1633 (3934) Stehender Knabe mit Häschen.

Der Knabe, dessen Kopf porträthaft gestaltet ist, hält in der L. ein Häschen, dessen Vorderfüße er festgebunden hat. Wohl eine Grabstatue aus dem Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr.

Ergänzt der mittlere Teil des 1. Armes, beide Beine bis über die Knie mit dem Stamm und der Plinthe, der Kopf des Tieres. Die Augensterne sind angegeben.

STEIN- SKULPTUREN. 277

1634 (3933) Porträtbüste eines erwachsenen Knaben mit Bulla und

Praetexta. Etwa aus der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts. Eigfinzt Nmo xmd Büstenfuß. Der Eopf war gebrochen.

1635—37 (3960—62) Drei etrnskische Asehenkisten mit Deckel- figuren.

Alle drei tragen auf den Vorderseiten Beliefdarstellungen eines mit einer Pflugschar kämpfenden Mannes (des sog. Echetlos). Vgl. imten n. 1871. Die mittlere der drei Kisten ist durch ihre präch- tige Polychromie ausgezeichnet.

1638 (3970) Marmorsarkophag mit Deckeiflgur.

Erg&nzt ist das 1. Drittel des Deckels, der augenscheinlich nicht zu dem Sarko- phage gehört.

Auf dem Deckel lagert mit aufgestütztem Kopf eine bekleidete

Figur, deren Kopf nur angelegt ist; neben ihr liegt (in übermäßig

kleinem Maßstab gebildet) ein schlafender Knabe, zu Füßen der

Figur ein Häschen, das an Früchten nagt. Auf der Vorderwand ist

in der Mitte ein jugendlicher Mann dargestellt, mit einer Bolle in

der L., mit Aktenbündel und Bollenbehälter zu seinen Füßen; r. imd

1. zwei gleichartige Gruppen, von je 2 Eroten mitkämpfenden Hähnen,

dazwischen auf dreibeinigem Untersatz eine Ciste. De Buggiero Catalogo S. 29, 114.

1639 (3932) Franenkopf nach einem Typus der hellenistischen Zeit.

Ergänzt der Oberschädel und die Nase. Von der Bttste ist nur die untere Hälfte antik; vgl. Amelung Führer durch die Antiken in Florenz S. 86 n. 49. Birt Die Bnchrolle in d. Kunst S. 99. 101.

1640 (3931) Statne eines Eros.

^ Ergänzt sind die Nase, Teile der Locken und der Flügel, beide Arme, das 1. Bein, der r. Unterschenkel, die Baumstütze und Flinthe.

1641 (3930) Büste des Kaisers Hadrian (?).

Ergänzt Nase und Büstenfufi.

1642 (3939) Etrnskische Aschenkiste aus Ton.

Auf dem Deckel, der eine gelagerte Figur trägt, ist eine etruski- sche Inschrift aufgemalt. Auf der Vorderseite die Darstellung des „Verstorbenen am Hades-Tor".

1643 (3958) Tönerne Aschenkiste in Form einer Eline.

Auf der Kline, an der alle Einzelheiten (wie die Gliederung der Beine, die oben mit Maultier- unten mit Pantherköpfen verzierten Lehnen) sorgfältig nachgebildet sind, lagert ein Mann^ während auf dem Schemel davor zwei nackte Diener stehen.

BÖm. Mitteil. d. arch. Inst. XVII S. 271 (Amelung). Bansom Studies in andent fumiture S. 31. , j

1644 (3957) Etrnskische Aschenkiste.

Die Vorderseite zeigt eine Darstellung des thebanischen Bruder- mordes wie n. 1630.

278 I>AS KIRCHERSCHE U. PRÄHIST. MUSEUM. 1646—1658.

1645 Kindersarkophag aus Marmor mit Eeüefdarstellungen.

Die Mitte der Vorderseite nimmt ein Lorbeerbaum ein; links da- von ist ein Knabe mit einer Gans, rechts ein kleines Knäblein mit einem Spielwägelohen (vielleicht einer Bädermaschine, um gehen zu lernen ?) beschäftigt. Hechts sehen wir einen von einem Maultierge- spann gezogenen geschlossenen Wagen, darin Frau und Mann, erstere mit einem Wickelkind auf dem Schöße, links einen gleichen Wagen, in dem ein Eltempaar mit einem Kinde sich befindet, während über dem Gespanne ein Eros schwebt. Gewiß ist in allen vier Szenen der- selbe Knabe eben der, dessen Beste der Sarkophag bergen sollte in verschiedenen Situationen seines kurzen Lebens zu erkennen. Ähn- liche Darstellungen mit fortlaufenden Szenen aus dem Kinderleben kehren auch sonst auf Kindersärgen der römischen Kaiserzeit wieder.

Gefunden 1723 in Eom. Montfaucon L'antiquitä expl. Supplement V T. 42 ff. Beschreibung Eoms ni 3 S. 498. Vgl. De Buggieio Gatalogo 8. 63, n. 176. Über ver- wandte Kindersarkophage vgl. Arch&ol. Zeit. XLIII 1885 S. 209fl. (Wemicke).

1646 (3929) Knaben statue.

Ergänzt der Kopf, die r. Schulter mit dem Arme, beide Hände, das 1. Bein von der Mitte des Oberschenkels an, der r. Unterschenkel, der Stamm, die Plinthe.

Wohl ein Werk der gleichen Art wie n. 1633.

1647 (3927) Kleine Marmorbttste des Caraealla (211—217) in Panzer

und Paludamentum.

Ergänzt die Nase, ein Teil der Unterlippe und die BlUte. Vgl. Bemouilli B^m. Ikonographie II 3 S. 51, 112.

«

1648 (3926) Mädchenkopt aus griechischem Marmor.

Der außerordentlich anmutige Kopf ist eine gute Kopie eines Originals spät praxitelischen Stils aus der zweiten Hälfte des 4. Jahr- hunderts V. Chr.

An der zweiten Längswand:

1649 (3925) Weiblicher Kopf aus schwarzem Marmor.

Der Kopf gibt ein Werk strengeren Stiles in der Art der sog. Sappho-Köpfe wieder.

Zwischen den beiden Türen zu Kabinett 53:

1650 (3952) Hermenköptehen.

Die Herme gibt den Kopf einer durch andere Bepliken bekannten Knabenstatue aus dem zweiten Drittel des 5. Jahrhunderts wieder. Vgl. Band I n. 1024.

Ergänzt die Nase und Teile der Locken. Atti delFaccad. pontif. Romana di archeol. Ser. II Bd. IX (1907) T. IV S. 120 (Amelung).

1651 (3991) Porträtfoüste der lulia Mamaea, der Mutter und Mit- regentin des Severus Alexander (222 235).

Ergänzt ein Teil der Nase und des Kinnes Bernottilll Rom. Ikonographie II 3 S. 110. 9.

STEIN-SKÜLPTÜREN. 279

1652 (5152) Forträtbüste der lulia Domna, der zweiten Gemahlin des Septimius Severus (193 211).

Eig&nzt die Nase und das Kinn. Vgl. Bemouilli B.öm. Ikonogiaphie II 3 S. 40« 10.

1653 (3946) Weiblicher Forträtkopf.

Brg&nzt ein Teil der Nase und des Kinnes.

Der Kopf wird für ein Porträt der Antonia, der Enkelin des Augustus, erklärt, gehört aber erst einer späteren Zeit an.

1654 (3948) Männliche Porträtbttste aus buntem Marmor.

Aus der Zeit der Flavier, dem Anscheine nach ein mißglücktes Porträt des Vespasianus.

1655 Kopf eines Hermaphroditen.

Die Haare sind auf dem Wirbel zusammengebunden. Dei Kopf stammt von einer Gruppe ähnlicher Art, wie n. 1063 (Band I S. 601). Auch hier liegt ein hellenistisches Original zugrunde.

1656 (3945) Bttste des Serapis aus rotem Basalt.

Der Kopf auf satz ist abgebrochen, der Gott ist in Chiton und Hi- mation gekleidet. Vgl. Band I n. 237 und 298, Band 11 n. 1931.

Kevne arohfol. 1903 II 8. 193 n. 22 (Amelung).

Zwischen den Köpfen und Statuetten sind zahlreiche marmorne Aschengefäße verschiedener Größe aufgestellt. Die meisten tragen auf umrahmter Tafel die Namen der Verstorbenen.

In der Mitte frei aufgestellt:

1657 (55) Grab-Ara aus Marmor mit Reliefs.

Auf der Vorderseite des Steins ist Pluton dargestellt, der die widerstrebende Proserpina auf den Wagen hebt; ein Amor lenkt die Zügel des Viergespanns, unter den Vorderfüßen der Pferde ringelt sich eine Schlange. Das Feld darunter, das zur Aufnahme der Grabin- schrift bestimmt war, ist leer geblieben. Die Nebenseiten sind mit Lorbeerzweigen verziert. Der auf der Ära aufliegende, aber nicht zu- gehörige Deckel, der nach dem Vorbild der Tempeldächer gestaltet und verziert ist, trägt an den Ecken je einen Adler, im Giebelfelde einen Kranz mit Tänien.

Bonanni Mob. Kirch. T. XXVI, 116. Montfaucon L'antiqnit« expliqu^ I T. 88. Overbeck Kunstmytliologie III S. 644 T. 18, 8. De Buggiero Catalogo S. 48 n. 141, 142. Altmann Die röm. Orabaltftre d. Kaiserzeit S. 169, 195.

1658. Grabplatte aus Fano.

Die unvollständig erhaltene Platte (aus Sandstein) trägt auf der einen Seite in einem (von Fischgrätenmuster und Spiralenomament) umrahmten Felde, das oben von einem fünf speichigen Bade (Symbol der Sonne ?) bekrönt ist, eine Inschrift in etruskischem (oder einem dem etruskischen nächstverwandten) Alphabet; auf der anderen Seite sind in drei Reihen übereinander Figuren in überaus unbeholfener Zeich-

280 I>AS KIRCHERSCHE ü. PRÄHIST. MUSEUM. 1669—1662.

nung eingeritzt. Oben erkennen wir r. ein Schiff, darunter Fische, 1. einen Mann, zu dessen Füßen ein Schild steht, vor ihm einen durch schräge Wellenlinien bezeichneten Fluß, an dessen jenseitigem Ufer ein Bauwerk steht (nach anderer Deutung wäre in „Schild", „Fluß" und „Bauwerk" vielmehr ein Wagen mit laufenden Pferden zu erkennen). Im mittleren Streifen sehen wir r. einen Krieger mit Schild und Helm, vor ihm drei Krieger mit Lanzen, 1. einen Gefallenen. Im unteren Streifen erscheint ein stilisierter Baimi, auf dem eine Eule sitzt; von hier aus schreitet ein Löwe nach 1. auf einen sitzenden Mann zu, der viel - leicht auf der Vogel jagd zu denken ist, da ein oben in der Luft schwe- bender Vogel von einem Wurfspeer durchbohrt zu sein scheint;' die ganz 1. sichtbaren Dreiecke hat man als Hütten erklärt. Die Grab- platte gehört zu einer eigenartigen Gruppe von Grabstelen, die uns durch die Ausgrabungen in der Nekropole von Novilara (in der Landschaft Picenum) bekannt geworden ist. Vgl. n. 1660.

Bendiconti della r. accad. dei Lincei Ser. Y Bd. XVII 8. 881 f. (Mariani). Vgl. Glotta II S. 265 f. (Lattes). Jacobsohn Altital. Inschriften 145.

1659 Mithrasgruppe aus Marmor.

Mithras stößt sein Messer in den Nacken des Stieres; Hund und Schlange neben der Wunde, der Skorpion unter dem Bauche des Stieres gehören zu dem üblichen Beiwerk dieser Darstellungen (vgl. oben n. 1163). Schlechte Arbeit, schwerlich älter als die Mitte des dritten nachchristlichen Jahrhunderts.

Gumont Textes et monum. fig. rel. aux mystdres de Mithra 11 S. 217 n. 43.

1660 Grabplatte aus Novilara.

Die vollständig erhaltene, rechteckige Platte (aus weichem Sand- stein) trägt auf der einen Seite in „etruskisohen** Buchstaben (vgl. n. 1658) eine linksläufige 12 zeilige Lischrif t. Das Schriftfeld ist r. u. 1. zunächst von einem Spiralengeschlinge, am äußeren Bande von einem Zickzaokomament, unten von einem Fischgrätenmuster be- grenzt, oben ist ein f ünfspeiohiges Bad (vgl. n. 1658) zwischen einem Kreuz und einem rechtwinkligen Dreieck angeordnet.

Auf der Bückseite, die zuoberst wieder ein eingeritztes (vierspei- chiges) Bad zeigt, sind in zwei Streifen übereinander Figuren in unbe- holfener Konturenzeichnung eingeritzt. Oben sehen wir fünf Männer, von denen zwei in einem Zweikampf begriffen sind; auf dem Boden liegen drei Leichen Gefallener (?). Ein langgestrecktes Tier, einer übergroßen Eidechse ähnelnd, trennt diese Gruppe von den Figuren der unteren Beihe. Hier sehen wir 1. einen Mann, der mit einem Stiere, r. einen Mann, der mit einem Bären kämpft. Li der Dekora- tion dieser wie der anderen picenatischen Stelen (vgl. 1658) beob- achten wir die eigentümliche Kreuzung einer primitiven einheimischen Volkskunst, die der geometrischen Darstellungsweise nahesteht, mit

STEIN-SKÜLPTÜREN. 281

der sich auslebenden Ornamentik der spätmykenischen Kunst. Die Platten werden auf Grund allgemeiner Erwägungen als Arbeiten des 6. Jahrhunderts y. Ohr. angesehen. Die ethnische Zugehörigkeit der in der Nekropole von Novilara Bestatteten ist noch strittig. Doch scheint kaum mehr bezweifelt werden zu können, daß die Sprache der Inschriften, ebenso wie die Formen des Alphabetes dem Etruski-

sehen nächstverwandt ist.

Monum ant. dei Lincei V S. 173 f. (Brizio). Montelius Civilisaticm primit. en Italie T. US, 4 u. 5 S. 707. Vgl. Neue Heidelberger Jahrb. 1806, 85 (v.Duhn). Hörnes Urgeschichte d. bild. Kniist S. 637 f. Rendicenti della r. accad. dei Lincei Serie Y, II S. 776. 855. 1017 III S. 25. Hermes XXXI S. 465 XLIII S. 32 f. (Lattes). Bursians Jahresberichte f. Altertumswiss. LXXXVII S. US ff. (Deecke). Jacobsohn Altital. Inschriften n. 144.

1661 (3953) Untersatz eines Marmorkandelabers,

Der dreiseitige Untersatz hat oben eine runde Einarbeitung, in die der Marmorschaft des Kandelabers oder richtiger desThynuaterions (vgl. Bandl S. 355) eingezapft und verdübelt war. Die drei Seiten sind mit Reliefs von Eroten verziert, welche Schwert, Schild und Helm nach dem ursprünglichen Sinn der Komposition die Waffen des Ares davontragen. Die oberen Ecken sind mit vorspringenden Widder- köpfen verziert, unten sitzen geflügelte Tierbeine an, zwischen denen, wie bei den Bronzethymiaterien, Palmetten angebracht sind.

Bonanni Mus. Eircher. T. I 40. Montfaucon L'antiquit6 expliqa6e T .50. Vgl. Winnefeld Villa des Hadrian bei Tivoli S. 167. Hauser Die neuattischen Reliefs S. 109 n. 47a und oben Band I 8. 281 n. 860.

Links vom Korr idor XLIX liegen die kleinen Zimmer L LIV.

~ Zimmer L.

Das Zimmer enthält vorwiegend christliche Altertümer.

An den Wänden sind Grabinschriften aus den Katakomben ein- gemauert. Im Wandschrank ist vor allem die reiche Sammlung alt- christlicher Lampen aus Ton und Bronze von Bedeutung.

V. Schnitze Archftolog. Studien über die altchristl. Monumente S. 280f. Venturi toria dell'arte Italiana I S.462f. 471. 340 II S.648f.

Man beachte auch die bronzenen Gewichte in Form 4- und 8ecki- ger Plättchen, die Spangen und Schnallen, sowie ein Bronze -Kruzifix byzantinischer Arbeit aus San Callisto, ferner

in der dritten Abteilimg: 1626 Graviertes Bronzeblech mit Darstellung einer Eheschließung.

Das Blech, das wohl den Belag eines Kästchens bildete, zeigt in grober Zeichnung des 4. nachchristl. Jahrhimderts Mann imd Frau, die sich die Hände reichen, zwischen ihnen einen bärtigen, lorbeerbekränzten Mann, (einen Priester oder den Vater von Bräutigam oder Braut), der die Hände auf die Schultern der beiden Eheschlie- ßenden legt.

Bollet. d'arte dei minlstero d. p. istruz. III 8. 2d6; 2Ö9 (Paribeni).

282 I>AS KIRCHERSCHE ü. PRÄHIST. MUSEUM. 1668—1670.

1663 Bronzekasserole mit Beliefsehmuck.

Im Inneren ist um eine Tritonmaeke am Boden ein Figureniries angeordnet, in dem zwischen Seetieren zwei Fischer mid zwei mit Schiffern besetzte beladene Kähne erscheinen. Ein alexandrinisohes Erzeugnis, etwa aus der Zeit der flavischen Kaiser.

Garrucci Storia dell'arte cristiana VI T. 461, 1—3. Vgl. Bonner Jahrbücher CXVIII S. 179 (Drexel).

An der Wand:

1664 Emailletafel mit dem Bilde Christi.

Etwa aus dem 12. Jahrhundert.

Gefunden bei S. Maria inTrastevere. Vgl. Venturi Storia deir arte Italiana II S. 648.

1665 Grolle Hängelampe aus Blei^ mit Armierung und Ketten aus

Bronze. Etwa aus dem 10. Jahrhundert. Gefunden in Bom.

1666 Zwei Mosaikfragmente mit der Darstellung eines Fisches

und einer Qualle. Die Stücke gehörten wohl zu einer größeren Meeresdarstellung. Gefunden bei S. Prisca auf dem Aventin.

. Im Glasschrank in der Mitte sind mittelalterliche und neu- zeitliche Elfenbeinschnitzereien vereinigt, darunter

1667 Elfenbein-Kästehen mit Darstellungen aus dem Leben

Davids*

Auf dem Deckel ist Christus dargestellt, der das Herrscherpaar

. segnet, im Streifen darunter das Paar der Donatoren. Darüber ist eine

griechische Inschrift angebracht; eine zweite läuft um den oberen

Band des Kästchens. Hervorragende Arbeit vermutlich noch aus

dem 9. Jahrhundert.

Graeven Frühchristi, u. mittelalterl. Elfenbein werke II 57 61. Monum. et mömohres publ. par l'acad. des inscr. Fondation Piot VI S. 1 (191) f. (Schlum- berger). Venturi Storia dell'arte Italiana II S. 590 f. Dalton Byzantine art and archaeol. S. 221.

Zimmer LI. Altchristliche und mittelalterliche Denkmäler.

An den Wänden befinden sich Sarkophagplatten aus dem alt-

und neutestamentlichen Bilderkreis, einige auch mit lateinischen und

griechischen Inschriften, sowie mit christlichen Symbolen. V. Schnitze Archftolog. Studien über altchristl. Monumente S. 257 ff.

In der Mitte:

1668 Stark fragmentierte Vase aus grauem Marmor«

Die Beliefs des oberen Streifens stellen die Anbetung des Christus- kindes durch die Hirten und den thronenden Christus mit den Apo- steln dar. Etwa aus dem 5. Jahrhundert n. Chr.

Im Jahre 1845 in Bom gefunden. Vgl. V. Schultze a. a. O. S. 283 n. 120.

FRÜHCHRISTLICHE. DENKMÄLER. 283

Darunter:

1669 (125) Das sogenannte Spottkruzifix.

Im Jahre 1856 wurden am südwestlichen Abhang des Mona Pala- tinus in der ehemaligen Vigna Nussiner eine Anzahl von Räumlich- keiten freigelegt, die ohne ausreichenden Grund von den einen für ein Pädagogium (Schule kaiserlicher Pagen), von andern für eine Wacht- stube erklärt worden sind. In dem mittleren der drei kleinen vier- eckigen Zimmer, welche sich an die halbkreisförmige Ezedra an- schließen, fand sich in dem Stucco eingegraben dieses Graffito, das aus der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts herzurühren scheint. Wir sehen an ein Kreuz geheftet einen mit dem colobium (der kurzen Tuni- ka der Sklaven und Freigelassenen) und Schenkelbinden bekleideten Mann mit einein Eselskopfe; links steht ein ähnlich bekleideter un- bärtiger Mann, der zu dem Gekreuzigten der 1. Arm in der Gebärde der Anbetimg erhebt. Davor steht die Inschrift: kXs^dfisvog cißsts dsov , ,,Alexamenos betet zu seinem Gott". Man hat Zeichnung und In- schrift in der Regel dahin verstanden, daß damit ein kaiserlicher Be- diensteter einen chnstlichen Genossen als Verehrer eines eselköpf igen Gottes verspotten wollte. Daß den Christen und Juden bis ins dritte Jahrhundert hinein der Vorwurf gemacht wurde, sie beteten einen Gott mit einem Eselskopf an, ist durch anderweitige Zeugnisse z. B. des TertuUian bekannt. Eine andere Erklärung geht von der Ver- mutung aus, daß von gnostischen Sekten tatsächlich Christus mit Typhon- Seth, der mit einem Eselskopf gebildet wurde, identifiziert worden sein konnte, so daß das Graffito vielmehr ak das Glaubens- bekenntnis des Alexamenos, der einer solchen Sekte angehörte, auf- zufassen wäre. Für diese Deutung hat man den Umstand geltend ge- macht, daß rechts von dem Eselskopfe das Zeichen Y sich befindet, das als geheimes Kultzeichen auf anderen Dokumenten des Typhon- Seth-Kultes vorkommt; da es aber zweifelhaft ist, ob jener isolierte Buchstabe wirklich zu dem Bilde gehört, wird man der älteren Auf- fassung des „Spottkruzifixes'' den Vorzug geben.

Oarrucci II crocifiaso graffito in casa dei Gesaii 1857. Vgl. Becker Spottcracifix (Breslau 1866). Fr. X. Kraus Spottcracifix yom Palatin (Freiburg 1872); B«alen- zyklopftdie der christl. Altertümer XI S.774f. Garrucci Storia dell' arte cristiana VI S. 138. Daremberg-Saglio Dictionnaire des antiquit^ S. 1875. Marucchi Clements d'arch6ol. chr^tienne I S. 39 (deutsche Ausgabe S. 51). Wünsch Sethianische Ver- fluchungstafeln S. 111. Dieterich Kleine Schriften S. 484. Milanges Boissier S. 303 (Hülsen). Dölger f/^wc 8. 323. Eoschers Lex. d. Mythol. IV S. 774 (Roeder).

Zimmer LII. In den Wandschränken rechts von der Tür: Erste Abteilung.

1670 (221) Terrakottaplatte, sogenannte persisehe Artemis. Die geflügelte Göttin wird durch Löwe und Panther, die an ihr

emporspringen, als Herrscherin des Tierreiches bezeichnet; als solche

284 DAS KIRCHERSCHE U. PRÄHIST. MUSEUM. 1671-1679.

gilt nach der gemeingriechisohen Vorstellung in erster Linie Artemis ; die Bezeichnung „persische" Artemis ist aber durch nichts gerecht- fertigt. Der hier dekorativ verwendete Typus ist der griechischen Kunst seit der ältesten Zeit geläufig. Vgl. Beschreibung Eoms II 2 S. 21.

1671 (216) Terrakotta^ Beflügelte Göttin.

Diese rot und schwarz bemalte Figur (Kopf und Arm fehlen) schmückte als Stimziegel einen Tempel etwa vom Ausgang des sechs- ten Jahrhunderts v. Chr. Über die nach ionischem Vorbild an den altitalischen Tempeln üblichen Terrakottaverkleidungen und Akro- terien vgl. Band I n. 437, 976, 1009 f. Band II n. 1508, 1510,

1514 f.

Vgl. Furtwängler Meisterwerke d. griech. Plastik S. 253. Endt Ionische Vasen S. 50«.

1672 (804) Archaischer Terrakottafries, Tanzende Satyrn.

Der hochaltertümliche Fries, der in deutlicher Abhängigkeit von ionischer Kunst steht, stammt wohl von einem mittelitalischen Tem- *pel des sechsten Jahrhunderts.

Vgl. Alilani Studi e materiali I S. 107. 109 (Pellegrini).

Zweite Abteilung.

Hier sind zahlreiche Terrakottaplatten der Band I S. 275 und Band II n. 1491 besprochenen Art vereinigt, die teils als Verkleidungs- platten, teils als Aufsatzplatten (über dem Dachrand), teils als Simse verwendet waren.

1673 (817) Terrakottaplatte, Büste der Demeter.

Die Göttin ist mit langem wallenden Haar gebildet; sie hält in den symmetrisch erhobenen Händen ein Büschel von Ähren und Mohn- blumen; um jeden Arm windet sich eine Schlange.

Vgl. Gampana Opere in plastica T. 16. Overbeck Griech. Kunstmythologie III S. 610, 514 T. 16, 8. V. Eohden u. Winnefeld Architektonische röm. Tonreliefs der Kaiserzeit (1911) S. 6. Gusman L'art d^coratif de Borne II. Serie T. 10.

1674 (843) Terrakottaplatte, NÜlandschatt.

Zwei auf Pilastem ruhende Bogen umschließen phantastisch ge- haltene Landschaftsbilder vom Nil zur Zeit der Überschwemmung. Links sehen wir am Ufer eine runde Hütte, auf der ein Storch steht, neben ihr auf einer Kline eine gelagerte Frau, im Vordergrund watet ein Nilpferd in den Fluten des Flusses, während über einer rie- sigen Wasserpflanze ein Krokodil kauert. Rechts steht im Hinter- grund eine viereckige Hütte, auf deren Dach zwei Storche stehen, auf dem Nile fährt ein Boot mit zwei pygmäenhaft gebildeten Ruderern, weiter vorne erscheinen ein Krokodil und ein Wasservogel. Ein Bruch- stück eines ähnlichen Reliefs hat Museumsnummer 904. Im Gesamt - Charakter erinnert die Darstellung lebhaft an andere Nilbilder der

ZIMMER LH (TERRAKOTTAPLATTEN). 285

alexandrinischen Kunst, insbesondere an die Basis der Nilstatue

(Band I n. 34).

Die zahlreichen Bepliken zeigen im einzelnen manche Abweichungen. Vgl. das Fragment im Etruskischen Museum des Vatikans (Bd. I S.278) und das vollständige Exemplar im Konservatorenpalast (Bd. I S. 676). Vgl. v. Rohden-Winnefeld Archi- tektonische röm. Tonreliefs S. 18 S. 157, 169.

1675 (839, 840, 929) Terrakottaplatten, Kämpfe zwischen Ama-

zonen und Greifen.

Vgl.GampanaOpere in plastica T. 78 und oben S. 275. v. Eohden a. a. O. T. XGIII.

1676 (844, 846, 885) Terrakottaplatten^ Satyrn bei der Weinlese

und Kelterung*

Campana Opere in plastica T. 39, vgl. T. 40. Gombe Terracottas in the Brit. Museum T. 88, 67. v. B^hden a. a. O. T. GXXYf. S. Ol, 68 f.

1677 (939) Terrakottaplatte, Schmüekung einer Dionysosherme.

Ein Satyr und drei Frauen sind beschäftigt, eine Herme des bär- tigen Dionysos zu schmücken und die Vorbereitimgen zu einem un- blutigen Opfer zu treffen. Die eine der Frauen (links) trägt eine Hy- dria auf der Schulter und eine Art Situla (Eimer) in der R., die zweite hält einen Fruchtkorb, aus dem der Satyr eben eine Traube nimmt, die dritte (rechts) einen Weinzweig. Ein zweites vollständig erhal- tenes Exemplar (1006) ist darunter aufgestellt.

Campana Opere in plastica T. 44. v. Uohden a. a. 0. T. GZXXIV S. 60. Vgl. Bull. d. Inst. 1884 S. 160 (P. J. Meier).

1678 (937) Terrakottaplatte, Hierodulen.

Zwei sogen. Hierodulen mit eigentümlichem kalathosartigen Kopf- putz tanzen zu beiden Seiten eines Palladions. In solcher Tracht pfleg- ten an den Festen peloponnesischer Städte die Mädchen ihre heiligen Tänze aufzuführen. Der von der Kunst hierfür geschaffene Typus erfreute sich großer Beliebtheit und ward auch unter die formelhaft gewordenen Motive der römischen Dekorationskunst aufgenommen.

Vgl. Campana Opere in plastica T. 4. Müller- Wieseler Denkmäler der alten Kunst* II, 2 T. 20» 214a, S. 161. Hauser Neuattische BeliefsS. 04 f. v. Bohden a. a. O. S. 10 f.

1679 (841) Terrakottaplatte, Tierkämpfe im Zirkus.

Den architektonischen Hintergrund der Szene bilden links ein säulengetragener Bau, aus dessen Fensterbogen (Loge) zwei Zuschauer mit lebhafter Teilnahme herabsehen, rechts ein von zwei Pfeilern getragenes Gestell, auf dem 7 eiförmige Gegenstände aufliegen (vgl. über diese Vorrichtung Bandl S. 219), femer eine korinthische Säule, auf der sich eine weibliche Statue erhebt. Zwischen den Säulen des Untergeschosses des Zuschauerraumes ^bricht eine Löwin hervor und springt von rückwärts gegen einen behelmten Gladiator an, wel- cher, nach der andern Seite gewendet, sich eben mit Schild und Schwert gegen einen von rechts heranstürmenden Löwen zur Wehr setzt; ein zweiter Gladiator (mit flachem Hut) eilt hinter diesem her

286 DAS KIRCHERSCffE ü. PRÄHIST. MUSEUM. 1680-1686.

und trifft ihn mit der Lanze im Nacken; unter dem Löwen liegt vorn- über niedergestürzt die nackte Gestalt eines Mannes.

Gampana Opere in plastica X. 93 rechts, v. Bohden a. a. O. T. 4 LXXIYS. 140 276. S. 22*.

1680 (838) Terrakottaplatte, Stieropfernde Niken. Vgl. Museums-

Nr. 938. 896, 880, 882, 877, 878, 1088. Diese Gruppe, die in mancherlei Varianten und in allen Denkmä- lergattungen wiederkehrt, ist hier rein dekorativ verwendet. V. Eohden a. a. 0. T. XCII. CV S. 67. 285. 291.

1681 (935) Bruchstück einer Terrakottaplatte, Tlieaterszene

Das Belief stellte eine Komödienszene vor der Dekorations- wand (Proskenion) des Theaters dar. Erhalten ist nur das 1. Drittel vollständig, von dem andern Teil die oberen Partien. Die Vorderwand des Schauspielhauses ist als eine von drei Türen durchbrochene Qua- derwand gebildet. Korinthische Säulen, die der Wand vorgestellt sind, tragen ein Gebälk, das über den Säulen zwischen den drei Türen vorgekröpft erscheint. Über den Türen sitzen kleine Giebel auf, auf den horizontalen Teilen des Daches stehen Gefäße. Girlanden laufen von Kapitell zu Elapitell. Auf einem vor der 1. Tür stehenden Altar sitzt ein Schauspieler in Maske und Kostüm eines Sklaven, der sich offenbar aus Furcht vor drohender Strafe in den Schutz der geheiligten Stätte geflüchtet hat. Bechts vor der mittleren und der rechten Türe standen, wie vollständigere Exemplare dieser Platte zeigen, zwei Männer in heftiger Streitrede. Vgl. oben n. 1481.

Dörpfeld u. Reisch Das griechische Theater S. 360. Puchstein Die griech. Bühne S. 27. V. Eohden a. a. O. S. 143.

1682 (933) Terrakottaplatte, Pelops und Hippodameia.

Vgl. Band I S. 278 n. 444.

V. Eohden a. a. O. S. XXIII S. 117 f. 250.

1683 (934) Terrakottaplatte, Theseus und Aigeus.

Dieses Belief wurde einst auf Nestor gedeutet, der dem verwun- deten Machaon einen Labetrunk reicht (Ilias X 624ff. ). Die richtige Erklärung gibt die Theseussage. Theseus, fem von seiner Heimat in Trozen aufgewachsen, ist nach Athen zurückgekehrt und lebt uner- kannt bei seinem Vater Aigeus. Nur dessen zweite Frau, die ränke- süchtige Medeia, weiß um die Abkunft des Fremdlings und sie veran- laßt durch allerlei Vorspiegelungen den Aigeus, jenem einen Gifttrank reichen zu lassen; aber im entscheidenden Augenblick erkennt Aigeus seinen Sohn an der Scheide des Schwertes, das er selbst in Trozen zu- rückgelassen hat. Diesen Augenblick führt uns das Bild vor Augen; schon setzt Theseus, der auf dem Stuhle sitzt, die Schale an den Mund, da tritt der greise Aigeus eilig auf ihn zu, faßt mit der B. die Schale

ZIMMER LH (TERRAKOTTAPLATTEN). 287

und paokt mit der L. den Sohn beim Arme ; neben ihm steht auf merk-

•sam zuschauend eine jugendliche Frauengestalt.

Gampana Opere in plastica T. 68. Ck>mbe Teiracottas of the Brit. Museum T. XII, 20 (erweitert)i v. Bohden a. a. O. T. LII S. 100. Vgl. Overbeck Gallerie her. Bild- werke 8. 421. Ann. d. Inst. 1868 S. 460 (Kutgos). Arch. Zeit. XLIII 1886 S. 282f. (Michaelis). Baumeister Benkmftler d. klass. Altertums III S. 1704.

1684 (931, 932) Terrakottaplatten, Tranernde Penelope, Odys-

seus' Fußwaschung.

Die beiden Bilder sind offenbar als Gegenstücke komponiert und gehen in letzter Linie auf Werke der großen Kunst des füinften Jahr- hunderts zurück. Li dem einen Bilde sitzt Penelope auf einem Stuhl, unter dem der Arbeitskorb steht^ trauernd in sich versunken, in der Haltung der bekannten Belieff igur (Band I S. 55 n. 89) ; hinter ihr steht die Amme Euryklcia. Auf dem links fehlenden Stücke der Platte war, wie ein vollständiger erhaltenes Exemplar zeigt, noch eine Grup- pe von zwei Dienerinnen dargestellt.

Auf der zweiten Tafel ist die Szene, wie Eurykleia bei der Fuß- waschung ihren Herrn an der Narbe erkennt, mit dramatischer Le- bendigkeit dargestellt. Die Amme hat in freudigem Schreck das Waschbecken umgestoßen; aber noch ehe sie aufspringen und rufen kann, drückt Odysseus sie gewaltsam nieder und hält ihr den Mund zu, indem er sich gleichzeitig umblickt, sorgend, daß noch jemand den Vorgang bemerkt und verstanden haben könnte; denn hinter ihm steht mit Chiton und Ziegenfell angetan der Hirte Eumaios, der in derL. den Wanderstab, in derB. einen kleinen Napf trägt. Neben dem Stuhl des Odysseus liegt schlafend ein Hund; ihn hier anzubringen, wurde der Künstler gewiß durch die Erinnerung an den treuen Argos veranlaßt, der seinen Herrn zuerst erkannt hat (Od. XVII 291). Offenbar hat der Erfinder der Komposition, ohne sich genau an die Erzählungen der Odyssee zu biiiden, den heimgekehrten Odysseus umgeben von allen ihm treu gebliebenen Hausgenossen darstellen

wollen.

V. Bohden a. a. O. T. XXVIU S. 110. 262. Vgl. Thieisch Epochen der Kunst* S. 430, 4. Winckelmann Monum. inediti I T. 161 S. 217 (die Fußwaschung). Campana Opere in plastica T.71 und 72 (auf der Platte mit Penelope links noch zwei Dienerinnen). Baumeister Denkm&ler d. klass. Altertums II S. 1043. Ann. d. Instit. 1867 S. 334 (Hei- big); 1872 S. 203 ff. (Ck>nze). Jahrbuch d. arch. Instit. II S. 171 (Dümmler).

1685 (927. 928) Terrakottaplatte, Brustbilder von vier Göttern

(ein vollständiges Exemplar und ein fragmentiertes). Einerseits sind der behelmte Ares und Zeus mit dem Szepter, an- drerseits Hera (mit Diadem und dem schleierartig über den Hinter- kopf gezogenen Mantel) und Athena (mit Helm und Aegis) einander gegenübergestellt.

T. Bohden a. a. O. T. XCIV S. 3. 295.

1686 (863, 873, 879) Bruchstücke von Terrakottaplatten, Säulen-

halle mit Statuen. Vgl. n. 1688.

288 l^AS KIRCHERSCHE U. PRÄHIST. MUSEUM. 1687-1696.

Dritte Abteilung.

1687 (1014) Piattenfrafnnent mit Architekturdarstelinng.

Über einem Giebel sehen wir auf hohem Sockel eine Statuengruppe (Victoria neben einem Viergespann), auf dem flachen Dach daneben eine Reiterstatue. Das Ganze stellte also einen Torbogen mit an- schließenden Säulenhallen oder einen dreigeteilten Triumphbogen dar.

V. Bohden a. a. O. S. 154. Vgl. Gampana Opere in plastica T. 80.

1688 (867, 868, 922) Bruchstücke ron Terrakottaplatten^ Säulen-

halle mit Statuen.

Die Bruchstücke gehören, ebenso wie die in der anderen Abtei- lung ausgelegten Stücke (n. 1686), zu zwei in der Hauptsache gleich- artigen, in Einzelheiten verschiedenen Typen von Terrakottaplatten, die einen Ausschnitt einer mit Statuen gschmückten korinthischen Säulenhalle zeigen. Bei dem einen Typus steht im mittleren Inter- columnium eine Heraklesstatue, bei dem zweiten die Statue eines Athleten mit Palmzweig. In den übrigen Intercolumnien sehen wir Amphoren und Hermen sowie Athletenstatuen in verschiedenen Be- wegungsmotiven, die uns zum Teil durch statuarische Repliken als Kopien berühmter Originale erkennbar sind. Aus der Auswahl dieser Statuen ergibt sich, daß die dargestellte Halle als Säulenhalle einer Palästra anzusehen ist. Vgl. Band 11 S. 216.

Campana Opere in plastica T. 94f. v. Rohden a. a. O. S. 145 f.

In den Schränken rechts von dem Eingänge sind in der oberen Reihe Votivtiere (darunter eine säugende Sau) aufgestellt, ferner

1689 Terrakottastatuetten.

Hervorzuheben sind die Gruppe von Eros und Psyche, Ganymedes mit dem Adler, eine Athenestatuette.

Eros und Psyche: Winter Die Typen der figürlichen Terrakotten II S. 230«.

1690 Buccheroschalen mit seitlichen Stützen.

Gefäße, deren Schalenbecken, in Nachahmung der Metalltechnik, von mehreren streifenartigen oder figürhch gestalteten Stützen ge- tragen werden, sind in der Buccherokeramik zahlreich vertreten. An dem einen der hier aufgestellten Exemplare sind die Stützen als Streifen gebildet, die mit einem Greifen verziert sind, an einem anderen dienen weibUohe Fig\iren als Stützen, vgl. Band I S. 335 n. 558.

Vgl. Pottier Gatal. des vases du Louyre I S. 350. Walters Hist. of anc. pottery II S. 303. Rom. Mitteil. d. archäol. Instit. XII T. I S. 26f. (Petersen).

1691 Calener Omphalos-Schale mit Reliefs.

Rings \xm den Omphalos sehen wir im Innern der Schale ein von Niken in schneller Fahrt gelenktes Viergespann, darin Athene, Ares, Herakles und noch einmal Ares. Vgl. Band I S. 339 n. 566.

Pagenstecher Die calenische Reliefkeramik 8. 71.

SAAL LH (TONGBFlSSE). 289

Li den mittleren Beihen des Schrankes stehen Tongefäße ko- rinthischer und korinthisierender Art, schwarzfigurige Vasen (da- runter eine Amphora mit dem Kampf des Theseus gegen den Mino- taurus), femer

1692 Altertümliches SalbgetäB in Gestalt eines behelmten

Kriegerkopfes.

Das sorgfältig modellierte und bemalte Gefäß wird einer ostgrie- chischen (rhodischen?) Fabrik aus der Wende des 7. und 6. Jahrhun* derts V. Chr. entstammen. Gleichartige Stücke sind auf Bhodos Thera, Kos und an verschiedenen Punkten Italiens zutage gekommen.

Monum.ant. deiLincei XIV 8.271 (Paribeni). Vgl. Gaz. arch6ol. 1880 S. 146, 160. Rev. archfol. 1883 1 S. 348 (Heuzey). Perrot-Glüpiez Hist. de l'art III S. 676. 607. Du- mont-ChapIain Hist. de la c6ram. gr. I S. 198. Böm. Mitteil. d. d. arch. Inst. V S. 820 (Reisch). Fottier Gatalogue d. vases du Louvre I S. 151.

1693 Polychromes SalbgefäB in Gestalt eines Achelooskopfes.

Der gehörnte Kopf scheint an einem Stiemacken anzusitzen, so daß er wohl als das Haupt eines stiergestaltigen Mischwesens nach Art der Flußgötter anzusehen ist. Das Stück gehört nach Zeit und Herkunft mit n. 1692 zusammen.

Moniim. ant. dei Lincel XIV S. 276f. (Paribeni).

1694 Rotfiguriger Krater, Artemis Phosphor os(?).

Die mit großen Flügeln ausgestattete Frau auf der Vorderseite, die mit einer Fackel in der L. durch die Lüfte schwebt und von einem vor ihr auf dem Boden laufenden Kehkalbe begleitet wird, ist als Artemis Phosphoros gedeutet worden, obwohl die Beflügelung in der Zeit, in der die Vase gemalt wurde {um, 450 v. Chr.), sonst kaum für Artemis nachweisbar ist. Auf der Bückseite ist eine fliehende Frau dargestellt. Das Gefäß war schon im Altertum gebrochen und mittelst Bronzespangen in grober Weise geflickt worden.

Honum. ant. dei Lincei XTV S. 806 (Paribeni).

1695 Botfignrige Schale, Szenen aus dem Frauenleben.

Im Innenbilde sehen wir eine sitzende Frau, die einen Spiegel in der L. hält, und vor ihr einen großen Arbeitskorb. Von den stark zer- stoßenen Bildern der Außenseite zeigt das besser erhaltene zunächst links eine Frau, die sich eine ungewöhnlich lange Binde um den Kopf legt, vor ihr einen Jüngling in heftiger Gestikulation, rechts eine Frau, die einen Faden vom Spinnrocken zieht. Mitte des 5. Jahrhunderts.

Monum. ant. dei Lincei XIV S. 301, 8 (Paribeni).

1696 (1480) Zwei Schüsseln mit je drei aufgemalten Fischen. Diese Schüsseln, deren Bilder ihre kulinarische Zweckbestimmung

veranschaulichen, gehören der letzten Zeit der unteritalischen Kera- mik an.

Vgl. FuriiWängler Berliner Vasensammlung S. 963 f. Walters History of anc. pottery I S. 467, 11 S. 186.

Hei big: Führer. II. 3. Aufl. 19

290 DAS KIRCHERSCHE ü. PRÄHIST. MUSEUM. 1697-1704.

Unter den mannigfachen Gefäßen mit eingeritzten imd aufgemal- ten Inschriften mögen noch hervorgehoben werden:

1697 Tönerne Urnen mit altlateinischen Aufschriften.

Diese Urnen wurden mit vielen anderen gleichartigen zusammen in der Vigna S. Cesario an der Via Appia im Jahre 1 752 gefunden. Nach den Angaben des Finders bargen sie nicht die Aschenreste der Toten, son- dern einzelne abgeschnittene Knochen (pssa resecta)* Außen ist auf jedem Gefäß der Name des Verstorbenen und das Datum seines Todes eingeritzt in Buchstaben, die in das 2. oder 1. Jahrhundert v. Chr. weisen.

De Ruggiero Gatalogo S. 94 n. 352. Corp. Inscript. Lat. I B. 8221; VI 2 3. 1103 n. 8211fr. Dessau Inscr. Lat. sei. II 7839.

In den unteren Reihen:

1698 Römische Tonlampen.

Darunter mehrere mit interessanten Reliefdarstellungen, einige mehrdochtige, sowie etliche mit Bleiglasur überzogene Stücke.

1699 Schalenförmige Sparbüchsen aus Ton.

Über die Form dieser Sparbüchsen vgl. Band I S. 338 n, 563. Eines der hier ausgestellten Exemplare zeigt auf dem Deckel in Belief eine Victoria mit einem Zweig (in der L.) und einem Bundschild (in der R.), auf dem in stark verwischten Buchstaben die Aufschrift steht: annum novum faiistum fdicem; sie war also bestimmt, als Neujahrs- gabe verschenkt zu werden. Ein zweites Stück zeigt unterhalb des Einwurfschlitzes einen Mercur mit Heroldstab und Beutel, ein drittes Mcicur innerhalb eines Tempelchens, das durch Miei Säulen mit

einem Giebeldach darüber angedeutet ist. Vgl. oben n. 1485. Jahrbuch d. archäol. Instit. XVI 1901 8. 178f. (Graeven).

Mittelsohrank.

Im ersten Fache sind unter den mannigfachen Glasgefäßen hervor- zuheben

1700 (1030) Bruchstücke einer Glassehale mit flaehausgeschnit-

tenen Beliefs.

Die Schale, die ein ausgezeichnetes Beispiel des antiken Glas- schliffes mit Gravierung bildet, wird durch ein fein gearbeitetes Rahmenwerk in eine Reihe von Büdfeldem geteilt, welche Szenen des

Seelebens (fischende, badende, kahnfahrende Figuren) darstellen. De Buggiero Gatalogo S. 253 n. 7. ,

Im zweiten Fache sind Elfenbein- und Bemsteinschnitzereien, so- wie zahlreiche Spielwürfel vereinigt. Im dritten Fach: korinthische Alabastra und Aryballoi, Tierfiguren aus Ton, femer:

1701 (474) Schwarzfigurige Amphora, Herakles als Eitharöde.

Herakles (in der übhchen Ausrüstung mit Löwenfell und Köcher) besteigt, die Kithara spielend, ein hohes Postament (Bema), zu dessen

SAAL LH (TONGEFÄSSE). 291

beiden Seiten auf Klappstählen links Hermes, rechts vor Herakles Athene sitzen. Auf der Bückseite sehen wir einen Jüngling, der mit seinem Pferde vor einen sitzenden Greis (seinen Vater) hingetreten ist, während hinter ihm eine Frau (wohl die Mutter) in der vorgestreck- ten B. einen Ejranz hält. Man kann zweifeln, ob wir hier ein typisches Bild eines Epheben, der vom Kampffeld ins Vaterhaus zurückkehrt, oder die individualisierte Darstellung eines der Dioskuren zu erkennen haben, deren Heimkehr in ähnlicher Auffassung auf der berühmten Exekiasvase des Vatikans (Band I S. 304 n. 480) veranschaulicht wird. Der Art des Ezekias steht die Amphora n. 1701 in Form, Orna- ment und Zeichnung sehr nahe, ohne doch die gleiche technische Meisterschaft, wie die signierten Stücke dieses Malers, zu erreichen. Monmn. ant. dei Lincei XIV S. 2831. (Paiibeni).

1702 (486) Bottigurige Schale^ Jünglinge in der Palästra.

Aus der 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts. Monum. ant. dei Lincei XIV S. 305 (Paribeni).

1703 ,Bhodischer< Teller mit Tierfriesen.

Im Innern ist die Mittelrosette zunächst von einem ornamentalen Streifen, dann von drei Zonen weidender Tiere umgeben; im ersten und dritten Streifen erkennen wir Wildziegen, im zweiten Damhirsche. Die stark zerstörte Außenseite war oben ebenfalls mit einem Streifen weidender Ziegen, darunter mit einem ornamentalen Streifen ver- ziert. Der Teller ist ein ausgezeichnetes Erzeugnis einer ostgriechi- schen Werkstatt des 1. Jahrhunderts und gehört in den Kreis der Keramik, als deren Ausgangspunkt man Bhodos oder Milet betrachtet.

Monom, ant. dei Lincei XIV T. XXVI S. 270 (Paribeni). Vgl. Perrot-Cliipiez Histoire de l'art IX S. 681.

Saal LIII. Im Mittelschranke und in den Vitrinen an der Wand:

1704 Altitalische und altrömische Eupferbarren und Geldstücke.

In der Abteilung I des Mittelschrankes liegen formlose Kupferstücke {aes rüde), deren Wert jeweilig beim Kauf und Verkauf durch die Wage bestimmt werden mußte {aestimare, peraeaetUbram) ; in der Abteilung II einige flache „gemarkte Kupferbarren'' {aes signatum), die aus vier- eckigen Formen gegossen und wegen ihrer auf beiden Seiten angebrach- ten Belief -Embleme (Dreifuß, Fitigelpferd, Hermesstab, Schild, Anker) als staatlich kontrollierte Stücke von Wertmetall angesehen werden (etwa aus der 2. Hälfte des 4. und dem Anfange des 3. Jahrhunderts); sie gehören verschiedenen mittelitalischen Städten an, der Barren mit dem Pegasus trägt die Aufschrift Eomanom, In der Abteilung III und TV liegen Stücke des sogen, ctes grave; die meisten sind mit Wertzeichen versehen, die römischen sind durch das Schiffsvorderteil auf dem Bevers kenntlich, während auf der Vorderseite bei den verschiedenen

19*

292 DAS KIRCHERSCHE ü. PRÄHIST. MUSEUM. 1706-1711.

Wertgrößen verschiedene Typen erscheinen; sie sind in älterer Zeit noch gegossen, seit 217 v. Chr. (die kleinsten Nominale schon etwas früher) geprägt worden. Die Müi^zeinheit ist der aa, der in zwölf undae geteilt wird; sein Gewicht, das anfänglich dem Pfunde (pondo 327 ^ gr) gleich war, ist im Laufe der beiden folgenden Jahrhunderte bald allmählich, bald sprunghaft verringert worden (bis zum üncial- und Semuncial-Aa). Ein großer Teil des aes rüde und der hier ver- einigten Geldstücke stammt aus einem Massenfund metallener Weih- geschenke amLago di Bracciano (vgl. n. 1757 f.) und liefert uns so den Beweis, daß die dortigen Bäder schon im dritten Jahrhundert v. Chr. viel besucht worden sind.

Vgl. ICarchi L'aes grave del Museo EÜrcheriano (£om 1839). Marchi La stipe tributata alle divinitä delle Acque ApoUinari (Eom 1852). Mommsen Geschichte d. röm. Münzwesens 1860. (Französische Ausgabe von Duo de Blacas 1865 75). R. Oarrucci Le monete dell' Italia antica 1885. Babelon Descript. des monnaies de la B^publique rom. 1885. Milani Aes rüde, signatum e grave, Bivista ital. di numismat. IV 1801 S. 3f. Haeberlin Aes grave, Das Bchwergeld Borns und Mittelitaliens 1910. Willers Geschichte der röm. Kupferprägung 1910 S. 17ff.

In den niedrigen Sohaupulten V IX:

1705 Aes grave etruskischer, umbrischer und kampanischer

Städte (wohl sämtlich erst aus der Zeit der Oberherr- schaft Roms). Die Typen sind verschieden je nach den verschiedenen Wertzeichen und je nach den verschiedenen Städten und Münzstätten (die noch

nicht alle sicher bestimmt werden konnten).

Vgl. die Literatur zu n. 1704. Pauly-Wissowa Bealenzyklopädie II S. 1499 (Ku- bit«chek).

In dem Sohaupulte beim Fenster sind zahlreiche geschnittene Steine und Glaspasten ausgelegt.

De Buggiero Gatalogo S. 220 £F. 246 ff.

Im Wandschranke zwischen den beiden Türen liegen im ersten Fach verschiedene Bronzetafeln mit Inschriften. Im zweiten Fach:

1706 Bleitafel mit Liebesverwünschungen.

Dem Charakter der Kursivschrift nach gehört die Tafel etwa der Mitte des letzten vorchristlichen Jahrhunderts an. „Wie der Tote, in dessen Grab das Täfelchen niedergelegt ward", so ungefähr lautet der pathetische Erguß der eifersüchtigen Liebhaberin „nicht reden noch sprechen kann, so soll Bhodine für M. Licinius Faustiis tot sein, und nicht reden noch sprechen können. So wenig der Tote bei Göttern noch bei Menschen Zugang erhält, so wenig soU Bhodine bei M. Licinius Zugang finden; soviel soU sie ihm gelten, wie der Tote, der hier begraben liegt. Vater Pluton, dir verwünsche ich Bhodine, daß sie immer verhaßt sei dem M. Licinius Faustus. Dir verwünsche ich auch den M. Hedius Amphio, den 0. Popiilius Apollonius, die Vennonia Hermiona, die Sergia Glycinna."

SAAL LIIL 293

1852 in einem Grabe der Vigna Manenti an der Via Latina gefunden. De Boggiero Catalogo 8. 61, n. 196. Vgl. Corp. Inactipt. Latin. I n. 818; VI n. 140. Beesau Inscr. Lat. Bei. n 8749. Audollent Defixionum tabellae S. 196 n. 139.

1707 Sechseckiges Bleigewicht mit griechischen Inschriften.

Das sechseckige Bleigewicht (384 Gramm) wird durch die grie- chische Aufschrift nach der Amtszeit eines Magistrats datiert, dessen Name und Titulatur anderweitig nicht bekannt ist, so daß die Hei- mat dieses Gewichtsstückes sich noch nicht genauer bestimmen laßt. Vgl. n. 1708.

1708 Tiereekiges Bleigewicht.

Das Gewicht (600 gr statt des Sollgewichtes von 655 gr) hat die Aufschriften 'haUndv einerseits, ^iXsitgov (d. h. italische Bilibra, Doppelpfund) andrerseits, mit den Namen eines römischen Beamten (Statthalters?) T. Iu(lius?) Olatius Severus und eines Agoranomen

(Menestheus).

Die Bilibra soll bei den foci dell' ABtura zwischen Porto d'Anäo und dem Gap Circeo, das Qewichtsstttck n. 1707 in der Nfthe des Albaner Sees gefunden worden sein. Vgl. Secchi Campione d'antica bilibra Romana (Rom 1835). De Ruggiero Ca- talogo B. 58 n. 191 f. Annali d. Instit. 1865 S. 101 (Schlllbaeh). Inscriptiones Graecae XIV n. 2417, 1 u. 2. Cagnat Inscript. Oraecae ad res Rom. pertin. I 524. Monu- menti antichi dei Lincei I 8. 157 ff. (Gamurrini).

1709 Bronzetafel mit Inschrift in faliskischem Alphabet.

Die Inschrift lautet: Menerva . sacru . La . Cotena . La, f .

pretö{r), de . zenatuo . aententiad . vootum . dedet . ciuindo . daiu . rected .

cuncaptum, d. h. etwa: Der Minerva geheiligt. Lars Cutenius, Lars'

Sohn, Praetor, hat auf Senatsbdschluß das Gelübde getan. Wie es

getan war, ist es ordnungsmäßig erfüllt worden ( ?). Li der Sprache

der Lischrift scheint eine Vermengung von lateinischer und fahski-

scher Mundart, die dem Lateinischen näcbstverwandt ist, vorzuliegen.

Aus Santa Maria de Falerii; die eine Hälfte 1860, die andere zehn Jahre später gefunden. De Ruggiero Catalogo S. 56 n. 188. Zvetaieff Inscript. Italiae mediae dialecticae (1884) S. 58 n. 68. Ck>rp. inscript. Latin. XI n. 3081. Deecke Die Falisker S. 156. Dessau Inscript. Lat. sei. n. 3124. Diehl Altlatein. Inschriften n. 128. .

Im dritten Fach:

1710 Magiseher NageL

Auf seinemNagel sind mannigf acheTierdarstellungen und beschriften gnostischen Charakters angebracht, die zeigen, daß der Nagel in dem- selben Vorstellungskreis wie die Abraxas-Steine entstanden ist.

De Ruggiero Catalogo S. 63, 198. Vgl. Bull. d. antiq. de France 1894 S. 292 (Blan- chet). Wünsch Zaubergerät aus Pergamon S. 43 f.

1711 Buch aus Blei.

Die beiden Deckelflächen tragen in der Mitte eine Büste in Relief, die vordere die einer Frau mit Schleier, die hintere die eines bärtigen Mannes. Darinnen befinden sich sieben durch ein Scharnier befestigte dünne Bleitafeln, welche auf beiden Seiten mit einem unverständ- lichen Gemenge griechischer, lateinischer und italischer Buchstaben beschrieben sind und im oberen Drittel jeder Seite je zwei eingeritzte

294 I>AS KIRCHERSCHE U. PRÄHIST. MUSEUM. 1712—1716.

menschliche oder tierische Figuren oder Symbole zeigen. Das Stück, dessen Herkmift nicht aufgeklärt ist, wird als mystisches Buch basi- lidianischer Gnostiker erklärt. Stil und Schrift zeigeii jedoch einen .sehi' auffälligen Charakter, so daß man wohl das Ganze als eine Y'äi- schung neuerer Zeit wird ansehen 4ürfen.

Vgl. De Buggiero Catalogo S. 63—79 n. 199.

1712 Eiserner Beif mit Inscilliftplättehen.

An dem Eisenreif hängt ein bronzenes Plättchen mit der Auf- schrift: fugi, tene me, cum revocaveria me dm (domino meo) Zonmo, accipis solidum, d. h. ,,ich bin entlaufen, halte mich fest, bringst du mich meinem Herrn wieder, so erhältst du einen Solidus*'. Daß Beifen mit ähnlichen Aufschriften bestimmt waren, von Sklaven am Hals (oder Arm?) getragen zu werden, damit sie im Falle des Entlauf ens leichter wieder eingebracht werden könnten, ist durch eine Reihe von Beispielen sichergestellt. Bei dem Exemplar n. 1712 kann man wegen des kleinen Durchmessers des Beifens und der Geringfügigkeit der ausgesetzten Summe zweifeln, ob die Inschrift einem flüchtigen Sklaven oder einem Hunde galt.

De Buggiero Catalogo S. 137 n. 508. Bruns Fontes iuris Bomani' S. 320. Ccftp, Inscript. Latin. XV 7194. Dessau Inscr. Latin, sei. II 8731. Vgl. Frdbner OoU. Dutuit T. 75 8. 45. Berl. phil. Wochenschr. 1907 S. 1215.

Im vierten Fach sind verschiedene Stempelmatrizen, im fünften mannigfache Bleigegenstände ausgelegt, danmter Votivfigürchen der Athene.

Im untersten Fach:

1713 GuBtorm für Bleif igaren.

Die Form aus Palombinostein (vgl. Bd. I S. 335 n. 564)« die das

Negativ für einen von zwei Pferden gezogenen Wagen und drei auf

einer Stange sitzende Figürchen trägt, diente wohl zur Herstellung

eines kleinen Spielzeuges.

De Buggiero Catalogo 8. 219, 10.

Rechts von dem Durchgang in dem Korridor UV:

1714 (3924) Relief aus mehrfarbigem Marmor.

Vor einem Torbau steht ein Jüngling mit seinem Pferde; die Figur des Jünglings und ein Stück des Pferdehinterteils sind aus der grau- gelben Schicht des Steines gearbeitet, der übrige Teil der Platte ist rot. Das Belief erinnert an das früher auf Antinous gedeutete Grab- relief der Villa Albani n. 1877, das wiederum einem argi vischen Belief mit dem Doryphoros des Polyklet nahesteht. Durch den archi- tektonischen Hmtergrund sowohl wie durch sein Material wird es der Gattung der seit der hellenistischen Zeit beliebten dekorativen Relief - bilder zugewiesen. Die Arbeit ist römisch.

Das argivische Belief : Athen. BÜtteilungen d. arch. Instit. II T. 13. Friederichs- Wolters Berliner Gipsabgüsse n. 504.

SAAL LIII. 295

An den Wänden auf Konsolen:

1715 (7873) Mannorstataette einer kleinasiatlseh-grieehisehen

Naturgottin.

Ergftnst der Kopf mit dem daiaufliegenden Gewand und der Turm- kröne, der Hals und beide Hände; femer einige Partien an den BeUefs des Gewandes.

Die Figm* ist nach der Weise der alten Idole in steifer Haltung mit enggesohlossenen Füßen und vorgestreckten Unterarmen gebildet. Vom Kopfe, der mit Kranz oder Diadem geschmückt zu ergänzen ist, fällt hinten ein langer Mantel bis auf den Boden herab. Über den Armelchiton ist ein schweres Obergewand gelegt, das mit einem breiten Reliefstreifen geziert ist; dieser zerfällt in Nachahmung von Sticke- reien, die an jenen alten Kultbildem wohl in Holzschnitzerei oder getriebener Arbeit wiedergegeben waren, von oben nach unten in vier Bildfelder, die in Widerspruch mit dem Gesamtcharakter der Figur freie Motive einer jüngeren Kunstentwicklung zeigen. Im ersten Felde sehen wir die Brustbilder einer Frau und eines Jünglings (Selene und Helios oder Aphrodite und Ares?), im zweiten die drei Chariten mit verschlungenen Armen in der bekannten Anordnung, im dritten eine auf einem Seebocke reitende halbentblößte Frau (wohl Aphrodite als Meerbeherrsoherin), deren Schleier sich bogenförmig über ihrem Kopfe bauscht; im vierten drei geflügelte Eroten mit nicht deutlich erkennbaren Attributen. Auch das Behef der Basis (zwei Tauben, die eine Girlande halten) ist dem Kreis der Aphrodite entlehnt. Die Beliefbilder des Gewandes sollen offenbar die verschiedenen Beiche der Welt (Himmel, Erde, Meer) versinnbildlichen, als deren Beherr- scherin die Göttin gedacht ist* Wir dürfen in der Statuette ein Bild der im Kulte Vorderasiens heimischen Naturgöttin erblicken, die an einzelnen Orten zu Aphrodite in Beziehung gesetzt wurde, so, wie die in ihrem Wesen auf das engste verwandte Göttin von Ephesus von den Griechen als Artemis bezeichnet wurde ; auch der bildliche Typus selbst ist gewiß beeinflußt von den gräzisierten Idolen jener ephesisohen Artemis (vgl. Band I S.222 n. 337). Da eine unserer Statuette ähnliche Figur seit der augusteischen Zeit auf Münzen der karischen Stadt Aphro- disias erscheint, so ist die Vermutung ausgesprochen worden, daß der Typus der Statuette, der noch durch eine Anzahl von ähnlichen Figu- ren vertreten ist, auf ein Tempelbild in Aphrodisias zurückgehe.

Athen. Mitteil. d. d. aich. Instit. XXII T. 12 J. S. 363 f. (Fredrich). Vgl. Denk- schriften d. Wiener Akad. d. Wissensch. XIX (1870) S. 41 ff. ( Jahi>, Europa). Berichte d. Sachs. Gesellsch. d. Wissensch. 1868 (Jahn, Codex Pighianus) 9. 177f. Friede- rich Wolters Berliner Gipsabgüsse n. 1551. Fröhner Collection H. Hoffmann T. 23. de Bldder Collection de Clercq IV T. 28 f.

1716 (7892) Statuette des Silvanus.

Der bärtige Gott, der einen kurzen gegürteten Chiton und Schuhe

trägt, ist durch den Pinienzweig in der L. und das schräg um den

Oberleib gelegte fruchtgefüllte Gewandstück charakterisiert. Vgl. Bischer Lex. d. Mythologie IV S. 835 (Feter).

296 I>AS KIRCHERSCHE ü. PRÄHIST. MÜSEDM. 1717-1725.

1717 (7890) Statuette der Athena.

Der Kopf ist antik aber nicht zugehörig. Am Körper sind der r. Arm, der 1. Unterarm und das ganze untwe Drittel ergftnzt.

Der Torso der Figur aus italischem Marmor, an dem der Kopf ein- gelassen, der r. Arm sowie der 1. Unterarm besonders angesetzt waren, rührt von einer Replik einer künstlerisch hervorragenden Athena - Statue aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. her» die uns be- sonders durch die jetzt in Paris befindliche Athena Medici bekannt geworden ist.

Jahreshefte d. österr. archftolog. Instit. XI Abb. 08 S. 186 (Amelung).

1718 Statuette eines Asklepios.

Kopf, Füße und Arme sind ergänzt.

Der Torso ist eine Replik einer durch andere Kopien bekannten

Asklepiosstatue der hellenistischen Zeit. Vgl. n. 1015 u. 1340.

Furtw&ngler, Ifasterpieces of gr. art S. 188*. Rom. Mitteil. d. arch&ol. Instit. XVIII 8. 4 (Amelung).

Korridor LIV.

Bronzen.

Unter den jetzt im großen Wandsehrank an der rechten Wand aufgestellten Statuetten und Statuenfragmenten findet sich wenig Bedeutendes; manches aus älterem Besitz stammende Stück ist von zweifelhafter Echtheit. Die Typen der Beleuchtungsgeräte, Gefäße, Henkel und Attachen, die hier zahlreich vertreten sind, wird man be- quemer im Museo Gregoriano studieren. Wir heben aus den vielen Stücken nur einige wenige von eigenartigem Interesse hervor.

Erste Abteilung.

1719 Zwei Kerzenhalter.

Über die Form dieser Kandelaber vgl. Band I S. 355. Der eine wird von der Figur eines Diskobolen, der andere von der Figur eines langhaarigen Mannes, der ein kurzes Schwert in der L. hält, bekrönt.

1720 Leuchter.

Der Schaft, an dem eine Taube emporklettert, ruht auf dem Haupte eines nackten Jünglings, der in der gesenkten R. einen Diskos trägt, während er die 1. Hand vor die Stime hält. Der Untersatz wird von drei menschlichen Beinen mit darüber gelegtem Gewand gebildet; vgl. Band T S. 360 n. 597.

1721 Leuchten

Ein Akrobat, der balancierend die Hände ausbreitet, trägt auf seinem Kopfe den Schaft.

1722 Bronzelampen 9 darunter eine in Form eines Stierkopfes, mit einem als Griff dienenden Halbmond zwischen den Hörnern.

KORRIDOR LIV (BRONZEN). 297

Zweite Abteilu^ig.

1723 Altetruskisehe Bronzegruppe eines Ptltigers.

Ein mit Hut, Chiton und Tierfell bekleideter Mann geht hinter

einem mit zwei Rindern bespannten Hakenpflug einher; das Joch

liegt anf dem Nacken der Tiere unmittelbar hinter den Hörnern auf.

Die Seile (die jetzt fehlen) gingen durch beide Hände und durch das

Joch. Der Pflug selbst besteht aus einem starken, gekrümmten Stück

(buris), das aus Holz zu denken ist; an seinem unteren hakenförmig

gekrümmten Ende ist mittelst Ringen ein Eisen (oder nur ein Bronze -

schuh) befestigt, der als Pflugschar {vomer) dient; die Sterze (stiva),

welche mit dem Krummholz aus einem Stücke besteht, ist mit einem

Querholze zum Auflegen der Hände versehen.

Man hat früher in der Gruppe Tarchon erkennen wollen, der

nach der etruskischen Sage beim Pflügen den Tages fand (vgl. Band

I n. 702), und hat dann auch die nebenstehende kleine Statuette der

Minerva als zugehörig betrachtet. Doch hat diese offenbar nichts

mit dem Pflüger zu tun. Die etwas schwerfällige aber lebendige Gruppe

des Pflügers ist gewiß das Weihegeschenk eines Ackermannes, der

darin ein Bild seiner Arbeit veranschaulichen wollte.

Aus der Gegend von Arezzo. Oori Moaeo Etrusco I T. 200. Micali Antichi monu- menti (Florenz 1810) T. 50, Monumenti per servire alla storia (Florenz 1833) T. 114. Müller-Deecke Die Etrusker I 8. 218. Baumeister Denkmftler des klass. Altertums I S. 18. Daremberg-Si^io Dictionnaire des antiquitös I S. 355. Martha L'art 6trusque S. 510. Beschreibung Borns III, 3 8. 496. Vgl. den Pflug aus Telamon, Milani Studi e materiali di archeol. e numism. I 8. 127.

1724 Zwei Statuetten galliseher Krieger.

Die eine Statuette zeigt uns einen lebhaft ausschreitenden Krieger, der in der erhobenen R. eine (jetzt verlorene) Waffe, vielleicht eine Axt schwang und mit der L. den Schild vorhält, die andere stellt einen Krieger in ruhiger Haltung mit Lanze in der L., einen länglichen Schild in der B. dar. Beide Krieger, die in ein kurzes hemdartiges Gewand gekleidet sind, tragen an der r. Seite an einem um die Mitte gelegten Gurt ein Schwert, ihre Helme haben die Form von Sturm- hauben. Alle diese Eigenarten der Bewaffnung stimmen zu dem Bilde, das wir nach literarischen Zeugnissen von den Galliern gewinnen, so daß wir in den Statuetten Darstellimgen gallischer Krieger erkennen dürfen, die ein italischer' Künstler gegen Ende des 3. Jahrhunderts V. Chr. geschaffen haben wird.

Ausonia II 8. 281 f. (Paribeni). Beinach B6pert. de la statuaire lY 8. 104, 116.

1725 Taube aus Bronze.

Auf dem r. Flügel ist eine etruskische Inschrift eingeritzt.

Aus Volterra. Bullet, d. Inst. 1845 8. 138. Fabrefcti Corp. Inscr. Italic, n. 347. Corp. Inscr. Btrusc. n. 53. Torp Etriisk. Beiträge I S. 93. Lattcs Correzioni al Corp. Inscr. Btrusc. S. 36.

298 DAS KIRCHERßCHE ü. PRÄHIST. MUSEUM. 1726-1737.

1726 PUosartige Sturmhauben und Yisierhelm aus Bronze.

Der Helm mit festem Nasen- und Wangenschutz mag ein unter- italisch-griechisches Erzeugnis sein aus dem 6. oder 5. Jahrh. v. Chr. Zu den Sturmhauben vgl. Band I n. 611.

1727 Sehleudergeschosse (darunter auch einige griechischer Her-

kunft). Die Griechen und Römer hatten seit alter Zeit Schleuderer im Heere, deren Geschosse von meist olivenf örmiger Gestalt aus Stein oder (wie in späterer Zeit gewöhnlich) aus Blei sich an Orten, die ein- mal eine größere Belagerung durchzumctchen hatten, in großer Anzahl zu finden pflegen. Sie tragen häufig Inschriften, die bald einen Volks- oder Stadtnamen, bald den Befehlshaber, bald Nummern und Bei- namen der Legion angeben, endlich auch soldatische Witze und Wün- sche, drohende oder höhnende Worte, die an den Feind gerichtet sind. Ein großer Teil der hier ausgestellten Exemplare stammt von den in Picenum, insbesondere in dem Grebiet von Asculum geführten Kämp- fen des sogenannten Bundesgenossenkrieges (91 88 v. Chr.), ein an- derer von der Belagerung der von Lucius Antonius verteidigten Stadt Perusia durch Octavianus (40 v. Chr.). Die Fälschung hat sich dieser Gattung der Anticaglien in ausgiebiger Weise zugewendet; auch von gefälschten Schleuderbleien sind einige Proben hier ausgelegt.

Vgl. Ck>rpu8 inscTipt. Latin. I S. ISSff., IX S. 631fl. Ephem. epigraphica VI (Zangemeister). Bergk Inschriften römischer Schleudergeschosse (Leipzig 1876). De Buggiero Gatalogo S. 82ff.

Dritte Abteilung. Im mittleren Fach:

1728 Figur eines auf den Händen gehenden Jongleurs«

Micali Antichi monum. T. 56, 1. Vgl. Sitzungsber. d. sftehs. Gesellschaft d. Wteaensch. zu Leipzig 1878 S. 132 (Heydemann). Longp6rier, Notice des Bronzes du Louvre n. 613. Babelon-Blanchet Catal. des Bronzes de la Biblioth. nat. S. 426 n. 963.

Zwei weitere Statuetten eines rücklings auf Händen und Füßen

gehenden Jongleurs stehen im mittleren Fach der fünften Abteilung

dieses Wandschrankes.

1729 Obere Hälfte eines kleinen Skelettes.

Kleine Skelette, an denen Arme imd B^ine beweglich angebracht waren, gehörten zu den beliebten Nippsachen der Elaiserzeit; wir wissen, daß sie gelegentUch auch bei Gastmahlen von Hand zu Hand gegeben wurden, um nach einer alten Sitte (Herodot II 78) den Spruch zu versinnlichen: Comedamus et bibamus, cras enim moriemur.

Ficoron! Oemm. antiqu. litterat. (Rom 1758) T. VIII» 4 S. 96. Vgl. Longp^ier Notice de bronzes ant. du Louvre n. 691. Walters Catalogue oi bronzes in the Brit. Museum n. 1682. Monum. ant. dei Lincei V. S. 10 (LovateUi). Monuments et ra6- moires de l'acad. des inscr. Fondation Piot V. S. 225 f. (H6ron de Villefosse).

KOEEIDOR LIV (BRONZEN). 299

1730 Kleine Bronzegruppe eines Popa und eines Camillus.

Der Popa trägt Opferbeil und Kessel, der Camillus mappa

und Schale. Vgl. n. 957, 1177. 1439, 1523.

L'arte II (1899) S. 69 und Eig. 35 auf S. 52 (Wilpert). S. Beinach Br6per- toiie de la statuaire III S. 146.

1731 Helmzierden in Form Yon Statnettengruppen.

Die zwei einander entsprechenden archaischen Statuettengruppen

von Kämpfern waren als Zierrat eines altitalischen Helmes in der Weise

verwendet, daß zwischen ihnen der Helmbusch befestigt war. Die

in demselben Fache befindliche Gruppe eines langhaarigen Jünglings,

der ein sich bäumendes Pferd führt, gehört der gleichen Zeit an und

diente in ähnlicher Weise als Helmschmuck. Vgl. Ann. d. Ingt. 1874 S. 46f. (Heibig).

1732 Kopf des Apollon.

Die Bronze gibt einen Ty^ua der nachpraxitelischen Zeit wieder, in welchem der Gott als anmutiger, schwärmerischer Jüngling aufge- faßt war. Vgl. Band I n. 878.

Vgl. Winckelmann Gesch. d. Kunst V, 5 § 27; VII, 2 § 20. Overbeck Griech. Kongtmytbologie IV S. 120 („Apollon mit der Onkosflecbte")*

1733 Köpfchen eines bärtigen Gottes aus vergoldeter Bronze. Kopie nach einem feinen Original des 5. Jahrhunderts v. Chr.

1784 Jünglingskopf aus vergoldeter Bronze (mit einem Reifen im

Haar), in römisoher Auffassung wohl ein Genius. Vgl. Wlnckelmami Gesch. d. Kunst VII 2 { 20.

Im untersten Fach:

1735 Zwei Paar broniene Beinschienen.

1736 Schönes Pferde-Kopfgesehirr.

Die Ornamente bezeugen griechischen Ursprung. Das Stück mag in der späteren hellenistischen Zeit in Kampanien verfertigt wor- den sein.

Vgl* Femioe Griech. Fferdegeschiir (66. Berliner Winckelmannsprogramm 1896) S. 12. NotiJde degli scavi 1897 S. 137 (Pasqui).

Vierte Abteilung.

1737 Bronzener Aufsatz in Gestalt einer Dionysosfigur.

Die Gestalt des jugendlichen Gottes, der mit Traube und Winzer- messer ausgestattet ist, verschwindet von der Hüfte an in einem vier- eckigeu Postament, an dem r. und 1. ein Fortsatz in Form eines nach oben hackenartig eingebogenen Fingers ansitzt. Das Stück bildete, wie ahnliche mit Resten von Wagen gefundene Exemplare zeigen, die ^Bekrönung eines senkrecht eingesteckten Pflockes an der Deichsel oder an dem Joche, wobei die seitlichen Fortsätze zur Auf- nahme der Stränge dienten.

über Stücke gleicher Vertrendung vgl. Rev. d. etudcs anciennes 1899 S. 167 (Lechat). Annales de la soc. d'arch^ol. de Broxelles 1907 S. 293 (Gumont). Memoires de la soci6t6 des antiquaires de France 1909 S. 146 f. 186 f. (H6ron de Villefossc). Per- drizet Bronzes grecs d'^gypte S. 85.

300 I>AS KIRCHERSCHE U. PRÄHI8T. MÜSEÜM. 1788-1746.

Im mittleren Fach:

1738 Drei YotlThände aus Bronze.

Zwei davon sind am Gelenk mit einer Schlange umwunden. Von größerem Interesse ist die dritte Hand; sie ist an der Außen - und Innenfläche, wie an den Fingern mit einer Anzahl von Tier- gestalten (Schildkröte, Frosch, Eidechse) und anderen Gegen- ständen besetzt, welche apotropäische (prophylaktische) übel- abwehrende — Bedeutung haben, hatte also selbst den Charakter eines Amuletts. Es sind über 30 solcher Hände bekannt; immer ist die rechte Hand dargestellt, ihre drei ersten Finger sind aus- gestreckt, die zwei letzten eingeschlagen, eine Gebärde, die wohl selbst apotropäischen Charakter hat. Alle diese Hände gehören der späteren römischen Kaiserzeit an. Über ihre religiöse Be- deutung vgl. Band I S. 373 n. 654; Band II n. 1346 u. 1522.

Bonanni, Mus. Kircher. II 25 S. 83. Elwoithy, Horns of honoor S. 258, 242. Vgl. O. Jahn, Aberglauben des bösen Blickes (Ber. d. sftchs. Gesellsch. d. Wissensch. 1855) S. 101. Arch.-epigraph. Mitteil, aus Osterreich II S. 44f. (BUthey). Monum. ant. dei Lincei I S. 170 (Lovatelli). Babelon-Blanchet Gatal. des bronzes de la Bibl. nat. n. 1064. Blinkenberg Archftolog. Studien S. 71, 3; 78, 22; 85 E 22. Bev. arch. 1905 S. 166 (Dussaud). Compte rendu de Tacad. d. inscr. 1906 S. 70ff. (Gumont). Archiv f. Eelig.-Wiss. 1911 S. 118 f. (Perdrizet). Weinreich, Heilungswunder S. 16 ff. Roschers Lex. d. Mythol. IV 8. 245 ff. (Eiaele).

Im untersten Fache unter anderen Spiegeln:

1739 Birnenförmiger Spien^el mit lateinischen Inschriften.

Die Zeichnung zeigt einen bekränzten bärtigen Silen mit deut- lichen Schweinsohren (Mar&uas), der hüpfend in der R. einen Weih- wedel schwenkt; r. steht auf hohem Postament ein reiohdekorierter Krater. Links im Hintergrund ahmt ein kleiner bocksfüßiger Panisk (Pain88C08 lautet die verschriebene Beisohrift) possierlich-übertrei- bend die Bewegung des Silens nach. Neben dem 1. Beine des Marsyas läuft von oben nach unten die Inschrift: YiMBPilipus cailavit, „Vifius Phihppus war der Graveur" der übrigens hier gewiß nur eine ihm vorliegende Komposition kopiert hat. Der Spiegel stammt wohl aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. ; vgl. Band I S. 358.

Aus Palestrina. Monum. d. Instit. IX T. 29, 2. Oerhard-Körte Etruskische Spiegel V T. 46. Vgl. Bullet, d. Instit. i867 S. 67f. (Benndorf). €k>rpus inscrip. Latin. XIV n. 4098. Matthies Die pränestin. Spiegel S. 48.

Fünfte Abteilung. Im mittleren Fache:

1740 Bronzener Eros auf Seepferd«

Die Gruppe bildete wohl den Schmuck eines hölzernen Möbel- stückes.

Musei Kircheriani Aerea II S. 59 (Gontucci).

1741 Gravierte Ciste^ Herakles im Kampfe gegen die Amazonen-

königin.

Vgl. über die gravierten Cisten Band I S. 358 und unten die Be- merkungen zu n.l752.

KORRIDOR LIV (BRONZEN). 301

1742 Drei CistenfüOe mit einer nackten weiblichen, auf dem r. Bein kauernden Flügelfigur, die ihr Haar ordnet, mit verschiedenen Attri- buten (Tiermaske, Salbgefäß) zu beiden Seiten.

Vgl. Schumacher Praenestinische Ciste S. 27.

1743 Kleine Ciste.

Ihre Füße werden von den Figuren komischer Schauspieler (in Maske, mit Korb in der L.) gebildet. Als Deokelgriff dient eine auf dem Boden sitzende, ganz verhiillte Frauengestalt (im Typus griechischer Frauen des 4. und 3. Jahrhunderts), die einen Sonnenschirm über sich hält.

Ans Bolsena. Vgl. Ann. d. Instit. 1866 S. 179 n. 56 (Schöne).

1744 Drei CistenfüBe mit einer Relief gruppe: Poseidon und Gigant. Der Gott, der einen jugendlich gebildeten Giganten über das

Meei hin verfolgt, hält in der L. den Dreizack, mit der R. faßt er den Schild des Gegners. Ein Seeungetüm mit phantastisch gebildetem Kopf beißt diesen in den 1. Schenkel, während ein zweites greifen- artiges Ungeheuer neben seinem Haupte sich erhebt und mit dem Schnabel den Rand des Schildes gefaßt hat. Die Gruppe ist eine italische (etruskische oder latinische) Arbeit etwa aus dem 3. Jahr- hundert V. Chr.

Aus Palestrina. Gori Mus. Etrnsco I T. 124. Inghizami Monum. etruBchi III 3 T. 17. MüUer-Wieseler-Wemicke Denkm. alter Kunst II T. XVI 1. Vgl. Ann. d. Inst. 1866 S. 191 (Schöne). O verbeck Griech. Kunstmythologie III S. 333. Mayer Giganten und Titanen S. 390.

1745 Gewölbte Bundsehilde aus Bronze vgl. Band I S. 361 n. 600. Als Emblem tragen die gewölbten Blechrunde in der Mitte einen

(aus dem Blech getriebenen) Löwenkopf oder einen Widderkopf.

Sechste bis neunte Abteilung.

In diesen Abteilungen ist allerlei Bronzegeschirr vereinigt; in der siebenten Abteilung ein- und zweiarmige Wagen (vgl. Band IS. 384 n. 696), Gewichte in Form von Büsten, von abgestutzten Kugeln und flachen Scheiben, eine Sammlung von Schlüsseln, femer krumm- zinkige Bronzegabeln (vgl. Band I S. 369 n. 633), Strigiles, sowie alle Arten von Schmuckstücken und Toilettengeräten aus Gräberfunden (zum Teile nicht italischer Herkunft); in der achten Abteilung: Schöpf- kellen, eine Kasserole mit zugehörigem Siebe, Löffel, Glocken, eiserne Messer u. a. m.; in der neunten Abteilung:

1746 Wasserleitungsröhren aus BleL

Die Inschriften, welche auf den Röhren stehen, bezeichnen bald die Werkstatt, in der die Röhren verfertigt wurden, bald die Be-

sitzer des Leitungswassers.

Ein Teil der Eöhren stammt aus Ostia. Vgl. De S.ugglero Gatalogo S. 142fl. Lanciani Le acqne e gli acquedotti (Rom 1880). Corpus inscript. Lat. XV 2 S. 90« ff.

302 I^AS KIRCHERSCHE U. PRÄHIST. MUSEUM. 1747—1752.

In der Ecke links:

1747 (7871) Große altertümliche Bronzeamphora mit zugehörigem

Deckel und Gestell.

Die Ansatzstücke der horizontalen Henkel haben die Form von Händen. Am Körper ist als Applique eine Lowenmaske angebracht, deren Maulöffnung kein Loch in der Wandung des Gefäßes ent- spricht; da der Löwenkopf auch im Stil unverkennbar von dem übrigen sich imterscheidet, dürfte es sich um eine moderne oder antike Zutat aus späterer Zeit handeln. Das Gefäß selbst stammt etwa aus dem Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr.

1748 Teile einer Kline, die willkürlich zu einem Bronzesessel

rekonstruiert worden sind.

Antik sind die Metallteile der vier Beine, femer die beiden Seiten- lehnen (f ulcra), deren eine oben in einen Eselskopf, die andere in einen Schwanenkopf ausgeht; am unteren Ende der ersteren ist eine be- kränzte Silensbüste angebracht. Der an dem Sitzbrett umlaufende Beschlag ist aus mehreren Stücken zusammengesetzt^ von denen einige ein schönes Ornament von Mäander und Rosetten (in einge- legtem Silber) zeigen. Für die Form der Kline, zu der die Frag- mente zu ergänzen wären, vgl. n. l643.

Bansom Studies in ancient fumituxe S. 83. 100 f. Vgl. die Stücke des willkürlich zusammengesetzten bronzenen Biselliums im Konservatorenpalast Bd. I S. 548 n. 062. Babelon-Blanchet Bronzes de la Biblioth. nat. 1156 u. 1830. Göttinger Nachrichten 1896 S. 76 (Mau). Coli. Dutuit S. 17 f. n. 26—28 (Fröhner).

Freistehend an der Wand zwischen Fenster und Tür:

1749(7860) Kleine Bronzestatue des Dionysos.

Der Gott ist jugendlich nackt gebildet, mit Epheukranz im locki- gen Haar, einer Kebris auf dem 1. Arm i]pd mit Sandalen an den Füßen; er setzt den 1. Fuß aui einen kleinen Panther, die B. hielt den Thyrsos, die L. ein Attribut anderer Art. Das Werk gibt einen Typus hellenistischer Zeit wieder; nach der stumpfen Behandlung der For- men, die der Ziselierung entbehren, zu urteilen, ist es modern über- arbeitet oder nur ein modemer Abguß einer antiken Bronzefigur.

Musei Kirkeriani Aerea II T. 22 S. 95 (Ck>ntucci). Vgl. Winckelmann Kunstge- schichte VII 2 } 20. Von Heibig als modemer Nachguß erkl&rt.

1750 (7868) Figur eines nackten Knaben aus römischer Zeit.

Wie die etwas vorgebeugte Haltung anzeigt, war die Figur be- stimmt, mit den vor- und auseinandergehaltenen Armen ein großes Becken zu tragen. Die Figur ist eine mittelmäßige dekorative Arbeit, die in dem Garten einer römischen Villa ihren Platz gehabt haben wird.

Musei Kirkeriani Aerea n T. 20 S. 87 (Gontucci).

KORRIDOR LIV (BRONZEN). 303

Davor im Glassohrank:

1751 (67 903) Bronzener Plattenpanzer.

Die Brustplatte ist mit drei im Dreieck angeordneten rmiden Buckeln verziert eine Dekoration, die auf die Verwendung ähn- lich getragener einzelner Schutzscheiben zurückweist. Durch zwei Seitenblätter unter den Achseln und zwei kleinere Plättchen über den Schultern war das Bruststück mit dem Bückenstücke verbunden. Nach dem Ausweise der Grabfunde und Vasenbilder sind solche Panzer von den Bewohnern der Landschaften Italiens, vorzugsweise, wie es scheint, von den Oskem im 4. und 3. Jahrhundert, getragen

worden.

Vgl. Schumacher Bronzen zu Karlsruhe S. 138 n. 713. EÖm. Mittell. d. Instit. XI S. 266 XII S. 123 (Petersen). Jabrtmch d. arch. Inst. XXIV S. 140 (Weege). Monuments et mömoires de l'acad. d. inscr. Fondation Piot XVII (1910) T. XIII f. 3. 125f. (Merlin).

In dem Glassohrank vor dem ersten Fenster:

1752 Flcoronisehe Ciste, Die Argonauten Im Lande der Bebryker

in Bitliynien. (Vgl. die neben dem Glasschrank aufge- hängten Photographien der Zeichnungen der Giste.)

Biese des künstlerischen Wertes ihrer Gravienmgen wegen mit Recht beriihmte Ciste kann als das ausgezeichnetste Stück der ganzen Gattung bezeichnet werden; auch durch ihre Größe überragt sie die andern bisher bekanntgewordenen Cisten, mit denen sie übrigens in der Form vollkommen übereinstimmt (vgl. Band I S, 358). Das Ge- fäß ruht auf drei Löwentatzen, welche einen Frosch platt treten (einer der Füße ist modern). Auf . den Ansatzplatten der Füße ist eine Gruppe von Eros zwischen Herakles und lolaos angebracht. Wie schon die unorganische Art, in der die Flügel an dem Bücken der Mittelfigur ansitzen, vermuten läßt und wie andere Bildwerke be- stätigen, haben wir es hier mit einer willkürlichen Umänderung einer älteren Gruppe dreier Männergestalten zu tun, die zuerst in einem griechischen Belief für die Darstellung von Herakles, Theseus imd Peirithoos nachweisbar ist. (Vgl. unten n. 1908.)

Den Deckelgriff bildet eine Gruppe von drei Figuren. In dem unbärtigen Mann in der Mitte (mit Halsband, an dem die Bulle hängt, reichgesticktem Mantel und Sandalen), wird man trotz des Mangels aller charakteristischen Attribute einen Dionysos im späten italischen Typus erkennen dürfen; er vfird von zwei Satyrn unterstützt, die durch spitze Ohren, Pferdeschwanz, um- gebundene Felle und die Weingefäße gekennzeichnet sind (in der jetzt ergänzten Hand deiä Satyrs rechts vom Beschauer ist wohl ebenso wie bei dem andern Satyr ein Trinkhom vorauszu- setzen). Auf der aufgenieteten Platte, welche dieser Gruppe als Basis dient, ist der Vers eingeritzt: Novios Plautios med JRomai fecid.

304 I>AS KIRCHERSCHE UND PRÄHIST. MUSEUM. 1762.

Dindia Macolnia fileai dedit, d. h. „N. PL hat mich" die Giste ist als Sprecherin gedacht „in Rom veifertigt, Dindia Macobiia" eine Pränestinerin, wie der Name zeigt „hat mich der Tochter ge- schenkt". Der Name der Macohüa erscheint nochmals in flüchtiger Einritzung unter dem einen antiken Fuße wiederholt. Sprach- und Buchstabenformen weisen die Inschriften in die Zeit vor Mitte des 3. Jahrhunderts; es fehlt aber bisher an einer ausreichenden Zahl datierbarer lateinischer Urkunden, lun genauer bestimmen zu kön- nen, wie weit die Inschrift etwa noch über diese untere Zeitgrenze hinaufgerückt werden könnte.

Der Deckel selbst ist reich graviert. Im Lmenkreis sind zwei Löwen und zwei Greife dargestellt, die gegeneinander anspringen - einmal liegt ein Stierhaupt zwischen ihnen ; außen herum ist ein Streif mit Jagddarstellungen gelegt: Männer und Jünglinge (zum Teil von entschieden italischem Typus) jagen zwei Eber, einen Hirsch und eine Hindin. Die lebendig bewegte Komposition in ihrer frischen und sorgfältigen Zeichnung zeigt vielfache Übereinstimmung einer- seits mit griechischen Vasenbildem desselben Inhalts, andrerseits mit den Jagddarstellungen auf dem sog. Alexandersarkophag aus Sidon in Konstantinopel.

Künstlerisch noch bedeutsamer sind die Gravierungen auf dem Körper der Ciste. Oben und unten sind zunächst breite Omament- streifen in der dekorativen Stilisierung der frühhellenistischen Zeit herumgelegt; zwischen reichentwickelten Blumenmotiven und Pal- metten sind im oberen Bande Medusenköpfe, im untern Paare von Sphinxen, die sich wappenartig gegenübersitzen, angebracht. Der Mittelstreif dazwischen wird von einer figurenreichen Komposition ausgefüllt, die ihren Stoff der Argonautensage entlehnt.

Als auf der Fahrt nach Kolohis, dem Lande des goldenen Vließes, lason und seine Gefährten an der Küste Bithyniens landen, da wehrt ihnen Amykos, der König der Bebryker, die Benutzung der Quelle und fordert die Fremdlinge zum Faustkampf heraus die Kampf art, in der er bisher jeden Ankömmling besiegt hat« Aus der Schar der Argonauten tritt ihm der Dioskur Polydeukes entgegen und besiegt durch seine überlegene Kunst den Barbaren. Die Strafe des Unter- legenen bildet den Mittelpunkt des Bildes. Mit Aufgebot aller Kräfte schnürt Polydeukes die Arme des Amykos an einen Baumstamm, in- dem er sich mit dem 1. Arm gegen den Baum stemmt. Beide Gegner haben Fausthandschuhe, die die Unterarme bedecken und mit Riemen umwimden sind; zornige Kraftanstrengung sind in dem Gesichte des einen, Schmerz imd Verzagtheit in dem des andern gut zum Aus- druck gebracht. Rechts neben Amykos sehen wir dessen Mantel iind Schnürschuhe. Unten am Fuße des Baumes kauert^ wie schlafend, der Sklavenknabe des Polydeukes, er hat den Man^l seines Herrn

KORRIDOR LIV (FICORONISCHE CISTE). 305

übergeworfen und halt dessen Schnhe und Schabeisen; daneben liegt, an einem Riemen hangend, das Olf läschchen mid eine Hacke, die zur Bezeichnung des Kampfplatzes und zur Auflockerung des Bodens gedient hat. Rechts steht Athena, die Beschützerin der Griechen im Kampf gegen den Barbaren, die nur durch die Lanze in der L. und die mit Medusenmaske und Sternen geschmückte schlangenum- säumte Aegis als streitbare Göttin gekennzeichnet wird; sie ist reich gekleidet und geschmückt und trägt im Haare einen goldenen dicht- geschichteten Blätterkranz, wie deren so viele den italischen Gräbern entstiegen sind. Über ihr schwebt,' kleiner gebildet und fast völlig entblößt, Nike mit Kxanz und Siegerbinde auf Polydeukes zu. An diese zentrale Gruppe schließt sich beiderseits ein Paar von Zuschauem ; links sitzt auf einer Amphora, mit beiden Armen trotzig seinen Speer aufstützend, ein bärtiger Mann, in Haartracht und Gesichtszügen dem Barbarenkönig nicht unähnHch und gewiß selbst ein Bebryker, also vermutlich Mygdon, des Amykos Bruder und Nachfolger; neben ihm steht, das Kinn nachdenklich auf den Arm stützend, ein bär- tiger Mann mit mächtigen Flügeln, in dem wir wohl den im Bebry- kerland heimisch gedachten Dämon Sosthenes, einen dem Boreas wesensverwandten Gott, erkennen dürfen, der den Argonauten ihren Sieg vorher verkündet hatte. Auf der andern Seite sitzt ein grie- chischer Jüngling, der durch einen Kranz im Haar und ein Armband italischer Form vor den andern «asgezeichnet ist, offenbar lason, der Führer der Argonauten; hinter ihm steht in bequemer Haltung ein bärtiger Mann (in Rückensioht), den wir wohl Herakles benennen dürfen, der nach späterer Sage auch an dem Zuge nach Kolchis teil- genonmien hat.

Rechts von diesen Figuren sehen wir das Schiff der Argonauten, die Argo, die an einer freien Stelle zwischen den Uferfelsen ans Land gezogen worden ist; von dem Buge des Hinterdeckes flattert eine Tänie im Winde. Auf dem Verdecke sitzt ein Jüngling, der nach dem Schauplatz des Kampfes ausblickt. Hinter ihm schläft, rücklings hingelagert, einer seiner Gefährten; ein anderer ist an einem Vor- ratssacke beschäftigt: nach dem Siege wird das Mahl gerüstet. Ein Jüngling steigt eben auf einer an das Schiff gelehnten Leiter vom Verdecke herab; er trägt eine kleine Henkeltonne und einen Korb, aus dem ein Gewandstück hervorhängt. Auf dem Boden neben der Leiter sitzt ein mit Schwert und Speer bewaffneter Jüngling, der an seinem Schuh die Riemen zu ordnen scheint.

Diese Argonautengruppe, die noch in unmittelbare Beziehung zu dem Kampfe des Polydeukes gesetzt ist, bildet den Übergang zu der Szene am Quell, an dessen Wasser sich die Griechen nun ungestört erfreuen können. Die Quelle, die hoch aus dem Felsen sprudelt, ist in ein Löwenmaul gefaßt. Über einer untergestellten Amphora spritzt

Hei big: Führer. II. 3. Aufl. 20

306 DAS KIRCHERSCHE UND PRÄHIST. MUSEUM. 1752.

das Wasser hoch aui, ein Argonaute labt sich eben aus einer großen Schale, links hängt am Felsen eine ähnliche Schale zum Gebrauche der Wanderer. Ein dickbäuchiger Silen, in einem T3rpus, den wir durch italische Bildwerke kennen, sitzt neben dem Felsenquell, mit den Fäusten auf seinen Wanst lostrommelnd; wie das derb ver- gnügte Grinsen zeigt, mit dem er zu dem Jüngling links von ihm emporblickt, will er mit dieser Gebärde dessen gymnastische Übung parodieren; der aber läßt sich nicht stören und führt kräftige Schläge gegen den an einem Baume aufgehängten Sandsack (oder Schlauch) eine beliebte Vorübung zum. Faustkampf (vgl. Band I S. 387 n. 704). Weiter rechts sehen wir einen andern Genossen, der eine schon gefüllte Amphora mit ihrer Spitze in dem weichen Erdreich festzustellen sucht. Oben auf einem Felsen ruht in anmutiger Hal- tung der jugendliche Ortsgott, der nach italischer Sitte ein Hals- band mit Bulla trägt und eine flatternde länie in der B. hält. Weiter rechts sehen wir zwei junge Argonauten in traulichem Gespräch; freundschaftlich legt der eine, der bloß mit einem metallbeschlagenen Gürtel und mit Jagdschuhen bekleidet ist, seinen Arm um den Kacken des andern, der in lässiger Haltung dasteht und durch seine Schiffer- mütze wohl als der zweite der Dioskuren, Kastor, gekennzeichnet werden soll; zwischer ihnen am Boden liegt eine Amphora. Diese schöne Freundesgruppe hat der Künstler trennend und verbindend zwischen die Szene am Quell und die Szene von Amykos' Bestra- fung eingeschoben; daß beide in unmittelbarer Nähe voneinander anzusetzen sind, zeigt die Amphora, auf welcher einer der Zu- schauer des Hauptbildes sitzt. Denken wir uns den Bildstreifen in einer Ebene aufgerollt, so nimmt dieses Hauptbild die Mitte ein zwi- schen den Gruppen am Landungsplatze und den Gruppen an der Quelle, zu der Amykos den Schiffern den Zugang hatte verwehren wollen. So schließt sich die Komposition zu einem einheitlichen, wohl abgewogenen Ganzen zusammen, das ebenso durch die Fülle schöner Motive wie durch die sorgfältige Durchführung aller Einzelheiten immer von neuem erfreut und eingehende Betrachtung verdient und verlohnt.

Zweifellos geht die Gesamterfindung in letzter Linie auf eine Schöpfung der griechischen monumentalen Malerei zurück. Der Um- stand, daß viele einzelne Motive schon in Bildern des Polygnotischen Kreises sich nachweisen lassen, hat zu der Vermutung geführt, daß die Komposition in ihrer Gesamtheit ein Wandgemälde Polygnots wiedergebe. Aber auch wenn wirkUch ein Gemälde mit gleichem Bildstoff aus Polygnotischen Kreisen existiert haben sollte, das für die Verteilung und Anordnimg der Figuren maßgebend blieb, so geht doch das Graffito der Ciste sowohl in zahlreichen einzelnen Motiven wie durch die Art der Komposition man beachte vor al-

KORRIDOR LIV (FICORONISCHE GISTE). * 307

lern den Versuch, durch einen einheitlichen landschaftlichen Hinter- grund das Bild zusammenzuschließen weit über das hinaus, was für die Malerei des 5. Jahrhunderts vorausgesetzt werden kann. Die unmittelbare Anregung dürfte dem wohl aus Kampanien stammenden Künstler der Ciste durch ein von einem griechischen Künstler ge- fertigtes Gemälde aus der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts geboten wor- den sein, das sich in Unteritplien, in Kampanien oder gar in Latium selbst befand. Wenn auf der Ciste nicht nur zahlreiche Einzelheiten in der Ausrüstung der Personen, in Schmucksachen und Geräten die in Italien landesüblichen Formen zeigen, sondern auch ganze Fi- guren, wie die der Athena, der Nike, des Silens, vollständig in der Typik, die der italisch-griechischen Kunst seit dem ausgehenden 4. Jahrhundert geläufig waren, wiedergegeben sind, so wird das nicht alles eist auf Eechnurg des Künstlers der Ciste, sondern zum guten Teil auf die jenes vorbildlichen Gemäldes zu setzen sein, wenn wir auch nicht imstande sind, festzustellen, bis zu welchem Grade der Graveur selbständig seine Vorlage verändert hat.

Daß auch die Zeichnungen der Ciste selbst, die kaum vor 300 entstanden sein werden, von einer griechischen Hand herrühren, scheint die liebevolle Sorgfalt der Ausführung zu beweisen. Sehr viel geringer ist die Arbeit in den Gruppen der Cistenfüße und der Deckel- figuren. Da die Inschrift des Plautios auf der Fußplatte der Deckel- figuren steht, so hat man gemeint, Plautios hätte bloß diese Figuren, nicht aber die Graffiti verfertigt. Allein zweifellos ist, daß die In- schrift erst nachVollendung des Ganzen zugefügt worden ist, so daß wir Novios Plautios als den Besitzer jener Werkstatt ansehen dürfen, aus der die Ciste hervorgegangen ist. Der Cistenfabrikant hat vermut- lich die gegossenen Figuren, welche fabriksmäßig in größerer Zahl hergestellt wurden auch von unserer Deckelgruppe ist noch eine Replik erhalten , fertig bezogen, die gravierten Bleche, abör in der eigenen Werkstatt gefertigt. Die Ortsangabe „Romai" deutet darauf hin, daß der Künstler nicht aus Rom selbst stammte, sondern aus Präneste oder Kampanien, wo der Name Novius heimisch scheint, zugewandert war; wie seiner künstlerischen Erziehung nach, so könnte er recht wohl auch seiner Abstammung nach Grieche sein. Wir erinnern. u|is dabei, daß ein Marcus Plautius, von Geburt ein kleinasiatischer Grieche, um dieselbe Zeit oder wenig später diux;h seine (ebenfalls von lateinischen Versen begleiteten) Malereien im Tempel von Ardea großen Ruhm und das Bürgerrecht erwarb.

Im Jahre 1738 in der großen Nekropole von Pr&neste in der Nähe der Kirche San Bocco gefunden, einige Jahre später von Ficoroni erworben und dem Gollegio Bomano geschenkt ( Justi Wuickelmann II S. 128). Musei Kirkeriani Aerea I T. 1 9. Gerhard Etruskische Spi^el I T. 2. Marchi La ciata atletica del muaeo Kircheriano (Rom 1848). Bröndsted Den Ficoroniske Ciste (Kopenhagen 1847). £. Braun Die ficoronische Ciste (Leipzig 1849). Baumeister Denkmäler d. klass. Altertums I S. 454. BoBcher Lexikon der Mythologie I S. 527. Wiener Vorl^eblätter für archäologische

20*

308 DAS KIRCHERSCHE ü. PRÄHIST. MUSEUM. 1753—1768.

j

Übazigen 1889 T. XII. Martha L'art 6tnuqae S. 637. Vgl. O. Jahn Die ficoronuche

eiste (Leipzig 1852). Ann. d. Instit. 1862 S. 15 ff. (Brunn); 1866 S. 151 ff., 203 (Schöne).

Mommsen B.öm. Geschichte I' S. 446, 478. Schumacher Pr&nestin. Giste zu Karls- I rohe S. 20. Furtwanfi^ Oriech. Meisterwerke S. 152. Wickhoff Bie Wiener Genesis

I S. 71. {meine Schriften III S. 103 u. 150.) Corpus Inscript. Latin. XIY n. 4112 u.

I S.328ff. Jahreshefte d.österr.arch. Instit. XIII1910 S.117. Behn BieficoronischeCista

1907. Zu der Beliefgmppe an den Füßen vgl. noch Petersen Ein Werk des

Panainos S. 8f. Furtwängler Ant. Gemmen S. 189.

Hinter der Ficoronischen Ciste im Fenster links:

1753 Fragment einer griechischen Spiegelkapsel mit Bellet^ Gi-

gantenkampl.*)

Die voUgerüstete Athena (mit dreifachem Helmbusoh) schreitet

in lebhafter Bewegung rechtshin, indem sie mit der (weggebrochenen)

Lanze zum Stoße ausholt gegen einen Giganten (Enkelados), dessen

Kopf jetzt fehlt; er hat (jetzt fast ganz zerstörte) Schulterflügel, seine

Beine gehen vom Knie ab in Schlangenleiber über, während an den

Oberschenkeln die Andeutung tierischer Schuppen sich findet. Um

den 1. Arm hat er ein Fell gewickelt, mit der B. hebt er das Schwert

mehr zur Abwehr als zum Schlag. Das fein gearbeitete Belief erinnert

in der Gestalt des Schlangenfüßlers an die späteren Darstellungen

der Gigantenkämpfe, wie sie der jetzt im Berliner Museum befindliche

Altar von Pergamon vor Augen stellt, doch wissen wir, daß dieser

Typus in der attischen Kunst schon bedeutend früher bekannt war.

Man wird daher das Bronzerelief, das in seiner gehaltenen Art den

Stil der vorpergamenischen Epoche zeigt, noch um die Wende des

4. und 3. Jahrhunderts ansetzen dürfen.

Journal of hellenic studies IV 8. 90 (A. H. Smith). Hoscher Lexikon der Mytho- logie I S. 1666 (Kuhnert). Vgl. Berichte d. sächs. Gesellsch. d. Wissensch. 1878 S. 131 f. (Heydenuuin). Blayer Giganten und Titanen S. 396. Festschrift f. O. Benndorf S. 72 (Winnefeld). Bollet. d'arte del ministero d. p. istruz. ni S. 196 (Della Beta).

1754 Kleines ausgeschnittenes Bronzereliel eines Herakles.*)

Herakles schreitet rechtshin mit der Keule in der erhobenen R. ; da« Belief gehört vermutlich zu dem Beschlag eines Kästchens. Grie- chische Arbeit der Zeit um 500 v. Chr.

Vgl. Bischer Lexikon der Mythologie I S. 2150. Olympia IV S. 108 (Furtw&ngler).

Rechts:

1755 Fragmente von Bronzestreilen mit archaischen Reliefs In

getriebener Arbeit*)

Diese' Beliefstreifeu sind aus denselben Stempeln geschlagen, wie

die Reliefs von Bomarzo im Mus. Gregoriano I n. 747, und müssen

gleicher Herkunft wie diese sein; vgl. Band I S. 401.

Vgl. Schumacher Frftnestinische Ciste xu Karlsruhe S. 68f. Matthies, Die piftnestin. Spiegel S. 22 f.

*) Dieses Stück war zur Zeit der Drucklegung vorläufig von seinem Au&tellungs- olatze entfernt.

KORRIDOR LIV (BRONZEN). 309

Zwischen dem ersten und zweiten Fenster an der Wand:

1756 Piänestlniseher Spiegel: Polydenkes und Amykos (vgl. die

daneben ausgehängte Zeichnung).

Links steht PoUuz (Pohces), der, völlig nackt, nur mit den Faust- riemen ausgerüstet, seinen Gegner zum Kampfe herauszufordern scheint ; rechts auf einem zubehauenen Blocke (Altar?) sitzt, ebenfalls nackt und mit Faustriemen bewehrt, Amykos {Ämtices). Hinter Amykos steht mit Zepter in der L. eine bekleidete Frau; die neben ihrem Kopf am Gründe angebrachte Mondsichel und die Beischrift Losna lehren, daß der Künstler diese Frau als die Mondgöttin Luna angesehen wissen wollte; ob er selbst erst willkürlich die in andern Amykosbildem anwesende Minerva (vgl. n. 1752) in solcher Weise umdeutete, oder ob er einer anderen Vorlage folgte, in der eine als Mondgöttin deutbare göttliche Vertreterin des Bebrykerlandes eine Stelle erhalten hatte, mag dahingestellt bleiben. Der Spiegel, der nach Zeichnung und Ornamentik nicht vor der 1. Hälfte des 3. Jahr- hunderts verfertigt sein dürfte, soll zusammen mit der Ficoronischen eiste n. 1752 gefunden worden sein.

Gerhard Etrnsk. Spiegel II T. GLXXI ; HI S. 166. Vgl. Jahn Fiooron. Cista S. 56! . Schumacher Pr&nesthi. Ciste S. 71. Eoscher Lex. d. Mythol. II S. 2150. Blatthies Die prftneBtin. Spiegel S. 45 f. 71 f.

Im Glasschranke vor dem zweiten Fenster:

Im unteren Fach:

1757 YotiTgeläße ans Silber und Bronze.

Diese Gefäße wurden im Jahre 1852 bei Vioarello am Lago di Bracciano zusammen mit Tausenden von Münzen (vgl. S. 292) gefunden. Wie ihre Inschiiften beweisen, haben wir es hier mit Weih- geschenken für Apollon und die Nymphen zu tun, welche die Be- sucher der seit Alters berühmten Heilthermen am See von Bracciano als Tribut frommer Dankbarkeit hinterlassen haben, vgl. Band I S. 378 n. 676. Neben Schalen und Bechern fallt ein fragmentiertes Silberkännchen in die Augen, auf dem (in Belief) ein Fan mit einem Korb Trauben in der L., einem Thyrsos in der R. dargestellt ist.

Marchi La stipe tributata alle divinitä delleAcque ApoUinari S. 185. De Euggiero Catalogo S.102f. Corpus Inscr. Lat. XI S. 496.

Im oberen Fa^he:

1758 Tier Silbergefäße in Form von Meilensäulen.

Auf diesen ebenfalls in Vicarello gefundenen Gefäßen sind in vier Kolumnen die Namen und Entfernungen der Tagesstationen auf der Strecke von^Gades (Cadix) nach Rom aufgezeichnet; die Gesamt- summe der einzelnen Distanzen ist auf der Basis angegeben, und zwar auf zwei Itinerarien mit 1841 Tausend Schritt, während die beiden andern um weniges abweichen. Die Gefäße, die von unglei-

310 DAS KIRCHERSCHE ü. PRÄHIST. MUSEUM. 1769—1765.

eher Größe sind, stammen aus verschiedenen Zeiten (die größeren aus der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts, das kleinste aus dem 3. Jahr- hundert n. Chr.) und rühren offenbar von Kurgästen her, die aus dem südUchen Spanien nach Rom und von dort an den See von Brac- ciano gereist waren. Die Inschriften sind vermutHch eile von einem und demselben Stationenverzeichnis, das wohl in Gades auf einem öffentlichen Denkmal eingetragen war, abgeschrieben; die Silber- arbeiter, die mehr den dekorativen als den praktischen Zweck im Auge hatten, haben dabei einzelne Kürzungen vorgenommen, und im übrigen durch viele unbeabsichtigte Zeilenauslassungen und

Fehler den Urtext in mannigfacher Weise entstellt.

Marcbi La stipe tributata alle divuiitä delle Acque ApoUinari. De Boggiero Ga- talogo S. 102 f. n. 402 HO. Corpus Inscript. Lat. XI 3281—3284. Jahreshefte d. österr. archftol. Instit. V S. 22f. 54" (Kubitechek).

1759 Kleiner Bronzebecher mit Silberplattierung.

Der feingearbeitete Becher ist mit aufgelöteten Palmetten, Trau- ben und Blätter verziert und mit Silber plattiert.

De Buggiero Gatalogo S. 231 n. 22. Zur Technik Tgl. Bonner Jahrbücher d. Altertumsfreunde CXYIII S. 202 (Drexel).

Dahinter im Fenster links;

1760 Kopf einer Meduge mit lateinischer Künstlerinächrif t *)

Der Kopf, der den Medusentypus der hellenistischen Zeit zeigt.

ist geflügelt; durch die langen Haare winden sich Schlangen. Auf

dem Halse steht die Inschrift C. Ovio Ouf fec(i)U Caius Ovius von

der Tribus Oufentina war also der Künstler, der dies Stück gefertigt

hat; er wird etwa um die Mitte des 2. Jahrhunderts, vermutlich in

Latium (Präneste?) tätig gewesen sein.

Vgl. O. Jahn Ficoron. Ciste S. 61. Hitschl Friscae Latinit monum. epigrapb. T. I C. Mommsen Die unteritalischen Dialekte S. 305. Corp. Inscr. Lat. I 51. XI 6720, 20.

