EI tal Ar 4 ° Paritliche Flora Deutſchland und Geſterreich oder forſtbotaniſche und pflanzengeographiſche Beſchreibung aller im Deutſchen Reich und Oeſterreichiſchen Kaiſerſtaat heimiſchen und im Freien angebauten oder anbauungswürdigen Holzgewächſe. Nebſt einer Ueberſicht der forſtlichen Unkräuter und Standortsgewächſe nach deren Vorkommen. Für Forſtmänner, Parkgärtner und Botaniker, ſowie für Lehrer und Studirende an höheren Forſtlehranſtalten bearbeitet von Dr. Moritz Willkomm, Kaiſ. Ruſſ. Staatsrath, ord. Profeſſor der Botanik und Director des botaniſchen Gartens der k. k. deutſchen Univerſität zu Prag, ehemaligem Lehrer der Königl. Sächſ. Forſt-Akademie zu Tharand. weite, vielfach vermehrte, verbellerte und weſentlich veränderte Auflage. Mit 82 xylographiſchen Illuſtrationen. —̃ — Teipzig. C. F. Winter'ſche Verlagshandlung. IISBAR. INIVERSITV NE TNRNNTN Gedruckt bei E. Polz in Leipzig. Vorwort zur erſten Auflage. Das vorliegende nunmehr zum Abſchluß gediehene Werk ſollte urſprünglich den zweiten Theil eines „Handbuchs der wiſſenſchaft— lichen Forſtbotanik“ bilden, welches ich in der Vorrede zum 1. Heft meiner „Mikroſkopiſchen Feinde des Waldes“ (Dresden, 1866) in Ausſicht geſtellt hatte. Allein verſchiedene, hier nicht weiter zu er— örternde Gründe bewogen mich, von der Bearbeitung des erſten Theiles jenes projectirten Handbuches, welcher die Morphologie, Phyſiologie und Pathologie der Holzgewächſe im Allgemeinen und der wichtigſten Holzarten Mitteleuropas im Beſonderen enthalten ſollte, abzuſehen und mich blos auf den zweiten ſyſtematiſchen Theil zu beſchränken, den ich meinen ehemaligen Hörern von der Tharandter Akademie ſeit langen Jahren verſprochen hatte und welchen heraus— zugeben ich von vielen derſelben wiederholt angegangen worden war. Ich bedaure jetzt um ſo weniger, auf die Bearbeitung jenes allge— meinen Theils verzichtet zu haben, als durch den erſten im vorigen Jahre erſchienenen Band der „Deutſchen Forſtbotanik“ meines hoch— verehrten Freundes, des Herrn Profeſſor Dr. Nördlinger dieſe Lücke in der forſtbotaniſchen Literatur in einer für den praktiſchen Forſtmann jedenfalls genügenden Weiſe ausgefüllt worden ift. — 11 — Ueber die Zwecke, welche ich bei der Bearbeitung der „Forſt— lichen Flora von Deutſchland und Oeſterreich“ im Auge gehabt, habe ich mich bereits in dem auf dem Umſchlage der vor drei Jahren erſchienenen erſten Lieferung dieſes Werks abgedruckten Pro- ſpeet hinreichend ausgeſprochen, und will ich daher nur noch be— merken, daß ich in den nachfolgenden Schilderungen unſerer Wald— bäume Alles, was ich ſeit dreißig Jahren über deren Vorkommen, Variiren, Wachsthumsverhältniſſe u. ſ. w. auf zahlreichen Excur— ſionen und auf meinen über einen großen Theil Europas ausge— dehnten Reiſen beobachten konnte, niedergelegt habe. Mein Buch iſt zunächſt für die praktiſchen Forſtmänner und für Lehrer der Forſtbotanik an forſtlichen Lehranſtalten und Univer— ſitäten beſtimmt. Erſteren möge daſſelbe ein gewiſſenhafter Rath— geber beim Anbau und bei der Wahl der anzubauenden Holzarten ſein und ihnen die Beſtimmung der minder bekannten ſtrauchigen und halbſtrauchigen Holzgewächſe ſowie der Waldpflanzen Deutſch— lands und Oeſterreichs erleichtern; letzteren dürften die ſorgfältige Angabe der für den Forſtmann gleichgiltigen Synonyme, die Citi— rung guter Abbildungen bei jeder Art und die zahlreichen Literatur— nachweiſe von beſonderem Intereſſe und einigem Werthe ſein. Beiden wird das höchſt vollſtändige Namenregiſter, welches auch die gärtne— riſchen Namen aller in dieſem Werke mit beſchriebenen oder er— wähnten ausländiſchen in unſerem Gebiete nur angebauten Holz— gewächſe, ſowie die deutſchen Vulgärnamen nicht allein der Holz— pflanzen, ſondern auch aller im Anhange angeführten Waldunkräuter und Standortsgewächſe enthält, das Auffinden ſowohl der beſchriebenen Bäume, Sträucher und Halbſträucher als der nur namhaft gemachten Waldpflanzen weſentlich erleichtern. Was die wiſſenſchaftliche Nomenclatur der Holzgewächſe be— trifft, ſo iſt es mein Beſtreben geweſen, Neuerungen möglichſt zu vermeiden und namentlich den forſtlich wichtigen Holzarten die Namen zu belaſſen, unter welchen dieſelben den deutſchen Forſtmännern ſeit Jahrzehnten bekannt geweſen ſind. Ich muß freilich befürchten, durch dieſes Verfahren mir die Mißbilligung jener Prioritäts— prinzipreiter, welche dem Grundſatz: „fiat justitia pereat mundus!“ huldigend, neuerdings eine Menge ſeit einem Menſchenalter und länger eingebürgerter Namen über Bord geworfen und dieſelben durch längſt vergeſſene und antiquirte, zum Theil ſogar aus der vorlinnéiſchen Zeit ſtammende Namen erſetzt haben, zuge— zogen, hoffe aber dafür mir den Dank der praktiſchen Forſt— männer erworben zu haben. Weshalb ich z. B. mich nicht habe entſchließen können, die allen Forſtleuten längſt geläufigen Namen Abies pectinata DC. für die Edeltanne und Larix europaea DC. für die gemeine Lärche durch die älteren Namen X. alba Mill. und L. decidua Mill. zu erſetzen, wie Solches in neuerer Zeit namentlich ſeitens der öſterreichiſchen Floriſten geſchehen iſt, darüber habe ich mich an den betreffenden Orten (S. 112 und 140) ausführlich ausgeſprochen. Die Botaniker von Fach, reſp. die Syſtematiker, werden mir vielleicht auch die große Ungleichmäßigkeit in der Beſchreibung der Holzgewächſe zum Vorwurf machen, während der praktiſche Forſtmann, wie auch die Lehrer der Forſtbotanik es ſelbſtver— ſtändlich finden werden, daß forſtlich wichtige Holzarten, wie Fichte, Tanne, Buche u. a. eine eingehendere Behandlung und eine viel ausführlichere Beſchreibung verdienen und erheiſchen, als forſtlich unbedeutende Sträucher. Nicht unerwähnt darf ich hierbei laſſen, daß, ſo ſehr ich mich auch bemüht habe, die geo— graphiſche Verbreitung und die Bedingungen des Vorkommens und Gedeihens bei allen wichtigeren Holzarten nach den mir zu Gebote ſtehenden Quellen zu erörtern, dieſe Angaben doch noch * 3 VI ſehr viel zu wünſchen übrig laſſen, weil erſt über wenige Holz— arten einigermaßen genügende Studien in dieſen Beziehungen gemacht worden ſind. Immerhin dürften jene Angaben und Er— örterungen dem praktiſchen Forſtmann manchen wünſchenswerthen Fingerzeig geben. Und ſo hoffe ich, daß mein Werk, deſſen Ausſtattung und Illuſtrationen Dank der Munificenz der Verlagshandlung wohl nichts zu wünſchen übrig laſſen dürften, den Anforderungen, welche Forſtmänner und Botaniker an daſſelbe zu ſtellen berechtigt ſind, ſowie den Wünſchen und Erwartungen meiner zahlreichen ehemaligen Hörer einigermaßen entſprechen werde, weshalb ich der Kritik über daſſelbe ruhig entgegenſehe. An gutem Willen und an Liebe zur Sache hat es mir nicht gefehlt; wer's beſſer machen kann, der thue es! — Prag, am 8. Januar 1875. Der Verfaſſer. Vorwort zur zweiten Auflage. Es find juſt zwölf Jahre vergangen, ſeit die Schlußlieferung der erſten Auflage dieſes Buches veröffentlicht worden iſt. Daß eine neue Auflage deſſelben nach einem ſo langen Zwiſchenraum eine beträchtliche Erweiterung, ja eine theilweiſe Umarbeitung und Neugeſtaltung bedurfte, ſollte dieſe anders den Fortſchritten der Forſtbotanik und Forſtwiſſenſchaft Rechnung tragen, liegt auf der Hand. In der That iſt die neue Auflage nicht nur um 5 Bogen ſtärker als die erſte, trotzdem daß die in der erſten enthaltene alphabetiſche Aufzählung der forſtlichen Unkräuter und Standortsgewächſe in Wegfall gekommen, ſondern enthält auch, abgeſehen von vielen in Anmerkungen erwähnten oder kurz charakteriſirten fremdländiſchen Holzgewächſen von geringerer Be— deutung um 34 Arten numerirter Holzgewächſe mehr, als die erſte, indem die Zahl der in den Haupttext der Flora auf— genommenen Arten von 541 auf 575 geſtiegen iſt. Dieſe be— deutende Vermehrung der Holzgewächſe hat weniger darin ihren Grund, daß in der Zwiſchenzeit neue, vor zwölf Jahren noch — = VIII unbekannte Holzarten im Gebiete unſerer Flora entdeckt worden ſind, denn deren Zahl, zu der z. B. die Omorikafichte gehört, iſt äußerſt gering, als vielmehr darin, daß entſprechend dem Aufſchwunge, den das forſtliche Verſuchsweſen genommen, eine Menge fremdländiſcher Holzarten, welche in der Zwiſchenzeit zum Anbau empfohlen oder bereits verſuchsweiſe angebaut worden ſind, berückſichtigt, und mehrere derſelben (3. B. die Douglastanne) ausführlich beſchrieben werden mußten. Die Aufmerkſamkeit, welche das forſtliche Verſuchsweſen der Zucht fremdländiſcher Holzarten neuerdings geſchenkt hat, iſt bekanntlich das Er— gebniß des im September 1880 zu Baden-Baden von dem Verein der deutſchen forſtlichen Verſuchsſtationen gefaßten Be— ſchluſſes, dieſe Holzarten fortan anzubauen und zu beobachten, her— vorgerufen durch die Denkſchrift, welche John Booth, der Beſitzer der weitberühmten Baumſchulen von Flottbeck an das preußiſche Miniſterium gerichtet hatte, worin er die Meinung ausſprach, „daß wir mit den Fremdlingen abſolut beſſeres Holz und größere Maſſen erhalten, vielleicht in mancher Beziehung auch waldbaulich beſſer als mit den heimiſchen fahren werden“. Es iſt hier nicht der Ort, über dieſe Meinung zu debattiren; Verfaſſer, der bei Schilderung der fremden Holzarten bemüht geweſen, die Quellen anzugeben, wo über die Anbauwürdigkeit und das forſtliche Ver— halten der betreffenden Holzarten Auskunft zu finden iſt, kann aber nur dem Ausſpruche beipflichten, womit der Oberförſter der Stadt Goslar, Carl Reuß, ſeinen beherzigenswerthen Aufſatz: „Die Anbauwürdigkeit ausländiſcher Holzarten“ (in Dankelmann's forſtl. Zeitſchrift 1885, S. 21) ſchließt: „Bevor wir fortfahren mit Anbauverſuchen, beobachten wir die Holzarten in ihrer Heimat. Suchen wir dort die anbauwürdigen aus. „„Fraget die Bäume, wie ſie erzogen werden wollen, ſie werden Euch beſſer belehren als die Bücher es thun.“ Aber, fügen wir in dieſem Falle hinzu, fraget ſie in ihrer Heimat, wo die Natur fie erzogen, nur dort können ſie richtig antworten“). Die durchgreifendſte Umgeſtaltung unſerer „Forſtlichen Flora“ gegenüber ihrer erſten Auflage beſteht in der Aenderung des Syſtems der Holzpflanzen, welche ſtattfinden mußte, um daſſelbe mit den gegenwärtig in Deutſchland und Oeſterreich geltenden Formen des natürlichen Pflanzenſyſtems mehr in Einklang zu bringen. Theilweiſe Neubearbeitungen oder beträchtliche Er— weiterungen haben die Coniferen, insbeſondere die Fichtengattung (Picea), ferner die Gattungen der Ulmen, Eſchen, Ahorne, Wallnußbäume u. a. erfahren. Damit ſteht auch die Vermehrung der Abbildungen um 8 Figuren in Verbindung. Auch hat ſich der Verfaſſer noch mehr als in der erſten Auflage angelegen ſein laſſen, durch ſorgfältige Quellenangaben ſowohl bezüglich der Beſchreibungen und Abbildungen der Holzpflanzen als ihres forſtlichen Verhaltens und Anbaues ſein Werk zu einem Reper— torium ſowohl für die Forſtwirthe als Forſtbotaniker zu machen. Durch die Weglaſſung der oben erwähnten alphabetiſchen Auf— zählung der forſtlichen Unkräuter und Standortsgewächſe hat die neue Auflage keine Schädigung erlitten, denn der Verfaſſer mußte im Laufe der Zeit die Ueberzeugung gewinnen, daß ein ſolches Verzeichniß gar keinen praktiſchen Werth hat, indem der Forſtwirth eine ihm unbekannte Pflanze darin gar nicht zu *) Es mag hierbei auf folgende drei beachtenswerthe Abhandlungen aufmerkſam gemacht werden: 1. Burfyne, Die Akklimatiſation fremder Nadelhölzer (Schmidt's Vereins- ſchrift für Forſt-, Jagd- und Naturkunde. Prag 1874, S. 47— 89); 2. v. Bernuth, Ueber ausländiſche Holzarten Dankelmann's Zeitſchrift, 1881. Septemberheft); 3. Weiſe, Das Vorkommen fremdländiſcher Holzarten in Deutſchland leben— daſelbſt, 1882. Februar- und Märzheft). finden vermag, da ja die Arten jenes Verzeichniſſes weder ſyſtematiſch geordnet noch mit Diagnoſen verſehen ſind. Dagegen iſt die Aufführung jener Gewächſe nach ihrem Vorkommen er— weitert worden, und wird letzteres dem Forſtwirthe einen Finger— zeig geben, in welcher Gruppe er eine ihn intereſſirende, aber ihm unbekannte Pflanze zu ſuchen hat. Und da die einzelnen Gruppen verhältnißmäßig wenig Pflanzenarten enthalten, ſo wird es mit Zuhilfenahme irgend einer Flora des betreffenden Landes leicht ſein, die unbekannte Pflanze zu beſtimmen. Die günſtige Beurtheilung, welche nicht nur der erſten Auflage, ſondern auch den bisher erſchienenen Lieferungen der zweiten zutheil geworden iſt, läßt den Verfaſſer, wie die Ver— lagshandlung, die ihrerſeits Alles aufgeboten hat, um dem Buche auch in ſeiner neuen Geſtalt eine würdige und ſchöne Ausſtattung zu geben, die Hoffnung hegen, daß ihr Werk in forſtlichen wie in botaniſchen Kreiſen eine freundliche Aufnahme finden und ſich weit über die Grenzen Deutſchlands und Oeſter— reichs hinaus verbreiten werde. Prag, den 25. Januar 1887. Der Verfaſſer. Inhaltsverzeichniß. Einleitung. J. Geſtaltung Dee Holzgewächſe 1. Entwickelung der Holzpflanzen . 2. Wurzel A REN, 3. Knospen und 1 ah: 4. Stamm und Aeſte. Kronenbildung . 5. Blätter 6. Blüten 7. Frucht und Samen II. Allgemeine Bedingungen des 5 a 15 . Ber Se gewächſe. Pflanzengeographiſche Zonen und Regionen des Florengebiets III. Syſtem der Holzgewächſe des Florengebiets. . IV. Verzeichniß der vorzugsweiſe benutzten Werke Syſtematiſche und pflanzengeographiſche Schilderung der Solzgemäche Deut lands und Defterreichs . . Erſte Abtheilung und erſte Klaſſe. ere Holzgewächſe Erſte Ordnung. Zapfenträger, Coniferen . Zweite Ordnung. Steinfruchtähnliche Samen * 5 Dritte Ordnung. Uebergangspflanzen Zweite Abtheilung. Angioſperme Holzgewächje . Zweite Klaſſe. Angioſperme Gewächſe mit einem Samenlappen a. angiospermae monocotyledoneae) . E Dritte Klaſſe. Angioſperme Holzgewächſe mit duet Snmenlappen ol angiospermae dicotyledoneae) . I. Kronenloſe dicotyle Laubhölzer 1 II. Ganzblumige dicotyle Laubhölzer (Gamopetalae) . III. Dicotyle Laubhölzer mit mehrblättriger Blumenkrone pe la Anhang. Ueberſicht der Unkräuter und Standortspflanzen der Wälder und des Waldbodens Mitteleuropas nach ihrem Vorkommen a Berichtigungen und . ; Namenregiſter Figur Seite I. Keimung der Stieleiche. II. Keimpflanze der Kiefer u. der Büche III. Knospenlängsſchnitte IV. Entfaltung der Buchen- knos pe. V. Knospenentfaltung des ge— meinen Ahorn — VI. Knospen und Triebe .. VII. Knospen und Triebe.. 1 VIII. Knospenbildung des Pfeifenſtrauch . . . 13 IX. Kurztriebe der Kiefer . . 15 X. Querſchnitt eines Eichen- nieh)s 17 XI. Querſchnitt eines Kork— rüſterzweiges XII. Bau der Blüten 23 XIII. Bau der Blüten und Samenknospen. Frucht⸗ ſormeen 30 XIV. Querſchnitt von Nadel— und Laubholz 54 XV. Anatomiſcher Bau des Coniferenholzes ... 55 XVI. Anatomiſcher Bau der Kiefernad lu 56 XVII. Blütenbau der Abietineen 63 II. Die Jichh e 68 XIX. Omorikafichte u. Douglas- bünnln e 100 Die anne 113 XXI. Zapfenbau der Tanne . . 114 die itt 138 XXIII. Die gemeine Kiefer 163. 194 XXIV. Triebſpitze von Pinus Pi- HAS be er 165 XXV. Die Zirbelkiefer od. Arve. 170 XXVI. Zapfenſchuppe der Zirbel— Lieferer: 171 XXVII. Keimpflanze d. Zirbelkiefer — XXVIII. Alte Zirbelkiefen 173 XXVIII b. Die gemeine Kiefer . . . 194 XXIX. Zapfen der pyrenäiſchen Halenkiefer 211 XXX. Zapfenbau der Bergkiefer 213 XXXI. Die Krummholzkiefer .. 216 XXXII. Die Schwarzkiefer. . . . 227 XXXIII. Blüten⸗ und Zapfenbau der Cupreſſineen .. . . 244 XXXIV. Gemeiner Wachholder .. 262 XXXV. Taxus oder Eibenbaum . 271 XXXVI. Blüten- und Fruchtbau | von Ephedrau.Viscum . 280 XXXVI. Fruchtknoten d. Birke .. 296 XXXVIII. Die gemeine Birke (Betula verrucosa Ehrh.) 298 Verzeichniß der Illuſtrationen. Ae Figur XXXIX. XL. XLI. XLII. XLII. XIIV. XLV. XLVI. XLVII. XLVIII. XLIX. L. LI. LII. LIII. LIV. LV. I LVII. LVIII. LIX. LX. LXI. LXII. LXIII. LXIV. LXV. ILXVI. LXVII. LXVIII. LXXVII. LXXVIII. LXXIX. LXXXI. Seite Birkenblätter 306 Blütenbau d. Schwarzerle 330 Die Schwarzerle . . . 340 Blätter der Weiß- und Alpenerfe 349 Der Hornbam 357 Buchen- u. Hornbaumblatt 361 Die gemeine Haſel. . .. 371 Bau der weiblichen Blüten und der Frucht der Cupu— lieren Die Stieleiche . . 388 Die Traubeneiche.. . . . 404 Blatt der Zerreiche .. . 422 Die Buce 434 Bau der Blüte und der Kapſel der Salieineen . 454 Blättertrieb d. Ohrweide 485 Die Sahlweide 488 Die Silberpappel .. . . 517 Die Espe od. Zitterpappel 522 Rüſternfrüchte .. . 551 Die Rothrüſter 557 Die Flatterrüſter ... 560 Wilder Schneeball .. .. 591 Der Erdbeerbaum . . .. 604 Blütentheile der Haide— ſträu ce! 606 Die rauhbl. Alpenroſe .. 615 Blüte und Frucht der Asclepiadeen 647 Die gemeine Eſche ... 659 Knospenentfaltung der Eſc t:: 661 Eſchen blätter 662 Härtrie ge!!! 679 Blüte und Frucht des Johannis- und Stachel- beerſtrauchs 687 . Die Winter linde 730 . Die Sommerlinde . . . 735 . Der Bergahorn 750 Der Spitzahorn 758 Der Feldahorn 765 „Blüten- u. Fruchtbildung der Pimpernuß und des Spindelbaum . 780 Spindelbaumm 783 „Blüten- u. Fruchtbildung d. Hülſen u. d. Faulbaums 786 Faulbau m 797 Blüten- und Fruchtbau d. Pomac een 826 Blätter des Weiß- und Schwarzdoms ..... 836 Mehlbirnenbaum. .... 858 Traubenkirſ che. 902 Einleitung. Holzgewächſe (plantae lienosae) werden diejenigen Pflanzen ge— nannt, welche eine oberirdiſche innerlich verholzende Achſe von mehr- oder vieljähriger Dauer zu bilden vermögen, die ſich alljährlich durch Entwickelung neuer Sproſſe verlängert und gewöhnlich auch verzweigt, und in der Regel erſt nach einer Reihe von Jahren Blüten hervorbringt. Dieſe Achſe iſt 8 8 . beblättert, wenn nämlich die zu Anfange oder im Verlaufe der Vegetationsperiode gebildeten Blätter von ee Lebens⸗ dauer ſind (immergrüne Holzpflanzen, pl. lignosae semper virentes), 1 erſcheint nur während der Vegetationsperiode belaubt. wenn nämlich die zi Anfange oder im Verlauf derſelben entſtandenen Blätter am Ende der Vegetationsperiode abgeworfen werden (ſommergrüne Holzarten, pl. lignosae aestate virentes, fälſchlich oft „blattwechſelnde“ genannt, denn auch die immergrünen wechſeln die Blätter). Die überwiegende Mehrheit der Holz— pflanzen Deutſchlands und Oeſterreichs gehört zur letztern Kategorie. Die Holzgewächſe zerfallen nach ihrer Größe, nach ihrem äußeren An— ſehen und nach dem phyſiologiſchen Verhalten ihrer fertilen (d. h. Blüten entwickelnden) Nebenachſen in Bäume, Sträucher und Halbſträucher. Als Bäume (arbores) bezeichnet man diejenigen, welche bei normalem Wachs— thum einen einzigen Stamm bilden, der nach oben hin meiſt Aeſte entwickelt oder in ſolche zertheilt erſcheint (eine Aſtkrone oder kurzweg „Krone“ bildet), ſeltner ganz und einfach bleibt und daun eine „"Mätterfrone“ am Ende trägt (palmenförmige Bäume). Sträucher (krutices) werden ſolche Holz— pflanzen genannt, deren Hauptachſe durch an der Baſis ſtattfindende Sproſſenbildung ſeitliche ziemlich gleichwerthige Stämme entwickelt und daher in mehrere Stämme zertheilt erſcheint, welche niemals eine bedeutende Höhe (nicht leicht über 5 Meter oder etwa 16 p. Fuß) erreichen. Halbſträucher (Suffrutices) heißen kleine niedrige ſtrauchige Holzgewächſe, bei denen die fertilen Achſen blos eine Vegetationsperiode andauern (3. B. im Frühling ſich entwickeln und im Herbſt nach dem Reifen der Früchte abſterben), während die ſterilen verholzen und mehrjährige Dauer erlangen. Zwiſchen dieſen Gruppen giebt es zahlreiche Uebergänge. 5 Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 1 Die Bäume pflegen nach der Höhe, welche ihr Stamm zu erreichen vermag, in große oder Bäume erſter Größe (arbores excelsae, Stamm— höhe 20 bis 50 Meter oder etwa 60 bis 150 p. Fuß und mehr), mittel- große oder Bäume zweiter Größe (a. mediocres, Stammhöhe 10 bis 20 Meter oder etwa 30 bis 60 p. Fuß) und kleine oder Bäume dritter Größe (a. parvae, arbusculae, Stammhöhe 5 bis 10 Meter oder etwa 15 bis 30 p. Fuß) eingetheilt zu werden; eine willkürliche Eintheilung, da unter Umſtänden kleine Bäume auch zu mittelgroßen und ſolche zu großen heranzuwachſen vermögen, folglich beſtimmte Grenzen ſich für den Höhen— wuchs nicht feſtſetzen laſſen. Die Sträucher zerfallen in aufrechte (frutices erecti), kletternde (fr. scandentes), und niederliegende (fr. decum- bentes), erſtere in Großſträucher (Stammhöhe 3 bis 5 Meter oder etwa 9 bis 15 p. Fuß), Mittelſträucher (Stammhöhe 1½ bis 3 Meter oder etwa 5 bis 10 p. Fuß), und Kleinſträucher (Stammhöhe ¼ bis 1½ Meter oder etwa 1 bis c. 5 p. Fuß), die Halbſträucher in aufrechte und nieder— liegende. Niederliegende Klein- und Halbſträucher, deren Stämme theilweiſe unter dem Boden oder der Bodendecke (3. B. im Moos) verborgen find, werden wohl auch Erdhölzer genannt. Auch zwiſchen dieſen verſchiedenen, willkürlich angenommenen Strauchformen giebt es vielfache Uebergänge, desgleichen zwiſchen den Großſträuchern und Bäumen dritter Größe. End— lich beſteht keine ſcharfe Grenze zwiſchen den als Erdhölzer auftretenden Halbſträuchern und den durch Rhizome perennirenden Kräutern und Stauden— gewächſen. Diejenigen Holzgewächſe, deren Stämme ſolche Dimenſionen zu er— reichen vermögen, daß ihr Holz als Brenn- oder Nutzholz verwendbar iſt, werden von den Forſtleuten als Holzarten bezeichnet. Zu ihnen gehören alle Bäume, Groß- und Mittelſträucher, ja ſelbſt manche Klein- und Halb- ſträucher. Forſtliche Kulturpflanzen heißen diejenigen Holzarten, welche zu forſtlichen Zwecken anbauwürdig befunden worden ſind oder befunden werden. Es ſind dies faſt lauter Bäume und dieſe pflegen, inſofern ſie den hauptſächlichſten und werthvollſten Theil des Waldes, wohl auch dieſen ganz allein bilden, auch als Waldbäume bezeichnet zu werden. Da dieſe Holzarten ſelbſtverſtändlich die größte Wichtigkeit für den Forſtmann be— ſitzen, ſo ſollen dieſelben auch in dieſer Flora vorzugsweiſe berückſichtigt und namentlich die Verhältniſſe ihres Vorkommens und ihrer geographiſchen Verbreitung eingehend erörtert werden. I. Geſtaltung der Holzgewächſe. Die europäiſchen Holzpflanzen gehören der Mehrzahl nach zu den dikotylen, der Minderzahl nach zu den gymnoſpermen, nur ſehr wenige und forſtlich unbedeutende zu den monokotylen Samenpflanzen (ſ. Ab— ſchnitt III). Zu den gymnoſpermen Holzgewächſen gehören alle Nadel-, zu den dikotylen alle Laubhölzer. Der Körper aller dieſer Pflanzen zer— fällt in die Wurzel (radix), den Stamm (truncus) und die Aeſte (rami). Stamm und Aeſte verlängern und verzweigen ſich durch Bildung von Knospen (gemmae), indem aus dieſen beblätterte Sproſſe (Triebe, turiones) hervorgehen. Nachdem der Baum oder Strauch eine Reihe von Jahren blos Laubſproſſe gebildet hat, bringt er auch blütentragende Sproſſe hervor. Hiermit tritt er in das Alter der „Mannbarkeit.“ Jedes Holzgewächs iſt folglich ein Syſtem von Sproſſen und zwar ein um ſo mehr zuſammengeſetztes, je älter es iſt. 1. Entwickelung der Holzpflanzen. Die erſte Entwickelung aus dem Keime des Samens unterſcheidet ſich von derjenigen der übrigen Samen— pflanzen in keiner Weiſe. Der Keim (embryo) zeigt die erſte Knospe, das Federchen (plumula) entweder bereits deutlich entwickelt (3. B. bei den Eichen, Fig. I, 1, k und *) oder häufiger nur als einen ſtumpfen Kegel ausgebildet (3. B. bei allen Nadelhölzern, Fig. I. 5, k). Sein ent— gegengeſetztes Ende iſt die Anlage zur erſten Wurzel, das Würzelchen (radieula), welches in der Regel ſchon von einer deutlichen Wurzelhaube umgeben erſcheint (I, 1, w und whb, 5, w und wb). Durch einfache Streckung des Würzelchens entſteht die Hauptwurzel (rad. primaria), durch Entfaltung des Federchens der erſte beblätterte Sproß, deſſen Achſe in der Regel gewöhnlich nur kurz, oft verſchwindend kurz, ſelten (z. B. bei den Eichen, I, 4) lang iſt. Der Achſentheil des Keimes, an den die Samen— lappen (cotyledones) angeheftet ſind, das ſogenannte hypokotyle Glied, ſtreckt ſich entweder bedeutend in die Länge, in welchem Falle die Koty— ledonen mit der zwiſchen ihnen ſitzenden Knospe über den Boden empor— gehoben werden (3. B. bei allen Nadelhölzern, Fig. II. 1, bei der Roth— buche, II, 2), oder dehnt ſich nur unbeträchtlich aus. Dann bleiben die Samenlappen in der Samenſchale eingeſchloſſen und folglich unter dem Boden und nur die ſich ſtreckende und ſich entfaltende Knospe (der Keim im engern Sinne) tritt über die Erdoberfläche hervor (3. B. bei den Eichen, Fig. I, 3, 4). Und zwar ſtreckt ſich das Würzelchen zuerſt aus, hierauf das hypokotyle Glied; zuletzt, oft erſt nach einer längern Pauſe der Ruhe, 5 * l. 1 — 4 Keimung der Stieleiche. 1. Ein der Länge nach durchſchnittener Eichelkern (Keim), deſſen beide Samenlappen oben abgeſchnitten find, ſchwach vergrößert. — ss Samenlappen, st Stiele derſelben, g Gefäß bündel Cambiumſtränge), welche aus den Samenlappen in das hypokotyle Glied h und das Würzelchen w eintreten, whb Wurzelhaube, k Knöspchen. Letzteres bei * vergrößert im Längsdurchſchnitt. — 2. Keimende Eichel. Der eine Samenlappen iſt weggeſchnitten. — 3. Ein weiteres Stadium der Keimung. sh Samenhaut, uw Nebenwurzeln, wu Wurzel- haare. Die übrigen Bezeichnungen wie bei 1. — 4. Vollſtändig entwickelte Keimpflanze, deren Wurzel abgeſtutzt iſt. s die Samenlappen. — Fig. 2—4 in natürlicher Größe. — 5. Same der gemeinen Kiefer im Längsſchnitt, ſtark vergrößert. sch Samenſchale, e Eiweißkörper, welcher den Keim einſchließt, ss zwei Samenlappen, k Knöspchen, h hypokotyles Glied, w Würzelchen, whb Wurzelhaube, m verwachſener Knospenmund (mieropyle), wo bei der Keimung die ſich verlängernde Wurzel hervor— bricht. — 6. Derſelbe Same im obern Dritttheil querdurchſchnitten. Bezeichnung wie bei 5. ſtreckt und entfaltet ſich das Knöspchen zum erſten Laubſproß. Das Ende der Achſe dieſes erſten meiſt kurzen Sproſſes bildet wieder eine Knospe, aus welcher im nächſten (zweiten) Jahre ein neuer Sproß entſteht, durch den die aus dem erſten Sproß, oft auch gleichzeitig aus dem ge— ſtreckten hypokotylen Glied beſtehende Haupt— achſe (der junge Stamm) um ein Stück ver— längert wird. In der Regel entwickeln ſich in den Winkeln der Blätter des erſten Sproſſes ebenfalls Knospen, aus denen im zweiten Lebensjahre Seitenſproſſe (die erſten Aeſte des Stämmchens) hervorgehen. Indem ſich dieſe Vorgänge alljährlich wiederholen, ver— längert und verzweigt ſich die Achſe immer mehr. — Die durch Streckung des Würzelchens entſtandene Hauptwurzel, welche, wenn ſie ſenkrecht in den Boden hinabdringt und eine bedeutende Länge und Stärke erreicht, Pfahl— wurzel (rad. palaris) genannt wird (z. B. bei der Kiefer) verzweigt ſich ebenfalls durch Bildung von Nebenwurzeln, welche in be— ſtimmter Reihenfolge entſtehen (Fig. I. 3), und zwar im Innern der Hauptwurzel an der Außenfläche des dieſe durchziehenden Ge— fäßbündel- oder Holzeylinders. Auf demſelben Vorgang beruht auch die Verzweigung der Nebenwurzeln oder Wurzeläſte. Die Bildung der Nebenwurzeln tritt ſehr zeitig ein, auch deren Verzweigung, weshalb die junge Holz— pflanze oft ſchon am Ende der erſten Vege— tationsperiode ein ſehr verzweigtes Wurzel— ſyſtem beſitzt, welches nicht ſelten viel länger iſt als die oberirdiſche Achſe. 2. Wurzeln. Außer dem aus dem Würzelchen des Keimes hervorgehenden Wur— zelſyſtem kommen bei den Holzpflanzen auch häufig Adventivwurzeln (rad. adven- titiae) zur Entwicklung, d. h. Wurzeln, Fig. II. 1. Keimpflanze der Kiefer (natürl. Gr.) s die ſich ausbreitenden Samenlappen. k das noch unentfaltete Knöspchen. h das geſtreckte hypokotyle Glied. w die Wurzel. 2. Keimpflanze der Buche (natürl. Gr.) Bezeichnung wie bei 1. k die entfaltete. Knospe, den erſten Laubſproß bildend. * 6 1 welche aus dem Stamm oder aus Heften, Zweigen, hervorbrechen und fi) ganz ebenſo an der Außenfläche des Gefäßbündel- oder Holzcylinders der Achſe bilden, wie die Nebenwurzeln einer ſchon vorhandenen Wurzel. Durch Entwickelung ſolcher Adventivwurzeln bewurzeln ſich z. B. in den Boden geſteckte Zweige und Aeſte (Setzſtangen) von Weiden. Adventiv— wurzeln ſind ferner die Klammerwurzeln des Epheu und anderer kletternden Holzpflanzen, die gebüſchelt ſtehenden Wurzelzaſern kriechender Holzſtämme, z. B. von Salix repens, Betula nana u. a. Die junge Spitze jeder Wurzel iſt mit einer ſchützenden Hülle, der Wurzelhaube (früher Wurzel— ſchwämmchen genannt) verſehen; ee derſelben ſtehen am jüngſten Theile der Wurzel die Wurzelhaare (Fig. I, 3, wh), durch welche allein die flüſſige Bodennahrung aufgeſogen werden ere Die Wurzelverbreitung wird vorzüglich durch die Beſchaffenheit des Erdreichs bedingt (ſ. Abſchn. II), liegt aber zum Theil auch in der ſpecifiſchen Natur der Pflanze (z. B. die tellerförmige der Fichte). Oberflächlich verlaufende, wohl gar über den Boden hervortretende Nebenwurzeln werden Thauwurzeln genannt. Bei vielen Laubhölzern vermögen der gleichen Wurzeln, bald freiwillig, bald erſt infolge erlittener Verletzungen Knospen (Adventivknospen) zu bilden, aus denen Laubſproſſe (Wurzelſchoſſen, Wurzellohden, Wurzelbrut, Wurzelausſchlag) hervorgehen. 3. Knospen und Sproſſe (Triebe), Man unterſcheidet normale und Adventivknospen, Laub-, Blüten- und gemiſchte Knospen. Normale Knospen (gemmae normales) heißen die am Ende einer Achſe (eines Sproſſes) und die in den Blattwinkeln (Blattachſeln) regelmäßig zur Ent— wickelung gelangenden Knospen: Endknos pen (g. terminales) und Achſel— knospen (g. axillares). Adventivknospen (g. adventitiae) werden ſolche Knospen genannt, welche an beliebigen Stellen des Stammes, der Aeſte oder verholzter Wurzeln entweder ohne äußere Veranlaſſung oder in— folge von Rindenverletzungen entſtehen (3. B. bei Linden, Pappeln). Aus Laub- oder Zweigknospen (g. foliiparae), als welche ſowohl normale als Adventivknospen auftreten können, gehen nur mit gewöhnlichen Blättern beſetzte Sproſſe (Laubſproſſe, Blattzweige, Blatttriebe) hervor; Blüten— knospen (g. floriparae) enthalten die Anlage zu einer oder zu mehrern Blüten oder einen ganzen Blütenſtand (3. B. ein Kätzchen, eine Traube), gemischte Knospen (g. mixtae) dagegen die Anlage zu einem Blätter und Blüten tragenden Sproß (3. B. die dicken großen Endknospen mann— barer Ahorne und Roßkaſtanien). Jede ſich entwickelnde Knospe beſteht nämlich aus einer unentwickelten kegelförmigen Achſe (dem Vegetationskegel), unter deren nacktem Scheitel (dem Vegetationspunkte) ſich die Blattgebilde, eins nach dem andern, in beſtimmter Stellung und Reihenfolge hervor- Be ſchieben. Von dieſen geſtalten ſich bei den meisten europäiſchen Holz— pflanzen die zuerſt gebildeten in Deck- oder Hüllſchuppen (squamae) um, die ſpäter entſtehenden dagegen zu wirklichen Blättern. Während dieſer Vorgänge bildet der Scheitel der Knospenachſe wieder eine Knospenanlage. Die fertige Baumknospe erſcheint daher im Längsſchnitt betrachtet gewöhnlich zu äußerſt von meiſt derben Schuppen umſchloſſen, welche an der Baſis der Knospenachſe ſitzen, weiter nach oben mit wirklichen jungen Blättern beſetzt und an der Spitze mit einer kleinen Knospe verſehen, welche nach geſchehener Ausdehnung der Knospenachſe zu einem Sproß deſſen Endknospe zu bilden beſtimmt iſt (Fig. III) oder — bei gemiſchten Knospen — mit einer Blüte oder einem Blütenſtande (z. B. bei den Ahornen und der Roßkaſtanie). In Blütenknospen und gemiſchten Knospen, welche die Anlage zu einer Fig. III. Knospenlängsſchnitte: 1. der Kiefer, 2. der Traubenkirſche, 3. der Eiche, 4. der Espe. 1. iſt eine gemiſchte, d. h. Blüten- und Laubknospe, 4. eine Blütenknospe. Die Sternchen bezeichnen die Knospenachſe. * einzigen endſtändigen Blüte enthalten (z. B. in den Knospen, aus denen die weiblichen Blüten der Fichten, Tannen und Kiefern hervorgehen, und in den Blütenknospen des Quitten- und Mispelſtrauches) trägt der obere Theil der Knospenachſe eigenthümlich gebildete (metamorphoſirte) Blätter (Blütenblätter, als da ſind: Blütenhüllblätter, Staubblätter, Fruchtblätter). Nicht ſelten ſind ſchon in der ruhenden Knospe, in den Achſeln der un— entwickelten Laubblätter, die erſten Anlagen zu den Achſelknospen bemerkbar, welche in gemiſchten Knospen auch Blütenknospen ſein können. Durch Streckung der Knospenachſe, bei welcher die etwa vorhandenen Deckſchuppen zunächſt auseinandergedrängt und ſchließlich abgeworfen werden, (Fig. IV und V) entſteht aus Laub- und gemiſchten Knospen im Frühlinge ein oft * 8 langer Sproß, an welchem nun die mittlerweile entfalteten und durch Aus— dehnung vergrößerten Blätter mehr oder weniger entfernt von einander und zwar entweder in abwechſelnder (alternivender) oder gegen-, oder quirl— ſtändiger (wirtelförmiger) Stellung erſcheinen. Vorher befanden ſich die— ſelben in ſehr verſchiedener aber für jede Holzart conſtanter Weiſe zu— ſammengefaltet und zu einander gelagert, wie man auf Knospenquerſchnitten ſehen kann (Fig. VI. 5, 6, 7). Fig. V. Fig. IV. Entfaltung der Buchenknospe. Knospenentfaltung des gemeinen Ahorn, Acer pseudoplatanus. Die für das nächſte Jahr beſtimmten Knospen werden bald ſchon zu Anfange der Vegetationsperiode (zur Zeit des „Laubausbruches“) bald erſt während derſelben gebildet. Gewöhnlich ſind dieſe Knospen, ſogenannte „Winterknospen“ (weil ſie den ganzen Winter hindurch in ſcheinbarer Ruhe verharren) mit Deckſchuppen verſehen, alſo beſchuppte Knospen (g. perulatae), ſelten nackt (g. nudae, z. B. beim wolligen Schneeball, Viburnum Lantana, Be 11 Knospen und Triebe. 1. Rüſternknospe. — 2. Geſpaltener Eſchenzweig mit 3 Jahrestrieben, m‘ innere, m äußere Schicht des Markes, h Holz, r“, r“ und r Baſtſchicht, mittle und äußere Schicht der Rinde, u Blattſtielnarbe (deren 8 an der Figur ſind). Die Sternchen im Marke bezeichnen die Triebgrenzen, auf deren Knospenſpuren ſich Proventivknospen befinden. — 3. Querſchnitt des Triebes, da wo derſelbe am breiteſten iſt; die Buchſtaben bedeuten daſſelbe wie an Fig. 2, nur it für n ein k geſetzt, zur Andeutung, daß die Blattſtielnarbe eine Korkſchicht trägt, welche den Blattfall vermittelt. — 4. Ein Eſchenzweig von 4 Jahrestrieben, *, „ Fr die äußerlich ſichtbaren Jahresgrenzen, Kk Endknospe und das letzte Knospenpaar, n Blattſtielnarbe, pk Blattkiſſen. — 5. 6. 7. Querdurchſchnittene Knospen der Erle, des Ahorn und der Schwarzpappel. — 8. Eine unbedeckte Knospe vom Viburnum Lantana. — 9. 10. 11. 12. Triebſpitzen der Buche, des Horn- baumes, der Erle und der Korbweide. . Fig. IV, 8) oder halbbedeckt (von unten her etwa zur Hälfte von Deck— ſchuppen umgeben, z. B. bei Sambucus nigra). Im Gegenſatz zu dieſen Knospen nennt man „Sommerknospen“ ſolche, welche ſich von ihrer erſten Entſtehung an ununterbrochen zu einem Sproß weiter entwickeln. Dahin gehören diejenigen, aus welchen der ſogenannte zweite oder „Johannistrieb“ (ſ. unten) hervorgeht. Manche Winterknospen kommen im nächſten Jahre gar nicht zur Entfaltung, ſondern verharren ſcheinbar leblos oft Jahre lang bis fie durch beſondere Einwirkungen der Außenwelt (z. B. infolge des Erfrierens der Laubſproſſe oder des Abgefreſſenwerdens durch Raupen und Maikäfer) zum Austreiben veranlaßt werden. Solche meiſt kleine oft in der Rinde verborgene Knospen werden Proventivknospen (g. pro— ventitiae) oder „ſchlafende Augen“ genannt. Sie finden ſich beſonders auf den „Knospenſpuren“ (ſ. unten) der Zweige. Am Grunde des Stammes befindliche Proventiv- oder Adventivknospen heißen Stockknospen, weil der äußerſte Theil des Stammes nach deſſen Abhieb der Stock genannt zu werden pflegt, an Wurzeln befindliche Wurzelſtockknospen. Letztere kommen nicht nur an Thauwurzeln, ſondern oft auch an tief gehenden Wurzeln (3. B. bei den Roſen) zur Entwickelung. Auf dem Vorhandenſein oder der Bildung von Stockknospen beruht die Möglichkeit des Stock— ausſchlages nach geſchehenem Abhieb des Stammes, folglich der geſammte „Niederwaldbetrieb“. Die Winterknospen der ſommergrünen Laubhölzer bieten vorzügliche Merkmale für die Unterſcheidung dieſer Gewächſe im winterlichen, entlaubten Zuſtande dar ). Die bedeckten Knospen ſind entweder nur von einer Hüllſchuppe umgeben (bei den Weiden, VI, 12), oder von zwei (3. B. bei den Linden), drei (bei den Erlen, VI, II) oder vielen (3. B. bei der Rothbuche, VI, 9). Die Deckſchuppen alterniren entweder (3. B. bei den Rüſtern, der Roth- und Weißbuche, VI, 1, 9, 10) oder ſtehen kreuzweis gegenſtändig (z. B. bei den Ahornen, VII, I), ſchließen entweder feſt zuſammen oder ſtehen auseinander (klaffen), und ſind ihrer Form und Färbung nach ſehr verſchieden, doch für eine jede Holzart von beſtimmter Form und Färbung. Die Knospen ſelbſt haben eine ſehr verſchiedene, doch ebenfalls für jede Holzart ziemlich conſtante Geſtalt. Sie ſind in der Regel ſitzend, ſelten geſtielt (z. B. bei den Erlen, VI, 11). Die Achſelknospen ſind ihrer Richtung nach bald dem Zweige angedrückt (VI, 12) oder auf— recht (VII, 4), bald abſtehend (VI, 9, VII, 1, 2, 5), gerade oder gekrümmt (VI, 10, VII, 3), ihrer Stellung nach entweder abwechſelnd (VI, 9) oder gegenſtändig (VII, I). Vgl. Zuccarini, Charakteriſtik der deutſchen Holzgewächſe im blattloſen Zu— ſtande. München, 1829 — 1831. 2 Hefte mit 14 col. Taf. 4. M. Willkomm, Deutſchlands Laubhölzer im Winter. Mit 106 Holzſchnitten. 3. Ausgabe. Dresden, 1880. 4. F. A. Böſemann, Deutſchlands Gehölze im Winterkleide. Hildburghauſen, 1884. 8. BER BE een 1 2 3 4. > 6 7 Knospen und Triebe. 5 1. Endknospe und Seitenknospenpaar vom gemeinen Ahorn. — 2. Eichentrieb. — 3. Schwarzpappel mit unechter Endknospe und 2 Seitenknospen; unten rechts daneben eine Seitenknospe mit der großen Blattſtielnarbe, von welcher 3 erhabene Linien abwärts gehen; Mark fünfſtrahlig. — 4. Kreuzdorntrieb, welcher ſtatt der Endknospe einen Dorn trägt. — 5. Espenzweig; die Sternchen deuten die Baſis von 2 Kurztrieben an, von denen der obere 2 dicke Blütenknospen und über ihnen 2 ungleiche Laubknospen trägt. — 6. Langtrieb der Traubenkirſche. — 7. Ein Langtriebſtück der Espe mit einem aus 3 Trieben beſtehenden Kurztrieb (Kurzzweig), der nur eine Endknospe trägt. — 8. Langtriebſtück der Birke mit 2 aus je 7 Trieben beſtehenden, nur eine Endknospe tragenden Kurzzweigen. — 9. Kurzzweig der Buche, aus 4 Kurztrieben beſtehend, welche immer mit den ringförmigen Schuppenſpuren beginnen. Der oberſte Kurztrieb trägt eine Endknospe und die Stielſtummel der ab— geſchnittenen Blätter und eines männlichen Kätzchens. N - 12 Gewöhnlich entwickelt ſich in einer Blattachſel nur eine Knospe; doch giebt es Holz— gewächſe, wo 2 bis 3 oder noch mehr Knospen, bald neben, bald über einander liegend, in einer Blattachſel regelmäßig vorkommen. So ſitzen z. B. bei Amygdalus nana Knospen neben, bei Lonicera coerulea und an kräftigen Eſchentrieben 2—3 Knospen übereinander. Die Stellung der Achſelknospen wird ſtets von derjenigen der Blätter bedingt. Deshalb findet ſich auch unter oder neben jeder Achſelknospe eine Blatt— narbe, d. h. ein beſtimmt geformter, oft jiegelartiger Fleck, den das abgeworfene Blatt hinterlaſſen hat (VI, 1, n). Auf der in der Regel verkorkten Oberfläche der Blattnarbe ſind die Gefäßbündelſpuren mehr oder weniger deutlich erkennbar, d. h. Grübchen oder Knötchen, die ſich an der Stelle befinden, wo die „Blattſpurſtränge“, d. ſ. die aus dem Blatt oder Blattſtiele in die Achſe (den Sproß) eintretenden Gefäß— bündel bei'm Sichloslöſen des Blattes abgebrochen ſind. Auf der Blattnarbe des Rüſters ſind z. B. ſtets 3 Gefäßbündelſpuren (VI, I, n). Die Blattnarbe, deren Form ſehr verſchieden, wenn auch immer ſehr einfach iſt, befindet ſich am häufigſten unter der Achſelknospe, an deren äußeren Seite (VII, I, 3, 5), auf oder an dem Knospenkiſſen, worunter die ſeitliche Anſchwellung des Zweiges verſtanden wird, auf welcher die Knospe ſitzt und das Blatt geſeſſen hat. Nur ſelten fehlt ein ſolches Knospenkiſſen (3. B. bei der Roßkaſtanie). Häufig trennt ſich der Blattſtiel nicht an ſeiner wirklichen Baſis von dem Knospenkiſſen ab, ſondern ein Stück oberhalb derſelben, ſo daß die Blattſtielbaſis am Blattkiſſen ſtehen bleibt. Dann befindet ſich die Blatt— narbe natürlich an der Spitze der Blattſtielbaſis, von welcher, zumal wenn ſie ſcheidig ausgebildet iſt, die Achſelknospe dann mehr oder weniger umhüllt erſcheint (3. B. bei der Ebereſche, Himbeere, bei Cytisus Laburnum und alpinus). Bei Berberis ſind diejenigen Knospen, aus welchen im nächſten Jahre Blätterbüſchel hervorgehen und welche ſelbſt die Endknospen eines verkürzten als Blattbüſchel auftretenden Sproſſes waren, von den ſtehengebliebenen Stielbaſen dieſer Blätter gänzlich umhüllt. Ja, bei'm Pfeifenſtrauch (Philadelphus coronarius) ſtehen die Knospen ſogar unter der hohlen Baſis des Blattſtiels und werden auch nach dem Abfallen des Blattes noch nicht ſicht— bar, denn dann erſcheint nur eine mit 3 Gefäßbündelſpuren verſehene, ſtets weiße Blattnarbe, welche ſich ſpäter bei der Knospenentfaltung als eine Haut erweiſt, die von der darunter liegenden Knospe durchbrochen wird (Fig. VIII.). Die Blattnarbe bietet folglich ebenfalls ſehr wichtige Merkmale für die Unterſcheidung der Laubhölzer im entlaubten Zuſtande dar. Wo Nebenblätter vorhanden ſind, hinterlaſſen auch dieſe bisweilen beſondere Narben: Nebenblattnarben (cieatrices stipularum) z. B. bei den Erlen und Platanen. Die aus den Laubknospen durch Streckung von deren Achſen hervor— gehenden Sproſſe, welche ſelbſtverſtändlich dieſelben Stellungsverhältniſſe beſitzen müſſen, wie die Knospen, zerfallen nach ihrer Entwicklungsweiſe in Langſproſſe (Langtriebe, ramuli macroblasti) und Kurzſproſſe (Kurztriebe, ramuli brachyblasti*). Langſproſſe entſtehen, wenn die Knospenachſe ſich ſo bedeutend in die Länge ausſtreckt, daß die Blätter, Blattpaare oder Blattwirtel, folglich auch die in den Blattwinkeln ent— ſtandenen Knospen, mehr oder weniger aus einander gerückt, von einander ) Von Wigand „Stauchlinge“ genannt. . entfernt erſcheinen, oder, wiſſenſchaftlich ausgedrückt, deren Achſe aus „ent— wickelten Internodien“ beſteht (Fig. VI, 9, VII, 2. 6). Kurzſproſſe da— gegen ſind aus „unentwickelten“ Internodien zuſammengeſetzt, daher ſehr verkürzt und mit ſehr genähert ſtehenden, wohl gar dachziegelförmig ſich gegenſeitig deckenden Blättern beſetzt. Die Langtriebe ſind immer ſchlank, wohl ſogar ruthenförmig, und im entlaubten Zuſtande gewöhnlich mit Seiten- (Achjel-) knospen verſehen, Kurztriebe dagegen dick, knotig, oft ge— ringelt und nur mit einer Endknospe begabt (VII, 7, 8, 9). Aus letzterer Fig. VIII. Knospenbildung des Pfeifenſtrauches. 1. Zwei Zweigabſchnitte in natürlicher Größe. — 2. Blattſtielnarbe von vorn geſehen mit drei Gefäßbündelſpuren. — 3. Dieſelbe von der Seite geſehen. — 4. Die vorige Figur im ſenkrechten Durchſchnitt, welche die unter der Blattſtielnarbe liegende Achſel— knospe fichtbar macht. — 5. Die aus der Blattnarbe im Frühling hervorbrechende, ſich entfaltende Knospe von vorn geſehen. — 6. Dieſelbe von der Seite geſehen. geht gewöhnlich wieder ein Kurzſproß hervor. Wenn ſich dies mehrere Jahre hinter einander wiederholt, ſo entſtehen aus vielen Kurzſproſſen zu— ſammengeſetzte Kurzzweige, deren Grenzen durch erhabene Ringlinien, den Narben der abgefallenen Deckſchuppen der ehemaligen Knospe (Knospen— ſpuren), angedeutet erſcheinen (VII. 7, 8, 9%). Durch dergleichen Knospen— ſpuren werden auch die Jahrestriebe mehrjähriger Langſproſſen bezeichnet VII, 5***, 2). Zwiſchen Kurz- und Langſproſſen giebt es Uebergänge. So bilden z. B. die Eſchen im ſpäteren Alter oft lange gebogene, dicke, - — knotige Zweige, welche zwar aus Langſproſſen beſtehen, wo aber dieſe ein— zelnen Langſproſſe bereits ſehr kurz und wegen der ſehr genähert ſtehenden Knospenkiſſen knotig erſcheinen (VI, 4). Auch die innere Structur eines ſolchen Zweiges (VI, 2) ähnelt ſehr derjenigen eines wirklichen Kurzzweiges. Letztere kommen gewöhnlich erſt zur Entwicklung, wenn der Baum oder Strauch bereits eine Reihe von Jahren gelebt hat, z. B. bei den Obſt— bäumen (überhaupt bei den Pomaceen und Amygdalaceen) um die Zeit des Eintritts der Mannbarkeit, indem bei den genannten, ja bei den meiſten Holzpflanzen die Kurzſproſſe vorzugsweiſe dazu beſtimmt ſind Blüten— oder gemiſchte Knospen zu entwickeln. Deshalb werden die Kurzſproſſe von den Pomologen „Trag- oder Fruchtholz“ genannt. Doch kommen Kurztriebe unter Umſtänden auch bei jüngern, ſelbſt bei erſt zweijährigen Holzpflanzen vor (z. B. bei den Birn- und Aepfelbäumen, bei den Buchen u. a.), ja bei den Lärchen und Sauerdornarten (Berberis) entwickelt die zweijährige Pflanze regelmäßig Kurztriebe. Solche Kurzſproſſe ſind aber immer nur blatterzeugende. Die Kurztriebe entſtehen gewöhnlich aus Achſelknospen von Langſproſſen. Es kommt aber auch vor, daß die End— knospe eines Langſproſſes ſich zu einem Kurztriebe, umgekehrt die End— knospe eines ſolchen zu einem Langtriebe entwickelt. Infolge der Ent— wicklung zahlreicher Kurzſproſſe wird das Anſehen (der habitus) und der Bau (die Architectur) der Aſtkrone weſentlich geändert. Beſondere, oft eigenthümlich geſtaltete Formen von Langſproſſen ſind die aus Stock- und Wurzelſtockknospen hervorgehenden Stocklohden (Stockausſchläge), Wurzel— lohden (ſ. oben S. 6), Stammſproſſen oder Waſſerreiſer (aus Ad— ventivknospen entſtanden), ſowie die aus Wurzelſtockknospen entſtandenen Abſenker (3. B. bei den Roſen); beſondere Formen von Kurzſproſſen die Dornen (spinae), mit denen die Stacheln (aculei), bloße Oberhaut- gebilde, welche ſich bei ſeitlichem Drucke von der Zweigoberfläche mit glatter Fläche ablöſen (3. B. die Roſenſtacheln) nicht verwechſelt werden dürfen, und die Nadelpaare und Nadelbüſchel der Kiefern und Lärchen. Die unentwickelte Achſe der Lärchennadelbüſchel verwandelt ſich allmälig, bei mehrjähriger Lebensdauer, in einen allerdings ſehr verkürzten, dicken, geringelten Kurzzweig, wie dergleichen an älteren Lärchenzweigen in großer Menge vorhanden zu ſein pflegen. Dagegen vermögen ſich die Kurztriebe der Kiefern nicht zu verlängern. Ein ſolcher beſteht aus einer ſehr ver— kürzten Achſe, welche von häutigen zu einer Scheide zuſammenſchließenden Blattgebilden umgeben iſt und unterhalb ihres nackten, einen kleinen Vege— tationskegel bildenden Scheitels zwei oder mehr (3. B. bei der Zirbelkiefer 5) Blätter (Nadeln) trägt (Fig. IX, 1, 2). Der ganze Kurztrieb hat ſich in der Achſel eines ſchuppenförmigen Blattes (XI, I, 2, c) entwickelt. o Dieſe Schuppenblätter ſind die eigentlichen Blätter des Zweiges, welcher die Nadelpaare oder Nadelbüſchel trägt (ſ. die Schilderung der Lärchen— und Kieferngattung). Der Vegetationskegel (d) vermag ſich unter Umſtänden in eine wirkliche Knospe umzugeſtalten, und dieſe ſich zu einem beblätterten Zweig auszudehnen (s. die Lärchen- und Kieferngattung). — Eine ſehr eigen- thümliche Art von Sproſſen find die blattförmigen Zweige (phyllo- cladia), welche ſich unter den mitteleuropäiſchen Holzgewächſen nur bei der monofotylen Strauchgattung Ruscus finden. Fig. IX. Kurztriebe der Kiefer. 1. Junges Nadelpaar der Kiefer. Senkrechter Durchſchnitt durch daſſelbe, 5 mal vergrößert. 1 Die Langzweige Find die eigentlichen Verjüngungszweige !) der Holzgewächſe, ſie bilden das Achſengeſtell des Baumes oder Strauches und ) Vgl. Areſchoug, Beiträge zur Biologie der Holzgewächſe, Lund 1877. 4. 145 S. Mit 8 Tafeln Abbildungen. Der Verfaſſer, der in dieſer Schrift umfaſſende Beobachtungen über die Natur der Knospen und Sproſſen macht, unterſcheidet primäre oder eigentliche und ſeeundäre Verjüngungszweige, falſche Verjüngungszweige, echte und falſche Kurzzweige. Primäre Verjüngungszweige ſind ſolche Langtriebe, welche aus den Knospen von Langzweigen oder aus der Endknospe von Kurzzweigen entſtehen, ſecundäre ſolche, welche an älteren Kurzzweigen ſich bilden, welche im Frühling zuerſt einen Kurztrieb entwickeln und hierauf noch während derſelben Vegetationsperiode auch 16 ed wegen ihres Blätterreichthums deſſen eigentliches Aſſimilationsorgan. Die Kurzzweige können als verkümmerte Langzweige aufgefaßt werden. Sie werden durch die Langzweige ernährt, ſterben, wenn dies aufhört, ab und werden dann abgeworfen. Eine ausſchließliche Entwickelung von Kurz— zweigen führt auch das Abſterben der mehrjährigen Langzweige, welche jene Kurzzweige hervorgebracht haben, herbei. Daher wird durch überwiegende Entwickelung von Kurzzweigen das Abſterben der Baumkrone, mithin des Baumes ſelbſt, eingeleitet. Eine Ausnahme davon machen die eben be— ſprochenen Kurztriebe (Nadelpaare und Nadelbüſchel) der Kiefern und Lärchen, ſowie diejenigen der Sauerdorne, indem die Kurztriebe der Kiefer ausſchließ— lich, diejenigen der Lärchen und Sauerdorne wenigſtens die meiſten echten Laubblätter entwickeln. Abgeſehen von dieſen und andern rein vegetativen Kurzzweigen haben letztere im Allgemeinen die Aufgabe, der Fortpflanzung zu dienen, aber nicht alle kommen dazu, Blüten zu entwickeln. Nach der Fruchtentwickelung pflegen ſie abzuſterben. Aber auch ſterile Kurzzweige, welche jährlich mit einer Endknospe abſchließen, ſterben nach Verlauf einiger Jahre ab, falls ihre Endknospe nicht (infolge reichlicher Nahrungszufuhr) in einen Langtrieb auswächſt. Dergleichen Kurzzweige gliedern ſich nicht ſelten von der Mutterachſe ab, bevor ſie vertrocknen und werden dann mit voller Belaubung abgeworfen (ſogenannte „Abſprünge“ der Bäume, wie ſolche bei Eichen, Pappeln, Prunus Padus u. a. vorkommen). Das Längen— wachsthum der Verjüngungstriebe iſt entweder begrenzt oder unbegrenzt, begrenzt, wenn fie mit einer Endknospe oder (wie bei Rhamnus cathartica und Hippopha& rhamnoides) mit einem Dorn abſchließen, unbegrenzt, wenn ſie den ganzen Sommer und Herbſt hindurch ſich zu verlängern fort— fahren, bis im Spätherbſt oder ſchon früher ihre Spitze, ſei es infolge äußerer Einwirkungen (Froſt) oder des Aufhörens des Nahrungszufluſſes, abſtirbt (z. B. bei den Weiden, Erlen, Sauerdornen, Linden u. a.). Die mit einer Endknospe abſchließenden Verjüngungstriebe können natürlich in der nächſtfolgenden Vegetationsperiode in derſelben Richtung ſich verlängern. Häufig erſcheinen Verjüngungstriebe als eine anticipirte Sproßbildung, x Langtriebe (3. B. die fait ausſchließlich männliche Blüten tragenden Fortpflanzungs- zweige der Lärchen). Zu den ſecundären Verjüngungstrieben ſcheinen mir aber auch die Johannistriebe gerechnet werden zu müſſen. Echte Kurzzweige entſtehen aus Achſelknospen von Langzweigen und haben die Beſtimmung, Blüten zu erzeugen. Sie ſind entweder monokarpiſch oder polykarpiſch, d. h. tragen entweder nur einmal, oder mehrere Male (mehrere Jahre hintereinander) Blüten, worauf ſie abſterben. Falſche Kurzzweige ſind kürzere und ſchwächere Langzweige, welche hauptſächlich echte Kurzzweige erzeugen oder nur Blüten, wenn echte Kurzzweige fehlen. Falſche Verjüngungszweige ſind eine Mittelform zwiſchen falſchen Kurzzweigen und echten Verjüngungszweigen, welche A. nur bei Prunus japonica beobachtet hat. ee indem fie ſich, end- wie achſelſtändige, ein Jahr zu früh aus den Knospen entwickeln. Dergleichen anticipirte Sproſſe ſind die ſchon erwähnten Johannistriebe, welche aus End- oder Achſelknospen der diesjährigen (im Frühling entſtandenen) Langtriebe noch während derſelben Vegetations— periode hervorgehen, theils infolge reichlicher Nahrung (bei Stockausſchlägen) theils bedingt durch innere, unbekannte Urſachen (3. B. bei Erlen und Eichen, wo alljährlich auch an älteren Bäumen dergleichen Sommerſproſſe entwickelt werden). Aber auch Kurztriebe können anticipirt werden, indem ſie ſich in derſelben Vegetationsperiode entfalten, wo die Knospen ent— ſtehen, denen ſie ihren Urſprung verdanken. Dergleichen Kurztriebe kommen z. B. bei Cornus mascula und Acer platanoides vor. Auch die Nadel— paare und Nadelbüſchel der Kiefern ſind anticipirte Kurztriebe, da ſie aus Querſchnitt eines Eichentriebes. m Mark. h Holz. e Bambinmenlinder. b Baſtſchicht in der Rinde. r Rinde. 0 Rindenhaut. dem Mutterſproß gleichzeitig in deſſen Blattachſeln ſich bilden. Desgleichen müſſen als anticipirte Bildungen die aus Achſelknospen entſtehenden Dornen (Dornzweige) von Hippophaé und Crataegus betrachtet werden, welche anfangs einige Schuppenblätter, aber weder Blüten noch Knospen hervor— treiben und ſchon in derſelben Vegetationsperiode mit einer harten (ver— holzten) Spitze abſchließen. Von Wichtigkeit für die Unterſcheidung der Laubhölzer, beſonders im blattloſen Zuſtande, iſt auch die Oberflächengeſtalt und der innere Bau der Laubſproſſe. Bezüglich der erſteren Eigenſchaft iſt beſonders auf die Rinden- oder Kork— höckerchen (lenticellae) aufmerkſam zu machen, welche bei allen Laubhölzern im zweiten, oft ſchon im erſten Lebensjahre der Sproſſe zur Entwickelung gelangen und je nach ihrer Häufigkeit, Größe und Form das Anſehen der Zweige weſentlich ver— Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 2 „„ ee ändern. Sie erſcheinen als kleine rundliche oder längliche Erhabenheiten von weiß— licher oder rothgelber Farbe auf der glatten Rinde der Zweige (VII, bei 1, 2, 3). Ferner ſind die Zweige bald rund, bald kantig, zweiſchneidig, zuſammengedrückt (VI, 3), kahl oder behaart, borſtig, drüſig, ſtachlig u. ſ. w. In Betreff des inneren Baues erſcheint jeder Sproß gleich dem Stamme bei allen gymnoſpermen und dikotylen Holzgewächſen aus Rinde, Holzkörper und Mark zuſammengeſetzt; unter den einzelnen Gehölzen findet aber eine große Verſchiedenheit ſtatt, hinſichtlich der Weite und Form des Markkörpers, des Vorhandenſeins deutlich ſichtbarer oder nicht erkennbarer Mark— ſtrahlen im Holzeylinder und der Zuſammenſetzung und Bildung der Rinde. Der Markkörper (medulla) erſcheint im Querſchnitt betrachtet am häufigſten rund, kommt Fig. XI. da Querſchnitt eines Korkrüſterzweigs. aaaaaa ſechs Korkwülſte. b die Rinde. e das Holz. dA das Mark. aber auch zuſammengedrückt (VI. 3 mm), dreieckig, viereckig, fünfeckig (VII, 3) oder gar als fünfſtrahliger Stern vor (3. B. bei den Eichen Fig. J). Der Holzcylinder iſt bald von ſehr deutlichen Markſtrahlen durchſetzt, wie bei den Eichen, bald ſind ſolche wenigſtens mit unbewaffnetem Auge nicht zu erkennen. Zwiſchen Holz und Rinde befindet ſich der Cambiumcylinder (cambium), welcher gewöhnlich ſehr ſchmal, bisweilen aber, z. B. in kräftigen Eichenſproſſen, auch recht breit iſt (X. c). Die Rinde (cortex) beſteht aus der inneren oder Baſtſchicht (X. b) und der mittleren oder eigentlichen Rindenſchicht, welche wegen der meiſt grünlichen, oft lebhaft gras— grünen Färbung als „Grünſchicht“ bezeichnet zu werden pflegt (X. 1). Ueber der— ſelben liegt die Oberhaut (epidermis. X, 0). welche ſchließlich durch Korkentwickelung zunächſt Lenticellenbildung) zerſtört wird. Der entſtehende Kork uber) bildet an 19 älteren Zweigen gewöhnlich eine gleichmäßig ſtarke Schicht; ſelten erſcheint er nur ſtreifenweis entwickelt, in Form von Leiſten (z. B. an den vierkantigen Zweigen und Aeſten von Evonymus europaeus) oder von Flügeln (Korkwülſten), wie bisweilen an den Aeſten des Feldahorns (Acer campestre) und namentlich an denjenigen des Kork rüſters (Ulmus campestris suberosa), wo ſolche ſehr ſtarke Korkflügel niemals fehlen (Fig. XD. 4. Stamm und Aeſte. Kronenbildung. Der Stamm der Wald— bäume erhält eine verſchiedene Form, jenachdem der Baum im „freien Stande“ oder im „Schluſſe“, d. h. umgeben von andern Bäumen erwachſen iſt. Im erſten Falle wird der Stamm ſich mehr der Form eines ſtark ver— längerten Kegels, im zweiten mehr derjenigen einer Walze nähern. Dazu kommt, daß die Stämme freiſtehender Bäume eine viel tiefer hinab, ja bisweilen bis an den Boden reichende Beaſtung haben, während bei im Schluſſe ſtehenden die Aſtkrone hochangeſetzt und klein erſcheint. Die Urſachen dieſer Verſchiedenheit zu erörtern gehört nicht hierher. Bei im Schluſſe erwachſenen Bäumen iſt der „Schaftwuchs“ (Schaft nennen die Forſtleute bekanntlich einen ſchlanken aſtloſen Stamm) überwiegend, bei im freien Stande befindlichen dagegen, wenigſtens gewöhnlich, der „Kronenwuchs.“ Von weſentlichem Einfluß auf die Entwicklung des Stammes und der Krone iſt ferner das Alter. Junge Bäume faſt aller Holzarten haben in der Regel einen aushaltenden Stamm, d. h. letzterer reicht bis zum Wipfel und endet hier (im „Herztrieb“) mit einer Knospe, durch die er ſich weiter verlängern kann. Im Alter zeigen einen aushaltenden Stamm verhältnißmäßig nur wenige Holzarten, ſo unter den Nadelhölzern nament— lich die Fichten- und Tannenarten, unter den Laubhölzern etwa die Buche und die Linde. Aber ſelbſt bei dieſen Laubholzarten hält es im Alter ſchwer, einen einzigen Wipfeltrieb herauszufinden. Bei der Mehrzahl der Laubhölzer ſowie bei vielen Nadelhölzern (3. B. den meiſten Kieferarten) geht mit zunehmendem Alter der Herztrieb verloren und erſcheint dann im Alter der Stamm in zwei bis viele ziemlich gleichſtarke Hauptäſte getheilt, die ſich in ähnlicher Weiſe wieder zertheilen. Eine Gabeltheilung iſt namentlich bei manchen Laubholzarten (z. B. Buchen und Eſchen) häuſig. Die Form der Krone (coma) wird bedingt theils durch die Stellung der Aeſte und Zweige (ob dieſelben gegen- oder quirlſtändig oder wechſelſtändig, und zwar zweizeilig oder ſpiralig, oder unregelmäßig, zerſtreut angeordnet ſind), theils durch deren Richtung (ob aufrecht, abſtehend, horizontal oder hängend), Länge und Verzweigungsweiſe. Beſonders maßgebend für den Aufbau der Krone iſt der Umſtand, ob die Aeſte monopodiale oder ſympodiale Achſenſyſteme ſind, mit anderen Worten, ob die Verzweigungsweiſe der Krone eine traubige (botrytiſche) oder trugdoldige (eymöſe) iſt (ſ. unten. 2 * 275 Blütenſtand). Im erſten Falle erſcheinen die Haupt- und Nebenäſte in acropetaler Folge entwickelt, im zweiten bilden ſich wiederholte Gabeltheilungen, indem die Endknospe eines jeden Sproſſes entweder eine Blüte (beziehent- lich einen Blütenſtand) entwickelt oder regelmäßig verkümmert, worauf unter dem Sproßende zwei gegenſtändige Seitenſproſſe entſtehen, welche ſich ebenſo verhalten, wie ihr Mutterſproß. In ausgezeichneter Weiſe zeigt eine ſolche ſympodiale Verzweigung die Miſtel (Viscum album); wir finden fie aber auch bei den Ahornarten und anderen Bäumen mit gegen— ſtändigen Zweigen und endſtändigen Blüten, wo ſie natürlich erſt nach dem Eintritt der Mannbarkeit zur Ausbildung gelangt. Mit zunehmendem Alter ändert ſich die Form der Krone mehr und mehr, ſei es infolge ungleich— mäßiger Verlängerung und Verzweigungsweiſe, ſei es durch Ueberhandnehmen der Kurzzweige, jet es durch den „Reinigungsprozeß“, d. h. das Abgeworfen— werden der abgejtorbenen Aeſte und Zweige. Für die Entwicklung und Form der Krone iſt endlich die Wirkung des Lichtes (Randbäume z. B. haben einſeitig ausgebildete Kronen), Sturmes, Froſtes und Schneedrucks von großem Einfluß. Stämme und Aeſte zeigen bei normalem Wuchs einen kreisrunden oder der Kreisfigur ſich wenigſtens nähernden runden Querſchnitt; ſeltener ſind beide „ſpannrückig“ oder „kluftig“, d. h. der Länge nach mit vortretenden Wülſten und einſpringenden Furchen, einer canellirten Säule ähnlich, verſehen (z. B. bei frei oder an Beſtandesrändern ſtehenden Hornbäumen, Carpinus Betulus). Dieſe Spannrückigkeit hängt gewöhnlich mit einer Drehung des Stammes um ſeine eigene Achſe zuſammen. Sogenannter „Drehwuchs“ kommt bei vielen Bäumen als eine abnorme Er— ſcheinung vor, am häufigſten bei der gemeinen Kiefer, beim Hornbaum und bei der Roßkaſtanie ). Von beſonderer Wichtigkeit für die Unterſcheidung der Holzarten iſt die Beſchaffenheit der Rinde an Stämmen und Aeſten. (Vgl. oben S. 18). Dieſe iſt in der Jugend ſtets glatt, aber nur bei wenigen Holzgewächſen, insbeſondre Bäumen, behält ſie dieſe Eigenſchaft bis in das ſpäteſte Alter der Pflanze (3. B. bei der Rothbuche und bei der Weißerle)h. In der Regel bildet ſich die Rinde nach einer Reihe von Jahren allmälig infolge von ſtellenweiſer Korkentwickelung in ihren innern Gewebſchichten in eine ſogenannte Borke (rhytidoma) um, d. h. bekommt Riſſe, durch welche fie in Portionen abgetheilt wird, die allmälig von außen her abſterben und dann entweder in Form von dünneren oder dickeren Stücken (Borkenſchuppen) abgeworfen werden oder ſich in langen faſrigen Streifen abtrennen (Faſer— Vgl. über Stamm- und Kronenbildung: Roßmäßler, Der Wald. 3. Aufl. (1881), S. 214 ff. (Architectur der Waldbäume), Nördlinger, Deutſche Forſtbotanik, J, (1874), S. 136 ff. Entwickelung des Baumes). 21 borke), oder auch feſt an der innern noch lebensthätigen Rinde haften bleiben (Dauerborke). Die Borke reißt entweder nur in der Längenrichtung des Stammes auf (it längsriſſig) oder nur der Quere nach (it querriſſig), oder in beiden Richtungen. Im letztern Falle erſcheint ſie häufig in tafelförmige Stücken zertheilt (Tafelborfe, z. B. bei der Fichte und dem Bergahorn). Bei gleichmäßiger Korkentwickelung in den Zellen der Oberhaut und der darunter liegenden Zellſchichten der Rinde wird eine den ganzen Stamm oder Aſt umſchließende Korkrinde (periderma) gebildet, welche dann ge— wöhnlich eine glatte Oberfläche beſitzt, (Lederkork, Korkhaut, z. B. bei der Rothbuche, Weißbirke, Weißerle, den Kirſchbäumen), ſeltener, bei beträcht— licher Verdickung, ebenfalls Riſſe und eine unebene Oberfläche bekommt (bei der Korkrüſter, der türkiſchen Haſel, der Korkeiche u. a.). Nicht ſelten wird das Periderma durch ſpätere Korkentwickelung wieder zerſtört (3. B. an alten Stämmen der Weißbirke). Genaueres über die Rindenbildung kann erſt bei der Schilderung der einzelnen Holzarten gegeben werden.“) 5. Blätter. Die Blattgebilde der Pflanzen dienen theils dem Er— nährungs- und Aſſimilationsprozeſſe, theils der Fortpflanzung, theils ſpielen ſie bloß die Rolle von Schutzorganen. Blätter der erſten Kategorie werden eigentliche Blätter, Vegetationsblätter oder Laubblätter genannt, diejenigen der zweiten Kategorie zerfallen in Staub- und Fruchtblätter, helfen alſo die Blüten und Früchte bilden, zu den Blättern der dritten Kategorie endlich gehören viele Nieder-, Hoch- oder Deckblätter, ſowie alle Blütenhüllblätter (Kelch, Blumenkrone, Perigon), zum Theil auch die Nebenblätter. Wir haben es hier nur mit den Laub-, Nieder- und Nebenblättern zu thun, da die Hochblätter, welche ſich in der Nähe von Blüten oder an Blütenſtänden befinden, am paſſendſten gleichzeitig mit den Blüten beſprochen werden. Die Laubblätter (folia) der Holzgewächſe ſind entweder einfache (f. simplicia) oder zuſammengeſetzte (fk. composita). Unter einem einfachen Blatt verſteht man bekanntlich ein ſolches, deſſen Stiel, petiolus, (wenn überhaupt vorhanden, denn viele Blätter ſind ſtiellos oder ſitzend, f. sessilia) eine einzige Blattſcheibe oder Blattſpreite (limbus, lamina folii) trägt, mit welcher er innig verwachſen iſt, während zuſammengeſetzt ſolche Blätter genannt werden, deren Stiel mehrere Blattſcheiben (ſelten eine einzige, z. B. bei den Orangenbäumen) trägt, welche durch eine Gliederung Eine eingehende Schilderung der Entwickelungsweiſe und des anatomiſchen Baues der Rinde, des Korkes und der Borke gehört weder hierher, noch erlaubt dies der dem Werke geſtattete Raum. Wer ſich darüber unterrichten will, vergl. die be treffenden Abſchnitte in Roßmäßler's Wald, Nördlinger's Deutſcher Forſtbotanik, Döbner's Botanik für Forſtmänner, herausgegeben von Nobbe, Sachs's Lehrbuch der Botanik oder andere neue Lehr- und Handbücher der wiſſenſchaftlichen Botanik. 22° — (Articulation) mit ihm mehr oder weniger beweglich verbunden (auf dem Blattſtiel, der auch gemeinſchaftlicher, petiolus communis, genannt wird, „eingelenkt“) und oft mit beſondern Stielen (Blättchenſtielen, petioluli) ver— ſehen ſind, die dann mit dem Hauptblattſtiel durch Articulation verbunden erſcheinen. Je nach der Anordnung der einzelnen Blattſcheiben der Blättchen (foliola) an dem gemeinſchaftlichen Blattſtiel unterſcheidet man gefiederte Blätter (k. pinnata, z. B. bei der Eſche, Ebereſche, Robinie und dem Wallnußbaum), gedreite oder dreizählige (f. ternata, z. B. bei dem Gold— regen, Cytisus Laburnum) und gefingerte (f. digitata, z. B. bei der Roß⸗ kaſtanieß. Wenn bei dem dreizähligen Blatt die beiden ſeitlichen Blättchen liefer an dem gemeinſchaftlichen Stiele eingelenkt ſind, als das mittel— ſtändige (endftändige), jo muß man dieſe Blattform als die einfachſte Form des unpaarig-gefiederten Blattes betrachten: gefiedert dreizähliges Blatt (z. B. bei Ononis). Mit den gefiederten und gefingerten Blättern dürfen die fiederſchnittigen (k. pinnatisecta) und finger- oder handſchnittigen (f. palmatisecta) nicht verwechſelt werden, einfache mit fieder- oder finger— förmiger Nervation verſehene Blätter, deren Spreite bis auf die Mittelrippe oder bis zu ihrem Anheftungspunkte an dem Blattſtiele in blättchenförmige Lappen oder Zipfel getheilt iſt. Bei den europäiſchen Holzgewächſen kommen dergleichen Blätter kaum vor, wohl aber bei vielen krautartigen Pflanzen und bei manchen außereuropäiſchen Holzgewächſen (3. B. hand— ſchnittige beim wilden Wein, Ampelopsis hederacea). Ziemlich häufig dagegen ſind bei europäiſchen Laubhölzern fiedertheilige und fiederſpaltige (f. pinnatipartita, pinnatifida), handtheilige und handſpaltige (f. palmati- partita, palmatifida) Blätterformen, wo die Blattſcheibe vom Rande aus nur ein Stück oder bis über die Hälfte der Mittelrippe oder nach der Baſis zu fieder- oder handförmig zertheilt erſcheint. So hat z. B. der Weißdorn (Crataegus Oxyacantha) fiedertheilige, der Spitzahorn (Acer platanoides) handtheilige Blätter. Die ſonſtigen zahlloſen Formen der einfachen Blätter, ſowie der Blättchen der zuſammengeſetzten der Holz— gewächſe Deutſchlands und Oeſterreichs können hier unmöglich geſchildert werden). Die größte Mannigfaltigkeit der Blattform zeigen die dikotylen, die geringſte die gymnoſpermen Holzgewächſe. Letztere beſitzen immer ein— fache ganze und meiſt auch ganzrandige Blätter. Bezüglich des innern Baues der Blätter ſei hier nur auf den Verlauf der Gefäßbündel oder der ſogenannten Blattnerven (nervi) und Blatt— adern (venae) aufmerkſam gemacht, da die Aderung oder Nervation Vollkommen naturgetreue, nämlich durch Naturdruck hergeſtellte Abbildungen der Blätter aller in dieſer Flora geſchilderten Holzgewächſe Deutſchlands und Oeſterreichs finden ſich in dem großen Werke von Pokorny, Oeſterreichs Holzpflanzen. Wien, 1864. 23 (nervatio) der Blätter vorzügliche Merkmale für die Unterſcheidung ganzer Gruppen wie der einzelnen Arten der Holzgewächſe abgiebt. Fiedernervig (f. penninerve) nennt man ein von einem Mittelnerv (Mittelrippe, costa media), der unmittelbaren Verlängerung des Stieles durchzogenes Blatt, deſſen beide Hälften parallele, gerade oder gekrümmte Seitennerven beſitzen, welche unter ſpitzem oder rechtem Winkel von der Mittelrippe gegen den Rand verlaufen und, wo dieſer geſägt, gekerbt, gezähnt iſt, in den Spitzen dieſer Einſchnitte zu endigen pflegen (3. B. bei den Rüſtern, der Edelkaſtanie, Rothbuche, Weißbuche u. a. m.). In ganzrandigen fiedernervigen Blättern, namentlich ſolchen von mehrjähriger Dauer ſind die Seitennerven nicht ſelten durch bogig verlaufende dem Rande parallele Nerven (Randnerven, n. margi- nales) verbunden (3. B. bei Rhamnus Alaternus). Handnervig (f. palmi- nerve) heißt ein im Umriß rundliches, herzförmiges oder herzeiförmiges Blatt, welches von 3 — 7 oder mehr divergirenden Hauptnerven durchzogen iſt, die von der Inſertionsſtelle des Stieles entſpringen und ſich gewöhnlich fiedernervig verzweigen (z. B. bei den Ahornen, beim Weinſtock). Parallel- nervig (k. parallelinervia) werden längliche oder lineale Blätter genannt, welche von mehreren gleichſtarken Nerven der Länge nach durchzogen ſind (3. B. bei Viscum album). Verlaufen die ſeitlichen Nerven in Bogenlinien, wie dies bei breiterm parallelnervigen Blättern der Fall zu ſein pflegt, ſo heißt das Blatt krummnervig (k. curvinerve, z. B. die Phyllokladien von Ruscus Hypoglossum und R. Hypophyllum). Die Zwiſchenräume zwiſchen den Nerven ſind immer von einem feinmaſchigen Adernetz erfüllt, welches ebenfalls ſehr verſchiedene und für jedes Holzgewächs conſtante Formen zeigt. Niederblätter kommen bei den Holzgewächſen viel weniger vor, als bei den mit Rhizomen, Knollen und Zwiebeln verſehenen Kräutern. Als Niederblätter können bei den gymnoſpermen unde dikotylen Holzpflanzen blos die Deckſchuppen der Winterknospen betrachtet werden. Bei den wenigen monokotylen Holzgewächſen unſeres Florengebiets werden einige wirkliche Niederblätter an dem ſich aus der Plumula entwickelnden erſten Sproße gefunden. Nebenblätter (stipulae) kommen in der Regel zu zwei, je eins zu jeder Seite der Inſertionsſtelle des Laubblattes, vor, fehlen aber auch ſehr vieler Pflanzen. Sie find entweder ſelbſtändige Blattgebilde und dann ſtets an den Sproß befeſtigt, achſenſtändig (stip. caulinares), in welchem Falle ſie gewöhnlich bald nach der Entfaltung des Laubblattes abfallen (z. B. bei den Rüſtern, Hornbäumen, Haſelſträuchern u. g.), oder bloße Ausbreitungen der Blattſtielbaſis des Laubblattes und dann an den Stiel des Laubblattes angewachſen, blattſtielſtändig (stip. petiolares), wo an fie erhalten bleiben, jo lange das Laubblatt lebt (z. B. bei den Roſen). Beide Kategorien von Nebenblättern können die Rolle von Schutzorganen der Laubblätter ſpielen, wenn ſie ſich nämlich raſcher als das zu ihnen ge— hörige Laubblatt entwickeln, daher zur Zeit, wo dieſes noch in der Ent— wicklung befindlich oder noch zuſammengefaltet iſt, größer ſind, als das Laub— blatt und dieſes vollſtändig zwiſchen ſich einſchließen oder umhüllen (z. B. die Nebenblätter der Roſen). Bei manchen Holzarten vertreten Neben— blätter die Stelle der fehlenden Knospen-Deckſchuppen, z. B. bei den Erlen, bei deren Knospenentfaltung man ſehen kann, daß die vermeintlichen Deck— ſchuppen die Nebenblätter der unterſten (äußerſten und älteſten) Laubblätter ſind. Auch bei der Rothbuche, Linde und dem Hornbaum ſind die inneren, den obern Theil der Knospe umhüllenden Deckſchuppen Nebenblätter der an der Knospenachſe ſtehenden Laubblätter. Auch in dieſen Fällen dienen die Nebenblätter als Schutzorgane. Bei der falſchen Akazie (Robinia Pseudacacia) erſcheinen die Nebenblätter in holzige Stacheln, Stipular— dornen (spinae stipulares), bei der monokotylen Gattung Smilax dagegen in Wickelranken (eirrhi stipulares) umgewandelt. 6. Blüten. Jede Blüte kann man als einen metamorphoſirten Sproß betrachten, denn eine jede beſteht aus einer unentwickelten meiſt ſehr ver— kürzten Achſe (Blütenachſe, Blütenboden, torus, thalamus) und aus Kreiſen von eigenthümlich geſtalteten und beſtimmten phyſiologiſchen Functionen an— gepaßten (metamorphoſirten) Blättern, welche meiſt dieſer Achſe eingefügt reſp. mit derſelben verwachſen ſind. Eine vollſtändige Blüte (flos completus), läßt vier Kreiſe metamorphoſirter Blätter erkennen: den Kelch (calyx), die Blumenkrone (corolla), die Staubgefäße oder Staubblätter (Stamina) und die Fruchtblätter (folia carpellaria, carpella). Kelch und Blumenkrone bilden zuſammen die Blütenhüllen, Staub- und Fruchtblätter den Geſchlechtsapparat. Iſt blos eine einfache Blütenhülle entwickelt, ſo wird dieſe Perigon (perigonium) genannt (z.B. beim Kellerhals, Fig. XII. 8, 9). Die Fruchtblätter ſind entweder zu einem einzigen Stempel (pistillum) vereint oder bilden ebenſoviele Einzelſtempel, als ihre eigene Zahl beträgt. So enthält z. B. eine Roſenblüte viele Einzelſtempel, von denen ein jeder aus einem Carpellarblatt beſteht (Fig. XII, 3, p), dagegen die Blüte des Sonnenröschen und des Kellerhalſes nur einen Stempel (XII, 1, 9, p). Unvollſtändig (los incompletus) wird die Blüte genannt, wenn irgend einer der vier Blattkreiſe fehlt (3. B. die weibliche Blüte des Wallnuß— baums, XII, 6). Fehlt der Kreis der Fruchtblätter, ſo iſt die Blüte zu— gleich unvollkommen (los imperfectus), weil ſie dann keine Frucht, folglich auch keinen Samen zu erzeugen vermag. Dagegen kann eine Blüte, in welcher die Staubgefäße fehlen aber Stempel enthalten ſind, wenn letztere 25 durch Uebertragung von Pollen anderer Blüten befruchtet werden, ſehr wohl keimfähigen Samen hervorbringen. Staubblattblüten heißen männliche (flores masculi), Stempelblüten weibliche (fl. feminei), Blüten, denen Staubblätter und Stempel fehlen, geſchlechtsloſe (fl. neutri) ſolche mit Staubblättern und Stempeln Zwitterblüten (fl. hermaphroditi). Ein— geſchlechtige Blüten (fl. unisexuales, diclines) oder Blüten getrennten Geſchlechts (d. h. männliche und weibliche) haben z. B. alle Nadelhölzer und ſehr viele Laubhölzer (Eichen, Birken, Weiden u. a.), Zwitterblüten die Aepfel-, Birnen-, Pflaumen- und Kirſchbäume, die Linden u. a. m. Eins häuſige Gewächſe (pl. monoicae) nannte Linné ſolche mit eingeſchlechtigen Blüten, deren Individuen männliche und weibliche zugleich tragen (z. B. die Birken, Erlen, Eichen, Haſeln), zweihäuſige (pl. dioicae) ſolche, wo ein Individuum blos männliche, ein anderes blos weibliche Blüten hervor— zubringen vermag, jede Art alſo aus männlichen und weiblichen Individuen beſteht (3. B. die Weiden und Pappeln), polygamiſche (pl. polygamae) ſolche, wo neben Zwitterblüten auch eingeſchlechtige auf einem Individuum vorkommen (z. B. bei den Eſchen, Ulmen und Ahornen). Sehr wichtige Merkmale bietet der Bau der Blüten dar, zunächſt die durch die verſchiedenartige Bildung der Blütenachſe bedingte Stellung der Staubgefäße und Blütenhüllen (Kelch, Blumenkrone, Perigon). Unterweibig oder hypogyniſch heißen dieſe Blattkreiſe, wenn dieſelben unterhalb des oder der Stempel an einer walzen-, kegel- oder ſcheibenförmigen Blüten— achſe ſtehen, wo dann der oder die Stempel oberſtändig (pistilla supera) ſind, z. B. beim Sonnenröschen (XII. 1). Umweibig oder perigyniſch ſind dieſe Blattkreiſe geſtellt, wenn die Blütenachſe als eine ebene oder concave Fläche entwickelt iſt, in deren Mitte, oder als ein hohler Körper, in deſſen Grunde ein oder mehrere Stempel ſich befinden (z. B. bei der Roſe, XII., 3 und bei der Kirſchblüte, XIII, I). Aufweibig oder epigyniſch nennt man die Staub- und Blütenhüllblätter, wenn dieſelben auf dem obern Rande einer hohlen Blütenachſe ſtehen, welche einen mit ihr innig ver— wachſenen Fruchtknoten umſchließt, der deshalb unterhalb der Blütenhüllen, als unterſtändiger Fruchtknoten (ovarium inferum) erſcheint (3. B. beim Pfeifenſtrauch, Fig. XII, 2, Hartriegel, XII, 4, 5, dem Wallnußbaum, XII, 6, 7). Die Blütenhüllen beſtehen entweder aus mehreren getrennten oder unter ſich verwachſenen Blättern (getrennt- oder mehrblättrige und verwachſen- oder ganzblättrige Kelche, Blumenkronen, Perigone: calyces dialy- und gamosepali, corollae dialy- und gamopetalae, peri- gonia pleio- und gamophylla). Bei Blüten mit verwachſenblättriger Blumenkrone oder Perigon ſind die Staubgefäße oft an der Innenwandung der Hülle eingefügt (3. B. beim Kellerhals, XII, 9). Die Blütenhüllen u können deutlich entwickelt oder nur rudimentär ſein (z. B. der Kelch beim Hartriegel XII, 5, k, und bei der weiblichen Blüte des Wallnußbaumes XII, 6, 7, K). Nackt (fl. nudi) heißen die Blüten, wenn ihnen jegliche Hülle fehlt. Dergleichen Blüten beſitzen z. B. die Nadelhölzer (ſ. Coniferen). Regelmäßig (regulares) werden die Blütenhüllen (und die ganzen Blüten) genannt, wenn die Glieder der einzelnen Blattkreiſe von gleicher Form und Größe ſind (3 B. bei den Roſen, Linden, Ahornen), und ſich daher die Blüte ſenkrecht in ebenſoviele gleichgroße und gleichgeformte Stücke theilen läßt, als z. B. Blumenblätter oder Blumenkronenzipfel vorhanden ſind (mehrfach ſymmetriſche oder „actinomorphe“ Blüten), unregelmäßig (irregulares), wenn dies nicht der Fall iſt (z. B. bei der Robinie und andern Schmetterlingsblütlern) und die Blüte ſich nur in einer Richtung in 2 gleichgroße und gleichgeformte Hälften theilen läßt (einfach ſymmetriſche oder „zygomorphe“ Blüten). Die Staubblätter oder Staubgefäße, welche zuſammen den männlichen Geſchlechtsapparat (androceum) der Blüte bilden, zerfallen in den Träger oder Staubfaden (filamentum) und den Staubbeutel (anthera), welcher den befruchtenden Blütenſtaub (pollen) enthält, meist zwei, ſelten vierfächrig iſt und ſich bald durch Längsſpalten, bald durch Löcherbildung, bald mit Klappen (nur bei Berberis, ſ. dieſe Gattung) öffnet, um den Pollen zu verſtäuben. Letzterer beſteht bei allen Holzgewächſen unſeres Florengebiets, mit Ausnahme der wenigen, im äußerſten Süden auftretenden Asclepiadeen-Sträucher) aus iſolirten Zellen (Pollenkörner, granula pollinis) von ſehr verſchiedener Geſtaltung. Die Filamente fehlen oft; die verſchieden geformten Staubbeutel ſind bisweilen mit eigenthümlichen Anhängſeln verſehen (z. B. bei der Heidel- oder Schwarzbeere, Fig. XIII, 2 a), entweder dem Träger angewachſen, der dann gewöhnlich als ein Mittelband (connectivum) zwiſchen den beiden Antherenhälften hindurch— geht, oder deſſen Spitze gleich einer Magnetnadel aufliegend und mit ihr beweglich verbunden (antherae incumbentes, versatiles). Die Staub- fäden find entweder von einander getrennt, frei (Stamina libera), oder ihre Filamente in einen Cylinder oder Kranz verwachſen (einbrüdrige Staubgefäße, Stam. monadelpha) oder in 2 Bündel (zweibrüdrige, stam. diadelpha) oder in 3 oder mehr Bündel (vielbrüdrige, stam. polyadelpha) geſchieden und in jedem derſelben unter ſich verwachſen. Nur wenige, im ſüdlichſten Theil unſeres Florengebiets vorkommende Sträucher und Halbſträucher aus der Familie der Compoſiten haben in einen Cylinder verwachſene Staubbeutel (Stam. synantherea), während die Filamente frei ſind. Eine von der gewöhnlichen Form ſehr abweichende, eigenthümliche beſitzen die Staubblätter der Coniferen (j. dieſe). Bau der Blüten. 1. Blüte von Helianthemum vulgare, 2. von Philadelphus coronarius, 3. von Rosa canina, alle drei im Längsdurchſchnitt, vergr.; 4. Blüte von Cornus sanguinea, 5. untere Hälfte derſelben im Längsdurchſchnitt, vergr.; 6. weibliche Blüte von Juglans regia, 7. dieſelbe im Längsſchnitt, vergr.; 8. Blüte von Daphne Mezereum, 9. im Längs— ſchnitt, vergr. In allen Figuren bedeuten: k Kelch, b! Blumenkronenblätter, st Staub⸗ gefäße, p Piſtill, k Fruchtknoten, ©. Griffel, n Narbe, t Torus oder Blütenachſe, sk Samenknospe, e Embryo, pl Placenta oder Samenknospenträger, d Discus oder Scheibe. N 5 Die Stempel (pistilla) oder der weibliche Geſchlechtsapparat (gynae- ceum) beſtehen wenigſtens aus einem Fruchtknoten (ovarium, germen) und aus einer oder mehrern auf demſelben befindlichen Narben (stigma, stigmata); oft kommt noch ein Griffel (stylus) hinzu, welcher dann eine oder mehrere Narben an ſeiner Spitze zu tragen pflegt (Fig. XII. 2, 4, f. g). Ein oberſtändiger Stempel iſt immer ein reines Blattgebilde, d. h. beſteht aus einem einzigen zuſammengeſchlagenen oder aus mehrern an einander gefügten oder auch zuſammengeſchlagenen und unter einander verwachſenen Fruchtblättern, deren verlängerte Spitzen den oder die Griffel und Narben bilden. Ein von einem einzigen Fruchtblatt gebildeter Stempel (einfacher Blattſtempel) beſitzt immer einen einfächrigen Fruchtknoten (ovar. unilo— culare), während bei aus 2 bis vielen Fruchtblättern zuſammengeſetzten Blattſtempeln der Fruchtknoten zwei- bis vielfächrig (oy. bi-, tri-, multi- loculare) ſein kann. Er kann aber auch dann nur einfächrig ſein, wenn nämlich die Fruchtblätter nicht zuſammengekrümmt ſind, ſondern nur an ihren Rändern aneinander ſtoßen. Der unterſtändige Fruchtknoten wird zum größten Theil immer von der die Fruchtblätter umſchließenden und mit dieſen verſchmolzenen hohlen Blütenachſe gebildet; nur die in die Blüte hineinragende Decke nebſt Griffeln und Narben beſteht aus dem obern Theil der in die Blütenachſe eingewachſenen Fruchtblätter (XII. 5, f, &; 7, f. n). Ein unterſtändiger Fruchtknoten kann ebenfalls ein- oder mehrfächrig ſein. Die Fächer (locula) des Fruchtknotens werden durch meiſt verticale, ſelten horizontale Scheidewände (dissepimenta) getrennt. Letztere werden echte (d. vera, gennina) genannt, wenn ſie aus den an— einander liegenden Lamellen einwärtsgeſchlagener Fruchtblätter beſtehen und folglich doppelhäutig ſind, dagegen falſche (d. spuria), wenn ſie als ein— fache Zellgewebelamellen erſcheinen, die aus der Innenwandung oder aus dem Grunde der Fruchtknotenhöhle hervorgewachſen ſind und dann gewöhn— lich die Rolle von Samenträgern (ſ. unten) ſpielen. Durch ſolche falſche Scheidewände kann auch ein an und für ſich einfächriger Fruchtknoten in mehrere Fächer abgetheilt werden. Der oberſtändige Fruchtknoten befindet ſich bisweilen auf einer Scheibe (discus. 3. B. bei der Ahornblüte) oder erſcheint am Grunde von einem wulſtigen Ring (annulus, discus z. B. bei Daphne, XII, 9, d) umgeben. In beiden Fällen nennt man dies Gebilde hypogyniſch (dieus hypogynus). Bei unterſtändigen Fruchtknoten kommt nicht ſelten ein auf deſſen Scheitel befindlicher den oder die Griffel umgebender Ring vor, ein epigyniſcher (d. epigynus, z. B. bei Cornus, XII. 4, 5, d). Erſcheint der die Staubgefäße tragende Rand einer concaven oder hohlen’ Blütenachſe ringförmig verdeckt, ſo wird dieſer Ring ein perigyniſcher (discus, annulus perigynus) genannt (z. B. bei der Kirſchblüte, XIII, I, d). In dem Hohlraum oder den Fächern des Fruchtknotens befinden ſich die Samenknos pen (gemmulae) oder Eichen (ovula) d. h. die Anlagen zu den Samen, in welche jene infolge der durch den Pollen ausgeführten Befruchtung, welche hier nicht geſchildert werden kann, ſich umgeſtalten. Die Samenknospen ſind entweder ſitzend oder mit einem Stiel, dem Knospenträger (kfuniculus) verſehen (Fig. XIII, 9, 12 f), und bald im Scheitel, bald im Grunde, bald ſeitlich in der Fruchtknotenhöhle oder deren Fächern befeſtigt. Sehr häufig erſcheinen die Stellen der Frucht— knotenwandung, wo die Samenknospen angeheftet ſind, wulſt- oder leiſten— förmig verdickt und werden dann wandſtändige Samenträger (placentae parietales) genannt (3. B. bei Helianthemum, wo dieſelben zu falſchen Scheidewänden auswachſen, durch welche die aus dem Fruchtknoten ent— ſtehende Kapſelfrucht in 3 Fächer abgetheilt wird). In einfächrigen Frucht— knoten ragt bisweilen eine freiſtehende ſäulenförmige oder kuglige Ver— längerung des Blütenbodens in den Hohlraum hinein, an welcher die Samenknospen befeſtigt ſind: freier, centraler Samenträger (placenta centralis libera). Häufiger ſind die Samenknospen an eine Mittelſäule (columella) befeſtigt, welche die Fruchtknotenhöhlung von dem Grunde bis zum Scheitel durchzieht und ebenfalls eine Verlängerung des Blütenbodens iſt. In mehrfächrigen Fruchtknoten ſitzen die Samenknospen oft in den innern Winkeln der Fächer (gemmulae angulo interno affixae), nicht ſelten an aus dieſen Winkeln hervorragenden Placenten (Fig. XII, XIII. 2, pl). Oder ſie ſind am Scheitel der Fächer in hängender Stellung be— feſtigt (XII. 5, sk). Die Samenknospen ſelbſt beſtehen aus dem Knospen— kern (nucleus), welcher den Keimſack (sacculus embryonalis), die Geburts— ſtätte des zukünftigen Keims, in ſich birgt, und aus den Knospenhüllen (integumenta), deren es gewöhnlich zwei, eine äußere und innere (int. externum et internum) giebt. Ueber dem Scheitel des Knospenkerns, der ſogenannten Kernwarze (mamilla nuclei) ſind die Knospenhüllen mit einer Oeffnung, dem Knospenmund (micropyle) verſehen, welche oft einen auf die Kernwarze zuführenden Kanal bildet und beſtimmt iſt, dem befruchtenden Pollenſchlauch den Eintritt in die Samenknospe zu ermöglichen. Letztere heißt geradläufig oder gerade (g. orthotropa, atropa), wenn der Knospenmund dem Nabel (hilus), d. h. der Stelle der Samenknospe, wo dieſe an die Placenta oder den Knospenträger befeſtigt iſt, gegenüber liegt (kommt bei den Holzgewächſen ſelten vor, z. B. bei Helianthemum, bei Taxus, Fig. XIII, 4), umgekehrt oder umgewendet (g. anatropa), wenn bei ungekrümmtem Knospenkern Knospenmund und Nabel neben ein— ander liegen, in welchem Falle der dann ſtets vorhandene Knospenträger an die eine Seite der Samenknospe angewachſen iſt und hier einen Längswulſt, Bau der Blüten und Samenknospen. Fruchtformen. Kirſchblüte im Längsſchnitt, vergr. d perigyniſcher Ring. — 2. Blüte der Heidelbeere (Vaceinium Myrtillus) im Längsſchnitt, vergr. a Anhängſel der Staubbeutel, d epigyniſcher Discus, bl Blumenkrone, k rudimentärer Kelch, pl an die Mittelſäule im unterſtändigen Fruchtknoten befeſtigte Placenten. — 3. Heidelbeere. a im Längs-, b im Querſchnitt, vergr. — 4. Samenknospe von Taxus baccata, 5. desgl. von Rosa canina, 6. desgl. von Colutea arborescens, 7. desgl. von Spergula pentandra, alle Fig. ſtark vergr.; in allen Fig. e Keimſack, ie äußere, ii innere Knospenhülle, K Knospenkern, m Knospenmund, je n Nabel, f Knospenträger. — 8. Aufgeſprungene Kapſel von Helianthemum vulgare. 9. Eine Klappe der Kapſel mit Samen ( Knospenträger). 10. Kapſel von Philadelphus coronarius, a unreif, noch mit Griffel und Kelch verſehen, b reif, aufgeſprungen. — 11. Hülſe von Sarothamnus scoparius, auf- geſprungen, nat. Gr. (b Bauchuaht, s Samen). — 12. Flügelfrucht der Eſche, vergr. (A Flügel, s Samen, f Knospenträger, p abgelöjtes Stück des Fruchtgehäuſes). — 13. Frucht der Mispel (Mespilus germanica), links von der Seite, rechts im Längsſchnitt, darüber im Querſchnitt; nat. Gr. (k Kelch, ep Oberhaut der verdickten Blütenachſe, in deren fleiſchige Mittelſchicht, en Steinſchale, s Samen). den Nabelſtreifen oder die Samennaht (raphe) bildet (die häufigſte Form, z. B. bei den Roſen, Aepfelbäumen, Fig. XIII, 5), gekrümmt (g. campylotropa), wenn der Knospenmund infolge ſehr ſtarker Krümmung des Knospenkerns neben dem Nabel liegt (Fig. XIII, 7, Samenknospe von Spergula pentandra; kommt bei den Holzgewächſen unſeres Floren— gebiets kaum vor), halbgekrümmt (g. hemitropa), wenn der Knospenkern nur wenig gekrümmt und der hier nie fehlende Knospenträger eine Strecke mit dem Knospenkern verwachſen iſt (3. B. bei den Schmetterlingsblütlern, Fig. XIII, 6, Samenknospe von Colutea arborescens). Die Blüten find entweder ungeſtielt, ſitzend (Hores sessiles) oder mit einem Stiel (pedunculus) verſehen, geſtielt (fl. pedunculati). Sie ſtehen entweder einzeln (fores solitarii), bald am Ende eines Zweiges (3. B. beim Miſpel- und Quittenſtrauch), bald in den Blattwinkeln lachſel— ſtändige Blüten, z. B. die unteren Blüten von Philadelphus coronarius), oder zu zwei und mehrern, gehäuft, gebüſchelt (fl. aggregati, fasciculati), bald wieder am Ende der Zweige, bald in den Blattwinkeln (3. B. die weiblichen Blüten der Wintereiche, Quereus sessiliflora), bisweilen auch paarweiſe (fl. geminati) auf einem gemeinſchaftlichen Stiele in den Blattwinkeln (3. B. bei Lonicera Xylosteum, Heckenkirſchen u. a.), oder endlich ſie ſind in Gruppen von beſtimmter Form vereinigt, in Blüten— ſtände (inflorescentiae). Ein ſolcher Blütenſtand iſt nichts anders als ein blütentragender Sproß, deſſen Blüten entweder in den Winkeln von Deckblättern (bracteae), eigenthümlich geformten und gefärbten, meiſt kleinen, nur zum Schutz der ſich entwickelnden Blüte beſtimmten Blattge— bilden, ſtehen oder der Deckblätter entbehren, in welchem Falle der Blüten— ſtand nackt (inflor. nuda) genannt wird. Die Achſe des Blütenſtands heißt deſſen Spindel (rhachis). Von ihrer Form, ob ſie nämlich ſtielartig ver— längert oder mehr oder weniger verkürzt (länglich, kuglig, kegelförmig, halb— kuglig, convex, ſcheibenförmig) iſt, hängt die Form der ganzen Blüten— gruppe ab. Die Blüten ſelbſt ſind ſtets verſchieden in Bezug auf das Stadium ihrer Entwickelung. Selbſtverſtändlich öffnen ſich die älteſten, h. die in ihrer Entwickelung am weiteſten vorgeſchrittenen zuerſt, die jüngſten zuletzt. Wenn bei einer länglichen Gruppirung der Blüten (lang— geſtreckter Spindel) die unterſten, oder bei einer flächen-, ſchirm- oder kopf— förmigen die äußerſten Blüten die älteſten, die oberſten oder innerſten die jüngſten find, ſo erfolgt das Aufblühen von unten nach oben (acropetal) oder von außen nach innen (centripetal); wenn dagegen die älteſten Blüten ſich an der Spitze oder im Centrum eines Blütenſtandes befinden, die jüngſten an deſſen Grunde oder Peripherie, ſo erfolgt das Aufblühen um— gekehrt von oben nach unten oder von innen nach außen (centrifugal).. Bei Blütenſtänden mit acro- oder centripetalem Aufblühen iſt der Scheitel der Spindel durch keine Blüte geſchloſſen, alſo nackt und an und für ſich deshalb die Achſe (Spindel) fähig, ſich zu verlängern, wenn dies auch in der Regel nicht geſchieht, bei ſolchen mit centrifugalem Aufblühen dagegen ſtets durch eine Blüte geſchloſſen und folglich nicht im Stande, weiter fortzuwachſen. Man hat daher die überaus zahlreichen Blütenſtandsformen in unbegrenzte (infl. indeterminatae) oder centripetale und begrenzte (infl. determinatae) oder centrifugale eingetheilt. Die Morphologen der Neuzeit haben an die Stelle der vorſtehend erörterten alten Eintheilung der Inflorescenzen eine andere, angeblich wiſſenſchaftlichere geſetzt, welche jedoch im Weſentlichen mit jener übereinkommt. Sie unterſcheiden mono— podiale oder botrytiſche und ſympodiale oder eymöſe Blütenſtände. Bei den monopodialen iſt eine einzige unbegrenzte Hauptachſe (Spindel) vorhanden, welche blütenbildende oder ſich ſelbſt wieder in derſelben Weiſe verzweigende Nebenachſen in acropetaler Folge erzeugt. Das Aufblühen erfolgt aero- oder centripetal, die Gruppirung der Blüten iſt eine ährige oder traubige (botrytiſche), die bei verkürzter Spindel in eine kopfige oder doldige übergeht. Bei den ſympodialen Inflorescenzen ſtellt die Hauptachſe ſehr früh ihr Wachsthum ein, indem ſie entweder eine Blüte an ihrem Scheitel erzeugt und dadurch begrenzt wird oder die Entwickelungsfähigkeit ihres Scheitels erliſcht. Unter ihrem Scheitel ſproſſen Seitenachſen hervor, entweder 2 gegen-, oder mehrere quirlſtändige oder auch nur eine auf der einen Seite. Dieſe Seiten— achſen verhalten ſich wie die Hauptachſe und entwickeln unter ihrem eine oder keine Blüte tragendem Scheitel in derſelben oder in anderer Weiſe Nebenachſen, welche ſich gleich den primären Seitenachſen verhalten und ſo fort. So können oft ſehr zuſammen— geſetzte Syſteme von Achjen (Sympodien) entſtehen und je nachdem die Achſen ver— längert oder verkürzt, gleichmäßig oder ungleichmäßig entwickelt ſind, Blütenſtands— formen von ſehr verſchiedener Geſtaltung. Da die Grundform dieſer monopodialen Inflorescenzen die Trugdolde (cyma, j. unten) iſt, jo wurden ſie eymöſe genannt. Zuſammengeſetzte Inflorescenzen, welche in ihren höheren Verzweigungen in ein anderes Syſtem überſpringen (z. B. wenn monopodial angelegte in ihren höheren Verzweigungen Cymen tragen oder ſympodial angelegte Köpfchen oder Dolden) werden gemiſchte genannt. Weiter auf die Verzweigungs- und Entwickelungsweiſe der Blütenſtände einzu— gehen kann nicht Aufgabe dieſes Buches ſein. Für die Leſer deſſelben genügt die alte Eintheilung vollkommen. Die bei unſern Holzgewächſen vorkommenden Blütenſtandsformen ſind: 1. Das Kätzchen (amentum) ein acropetaler Blütenſtand mit verlängerter ſelten verkürzter Spindel, welche eingeſchlechtige Blüten trägt und ſich zuletzt an ihrer Baſis von der Achſe, an der ſie angeheftet erſcheint, loslöſt. Hier fällt alſo der ganze Blüten— ſtand ſchließlich ab (z. B. bei den Weiden und Pappeln). 2. Die Aehre (spica), ein acropetaler Blütenſtand mit verlängerter Spindel, welche ſich nicht ablöſt und ſitzende Blüten (zwitterliche oder eingeſchlechtige) trägt z. B. bei der Edelkaſtanie, bei den Tamarisken; ferner die weiblichen Blütenſtände der Birken, Erlen, Hainbuchen, der Stieleiche u. a.). 3. Die Traube (racemus), ein acropetaler Blütenſtand mit verlängerter Spindel, von der Aehre nur durch geſtielte Blüten verſchieden (3. B. beim Johannisbeerſtrauch, bei der Traubenkirſche, dem Sauerdorn). Aehre und Traube gehen ineinander über. 4. Die Doldentraube (corymbus), eine Modification der Traube mit kürzerer Spindel und verſchiedenlangen Blütenſtielen, infolge wovon die Blüten eine ſchirm— förmige Gruppe bilden (3. B. bei vielen Spierſträuchern, Spiraea, bei den Apfel- und Birnbäumen). Dieſer Blütenſtand kommt oft auch mit verzweigter Spindel als zuſammengeſetzte Doldentraube (cor. compositus) vor (z. B. bei dem Vogel— beerbaum). 5. Die echte Dolde (umbella), ein centripetaler Blütenſtand mit äußerſt ver- kürzter Spindel und geſtielten Blüten (ſelten, z. B. bei den Kirſchbäumen, bei'm Epheu). 6. Das Köpfchen (capitulum), ein centripetaler Blütenſtand mit verkürzter (fugliger, länglicher) Spindel und ſitzenden Blüten (ſelten, z. B. bei Cytisus capitatus. bei Globularia). Modificationen des Köpfchens ſind der bei den Geisblattarten (Loni cera Caprifolium u. a. verwandten Arten) vorkommende Quirl (vertieillus) und das Blütenkörbchen (calathium) der Compoſiten (ſ. d.). 7. Die Trug- oder Afterdolde (eyma), ein ſehr häufiger, in vielen Modi— ficationen vorkommender centrifugaler Blütenſtand mit verkürzter Spindel. Beſteht in der einfachſten Form aus 3 Blüten, von denen die mittelſte zuerſt ſich öffnet, in— dem ſie die älteſte, die Spindel begrenzende (an deren Ende ſtehende) Blüte iſt (ſelten, z. B. bei der Sommerlinde, Tilia platyphyllos). Häufiger iſt die zuſammengeſetzte gabeltheilige Trugdolde (c. dichotoma, dichasium, z. B. bei Tilia ulmifolia, Evonymus europaeus, bei manchen Eſchen). Unregelmäßig zertheilte zuſammengeſetzte, dolden— trauben- oder ſchirmförmige Trugdolden haben der Spitzahorn, der gemeine Flieder, der Schneeball, der Hartriegel u. a. Aus Trugdolden ſind ferner zuſammengeſetzt die Blütenſträuße der Syringen, Blumeneſche, des Weinſtocks, der Roßkaſtanie. Es ſind dies gemiſchte Blütenſtände, indem ihre Hauptſpindel monopodial iſt und ſich acro— petal verzweigt, während die Zweige Cymen tragen. Bei der Roſtkaſtanie treten die einzelnen Trugdolden unter der Form des Wickels (eineinnus) auf, d. h. bilden anfangs uhrfederartig eingerollte kleine Trauben, eine Form, welche als ſelbſtändiger Blütenſtand unter unſern Holzgewächſen auch bei Helianthemum gefunden wird. Die Wickel ſind einſeitig conſtruirte Dichaſien, nämlich ſolche, wo immer blos ein ſubfloraler Seitenſproß an jedem Mutterſproß ſich bildet, der entgegengeſetzte aber fehlt. Ein Wickel iſt daher aus lauter endſtändigen Blüten zuſammengeſetzt, welche aber, da die unterſte die älteſte iſt, in acropetaler Folge aufblühen und alle nach einer Seite ge— richtet erſcheinen. Je nachdem die Blüten geſtielt oder ſitzend ſind, unterſcheidet man Wickeltrauben und Wickelähren. 8. Der Scheinquirl (verticillaster) beſteht aus zwei gegen- und achſelſtändigen dichotomen Trugdolden mit verkürzten Spindeln und oft auch Blütenſtielen. Kommt nur bei den Strauchgewächſen aus der Familie der Labiaten vor (3. B. bei'm Lavendel, Thymian). Scheinquirle find nicht ſelten in endſtändige Köpfchen oder Aehren zu— ſammengedrängt. 9. Der Büſchel (fascieulus), eine centrifugale dolden- oder köpfchenförmige Anordnung vieler lang oder kurz geſtielter Blüten (ſelten, bei Ulmus). Geht häufig über in 10. den Knäuel (glomerulus), eine centrifugale Anhäufung ſitzender Blüten (3. B. bei Viscum). f Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 3 8 Manche Blütenſtände ſind oft von einem Kreiſe von Deckblättern umgeben, mit einer Hülle (involucrum) verſehen, z. B. die Dolde, Trugdolde, das Köpfchen (um— bella, eyma involucrata, capit. involueratum). Seltner ſind einzelne Blüten von einer Bracteenhülle umgeben, (z. B. bei Taxus, die weiblichen Blüten der Eichen, Kaſtanien, Rothbuchen). 7. Frucht und Samen. Die Früchte zerfallen in echte (fructus genuini) und unechte oder Scheinfrüchte (fr. spurüi). Unter erſteren verſteht man ſolche, die nur aus einem oder mehrern Fruchtknoten durch deren Vergrößerung und Umgeſtaltung in ein Fruchtgehäuſe (pericarpium) hervorgegangen ſind, unter letzteren ſolche, an deren Bildung außer dem oder den Fruchtknoten auch andere Theile der Blüte (Blütenachſe, Blütenhüllen, Blütenſtiel) theilgenommen haben oder ſolche, welche aus der Vereinigung (Verſchmelzung) der Blüten eines ganzen Blütenſtandes (z. B. die Maul⸗ beere) oder durch Vergrößerung, Verdickung und Fleiſchigwerden der Spindel eines Blütenſtandes (z. B. die Feige) entſtanden find. Die zahlreichen Formen der echten Früchte werden nach der Beſchaffenheit des Fruchtge— häuſes eingetheilt in trockene und ſaftige, jede dieſer beiden Abtheilungen in Schließfrüchte (geſchloſſen bleibende) und Springfrüchte (aufſpringende und zerſpringende). Von Fruchtformen kommen bei den Holzgewächſen unſeres Florengebietes folgende vor: a. Trockene Früchte. 1. Die Nuß (nux), unterſtändige, ein- ſelten zweiſamige Frucht mit einſchichtigem holzigem oder lederartigem, geſchloſſen bleibendem, am Grunde mit einem großen Mal verſehenem Perikarp, welches mit dem eingeſchloſſenen Samen nicht verwachſen iſt. Eichel, Haſelnuß, Frucht der Rothbuche und Edelkaſtanie). Eine eigenthümliche, großen— theils aus verwachſenen Deckblättern entſtandene Hülle, der Fruchtbecher (cupula) umſchließt ganz oder theilweis eine oder zwei bis drei ſolcher Früchte (ſ. Cupuliferen). 2. Das Nüßchen (mucula), ober- ober unterſtändige, einſamige kleine Frucht mit lederartiger, geſchloſſen bleibender Schale, ohne Hülle (3. B. bei den Erlen, Pla- tanen, Waldreben) oder von einem vergrößerten Deckblatt theilweis oder ganz um— hüllt (bei'm Hornbaum und bei der Hopfenbuche). 3. Die Flügelfrucht (Samara), oberſtändige kleine, einſamige, geſchloſſen bleibende, von einem Hautſaume (Flügel, ala) umgebene oder mit zwei gegenſtändigen Flügeln verſehene Frucht, von der vorhergehenden nur durch den oder die Flügel ver— ſchieden (4. B. bei den Birken, Rüſtern, Eſchen, Fig. XIII. 12). 4. Die Schalfrucht (achaenium), unterſtändige, kleine, einſamige, gewöhnlich von dem ſtehenbleibenden und vergrößerten, rudimentären, aus Haaren, Borſten, Schüppchen gebildeten Kelch (pappus) gekrönte Frucht, deren lederartiges Perikarp den Samen locker umſchließt bei den Halbſträuchern und Sträuchern aus der Familie der Compoſiten). 5. Die Spaltfrucht (schizocarpium), oberſtändige, meiſt kleine Frucht, welche ſich der Länge nach (ſenkrecht) in 2 oder 4 geſchloſſen bleibende einſamige Stücke theilt. Hierher gehören die in 4 einſamige Nüßchen zerfallenden Früchte der Labiaten-Halb— ſträucher, die doppelt geflügelte in 2 einſamige Hälften zerſpaltend Frucht der Ahorne u. a. 6. Die Gliederhülſe (lomentum), oberſtändige, ſchotenförmige, durch falſche Querſcheidewände in einſamige Fächer getheilte Frucht, welche zuletzt in ſo viele Stücken zerfällt, als Fächer vorhanden find (bei den ſtrauchigen Kronenwicken, Coronilla). 7. Die Schlauchfrucht (utriculus), kleine, oberſtändige, einfächrige, einſamige Frucht mit häutigem, zuletzt ringförmig oder mit einem Riß aufſpringendem Perikarp (nur bei den wenigen Strauchgewächſen aus der Familie der Chenopodiaceen). 8. Die Balgkapſel, Balgfrucht (folliculus). Eine ſtets aus einem ober— ſtändigen Fruchtknoten hervorgegangene einfächrige, mehrſamige Frucht, welche nur an der Bauchnaht (sutura ventralis) aufſpringt, d. h. an der Linie, wo die verdickten als wandſtändige Placenten ausgebildeten Ränder des zuſammengekrümmten Fruchtblattes zuſammenſtoßen und inwendig den Samen tragen (3. B. bei den Spierſträuchern, Spiraea). 9. Die Hülſe (legumen), eine oberſtändige, einfächrige und einblättrige Frucht, deren Perikarp (Fruchtblatt) ſich von der Spitze nach der Baſis in 2 Hälften (Klappen, valvae) auseinander theilt. Auch hier ſind die Samen an die verdickte Bauchnaht angeheftet (3. B. bei dem Beſenginſter Sarothamnus scoparius, Fig. XIII. 11, und überhaupt bei allen ſchmetterlingsblütigen Holzgewächſen). 10. Die Schote (siliqua), eine oberſtändige aus 2 Carpellarblättern gebildete Frucht, deren Inneres durch eine falſche Längsſcheidewand, an deren Rändern die Samen ſitzen, in zwei gleiche Fächer getheilt iſt und welche ſich von unten nach oben mit zwei Klappen öffnet, indem die Carpellarblätter von der Scheidewand ſich ablöſen Halbſträucher der Crueiferenfamilie). 11. Die Kapſel (capsula), eine aus einem ober- oder unterſtändigen Frucht— knoten entſtandene ſehr verſchieden gebaute und geformte Frucht, deren Perikarp ſich in beſtimmter Weiſe (mit Klappen, Zähnen, Löchern) öffnet, ein- oder mehrfächrig iſt und in der Regel mehrere Samen enthält, welche bei oder nach dem Aufſpringen aus geſtreut werden (z. B. bei den Weiden und Pappeln, bei Helianthemum, Fig. XIII. 8, 9, bei Philadelphus. 10). b. Saftige Früchte. 12. Die Steinfrucht (drupa), eine ober- oder unterſtändige Frucht, deren Peri— karp aus einer äußern Haut (epicarpium) einer mittlern meiſt dicken und fleiſchig— ſaftigen Schicht (Mittel-Fleiſchſchicht, mesocarpium, sarcocarpium) und einer innern, einen geſchloſſenen hohlen, ſteinharten Kern (Steinkern, putamen) bildenden Schicht be— ſteht, in welcher letzteren ein, ſelten zwei Samen eingeſchloſſen liegen (Frucht der Kirſch-, Pflaumen-, Pfirſichen-, Mandel- u. a. Steinobſtbäume). Bisweilen iſt auch der Steinkern mehrfächrig und enthält dann in jedem Fache einen Samen (3. B. bei Cornus, Vitex). Eine Modification der Steinfrucht iſt die Wallnußfrucht (jug- landium), deren Steinkern aus zwei aneinander paſſenden Schalen beſteht, und deren Epi- und Meſokarp zuletzt unregelmäßig aufreißt. 13. Die Steinbeere (nuculanium), ober- oder unterſtändige Frucht vom Bau der Steinfrucht, jedoch zwei oder mehr einſamige Steinkerne enthaltend und von ge— ringer Größe, deshalb an eine Beere erinnernd (z. B. bei dem Flieder, Sambucus nigra, dem Schneeball, Viburnum Opulus). 3 N 14. Die Beere (bacca), ober- oder unterſtändige mehrſamige Frucht mit häutiger oder lederartiger Schale (Epikarp) und fleiſchig-ſaftigem oder breiartigem, oft durch häutige Scheidewände in Fächer abgetheiltem Inneren (3. B. bei dem Stachel- und Johannisbeerſtrauch, bei der Heidelbeere, Fig. XIII. 3, bei der Weinrebe, bei'm Sauerdorn). 