Darüber:

1761 Bronzeblech mit Münzporträts. *

Auf dem Blechstücke sind die Gewandbüsten eines älteren, iin- bärtigen lorbeerbekränzten Mannes, eines Kindes und einer Frau aus Formen geprägt. In dem Manne hat man den Kaiser Traianus Decius (t 251), in der Frau dessen Gattin Etruscilla, in dem Kande den Sohn Herennius erkennen wollen. Die ursprüngliche Bestim- mung des Bronzebleches, das von mehreren NagellÖchem durch- brochen ist, bleibt unklar.

Rom. Mitteil. d. archftol. Instit. XXI S. 83 t. (Staehlin).

1762 Bronzene Zierstücke und Attachen.*)

Hervorzuheben sind verschiedene komische, tragische tind Süens- masken, femer ein kleiner schlangenwürgender Herakles (Applike),

*) Dieses Stück war zur Zeit der Drucklegung vorläufig von seinem Aufstellunga- platzc entfernt.

KORRIDOR Lir (BRONZEN). 311

Im Fenster rechts:

1763 Fragmentierte Bronzestreilen mit Tierfiguren«*)

Drei Fragmente horizontaler Streifen sind mit hintereinander schreitenden Tieren (Löwen, Panther, Eber, Stier) verziert, ein vertikal gestelltes Stück zeigt einen auf den Hinterbeinsn aufgerich- teten, geflügelten Steinbock. Die Streifen, die noch der 1. Hälfte des 6. Jahrhmiderts angehören dürften, werden von den Belagstücken eines hölzernen Möbels herrühren.

Vgl. die Stücke im Museo Gregor iano Band I S. 400 n. 746.

In der Ecke:

1764 Rechter Arm einer lebensgroßen Bronzestatue.

1765 (7870) Archaisclie Bronzeamphora.

Die Henkel der wohl noch dem 6. Jahrhmidert angehörenden Amphora enden einerseits in bärtige, kahlköpfige Tritonen, am Halse in Pferdeleiber.

Über der Ausgangstüre (aus dem Museum in den Flur) sind Holz- l)alken (mit Bronzenägeln) angebracht, die aus dem Nemi-See ge- fischt wurden, also wahrscheinlich zu einem der dort unterge- gangenen Schiffe gehörten. Vgl. oben n. 1522.

•) Dieses Stück war zur Zeit der Drncklegung vorläufig" von seinem Aufstellungs- platze entfernt.

Das Museum der Villa Papa Giulio.

Die von Vignola unter Beihilfe von Michelangelo und Vasari für den Papst Julius III. (1550 55) erbaute Villa di Papa Griulio ist seit 1890 als Nationalmuseum eingerichtet worden und soll alle außer- halb der Stadt gemachten Funde der Provinz, ausgenommen die Werke der großen Kunst, umfassen. Die oberen Säle enthalten den älteren, früher in den Diokletiansthermen untergebrachten Bestand des Museums, die Funde von den Gräberfeldern f aliskischer Stödte, besonders dem alten Falerii. Im Untergeschoß sind in topo- graphischer Anordnung die von den Tempeln in'jFalerü, Segni, Conca stammenden Terrakotten aufgestellt, außerdem geschlossene Fundgruppen, die über die Kultur des alten Latium und Umbrien Aufschluß geben. Unter ihnen ragt hervor die in einem eigenen Saale gleich rechts vom Eingang mustergültig aufgestellte wundervolle Sammlung Barberini. Der im Erdgeschoß gelegene Teil des Museums, der in beständigem und raschem Wachsen begriffen ist, wurde im Juni 1912 eingeweiht. Ein wissenschaftlicher Katalog des ganzen Museums ist in Vorbereitung. Binnen kurzem wird eine von della Seta verfaßte Beschreibung mit dem Titel Villa Giulia e Museo bei Danesi in Rom herausgegeben werden.

Über die Sammlungen vgl. NuovaAntologia 1889, 410—44 (Brizio), Eöm. Mitt. 1891 (VI) 22611. (Petersen), Joum. of tbe brit. and am. society I (1888/89) 160fr. (Dennis), GlassicalBeview 1890, 482 f. Kapoleone Bertoglio-Pisani, un nuovo ed un veccbio museo (Milano 1891). Wegen der Funde von Narce vgl. man das im Vorwort zu Bd. I S. VI Gesagte; wie skrupellos man bei der Aufteilung dieser Funde verfuhr, geht z. B. aus dem M6moires de l'acad. des inscriptions XXXVII 2 S.Slff. Note 2 er- wähnten Fall hervor.

Gleich rechts vom Eingang:

Sammlung Barberini.

Den Inhalt dieser einzigartigen und kostbaren Sammlung bilden Funde, die in den Jahren 1855, 1859 und 1866 auf einem im Besitze der Barberini befindlichen, heute Oolombelle " genannten Grundstücke in Palestrina, dem alten Prftneste, gemacht wurden, außerdem einige sporadische Funde, die zwar sicher auch aus Palestrina stammen, ttber die jedoch keine zuverlässigen Fundangaben vorliegen.

Die Sammlung, die sich lange Zeit im Privatbesitz der Barberini in Rom befand, dann ins Ausland verkauft zu werden drohte, ist seit einigen Jahren vom Staate erworben und nach äbrgfältiger Aufstellung, um die namentlich A. della Seta verdient ist, 1912 eröjHnet worden. Ein wissenschaftlicher Katalog della Setas ist in Vorbereitung. Vorläufige Beschreibung mit zahlreichen Abbildungen: B(^lettino d'arte ni (1909) S. 161 ff. (della Seta). Photographien der meisten Objekte sind von Alinari, Anderson, Brogi und von dem Unterrichtsministerium (durch Gargiolli via Miranda 1 Born) zu beziehen.

SAMMLUNG BAEBERINl. 313

Die Gegenstäude zerfallen in zwei große Gruppen, die Funde aus einem arohaisohen Grabe des 7. Jahrhunderts (Mittelschrank und Ve- trinen vor und rechts neben dem Fenster der Schmalwand, gegenüber dem Haupteingang) und Funde aus verschiedenen jüngeren Gräbern, etwa des 3. bis 2. Jahrhunderts (übrige Schränke).

Daß Funde aus der Zeit des 6. bis 4. Jahrhunderts in der Sammlung nicht vorhanden und nach den Fundberichten überhaupt nicht zutage gekommen sind, ist auffallend. Entweder lag in dieser Zeit eine Kekropole an einem andern, bisher nicht aufgefundenen Orte bei Pa- lestrina, was bei den zahLreichen dort gemachten Ausgrabungen nicht wahrscheinlich ist, oder aus einem uns nicht bekannten Grunde ist Präneste in dieser Zeit vom griechischen Handel nicht berührt wor- den, der seine Hauptabsatzgebiete inKampanien und Etrurien hatte. Warum wir dann plötzlich vom 3. Jahrhundert ab in Präneste grie- chische oder doch unter stark griechischem Einfluß stehende Kunst- produkte antreffen, ist unbekannt. Von der lokalen, vom 6. bis 4. Jahrhundert in Pränestö geübten Industrie fehlt uns jede Spur bis jetzt. Als Beigabe in Gräbern dieser Epoche wird man eine rohe, lo- kale Keramik voraussetzen dürfen, die bei den Ausgrabungen in einer auf geringfügige Topf soherben nicht aohtend^i Zeit unberücksichtigt blieb. Wie zeitlich, so auch rituell besteht eine Kluft zwischen den Funden der älteren und der jüngeren Gruppe von Gräbern. Letztere bestanden in rohen Steinsarkophagen, die mit den Leichen und Bei- gaben in den Boden eingegraben waren und über denen als Mal ein steinerner Pinienzapfen auf einer Plinthe errichtet war. Darauf ein- gegraben waren nach dem Sdhriftcharakter dem 3. bis 2. Jahrhundert zugewiesene Lischriften mit dem Namen des Toten.

Das archaische Grab wurde 1855 aufgefunden, und zwar in einem Zustande, der die ursprüngliche Anlage nicht klar erkennen ließ. Die Leichen und Funde lagen unter einem Haufen dicker Steine, die aber schwerlich, wie manche Gelehrte meinten, in ritueller Absicht zusammengeschichtet waren, sondern wohl ähnlich wie bei der prä- nestinisohen tomba Bemardini und der oaeretaner Begulini- Galassi alsVerkleidungs-imd Deckenplatten der Grabkammer gedient hatten und durch ihren Zusammensturz die Gegenstände zerschlugen und verschütteten. Über die Zahl und Lage der Leichen, sowie die Vertei- lung der Beigaben läßt sich aus den ungenauen und lückenhaften Aufi- grabungsberichten nichts Sicheres mehr ermitteln. Der große Bronze- schild (1767x) scheint, wie in der Tomba Bemardini, an einer Wand des Grabes gehängt zu haben. Überhaupt müssen wir uns das Grab sehr ähnlich dem letzteren vorstellen. Für den Stil der Funde und die Ci- vilisation, von der sie Zeugnis ablegen, gilt daher das S. 259 Gesagte. DasRegnlini-Galassigrab, das Bemardinigrab und das Grab, aus dem die Funde in der Sammlung Oastellani stammen, gehören der Zeit an.

314 DAS MUSEUM DER VILLA PAPA GIULIO. 1766—1767.

in der der phönizisohe Handel zwar noch im Mittelmeer herrschte, aber

von dem griechischen bereits starke Konkurrenz erfuhr, also der

zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts.

Ober die Tomba Barberlni Tgl. Bull, delllst. 1855 p. XLY ff. (Braun), Annali 1855, 74fl. (Henzen), Archaeologia XLI (1867) 1, S.SOOff. (Garrucci), Femique, ^ude sur Prßneste (Bibl. ^coles franc. XYII) 126fl., bull. oomm. 1898, 183f., 198fl. (Pinza), boll. d'arte III 1dl f. (della Beta) mit vollständiger Liste der Funde. MonteliUB, civil, prim. en It. II 964, S65. Über die Giftber der späteren Periode vgl. ann. dell'Ist. 1855, 75 f. (Henzen), CIL I p. 28 (Mommsen), Femique a. a. 0. 132, Boll. d'arte III ld2.

1766 Funde aus dem archaischen Grabe.

Glasschrank in der Mitte:

a) Kessel aus Bronze mit zwei Panther- und zwei Greifenköpfen auf dem Bande. Ein 5. Kopf war augenscheinlich in dem weiten Abstände zwischen einem Panther- und einem Greifenkopf auf- genietet. Man sieht aUerdings keine Spur, aber der Kessel ist an dieser Stelle geflickt, also wohl modern ergänzt. Vielleicht ge- hörte er auf den

b) Kesseluntersatz^ der unten konisch ist, oben in einen Knauf und Kelch endigt. In getriebener Arbeit sind auf jeder Seite zwei androkephale Löwen mit gebogenen Flügeln und Mitra assy- rischen Stiles dai^stellt (vgl. n. 1599). Zwischen den Flügelwesen je ein Baum; unter ihnen Rosetten. Unten ein doppelter Kranz

hängender Blätter.

Kessel: Montelins, civil, prim. en It. 364, 8. Alinari 20213. TJnteisalz: Boll. d'arte III 177 Fig. 13. Alinari 20214, 20215. Gargiolli £ 2736.

c) Fragmente eines Thrones (vgl. B4t I n. 746) bestehend aus einer Anzahl schmaler rings umlaufender Streifen, abwechselnd verziert mit getriebenen menschlichen Figuren und Rosetten. Unten ein Streifen mit einem Flechtband. Auf der Rückenlehne außerdem große radförmige Rosetten.

Alinari 20217.

d) Becken auf drei hohen Füßen mit getriebenen Figuren.

Die Füße mit geometrischer Verzierung sind modern angefügt, ge- hörten aber wohl ursprünghch dazu. Auf dem Becken sind in Relief sechs Sirenen in Vorderansicht dargestellt auf Stierköpfen, die eben- falls von vorn gesehen sind. Die quadratisch gebildeten Köpfe der Sirenen, deren Gesichter umrahmt sind von in Strähnen geteiltem Haar, sitzen auf langen, dünnen Hälsen. Mächtige, gebogene Flügel sind an den auf ein Minimum reduzierten Körpern angebracht. Zwi- schen den Stierköpfen Blütenornamente.

Boll. d'arte UI 175 Fig. 18. Alinari 20216. Garg. £ 2737.

e) Zwei Gürtel^ dreiteilig, mit Scharnieren und zwei Ösen. Ein- graviert sind darauf geflügelte Löwen und bärtige Sphinxe 1. und r. von vegetabilen Ornamenten.

SAMMLUNG BARBERINI. 315

f ) Beste eines Dreifußes aus Eisen und Bronze mit fein ziselierten Bocksfüßen und primitiv gebildeten Satyrn, die sich am oberen Gefäßrande festhalten. (Vgl. n. 1593.)

Im unteren Fache:

g) Beeken und Kannen aus Bronze, beachtenswert darunter be- sonders zierliche Skyphoi der „protokorinthisohen" Art.

Im Glasschrank am Fenster dem Eingang gegenüber:

1767 Funde aus Gold, Silber und Elfenbein.

Zum Stil des Ooldsehmuckes vgl. das Bd. I S. 387 fr. zum Goldschmuck des Be- gulini-Galassi- Grabes Gesagte.

a) Goldene Gürtelseliließen.

Auf einer rechteckigen Platte, an deren vier Enden katzenartige Köpfe so angebracht sind, daß der langgereckte, umgebogene Hals eine Öse bildet, sind drei Zylinder mit Zickzack- undMäanderomament in feiner granulierter Arbeit befestigt, die ebenfalls in aufwärts ge- bogene katzenartige Köpfe endigen. Die beiden äußeren Zylinder tragen zwölf in einer Beihe gelagerte geflügelte Sphinxe, sechs nach der einen, sechs nach der andern Seite gewendet, ebenfalls verziert in Granuliertechnik. Der mittlere Zylinder zeigt in derselben Weise an- geordnete Chimairen. Zwischen den Zylindern zwei Reihen von je 22 Lowenköpfen mit rückwärts gebogenen Hälsen, auf den Längsrändem der Platte je 25 geflügelte Sphinxe. Das Stück ist sehr ähnlich einem andern in Palestrina gefundenen (n. 1577), unterscheidet sich von diesem aber durch die Hinzufügung der Ghimaira.

BoU. d'arte in 1909, 161 Fig. 1, Garg. B 2734, Allnari 20219.

Goldene Gürtelsehüeße mit aufgesetzten kleinen Enten in Granuliertechnik.

Goldene Gürtelschließe mit vier Reihen aufgesetzter Sphinxe, 6 auf jeder Zone, in Granuliertechnik.

Archaeologia XLI (1867) Taf. VII 3 (Garrucci). Garg. £ 273-4. Alin. 20219.

Fragment einer goldenen Gürtelsclüieße mit 3 Sirenen und 3 Katzenköpf^n auf stark zurückgebogenen Hälsen.

Garg. E 2734. Alin. 20219.

Zylindrisches Mittelstück einer goldenen Gürtelschließe

mit geometrischer Verzierung in Granuliertechnik.

Boll. d'arte in 166 Fig. 2. Garg. £ 2734. Alin. 20210.

b) Zwei goldene Fibeln (,serpeggianti con bastoncini').

Garg. E 2735.

Goldene Fibel mit vier aulgesetzten Enten*

Montelius Taf. 364,3. Garg. E 2735.

o) Zwei goldene Nadeln mit Knauf«

Oarg. E 2735.

316 DAS MUSEUM DER VILLA PAPA GIULIO. 1767.

Silberne Haarnadel mit goldenem Enopl in Form einer ge- schlossenen Blüte.

d) Viele dünne Goldplättehen^ zum Teil mit geometrischem oder vegetabilem Ornament, ursprünglich zur Verzierung des Ge- wandes dienend.

e) Silberschale cyprischen Stiles.

Vgl. Bd. I S. 889f., n S. 260 IL das ttber die Silberschalen des Kegolini-Oalaasi- grabes in Caere und die tomba Bemardini in Praeneste Gesagte.

f) Beste einer silbernen Oinochoe, deren Henkel mittels einer Palmette aus Elektron befestigt ist.

g) Beste Eweier silberner Skyphoi mit Gravierung.

Vor allem zeichnet sich die tomba Barberini vor der tomba Begulini- Galassi und Bemardini aus durch eine Fülle herrlicher Elfenbeingegenstände.

h) Beehte menschliche Unterarme mit Händen aus Elfenbein.

Außer einer Anzahl von Fragmenten drei gut erhaltene Stücke mit * Relief Verzierung in mehreren Zonen. Auf dem Exemplar, dessen Hand intakt ist, wechseln Streifen mit hangenden verschlungenen Palmet- ten ab mit Streifen schreitender Panther. Auf den anderen Exemplaren begegnen Sphinxe, Sirenen, grasende Hirsche, Löwen, vereinzelt eine Chimära und ein ins Knie gesunkener Kentaur mit menschlichen Vorderfüßen. Der Stil der Ornamente ist ein durchaus orientalisierender, unter den vegetabilen Ornamenten kommt die charakteristische cyprische Palmette vor.

Diese Geräte dienten, wie aus der Höhlung ihrer Enden zu ersehen ist, als Griffe und zwar waren sie, wie die Anordnung der Verzierungen zeigt, darauf berechnet, so gehalten zu werden, daß die Spitzen ihrer Hände nach unten standen. Man wird in ihnen Fächer- oder Spiegelgriffe zu erkennen haben.

BoU. d'arte HI 168 Fig. 3 Taf. I. Montelios Taf. 364,5. Oarg. G 3649—52. Alin. 20220.

i) Gekrümmtes Elfenbeinhorn mit Ambra-Einlage. Ein breiterer Streifen in der Mitte der zomenförmig angeord- neten Verzierung zeigt eingeritzt Vierfüßler orientalischen Stiles neben einer Palmette. Es ist nicht ausgeschlossen, daß dcus Hom als Musikinstrument gedient hat.

BoU. d'arte III 171 Fig. 6. Garg. E 2732.

k) Eine Anzahl weiblicher Figürehen aus Elfenbein.

Sie tragen langen Chiton und zopf artig im Bücken bis zu den Füßen reichendes Haar. Eine nagelartige Erhöhung auf den Köpfen und die Abplattung der Fußsohlen verraten die ursprüngliche Bestimmung der Figürehen. Sie dienten als Stützfiguren von Bechern, um deren Fuß

SAMMLUNG BARBERINI. 317

sie angeordnet waren, und sind, dk sie entsprechend an etruskischen Buccherogef äßen vorkommen, vermutlich als deren Vorbilder zu be- trachten.

BoU. d'arte ni 173 Fig. 9. Qaig. E 2733.

1) Bärtige männliehe Köpfchen aus Elfenbein, im Stil ganz orientalisch. Zwei erhaltene Exemplare und Reste eines dritten. Die Augen waren eingesetzt.

BoU. d'arte ni 172 Fig. 8. Garg. B 2738.

m) Weiblielie Köpf elien ans Elfenbein«

Garg. B 2733.

n) Mehrere liegende Löwen aus Elfenbein. Durchbonrungen auf ihrer Unterseite zeigen, daß sie am Band eines Kastens oder son- stigen Gerätes mit abwärts über den Band nach unten bUckenden Köpfen angeordnet waren.

Boll. d'arte ni 174 Fig. 10. Garg. B 2738.

o) Löwenkopf aus Elfenbein von vom.

Garg. B 2783.

p) Panther köpfe aus Elfenbein^ deren Augen aus Bernstein ein- gesetzt waren. Zwei Exemplare und Fragmente eines dritten.

BoU. d'arte III 172. Garg. B 2783.

q) Zwei Pferdeköpfe mit Gesehirr aus Elfenbein.

BoU. d'arte HI 172 Fig. 6. Garg. B 2782.

r) 2 Fußbeeher aus Elfenbein mit einer Beihe orientalischer Tiere (MügeUöwe, Bock u. a.) und Palmette orientalischen Stiles. Deckel eines ähnlichen Elfenbeinbechers.

Archaeologia XU, Taf. VIII 2. BoU. d'arte III 170 Fig. 4. Alin. 20221. Garg. B 2781.

s) Stück eines konischen BeoherfuOes aus Elfenbein mit 2 Beihen von Flügellöwen in Belief.

Archaeologia a. a. O. vm 3. MonteUus, cly. prlm. en It. Taf. 364, 6. Garg. B 2732.

t) Geriefelte Situla aus Elfenbein.

u) Beste der Gruppe eines Löwen im Eampf mit Männern.

Der Löwe, dessen Kopf mit geöffnetem Bachen in Vorderansicht dargestellt ist, hat sich mit dem Vorderteil über einen menschlichen Körper niedergeduckt^ von dem Beste einer Hand und des Haares zu erkennen sind. Auf dem Bücken desLöwenliegtlangausgestreckt, mit gespreizten Beinen, den 1. Fuß im Bachen der Bestie, ein Mann mit über den Kopf gehobenen, geöffneten Händen und langem Haar, offenbar als Leichnam gedacht. Der Tote trägteinen Panzer, wohlausLeder, undein zwischen den Beinen durchgezogenes Gewandstück ähnlicher Form, wie es auf den mykenisohen Dolchklingen und Bechern vorkommt.

BoU.d'artelU 174 Fig. 11 . Archaeologia XLI Taf. V 2 S. 206. Montelius Taf. 804, 17. Alin. 20220. Garg. E 2729, 2730.

318 DAS MUSEUM DER VILLA PAPA GIULIO. 1768.

Unter den Grold-, Silber- undh Elfenbeinfnnden aufgestellt ist wegen seiner besonderen Bedeutung:

v) Bronzener Skyphos mit Tierreliels.

Dargestellt sind von 1. beginnend oben: ein Kentaur mit Men- schenfüßen, Sphinx, Stier, Löwe, Reiter mit Bogen in der L. und Mitra, Hirsch; imten: brüllender Stier, Gazelle (Chimaira?), Flügel- greif, zwei Strauße sich anblickend, Panther. Am Fuß Palmetten- und Lotosgeschlinge.

Archaeologia XLI Taf. VI. Montelius II Taf. S64, 7. Bull, oomunale XXVI (1898) S. 199, Fig. 35.

Im unteren Fache:

w) Bäueherwagen auf Bädern«

Das Stück ist sehr ähnlich dem aus der Tomba Begulini-Galassi in Caere stammenden (vgl. n. 606). Archaeologia XLI Taf. IX. Alin. 20218.

Im Wandschrank in der Ecke: x) Flaeher Bundschild aus Bronze.

Archaeologia a. a. 0. Taf. IX.

y) Bronzegefäß mit hohem konischem Hals und zwei Henkeln (vgl. Bd. I n. 616).

Montelius II Taf. 364,13. Ball, comni. XXVI (1898) Taf. X. Die übrigen Gegenstände in diesem Saale gehören alle einer wesent- lich jüngeren Zeit an.

1768 Vetrine rechts vor dem Fenster: a) Große Brouzeeiste.

Das Stück kann nach der ficoronischen Giste (n. 1752) als schönstes aUer uns erhaltenen Exemplare dieser Denkmälerklasse (vgl. Bd. I S. 358 ff.) gelten. DerKörperderOiste ruht auf drei Füßen in Gestalt von Löwenklauen, deren jeder sich auf einen Frosch aufstützt. Befestigt sind die Füße mit Attachen, auf denen in Relief ein geflügelter Genius dargestellt ist, derauf einem ionischen Säulenkapitellkniet und sich das lange, gesträubte Haar kämmt. Neben ihm eine Strigilis an einem wohl zur Aufbewahrung von Salbe bestimmten Gefäß. Ein links sichtbarer Löwenkopf deutet wahrscheinlich darauf, daß die Toilette an einer Quelle vorgenommen wird. Als Griff des Deckels dienen zwei Krieger, bewehrt mit phrygischen Helmen, Bein- und Ober- sohenkelschienen, die eine nackte, tote Frau tragen. Auf dem Deckel sind Nereiden mit Waffen auf Seepferden eingraviert. Das Gefäß selbst zeigt ringsumlaufend in vorzüglicher Ausführung eingeritzt drei Szenen: 1. Parisurteil. Parisinphrygi8cherTrachtnachl.,dieL.hoch auf knotigen Stock gestützt, iin Gespräch mit Hermes. Neben Paris ein geflügeltes Mädchen (Nike, Eris?) im Hintergrunde. Hinter Her-

SAMMLUNG BARBEBINL 319

mes die drei Göttinnen: Hera mit dem Zepter in der B.» bei ihr ein Vogel» Athena mit phrygischem Helm, Sternenaigis, Lanze, neben ihr das Käuzchen, Aphrodite, deren Gewand wie das der Hera mit Tauben verziert ist, mit zweien ihrer Lieblingstiere neben sich, zuletzt Eros mit einer Schale. 2.Laios(?)vorApollo. Apollo mit nacktem Oberkörper sitzt nach 1. auf einem Sessel mit einem Lorbeerzweig in der L. und einer Schale in der B., bei ihm eva, nackter Jüngling. Vor ihm sieht man den bindengeschmückten Omphalos, auf dem ein Adler sitzt. Im Ge- spräch mit Apollo ein stehender bärtiger Krieger. S.Entführungs- szene. Ein mit langem Ärmelgewand und Mantel bekleideter Mann auf einem nach links stürmenden Viergespann hat einen Knaben ge- raubt, der hilfeflehend die Hände rückwärts streckt nach einem lau- fenden von zwei Hunden begleiteten Knaben und einem kahlköpfigen, bärtigen Alten, der in der L. einen Ast hält und mit allen Zeichen des Entsetzens denBäuberimLaufe verfolgt. ImHintergnmd eine ionische Säule. In der dargestellten Szene wird der Baub des Chrysippos durch Laios dargestellt sein.

Gefunden 1859 in Fraeneste. Boll. d'arte in 170ff. Fig. 15 ff . Alin. 20228— 20232 Gacg. B 2739<-2741. Mon. deU'Ist. YHI (1866) Tat 29, 80, 81. Annali 1866, 367 ff. G. Matthies, Die praenest. Spiegel (Straßburg 1912) Abb. 10 S. 71.

b) eiste mit Eentaaren- und LapithenkampL

Die Oiste, deren Gravierung mittelmäßig ist, verdient beson- dere Beachtung durch die harvorragend schönen Deckelfiguren eines nackten Dionysos in weibischen Formen und weibischer Haar- tracht, der weintrunken nur mühsam sich auf den Beinen zu halten vermag und sich schwer auf einen Satyr aufstützt.

Gefunden in Palestrina. Boll. d'arte in 189, 191. Fig. 20, 21. Garg. E 2746, 2747- Zur Deckelgruppe vgl. B^inacb, Repertoire stat. II 1, S. 131.

c) eiste mit Perseus und Medusa«^

Perseus, mit Flügelschuhen und geflügelter Kappe {xvvsri), die ihm um den Hals hängt, hält in der hocherhobenen B. dem Göttervater das Gorgonenhaupt entgegen, während er in der gesenkten L. die Harpe führt. Den Kopf wendet Perseus zurück, während Zeus, der mit dem Bhtz in der B. auf einem Felsen sitzt, den grausigen Anblick ruhig aushält. Hinter Zeus ein bärtiger Mann mit der Chlamys bekleidet, der die B. auf die Hüfte, die L. auf den Oberschenkel stützt. Von den an Perseus sich anschließenden zahlreichen Figuren lassen sich die geflügelte Athena mit Peplos, Btemenaigis imd Helm (dieser am Boden) und Hermes erkennen, desgleichen auch Herakles mit Keule und Löwenfell, vom Bücken gesehen. Die übri- gen männlichen Figuren sind nicht zu benennen und nur dekorativ.

Die eiste ruht auf Löwenklauen, die von einem ionischen Kapitell abgeschlossen werden. Als Attache in Belief ein Jüngling, der einen ins Knie gesimkenen bärtigen Mann mit dem Schwert durchbohrt. Der

320 t>AS MUSEUM DER VILLA PAPA GIULIO. 1768.

Deokel, auf dem geflügelte Niken und Seewesen eingraviert sind, hat als Griff drei Figuren: ein nacktes Weib, das in der B. ein Messer schwingt, einen nackten Mann mit einem Bing am 1. Oberarme, zwischen beiden ein zwerghaft gebildeter Mann mit betend vorge- streckten oder erhobenen Händen.

Garg. E 2742—2744.

d) Tier Zähne mit Goldeinfassung (vgl. S. 371 n. 1799e), längliche Streifen aus Elfenbein mit feinen, z. T. farbig umrissenen Orna- menten, Alabastra, Ketten und Knöpfe aus mehrfarbigem Glas.

Ln unteren Fache dieses Schrankes Kämme aus Holz, Bein und Bronze.

Wandschrank zwischen den Fenstern:

Terrakotten aus verschiedenen Gräbern. Unter ihnen verdienen besondere Beachtung in der 4. und 5. Beihe von oben:

e) gewölbte dreieckige Tonplatten mit Belief einer Amazone, die einen Krieger überreitet. Die Platten, die an den Bändern Löcher haben, sind vermuthch tönerne Surrogate metallener Pferdenasenschirme mit getriebenen Beliefs.

aaig. B 2768, 2759.

f) Nackte weibliche Flügelfiguren, mit zum Teil gut erhaltener Bemalung.

BoU. d'arte HI 207 Fig. 83.

g) Kleine Flättchen mit Belieffiguren, darunter Dionysos mit Thyrsos, auf die Schulter des Silen sich stützend.

BoU. d'arte in S. 204 Fig. 81. Garg. B 2754.

Silen mit Spitzamphora auf der Schulter nach 1.

Garg. E 2754.

Nackte Bakchantin, das Tympanon schlagend.

BoU. d'arte III 8. 206 Fig. 82.

Diese Plättohen dienten vermutlich dazu, auf Möbeln, Kästen u. dgl. befestigt zu werden.

h) Feines weibliches Köpfchen im Stil des 4. Jahrhunderts.

BoU. d'arte m S. 201 Fig. 29.

i) Weibliches Köpf ehen skopadischer Stilrichtung.

BoU. d'arte m 202 Fig. 30.

k) Hundeköpf ehen. Der ungemein lebhafte Ausdruck und die Be- alistik der Darstellung sind bei diesem Stücke bewundernswert.

BoU. d'arte lU 200 Fig. 84. Garg. B 2756.

I)Drei halbkreisförmige Yerkleidungsstücke mit Belief Ver- zierung.

SAMMLUNG BARBERINI. 321

Zwei sich bäumende Pfeidepaare, darunter, zwischen zwei Am- phoren, Kithara und Flöte spielende Eroten. Nur die Pferdeköpfe sind frei, das übrige ist in Belief ausgeführt.

Rechts davon in der Vetrine vor dem Fenster: m) Große Bronzeeiste.

Wettkampf zwischen Apollo und Marsyas«

Apollo, neben dem Lorbeerbaume sitzend, den Lorbeerkranz im Haar, halt mit der L. die Kithara hoch aufgestützt. Vor ihm tänzelt mit um die Schultern geworfenem Felle Marsjas und bläst ausLeibes- kräften die Doppelflöte. HinterApollo steht Artemis mit Bogen,Köcher und Lanze. Es folgen andere, nicht zu benennende Jünglinge und Frauen, sits^nd und stehend. Die Zeichnung ist sehr nachlässig.

Auf dem Deckel als Griff ein weiblicher und ein männlicher Genius, beide geflügelt und nackt bis auf die Schuhe. Der männliche hält ein Salbgefäß. Das Gefäß ruht auf Löwenklauen, die in ionische Voluten endigen, darauf als Attachen nach 1. schreitende Löwen.

Boll. d'arte ni S. 187, Fig. 19. Femique, ^tude bot Pr^neste Tat n. Alin. 20238, 20234. Qarg. E 2745.

n) Hölzerne Ciste mit Füßen und Eeifen aus Bronze.

Ln oberen Fache: o) Beehteekige Bronzeeiste.

Auf der einen Langseite zwei beflügelte Mädchen, das r. bekleidet, das 1. nackt bis auf Schuhe, zu den beiden Seiten eines Waschbeckens mit säulenartigem Träger. Das unbekleidete (doch wohl ein Mädchen, trotzdem die Brust nicht entwickelt ist?) hält einen Spiegel in seiner Linken. Am Fuße des Beckens liegt ein Bärtiger, der seine B. vor die Scham des unbekleideten Mädchens legt. An der r. Schmalseite Hermes zwischen 2 Säulen. Rückseite: ein bekränzter Jüngliag, einen Mantel um die Hüften und Oberschenkel gesohlungen, sitzt traurig nach r. gewendet auf einem Felsen. Ihm zugewandt steht eine weibliche, ebenfalls bekränzte Gestalt, die ganz in den Mantel gehüllt ist. Über dem Kopfe des Sitzenden auf hochliegender Terrainlinie zwei Vögel, die sich schnäbeln. Beohts schreitet ein Jüngling, einen Mantel um Hüften, Oberschenkel und 1. Schulter .ge- schlungen, von dannen. Auf der anderen Schmalseite Herakles zwischen zwei Säulen.

Die Form dieser Ciste, ein Parallelepipedon, ist ganz singulär. Auf dem Deckel, dessen Ecken Greifenköpfe zieren, als Griff ein nack- ter zurückgebogener Jüngling. Das Gefäß ruht auf Booksfüßen mit zwei Enten darüber.

Gefunden 1866 in Palestrina. Pieialiai, lettera sopra una cista preneetina in bronzo ornata di graffiti (Korn 1867) mit Taf. Alin. 20226, 20227. Oarf^. E 2748.

Helb ig: Führer. II. 3. Aufl. 21

322 I>^S MUSEUM DER VILLA PAPA GIÜLIO. 1768.

p) Goldene Halskette mit Anhängsel in Gestalt eines Acheloos- kopfes. Das Schmuckstück ist eine etruskische Arbeit.

Gefunden 1859 in Palestrina. Bull. Ist. 1859, 26. BoU. d'arie ni S. 178, Fig. 14. Aün. 20222. Qarg. E 2785. Vgl. Marshall, jewellery in the Brit. Mus. 1463.

q) Best einer Spiegelkapsel (vgl. Bd. I S. 357, S. 380 Nr. 685, n. 1777a) Grieche und Amazone in Behef. Der Jüngling, in lebhafter Bewegung nach r., mit dem schweren Rundschild in der L., faßt mit der R. eine in heftiger Abwehr sich ge- gen ihn stemmende Amazone am Haax, deren Bogen am Boden liegt. Die Figuren sind vorzüglich in das ehemaüge Rund hineinkomponiert.

BoU. d'arte HI S. 192 Tal II. Alin. 20223. Gaig. E 2738.

r) Best einer Spiegelkapsel mit sitzendem Herakles.

Der Held ist dargestellt auf dem Löwenfell sitzend, die L. auf die mächtige Keule stützend.

Boll. d'arte III S. 192, Taf. II. Alin. 20223. Qaig. E 2738.

Beide Kapseln, zusammen mit einer Reihe von im Stile sehr ähn- lichen, stammen aus einer griechischen Fabrik, die im 3. oder 2. Jahr- hundert für den Export arbeitete. Man hat den Fabrikationsort an der kleinasiatischen Küste vermutet.

s) Bronzene Strigiles mit weiblichen Figuren als Griff.

Alin. 20225.

t) Bronzespiegel (vgl. Bd. I S. 357). Menelaos im Gespräch mit Aphrodite.

Menelaos (Menle), nackt, bekränzt, lauscht leicht gesenkten Haup- tes dem Zuflüstern Aphrodites (Turan), während eine bekleidete Frau r. (Crisitha), ihn vor Aphrodites Worten zu bewahren sucht. R. sitzt ein Jüngling in phrygisohem Gewände (Tefcrun). Im Hintergrunde die Köpfe zweier Frauen, die eine mit Beischrift (Irisis). Oben Helios im Viergespann auffahrend, unten Fische, am Griffe nackte geflügelte Frau. Obwohl nur der Aphrodite und desMJenelaosNamen verständlich sind, hat man doch aus der Haltung der übrigen Personen zu schUeßen geglaubt, daß Menelaos vor der Abreise nach Kreta dargestellt sei. In der Frau r. von ihm wäre dann Helena zu erkennen, die ihm abrät, wegzureisen und sie mit dem gefährlichen phrygischen Gastfreünde allein zu lassen. Die Deutung ist unsicher. Zeichnung imd Kompo- sition sind recht fein.

Btr. Spiegel IV 378. Bull. Ist. 1869 S. 34. Aioh. Z. 1860 S. 86 f.

u) Hölzerne Futterale zur Aufbewahrung von Schminke u. dgl.

Die Erhaltung dieser Gegenstände ist staunenswert. Sie sind ein

charakteristisches Beispiel dafür, wie das antike Kunsthandwerk

selbst die kleinsten Gebrauchsgegenstände geschmackvoll aüszugestal-

SAMMLUNG BARBERINI. 323

ten verstand. Soloher Behälter wurden verschiedene gefunden, drei be- sonders schöne sind in die Sammlung Barberini gelangt. Eines stellt eine Taube, ein anderes ein liegendes Kalb, ein drittes einen beschuh- ten Fuß dar in sehr naturwahrer Bildung. Währendan dem letzteren die Sohle den eigentlichen, in viele Fächer geteilten Behälter darstellt, sind die beiden anderen horizontal in der Mitte geteilt; die obere, an einem hölzernen Zapfen drehbare Hälfte dient als Deckel. In den Fächern Reste vonSchminkkömem u. a. Die Holz-Etuis bildeten zu- sammen mit den übrigen kleinen Gegenständen den Inhalt einer Ciste. Vgl. die Ciste Pasinati mit sehr ähnlichem Inhalte (Mon. Ist. VIII Taf. VIH).

Gefunden 1855» 1859. Bull. Ist. 1855, p. XL VI, 1859, 26. Boll. d'arte III S. 207 ff, Fig. 24— 26. Garg.E 2760, 2761. Vgl. Mon. Ist. VIII, 8. Annali 1804 8. 872, 1866 S. 185.

v) Verschiedene Toilettegegenstände, u. a. Alabastra aus buntem Glas, silbernes Ohrlöffelchen, in einen Entenkopf endigend, Holzbüchschen mit Schwamm.

Auf den Samtbrettem:

w) Täf elehen aus Enoehen mit Belief versierung.

Schmalseite am Eingang:

Zwei stehende Krieger mit Panzer, Helm, Beinschienen, Schild und Lanze. Jedes dieser beiden Plättchen ist der Länge nach halbiert.

Boll. d'arte III 199, Fig. 28. Alin. 20224. Gaig. IS 2768. Femique, 6tude aur Pröneste Tat IV.

Gegenüber:

Zwei sitzende, einander zugekehrte Sphinxe. Femique Taf. IV.

Fensterseite, links:

Zwei Krieger und eine Erau in langem Peplos mit Überschlag, in der gesenkten L. eine Blüte haltend.

Alin. 20224. Garg. E 2752.

rechts:

Zwei Ejrieger, einer davon mit Helm in Pilosform, eine Frau in Chiton und Mantel mit einem Thyrsosstab, Hermes mit dem Petasos im Nacken und dem Kerykeion von vom, Profil nach r.

Oaig. E 2762.

Gegenüber auf der Längsseite:

Hermes nach r., Herakles mit Panzer, Fell und Keule, den 1. Fuß auf eine von vom gesehene Amphora stützend, bei einer Quelle mit Löwenspeier, femer ein Krieger. Eine ursprünglich dazugehörige Platte mit Athena (Abb. bei Femique) ist verloren gegangen.

Boll. d'arte III S. 198 Fig. 27. Alin. 20224. Qarg. E 2753. Femique, 6tude sur Prtoeste, Taf. III.

21*

324 DAS MUSEUM DER VILLA PAPA GIULIO. 1769-1770.

Diese Plättohen bildeten, zwei und zwei die größeren, vier und vier die kleineren, den Belag von Kästchen. Sie waren ursprünglich umrahmt und bemalt. Man hat für diesen Kunstzweig latinische Her- kunft angenommen. Tracht und Bewaffnung nähern sich durchaus römischer Art.

Oefonden 1806. Femiqae, 6tude bot Prtoeste S. 208 ff., Tal. III, IV.

hinten: z) Halsketten aus bunten Glasperlen.

1760 Eingangswand.

Rechts vom Eingang sind Funde aufgestellt, die zwar nicht aus Barberinischem Besitze, aber sicher auch aus Palestrina stammen.

, Linke Sohrankhälfte.

oben:

a) Hölzerner OistendeokeL

Mittelfach:

b) Bronzeciste« Frau, die einen naeh stürmenden Wagen mit zwei Flügelrossen besteigt« Sie ist mit Amazonensohild und Lanze bewaffnet. Ein nackter Jüngling mit Schild faßt die Pferde

. am Zügel. B. Athena mit Lanze und Schild, dann geflügelte Frau neben Flügelroß. Vielleicht Heras Auszug zimi Kampf ? Deckel - figuren: nackter Jüngling und Frau mit Perizoma, sich an- fassend, unten:

c) BronzespiegeL Heimes, der das Dionysoskind trägt.

d) Bronzeeiste mit durchbrochenem Körper . Auf demDeokel Kampf -

Szenen, darunter ein von der geflügelten Athena unterstützter,

nachr. stürmender Ejrieger mit Hund gegen einen umgesunkenen,

unbewaffneten Mann, den eine geflügelte Frau auffängt. Mene-

laos und Alexandros? S. liatthieB, die prftnest. Spiegel, Taf . I S. 37 f., FoUak, AiiktioDB-£at. (ßag- iiardi 616 Taf. 6.

Rechte Schrankhälfte. Mittelfach, rechts:

e) Bronzeoiste« Fesselung des Amykos. Deir letztere ist von Kastor besiegt und an den Baimi gebunden, den Sieger bekränzt Athena. Dabei Jünglinge an einer Quelle mit Ausfluß in Form eines Löwenkopfes. Von dieser Hauptdarstellung, die dieselben Motive wie die ficoronische Ciste n. 1752 behandelt, nicht beson- ders abgetrennt ein Tierfries. Auf dem Deckel Seewesen.

unten (von links):

f ) BronzespiegeL Dionysos nach r. auf einem vonLöwen und Pan- thern gezogenen Wagen.

SAMMLUNG BARBERINI. 325

g) Bronzespiegel« Jason nach r. auf von wilden Tieren gezogenem Wagen. Von oben herab schwebt eine Victoria, um ihn zu krän- zen. Im Vordergrund stehen Athena und Fortima. Die Figuren tragen alle Beischriften (Hiaso, Fortuna, Menerva, Victoria), h) Bronzeciste mit durchbrochenem Körper. Auf dem Deckel als Griff zwei behelmte nackte, einen dritten tragende Krieger. Der Deckel ist verziert mit Amazonenkämpfen in zwei Grupp^i, die durch eine von vom gesehene Skylla getrennt sind. Unter den Kämpfenden Herakles mit der Keule.

AUe im folgenden beschriebenen Stücke stammen wieder aus Bar- berinischem J^sitze.

Links vom Eingang oben links;

i) BronzesplegeL Gorgoneion mit lang heraushängender Zunge und Reißzähnen.

Etr. Sp. IV 428, 2. Oarg. B 2749.

darunter:

k) BronzespiegeL Helenas Wochenbett. Neben der kaum von der Geburt d&r Hermione genesenen Helena, die nach 1. auf einer Kline liegt, das Kind am Busen, sitzt in ein Frau- engewand gehüllt Paris auf einem mit Sirenen verzierten Schemel und blickt aufmerksam auf die von 1. mit einer Blüte herantretende Aphro- dite. Links an der Wand häjigende Schuhe bezeidbien den Innenraum. Die herabschwebende Sphinx läßt Unheil ahnen. Unten Schwäne mit einander abgekehrten Hälsen. Den Figuren sind Inschriften (Elina,

Ermania, Elachsantre, Turan) beigefügt. Btr. Spiegel IV Taf. 379. Bull. Ist. 1S59 S. 26.

Rechts darüber:

1) Ovaler Cistendeckel mit punktierter Tier- und Pflanzendeko- ration.

Im Schranke daneben; rechts: m) BronzespiegeL Bankettszene.

Auf einer IQine liegen unter einer Epheulaube ein Mann und eine Frau, er mit Trinkgefäß und Blume, sie mit einer Taube. Vor der Kh'ne ein Eßtisch, unter dem ein Himd liegt. Von 1. kommt eine Die- nerin mit einem Krug auf einer Platte. Etr. Spiegel IV Taf. 419.

1770 Linke Längswand.

Schrank I. Oben links:

a) BronzespiegeL Eine nackte, auf einer KHne liegende Frau wird von einem die Syrinx blasenden Satyr und zwei lebhaft er- regten Papposilenen überfallen. Etr. Spiegel V Taf. 42.

326 I>AS MUSEUM DER VILLA PAPA GIULIO. 1770.

Reohts:

b) BroBzespiegel.

Sitzender Mann, auf adlerbekröntes Szepter gestützt, hinter ihm zwei stehende Frauen. Vor ihm steht L ein Satyr. Unten ein großer Aohelooskopf.

Unten links:

c) Bronzespiegel. Herakles auf einem von zwei Kentauren nach 1. gezogenen Wagen. Er schultert die Keide. Unter dem Wagen ein Hund.

Unten rechts:

d) BronzespiegeL Eroten, die einen Löwen bekämpfen. Mit

Bogen, Äxten, Steinblöcken, Lanzen rücken die Kleinen dem

mächtigen, wild brüllenden- Tier zu Leibe, das einen von ihnen in

eine höchst kritische Situation gebracht hat. Die Erfindung ist

vorzüglich und die Zeichnung sehr flott. Etr. Spiegel IV Tal. 329. Oarg. E 2750. Soll, d'arte III S. 193 Fig. 23.

e) Ovale Ciste mit eingravierten Figuren, die Waffen (Beinschie- nen, Panzer) in den Händen tragen. Das Stück ist interessant da- durch, daß man zuseiner Herstellimg die Hälfte einer früher zu einer größeren Giste verwendeten Platte wiederbenutzte, weshalb von den Figuren nur die Oberkörper sichtbar sind. Ein ähnlich zer- schnittenes Stück Mon. Ist. VIII Taf . VIII.

f ) Bunde Ciste mit nacktem Satyr und Madchen als Deckelfiguren. Auf dem Deckel ein Triton in Vorderansicht zwischen Skylla und Triton in Profil. Als Hauptdarstellung ein Satyr, die Doppelflöte blasend, ein zweiter, tanzender, ein nacktes Mädchen. Krieger und nacktes Mädchen gruppiert mit einem Alten und einem Jüngling in phrygischem Kostüm.

Schrank II.

g) BronzespiegeL Vor dem nach r. sitzenden Paris in phrygischer Tracht steht eine nackte und eine bekleidete Frau. Vielleicht Paris, Oinone und Aphrodite?

h) Bronzespiegel. Kackter Jüngling nach 1., sitzende Frau mit nacktem Oberkörper nach r. Oben schwebt ein geflügeltes Mädchen mit einer Fruchtschale.

i) Bronzegefäß in Form eines Alabastron.

Schrank III. Oben links: k) BronzespiegeL Raub der Kassandra.

Aias reißt die Kassandra vom Altar der Athena, an deren Stand- bild sie sich geklammert hält. Die Darstellung ist erst nachträglich eingraviert an Stelle von einfachen Kreisen.

SAMMLUNG BARBEEINI. 327

Unten links:

1) BronzespiegeL Ein Knabe im Spiele mit einem stoßenden Böckchen.

Btr. Spiegel lY 422. Unten rechts: m) BronzespiegeL Bestrafung des Marsyas.

Apoll wetzt in der 1. Hand das Messer zur Schindimg des mit ge- fesselten Händen vor ihm kauernden Marsyas, für dessen Schonmig ein kleiner Satyr fleht, der das r. Bein des Gottes umfaßt. B. eine Frau (Artemis?), die den Marsyas wie einen Himd an der Leine führt.

Etr. Spiegel IV Taf. 296. BoU. d'arte in 192 Fig. 22. Qarg. E 2749.

Schrank IV. Oben links: n) BronzespiegeL B eller ophon im Kampfe mit der Chimaira.

Gefunden 1866. Etr. Spiegel V 73.

nach r. Oben rechts: o) BronzespiegeL Dionysos, derThyrsos und Blätterkrone trägt, zwischen Sat3nr und Mänade.

Unten links:

p) Bunde Ciste. Flötenblasender Marsyas zwischen zwei Nym- phen bei einer Quelle. Dabei weitere unbedeutende Figuren, da- runter ein Jüngling mit Pferd. Auf dem Deckel Skylla und Triton.

Unten Mitte: q) Bronzegefäß (sogen, ampulla scortea). Ein solches Gefäß ist das S. 318 n. 1768 a neben dem sich kämmenden Dämon stehende.

Vgl. Amelung, Führer durch die Antiken in Florenz p. 247 und Kot. d. sc. 1897 p. S66» Fig. 6.

Schrank V.

Oben links:

r) BronzespiegeL Herakles und Epheben.

Oben rechts:

s) BronzespiegeL Ein Ephebe mit Petasos zwischen zwei be- kleideten Frauen.

Unten links:

t) Bronzespiegel mit Liebesunterhaltung zwischen einem 1. sitzen- den Jüngling und einem r. sitzenden Mädchen, zwischen denen Eros mit dem Pfeile steht.

Unten rechts: u) BronzespiegeL Athena und Eros vor r. sitzendem Paris«

328 DAS MUSEUM DER VILLA PAPA GIULIO. 1770—1771.

Schrank VI.

Oben links:

v) Bronzespiegel. Ein bärtiger Mann nach r. im Gespräch mit einer sitzenden, die Spindel im Schöße haltenden Frau, die die Füi3e auf einen Schemel stützt und die R. traulich auf den Schenkel des Mannes legt. Neben letzterem Schild und Helm. Die Szene ist auf Odysseus im Gespräche mit Penelope gedeutet worden. Btr. Spiegel IV 406.

Oben rechts:

w) Bronzespiegel. Eine nackte geflügelte Frau nach r. und eine be- kleidete mit einem Hunde.

Schmale Fensterwand, gegenüber dem Eingang (links vom Fen- ster):

Schrank Vn.

Mittelfach rechts: x) Bronzespiegel mit Satjrr, der eine nackte, vom Rücken gesehene Nymphe verfolgt.

Schrank VHI.

Mittelfach links: j) Bronzespiegel mit Toiletteszene. Frau nach 1. sitzend, vor ihr Mädchen mit einem Kästchen.

Rechts:

z) Bronzespiegel« Hermes im Gespräch mit einer nach r. thronen- den Frau, neben der eine nackte Dienerin mit Sonnenschirm steht. Man hat die Szene als Hermes bei der Kalypso erklärt. Unten ein fischbeiniger, in der L. einen Fisch haltender Daimon. Etr. Spiegel IV 404. Garg. E 2751.

Durch die Tür am Ende der 1. Seitenwand in einen kleinen Baum, dessen Decke mit zierlichen Grotesken in antikem Geschmacke be- malt ist. Das Zimmer enthält den kostbaren

1771 Grabfund aus Todi.

Die Gegenstände entstammen alle einem Grabe, das man ohne Grund als Grab einer Priesterin bezeichnet hat. Die Funde, die darauf schließen lassen, daß die Leiche einer vornehmen Frau bestattet war, gehören dem 3. Jahrhundert v. Chr. an. Sie sind in ihrer Art nicht weniger charakteristisch für die italische Kultur dieser Epoche als z. B. die der tomba Barberini, Bemardini, Regulini- Galassi für das 7. Jahrhundert.

Von dem hölzernen Sarg, in dem die Leiche lag, sind Reste des Beschlages, ki^isrunde Bronzeplättchen, vier eiserne zum Tragen be-

GRABFUND AUS TODI. 329

stimmte Griffe imd sechs Greifenköpfe aus Blei erhalten. Die Leiche war in ein Gewand gehüUt^ das nicht erhalten ist, za dem aber eine Reihe sternförmiger Goldomamente gehörte, die aufgenaht waren, und goldene Wellen, in die kleine springende Delfine tauchen. Letz- teres Ornament, das besonders in der etruakischen Kunst (Kästchen- beschlag in der Sammlung Bruschi zu Gometo, Malereien der tomba Bruschi und tomba del Tif one ebenda) beliebt war, schmückte wahr- scheinlich den Saum des Gewandes.

Zu dem Gewände gehörten femer wohl 20 runde, goldene und ge- wölbte Plättchen, zum Überziehen von Knöpfen bestimmt, einige da- von mit einem weiblichen, mit Diadem und Halskette geschmückten Kopfe von vom in Belief, andere mitSilenskopf oder Rosette, liin läng- liches, goldenes Scheibchen zeigt eine sitzende, nackte Mügelfigur. Man beachte auch eine Elfenbeinnadel mit einem Widderkopf amEnde.

Unter dem Schmucke der Toten ragen hervor zwei neben dem Kopf gef undeneGamituren goldenerOhrringe, beachtenswert btisonders ein Paar großer, barocker Ohrgehänge aus Gold. Von einem gewölb- ten länglichen, mit Filigranomamenten verzierten Sohildohen hängt ein großer, getriebener Frauenkopf freien Stiles herab, an dem eine Anzahl Bommeln befestigt sind. Der Frauenkopf trägt große Ohrringe imd am Hals eine Kette. Er hängt zwischen Bommeln, die an Kett- chen befestigt sind. Die Ohrgehänge sind als beste Erzeugnisse etruskischer Goldschmiedearbeit des 3. Jahrhunderts zu beimachten. Von einem sehr ähnlichen Paare, das bei Perugia gefunden wurde, be- findet sich das eine Exemplar in Perugia, das andere im Britischen Museum.

Femer beachte man zwei goldene Halsketten, eine mit Bommeln, die andere mit drei großen Medaillons, deren zwei durch einen Medusenkopf schönen Stiles, eines durch einen ovalen Onyx verziert ist. Femer Goldringe, einer mit einem Onyx, ein anderer mit einem großen Schild aus Blattgold über einem Eisenkern, darauf ein nackter Jüngling und ein Mädchen mit der etruskischen Beisohrift lasa vecuvia. Die abnorme Weite des Ringes läßt darauf schließen, daß die Besitzerin ihn am Daumen getragen haben muß, wie man es bei den gelagerten Deckelfiguren etruskischer Sarkophage gelegentlich beobachten kann, die derselben Zeit angehören (vgl. Bd. I, S. 272 ff.).

Unter den Beigaben sind außer einem Salbgefäße aus blauem Glase mit Streifen besonders beachtenswert einige Bronzegeräte, ein Spiegel, dessen Griff aus Elfenbein besteht, mit schlecht erhaltenen, eingravier- tenFiguren undetruskischenBuchstaben, eine Schale mitGriff in Gestalt eines stehenden, bekränzten, nackten Jünglings (vgl. n. 687, 690), ein Bronzekrug mit Griff in Gestalt eines bärtigen Silens freien Stiles, eine kleine Eule als Deckelgriff einer in dürftigen Resten erhaltenen Bronze- ciste, ein ganz barockes Thymiaterion (zurGattung vgl. Bd. I S.d56) : drei

330 I>AS MÜSEÜM DER VILLA PAPA GIÜLIO. 1772—1773.

geflügelte sitzende Frauen tragen auf ihren Büoken eine radf ömiige Scheibe ; auf letzterer ruhtauf besonderer Basiseine Beibschale mit Aus- guß, worin ein gebückter Satyr mit Beibsteinen arbeitet; er trägt auf dem Bücken einen Stab, in dessen Mitte eine weibliche flügelf igur mit Tunica schwebend angebracht ist. Oben ein flaches Schälchen mit vier Schwänen auf dem Band und vier tropfenartigen Anhängern. Die tönernen Beigaben sind rohe, unteritalische Töpfe.

Gefunden 1886 bei Todi. Not.d. scavi 1886, 358 fl. Böm. Hitt. I (1886) 228fr. (Hei* big). Bendiconti dei Lincei 1891, p. 328, 597 (Bamabei). Die Ohrringe: Hadaczek, Der OhTBchmnck d. Gr. und Etr. in Wiener Abhdlgn. 1903, 67f ., Fig. 135, 136. Alin. 27265. Das entsprechende Paar aus Perugia: Gonestabile, Mon. di Perugia, Tat. CYI 2. Mars- hall, jewellery in the brit. Mus. Nr. 2262, Fig. 72, Taf. XLIY.

Zurück durch den vorigen Saal in das Veslibül, dann von die- sem aus in die halbkrdsf örmige Portikus. Hier rechts über einige Treppenstufen in einen länglichen

Vorraum.

1772 Etruskische Sarkophage.

a) In der Mitte ein steinerner Sarkophag, dessen Deckel fehlt, mit Darstellungen in Belief auf allen Seiten. Vom: zwei zu einem Altar geflüchtete Frauen mit aufgelöstem Haar und nacktem Ober- körper werden von zwei Männern bedroht. Zwei geflügelte weib- liche Todesdämonen sind zugegen, wie sie auf j üngeren etruskischen Denkmälern, etwa vom 3. Jahrhimdert ab, häufig bei mytho- logischen Szenen erscheinen, oft mitten zwischen Figuren aus der griechischen Sage gestellt. Bechts davon eine Frau auf einem Steinsitz, auf die ein Alter und eine Frau einreden. Bück- seite: An einem Altar, hinter dem der Oberkörper eines nackten, behelmten Mannes und einer nackten Frau (Mars und Venus?) sichtbar werden, sollen ein hilfeflehendes nacktes Weib und ein nackter, am Boden sitzender, wehrloser Manngeopfert werden. Die Frau wird am Haar von einem Mann gerissen, dem ein anderer mit einem Bündel langer Hölzer folgt; dem Manne nahen zwei mit mächtigen Felsblöcken bewaffnete. Verbrennung imd Steinig- ung bereiten sich vor. Auf der einen Nebenseite Zweikampf zwi- schen zweiMännem, von denen einer ins Knie gesunken ist; auf der andern ein Mann in lebhafter Erregung zwischen einem trauernd am Boden sitzenden Mann und einer auf einen Altar geflüchte- ten Frau. Pilaster mit ionischen Kapitalen an den Ecken.

Aus Toscanelia. Secondiano Campanari, Tuscania e i suoi monumenti I Taf. 8 p. 32. Phot. Brogi 18677.

b) Steinerne Deokelfigur eines gelagerten Etruskers mit Trinkschale in der B. Die stark verwitterte Inschrift gibt den !^amen und das Alter (46 Jahre) des Verstorbenen an.

ERSTER SAAL. 331

c) VoF<lerseite eines Steinsarkophages mit zwei bärtigen Drachen und etruskischer Inschrift.

Neben der Eingangstür zum nächsten S^l:

d) Zwei Grabcippen aus Peperin mit Darstellung der Türen zur Unter- welt in Relief. Auf dem Exemplar 1. Spuren von Axthieben und Sägeschnitten (vgl. n. 1079 und die Nachträge dazu).

Aus Ferento. Vgl. Not. d. sc. 1008, 374 (Abbild.).

Erster Saal.

Dieser Saal enthält in einer Reihe von Glaskästen Funde aus ver- schiedenen Orten in Latium, Umbrien und Etrurien.

1773 Terrakottasarkophag mit gelagertem Paar, aus etwa 400

Stücken wieder zusammengesetzt.

Aus Cervetri.

Auf einer Kline, deren reichverzierte Beine oben in ionische Voluten endigen und über deren Matratze ein lang herabhängendes Tuch ge- breitet ist, liegen ein Mann und eine Frau langausgestreckt hintereinan- der, beide mit aufgerichtetem Oberkörper. Beide stützen den 1. Ellen- bogen auf Kissen. Das der Frau ist doppelt zusammengelegt. Der Mann legt auf die 1. Schulter der Frau traulich die R. Vermutlich hielt er in ihr ein Trinkgefäß. MitderL. berührt er sachte ihren Arm. Die Frau hielt in den vorgestreckten Händen ein kleines Attribut (Blume, Frucht, Ei oder Salbgefäß). Die fehlenden Gegenstände wird man sich vielleicht aus kostbarem Metall zu denken haben. Der Mann ist nackt bis auf einen großen engen Mantel, der ihn unterwärts bedeckt und von dem ein überaus zierlich gefalteter Zipfel zwischen den Kissen sichtbar wird, die Frau trägt den langen ionischen Chiton mit kurzen Ärmeln, dessen feine, höchst sorgfältig gelegten Falten über ihren Füßen sicht- bar werden unter dem Mantel, der ebenfalls sehr sorgfältig gelegt, ihren Unterkörper bedeckt. An denFüßen trägt sieSchnürschuhe aus weichem Leder mit Spitzen, eine im ionischen Kulturkreis heimische und in Etrurien angenommeneForm, bekannt durch etruskische Grabgemälde. Besonders interessant sind die Köpfe der Figuren mit dem leichten archaischen Lächeln. Aus der Eigenart des archaischen Stiles, nicht etwa als Rasseneigentümlichkeit sind auch die etwas schiefgestellten und geschlitzten Augen zu erklären. Der Mann hat spitzen Kinn- bart^ aber rasierte Oberlippe; die Frau trägt eine Spitzhaube (tutulus) als Kopfbedeckung. Das Haar, in dem der Mann vom einen Blätter- kranz trug, hängt in langen Strähnen auf den Rücken; von diesen fallen bei der Frau einige losgelöste vom über die Schulter. Reste von Bemalung erkennt man hier und da, besonders auf den Klinen- beinen. Die ganze Gruppe besteht aus vier gesondert geformten Teilen,

332 DAS MÜSEÜM DER VILLA PAPA GIÜLIO. 1774—1777.

deron zwei die Kline bilden ihr Inneres enthielt dieAsche der Toten , während die Figuren als Deckel dienen. Die besonders fein ausgearbei- teten Arme und Hände sind allein massiv und angesetzt. Der ungemein lebendige Ausdruck der Gesichte wurde erhöht durch eingesetzte Pupillen.

Der Sarkophag hat ein sehr ähnliches Gegenstück desselben Fund- ortes im Louvre, vor dem er sich durch die nie an ihm geübte Kestau- rierung besonders auszeichnet, wenn ihm freilich auch die reichere Bemalung des Pariser Exemplares fehlt. Letzteres ist durch seine Bei- gaben, darunter korinthische Vasen, ziemlich sicher ins 6. Jahrhun- dert datiert. Derselben Zeit, wohl der ersten Hälfte des 6. Jahrhun- derts gehört unser Exemplar an, während ein drittes. Londoner Exemplar, ebenfalls aus Gervetri, etwas älter sein wird. Das Werk trägt alle Kennzeichen ionischer Kunst und ist vermutlich von einem

Griechen, vielleicht einem Phokäer, in Etrurien gefertigt.

Mon. antichi dei Lincel Vm 1898, Taf. XIII, XIV S. 521 ff. (Savignoni). Vgl. Deonna, Btafe» de terre-cuite S. 184. Gollignon, statnes fun6raires dans l'art grpc 361, Flg. 221. Mon. ant. dei Lincei XV (1005) S. 20 ff., Fig. 0 (Pinza). Walters hlst, of anc. pottery 11 318. DellaSetaBeligione e arte figaiata 185 Flg. 172. Montelius Italic primlt.II 309. Pottier cat. des vaaes antiqueB II 414. Altmann Archit. u. Omam. der ant. Sarkoph. 33. Martha l'art etr. 290. Fhot. Oarg. G.323 25. Bxemplar in Louvre: Longp6rierMtiB6e Napolton. Taf. 80 (farbig). Mon. dell'Iflt. VI Taf. 69. Exemplar im brit. Mus.: Mnrcay, Temt- cotta Sarcopbagi Taf. 9—11.

1774 Banmsarkopliag aus GabiL

Der mit der Säge in der Längsrichtung durchschnittene, mit der Axt ausgehöhlte Eichenstamm, von dem ein Stuck bei der Ausgrabung zerstört wurde, lag in einem Graben, bedeckt mit von feinem Kalk durchsetzter Erde und Steinen. In ihm lagen das Skelett und bei der Aus- grabung verschwundene Gegenstände aus Silber, Eisen und Bernstein. Daneben lagen Vasen, teils aus rotbraunem Ton (impasto italico), teils aus gebranntem, helleren Ton mit Spuren von Bemalui^. Beachtenswert eine fein gehämmerte Bronzesohale und ein dunkles tönernes Gefäß mit eingeritzten Pferden, Schlangen und Vögeln. Zur Form des Grabes vgl. auch n. 1789. Das Grab gehört etwa der Wende

des 8. zum 7. Jahrhunderts an.

Ball. comm. XXXI (1903), Taf. XI, XII, 352ff. (Finza). Vgl. Not. d. seavi 1889 S. 83 f. Alin. 27266. Über Oabii vgl. Pauly-Wissowa, Bealenzyklopädie.

1775 Bronzefunde aus Cagli.

a) Durch Schönheit und gute Erhaltung ragt hervor ein wundervoll patinierter Kopf eines Jünglings im Stile des 5. Jahrhunderts. Die Augen waren aus Email eingesetzt, die krausen Haare über den Ohren, sowie der Helm bis auf den Stimschutz besonders ge- gossen und angesetzt (man sieht im Innern des Kopfes deutlich die Zapfen der Teile mit den krausen Haaren rechts und links). Das kurze Haar im Nacken und vor den Ohren schließt die Deutung auf Athena aus.

ERSTER SAAL. 333

Fhot. Brogi 18673, 18678. A. Mahl«, Polyklet und seine Schule 129 (schlechte Ab- bild.). Vgl. Not. d.. sc. 1878, 119. Bull, deirist. 1878, 74. Zu der Technik der Stückungen vgl. Jahresb. des österr. arch. Instituts XI 1908 p. Slä ff. (Fernice).

b) Kleines behelmtes Bronzeköpf eben ebenfalls van sehr feiner Ausführung.

c) Kleine Statuette eines nackten Mannes, der in der B. die Lanze schwang, interessant durch die unter den Füßen stehen geblie- benen Gußzapfen.

AUn. 27263.

d) Marsstatuette*

Die übrigen Figuren zeigen einen nackten und neun bewaffnete Krie- ger primitiven, lokal-umbrischen Stiles. Die Funde scheinen alle aus einer am Orte selbst betriebenen Bronzegießerei zu stammen.

1776 Statuen einer sitzenden Frau mit Wickelkindern

aus Tuff.

Die auf mächtigen Thronen sitzenden, sehr roh gearbeiteten Fi- guren haben gelöstes Haar. DieL. hält vier, die B. ein Wickelkind auf dem Schoß; die Arme der Kinder sind .nach antiker Sitte eng an den Körper festgewickelt. Vermutlich sind diese Statuen, die sich in großer Menge beim Heiligtum einer Muttergöttin in Capiia fanden, woher wohl auch unsere Exemplare stammen, Votive von Müttern zur Erflehung oder zum Dank für Kindersegen.

Vgl. Böm. Mitt. 1907 Taf. Xllff., S. 474f. (Koch). .

1777 Vetrine.

a) Spiegelkapsel mit Belief aus Bronze. Odysseus steht in Bettlertracht vor Penelope, die die Spindel halt und sinnend seiner Erzählung lauscht, während der Hund Argos (der in der homerischen Dichtung gleich bei der Ankunft seines Herrn verendet) ihn erkennt und mit der r. Pfote sein Bein berührt. An der Wand ein Bukranion und ein Gorgoneion. Drei außer diesem noch unveröffentlichten Exemplare seither bekanntgewordene Spiegel- kapseln mit der gleichen Darstellung (aus Cervetri, Cometo, Chiusi) beweisen die Beliebtheit dieses Motivs und die fabrikmäßige Her- stellung solcher Kapseln in Etrurien offenbar nach griechischen Mustern. Für die griechischen Vorbilder nimmt ein namhafter Ge- lehrter eine Fabrik des 4. Jahrhunderts in Korinth an.

Exemplar ans Cervetri : Brit. Mus. Cat. of bronses Nr. 731. Mon. delllst. vm Taf. 47, Nr. 1. Vgl. annali 1867, 32Qff. (Heibig), bull. 1806, 246 (Braun). 8itsiia«Bber. der bayer. Akadid-Witeensch. 1868, 78 ff. (Braun). BoBcher, Mythol. Lexikon, Penelope p. 1917. Sammlung Sabouroff Taf. 147 (Furtwftngler). Literatur über Beliefs auf Spiegelkapaeln: Sittl, Arch. d. Kunst 247, 608, 702. Vgl. unter n. 686.

b) Pferdetrense aus Bronze.

Aus Barbarano.

Das wundervoll patmierte Stück ist ein vorzüglich erhaltenes Beispiel einer italischen Pferdetrense, die, ähnlich wie die römischen,

334 DAS MUSEUM DER VILLA PAPA GIÜLIO. 1778.

eine humanere Form zeigen als die grausamen griechischen mit den Stachehi und scharfrandigen Scheiben, die den Tieren die Mäuler blutig rissen. Die im Maul des Tieres liegende Achse besteht aus zwei gedrehten, ineinander verhäkelten Teilen, die halbmondförmigen Stücke, zwischen denen der Kopf des Tieres eingepreßt war, tragen als Ornament schematisch wiedergegebene Vögel an der Stelle, wo bei anderen italischen Exemplaren, deutlich an die Bestimmung des Gerätes erinnernd, Pferde zu sehen sind. Fast identisch mit unserem Exemplar, vermutlich aus derselben Werkstatt, ist ein anderes aus Rusellae, jetzt in Florenz befindliches.

Not. d. sc. 1897, 137, Fig. 1 u. 8 (Pasqui). Ball, paletn. ital. 1898, 79 mit Abb. Andre italische Exemplare: Bull, paletn. ital. II (1876), Taf. V. Montelius, civ.prim. en in It. I Taf. 73, 96, II, Taf. 178, 181, 190, 192, 197, 286. Bömische: BAot. Limes 82, Taf. XXI 66 S. 65 (Barthel). Florentiner Exemplar: Not. sc. 1887. 136. Montelius, civil, prim. II 376 Nr. 6. Exemplare aus Falerii in unserem Museum: Mon. ant. dei Lincei IV Atlas Taf. XI 20, 21. Griechische Exemplare: Pemice, Griech. Pferdegeschirr, 56. Berl. Winckelm. Progr. Vgl. Amelung, Nachwort zu Cherbuliez, athen. Plaudereien über ein Pferd des Phidias (übers, von J. Biedisser) p. 896 ff.

c) Bronzestreif«!! mit getriebenen Figuren.

Zum Bankett gelagert, wi&häufig auf etruskischen Grabgemälden, zum Teil in eifriger Unterhaltung, ist eine Gesellschaft. Die Figuren tragen die von dem Terrokottasarkophag (n. 1 773) uns bekannte Kopf- bedeckung, den Tutulus. Auf und neben einem Earedenztisch sieht man mächtige Trinkgefäße stehen, an einem dreibeinigen Kohlen- becken (vgl. n. 592) einen Sklaven.

Aus Bomarzo. Über Stil und Herkunft vgl. n. 747.

d) Bronzestreifen mit getriebenen Figuren.

Kampfszenen. Wie c aus der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts. Ver- mutlich etruskische Arbeit. Aus Ferento.

e) Beinerne MÖbelverzierungen.

L. Bruchstücke von weiblichen Köpfen und von geflügelten Eroten und Psychen. R. Pferdeköpfe, vielleicht von einem Viergespann, und Akanthusblätter. Komische Arbeiten etwa der Zeit des 2. Jahrh. vor bis zum 2. Jahrh. nach Chr.

Aus den Abruzzen (?).

f ) VotiYstatuetten aus Bronze, darunter ein bärtiger Krieger im Panzer, unter dessen Füßen die Gußzapfen erhalten sind. R. eine Frau mit Tutulus und breitem Bronzegürtel» mit Blüte in der R. Es sind Arbeiten rohen Stiles des 6. bis 5. Jahrhunderts.

1778 Vetrine links vom Ausgange.

Die in der Vetrine aufgestellten Bronzen wurden im römischen Kunsthandel erworben. Sie zerfallen in vier Gruppen: a) Ein Helin nnd zwei Beitisehienen, griechischer Arbeit. Die Kniestücke der Beinschienen sind als Löwen-Masken gestaltet.

ERSTER SAAL. 335

b) Drei rechteckige umralmite Platten mit Beliefdarstellungen eines liegenden Löwen und zweier liegender Sphinxe. Sie er- innern in stilistischer Hinsicht so stark an die berühmten Bronzebeschläge eines Wagens aus Perugia, daß wir sie dem gleichen ionisch-italischen Kunstkreise des 6. Jahrhunderts v. Chr., vielleicht auch dem gleichen Fundorte zuweisen können. Jedenfalls haben auch sie als Beschläge hölzerner Wandungen

gedient.

Die Bronzen von Perugia: Bömische Mitteilungen 1894, 25 3 ff. und Antik. Denk- mftier U (1803—94) Taf. 14. 16. (Petersen).

c) Verschiedene Fragmente ton Platten und ümrahmungeB,

die Platten mit Beliefdarstellungen phantastischer Tiere. Italische Nachahmungen ionischer oder ionisierender Arbeiten. Wahrscheinlich aus Umbrien.

d) Zwei durchbrochene Relief-Darstellungen eines Mannes, der zwischen zwei Pferden steht; von rechts und links fliegt auf

die Pferde je ein Vogel nieder (nicht überall erhalten).

über analoge Darstellungen vgl. Jahresh. d. 6sterr. arch. Instituts vn 1904 p. 62 ff. Fig. 7Sa, b; YIII 1905 p. 73 Fig. 23. D> diese Fundstücke aus Foligno und Peearo stammen, vermutet man auch für die römischen Stücke Herkunft aus der gleichen Gegend.

Im unteren Fache:

e) Schwarzfigurige attische Amphora mit einer Auszugsszene. Auf der Rückseite Herakles im Kampfe mit dem nemeischen Löwen. L. dabei lolaos mit der Keule, r. Hermes mit Flügel- schuhen.

f) Botliguriger Stamnos.

Theseus tötet den Minotauros. Dabei 1. Ariadne, r. ein bärtiger, auf einen Stab gestützter Mann.

g) Botfigurige schlanke Amphora mit gedrehten Henkeln. Mädchen mit einer leeren, liegenden Hydria auf dem Kopfe. Die beiden nächsten Säle enthalten die Reste von fünf Tempeln des

alten Falerii (heute Civit^GasteUana), unter denen der Apollotempel, der Merkurtempel und der berühmte lunotempel besonders hervor- ragen. Eine Publikation der betreffenden Ausgrabung sowie der ein- zelnen Fundobjekte ist seit langer Zeit in Vorbereitung.

Literatur: Merkurtempel: Bull. comm. 1911, S. 62ff. (Meugarelli). Apollo* tempel: Not. sc. 1887, 137 (Fasqui), 1888. 414ff. (Ck>zxa). American Journal of arch. 1887. 464. lunotempel: Not. sc. 1887, 92ff. Plan Taf. 11 2. Am. Journal of arch. 1887, 461ff. Vgl. Odtt. Gel. Kachr. 1897, 187fl. (Degering). Böm. Mitt. 1887, 28f.

Zweiter Saal.

Der Saal enthält Funde aus Falerii (nahe bei dem heutigen Civitä Oasteilana). Die ganze r. Hälfte des Saales von der Eingangs- bis zur Ausgangstüre wird eingenommen von Funden des sogen. Merknr- tempels (contrada „Sassi caduti"). Auf der I. Saalwand sind zwischen

336 DAS MUSEUM DEE VILLA PAPA GIULIO. 1779.

den lenstem die Funde des sogen. ,,großeii Tempels'' (oontrada vignale) aufgestellt, zwischen dem zweiten Fenster und der Ausgangs- täre Funde vom sogen, ^kleinen Tempel'' (oontrada vignale), zwi- schen Eingangstür und erstem Fenster sporadisohe Funde (oon- trada vignale und sassi oaduti), unter den beiden Fenstern aus dem Kunsthandel erworbene Stücke unsicherer Herkimft. Wir begüanen die Betrachtung mit

1779 Funden von dem MerkurtempeL

Sie sind in chronologischer Anordnung aufgestellt. Wir beginnen r. von der Ausgangstüre.

a) Bemaltes Olebelakroter mit Zweik&mpfern.

Auf einer schmalen Leiste, welche zwei vegetabile Voluten ver- band, deren linke, wellengesäumte allein teilweise erhalten ist, sieht man einen ins Knie gesunkenen bärtigen Krieger sich gegen einen r. an- stürmenden Gegner wehren, dessen obere Hälfte fehlt bis auf Teile von Arm, Schild und Helmbusch (daneben an der Rückwand des Schrankes), sich aber leicht ergänzen läßt mit Hilfe eines ähnlichei^ Re- liefs aus Conca (n. 1786). Interessant ist die Bewaffnung der Krieger. Außer dem archaischen griechischen Helm, Panzer, übers Knie reichen- den Beiosohienen und Bundsohild tragen sie Oberschenkelschienen. Ver- einzelte Exemplare solcher Waffenstücke in Olympia (Olympia IV Taf . LX) und im Britischen Museum, Darstellungen z.B. auf ättischenVasen, oft unverstanden, klai und ähnlich wie auf diesem Belief auf einer Amphora des Andokides im Louvre (Furtwängler-Hauser-Beichhold II Taf. ms. 269). Der kniende Krieger trägt außerdem ein kurzes krummes Schwert wie die Lyker und Karer und später die Samnites unter den Gladiatoren. Die Figuren sind frei gearbeitet ohne Hinter- grund, die Bückseite ist nur flüchtig modelliert, aber, weil sichtbar, bemalt. Auf der Vorderseite allein ist alles im Belief gut durchmodel- liert; die p>rächtig erhaltene Malerei hat nur koloristische Bedeu- tung. Bot ist das Fleisch, schwarz der Bart. Die Gruppe, die der Wende des 6. zum 5. Jahrhundert angehört, ist eines dcar. wenigen seither bekannten figürlichen Mittelakrotere, deren vorzügliohstes aus Ton das bekajmte Berliner Stück aus Caere ist mit Eos und Kephalos (iftbgeb. Aroh. Zeitg. 1882 Taf.l5), aus Stein die Gorgo vom alten Athena- tempel (Schrader, arch. Marmorskulptur S. 9). Die Vorliebe der Etrus- ker für figürliche tönerne Antefixe ist uns literarisch bezeugt. Auf dem capitolinischen lupitertempel standen nebeneinander der etrus- kische Blitzgott Summanus und eine Quadriga von der Hand des Künstlers Vulca aus Veji.

Della Seta, religione e arte figurata S. 178, Fig. 129 nach Phot. Brogi 18606. Ball. connm. 1910, Taf. XIII, 1911, S. 27ff. (Bizzo). Vgl. Aich. Ans. 1902, 51 (Petersen). ÖBtezr. JahrcBh. IX 116. Eöm. Mitt. XXI (1906) 77 Nr. 1. Deonna, lee stataee de terre- cuite (1908), S. 1S7 Nr. 1.

ZWEITER SAAL. 337

B. davon in den Wandschränken der Langseite : Bemalte Antef ixe (Stimziegel) mit figürlichem Schmuck im Stile des 6. bis 5. Jahr- hunderts (vgl. Nr. 437). Beachtenswert darunter

b) Gruppe eines Silens mit einer Mänade, die die Klappern (crotala) hält.

c) große Silensmaske mit Kranz aus Weinlaub. Schnurrbart und ,,Mücke" am Kinn sind rot, der plastisch hervorgehobene Voll- bart rotbraim bemalt; auf letzterem sind die einzelnen Partien und Strähnen mit Weiß aufgemalt (vgl. n. 1010).

d) Fragment eines Eckakroteres in Vogelform.

Solche geflügelte Figuren aus Ton, die sich nur in wenigen Exem- plarenerhalten haben (vgl. das ElägelpferdNr.437), auf bildlichen Dar- stellungen aber nicht selten sind, saßen auf den Enden der schrägen Giebel. Vgl. die Tempelrekonstruktion im Garten des Museums.

e) Fragmentierte Antefixe mit Silenen und Mänaden.

Die auf einem Brettchen vereinigten Reste dreier Figuren bil- detenkeine Gruppe, sondemgehören drei verschiedenen Stimziegeln an. L. eine Mänade, der ein Satyr den Arm auf die r. Schulter legt und die r. ein großes Tympanon hält. Ein S^tyr mit einem zugebundenen, prall angefüllten Schlauch, eine Mänade mit einer Schale in derR.; über ihr ein mit dem Kopf nach 1. unten gerichtetes schwarzes Schwein. Die rote Mähne des Borstentieres zeigt den im ionischen Kunstkreis für dies Tier charakteristischen Einschnitt in der Mähne auf dem Rücken.

Zu ähnlichen Antefixen gehörten die davor aufgestellten

f) Eöptclien von Silenen und Mänaden.

Erstere rotbemalt, letztere tongrundig. Die Köpfchen sind von erstaunlicher Lebenswahrheit. Vorzüglich ist z. B. bei dem am besten erhaltenen Silensköpfchen die tierische Gier ausgedrückt durch den breiten, halb geöffneten Mund, in dem man die Zähne sieht, und durch die dicken, fleischigen Lippen. Bei den Mänaden sind die Lippen und Haare rot gemalt, die Brauen, Pupillen, Lider, wie bei den Silenen, schwarz. Die Bemalung übt nur koloristische Wirkung aus, da alle Par- tien, bis zu den Hautfalten auf der Stirn, plastisch durchgearbeitet sind. Auch die Haare und Barte sind, im Gegensatz zu der unter c beschriebenen Silensmaske, in allen Einzelheiten plastisch ausge- führt.

Im unteren Fache:

g) Antefixe mit Gruppen von Silenen und Mänaden» darunter eine Mänade mit einer Blüte, eine andere mit einer Art Wollkranz, ein Silen mit LöwenfelL

Heibig: Führer. II. 3. Aufl. 22

338 I>AS MUSEUM DER VILLA PAPA GIÜLIO. 1779.

Den größten Teil der Wand nehmen ein: h) Architekturstücke aus Terrakotta.

Von der großen Zahl von Terrakottaplatten mit abwechselnd roter und schwarzer Bemalmig, die zur Dachverkleidung dienten, ist nicht allen mit Sicherheit ihr genauer Platz am Dache zuzuweisen. Die in den obersten Borten ausgestellten Stücke stammen ohne Zweifel von dem Giebelsims» deren obersten Abschluß das schöne, a jour ge- arbeitete PalmettengeschUnge bildete, das die oben mit einer Rille oder Zapfenlöchern versehenen Hauptstücke krönte. Diese bestehen aus einem leicht gehöhlten, plastischen Blattstab mit abwechselnd roter und schwarzer Bemalung und einer glatten Fläche mit einem Mäander auf abwechselnd rotem und schwarzem Grunde, der von zwei horizontalen Rundstäben eingefaßt wird. Nach der Richtung der Or- namente auf dem oberen Rundstabe läßt sich bestimmen und ist in der Anordnung im Museum zum Ausdruck gebracht, ob eine Platte zur 1. oder r. Hälfte des Giebels gehörte.

Brogi 18669, 18672.

Die übrigen, mit hängenden Blüten und Palmetten verzierten Platten bildeten die Bekleidung vorwiegend des Architraves. Die An- ordnung der Nagellöcher, die zur Befestigung auf Holz dienten, läßt in der Regel Schlüsse zu, ob eine Platte ganz auf das Gebälk aufge- nagelt war oder ob ihr unteres Ende frei in die Luft herabhing.

Brogi 18670.

Eine in eine Blüte zwischen Voluten endigende Platte (r. der Aus- gangstüre) bildete ein Eckstück. Auf einer Reihe von Platten (untere Fächer, Mitte) sieht man antike, mit schwarzer Farbe aufgemalte Kreuze und Zahlen, offenbar die Numerierimgszeichen (vgl. n. 1514, 1515). Man beachte auch (unten 3. Abteilung der Langseite) das Fragment eines l^ufziegels, der, so weit er über das Dach vor- sprang, bemalt ist mit Zickzaokomament, und von imten her gesehen wurde (vgl. die Rekcmstmktion im Garten).

Während alle bisher betrachteten Teile aus dem 6. bis 5. Jahr- hundert stammen, rühren die folgenden von einem späteren Umbau des Tempels her,

i) Unterteil einer Merkurstatue aus Terrakotta.

Hinter den Füßen wird ein Baumstamm sichtbar. Vermutlich ist das Stück als Teil eines Mittelakroteres anzusehen. Seinem Stü nach gehört es in hellenistische Zeit, etwa um 300. Ein danebenhegender Arm und ein Stück Körper gehören wohl zu der Statue.

k) Teil eiii«s Beliefs mit nacktem Krieger and Ainazone(?).

Der Band 1. läßt vermuten, daß das Stück zur Verkleidung diente, entweder des Firstbalkens oder der Mutoh.

ZWEITER SAAL. 339

1) Bemalte Antef ixe mit Mänaden- und Satyrköpfen. Der weib- liche Kopf trägt ein Perlenhalsband, der Satyrkopf steckt im Löwenfell. Der Stil ist ganz frei. Im Gegensatz zu den archaischen Silensköpfen ist hier die Farbe (Rosarot imd Blau; dieses nur in Spuren erhalten) nicht eingebrannt, sondern nach dem Brand aufgetragen und daher leicht abwischbar.

m) Unterteil eines Antefixes.

Stehender nackt^ Mann und langbekleidete Frau mit Schnür- stiefeln.

n) Antefix. Jüngling auf einem Seepferd.

o) Antefix» Nereide mit rotem Mantel auf einem Seepferd. Spuren blauer Farbe auf dessen Körper.

p) Gebälkverkleidungsstücke»

Als Verzierung dieser Platten dienen Blüten und Palmetten, sowie ein Mäander auf blauem Grunde, der plastisch gebildet ist, im Gegen- satze zu den Platten des älteren Tempels, bei denen er aufgemalt war, denen aber diese Platten im übrigen offenbar nachgebildet sind. Über dem Mäander ein Palmettenfries, in dem ebenfalls die Tradition der Stücke des älteren Tempels nachlebt, und kleine Köpfchen, alles mit reichen Spuren blauer und roter Bemalung.

Der letzten Periode des Tempels, etwa dem 3. bis 2. Jahrhundert, zuzurechnen sind die

q) Tärrerkleidnngsplatten mit reichem ornamentalen Schmuck und mit Besten blauer und roter Bemalung, Im Ornament und in der Wahl der den Grund und die Füllungen bildenden Far- ben erinnern diese Stücke sehr an römische Stuckdecken.

Biogi 18067.

r) Tonreliefs (vgl. n. 1491). Es begegnen darunter drei Typen: ein geflügelter Jüngling, der die Doppelflöte bläst,

y. Bohden-Wiimefeld aichitekt. römische Tonreliefs n. 1987. Brogi 18668.

ein Flügelmädclien mit Eitliara,

V. Bohden-Winnefeld S. 108 f.

eine stieropfernde Nike.

Vgl. y. BoMen-Wüinefdld S. 83f. Neben der Eingangstüre: n) Yotive aus den verschiedenen Perioden des Meikurtempels. Be- achtenswert die schwarzgefimißten Schälchen mit faliskischen Inschriften, unter denen der Name des Merkur häufig wiederkehrt ; femer kleine tönerne Altärohen, die meisten konisch, mit Win- dungen, eines von der durch Funde vom Esquilin (vgl. Bd. I p. 594 f) bekannten Art. Man beachte auch ein weibliches Köpfchen mit Kalathos schönen Stiles.

22*

340 DAS MUSEUM DER VILLA PAPA QIULIO. 1780—1782.

Zwischen den Fenstern rechts oben: 1780 Funde vom sogen, „großen Tempel".

a) bemalte Tonplatten von der Giebelsima.

Darmiter beachtenswert zwei Stücke mit der Wm*zel zweier aufsteigenden Voluten, zwischen denen wohl das Giebelakroter saß.

b) Antefixe mit Köpfchen von Silenen und Satyrn. Der Satyr- kopf entspricht im Stil denen vom Merkurtempel und wird wie diese der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts zdzuiechnen sein.

Unten:

c) Akroter^ fragmentiert, in Gestalt eines geflügelten Greifen.

d) Traufziegel mit 3emalung.

e) Antefixe mit Harpyen, geflügelt, die Beine hebend in apotro- päischem Gestus, wie sie auf campanischen Bronzegefäßen als Deckelfiguren und als Antefixe in Conca vorkommen (n. 1786 1 S. 350).

f) Unterteil einer Gewandstatue5 zu der vielleicht der nackte Oberkörper eines Jünglings (Kentauren) gehörte; beide Figuren könnten eine Gruppe gebildet haben.

An diese Funde aus einer älteren Periode des Tempels schließen sich in den folgenden Fächern solche aus dem 4. ^3. Jahrhundert.

g) Antefixe mit Köpfen von Silenen und Mänaden. Sie tragen im Haar Diademe. Die schwarze und rote Bemalung, die nur zur Unterstützung der Modellierung dient» ist sehr frisch erhalten an vielen Köpfen. Der Größenunterschied der einzelnen Exem- plare wird aus ihrer Verwendung an verschiedenen Stellen des Tempels am leichtesten zu erklären sein. Denkt man sie sich z. B., wie bei dem Modell eines Daches ausNemi (Bd. II S. 347) auf dem horizontalen Giebelrand angebracht, so ist es klar, daß nach den Ecken zu, wo sich der Giebel senkt» die Köpfe kleiner werden müssen.

Darunter: h) Fragment eines Reiters.

i) Merkurköpfchen, mit Petasos, von sehr lebensvollem Ausdruck im Stil des 4. Jahrhunderts.

k) Beste von Antef ixen mit einem stehenden Krieger und einer AmaKone5 die eine Verwundete trägt. Femer eine Anzahl von Köpfen meist sehr roher Bildung. Bei einigen scheint Porträtähnlichkeit angestrebt zu sein. Gliedmaßen, wie Au- gen, Ohren, Füße, Hände, Finger, Brüste, männliche und weibhohe Geschlechtsteile, die nach allgemein verbreiteter Sitte der Gottheit zur Bitte um oder als Dank für die Heilung der erkrankten betreffenden

ZWEITER SAAL. 341

Glieder geweiht wurden (vgl. n. 1490). Beachtenswert besonders ein Wickelkind, dem in der im Altertum üblichen Weise (vgl. n. 1776) die Arme fest an den Körper geschnürt sind und das deshalb Grund genug hat, so imfreundlich in die Welt zu blicken.

Unten:

1) Formen für Antefixe.

Außer solchen, aus denen die Silens- und Mänadenköpfe n. 1779 geformt sind, begegnen Exemplare, von denen sich ausgegossene Stücke zufällig nicht gefunden haben.

Beachtenswert besonders:

ein stehender Alter neben einer sitzenden Frau mit entblößtem Busen, ein kolossaler, männlicher Kopf, Gruppe von Satyr und Mä- nade, Kopf einer Iimo Sospita, die den Helm mit Ziegenhömern trägt.

In den anschließenden Fächern:

m) YotiTgaben aus Ton, verschiedenen Zeiten des Tempels (5. bis 3. Jahrhundert) angehörig.

Zwischen Fenster imd Ausgang:

1781 Funde vom „kleinen Tempel-*'.

a) Funde aus der älteren Periode dieses Tempels (5. 4. Jahrhundert) sind nur spärlich.

Oben ein Antefix mit Satyr und Mänade, andere mit einem Satyr- oder Silenskopf mit Blätterkranz.

b) Funde aus der jüngeren Periode (ca. 4. 3. Jahrhundert): Antefixe mit Satyr- und Mänadenköpfen. Herakles im Löwen- feil, ganz freien, entwickelten Stiles. Dieser Kopf, ebenso. wie der Mänadenkopf , ist in zwei verschiedenen Typen vertreten. Antefix mit Unterkörper von zwei, wie es scheint singenden Männern. Unten: ein kolossaler Löw^ikopf als Wasserspeier.

In der 1. Ecke beim Eingang:

1782 Sporadische Funde aus Falerii.

a) Terrakottastatue der gefesselten Andromeda.

' Andromeda, nackt bis auf einen über die 1. Schulter und das r. Bein geschlagenen Mantel, am Hals einen Keifen in Art der gallischen Torques, ist mit einer eisernen Fessel an den Felsen geschmiedet. Die in freiem Stile gut gearbeitete Figur ist wohl nur der Teil einer Gruppe, zu der außer Andromeda der Befreier Perseus gehörte oder doch das Untier, dem die Jungfrau zum Raub ausgesetzt war.

Darunter:

])) Form zu einem Antefix mit der Darstellung einer Nereide auf einem Seestier (vgLn.l779o).

342 I>AS MUSEUM DER VILLA PAPA GIÜLIO. 1783-1784.

Unter den beiden Fenstern:

1783 Reitende Krieger und Amazonen aus Terrakotta.

L. erkennt man einen Krieger mit Löwenfell, dessen Tatzen er miter dem Kinn zusammengebunden hat, r. eine Amazone mit Bogen. Die plastisch ausgeführten Zügel haben knopfartige Verdickungen. Die Pferde, die abwechselnd blau und rot bemalt sind, in der von etruskischen Grabmalereien bekannten Vorliebe für Buntheit und Ab- wechslung, sind teils nach r., teils nach 1. hin gewendet.

Rechts:

Blaue Pferde mit roter Mähne und roten Hufen, und rote Pferde. In einem Stile, der von dem der übrigen Reste etwas abweicht und auch jünger ist, r. oben ein Pferdekopf von vom, 2 galoppierende Pferde mit aufgemalten Mähnen und Zügeln sowie geöffneten Mäulem, in denen die Zähne sichtbar sind, Gorgonenmaske mit mächtigen Eber- zähnen. Der Reliefrand zeigt an manchen Stellen dunkle (blaue ?) Farbe. Man hat daran gedacht, diese im Kunsthandel erworbenen Reiterreliefs seien auf dem oberen Rand der Giebelschrägen als Bekrönimg ange- bracht gewesen. Daraus würden sich die verschiedene Richtimg der Reiter und die zur Verzapfung dienenden Löcher leicht erklären.

Dritter SaaL

Die r. Hälfte dieses Saales von Tür zu Tür ist angefüllt mit den Funden vom Apollotempel (contrada „lo Scasato"), die sich auch auf der 1. Saalseite zwischen Eingang und Fenster fortsetzen. Unter dem Fenster und vom Fenster bis zur Ausgangstüre sind die Funde vom lunotempel (contrada Celle) aufgestellt. In der Mitte des Saales sporadische Funde, meist aus der Nähe von Falerii.

1784 Funde vom Apollotempel.

Vorauszuschicken ist, daß von diesem Tempel aus uns nicht näher bekannten Gründen Fimde aus früherer Zeit fehlen. Was hier auf- gestellt ist, stammt alles aus hellenistischer Zeit, dem 4. 3. Jahr- hundert. Der Tempel ist 1886 aufgedeckt. Wir beginnen wieder bei der Ausgangstüre.

a) Jünglingstorso. Dieser wundervolle Torso zeigt den bis auf den ganzen r. und den I. Oberarm wohlerhaltenen Oberkörper eines Jünglings mit leicht nach r. aufgeworfenem Kopfe und wallendem Haar. Wie der glatte untere Schnitt zeigt, war der Oberkörper für sich gearbeitet, um aufgesetzt zu werden auf den vielleicht mit Reliefgrund versehenen Unter- körper. Die leichte Vorwärtsbeugung des Rumpfes läßt darauf schließen, daß der Jüngling sitzend dargestellt war, etwa wie der lupiter im Giebel von Luni. In dem kräftig gebildeten Jüngling mit dem vollen

DRITTER SAAL. 343

Gesicht und dem strahlenden Ausdruck, den schwellenden, Jugend- frischenLippec, der im Stile sehr an gewisse Alexandertypen erinnert, hat man wohl mit Recht Apollo erkannt. Die Statue ist stark vom Stil des Leochares beeinflußt.

Not. d. sc. 1888, 419. Kev. arch. 1906 II 405. BernouUi, Darstellungen Alexanders des Gr. 61, Deonna, stat. en terre-cuite llöff.

b) Jünglings torso.

Erhalten ist der Oberlcörper und Teile des Kopfes, der stark ergänzt ist. Das die Ergänzung im Ganzen das Nichtige getroffen hat, beweist ein da- neben liegendes, unlängst hinzugefundenes Stück einer Wange. Ergänzt auch die linke Brusthälfte. Vielleicht gehörten einige andere daneben lie- gende Fn^mente zu der Statue.

Wir haben einen Epheben vor uns, der offenbar auf dem 1. Bein stehend den Kopf leicht seitlich gesenkt hat, etwa in der Haltung des Eros von Centocelle (Bd. I n. 183) oder der Epheben in der Gruppe von Ildefonso. Spuren einer Hand auf der 1. Schulter beweisen die Zugehörigkeit dieser herrlichen Statue zu einer Gruppe. Ob die mit- gefundenen Reste einer Hand mit einem Schwerte zu dieser Figur gehörten, ist sehr fraglich.

Not. d. sc. 1887, 138, 1888, 418f. American Journal of arch. 1887, 464. Rev. arch. 1906 II 400. Deonna stat. en terre-cuite 127 f<, Fig. 6.

c) Unterteil einer Mädeliengnippe«

Man sieht links zwei mit Sandalen bekleidete Füße einer weiblichen Figur, die mit übereinandei^schJagenen Beinen stand und dabei notwendig, um nicht umzufallen, sich irgendwo aufstützen mußte. Vermutlich lehnte sie sich auf die Schulter einer Gefährtin, von der der rechte mit Sandalen bekleidete Fuß und ein Stück Gewand zwi- schen den Füßen erhalten ist.

Deonna, ttat. en teife-cuüe 124 f.

Auf der Seitenwand enthält die erste Hälfte weitere figürliche Terrakotten. Wir betrachten sie Schrank für Schrank von oben nach unten.

d) Ante! fx mit dem Unterteil eines Merkur mit Flügelschuhen.

Gaig. G 3785.

e) Jünglkigskopf.

Der prachtvolle, nach 1. etwas geneigte und zurückgeworfene Kopf

zeigt eine stark an die Art des Leochares erinnernde Stiiriehtung.

Bemerkenswert die vor den Ohren eingravierten Haare.

Not. sc. 1888, 419, R6v. arch. 1906 11 406. Deonna, stat. en tetre-culte 125ff . Garg. C 3781.

f) weibliclier Kopf mit Diadem.

Des Leochares' Stilart macht sich aueh in diesem schönen Köpfchen bemerkbar, das auf Ansicht vom I. Profil berechnet war.

Deonna, stat. en terre-cuite 121 f. Not. sc.l8f^7, 138, 1888,418. American Journal of arch. 1887, 464. Kevue arch6ol. 1906, II 406.

344 DAS MÜSEÜM DEE VILLA PAPA GIÜLIO. 1786.

g) Jüngllngskopfy fragmentiert mit Spuren roter Bemalung. Stil wie bei e und f. Alle drei vermutlich Reste einer Giebel- gruppe.

h) Antefixe mit Unterteil einer stehenden Frav.

i) Gorgoneion riesenhafter Dimension mit heraushängender Zunge und Beißzähnen. Lippen, Zunge, Pupille und Haar sind rot gemalt. Die Größe spricht dafür, daß das Stück ein Akroter war oder auch die Verkleidung eines Mutulus bildete.

BTogi 18664.

Es folgen Figuren, die namentlich Fragmente von Antefixen bil- deten und sich durch besondere Schönheit auszeichnen:

k) weibliche Statuette.

Sie zeigt ein Mädchen in gelbem Chiton mit roten Streifen (olavus) und breitem roten, das Haar zusammenhaltendem Bande.

Garg. G 3784.

1) Oberkörper eines Jünglings (Satyrs?) mit auf dem Kopfe hegender B.

m) Köpfe Yon Satyrn und Mänaden, darunter einige von ganz ausgezeichneter Lebenswahrheit, offenbar stark beeinflußt von der Stilweise des Leoohares. Ein Köpfchen trägt den Pilos.

n) Antefixe mit Satyrn und Mänaden, die eine Gruppe bildeten.

o) Antefixe mit Köpfen von Mänaden und Herakles im Löwen- fell, sehr ähnlich Nr. 1781 b.

Es folgt:

p) Serie von Dachziegeln mit antik eingeritzter Numerierung

(vgL n. 1779 h).

Not. d. 80. 1888, 426.

Oberes Fach:

q) Stirnziegel mit geflügeltem Mann in persischer Tracht, der zwei Fackeln hält, und der geflügelten persischen Artemis, die zwei Löwen gepackt hält. Die Stimziegel haben den für die jüngeren Exemplare dieser Gattung übhchen Bügel. Sie waren vermutHch an den Langseiten des Tempels angebracht; ob eine männliche im- mer mit einer weiblichen Figur abwechselte oder ob die einen auf der einen, die andern auf der andern Seite eingebracht waren, muß fraglich bleiben.

Not. d. scavi 1888, 426, Fig. 15, 16, 432, Fig. 22.

r) Verkleidungsstüeke^ die, wie die Nagelspuren beweisen» unten frei herabhingen. Sie zeigen oben von einem Astragal abgesohlos- .senes Bankenwerk, unten ein Palmettengeschlinge.

Gusmaki, l'art döeoratif, Taf. 7l.

DRITTER SAAL. 345

s) Verkleidungsstueke ans Terrakotta für die Basis, Kapital und Caneltiening einer oder mehrerer Säulen. Die Stacke fanden sich in derGegend des Tempels, können aber nicht zu diesem gehört haben.

Not. d. 8oavi 190S, 458f. Fig. 9.

Im Schrank r. vom Eingange: t) Oiebelakroter in Form einer Palmette, von mächtigen Dimen- sionen.

Not. d. sc. 1888, 419 Fig. 2.

L. vom Fenster oben: 1785 Funde vom lunotempel. Schrank r. vom Fenster, oben:

a) Kopf eines Panthers aus Tuff.

Der Kopf,, der sehr roh ausgeführt ist, gehört dem 6. Jahrhundert an. Es ist nicht unmöglich, daß er in Zusammenhang stand mit dem Kultbilde, von dem sich ein Teil erhalten hat in einem

b) Kopf einer Fran aus Tuff mit Bronzekranz.

Der Kopf zeigt den Stil der ältesten etruskischen Steinskulpturen, mit niedriger Stirn, vorquellenden, etwas schief gestellten Augen, vor- springendem Kinn, dicken Lippen, hochsitzenden Ohren. Das Haar fällt in vier Massen geteilt rückwärts in den Kacken. Über der Stirn einige Löcher mit Besten von Bronzenägeln, mittels deren ein gleichzeitig gefundener Bronzestreifen befestigt war. Li den Ohrläpp- chen befindliche Löcher sprechen dafür, daß der Kopf auch Ohrringe

trug. Vermuthch gehörte der Kopf zu dem Götterbilde. Not. d. scavi 1887, Taf. 11 3, 4, S. 95 (Fasqui).

c) Löwe aus Tuff^ mit streng stilisierten Flügeln, Stil des 6. Jahrhunderts.

d) Statuette eines kleinen nackten Kriegers aus Bronze im Stil etwa des 5. Jahrhunderts.

e) Antefixe mit Silenen und Mänaden verschiedener Typen. Oben in der Mitte ein bemalter Silenskopf.

f) Kleine Oegenstände ans Terrakotta und Bronze, darunter fünf steinerne Pfeilspitzen und ein Messerchen aus Stein. Diese Ge- genstände wurden hinter der Basis des Kultbildes in einer Grube gefunden. Die Verwendung steinerner Geräte läßt auf ein hohes Alter des Kultes schließen, in dem solche primitiven Gegenstände mit Vorliebe beibehalten wurden.

Not. d. sc. 1887, 98.

g) Arehitektonisehe Terrakotten.

Zur Verkleidung des Tempelgebälkes. Sie sind unbemalt, sonst ähnlich denen vom Apollotempel.

L. vom Ausgang: Reste von Figuren, in etwa halber Lebensgröße aus Ton.

346 I>AS MUSEUM DER VILLA PAPA GIULTO. 1786.

Oben: h) stehende weibliehe Flgva mit Halskette und langem» gelblich bemalten Chiton, darüber einen prächtigen roten Mantel, auf dessen Saum auf rotem Grund gelbe Palmetten aufgemalt sind. Der dunkle Belief grimd ist teilweise erhalten.

Not. d. sc. 1887» 97. American Joarnal of arch. 1887, 464. Deonaa, stat. en terre-cuite 134f. Brogi 18665. Alin. 27259.

Unten: i) Rest eines nach r. bewegten Jünglings.

Die Figur ist ebenso wie die vorige auf schwarzem ReHefgrimde angebracht.

Not. sc. 1887, 97. Amer. Journal of arch. 1887, 464. Deonna, stat. en terre-cuite 135 f.

Unter dem Fenster: k) Beste Yon Malerei aus dem lunotempel.

Von den ungefähr 50 aufgefundenen Fragmenten weißlicher Terra- kottaplatten mit figürlicher Malerei, die an den Tempelwänden ange- bracht waren, ist eine Anzahl hier zusammengesetzt. In einer Um- rahmimg von weißen Palmetten auf dunklem Grunde sieht man die Reste mehrerer Figuren im Profil, im Stil etwa der späteren etrus- kischen Gräber (tomba dell' Orco bei Cometo u.a.). Nach den Berichten bildeten die Figuren nicht eine größere Komposition, sondern waren in einzelne, besonders umrahmte Wandflächen ein- geordnet.

über Malerei in Tempeln: Plin. Hist. Nat. 35, 17. Not. d. sc. 1887, 94.

In dem ersten der beiden Mittelschränke des Saales sind verein- zelte Funde, die mit den Tempeln selbst nichts zu tun haben, auf- gestellt worden. Beachtenswert imter ihnen

1) Akroter mit einer sehwebenden Viktoria im Stile des 4. bis 3. Jahrhunderts. Aus Fabbrica dl Borna. Brogi 18682.

m) Antefix mit Satyrkopf im Stil des 4. bis 3. Jahrhunderts.

Aus Narce.

n) Terrakottasima mit zwei Panthern neben einem Kantharos in Relief. Darüber die lateinischen Buchstaben B und A.

Vgl. Nr. 1186 und von Rohden-Winnefeld, architekt. rOm. Tonreliefe, Taf. I, II Einlei^. S. 49.

o) DaekTerfcleidnngsstücke aus Terrakotta mit Sat3^köpfen zwi- schen Pahnetten. Herkunft unbekannt.

In der zweiten Vetrine sie soll spa^r in dim Saal über- führt werden und an ihre Stelle eine andere mit architektonischen Terrakotten aus dem f aliskischen Gebiete kommen beachte man : In dem Teil des Schrankes, der dem Ausgang zugekehrt ist: p) TonmodeU eines Tempeldaehes.

DRITTER SAAL. 347

Das Stück ist nur der obere Teil eines Modelies, das einen Tempel, wenn auch nicht genau in allen Einzelheiten, so doch in seiner all- gemeinen Erscheinung nachbildete, vielleicht den Tempel der Gottheit, der das Tonmodell geweiht wurde. So unscheinbar das Stück aus- sieht, so wichtig und einzigartig ist es für unsere Kenntnis des mittel- italischen und etruskischen Tempels und seines Vorbildes, des Hauses. Man erkennt deutlich den Giebel mit den beiden Dachschrägen, dem Mittelbalken (columen) und den beiden Langhölzern (mutuli), über die das Dach Vorgriff. Jede Dachhälfte besteht aus vier großen Ziegeln, deren drei erhaltene gleich lang sind, für dessen vierten, verstümmel- ten, der vorragte, die gleiche Länge anzunehmen ist, in Übereinstim- mung mit den vielumstrittenen Worten Vitruvs, die klar genug sagen, daß der Dachvorsprung ein Drittel des eigentlichen (d. h. des nicht vorspl-ingenden Teiles des) Daches betragen soll. In dieser Form haben wir uns also auch das italische Haus vorzustellen, mit weitausladendem Dache, unter dessen Vorsprung die lares grundules aufgestellt und die kleinen Kinder begraben wurden. Lehrreich ist der Giebel mit den plastisch verzierten Kopfenden des First- und der Seitenbalken; auf ersterem ein schwer erkennbares Relief, wohl mit einem Dreiverein sitzender Götter. Während auf dem First- balken auch sonst gelegentlich Reliefs beobachtet worden sind (z. B. auf einer Aidicula in Vulci und bei n. 1786 n aus Conca), be- gegnen hier zum ersten Male auch figürliche Verkleidungen der mutuli. Am auffallendsten ist an diesem Modelle das innerhalb des Giebels sichtbare flache, mit Ziegeln gedeckte Dach, dessen Stirn - ziegel die Gestalt weiblicher Köpfe haben, wie sie ähnlich auch auf einem im Britischen Museum befindlichen Sarkophag aus Bomarzo vorkommen. Man hat mit Recht in diesem flachen Dach eine Remi- niszenz an ein ursprüngliches, in Griechenland am olympischen Heraion vermutetes, am Geloerschatzhaus in Olympia und bei kleinasiatischen Denkmälern nachgewiesenes Walmdach erblickt, das später seinen konstruktiven Charakter verlor und als Orna- ment beibehalten wmrde. Da die Unterseite des Tonmodelles keiner- lei Ansatzspuren von Säulenkapitäl oder Epistyl zeigt, ist der Schluß berechtigt, daß der Giebel über die Säulen hervorragte, worauf die Beschreibimg des Vitruv ohnehin schon geführt hatte ; nach ihr soUte dieser Vorsprimg ein Viertel der Säulenlänge betragen. Tatsächlich zeigt ein unter den Votiven von Conca erhaltenes Modell eines Daches, an dem sich ein Säulenrest erhalten hat, das vorausgesetzte Verhältnis von Giebelfeld und Säulen. Danach ist die von Oozza im Garten des Museums versuchte Rekonstruktion eines Normal- tempels zu verbessern.

Gefanden 1887 bei Nemi. Bull. comm. 1910, Taf. XII, S. 284 ff. (Rizzo). Not. d. sc. 1896, 44. Tomasetti, Oampagna Romana II, 266.

348 DAS MUSEUM DEE VILLA PAPA GIULIO. 1786.

q) Tonmodell eines Italischen Hauses.

Das Stück ist ebenfalls wegen der Bildung seinesDaches bemerkens- wert. Der Giebel hat noch nicht das horizontale Geison. Im Innern sieht man zwei Türen, wie bei etruskischeh Gräbern.

Aas Velletri. Bull. comm. 1910, S. 286 Anxnerk. 1 (Rizzo).

r) Jünglingskopf aus Terrakotta. Der prächtige, fast lebensgroße Kopf zeigt den Stil des 4. Jahr- hunderts.

Ans Antemnae. N'^t. d. sc. 1887, 68.

In der zweiten Reihe:

s) Füße einer lebensgroßen weiblichen Terrakottafigur von treff- licher Arbeit. An den Füßen Sandalen. Die Bildung der Nägel und die Hautfältchen lassen auf vorzügliche Naturbeobachtung schließen.

t) Bemalter Stirnziegel in Gestalt eines Frauenkopfes archaischen StUes, des 6. bis 5. Jahrhunderts. Der Kopf, von einem Blätter- stab und einem a jour gearbeiteten Geschlinge umgeben, hat lange, in drei Beihen auf jede Schulter fallende Locken und trägt im Haar ein Diadem. Dieses Exemplar der zum Schutz der Hohl- ziegel an einer Seite des Daches angebrachten Stimziegel verrät sein hohes Alter außer durch den Stü dadurch, daß er auf der Erückseite direkt in den Hohlziegel übergeht. Die Stimziegel jün- gerer Zeit haben statt dessen hinten einen gebogenen Bügel.

Aus Civitä Lavin ia. Abgeb. z. B. Darm, Bank. der Etr. und Kömer S. 84» Fig. 93. Alin. 27262.

u) Bemalter Stirnziege] in Gestalt einer löwenwürgenden Artemis.

Seinem Stil und der Bemalung nach, die nicht vor, sondern erst

nach dem Brand aufgetragen scheint, dürfte dieser Stimziegel eher

der achaisierenden Stilrichtung angehören, als der archaischen.

Aus Segni. B. DelbrQck, das Gapitolium v. Signia, Taf. Y 5, S. 9f.