15. Die zuſammengeſetzte Beere (bacca composita), die Frucht der Him— und Brombeerſträucher (Rubus), beſteht aus vielen kleinen, einſamigen Beeren (richtiger einkernigen Steinfrüchten, acini), welche aus ebenſovielen oberſtändigen Fruchtknoten einer Blüte hervorgegangen und mehr oder weniger unter einander verwachſen ſind. Der Zapfen der Erlen und Birken (strobilus) und derjenige der Nadelhölzer (conus) iſt gar keine Frucht, ſondern erſterer ein Frucht-, letzterer ein Samenſtand. Beide ſtimmen darin überein, daß ſie aus weiblichen Aehren durch Vergrößerung und Verholzung von deren Spindel und Blattgebilden (Deckblättern, Fruchtblättern) her— vorgehen. Scheinfrüchte ſind die Hagebutte (stegocarpus), die Apfelfrucht (pomum), die Maulbeere und Feige (ſ. Roſa, Pomaceen und Moreen). Bezüglich der Art und Weiſe des Aufſpringens der mit Klappen ſich öffnenden mehrfächrigen Kapſelfrüchte unterſcheidet man: 1. das fachſpaltige Aufſpringen (dehiscentia loculicida, capsulae loculicidae), wenn die Klappen die Scheidewände der Fächer auf der Mitte ihrer innern Fläche tragen (3. B. bei Helianthemum Fig. XIII, 8, 9), 2. das ſcheidewandſpaltige Aufſpringen (dehiscentia septicida. capsulae septicidae), wenn die Scheidewände in 2 Lamellen ſich ſpalten und folglich jede Klappe an jedem ihrer Ränder eine ſolche Lamelle trägt (z. B. bei Syringa), 3. das ſcheidewandabreißende Aufſpringen (dehisc. septifraga), wenn die Klappen ſich von den Rändern der Scheidewände ablöſen und letztere an der dann immer vor— handenen Mittelſäule ſtehen bleiben (z. B. bei dem gemeinen Haidekraut, Calluna vulgaris). Der Samen (semen) beſteht aus der Schale und dem Kern. Die Samenſchale (epispermium) iſt bald ein- bald mehrſchichtig, dünn oder dick, häutig, lederartig, korkartig, knorpelig, holzig oder fleiſchig und zeigt in der Regel an der Stelle, wo der Samen angeheftet war, einen beſtimmt geformten Fleck, den Nabel (hilus). Oft iſt auch die Stelle des verwachſenen Knospen— munds (micropyle) noch bemerkbar. Bei aus umgekehrten und halbgekrümm— ten Samenknospen entſtandenen Samen pflegt auch eine Samennaht (raphe) vorhanden zu ſein. Bisweilen iſt die Samenſchale mit einem Fügel (ala) verſehen (3. B. bei vielen Nadelhölzern), häufiger mit einem Haarſchopf (z. B. bei den Weiden- und Pappelſamen). Der Kern (nucleus) beſteht entweder blos aus dem Keim mit ſeinen Kotyledonen (3. B. bei den Eichen, der Rothbuche, Edel- und Raßkaſtanie, den Eſchen, Ahornen u. a. dikotylen Holzgewächſen) oder aus einem Eiweißkörper (Sameneiweiß, albumen, endospermium), welcher dann den Keim gewöhnlich völlig um— ſchließt (3. B. bei allen Coniferen, bei Evonymus, Staphylaea u. a.), ſeltner von dem dann haken-, ring- oder ſpiralig gebildeten Keim mehr oder weniger umgeben wird (3. B. bei einigen Salſolaceenſträuchern). Von den „ Theilen des Keims (embryo) iſt ſchon S. 3 die Rede geweſen. Der Keim iſt entweder gerade ausgeſtreckt (E. rectus) oder zuſammengeſchlagen (e. complicatus) oder gekrümmt (e. curvatus), ringförmig (e. annulatus), ſpiralig (e. spiralis). In den letztern Fällen wird er auch umlaufend (e. amphitropus) genannt, während er bei gerader Form geradläufig (e. orthotropus), d. h. mit dem Würzelchen nach dem Grunde des Samens gerichtet, oder gegenläufig (e. antitropus), d. h. mit dem Würzelchen nach der Spitze des Samens ſchauend, oder verſchiedenläufig (E. hetero- tropus), d. h. mit dem Würzelchen nach der Seitenwand des Samens zeigend, fein kann. Die Samenlappen (cotyledones) oder Keimblätter ſind bei vorhandenem und vollſtändig ausgebildetem Eiweißkörper immer klein, bei mangelndem Sameneiweiß dagegen meiſt groß, dann oft fleiſchig-knorpelig (z. B. bei den Eichen). Ihre Geſtalt und gegenſeitige Lage, ſowie ihre Lage zum Würzelchen iſt ſehr verſchieden. Letzteres zeigt entweder nach der Fruchtſpitze (radicula supera) oder nach der Fruchtbaſis (radicula infera). Die Samen ſind entweder mit einem Stiel, dem ehemaligen Knospen— träger verſehen (Fig. XIII, 9, 12, t), oder ungeſtielt (ſitzend). Ihrer Richtung nach können fie aufrecht (semina erecta) d. h. im Grunde der Frucht befeſtigt, oder wandſtändig (s. parietalia), und zwar dann bald wagerecht (S. horizontalia) oder aufſteigend (s. adscendentia), oder hängend (S. pendula) ſein. II. Allgemeine Bedingungen des Vorkommens und der Ver— breitung der Holzgewächſe. Pflanzengeographiſche Zonen und Regionen des Florengebiets. Wie alle Pflanzen, ſo vermögen auch die Holzgewächſe nur da zu ge— deihen, wo die zu ihrem Wachsthumsprozeß erforderlichen Nährſtoffe im Boden und in der Luft vorhanden ſind. Die Holzgewächſe, zumal die Bäume, ſind aber bei weitem mehr als die niedrigen Kräuter und Gräſer auf die Nährſtoffe der Atmoſphäre angewieſen, worauf ſchon die große Anzahl ihrer Blätter hindeutet. Beſteht doch die Hauptmaſſe des Körpers eines jeden Baumes, das Holz, größtentheils aus Kohlenſtoff, welcher bekanntlich von allen Pflanzen faſt ausſchließlich aus der Luft in Form von Kohlenſäure entnommen wird. Daher vermögen Holzgewächſe noch auf Bodenarten ſehr gut zu gedeihen, wo weder Getreide noch andere ein- oder zweijährige Kultur— pflanzen wegen Mangel der für ſie erforderlichen Bodennährſtoffe fortkommen. Bezüglich der Beſchaffenheit des Bodens beanſpruchen die Holzpflanzen weniger das Vorhandenſein eines beſtimmten chemiſchen Beſtandtheiles— 38 obgleich es einzelne, namentlich Sträucher und Halbſträucher giebt, welche z. B. nur auf Kalkboden oder gar nur an Kalkfelſen vorkommen oder wenigſtens nur auf kalkhaltigem Boden ein normales Gedeihen erkennen laſſen — als vielmehr einen ihnen zuſagenden Aggregatzuſtand und einen gewiſſen Gehalt an Feuchtigkeit. Die Mehrzahl der Holzpflanzen, ganz beſonders der Bäume, liebt einen lockern, durchlaſſenden, entweder durch und durch gleichmäßig durchfeuchteten oder nur im Untergrunde waſſerhaltigen (doch nicht von ſtagnirendem Waſſer durchdrungenen!) Boden. Ziemlich viele kommen vor— zugsweiſe oder auch ausſchließlich nur auf Sandboden vor; gering dagegen iſt die Anzahl derjenigen, welche einen torfhaltigen Moorboden zu ihrem Gedeihen beanſpruchen, ſowie derjenigen, die blos auf einem ſalzhaltigen Boden fortkommen oder ein normales Gedeihen erkennen laſſen. Man kann daher neben den auf allerlei Boden wachſenden Holzpflanzen kalkliebende, ſandliebende, torfmoorliebende, ſalzbodenliebende u. ſ. w. Holzgewächſe unter— ſcheiden. Kalkliebende ſind unter den Holzpflanzen unſeres Florengebiets z. B. die meiſten Labiatenhalbſträucher, Viburnum Lantana, Sorbus Aria u. a., ſandliebende Sarothamnus scoparius, Genista pilosa, Salix pruinosa, Hippophae rhamnoides u. a., Torfmoorpflanzen Ledum palustre, Erica Tetralix, Vaccinium uliginosum, Myrica Gale u. a., Salzpflanzen Halimus portulacoides, Suaeda fruticosa u. a. Strand- und Steppenſträucher. Die Beſchaffenheit des Bodens muß folglich von großem Einfluß auf das Vorkommen und die Verbreitung der Holzgewächſe ſein. Von ihr wird aber vorzugsweiſe das Vorkommen und die Verbreitung (richtiger Vertheilung) der Individuen einer jeden Holzpflanze innerhalb ihres Ver— breitungsbezirks (Areal, area geographica) bedingt, nicht aber die Verbreitung überhaupt. Dieſe iſt vielmehr abhängig von der Beſchaffenheit des Klima, ganz beſonders von dem Gange der Temperatur, dem Feuchtig— keitsgehalte der Luft und der Menge der atmoſphäriſchen Niederſchläge, welche wir hier zuſammen als Regen, ihre Menge alſo als Regenmenge bezeichnen wollen. Aus zahlreichen langjährigen Beobachtungen hat ſich ergeben, daß auf die geographiſche Verbreitung der Holzgewächſe (wie aller Pflanzen) innerhalb eines Continents oder größeren Ländergebiets, ja ſelbſt beſchränkterer Landſtriche die Mitteltemperatur des Jahres von viel geringerem Einfluß iſt, als die Mitteltemperatur der Jahreszeit, ganz beſonders des Sommers und Winters (reſp. des heißeſten und kälteſten Monats). Die Verbreitungs— bezirke der Holzgewächſe werden daher weniger von den Jahres-Iſothermen, als vielmehr von den Iſotheren und Iſochimenen oder richtiger von den' Iſothermen des Juli (des heißeſten Monats) und des Januar (des kälteſten Monats) begrenzt. Da die Linien gleicher Sommer- (reſp. Juli-) und Winter- (reſp. Januar- Temperatur nicht parallel laufen, ſondern ſich ſchneiden, re jo können durch deren Verlauf die Grenzen der Verbreitungsbezirke ſowohl gegen Norden und Süden als auch gegen Oſten und Weſten in der Hauptſache beſtimmt werden. Auf der nördlichen Halbkugel nennt man die Nordgrenze einer Pflanze auch deren Polargrenze, die Südgrenze deren Aequatorial— grenze. Der horizontalen Verbreitung entſpricht die verticale, d. h. die Verbreitung einer Pflanze in Gebirgen in der Richtung von unten nach oben. Im Allgemeinen läßt ſich behaupten, daß dieſelbe Juliiſotherme, welche die Polargrenze einer gegebenen Holzpflanze beſtimmt, auch deren Verbreitung in verticaler Hinſicht ein Ziel ſetzt, und daß die Januariſotherme, welche die Aequatorialgrenze beſtimmt, die Verbreitung nach unten abgrenzt. Die meiſten Holzgewächſe unſeres Florengebiets beanſpruchen nämlich nicht allein eine gewiſſe Wärme während ihrer Vegetationsperiode, ſondern auch eine Ruheperiode von beſtimmter Dauer. Die Fichte kann z. B. in Ländern nicht mehr gedeihen, wo der Winter ſo kurz und die Mitteltemperatur des Januar ſo hoch iſt, daß der Vegetationsprozeß des genannten Baums gar nicht zur Ruhe kommen kann, denn vergleichende Beobachtungen haben gelehrt, daß die Fichte ſowohl eine froſtfreie Zeit, als auch eine Winterruhe von mindeſtens 3 Monaten zu ihrem Gedeihen beanſprucht (ſ. Fichte). Das Maximum von Winterwärme, welches ſie vertragen kann, ohne in ihrer Winterruhe geſtört zu werden, wird daher in ſehr ſüdlich gelegenen Hoch— gebirgen, abgeſehen von andern Einflüſſen (3. B. Mangel an Feuchtigkeit) ihre untere Grenze beſtimmen, ebenſo wie bezüglich der horizontalen Ver— breitung die Aequatorialgrenze ihres Bezirks. Dagegen wird die Julitempe— ratur der obern Grenze mit der Julitemperatur der Polargrenze ihres Verbreitungsbezirks zuſammenfallen. Man kann alſo im Allgemeinen das Geſetz aufſtellen, daß eine beſtimmte Iſotherme des Juli die Polar— und obere Grenze, eine beſtimmte Iſotherme des Januar die Aequatorial- und untere Grenze einer jeden Holzart bedingt. Freilich erleidet dieſes Geſetz die mannigfachſten Modificationen durch die herrſchenden Winde, die Menge und Vertheilung des Regens, die Con— figuration des Bodens, die Expoſition oder Lage nach den Himmelsgegenden u. ſ. w., worauf näher hier einzugehen, weder Zweck noch Raum dieſes Buches gejtatten”). Da ferner in Europa die Wärme in der Richtung Vgl. die Werke und Atlanten über Pflanzengeographie, z. B. A de Candolle. Geographie botanique raisonnee. Paris, 1855. 2 Bde. — H. Hoffmann, Witterung und Wachsthum oder Grundzüge der Pflanzenklimatologie. Leipzig, 1857. — Rudolph, die Pflanzendecke der Erde. 2. Ausg. Berlin, 1859. — Kabſch, das Pflanzenleben der Erde. Pflanzengeographie. Hannover, 1865. — A. Griſebach, die Vegetation der Erde nach ihrer klimatiſchen Anordnung. Leipzig, 1872. — H. Berghaus, Phyſikaliſcher Atlas. — Rudolph, Atlas der Pflanzengeographie. ee von Weſten nach Oſten abnimmt, die Länder des Oſtens deshalb viel kälter ſind (längere und kältere Winter haben) als wie die unter gleicher geo— graphiſcher Breite gelegenen Länder des Weſtens (z. B. die baltischen Provinzen im Vergleich mit dem ſüdlichen Norwegen und mit Schottland), aus Gründen, welche hier nicht erörtert werden können: ſo folgt daraus, daß die Verbreitung einer jeden Holzart in Europa gegen Aſien durch eine beſtimmte Januar-, gegen Weſten durch eine beſtimmte Juli-Iſotherme im Allgemeinen begrenzt ſein muß. Eine jede Holzpflanze (wie überhaupt jedes perennirende Gewächs) bedarf endlich zu ihrem Gedeihen eine beſtimmte jährliche mittlere Wärme— menge. Man findet dieſelbe durch Addirung ſämmtlicher Tages-Mittel- temperaturen über 0“ einer Reihe von Jahren an möglichſt vielen Punkten der Polar- und obern Grenze der Holzart, Addition der berechneten Mittel— temperaturen und Diviſion der Summe durch die Zahl der Beobachtungsorte. Nächſt den Wärmeverhältniſſen iſt die jährliche Regenmenge und deren Vertheilung von großem Einfluß auf das Vorkommen und die Ver— breitung der Holzpflanzen. Regenloſe oder ſehr regenarme Gebiete (Steppen, Wüſten) ſetzen der Verbreitung der meiſten Holzgewächſe ein unüberſteigliches Hinderniß entgegen. Umgekehrt gedeihen manche Holzgewächſe nicht oder nur ſehr ſchlecht in Gegenden mit ſehr feuchtem Klima. Dagegen wird durch den ſo verſchiedenen Waſſergehalt des Bodens weniger die Verbreitung der Holzgewächſe, als vielmehr deren Vorkommen, alſo ihre Vertheilung innerhalb ihrer Verbreitungsbezirke beeinflußt. Nur wenige Holzgewächſe lieben einen fortwährend naſſen oder ſumpfigen Boden, die meiſten gedeihen am beſten auf einem mäßig feuchten oder friſchen Boden, nicht wenige ver— langen auch einen trocknen Standort. Einen geringeren Einfluß übt das Licht auf das Vorkommen und die Vertheilung der Holzpflanzen aus. Die Forſtleute theilen bekanntlich die Holzarten in Licht- (lichtbedürftige) und Schatten- (ſchattenliebende oder ſchattentragende) Pflanzen und erklären z. B. die Edeltanne, Fichte und Rothbuche für Schatten-, die Kiefer und Eiche für Lichtpflanzen”). Es iſt hier nicht der Ort, zu unterſuchen, ob eine ſolche Eintheilung der Holzarten gerechtfertigt iſt; wohl aber ſteht feſt, daß das Bedürfniß nach Licht (Beleuchtung) bei den einzelnen Holzgewächſen ſowohl während ihres ganzen Lebens, als während ihrer einzelnen Wachs— thumsperioden, ein ſehr verſchiedenes iſt, daß es Holzgewächſe giebt, die nur in voller Beleuchtung (im Sonnenſchein) gedeihen und daher nur an offenen der Inſolation ausgeſetzten Standorten vorkommen (z. B. Thymus vulgaris u. a. Labiatenhalbſträucher), während andere ein gedämpftes Licht, einen ſchattigen Standort entſchieden verlangen (3. B. Taxus baccata), u. a. m. ) Vgl. G. Heyer, das Verhalten der Waldbäume gegen Licht und Schatten. Erlangen, 1852. 8. — nn P Die in unſerem Florengebiet ſpontan vorkommenden Holzgewächſe zer— fallen ihrer geographiſchen Verbreitung nach in ſolche, welche wirklich nur innerhalb der Grenzen dieſes Gebiets wildwachſend gefunden werden (3. B. die Lärche, Larix europaea), in ſolche, welche über die Grenzen dieſes Gebiets hinausgehen (3. B. die Kiefer, Pinus silvestris und die Stieleiche, Quercus pedunculata), und in ſolche, welche innerhalb des Gebiets ihre Polar- oder Aequatorial-, Oſt- oder Weſtgrenze erreichen. Zur letzteren Kategorie gehören die meisten Holzgewächſe der deutſch-öſter— reichiſchen Flora. Unter ihnen giebt es einzelne ſporadiſche Arten, d. h. ſolche, welche an einigen wenigen Punkten des Gebiets vorkommen (z. B. Eurotia ceratoides). Es iſt gebräuchlich, größere Florengebiete in pflanzengeographiſche Zonen (Horizontale Ausdehnung) und Regionen (verticale Ausdehnung) ein- zutheilen. In erſterer Beziehung laſſen ſich in Europa überhaupt nur drei Zonen unterſcheiden: die nordeuropäiſche, mitteleuropäiſche und ſüdeuropäiſche oder mediterranes). Unſer Florengebiet gehört fait ganz und gar der mitteleuropäiſchen Zone an, indem nur das öſterreichiſche Litorale an der Adria und Dalmatien eine entſchieden mediterrane Vegetation beſitzen. Wohl aber haben eine nicht unbedeutende Anzahl Mediterranpflanzen, darunter auch einzelne Holzgewächſe in Südtirol, Kärnthen, Krain, Croatien, Ungarn und dem Banat, ſelbſt noch in Böhmen ihre Polargrenze, weshalb dieſe Länder eine Uebergangszone zwiſchen der ſüd- und mitteleuropäiſchen Zone bilden. Für den übrigen größten Theil des Gebiets laſſen ſich hin— ſichtlich der Verbreitung der Holzpflanzen beſtimmte Zonen kaum unter— ſcheiden. Doch wollen wir folgende 8 Zonen für das ganze Gebiet an— nehmen, von denen eine jede durch eine Anzahl ihr eigenthümlicher Holz— gewächſe charakteriſirt iſt: 2 1. Die norddeutſche Zone. Sie erſtreckt ſich ſüdwärts ungefähr bis zum 52“. Breite und umfaßt das geſammte norddeutſche Tiefland mit Einſchluß der Holſtein— Mecklenburgiſchen, Pommerſchen und Oſtpreußiſchen Seenplatte. Zu ihr rechne ich auch noch die baltiſchen Provinzen mit der kur- und livländiſchen Seenplatte nebſt dem größten Theil des Gouvernements Kowno. 2. Die mitteldeutſche Zone, zwiſchen dem 52. und 50. Breitengrad gelegen, umfaßt das oberſchleſiſche Plateau, das niederſchleſiſche, ſächſiſche, thüringiſche und heſſiſche Hügelland, das ſudetiſche Gebirgsſyſtem, das Erzgebirge und meisniſche Hochland, das Fichtelgebirge, den Franken- und Thüringerwald, den Harz, das Weſergebirge, heſſiſche Bergland und die Rhön. Nach Griſebach gehört Europa nur zu 2 pflanzengeographiſchen Gebieten, der Süden und Südweſten nämlich zum Mittelmeergebiet, alles Uebrige zum Wald— gebiet des öſtlichen Continents. Dieſe Eintheilung iſt für unſere Zwecke nicht zu gebrauchen. — e Aa 3. Die ſüddeutſche Zone, gegen S. und SO. von den Alpen und den Karpathen (Kleinen Karpathen und Jablunkagebirge) begrenzt, im Weſten ſüdwärts bis 479 50“ ausgedehnt, umſchließt die ſchwäbiſch-fränkiſche Terraſſe, den Speſſart, die rauhe Alp und den deutſchen Jura, die ſchwäbiſch-bayeriſche Hochebene, den Bayeriſchen und Böhmerwald, ganz Böhmen und Mähren nordwärts bis an das Erzgebirge, meisniſche Hochland, Lauſitziſche, Rieſen- und Glatzergebirge und das Geſenke, welche Gebirge alle zur mitteldeutſchen Zone gehören, endlich das Donauthal, den Wienerwald und die öſterreichiſche Tiefebene. 4. Die Rheinzone. Zu ihr gehören das geſammte Rheinthal, das nieder— rheiniſche Tiefland nebſt den Niederlanden, das niederrheiniſche Bergland, die Eifel, der Weſterwald, Taunus, Odenwald, Schwarzwald, das Elſaß ſammt den Vogeſen, Deutſch-Lothringen, das Hardtgebirge und der Hundsrück. 5. Die Alpenzone, das geſammte Gebirgsſyſtem der Alpen, folglich auch Savoyen, Piemont und die Schweiz, das venetianiſche Alpenland und das kroatiſch— ſlavoniſche Bergland umfaſſend. 6. Die Karpathenzone. Zu ihr gehören das geſammte karpathiſche Gebirgs— ſyſtem, folglich außer Nord-Ungarn auch Galizien und Siebenbürgen. 7. Die ungariſche oder ſüdöſtliche Zone, welche den Bakonywald, das nieder— ungariſche Hügelland, das ungariſche Tiefland, die Militärgrenze und das Banat in ſich begreift. 8. Die adriatiſche oder ſüdliche Zone: das öſterreichiſche Litorale, Iſtrien und Dalmatien, ſüdwärts bis faſt zum 42“. Br. ausgedehnt. Was die Eintheilung in Regionen betrifft, ſo adoptire ich für die Alpenzone die von O. Sendtner*) für Süd-Bayern aufgeſtellten 8 Regionen: 1. Die untere Ebenenregion oder die Region des Weinſtocks (bis 1200 par. Fuß — 390 Meter); 2. Die obere Ebenenregion oder Region des Wallnußbaumes (von 1201 bis 1700 p. F. = 552 Met.); 3. Die untere Bergregion oder die Region der Eiche (von 1701 bis 2500 p. F. = 812 Met.); 4. Die obere Bergregion oder Region der Buche (von 2501 bis 4300 p. F. — 1396 Met.); 5. Die Voralpenregion (jubalpine) oder die Region der Fichte (von 4301 bis 5300 p. F. — 1721 Met.); 6. Die untere Alpenregion oder Krummholzregion (von 5301 bis 6100 p. F. = 1986 Met.); 7. Die obere Alpenregion oder Region der Heidelbeeren (von 6101 bis 7100 p. F. — 2306 Met.); 8. Die Schneeregion oder Region der Zwergweiden (von 7101 bis 8100 p. F. — 2630 Meter und höher hinauf). Für die Rhein-, Süd- und mitteldeutſche Zone möchte ich folgende 6 Regionen vorſchlagen: 1. Region der Tiefebenen und Thalgelände oder Region des Weinſtocks und Wallnußbaumes (bis 900 p. F. — 292 Met.); > 2. Region der Hochebenen und Hügelgelände oder Region der Eichen und Kiefern (von 901 bis 1500 p. F. — 487 Met.); Die Vegetationsverhältniſſe Südbayerns, S. 379 ff. ee 3. Untere Bergregion oder Negion der Buche und Tanne (von 1501 bis 2500 p. F. = 812 Met.); 4. Obere Bergregion oder Region der Fichte (von 2501 bis 4000 p. F. — 1299 Met.); 5. Subalpine Region oder Krummholzregion (von 4001 bis 4800 p. F. — 1534 Met.); 6. Alpine Region oder Region der Zwergweiden (von 4800 p. F. an). Für die Karpathenzone und die ungariſche Zone ſchlage ich folgende 6 Regionen vor, die der Mehrzahl nach mit den von Wahlenberg*) für die Central-Karpathen aufgeſtellten Regionen übereinſtimmen: 1. Region des Tieflandes oder des Weinſtocks (bis 1200 p. F. = 390 Met.); 2. Region der Hochebenen und des höheren Hügellandes oder Region des Obſtbaues (von 1201 bis 2200 p. F. — 715 Met.); 3. Untere Bergregion oder Region der Buche (von 2201 bis 3900 p. F. —= 1266 Met.); g 4. Obere Bergregion oder Region der Fichte (von 3901 bis 4500 p. F. — 1461 Met.); 5. Subalpine Region oder Krummholzregion (von 4501 bis 6000 p. F. — 1940 Met.); 6. Alpenregion oder Region der Zwergweiden (von 6001 bis über 8000 p. F. — bis über 2590 Meter hinaus). Im Süden der Karpathenzone dürften die Regionen mehr mit denjenigen der Alpenzone zuſammenfallen. Daſſelbe gilt für die höheren Regionen der adriatiſchen Zone, dagegen iſt ſowohl dort, als in Südtirol die unterſte etwa bis 870 p. F. — 282 Met.) reichende Region als untere warme oder Region des Oelbaums und die nächſtfolgende als obere warme oder Region des Weinſtocks zu bezeichnen und letztere bis (2500 p. F. — 812 Met.) auszudehnen. In der norddeutſchen Zone laſſen ſich wegen zu geringer Erhebung des Bodens merkliche Regionen kaum unterſcheiden. Wenn wir daher eine Strandregion, eine Tieflandsregion (etwa bis 300 p. F. — 97 Met.) und eine Region der Hochebenen, Hügel und Seenplatten (von 301 bis 1200 p. F. - 390 Met.) annehmen, jo ſind dieſe Regionen mehr künſtliche als natürliche. Flora Carpathorum principalium, p. LXVI sqq. BET AN N III. Syſtem der Holzgewächſe des Florengebiets. Sämmtliche Holzpflanzen unſeres Florengebiets gehören zu den Samen— pflanzen (plantae seminiferae, Spermatophyta). Dieſe zerfallen in nacktſamige (pl. eymnospermae) und bedecktſamige (pl. angiospermae). Erſtere ſind jene Gewächſe, bei denen die Samenknospen nicht in einen Fruchtknoten eingeſchloſſen, ſondern an ſchuppenförmige oder anders geſtaltete Gebilde angeheftet erſcheinen, daher unverhüllt, „nackt“ daliegen (z. B. bei den Nadelhölzern), letztere alle übrigen Samenpflanzen, bei denen insgeſamt in Fruchtknoten eingeſchloſſene Samenknospen vorkommen, dieſe alſo mit einer Karpellhülle „bedeckt“ ſind. Beide ſehr natürlichen Abtheilungen ſind zuerſt von Robert Brown und Lindley mit den angeführten Namen belegt worden. Die angioſpermen Gewächſe zerfallen in einſamenlappige (pl. monocotyledoneae) und zweiſamenlappige (pl. dicotyledoneae), letztere wieder in kronenloſe (apetalae), ſolche mit verwachſenblättriger Blumenkrone (gamopetalae) und ſolche mit getrenntblättriger Blumenkrone (dialypetalae). Dieſen Hauptabtheilungen der Samen— pflanzen ſind Ordnungen, letzteren Familien ſubordinirt. Im Folgenden geben wir eine Ueberſicht derjenigen Abtheilungen, Ordnungen und Familien, zu welchen ſowohl die einheimiſchen als die ausländiſchen theils verwildert vorkommenden, theils im Freien angebauten Holzgewächſe (mit Einſchluß der Obſtbäume) unſeres Florengebiets gehören. Erſte Abtheilung und erſte Klaſſe. Gymnoſperme Holzgewächſe. 1. Ordnung. Zapfenträger (Coniterae). Fam. 1. Tannenartige (Abietineae). 2. Cypreſſenartige (Cupressineae). Ordnung. Steinfruchtähnliche Samen tragende (Pseudodrupaceae). Fam. 3. Eibenartige (Taxaceae). 3. Ordnung. Uebergangspflanzen (Ambiguae). Fam. 4. Gnetaceen (Gnetaceae). - ID Zweite Abtheilung. Angioſperme Holzgewächſe. Zweite Klaſſe. Einſamenlappige (Monocotyledoneae). 4. Ordnung. Kronenlilien (Coronariae). Fam. 5. Stechwinden (Smilaceae). Dritte Klaſſe. a. Kronenloſe (Apetalae) d. h. ohne oder mit rudimentärer Blütenhülle oder mit einem Kelch oder Perigon verſehen *). 5. Ordnung. Sandelholzähnliche(San- talinae). Fam. 6. Riemenblumenartige (Loran- thaceae). - 7. Sandelholzartige (Santala- Teae). 6. Ordnung. Kätzchenträger (Amen- taceae). Fam. 8. Gagelartige (Myriceae). - 9. Birkenartige (Betulaceae). 10. Hornbaumartige (Carpineae). - 11. Becherträger (Cupuliferae). - 12. Weidenartige (Salicaceae). | Ordnung. Neſſelähnliche (Urtieinae). Fam. 13. Platanenartige (Plataneae). - 14. Maulbeerbaumartige (Mo- reae). 15. Zürgelbäume (Celtideae). - 16. Rüſternartige (Ulmeae). 8. Ordnung. Salzliebende (Halophilae), Fam. 17. diaceae). 9. Ordnung. Thymeläen (Thymelaeae). Fam. 18. Kellerhalsartige (Daphnoi- dèeae). - 19. Oelweidenartige (Elaeag- neae). b. Ganzblumige ((ramopetalae), d. h. mit verwachſenblättriger Blumenkrone. 7 Fruchtknoten unterſtändig. 10. Ordnung. Gehäuftblütige (Aggre- gatae). Fam. 20. Korbblütler (Compositae) 11. Ordnung. Meldengewächſe (Chenopo- Zweiſamenlappige (Dicotyledoneae). Quirlblättrige (Verti— cillatae). Fam. 21. Krappartige (Rubiaceae). 12. Ordnung. Gaisblattartige (Capri- foliaceae). Fam. 22. Heckenkirſchartige (Lonice— reae). 23. Heidelbeerartige (Vaccinieae). Fruchtknoten oberſtändig. 13. Ordnung. Haideartige (Ericinae). Fam. 24. Haideſträucher (Ericaceae). Nüßchentragende Lip— penblütler (Labiatiflo- - rae nuculiferae). Kugelblumenartige (Globu- 14. Ordnung. Fam. 25. larieae). - 26. Eiſenkrautartige (Verbena- ceae). 27. Lippenblütler (Labiatae). Röhrenblumige (Tubi- tlorae). Fam. 28. Rauhblättrige (Asperifoliae). - 29. Windengewächſe (Convolvu- laceae). 30. Tollkrautartige (Solanaceae), Kapſeltragende Lip— penblütler (Labiatiflc- rae capsuliferae). Braunwurzartige (Serophu- lariaceae). Gedrehtblumige (Con- tortae). Hundswürgerartige (Apoey- neae). Schwalbenwurzartige (Asele- piadeae). 15. Ordnung. 16. Ordnung. Fam. 31. 17. Ordnung. Fam. 32. = BB Die Abtheilung der Apetalen iſt mehr eine künſtliche als eine natürliche zu nennen, was ſchon von mehrern namhaften Syſtematikern anerkannt worden iſt. Doch hält es ſehr ſchwer, die zu den Apetalen geſtellten Familien in den beiden andern Ab— theilungen der Dikotyledonen naturgemäß unterzubringen. Bezüglich der Aneinander— reihung der Ordnungen und Familien iſt hier das Syſtem zu Grunde gelegt worden, nach welchem ich neuerdings die ſyſtematiſche Botanik an der Prager Univerſität vor— trage. Daſſelbe iſt eine Modification des Syſtems von Endlicher und Unger. Zweimännige (Dian- drae). Oelbaumartige (Oleaceae). Jasminartige (‚Jasmineae). 18. Ordnung. Fam. 34. 35. 19. Ordnung. Dattelpflaumenartige (Dios- pyrinae). Fam. 36. Ebenholzartige (Ebenaceae). 37. Storaxbaumartige (Styra- ceae). c. Getrenntblumige (Dialypetalae), d. h. mit mehrblättriger Blumenkrone. Schirmträger (Umbracu— liferae). Hartriegelartige (Corneae). Araliaceen (Araliaceae). Gehörntfrüchtige (Cor— niculatae). Stachelbeerartige (Ribesia- ceae). 20. Ordnung. Fam. 38. = 38) 21. Ordnung. Fam. 40. Wundfeigenartige (Opuntieae). Cactusgewächſe (Cacteae). 22. Ordnung. Fam. 41. 23. Ordnung. Sauerdornartige (Berberi- nae). Fam. 42. Sauerdorne (Berberidaceae). 43. Lorbeergewächſe (Lauraceae). 24. Ordnung. Vielfrüchtige (Polycar- 46 28. Ordnung. Orangengewächſe (Hes- perideae). Fam. 52. Zedrachartige (Meliaceae). 29. Ordnung. Säulenträger (Colum- niferae). Fam. 53. Lindenbäume (Tiliaceae). 54. Malvenartige (Malvaceae). 30. Ordnung. Rebengewächſe (Sar- mentosae). picae). Fam. 44. Hahnenfußartige (Ranuncu— laceae). 45. Magnolienartige (Magno— liaceae). 25. Ordnung. Kreuzblumige (Cruci- | florae). Kreuzblütler (Cruciterae). Kapperngewächſe (Cappari- deae). Fam. 46. „ 25010 26. Ordnung. Wandſamige (Parietales). Fam. 48. Reſedagewächſe (Resedaceae). Fam. 55. Weinſtockartige (Ampelideae). > 31. Ordnung. Ahornartige (Aceroi- deae). Fam. 56. Ahornbäume (Acerineae). 57. MNoßfaftanienartige (Hippo- castaneae). 32. Ordnung. Kreuzblümchenge— wächſe (Polygalinae). Fam. 58. Kreuzblümchenartige (Poly- galaceae). Faulbaumartige (Fran- gulinae). 33. Ordnung. Fam. 59. Pimpernußartige (Staphy- laeaceae). 60. Hülſenartige (Tlicineae). 61. Kreuzdornartige (Rhamna- ceae). 62. Baumwürgerartige (Celast- rineae). 34. Ordnung. Dreiknöpfige (Trico- cae). Fam. 63. Rauſchbeerenartige (Empe- treae). 64. Wolfsmilchgewächſe (Euphor- biaceae). 35. Ordnung. Harzbäume (Resiniferae). Fam. 65. Piſtazienartige (Terebinta- ceae). 66. Wallnußbäume (Juglandeae). - 49. Ciſtroſenartige (Cistaceae). 36. Ordnung. Myrtenblütige (Myrti- 27. Ordnung. Guttiferen (Guttiterae). florae). Fam. 50. Hartheuartige (Hyperica- | Fam. 67. Pfeifenſträucher (Philadel- ceae). | pheae). - 51. Tamariskenartige (Tamaris- | 68. Myrtenartige (Myrtaceae). eineae). 69. Granatbäume (Granateae). 37. Ordnung. Roſenblumige (Rosi- 38. Ordnung. Hülſenfrüchtige (Legu- florae). minosae). Fam. 70. Apfelfrüchtige (Pomaceae). Fam. 74. Schmetterlingsblütler (Papi- - 71. Roſenartige (Rosaceae). lionaceae). - 72. Spierſträucher (Spiraeaceae). - 75. Cäſalpinienartige (Caesal- - 73. Mandelartige (Amygdala- pinaceae). ceae). 176. Mimoſenartige (Mimosaceae). IV. Verzeichniß der vorzugsweiſe benutzten Werke mit Ausſchluß der monographiſchen. a. Lehr- und Handbücher der Botanik. A. W. Eichler, Blütendiagramme. 2 Bde. 8. I. Leipzig, 1875. II. 1878. Luerßen, Handbuch der ſyſtematiſchen Botanik. 2. Bd. Phanerogamen. Leipzig, 1882. 8. b. Floren. L. Reichenbach, Flora germanica excursoria. Lipsiae, 1830—32. 12. — ä IcCones florae germanicae et helveticae. Lipsiae, 1834—1885. 4. Maly, Flora von Deutſchland. Wien, 1860. A. Garcke, Flora von Deutſchland. 15. Auflage. Berlin. 1885. 8. Willkomm, Führer in's Reich der Pflanzen Deutſchlands, Oeſterreichs und der Schweiz. 2. Auflage. Leipzig, 1882. 8. D. J. Koch, Synopsis florae germanicae et helveticae. Lipsiae, 1843-44. 8. Gaudin, Flora helvetica. Turici, 1828—1833. 7 Bde. 8. Gremli, Excurſionsflora der Schweiz. 3. Auflage. Aarau, 1878. 8. Döll, Rheiniſche Flora. Frankfurt a. M. 1843. 8. Flora des Großherzogthums Baden. Karlsruhe. 3 Bde. 8. 18571862. F. Wimmer, Flora von Schleſien. 2. Aufl. Breslau, 1844. 2 Bde. 8. E. Fiek, Flora von Schleſien preußiſchen und öſterreichiſchen Antheils. Breslau, 1881. 8. L. Rabenhorſt, Flora des Königreichs Sachſen. Dresden, 1859. L. Celakovsky, Prodromus der Flora vou Böhmen. Prag, 1867-1875. gr. 8. — l. Oborny, Flora von Mähren und öſterr. Schleſien. Brünn, 1883, 1884. 8. (unvollendet). Schultes, Oeſterreichs Flora. 2. Aufl. Wien, 1814. 2 Bde. Beſſer, Primitiae florae Galiciae austriacae utriusque. Vienna, 1809. 2 Bde. Wahlenberg, Flora Carpatorum prineipalium. Gottingae, 1814. 8. Baumgarten, Enumeratio stirpium Transsilvaniae. Vindobonae, 1816. 8. Maly, Enumeratio plantarum phanerogamicarum imperii austriaci. Wien, 1848 bis 1861. 2 Bde. 8. 8 Neilreich, Nachträge zu Maly's Enumeratio plantarum. Wien, 1862. 8. — — Aufzählung der in Ungarn und Slavonien bisher beobachteten Gefäß— pflanzen. Wien, 1866. 8. Schur, Enumeratio plantarum Transsilvaniae, Vindobonae, 1866. 8. Heuffel, Enumeratio plantarum in Banatu Temesiensi crescentium. Vindobonae, 1858. 8. Sauter, Flora des Herzogthums Salzburg. Salzburg, 1879. 8. Hinterhuber und Pichkmayr, Prodromus der Flora des Herzogthums Salzburg. Salzburg 1879. 8. F. v. Hausmann, Flora von Tirol. Innsbruck, 1854. 55. 3 Bde. 8. J. Duftſchmid, Flora von Oberoeſterreich. 4 Bde. 8. Linz, 18701885. Pollini, Flora Veronensis. Veronae, 1822—1824. 3 Bde. 8. Viſiani, Flora dalmatica. Lipsiae, 18421852. 3 Bde. 4. A. Pokorny, Plantae lignosae imperii austriaci. Oeſterreichs Holzpflanzen. Mit 1640 Blattabdrücken in Naturdruck. Wien, 1864. 4. Hagen, Preußens Pflanzen. Königsberg, 1818. 2 Bde. 8. Patze, E. Meyer und Elkan, Flora der Provinz Preußen. Königsberg, 1850. 8. Wiedemann und E. Weber, Beſchreibung der phanerogamiſchen Gewächſe Eith-, Liv⸗ und Curlands. Reval, 1852. 8. J. Klinge, Flora von Eſth-, Liv- und Curland. Dorpat, 1882. 8. Kirſchleger, Flore d'Alsace et des pays limitrophes. Strasbourg, 1852-1862. 38 6. Pflanzengeographiſche und phytophänologiſche Werke. A. de Candolle, Geographie botanique raisonnéc. Paris, 1855. 2 Bde. 8. A. Griſebach, Die Vegetation der Erde nach ihrer klimatiſchen Anordnung. Ein Abriß der vergleichenden Geographie der Pflanzen. 2 Bde. Leipzig, 1872. 8. J. Thurmann, Essai de phytostatique appliquèé à la chaine du Jura. Berne. 1849. 2 Bde. 8. O. Sendtner, Die Vegetationsverhältniſſe Südbayerns. München, 1854. 8. — — Die Vegetationsverhältniſſe des bayriſchen Waldes. München, 1860. 8. . Ehrijt, Ueber die Verbreitung der Pflanzen der alpinen Region der europäiſchen Alpenkette. Zürich, 1867. 8. — — Das Pflanzenleben der Schweiz. Zürich, 1879. 8. A. Kerner, Pflanzenleben der Donauländer. Innsbruck, 1863. 8. Neilreich, Die Vegetationsverhältniſſe von Croatien. Wien, 1868. 8. Klinggraeff, Vegetationsverhältniſſe der Provinz Preußen. Marienwerder, 1866. 8. Bode, Verbreitungsgrenzen der wichtigſten Holzgewächſe des europäiſchen Rußlands. (In: v. Baer's und Henderſen's Beiträgen zur Kenntniß des Ruſſiſchen Reichs. 18. Bändchen. St. Petersburg, 1856. 8.) v. Trautvetter, Pflanzengeographiſche Verhältniſſe des europäiſchen Rußlands. K. Fritſch, Kalender der Flora des Horizonts von Prag. Nach 10jährigen Vegetations— beobachtungen. Anhang zum Januarheft 1852 der Sitzungsberichte der Kaiſ. Akad. d. Wiſſenſch. zu Wien. Mathem.-naturwiſſ. Klaſſe). Reſultate mehrjähriger Beobachtungen über die Belaubung und Ent— laubung der Bäume und Sträucher im Wiener botaniſchen Garten. (Sitzungsberichte der mathem--maturwiſſ. Klaſſe der Kaiſ. Akademie der Wiſſenſch. zu Wien. 43. Bd. 2. Abth. 1861). 51 8 K. Fritſch, Thermiſche Conſtanten für die Blüte und Fruchtreife von 889 Pflanzen— arten, abgeleitet aus 10jährigen im K. K. botaniſchen Garten zu Wien angeſtellten Beobachtungen. (Denkſchriften der Kaiſ. Akademie d. Wiſſenſch. zu Wien. Mathen.- naturwiſſ. Kl. Bd. 21. Wien, 1863). C. Linßer, Unterſuchungen über die periodiſchen Lebenserſcheinungen der Pflanzen. Zweite Abtheilung. Reſultate aus einer eingehenden Bearbeitung des europäiſchen Materials für die Holzpflanzen in Bezug auf Wärme und Regenmenge. St. Peters— burg, 1869. 4. (Memoires de l’academie imper. des scienc. 7. ser. tom. XIII.) A. v. Oettingen, Phänologie der Dorpater Lignoſen. Dorpat, 1879. 8. E. Ihne und H. Hoffmann, Beiträge zur Phänologie. Gießen, 1884. 8. H. Hoffmann, Reſultate der wichtigſten pflanzen-phänologiſchen Beobachtungen in Europa. Gießen, 1885. 8. d. Forſtbotaniſche und dendrologiſche Werke. Reum, Forſtbotanik. 2. Aufl. Dresden, 1825. 8. Guimpel, Abbildung der deutſchen Holzarten, beſchrieben von Willdenow und Hayne. Berlin, 1820. 4. Th. Hartig, Vollſtändige Naturgeſchichte der forſtlichen Culturpflanzen Deutſchlands. Berlin 1840 — 1850. 4. Fiscali und Grabner, Forſteulturpflanzen Deutſchlands. 2. Aufl. Olmütz, 1858. 8. Nördlinger, Deutſche Forſtbotanik. 2. Bd. (Die einzelnen Holzarten). Stuttgart, 1876. 8. Döbner, Lehrbuch der Botanik für Forſtmänner. 4. Aufl. Berlin, 1882. 8. Willkomm, Deutſchlands Laubhölzer im Winter. 3. Ausgabe. Dresden, 1880. 4. J. Weſſely, Die öſterreichiſchen Alpenländer und ihre Forſte. Wien. 1853. 8. Ratzeburg, Die Standortsgewächſe und Unkräuter Deutſchlands und der Schweiz. Berlin, 1859. 8. Mathieu, Flore forestiere. Description et histoire des vegetaux ligneux, qui croissent spontanement en France etc. 3. ed. Nancy et Paris, 1877. 8. Roßmäßler, Der Wald. 3. Aufl. herausgegeben von M. Willkomm. Leipzig, 1881. 8. H. Jäger, Deutſche Bäume und Wälder. Leipzig, 1877. 8. — — Die Zierhölzer der Gärten und Parkanlagen. Weimar, 1865. 8. C. Koch, Dendrologie. Bäume, Sträucher und Halbſträucher, welche in Mittel- und Nordeuropa im Freien eultivirt werden. Erlangen, 3 Bde. 8. 1869-1873. Hartwig und Rümpler, Vilmorin's illuſtrirte Blumengärtnerei. 3. Theil: Die Bäume und Sträucher (auch unter dem Titel: Illuſtrirtes Gehölz-Buch). Berlin, 1875. 8. e. Botaniſche, forſtbotaniſche und gärtneriſche Zeitſchriften. Botaniſche Jahrbücher für Syſtematik, Pflanzengeſchichte und Pflanzengeographie, herausgeg. v. Engler. Berlin, 1881 — 1885. Jahrbuch des königl. botaniſchen Gartens und bot. Muſeums zu Berlin, herausgeg. v. Eichler und Garde. Berlin, 1882 — 1885. Oeſterreichiſche botaniſche Zeitſchrift, herausgeg. v. A. Skofitz. Wien, 1874—1885. Deutſche bot. Monatsſchrift, herausgeg. v. G. Leimbach. Sonderhauſen, 18831885. Allgemeine Forſt- und Jagdzeitung, herausgeg. v. G. Heyer. 1874 1885. Monatsſchrift für das Forſt- und Jagdweſen, herausgeg. v. Bauer. 1873 — 1878. Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, herausgeg. v. Bauer. 1879 — 1884. ü Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. — 4 „ ar Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, herausgeg. v. Dankelmann. 1874— 1885. Forſtliche Blätter, herausgeg. v. Grunert, Leo und Borggreve. 18721883. Tharander forſtliches Jahrbuch, herausgeg. v. Judeich. 1874— 1885. Zeitſchrift der deutſchen Forſtbeamten. 1872 - 1884. Oeſterreichiſche Monatsſchrift für Forſtweſen, herausgeg. v. Weſſely, fortgeſetzt v. Micklitz, 18731884. (ſeit 1883 als: öſterr. Vierteljahrsſchrift für Forſtweſen). Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, herausgeg. v. Micklitz und Hempel, fortgeſetzt v. A. v. Seckendorff. Wien, 18751885. Oeſterreichiſche Forſtzeitung, herausgeg. v. G. Hempel. Wien, 1883 — 1885. Vereinsſchrift für Forſt-, Jagd- u. Naturkunde, herausgeg. v. Schmidt. Prag, 1874— 1885. Aus dem Wald, v. Burckhardt. 1873-1881. Schweizeriſche Zeitſchrift für das Forſtweſen, herausgeg. v. Landolt. 1875-1884. Berichte über die Verſammlungen des Vereins mecklenburgiſcher Forſtwirthe. Schwerin, 1875-1885. Berichte über die Verſammlungen des ſächſiſchen Forſtvereins. 1873-1884. - = = z - eljaß-lothringischen Forſtvereins. 1874—1882. Jahrbuch des ſchleſiſchen Forſtvereins. Breslau, 1873—1884. Verhandlungen der Forſtwirthe in Mähren und Schleſien. Brünn, 1872—1884. Mittheilungen des frainer-füftenländiichen Forſtvereins. Trieſt, 1876— 1883. Monatsſchrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaus in den königl. preußiſchen Staaten, herausgeg. v. K. Koch u. L. Wittmack. Berlin, 18731881. Gartenzeitung. Monatsſchrift für Gärtnerei und Gartenkunde, herausgeg. von L. Wittmack. Berlin, 1882-1885. Wiener Obſt- und Gartenzeitung, herausgeg. v. A. W. v. Babo und R. Stoll. Wien, 1876-1878. Wiener Obſt- und Gartenzeitung, fortgeſetzt unter dem Titel: Wiener illuſtrirte Garten— zeitung von A. C. Roſenthal und J. Bermann. 18791885. Oeſterreichiſches landwirthſchaftliches Wochenblatt, heransgeg. von G. Krafft. Wien, 1874-1885. Syſtematiſche und pflanzengeographiſche Schilderung der Holzgewächſe Deutſchlands und Heſterreichs. Erſte Abtheilung und erſte Klaſſe. Gymnoſpermen oder nacktſamige Holzgewächſe. (Gymnospermae.) Ein- oder zweihäufige Bäume und Sträucher mit einfachen ganzen Blättern von meiſt mehrjähriger Dauer. Männliche Blüten nur aus Staub— blättern, weibliche aus einem offenen (nicht zu einem Fruchtknoten zuſammen— ſchließenden) Fruchtblatt oder einem Sprößchen gebildet, an welchem Samen— knospen befeſtigt ſind. Samen mit lederartiger, holziger oder fleiſchiger, oft in mehrere Schichten differenzirter Schale, nicht ſelten ſteinfrucht- oder beerenartig. Keime mit zwei gegen- oder mehrern bis vielen quirlſtändigen Samenlappen, im Centrum eines fleiſchigen oder mehligen, meiſt ölhaltigen Eiweißkörpers eingeſchloſſen. Erſte Ordnung!). Zapfenträger oder Nadelhölzer, Coniferen. (Coniferae Juss.) Männliche Blüten kätzchenförmig, weibliche in ähren- oder knospen— förmige Inflorescenzen vereinigt. Erſtere fallen nach dem Verſtäuben ab, letztere vergrößern ſich nach der Blütezeit und geſtalten ſich in holzige Zapfen (coni), ſeltner (infolge des Verſchmelzens der ſamentragenden Ge— bilde und Fleiſchigwerden ihres Gewebes) in eine Scheinbeere oder einen Beerenzapfen (galbulus) um, in deren Fleiſchmaſſe dann die Samen eingebettet liegen. Zapfenſchuppe (d. h. vergrößerte und verholzte, ſamen— tragende weibliche Blüte) ſtets aus einem Deckblatt (Deckſchuppe) und einer Samenſchuppe (dem Samenträger) gebildet, welche beide entweder getrennt oder mehr oder weniger, oder gänzlich mit einander verſchmolzen ſind. Samen mit lederartiger oder holziger Schale, welche häufig in einen häutigen Flügel (ala) verlängert iſt. — Meiſt immergrüne, ſelten ſommergrüne Bäume und Sträucher mit nadel- oder ſchuppenförmigen, ſelten (nur bei außereuropäiſchen) breiten Blättern. Die eigentliche erſte Ordnung der Gymnoſpermen wird von den Cyeadeen gebildet, Holzgewächſen der tropiſchen und ſüdlichen ſubtropiſchen Zone von palmen— artigem Wuchſe, welche bezüglich der Blütenbildung und des anatomiſchen Baues ihres Stammes unverkennbare Aehnlichkeit mit den Nadelhölzern beſitzen. - —— 5 3 = Die Coniferen (mit Einſchluß der Taxineen) unterſcheiden ſich ſowohl in morpho— logiſcher als hiſtiologiſcher Hinſicht ſehr weſentlich von allen übrigen Holzpflanzen und bilden eine Gruppe, welche gewiſſermaßen zur gegenwärtigen Vegetation der Erde nicht zu paſſen oder zu gehören jcheint*). Bei den meiſten, insbeſondere bei den Araucarieen und Abietineen, iſt der Schaftwuchs, verglichen mit dem Aſt- oder Kronen wuchs, vorherrſchend, der Stamm gewöhnlich bis zum Wipfel unzertheilt, ſelten nach oben ſich allmälig in Aeſte auflöſend. Letztere ſind entweder quirlförmig oder alter— nirend (zerſtreut) angeordnet. Im erſtern Fall wird in der Regel alljährlich ein Aſt— quirl gebildet. Die Knospen (End- und Achſelknospen, ſehr ſelten Adventivknospen) ſind entweder mit trockenhäutigen, ſpiralig angeordneten, dachziegelförmig übereinander liegenden Deckſchuppen verſehen oder nackt, und unterſcheiden ſich Zweig- und Blüten— knospen äußerlich nicht weſentlich von einander. Die Blätter ſtehen bald abwechſelnd in Spiralen, bald kreuzweis gegenſtändig in Längsreihen, bald in dreigliedrigen Wirteln, gewöhnlich ſehr genähert, oft ſo dicht gedrängt, daß ſie ſich dachziegelförmig decken. Die männlichen Blüten und weiblichen Blütenſtände ſind häufig geſtielt und am Grunde von Deckblättern umgeben, übrigens in den einzelnen Familien, ja bei einzelnen Gattungen ſehr verſchieden gebildet. Die Achſe, an welcher die Staub- oder Frucht— blätter in meiſt ſpiraliger Stellung ſitzen, iſt gewöhnlich verlängert, oft ſtielförmig, ſeltener kugelig, halbkugelig oder convex. An den Fruchtblättern oder an in deren Achſeln (Blattwinkeln) befindlichen ſchuppenförmigen Gebilden ſitzen die Samenknospen in be— ſtimmter oder unbeſtimmter Anzahl bald in aufrechter bald in hängender Stellung, d. h. iſt ihre Mikropyle bald nach dem Scheitel, bald nach dem Grunde der Blüte ge— richtet. Die Samenknospen ſelbſt ſind geradläufig und beſitzen meiſt nur ein einziges Integument, welches über der Kernwarze oft in eine griffelartige Röhre (die Mikropyle, verlängert iſt. Die Samen reifen entweder im erſten Herbſt nach der Blütezeit (Coniferen mit einjähriger Samenreife) oder erſt im zweiten, wohl gar dritten Herbſt (Coniferen mit zweijähriger Samenreife). Bei allen enropäiſchen Coniferen werden die Kotyledonen infolge bedeutender Streckung des hypokotylen Gliedes mehr oder weniger hoch über den Boden emporgehoben. - Hinſichtlich der hiſtiologiſchen Eigenthümlichkeiten der Coniferen möge hier nur der anatomiſche Bau des Holzes und der Blätter kurz erörtert werden. Das Holz beſteht, den erſten Jahrring (die Markſcheide) ausgenommen, nur aus langge— In der That läßt ſich wiſſenſchaftlich nicht in Abrede ſtellen, daß die Coniferen trotz ihrer Verbreitung über einen beträchtlichen Theil der Erdoberfläche und trotz des Vorherrſchens ihrer Arten und Individuen in vielen Gegenden ihres Verbreitungs bezirks eine im langſamen Ausſterben begriffene Pflanzengruppe ſind, welche den Culminationspunkt ihrer Herrſchaft längſt hinter ſich hat, indem ſie in weit zurück— liegenden Perioden der Erdgeſchichte eine viel größere Verbreitung gehabt hat, und wahrſcheinlich in einer viel größeren Anzahl von Gattungen und Arten vertreten ge— weſen iſt, als gegenwärtig. Aus den paläontologiſchen Forſchungen hat ſich ergeben, daß die Coniferen und Taxineen vorzüglich während der Tertiärzeit in zahlreichen Arten über die ganze Erdoberfläche verbreitet geweſen ſind und durch alle vorhergehenden Perioden bis in die Steinkohlenperiode hinabreichen. Schon 1861 kannte man 41 Gat— tungen mit 344 Arten vorweltlicher Coniferen (nach Hildebrand). Seitdem mag ſich die Zahl der bekannt gewordenen foſſilen Nadelholzarten noch bedeutend ver— mehrt haben. 54 ſtreckten, röhrenförmigen, prismatiſchen, ſenkrecht geſtellten Zellen und den ſich recht— winklig mit jenen kreuzenden, horizontal in der Richtung vom Centrum (Mark) nach der Peripherie (Rinde) ſich erſtreckenden Markſtrahlen. Deshalb erſcheint das Holz auf dem Querſchnitt (Hirnſchnitt) in ſehr dünnen Lamellen“) mit der Loupe oder beſſer dem Mikroſkop betrachtet aus ſehr gleichförmigem Zellgewebe (den querdurch— ſchnittenen röhrenförmigen Holzzellen) zuſammengeſetzt, welches durch ſchmale nahezu parallele Streifen oder Linien (den der ganzen Länge nach blosgelegten Markſtrahlen) durchzogen und in ſchmale Portionen abgetheilt iſt (XIV. a), während der Quer— ſchnitt eines beliebigen Laubholzes (dikotylen Holzes) immer ein mehr oder weniger Fig. XIV. Querſchnitt von Nadel- und Laubholz. a. Nadelholz (Kiefer), b. Laubholz (Eiche) (ſchematiſirt). An beiden Figuren be— zeichnet F die Schicht des Frühjahrsholzes, H die des Herbſtholzes, J die Jahresgrenze gegen den vorjährigen Jahresring. Die obere Linie der Figuren be— zeichnet die Jahresgrenze gegen den folgenden Jahresring. Mitten durch das Eichen— holz geht ein breiter Markſtrahl. ) Dergleichen dünne, beſonders für Unterſuchung mit der Loupe, daher für Forſt— männer und Techniker, ſehr brauchbare Querſchnitte von Hölzern hat Profeſſor Dr. Nördlinger in Hohenheim in vorzüglichſter Qualität geliefert. Unter den von ihm herausgegebenen Sammlungen verdient namentlich die im Cotta'ſchen Verlag er— ſchienene, nur 7½ Mark koſtende Sammlung: „Funfzig Querſchnitte der in Deutſchland wachſenden hauptſächlichſten Bau-, Werk- und Brennhölzer“ den Forſtleuten empfohlen zu werden. EN Bl ungleichförmiges Zellgewebe und in dieſem regelmäßig angeordnete oder regellos zer- ſtreute größere und kleinere Löcher (die querdurchſchnittenen, im Laubholz niemals fehlenden Gefäße) erkennen läßt (XIV. b). In Nadelholzquerſchnitten etwa vor— kommende kleinere Löcher (a,H) find keine zerſchnittenen Gefäße, ſondern Harzgänge. Dieſe ſind von zartwandigen, das flüſſige Harz (Terpentin) ausſondernden Zellen um— SOSSE = ———x Anatomiſcher Bau des Coniferenholzes. 1. Querſchnitt, jj und jej“ Jahresgrenzen, m Markſtrahl, ttt Tüpfel, ug Harzpore; — 2. Längsſchnitt in der Richtung ce von Fig. 1., j‘j Jahresgrenzen, m Markſtrahl, ee die ſich ſpitz zwiſchen einander ſchiebenden Holzzellen, t Tüpfel; — 3. Längsſchnitt in der Richtung dd von Fig. 1., die Buchſtaben bezeichnen daſſelbe wie in voriger Figur; — 4. Schematiſirte Figur einer von 6 anderen umlagerten Holzzelle des Taxus zur Er— läuterung der Coniferenholzzelle. (Nach Th. Hartig.) gebene Intercellularräume (XV, I. hg). Die langgeſtreckten, im Querſchnitt vier— bis ſechsſeitigen Holzzellen zeigen auf ihren den Markſtrahlen zugekehrten (radialen) Flächen eine, ſelten zwei Reihen großer behöfter Tüpfel (XV. 2. t). Als ſolche erſcheinen nämlich unter dem Mikroſkop kleine linſenförmige Hohlräume (Tüpfelräume), welche ſich zwiſchen den Holzzellen befinden, wie aus der ſchematiſchen Darſtellung einer Taxus— holzzelle (XV, 4) zu erſehen iſt. Die Beſtimmung dieſer Tüpfelräume iſt nicht be— kannt; auf ihre Entwicklungsgeſchichte kann hier natürlich nicht eingegangen werden. Dieſe eigenthümlichen, mittelſt ihrer ſtets zugeſpitzten Enden gleichſam in einander gekeilten Holzzellen haben viele Aehnlichkeit mit den Gefäßen und ſind deshalb Fig. XVI. — 1 J. San —— Anatomiſcher Bau der Kiefernadel. 1. Querſchnitt, 2. Längsſchnitt, ca. 150 Mal vergrößert. — e Oberhaut, he ſube— pidermoidale Schicht, pchlorophyllhaltiges Zellgewebe (Parenchym), 2 Gefäßbündel— ſcheide mit Stärkekörnern, h Harzgänge, s Spaltöffnungen, sp Spiralgefäße im centralen Gefäßbündel, b Baſtzellen deſſelben, eCambium des Bündels, i Holzzellen, k harzaus— ſondernde Zellen. 57 „Tracheiden““) genannt worden. Die Markſtrahlen beſtehen aus einer einzigen Schicht von getüpfelten Zellen, welche wie über einander gelegte Ziegelſteine mit ein— ander verbunden find (XV. 2. m). Ein in der Richtung der Tangente (oder Sekante) geführter Längsſchnitt durch einen Stamm oder Aſt durchſchneidet die Markſtrahlen desgleichen die Tüpfelräume ſenkrecht ihrer Quere nach. Dann ſieht man, daß die Markſtrahlen blos aus einer Schicht von Zellen beſtehen (XV. 3. m). In der Mark— ſcheide der Coniferen kommen wirkliche Gefäße, namentlich Spiralgefäße vor. Die Blätter aller europäiſchen und überhaupt der meiſten Coniferen enthalten nur ein einziges und unverzweigtes Leitbündel (Gefäßbündel), welches das Centrum des Blattes der Länge nach durchzieht und bei den einzelnen Arten eine ſehr ver— ſchiedene Zuſammenſetzung zeigt, doch ſtets Spiralgefäße (XVI. 1. 2. 8p) und Baſt— zellen (1. 2, p) enthält. Dieſes centrale Leitbündel iſt von einer oder mehrern Schichten parenchymatiſcher Zellen umgeben, der Bündelſcheide, deren Zellen zu gewiſſen Zeiten des Jahres reichliche Stärkekörner enthalten (1.2.2). Zwiſchen der Leitbündelſcheide und der Oberhaut befindet ſich ein aus parenchymatiſchen, Chlorophyll enthaltenden, des— halb grün gefärbten Zellen zuſammengeſetztes Gewebe (p), welches auf Längsſchnitten aus ſenkrecht gegen das Leitbündel und die Oberhaut geſtellten Zellenreihen (Quer— ſchichten) gebildet erſcheint, zwiſchen denen ſich Intercellularräume befinden (2. p). In dieſem ſogenannten „Paliſſadengewebe“, welches beiläufig der Sitz der Aſſimilation iſt, kommen bei den meiſten Coniferen Harzbehälter vor, welche von dickwandigen Zellen umgeben ſind (1. 2. h). Die Oberhaut beſteht aus zwei Schichten, einer äußern, der eigentlichen Epidermis, und einer darunter liegenden, der ſubepidermoidalen Schicht (1. 2, und he). Beide beſtehen aus in der Richtung der Längenachſe des Blattes geſtreckten, ſehr dickwandigen Zellen und ſind durch die in parallele Längs— reihen geſtellten, verhältnißmäßig ſehr großen Spaltöffnungen (J, 2,8) durchbrochen, deren Schließzellen ſtets unter der äußern oder eigentlichen Epidermis (2.8) liegen. Die Coniferen ſind endlich durch den reichlichen Gehalt an ätheriſchem Oel (Terpentinöl) und Harz ausgezeichnet, welches oft in allen Gliedern ihres Körpers in beſondern theils mikro- theils makroſkopiſchen Behältern enthalten iſt, vorzugsweiſe jedoch im Holz und in der Rinde vorkommt und häufig aus Rindenriſſen, ſowie an den Zapfen und Knospen von ſelbſt hervorquillt und an der Luft zu feſten oder ſchmierigen Maſſen erſtarrt. Deshalb ſind auch alle Nadelhölzer aromatiſche Gewächſe. Die Ordnung der Coniferen zerfällt nach Parlatore in folgende Familien: £ 1. Schmucktannen (Araucarieae). Staubblätter mit vielen (6—20) Pollenſäcken. Zapfenſchuppen ſpiralig, Deck- und Samenſchuppe verwachſen oder nur an der Spitze getrennt. Samenknospen einzeln, umgewendet, der Länge nach mit der Samenſchuppe verwachſen. Samenreife zweijährig, Zapfen aufrecht, groß, holzig. — Zweihäuſige immergrüne Bäume mit regel— mäßigen Aſtquirlen und nackten Knospen. 2. Tannenartige (Abietineae). Staubblätter mit 2 Pollenſäcken. Zapfenſchuppen ſpiralig, Deck- und Samenſchuppe getrennt, oder nur am ) Vgl. Roßmann, Ueber den Bau des Holzes der in Deutſchland wild wachſenden und häufiger cultivirten Bäume und Sträucher. Frankfurt a. M. 1865. 8. — Grunde verwachſen. Samenknospen hängend, je zwei am Grunde der Samenſchuppe. Samenreife ein- oder zweijährig. Zapfen holzig. — Ein— häuſige, meiſt immergrüne Bäume und Sträucher mit gewöhnlich regel— mäßigen Aſtquirlen und beſchuppten Knospen. 3. Eibencypreſſenartige (Taxodineae). Staubblätter mit 2 bis 5, ſelten 9 Pollenſäcken. Zapfenſchuppen ſpiralig, Deck- und Samenſchuppe in eine Schuppe verwachſen, doch deutlich unterſcheidbar. Samenknospen 3—9, ſelten 2 oder gar nur 1, aufrecht, abſtehend oder umgewendet, auf der Samenſchuppe. Samenreife ein- oder zweijährig. Zapfen holzig. — Ein- oder zweihäuſige meiſt immergrüne Bäume mit quirlförmig oder zer— ſtreut angeordneten Aeſten und nackten Knospen. 4. Cypreſſenartige (Cupressineae). Staubblätter mit 3—6, ſelten 2 Pollenſäcken. Zapfenſchuppen 4 bis viele, kreuzweis gegenſtändig oder in 3—Agliedrigen Wickeln, Deck- und Samenſchuppe in eine völlig ver— ſchmolzen, nicht unterſcheidbar. Samenknospen 2 bis viele auf jeder Schuppe, aufrecht. Samenreife ein- oder zweijährig. Kleine holzige Zapfen oder fleiſchig-ſaftige Beerenzapfen. — Meiſt immergrüne, ein- oder zweihäuſige Bäume und Sträucher mit zerſtreuten Aeſten und nackten Knospen. Die Araucarieen und Taxodineen ſind außereuropäiſche Coniferen. Erſtere bewohnen die tropiſche und ſubtropiſche Zone der ſüdlichen Halbkugel, von letzteren die meiſten Auſtralien, einige das tropiſche und ſubtropiſche Aſien, andere Nordamerika (Mejico und Californien). Von der Gattung Araucaria, der einzigen der nach ihr benannten Familie, halten zwei Arten, die Chilitanne (A. imbricata Pav.), und die Norfolktanne (A. excelsa R. Br.) in der adriatiſchen Zone im Freien aus, erſtere ſogar in der rheiniſchen, ſüddeutſchen und ungariſchen Zone, in Localitäten, wo die Temperatur im Winter niemals unter — 15° C. ſinkt. Deshalb verdiente vielleicht dieſer Baum, welcher an den Abhängen der Andeskette in Chile im Lande der Araucanos-Indianer in einer Höhe von 500 bis 700 Met. große Wälder bildet und dort rieſige Dimenſionen erreicht (wenigſtens der weibliche Baum, welcher 50 bis 70 Met. hoch werden ſoll) und in England binnen 35 Jahren Stämme von 15 Met. Höhe und faſt ½ Met. Stärke gebildet hat, in den genannten Zonen unſeres Floren— gebiets an paſſenden Oertlichkeiten verſuchsweiſe als Waldbaum kultivirt zu werden. Die auf der Norfolkinſel heimiſche A. excelsa, ein prachtvoller, in ſeinem Vaterlande bis 70 Met. Höhe erreichender Baum würde in der Region des Weinſtockes der rheiniſchen, ſüddeutſchen und ungariſchen Zone auch gedeihen, wenn ſie nicht ſchon bei einer Kälte von — 10 6, erfröre oder wenigſtens bedeutend litte. Hier die Diagnoſe beider Arten: A. imbricata Pav. Blätter eilanzettförmig, mit breiter Baſis ſitzend, ſtechend ſpitz, tief dunkelgrün, bis 40 Millim. lang und bis 15 Millim. breit, ſehr ſtarr, ab- ſtehend, in dichter Spirale dachziegelſtändig, 12 bis 15 Jahre ſtehen bleibend. Aeſte am untern Stammtheile zu 8 — 12, am obern zu 4—6 in regelmäßigen Quirlen. Zapfen endſtändig, kuglig, 16—19 Centim. im Durchmeſſer, Samen 27 Millim. lang, dünnſchalig, ungeflügelt, mit eßbarem Kern von mandelartigem ſüßen Geſchmack. — 59 A. excelsa R. Br. Blätter nadel- oder pfriemenförmig zuſammengedrückt, un— deutlich vierkantig, leicht ſichelförmig gekrümmt, ſtumpfſpitzig, hellgrün, 10— 12 Millim. lang, mit verbreiteter Baſis ſitzend, undeutlich ſechsreihig angeordnet, ſehr dicht ſtehend— Aeſte zu 5—6 in regelmäßigen Quirlen, mit kammförmig zweizeilig geſtellten Zweigen. Zapfen endſtändig langgeſtielt, kuglig, 16 Centim, lang und bis 14 Centim. im Quer- durchmeſſer, Samen groß, breit geflügelt, ſchwarzbraun, nicht eßbar. Zu der Familie der Taxodineen gehören die chineſiſche Zwittertanne (Cunninghamia sinensis R. Br.), der berühmte Mammouthbaum (Sequoia gigantea Torr.) aus Californien, die Eiben- oder Sumpfeypreſſe (Taxodium distichum Richd.) aus Virginien und die japaniſche Ceder (Cryptomeria japonica Don). Alle vier halten nicht allein in der adriatiſchen Zone, ſondern auch in der rheiniſchen ſüddeutſchen und ungariſchen Zone im Freien aus, ja in geſchützten Lagen ſelbſt noch in der mitteldeutſchen. Sie verdienten deshalb nicht allein als Parkgehölze, ſondern in Gegenden mit milden Wintern auch als Waldbäume angepflanzt zu werden. Cunninghamia sinensis R. Br. (Belis jaculifolia Salisb.). Blätter flach, lanzett— förmig, ſichelartig gekrümmt, oberſeits hellgrün, unterſeits weißlich geſtreift, ſcharf zu— geſpitzt, ſtarr, ſtechend, 28—40 Millim. lang, an der Baſis bis 8 Millim. breit, ange— wachſen herablaufend, alternirend zweizeilig, einnervig, von vieljähriger Lebensdauer. Aeſte in Quirlen. Zapfen ſitzend, aufrecht, glatt, von der Größe einer Wallnuß. Samen zu 3 unter jeder Zapfenſchuppe, eiförmig, mit dünnhäutigem abgerundetem Flügel. — Mittelgroßer Baum, in China heimiſch, vermag eine Kälte von — 1896. zu ertragen. N Wellingtonia gigantea Lindl. (Sequoia gigantea Torr., Washingtonia gigantea Hort. amer.). Blätter alternirend-ſpiralig, herablaufend, pfriemen- oder ſchuppen— förmig, ſcharf zugeſpitzt, dem Zweige dicht angeſchmiegt, oberſeits concav, unterſeits convex, alt graugrün, 7—10 Millim. lang, von vieljähriger Dauer. Aeſte zerſtreut. Zapfen endſtändig, eiförmig, nur 5—6,5 Centim. lang. Samen zu 5—6 unter jeder Zapfenſchuppe, zuſammengedrückt, beiderſeits geflügelt. — Auf der Sierra Nevada Californiens, bis gegen 1700 Met. Seehöhe emporſteigend. Erreicht ein mehrtauſend— jähriges Alter, bis über 100 Met. Höhe und über 10 Met. Durchmeſſer. Kann eine nicht lang andauernde Kälte von — 20 bis 23° C. aushalten. Gedeiht in Oeſterreich von Wien an ſüdwärts in den unteren Regionen überall auf's Trefflichſte und iſt im Banat um Reſicza und Orowicza bereits im Großen auf den Beſitzungen der Staats— eiſenbahngeſellſchaft mit beſtem Erfolg angebaut worden. Taxodium distichum Rich. Sommergrün! Blätter ſchmal lineal, zart, 6—15 Millim. lang, kammförmig-zweizeilig angeordnet. Aeſte quirlig. Zapfen am Grunde der Zweige, 1—3, aufrecht, rundlich-eiförmig, ſchwammig⸗-holzig, dunkelbraun, 3— 4 Centim. im Durchmeſſer. Samen je 2 unter jeder Schuppe, aufrecht, ungeflügelt, in 2 Jahren reifend. — In den Sumpfniederungen von Virginien, Louiſiana und Florida, dort bis 40 Met. Höhe und 13 Met. Stammumfang erreichend. Holz harzig, weiß, an der Luft röthlich werdend, feſt und dauerhaft. Gedeiht noch in Mittel— deutſchland im Freien (3. B. im Palaisgarten zu Neuſtadt-Dresden 2 große Bäume!) iſt raſchwüchſig und liefert ſchon im 50. Jahre ein vorzügliches Material für Kunſt— tiſchlerei. Würde ſich zur Anpflanzung an Fluß-, Teich- und Seeufern in den milderen Zonen unſeres Gebiets vorzüglich eignen. Cryptomeria japonica Don. Blätter lineal-pfriemenförmig, ſichelförmig gebogen, ſpitz, vierkantig, 9—15 Millim. lang, gedrängt ſtehend, faſt ſechszeilig, ange— wachſen⸗herablaufend. Aeſte zerſtreut. Zapfen einzeln, endſtändig, aufrecht, kuglig, — el), kirſchengroß, ſchmutzig-braunroth. Deckſchuppe ſich ſpäter von der Samenſchuppe trennend und zurückſchlagend. Samen zu 2, zuſammengedrückt, ſchmal geflügelt, im 1. Jahre reifend. — In Japan und China heimiſcher Gebirgsbaum mit kegelförmiger Krone, dort bis über 30 Met. hoch werdend. Liebt kräftigen, friſchen, humoſen Boden. Die Geſammtzahl der bekannten jetzt lebenden Coniferen (unter Aus— ſchluß der Taxineen) betrug nach der Auffaſſung des Gattungs- und Art— begriffs von Henckel und Hochſtetter, im Jahre 1865 30 Gattungen und 264 Arten, nach der Anſchauung von Parlatore im Jahre 1868 nur 23 Gattungen und 216 Arten. Von den 264 Arten kamen 7 auf die Araucarieen, 138 auf die Abietineen, 13 auf die Taxodineen, 106 auf die Cupreſſineen. Von den 32 in Europa ſpontan vorkommenden Arten gehören 17 zu den Abietineen, 15 zu den Cupreſſineen. In unſerem Florengebiet wachſen wild 16 Arten, nämlich 10 Abietineen und 6 Cu— preſſineen. Literatur über Syſtematik der Coniferen mit Einſchluß der Taxineen. Lambert, A description of the genus Pinus. London, 1803 — 1824. 2 Bde. Fol. mit 56 color. Tafeln. Richard, Commentatio botanica de Coniferis et Cycadeis. Stuttgartiae, 1826 Fol. min. Mit 30 Tafeln. Loudon, Arboretum et fruticetum britannieum. London, 1838 ff. 8 Bde. in 8 mit 2546 Holzſchnitten und 412 Tafeln (enthält ſämmtliche in Großbritannien wild und angebaut vorkommenden Holzgewächſe). Forbes, Pinetum Woburnense. Londini, 1839. gr. 8. Mit 67 col. Taf. Antoine, Die Coniferen. Wien, 1840—46. Fol. Mit 53 Taf. — — Die Cupreſſineengattungen Arceuthos, Juniperus und Sabina. Wien, 1857—1864. Fol. Mit 92 photograph. Taf. Endlicher, Synopsis Coniferarum. St. Gallen, 1847. 8. Carrière, Traité general des Coniferes. Paris, 1855. 8. Henckel und Hochſtetter, Synopſis der Nadelhölzer, deren charakteriſtiſche Merkmale nebſt Andeutungen über ihre Cultur und Ausdauer in Deutſchlands Klima. Stuttgart, 1865. 8. Parlatore, Coniferae. Im 16. Bande von De Candolle's Prodromus systematis naturalis regni vegetabilis. Paris, 1868. 8. Hildebrand, Die Verbreitung der Coniferen in der Jetztwelt und in früheren geo— logiſchen Perioden. 1861. 8. Erſte Familie. Tannenartige Zapfenträger. (Abietineae Rich.) Blätter nadelförmig, kurz geſtielt oder beinahe ſitzend, einzeln ſtehend 9 9 Je ſitz 5 ) oder auf Kurztrieben zu 2, 3, 5 und mehr gebüſchelt, ſowohl die einzeln ſtehenden als die Büſchel alternirend ſpiralig angeordnet, meiſt ſehr ge— nähert. Männliche Blüten kätzchenförmig, aus Achſelknospen vorjähriger Sproſſe hervorgehend, oder an ſeitlichen Kurztrieben endſtändig, alt ſeitlich ährig oder kopfig gehäuft, weibliche Blütenſtände ährenförmig, an dies— oder vorjährigen Sproſſen, beide oft geſtielt und am Grunde von Deck— blättern umgeben. Achſe der männlichen Blüte walzig, länglich oder kuglig. Staubblätter ſpiralig angeheftet, ſchuppenförmig, ſitzend oder geſtielt, an der nach außen gekehrten (untern) Fläche 2 parallele Pollenſäcke tragend, welche mit einem Längs- oder Querſpalt aufſpringen, an der Spitze in einen verſchieden geformten Anhang (Antherenkamm) verlängert (Fig. XVII, 1. 2.). Pollenkörnchen mehrzellig, mit 2 gegenſtändigen luft— haltigen Blaſen von netzartiger Structur, Ausdehnungen der äußern ſtarren Pollenkörnerhaut, beſtimmt als Flugapparat zu dienen und die Verbreitung des Pollens durch den Wind zu unterſtützen (XVII, 6. 7.). Spindel der weiblichen Blütenſtände ſtielförmig, mit ſpiralig geſtellten, flachen, ſchuppen— förmigen Deckblättern beſetzt, aus deren Achſel eine mit dem Deckblatt am Grunde verwachſene ſchuppenförmige Samenſchuppe hervorragt?) welche ) Bezüglich der morphologiſchen Deutung der weiblichen Blüten der Abietineen reſp. der die Samenknospen tragenden Schuppe ſind bisher die Meinungen der Bo— taniker ſehr auseinander gegangen. Die meiſten Syſtematiker betrachten die weibliche Blüte nicht als eine einzelne Blüte, ſondern als einen Blütenſtand (Blütenzapfen, conus), die ſamentragenden Schuppen als einzelne weibliche Blüten, die äußeren, vor derſelben ſtehenden Schuppen als Blütendeckblätter (Bracteen). Da es nun aber der erſt in neueſter Zeit vollſtändig erforſchten Entwickelungsgeſchichte der Blattgebilde widerſpricht, daß irgend ein Blatt (und als ſolches, als Fruchtblatt, wurde die ſamen— tragende Schuppe angeſehen) in der Achſel eines andern Blattes entſtehen kann, ſo verſuchten die Morphologen die ſamentragende Schuppe anders zu deuten. Schleiden betrachtet ſie als eine achſelſtändige Knospe, Baillon und Parlatore erklären ſie für achſelſtändige metamorphoſirte Zweige, Sachs dagegen für einen bloßen Auswuchs des Deckblattes, welches ſeiner Meinung nach ein offenes Fruchtblatt iſt, alſo für einen Samenträger (placenta) deſſelben. Gegen dieſe Anſicht, welche ſich lange Zeit be— hauptet hat, haben ſich neuerdings wohl alle Morphologen ausgeſprochen und ſtehen ſich gegenwärtig nur zwei Meinungen entgegen, nämlich 1. daß die Samenſchuppe ein axillärer aus einem medianen Achſentheil und 2 mit dieſem verſchmolzenen offenen Fruchtblättern beſtehender Sproß ſei, 2. daß die Samenſchuppe eine ventrale Ererescenz der Deckſchuppe iſt, daß demnach die Zapfenſchuppen der Abietineen aus einem in 2 Theile gegliederten Blatte beſtehen, deſſen äußerer eben als Deck-, deſten innerer als Samenſchuppe auftritt, während bei den übrigen Coniferen beide Theile großen— theils oder gänzlich verſchmolzen ſind. Für die erſtere Annahme, welcher auch ich mich, geſtützt auf eigene Beobachtungen, längere Zeit zugeneigt habe, ſpricht die Umwandlung der Samenſchuppe in einen knospentragenden Sproß an ſogenannten „durchwachſenen“ Fichten- und Lärchenzapfen, während durch die neueſten, umfaſſenden Unterſuchungen von Eichler mir die zweite über allen Zweifel erhoben worden zu ſein ſcheint. Für die erſtere Anſicht ſind oder waren außer den ſchon genannten Forſchern Stenzel, Straßburger und Celakovskö. Für diejenigen Leſer, welche ſich über dieſen * |, een am Grunde ihrer obern (inneren) Fläche 2 hängende Samenknospen trägt (XVII, 8. 9. 10.). Letztere beſitzen zwei Integumente, von denen das intereſſanten wiſſenſchaftlichen Streit genauer informiren wollen, füge ich die Angabe der einſchlägigen Literatur bei. Derſelbe hat dazu geführt, daß gegenwärtig wohl alle Forſcher darin übereinſtimmen, daß auch die Abietineen echte Gymnoſpermen ſind, was noch bis vor wenigen Jahren von Baillon, Parlatore und Straßburger beſtritten wurde, indem dieſe die Samenknospen der Abietineen (und Coniferen über— haupt) für ein Piſtill erklärten. R. Brown, On the plurality and development of the embryos in the seed of Coniferae. London, 1844. (Auch in R. Brown's vermiſchten botan. Schriften, herausgeg. von Nees von Eſenbeck, Bd. IV.) Schleiden, Grundzüge der wiſſenſchaftl. Botanik. II. Theil, 2. Aufl. 1846. Hofmeiſter, Vergleichende Unterſuchungen der Keimung, Entfaltung und Fruchtbildung der höheren Kryptogamen und der Samenbildung der Coniferen. Leipzig, 1851. 4. H. Baillon, Recherches organogeniques sur la flor des Coniferes. (Comptes rendus, tome L. 1861, p. 808810.) Caspari, de Abietinearum floris feminei structura morphologica. Königsberg, 1861. 4. A. Dickſon, Memoires sur la flore des Coniferes. (In der Zeitſchrift Adansonia, 2. Bd. Paris, 1861, p. 65—80.) Eichler, Excursus morphologieus de formatione florum Gymnospermarum (in Martius, Flora brasiliensis, Heft 34. 1862. Vgl. das ausführliche Referat hierüber in: Flora oder Regensburger Botaniſche Zeitung. Jahrg. 1863, Nr. 34). Parlatore, Note sur la composition du cone des Coniferes. (Compt. rend. t. III. p. 164 sequ. 1861.) — Studi organografici sui fiori e sui frutti delle Conifere (Anali del R. Museo di storia naturale di Firenze, 1864). Coniferae in De Candolle's Prodromus (ſ. oben). G. Stenzel, Beobachtungen an durchwachſenen Fichtenzapfen. Ein Beitrag zur Morphologie der Nadelhölzer. Dresden, 1876. 4. (In Nova acta der kaiſ. Leopold. Carol. Deutſchen Akademie der Naturforſcher. Bd. XXXVIII. No. 3.) E. Straßburger, Die Angioſpermen und die Gymnoſpermen. Jena, 1879. 8. M. Willkomm, Zur Morphologie der ſamentragenden Schuppe des Abietineenzapfens. Halle, 1880. 4. Nova acta d. kaiſ. Leopold. Carol. Deutſchen Akad. d. Naturf. Bd. XLI, No. 5.). A. W. Eichler, Ueber die weiblichen Blüten der Coniferen. Berlin, 1881. 8. (In den Monatsber. d. königl. Akad. d. Wiſſenſchaften). Ueber Bildungsabweichungen bei Fichtenzapfen. Berlin, 1882. gr. 8. (In den Sitzungsber. d. königl. Akad. d. Wiſſenſch.). — Entgegnung auf Herrn L. Celakovskß's Kritik meiner Anſicht über die Fruchtſchuppe der Abietineen. Berlin, 1882. 8. (In d. Sitzungsber. d. Geſ. naturf. Freunde zu Berlin). L. Gelakovsks, Zur Kritik der Anſichten von der Fruchtſchuppe der Abietineen. Nebſt einem morphologiſchen Excurſe über die weiblichen Blüten der Coniferen. Prag, 1882. 4. (In d. Abhandlg. d. Böhm. Geſ. d. Wiſſenſch. VI. Folge, 11. Bd.) — Ueber Herrn A. W. Eichler's Entgegnung auf meine Kritik jeiner Anſicht von der Fruchtichuppe der Abietineen. (In d. Sitzungsber. d. Böhm. Geſ. d. Wiſſenſch. November 1882.). ee äußere in 2 griffelartige Fortſätze verlängert iſt. Zur Zeit des Blühens ſind bald die Samenſchuppen länger als die Deckſchuppen, bald überragen letztere die Samenſchuppen. Durch Verlängerung und Verdickung der Achſe und durch Vergrößerung, oft auch Umgeſtaltung der Samenſchuppen, ſowie durch Verholzung beider Theile entſteht aus der weiblichen Blüte allmälig Fig. XVII. Blütenbau der Abietineen. = 1. Männliche Blüte von Abies excelsa vor dem Verſtäuben, zweimal vergr. (nach Schnizlein). — 2. Staubblatt derſelben, ſtärker vergr.; — a Antherenkamm, pp Pollen— ſäcke. — 3. Männliche Blüte von Larix europaea vor dem Verſtäuben, im Längs— ſchnitt, dreifach vergr.; st Staubblätter, v leerer Hohlraum in der Blütenachſe (nach Hartig). — 4. 5. Staubblätter der Lärche von der äußern Seite, mit geſchloſſenen und aufgeplatzten Pollenſäcken, ſtark vergr. — 6. Pollenkorn von Pinus silvestris, 7. von Abies pectinata (nach Schacht), ſtark vergr.; e äußere, i innere Pollenzellen— haut, ! Luftblaſen, z innerer Zellenkörper, deſſen oberſte größte Zelle ſpäter zum Pollenſchlauch ſich ausdehnt. — 8. Weibliche Aehre von Pinus silvestris im Längs— ſchnitt, fünffach vergr. (nach Hartig); ax Blütenſpindel, 2 Leitbündelſtränge, f Deck ſchuppen, p! Samenſchuppen mit den Samenknospen. — 9. Eine Samenſchuppe von der innern Seite, ſtärker vergr.; sk Samenknospen. — 10. Ein dergleichen von der äußern (untern) Seite mit der angewachſenen Deckſchuppe (k). * Een Re der Zapfen. An dem völlig ausgebildeten Zapfen find die Deckſchuppen entweder noch vorhanden, ragen wohl gar infolge von beträchtlicher Ver— größerung über den Rand der Samenſchuppen hervor (3. B. bei der Edel— tanne), oder verkummert oder ganz verſchwunden. Nach erfolgter Samen— reife weichen die bis dahin feſt zuſammenſchließenden Zapfenſchuppen aus einander (der Zapfen „ſpringt auf“) oder löſen ſich auch von der Achſe (der Zapfenſpindel) los und fallen ab. Samen mit lederartiger oder holziger Schale, welche gewöhnlich an der Spitze des Samens in einen häutigen, an den Seiten des Samens herablaufenden und dieſen umfaſſenden Flügel ausgezogen iſt, ſelten ungeflügelt oder nur mit einem ſchmalen Hautſaum verſehen. Keim mit mehr als 2 Kotyledonen, welche über den ſtumpfen Kegel der Plumula kuppelförmig zuſammengeneigt ſind (I, 5), und ſich, nachdem ſie infolge der Streckung des hypokotylen Gliedes über den Boden emporgehoben worden, ſternförmig ausbreiten (II, I.). Ueberſicht der in Europa durch einheimiſche oder im Freien ausdauernde aus— ländiſche Arten repräſentirten Abietineen-Gattungen ). A. Zapfenſchuppen dünn, breit, mit verdünntem Rande. a. Nadeln einzeln und ſpiralig ſtehend, von mehrjähriger Dauer. Samenreife einjährig. Immergrüne Bäume. 4. Aeltere (entnadelte) Zweige von den bleibenden hervorſtehenden Blatt— baſen rauh; Deckblätter der weiblichen Blütenähre kleiner und kürzer als die Samenſchuppen; Zapfen meiſt hängend, mit an der Spindel bleibenden Schuppen. 1. Blätter ſitzend, vier- oder zweiflächig, auf der obern und untern Seite geſtielt, mit zwei lateralen Harzgängen: Picea. 2. Blätter geſtielt, zweiflächig, mit einem einzigen rückenſtändigen Harz— gange: Tsuga. Zweige glatt, Blattnarben nicht vorſtehend; Deckblätter der weiblichen Blütenähre viel länger als die Samenſchuppe. 3. Blätter geſtielt, zweiflächig, mit 2 lateralen Harzgängen unter der unteren Fläche; Narben queroval; Zapfen reif hängend, mit an der Spindel bleibenden Schuppen: Pseudotsuga. u Nach dem Vorgang der meijten Syſtematiker und faſt aller forſtbotaniſchen Gärten habe ich die alte Gattung Abies aufgegeben und betrachte ich deren längſt unterſchiedenen natürlichen Artengruppen als eigene Gattungen, wie dies ſchon Link und Carrière gethan haben. Bei der Aneinanderreihung und Charakteriſtik dieſer Gattungen habe ich die ausgezeichnete, in der „Botany of California“ veröffentlichte Bearbeitung der Abietineen von G. Engelmann („die californiſchen Abietaceen“) benutzt, von welcher im Juliheft des Jahrg. 1882 der von Grunert und Borggreve herausgegebenen „Forſtlichen Blätter“ ein Auszug vom Gartenmeiſter H. Zabel in Münden mitgetheilt worden iſt. 4. Blätter ſitzend, zweiflächig, mit 2 lateralen kantenſtändigen Harz gängen; Narbe kreisrund; Zapfen aufrecht, mit von der Spindel ab— fallenden Schuppen: Abies. b. Nadeln an Kurztrieben gebüſchelt, an den ſpäter entwickelten Langtrieben einzeln. c. Immergrüne Bäume mit zweijähriger Samenreife: Cedrus. 3. Sommergrüne Bäume mit einjähriger Samenreife: Larix. B. Zapfenſchuppen nach der Spitze hin mehr oder weniger ſtark verdickt, ſchmal. Samenreife zweijährig. Immergrüne Bäume und Sträucher, deren Nadeln meiſt ſchon vom 2. Lebensjahre an zu 2, 3—5 auf ſpiralig geſtellten Kurztrieben in einer häutigen Scheide ſtehen, Harzgänge verſchieden an Zahl und Lage: Pinus. I. Picea Link. Fichte. Nadeln einzeln ſtehend, alternirend“ſpiralig, dicht gedrängt, auf einem mehr oder weniger erhabenen Kiſſen des Zweiges eingefügt und mit dieſem durch Gliederung verbunden, daher beim Abfallen eine glatte Narbe hinter— laſſend, ſitzend, vier-, ſelten zweiflächig, mit oberem und unterem Kiel, in— wendig zwei laterale Harzgänge (je einen zu jeder Seite des Mittelnerv) ent— haltend. Männliche Blüten geſtielt, am Grunde des Stiels von häutigen Deckblättern umgeben, zwiſchen den Nadeln vorjähriger Triebe, in der Nähe von deren Spitze ſtehend, oft über die ganze Baumkrone vertheilt. Staub— blätter geſtielt, abſtehend, mit einem aufrechten Antherenkamm. Pollenſäcke der Länge nach aufſpringend. Weibliche Zäpfchen einzeln, an der Spitze vorjähriger Triebe, aufrecht. Deckblätter kleiner als die Samenſchuppe, nach dem Blühen ſich nicht vergrößernd, aber oft verkümmernd. Zapfen reif gewöhnlich hängend, walzig, länglich oder eiförmig, im erſten Jahre reifend, nach dem Ausfliegen des Samens ganz abfallend. Samen geflügelt, im Herbſt oder im Winter abfallend; Flügel lang, abgerundet, leicht ſich ab— löſend. Samenreife einjährig. N Immergrüne Bäume mit 3— 5 unmittelbar unter der Endknospe des Haupt (Wipfel)triebes ſtehenden Seitenknospen (Quirlknospen), aus denen im nächſten Frühling ein Aſtquirl hervorgeht. Quirläſte nicht regelmäßig quirlförmig verzweigt, ſondern an der Spitze neben und unter der Endknospe mit 2 gegen- oder 3 wirtelſtändigen, außerdem an den Seiten mit einzelnen achſelſtändigen Knospen, aus denen Zweige hervorgehen, die am Ende ge— wöhnlich dreigablig getheilt erſcheinen. Nadeln ſtets von vieljähriger Lebens— dauer, daher Benadelung ſehr dicht. Schattenertragende Bäume, welche in dichtgeſchloſſenen Beſtänden zu wachſen lieben und in ſolchen langſchäftige, ſchnurgerade Stämme bilden, welche ſich von ſelbſt meiſt hoch hinauf von Aeſten reinigen. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 5 „ Die Arten der Gattung Picea zerfallen in folgende Gruppen (Sectionen): a. Eupicea: Nadeln vierflächig und vierkantig, auf allen Flächen mit Spaltöffnungreihen, auf dem Querſchnitt entweder ein faſt rechtwinkliges oder ein ſchiefwinkliges Viereck darſtellend (im letzten Falle iſt die Nadel von oben nach unten zuſammengedrückt). Alle reifen und reifenden Zapfen hängend (echte Fichten). b. Omorica: Nadeln zweiflächig, tannenähnlich, beiderſeits ſtark ge— kielt, nur auf der obern Seite Spaltöffnungreihen beſitzend. Alle oder nur die untern Zapfen hängend, die übrigen abſtehend oder aufrecht. Im Ganzen ſind bis jetzt 19 Arten bekannt, von denen in Europa 2 vorkommen, während 7 in Aſien, 10 in Nordamerika zu Hauſe ſind. Ueberſicht der in unſerer Flora aufgezählten Arten. J. Echte Fichten. a. Zapfen 10—16 Centim. lang, walzenförmig, gelbbraun, Nadeln ſtachelſpitzig, 12—27 Millim. lang, glänzend dunkelgrün: P. excelsa Lk. b. Zapfen 2½—8 Centim. lang. 6. Nadeln ſpitz. + Nadeln dunkelgrün, dünn, 12—17 Millim. lang, abſtehend; Zapfen 6,5— 8 Centim. lang, kegelförmig, hellbraun. . . .. P. obovata Ledeh. Nadeln dunkelgrün, dünn, ſteif, gerade, aufrecht-abſtehend, ſehr dicht, 10—12 Millin. lang, Zapfen 2,5—4,5 Centim. lang, länglich, dunkel rothbraunn . . P. nigra Lk. Nadeln heller grün, 1 1 10-12 Millim. ne dicht ſtehend; Zapfen 5—8 Centim. lang, länglich, hell braunroth . . P. rubra Lk. 3. Nadeln ſtumpf. + Nadeln graugrün, kräftig, abſtehend, 12— 18 Millim. lang; Zapfen 2,5— 4 Centim. lang, walzig, hellbraun .. ee * Nadeln dunkelgrün, aufrecht abſtehend, 1915 dicht, faſt ſich deckend, S Millim. lang; Zapfen 5— 6 Centim. lang, ſpindelförmig, gelblich braunn nm . ne II. Omorikafichten. Nadeln oberſeits bläulich-weiß, unterſeits dunkelgrün, 8—18 Millim. lang a. Zapfen eylindriſch-oval, ziegelroth, 4—8 Centim. lang; Deckſchuppen % bis % ſo lang als die Fruchtſchuppen, Nadeln ſpitz .. P. Menziesii Carr. b. Zapfen länglich, jung bläulich-ſchwarz, alt braun, 4—6 Centim. lang; Deck— ſchuppen ſehr klein; Nadeln ſtumpt f... P. Omorica Pané. l. Echte Fichten. I. Picea excelsa Link. Fichte, Rothtanne (Fig. XVIII). Synonyme: Abies excelsa DC. Flore franc. III. p. 275. — A. Picea Mill. Pokorny, Holzpfl. p. 19, Neilreich, Ung. Slav.. p. 74. — Pinus Abies L., P. Picea Du Roi. — Picea vulgaris und P. excelsa Lk. Abietin. horti x. bot. Berol. in Linnaeae tom. XV, p. 517; Schur, Siebenbürgen, p. 627. — „Fichte“ (in Süd— und Mitteldeutſchland), „Rothtanne“ oder „Tanne“ (in Norddeutſchland), „Pechtanne, Schwarztanne, Harztanne, Fichttanne“ (hier und da), „Gräne“ (balt. Provinzen). Franzöſiſch: Epicèa. Pesse. Abbildungen: Hartig, t. 1, Fiscali, Lambert, t. 25, Antoine, t. 35, f. 2, Reichenb., Ic. fl. germ. XI. f. 1138. Baum erſter Größe, mit ſchnurgeradem, nach oben hin ſtark abfälligem, im Schluſſe walzenrundem und bis 50 Meter und darüber?) Höhe erreichen— dem Stamme, pyramidal-kegelförmiger zugeſpitzter Krone und flacher teller— förmiger, oft weit ausſtreichender Bewurzelung. Rinde anfangs glatt, hell- bis rothbraun, ſpäter in eine dünnſchuppige, ſich abblätternde, äußerlich rothbraune oder graubraune, graue bis grauweiße Borke umgewandelt. Aeſte ſchwach, untere abwärts geneigt, mittlere faſt rechtwinklig abſtehend mit aufwärts gebogenen Spitzen, obere unter ſpitzem Winkel abſtehend, Wipfeltrieb ſchlank, bei jungen kräftigen Bäumen oft von bedeutender Länge, bei gedeihlichem Wuchs ſtets länger als die oberſten Quirläſte. Nadeln bis 7 Jahre lebendig bleibend, ſehr gedrängt in dichte Spiralen geſtellt, am Wipfel feſt angedrückt, an den Zweigen entweder nach allen Richtungen oder zweizeilig abſtehend, 12 — 27 Millim. lang und 1 Millim. breit, lineal, am Grunde kurz ſtielartig verſchmälert, zuſammengedrückt-, ſeltner rechtwinklig— vierkantig, an allen Seiten gleichfarbig glänzend dunkelgrün, ſtarr, ſtachel— ſpitzig, gerade oder ſichelförmig gekrümmt, auf einem erhabenen kantigen Polſter ſitzend. Knospen mit hellbraunen, trockenhäutigen harzloſen Schuppen bedeckt, endſtändige kegelförmig zugeſpitzt, ſeitenſtändige mehr eiförmig. Männliche Blüten einzeln zwiſchen den Nadeln ſtehend, in reichen Blütenjahren oft über die ganze Krone verbreitet, langgeſtielt, 20—27 Millim. lang, am Grunde von bleichgrünen Deckblättern umhüllt, vor dem Ver— ſtäuben kugelig oder eiförmig und wegen der purpurrothen, dachziegelförmig ſich deckenden Antherenkämme (XVIII, 1,) ganz hochroth, Erdbeeren oft täuſchend ähnlich, nach dem Aufplatzen der Pollenſäcke länglich, gekrümmt, durch den vorgequollenen Pollen gelb. Weibliche Zäpfchen an den Spitzen *) Im Böhmerwalde hat man Fichten bis zu 186 Fuß (pariſer oder wiener?) Höhe gefunden. R * 0 Fig. XVIII. 1g 10 Fichte, Picea excelsa Link. 1. Zweig mit männlichen Blütenkätzchen; — 2. Triebſpitze mit einem weiblichen Blüten— zäpfchen; — 3. reifer Zapfen; — 4. 5. Zapfenſchuppe von außen mii der ſehr kleinen Deckſchuppe am Grunde, und von innen mit dem aufliegenden Samenpaar; — 6. wie 5. mit den Abdrücken des entfernten Samenpaares; — 7. Same mit und ohne Flügel und Flügel allein; — 8. aufgeſprungenes Staubgefäß von zwei Seiten; — 9. Nadel und Querſchnitt derj.; — 10. Keimpflänzchen mit der noch aufſitzenden Samenſchale; — 11. daſſelbe ohne dieſe; — 12. (an Fig. 1.) eine Galle des Fichtenblattſaugers. — 69 — vorjähriger Triebe im obern Theile der Krone, ſitzend, aufrecht, 4— 5,3 Centim. lang, walzig, wegen der abwärts abſtehenden, die Deckſchuppen weit über— ragenden, karminrothen Samenſchuppen leuchtend purpurroth; Samenſchuppen an der Spitze ausgerandet oder gezähnelt. Zapfen reif hängend, 10 bis 16 Centim. lang, 20 — 25 Millim. ſtark, walzig-ſpindelförmig, hellbraun (jung grün); Schuppen feſt zuſammenſchließend, lederartig, verkehrt eiförmig, an der Spitze abgeſtutzt, ausgerandet oder wie ausgebiſſen, am Rande wellig gebogen. Samen mit ſpitzeiförmigem ſchwarzbraunem + Millim. langem Kern und zungenförmigem glänzend vothgelben 12 Millim. langem Flügel. Kotyledonen 5—9, nach der Keimung den erſten wirklichen Blättern ſehr ähnlich. Keimpflanze mit 6—9 Kotyledonen, welche dünn nadelförmig ſpitz und an den Kanten (unter der Lupe) mit kleinen Stacheln beſetzt er— ſcheinen. Dieſelbe Beſchaffenheit haben auch die wirklichen Blätter des. erſten und zweiten Jahrestriebes. Erſt vom dritten Jahre an werden glatte Nadeln gebildet. Die Fichte beſitzt bis zum Stangenalter eine glatte, mehr oder weniger roth— braune Rinde und beginnt erſt dann dieſelbe in zarten Peridermaſchuppen abzuſtoßen. In der darunter befindlichen Grünſchicht liegen die ſtark entwickelten ſenkrecht geſtellten Harzgänge in mehren concentriſchen Reihen. Erſt um das 50. Lebensjahr tritt eigent— liche Borkenbildung ein. Die Borkeninſeln greifen tief in die Baſtſchicht ein und bleiben mit dem Stamme in ziemlich feſtem Zuſammenhange. Die Borke iſt gewöhnlich roth⸗ oder graubraun, bisweilen aber auch graulichweiß (dieſe Form nannte Bechſtein Abies cinerea). Dieſe verſchiedenartige Färbung ſcheint von der Bodenbeſchaffenheit abzuhängen. Wegen ihres Reichthums an Gerbſtoff wird die Fichtenborke bekanntlich allgemein als Gerbmaterial benutzt. Das Holz iſt reich an mikroſkopiſchen Harzgängen, von denen auch welche in den Markſtrahlen vorkommen, und enthält nicht ſelten ſo— genannte „Harzgallen“ d. h. größere mit flüſſigem Harz erfüllte Hohlräume. Im all— gemeinen röthlichweiß ändern ſeine Färbung, wie ſein Gefüge, ſeine Schwere und ſeine andern phyſikaliſchen Eigenſchaften je nach der Beſchaffenheit des Standortes. Einen erheblichen Unterſchied zwiſchen Splint- und Kernholz giebt es bei der Fichte nicht *). Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Eintritt der Mann— barkeit bei freiem Stande ungefähr mit dem 50., im Schluſſe mit dem 70. Lebensjahre, auf ſehr magerem, dürrem, ſonnigem Boden oft ſchon mit dem 15. Jahre. Beginn der Blütezeit bald nach der Entfaltung der Knospen im Süden des Gebiets Ende April, im Norden Anfang bis Mitte Juni, der Samenreife im Oktober. Ausfliegen des Samens aus den Zapfen, welche dann wegen der weitklaffenden Schuppen bedeutend dicker erſcheinen, als vorher, im nächſten Frühjahr, namentlich bei Morgenwind (nach Hartig). Abfallen der entleerten Zapfen im Laufe des nächſten Jahres. Dauer der ) Vgl. Nördlinger, Forſtbotanik. II. S. 440 ff. Keimkraft 3—4 Jahre. Auflaufen des im Frühling geſäten Samens 4 5 Wochen nach der Ausſaat. Periode des raſcheſten Höhenwuchſes unter normalen Standortsverhältniſſen vom 40.— 100. Jahre, Längenzuwachs im jährlichen Durchſchnitt S 0,3 Meter. — Die Fichte vollendet ihren Höhen— wuchs je nach dem Standort binnen 70 — 120 Jahren und fängt dann abſtändig zu werden an. In Kulturwäldern überſchreitet ſie in der Regel nicht ein Alter von 150 Jahren, weshalb ſie ſich nicht für einen doppelten Umtrieb eignet. Viel älter wird ſie im Urwald bei meiſt ſehr feinjährigem Holzzuwachs “). Aus der Zeit der Urwälder ſtammen jedenfalls auch die vielhundertjährigen Fichten, welche noch hin und wieder innerhalb unſeres Florengebiets gefunden werden). Formenkreis. a. Durch Standortsverhältniſſe bedingte Wachsthumsformen. Bei freiem oder ſehr räumlichem Stande hat die Fichte eine tief hinabreichende, ſtark verzweigte Krone und einen ſehr ab— fälligen Stamm, welcher eine ſehr bedeutende Stärke (bis faſt 2 Met. in Stockhöhe) zu erreichen vermag. Im Schluſſe erwachſen reinigt ſie ihren Stamm hoch hinauf von Aeſten, bildet einen mehr walzenförmigen Stamm und eine hoch angeſetzte, ſchwachäſtige, wenig verzweigte Krone. Am Rande von geſchloſſenen Beſtänden ſtehende Fichten haben die Krone ſtets einſeitig (nach der Licht- oder offenen Seite hin) ausgebildet, desgleichen frei ſtehende Fichten, welche in den herrſchenden Winden exponirten Lagen erwachſen ſind. Auf magerem oder ſehr trockenem Boden, desgleichen in Froſtlagen der Ebenen und der niederen Gebirgsregionen iſt die Benadelung kurz, dünn, gelblichgrün, dagegen auf humoſem, friſchem oder feuchtem Boden lang, dicht, ſaftgrün, üppig. Danach ändert auch die Länge der Zapfen bedeutend ab. Beſonders eigenthümliche, durch Standortsverhältniſſe hervorgebrachte Formen ſind: Die Schneebruchsfichte oder die Fichte aus der obern Bergregion der ſüd- und mitteldeutſchen Zone (die Fichte des Harzes, Thüringerwaldes, Erz-, Fichtel-, Iſer-, Rieſengebirges, des Böhmer- und Bayriſchen Waldes Im Muſeum des botan. Gartens zu Dorpat befindet ſich eine Stammſcheibe der Fichte aus dem Böhmerwalde, welche bei einem Durchmeſſer von blos 21,5 engl. Zoll 420 Jahrringe zeigt und völlig geſundes Holz beſitzt. Im botan. Garten zu Breslau und im Forſt- uud Jagdmuſeum des fürſtl. Schwarzenbergiſchen Jagdſchloſſes Wohrad bei Budweis habe ich Stammſcheiben von 448 und 507 Jahrringen aus dem Böhmer— walde und dem ſchleſiſchen Gebirge geſehen. * Die älteſte Fichte dürfte die ſogenannte Gemſenſtallfichte bei Courmayeur in Piemont ſein oder geweſen ſein, deren Alter 1832 auf ce. 1200 Jahre geſchätzt worden iſt. Im Affenthal des Reviers Roppenszell bei Eichſtädt ſteht eine gegen 50 Met. hohe Fichte, deren Stamm in Bruſthöhe 2 Met. Durchmeſſer hat. (Zeitſchr. d. deutſchen Forſtb. 1883, S. 140). u. ſ. w. aus der Region des Schneebruchs). Stamm ſehr abholzig, kurz (5 — 15 Met. hoch), tief hinab, oft bis auf den Boden dicht beaſtet, mit ſtarken ſehr verzweigten, der Mehrzahl nach faſt rechtwinklig abſtehenden Aeſten. Zweige dicht und ſtruppig benadelt. Wipfel abgebrochen, durch Secundär— wipfel (aufgerichtete Quirläſte) erſetzt, die oft wieder abgebrochen ſind und Wipfel dritter Ordnung gebildet haben. Daher die Krone unregelmäßig vielwipflig, übrigens pyramidal.“) Die unterſten dem Boden aufliegenden Aeſte ſchlagen oft Wurzeln, worauf ſich ihre Spitzen häufig gerade empor— richten und zu Tochterſtämmen werden. Die unterſten Aeſte der letzteren können wieder zu natürlichen Abſenkern werden und Tochterſtämme (Enkel— ſtämme) bilden. So entſtehen bisweilen faſt kreisrunde Gruppen von mehrern Generationen, in deren Mitte ein alter vielwipfliger Mutterbaum ſich befindet (Brocken, Keilberg im Erzgebirge, Schneeberg im Fichtelgebirge, Mittagsberg und Maderer Plateau im Böhmerwalde, Schneeberg des mähriſch-böhmiſchen Waldgebirges). Bei dergleichen, vom Schneebruch oft auf das Wunderlichſte verunſtalteten und dadurch monſtrös gewordenen Bergfichten pflegt die Blütenentwicklung unterdrückt zu ſein, weshalb ſie ſich durch Abſenker zu vermehren ſuchen. In Froſtlagen (3. B. in der Nähe von Hochmooren) ſtehende Bäume oder Baumgruppen, welche alle Sommer durch Spätfröſte ihre jungen Triebe verlieren, ſehen oft wie mit der Scheere beſchnitten oder wie vom Wild oder Ziegen verbiſſen aus, dichtzweigige Pyramiden, Kegel, abgerundete Büſche bildend (Erzgebirge, z. B. Kühnhaider Revier). Die Schneebruchsfichte kommt nicht in geſchloſſenen Beſtänden vor, ſondern in Horſten oder vereinzelt. Sie findet ſich auch hin und wieder in der norddeutſchen Zone, beſonders in den baltiſchen Provinzen, doch mehr vereinzelt, desgleichen in Norwegen“ ). In den mitteldeutſchen Gebirgen pflegen ihre Stämne, Aeſte und Zweige mit lang herabhängenden Bartflechten (Usnea barbata und Bryopogon jubatus) bedeckt zu ſein. Das Holz der Schneebruchsfichte pflegt ſehr gleichmäßig gewachſen, aber ſehr feinjährig und deshalb ungemein feſt und dauerhaft zu ſein. Die Alpenfichte, d. h. die Fichte aus der Nähe der Baumgrenze in der ſubalpinen Region der Alpenzone (aus einer Höhe von 1650 bis 1790 Met.), ſowie die Urwaldsfichte der ſubalpinen Region des Baieriſchen ) Einzelne vielwipflige Fichten kommen hier und da auch in den untern Regionen vor. So ſteht bei Ohrdruff in Thüringen eine mit 12 Secundärwipfeln begabte Fichte von 26 Met. Höhe. (Oeſterr. Forſtzeit. 1884, S. 184). Eine berühmte vielwipflige alte Fichte iſt die „Harfe“ bei Sommerau in der Nähe von Zittau in der jäch). Oberlauſitz. * In Norwegen ſcheint jedoch der Beſchreibung und den Abbildungen von — Schübeler (Die Pflanzenwelt Norwegens. Chriſtiania, 1873 — 1875, S. 164 ff.) zufolge meiſt eine reihenweiſe Anordnung der Tochterſtämme vorzufommen. 72 und Böhmer-Waldes (aus einer Höhe von 1000 — 1400 Met. im Mittel, dort „Spitzfichte“ genannt). Stamm lang- und ſchlankſchäftig, ſelten bis zum Boden hinab beaſtet, oft auf eine lange Strecke aſtrein; Krone ſchmal, walzenförmig oder lang kegelförmig aus kurzen faſt wagerecht abſtehenden Aeſten, ohne Secundärwipfel, auch wenn der Wipfel (durch Sturm) ab— gebrochen iſt, dicht und ſtruppig benadelt, von tannenartigem Anſehen. Kommt wahrſcheinlich auch in andern Hochgebirgen des Gebiets vor“). Eine beſondere Wuchsmodification der Alpenfichte ſind die ſogenannten Wettertannen („Gogants“ der weſtromaniſchen Aelpler) der Schweiz, frei— ſtehende, auf höheren Alpenſtufen gewachſene alte Fichten, welche, ohne den Hauptwipfel verloren zu haben, bisweilen mehrere Secundärwipfel aus ihrer umfangreichen, viel verzweigten und dichtbenadelten Krone, unter welcher oft eine ganze Viehherde gegen die Unbilden der Witterung Platz ſinden kann, entwickelt haben. „Mit langen weißgrauen Bartflechten behangen, die dem Baum das Anſehen einer bleichenden, von Silberhaar um— wallten Greiſengeſtalt geben, ſtehen ſie da, einzeln, in weiten, von keinem jungen Nachwuchs vermittelten Entfernungen, aber wetterfeſt und gedrungen. Unverweſt liegen die Generationen der Zapfen in ihrem Schatten“ *). Nicht durch eine auffallende Kronen- oder Nadelbildung, wohl aber durch einen eigenthümlichen Habitus und Bau des Holzes iſt die in den ſteiriſchen und oberbairiſchen Alpen, im ſchwäbiſchen Hochgebirge, Bairiſchen und Böhmer Walde, wahrſcheinlich auch noch anderwärts in einer Seehöhe von 800 — 1500 Met. vorkommende Weiß- oder Haſelfichte genannte, welche meiſt auf Felſen, vereinzelt ſtehend oder in kleinen Horſten gefunden wird. Ihr Holz, in deſſen faſt gleichbreiten Jahrringen die braune Herbſt— holzſchicht ſehr ſchmal, dagegen die weiße Frühlingsholzſchicht ſehr breit entwickelt erſcheint und welches deshalb ſehr weiß iſt, giebt angeſchlagen einen hellen, ſingenden, lang vibrirenden Ton von ſich und eignet ſich daher ganz vorzüglich zu Reſonanzböden muſikaliſcher Inſtrumente. Gewiſſe Haſelfichten zeigen auf dem Radial-Längsſchnitt ein eigenthümliches geflammtes Anſehen, was darin ſeinen Grund hat, daß der Stamm in verſchiedenen Altersperioden zahlreiche kürzere und längere Furchen bekommt, in welche ſich die Rinde und die neuen unter derſelben ſich bildenden Holzſchichten hinein *) Dieje Form hat große Aehnlichkeit mit der in der finnischen Lappmark unter dem und jenſeits des Polarkreiſes vorkommenden Fichtenform, welche von Berg in ſeiner intereſſanten Abhandlung über die Wälder Finnlands beſchrieben und abgebildet hat (Jahrbuch der K. Sächſ. Akademie für Forſt- und Landwirthe zu Tharand. Band 13 [1859], ©. 83.). Auch die alten überſtändigen, meiſt wipfeldürren Fichten der baltiſchen Ur- und Plänterwälder zeigen dieſe Kronenbildung ſehr häufig. *) Chriſt, Pflanzenleben der Schweiz, S. 217. krümmen. Dadurch erhalten die Jahresſchichten einen wellenförmigen Verlauf. Deshalb iſt dieſes Holz für Decken von Streichinſtrumenten ſehr geſucht. Im Böhmer- und Bairiſchen Walde wird ſolches Holz „Zargenholz“ genannt“). Die Stelzenfichte. In Urwäldern und Plänterwäldern findet man oft alte Fichten, deren Stamm auf einem 3—4 Fuß über die Erdoberfläche emporragenden Geſtelle von mächtigen Wurzeln, gleichſam auf Stelzen ruht. Dergleichen Fichten ſind aus Samen erwachſen, welche auf modernde Stöcke oder Stämme fielen und daſelbſt aufgingen. Die Wurzeln der Pflanze mußten über den Stock oder Stamm ſich bis in den Boden hinab verlängern, und nachdem der unter ihnen liegende Stock oder Stamm gänzlich ver— wittert und zerfallen war, erſchienen dieſelben ringsum entblößt, in die Luft aufragend. In den meiſt ſehr gemiſchten Ur- und Plänterwäldern der bal— tiſchen Provinzen findet man dieſe Stelzenform auch bei anderen Bäumen (z. B. bei Birken, Espen, Eſchen). Uebrigens kann die Stelzenform bei Fichten auch entſtehen, wenn dieſe auf naſſem ſumpfigen Boden erwachſen ſind, nämlich nach plötzlicher Entwäſſerung und Trockenlegung des Bodens, wo letzterer ſich bedeutend ſetzt und dadurch die Wurzeln der Fichte entblößt werden. Doch ruhen ſolche Fichten niemals auf einem ſo hohen Geſtell, wie die auf die erſte Art entſtandenen Stelzenfichten. b. Varietäten. Als ſolche ſind conſtante Abänderungen der Kronen— bildung, der Form der Nadeln, Zapfen u. ſ. w. zu bezeichnen, welche ſich nicht aus dem Einfluß lokaler Standortsverhältniſſe erklären laſſen, ſondern entweder aus ganz unbekannten Urſachen entſtanden ſind, oder durch Verſchiedenheiten des Klima's bedingt zu werden ſcheinen. Betrachtet man die in der norddeutſchen Zone und in den unteren Regionen der rheiniſchen, ) Nach Mittheilungen des Prof. Dr. Hartmann kommt die Haſelfichte („Huſel— feichte“, in Vorarlberg „Zottelfichte“) am häufigſten in Kärnthen (3. B. im Weißen— ſee- und im ganzen obern Drauthale) vor, wo ſie die Lagen mit Kalk- und Glimmer— ſchieferboden bevorzugt und unterſcheidet ſich ſchon in ihrem Anſehen ſehr weſentlich von der gewöhnlichen Fichte, indem fie eine auffallend zarte und lichte Rinde ohne (?) Borkenſchuppen und im Frühjahre weißnadlige Sproßen treibt, die an ſonnigen Lagen unter verſchiedenen Nuancirungen bis in's Honiggelbe übergehen (2). „Wieder andere bilden lange, trauerweidenartig über einander hängende Zweige, an denen ſich an mehreren Punkten Nadelbüſchel anſetzen und dadurch dem Baume ein ganz fremdartiges Anſehen geben.“ (Centralblatt für das geſ. Forſtweſen. 1884, S. 155 ff). Das Holz der Haſelfichten iſt blendendweiß, friſch geſchältes ſoll im Anſehen ſolchem des Haſel— ſtrauches zum Verwechſeln ähnlich ſehen. Die Haſelfichte wird vorzugsweiſe im Böhmer— und Bairiſchen Walde (wo ich aber an ihr weder weiße oder gelbe Nadeln noch borken— freie Rinde geſehen habe) aufgeſucht und zu Reſonanzbodenhölzern verarbeitet. Die große fürſtl. Schwarzenberg'ſche Reſonanzholzfabrik zu Tuſſet (früher gab es noch eine zweite in Mader) verſorgt die bedeutenderen Inſtrumentmacher der ganzen Welt mit dem nöthigen Material zur Anfertigung der Reſonanzböden. 74 mittel- und ſüddeutſchen, Alpen- und Karpathenzone etwa bis 600 reip. 1000 Met. hoch vorkommende, waldbildende Fichte als die typiſche Form und bezeichnet man dieſelbe als &. vulgaris, jo laſſen ſich noch folgende natürlich vorkommende (nicht durch die Gartenkultur entſtandene) Varietäten unterſcheiden. Zunächſt iſt aber hervorzuheben, daß von der allgemein ver— breiteten Hauptform zwei Racen vorkommen, welche zwar ſchon früher beobachtet, doch erſt neuerdings von Purkyns wiſſenſchaftlich unterſchieden und genau beſchrieben worden ſind “), nämlich die roth- und grünzapfige. Rothzapfige Fichte (erythro- carpa Purk.) Nadeln ſtumpf ſpitzig, am Mittel— triebe anliegend. Nadelkiſſen kurz, wenig vorſtehend, in linksläufigen Spiralen. Knospen ſpitz, glänzend gelbbraun; Schuppen ſpitz, die unteren deutlich gekielt und ſtachelſpitzig. Weibliche Zäpfchen im Knospen— zuſtande eiförmig, von glänzend gelbbraunen Schuppen verhüllt. Aufgeblühte karminwiolett. Junge Zapfen (im Auguſt) dunkel violett. Zapfenſchuppen dicker, gewölbt, ihr Vorderrand am geſchloſſenen Zapfen abgerundet erſcheinend. Samen mit kurzem dickem Korn und breitem rothbraunem Flügel. Holz in der Regel ſchwerer ſpaltbar und oft drehwüchſig, feſt. Grünzapfige Fichte (chlorocarpa Purk.) f Nadeln ſcharfſpitzig, am Mittel— triebe abſtehend. Nadelkiſſen in einen langen Schnabel ausgezogen, in rechts— läufigen Spiralen. Knospen groß, kuglig, häufig bläu— lich bereift; Schuppen nicht ge— kielt (die unterſten ausgenommen), die untern ſpitz, die obern ab— gerundet. Weibliche Zäpfchen im Knospenzu— ſtande um die Hälfte größer, kug— lig; Schuppen blauweiß bereift. Aufgeblühte gelblich -zinnoberroth. Junge Zapfen (im August) hellgrün. Zapfenſchuppen dünner, flacher, ihr Vorderrand ſchon am ge— ſchloſſenen Zapfen ausgekerbt erſcheinend. Samen mit länglichem dünnem Korn und ſchmalem hell gelbbraunem Flügel. Holz gerad- und leicht ſpaltbar, weich. **) ) Burfyne, Ueber zwei in Mitteleuropa wachſende Fichtenformen. (Allg. Forſt⸗ und Jagdzeit. 53. Jahrgang. 1877, S. 1—10. Mit 2 Tafeln. 1879, S. 340. Vgl. auch: Pfeifer, Beitrag zur Naturgeſch. d. Fichte in Verhandlungen der Forſtwirthe in Mähren und Schleſien, 1884. S. 25 ff. ) Mit dieſen Angaben von Purkyns ſtimmen diejenigen des franzöſiſchen 8 3. medioxima Nyland., nordiſche Fichte. Nadeln dick koniſch— vierkantig, mit 4 breiten weißlichen Streifen (Spaltöffnungsreihen), Zapfen kleiner, meiſt oft horizontal abſtehend oder ſchief abwärts gerichtet, mit biegſamen, kaum ausgerandeten oder ganzrandigen Schuppen. — Dieſe im nördlichen Theile der ſcandinaviſchen Halbinſel, Finnlands und Rußlands allgemein verbreitete Varietät, welche dort mit P. obovata Led. verwechſelt worden iſt, tritt in den Centralalpen der Schweiz in einer Höhe von circa 1300 Met. als waldbildender Baum auf und iſt die dort allein vor— kommende Fichtenform “). y. virgata Jaques (Abies excelsa monstrosa Loud., Pic. excelsa var. denudata Carr.), die Schlangenfichte. Hauptäſte einzeln, jelten unregelmäßig quirlig, lang, faſt wagerecht, die untern nur wenig abwärts geneigt, ſelten hängend, die oberſten ſchief aufrecht, Aeſte 2. und 3. Grades wenige und dieſe wagerecht oder etwas ſchief abwärts geneigt, alle oft ſchlangen- oder peitſchenförmig gebogen, die unterſten Hauptäſte häufig auf dem Boden liegend und dann nicht ſelten Wurzeln ſchlagend; Nadeln dicker, ſpitzer und harzärmer als bei &., ſehr verſchieden an Größe, am Mittel— trieb angedrückt, an den Aeſten abſtehend. — Von Schweden und Norwegen bis Frankreich und Südtirol verbreitet, vereinzelt bis horſtweiſe in Wäldern Forſtinſpectors Brennot im Juliheft des Jahrg. 1877 der „Revue des eaux et foréts“ über das Auftreten der beiden Fichtenracen im franzöſiſchen Jura nicht ganz überein, indem dieſer der grünzapfigen Fichte ein ſchwereres, ſchwerer brech- und ſpaltbares, gelbliches Holz, der rothzapfigen dagegen ein leichteres, leicht ſpaltbares, weißes, ſchöne Politur annehmendes zuſchreibt. Ihm zufolge liebt die rothzapfige einen leichten lockern Boden und ſonnige Lage auf hohen Bergen und beſitzt dieſelbe eine früher beginnende, langſame und regelmäßige Vegetation, während die grünzapfige am beſten auf feſterem feuchterem Boden, in friſcher Lage und geringer Höhe gedeihen ſoll, daher meiſt an Ufern und Bächen und am Rande von Torfmooren iſolirt vor— kommt und eine ſpätbeginnende, dann aber raſcher vorſchreitende Vegetation hat. Während nach Purkyn' die Haſelfichte zu chlorocarpa gehören dürfte, ſcheint nach Brennot die erythrocarpa mehr geneigt zu ſein, zur Haſelfichte zu werden. Nur umfaſſende Beobachtungen der Forſtverwalter vermögen dieſe Widerſprüche zu löſen. Noch ſei bemerkt, daß die Form der Zapfenſchuppen nicht maßgebend für die Unter— ſcheidung von Varietäten oder Racen der Fichte ſein kann, da dieſe innerhalb des großen Verbreitungsbezirks der Fichte außerordentlich variirt, und zwar von der Form mit vorgezogenem ſcharf zweizackigem bis zu der mit völlig abgerundetem Vorder— rande. Vgl. z. B. die Abbildungen von Fichtenzapfenſchuppen bei Schübeler: die Pflanzenwelt Norwegens, S. 158. ) Chriſt, das Pflanzenleben d. Schweiz, S. 218. Die nordiſche Fichte findet ſich in der Schweiz von Handeck bis Engſtlanetz, vom Comerſee bis zum Wallenſee. Sie weicht in ihrer hellgrauen Geſammterſcheinung von der gewohnten dunkeln Roth— tanne jo ab, daß ſelbſt Bündtner Bauern ſie als „Aviez selvadi“ (wilde Weißtanne, romaniſch) von jener unterſcheiden. Vgl. auch Schübeler a. a. O. S. 155—161. von Ebenen und Gebirgen: in Oſtpreußen, Thüringen, Sachſen, Böhmen, Schleſien, Tirol, Würtemberg, im ganzen Gebiet nicht ſelten in Parken und Handelsgärten kultivirt“). d. pendula Carr., Hängefichte. Hauptäſte quirlſtändig, untere ſchief abwärts, mittlere wagerecht, obere iſchief aufrecht, Aeſte 2. und 3. Ordnung ſehr zahlreich, letztere dicht neben einander ſtehend; lang, dünn, ſchlaff, hängend, reich benadelt. Eine ſehr verbreitete, als roth- und grün— zapfige Fichte vorkommende Form mit fußlangen und längeren Zweigen“). e. monocaulis Nördl. Stamm aſtlos oder faſt aſtlos, nur an der Spitze benadelt. Kommt nur vereinzelt und ſehr ſelten vor: Bekanntlich ſind bis jetzt nur 3 Bäume (im Mariabrunner Garten, in der Oberförſterei Altenbacken und auf der Iſola bella im Lago Maggiore). Der Name „Schlangenfichte“ ſcheint zuerſt in Böhmen aufgekommen zu ſein, und iſt der verſtorbene fürſtl. Schwarzenberg'ſche Forſtmeiſter John in Winterberg der erſte geweſen, welcher 1872 (in der damals von Schmoler herausgegebenen „Vereinsſchrift für Forſt-, Jagd- und Naturkunde“ des böhmiſchen Forſtvereins) eine von 4 Tafeln begleitete Abhandlung über dieſelbe „als eine Merkwürdigkeit des Böhmerwaldes“ veröffentlicht hat. Dort giebt oder gab es namentlich viele Schlangen— fichten bei Birkenfeld. Verbreitet iſt ferner dieſe Varietät in Thüringen (hier ſchon ſeit Bechſtein bekannt) und in Würtemberg, wo noch Henkel und Hochſtetter in den Gebirgen (wo?) ganze Strecken mit kleinen 1—1,5 Met. hohen Büſchen von Schlangen— fichten bedeckt ſind, ja in Tirol ſollen nach K. Koch oberhalb Toblach ca. 400 Schlangen— fichten von 40—50 Fuß Höhe beiſammen ſein und bei Buchenſtein eine Schlangenfichte von 70 wien. Fuß Höhe ſtehen, deren 30 Fuß langen Aeſte gleich Rieſenſchlangen am Stamm herunterhängen. Vgl. Caspary, „Ueber einige Spielarten, die mitten im Verbreitungsgebiet der Stammarten entſtanden ſind: die Schlangenfichte, Pyramiden— eiche u. a.“ (Schriften d. phyſik. ökonom. Geſ. zu Königsberg i. Pr. 1873, S. 115—136, mit Abbildungen zweier Schlangenfichten), K. Koch, Vorleſungen über Dendrologie, S. 366 ff., Schübeler, Pflanzenwelt Norwegens, S. 162 (ſchöne Abbildung), Pfeifer, Beitrag zur Naturgeſch. d. Fichte. (Verh. d. Forſtw. in Mähren u. Schleſien, 1884, S. 25 ff.) und Centralbl. für d. geſ. Forſtweſen 1881, S. 80. Eine beſonders ausgezeichnete Form dieſer Varietät ſcheint die ſchwediſche Hängefichte (Picea viminalis Alstr.) zu ſein, welche wiederholt mit der Schlangen— fichte verwechſelt worden iſt, bis Caspary (a. a. O.) beider Verſchiedenheit nach— gewieſen hat. Dieſe ſchon 1776 von Clas Alſtrömer in Weſten Stockholms aufgefundene, von ihm Pinus viminalis”genannte, in Schweden und Norwegen ziemlich verbreitete Fichte, welche ſchon Linné 1741 geſehen und für einen Baſtard von Fichte und Kiefer gehalten hat, unterſcheidet ſich von der Schlangenfichte dadurch, daß bei ihr die Aeſte 1. Grades ſehr zahlreich und quirlig angeordnet, die Aeſte 2. und 3. Grades ſehr lang (bis 3 Met. und darüber), dünn, peitſchen- oder ſtrickförmig, ſenkrecht hängend und die Nadeln an den auf einander folgenden Internodien roſenkranzförmig geſtellt ſind. Uebrigens ſcheint dieſe ausgezeichnete Form auch in Thüringen vorzukommen, denn Bechſtein (Forſtbotanik 4. Aufl. 1821, S. 498) erwähnt 2 Fichten mit 10—20 Fuß langen hängenden Aeſten unter dem Namen „ruthenförmige Rothtanne“. nr F. nigra Loud., die Schwarzfichte. Nadeln lang, dick, dunkelgrün, Zapfen groß, Rinde roth. Angeblich in Norwegen häufig; in Deutſchland in Parken und Handelsgärten. Wohl nur eine üppige Form von «. J. carpathica Loud., die Karpathenfichte. Nadeln lang, ſtark, hellgrün. Zu dieſer mir nur nach jungen Exemplaren in Handelsgärten bekannten und dieſen zufolge von &. kaum weſentlich verſchiedenen Varietät gehört wahrſcheinlich auch die von Schur als Picea montana (früher P. subarctica) beſchriebene Fichte, welche in den Gebirgen Siebenbürgens nach Schur die geſchloſſene „Tannenregion“ in einer Höhe von 4500 bis 5000 wien. Fuß bildet“). Geographiſche Verbreitung. Die Fichte beſitzt unter allen europäiſchen Nadelhölzern den größten Verbreitungsbezirk, indem ſich derſelbe von den Pyrenäen bis gegen den Ural und von den Walliſer und nord— italieniſchen Alpen bis Lappland erſtreckt. a. Grenzen der horizontalen Verbreitung. Die Nordgrenze beginnt an der Küſte von Norwegen nach Blytt und Schübeler beim Vorgebirge Kunnen (67 Br.), ſinkt an der ſchwediſchen Grenze (im Gebirge) bis ungefähr zum 65“ hinab und geht nun gen NNO durch die ſchwediſche Lappmark nach Finnmarken, in deſſen Oſten fie 69“ 30° und damit den nördlichſten Punkt ihres Vorkommens erreicht. Hierauf oſtwärts biegend, tritt ſie bei Muonioniska in die finniſche Lappmark über und erſtreckt ſich mm in ON 0. Richtung bis an das Südufer des Enareſees (68,75). Von hier aus beginnt die Oſtgrenze, welche ſich zunächſt ſüdwärts bis zum nörd— lichſten Rücken der Maanſelkär (63,3%) hinzieht, der nun die Grenze der Fichte bildet, welche ſich oſtwärts (alſo wieder als Nordgrenze) tief nach Rußland hineinzuerſtrecken ſcheint. In Rußland iſt die Oſtgrenze bis jetzt nicht ſicher zu ermitteln, weil in Nordrußland die ſibiriſche Fichte bereits auftritt. Nach Trautvetter ſoll eine gerade Linie, welche aus dem Oſten der finniſchen Halbinſel Kola in ziemlich ſüdöſtlicher Richtung bis zum Zu— ſammenfluß der Wjätka und Kama (ungefähr 55° 29 hinzieht, die Oſt— grenze der europäiſchen Fichte ziemlich genau ausdrücken. Die Fichte fehlt ) Nach S chur reicht die pyramidale Krone ſeiner Picea montana faſt bis an den Fuß des Stammes herab. Die Rinde der Aeſte iſt braunroth, diejenige des Stammes weißgrau. Aeſte horizontal abſtehend, Nadeln ſchwach zuſammengedrückt, gerade, Zapfen eiförmig länglich oder faſt fegel-, oder beinahe walzenförmig, mit ſehr breiten verkehrt eiförmigen, lang zugeſpitzten und an der Spitze bald ganzrandigen, bald abgeſtutzten bald ausgebiſſen gezähnelten Schuppen. Pokorny zieht dieſe Form ohne Bemerkung zu A. excelsa. Kerner erklärt fie für identiſch mit der Fichte des Bihaviagebirges, die ihm zufojge von der gewöhnlichen Form der Fichte nicht ver— ſchieden iſt und zur Race erythrocarpa gehört. Die grünzapfige Fichte ſcheint dort nicht vorzukommen. 