Vor dem Verlassen des Saales versäume man nicht, durch das Fenster einen Blick auf die Rekonstruktion des Tempels im Garten zu werfen, zu dessen Aufbau der Grundriß eines in Alatri gefundenen Tempels benutzt wurde, während das Dach aus den in den Tempeln Faleriis, namentlich dem Apollotempel, gefundenen architektonischen Terrakotten aiifgebaut wurde, d. h. sorgfältigen Nachbildungen der in den Sälen des Museums aufbewahrten Stücken. Auf die Irrtümer der Itekonstruktion wurde bereits oben hingewiesen (S. 347). Inmierhin trägt sie wesentlich zum Verständnis der einzelnen Bauglieder bei.

Über die Tenakottaverkleidung des Daches: Borrmann, Keramik in der Baukunst S. 40ff. Dnrm, Baukunst der Etr. und B>ömer 2, 72ff . Wiegand in der Einleitung zurGlypto- thek Ny*Oarlsberg. Borrmann, Aufc.für Ernst Curtius 171. Not. d. seavi 1888 S.414ff. (Ck>z2a). Tempelin Alatri: Not. sc. 1888, 431, 1889, 22. E. Mitt. 1889, UiS. (Winne- feld), 1891, 266 <Gozza), 349. Zentralblatt d. Bauverw. 1886, 197—207 (Barrel). Amer. Journal of arch. 1889, 218. Walters, bist, of anc. pottery 11 315. Borrmann, Gesch. d. Baukunst 1 184. Deonna, stat. en terre-cuite 113.

DRITTER -- FÜNFTER SAAL. 349

Vierter Saal.

In diesem Saale sind momentan die Grabfmide von Leprlgnano und yonCiyitella Paolo mitergebracht, zwei Grabstätten unbekann- ter faliskischer Orte. Sie sollen später den sechsten, vorläufig als Maga- zin dienenden Saal einnehmen und den Funden aus Segni Platz machen, die vorläufig noch magaziniert sind. Letztere bestehen einerseits in einer Anzahl prachtvoll bemalter, von einem Tempel herrührender Terrakotten, darunter vielen figürlichen, die Kampiszenen darstellen, ganz ähnlichen Stiles wie die von Conca. Andereiseits werden die reichen, bei dem Tempel gemachten Votivfunde zusammen mit solchen von Conca in dem Saale Platz finden.

Leprignano : Not. d. sc. 1907, 782 ff. Givitella S. Paolo : Not. d. sc. 1905, 301. Mon. ant. dei Lincei XVI (Paribeni). Segni: Delbrück, das Gapitollum von Signia, Taf.VI. Votiv- funde aus Conca: Not. d. sc. 1896, 28, 167. 1896, 99. £öm. Mitt. 1896, 183. Vgl. Winter, Typenkatalog I S. CXXIV.

Fünfter Saal.

Der Saal enthält die Funde von einem 1896 bei Conca in Latium, dem antiken Satricum, entdeckten Tempel, dessen Grundriß auf mehr- maligen Umbau schließen läßt. Eine große Publikation der Funde ist in Kürze von Mengarelli und Bizzo zu erwarten.

über Ck>nca: Nissen, Ital. Landesk. II 631. Nibby, Dintonü di Borna 111% 64. Mengarelli in Atti del congreso intemaz. di scienze storiche 1903 (V) 267 ff. Über den Tempel: Not. d. sc. 1896, 23 ff., 99fl., 190 ff. Bßm. Mitt. 1896, 167 ff. (Petersen). M61anges d'archtol.et d'histoire 1896, 131 ff. (Graillot), Bull. com. 1911, 87 If. (Rizzo).

1786 Funde aus Conca.

Die rechte Saalh&Ute enthUt, von Tfii zu Tttr reichend, Verkleidungs- platten aus Terrakotta. Wir beginnen wieder rechts von der Au^angstür.

a) Beste von Platten mit galoppierenden Reitern.

Man erkennt reitende Amazonen, darunter einige, die sich im Sat- tel rückwärts wenden und nach Partherart im Reiten den Bogen ab- schießen. Der Fries befindet sich auf Platten mit weit vorspringender Bedachung, auf der mit schwarzer und roter Farbe ein Schuppenmuster gemalt war (Reste am oberen Stück). Diese Reliefplatten, die ganz ionischen Stil verraten, gehören zusammen mit anderen von Poggio Buco, Toscanella, Cervetri, Velletri, Rom u. a* O., die Pellegrini zu- sammenfassend behandelt hat. Er neigt dazu, sie bis ins 7. Jahrhun- dert hinaufzusetzen, während Petersen wegen der zum Teil kompli- zierten Motive sie für jünger hält. Sie werden ins 6. Jahrhundert zu datieren sein und stammen aus einer ionischen Werkstatt.

Not. d. 8C. 1896, S. 36, Fig. 7. Böm. Mitt. 1896, 182. lülani, studi e materiali 1 95, Fig. 3a (Pellegrini). M^langea d'archtol. et d'hist. 1896, 143 (Graillot). Garg. E 1201, 1202, 1205, 1206. Vgl. Furtwftngler, Meisterwerke 254.

Unten links:

b) Beste einer Platte. Gorgo, mit Bart und Flügelschuhen, die im sog. Knielaufschema nach r. eilt. Ohne Bemalung. Der Stil

350 DAS MUSEUM DER VILLA PAPA QIÖLIO. 1786.

ist ganz archaisch. Es ist nicht sicher, welchem Zweck die Platte diente, wegen des Fehlens von Nagellöchem.

Auf der Langwand oben:

c) SimeilTerkleidaiigsstticke in Form eines ä jour gearbeiteten, palmettengekrönten Bandgeschlinges.

Böm. Mitt. XI 175. Oarg. £ 1189.

Unten:

d) Hängende Yerkleidnngsstäcke. Palmetten- und Lotosfries, darüber einfaches oder verschlungenes Flechtband und Mäander. Der Grund war rot gemalt.

Garg. E 1173, 1175, 1185, 1190.

e) 16 StirnziegeL Weibliche Köpfe archaischen Stiles mit Dia- demen und Halsketten. Die Augäpfel sind nur schwach modelliert. Der Farbe fiel hier eine größere Aufgabe zu als bei den Köpfen der Antefixe von Falerii. Unten sind die Köpfe halbkreisförmig abgeschnitten. Sie waren also wohl bestimmt, mit ihrem unteren Teile frei vom Dache herabzuhängen.

Not. d. sc. 1896, Fig. 16. Mölanges 1896, Fig. 6, 7, Taf.I. Garg.B 1176, 1177, 1178. Vgl. Koch, campan. Dachterrakotten Vni 1.

f) StirnziegeL Bärtiges Oorgoneion mit herausgestreckter Zunge und Runzeln auf Stirn, Wangen, Nasenwurzel.

Not. d. sc. 1896, Fig. 9. Garg. £ 1191. Vgl. Koch, campan. Dachterrakotten V.

g) Stimziegel mit liängender Palmette.

Garg. E 1188, Vgl. Koch, Taf. I 3.

h) Stirnziegel mit Kopf der luno Sospita im Ziegenhelm.

i) Stirnziegel mit Köpfen von Mänaden nnd Silenen mit Wein- kränzen im Haar.

M^langes d'arch^ol. et d'histoire 1896, 157. Garg. £ 1169, 1195.

Bemerkenswert ist, daß die Stimziegel immer in zwei Formaten vor- handen sind, was sich aus der Art ihrer Anbringung am Dach erklären muß (vgl. oben zu n. 1780 g).

In der obersten Reihe nach dem Eingang zu:

k) Stimziegel mit schlangenfüfiigem Daimon.

1) Stirnziegel mitHarpyie^ die zwei Flügel aufrecht, zwei andere ge- senkt hält. Die Beine sind dicht an den eiförmigen Vogelkörper herangezogen, die Arme vorgebogen mit gegen einander gestreck- ten Händen.

Eöm. Mitt. 1896, 177. Garg. E 1164. Darunter in der Mittelreihe: m) Stirnziegel mit Gruppen eines Silens nnd einer Mänade.

Es ist durch geduldige, sorgfältige Prüfung und Zusammensetzung von Hunderten von Fragmenten gelungen, eine Anzahl ver-

FÜNFTER SAAL. 351

sohiedener Typen festzustellen, von denen die meisten mehrere Male vorhanden sind. Die einzelnen» stark fragmentierten Exemplare er- gänzen sich gegenseitig derart, daß es möglich war, in Gips jeden Ty- pus zu rekonstruieren. Fragmente, besonders die vorzü^ch gearbei- teten Köpfchen, liegen neben jedem Typus. Die Anordnung ist so, daß bald die Mänade der aktive Teil ist und einen Silen fortschleppt, bald der Silen die Mänade mit sich zieht. Zur ersten Beihe gehören folgende Stimziegel:

1. Der Silen hält in der K. eine Schlange. Die Mänade hat ihn am Arm gepackt.

2. Der Silen hebt abwehrend die r. Hand.

3. Der Silen hält mit der R. eine Schlange und folgt zögern- den Schrittes der Mänade.

4. Fragmente einer vierten Gruppe dieser Reihe, bei der der Silen mit der R die Schlange hielt, die Mänade beide Arme gehoben hat.

Der zweiten Reihe gehören an:

1. Der Silen hat eine Mänade, die in der gehobenen R. Castag- netten hält, um die Taille gefaßt und bemüht sich, sie fortzuschleppen.

2. Die Mänade hält in der gesenkten L. die Castagnetten, der Silen legt die 1. Hand an sein Knie.

3. Die Mänade wehrt sich gegen den Silen, der lüstern nach ihrer r. Brust greift und in der L. eine Schlange hält.

4. Fragmente einer n. 2 ähnlichen Gruppe, doch ohne die an das Knie gelegte Hand des Silens.

5. Fragmente ähnlich n.3. Die Mänade wird von dem Silen an der 1. Brust angefaßt \md hält in der erhobenen R. die Casta- gnetten.

Weitere, vorläufig nicht zusammensetzbare Fragmente von Grup- pen, die wenig, aber doch sicher von diesen abweichen, im obersten Fach 1. von der Tritonenreihe. Zu beachten ist, daß die Höhe der Gruppen nach r. hin anwächst.

Der Stil dieser Figuren ist von wunderbarer Lebendigkeit. Die Darstellungen des Silens in den verschiedenen Phasen und Äuße- rungen des Rausches zeigen viel von dem naiven derben Humor ionischer Kunstweise. Ähnliche Gruppen waren namentlich im chalkidischen Kreise beliebt. Sie begegnen z. B. als Griffe auf Bronze- cisten in Campanien.

Vgl. Mon. deirist. V 25. Not. d. sc. 1806, Fig. H. Rom. Mitt. 1896, 177. M^langes d'archM.etd'hist. l896Taf.II. Garg. E 1187. Einzelköpfe: Garg. E 1179— Sl. 1199

Links vom Eingang:

Oben Flügelreste, vielleicht von den Seitenakroteren,

352 DAS MUSEUM DER VILLA PAPA GIÜLIO. 1786.

Darunter:

n) Beliefplatte mit kämpfendem Krleg'er.

Der Krieger, YoUbewaffnet, außerdem bekleidet mit Ghlamys und be - sonderem Schutz vor den Genitalien, schreitet weit nach 1. aus und hebt die B. mit dem Sohwert zum Stoß nach dem Gegner, den wir uns nach n. 1779a (S. 336) ergänzen müssen. Auf dem Schild als Zeichen gemalt ein von der Jagd heimkehrender Kentaur. Die Platte, deren 1. Hälfte ganz, deren unteres Stück größtenteils fehlt, hat nur unten und r. einen Rahmen. Dies und ihr winkliger Schnitt oben, sowie Nagellöcher be- weisen, daß sie zur Verkleidung des Golumen gehörte.

Böm.Mitt.1806, 180(Petenen). Bull. comm. 1011 8-80, Fig. 11, 13, S.48tt.(Bizzo). Die übrigen Fragmente dieses Schrankes gehörten nach Biuos scharfeinnigcn Unter- suchungen ebenfalls an die Front des Oiebels. Sie rühren von großen Kamp&zenen her.

o) Pferdeköpfehen nach r. von großer Lebendigkeit. Die Zügel sind rot gemalt, die Augen waren eingesetzt.

n. Mitt. 1896 8. 179. Garg. E 1183.

Reste von Sohilden, darunter einer mit einem Gorgoneion; auf einem andern ist als Schildzeichen ein blitzschwingender luppiter aufgemalt.

Darunter:

Fragmente von Kriegerköpfen. Unter ihnen ragt hervor:

p) Köpfehen eines Kriegers.

Der Kopf war auf Dreiviertel -Ansicht von 1. berechnet. Die Farbe unterstützt die plastische Modellierung des Köpfchens, dessen Augen eingesetzt waren. Interessant ist der Helm, dessen JBusch neuerdings hinzugefunden worden ist. Der Hehn, gelblich bemalt, hat keinen Nasenschirm, unbewegliche Seitenklappen, über Stirn und Ohren eine knopfartige, seitlich sich hörnerartig verkrümmende Ver- zierung, die man für die Lefzen eines Löwenmaules oder für Tierhömer gehalten hat. Ein Gelehrter will darin einen besonderen Stim- sohmuck, nämlich den sog. Korymbos, erkennen. Oben auf dem Helm Ansätze, wie. es scheint von Tierohren. Man wird sich diese aus Metall gebildet denken müssen, nicht als wirkliche, wie vermutet wurde, durch die Helmhaube durchgesteckte Ohren einer Fellkappe. Ein sehr ähnlicher Schmuck über der Stirn kommt bei einem in Delphi gefundenen, vielleicht zum Phokäerschatzhaus gehörigen Marmorkopf vor, wodurch die bereits von Savignoni (vgl. n. 1773) und Furtwängler (Antike Gemmen III 89) ausgesprochene Vermutung wesentlich bestärkt würde, daß die Phokäer, die um 500 ihre Heimat verließen, in Italien diese Terrakotten arbeiteten.

Not. d. sc. 1896, 42f. Fig. 15, 16. M^langeq d'archfol. et d'hist. XVI (1896), 149£f., Taf. IV ( Graillot). BOm. Mltt. XI (1896), 178 (Petersen). Rev. des «tudes grecqnes 1896, 439. Jahreshefte desösterr. arch. Inst. IX (1906) 115, Fig. 44 (Häuser). Bull. comm. 1911, 31, 37 (Bizxo). Garg. E 1182.

FÜNFTER SAAL. 363

q) Köpfeheii eines Toten«

Der Todesschmerz ist in den tiefen Stirnfalten und der krampf- haften Verzemmg des Gesichtes mit wmiderbarer Realistik wieder- gegeben.

Bull. oomm. 1911, 41. BÖm. Mitt. 1896, 178. Qarg. E 1188.

Außer diesen besonders ergreifend wirkenden Fragmenten r. Beste anderer kleiner Köpf e^ darunter solcher mit Helmen in Form eines Löwenkopfes.

Qarg. E 1253, 1233.

Im unters^ten Fache:

s) Beste einer Amazonensohlacht.

Man erkennt Teile von Beinen mit Hosen, andere von Kriegern mit Beinschienen der gewöhnlichen Art und Oberschenkelschienen mit Volutenverzierung (vgl. n. 1779a S. 336). Vermutlich war eine Schlacht zwischen Griechen und Amazonen dargestellt.

Garg. E 1224.

Man hat vermutet, daß die unter o s beschriebenen Fragmente von Beliefs auf den Giebelschrägen herrührten oder von Stimziegeln» die im Giebel saßen. Doch hat eine sorgfältige Untersuchung der ein- zelnen Fragmente gezeigt, daß der Beliefgrund gelegentlich trapez- artig zugeschnitten war, Nagellöcher vorhanden sind und die Zahl der Stücke für einen großen auf dem Dach sitzenden FVies nicht ausreichen würde. Rizzo hält daher die Beliefs für Verkleidungen der mutuli wie an dem Tempelmodell von Nemi.

Im 2. Mittelschranke des Saales:

t) Beste einer Kolossalgruppe von zwei !Frauen aus Terrakotta. Erhalten sind nur die Füße und der Unterteil der Gewänder, im archaischen Stil des 6. Jahrhunderts. Nur die Plumpheit der Füße verrät, daß wir keine griechische, sondern eine italische Ar- beit vor uns haben. Die runde Basis, auf der die Piguren stiehen, spricht dafür, daß sie nicht in einen Giebel gehörten, sondern wohl ein Best des Kultbüdes sind.

Not. d. BC. 1806, 42. Rom. Mitt. 1806, 181.

Daneben:

u) Fragmente großer Oewandttaluen.

Das auf den Gewundem gemalte Muster ist so f6in, daß man un- willkürlich an die weiblichen Figuren der athenischen Akropolis er- innert wird. Auf einem Fragment ist ein mächtiges €k>rgoneion mit heraushängender Zunge gebildet. Wir haben also ein Stück einer Athenagtatue vor ims , die vielleicht mit v) zusammen eine Gruppe bildete.

Not.d.8C. 1806, 42. RÖm. Mitt. 1806, 181.

H e 1 b i j? : Führer II. 3. Aufl. 23

354 DAS MUSEUM DER VILLA PAPA GIÜLIO. 1786.

v) Bärtiger männlieher Kopf aus Teirf akoUa von eiticir last le- bensgroßen Statue. Der Kopf ist rot bemalt. Die Stellung und Behandlung der Augen, Ohren, des herabhängenden Schnurr- bartes und des von einem schmalen Reifen zusammengehaltenen Haares ist ganz archaisch. Die Locken über der Stirn sind in einer der ionischen Kunst eigenen Weise stilisiert. Der Kopf gehört der Wende des 6. zum 5. Jahrhundert an und erinnert im Stil an einen Bronzekopf im Akropolismuseum. Möglich, daß er auf einer luppiterstatue saß und die daneben liegenden Teile eines Blitzes in Gestalt einer Blüte zu dieser Figur gehörten. Ein Loch oben im Kopfe rührt vermutlich von der Anbringung eines Schutzdaches zur Vogelabwehr her.

Not. d. sc. ia06, 40, Fig. 14. B9m. Mitt. 1896, 1811. (Petersen). M^langea d'ar- cb^ol.etd'hist. 1896, 154ff., Taf. V. £ev. des ^tudesgrecques 1896, 439. Osten. Jahresh. 1906, S. 114, Fig. 43 (Hauser). Deonna, stat. en terre-cuite 108 f. Oaz. desbeanxarts 1896,. II 329. Qarg. £ 1170—72.

Man hat vermutet» daß t, u, v Keste von Giebelfiguren seien, andere hielten sie für Akroterien. Gegen beide Annahmen sprechen die Größe, die bedeutende Anzahl und die Plinthen der Fragmente. Die Statuen waren vermutlich Weihgesohenke, die, etwa wie in Thermos, neben dem Tempel standen. Giebelfiguren sind für den Tempel in Conca nicht nachweisbar.

Vgl. Bull. oomm. 1911, 53, 61.

Rechts vom Eingang: w) Fragmente von Trauf siegeln mit rotem und schwarzem Zick- zack-Muster. Die darunter aufgestellten Stücke mit Palmetten - veftierungen waren an den Ziegeln mittels Bleiklammem befestigt und hingen senkrecht vom Dachrande herab.

x) Beste eines Giebelakroteres in Gestalt einer mächtigen Pal- mette.

Daneben Proben der Steinarchitektur des Tempels. Unter dem S*enster: y) Tuffsteinblock mit Besten einer Inschrift, die man so zu er: ganzen versuchte:

DIVA]E MAT[RI MATVTAE]

CORJSTELIVS

DVVM]VIRV[M D D]

Man hat in der Inschrüt die Ded&ation eines Cornelius an die

Mater Matuta von Satricum sehen wollen, was beweisen würde, daß

der Tempel auoh nach der Zerstörung der Stadt (346) in römischer

Zeit noch existierte und berühmt war. Nach dem Schriftcharakter ist

die Inschrift in das 2. 1. Jahrhundert v, Chr. zu setzen.

Not. d. sc. 1896, 102, 195 (Barnabei).

In der anderen Vetrine und auf der 1. Seite des Saales haben die Grabfmide aus Conca Platz gefunden.

OBERES STOCKWERK. 355

Das eine dieser Giäber sein Inhalt in der Veirine war sehr reich an Bronzen, unter denen man außer den Vasen besonders ein Hom mit einer Kette zum Aufhangen beachte; femer drei Dreifüße da- runter einer von komplizierter Form mit einem Bing zum Einstellen eines Gefäßes , den Best eines bronzenen Untersatzes mit zwei kugeligen Verdickungen, drei große Bronzekannen mit kleeblatt- förmigem Außguß.

Die Dreifüße: Garg. E 1198, 1104.

Das zweite Grab sein Inhalt an der Fensterwand war überaus reich an Bernstein, der zur Verkleidung von Fibelbügeln und nament- lich als Anhänger an Halsketten verwendet war. Es handelt sich also offenbar um ein Frauengrab.

In einem dritten Grab beachtenswert vor allem ein falsches Gebiß mit goldener Fassung (in der Vetrine). Vgl. S. 37 le.

Not. d. sc. 1808, 160. Qarg. E 5758.

Neben diesen, für eine recht raffinierte Kultur sprechenden Grab- funden aus den Gräbern, die auf griechischen, von Campanien ver- mittelten Einfluß schließen lassen, hat sich in den Häusern der Stadt eine äußerst minderwertige, lokale Keramik aus dunklem italischen Ton (impasto italico) gefunden, darunter allerdings auch einige feinere Gefäße griechischer Provenienz (korinthische Schälchen), diese an der Fensterwand.

Not. d. sc. 1896, 109. 1808, 166 fl. Garg. E 1228.

Oberes Stockwerk.

In einem Vorraum und drei großen Sälen sind die Grabfunde aus verschiedenen Nekropolen des alten Falerii (Civitä Castellana) aufgestellt. Sie geben ein einzigartiges Gesamtbild von der Kultur des faliskischen Volkes, eines in Südetrurien zwischen Tiber und Soraote wohnenden Stammes italischen Ursprimges, der bei der Einwanderung der Etrusker von diesen unterworfen wurde und von etruskischer Kultur vieles angenommen hat. Seine Sprache steht der lateinischen nahe, die Schrift zeigt ein Gemisch lateinischer und etruskischer Zeichen. Mit der Eroberung der Stadt Falerii durch die Römer und der zwangsweisen Ansiedelung ihrer Bewohner in Neu-Falerii im Jahre 241 hat die Zeit der Selbständigkeit der Falisker ihr Ende er- reicht.

Orabfunde Yon Falerii.

Montelius, la civilisation primitive en Italic, Tome II 307 11. Eine Publikation oder Katalog fehlt bisher. Vieles abgeb. und besprochen in den Monumenti antichi pubbl. per cura dell' Accademia dei

Lincei IV passim.

Die Sammlung ist nach Möglichkeit chronologisch aufgestellt. Im Vorraum zunächst die primitivsten Funde aus Schachtgräbern

23*

356 r>AS MUSEUM DER VILLA PAPA GIULIO.

(tombe a pozzo). Letztere bieten, von kleinen Versöhiedenheiten abge* sehen, die zwischen den Gräbern auf den Beigen und denen in der Ebene bestehen, folgendes Bild. In den Boden wird ein senkrechter kreisrunder oder quadratischer, etwa 2 m tiefer, 1 m breiter Schacht getrieben, auf dessen. Boden die Aschenume gestellt wird, manchmal (bei den Gräbern in der Ebene) in einer kleineren Vertiefung. Da es vor allem auf Schützung, „Umhegung" des Aschengefäßes ankommt, werden die Wände des pozzo bei lockerem Terrain mit kleinen Steinen verkleidet, gelegentlich auch der Boden damit gepflastert (fast nur bei den Gräbern auf den Bergen). Das Gefäß fand sich oft mit Leinwand verhüllt, eine Sitte, die z. B. auch bei den Oskem Cam- paniens beobachtet wurde. Manchmal wird der Aschentopf in ein großes tönernes Gefäß oder in ein bronzenes Becken gestellt, gelegent- lich auch in einen mit einem rohen Steine zugedeckten Behälter aus Stein. Auch das kommt vor, daß das Ossuar in einem Bronzebecken und dieses wieder in einem steinernen Behälter ruht. Der Aschentopf besteht aus rohem dunklen Ton, ist mit der Hand gemacht und hat bauchige Form. Bedeckt ist er mit einer umgestülpten einhenkeligen Schale aus Bronze oder aus Ton, an deren Stelle manchmal ein Helm aus Bronze oder seine tönerne Nachbildung tritt. In dem Aschengefäße liegen meistens die persönlichen Beigaben : Fibeln, Ringe, Haarnadeln, Gehänge, Spinnwirtel, über dem Aschentopf außer der Schale die halbmondförmigen sogen. Basiermesser aus Bronze oder Eisen (s. unten), sowie die Waffen: Bronzeäxte, Dolche, Schwerter, Lanzen. Manchmal hat ein solches Schachtgrab noch eine kleine Nebenkammer (loculus), in der rohe Vasen, Pferdetrensen, Wagenteile liegen. Dieser loculus wurde dann mit Steinen verschlossen und die ausgehobene Erde wieder eingefüllt, nach oben zu mit Steinen unter- mischt, die einen kleinen Hügel bilden. Das am Boden des Schachtes eingesenkte Grübchen mit dem Aschentopf dann ist als Nachahmung einer kreisrunden, halb in die Erde eingegrabenen Wohnstätte zu be- trachten. Oft ist die Mündung des Grübchens noch mit einer Stein- platte in Form eines Daches zugedeckt. Auch oben auf dem Grab- hügel wurden oft solche bis 2 m im Durohmesser große Steinplatten in Dachform angebracht (Exemplar aus Falerii am Fenster r. vom Eingang in dem ersten Saale). Die Stadt der Toten muß von weitem einen sehr ähnlichen Eindruck gemacht haben wie eine bewohnte Ansiedlung von Lebenden.

Diese primitivste Form der Aschenbestattung wurde abgelöst durch eine Leichenbestattung in länglichen Gräben, (sogen, tombe a f ossa). Die Gründe, die zu dem Übergang führten, sind unserer Kenntnis entrückt. Daß das Volk, welches seine Toten in tombe a fossa bestattet, ethnographisch dasselbe ist wie das der Schacht- "'^ber, geht aus den Beigaben hervor, die sich nicht veränderten.

OBERES STOCKWERK. 357

In den Gräbern a fossa liegt der unverbrannte Leichnam in einem Sarge aus Holz oder Nenfro in einem rechteckigen Graben. Auf dem Boden des Grabes, zu Füßen oder Häupten des Toten stehen die Beigaben, manchmal auch in einer kleinen Höhlung (loculus) auf der Langseite, die mit Tuffquadern oder einer gewöhnlichen Stein- platte geschlossen ist. Es kommt auch vor, daß der looulus außer den Beigaben den Sarg mit der Leiche enthält. In diesem Falle fanden sich dann bei Kriegergräbern auf dem Boden des eigentlichen Grabes Teile des Wagens und des Pferdegeschirres. Manchmal sind auch zwei loculi vorhanden, die in verschiedener Höhe auf jeder der Lang- seiten angebracht und verschieden groß sind. Der größere, niedriger liegende enthält dann meistens die Objekte, die der Tote im ge- wöhidichen Leben am Leibe trug, der kleinere die Beigaben. Zu letzteren gehören in Männergräbem namentlich die Waffen und das sogen. Rasiermesser, in Frauengräbem das Gerät zum Spinnen, Sticken u. a. In beiden vertreten sind die zur Kleidung und zum Schmucke gehörenden Dinge wie Spiralen in Gold und Bronze für Haar imd Ohren (letztere lagen dann neben dem Schädel), Halsketten, Fibeln, Ringe, ICämme. Die Vasen standen auf dem nackten Boden neben dem Sarge oder Totenbett oder in einem eigenen loculus.

Die Gräber a fossa, die etwa bis zum Anfang des 6. Jahrhunderts herabreichen, werden abgelöst durch Kammergräber (a camera), in den Fels gehöhlte, am Abhang eines Hügels gelegene trapezför- mige Kammern mit einem Zugang durch einen leicht geneigten Korri- dor. Aus diesem tritt man meistens nicht unmittelbar in die Grab- kammem, sondern erst durch einen Vorraum, in dem sich bei Krieger- gräbern gelegentlich die Reste des Wagens fajiden. In der eigent- lichen Grabkammer stand der Sarkophag aus Nenfro, in der Form ein Haus mit schrägem Dach nachbildend, oder die Leiche ruht auf Steinbetten, in alkovenartigen Nischen oder loculi, die in die Wände eingehauen sind. Darin lagen wie in einer Schiffskajüte die Leichen in mehreren Etagen übereinander. Der Name des Toten stand mit roter Farbe darunter geschrieben. Zahlreiche Grabanlagen dieser Art sieht man noch heute bei Civitä Gastellana.

Die Grabanlagen dieser Form stammen aus dem 6. bis 3. Jahrhundert. Sie dienten, manchmal mehrere Generationen lang unbenutzt, als Begräbnis, bis hinab zur Zeit der Römer, die gelegent- lich diese Familiengräber usurpierten und weiterbenutzten (vgl. S. 381), ähnlich, wie es z. B. in Corneto zu beobachten ist (tomba del Tifone).

Vgl. Bull, paletn. ital. 1898 S. 510., 116 ff. Mon. ant. dei lincei IV 120 ff.

358 ^AS MUSEUM DER VILLA PAPA GIÜLIO. 1787—1788.

Vorraum.

In dem klemen Zimmer, das man zmiäohst betritt, ist der Inhalt der ältesten Gräber von Falerii aus verschiedenen Nekropolen (Celle, Montarano) aufgestellt. L. vom Eingang zunächst:

1787 Funde aus Brandgräbern (apozzo) bestehend in einem bau>

ohigen rohen Topf, gelegentlich mit eingeritzten Ornamenten (Grab II), in der Begel dabei eine über den Topf gestülpte Schale mit einem Henkel, die aus rohem Tön, seltener aus Bronze besteht (IV, VIII).

An Stelle der Schale tritt gelegentlich ein Helm aus Terrakotta (XI). Manchmal stehen weitere kleine rohe Geläßohen dabei (IV, VIII), einmal zwei von je einem Widder getragene tönerne Teller mit eingeritztem geometrischen Ornament. Bronze ist unter diesen pri- mitivsten Funden spärlich vertreten. Außer den übergestülpten Scha- len begegnet einmal eine bauchige Amphora (X) und mehrmals (z. B. VI, VTII, IX, XII) ein auf einer Seite geschärftes halbmondförmiges, bronzenes Gerät mit Griff, dessen übliche Erklärung als Rasiermesser durch eine plausiblere noch nicht ersetzt ist (einmal in Grab XII aus Eisen). Es kommt nur in Männergräbem vor, z. B. in Grab XIII, wo sonst von Bronze Armringe, Spiralen und eine Axt beigegeben sind, findet sich in Narce aber einmal klein in Bernstein nachgebildet als Anhängsel an einer Frauenhalskette und trägt da entschieden den Charakter eines symbolischen Gegen^ Standes. Von Fibeln treten auf die Bogenfibel (ad arco semplice) III, die Kahnfibel (a navicella) (XIII, XIV) und die gewundene Fibel (ad arco serpeggiante) (XIII), letztere aus Eisen. Im ältesten dieser Gräber (I) sehen wir eine Pfeilspitze aus Feuerstein, die jüngsten (XIII, XIV) zeigen bereits Gefäße mit rotfarbigem Überzug, eines dabei mit geometrischer Bemalung. Die Armut an Gefäßformen läßt übrigens keinen Schluß darauf zu, daß im Leben andere nicht bekannt und üblich waren, denn die Schachtgräber boten nur ganz wenig Baum für Beigaben.

ftasiermesser : Oozzadini, scavi fatti dal Sig. Arnoaldi Veli 63 f., Gsell, Vulci 296, Heibig, homer. EpoB 248, Bull, paletn. ital. 1894 6 ff., Taf. I 5 (Pigorini), Spiralen: Heibig, hom. Epos 242, Bull, paletn. ital. 1898, 119. Zur Italien. Nomenklatur der F i - beln: Mon. ant. dei Lincei IV Taf. X (Nr. 5 ,ad arco semplice' oder ,itaHche con diaöo a foglia', Nr. 20, 22 ,ad arco rigonfio' oder ,a Banguisuga', Nr. 8 dieselbe Form ,con appendici', Nr. 12 ,etru8che', Nr. 13 ,a navicella', Nr. 6 ,ad arco serpeggiante', Nr. 11 dieselbe Form ,oon bastoncello').

An der Ausgangswand:

1788 Funde aus Bestattungsgräbern mit oder ohne Seitenkammern

(tombe a fössa semplici o con loculi). Während die bei der vorigen Gruppe der Brandgräber beob- achteten Formen der Fibeln (ad arco, a navicella), und das Rasier-

OBERSTOCK. ERSTER SAAL. 359

meseer beibehalten sind, treten andere Funde hinzn, die starken Im- port aus dem Osten bekunden, so die bunten Glasperlen (XIX, XX), die an die Bogen der Fibeln angereihten durchbohrten Bemstein- stückchen (XXIII) und vereinzelte Funde aus Gold, z. B. eine Fibel (XX). Hinzu treten auch neue Formen von Gefüß^i. Die Stelle des einfachen rohen Asohentopfes haben kompliziertere T^pen einge- nonunen, die stark von metallenen Vorbildern beeinflußt sind. Man beachte besonders eine kleine, bauchige Amphora mit aufgesetzten bronzenen Knöpfchen, welche die Kopfe von Nietnägeln imitieren.

Erster Saal.

Auf der 1. Seite setzen sich die Funde aus Gräbern des eben be- trachteten Typus fort. Sie stammen aus dem Grabfeld in contrada Montarano bei Falerii. Von Metall tritt zu den bisher betrachteten Formen hinzu eine Fibel (a sanguisuga) mit eingesetzten Stückchen von Gold oder Bernstein (Grab XXV). Femer beachte man einen breiten bronzenen Gürtel mit eingestanzten Eü*eis6n und Buckeln (XXIX), einen Spinnrocken (XXXVIII), zwei Pferdetrensen und Schwer- ter (XXXVIII). Auf der Ausgangswand 1. von der Türe in der Mitte eiserne Stichschwerter, eines mit Scheide imd Griff aus Bronze. Darunter Kettengehänge, Armspangen und eine bronzene Gürtel- schließe (XXXV). Bernstein ist verwendet zum Schmuck an Fi- beln und an Halsketten, an letzteren abwechselnd mit Glasperlen an Schnüren gereiht (XXV). Gefäße aus Bronze sind nur sehr wenige gefunden worden. Eine Anzahl von solchen namentlich in der Mittelvetrine. Man war in Falerii offenbar sparsam mit kost- baren Metallgefäßen imd gab den Toten häufig tönerne Surrogate mit, die den metallenen Vorbildern ähnlich gestaltet wurden. Die in den Schränken dieses Saales aufgestellten Gefäße lassen sich nach ihrer Technik in 3 Klassen teilen: Erstens solche aus dunklem Ton (impasto italico) mit Beimischung von Trachyt-, Basalt- oder Quarzbestandteilen, denen nach dem Brand mit Wachs oder Harz ein Überzug gegeben und deren Oberfläche künstlich ge- glättet ist. Bei ihnen sind die Ornamente in den feuchten Ton vor dem Brande eingedrückt. Zweitens rottonige Gefäße ohne Bei- mischung im Ton. Bei ihnen ist dem Überzug Eisenoxyd beigemengt, wodurch die rote glänzende Oberfläche erzielt ist, offenbar in be- wußter Nachahmung kupferner Gefäße. Die bei dieser Klasse nicht häufigen Ornamente sind mit dem Pinsel aufgetragen. Drittens sieht man Gefäße mit weißem,' nach dem Brande hergestellten Über- zug, auf dem die Ornamente rot aufgemalt sind. Offenbar ist diese Neuerung in der italischen Keramik gemacht worden in Nach- ahmung der hellen aus dem Osten importierten Tonwaren. Vgl. Mon. ant. dei Ümcei IV 178 ff., Arch. Jahtb. 1900, 157 ff. (Boehlati).

360 <>^ UVfSKVU DEE VILLA PAPA GiCUO. 178!»-179S

(jtuumkiefmtmehe Formen mnd: eia ludier ünli'iwli teich- imUkmifßm FvSe, kngßbgfx Veidicfciiiig und lukidcniugaD. oba«ui Knd«, 2itr AolDahiiie eine» kugeligen GefifieB bestimmt. ZiveiEzem- plftfi» grofier Dimenffk« «tehen L imd r. von der AoflguigBtär des Saales. /Mr VtiiUrmtiz hat meurteiM dieiedügB» teltoier nmde Sdüit« onten, iUften Zwedc nidit recht emichtiich kt* Die Vermutung, daß sie mit der Keuanmg sEtMammenhingent ist unhaltbar wegen der Hohe der C/ftterM&tze« Die Vorbilder aus Metall (n* 630 und in der Sammlung Naroe) haben die Schlitze nicht (vf^ Mon. ant. dei Linoei IV S. 246). Von weiteren charakteriatiflchen Formen sei erwähnt eine bauchige Kanne mit langem Hak und eohnabelformigem Ausguß (LXI), deren Ableitung ron der ni^türlichen Form des Kürbis nicht ssweifelhalt sein kann im Hinblick auf ein Stück wie das L von der Ansgangstür auf- gentellto mit dem zurückgebogenen Hals, sowie henkellose Schalen mit hohem Fuß in verschiedenen Größen und Abarten, bis zur Halbkugel- form. Dieselbe Form kommt vor mit Henkeln und plastisch aufge- se tüten UreKenköpfen und Pferden. Eimerförmige Gefäße mit senk- rechten oder leicht geschweiften Wänden und bald höherem, bald flttoht^rom Bügel. Die Form kommt aus dem Osten. Eine besonders liäufigo faliskische Form ist die Amphora mit abgesetztem breitem Hals und Bandhenkeln in verschiedenen Größen und Proportionen. Die Bandhonkel uind oft durchbrochen und haben oben plastische Verslerung mit Tierköpfen (Ausgangswand L), gelegentlich hat der Hauch Riofelung und sind die Henkel gewunden (1. Wand Schrank 6 oborite Kciho). Ein beliebtes Ornament auf den Exemplaren dieser Gruppe sind aufgemalte oder eingeritzte Tieie, aber immer sind ea friedliche Grasfi'easer, Widder oder Pferde. Die Form erinnert be- Moudor« stark an Metall. Halbkugelige Schalen ohne Fuß und Henkel mit vorgreifender Lippe. Ein Bronzeexemplar 1. an der Auagangs- wand, Naolial^mung der Nietnagel bei einem roten Tonschälchen (Mittclsoliraiü^, Fonsterseite). Kleine, bauohigeAmphoren mit kurzem ktuiisohen Hals und Osenhenkeln ^ besonders häufig in Narce). Das Spiraloruamtuxt auf ihnen ist das übliche«

Wir beeohreibeu kuxa die wichtigsten Gegenstände dieaes Saales.

ITS^.) Zwfl BAlUUSarkophafe (Vgl. n.l7T4 S.332) deren Beigaben für Bt^<H>hung^n lu Latium sprechen. Dk'Vatia<>n «iini lokak'r Fabrikation« einige ahmen Xetallvoibikier UA\>h. B«i^m^rkoii«wort beeisondei« aw«i Spiralen aus Golddraht.

H. wxm Auäi)jf«a)j(: i:>M UkAll el»^$ rekkett Ksmiaggtml^ v^LVU.

OBERSTOCK. ERSTER SAAL. .361

Bemerkenswert darunter mächtige bauchige Töpfe mit eingezo- genem Hals und vier vertikalen, an Ldppe und Schultern ansitzenden Henkeln. Auf einem sind grasende Damhirsche dargestellt, wie auf ostgriechischen Vasen.

Mon. ant. dei Lincei IV Fig. 127.

Daneben große tönerne Greifenköpfe von einem Kessel, der bron- zene Vorbilder nachahmt (vgl. n. 1766 aus Palestrina). In der Mitte eine prachtvolle Amphora mit eingeritzten rotgefüllten Ornamenten und zwei weiß aufgemalten Pferden. Neben diesen treten bereits importierte griechische Vasen auf (Augenschale, „protokorinthische** u. a.). Schwacher griechischer Import zeigt sich auch in einem Grabe (XLVIII), dessen Inhalt zwischen den Fenstern aufgestellt ist.

1791 Vetrine vor dem dem Eingange gegenüberliegenden Fenster.

Unten: einheimische Vasen der üblichen Form mit eingeritzten Ornamenten, darunter Fische und Damhirsch.

Im Mittelfach auf der Fensterseite (XLT): Goldspiralen, goldene Fibel mit aufgesetzter Ente in Granuliertechnik, hohler Armring, silberne Gürtelschließe (vgl. n. 1767 a).

Auf der anderen Seite: Beste einer Schwertscheide mit Bemstein- einlagen. Buccheroväschen „protokorinthischer" Form.

L. davon in derselben Vetrine auch Grab LVI:

Faliskische Amphora mit Henkelaufsätzen in Gestalt von Wid- derköpfen. Auf der Wandung jederseits. eingeritzt zwei Pferde, die aus einer Krippe fressen.

Auf der anderen Seite des gleichen Faches: Schale mit eingeritzter langer faliskischer Inschrift.

Oben Bronzegeräte, darunter hervorragend eine ä jour gear- beitete bronzene Gttrtelschließe, darauf ein nackter Mann und eine nackte Frau mit Kind, femer ein breiter Löffel. Gegenüber Reste eiserner Waffen, darunter ein sichelförmiges Schwert.

Not. d. scavi 1887 Taf. VI. Montelins, civ. prim. en It. II 309. Milani, Btudi e ma- teriali IH 144-147 Fig. 1 und 7 (Karo) vgl. I 271—72.

1792 Mittelschrank.

a) Aschenurne aus Bronze in Hausform, mit schnabel- artigem Dachbalken wie an westfälischen Bauernhäusern. Das Stück ist von einzigartiger Bedeutung für unsere Kenntnis des faliskischen Hauses.

Not. d. sc. 1910. 217 Fig. 14. Montelius, civil. It. prim. II 808, 8. TarameUi, i cinerarii antichiss. in fornw di capanna in Rendic. Lincei 1898 428 ff. Alinari 27264.

b) zwei bronzene Gürtel angeblich aus Frauengräbern. Als Ornament gestanzte Punkte und feine geometrische Gravierung. Die Vermutung, daß die Gürtel Kriegern angehörten, ist deshalb

362- I>AS MUSEUM DER VILLA PAPA GIÜLIO. 1793.

zweifelhaft, weil mit ihnen niemals Waffen, dagegen häufig Gerät f ür weibliche Arbeit geftknden wurden.

Om, aui cinturoni italici deUa prima eU del ferro (Atti e mein. d. storia patria per le prov. di Bomagna III serie Bd. III. Heft I-II) p. 9 Mon. ant. dei Lincei lY 223, 371 f. Montelius, civ. prim. en It. Bd. II Taf. 307 Heibig, les attributs des Sa- liens (M6moires de I'Acad des Inscr. XXXVII 2 p. 50 ft).

c) Spinnrocken aus Holz und Bronze mit Bernstein verziert.

Montelius II 307, 17. 317, 8.

d) Fibeln. Außer den üblichen aus Bronze zwei aus buntem Glas- fluß, eine aus glänzendem Bernstein, eine mit Gold überkleidet, silberne

Fibeln mit eingesetzten Bernsteinstückchen, Montelius Bd. II Taf. 307.

e) Perle aus buntem Glasfluß mit Augen, an einer Bronze- nadel.

Mon. ant. dei Lincei IV Fig. 164.

f) Große bunte Perlen aus Glas, Halsketten aus Bernstein und Gold mit Anhängern.

g) Kämme mit Bemsteineinlage.

h) Silberne rechteckige Plättohen mit gestanzten Punkten. Sie werden als Einlagen auf Gefäßen in ViUanovafonu erklärt, jedenfalls dienten sie als Beschläge irgendwelcher Art.

Montelius, civ. prim. en It. II 316.

i) Scarabaeen. Einer dieser geschnittenen Steine, der aus der Nekropole von Narce stammt, trägt den Vornamen des Pharao Tut- mosis III. der 18. Dynastie (XV. Jahrh. v. Chr.) Der Stein mag also ein kostbarer alter Familienbesitz gewesen sein.

Mon. ant. IV Atlas Taf. IX 40 Fig. 175, 176, 179, S. 381.

Zweiter Saal.

Dieser Saal enthält Funde aus Kammergräbem vom 6. und 5. Jahrhundert. Der griechische Import herrscht vollständig vor, ein- heimische Produkte sind nur ganz spärlich vertreten. Die schönsten Stücke sind untergebracht in der

1793 Mittelvetrine.

a) Gefäß in Form eines Knöchels. Unter den wenigen Ge- fäßen dieser Form, deren bekanntestes das Londoner Exemplar mit einem Beigentanz von Mädchen ist, ragt dieses durch seine Größe und gute Erhaltung hervor. Die Bestimmung des Gefäßes ist nicht sicher. Vielleicht war es kein Trinkgefäß sondern ein Behälter für Knöchel. Andrerseits ist dieser Auffassung die Öse wenig günstig, die für eine Schnur zum Auf- oder Umhängen des Gefäßes gedient haben wird. Dargestellt sind auf dem Gefäß ein Löwe und ein ge- flügelter Eros. Die Künstlerinschrift lautet: SvgiöTiog inoui.

Außerdem die Lieblingsinschrift Ti^^%og xaXog.

Alinari 27257, 2725S. Ix>ndoner Exemplar: Brit.Mus.Gatal. E 804. Vgl.Heyde- mann, die Knöchelspiclerin S. 7. Ifuova Antol. 1889, 42© (Brizio).

OBERSTOCK. ZWEITER SAAL. 363

b) Bhyton in Form eines Handekopfes. Der Kopf ist von großer Lebenswahrheit und vortrefflicher Ausführung. Man be- achte die Haare an der Schnauze.

c) Stamnos, Herakles und Pholos. Diese Sage hat den Vasenmalem einen überaus beliebten Stoff geboten (vgl. n. 457). In der Tat ist sie für ein Trinkgefäß auch besonders geeignet. He- rakles ist auf dem Weg zur Erlegung des erymanthischen Ebers durstig bei dem Kentauren Pholos eingekehrt und fordert zu trinken. Dieser hält in einem mächtigen Fasse, das Gemeingut der Kentauren ist, einen vorzüglichen Wein verborgen, den ihm Dionysos einst geschenkt hat mit der Weisung, erst bei Herakles' Ankunft das Faß zu öffnen. Nun ist der Moment endlich da. Aus gewaltigen Humx)en zechen die beiden so lange, bis durch den Duft des Weins angelockt die übrigen Ken- tauren eindringen und mit Felsen, Fackeln, Beilen, Fichtenstämmen dem Herakles zu Leib rücken, der sie alle erlegt. Unsere Vase zeigt den ersten friedlichen. Teil der Sage.

d) Attischer Krater. Reigentanz. Zehn Mädchen bewegen sich im munteren Tanzschritt nach rechts, indem sie sich teilweise am Handgelenk fassen. Sie tanzen vermutlich einen Reigen religiösen Charakters und singen dabei zur Musik einer Flötenspielerin ein Chorlied. Ein Pfeiler scheint das Heiligtum zu bezeichnen. Die vor- derste, verhüllteste ist die Chorführerin. Die Mädchen tragen drei verschiedene Trachten, die mittelsten den ionischen Linnenchiton mit Mantel, die 3. und 7. (von r.) den gegürteten dorischen Peplos mit Überschlag, der durch zwei mächtige Nadeln auf beiden Schultern fest- gehalten wird und die ganze r. Seite frei läßt, so daß das Bein her- vortritt beim Schreiten. „Schenkelzeigend" ((pai.vofiriQl6sg) hießen nach dieser Tracht die Spartanerinnen. Zwei Mädchen endlich tragen den ionischen Chiton und darüber einen wollenen Umhang, der nur auf der r. Schulter festgesteckt und unter der 1. durchgezogen ist. Etwas mißlungen sind demMaler die in Vorderansicht wiedergegebenen Köpfe, durch die er Abwechslung in die Reihe zu bringen suchte. Die Vase gehört kurz vor die Mitte des 5. Jahrh., in die erste Periode des freien Stiles. Als Künstler hat man Hermonax vorgeschlagen. Neuerdings hat ein Gelehrter wegen der minutiösen Ausführung der Oiuamente und der intimen Kenntnis und Freude an der Darstellung der verschiedenen Trachten und Frisuren auf eine Dame als Künst- lerin schließen wollen, deren AteUer er noch andere Vasen zu- schreiben möchte.

Aus Falerii. FurtwÄngler-EelcWiold I 80 ff. Taf. 17, 18. Vgl. II 21, 28, 808. Pauly-Wissowa, Bealenzyklopftdie Suppl. I 289 (Nachtr. zu S. 9318, 28).

e) Amphora. Tereus, Prokne und Philomele. Pandion, König von Athen, hatte dem Thrakerkönig Tereus zum Lohn für seine Kriegshilfe seine Tochter Prokne zur Frau gegeben und aus dieser Ehe

364 DAS MÜSEÜM DER VILLA PAPA GIÜLIO. 1794.

war ItyB entsprossen. Aber der lüsterne Barbar begehrt auch Prok- nes Schwester Philomele zum Weibe, holt sie mitProknes Einverständ- nis ab und reißt der Unglücklichen, nachdem er sie auf der Reise ge> schändet, die Zunge heraus, um sich vor Entdeckung zu schützen. Doch weiß Philomele durch ein kunstreiches Gewand, in das sie die 8ch*andliche Tat einwebt, die Schwester in das Geschehnis einzuweihen und beide beschließen blutige Rache. Der Knabe Itys wird geschlach- tet und dem Vater zum Mahle vorgesetzt, der die Tat merkt und die Schwestern verfolgt, bis alle drei in Vögel verwandelt werden, in Wiede- hopf, Nachtigall und Schwalbe. Dargestellt ist auf unsrer Vase der Moment, wo Tereus die gräßUche Tat entdeckt und die Schwestern fliehen, die Arme schon wie fliegende Vögel regend. Unter dem Tisch

sieht aus einem verdeckten Korb ein Bein des Itys heraus. Vgl. Naova antologia 1889» 431 (Brizio).

f) Stamnos. Tod des Priamos. Der auf den Altar geflüchtete

greise König wird von Neoptolemos getötet. Die Rückseite zeigt eine

noch nicht gedeutete Darstellung.

Brizio a. a. 0.432. Oargiolli E 378, 370. Rückseite : Romagnoli, Proclo ed 11 dclo eplco (stnd. it. fil. class. IX 1001 108).

g) Attischer Krater. Herakles' Einzug in den Olymp. Herakles, bekränzt, mit Keule und Löwenfell, wird von seiner Be- schützerin Athena dem Zeus vorgestellt, der auf prächtigem Thron- sessel mit bemalter Rückenlehne sitzend Athenas Fürsprache auf- merksam lauscht. Hinter Zeus, sichtlich in unwilliger Abwendung, steht Hera, auf das Zepter gestützt, im Gespräch mit Hermes. Nike schwebt mit einem Zweig über Zeus. Neben Herakles steht, von Eros umspielt, ruhig rastend, in prächtigem goldbesticktem Mantel Hebe, die dem Helden durch den Spruch des. Göttervaters zum Lohn für seine Taten als Gemahlin zuerkannt werden soll. Alle Figuren außer Hebe haben Beischriften. Bückseite: Satyrn und Mänaden.

Der Krater steht der Art des Meidias nahe, dessen Hauptwerk eine in London befindliche Hydria ist. Während man den Krater früher diesem Künstler selbst zuschrieb, der in der letzten Zeit des 5. Jahr- hunderts (nach andern Anfang des 4. Jahihunderts)arbeitete, neigt man neuerdings dazu, ihn nur seinem Atelier oder einem gleichzeitigen Künstler zuzuweisen und setzt mit guten Gründen die Talosvase in enge stilistische Beziehung zu der unsrigen, die durch Feinheit der Aus- führung und psychologische Motivierung der Figuren hervorragt.

Furtwängler-Beichhold. Taf. 20 S. 80, 144. Not. bc. 1887, 315. Brizio a. a. O. 480. £öm. Mitt. 1006, 126 (Ducati). O. Nicole, Meidias S. 06 Taf. VI 8. P. Dneati, vasi dipinti nello stile del caiamista Midia (Mem. Acc. Lincei 1000) 50. Londoner Hydria: Fnrtwftngler-Eeicb. Taf. 8. Talosvase: Furtwängler-E. Taf. 38, 89.

h) Attischer Psykter. Kentaurenkampf. Das Gefäß, dessen Hals und Fuß fehlen, gehört zu den eigentümlichen, gewöhnlich als Psyktere oder Kühlgefäße bezeichneten, die besonders im Anfang des

OBERSTOCK. ZWEITER SAAL. 365

5. Jahrhunderts beliebt waren, dessen erstem Drittel unser Exemplar angehören wird. Schwergerüstete Krieger im Kampfe mit Kentauren sieht man. Interessant besonders die zwei Hauptgruppen mit je zwei Kentauren, die einenGriechen angreifen. InbeidenFällen ist der letztere der Unterliegende. Der eine wird wie Kaineus duroh Fels und Baum- stamm der Gegner in den Boden hineingedrückt, doch kann er gerade noch dem einen Gegner das Schwert in d»nHals bohren. Der andere Grie- che wird von zwei in wildem Lauf heranstürmenden Kentauren ge- packt, die ihm den Schild wegreißen wollen. Das Motiv des mit den Hinterbeinen nach dem Schild ausschlagenden Kentauren begegnet ebenso wie das Kaineusmotiv später auf dem Fries von Phigaleia und dem Theseion. In der realistischen Haarbehandlung (Augenwimpern, Barte) und dei Angabe der Rundung der Kentaurenleiber erkennt man einen ersten Versuch zu einer Schattenmalerei, die etwa ein halbes Jahrhundert später von Apollodor ausgebildet wurde.

Fürtwängler-Eeichhold. Taf. 15, S. 72ff. Vgl. II 132, 317, 319. Böm. Mitt. 1891, 228 (Petersen).

k) Schale des Hieron. Die Künstlerinsohrift ist auf dem Hen- kel eingeritzt. Auf jeder Seite drei Paare von Männern und Jünglingen, die von jenen Liebesgaben empfangen (Hase, Blumen u. dgl.). Der

Erhaltungszustand ist sehr mäßig.

Vgl. Hartwig, Mehterschalen 271 IV. Glase. Beview 1890, 482. Brisio a. a. 0. 429. Leonard, über einige Vasen aus der Werkstatt des Hieron, S. 14 n. 22.

An den Wänden des Saales sind die Fimde aus faliskisohen

Kammergräbem des 6. 5. Jahrhunderts aufgestellt, nach Nekropo-

len geordnet und grabweise vereinigt (Abteilimg der einzeihen Gräber

durch Holzstäbchen). Die 1. Wand wird eingenommen von Funden

aus contrada Celle, die Ausgangswand von solchen aus contrada le

Colonette und la Penna, die Fensterwand aus la Penna undValsiarosa.

Rechts vom Eingang: 1794 Inbalt eines reiclKeii Kammergrabes mit Bestattungen aus verschiedenen Perioden.

Er umfaßt die Fächer 2 5 (von oben gezählt) des Schrankes r. vom Eingang und die ganzen beiden unteren Fächer der 1. Lang- seite des Saales bis zur Seitentür in der Mitte der Langwand.

a) Beste roher Kalksteinskulpturen: Fuß eines Thrones mit Lö- wenklaue, Kopf und Oberkörper einer Si^iinx mit weitgeöffneten Augen und über die Schulter fallenden, unten in Voluten endenden Locken.

BÖm. Mitt. 1909, 329 (Pettazzoni).

b) Korinthische Aryballoi, feines dünnwandiges Bucchero-Näpf- chen, Fußschale aus Bucchero.

c) Attische schwarzfig. Amphora. Rückkehr vom Bankett. Je zwei Jünglinge halten sich umschlungen, einer trägt eine Trink-

366 1>AS MÜSBÜM DER VILLA PAPA GIULIO. 1796.

schale, vom schreitet ein FlÖtenbläser, hinten tänzelt ein Jüngling mit Trinkhom; Bückseite obszön.

d) Kylix. Leierspieler auf einer Kline, die Tierbeine hat. Auf dem Tischchen daneben steht eine Schale und liegen Speisen. Am Boden ein Böckchen. Ein breiter Zweig aus Weinlaub umrahmt das schöne Bundbild.

e) Augenschale. Herakles raubt den Dreifuß. (Vgl.n. 467, 495.) Theseus ringt mit dem Minotauros.

f) Augenschale. Hahnenkampf. Zwei kniende Jünglinge lassen Kampfhähne aufeinander los (vgl. n. 529).

g) Bronzebeschlag von einem Dreifuß. Zwei Mäna- den nach rechts eilend.

Mon. ant. dei Lincei VII (1897) 291, 3, 301, 862 Fig. 27.

h) Goldene Halskette mit acht Kugeki.

Während alle diese Funde von der Benutzung des Grabes im 6. Jahrhundert herrühren, stammen folgende Stücke, die sich angeblich in demselben Grabe fanden, von Beisetzungen aus dem 4. Jahrhundert. Das 5.- Jahrhundert ist in diesem Kammergrabe überhaupt nicht vertreten.

Im unteren Fache:

i) Glockenkrater. Szenen aus Trojas Fall. Pyrrhos und

Astyanax. Menelaos trifft Helena. Tod des Priamos. Die Vase, von

guter Technik und Form, ist eine faliskische Arbeit. Die Malerei läßt

stilistisch wie inhaltlich viel zu wünschen übrig. Gargiolli E 374—77.

k) Zwei Stamnoi. Ein bekränzter Jüngling mit Keule und Lö- wenfell, also wohl Heratles, führt ein Pferd, auf dem eine Frau reitet, am Zügel einer weiblichen Gestalt zu, die auf dem einen der Exemplare (rechts) auf einem Postamente steht, also wohl ein Kultbild ist. Eine Säule im Hintergrund deutet, wie es scheint, auf ein Heiligtum. Auf die Beiterin fliegt ein geflügelter Knabe mit Schild und Kästchen zu. Die Vasen, als Pendants gedacht, siud einheimische faliskische Produkte. Die Darstellung ist imklar. Man hat mit der Möglichkeit zu rechnen, daß der Vasenmaler selbst nicht wußte, welchen griechi- schen Mythos er darstellte.

1795 Schwarzfigurige Vasen.

a) Amphora. Athena im Gigantenkampf. Die Göttin fährt auf dem Viergespann, ein Gegner liegt unter den Hufen der Bosse.

b) Fragment einer panathenäischen Amphora aus der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderte (vgl. n. 477).

c) Amphora. Auszugsszene.

OBERSTOCK. ZWEITER SAAL. 367

d) Zwei Amphoren. Herakles und der nemeische Löwe (vgL n. 468). Beide Vasen sind als Gregenstücke gearbeitet, mit ganz geringen Abweichnngen in der Haltung der Athena.

e) Augenschale. Herakles und Geryones (vgl. n. 465). Athena leistet dem Helden gegen den dreileibigen Gegner Beistand., Sinnlose Beischriften und raumfüllende Figuren.

f) Amphora. Herakles im Amazonenkampf.

Von rotfigurigen Vasen aus der Mitte etwa des 5. Jahrhimderts beachte man

g) Krater. Nächtliche Heimkehr des trunkenen Diony- sos. Der Gott senkt weinschwer das Haupt und stützt sich mit der L. auf den Thyrsos, mit der B. auf die Schulter eines mit vollen Backen die Flöte blasenden Sat3n:knaben. Voraus schreitet eine singende Manade mit zwei Fackeln, dne andere mit der Kithara folgt. Den heiteren Zug schließt ein Satyr, der eine mächtige, bekränzte Amphora trägt.

UnteritaHsdie Vasen; links vom Durchgang:

h) Glockenkrater, unteritalisch. Bellerophon bekämpft die Ghimaira. Rechts von der Türe der Langwand unten weitere unteritalisohe Vasen. Beachtenswert wegen ihrer Form (rechts von der Tür vor dem Humpen mit weiblichem Kopf):

i) Zwei schwarzgefirnißte Väschen. Ihre Form ist genau dieselbe wie bei einem Bronzegefäße im Fach darüber. Vgl. ebenda weiter links eine bronzene Ginochoe mit kleeblattförmigem Ausguß und daneben eine tönerne attische Ginochoe der gleichen Form. Ein weiteres Beispiel derartiger Übereinstimmung der Formen zwischen Ton- und Bronzegefäßen s. an der gleichen Wand rechts in dem Fache mit dem bronzenen Kerzenhalter.

Rechts von der Türe:

k) Krater. Herakles und der nemeische Löwe. (vgl. d). Links steht lolaos mit der Keule des Helden, rechts Athena, einen mächtigen, mit Greifen verzierten Rundschild haltend. Der Held hat mit beiden Armen den Kopf des Löwen umklammert, der mit der l. Hintertatze nach Herakles' Kopf krallt. Die Vase ist attisch und gehört in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts.

1) Stamnos. Opfer an Dionysos. Hinter dem Opfertisch steht ein Idol des bärtigen Dionysos mit Reben bekränzt. Auf dem Tische Hegen Brote; daneben stehen zwei mächtige Amphoren, aus denen zwei Mädchen Becher füllen. Das Mädchen links hält in der Hand einen Schöpf lölfel (simpulum) genau der Form, wie sie bronzene Exemplare in diesem Saale zeigen. Die Vase gehöj t in die Mitte etwa des 5. Jahrhunderts. Sie stammt aus einer Fabrik, die Gefäße mit derselben, nur leicht variierten Darstellung« offenbar zu Kultzwecken,

368 I>AS MUSEUM DER VILLA PAPA GIÜLIO. 1796—1798.

verfertigte. Über diese Vasengruppe wird demnächst besonders

gehandelt werden von einem Gelehrten, dem ich für den Kachweis

dankbar bin.

Vgl. Mon. Ist. YI/YIITaf. 65. Abhandlungen der Berl. Ak. 1862 Taf. 1 (Panofka) . Hartwig, Meisterflchalen S.275 Anm. 1. Hock, griech. Weih^ebr.S.54f Frickenbaus, Berl. Wtnckelmannsprogr. 1912.

m) Kylix. Laufender Jüngling mit zwei Schlauchen als Bundbild.

Hechts unten (XGI):

n) Krater. Zwei jugendliche Reiter, im Motiv an den Par- thenonfries erinnernd. Ausführung ziemlich mäßig.

1796 Bückwand. Links:

a) Schale, rotfigurig. Satyrn und Mänaden.

b) Lebes. Schiffe auf dem Meere. Das Gefäß ist außen schwarz gefirnißt. Auf der Innenlippe vier Schiffe mit tierköpfigem Vorderteil auf bewegtem Meero. Auf jedem sieht man einen Steuer- mann und Lanzen, Sdulde und Ruder seiner. Besatzung. Das Motiv dieser attischen Vase aus der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts ist sehr reiz> voll (ähnlich Berlin n. 18Q0). Man muß sich das Gefäß mit Wein ge- füllt denken, bei dessen Bewegung die Schiffe wie auf wirklicher Flut zu tanzen schienen.

Unten:

c) Füße einer rohen weiblichen Steinskulptur.

d)Buccherogefäß mit eingeritzter faliskischer Inschrift.

Mon. ant. dei lincei TV 8. 840. B. MHt. ZI, 1887, 61f. (Gamnrriiil), Not. d. sc. 1887, 175. GIE II, Nr. 8168 (Herbig).

e) Amphora, schwarzfigurig. Dionysos, Satyrn und Mä- naden. Der Gott, bekränzt, mit Trinkhom, ist begleitet von zwei Satyrn, deren jeder eine Mänade auf den Schultern trägt. Das Gefäß stammt aus der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts.

Rückwand, rechts:

f) Amphora, schwarzfigurig. Dionysos auf einem Maultier. Der Gott ist begleitet von zwei Satyrn. An dem Gliede des ityphal- lischen Tieres hängt ein Trinkgefäß.

g) Krater, schwarzfigurig. Herakles im Amazonenkampf. h) Amphora, schwarzfigurig. Dionysos mit Satyrn, die

Mänaden auf den Schultern tragen.

i) Kylix, schwarzfigurig. Herakles und der nemeische Löwe. Als Zuschauende ein Jüngling und ein Mädchen. Sehr fein ausgeführte Zeichnung.

k) Augenschale. Artemis auf einem Hirsch reitend.

OBERSTOCK. ZWEITER SAAL. 369

1) Hydria, schwarzfigurig, attisch. Perseus tötet dieMedusa. Die Darstellung erinnert sehr an die bekannte Metope von Selinunt. Medusa hält in den Händen eine Schlange, Perseus hat den Kopf weg- gewendet. Die griechischen Namenbeischriften sind verworren. Auf der Schulter Fries von Wagenlenkem auf Quadrigen.

m) Krater, schwarzfigurig. Herakles mit dem Eber vor EurystheuB (vgl. n. 464).

n) Krater, rotfigurig. Satyr und Mänade. Der Satyr, mit hohen Jagdstiefeln, trägt auf den Schultern eine Mänade, die Thyrsos und Schlauch hält.

Unten in der Mitte:

o) Krater, rotfigurig. Jünglinge bei gymnastischen Übun- gen. Sie halten den Diskos und die Sprunggewichte {aXrfjQSs), Ver- unglückte Rückenansichten.

1797 Fensterwand.

a) Krater, rotfigurig. Jugendlicher Reiter, die Lanze schwin- gend.

b) Krater, rotfigurig. Liebesunterhaltung. Ein Jüngling, auf einen Knotenstock gestützt, ist im Gespräch mit einem Mädchen, neben dem ein WoUkorb steht. Sie hält Blumen in den Händen, er einen Geldbeutel in der Linken. Am Boden ein Hund. Zwei Eroten schweben rechts und links, jeder "bereit eine der beiden Hauptpersonen mit einer Tänie zu schmücken.

Bronzegeräte, Fleischhaken (x^iay^a, vgl.n. 633), Schalen, Kerzen - halter. Oberes Ende eines Kandelabers mit einer tanzenden Figur.

1798 Eingangswand, links.

Buccherovasen: Fußschalen, Kantharos, Oinochoe mit feiner Gravierung in zwei Streifen. Dabei feine geschnittene Steine des 6. Jahrhunderts. Zwei Strigiles.

Ganz rechts:

a) Bronzestatuette eines nackten Fausfkämpfers.

b) Bronzeschale und bronzene Oinochoe mit wundervoller Patina.

Oben:

c) Etruskische Vase mit rohen Figuren.

Dritter SaaL

Dieser Saal enthält Funde aus Kammergräbem der Zeit vom ausgehenden 5. und dem 4. Jahrhundert. Damals muß in Falerü eine lokale Töpferei bestanden haben, welche die schönen griechischen Gefäße zu imitieren suchte, die während des 6. und 5. Jahrhunderts

Heibig: Fülirer. IL 3. Aufl. 24

370 DAS MUSEUM DER VILLA PAPA GIÜLIO. 1799.

allein den Markt beherrscht hatten. Ak Töpfer und Maler haben ^wir uns Falisker zu denken. Es gelingt ihnen, die Formen der Gefäße zwar recht gut nachzuahmen, doch bleiben sie hinsichtlich desMateriales und der Technik des Brennens weit hinter den griechischen Vorbildern zurück. Die Malerei ist meist sehr flüchtig, das Darzustellende, meist griechische Mythen, in der Regel unverstaiulen. Eine besondere Eigen- tümlichkeit der f aliskischen Töpfereien war es, für ein Grab zwei fast gleiche Vasen als Gegenstücke zu arbeiten. Die Funde dieses Saales gehen herunter bis zur 2jerstörung Faleriis, 241 v. Chr.

Die Anordnung ist nach Grabfeldem getroffen. L. Wand: Funde von contrada Celle. Rückwand links: von le Colonette. Rückwand rechts und r. Seite: von la Penna. Rechts von der Eingangstür: von Valsiarosa. Die schönsten Stücke aus verschiedenen Kekropolen sind wieder vereinigt in der

1799 Mittelvetrine. In der Mitte

a) Volutenkrater. Entführung des Kephalos. Raub der Oreithyia.

In einer nach links über das Wasser fahrenden Quadriga steht eine Frau mit einem Strahlenkranz, die Zügel haltend. Ein Ejiabe neben ihr bUckt entzückt zu ihr auf und legt einen Arm um ihren Hals. Zwei der Pferde sind gelb, zwei weiß. Vor dem Gespanne flieht ein ge- flügeltes Mädchen. Delphine und Hippokampen beleben das Meer. Sterne und fliegende Schwäne bezeichnen den Himmel. Auf der Rückseite ein Schrecken erregender Vorgang. Ein nackter Mann mit barbarischer Gesichtsbildung und struppigem Haare umklammert ein nacktes Mädchen, das nach dem Bade auf blumiger Wiese gespielt hat mit zwei Gefährtinnen, die entsetzt enteilen. Die L hält ein Käst- chen, die r. ein Alabastron. Zwei solche Gefäße stecken in einer runden, im Umfallen begriffenen Ciste. Auf einer Säule mit ionischen Voluten links liegen die Gewänder der Geraubten. Oben rechts eine große Wolke mit zwei Röhren, aus denen der Wind bläst. Die Deutungen auf den Raub des Kephalos und den der Oreithyia durch Boreas sind ein- leuchtend (vgl. n. 499). Beide Darstellungen bilden hier Pendants wie in den Akroterien des Tempels in Delos. Auf dem Halse vom zwei Greifen, die einen Stier anfallen, hinten zwei Greifen über einem Damhirsch. Interessant die Ornamente der Vase mit architektonischen Motiven,

Eierstab und Astragal. Am Ansätze der Henkel plastische Rehköpfe. Brizio, nuova antologia 1880. 484 ff. Brogi 18674.

b) Zwei Stamnoi. Zeus, Athena, Eros und Gany- m e de s. Zeus , nackt und bekränzt, mit der hocherhobenen R. auf das Zepter gestützt, in der gesenkten L. den Blitz, nach rechts sitzend, hinter ihm ein schöner nackter Jüngling. Im Gespräch mit Zeus rechts die voll-

OBERSTOCK. DRITTER SAAL. 371

bewaffnete Athena. Auf Juppiter zu fliegt £ros mit einem Kranze. Unten ein grasender Widder und ein Wasservogel. Auf beiden Zeich- nungen kleine Veischiedenheiten. Auf dem einen Gef äB sind auf dem Streifen über der Darstellung die Namen beigeschrieben (Ganumede, [Diejspater, Cupico, Menerva). Wegen der lateinischen Inschrift glaubt man, das Gefäß sei in Rom gefertigt und nach Falerii exportiert. Doch darf man in der Zeit, aus der es stammt, keine griechischen Töpfer in Rom voraussetzen. Die Inschrift ist vielmehr eine fahskische und von einem faliskischen Töpfer etwa des 4. 3. Jahrhunderts aufge- schrieben.

Böm. Mitt. 1887 Taf. X 231 ff. ( Oamnnini). Not. d. sc. 1887, 176. Brizio a. a. 0.480.

Zwischen den beiden Stafhnoi:

c)Oinochoe. Aktaion wird von den Hunden der Artemis zerfleischt. Diese Szene ist auf dem Hals gemalt. Auf dem Bauche: Krieger, reitende Amazone, ihr gegenüber Athena, hinter ihr ein Madchen. Pferde, Hunde, Metallteüe weiß.

d)Zwei Schalen mit faliskischer Inschrift. Das Innenbild der beiden fast identischen rotfigurigen Schalen zeigt den jugend- lichen Dionysos, der sich rückwärts beugt und Semele küßt, eine durch etruskische Spiegelzeichnungen bekannte Gruppe. Das Motiv stammt ursprünglich aus derNiobidendarstellung, die Furtwängler dem Pheidias zugeschrieben hat. In der Umrahmung des prachtvoll kom- ponierten Rundbildes ist mitfaliskischen, vor dem Brande schwarz auf - gemalten Buchstaben geschrieben: foied vino pipafo cra carefo bzw. foied vino pafo cra carefo. Die Worte sind faliskisch und würden lateinisch lauten: hodie vinum bibam cras carebo („heute will ich Wein trinken, morgen krieg' ich keinen"). Die Echtheit der Teller wurde ohne jeden Grund bezweifelt.

Not. 8C. 1887, 273. Herbig, Utuli Faleriorum veterum 8170f., p. 30 (Abb.) mit vollständiger Literatur. Innenbild: Etr. Sp. I Tal 83.

Rechts daneben:

e) Schädel mit künstlichem Gebiß. Zähne mit goldenen „Briicken" hat man wie in Gräbern Phönikiens und Griechenlands auch in Italien gefunden, außer in Falerii z . B. in Gonca ( S. 355), Palestrina (n. 1768 d), Capodimonte und Cometo, wo einmal zwei fehlende Schnei- dezähne durch einen oben eingekerbten Ochsenzahn ersetzt sind, in- dem man um die die Lücke begrenzenden heilen Zähne Ösen aus Gold- blech gelegt hat. Letzteres Veriahren scheint auch hier angewendet zu sein. Die Sitte, mit Gold die Zähne zu festigen, ist bekanntlich in Rom im 5. Jahrhundert allgemein üblich gewesen und galt nicht als besonderer Luxiis. Im Gesetze der 12 Tafeln sind von dem Verbot, den Toten Gold mit ins Grab zu geben, ausdrücklich ausgeschlossen die mit Goldbrücken versehenen Zähne (auro dentes iuncti). Die Sitte ist vermutlich aus Etrurien in Rom eingedrungen.

24*

372 DAS MUSEUM DER VILLA PAPA GIULIO. 1800—1808.

über Zahnprothesen und Ooldbrücken vgl. Daremberg-Saglio III 2, 1670. Deneffe, prothdse dentaire dans l'anti<|uit6 (Anv^s 1809). Vgl. auch Eöm. Mitt. 1886, 26 (Heibig), BulLdell' Ist. 1877, 641.

In derselben Vetrine befinden sich noch eine Anzahl von Gefäß- paaren.

f) Kylix. Dionysos hält Ariadne auf dem Schoß e. Da- bei ein Satyr.

g) Kylix. Poseidon mit einem Fische vor Amphitrite. Er hat den r. Fuß aufgestützt.

h) Stamnos. Dionysos, Eroten und Mänaden.

i) Stamnos. Badende Frauen an einem großen Becken, in das aus einem Löwenmaul Wasser fließt; dieses war ursprünglich weiß gemalt.

k) Ein Paar Stamnoi: Dionysos, Ariadne und Eros.

1800 Linke Saalhälfte. Links vom Eingang:

a) Glockenkrater. Darstellung eines Satyrdramas? Im Hintergrund sieht man eine Bühne auf vier Säulen.

Im selben Grab gefunden wurden zwei schöne bronzene Kasse- rolen (eine davon geschmückt mit einem bewaffneten Krieger), ein Schöpflöffel, ein Alabastron aus Glasfluß.

Der Inhalt des 1. Wandschrankes zeigt den rapiden Verfall der Ke- ramik. Die Vasenmalerei wird abgelöst durch Belief schmuck, der die Dekoration kostbarer Metallgefäße nachahmt. Von einer Belief vase rührt vermutlich her die

b) Figur einer geflügelten Nike mit Spuren blauer Bema- lung auf den Flügeln.

c) Serie von Stamnoi und Volutenamphoren aus grauem Ton. Die Gefäßformen sind sehr elegant und dekorativ, die Henkel verziert mit Hippokampen, Entenköpfen u. a. Die Ornamente, die vielfach abgespnmgen sind, waren weiß aufgesetzt.

d) Vier calenische Schalen ohne Fimisüberzug. Pagenstecher, calen. Beliefkeramik n. 112 q, r, s, 133 x.

Unten:

Spiegel, Strigeln aus Bronze, Fische aus Knochen ({bis Beschlag), Würfel aus Ton, flache Schälchen mit Inschrift serui,

1801 Bückwand.

a) Tonreliefs. Es sind Imitationen nach Metallbeschlägen von Vasen. Sie waren bestimmt, in die Wandungen großer Amphoren eingesetzt zu werden. Vgl. n. 1803. An vielen ist die Bemalung er- halten. Unter den aus der Form gepreßten Typen sind bemerkens-

OBERSTOCK. DRITTER SAAL. 373

wert: Reiter auf bäumendem Rosse, Reiter mit Pferd am Zügel, Medea den Sohlangenwagen besteigend, Niobide u. a.

b) Tonziegel mit rot gemalter Inschrift (caliri leveli %ilea).

Auf der Rückwand rechts neben lokalen Vasen eine

c)Pelike,rotfigurig, attisch. Hermes überreicht dem Silen das Dionysoskind.

Unter den faliskisohen Imitationen beachtenswert:

d) ein Paar Stamnoi. Löschung eines Scheiterhaufens. Zwei Mädchen gießen Stamnoi aus über einen Scheiterhaufen, auf dem ein Brustpanzer liegt. Die Verwendung dieses Vasenpaares bei der Bestattung eines Kriegers ist damit ohne weiteres gesichert.

1802 Eingangswand^ links.

Zwei mächtige Tonvasen mit Figuren in Relief, das vermittels Stempeln hergestellt ist, auf dem Halse. Die Typen (ICampfgruppe, Amazonen) sind z. von berühmten Vorbildern der großen Kunst abhängig.

1803 Einzelschrank am r. Fenster,

a) Krater. Bellerophon im Kampf mit der Ghimaira. Dabei ein Skythe.

b) Etruskischer Spiegel. Toilettenszene. Vor einer Frau ein geflügeltes Mädchen mit einem Spiegel.

Durch die Tür links hinten im Saal in zwei kleine Zimmer mit weiteren beschrifteten Ziegeln, schönen Fragmenten bronzener Gefäße und Vasen verschiedener Epochen.

Zurück und durch Saal III rechts in den

Bogenkorridor.

Die Funde sind so aufgestellt, daß in dem kleineren, inneren Halb- kreis zwischen den Fenstern die aus den Nekropolen von Monte S. Angelo zu sehen sind. An sie schließen sich auf der Fensterseite in der r. Hälfte des Korridors die Funde von Narce an, die bis zur r. Schmalwand reichen und außenjem die ganze Wand des großen Halb- kreises einnehmen. Nach Eintritt in den Bogenkorridor beginnen wir die Beschreibung demgemäß an dem 1. Ende der Fensterwand, die wir ganz abschreiten, worauf wir uns, am r. Ende angelangt, umdrehen und in entgegengesetzter Richtung vorgehend die Funde auf der langen Wand betrachten. Die Anordnung ist tunlichst nach Gräbern und in chronologischer Folge gegeben (vgl. dazu aber das in der Vor- rede des Führers S. VI und Bd. U S. 312 Bemerkte). Wir zitieren die Nummern der ausgestellten Gräber.

374 DA.S MUSEUM DER VILLA PAPA GIULIO. 1804—1806.

1804 Funde aas Monte Angelo (v. linken Ende des Korridors bis zum mittelsten Fenster).

Töpfe aus schwarzem Ton derVillanova-Form mit übergestülpter Schale oder Helm aus Terrakotta. Von Beigaben beachte man eine goldene Fibel und ihre genaue Nachahmung in Bronze (I; vgl. Milani studi e mat. III Taf . 1 15, 16), bronzene Fibeln mit breitem Blatt (III) und ein schönes Service großer korinthischer Gefäße, bestehend in einer Oinochoe, einem Teller, Napf und Becher.

Mon. ant. dei lincei IV S. 8S ff. Montelius, civ. prim. en It. II 881.

Im Glaspulte vor dem mittelsten Fenster:

1805 Goldschmuck von Narce.

Die in dem Schaukasten vereinigten Schmucksachen geben ein Bild von der hohen Kultur, die im oberen Tibertale im 8. 7. Jahrhun- dert geherrscht hat. Sehr viele Stücke sind identisch mit solchen von Caere (Cerveteri), Tarquinii (Cometo), Vulci, Palestrina und nament- lich Veji. Letzteren Ort hat man deshalb als Zentrum angenommen für den Export dieser wahrscheinlich von Etruskem gearbeiteten Gegenstände. Die ausgestellten Gegenstände sind nicht als speziell für den Gräberkult gearbeitete, sondern von den Lebenden getragene und dann ins Grab mitgegebene Stücke zu betra>ohten.

Milani, studi e materiali III (1906) 143ff., Tafel I (£aro). Mon. ant. dei Uneei V 847 fl. Taf. IX— XI. MonteliuB« civU. primit. en It. II 312—28.

a) Goldene Fibeln der Form a sanguisuga. Milani, studi e mat. III 146 Fig. 3, 4 (Karo).

b) Zwei runde Goldplatten mit Belief. Auf einem Segment stehen drei nackte Frauen steif nebeneinander, mit an den Körper ge- preßten Armen. Das Geschlecht ist deutlich angegeben. Die Pal- mette über dem Kopf der mittleren läßt vielleicht auf eine Göttin schließen. Im Felde kleine Enten, Rosetten, konzentrische Kreise. Der Stil ist sehr primitiv. Die Plättchen dienten vermutlich als Anhängsel einer Halskette und überzogen einen metallenen oder leder- nen Kern.

Milani, studi e mat. III 168 Fig. 17. 17a (Karo).

c)Zwei kleine Löwen aus Bernstein mit eingelegten gol- denen Plättchen. Vermutlich dienten sie ebenfalls als Anhängsel einer Kette.

Milani, studi e mat. III Taf. I 18, 10 (Karo).

d) Halsketten aus goldenen Perlen in Granuliertechnik mit Anhängseln in Gestalt weiblicher Figürchen, die mit beiden Händen ihr in Voluten endendes Haar anfassen. Sie zeigen ganz etruskisohen Stil.

Milani, studi e mat. III Taf. 1 6 (Karo).

OBERSTOCK. BOaENKOERlDOR. 375

e) Großes silbernes, mit Gold überzogenes Anhängsel inForm eines elliptischen Ringes mit einer Perle aus Bergkristall zwischen zwei granulierten Blattkelchen. Im Innern des Ringes springen die Vorderteile zweier Löwen mit feiner Granulierung vor.

Milaxü, Btudl e mat. III Taf. I, 12 (Karo).

f) Zwei goldene Streifen mit kordelartiger Verschnürung in Filigrantechnik. Sie waren auf Leder oder Stoff aufgenaht und bil- deten vielleicht die Knüpfbänder einer Haube oder. Mütze.

Milani, studi e mat. III 167 (Karo).

Außerdem goldene Ohrringe, Spiralen, Fingerringe. In der r. Hälfte der Fensterwand beginnen

1806 die Funde, aus Narce.

Mon. aniichi Lincei IV mit Atlas. Montelius, [civil, prim. en It. II Taf. 812 28. Köm. Mitt. X, 1896, 76 (Petersen).

Zunächst die aus Falerü bekannten primitiven Funde aus ein- fachen Schachtgräbem, große bauchige Töpfe, meist aus dunklem Ton. Vereinzelte Bronzegegenstände, Äxte, Fibeln und ,Easier- messer'. Interessant rechts am Ende :

Kleine Bronzestatuette einer Frau mit einem Topf auf dem Kopfe. Sie hielt das Gefäß, das die Form der sogen. Villa- novatöpfe hat, d. h. bauchig mit scharf abgesetztem, konischen Halse, mit einer Hand fest. Darüber ausgestellt einMiniaturgefäß aus Bronze.

Schmalwände:

Jederseits ein großer Bundschild aus Bronze mit kon- zentrischen Streifen, die mit Flechtbändem, Lotosgeschlinge und un- verstandenen, zum Ornament gewordenen menschlichen Figürchen gefüllt sind. In der Mitte, etwas erhaben, eine Rosette. Die ganz dünnen Schilde dienten nie zu wirkUehem Gebrauche, sondern nur zur Ausstattung des Grabes.

Auf der langen Wand der Türseite betrachten wir nun kurz die wichtigsten Gegenstände. Nur der Erleichterung beim Finden wegen zitieren wir sie nach den Nummern der angeschriebenen Gräber.

XXTT; Fibeln a navicella mit Bemsteinsdieiben. Affe aus Bern- stein als Anhängsel.

XXIII: Bronzegürtel mit eingepreßten Ornamenten.

XXIV; Halsketten aus Bemsteinperlen mit Anhängseln, darunter einem Affen und einem halbmondförmigen Basiermesser in Miniatur, beides aus Bernstein. Skarabaeus aus Bernstein. Kleine ägyptische Porzellanfigürchen, kleines Bronzebeil mit einem Vogel als Verzierung.

XXV: Bronzebeschläge mit Hakenkreuzen, zwei Prachtexemplare von Bemsteinfibeln. Bronzegefäße. Bronzeuntersatz mit kugel- förmiger Verdickung.

XXVI: Spinnrocken, Frauengürtel aus Bronze.

376 DAS MUSEUM DER VILLA PAPA ÖIULIO. 1806.

XXVII: Bronzener Dreifuß.

XXVni: Großer, tönerner Dreifuß.

XXIX: Bronzener Dreifuß mit Schale, Lanzenspitzen, Schwert

mit Scheide aus Bronze.

XXXI: Villanova-Topf mit kreidigem Überzug und Bemalung.

XXXII: Stickrahmen aus Bronze. Spindel. Vgl. Mon. ant. IV S. S87ff.

Vier ineinanderhängende Bronzefibeln, Halsketten aus Gold und Bernstein, Anhängsel aus ägyptischem Porzellan.

XXXni: Kette aus ineinanderhangenden Fibeln.

XXXIV: Tongefäß mit plastischem Schmuck (Schälohen mit Pferdeköpfen). Omphalos eines Bronzeschildes.

XXXVII: Lange Lanzenspitze. Silberne Gürtelschließe mit Bern- steineinlage.

Ifilani, stadi e matcriAli III, 148 (£aro).

Bauchiges Gefäß aus Ton mit einem Manne zwischen zwei Pferden in Belief.

XXXVIII: Schwert mit Knauf .

XXXIX: Goldspiralen, bronzener Behälter mit 6 Hülsen oben zum Einstecken von Geräten. Tongefäß (Untersatz und kugeliger Kessel aus einem Stücke gearbeitet).

XLI: Boter tönerner Kessel mächtiger Dimension mit drei Grei- fen und kronenförmigem Deckelknopf. Mächtiges Bronzegefäß in Form der Villanova-Töpfe, mit Fuß. Eine tönerne Nachahmung dieser Form (weißer Überzug mit roter Bemalung) steht zwei Schränke weiter nach rechts.

XTJI; Silberner Skyphos der „protokorinthischen'* Form.

XLTV: Fußsohale mit plastisch aufgesetztem Gefäßchen auf dem Band, neben dem zwei kleine Pferde stehen.

XLVUI: Ähnliches Gefäß mit einem Manne zwischen zwei Pferden auf dem Bande. Bronzenes Schwert mit Scheide. Großer flacher Teller mit weiß gemalten Vögeln und Fischen auf dem Rande. Be- maltes „protokorinthisches<< Näpfchen.

XLIX: Bronzene Haarnadeln. Spindel. Mächtiger tönerner Un- tersatz mit Bingen und kugelförmigem, gerippten Kessel. Weißer Überzug, rote Bemalung.

LI: Tongefäß mit aufgesetzten, aus einer Schale trinkenden Pferd- chen. Zwei mächtige Villanova-Töpfe aus schwarzem Bucchero mit

eingeritzten Flügelpferden und zerhacktem Mäander. Mon. ant. dei Lincei IV 290 ff. Fig. 147.

Bechts vom Eingange:

LII: Bauchige Vasen mit weißem Überzug und rot oder braun aufgemalten Friesen von Vögeln. Zwei Aryballoi aus Fajence.

Mon.ant. IV 312ff. Fig. 157.

BOGENKORRIDOR. 377

LIII: Tönerne Schnabelkanne und ihr Vorbild in Bronze. Mon. ant. dei Lincei IV Fig. 146.

LIV: Fußschälchen, henkellos, mit eingeritzter Inschrift auf dem

Fuß.

Mon. ant. lY 822 Fig. 165, 165«.

LV: Roher Kopf aus Kalkstein.

LVI: Drei Goldperlen mit Granulierung. Mon. ant. lY 360 Fig. 173, Milani, stndi e materiali III, Taf. 1 1 (Karo).

LVII : Schlanker Topf, an Villanova-Form erinnernd, mit grasenden

Tieren.

Mon. ant. IV 283 Fig. 137.

LVllI: Gefäß mit eingeritztem, faliskischen Alphabet.

Mon. ant. IV 321 f. Fig. 165, 165a. LIX: Teller mit aufgemalten Vögeln. Mon. ant. IV 285 Fig. 141.

Kanne mit schwarzroter Bemalung.

LX: Krater mit grasenden Vierfüßlern und Vögeln.

Mon. ant. IV Fig. 186. Kanne mit gemaltem Zickzackmuster.

Mon. ant. IV Fig. 138.

Zwei Oinochoen mit kleeblattförmigem Ausguß; auf der linken

sind zwei Inschriften am Halse eingeritzt. Mon. ant. IV Fig. 167.

Platter Teller mit eingeritzten Buchstaben auf dem Fuße. Mon. ant. IV Fig. 168.

Hinten: Fragment eines Tellers mit Inschrift. Mon. ant. IV Fig. 169.

LXI: Kleine Schnabelkanne aus schwarzbraunem Tone mit ver- tikalen Schlitzen im Bauch. In die Öffnungen der Schlitze war Metall eingelegt. Wundervolle protokorinthische Skyphoi. Bucchero-Väjschen, darunter eine Lekythos ,-,protokorinthischer** Form. Die Gefäße ahmen deutlich die griechischen Formen nach. Unter den Bronzen: fahrbarer Bronzebehälter, dessen Untergestell auf Rädern jetzt fehlt, mächtiger Bronzeschild, Pferdetrensen, Klinenfüße. Zwei korinthische Ala- bastra, ein brauner Teller mit eingeritzter Darstellung einer Vase.

LXU: Bronzener Kessel mit Schale und vier Kannen.

LXUI: Sohwarzrote Keramik. Kleine „protokorinthische'' Lekythos.

LXTV: Buccherogefäße. Sie ahmen korinthische Oinochoen und Skyphoi nach, wie sie nebenan zu sehen sind.

LXV LXVU: Reiche Sammlung korinthischer Gefäße, Näpfe, schlauchförmige Lekythoi, kugel- und schlauchförmige Aryballoi, u. a. ein Aryballos in Widderform, Bingkanne. Daneben ein Näpf- chen mit einer Gesichtsmaske, eine Spielerei, die gelegentlich in Bucchero imitiert wurde (z. B. in Cometo, vgl. österr. Jahresh. VI 1903 S. 66 ff.).

378 DAS MUSEUM DER VILLA PAPA GIULIO. 1807.

LXVni: Große Oinochoe. Mon. ant. dei Lincei IV, Fig. 138.

Der letzte Schrank zeigt jüngeren korinthischen sowie schwarz- figurigen und rotfigurigen Import.

LXIX: Großer korinthischer Aryhallos mit einem tanzenden Ko- bold zwischen bärtigen Sirenen.

LXX: Fuß eines Buccherogefäßes mit Inschrift. Mon. ant. IV 327 Fig. 171.

LXXI und folgende:

Unter den importierten attischen Vasen« deren Zahl im Verhältnis zur Ausdehnung der Nekropole Falerüs sehr gering ist, ragen hervor:

LXXU: Schwarzfigurige attische Hydria mit Auszug eines Krie- gers.

LXXI: Kylix mit Quadriga von vom in kühner Verkürzung; da- neben eine etruskische Amphora mit dem für diese Gattung charak- teristischen stumpfen Firniß. Das Thema der Darstellung ist ein etrus- kischen Künstlern sehr geläufiges (vgl. tomba de' tori in Oometo) : Achill, der am Brunnen dem Troilos auflauert.

LXXrV: Botfiguriger attischer Stanmos. Peleus, Thetis rau- bend.

LXXVI: Wundervolle kleine Oinochoe. Ein Kitharist besteigt das Podium. Vor ihm sitzt auf einer Hydria eine andächtige Zuhö- rerin. Hinter ihr ein Mädchen, auf jeder Hand eine Schale. Das Gefäß stammt etwa aus dem letzten Drittel des 5. Jahrhunderts.

LXXXII: Attischer Krater. Jüngling auf einer Quadriga und schwebende Nike, deren Flügel in eigenartiger Veikürzung von vom gesehen sind.

LXXXTII: Attischer Krater: zwei Jünglinge, deren Kopf mit dem Petasos bedeckt ist, stehen mit Speeren in den Händen neben ihren Pferden. Stil und Zeit des Parthenonfrieses. Attischer Skyphos: auf einen Jüngling mit langerLanze eilt eineFrau in freudiger Begrüßung los.

Von lokalen Imitationen des 4. Jahrhunderts, die in Naroe nur ganz spärlich vertreten sind, erwähnenswert:

ein Paar Stamnoi mit flötenspielendem Satyr und Eros.

Unter den Bronzen dieser letzten Abteilung ein gut erhaltener Eimer mit Griff, Kannen, ein Kerzenhalter.

In dem anschließenden hinteren Saale:

1807 Funde aus Corchiano.

Die ausgestellten Gegenstände stammen aus verschiedenen Ne- kropolen einer großen Stadt, in der man ohne genügende Sicherheit das alte faliskische Fesoennium zu erkennen glaubte.

Not. d. sc. 1886, 420. 1886, 162. 1900, 78. Rendic. acc. Linoei 1894, 145. Böm. Mitt. n (1887) 25 ff. (Buglione conte di Monale).

FUNDE AUS COBCHIANO. 379

Mittelyetrine.

Stark zerstörte Fragmente von Vasen lokaler Fabrikation (Dar- stellung der Vorbereitung zum Faustkampfe zwischen Polydenkes und Amykos; vgl. n. 1752), DerEingangstür gegenüber beachtenswert eine goldene Kette mit Anhängseln, Ohrringe, geschnittene Skara- baen. XVIII: goldener feingearbeiteter Kopf einer Nadel, Halskette aus Gold und bunten Perlen, Alabastra aus buntem Glasfluß. Auf der breiten Fensterseite einige etruskisohe Spiegel mit Gravierung.

a) Etruskischer Spiegel. Jüngling nach rechts sitzend, neben ihm stehend eine nackte Frau mit einer Zackenkrone. Eine andere Frau sitzt 1., neben ihr steht ein bekleidetes Mädchen. Eine ionische Säule im Hintergrunde.

b) Etruskischer Spiegel. Eos raubt Kephalos. Btr. Spiegel Bd. IT, Tat 844. GargioIU E 27d2.

L. Seitenwand:

c) Unten Baumsärge ohne Deckel mit rohen Beigaben (vgl. n. 1774, 1789). Darüber Funde aus zwei verschiedenen Nekropolen (Caprigliano Fach 1 7, Vallone 8 ^Fenster). Man beachte Grab V: mächtiger tönerner Untersatz mit anhängenden Ringen und kleinen Pferden als Verzierung.

IX: Perlen, Bemsteinfibel. XI: geschnittene Steine, silberner Kamm. Beginn griechischer importierter Vasen. XV: griechischer Goldschmuck, rotfigurige Vasen, bronzene Strigiles, Spiegel. Aus einer andern Nekropole (Vallone): einheimische Töpfe imd Bronzen, auf die unvermittelt rotfigurige griechische Vasen, Goldschmuck und geschnittene Steine des 5. Jahrhunderts folgen. Reste bronzener San- dalen, ein eisernes Siohelschwert.

L. vom Fenster:

d) Etruskischer Spiegel. Achill und Aias beim Brett- spiel mit etruskischer Beischrift der Namen (vgl. Bd. I S. 304 n. 480).

Tönerne Strigilis als Surrogat einer bronzenen. Gedacht ist dabei, daß der Tote zwar alles haben muß, wie die Lebenden; aber Recht der letzteren ist es, am Materiale zu sparen. Zwei Väschen mit fa- liskischer Inschrift.

R. vom Fenster der Schmalwand (Funde aus der Nekropole S. Antonio): Goldene Ohrringe, geschnittene Steine. Unter den Vasen:

e) Kelchkrater. Aktaions Tod.

Zwisq^en den Fenstern (Funde von Ponte delle Tavole):

f) Etruskischer Spiegel. Silen mit zwei Thyrsoi.

g) Tönerne Imitationeines Siebes. Das Metallvorbild dazu im Schranke 1. vom Fenster der Schmalwand.

380 DAS MUSEUM DER VILLA PAPA GIULIO. 1808-1809.

Auf der Eingangs wand:

h) Dachziegel mit etruskisohen Inschriften. Die Ziegel sind so geschnitten« daß ihre erhabenen Seitenränder nach unten diver- gieren, damit der darunter folgende Ziegel mit seinem oberen Ende in den über ihm liegenden eingeschoben werden kann.

Auf der entgegengesetzten Seite des Korridors zwei Zimmer mit Funden aus Rignano Flaminio, Gallese, Fabbrioa di Roma, Faleria. Trevignano, Campagnano und Nepi. Nur die letztgenannten bilden einen großen, mannigfaltigen Komplex.

1808 Funde aus Nepi.

Die ausgestellten Gegenstände stammen aus verschiedenen Nekro- polen bei Nepi, dem etruskischen Nepe oder Nepete, einer südwest- lich von Falerii auf schroffem Tufffelsen gelegenen Feste, deren Ge- schichte im allgemeinen mit der des benachbarten Sutn verknüpft ist. Zwischen Vejentem und Faliskem gelegen^ konnte die Stadt ihre Selbständigkeit nicht behaupten. Sie wurde 386 v. Chr. etrus- kisch, 374 latinische Kolonie.

Vgl. Nissen, ital. Landeskunde n 366. CIL XI p. 481. Not. d. sc. 1910, ld9 ff.

Auf der Eingangswand primitive Gefäße mit eingeritzten Orna- menten und bronzene Armbänder, Spiralen, Kettchen mit Anhängseln, Fibeln, Radnadeln. Beachtenswert einige, Bronze imitierende Ge- fäße: eine Fußschale mit tönernen Ringen an den Henkeln, eine Scha- le, die getriebene Metalltechnik nachahmt, eine andere mit Nach- bildung von Nietnägeln. Aus Bestattungsgräbem des 7. Jahrhunderts.

Auf der 1. Wand Funde aus Gräbern des 6. und 5. Jahrhunderts mit griechischem Import. Man beachte (von links beginnend) eine

a) attische rotfigurige Kylix. Schulszene.

b) Schwarzfigurige attische Amphora. Priamos vor Achill. Der Greis, nackt, trägt mächtige Armringe in den Händen als Sühnegaben. Zwei Begleiter bringen auf den Köpfen Dreifüße herbei.

c) Schwarzfigurige attische Amphora mit aufgesetztem Weiß und Violett. Dionysos auf dem Maultier mit einer Bakohantin. Auf der Rückseite; Dionysos zu Wagen. Eine Mänade führt die Zügel, eine andere schreitet musizierend nebenher.

d) Schwarzfigurige attische Amphora. Abschiedsszene. Zwischen zwei Frauen ein vollgerüsteter Krieger und sein Begleiter. Rückseite: zwei Krieger auf Quadrigen.

e) Aschenurne aus Ton in Hausform. Der Deckel ist deut- lich einem Dach nachgebildet mit plastisch angegebenem Gerüste.

FUNDE AUS NEPI. 381

Er ist wie der Behälter selbst bemalt mit weißen, sich kreuzenden Streifen.

f) Attischer Stamnos. Dionysos geleitet Hephaistos in den Olymp.

g) Säulenkrater. Trunkener Heiakles. Der taumelnde, Keule und Humpen tragende Held wird geführt von Dionysos und Hermes. Ein ityphalüscher, die Doppeltlöte blasender Satyr eröftnet den komischen Zug.

Unter den unteritalischen Gefäßen des 4.-3. Jahrhunderts rechts zu beachten:

h) Krater. Athamas und Leagros.

i) Krater. Athena und Nike auf einem Viergespann, dem Her- mes vorausfliegt. Hinter dem Wagen ein kleiner Pan mit geschul- terter Keule.

Aus der romischen Zeit der Stadt stammen

k) Tonlämpchen und Schalen aus terra sigillata.

Zum Schlüsse versäume man nicht, im Garten die an der Bückseite des rekonstruierten Tempels aufgestellten Funde zu betrachten. Es sind dies einige Steinzylinder aus Schachtgräbem, Beste eines stei- nemenLÖwen als Grabfigur, ein etruskischerSarkophagmitDeckelfigur eines liegenden Mannes, dessen Nameii und Alter beigeschrieben sind. Besondere Beachtung verdient eine in die Wand eingemauerte

1809 Bömische Inschdft

auf einem Tuffsteinblock. Sie war im Vorräume eines etruskischen Grabes bei Falerii, das 11 Totenbetten enthielt, an der Innenwand angebracht. Die Inschrift^ in altertümlichem Latein abgefaßt, besagt^ daß einem Lucius Veoilius» Sohn des Vibius und der Pollia Abeles und einem Vecilius, Sohn des Lucius (also wohl des vorigen Sohne) und der Plenesta ein Totenbett im Grabe überlassen ist von den Gebrüdem Levius und daß keine andere Leiche weiter zu ihnen gelegt werden soll. Auch die Erben der Levius sollen an diese Be- stimmung gebunden sein. Nach dem Namen und besonders wegen der den Etruakem eigentümlichen Sitte, den Muttemamen beizufügen, müssen die so geehrten Vecilü etruskischen Urspnmgs sein. Wir haben also möglicherweise den Fall einer Usurpation eines etrus- kischen Familiengrabes in römischer Zeit, eine Usurpation, bei der jedoch den Familienmitgliedern der früheren Besitzer gegenüber mit großer Bücksicht verfahren wurde. Die Inschrift staiomt aus der Zeit der römischen Bepublik.

Oef. zwischen avitilGMtellAna und St. Maria di Falleii. GIB 8884. CIL XI 3160. Conway, the Italic dialecta I 8.381 Nr. 836. Deecke, die Falisker S. 211f. Nr. 81. Dennis, cit. and cimenteries of Etr. P 99. W. Schalze, Gesch. d. iat. Eigenn. 250, 445. Bull, deir Ist. 1844, 129, 162 ff. (HenzenV

Falazzo Spada.

In dem ersten StookwerkeisincL in die Wände des langen, nach dem Hofe gerichteten Saales eingemauert:

1810—1817 Acht Beliefs.

Die Reliefs wurden 1620 bei Gelegenheit einer B^estauration entdeckt, die der Kardinal Verallo in 9. Agnese fuori le mura vornehmen ließ. Sie wa- ren daselbst als Baumaterial bei Herstellung der Treppe benutzt worden. Vgl. Bellori bei Fea misc. I p. CCL n. 100. Arch. Zeitung XXXYIII 1880 p. 150 Anm. 82, p. 153.

Die Reliefs bildeten, vielleicht mit noch anderen verloren gegange- nen, einen zusammengehörigen Zyklus und waren offenbar als Mittel- stücke der Wandfelder in dnem Saale oder einer Halle angebracht. Da ihre Ausführung beträchtlich hinter der Schönheit der Motive zurücksteht, können sie jedenfalls keine Originalarbeiten im wahren Sinne des Wortes sein; ebensowenig aber scheinen sie, wie man früher angenommen hat, Kopien nach hellenistischen Vorbildern zu sein. Man mag die Figurenmotive, wo es angängig war, aus Werken älterer Kunst entlehnt haben, die Einordnung aber in eine mehr oder minder ausführlich dargestellte, landschaftliche oder architektonische Um- gebung ist augenscheinlich, wie man heute geneigt ist vorauszusetzen, erst in derKaiserzeit auf italischemBoden \%rgenommen worden. Jeden- falls haben wir angesichts der hier vereinigten Exemplare mit ihrer rein äußerlich-geschickten Technik keine MögHchkeit, zu einem sicheren Rückschluß auf ein hellenistisches Original zu gelangen. Über die Bedeutung einiger Repliken vgl. die Bemerkungen zu den einzelnen Nummern. Man hat zwei von den Reliefs (n. 1810 u. 1814) einer späteren Zeit als die andern zugeschrieben, ist aber in der genaueren Festlegung der verschiedenen Daten noch nicht zu allgemeiner Über- einstimmung der Meinungen gelangt. Die sechs älteren hat man dem Beginn der Kaiserzeit (Wickhoff), der Zeit der olaudisohen E^iser (Sieveking) oder der des Hadrian oder Antoninus Pius (Wace) zuge- schrieben, die beiden späteren der trajanischen (Sieveking) oder der antoninischen Epoche (Wickhoff, Wace). Man wird auch hier damit rechnen müssen, daß die erhaltenen Exemplare nach älteren Vor- bildern gearbeitet sind. Die Technik, vor allem in der Behandlung der Haare, spricht für späte Ausführung, frühestens in hadrianischer Zeit, wogegen anderes, wie die Behandlung des Baumsohlages oder einer Girlande und eines flatternden Bandes (auf n. 1813) auf frühere Entstehung der Vorlagen in der Zeit der Augustus, spätestens der Claudier zu deuten scheint.

PALAZZO SPADA. 383

In Übereinstimmung mit einer besonderen Bioktung der helleni- stisoh-römisohen Dichtung stellt die Mehrzahl der Kompositionen die mythologischen Gestalten nicht in dramatisch bewegten Handlungen dar Ausnahmen bilden n. 1812 u. 1815 , sondern in genreartigen Situationen, die von einer sentimentalen oder idyllischen Stimmung durchdrungen sind. Diese Stimmungselemente werden verstärkt durch die Wirkung der landschaftlichen Umgebung, die insofern recht ge- schickt behandelt ist, als sie die figürliche Darstellung nur wie ein Rahmen umgibt, dergestalt, daß der Eindruck durch das Beiwerk in keiner Weise beeinträchtigt wird.

Die ältere Literatur ist vollständig verzeiclmet'bei Matz-Dulm zerstreute antik« Bildwerke in Born unter denyerschiedenen} zu den einzelnen Bellefs zitieiten Nummern dieses Werkes. Vgl. Schreiber die Wiener Brunnenreliefs aus FalazzoGrimani besonders p. 9—11. Hartel-Wickhoff die Wiener Qenesis p. 23 f. » Fr. Wickhoff Schriften III (römische Kunst) p. 41 ff. Jahrbuch des arch. Inst. ZI 1806 p. 06 f. Brunn-Bruck- mann Denkmäler Text zu n. 625 (Sieveking). Fapers of the British school at Borne V4 1910 p. 167 fl. p. 197 f. (Wace).

Links 1810 Paris und Eros.

Ergänzt der ganze 1. Bndstreifen der Platte mit dem Vorderteile der sich vorwärts beugenden Buh, die r. obere Bcke mit dem Bopfe des Paris und dem oberen Teile des Eros (bis etwas unter die Flügel), beide Anne und das 1. Bein des Paris, der 1. Arm des Eros, der Kopf des Hundes, an dem liegenden Binde der Kopf abges^en vom 1. Home, der obere Teil des r. Vorderbeines, das r. Hinterbein, der Schwanz.

Der obere Teil der Barstellung ist aus einer größeren Komposi- tion herausgelöst, die wir durch ein Belief im Museo Boncompagni (n. 1321) kennah. Doch hat es der Bildhauer nicht verstanden, das entlehnte Motiv gehörig dem Baume anzupassen, der auf der 1. Seite der Platte nur in dürftiger Weise durch ein im Hintergrunde be- findliches, ländliches Heiligtum und den dazu gehörigen Baum ge- füllt ist. Paris ist in einem Momente wiedergegeben, der seinem Ur- teilspruche über die drei Göttinnen unmittelbar vorhergeht. Er wen- det den Kopf rückwärts nach Eros, der hinter dem Jüngling auf dem Felsen steht und ihm zuredet, der Aphrodite den Preis der Schön- heit zuzuerkennen. Der fehlende r. Arm des Paris hielt nicht, wie ihn der Bestaurator ergänzt hat, eine Flöte. Vielmehr war der Vorder- arm, wie auf n. 1321, ohne ein Attribut zu halten, zurückgebogen und die Hand leicht an den Kopf gelegt. Der Bildhauer tmseres Beliefs hat, damit die Platte in der Höhenausdehnung den Gegen- stücken entspräche, unten die Binderherde des Paris beigefügt, imd zwar scheint er auch diese einfach aus jener Komposition entlehnt zu haben; wenigstens stimmt das Oberteil der stehenden Kuh, das sich dort allein erhalten hat, ganz mit dem betreffenden Teile auf dem hiesigen Belief überein. Vgl. die Bemerkungen zu n. 1879

und zu dem Mosaik, das den Baub der Europa darstellt, auf p. 395 f. Matz-Dulm ni n. 3669. Schreiber die hellenistischen Beliefbilder T. XI. Brunn- Bruekmann a. a. O. n. 625 b. Fapers of the Br. school a. a. O. T. XXI 2 p. 180 VIII. Vgl. Böm. Mitteilungen XXVI 1911 p. 106 (russ. Originalausgabe, St. Petersburg 1908, p. 111).

384 PALAZZO SPADA. 1811—1818.

Gegenüber 1811 Daidalos und Pasiphae.

Ergänzt der ganze 1. Endstreifen der Platte mit dem größten Teile des r. Armes doch ist die vordere Hälfte des Unterarmes antik , mit dem r. Beine der Pasiphae und dem hinteren T6ile der Kuh (der Brach zieht sich hinter dem 1. Vorderbeine hin), außerdem an Pasiphae die Nasenspitze, das Kinn und die 1. Hand, an der Kuh auch der größte Teil des Kopfes und das r. Vorderbein, an Daidalos der Kopf abgesehen Ton der Unterlippe, dem Kinnbarte und einem kleinen Stücke des Hinterkopfes, die 1. Schulter und der 1. Arm mit dem Griffe der Säge, das 1. Bein, klei- nere Stücke an den Sesselstützen, größere an dem im Hintergrunde be- findlichen Qebäude, endlich der ganze unterste Streifen der Platte.

Um den König Minos von Kreta wegen eines nioht erfüllten Ge- lübdes zu bestrafen (vgl. n. 1538), flößte Poseidon dessen Gattin, Pasi- phae, eine wahnsinnige Liebe zu einem schönen Stiere ein. Auf Ver- anlassung der Königin zimmerte Daidalos eine hölzerne Kuh, und in dieser verborgen befriedigte Pasiphae ihre unnatürliche Leiden- schaft, Das Belief zeigt Daidalos, wie er sich nach Vollendung des Kunstwerkes mit seiner Auftraggeberin unterhalt. Er sitzt in der Tracht der Handwerker auf einem niedrigen Sessel, hält in der B. die Säge, deren er sich bei der Arbeit bedient hat, imd scheint, indem er das Haupt und die r. Hand zu Pasiphae erhebt, der Königin die Einrichtung seines Werkes auseinanderzusetzen. Vor ihm steht die hölzerne Kuh, hinter dieser Pasiphae, deren gesenkter Kopf und trüber Ausdruck deutlich erkennen läßt, daß sie sich der Ungeheuer- lichkeit ihres Vorhabens bewußt ist.

Matz-Duhn III n. 3567. B.oscher mythol. Lexikon 1 1 p. 035 ff. Schreiber die hell. Beliefbilder T. Vin. Brunn-Bruckmann n. 624 b. Fapers of the Br. school a. a. O. T. XVIII 1 p. 184f. II. Vgl. Bobert der Pasiphae-Sarkophag, 14. Hallesches Winckel- mannsprogramm p. 19.

Links 1812 Der Tod des Opheltes.

Ergänzt etwa die ganze obere Hälfte des r. Srttenrandes so daß von dem rechts befindlichen £j:ieg«r nur die r. Schulter und die r. Hälfte des Körpers antik sind , an Opheltes der Bauch mit den dar- auf liegoiden Windungen des Schlangenleibes, die Brust, das Gesicht, an der Schlange der Kopf nebst dem benachbarten Stücke des Körpers und die Windungen, soweit sie unmittelbar auf dem Leibe des Knaben li^en, an dem 1. befindlichen Kri^er der r. Vorderarm, der Kopf und d«r vordere Teil des r. Fußes, an Hypeipyle die Nase und der r. Vorderarm, außerdem der ganze unterste Endstreifen der Platte mit dem größten Teile der Hydria.

Hypispyle, die Tochter des Königs Thoas von Lemnos, war von den Lemnierinnen, die ihr nicht verzeihen konnten, daß sie bei dem von ihnen unternommenen Männermorde ihren Vater verschont hatte, an den König von Nemea, Lykurgos, verkauft worden und dieser hatte sie mit der Pflege seines Söhnchens Opheltes betraut. Als das Heer der Sieben auf dem Zuge gegen Theben stark durstend nach Nemea kam, führte Hypsipyle die Helden an eine Quelle und ließ den ihrer Fürsorge anvertrauten Knaben auf kurze Zeit allein. Wäh- rend ihrer Abwesenheit wurde Opheltes von einer Schlange getötet. Die Helden erschlugen die Schlange, nannten den Knaben, da die in seinem Tode ein Vorzeichen des ihnen bevorstehenden Verderbens

PALAZZO SPADA. 385

erkannten, Archemoros, d. i. Vorgänger im Geschick, und stifteten ihm zu Ehren die nemeisohen Spiele. Der Mythos wurde besonders durch eine Hypsipyle betitelte Tragödie des Euripides populär. Unser Belief stellt dar, wie die Helden, nachdem sie zu der Stelle gelangt sind, an der Hypsipyle ihren Pflegling zurückgelassen hatte, die Leiche des Knaben von der Schlange umwunden vorfinden und sich anschicken, das Ungetüm zu töten. Der eine, den wir nach der Über- lieferung Hippomedon benennen dürfen, schreitet mit vorgehaltenem Schilde auf die Schlange zu; den fehlenden r. Vorderarm hat der Er- gänzer offenbar richtig mit einem gezückten Speere ausgestattet. Ein zweiter Krieger, vermutlich Kapaneus, ragt mit dem Oberleibe über den Felsen empor, vor dem sich die Schlange emporbäumt. Der Restaurator läßt ihn mit dem beinah vollständig ergänzten r. Arm einen Speer schwingen. Doch scheint diese Figur mit der r. Hand viel- mehr einen Stein erhoben zu haben, um ihn gegen die Schlange zu schleudern. Links weicht Hypsipyle zurück, indem sie entsetzt beide

Hände erhebt und ihren Kopf nach der Schreckensszene umwendet.

Matz-Duhn III n. 3568. Baumeister Denkm. d. kl. Altertums I p. 113 Fig. 49. Boscher mythol. Lexikon 1 1 p. 473. Schreiber die hell. Beliefbilder T. VI. Brumi- Bruckmami n. 623 b. Papers a. a. 0..T. XIX 1 p. 186 f. III.

Gegenüber 1813 Ampliion und Zethos.

Ergänzt an beiden Jünglingsfiguren die Nasenspitze, an der des Am- phion außerdem der 1. Arm, beinah das ganze über den Bücken herab- fallende Gewandstück und der Steg der Lyra, an der des Zethos beide Arme doch ist ein Stück der an den Kopf gelegten r. Hand antik der größte Teil des r. Ober- und die obere Hälfte des r. Unterschenkels, der 1. Fuß, der ganze r. und beinahe der ganze untere Endstreifen der Platte.

Euripides hatte in seiner Antiope die Söhne des Zeus und der An- tiope, Amphion und Zethos, als Vertreter zweier verschiedenen Rich- tungen einander gegenüber gestellt. Amphion war in dieser Tragödie als ein Jüngling charakterisiert, der die geistige Bildung und nament- lich die Musik über alles schätzte, während sein Bruder ausschließ- lich in körperlichen Übungen und besonders in der Jagd seine Be- friedigung fand. Die Tragödie wurde durch ein Gespräch der beiden Brüder eröffnet, in dem jeder mit spitzfindiger Leidenschaft seine Anschauung verteidigte. Diese Szene, die im Altertum einer großen Berühmtheit genoß und auf die verschiedene Schriftsteller anspielen, scheint auch dem Erfinder unserer Beliefkomposition vorgeschwebt zu haben. Die Handlung geht in einer Gegend vor, in der Zethos, der Jäger, zu Hause ist; denn wir sehen im Hintergrunde ein länd- liches Heiligtum der Artemis mit dem dazu gehörigen Eichbaum und innerhalb des Heiligtums ein in zierlichem archaisierenden Stile aus- geführtes Idol der Jagdgöttin. Amphion steht vor dem Bruder, in- dem er das Symbol seiner Lebensrichtung, die Lyra, in bedeutsamer Weise auf einen vor ihm befindlichen Pfeiler gestützt hält. Ihm gegenüber sitzt Zethos in nachlässiger Haltung und blickt den Bruder

H e 1 b i g : Führer. II. 3. Aufl. 25

386 PALAZZO SPADA. 1814. 1815.

mit einem Ausdrucke an, der auf das deutlichste Langeweile bekundet. Sein neben ihm stehender Jagdhimd hebt den Kopf wie verwundert zu Amphion empor. Die verschiedenen Individualitäten der beiden Brüder sind in meisterhafter Weise vergegenwärtigt. Die einfach-edle Stellung des Amphion bildet einen scharfen Gegensatz zu der bäu- risch-bequemen Haltung des Bruders; das feine Profil und der tiefe Schädel des ersteren lassen auf einen bedeutenden geistigen Inhalt, die derberen Züge und der kleine, schmale Kopf des Bruders auf eine beschränkte Intelligenz schließen; während das Gesicht des Amphion von langen Locken umwallt wird, ist das Haar des Zethos kurz ge- schnitten, wie es die der Gymnastik beflissenen Jünglinge zu tragen pflegten.

Matz-Duhn III n. 3565. Boscher mythol. Lexikon I 1 p. 311—312. Schreiber die hell. BeliefbUder T. III. Brunn-Bmckmann n. 622a. Papera a. a. O. T. XX 2 p. 187 f. VI. Vgl. Böm. Mitteilungen XZVI 1911 p. 106 (russ. Originalausgabe, St. Petersburg 1908) p. 111. Im Museum von Bavenna befindet sich ein Fragment einer frischer gearbeiteten Wiederholung unseres Beliefs. Erhalten ist die ganze untere Hälfte. Vor dem Felsensitze des Zethos sieht man an einer Stelle, die an dem Spadaschen Exem- plare ergänzt ist, einen gelagerten Hund: abgeb. bei Brunn-Bruckmann im Texte und Papers a. a. O.

Links 1814 Paris und Oinone«

Ergänzt der ganze 1. Endstreifen des Beliefs, derartig daß an der Figur des Paris nur ein Stück der 1. Brust, das Mittelstück des 1. Unter- arms, das 1. Bein und der r. Fuß antik sind; außerdem sind modern an der Figur der Oinone der Kopf, die vordere Hälfte des r. Unterarms, die 1. Hand, an dem Flußgotte der größte Teil der r. Hand, die vordere Hälfte des 1. Unterarmes, der 1. Unterschenkel mit Knie und Gewand, die untere Hälfte des r. Unterschenkels, beinah die ganze Hydria.

Das Belief zeigt Paris und dessen Gattin Oinone unmittelbar vor der verhängnisvollen Fahrt, die der erstere, betört durch die Ver- sprechungen der Aphrodite, nach Griechenland zu unternehmen im Begriffe steht. Oinone warnt ihren Gemahl vor dem bedenklichen Unternehmen und weist dabei mit der L. auf das Schiff hin, das, zum Auslaufen bereit, im Hintergrunde sichtbar ist. Dieses Schiff zeigt eine Anordnung der Buder imd mancherlei Eigentümlichkeiten der Konstruktion, die im 3. Jahrhimdert v. Chr., also in hellenisti- scher Zeit, üblich waren. Auf dieselbe Zeit deutet auch die von einem Pinienzapfen gekrönte Kommandostandarte, die an der vielfach ge- gliederten Verzierung (Aphlaston) des Schiffhinterteiles angelehnt ist. Man hat diese Beobachtung dazu benutzen wollen, die Entstehung der Komposition in hellenistische Zeit zu datieren. Aber man hat dagegen geltend gemacht, daß ein Bildhauer römischer Zeit diese Details sehr wohl aus anderen hellenistischen Darstellimgen ent- lehnen und in seine Komposition übertragen konnte. Die Darstellung geht auf das gleiche Vorbild zurück, wie ein ehemals im Hauptge- bäude der vormaligen Villa Ludovisi dem sogenannten Casino di Sora befindliches Belief. Doch gibt dieses die Original- komposition offenbar getreuer wieder als unser Exemplar. Die Be-

PALAZZO SPADA. 387

Ziehungen, die zwischen den beiden dargestellten Personen obwalteo^ sind mit größerer Klarheit zum Ausdruck gebracht; die Auffassung der Oinone ist großartiger; die lässige Haltung des Paris verrät, daß die Warnung, die s^ine Gattin an ihn richtet, vergeblich sein wird. Auf dem Spadaschen Belief ist unter der Gruppe des Ehe- paares die Figur eines gelagerten Wassergottes, vermutlich des Skamandros, beigefügt, der den Kopf zu Paris emporrichtet und den Arm wie warnend erhebt, als wolle auch er den Jüngling von der Fahrt zurückhalten. Alle WahrscheinHchkeit spricht dafür, daß diese Figur nicht in der Originalkomposition vorhanden war, sondern von dem Bildhauer unseres Exemplares beigefügt ist, um die Dimen- sionen seiner Platte mit denen der Gegenstücke in Einklang zu bringen. Die Figiü fehlt auf der Ludo visischen Wiederholung; sie zieht die Aufmerksamkeit von der Hauptgruppe ab und ist in ungeschickter Weise dem Baume angepaßt.

Matz-Duhn III n. SÖ70. Baumeister Deukm. d. kl. Altertums III p. 1636 Fig. 1696. Schreiber die hellenistischen Beliefbilder T. X. Jahrbuch d. arch. Inst. IV 1889 p. 94 f. Fig. 4. Brunn-Bruckmahn n. 625a. Fapers a. a. 0. T. XXI 1 p. 188 f. VII. Vgl. Archäol. Anzeiger IV 1889 p. 140 f. Böm. Mitteilungen XXVI 1911 p. 106. Das Ludovisische B«lie£: Schreiber die antiken Bildwerke der Villa Ludovisi n. 149. Arch. Zeitung XXXVIII 1880 T. 13 n. 1 p. 146fif. Baumeister a. a. 0. II p. 1169 Abb. 1360.

Gegenüber ein Gipsabguß des kapitolinischen Endymionreliefs n. 807. ' .

Links 1815 Der Raub des Palladium.

Ergänzt an dem Tempel ein Stück des Baches, die beiden äußersten Trlglyphen, die Spitze des Giebels, der vordere Teil des 1. Türflügels, an Odysseus die Nase und die vordere Hälfte des r. Unterarmes, an Diomedes die Nase, der größte Teil der 1. Schulter, der 1. Arm, beinah die ganze r. Hand mit dem Schwerte, das 1. Bein, der r. Unterschenkel, außerdem der basisförmige Gegenstand hinter Diomedes, das unterste Drittel des ersten Filasters von lin^, der ganze unterste Endstreifen der Platte.

Nachdem Odysseus und Diomedes das Palladium, an dem das Schicksal der Stadt Troia hing, aus dem dortigen Athenatempel ent- führt hatten, entbrannte ein Streit zwischen ihnen, da jeder der beiden Helden sich allein den Ruhm des gelungenen Unternehmens zueignen wollte. DerVorgang wird in den Auszügen, die uns aus den verschiedenen auf jenen Mythus bezüglichen Dichtungen erhalten sind, verschieden erzählt und demnach auch von der bildenden Kunst in verschiedener Weise behandelt. Jedenfalls stellt auch das Spadasche Belief diesen Zwist der beiden Helden dar. Im Hintergrunde sieht man einen Antentempel, der durch den Schmuck des Giebelfeldes links eine Schlange, in der Mitte ein mit einem Medusenhaupte verzierter Schild, rechts ein Helm als Tempel der Athena kenntHch ist. Odysseus überschreitet, heftig gestikulierend und den Kopf nach Dio- medes umwendend, die Schwelle des HeiUgtums. Diomedes steht außerhalb des Gebäudes und blickt, das blanke Schwert in der B.> den sich ihm nähernden Helden mit drohendem Ausdruck an. Da auf allen einigermaßen gut erhaltenen Darstellungen der gleichen

26*

388 PALAZZO SPADA. 1816—1818.

Szene das Streitobjekt, das Palladium, wiedergegeben ist, so wird es auch auf diesem Belief nicht gefehlt haben, sondern mit dem 1. Schulterstück und dem 1. Arm des Diomedes verloren gegangen sein. Wie es scheint, war der 1. Vorderarm abwärts und etwas nach vom zu gerichtet und hielt die 1. Hand das untere Ende des Idols, während das obere Ende an der Schulter anlag. So oder zum mindesten ähn- lich haben wir uns das ursprüngUche Motiv zu denken; denn bei jeder anderen Haltung müßte das Palladium Ansatzspuren entweder auf dem Körper des Diomedes oder auf dem Grunde der Platte hinter- lassen haben. Die Dichtung, die dem Erfinder unserer BeUefkomposi- tion vorschwebte, würde also den Mythos etwa folgendermaßen er- zählt haben: Es ist dem Diomedes gelungen, vor Odysseus in den Tempel einzudringen und sich des Palladiums zu bemächtigen; der zu spät eingetroffene Odysseus macht ihm hierüber Vorwürfe und infolgedessen entbrennt der Streit. Der Gegensatz zwischen den In- dividuahtäten der beiden Helden ist auf unserem BeHef in der treffend- sten Weise vergegenwärtigt. Der imter lebhafter Bewegung vorwärts schreitende Odysseus zeigt das feine gescheite Gesicht, das für ihn in der antiken Kunst typisch ist (vgl. n. 117), während sein Körper mehr gewandf als muskelkräftig erscheint. Wenn er kleiner gebildet ist, als Diomedes, so hat man dies gewiß nicht nur daraus zu erklären, daß der Künstler ihn weiter im Hintergrunde dargestellt hat, sondern auch daraus, daß er sich ihn niedriger an Wuchs als jenen dachte. In vollständig verschiedener Weise ist Diomedes charakterisiert. Er zeigt einen verhältnismäßig kleinen Schädel, dessen geringe Tiefe auf eine beschränkte Entwicklung der geistigen Fähigkeiten schließen läßt, eine hohe von Kraft strotzende Gestalt und in seiner Haltung eine trotzige Buhe.

Matz-Diüm III n. 3566. Röscher mythol. Lexikon I 1 p. 1025 f. Schreiber die hellenistischen Eeliefbilder T. VII. Bninn-Bruckmann n. 624a. Papers a. a. O. T. XVII 2 p. 184 1. Vgl. namentlich Ann. dell' Inst. 1858 p. 238 f. Arch. Zeitung XVII 1859 p. 93 ff. Sehr ähnlich ist die Szene dargestellt auf einem Kindersarkophag in Athen: Bobert die antiken Sarkophage II T. 50 n. 138 p. 146 ff. Vgl. auch unsere n. 1393.

Links 1816 Adonis verwundet.

Ergänzt der ganze r. Seitenstreifen der Platte mit dem Felsen, dem Feigenbaum und dem 1. Vorderbeine des rechts dargestellten Hundra, der größte Teil des an dem Epistyl angebrachten Eberkopfes, an Adonis der Kopf, ein Stück der 1. Brust, die 1. Schulter, der 1. Arm abgesehen von der Hand, beinah das ganze über den Bücken herabhängende Stück der Chla- mys, der größte Teil des 1. Oberschenkels und des 1. Fußes, an den beiden Hunden (Ue Köpfe doch sind an dem rechts dargestellten Tiere beide Ohren, an dem linken das 1. antik , an dem 1. Hunde auch das 1. Vorder- bein, endlich die 1. untere Ecke der Platte mit dem unteren Ende und der Basis des Pfeilers.

Adonis stützt sich, von heftigen Schmerzen gepeinigt, auf seinen Jagdspieß, den er, um das verwundete r. Bein zu entlasten, mit der B. dicht unter der Spitze, mit der L. in der Höhe der Brust angefaßt hat, während sein r. Fuß nur mit dem Ballen den Boden berührt. Die Wtmde ist durch den doppelten Verband angedeutet, der die r.

PALAZZO SPADA. 389

Wade umgibt. Die Hunde nehmen teil an den Leiden ihres Herrn; der eine senkt traurig den Kopf, während der andere den seinigen nach der verwimdeten Wade umwendet. Den Hintergrund bildet ein ländliches Heiligtum mit der zugehörigen Platane, das wir uns, wie der an dem Epistyl festgenagelte Eberkopf beweist, der Artemis geweiht zu denken haben. Der Betrachter wird hierdurch an die Göt- tin erinnert, deren Zorn den Untergang des Adonis veranlaßte.

Matz-Dnhn III n. 3564. Schreiber die hellenistiBchen Reliefbilder T. IV. Bronn- BrackniAnn n. 622b. Papers a. a. O. T. XIX 2 p. 186 IV. Vgl. Hörn. Mitteilungen XXVI 1911 p. 106 (niss. Originalausgabe, St. Petersburg 1008, p. 112).

Gegenüber 1817 Bellerophon den Pegasus tränkend«

Ergftnzt ein schmaler Streifen am linken (bis etwa zur Schulterhöhe des Bellerophon herab), ein breiterer am rechten oberen Ende der Platte (etwa bis zur Nasenhöhe des Bellerophon), an der Figur des Bellerophon der Kopf, der r. Vorderarm doch sind die Finger zum Teil antik , das r. Bein abgesehen vom Fuße, der über den Bücken herabfallende Teil der Chlamys, am Pegasos das r. Ohr, der größte Teil des r. Hinterhufes, der Schweif.

Man hat vermutet, daß diese Darstellung durch eine Version be- stimmt sei, nach der die Auffindung einer Quelle in dem Bellerophon- mythos eine hervorragende Bolle spielte. Doch scheint es vielmehr, daß der Kiinstler, der die Originalkomposition entwarf, den Helden und sein Boß einfach in einer genrehaften Situation darstellen wollte. Auffällig ist der Gegensatz zwischen der idealen Gestalt des Bellero- phon und der naturalistischen, man möchte geradezu sagen etwas gemeinen Bildimg des Pferdes, die den Eindruck erweckt, als habe der Künstler ein bestimmtes Pferd von keineswegs vornehmer Basse getreu kopiert. Die dem trinkenden Tiere gegebene Stellung zeugt von einer sehr feinen Beobachtung der Natur. Die Anordnung der Komposition darf als eine musterhafte bezeichnet werden. Die Gruppe erscheint links von einem Baume, rechts von einem Felsen einge- rahmt, während der Baum, der oben zwischen den landschaftlichen Bestandteilen offen lag, auf das passendste durch die Flügel des Pega- sus ausgefüllt wird.

Matz-Dtthn ni n. 3563. Baumeister Denkmftler des kl. Altertums I p. 30Ö Fig. 317. IU>scher mythol. Lexikon I 1 p. 761 f. Schreiber die Wiener Brunnenreliefs aus Pal. Grimani p. 9 Fig. 5; die hellenistischen Reliefbilder T. III. CJollignon histoire de la sculpture grecque II p. 573 Fig. 296. Brunn-Bruckmann n. 623a. Papers a. a. O. T. XX 1 p. 186 f. V. Vgl. Athenische Mitteilungen II 1877 p. 135. Die Gruppe kehrt wieder auf dem schon zu n. 1815 erwähnten Eindersarkophage in Athen und auf einem spaten Blfenbeinkästchen aus Veroli im South Kensington Museum (Serta Harte- liana p. 287 f. m. Abb.; Venturi storia dell'arte italiana I p. 408 Fig. 367).

In dem benachbarten sogenannten Thronsaale: 1818 Angebliehe Eolossalstatae des Onaens Pimipeius Magnus.

Gefunden unter Julius III. (1550 1555) in einem Keller in der Via dei Leutari bei der Cancelleria (Fundbericht des Flaminio Vacca: Berichte der s&chs. Gesellschaft der Wissenschaften 1881 p. 71 n. 57). Ergänzt der Kopt der r. Arm, die Finger der 1. Hand außer dem Daumen, der Schwert- griff.

Der ursprünglich zu der Statue gehörige Kopf war von einem

Kranze oder einer Tänie umgeben; denn es haben sich ander Schulter-

390 PALAZZO SPADA. 1819.

gegend und zwar links auf dem Wehrgehenk, rechts auf dem Mantel, hinter der Spange, Beste von einem in ein epheublattförmiges Motiv auslaufenden Bande erhalten, das von dem Kopfe auf jede der beiden Schultern herabreiohte. Der r. Arm stand, nach der Richtung der Schulter zu schließen, vermutlich etwas tiefer und in mehr horizon- taler Richtung, als der moderne Ergänzer angenommen hat. Jeden- falls drückte die Bewegung dieses Armes aus, daß der dargestellte Mann eine Versammlung, die man sich vor ihm zu denken hat, be- schwichtigt oder ihr Ruhe gebietet. Die vorgestreckte 1. Hand hält einen Globus, auf dem die Figur einer Siegesgöttin gestanden zu haben scheint, da in dem Zenit eine viereckige Höhlung angebracht ist. Hiemach stellte die Statue einen Herrscher oder Feldherm dar, dessen Machtsphäre einen bedeutenden Teil des Erdkreises umfaßte. Die geläufige Deutimg wurde, wie es scheint, zunächst dadurch ver- anlaßt, daß die Statue in der Nähe des Theaters des Pompeius ge- funden ist. Man nahm darauf hin an, daß sie identisch sei mit der Statue des Pompeius, die in der jenem Theater benachbarten Curia Pompei stand und zu deren Füßen Caesar ermordet wurde. Augustus ließ diese Curia als locus sceleratus vermauern und die Statue vor dem Theater gegenüber dem Haupttore, das von der Bühne nach dem Hekatostylon führte, aufstellen, also an einem Punkte, den man imgefähr hinter dem Chore von S. Andrea della Valle anzunehmen hat. Die Entfernung von hier bis zu der Via dei Leutari, in der die Spadasche Statue gefunden wurde, beträgt etwa 300 Meter und ist demnach zu beträchtlich, als daß der Fundort der Statue allein jene Identifizierung rechtfertigen könnte. Der Kopf ist eine zweifellos moderne Wiederholung des Menander- Porträts (z. B. n. 94) in kolossa- lem Maßstabe; augenscheinlich wurde er für die Statue hergestellt. An dieser Annahme, die sich auf den unverkennbar modernen Ein- druck des Kopfes gründet, kaim ims auch der recht anekdotenhaft abgefaßte Fundbericht nicht irre machen, nach dem die Statue unter- halb der Grenze zweier Terrains, die verschiedenen Besitzern gehörten, entdeckt worden sei ; von diesen zwei Besitzern habe dann der eine das Eigentumsrecht desLeibes, der andere das des Kopfes beansprucht. Wollte man unserem Urteil zuwider diesem Berichte Glauben schenken und den Kopf für antik erklären, so müßte man annehmen, daß die Statue bereits in römischer Zeit ergänzt worden sei, und, was ganz unwahrscheinlich ist, daß man zu diesem Zwecke ein Dichter- porträt, das damals gewiß noch als solches bekannt war, in kolossale Dimensionen übertragen habe. Nachdem sich einmal in Rücksicht auf den Fundort der Statue die Überzeugung Bahn gebrochen hatte, daß Gnaeus Pompeius Magnus dargestellt sei, fand man, daß der ihr aufgesetzte Kopf dem Porträt dieses Mannes entspreche, wie es auf Münzen seiner Söhne, Gnaeus und Sextus, wiedergegeben ist.

PALAZZO SPADA. 391

Doch ist es überflüssig, hierüber Worte zu yerlieren, nachdem das Porträt des Pompeius längst in einem durchaus abweichenden Typus erkannt worden ist. Der Körper zeigt eine gute dekorative Ausführung.

Antiquaram statuarum urbis Bomae ioones (Bomae 1621) II T. 74. Glaiac V pl. 011 n. 2316. Bernoulli römische Ikonographie I T. VII p. 112ff. Fig. 15. Baumeister Denkm. d. kl. Altertums III p. 1884 Fig. 1532, p. 1385 Fig. 1538. Weiteres bei Matz- Duhn I n. 1073 und bei Bemoalli a. a. O. I p. 112 Anm. 3. Die Angaben, die Fea osser- vazioni intomo alla celebre statua detta di Fompeo lette il dl 10 settembre nell* Acc. romana d'archeologia (Borna 1812) p. 6f. und Notizia degli scavi nell* anfiteatro Flavio (Borna 1813) p. 31 f. über die Beste der Haarbinde macht, sind in jeder Hinsicht richtig. Über das sicher beglaubigte Porträt des Pompeius: Bömische Mitteilungen I 1886 T. II p. 37 ir. Beinach Mithridate Eupator pl. IV. Bevue archfolog^que XV 1890 pl. vm p. 339f. Baumeister a. a. O. p. 1386 Fig. 1534. Vgl. Jordan-Hülsen Topographie d. Stadt Born I 3 p. 631 Anm. 67.

In der Bildergalerie: 1819 Angebliche Statue des Aristoteles.

Sie ist vermutlich identisch mit dem kopflosen „Aristide assiso", den Aldroandl bei Mauro le antichitä di Boma p. 256 als „in casa di H. Francesco di Aspra, preeso a S. Macuto" befindlicJi anführt (Bömische Mitteilungen V 1890 p. 14 Anm. 2). Ergänzt der r. Vorderarm mit dem Ellenbogen und einem klehien Stücke des Obwarmes, der 1. Ellenbogen, ein größeres Stück des Himations auf der Vorderseite, das 1. Bein von der Mitte des Oberschenkels abwärts mit dem darüberliegenden Gewände. Der aufgesetzte Kopf (ergänzt die Nase) ist antik, aber nicht zugehörig.

Dargestellt ist ein Mann, der mit vorgebeugtem Oberkörper, in Nachdenken versunken, dasitzt. Der Kopf ist zwar antik, gehört aber nicht zu dieser Statue. Wir haben uns den urspriingltohen Kopf leicht an die Hand des aufgestützten r. Armes gelehnt zu denken. Die auf der Plinthe angebrachte Inschrift, von der sich die ersten fünf Buchstaben vollständig, ein Best des nachfolgenden sechsten und nach einer Lücke, die für vier Buchstaben Baum läßt^ * der obere schräge Strich des Endbuchstabens, eines ^, erhalten haben, wurde früher in derBegel APl^TDTEAH^ gelesen und die Statue demnach auf den großen Philosophen Aristoteles gedeutet. Doch ist das e<^ge Omikron, das man bei dieser Lesung annehmen muß, eine späte Form, die zu dem Charakter der übrigen Buchstaben nicht paßt, und bietet die in der Inschrift vorhandene Lücke für diesen und die vier folgenden Buchstaben einen zu beschränkten Baum dar. Die Ergänzung API ^ JE IAH ^, die schon während des 16. Jahrhunderts geläufig gewesen zu sein scheint und von einem Gelehrten des 18. Jahr- hunderts wieder aufgenommen wurde, stimmt zu dem epigraphisehen Tatbestande. Da der Stil der Statue und die Buchstabenformen der Inschrift auf das letzte Jahrhundert der Bepublik oder spätestens auf den Anfang der Kaiserzeit hinweisen, so wäre der Gedanke an den zur 2^it der Antonine blühenden Sophisten Aristeides (vgl. n. 413, 813) ausgeschlossen und die Figur auf den gleichnamigen athenischen Feldherrn und Staatsmann zu deuten. Aber ein antiker Künstler würde an einem Porträt dieses Mannes gewiß dessen Eigenschaft als Feld* herm hervorgehoben und ihn nimmermehr in einer für einen Philo- sophen oder Gelehrten bezeichnenden Haltung wiedergegeben haben.

392 PALAZZO SPADA. 1820.

Hingegen fallen alle Schwierigkeiten weg, wenn wir die Insohrift API I TITTTTO t lesen und in der Figur eine Porträtstatue des aus der Schule des Sokrates hervorgegangenen kyrenäischen Philosophen Aristippos erkennen, der die Lust für das höchste Gut erklärte. Aller- dings müßten wir annehmen, daß ihm diese Statue augenscheinlich ist uns hier das Original erhalten erst lange Zeit nach seinem Tode er- richtet worden sei, denn wir können das Werk nicht über das lEnde des 4. Jahrhunderts y. Chr. hinaufdatieren. Biese leichte chronolo- gische Schwierigkeit kommt in Wegfall, wenn wir die Statue vielmehr auf den gleichnamigen Enkel jenes Aristippos beziehen; doch ist der ältere Philosoph dieses Namens wegen seiner imgleich größeren Be- rühmtheit zweifellos vorzuziehen.

Daß der Kopf, den man der Statue aufgesetzt hat, nicht zu ihr gehört, wird auch ein weniger geübter Beobachter sofort erkennen. Der Marmor ist von dem des Körpers verschieden. Auf der r. Seite des Kopfes sucht man vergeblich nach einer Ansatzspur der r. Hand. Um die beiden Halsstücke in Übereinstimmung zu bringen, hat der moderne Restaurator die Bruchflächen abgeglättet und das zum Kör- per gehörige Stück auf der Vorderseite etwas verdünnt. Dagegen ging er auf der Rückseite weniger sorgfältig zu Werke und es ragt hier das Halsstück des Kopfes um etwa einen halben Zentimeter über das des Körpers hervor. Nach dem Stile, dem physiognomischen Typus und der Anordnung des Haares ist der Kopf ein römisches Porträt aus dem Ende der Republik oder dem Anfange der Kaiserzeit. Offenbar entschied sich der Restaurator zu der Beifügung gerade dieses Kopfes unter der Voraussetzung, daß die Statue Aristoteles darstellte, denn der Kopf zeigt in der Tat ein feines durchgeistigtes Gelehrtengesicht, wie man es recht wohl dem großen Stagiriten zu- schreiben könnte (vgl. das Porträt des Aristoteles n. 1298). Die Frage, auf welchen Römer der interessante Kopf zu deuten sei, muß un- beantwortet bleiben. Es gab in der Übergangszeit von der Republik zur Monarchie mancherlei Männer, die wir uns recht wohl mit einer derartigen Physiognomie vorstellen können; erinnert sei nur des Bei- spiels halber an den Altertumsforscher Marcus Terentius Varro. Leider fehlen uns auch sichere Grundlagen, das Porträt des Aristippos zu bestimmen. Ein Versuch, die Statue unter der Voraussetzung, daß der ältere Philosoph dieses Namens dargestellt sei, mit einem öfters wiederholten, zeitgemäßen Kopftypus zu verbinden, hat zu keinem überzeugenden Resultate geführt.

Visconti iconografia greca T. XXa, b, vol. I p. 228 fl. Baumeister Denkmäler d. klaas. Altertums I p. 120 Fig. 134, 135. Amdt-Bruckmann griech. u. röm. Porträts n. 378—380. Bemoulli griech. Ikonographie II p. 10 ff. Abb. 1. Hekler Bildnis- kunst der Griechen u. Römer p. XXVI T. 109 b. Lippold griechische Porträt- statuen p.67f.Fig.8. Vgl. Matz-Duhn I p. 343 n. 1147. Arch. Zeitung XXXVIII 1880 p. 107. Röm. Mitteilungen V 1890 p. 12 ff. Festschrift Th. Gomperz dargebracht p. 436 ff. (Winter, der an dieser Stelle versucht, die Statue mit einem in Berlin befind-

PALAZZO BARBERINL 393

liehen Kopfe Beschreibung d. ant. Skulpt. n. 317 in Zusammenhang zu bringen, behauptet, der r. Unterarm müsse nicht notwendig erhoben, der Kopf demnach nicht auf die r. Hand gestützt gewesen sein; er nimmt vielmehr an, der Unterarm sei vor- gestreckt gewesen. Aber die Spannung der Muskeln am r. Oberarm erklärt sich nur aus der vom Ergänzer angenommenen Haltung des Unterarmes). Studniczka das Bildnis des Aristoteles p. 6 ff. T. 1 1 (Abbildungen der Inschrift).

Palazzo Barberini.

In der Gemälde- Galerie: 1820 Statue der sogenannten Schutzflehenden.

Ergänzt fast der ganze Nasenrücken, das r. Handgelenk, der Zeige- finger der r. Hand, ein Teil der Faltfe unterhalb der r. Hand, ein anderer Teil der gleichen Falte zwischen den Knien, andere Faltenteile im Schöße, am 1. Oberschenkel außen und unter der 1. Hüfte, der kleine Finger der 1. Hand, das Vorderteil des 1. Fußes, die viertgrößte Zehe des r. Fußes. Die r. Hand ist antik, gehört aber nicht zu der Statue; die Qualitäten des Marmors und der Arbeit sind an beiden verschieden. Die Statue ist in pentelischem Marmor ausgeführt. Verletzungen haben den Kopf, Ränder des Gewandes und die I. Ferse außen beschädigt.

Dargestellt ist ein Mädchen, das auf einer basisartigen Steinplatte von rechteckigem Grundrisse sitzt. An der Steinplatte ist ein oben vorspringender Band vorne und an der r. Kebenseite fast bis zur hinteren Ecke angegeben, während die Rückseite rauh gelassen ist. Wir können daraus schließen, daß der Beschauer die Rückseite gar nicht auch die Gewandpartien sind hier mit weniger Sorgfalt ausgeführt als an der Vorderseite , von der r. Nebenseite wenigstens das hinterste Viertel nicht sehen sollte, und wir müssen demnach annehmen, daß die Statue ursprünglich vor einer Wand aufgestellt war und daß sie rechts unmittelbar an eine architektonische Umrah- mung oder etwas weiteres Figürliches angestoßen habe, das den rück- wärtigen Teil der r. Nebenseite den Blicken entzog. Von dem Sitze ist augenscheinlich nur das Oberteil erhalten; dies wird durch die Tatsache bewiesen, daß links ein Teil des Gewandes tiefer herab- hängt als die Steinplatte reicht. Man hat diesen Gewandzipfel jetzt in der Holzbasis des Marmors verschwinden lassen, doch ist er auf früher gefertigten Photographien und Abbildungen der Statue sicht- bar. Der untere Teil des Sitzes war also besonders gearbeitet, viel- leicht aus sohlechterem Materiale. Das «Mädchen lehnt sich zurück und stützt sich rückwärts mit dem 1. Arm auf die Sitzfläche. Die Bewegung ist so heftig, daß die Oberschenkel vom Sitze gehoben werden. Die Füße hängen anscheinend frei in der Luft; nur der r. könnte auf einer bescttideren Unterlage geruht haben, die aber mit dem Sitze keinesfalls, etwa als vorgelagerte Stufe, verbunden war. Die Gewandung des Mädchens besteht aus dem gegürteten Linnenchiton, der die 1. Schulter freiläßt und am vollständigen Herabgleiten nur

394 PALAZZO BARBERINL 1820.

dadurch gehindert wird, daß er sich unter der 1. Achsel festgeklemmt hat, und einem wollenen Himation, das die Beine umhüllt und sich beim Niedersinken auf dem Sitze regellos zu dichten Falten geballt hat. Der r. Unterarm ist mäßig gehoben und die Hand muß ursprüng- lich ein Attribut gehalten haben, dessen Ansätze an den höchsten Falten auf dem r. Oberschenkel abgearbeitet, aber an ihren Spuren noch heute kenntlich sind.

Der Sitz des Mädchens kann unmöglich eine beliebige Schwelle oder Basis sein; am wahrscheinlichsten ist es, daß es sich um einen Altar handelt. Der Ergänzer hat augenscheinlich das gleiche angenommen imd die Dargestellte deshalb und wegen des schmerzlichen Ausdruckes der emporblickenden Augen für eine Sohutzflehende gehalten. In Rücksicht auf diese Deutung, hat er dann die fehlende R. durch eine antike Hand mit dem Fragment eines Attributes ersetzt, in dem sich das untere Ende eines Zweiges erkennen läßt. Aber schriftliche und monumentale Überlieferung lehrt uns, daß Schutzflehende den obligaten Zweig in der L. trugen. Immerhin muß man zugeben, daß diese früher geläufige Deutung den übrigen Motiven der Figur durch- aus gerecht wird. Ganz vernachlässigt sind diese bei der Annahme eines Gelehrten, der die Statue auf Gnmd einer unleugbaren Ähn- lichkeit mit dem Bilde einiger Silbermünzen des epizephyrischenLokroi als Eirene deuten und mit dem Kerykeion in der R. ergänzen wollte. Schon früher hatte man eine seltsame Einzelheit an der Statue beobachtet und die Darstellung daraufhin als Illustration zu einer Stelle der Aeneis (IV 517 ff.) aufgefaßt: das Mädchen trägt nur eine Sandale und zwar am r. Fuße. An diesem ist die Sohle der Sandale ganz erhalten ; die Bänder waren gemalt (ebenso an n. 198) ; von dem 1. Fuße ist nur die Ferse antik, die aber genügt, um zu erkennen, daß dieser Fuß keine Sandale trug. Nun hat ein Gelehrter kürzlich nachgewiesen, daß eine derartig einseitige Beschuhung und gerade das Entblößen des 1. Fußes ein Zug ist, dem wir öfters im Kulte chtho- nischer Mächte begegnen (vgl. n. 908). Zu einem solchen Kultus muß also auch unsere Statue in Beziehung gestanden haben. Von den anderen Erklärungen brauchen wir nur noch eine zu erwägen, die in der Skulptur den Schmuck eines Grabes sehen will, in der Gestalt eine Verstorbene, die auf ihrem eigenen Grabaltare, der rgdTts^a, sitzt; und in der Tat mangelt es für ein derartiges Motiv nicht an monumentalen Parallelen. Auch für die Stele neben der tgaitsta ließe sich zur Not ein Platz an der hinteren Ecke der r. Nebenseite finden. Aber ein ruhiges Sitzen würde für solch eine Darstellung zweifellos passender sein, als die erregte Haltung dieses Mädchens; andererseits ließe sich dafür, daß nur der r. Fuß eine Sandale trägt, bei einer Verstorbenen keine Begründung geben. Endlich bringt der klagende Blick der Augen ein Pathos zum Ausdruck, das in der Zeit,

PALAZZO BARBERINI. 395

der wir das Werk zuschreiben müssen, bei einer Grabstatue zum mindesten ganz ungewöhnlich wäre.

So bedauerlich eine derartige Unsicherheit ist, die uns zu keiner ganz überzeugenden Deutung der Dargestellten gelangen läßt, so erfreulich ist es, daß uns die Statue in künstlerischer Hinsicht für diese Enttäuschung vollständig entschädigt. Die Ausführung ist so frisch empfunden, so sicher und lebendig, wie an ganz wenigen antiken Skulpturen. Zweifellos haben wir hier ein kostbares Originalwerk, die Schöpfung eines griechischen Meisters vor uns. Wundervoll kräftig und breit ist die Behandlung des Gewandes, einfach und herbe die Wieder- gabe der nackten Form; die Krone von allem aber ist der Kopf, dessen Mund vieUeicht der schönste ist, der uns an einer antiken Skulptur erhalten blieb; doch man betrachte auch Auge und Ohr und besonders den unendlich zarten Ansatz der Locken an Stirn imd Schläfen. Und nun vergleiche man für den Körper die Wiederholung im Vatikan (n. 198), für den Kopf die neue Replik im Thermen-Museum (n. 1339), um sich den ungeheuren Abstand zwischen Original und Kopie klar- zumachen. Zweifellos stammt das Werk von einem attischen Künst- ler jener Zeit, in der für den Parthenon die entwickeltsten Metopen ge- schaffen wurden und die Arbeit am Friese begann. Der Kopf hat manche Züge mit den Köpfen der Doppelherme n. 1094 gemein, aber seine Formengebung ist reifer und großzügiger; sie trägt den Stempel einer freieren Persönlichkeit. Am nächsten steht die Figur den Werken, die man mit Pheidias in Zusammenhang gebracht hat (vgl. n. 70, 1367, 1922), und die Vermutung, daß man sich in der Art dieser Statue die Arbeiten des jugendlichen Pheidias vorstellen könne, ist nicht unbegründet. Ganz hypothetisch war der Vorschlag jenes Ge- lehrten, der in der Dargestellten Eirene erkennen wollte, das Werk dem Kaiamis zuzuschreiben.

Visconti Moseo Pio-Clem. II tav. d'agg. b VI. Clarac 835, 2095. Berichte d. sächs. Ges. d. Wissensch. 1861 T. Va p. 251. Mon. dell' Inst. IX T. 34 (Ann. 1871 p. 202«.). Bonner Studien T. IV p. 38 fl. Brunn-Bruckmann Denkmäler n. 415. S. Beinfich t6- pertoire de la stat. II 2 p. 690 n. 7. Atti della Pont. Accad. romana di archeol. 1905 p. 1211. Fig. 1. CoUignon les statues lunferaires p. 124 ff. Fig. 66. Der Kopf: Amdt- Amelung Einzelaufnahmen n. 483, 484. Vgl. Braun Buinen und Museen Borns p. 342 n. 85. Matz-Duhn zerstr. ant. Bildw. in Rom I n. 968. Friederichs -Wolters Bausteine n. 498. Eranos Vindobonensis p. 54. Jahrbuch d. Vereins von Altertumsfr. im Rheinl. 1897 p. 101 f. Gazette des beaux arts XXVIII 1002 p.459. Böm. Mittei- lungen XXV 1910 p. 147. Amelung Vatikankatalog II p. 585 ff. Zu dem Brauche der Schutzflehenden, einen Zweig In der L. zu tragen, vgl. Aischylos Hiket. v. 181 183; Mon. dell' Inst, V T. XI = Baumeister Denkmäler d. klass. Altertums I p. 739 Fig. 792. Über todrts^a vgl, Brückner Form und Ornament d. att. Grabstelen p. Iff. Watzinger de vasculis pictis Tarentinis p. 5; 18. Hiller v. Gärtringen Thera II p. lÖ6ff. ( Dragendorf f). Conze die attischen Grabreliefs HI p. 370. GoUignon a. a. O. p. 8; 106 f. Brückner der Friedhof am Eridanos p. 63 u. sonst.

In dem letzten Zimmer der Gemäldesammlung befindet sich ein antikes Mosaikbild aus Palestrina, das den Raub der Europa darstellt. Leider haben vielfache Ergänzungen manche Einzelheiten der Komposition beeinträchtigt. Im oberen Teile des Bildes flüchten

396 PALAZZO BARBERINI. 1821.

die Gespielinnen der Europa am Meeresstrande zu einem königlichen Manne, in dem man den Agenor, den Vater der Geraubten, oder ihren Bruder Kadmos hat erkennen wollen. Unten springt der Stier mit seiner Beute ins Wasser; zwei Nymphen (?) schauen ihm mit dem Ausdruck des Erstaunens nach. Es muß auffallen, daß die Gefähr- tinnen gar nicht nach der Hauptgruppe blicken, sondern vorwärts und rückwärts, tmd daß Europa nicht aus ihrer Mitte entführt wird. Alles würde in Ordnung sein, wenn der Raub links dargestellt wäre. Es scheint in der Tat, daß der Künstler des Mosaiks eine ursprünglich langgestreckte Barstellung zerschnitten und die zwei Hälften über- einander gesetzt hat, um einen ihm gegebenen Baum mit dem vor- geschriebenen Gegenstande zu füllen (vgl. n. 1810). Die Motive des oberen Streifens sind hervorragend schön und lebendig, tmd auch die Wahl der Farben zeugt in diesem Teile des Bildes von besonders feinem koloristischen Empfinden. Es lag deshalb nahe, einem berühm- ten Originale der Barstellung nachzuspüren, und dieses in einem Ge- mälde des Antiphilos, eines Nebenbuhlers des Apelles, zu vermuten, einem Gemälde, das sich zu Rom in der Porticus des Pompeius be- fand, von dem aber nur überliefert ist, daß es Europa und Kadmos

darstellte. Die Rückführung bleibt also durchaus hypothetisch.

Denkschriften d. Wien. Akademie 1870 phil.-hist. El. XIX T. II p. 7ff. Overbeck Kunstmythologie Atlas T. yil_2 p. 454 n. 41. Eosclier mythol. Lexikon I p. 1412 ff. mit Abb,

In dem Treppenhause links von der Burchfahrt durch den Palast: 1821 Griechisches Grabrelief.

Ergänzt der ganze obere Teil mit dem Kopfe und der 1. Hand der stehenden Frau, der ganze Baum und unten rechts ein großes dreieckiges Stück. Der antike Teil des Reliefs war in drei Teile zerbrochen.

Das Relief stellt zwei Frauen in stillem Verkehre miteinander dar; die sitzende ist mit einer Spindel beschäftigt und blickt, wie fragend, zu der anderen empor, die ruhig in geschlossener Haltung dasteht und zweifellos zu der Gefährtin niedersah, das Haupt sinnend auf die erhobene L. gelehnt. Der Ergänzer hat dieses Motiv richtig wiedergegeben; aber wieviel weniger fein als der antike Meister hat er das Problem der Relief behandlung gelöst. Die alten Teile der Darstellung, die zweifellos von einem attischen Grabrelief aus der Zeit des Parthenonfrieses stammen, gehören zu dem Edelsten, was griechische Künstler in dieser Gattung geleistet haben, und sind deshalb besonders wertvoll, weil sie in einer Zeit entstanden sind, aus der uns, auch auf griechischem Boden, nur wenig Grab- reliefs erhalten sind. Vgl. n. 246, 971, 1861.

Archäologische Zeitung 1872 T. 53, 2 p. 138 ff. Brunn-Bruckmann Denkmäler n. 528 links. Vgl. Bnll. d.Inst. 1868 p. 38. Annali d.i. 1871 p. 210. Matz-Dubn zerstreute ant. Bildw. in Bom III n. 3729. Pauly-Wissowa Bealencyklopädie III 2 p. 2320.

Auf dem oberen Treppenabsatze ist ein Relief eines schrei- tenden Löwen eingemauert, das angeblich von einem Grabe bei voh stammen soll (Matz-Duhn III n. 3785; Brunn-Bruckmann

VILLA ALBANL 397

Denkmäler gneoh. u. röm. Skulptur n. 645). Man beachte auf dem- selben Treppenabsatz einen eigenartigen Apollon (M.-D. I n. 186) und einen interessanten Togatus (M.-D. n. 1276). Beide werden demnächst bei Arndt- Amelung Einzelaufnahmen publiziert werden.

Yilla Albani.

Der letzterschienene Katalog: Morcelli, Fea, Visconti desciiption dela Villa Albani, Borne 1869. In einer der nächsten Serien der Einzelaufnahmen von Arndt- Amelimg wird eine große Sammlung von Photographien nach den Slcolptoren der Villa ausge- geben und erläutert werden, zur Ergänzung der bereits veröffentlichten Auswahl in der vierten Serie des gleichen Werkes. Die besonders wichtigen Stücke bleiben den Denkmälern griech. u. röm. Skulptur von Brunn-Bruckmann (jetzt von Arndt geleitet) vorbehalten. So werden binnen kurzem alle Skulpturen der Villa mit Ausnahme des ganz Gleichgültigen in brauchbaren neuen Aufnahmen und mit eingehenden Texten herausgegeben sein.

In der Halle links von dem Hauptgebäude:

1822 (48) Jünglingskopf.

Ergänzt die Nasenspitze, Stücke an den Locken, die Hermenbüste. Die großartigen Formen des Gesichtes erinnern an attische Typen

aus der großen Zeit des 5. Jahrhunderts v. Chr., während die freie

Behandlung der Locken, der Umgebung der Augen und des Mimdes,

sowie der pathetisch bewegte Ausdruck einer späteren Kunstweise

entsprechen. Vgl. die Bemerkimgen zu n. 1261.

Furtwängler Meisterwerke p. 141 Fig. 28. Brunn-Bruckmann Denkmäler n. 592. Vgl. Wochenschrift für kl. Philologie 1907 p. 1252f.

1823 (44) Statue eines jugendlichen Athleten.

Ergänzt die Nase, der r. Unterarm mit Ellenbogen, ein Streifen am Bruche des 1. Armes oben, die 1. Hand mit Gelenk, das Olied, der Absatz des 1. Fußes, die Spitzen beider großen Zehen. Die Füße waren an den Knöcheln gebrochen, der 1. auch am Ansatz der Zehen mit einem Teil der Flinthe. Der Best der antiken Plinthe unter den Füßen ist in eine moderne Plinthe eingelassen.

Die interessante Figur wirkt zunächst wie eine Umkehrung der Athletenfigur des Stephanos n. 1846; bei näherem Vergleiche aber stellen sich bedeutsame Unterschiede heraus. Die Figur des Stephanos ist in jeder Hinsicht eleganter, schmiegsamer gebildet; ihr gegenüber wirkt die hier besprochene Statue ungefüge und starr. Es ist aller- dings die Frage, ob ein Motiv, das zu diesem Eindruck nicht un- wesentlich beiträgt, nicht erst durch ungeschickte Ergänzimg ver- schuldet wurde : die Art, wie der 1. Arm vom Körper abgestreckt ist, statt wie dort lose im Schultergelenk zu hängen. Daß wir indessen aus jenen Unterschieden nicht schließen dürfen, das Original unserer Statue sei früher entstanden, lehrt uns ein Vergleich der Köpfe. Von diesen machtderjenige der Stephanos-Figur eher einen altertümlicheren Eindruck, als sein Partner, an dem wir allerdings nur die allge- meinen Formen in Betracht ziehen dürfen. Es ist ohne weiteres klar, daß der Kopist an diesem Kopfe Haare und Augen umstilisiert, d. h. dem Stile einer späteren Epoche entsprechend gebildet hat. Die Augen

398 VILLA ALBANL 1828 a— 1827.

erinnern in ihrer Form an die Augen kresiläisoher Werke, und es ist merkwürdig, daß auch ein anderer Zug des Kopfes die Langen flächigen Wangen mit der zu den Ohren steil aufsteigenden, unteren Begrenzungslinie ganz ähnlich an Werken wiederkehrt, die wir auf Kresilas zurückführen dürfen (vgl. n. 276, 295, 10271, 1033). Aber wir müssen uns doch wohl hüten, daraus etwa auf irgendeinen mittelbaren Zusammenhang mit dem Bivalen des Pheidias und Polyklet zu schließen. Die Kopfform erinnert an die myro- nischer Werke, die Bildung des Körpers sehr stark an die des sogenannten Omphalos-ApoUon (vgl. n. 859); selbst ein so eigen- artiges Detail, wie die Bildung des Bauohnabels mit dem lidartig gesenkten oberen Häutchen, findet sich an beiden Statuen in gleicher Weise. Nur ist hier alles bäuerischer, unentwickelter. Der Kopist, der sich nicht enthalten konnte, die Härten des Originals in der Wiedergabe der Haare am Kopfe und der Pubes, sowie in der Bildung der Augen zu mildern, war andererseits so gewissen- haft, dadurch, daß er die Brustwarzen mit einem Kreise umrissen hat, anzudeuten, daß sein Vorbild in Bronze gegossen war und besonders gearbeitete Brustwarzen hatte. Wir können auf Grund unserer Beobachtungen die Stellung dieses Originales in der Ent- wicklung der Kunst sehr genau präzisieren. Sein Künstler muß mit dem der Athletenstatue, nach der Stephanos seine Figur kopiert hat, ungefähr gleichzeitig gelebt haben, doch gehörte er einer anderen Schule und wohl auch einer etwas jüngeren Generation an. Die für jene Zeit das zweite Viertel des 5. Jahrhunderts v. Chr. voll- kommene Bewältigung des Problems, das erst von Polyklet in seinen kanonischen Gestalten endgültig gelöst wurde, blieb auch für diesen Künstler bestimmend; aber sein Versuch, dem Vorbüde nachzueifern, fiel ungeschickt genug aus. Unverkennbar ist es dagegen, daß sich gerade in den Eigenschaften, die es ihm unmöglich machten, dem Vor- bilde in seinem wohl abgewogenen Ebenmaß gleichzukommen, eine eigene kräftigere Natur mit stärkeren Trieben ankündigt. Wir werden deshalb nicht fehlgehen, wenn wir ihn im Kreise der attischen Kunst,

Myron und dem Meister des Omphalos-ApoUon nahestehend, suchen.

Arndt- Ameluug Einzelaufnahmen n. 1090 1002. Joubin la sculputre grocque p. 79 Fig. 9. Vgl. Köm. Mitteilungen II 1887 p. 99 Anm. 28. Furtw&ngler 50. Ber- liner Winckclmannsprogramm p. 151. Klein Geschiebte d. griech. Kunst I p. 384f.

Vorhalle des Hauptgebäudes.

1823 a (52) Hermenbüste des Hermes.

Ergänzt Nase und Lippen. Auf dem Schafte sind zwei lateinisohe und ein griechisches Epi- gramm angebracht. Während die griechischen Verse den Dedikanten namhaft machen und den Wunsch aussprechen» daß sich der Gott diesem und dessen Hause gnädig erweisen möge, zählen die latei-

VORHALLE DES HAÜPTaEBÄÜDES. 399

nischen Losohriften die Tätigkeiten auf, denen Hermes oblag, und heben beide hervor, daß er die Palaestra erfunden halSb. Diese Auf- fassung scheint die Bildung des Kopfes bestimmt zu haben, der von den gewöhnlichen Hermestypen abweicht und durch das breite kräf- tige Gesicht wie den starken Nacken an Herakles erinnert, und zwar an den Typus des 4* Jahrhimderts v. Chr., wie ihn Skopas ausgestal- tet hatte.

Ck)rpus inscr. gr. III 6053. Biaun Ruinen und Museen p. 620 n. 7. Kaibel epi- grammata graeca ex lapidibus coUecta n. 816. Journal of hell, studies XXI 1901 p. 215. Archftol. Anzeiger XXI 1906 p. 49.

1824 (57) Hermenbüste des Hermes oder eines Heros.

Ergänzt Nase, Bänder der Ohren, hinterer Teil der r. Schulter. Der Kopf ist eine weicher gearbeitete Beplik des Kopfes, den wir unter n. 1129 besprochen haben. Leider ist die r. Gesichtshälfte sehr beschädigt.

Amdt-Amelung Einxelaufnahmen n. 1119 1120.

1825 (66) Bunde Basis, Hekate (?) und die Jahreszeiten.

Dargestellt sind die vier Jahreszeiten und eine Göttin, die in jeder Hand eine Fackel trägt und demnach vermutlich für Hekate in ihrer Eigenschaft als Mondgöttin zu erklären ist (vgl. n. 1004). Die unmittelbar hinter ihr schreitende Mädohenf igur, die in der L. einen Strauß von Ähren und Mohnblumen, in der B. einen Kranz hält, personifiziert den Sommer. Die folgende Figur, deren Attribute ein Korb und ein Zicklein sind, muß in diesem Zusammenhange den Herbst darstellen (man hatte sie einst auf das Frühjahr gedeutet). Es folgt die mit Jagdbeute beladene Personifikation des Winters, schließlich die des Frühjahres, deren Gewandbausch wir uns mit Blumen gefüllt zu denken haben. Da der Beigen der Jahreszeiten von der Sommerhore eröffnet wird, so scheint diese Komposition in einer Gegend erfunden zu sein, in der man den Jahresanfang im Sommer annahm, wie in Attika, wo das Jahr mit dem Hekatombaion begann, einem Monat, dem die zweite Hälfte des Juli und die erste des August entsprechen.

Zoega bassi rilievi II 94. Miliin gal. myth. pl. 26, 92. Hirt Qötter und Heroen T. 4, 33. Guigniaut rel. de l'ant. pl. 184, 250r. Conze Heroen- und Göttergestalten T. 89, 1. Vgl. Ann. deli' Inst. 1861 p. 209—210, 1863 p. 294 ff. Archäol.-epigr. Mit- teilungen aus Österreich V 1881 p. 43 44. Herrmann de Horarum apud veteres figuris (Berol. 1887) p. 32. Hauser die neu-attischen Reliefs p. 103 n. 36. Röscher mythol. Lexikon I 2 p. 2733—34.

1826 (67) Stark restaurierte Doppelherme.

Sie stellt den unter n. 814 besprochenen Typus (vgl. n. 1395) mit

dem Porträtkopfe des Menandros (n. 94) zusammen.

CtomparetU e De Petra la villa Brcolanese dei Pisoni T. IV 3, 4 p. 38 ff. Vgl. Furt- wängler Sammlung Somz6e n. 49.

1827 (74) Pateal, eleasinische Gottheiten (?).

Pentelischer Marmor. Ergänzt der oberste Teil. Daß dieses Denk- mal nicht als Basis sondern zur Einfriedigung eines Brunnens diente, be-

400 VILLA ALBANL 1828—1831.

weist eine alte Skizze, die deutlich erkennen läßt, daß es im Innern aus- gehöhlt war (Jahrbuch des arch. Inst. VI 1891 p. 160 n. 37. Vgl. VII 1892 p. 85 n. 10a, p. 86 n. 13).

Die Reliefs, die den Charakter der neu-attischen Plastik tragen, werden in der Regel aus dem eleusinisohen Mythos erklärt. In der Frau und dem Mädchen, das sich an sie anschmiegt, hat man Demeter und deren Tochter Kora erkennen wollen, in der neben dieser Gruppe stehenden Figur, die sich mit der R. auf einen von einer Weinrebe umwundenen Baumstamm stützt, Dionysos oder den mystischen Bräutigam der Kora, lakchos, der seiner Braut harre. Nach einer anderen Ansicht wäre die Wiedervereinigung der aus der Unterwelt zurückgekehrten Persephone mit Demeter in Gegenwart des Dionysos dargestellt. Doch stößt jede dieser beiden Vermutungen auf die Schwierigkeit, daß die an den Stamm gelehnte Figur nach ihren Kör- performen vielmehr weiblich zu sein scheint und sie in mehreren gut erhaltenen Wiederholungen deutlich als Frau charakterisiert ist. Die drei im Tanzschritt herannahenden Mädchen sind für Nymphen oder Hören zu erklären. Man hat darauf hingewiesen, daß die Gegenwart der einen wie der andern zu der Natursymbolik des eleusinisohen Mythos gleich gut passe.

Zeichnung im Ck>dex Pighianus (Ber. d. sächs. Ges. d. Wiss. 1868 p. 203 n. 106). Zoega II 96. Vgl. Arch. Zeitung XXXII 1875 p. 86. Friederichs-Wolters Bausteine n. 2144. Archäol.-epigr. Mitteil, aus Österreich V 1881 p. 64. Overbeck Kunstmytho- logie III p. 500 n. 13, p. 514 515. Hauser die neu-attischen B.eliefs p. 32 n. 40, p. 140, p. 141 n. 3, p. 144 n. 4. Jahrbuch des arch. Instituts IV 1889 p. 250. B/Oscher msrthol. Lexikon I 2 p. 2731 (vgl. p. 2727). Böm. üitteilungen XXIV 1010 p. 189 ff.

1828 (79) stark restauriertes weibliches Sitzbild.

Im Motiv des Körpers entspricht die Figur der unter n. 805 besprochenen Statue des kapitolinischen Museums. Den Würfel, der dem Sitze als Stütze dient, verzieren drei weibliche Relieffiguren, die nach bekannten statuarischen Tjrpen kopiert sind. Der aufge- setzte Kopf (ergänzt die Nase) ist antik, seine Zugehörigkeit zu dem Körper aber sehr fraglich. Er gibt nach der Anordnung des Haares ein Porträt aus der Zeit der julischen Kaiser wieder. Die Deutung auf die ältere Agrippina ist grundlos.

Clarac V pl. 932 n. 2367 A. Vgl. Winckelmann mon. ant. ined. I trattato prelimi- nare p. 48. Braun Buinen und Museen p. 618 n. 5. BernouUi römische Ikonographie II 1 p. 184 n. 12. Über die Belieffiguren auf dem Würfel: Arndt- Amelung Einzelauf- nahmen, Serie II p. 40 zu n. 497 (die Figur an der Bückseite des Würfels gibt nicht, wie dort behauptet wird, eine der Musen des Philiskos wieder, sondern einen Typus, der uns statuarisch durch zwei römische Porträtfiguren im Palazzo Doria ehemals in der Villa Doria- Panfili bekannt ist: Matz-Duhn zerstr. Bildw. in Born I p. 418 n. 1452; Clarac 978C 2343).

An der Hinterwand:

1829 (58) Kopf des Ptolemaios, letzten Königs von Numidien

und Maaretanien.

Ergänzt die Nase und die Herme. Vgl. n. 25.

fiAUM LINKS HINTER DER VORHALLE. 401

Raum liuks hinter der Vorhalle. 1830 (19) Bakchantin mit dem Kopfe einer Karyatide«

über die Fundumstände s. n. 16. Der Kopf (ergänzt zwei Stücke an dem Kalathos, die Nase, das Kinn) ist antik aber nicht zu dem Körper ge- hörig. Beide sind durch ein modernes Einsatzstttck miteinander ver- bunden» wodurch der Hals eine übermäßige Länge erhalten hat (Böm. Mitt. IX 1894 p. 132 Anm. 2). An dem Körper sind modern der r. Arm, der 1. Vorderarm mit dem Thyrsos, allerlei Stücke an dem Gewände wie an dem Felle, die Zehen, die äußeren Teile der Plinthe.

Der Kopf rührt von einer Karyatide her, die zu derselben Serie gehört wie n. 16, 1915 und 1917, einer Serie, über die bereits unter n. 16 die Bede war. Auf dem an seiner Büokseite angebrachten Pfeilerstücke ist die Inschrift eingemeißelt, die als Bildhauer die Athe- ner Kriton und Nikolaos namhaft macht. Die Statue, die der moderne Restaiurator mit diesem Kopfe ausgestattet hat, stellte, wie die um die Brust gelegte Nebris beweist, ein weibliches Wesen aus bakchi- schem Kreise dar. Ihr Motiv ist aus dem einer Athenafigür abge- leitet, die ein Forscher mit der Athena Lemnia des Pheidias iden- tifizieren wollte. Die Nebris ist an der Bakchantin in gleicher Weise umgelegt wie die Aigis an der Athena. Wir haben es also lediglich mit einer Kopisten-Variante zu tun. Vgl. einen ähnlichen Fall bei

n. 1557 und bei einer männlichen Figur n. 1375.

Gerhard antike Bildwerke T. 04, 3. Brunn-Bruckmann Denkmäler n. 264. Ck>l- lignon histoire de la sculpture grecque 11 p. 637 Fig. 333. Die weitere Literatur bei Friedericbs-Wolters Bausteine n. 1656 und bei Löwy Inschriften griechischer Bildhauer n. 346. Vgl. Arch. Zeitung KLI 1883 p. 203. Jahrbuch des arch. Instituts V 1800 p. 03. Bomische Mitteilungen IX 1804 p. 134 ff.

1831 (20) Stück eines Friesreliefs, angebUcher Kapaneus.

Ergänzt die Nase und das r. Viertel der Platte mit einem Stücke des Schildes und dem 1. Unterschenkel, außerdem der Felsboden.

Ein bärtiger Mann würdevollen Aussehens, den die breite Kopf- binde als König oder Priester bezeichnet, ist auf das r. Knie zusam- mengebrochen und greift, während er mit der L. einen Schild seit- wärts streckt, mit der R. nach seinem Nacken, an dem er augenschein- lich verwmidet worden ist. Die Deutung auf Kapaneus, wie er im Begriff die Mauern von Theben zu ersteigen von dem Blitze in den Nacken getroffen wird, ist unhaltbar. Nicht viel besser begründet ist die Vermutung, daß Salmoneus dargestellt sei, wie er unter dem Blitzstrahle des Zeus zusammenbricht. Der Stil deutet auf die Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr., und zwar in den weiten Kreis der ioni- schen Kunst jener Zeit (vgl. n. 1286); man hat auf Ähnlichkeiten mit Werken der lykischen Plastik, mit tarentinischen Terrakotten und für das Gewand mit den Skulpturen vom Zeustempel in Olympia verwiesen.

Zoega I 47. Overbeck Oalerie T. V 6 p. 128 n. 45. Baumeister Denkm. d. kl. Alter- tums ni p. 1750 Fig. 1480. Brunn-Bruckmann Denkmäler n. 607a. Vgl. Welcker alte Denkm. V p. 200. Abhandlungen des arch.-epigr. Seminares der Universität Wien VIII 1800 p. 141 f. Bie Kampfgruppe und Kämpf ertypen p. Ol. Robert die Marathon

Heibig: Führer. II. 3. Aufl. 26

402 VILLA ALBANI. 1888—1837.

BOhlacht In der Poikile (18. Hsllisch« WinckalmamuprogniniD) p. 69. AichAol. An- utger IX ISSl p. la Aiim. 11. JtluesbeRe d. 6«t«n. uch. lost. VI 1903 Anzeiger p. «2 Aom. £, t)ber die Dsutallnngen des Eapsaeue: Beundorf du Heiooa von Qjöl- bMchl-TtjB» p. 1B3.

1832 (16), 1833 (24) Zwei Earfatiden.

Gelunden 17S1 bei Monte Ponio lugleich mit zwei andeien Earystidcn. die gegenvkrtig in dem lechlB hinier der Vorhalla Uegaadea B«imie auf- gestellC eiod (n. ISS*, ISSe), und mit der vatikanischen DionysoBBtutui: Q. 320, wo die Fundborichte angefUhrt sind. Ad allen vier Karyatidpu und ergftnit die auf die Kopie gastatiton Körbe, die vorderea Teile der FtOo und die FllntbBD. Hnr iwei EiempUie n. 1833 (IS) und 1S35 (97) tragen KStpe, die iweileUca antik sind (erg&nit an a. 1S32 die Nase, dag Kinn, Teile der Haare und des flraitittleke«, an n. 1S3B die Nasonspitin, du Kinn nnd Teile dei Bnutatackee); aber nur von einem (n. 1S3S) ist a, sicher, doB der Kopi dam Kätper gehart. Die Arme atnd durchweg modern, abgesehen vom I. Arme der Figur a. 1333; an seiner HDcluieite hat sieh obeihatb des Ellenbogen» elo gcoBer Funtello eibalten.

Ber moderne Beetaurator liat die vier Figuren als frei stehende Eoib- trägeriimen (Kanephoren) eiganzt. Doch wird dieee Auffassnng durch den zu Bleuais gefundenen Oberleib einer kolossalen Karyatide widerlegt, die mit ihren verloren gegangenen Gegen- atttoken dem lömischen Bildhaner als Vorbild gedient zu haben scheint (Pig.39). Auf dem Haupte dieser Fi- gur hat sich dae runde BohaehteUör- mige Gerät (nieiri), das besondere in dem Kultus der Demeter eine hervor- ragende Bolle spielte, und auf diesem Gerät ein Fragment eines kalathos- artigen Motivs erhalten, das nur als Stütze eines Gebälkes gedient haben kann. Wie an dem eleusinischen Ex- emplare sind auch an den römischen die Übersohläge der Giewänder mit Kreuzbandern gegürtet und ist an der Stelle, an der sieh die Bänder kreuzen, eine mit einer medusenartigen Maske geschmückte Agraffe angebracht. Die *''*■ *'■ architektonische Symmetrie, mit der

die viel Karyatiden behandelt sind, wird durch die verschiedene Stel- lung der Arme unterbrochen. Drei der Figmen halten beide Arme empor, während an dervierten n. 1833 (24) der 1. Aim gesenkt und an das Gewand gelegt ist. Den Kopftypus, für den nnr n, 183& (97) in Betracht kommt, hat der römische Bildhauer niobt von dem eleusi- nischen Vorbild entlehnt, sondern mit der Kopie eines anderen Typus

DAS INNERE DES HAUPTGEBÄUDES. 403

ersetzt, der uns durch mehrere Repliken bekannt ist und auf ein Original aus der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. zurückgeht.

N. 1832 (16) bei Gavaceppi raccolta di atatue III 28. Gerhard antike Bildwerke T. 04 (rechts); Prodromua p. 337. Clarac in pl. 442 n. 807 (links). N. 1833 (24) bei Gerhard a. a. O. T. 94 (links). Claiac III pl. 4S8F n. 807 A. S. Beinach r6pertoire de la stat. n 2 p. 425 n. 12. Der weiteren bei Friederichs-Wolters Bausteine n. 1558 an- geführten Literatur sind noch Arch. Zeitung XXXVII 1879 p. 66 n. 390 und Rom. ]!i([it- teilungen IX 1894 p. 153 beizufügen. Die eleusinische Kiuryatide: Michaelis ancient marbles m Great Britain p. 242 n. 1. Vgl. Athen. Mitteilungen XVII 1894 p. 137. Zu dem Kopftypus der n. 1835 (97) vgl. Bevue archtologique 1904 I p. 40 ff. Fig. 1, 2; I monum. del Museo Torlonia ripiod. in fototipia T. GXXVII n. 496; ein Exemplar be- findet sich in der Galleria geografica des Vatikan, ein fragmentiertes aus Basalt im Mu- seum zu Bologna (Bevue archtologique 1911 II p. 128 ft Fig. 1, 2).

Baum rechts hinter der Halle.

1834 (91), 1835 (97) Zwei Karyatiden von Monte Porzio. S. n. 1832, 1833.

N. 1884 (91) bei Clarac III pl. 442 n. 807 (rechts).

Das Innere des Hauptgebäudes.

Links von der Treppe:

1836 (9) Belief, Borna auf Tropliäen sitzend.

Brg&nzt der 1. Mittel- und Zeigefingw, der obere und untere Teil des in der L. befindlichen stabartigen Attributes, der r. Arm abgesehen vom Ellenbogen, das ganze r. Bein nebst dem gequetschten Helme, auf den der r. Fuß tritt, die r. Schulter und der obere Teil der r. Brust, Flicken an Gewand und Waffen. Von dem im Hintergrunde angebrachten Bund- tempel ist nur das mit der Figur der Göttin zusammenhängende Stück des Unterbaues und eine unter dem Ellenbogen sichtbare Säulenbasis alt. Der Kopf (ergänzt Nase, Lippen, Haare über den Ohren, Stücke des Hel- mes) ist von dem Halse gebrochen; beide sind antik aber nicht zu dem Körper gehörig (der Marmor, aus dem sie gearbeitet sind, ist großkristal- linisch, der des übrigen Beliefs feinkörnig). Der Kopf ist im Verhältnis zum Körper zu klein und stimmt in allem Wesentlichen mit dem unter n. 101 besprochenen Pallastjrpus überein.

Das Relief rührt offenbar von einem öffentlichen Siegesdenkmal,

etwa aus hadrianischer Zeit, her. Die Ergänzung der Borna ergibt

sich aus Münzbildem. Die Göttin hielt auf der vorgestreckten P>,

eine Victoria, in der L. einen Speer.

Zoega I 31. Braun Buinen und Museen p. 627 n. 15. Bullettino comunale KXVIII 1900 p. 262. Vgl. n. 123 und Böm. Mitteilungen XX 1906 p. 295 f. T. XIII; XXI 1907 p. 399.

Daneben:

1837 (11) Grabstein des Tiberlus lulius Yitalis.

Der Stein wird von einigen Gelehrten für ein Ladenschild erklärt, scheint aber nach der Analogie anderer ähnlicher Denkmaler viel- mehr ein Grabstein gewesen zu sein. Er ist an der r. Seite verstüm- melt^ so daß ursprünglich die Büste des Verstorbenen die Mitte ein- nahm. Dieser hieß nach der auf dem unteren Büstenabschnitt an- gebrachten Inschrift Tiberius lulius VitaUs und war seines Zeichens eia Metzger. Er ist links in ganzer Figur dargestellt, wie er mit einem

26*

404 VILLA ALBANI. 1838—1842.

Hackmesser einen Schweinskopf spaltet, während über ihm verschie- dene andere Teile eines geschlachteten Schweines aufgehängt sind. Die in. der Mitte der Platte angebrachte Inschrift MABCIO . SEM. PER . EBBIA d. i. «die immer betrunkene Marcio (Nominativ eines Frauennamens)» bereitet der Erklärung große Schwierigkeiten. Viel- leicht hat sie ursprünglich mit dem Belief nichts zu tun, sondern ist von Jemandem beigefügt, der den Grabstein benutzte, um sich über ein ihm bekanntes trunksüchtiges Weib lustig zu machen.

Zoega I 28. Berichte der sftchs. Ges. d. WiSB. 1861 T. 13, 1 p. 852ff. Daremberg et Saglio Dictionnaire des ant. I 2 p. 1150. CIL VI 2 n. 9501. Arch. Anzeiger IV 1889 p. 101—102, p. 156 Anm. 1. Athen. MitteUungen XVII 1892 p. 202 n. 2.

Auf der Treppe:

1838 (885) Fragment eines Xiobidenfrieses.

Ergänzt die ganze 1. Hälfte der Platte und die ganze r. untere Ecke, außerdem an der Artemis, deren Nase beatoßen ist, der r. Arm, der ganze 1. und der größte Teil des r. Unterschenkels, an dem Imienden Niobiden das Vorderteil des 1. Fußes mit einem Teil des Felsens, das 1. Knie mit dem Schienbein, der r. Arm fast ganz, die Nase mit den Brauen. Von dem toten Niobiden ist nur der 1. Unterarm mit der Hand und der r. Ellen- bogen antik.

Auf dem antiken Teile sind erhalten die Figuren der Artemis im Begriff, einen Pfeil vom Bogen abzuschießen, und eines verwundeten Niobiden, der auf das r. Knie zusammengebrochen ist, von Schmerz durchzuckt den Kopf zurückwirft imd mit der B. nach seiner am Nacken befindlichen Wunde greift, außerdem der r. Ellenbogen und der 1. Unterarm eines toten Niobiden. Wie sich aus besser erhaltenen Wiederholungen ergibt, war dieser mit dem mittleren Teüe des Kör- pers über ein Felsstück hingestreckt, während der Kopf und die Arme von dem Felsen herabhingen. Da die Figuren auffällig an Typen er- innern, die im Kunstkreise des Pheidias entstanden sind, so scheint es recht wohl möglich, daß dieses Belief auf die Darstellung des Nio- bidenmythos zurückgeht, die der große athenische Meister an dem Throne des olympischen Zeus angebracht hatte.

« Zoega n 104. Stark Niobe T. HI 3 p. 173—175. Berichte der s&chs. Gesellschaft der Wissenschaften 1877 T. V 2 p. 76, p. 78-^1. Baumeister Denkm. d. kl. Alter- tums III p. 1680 Fig. 1760. Vgl. Friederichs-Wolters Bausteine n. 1867 (wo weitere Literatur angeführt ist). Jahrbuch d. arch. Inst. II 1887 p. 172. Hauser die neu-atti- schen Keliefs p. 74 n. 105. Furtwängler Meisterwerke p. 68. Hermes XXXVI 1901 p. 383 ff.

1839 (889) Belief, Berggott.

Ergänzt der l. Arm, abgesehen von der Hand, und die 1. obere Ecke der Platte mit den oberen Enden der beiden äußeren Baumzweige.

£in gewaltiger Mann wilden Aussehens sitzt auf einem Felsen, der durch eine emporkriechende Schlange belebt ist, und legt den L Arm, dessen Hand auf dem r. Knie ruht, um einen neben dem Felsensitze emporgewachsenen Baum. Ein Mantel umhüllt die Beine des Mannes, dessen bäuerisoher Kopf mit einem Ausdruck plötzlich erregter Auf- merksamkeit emporblickt. Man hat die Figur früher auf Sinis, den Fiohtenbeuger, gedeutet, einen der Riesen, die von Theseus über-

DAS INNERE DES HAUPTGEBÄUDES. 405

wältigt wurden» trotzdem an dem Baume jegliche Andeutung von Fich- tennadeln fehlte die Binde vielmehr so gestaltet ist, daß es sich nur um einen kahlen Laubbaum handeln kann. Auch bliebe die Darstellung der Schlange bei jener Erklärung vollkommen unmotiviert. Weit besser läßt sich die Deutung auf einen Berggott begründen, neben dem auch das Getier des Bergwaldes seinen natürlichen Platz findet. Da der obere Band der Platte etwas vorgewölbt ist, könnte das Be- lief sehr wohl von der Nebenseite eines Sarkophages stammen. Die Aufmerksamkeit des Gottes würde dann den Vorgängen gelten, die auf der Vorderseite des Sarkophages dargestellt waren. Die Figur ist vortrefflich komponiert, und ihre nackten Teile sind höchst lebens- voll ausgeführt; in der Art ihrer Formengebung erinnern sie an den Torso vom Belvedere (n. 124).

Komische Mitteilungen I 1886 p. 247—252. Eine Übersicht über die einschlägige Literatur bei Milani il mito di Filottete p. 89 not. 3. Über Darstellungen von Berggöttem : Boscher m3rthol. Lexikon II 2 p. 2112£f. Vgl. Eieseritzicy Eremitage* p. 74 n. 100.

1840 (891) Belief, Thanatos (?).

Ergänzt der Hals, der 1. Vorderarm mit dem stabförmigen Attribute, das 1. Bein, der r. Fuß nebst denr darunter befindlichen Felsboden, der Giebel, der sich über dem mit Vasen und Girlanden geschmückten Friese erhebt, ein vertikaler Streifen am r. wie am 1. Ende der Platte, derartig, daß die beiden äußersten Säulen und die beiden auf ihnen ruhenden Stücke des Frieses modern sind. Der der Figur angesetzte, an einen Apollotypus erinnernde Kopf (erg. die Nase) ist antik, scheint aber nicht zu dem Kör- per gehörig.

Ein zarter geflügelter Jüngling steht in matter Haltung, das 1. Bein über das r. schlagend, vor einem mit Pilastem gesohmückten Gebäude. Die nächstliegende Deutung scheint die auf eine Personi- fikation des Todes (Thanatos). Die L. würde hiernach das für den Todesgott bezeichnende Attribut, eine gesenkte Fackel, gehalten (vgl. n. 381) und das Relief die Fassade eines Grabmales verziert haben. Die Amphora, die auf einem hohen Untersatze neben der Flügelfigur steht, könnte man zu den dem Toten dargebrachten Spen- den in Beziehung setzen.

Zoega II 02. Vgl. Beschreibung Boms III 2 p. 511 n. 6.

Auf der Treppe: 1841, 1842 (893) Zwei Reliefs, die puellae Faustinianae.

Nachdem Antoninus Plus, um das Andenken seiner verstorbenen Gattin Faustina zu ehren, Gelder ausgeworfen hatte, damit alljährlich Mädchen aus unbemittelten freien Familien Getreide- oder Geld- unterstützungen erhielten (puellae Faustinianae), gründete Marc Aurel zwei ähnliche Stiftungen, die eine bei der Hochzeit seiner Tochter Lucilla mit Lucius Verus (164 n. Chr.), die andere nach dem Tode seiner Gattin, der jüngeren Faustina (175 n. Chr.). Die beiden Reliefs scheinen sich auf die erste der beiden Stiftungen des Marc Aurel zu beziehen. Das eine stellt die Verteilung der TJuterstützimgen dar. Die Mädchen nähern sich einer Plattform, auf der die Kaiserin und

406 VILLA ALBANI. 1848—1846.

eine andere jugendlichere Frauengestalt stehen. Jene schüttet aus einem zylinderförmigen Gefäße Getreide in den gebauschten "M&ntei des ihr zunächst stehenden Mädchens. Das Profil, soweit es erKalten ist, und die Anordnung des Haares lassen in ihr die Gattin des Marc Aurel erkennen. Die neben ihr stehende weibliche Figur, deren Züge vollständig unkenntlich sind, darf man vielleicht f iir die Tochter der Kaiserin, Lucilla, erklären und annehmen, daß Mutter und Xochter als Ceres und Proserpina zusammengestellt sind. Die andere Platte zeigt einen Zug von Mädchen, der sich nicht wie auf jener von link? nach rechts sondern in entgegengesetzter Richtung bewegt. Sinige

der Mädchen halten Girlanden.

Zoega I 32, 33. Vgl. Ann. dell* Inst. 1844 p. 20. Braun Boinen und BCuseen p.632 n. 21. Damen des kaiserliclien Hauses als Jtjfi^ttjo via: C!orp. inscr. gr. I n. 1703, II n. 2815; als Jtjoj vetj: IIL n. 6280B 6. Vgl. Band I n. 16, auch Amelung Vatikan- katalog II p. 608 n. 400.

1843 (898), 1844 (899) Zwei Reliefs, Tänzerinnen.

Von den beiden Reliefs zeigt das links eingemauerte einen häufig von den neu-attischen Reliefkünstlem verwendeten Typus, ein Mäd- chen, das mit schleifenden Schritten tanzend das Tympanon schlägt; die R. ist nicht erhoben, um den wehenden Mantel zu fassen, sondern um mit steif gehaltenen Fingern auf das gespannte Fell des Instru- mentes geschnellt zu werden. Es ist seltsam, daß die Hand, die das Tympanon trägt, nicht, wie es natürlich wäre, zum Teil hinter dessen Rimdung verschwindet; da aber der gleiche Zug an einer anderen großen Replik der Figur in Madrid wiederkehrt, miissen wir annehmen, daß er auch an dem Originale vorhanden war, und daß man den Teil der Hand, der hinter dem Tympanon verschwinden müßte, durch Übermalung den Blicken entzog. Die Beobachtung ist charak- teristisch für die pedantische Genauigkeit, mit der die Kopisten auch solche Besonderheiten der Originale wiedergaben, die an der ausgef ühr- tenKopie gar nicht mehr zur Geltung kommen konnten und durften. Wenn das auf der anderen Platte dargestellte Mädchen eher zu schwe- ben als zu tanzen scheint, so tragt die Schuld daran der moderne Ergänzer, der die ganze imtere Randleiste, die wahrscheinlich zum Teil zerstört war, abgemeißelt hat. Das Mädchen schlägt tanzend die Becken. Auch hier kann uns nicht entgehen, wie unklar Hände und Becken miteinander in Verbindung gebracht sind.

Die Tänzerin mit dem Tympanon gehört dem Typus nach zu dem gleichen Zyklus tanzender Maenaden wie n. 946 (vgl. auch n. 950, 1397, 1521). Von der Figur mit den Becken ist keine weitere Replik bekannt, und, da sie in stilistischer Hinsicht von den andern Typen des Zyklus abzuweichen scheint, ist es nicht ausgeschlossen, daß wir es hier mit einer Füllfigur zu tun haben, die ein römischer Bildhauer aus irgendeinem Grunde zur Erweiterung jenes Chores von Tänzerinnen möglichst im Stile der anderen hinzugeschaffen

DAS INNERE DES HAUPTGEBÄUDES. 407

hat. Die beiden Platten werden ebenso wie n. 946 und die Madrider Iteliefs mit anderen» auf denen weitere Figuren des gleichen Zyklus dargestellt waren, zur Bekleidung eines Altars oder einer Basis verwendet gewesen sein; doch ist der Belief grund hier augen- scheinlich nicht, wie dort, gewölbt, sondern eben.

Magnan la citt4 di Borna I T. 67, 68. Zoega I 19. Vgl. Welcker alte Denkmäler IV p. 152, p. 156 Anm. 16. Hauser die neu-attischen Reliefs p. 13 n. 11. Winter 50. Berliner Winckelmannsprogramm 1800 p. 117 ff. (die Madrider Beliefs ebendort auf T. II— III). Arndt- Amelung Einzelaufnahmen Text zu n. 1683 1686 (Photo- graphien der Madrider Platten).

1845 (902) Belief eines Grabmales.

-Es verzierte das turmartige Grabmal, dessen Buine noch heutzutage rechts von der nach Tivoli führenden Straße in der Yigna dei Sereni steht. Ergänzt sämtliche £öpfe der menschlichen wie der Tierfiguren, an dem Manne links außerdem die 1. Hand und der r. Vorderarm, an dem Jüng- ling die I. Hand mit dem größten Teil der Maske und der 1. Fuß, auch das obere Ende des Thyrsos (von der den Schaft umgebenden Schleife aufwärts) und andere unbedeutende Stücke.

Da solche Reliefs stets in enger Beziehung zu der Individualität der in den Grabmälem beigesetzten Personen stehen, so spricht alle Wahrscheinlichkeit dafür, daß die links von dem Tische befindliche mit Tunika und Mantel bekleidete Figur auf den Verstorbenen zu deuten ist. - Der ihm gegenüber stehende, nur mit der Tunika be- kleidete Jüngling, der mit beiden Händen eine große szenische Maske hält^ scheint ein Diener zu sein. Auf einem zwischen den beiden Figuren befindlichen Tische stehen ein mit Klapperringen versehener Keifen und ein Vogel, den wir uns, da unter ihm ein viereckiger Untersatz angebracht ist, wohl nicht lebend sondern figürlich nach- gebildet zu denken haben. An dem Tische ist ein Thyrsos angelehnt, während darunter ein Bock und rechts von dem Manne ein Kaninchen oder ein Hase lagert. Der über diesem Tier im Felde angebrachte runde Gegenstand scheint ein Diskos zu sein. Mögen sich mancherlei Einzelheiten in dieser Darstellung nicht mit Sicherheit erklären lassen, so ist doch die Bedeutung des Ganzen klar. Das Belief vergegen- wärtigt die Lieblingsneigungen des in dem Grabe beigesetzten Römers. Der Thyrsos, der Bock imd die szenische Maske beweisen, daß er dem Bakchos nicht nur als ländlichem Gotte sondern auch als dem Vertreter der dramatischen Kunst huldigte. Reifen und Diskos deuten auf die gymnastischen Übungen und Spiele, durch die der Verstorbene seinen Körper kräftigte, das hinter dem Manne lagernde Tier, falls es ein Hase ist, auf die Jagd, sollte es ein Kaninchen sein, auf die Zucht dieser Tiere, die schon zu Varros Zeit in Italien nach- weisbar ist.

Das ganze Grabmal mit dem Relief ist abgebildet bei S. Bartoli antichi sepolcri T. 48. Das Belief allein: Zoega I 25. Penna viaggio pittorico della villa Adriana ni 62. Vgl. Braun Ann. deir Inst. 1840 p. 135; Ruinen und Museen p. 634 n. 23. Bulgarini notizie storiche ecc. di Tivoli p. 129. Über den Reifen: O. Jahn zu Pereius sat. III 61. Ber. d. Sachs. Gesellschaft d, Wiss. 1864 p. 266 Anm. 51. Über das Kaninchen: Hehii Kulturpflanzen und Haustiere 4. Aufl. p. 371 ff.

408 VILLA ALBANI. 1846—1848.

Das obere Stockwerk.

Erstes Zimmer. 1846 (906) Statue des Stephanos.

Gefunden 1760 (Anecdota litteraria ex mss. ood. enita III, Komae 1774, p. 468). Ergänzt der ganze obere Teil des Schftdels mit einem großen Stücke der Haarbinde, die über die Stirn herabfallenden Löckchen, aus- genommen Je eines über dem 1. Auge und recht« von der 1. Schläfe. Von den übrigen Locken Bind die hinter den Ohren antik; außerdem ein Stück im Nacken, das deutlich archaische Stilisierung erkennen läßt. Ergänzt sind femer die Nasenspitze, der r. Arm, der vordere Teil des 1. Unterarmes wie des r. Fußes, die Zehen des 1. Fußes abgesehen von der kleinen, ein großer Teil der Plinthe.

Die Statue ist durch die an dem Stamm angebrachte Inschrift beswichnet als ein Werk des Stephanos, Schülers des Pasiteles. Die Schule, aus der diese Figur hervorgegangen ist, läßt sich durch drei Generationen verfolgen. Sie beginnt, soweit unser Wissen reicht, mit Pasiteles, einem zur 2^it des Pompe jus lebenden Künstler, der in verschiedenen Techniken, in Marmor, Silber, Erz, Gold und Elfen- bein arbeitete und sich außerdem als Kunstschriftsteller hervortat. Seinen Schüler Stephanos, dessen Tätigkeit bis in das 1. Jahrhundert n. Chr. herabgereicht haben wird, kennen wir durch eine flüchtige Erwähnung des Plinius (n. h. 36, 33) und durch die Albanische Statue, einen Schüler des Stephanos, Menelaos, durch eine im Thermen-Museum befindliche Gruppe aus Museo Boncompagni-Ludovisi (n. 1314). Die Bedeutung und Leistungsfähigkeit dieser Schule sind vielfach über- schätzt worden. Die ihr angehörigen Künstler waren mehr reprodu- zierend als produzierend tätig. Sie kopierten Typen aus den ver- schiedensten Zeiten \md verstiegen sich bisweilen zu Mischbildungen bedenklicher Art, indem sie die von ihnen kopierten Figuren mit frem- den Köpfen ausstatteten oder zwei ursprünglich voneinander unab- hängige Figuren in mehr oder minder mechanischer Weise zu einer Gruppe vereinigten. Die Formengebung, die wir an der Statue des Stephanos wahrnehmen, der Typus des Kopfes, die Körperbildung, an der die hochgezogenen Schultern und die übermäßig gewölbte Brust be- zeichnend sind, das Standmotiv alles dies erklärt sich auf das natür- lichste, wenn wir in dieser Statue ein Kopie nach einem griechischen Originale aus dem zweiten Drittel des 5. Jahrhunderts erkennen. Will man dabei dem Stephanos eine gewisse Selbständigkeit zugestehen, so darf man höchstens annehmen, daß er in seiner Kopie die herbe Frische, mit der in dem archaischen Vorbilde die Oberfläche behandelt war, absichtlich oder unabsichtlich etwas verflacht und verglättet hat. Hie und da, besonders in der Körpermitte, scheint sich im Gegen - Satze zu stilistisch strengeren Repliken (vgl. in unserem Bande p. 5) ein Durcharbeiten der Figur mit Hilfe des lebenden Modells zu ver- raten (vgl. die Bemerkungen zu. n. 939). Das Original ist zweifellos

DAS OBERE STOCKWERK. 409

eine Bronzefigur gewesen, wahrscheinlich die Statue eines siegreichen Athleten. Die Binde, die das Haupt umgibt, wäre bei einer solchen Figur ganz angemessen. Die Hände kann man sich recht wohl mit den in der Palaistra gebrauchten Geräten, Striegel, Salbfläschchen und Schwamm, ausgestattet denken. Man hat das Original meist der vorpolykletischen Entwicklung der argivischen Kunst zugeschrieben, aber auch unverächtliche Gründe gegen diese Bestimmung geltend gemacht und als Künstler des Originals vielmehr Pythagoras von Rhegion genannt. Vgl. n. 1022, 1158, 1823, 1909, sowie in unserm

Bande p. 5 und 64.

Ann. deir Inst. 1865 Tav. d'agg. D p. 58 £f. Kekul^ die Gruppe des Künstlers Me- uelaoB T. II 2 p. 20ff. Overbeck Geschiebte der griech. Plastik II* p. 473a. Baumeister Denkmäler des kl. Altertums II p. 1191 Fig. 1391. Arch. Zeitung XXXVl 1878 T. 15 p. 123 £f. Brunn-Bruckmann Denkmäler n. 301. Gollignon histoire de la sculpture grec- que II p. 661 Fig. 346. S. Beinach r^pertoire de la stat. II 2 p. 588 n. 9. Joubin la sculpture grecque p. 87 Fig. 15. Lermann altgriechische Plastik p. 143 f. Abb. 49. liöwy griech. Plastik T. 168 Abb. 297 p. 132. Weiteres bei Friederichs-Wolters Bau- steine n. 225 und bei Lowy Inschriften griech. Bildhauer n. 374. Vgl. Athenische Mit- teilungen IX 1884 p. 250 ff. Römische Mitteilungen II 1887 p. 98 f. Furtwängler 50. Berliner Winckelmannsprogramm 1890 p. 117 f. Kalkmann 53. Berl. Winckelmannspr. 1893 p. 77 ff. Furtwängler Meisterwerke p. 404, p. 683. Klein Geschichte d. griech. Kunst I p. 383ff., 405fl.; III p. 339ff., 342.

1847 (909) Basis oder Altar, Apollon und seine Attribute.

Der idyllische Eindruck der ländlichen Kapellen und der damit verbundenen heiligen Bäume gab seit der hellenistischen Zeit der Poe- sie wie der bildenden Kunst zahlreiche Anregungen. Auf der Vorder- seite unseres Steines ist ein derartiges Heiligtum des Apoll dargestellt. Es besteht aus einem von zwei korinthischen Säulen getragenen Archi- trav und einem danmter befindlichen Lorbeerbaum, dessen Zweige sich über den Architrav erstrecken. Davor steht Apoll, mit der L. die Saiten seiner Sohildkrötenlyra rührend, in der gesenkten R. das Plek- tron. Neben ihm lehnt sein Köcher, dessen vordere Abteilung den in einen Greifenkopf auslaufenden Bogen enthält, während die hintere mit Pfeilen gefüllt ist. Die auf dem Architrav stehende Vase hat man vermutlich als ein dem Gotte dargebrachtes Weihgesohenk aufzu- fassen. Die linke Nebenseite zeigt einen reich verzierten Dreifuß, auf dessen Plinthe der dem Apoll heilige Rabe sitzt, die rechte die auf derartigen Denkmälern häufig vorkommenden Opfergeräte, einen Krug und eine Schale. Auf der gegenwärtig unsichtbaren Rückseite ist ein anderes apollinisches Tier, ein rückwärts blickender Greif, dar- gestellt. Da der obere Teil des Steines fehlt, läßt es sich nicht ent- scheiden, ob wir es mit einer Basis oder einem Altare zu tun haben.

Zoega 11 98. Vgl. Braun Buinen und Museen p. 640 n. 28. Über das ländliche Heiligtum und den heiligen Baum: Heibig Untersuchungen über die campanische Wand- malerei p. 297 ff.

In der Mitte des Zimmers:

1848 (905) Sitzbild des Apollon.

Ei^änzt von Cavaceppi an der Figur des Gottes die Nase, ein großer Teil des r. Oberarmes, beide Hände/^die Schlange, ein Teildes hornartigen

410 VILLA ALBANI. 1849—1850.

Gegenrtandes hinter dem r. Arm mit einem Stflck des Dreifufigrtffes, da$ r. Knie» der 1. Fuß und die Spitze des r. Fußes, außerdem die Zange des Löwen und andere unbedeutende Stücke. In den vorigen Auflagen des Führers ist dw ganze Kopf mit Hals unter den Ergänzungen Tcrzeichnet: dem Bearbeiter dieser Auflage schien der Kopf antik zu sein (das Oesicht ist geputzt). Keinesfalls aber kann er zum Körper gehören, da die breite Haarmasse auf dem Nacken unvereinbar ist mit der Haartracht des Kopfes. Auch das 1. Knie mit Umgebung ist stark geputzt.

Apoll ist als pythischer Gott dargestellt, auf seinem Dreifuß sitzend und die Füße avd den delphischen Omphalos wie auf einen Schemel stützend. In der R. kann er eine Schale, in der L. einen Lorbeerzweig gehalten haben. Über den Dreifuß und den Omphalos fällt eine netzartig aus WoUbinden zusammengeknotete Decke, die an dem Omphalos von einer breiten Binde mit doppeltem Troddelbesatz umgeben ist. Der rechts unten zwischen dem Omphalos und der Dreifußsttttze in ganz flachem Relief wiedergegebene Gegen- stand wird von einigen Gelehrten für ein Lustrationsgefäß erklärt. Andere erkennen darin ein Vorlegeschloß imd nehmen an, daß es zur Festigung der Hülle gedient habe, mit denen die heiligen Geräte be- deckt sind. Zwischen den Dreifußstützen liegt ein Lowe. Der König der Tiere ist, soweit unsere Kenntnis reicht, nur selten zu Apollon in Beziehung gesetzt worden : in der lykischen Stadt Patara, in der Umgebimg des Dindymaion von Milet und auf der Insel Thera, wo dem Apollon ein steinerner Löwe von Artemidoros aus Perge in Pamphylien geweiht war; die Heimat des Stifters wird bestimmend bei diesem Weihgeschenke mitgewirkt haben, und wir dürfen demnach wohl mit einigem Grunde annehmen, daß auch das Original der hier besprochenen Statue zu irgendeinem ApoUonkulte im südlichen Klein- Asien in Beziehimg gestanden hat. Auf dem Teile der Decke, der die Rückseite des Dreifußes überzieht, ist in flachem Relief ein glattes, parallelogrammförmiges Motiv angebracht, für das man bisher eine befriedigende Erklärung noch nicht gefunden hat.

Müller- Wieseler Denkmäler der alten Kunst II 12 n. 137. Overbeck Kunstmytho- logie IV p. 231 ff.; Atlas XXIII 30. Der von Overbeck angeführten Literatur sind bei- zufügen Guigniaut rel. de l'ant. pl. 75 n. 280c und Braun Ruinen und Museen p. 699 n. 92. Über den Kult in Patara: Clemens AI. protr. IV 47 p. 41 P. Über die dem Apol- lon geweihten Löwen beim Dindymaion und auf Thera: Arch&ol. Anzeiger XIV 1899 p. 183 f., p. 188; Hiller von Oärtringen Thera III p. 57, p. 97 ff. Über Apollon auf dem Omphalos: Annual of the British school at Athens 1902 3 p. 211 ff.

Im fünfton Zimmer auf der nach der Gartenmauer gerichteten Seite:

1849 (960) Belief, männlicher PorträtkopL

Ergänzt die 1. Seite und der obere Teil des Grundes.

Das Relief gehörte im 16. Jahrhundert dem Kardinal Jacopo Sa- doleto (tl547), der darin ein Porträt des Satyrikers Persius erkannte. Diese Benennung, die bis zur Zeit Winckelmanns allgemeinen Beifall fand, bedarf kaum einer Widerlegung. Aulus Persius Flaccus starb 62 n. Chr., noch nicht 30 Jahre alt, während unser Porträt offenbar

DAS OBERE STOCKWERK. 411

einen Mann reiferen Alters darstellt. Außerdem wird Persius keinen Vollbart getragen, sondern sein Gesicht, der damaligen Mode ent- sprechend, vollständig rasiert haben. Die feine aber trockene Aus- führung weist auf die Zeit Hadrians oder der Antonine hin. Der das Haupt umgebende Efeukranz nötigt keineswegs zu der Annahme, daß ein Dichter dargestellt sei; es kann damit auch irgendeine Be- ziehung zu bakchischen Kulten angedeutet sein. Das Belief hat nach dem Erhaltenen auch ursprünglich die Form gehabt, die ihm der Er- gänzer wiedergegeben hat. Das Ganze wirkt wie eine vergrößerte Gemme (vgl. über analoge Reliefs in noch größerem Maßstabe n. 1133).

Die älteste Abbildung bei Fulvios Ursinus imagines p. 46. Bellori illustrium phi- losophorum poetarum rhetorum et oratonim imagines T. 68. Zoega II 115. Vgl. Winckelmann Oeschichte d^ Kunst XI 3 S 6. Biaun Buinen und Museen p. 676 n. 60.

1850 (957) Belief aus Palombino (vgl. n. 799).

Wie es scheint schon im sechzehnten Jahrhundert gefunden, im siebzehnten Jahrhundert im Palazzo Famese.

Das Belief gehört zu derselben Kategorie und unterliegt den gleichen Gesichtspunkten wie die Tabulae iliacae (n. 799 801). In der oberen Abteilung ist Herakles dargestellt, den typhös in der L., ruhend auf einer mächtigen Löwenhaut, umgeben von ausgelassenen Satyrn und Bakchantinnen. Offenbar wird er in seiner Buhe gestört durch das imgebührliche Betragen eines hinter ihm befindlichen Satyrs, gegen dessen Angriffe sich eine Bakchantin mit dem Thyrsos verteidigen muß. Während sich Herakles schwerfällig und mit verdrießlichem Ausdruck nach dem Paare umwendet, benutzt ein Satyrjüngling die- sen günstigen Augenblick, um aus dem Skyphos des Heros einen tüch- tigen Zug zu tun (vgl. n. 1905). Beinahe alle dargestellten Figuren sind durch beigeschriebene Inschriften bezeichnet. In der unteren Abtei- lung sieht man Nike im Begriff, einer vollständig bekleideten Frauen- gestalt, die in derL. eine Fackel hält, zur Spende einzugießen; hinter der Fackelträgerin tritt Herakles heran und streckt mit der B. eine Schale vor, um sich ebenfalls von der Siegesgöttin einschenken zu lassen. Vor Nike steht ein brennender Altar, dessen Beliefschmuck Apoll die Kithara spielend und zwei Musen, Chariten oder Hören erkennen läßt. Also findet die Handlung in einem Heiligtume des Apollon statt imd zwar, wie sich aus der Inschrift der vor Herakles befindlichen Drei- fußbasis ergibt, in dem thebanischen Heiligtume des ismenischen Apoll, dessen Priester (da(pvaq)6Q0g) Herakles als Knabe gewesen war. Ob die Frau, die als Vermittlerin zwischen Herakles und der Siegesgöttin auftritt, für dessen Mutter Alkmene oder für eine Priesterin des is- menischen Apoll zu erklären ist, läßt sich schwer entscheiden. Die in Prosa abgefaßten Inschriften, die auf den Pfeilern rechts und links von der unteren Darstellung, und die Hexameter, die auf dem Sockel eingraviert sind, geben eine Übersicht über die Taten des Herakles.

412 VILLA ALBANL 1861-1866.

0. Jahn griechische Bilderchroniken T. V p. 6 8 (wo die ganze ältere Literatur angefahrt ist), p. 30 ff. und passim. Vgl. GIG XIV 1230. Boscher mythol. Lexikon I p. 2261. Memorie della B. Aceademia dei Linoei Serie 5 a, Glasse di Bciense mor., stör, e fllol. ZrV 1011 p. 663. Frickenhans Tiryns I p. 10 Anm. 4.

1861 (953) Insohriftlich bezeichnete Hermenbüste des Quintus Hor- tensius.

Gefanden um 1767. Vormals in dem bei Frascati gelegenen Camal- dulenserkloster (CIL VI n. 1300 mit Addenda n. 31605). Ergftnzt die Nase und Splitter an den Ohren, der Oberlippe und dem Kinne. Neuer- dings sind Zweifel an der Zugehörigkeit des Kopfes zur Hermenbüste laut geworden; sie schienen dem Bearbeiter dieser Auflage des Führers nach erneuter Untersuchung des Marmors nicht entscheidend.

Nach der auf der Brust eingemeißelten, von hervorragenden Epi- graphikem als unverdächtig anerkannten Inschrift stellt diese Herme Quintus Hortensius (geb. 114, gest. 60 v. Chr.) dar, der in Born vor dem öffentlichen Auftreten des Cicero für den bedeutendsten Redner galt und längere Zeit dem Cicero den Vorrang streitig machte. Doch ist sie leider eine sehr mittelmäßige Arbeit und wird demnach schwer- lich ein erschöpfendes Bild von der dargestellten Persönlichkeit geben. Auch handelt es sich, nach der Angabe der Augensterne zu urteilen, um eine Kopie aus frühantoninischer Zeit.

Bemoulli römische Ikonographie I T. VI p. 08. Ann. dell' Inst. 1882 Tav. d'agg. L p. 61—70. Baumelster Denkmäler des kl. Altertums I p. 704 Fig. 762.

1852 (952) Bronzestatuette des ApoUon Sauroktonos.

Gefunden in einem unter der Kirche S. Balbina gelegenen Weinberge. Ergänzt der Baumstamm.

Obwohl die Ausführung zu wünschen übrig läßt und namentlich die Beine zu kurz wie zu massig ausgefallen sind, verdient die Figur doch Beachtung, da sie in demselben Materiale ausgeführt ist, wie das Original, der Apollon Sauroktonos des Praxiteles. Vgl. n. 191.

Bayet mon. de l'art antique 11 p . 47. Baumeister Denkm.'^ d. kl. Altertums m p. 1400 Fig. 1550. Brunn-Bruckmann Denkmäler n. 234. Ck>llignon histoire de la sculpture grecque II p. 286 Fig. 146. S. Beinach r^pertohre de la stat. II 1 p. 100 n. 3. Vgl. Winckelmann Geschichte der Kunst VII 2 § 21, XI 3 § 17 (mit den Anmerkungen von Meyer-Schulze); mon. ant. ined. n p. 46. Braun Buinen imd Museen p. 676 n. 61. Frie- derichs-Wolters Bausteine n. 1214 (wo sich die falsche Angabe findet, daß die Statuette bei Winckelmann mon. ant. ined. T. 40 und Clarac pl. 486A n. 005E publiziert sei). Overbeck Kunstmythologie IV p. 235 n. 3. Klein Praxiteles p. 110 III.

1853 (951) Inschriftlich bezeichnete Bjaste des Isokrates«

Ergänzt die Nasenspitze und die SchulterstUcket Daß dieses Porträt ursprünglich Büstenform hatte, ergibt sich aus der von vorspringenden Bändern umgebenen Inschrift- Tafel, die an keiner antiken Herme nachweisbar ist. Die Hermenform wurde dem Marmor erst von dem modernen Ergänzer gegeben, der darauf aus- ging, das Porträt des Isokrates zu einem Gegenstück der Hortensius- herme (n. 1851) zu machen. Die beiden Porträts haben nichts mit- einander zu tun. Sowohl der Marmor wie die Weise der Ausführung ist verschieden. Der Ausdruck des wohlgebildeten Kopfes läßt eine Eigenschaft des Isokrates (geb. 436, gest. 338 v. Chr.) mit besonderer

OBERES STOCKWERK. 413

Oeutliohkeit erkennen, nämlich die große Schüchternheit, die ihn ver- Mnderte als Redner öffentlich aufzutreten und Veranlassung war, daß er seine Tätigkeit im wesentlichen auf den Unterricht in der Beredsam- keit wie auf die Abfassung von Prunkreden beschränkte.

Visconti Iconogiafia greca I T. XXVIIIa 8, 4 p. 324. Baumeister Denkm. d. kl. Altertums I p. 702 Fig. 813. Arndt-Bmckmann griech. u. röm. Porträts n. 135. Clirist griech. Literaturgeschichte (4. Aufl.), Anhang vonFurtwängler u.Sieveking p. 990 n. 20, mit Abb. Bemoulli griech. Ikonographie II p. 16 T. ni. Hekler Bildniskunst der Griechen u. Bömer p. XV T. 41a. Vgl. Ann. dell' Inst. 1882 p. 61—68, p. 68.

1854 (949) Bronzestatuette der Pallas.

Vormals der Königin Christine von Schweden gehörig. Sicher antik > ist nur der Kopf (an der Spliinx fehlt der L Flügel; in die Bücken der drei

Tiere sind Löcher für die Büsche gebohrt; ein Ansatz des mittleren » unterhalb der Sphinx). Vielleicht ist auch noch die Vorderseite der

unter«! Hälfte mit den Füßen antik. Der Oberkörper ist an der Aigis als modernes Machwerk kenntlich (barockes Gorgoneion; vom imd hinten sind lose Schlangen über die Aigis verstreut).

Der Kopf gehört zu den der Athena Parthenos des Pheidias ver- wandten Typen. Über den Körper läßt sich in Anbetracht seines Er- haltungszustandes nicht mehr urteilen.

Causeus Bomanum Museum I sect. II T. XVI. Montfauoon l'antiqu^ expliqu6e I 1 p . LXZIX 3 p. 139. Clarac III PI. 457, 846. F. Lenormant ia Minerve du Parthenon (extr. de la Gazette des beaux-arte 1860) p. 28. Vgl. Braun Buinen und Museen p. 677 n. 62. Abhandlungen der philol.-hist. Gl. der sächs. Gesellschaft der Wissenschaften VIII 1888 p. 576d. Die Angabe, daß die Figur im Codex Pighianus f. 263 (Ber. der sächs. Ges. d. Wiss. 1868 p. 181 n. 26) gezeichnet sei, ist falsch: Monatsberichte der Ber- liner Akademie 1871 p. 461 n. 2.

1855 (945) Bronzener Pallaskopf auf einer, wie es scheint, antiken

aber njcht zugehörigen Alabasterfigur.

Ergänzt die Sphinx und die Greife auf dem Helme, die bronzenen Ex" tremitäten und die Plinthe.

Der schöne Kopf gibt mit geringfügigen Abweichungen einen der

Kunst des Pheidias nahestehenden Athenatypus wieder, den wir im

besonderen durch eine Statue der Hopeschen Sammlung kennen.

Clarac 462C n. 902. Vgl. Jahrb. d. a. Inst. XXVII 1912 p. 109ff. Abb. 19, 20.

1856 (942) Statuette des Diogenes.

Ergänzt die Nase, beide Arme vom Biceps abwärts, beinahe das ganze 1. Bein, der r. Vnterschenlsel, die Füße, der Stamm, der Hund, die Plinthe.

Daß sich die Figur mit der L. auf einen Stab stützte, ergibt sich aus der ganzen Bewegung des Körpers. Die Benennung als Diogenes hat aUe Wahrscheinlichkeit für sich. Einerseits zeigt die Statuette die gleiche Körperbildung und eine ähnliche gekrümmte Haltung wie die auf einem BrcUef (n. 1894) dargestellte, sicher beglaubigte Figur des Diogenes, an der allerdings der Kopf von modemer Hand her- rührt. Außerdem stimmt sie in jeder Hinsicht zu dem Bilde, unter dem uns dieser Philosoph in der Überlieferung entgegentritt. Der mürrisch- höhnische Ausdruck, der scharf beobachtende Blick, das ungepflegte Haupt- und Barthaar, der Körper, dem man es ansieht, daß er schlecht genährt und gymnastisch nicht ausgebildet ist, alles dies paßt vor- trefflich auf den Mann, der die Ansicht des Antisthenes (vgl. n. 279),

414 VILLA ALBANL 1867-1869.

daß die Bedürfnislosigkeit das höchste Gut sei, rüokhaltslos im Leben durchführte, sich über alle öffentlich geltenden Sitten hinwegsetzte und von Piaton als »ein rasender Sokrates« bezeichnet wurde. Nach dem raffinierten Naturalismus, mit dem besonders der Körper behan- delt ist^ scheint das Original nicht zu Lebzeiten des Diogenes (f 323 V. Chr.), sondern erst in der Diadochenzeit gestaltet. Diogenes wird sich nicht nackt, wie ihn die Statuette wiedergibt, sondern wenigstens mit Lumpen bekleidet in der Öffentlichkeit gezeigt haben. Der Künst- ler hat ihn nackt dargestellt, um die Individualitat des kynischen Philosophen auch in der Körperbildung zu scharfem Ausdruck zu

bringen.

Friederichs- Wolters Bausteine n. 1823 (hier ftlteie Literatur). Schuster über die erhaltenen Porträts der gr. Philosophen T. I 7, 7a p. 11 n. 7. Berichte der sächs. Ge- sellschaft der Wissenschaften 1878 p. 186 n. 492. Baumeister Denkmäler des Id. Altertums I p. 428 Fig. 476, 476. Amdt-Bruckmann grlech. u. röm. Porträts n. 321, 322. S. Breinach r6pertoire de la stat. U 2 p. 569 n. 10. Christ griech. Literaturge- schichte (4. Aufl.), Anhang von Furtwängler u. Sieveking p. 994 n. 34 mit Abb. Bemoulli griech. Ikonographie n p. 49 f. T. VIII. Hekler Bildniskunst der Griechen und Bömer p. XXVII T. 113. Lippold griech. Porträtstatuen p. 84f Eine sehr ausdrucksvolle Wiederholung des Kopfes der Statuette befindet sich im Museum zu Aix en Provence: Arndt- Amelung Einzelaufnahmen n. 1407, 1408; Esp^randieu receuil g6n6ral de basreliefs, statues et bustes de la Gaule rom. III 1 p. 354 f. u. 2494 mit 2 Abb.

1857 (936) Verhüllte Pallasstatuette.

Ergänzt der r. Arm mit dem ihn bedeckenden Gewände und die Falte zwischen den Beinen.

Die Göttin steht da, indem sie mit der L. den Schild dicht vor die Brust hält und den r. Arm erhebt, dessen Hand, wie es scheint, einen Speer faßte. Über sie ist ein mit einem langen Überschlage versehener Chiton geworfen, der, oben zugenäht, die ganze Figur verhüllt, abge- sehen von dem r. Vorderarm, der aus <lem Seitensohlitze des Gewandes herausragt. Da das Idol der Athena Polias bei den attischen Plyn- terien und Kallynterien verhtillt wurde, hat man die Statuette aus diesem Brauche erklären wollen. Doch widerspricht dieser Auffassung der Umstand, daß die Göttin ruhig dasteht, während das Idol der Polias die Lanze schwang. Die Statuette bleibt vor der Hand ein ar- chäologisches Rätsel.

Clarac III pl. 457 n. 903. Gerhard ges. akademische Abhandlungen I T. XXIV 3 p. 245, p. 357 n. 3. Vgl. Braun Buinen und Museen p. 677 n. 08. Bemoulli über die Minervenstatudn p. 30. Über die AthenaPolias: Boscher mythol. Lexikon 1 1 p. 687 f. Michaelis altattische Kunst Anm. zu p. 8. Archäol. Anzeiger Vni 1893 p. 145. Paiily-Wissowa Bealencyklopädie n p. 2009. Göttinger gelehrte Anzeigen 1899 p. 528. Vgl. Euripides Elektra 125^—1257.