78 alſo in dem großen zwiſchen der Dwina und Wjätka einerſeits und dem Ural andererſeits gelegenen Raume Nordrußlands ganz. In der Gegend des Zuſammenfluſſes der beiden genannten Flüſſe, wo nach Wirzen die europäiſche und ſibiriſche Fichte zuaammen vorkommen, beginnt die Süd— grenze der erſteren, welche dem Südrande des Gouvernements Kaſan folgend über Bjelew an der Oka (55 — 54%, Starodul im Gouvern. Czernigow (53 — 52°) in ſüdweſtlicher Richtung zum nördlichen Volhynien (51°) hin— zieht und ungefähr unter dem 50“. in der Gegend von Czechlau die galiziſche Grenze erreicht. Nach dem Eindringen in die Karpathenzone unſeres Florengebiets folgt die Südgrenze, wieder mehr Oſtgrenze werdend, dem Karpathenbogen, welcher Siebenbürgen gegen 80 umwallt, ſchneidet etwa unter dem 40% O. L. (von Ferro) die Donau und erreicht am Berge Kopaonik in Serbien, etwas nördlich vom 43“. ihren ſüdlichſten Punkt im Südoſten des Verbreitungsgebiets. Von hier an erſtreckt ſich die Süd— grenze in nordweſtlicher Richtung an den kroatiſchen Abhängen des Vellebit hin und über das Plateau des kroatiſchen und illyriſchen Karſts nach den Alpen von Görz (46°) und Udine, von wo aus fie einen gewaltigen S förmigen Bogen beſchreibt, indem fie dem Südrande der Alpen folgend und unterwegs (zwiſchen Vicenza und Verona) eine ſüdliche Ausbiegung in die Euganeenberge (45° 20) machend weſtwärts bis in die nördlich von Nizza liegenden Seealpen (44°) vordringt, und weiter hin bis zu dem unter gleicher Breite gelegenen Mont Ventoux in der Provence. Nach Ueberſpringung des Rhonethales folgt die Südgrenze dem Kamme der Cevennen und erreicht jenſeits der Ebene von Rouſſillon die Oſt- und Centralpyrenäen, wo die Fichte auf beiden Seiten nur ſpärlich vorkommt. Hier, in den cataloniſchen und aragoneſiſchen Pyrenäen erreicht dieſer Baum im Walde von la Cinca ſüdlich vom Maladettagebirge den ſüdlichſten Punkt jeiner Verbreitung (etwa 42° 30,). In den Centralpyrenäen kommt die Fichte weſtwärts bis etwa zum 17“ O. L. (von Ferro) zerſtreut vor, von wo aus die Weſtgrenze beginnt, welche gen NO durch Central-Frankreich hindurch nach den Vogeſen hinzieht, deren Kamme ſie folgt. Dann läuft ſie in nördlicher Richtung durch die Pfalz, ſchneidet den Rhein ungefähr unter 50° und tritt in das Taunusgebirge ein, von wo aus fie einen gegen NW gerichteten Bogen durch Weſtfalen bildet und nun wieder gen N den Teutoburger Wald weſtlich laſſend, zum Weſergebirge hinzieht, wo ſie in der Gegend von Minden (52° 20%) ihren nördlichſten Punkt im weſtlichen Norddeutſchland erreicht. Von hier biegt die Grenze nach SO ein und wird ſo wieder zur Nordgrenze, als welche ſie dem Nordrande des Harzes folgend, ſpäter durch die Gebiete der Unſtrut und Saale nach dem mittel— erzgebirgiſchen Plateau in Sachſen übertritt, von wo aus ſie in mehr öjt- 79 licher Richtung, nördlich von Dresden (51° 4) die Elbe überſchreitend durch die nördliche Lauſitz nach Oberſchleſien geht. Von Schleſien aus erſtreckt ſich die Grenze, wieder zur Weſtgrenze werdend, in einem gegen W ge— richteten Bogen durch die Niederlauſitz, Brandenburg und Pommern in die Gegend von Danzig (54100, von wo aus ſie gen W ausbiegend und die Oſtſee überſpringend in das ſüdliche Schweden eintritt und nach Nor— wegen hinzieht, durch deſſen Gebirge ſie ſich bis Kunnen hinauf erſtreckt. Der ganze Bezirk der europäiſchen Fichte hat folglich eine ſehr unregel— mäßige und eigenthümliche Geſtalt, iſt jedoch im allgemeinen im NO am breiteſten und verſchmälert ſich in der Richtung nach SW, mit ſpitzem Winkel durch Frankreich in die Pyrenäen eindringend. Im Gebiete unſerer Flora fehlt die Fichte als urſprüngliche Holzart in einem großen Theil von Norddeutſchland, ſowie im ganzen nordweſtlichen Deutſchland und den Niederlanden, denn die jenſeits der im Obigen ge— zogenen Weſt- reſp. Nordgrenze vorkommenden Fichten und Fichtenbeſtände ſind durch Anſaat oder Anpflanzung entſtandene. Ja ſelbſt dieſſeits jener Grenze mag es viele Fichtenwälder geben, welche durch die Forſtkultur ent— ſtanden ſind. Ueberhaupt dürfte es ſchwer, wenn nicht gar unmöglich ſein, die Grenze des ſpontanen Vorkommens der Fichte in der rheiniſchen, mittel und norddeutſchen Zone genau zu ermitteln, da hier durch die Forſtkultur dieſer Baum allmälig immer weiter gen W und N verbreitet worden iſt. Umgekehrt können im nordweſtlichen Deutſchland auch ehemalige ſpontane Fichtenwälder durch den überhandnehmenden Ackerbau ausgerottet worden ſein. Soll es doch ehedem in England und Schottland urſprüngliche Fichtenwälder gegeben haben, während jetzt die Fichte dort nur angepflanzt gefunden wird. b. Grenzen der verticalen Verbreitung. In Norwegen bleibt die Fichte im Gebirge 2700—2900 par. Fuß (942 Met.) unter der Schnee— grenze zurück, welche am Sulitelma (67°) bei 3600“ (1169 Met.) über dem Meere liegt. Folglich mag die obere Grenze der- Fichte unter dem 67“ in Norwegen bei ca. 227 Met. liegen. Nach Agardh ſteigt die Fichte am Snaaſen (ca. 64°) bis 1669 (542 Met.), auf dem Eidsfjell in Nummedal (62 — 61“) bis 2200, (687 Met.), am Gouſta (59,75% bis 2900“ (942 Met.), ja in Tellemarken (59° 50°) ſchon bis 3027 (983 Met.) empor. Im Harz (Brocken unter 51948‘) liegt die Fichtengrenze bei 3083‘ (1001 Met.), im Rieſengebirge im Mittel bei 1170 Met., am Brunnen— berge (50 45‘) bei 3792, (1234 Met.), im Bairiſchen Walde (49°) bei 4520“ (1468 Met.) bei 4600“ (1494 Met.), im Böhmerwalde (am Rachel) bei 4600 wien. Fuß (1454 Met.), in den Central-Karpathen (49%) bei 4700“ (1527 Met.), im Bihariagebirge (46° 50% bei 1647 Met. In den niederöſterreichiſchen und oberſteierſchen Alpen (47 40°) ſteigt die Fichte bis 5110‘ (1677 Met.), im Hauptzuge der bairiſchen Alpen (47° 25°) bis 55367é (1798 Met.), in Südtirol (46° 45°) bis 6391 (2075 Met.), in den nördlichen Ketten der Schweizeralpen und in Teſſin bis 1800 Met., in Graubündten und Wallis (45° 50°) bis 2050 Met., in den Alpen des Münſterthales im Unter-Engadin (44° 40°) bis 6500“ (2111 Met.) empor. Am Mt. Ventoux (44°) liegt die obere Grenze der Fichte (an der Nordſeite, wo allein fie wächſt) bei 1720 Met., in den Pyrenäen (43 — 420 und zwar in den Centralpyrenäen bei 45000 par. Fuß (1299 — 1624 Met.), am Canigou dagegen bei 2411 Met. (nach Maſſot). Dort alſo erreicht die obere Fichtengrenze, wenn die Angabe richtig iſt, ihre größte Höhe. Nichts deſtoweniger ergiebt ſich aus vorſtehenden Angaben, daß die obere Fichten— grenze zwar in der Richtung von N nach S deſto höher emporrückt, je ſüdlicher die Gebirge liegen, daß ſie aber im ſüdweſtlichſten Süden des Fichtenbezirks wieder beträchtlich deprimirt iſt und zwar deſto mehr, je weiter weſtlich. Dieſe auffallende Erſcheinung erklärt ſich vielleicht aus dem Mangel an Feuchtigkeit, welche an den gegen S exponirten Hängen der aragoneſiſchen und cataloniſchen Pyrenäen herrſcht. Wenn dort wirklich die Fichte vorkommt, was mehr als zweifelhaft erjcheint*), jo wächſt fie jedenfalls nur in hochgelegenen Thalſchluchten, nicht aber an freien Hängen. Je weiter ſüdwärts, deſto mehr nimmt die Fichte den Charakter eines Gebirgsbaumes an. Während ſie noch in der ſüddeutſchen Zone und im nördlichen, ſelbſt mittleren Zuge der Alpen in den Ebenen und Thalſohlen, wenn auch nur zerſtreut ader in kleinen Waldbeſtänden, welche zum großen Theil durch Anbau entſtanden ſein mögen, vorkommt, wird ſie längs der Südgrenze ihres Bezirkes erſt in Hunderten von Metern Höhe über dem Meere angetroffen, bildet hier alſo einen Waldgürtel, welcher eine obere und untere Grenze hat. Letztere liegt nach Kerner“ innerhalb der karpathiſchen Zone in den öſtlichen Ausläufern der nördlichen Karpathen bei 950 wien. Fuß (c. 300 Met.), erhebt ſich in den öſtlichen Karpathen im Mittel bis 2800 wien. Fuß (c. 885 Met.) im Bihariagebirge ſogar bis 1338 Met. (im Mittel bis 1192 Met.) und bewegt ſich innerhalb der ſüdlichen (venetianiſchen, lombardiſchen, piemonteſiſchen, franzöſiſchen) Alpen zwiſchen 3000 und 4000 wien. Fuß (c. 948 und 1264 Met.). Auch in der ſüdlichen Schweiz, in Wallis und Teſſin erſcheint nach Chriſt eine untere Grenze deutlich ausgeprägt (in Teſſin fällt dieſelbe an den Ufern ) Vgl. Comision de la flora forestal espanola. Resumen de los trabajos verificados por la misma. Madrid 1870. p. 120. * Studien über die oberen Grenzen der Holzpflanzen in den öſterreichiſchen Alpen. II. Fichte. (In: Oeſterr. Revue. 3. Bd. 1864. S. 197.) — 81 des Lago Maggiore zuſammen), während man am Nordabhange der ſchweize— riſchen Alpenkette eine ſolche nicht nachweiſen kann. Doch tritt dort die Fichte als geſchloſſener Wald nicht unter 800 Met. auf und erſtreckt ſich ihr Waldgürtel von dieſer Höhe aufwärts bis 1500 Met. Die Lage der untern Fichtengrenze in den Pyrenäen ſcheint unbekannt zu ſein. Die Lage der obern Fichtengrenze findet ſich in den einzelnen Hochgebirgen je nach der Expoſition der Hänge, Kuppen, Kämme u. ſ. w. gegen die Himmels— gegenden, je nach der Beſchaffenheit (phyſikaliſchen und chemiſchen, ſowie Temperatur) des Bodens, nach dem Feuchtigkeitsgrade der Atmoſphäre und der Menge der atmoſphäriſchen Niederſchläge, je nachdem die Standörter unter oder vor den herrſchenden Winden liegen, endlich nach der Ver— ſchiedenheit der Maſſenerhebung des Terrains, nach der Entfernung vom Meere und von continentalen Flächen und nach der Länge der Sommer— tage in ſehr verſchiedenen Höhen. Bezüglich der Maſſenerhebung des Terrains ergiebt ſich aus der Vergleichung der obern Fichtengrenze in hoch auf— ragenden und niedrigeren Gebirgsmaſſen, „daß durch geringe Maſſenerhebung des Terrains die Lage der Fichtengrenze erniedrigt, umgekehrt durch Zu— nahme der Maſſenerhebung des Bodens die Lage der Fichtengrenze erhöht wird“, eine Erſcheinung, welche ſich hauptſächlich aus der mit der Maſſen— erhebung des Bodens Hand in Hand gehenden Erhebung der Iſothermlinien erklären dürften). Nähe des Meeres und großer continentaler Flächen wirken erniedrigend, lange Frühlings- und Sommertage erhöhend auf die obere Fichtengrenze. Zur Erläuterung des Vorſtehenden fügen wir einige Tabellen über die obere Fichtengrenze bei, welche den Schriften von Kerner und Sendtner entnommen oder nach deren Angaben zuſammengeſtellt ſind. Die nachſtehende Tabelle iſt nach einer Curve entworfen, welche nach Höhenangaben der Fichtengrenze von unter verſchiedenen Breitengraden gelegenen Punkten conſtruirt wurde. Für den 57. bis 53. Grad, wo keine höheren Gebirge innerhalb des Verbreitungsbezirks der europäiſchen Fichte vorkommen, ſind die Höhen interpolirt. Die Fichtengrenze erhebt ſich demnach in Norwegen ſehr raſch mit der Maſſenerhebung des Bodens, erſcheint im ſüdlichſten Norwegen ſtark deprimirt, entſprechend der plötzlichen Abnahme der Bodenerhebung, bleibt von da bis zum 51“ niedrig, um ſich vom 50° an wieder raſch zu erheben und zwar deſto mehr, je höher die Gebirgsmaſſen ſich emporthürmen. Aber nicht allein die verſchiedenartige Maſſenerhebung des Terrains wirkt erhöhend oder erniedrigend auf die obere Grenze der Fichte ein, ſondern es ſind hierbei auch der Einfluß der ) Kerner, a. a. O. S. 190. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 8 J. Einfluß der geographiſchen Breite und der Maſſenerhebung des Terrains auf die Lage der Fichtengrenze “. 2 2 Obere = Obere 38 Fichtengrenze. 1 = Fichtengrenze. Land oder Gebirge. Wiener Fuß. ; Ss Wiener Fuß. 67 0 55 3040 66 800 54 3060 65 1400 53 3080 64 1720 52 3100 Ur r NASE 63 2150 0 5] 3600 Mittel-Deutſchland. 62 i NEBEN 50 4050 Sudeten, Geſenke. 61 3050 49 4550 Böhmiſch-bairiſcher Wald. 60 3250 48 5150 | 59 2980 47 5800 „Alpen. 58 3000 46 6700 57 3000 56 3020 Nähe des Meeres und der Dauer der Inſolation (alſo der kürzeren oder längeren Lichteinwirfung) mit im Spiele. Wie die Nähe des Meeres überall durch Verringerung der Sommerwärme deprimirend auf die obere Pflanzengrenze wirkt, ſo mag dieſelbe auch an der ganz auffallenden Er— niedrigung der Fichtengrenze im ſüdlichen Norwegen und am Harze (Fichten— grenze am Brockenfeld unter 51° 48° bei 3000 par. Fuß — 3083 wien. Fuß, während einen Grad ſüdlicher am Brunnenberge im Rieſengebirge bei 3792 wien. Fuß) zum Theil ſchuld ſein. Daß aber in den Hochgebirgen Norwegens (vom 65. bis 61.“) die Fichtengrenze verhältnißmäßig viel höher liegt, als in den ſüdlicher gelegenen Gebirgen Mitteleuropas, mag zum Theil auch in der langen Dauer der Sommertage des Nordens und folglich in der viel längeren Inſolation während des Sommers begründet ſein. Auch in den Alpen ſpielt die Inſolation ſchon eine wichtige Rolle bei der Höhengrenze der Fichte wie überhaupt aller Gewächſe. Denn in einer Höhe von 5— 6000“ beginnt dort der Frühling erſt Ende Mai oder Anfang Juni, und ſind demnach dort die Frühlingstage um volle 4 Stunden länger als in der Ebene, wo der Frühling im März eintritt. Dieſe ver— ſchiedenen Einflüſſe erklären den eigenthümlichen Verlauf der Curve, welche die obere Fichtengrenze vom 67.“ bis zum 46.“ bildet. Innerhalb dieſes Raums erhebt ſich die Fichtengrenze von 0—6700 w. F. (= c. 2128 Met.). Bei gleichmäßig fortſchreitender durch die geographiſche Breite bedingter Erhebung würde demnach auf einen Breitegrad eine mittlere Erhebung der Fichtengrenze um 319 wien. Fuß (— 103,6 Met.) kommen. Dies iſt aber nicht der Fall, wie aus der folgenden von Kerner“ gegebenen Tabelle ſchlagend hervorgeht: *) Kerner, a. a. O. ) a. a. O. S. 192. 83 | Die Lage der aus den Höhenlage, welche die _, Nach den wirklichen e de obere Fichtengrenze \. j d Beobachtungen und Curvenzeichnung er einnehmen würde, Jüchtesgrers ng I nach der Curve liegt mittelten Fichten⸗ wenn dieſe von Iden wirklichen Be⸗ die obere Zichten- guengeeritheint Höher nach S gleichmäßig 5 115 bes grenze höher Hober nun, die Er ne um 319° von Brei- | 790 151 der⸗ tiefer (—) als unter Grenze, welche ſich tegrad zu Breite— Br m 5 dem vorhergehendenſunter der Voraus- grad emporſtiege. Curvenzeichnung. Breitegrade um: ſſetzung einer gleich- | mäßigen Erhöhung ergeben würde, um: Breitengrade. — 0 66 319 800° + 800, 8 65 638 1400˙ + 600 + 762 64 957° | 1720 + 320° + 763 63 1276“ 2150, + 430° + 874. 62 1595 25800 + 430 + 985 61 19145 3050 + 470° 1136 60 2333 32500 — 2000 +1017' 59 25525 2980 — 270 + 428. 58 28710 3000° — 20° + 129. 57 31900 3000° 00 — 190, 56 3509, 3020 + 20 — 489 55 3828 30400 + 20 — 788. 54 4147 30600 + 20 — 1087 53 44660 30805 + 200 13860 52 47850 3100 + 200 1685 51 5104 36000 — 2000 1504 50 54235 40505 + 4500 | — 1373! 49 5742 4550 + 5000 1192 48 60610 5150, — 6000 — 911 47 63800 58005 + 650° — 580, 46 67000 67007 — 90007 0 Zwiſchen dem 66.“ und 61.°, desgleichen zwiſchen dem 50.“ und 46.“ erhebt ſich alſo nach der vierten Columne vorſtehender Tabelle die Fichten— grenze viel mehr über jeden vorhergehenden Breitegrad, als ſie fich, bei gleich- mäßig von N nach S um 319° von Grad zu Grad fortſchreitender Empor— rückung erheben dürfte. Ein Blick auf die Karte zeigt, daß zwiſchen 66“ und 61“ die ſüdliche Hälfte der Kjölengebirgskette der ſcandinaviſchen Halb— inſel liegt, welche ſich unter 66“ ſehr hoch emporthürmt, unter 64“ eine ſtarke Depreſſion zeigt, dagegen vom 62.“ an (am Dovrefield) wieder zu bedeutenden Höhen anſchwillt und namentlich durch plateauartige Ausbreitung eine große Maſſenerhebung gewinnt. Ebenſo ſehen wir vom 50.“ an ſich große Gebirgsmaſſen erheben, welche innerhalb der Alpen (zwiſchen dem 48.“ und 46.0) ſehr raſch an Höhe zunehmen und eine ſehr bedeutende Maſſen— entwicklung zeigen. i 84 ech alu == == vert MS ag ana | og polnumog “gun atuaadusg — — | 3965 N uur z . 5 Lag nunc vet Fr ORTE IN rg | JOB NDR "ocouafag) aayldingang — — | 0085 MN ug uuvulgogz uv Aadujsıg) se = I ©9260 UM | | = | = — SEF ON a uz uon uuvumgugg | MIR Mag 009 8 08 e OS | He x 5 | rage 2 Se MS U Aa | Bro yon Hong ee u Poldpjadhungg) 14T aaa | 3 > 18e MS| buvgjog T Joa : a 005% — — MN wagagpgxg uaogjobngg’vadjvdragsaajnaz, . 6299 8 8 5 i E 5 - — 5608 X Jug gs gaeqg g basqus ppc = os g 08 | 0 RAR - | RR Hg 5 | = | 660% O ung | ua [Anus h e agupamapusogom| neee | = = Bene N . | | 8 > F887 ON | ache een | 5 | = = 99 8 ON | ig | baogsaoſun 688 - | 00657 ON uu yon eee "Binyadıng ig uolipod | = = eres | 60g a - MN | LIGE - 1612 M nue, enen g ehen eher "MG 00 9989 MS | ad | TE Plımog e quugg 240 ON bu 61494 8 8965 ON a een EIN) | Wen Meg AO obſsag on — N 8887 Se | | Ur 111 VOTE = — ıMS | oli wmazlauvg) pr g maagdarganng | 0888 a MN | : = 0EH% 08 MR "MAR x = = SA EFFECT and av and Awg | N and Abc . | u g > 2 Lip euer Oetzthaler⸗ und Zillerthalerſtock in 5 en J 6215 in der centralen BR Tirol. | | 4 * 0 — 70 5 FT = Fe EEE — E T Mittlere geogr. Br. 47°. Lambrechter Alpen im obern Mur— 320 3634 gebiet. E rs Kreuzkofelgruppe bei Brienz i in in der ſüdlichen Alpenkette. Tirol. Mittlere geogr. Br. 4645“. — — RER BE SER, PETREE Fr . z EUR Schwanberger Alpen in Unter⸗ 200 40 Sans ſteiermark. Ken Nach dieſer Tabelle liegt alſo die obere Fichtengrenze im Oſten der nördlichen Alpenkette Oeſterreichs um 429“, im Oſten der centralen Alpen— fette um 581“, im Oſten der ſüdlichen Alpenkette ſogar um 1029“ niedriger als im Weſten dieſer Ketten, eine Erſcheinung, welche abgeſehen vom Einfluß der geringeren Maſſenerhebung jener Gegenden der Alpen großentheils in der Nähe der ausgedehnten continentalen Flächen und des entſchieden con— tinentalen Klimas Ungarns begründet ſein mag. Auen... EEE Sehr intereſſant ift das Verhalten der oberen und unteren Fichtengrenze und der Vertheilung des Fichtenwaldes in dem mächtigen, zwiſchen 46 und 47° gelegenen, die ungariſche Tiefebene von dem Gebirgslande Siebenbürgens ſcheidenden Biharia— gebirge, worüber Kerner neuerdings umfaſſende Beobachtungen angeſtellt und veröffentlicht hat). Während nämlich die obere Fichtengrenze bei allen Expoſitionen mit derſelben Grenze der die große Donauniederung im Weſten umrandenden Hoch— gebirge (der öſtlichen niederöſterreichiſchen und ſteieriſchen Alpen), im großen Ganzen übereinſtimmt, erſcheint die untere Grenze an den dem ungariſchen Hochlande zu— gekehrten Abhängen viel höher hinuntergerückt, als dort, wie aus nachſtehender Tabelle, in der die Höhen in Metern ausgedrückt ſind, erſichtlich iſt: Fichtengrenze. N No d s S S /̃ w NW] Mittel. Obere Grenze ohne | | | | Rückſicht auf Wuchs 1589 1538 | 1668 | 1656 1722 1749 | 1665 1591 1647 Untere Grenze ohne | | Rückſicht auf Wuchs ware (im Mittel). I 1147 | 1287 | 1159) 1192 Es beträgt demnach der Unterſchied in der Höhenlage der unteren Fichten- grenze zwiſchen der Tieflandſeite der oben genannten Alpen, wo dieſelbe mit nur 300 Metern anzunehmen iſt, und der Tieflandſeite des Bihariagebirges nahezu 900 Meter und bildet der Fichtengürtel, welcher in den öſtlichen Ausläufern der Alpen etwas über 1300 Meter in vertikaler Richtung umſpannt, an der dem Tief— lande zugekehrten Seite des Bihariagebirges nur ein ſchmales Band von wenig mehr als 450 Metern. Ganz anders aber verhält ſich die untere Grenze der Fichte an der ſiebenbürgiſchen Seite des Bihariagebirges, indem ſie dort im Mittel nur 707 Meter hoch liegt, d. h. 487 Meter tiefer, als auf der ungariſchen Seite. Der Fichtenwald— gürtel zeigt dort ein Ausmaß von 945 Meter in vertikaler Richtung, und iſt alſo doppelt ſo breit als auf der ungariſchen Seite. Es erklärt ſich dieſer Gegenſatz leicht aus dem Einfluß der trockenen Luft der heißen waldloſen Tiefebene Ungarns und der feuchten in dem kühlen waldreichen Hochgebirgslande Siebenbürgens. Deshalb findet man auch im Bihariagebirge die untere Grenze ausgedehnter geſchloſſener Fichten— beſtände in tief eingeſchnittenen feuchten kühlen Thalſchluchten der ſiebenbürgiſchen Seite noch bedeutend tiefer (bis 604 ja 570 Meter) hinabgerückt. Daraus erklärt ſich ferner die auffallende Erſcheinung, daß, während in den weſtlichen und centralen Alpen in vertikaler Richtung der Wald zuerſt aus Laubholz beſteht und erſt darüber ein Nadelholz beziehentlich Fichtengürtel folgt, im Bihariagebirge umgekehrt der Fichtenwald auf die Thalkeſſel und Thalgehänge beſchränkt iſt und darüber alle den warmen trockenen Luftſtrömungen des ungariſchen Tieflandes ausgeſetzten Kuppen und Kämme mit reinem Buchenwald bedeckt erſcheinen. ) Kerner, Die Vegetationsverhältniſſe des mittleren und öſtlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. In der Oeſterr. Botan. Zeitſchrift. Fichte: Jahrg. 1877, S. 59, 60, 8692, 90 e. Vertheilung der Fichte innerhalb des Florengebiets. Als waldbildender Baum in großen zuſammenhängenden Wäldern tritt die Fichte auf: in den baltiſchen Provinzen und der Provinz Preußen (theils in reinen Beſtänden, theils mit Kiefer und Laubholz gemiſcht), am Harz, den ſie großentheils bedeckt, im Thüringerwalde, Fichtelgebirge, Baier- und Böhmerwalde, böhmiſch-ſächſiſchem Erzgebirge, in Mittelſachſen, im Meißner Hochlande, böhmiſch⸗lauſitziſchen Gebirge, in der ſüdlichen Lauſitz, im Iſer— und Rieſengebirge (hier wie am Harz in meiſt reinen Beſtänden, während ſie in den vorhergehenden Gebirgen und Gegenden mit der Edeltanne ge— miſcht iſt), im Glatzer Gebirge, Geſenke, den Karpathen, Alpen (beſonders in der centralen und nördlichen Kette und den nördlichen Voralpen, faſt überall mit der Edeltanne, nach ihrer obern Grenze hin auch wohl mit der Lärche und an ihrer obern Grenze ſtellenweis mit der Zirbelkiefer und der Krummholzkiefer gemiſcht), im Jura und Schwarzwald (von 500 Met. Höhe an). Die baltiſchen Provinzen (mit Einſchluß des Gouvernements Kowno) und Preußen (insbeſondere Oſtpreußen) bilden den nordöſtlichen, das hercy— niſch⸗ſudetiſche Gebirgsſyſtem oder die Gebirge des öſtlichen und centralen Mitteldeutſchland mit Einſchluß des Böhmer- und Baierwaldes den mittleren, das karpathiſche Gebirgsſyſtem den öſtlichen, die Alpen mit Jura und Schwarzwald den ſüdlichen Bezirk großer zuſammenhängender Fichtenwälder innerhalb unſeres Florengebiets. Im Böhmerwalde, in den öſterreichiſchen Alpen, im karpathiſchen Gebirgsſyſtem (von der Grenze Schleſiens bis zur Bukowina, namentlich auch im Bihariagebirge) und in den baltiſchen Pro— vinzen (Kur- und Livland) giebt es noch Reſte von Urwäldern, von denen diejenigen der Alpen und Karpathen faſt nur aus Fichten beſtehen, die— jenigen des Böhmerwaldes ſtark mit Tannen und Buchen, diejenigen der baltiſchen Provinzen mit Kiefern und allerhand Laubholz gemengt find”). Zwiſchen den Waldgebieten und ſo weit überhaupt der Verbreitungsbezirk der Fichte reicht, kommt dieſer Baum zwar faſt überall vor, doch nur in kleinern Wäldern, zerſtreuten Gehölzen, einzelnen Beſtänden, Horſten oder eingeſprengt. Auch dürfte die Mehrzahl jener kleinen in dem Hügellande Mitteldeutſchlands und anderwärts vorhandenen Fichtengehölze durch Anbau entſtanden ſein. Im allgemeinen erſcheint daher die Fichte in der Richtung von SW nach NO verbreitet; ſie nimmt in dieſer Richtung an Menge von Individuen zu und erreicht in den angegebenen Waldbezirken, von denen drei faſt ausſchließlich dem Gebirge, einer dem Flachlande angehören, das +) Vgl. Weſſely, die öſterreichiſchen Alpenländer und ihre Forſten, Kerner, das Pflanzenleben der Donauländer, Göppert, Skizzen zur Kenntniß der Urwälder Schleſiens und Böhmens, (Dresden, 1868, mit 9 Taf.), und Willkomm, in Roß— — mäßler's Wald, 3. Aufl. S. 621, ff. und Streifzüge durch die baltiſchen Provinzen. e Maximum ihres Vorkommens. Die Fichte fehlt innerhalb ihres Verbreitungs— bezirks in einem großen Theile der norddeutſchen Zone, wo die Kiefer dominirt, im mittleren Böhmen, im ſüdlichen Mähren, im mähriſch⸗öſter— reichiſchen, ober- und niederungariſchen Tieflande, im mittelungariſchen Berglande (z. B. Bakonywalde), in den tieferen Ebenen Süddeutſchlands und im oberrheiniſchen Tieflande. Bedingungen des Vorkommens und Gedeihens. Als Minimum der Wärmemenge, deren die Fichte während ihrer Vegetations- periode jährlich bedarf, um alle Phaſen ihres Lebens normal abſolviren zu können, hat ſich aus den umſichtigen und gründlichen Unterſuchungen Kerner's “, durch Vergleichung der Temperaturverhältniſſe zahlreicher an der obern Fichtengrenze der öſterreichiſchen, tiroler und baierſchen Alpen, ſowie an der Polargrenze (in Norwegen) gelegener Punkte ein Quantum von 1160 R. (1450 C.) ergeben. Dieſe Wärmemenge entſpricht ziemlich genau der Iſotherme von + 1,3“ R. (1,6257 C.), welche demnach der Verbreitung der Fichte ſowohl gegen den Pol als nach oben hin eine un— überſchreitbare Schranke entgegenſetzen muß. Nach den Unterſuchungen von Purkyns verlangt fie eine mittlere Julitemperatur von mindeſtens — 10“. und verträgt nicht über + 18,75“ mittlere Juli- und nicht unter — 12,5“ mittlere Januartemperatur. Aus der Vergleichung der Temperaturverhält— niſſe und des Eintritts der Blattentwicklung der Fichte an in verſchiedener Höhe, ſowie geographiſcher Breite und Länge gelegenen meteorologiſchen Stationen in Ober-, Niederöſterreich und Ungarn (Kremsmünſter, Senften— berg und Schemnitz) hat ſich ferner ergeben, daß die Fichte eine mittlere Wärmemenge von 298° R. (— 372,5“ C.) bedarf, damit die jungen Blätter aus der aufbrechenden Knospe hervortreten können und daß dazu zugleich eine mindeſtens 14ſtündige Einwirkung des hellen Tageslichtes nothwendig iſt, folglich die Sonne mindeſtens 14 Stunden über dem Horizont ſein muß. Daß dieſes Geſetz nicht allein für die genannten Gegenden Gültigkeit hat, ſondern für den ganzen Verbreitungsbezirk der Fichte, ergiebt ſich aus der überraſchenden Thatſache, daß auch in Dorpat nach einem 5 jährigen Durchſchnitt der alljährlich über 0 beobachteten täglichen Mitteltemperaturen (in den Jahren 1866-1870) die bis zum 31. Mai, an oder vor welchem Tage die Blattentwicklung der Fichte begonnen hat“), erreichte Wärme— ſumme 365,98 C. beträgt. Der Unterſchied von 6,52“, welcher ſich bei Vergleichung mit der für Oeſterreich-Ungarn gefundenen Wärmemenge er— ) a. a. O. S. 198. ) Nach neueren Beobachtungen und Berechnungen von A. v. Oettingen be— ginnt die Belaubung der Fichte in Dorpat im Mittel am 26. Mai und beträgt die Wärmeſumme, welche dazu erforderlich iſt, blos 3379 C. — Ich ſtelle im Folgenden n giebt, iſt in der That ſo unbedeutend, daß er jenes von Kerner aus— geſprochene Geſetz nicht zu alteriren vermag. Auch darf man wohl an— nehmen, daß bei Durchſchnitten aus einer längeren Reihe von Jahren ſich für beide ſo weit von einander entfernten Gegenden eine noch viel größere Uebereinſtimmung ergeben wird. An Orten, wo die Sonne an dem Tage, an welchem die Wärmeſumme von 372° C. erreicht iſt, weniger als 14 Stunden über dem Horizont ſteht, will die Fichte nicht mehr gedeihen und kommt ſie wildwachſend gar nicht vor (3. B. in und um Wien, wo jene Wärmeſumme bereits am 20. April erreicht, der Tag aber erſt 13 Stunden 54 Min. lang iſt, während in geringer Entfernung von Wien, bei Kaltenleutgeben, einem 341 m hoch gelegenen Orte, wo jene Wärme— ſumme nur 2 Tage ſpäter erreicht wird, aber dann der Tag volle 14 Stunden lang iſt, die Fichte vorkommt und gedeiht!) Die Fichte verlangt ferner zu ihrem Gedeihen eine feuchte Luft und einen gleichmäßig durchfeuchteten Boden, welcher wegen ihrer flachen Be- wurzelung vor dem Austrocknen geſchützt ſein muß. Daraus erklärt ſich einestheils das reichliche Vorkommen und der ſchöne Wuchs dieſes Baumes meine Beobachtungen über die Blattentwicklung der Fichte in Dorpat zuſammen. Dorpat liegt unter 5822,47“ n. Br. und 240 23,14“ ö. L. von Paris, der botaniſche Garten 32,6 Met. über der Oſtſee. | | Summe der Temperatur⸗ 1 5 über 0, welche vom ; Beginn der Blatt⸗ Länge eobacht ahre. n um neben⸗ 2 Beobachtungsjahre entwicklung der Fichte. enden 5 155 Erreiht des Tages. war. 1869. | 12. Mai. | 316, Sl ©. | 16 St. 35Min. 1870. 25. Mai. 404,90 17 = 25 - 1871. 31. Mai. 288,64 - 118 = — = Mittel in Dorpat 20. Mai? 336,68 - 17 15 Mittel in Kremsmünſter 2. Mai. 362,22 - 14 30 Mittel in See 19. Mai. 388,85 15 „30 Mittel in Schemnitz. 5. Mai. 368,80 - 15 = — > Addirt man die Mitteltemperatur der vier Beobachtungsorte und dividirt man die Summe durch 4, ſo erhält man als Mittel 3640,13. Ich bedauere, von keinem im Herzen Deutſchlands gelegenen Punkte gleiche An— gaben liefern zu können, will aber wenigſtens das Ergebniß vierjähriger Beobachtung über die Zeit der Blattentwicklung der Fichte in Grillenburg in Sachſen (Lat. 500 57, Long. 31° 10° öſtl. von Ferro, Höhe über dem Meere 1196 par. Fuß) angeben. Es erfolgte dort die Blattentwicklung 1864 am 8. Juni, 1865 am 21. Mai, 1866 am 30. Mai, 1867 am 19. Mai, im Mittel alſo am 28. Mai, eine auffallende Uebereinſtimmung mit Dorpat! 93 in allen innerhalb ſeines Bezirks gelegenen durch häufige Thau- und Nebel- bildung und durch reichliche atmoſphäriſche Niederſchläge ausgezeichneten Ge— birgen, ſowie in Oſtpreußen und den baltiſchen Provinzen, anderntheils die aus den Tabellen II bis IV ſich ergebende Thatſache, daß in den Alpen und mitteldeutſchen Gebirgen die Fichte an den ſüdweſtlichen, ſüdlichen, weſtlichen und ſüdöſtlichen Hängen weit höher emporſteigt, als an den nordöſtlichen, nördlichen, öſtlichen und nordweſtlichen Hängen. Denn au letztern iſt ſie den austrocknenden Oſtwinden reſp. den durch die kalten Nordwinde und die geringe Dauer der Inſolation bedingten niedrigſten Temperaturgraden ausgeſetzt, während ſie ſich an erſteren im Vollgenuß der feuchten Weſtwinde und einer lang andauernden Inſolation und darauf be— ruhender höchſter Temperaturgrade befindet. In dem nordöſtlichen Theile unſeres Gebiets wächſt die Fichte noch auf ſehr naſſem, ja völligem Bruch— boden vortrefflich, z. B. in den baltiſchen Provinzen, wo dieſe Holzart faſt ausſchließlich in den ſumpfigen Flußniederungen und Tiefebenen gefunden wird. Gerade auf ſolchem Boden erreicht ſie dort die rieſigſten Dimen— ſionen k). Die chemiſche Beſchaffenheit des Bodens, wie auch das geo— gnoſtiſche Subſtrat ſcheinen für die Fichte ziemlich gleichgültig zu ſein, nicht aber der Aggregatzuſtand des Bodens, denn ſehr bindiger (thonreicher) undurchlaſſender Boden ſagt ihr weniger zu, als ein lockerer, durchlaſſender Boden. Am beſten gedeiht ſie unbedingt auf einem milden, ſandigen oder ſteinigen, humoſen Lehmboden, am ſchlechteſten auf einem ſehr trocknen oder leicht austrocknenden, ſowie auf von ſtagnirender Näſſe durchdrungenen Torfboden. 2. Picea obovata Ledeb. Fl. altaica IV, p. 201. Sibiriſche Fichte. Synonyme: Abies obovata Loud... P. obovata und Schrenkiana Ant., P. Abies Pall. 5 Baum 1. Größe, vom Wuchſe der europäiſchen Fichte. Nadeln gedrängter ſtehend, ſtärker oder dünner als bei P. excelsa, zuſammen— gedrückt⸗vierkantig (auf dem Querſchnitt rhombiſch) ſcharf zugeſpitzt oder ſtachelſpitzig, 11,5—20 Mm. lang, diejenigen der Zweige ſehr abſtehend, meiſt etwas gekrümmt. Zapfen eiförmig⸗kegelig bis walzig⸗ſpindelförmig, hellbraun, 7—8 Cm. lang; Schuppen bald abgerundet, bald abgeſtutzt oder flach ausgerandet, meiſt weich und biegſam. Oſt⸗ und Nordrußland, Sibirien. Häufig als Ziergehölz in Gärten. *) S. Willkomm, Streifzüge durch die baltiſchen Provinzen (Dorpat, 1872). S. 54, 87, 117. 94 Wenn ich, im Gegenſatz zu der erſten Auflage dieſes Werkes die P. obovata als eigene Art hier anführe, ſo geſchieht dies nicht deshalb, weil ich etwa anderer Anſicht über deren Artberechtigung geworden bin, ſondern weil dieſe Fichte einen ganz andern geographijchen Verbreitungsbezirk und in unſern Gärten ein anderes Anſehen beſitzt, als P. excelsa. Speeifiſch verſchieden ſowohl in botaniſchem Sinne als in forſtwirthſchaftlicher Beziehung iſt P. obovata von P. excelsa nicht; das hat Teplouch off“), der an Ort und Stelle den allmäligen Uebergang bezüglich der Zapfengröße, Zapfenform und Geſtalt der Zapfenſchuppen beobachtete, ſchlagend bewieſen. Vielmehr iſt P. obovata, wie der genannte ruſſiſche Forſtmann (Schüler des Verf.) ſehr richtig bemerkt, nur eine klimatiſche Abart oder Form der gemeinen Fichte, wofür ſie ſchon Griſebach *“) gehalten hat. Teplouchoff unter- ſcheidet 2 Formen bezüglich der Zapfen: die Uralfichte (P. excelsa ver. uralensis) und die Altaifichte (P. exe. v. altaica). Erſtere hat convexe abgerundete, aber holzige harte, letztere flachere, dünnere, weiche, bald abgeſtutzte bald ſeicht ausgerandete Zapfenſchuppen. Zwiſchen beiden, wie zwiſchen der Ural- und gewöhnlichen euro- päiſchen Fichte hat T. zahlreiche Uebergangsformen gefunden. Uebrigens zeigt auch die europäiſche Fichte ſowohl im nördlichen und nordöſtlichen Theile ihres Verbrei— tungsbezirks (in Scandinavien, Finnland und den baltiſchen Provinzen) als in höheren Gebirgslagen Mitteleuropas (Schweizeralpen, ſ. oben S. 75, 6.) bereits kleinere Zapfen und ſcheint die Zapfengröße dieſer Art von W. nach O. abzunehmen. Auch ſind nicht ausgerandete, ſondern abgerundete Schuppen bei der europäiſchen Fichte, zumal der rothzapfigen, gar nicht ſelten. Was die Nadeln betrifft, ſo ſollen die der P. obovata oft keine Harzgänge beſitzen, doch kommt dies bisweilen auch bei unſerer Fichte vor. Wenn ſchließlich die Gärtner behaupten, P. obovata ſei eine „gute“ Art, weil ſie in der Kultur ihren eigenthümlichen Habitus und die angegebene Größe und Form der Zapfen behält, jo beweiſt dieſes Factum gar nichts. Denn eine klimatiſche Varietät, welche ihre durch das Klima bedingten Eigenſchaften ſeit Jahrtauſenden auf ihre Nachkommen vererbt hat, wird aus ihren Samen in einem anders gearteten Klima erzogen ſicher nicht ſo raſch, ſondern erſt nach vielen Jahr— zehnten, wenn nicht Jahrhunderten in eine andere Form (in dieſem Falle die euro— päiſche gemeine Fichte) übergehen. Die ſibiriſche Fichte iſt jedenfalls ein hübſches Parkgehölz, als Forſtbaum verdient ſie nicht angebaut zu werden, da ſie in keiner Beziehung einen Vorzug vor der europäiſchen zu beſitzen ſcheint und in Europa ſchwerlich ſo bedeutende Dimenſionen, wie dieſe, erreichen dürfte. Die ſibiriſche Fichte ſcheint ſchon im Norden der ſcandinaviſchen Halbinſel im Gemiſch mit der nordiſchen Form der europäischen Fichte vorzukommen“ “). In reinen Beſtänden nimmt ſie das nördliche und öſtliche Rußland und einen großen, vielleicht den größten Theil Sibiriens ein, durch welches hindurch ſie ſich oſtwärts bis an das Ochotskiſche Meer, ja nach Steller und Erman bis Kamtſchatka und nach Pallas ſogar bis auf die Inſelkette der Kurilen erſtreckt F). Ihre Nordgrenze beginnt Th. Teplouchoff. Ein Beitrag zur Kenntniß der ſibiriſchen Fichte, Picea obovata Led. Mit Holzſchnitten. Moskau, 1869. 8. (Sep.-Abdr. aus dem Bulletin de la societ@ imper. des Naturalistes de Moscou, 1868). ) Griſebach, Die Vegetation der Erde. I, S. 535. = Schübele r, a d e 7 f. TA v. Middendorff Sibiriſche Reiſe. Bd. IV, erſter Theil: Die Gewächſe Sibiriens, S. 541 flo. ze ae > RE auf der Halbinjel Kola an der Mündung des Ponoi (67°), ſtreift von hier gen 0. nach der Halbinſel Kanin hinüber, woſelbſt ſie (nach Ruprecht) bis ungefähr 67“ 25“ vordringt (in den Schmechowskiſchen Bergen), und geht in öſtlicher Richtung bis an die Petſchora, an deren rechtem Ufer ſie raſch emporſteigt, um zwiſchen dieſem Strome und dem Ural den 68.“ zu erreichen. Nach Middendorff ſcheint ſie ungefähr in derſelben Breite den Ural zu überſchreiten und erſtreckt ſich von da durch Sibirien weit oſtwärts, am Jeniſei ihren bis jetzt ſicher bekannten nördlichſten Punkt (nach Middendorff bei Dunino, 69“ 5% erreichend. Von hier an iſt die Nordgrenze nicht genau bekannt, doch ſcheint ſie ſich im allgemeinen nach 080. zu ſenken, da ſie das Stanowojgebirge, wo ſich ihr die Ajanfichte (P. ajanensis Fisch.) anſchließt, unter dem 64.0 erreicht. Oſt⸗ und Südgrenze find noch weniger bekannt; man weiß nur, daß die ſibiriſche Fichte ſowohl im dahuriſchen Alpenlande als im Sajan- und Altaigebirge große Wälder bildet und ſich auch in der ſoongariſchkirghiſiſchen Steppe (hier die als beſondere Art beſchriebene Varietät Schrenkiana Lindl. Gord. mit langeren Nadeln), in der Mandſchurei und in den weiten vom Amur und Uſſuri durchſtrömten Wald— gebieten findet. Als waldbildender Baum tritt ſie auch zwiſchen dem Altai und Ural, ſowie an beiden Hängen des zuletzt genannten Gebirges auf. Im europäiſchen Ruß land wird als Südgrenze der Nordrand der Orenburg'ſchen Steppe (e. 53°) an— gegeben. Dieſſeits des Urals bildet ſie in den Gouvernements Perm, Wologda, Jekaterinenburg, Ufa und Wjatka große Wälder, theils allein, theils im Gemenge mit Lärchen, Zirbelkiefern, der ſibiriſchen Edeltanne (A. Pichta) und Birken. Wie ſie am Zuſammenfluſſe der Wjatka und Kama im Gemenge mit der europäiſchen Fichte vorkommt, ſo hat ſie Middendorff auch im nördlichen Finnland am Kanoffluſſe unter dem Polarkreiſe mit jener vergeſellſchaftet geſehen und auch er beſtätigt für dort den von Teplouchoff bewieſenen Uebergang beider Fichtenformen in einander, auch bezüglich der Zapfenbildung. Aus dem Angeführten geht hervor, daß der Verbreitungsbezirk der ſibiriſchen Fichte mindeſtens dreimal ſo groß iſt, als der der europäiſchen und daß ſomit, wenn man ſie als bloße klimatiſche Varietät von P. excelsa betrachtet, dieſe Art unter allen Nadelhölzern der alten Welt den größten Verbreitungsbezirk beſitzt. P. obovata iſt wiederholt (ſogar von Ledebour) mit P. orientalis Lk. ver wechſelt oder für eine Varietät dieſer Art gehalten worden. Don dagegen meinte, die ſibiriſche Fichte ſei eine nördliche Form der Himalayafichte (P. Khutrow Carr.) Da dieſe von P. excelsa und obovata himmelweit verſchiedene Fichte in der ſüdweſt— lichen Hälfte unſeres Florengebietes im Freien aushält und jetzt ziemlich häufig in Handelsgärten und Parken unter den verſchiedenſten Namen kultivirt wird, will ich hier eine kurze Diagnoſe derſelben beifügen: Picea Khutrow Carr. (Synonyme: Pinus Khutrow Royle. P. Morinda Hortor., P. polita Aut., P. Smithiana Lamb.; Abies Khutrow Loud.. A. Smithiana Loud., A. Thunbergii Lamb... A. pendula Griff. A. Morinda Hort., Picea Morinda Lk.). Nadeln ſteif, ſtachelſpitzig, gerade oder gebogen, blaugrün, 27—34 Mm. l. Zapfen oval⸗länglich, faſt walzig, 11 Cm. l., faſt 5,3 Cm. br., röthlichbraune Schuppen verkehrteiförmig, abgerundet, ganzrandig. — Im Himalaya 2100-3000 Met. hoch Wälder bildend, auch in Japan, ſoll bis 150° (46 Met.) hoch werden. 96 3. Picea rubra Lk. Rothfichte, Hudſonsfichte. Synonyme und Abbildungen: Abies rubra Poir. Diet. VI, p. 520, Loud. Arb. brit. IV, f. 2228, Pinet. Wob. t. 35. — A. nigra var. rubra Michx. fil. Arbor. forest. I, 124; Spach 1. e. XI, 411. — Picea rubra Lk. I. c., Carr. l. e. — Pinus rubra Lamb. Pinet. ed. 1. t. 28; Antoine ]. c. t. 34, f. 2; Endl. I. c. 113. Baum 1. Größe mit pyramidal-kegelförmiger Krone und kahlen glatten Trieben. Nadeln bis 12 Mm. lang, etwas gekrümmt, ſtarr, ſtechend ſpitz, hellgrün, auf allen Flächen weiß punktirt. Zapfen 4—8 Cm. lang, länglich-eiförmig, jung hellgrün, ſpäter röthlich, reif rothbraun: Samen— ſchuppen ſo groß wie bei A. alba, ſtark concav, keilförmig, breit ab— gerundet, etwas gewellt und geſtreift; Deckblatt erhalten, ſehr klein, länglich abgerundet. Samen ſehr klein, 2 Mm. lang, mit breitem gelblichem ab— gerundetem Flügel. — Stamm bis 25 Met. hoch, mit röthlichem Holze. Nordöſtliches Nordamerika, von Neu-Schottland und Neu-Foundland um die Hudſonsbai bis in die arktiſche Zone verbreitet, wo ſie als Strauch die Grenze des Baumwuchſes bildet. Wird in Deutſchland und Oeſterreich weniger häufig als die Weißfichte in Parken kultivirt, gedeiht im Süden des Gebiets nicht mehr. Eingeführt in Europa ſeit 1755 4. Picea nigra Lk. Schwarzfichte. Synonyme und Abbildungen: Abies nigra Michx. fil. I. c. I. p. 123, t. 11; Loud. I. c. IV, f. 2225-2226; Pinet. Wob. t. 34, Nouv. Duh. V, t. 81, f. 1. — A. denticulata Poir. Diet. VI, p. 520, Michx. Fl. bor. amer. II, 206. — A. Picea Mill. Ic. I, t. 1. A. Mariana Mill. Diet. n. 2. — Picea nigra Lk. I. c., Carr. I. c. — Pinus nigra Ait. Hort. Kew. ed. 3. III, 370; Lamb. I. c. I. t. 27; Antoine J. e. t. 34, f. 3, Endl. I. c. 115; P. Mariana Du Roi Obs. bot. 38, P. marylandica Hort. Unterſcheidet ſich von der Rothfichte, der ſie ähnlich, durch minder ſpitze gerade düſter dunkelgrüne, zwiſchen den Kanten weißlich geſtreifte Nadeln, durch eiförmige, unreif tief purpurrothe, reif dunkel rothbraune Zapfen von 3—5 Cm. Länge, durch rundliche faſt trapezförmige am Rande wellenförmig gebogene Samenſchuppen und ſchwarze Samen mit kleinem ſteifem Flügel. — Schlanker Baum von 20— 25 Met. Höhe mit pyrami— daler Krone und ſchwärzlicher glatter Rinde. Nordamerika von Canada bis Südcarolina und Californien, am häufig— ſten zwiſchen dem 53 und 54° Breite. Ihr weißes elaſtiſches Holz iſt ſehr geſucht zu Ragen, aus den Trieben brauen die Canadier das „Sprucebier“. Eingeführt in Europa ſeit 1700, gedeiht im ganzen nördlichen und mittleren Gebiet, wo ſie als Parkbaum häufig angepflanzt wird.“) ) Eines der ſchönſten und größten Exemplare ſteht im Parke zu Wilhelmshöhe bei Caſſel. Vgl. über dieſe Fichte C. Koch, Vorleſungen über Dendrologie, S. 370. er Di 5. Picea alba Lk. Weißfichte, Amerikaniſche Schimmelfichte. Synonyme und Abbildungen: Abies alba Michx. Fl. Bor. amer. II, p. 207. Loud. Arbor. brit. IV, f. 2224. Spach Hist. nat. des végét. phan. XI, p. 412; Pinet. Woburn. t. 33; Lois. Nouv. Duham. V. t. 81. f. 2; Henck. Hochst. Syn. Conif. p. 188. — A. canadensis Mill. Diet. n. 1. — Picea alba Lk. in Linnaea XV, p. 519, Carr. Conif. p. 238. — Pinus alba Ait. Hort. Kew. ed. 1, III, p. 271; Lamb. Pinet. ed. 1, I. t. 26; Antoine Conif. t. 34, f. 1; Endl. Syn. Conif. p. 112. — Abies glauca et curvifolia Hort. Baum 2. Größe mit pyramidaler Krone und kahlen glatten Trieben. Nadeln 7—15 Mm. lang, etwas gekrümmt, ſtumpf, graugrün, weißlich geſtreift, mit gelblichrother Knorpelſpitze, wie bei der Fichte angeordnet. Männliche Blüten länglich, 10—14 Mm. lang, anfangs hellroth wegen der röthlich-violetten aufrechten gezähnten Antherenkämme, ſpäter (nach dem Aufplatzen der Pollenſäcke) gelblich; weibliche Aehre 1½ Cm. lang, länglich, ſpindelförmig, Deckblätter verkehrt-eiförmig, weißlich, halb ſo lang als die breiten abgerundeten grünröthlichen Fruchtſchuppen. Zapfen 3,5 bis 5,5 Cm. lang, bis 2,5 Cm. dick l(aufgeſprungen), walzig oder eiförmig— walzig, an beiden Enden abgerundet; Samenſchuppen verkehrt-eiförmig keilig, 12 Mm. lang und 10—12 Mm. breit, an der Spitze abgeſtutzt, hellbraun, auf der innern Seite concav, an der äußern geſtreift, am Grunde dunkel— braun; Deckblätter noch im aufgeſprungenen Zapfen vorhanden, ſehr klein, zugeſpitzt. Samen klein, nur 2 Mm. lang verkehrt halbeiförmig, mit dünnem gelblichem Flügel. — Stamm höchſtens 15 Met. hoch, Nadeln bal— ſamiſch wohlriechend, Benadlung weißlich- oder bläulichgrün. Oeſtliches Nordamerika, von Canada bis Carolina, dort bis in die höchſten Gebirge emporſteigend. Häufiger Parkbaum, hin und wieder auch im Walde angepflanzt, hält noch um Dorpat im Freien aus, und bringt dort faſt alljährlich die Zapfen zur Reife. Seit 1700 in Europa eingeführt. — 6. Picea orientalis Lk. Morgenländiſche Fichte, Sapiudusfichte. Synonyme und Abbildungen: Pinus orientalis L. Spec. pl., Lamb. Pinet. ed. I. I, 45 t. 29, Fig. a., M. Bieb. Flora taur.-caucas. III, p. 624; Antoine Conif. p. 89, tab. 35, Fig. 11. — Abies orientalis Poir. Diet.. Jaub. et Spach. Plantes orient. I, p. 30, tab. 14. Baum 1. Größe mit tiefangeſetzter walzig-fegelfürmiger Krone. Nadeln gerade, ſehr kurz und dick, 5—11 Mm. lang, rundlich-vierkantig, ſtumpf, dunkelgrün, ſehr gedrängt ſtehend, am Mitteltrieb dieſem angedrückt, an den Aeſten und Zweigen ſchief abſtehend, die oberen (kürzeſten) ſich gegenſeitig deckend. Zapfen eiförmig walzig, 5—8 Cm. l., im Grunde 2 Cm. br., braun. Schuppen faſt dreieckig, vorn abgerundet, ganzrandig, zur Reife— Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 7 ee zeit locker geſchindelt. Samen faſt ſchwarz, mit kurzem breitem Flügel. Eine durch die kurze dichte Benadelung ſehr ausgezeichnete Art. Im Hochgebirge oberhalb Trebiſonds (Trapezunt) am Schwarzen Meere in den Gebirgen Imeretiens an den ſüdweſtlichen Abhängen des Kaukaſus und in einem großen Theil der Randgebirge Kleinaſiens zwiſchen 1250 und 1460 Met. geſchloſſene Wälder bildend. Der Samen erreicht nach C. Koch“) 48 — 65 (?) Met. Höhe, das harzreiche Holz iſt überaus dauer— haft und zäh. Aus den Spitzen der Zweige dringen helle Harztropfen hervor: Sapindusthränen. Da dieſe Fichte noch in der ſüddeutſchen Zone in Gärten im Freien aushält, dürfte ſich ihr Anbau als Forſtbaum viel- leicht für die Gebirge der ſüdlicheren Kronländer Oeſterreich-Ungarns empfehlen. Im Park zu Miramare gedeiht fie (wie auch P. Khutrow) ſehr gut. II. Omorikafichten oder unechte Fichten. 7. Picea Menziesii Carr. Menzies- oder Sitkafichte. Synonyme und Abbildungen: Pinus Menziesii Dougl., Lamb. Pinet. III. t. 89, Ant. Conif., p. 85, tab. 33, Fig. 1; — Abies Menziesii Loud. Arbor. brit. IV. 2321, F. 2232; Pinet. Woburn. t. 32. — Pinus sitchensis Bongd. in Mem. Acad. St. Péters- bourg VI, ser. II. p. 104. — Abies sitchensis Lindl. Gord. — Picea sitchensis Carr. Baum 1. Größe mit pyramidaler Krone. Samen ſchlank, mit dünn⸗ ſchuppiger, rothbrauner Rinde. Zweige dick, ſteif, kahl. Nadeln 12 bis 18 Mm. lang, ſehr dünn (kaum 1 Mm. dick), gerade oder (die der obern Seite der Zweige) gebogen, abſtehend, an den horizontalen Zweigen faft zweireihig, diejenigen des Mitteltriebes und der untern Seite der Aeſte gerade, die übrigen (beſonders die der obern Zweigſeiten) gebogen, alle zu— ſammengedrückt und zweiflächig, beiderſeits in der Mitte gekielt, an der untern Seite dunkelgrün, an der obern zu beiden Seiten des grünen Mittel— kiels mit einem bläulichweißen Streifen (Spaltöffnungsreihen) geziert, ſcharf zugeſpitzt; Zapfen eiförmig-walzig, 4—8 Cm. lang, am Grunde 27 Mm. breit, reif ziegelroth“*); Samenſchuppen locker anliegend, knorplig—⸗ häutig, keilförmig-länglich, vorn abgerundet, am Rande ausgebiſſen, ſchwach gefurcht; Deckſchuppen anſehnlich, blos um ½ — 0 mal kürzer als die Samenſchuppen, lanzettlich, zugeſpitzt, an den Rändern gekerbt, ſteif; Samen klein, blos 2—3 Mm. lang, dünn, braun, mit zwei- und dreimal längerem, ) Vorleſungen über Dendrologie, S. 368. ) Nach v. Bernuth in Dankelmann's Zeitſchrift, 1881, Septemberheft. ſchmal länglichem, wenig ſchiefem Flügel. Keimpflanze mit 4—6 Koty— ledonen. Nordweſtliches Nordamerika, zwiſchen 57 und 40° n. B. vom Meeres- ufer bis 7000 engl. F. (2133 M.); Colorado, Nordcalifornien, auch auf den Inſeln Vancouver und Sitka, auf feuchtem Boden, an Flußufern. Er— reicht über 60 M. Höhe und bis 3 M. Stammdurchmeſſer, hat aber ein leichtes, harzfreies, wenig werthvolles Holz. Dieſe ſeit 1831 in Europa eingeführte, in Preußen und Bayern ſchon ſeit mehr als 40 Jahren in Parken und auch in Forſtgärten kultivirte und dort gut fort— kommende ziemlich froſtharte Fichte iſt trotz ihres angeblich werthloſen Holzes neuer— dings zum forſtlichen Anbau empfohlen worden. Sie gedeiht auf gutem Boden bei gärtneriſcher Pflege gut und wächſt üppig, doch iſt ihr Höhenwuchs erſt vom 3. Jahre an anſehnlich. Junge, namentlich 1—2jährige Pflänzlinge ſollen durch Auffrieren ſehr leiden, ältere dagegen froſtbeſtändig ſein. Das älteſte Exemplar in Deutſchland (ein jetzt 43jähriger Baum in der preuß. Oberförſterei Jägerhof) beſaß 1882 eine Stamm— höhe von 23 Meter. 8. Picea Omorica Panéié. Omorikafichte.“) Synonym: Pinus Omorica Pané. Volksname: Omorika, Omora, Frenja. Baum 1. Größe mit ſchmal pyramidaler Krone, ſilbergrauer Be— nadelung und braunrother, im Alter ſich abſchülfernder Rinde. Quirl— äſte ½½—1½ M. lang, obere aufrecht-abſtehend, mittlere wagerecht, untere hängend, aber mit bogenförmig emporſteigender Spitze. Zweige filzig, gefurcht, nach dem Nadelabfall von den wagerecht abſtehenden walzigen Blatt— kiſſen ſehr höckerig. Nadeln am Mitteltrieb und den unterſten Seiten— ſproſſen der Zweige nach allen Seiten hin abſtehend, an den ausgebreiteten Zweigen mehrreihigszweizeilig, lineal, S—14 Mm. lang, mit breiter Baſis ſitzend, am Ende abgerundet mit aufgeſetzter Knorpelſpitze, zuſammengedrückt vierkantig, auf beiden Breitflächen gekielt, unterſeits glänzend dunkelgrün, oberſeits zwiſchen dem grünen Mittelkiel und den grünen Seitenrändern ſilberweiß, und hier mit Spaltöffnungsreihen verſehen. Männliche Blüten theils einzeln, gegenſtändig, theils quirlig gehäuft in den Winkeln der gegenſtändigen vorjährigen Seitenſproſſe, aufrecht-abſtehend, geſtielt, oval⸗länglich, hellroth, 12—15 Mm. lang; Stiel durch häutige bräunliche ) Vgl. Bantit, Eine neue Conifere in den öſtlichen Alpen. Belgrad, 1876, 8. 8 S. Purkyn', Eine aſiatiſche Conifere in den Balkanländern. (Oeſterr. Monatsſchrift für Forſtweſen, Septemberheft 1877, S. 446.) Willkomm, Ein neuer Nadelholzbaum Europas. (Centralbl. für das ge— ſammte Forſtweſen, 1877, S. 365 ff.) Bolle, Die Omorikafichte. (Monatsſchr. zur Beförd. des Gartenbaus in den preuß. Staaten, 1877, S. 124 ff. 158 ff.) Te Omorikafichte und Douglastanne. 1—12: Picea Omo rica. 1. Nadel, nat. Gr.; — 2. dieſelbe vergr., obere Hälfte von der untern Seite, untere Hälfte von der obern Seite geſehen; — 3. Querſchnitt der Nadel, ſtark vergr.; — 4. männliche Blüte, nat. Gr.; — 5. Staubblatt von der Seite, 6. Antherenkamm von vorn, 7. Staubblatt von der untern Seite (mit den beiden geöffneten Pollenſäcken) geſehen, vergr.; — 8. weibliches Zäpfchen (nach dem Blühen), nat. Gr.; — 9. Samenſchuppe mit Deckbl., nat. Gr., darunter vergr.; — 10. dieſelbe, innere Fläche mit dem jungen Samen, nat. Gr.; — 11. reifer auf⸗ geſprungener Zapfen, nat. Gr.; — 12. Samen, nat. Gr. — 13—18. Pseudotsuga Douglasii. 13. Nadel, nat. Gr.; — 14. dieſelbe vergr., links Spitzentheil von der obern, rechts Baſaltheil von der untern Fläche geſehen; — 15. Querſchnitt der Nadel, ſtark vergr.; — 16. reifer Zapfen, nat. Gr. (nach Antoine); — 17. Deck— blatt mit Samenſchuppe, nat. Gr.: — 18. Samen, nat. Gr. — ee 101 Deckſchuppen verhüllt, Staubblätter wagerecht abſtehend mit ſenkrecht empor— gekrümmtem rundlichem gezähntem hellrothem Kamme, unterſeits 2 lange Pollenſäcke tragend. Weibliche Aehren einzeln, aber gedrängt, auf 3 bis 10 Cm. langen Zweigen der obern Aeſte, theils end-, theils ſeiten— ſtändig, kurz geſtielt, aufrecht, länglich, purpurviolett (2), e. 20 Mm. lang, mit beſchupptem Stiel; Deckblätter etwa ¼ jo lang, als die Samen— ſchuppen, eiförmig, unregelmäßig gezähnt, Samenſchuppen rundlich, ganz— randig, ſehr conver. Zapfen ovallänglich, jung bläulich-ſchwarz, alt glänzend zimmtbraun, 4—6 Cm. lang und 2—2,5 Cm. dick, obere auf— recht, mittlere horizontal abſtehend, nur die unteren hängend; Schuppen breit, am Rande einwärts gebogen und wellig gezähnelt, an der Außenſeite geſtreift. Samen klein, 2,5—3 Mm. lang, zuſammengedrückt, verkehrt eiförmig, ſchwärzlichbraun, Flügel 8 Mm. lang, verkehrt eiförmig, bräun— lich, dem Samenkorn an deſſen einer Fläche angewachſen. — Schöner ſchlanker Baum, welcher die Roth- und Weißtanne an Höhe übertrifft. Seine inwendig gelbe Rinde löſt ſich mit zunehmendem Alter ab und findet ſich deshalb am Fuße alter Exemplare oft maſſenhaft angehäuft. Das Holz iſt dem Fichtenholz ähnlich, aber härter, ſehr dauerhaft. Die Omorikafichte bewohnt die rauhen Berggegenden des ſüdweſtlichen Serbiens, des angrenzenden Bosnien und Montenegros, in einer Höhe von c. 6301300 M., wo fie einzeln oder horſtweiſe in Laub-( Buchen 2) wald eingeſprengt, ſelten noch in ganzen Beſtänden vorzukommen ſcheint. Daß ſie früher weiter verbreitet geweſen und als waldbildender Baum auf— getreten ſein muß, dafür ſpricht die Thatſache, daß der Name Omorika den Bewohnern der genannten Länder von der Adria bis an die Donau überall bekannt iſt. Sie iſt offenbar eine durch unverſtändige Nutzung ausgerottete, auf ſchwer zugängliche Localitäten zurückgedrängte, im Aus⸗ ſterben begriffene Holzart. Ueber ihre Lebenserſcheinungen und über die Bedingungen ihres Vorkommens und Gedeihens iſt nichts bekannt, wohl aber nach dem Klima der von ihr bewohnten Gegenden als ſicher anzu— nehmen, daß ſie nicht nur in den Gebirgen der adriatiſchen Zone, ſondern ſelbſt noch in Mitteldeutſchland im Freien gut fortkommen werde. Dieſer merkwürdige Baum, welcher dadurch ein hohes wiſſenſchaftliches, beziehent— lich pflanzengeographiſches Intereſſe gewinnt, daß er der nächſte Verwandte der im fernſten Oſtaſien (im Amurlande, in der Mongolei, auf der Inſel Yello) heimiſchen Ajanfichte (P. ajanensis Fisch.) iſt, wurde erſt 1872 vom Profeſſor Dr. Pandi in Belgrad bei Zaovina in Serbien entdeckt und durch deſſen eitirte Abhandlung zur Kenntniß der europäiſchen Botaniker gebracht. Habituell zwiſchen Fichte und Tanne ſtehend unterſcheidet ſich die Omorika von beiden dadurch, daß ihre Nadeln, wie die der P. Menziesii und P. ajanensis die Spaltöffnungen nur auf der obern Fläche in den beiden mit einem Wachsüberzuge bedeckten Streifen tragen, die beiden Harz— * u gänge derſelben, wie bei P. ajanensis der unteren, nicht (wie bei den Tannen) der obern Breitefläche zunächſt liegen, daß, wie Burfyne nachgewieſen, die Markſtrahl— zellen des Holzes wie bei den Cedern nur behöfte Tüpfel beſitzen und die Rinde äußerlich Aehnlichkeit mit der Kieferrinde, bezüglich ihres mikroſkopiſchen Baues aber mit der Cedernrinde hat. Von P. Menziesii unterſcheidet ich die Omorika nicht allein durch ihre ſtumpfen Nadeln, ſondern auch durch die Geſtalt und die verſchieden— artige Richtung ihrer Zapfen. Sie bildet mit P. ajanensis und P. Menziesii und vielleicht einigen japanischen, noch nicht näher gekannten Fichten (P. Alcocquiana Lindl., P. jezoensis Carr. u. a.) eine eigenthümliche Abietineengruppe, die vielleicht richtiger eine beſondere Gattung der Abietineen als eine bloße Unterabtheilung der Fichtengattung zu bilden hat. P. ajanensis (Synonyme nach Maxwell: Abies ajanensis Lindl. Gord., A. Alcoquiana Hortor., A. Sitchensis C. Koch, Dendrol. nicht Lindl. Gord., Picea jezoensis Maxim.) hält übrigens auch in unſern Gärten ohne Bedeckung aus (im Prager bot. Garten ſteht ein ſehr ſchönes Exemplar) und dürfte ſich daher, da ſie eine raſchwüchſige Holzart zu ſein ſcheint, zum verſuchsweiſen Anbau im Walde empfehlen. Vgl. Zabel's Referat über Maxwell Maſter's „On the Conifers of Japan“ in Grunert's forſtl. Bl. 1884, S. 74 ff. III. Tsuga Endl. Hemlockstanne. Nadeln einzeln, ſpiralig geſtellt, aber unregelmäßig zweizeilig, am Wipfeltriebe und allen aufrechten Sproſſen ſparrig abſtehend, geſtielt, zu— ſammengedrückt-zweiflächig, lineal, oberſeits dunkelgrün, gefurcht, unterſeits mit 2 weißlichen Streifen voll Spaltöffnungen zu beiden Seiten des Mittel- nervs, ſeltner beiderſeits Spaltöffnungen beſitzend, im Innern mit einem einzigen rückenſtändigen Harzgange; Stiel der Achſe angedrückt, auf wenig vortretendem Blattkiſſen ſtehend, beim Abfallen eine rundliche Narbe hinter— laſſend. Zweige ſchlank, dünn, hängend, durch die Blattkiſſen kurzhöckerig. Männliche Blüten in den Achſeln vorjähriger Nadeln, langgeſtielt, faſt kuglig; Stiel von zahlreichen Deckſchuppen umhüllt, Staubblätter mit in einen kurzen Sporn oder Knopf endigendem Antherenkamm; Pollenſäcke quer aufplatzend. Weibliche Aehren endſtändig an vorjährigen Trieben, ſehr klein, aufrecht; Deckblätter etwas kürzer als die breiten Samenſchuppen. Zapfen klein, reif hängend, mit bleibenden eingeſchloſſenen Deckblättern, nach dem Ausfliegen der Samen ganz abfallend. Samen klein, eckig, mit ſchmalem, das Samenkorn halbreitend umfaſſendem, zuletzt abbrechendem Flügel. Keimpflanze mit 3—5, ſelten 6 Kotyledonen. — Immergrüne ſchlanke Bäume mit meiſt breit pyramidaler, unregelmäßiger aber zierlicher Krone, zerſtreut angeordneten oder undeutlich quirlſtändigen Aeſten und überhängendem Wipfelſproß. Nadeln von vieljähriger Lebensdauer, die an der obern Seite der Zweige ſtehenden viel kürzer, als die übrigen. Samenreife einjährig. j P u ach A a n. a Unter den 6 bekannten Arten, von denen 3 Nordamerika, 3 Aſien (Himalaya, China, Japan) bewohnen, iſt nur eine für unſer Florengebiet von forſtlicher Bedeutung, obwohl auch alle übrigen in unſern Gärten, wenigſtens innerhalb der ſüdlichen Hälfte des Gebiets im Freien ohne Be— deckung aushalten. 