1868 (933) Bronzestatuette des Herftkles.

Vormals im Besitze der Giustiniani. Ergänzt der Felsen, auf den die Keule gestützt ist.

Sie gibt einen ähnlichen Typus wieder wie die unter dem Namen

des Famesisohen Herakles bekannte Kolossalstatue. Doch fehlt ihr

der Ausdruck physischer Ermattung, der in jenem Typus mit großem

Nachdruck hervorgehoben ist. Der Held ruht aus, ohne eine beson-

OBERES STOCKWERK. 415

dere Ermüdung zu zeigen. Die B. jst nicht wie an der famesischen Statue auf den Bücken gelegt, sondern auf die Hüfte gestützt; der 1. Unterarm hängt nicht schlaff an der Keule herab, sondern ist leicht vorgestreckt und scheint ein Attribut, etwa die Hesperidenäpfel, ge- halten zu haben. Der Stil deutet auf ein Original aus dem vorgerück- ten 4. Jahrhundert v. Chr. Da eine in Florenz befindliche Wieder- holung der famesischen Statue inschriftUch als ein Werk desLysippos bezeichnet ist, wird die Erfindung dieses Heraklestypus mit Recht dem Lysippos zugeschrieben, zu dessen Kunst er auch in stilistischer Hinsicht die nächsten Beziehungen verrät. Dagegen entsprechen Auf- fassung und Stil der Bronze vielmehr dem CharaJtter der attischen Kunst in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. Manche Ei- gentümlichkeiten in der Bildung des Kopfes Stirn, Augen, Mund und Bart erinnern am ehesten an Werke, die man dem Bryaxis zu- geschrieben hat, einem Künstler, der augenscheinlich eine Mittelstel- lung zwischen Lysippos und Praxiteles eingenommen hat (vgl. n. 237, 288, 770, 1188, 1919, 1931). Die Ausführung der Albanischen Figur ist so vorzüglich, daß nichts dagegen spricht, sie einem hellenistischen Bronzekünstler zuzuschreiben, der allerdings einige Züge des Originales man beachte besonders die kleinliche Bildung des Mundes über- trieben zu haben scheint.

Galleria GiusUniana I 13. S. Beinach r^pertoire de la stat. II 1 p. 209 n. 4. Zeit- schrift d. Münchner Altertums-Vereins XIII 1902 p. 3 Abb. 8. Brunn-Bnickmann Denlcm. d. griech. u. röm. Skulptur n. 564. Vgl. Beschreibung Bonus III 2 p. 615 n. 3. Stephan! der ausruhende Herakles p. 162 (414) n. 4. Boscher mytbol. Lexikon I p. 2173. Über die Florentiner Statue Amelung Führer durch die Antiken in Florenz n. 186 (Tgl. daselbst n. 40).

1859 (964) Aisopos.

Ürgftnzt der vordere Teil der Nase, ein Teil des Hinterkopfes und die r. Schulter mit dem Armansatz.

Die Bildnisse des Aisopos beruhen auf keiner ikonischen Grund- lage, sondern sind, wie die des Homer (vgl. n. 272, 394, 823 825, 837—839, 1131) und der sieben Weisen (vgl. n. 274, 275, 393), freie Erfindungen der Künstlerphantasie. Der Meister, der den vorliegen- den Typus schuf, hielt an der volkstümlichen Überlieferung fest, daß Aisopos mißgestaltet gewesen sei, und ging darauf aus, in dem Kopfe das Wesen der altgriechischen Fabel zu veranschauUchen, einer Dich- ' tungsgattung, die unter der Form von witzigen und sinnigen Erzäh- lungen allerlei Lebenserfahrungen zum Verständnis bringt. Burck- hardt bezeichnet unsere Figur treffend als einen konzentrierten Ideal- typus des geistvollen Buckligen. Die wohlgebildete Stirn deutet auf eine hervorragende Intelligenz, während die feinen Falten, von denen sie in vertikaler wie in horizontaler Richtung durchzogen ist, die man- nigfache Bewegung vergegenwärtigen, die durch verschiedenartige Eindrücke und Stimmungen in der Stimhaut hervorgerufen wird. Aufmerksam und beobachtend bücken die klugen Augen in die Welt.

416 VILLA ALBANL 1860—1861.

Besonders wirksam ist hierbei die Behandlung der Iris und der Pu- pillen, die nicht, wie es in der spateren Kaiserzeit sonst üblich war, in schablonenhafter Weise eingearbeitet sondern durch wohlberechnete, zarte Meißelstriche angedeutet sind. Um den feinen Mund spielt ein ironischer Zug, der jedoch durch den Ausdruck einer gewissen Gut- mütigkeit gemildert erscheint. Das Interesse, das der geistvolle Kopf erregt, versöhnt uns mit dem Wagestück des Künstlers, den verkrüp- pelten Körper nackt wiederzugeben. Auffassung und Stil beweisen, daß dieser Typus nicht vor der Zeit Alexanders des Großen entstanden sein kann. Man hat daraufhin die Frage aufgeworfen, ob er nicht zu einem der beiden Meister, Lysippos oder dessen Schüler Aristodemos in Beziehung zu setzen sei, die unsere Überlieferung als Bildner von Aisopos-Statuen namhaft macht. Der vorgeschrittene Naturalismus un- serer Figur würde besser auf den jüngeren als auf den älteren der bei- den Bildhauer passen. Doch ist uns die Künstlerindividualitat des Aristodemos vollständig unbekannt und läßt sich somit die Vermu- tung, daß er der Schöpfer dieses Aisopostypus gewesen sei, in keiner Weise begründen. Die virtuose Behandlung des Marmors, die Angabe der Augensterne imd vor aUem die reichliche Verwendimg des Bohrers zur Wiedergabe der Haare beweisen, daß wir die Ausführung der Ko- pie, von der das albanische Fragment stammt, nicht früher, als in die Zeit der Antonine, datieren dürfen; doch sehen wir darin keinen Grund auch die Gestaltimg des Originales dieser späten 2ieit zuzuschreiben und in dem Dargestellten einen verkrüppelten Spaßmacher am kaiser- lichen Hofe zu erkennen, was ein Gelehrter kürzUch im Gegensatze zu der bisherigen Deutung vorgeschlagen hat. Eine bekannte Persön- lichkeit aus jener Zeit wäre gewiß nicht nackt gebildet worden.

ViBConti loonografU greca T. XII, vol. I p. 158-<160. Mon. dell' Inst, ni T. XIY 2, Ann. 1840 p. 94 06. Baumeister Denkmäler des kl. Altertums I p. 85 Fig. 38. S . B,einach r^pertoire de la stat. II 2 p. 569 n. 11. Christ griech. Literaturgeschichte (4. Aufl.), Anhang v. Furtwftngler u. Sieveking p. 986 n. 5 mit Abb. BemoulU griech. Ikono- graphie I T. VII p. 54 ff. Hekler BildDiskunst der Griechen u. Bömer p. XLIII T. 279. Vgl. Burckhardt der Cicerone I* p. 152g. Friederichs-Wolters Bausteinen. 1824. Jahr- buch d. arch. Inst. V 1890 p. 164. Lippold griech. Porträtstatuen p. 74.

Im zweiten Zimmer auf der nach dem Garten gerichteten Seite: 1860 (991) Zwei Fragmente antiker Beliefs.

Da die beiden Fragmente um 1770 in Tivoli gleichzeitig und an derselben Stelle gefunden sein sollen, hat sich der bekannte Kupfer- stecher Piranesi, der gelegentlich auch als Bildhauer dilettierte, den Scherz erlaubt, die beiden Stücke, die augenscheinlich nichts mitein- ander zu tun haben, unter Beifügung eines modernen Grundes zu ei- nem Ganzen zu vereinigen. Das links eingesetzte Fragment rührt von einem altgriechischen Belief fortgeschrittenen archaischen Stiles her. Man sieht darauf eine sitzende Frau, unter deren Sessel ein Hase ge- lagert ist (modern der obere Teil des Sch&dels, die Hase, das Kinn, beide Hände mit ihren Attributen, beide Beine von der Mitte der Oberschenkel abwftrts, die Spitze der

OBERES STOCKWERK. 417

Sessellehne und die vordere Sesselsttttze). Aller Wahrscheinliohkeit nach war das Belief , von dem das Fragment herstammt, ein Votivrelief an Aphro- dite, die thronend dargestellt ist mit dem Hasen, ihrem heiligen Tiere unter dem Sitze; der Göttin zugewandt wären die Adoranten zu er- gänzen. Das rechts eingefügte Fragment stammt von einem archai- sierenden Belief, das eine weihliohe Figur, vermutlioh Pallas, auf ein Thymiaterion zuschreitend darstellte. Antik sind nur die untere Hälfte der Figur (von den Hüften abwärts) mit dem vorderen Stücke der I. Hand und die unteren zwei Drittel des Thymiaterions; jedoch sind

auch diese Stücke von dem modernen Bildhauer stark übergangen.

Die Platte in ihrem gegenwärtigen Zustande: Raff ei saggio di osservazioni sopra un basso-rilievo deUa villa Albani, diss. II (Bom 1821) p. 21 fl. Percier' et Fontaine fragments antiques de sculpture pl. 3. Das archaische Fragment: Zoega II 112. Müller-Wieseler Denkm. der alten Kunst II 24, 257. Boscher mythol. Lexikon I p. 390, p. 410. Das archaisierende Fragment (restauriert): Quatremöre de Quincy le Jupiter Olympien pl. I 1 p. 20. Vgl. Beschreibung Borns III 2 p. 686. Arch. Zeitung XXIX 1872 p. 138 Anm. Ö. Kekul6 das akademische Kunstmuseum in Bonn p. 11 n. 39 b. Bemoulli Aphrodite p. 51 n. 49, p. 61. Häuser die neu-attischen Beliefs p. 62 n. 90, p. 128.

1861 (985) Grabrelief, Kampf eines athenischen Bitters.

Gefunden um 1764 in der unweit des Oallienusbogens gelegenen Yigna Oasota. Pentelischer Marmor. Erg&nzt in sehr störender Weise die Nase und Unterlippe des ausfallenden Jünglings, ein Teil seines 1. Unter-, armes, das.r. Ohr und Auge des Pferdes, sowie das Mittelstück seiner Schnauze; endlich viele Teile des Beliefgrundes unten.

Dieses Denkmal gehört zu den schönsten und größten griechischen Grabreliefs, die sieh erhalten haben. Man begreift, daß es die Begierde kunstliebender Römer reizte und infolgedessen aus Attika naoh Rom entführt wurde. Angesichts seiner bedeutenden Dimensionen kann man schwanken, ob es das Grab eines einzelnen oder ein Massengrab mehrerer in einer und derselben Schlacht gefallenen, athenischen Rit- ter verzierte. Das Relief stellt einen jungen Krieger dar, der soeben vom Pferde herabgesprungen ist, das sich aufbäumende Tier mit der L. am Zügel hält imd mit der R. ausholt» um dem vor ihm niedergefallenen Feinde, der sich mit dem unter der Chlamys geborgenen 1. Arm zu decken suchte den tödhohen Streich zu versetzen. Den Zügel des Pfer- des und das von dem Jüngling geschwimgene Schwert haben wir uns aus Metall gearbeitet zu denken. Der Kopf des Ritters ist kein iko- nisches Porträt, sondern ein attischer Idealtypus. Der Künstler hat der Wirklichkeit nur insoweit Rechnung getragen,, als er die Figur nicht nackt, sondern mit Chiton und Chlamys bekleidet, also in der für die athenischen Ritter bezeichnenden Tracht, darstellte. Der Re- liefgrund ist hinter dem Vorderteile des Pferdes stark vertieft. Hier- durch gewinnt die Bewegung des edlen Tieres an Klarheit wie an Le- ben und wird zugleich dem für das Relief der Blütezeit maßgebenden Gesetze genügt, naoh dem die f igürhchen Motive nicht über die Ebene heraustreten, die der ursprünglichen Vorderfläche des geglätteten Marmorblockes entspricht. Das Relief scheint einemÜbergangsstadium

Heibig: Führer. II. 3. Aufl. 27

418 VILLA ALBANL 1862—1864.

von der Kun&t des PJüeidias zu der des vierten Jahrhunderts anzuge- hören. Das Pathos ist noch sehr maßvoll ausgedrückt. £s äußert sich nur in den etwas zusammengepreßten Lippen des Bitters und in den wie zu einer leisen Klage geöffneten seines Feindes. Hingegen erin- nert der kühne Wurf der den Bitter umflatternden Chlamys bereits an den Fries des halikarnassischen Mausoleums.

Zoega X 51. Brunn-BruclouABn Denkmäler d. gr. n. röm. Skulptur u. 437. Conze die attischen Grabreliefs II T. CCXLVII n. 1163 p. 252. Cherbuliez Plaudereien über ein Pferd des Phidias übers, von J. Biedisser» Nachwort von Amelung p. 270 f. mit Abb. Weiteres bei Friederichs-Wolters Bausteine n. 1004 (vgl. n. 1122). Vgl. noch Wilamowitz-Moellendorff aus Kydathen p. 85. Bie Kampfgruppe und Kämpfertypen p. 105.

1862 (984) Belief des Quintus Lollius Alcamenes.

Es befand sich im 17. Jahrhundert in dem Hause eines Ippolito Yi- telleschi (Beinesius syntagma inscript. latinarum p. 465 n. 134).

Man hat diesem vielfach in verschiedenem Sinne erörterten BeUef in letzter Zeit meistens die Deutung gegeben, daß der links sitzende Mann, den die darüber angebrachte Inschrift als Quintus LoUius Alca- menes, decurio und duumvir, bezeichnet, die wächserne Büste (vgl. n. 1195, 1196) eines verstorbenen Sohnes auf der L. hält und mit dem in seiner R. befindlichen Griffel die Inschrift (titulus, elogium) auf der Büste anbringen will oder dies soeben getan hat. Die vor Alcamenes stehende Frau, vermutlich seine Gattin, die in der L. eine Weihrauch- büchse (acerra) hält und mit der R. ein Weihrauchkom in die Flamme des vor ihr befindlichen Thymiaterions wirft (vgl. n. 1192), wäre dieser Deutung zufolge beschäftigt, zu Ehren des Verstorbenen ein Weih- rauchopfer darzubringen. Abweichend davon hat neuerdings ein Ge- lehrter die Darstellung so zu ei^ären gesucht, daß 'die Opferhandlung der Frau vielmehr dem Quintus Lollius Alcamenes selber gelte; die Art aber, wie dieser mit der Büste hantiere, deute darauf hin, daß er Künstler gewesen sei. Der erste Teil dieser Erklärung ist ohne wei- teres als zweifellos anzunehmen. Der Verstorbene, für dessen Grab das Relief laut der Inschrift bestimmt war und dem also aueh das Opfer gelten muß, ist der sitzende Mann. Aber die größere Wahr- scheinlichkeit spricht auch für den zwt&iten Teil der neuen Deutung. An der Büste fehlt jeglicher Untersatz, auf dessen Vorderfläche der titulus hätte Platz finden können. Das Motiv, daß ein Verstorbener eine leichte, also augenscheinlich wächserne Büste einer ihm, wie wir voraussetzen dürfen, einstmals besonders teuren Person, auch mehrere solche Büsten trägt oder hält, kehrt mehrfach wieder, aber in keinem Falle wird die Büste so gehalten, wie hier, und findet sich in der anderen Hand ein griffelartiges Attribut, in dem wir also hier

einen Modellierstecken zu erkennen hätten.

Winokelmann monum. Ined. p. 243. Zoega I 23. Bninn-Bracloiutnn Denkiiiftler d. gr. u. röm. Skulptur Text zu n. 626 (Sieveking) Fig. 6 Anm. 10. Vgl. Braun Ruinen und Museen p. 668 p. 56. Benndorf und Schöne die antiken Bildwerke des latera- niBchen Museums p. 209. CIL VI 29707. Journal of roroan studies I 2 1911 p. 209.

OBERES STOCKWERK. 419

1863 (980) Sogenanntes Leukothesfelief.

Ergänzt an der sitzenden Frau die Nase, die Lippen, der Daumen und Zeigefinger der r. Hand, am Kinde die r. Hand und der 1. Unterarm, an der vordersten der drei stehenden Frauen Stücke des Gesichts, die 1. Hand und ein Stflck der von ihr gehaltenen Binde.

Die frühere Deutung auf Leukothea, die beschäftigt sei, den Dio- nysosknaben zu pflegen, bedarf keiner Widerlegung mehr. Jeder- mann erkennt heutzutage in diesem Denkmal ein GrabreÜef, auf dem die Verstorbene als glückliche Mutter dargestellt ist. Auf einem Sessel sitzend, tändelt sie mit ihrem Töchterohen, während ihr eine Verwandte oder eine Dienerin eine Binde darreicht, damit sie sich selbst oder ihr Kind damit schmücke. Die beiden in kleineren Dimen- sionen gebildeten weiblichen Figuren sind ebenfalls Angehörige des Hauses, etwa ältere Töchter oder dienende Mädchen; ihre vor- gestreckten Hände scheinen die freudige Teilnahme auszudrücken, die das lustige Gebahren der Kleinen bei ihnen erregt. Der unter dem Sessel angebrachte WoUkorb bezeichnet die Verstorbene als fleißige Hausfrau.

Das Behef bekundet, obwohl in gebundenem Stile gearbeitet, be- reits ein wunderbar feines Verständnis für die Natur. Man beachte namentlich die organische Behandlung des r. Handgelenkes an der größten der stehenden Figuren. Die Gegend, in der das Denkmal ge- arbeitet ist, läßt sich nicht mit Sicherheit bestimmen. Sein Stil er- innert an den archaischer Reliefs aus ionischem Kulturkreise, dessen Zeugen sich aber sowohl in Kleinasien, wie in Nordgriechenland, neuerdings auch in Unteritalien nachweisen lassen (vgL die Bemer- kungen zu n. 1286). Der Sessel, der Schemel und der Wollkorb waren offenbar durch aufgemalte Ornamente belebt; farblos, wie sie gegen- wärtig erscheinen, bilden sie gegenüber der Ausführlichkeit, mit der die I^stik die menschlichen Körper, die Haare und die Gewänder behandelt hat„ eine entschiedene Dissonanz.

Mttller-Wieseler Denkmäler der alten Kunst I 11, 40. Baumeister Denkm. des kl. Altertums I p. 883 Fig. 420. Collignon histoire de la sculpture grecque I p. 278 Fig. 141. Brunn-Bruckmann Denkmftler n. 228. Overbeok Gesch. d. griech. Plastik I* p. 230—231 Fig. 59. Petersen vom alten Bom* p. 141 Abb. 105. Weiteres bei Prie- derichs-Wolters Bausteine n. 243 und bei Overbeck a. a. 0. I* p. 296 Anm. 164. Vgl. besonders Sitzungsberichte der bayr. Akademie d. Wissenschaft 1870 II 2 p. 211 bis 212.

1864 (975) Griechische Statue archaischen Stiles.

Ergänzt die Nase, der 1. Arm mit dem von ihm angefaßten Stücke des Mantels, der r. Arm, soweit er aus dem Gewände hervortritt, die herab- hängenden Enden des Mantels, die Füße nebst den benachbarten Teilen der Waden, die Flinthe. Der Hinterkopf ist über dem 1. Ohre z. T. ab- geschlagen.

Die Statue, deren Oberfläche leider durch zu starkes Abputzen

gelitten hat, ist eine griechische Arbeit aus dem Ende des 6. oder

dem Anfang des 5. Jahrhunderts v. Chr. Der Typus, den sie

wiedergibt, wurde von der altgriechischen Kunst zur Darstellung von

27*

420 VILLA ALBA2TL 1866—1866.

versohiedenen weiblichen Grottheiten wie Ton Votivfiguren ver- wendet (vgl. n. 975). In der vorgestreckten B. haben wir eine Blume oder Blüte anzunehmen. Die Haare hängen im Rücken bis zur Taille herab. In den Ohrläppchen bemerkt man Löcher zur Befestigung eines metallenen Schmuckes; da sie ganz unregelmäßig angebracht; sind, bestand dieser Schmuck augenscheinlich in großen runden Schei- ben, unter denen die Löcher verdeckt blieben, nicht in Gehängen. Die wulstigen Erhöhungen über den Ohren hat man damit erklären wollen, daß sie einem verloren gegangenen, metaUenen Diadem als Unterlage gedient hätten; doch ist es nicht recht ersichtlich, wie sie diesen Zweck erfüllt haben sollten. Anderseits hat es nicht gelingen wollen, für sie eine andere Bestimmung ausfindig zu machen. Das vertikal in den Kopf eingebohrte Loch rührt von dem Träger der bron- zenen Scheibe (firivlaxog) her, die man über den Köpfen der Statuen anbrachte, um sie vor der Verunreinigung durch die Vögel zu schützen (vgl. 195, 196). Die außerordentlich tiefen Unterarbeitungen an der Statue entsprechen vollkommen der virtuosen Marmortechnik, die wir an einer ganzen Reihe gleichzeitiger und stilverwandter Skulpturen kennen gelernt haben, und berechtigen an sich durchaus nicht zu dem Schlüsse, daß die Statue, wie man früher angenommen hat, für einen besonders hohen Standort bestimmt gewesen sei. Daß anderseits Figuren des in Rede stehenden Typus von der archaischen Kunst auch als Giebelschmuck verwendet wurden, beweisen diejenigen, die über den Giebeln des aeginetischen Aphaiatempels als Akroterien angebracht waren. Ähnlich wie die hier besprochene Statue haben wir uns die Figuren des Bupalos und seines Bruders Athems zu denken, die Augustus auf dem Giebel des palatinischen Apollotempels und denen anderer römischer Tempel aufstellen ließ (PÜn. n. h. 36, 13), zumal der Kopf typus der Statue am ehesten mit archaischen Typen der ostgriechischen Kunst zu vergleichen ist (der Marmor ist keines- falls pentelisch).

CUrae IV pl. 770 B n. 1922 A. Mon. dell* Inst. IX 8, Ann. 1869 p. p. 104—120. Conze Heroen- und Oöttergestalten T. 37. Vgl. Bernoulli Aphrodite p. 40 n. 1. Die Figuren aus Aigin» : Furtw&ngler-Wolters Beschreibung der Glyptothek n. 93, 94. Über die Kunst des Bupalos: Klein Oeschichte d. griech.Kunst I p. 133f.(vgl.Pauly-Wis80wa Bealencyklopädie III p. 1054; Thieme-Becker Künstler-Lexikon V p. 237). über Plin. n. h. 30, 13: Bobert archaeologische Mftrchen p. 120; GoUignon lüstoire de la scnlp- ture grecque I p. 143.

1865 (976) Relief^ Eros als Satyrisk.

Ergänzt der r. Arm und beinahe das ganze 1. Bein der Jünglingsfigur, der vordere Teil des Thyrsos, das r. Vorderbein des Panthers, mancherlei Stücke an dem Krater und dem Tische, dessen Basis fast ganz, ein schma- ler Streifen am r. Ende des Vorhanges, ein großes Stück an der r. unteren Ecke der Platte.

Wenn die Komposition dieses Behefs, wie es den Anschein hat,

eine hellenistische Erfindung ist, so bietet sie eines der ältesten Bei-

Mele dar für das von der griechisch-römischen Kunst unendlich häufig

OBERES STOCKWERK. 421

eingeeohlagene Verfahren, Eroten als Träger der versohiedenartigsten Handlungen aus mythischem Kreise wie aus dem Alltagsleben zu ver- Tuenden. Eros ist auf diesem Belief dem bakchischen Thiasos assimi- liert. Mit einem Satyrschwänzehen ausgestattet, neckt er in graziöser Weise evaen. Panther, indem er gegen ihn den Thyrsos fällt und den 1. Fuß vors1a:eokt, während das Tier auf diesen Fuß, um ihn festzuhalten, seine r. Vorderpfote legt. Im Hintergrunde sieht man ein von den hellenistisch-römischen Beliefkünstlem oft verwendetes Motiv, einen Saum, von dem ein Vorhang herabhängt, und davor einen Krater auf einem von Löwenfüßen getragenen Tische.

Zoega n 88. MttUer-Wieseler Denkm. d. alten Kunst II 40, 479. Schreiber die hellenistischen Keliefbilder T. LXII. Vgl. Braun Kunstvorstellungen des geflügelten I>iony8os p. 5; Ruinen und Museen p. 608 n. 54. Schreiber die Wiener Brunnenreliefs aus Pal. Grimani p. 96 n. 52 und in den Abhandlungen der phil.-hist. Cl. der sftchs. Gesellschaft der Wissenschaften XIV 1894 p. 461.

1866 (970) PallasBtatue.

Gefunden bei Orte (Horta). Ergänzt der HeliU) die Nasenspitze, ein Flicken am Kinne rechts, der Helmbusch, der Vorderrand des Helmes in der Mitte und links, ein Teil der Schulterlocken und des Helmes an der Bruch- stelle des Kopfes, beinahe der ganze r. Arm, der 1. YordeiEarm mit Ellen- bogen, die Pnterschenkel, viele der Schlangen an der Aigis, deren unter- ster Teil vorne, die Flügel des Medusenhauptes, die fteih&ngenden Zipfel des Überschlages. Vollkommen geputzt und wohl auch überarbeitet.

Die Statue, die Athena nach Art der Palladien mit dem gezückten Speere in der erhobenen B. darstellte, zeigt im wesentlichen archai- sche Formen. Doch sind mancherlei Einzelheiten, wie namentlich das auf der Aigis angebrachte Medusenhaupt, in der Weise deir freien Kunst behandelt, ein Umstand, der die früher geläufige Annahme, daß die Statue eine archaische griechische Originalarbeit sei, ent- schieden ausschließt. Zweifeln mag man, ob die Figur für eine unge- naue und durch Einflüsse des freien Stils in Einzelheiten veränderte Kopie nach einem archaischen griechischen Werke oder für ein auf der Grundlage der griechischen Kunst gestaltetes archaisierendes Pro- dukt zu erklären sei. Wenn die Statue einen auffälligen Gegensatz zeigt zwischen der wohl gelungenen Wiedergabe der Oberfläche und der mangelhaften Kenntnis, mit der die Formen und Proportionen des menschlichen Körpers behandelt sind, so dürfte sich diese Eigentüm- lichkeit auch bei den beiden bereits erwähnten Vermutungen erklären, und es wird kaum notwendig sein, zu einer dritten Annahme, die noch in dex vorigen Auflage dieses Buches vertreten wurde, zurückzu- kehren. Dort war die Frage aufgeworfen, ob wir in der Statue nicht eine in römischer Zeit gearbeitete Nachbildung einer etruskisehen Bronzefigur zu erkennen hätten. In der an der Südgrenze Etruriens gelegenen Stadt Horta hätte ja ein von alters her überlieferter Kultus zu einer solchen Reproduktion Veranlassung geben können. Ander- seits wäre dabei auch das lebhafte Interesse zu berücksichtigen, das die Römer im letzten Jahrhundert der Republik und im ersten der Kai-

422 VILLA ALBANI. 1867—1869.

serzeit den etruskischen Altertümern entgegenbrachten. Es würde ge- nügen, daran zu erinnern, daß die Kunstliebhaber zur Zeit des Horaz mit Vorliebe etroskische Bronzefiguren sammelten. Aber die Statue hat mit keinem sicher etruskischen Werke eine so weitgehende Ver- wandtschaft, daß sich ihre Rückführung auf ein derartiges Original überzeugend begründen ließe.

Wmckelmann mon. ant. ined. T. 17, II p. 18—19. Claiac III pl. 462D n. 842B. Müller-Wieseler Denkm. d. alten Kunst I 9, 34. Vgl. Braun Buinen und Museen p. 663 n. 47. Bemoulli über die Minervenstatuen p. 6. Bull, dell* Inst. 1870 p. 35 ^35. Frie- derichs-WoIters Bausteine n. 445. *E^ijfi9(fis Itqx^ioXoyixi} 1887 p. 187.

1867 (967) Belief, Tänzerinnen«

Ergänzt an der r. befindlichen Figur die 1. Hand, an der anderen beide Hände, der r. Fuß und die untere Hälfte des 1. Unterschenkels, an beiden der größte Teil der Kronen doch beweisen einige erhaltene Stücke, daß der Ergänzer die ursprüngliche Form der Kronen im ganzoi richtig ge- troffen hat , alles oberhalb des Gesimses, das r. Drittel des Pfeilers rechts von der r. Tänzerin und alles weitere rechts, der ganze äußerste 1. Pfeiler und die Hälfte des Baumes zwischen ihm und dem nächsten Pfeiler rechts, der Felsboden. Stark geputzt.

Dargestellt sind zwei mit kurzen Chitonen bekleidete Mädchen, die vor einem mit doppelter Pilasterstellung geschmückten Bau einen Tanz aufführen. Auf anderen Denkmälern sind -solche Tänzerinnen deutlich mit aufrechtstehenden Schilfblättem bekränzt. Figuren dieser Art gehören zu den Lieblingsmotiven der neu -attischen Belief - künstler. Sie zeigen stets in größerem oder geringerem Grade An- klänge an den archaischen Stil. Da ihre Köpfe auf einigen Exem- plaren mit korbf Örmigen Aufsätzen ausgestattet sind und ein antiker Tanz Kalathiskos (von %dXa^og Korb) hieß, so nahm man früher in der Regel an, daß es sich um diesen Tanz handele. Dagegen hat ein Forscher wahrscheinlich gemacht, daß die Schöpfung derartiger Typen vielmehr durch die Tänze angeregt sei, die von den spartanischen Jungfrauen bei dem Feste der Artemis in Karyai aufgeführt wurden. Jedenfalls entspricht die kurze Bekleidung spartanischer Sitte. Da femer Plinius (n. h. 34, 92) unter den Werken des Kallimachos, eines Meisters, dessen Tätigkeit in das 5. Jahrhundert v. Chr. fiel, tanzende Lakonie- rinnen (saltantes Lacaenae) anführt, so liegt der Gedanke nahe, daß es Kallimachos war, der jene Tänze von Karyai durch ein bedeutendes Kunstwerk populär machte, und daß die von ihm erfundenen Motive von den neu-attisch^i Bildhauern, wenn sie Tänzerinnen der in Bede stehenden Gattung gestalteten, zugrunde gelegt wurden. Figuren von Tänzerinnen, die im wesentlichen denen der neu-attischen Beliefs entsprechen, sind auf Münzen von Abdera nachweisbar, deren Prä- guiig in das 5. Jahrhundert v. C9ir. hinaufreicht. Es beweist dies, daHderartige Typen spätestens schon gegen Ende dieses Jahrhunderts vorhanden waren. Wir dürfen mit Sicherheit annehmen, daß die Tänze von Karyai einen streng typischen Charakter hatten und dem- nach Motive darboten, die sich, plastisch dargestellt, vortrefflich in

OBERES STOCKWERK. 423

ein tektonisches Ensemble einfügen ließen. Hieraus erklart es sich, daß diese Motive von den antiken Künstlern auch zur Darstellung weiblicher Figuren verwendet wurden, die als tragende Glieder in die Architektur eingriffen, und daß die Griechen solche Figuren als Ka- ryatiden bezeichneten.

Zoega I 21. Visconti Mus. Fio-Cl. III Tav. b II 4 p. 257. Vgl. Welcker alte Denkm. II p. 146 ff. Braun Ruinen und Museen p. 608 n. 49, p. 696. Stephan! Nimbus und Strahlenkranz p. (471) 111 Anm. 2; Gompte-rendu pour 1865 p. 60 n. 3, p. 63 ff. Hauser die neu-attischen Reliefs p. 97 n. 21. Arob. Anzeiger VIII 1893 p. 76. Furt^ngler Meisterwerke p. 202. Bonner Jahrbücher XCVI, XCVII 1895 p. 60. Lützow Zeit- schrift für bildende Kunst n. F. VI 1895 p. 36—40. Vgl. Ausonia IV 1909 p. 258 f. Fig. 10. Die Münzen von Abdera sind zuletzt behandelt in der ^Efpij/utQig icox» 1889 T. n 21, 22 p. 99—101.

Da es in Born nur wenige etruskische Urnen gibt, mag man noch einen Blick auf die vier in diesem Zimmer aufgestellten Exemplare dieser Gattung (n. 1868 1871) werfen. Die viereckigen, mit Belief s verzierten etruskisohen Aschenumen sind in der zweiten Hälfte des dritten und im 2. Jahrhundert v. Chr. gearbeitet und, von ver- einzelten Ausnahmen abgesehen, mehr oder minder untergeordnete Handwerksprodttkte. Die Behefs der Behälter behandeln vorwiegend Szenen aus dem hdll^schien Mythos. Auch ihre Kompositionen scheinen in der Hauptsache auf griechische Vorbilder zurückzugehen. Doch zeigt die Ausführung, besonders in der Wiedergabe der Ge- sichter und der Tracht, mancherlei nationale Züge und sind in die griechischen Kompositionen viefach Gestalten aus der etruskischen Dämonologie eingfügt. Auf den Deckeln sind die Porträtfiguren der Personen gelagert, deren Beste in den Urnen geborgen waren. Die Köpfe zeigen häufig eine höchst lebendige Charakteristik und er- wecken den Eindruck wohl getroffener Porträts, wogegen die Körper in der Begel vernachlässigt und bisweilen in widerwärtiger Weise ver- kürzt sind. Die vier in der Villa Albani befindlichen Exemplare scheinen aus Volterra zu stammen, da sie aus dem Alabaster bestehen, der in der Umgegend dieser Stadt gebrochen wird.

1868 (992) Entführung der Helena.

Links das troische Schiff, in dem sich ein phrygisch gekleideter Matrose befindet. Neben dem Schiffe sitzt auf einem Sessel Paris, Helena erwartend. Zwei Diener tragen einen aus dem Hause des Menelaos geraubten Krater nach dem Schiffie. Weiter rechts sieht man Helena, wie sie, sich sträubend, von zwei Troern dem Paris zu- geführt wird. Hinter dieser Gruppe schreitet ein anderer Genosse des

Paris, ein Steuerruder in der L.

Brunn i rilievi delle umc etrusehe I T. 18, 4.

1869 (981) Kampf zwischen Kentauren und Lapithen.

Zoega I p. 182. Braun Buinen und Museen p. 670. Koerte i rilievi delle urne etnische II p. 162, 26.

424 VILLA ALBANL 1870—1875.

1870 (978) Orestes auf dem delphischen Altare.

Orest, der sich» das gezogene Sohwert in der B., mit dem einen Knie auf den Altar stutzt, wird von fünf teils mit Faokeln, teils mit Schwertern bewehrten Furien angegriffen. Links neben dem Altare sieht man Pylades, wie er heftig bewegt vor den andringenden Fu- rien zurückweicht.

Bmiin i rllievi delle ume etnuche I T. 83, 17.

1871 (968) Sogenannter Echetlos.

Eine attische Legende berichtete, daß während der Schlacht von Marathon Echetlos oder Echetlaios, vermutlich ein Heros, der von alters her in der Tetrapolis verehrt wurde, aus der Erde auftauchte, mit einer Pflugschar zahbeiche Perser niederschlug und dann ver- schwand. Nach dieser Legende wurde er von Polygnot, als dieser die Stoa poikile ausmalte, in das Bild der Marathonschlacht eingefügt. Da es bewiesen ist, daß die Bildner der etruskischen Urnen vielfach Motive aus der polygnotischen Malerei entlehnten, so dürfen wir in der Hauptfigur des Albanischen Exemplares einen Ableger des in der athenischen Stoa dargesteUten Echetlos oder Echetlaios erkennen. Daß die Etrusker diese Figur in attischem Sinne auffaßten, scheint wenig glaublich. Vielmehr werden sie darunter einen in ihrem eigenen

Glauben wurzelnden Todesdämon verstanden haben.

Zoega I 40. Inghiiami monum. etraachi I 2 T. XIII. Vgl. Ann. dell' Inst.. 1837 p. 264fF. Gerhard Frodromus p. 41 Anm. 112. Bobert die Marathonschlacht in der Poikile (18. Hallisches Winckelmannsprogramm) p. 32 35. Die Literatur über Echet- los: Boscher Lexikon I p. 1212.

Drittes Zimmer nach der Gartenseite: 1872 (994) Fragment eines kolossalen Reliefs^ Antinoos.

Gefunden 1735 in der tiburtiner Villa des Hadrian (Fiooroni bei Fea luisc. I p. CX XXXIII n. 51). Ei^ftnzt der Daumen, Zeige« und Mittel- finger der r. Hand, beinahe die ganze 1. Hand mit dem Kranze, der unter- ste Streifen des vom Gewände bedeckt'en Körpers und der größte Teil des Grundes.

Da sich über dem antiken Stücke der 1. Hand ein Band erhalten hat, scheint der Ergänzer diese Hand richtig mit einem Kranze aus- gestattet zu haben. Doch ist hiermit für die Erklärung nur wenig ge- holfen; denn wir wissen nicht einmal, ob Antinoos auf dem Belief allein dargestellt oder mit einer oder mehreren anderen Figuren grup- piert war. Das Belief gehört zu den am besten ausgeführten Skulp- turen, die sich aus hadrianischer Zeit erhalten haben, und offenbart in der bezeichnendsten Weise die Vorzüge wie die Mängel der damaligen Plastik. Die Körperformen und der geistige Charakter, die dem Antinoos zu eigen waren (vgl. n. 289, 294, 11Ö2), smd vortrefflich wiedergegeben. Die Ausführung ist sorgfältig und elegant» entbehrt aber, namentlich in der Behandlung des Nackten, der Frische. Um den Transport zu erleichtern, ist das Relief auf der Rückseite aus- gehöhlt.

OBERES STOCKWERK. 425

Borioni coUectania antiquitatum romaiiarum (Bomae 1736) T. IX (hier unrestau- riert). Winckelmann mon. ant. ined. T. 180, II p. 236 237. Fenna viaggio pittorico della Tilla Adriana III 55. Dietricbson Antinoos pl. V 12, p. 189 n. 21. Baumeister Denkm&ler des kl. Altertums I p. 85 Fig. 89. Brunn-Bruckmami Denkm&ler n. 368. Ausonia III 1908 p. 12ff. Fig. 1. Hekler Bildniskunst der Griechen u. Bömer p. XLI T. 256. Weiteres bei Friederichs-Wolters Bausteine n. 1663.

1873 (997) Statuette einer Paniska.

Ergänzt die Homer die jedoch durch die erhaltenen Ansätze ge- sichert sind , die Spitzen der Ohren, der 1. Vorderarm mit Hand^und Flöte, die r. Hand, der ganze 1. und der halbe r. Unterschenkel, der untere Teil des Stammes und die Plinthe. Das Gesicht ist von modemer Hand leicht übergangen.

Die Statuette scheint ein vortreffliches Original aus hellenistischer Zeit wiederzugeben. Der Übergang des halbreifen Madchenkörpers in die Ziegenbeine ist auf das gelungenste vermittelt und die SteUe, an der die Verbindung der beiden Formen am schwierigsten war, in geschickter Weise durch die umgeschlagene Nebris verdeckt. Die Stellung der Beine wie des Kopfes vergegenwärtigt deutlich die tie- rische Seite in der Natur der Paniskin. Man sieht es ihr an, daß sie imstande ist zu bocken und von ihren Hörnern Gebrauch zu machen. Nach den aufgeblähten Backen hat der Ergänzer die Hände richtig mit Flöten ausgestattet.

Clarac IV pl. 727 n. 1732. Brunn-Brackmann Denkmäler n. 391. Boscher mythol. Lexikon III p. 1436 Abb. 15. Weiteres bei Friederichs-Woltera Bausteine n. 1508. Vgl. auch Ann. deir Inet. 1846 p. 240.

Der Hauptsaal.

1874 (1019) Männliche Statue als Zeus ergänzt«

Nach Clarac Text III p. 34 gefunden in der tiburtiner Villa des Had- rian (Winnefeld die Villa des Hadrian p. 162). Erg&nzt der r. Arm mit dem Stabe, die 1. Hand mit dem Blitze, allerlei Stücke an dem Gewände, der r. Unterschenkel von etwas unter dem Gewände abwärts, der I.Unter- schenkel vom Knie .an, die Plinthe mit dem Adler und dem unteren Drit- tel des Stammes. Der Kopf (erg. die Nase und die Mitte der Oberlippe) ist antik aber nicht zugehörig. Er ist im Vergleich mit dem Körper zu klein.

Die Figur, deren Typus nur äußerst selten zur Darstellung des

luppiter, sehr häufig aber für die eines Kaisers oder kaiserlichen

Prinzen verwendet wurde, erinnert in der Anordnung des Gewandes

wie in der Behandlung der Falten an die im Museo Boncompagni-

Ludovisi befindliche Gruppe des Menelaos (n. 1314). Der nicht zu

dem Körper gehörige Kopf zeigt im Vergleich mit anderen von der

griechisch-römischen Kunst reproduzierten Zeustypen (vgl. n. 243,

288) einen sanfteren Ausdruck und einen ruhigeren Fall des Haares.

Clarac III p. 401 n. 678 A. Overbeck Kunstmythologie II p. 141 Fig. 15; vgl. p. 88 n. 21, p. 140 n. 40. Über den Typus des Körpers vgl. zuletzt Pauly-Wissowa Beal- enzyklopädie VII 2 p. 2873 ff.

1875 (1018) Hochrelief, Oetreideverteilung des Antoiibius PiuB.

Ergänzt an dem Kopfe dee Kaisers die Nase und der Hals( von seinem Körper ist antik nur ein Teil des Oberkörpers, an dem aber wieder viele Falten ergänzt sind. Ergänzt femer der Knopf auf der Sesseleckc, ein Bein des Sessels und der Schemel; an der hinter dem Kaiser stellenden

426 VILLA ALBANL 1«76— 1877.

<äöttm der Kopf und das Attribut, das sie in der L. hält, abgesehen von dem unteren zwischen den Filtern befindlichen Ende, ein Teil dieser Fin- ger und viele Falten, an der amazonenartigen Figur die Nase, die 1. Hand, zwei Finger der B.., ein Stück des WehrgehAnges; endlich sehr viele Teile des Reliefgrundes und des Podium, von dem nur rechts ein Stfick mit sieben Knöpfen antik ist. Der Kopf des Kaisers gehört offenbar nicht ursprünglich zu dem Belief; er hat kleinere Oesichtszüge als der Kopf der Borna oderVirtus, und die Augensterne sind bei ihm eing^raben, dort ikicht.

Die Bedeutung des auf der L Seite unvollständigen Reliefs ergibt sich aus Münzbildem. Ein Kaiser ist dargestellt, wie er, auf einer Sella curulis thronend, eine außerordentliche Getreideverteilung (con- giarium) vornimmt. Die hinter dem Kaiser auf dem Podium stehende weibliche Figur ist für Abundantia oder FeHcitas zu erklären. Der Ergänzer hat ihr einen Caduceus in die Hand gegeben in Rücksicht auf das erhaltene Ende des Attributes in der L., das tatsächlich gerade ist, nicht gekrümmt, wie in der vorigen Auflage dieses Buches an- gegeben war; auch spricht das Vorhandensein von zwei getrennten Ansatzspuren an der 1. Schulter gegen die Annahme, das Attribut sei vielmehr ein EüUhom gewesen. Hinter dieser Göttin steht eine ama- zonenartige Gestalt, die Dea Roma oder Virtus, die Göttin der männ- lichen Tüchtigkeit (vgl. n. 894, 895). ünbehelmt und im Begriff, ihr Wehrgehänge von der Schulter abzunehmen, vergegenwärtigt sie die friedliche Gesinnung des Kaisers. Sie verdeckt mit ihrem Körper zum Teil einen Dreifuß. Auf der fehlenden 1. Seite der Platte waren die Empfänger der kaiserlichen Spende dargestellt.

Mon. deir Inst. IV 4, Ann. 1844 p. 155—160. Vgl. Braun Ruinen und Museen p. 644 n. 31. Furgold Archäolog. Bemerkungen zu Claudian und Sidonius p. 27 Anm. 3. BemouUi röm. Ikonographie II 2 p. 146 n. 78.

1876 (1014) Belief, die delischen Gottheiten.

Ei^änzt ein Stück des links befindlichen Pfeilers, an der Figur der Leto die r. Hand, der r. Ellenbogen, der unter dem r. Ellenbogen herab- fallende Teil des Mantels, ein großes Stück des Unterkörpers von der r. Hüfte bis zu den Knien, an Artemis einige Finger und die Fackel von der Hand aufwärts doch ist die Flamme antik , an Apoll die Nasen- spitE«, die r. Hand und ein Teil dM r. Unterarmes, an Nike die Nasen- spitze, der größte Teil der 1. Hand und Splitter der Flügel, endlich Stücke der Basis.

Apoll schreitet vorwärts inKitharödentracht, mit derL. dieKithara rührend, und streckt mit der R. eine Schale nach der vor ihr stehen- den Nike aus, die ihm aus hoch erhobenem Kruge zur Spende ein- gießt. Hinter Apoll wandeln seine Schwester Artemis, in der L. eine Fackel haltend, und seine Mutter Leto, ein Zepter in der L. Neben der Siegesgöttin steht eine mit den Figuren der drei Hören oder Cha- riten geschmückte Basis, hinter Leto ein Pfeiler, der einen Drei- fuß trägt. Der Hintergrund wird von einem über eine Umfassungs- mauer aufragenden korinthisohen Tempel gebildet^ auf dessen Fries ein Wagenrennen dargestellt ist und in dem man nicht ohne Wahr- scheinlichkeit eine freie Wiedergabe des delphischen Heiligtumes er- kannt hat. Die zierliche archaische Formengebung, die wir an den

OBERES STOCKWERK. 427

vier Ctötterfiguren wahrnehmen, war nicht die dem ausf ührenden Bild- hauer geläufige, sondern ist eine künstlich nachgeahmte. In der Be- handlung des die Artemis umwallenden Mantels ist er unwillkürlioh in einen freieren Stil verfallen. Außerdem zeigt der im Hintergrunde befindliche Tempel eine korinthische Säulenordnung, die hekannt- lich erst nach Abschluß der archaischen Periode zur Ausbildung kam. Die Frage, ob der Bildhauer bei der Darstellung der vier Götter- f iguren ein Original fortgeschrittenen, archaischen Stiles benutzte, etwa ein Votivrelief, das ein bei den Pythien siegreicher Kitharöde in .dem vorgerückten 5. Jahrhundert v. Chr. gestiftet hatte und auf dem statt des sterblichen Siegers der den Sieg verleihende Gott dargestellt war, läßt sich mit den uns gegenwärtig zu Gebote stehenden Mitteln nicht entscheiden.

Zooga II 90. SchieiberMie hellenifltlflchen Beliefbilder T. XXXIV. Bronn-Brack- mann Denkmäler n. 344a. WeitereB bei 0. Jahn griecbische Bilderchroniken p. 46 50, Stephan! compte-rendu poui 1878 p. 218 ff., Overbeck Kunstmythologie IV p. 259 ff. Vgl. Abhandlungen des arch.-epigr. Seminars in Wien VIII 1890 p. 24 27. Barracco et Heibig la coUection Barracco pl. XXXIII a p. 34. Archftol. Anzeiger IX 1894 p. 27. Collignon histoiretde la sculpture grecque II p. 652 658. Jahrbuch d. arch. Inst. XXI 1906 p. 77 ff., XXII 1907 p. 6ff.

1877 (1013) Hochrelief, Jüngling neben Bofi.

Ei^nzt an dem Jüngling der Xopt, der die Züge des Antinoos zeigt, der Hals, der r. Arm, der 1. Fuß, an dem Pferde Kopf und Hals» das Knie des r. Vorderbeines, die untere Hälfte des r. Hinterbeines, auBerdem der ganze architektonische Hintergrund mit Ausnahme eines links unter dem Hinterteile des Pferdes erhaltenen Stückes und der unteren Hftlfte des rechts befindlichen Pilasters.

Vor einer durch keuinelUerte Pfeiler geghederten Mauer steht ein junger kräftiger Mann neben seinem Pferde, mit der L. einen Stab oder einen Speer schulternd ; die vorgestreckte B. scheint den aus Metall gearbeiteten Zügel gehalten zu haben. Der in flachstem Belief wieder- gegebene längliche Gegenstand, der in beinahe horizontaler Richt- ung hinter dem Bücken des Mannes hervorragt, ist das untere Ende der Schwertscheide. Das Behef diente vermutlich zur Verzierung eines Grabmales und steUt den Verstorbenen als Heros dar. Die Figur des jungen Mannes erinnert in der Anlage an den polykletischen Doryphoros (vgl. n. 45), die Weise, wie sie mit dem Pferde zu- sammengesteUt ist, an eine Gruppe auf einem zu Argos gefundenen Marmorrelief, sowie auf einer ebenda gefundenen Tonlampe aus römi- scher Zeit. Ein ähnliches Belief war an einem Grabmonumente an- gebracht, das an der Via Tiburtina stand und daselbst von Bartoli gezeichnet wurde. Die Behauptung, daß dieses Behef mit dem unserigen identisch sei, ist irrtümlich. Der Jüngling und das Pferd sind darauf anders gerichtet und gestellt. Vgl. auch n. 1714. Die häu- fige Wiederholung dieser Gruppierung, insbesondere ihr Vorkommen auf den beiden Monumenten in Argos hat einige Gelehrte zu dem Schlüsse geführt, auch der Doryphoros des Polyklet, das unverkenn-

428 VILLA ALBANL 1878—1879.

bftie Vorbild der Jünglings-Figur in den verschiedenen Gruppen, sei einst mit einem Pferde gruppiert gewesen. Zweifellos aber ist der Doryphoros in den uns erhaltenen Kopien so in sieh abgeschlossen, daß man unmöglich annehmen kann, er habe jemals im Zusammen- hange mit einer anderen Gestalt gestanden. Der Zügel des Pf erd^ müßte notwendigerweise von der B. gehalten werden; diese aber würde, wenn sie wirklich damit betraut gewesen wäre, gewiß nicht so untätig herabhangen, wie an aUen Kopien der Statue, vor allem auch auf der Gemme des Berliner Museums, die wir im I. Bande auf p. 31 als Fig. 3 abgebildet haben. Anzunehmen, daß in all diesen Fällen das Original zum Zweck der Vereinfachung abgeändert sei, wäre eine bedenkliche Ausflucht. Man wird der Wahrheit näher kommen, wenn man voraussetzt, die berühmte Figur des Doryphoros sei in Argos selbst einmal zu einer Beliefkomposition verwendet worden, auf der ein Jüngling mit einem Pferde dargestellt werden sollte, am ehesten wohl für ein GrabreHef (vgl. Paus. I 2, 3), imd von diesem wären alle oben genannten späteren Beliefs abhängig zu denken.

Mahler Folyklet p. 38 fl. Fig. 7. Vgl. Biaun Buinen und Museen p. 643 n. 30. Friedl&nder de operibus anagl3i)his in mon. sepulcr. graecis p. 43 § 3. Dietrichson Antinoos p. 192. Furtw&ngler Sammlung Sabouroff I Einleitung zu den Skulpturen p. 36if. Jahreshefte d. Österr. archäol. Inst. XII 1909 p. 109 (ebenda Abb. 61 die Lampe aus Argos). Papers of the British school at Borne V 4 (1910) p. 194 F II (das Belief wird hier verwechselt mit n. 1895a). Das Grabrelief von Ai^os: Friederichs-Wol- ters Bausteine n. 504. Furtw&ngl^ Meisterwerke p. 423. Das Grabmonument an der Via Tiburtina: Bartoli antichi sepolcri T. XLVII. Zu der Darstellung junger Männer neben ihren Pferden auf Grabm&lem vgl. Watzinger de vasculis pictis taren- tinis p. 26, 11. Pagenstecher unteritalische Grabdenkm&ler p. 89 f., p. 97 f.

1878 (1012) Statue der Pallas.

Nach Clarac Text III p. 189 gefunden in der tiburtiuer Villa des Kad- rian (Wmnefeld die Villa des Hadrian p. 163). Ergänzt an der Fellmütze der vordere Teil des Schnauzenstückes, femer die Nase, die Lippen, der ganze Hintjßrkopf bis zumEappenrande, der r. Arm nebst der r. Schulter, der 1. Vorderarm, die vorderen Teile des 1. Fußes, allerlei Stücke an der Aigis und an den (stewändenii der größte Teil der Flinthe.

Der Kopf ist in den Halsausschnitt eiagelassen; ein kleiner Spalt, der ringsum offen blieb, ist mit Gips ausgefüllt worden. Immerhin paßt der untere Abschnitt des Halsstückes so gut in den Ausschnitt hinein, daß die Zugehörigkeit des Kopfes zu dem Körper danach sehr wahr- scheinlich ißt; aber man wird gut tun, sich gegenwärtig zu halten, daß sie nicht absolut sicher ist, um so mehr als die Halsgrube etwas ver- schoben über der Brust zu sitzen scheint und Kopf und Körper in stilistischer Hinsicht nicht ohne weiteres übereinstimmen. Der Körper findet seine nächsten Parallelen imter attischen Weisen aus dem drit- ten Viertel des 5. Jahrhunderts v. Chr. Niemand wird zweifeln, daß wir den Meister seines Originals unter den Genossen des Pheidias zu suchen haben zu der Zeit, als an den entwickeltsten Metopen und dem Friese des Parthenon gearbeitet wurde, während der Kopf, wie man ihn auch beurteilen mag, mit Werken dieser Schule unmöglich in Be-

OBERES STOCKWERK. 429

Ziehung gebracht werden kann. Man hat diesen Gegensatz auf ver- schiedene Weise zu erklären gesucht, entweder indem man das Werk einem unselbständigen Ktmstler zuschrieb, der verschiedenen Einflüs- sen imterlag, oder indem man das Original dem jung^i Agorakritos zu- teilte, der erst, nachdem er zu einer gewissen Selbständigkeit gelangt sei, sich dem Kreise des Pheidias angeschlossen habe. Beide Annahmen schweben vollkommen in der Luft. Man hat den Kopf mit einigen Typen zusammengestellt, in denen ein Gelehrter die Bichtimg des Kaiamis zu erkennen geglaubt hat (vgl. n. 859). Weit überzeu- gender erscheint uns die Verwandtschaft des Kopfes mit dem so- genannten kasseler Apollon und ähnlichen Werken (n. 1108,1029 u. 9). Der Eindruck der Statue wird dadurch verkümmert, daß der Er- gänzer den aus dem Gewände hervorgehenden r. Oberarm etwas zu lang gebildet hat. Der r. Arm war auf einen Speer gestützt; die 1. Hand hielt ein anderes Attribut, eine Schale oder eine Eule. Daß der Kopf nicht, wie früher angenommen wurde, mit den Exuvien eines Löwen sondern eines Wolfes oder Hundes bedeckt ist, ergibt sich daraus, daß der erhaltene Teil des Schnauzenstückes auf einen spitzen Auslauf schließen läßt. Man hat demnach mit Recht in diesem Attribute die Hadeskappe ("Atdos Kvpiri) erk».nnt, die bisweilen von der alten Kunst als aus einem Hundsfelle bestehend charakterisiert wurde, und hieraus gefolgert, daß der uns beschäftigende Typus durch einen Kultus bestimmt sein müsse, in dem Athena in enger Beziehimg zu Hades stand. Es war dies der Fall in einem alten bei Koroneia gelegenen HeiUgtume, in dem Athena Itonia und Hades nebenein- ander verehrt wurden. Dieses Heiligtum enthielt Statuen der beiden Gottheiten, die von Agorakritos, dem bekannten Schüler des Pheidias, gearbeitet waren. Man ist dadurch auf die naheliegende, aber keines- wegs bündige Vermutung geführt worden, das Original der Albani- schen Statue sei die Athena Itonia des Agorakritos gewesen (vgl. das

oben Bemerkte).

Glarac ZU pl. 472 n. 898 B. Braun Vorschule zur Kunstmytbologie T. 70. Bau- meister Denkmäler des kl. Altertums p. 215 Fig. 169, p. 216 Fig. 170. Röscher mythol. Lexikon I p. 696 697. Furtwängler Meisterwerke p. 112f. Flg. 19, 20, p. 737, p. 742. Brunn-Bruckmann Denkmäler n. 220. Der Kopf: Arndt- Amelnng Binzelaufoahmen n. 1113, 1114. Vgl. Friederichs-Wolters Bausteine n. 524. Athen. Mitth. XV 1890 p. 30. Amelung Florentiner Antiken p. 9fl.; Führer durch die Antiken in Florenz p. 264. Furtwängler Btatuenkopien im Altertum p. 64 f.

1879 (1009) Belief, Baidalos und Ikaros.

Die antiken Bestandteile wurden mit Fragmenten anderer Beliefs, u. a. mit n. 376, an dem nach dem Gircus maximus gerichteten Abhänge des Palatin gefunden. Offenbar waren diese B«liefe in die Wände eines zu den Eaiserpalästen gehörigen Baumes eingelassen (Bull, dell' Inst. 1870 p. 66 66). Antik sind nur der r. Fu6 des Daidalos, das untere Ende der Stütze seines Arbeitstisches, ein Stück des darunter befindlichen Fuß- bodens, die Figur des Ikaros vom oberen Ansätze der Stirn bis zur Mitte des r. Oberschenkels und bis zum 1. Knie abgesehen von der Nase, dem 1. Auge, dem r. Arme und der 1. Hand , der dem Körper benachbarte Teil des 1. Flügels, der obere Teil des Pfeilers, auf den der 1. Ellenbogen

430 VILLA ALBANI. 1880.

dtö Ikaros gestützt ist, ein StUck des neben ihm auf dem Boden stehen- den Flügels und der den Hintergrund bildenden Mauer. Doch ist die £r- gftnximg nach einer in defselben Villa befindlichen, besser erhaltenen Wie- derholung (n. 1892) ausgeführt und demnach im ganzen gewiß richtig.

Das Belief, das auf ein ausgezeichnetes Original schließen läßt, vergegenwärtigt in der treffendsten Weise die verschiedene Individua- lität der beiden dargestellten Persönlichkeiten. Daidalos arbeitet an den Flügeln, die ihn aus seinem Gefängnisse, dem kretischen Laby- rinth, in sein Vaterland zurücktragen sollen. Einen scharfen Gegen- satz zu dem Ernste, mit dem er in seine Arbeit vertieft ist, bildet die Figur seines Sohnes Ikaros, der, bereits mit den Flügeln ausge- rüstet, vor dem Vater steht und mit der B. den in Arbeit befindlichen Flügel stützt. Der gleichgültige Ausdruck und die lässige Haltimg des Knaben lassen deutlich erkennen, daß er von der Tragweite des bevorstehenden Unternehmens keine Ahnung hat. Die aus Quader- steinen aufgeführte Mauer veranschaulicht in bezeichnender Weise das Lokal der Handlung und bildet zugleich einen ruhigen, den Bedin- gungen der Plastik entsprechenden Hintergrund. Man hat die Aus- führung des Beliefs der Zeit des Domitian zugeschrieben, da dieser Kaiser den Palast auf dem Palatin nach jener Seite hin ausbauen ließ, auf der man das Fragment des Beliefs gefunden hat (s. oben). Auf der Wiederholung des Beliefs in Villa Albani (n. 1892) fehlen Ikaros die Flügel; dort aber ist der ganze Teil des Grundes ober- halb der Schultern des Knaben mit dessen Kopf modern. Da nun auf einigen Fragmenten dekorativer Tonreliefs aus dem Beginne der Kaiserzeit, die von Wiederholungen der gleichen Darstellung stammen, Ikaros ebenfalls ungeflügelt erscheint, hat man kürzlich geschlossen, daß sich n. 1892 in diesem Punkte auch ursprünglich von n. 1879 unterschieden habe, ohne zu beobachten, daß die Komposition auf den Tonreliefs nicht genau mit der auf den beiden Marmorreliefs übereinstimmt. Dort ist sie in Bücksicht auf den zu füllenden Baum mehr in die Breite als in die Höhe entwickelt. Der Arbeitstisch des Daidalos ist niedriger und weiter nach rechts gerückt; zwisc)ien ihm und Ikaros steht der Flügel, der hier z. T. hinter dem Körper des Knaben verschwindet, voll- kommen isoliert am Boden, imd sein oberes Ende, nicht das des Flügels, an dem Daidalos arbeitet, wird Von der Beohten des Ikaros gehalten, dessen Kopf fatst bis an den oberen Band der Platte reicht. Der Künstler konnte ihn also nicht mit Flügeln versehen, da der Baum dafür fehlte, und wir haben die Darstellung dort so zu verstehen, daß Daidalos an den Flügeln für den Sohn arbeitet, der die Tragriemen bereits umgelegt hat. Da nun n. 1892 in seinen erhaltenen Teilen durchaus mit n. 1879 übereinstimmt, haben wir dort ebenso wie hier die Flügel über den Schultern des Knaben zu ergänzen. Durch ihr Fehlen entsteht jetzt infolge des hohen

OBERES STOCKWERK. * 431

Formates der Platte eine unerträgliche Leere. Wir müssen es unent- schieden lassen, ob das Breit- oder das Hochformat dem ur- sprünghchen Zustande der Komposition entspricht.

Winckelmaim mon. ant. ined. T. 95, II p. 129—180. Hülin gal. myth. pl. 130, 488. Hirt Götter und Heroen T. 34, 290. Ouigniaut lel. de l'ant. pl. 198, 702. Biaiin zwölf BasieliefB T. XII. Schreiber die hellenistischen Eeliefbilder T. XI. Vgl. Winckel- mann Oeseh. der Kunst VIII 2 $ 28. Zoega I p. 207 ff. Ber. d. sftchs. Ges. d. Wissen- schaften 1861 p. 336 Anm. 162. Koscher mythol. Lexikon I 1 p. 987. Papers of the British school at Borne V 4 (1910) p. 194 F I. Holland die Sage von Daidalos u. Ikaros (Abhandl. im Bericht der Thomas-Schule in Leipzig 1902) p. 4 Anm. 2. Die Frag- mente der Tonreliefs: von Bohden-Winnefeld Architekt, röm. Tonreliefs d. Kaiserzeit p. 113 f.

1880 (1008) Belief, Herakles und die Hesperiden.

Es befand sich im 16. Jahrhundert auf dem Monte Giordano, wo es von Pighius gezeichnet wurde (Berichte der sächs. Gesellschaft der Wissen- schaften 1868 p. 183 n. 39). Ergänzt der oberste Streifen und das 1. Drittel der Platte, derartig daß die Krone des Baumes von der Schlangenwin- dung aufw&rts und beinahe die ganze links befindliche Hesperide von mo- derner Hand herrühren. Antik ist von dieser Figur nur der 1. Fu6 nebst dem ihn umgebenden Gewände. Außerdem sind ergänzt an dem Herakles das ganze Gesicht mit dem Ohr und einem Teil der Haare; an der rechts stehenden Hesperide die Nase, ein großer Teil der Finger der r. Hand, die 1. Brust mit den Falten des Mantels daneben und auf dem Unterarm, ein Falte darunter, Teile der Finger der 1. Hand und das Vorderteil des 1. Fußes; endlich viele Teile des Felsbodens und ein Streifen rechts von der r. Hesperide.

Das vortrefflich komponierte Belief, das auf ein attisches Original aus dem Ende des 5. oder dem Anfange des 4. Jahrhunderts zurück- zugehen scheint, stellt eine besonders in Attika geläufige Version des Hesperidenmythos dar, eine Version, nach der sich Herakles nicht mit Gewalt, sondern im Einverständnis mit den Töchtern des Atlas der goldenen Äpfel bemächtigte. Der Held sitzt in bequemer Haltimg auf einem Felsblock, über den sein Löwenfell gebreitet ist, und unter- hält sieh mit der vor ihm stehenden Hesperide. Er stützt dabei die r. Achsel auf seine Keule, während er mit der L. lässig seinen Köcher an dem Bande hält. Angesichts der vertraulichen Weise, in der die Hesperide mit dem JüngUng verkehrt, empfängt man den Eindruck, daß sie ihm den Apfelzweig, den sie mit dem 1. Arme an sich drückt, nicht vorenthalten wird. Von der Schlange, die den Baum hütet, droht dem Helden keine Gefahr; denn sie hängt, vielleicht durch ein Zaubermittel eingeschläfert, bewegungslos an den Ästen. Wahr- scheinlich lag der ursprüoigliche obere Band des Beliefs dicht über dem Schlangenhalse. Das Schema der Komposition mittels dreier Figuren entspricht demjenigen der Beliefs n. 1154, 1398, 1883 u. 1908, ist hier aber freier behandelt.

Beger Hercules ethnicorum (1705) T. 12 (hier unrestauriert nach der Zeichnung des Pighius). Zoega II 64. Braun zwölf Basreliefe T. XL, Vgl. Gerhard gesammelte akad. Abhandlungen I p. 52 n. 5, p. 83. Braun Ruinen und Museen p. 646 n. 35. Ann. deir Inst. 1871 p. 154. Koscher mythol. Lexikon I p. 2227—2228. Abhandl. des arch.- epigr. Seminars in Wien VIII 1890 p. 134 Anm. 1. Böm. Mitteilungen IX 1894 p. 72. Über ein Mosaikrelief, das nach dem albanischen Exemplare gefälscht zu sein scheint: Bnll. de la 8oci6t4 des antiqnaries de Franee 1894 p. 86.

432 VILLA ALBANL 1881—1883.

Das folgende Zimmer. 1881 (1034) Herme des Theophrastos.

Nach Ligorlo gefunden in der Villa des Cassitis bei Tivoli, von wo sie nach Born in die casa de' Ficht gebiacht wurde. Im 16. Jahrhundert befand sie sich im Falazzo Massimi; später gelangte sie nach England in den Besitz des Dr. Mead, aus dessen Kachlaß sie vom Kardinal Albani erworben wurde (B.öm. Mitteil. XVI 1901 p. 161 n. 17). Modem nur ein Splitter am Bande des 1. Ohres.

Nach der auf dem Schafte angebrachten Inschrift ist dargestellt ,,Theophrastos der Sohn des Melantas aus Eresos'' (auf Lesbos), der Nachfolger des Aristoteles in der Leitung der peripatetischen Schule (t 287 V. Chr.). Wir sehen einen stattlichen Kopf mit überlegenem Lächeln, wie er für einen wohlsituierten und selbstbewußten Professor passen würde. Das Porträt beweist, daß Theophrast sein Gresicht nicht rasierte, wie es zur Zeit Alexanders des Großen Mode zu werden anfing, sondern, der älteren Sitte entsprechend, einen Vollbart trug, eine Tatsache, die bei den Untersuchungen über verschiedene strittige Porträts der hellenistischen Zeit Beachtung verdient. Die Ausführung ist fein aber etwas trocken.

Visconti Iconografia greca I T. XXI 1, 2 p. 245. Schuster über die erhaltenen Porträts der griechischen Philosophen T. III 4 p. 19. Baumeister Denkm. d. kl. Alter- tums III p. 1764 Fig. 1848. Amdt-Bruckmann griech. u. röm. Porträts n. 231, 232. Theophrasts Charaktere, Ausgabe d. philosoph. Gesellschaft Leipzigs (1897) Titel- bild. BemouUi griech. Ikonographie II T. XIII p. 99f . Furtwängler-Sieveking Anhang zu Christ griech. läteratu^eschichte (4. Aufl.) p. 993 n. 33 mit Abb. Hekler Bildnis- kunst der Griechen und Homer p. XXIV T. 96 a. Die ältere Literatur im Corpus inscr. graec. ni n. 6064 und Böm. Mitteil. a. oben a. O. Vgl. Braun Ruinen und Museen p. 651 n. 39. Berichte der Sachs. Ges. d. Wissenschaften 1878 p. 137.

1862 (1033) Angeblicher Kopf der Sappho.

Ergänzt die Nasenspitze, der untere Teil des Halses, die Herme. Die Oberfläche hat durch rttcksichtsloses Abputzen stark gelitten.

Dieser Typus gilt in der Regel für ein frei erfundenes Porträt der lesbisohen Dichterin Sappho, weil auf Münzen von Mytilene, deren Prägung wenigstens zum Teil vor die Zeit Alexanders des Großen fällt, &xi ihm in allem Wesentlichen entsprechender Kopf dargestellt ist, der bis vor kurzem allgemein auf Sappho gedeutet wurde. Diese Deutung schien um so glaublicher, als der Charakter des Albanischen Exemplares in der Tat vortrefflich zu dem Bilde stimmt, unter dem uns die lesbische Dichterin in ihren Gedichten wie in der sicher beglaubig- ten Überlieferung entgegentritt. Der tiefe Schädel und die energischen Formen des Gesichtes bekunden eine ungewöhnliche Kraft des Füh- lens, Wollens und Könnens. Der ernste Ausdruck wird durch den sehnsüchtigen Blick der mandelförmigen Augen gemildert, von denen das linke etwas weniger geöffnet erscheint als das rechte« Das massige Kinn und die volle Unterlippe deuten auf eine stark entwickelte Sinn- lichkeit. Ein Gelehrter versuchte sogar nachzuweisen, daß die Münz- bilder und der Marmorkopf auf die Sapphostatue des Silanion, eines ^m 4. Jahrhundert v. Chr. tätigen attischen Bildhauers zurückgehen.

OBERES STOCKWERK. 483

Doch deutet der Stil des Kopfes noch auf die Übergangszeit vom 5. zum 4. Jahrhundert, und es fehlen entscheidende Züge künstlerischer Verwandtschaft zwischen dem Kopfe und dem einzigen Werke, das wir mit Wahrscheinlichkeit auf Silanion zurückführen können, dem Porträt des Piaton (n. 261). Anderseits ist die Vermutung, daß Sappho dargestellt sei, neuerdings durch einen gewichtigen Ein- wand in Frage gestellt worden. Es fehlt an jeglicher Analogie dafür, daß auf hellenischen Münzen vor der Alexanderepoche Por- träts berühmter Personen dargestellt worden seien. Hiemach scheint es, daß der in Bede stehende Münztypus nicht auf Sappho, sondern in anderer Weise, etwa auf Aphrodite oder eine ihr verwandte Göttin, zu deuten sei. Dem Marmorkopfe dagegen hat man den individu- ellen Charakter mit Unrecht abgestritten.

Jahrbuch des arch. Instituts V 1800 T. 3 p. 161 ff. Amdt-Bruckmann griechische und römische Porträts n. 147, 148. Overbeck Geschichte der griech. Plastik II* p. 13 Fig. 136. GoUignon histoire de la sculpture grecque II p. 345 Fig. 176. Bemoulli griech. Ikonographie I p. 65 Abb. 10, p. 66 fl. Vgl. Furtwftngler Meisterwerke p. 108. Bulletin de corresp. heU6nique XX 1896 p. 455 £F. Bevue archtologique XXXTX 1901 p. 30111. Jahrbuch d. arch. Inst XVII 1902 p. 76 Anm 6. Zwei Wiederholungen des Typus befinden sieh hiersclbst im Bigliardo bezeichnet mit n. 332 u. 383. Beide waren ur- sprünglich rücklings verbunden und bildeten so eine Doppelherme; man bat daraus mit Unrecht geschlossen, daß zwei verschiendene Personen dargestellt sein müßten vgl. n. 402 u. 1094).

1883 (1031) Belief, Orpheus und Eurydike.

Erg&nzt beide Füße des Orpheus, der r. Fuß der Eurydike, der halbe r. Vorderarm und die r. Wade des Hermes. Wie sich aus anderen Wieder- holungen ergibt, an denen die r. Hand des Hermes erhalten ist, hat der Brg&nzer das ursprüngliche Motiv dieser Hand richtig getroffen; nur hätte er sie nach den Gesetzen, die für das Belief der griechischen Blütezeit maßgebend waren (vgl. n. 1861), beträchtlich flacher behandeln müssen. Pentelischer Marmor.

Wie die Sage berichtet, stieg Orpheus, nachdem er seine Gattin Eurydike verloren, in den Hades hinab, rührte die Herrscher der Unterwelt durch seine Musik und erhielt von ihnen die Erlaubnis, die Gattin auf die Oberwelt zurückzuführen, jedoch unter der Be- dingung, daß er sich nicht nach ihr umsehe, bis er die Schwelle des Hades überschrittten habe. Von Sehnsucht überwältigt, fehlte Or- pheus gegen diese Bedingung, und hiermit war Eurydike wiederum den Unterirdischen verfallen. Dieser Moment ist auf dem Belief dar- gestellt. Orpheus, kenntlich durch die hyrsi, die er in der L. hält, und durch die thrakische Mütze, hat sich soeben umgesehen. Eurydike legt ihm zärtlich die 1. Hand auf die Schulter, während Orpheus im Begriff ist, das Antlitz der geliebten Gattin seinen Blicken zu ent- schleiern. Aber bereits tritt der Seelenführer Hermes heran und legt seine L. an den r. Arm der Eurydike, um sie wiederum in die Unter- veelt hinabzuführen* In der Komposition waltet durchaus der Geist, der für die attische Kunst der perikleischen Zeit bezeichnend ist. Der Affekt ist möglichst gemildert und in den Köpfen kaum an- gedeutet. Das Verständnis der Handlung wird vorwiegend durch

Heibig: Führer. II. 8. Aufl. 28

434 VILLA ALBANL 1884—1886.

die ausdrucksvollen Bewegungen vermittelt, die nicht nur den von dem Künstler gewählten Augenblick auf das klarste vergegenwärtigen, sondern auch auf die vorhergehende und nachfolgende Handlung hin- weisen. Daß die Wirkung des B«liefs durch malerische Zutaten ge- steigert war, ergibt sich besonders aus den von den Stiefeln des Or- pheus herabfallenden Lappen, die nur mit leisen Meißelstrichen um- rissen sind und offenbar durch Bemalung einen deutlichen Ausdruck erhielten; auch da>s Band, an dem der Hut des Hermes hängt, war einst gemalt. Das Relief ist keine Originalarbeit. Man bemerkt darin mehrere Fehler, wie denn die 1. Wade des Hermes verzeichnet, der r. Daumen der Eurydike zu kurz ausgefallen ist. Größeren Anspruch, für ein Original erklärt zu werden, hat ein im Neapler Museum be- findliches Exemplar. Es zeigt eine etwas strengere Formengßbimg und eine frischere Ausführung als das Albanische und entspricht in höherem Grade dem Charakter der durch Pheidias bestimmten, at- tischen Plastik. Immerhin aber scheint auch unser Exemplar nach dem pentelischen Marmor, in dem es gearbeitet ist, das Werk eines at- tischen Bildhauers, wenn dieser auch in erheblich späterer Zeit gelebt haben muß; die Glätte und Weichlichkeit seiner Arbeit findet ihre nächsten Parallelen an sogenannten neu-attischen Skulpturen. Zu den Meinungen, die man über die Bestimmung des Originales dieses Reliefs und zweier verwandter Darstellungen (n. 1154 u. 1908) ge- äußert hat, siehe die Bemerkungen zu n. 1154. Vgl. auch n. 1398.

Zoega I 42. Boscher mythol. Lexikon 1 1 p. 1422; III 1 p. 1194 fl. Petersen vom alten Born* p. 154 f. Abb. 121; ders. ein Werk des Fanainos p. 6 Abb. Ib, p. 19 ff. Weiteres bei Friederichs-Wolters Bausteine n. 1198 und Abhandlungen des arch.-epigr. Seminars in WienVIII 1890 p. 130 ff. Vgl. Bloch griechischer Wandschmuck p. 5ff. GoUignon histoire de la sculpture grecque II p. 142. Xlein Praxiteles p. 95 f. Mdmoires de l'acad. des inscr. et belies lettres XXXIV 2 p. 325 ff. Kekule von Stradonitz die griech. Skulptur (2. Aufl.) p. 176. Buschor erläuternder Text zu Bruckmanns Wand- bildern altear Plastik p. 27 ff. (der hiw geäußerte Zweifel an der Echtheit des Beliefs ist vollkommen unbegründet). Mttnchener Jahrbuch 1911 II p: 179.

1884 (1040) Kopf des Sokrates.

Gefunden 1735 in der angeblichen Villa des Cicero bei Tusculum (Bul- lettino oomunale X 1882 p. 224 n. LXIII). Ergänzt die Herme.

Dieser Kopf ist das bedeutendste Porträt, das sich von Sokrates erhalten hat. Die hohe geistige und moralische Bedeutung des Mannes kommt unter den häßlichen Formen vortrefflich zum Ausdruck, und die kräftige Ausführung sprüht von Leben. Der Stil deutet, vor- nehmlich in der naturalistischen Behandlung der Haut wie des Haupt- imd Barthaares auf ein Original aus der hellenistischen Zeit. Vgl. n. 809—811.

SchuSter die erhaltenen Porträts der griech. Philosophen T. I 4 p. 8ff. Baumeister Denkm. d. klass. Altertums III p. 1683 Fig. 1764. Winter-Seemann Kunstgeschichte in Bildern I T. 62, 1. BemouUi griech. Ikonographie I T. XXIII p. 187 n. 8, p. 195 f. Furtwängler-Sieveking Anhang zu Christ griech. Literaturgeschichte* p. 992 n. SO. Abhandl. d. preuB. Akad. d. Wissensch. 1908, £ekule von Stradonitz die Bildnisse des Sokrates p. 28 ff. Abb. 20, 21; p. 56 n. 22. Hekler Bildniskunst der Griechen und

OBERES STOCKWERK. 435

Homer p. XIII, XV T. 21. Vgl. Welcker alte Denkm. V p. 96. Braun Ruinen und Museen p. 652 n. 40. Beilage 29 zum Jahrgange 1908 d. Müncbn. neuest. Nachrichten p. 5f. (Bulle).

1885 (1036) Kopf des Hippokrates (?)•

Ergtozt die Nasenspitze, der ganze Hinterkopf nebst den Ohren, die Herme.

Die Benennung, die sich auf ein durch koische Münzen bekanntes, inschriftlich bezeichnetes Porträt des Hippokrates gründet, scheint hinlänglich gesichert. Der Kopf darf als der Idealtypus eines geist- vollen und wohlwollenden Arztes betrachtet werden. In hohem Grade bezeichnend sind der prüfende Blick und die leicht gehobene Ober- lippe, unter der die Zähne sichtbar werden. Man empfängt den Ein- druck, als sei der große Arzt beschäftigt, eine Diagnose zu stellen und gebe mit gespannter Aufmerksamkeit auf die Erscheinung acht, die ihn auf die richtige Spur bringt . Die Ausführung ist dürftig und scheint nach den schablonenhaft eingearbeiteten Pupillen frühestens der Zeit der Antonine anzugehören. Da die Tätigkeit des Hippokrates in die letzten Jahrzehnte des 5. und die ersten des 4. Jahrhunderts v. Chr. fiel, der Stil des albanischen Marmors aber ungleich naturalistischer erscheint als der in der damaligen Zeit übliche, so haben wir anzu- nehmen, daß dieser Kopf ein von der späteren Kunst in naturalisti- schem Sinne umgearbeitetes Porträt oder einen von ihr frei erfunde- nen Typus wiedergibt. Alle Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß der Kultus des Hippokrates in hellenistischer Zeit aufkam. Vielleicht dürfen wir die Gestaltung des in Bede stehenden Porträts zu der Einführung dieses Kultus in Beziehung setzen.

Der Bearbeiter dieser Auflage unseres Führers gesteht, den vor- stehenden Sätzen, die unverändert aus der vorigen Auflage wieder- holt sind, nicht beipflichten zu können. Die Ähnlichkeit des Kopfes mit dem Münzbilde erscheint ihm viel zu allgemein, als daß er eine Beziehung beider auf die gleiche Individualität für statthaft halten

könnte.

Baumeister Denkm. d. kl. Altertums I p. 694 Fig. 762. Bemoulli griech. Ikono- graphie I p. 1711. Abb. 33. Amdt-Bruckmann griech. u. röm. Porträts n. 231, 232. Hekler Bildniskunst der Griechen und Römer T. 96 b. Vgl. Beschreibung Boms III 2 p. 543. Braun Buinen und Museen p. 653 n. 41. Berichte der eächs. Ges. der Wis- senschaften 1865 p. 51 52. Brunn griechische Götterideale p. 105. Der koische Stempel: Imhoof-Blumer Forträtköpfe auf Münzen hellen. Völker T. VIII 30 p. 68. Bemoulli a. a. O. MOnztafel II 7, 8. Über den Kultus des Hippokrates: Boscher mythol. Lexikon I 2 p. 2545.

Die an das Hauptgebäude anstoßende Halle.

1886 (103) Statuette einer tanzenden Bakchantin.

Ergänzt der Hals, die beiden Arme mit den Becken, das Kopfstück des Tierfelles, der untere Teil des r. Unterschenkels, beinahe die ganze Flhithe. Der Kopf (ergänzt die Nase) ist antik, gehört aber nicht zu der Statue. ^

Die Figur zeichnet sich durch ihre graziöse Bewegung aus und

macht trotz der nachlässigen Ausführung einen sehr anmutigen Ein-

28*

y

436 VILLX ALBANI, 1887—1889.

druok. Wie die Arme zu ergänzen sind, ist zweifelhaft. Vielleicht war der 1. Arm leioht gekrümmt und über den Kopf erhoben, während der herabgestreckte r. einen gesenkten Thyrsos hielt. Die Motive erinnern an den Torso der Atalante aus dem Ostgiebel des Tempels der Athena Alea zu Tegea, aber dort sind alle Züge großartiger. Immerhin gibt uns das einen Fingerzeig, in welchem Schulzusammen- hange wir den Künstler der Bakchantin zu suchen haben. Ein Künst- ler der römischen Zeit hat das Motiv dieser Figur zur Darstellung der Victoria verwendet. Er wiederholte fast getreu den Körper im Gegensinne, veränderte ein wenig die Stellung der Arme, behielt aber das Pantherfell bei, so wenig es auch zur Siegesgöttin passen mochte.

Glaiac IV pl. 694B n. ld66D. Schröder 67. Berliner Winckelmann&programm T. III p. 7f. Vgl. Braun Buinen und Museen p. 680 n. 66. Die Victoria: Beschreibung der antiken Skulpturen zu Berlin n. 5, Schröder a. a. O. T. I, n und Eekule von Strado* nitz griech. Skulptur (2. Aufl.) p. 377. Das Fragment einer mit der Bakchantin au- genscheinlich fast ganz übereinstimmenden Figur hat sich im^ Jahre 1910 zu Ostia am Haupttore des Theaters gefunden (Notizie d. scavi 1910 p. 168 Fig. 1).

Erstes Zimmer nach der Halle. 1887 (131) Sarkophag, Hochzeit des Peleus und der Thetis.

Gefunden 1722 in einer nicht weit von dem Grabe der Gaecilia Me- tella gelegenen Vigna.

Peleus und Thetis, diese bräutlich verschleiert, sitzen nebenein- ander, während sich ihnen verschiedene Gottheiten mit Hoohzeits- geschenken nahen. Unmittelbar vor dem Paare steht Hephaistos, der in der L. einen Schild hält und mit der B. dem Peleus das sagen- berühmte Schwert übeireicht; die Stellung der Beine läßt den Gott deutlich als hinkend erkennen. Hinter Hephaistos schreitet Pallas, die einen korinthischen Helm und einen Speer als Geschenke dar- bringt, dann die Personifikationen der vier Jahreszeiten, jede mit den für sie bezeichnenden Gaben in den Händen (vgl. u. 1825). Ihnen folgt der knabenhaft gebildete Hesperos (der Abendstem), der mit gesenkter Fackel dem hinter ihm wandelnden Hochzeitsgott Hyme- naios den Weg beleuchtet. Hymenaios schultert mit der L. die noch nicht angezündete Hochzeitsfackel und hält in der K. einen Krug, der vermutlich als Symbol des Brautbades aufzufassen ist. Die warme Bekleidung des Gottes, die aus einem doppelten Chiton, Mantel, Hosen und Schuhen besteht, deutet, wie es scheint, auf den Winter, der bei den Griechen für die zur Eheschließung geeignetste Jahreszeit galt. Am 1. Ende der Darstellung sieht man einen Eros, der bemüht ist, eine widerstrebende Göttin von dem Hochzeitszuge fortzudrängen. Man hat diese schwer zu erklärende Gruppe so gedeutet, daß Hera, nachdem sie die Ehe geschlossen (luno pronuba) und den Hochzeits- zug zum Hause des Bräutigams geleitet hat (interduca), in dem Augen- blicke, da Hymenaios das Brautgemach betritt, von Eros aus der Nähe des Brautpaares entfernt wird. Die Reliefs der Schmalseiten

DIE ZIMMER NACH DER HALLE. 437

und des Deckels vergegenwärtigen die Beziehungen, in denen Thetis als Tochter des Nereus zum Meere steht. Die linke Schmalseite zeigt einen Eros, der auf einem Delphin reitet und sich dabei mit einem Sonnenschirm gegen die Strahlen der Sonnen schützt, die rechte Po- seidon vor einem Meerdrachen stehend, der Deckel eine Okeanos- maske umgeben von Seeungeheuem. Der Sarkophag gehört zu den besten, die sich erhalten haben. Die Ausführung ist sehr sorgfältig. Die Darstellung der Hauptseite zeichnet sich, obwohl sie der Bildhauer aus entlehnten Motiven zusammengesetzt hat, durch Klarheit der

Anordnung wie durch Harmonie der Raumfüllung aus.

Robert die antiken Sarkophagreliefs II T. I p. 2if. Vgl. Boscher mythol. Lexikon I 2 p. 2733flf.; III 2 p. 1838.

Zweites Zimmer.

1888 (144) Eolossalstatue des Dionysos.

Erg&nzt der mittlere Teil der Stimlöckcfaen, ein Stttck der Stirn, die Nase, der untere Teil des Kinnbartes, beide Vorderarme, Splitter am Haupt- haare und am Gewände, der größte Teil der Plinthe. Unten mehrfach gebrochen. In der Kehle ein Loch mit Eisenfttllung (Best eines Stiftes zur Befestigung des Bartes, der demnach schon im Altertum ergänzt oder von Anfang an besonders gearbeitet war). Im Schädel und 1. Oberann fehlen Stttcke. Fentelischer Marmor.

Die Statue ist eine getreue in römischer Zeit gearbeitete Kopie nach einem hellenischen Original archaischen Stiles, das vermutlich als Kultusbild gedient hat. Wie stets in der altertümlichen Kunst ist der Gott mit konventionell angeordnetem Haupt- und Barthaar und bekleidet mit dem langen Chiton dargestellt; das Haupthaar fällt an der Rückseite in einem langen Schöpfe fast bis zur Taille herab. Den Kopf umgibt weder ein Epheukranz noch eine Binde. Die eine Hand kann beispielshalber einen Kantharos, die andere eine Weinrebe oder einen gesenkten Thyrsos gehalten haben. An dem r. Oberarm hat sich rechts und links von der längslaufenden Öffnung des Ärmels auf den gekräuselten Falten je ein knopfartiger Ansatz erhalten, au- genscheinlich beidemal der Best einer Stütze zur Befestigung eines

Attributes.

Winckelmann storia delle arti del disegno trad. Fea I T. XIII p. 181 (Geschichte der Kunst Buch 3 Kap. 2 S 12), III p. 433 f. Quatremdre de Quincy le Jupiter Olym- pien pl. I 4. Clarac IV pl. 770B n. 1907B. Röscher mythol. Lexikon I p. 1102 Fig. 5. Vgl. Braun Buinen und Museen p. 083 n. 72.

Drittes Zimmer.

1889 (178) Belief, Artemis und Matrone.

Brgänzt sämtliche Bänder bis auf ein kleines Stück des oberen Ab- laufs über dem Kopfe der Artemis; ergänzt femer zwei Dreiecke in dem oberen Teile des Grundes, der 1. Arm der stehenden Figur, ihr r. Fufi, der 1. Fuß der Artemis und das Vorderteil des r., ein Stück des Gewandsaumes rechts davon. Beide Nasen fehlen. Von der Spitze des zwischen den Fi- guren im Grunde ei^nzten Dreiecks führt ein senkrechter Bruch ab- wärts; er wird von einem wagrechten Sprunge gekreuzt. Parischer Marmor.

Eine matronale Gestalt steht da, traurig oder nachdenklich, die

erhobene R. an da« Schulterstück des Mantels legend. Von ihr weg

438 VILLA ALBANL 1890—1893.

schreitet Artemis; sie greift mit der B. nach dem über ihren Bücken herabhängenden Köcher; in der 1. Hand, in der ein Bohrloch ange- bracht ist, hielt sie einen ans Metall gearbeiteten Bogen (der von der Hand uniBchlossene Teil hat sich erhalten; darüber nnd dar- unter bemerkt man Spuren von Grünspan). Die Motive erinnern an attische Typen aus den letzten Jahrzehnten des 5. Jahrhunderts r. Chr. Artemis trägt die Haare in einer Haube geborgen; ihr Mantel ist mit dem ungegürteten Peplos auf den Schultern befestigt. Der Mantel der andern Figur, die den über dem Apoptygma gegürteten Peplos trägt, liegt mit einem Bausche auf der 1. Schulter; die B. zieht den andern Zipfel über die andere Schulter (darüber ist im Grunde ein Loch ein- gebohrt; seine Bestimmung bleibt unklar). Eine bestimmte Erklä- rung vorzuschlagen scheint bedenklich, da die Darstellung offenbar unvollständig ist. Man hat Leto erkennen wollen, wie sie trauernd über die Beleidigung nachdenkt, die !Niobe ihr zugefügt hat, während

Artemis aufbricht, um die Mutter zu rächen.

Braun ]&uinen und Museen p. 686 n. 75. Stark Niobe p. 175 Anm. 1.

1890 (174) Belief, Mann von einer Frau gekrönt.

Ergänzt der Kopf des Mannes, ein großer Teil seines 1. Fußes, der 1. Vorderarm der Frau mit dem Kranze, ihr r. Unterarm mit Hand und Mantelzipfel, ein großer Teil ihres r. Beines. An dem Felsensitze des Man- nes ist eine Höhlung modern herausgehauen, und unten ist die ganze Vor- derseite des Bodens abgearbeitet; ebenso der Grund um den Kopf der Frau in der Breite eines Zentimeters. Ein Bruch gdit Iftngs des r. Ober- armes des Mannes, dann schräg nach links unten. Über dem r. Oberarm des Mannes war ein großes Stück des Qrundes ausgebrochen. Auch sonst allerlei Sprünge und Verletzungen. Der Kopf der Frau war gebrochen, ist aber sicher zv^ehö(ig. Das Ganze ist stark geputzt.

Nach der Bewegung, auf die der erhaltene Teil des von der Frau vorgestreckten Armes hinweist, scheint der Ergänzer mit Recht ange- nommen zu haben, daß die Frau den Mann bekränzte. Eine genauere Deutung ist unmöglich, da der Mann der Attribute entbehrt und wir nicht wissen, ob sein Kopf einen Ideal- oder einen Porträttypus zeigte. Dürfte man eine Porträtfigur annehmen, so würde es naheliegen in derDarstellung einen Sterblichen zu erkennen, der wegen irgendwelchen Verdienstes von der Personifikation einer Stadt oder eines Volkes bekränzt wird. Der Stil erinnert an die attische Kunst des 4. Jahr- hunderts. Doch beweist der lunensische Marmor und die trockene Ausführung, daß das Relief in römischer Zeit gearbeitet ist. Ob der Bildhauer ein bestimmtes attisches Vorbild kopiert oder nur den at- tischen Stil nachgeahmt hat, läßt sich nicht entscheiden.

Ann. deir Inst. 1871 Tav. d'agg. H p. 213 ff. Vgl. Bemoulli "Aphrodite p. 91 n. 39. Friederichs-Wolters Bausteine n. 1868.

1891 (171) Kolossale Maske eines Wassergottes.

Ergänzt der größte Teil der Büste, Splitter am Kranze, Haupt- und Barthaar.

Da die Öffnung des Mundes deutlich als Ausgußloch erkennbar ist,

muß diese Maske zur Verzierung eines Wasserwerkes gedient haben.

DIE ZIMMER NACH DER HALLE. 439

Sie zeigt nicht die sonst den Wassergottheiten eigentümliche melan- cholische Stimmung, sondern einen finsteren, beinahe wilden Aus- druck. Das Haupt- und Barthaar erscheint von Feuchtigkeit durch- drungen.

Braun Buinen und Museen p. 684 n. 73.

1892 (164) Belief aus rotem Marmor (rosso antico), Baidalos und

Ikaros.

Gefunden im Königreich Neapel. Ei^nzt der obere Teil der Platte mit der Spitze des auf dem Boden stehenden FMgels, dem Kopfe und der r. Hand des Ikaros und dem oberen Teile des Flügels, an dem Daidalos ar- beitet; außerdem fast das ganze 1. Bein des Ikaros. Der Boden mit dem r. Fuße des Daidalos und dem 1. des Ikaros ist besondersjgearbeitet und angestückt. Dieser Teil ist sicher alt, da auf den Füßen echtes^inter sitzt; der Boden selbst ist ebenso wie Tisch, Sessel und^Grund modern geglättet.

Vgl. die Bemerkungen zu n. 1879,

Zoega I 44. Boscher mythol. Lexikon I 1 p. 934, p. 937. Fapers of tbe Britsh school at Borne V 4 1910 p. 194. Alles Weitere bei Friederichs-Wolters Bausteine n. 1872.

1893 (165) Freskogemälde, Landschaft.

Gefunden bei Borna vecchia an der Via Appia in einer den Quinti- liem gehörigen VilU (vgl. Ausonia IV 1909 p. 48 fl.).

Links treibt ein Hirt eine Herde von Rindern über eine Brücke, an deren Aufgang sich ein Tor mit zeltartigem Oberbau erhebt, wäh- rend weiter links ein schwerbeladener Wandersmann mit langem Stabe einem Esel folgt, von dem nur noch das Hinterteü im Durch- gang des Tores sichtbar ist. Weitere Kinder, die vom in und neben dem Wasser weilen, schicken sich an, der voraufziehenden Herde zu folgen. Rechts bringen einige Landleute vor einem mit Binden und Girlanden behangenen heiligen Baum ihre Verehrung dar. Hinter ihnen steht der zugehörige Altar, aus zwei roh zugehauenen Stein- platten aufgeführt; an ihm lehnt eine große Fackel. Im Hintergrunde sieht man Villenanlagen, einen See oder das Meer und darauf zwei Schiffe. Die Komposition ist von der idyllischen Stimmung durchdrun- gen, die in der hellenistischen Zeit zur Entwicklung gedieh und in- folge des allgemeinen hellenistischen Kultureinflusses auch bei den Römern Anklang fand. Li engem Zusammenhange hiermit steht es, daß der Maler den Architrav und den Giebel des Tores als reichlich mit Sträuchem und Kräutern bewachsen charakterisiert hat. Eine derartige Darstellungsweise ist durch den romantischen Reiz veran- laßt, den der Eindruck verfallener Architekturen auf das hellenistische wie auf das römische Publikum ausübte. Das Bild gehört komposi- tionell zu einer typischen Gruppe von Architekturlandschaften, wie sie zuerst im Zusammenhange mit dem sogenannten zweiten dekora- tiven Stile der römisoh-kampanischen Wandmalerei zur Ausbildung gelangt zu sein scheinen (vgl. die einleitenden Bemerkungen zu n. 1327 1332). Doch könnte das Bild auch in einer späteren Zeit ausgeführt worden sein.

440 VILLA ALBANl. 1894—1896.

Winckelmann mon. ant. ined T. 208, II p. 281—288. Köm. MltteUimgeii :^XVI 1911 p. 25, 3 Abb. 6 (ross. Originalausgabe, St. Fetenbuig 1908. p. 13 f.). Vgl. Wlnckel- mann Geschichte der Kunst VII 3 § 10. Braun Buinen und Museen p. 090 n. 84. Heibig Untersuchungen über die campanische Wandmalerei p.j 99. Woermann die Landschaft in der Kunst der alten Völker p. 242.

1894 (161) Belief, Diogenes und Alexander der GroBe.

Erg&nzt der 1. Band der Platte mit dem hinteren Teile des Tempels wie des Doliums, an der Figur des Diogenes der Kopf, der r. Vorderarm, der größte Teil des Stabes, an dem Hunde der Kopf und ein Stück des r. Hinterschenkels. Von der Figur Alexanders ist nur die r. Hand antik, doch sind ihre Finger ergänzt.

Dargestellt ist die bekannte Anekdote, nach der Diogenes Alexan- der dem Großen, als dieser ihn fragte, ob er ihm eine Gunst erweisen könne, antwortete, er wünsche weiter nichts als daß der König ihm aus der Sonne gehe. Der Überlieferung entsprechend, dient dem Diogenes als Wohnstätte eines jener großen Tongefäße, in denen die Alten Wein, öl und Getreide aufzubewahren pflegten. Es wird be- richtet, daß ein Straßenjunge einen Stein gegen das Faß, in dem Dio- genes wohnte, geschleudert und dasselbe dadurch beschädigt habe. Der Bildhauer hat auch diese Geschichte berücksichtigt; denn an dem Rande der Gefäßöffnung erscheint ein Stück herausgebrochen und ein Sprung reicht von der Bruchstelle aus durch den Behälter. Die an dem Bruche zusammenstoßenden schwalbenschwanzförmigen Gegen- stände sollen offenbar die bleiernen Spangen ausdrücken, deren sich die Alten bei der Reparatur derartiger Tongefäße bedienten. Ein magerer räudiger Hund, der auf dem Gefäße sitzt, weist auf den Na- men der von Diogenes vertretenen kynischen Philosophie (Hunds- philosophie) hin.

Whickelmann mon. ant. ined. T. 174, 11 p. 229. Zoega I 80. Schreiber die helleni- sUschen Beliefbilder T. 94. Vgl. Ann. dell' Inst. 1841 p. 293. Bheinisches Museum IV 1846 p. 611ff. Schreiber die Wiener Brunnenreliefe aus Pal. Orimani p. 7, p. 63, p. 97 n. 101. Lippold griech. Portr&tstatuen p. 84.

1895 (157) Relief, Polyphemos und Eros.

Ergänzt die Bänder der Platte und der ganze untere Teil der Belief- darstellung die Bruchlhiie geht in fast horizontaler Bichtung durch die Mitte des r. Unterschenkels des Polyphem und durch die Sniee der Zi^e , außerdem der r. Vorderarm (mit dem Plektron) des Zyklopen, Stttcke an seiner Lyra mit einzelnen Fingern der 1. Hand, am Bros der Kopf, Hals und r. Arm, der Kopf der Ziege. Die Ergänzung des Tieres als Ziege scheint richtig. Gegen die Annahme eines Widders spricht die Behandlung des Felles.

Die malerisch behandelte Komposition bezieht sich auf die Liebe des Polyphemos zu der Nereide Galateia. Der ungesohlaohte Kyklop sitzte eine roh gearbeitete Lyra in der L., auf einem Felsblocke, an dem seine Keule angelehnt ist, und blickt abwärts in der Bichtung, nach der ein hinter ihm stehender Eros hinweist, jedenfalls nach der schönen Galateia, die wir uns unten im Meere spielend zu denken haben. Er schmunzelt angesichts des geliebten Mädchens, erscheint aber zu- gleich verdrießlich, weil er den Gegenstand seiner Sehnsucht nicht er- reichen kann. Die Kyklopen hatten nach dem Mythos nur ein Auge.

DIE ZIMMER NACH DER HALLE. 441

Doch stattet sie die alte Kunst, wie es auch hier geschehen ist, beinah regelmäßig sowohl mit diesem Stimauge wie mit den beiden mensch- Uchen Augen aus, da sich bei einer der Überlieferung genau entspre- chenden Bildung ein ungeheuerliches und jeglichen Ausdruckes un- fähiges Gesicht ergibt. Aus einer in den Felsensitz des Polyphem eingesprengten Höhlung ragt eine Ziege hervor, die zu ihrem Herrn emporblickt, wie betroffen über dessen Gebaren.

Zoega n 57. Schreiber die hellenistischen BeUefbilder T. LXV. Sauer der Torso vom Belvedere T. n p. 70. Vgl. O. Jahn arch. Beitr. p. 41d. Braun Buinen und Museen p. 688 n. 22. Symbola philologorum Bonnensium p. 368—369. Schreiber die Wiener Brunnenreliefe aus Pal. Grimani p. 96 n. 56.

1895a (154) Belief, Jäger mit seinem Pf erde Im Walde ausruhend.

Ergänzt der obere und die beiden Seitenrändet der Platte» an der Fi- gur des Jägers die Nase, der Hals und der 1. Vorderann, an dem Pferde der Kopf nebst dem benachbarten Stücke des Halses, der größte Teil des r. Vorderbeines und der untere Teil des r. Hinterbeines, an der Herme der Kopf. Der dem Jäger aufgesetzte Kopf ist antik; es scheint aber zweifel- haft, ob er zu dem Körper gehört.

Das Relief ist durch die idyllische Richtung bestimmt, die sich seit der hellenistischen Zeit in der Poesie wie in der bildenden Kunst gel- tend machte. Es zeigt einen Jäger, der mitten im Walde von den An- strengungen des Waidwerkes ausruht. Der Mann steht neben seinem Pferde, dem ein doppeltes Pantherfell als Decke dient, imd stützt die R. auf den Sattelknopf. Der landschaftliche Hintergrund ist mit großer Ausführlichkeit behandelt. Wenn die über dem Jäger sicht- bare Herme nicht gerade steht, sondern rückwärts gesimken scheint, so entspricht dieses Motiv wiederum (vgl. n. 1893) dem romantischen Interesse, das hellenistisches wie römisches Publikum dem Ruinen- haften entgegenbrachte.

Ouattani monumenti aut. inediti 1787 Maggio T. 2 p. 41 ff. Zoega I 87. Schreiber die hellenistischen Beliefbilder T. LXXVI. Vgl. Braun Ruinen und Museen p. 687 n. 70. Schreiber die Wiener Brunnenreliefs p. 96 n. 78. Fapers of the British school at Borne V 4 1910 p. 194 (wo das Belief mit n. 1877 verwechselt ist).

1896 (149) Belief, Opferszene.

Vormals im Besitze der Vitelleschi. Ergänzt der obere Band mit dem sich daselbst hinziehenden Felsei^ewölbe und das untere Drittel der Platte mit den unteren Teilen der drei dai^Mtellten Figuren und dem größten Teile des Altars, dessen r. obere Ecke jedoch antik ist, an der opfernden Frau auch die Nase, die 1. Braue, das 1. Schläfenhaar und die Finger ihrer r. Hand, an dem Mädchen mit dem Tympanon zwei Finger der r. Hand, an der Flötenspielerin em Stück ihres Bückens.

Eine Alte, deren runzeliges Gesicht in sehr charaktervoller Weise durchgebildet ist, umwandelt feierlichen Schrittes einen Altar und scheint aus der vorgestreckten r. Faust Weihrauchkömer in die darauf brennende Flamme zu werfen. Auf der zurückgestreckten L. hält sie eine Schüssel mit Früchten, während ein Krug von einem Finger der- selben Handherabhängt. Rechts stehteinMädchen, das die Handpauke (Tympanon) schlägt; davor sitzt ein zweites Mädchen, beschäftigt eine gerade und eine krumme Flöte zu blasen. Die Musik, mit der die heilige Handlung begleitet wird, deutet auf einen Kultus vorderasia-

442 VILLA ALBANI. 1897—1901.

tischen Uruprunges, etwa auf den der Kybele (vgL n. 798). Die Aus- führung ist sehr fein. An der Figur der Alten beachte man die merk- würdige Ärmeltracht (die röhrenförmigen Ärmel scheinen nur unter der Achsel mit dem übrigen Gewände zusammenzuhängen). Entapre- chende Beispiele dieser Tracht finden sich auf Darstellungen barba- rischer Völkerschaften, sowie auf etruskischen und hellenistisch- römischen Bildwerken. Heute noch werden derartige Ärmel von den

Bäuerinnen Mittelitaliens getragen.

Barioli Admiianda T. 47. Barbault les plus beaux monuments de Borne pl. 32 p. 52. Zoega II 105. Scbreiber die hellenistischen Beliefbilder T. LXVI. Vgl. Bull, deir Inst. 1845 p. 7. Ann. delV Inst. 1847 p. 200. Braun Buinen und Museen p. 687 n. 80. Schreiber die Wiener Bmnnenreliefs aus Pal. Grimani p. 3, p. 96 n. 79. Bul- lettino comunale XXT 1897 p. 127. Zu der oben geschilderten Ärmeltracht vgl. Pauly-Wisaowa Beal-Bnzyklop&dte III 2 p. 2220 u. Supplement p. 287, sowie die Nebenseiten der etruskischen Aschenkiste in Berlin n. 1271.

1897 (146) Attisches Yotivrelief.

Ergänzt der obere Teil des Grundes mit den Köpfen aller drei Figuren, der 1. und r. Band der Platte mit den entsprechenden Teilen des unteren Bandes, die Brust, der r. Fuß und die 1. Ferse des Adoranten, die 1. Schul- ter der Frau. Pentelischer Marmor.

Rechts stehen Asklepios mid Hygieia, die ihre r. Hand auf die Schulter des Vaters legt, links ein Adorant, kleiner gebildet als die beiden Gottheiten. Der Stil und die frische, wenn auch etwas flüch- tige Ausführung deuten auf das 4* Jahrhundert v. Chr.

Jahrbuch des arch. Institut? 11 1887 p. 107.

1898 (147) Attisches Yotiyrelief.

Ergänzt der r. Band der Platte mit dem darauf befindlichen vier- eckigen Altare. Pentelischer Marmor.

Da die rechts am unteren Ende des Reliefs erhaltene hügelförmige

Erhöhung die für den Heroenkult bezeichnende Altarform war, muß

dieses Belief einem Heros geweiht gewesen sein, den wir uns auf der

verloren gegangenen rechten Seite der Platte dargestellt zu denken

haben. Die erhaltene I. Seite zeigt eine Mädchenfigur, die, eine Schale

in der L., einen Krug in der B., heranschreitet, um dem Heros eine

Spende darzubringen. Der Stil auch dieses Beliefs ist derjenige des

4. Jahrhunderts.

Zoega 1 18. Jahrbuch des arch. Inst. II 1887 p. 109, p. 195. Vgl. Bull, dell' Inst. 1845 p. 4, Ann. 1845 p. 248. Über diel Altarform vgl. Pauly-Wissowa Beal-Enzyklopädie I 2 p. 16d6.

Viertes Zimmer.

1899 (185) Statue der Leda mit dem Sehwan.

Ergänzt die Nase, Teile beider Lippen, der 1. Arm von der Mitte des Oberarmes an mit der Hand und einem ^oßen Teile des Mantels, der r. Arm von der Mitte des Oberarmes an mit der Hand, verschiedene Falten- ränder, die Spitzen der beiden großen Zehen; an dem Schwane Hals und Kopf. Die Oberfläche ist sehr stark geputzt.

Vgl. die Bemerkungen zu n. 804, der weitaus besser gearbeiteten

Wiederholung im kapitolinischen Museum.

Beschreibung Boms III 2 p. 515. O. Jahn archäol. Beiträge p. 2 Anra. 4F. Over- beck Kunatmythologie II p. 491 n. 2.

DIE ZIMMER NACH DER HALLE. 443

Die Plintihe der Statue ist eingelassen in:

1899a eine Basis aus manno bigio; in ihre Vorderseite ist eine Insohrift eingegraben, nach der die Basis einst ein Werk des Athano- doros von Rhodos, des Sohnes eines Agesandros, getragen hat.

Gefunden im Jahre 1717 zu Nettuno in einem großen Gewölbe, daB im Meere versunken lag (Winckelmann GeBchichte d. Kunst X 1 § 11 Anm. Während W. an dieser Stelle und in einem Briefe an Baldoni aus Florenz vom Jahre 1758 Nettuno als Fundort nennt, macht er als solchen in der Vorläufigen Abhandlung von der Kunst d. Zeichnung d. alt. Völker § 133 Porto d'Anzio namhaft; aber die frühere Angabe verdient jedenfalls mehr Vertrauen).

Li die Basis war, wie sich bei ihrer Entdeckung ergab, ,,eine Statue von weißem Marmor eingefüget, von welcher sich ein Stück eines hängenden männlichen Mantels, welches eine Ohlamys war, neben der Base fand; von der Figur selbst war keine Spur zu finden" (Winckel- mann Gesch. d. Kunst a. a. 0.)* Leider ist jenes Chlamysfragment ver- schoUen. Athanadoros und Agesandros sind zwei von den Künstlern der Laokoongruppe (n. 151; s. dort).

Löwy Inschriften griech. Bildhauer n. 203. Kaibel Inscr. gr. Siciliae et Italiae n. 1227.

Fünftes Zimmer. 1900 (204) Gruppe^ Theseus und Minotaurus.

Gefunden 1740 bei Genzano im Terrain der Cesarini (Fea misc. I p. CLII n. 70). B^nzt an der Figur des Theseus die r. Hand mit der Keule und beide Unterschenkel doch sind der r. Fufi und die Zehen des 1. Fußes antik , am Minotaur das 1. Hom und Ohr, der r. Vorderarm bis zum Handgelenke, die 1. Ferse. Vielfach gebrochen.

Die Gruppe ist mittelmäßig ausgeführt, steht aber gewiß zu einem vortrefflichen Originale in Beziehung, das auf attischen Münzen wiederholt ist, vielleicht zu einer auf der athenischen Akropolis be- findlichen Gruppe, die den gleichen Gegenstand darstellte. Zu der mit voller Kraft zuschlagenden Gestalt des Theseus bildet der auf das 1. Knie gesunkene, bereits im Verscheiden begriffene Minotaur einen höchst wirksamen Gegensatz. In sehr charaktervoUer Weise ist der Stierkopf des Ungeheuers behandelt. Er zeigt einen schmerzlichen Ausdruck; die Augen fangen an zu erstarren und sich zu schließen;

die Zunge hängt schlaff aus dem Maule heraus. Vgl. n. 180 u. 1373. Clarac IV pl. 811A n. 2071B. Vgl. Welcker alte Denkmäler II p. 302. O. Jahn arch. Beitrftge p. 266. Braun Buinen und Museen p. 700 n. 04. Arch. Zeitung XXV 1867 p. 31 82. Amdt-Amelung photographiscbe Bimselaufnahmen Serie III n. 704. Monument! pubbl. per cura della r. Acc. dei Lincei VII 1807 p. 302.

1901, 1902 (208, 215) Zwei Seiten eines Altares der Magna Mater und des Attis.

Die beiden Marmorplatten bildeten Vorder- und Rückseite eines Altares, den der Inschrift zufolge ein Augur L. Cornelius Scipio Orei- tus im Jahre 295 n. Chr. zum Andenken an ein von ihm dargebrachtes taurobolium und criobolium der Göttermutter und dem Attis geweiht hatte (die erste Zeile so zu lesen: Matris deum magnae Idaeae et

444 VILLA ALBANL 1903—1906.

Attinis). Auf dem Belief der Haupteeite (mit der Inschrift) sind die beiden Gk)ttheiten dargestellt: Kybele, kenntiich an Turmkrone und Tympanon in der B. hält sie ein Lorbeerzweig, von dem die Enden einer geknoteten Wollenbinde niederhängen (vgL n. 157) , fährt auf einem Wagen, der von zwei Löwen gezogen wird, nach rechts, wo gegen eine Pinie gelehnt Attis in dem nur ihm eigentümlichen Gewände steht; auch er hält mit der L. ein Tympanon und I scheint sich vor der heranfahrenden Göttin zu verbergen. Damit ist j auf die Phase des Mythos, hingedeutet^ in der Kybele auf der Suche . nach dem Geliebten das Waldgebirge durchirrt. Das Pedum, das At- tis als Hirten charakterisiert, steht rechts von ihm am Boden. Auf der Pinie sitzt ein Hahn (Gallus, um auf diesen Namen hinzudeuten, der von den verschnittenen Dienern des Attis auf den Gott selbst über- tragen worden war). Auf der Bückseite ist in der Mitte wieder die hei- lige Pinie dargestellt; in ihren Ästen bemerken wir abermals einen Hahn, dann zwei kleinere Vögel und einen Falken, den Aelian. H. A. 12, 4 das Spielzeug der Göttermutter nennt. An den Ästen hängen zwei glockenartige Erzbecken (die Kymbala, aus denen der Attis- myste trank), die Hirtenflöte des Attis, eine Patera, eine Bäucher- büchse (vielmehr Flötenfutteral?) und ein Henkelgefäß. Unten stehen im Opferomate rechts ein Stier, links ein Widder, die heiligen Tiere der Kybele (Stier) und des Attis (Widder), mit deren Blut bei tauro- bolium und criobolium die Taufe des Gläubigen vollzogen wurde. VgL n. 798, 987, 1233, 1236.

Zoega I 13, 14. Baumeister Denkm. d. Ik. Altertums II p. 800 Abb. 865, 866. Boscher mythol. Lexikon II 1 p. 1671 Abb. 6. Vgl. ebenda I 1 p. 721. CIL VI 605. Fauly-WiasowaKeal-Bnzyklopädie II 2 p. 2260 f.; IV 1 p. 1718 f.; VII 1 p.682. Hepding Attis, seine Mythen und sein Kult p. 88 n. 34. Cumont die orientalischen Beligionen im römischen Heidentum (übers, von Gehrich) p. 81 ff.

Sechstes Zimmer.

1903 (216) Belief» Hypnos.

Ergänzt die Nase und der untere Teil des Körpers von dem unteren Bande des Überwurfes abwärts.

Abweichend von der gewöhnlichen jugendlichen DarsteUung des Hypnos erscheint hier der Schlaf als ein vollsl^ndig bekleideter Greis, der, auf einen Stab gelehnt, stehend schläft. Man würde den Alten für eine Genrefigur halten, wären nicht an seinem Haupte und an seinen

Schultern Flügel angebracht.

Zoega n 03. Hirt Götter und Heroen T. XII 107. Mttller-Wieseler Denkm. d. alten Kunst 11 70, 874. CSonze Heroen- und Oöttergestalten T. 94, 1. Baumeister Denkm. des kl. Altertums I p. 707 Fig. 770. Vgl. 0. Jahn aroh. Beiträge p. 208 Anm. 10. Ann. deir Inst. 1809 p. 33. '^Winnefeld Hypnos p. 19 f. Boecher mythol. Lexikon I 2 p. 2851.

1904 (217) Griechisches Orabrelief, Palästrit.

Brgftnzt die Kaae, die r. Hand, beide Füße, sämtliche Bftnder der Platte.

Der Jüngling, dessen Grab dieses Belief schmückte, ist durch die Striegel (vgl. n. 23) und das Ölfläschchen, die er in der L. hält, als

GARTEN. 445

palästritischen Übungen ergeben bezeichnet (vgl. n. 246). Der Kopf

zeigt kein ikonisches Porträt, sondern einen Idealtypus, der wie der

Charakter der etwas flüchtigen Ausführung auf die attische Kunst des

4. Jahrhunderts hinweist.

Visconti Museo Pio-Clem. III Tav. b III 5 p. 230. Zoega I 29. Vgl. Friedericbf Wolters Bausteine n. 1018.

In die benachbarte Gartenmauer eingelassen:

1905 (226) Belietfragment^ lagernder Herakles.

Das Fragment rührt von einem großen Prachtrelief her, dessen Komposition von der heUenistischen Kunst erfunden zu sein scheint. Die DarsteUung bietet eine antike Parallele zu Gullivers Abenteuer bei den Liliputem. Die riesige Gestalt des Herakles liegt auf der Lö- wenhaut gelagert, den Skyphos in der L. Ein kleiner Mann, sei es ein Satyr, sei es ein Pygmäe, hat, ohne daß der Held es bemerkt, eine Leiter an den kolossalen Becher angelegt und schlürft daraus Wein, indem er sich mit den Fußspitzen auf der obersten Sprosse erhebt. Vgl. n. 1860.

Zoega II 60. Wiener Vorlegeblfttter Ser. III T. XII 4. Schreiber die hellenistischen Reliefbilder T. XXX. Weiteres bei Stephan! der ausruhende Herakles p. (377) 125 n. 4, p. (380) 128— (381) 129. Vgl. Böm. Mittellungen XII 1897 p. 06.

In der zu der Halle des sog. Bigliardo führenden Allee, zwischen dem 4. und 5. Baume:

1906 (276) Sepnlkral-Ara des Quintns CaeeUius Ferox.

Ursprünglich in dem Hause eines gewissen „&igetius" (Kighetti?), der apostolischer Sekretär war. Hierüber und über die weiteren Besitzer dieses Denkmales s. Corpus inscript. lat. VI 1 n. 2188, 2189; Jahrbuch des arch. Inst. VI 1891 p. 164 n. 62a.

Die Ära ist, wie die auf der Vorderseite angebrachte Inschrift be- richtet, dem im Alter von 15 Jahren verstorbenen Quintus Gaecilius Ferox, Huissier des Priesterkollegiums, dem der Kultus des göttlichen Vespasianus und Titus oblag, gestiftet von seinem Vater Marcus Ga- vius Charinus. Hiermit ergibt sich als obere Zeitgrenze für ihre Aus- führung das Jahr 81 n. Chr., in dem die Konsekration des Titus statt- fand. Die r. Nebenseite zeigt eine weibliche Figur, die den 1. Fuß auf das Rad der Nemesis setzt und in der 1. Hand eine Schriftrolle zu hal- ten scheint. Nach der darüber angebrachten Inschrift FATIS . GAE- CILIUS . FEROX . FILIUS personifiziert sie das Schicksal. Der hier namhaft gemachte Ferox ist offenbar identisch mit dem gleichnamigen Jüngling, dessen Asche innerhalb der Ära geborgen war. Ob er bei Lebzeiten anordnete, daß sein Grabstein mit einer den Fata gewid- meten bildlichen Darstellung verziert werde, oder ob sein Vater dem Sohne nach dessen Tode eine derartige Dedikation unterschob, bleibt ungewiß. Auf der 1. Nebenseite sieht man unter der Inschrift SOM- NO . ORESTILLA . FILIA den Schlafgott^ der hier augenscheüüioh als Todesschlaf aufzufassen ist. Der Bildhauer hat ihn dargestellt als

446 VILLA ALBANL 1907—1908.

einen geflügelten Knaben, der schläft, während er die 1. Achsel auf eine umgestürzte Fackel stützt. Orestilla war offenbar die Tochter des Charinus, also die Schwester des Ferox. Ob sie, als der Grabstein ge- stiftet wurde, noch am Leben oder bereits verstorben war, läßt sich nicht entscheiden. Die Buchstabenformen wie die Akzente der Lq-

schrif t und der Stil der Reliefs deuten auf vorhadrianische Zeit.

Zeichnung im Codex Pighisniis (Bei. d. B&chs. Oes. d. Wiss. 1868 p. 208 n. 135). Skizze der r. Nebenseite von Heemskeric (Jahrbuch d. arch. Inst. VI p. 164 n. 62a). Zoega 1 15 (wo p. 63 not. 14 die ältere Literatur zusammengestellt ist). Müller-Wieseler Denkmäler d. alten Kunst 11 73, 941. Vgl. Gerhard Frodromus p. 259 Anm. 64. Stephan! der ausruhende Herakles p. 30 (282). Braun Buinen und Museen p. 699 n. 93. Ann. deir Inst. 1869 p. 33. CIL VI 1 n. 2188, 2189. Über das PriesterkoUegium der Flaviales: Ephem. epigrapMca III p. 21111.

Links eingemauert: 1907 (291) Erotentries.

Vormals im Palazzo Giustiniani. Die Komposition ist in geschickter Weise aus anmutigen, größten- teils von der hellenistischen Kunst erfundenen Motiven zusammenge- setzt. In der Mitte sieht man zwei Eroten im Begriff für einen Ring- kampf Stellung zu nehmen, während hinter ihnen der Kampfrichter steht. Die Palästra, in der die Handlung vor sich geht, ist durch ein am Boden liegendes Sandgefäß (vgl. n. 330, 332, 1153) angedeutet. Fünf andere Eroten sind als Zuschauer des Kampfes gegenwärtig. Der eine steht links von der Bingergruppe und stützt sich mit beiden Händen auf einen Pfeiler, auf dem sich eine Amphora und drei Pal- menzweige befinden, offenbar Gegenstände, die als Kampfpreise die- nen sollen. Drei Flügelknaben sind rechts von der Mittelgruppe auf der Basis und dem Rande eines großen Wasserbeckens gruppiert. Ein anderer steht hinter ihnen und bekundet durch die Bewegung seiner Hände die gespannte Aufmerksamkeit, mit der er das Vorgehen der beiden Ringer beobachtet. In dem zweihenkeligen Gefäße, das vor ihm auf dem Boden, in dem Kruge, der hinter ihm auf einem Tische steht, und in dem über ihm im Felde angebrachten Kranze haben wir Vermutlich wiederum Kampfpreise zu erkennen. Auf der r. Seite wird das Relief durch eine Herme abgeschlossen, wie sie die Alten auf den gymnastischen Übungsplätzen aufzustellen pflegten (vgl. n. 1240, 1290 1296). Die 1. Seite des Frieses zerfällt in zwei Darstellungen. Ein Eros Öffnet eine der zu bakchischen Geheimbräuchen dienenden eisten und deckt hiermit die darin verborgen gehaltene Schlange auf. Unmittelbar daneben fällt ein Eros, durch diesen Anblick erschreckt, auf den Rücken, während zwei andere den Vorgang neugierig aber vorsichtig betrachten, der eine auf einem kolossalen Fruchtkorbe kniend, der andere sich niederduckend. Auf seinem Rücken steht ein fünfter Flügelknabe, der eifrig bemüht ist, so viel Früchte, als er mit seinen Ärmchen umspannen kann, aus dem Korbe zu nehmen. Ein zweiter niedrigerer Fruchtkorb dient zur Füllung des Feldes. Die am

GARTEN. 447

I. Ende des Frieses angebracht« Szene stellt einen Eroa dai, der eine kolossale Silenmaske übergezogen hat und die Hand dnroh denn Mund- äffnangsteokt.VorilunfltehtejnCieBpiele, dem diese Uiuninerei heftigen Schrecken einflößt. Im Hinteiffrande lehnt eine große, mit Binden behangene Fackel. Das Motiv des unter der Silenmaske verborgenen Knaben ist von der antiken Kunst auch statuarisch behandelt worden.

Zeichnung tm Codex Flghlknne (Bei. d. BJkh«. Oce. d. Wlsa. 18«8 p. 210 n. 189). Qalleria Oiiutiniuis n 1S8. ZoegallSO. Tgl. Beuhielbaog Borna III 2 p. 533. Braun Bujnen u. Museeu p. 700 n, 05. Ib. BoCmannlUflHeUlaArcbitekt IVp. 111 (Amelung),

In die Fassade des Bigliardo eingemauert: 1908 (308) OlpsabgnB eIneB Bellets; Herakles^ Pelrltfaoos, Tbe- seus.

ni Or^üul ist in das Miueo TorloDlA alu Lnngam übertrageD. Deut- le eigttiiit eikennbai eind die Eaple du miCtlerBD und dm leobU den Figni, ein giseens Stack ungeBhi In der Mitte dec Platts mit dem I. ToTdenrine des links etebeoden Jflntfinge, beinahe dem guuea i. Anna (vom Blceps abw&rts) der MiCteUlgui, dem Stftcke des FeleeuB, aul den steh die Hand dies« Armes stützt, und dem unteren Teile des Sachen, lernei das r. Knie der Hltteldgni nebit den benachbarten BtOoken Obei-und Unterschenkeli, an dem lacbta Btahendeu IDi^mg dei r. Voi- deiarm mit dem obEren Endo des Stabes, das untere Ende des Scbwertea nebst dem darunter beGndlichen Sttteke des Hanteis, der 1. Hacken (vgl. Aicb. Zeltnug XSXVII iSTfl p. e5 n. 2S7).

Theseus und Peiiithoos wurden, nachdem sie, um Persephone zu entführen, in die Unterwelt eingedrungen waren, von Plnton auf einem Felsen fest^faannt. Als s^ter Herakles in den Hades hinab- Btieg, um den Kerberos zn ho- len, gelang es ihm nach einer VerBion beide Helden auf die Oberwelt zurüokzuführen, nach einer anderen nur Theseus, während Peirithoos gefangen blieb. Unser Relief scheint durch die zweite Version be- stimmt. Rechts stehtTheseua, schon befreit und zum Auf- bruchefertig, ein Schwert Inder L., die R. auf einen langenStab gestütat. Don Typus seines Kopfes kennen wir durch ein im Berliner Museum befindliohee Fragment, das von einer an- deren Kopie derselben Relief- kompoeition herrührt (Fig. 40). j.,^ ,0

Das Gesicht zeigt den Aus- druck einer leisen Trauer, offenbar weil der Held vorraussleht, daß et seinen Freund im Hades zurücklassen muß. Peirithoos sitzt noch

448 VILLA ALBANI. 1909—1911.

an den Felsen gefesselt, wobei der Zwang, dem er unterliegt, durch die Haltung der Beine angedeutet ist. Sein Gesicht haben wir uns mit schmerzlichem Ausdruck dem neben ihm stehenden Herakles zugewendet zu denken. Dieser ist an der ELeule kenntlich, die er in der R. hält, wie an Bogen und Köcher, die zu seinen Füßen liegen. Da sein 1. Vorderarm restauriert ist, läßt sich die ursprüngliche Be- wegung dieses Gliedes nicht mit Sicherheit bestimmen. Vielleicht machte er einen vergeblichen Versuch, auch den Freund des Theseus zu befreien, indem er mit der 1. Hand den r. Arm des Peirithoos faßte, um den Gefangenen vom Felsen abzulösen. Man sollte aller- dings meinen, daß er dann mit der ganzen Figur an dieser Handlung beteiligt sein müßte, während er augenscheinlich ganz ruhig neben dem Sitzenden dasteht; auch ist weder in der 1. Schulter, noch in dem 1. Oberarme irgendeine Spur von Anstrengung zu spüren. Deshalb wird man die Intentionen des Künstlers doch wohl richtiger verstehen, wenn man annimmt, Herakles und Theseus seien bereits davon unter- richtet, daß Peirithoos in der Unterwelt bleiben muß; nur dieser hat noch keine Ahnimg von der furchtbaren Entscheidung und der Tren- nung, die ihm bevorsteht, und wendet sich ungeduldig zu dem Befreier des Freundes um. Vielleicht berührte Herakles mit den Fingerspitzen seiner L. tröstend das Kinn des Unglücklichen. Über der Darstellung lastet, wenn sie so gedeutet wird, eine trübe, schwüle Gewitterstim- mung, wie über den beiden, auch stilistisch verwandten Reliefs n. 1154 und 1883. Man vergleiche das zu beiden Nummern und auch das zu n. 1398 Bemerkte. Daß auch dieses Exemplar bemalt war, geht daraus hervor, daß an den Füßen der drei Figuren die Sohlen aber nicht die Riemen der Sandalen plastisch ausgedrückt sind. Zu dem Schema -der Komposition mittels drei Figuren vgl. n. 1888.

Zoega n 103. I moniimenti del Museo Torlonia riprodotti oon la fototipia T. XCIII n. 377. Baumeister Denkm. d. kl. Altertums III p. 1796 Fig. 1880. Monumenti antichi pubbl. per cura della r. Accademia dei Lincei 1 1892 p. 673 ff. Tav. n. 2 (wo weitere Lite- ratur angeführt ist). Bloch griechischer Wandschmuck (Abbildung auf p. 17), p. 16 ff. (Die hier vorgeschlagene Deutung auf den kranken Fhiloktetes die Mittelfigur , den Herakles und Odysseus zu überreden suchen, die Insel Lemnos zu verlassen, ist in der Philolog. Wochenschrift 1896 p. 668 widerlegt). Eoscher mythol. Lexikon III 2 p. 1789f. Abb. 15. Zeitschrift für bild. Kunst 1902 p. 154 ff. Abb. 6 (in dieser Abbildung ist eine Photographie des Berliner Fragmentes in eine Aufnahme des Eeliefs ohne den Unterarm des Herakles und den Kopf des Peirithoos eingefügt worden; die Abb. ist wiederholt im Mod. Cicerone Rom I p. 336). Petersen vom alten Rom* p. 154 ff. Abb. 122; ders. ein Werk des Fanainos p. 7 ff. Abb. c. Vgl. noch Abhandlungen des arch. epigr. Seminars in Wien VIII 1890 p. 130 ff. Rom. MitteUungen VII 1892 p. 110 ff. Ke- kule von Stradonitz griech. Skulptur' p. 177 mit Abb. des Berliner Fragmentes (man hat dessen Zugehörigkeit zu der Komposition unseres Reliefs auf Grund der verschie- denartigen Haarbehandlung an den Köpfen des Theseus und Herakles in Zweifel ge- zogen, ohne zu beachten, daß beide Spielarten auch an dem Farthenonfriese nebenein- ander zu beobachten sind; vgl. zu dem Kopfe des Theseus den des Knaben auf der am weitesten rechts befindlichen Platte des Nordfrieses. Übrigens waren, nach der Pari- ser Wiederholung des Orpheusreliefs zu urteilen, auf diesem die Haare des Hermes und des Orpheus ebenso unterschiedlich behandelt).

BIGLIARDO. 449

Bigliardo.

Erstes Zimmer.

1909 (317) Wiederholung der Figur des Stephanos (n. 1846).

Brgftnzt die Nase, ein Teil des Oberschftdels und des Halses hinten, beide Arme von der Mitte der Oberarme an, das r. Bein und der 1. Unter- schenkel bis mm £nöcbel, der Stamm bis auf das unterste Stttck, das mit Plmthe und Füßen antik ist.

Die Ansführung ist etwas flüchtiger und die herbe Frische des

archaischen Stiles in noch höherem Grade verglättet als bei n. 1846.

Amdt-Amelung Binxelaufnahmen n. 1093. Vgl. Ann. deir Inst. 1866 p. 62. Ee- kul6 die Oruppe des Künstlers Menelaos p. 26 n. 1.

Zweites Zimmer.

1910 (336) Fragment einer Brunnenmündung oder runden Basis.

Ergänzt die Elöpfe der drei Eroten, der des Fan und die zweier Satyrn nur an dem in die Amphora hineinlangenden Satyr ist der Kopf antik und andoe unbedeutende Stücke.

Wir sehen drei Eroten, von denen der eine auf einem Stiere, der zweite auf einem Bocke, der dritte auf einem Panther reitet. Vor dem Stiere steht ein bocksbeiniger Fan, der aus einer hohen Amphora das für dieses Tier bestimmte Getränk schöpft. Der Bock und der Panther werden jeder von einem Satyr getränkt. Die Symmetrie der Kom- position nötigt zu der Annahme, daß auf dem verlorenen Teile des Marmors ein vierter, ebenfalls berittener Erot dargesteUt war. Die Bedeutung der DarsteUung wird durch ein anderes Belief verständlich, das vier auf Wagen einherfahrende Eroten zeigt, die durch ihre Attri- bute als Vertreter der Jahreszeiten charakterisiert sind. Der Ver- treter des Frühlings lenkt ein Zweigespann von Stieren, der des Sommers eines von Böcken, der Genius des Herbstes einen von zwei Panthern, der des Winters einen von zwei Ebern gezogenen Wa- gen. Wir dürfen demnach auch auf dem albanischen Belief den Stier- reiter zu dem Frühling, den Bocksreiter zu dem Sommer, den Panther- reiter zu dem Herbste in Beziehung setzen und annehmen, daß der ver- lorene Erot als Vertreter des Winters einen Eber ritt. Der am 1. Ende des erhaltenen Teiles dargestellte Satyr, der mit dem r. Arme in eine Amphora hineinlangt, ist offenbar beschäftigt, das für diesen Eber

bestimmte Getränk zu schöpfen.

Zoega II 89. Brunn kleine Schriften I p. 32f. Abb. 11. Vgl. Beschreibung Borns III 2 p. 405 n. 8. Braun Buinen und Museen p.702 n.98. Bull.dell' Inst. 1849 p. 76 76. Boscher mythol. Lexikon III 1 p. 1461. Amelung Vatikankatalog I p. 578.

Sogenanntes Kaffeehaus.

Die halbkreisförmige Halle. Links 1911 (594) Gipsabguß, sogen. Kopf des Alkiblades.

Das Original ist in das Museo Torlonia alla Lungara übertragen. Er- gänxt an dem Originale der 1. Augenknochen, die Nase, die Unterlippe Stücke an der Oberlippe und den Ohren, die Büste.

H e 1 b i g : Führer. II. 3. Aufl. 2 9

450 VILLA ALBANL 1912—1918.

Vgl. n. 88.

I monumenti del Museo TorlOnia riprodotti con la fototipiA T. XVII 67. Vgl. Ann. deir Inst. 186« p. 229 III.

1912 (604) Nackte Eriegerstatue.

Ergänzt beide Vorderarme, der Griff und der untere Teil des Schwertes. Doch ist das Mittelstück der Waffe antik. Der behelmte Kopf (erg. der Helmbtisch, das Visier, Teile der Locken nnd der Wangen, die Nase, die Lippen) ist vom durch ein modernes Einsatzstück mit dem Körper ver- bunden, hinten aber durch einen glatten Schnitt von dem Halse des Kör- pers getrennt; er kann also unmöglich zu diesem gehören, trotzdem beide Teile in Marmor, Ausführung und Größe miteinander übereinstimmen und auch die Wendung des Kopfes zu der Bewegung des Halses am Kör- per paßt.

( Da die Figur in der Stellung wie in den Maßen genau mit dem po- lykletischen Doryphoros (vgl. n. 45) übereinstimmt, ißt ihr Motiv offenbar aus diesem abgeleitet. Die Abänderung beschränkt sich dar- auf, daß dem Jüngling ein Schwert umgehängt ist und die 1. Hand nicht einen Speer schultert, sondern den Schwertknauf anfaßt. Der r. Arm scheint wie am Doryphoros ohne Attribut längs der Seite herab- gehangen zu haben.

Glarac V pl. 833 G n. 2074A. Arndt-Amelung Einzelaufnahmen n. 1099 1101. Vgl. Bull, deir Inst. 1873 p. 10. Jahrbücher des Vereins von Altertumsfreunden Im Bheinland LIII 1873 p. 36 Anm. 2. Ann. dell' Inst. 1878 p. 9 not. 8K. Sitzungsberichte der phil.-hist. Gl. d. bayer. Akademie 1892 p. 674. Furtwängler Meisterwerke p. 423.

Rechts 1913 (609) Gipsabguß, Porträt eines Bömeirs«

Bas Original im Museo Torlonia. Bi^^ftnzt an dem Originale der vor- dere Teil der Nase, das Kinn, Splitter an den Olircn, der Hals, die Büste.

Es stellt dieselbe Persönlichkeit dar wie n, 21. I monumenti del Museo Torlonia T. CXXX 508.

Links 1914 (610) Kopf des Aratos (?).

Ergänzt ein Stück der Stirn, die Nase, Flicken um die 1. Braue, in der r. Wange und dem Bart unter der 1. Wange, die Spitze des Bartes, beide Schultern, die Herme.

Die Benennung dieses schönen, wenn auch nicht fein ausgeführten Kopfes hängt ab von der Deutung eines mit dem albanischen Kopfe übereinstimmenden Porträts, das auf Münzen von Soloi-Pompeiopolis wiedergegeben ist (Band I p. 461 Fig. 19). Man erkannte in diesem Porträt früher den Stoiker Chrysippos und benannte daraufhin unser Exemplar in derselben Weise. Doch scheint jenes Münzporträt und so- mit auch der albanische Kopf vielmehr den Begründer des astrono- mischen Epos, Aratos, darzustellen (vgl. n. 282, 822). Wenn sich der alte Herr wie fröstelnd in seinen Mantel hüllt, so ist dieses Motiv vielleicht daraus zu erklären, daß der Künstler den sternkundigen Dichter darstellen wollte, wie er in der Kühle der Nacht über ein astro- nomisches Problem nachdenkt.

Visconti iconografia greca I T. XXIIIa 4, 6 p. 246. Baumeister Denkmäler des kl. Altertums I p. 395 Fig. 426. Bemoulli griech. Ikonographie I Münztafel II 12; n p. 161 f. u. 155 ff. Abb. 16, 17. Hekler Bildniskunst der Griechen nnd Eömer T. 09. Vgl. Braun Ruinen und Museen p. 704 n. 101. Schuster über die erhaltenen Porträts, griechischer Philosophen p. 22 n. 12. Achäol. Anzeiger V 1890 p. 56ff. (die hier p. 57 ausgesprochene Behauptung, daß eine an dem Klnnbart unseres Kopfes vorhandene

KAFFEEHAUS. 451

Bruchstelle auf eine den Bart berührende Hand schliefien laaae, ist unrichtig. Der Kinnbart zeigt Iceine Bruchstelle. Nur an dem unteren Ende des 1. Schnurrbarts ist ein Splitter herausgebrochen, der jedoch viel zu klein ist» als dafi er sich zu einer da* selbst anliegenden Hand in Beziehung setzen liefie).

1915 (628) Karyatide.

Gefunden zugleich mit n. 16, 1880, 1917. Btgftnit der vordere Band des Ealathos, die Nase, die Lippen, Stücke an den Hftaden wie am Ge- wände» die Füße mit dem aufliegenden Gewandsaume» die Flinthe.

Vgl. n. 16.

Guattani mon. ant. ined. 1788 Settembre T. I. Glarac III pl. 442 n. 808. Böm. Mitteilungen IX 1894 p. 137B Fig. 1. Vgl. Beschreibung Boms III 2 n. 544. Braun Ruinen und Museen p. 705 n. 105 . Friederichs-Wolters Bausteine n. 1556. Furtwftng- 1er Meisterwerke p. 570 Anm. 2. Amelung die Basis des Praxiteles aus Mantinea p. 54.

1916 (633) Kopf eines Jungen Römers aus der Zeit des Augustus

mit übergezogener Toga.

Ergänzt der untere Teil der Nase, die Mitte der Oberlippe, Teile der Toga und die Büste.

Man hat den Kopf früher für Caligula, letzthin mit größerer Wahr- scheinlichkeit für C. Caesar, einen Sohn des Agrippa und der Julia, erklärt.

Bemoulli römische Ikonographie n 1 p. 305 n. 5. Mau statua di Marcello nipote d'Augusto (Napoli 1890) p. 0. Archftol. Anzeiger XXV 1010 p. 582 f. Vgl. Band I p. 452 n. 11.

1917 (725) Karyatide.

Gefunden zugleich mit n. 16, 1830, 1915. Ergänzt der vordere Band des Xalathos, die Nase, das Kinn, der Bumpf von unterhalb der Büste bis zu den Knien nebst den daran anliegenden Teilen der Arme, die längs des r. Unterschenkels herabreichende Faltenmasse, viele Stücke am Ge- wände, der große Zehen des r. Fußes, die Einfassung der Plinthe.

Vgl. 16. Ein Gelehrter hebt mit Recht die auffällige Ver- wandtschaft hervor, die hinsichtlich der Gewandbehandlung zwischen dieser Statue und dem unter n. 29 besprochenen Artemistypus ob- waltet. Der Kopf scheint eine versüßlichte Umbildung desjenigen der knidischen Aphrodite (vgl. n. 310).

Clarac III pl. 444 n. 814B. Böm. Mitteilungen IX 1804 p. 130 ff. Fig. 2 (besonders p. 166 u. 159). Furtw&ngler Meisterwerke p. 570 Anm. 2.

1918 (733) Statue der Aphrodite.

Ergänzt der Hals, beide Arme, die 1. Schulter, ein Stück an der 1. Brust, das Oesftß, vielerlei am Oewande, besonders die Steilfalte, die vom 1. Knie niederhängt, beide Füße, soweit sie nackt sind, mit dem 1. der 1. Unterschenkel, soweit er entblößt ist, endlich fast die ganze Pltnthe. Die Zi^ehörigkeit des Kopfes (erg. die Nase, die Lippen, die 1. Haarschleife, der Schopf) ist ausgeschlossen.

Die Statue ist falsch ergänzt. Sie gab den bekannten Typus der Aphrodite wieder, die mit beiden Händen einen Schild gefaßt hält, um sich darin zu spiegeln. Der Typus, aus dem die Venus von Milo und die Victoria von Brescia abgeleitet sind, ist am vollständigsten ver- treten durch die Aphrodite von Capua im Neapeler Museum, doch ist dieser die hier besprochene Wiederholung in der lebendigen, reichen Be- handlung des Gewandes weit überlegen. Der Schild war augenschein- lich aus Bronze gearbeitet; man hatte nicht für nötig gefunden, Ihn auf

29*

452 VILLA ALBANL 1919—1921.

dem L Oberschenkel, der vollkommen^intakt erhalten ist, irgendwie zu befestigen, da er zwischen dem Berührungspunkte auf dem Schenkel und den beiden greifenden Bünden mit genügender Sicherheit ruhte. Ein Gelehrter hat in dem Typus ohne über- zeugende Gründe eine Schöpfung des Skopcis erkennen wollen; an- dere führen ihn auf Lysippos zurück, dessen Kompositionsart das Motiv des rechten, den Körper überschneidenden Armes in der Tat entsprechen würde. Auch fehlt es nicht an Ähnlichkeiten zwischen einzelnen Gewandmotiven hier und an sicher lysippischen Werken, wie dem Ares Ludovisi (n. 1297) und dem Hermes Lansdowne (Mi- chaelis ancient marbles p. 464 ff. n. 85 mit Tafel); aber sie genügen kaum, um einen sicheren Rückschluß zu gestatten. Der Kopf, den der Ergänzer der Statue aufgesetzt hat^ stammt von einer geringen Wie- derholung der kapitolinischen Aphrodite (n. 803).

Glarac IV pl. 602 n. 1332A. Valentin die hohe Frau von Milo T. IV 10. S. Beinacb röpertoire de la stat. II 2 p. 803 n. 4, 5. Bninn-Bruckmann Denkmäler Text zn n. 593 p. 4f. Fig. 5. Vgl. Bemoulli Aphrodite p. 161 n. 2. Fortwängler Meisterwerke p. 638 Anm. 5.

Rechts 1919 (737) Kopf des Poseidon (?).

Ergänzt ein kleiner Flicken in der Nase, der hintere Teil der auf der r. Seite herabfallenden Haarmasse und die Büste nebst dem Ansätze des Halses (das r. Schlüsselbein ist alt). Oben im Scheitel ein Loch, in dem noch ein Eisendübel steckt (zur Befestigung des Meniskos? Tgl. n. 195, 196) Die Büclcseite ist unregelmäßig zugeschnitten und leicht gerauht.

Der Kopf wurde früher aiiE Zeus gedeutet, weil er eine entschiedene

Familienähnlichkeit mit dem Zeus von Otricoli (n. 288) verrät. Die

Verwandtschaft geht aber keineswegs so weit, daß wir annehmen

dürften, beide Köpfe seien nur verschieden ausgeführte Kopien des

gleichen Originales. Der hier besprochene Kopf zeigt eine größere

Unruhe in den Formen wie im Ausdruck, kleinere Augen,

eine leicht gekrümmte Nase, deren Nüstern stark gebläht sind,

einen verworreneren Fall des Haupt- und Barthaares. Da dieselben

oder ähnliche Eigentümlichkeiten an sicher beglaubigten Typen des

Poseidon (vgl. n. 106, 1188) nachweisbar sind, so fragt es sich, ob

wir nicht in dem albanischen Marmor vielmehr ein Bild des

Poseidon zu erkennen haben, das, wie das Original des Zeus von

Otricoli, von einem Künstler des vorgerückten 4. Jahrhunderts v.

Chr. geschaffen wurde und aller Wahrscheinlichkeit von dem gleichen

Meister, dem wir dieses Original glaubten zuschreiben zu dürfen, von

Bryaxis. An der Art, wie der Hinterkopf angestückt war, erkennen

wir hier die gleiche Technik, die wir bei n. 288 beobachtet haben

(vgl. dort die Bemerkungen auf p. 190 f.).

Overbeck Kunstmythologie II p. 77 n. 6; Atlas I 14. Brunn-Bruckmann Denk- mäler n. 605 (Sieveking). Vgl. Ausonia III 1908 p. 122 f. (Amelung).,

1920 (741) Statue des Herakles.

Erg&nzt die Nasenspitze, ein Teil der 1. Wange, der Nacken und die r. Seite des Halses, der r. Arm his auf den Ansatz, die 1. Hand, der größte Teil der Keule, deren Mittelstück Jedoch antik ist, das r. Bein von etwas

KAFFEEHAUS. 468

über dem Knie an, der 1. Fuß abgesehen von der Ferse, Stttoke am Felle (besonders die r. Franke), beinah die ganze Plinthe. Kopf und Körper bestehen aus verschiedenartigem Marmor; der Kopf kann also nicht zu dem Körper gehören.

Vgl. die Bemerkungen zu n. 108. Da auch der ursprüngliche Kopf des Typus sich nach der 1. Schulter wendete, kann die Ergänzung des r. Armes mit der Schale nicht richtig sein, denn zu dieser müßte der Held emporblicken. Da aber der r. Arm, seinem Ansatz nach zu ur- teilen, sicher erhoben war, können wir vielleicht annehmen, daß die B. damit beschäftigt war, den Kopf mit einem Kranze oder einer geroll- ten Binde zu schmücken, wie wir sie auf dem Kopfe von n. 108 dar- gestellt sehen. Ein derartiger Typus kommt auf römischen Medaillons aus der Zeit des Lucius Veras und des Commodus vor. Das Original war zweifellos in Bronze gearbeitet^ wie wir aus der starken Unter- höhlung des Felles schließen können; dort kam also die Stütze, die der Kopist als großen Köcher gestaltet hat, in WegfaU. Der Kopf, den der Ergänzer dem Körper aufgesetzt hat, gehört zu einer anderen Darstellung des Heros, deren Original im Beginne des 4. Jahr- hunderts V. Chr. entstanden sein muß. Auch dieses Werk war augen- scheinlich in Bronze gearbeitet; die Haupt- und Barthaare sehen wie

ziseliert aus.

Clarac Y pl. 804B n. 2007 A . Furtwängler Meisterwerke p. 574 ff. JTig. 108. Brunn- Bruckmann Denkmäler Text zu n. 600 Fig. 1 (Arndt). Vgl. Beschreibung Boms III 2 p. 549. Braun Ruinen und Museen p. 706 n. 108. Wochenschrift für klais. Philologie 1911 p. 598f . Medaillons mit dem Typus des sich kränzenden Herakles s. bei Graeber roman medaillons in the Brit. Mus. PI. XXZ 1; Froehner Medaillons romains p. 123; Gnecchi medaglioni romani T. 75, 1 ; 77, 1 ; 83, 5 und 6. Eine Statue des HeraUes mit einem Kopfe des Typus, wie ihn der Ergänzer hier verwendet hat, s. in Ky-Carlsberg Glyptotheks antike Kunstvaerker T. XYIII n. 250. Vgl. Arndt a. a. O. Anm. 2.

1921 (744) Archaischer Porträtkopt eines Griechen.

Ergänzt die Nasenspitze, ein Stück des 1. Nasenflügels, ein Flicken an der r. Schläfe, die untere Hälfte des r. Ohres, die Herme.

Die Ausführung zeigt eine solche Frische und Kraft, daß man ge- neigt sein könnte, den Kopf für eine griechische Originalarbeit etwa

aus der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. zu erklaren. Besonders

wirkungsvoU ist die lebendige Behandlung der geöffneten Lippen. Aber durch die Verwendung des Bohrers in den Bartlöckchen verrät sich doch der Kopist. Die Deutung auf Peisistratos, die mit einer angeblichen Ähnlichkeit zwischen dem Kopfe und dem Porträt des Perikles (n. 276) sowie damit begründet wurde, daß in unserer Über- lieferung von einer gewissen Ähnlichkeit zwischen diesen beiden Männern die Bede ist, bedarf heute keiner Widerlegung mehr. Das Original des Kopfes, das wir uns augenscheinlich in Bronze vorzu- stellen haben , ist richtig als eine Schöpfung des myronischen Kreises bezeichnet worden.

Furtwäng'er Meisterwerke T. XX p. 352. Arndt -Bruokmann griech. n. röm. Porträts n. 761, 762. Hekler Bildniskunst der Qiiechen n. BAmer p. YIII T. 2. Vgl. Bull, deir Inst. 1851 p. 87 f. Braun Ruinen und Museen p. 707 n. 110. Lippold griech. Porträtstatuen p. 82.

454 VILLA ALBANl. 1922—1924.

1922 (749) Statue der Eora (Persephone).

Ifirg&nzt an der r. Hand der Zeigefinger, der Daumen und das vorderste Glied des Mittelfingers, der 1. Ann abgesehen von der inneren HUfte des Oberarmes, das dem 1. Ellenbogen benachbarte Stück des herabfal- lenden Ärmels, die äußeren Teile der Flinthe.

Die Auffassung und der Stil lassen darauf schließen, daß diese Statue ein Bronzeoriginal aus dem Kreise des Pheidias, wahrscheinlich ein Werk des Pheidias selbst, wiedergibt. Man hat sie für Demeter er- klärt, weil sie hinsichtlich der Anordnung der Gewänder mit einer auf einem eleusinisohen Belief dargestellten Figur übereinstimmt, die von einigen Gelehrten als Demeter gedeutet wurde. Doch ist die Deutung der BeUeffigur auf Kora die weitaus wahrschein- lichere, und es spricht nichts dagegen, diese auf die albanische Statue zu übertragen. Die Formen wie der Ausdruck des Kopfes, die eng anliegende Haube, die yon der antiken Kunst häufig göttlichen wie sterblichen Jungfrauen beigelegt wird, und die kurzen krausen Locken, die unter der Haube vorquellen, passen besser für eine jung- fräuliche als für eine matronale Göttin. Die r. Hand kann recht wohl eines der für Kora geeigneten Attribute, etwa ein aus Metall gearbei- tetes Blumenbüschel, gehalten haben. Nach dem erhaltenen Teile des 1. Oberarmes ist es wohl möglich, daß die Statue wie die Belieff igur die gesenkte 1. Hand auf eine lange Fackel legte, die oben an die 1. Schulter gelehnt und an der Statue nicht aus Marmor, sondern aus einem an- deren Material, etwa vergoldetem Holze, gearbeitet war. Vgl. n. 989.

Glarac V pl. 936F n. 2264. Overbeck Kunstmythologie III p. 428, p. 446, p. 460 n. 20; Atlas XLV 11. Jahrbuch der Kunstsammlungen des Allerh. Kaiserhauses XII (Wien 1890) p. 72 Fig. 2. Brunn-Bruckmann Denkmäler n. 255. Jalireshefte d. österr. archaol. Instituts XIV 1011 p. 8 ff. Abb. 8, p. 42 Abb. 46, p. 44 f. (zu der Demeterstatue, die Schrader in dieser Arbeit dem gleichen Künstler zuschreiben will, wie die Kora, vgl. die Bemerkungen zu n. 1094). Vgl. Boscher mythol. Lexikon Il;p. 1354. Furt- w&ngler Meisterwerke p. 100. Kekule von Stradonitz ttber Kopien einer Frauenstatue aus der Zeit des Pheidias (Berlin 1897) p. 26ff., p. 36 Anm. 32. Furtwftngler ^echi- sehe Originalfitatuen aus Venedig p. llff. (Abhd. d. bayer. Ak. d. Wiss..!. Gl. XXI, Bd. II. Abt. p. 285 fF.). Arndt- Amelung Einzelaufnahmen, Serie II p. 39 zu n. 497. Bonner Jahrbücher Gl 1897 p. 162. Pauly-Wissowa B«alenzyklopftdie Supplement I p. 291 Nachtrag zu S. 2320, 20. Der Kopf: Amdt-Amelung Einzelaufnahmen n. 1115 16. Jahresh. d. österr. arch.Xnst. a.a. 0. p. 11 Abb. 13, 14. Über das eleusinische Belief: Friederichs-Wolters Bausteine n. 1182. Boscher mythol. Lezilcon II p. 1847 ff. Athen. Mitteilungen XX 189^ p. 247 ff. Wochenschrift für klass. Philologie 1904 p. 903. Svoronos das athen. Nationalmuseum I T. XXIY, XXV p. 106 ff. Furtwängler-TJrlichs Denkm. griech. u. röm. Skulptur Handausgabe (3. Aufl.) T. 13 p. 46 ff. Jahresh. d. österr. arch. Inst. a. a. O. p. öff. Abb. 4.

Durchgang zu der Galleria del Canopo. Im r. Seitenraum:

1923 (711) Sehwebende Mädehenfigur.

Nach Glarac, Texte m p. 74, gefunden in der tiburtiner Villa des Hadrian. Erg&nzt von Cavaceppi beide Arme, Stücke beider Brüste, der 1. Unterschenkel mit dem Knie, der halbe r. Fuß, vielerlei am Gewände, der größte Teil der Plinthe. An dem Kopfe erg. fast die ganze Stephane, die Nasenspitie, die hinter den Oliren herabfallenden Locken, deren Ans&tze aber erhalten sind, und der Nacken nebst dem Haisansatze; der Kopf ist •antik, gehört aber nicht zu dem Körper.

DURCHGANG ZU DER GALLERIA DEL CANOPO. 456

Dargestellt ist ein herabschwebendes Mädchen, dessen Gewänder durch die Luftströmung gebauscht und in zahlreiche Falten gebrochen werden. Die Statue geht offenbar auf ein bedeutendes Original zurück. Das schwierige Motiv des Herabschwebens ist in der glücklichsten Weise wiedergegeben und macht einen um so natürlicheren Eindruck, als der Stamm, der die Figur mit der Plinthe verbindet^ größtenteils durch das Gewand und die Füße bedeckt \iard. Das Faltenspiel zeich- net sich, durch Reichtum wie durch Klarheit aus. Die für die Statue vorgeschlagenen Deutungen auf Hera oder Lis brauchen heute nicht mehr widerlegt zu werden. Vielleicht hatte Cavaceppi recht, wenn er in der Figur eine Selene vermutete, obwohl er mit der Fackel, die er der Göttin in die R. gab, keinesfalls das Richtige getroffen haben kann. Man würde vielmehr an Selene zu denken haben, wie sie zu Endymion herabechwebt (vgl.n. 18, 795, 807). Der der Statue aufgesetzte Kopf erinnert an praxitelisohe Kunstweise, ist aber, wie die Inno Ludovisi, mit dem Schöpfe der iulisch-claudischen Epoche ausgestattet; auch hat er mit jenem Werke den Schmuck der geknoteten wollenen Binde am unteren Rande des Diadems gemein (vgl. n. 1305).

Raffei osservazioni sopra alcuni monumenti esistenti nella villa Albani diss. VII T. II p. 125 flf. Clarac in pl. 416 n. 719, pl. 416 n. 719A. Der Kopf: Amdt-Ameluiig Emzelaufnahmen n. 1121, 1122. Y^. Bull, dell' Inst. 1849 p. 71, Ann. 1852 p. 230. Biaun Briiinen und Museen p. 709 n. 112. OTerbeck Kunstmythologie in p. 202 Anm. 65. Furtwängler Meisterwerke p. 558 Anm. 1.

1924 (706) Relief, Theseus und Aithra.

Der Jesuit Yulpius sah dieses Eelief 1732 in einer bei Ostia gelegenen Vigna und veröffentlichte es nach einer ganz ungenauen Zeichnung in seinem Werke Vetus Latium profanum vol. VI (Romae 1734) T. 15. Als Winckelmann 1763 einen Ausflug nach Ostia imtemahm, fand er das Be- lief, wie es scheint, in derselben Vigna wieder (Winckelmann Briefe an Bianconi § 35, 26. März 1763, Werke Bd. II, Stuttgart 1847, p. 214. Fea miac. I p. CLXXXXI n. 3) und publizierte es genauer als sein Vorgftnger in den Mon. ant. ined. T. 96, 11 p. 130. Ergänzt an dem ersten Mädchen von links der £opf abgesehen von dem untersten Stücke, die 1. Hand mit einem Stück des Felsens und der r. Arm, an dem folgenden Mädchen das halbe Gesicht und ein Stück des Hinterkopfes, an der Figur des Theseus beinah das ganze Gesicht, der r. Vorderarm doch ist die r. Hand antik und der r. Fuß, an dem rechts von dem Felsen stehenden Mädchen der Kopf und die r. Hand, an der folgenden Matrone der vordere Teil des Schädels, die Stirn, die Augen, die Nase, die Lippen, an dem neben ihr befindlichen Jüngling der obere Teil des Schädels, die Stirn, der 1. Arm mit der Hand bis auf vier der Finger, der Griff des Schwertes, das 1. Bein von der Mitte des Oberschenkels abwärts, an dem Grunde die 1. obere Ecke. Ein Bruch geht durch den Hals der Matrone und dann lmk& von ihr abwärts durch den Fuß des weiter links stehenden Mädchens. Das Gesicht des rechts stehenden Jünglings ist ganz überarbeitet. Schlechte Arbeit.

Als Aigeus die von ihin schwangere Aithra in Troizene zurückließ, barg er seine Schuhe und sein Schwert unter einem Felsblock und be- fahl seiner Geliebten, falls sie einen Sohn gebäre, diesem nicht eher mitzuteilen, wer sein Vater sei, als bis der Jüngling sich fähig gezeigt habe, den Felsblock abzuwälzen; dann solle sie den Sohn nach Athen schicken und ihm die Schuhe und das Schwert als Erkennungszeichen

456 VILLA ALBANI. 1926—1928.

mitgeben. Auf der 1. Seite der Platte ist Theseus dargestellt, wie er in Gegenwart zweier troizenischer Madchen das von seinem Vater ▼erlangte Probestück vollzieht. Der Kraftaufwand, den er dabei ent- faltet, ist mit der Gewandtheit und Anmut verbunden, wie sie im be- sonderen die attische Gymnastik in dem Jünglingskörper entwickelte. Die rechts dargestellte Szene ist bald auf Aigeus gedeutet worden, der Ai- thra in Gegenwart von zwei Mädchen, etwa Dienerinnen, über das von seinem zi^ünftigen Sohne zu fordernde Probestück unterrichtet, bald auf Theseus, wie er, im Begriff die Reise nach Athen anzutreten, von seiner Mutter Abschied nimmt. Diese Erklärung ist die wahr- scheinlichere, da der neben Aithra stehende Jüngling die größte Ähn- hchkeit mit dem auf der anderen Seite dargestellten Theseus zeigt. Der scheibenförmige Gegenstand, auf den er den r. Fuß setzt, ist of- fenbar identisch mit der häufig auf kampanisohen Wandbildern wiedergegebenen Walze, deren sich die Alten zur Ebenung von Wegen, Spielplätzen und zu ähnlichen Zwecken bedienten.

Zoega I 48. Millin gal. myth. pl. 128, 482*. Hirt Götter und Heroen T. 38, 825. Ouigniaut rel. de l'ant. pl. 106, 606. Arndt-Amelung Einzelaufnahmen n. 1126. Vgl. Braun Ruinen und Museen p. 710 n. 113. Arch. Zeitung XXVn 1860 p. 107.

Im 1. Seitenraume:

1925 (641) Statue des Marsyas.

Ei^änzt die Käse, ein Teil der r. Braue, beide Beine von der Mitte'der Obersotaenlcel abwärts und beide Arme vom Biceps bis unweit der Hand- wurzeln. Die antiken Teile sind Ton modemer Hand mehr oder minder übergangen.

Wie an allen aus weißem Marmor gearbeiteten Marsyas -Statuen erscheint auch an dieser das pathologische Element weniger scharf betont und die Charakteristik weniger naturalistisch, als an den Exem- plaren, die in phrygischem Marmor (paonazzetto) ausgeführt sind. Vgl. n. 951.

Overbeck Kunstmythoiogie IV p. 476 n. 1; Atlas XXVI 25.

Galleria del Canopo.

1926 (698) Büste eines Barbaren.

Ergftnzt der Vorderteil der Käse, Stficke an den Ohren, der größte Teil der Büste, das Schnauzenstlick und die Pfoten des Fantherfelles.

Die Büste ist das Porträt eines Barbären, der nach dem wolligen

Haare, dem breiten, flachen Gesicht und den dicken Lippen eine starke

Beimischung von Negerblut hatte und dessen afrikanische Herkunft

durch das über die 1. Schulter geworfene Pantherfell bestätigt wird.

Der Mann mag sich als Gesandter oder Geißel in Rom aufgehalten

und bei dieser Gelegenheit seine Porträtbüste bestellt haben. Die

Weise der Ausführung deutet auf vorhadrianisohe Zeit; die Locken

am Vorderkopfe sind behandelt, wie an den weibhchen Porträtköpfen

aus der Zeit der Flavier.

GALLERIA DEL CANOPO. 457

Amdt-BruokmAim griech. u. löm. Fortitts n. 720, 780. Vgl. Berichte der iftchs. OesellAchaft der Wissenschaften 1868 p. 136.

1927 (696) Mosaik, Befreiung der Hesione.

Gefunden 1760 in Atinn (bei Aipino) Im Neapolitanischen. Telamon geleitet die befreite Hesione von dem Felsen herab, an den sie angeschmiedet war, um dem Meerungehener als Opfer zu dienen. Dabei steht Herakles, der mit seinen Pfeilen das l^er getötet hat, in selbstbewußter Haltung, die R. auf die Keule gestützt, seinen Bogen und zwei Pfeile in der L., wahrend vom der von einem Geschosse durchbohrte Kopf des Ungeheuers aus dem Meere hervorragt. Der viereckige, giebelförmig zugespitzte Gegenstand, der neben Hesione auf dem Boden steht, ist ein Toilettenkästchen. Wir begegnen einem solchen auf kampanischen Wandgemälden sowohl neben der ausge- setzten Hesione wie neben der in gleicher Lage befindlichenAndromeda. Mit dieser Erklärung stimmt auch der Spiegel, .der auf unserem Mosaik an den hinter Hesione hervorragenden Felsen angelehnt ist, sowie das Salbfläschchen vor ihr. Es sind dies Gegenstände, mit denen man Leichen von Mädchen und Frauen im Grabe zu umgeben pflegte, und ihre Beifügung auf dem Mosaik erklärt sich daraus, daß Hesione wie Andromeda als dem Tode geweiht galt. Die männlichen Figuren erinnern in ihrer beweglichen Haltung an lysippische Typen, in den etwas theatralischen Posen an den Apollon vom Belvedere (n. 157); die Figur der Hesione ist dem Typus der Venus von Capua (n. 1918) verwandt. All diese Parallelen weisen in die gleiche Zeit, in die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. Augenscheinlich gibt also das Mosaik ein Gemälde dieser Epoche wieder. Auffallend ist, wie stark die perspektivische Verkleinerung der einzelnen Figuren im Verhält- nis zu ihrer Entfernung vom Beschauer übertrieben ist. Sehr fein sind in der Komposition die verschiedenen Farben, Licht und Schat- ten benutzt, um die einzelnen Teile im Gleichgewicht zu erhalten. In der Zeit, auf die sich das Original des Mosaiks zurückführen läßt, hat Antiphilos aus Ägypten eine Hesiona nobiMs gemalt (Plin. n. h. XXXV 114); aber es fehlt uns jeder weitere Anhalt, das Mosaik mit dieser Überlieferung in Zusammenhang zu bringen, zumal seine Kom- position wohl einen geschickten, aber keineswegs einen bedeutenden Eindruck macht.

Winckelmann monum. ant. ined. T. 66, II p. 90 92. Miliin gal. myth. pl. 116 n. 443. Hirt Götter und Heroen T. XXX 266. Guigniaut rel. de l'ant. pl. 282, 663. Vgl. Be- schreibung Borns III 2 p. 554. Welcker alte Denkm. II p. 302. Braun Ruinen und Mu- seen p. 718 n. 124. Die Wandgemälde: Heibig Wandgemälde der vom Vesuv verschttt- teten Städte Gampaniens n. 1132 (Altas XIV), 1183, 1187. Vgl. Ann. dell' Inst. 1872 p. 116ff. Bodenwaldt die Komposition der pompej. Wandgemälde p. 80f.

1928 (682) Ibis (?) ans rotem Mamor (rosso antioo).

Ergänzt der Kopf mit der Schlange, der Hals, der Sehwanx, der unter dem Sch¥ranze befindliche Felsen, die Beine, wahrscheinlich auch die Klauen und die Flinthe.

458 VILLA ALBAKL 1929*-1982.

Die Wahl des roten Marmors ist vielleicht durch die Farbe, die

der dargestellte Vogel in der Natur hat, bestimmt, die Ausführung

sehr delikat.

Beschreibfing Koms m 2 p. 497 n. 19. Braun Euinen und Museen p. 715 n. 118. Amelung Vatikankatalog II p. 330 n. 112.

1929 (684) Atlas den Himmel tragend.

Antik sind nur der obere Teil des Atlas von dem unteren Ende der Brust an (daran ergänzt Nase und Stirn, der r. Arm mit der Hand, swei Finger der 1. Hand), das auf seinem Bücken aufliegende Viereck, in dem Phosphoros und Hesperos (Morgen- und Abendstem) dar- gestellt sind, und die unmittelbar an dieses Viereck ansetzen- den Zeichen des Tierkreises, links das der Jungfrau (ergänzt der Hopf und die vordere Hälfte des r. Unterarmes mit dem benachbarten Teile des Gewandes), rechts das der Wage. Doch genügen die erhaltenen Teile, um zu erkennen, daß der Himmel nicht als Globus, sondern als eine von dem Zodiacus umgebene Scheibe gebildet war. Phosphoros und Hesperos erscheinen als Jünglinge, jeder mit einer Fackel in den Händen und mit einem Sterne über dem Haupte. Jener schwebt aufwärts mit emporgerichteter, dieser abwärts mit gesenkter Fackel. Das Sternbild der Wage ist durch eiuen Jüngling vergegenwärtigt, der in der gesenkten B. eine Wage hält (ergänzt die i. Hand und der r. Arm von etwas über dem BUenbogen abwärts; doch ist das Attribut antik). Andere volltändiger erhaltene Darstellungen des Zodiacus haben als Mittelpunkt entweder einen thronenden Zeus oder einen den Sonnenwagen lenkenden Helios. Der Ergänzer unseres Marmors hat sich für das erste dieser beiden Motive entschieden imd in das Kund eine stark ergänzte, nicht zugehörige Zeusfigur eingesetzt.

Ouattani mon. ant. ined. per l'anno 1786 Luglio T. III p. 53 56. Zoega U 108. Mttller-Wieseler Denkmäler der alten Kunst II 64, 823. S. Seinach r^pertoire de la stat. II 2 p. 424 n. 4. Thiele antike Himmelsbilder p. 25 Fig. 3. Vgl. Baoul-Sochette me- moire sur les repr^sentations flgur6es du personnage d' Atlas p. 67 f. Braun Ruinen und Museen p. 712 n. 116. Gerhard gesanuuelte akademische Abhandlungen I p. 20, p. 48 n. 2. Gaedechens der marmorne Himmelsglobus zu Axolsen p. 8, p. 35 n. 3.

1930 (685) Tlerseitige Basis, Gotterzug.

Die Basis befand sich bereits im sechzehnten Jahrhundert über der Erde, da sie im Codex Pighianus gezeichnet ist (Berichte der sächs. Ges. der Wissenschaften 1868 T. V 4 p. 103 n. 77). Ergänzt die beiden unteren Vorderecken, das Gesicht und der j. Arm des Dionysos, der Kopf und der r. Arm des Hermes doch sind zwei Finger und der Gaduceus antik , die ganze hinter Hermes schreitende Figur abgesehen von einem Stücke des 1. Vorderarmes. Die Zeichnung des Pighius gibt Hermes mit einem bärtigen Hopfe wieder. Die Beliefs sind an mehreren Stellen von moderner Hand überarbeitet, namentlich an der Figur des Dionysos, die in jener Zeichnung üb^ dem kurzen Chiton nicht mit einem Panzer, sondern mit einer Nebris bekleidet erscheint.

Die Darstellung wird gewöhnlich auf die Hochzeit des Zeus und der Hera bessogen. Man vermatet, daß der vor dem 1. Knie der Arte- mis erhaltene Grewandzipfel von Apollo herrühre, der, das Hoch- zeitslied vortragend, den Zug eröffnete, und daß die zwei Fackeln

GALLERIA DEL CANOPO. 459

haltende Artemis als Brautführerm aufzufassen sei. Die hinter Arte- mis schreitende matronale Göttin, die ein Zepter in der B. hält, wird auf Leto, Tethys oder Bhea gedeutet. Es folgen Zeus mit Donner- keil und Vogelzepter, Hera, die den Kopf züchtig neigt und den über ihren Hinterkopf herabreiohenden Mantel in archaischer Weise mit der L. längs der Wange vorgezogen hält, dann Poseidon mit dem Dreizack, Demeter mit Zepter und einem Strauße von Mohnblumen und Ähren, Dionysos mit dem Th3n:sos, Hermes mit dem Caduceus. Die hinter dem Letztgenannten vorschreitende Figur, von der sich nur ein Stück des 1. Vorderarmes erhalten hat, wird Hestia gewesen sein, die in ähnlichem Zusammenhange mit Hermes gepaart zu werden pflegt. Doch ist die Deutung auf den Hochzeitszug des Zeus imd der Hera keineswegs zwingend. Der Bildhauer würde, falls er diesen Vorgang darstellen wollte, das Brautpaar in sehr ungeschickter Weise auf zwei Seiten der Basis verteilt haben. Außerdem wissen wir weder, ob auf der fehlenden vierten Seite eine Weihinschrift oder andere an dem Zuge teilnehmende Götterfiguren angebracht waren, noch wie- viel von den beiden dem verlorenen Stücke benachbarten Seiten fehlt. Unter solchen Umständen scheint es geraten, sich mit der allgemei- neren Benennung eines Götterzuges zu begnügen. Die Ausführung

ist flau, die Nachahmimg des archaischen Stiles stark gekünstelt. Zoega II 101. Welcker alte Denkmäler II T. 1 p. 14 26. Overbeck Kunstmytho- logie n p. 22 n. 5, m p. 174G (wo weitere Literatur angeführt ist), p. 402 /i^ /Atlas I 4, X 29. Vgl. Hauser die neu-attischen S«lieis p. 62 n. 91, p. 171.

1931 (676) Eolossalkopf des Sarapis ans grünem Basalt.

Erg&mst der obere Band des Modius, Splitter am Haare, die Nasen- spitze, der 1. Schnurrbart, der untere Teil des Oesit^tes vom Munde ab- wärts, viele Flicken im Hinterkopfe, die Büste.

Das antike Kopffragment stammt von einer vorzüglichen Wieder-

holmig des Typus, über den wir miter n. 237 gehandelt haben. Der

Kopist hat für seine Arbeit den dimkelgrünen Basalt gewählt, um

damit die düstere Hauptfarbe des Originales, der kolossalen Särapis-

Statue des Bryaxis im Sarapeion zu Alexandreia, nachzuahmen. Der

Modius ist mit drei Olivenzweigen in Relief verziert. An einer anderen

Wiederholung des gleichen Typus im Qarten des Palazzo Barberini

sehen wir an gleicher Stelle ein Bäumohen und zwei Ähren. In beiden

Fällen haben wir augenscheinlich nur Auszüge aus dem reicheren

Schmucke des viel größeren Modius an dem Originale zu erkennen.

Vgl. femer n. 288, 298, 770, 1919.

« Overbeck Kunstmythologie II p. 310, 10; Atlas III 14. Vgl. Bevue archäologique 1903 n p. 192f. n. 14.

1932 (668) Jünglingstorso«

Der Torso scheint nach der zarten Körperbüdung und den auf die Schulter herabfallenden Locken von einer Apollonstatue herzurühren. Er zeigt die großartig-einfache, noch eine gewisse Strenge bekundende

460 VILLA ALBANL 1938—1984.

Formengebung, wie sie der attischen Kunst in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts zu eigen war. Augenscheinlich haben wir es mit einer

vortrefflichen Kopie nach einem Bronze-Originale jener Zeit zu tun.

Amdt-Ameluxig Einzelaufnahmen n. lOdS. Vgl. Sauer das sogenannte Theseion p. 219 Anm. 1.

1933 (662) Statue der Artemis.

Ergänzt an der Figur der Göttin der r. Arm, d«c 1. Zeigefinger und Daumen, der vordere Teil des r. Fußes, an dem Tiere der Kopf, die Vorder- beine, die untere H&lfte des 1. Hinterscher^els, auBwdem beinahe die ganze Plinthe. Der der Statue aufgesetzte Kopf (ergänzt (Ue Nase, sowie das Bruststück mit dem Halse) ist antik, aber nicht zugehörig.

Die Statue, deren einfach-strenger Stil auf ein attisches Original etwa aus der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. zurückweist, wird mit größter Wahrscheinlichkeit für Artemis erklärt. Auf diese Göttin passen sowohl die jungfräulichen Formen des Körpers wie die Attri- bute. Der seitwärts gestreckte r. Arm war offenbar auf einen stab- artigen Gegenstand, einen Speer, ein Zepter oder eine hohe Fackel, gestützt. Daß man das auf der L. ruhende Tier richtig als Hirschkalb ergänzt hat, beweisen der schlanke Leib und die erhaltene r. Hinter- klaue, die gespalten erscheint. Wenn die Göttin das Hirschkalb auf der Hand hält, so erklärt sich dies einerseits daraus, daß Artemis nicht ausschließlich als Jägerin sondern auch als Schirmerin der Waldea- brut verehrt wurde, und anderseits daraus, daß die noch unfreie griechische Kunst die heiligen Tiere in möglichst enge Beziehung zu den Gottheiten zu setzen liebte (vgl. n. 1548). Ein Fragment einer besseren Wiederholung der Figur, vielleicht des Originales, be- findet sich im lateranischen Museum (vgl. in diesem Bande p. 5). Der der Statue aufgesetzte, antike aber nicht zugehörige Kopf rührt von einer Wiederholung des praxitelischen Sauroktonos her (vgl. n. 191, 1852).

Clarac II pl. 678F n. 1621 B. Gerhard antike Bildwerke T. 12. Boscher mythol. Lexikon I 1 p. 506, abgebildet p. 562. Brunn-Bruokmann Denkmäler griech. u. röm. Skulptur n. 606. Vgl. Winckelmann mon. ant. ined. II p. 84. Beschreibung Borns m 2 p. 551. Gerhard Prodromus p. 179 ff. Stephan! compte-rendu pour 1863 p. 221 Anm. 5. Bull, dell' Inst. 1868 p. 87. Furtwängler Heisterwerke p. 48. Klein Praxi- teles p. 110 n. 6.

1934 (663) Mosaik, Gelehrtenversammlung.

Gefunden zu Sarsina in Umbrien. Das Mosaikbild, das eine Versammlung von sieben Gelehrten um einen am Boden stehenden Globus darstellt, geht auf ein ähnliches Original zurück wie ein besser ausgeführtes und erhaltenes Exem- plar, das im Jahre 1896 bei Pompei entdeckt wurde und beistehend unter Auslassung des Rahmens (Fig. 41) abgebildet ist. Die Haupt- unterschiede, die zwischen den beiden Büdem obwalten, sind fol- gende: Auf dem albanisohen Exemplare erscheinen der erste und der vierte Gelehrte von links bartlos, wogegen das pompeianische alle sieben mit Vollbärten wiedergibt. Während der am linken £nde

QÄLLEBIA DEL CANOPO. 461

der Gruppe dargestellte Mann auf dem hiesigen Bilde in der gesenkten R. eine Schlange hält, streckt er auf jenem die r. Hand halb geöffnet nach vorwärts 1 dabei legt or seine i. Hand auf die r. Schulter des vor ihm sitzenden Gelehrten.*) Der dritte Mann von links ist auf

dem albanischen MesaiS untätig dasitzend und ohne Attribut dar- gestellt. Hingegen hält ei auf dem pompeianisehen einen abwärti

_ .1« woüo er gl. _,

Oruppe bbidber; in seiner BBwegnng liegt etwa BlUende links deutet mit seiner Beeilten la dem recl

aber ■einen Kopl lU dorn in seinen UOckea Stallenden ui_. _ . .. , _

wie man angenommen hat, auT lelne rechte Hand, soadern In der filchtung anl den Qlobui. Dabei (cbeint In der Art selnet- Eopbislgung etwas Oetwungenea, ein ■tCiTlges Elneeben eigenen Unrecht« xa liegen. Fislllch rühren ans diese Beobaeh- tungen inntdut nicht «elter, aber ee scheint elcb doch um eine Daratellong be- ■Ummtei WldenprUDhe iirischen elnielDen PWtmatbea in handeln.

462 VJLLA ALBANI. 1984.

gerichteten Stab und scheint damit etwas in den Sand zu zeichnen; dabei ist sein Blick auf den Globus gerichtet. Der am weitesten rechts dargestellte Gelehrte deutet auf dem hiesigen Bilde mit einem Stabe, den er in der B. hält, auf den Globus, wogegen er auf dem pom- peianischen in der L. eine Schriftrolle hält und deren oberes Ende mit der R. berührt. Beide Bilder zeigen hinter der dritten Figur von rechts eine von einer Säule getragene Sonnenuhr. Auf dem albanischen ist rechte im Hintergrunde eine Gruppe von Ge- bäuden, auf dem pompeianischen ein mit Gebäuden bedeckter Hügel sichtbar. Während sich auf dem hiesigen Mosaik hinter den beiden am weitesten links dargestellten Figuren ein von zwei Pfeilern ge- stützter Architrav erhebt, auf dem drei weitbauchige, mit Deckeln versehene Gefäße stehen, erscheint dieses Motiv auf dem pompeia- nischen Mosaik erweitert und verdeutlicht durch die Beifügung eines Baumes, von dem aus sich ein gewaltiger Ast in den zwischen den beiden Pfeilern vorhandenen Raum erstreckt. Es handelt sich dem- nach um ein ländliches Heiligtum, in dem ein Baum als Kultusobjekt dient, ein Motiv, das erst von der hellenistischen Kunst, aber von dieser sehr häufig zur Darstellung gebracht wurde (vgl. n. 1847). Wenn nun ein intelligenter Mosaikarbeiter, der über die Authentizität , des albanischen Exemplares befragt wurde, den Verdacht geäußert hat, daß die Dinge, in denen dieses von dem pompeianischen Bilde abweicht, ihren Ursprung durchweg oder wenigstens zum größten Teil einer modernen Restauration verdanken könnten, so scheint diese Annahme doch zu weit zu gehen. Die Abweichimgen sind zu erheb- lich, imd nicht alle lassen sich so ohne weiteres, wie die Schlange in der R. des links stehenden Mannes, dem Unverstand eines moder- nen Restaurators zur Last legen.*} Vorsichtiger wird es sein, die beiden Mosaike auf zwei verschiedene Originale verwandter Art zu- rückzuführen. Auf beiden wäre eine Versammlung von Gelehrten in der gleichen Umgebimg dargestellt gewesen. Jedenfalls aber müssen wir die Beurteilung beider Denkmäler notwendig auf das pom- peianische basieren, da wir nur bei diesem sicher sind, daß es durch keine moderne Restauration modifiziert ist. Zunächst beweist die individuelle Charakteristik der Figuren, daß das Original in der heUenistisohen oder in der griechisch-römischen Periode gestaltet ist, eine Annahme, die in dem spezifisch hellenistischen Motive des heiligen Baumes eine Bestätigung findet. Hinsichtlich der Bedeu- tung des Bildes sind verschiedene Ansichten dargelegt worden. Einige Gelehrte erkennen darin eine Komposition, die ähnlich, wie Raphaels

*) Man vergleiche den links Sitzenden mit der Statue des sog. sitzenden De- mostheneii im Louvre (Clarac 283, 2090 A; Bemoulli griech. Ikonographie II p. 71 n. 16), einer Bronze in Paris (S. Beinach r^pertoire de la stat. II 2 p. 029, 6) und einem Wandgemälde aus Hercnlanum (Le antiehitj^ di Ercolano II tav. 25 links).

GALLERIA DEL CANOPO. 463

Schule von Athen, die Hauptvertreter der griechischen Philosophie, ohne Rücksicht auf ihre Zeit und Heimat, zusammenstellt, und schlagen für die sieben Figuren von links nach rechts folgende Be- nennungen vor: Zenon (der Stoiker), Aristoteles, Pythagoras, Epi- kur, Piaton, Sokrates, während hinsichtlich der am r. Ende des Bildes dargestellten Figur die Deutung arischen Theophrast, Pyrrhon und Kameades schwankt. Wir kennen Porträts von dem Stoiker Zenon (vgl. n. 282), Epikur (n. 283, 831), Piaton (n. 261), Sokrates (n. 809 bis 811, 1884), Theophrast (n. 1881) und vielleicht auch dasjenige des Kameades (vgl. n. 812). Die Typen des Zenon, Epikur, Sokrates, Theophrast und Kameades sind aber von denen der Figuren, die man auf dem Mosaik für diese Philosophen erklären will, durchaus ver- schieden. Zwischen dem Porträt des Piaton und dem Kopfe der dritten Figur von links ist allerdings eine gewisse Ähnlichkeit vor- handen. Doch scheint sie nicht schlagend genug, als daß die Identi- fizierung für gesichert gelten dürfte. Andere Gelehrte halten an der Deutimg dieser Figur auf Piaton fest, nehmen jedoch an, daß er nicht mit den berühmtesten Vertretern der griechischen Philosophie gruppiert, sondern, umgeben von seinen Schülern und Anhängern^ in der athenischen Akademie dargestellt sei. Da man nun glaubte annehmen zu dürfen, der vermeintliche Piaton sei damit beschäftigt, eine geometrische Figur in den Sand zu zeichnen, meinte ein Ge- lehrter, daß eine derartige Handlung auf den Verfasser desTimaios recht wohl passen würde. Da aber der Blick des „Piaton" auf den Globus gerichtet ist, kann es sich nicht um eine einfache geo- metrische Deduktion handeln, sondern um eine astronomische Unter- suchung. Auch irrt derselbe Gelehrte, wenn er in dem mit der länd- lichen Kapelle verbundenen Baume einen der heiligen Ölbäume des Akademoshaines erkennen will; denn die Stilisierung dieses Baumes deutet keinesfalls auf einen Ölbaum, sondern eher auf eine Platane. Der Archäolog, der zunächst das Mosaikbild auf die athenische Aka- demie bezog, macht mit Recht auf die Ähnlichkeit aufmerksam, die zwischen dem Kopfe der zweiten Figur von links und dem bekannten Porträt des Lysias (vgl. n. 842) besteht. Wenn er jedoch jene Figur daraufhin Lysias benennt, so fällt es schwer, diese Benennimg mit seiner Auffassung der Komposition in Einklang zu bringen; denn Lysias war in dem Kreise des Platon übel angesehen und hatte mit der Akademie nichts zu tun. Jedenfalls beruht der Versuch, das Mosaikbild auf Platon und seine Schule zu deuten, auf einer sehr unsicheren Grundlage, da die Erklärung der Hauptfigur für Platon zweifelhaft ist.

Fast alle Forscher, die sich bisher über das pompeianische Mosaik geäußert, haben es als selbstverständlich betrachtet, daß der im Hintergrunde befindliche Hügel die athenische Akropolis sei. Aber

464 VILLA ALBANL 1984.

diese Annahme ist keineswegs zwingend. Vielmehr leuchtet es ein, daß jedweder mit Gebäuden bedeckte Hügel, wollte man ihn in der an- deutenden Weise wiedergeben, die auf dem Mosaik zur Anwendung gekommen ist^ unter ähnUchen verkümmerten Formen zur Darstel- lung gebracht werden mußte, wie es hier geschehen ist. Es kann sich demnach recht wohl um einen Hügel handeln, der in oder bei der Residenz einer Diadochendynastie lag. Erwägen wir femer die Tat- sache, daß der hellenistische Lokalcharakter durch die Beifügung des ländlichen Kultusmales betont ist, so scheint die Frage be- rechtigt, ob nicht die in Brcde stehende Komposition eine Versamm- lung von Gelehrten darstellt, die gleichzeitig an irgendwelchem Dia- doohenhofe tätig waren. Man könnte beispielshalber an sieben Mitglieder des alexandrinischen Museums und angesichts jenes Hügels im Hintergrunde an das Paneion oder das Vorgebirge Lochias denken. Der Umstand, daß sämtliche Figuren des Mo- saiks bärtig dargestellt sind, würde der Annahme, daß es sich um einen Gelehrtenverein aus hellenistischer Zeit handelt, keineswegs zu- widerlaufen, da wir wissen, daß damals zckhlreiche Gelehrte und na- mentlich Philosophen Vollbarte trugen. Es genügt, um nur einige sichere Beispiele anzuführen, an Aratos (n. 1914), den Stoiker Zenon (vgL n. 282), Epikur und Metrodor (n. 283, 831) zu erinnern. End- lich fehlt es auch nicht an Gelehrten, die einer von uns bisher noch nicht erwähnten Annahme folgen, der Annahme, nach der in den Figuren der beiden Kompositionen keine Philosophen der helleni- stischen Zeit, sondern die sieben Weisen dargestellt wären, in dem Hügel des Hintergrundes also eine Andeutung von Akrokorinth zu erkennen sei, da in Korinth das legendarische Gastmahl der sieben Weisen spielt. Immerhin wird man zugeben, daß beide Bilder vielmehr die Vorstellung erwecken, als sollten sie unmittelbare Eindrücke der Wirklichkeit verkörpern.

Die Gruppierung einer Anzahl von Forschenden um einen Himmelsglobus scheint vom 4. Jahrhundert an für derartige Aufgaben typisch geworden zu sein, vielleicht in Anlehnung an eine berühmte Komposition dieser Art: so war Isokrates auf der Trapeza seines Grabes mit seinen Lehrern und Dichtem stehend neben Gorgias dargestellt, der auf einen Himmels- globus blickte (Plutarch. vitae X orat. 364). Außer auf unseren Mosaiken findet sich das gleiche Motiv auf einer hellenistischen Gemme, die in ihrer Anordnung sehr an die Hebdomadendar- stellungen in der. Wiener BLandschrift des Dioskurides erinnert. Wenn man gewiß nicht ohne Berechtigung einen Zusammenhang zwischen diesen und den Hebdomades des Varro vermutet hat, einem großen ikonographischen Werke, das die Porträts in Gruppen zu sieben anordnete, so wird man vielleicht eine analoge Beziehung

GALLERIA DEL CANOPO. 465

«

zwischen ebendiesem Werke des Varro und den beiden Mosaiken vor- aussetzen dürfen. Kürzlich hat ein Gelehrter das pompeianische Mosaik geradezu für eine Kopie nach jener Darstellung an der Trapeza des Isokrates erklären wollen. Dieser Versuch scheint uns daran zu scheitern, daß sich die Einzelheiten des Bildes nicht mit denen in Einklang bringen lassen, die uns von dem Grabmonu- ment des Rhetors überliefert werden. Isokrates soll auf dem Mo- saik der rechts stehende Mann sein, der sich von der ganzen übrigen Gesellschaft entschieden absondert und dadurch einen Zusammen- hang, wie wir ihn zwischen Schüler und Lehrern doch voraussetzen müssen, in sehr merkwürdiger Weise zum Ausdruck bringen würde. Zudem ist sein Kopf mit dem sicher beglaubigten Portrat des Iso- krates (n. 1853) ganz unvereinbar. Wenig überzeugend ist auch die Deutung der beiden Figuren links auf Homer imd Hesiod, die man gewiß nicht so unvermittelt in die realistische Wiedergabe einer Versammlung von Männern des 5. bis 4. Jahrhunderts eingefügt hätte. Jedenfalls aber gehören alle die genannten Darstellungen einer geschlossenen Gruppe an. Bei erneuten Versuchen, die einzelnen Figuren der Mosaike mit Berücksichtigung dieses Zusammenhanges zu deuten, wird man allerdings in Rechnung ziehen müssen, daß es sich um keine beliebigen Vereine von Forschem handeln kann, son- dern nur um solche, die auch für die römische Welt noch von be- sonderer Bedeutung waren.

Winckelmaim mon. snt. ined. T. 185, II p. 242. Grivaud de la Vincelle arto et m^tiers des anciens pl. YIII 19. Bömische Mitteilungen ZII 1897 p. 392. Monumenti pubbl. dair Acc. dei Lincei YIII 1898 p. 393 f. Fig. 1. Bemoulli griech. Ikonographie II p. 34 ff. Abb. 4. Vgl. De Laborde descripeiön de an pavimento en mosayico desc. en It&lica (Paris 1806) p. 90. Beschreibung Borns III 2 p. 651. Abhandlungen der s&chs. Ge- sellschaft d. Wiss. V 18G8 p. 801 Anm. 160. Archiv für Geschichte der Philosophie, herausg. von L. Stein XI p. 171, 173. Arch. Anzeiger XIII 1890 p. 120. Furtwftngler die ant. Gemmen III p. 166 (ebenda T. XXXV 35 die oben erwähnte, hellenistische Gemme). Hermes XXXVII 1902 p. 128 f. von Balis der Altar von Pergamon p.l37.— Das pompeianische Mosaik: Notizie degli scavi 1897 p. 337 ff. Archiv für Gesch. d. Philosophie XI p. 171 ff. (mit Tafel). Bömische Mitt. xn 1897 p. 328 ff. Arch. Anz. Xin 1898 p. 120 ff. Mon. pubbl. dair Acc. dei Lincei VIII 1898 T. Xn p. 889ff. Bivista ital. di filosofia 1898 p. 11 ff. Berl. philol. Wochenschrift 1900 p.274. Bemoulli a.a. O. Abb. 3. Birt die Buchrolle i. d. Kunst p. 102ff. Abb. 59. Böm. Mitt. XXVI 1911 p. 49; XXVII 1912 p, 234 ff. Lippold griech. Portrfttstatuen p. 73 f.

Hei big: Führer. II. 3. Aufl. 30

Nachträge zum I. Bande.

Die vatikanischen Sammlungen.

Braooio nuOTo: 5 (14) Statue des Augustus. In den Athen. Mitteilungen XXXVI 1911 p. 361 ff. hat Ippel die Behauptung aus- gesprochen, der Kopf der Statue gehe auf das gleiche (original zu- rück, wie der bronzene Augustuskopf , der kürzlich in Meroe gefunden wurde imd in das britische Museum gelangt ist. Eine Nachprüfung dieser Behauptung war dem Bearbeiter des Führers in Rom selbst ermöglicht, da ein Gipsabguß des neugefundenen Kopfes in der Mostra archeologica aufgestellt wurde. Es ergab sich, daß beide Köpfe nur diejenigen Züge miteinander gemein haben, die dadurch bedingt sind, daß beide die gleiche Persönlichkeit darstellen. Die Einzelheiten der Wiedergabe aber weichen so entschieden vonein- ander ab von der Auffassung ganz zu schweigen , daß von einer Bückführung beider Köpfe auf das gleiche Original nicht die Bede sein kann. Wir dürfen es uns deshalb ersparen, hier auf die von Ippel gezogenen Folgerungen einzugehen. Zu der Literatur wäre hinzu- zufügen: Bruckmann Wandbilder alter Plastik III (erläuternder Text von Buschor). Amdt-Bruckmann griech. u. röm. Porträts n. 701 bis 703. Kekule von Stradonitz griech. Skulptur (2. Aufl.) p. 353 ff. mit Abb. Wickhoff Schriften III p. 32 ff. Hehler Bildniskunst der Griech. u. Römer p. XXXIV f. T. 170, 171. Lippold griech. Porträt- statuen p. 104.

10 (26) Statue des Titus. Hekler Bildniskunst d. Griech. u. Rom. T. 219.

19 (53) Statue eines tragischen Dichters. Hekler T. 7b. Lippold griech. Porträtstatuen p. 64ff. Fig. 11 (L. billigt die Be- ziehung der Statue auf Aischylos).

21 (60) Porträtkopf eines Römers. Amdt-Bruckmann griech. u. röm. Porträts n. 429—430. Hekler p. XXXII T. 151.

22 (62) Statue des Demosthenes. Bruckmann Wandbilder alter Plastik VIII (erläuternder Text von Busohor). Helder p. XVI T. 56, 57. Lippold a. a. 0. p. 94.

23 (67) Apoxyomenos nach Lysippos. Kekule von Strado- nitz griech. Skulptur (2. Aufl.) p. 237ff. mit Abb.

26 (83) Statue der Hera. Dissertazioni dell' Accad. Pontif. rom. di aroheol. X 1912 p. 418f. Fig. 125.

NACHTRÄGE ZUM I. BANDE. 467

27 (86) Statue der Fortuna. Dissertazioni dell* Accad. Pontif. rom. di archeol. X 1912 p. 152f. Kg. 26.

31 (97a) Komische männliche Porträtbüste. Hekler p. XXXIX T. 228.

42 (120) Ausruhender Satyr nach Praxiteles. In dem Ver- weise ist die Ziffer 875 einzusetzen.

44 (124) Büste des Kaisers Philippus Arabs. Hekler p. XLV T. 293.

Galleria lapidaria: Abteilung XXII links ist jetzt die schlecht gearbeitete, aber inhaltlich bedeutsame Grabgruppe eines Cor- nutus ai^gestellt, die früher in den vatikanischen Gärten stand. Sie hat der Inschrift zufolge das Grab geschmückt, in dem dieser Comu- tus mit seinen acht Kindern bestattet war, und stellt den thronenden Satumus dar, zu dessen Seiten links (vom Beschauer aus) ein ICnabe mit einem Füllhorn, rechts ein Mädchen steht mit Früchten in 'dem Bausche des von der L. emporgehobenen Mantels. Sein r. Armchen stützt das Mädchen vertraulich auf den 1. Oberschenkel des Gottes (vgl. n. 1561 im II. Bande). Die Gruppe ist jetzt gereinigt, und so erkennt man deutlich, daß der Gott mit der B., die in seinem Schöße ruht, die Harpe gefaßt hält (sie war früher nicht zu erkennen). Er- gänzt ist an dem Satumus die Nase und der kleine Finger der 1. Hand, an dem Throne in verschiedenen Stücken das Vorderteil der 1. Arm- lehne, an dem ICnaben ein Teil des r. Unterarmes. Es fehlt ein Stück des Mantels auf dem Kopfe des Satumus, ein Stück der Harpe, die Nase des Knaben und zwei Stücke seines Vorderkopfes, der Kopf mit dem Halse und der r. Unterarm des Mädchens, sowie Teile des Thrones. Allerlei war gebrochen. Die Figur des Gottes entspricht im Typus durchaus den sonst bekannten Bildern des Kronos-Satumus; vgl. n. 234, 361, 755 u. 864. In dieser Form mit der Harpe, nicht mit dem gewindelten Steine (n. 755) war der Gott in dem römischen Satumtempel am Forum dargestellt. Der Knabe, dessen Gesicht Porträtzüge zu tragen scheint, ist an dem charakteristischen Gestus des r. 'Zeigefingers als Harpokrates zu erkennen; zweifelhaft bleibt, ob sein Kopf ursprünglich mit Flügeln oder einem anderen Attribute an Stelle der jetzt vorhandenen Löcher ausgestattet war. Der Sohn der Isis ist hier als Fruchtbarkeitsdämon neben den alten Gott der Aussaat gestellt und trägt als solcher das Füllhorn im 1. Arme (vgl. n. 855, wo wir demnach in dem Home in der L. doch wohl ein Füll- horn zu erkennen haben). Sein weibliches Gegenbild wird man viel- leicht Opora nennen dürfen. Die Tatsache, daß eine derartige Gruppe zum Schmucke eines Grabes bestimmt wurde, kann sich nur daraus erklären, daß man in dem Kronos-Satumus den Herrscher des Ely- sion, der seligen Inseln, sah. Daß man gerade in der späteren Kaiser-

30*

468 NACHTRÄGE ZUM I. BANDBi

zeit, aus der die Gruppe stammt, gern in der Vorstellung dieses Para- dieses nach dem Tode einen Trost suchte oder doch mit diesem Tröste spielte, beweist der Reliefschmuck vieler Sarkophage. Kronos ist uns als Herrscher im Elysion sonst nur durch einen eingeschobenen Vers der Werke imd Tage des Hesiod (v. 169) bezeugt; doch scheint sich in diesem Sinne auch eine griechische Inschrift aus Philae in Ägypten erklären zu lassen, und das wäre um so bedeutungsvoller, als wir aucli in unserer Gruppe durch die Figur des Harpokrates auf Zusammen- hang mit ägyptischem Götterglauben gewiesen werden, Im Nillande wurde der Kult des Kronos zugleich mit dem des Sarapis eingeführt.

Olarac 895, 660. Arndt - Amelimg Einzelaufnalimen n. 801. Die Inscbrift: OIL VI 16483. Vgl BoBcher mythol. Lexikon II p. 1564d (Bfayer). Über KronoB bei Hesiod s. Bobde Psyche (2. Aufl.) p. 106. Über Eionos in Ägypten: Boscher a.a. O.p. 1526, 48. Über Satamns: Boscber IV p. 427 ff. (Wissowa); auch Wiseowa Beligion u. Kultus d< Bömer (2. Aufl.) p. 204 ff., Über die Fahrt nach d. sei. Inseln auf löm. Sarkophagen: Bonner Jahrbücher 1902 p. 66 fl. (Schröder).

Museo Chiaramonti: 63 (60£) Grabrelief eines L. Vibius und seiner Familie. Hekler p. XXIX T. 134.

68 (135) Kopf eines Römers. Hekler p. XXXI T. 137. 76 (263) Weibliche Porträtbüste. Hekler p. XL T. 241a.

85 (401) Kolossalkopf des Augustus. Hekler p. XXXIV T. 169a.

86 (420) Hermenbüste des Hephaistos. Della Seta religione e arte figurata p. 153 Fig. 103.

87 (424B) Kopf des Sulla (?). Amdt-Bruckmann griech- u. röm. Porträts n. 605, 606. Hekler T. 148b.

89 (465) Hochrelief, Penelope ( 7). Jahrbuch d. arch. Instituts XXVI 1911 p. 124 und paasim, Abb. 47 (p. 122). Vgl. Kekule von Stradonitz griech. Skulptur (2. Aufl.) p. 141 f. mit Abb. des „Pene- lope''-Kopfes in Berlin. Lippold griech. Porträtstatuen p. 42.

90 (494) Statue des Tiberius. Hekler p. XXXV T. 176.

91 (497) Belief, eine Mühle. Blümner, Technologie der Gewerbe I (2. Aufl.) p. 41ff. Fig. 16.

94 (508) Büste des Menander. Vgl. Lippold griech. Porträt- statuen p. 89ff.

96 (512) Männlicher Porträtkopf. Hekler p. XXXI T. 142a. 116 (698) Kopf des Cicero. Hekler p. XXXHI T. 161b.

Belvedere: 125 (2) Peperinsarkophag des Lucius Corne- lius Scipio Barbatus. Diehl insoriptiones latinae (Lietzmann, Tabulae in usum scholarum editae 4) T. 4.

127 (7) Der untere Teil eines weiblichen Sitzbildes. S. den Nachtrag zu Bd. II n. 1242.

p. 78f. Porträtkopf. Amdt-Bruckmann griech. u. röm. Porträts n. 449, 450.

NACHTRÄGE ZUM I. BANDE. 469

128 (10) Statue des Meleagros. Vgl. Kekule von Stradonits grieoh. Skulptur (2. Aufl.) p. 261 ff. mit Abb. der Wiederholung der Statue in Berlin und derjenigen des Kopfes in Boston. Lippold grieoh. Porträtstatuen p. 101.

129 (11) Torso einer Statue des Apollon oder eines Wahrsagers. Jetzt aufgestellt links von n. 139.

138 (38) Friesfragment, Gigantomachie. v. Salis der Altar V. Pergamon p. 79 ff.

143 (55) Relief , Festzug zu Ehren der Isis. Arch. Anzeiger XXI 1906 p. 139. Perdrizet bronzes grecs d*figypte de la ooUection Fouquet p. 48ff. n. 82 mit PI. XXU.

147, 148 (64, 65) Zwei Hunde. Vgl. den stilistisch verwandten Löwenkopf vom Brunnenhaus auf der Agora zu Magnesia a. M. bei Kothe-Watzinger Magnesia a. M. p. 136 Abb. 144.

149 Hermenbüste des greisen Sophokles. Lippold griech. Porträtstatuen p. 51 ff. (L. macht mit Recht darauf aufmerksam, daß die Angabe des Fandjahres nur auf n. 257, nicht auf diese Büste zutrifft. Auf p. 50 derselben Schrift bestreitet L. femer die Berechtigimg, aus der zitierten Stelle der Vita Sophoclis auf eine von lophon errichtete Statue des Dichters bald nach dessen Tode zu schließen, ohne seine Gründe auszuführen.

154 (44) Die Basis Casali. Röscher myth. Lexikon IV p. 204 n. 6 Abb. 3. Della Seta religione e arte figurata p. 191 Fig. 151.

157 (92) Der Apoll vom Belvedere. Della Seta p. 153 Fig. 99. V. Salis der Altar v. Pergamon p. 57 ff.

158 (94) Relief, zwei Frauen mit einem Stiere. Kürzlich ist aus einer Privatsammlung in Neapel ein Relief -Fragment in den Kunsthandel gelangt, das genau der an dem hier besprochenen Relief ergänzten I. Hälfte entspricht und zu der hier erhaltenen r. Hälfte in den Maßen, der Relieferhebung und der Qualität des Marmors stimmt. Da zudem das neue Fragment in Neapel erworben wurde, die antike Hälfte des vatikanischen Reliefs aus der Terra di Lavoro (zwischen Terracina und Neapel) stammt, ist es sehr wahrscheinlich, daß beide ursprimglich ein Ganzes gebildet haben. Wenn das neue Fragment einen weitaus besseren Eindruck macht, als unser vatika- nisches, so dürfte sich das dadurch erklären, daß der Ergänzer dieses vollkommen überarbeitet hat. In den Uffizien zu Florenz befindet sich eine Wiederholung der gleichen Darstellung (CoUignon histoire de la sculpture grecque II p. 644), die aber von der auf dem vatika- nischen imd dem neuen Fragment etwas abweicht. Mit der Floren- tiner Variante stimmte eine dritte Wiederholung überein, von der sich nur die 1. Hälfte erhalten hat (abgebildet bei Barbault recueil de divers monuments pl. 78; seitdem verschollen). Diese ist also nicht, wie man glaubte annehmen zu dürfen, identisch mit dem Neapeler

470 NACHTRÄGE ZUM I. BANDE.

Fragment, das in dem Auktionskataloge der Aucienne coUection Woodyat pl. XI p. 37 n. 263 (PoUack) publiziert ist.

Galerie der Statuen: 185 (253) Oberleib eines Triton oder Seekentauren. Zu der Verwendung derartiger Figuren als Giebel- akroterien vgl. Macrob. Sat. I 8, 4: illud non omiserim, Tritonas cum bucinis fastigio Satumi aedis superpositos.

195, 196 (271, 390) Poseidippos und ein anderer Dichter. Hekler Bildniskunst der Griechen u. Römer p. XXVI T. 110, 111. Lippold griech. Porträtstatuen p. 88 f.

209 Sarkophag mit dem Gigantenkampfe. DeUa Seta religione e arte figurata p. 201 Fig. 163. v. Salis der Altar v. Perga- mon p. 21, 38, 80 f. Abb. 9.

Das Zimmer der Büsten: 214 (278) Angeblicher Kopf des Otho. Hekler T. 196 a.

216 (275) Kopf eines greisen hellenistischen Herrschers. Hekler p. XXVII T. 124b (Priester).

218 (273) Kopf des jugendlichen Octavianus. Hekler p. XXXIV T. 163.

220 (287) Kopf des Commodus. Hekler T. 270b.

230 (388) Bildnisgruppe eines römischen Ehepaares. Della Seta religione e arte figurata p. 200 Fig. 161. Hekler T. 162.

237 (298) Kolossalbüste des Sarapis. Vgl. Revue arch^lo- gique 1910 II p. 96 ff. Archäol. Anzeiger XXVII 1912 p.l50. Rapport sur la marche du Service du Mus6e d'Alexandrie 1910 11 p. 12ff. T. II 4, 5; III 6, 7 (Breccia).

245 (338) Kopf eines Diadochen. Vgl. Lippold griech. Porträtstatuen p. 101, wo der Kopf mit Unrecht für eine aller- dings ziemlich freie Replik des Meleager-Typus erklärt wird.

Gabinetto delle masohere: 248 (427) Aphrodite im Bade kauernd. Das Motiv der Statue des Doidalsas ist bereits reprodu- ziert auf einem Nymphenrelief aus Tralleis, einer Arbeit des 2. Jahr- hunderts V. Chr. (Athen. Mitteil. XXXVI 1911 p. 295 f. n. 5 Abb. 3).

Der Saal der Musen: 261 (519) Hermenbüste des Piaton. Hekler p. XIII T. 22. Delbrück ant. Porträts (tabulae in usum scholarum ed. sub cura Joh. Lietzmann 6) p. XVII, XXXII, T. 15. Vgl. Lippold griech. Porträtstatuen p. 55 f.

262 (518) Hermenbüste eines Strategen. Hekler p. IX T. 5.

263 270 Apoll und die Musen. Vgl. Amdt-Amelung, Einzel- aufnahmen Serie VI Text p. 15 ff.; hier wird von Arndt die Rück- führung der Gruppe auf Praxiteles und ihre Identifizierung mit der von Cicero und Plinius erwähnten Thespiadengruppe beim Tempel der Felicitas verteidigt. Es würde uns zu weit führen, auf Einzel-

NACHTRÄaE ZUM I. BANDE. 471

heiten einzugehen. Der Bearbeiter des Führers glaubt, auf seiner im Texte angedeuteten Meinung beharren zu müssen. ALUsführlioher wird er sieh im 3. Bande des Vatikankataloges äußern können.

270 (512) Kopf des Epimenides (?). Hekler p. IX T. 9a (Homer).

274 (531) Herme des Periandros. Hekler p. XXI T. 78.

275 (523) Herme des Blas. Hekler p. XXI T. 77.

276 (525) Herme des Perikles. Hekler p. IX T. 4b. Vgl. Lippold griech. Porträtstatuen p. 32 ff.

278 (509) Kopf des Hermarchos. Hekler T. 42a.

279 (507) Hermenbüste des Antisthenes. Hekler p. XIV T. 28.

281 (502) Hermenbüste des Aischines. Hekler p. XVI T. 55 a.

282 (500) Angebliche Hermenbüste des Zenon. Zu dem im Texte erwähnten, insohriftlich bezeugten Porträt eines Zenon vgl. Grönert in den Jahresheften des österr. arch. Instituts X 1907 p. 150 und Lippold a a. O. p. 75 u. 82 f. (beide erkennen in diesem Porträt statt des Stoikers dieses Namens vielmehr den Epikuraeer aus dem Anfange des I. Jahrhunderts v. Chr.).

283 (498) Kopf des Epikuros. Hekler p. XXIV T. 101a.

284 (492) Büste des Sophokles. Delbrück antike Porträts (tabulae in usum scholarum ed. sub cura Joh. Idetzmann 6) p. XXXm Abb. 8.

Die Rotunde: 288 (539) Kolossaler Zeuskopf. Della Seta religione e arte figurata p. 153 Fig. 91.

289 (540) Kolossalstatue des Antinous als Dionysos. Hekler p. XU T. 255.

290 (541) Kolossalkopf der älteren Faustina. Hekler p. XLIV T. 283b.

292 (543) Kolossalkopf des Hadrian. Hekler p. XLI T. 248b. Delbrück a. a. O. p. L, T. 43 A.

296 (547) Kolossale Hermenbüste, Personifikation eines Meeresteiles, v. Salis der Altar v. Pergamon p. 157 f.

297 (548) Kolossalstatue des Nerva. Hekler T. 230.

299 (550) Statue des Claudius. Hekler p. XXXVI T. 180.

301 (552) Kolossalstatue der luno Sospita. Della Seta religione e arte figurata p. 190 Fig. 147.

302 (553) Kolossalkopf der Plotina. Hekler p. XL T. 245b.

Sala in fonna di erooe greea: 309 (566) Porphyrsarkophag aus der Kirche der heiligen Constantia. Riegl die spätrö- misohe Kunstindustrie p. 86 ff. Fig. 20.

472 NACHTRÄGE ZUM L BANDE.

312 (589) Porphyrsarkophag der heiligen Helena. Bieg] p. 90 ff. Fig. 22. B, bestreitet, daß der Sarkophag aus der gleichen Epoche wie n. 309 stammen könne, und erklärt ihn für ein Werk des 2. Jahrhmiderts n. Chr. Man habe für die Mutter des Constantin einen älteren Sarkophag benutzt. Weiter auf dieser Bahn geht Frothingham, der im Amer. Journal of arohaeology Xni 1909 p. 59f. die Behauptung aufstellt, der Sarkophag habe ursprünglich die Leiche des Kaisers Marcus Aurelius geborgen, auf dessen Geburt unter dem Zeichen des Löwen die plastische Verzierung des Deckels mit Löwen deuten solle. Diese aber lassen sich ohne weiteres als Grabes- wächter verstehen; das Motiv ist so verbreitet, daß man keine Beispiele dafür zu geben braucht. Die Annahme der Neubenützung eines Sarkophages, aus dem man den Leichnam des früheren In- habers hätte entfernen müssen, ist ganz unwahrscheinlich, zumal da in diesem Falle die Leiche eines allgemein verehrten Kaisers in Frage gekommen wäre, und läßt sich mit der Zerstörung früherer Ehrendenkmäler und Neubenützung der Beliefs solcher Monumente, wie sie am Konstantinsbogen stattgefunden hat, durchaus nicht auf eine Linie stellen. Wenn B. fragt, warum man denn den Sarkophag der Helena mit kriegerischen Szenen geschmückt habe, ist man eben- so berechtigt, dagegen zu fragen, warum man denn für die Kaiserin gerade einen Sarkophag mit solchen Szenen unter den älteren aus- gesucht habe. Mittel und Möglichkeiten zur Herstellung eines eigens für sie bestimmten Sarkophages fehlten doch nicht, wie n. 309 be- weist. Wer die Beliefs von n. 312 mit den Nebenseiten von n. 123 vergleicht, wird die Ähnlichkeiten, aber auch die Unterschiede nicht verkennen können. Die Köpfe an n. 312 wären im 2. Jahrhundert n. Chr. ebenso beispiellos, wie in der Zeit des Konstantin. Tatsächlich läßt sich von keinem einzigen sicher behaupten, daß er antik sei, fast von allen aber, daß sie modern sind. Genaue Angaben über die Ergänzungen sollen im III. Bande des' Vatikankataloges gedruckt werden. Ebenda weiteres über die Datierungsfrage.

Der Saal der Biga: 323 (612) Opfernder Bömer. Hekler p. XXXIT T. 129o.

324(615)Diskobol, Stellung nehmend. Vgl. zu dem Hermes Diskobolos zwei Fragmente einer Statuette aus Gips, einen hängenden Arm mit Diskos und ein leicht gebogenes Bein mit Fußflügeln (Athen. Mitteü. XXXVn 1912 p. 69f. n. 1 T. 1 1, 2); sie sind beide aus Ägyp- ten nach München in eine Privatsammlung gelangt, könzien übrigens nicht zu einer Beplik der vatikanischen Statue gehört haben.

327 (619) Statue eines Wagenlenkers. Hekler T. 193.

328(620) Angebliche Statue des Sextus von Chaironeia. Vgl. Lippold grieoh. Porträtstatuen p. 98 Anm. 4.

NACHTRÄGE ZUM I. BANDE. 473

Oalerie der Kandelaber; 332 zu ändern in 332a.

358 (177) Statue eines Fischers. Kürzlich sah der Bearbeiter des Führers bei einem römischen Kunsthändler eine elend gearbei- tete Statuettenreplik dieser Figur. Neben dem r. Beine außen war ein Delphin angebracht, in dessen Maul noch das Ende eines dünnen Bleirohrs eihalten war. Hier sprudelte also ein feiner Strahl in ein Bassin, an dessen Band die Statuette aufgestellt war. Die r. Hand war auch hier nicht erhalten; aber aus jener Zurichtung ergibt sich die Bestätigung der Annahme, daß die R. mit einer Angelrute zu er- gänzen sei.

362 (184) Stadtgöttin von Antiocheia am Orontes. Kekule von Stradonitz griech. Skulptur (2. Aufl.) p. 253 mit Abb.

364 (222) Statue einer Wettläuferin. Jahrbuch d. arch. In- stituts XXVI 1911 p.l72 und passim. Kunstwart XXV 1911 III p. 213 (hier wird auf Grimd einer angeblichen Verwandtschaft des Kopfes der Wettläuferin mit dem der myronischen Athena die Statue dem ELreise desMyron zugeschrieben; vgl. dagegen die Ausführungen zu n. 1286).

382 (204) Niobidensarkophag. Della Seta religione e arte figurata p. 201 Fig. 164.

384 (148) Satyr mit einem Knaben auf den Schultern. Klein, Praxiteles p. 399f.; Geschichte d. griech. Kunst III p. 230ff. Revue arch^ologique 1911 II p. 143ff. Fig. 8.

386 (118A) Ganymed vom Adler entführt. Kekule von Stradonitz griech. Skulptur (2. Aufl.) p. 218f. mit Abb.

Galleriageografloa: 395 (21) Kopf des Antisthenes. Hekler Bildniskunst d. Griechen u. Römer p. XIV T. 30 a.

Bas etruskisohe Museum; 476 (70) Sohlauchf örm. Amphora, ölhandel. Blümner Technologie u. Terminologie der Gewerbe u. Künste I (2. Aufl.) p. 335 Fig. 118.

525 Rotfiguriger Krug, VerfolgungHelenas durch M e n e 1 a o s. Wiener Studien XXXTV 1912 p. 282 ff. Abb. 1 (Loewy).

655 (202, 203) zu ändern in 656 (202, 203).

673 (257) Vermeintlicher Porträtkopf des Trebonianus Gallus. Hekler T. 294b.

687 auf p. 382 zu ändern in 692.

Der Kapitolsplatz.

p. 408 Anm. 1 ist zuzufügen: Hekler T. 266.

Das Kapitolinisolie Museum.

Halle; 759 (40) Kolossalstatue des Ares. Hülsen, Skizzen- bücher des Märten van Heemskerck I p. 16 f., wo H. die Angabe der

474 NACHTRÄGE ZUM I. BANDE.

Provenienz vom Nerva-Forum verwirft und abermals Zweifel an der Zusammengehörigkeit von Kopf und Körper begründet werden.

761 (22) Weibliche Statue archaischen Stiles. VgL Ke- kule von Stradonitz grieoh. Skulptur (2. Aufl.) p. 142 f. Idppold griech. Porträtstatuen p. 41 f.

Galerie: 785 (42) Statue einer Römerin. Hekler Bfldnis- kunst der Griechen und Römer T. 204 b.

Zimmer der Tauben: 797 (49) Statuette der ephesischen Artemis. In n. 33 des Obergermanisch-Rätischen Limes p. 25 hat Drexel als Parallele für den Aufbau auf dem Modius der Artemis ein Monument aus dem 3. Mithreum in Heddersheim ausgegeben (Cu- mont II n. 253 j): „auf einem rechteckigen Sockel steht eine kleine Aedicula» die sich nach drei Seiten hin öffnet und vorne die Fels- geburt des Mithras, auf den Nebenseiten die beiden Fackelträger sehen läßt.'' Der Vergleich scheint dem Bearbeiter des Führers nicht zu stimmen. Auf dem Heddersheimer Cippus sind drei Seiten architektonisch umrahmt; es handelt sich gar nicht um die Darstellung einer veritablen Architektur. Dort ist zudem der Grundriß einfach quadratisch, nicht, wie hier, kreuzförmig. Ein weiteres Exemplar eines derartigen Modius der Aufbau ist fast nur in Ansätzen er- halten — hat sich neuerdings in Ostia gefimden: Notizie degli scavi 1909 p. 235 Fig. 2, 2a. Femer teilt mir Herr Dr. Drexel mit: „Auf der Basis von Puteoli im Museum zu Neapel ist neben der Vertreterin der Stadt Ephesos das Bild der Artemis auf einem Pfeiler dargestellt; auch hier scheint der Modius jenen Aufbau zu tragen, aber alle Einzelheiten sind an dieser Stelle zerstört." Vgl. auch Imhof-Blumer, Nymphen u. Chariten auf griech. Münzen T. X 33 p. 167 (Münze von Apameia aus der Zeit der Gordiane). Der Modius mit dem Aufbau in Villa Albani er ist erwähnt in dem zu n. 797 zitierten Aufsatz in den österr. Jahresheften ist von Alinari auf seiner Photographie n. 27729 aufgenommen.

799 (83) Die sogenannte Tabula Iliaca. Die neueste und zugleich erste ausreichende Publikation der Tabula in den Memorie deUa R. Accademia dei Lincei, Ser. 5 a, Classe di scienze mor., stör, e filol., vol. XIV p. 662ff. mit Tafel (ü. Mancuso) hätte in dem Lite- raturverzeichnis nicht fehlen dürfen.

Zimmer der Eaiserbüsten: 805 (84) Porträtstatue einer Römerin. Vgl, zu dem Typus Lippold griech. Porträtstatuen p. 43. p. 452 Augustus. Hekler Bildniakunst der Griechen u. Römer T. 169 b. Delbrück ant. Porträts (tabulae in usum scholarum ed. sub oura Joh. Lietzmann 6) p. XIX, XLVI f. T. 33. n. 4 Tiberius. Hekler T. 178a. n. 7 Der ältere Drusus (?). Hekler T. 185a. n. 10 Agrippina. Hekler p. XXXVII T. 212b.

NACHTRÄGE ZUM I. BANDE. 475

p. 453 n. 23 viell. lulia. Hekler p. XL T. 244b. Delbrück a. a. Ü. p. XLIX f. T. 39 B, 40 (Dame traiamscher Zeit). n. 25 Do- mitia. Hekler p. XL T. 239b. n. 28 Plotina, Gattin des Traianus. Delbrückp.XX, L Abb.20 T.42. n.29Marciana(?). Hekler p. XLT. 243a. n. 30 Matidia ( ?). Hekler p. XL T. 240a. n. 37 jugendl. Marcus Aurelius. Hekler p. XLII T. 265. n. 39 jung. Faustina. Hekler T. 284a. n. 41 Lucius Verus. Hekler p. XLTn T. 269b. n. 43 jugendlicher C^ommodus. Delbrück p. XXI, LIV, T. 48, 49. n. 47 lulia Mamaea (?). Hekler p. XLVI T. 302 b.

p. 454 n. 62 Maximinus Thrax. Hekler p. XLV T. 291a. n. 63 Maxjmus. Hekler T. 296a. n. 64 viell. der alt. Gor- dianus. Hekler T. 294a. n. 66 Pupienus. Hekler T. 291b.

p. 455 n. 70 Traianus Decius. Riegl, Die spätrömische Kunst- industrie p. 70 Fig. 9.

p. 456 n. 83 viell. Valentinianus L Riegl p. 109f. Fig. 34. Hekler p. XLVII T. 308 a.

Sogen. Philosophenzimmer: 808 (1) Kopf eines eleusini- schen Daimon. Die aus den Not. d. sc. zitierte Abbildung ist jetzt auch wiederholt in den Dissertazioni deir Accad. Pontif. rom. di aroheol. X 1912 p. 275 Fig. 60.

809—811 Kopf des Sokrates. Vgl. Lippold griech. Porträt- statuen p. 53 f.

813 (9) Kopf des Aelius Aristides (?). Hekler T. 274a.

814 (10) Kopf eines hellenistischen Dichters. Vgl. Lip- pold a. a. 0. p. 90.

816 (21) Sog. Büste des Diogenes. Hekler p. XXVII T. 114a.

822 (38) Kopf des Chrysippos. Lippold a. a. 0. p. 75f.

823—825 (44—46) Kopf des Homer. Vgl. Lippold p. 93f.

826 (48) Büste des Gnaeus Domitius Corbulo. Hekler p. XXXVn T. 199.

829 (59) Büste eines Barbarenjünglings. Hekler p. XLII T. 280b.

831 (63) Doppelherme des Epikuros und Metrodoros. Hekler p. XXIV T. 100. Lipppid p. 77.

832(68) Behelmter bärtiger Kopf. Vgl. Lippold p. 37.

835 (75) Kopf des Cicero (?). Hekler p. XXXIII T. 160.

836 (76) Männl. Büste mit einer trag. Maske auf d. Schul- ter. Hekler p. XLV T. 295 a.

837 (77) Mutmaßlicher Kopf des Homer. Vgl. Lippold p. 93. 840 (82) Angebl. Kopf des Aischylos. Hekler p. XII T. 14.

842 (96) Kopf des Lysias. Hekler p. XIV T. 25.

843 (98) Sitzbild eines Griechen. LippoJdp. 62 f. mit Ab- bildung der Neapeler Statuette (Fig. 10). Jm Texte sind die ka-

476 NACHTRÄGE ZUM I. BANDE.

pitolmisohe Statue und ihre Wiederholungen fälschlich als romanisierte Umarbeitungen des griechischen Original mit römischer Tracht behandelt. Die Tracht ist griechisch, ein Zusatz einzig das Unter- gewand. Vgl. n. 1315.

Der Hauptsaal: 851 (36) Statue der Pallas, v. Salis der Altar V. Pergamon p. 46 ff.

855 (28) Statue des Harpokrates. Vgl. den Nachtrag zu Galleria lapidaria Abteilung XXII in diesem Bande.

Stanza del Gladiatore: 872 (16) Büste eines jungen Rö- mers. Hekler T. 189b.

874 (12) Sogen. Antinoos. Hekler p. XU T. 254.

876 (10) Ausruhender Satyr, nach Praxiteles. Röscher, My- thol. Lexikon IV p. 481 Abb. 8.

877 (8) Angebl. Statue des Stoikers Zenon. Hekler p. XXVII T. 112 b. Lippold p. 97.

882 (3) Kolossalkopf Alexanders d. Gr. Hekler p. XVIII T. 62 a.

883 (2) Weibliche Statue, v. Salis der Altar v. Perga- mon p. 152.

Der Konservatorenpalast.

Halle: 885 Kolossalstatue des lulius Caesar (?). Hekler p. XXXIIf. T. 156a, 157.

Hof: 887 Kolossalkopf Konstantins d. Gr. Hekler T. 307a. Delbrück ant. Porträts (tabulae in usum scholarum ed. sub cura Joh. Lietzmann 6) p. XXII, LVI ff. Abb. 27 T. 55.

Treppe: 893 (44) Das Dankopfer vor dem Tempel des kapitol. luppiters. Della Seta religione e arta figurata p. 195 Fig. 160.

Erstes Stockwerk: 900 Inschrif tl. bezeichn. Hermenbüste des Anakreon. Hekler p. IX T. 6b. Vgl. Lippold griech. Porträt- statuen p. 35 ff.

Korridor: 909, 910 Zwei Kolossalstatuen römischer Ma- gistrate. Hekler T. 306. Der jüngere: Riegl, Die spätrömische Kunstindustrie p. Ulf. Fig. 36. Amer. Journal of archaeol. XV 1911 p. 25ff. Fig. 1. Der ältere: Delbrück a. a. O. p. XXII, LVIII Abb. 28 T. 56.

918 Grabstein des Schusters Gaius lulius Helius. Hek- ler T. 223 b.

922 Fragmentierte Gruppe eines gegen zwei Satyr n kämpfenden Giganten. Klein Geschichte der griech. Kunst III p. 127 f. V. Salis der Altar v. Pergamon p. 76 ff.

NACHTRÄGE ZUM T. BANDE. 477

Sala degli orti Lamiani: 925 (36) Kopf eines Kentauren. Über die Gruppe in den Saepta vgl. Americ. Journal of archaeol. XII 1908 p. 30ff.

930 Büste des Commodus. Hekler T. 270a.

939 Statue, ein Mädchen, eine Binde um das Haupt windend, die sog. esquilinische Venus. Jahrbuch des arch. Instituts XXVI 1911 p. 164 und passim. Zu dem Kopfe vgl. Ausonia III 1908 p. 215 Fig. 63 (TonreHef aus Lokroi).

Sala degli orti Mecenaziani: 952 Statuette einer jugend- lichen Heilgöttin. Berl. phil. Wochenschrift 1900 p. 625. Lippold griech. Porträtstatuen p. 57.

Saal der Bronzen: 953 Bronzener Porträtkopf. Hekler p. XXVII, XXX T. 128a.

959 Bronzener Kolossalkopf usw. Riegl, Die spätrömische Kunstindustrie p. 109 Fig. 33.

Zimmer der aroh* Skulpturen: 974 Archaische griech Grabstele. Jahrbuch d. arch. Institutes XXVI 1911 p. 174 f Abb. 77. Vgl. unsere Ausführungen zu n. 1286.