9. Tsuga eanadensis Carr. Canadiſche H., Schierlingstanne. Synonyme und Abbildungen: Pinus canadensis L. Spec. 1421, Lamb. Pinet. ed. 1, I, p. 48, t. 32, Endl. Syn. p. 86, Ant. Conif. p. 80, t. 32, f. 3. — Abies canadensis Michx. Fl. bor. amer. II, p. 206, Rich. Conif. p. 77, t. 17, f. 2, Loud. Encycl. 1035. f. 1953, Nouv. Duham. V, p. 293, t. 83, f. 1, Henck. Hochst. p. 153. — Picea cana- densis Lk. Linnaea XV, S. 524. — Tsuga canadensis Carr. Trait& des Conif. 189, Baum 2. Größe, von zierlichem Wuchſe, mit weit ausgebreiteter, unregelmäßig äſtiger flattriger Krone und glatter, anfangs brauner, ſpäter aſchgrauer Rinde. Nadeln faſt kammförmig, zweizeilig an den ſenkrechten Zweigen, 6— 14 Mm. lang, 1½ Mm. breit, ſtumpfſpitzig oder abgerundet, oberſeits glänzend dunkelgrün, unterſeits mit 2 bläulich-weißen Streifen. Männliche Blüten und weibliche Aehren ſehr klein, erſtere gelb, ſehr zahlreich, letztere grünlich, beiderlei oft über die ganze Krone vertheilt. Zapfen ſehr klein und zierlich, 15—25 Mm. lang, eiförmig⸗länglich, hell— braun, Schuppen ſtark convex, abgerundet. Samen 4 Mm. lang, kantig, hellbraun, mit halbeiförmigem 5—6 Mm. langem, dünnem Flügel. Nordamerika, nordwärts bis zum 49“ Br., von da ſüdwärts bis in die mittleren Vereinigten Staaten und von der Hudſonsbai weſtwärts bis in das Felſengebirge verbreitet, auch auf der Inſel Sitka. Wird in ihrer Heimat 22— 26 Met., bei uns nur 10—20 Met. hoch. Die Schierlings— tanne, welche noch in den ſüdlicheren Gegenden der norddeutſchen Zone im Freien aushält und keimfähigen Samen erzeugt, iſt raſchwüchſig, und wegen ihrer tief hinabreichenden buſchigen Krone zur Bildung von Wald— mänteln an freien Beſtandesgrenzen geeignet. Als Ziergehölz iſt ſie ſeit 1736 in Europa eingeführt und in Gärten und Parken allgemein verbreitet. In den baltiſchen Provinzen, wenigſtens in Livland, will dieſer Baum im Freien nicht mehr gedeihen. Dagegen hält er nach Schübeler noch im ſüdlichen Norwegen und Schweden bis 59“ 20° aus, bleibt aber dort klein und zeigt ſich zugleich trägwüchſig. In der adriatiſchen Zone gedeiht ſie nicht gut, wahrſcheinlich weil ihr dort das Klima zu heiß und trocken iſt. IV. Pseudotsuga Carr. Scheintanne. Nadeln einzeln, ſpiralig geſtellt, geſtielt, zuſammengedrückt-zweiflächig, lineal, oberſeits plan, gefurcht, dunkelgrün, unterſeits convex, meergrün mit Spaltöffnungsreihen zu beiden Seiten des Mittelnervs, inwendig mit mE 2 lateralen der untern Fläche zunächſt liegenden Harzgängen, beim Abfallen eine querovale Narbe auf dem wenig vortretenden Blattkiſſen hinterlaſſend. Zweige deshalb wenig höckerig, faſt glatt. Männliche Blüten und weibliche Aehren in den Achſeln vorjähriger Blätter, erſtere eine läng— liche oder faſt walzige Staubblätterſäule bildend, die von zahlreichen an— ſehnlichen kreisrunden Knospenſchuppen umringt und theilweiſe eingeſchloſſen iſt; Antherenkamm in einen kurzen Sporn endigend, Pollenſäcke mit ſchiefer Spalte ſich öffnend. Samenſchuppen viel kürzer, als die lang zugeſpitzten, auch die Zapfenſchuppen weit überragenden Deckblätter. Zapfen hängend, mit bleibenden Schuppen, ganz abfallend. Samen im erſten Jahre reifend, Flügel denſelben umfaſſend, zuletzt abbrechend. 10. Pseudotsuga Douglasii Carr. Douglastanne, Dounglasfichte. Synonyme und Abbildungen: Pinus Douglasii Sabine in Lamb. Pinet. ed. 1, t. 90, Ant. Conif. p. 84, t. 33, f. 3, Endl. Syn. p. 87. — Abies Douglasii Lindl.. Loud. Arb. brit. 2319, f. 2230, Pinet. Woburn. 127, t. 45. Henck. Hochst. Synops. — — S. 155; Picea Douglasii Lk. in Linnaea, XV, ©. 524. — Tsuga Douglasii Carr. Trait, des Conif. p. 192. Baum 1. Größe, mit pyramidaler, im Alter unregelmäßiger, jedoch quirläſtiger und ſpitzer Krone und glatter graubrauner Rinde. Knospen groß, eikegelförmig, ſpitz, vielſchuppig, zimmtbraun. Nadeln am Mittel— trieb nach allen Richtungen abſtehend, ſonſt zweizeilig, mehrreihig, alle von ziemlich gleicher Länge, ſchmal lineal, 18—30 Mm. lang und 1½ Mm. breit, ſtumpf. Männliche Blüten eiförmig länglich, einzeln aber ge— drängt ſtehend, halb ſo lang, wie die Nadeln, weibliche Aehren einzeln oder zu mehreren an kurzen Zweigen, klein. Zapfen hängend, länglich— walzig, 5—9 Cm. lang und 3—3,5 Cm. dick; Deckblätter breit lineal, blattartig, am Rande nur gegen das zweilappige Ende hin gezähnelt, mit ſtarker in einen linealen ſpitzen Fortſatz verlängerter Mittelrippe; Samen⸗ ſchuppen rhombiſch, mit breitem, abgerundetem, etwas gezähneltem Vorder— rand, viel kürzer als die Deckblätter, hellbraun, bogig geſtreift. Samen klein, eiförmig, braun, 6—7 Mm. lang, mit doppelt jo langem Flügel (Fig. XIX, 13-18). Keimpflanze mit 6—12 Kotyledonen. — Pracht⸗ voller immergrüner Baum, welcher in ſeiner Heimat bei einem Alter von 5 — 600 Jahren bis über 90 Met. Stammhöhe und bis 4,8 Met. Stammſtärke erreicht. Rinde an alten Stämmen bis 37 Cm. dick, jung reich an Terpentin. Holz im Splint weiß, im Kern röthlich, ſehr dauerhaft und von vorzüg— licher Güte, mit ſpiraligen Verdickungsbändern an der Wandung ſeiner Zellen, wodurch daſſelbe an das Eibenholz erinnert. WW ee Die zuerſt durch Menzies in den neunziger Jahren des vorigen Jahr— hunderts am Nootka⸗Sund angetroffene und ſeit 1826 nach Europa ein— geführte Douglastanne bewohnt das nordweſtliche Nordamerika, wo ſie zwiſchen 43° und 52° Br. über einen Flächenraum von 50000 [ Meilen verbreitet iſt und namentlich in den Küſtengegenden und den Gebirgsthälern ungeheuere dichtbeſtandene Waldungen bildet. Ihr Gebiet erſtreckt ſich von der Van— couverinſel ſüdwärts bis in die Sierra Nevada Californiens, ja bis Neu— Mejico. In der Sierra Nevada geht ſie bis 2438 Met. hinauf, ihre größten Dimenſionen erreicht ſie in Oregon. Sie iſt vollkommen widerſtandsfähig gegen die größte Winterkälte und ſehr genügſam bezüglich ihrer Boden— anſprüche, verlangt aber ein feuchtes Küſten- oder Gebirgsklima zu ihrem Gedeihen. Mit Ausnahme der adriatiſchen Zone, wo ſie wegen der hohen Temperatur und der Trockenheit der Luft nicht gut fortkommt, eignet ſie ſich in unſerem ganzen Gebiete an mit geeignetem Klima begabten Oert— lichkeiten zum Anbau im Großen als Forſtbaum, da ſie raſchwüchſiger als die Fichte iſt und ein beſſeres Holz als dieſe beſitzt. Langjährige, neuer— dings im ganzen deutſchen Reiche, beſonders in Preußen im großen Maß— ſtabe ausgeführte Verſuchskulturen haben dies zur Genüge bewieſen. In den Gärten kultivirt man mehrere Varietäten, z. B. mit kegelförmiger Krone (fastigiata) und mit unterſeits ſilberweißen Nadeln (Standishiana). Engelmann unterſcheidet eine großzapfige Varietät (macrocarpa) mit 13—18 Cm. langen Zapfen und eine Varietät oder Form mit herab- hängenden bis über 3 Met. langen Aeſten (pendula). Ueber die Lebensbedingungen, Wachsthumsverhältniſſe und die Kultur der Douglastanne vgl. John Booth, Die Douglasfichte. Berlin 1877. 8. (mit 8 Photo— graphien und einer Karte des nordweſtl. Amerika), ferner: Berichte des Vereins mecklenburgiſcher Forſtwirthe. Schwerin, 1880, S. 21 ff. 1881, S. 85 ff., Dankel— mann's Zeitſchrift, 1881 Septemberheft, 1882 Febr. und Märzh. und Bericht der 10. Verſ. deutſcher Forſtmänner in Hannover (1882, S. 195 ff.). Ueber keine andere fremdländiſche Holzart iſt neuerdings (ſeit dem Erſcheinen des Booth'ſchen Buches) in forſtlichen Zeitſchriften ſo viel geſchrieben und in den Verſammlungen der Forſtmänner ſo viel geredet und debattirt worden, als über die Douglastanne. Aber mit keiner iſt auch ein ſo großer Schwindel getrieben worden, wie mit dieſem Baume. Auf Grund der Erfahrungen und Anpreiſungen des berühmten Beſitzers der Flott— becker Baumſchulen glaubten manche Forſtmänner oder Gärtner in der Douglastanne eine wahre Panacee zu erblicken, einen Forſtbaum, der überall unter allen Umſtänden gedeihen und an die Stelle der einheimiſchen Fichte geſtellt werden müßte. Hat man die Douglastanne doch ſogar zur Wiederaufforſtung der dürren, ſonnenverbrannten Kalk und Schieferhänge des Moldauthales bei Prag empfohlen, wo ſie nimmermehr fortkommen kann! Sie wird den Erwartungen der Forſtmänner nur da entſprechen, wo ſie hingehört, d. h. in der norddeutſchen Zone, insbeſondere in deren feuchten Küſtengegenden und in waldreichen, ſich häufiger Niederſchläge erfreuenden, daher mit conſtant feuchter Luft begabten Gebirgen der übrigen Zonen. Niemals aber * wird ſie in einem Steppenklima oder dem ähnlichen, wo die Luft im Sommer ſehr trocken iſt, gedeihen. Unter allen Abietineen, welche im Prager botaniſchen Garten angepflanzt ſind, kommt die Ps. Douglasii am allerſchlechteſten fort. Sie erfriert nicht, aber kümmert fortwährend, verliert zeitig die Nadeln und friſtet ein elendes Daſein, während die in ihrer Nähe ſtehenden Ab. Nordmanniana, nobilis, Fraseri, Picea obovata, Menziesii, ajanensis, orientalis u. a., von Pic. alba und Ts. canadensis gar nicht zu reden, ein freudiges Gedeihen zeigen. Nach den vorliegenden Erfahrungen liebt die Douglastanne bei uns einen friſchen lockern tiefgründigen milden Lehmboden, in Gebirgen die Nord- und Nordweſtabhänge. Ihr Same läuft im Herbſt geſät, Ende Mai auf und ſind die jungen Pflanzen empfindlich gegen Ueberſchirmung. Dieſelben leiden durch Spätfröſte und Dürre. Der Höhenwuchs iſt enorm. Vierzigjährige Bäume ſind ſchon bis 23 Meter hoch. Das Holz der Douglastanne ſoll in ſeiner ſchlechteſten Qualität dem beſten Fichten- und Tannenholz, in ſeiner beſten dem Lärchenholze nahe ſtehen. V. Abies Lk. Tanne. Nadeln einzeln ſtehend, alternirend-ſpiralig, an den Seitenſproſſen aber meiſt zweizeilig ausgebreitet, ſeltner rings um die Achſe geſtellt, nach allen Richtungen abſtehend, unmittelbar auf der Achſe mit runder Baſis ſitzend und eine kreisrunde Narbe hinterlaſſend, lineal, am Grunde zu— ſammengezogen, zweiflächig; oberſeits glatt dunkelgrün, in der Mittellinie gefurcht, ohne Spaltöffnungen, unterſeits mit grünem Mittelkiel und grünen Rändern, dazwiſchen mit einem bläulichweißen oder ſilberweißen Streifen von Spaltöffnungsreihen, inwendig mit 2 kantenſtändigen, ſubepidermoidalen Harzgängen. Zweige nach dem Nadelabfall glatt, mit runden Narben bedeckt. Männliche Blüten und weibliche Aehren, wie bei Picea angeordnet, letztere jedoch meiſt nur auf den oberſten Aeſten, ſtets ſitzend, erſtere meiſt geſtielt, am Grunde, wie auch die weiblichen Aehren, von Deckblättern umringt; Staubblätter lockerſtändig, wie bei den Fichten ge— ſtellt, aber Pollenſäcke der Quere nach aufſpaltend. Deckſchuppen lang zugeſpitzt, die Fruchtſchuppen überragend oder kürzer als dieſelben, oft nach dem Blühen ſich vergrößernd. Zapfen aufrecht, walzig; Schuppen nach der Samenreife von der Spindel ſich loslöſend und mit den Samen ab— fallend. Samen groß, umgekehrt kegel- oder keilförmig mit bleibendem breitem Flügel, welcher an der äußerſten Seite gegen den Samen ein— geſchlagen iſt. Immergrüne, ſchattenertragende, daher in geſchloſſenen Beſtänden oder eingeſprengt in anderen Nadel- oder Laubholzbeſtänden wachſende Bäume. Anordnung der Knospen und Verzweigung im allgemeinen wie bei den Fichten. Nadeln ſtets von vieljähriger Lebensdauer, daher Benadelung ebenfalls dicht und Krone ſehr ſchattend. Stamm meiſt vollholzig, ſich weit hinauf von Aeſten reinigend. Samenreife einjährig. Bekannt find 33 Arten, von denen 5 in Europa, 14 in Alten, 15 in Nordamerika vorkommen. Afrika beſitzt nur eine Art, welche aber auch im ſüdweſtlichen Europa wächſt. Aſien hat mit Europa 1 Art gemein. Ueberſicht der in unſerer Flora aufgeführten Arten. a. Deckblätter kürzer als die Samenſchuppen (zwiſchen dieſen eingeſchloſſen). . Nadeln ſtumpf oder ſtumpf,:zweiſpitzig. + Nadeln der Seitenſproſſe an deren obern Seite aufrecht-abſtehend, an der untern zweizeilig, 12—20 Millim. lang; Zapfen walzig, 5—8 Gentim. lang.. ener er Nadeln der Seitenſproſſe alle 5 25.35 Millim. lang; Zapfen walzig, 18—28 Centim. lang.. . A. eilieiea Ant. Kotsch. ?. Nadeln aller Sproſſe ſpitz, ſtarr, rings um die Zweige geſtellt, faſt recht⸗ winkelig abſtehend, 7—11 Millim. lang; Zapfen walzig 9—13 Centim. ii „ Pinsapo. Bolss: b. Deckblätter länger als 5 Santenſchuppen ei chen dieſen hervorragend). 64. Nadeln der Seitenſproſſe an der Spitze ſtumpf zweizähnig oder abgerundet. + Nadeln unregelmäßig zweizeilig, ſichelförmig aufwärts gekrümmt, 15— 28 Millim lang; Zapfen walzig, 6—13 Centim. lang. A.balsamea Mill. ++ Nadeln kammförmig zweizeilig, gerade, 12—28 Millim. lang; Zapfen walzig, 8—16 Centim. lang.. . .„ A. peetinata DC. rr Nadeln der jüngeren Seitenſproſſe aufwärts gerichtet, der älteren zweizeilig, bis 27 Millim. lang; Zapfen eiförmig, 12—13 Centim. lang 1%: .. . A. Nordmanniana Lk. ii Nadeln . 1 g, an der Spitze abgerundet, 20—30 Millim. lang; Zapfen länglich-walzig, 7 Centim lang. A. Eichleri Lauche. 3. Nadeln alle ſpitz, nach allen Seiten faſt rechtwinklig abſtehend, 15—18 Millin. lang; Zapfen walzig, 16 Centim. lang. A. cephalonica Loud. a. Tannenarten, an deren Zapfen die Dechblätter kürzer als die Jamenſchuppen und zwiſchen denſelhen eingeſchloſſen ſind. z 11. Abies Pichta Forb. Sibiriſche Pechtanne, Pichta. Synonyme und Abbildungen; Abies Pichta Forb. Pinet. Wob. 109, t. 37; Henck. Hochst. Syn. p. 158. — A. sibirica Ledeb. Fl. alt. IV, p. 202; Illustr. fl. ross. t. 500. — Picea Pichta Loud. Arb. IV, 2338. — Pinus Pichta Fisch. in Lodd. Cat. 1836, p. 50; Endl. Syn. p. 108; P. Picea Pall. Fl. ross. I, p. 7; P. sibirica Ant. Conif. p. 64, t. 26, f. 1. Schlanker Baum mit glattem Stamme und pyramidal⸗kegelförmiger fichtenartiger Krone. Untere Quirläſte im Alter hängend, mittlere horizontal abſtehend, alle ſehr verzweigt, Zweige dicht benadelt. Knospen kuglig, von einer dicken Harzſchicht überzogen. Nadeln 12—20 Mm. lang, 1¼ Mm. breit, oberſeits dunkel glänzendgrün, unterſeits mit 2 weißlichen Streifen * ee zwiſchen dem grünen Nerv und den grünen Rändern, am Wipfeltrieb ſpitz, nach allen Seiten aufrecht-abſtehend, an den Seitenzweigen an deren unteren Seite zweizeilig angeordnet, auf der obern aufrecht abſtehend, in lockrer dachziegelſtändiger Stellung, ſtumpf, zweiſpitzig, an den Blütenzweigen meiſt ſichelförmig aufwärts gekrümmt. Männliche Blüten länglich, gelb, weibliche Aehren auf den oberſten Quirläſten, walzig, hellgrün, 2 bis 3 Cm. lang; Deckſchuppen rundlich, ringsherum gezähnelt, hellgrün, mit einem dunklen grünen als eine 1¼ Mm. lange Spitze über den Rand hervortretenden Mittelnerv, viel länger als die nierenförmigen purpurnen am Rande grünen Samenſchuppen, welche ſich nach der Blütezeit raſch vergrößern. Zapfen ſitzend, 5—8 Cm. lang, länglich-walzig, ſtumpf, unreif purpurn, reif zimmtbraun, am Scheitel gewöhnlich von Harz über— floſſen. Deckblätter verkehrt herzförmig keilig mit einer Spitze, viel kürzer als die breiten verkehrt keilförmigen, in einen Stiel plötzlich zuſammen— gezogenen, von einem gezähnelten Hautſaum umgebenen Samenſchuppen. Samen verkehrt kegelförmig, dreikantig, 6—7 Mm. lang, mit dünnhäutigem 1 Cm. langem meiſt purpurn gefärbtem Flügel, deſſen Umſchlag den Samen großentheils umhüllt. Ein vorzüglich in Sibirien heimiſcher Baum, welcher ähnliche An— ſprüche an Boden und Klima macht, wie die aſiatiſche Fichte, mit der er oft zuſammen vorkommt und in ſeinem Vaterlande bei einem Alter von 150 Jahren 30 bis 40 Met. Höhe erreicht. Bildet an der aſiatiſchen Seite des Urals, namentlich aber im Altaigebirge, wo er bis 1712 Met. empor⸗ ſteigt, bedeutende Waldungen (im Altai beſonders zwiſchen 650 und 1300 Met.), und iſt durch das ganze uraliſche, altaiſche und baikaliſche Sibirien, woſelbſt er im Sajangebirge bei 2600 Met. ſeine höchſte bekannte Höhengrenze er— reicht, oſtwärts bis in das dahuriſche Alpenland, angeblich ſogar bis Kam— tſchatka, nordwärts (am Jeniſei nach Middendorff) bis 65° 55 Breite, weſtwärts bis jenſeits des Urals verbreitet. Die Pichta findet ſich nämlich noch im europäiſchen Rußland, vom Süden des Archangel'ſchen Gouverne— ments an, wo ſie im Gemiſch mit der ſibiriſchen Fichte und Lärche, ſowie mit Birken und Eſpen Wälder bildet, durch die Gouvernements Wologda, Koſtroma, Perm, Wjatka, Kaſan bis Orenburg verbreitet, doch ſind die Grenzen ihrer Verbreitung, außer gegen N., wo fie bis zum 64° geht, nicht genau bekannt). Die ſibiriſche Tanne macht, da ihr Verbreitungsbezirk zwiſchen den Iſothermen von 0% und + 2° liegt, ganz andere Anſprüche an das Klima, als wie die europäiſche Edeltanne. Sie gedeiht am beſten auf friſchem, *) Vgl. über die geographiſche e und das Verhalten der Pichta Midden— dorff: Sibiriſche Reiſe, Bd. IV, Th. 1, S. 548 ff. 625 ff. og feuchtem Boden, iſt aber eine trägwüchſige Holzart, welche bis zum 120. Jahre an Maſſenproduction unſerer Tanne und Fichte nachſteht und erſt dann die der letzteren übertrifft ). In Deutſchland kommt ſie wenigſtens in der nord⸗ und mitteldeutſchen Zone gut fort, indem ſie durch ſtrenge Winter— kälte durchaus nicht leidet und erwächſt daſelbſt zu einem mittelgroßen Baum von 10 bis 15 Met. Höhe, welcher faſt alle Jahre Zapfen trägt und keimfähigen Samen hervorbringt, der ſich jedoch mit gleich großen Weißtannen (A. pectinata) an Schönheit nicht meſſen kann. Wegen ihres ſehr langſamen Wuchſes kann ſie zum Anbau im Walde nicht empfohlen werden. 12. Abies eilieiea Ant. et Kotsehy. Cilieiſche Tanne. Synonyme: A. eilicica Ant. et Kotschy in Oeſterr. bot. Wochenbl. 1853, S. 409, Carr. Tr. gen. des Conif. 220. — A. Tschugastkoi Lawr. — Picea cilicica Rauch, Gord. Pinet. suppl. 50. — Pinus cilicica Hort., P. Tschugastkoi Fisch. Türkiſch: IIledon (nach Kotſchy). Abbildung: Flore der serres, XI. p. 67. Baum 2. bis 1. Größe mit im Alter tiefriſſiger dicker aſchgrauer Borke. Quirläſte ſehr genähert, unterſte horizontal, Zweige zweireihig, faſt gegenſtändig, flaumig oder kahl. Nadeln 25—35 Mm. lang, kaum 2—2½ Mm. breit, lineal, an der Spitze abgerundet oder ausgekerbt, oberſeits lebhaft grün, unterſeits in der Jugend ſilberweiß, im Alter meer— grün, doppelt zweireihig geſtellt. Zapfen ſitzend, cylindriſch, 18— 28 Cm. lang, 5 Cm. dick, röthlich; Deckſchuppen zungenförmig, nach oben in eine faſt ſpatelförmige Platte mit ſpitz vorgezogenem Mittelnerv endend, nur halb ſo lang als die Samenſchuppen, welche fächerförmig in einen kurzen Stiel verſchmälert, vorn ganzrandig und faſt 4 Cm. breit ſind. Samen faſt dreieckig, zart, von Harz bedeckt, 13—14 Mm. lang, braun- roth, Flügel ſchief keilförmig, gelbröthlich. — Schöner Baum von 20 bis 30 Met. Höhe, mit großer pyramidaler Krone. Holz weich, aber dauerhaft. Kleinaſien, auf den Gebirgen von Taurien und Karamanien, beſonders aber in Cilicien, wo ſie im nordweſtlichen Theile des Diſtrikts Gülleck Boghus und am Südabhang des Bulgar Dagh (Taurus) in 1300 bis 1950 Met. Seehöhe in Gemenge mit Libanoncedern bedeutende Wald— beſtände bildet, ferner auf dem Antitaurus, dem Libanon in Syrien und Nach Mittheilungen des Oberförſter Gaßmann in Kiew in Grunert's und Leo's „Forſtliche Blätter“ 1878, S. 94. Ihm zufolge geht die Pichta am Jeniſei bis 67°, worauf ihre Nordgrenze in ſcharfem Bogen ſinkt, jo daß ſie die Lena unter 60° ſchneidet. Die Urſache dieſes plötzlichen Zurückweichens im Oſten Sibiriens ſucht Gaßmann in dem dort ſtetig gefrorenen Boden. Afghaniſtan. — Dieſe 1853 von Kotſchy entdeckte und nach Europa ge- brachte, durch lange Nadeln und große Zapfen ausgezeichnete Tanne ge— deiht in der adriatiſchen Zone vortrefflich und würde ſich daher vielleicht zur Bewaldung der Berge Iſtriens und Dalmatiens, namentlich ſüdlicher Lagen eignen.“) 13. Abies Pinsapo Boiss. Andaluſiſche Tanne, Pinſapo. Synonyme und Abbildungen: A. Pinsapo Boiss. Bibl. univ. de Geneve, 1838 und Voyage dans le midi de I Espagne p. 584, t. 167 — 169; Willk. et Lange Prodr. fl. hispan. I, p. 17, Carr. Conif. p. 227, Henck. Hochst. Syn. p. 165. — Pinus Pinsapo Boiss. in litt., Endl. Syn. 109, Ant. Conif. p. 65, t. 26, f. 2; — Picea Pinsapo Loud. Enc. 1041, f. 19471948. Dickſtämmiger Baum mit tief angeſetzter breitpyramidaler cedernartiger oder (im Schluſſe) walzenförmiger Krone von ſehr regelmäßiger Quirl— bildung. Quirläſte horizontal mit faſt rechtwinklig abſtehenden Zweigen. Nadeln 7—11 Mm. lang, Uneal, ſpitz, ſtarr, dunkelgrün, unterſeits mit 2 weißlichen Streifen, in dichten Spiralen rings um die Zweige angeordnet und faſt rechtwinklig von ihnen abſtehend, mit runder Baſis ſitzend. Männ— liche Blüten ſehr zahlreich, über die ganze Krone verbreitet, länglich, wegen der dunkelpurpurrothen Antherenkämme im geſchloſſenen Zuſtande ganz roth; weibliche Aehren auf den oberen Quirläſten, walzig grünlich. Zapfen ſitzend, walzig-eiförmig, ſtumpf nnd beſpitzt (con. umbonatus), 9—13 Cm. lang, reif hellbraun. Deckblätter eiförmig, ausgerandet mit kurzer Stachelſpitze, viel kürzer als die großen breit dreieckigen, ſtumpf ab— gerundeten, an den Seitenrändern dünnhäutigen Samenſchuppen. Samen 7 Mm. lang, weich, kantig, tiefbraun, mit großem breitem verkehrt keil— förmigem bis 1½ Cm. langem dünnhäutigem hellbräunlichem Flügel. Die Pinſapotanne findet ſich gegenwärtig nur in der innerhalb der Provinz von Malaga gelegenen Gebirgsgruppe der Serrania de Ronda, wo fie, beſonders innerhalb der Sierra de Nunquera oder ©. de la Nieve in einer Höhe von 974—1148 Met. einen aus einzelnen Beſtänden und größeren geſchloſſenen Gehölzen beſtehenden Waldgürtel bildet, iſt aber früher weiter und tiefer hinab verbreitet geweſen. Sie erreicht dort bis 25 Met. Höhe und bis über 1 Met. Stammdurchmeſſer und bietet namentlich vor dem Aufblühen der männlichen Blüten einen prächtigen Anblick dar. Sie kommt in der ſüddeutſchen, rheiniſchen, Alpen- (in den Thälern) und wahrſcheinlich auch in der Karpathenzone zwar im Freien fort, bringt aber ) Vgl. Vogl Nadelhölzer in Miramare) in d. Mittheil. d. krainiſch-küſtenl. Forſtvereins, 1877, S. 88. Wm . kaum Zapfen hervor oder wenigſtens ſchwerlich keimfähigen Samen. Anders in der adriatiſchen Zone, wo ſie vielleicht als Forſtbaum im Großen an— gebaut zu werden verdient“). Sie wächſt raſch und iſt ein ſehr ſchönes Ziergehölz für Gärten. In ihrer Heimat blüht ſie in der zweiten Hälfte des April und reift ihre Samen im October, worauf die Zapfen ſofort zerfallen. Eine Varietät der Pinſapotanne (var. Baborensis Coss.) wächſt auch in der Bergregion Algeriens, wo ſie zwiſchen 1400 und 1740 Met. in den Gebirgen Babor und Tababor der öſtlichen Kabylien im Gemiſch mit Cedres atlantica Waldbeſtände bildet. b. Tannenarten, an deren Zapfen die Deckblätter länger als die Sameuſchuppen find und über deren obern Rand hervortreten. 14. Abies balsamea Mill. Balſamtanne. Synonyme und Abbildungen: A. balsamea Mill. Diet. n. 3, Rich. Conif. p. 74, t. 16; Pinet. Wob. p. 109 t. 37; Nouv. Duh. V, t. 83, f. 2; Carr. Conif. p. 217, Henck. Hochst. Syn. p. 176. — A. balsamifera Michx. Fl. bor. amer. II, p. 207. — Pinus balsamea L. Spec. pl. 1421; Lamb. Pinet. ed. 1. I, p. 48, t. 31, Endl. Syn. p. 103, Ant. Conif. p. 66, t. 26, f. 3. — Picea balsamea Loud. Arb. IV, 2339, f. 2240 — 2241. Baum 2. Größe mit ſchlankem glattrindigem Stamme und pyramidal- kegelförmiger Krone. Rinde des Stammes ſchwarzgrau, diejenige der jüngeren Zweige gelbbraun, flaumig. Knospen halbkuglig, von Harz überfloſſen, glänzend. Nadeln 15—28 Mm. lang, flach, lineal, ſtumpf oder aus— gerandet, oberſeits glänzend dunkelgrün, unterſeits bläulichweiß zu beiden Seiten der ſtark vortretenden Mittelrippe, in dichte Spiralen geſtellt, un— regelmäßig zweizeilig, ſichelförmig aufwärts gekrümmt, ſehr aromatiſch. Männliche Blüten gelb, weibliche Aehren grünlich. Zapfen 6— 13 Cm. lang, jung dunkelviolett und flaumig, reif grau- oder grünlich— braun, eiförmig⸗länglich, ſtumpf, an der Spitze Harzklumpen ausſcheidend, meiſt zu mehrern neben einander auf jedem Zweige, Deckblätter faſt herz— förmig, gekerbt, mit pfriemenförmiger Spitze, welche zwiſchen den Samen— ſchuppen hervorragt. Dieſe breit verkehrt- keilförmig, in einen ſchmalen Stiel zuſammengezogen, an den Seitenrändern dünnhäutig. Samen 5 Mm. lang, verkehrt kegelförmig, dreikantig, hellbraun oder ſchwärzlich mit 1 Cm. langem halbeiförmigem dünnhäutigem Flügel. ) Wenigſtens im Park zu Miramare hat ſich die Pinſapotanne als eine der härteſten und widerſtandsfähigſten Tannen erwieſen, auch gedeiht ſie dort auf jedem Standort und Boden. (Vogl, a. a. O.) „ Var. brachylepis Willk. in Delect. sem. h. bot. Dorpat. 1868. Zapfen klein, 4—5 Cm. lang, Deckblätter um ½ kürzer als die Samen- ſchuppen, daher ſtets zwiſchen dieſen verborgen. Samenflügel ſtets ſchön purpurn. Nordamerika, durch Canada, Neu-Schottland, Neu-England verbreitet, dort bis 20 Met. Höhe erreichend. Liefert den „Canadabalſam“. Leidet vom ſtrengſten Winterfroſt nicht und gedeiht daher noch in den baltiſchen Provinzen, wo vorzüglich die Varietät vorzukommen ſcheint, ganz vorzüg⸗ lich“), in den ſüdlichen Gegenden unſeres Gebiets wohl nur in der Berg— region. Iſt raſchwüchſig, ein ſehr eleganter Baum und deshalb als Zier— gehölz ſehr zu empfehlen. e i 15. Abies peetinata DC. Edeltanne. Synonyme: A. pectinata DC. Fl. france. Ed. 3. III, p. 276; Link in Linnaea XV. 526, Carr. I. c. — A. alba Mill. Diet. n. 1**). Baumg. Fl. Transsilv. II, 306. Pokorny Oeſterr. Holzpfl. ©. 18, Neilreich Pfl. Ung. u. Slavon. S. 74, Vegetationsverh. Croat. S. 53. — A. vulgaris Poir. Suppl. VI, 514; Spach. 1. c. 415. — Pinus Picea L. Spec. pl. 1420, Wahlbg. Fl. Carpat. 312, Gaudin Fl. Helv. VI, 190, Griseb. Spieil. fl. rumel. II, 350. — P. Abies Du Roi Obs. 39, Endl. Syn. Conif. 95; P. pectinatus Lamk. Fl. fr. II, 202. — „Silbertanne, Weißtanne, Gemeine Tanne, Taxtanne, Kreuztanne, Rauchtanne“. franz. Sapin. Abbildungen: Rich. Conif. t. 16, f. 2; Pinet. Wob. 165; Nouv. Duh. V, t. 82; Loud. f. 2237 — 2239; Lamb. Pinet. ed. 1, I, t. 30; Antoine Conif. t. 27, f. 2; Hart. t. 2, Rchb. Ic. fl. germ. XI, t. 133. Baum erſter Größe, mit ſchnurgeradem vollholzigem walzenförmigem im Schluſſe bis über 65 Met. erreichendem Stamme, anfangs pyramidaler und ſehr regelmäßiger, im Alter faſt walzenförmiger unregelmäßiger am Wipfel ſtorchneſtartig abgeplatteter Krone, und tiefgehender oft weit aus- gebreiteter Bewurzelung, welche aus einer Pfahlwurzel und vielen ſtarken Seitenwurzeln zu beſtehen pflegt. Rinde in den erſten Jahrzehnten ein Im Park des livländiſchen Gutes Euſeküll ſteht eine Reihe von Bäumen von 10—15 Met. Höhe. Dort iſt die Balſamtanne auch im Walde ausgepflanzt. Sie trägt in Livland alle Jahre Zapfen und meiſt keimfähige Samen. Der Miller'ſche Name iſt der älteſte, denn er ſtammt aus dem Jahre 1732. Nach dem Rechte der Priorität gebührt ihm daher der Vorzug, und dies mag die genannten öſterreichiſchen Botaniker veranlaßt haben, ihn wieder hervorzuſuchen. Da indeſſen der Miller'ſche Name faſt ſeit einem Jahrhundert in Vergeſſenheit gerathen iſt und der von De Candolle 1805 der Tanne gegebene Name ſeitdem die allgemeinſte Anerkennung und bis auf die neueſte Zeit unbedenkliche Aufnahme gefunden hat; ſo ſcheint es mir nicht zweckmäßig, jenen vergeſſenen Namen wieder zu reſtituiren. Das kann nur zu neuen Mißverſtändniſſen und Verwechſelungen führen, denn unter Abies alba verſteht wenigſtens jeder Forſtmann die amerikaniſche Weißfichte. Die Tanne, Abies pectinata De Candolle. J. Ein Zweig mit männlichen Blüten; — 2. Trieb mit einer weiblichen Blüte; — 3. 4. weibliche Deckſchuppe mit der noch kleinen Samenſchuppe, von der Innen- und Außenſeite, an erſterer unten die noch kleine Samenſchuppe mit den zwei Samen— knospen; — 5. (und die Figur darüber) die Samenſchuppe allein in zwei verſchiedenen Entwicklungszuſtänden, wie 3. und 4. vergrößert; — 6. 7. männliche Blüten als Knospe und vollkommen entwickelt, doppelte Größe; — 8. Staubgefäße; — 9. Nadel, doppelte Größe; — 10. Querſchnitt derſelben ebenjo; — 11. Keimpflänzchen; — 12. Stamm— knospe deſſelben mit abgeſchnittenen Nadeln und Keimnadeln, vergr Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 3 8 — — glattes, anfangs olivenbraunes, ſpäter weißgraues Periderma, welches fich etwa vom 40. Jahre an in eine hellfarbige in dünnen Schuppen abblätternde Tafelborke verwandelt, oft Harzbeulen enthaltend. Aeſte in der Jugend wie bei der Fichte gerichtet, in regelmäßigeren Quirlen, im Baumholzalter ſtark, faſt rechtwinklig abſtehend, von ungleicher Länge; Wipfeltrieb kräftig, Fig. XXI. 1. Reifer Zapfen der Tanne; — 2. Zapfenſchuppe von innen mit den aufliegenden Samen; — 3. derſelbe nach Hinwegnahme der letzteren; — 4. Zapfenſchuppe von außen mit dem langen ſchmal zugeſpitzten Dedblatte; — 5. Same mit dem Flügel, rechts der Flügel allein, 7 der den Samen haltende Umſchlag; — 6. der abgeflügelte Same, daran bei die Delbehälter; — 7. Ein Triebſtückchen mit Blattſtielnarben; — 8. Die Spindel eines Zapfens. 5 me doch auch bei jungen wüchſigen Bäumen wenig länger als die oberſten Quirläſte. Zweige rund, nicht höckerig, kurz flaumhaarig (XXI, 7). Stamm⸗ ſproſſe innerhalb der Kronen weniger zahlreich als bei der Fichte. Nadeln bis 8 (mitunter ſogar bis 11) Jahre lebendig bleibend, am Wipfeltriebe und oberen Stammtheile in eine nach unten immer lockerer werdende Spirale geſtellt, nach allen Seiten hin abſtehend, an den Aeſten und Zweigen in eine enge Spirale geſtellt und nach zwei Seiten kammförmig,⸗zweizeilig aus— gebreitet, 12— 28 Mm. lang, kurz geſtielt und beim Abfallen eine glatte kreisrunde Narbe an der Achſe hinterlaſſend (XXI, 7), zuſammengedrückt zweiflächig, bis 3 Mm. breit, oberſeits glänzend dunkelgrün ohne Spalt- öffnungen, unterſeits neben dem grünen Mittelnerv bläulichweiß, hier mit Reihen von Spaltöffnungen, am Wipfeltrieb ſpitz, an den Aeſten und Zweigen ſtumpf ausgerandet oder faſt zweiſpitzig. Knospen mit grünlichbraunen Schuppen, oft von Harz überfloſſen. Männliche Blüten gedrängt zwiſchen den Nadeln vorjähriger Sproſſen, namentlich im obern Theil der Krone, länglich, 20 —27 Mm. lang, am Grunde von vielen dachziegelförmig ſich deckenden bleichgrünen Deckblättern umhüllt, deren oberſte gefranſt ſind (XX, 7); Staubblätter grünlichgelb, mit kurzem Antherenkamm. Weib— liche Aehren auf der obern Seite unterhalb der Spitze vorjähriger Triebe der den Wipfeltrieb zunächſt ſtehenden oberſten Quirläſte, ſich ſchon im Auguſt entwickelnd, aufrecht, walzenförmig, 2730 Mm. lang, am Grunde von bleichgrünen gefranſten Deckblättern umhüllt (XX, 2); Deckblätter der Aehre bleichgrün, verkehrt-eiförmig, gezähnelt, mit langer weit ab— ſtehender Spitze, viel kürzer, eiförmig-abgerundet (XX, 3, 4. Zapfen aufrecht, S—16 Cm. lang, walzig, an beiden Enden verſchmälert; Samen— ſchuppen breit abgerundet, faſt fächerförmig, in einen kurzen Nagel ver— ſchmälert, hell grünlichbraun, Harztropfen ausſcheidend, Spitzen der Deck— blätter abwärts gebogen (XXI). Samen verkehrt kegelförmig, faſt drei— kantig, 7—9 Mm. lang, mit keilförmigem, abgeſtutztem, doppelt jo langem Flügel, deſſen umgeſchlagener Theil faſt den ganzen Samen umhüllt. Koty— ledonen 4—8, gewöhnlich 5, den Nadeln ſehr ähnlich (XX, II.). Obwohl die Tanne in der Regel eine kräftige, bis 1 Met. lange Pfahlwurzel treibt, ſo entbehrt ſie derſelben doch nicht ſelten gänzlich, wenn nämlich feſtes unter— liegendes Geſtein oder undurchlaſſende Thonſchichten das Eindringen der Wurzel in die Tiefe unmöglich machen. Trotzdem vermögen auch ſolche flachwurzlige Tannen, wenn nur der Boden frisch und humos iſt, zu mächtigen Bäumen zu erwachſen, nur werden ſie ebenſo leicht, wie die Fichten, vom Sturme geworfen. — Die mit flüſſigem waſſerhellem Harz erfüllten Rindenbeulen entſtehen ſchon zeitig unter dem glatten Lederkork, indem die in der Grünſchicht verlaufenden Harzgänge, wo ſie ſich kreuzen, Terpentinblaſen bilden, welche bald zerreißen und dadurch größere Gewebslücken ver— anlaſſen, die ſich aufblähend Rindenbeulen bilden. Letztere laſſen ſich an jungen l ee Stämmen leicht zerdrücken, an älteren platzen jie von ſelbſt auf, worauf ihr Inhalt an der Oberfläche des Stammes herabläuft und an der Luft erſtarrend Harzanſamm— lungen bildet. Die dünnen weißen Baſtſchichten der jungen Tannenrinde verwandeln ſich im 6. bis 8. Jahre in röthliche harte Gewebſchichten. Die weiße Farbe der ab— geſtorbenen Borke wird nicht durch Entfärbung, ſondern durch regelmäßig ſich an— ſiedelnde Kruſtenflechten von weißgrauer Farbe bedingt. Das Tannenholz iſt weicher, doch ſpecifiſch ſchwerer als das Fichtenholz. Es iſt viel harzärmer, weil ihm die Markſtrahlharzgänge faſt gänzlich fehlen, dennoch dauerhafter als Fichtenholz. Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Eintritt der Mannbarkeit bei freiem Stande mit dem 30., im Schluſſe mit dem 60. bis 70. Jahre. Beginn der Blütezeit, im Süden des Gebiets in der zweiten Hälfte des April, im Norden und an der obern Grenze Mitte bis Ende Mai oder in der erſten Hälfte des Juni, der Samenreife Ende September oder im Oktober. Abfliegen des Samens und Zerfallen des Zapfens un- mittelbar nach dem Reifen des Samens, daher gewöhnlich im Oktober. Auflaufen im Frühjahr, bei Ausſaat 3—4 Wochen darauf; Dauer der Keimkraft höchſtens ein Jahr. Höhenwuchs in den erſten Jahren, wo namentlich das Wurzelſyſtem ausgebildet wird, ſehr langſam, im 8. bis 10. Jahre Bildung des erſten wirklichen Aſtquirls, von da an der Höhen— wuchs raſcher, vom 14. oder 15. Jahre an jährlich im Durchſchnitt 3¼ Dm. (1 par. Fuß) betragend, nach dem 100. Jahre nachlaſſend. — Die Tanne vollendet ihren Höhenwuchs in Kulturwäldern unter normalen Standorts— verhältniſſen binnen 180 bis 200 Jahren, worauf ſie wipfeldürr zu werden beginnt (die ſtorchneſtförmige Abplattung des Wipfels iſt ein Zeichen des vollendeten Höhenwuchſes). Sie eignet ſich daher für einen doppelten Um— trieb. Im Urwald, wo ſie am herrlichſten gedeiht, erreicht ſie ein viel— hundertjähriges Alter und ihr Stamm 2— 3,8 Met. Stärke *). Die meiſten älteſten und ſtärkſten noch lebenden Tannen dürften in den Ur— waldſtrecken des Böhmerwaldes und an deſſen Bairiſchem (zum Bairiſchen Wald ge— rechneten) Abhange vorkommen. Stämme von 50 und mehr Met. Länge und einem Umfang von 3,5 Met. in Bruſthöhe ſind dort keine Seltenheit, ja die beiden älteſten noch lebenden Tannen bei Eliſenthal und St. Thoma, die ihre Wipfel längſt verloren haben, meſſen in Bruſthöhe 5,2, beziehentlich 5,7 Met. im Umfange. Früher hat es im Böhmerwalde noch ſtärkere Tannen gegeben. So erzählt Dr. Hochſtetter (Augsb. allg. Zeit. 1855, Nr. 167, Beilage) von einer Tanne von 200 wien. Fuß Länge, 9½ F. Stärke und 30 Klaftern Holzmaſſe. Im Bairiſchen Walde hat man eine Tanne von 196 p. F. Länge gemeſſen (Sendtner, Vegetationsverh. d. Bair. Waldes, S. 342.) Auch im Sächſiſch-Böhmiſchen Erzgebirge giebt es einzelne ſehr itarfe Tannen. Die berühmteſte iſt die „Königstanne“ auf Olbernhauer Revier, welche 1860 in Stockhöhe 8 Fuß Sächſ. Durchmeſſer, 145 F. Höhe (trotz des ab- gebrochenen Wipfels) und 26 Klaftern Holzmaſſe beſaß. Alter e. 500 Jahre. Eine noch ſtärkere „Königstanne“ ſteht am ſüdlichen Hange des Wurzelberges im Katzhütter an 5 Formenkreis. Die Tanne varitrt viel weniger als die Fichte. Was S. 70 über die Ausbildung der Krone der Fichte bei freiem Stande und im Schluſſe geſagt worden iſt, gilt auch von der Tanne. Schon ſehr zeitig beginnt die Tanne ſich hoch hinauf von Aeſten zu reinigen. Dieſe brechen glatt am Stamme ab, weshalb die Wunden vollſtändig verwachſen. Daher liefert die Tanne ein viel aſtfreieres Holz, als die Fichte und Kiefer. In der Schneebruchsregion der mitteldeutſchen Gebirge (3. B. Thüringerwald, Böhmerwald, Erzgebirge, Fichtelgebirge) wie auch in den Alpen findet man häufig mehr- ja vielwipflige Tannen, bei denen ſich infolge wiederholten Wipfelbruches einzelne Quirläſte zu Secundärwipfeln aufgerichtet haben, wozu die Tanne viel mehr neigt, als die Fichte. Dadurch entſtehen oft die wunderlichſten Formen, z. B. mächtige Stämme, denen 3—9 ſtarke hohe Secundärwipfel kandelaberartig aufgepflanzt erſcheinen. Dergleichen emporgerichtete Quirläſte behalten an ihren Zweigen die kammförmig-zwei— zeilige Stellung der Nadeln; nur der aus ihrer Endknospe hervorgehende neue Wipfeltrieb zeigt nach allen Seiten hin abſtehende und ſpitze Nadeln. Beſonders ausgezeichnete Formen ſolcher vielwipfligen Tannen ſind die „Wettertannen“ der Schweizeralpen und des Jura, von denen manche bis 20 Secundärwipfel haben, die aus den untern Quirläſten entſtanden, ganze Reihen pfeilgerader Stämme 2. Ordnung mit mächtigen wagerechten Heften darſtellen. Die älteſten Wettertannen erreichen 5,1—-6,6 Met. Stamm⸗ umfang und bieten trotz ihres hohen Alters noch immer ein Bild friſcheſten Lebens dar“). Bisweilen findet man (jüngere) Tannen mit ſichelförmig aufwärts gekrümmten Nadeln an den Seitenzweigen, welche dadurch an die Balſamtanne erinnern“). Wie von der Fichte, jo kommen auch von der Tanne Varietäten mit lang herabhängenden peitſchenförmigen Zweigen (Hänge- oder Trauertannen) und mit unverzweigten oder wenig verzweigten Quirläſten (Schlangentannen) vor, doch ſind dergleichen Exemplare ungleich ſeltner als bei der Fichte. Die als Ziergehölz bereits in den Handel ge— brachte Hängetanne (A. pect. pendula) iſt wild in den Vogeſen (im Forſt des Fürſtenthums Schwarzburg-Rudolſtadt. Dieſe hatte 1862 Höhe 150%, Umfang 21‘, Holzmaſſe 2413 Kubikfuß (Dankelmann's Zeitſchr. 1879, S. 320). In den franzöſiſcheu Pyrenäen gab es noch zu Anfange dieſes Jahrhunderts bis 800 Jahre alte Tannen. ) Chriſt, Pflanzenleben der Schweiz, S. 220. Eine ſehr eigenthümliche Varietät oder richtiger Monſtroſität habe ich 1860 auf Olbernhauer Revier beobachtet, nämlich eine Tanne, welche mehrere Jahre hinter einander einen völlig blattloſen Wipfeltrieb entwickelt hatte (der letzte Wipfeltrieb war c. 4 Dm. lang). An den tiefer ſtehenden Quirläſten zeigte dieſe Tanne, welche ſpäter abgeſtorben iſt, eine dichte aus kurzen faſt allſeitig abſtehenden Nadeln gebildete, fichtenartige Belaubung. Thale von Gebweiler, neuerdings auch in Oſtfriesland, die Schlangen— tanne (A. pect. virgata Casp.) ebenfalls im Elſaß und im Böhmerwald gefunden worden“). In Handelsgärten und Parken findet man durch die Kultur entſtandene Varietäten mit auffallend gekrümmten verworren an— geordneten Nadeln und gedrehten Zweigen (A. pectinata tortuosa Booth.), mit fichtenartiger pyramidaler Krone (A. pect. pyramidalis s. fastigiata), mit weißgeſtreiften Nadeln (A. pect. variegata) und von zwerghaftem Wuchs (A. pect. nana Knight) vor, welche ſich durch Stecklinge und Pfropfen vermehren laſſen. Endlich erwähnt Purkyné aus Böhmen eine durch eigenthümliche Zapfenbildung ausgezeichnete Form der Tanne, bei welcher nämlich die Zapfen nicht ſtumpf und abgerundet, ſondern am Ende mit einer kurz aufgeſetzten Spitze verſehen (coni umbonati) und die Frucht- blätter nicht zurückgeſchlagen, ſondern aufrecht und kürzer als bei der ge— wöhnlichen Form ſind. Auch darf nicht unerwähnt bleiben, daß die Tanne an minder günſtigen Standorten (3. B. in Froſtlagen) ſehr zahlreiche Stamm— ſproſſe nicht allein innerhalb, ſondern auch unterhalb der Krone ent— wickelt, wodurch dieſe Holzart an die Lärchen erinnert. Gleich jenen beſitzt die Tanne auch das Vermögen, unter Umſtänden nach dem Abhieb des Stammes Stockausſchläge zu treiben, wenn dies auch nur ſelten beobachtet wird. Geographiſche Verbreitung. a. Horizontale. Die Tanne iſt durch einen großen Theil des mittleren und ſüdlichen Europa verbreitet, ihr Bezirk jedoch viel kleiner als derjenige der europäiſchen Fichte. Die Nordgrenze beginnt in den weſtlichen Pyrenäen unter dem 43“ in der Nähe von Roncesvalles in Navarra“), überſteigt den Kamm des Gebirges und zieht in öſtlicher Richtung am nördlichen Abhange der Pyrenäen hin bis in die Gegend von St. Beat, wo fie nach N umbiegend auf die Gebirge der Auvergne übergeht. Von hier zieht ſie ſich in nordöſtlicher Richtung durch die Bourgogne und das franzöſiſche Lothringen über Nancy nach dem ) In Oſtfriesland, im Oberförſtereibezirke Friedeberg bei Wittmund giebt es ſogar zwei kleine Beſtände c. 20jähriger 10—15 Met. hoher Trauertannen (Berliner Gartenzeitung, 1882, S. 406, mit Abbildung). Schlangentannen ſcheinen viel ſeltener vorzukommen. Caspaxy hat deren 2 aus dem Elſaß beſchrieben (in Hempel's Oeſterr. Forſtzeit. 1883, S. 43), eine dritte iſt im Böhmerwalde im fürſtl. Schwarzen— bergiſchen Reviere Schwarzwald gefunden worden. Dieſe war 1879 ein Baum von 22 Met. Höhe mit 4—5 Met. langen ſchlaff herabhängenden, dicht benadelten und nur an der Spitze Zweigbildung zeigenden Aeſten (Centralbl. für d. Forſtweſen, 1879, S. 570, wo dieſe Tanne fälſchlich als Var. pendula bezeichnet ift.). * Etwa 10° nördlicher, bei Hernani in Guipüzcoa habe ich noch ein kleines Tannenwäldchen geſehen, vermuthe aber, daß dieſes durch Anpflanzung entſtanden iſt, weshalb ich daſſelbe hier unbeachtet laſſen will. „ I Oſtabhang der Vogeſen, den ſie unter der Breite von Straßburg erreicht, von wo aus fie einen nach W gerichteten Bogen durch die Gebiete von Luxenburg und Trier nach Bonn beſchreibt. Weiter gen ONO vordringend geht die Grenze durch das ſüdliche Weſtfahlen, durch Waldeck und die Ge— biete von Kaſſel und Münden bis gegen den Südrand des Harzes und er— reicht in öſtlicher Richtung durch die Provinz Sachſen und die Niederlauſitz nach Schleſien ſtreichend in der Gegend von Sorau etwa unter 51“ 40, ihren nördlichſten Punkt. Von hier an erſtreckt ſie ſich durch Schleſien, dieſe Provinz etwa in der Mitte ihrer Länge nach durchſchneidend nach dem Nordrande der Karpathenzone und in öſtlicher Richtung durch Galizien bis jenſeits Lemberg, wo ſie den 50. Grad ſchneidet und nun plötzlich nach 8 hinabſinkt, um durch die Bukowina auf die Siebenbürgen von der Moldau ſcheidenden Gebirge überzugehen, auf denen fie ungefähr bis 45% 30“ ſüd— wärts vordringt. Dem ſüdlichen Karpathenbogen Siebenbürgens folgend weicht hierauf die Grenze wieder weit gegen W zurück, ſchneidet bei Orſowa die Donau und geht, da nach Griſebach die Weißtanne in den Gebirgen von Macedonien und Thracien häufig ſein ſoll, wahrſcheinlich auf die Ge— birge Rumeliens und auf den Balkan über, auf dem ſie ſich bis gegen das ſchwarze Meer hin erſtrecken mag. Der zwiſchen hier und Lemberg befind— liche Theil der Polargrenze kann auch als Oſtgrenze des Tannenbezirks be— trachtet werden, ebenſo das von St. Béat nach Bonn verlaufende Stück als Weſtgrenze. Die Südgrenze beginnt in Navarra und erſtreckt ſich parallel der Pyrenäenkette durch die Gebirge Hocharagoniens und Cata— loniens bis auf den Monſeni in der Nähe der Mittelmeerküſte (c. 41° 25). Von hier aus muß man ſich die Grenze oſtwärts durch das Meer nach Corſika gehend denken, da auf den Gebirgen dieſer Inſel die Weißtanne Wälder bildet. Der Monſeni und die Hochgebirge Corſicas ſind die ſüd— lichſten Punkte der Weißtanne im Weſten ihres Bezirks. Von Corſica zieht ſich die Aequatorialgrenze wieder nordwärts auf das Feſtland zurück, um in die Apenninen einzutreten, deren Kette ſie bis Unteritalien folgt, worauf ſie nach Sicilien überſpringt, um auf den Nebroden und dem Madonia— gebirge etwa unter 370 45 ihre ſüdlichſten Punkte zu erreichen. Von den ſüdlichen Apenninen geht die Grenze quer durch das adriatiſche Meer nach den Gebirgen Macedoniens und ſtreift wahrſcheinlich nördlich von der Halb— inſel Hagion Oros hin nach Kleinaſien (Bithynien) hinüber, wo die Tanne nach Griſebach auf dem Olymp im Gemiſch mit Pinus Laricio noch Wälder bildet. Genau läßt ſich die Südgrenze der Tanne auf der Balkan— halbinſel nicht beſtimmen, da hier eine andere Tannenart (A. cephalonica, ſ. unten) auftritt, welche ſchon auf den Gebirgen der Halbinſel Hagion Oros vorkommt und bis auf die neueſte Zeit für eine Varietät der ge— vg meinen Tanne gehalten worden iſt. Der beinahe unter dem 40.“ gelegene bithyniſche Olymp bezeichnet den ſüdlichſten Punkt der Weißtanne im Oſten ihres Bezirks und zugleich, wenn man vom Kaukaſus abſieht, den öſtlichſten Punkt des Vorkommens dieſes Baumes. Der Bezirk der Weißtanne bildet folglich eine unregelmäßige Ellipſe, deren große Achſe ſich genau von W nach 0 durch 32 Längengrade erſtreckt, während ihr größter Querdurch— meſſer in nordſüdlicher Richtung c. 14 Breitengrade umfaßt. Innerhalb dieſes großen Areals iſt aber die Tanne ſehr verſchiedenartig vertheilt und giebt es große Gebiete, wo ſie gar nicht vorkommt, z. B. in der ſüdlichen Hälfte in allen Ebenen und niedrigen Gebirgen. Die größten reinen Tannenwälder liegen an den Hängen der Pyrenäen“), beſonders am nörd— lichen oder franzöſiſchen Abhange, ferner in den Gebirgen Centralfrankreichs, in den Vogeſen, welches Gebirge die Tanne faſt ganz und gar bedeckt, im Jura, wo ſie zwiſchen 400 und 1300 Met. den Nadelwald ausſchließlich bildet““), im Schwarzwalde und Frankenwalde. Kleinere reine Tannen— wälder liegen in der Schweiz bei Zürich, Payerne, am Mont Jorat. Ge— ſchloſſene Weißtannenbeſtände, doch keine ausgedehnten Wälder, kommen auch in dem bairiſchen und im Böhmerwalde, im Thüringerwalde und ſelbſt noch in Sachſen (z. B. auf dem Werdauer Walde) vor. In der öſt— lichen Hälfte unſeres Florengebiets, ebenſo in der ſüdlichen Hälfte des ganzen Verbreitungsbezirks, die Alpen mit einbegriffen, tritt die Tanne nur vereinzelt und horſtweiſe, meiſt der Fichte und Buche beigemengt, auf. Die Tanne iſt daher, im Gegenſatz zur Fichte, von O nach W, oder, beſchränken wir uns auf unſer Florengebiet, von ONO nach WSW verbreitet und erreicht im weſtlichen Dritttheil ihres Verbreitungsbezirks das Maximum ihres Vorkommens. Südlich von ihrer Aequatorialgrenze kommt die Tanne nirgends fort. Nicht ſo jenſeits ihr polaren Grenze, wo ſie noch weit nordwärts angepflanzt gedeiht und ſogar reifen Samen hervorbringt, 3. B. in ganz Frankreich, in England, Belgien, in Weſt- und Norddeutſch— land, am Harz, ſogar in der Provinz Preußen und in Norwegen“ ). Dennoch ſcheint die Tanne auch in alter Zeit in Deutſchland nicht über den 51.“ nordwärts verbreitet geweſen zu ſein, denn ſie wird ſowohl zur ) Der weſtlichſte Tannenwald iſt der ſchöne große Wald von Irati, ein ſpaniſcher Kronswald im nördlichen Navarra, welcher aus faſt reinen Tannenbeſtänden beſteht. ) Chriſt, Pflanzenleben der Schweiz, S. 220. Angepflanzt in Gärten findet ſich die Tanne noch in Litthauen (bei Grodno giebt es ſogar einen ganzen kleinen Wald), Kurland und ſelbſt im weſtlichen, ſüdlichen und mittleren Livland. Hier aber bleibt ſie in der Regel klein, da ſie in ſtrengen Wintern ſehr vom Froſt leidet; auch trägt ſie niemals Zapfen. 121 Römerzeit als auch im Mittelalter nur aus der ſüdlichen Hälfte Deutſch— lands erwähnt”). b. Vertikale Verbreitung. Die oberen Grenzen der Tanne ſind viel ſchwieriger zu beſtimmen, als diejenigen der Fichte, da jener Baum mit Ausnahme der Pyrenäen, über deren Baumgrenzen erſt ſehr wenige Meſſungen gemacht ſind, in den meiſten übrigen Gebirgen gegen ſeine obere Grenze hin nicht in geſchloſſenen Beſtänden, überhaupt nicht allein, ſondern in andern Wald, meiſt Fichtenwald, einzeln eingeſprengt vorkommt. Gegen die polare Grenze ihres Verbreitungsbezirks kommt die Tanne ſowohl in der Ebene (in Laub- und Nadelwald eingeſprengt auch in Beſtänden) als im Gebirge vor, jo daß dort von einer unteren Grenze keine Rede iſt (z. B. in Thü— ringen, Sachſen, Schleſien). Aber ſchon im Bairiſchen Walde tritt die Tanne als ein echter Gebirgsbaum auf und bildet zwiſchen beſtimmten Höhen einen beſtimmten Waldgürtel. Daſſelbe gilt von allen Gebirgen der rhei— niſchen, ſüddeutſchen, Alpen- und Karpathenzone, woſelbſt die Tanne vor— kommt, natürlich auch von allen außerhalb unſeres Florengebiets gelegenen Gebirgen des ſüdlicheren Europas. Wir geben im Folgenden eine Zu— ſammenſtellung aller uns bekannt gewordenen Angaben über die Höhen— grenzen der Weißtanne, mit der Bemerkung, daß die Mehrzahl der Höhen— angaben auf approximativen Schätzungen beruhen oder Mittel aus mehrern Meſſungen ſind, auch ſich meiſt nur auf das Vorkommen hochſtämmiger Bäume zu beziehen ſcheinen. Nur die Angaben von Sendtner, Kerner und zum Theil von Thurmann ſind mit Sicherheit als Reſultate ge— nauer barometriſcher Meſſungen zu bezeichnen. Obere Grenze im Thüringerwald und Erzgebirge (50“ 30 — 519) bei 2500 p. F. (812 Met.) im Mittel. Obere Grenze im Rieſengebirge (50—51°) bei 2300 p. F. (747 Met.) im Mittel. Höchſtes Vorkommen im Rieſengebirge (den Sudeten) bei 3800 p. F. (1234 Met.) nach Sendtner. f Mittlere obere Grenze im Bairiſchen Walde (49°) bei 3746 p. F. (1216,5 Met.) nach Sendtner. Mittlere untere Grenze im Bairiſchen Walde bei 880 p. F. (285,6 Met.) nach Sendtner. Höchſtes Vorkommen (am Rachelſchachtel, W-Expoſition) 3887 p. F. (1262 Met.) n. S. Niedrigſte Lage der obern Grenze (am Luſen, NW-Erpofition) bei 3235 p. F. (1050 Met.) nach Sendtner. Obere Grenze in den nördlichen Karpathen (49% 40 —48 0 bei 3600 p. F.“ (1169 Met.) im Maximum (Wahlenberg). Obere Grenze in den nördlichen Karpathen (49“ 40-489 bei 3000 p. F. (974 Met.) im Mittel (Wahlenberg). ) Vgl. v. Berg, Geſchichte der deutſchen Wälder. Dresden, 1871, S. 31, 37, 44, 136, 140. ee Obere Grenze im Schwarzwald (48° 30’—47° 40°) bei 3000 p. F. (974 Met.) im Mittel (?) nach Sendtner. Obere Grenze in den Vogeſen (48° 40’—47° 40) bei 1200 Met. im Mittel (nach Thurmann). Untere Grenze in den Vogeſen (48° 40—47“ 40°) bei 600 Met. im Mittel (nach Thurmann). Obere Grenze im Jura am Mt. Chaſſeral (47° 12’ 30) bei 1500 Met., Maximum (nach Thurmann). Untere Grenze im Jura im Mittel bei 700 Met. (nach Thurmaun). - = = - im Weſten (Ketten von Bugey, ſowie um Grenoble) bei 900 bis 1000 Met. im Mittel. Untere Grenze im Jura um Porrentruy bei 5—600 Met. im Mittel (nach Thur— mann). Mittlere obere Grenze in den Bairiſchen Alpen (47 30) als Baum bei 4578 p. F. (1486,7 Met.) nach Sendtner. Mittlere obere Grenze in den Bairiſchen Alpen (47 30%) als Strauch bei 5639 p. F. (1732,3 Met.) nach Sendtner. Höchſtes Vorkommen in den Bair. Alpen als Baum bei 4815 p. F. (1563,6 Met.) n. S. - = re - als Strauch bei 5667 p. F. (1840,4 Met.) n. S Mittlere untere und obere Grenze in den Schweizeralpen bei 700 bez. 1300 Met. nach Chriſt. Mittlere obere Grenze in der nördlichen Schweiz (47 30‘—47°) bei 1000 p. F (1299 Met.) nach Heer. Mittlere obere Grenze im Berner Oberland (47° 40 —47“ 30°) bei 5000 p. F. (1624 Met.) nach Kaſthofer. Höchſtes Vorkommen in den Glarner Alpen bei 1620 Met. (nach Heer), im Engadin bis 1630 Met. (nach Chriſt). Mittlere obere Grenze in den Lombardiſchen Alpen (46°) bei 4280 p. F. (1390 Met.) nach Schouw. Obere Grenze am Monte Baldo (45° 42) bei 1426 Met. nach Ceſati. Mittlere obere Grenze im Bihariagebirge (ſüdl. Karpathen, 47“ 30’—46") bei 4902 w. F. (1549 Met.) nach Kerner. Mittlere untere Grenze im Bihariagebirge (ſüdl. Karpathen, bei 3182 w. F. (1005,7 Met.) nach Kerner.) Mittlere obere Grenze in Siebenbürgen (47°—45° 30°) bei 4000 w. F. (1264, Met.) nach Schur. Mittlere obere Grenze in den nördlichen (2) Apenninen (45° 30 —430) Nord- ſeite, bei 4200 p. F. (1364 Met.) nach Sendtner. Mittlere obere Grenze in den nördlichen Apenninen, Südſeite, bei 5500 p. F. (1787 Met.) nach Sendtner. Mittlere untere Grenze in den nördlichen Apenninen, Nordſeite, bei 1000 p. F (325 Met.) Mittlere untere 8 in den nördlichen Apenninen, Südſeite, bei 2000 p. F. (649,5 Met.) . 