976 Fragment eines Terrakottafrieses. Vgl. Auso nia VI 1911 p. 151 ff.

Zwei Räume mit Mosaiken: 995 Mosaik, Herakles bei Omphale. Koscher, Mythol. Lexikon UI 1 p. 889 (Sieveking) Revue de Tart ancien et moderne 1912 p. 11 f. (Lechat).

Korridor: 1003 Bronzestatuette eines Laren. Della Seta religione e arte figurata p. 190 Fig. 146.

Das Antiquarium Comunale.

Zweites Zimmer: 1013, 1014 Zwei Fragmente eines Frieses, Götter gegen Giganten kämpfend. Hermes XLVI 1911 p. 218 f. V. Salis der Altar v. Pergamon p.66 Anm. 1, p. 80ff .

1017 Fragment eines Reliefbildes. Am Schluß des Textes lies 915 statt 815.

Saal: 1020 Sehr zerstörter Kopf einer Athena. Jahrbuch des arch. Instituts XXVU 1912 p. 109 n. 2 Beil. 4 Abb. 15, 16. Darin, daß auf dem Helme rechts und links von der Sphinx Greife, nicht Pegasoi dargestellt sind, stimmt der Kopf mit dem der Athena Hope überein, nicht mit dem der Athena Famese.

1025 Torso eines Verwundeten. Die Überschrift zu ändern in: Torso eines Kriegers.

1033 Kopf eines griech. Strategen. Hekler a. a. 0. p. XI T. 12 a. Vgl. Lippold griech. Porträtstatuen p. 31 Figur 1 (links), wo eine Gemme abgebildet ist, die den Oberkörper eines Strategen

478 NACHTRÄGE ZUM I. BANDE.

darstellt, augenscheinlich nach dem gleichen Originale, wie der hier besprochene Kopf. Demnach wäre der Körper der Statue nackt gewesen.

1036 Kolossaler Torso eines Kriegers, v. Salis der Altar V. Pergamon p. 73 f.

1037 Kopf einer ägyptischen Königin. Delbrück ant. Porträts (tabulae in usum scholarum ed. sub cura Joh. Lietzmann 6) p. XVni, XLI f. T. 28 (für Berenike II. erklärt).

Fünftes Zimmer: 1048 Fragmentierte Büste des Titus. Hekler p. XXXVIII T.220b (hier wohl mit Recht Domitian genannt).

Museo Barraoco.

Erstes Zimmer: 1079 (201) Aufbau von zwei Grabcippen. V. Stryk Studien über die etruskischen Kammergräber p. 119ff. V. Str. sucht die Tatsache der Beschädigung oder Zertrümmerung dieser Monumente dadurch zu erklären, daß er annimmt, sie hätten als Kenotaphien, d. h. als provisorischer Ersatz der wirklichen Gräber bei irgendeiner Totenfeier vor der endgültigen Beisetzung gedient. Diese Annahme ruht nicht nur auf unbeweisbaren, höchst unwahr- scheinUchen Voraussetzungen, sie erklärt vor allen Dingen gar nicht jene seltsame Praxis des Anschneidens der Ecken. Die Darstellung der Rückseite des unteren Teiles an dem hiesigen Aufbau deutet v. Str. auf die Darbringung von Gewändern, die für den Toten be- stimmt seien, aber weder hier noch in anderen Fällen, in denen die Darstellung in ähnlicher Form wiederkehrt, scheint sich diese Deu- timg als notwendig zu ergeben.

1090 (79) Archaischer Porträtkopf eines griechischen Feldherrn. Lippold griech. Porträtstatuen p. 29 ff. (L. entscheidet sich im Anschluß an Furtwängler für Miltiades).

1094 (114) Doppelherme mit zwei gleichen Jünglings- köpfen. Über die Berliner Demeter-Statue s. auch Kekule von Stradonitz, Griech. Skulptur (2. Aufl.) p. 149f. mit Abb.

Zweites Zimmer: 1109 (155) Porträt des Epikur. Lippold a. a. 0. p. 79 Anm. 3 (die Brust ist nicht modern überarbeitet).

1126, 1127 (115, 116) Zwei Statuetten von Hydrophoren. Vgl. Frickenhaus Tiryns I p. 29.

1129 (160) Büste eines jugendlichen Hermes oder Heros. Vgl. Lippold a. a. O. p. 101.

1133(191) Reliefkopf eines jungen Römers. Heklera. a. 0. T. 188a.

1138 (143) Kopf eines alten Mannes. Hekler p. XV T. 49a.

Nachträge zum IL ßande.

Das lateranische Museum.

Erstes Zimmer: 1142 (10) Grabrelief. v. Salis der Altar V. Pergamon p. 120 f.

Viertes Zimmer: 1157 (352) Porträtkopf eines Claudiers. Hekler a. a. 0. T. 185 b.

Siebentes Zimmer: 1179 (462) Marsyasstatue nach Myron. Eine Zeichnung der Ergänzung der Athena mit einer Flöte in jeder Hand ist seither von Sieveking im Archäol. Anzeiger XXVII 1912 p. Iff. publiziert worden. Sie eingehend zu kritisieren ist hier nicht der Ort; nur auf dasjenige, was S. über das Motiv des Marsyas sagt, müssen wir kurz eingehen. S. will die Bewegung des Marsyas allein damit erklären, daß er annimmt, der Silen sei vorsichtig auf den Zehen, mit den Armen balancierend, herangeschlichen; von einem Zurück- prallen dürfe nicht gesprochen werden. Diese Auffassung scheint uns dem künstlerischen Tatbestande nicht nur nicht zu entsprechen, sondern zu widersprechen. S. will in der Notiz des Plinius über die Gruppe MjTon fecit satyrum admirantem tibias et Minervam Minervam abhängig von admirantem verstanden wissen, nicht von fecit. Voraussichtlich würde aber Plinius, wenn er etwas Derartiges hätte ausdrücken wollen, doch wohl Minervam vor tibias gesetzt haben, wahrscheinlicher noch sich ganz anders ausgedrückt haben. Faßt man die Worte des Plinius so, wie sie bisher aufgefaßt worden sind, und wie es unserer Meinung neuch das richtige ist, so scheint aus ihnen doch, wie übrigens auch aus dem entsprechenden Passus des Pausanias, hervorzugehen, daß wir Flöten und Minerva in der Gruppe trennen müssen. Jedenfalls aber dürfen wir aus ihnen nur folgern, daß Blick und Gebärde des Marsyas einzig zu den Flöten in Beziehimg stand; und das bestätigt die Statue im Lateran, deren Kopf weit mehr er- hoben sein müßte, wenn wir den Eindruck gewinnen sollten, daß die „admiratio" des Silens der Göttin und nicht allein den Flöten ge- golten habe, mögen wir diese nun in den Händen der Athena oder am Boden voraussetzen. Siehe in dem gleichen Bande des archäol. Anzeigers p. lOff. einen Ergänzungsvorschlag der Athena von Mat- thies und p. Ulf. eine kurz zusammenfassende Behandlung der Frage von Petersen, der das Motiv des Marsyas dadurch erklären wiU, daß er annimmt, der Silen habe zu den Klängen der Flöte

480 NACHTRÄGE ZUM IL BANDE.

getanzt. Sollte er sich dabei der Göttin so weit und unbemerkt ge- nähert haben ? Vgl. auch in dem gleichen Anzeiger p. 144 (Dragendorf f) . 1180 (476) Statue des Sophokles. Hekler p. XVI T. 52, 54. Delbrück ant. Porträts (tabulae in usum scholarum ed. sub cura Joh. Lietzmann 6) p. XVII, XXXII f. T. 16 b. Vgl. Lippold griech. Porträtstatuen p. 50 u. 64.

Achtes Zimmer: 1183 (487) Belief bild, Menander und die Personifikation der Komödie. Hekler p. XXV T. 108. Lippold a. a. O. p. 89 ff. (L. bestreitet die Beziehung auf Menander). Für die Zusammenstellung einer Unsterbhchen mit Menschen in einer ähn- lichen Situation vgl. das archaische Relief in Athen, das den Besuch der Athena bei einem Handwerker darstellt (vgl. Lippold p. 9) und aus später Zeit das Bild mit der Heuresis in der Wiener Hand- schrift des Dioskurides: Bemoulli, Griech. Ikonographie II T. XXXI p. 214f.

Zehntes Zimmer: 1192 (691) Relief, Ausstellung eines Leichnams, v. Stryk, Studien über die etrusk. Kammergräber p. 123f.

1195, 1196 (675, 677) Porträtbüsten eines Römers und einer Römerin. Hekler p. XXXIXf. T. 222a, 237a.

Vierzehntes Zimmer: 1228 (845) Sarkophag mit abboz- zierten Reliefs. In dem Zitat von Blümner, Technologie ist ein- zufügen p. 25 f.

Fünfzehntes Zimimer: 1233 (972) Kopf des Attis. Disser- tazioni dell' Accad. Pontif. rom. di archeol. X 1912 p. 375 Fig. 111 (p. 376).

1235 (1006) Nische mit Silvanmosaik. Röscher, Mythol. Lexikon IV p. 837 n. 9. Dissertazioni usw. p. 156 Fig. 27.

Sechzehntes Zimimer: 1236 (1061) Statue des Attis. Disser- tazioni usw. p. 164 Fig. 31 (p. 163).

1237 (1064) Orpheus und Eurydike. Dissertazioni usw. p. 465 Fig. 152.

1238 (1065) Raub der Proserpina. Dissertazioni usw. p. 469 Fig. 154.

1239 (1063) Szene aus einer Tragödie. Dissertazioni usw. p. 468f. Fig. 153.

Das Thermenmuseum.

Der Hof: 1242 (12) Statue eines sitzenden Mädchens. Ein Fragment einer vierten Replik dieses Typus hat sich aus zwei Stücken zusammensetzen lassen, die in eine Fundamentmauer der Villa Fal-

NACHTRiGE ZUM II. BANDE. 481

conieri bei Frascati verbaut waren und dort bei Errichtung der neuen Künstlerateliers zutage kamen. Das Fragment, das jetzt die Treppe jenes Ateliergebäudes ziert, stammt von dem Unterteil der Figur: erhalten ist der Schoß, das r. Bein ganz, das 1. nur teilweise -^ aber beide Beine ohne die Füße ^,. femer ein Teil des Sitzes. Merkwürdigerweise stimmte diese Replik wieder mit keiner der an- deren ganz überein. Der Sitz war ein Stuhl mit Kissen; die Figur war nur mit dem Mantel umhüllt; von der r. Hand hat sich kein An- satz auf dem r. Oberschenkel erhalten. Die Ausführung war, nach dem Erhaltenen zu urteilen, der des vatikanischen Fragmentes fast ebenbürtig.

1266 (1023) Pfeiler mit Inschrift. Diehl inscriptionel^ latinae (tabulae in usum soholanun ed. sub cura Joh. laetzmann 4) T. 9, 10.

1270 Deckel eines Sarkophages in Form einer Kline. Guattani monum. ant. inedit. Genn. 1788 T.'II p. IV. Zoega de ori-« gine et usu obeliscorum p. 363 Anm. 63 und p. 652; ders. bassiri- lievi I p. 123 Anm. 8. Journal of roman studies I 1911 p. 208f.

1273 (40799) Sarkophag eines hohen Beamten der An- nona. Amerio. Journal of archaeol. XV 1911 p. 29ff. Fig. 9.

MaseoBonoompagni-Ludovisl: 1286 Dreiseitiges Marmor- werk. Bulle, Der schöne Mensch (2. Aufl.) T. 147. Ausonia VI 1911 p. 101 ff. mit Abb. (Kjellberg).

1301 (86) Fragment eines Hochreliefs, Kopf einer schla- fenden Erinys. Bulle, Der schöne Mensch (2. Aufl.) T. 262.

Oberes Stoekwerk: 1344 (610) Überlebensgroßer weib- licher Kopf. Vgl. Athen. Mitteü. XXXVn 1912 p. 70ff. n. 2 T. I 5 8 (zwei Terrakottaköpfchen aus Naukratis).

1347 Bronzestatue eines hellenistischen Herrschers. Lippold griech. Portiätstatuen p. 102. Delbrück antike Porträts (tabulae in usum scholarom ed. sab cura Joh. Lietzmann 6) p. XIX, XLUI ff. Abb. 16 T. 30 (vermutlich Demetrios I Soter von Syrien 162—150 V. Chr.)

1360 (1055) Bronzestatue eines Faustkämpfers. Über Demetrios von Alopeke zuletzt Lippold griech. Porträtstatuen p. 47 f.

1352 (50170) Statue eines Mädchens. Die gerollte Binde auf dem Teller wird manchem für den Dienst einer der üblichen Taenien zu breit, zu kurz imd von zu dickem Stoffe erschienen sein. Vielleicht können wir Bestimmimg und Name dieses Stück Zeuges mit Hilfe einer Notiz des PoUux (VII 69) erraten: dgd'dTCtov di yA{iLvr\xai JsLvaQXog iv ty xfjg lagslag doxt^cl^ ' %6xi d' i| iQiov s^dr^fia

1384 (201) Kopf des Dionysos. Vgl. Lippold a. a. 0. p. 101. wo das Zeugnis des Kopfes doch wohl zu hoch gewertet wird.

Heibig: Führer U. 3. Aufl. 31

482 NACHTRÄGE ZUM Ü. BANDE.

Idd2 (8549) Fragment eines Frie&es. Gefunden in der Nähe von Velletri. Notizie d. scavi 1900 p. 197 mit Abb. Auso- nia VI 1911 p. 147 ff. T. VII (Moretti).

1401 (140) Kopf des Sophokles. Vgl. zu dem Typus zu- letzt Lippold p. 38 f. L. bestreitet in Übereinstimmung mit Arndt die Deutung auf Sophokles und datiert das Original des I^pus nicht ^iveit nach der Mitte des 5. Jahrhunderts.

1408(506) Relieffragment, Anaximandros. Vgl. Lippold p. 74. Ebenda p. 59 Fig. 9 ist jetzt das Eudoxos-Belief abgebildet.

1414 (644) Kopf des Gallienus. Delbrück ant. Porträts (tabulae in usum scholarum ed. sub cura Joh. Lietzmann &) p. -XXI, LV f. T. 53.

1416 (162) Kopf der jüngeren Faustina oder I/ucilla. Delbrück a. a. O. p. XXI, Lin f. T. 47 (Faustina). * 1427 (618) Kopf des Nero. Delbrück p. XX, XLVm, T. 36.

1428 (326) Kolossalkopf des Gordianus lll. Lies: Herkunft wie bei n. 1422.

1430 (330) Kopf des Vespasian. lies :H!erkunft wiebein. 1422. F 1463 (324) Vierseitiger Altar. Die Seite mit der Darstellung der Wölfin abgeb. bei Koscher, MythoL Lexikon IV p. 203 f. n. 5 Abb. 2.

1479 (1128) Das kleine Büd mit dem rezitierenden Schauspieler und dem nachlesenden Dichter oder Regisseur bei Birt, Die Buch- rolle in der Kunst p. 141 Abb. 78 (um einen simplen Souffleur so nennt B. den Nachlesenden kann es sich nicht handeln; der Mann ist bekränzt und wird deshalb den Dichter darsteUea).

1508 (4344-^4349) Fragmente von Terrakottareliefs und 1514, 1515 Fragmente der plastischen Dekoration eines Tempels. Vgl. Ausonia VI 1911 ' p. 151 ff. (Moretti).

Villa Borghese.

Oberes Stockwerk: 1565 (C5CXLV) (Gruppe, Amazone zwei Bj-ieger überreitend, v. Salis der Altar v. Pergamon p. 131.

Das Kirchersche und prahi^tor. Museum ' im Collegio romano.

Korridor LIV: 1763 Fragment einer griechischen Spiegelkapsel mit Belief, Oigantenkampf. t. Salis der Altar v. Pergamon p.' 50.

Yergleichende Tabelle der Nnminem in der zweiten und driUen Auflage.

2. Aufl.

S.iJifl.

2. Aufl.

3. Aufl.

2. Aufl.

3. Anf).

2. Aufl.

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484 Vergleichende t abelle der nummern.

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355

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606

840

VERGLEICHENDE TABELLE DER NUMMERN. 485

2. Aufl.

3. Aufl.

2. Aon.

3. Aufl.

2. Aufl.

3. Aufl.

2. Aufl.

3. Aufl.

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1222

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486 VERGLEICHENDE TABELLE DER NUMMERN.

2. Aufl.

3. Aufl.

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VERGLEICHENDE TABELLE DER NUMMERN. 487

2. Anfl.

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Z, Aufl.

|3. Aun.

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9. Auf L

2l Aufl.

3. Aufl.

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1207

495

1272

679

1098

1834

1140

1499

1208

499

1273

681

1099

1839

1141 bis

1499 bis

1209

497

1274

699

1070

1838

1144

1499

1210

498

1275

580

1071

1344

1145

1355

1211

499

1279

589

1072

1395

1149 bis

1490 bis

1212

470

1277

650

1073

1429

1148

1492

1218

472

1278

670

1074

1391

1149

1417

1214

473

1279

540

1075

1414

1150

1499

1215

474

1280

547

1079

1419

1150 a

1413

1219

479

1281

687

1077

1425

1351

1494

1217

477

1282

573

1078

1357

1152

1399

1218

478

1283

577

1070

1410

1153

1480

1219

470

1284

674

1080

1858

1154

1440

1220

480

1285

471

1081

1390

1155 bis

1221

489

1289

540

1082

1459

1157

1443

1222

489

1287

545

1083

1428

1158

1382

1223

487

1288

544

1084

1422

1159

1438

1224

402

1289

638

1085

1430

1190

1407

1225

493

1290

575

1089

1493

1191

■—

1229

494

1291

552

, 1087

1875

1192

1450

1227

495

1292

661

1088

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1193 bis

1451 bis

1228

499

1298

635

1 1089

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1464

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497

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1230

498

1295

648

1091

1197

.^

1281

490

1299

543

1092

1405

1198

1325

1282

500

1297

642

1093

1391

1199

419, 432,

1233

559

1298

534

1094

1424

433

1234

601

1299

591

1095

1204

1170

418

1235

602

1300

592

1099

1399

1171

420

1239

504

1301

593

1097

1409

1172

481

1237

505

1302

594

1098

1898

1173

423

1288

609

1308

595

1099

1394

1174

424

1239

508

1304

699

1100

1829

1175

427

1240

607

1305

697

1101

1889

1179

420

1241

600

1309

698

1102

1390

1177

431

1242

510

1307

599

1103

1388

1178

434

1248

512

1308

900

1104

1378

1179

435

1244

614

1309

901

1105

1379

1180

439

1245

617

1310

902

1109

1181

491

1248

510

1811

004

1107

1827

1182

437

1247

520

1312

905

1108

1328

1183

488

1248

521

1818

909

1109

1450

1184

439

1249

522

1314) 1315/

749

1110 bis

1186

440

1260

623'

1112

1189

441

1261

582

1319

908

1113

1360

1187

442

1252

579

1817

809

1114

1349

1188

443

1263

571

1318

910

1115

1189

490

1264

688

1319

911

1119

1394

1190

444

1256

672

1320

912

1117

1348

1191

445

1269

689

1321

913

1118

1347

1192

449

1257

641

1322

914

1119 bis

1329 bis

1193

447

1268

684

1323

919

1122

1332

1194

448

1269

686

1324

917

1123

1324

1195

449

1200

508

1325

918

1124

1359

1199

460

1201

658

1329

919

;1125

1353

1197

451

1202

624

1327

822

1129

1341

1198

452

1203

626

1328

023

1127

1392

1199

453

1204

529

1329

024

1128

1338

1200

454

1205

630

1330

025

1129 bi

1477 bis

1201

459

1299

628

1331

020

1131

1479

1202

457

1297

629

1332

027

488 VERGLEICHENDE TABELLE DER NUMMERN.

2 Aufl.

3. Aafl.

2. Aufl.

8. Aafl.

2. Aufl.

8. Aufl.

2. AnlL

8. Ann

1388

628

1381

692

1487

760

1486

1760

1384

629

1382

698

1488

761

1486

1720

1385

620

1888

694

1489

680

1487

1728

1386

631

1884

696

1440

752

1488

1782

1837

632

1886

695

1441

1674

1489

1784

1338

688 bis

1886

698

1442

1680

1490

1781

636

1887

699

1448

1678

1491

1744

1889

636

1888

700

1444

1679

1492

1742

1340

637

1889

701

1445

1677

1493

1760

1341

638

1890

702

1446

1657

1494

1788

1342

746

1891

703

1447

1645

1495

1743

1848

639

1392

720

1448

1680

1496

1755

1844

640

1898

721

1449

1767

1497

1763

1346

641

1894

722

1450

1768

1498

1754

1346

642

1896

707

1451

1711

1499

.

1347

648

1896

706

1462

1706

1500

1728

1348

644

1897

1463

1707

1501

1729

1349

646 bis

1398

708, 719

1454

1708

1602

1739

662

1399

709

1456

1671

1503

1736

1360

666

1400

710

1456

1684

1504

1762

1361

666

1401

712

1467

1670

1505

1748

1362

657

1402

711

1458

1672

1506

1659

1363

668

1408

713

1459

1678

1507

1568

1364

704

1404

714

1460

1700

1508

1577

1366

669

1406

716

1461

1685

1609

1578

1356

660

1406

717

1462

I&IQ'

1679

1367

661

1407

723, 738

1463

1716

Uli

1580

1368

664

1408

724

1464

1714

1512

1681

1369

665

1409

725

1465

1716

1513

1682

1360

667

1410

726

1466

1681

1614

1583

1361

668

1411

728

1467

1686,

1515

1684

1362

669

1412

780

1688

1616

1586

1363

670

1413

731

1468

1683

1617

1573

1364

671

1414

787

1469

1746

1618

1674

1366

672

1416

740

1470

1727

1519

1576

1366

673

1416

742

1471

1682

1620

1586

1367

676

1417

741

1472

1685 bis

1621

1687

1368

678

1418

748

1637

1522

1676

1369

679

1419

746

1478

1709

1528

1588

1370

681

1420

688

1474

1712

1524

1689

1871

682

1421

687

1475

1676

1525

1692

1372

683

1422

747

1476

1676

1526

1593

1373

684

1428

II p. 404

1477

1661

1527

1594

1374

686

bis 1429

1478

1660

1528

1696

1376

686

1430

421

1479

1692

1629

1697

1376

687

1431

417

1480

1696

1530

1698

1377

688

1432

428

1481

1669

1631

1599

1378

689

1438 bis

1482

1582

1600

1379

690

1486

1483

1719

1633

1601

1380

691

1486

749

1484

1749

Namen- nnd Sachregister.

In der Begel werden die den Denkmälern gegebenen dnrchlanfenden Nnmmem

nnd nur fOr Teile, die der Kammern entbehren, der Band und die Seitenzahl

zitiert. Die Künstlernamen sind kursiv gedruckt.

Abundantia 1875 (?)

Aoerra 152, 893, 1174, 1862,

II p. 152 Acheloos 1117. Sogen. A, 600,

1693, 1768 p, 1770b Acheron s. Unterwelt Aohüleus 46 ( ?)

auf Reliefs 141, 418, 766, 774, 800, 801, 966

auf Vasen 449, 458, 479, 480, 487, 502, 517, 645, 1807 (LXXI)

auf Wandbild 623

auf Spiegeln 643, 1808d

sein Sohüd 800, 801

Streit um seine Waffen 1459 Adam 792 ( ?)

Adler 368, 1463

als Legionszeiohen 6, 1529

Ganymedesraubend 386, 1440

neben Ganymedes 103, 368

neben Hebe ( ?) 1443

neben Zeus 1405, 1329

neben Porträtstatue 299

vor Prometheus 534, 792, 1394

einen Hasen zerfleischend 178, 1147

Vogel der Sonne 123, 767

als Schmuckstück 993, 994 Adlerkopf 564 (Tongefaß), 657

(Beichselsohmuck) Adlocutio 5 (I p. 629), 1166,

1166, 1171 Admetos 119 Adonis 201 ( ?), 442 ( ?)

und Aphrodite 460, 700, 741, 1202, 1286 ( ?)

verwundet 442, 1816 Adorantin 241, 647, 1038^ 1252

Aedioula 924, 988 Aelius Aristides 413, 813 (7 II p. 475)

Caesar I p. 453 n. 34 P. Aelius Syneros 1463 Aeneas auf Beliel 165 ( ?), 1523

auf Vasen 447, 570

auf Wandbüd 1452 Aes rüde, signatum u. grave I

p. 403; n. 1704, 1705 Aetemitas 990 Aethiopischer Sklave s. Aithio-

pier Aütion 416 ( ?) Affe 1424, 1574, II p. 376 Agamemnon 523, 774, 1207, 1459 Agenor II p. 396 (?) Agesandros 161 (I p. 630), 1899a &y%vX'(j 1297 Aglibolos 988

Agorakrüos 291, 765, 907, 1878 Agrauliden 111 ayQriv6v 6, 129 Agrippa 5, 1266 M. Agrippa Postumus 872 ( ? II

p. 476). Vgl. 1133, 1441 Agrippina d. ä. I p. 452 n. 10

(II p. 474). Vgl. 805, 1828

ihr Urnenbehälter 889 Ahenobarbus, Gn. Domitius, an-

gebl. 39. Vgl. 102, 898 Ahnenbilder 1195, 1196, 1270.

Vgl. 1862 Aias, Sohn des Oileus, 636 (?)

auf Relief 1537

auf Wandbild 523

Sohn des Telamon, auf Relief 1537

auf Vasen 447, 479, 480, 542

490

NAMEN- UND SACHREGISTER.

Aias, Sohn des Oileus, 636 (?)

auf Wandbild 623

auf Spiegel 1807 d

Aidos 1518 ( ?)

Aigeus 1683, 1924

Aig\Tf\A 504

Aigis 38, 782, 927

- mit Sternen 52 (I p. 629),

645, 1768a, c Aigisthos 338, 1207 Aineas s. Aeneas Aion 123

Aischines 261 (II p. 471), 830 Aischylos 19 ( ? II p. 466), an-

gebl. 840 (O p. 475)

Wirkung seiner Dramen in Ktmstwerken 506, 569, 1207

Aisopos 1859. Vasenbild 571 Aithiopier 375, 1926. S. Neger-

köpf Aithra 1924. Va^enbüd 500 Akanthosblätter unter einer

Büste 294

unter einem Schilde 64, 1557

um Säulen 378 Akrobat 1721

AkroKtti 70, 887, 1288, 1367 Akroterion 1510 'Axtai 414 (p. 262, 263) Aktaion I p. 272 (n. 86). N.

1403, 1799c, 1807e Alabaster 213, .426, 553, 930,

1868—1871 Alabastron 1768v, 1770i Alatri, Tempel II p. 348 Alba longa 1452 Albaner See 794 Aldoforandinische Hochzeit 416 Alexander Balas 1347 (?) Alexander d. Gr. 882 (II p. 476)1

Vgl. 955, 1050, 1110, 1347

vor Biogenes 1894 Alexändersarkophag sog. 1752

(p. 394) Alezander Severus 1422 ( ?) Alexandreia, Fabrikationsort

von Fairfiimgef äßen 553 Alexandres 1769d. S. Paris Algardi 790, 791 Alkados 497

Alkamenea 26, 64, 86, 320, 324,

857, 1004, I p. 629, n. 1281,

1539, 1557, 1559 Alkestis 119 Alkiades 549 Alkibiades 273, Angebl. 88, 262,

322,- 8E1, 1911 Alkmene 255, 510, 1850 Alkyoneus 471 Alopeke, Mütze aus Fuchspelz,

494 Alpna 684 Altäre 155, 901, 1040, 1043,

1044, 1 p. 594f. N. 1177, 126Ö,

1463 (Hp. 482), 1465, 1847 (?),

1896, 1898, .1901, 1902 Alte Bäuerin 935, opfernd 1896,

trunken 778 Althaia 849 . Amalasvintha, Dame aus ihrer

Zeit 902 Amaltheia 74 (7), 864 Amazonen Statuen 24, 192 (I

p. 630), '852, 881, 980, 1095,

1103

Köpfe 949, 989 ( ?)

auf Antefixen 1780k

u. Greife 1675

in Troia 1543 Ama^nenkampf in Gruppe 1565

(H p. 482)

auf Marmorreliefs 78, 141, 865, 906

auf Tonxeliefs il p. 219; n. 1768e, 1783, 1786a

auf Spiegelkapsel 1768q

T- auf eisten 700, 1741, 1769h

auf Vasen 505, 515, 518, 536, 1796 f, 1796 g

Ainazonenschiki 930, 1769 b

Amazonius 930

Ambra s. Bernstein

Amme .882, 1209» 1286

Ammon s. Zeus Atnmon

Ammon Ka 1575

Amor 1463, 1517. S. Eros

Amphiaraos 523

Amphion 426, 1209, 1813

Amphitrite 1218, 1549 ( ?) 1799g

Amphitryon.255,.256, 510

NAMEN- UND »ACHREÖISTER,

491

Amphoren I p. 281 f.

aus Bronze 616, 665, 701, 1747, 1765

-r- auB Marmor 333

Amulius 154, 1453

Amykos 1350 ( ?), 1752, 1766,

1769e, 1807 Anabestae 1257 Anakreon 900 (II p. 476) &vayeav6(i8vai, 1184, 1355 Anaximandros 1408 (II p. 482) Anchises 570 AndoMdes 1779 Androkrates 549 Andromaofae 1481. 1543 Andromachos 549 Andromeda 806, 1782 a Androsphinx 1329, 1460 Androsthenes 549 AnkaioB 895 Anna Perennis 1452 ( ?) Annona 1273 (II p. 481) Antakles 549 Antefixe 437, 1009, 1010, 1509,

1512, 1671, 1779, U p. 387ff.,

n. 1786e Antemnae 1785 r Anteros 238 AiUigcmos 884 Antilochos 414 (p. 262) Antinoos Statuen 289 (II p. 471),

1152. Vgl. 306, 307. Angebl.

874 (II p. 476)

Büste 294. . Vgl. 286, 287

Relief 1872 Antiooheia 362 An]tiocho8 ( ?) 1304 Antiphates 414 (p. 263) Antiphüos 244, II p. 396, n. 1927 Antisthenes 279 (11 p. 471), 395

(II p. 473) Antonia Drusi I p. 452 n. 8 Antoninus Plus Statuen 114,

1318. Vgl. 292

Büsten u. Köpfe I p. 453 n. 35; n. 1417,. 1421, 1535

Reliefs 123, 1875 Anubis 1498, 167.5 ( ?) Apelles 251

Apex 893, II p.^258

Aphrodkias I p. 453 n. 49; n. 861, 862, 1315, 1715

Aphrodite Statuen 139 (mit Por- tr&tkopf), 248 (II p. 470; im Bade kauernd), 251- (nach dem Bade), 310 (I p.- 631; A. von Knidos), 761, 763 ( t bekleidet, aus* der Mitte des 5. Jahrh. v. Chr.), 803 (kapitoL V.) 1285, (Torso d. kn. . Aphr.), 1300 (knid. Aphr.), 1539 (Ven. genetr.), 1918 (Ven. v. Gapua)

Statuette 1715 (A. v. Aphro- disias)

Köpfe 97 (kapit. V), 193 (knid. Aphr.), 1288 ( ? arch. Kolossalkopf), \Wb (4. Jahrh: V. Chr.), 1544 ( ? pheidiasischer Typus)

In Gruppen 79 (? mit zwei Erotwi), 1297 (f mit Ares)

auf Reliefs 132 ( ? Sarkoph. mit Darsteillung eines Hafens), 144 (Paris vor Helena), 154 (Basis Casali), 207 (barber. Kandelaber), 460 (mit Adonis), 783 (arohaistisch), %6 (Tensa oapit.), 1202 (Adonis-Sark.), 19«6 (II p. 481 ; Thron d. Aphr.), 1321 (Urt d. PariiB), 1860 (ar- chaisch)

: auf Gemälde 416 (aldobr. Hochzeit), 1479 (Famesina- Haus)

auf Vasen 507, 608, 525

auf asten 700, 1768a

auf Spiegehl 639, 684, 1768t, 1769k, 1770g

auf Goldbulla 741 ApoUodoroa l p. 288 f.; n. 1793h ApoUon Statuen 15 (Killiaröde),

129 (? I p. 630, II p. 469; mit äy^rivöv, 167 (I p. 630, II p. 469; Ap. vom Belvedere), 187 (Kitharödos), 191 (Ap. Sau- roktonos), 200 (Kitharöde, ar- chaisch), 254 (v. Centooelle), 258 (Kitliaröde), 263 (U p. 470; Kitharöde, Teil der Mu- sengruppe), 380 (archaistisch),

492

NAMEN- UND SACHREGISTER.

854 (RepL d. Ap. von Kassel), 859 (Omphalos-Ap.), 860 (Wei- terbild, d. Ap. Lykeios), 878 (Ap. Lykeios), 907 (I^tharöde), 984 (4. Jahrb.), 1096 (sitzend über Felsengrotte mit Omphalos), 1247 (stehend mit Dreifuß u. Kithara), 1268(Omphalos*Ap.), 1312, 1313 (sitzend), 1336 (aus dem Tiber), 1548 (arohai- stisch), n p. 397 (Pal. Bar- berini), n. 1784 a (Terrakotta aus Faderü), 1848 (sitzend auf Dreifuß u. Omphalos), 1852 Bronze, Ap. Sauroktonos), 1932 (archaischer Torso) ApoUon . Statuetten 755 (Bronze, sitzend), 982 (M!arm., als Kind auf dem Arm der Leto)

Köpfe 187, 200 (archaisch), 233, 1052 (Ap. Lykeios), 1108 (Ap. T. Kassel), 1110 (sog. Alexander), 1120 (Lykeios), 1366 (Omph.-Ap.), 1387, 1628, 1732 (Bronze, Lykeios), 1933 (Sauroktonos)

auf Reliefs 5 (Panzer), 60 (sit- zend), 119 (Alkestis-Sark.), 144(ParisYorHelena),335(Kan- delaber), 363 (KandeL), 365 (Kandel.), 382 (Kiobiden- Sark.), 418 (Niob. - Sark.), 697 (Gistenfuß), 747 (Bronze- beschlage), 783 (archaistisch), 847 (Ap. m. Muse), 864 (Basis, Schicks, d. Zeus), 923 (Darst. d. Marsyas-Sage), 1116 (Votiv- relief), 1209 (Ifiobiden-Sark.), 1402 (Kitharöde), 1546 (als Kind), 1847 (Altar od. Basis), 1850 (ismen. Ap.), 1876 (Kitha- röde, archaistisoh)

auf Mosaik 1443 (Strafe d. Marsyas)

auf Vasen 467, 495, 497, 502, 520, 545, 570, 574

auf eisten 1768 a, m -— auf Bleitesseren 564 ApoUonioe 288

Sohn des Nestor 124

Apotheose 121, 122, 123, 15£

309, 990 I

Apoxyomenos 23 (II p. 466) { Apulische Vasen I p. 290; n. 492

506, 507, 512, 514 i

Ära Pacis 152, 1276, 1523 |

Aratos 1914 ( ?). Vgl. 282 Arausio II p. 215 i

Archemoros 1812 Archeso 1135 Archigallus 987 Arohüochos 394 ( ?) Ardea, Tempel 1752 Arduinne 49 Ares Statuen 693 (Mars v. Todi),

759 (I p. 632f., n p. 473f.

Mars Ultor), 921 (?), 1156,

1297 (Ar. LudoYisi)

Statuette 755

Köpfe 832 ( ? sog. MUtiades), 1281 (Ar. Borghese)

auf Reliefs 207 (barber. Kand.), 783 (arohaistisch), 1685 (Terrakotta), 1715 (? Göttin ▼. Aphrodisias)

^ auf Vasen 463, 475, 566

auf Spiegel 639 Argonauten 1752

Argos, Hund des Odysseus, 1684,

1777a Ariadne Statue 208 (schlafend)

Kopf 866 ( ?)

auf Reliefs 190 (Kabinelarel.), 210 (schlafend), 966 (Tensa capit.), I p. 576 (Terrakotta), 1200 (Sarkophag)

auf Vasen I p. 404; n. 1778f, 1799 f, 1808i

auf Gemälde 414 (p. 264) Arimaspen I p. 278 Äristeas 861, 862 Aristippos 1819 ( ?) Äristodemos 1859 ArisUmoihoa ( ?) 965 Aristotelesl298.Angebl.l819,1934 ArkesOaoa 179, 995 (H p. 477),

1517, 1539 Armbänder I p. 403; n. 717 Arretinische Vasen I p. 290f.; n.

561, 567

NAMEN- UND SACHREGISTER.

493

Artemis Statuen 29 (I p. 629; langgewandet, eilend), 67 (kurz- gewandet, angelehnt), d66 langgewandet, stehend), 1164 (ehemals auf basaltenem Hirsch sitzend), 1933 (langgewandet, stehend; vgl. II p. 5, Toiso)

-~ Statuette 982 (als Kind auf dem Arm der Leto)

von Ephesos 337, 797 (II p. 474), 11 p. 205, 1715

Köpfe 366, 1106 ( ? pheidia- sisoh), 1385 (Art. v. Ver- sailles)

auf Reliefs 5 (Panzer), 138 (Gigantomachie), 382 (Niobi- den-Sarkophag), 747 (Bronze- beschläge), 783 (archaistisch), 923 (Darst. aus der Marsyas- Sage),1011 u.lll6(Votivrelief s), 1209 (Niobiden - Sarkophag), 1403 (Statue in KapeUe), 1536 ( Votivrelief , Art. Kurotrophos), 1546 (als Kind), 1670 (Terra- kotta, sog. pers. Art.), 1784q und 1785u (Terr., pers. A.), 1838 (Niobidenfries), 1876 (ar- chaistisch), 1889 (neben Leto ?), 1930 (archaistisch).

auf Mosaik 1443 (Strafe d. Marsyas)

auf Vasen 418, 506, 526 (pers. A.), 570, 1796k, 1799c

auf eiste 1768m

Attribute der Artemis 356, 1513

Arvalen 217, II p. 60f.

Asoanius 1452

Aschenbehälter I p. 272; n. 423,

425, 426, 481, I p. 403 f., n.

560, 616, 1630, 1635-^1637,

1642—1644

gefäß 213, 779

kiste 1162, 1459

ume 1325, 1524, 1868—1871 Asklepiades 818

Asklepios Statuen 6 (jugendl.). Vgl. 1333

Statuetten 755 (Br.), 1016 u. 1718 (Mann,)

Asklepios in Gruppen mit Hygieia 203 (jugendL, sitzend). YgL 115 stehend)

Köpfe 1261 (jugendl.), 1333 u. 1340 (bärtig)

^ auf ReUefs 188, 846 u. 1016 (VotivreUefs); 1144 (als Kind); 1897 (Votivreüef)

Askoliasmos 786

Asopos 504

Aspasia 277

Astarte 988

Astragal als Gefäß 1793

Astyanax 1481, 1543, 1794i

Atalante 459» 640, 849, 895, 916, 939

Atargatis 1429

Ate 849 ( 7)

Athamas 1808k

Athene Statuen 38 (Min. Giosti- niani), 52 (I p. 629; mit Ster- nenaigis), 64 (I p. 629; Alkame- nes ?), 765 (nLolossalstatue), 782 (Repl. d. Min. Giust.), 851. (II p. 476; Promachos), 905, 906 (Ath. Parthenos), 1028 (Pallas V. Velletri), 1069 (Ath. des Kephisodoros ?), 1304 (Atii. Parth., Kopie d. -tiochos), 1307 (Pasticcio), 1338 (peloponnes. Original), 1530 (Ath. Parth.), 1557 (Pasticcio), 1559 (Alka- menes ?), 1866 (archaisch), 1878 (mit d. Wolfshehn)

Statuetten 645 (I p. 632; Br. mit Stemenaigis), 1689 (Terrakotta), 1717 (Mtorm. , Ath. Medici), 1723 (Br. etrusk.), 1854 (Br.), 1857 (Marm., ver- hüllt)

Herme 1293

Köpfe 70 (Ath. Medici), 101 (Ath. m. Stemenaigis), 153 (friedl. Ath.?), 224 (praadte- lisch), 355 (m. Gorgoneiou als Maske), 400 (archaisch, Akro- lith), 989 ( ?), 1020 (II p. 477; Ath. Hope), 1084 (archaisch- attisch), 1085 (archaischi-io- nisch), 1089 (pheidiasisch).

494

NAMEN- UND SACHREÖISTEÄ.

1262 (Min. GittstinO, 1367 <

. (Ath, Medici), 1377 (attisch . 5. Jahrb.), 1854 (Br. Ath.

.. Hope), 1855 (Bn pheidia- sisch)

Athene auf Reliefs 112 (mitGaiau. d. kl. I^richthonios), 207 (bar- berin. Kandelaber ), 255. u. 256 (Friese m. Szenen des Herakles- mythus), 365 (Kandelaber), 783 (archaistisch), 792 (Pro- metheus- Sarkophag), 864 (Ba- sis, Schicks, des Zeus), 904 (mit Gorgonelon ftls Maske), 1042 (iudioium Orestis), 1321 (Urteil d. Paris), 1546 (Sarko- phagdeckel, Geburt d. Apollon u. d. Artemis), 1885 (Terra- kotta), 1753 (11 p. .482« Spie- gelkapsel), 1768w (Knochen- relief), 1860 (archaistisch), 1887 (Sark. m. Hochzeit d. Peleus u. d. Thetis)

,— in Mosaik 314 .

r- auf Vasen I 283 u. passim. N. 179ag, 1795a, d, e, k,

. 1799b,jD

r— auf Spiegeln u. CHsten 691,

. 1752, 1756, 1768a, c, 1769b,

. e, g, 1770U

Äthenis 1864

A&ienodor04 151 (I p. 630), 978 (I p. 633i), 1899a

Athleten (Tgl. Biadumeno», Bis- kobolos, Faustkämpfer, Lau- fes, Pankratiaat, Ringer)

Statuen 32» 1083, 1241, 1823, 1846, 1909

-^ Köpf© 769, 1051, 1058, 1158, 1381, 1382

auf Reliefs 972, 1153

ip Mosaik II p. 1; n. 1240

auf Vasen 471, 472, 477 und passim.

Athlothet 472, 488, 516, 529, 704.

Vfi^. Dpistates Atia,.Iuounda 1456 L. AtiHus Artemas 1272 Atistia, Frau des Bäckers .0.

Vergilius Eurysaces 1259

Atlas 4929 (Statwtte), 534 (Vä«

»^biki), 686 (Spiegel) Attalos I. von Pergamon 372,

772, 865, 884, 1317 Attis 132 ( ?), 987, 997, 1233 (II

p. 480), 1236 (II p. 480), 1311,

1901. 1902. Vgl. 369 Aufzüge von Reitern u. Wagen

auf Vasenbiklem X p. 281, 286; . n. 455, 475,. 540

auf Terrakottafrie&eA 976, 1508, 1514, 1515

Augenflohakoi I p. 263; n. 538,

1790, 1794e, f, 1796k Augur 871, 1514, 1901, 1902 Augustu$ Statuen 5 (I p. 629,

U p. 466), 304 ((^nius des A.),

313, 1528,

Köpfe 85 (II p. 468), 217, 218 (II p. 470; Oetavianufl), 409, I p. 452 (U p. 474), n. 1165

auf Reliefs 155, 1523 Aura 1523

L. Aurelius Heliodorua 988

M. Aurelius Reiterstatue I p. 408

Büsten u. Köpfe 229, I p. 453 n. 37 (II p. 475), 38; n. 1419

auf Reliefs 891—893 (II p. Auriga s. Wagenlenker [476) Aurora 5

Autola*os 1144

Axieros, Asiokerda« Asdofcersos

£1197 Badeszene 17991 Bär 1072—1074 Bäuerin 935 Bahre ans Bronze 628. Bakchantinnen (vgl. Mäoaden)

Statuen 1068 ( ? mit aufge- . stütztem Fuße), 1830 (stehend; . Va-r. der sog. Athens Lemnia),

1886 (tanzend)

Kopf 866 ( ?)

auf Reliefs 158 ( ? II p. 469; mit Staer), 334, 378 (Kande- laber), 946 (tanaend m. halb.

. Rohsuioklein)« 950(BhytQn; tan- zend), 1148 (tanzend auf Am-

. phora), 1191 (Dreifußbasis, tanzend), 1206 (Sarkophag;

NAMEN- UND SACHREGISTER.

495

Thiafios), ld27» 1329, 1330 (Stuckieliefs; bei Opfer und Mysterien- Weihe), 1518 (Ter- rakotta; Enthüllung d. myst. Schwinge), 1525 (tanzend), 1533 (Fries) Thiasos), 1768g (Terrakotta; m. Tympanon), 1850 (Thiasos m. Herakles)

Bakchantinnen auf Vasen 492, 509, 511, 519

Balbinus 408

Bankett auf Relief 1508, auf Bronzestreifen 1777 c, auf Spie- gel 1769m, auf Vase 1794c

Barbaren Statuen 339 (als Ge- fäßstütze), 372 (kämpf. Per- ser), 375 (äthiop. Sklave), 762, 884 (sterb. Gallier), 1222

Gruppen I p. 409 L (Trofei di Mario), 1302 (Gallier u. sein Weib)

Büsten u. Köpfe 3, 41 u. 46 (Dacier); 98 (Gallier), 829 (II p. 475; sog. Armin), 1354 (sterb. Perser), 1926 (Afrikaner)

auf Reliefs 5, 212 (I p. 630), 1166 (Panzer), 312 (Sark. d. Helena), 772 vl 1317 (Sack. m. Galliersohlacht), 891 (histo- risches Rel. ),1320 ( Sark. m. Bar* barenschJacht), 1655 (Basis m. Orientalen u. Victoria)

Barberini Palazzo II p. 393 £f.

Sammlung U p. 312 ff. 323 Basilica Hilariana 997

des Itmius Bassus 991, 992

Neptuni 886

iBasis 154 (II p. 469; B. Casali), 771 (m. Heraklestaten),. 864 (m. Schicksalen d. Zeus). 871 (d. luppiter Sol Serapis ge- weiht), 1191 (eines DreifuSesX 1210 (der Pieta« gew.), 1218 (eines Kandelabers), 11 p. 205 (d. ephes. Artemis), n. 1555 (m. Orient, u. Victoria), 1826 (m. Hekate u. Hören), 1847 ( 7 d. Apollon), 1910 ( ? mit Eroten), 1930 (m. Götterzug)

Bauer 172, 1462

Baumkultus 319, 341, 342, 356,

767, 1331, 1332, 1440, 1810,

1813, 1893, 1934 Baumsarkophag 1774, 1789,1807c Becher aus Gold 1584 ; aus Silber

676, 1757 Beinschienen 1736, 1778 Beischriften auf Vasen 448, 476,

479 (sinnlos), 480, 496, 521,

541, 547,. 569, 1807d Bellerophon 966, 1770 n, 1795h,

1803a, 1817 Berenike H- II p. 478 n. 1037 Berggott 132, 140, 154, 792,

1321, 1463 (II p. 482), 1546 ( ?),

1839 . Bemardini, Grab I p. 390, U p.

259; n. 1572, 1592, n p. 313

u. 328 Bernstein 720, 1483, II p. 258,

n. 1586, II p, 271, n. 1700, n

p.359,375,n.l767i, 1792c, d,g Bes 1080. Beschläge 746, 747 Bestiarii n p..231 Betende Matrone s. Adorantin Bett 628, 1596 (?). VgJ. Küne,

Lager, . lectus Bias 275 (II p. 471), 393 Biga 319, 976 Bildnisgruppe eines rom. "Ehe-

paares 230 (I p. 631, II, p^ 470) Bleimarken I p. 403

Gußformen für Ö64. Blepsiäs 549

Blitz in Form einer Blüte 1736 v

gräber (bidentalia) 351 Blumenkorb (Mosaik) 315 Bock 1767 r, 17^01, 1845^ IftlO Boethoa 867, 962

Bokohoris 1356

Bomarzo Bronzerelief s I p. 854; n. 747,. 1755, 1777o

Sarkophag 1785p

Bonus eventtts 808 (II p. 475),

911 IBDieaa 499, 1370 ( ?), 1752, 1799a Bracciano, Heilthermen s. Vica- . rello Brandgräber 1787

496

NAMEN- UND SACHREGISTER.

Braut 416, 1286 (II p. 481)

Brettspiel 1807 d

Briseis 479, 487

Brunnen 120 (mit Tliyrsen u. Pignen), 172. S. Fontönen- dekoration. Löwenkopf als Wasserspeier

figuren 205, 340, 377, 942, 1175, 1176, 1250

gräber 616, II p. 258

gruppe 336, 1549, 1560

mündung 359, 379, 766, 783, 1042 ( ?), 1910 ( ?)

relief 178, 376, 1144, 1147, 1891

Schacht aus Ton I p. 555

Szenen auf Vasen I p. 254; n. 473

Bruschi Sammlung I p. 329 Brustschild 710

Brutus L. lunius angebl. 953 (H p. 477)

M. lunius angebl. 872 (IL p. 476), 1133 (n p. 478), 1441

Bryaxia 126, 187, 237, 288, 770, 1124, 1563, 1858, 1919, 1931

Brygos I p. 288; n. 574, 576, 577

Bucchero 524, 557, 568, I p. 353 u. 404, n. 659, 11 p. 271, n. 1690, n p. 376, 377 u. 378, n. 1791, 1796d, 1798

Buch aus Blei 1711

Bügelkanne 1617

Bühne s. Skene

Bulla 383, 396, 702, 725, 729, 736, 741, 1634, 1752.

Bupaios 1864

Busengeschmeide 708

Bustum Gaesarum 213, 990

Byblis 415

Q. Caeoilius Ferox 1906

L. Caecilius Metellus 1254

Caelus 5, 155

Caeretaner Hydrien 471

Caesar s. lulius Caesar

C. Caesar 5, I p. 452 n. 11; n.

1134, 1916 Caestus II p. 1; n. 1145, 1153,

1240, 1350, 1364 ( ?)

Cagli, Bronzen aus 1775 Calener Schalen I p. 290; n. 566,

662, 663, 1691, 1800d Caligula I p. 452 n. 11; n. 1172,

1420 ( ?), 1916 Camülus 152, 893 (H p. 476.), 957

(I p. 633; Br.), 1177, 1221,

1439, 1523, 1730 Campanisohe Plastik 1349, Va- senmalerei I p. 290 Campus Martins 123, 213, 894,

897, 990 Camulus 49 Ganova 135—137 Cantmea Procia 1458 Capena, Nekropole II p. 271 CaraoaUa 221, I p. 454 n. 53; n.

1423, 1425, 1426, 1647. Vgl.

871, 1418 Carinus I p. 455 n. 79 ( ?) Ceres 1197. S. Demeter Cerveteri Grab I p. 352; n. 1604

Sarkophag 1773 Charis 1334 ( ?), 1479 (?) Chariten 80, 416, 844 ( ?), 1715,

1850 ( ?), 1876 ( ?) Gharon auf ReHefs 379, 385, 1207

auf Vasen 448, 588

auf Wandbüd 523 Cheiron 766, 966. Vgl. 925 Chimaira I p. 388; n. 710, 950,

966, 1577, 1767a, i, 1770n,

1795h, 1803a Chiusi, Gräber I p. 351 Chronika 498 Christus 1664, 1668, 1669 Chrysippos 391, 822 (ü. p. 475),

1012

Raub des 1768a

acero 116 (H p. 468), 835 ( ? II

p. 475) P. Ginciua SalviiLa 120 eisten I p. 357, 359; n. 700, 704,

964, 1638, 1741, 1743, 1752,

1768a— o, m— o, 1769a, d, e.

Vgl. 1768 u

deokel 1519

fuße 667, .697, 1742, 1744 Civita Castellana, Grabfunde II

p. 355 ff.

NAMEN- UND SACHREGISTER.

497

Givita Castellana, Tempel 1778 g Oivitella S. Paolo, Grabfimde II

p. 349 Claudia Apphias 1272

Quinta 798

Syntyohe 798

Claudier, unbekannter 1157 (II

p. 479) Claudius 7, 40, 299 (U p. 471),

300, 523, 1169 Ti. Claudius Faventinua 154

Felix 767

Pompeianus, Schwiegersohn des M. Aurelius 891

Glodius Albinus 182, 1410 { ?) Cohors XII urbcma 641 CoUocatio (Ausstellung eines

Leichnams) 1079, 1192 Colobium 1669 Colosseum 1193 Columen 1785p

Verkleidung 1786 n Columna rostrata 890 Commodus 2, 139 ( ?), 220 (II

p. 470), I p. 453 n. 43 (II p. 475), n. 930 (II p. 477) Oonca Grabfunde U p. 354 f

Temjpel n p. 349ff. Oongiarium (Getreide Verteilung), Consecratio 123 [1875 Constans, Sohn Constantin des

Gr., 959 ( ? II p. 477) Constantius Chlorus I p. 455 n. 81 Constantia, Tochter Constantin

d. Gr., 309 (I p. 631, 11 p. 471) Constantinus Magnus 312, I

411, n. 887 (U p. 476) Constantinus Caesar I p. 411 Corbulo s. Cn. Domitius Corbulo Corohiano, Funde 1807 [768 Cornelia, Mutter der Gracchen L. Cornelius Atimetus u. L. Cor-

nelius Epaphra 58 L. Cornelius Pusio 1348 L. Cornelius Scipio Barbatus 125

(I p. 629, n p. 468) L. Cornelius Scipio Orfitus 1901,

1902. Vgl. 871 Cometo, Gräber I p* 351, II

p. 258, 329, 378

Heibig: Führer II. 3. Aufl.

Corneto, Wandbilder II p. 258 Comutus II p. 467f [1169

Corona civica 84, 297, 299, 300, Coronae etruscae I p. 396 Craticula 656, 1597 Crepereia Tryphaena 969 Q, Crepereius Euhodus 968 CrioboHum 1901, 1902 Cultrarü 1177 Cupido s. Eros Curia Pompei 1818

Dachmodell aus Nemi 1780 g,

1785p, 1786s Dachverkleidung aus Terrakotta

1779h Dachziegel 1807 h Dacier 3, 41, 46 Dämon s, Daimon Daidalos, Vater des Ikaros, U

p. 219; n. 1811, 1879, 1892 Daidalos s. DoidaUas

V. Sikyon 1364 [p. 475) Daimon eleusinisoher 808 (II

etruskischer I p. 272 ;n. 588' -^ löwenbändigend 710, 717, 752

schlangenfüßig 1786k Damhirsch 1790, 1791, 1799a Damophan 29, 232, 787, 1 p. 633 f.,

n. 1545 Damoxenes 137

Danaiden 359, 414, 928, 929 (?) David 1667 Dea nutrix 74

Roma 71 (I p. 629), 123, 871, 894, 1193, 1523, 1836, 1875 ( ?)

Deianeira 446

Deidameia, Tochter des Lyko-

medes 774, 776 Deinos 459 Deioneus 486 Demeter Statuen 74 ( ?), 291 ( ?),

775, 857 ( ?). Vgl. 924

Büste 1303 (?)

auf Rejiefs 259 ( ?), 1197, 1325, 1511, 1546 ( ?), 1673, 1930

auf Vasen 454, 514, 568

Wagen der Dem. 319 Demeirioa v. Alopeke 1033, 1350

(II p. 481)

32

498

NAMEN- UND SACHREGISTER.

DemetnoB Poliorketes 1181 ( ?)

I. Soter von Syrien II p. 481 n. 1347 ( ?)

Demosthenes 22 (II p. 466), 280 Desoltores I p. 219 Deukalion 792 Diademe, goldene 724, 732, 734,

I p. 403 Diadoohe 216 ( ? II p. 470), 245

(II p. 470), 1181, 1189, 1347

(II p. 481), 1407 Diadumenos s. Polykhüos Diana von Nemi 1513, 1520. S.

Artemis Dichter, Statue eines Tragikers 19

Reliefs 104, 216

Gemälde 1479 (II p. 482) Dichterin, ihr Grabstein 1534 Diooletianus angebl. I p. 455 n. 80 Diogenes, der Philosoph 816 ( ? II

p. 475), 1856, 1894 Diogenes 1 [1541

Diomedes, der Thraker 167, 771,

Sohn des Tydeus, Statue 1027, 1244, 1275. Vgl. 1393

auf Reliefs 774, 1400, 1815 Dion 448

Dionysios 295

Dionysos Statuen 320 (hart., sog. Sardanapal), 321 (un- bärtig, weibisch), 1342 (un- bärt., Villa d. Hadrian), 1349 (unbärt., campanisch?), 1888 (bärtig, archaisch)

Statuetten (alle aus Bronze) 755 (hart.), 1749 (unbärt.), 1768b (unbärt.)

Aufsatz in Form des Oberkör- pers 1737 (Bronze; unbärt.)

Hermen u. Hermenbüsten 69 (bärtig), 406 (unbärtig), 1229 (unbärt., gehörnt), 1294 (kopf- los, langgewandet), 1351 (Bron- ze, unbärt.), 1628 (unbärt.)

Köpfe 880 (unbärt.), I p. 577 (Stuck; bärt.), n. 1384 (U p. 481; unbärt.), 1561 (unbärt.)

Kopf als Schildmaske 600

auf Marmorreliefs 132 (Sar- kophag mit Hafendarstellung),

159 (Fries), 190 (Kabinetsrel.), 238 (rechteok. Marmorwerk), 283 (neu-attisch), 1200 u. 1206 (Sarkophage), 1827 (? Puteal m. eleus. Gotth.), 1930 (archa- istisch) Dionysos auf Bronzebesohlägen mit getriebenen Darstellungen 747 (? archaisch-etruskisch), 966 (Tensa capitolina)

auf Tonreliefs 1677, 1768 g

auf Reliefgefäßen 566, 685

auf Vasen I p. 283, 286; n. 454, 479, 492, 509, 511, 526, 539, 659, 1795g, 1, 1796e, f, h, 1799d, f, 1808c, f, g

auf Spiegehl 1769f, 1770o

auf Bleitessera 564

als Kind 4 (v. Silen gehalten), 259 (Relief; Geburt des D.), 384 (v. Satyr getragen), 786 (Sarkophag; seine Pflege), 1388 (v. Hermes geh.), 1477 (Ge- mälde, seine Pflege), 1769o (Spiegel, von Hermes geh.), 1801 c (Vase ; von Hermes geh. )

seine Attribute I p. 159, auf Porträts übertragen 25, 2849

Dioskuren 371, 435, 480, I p. 408f., n. 895, 916, 1113, 1130, 1271, 1701, 1752, 1756, 1769e, 1807

Diptychon 269, 1006

Dirke 426

Diskobolos Ludovisi 396, 1295

des Myron 326, 788, 1139, 1363

des Naukydes ( ?) 324 (I p. 631, II p. 472), 1030

Bronzestatuetten 649, 1719 (Kandelaberkrönung)

Diskos 1570 Diskosfibel 716 Dius Fidius 351 Doidalsaa 248 (II p. 470) Dolche II p. 259; n. 1686, 1587

altkretische 1624; mykenische 1767U

Domitia I p. 453 n. 25 (II p. 476).

Vgl. 826 [1048

Domitianus 47 ,11 p. 478, n.

NAMEN- UND SACHREaiSTER.

499

Domitianus, seine Siegesdenk- mäler I p. 410f

On. Domitius Corbulo 826 (II p. 475)

Domitilla 213

Doppelbeile, kretische 1624

Domauszieher 956, 1053

Dorydrepanon 580

Doryphoros s. Polyhhitos

Drache 678

Dreifuß aus Eisen I p. 352 f; n. 629, 694

aus Eisen u. Bronze 1593

aus Bronze 620, 626, 1593, 1766 f, II p. 355 u. 376

aus Marmor 316

neben ApoUon 860, 1247; ihm als Sitz dienend 1848

~ auf ReUefs 1847, 1850, 1875,

auf Vase 519 [1876

basis 1191

beschlag 1794 g

raub 167, 363, 1794e Dreigespann 1514 Drusilla 1174

Drusus d. Ä. I p. 452 n. 7 ( ? II p. 474); n. 1171 ( ?)

d. J. 1155 ( ?), 1420 ( ?)

Bruder des Caligula, 1420 ( ?) Duris I p. 288; n. 497, 502, 503,

545, 569, 578

Eber 173, 411, 773, 943, 1045, 1072—1074, 1910

auf Vasen 448, 459

des Adonis 1202

erymanthischer 167, 271, 464, 1541, 1793c, 1796m

kalydonischer 916, 1203 Echetlos 1635—1637, 1871 Efeublätter, goldene 733 Eileithyia 259 ( ?), 1546 ( ?) Elefant 132, 411, 1 p. 307, n. 1206 Elektra 1314 ( ?)

Elektron 1767 f

Elentier II p. 231

Eleusis 808 (II p. 475), 908 (I

p. 633), 1024 (I p. 634), 1325,

1511, 1827 ( ?) Elfenbeinbüchse 752, 1667

Elfenbeinfiguren 1590, II p. 316f .

^efäß 1591

kästchen 753, I p. 353

relief 1589

Schnitzereien 1700 Elpenor 415

Email 993, 994, 996, 1008, 1486

bis 1489, 1664. S, Fayence-

und Smaltgefäße Encrinomenos 324 Endymion 795, 807. Vgl. 18 Enkelados 1753 Ennius angebt. 125 Eos 449, 466, 486, 519, 618, 621,

644, 698, 1779, 1799a, II p.

379. S. Aurora Ephedrismos 1041 Ephesische Artemis s. Artemis Epigonos 884 Epiktetos 540 Epikuros 283 (II p. 471), 831

(II p. 475), 1109 (II p. 478).

Vgl. 1934 [1131

Epimenides sog. 272 (II p. 471), Epistates 858, I p. 631, n. 1153.

S. Athlothet Equites singulares I p. 37 f. Erechtheion 1, 107, 1369 . Ereohtheus 75 ( ?) Erginos I p. 167 Ehchthonios als Kind 112 Erinyen 338, 506, 639, 849, 1013,

1042, 1207, 1301 (II p. 481),

1391, II p. 219, n. 1870 Eris 684 Eros Statuen 183 (v. Centocelle),

776 (Bogen spannend), 921

(angebl.), 947 (Repl. d. E. v.

Centoc.)

gruppiert mit Aphrodite 139, 1070, mit Ares 1297, mit Ken- taur 168. Vgl. 861, 862; mit Nereide 145, mit Psyche 802 (I p. 633), 1205, 1689 (Terra- kotta), mit Seepferd 1740 (Bronze)

N als Leuchterträger 595, als Sesselstütze 127

auf Reliefs 47 (Panzer; auf Stier), 134 (Sarkophag; au-

32*

500

NAMEN- UND SACHREGISTER.

Panther reitend), 144 (Paris vor Helena), 173 (m. El?er- gespann), 210 (jagend), 238 (mit Anteros einen Schmetter- ling verbrennend), 460 (Stuck; mit Venus und Adonis), 741 (Goldbulla; mit Aphr. u. Ado- nis?) 792 (Prometheus-Sarko- phag), 1203 (Hippolytos-Sar- kophag), 1321 (Parisurteil), 1657 (Grabara; Raub d. Pro- serpina), 1661 (Kandelaber- basis; m. d. Waffen des Ares), 1752 (Oistenfuß; m. Herakles und lolaos), 1810 (m. Paris), 1865 (als Satyrisk), 1887 (Sar- kophag; Hochzeit d. Peleus n. d. Thetis), 1896 (m. Polyphem) Eros auf Wandbüd 1479

auf Mosaik 1446

auf Vasen I p. 289; n. 507, 508, 525, 528, 590, 1793, 1799 b, II p. 378

auf Spiegel 1770t

Eroten I p. 39 (Fries; jagend); n. 79 (gruppiert m. Mädchen), 179 (gruppiert m. Meerkentatir a, Nymphe), 309 (Sarkophag d. hlg. Gonstantia), 330— -332 ( Sarkophage ; Wagenrennen), 341 f. und 360 (Kandelaber- basen), 779 (Aschengefäß), 966 (Tensa oapit.), 978 (Fuß e. Kolossalstatue), 995 (II p. 477; Mosaik; Herakles b. Om- phale), 1148 u. 1149 (Fries ev. Trajansforum), 1200 (Sarko- phag; Dion. u. Ariadne), 1202 (Sark.; Adonis), 1203 (Sark.; Hippolytos), 1455 (Kinder- sark.; auf Meerdrachen), 1456 (Grabmonument; m. d. Büste d. Verstorbenen), 1638 (Kin- dersark. ; m. kämpfenden Häh- nen), 17681 (Tonreliefs), 1770d (Spiegel), 1777e (bleierne Mö- belverzienmg), 1907 (Fries; spielend), 1910 (Brunnenmünd. od. Basis; Vertreter d. Jahres- zeiten)

Erotenstatue auf Relief 1538

Esel 175, 1208

Eselin 359, 1237

Eselsköpfe an Lehnen 962, 1748

Eteokles auf Reliefs 428, 1630;

auf Wandbild 523 EtrusoiUa, Gemahlin des Traia-

nus Becius 1761 Euaion 498

Eubuleus 51. Vgl. 808 Euoherios I p. 578 Eumaios 1684

Eiunenes IL von Pergamon 884, Eumoplos 1325 [1340

Eupatoristen 961 Euphranor 38, 186, 241, 254,

369, 911, 982, 1290, 1296, 1342,

1382 Ev^hronioß 1 p. 288; n. 487, 570, Euripides 19 [578

Wirkung seiner Dramen auf Kunstwerke 385, I p. 289, n. 849, 1154, 1481, 1538, 1812, 1813

Europa auf Relief 1538 ( ?), auf Mosaik 11 p. 395 f. auf Vasen n. 456, 508, I p. 321

Eurydike 1237 (II p. 480), 1883

Eurykleia 1684

Eurystheus 464, 1796 ip

Eurytion 465

Euthykrates 128

Eulhymides 496

Eutychidea 362

Eva 792 ( ?)

Exekias 480, 1701

Q. Fabius 967

T. Fabius Trophimas 1272.

Fackelträger auf Vasen 579

Factiones ciroenses 1438

Fadengläser 560

Fäoherhalter 615

Falcioni, Sammlung I p. 403

Falerii, Grabfunde II p. 355ff.

Tempel 11 p. 335ff. Falisker II p. 355 Faliskische Insohrif t,6.In8chrif ten M. Fannius 967

Fasti Capitolini I p. 565

NAMEN- UND SACHREGISTER.

501

Fasti Praenestini 1323

Fauna 1161 ( ?)

Faunufl 1161 (?)

Fanstina d. Ä. 123, 290 (II p.

471), I p. 453 n. 36. Vgl. 16,

1841, 1842 .

d. J. 139 (?), I p. 453 n. 39 (n p. 475), n. 1416 ( ? H p. 482), 1841

Faustkämpfer 704, 11 p. 1, n.

1145, 1153, 1240, 1350 (H p.

481), 1364 ( ?) Fayoene, aegyptische I p. 324,

II p. 376 Feldzeichen, römische 1529

barbarische 5, 317 FeHcitas 1875 ( ?)

Fertor Erresius, König der Aequi-

coli 1256 Fescennium s. Corchiano Festzug, etruskischer 421 Fettschwanzschaf 163 Feuerzange 703 Fibula 675, 709, 716, 743, II p.

259; n. 1572, 1578, II p. 356,

n. 1767 b, 1787, 1792 d, 1805 a,

II p. 375, 379 Ficoronische Oiste 11 p. 254; n.

1752. Vgl. 1756, 1768a, 1769e Filetus 969 Filigranarbeit I p. 388f, 396; n.

1771, 1805f Fingerringe 230, I p. 403, n. 737,

969, Fische, Mosaik 352, I p. 570. n.

[1231 Fischer 358 (II p. 473), I p. 462,

n. 850, 934, 1549 Flamen 893 (II p. 476), 1418 Flamingo 181

Flasche aus Bronze 635, 678 Flötenspieler 1177, 1445. S. Ti-

bicines Flötenspielerin 1192, 1793d, 1896 Flottenführer 886 Fluchtafel I p. 578; n. 1706 Flügelfiguren 450, 558, 710 Flügeltiere 437, 630, 710, 716, 1599 Flußgott Statuen 34 (Nil), 54

(Torso), 311 (sog. Tigris), I p.

412 (Nil u. Tiber), n. 756 (Marforio) Flußgott in Gruppe 1549 (Leben am Strande)

Kopf 9 ( ?), 154 (Tiber), 1463 (II p. 482; Tiber)

auf Wandbild 1452 •(Numi- cus), 1453, 1454 (Tiber)

auf Mosaik 1443 Fontänendekoration 950 (Rhy-

ton), 1045 ( Schiff svorderteü) Forma tirbis Bomae 941 Fortuna 27 (U p. 467), 441, 563,

1177, 1769g

Primigenia 74 ( ?)

von Caere 1177 [1695 Frauengemach, auf Vasen 588, Frauengürtel s. Gürtel Fresko, altkretisches 1621 Friesfragment mit Darstellung

eines Pferderennens 1392 (II p. 482) Friesfragmente eines Gebäudes vom Palatin 1263

eines Neptun -Tempels Ip. 470

V. Trajansforum 1148 1150 Friesplatten mit Barstellungen

aus dem Theseus- u. Herakles- mythus 210, 255, 256

mit dionysischem Zuge 159 u. Darstellung eines dionysi- schen Festes 1533

aus Terrakotta 976 (11 p. 477), 1508 (H p. 482), 1514, 1521. Vgl. Relief platten aus Terrakotta (sog. Campana- reliefs)

Fuchs 571

Furie, etruskische, Kopf 1076

(?). S. Erinys Fuß einer Kolossalstatue 958, 978

einer Reiterstatue 1000

aus Ebenholz 1500

aus Holz als Futteral 1768 u Futteral, hölzernes 1768 u

Gabehi (pempobola) 633, 1797b

Vgl. II p. 214 Gabii, Baumsarkophag aus 177 Gades 1758

502

NAMEN- UND SACHREGISTER.

Gaia 112, 792, 871, 1269. S. TeUus Galba I p. 452 n. 18 (17. Jahrh.) Galli (Priester) 987, 1901, 1902 Gallia 5

GaUienus 1414 (H p. 482) Gallienus Concessus 1006 Gallier 884 (sterb.), 1302 (Gruppe Ludovisi), 98(Kopf ), 772 u.1317 Sarkophage m. Gallierschlacht) 1724 (Bronzestatuetten) Gans 867, 1486—1489 Ganymedes Statuen u. Statuetten 103, 368 ( ?), 369 ( ?), 386 (II p. 473; G. d. Leochares), 1492 (? Bronze), 1689 (Terrakotta)

auf Mosaik 1440

auf Vasen 501, 1799 b M. Gavius Charinus 1906 Gazelle 1767 v

Ge s. Gaia

KurotrophoB 74 ( ?) Gebälkverkleidung aus Terra- kotta 1779p

Gebiß mit Goldfassung 1768d,

II p. 355, n. 1799e Gefäß aus Basalt I p. 1

mit archaischer Inschrift 1520

mit Relief 181, 333, 784, 1042 ( ?), 1148, 1159, 1324, II p. 243, n. 1668

formen I p. 282 f, II p. 360

trägerin 879, II p. 375 Gelenkpuppe 969 Genius 1245 ( ?), 1734 ( ?)

von Arausio II p. 215

des Augustus 304

exercitus ( ?) 927

familiaris 1445

lovialis ( ?) 927

loci in Schlangengestalt II p. 61

popuH Romani 1623 Geometrische Vasen 1592, II p. Gerichtsszenen 1356 [271 Germania 888, 1155 Germanicus (?) I p. 452 n. 5;

n. 1155, 1171 Gerontia 795 [1795 e

Geryoneus 167, 465, 771, 1542, Geschnittene Steine 1792 i, 1798,

II p. 292 u. 379. S. Scarabaeus

Gewandstatuen 271, 373, 761 (H p. 474), 763, 883 (II p. 476), 970, 975, 1864

Gewichte 607, 1707, 1708

in Büstenform 696, 1001, 1002

m Tiergestalt 670 Giebelakroter 1779, 1784 t, 1786 x Giebelgruppe 1007, 1054—1058 GiebekeUef 1517. Vgl. 893, 1411,

1412, 1418 Gigantomachie, Gruppe 922 (II p. 476)

auf Marmorreliefs 138 (II p. 469), 209 (II p. 470), 1013, 1014 (II p. 477), 1211

auf Bronzereliefs 747, 1744, 1753 (II p. 482)

auf Vasen I p. 283; n. 453, 463, 489, 1795 a

Gü-affe 1206

Gladiatoren 1060, 1526, II p.

230ff., n. 1679 Glasgefäße 553, 560, U p. 258,

n. 1486—1489, 1588, 1700 Glauke 318, 1269 Glykera 1183 ( ?) Gnathiavasen I p. 404 Gnostiker 1711

Golasecca, Grabfunde II p. 257 Goldfassung am Gebiß s. Gebiß Goldplättchen 1767d Goldschmuck I p. 353, 387 f.,

n. 708f., I p. 403, n. 1482,

1577— 1581, 1768 p, 1771, 1805 Gordianus I (?) I p. 454 n, 64,

(H p. 475)

II (?) I p. 454 n. 65

m 1428 (H p. 482) Gorgo als Giebelakroter 1779 Gorgoneion als Gesichtsmaske

355, 904

architektonisch, verwendet aus Marmor 11, 14, 30, 35, 427, aus Terrakotta 1783, 17841, 1786 b, f, u

in Bronze 1522, 1760, 1777a

auf Bronzespiegel 17691

auf asta 1752

an Goldschmuck 726, 728

an Sarkophagen 443, 1208

NAMEN- UND SACHEEGISTER.

503

Gorgoneion auf Terrakottarelief 443

auf Vasen I p. 289; n. 465, 480, 487, 643

Grab-Aedikula 1481

Ära 57, 1468, 1634, 1667, 1906

Cippus 1078, 1079 (II p. 478), 1772d

Gebäude 1194, 1624, 1626

Gruppe 1314 ( ?), 1561 ( ?), n p. 467

Mal, Aufsatz 69, in Gestalt eines Bundtempels 429, Bruch- stücke I p. 404

Monument 1466, auf Vasen I p. 289; n. 492, 608, 614, 689

Relief, griechisch 240, 246, 971, 974 (n p. 477), 977, 1081, 1116, 1118, 1119, 1135, 1137, 1138 (II p. 478), 1142 (II p. 479), 1821, 1861, 1863, 1904; römisch 63, 61, 63 (II p. 468), 1631, 1837, 1840 (?), 1846, 1862, 1877

Statue 8, 806 (II p. 474), 1069, 1091, 1664 ( ?), 1633, 1820 ( ?)

Stein 60, Ip. 37f., n. 68, 61, 689, 773, 918, 938, 1658, 1837

Szenen auf Vasen 492, 608, 614, 689

Vasen 1097, 1098 Graffiti 1671, 1606, 1669 Granuliertechnik I p. 388 f., n.

716ff., I p. 396f., n. 740f„ 1672, 1686, 1767 a, 1791, 1806d, e, II p. 377 Gratidia Chrite I p. 631 M. Gratidius libanus I p. 631 Greif 6, 133, I p. 159, n. 380, I p. 278, n. 492, 562, 630, 710, 716, 878, 1148, 1149, 1648, 1675, 1767 V, 1847

als Akroter 1780o Greifenkopf aus Blei 1771

auf Bronzekessel 1766 a

aus Ton 1790

Gürtel aus Bronze 1766e

für Frauen 1792, n p. 376 Gürtelschließen aus Bronze 1791

Gürtelsohließen aus Gold 1767 a

aus Süber 1791, II p. 376 Gußformen für Antefixe 1780 1

für Bleifiguren 1713

für Bleimarken 664

Haarnadel, sUbeme 1767 c Haartour (abnehmbar) 303, I p.

464 n. 62 Hades s. Pluton Hadrian Büsten u. Köpfe 292

(II p. 471), I p. 453 n. 31, 32

auf Reliefs 894, 897, 990 Hafen, dargestellt auf Mosaik 996

auf Relief 860

auf Sarkophag 132 Hagdadaa 1290, 1291, 1846 Hagesandroa s. Agesandros Hagia Triada II p. 273ff. Hahn 1901, 1902 Hahnenkampf 1162, 1638, 1794f Hakenkreuz 709, H p. 376 Halsgehänge 726, 727, 736, 739,

744, I p. 403 Halskette, goldene 719 Halsreif 1712 Halteren 1240, 1796o Hand aus Bronze 960

aus Ebenholz 1600

aus Elfenbein 1767h. S.Votiv- hände

Harpokrates 855 (II p. 476), II

p. 467 Harpyien 1577

als Antefixe 1780e, 1786 1 Haruspex 749

Hase 178, 856, 1147, 1463, 1468,

1846 ( ?), 1860 Hateria 1196 {U p. 480) Haterius 1196 (II p. 480) Hathor 1674 Haus, ägyptisches 446, italisches

1785 p, q, 1792 Hausgerät, etruskisohes I p. 351,

kretisches 1613 Hausume 1792, 1808e Hebe 62, 1443 ( ?) Heügöttin 952 (II p. 477) Hekabe I p. 272; n. 521, 1543 Hekate 138, 614, 1004, 1825 ( ?)

504

NAMEN- UND SACHREGISTER.

Hektor 154, 418, 447, 502, 521,

545, 766, 774, 966 Helena, Mutter Constantins, 312

(II p. 472)

Tochter der Leda 144, I p. 272, n. 466, 507, 625, 1 p. 404, n. 639, 1130, 1141, 1769k, 17941, 1868

Helios 516, 643, 644, 657, 792, 882, 1110, 1332, 1716, 1768t. S. luppiter, Sol

Helm, etruskisoher 610, 611, 614, 1726, II p. 356, n. 1787, 1804

griechischer 682, 1089, 1499, 1778. S. Ares, Athene, Stratege

italischer m. Hörnern 1786 p

römischer 641 Helmzierden 1731 Helpidus 139 Hephaistos Statue 64

Hermenbüste 86 (II p. 468)

auf Reliefs 112, 154, 725, 783, 792, 864, 1014, 1887

auf Vase 1808f

seine Attribute 1210

Hera Statuen 26 (II p. 466), 74 ( ?), 193 ( ?), 291 ( ?), 295 (H. Barberini), 867 ( ?), 1249

Köpfe 1026, 1305 (H. Ludovisi)

auf Reliefs 206 (barber. Kan- delaber), 255, 747 (Bronzebe- schlag), 783 (archaistisch), 864 (Basis m. Schicks, d. Zeus), 1014 ( ? Gigantomaohie), 1321 (Urteil d. Paris), 1685 (Terra- kottaplatte), 1887 (Sarkophag, Hochz. d. Peleus u. d. Thetis), 1930 (archaistisch)

auf Vase 1793 g, auf Ciste 1768a, 1769b

Herakles Statuen u. große Grup- pen 77, 79 (? a Kind), 108 (m. Telephos), 124 (? Torso V. Belvedere), 293 (vei^ld. Bronze), 790 u. 791 (m. Hydra), 863 (a. Kind), 937 (a. Knabe), 948 (kämpfend), 1005 (verg. Bronze), 1246, 1920

Statuetten u. kleine Gruppen 166 <m. Löwe), 167 (m. Dio-

medes, Eber, Geryoneus, Ker- beros), 626 (I>reifuß Verzie- rung), 662 (Br., m. Löwe), 755 (sitzend), 1858 (Bronze) Herakles Hermen u. Hermen- büsten 405, 919, 926 (skopad. Typus), 1290 u. 1291 ( ? Ludo- visi), 1545 (Borghese). Vgl. 930, 1230

Theatermaske 267

auf Reliefs 119 (Alkestis- Sark.), 140(Sark. m.Omphale), 154 (Basis GasaU), 255 u. 256 (Friese mit Darst. aus seiner Jugend), 363 (Kandel.), 436 (Terrakottarelief), 598 (Hen- kelattache), 667 u. 698 (Gisten- füße), 747 (Bronzebeschlag), 771 (Basis m. Darst. seiner Taten), 783 (archaistisch), 792 ( Prometheus- Sark.), I p. 576 (Terrakotta), n. 1114 (Votiv- relief ),1325 u.l511(eleu8.MyBt.), II p. 219 (Terrakotta), n. 1541 u. 1542 (Sarkophag), 1688 (Terrakotta), 1702 (Applique), 1752 (Fuß der ficor. Giste), 1754 (Bronzebeschlag), 1768r (Spiegelkapsel), 1768w (Kno- chen), 1860 (Rel. aus Palom- bino), 1880 (m. zwei Hespe- riden), 1905 (lagernd), 1908 (m. Theseus u. Peirithoos)

auf Vasen Ip. 283f.; n. 436, 446, 463, 456ff., 463 ff., 467 ff., 471, 473, 474, 478, 495f., 503, 505 , 531, 540, 543, 546, 566, 570, 686, 1778e, 1793c, g, 1795d, 1808g

sein Kopf als Gefäß 532

auf eiste 1752, 1768c, o

auf Spiegel 686, 1769 h, 1770c,r

auf Mosaik 995 (II p. 477; bei Omphale), 1927 (Befr. d. Hesione)

Herdiditos 1231 Hercules 49 Herennius 1761 Hermaphroditos 1063 1066, 1362, 1662, 1656

NAMEN- UND SACHREGISTER.

505

Hermarchos 278 (II p. 471)

Hermen in Gymnasien 1290 bis 1296, 1688, 1907

Hermes Statuen 48, 102 (sog. Antinous v. Belvedere), 211 (Ingenui), 325 (sog. Phokion), 431 (Terrakotta), 858 ( ?), 874 (sog. Antinoos), 1019, 1022, 1111 (Kriophoros), 1299 (Ludovisi), 1372. Vgl. 324 (II p. 472)

Hermen, Hermenbüsten, Büste u. Köpfe, bärtig: 390, 402, 1201; jugendlich: 1129 (Hp. 478), 1232, 1292, 1376, 1380, 1823 a, 1824

auf Reliefs 206 (barber. Kan- delaber, 259 (Geburt d. Diony- sos ), 385 ( Protesilaos- Sark. ), 783 (archaistisch), 792 (Pro- metheus-Sark.), 864 (Basis m. Darst. d. Schicksale d. Zeus), 1321 (Paris-Urteil), 1331 (Stuckrelief), 1399, 1455 (als Putto auf Meerwidder), 1699 ( auf Sparbüchse ), 1768 w (Knochen), 1883 (Orpheus- Relief), 1930 (archaistisch)

auf Vasen 446, 471, 510, 514, 559, 574, 588, 1701, 1778e, 1793 g, 1801c, 1808 g, i

auf eiste 1768 a, c, 1769 c

auf Spiegel 692, 1770z Hermione 1769k Hermonax 1793d

Herodes Atticus s. Karyatiden Heroinen von Tor Marancio 415 Heros 770, 832, 1129 ( ? II p.

478), 1142, 1204, 1824 ( ?) Hesiodos 394 ( ?), 816 ( ?). Vgl.

1934

Einfluß seiner Dichtungen auf die Vasenmalerei 534

Hesione 1927 Hesperiden 771, 1880 Hesperos 1887, 1929 Hestia (?) 783, 1032, 1930 Hetäre 1468

Hierodulen 1286 (II p. 481), 1678

Hierogrammateus 143 (I p. 630),

1555 Hieron v. Syrakus 614 Hier(m I p. 288; n. 550, 587,

1793g Hierophant u. Hierophantin

1325, 1511 Hippodameia 329, 444, I p. 576,

n. 1682 Hippokamp 1799a, 1800e Hippokrates 1885 ( ?) Hippolyte 543, 771 Hippolytos 916, 1203 Hippomedon 1812 Hippomenes 939 Hipponax 814 ( ? II p. 475) Hippopotamus 34, 1267, 1674 Hippothoon 725 Hippotoxotes 537 Hirsch 5, 174, 356, 411, 1164,

1574, 1767 h, 1796 k. Vgl.

Damhirsch Hirschgeweih 356 Hirschkalb 1933 Hirschkuh 411, 771, 1536, 1541 Hirten 170, 238, 1412, 1440,

1454, 1463 (II p. 482), 1549 Hispania 5

Hochzeitsszene 416, 455 Homeros 272 (II p. 471), 394,

823—825 (II p. 475), 837 (II p.

475)— 839, 1131. Vgl. 799 bis

801, 1934 Honos 1523 Hoplitodrom 540 Q. Horatius Flaccus 1266 Hören 110, 514, 844 ( ?), 1286,

1331, 1827. S. Personifika-

tionen der Jahreszeiten Hom aus Elfenbein 1767 i Horos 74 (?), 855, 1574, 1575 Q. Hortensius 1851 Q. Hortensius Oerdo 924 Hostilianus I p. 455 n. 72 (?) Hündin 1140 Hüttenumen 481, II p. 258.

S. Hausume Hund 5, 147, 148 (II p. 469), 160,

161, 162, 174, 386, 940, 1411,

n p. 215, n. 1768k, 1894.

506

NAMEN- UND SACHREGISTER.

S. Diogenes, Ganymedes, Mi-

thras, Silvanus Hundekopf als Vase 1793 b Hydna 939 ( ?)

Hydra 436, 667, 771, 791, 1541 Hydria II p. 378; n. 1778g,

17961 Hydrophoren 1126, 1127 (II p.

478) Hygieia 116, 1B3, 188, 203, 755,

845, 846, 952, 1253, 1341, 1897 Hyksos ( ?) 1289 Hylas angebl. 1353 Hymenaios 318, 416, 1276, 1463,

1887 Hypnos 795, 1903. S. Somnus H3^otheniata s. Untersatz Hypsipyle 1812

Jäger 2, 128, 856, 1119, 1895 a

Jagd I p. 281 ; n. 459, 470, 1072 bis 1074, U p. 227, n. 1541, 1585, 1587, 1658, 1660, 1757

Jagdnetze 895, 1072—1074

Jahreszeiten vertreten durch Eroten 1910. S. Personifika- tionen von Jahreszeiten

lakohos 9 (vgl. 841), 74 ( ?), 808, 1325, 1827 ( ?)

lanitor 1237

lason 318, I p. 288, n. 578, 1269, 1752, 1769g

Ibis 1928 ( ?)

Ichneumon 34

Idas 371

Igel 470

Ikariosreliefs sogen. 104, 238

Ikaros 1879, 1892

Inderl206 (Triumph d. Dionysos), 1446 (Kampf m. d. Thiasos)

Inkrustationen I p. 275, 577, II p. lllf.;n. 1589

Inschriften, altkretische 1614, 1622

altlateinische 424, 440, 565, I p. 358, 403, II p. 215, n. 1520, 1572, 1697, 1752, 1786y, 1809

christliche II p. 281 f.; n. 1667, 1669

Inschriften, etruskische 417, 423, 429, I p. 353, 389, n. 643, 647, 660f., I p. 404, n. 666, 684, 702, 748, 1572, 1658, 1660, 1725, 1807 h

faUsfcische 1708, 1791, 1796 d, 1799b, d, n p. 377, 379

keltische 424

phoenikische 1575

umbrische 693 lokaste 428

lolaos 467 f., 473, 496, 667, 1752,

1778e, 1795k Ion 448 Jongleur 1728 Ionische Kunst, Einfluß auf die

etruskische 470, I p. 351, 354,

356, n. 626, 746f., II p. 258,

n. 1593, 1600, 1671. 1773 lophon 257, 11 p. 469 n. 149 Iphigeneia I p. 272; n. 428,

1207 Iris 621, 1518 ( ?), 1546 Isis 74 ( ?), 132 ( ?), 143 (I p.

630, II p. 469), 438, 574, 755,

978 (I p. 633f.), 1411. Vgl.

1004, 1530a Isisdienst 939. S. Tempel d. Isis. Isisklappem 143, 438, 1411, 1458,

1501 Isokrates 1853. Vgl. 1934 Itinerarien (auf Silberbechem) Itys 1793e [1758

Jüngling m. Pferd 1714, 1877.

Vgl. 1129

m. Schwertband 921 Jünglingskopf 986, 1035, 1734 Jünglingstorso 1784 b, 1932 lulia Attica 1270

Domna 303, I p. 454 n. 52, n. 1652

Maesa I p. 454 n. 59 ( ?)

Mamaea I p. 453 n. 47 ( ? I p. 475), n. 1651 ( ?)

Titi 36 ( ?), I p. 453 n. 23 ( ? II p. 475), n. 1316 ( ?)

lulianufi Apostata ^angebl. I p.

455 n. 82, n. 833, 834 lulius Caesar 66, 155 (?), 885

(? II p. 476). Vgl. 1075

NAMEN- UND SACHREGISTER.

507

C. luliuß HeHus 918 (II p. 476) L. lulius Vehiliiis Gratiis lulia-

nus 1255 Ti. lulius Vitalis 1837 lunius Bassus 991, 992 G. lunius Euhodus 119 luno capitoüna 893

von Falerii 1785 b

interduca 1887

italische ( ?) 598, 626, 667

Lucina 74 ( ?), 1503, 1604

Pronuba 1271, 1273, 1887

Sospita 301 (II p. 471), 17801, 1786 h

luppiter 48, 461 ( ?), 1786 v (?)

capitolinus 893-

HeliopolitanuB 1429

über 1126, 1127

Sol Serapis 871

Stator 1193 Ixion 385

Eadmüos 1197

Kadmos II p. 369 ( ?)

Kaineus 1793g

Kalamia 859, 912, 973, 1024, 1108, 1111, 1261, 1820

Kalathiskos-Tänzerinnen 1867

Kalathos 16

Kalb 172, als Futteral 1768u

Kalchas 642

KaUihka 1364

KaUimachos 783, 844, 1867

Kallimaohos, der Dichter, (?) 814 (II p. 475), 1395, 1826

Kalliphoibe 464

Kalydonische Eberjagd 459, 895, 916

Kalypso 1770z ( ?)

Kamares-Vasen 1612

Kamel 177, 1424

Kamelreitei I p. 307

Kaminplatte II p. 6

Kammergräber I p. 407, U p. 357

Kampanische Plastik u. Vasen- malerei 8. oampan. PI. u. V.

Kampfordner s. Athlothet und Epistates

Kanachos 351

Kanake 415

Kandelaber aus Bronze I p. 355;

n. 602, 605, 622, 636, 1719 -— aus Marmor 206, 207, 334,

336, 341, 342, 353, 354, 356,

360, 363, 365, 374, 378 Kandelaberbasis 1661 Kaninchen 1845 (?) Kanne aus Bronze I p. 324; n.

601, 621

in Gestalt eines Frauenkopfes 604

Kapaneus 730, 1812 ( ?), 1831 ( ?) Kapitelle m. Löwenfell 1282,

1283 L. Elareius Vitalis II p. 215 Kameades 812 ( ?). Vgl. 1934 Karikaturen auf Vasen s. Phlya-

kenvasen.

Kopf als Gefäß 532

Terrakottastatuette I p. 404, Karyatiden des Herodes Atticus

16, 1830, 1915, 1917

nach denen des Erechtheion gearbeitet 1, 107, 1369

von Monte Porzio 1832 bis

vgl. 1867 [1835 Kassandra I p. 272; n. 523, 636,

1637, 1770k Kastor 480, 1762, 1769e Katagusa des Praxiteles 271 Katze 876 Katzenköpfe 1767 a Kaukasus, Berggott 792 Keltiberer 5 Kentaur Statuen: bärtig 861,

jugendlich 168, 862

Gruppe (Frauenraub) 1379 ( ?)

Köpfe (alle bärtig) 113, 925 (II p. 477), 1125

auf Marmorrelief s 238, 1200, 1206, 1869

auf etrusk. Sarkophag aus Nenfro 418

auf Bronze- Skyphos m. Re- Hef 1767 V

auf SilberreUef 1587

auf Bronzehülsen tektonischer Verwendimg 1596

auf eiste 1768 b (Kentauren- kampf)

508

NAMEN. UND SACHREGISTER.

Kentaur auf Spiegel 1770c

auf Elfenbeingerät 1767 h

als Schildzeichen gemalt 1786n (Terrakotta-Figur)

auf Vasen 446, 4B7, B44, 686, 1571 (Graffito), 1793o, g

auf Mosaik I p. 188 Kentaurin auf Reliefs 159, 238 Kephalos 486, 618, 698, 1779,

1799a, 1807 b Kephisodoros 1069 Kephisodotoa d. Ä. 183, 262, 320,

1303

d. J. 110, 111, 775, 1063 bis 1068, 1183 (II p. 480), 1352

Kerberos 119, 167, 478, 771,

1237, 1542, 1563 Kerynitische Hirschkuh 598,

771, 790, 1541 Kessel aus Bronze I p. 352; n.

627, 629, 694, 1593f., 1598,

1600, 1766a

aus Ton 1604 Kindersarkophag 1455, 1645 Kinyras 1574

Kircher, Athanas II p. 254 Kirke 414

Kithara mit elf Saiten 1534 Kitharöde auf Vasen 456, 493,

II p. 378 (LXXVI) Klageweiber 659, 1079, 1192 Kleitomachos 1350 (?) Kleom.ene8 I p. 172 [849

Kleopatra, Gattin des Meleagros

Königin v. Ägypten 1037 ( ? II p. 478)

Kleophrades 496 Kline 1270 (II p. 481). S. Lager Klytaimnestra 338, 428, 1207 Knabe 1134, 1364, 1634, 1646, 1650, 1750

gefesselt 1556

m. Ferkel ^08, 1024. Vgl. I p. 633, 634; n. 1650

m. Gans ringend 867

m. Häschen 1633

m. Nuß werfend 92, 332 a, 930

sitzend m. Vogel 439, 702, 1550

Knöchel s. Astragal

Kohlenpfanne 592, 625, 702, Kohlenwender 704 [1777c

Kokytos 414 KolotM 1218 Kombabos 987

Komödiendarstellung 510, 1681 Komos-Szenen I p. 286; n. 495 f.,

540, 546, 573 Konon 1033 ( ?) Konstantin d. Gr. s. Constantinus

Magnus Kopfförmige Gefäße 532, 568, Korax 448 [1692 f

Köre 8. Persephone Korinna angebl. 952 Korinthische' Vasen I p. 280 f.;

n. 447f., 452, 466, 666, I p.

363, II p. 271, n. 1691, II p. 378 Korinthisch-attische Vasen I p.

281 f.; n. 446, 469 Korybanteh 864, II p. 243 Korykos 704, 1752 Korymbos 1786p [646

Kottabos 509, 570, 577, 598, Kränze aus Goldblättem 723, 738 Krater aus Bronze 598, 961

aus Marmor 784

aus Silber 1685 Krebse 352

Kredenz-Szene auf Vase 528 Kreon von Korinth 318, 1269 Kreaüaa 276, 295, 322, 377,852,

1027, 1028, 1033 (H p. 477), 1244, 1275, 1376, 1393, 1540

Kreta H p. 273

Kretischer Stier 436, 458, 771, 1541. Vgl. 1114

Kreugas 136

Kreusa s. Glauke

Krieger 235, 1025 (II p. 477), 1036 (II p. 478), 1386, 1519, 1565 (II p. 482), 1768w, 1912

Kritio8 imd Nesiotea 396, 400, 1031, 1288, 1295

Kriton 1830

Krokodil 34, 1267, 1674

Kronos 234, 361 (I p. 631), 755, 767, 864

Kruzifix II p. 281. S. Spott- kruzifix

NAMEN- UND SACHREGISTER.

509

Kuh 165, 172, 1066 Kupferfoanen kretische 1622, alt-

römiBche 1704 Kybele 132 ( ?), 917, 987, 997,

1901, 1902. S. Mater magna Kyklopen 792. S. Polyphemos Kyknos 475 Kyllaros, Herd 480 Kyniskos des Polyklet 11 p. 64;

n. 1371. Vgl. 1083 Kyprisohe Silbersohalen I p. 389f ;

n. 711—714, 1574f. Plastik I p- 666 Kyrenaeische Vasen I p. 281; Kythnos 1646 ( ?) [n. 534

Labyrinth 486, 1879

Ladenschüd 1837 ( ?)

Ladenschüd 1837 (?) [1606

Laufer 322, 913, 914, 1382 ( t),

Lager 962. S. Kline n. Lectus

Laios 1202, 1768a

Laistrygonen 414

Lampen I p. 676, 596; n. 1484, 1497, 1666, 1698, 1722

Lampenstander, kretischer 1616

Lampenträger I p. 366

Lampros, Pferd 619

Landleben, Relief auf Silber- becher 1696

Landmann 132

Landschaft in Relief 860, 1327, 1328, 1330, 1403, in Malerei 414, 1356, 1471, 1893, in Mosaik 164, 165, I p. 159, n. 411, 1231, 1267

Lanista II p. 231, 232

Laodameia 385

Laokoon 161 (I p. 630). Vgl. 861, 1899 a

Lapithen 418, 467, 586, 1768b, 1869

Laren 72, 166, 766, 901, 1003 (II p. 477), 1040, 1177, 1221, 1265, 1445, 1493. Vgl. 304

Laschenmütze 530, 680

Latiner 1461, 1452

Latinisohe ' Kunst 1768w

LausuB 1452

Laurentische Sau 166

Lavema 565

Lavinia 1462

Lavinium 1451, 1452

Leagros 472, 1808k

Lebes m. Schiffen 1796b

Lectica 963

Lectus Boethiacus 962

funebris 1192

Leda 414 (p. 264), 480, 804,

1130, 1443 ( ?), 1899 Leinwand II p. 356 Leochares 157 (I p. 630, II p.

469), 386, 769, 986, 1110*

1784 a, e, f, g, m Leopard 171, I p. 159 Leprignano, Grabfunde II p. 849 Lethe 379 ( ?) Leto 138, 923, 982 (Statuette),

1116, 1398 (?), 1546, 1876,

1889 ( ?), 1930 Leuchter aus Bron^ I p. 355ff . ;

n. 591, 695—697, 599, 617,

1720f Leukippiden 371, 435, II p. 219 Leukothea I p. 1 Leukothearelief sog. 1863 Levius 1809

Liber 132 ( ?). Vgl. 1126, 1127 libera 132 ( ?), 776 ( ?) Liebes-Szene auf Spiegel 1770t

auf Vase 1797 b Liebesverfolgung auf Vasen 500,

5031, 682 Liebesverwünschung 1706 Lieblingsinsohriften I p. 284,

288; n. 453, 472, 480, 498,

573, 1793 a Liegefalten 877, 883 ligures Baebiani et Gomeliani

1322 Unvov 574, 1325, 1329, 1330, 1618 Liktoren 162, 892, 1146, 1412,

1523, 1526 Limus 1177. Linos 255 lituus 608 livilla 213 Lockenhalter 720, 745, I p. 403,

n p. 271 LocuH 563, II p. 356f.

510

NAMEN- UND SACHREGISTER.

Löffel II p. 214 Löwe aus Tuff 1785 c

in Gruppe mit Pferd 944

als heiliges Tier des ApoUon 1848

auf Marmorreliefs II p. 396; n. 1901 (Kybele)

aus Bernstein 1805 c

auf Bronzerelief 1778 b

auf Bronzeskyphos 1767 v

aus Elfenbein 1767n, u

in Relief auf dem Fuß eines elfenbeinernen Bechers geflü- gelt 17678

auf Goldsohmuck 710, 1577, 1579, 1580

in Mosaik 165, 411, 995 (II p. 477), II p. 231

in silberüberzogenem Relief 1576, 1587

auf Silberschale 1675

auf Vase 1793

'S. Herakles, Löwenbändigen- der Dämon, sog. persische Artemis

Löwenbändigender Dämon 710,

717, 752 Löwenkopf aus Elfenbein 1767 o

aus Bronze als Griff 631, 694, als Ringhalter an den Resten der Schiffe im See von Nemi 1522

aus Gold an einer Gürtel- schließe 1767 a

als Wasserspeier 1768 a, w, 1799i

Löwenmaske an Beinschienen Lokros 956 [1778

Q. LoUius Älcamenea 1862 Lorarii II p. 231, 232 Lucilla 789, 1416 ( ? II p. 482), Lucius Verus s. Verus [1841 Luna 1756. S. Selene C. Lusius Storax 1526 Lykios 1200 Lykomedes 766, 774 Lykurgos, d. Thraker, 333, 1391 Lyra mit drei Saiten 1534 Ljmkeus 371 Lyrnessos 487

Lysias 815 (angebl.), 842 (II p.

475). Vgl. 1934 Lyaippos 4, 23 (II p. 466; Apoxy-

omenos), 77, 106, 776, 955,

1140, 1298, 1347, 1380, 1858,

1869, 1918 Lysis 573

Machaon 188, 1683

Mädchen Statue 873 (sog. Flora), 928, 929, 939(11 p. 477; sog. es- quil. Venus), 1242 (II p. 480f.), 1250, 1362 (v. Anzio), 1554, 1923 (schwebend)

Statuette 876 (m. Vogel), 1018 (I p. 634), 1099, 1121, 1496

in Gruppe mit jugendl. Gott 1561, mit Satyr 1062, Gruppe von zwei Mädchen 1041 (Ephe- drismos)

Kopf 1234, 1355, 1632, 1648

auf Rehef 974 (m. Vogel) Mänaden 132, 238, 333, 1391,

1397, 1446, 1510, 1770o, 1794 g 1796g, 1796a, n, 1808c, 1843, 1844. S. Bakchantin. Magistrate, röm. 909, 910 (II Maia 674 [p. 476)

Mainade s. Mänade Malachbel 767, 988 Maler-Utensilien I p. 677 Malleus 1177 Malocchio 997

G. Manlius, censor perpetuus T. Manlius T. f. 1495} [1177 Mantelfiguren I p. 287 Mappa 909, 910, 1192, 1523 Marcellus, Neffe des Augustus,

angebl. 383 Marciana I p. 453 n. 29 ( ? II Marcio 1837 [p. 475)

Marforio 756 Markomannen 891 ( ?) Marmorvase 1668 Marmorwerk dreiseitiges 1286 (II p. 481; sog. Thron d. Aphro- dite)

mit sieben Nischen 1274

rechteckiges m. Relief 238

zylindrisches 1525

NAMEN- UND SACHREGISTER.

511

Maronis 778

Mars 1107, 1412, 1453, 1463, 1523, 1775d

gradivus 154

Ultor 5, 769 (I p. 632 f.)

s. Ares

Marsyas Statuen 124 ( ? Torso v. Belvedere), 945 (Oberkörper), 951 (rot. Marmor), 1179 (II p. 479f. d. Myron), 1564 (Bor- ghese), 1925 (weiß. Marm.)

Kopf 777, 1104 (d. Myron)

auf ReUefs 263, 335, 923

auf Mosaik 1440 ( ?), 1443

auf eiste 1768m, 1770p

auf Spiegel 1739, 1770m Masken szenische 19$ I p. 116,

159, n. 267, 268, 374, 385, 509, 532, 836, 917, 1183, 1231, 1267, 1455, 1464, 1479, 1480, 1481, 1845

omamental verwendete 394, I p. 289, n. 600, 657, 727,

.779, 1742, 1748, 1762 Mastama 523 Mater magna 798 (I p. 633), 987,

1193, 1901, 1902. S. Kybele,

Tempel Mater Matuta in Satrioum 1786y Matidia I p. 453 n. 29, 30 ( ? II

p. 475) Maus 1231, 1463 Mausoleum des Augustus 213 Mausoleum Hadriani (Castel. S.

Angelo) 121, 122, 292 Maximinus Thrax I p. 454 n. 62

(II p. 475) Maximus Caesar I p. 454 n. 63

(II p. 475) Medeia 318, 581, 1164, 1269,

1683 Medusa 1768c, 1771, 17961.

Vgl. Gorgoneion Meergott, Büste 296 (II p. 471) Megalithisches Denkmal, Modell

1666, 1610 Megarische Vasen 561, I p. 404 Meidiaa 1793 g Meilensäulen I p. 409 Gefäße in Form von 1758

Meistersignatur auf Vasen I p. 285, 288; n. 451, 480, 526, 535, 543, 965, 1793g

auf Reliefgefäß 567 Meleagros Statuen 128 (I p. 630,

II p. 469), 1532

Kopf 1296, 1383

auf ReHefs 849, 895, 916

auf Vase 459 Melikertes I p. 1 ( ?) Memnon 449, 458, 466 Menandros 94 (II p. 468), 1183

(II p. 480), 1818, 1826 Menelaos, Gemahl der Helena

222, 236, 466, 526, 1768t,

1769d, 17941 MendaoSy Schüler des Stephanos

1314 iiriviöit09 195, 196, 1864. Vgl.

1786v Menschengestaltige Gefäße 562 Menschenopfer (auf Sarkophag

dargestellt) 1772 Mensor aedificiorum 988 Mercurius 49, 1197, 1486, 1779i,

1780i, 1784d

Kopf als Gewicht 1001, 1002

s. Hermes Messerschmiede 58 Metae im Zirkus I p. 219 Metilia Acte 119 MeTßiochoa 1304 Metrodoros 831 (II p. 475) Mettius Curtius 896 Metzger 1837 Mezentius 1452

Midas 580

Mikon I p. 288; n. 506 Millefiorigläser 660, 1486 Miltiades angebl. 1090 (II p. 478) Minatia Polla 1449 ( ?), 1524 Minerva Capitolina 393

s. Athene Minos 486, 1638 ( ?) Minotauros 180, 1373, 1691,

1778f, 1794 e, 1900 Mithradates Eupator 961. Vgl.

882 Mithras 760, 1163, 1669. Vgl.

1004, 1274

514

NAMEN- UND SACHREGISTER.

1896; vgl. 1352, phoenikische (?) 1574, römische 893 (II p. 476), 901, 1177, II p. 223

Opheltes 1812

Opora n p. 467 ( ?)

Opus seotile 991, 992, II p. Ulf.

Ora maritima 132 (?)

Oreithyia 499, 1379 ( ?), 1799a

Orestes 338, 428, 506, 1207, 1212, 1314 (?), 1391, II p. 219, n. 1870. Vgl. 1042

Orestilla 1906

Orion 414 ( ?)

Orontes 362. Vgl. 64

Orpheus 494, 1039, 1237 (II p. 480), 1883

ögd'ajctov II p. 481 n. 1352 (Mädchen v. Anzio)

Orthros, Hundename 465

Orvieto, Gräber I p. 351

Osiris 74 (als Kind ?), 1574f

Osker 1751, II p. 356

Ossuar 11 p. 356

Ostia 132 (Darstellung seines Hafens?), 1273 (Personifika- tion)

Otho I p. 453 n. 19; angebl. n. 214 (II p. 470)

Ovaria 330—332

C, Oviua 176a

Paestum, Vasenfabrikation 509

Paidagogium 1669

Paidagogos 382, 418

Paionioa 15

Palästra s. Hermen in der P.

Palästritische Szenen auf Vasen I p. 284, 286; n. 471 f., 477, 488, 526, 528, 533, 539, 551, 585, 1702

auf eisten 704, 1752

s. Amykos Palaimon I p. 1 ( ?) Palatinus s. Berggott Palette, sog. aus Bronze 1569 Palintonon 57

Palladium 182, 525, 1537, 1816,

Vgl. 1027, 1244, 1393 Pallas 8. Athene Pallene, Halbinsel 471

Palme als Säule 1418 Palmenzweig als Siegespreis 364,

1153, 1208, 1240, 1241 ( ?) 1688 Palmette, cyprische 1767 h Pahnyra 767, 988, 1123 Palombino 799, 1850 Pamphaioe I p. 288; n. 543, 548 Pan Statuen 757 u. 758 (bärt.),

1376 (jugwidl.)

Statuette 377 (jug.)

Herma u. Hermenbäste 1160 (? bärt.), 1540 (jug.)

in Gruppe m. Satyr 336 (bärt.)

auf Reliefs 140 (b.), 178 u. 844 (j.),1117(b.),1159(i.),ia06(b.), 1403 u. II p. 243 (b.),n. 1910(3.)

auf Gemälde 414

auf Vasen 607, 1808i

s. Panisk Panainos 1154 Panathenäische Amphoren I p.

282, 284; n. 477, 1795 b Panisk 1147, 1739. S. Eros als F. Paniska 1161 (?), 1873 Pankratiasten 1153 Pansmaske 1200 Pantheistische Symbole 750 Pantheon 1, 120, 1412 (?) Panther in Gruppe m. Eber 943

Kopf aus Elfenbein 1767 p, aus Bronze 1766 a, aus Tuff 1785 a

auf Reliefs 134, 210, 440, 1767v(Bronze-Skyphos), 1910

auf Mosaik n p. 231

auf Vase 406

auf Spiegel 1769f Pantherweibchen 1309 Panzer 672, 1761. Vgl. 418 Panzerstatuen 5, 47, 99, 114,

182, 212 (I p. 630), 1166, 1171,

1215, 1223 Papiaa 861, 862 Papposilen 159, 659, 1770a Paragnathides 610 Parfümgefäß 653 Paris Statue 186, 369 ( ?)

Wiedereikennung I p. 272 (Aschenume)

NAMEN- UND SACHREGISTER.

516

Paris u. Oinone 1814, 1770g ( ? Spiegel). Vgl. 1321

Urteil des 1Ö4 u. 1321 (Re- liefs). Vgl. 1770u (Spiegel)

u. Eros 1810 (Relief)

u. Helena 144 (Relief), 507 (Vase), 1141 (Rel), 1769k (Spiegel). Vgl. 639 (Spiegel)

in Troia ( ?) 1543 ParrJuMtoe, Eüiwirkung seiner

Werke auf die attische Vasen- malerei I p. 288 f.

Parthenonfries 82, 1795 n. II p. 378

Parthenonmetopen 525

Parther 5

Parzen s. Moiren

Pasiphae 415, II p. 219, n. 1811

Paaitdes 254, I p. 172, n. 288, 1846

Pasquino 236. Vgl. 756

Patera 629, 666; mit figurenför- migem Griff 687, 690

Patroklos, in Gruppe m. Mene- laos 222, 225, 229, 231, 236

auf der Tensa oapitolina 966

auf etruskisohem Wandbild 623

sein Panzer auf etr. Sarko- phag 418

Pegasos 1817 Peirithoos 1114, 1908 Peisistratos, sog. 1921 Peitho 144, 392 (I), 416, 507,

525, 1479 Peleus 474, 504, I p. 321, n.

640, 966, 1887, II p. 378 PeUaden 581, 1154 Pelias 581, 640 Pelike I p. 287 Pelops 329, I p. 272

u. Hippodameia 444, 1 p. 576, Pempobolon 369 [n. 1682 Penaten 304, 1523. Vgl 155 Penelope 89 (11 p. 468), 189,

979, 1378, 1684, 1770 v (.?),

1777a. Vgl. 1374 PenthesUeia 141, 1543 Pentheus 1391 Periandros 274 (I p. 631, II p. 471)

Perikles 276 (II p. 471X 1082

Persephone Statuen 271 ( ?), 761,

763 ( ?), 912 ( ?), 989, 1922

Statuette 367 ( ?)

in Gruppe 1379 ( ?)

Kopf 37 ( ?)

auf Reliefs 119, 259 ( ?), 1197, 1218 ( ?), 1286 ( ?), 1325, 1657 1827 .( ?)

~ auf Wandbildern 1237, 1238 (II p. 480)

auf Mosaik 998

-— auf Vasen 454, 478, 514,

582, 588 Perser 339 (Gefäßstütze) 372

(Statuette), 1354 (Kopf) Perserkönig 530 (Vase) Perseus 135 {v. Canova), 443,

806, 1029, 17680, 17% 1 Personifikationen : Abundantia 1875 ( ?), Aetemitas 990, A- frica s. Provinz, Altis 329, Annona 1273, Campus Mar- tins 123, 990, Fata 1906, EeUoitas 1875 ( ?), Jahres- zeiten 998, 1450, 1825, 1887, Komödie 1183 (II p. 480), Meeresteil 296 (II p. 471), Ora maritima 132 ( ?), Popu- lus romanus 894, 897, Portus Traiani 1273, Provinz Africa 1273, Senatus 146, 893 (H p. 476), 894, 1273, Volk 6, 317, I p. 410f., n. 888, Volk oder Stadt 1890 ( ?). S. Berg- gott, Stadtgöttin Pertinax 305, I p. 453 n. 45 Perugia, Bronzebesohläge 1778,

Ohrgehänge 1771 Pesaro, Bronaereliefs 1777d Pescennius Niger I p. 453 n. 48 Petersche Giste 704 Petronia Musa 1534 Pfahlbauten, Funde II p. 256 Pfau 121, 122, 181, 309 Pfeilerfüllung, omamentale 1190 Pfeilspitzen, steinerne 1785f Pferd 169, I p. 408, n. 944 (Gruppe m. Löwen), 948, 955 (Bronze), 1113, 1392, 14(0,

33*

516

NAMEN- UND SACHREGISTER.