2) Nei giebt Kerner (Oeſterr. Botan. Zeitung, 1877, S. 58 ff.) die obere Grenze der Tanne im Bihariagebirge im Mittel blos zu 1324, die untere im Mittel blos zu 991 Met. an. — — u 123 Obere Grenze in den ſüdlichen Apenninen (am M. Pollino, c. 400) bei 5500 p. F. (1787 Met.) nach Schouw. . obere Grenze in der Auvergne (46°—45°) bei 1500 Met. (nach A. de Candolle). Obere Grenze in den Oſt-Pyrenäen (am Canigou, 42300 bei 1950 Met. (nach Maſſotj). Mittlere untere Grenze in den franz. Pyrenäen bei 1300 Met. (nach Zetterſtedt). - obere z Pyrenäen von Aragonien bei 6000 p. F. (1948 Met.) nach Willkomm. Mittlere untere Grenze in den Pyrenäen von Aragonien bei 3000 p. F. (974 Met.) nach Willkomm. Mittlere obere Grenze in den Pyrenäen von Catalonien bei 1700 Met. (nach Coſta). untere = 3 = = - 1300 Met. (nach Coſta). Obere Grenze auf Corſica (42°) bei 1700 Met. (nach Mathieu). 270 z - ©icilien (Serra dei pini im Madoniagebirge, 37“ 45°) bei 6000 p. F. (1948 Met.) nach Barlatore. Obere Grenze (mittlere?) am Bithyniſchen Olymp (40°) bei 4600 p. F. (1494 Met.) nach Griſebach. Aus dieſer Zuſammenſtellung ergiebt ſich, daß ſowohl die obere als die untere Grenze der Weißtanne nicht nur in nordſüdlicher Richtung, mit der abnehmenden geographiſchen Breite, ſondern auch in oſtweſtlicher immer höher emporrückt. Denn am höchſten ſteigt die Tanne in den Pyrenäen und in Sicilien empor, während ihre obere Grenze am Olymp, welcher noch 1½ Breitegrade ſüdlicher liegt, als der Canigou, um 250 Met. tiefer liegt, als an jenem Hochgipfel der Oſtpyrenäen. Und während ſowohl auf dem Olymp als auf den Gebirgen Siciliens die Tanne nur vereinzelt oder im Gemiſch mit Kiefernarten vorkommt und jedenfalls nur einen ſehr ſchmalen Gürtel bildet, tritt ſie in den Pyrenäen in mächtigen Wäldern und vor— zugsweiſe in reinem Beſtande auf und bildet eine höchſt charakteriſtiſche Waldzone von über 600 (am franzöſiſchen Hange) ja ſogar über 900 Met. ſam ſpaniſchen Hange der Centralpyrenäen). Man darf aus dieſer That— ſache wohl ſchließen, daß die Tanne an der ſüdweſtlichen Grenze ihres Be— zirks die günſtigſten Bedingungen für ihr Leben und Gedeihen findet. Aehnlich verhält es ſich innerhalb unſeres Florengebiets. Hier finden wir ebenfalls im Weſten, in den Vogeſen, dem Jura und Schwarzwald, die größten Tannenwälder, welche in den Vogeſen einen Waldgürtel von 600, im Jura einen ſolchen von 800 Met. Breite bilden, während in dem mit dem Jura unter gleicher Breite gelegenen Bihariagebirge Ungarns die Tanne, ab— geſehen von einigen prächtigen Waldbeſtänden am Aranyes oberhalb Nézra nur horſtweiſe und eingeſprengt in einem Waldgürtel von 300 —400 Met. Breite vorkommt“). Daſſelbe gilt von den Berg- und Voralpenwäldern der ganzen Karpathenkette bis in das Bannat hinein, ſowie von den Ge— eee e e ee birgen Siebenbürgens, wo die Tanne in der Buchenregion wächſt: in dieſer ganzen Karpathenzone findet ſich die Tanne nirgends in geſchloſſenen Wäl— dern, ſondern blos horſtweiſe und eingeſprengt, anderen dominirenden Holz— arten (Fichte oder Buche) untergeordnet. Dieſelbe Erſcheinung tritt uns in den ſüdlichſten Gegenden unſeres Gebiets und an der nördlichen Grenze des Tannenbezirks entgegen. Auf den höheren Bergen Slavoniens, wo nach Neilreich die Tanne im Verein mit dem Wachholder auftritt und mit dieſem allein die Coniferen repräſentirt, auf den Voralpen und höheren Bergen Kroatiens (auf dem Grenzgebirge gegen Steiermark und Krain, auf der Ivancica, Kapela, Pliſivica, dem Velebit u. a.), wo ſie nach Neilreich mit der Fichte vorkommt und gleich dieſer mehr und mehr von der Buche verdrängt wird, in den Alpen von Krain, Kärnthen, Südtirol, Venetiens und der Lombardei: überall in jenen ſüdlichen und ſüdöſtlichen Gegenden unſeres Florengebiets finden wir die Tanne nur vereinzelt eingeſprengt und horſtweiſe, ganz jo wie im Rieſengebirge, dem böhmiſch⸗lauſitziſchen Gebirge, der Sächſiſchen Schweiz und anderen in der Nähe der nördlichen Grenze des Tannenbezirks gelegenen Berglandſchaften. Auffallend iſt das bedeutende Emporrücken der oberen Grenze in den bairiſchen Alpen, verglichen mit denen der Schweiz und Lombardei. Freilich dürfte dieſe große Verſchieden— heit zum Theil ſich daraus erklären, daß die Angaben aus der Schweiz und Lombardei ſich wahrſcheinlich nur auf das Vorkommen hochſtämmiger Bäume beziehen und größtentheils blos auf approximativen Schätzungen beruhen. Aus den öſterreichiſchen Alpen liegen leider gar keine Angaben über die Tannengrenze vor. Ueber den ſo wichtigen Einfluß der Expoſition auf das Empor- und Herabrücken der Baumgrenzen hat bezüglich der Tanne nur Sendtner für die Bairiſchen Alpen und den Bairiſchen Wald eine Reihe von auf genauen Meſſungen beruhenden Angaben mitgetheilt, welche in der nebenſtehenden Tabelle zuſammengeſtellt ſind. Aus dieſen Angaben, welche freilich bezüglich der Alpen ſehr un— zureichend ſind und ſich hinſichtlich des Bairiſchen Waldes wohl nur auf die Grenze hochſtämmiger Bäume beziehen (z. B. am Hochwiesriegel ſtehen bei 3596 Höhe große Bäume von 4 Stammdurchmeſſer!), ſcheint hervor— zugehen, daß ſowohl im Bairiſchen Walde als in den Bairiſchen Alpen die SW-, S- und SO-Erpofitionen der Tanne am meiſten zuſagen, während die NO⸗, O- und N-Erpofitionen ihr am ungünſtigſten find, daß demnach die Tanne bezüglich der Expoſition des Standorts ſich ſehr ähnlich ver— hält als die Fichte. Ich zweifle aber nicht, daß aus ferneren zahlreicheren Beobachtungen in beiden und andern Gebirgen und ganz beſonders in dem geſammten Zuge der Alpen ſich eine bedeutende Verſchiedenheit bezüglich des Einfluſſes der Expoſition auf die Höhengrenze zwiſchen der Tanne und — 1J2⁵ Fichte herausſtellen wird. Das Vorkommen der Tanne in den ſpaniſchen Pyrenäen ſpricht dafür, daß ihr die Süd- und Südoſtlagen am meiſten zu— jagen, denn an den gegen S und 80 exponirten und deshalb von den rauhen Nord- und Nordoſtwinden geſchützten Hängen ſieht man dort die ſchönſten und die am weiteſten hinauf gehenden Tannenbeſtände. Dafür Einfluß der Expoſition auf die obere Grenze der Weißtanne. Bairiſche Alpen. Localität. | 82 Höhe. Localität. 855 Höhe Arber NO 3394 p. F. a. Als Baum. Kleiner Arber NO 3597 Mittereis am Kamer— Kleiner Falkenſtein SW 3575 linghorn NO 4250 p. F. . NW 3500 Untersberg (Banfopf) | 0 | 4297 Hochwiesriegel W | 3596 Wetterſtein SO 5010 Raſchelſchachtel W | 3887 Schelmbergkopf am | Unter dem Markfilz 8 3700 Mieſing | NO 4327 Plattenheuſer 8 3656 Schelmbergkopf weiter Am Schachten | SW 3828 öſtlich 80 4507 Am Luſen NW 3235 Laubach im Oythal SW | 4543 Ober der Waldhauswieſe W | 3550 Schelleck bei Garmiſch SW | 4917 4 x SO 3600 Seinsberg W 4963 Randlbergerſchachten 8 3550 e 5 Siebenmandlrücken SW 3570 b. Als Krüppel. Mittel der obern Grenze — 3746 Gamsangerl am Wetter NO 5335 | ſtein | Geiglſtein bei Schlehing | 8 5162 Un NO 4288 o 3650 0 | 4297 Bon Sendtner be 80 3750 Einfluß der Expoſition 80 4758 rechnete vermuthliche 8 3865 auf die Höhengrenze der 8 Höhengrenzen für die SW 3900 Bäume. sw 4525 einzelnen Expoſitionen. W 3850 | W 4963 NW 3720 N 3620 Mittel . 5 4552 3 3 | | | | NO — 146 p. F. n Die Grenze fällt über 80 + 4 NO — 264 p. F. ae 3 Die Grenze fällt über O | — 825 (?) (+) oder unter (— das 8 119 a Nr ar long Mittel der obern Grenze SW 154 m 1 En 5 +. 27 1 W 104 Mittel um 0 15 55 000 NW — 30 e N 2130 ſpricht auch das innerhalb des ganzen Tannenbezirks ſo häufige Vorkommen der Tanne in Wäldern der Rothbuche und im Gemiſch mit dieſem Baum (im Erzgebirge wie in den Alpen, in Kroatien und in den Karpathen, wie in der Auvergne und in den Pyrenäen) und das ganz vorzügliche Gedeihen | Mitteltemperatur Stat Geogr. Geogr. Abſolute 5 S 2 2 2 2 Breite. Länge. Höhe. des des des des des | Jahres. Winters Früh- Som Herb⸗ 1 lings. mers. ſtes. Bautzen . . . 51 13“ | 320 50° F. 220,85 M. 8,9. 0,610.8, 81 C. 18,55 C. 6,440. Breslau. 517“ 340 42“ 140 8,1 — 1,0 772 17,4 8,1 Krakau . 5003, 370 27˙ 5 7,87 787 6,43 17,82 bi Reitzenhain .. 50% 29° |30053° 777,45 541 —3,52 5,08 114,72 5,27 Georgengrün . 500 34 30“ 7° 718 6,12 '—3,06 6,06 15,42 5,93 Oberwieſenthal 5025“ 300 38° 926,8 5,21 —3,86 4,72 14,62 5,25 | Warſchau . . 525 18“ 380 555 ee e ee, Danzig. 540 11, 3618 —: 7:6 „ „„ EAN und 5503 80:50 3 — 7,2 — 1,4 5,4 16,7 18,3 der Tanne in Buchenwäldern*). Daraus folgt nämlich, daß die Tanne ganz ähnliche Anſprüche nicht nur an den Boden, ſondern auch an das Klima macht, wie die Rothbuche. Dieſe aber verhält ſich zu den Expoſi— tionen gerade umgekehrt wie die Fichte (ſ. Rothbuche). Bedingungen des Vorkommens und Gedeihens. Bezüglich der Wärmemenge, deren die Tanne bedarf, um normal vegetiren und keim— fähigen Samen hervorbringen zu können, fehlt es leider an einer ſo gründ— lichen Studie, wie Kerner für die Fichte geliefert hat. Die ausführlichen Unterſuchungen von A. de Candolle**, ſind, beſonders hinſichtlich der Temperaturverhältniſſe an der obern Grenze, wenig brauchbar, da ſie nicht auf wirklichen thermometriſchen Beobachtungen, ſondern auf bloßen von ſehr willkürlich angenommenen Baſen ausgehenden Berechnungen der Wärme— abnahme beruhen“ *). Dennoch dürften die von ihm gewonnenen Reſultate, nach welchen der vertikalen Verbreitung der Tanne an den Hängen der ) In den alten Buchenwäldern des ſächſiſchen Erzgebirges trifft man noch jetzt zahlreich prächtig gewachſene mehrhundertjährige Weißtannen, deren oft wipfeldürre Kronen gleich ſchwarzen Kegeln hoch über die breitgewölbten hellgrünen Kronen der ſelbſt 30 und mehr Met. hohen Buchen emporragen, Noch vor 30 Jahren, wo dieſe alten Tannen viel häufiger waren, bildeten dieſelben einen förmlichen Beſtand über dem Buchenwalde. Abkömmlinge dieſer alten Tannen ſind die zahlreichen jüngeren Tannen, welche ſich in allen jenen Buchenwäldern eingeſprengt finoen und ſich in der Regel durch einen ungemein ſchönen Wuchs auszeichnen. ** (6ographie botan. I. p. 190 und 292 ff. Es möge hier die Tabelle mitgetheilt werden, welche A. de Candolle nach Maxi- . = Minimum Hm Minimum = | | ur er = Beobach⸗ des des des des des | des des & tungsjahre. Januar. Auguſt. Januar. Auguſt. Winters. Frühlings. Herbſtes. 2 20,520. 19,460. — 200,37 C. 33,0 C. — 200,37 C. 40,75 C0. —8,5 207 T. 15 | — — | -—- — — — — 1871. * 1 5 Sr Jiashresmittel 10,16 18,21 26,8 32,5 26,8 3,0 4,5 nach 40jähr. | Beob. — 4,37 15,5 — 24,12 28,12 — 24,12 — 9,25 —16,25 131 486 16,25 23,75 30,75 23,75 — 937 15,0 160 —4,45 15,11 —23,75 29,0 — 23,75 — 10,0 —13, 12 N | | — 2,5 en wi | — — — > = —1,2 in — „ — | — — — Gebirge durch eine Mitteltemperatur des Winters von — 4° bis — 6° oder des Januar von — 4,5 bis — 60,5 C. ein Ziel geſetzt wird, der Wahrheit ziemlich nahe kommen. Aus der Vergleichung der Mitteltempe— raturen des Jahres, des kälteſten und wärmſten Monats von drei in der Nähe der Polargrenze gelegenen Orten (Bautzen, Breslau, Krakau) und von ſeinen Berechnungen der Wärmeabnahme in vertikaler Richtung unter verſchiedenen Breiten und während der verſchiedenen Jahreszeiten zuſammengeſtellt hat: Wafefceinfice een an m en an brenze der Tanne. Monate 5 8 a und | Jahres⸗ Karpathen Centrale been Italien. Monte Sudliche Ofner zeiten. in Schweiz i 1 Alpen in Baldo in Appenin.in in 974 m. H. IR: 8. 1600 m. . 1390 m. H. Br m. H. 187 78 m. H. 1950 m. F. Sr 7 77 April 405, 65 H. 00, 9 R. 00, TR. 30, 3 R. 50,1 R. 5, R. | 102 R. Mai 11,38 8,5 5,5 | 8,2 10,3 9,9 4,3 Juni 1443 | 93 73 12.0 11,4 11,9 6, Juli 15,58 11,6 8,7 13,5 14,3 15,0 9,7 Auguſt 15,13 11,3 8,9 13,6 13,9 15,1 10,7 Septbr. 10,83 8,0 6,8 10,0 10,3 11,4 7,4 Oktober 4,43 4,1 1,8 5,2 5,1 | 78 2,1 Mai bis Sept. (153 14,35 9,74 7,44 11,5 12,0 12,6 757 Tage) April bis Okt. (214 11,55 7,67 5,67 | 94 10,2 10,9 | 60 Tage) | | | ee 6 3, 9,92 ie Januar | —5,5% —6? 4,8? | —4,8? — 3,72 0,1? —4,2? as drei im ſächſiſchen Erzgebirge in der Nähe der oberen Tannengrenze befind- lichen (Reitzenhein, Georgengrün, Oberwieſenthal), ſowie von drei mehr oder weniger weit nördlich von der Polargrenze der ſpontan vorkommenden Tanne gelegenen Orten, wo die angepflanzte Tanne noch keimfähigen Samen hervorbringt (Warſchau, Danzig, Lund) ergiebt ſich mit ziemlicher Wahr— ſcheinlichkeit, daß dieſer Baum zu einem normalen Gedeihen eine mittlere Jahrestemperatur von mindeſtens 5“, und eine mittlere Juli- reſp. Auguſt— temperatur von mindeſtens 15“ beanſprucht und nicht unter — 5° mittlere Januartemperatur vertragen mag, wie die Tabelle auf S. 126 und 127 veranſchaulicht. Zugleich geht aus dieſer Tabelle hervor, daß das Minimum des Winters nicht unter — 27“ betragen darf und im Sommer eine froſt— freie Zeit von wenigſtens 130 Tagen vorhanden ſein muß. Ueber das Maximum der Wärme, welches die Tanne zu ertragen vermag, geben die Wärmeverhältniſſe zweier in der Nähe der ſüdweſtlichen Grenze des Tannenbezirks gelegenen Orte, nämlich von Dax ( dieſſeits der Grenze) und Bilbao (jenſeits der Grenze) einen Anhalt. Beide Orte liegen faſt unter derſelben geogr. Breite und in geringer Höhe über dem Meere und zeigen auch ſehr ähnliche Temperaturverhältniſſe. In Dax beträgt die Mitteltemperatur des Sommers 20,34, in Bilbao 19,9, in letzterer Stadt die Mitteltemperatur des heißeſten Monats (Auguſt) 20,9 (in einzelnen Jahren bis über 23°), das Maximum des wärmſten Monats nach drei— jährigem Durchſchnitt 379,9 und ſcheint daſſelbe nicht leicht über 39“ C. hinauszugehen. Da die Tanne bei Bilbao auch im Gebirge nicht mehr vorkommt, jedoch noch im öſtlichſten Theil der Baskiſchen Provinzen in tiefen Lagen gedeiht, ſo iſt man aus vorſtehenden Angaben wohl zu dem Schluſſe berechtigt, daß die Tanne eine mittlere Auguſttemperatur von 20“ und ein Maximum von 39% C. zu ertragen vermag, nicht aber noch höhere Temperaturen. Dieſe Temperaturen dürften daher, abgeſehen vom Einfluß der Feuchtigkeitsverhältniſſe, im SW des Tannenbezirks die Lage der untern Grenze der Tanne, welche wir in den Pyrenäen in der Richtung von W. nach 0 ſich immer mehr erheben ſehen, beſtimmen. Der Winter iſt dort ſehr mild, doch nicht warm genug, daß die Holzgewächſe zu vegetiren fort— fahren könnten, weshalb dieſelben wenigſtens drei Monate (December bis Februar) im Zuſtand der Ruhe verharren. Zur Veranſchaulichung des Ganges der Temperatur während der Jahreszeiten in jener Gegend möge die folgende Tabelle über die Wärmeverhältniſſe von Dax und Bilbao dienen. ; Ueber die Wärmemenge, welche die Tanne während ihrer Vegetations- periode oder während eines Jahres beanſprucht, um normal vegetiren und keimfähigen Samen hervorbringen zu können, vermag ich aus Mangel an D Da, | Mitteltemperatur Beobachtungs⸗ Beobachtungs⸗ jahre. 1 des des des des des | Winters. Frühlings. Sommers. 1 | Jahres. T — a 8 = 5 — — Free Ir © = = — — — Mittel aus 1 25 160 417 L. F. 6,70 C. 130,58 200,34 13,89 130,6 5 Jahren ee b i i Mittel aus Bilbao**) 3 Jahren | 43% 13“ Br. 8,3 12,28 19,9 16,3 14,2 1859—1860 14 35“ L. F. 1859 Bilbao 2 13,4 20,8 15,8 13,9 1860 Bilbao | + 8,0 11,8 18,3 15,2 13,3 1861 Bilbao | + 9 13,6 20,6 18,1 15,4 „Mittel Minimum Mittel Maximum Jahr. um? des des des des un Januar. Januar. Auguſt. Auguſt. 1859 Bilbao + 7%ꝭ —30,1 4 23,8 [ J 350,5 1860 Bilbao 10,6 5,0 20,0 36,6 1861 Bilbao 8,0 5,0 2277 39,2 Beobachtungen keine zuverläſſige Angabe zu machen ***). Bezüglich der Wärmeſumme, welche auf ſie eingewirkt haben muß, wenn ſie die Blatt— knospen und die Blüten öffnen ſoll, lehren die von Fritſch in Wien an— geſtellten phänologiſchen Beobachtungen, daß dort die Tanne zur Blatt— entwicklung eine Wärme von 317% und zum Oeffnen der Blüten eine ſolche von 353“ C. bedarf. In Wien tritt nach 5jährigen Beobachtungen die Blattentwicklung im Mittel am 24. April, die Blütezeit am 28. April ein 5). Wo die Wärmeverhältniſſe weniger günſtig ſind, als im Weſten des Tannenbezirks, wo namentlich die Mitteltemperatur des Januar oft unter — 5° ſinkt und häufig Maxima unter 27“ vorkommen, da flüchtet ſich die Tanne in den Schutz anderer Bäume, welche mehr Kälte auszuhalten * als ſie, z. B. der Fichte und der Buche. Daher ihr vorherrſchend 8 Nach Berghaus' Phyſikaliſchem Atlas. Nach dem Anuario estadistico de Espana, 1859—1861. Es iſt mir leider nicht möglich geweſen, mir meteorologiſche Beobachtungen, in denen die Mitteltemperaturen der Tage angegeben ſind, von an der polaren oder obern Grenze des Tannenbezirks gelegenen Orten zu verſchaffen. Nur von Krakau liegen mir ſolche vor, aber blos ein Jahr (1871) umfaſſende. In dieſem Jahre betrug dort die Summe ſämmtlicher Tagesmittel über 0 — 2804,69 C. Die von A. de Candolle (a. a. O. 295) für die obere Tannengrenze berechneten Wärmeſummen find nicht zu gebrauchen, da dieſer Autor von der ganz willkürlichen Annahme ausgeht, daß die Temperaturen unter + 6° für die Tanne nutzlos und deshalb nicht beachtens— werth ſeien. 7) Ich will hier die mir zu Gebote ſtehenden phänologiſchen Beobachtungen über Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 0 — U — vereinzeltes und horſtweiſes Vorkommen in den Fichten- und Buchenwäldern der mittel-, ſüddeutſchen und Alpenzone, wo ſie ein milderes und weniger ſchroffen Temperaturwechſeln ausgeſetztes Klima findet, als im freien Stande, wenigſtens in den kalten Winden exponirten Lagen. Außer durch zu niedrige die Zeit des Blattausbruches, des Oeffnens der Blüte und des Eintritts der Frucht⸗ reife von verſchiedenen Stationen Sachſens und Oeſterreichs in tabellariſcher Ueberſicht beifügen: Eintritt der Eintritt der Eintritt der I. Sächſiſche Stationen. Jahre. Belaubung. Blüte. Fruchtreife. Grüllenburg 1864 7. Juni — 50° 57“ Br. 1865 1. Juni -- — 3110“ L. 1866 9. Mai — — 388 Met. 1867 —— — 22. Septbr. Reitzenhain 50° 29° Br. 1864 8. Juni — — 300 53“ L. 777 Met. 1868 26. Mai 28. Mai 8. Septbr. Oberwieſenthal 1864 = 20. Juni — 50° 25“ Br. 1866 30. Mai 13. Juni 29. Oktbr. 300 38“ L. 1867 29. Mai — —— 926 Met. 1868 30. Mai 20. Juni 10. Oktbr. Georgengrün. 1864 5. Juni 10. Juni 30. Oktbr. 500 34 Br. 1865 — 1. Juni 15. Oktbr. 9 1866 1. Juni 11. Juni 31. Oktbr. 718 Met. 1867 15. Mai 18. Mai 3. Oktbr. II. Oeſterreichiſche Stationen. Breite Seehöhe — 1857. und Länge. in Toiſen. Belaubung. Blüte. 300 319 F. = 2. 8 Senftenberg in Böhmen 55 I 215 | 17. Mai | — 5300 979 8 a Pürglitz in Böhmen | en 174 19. Mai — 0 7 Szliaes in Ungarn a 142 10. Mai — 1973 0971 . en 8 7 3 Schemnitz in Ungarn ee 306 20. Mai 30. Mai I 0194 * Wien | 1 100 20. April 24. April 0 18 = . Kremsmünſter in Oberöſterr. 1 197 8. Mai ae 47016°8 = 5 Innsbruck are: 1 2883 0. Mai 8 0 7 5 . Wilten in Tirol 29 301 5. Mai > 088785 . St. Jacob in Kärnthen 1 500 14. Mai 24. Mai 039“ NRANν . . Taufers in Tirol 0 636 14. Mai — 2 2 46037 Br. a € - Klagenfurt | 31058, 226 2. Mai — 45049“ Br. Agram 33039 / L 79 — 22. Mai „ tygE —— oder zu hohe Temperaturen wird aber das Gedeihen der Tanne auch durch zu große Trockenheit der Luft und des Bodens beeinträchtigt. Namentlich ſetzt das trockene Steppenklima ihrer, wie faſt aller immergrünen Gewächſe Verbreitung ein unüberwindliches Hinderniß entgegen. Das Steppenklima der ungariſchen Tiefebene, in welchem, wie auch im mittelungariſchen Berglande die Buche fehlt und durchaus nicht gedeihen will, iſt ſicher auf das Vorkommen der Tanne in den Karpathen, wenigſtens an deren gegen das Tiefland gekehrten Hängen von Einfluß, wenn auch ihre obere Grenze dort ebenfalls durch zu niedrige Wintertemperatur vorzugsweiſe bedingt werden mag. Zu große Trockenheit des Bodens in den oberen Regionen von in den ſüdlichen, ſüdöſtlichen und weſtlichen Gegenden des Tannen— bezirks gelegenen Gebirgen, welche nicht hoch genug ſind, um immer Schnee auf ihren Kämmen zu tragen, iſt ferner offenbar die Urſache, weshalb die obere Grenze der Tanne in ſolchen Gebirgen deprimirter erſcheint, als nach deren geographiſcher Lage vorauszuſetzen wäre. Dergleichen Gebirge ſind die kroatiſch-ſlavoniſchen, der Monte Baldo, die krainer Alpen, die Apen— ninen, die Gebirge der Auvergne, ſelbſt vielleicht der Jura und die Vogeſen, wo in den höheren Regionen ſtrenge Winterkälte und zu große Trockenheit im Sommer einer höheren vertikalen Verbreitung der Tanne gemeinſchaftlich entgegenwirken. Endlich verlangt die Tanne wegen ihrer Wurzelverbreitung und Wurzel— bildung *) einen tiefgründigen und lockeren Boden; auch macht fie viel größere Anſprüche an die Nährkraft deſſelben, als die Fichte. Am beſten gedeiht ſie auf einem tiefgründigen aus der Zerſetzung ſilicatreicher Geſteine (Granit, Gneis, Glimmerſchiefer, Porphyr, Baſalt) entſtandenen Lehmboden. Auf ſandigem oder auf ſchwerem undurchlaſſendem thonigem Boden wächſt ſie viel weniger kräftig, auf naſſem, moraſtigem oder ſtagnirendes Grundwaſſer ent— haltendem Boden, nach Sendtner auch auf einer kalkigen durchlaſſenden Unterlage mit ſeichter Krume, kommt ſie gar nicht fort. Der nachtheilige Einfluß anhaltender Bodennäſſe mag die Urſache ſein, weshalb die Tanne in der norddeutſchen Zone urſprünglich nicht vorkommt und niemals vor— gekommen zu ſein ſcheint, denn die Temperaturverhältniſſe würden ihr da— ſelbſt, Oſtpreußen und die baltiſchen Provinzen abgerechnet, keineswegs un— günſtig ſein. Aus den vorſtehenden Erörterungen ergiebt ſich alſo, daß die Tanne zu ihrem normalen Gedeihen milde Winter und mindeſtens + 15° mittlere ) Sendter hat nachgewieſen, daß die Wurzelenden der Tanne von einer dunkel— braunen ſtructurloſen Haut, welche eine Art Scheide bildet und offenbar zum Schutz der Wurzelſpitze bei deren Eindringen in den Boden beſtimmt iſt, umgeben find. (Vegetationsverh. d. Baier. Waldes, = 343.) 9 * N Auguſttemperatur bedarf, daß ſie eine mittlere Januartemperatur von unter — 50 ſowie eine mittlere Auguſttemperatur von über + 20°, desgleichen häufige Temperaturextreme von unter — 27° und über + 390 nicht erträgt, daß ſie eine wenigſtens dreimonatliche Winterruhe verlangt, daß ſie in den Gebirgen, wenigſtens des Weſtens, ihrer eigentlichen Heimat, die Südoſt— und Südlagen (wahrſcheinlich!) vorzieht, daß ſie zu große Trockenheit und Näſſe des Bodens und der Luft flieht, daß ſie einen tiefgründigen, lockern und nahrhaften Boden beanſprucht und auf an Silicaten reichem Lehmboden am beſten gedeiht und daß ſie in allen den kalten und austrocknenden Winden ausgeſetzten Lagen der mittel-, ſüddeutſchen und Alpenzone des Schutzes anderer Bäume bedarf. Die Tanne verhält ſich demnach im Allgemeinen bezüglich ihrer Lebensbedingungen gerade umgekehrt wie die Fichte. 16. Abies cephalonica Loud. Griechiſche Tanne. Synonyme und Abbildungen: A. cephalonica Loud. Arb. IV, 2325 f. 2235 —36; Pinet. Wob. 119, t. 42; Lawson Pinet. brit.; Lk. in Linnaea XV, p. 529; Carr. Conif. p. 211; Henck. Hochst. Syn. p. 179. — A. pectinata y. cephalonica Cat. sem. h. Vratisl. 1863. — Picea cephalonica Loud. Enc. 1039, f. 1940—46; — Pinus cephalonica Endl. Cat. h. Vindob. I, 218, Syn. Conif. 98; Ant. Conif. 71. t. 27. f. 1. P. Picea Griseb. Spice. fl. rumel. bithyn. p. 351 ex. p. Griech. „Kukunaria“. Unterſcheidet ſich von der gemeinen Tanne, für deren Varietät fie lange Zeit gehalten, durch ſtarre ſchwertförmig⸗lineale ſpitze (an dem Wipfeltrieb und den zapfentragenden Zweigen ſtechend ſpitze!), unterſeits mit ſtarker Mittelrippe verſehene, nach allen Seiten horizontal abſtehende Nadeln, durch faſt vierkantige, mit firnißartigem Harz überzogene zugeſpitzte Knospen, durch länglich-walzige, oben abgeſtumpfte und beſpitzte Zapfen, größere, namentlich viel breitere Samenſchuppen, dickere Samen und längere und breitere Samenflügel, endlich durch ein viel dauerhafteres und hartes Holz. Nadeln bis 28 Mm. lang, noch nicht 2 Mm. breit, ſteif, oberſeits glänzend grün, unterſeits mit 2 bläulichweißen Streifen. Zapfen ſehr kurz geftielt, grünlich hellbraun, viel Harz ausſcheidend, 16—19 Cm. lang und 5—6 Cm. dick, mit zwiſchen den Samenſchuppen weit hervortretenden, umgebogenen, gezähnten, in einen linealen abwärts gerichteten Anhang ver— längerten Deckblättern. Ein ſtattlicher Baum mit weit ausgebreiteten horizontal abſtehenden Aeſten, welcher in ſeiner Heimat bis 20 Met. Höhe und bis 3 Met. Stammdurchmeſſer erreicht und nach dem Abhiebe aus dem Stocke regel— mäßig kräftigen Ausſchlag treibt (beſonders die Var. J.). Wächſt auf dem Berge Enos der joniſchen Inſel Kephalonia, wo ſie in einer Höhe von 1 9001300 Met. Wälder bildet. Die großen Zapfen ſtehen dicht an einander gedrängt reihenweis auf den oberſten Quirläſten. Var. 5. parnassica Henk. a. a. O. (A. Apollinis Lk. in Linn. XV, p. 528, Carr. Conif. p. 209; A. pectinata H. Apollinis Lindl. Gord., Laws. Pinet. brit. (Abbildg.), Picea Apollinis Gord., Pinus Apol- linis Ant. Conif. p. 73, P. Abies H. Apollinis Endl. Syn. 96). Apollo— tanne. Nadeln weniger ſtarr, kürzer und breiter (18—20 Mm. lang, über 2 Mm. breit), deutlicher zweireihig angeordnet, mit rundlichem gelben gedrehten Stiel angeheftet; Zapfen länger geſtielt, braun, 17 Cm. lang, 6 Cm. breit, mit weniger vorragenden, aber ebenſo wie bei 4. geſtalteten Deckblättern. Auf den Hochgebirgen Griechenlands (3. B. dem Parnaß und Parnette bei Athen, am Helikon, theſſaliſchen Olymp, dem Berge Athos, auf Euböa) zwiſchen 700 —1450 Met. Wälder bildend, theils im reinem Beſtande, theils im Gemiſch mit Kiefern [Pinus Laricio und P. Pinaster) und Rothbuchen. Var. y. arcadica Henk. (A. reginae Amaliae Heldr. in Regel's Gartenflora 1860, S. 313; A. pectinata 3. reginae Amaliae Cat. sem. h. bot. Vratisl., Pinus peloponnesiaca Hort.). Arkadiſche Tanne. Stamm ſchlanker, Nadeln kürzer und weicher, Zapfen kleiner. Peloponnes, beſonders in den Gebirgen Arkadiens zwiſchen 1000 und 1300 Met. Höhe. Die griechiſche Tanne erträgt noch die Winter Mittel— deutſchlands ohne allen Schutz“) und gehört, da ſie durch die Regelmäßig— keit ihres Wuchſes faſt an eine Araucaria erinnert, zu den ſchönſten Tannen— arten, verdient daher überall in Gärten kultivirt zu werden. Ja, für die Gebirge der adriatiſchen Zone würde ſie ſich vielleicht zum Anbau als Forſt— gehölz eignen. Griſebach und Parlatore betrachteten auch die griechiſche Tanne nur als eine klimatiſche Varietät von A. pectinata. Sie würde, wäre dieſe Anſicht richtig, ſich dann ebenſo zu unſerer Edeltanne verhalten, wie Picea obovata zu P. excelsa. Bisher iſt mir aber von eigentlichen Uebergangsformen zwiſchen A. pectinata und A. cephalonica nichts bekannt geworden. Uebrigens ſcheint mir die griechiſche Tanne wegen ihrer ſpitzen ſtarren Nadeln und deren Stellung und wegen ihrer Zapfen viel mehr Aehnlichkeit mit A. Pinsapo als mit A. peetinata zu haben. Vgl. C. Koch, Dendrol. Vorleſ., S. 358. ) Nach Schübeler (a. a. O. S. 169) halten ſowohl die griechiſche wie die Nordmannstanne, desgleichen unſere Weißtanne, A. balsamea und Picea Menziesii u. a. noch um Stockholm und in der ſüdlichen Hälfte Norwegens in Gärten im Freien aus. 154 17. Abies Nordmanniana Lk. Nordmann's Tanne. Synonyme und Abbildungen: A. Nordmanniana Lk. in Linn. I. C., Carr. Conif. P. 203, Henk. Syn. p. 172. — Pinus Nordmanniana Stev. in Bull. soc. nat. Mose. 1838, p. 45, t. 2, Ant. Conif. p. 74, t. 28, f. 2; Endl. Syn. p. 93. — Picea Nord- manniana Loud. Enc. 1042, f. 1590. Stattlicher Baum 1. Größe mit ſchnurgeradem Stamme und regel— mäßigen dichtſtehenden Aſtquirlen. Nadeln flach, lineal, bis 27 Mm. lang, an der Spitze ſtumpf zweizähnig, oberſeits glänzendgrün, unterſeits mit 2 weißen Streifen, an den jungen Trieben in mehrern dichten Reihen aufwärts gerichtet, an den ältern unregelmäßig zweizeilig. Zapfen ei— förmig, 12—13 Cm. lang und 5 Cm. dick, ſitzend, braun. Deckblätter aus verſchmälerter Baſis nach oben hin ſich ei- oder herzförmig verbreiternd und in eine 4 Cm. lange ſtachelſpitzige Platte endigend, welche ſich über die darunter liegende Samenſchuppe zurückſchlägt. Samenſchuppen breit, faſt becherförmig, ganzrandig. Samen eiförmig, dreikantig, verkehrt kegel— förmig, 1 Cm. lang, mit breitem häutigem hellbräunlichem Flügel. Auf den Gebirgen der Krim, im weſtlichen Kaukaſus und längs des Quergebirges, das den Kaukaſus mit dem armeniſchen Hochlande verbindet, bis 1950 Met. emporſteigend und in der Berg- und ſubalpinen Region Wälder bildend. Wird dort 25—30 Met. hoch. Gedeiht noch in der mitteldeutſchen Zone im Freien, leidet, da ſie im Frühlinge ſpät austreibt, nicht leicht von Spätfröſten und würde ſich deshalb, namentlich in der ſüd— deutſchen, rheiniſchen und adriatiſchen Zone zum Anbau als Waldbaum empfehlen, zumal da ihr Holz ſehr vorzüglich ſein ſoll. Neuerdings iſt dieſe von Nordmann aus Odeſſa auf der Höhe des Adſchar— gebirges in der Nähe der Kurquellen zuerſt aufgefundene und ſeit 1848 in Europa eingebürgerte Tanne, welche Parlatore (wohl mit Unrecht!) ebenfalls nur für eine klimatiſche Abart von A. pectinata gehalten hat, als Waldbaum zum Anbau im Garten ſehr empfohlen worden, da fie bis — 25, ja 28,5% C. wochenlang ertragen kann, ohne zu erfrieren und, da ſie ſpät im Frühlinge austreibt, auch von Spätfröſten faſt nie zu leiden hat. In der Jugend iſt ſie trägwüchſig, ſpäter aber, nachdem ſie ihren Fuß beſchattet hat, raſchwüchſig und bezüglich des Zuwachſes der gemeinen Tanne gleich. Bisher iſt ſie nur vereinzelt in Buchen- und Fichtenwäldern und andern gemiſchten Beſtänden eingeſprengt worden (in Brandenburg, Sachſen u. a. m.), dagegen in Gärten allgemein verbreitet. Vogl in Miramare hält ſie für berufen, die gemeine Tanne auf den Gebirgen Iſtriens zu erſetzen. 18. Abies Eichleri Lauche. Kaukaſiſche Tanne. Synonyme: A. Eichleri Lauche in Berliner Gartenzeit. 1882, S. 63 (mit Ab- bildung). — A. pectinata Auct. Baum 1. Größe mit langer walziger, faſt vom Stammgrunde an beginnender Krone. Rinde bräunlichgrau. Nadeln 20—30 Milli— met. lang und 2 Millimet. breit, zweizeilig, oft faſt ringsum geſtellt, aufwärts ge— bogen, an der Spitze abgerundet, unterſeits mit 2 bläulichweißen Streifen. Zapfen walzig, 7 Centim. lang, 22 Millim. breit, unreif ſchwarzblau, reif violettbraun; Deckſchuppen keilförmig, ſchwach gezähnt, mit kurzer vorragender Spitze, Samenſchuppen breit fächerförmig, deutlich geſtielt. Samen braun, Flügel ſo lang wie die Schuppe. Kaukaſus. — Dieſe ſchöne, in ihrer Heimat bis 30 Met. hoch werdende, lange Zeit mit A. pectinata verwechſelte Tanne verhält ſich nach Lauche ganz ſo wie die Nordmannstanne und dürfte daher ebenfalls an geeigneten Localitäten, namentlich in der adriatiſchen Zone, ſich zum Anbau empfehlen. Anmerkung. Unter die nordamerikaniſchen Tannenarten, welche in botaniſchen, Forſt- und Handelsgärten kultivirt werden, find neuerdings namentlich drei Arten zum Anbau im Walde empfohlen worden, weshalb dieſelben hier kurz charakteriſirt werden mögen: A. bracteata Hook. et Arn., Henk. et Hochst. Synops. 3, ©. 167 (ab⸗ gebildet in Flore des serres, IX, S. 109). Nadeln ſehr lang, aber ſchmal (35 bis 48 Millim. lang, 2—3 Millim. breit), unregelmäßig doppeltzweizeilig geſtellt, ſtachel— ſpitzig, unterſeits mit 2 ſilberweißen Streifen. Zapfen eiförmig, 10 Centim. lang, 5 Centim. breit, mit großen keilförmigen zweilappigen Deckblättern, deren verlängerte Mittelrippe einen bis 38 Millim. langen, völlig blattartigen weit über die nierenförmige am obern Rande gekerbte blaßbraune Samenſchuppe heraushängenden Anhang bildet. — In Californien, 900—1860 Met. über dem Meere. Erreicht dort bis 36,6 Met. Stammhöhe und bis 1 Met. Stammſtärke. A. nobilis Lindl., Henk. Hochst. S. 168 (abgeb. in Ant. Conif. t. 29; Laws. Pinet. brit.). Nadeln 20—36 Millim. lang, 1⅜ Millim. breit, faſt ſichelförmig, ſtumpf ſtachelſpitzig, aufwärts gekrümmt, ſehr dicht geſtellt, unterſeits bläulichweiß. Zapfen walzig, 15—22 Centim. lang, 6— 7,5 Centim. breit; Deckblätter breit, ſpatel— förmig, zernagt, zerfetzt, gelappt, mit grünem pfriemenförmigem weit heraushängendem Fortſatz. Samenſchuppen keilförmig, ganzrandig, an den Ecken einwärts gekrümmt, am Rande ſchwärzlich. — Gebirge von Oregon und Nordcalifornien, 1800-2400 Met. über dem Meere. Majeſtätiſcher bis 61 Met. hoch werdender Baum mit hori— zontalen Aeſten und zimmtfarbener Rinde. A. magnifica Murray. Vgl. Regel's Gartenflora 1864, S. 119. Nadeln kurz und derb, faſt vierfantig, fichtenartig aufwärts gerichtet, dicht die Zweige be— deckend. Quirläſte flach ausgebreitet. Zapfen groß und breit, walzig bis 23 Centim. lang und 7,6 Centim. breit; Deckblätter keilförmig⸗-lanzettlich, ſpitz, am Rande aus— gebiſſen, etwas kürzer, als die flachen, abgerundeten Samenſchuppen. — In der Sierra Nevada Californiens, wo dieſe prachtvolle, ebenfalls bis über 60 Met. Höhe erreichende Tanne zwiſchen 2133 und 3352 Met. Seehöhe große Waldungen bildet. Wird in der „Schweizeriſchen Zeitſchr. für das Forſtweſen“ (1875, S. 31) als echten Alpenbaum für die Schweizeralpen ſehr empfohlen. 2. VI. Barıx Ik. 2arıge. Nadeln am Stämmchen der einjährigen Pflanze ſowie an den lang— geſtreckten Mai- oder Junitrieben aller folgenden Jahre einzeln ſtehend, alternirend-jpiralig, an den aus Achſelknospen jener Nadeln entſtandenen Kurztrieben gebüſchelt, zuſammengedrückt, lineal, ſtumpf, weich, kurz geſtielt. Männliche Blüten aus blattloſen Seitenknospen vorjähriger oder älterer Langtriebe ſich entwickelnd, auf einem kurzen dickem, dicht beſchupptem Stiele (der Baſis der mit Staubblättern beſetzten Knospenachſe), kuglig-eiförmig, meiſt abwärts geneigt. Staubblätter kurz geſtielt, ſchuppenförmig, fleiſchig, mit kurzem aufrechtem Antherenkamm, nach außen zwei der Länge nach auf— ſpringende Pollenſäcke tragend. Weibliche Aehren gleichzeitig mit den männlichen erſcheinend, oft an denſelben Zweigen, an der Spitze dicht be— ſchuppter aufwärts gekrümmter Kurztriebe, daher am Grunde ſtets von Nadeln umgeben, aufrecht. Deckblätter verſchieden geformt, auswärts gebogen, mit in eine lange Spitze auslaufendem Mittelnerv, viel länger als die nieren— förmig abgerundeten etwas fleiſchigen Samenſchuppen; Samenknospen diver— girend, mit kurzem Hals. Zapfen aufrecht, klein, nach dem Reifen der Samen nicht zerfallend; Samenſchuppen lederartig-holzig, abgerundet, viel größer als die vertrocknenden Deckblätter, deren Spitze jedoch zwiſchen den untern Samenſchuppen hervorzuragen pflegt. Samen verkehrt eiförmig mit einem breiten häutigen den Grund und äußern Rand umfaſſenden Flügel. Sommergrüne Bäume mit ſchlankem Stamme, deſſen anfangs glatte Rinde ſich bald in eine immer dicker werdende riſſige kiefernartige Borke verwandelt, und mit tief angeſetzter pyramidaler Krone, welche aus undeut— lichen Aſtquirlen und vielen einzelnen Aeſten (urſprünglichen Stammſproſſen) zuſammengeſetzt iſt und daher zerſtreut-äſtig erſcheint. Aeſte viele Zweige treibend, letztere an den älteren (namentlich unteren) Aeſten oft ſchlaff herab— hängend. — Die ſtets ſehr zarte und kleine Keimpflanze entwickelt aus ihrem zwiſchen den 3—4 nadelförmigen Kotyledonen ſitzenden Knöspchen einen kurzen mit einzeln ſtehenden aber quirlförmig angeordneten, ziemlich langen Nadeln beſetzten Sproß. In den Achſeln einzelner dieſer Nadeln bilden ſich kleine Knospen, die ſich in Kurztriebe umgeſtalten, weshalb die an ihrer Achſe entſtandenen Nadeln, wenn ſie im nächſten Frühjahr aus den aus einander weichenden häutigen Deckſchuppen der Knospe hervortreten, zu einen Büſchel vereinigt erſcheinen. An der Spitze des benadelten Kurztriebes be— findet ſich wieder eine Knospe, deren ſich ſtreckende Achſe den Kurztrieb im nächſten Jahre wieder, aber nur ſehr unbedeutend verlängert. Dieſer Vor— gang kann ſich mehrere Jahre hinter einander wiederholen, wodurch walzige, 137 von den Narben der abgeworfenen Deckſchuppen und Nadeln geringelt er- ſcheinende Triebe entſtehen, welche indeſſen nur ſelten die Länge eines Cm. erreichen, indem ſie nach einer Reihe von Jahren gewöhnlich abſterben, worauf ſie langſam verwittern (Fig. XXII zeigt bei 15 einen ſolchen alten fünfjährigen Kurztrieb im Längsdurchſchnitt vergrößert). Deshalb erſcheinen die ältern Zweige der Lärchen mit halbkugligen oder kurzwalzigen Höckern beſetzt. Indeſſen ſterben dergleichen mehrjährige Kurztriebe, nachdem ſie aufgehört haben, Blätter zu entwickeln, nicht immer ab, ſondern werden von der Rinde überwachſen und bleiben lebendig, worauf ihre Endknospe zu einem ſchlafenden Auge wird. Auf dem Vorhandenſein ſolcher unter der Rinde verborgener ſchlafender Augen beruht die bei den Lärchen ſo häufig vorkommende Entwicklung von Stammſproſſen. Schon im 2. Lebensjahre verlängert ſich die Endknospe des Stämmchens, desgleichen die Knospe eines oder des andern der Spitze des Stämmchens zunächſt ſtehenden Nadel— büſchels im Mai oder Juni zu einem Langtrieb, der wieder mit einzeln ſtehenden Nadeln beſetzt iſt, in deren Achſeln ſich Knospen bilden, welche in Kurztriebe ſich umgeſtaltend im nächſten Frühling Nadelbüſchel erzeugen. Auch dieſer Vorgang wiederholt ſich jedes folgende Jahr, wo ſtets die End— knospen der Aeſte und Zweige (vorjähriger Langtriebe) und einzelne ſeiten— ſtändige Nadelbüſchel Langtriebe, oft von beträchtlicher Länge entwickeln (Fig. XXII, I), welche abwärts geneigt zu ſein pflegen, weshalb die Lärchen— bäume von Ende Juni an mit vielen ſchweifartigen locker benadelten Zweigen wie behängt erſcheinen, was ihnen ein ſehr zierliches Anſehen verleiht. Die Nadeln der Langtriebe ſind ſtets länger und breiter, über— haupt von üppigerem Wachsthum, als diejenigen der Büſchel. Nach dem Eintritt der Mannbarkeit pflegen die Lärchen alle Jahre zu blühen, meiſt ſehr reichlich, und ſind oft die Blüten über die ganze Krone verbreitet, die männlichen immer in viel größerer Anzahl vorhanden, als die weiblichen, welche, wenn ſie mit den männlichen an demſelben Zweige vorkommen, zwiſchen jenen ſeitenſtändig erſcheinen. Beiderlei Blüten entwickeln ſich an Kurztrieben, deren Endknospe an ihrer Achſe Staubblätter reſp. Deckblätter und Samenſchuppen entwickelt hat. Dies beweiſt die (namentlich bei L. europaea) nicht ſelten vorkommende Erſcheinung, daß die Zapfenachſe ſich über den Zapfen hinaus zu einem beblätterten Langtrieb verlängert (Fig. XXII, I, a), wie auch die große Aehnlichkeit der unterſten Deckblätter der weiblichen Aehre mit den unter dieſer ſtehenden Nadeln des Kurztriebs. Die Kurztriebe, welche ſich in männliche Blüten umbilden, entwickeln am Grunde ihrer Achſe keine Blätter. Nach der Blütezeit vergrößern ſich die Samenſchuppen ſehr raſch und überwachſen daher ſchnell die Deckblätter. Nach dem Ausfliegen der Samen bleiben die entleerten Zapfen noch einige 15 6 5 3 4 13 Die Lärche, Larix europaea Decandolle. 1. Ein Zweig mit einem Lang- und mehreren Kurztrieben, und mit einer Durchwachſung eines Zapfens a; — 2. ein Zweig mit männlichen (8) und weiblichen Blüten (2); — 3. eine männliche Blüte, 3 mal vergr.; — 4. 5. 6. Staubgefäße, noch geſchloſſen (4. 5.) und aufgeſprungen (6.); — 7. 8. ein Deckblatt von außen und von innen; — 9. eine Samenſchuppe; — 10. ein reifer Zapfen; — 11. 12. 13. eine Zapfenſchuppe von außen und innen (mit den Samen und [13] ohne dieſe); — 14. Same mit und ohne Flügel und letzterer allein (rechts; — 15. Längsdurchſchnitt eines Kurztriebes, vergr.; — 16. eine Nadel und deren Querſchnitt (vergr.). q ˙—%˖1¹ĩ[[ é Meueee eeieee 139 Jahre hängen und verwittern mehr oder weniger am Baume, weshalb man bei mannbaren Lärchen gleichzeitig Zapfen ſehr verſchiedenen Alters an verſchiedenen Zweigen und Aeſten ſieht. Durch eine Drehung des Stieles der entleerten Zapfen bekommen letztere allmälig eine hängende Stellung, während ſie bis zur Samenreife ſtets aufrecht ſind. — Außer den oben erwähnten ſchlafenden Augen kommen bei den Lärchen auch Adventivknospen, beſonders in der Rinde des Stammes zur Entwicklung. Deshalb beſitzen die Lärchen die Fähigkeit, außer Stammesſproſſen nach dem Abhieb des Stammes auch Stockausſchläge zu treiben, wodurch ſie ſehr an die Laub— hölzer erinnern. Der Verbreitungsbezirk der Lärchen iſt ſehr groß, denn er umfaßt den ganzen Norden von Nordamerika, Aſien und Oſteuropa, ferner die Gebirgs— länder von Mitteleuropa, Mittelaſien und Japan. Man kennt bis jetzt im Ganzen 9 Arten, von denen eine ausſchließlich in Europa, eine in Aſien und dem nördlichen europäiſchen Rußland, 3 aus— ſchließlich in Aſien, darunter eine in Japan, 4 in Nordamerika heimiſch ſind. Die meiſten dieſer Arten ſind einander ſehr ähnlich und werden deshalb von Griſebach u. a. nur als klimatiſche Varietäten einer Art (A. europaea) betrachtet. Doch laſſen ſich dieſelben botaniſch recht wohl unterſcheiden. Ueberſicht der in unſerer Flora aufgezählten Arten. a. Zapfen 21/,—5 Centim. lang, an der Spitze abgerundet. Zapfenſchuppen abgerundet. 6. Aeſte horizontal abſtehend oder die unteren hängend. 1. Nadeln der Büſchel 1—3 Centim. lang. Zapfenſchuppen ſehr deutlich geſtreift, flach, klaffend, an den Rändern wellig, oft auswärts gebogen, ſtets kahl. Weibliche Aehren walzig, purpurrotd . . L. europaea DC. 2. Nadeln der Büſchel 3—5 Centim. lang. Zapfenſchuppen undeutlich geſtreift, ſehr conver, bis zur Samenreife feſt zuſammenſchließend, außen feinfilzig. Weibliche Aehren eiförmig, bleichgrün . L. sibirica Led. 6. Faſt alle Aeſte vollkommen hängend, lang und dünn. Zapfen eiförmig rundlich, 2½ Centim. lag. . pendula Salisb. b. Zapfen 1—2 Centim. lang, am Scheitel abgeſtutzt. Schuppen geſtreift, kahl. y. Zapfen 1½—2 Centim. lang, eiförmig oder faſt kuglig. Schuppen ab- gerundet, zuſammenſchließend. Weibliche Aehren länglich, oben abgeſtutzt, e Rn. „„ Hahnriea Turez- d. Zapfen 1—1'/, Centim. lang, walzig. ker auffallend wellig gebogen, abgeſtutzt, auffallend klaffnnndd . L. microcarpa Poir. 19. Larix europaea DC. Europäiſche, gemeine Lärche. Synonyme: L europaea DC. Fl. fr. III, p. 277 (1815), Carr. Conif. p. 276; Nördl. Forstbot., II, 414 ff.; L. decidua Mill. Diet. (1731) n. 10; L. vulgaris Fisch. in Spach Hist. nat. veg. phan. XI, p. 432; L. europaea a. communis Henk. Hochst. Syn. p. 130. — Pinus Larix L. Spec. 1420; Endl. Syn. p. 133. — Abies Larix Lam. III. I., Pokorn. Holzpfl. p. 19, Neilr. Ung. Slav. p. 74, Croat. p. 53. „Lärche, Lärchentanne, Weißlärche, Lorchbaum“, franz. „Mélèze“. Abbildungen: Lam. III. t. 785, f. 2., Rich. Conif. t. 13, Lamb. Pinet. ed. 1. I. t. 35, Loud. Arbor. IV, f. 2285—2262, Encyel. f. 1972; Ant. Conif. t. 21, f. 2; Hartig Forstkulturpfl. t. 3; Nouv. Duh. V, t. 79, f. 1.; Reichb. Ie. fl. germ. XI. 1 Baum 1. Größe mit geradem, bei räumlichem Stande ſtark abfälligem Stamme, pyramidal-kegelförmiger Krone in jedem Alter und ſtark ver— zweigter tiefgehender Bewurzelung. Rinde junger Stämmchen ſowie der Zweige und jüngern Aeſte glatt ledergelb, verwandelt ſich ſpäter in eine äußerlich graubraune, inwendig ſchön rothbraune Borke. Aeſte ſchwach, bei freiem Stande weit ausgreifend, mit aufwärts gebogenen Enden und abwärts hängenden dünneren Zweigen. Nadeln 1—3 Centim. lang ?/, bis ¾ Millim. breit, ſtumpfſpitzig, auf der obern Seite ſchwach gekielt, auf der untern Seite mit vortretendem Mittelnerv, beiderſeits gleichfarbig hellgrün. Nadelbüſchel mit ſehr ungleichlangen Nadeln, getrennt ſtehend, daher Benadelung licht. Männliche Blüten / —1 Centim. lang (mit dem Stiel) eiförmig⸗kuglig, zuletzt kurz walzig; anfangs hellgrün, aufgeblüht gelb; Spindel gerad, ſeltner aufwärts gebogen, mit einem kleinen Hohlraum in der Baſis; Staubblätter faſt ſchildförmig, am Stiel die Pollenſäcke tragend, mit kaputzenförmigem in einen zuſammengedrückt- kegelförmigen grünen ganzrandigen Kamm endigendem Scheitel (XXII. 3, 5, 6.). Weib— liche Aehren ohne Stiel 1—1 ö Centim. lang, walzig⸗länglich, abgeſtutzt, ) Neuerdings hat man dieſen längſt vergeſſenen Namen an die Stelle des bisher allgemein anerkannten und gebrauchten Namens von De Candolle geſetzt, um dem Rechte der Priorität zu genügen. Aus demſelben Grunde, den ich bei der Weißtanne angegeben (ſ. S. 112 Anmerk.) bin ich bei dem bisher üblich geweſenen Namen ge— blieben. Dazu kommt, daß die Mehrzahl der Syſtematiker gleich mir aus guten hier nicht zu erörternden Gründen Pflanzennamen aus der Zeit vor Linné nicht zu berück— ſichtigen oder wenigſtens auf ſie das Geſetz der Priorität nicht anzuwenden pflegt, ferner daß Miller die Lärche gar nicht L. decidua genannt, ſondern nur als „Larix folio deciduo“ beſchrieben hat. Endlich geſtehe ich, daß ich noch dem von Linné aufgeſtellten Geſetze huldige, demzufolge der Speciesname einer Pflanze kein leerer Schall ſein, ſondern eine Eigenſchaft derſelben bezeichnen ſoll („Nomen specificum primo intuitu plantam suam manifestabit, cum differentiam ipsi plantae inscriptam contineat“. Philos. bot. p. 203). Nun aber iſt europaea gewiß ein ſehr paſſender Name für die gemeine Lärche, da dieſe nur in Europa vorkommt, während decidua auf ſämmtliche Lärchenarten paßt. — 14 mit am Grunde aufwärts gekrümmter Spindel; Deckblätter breit verkehrt— eiförmig ausgerandet, ſchön purpurroth, von einem ſtarken in eine lange auswärts gekrümmte Spitze auslaufenden Mittelnerv durchzogen, welcher bei den untern einer Nadel gleicht und grün gefärbt, bei den obern röthlich it (XXII, 7, 8). Zapfen ſelten über 1½ Centim. lang, eiförmig, am Scheitel abgerundet, ziemlich lang geſtielt, reif hellbraun; Samenſchuppen eiförmig-rundlich, wenig gewölbt, mit dünnhäutigem wellig gebogenem oft auswärts gekrümmtem Rande, am Rücken gefurcht⸗-geſtreift, zu jeder Zeit kahl, untere um die Hälfte länger, als die Deckblätter, deren Spitzen zwiſchen den unteren (oft auch mittleren) Schuppen deutlich hervortreten. Samen 3— 4 Millim. lang, in eine Vertiefung des ſehr breiten, halb eiförmigen, doppelt ſo langen, dünnhäutigen, hellbraunen Flügels ein— gedrückt (XXII, 11—14.). Die Lärche zeigt nur in den erſten Lebensjahren eine wirkliche Pfahlwurzel, denn bald nehmen die Seitenwurzeln überhand, welche der Pfahlwurzel an Länge und Stärke gleichkommen. So entſteht nach und nach eine aus vielen weit ausſtreichenden und ſchief eindringenden Wurzelſträngen zuſammengeſetzte Bewurzelung, welche dem Baume einen feſten Stand ſichert. — Die Rinde der jungen Lärche erſcheint vom 2. Jahre an gelb geſtreift infolge des Stehenbleibens der (gelben) Oberhaut nach begonnener Korkentwickelung. Die Grünſchicht enthält, wie bei der Tanne, zahlreiche Harzlücken. Borkenbildung tritt erſt um das 20. Lebensjahr ein, die Borke erreicht aber bisweilen eine enorme Dicke, wenn ſie ſich nur oberflächlich abſchuppt. Das Lärchenholz iſt grobfaſerig, ſpröde und leichter als Kiefernholz, dem es ſonſt am meiſten ähnelt, harzreich, überaus dauerhaft, namentlich unter Waſſer, wo es ſteinhart wird, von faſt unverwüſtlicher Dauer. Das Splintholz iſt gelblichweiß, das Kernholz mehr oder weniger röthlich. f Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Eintritt der Mannbarkeit bei freiem Stande (wenigſtens bei der Kulturlärche) mit dem 15. Jahre (an trocknen ſonnigen Standorten oft noch eher, doch dann der Samen meiſt taub), im Schluſſe ſpäter, in höhern Gebirgslagen auch bei freiſtehenden Bäumen erſt zwiſchen dem 20. und 30. Jahre, worauf aller 7 10 (ſeltner 3—4) Jahren eine reichliche Zapfenernte zu erwarten iſt. Beginn der Blütezeit mit der Entfaltung der Nadelbüſchel, im Süden des Gebiets Mitte bis Ende März, im Norden Ende April bis Mitte Mai. Eintritt der Samenreife im Oktober, Ausfliegen des Samens meiſt erſt im Frühjahr (beſonders bei Oſt- oder Südoſtwind), bis wohin die reifen Zapfen geſchloſſen bleiben. Mit dem Eintritt der Samenreife ſcheint der Abfall der Nadeln Hand in Hand zu gehen. Die Samen behalten ihre Keimkraft bei guter Aufbewahrung 3—4 Jahre, doch keimt ſchon zwei- jähriger Same ſchwerer und ſpäter, als einjähriger. Schon in Nord— deutſchland ſind ſelten mehr als 10—12% des Samens keimfähig, in den r baltiſchen Provinzen ſind die Samen meiſt alle taub. Auslaufen des im Frühling geſäten Samens 3—4 Wochen nach der Ausſaat. Längenwuchs raſch, unter günſtigen Standortsverhältniſſen ſchon im erſten Jahre beim Stämmchen über 60 Centim., bei der Pfahlwurzel 24—27 Centim. Im Schluſſe erwachſene Pflanzen ſind am Ende des dritten Sommers nicht ſelten über 1 Met. hoch bei 15 Millim. Stammſtärke. Nach Hartig ſoll die Periode des ſtärkſten Höhenwuchſes auf gutem Boden in Pflanz⸗ beſtänden bei 4füßiger Entfernung der Stämme zwiſchen das 40. und 60. Lebensjahr fallen und die Höhenzunahme jährlich im Durchſchnitt 1?/, Fuß (5,7 Durchmeſſer) betragen, dagegen der Durchmeſſerzuwachs zwiſchen dem 20. und 40. Jahre am ſtärkſten ſein. Noch längere, bis meterlange Höhentriebe kommen jedoch wohl nur bei jungen 5— 20jährigen Bäumen vor, denn zwiſchen dem 20. und 30. Jahre pflegt die Lärche von der ihr in der Jugend an Höhenwuchs nachſtehenden Fichte eingeholt und bald darauf übertroffen zu werden. — Die Lärche vollendet ihren Höhenwuchs je nach der Lage und dem Klima binnen 60 bis 150 Jahren und erreicht durchſchnittlich eine Höhe von 70—100 p. F. (22,7 —32,4 Met.). Unter begünſtigenden Umſtänden wird ſie jedoch an ihren natürlichen Standorten viel älter, höher und ſtärker, indem fie dort bis 160“ (52 Met.) Höhe, 4—5˙ (1,29—1,6 Met.) Stärke und bis 600 Jahre Alter zu erreichen vermag”). Formenkreis. Bezüglich des Wuchſes und der Nadeln varitrt die gemeine Lärche wenig oder gar nicht, denn durch ungünſtigen Standort oder falſche Behandlung verurſachte Abweichungen von der normalen Ausbildung, wie man ſolche in aus Saaten oder Pflanzungen entſtandenen Lärchen— beſtänden oft genug ſieht (3. B. ſäbelförmiger Wuchs des Stammes, un- regelmäßig ausgebildete Krone wegen ſehr reichlicher Entwicklung von Stammſproſſen, auffallend kurze Nadeln u. ſ. w.) können nicht als Varie— täten oder naturgemäße Abänderungen betrachtet werden. Die ſpontane Lärche der Alpen und Karpathen läßt dergleichen Abnormitäten höchſtens in der Nähe ihrer oberen Grenze wahrnehmen. Sie macht in der Regel einen ſchnurgeraden Stamm, der ſich zwar ſelbſt bei freiem Stande ziemlich hoch (bis 10 Met.) von Aeſten reinigt, dennoch aber eine tief angeſetzte aſtreiche Krone beſitzt. In den der Lärche beſonders günſtigen Lagen iſt der Stamm unterhalb der Krone ohne Sproſſe, ſammt den Aeſten wenig Bei Raitl in Tirol ſteht ein Lärchenbaum von 26“ Umfang, welcher ſeit Menſchengedenken hohl iſt und deſſen Höhlung wiederholt als Stall und Wohnzimmer benutzt worden iſt. Im Canton Wallis giebt es eine Lärche, deren Stamm 7 Männer kaum zu umſpannen vermögen. Nach Weſſely ſind Lärchenſtämme von 150“ Länge, 4, Stärke und 400 Jahren Alter in den öſterreichiſchen Alpen keine Seltenheit.. 5 = oder gar nicht mit Flechten bedeckt, die Krone reich verzweigt mit freudig— grünen üppigen Nadelbüſcheln an den Zweigen. Wipfelbruch, welcher ſelten vorkommt, da die Lärche die Sturmlagen meidet, durch Schneedruck nicht beeinträchtigt wird und überdies ein ſehr elaſtiſches Holz beſitzt, wird durch Bildung von Secundärwipfeln leicht erſetzt. Ein wirkliches Variiren kommt bei der Lärche nur hinſichtlich der weiblichen Blüten, der Zapfen und der Ausbildung des Kernholzes vor. In Gärten findet man bisweilen eine Varietät mit grünlichweißen weiblichen Blüten (L. europaea var. alba *), eine andere mit hellrothen Blüten und rothen oder rothgelben Zapfen (L. eur. var. rubra). Ferner variirt die Geſtalt der Zapfen, indem bis— weilen walzige und ſpindelförmige vorkommen. Seltner vergrößern ſich die Deckblätter, ſo daß ihre Spitzen zwiſchen allen Samenſchuppen weit hervor— treten. Was das Holz betrifft, ſo findet ſich in den Alpen in bedeutenden Höhen eine Lärchenvarietät mit auffallend rothem Kernholz, welches ſich durch außerordentliche Dauerhaftigkeit und Widerſtandsfähigkeit gegen Fäulniß auszeichnet und daher ſehr geſucht iſt. In den bairiſchen und Tiroler Alpen nennt man ſolche Lärchen „Steinlärchen“ oder „Jochlärchen“ im Gegenſatz zu deu auf fettem Wieſenboden der Thäler erwachſenen, minder gutes Holz beſitzenden „Graslärchen“. Gartenformen ſind die „Hängelärche“ (var. pendula) mit längeren herabhängenden Zweigen und die „kriechende“ Lärche (var. repens), bei welcher die unterſten Aeſte auf dem Boden hinlaufen. **) Geographiſche Verbreitung. a. Horizontale. Die Lärche findet ſich wildwachſend in den Alpen und Karpathen, im ſchleſiſch-mähriſchen Geſenke und endlich im ſüdlichen Randgebiete des böhmiſch-mähriſchen Wald— viertels um Pöggſtall und am Jauerling ***). Letzteres Vorkommen dürfte ein Beweis ſein, daß dieſe Holzart in früherer Zeit weiter nordwärts ver— breitet geweſen iſt. Gegenwärtig bildet der Bezirk der ſpontanen Lärche einen ſchmalen von WSW nach ONO ſich durch 22 Längegrade erſtreckenden Streifen, welcher ſich innerhalb der Karpathen bedeutend nach SO ſenkt und im öſtlichen Theil in einzelne weit von einander entfernte Inſeln ) Eine auffallende Varietät, welche ſich von der gewöhnlichen var. alba durch ihre eigenthümliche Zapfenbildung auszeichnet, ſtand früher im botaniſchen Garten zu Dorpat. Die weiblichen Blüten dieſes Baumes waren oft über 2 Centim. lang und hatten ſehr ſtark zurückgekrümmte bleiche Fruchtblätter mit grüner Rippe, deren membranöſer Theil am Rande gezähnt war. Die Zapfen erreichten gegen 5 Centim. Länge, waren eiförmig-länglich und hatten nach der Samenreife auffallend zurück— gekrümmt ſparrig abſtehende Schuppen. Ich habe dieſe Var. pallidiflora genannt (Del. sem. h. Dorpat. 