1714, II p. 360, 376 (Ton).

. n. 1861, 1877, 1895a. Viel- fach auf Vasen

Herd geflügelt 976, 1514

Pferdegesolurr 1735

Pferdeköpfe aus Elfenbein 1767 q

Pferdenamen 519, 998

Pferdetrensen U p. 271, 356, 359, 377; n. 1777 b

Pflüger 1723

Phaestos 11 p. 273ff.

Phaethon 1332. Vgl. 938

Pferdename 519

Phaidra 414 (p. 264), 415, 1203

Phanis 1352

Phaon 684

Pheidias u. sein Kreis 69, 70, (Athene), 78 (Schild d. Athena Parthenos), 192 (I p. 630, Amazone), 243, 288, 366, 668, 832, 905, 906 (Ath. Parth.), 978, 1019, 1020, 1089, 1106, 1108, 1126, 1127, I p. 634 (n. 1094), 1143, 1154, 1201, 1299, 1304 (Ath. Parth.), 1336 (ApoUon), 1367 (Athene) 1398, 1530(Ath.Parth.), 1544 (Aphro- dite), 1799d, 1820, 1830, 1838 (Niobidenfries), 1854 u. 1855 (Kopf), 1878

sein Porträt ( ?) 840, 906 Phemios 684

Phiale 566

PhUetas (?) 814 (II p. 475),

1395, 1826 Philippus Arabs 44 (11 p. 467)

Caesar 228, I p. 456 n. 69

8. Vibius Phüomele 1793e Phlyakenvasen 510, 5ä3 Phobos 657 ( ?)

Phoeniker im Mittelmeer II p. 31 4 Phoenissen des Enripides, Dar-

stellnngen einzeln. Szenen 428 Phoenizische Silberschalen s. ky«

pnsohe Silberschalen Phoibe 371 (Leukippide), 1398

(as Artemis ?) Phoinix 479, 523, 744 ( ?) Phokaeer in ItaHen 1773, 1786p

Phokion sog. 325

Pholos 457, 1793e

Phosphoros 1929

Phroates IV, 5

Phradrmm 24, 1342

Phryne 367 ( ?)

Phyromaehoa 884, 1340

Pietas 1210

Pigna 120

Pileus als Zeichen der Frei- lassung 1192

Piston 1298

Pithoi, kretische 1623

Plan der Stadt Rom 941

Planetengötter 1274

Piaton 261 (H p. 470), 388, 404, 828. Vgl. 1934

PlauUos Novios 1504

Plotina 302 (II p. 471), I p. 453 n. 28 (II p. 475)

Pluton od. Hades 119, 461, 478, 582, 588f., 1197, 1218, 1237, 1238 (H p. 480), 1379 ( ?), 1657

Plynterien 1857

M'. Poblicius Hüarus 997

PoGolom (Schale) 565

Podaleirios 188

Pollinctor 1192

Polychromie in der Plastik 4, 5, 9, 10, 89, 91, 192, 195, 196, 208, 230, 351, 421, 437, 760, 806, 866, 903, 974, 1007, 1156, 1236, 1250, 1481, 1609, 1514, 1515, 1773, 1779a— 1786x, 1863, 1883, 1908

Polydeukes 480, 1752, 1756, II p. 379. S. Dioskuren

Polydoros, Sohn d. Priamos 1643

PolydorosXhl (I p. 630)

Polyeuhto8 22

Pdygnotos 15, I p. 288, n. 498, 559, 584, 946, 1752, 1871

PolyhUiioa 24 (Amazone), 32 (Ejiabe), 45 (Doryphoros), 56 o. 93 {Dresden, Knabe), 184 u. 197 (Jüngling). 1021 (Typ. Barracco), 1034 (Diadumenos), 1051 u. 1092 (Doryph.), 1093 (Diad.), 1095 (Amaz.), 1100

NAMEN- UND SACHREGISTER.

517

(I p. 634, l?yp. Barr.). 1101 (Diad.), 1102 (Doiyph.). 1103 (Am.), 1112 (Dresd, Knabe), 1230 (Typ. Barr.), 1248 (Dresd. Kn.), II p. 64 (Kynis- kos), n. 1343 (Typ. Barr.), 1371 (Kyniskos). Vgl. 377, 852. 1083, 1156, 1714, 1877, 1912 PolykUäoa Schule des 1364, 1365.

Naukydes Polyhles 295, 1326, 1362 Polyneikes 428, 523, 1630 Polyphemos 117, 124 ( ?), 316,

448, 760, 966, 1440, 1895 Polystratos 448 PolytiiniiB lib[ertus 856 Polyxena 426, 428, 517, 590 Pompei, Altertümer I p. 385 Pompeius, angebl. 1818 Cn. Pompeius Strabon 999 Poniatowakische Vase 514 Pons Aurelius od. Antonini 1345 Pontifex maximus 155, 313 (?) PoiUios 950

Popa 1177, 1445, 1523, 1730 Popilius, Töpfer 567 Populus romanus s. Personifi*

kation Porphyr 228, 309, 312, 1213

bis 1217, 1223 Porta Fontinalis 918 triumphalis 892, 894 Porticus einer Palaestra 1506,

1686, 1688 Porträtbüsten (ohne bestimmten Namen), männliche 31 (11 p. 467), 33, 102, I p. 453 n. 49, p. 455 n. 79; n. 836, 872 (II p. 476), 898, 899, 1132, 1195 (II p. 480), 1634, 1654, 1926; weibliche 76 (II p. 468), 1196 (II p. 480) Porträtköpfe (ohne best. Namen) männUohe 21 (U p. 466), 39, 68 (n p. 468), 88, 95, 96 (H p. 468), 105, 1 p. 78 (II p. 468), n. 216 (II p. 470), 389, 397, 398, 401, I p. 272f., n. 781, 796, I p. 455 n. 81, n. 813, 814—816, 821, 953(11 p. 477),

1133 (II p. 478), 1134, 1157, 1189, 1284, 1319, 1404, 1441, 1442, 1448, 1819, 1849, 1913, 1921; weibliche 1047, 1447, 1449, 1653, 1828

Porträtstatuen (ohne bestimm- ten Namen), griechische 28, 196 (II p. 470), 328 (H p. 472), 843, 877, 1059; römische 637, 785 (II p. 474), 805 (II p. 474), 1277, 1315

Poseidippos, GrabreUef 1115

Poseidippos, der Dichter, 195 (n p. 470)

Poseidon Statuen 199 ( ?), 658, 1124, 1188

Köpfe 106, 1919

auf Reliefs 461, 747 (Bronze- beschlag), 783, 1218, 1546 ( ?), 1744 (Gistenfuß), 1930

-- auf Vasen 469, 489, 500, 1799g

auf Spiegel 461

A. Postumius Albinus 1043

Pothos 853

Praefioae 1192

Praeneste, Grabfunde I p. 358, II p. 259, 313ff.

Praxiteles 42 (II p. 467; aus- ruh. Satyr), 48 (Kopf), 51 (Eubuleus-Inschrift), 108 (He- rakles), 142 (Hermes, sog. Anti- nous V. Belvedere), 191 Apollon Sauroktonos), 193 (Kopf), I p. 172 (Musen), 271 (Köre ? Katagusa ?), 310 (I p. 631; Aphrodite v. Knidos), 320 (Dio- nysos, Sardanapallos), 406 (ju- gendl. Dionysos), 875 (II p. 476 ; ausr. Satyr), 1229 (jug, Dion.), 1285 u. 1300 (Knid. Aphr.), 1308 (einschenk. Satyr), 1309 steh, jugendl. Dionysos), 1852 (Ap. Saurokt.). Vgl. 4, 126, 183, 224, 366, 367, 803, 808, 878, 880, 921, 1129, 1388

Priamos 449, 521, 774, 1543, 1793f, 1794i, 1808b

Priapos 920, 962, 1023, 1160 ( 1), 1327

518

NAMEN. UND SACHREGISTER.

Priester des ApoUon 363» des Attis u. eines anderen orien- talischen Kultes 1555, des Dion3rsos od. eines Diadoohen 216 (II p. 470), der Isis 827, sacerd. bidentales 351

Priesterin 1461, der Isis 143 (I p. 630) u. 1458, der Mater magna 119

Prooope 50

Prooulus Aleiiis 1629

Prokne 1793e

Prometheus 124 ( ?), 534, 792,

Prophet der Isis 143 [1394

Proserpina s. Perdephone

Proskenion 1681. Vgl. 1264, 1481

Protesilaos 385

Protogenes 875

Protokorinthische Vasen I p. 353; n. 1592, II p. 271, n. 1790, 1791, II p. 376, 377

Psysche 79, 238, 780 (I p. 633), 792, 802 (I p. 633), 1203, 1205, 1689, 1777a. S. Eros

Pteryges 693

Ptolemaios v. Numidien 25, 1829

Pudicitia sog. 8 (I p. 629), 59

Puellae Faustinianae 1841, 1842,

Pugillares 1006, 1192

Pupienus 20, I p. 454 n. 66 (II p. 475)

Puteal Libonis 1210

Pygmaien 34, 1267, 1905 ( ? )

Pylades 338, 1207, 1212, 1870

lyrha 792 ( ?)

Pyrrhiche 512

I^rhon vgl. 1934

Pyrrhoa 153, 206

Pythagoras vgl. 1934

Pf/thagoras 956, 1108, 1353, 1846

Pythaisten 1116

Pytharatos 549

Pythia 498

Quaden 891 (?)

M. Quartinms Sabinus 49

Quellnymphe 1184, 1355

Rabe 1209, 1847 [1658

Rad, Sonnensymbol (etruskisch)

Bäucherpfanne 606 (?)

Bäucherwagen 1767w

Baffael 156, 1145

Rasiermesser II p. 258, 356 f. ; n. 1806. Vgl. 1787, II p. 375

Begilla 16

Regulin! - Galassi - Grab 659, I p. ä52, 387, 389, n. 786, II p. 259, n. 1602, II p. 313,

Rehbock 160 [328

Rehkalb 1321

Reifen 1845

Reigentanz 1793 a, d

Reiher 181, 1324

Reiter 82, 169, 699, 1392. 1714

Reliefbild 104, 172, 178, 190, 850, 915, 920, 1017 (II p. 477), 1144, 1183, 1400, 1403, 1810 bis 1817, 1876, 1879, 1892, 1894, 1895, 1895a, 1896

Relief gef äße aus Elfenbein 1591 ; aus Marmor 181, 333, 1042 ( ?), 1159, 1324; aus Metall 700, 1573ff., 1585, 1595, 1602, 1607; vgl. 1042; aus Ton 561, 563, 566f., I p. 576, II p. 372

Relief platten aus Terrakotta, ar- chaische 437, 976, 1608, 1515, 1 786 ; hellenistisch - römische (sog.Campana-Beliefs) I p. 275; n. 434—436, 438, 440, 443 bis 445, 1 p. 327 u. 576, n. 1481, 1491, 1502, 1506, 1511, 1518, 1670ff.

Reliefprotome 750

Reliefs aus Knochen 1768w, aus Ton 1768e, g

Remm*eina 1258

Remus s. Romulus

Retiarii 1060, II p. 231 f.

Rhea 74 ( ?), 864, 1930 (?)

Rhea Silvia 154, 1412, 1453

Rhinton, Dramatiker 510

„Rhodische" Vasen I p. 280; n. - 169?f, 1703

Rhyton 532, 950, 1793b

Ricinium 1177

Rind 991, 992

Ringe 679, 737. S. Fingerrmge

Ringer 336, 1153, 1382 ( ?), 1907

NAMEN- UND SACHREGISTER.

519

Ritter, atheniBcher 1081, 1861 Rolle in der Hand Verstorbener

428, 1638 Roma 8. Dea Roma, Virtus Romulufi u. Remus 154, 562,

1412, 1418 (?), 1454, 1463

(II p. 482). Vgl. 1523 Rostra I p. 470; n. 890. Vgl.

897. S. Schiffsschnabel Rotfiguriger Stil I p. 287 ff.;

n. 486~-522 und passim. Rüstmig etruskische 612, oski-

sche 1751 Rüstongsszenen auf Vasen 468,

576, 584 Rimdbau auf dem Palatin 1263

am Tiber 1282, 1283, Vgl. 1465

Sabazios 750f.

Sabina, Gattin Hadrians, I p.

453 n. 33; n. 897, 990, 1413,

1415 Sägespuren an etruskischen Oip-

pen 1079 (II p. 478), 1772 d Säkularfeier d. Stadt Rom 1266

(II p. 481) Sänfte 963 Säule des Antoninus Pius 123

des Traianus II p. 54 Salbgefäße 553, 556, in Form

von Köpfen oder Tieren 554,

555, 1692f Sallustia 139 Salmoneus 1831 (?) Salus 845 ( ?) Samische Tongefäße 561 Samnites 1779

Sandale 668, 978, II p. 379 Sappho angeblich 392, 1882 Sarapis 237 (II p. 470), 298,

1563, 1931. S. Serapis Sardanapallos 320 Sardischer Krieger 1568 Sarkophag, etruskisoh 417f., 421,

428, 442, II p. 330

römisch 119 (Alkestis), 132 (Hafen), 134 (Thiasos), 140 (Thiasos m. Herakles u. Om- phale), 141 (Achill u. Penthe-

sileia), 146 u. 150 (Ehepaar m. Nebenpersonen), 209 (11 p. 470; Gigantomachie), 309 (I p. 631, II p. 471; Hlg. Oon- stantia), 312 (II p. 312; Hlg. Helena), 318 (Medeia), 329 (Pelops u. Oinomaos), 330 bis 332 (Wagenrennen), 338 (Ore- stes), 371 (Leukippiden), 382 (II p. 473; Niobiden), 385 Protesilaos und Laodameia), 764 (Bakchanal), 772 (Gallier- schlacht; Amendola), 774 (Achil- leus), 786 (Pflege des Dionysos- kindes), 792 (Prometheus), 795 (End3naiion), 849 (Meleagros), 865 (Amazonomachie), 895 (Meleagros u. Straußenjagd), 916 (Meleagros), 968 u. 969 (m. Skeletten), 985 (Hadespforte u. Genien), 1153 (Athleten), 1200 (Dionysos u. Ariadne), 1202 (Adonis), 1203 (Hippolytos),

1206 (Triumph des Dionysos),

1207 (Orestes), 1209 (Niobi- den), 1228 (II p. 480: Szenen des Lebens), 1269 (Medeia),

1271 (Ehepaar u. Dioskuren),

1272 (m. griech. Inschrift),

1273 (II p. 481; Beamter d. Annona), 1317 (Gallierschlacht) 1320 (Barbarenschlacht), 1455 (Masken), 1457 (Unterwerfung V. Barbaren), 1538 (Pasiphae), 1541 u. 1542 (Heraklestaten), 1638 (Verstorbener u. Eroten m. Hähnen), 1887 (Hochzeit d. Peleus u. d. Thetis)

Sarkophagdeckel,etruskisch432f. ; römisch 1202 (Oidipus), 1270 (11 p. 481 ; in Form einer Kline), 1543 (Amazonen in Troia), 1546 (Geburtssage des Apoll u. d. Artemis)

Satricum s. Conca

Satumus II p. 467 f. S. Kronos, Tempel des Satumus

Satyr Statuen: ausruhend 42 (II p. 467), 875 (II p. 476); einschenkend 1308; mit der

520

NAMEN- UND SACHREGI8TEÄ.

Querflöte 12, 1389, 1390; Ko- lossalstatue 1531; aus rosso antico 250, 870 Satyr Statuette: sein Schwänz- chen betrachtend 357, 1326; Cistenauf satz 704, 1 752 ; Leuchterträger 599; an Dreifuß 1766 f; an Thymiaterion 1771

in Gruppe: m. Gigant 922 (II p. 476); m. Hermaphrodit 1063—1066; m. Kaaben a. d. Schulter 384 (II p. 473); m. Mädchen 1062; m. Pan 336.; m. Dionysos 17686 (Bronze)

Kopf: aus rosso antico 232; an den Tragstangen einer Sänfte 963; als Stimziegel 1512, 17791, 1780b

auf Reliefs 104 (sog. Ikarios- rel.), 118 (s, Schwänzch. betr.), 133 (Trapezophor), 134 (Sar- kophag, Thiasos), 140 (Sark., Thiasos m. Herakles u. Om- phale), 159 (Fries; Zug), 210 (Fries; Ariadne), 238 (Unter- satz; sog. Ikariosrel.), 253 (neu-att. Rel.), 334 (Kandela- ber), 747 (Bronzebesohlag), 786 (Sark.; Pflege d. kl. Dionysos), 848, 920 (Relief- bild), I p. 576 (Terrakotta), n. 1148 (TVies v.Trajanßforum), 1159 (Vase m. Rel.), 1191 (Dreifuß-Basis), 1618, 1672 u. 1676f, (Terrakotta), 1850 (Palombino, HeraJb^ m. d. Thiasos), 1905 (? m. Hera- kles), 1910 (m. Eroten als Ver- tretern d. Jahreszeiten). Vgl. 1865 (Eros als Satyrisk)

auf Gemälde 343—350, 1477 ~ auf Vasen 492, 507, 519, 531,

569, 583

auf Mosaik 1446

in eingelegter Arbeit 962

auf Spiegeln 1770o, x Satyriskin 1185, 1206. [1206 Satyrknäbchen 178, 376, 1147, Satyrspiel 569. Vgl. 159

^au 176, d. laurentin. 155, 1523

Sauroktonos s. Praxiteles Scarabaeus 1575, 17921 Schabeisen s. StrigiUs , Schachtgräber II p.> 355. S.

Brunnengräber Schakal 1574 Schauspieler, Porträt 836 (II p.

475), 216 (?)

Statuette 1743 (Bronze, Cistenfußi) ;

auf Relief 1481. 1681 (Terra- kotta)

auf Gemälde 1479 tUp. 482)

auf Vasen 509, 533 Scheingeräte I p. 351 Scheiterhaufen 1801 d Schiffsfragmente a. d. See von

Nemi 1522 Schiffskampf auf Vase 965 Schiffsschnabel 355, 886 Schild des Achilleus 80.0, 801

der Athena Parthenos 78, 906

aus Bronze 600, 613, 619, 632, 674, 683, 1601, 1745, 1767 X, 1806

Schildzeichen 1786 n, o Schlange des Askl^ios A^Ie- pios

der Athena 153 (Kopf), 206

der Demeter 1325, 1511

als Genius loci II p. 61

Symbol d. Heroisierung 1142, 1195

der Hesperiden. 1880

der Hygieia s, Heügöttin, Hygieia

auf Lotc»blumen 374 (Kan- delaber)

von Reihern bekämpft 1324 (Reliefgefäß)

Schleifer 334. Vgl. 951 Schleuderbleie 11 p. 254; n. 1727 Schlüssel 1461 Schmetterling 238, 412, 792,

795. Vgl. 780, 802 Schminkbüchse 1768u Schnabelkanne II p. 360^ 377 .Schnellwage 696, 1001, 1002 Schöpflöffel aus Bronze 634 ScbreJbtafel 269, 1006 .

NAMEN- UND SACHREGISfrEB.

&21

Schuster 918 (II p. 476), 1272 Schusterleisten 918 (II p. 476) ,, Schutzsflehende" Barberini und

Kopien 198, 1399» 1820 Sohwammbüchse a. Holz 1768v Schwan 181, 804, 1463, 1523, 1899 Schwarzbunte Keramik II p. 377 Schwairzfiguriger StU I p. 282 ff. ;

n. 446 480 und pa«sim Schwein 568, 670 Scxpio s. L. Cornelius So. Bar-

batus Soipio Orfitus 871. Vgl. 1901, Secutor II p. 232 [1902

Seegreif I p. 1 Seekentauir 55, 179, 185 (I p.

630, II p. 470), 931, 932, 966 Seekentaurin 966 Seepferd 145, 1779n, o Seeungeheuer Ip. 1, 188; n. 644, See Widder s. Meerwidder [1744 Seeziege 1443 Seirenen s. Sirenen Seistron s. Isisklappem Selene 18, 792, 795, 1715, 1923

( ?). Vgl 807 Sekukoa 11 pL 117; n. 1468 Selvans 702 Semeie 1799d Semo Sancus 351 Septimius Severus 197, 407, I p.

454 n. 51 Serapis 1656. S. luppiter, Sarapis Sessel aus Bron^ip 655, aus rosso

antico 252 Set-Typhon 1574 Cl. Severianus 676 Seztus V. Chaironeia sog. 328 SibtUa 34

Sichelsohwert 1779, 1791, H Sieb aus Ton 1807g [p. 379 Sieben Weise s. Bias. Perian-

droB, ThaleBb Vgl. 1934 Siegehringe 230, :737 Siegelstein, kretischer 1615 Siegesgöttin s. Nike, Victoria Siegesspende, Vasenbild 522 Signalhorn 608 Silanion 261 (II p. 470), 272 (II

p. 471), 840, 858, 952, 1882

Silberaohalen I p. 353, 389;

n. 711-*-714, 1673ff., 1767e Silberschmuck 1583 Silen Statuen 100 (stehend),

868 (sitzend), 942 (kniend),

1175 u. 1176 (hegend) ^ Statuette 340 (kniend); 623,

626, 646» 17-71 (Bronze) .

Büste 244 (m. Schweinsohren)

Hermen 963 (an einer Sänfte)

Doppelkopf 78, :

Kopf als Stitaziegel 437, 1010, 1509, 1779c

iu. Gruppe mit dem klein. Dionysos 4, mit einer Maenade (Terrakotta) 1610, 1779b, e, f, g, 1, 1780g, 1, 1781a, b, 1784m, n, 1785e, 1786 i, m

auf Reliefs 140 (Sarkophag); 159 (Fries); 190 (Kabinetts- rehef ) ; 238 (Untersatz, Ikarios- rel.); 253 (neu-att. B«L); 335 (Kandelaber); 701, 747 (Bron- ze); 786, 1206 (Sark.); 1327, 1329, 1330 (Stuokrel.); 1755 (Bronze); 1768g (Terrakotta)

auf Vasen 464, 479f., 509, 526, 559, 569, I8OI0

in eingelegter Arbeit %2 (Lager)

auf eisten 700, 704, 1752

auf Spiegehi 684, 18071 Silensmaske 869, 920, 1010,

1779c 1907 SUranus 1235 (U p. 480), 1463,

1716 Sima-Verideidung ans T^^ra-

kotta I p. 275; n. 437, 443,

1786 c Simpulum 143, 634, 17951 Sirenen I p. 1; n. 526, 547,

I p. 280, n. 1766d, 1767i,

II p. 378

Sistrum s. Isisklappem SisyphoB 385, 414 (p. 265), 523 Situla 143, 1609 Sitzbild, männlißh 843 (II p. 475), 1562

weiblich 127 (I p. 630, I p. 468), 786. (II p. 474), 805

622

NAMEN- UND SACHREGISTER.

(II p. 474). 1059, 1091, 1242 (H p. 480f.)* 1260, 1466.

Skamandros 1814 [1828

Skelett 1729

Skene 1264, 1481, 1681, 1800a

Skepamos 522

Skiron 124 ( ?)

Skopas 6, 99 (Kopf); 128 (Mele- agros); 405, 919, 926 (Hera- kles); 1296 (Kopf); 1383 (Me- leagros); 1384, 1823a. 1918. Vgl. 203, 853, 1076, 1261, 1297 1341, 17681

Skylla I p, 1; n. 65, 415, 1769h, 1770f, p

Skyphos, bronzen m. Reliefs 1767v;protokorinthisch 1766 g, II p. 377; silbern 1767 g, II p. 376

Skvthe 479, 489, 552, 923, 1207. ». Schleifer

Smaltgefäße 553, 560

ßohraUa 80.

Sokrates 387, 399, 403, 809 bis 811 (II p. 476), 1396, 1884. Vgl. 1934

Sol 5, 154, 155, 657 (?), 767. S. Helios, luppiter

inviotus Mithras 1274 Somation 510

Somnus s. H3rpnos Sonnengot s. Helios, Sol. Sonnenschirm 1770z, 1887 Sonnenuhr 1934 Sophokles Statue 1180 (II p. 480)

Büsten u. Köpfe 28, 149 (II p. 469), 257, 284 (II p. 471), 820, 1046, 1401 (II p. 482)

Relief kopf 817 ■^ vgl. 498 Sosildes 852 So808 793, 1231 Sosthenes 1752

Sparbüchse 563, 1485. 1699 Spargel 352 (Mosaik) Sparta, Vasenfabrikation 435 Spes 975

Sphinx 5, 34, 210, 421, 438, 664, 746, 962, 1202, 1584, 1752

Sphinx auf Bronzerelief 1767v, 1778b

aus Elfenbein 752f., 1767i

auf Goldschmuok 743, 1579; auf goldener Gürtelschließe 1767 a

aus Kalkstein 1794 a

auf Knochenrelief 1768w

auf Spiegel 1769k

auf Vasen 446, 449, 569 Spiegel aus Bronze I p. 357;

n. 639. 640, 643, 644, 684, 686, 691, 692, 698, 1739. 1756, II p. 324ff., 379, n. 1768 t

Spiegelkapsel 685, 1763 (11 p. 482), 1768q, 1777a

Spiel des Ephedrismos 1041

mit Nässen 92, 332, 936 Spielzeug 1516 Spieße 689

Spina im Zirkus I p. 219 Spinngerät II p. 219 Spinngerät II p. 357; n. 1792 c,

II p. 375 Spinnwirtel II p. 356 Spiralbänder, goldene 721 Sporn 192, 1000 ( ?) Spottcrucifix II p. 254; n. 1669 Stadtgöttin 132

von Alba longa 1452

von Antiocheia 362 (II p. 473), 1890 ( ?)

von Ostia 1273 T. Staiodius N. f. 1495 Stata iaater 1040 T. Statüius Aper 773 Statio ad Baccanas 1440 aviiiiiccva 16, 157, 942, 1305,

1328, 1352 {II p. 481), 1923 Stempelmatrizen I p. 403 Stempeltechnik I p. 388; n.

110, 1579 Stephanos 1022, II p. 5, 64, n.

1158, 1846, 1909 Sterope 329 Stesichoros 799 Stichrahmen II p. 376 Stier 158 (II p. 469), 165, 954,

1067, 1163, II p. 231, n.

1767v, 1901, 1902, 1910

NAMEN- UND SACHREGISTER.

623

Stierköpfe an Bronzebecken

1766d Stillende Göttin 74 Stüus 269, 1006, 1862 (?) Stimziegel s. Antefiz Storch 1674 Strahlenkranz 298, 657, 698,

882. Vgl. 1050, 1514 Stratege 262 (H p. 470), 325,

832 (II p. 475), 1033 (II p.

477), 1090 (II p. 478) Straton 203 Stratonikos 884

Strauße 895, II p. 231, n. 1767 v Strigilis 23, 246, I p. 358, n.

634, 1497, 1768a, s, 1798, II

p. 372, 379, n. 1904 Stuck 460, 461, I p. 577, n.

1327—1332 Sttitzf iguren an Buccherogeiäßen

1690, an Elfenbeingefäßen

1767k Stuhl aus rosso antico 252 Sturmhauben 610, 614, 1726 Stymphalische Vögel 771, 1641 Sulla 87 (? II p. 468) Q Sulpiciua Maximua 938 0. Sulpicius FlatorinuB 1524 Summanus 1779 Suovetaurilia 1007 Sutri 1808

Syllabar, etruskisches 660 Symplegma 1063—1068 Symposion-Szenen auf Vasen 503,

509, 570, 574, 577 Syrinx 250, 386, 1321, 1403 Syriakoa 1793 a

Tabulae iliacae 799—801 (II

p. 474) Tafelbild 1328, II p. 207 Tänzer 421. S. Korybanten,

Waffentanz Tänzerinnen 451, 1191, 1678,

1843, 1844 S Bakchantin-

nen, Maenaden Tages 1723 Tamesius Augentius Oljrmpius

1274 Tanaquil Masnia 429

Tantalos 385, 534 Tarchon 702, 1173, 1723 (?) Tarchu, Tarquinius 523 Taube 365, 793 (Mosaik; vgl.

1231), 974, 1144, 1725, 1768u Taugöttinnen 5, 111 Taurobolium 871, 1901, 1902 Teiresias 414 (p. 264), 692 Teiaihrates 768 Telamon 1927 Telamone 306. 307 Telephanes 1299 Telephos 108, 428, I p. 576 Tellus 6, 47, 212, 1269, 1271,

1523. S. Gaia Tempel des Hadrian 888

des Hercules am 'Hber 1282, 1283, 1466

der Isis u. d. Serapis, Iseum Campense 34, I p. 414, n. 1411

der Isis u. d. Serapis i. d. III. Region 1193

des luppiter capitolinus 893 (II p. 476), I p. 665, 692, n. 1009

des luppiter Stator 1193

der Minerva i. d. III. Region 1193

des Neptunus I p. 470

des Quirinus 1418 ( ?)

des Sol 1274

der Sacra ürbs 941

der Venus u. Roma( ?) 11, 14, 30, 35, 1193

Tensa 966

Tereus 1793e

Terrakottareliefs s. Reliefplatten

Terrakottasarkophag 1773

Terrakottastatuen u. -Statuetten 439, 441, 482, I p. 327, n. 651, I p. 404, n. 1689, 1779 u, 17801, 1782a, 1784a^-c, e— g, k— m, 1785r, s, 1786 t bis V

Terramaren, Funde II p. 266

Terra mater 924. S. Gaia, Tellus

Terra sigillata I p. 576; n. 1808k

Tertüllian 1669

Tessera hospitalis 1495

524

NAMEN- UND SACHREGISTER.

Teukros 1459

Teutares 256

Thalatt» 1549 ( ?)

Thaies 393 ( ?)

Thamyris 498

Thanatos 318, 381, 773, 792, 1840 ( ?). Vgl. 183

Theater, Einflaß auf die unter- italische Vasenmalerei I p. 289; n. 510

Theaterszenen I p. 116; n. 510, 1239 (II p. 480), 1481, 1681, 1800a

Themistokles angebl 1090 (II p. 478)

Theodoraa 799—801

Theon 819

Theon v. Samos 338, 1537

Theophi^tos 1881. Vgl. 1934

Theseus Henne 1291 (?)

u. Aigeus 1683

u. Aithra 1924

im Amasonenkampf 505

u. Ariadne 210, I p. 576 ( ?)

Bezwingung des maratho- nischen Stieres 544, 1114

Bezimgung des Il^otauros I p. 284; n. 486, I p. 404. n. 1691, 1778f, 1794e, 1900

m. Peirithoos u. Herakles 1908. Vgl. 1762

Thetis 449, 474, 504, I p. 321,

n. 691, 766, 966, II p. 378,

n. 1887 Thorax 226

Thraker 494, 498, 506. Vgl. 1505 Thränenfläsohohen sog. 553 Thrasos, Herd 472 Thron 1169, 1173, aus Bronze

1766c Thyiaden 1525 Thymiaterion 158, I p. 355f.,

n, 594, 623, 664, 672, 1286,

1771, 1860, 1862 Tiber 154, I p. 412, n. 1454,

1463. Vgl. 34 Tiberius Statue 84, 90 (II p.

468), 1167 -- Kopf 83, I p. 452 n. 4 (II

p. 474), 5

Tiberius Relief 5 ( ?)

Tiberius Claudius Faventinus 154

Tiberius Gemellus 213

Tibicines I p. Ö90f. S. Flöten- spieler

Tiergestaltige Gefäße 554, 562

Tierkampfe 48^—485, II p. 230f n. 1679

Tierkreis 337, 930, 1929

Tiger 991, 992

Timanihefi 1469

Timarchidea 295

Timarchos 94, 776, 1352

Timarohos (LiebUngsinsohrift) 1793 a

Timotheoa 52, 101, 759, 804, 1261. Vgl, 110, 111

Tiridates 1555

Titus 10 (II p. 466), 1048 (s. Domitianus)

Titusbogen 1193

Tityos 414 (p. 265), 534

Tleson 535

Todi, Grabfund 1771

Toga u. Togati 10, 68, 152, 304, 313, 323 (II p. 472), 1170, 1213, 1214, 1216, 1280, 1345, 1412, n p. 397

Toilettenszenen auf Vasen I p. 289

Tombe a camera s. Kammer- gräber

fossa n p. 356

pozzo 8. Brunnengräber ToiJampen, kretische 1613, rö- mische 1698

Torques 884

Tor Marancio I p. 1 ; n. 343 bis

350, 415 Totenfeier auf Vasenbüd 589 Totenklage 466, 479, 526, 1079

(II p. 478), 1192 Tragoedien-Szenen I p. 116; n.

1239 (n p. 480), 1481 Troianus 17, 131 (I p. 630),

I p. 453 n. 27. Vgl. n. 658

sein Vater I p. 455 n. 80 ( ?) ' Deoius I p. 455 n. 70 ( ? 11

p. 475); n. 1761 (?)

Trapezophor 133 (I p. 630)

NAMEN- UND SACHBEi&ISTER.

525

Traufziegel 1779h, 1780d, 1786 w Trebonianits Gallns 673 (?) Tretrad 1194 Trinkspruoh auf Vase I p. 283;

n. 547, 1799d Triptolemos 454, 514, 579, 808

(II p. 475), 911 Triptyohon 1328, 1471, 1479

(II p. 482) Triton I p. 1; n. 47, 55, 185 (I p. 630, n p. 470), I p. 188, n. 469, 931f 932, 978, 1770f , p Tritonin 316 Tritonmaske 1663 Trochilus 34

Trofei di Mario, sogen. I p. 409 f. Troia, Zerstöning 799, 17941 TroUos 517, II p. 378 Trompete m. Drachenkopf 5 Trompetenblaser auf Vasenbild

539, 675 Tropaion 5 (I p. 629), 212 (I p. 630), 355, I p. 409 f., n. 865, 871

Tropfenglas 560 Trullae 634 Trunkene Alte 778 Trygon 1144 Tuba 608 Türverkleidung aus Terrakotta

1779q Serv. Tullius 523 Turan 1173 Turm 915, 1267 Turnus 1452 Turteltaube 1144 Tutmosis m. 17921 Tutulus 1773, 17770, f Tyohe v. Antiocheia 362 T^mpanon 915, 1768g, 1843 T^dareos 480, 1130 Typhon 1574, 1669 T^rrrhenische Amphoren s. Ko- rinthisch-attische Vasen

Unten tausche Vasen I p. 289 f.,

II p. 367 Untersatz aus Bronze 606, 630,

1599, 1766b, aus Marmor 1476, 1661

Untersatz aus Ton 459 Unterwelt 359, 379, 385, 414,

523, 1237 Uraeusschlange 143, 939, 1575 Urnen, etruskische s. Aschen-

umen Ustrinum Antoninorum 123, 1527

Valens 1345

Valentmianus I. I p. 456 n. 83

(H p. 475); n. 1345 Vecilius 1809

0. Vedennius lüfoderalius 57 Veji, Grabfunde 11 p. 258; n.

1806

Venatio U p. 230«. Venator 128 ' Venus 132 ( ?), 154, 1173, 1463

Erucina II p. 78

Felix 139

Grenetrix 15^

Obsequens 1516

sogen, esquilinische 939 (U p. 477) ^ '

s. Aphrodite, Tempel d: V, u. Roma

Vergilius, sogen. 808, 872

Verminus 1043

M. Verrius Flaccus 1323

Vertumnus 1494

A. Veras als Kind 139 (?)

L. Veras 43, 212, 308, I p. 453

n. 41 (H p. 475) Vespasianus I p. 453 n. 21; n.

1430 (II p. 482) Vestalinnen 798, 1243, 1357 bis

1361, II p. 152f. Vetralla, Grabfund 1483 Vetulonia, Grabfunde 11 p. 258 Via Sacra 1193

Gaeoilia 1254 Vibenna, Caeles 523 Vibis Pilipus 1739

L. Vibius 63 (II p. 468) VicareUo, Funde 11 p. 254; n.

1757, 1758 Victoria 146, 212, 871, 1345,

1452, 1555 ,1687, 17851. S.Nike Vicus Aescletus 901

Statae matris 1040

-r

526

NAMEN- UND SACHREGISTER.

VUla ad gallinas 5, 333 Villanova-Kultur II p. 257 f.; n. 1792 h, 1804, II p. 376, n. 1808 Virtus 895, 1203, 1875 (?) VitelHus I p. 453 n. 20 Vlies, goldenes 578 Volutenamphoren I p. 289 Votive 8. Weihgeschenke Votivreliefs, griechische 188, 249, 699, 844, 846, 972, 1011, 1114, 1116, 1117, 1130, 1204* 1219, 1405, 1860, 1876, 1897, 1898; römische 49, 845 Vulcanus 154, 893, 1210. ^.

Hephaistos Vulci, Gräber I p. 351, II p. 258

Wandbüder 523, I p. 404

Waohsbüsten der Verstorbenen bei den Römern 1195, 1196, 1270 (II p. 481), 1862

Waffenläufer 540, 650

Waffentanz 285, II p. 243. Vgl. n. 864

Wage 696, 1001, 1002, 1929 (StembUd)

Wagen 319, 657, 966, 976, 1508, 1614

Bestandteile ( ?) 1596, 1737 Wagenlenker, griechischer 973,

römischer 327 (U p. 472), 903, I p. 578. Vgl. n. 6, 976

Wagenrennen 329—332 (p. 218), 1876

Wahrsager 129 (I p. 630, II p^ 469)

Wandgemälde 34^—350, 414 bis 416, 523, I p. 404, n. 967, 1237—1239 (II p. 480), II p. 117f., n. 1356, 1451—1454, 1460—1462, 1464, 1467—1475, 1477—1479 (II p. 482), 1785k

Kopien 523, I p. 404 Wandinkrustation 991, 992, 1 p,

577, II p. Ulf. Wasserbecken 933. Vgl. 172,

205 Wassergötter 296 (II p. 471),

794, 1891

. Wasserleitungsröhren I p. 403 u. 577, II p. 254; n. 1746

Wasserträgerin 205

Weihgeschenke Statuen 439» 681, 693, 702 u, s

Statuetten 648, 658, 1503, 1504, 1620 (kretische), 1723, II p. 341

Körperteile 226. 227, 1 p. 278, n. 462, I p. 403, n. 1482, 1490, 1738, II p. 340

Hände 654, 695, 1346, 1522 g, n p. 340

Ohren 1482 ( ?), II p. 340

Tiere 1625, 1688

Altäue 17798. S. Altar

Gefäße 676, 1757, 1779s, 1780m

Dreifuß 626

Wagen aus Bronze 657, aus Marmor 319

Barken aus Ton 1606

Spielzeug aus Blei 1516

Reliefs s. Votivreliefs

Inschriften 676, 693, 702, II p. 215

Weihrauchständer s. Thymia-

terion Weinkelter 309, 511 Weinlese 309, 1677 Wettläuferin 364 (I p. 632, II

p. 473) Wettlauf 1506. S. Läufer Wickelkind 1776, 1780k Widder 206, 309, 1022, 1440,

II p. 360, n. 1901, 1902 Wildschwein s. Eber Windgott 414, 792 Windhunde 161, 162 Wölfin 154, 662, 983 (die capi-

tolinische), 1412, 1463 (II p.

482). Vgl. 1523 Wolfskopf 1522 Würfel II p. 372

Xenios s. Zeus X. Xenophihs 203

Zähne s. Gebiß Zenas I p. 453 n. 49

NAMEN- UND SACHREGISTER.

527

Zenon, d. Stoiker, angebl. 282 (H p. 471), 877 (II p. 476). Vgl. 1934

Zenon 1315

Zethos 426, 1813

Zeus Statuen 199 (?), 243

Statuette 1929

Köpfe 288 (U p. 471; Z. v. OtricoH), 1874

auf Reliefs 206 (barber. Kandelaber), 255 (?), 259 (Geburt d. DicHiysos), 365 (Kandelaber), 461 (Stuckrelief), 783 (arohaistisoh), 864 (Basis m. Darstellung d. Schicksale d. Z.), 1329 (Stuokrelief), 1405 (Z. Xenios), 1546 (Sarkophag- deckel, Geburt d. ApoUon ü. d. Artemis), 1685 (Terrakotta- relief, Brustbüd), 1930 (archai- stisch)

auf Wandmalerei 1470

Zeus auf Vasen 456, 463, 476, 504, 510, 514, 582, 1793 g, 1799b

auf Bronzebeschlag 747

auf Spiegel 691

auf Goldbulla 730, 741

als Kind 74 (?), 864

-r- Ammon 69 ( ?), 239, 1478

-^ Xenios 1405

-<- idaischer 987, 1236

s. luppiter

Zeustypus bei Porträtstatuen 90, 297, 299, 1169, 1874

Zeuxia 1113. Vgl. I p. 288f.

Ziege 164, 1147, 1440

Ziegenhirt 170

Zirkus 330—332, 578, 1424

Zirkuskutsoher 903, 1431—1438

Zodiacus s. Tierkreis

Zwölftafelgesetz 1799e

Zypresse, Symbol d. Astarte ( 7), 767, 988

Cliroiiologisches Eegister-

Zu der Herstellung des folgenden Registers wurde der Bearbeiter dieser Auflage des Fülurers von verschiedenen Seiten angeregt. Da es sich um einen ersten Versuch handelt und um ein sehr mannigfaltiges Material, dessen zeithche Fixierung sich nicht immer mit wünschens- werter Sicherheit durchführen läßt, abgesehen von den- häufig ein- ander widersprechenden Datierungen der verschiedenen Gelehrten, so bittet der Verfasiser, dieses Register eben nur als einen Versuch beur- teilen und benutzen zu wollen. Bei seiner Zusammenstellung hat Herr Dr. Weege vieflfach Hilfe geleistet. ; W. A.

Grieohisohe Kunst.

Ksrldaden-Koltar. Statuette einer nackten Frau 1X22 (J. p. 634)

Kretbeha Kaltar« 2. Jahrtausend v. Chr.

Gefäße, Lampen, Siegelsteine, Figuren, Tiere, Waffen, Fragment einer Wandmalerei u. a. aus Kreta 1612 1625

8.-7. Jahrhondert v. Chr.

Kopf eines Panthers aus Fhaestos 1626 Bronzebleche mit figürl. Reliefs aus Phaestos 1627

7. 6. Jahrhondert v. Chr.

Zwei ostgriechische („rhodi- sche"?) Salbgefäße in Form von Köpfen 1692, 1693

„Rhodischer" Teller 1703

Ionisches Salbgefäß 555

Caeretaner Hj^dria 471 (ital. Nachahmung 470)

Krater des Aristonothos (?) 965 Protokorinthische Gefäße 1592,

1790, II p. 376 XLVin, 377

LXIII Korinthische Gefäße 447, 448,

452, 455, 556, 1794b, II p.

377f.

6. Jahrhundert bis Anfang des 5. Jahrhunderts v. Chr.

Korinthisch-attische oder tyrrhe-

nische Gefäße 446 „Kyrenäische" Schale 534 Attische Gefäße, schwarzfig. u. strengrotfig. 449, 450, 451 (Ni- kosthenes), 453, 454, 456-459, 463—469, 472—479 (476 s. n p. 473), 480 (Exekias), 526 (Nikosthenes), 527, 532, 535 (Tleson) 543 (Pamphaios) 552, 1505, 1701, 1778e, 1794 c, d, e, f, 1795 a, b, c, d, e, f, 1793i (Hieron), 1796 b, e, f.

g, h, i, k, 1, m, II{p.|378, n. 1808 b, c, d

Attische Plastik: Fragment einer Grabstele 1081

Ionische u. ionisierende Plastik: Weibüche Statue 1864 Weibhcher Torso 975, 1368 Köpfchen der Athena 1085 Statue der Athena ( 7) 1866 Statue des Dionysos 1888

Aeginetische Plastik ( ?): Amazone 980

CHRONOLOGISCHES REGISTER.

529

5. Jahrhandert v. Chr«

Attische rotfig. Gefäße 486 bis 491, 49a-505, 511, 515—522, 525 (II p. 473), 528—531, 569—582, 584—687, I p. 404, n. 1694, 1695, 1702, 1778f, g, 1793 a, b, c, d, e, f, h, 1795 g, k, 1, m, n. 1796 a, n, o, 1797 a, b, 1801c, II p. 378f., n. 1808a

Attischer polychromer Krater 559

Plastik aus der ersten Hälfte des Jahrhunderts.

Attisch: Weiblicher Kopf 1558 Kopf der Athena 400, 1084 Kolossalkopf einer Göttin 1288 Kopf eines Strategen (Miltia-

des ?) 1090 (II p. 478) Torso des ApoUon 1932 Chariten des Sokrates 80 Hermes Kriophoros 1111 Kopf des ApoUon ( ?) 200 'Votivrelief an Aphrodite 1860

Aeginetisch: Jünglingskopf 1088 Weiblicher Kopf 1087

Peloponnesisch: Weibliche Statuette 1099

Kopflose weibl. Statuen 1278,

1558 Kopflose Statue der Athena

1338 WeibUohe Köpfe 81, 1886 (II

p. 481), 1344 Weibliche Statue 1287. Vgl.

1151 Jugendlicher Athlet (Stepha-

nos-Jüngling) 1158, 1846,

II p. 5, 64, n. 1909. Vgl.

n. 1022 Ionisch:

Sog. Leukothea-Relief 1863 Grabstele 974 (II p. 477) Sog. Penelope 89 (H p. 468),

189, 1378. Vgl. 979 Wettläuferin 364 (I p. 632, II

p. 473) Domauszieher 956, 1053 Kopf der „esquilinischen Ve- nus** 939 (II p. 477) Sog. Thron der Aphrodite

1286 (II p. 481) Sog. Kapaneus-Relief 1831 Weibliche Statuette 1099 Zweifelhaft: Friesfragment mit Reitern 1 392

Strenge Werke aus der Mitte des 5. Jahrhonderts v. Chr.

Attisch:

Grabreliefs 246, 971

Jäger 856

Diskobolos Ludovisi 396, 1295

Torso eines Kriegers 1025 (II p. 477)

Jünglingskopf 1031

Herme des Herakles oder The - seus 1291

Kopf der friedlichen Athena ( ?) 153

Büste u. Torso des Minotauros 180, 1373

Sog. Alkibiades 322

Statuette der Leto 982

Köpfchen eines bärtigen Got- tes 1733 Omphalos-ApoUon 859, 1268,

1366. Vgl. 1375

Heibig: Führer II. 3. Aufl.

Jugendlicher Athlet 1823 Jünglingskopf 1220 Kasseler Apollon 854, 1108 Kopf des Perseus 1029 Athena mit dem Wolfshelm

1878 Kopf des lakchos oder eines

Flußgottes 9. Vgl. 841 Wagenbesteigender Jüngling 973 Jünglingskopf 1094 (I p. 634.

II p. 478) Kopf typus der Karyatiden von

Monte Porzio 1835 Knabe, im eleus. Kult beschäf- tigt 908 (I p. 633), 1024

(I p. 634), 1650 Körper des sog. Phokion 325 Mädchenstatuette 1018 (I p.

634)

84

530

CHRONOLOGISCHES REGISTER.

Weibliche Gewandstatiie (sog. Aspasia) 761 (H p. 474),

763 Persephone ( ?) 912

Den Skulpturen des Zeustempels in Olympia verwandt: Nike 981

Kopf der Athena oder einer Amazone 989

Die grofien Kiinsüer des 5. Jahrhunderts v. Chr.

Myron: Diskobolos 326, 788, 1139, 1363 Marsyas 1104, 1179 (II p.479f.) Hermes Ingenui 211 Männlicher Torso 43 Bärtiger Kopf 75 Kopf eines Athleten 769 Bartiger Porträtkopf 1921 Polyklet: Doryphoros 45, 1092, 1102.

Vgl. 1878 Diadumenos 1034, 1093, 1101 Amazone 24, 1095, 1103 Statue eines Jünglings (G. d.

St.) 184 Typus Barracco 1021, 1100

(I p. 634), 1230, 1343 Kopf eines Athleten 1051 Statue eines Knaben (Dresde- ner Typus) 56, 93, lil2, 1248

(Kyniskos) II p. 64, n.

1371. Vgl. 1083

(Br. n.) 32

Pheidias: Athena Parthenos 78, 906,

1304, 1530 Amazone 192 (I p. 630), 881 Athena (Medici) 70, 1367, 1717 Köre (Albani) 989, 1922 Kopf der Aphrodite 1544 „Sohutzflehende" 198, 1339,

1820 Hydrophoren 1126, 1127 (II

p. 478) Anakreon 900 (II p. 476) ApoUonl336. Vgl 854 Weibl. Statuette 1143 Artemis II p. 5, n. 1933

Hermen der Athena u. des

Dionysos 1293, 1294 Kolossalstatue der Hera od.

Demeter 291 Köpfe der Athena 1089,

1854 Kopf einer Göttin 242 Weiblicher Idealkopf (Ar- temis ?) 366, 1106 . (sog. Sappho) 392, 1649 Bärtiger Hermes 402, 1201 Behelmter bärtiger Kopf 832

(II p. 475) GrabreUef 1821, 1861 Böotisches Beiter-Belief 82 Niobiden-Fries 1838 Kresilas:

Porträt des Perikles 276 (II p.

471), 1082 Amazone 852, 949 Athena (Velletri) 1028 Diomedes 1027, 1244, 1275 Statuette des Pan 377, 1376 Porträt eines Strategen (Ko- non?) 1033 (II p. 477f.) Behelmter bärtiger Kopf 1393 Statue der Hera 295 Paionios-Ionisohe Kunst: Apollon 15 Nymphe 247 Maenadenreliefs 946, 950, 1397,

1521, 1843, 1844 Kalathiskos-Tänzerinnen 1867 Aphrodite 1539 Hera (Borghese) 26 (II p. 466), 1026,1249. Vgl. 193,295 Hera od. Demeter 857 Charis 1334

Zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Ohr,

Statuette der Nike 1251 Torso der Athena 905

Statue der Demeter 775 --derAthena64(Ip.629).VgH559

CHBONOLOOISCHBS REGISTER.

531

Karyatiden von der Via Appia 16, 1830, 1915J

vom Erechtheion 1, 107. Vgl. 1369

Sitzende Frau 805 (II p. 474), 1828

Kopf der Athena (Hope) 1020 (II p. 477), 1856

Kopf der Athena 1377

Herme der Aspasia 277

Hermes (Ludovisi) 1299

Unterlebensgroße Statue des Her- mes 1019. Vgl. 1830

Männlicher Torso 1370

Statue eines Jünglings 921

Herme des fiermes 1292

Köpfe des ApoUon 187, 233

Kopf des Ares 1281

Herme des Pan 1540

Kopf eines Diadumenos 189, 1374

Büste des Hephaistos 86 (II p. 468)

Kopf des Asklepios 1340

Bärtiger Hermes 390 Epimenides od. Homer 272 (II

p. 471), 1131 Votivreüef 249 Relief: Artemis u. Leto ( t) 1889

eines Reiters 699 Orpheusrelief 1399, 1883 Relief: Medeia u. die Peliaden

1154

Herakles, Peirithoos, Theseus 1908

~ drei Frauen 119a, 1398

Athena, Gaia, Hephaistos 112

ludicium Orestis 1042 Statue der Athena 765

des Apollon 907 Sitzende Göttin 1260 Weiterbildung der Hera Borg-

hese 193 Torso des Apollon 258 Relief: zwei Frauen mit einem

Stier 158 (II p. 469) Gold-Diadem I p. 403

Übergang vom 5. zum 4. Jahrhundert v. Ohr.

Schule des Polyklet: Diskobol des Naukydes ( ?)

324 (I p. 631, II p. 472),

1030 Knabenstatue aus Basalt 1364 Kopf eines Knaben aus Basalt

1365 Statue eines Athleten 1241

des Dionysos 1342

des Herakles 77 Attische Kunst:

Artemis (Oolonna) 29 (I p. 629) Athena (Giustiniani) 38, 782, 1262

(Capitol. M.) 851 (II p. 476) Hygieia (Hope) 1253, 1341 Weiblicher Torso 109 Adorantin 241, 1038, 1252 Athena des Kephisodoros ( ?)

1069 Statue einer sitzenden Frau

1091 Ideale weibl. Köpfe 223, 593 Büste der Demeter 1303 Kopf der Aphrodite 1336

Kopf der Sappho ( ?) 1882 Statue des Kronos 234, 361

(Ip. 632. IIp. 467f.). Statue des Apollon (Lykeios)

878, 1052, 1120. Vgl. 1732 984, 1387

eines Läufers 914

Kopf eines Jünglings (jugendl;

Asklepios) 1822 Büste des Attis 1311 Kopf des bärt. Dionysos 69

des Zeus Ammon 239

des Asklepios 1334 Porträt des greisen Sophokles

28, 149 (II p. 469), 257, 1046

des Lysias 842 (II p. 475) Sog. Aischylos 840 (II p. 475) Strategenköpfe 262 (II p. 470),

325 Sog. lulianus Apostata I p. 455

n. 82 ; n. 833, 834 Grabrelief 977 Relief: Herakles u. die Hespe-

riden 1880

84*

532

CHRONOLOGISCHES REGISTER.

Belieffiguren einer Kandelaber- basis 1218 Belief: Paris vor Helena 144 Gemälde: Aphrodite, Peitbo, Eros 1479

Gemälde: 1468, 1477 Demetrios von Alopeke ( ?): Faustkämpfer 1350 (I I p. 481).

Werke des 4. Jahrhonderts v. Cbr.

GrabreUefs 240, 1115, 1135, 1137,

1138 (II p. 478), 1904 Grabvasen 1097, 1098 VotivreHefs 188, 846, 1011, 1016,

1114, 1116, 1117, 1130, 1219,

1897, 1898 Dreifuß-Basis 1191 Reliefs: Hören u. Taugöttinnen

110, 111 Spiegelkapsel: Dionysos, Eros u.

Bakchantin 685

Athena und Gigant 1753 (II p. 482)

Grieche u. Amazone 1768 q

sitzender Herakles 1768 r Eros von Oentocelle 183, 947 Kopf der Athena 224 Mädchenstatuen 928, 929, 1554 Weibliche Statue 1553 Mädchenkopf 1632

Statue des Hermes 48

des Apollon 187

eines Mädchens (sog. Flora) 873 Jünglingskopf 1337

Kopf des jugendl. Asklepios 1261 Eleusinischer Daimon 808 Sog. Alkibiades 88, 821, 1911

Bärtiges Porträt 401, 899 Statue eines lAufers 913

des Herakles (kämpfend) 948

des Hermes ( ?) 858 Kopf eines Athleten 1382 Hermes oder Heros 1071, 1129

(II p. 478), 1824 Statue des Sophokles 284 (II p.

471), 820, 1180. Vgl. 817 Porträtstatuen: 19 (II p. 466),

28, 328 (U p. 472), 843 (H p.

475), 1819 Büste des Isokrates 1853 Kopf des Aischines 281 (II p.

471), 830 Porträts:

Sokrates 387, 399, 403, 809 bis 811 (n p. 475), 1396

Epikuros 283 (II p. 471),. 831 (II p. 475), 1109 (II p. 478)

Metrodoros 831 (II p. 475)

Hermarchos 278 (II p. 471)

Antisthenes 279 (II p. 471), 395 (U p. 473)

Aristoteles 1298 Bärtige Porträtköpfe 389, 397,

398, 1404

Die grofien Künstler dies 4. Jahrhonderts v. Chr.

Praxiteles: Apollon Sauroktonos 191, 1852.

1933. Vgl. 1351 Aphrodite von Knidos 193,

310 (I p. 631), 1286, 1300 Einschenkender Satyr 1308 Bärtiger Dionysos 320 Ausruiiender Satyr 42 (II p. 467), 875 (II p. 476) Hermes (Ant. v. Belv.) 48, 142,

1380 Herakles 108, 1920 Jugendlicher Dionysos, Kopf

406, 1229

Jugendlicher Dionysos, Kör- per 1309 Eubuleus-Inschrift 51 Apollon u. die Musen 263 bis 270(Ip. 631,IIp. 470f.), 1067. Vgl. 1068 Aphrodite (Gap. M.) 803 Weibliche Statuette 367 Mädchenkopf 1648 Relief: Kopf einer Moire 1406 Praxitelische Gewandmotive: Hebe 62 Artemis 366 Athena 1557

CHRONOLOGISCHES REGISTER.

533

Jäger 2. 126 Köre 271

Fortuna 27 (II p. 467) Hygbia 153

Vgl. 1305 (Hera Lud.), 1917 (Kopf e. Karyatide), 1923 (Kopf einer Göttin) Skopas: Meleager 128 (I p. 630, II p. 469), 1383, 1532. Vgl. 1384 (TL p. 481) Herakles 405, 919, 926 Jünglingskopf 99 Hermes 1823a Asklepios 6 Niobiden 13, 204, 370 Leochaxos:

Ganymedes 386 (II p. 473) ApoU vom Belvedere 167 (I p.

630, II p. 469) Kopf eines Jünglings 986 der Artemis (v. Versailles) 1385 Sog. Alexander (Barracoo)

1110 KnabentoTso 1310 Timotheos: Leda 804, 1899 Athena 52 (I p. 629), 101 Silanion : Piaton 261 (H p. 470), 388, 404, 828 Epimenides od. Homer 272 (II p. 471). 1131

Sog. Sappho 1882 Sog. Aisohylos 840 Euphranor: Vgl. Paris 186, 369, Apollon 254, Triptolemos Bonus Eventus 911. Vgl. 808 (II p. 475) Bryaxis:

Sarapis 237 (II p. 470), 1563

1931,1656. Vgl. 298 Zeus 289 (II p. 471). Vgl.

1561 Poseidon 1919 Heros 770

Statue d. Poseidon 1188 Statuette d. Poseidon 1124 d. Herakles 1858 Unterteil einer mannl. Fi- gur mit Gewand 126 (I p. 630.) Lysippos:

Apozyomenos 23 (II p. 466)

Ares (Ludovisi) 1298

Silen mit Dionysoskind 4

Kopf des Poseidon 106

eines jugendl. Athleten

1380 Marsyas 777

Aphrodite (Venus v. Capua)

1918 Bronzenes Pferd 955 Hündin 1140 Theon von Samos vgl. 338 Antiphilos von Ägypten vgl. II p. 396, n. 1927

Beginn der heUenistisohen Zeit: 4.-8. Jahrhondart v. Chr.

Söhne des Praxiteles: Porträt des Menandros 94 (II p. 468), 1818, 1826. Vgl. 1183 (II p. 480)

Bogenspannender Eros 776

Satyr m. Querflöte 12, 1389, 1390

Mädchen v. Anzio 1352 (II p. 481)

Gruppe V. Satyrn u. Herma- phrodit 1063—1068

Apollon 860

Gruppe des Asklepios u. der Hygieia 115

Werke praxitelischer Richtimg: Statue der Selene 18 Jugendliche Heilgöttin 852 (II

p. 477) Gruppe des Asklepios u. d. Hy-

gieia 203 Statue des Dionysos 321 Statuette der Nike und Kopf

der Athena mit dem Gor-

goneion als Gesichtsmaske

355, 904 Dionysos als Knabe 1388 Kopf der Ariadne ( ?) 866 des Dionysos 880

534

CHRONOLOGISCHES REGISTER.

Werke skopadisoher Richtmig: Gruppe des Menelaos u. Pa- troklos 236

des Polyphem u. Odysseus

117, 760 Bakchantin 1886 Kopf eines Diadochen 245 (U

p. 470 Statue der Psyche 780 (I p. 633) Eutychides, Schüler des Lysip- pos:

Tyche von Antiocheia 362 (II p. 473). Vgl. 54 Teisikrates, Enkebchtiler des Ly- sippos:

Basis mit Inschtift 768 Werke lysippischer Richtung: Statuette der Artemis 67 Statue des Silen 100 Satyr (a. rot. M.) 250, 870 Eros u. Psyche 802 (I p. 633) Herakles als Knabe 937 Marsyas angelehnt 945 Hängender Marsyas 1925 Bronzene Statue d. Herakles

1005 Kopf eines Diadochen 1347 (II p. 481)

Alexanders d. Gr. 882 (H

p. 476) Kopf eines kämpfenden Jüng- lings 1035

eines Kriegers 1386

eines jungen Mannes 1279 Werke imbestimmter Richtung:

Sitzende Frau 1059 Sitzende weibl. Gestalt 127 (I

p. 630), 1242 (II p. 480f.) Spielende Mädchen 1041 Kopf der Persephone (?) 37 Jüngling V. Subiaco 1353 Pothos 853 Satyr m. Dionysosknaben a. d.

Schulter 384 (II p. 473)

Kolossale Satyrstatue 1531 Fragment der Gruppe einer

Entführung 1379 Satyr sein Schwänzchen be- trachtend 118, 357

u. Mädchen 1062

Kopf eines Hermaphroditen 1655

mit flatternden Haaren 1050 Paniska 1873

Relief: eleusin. Mysterien 1325, 1511

Apoll u. Muse 847

Anaximandros 1408 (II p.

482) Polyeuktos:

Statue des Demosthenes 22

(II p. 466), 280 Porträts: Theophrastos 1881 Aratos (?) 1914 Statue des Poseidippos 195 (II

p. 470) Statuette des Diogenes 1856 Aisopos 1859 Kallimachos ( ?) 814 (II p. 475),

1395, 1826 Statue des sog. Zenon 877 (II

p. 476) Sitzender Dichter 196 (II

p. 470), 1562 Diadochen 1181, 1189, 1407 Doidalsas von Bithynien: Kauernde Aphrodite 248 (II

p. 470) Rhodische Kunst:

Sog. Pudicitia 8 (I p. 629) Fuß der Isis Athenodoria ( ?)

978 (I p. 633f.) Alexandrinische Kirnst: Porträt einer Königin 1037 (II

p. 477) Statue des Nu 34 Gefäßträgerin 879 Weiblicher Kopf 1049

3.— 2. Jahrhandert v. Ohr.

Pergamenische Kunst: Sterbender Gallier 884 Gallier u. sein Weib 1302

Gallierkopf 98

Kriegertorso 1036 (II p. 477)

Kopf eines Kriegers 235

CHBOMOLOaiSCHES RSaiSTEB.

535

Kopf eines sterbeDden Persers 1364

Kämpfender Perser 372

Gruppe eines Giganten mit zwei Satyrn 922 (II p. 476)

Amazone mit zwei Kriegern 1565 (II p. 482)

Vgl. Sarkophag mit Giganto- machie209(IIp.470), Ama- zonenschlacht 865 und Gallierschlacht 772, 1317

Statue eines !Elschers 358 (II p. 473), I p. 462

Statue des hängenden Mar- syas 951

Kopf eines Kentauren 925 (II p. 477)

Torso u. Oberkörper zweier Tritonen oder Seekentau- ren 55, 185 (I p. 630, II p. 470)

Herakles mit dem Löwen 166

Zwei Hunde 147, 148 (II p. 215, 469)

Weibliche Statue 883 (II p. 476)

Löwe und Pferd 944 Weiblicher Kolossalkopfll28 MännlicherKolossalkopfl547 Statue des AsMepios 1015, 1340, 1717 Kopf einer Göttin 1306 Herakles mit Telephos 108.

Mosaike des Sosos 793, 1231

Boethos von Chalkedon: Knabe m. d. Gans 867 Knabe m. Silensmaske 869 m. Ente 1550 Mädchen m. Vogel 876 Lectus 962

Goldner Schmuck 740, 742 Wahrscheinlich klein-asiatisch: Statue der schlaf. Ariadne 208 Sitzende Muse 194 Trunkene Alte 778 Sitzende Nymphe 260 Schlafender Hermaphrodit

1362, 1552 Belieffragment, Erinys 1301

(II p. 481) Beliefbilder: Ikarios-Bel. 104, Bauer mit Kuh 172, Rät- seih, bakch. Darstellung 848, 920, Odysseus u. Diomedes 1400, die de- lischen Gottheiten 1876 Porträtkopf eines Priesters ( ?) 216 (II p. 470) [p. 475) Kopf des Homer ( ?) 837 (II Damophon von Messene: Kopf einer Göttin 787 Kopf eines Satyrn 232 Herme d. Herakles 1545 Porträts:

Sokrates 1884 [1012

Chrysippos 391, 822 (II p. 475), Kameades (?) 812 Sog. Diogenes 816 (II p. 475)

2. 1. Jahrhundert v. Chr.

Bhodische Kunst: Laokoon- Gruppe 151 (I p. 630).

Vgl. 1899a Skylla- Gruppe 65 Kentaur bärt. 113, 861, 1125 jung 168, 862 Kopf des Homer 394, 823 bis 825 (II p. 475) Fischer 934 Bäuerin 935 Bronzekrater der Eupatoristen ReHefbilder: [961

Dionysos, Ariadne u. Silen 190, Mauer mit Baum 915,

Platane u. Tempel 1017 (II p. 477), Menandros u. die Personifikation der Komoedie 1183 (II p. 480), Eros als Satyrisk 1865, Diogenes u. Alexander d. Gr. 1894, Polyphem u. Eros 1895, Jägern. Pferd 1895 a, Opfer 1896, Pro- metheus mit dem Adler 1394. Vgl. Fries mit Dar- stellung der Marsyas-Sage 923, GrabreUef 1142 (II p. 479)

536

CHRONOLOGISCHES REGISTEE.

ff

Nea-atiische" Koiui

Dionysios u. Polykles vgl. 295

(Hera) Arkfesilaos vgl. 179 (Seekentaur u. Nymphe), 1517 (Terrakot- tagiebel) Pasiteles vgl. 254 (ApoUon), Ca- millus 957 (I p. 633), sog. esquil. Venas 939 (II p. 476) Stephanos, Schüler d. Pasiteles,

s. unter Augustus Menelaos, Schüler d. Stephanos,

8. unter Tiberius ApoUonios v. Athen, Sohn d. Nestor:

Torso V. Belvedere 124. Vgl. 1839 (Relief, Berggott) Pontios von Athen:

Rhyton 950 Antiochos od. Metiochos: Kopie der Athena Parthenos 1304 Statue des Hermes 1372 Votivreliefs 972, 1405 Zylindrisches Marmorwerk 1525 „Neu-attische" Reliefs: Dionysos m. Satyr u. Silen 253 Geburt d. Dionysos 259. Amphora mit Darst. des Lykurgos-Mythus 333 Vase mit Pan u. Satvr 1159, Kandelaberbasis 1218, Gefäß m. Pan, Ko-

rybanten u. Nymphen II p. 243, runde Basis m. Hekate u. Hören 1825, Puteal m. eleusin. Gott- heiten 1827, Kitlathiskos- Tänzerinnen 1867 Sog. Campana-Reliefs I p. 275, 576; n. 435, 436, 438, 440, 443—445, 1481, 1491, 1502, 1506, 1518, 1670, 1671, 1673 bis 1688, 1779r Terrakotta-Fries mit Mänaden

1521 Gemälde der aldobrandinischen

Hochzeit 416 Umwandelung älterer T^rpen: Apollon Hermes 1375 Athena Bakchantin 1830 Doryphoros Krieger 1912 Hera Borghese Athena 1307 (ebenda erwähnt Hera B. Hygieia) Karyatide 1369, 1835 Eros Thanatos 381 Apollon Sauroktonos Dio- nysos 1351 Artemis (Dresden) Athena 1557 (ebenda erwähnt Athena Ariadne) Meleager-Dionysos 1384 (II

p. 481). Bakchantin Victoria 1886

Archaistische Skulptaren (vgl. 3. 2. Jahrhundert Relief bilder: 1876).

Zwei Statuen desApollon 380, 1548 Statue des Priapos 1023 Relief des ILallimachos, Pan u. Nymphen 844

Brunnenmündung mit Götter- zug 783 , Basis mit Götterzug 1930

Italische Kunst,

Steinzeit (vgl. 1610), Bronzezeit, erste Eisenzeit (Villanova-Kaltar)

9.-7. Jahrhundert v. Chr. II p. 255 ff.

Schachtgräber in Falerii, Monte S. Angelo, Narce, Nepi 1787, 1804 1806, II p. 375, n. 1808

CHRONOLOaiSCHES RBÖISTBR.

537

8.— 6. Jahrhundert ▼. Chr.

Gräberfunde aus Born und Um- gebung I p. 555 (Rom), 573 (Albano), n. 1774 (Gabü). Vgl. I p. 592f., II p. 258, n. 481 (Hüttenumen), 482 (Buo- cherofiguren)

Grabfunde aus Capena 1605 bis 1608

Grabfund aus Ascoli-Piceno 1609.

NoviUara 1611

Grabsteine aus Fano und Novil-

lara 1658, 1660 tombe a fossa in Falerü 1788,1789 Grab Bemardini aus Praeneste

II p. 259ff., n. 1572-1604 Barberini aus Praeneste II

p. 313f., n. 1766, 1767 Oiste mit Silberbeschlag aus

Praeneste 964 Bronzediskos 1570

6.-5. Jahrhundert v. Chr.

Wölfin ( ?) 983

Falerii, lunotempel, Tuffskulp- txaen 1785 a c

Merkurtempel 1779 a h

Großer Tempel 1780 a— f Gonca, Funde aus dem Tempel

der Mater Matuta 1786 Terrakottafriese 976 (II p. 477),

1392 (II p. 482), 1508 (II

p. 482), 1514 (II p. 482), 1672,

1786 a Stimziegel 1009, 1010,1509,1785 u

Akroterien 1510 Ziegelplatte I p. 592 Amphora aus Bronze 1747 Sturmhaube und Helm 1726,

1731 Bronzereliefs 1778 b, c, d Umbrische Bronzen 1775 Votivstatuetten 1777 f Aschenschaufel (venetisohe In- dustrie?) 1569 Unteritalische Amphora 513 Sizilisches (?) Votivrelie« 1204

4.-3. Jahrhundert v. Chr.

Köpfe aus Terrakotta (Palae- strina) 1515

eisten aus Palaestrina I p. 358, n. 704, 1519, 1741—1744, 1752 (ficoronische), 1768a, b, c, m, n, o, 1769 a, b, d, e, h, 1, 17706, f, p.

Spiegel mit lateinischer Inschrift 1739 (graviert von Vibius Philippus)

Bronzehebn 682

Unteritalische Vasen (Krater 508, 510, Krug 533, Amphora und zwei Schüsseln mit aufgemal- ten Figuren 590, 1696, Apu- lische Amphoren 492, 506, 512, 514, Krater aus Paestum 509), aus Falerii 1796h, 1803a

Unteritalisches ( ?) Relief frag- ment mit Reitern 11131

Aes rüde, signatum und grave 1704, 1705

Falerii, Terrakotten aus dem Apollotempel 1784

Terrakotten aus dem großen Tempel 1780g— k

Terrakott^i aus dem kleinen Tempel 1781b

Malereien aus dem lunotem- pel 1785 k

Jünglingskopf (Terrakotta) aus

Antemnae 1785r Tuffstatuen sitzender Frauen

1776 Faliskische Vasen 17941, k. 1799 a

b, c, d, f— k, 1801 d, II p. 378

3. Jahrhnndwt v. Chr.

Fries mit dionysischem Zuge 159 Statue des Dionysos aus Bronze (campanisch?) 1349

Bronzestatuetten zweier scher Krieger 1724

galli-

538

CHRONOLOGISCHES REGISTER.

Falerii, Funde aus dem Merkur-

tempel 17791— p Terrakottastatue d. Andro-

meda 1782 a Oskischer Panzer 1751 Pferdegeschirr 1736

Stimziegel aus Palaestrina 1512

Weißbemalte Schalen (vermut- lich aus Latium) 565

Calenerschalen 566, 662, 663, 1691, 1800d

Reliefyasen 567, 1800c, 1802

3.-2. Jahrhondert v. Chr.

Kopf der Medusa, Werk eines C.

Ovius 1760 Terrakotten aus Praeneste 1768e

bis 1 [u, V.

Toilettegerat aus Praenestel 768 s,

Schmuck aus Praeneste 1768 p, x Knochenreliefs aus Praeneste

1768w Falerii, Funde aus dem Merkur- tempel 1779q, r

1. Jahrhundert v. Chr. und später.

Aretinische Gefäße 561

Möbelverzierungen aus Ejiochen 1777e

Etruskisohe Kunst

9.-7. Jahrhundert v. Chr. Sog. erste Eisenseit. Gefäße 603, 610, 629, 635, 665, 669

8.— 6. Jahrhundert v. Chr.

Funde aus Veji II p. 271 | Schmuck aus Naroe 1805

lütte oder 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts ▼. Chr.

Grabfund Begulini- Galassi aus Cerveteri:

Gold 708—710, 716—722 Süber 705—707, 711—715 Bronze 606,^ 624, 628, 630, 632, 683, 694, 746

Elfenbein 751, 753. Vgl. 754

Buccherostatuetten 659 Ungefimißte Tonkanne ausChiu-

si 1571 Bucoherogefäße 1690, 1791, II

p. 376 f.

6. Jahrhundert bis «im Anfang des 6. Jahrhunderts ▼. Chr.

.4ntefixe und Simen 437 Goldenes Ohrgehänge 731 Terrakottasarkophag aus Cerve- teri 1773 Dreifuß 620, 626 Bronzebeschläge 747, 1777 c, d Kohlenbecken 625, 703 Krater 598

Spitzamphora 701

Bucoherogefäße 557, 558, 1794 b, 1796d, 1798, II p. 378

Ionische Kunst in Etrurien u. ihr Einfluß auf die etruski- sche 470, I p. 351, 354, 356, n. 626, 746f., II p. 258, n. 1593, 1600, 1671, 1773

6. Jahrhundert v. Chr.

Krieger aus Todi 693 [1496 Bronzestatuette eines Mädchens Bronzegruppe eines Pflügers 1723 Weiblicher Kopf aus Terrakotta

1507 Grabcippen 1078, 1079 (II p. 478),

Kandelaber 602, 605, 622

Leuchter 591, 595—597, 599

Thymiaterien 594, 623, 664, 672

Oistenfüße 667

Helm 614

Schüde 600. 619. 674. 1745

CHRONOLOGISCHES REGISTER.

539

4.— 3. Jahrhundert v. Chr.

Bronzestatuette eines Knaben

•681, 702 Porträtköpfe aus Terrakotta und

Neniro I p. 272 f. Wandgemälde (Kopien) 523 Spiegelkapsel 685. 1777a Spiegel 639, 640, 642—644, 684, 686, 691, 692, 698, 1768 t, 1769c, f, g, i, k, m, 1770a bis

d, g, h, k— o, r— z, 1807

a, d, f Kandelaber 636 Bronzekanne 601 Patera 687, 690 Rüstungen 612, 613 Stamnos 588 Hydria 589 Fund aus Todi 1771

3, 2. Jahrhnndert v. Chr.

Weiblicher Kopf aus Orvieto 1077

aus Bolsena 1076

422

Kolossaler Medusenkopf 427 Statuette einer sitzenden Frau430 Zwei Pferdeköpfe 420 Sarkophage 417, 418, 421, 428 Sarkophag aus Terrakotta (Ado-

nis) 442 Urnen aus Alabaster, Marmor u.

Sandstein 423, 425, 426, }868

bis 1871

Aschenkisten aus Ton 1630- 1635-^1687, 1642—1644

Fries mit Ranken, Köpfen und Eroten aus Ton 434

Bronzestatuette 638

Gold- und Silbergefäße 676

Bronzeciste mit Reliefs 700

Bronzekannen 601, 604

Bronzeflaschen 678

Aes grave 1706

Schale 583

2. 1. Jahrhundert v. Chr.

Bruchstücke von Statuen 441 Steinerne Sarkophage 1772 Sarkophagdeckel mit gelagerten Figuren 419, 432, 433

Goldene Kapseln 725, 741 Halsgehänge 726

Römische Kunst.

7.-6. Jahrhundert v. Chr.

Funde aus den Nekropolen vom Esqi.ilin u. Quirinal I p. 555, 573. Vgl. I p. 592 f.

Jahrhundert v. Chr.

Aes signatum (mit der Aufschrift Bomanom) 1704

3.-2. Jahrhundert v. Chr.

Stimziegel 1009, 1010 Ziegelplatte mit Ornament I p. 592

Columna rostrata 890

Relief des Mettius Curtius 896

Fragmente einer Giebelgruppe

aus Ton 1007 Tonaltäre mit Lampen I p. 594 f. Wandmalerei 967 Sarkophag des L. Cornelius Sci-

pio Barbatus 125 (I p. 629,

II p. 468)

Porträtkopf des sog. Ennius I

p. 78f. (II p. 468)

Brutus 953 (II p. 477)

Porträtkopf des sog. Sulla 87 (II

p. 468) Grabmal der Tibioines I p. 590 f.

n. 1039 Altar des Verminus 1053

540

CHRONOLOGISCHES REGISTER.

Insohrift des Mummius 130 (I

p. 630) Basis einer Statue der Cornelia,

Mutter der Gracohen 768

Travertinplatte mit Inschrift auf die Via Caecilia bezüglich 1254

2. 1. Jahrhnndert v. Chr.

Tönerne Urnen mit Inschriften 1697

Zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. (Übergang von der Bepublik

zum Kaisertum).

Statue einer Römerin 785 (II

p. 474) Bildnisgmppe eines Ehepaares

230 (I p. 631, n p. 470) Porträtköpfe 21 (H p. 466), 1913,

39, 68 (II p. 468), 95, 96 (II

p. 468), 106, 898, 1319, 1448,

1819 Portrat des Cicero 116 (II p. 468),

835 ( ? II p. 475)

des Caesar 66

des Octavianus 218 (II p. 470) GrabreHefs 53, 61, 63 (H p. 468)

Grab-Aedioula 1481 Odyssee-Landschaften 414 Wandmalereien mit Darstellun- gen italischer .Mythen 1451 bis 1454 Bronzeplatte mit Inschrift 999 Marmorplatte vom Grabe der Atistia, der Frau des Bäckers Eurysaces 1259 Sohleudergeschosse 1727 Bleitafel mit Liebesverwün- sohung 1706

Zeit der inlisch-claadischen Dynastie.

Augustus (30 V. Chr. 14 n. Chr.) : Statuen 5 (I p. 629, 11 p. 466), 304, 313, 1528; Büsten u. Köpfe 85 (II p. 468), 217, 409, 1 p.452 (II p. 474), n. 1165 C. Caesar 5, 1 p. 452 n. 11, n.

1134, 1916 Drusus d. Ä. I p. 452 n. 7 (II

p. 474); n. 1171 (?) Antonia, Gemahlin Drusus 'des

Ä. I p. 452 n. 8 Adorantin aus Otricoli 241 Knabe aus d. iul. Gesohlechte

383 Sog. Brutus (Vergil, M. Agrip- i pa Postumus ?) 872 (H

p. 476), 1133, 1441 Porträtköpfchen einer Röme- rin 1047 Knabenbüste 1132' Kolossalkopf eines Römers

1828 Ära Pacis Augustae 152, 1276,

1523 Altajr des Augustus 155

Altäre der Lares Augusti 901,

1040, 1265 Typus des Mars ültor 759 (I

p. 632f., II p. 473f.) Panzerstatuen 212 (I p. 630),

1166 Pigna des P. Cincius Salvius

120 Tabula IHaca u. Schild des

AchiUeus von Theodoros

799—801 (II p. 474) Relief aus Palombino (Hera- kles, Thiasos usw.) 1850 Statue des Stephanos, eines

Schülers des Pasiteles

1846. Vgl. 1022 Rechteckiges Marmorwerk 238

(I p. 631) Wagen der Demeter 319 Marmorner Krater 784 Wasserbecken 933 Omamentale Bekrönungen

1061 Basis der Pietas 1210 Marmorgebälk 1263

CHRONOLOGISCHES REGISTER.

541

Altar des Herakles 1465

Stuckreliefs u. Wandmalereien aus dem Famesina-Hause 1327—1332, 1356, 1451 bis 1454, 1460—1462, 1464, 1467—1475, 1477 bis 1479 (H p. 482)

Landschaft 1893

Pfeiler mit Inschrift (Bericht über die ludi sa^eculares) 1266 (II p. 481)

Fasti Praenestini 1323 Tiberius (14—37 n. Chr.) Sta- tuen 84, 90 (II p. 468), 1167; Köpfe 83, I p. 452 n. 4 (H p. 474)

Germanicus ( ?) I p. 452 n. 5; n. 1155, 1171

Agrippina, Gemahlin des Ger- manicus I p. 452 n. 10 (II p. 474)

Behälter ihrer Aschenurne 889

Drusus d. j. ( ?) 1155, 1420

Kopf eines Claudiers 1157 (II p. 479)

PtolemaioB, Sohn Jubas IL 25, 1829

Gruppe des Menelaos, eines Schülers des Stephanos 1314 CaHgula (37—41 n. Chr.) 1420 ( ?)

Drusus, Bruder des Caligula 1420 ( ?)

Drusilla, Schwester des Cali- gula 1174

Beste der Schiffe auf dem See

von Nemi 1522

Claudius (41—54 n. Chr.), Sta-

' tuen 299 (II p. 471), 1169;

Büsten u. Köpfe 7, 40, 300

Octavia, Tochter des Claudius 1168 ( ?)

Belief mit einer Darstellung der Gottheiten elruski- scher Städte 1173

Ära des Manlius 1177 Aschengefäß der Ldvilla, der Tochter des Germanicus 213 Nero (54—68 n. Chr.). Köpfe 215, 410, I p. 452 n. 16, n. 1427 (II p. 482) Cn. Domitius Corbulo 826 (II

p. 475) L. Cornelius Pusio 1348 Würfelförmige Basis 1555

Fragmente einer Bronzestatue

637 Historisches Belief, Prozession

vor einem Tempel 1146,

1412 Fragniente eines histor. Reliefs

1444 Belieffragmente mit Camilli 1221

1439 Grab des C. Sulpicius Platorinus

u. seiner Familie 1449,

1524 Weibliche Gewandstatue 373 Weiblicher Porträtkopf 1828 Grabrelief des Q. LoUius Alca-

menes 1862 Aschenkiste 1162 Hera Ludovisi 1305 Kopf einer Göttin 1923 Köpfchen aus Email 1008 Kopf einer Karyatide 1369 Wandmalerei, Orpheus u. Eury-

dike 1237 Lager 962 Sänfte 963 Inschriften aus dem bustum Cae-

sarum auf dem Marsfelde

213 Provinzielle Kunst: Grab des C.

Lusius Storax 1526

I p. 453 n. 19 I p. 453 n. 20

Otho (69 n. Chr.) ViteUius (69 n.Chr.)

542

CHRONOLOGISCHES REGISTER.

Zeit der flavischen Dynastie.

Vespasianus (69 79 n. Chr.) Köpfe I p. 453 n. 21 ; n. 1430 (II p. 482), 1654 ( ?) Meilensäule I p. 409 Titus (79—81 n. Chr.). Statue 10 (II p. 466) lulia, Tochter des Titus ( ?) 36. I p. 453 n. 23 (H p. 475), n. 1316 Militardiplom II p. 214 Bomitianus (81 96 n. Chr.) Büste 1048 (II p. 478), Kopf 47 Domitia, Gattin des Domitia- nus I p. 453 n. 25 (II p. 475) „Trofei di Mario" I p. 409f. Statue des Nil 34. Vgl; 1476

Skulpturen aus dem Grabe der Haterier 1192, 1194—1196 (II p. 480), 1198, 1199

Fragmente eines historischen Re- liefs 1418

Flavische Porträtbüste 31 (II p. 467)

Mädchenstatue 1554

Büste eines Isispriesters 827

eines Barbaren 1926 Sarkophagdeckel in Form einer

Kline 1270 (II p. 481) Grabara eines Kriegsbaumeisters 57

zweier Messerschmiede 58

des T. Statilius Aper 773

des Schusters C. lulius Helius 918 (II p. 476)

des Q. Sulpicius Maximus' 938

des Q. Caecilius Ferox 1906

mit Darstellung des Raubes der Proserpina 1657

Grabmonument der Atia lucun-

da 1456 Panzerstatue 182 Untersatz aus Marmor 1476 Flußgott (Marforio) 756 Bärtiger Hermes 1201 Relief bilder: Perseus u. Andromeda 806, Endymion 807, Daidalos u. Ikaros 1879 Bronzene Kasserole 1663 Inschrift aus dem bustum Cae- sarum auf dem Marsfelde 213

Nerva (96—98 n. Chr.) Statue 297 (II p. 471) j | Meilensäule I p. 409

Trajan (98—117 n. Ohr.)

Büsten 17. I p. 453 n. 27; Kopf 131 (I p. 630) M. Ülpius Traianus, Vater des Kaisers I p. 455 n. 80 Plotina, Gemahlin des Kaisers 302 (n p. 471), I p. 453 n. 28 (II p. 475) * Marciana, Schwester des Kai- sers, oder deren Tochter Matidia I p. 453 n. 29, 30 (II p. 475) Theon von Smyma 819 Dacier 3, 41, 46 Abbozzierter Barbar 1222.

Fragmente historischer Reliefs vpm Tra Jansforum 1529

Drei omamentale Friesfrag- mente vom Forum 1148 bis 1150

Abgüsse der Reliefs an der Traians- Säule II p. 54

Statue des lulius Caesar ( ?) 885 (II p. 476)

Torso einer Statue der Dea Roma 71 (I p. 629)

Fragmente einer Bronzestatue des Neptun 658

Kopf des Mars 110?

CHRONOLOGISCHES REGISTER.

543

Giebelgruppe 1054—1058 Relief mit zwei Faustkämpfem

1145 Traianische männliche Porträt- büste 33, 102

Traianisohe weibliche Porträt- büste 76 (II p. 468) Grabara d. Petronia Musa 1534 Bronzetafeln mit Inschriften 1322, II p. 214

Hadrian (117—138 n. Chr.)

Büste I p. 453 n. 31, 32; n. 1641

(T); Kopf 292 (II p. 471)

Sabina, Gemahlin des Kaisers

I p. 453 n. 33; n. 1413,

1415

Aelius Verus Caesar I p. 453

n. 34 Antinons 289 (II p, 471), 294, 1152,1872. Vgl. 286, 287, 306, 307, 874 (IL p. 476) Porträtbüste, ausgef. von Ze- nas (von Aphrodisias ?) I p. 453 n. 49 Historische ReHef s 894, 897, 990 Fragmente historischer Relief s 1178, 1186, 1187 Funde aus der Villa des Kaisers bei Tivoli: Satyr aus rotem Marmor

250, 870 Hermenbüsten 286, 287 Hermes ( ?) 858 Kentauren des Aristeas u.

Papias 861, 862 Mädchen (sog. Flora) 873 Ausruhender Satyr 875 Gefäße mit ReHef 181, 1324 Die barberinisohen Kande- laber 206, 207 Ägyptisierende Telamone

306, 307 Harpokrates 855 (11 p. 476) Gefäßträgerin 879 Ägyptisierendes Gefäß I p. 414

Friesfragmente mit jagen- den Eroten I p. 39 Maske der Kybele 917 Mosaikbilder I p. 158 ff.; n. 164, 165. 412, 793

Zwei Pfauen vom Mausoleum des Hadrian 121, 122

Statue des Attis 1236 (II p. 480)

Büste des Attis 1311

der Demeter 1303

Kopf einer Vestalin 1360

Porträtkopf in Relief 1849

Fragment eines Brunnenreliefs 376

Votivrelief (an Hygieia od. Sa- lus) 845

Altar des Silvanus 1463 (II p. 482)

Relief mit Darstellung der Sacra Via aus dem Grabe der Haterier 1193 Sarkophage:

Selene u. Endymion 795, Ores- tes-Mythus 1207, Gir- landen u. Gorgoneia 1208, Untergang d. !Niobiden 1209, Girlanden u. Mas- ken 1455, Hochzeit des Peleus u. der Thetis 1887

Gorgoneia, angebl. vom Tem- pel der Venus u. Roma 11, 14, 30, 35

Säulenscheiben mit Inschrift 1224—1227

Ephesische Artemis 337

Zeit der antoninischen Dynastie.

AntoninuB Pius (138 161 n.

Chr.): Statue 114, 1318;

Büsten u. Köpfe I p. 453

n. 35; n. 1417, 1421, 1535,

Faustina d. ä. 290 (II p. 471),

I p. 453 n. 36

Relief, Getreideverteilung 1875 Reliefs, Provinzen, wahrschein- lich vom Tempel des Ha- drian 888 Reste der Ustrina Antonino- rum 1527

544

CHRONOLOGISCHES REGISTER.

Mosaiken and Wandmalerei

aus der Villa bei Tor Ma-

rancio I p. 1 ; n. 343 350,

352 Porträt des Q. Hortensius 1851 Grabstatue eines Knaben 1633 Fries, Gigantomachie 138 (II

p. 469), 1013, 1014 (n

p. 477), 1211 Votivrelief (an Artemis) 1536 Reliefs im Pal. Spada 1810 bis

1817 Sarkophage mit Skeletten 968,

969 Marcus Aurelius (161 180 n. Chr.): Statue I p. 408; Bü- sten u. Köpfe 219, I p. 453 n. 37 (II p. 475), 38, n. 1419 Faustina d. j. I p. 453 n, 39 (II

p.475), n.l416(?IIp.482) Lucius Verus 43. 212. 308. I

p. 453 n. 41 (II p. 475) Lucilla, Gattin des Lucius

Verus 789, 1416, (? II

p. 482) Venus mit Porträtkopf 139 AeHus Aristides 413, 813 ( ? II

p. 475) Sockel der Antoninus-Pius-

Säule 123 Reliefs, die pueÜae Faustinia-

nae 1841, 1842 Drei historische Reliefs 891 bis

893 (n p. 476) Karyatiden des Herodes Atti-

cus 16, 1830, 1915, 1917 Sarkophag mit Darstelltmg

des Alkestis- Mythus 119

Antoninischer Eklektizismus 167,

169, 790, 791 Statue der luno Sospita 301 (II

p. 471)

des Semo Sancus 351

eines Jägers 856

einer sitzenden Dame 805 fll p. 474)

Oberkörper einer Vestalin 1357

des Aisopos 1859

Büste eines jungen Barbaren 829 (II p. 475)

Porträtkopf eines Mädchens 1447

Relief mit Brustbildern von vier Gottheiten aus dem Grabe der Haterier 1197

Brunnenreliefs 178, 1144, 1147

Sarkophag, Untergang der Nio- biden 382 (II p. 473)

Mosaike 997, 998

Wandmalereien, Raub d. Proser- pina u. Tragödienszene 1238, 1239 (II p. 480).

Commodus (180—192 n. Chr.)

Büsten u. Köpfe 2, 220 (II

p. 470), I p. 453 n. 43 (II

p. 475), 930 (II p. 477)

Zwei Tritone od. Seekentauren

931, 932 Kopie der Hera Borghese 1249

des einschenkenden Sa- tyrn 1308

des flötenden Marsyas 1564 WeibUche Statue 1277 Relief, Urteil des Paris 1321

Sarkophage:

Herakles, Omphale u. Thiasos 140, Meleagersage u. Strau- ßenjagd 895, Dionysos u. Ariadne 1200, Mythus des Adonis und des Oidipus 1202, Hippolytos u. Phai- dra 1203, Triumph des Dionysos 1206, Eheschlie- ßung u. Dioskuren 1271, Taten des Herakles 1541, 1542, Deckel m. Ankunft d. Amazonen in Troja 1543, Deekel m. Geburtssage des ApoUonu. derArtemisl546

Mosaik 996

Ehreninschrift des L. lulius Vehilius Gratus lulianus 1255

Pertinax (192—193 n. Chr.) 305 ( ?), I p. 453 n. 45

CHRONOLOGISCHES REGISTER,

545

I p. 453 n. 48 182, 1410 ( ?)

Pescennias Niger (193—194 n. Chr.)

Clodius Aibiaus (193—197 n. Chr)

Septumas Severos (19a>-211 n. Chr.)

407, I p. 454 n, 51

lull» Domna 303, I p. 454

n, 52, 1652 Büste einer Dame 781 Porträts von Vestalinnen 1243,

1358, 1359, 1361 Angebl. Otho 214 (II p. 470) Die Mehrzahl von den Grab- steinen der eqxiiteB singu- lares I p. 371

Keüerfüllung 1190 Tensa capitoiina 966 Forma urbis Romae 941 Pfeiler mit Inschrift, Bericht

über die ludi saeculares

1266

Belief büste aus Palmyra 1123

CacacaUa (211—217 n. Chr,)

als Knabe 1423, 1425; als Er- wachsener 221, I p. 454 n, 53; n. 426, 1647 Herme des Asklepiades 818 Bronzefragmente vom Pons Aarelius 1345, 1499

Basis dem luppiter Sol Sera- pis geweiht 871

Votivrelief 49

Die Heroinen von Tor Maran- cio 415

Helm 641

Militärdiplom II p. 214

202

OpeUins HaozinnB (217—218 n. Chr.)

AlexandBT Severns (222—235 n. Chr.)

p. 453 n. 47 (II p. 475); n. 1651 Militärdiplom II p. 214

1422 (?).

lulia Meesa, seine GroBmxittet

I p. 454 n. 59 lulia Mamaea, Beine Mutter I

Haxumnus Thiaz (235—238 n. Chr.)

I p. 454 n, 62 (H p. 475) Sein Sohn Maidmus I p. 454 n, 63 (IX p, 475)

Tragischer Schauspieler 836 (II

p. 475) Aedicula geweiht dem Aglibo-

los u. Malachbeios 988

PnpiennB (238 n. Chr.) 20, I p. 454 n. 66 (II p. 475)

Caelius Balluaiu (238 n. Chr.) 408

Gordianus I (238 n. Chr.) I p. 454 n. 64 ( ? II p. 475)

Oordiantis U (238 n. Chr.) I p. 454 n. 65

Heibig : Fahrer II. 3. Aufl.

S5

546

CHRONOLOGISCHES REGISTER.

Gordianns m (238—244 n. Chr.) 1428 (II p. 482)

Phüippos Arabs (244—259 n. Chr.) 44 (II p. 467) Philippus d. J. 228 ( ?), I p. 455 n. 69 ( ?)

Traianos Decios (249—251 n. Chr.)

I p. 455 n. 70 (II p. 475)

Bronzebleoh mit Münzporträts des Tr. D., seiner Gattin

Etruscilla u. seines Sohnes Herennius 1761

Hostüianns (251 n. Chr.) I p. 455 n. 72

C. Vibias Trebonianos Gallns (251—253 n. Chr.) 673 ( ? II p. 473)

GaUienus (253— 268 n. Chr.) 1414 (II p. 482)

Werke des 8. Jahrhonderts n. Chr.

Statue eines Togatus 1280

Büste eines Knaben mit der Toga 1634

Statue eines Togatus II p. 397

Kopf eines Römers 796

Mithrasgruppe 1659

Sarkophage :

Szenen aus dem Leben des Aohül 774, Darstellung eines Hafens 132, Achill u. Penthesileia 141, Ehe- paar und Nebenpersonen 146, 150, Hadestür u.

Constantin d. Gr.

Statue I p. 411; Kopf n. 887 (II p. 476)

Sein Sohn Constantinus Ip. 411 Sein Sohn Constans 959, 960 (?) Sarkophag seiner Mutter He- lena 312 (II p. 472) seiner Tochter Constantia 309 (I p. 631. II p. 471) Zwei Magistrate 909, 910 (II p. 476)

Genien 985, Sark. eines Beamten der Annona 1273 (II p. 481) Prometheus- Sarkophag 792, kolos- saler Sarkophag mit Bar- barenschlacht 1320, Ka- lydonische Eberjagd 916

Belief mit Gladiatorenkäm- pfen 1060

Altar der Mater magna u. des Attis 1901, 1902

Spottkruzifix 1669

(324—337 n. Chr.)

Bronzeblech mit Eheschlie- ßung 1626

Mosaike aus der Basilika des lunius Bassus 991, 992

Athletenmosaik aus den Cara- calla-Thermen II p. 1; n. 1240

Gladiatoren-Mosaik in Villa Borghese 11 p. 230ff;

Valentiniantts (364—375 n. Chr.) I p. 456 n. 83 (II p. 475); n. 1345 ( ?)

CHRONOLOGISCHES REGISTER. 547

Valens (364—378 n. Chr.) 1345 (?) Fluchtafel I p. 578

Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr.

Marmorwerk mit sieben Nischen 1274

5. Jahrhundert n. Chr.

Vase aus grauem Marmor mit christlichen Reliefs 1668

5. 6. Jahrhundert n. Chr.

Zwei Schmucksachen in Form von Adlern 993, 994 Funde aus den Nekropolen von Nocera ümbra u. Castel Trosino II p. 221

Porträt einer vornehmen Dame aus der Zeit der Amala- svintha 902

9. Jahrhundert n. Chr.

Elfenbeinkästchen 1667

10. Jahrhundert n. Chr.

Hängelampe aus Blei 1665 | Peterspfennig II p. 221

12. Jahrhundert n. Chr.

Bild Christi aus Email 1664

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Bie Anschanun^en Tom Wesen des Griechentums. Von G. Billeter.

Geh. Jt 12.—, geb. JC 13.—

,,Der glttokliche Finder des sog. ,Unnei8ter' legt hier das Ergebnis jahrelangen un- ermüdlichen SachenB vor: ein tinschfttzbarea Dokamentenbnch fQr die Auffassangen des HellenentnmB. Das Namenregister allein schon beweist, mit welchem Spttreifer der Ver- fasser den wechselnden und doch im Kern selten veränderten Eindrücken nachgegangen ist, die die genialste der Nationen bei ihren fleißigsten Kindern hinterliefi ; denn die Deutschen stehen naturgem&fi roran. Eine klare Disposi^on und ein ausgeEcichnetes Schlagwort- register erhöhen die Brauchbarkeit dieser Geschichte vom Mantel Helenas. Da schliefilich doch die Anschauungen am Wesen des Oriechentums noch stärker auf die Entwicklung der Kultur eingewirkt haben als die Taten und Werke der Hellenen, so ist damit für eines der wichtigsten Kapitel der Weltgeschichte die feste Grundlage gegeben." (Deutsobe Rundsobau.)

Geschichte der Autobiographie. Von Georg Misch. I. Band: Das Altertum. Geh. Jt^.—, geb. M 10. . [II. u. III. Band:. (Mittelalter- Neuzeit) in Vorbereitung.]

„Die vornehmsten Werke der wissenschaftlichen Literatur sind die, welche keiner SpezialWissenschaft angehören, und von denen doch die verschiedensten Fachgelehrten urteilen müssen, daß sie ihnen neue Lichter aufstecken. Nicht jedes Jahr bringt ein solches Buch ; hier ist eins. Damit ist hier Lobes genug gesagt. Der Philologe wird sich des Fortschritts freuen, den das Yerdtändnis der Werke notwendig machen muA, wenn sie als Teil der Weltliteratur betrachtet werden. Und das ist hier nicht einmal die Haupt- sache, sondern jene philosophische !Retrachtung des Menschen und seiner Geistesgeschichte, die Misch aus der Schule Wilhelm Diltheys mitbringt, dem das Buch mit vollem Bechte gewidmet ist." (U. v. Wilamowitz-Moeilendorir in der Internationalen Wochenschrift.)

Charakterköpfe aus der antiken Literatnr. Von Ednard Schwartz.

1. Reihe: 1. Hesiod und Pindar; 2. Thukydides und Euripidis; 3. So- krates und Plato; 4. Polybios und Poseidonios; 5. Cicero. 4. Auflage. 8. 1912. IL Beihe; 1. Diogenes der Hund und Krates der Kyniker;

2. Epikur; 3. Theokrit; 4. Eratosthenes ; 5. Paulus. 2. Auflage, gr. 8. 1911. Geh. je JC 2.20, geb. je JC 2.80.

„Die Yortrftge enthalten vermöge einer ganz ungewöhnlichen Einsicht in das Staats- und Geistesleben der Griechen, vermöge einer seelischen Feinfühligkeit in der Inter- pretation, wie sie etwa Burkhardt besessen hat, historisch-psychologische Analysen von grofiem Beiz und stellenweise erhabener Wirkung . . . Die Yerinnerlichung, die Schwartz auf diese Weise seinen Gestalten eu geben versteht, ist m. W. bisher nicht erreicht, und die gedankenschwere Kraft seiner Sprache tritt dabei so frei, ungesucht und einfach daher, daß man oft kaum weifi, ob der Ernst des Ausdrucks oder die Tiefe des Gedankens höhere Bewunderung verdient " (Jahresbericht Über das höhere Schulwesen.]

„...Die Charakterbilder von Schwartz möchte ich den Gymnasiallebrem lebhaft empfehlen, weil sie einen Begriff geben von Umfang, Aufgaben und Zielen der Literatur- geschichte, wie sie sich aus der Vertiefung der Forschung ergeben . . . Die frisch und leb- haft gehaltenen Vortrfige sind der reife Ertrag vielseitiger Forschung. In einer Fülle von Problemen und Streitfragen nimmt der Verfasser stillschweigend Stellung. Man spürt, daß er überall aus dem vollen schöpft und seine wohlerwogenen Gründe hat, auch wo man seine Ansicht nicht teilt.*' (Monatschrlft fOr höhere Schulen.)

Das moderne Italien. Geschichte der letzten 160 Jahre. Von Pletro Orsl.

Übersetzt von F. Goetz. Geh. J( 6.60, in Leinwand geb. Ji 6.40.

„Auf streng wissenschaftlicher Grundlage ist hier das gesamte gedruckt vorliegende Material für die politische Geschichte Italiens in den letzten anderthalb Jahrhunderten zu einem organischen Ganzen verarbeitet. Das SchluBkapitel bietet dann In großen Zügen einen Überblick über die Haupterscheinungen auf den Gebieten von Kunst und Wissenschaft. Das ganze Buch zeichnet sich dadurch aus, daß, um eine trockene Auf- zfthlnng der Daten und Ereignisse zu vermeiden, in ftußerst geschickter Weise Auszüge aus politisch wichtigen Gedichten, Parlamentsreden und ähnlichem In die Darstellung •^rflochten sind.« (Deutsche Llteraturzeltung.)

Verlag von B, G. Teubner in Leipzig und Berlin

Die antike Kunstprosa Yom Tl. Jahrhundert y. Chr. bis in die Zeit der Renaissance. Von Eduard Norden. 2. Abdruck. 2 Bände. Jeder Band geh. JC 12.-—, geb. JL 16.

„dies grandiose werk wird wohl für immer die erste etappe auf dem kaam be- tretenen wege der gesohichte des prosastils bilden aber nicht nur die gewaltige rezep-

tivität des Verfassers, auch die gewandtheit in der auffassung der stilistischen indiri- dualitftt und das frische urteil fordern meistens hohe anerkennung/'

(Zeitsohrift fOr das deutsohe Altertum.)

Geschichte des hellenistischen Zeitalters. Von J. Kaerst. 3 Bände. I. Band: Die Grundlegung des Hellenismus. Geh. Jt 12. , geb. JC 14. . 11. Band, 1. Hälfte; Das Wesen des Hellenismus. Geh. Jt 12.—, geb. ./^ 14.—

„Kaerst geht nirgends einer Schwierigkeit aus dem Wege, umsichtig hat er Tor seiner Entscheidung stets die Möglichkeiten erwogen. Daß sein Werk ganz ausgereift ist, zeigt mit am deatlichsten sein Maßhalten. Es ist ein gefährliches Gebiet, die Geschichte Alexanders, wo jeder leicht zeigen kann, was er nicht kann: mit dem Mute der Jugend ist Kaerst an diese Aufgabe gegangen, um in der Kraft der Mannesjahre sie zu lösen. Das Urteil tlber sein Werk, das yöllig hat ausreifen können, darf einen hohen Maßstab anlegen, aber diese Geschichte Alexanders enttäuscht auch die Leser nicht, die viel er- warten: in Forschung und Darstellung, nach Form und Inhalt ist sie die bedeutendste, die durchdachteste seit J. G. Droysen." (Literarisches Zentralblatt.)

Die griechische und lateinische Literatur und Sprache. (Kultur der Gegenwart. Teil I. Abt. 8.) 3., vermehrte nnd verbesserte Auflage. Geh. JC 12. , in Leinwand geb. JC 14.

Inhalt: I. Die griechische Literatur und Sprache. U. t. Wi lamowitz-Moellen- dorff: Die griechische Literatur des Altertums. K. Krumbacher: Die griechische Literatur des Mittelalters. J. Wackerna gel: Die griechische Sprache. IL Die lateinische Literatur und Sprache. Fr. Leo: Die römische Literatur des Altertums. E Norden: Die lateinische Literatur im Übergang vom Altertum zum Mittelalter. F. S kutsch: Die lateinische Sprache.

„In großen Zügen wird uns die griechisch-römische Kultur als eine kontinuierliche Entwicklung vorgeführt, die uns zu den Grundlagen der modernen Kultur führt. Hellenisti- sche und christliche, mittelgriechische und mittoUateinische Literatur erscheinen als Glieder dieser großen Entwicklung, nnd die Sprachgeschichte eröffnet uns einen Blick in die un- geheuren Weiten, die rückwärts durch die vergleichende Sprachwissenschaft, vorwärts durch die Betrachtung des Fortlebens der antiken Sprachen im Mittel- und Neugriechischen und in den romanischen Sprachen erschlossen sind. . ."

(Paul Wendiand in der Deutschen Literaturzeitung.)

Staat und Gesellschaft der Griechen nnd Römer. (Kultur der Gegenwart.) (Teil II, Abt. 4, 1.) Geh. JL 8.—, geb. JL 10.—

Inhalt: I. Ulrich v. Wilamowitz-Moellendorff, Staat und Gesellschaft der Griechen. II. Benedikt Niese, Staat und Gesellschaft der Römer.

„...Es kommt auf das Gesamtbild an, und dieses ist erleuchtet und erwähnt von einer ehrlichen und herzlichen Begeisterung für die großen Taten der Hellenen, die keiner der heute so beliebten Apologien bedürfen, ist getragen von einem Eros, ohne den alle Wissenschaft, mag sie noch so ,interes8ant' sein und zur Neugier reizen, tot bleibt. Dieser Eros hat es verstanden, die trockenste Disziplin unserer Altertumswissenschaft, die dem Gedächtnis eine lähmende Fülle von Einzelheiten aufzwingt, die ,Altertümer' so zu einem lebenden Organismus zu gestalten, daß der Leser die politische Kulturgeschichte eines Jahrtausends mit stets reger Aufmerksamkeit miterlebt . . . Besonders die Skizzen aus hellenistischer Zeit sind wahre Kabinettstücke. Das alles von dem Manne zu hören, der unser Wissen über jene Dinge ganz beherrscht, sichert dem Buch seinen Wert und seine Wirkung " (Das humanistische Gymnasium.)

Verlag von B. 6. Teujbner in Leipzig und Berlin

Einleitung in die Altertumswissensehaft. Herausgegeben von A. Gercke und £• Norden. 3 Bände. Lex.-8.

I. Band. 1. Methodik (A. Gercke). 2. Sprache (P. Kretschmer). 3. Antike Metrik (E.'Bickel). 4. GriechiBche und römische Literatur (E. Bethe, P. Wendland und E. Nordeii). 8. Aufl. [XII n. 588 S.] 1910. Geh. Ji 13.— j in Leinwand geb. M Ib.— II. Band. 1. Griechisches und römisches Privatleben (E. Pemice). 2. Griechische Knnst (F. Winter). 3. Griechische und römische Religion (S. Wide). 4. Gtoschichto der Philosophie (A. Gercke). 5. Exakte Wissenschaften und Medizin (J. L. Heiberg). (8. Aufl. in Vorbereitung) [VJI u. 432 S ] Geh. «^ 9 . , in Leinwand geb. Jt 10 . 50. in. Band. 1. Griechische Geschichte bis cur Schlacht bei Chalroneia (G. F.. Lehmann- Haupt). 2. Griechische Geschichte seit Alexander (K. J. Beloch). S. Bömische Geschichte bis zum Ende der Bepublik (K. J. Beloch) 4. Die römische Kaiserzeit (E. Komemann). 6. Griechische StaatsalterttLmer (B. Keil). 6. Bömische Staats- altertümer (K. J. Neumann). Geh. JCd. , in Leinwand geb. JC 10.50. Bei Bezug aUer 3 Bände ermäßigt sich der Preis auf M26.— (geh.) und M fiO.— (geb.) „. . .Die Herausgeber und ihre Mitarbeiter werden dem reichen Programm in volleta Mafie gerecht, und ich bin überzeugt, daß das Werk nicht nur für junge Studenten von großem Segen sein wird, sondern auch dem schon im Amt stehenden Lehrer (auch in den wertvollen Literaturangaben über die einzelnen Fragen) immer neue Anregung bieten und ihn auffordern wird, sich von neuem in diesen oder jenen Zweig der Wissenschaft, diese oder jene wissenschaftliche Frage zu vertiefen zu eigener Förderung und !Br- fiischung und zum Segen für seinen Unterricht." (Zeitschrift fOr das Qymnasiaiwesen.)

Homerische Paläste. Von F. Noack« Eine Studie zu den Denkmälern und zum Epos. Mit 2 Tafeln und 14 Abbild. Geh. JC 2.80, geb. Ji 3.80.

„Diese Schrift hat vor allem das Verdienst, zuerst auf die fundamentalen archi- tektonischen Unterschiede der kretischen Paläste und der mykenischen Burgen des griechischen Kontinents aufmerksam gemacht zu haben. Noack hat rein aus den Ruinen bewiesen, da£ Kreter und kontinentale Mykenaier unmöglich der gleichen Nation an- gehört haben können." (llOncliner Alioemelne Zeitung.)

OYalhaus und Palast in Kreta. Ein Beitrag zur Frühgeschichte des Hauses. Von F. Noack. Mit 1 Taf. u. 7 Abb. Geh. JC 2.40, geb. JC 3.20.

„Die Untersuchungen fördern das Verständnis der kretischen Bauweise und sind sehr geeignet, eine Vorstellung von deren Eigenart auch solchen zu gewähren, denen es an Zeit und Mitteln fehlt, sich selbst durch das Dunkel durchzuarbeiten, in das die ab- schnittweise Berichterstattung in den verschiedensten Zeitschriften der verschiedensten Nationen mit der verschiedensten Terminologie diese wichtigen Denkmäler aus der Vor- zeit Griechenlands gehüllt hat.'< (Deutsolie Literaturzeitung.)

Pharos, Antike, Islam und Oceident. Ein Beitrug zur Architektur- geschichte. Von Hermann Thiersch. Mit 9 Tafeln, 2 Beilagen und 455 Abbildungen. Kart. JC 48. in Halbfranz geb. uHr 56.—

„Thiersch stellt die Pharosforsohung auf ganz neuen Boden; man kann sagen, dafi er sie im Grunde genommen überhaupt erst schafft. Das ungeahnt reiche Material, das er zur Lösung heranzieht, wird alle Welt verblüffen, ebenso die unabsehbare Beihe von Problemen, die sich dem Leser im Laufe der Untersuchung auftut. Wir haben die Besul- tate vieljähriger Arbeit vor uns, die in Alexandria selbst begonnen, später in der Heimat

nach allen Seiten vertieft wurde. Ich schätze das Thierschsche Buch überaus hoch

Nachprüfen, seibat Hand anlegen: darauf kommt es an, und dazu soll auch diese frei- mütige Besprechung einer tüchtigen, bedeutungsvollen Arbeit aufrufen."

(J. Strzygowsky in den Heuen JalirbOoliern fUr das iclaseisolie Altertum.)

Die Buchrolle in der Kunst. Archäologiseh- antiquarische Unter- suchungen zum antiken Buchwesen. Von Theodor Birt. Mit 190 Ab- bildungen. Geh. JC 12.—, in Halbfranz geb. JC 15.

. . . Das Gesagte wird genügen, um von der Beichhaltigkeit des vorliegenden Buches einen Begriff zu geben, aber freilich nur einen schwachen Begriff; wer es durch- arbeitet, wird immer aufs neue überrascht von der Fülle des Stoffes und der daran ge- knüpften, häufig schlagend richtigen Einzolbemerkungen." (AiiQemelnes Literaturbiatt.)