1868.). ) Vgl. Sendtner, Vegetationsverh. Südbaierns, S. 556. ) Kerner, Pflanzenleben der Donauländer, ©. 158. 144 (Nordkarpathen, Siebenbürgen, um Biſtritz, Kronſtadt, Kroatien gegen die ſteieriſche Grenze hin) zerriſſen erſcheint. Die Polar- und Aequatorial— grenze dieſes Bezirks ſind nicht genau zu ermitteln; erſtere dehnt ſich in den nördlichen Karpathen und im Geſenke, am meiſten nach N aus (etwa bis zum 50.“ der Breite), während letztere in den Alpen der Dauphiné etwa unter 44° 30° ihren ſüdlichſten und zugleich weſtlichſten Punkt erreicht. Von da ſtreicht die Polargrenze in nordöſtlicher Richtung durch die Schweiz (wo ſie im Jura, den Urkantonen und in Glarus fehlt und am Gäbris in Appenzell bei 1250 Met. Höhe ihren nördlichſten Punkt erreicht), die bairiſchen und ſalzburger Alpen, über den Jauerling nach dem Geſenke und den Nordkarpathen und biegt dann nach SO um, in welcher Richtung ſie bis in die Gegend von Kronſtadt verläuft, wo der öſtlichſte Grenzpunkt des Lärchenbezirks liegen dürfte. Die Südgrenze dagegen zieht am Süd— abhange der Alpen hin, mit dieſem einen weiten Bogen beſchreibend und geht dann durch Kroatien und Südungarn nach den Gebirgen Sieben— bürgens. b. Vertikale Verbreitung. Die Lärche iſt ein echter Hochgebirgs— baum. In den Alpen und Karpathen ſteigt ſie zu bedeutenden Höhen empor und bildet an vielen Stellen theils allein, theils im Gemiſch mit Fichte oder Zirbelkiefer die Baumgrenze. In der Nähe ihrer nörd— lichen Grenze läßt ſich die untere Grenze ſchwer ermitteln, da die Lärche auch in den Thälern vorkommt, und es in vielen Fällen unmöglich iſt, mit Sicherheit zu entſcheiden, ob ſie daſelbſt ſpontan war oder angepflanzt worden iſt. Deutlicher iſt die untere Grenze am ſüdlichen Hange der Alpen ausgeſprochen. In der folgenden Ueberſicht der Höhengrenzen ſind die mir bekannt gewordenen Höhenangaben vereinigt, hinſichtlich welcher wie bei der Weißtanne die Bemerkung zu machen iſt, daß die in runden Zahlen ausgedrückten wohl mehr auf Schätzungen als auf Meſſungen beruhen mögen. l. Obere Grenze. Alpen der Dauphine (449 Br. 249 L. F.) bei 2000 Met. (Mathieu). Centralalpen und Berner Oberland bei 6200—6300 p. F. (2019—2049 Met.). Alpen Graubündtens im Mittel bei 6300 b. F. Maxim. 7000 — 7100 p .F. (2273 bis 2305 Met.). Walliſer Alpen bei 6500 —6650 p. F. (2119 —2159,5 Met.). Remüſer Alp im Unter-Engadin (4650 Br. 289 L.) b. 7150 p. F. (2323,8 Met.). An der Südſeite des Paſſes zwiſchen Scarl und Münſterthal bei 7149 p. F (2321,6 Met.). Montblane (45 50“ Br. 24 30“ L.), Nordſeite, bei 6800 p. F. (2208 Met.). = - = = Gidfeite, bei 6700 p. F. nn 0 Met.). Monte Rosa bei Set (45° 58“ Br. 25% 30“ L.) b. 7000 p. F. (2273 Met.). Oſtſeite des Stelvio, ober Trafoi, bei 7390 p. F. (2400 Met.). Martellthal am Orteles, bei 7390 p. F. (2400 Met.). U ˙ 1 ˙·—] ar —— Veroneſer Alpen, bei 6000 p. F. (1948 Met.) im Mittel; Maxim. 6484 p. F. (2108 Met.). Venetianiſche Alpen, bei 6300 p. F. (2049 Met.). Inach Hildebrand, wie alle Alpen der nördlichen Schweiz, bei 6000 p. F. (1948 Met.). vorhergehenden Angaben. ah Alpen, im Mittel bei 5645 p. F. (1833 Met.) nach Sendtner. - Maximum im Mittel bei 6013 p. F. (1952,7 Met.), desgl. Schleſiches Geſenke im Mittel bei 2500 p. F. (812 Met.). 2. Untere Grenze. In den bairiſchen Alpen im Mittel b. 2800 p. F. (909 Met.), nach Sendtner. Im mittleren Wallis b. 3390 p. F. 1100 Met.). In Unterwallis, ob Epenarſey fällt ſie mit der obern Grenze der Edelkaſtanie zuſammen (nach Chriſtß). Italieniſche Alpen, im Mittel c. 3500 p. F. (2136 5 * Schleſiſches Geſenke im Mittel bei 1000 p. F. (325 Met. Aus den öſterreichiſchen Alpen, ebenſo aus Kroatien, Slavonien, Ungarn und Siebenbürgen, endlich aus dem böhmiſch-mähriſchen Waldviertel ſind mir keine Angaben über die Höhengrenzen der Lärche bekannt geworden. In den Karpathen ſoll (nach Hildebrand) die Lärchengrenze etwas über die obere Fichtengrenze (ſ. Fichte) hinausgehen. Was den Einfluß der Ex poſition des Standortes auf die Höhenlage der obern Grenze betrifft, jo hat Sendtner*), auf Grund von 56 Höhen— meſſungen in den bairiſchen Alpen berechnet, daß dort die obere Grenze der Lärche im Mittel bei NO-Erpofition in 5445 p. F. bei SW-Expoſition in 5820 p. F 3) era W seele 5768 C ENW =, echihhe = ne 51a hei N. 0027,355607%. = Sliegt; Hiernach liegt die obere Grenze der Lärche über (I) oder unter (-—) dem Mittel (— 5645, — 1833 Met.) überhaupt bei NO — 200 p. F. (64,9 Met.) bei 18 + 175 p. F. (56,8 Wet. 11s es 123 (449 ) 5 1.6 3 e „„ EBEN Bent =) Hieraus geht hervor, daß in den bairiſchen Alpen (wahrſcheinlich in den Alpen überhaupt) die ſüdlichen, ſüdweſtlichen, weſtlichen und nordweſt— lichen Lagen dem Gedeihen der Lärche am günſtigſten, die nordöſtlichen und öſtlichen dagegen am ungünſtigſten ſind. Daß zugleich die Beſchaffenheit des Standorts (ob freier Hang, ob Thalleite, Thalrinne u. ſ. w.), vielleicht auch die Natur des unterliegenden Geſteins von Einfluß auf die Erhöhung und Erniedrigung der Lärchengrenze, wie auch auf den Wuchs der Lärche ) Veget. Südbaierns, S. 267. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 8 10 ren iſt, wird aus der folgenden Tabelle erhellen, welche nach den Angaben Sendtner's “) zuſammengeſtellt iſt. Standort. = 2 2 Alpentheil. Localität. 2 5 Baum- 8 form. = PN Bodenart eftlt. 5 DS Weſtl. Theil. Lechjeite der Algäueralpen. Dolomit. Freier Abh. sw Bäume. | 5800 Hauptzug. Fürſchüſſenkopf. Kalkhornſtein. - N Krüppel. 6300 Mittl. Theil. Höllenthal an der Zugſpitz. Kalk. SW Bäume. 5600 Hauptzug. Gamsangerl am Wetterſtein. - NO 5164 = = NO Krüppel. 5430 Hinterer Karwendl. W Bäume. 5282 Vorderer Karwendl. - N 5049 Oeſtl. Theil. r Dolomit. NO — 4300 Vorderzug. - > 80 3351 Mittelzug. Guglalpe am Wagman. Kalk. Thalrinne. NO 382 z - Freier Abh. NO - 5276 Lahfeld. > - W. 35863 > > - SW - 5900 Mitterkaſer am Jenner. - Thalleite. NO - 4728 Juhſtapfl am Jenner. Dolomit. Freier Abh. N. = 5201 Hauptzug. Bl laueis am Hochkalter. Kalk. Thalleite. NO „ z . Freier Abh. | INO | - 5200 Ofenthal am Hechfalte. = Thalleite. NW - 5260 Freier Abh. SW - 5560 Hachtalter z Thalleite. N. N 5064 l Freier Abh. NO a 5645 Fundenſeetauern. Kalku. Wergel - NW - 5822 = SW N 5932 Gansſcheibe - | Thalleite. | N - 5680 | Freier Abh. NO = 5693 Röthalpe unter d. Teufel shorn. > a - | SW 50630 = - - - - | W = 5630 = Mergel. - NW 5550 - - > Thalleite. NW. - 5400 An den Thalleiten und in den Thalrinnen erſcheint folglich die obere Lärchengrenze immer deprimirter als an freien Hängen, ja ſelbſt bei den günſtigſten Expoſitionen niedriger, als bei ungünſtigen an freien Hängen. Innerhalb ihres natürlichen Verbreitungsbezirks erſcheint die Lärche gegenwärtig höchſt ungleich vertheilt. Wirkliche Wälder und zwar von beträchtlicher Größe bildet ſie nur noch in den Alpen der Dauphiné, und zwar theils in reinem Beſtande, theils im Gemiſch mit Pinus uncinata und P. Cembra. Größere Gehölze und Beſtände finden ſich ſodann in den Walliſer, Teſſiner und Graubündtner (wo die Lärche überall maſſenhaft auftritt und mit eingeſtreuten Fichten und Zirbelkiefern den Alpenwald bildend, nicht ſelten rieſige Dimenſionen, bis 2¼ Met. Stammdurchmeſſer 147 in Bruſthöhe erreichend), ſowie in den italieniſchen und tiroler Alpen (hier jedoch nur in der centralen und ſüdlichen Kette), endlich im Mittel- und Hauptzuge des öſtlichen Stockes der bairiſchen Alpen und in der Central— kette der Salzburger und ſteieriſchen Alpen. Sonſt kommt die Lärche nur zerſtreut, einzeln und horſtweiſe eingeſprengt unter Fichten, ſeltner Zirbel— kiefern, vor, ja im Vorderzuge der weſtlichen bairiſchen Alpen fehlt ſie ganz, und auch im Hauptzuge jener Alpen iſt ſie ſehr ſelten. In den ſüd— ſteieriſchen, kärnthner und krainer Alpen tritt ſie ebenfalls meiſt nur ein— geſprengt und horſtweiſe auf; überhaupt ſcheint ſie, je weiter oſtwärts deſto ſeltner zu werden. Im mähriſch-ſchleſiſchen Geſenke iſt ſie zwiſchen den Flüſſen Mora und Goldoppa über c. 20 Quadratmeilen verbreitet und kommt daſelbſt vorzugsweiſe auf Thonſchiefer und Verwitterungsboden und namentlich an Südlehnen vor.“) Ueber die Art und Weiſe ihres Vor— kommens in den Karpathen und Siebenbürgen iſt mir nichts Sicheres bekannt geworden. In den nördlichen Karpathen, wo ſie in der Berg- und Voralpenregion auftritt, bildet ſie nach Neilreich auch keine großen Be— ſtände. In Kroatien tritt ſie nur vereinzelt in Fichtenwäldern auf: daſſelbe ſcheint in Siebenbürgen der Fall zu ſein. Das Maximum des Vorkommens liegt alſo im Weſten und Süden des Verbreitungsbezirks, wo ſie auch am höchſten emporſteigt, und ſcheinen auch dort die zuſammenhängenden Beſtände und Wälder vorzugsweiſe, wenn nicht ausſchließlich, an ſüdlichen und weſt— lichen Hängen zu liegen. Viel größer als der natürliche Verbreitungsbezirk der Lärche iſt ihr künſtlicher, indem dieſe Holzart durch Anbau als Wald- und Parkbaum über ganz Mitteleuropa, über einen großen Theil von Frankreich, ja ſelbſt bis England, Schottland, Norwegen, Schweden, nach Litthauen ), den baltiſchen Provinzen und ſelbſt bis in das mittlere Rußland verbreitet worden iſt. Genau laſſen ſich die Grenzen dieſes künſtlichen Verbreitungs— bezirks aus Mangel an zuverläſſigen Daten nicht angeben, zumal in Ruß— ) Verhandl. d. Forſtw. v. Mähren und Schleſien, 1874, Heft 1. Es giebt dort noch mehrhundertjährige Bäume bis zu 140° Stammlänge und 48“ Stammſtärke am Stocke. ) Ledebour (Flora ross.) hält die in Lithauen, angeblich in Beſtänden vor kommende Lärche für wild (2). Unverbürgten Nachrichten zufolge ſollen in dem an das Krakauer Gebiet grenzenden Theile von Ruſſiſch-Polen auf alluvialem Sandboden ausgedehnte Lärchenbeſtände vorhanden, die Lärche in der polniſchen Ebene über— haupt weit verbreitet und alle älteren Dorfkirchen (alſo zu einer Zeit, wo an eine Kultur der Lärche noch nicht zu denken war), aus Lärchenholz erbaut ſein. (Nach Purkyneé in Schmidt, Monatsſchr. d. Böhm. Forſtvereins, 1874, 2. Heft). Sollten dieſe Angaben richtig ſein, jo dürfte die polniſch-lithauiſche Lärche den Uebergang von I.. europaea zu L. sibirica vermitteln. l u ge land, wo ſchon in den baltischen Provinzen die mit der europäiſchen Lärche immer und immer wieder verwechſelte ſibiriſche Lärche ebenſo häufig oder häufiger als die europäiſche angebaut worden iſt und angebaut wird. Größere angebaute Beſtände finden ſich in der Bergregion des Jura, der Vogeſen, des Schwarzwaldes und Hardtwaldes (bei Karlsruhe), wo die Lärche angeblich gut gedeiht, was auch nicht unwahrſcheinlich iſt, da ſie dort wohl ganz ähnliche klimatiſche Verhältniſſe findet, wie in den Alpen. In den Vogeſen giebt es ſogar ganze Wälder (junge Beſtände), welche an den Hängen des Hohneck bis 1200 Met. Höhe emporſteigen. Ebenſo gedeiht die Lärche im bairiſchen Walde nach Sendtner!) vortrefflich; ja einzelne alte Bäume, die vor der Einführung der Forſtkultur dort vorhanden waren (im Zwiesler Waldhaus-Revier) hält man für wild. Sie gedeiht dort namentlich auf Dolomit auffallend gut in einer Höhe von 1150—1200 p. F. (365,9—389,7 Met.) und wird überhaupt zwiſchen 1100 und 2500“ (374,7 und 811,8 Met.) angebaut. Nicht daſſelbe läßt ſich von den meiſt aus Saaten hervorgegangenen Lärchenbeſtänden des mittleren und nördlichen Deutſchland ſagen, wo ſich ſeit einer Reihe von Jahren eine verheerende, von paraſitiſchen Pilzen begleitete Krankheit eingefunden hat, welche die fernere Kultur dieſer alpinen Holzart in Frage ſtellt“ ). Abgeſehen von vielen bei dem Anbau der Lärche dort begangenen Mißgriffen dürfte für jene Zonen unſeres Florengebiets deren Klima dem Gedeihen der Lärche entgegen ſein !*). In den baltischen Provinzen iſt bisher die europäiſche wie die ſibiriſche Lärche nur als Ziergehölz angebaut worden. Beide ge— deihen dort gut; in der That iſt das Klima jener Länder dem der Alpen ähnlicher, als dasjenige Mittel- und Norddeutſchlands. In Lithauen ſoll es Lärchenbeſtände geben. Außerhalb unſeres Florengebiets wird die Lärche in Livland und Schweden, wo fie noch bei Uleäborg (655) und Biteä (65° 20%) aushält und in den norwegiſchen Gebirgen bis zum 63.“ Br. forſtlich angebaut und giebt dieſelbe noch unter dem 64“. keimfähigen Samen. Sie gedeiht dort vortrefflich, offenbar, weil jenes Klima mit dem ihrer alpinen Heimat nahezu übereinſtimmt f). Daſſelbe ſoll in Schott— Vegetationsverh. d. Bair. Waldes, S. 341. Vgl. Willkomm, Mikroſk. Feinde des Waldes, Heft II, S. 167 ff. Vgl. Reuß, Die Lärchenkrankheit. Hannover, 1870. 7) Vgl. Jahrbuch d. K. S. Akad. zu Tharand, XIII. Bd. (1859), S. 269 ff.; Schübeler, a. a. O., S. 172. In Norwegen geht die Kulturlärche jogar bis Tromſö (69% 40%), wo ſie jedoch nur noch ſtrauchartig erſcheint. Die Höhengrenze der forſtlich angebauten Lärche liegt im ſüdlichen Norwegen nach Schübeler bei mindeſtens 2000“ (628 Met.). rd land der Fall fein, was auch ſehr wahrſcheinlich iſt. Dagegen kommt die Lärche im mittleren, nördlichen und weſtlichen Frankreich ſchlecht fort und zeigt dort nur in der erſten Jugend einen befriedigenden Wuchs. Südlich von den Alpen kommt die Lärche außer in den Apenninen, wo ſie nach Parlatore angebaut wird, nicht fort, ebenſowenig jenſeits der Pyrenäen. In dieſem Gebirge ſelbſt ſcheint man bisher die Kultur der Lärche noch nicht verſucht zu haben. Bedingungen des Vorkommens und Gedeihens. Wie jede Alpenpflanze iſt die Lärche bezüglich ihres Gedeihens zunächſt vom Gange der Temperatur abhängig. Leider ſind nur von wenigen in der Nähe der obern Lärchengrenze gelegenen Punkten meteorologiſche Beobachtungen vor— handen. Dahin gehören Gurgl im Oetzthal und das Hospiz auf dem Luſchariberge in Südkärnthen. Von beiden Stationen liegen aber leider nur ſehr unvollſtändige Beobachtungen vor. Nehmen wir indeſſen an, daß drei in Kärnthen und Tirol in der Nähe der obern Fichtengrenze befind— liche Orte (Plan, Raggaberg und Obir), auch in der Nähe der obern Lärchengrenze jener Alpen gelegen ſeien, ſo läßt ſich aus den dort an— geſtellten meteorologiſchen Beobachtungen das Minimum der jährlichen Wärmemenge, deſſen die Lärche in den Alpen bedarf, mit einiger Wahr— ſcheinlichkeit berechnen. In Plan beträgt die Summe der Temperaturgrade über 0 im Laufe eines Jahres 1582“ R., in Raggaberg 1426“ R., in Obir 1006“. Macht zuſammen 4014“, woraus ſich durch die Zahl der Stationen dividirt eine mittlere Wärmemenge von 1338“ R. — 1672% C. ergiebt. Dieſe Zahl dürfte alſo das Minimum der jährlichen Wärmemenge repräſen— tiren, welches die Lärche zu ihrem normalen Gedeihen braucht. Daraus würde ſich zunächſt erklären, weshalb die Lärche nicht ſo weit nordwärts angebaut werden kann, als wie die Fichte, welche ſich mit einer Wärme— menge von blos 1450“ C. begnügt. Die mittlere Jahrestemperatur jener drei alpinen Orte beträgt im Mittel 2,14 R. — 2,675 C., welche Summe ſomit die Jahresiſotherme bezeichnen dürfte, die dem Vorkommen der Lärche nach oben wie nordwärts ein Ziel ſetzt. Für die Kultur der Lärche inner— halb unſeres Florengebiets iſt es aber von viel größerer Wichtigkeit, den Gang der Temperatur zu kennen, den dieſe Holzart innerhalb ihres natür— lichen Verbreitungsbezirks zu ihrem Gedeihen verlangt. Dies dürfte aus der folgenden Tabelle erſichtlich werden, welche die Mitteltemperaturen der Jahreszeiten ſowie des kälteſten und wärmſten Monats und des Jahres von 24 in verſchiedenen Gegenden der öſterreichiſchen Alpen gelegenen Orten enthält und zwar meiſt Mittel ſechsjähriger Beobachtungen. Von dieſen 24 Orten liegen 7 in der Nähe der obern, 8 in der Nähe der 28 8 A ale Provinz oder TE Geogr. 8 wur Localität. 9 8 | 25 | 1 N Alpentheil. Pei. 7 2 5 22 au Se a Mil, — ? Un N SE ee — 9 Tirol. Cen⸗ 0 Sa- 20 * 0 0 0 0 Plan. tralalpen. 28050“ 46950 P 12 3% 40 —1 15 +2 131 Raggaberg. Ward Kärnten 300494 46054 5286 3,88 | |—4,86| 2,54 1,49 Gurgl. Tirol (Oezthal). | 28042 46520/5980 — 7,30 16,77] —3,90 | +0,72 Sulden. | Südtirol. 280 15% 46032/5666 — — 4,94 —2,77 | +1,54 | Cantonniera. Stilfſer Joch. 2⁰ 0“ 46° 0/5604 —5,88 42 —1 Ara 80 Obir III. Südl. Kärnthen. 32% 7“ 46°30' 6288 5,67 6,08 — 4,42 aa Lujchariberg *). = - Eu 11 460 2952980 — x R RAN m | | Ä Ban 5 Tiroler | 0 2 70 | 0 90 99 0 40 Pregatten. Centralalpen. 30 470 10 3396 — 49,05 — 2,22 0,83 140,46 Platt. Tirol. 280 507 46 29,480 — 2,57 — 2,18 1,18 6,46 St. Peter. Nördl. Kärnthen 31016’ 47“ 213768 — 3,82 —3,43 — 0,52 3,70 Kals. | u Tirol. 30018’ 47° 00/3942 — — 2,97 | —1,04 | 44,77 | Heilgenblut. Nördl. Kärnthen 300 28,47 2 3962 — 3,46 —1,00 | 1,08 23,44 Inner⸗ 8 0 1 0 f [4 | 0 Villgratten. [Nördl. Tirol. 30 2% 4648 ‚4245 — 5,90 | —4,38 | — 2,03 +3,11 Alkus. - = 30023° 460 52/4620 — 3,54 | —1,39 | —1,07 | +3,40 | Unter-Tiliach. Tirol. 30017“ 4642/4440 — 2,77 — 1,64 — 0,76 3,60 Bormio. Südtirol. 280 2/% 46028/4128 — 3,39 | —1,27 | —-2,04 | +5,92 | Nordweſtl | | | N Auſſe — E 094! 0 3 907 5 0 0 Alt-Auſſee. Seierl | 31024) 470 39/2607 — 2,71 — 20,25 + 09,01 +4, 39 Semmering. Nord -Steierm. | 330 26° 47040" 2676 — 5,83 Bad Gaſtein. Salzburg. 300 45“ 47 5/3033 — 3,60 — 2,31 0,88 14 48 Weißbriach. Kärnthen. 300 55/ 46051/2454 — 2.96 1,59 | +1,02 5,94 Mallnitz. Nord⸗Kärnthen. 300 51“ 47° 0/3036 — 2,79 — 2,31 0 50 3,86 | Saifniß. | Sitd-Kärnthen. 31954“ 469272514 4,75 — 3,14 —0,43 | +4,81 St. Jacob. Kärnthen. 30034“ 4641/2904 — 2,96 — 2,09 0, 40 4,79 St. Magdalena. Krain. 31043“ 46% 0/2628 — 2,57 | — 2,23 0.29 +5,39 unteren Grenze der Lärche, 9 in verſchiedenen Höhen des vertikalen Ver— breitungsbezirks der Lärche **). „) Auf der Kuppe des Luſchariberges, den ich ſelbſt beſucht habe, wachſen einzelne krüppelhafte Lärchen, während an den Hängen, beſonders den ſüdlichen, ſchöne Lärchen— beſtände vorkommen. Der Gipfel des Luſchariberges (5298 p. F. — 1720, 7 Met.) dürfte demnach ziemlich im Niveau der obern Lärchengrenze liegen. Die bedeutende Depreſſion der Lärchengrenze im Vergleiche mit den bairiſchen Alpen dürfte ſich theils aus der Dürre der dortigen Kalkalpen, theils aus der Nähe der trocknen ungariſchen Ebene erklären. * Die vorſtehende Tabelle iſt zuſammengeſtellt nach den aus den meteoro— logiſchen Berichten der K. K. Centralanſtalt für Meteorologie und Erdmagnetismus in Wien entnommenen Angaben, welche in K. v. Sonklar's werthvoller Abhandlung „über die Aenderungen der Temperatur mit der Höhe“ enthalten ſind (Denkſchriften d. Kaiſ. Akad. d. Wiſſenſch. Mathem. naturwiſſ. Claſſe. 21. Band. Wien, 1863. S. 62 ff.). ee in R.⸗Graden. mi Juni. Juli. da Str. Oktober. Novbr. Deebr. Jahr. a 5 9097) 1m, 07 1.119,00 + 8937 4.4583 1,70 —5%02 | 430,25 1 4 4,80 E 8,27 + 9,56 + 9,03 + 6,08 +3,79 | — 1,60 — 3,92 | + 2,35 th. 844 u. a = = 5 = 241 6,75 . 9,44 10,38 f 6,22 +4,14 | — 2,85 | — 7,02 - 2,97 201 5,78 83114 816) + 5,33 +3,64 | 3,67 4,60 4 0,72 % J 88 48 9 — 85 = 8 + 65,65 + 10,38 ae: + 11,5 + 80,31| + 6,85 |—0%,76 — 20,05 |+ 49,26 +7,33 1 55 „„ Era eens5onN 21,05, — + 7,07 + 10,40 ag; 72 11,11 + 8,25 +6,13 — 0,16 — 3,28 |-+ 4,00 + 5,94 —+ 11,04 | + 10,22 — — +6,96 — 3,04 — 3,61 + 3,85 + 603 + 10,14 + 10,39 11,42 E 7,56 5,85 — 0,18 — 8,96 3,41 4 5,65 J. 8,88 J 10,30 4 10,34 + 7,45 4 5,62 — 1,75 — 4,86 L 2,94 + 5,80 4 10,07 L 10,57 11,31 + 8,13 +5,84 — 1,36 — 2,86 3,48 + 6,03 + 9,62 10,53 11,09 + 8,02 46,77 0,03 — 1,23 + 4,34 e e ,, 9244| 1518 + 5,92 | + 13,62 12,96 8,41 4 1080 +11%7 1187 + 9,40 7% 6 0,08 — 2,42 44,53 riese 9, % 7s 07 7,01 . 10,81 11,24 12,24 , 9,38 + 7,15 — 0,00 — 3,24 4 4,58 48,97 + 12,48 13,30 | + 13,67 | + 10,20 | + 7,86 . 0,83 — 1,68 . 5,75 + 645 4 96141110 10,82 8,10 +5,32 | — 0,37 | — 4,83 | + 3,72 an er 18 + 9,63 417,38 | +0,21 | — 3,84 | + 4,83 +8,48 | 11,79 13,21 13,14 + 9,84 +7,07 0,36 — 2,54 +5,13 18,62 21,71 | + 18,66 + 13,75 | + 9,74 + 7,79 | +0,47 | — 0,51 | + 5,65 Die vorſtehende Tabelle lehrt, daß in allen 24 Stationen die Tempe— ratur beim Beginn des eigentlichen Frühlings, welcher in der unteren Region im April, in der obern im Mai eintritt, ſehr plötzlich ſteigt, daß der Sommer ſehr gleichmäßig iſt, der Winter ſchon im November eintritt und meiſt bis Ende März währt, der Herbſt, welcher eigentlich nur den Oktober umfaßt, ſehr kurz iſt und dann die Temperatur auffallend raſch ſinkt. Der volle 4—5 Monate dauernde Winter iſt beſtändig und ſtreng, denn die mittlere Wintertemperatur z. B. von Gurgl (das Mittel der Monate Januar, Februar, März), — 5,75 R. (= 6,94 C.) iſt noch geringer als diejenige von Dorpat (— 65,28 C. nach 5jährigem Durch- ſchnitt) und würde ſich vermuthlich noch niedriger herausſtellen, wenn man vom December, Januar und Februar das Mittel nähme. Um die Zeit der Blattentwickelung der Lärche, welche Mitte April bis Anfang Mai fällt, alſo in eine Zeit wo infolge der raſch ſteigenden Temperatur das — —— — Schmelzen des Schnees im Hochgebirge beginnt, und auch in den darauf folgenden Wochen muß die Atmoſphäre nothwendigerweiſe ſehr feucht ſein, und werden reichliche Niederſchläge erfolgen. Der Sommer iſt verhältniß— mäßig warm, obgleich er nur in der untern Region demjenigen von Dorpat bezüglich des Wärmemittels entſpricht (Saifnitz, Mittel — 13,7 R. — 160,71 C., Dorpat, Mittel — 165,12 C.). Was ihn aber beſonders auszeichnet, das iſt der ungemein geringe Unterſchied der Temperaturmittel des Juli und Auguſt an allen Stationen. Vergleicht man mit dieſem Klima dasjenige von Süd-, Mittel- und Norddeutſchland, jo wird man ſich nicht wundern können, daß dort die Lärche im Allgemeinen nicht gedeihen will, nachdem ſie über ihre Jugendperiode hinaus iſt. Was die Wärmemengen betrifft, welche die Lärche zur Blatt- unb Blütenent— wicklung, ſowie zur Fruchtreife braucht, ſo ſind aus dem natürlichen Lärchenbezirk mir keine bekannt geworden. Das Minimum von Wärme, welches die Blatt- reſp. Blüten— entwicklung bedarf, iſt nach Linſſer 53 reſp. 84° C. und zwar in Moskau. Ich füge auf beifolgender Tabelle (Seite 153) die Reſultate der phänologiſchen Beobach— tungen über die Lärche von 22 Stationen in Oeſterreich, Deutſchland und Rußland nach der geographiſchen Breite geordnet, bei, wo bei einigen auch die Wärmemengen für die Blatt- und Blütenentwickelung angegeben ſind. Die Lärche kommt in den Alpen und Karpathen vorzugsweiſe an vor den kalten und trocknen Winden geſchützten Hängen, in Schluchten und Thälern vor und meidet die Sturmlagen. Sie liebt eine räumliche Stellung, indem ſie von Jugend an bis zum ſpäten Alter des vollen Lichtgenuſſes und der friſchen Luft bedarf. Die ſpontanen Wälder und Beſtände der Alpen ſind daher immer ſehr licht, weshalb ihr Boden mit ſchönem grünen Raſen überzogen iſt und häufig als Wieſenland benutzt und regelmäßig abgemäht wird. Geſchloſſener Stand ſagt der Lärche nicht zu, namentlich nicht in reinem Beſtande, denn eingeſprengt unter andere Holzarten (Kiefern, Buchen Eichen) erwächſt die Lärche auch bei ziemlich engem Schluß oft zu einem ſchönen Baume“). Unter den Bodenarten zieht ſie den Kalkboden entſchieden vor; namentlich ſcheint ihr der aus Dolomit hervorgegangene ſehr günſtig zu ſein! ). Nächſt Kalkboden jagt der Lärche der aus Thon— ſchiefer, Grauwackenſchiefer und verwandten Geſteinen hervorgegangene Ver— witterungsboden am meiſten zu, wie das ſchöne Gedeihen in den aus ſolchen ) Sehr ſchöne lang- und geradſchäftige vielleicht 50— 70 jährige Lärchen habe ich z. B. auf dem Roſſauer Revier und im Nonnenwald bei Zittau in Sachſen in einem aus Kiefern und Fichten gemiſchten geſchloſſenen Beſtande geſehen. ) Sendtner, Veget. Südbaierns, S. 555. Dafür ſpricht auch der reichliche Gehalt an Bittererde, den nach Liebig (Agrikulturchemie, S. 346) die Analyſe des Lärchenholzes zeigt. Beginn Be N | 2 3 Beginn der | 22 6. Station. | ae ss Blüten⸗ S Fruchtreife. Beobach⸗ Blattent⸗ 83 entfaltun DE tungsjahr. wicklung. Sal ie Agram . . 4504922. März. — | 3. April. | — — 1857. Klagenfurt. 4637“ 11. April. — — = — 1857. Lienz in Tirol . . 4650“ 16. April. — | 20. April. — —— 887 Innsbruck 4716“ 12. April. — | 3. Mai. | — — 1857. Wien 4812/28. März. 154 14. April. 269 13. Auguft. 9jähr. Beob. Schemitz 4827, 8. April. — 4. April. — ze 1857. Sliacs 48036“ 18. April. — 12. Mai (?). — — s Leutſcheu in Ungarn 490 1/18. April. — 21. April. | — 1857. Kremſier in Mähren 490187 — — 18. April. — — 1857. Lemberg. 49050“ 17. April. — | 14. April. | — 1857. Prag 500 5% 15. April. 253 10. April. 201 — | ? Münden. . 48 7“ 8. Mai. |419| 5. April. 133 — 2 Tübingen . 48031, 16. April. 274 28. April. 390 | — ? Elſter. 50017 13. April. — | 21. April. — 10. Oktober. 1865—67. Zwickauu . . 51 3/26. April. — 30. April. — 12. Novbr. 186566. Brüſſel 5051/31. März. 278 —d — = ? te Mar. 1255 12, Jum 606 = | ? Dorpat. 58022“ 14. Mai. 151 1. Mai. 149 — 1869 — 71. Moskau. 55042, 24. April. 53 29. April. 84 — ? Geſteinen zuſammengeſetzten Centralalpen Tirols beweiſt. Auch auf thon- haltigem Sandboden kommt die Lärche gut fort. Naſſer, dürrer oder ſehr bindiger Boden iſt derſelben unter allen Verhältniſſen ungünſtig. Die Bedingungen zu einem normalen Gedeihen der Lärche dürften alſo ſein: eine Mitteltemperatur des Jahres nicht unter 1“ und nicht über 8° C., eine Winterruhe von mindeſtens 4 Monaten, ein kurzer Frühling und rascher Uebergang vom Frühling zum Sommer (reſp. raſches Steigen der Temperatur um die Zeit der Blatt- und Blütenentwicklung), ein feuchter Frühling und Vorſommer, ein beſtändiger gleichmäßig warmer Sommer von 3 Monaten, eine gegen kalte und trockne Winde geſchützte Lage, voller Licht⸗ und Luftgenuß, daher räumliche Stellung, und mäßig feuchter, lockerer, tiefgründiger, kalk- oder thonhaltiger Boden. 20. Larix sibirica Led. Sibiriſche Lärche. Synonyme und Abbildungen: L. sibiriea Ledeb. Fl. alt. IV, p. 204, Lk. in Linnaea XV, p. 535, Carr. Conif. p. 274; L. intermedia et archangelica Laws. in Loud. Eneyel. 1055; L. europaea sibirica Loud. Eneyel. 1054; L. decidua g. rossica Henk. Hochst. p. 132; L. decidua 2. sibirica Regel Garten-Fl. 1871, t. 684, f. 1. 2 und Revis. speeier. Laricum etc. (St. Petersbg. 1872) p. 56. — Pinus Larix Pall. Fl. ross. I, I. t. 1; P. Ledebourii Endl. Syn. p. 131; P. intermedia et sibirica Lodd. Cat. 1836. — Abies Ledebourii et Larix Ledebourii Rupr. Beitr. Zz. Kenntn. d. russ. R. II, p. 56; A. camtschatica Rupr. ibid. „ Unterſcheidet ſich von der europäiſchen Lärche durch viel längere (3 bis 5 Centim. lange) Nadeln und dichter beiſammenſtehende Nadelbüſchel, eiförmige bleichgrüne weibliche Blüten, welche am Grunde von einer Menge ſternförmig ausgebreiteter Nadeln umgeben und deren Fruchtblätter auffallend zurückgekrümmt ſind, und durch anfangs dicht ſammetartig behaarte, auch noch am reifen Zapfen deutlich filzige, dickere, dabei ſehr convexe und nur undeutlich geſtreifte Samenſchuppen, welche einwärts gebogene Ränder haben und daher bis zum Ausfliegen der Samen feſt zuſammenſchließen. — Baum 1. Größe, mit länglich-pyramidaler Krone, deren untere Aeſte mehr oder weniger herabhängen; Benadelung ſehr dicht und üppig. Männliche Blüten ſchief halbkuglig-miedergedrückt, mit aufwärts gekrümmter dicker Spindel, welche an der Baſis einen großen Hohlraum umſchließt. Staub— blätter kürzer als bei L. europaea mit einem ſehr kurzen ſtumpfen, quer zuſammengedrückten und häutig gerandeten Antherenkamme. Weibliche Zäpfchen 10—12 Millim. lang und (am Grunde) breit. Deckblätter huf— eiſenförmig gekrümmt, mit ſehr ſtark gekielter in eine kurze grünliche Spitze auslaufender Mittelrippe. Der nach außen umgebogene breitere Theil des Blattes iſt ſtark gewölbt und deshalb beinahe kapuzenförmig, weshalb die ganze Blüte äußerlich wie aus lauter ſich dachziegelförmig deckenden Kapuzen zuſammengeſetzt erſcheint. Zapfen 3—4 Centim. lang, aus weniger Schuppen als bei L. europaea zuſammengeſetzt, zwiſchen denen die Spitzen der eingeſchloſſenen Fruchtblätter nicht hervortreten. Schuppen unregelmäßig eiförmig-länglich, an der Spitze abgerundet, dick, ſehr concav-conver. Samen 3— 4 Millim. lang, Flügel 8—10 Millim. lang, länglich, kaum breiter als der Samen ). Durch die vorſtehend angegebenen conſtanten Merkmale iſt die ſibiriſche Lärche ſo gut von der europäiſchen unterſchieden, daß es durchaus ungerechtfertigt erſcheint, dieſelbe als Varietät zu L. europaea zu ziehen. Bisher ſcheint noch kein Beſchreiber der Lärchen die Geſtaltung der Blüten, reſp. der Staub- und Deckblätter, welche ſo vorzügliche Unterſcheidungsmerkmale darbieten, unterſucht zu haben. Zu den morpho— logiſchen Merkmalen geſellen ſich, abgeſehen von der geographiſchen Verbreitung, auch noch phyſiologiſche. Die ſibiriſche Lärche jchlägt. nach meinen in Dorpat angeſtellten Beobachtungen 4—6 Tage eher aus als L. europaea, ſtäubt aber in der Regel einige Tage ſpäter als jene. Im Herbſt dagegen wirft die ſibiriſche Lärche die Nadeln eher ab, als die europäiſche und iſt mindeſtens 8 Tage früher entlaubt als dieſe. Daraus möchte ich ſchließen, daß die Vegetationsperiode der ſibiriſchen Lärche kürzer iſt, als diejenige der europäiſchen und daß ſie zu ihrem normalen Gedeihen einen langen Winter und einen kurzen aber heißen Sommer, wie ſie beides innerhalb ihres natür— lichen Verbreitungsbezirks findet, verlangt. Dafür ſpricht auch die Thatſache, daß ſie ſchon in Dorpat zwar noch gut vegetirt, aber nur ſelten keimfähigen Samen erzeugt. Ich möchte deshalb zweifeln, daß ſich die ſibiriſche Lärche für Deutſchland beſſer zum Anbau eigene und daß ſie dort beſſer gedeihen ſollte, als die Lärche der Alpen und r 155 Nordöſtliches Rußland, Sibirien, Amurgebiet und wahrſcheinlich auch Kamtſchatka. Die ſibiriſche Lärche bildet dieſſeits des Ural im Archangel'ſchen Gouvernement an der Dwina und Pinega ſowie im Wologda'ſchen große Waldungen und kommt auch im Wjätka'ſchen, Perm'ſchen (bei Jekaterinen— burg) und Orenburg'ſchen Gouvernement (am Ural) häufig vor. Sie iſt ſodann vom öſtlichen Abhange der Uralkette durch faſt ganz Sibirien, wo ſie im Altaigebirge bis 5500 p. F. (1786,1 Met.) emporſteigen ſoll, durch Dahurien und das Amurland bis an das Ochotsk'ſche Meer verbreitet. In Europa bildet die Küſte des Weißen Meeres (an den Halbinſeln Kanin und Mezen, 66— 67°) ihre Polargrenze, am Ural liegt dieſelbe unter 58“ Breite, in Sibirien erhebt ſie ſich wieder nach Middendorff am Jeniſei und Kolyma bis zum 69“. und ſinkt dann gegen O wieder. Die Südgrenze läuft ſüd— weſtlich vom Weißen Meere zum Onegaſee, durch die Gouvernements Koſtroma und Niſchni-Nowgorod an der Wolga entlang bis zum Oren— burger Ural, den fie unter 54“ ſchneidet, von da zum Altai (52°), dann bis zum Amur. In Sibirien iſt dieſe Lärche einer der verbreitetſten Bäume, kommt dort ſehr häufig im Gemiſch mit Pinus silvestris vor und ſoll alle andere dortigen Nadelhölzer an Ausdauer übertreffen. Auf dem Stanowoj— gebirge und auf dem Sajangebirge, wo ſie nach Radde bis 7346 p. F. (2385,6 Met.) emporſteigt, bildet ſie die Baumgrenze. Verglichen mit der europäiſchen Lärche beſitzt ſie alſo nicht blos in horizontaler Richtung, ſondern auch in vertikaler einen viel größeren, in erſterer einen ungeheuer großen Verbreitungsbezirk. Auch ſie ſoll eine entſchiedene Vorliebe für Kalkboden haben). In Livland erwächſt die ſibiriſche Lärche noch zu einem ſtattlichen Baume. 21. Larix dahurica Turez. Dahuriſche Lärche. Synonyme und Abbildungen: L. dahurica Turezan. in Bull. Soc. nat. de Moscou, 1838, p. 101, Trautv. Imag. plant. p. 48, t. 32, Carr. Conif. p. 270, Henk. Hochst. Syn. p. 138, Regel Revis. p. 59; L. kamtschatica Carr. Conif. p. 270. — Pinus Larix americana Pall. Fl. ross. I, p. 2, t. 1. f. E.; P. dahurica Endl. Syn. b. 126. — Abies Gmelini Rupr. Fl. Samoj. n. 269 adnot. Baum 2. Größe bis kriechender Zwergſtrauch, als Baum mit ſchlankem geradem Schaft und länglicher ſchwachäſtiger Krone, deren untere Aeſte Karpathen. Uebrigens giebt es nach Regel zwei Racen der ſibiriſchen Lärche, nämlich die transuraliſche oder echte ſibiriſche Lärche (L. sibirica Led.), mit früherem Laubfall und größeren Zapfen, und die eisuraliſche oder ruſſiſche Lärche (L. rossiea Sabine) mit ſpäterem Laubfall und kleineren Zapfen. ) Vgl. A. v. Middendorff, Sibiriſche Reiſe, Bd. IV. I. Theil, S. 538 ff. 595 ff. und S. 622, wo über die ſibiriſche wie die dahuriſche Lärche höchſt intereſſante Data mitgetheilt ſind. 2 hängend find. Nadeln der Büchel 5—20 Millim. lang, Büſchel getrennt, Benadelung daher licht. Männliche Blüten klein, niedergedrückt-halb— kuglig, mit gerader ſehr dicker eiförmig-koniſcher Spindel, welche am Grunde einen ziemlich großen Hohlraum enthält; Staubblätter faſt ungeſtielt, mit kurzem warzenförmigem, kaum zuſammengedrücktem, nicht häutig gerandetem, ſehr ſtumpfem grünem Antherenkamme. Weibliche Zäpfchen 1012 Millim. lang, länglich-walzenförmig, abgeſtutzt, bleichgrün, mit ſchmächtiger walzig— kegelförmiger gerader oder gekrümmter Spindel und gekrümmt abſtehenden Deckblättern, welche im untern Theil breit und dünn geflügelt ſind und nach oben hin in eine verkehrt eiförmig-längliche, tief ausgerandete, faſt zwei— lappige, am Rande gezähnelte Platte übergehen, deren grüner Mittelkiel ſchwach entwickelt iſt und in eine kurze ſtumpfe Spitze ausläuft. Oberſte Deckblätter kurz, ſehr breit, ſchmal roſenroth gerandet. Zapfen 1½ bis 2 Centim. lang, eiförmig oder faſt kuglig, aus wenigen breit-eiförmigen, abgerundeten oder abgeſtutzten, concaven, undeutlich geſtreiften, kahlen, lange Zeit feſt zuſammenſchließenden Samenſchuppen zuſammengeſetzt, zwiſchen denen die Spitzen der Deckblätter nicht hervortreten. Im nördlichen und nordöſtlichen Sibirien, Kamtſchatka und in Dahurien, auf deſſen Hochgebirgen ſie, wie auch an ihrer weit gegen das Eismeer vor— geſchobenen Polargrenze als Krummholzform die Grenze jeglichen Holz— wuchſes bezeichnet. Dringt an der Boganida bis zum 72.“ Breite vor. Bildet in Dahurien und um Jakutsk Wälder. In den an der chineſiſchen Grenze gelegenen Gebirgen ſteigt fie hoch über L.-sibirica empor und bildet dort die Baumgrenze. In Livland gedeiht ſie noch ziemlich gut, blüht alle Jahre, oft reichlich, bringt aber ebenfalls nur ſelten keimfähigen Samen hervor. Zum Anbau in Deutſchland dürfte ſich dieſe Art, zwiſchen welcher und der vorhergehenden nach Middendorff Uebergänge vorkommen, noch weniger eignen, als die ſibiriſche Lärche. 22. Larix pendula Salisb. Amerikaniſche Hängelärche. Synonyme und Abbildungen: L. pendula Salisb. in Linn. Transact. VIII. p. 313, Pinet. Woburn. t. 46, Carr. Conif. p. 279; L. decidua 5. americana Henk. Hochst. Syn. p. 133, L. decidua e. pendula Regel Rev. p. 57 u. Gartenfl. t. 684. f. 11. — Pinus pendula Soland. in Ait. Hort. Kew. ed. 1. III, p. 369, Lamb. Pinet. ed. 1. I, t. 36; Endl. Syn. p. 132; P. Larix repens Endl. I. c.; P. larieina Du Roi Obs. botan. p. 49. — Abies pendula Lindl. Journ. hort. Soc. V, p. 213, Nouv. Duham. V. p. 288. Baum 2. Größe mit glatter ſehr dunkler Rinde (daher in Amerika „ſchwarze Lärche“ genannt) und unregelmäßiger, aus ſehr ungleich langen dünnen und vollkommen hängenden Aeſten gebildeter Krone. Nadeln länger als bei L. europaea, bis 4 Centim. lang, lebhaft dunkelgrün. Zapfen gedrängt ſtehend, kuglig-eiförmig, 2—2½ Centim. lang. (Blüten und Zapfen ſind mir unbekannt geblieben, die citirten Abbildungen mir nicht zugänglich geweſen.) Nordamerika, beſonders in Canada, New-Yerſey, Penſylvanien und auf den Gebirgen Virginiens. Scheint in Nordamerika eine ähnliche Rolle zu ſpielen wie L. dahurica in Aſien. Soll ein ſehr werthvolles Bau- und Nutzholz liefern. Dürfte vielleicht in Deutſchland beſſer gedeihen, als die aſiatiſchen Arten. 23. Larix mierocarpa Poir. Kleinzapfige Lärche. Synonyme und Abbildungen: L. microcarpa Poir. Enc., Pinet. Woburn. p. 139, t. 47, Carr. Conif. p. 275. Henk. Hochst. Syn. p. 137; L. americana Michx. Fl. bor. amer. II, p. 203, Loud. Encycl. p. 1057, f. 1973, Regel Revis. p. 60; L. tenuifolia Salisb. Linn. Transact. VIII. p. 313. — Pinus mierocarpa Lamb. Pinet. ed. 1, t. 37, Ant. Conif. p. 54, t. 21, f. 1, Endl. Syn. p. 132; P. pendula Parlat. ap. DC. Prodr. XVI, II, p. 409. — Abies microcarpa Lindl. et Gord. Journ. hort. soc. V, p. 213; Nouv. Duham. V, p. 289, t. 80. Baum 1. Größe mit ſchlankem geradem Stamm und anfangs pyra— midaler, ſpäter unregelmäßiger Krone. Rinde des Stammes bräunlichgrau, der Aeſte hellbraun; Aeſte hin und her gebogen, zurückgekrümmt⸗-abſtehend, untere und Zweige hängend. Nadeln 13—20 Millim. lang, ½ Millim. breit, weich, hellgrün, in getrennten Büſcheln. Zapfen 1—1!/, Centim. lang, 8 Millim. dick (geſchloſſen), länglich-walzenförmig, abgeſtutzt, jung violettroth, reif hell zimmtbraun; Samenſchuppen rundlich, breit abgerundet oder abgeſtutzt, geſtreift, am Rande wellig und einwärts gebogen, nach der Samenreife auffallend klaffend. Deckblätter zwiſchen den unterſten Schuppen ſichtbar. Samen klein, 1½—2 Millim. lang, mit halb— eiförmigem, breiterem, 5 Millim. langem, dünnhäutigem Flügel. (Auch von dieſer Art habe ich noch keine Blüten geſehen.) Nordamerika, von Canada bis Virginien; gedeiht noch in den botaniſchen Gärten Süddeutſchlands gut, dürfte ſich daher zum Anbau in Deutſchland eignen. Parlatore betrachtet, vielleicht nicht mit Unrecht, L. microcarpa und L. pen— dula als eine einzige Art, der er letzteren Namen giebt. Unter den aſiatiſchen Lärchen möge beſonders auf die im Himalaya heimiſche und dort zwiſchen 2598 und 3898 Met. Wälder bildende L. Griffithiana Gord. aufmerkſam gemacht werden, da dieſe in den Gärten Deutſchlands und Oeſterreichs im Freien aushält und ſich daher vielleicht zum Anbau auch im Walde empfehlen würde. 158 VII. Cedrus Lk. Ceder. Nadeln in Spiralen, an den Langtrieben einzeln, an den Kurztrieben gebüſchelt, wie bei den Lärchen, ſtarr, ſpitz, zuſammengedrückt, vierkantig. Männliche Blüten einzeln an der Spitze geringelter Kurztriebe, von büſchelig geſtellten Nadeln umgeben, walzig- kegelförmig, vom Bau der Lärchenblüten, aber viel größer (2Y/,—4 Centim. lang). Staubblätter zahlreich, ſitzend, keilförmig, mit Antherenkamm; Pollenſäcke der Länge nach aufſpringend. Weibliche Zäpfchen einzeln, aufrecht, am Grunde ebenfalls von büſcheligen Nadeln umgeben, walzig, wenig länger als die männlichen. Deckblätter kürzer als die Samenſchuppen; dieſe am Grunde mit 2 Grübchen, in welche die Samenknospen eingeſenkt ſind. Zapfen aufrecht, eiförmig— länglich oder ellipſoidiſch, glatt, am Scheitel abgeſtutzt und eingedrückt, aus ſehr vielen feſt zuſammenſchließenden Schuppen zuſammengeſetzt, welche um die Reifezeit auseinanderweichen und nach dem Ausfliegen der Samen allmälig ſich von der Spindel ablöſen. Schuppen lederartig-korkig, quer— länglich, ſehr breit, an den Rändern verdünnt. Samen klein, keilförmig, mit großem breitem, den Samen einhüllendem, ſchief geſtutztem, lederartig— häutigem Flügel. Samenreife zwei- bis dreijährig. Keimpflanze mit 9 Kotyledonen. Immergrüne Bäume mit ſtarkem Stamme und aſtreicher, wie bei den Lärchen aus unregelmäßigen Quirlen und viel verzweigten Aeſten zuſammen— geſetzter Krone. Wie bei den Lärchen, von denen ſich die Cedern durch die mehrjährige Dauer ihrer Nadeln, durch die kurzen eingeſchloſſenen Deck— blätter der weiblichen Zäpfchen, durch die ganz andere Geſtaltung der Zapfen, deren Zerfallen nach der Reife und durch die mehrjährige Samen— reife weſentlich unterſcheiden, ſind ſowohl die im Frühling ſich zu entwickeln beginnenden Langtriebe als das Stämmchen der jungen Pflanze in deren erſter Vegetationsperiode mit einzelnſtehenden Nadeln beſetzt, in deren Achſeln ſich Knospen bilden, welche im nächſten Frühlinge oder auch erſt in einem der folgenden Jahre austreiben und ſich dann in Nadelbüſchel d. h. Kurztriebe umgeſtalten. Doch pflegen dieſe Kurztriebe ſich ſtärker zu verlängern, als bei den Lärchen und wegen der mehrjährigen Dauer der Nadeln mit der Zeit große Nadelbüſchel oder mehrere Zoll lange dicht benadelte Triebe zu bilden. Man kennt bis jetzt nur drei Arten, von denen eine Aſien ausſchließ— lich angehört, die beiden andern in Aſien und Nordafrika vorkommen. Letztere ſcheinen nur klimatiſche Formen einer und derſelben Art (Cedrus Libani) zu ſein. Hooker und Griſebach *) betrachten ſogar die Deodara— *Die Vegetation der Erde. I, S. 386. 59 ceder als eine bloße klimatiſche Varietät der Libanonceder. Alle drei halten in England, wie auch in der rheiniſchen, ſüddeutſchen und adriatiſchen Zone im Freien aus, doch eignet ſich auch dort keine einzige zum Anbau als Waldbaum. 24. Cedrus Libani Barr. Libanon⸗Ceder. Synonyme und Abbildungen: C. Libani Barr. Ic. 499, Loud. Arb. IV, p. 2402. f. 2267— 2282, Eneyel. f. 1974; Lawson Pinet. brit.; Carr. Conif. p. 283, Hochst. Henk. Syn. p. 144. — Larix Cedrus Mill. Diet. n. 3; Pinus Cedrus L. Spec. 1420. Lamb. Pinet. ed. 1. I, 58, t. 37, Ant. Conif. t. 22, f. 1, Endl. Syn. p. 136. — Abies Cedrus Poir. Diet. VI, p. 510, Rich. Conif. p. 62. t. 14. 17; Nouv. Duham. Wen. 284,71. 9, k 1. Baum 2.—1. Größe mit dickem Stamme und anfangs pyramidaler, mit zunehmendem Alter immer flacher und ſchirmförmiger werdender Krone, deren ſehr dicke Hauptäſte völlig horizontal ausgebreitet ſind. Rinde an alten Stämmen und Aeſten riſſig, braun. Nadeln 10—15 Millim. lang, dünn, lineal, ſtechend ſpitz, ſtumpf vierkantig, dunkelgrün. Zapfen eiförmig, 6 ½¼.—9 Centim. lang und 4½ —6 Centim. dick, eiförmig-länglich, braun, geſtielt, meiſt Harz ausſondernd, namentlich am Scheitel. Samenſchuppen kurz geſtielt, ſehr breit, am obern wenig gebogenen Rande ganz, an den Seitenrändern ausgefreſſen gezähnelt. Samen groß (bis 15 Millim. lang), verkehrt keilförmig, dreikantig, weich, mit ſehr großem (2 Centim. langem, und oben ebenſo breitem) halb fächerförmigem, am obern Rande gerade abgeſtutztem dünnhäutigem hellbraunem Flügel. Die berühmte Libanonceder wird ſelten über 80 p. F. (26 Met.) hoch, vermag aber in ihrer Heimat bis 120 F. (40 Met.) zu erreichen. Sie wird über 2000 Jahre alt, vielleicht noch älter und findet ſich außer am Libanon, wo ſie ſehr ſelten geworden iſt, auch auf dem Taurusgebirge Kleinaſiens, wo ſie noch jetzt große Wälder bildet, ſowie in Nordafrika auf dem Atlas. Sie wächſt dort in einer Höhe von etwa 4000-6400 p. F. (1299—1828 Met.) über dem Meere. In unſerem Florengebiet ſcheint die Libanonceder gleich den beiden folgenden in der rheiniſchen Zone am beſten zu gedeihen. Namentlich im Elſaß iſt fie in Parken häufig“). Sie blüht dort im Oktober und reift die Zapfen 2 Jahre ſpäter. Im botaniſchen Garten zu Wien fängt fie nach 10 jährigen Beobachtungen durchſchnittlich Die ſchönſte Ceder des Elſaß ſteht nach Kirſchleger im Garten des Oberſt Herve zu Dachſtein. Sie wurde 1750 gepflanzt. Eine andere noch ältere, 1734 gepflanzte Ceder befindet ſich nach Henk. Hochit. zu Bollweiler im Etabliſſement von Baumann & Söhne. Dieſelbe iſt über 60 p. F. hoch. —— 160 — am 25. September zu blühen und am 24. April bei einer Wärmeſumme von 295,5 C. auszuſchlagen an. In Frankreich iſt die Libanonceder als Parkbaum ſehr verbreitet. 25. Cedrus atlantica Man. Atlas-Ceder. Synonyme: C. atlantica Manetti Cat. hort. Mad. Suppl. 9; Laws. Pinet. brit. (Abbd.); Carr. Conif. p. 285, Henk. Hochst. Syn. p. 143; C. argentea Hort., C. Libani var. argentea Math. Fl. forest. p. 378. — Pinus atlantica Endl. Syn. p. 137; Abies atlantica Lindl. et Gord. y Unterſcheidet ſich von der Libanonceder, für deren Varietät fie von vielen gehalten wird, durch ſteifere ſtechendſpitze, halbrunde, meergrüne und ſilberglänzende Nadeln und durch mehr walzenförmige, am Scheitel ſehr abgeplattete Zapfen von glänzend hellbrauner Farbe, welche etwas kleiner als bei der vorhergehenden Art ſind. Sie hat auch im Alter eine pyra— midale Krone, deren Aeſte übrigens ebenfalls völlig horizontal abſtehen, und erreicht bis über 100 p. F. (30 Met.) Höhe. Nordafrika, auf dem Atlas und den höchſten Bergen der Berberei, ferner auf dem ciliciſchen Taurus in der Bulgar Dagh-Kette und im Anti— taurus, in derſelben Höhenregion wie die Libanonceder, mit der ſie häufig zuſammen vorkommt. Gedeiht in England ebenſo gut wie vorhergehende Art. In Deutſchland ſcheint ſie noch nicht angepflanzt worden zu ſein. 26. Cedrus Deodara Loud. Himalaya-Ceder. Synonyme und Abbildungen: C. Deodara Loud. Arbor. IV, p. 2428, f. 228386, Encyel. f. 1975—77; Pinet. Wob. 149, t. 48—49; Laws. Pinet. brit. (3 Taf.); Carr. Conif. p. 281, Henk. Hochst. p. 141. — Pinus Deodara Roxb. Fl. Ind. orient. III, p. 651; Lamb. Pinet. ed. 1. II, p. 8, b. 8. U., Ant. Gonif, p. 59 22 er Endl. Syn. p. 135. — Abies Deodara Lindl. et Gord. Baum 1. Größe mit geradem Stamme und pyramidaler Krone, welcher in ſeiner Heimat bis 150 p. F. (48,7 Met.) Höhe und bis 1007 (3,2 Met.) Stammdurchmeſſer erreicht. Aeſte ſtark, weit ausgebreitet, bogenförmig nach oben und abwärts gekrümmt. Zweige ſchlank, hängend, ſehr dicht und üppig benadelt. Nadeln 2—4½ Centim. lang, ſtumpf dreikantig, oft faſt walzig, ſpitz, doch kaum ſtechend, glänzend dunkelgrün. Zapfen eiförmig-walzig, S— 13 Centim. lang und 5— 7 Centim. dick, jung bläulich bereift, reif hell rothbraun, kurzgeſtielt, meiſt je zwei neben einander. Samenſchuppen am obern ſehr breiten Rande faſt geradlinig oder etwas ausgeſchweift, dünnhäutig ganz. Samen kurz, zuſammen— gedrückt-dreikantig, mit großem gelbbraunem Flügel. 161 Dieſer impoſante, den Hinduh's heilige Baum wächſt im Himalaya in einer Höhe von 4000 —12000 p. F. (1299-3897 Met.), woſelbſt er große Waldungen, theils in reinem Beſtande, theils mit andern Nadel— hölzern gemengt bildet. Da derſelbe noch in Mitteldeutſchland (wo er allerdings keine großen Dimenſionen erreicht, weil er in ſtrengen Wintern theilweiſe erfriert) im Freien aushält, eine raſchwüchſige Holzart iſt und ein vorzügliches Bau- und Nutzholz liefert, ſo verdiente er in den ſüdweſt— lichen und ſüdlichen Gegenden unſeres Gebiets (beſonders vielleicht in den ſüdlichen Alpen an geeigneten Standorten) verſuchsweiſe als Waldbaum angebaut zu werden. Als Parkbaum iſt er ſchon ſehr verbreitet, namentlich im Elſaß. In England gedeiht die Deodara gleich der Libanonceder vor— trefflich, desgleichen in Weſtfrankreich, Nord- und Mittelſpanien und in Portugal. VIII. Pinus L. (ex p.). Kiefer, Föhre. Nadeln gewöhnlich vom zweiten, ſeltener erſt vom 4. oder 5. Lebens— jahre an paarweis oder büſchelig zu 3 bis 5 geſtellt, die im Jugend— zuſtande zu einer Walze vereinigten Paare und Büſchel am Grunde von einer häutigen Scheide umgeben, welche ſie anfangs gänzlich umſchließt, weshalb die jungen Nadeln feſt an einander geſchmiegt liegen und zuſammen eine Walze bilden (ſ. Fig. IX). Männliche Blüten am Ende vorjähriger Triebe, unterhalb deren Endknospe, büſchel- oder traubenförmig zuſammen— gedrängt, jede einzelne von einem häutigen Deckblatt geſtützt, kurz geſtielt; Staubblätter zahlreich, ſitzend, ſchuppenförmig, gelb, faſt horizontal von der Spindel abſtehend, mit häutigem aufgerichtetem verſchieden geformten, meiſt gelbem Antherenkamm oberhalb der nach unten gekehrten Pollenſäcke, welche der Länge nach aufſpringen. Weibliche Aehren an der Spitze junger Triebe, entweder einzeln, ſcheinbar endſtändig (neben der Terminalknospe: ſubterminal) oder ſeitenſtändig (lateral), zu zwei einander gegenüber oder zu mehrern quirlſtändig, aufrecht, meiſt klein, ſitzend oder geſtielt, am Grunde von häutigen Deckblättern umgeben. Deckblätter der Aehre den letzteren ähnlich, häutig, meiſt kürzer als die voluminöſen fleiſchigen Samen— ſchuppen und ſpäter oft ganz verſchwindend. Samenſchuppen breit, abgerundet, faſt horizontal von der Spindel abſtehend, mit aufwärts gerichteter Spitze, am Grunde der oberen (inneren) Fläche die beiden Samenknospen tragend, deren zweizähnige Mikropyle abwärts gerichtet iſt. Zapfen anfangs auf— recht, ſpäter oft abſtehend, horizontal oder abwärts gerichtet; Samenſchuppen bis zur Samenreife feſt zuſammenſchließend, gegen ihre Spitze mehr oder weniger verdickt und hier bei den meiſten Arten in einen nach auswärts Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. — 11 162 gekehrten ſcharf begrenzten rhombiſchen Schild (Apophyſe) endigend, welcher durch einen queren Kiel in ein oberes und unteres Feld abgetheilt erſcheint und in der Mitte dieſes Kiels eine oft ſpitze, ja bisweilen ſogar in einen Dorn ausgedehnte Erhabenheit, ſelten eine Vertiefung (in beiden Fällen der Nabel genannt) zeigt (Fig. XXIII. 10). Beim Aufſpringen des Zapfens krümmen ſich die Samenſchuppen gewöhnlich nach außen und unten um, wodurch die Form des Zapfens ſtets verändert wird. Die entleerten Zapfen bleiben oft noch lange an den Zweigen, bevor ſie abfallen; ſelten (bei den Arven) zerfallen ſie nach der Samenreife. Samen mit meiſt langem und ſchmalem Flügel, welcher mit einem gabelförmigen Ausſchnitt reitend den Samen umfaßt XXIII, 11, 12), ſelten ungeflügelt, blos von einem ſchmalen häutigen Saume umgeben. Samenreife zwei- bis dreijährig, Kotyledonen 3 bis viele. Immergrüne Bäume und Sträucher, deren Triebe ſich in der Regel nur aus endſtändigen Terminal- und Quirlknospen entwickeln und deren Krone deshalb, wenigſtens in der Jugend, eine überaus regelmäßige Ver— zweigung beſitzt. Schon die Spitze des einjährigen Stämmchens erſcheint nämlich durch eine Gipfelknospe geſchloſſen, um welche herum 3 oder mehr Quirlknospen ſtehen, aus denen im nächſten Jahre, während die Gipfel— knospe ſich zum Herz- oder Wipfeltriebe verlängert, der erſte Aſtquirl hervorgeht. Sowohl der neue Wipfeltrieb, oder die Verlängerung der Hauptachſe, als die Quirläſte tragen an ihrer Spitze wieder eine End- und einige Quirlknospen, welche zu neuen Sproſſen austreiben, und indem ſich dieſer Vorgang jedes folgende Jahr wiederholt, muß eine aus regelmäßigen Aſtquirlen zuſammengeſetzte Krone entſtehen, deren Aeſte ebenfalls quirl— förmig verzweigt ſind. Es fehlen alſo den Kiefern die Seitenknospen, welche bei den Fichten und Tannen ſo weſentlich zur Verzweigung der Aeſte beitragen, gänzlich. Nur ausnahmsweiſe, und keineswegs bei allen Kiefernarten, kommen Adventivknospen am Stamme zur Entwicklung, welche die Bildung von Stammſproſſen veranlaſſen “). Alle Triebknospen der Kiefern ſind mit vielen in eine dichte Spirale geſtellten, trockenhäutigen, mit ihren Spitzen oft nach auswärts gebogenen Hüllſchuppen bedeckt. Dieſe als Hüllſchuppen auftretenden Organe ſitzen an der Knospenachſe und ſind deren eigentliche Blätter. In ihren Achſeln ſtehen nämlich die daſelbſt zur Entwickelung gelangten Nadelpaare oder Nadelbüſchel mit ihren Scheiden, deren Bildung bereits S. 15 beſchrieben worden iſt. Sowie ſich die Knospen— Dies iſt namentlich bei den in Europa nicht heimiſchen dreinadligen Kiefern der Fall (in ausgezeichneter Weiſe z. B. bei der mexicaniſchen P. patula). Unter den europäiſchen Kiefern beobachtet man dieſe Erſcheinung noch am häufigſten bei P. Pinea und P. halepensis; bei P. silvestris kommt Adventivknospenbildung wohl niemals vor. 163 achſe zu einem Trieb ausſtreckt, werden dieſe Schuppenblätter aus einander geſchoben und zwiſchen ihnen erſcheinen die ſilberglänzenden Scheiden, aus denen die grünen Spitzen der darin eingeſchloſſenen Nadeln hervorragen. Fig. XXIII. Die gemeine Kiefer, Pinus silvestris L. 1. Triebſpitze mit einer weiblichen Aehre; — 2. Zweig mit männlichen Blüten: — 3. reifer Zapfen; — 4. derſ. geöffnet; — 5. weibl. Blüten in dopp. Gr.; — 6. 7. 8. eine Samenſchuppe mit dahinterſtehender Deckſchuppe von verſch. Seiten, an 8 ſieht man die beiden Samenknospen; — 9. Samenſchuppe (Zapfenſchuppe) von der Innenſeite mit den 2 aufliegenden Samen; — 10. dieſelbe von der Außenſeite; — 11. 12. Samenflügel, entflügeltes Samenkorn und (12) unterer Theil von jenem; — 13. männl. Blüte; — 14. 15. entleerter Staubbeutel; — 16. 17. Pollenkorn; — 18. Keimpflanze; — 19. Nadelpaar; — 20. Querſchnitt deſſelben. a - gr Während ſich letztere beträchtlich verlängern, ſchrumpft die Scheide mehr und mehr zuſammen, bis ſie zuletzt ganz verſchwindet und nun das Nadel— paar oder der Nadelbüſchel auf einem kurzen, oft (von den Narben der abgefallenen Scheidenſchuppen) deutlich geringelten Höcker, der eigentlichen Achſe des Kurztriebes, ſitzt. Anders verhält es ſich mit der Blattbildung und Blattſtellung bei dem erſten durch Verlängerung des Knöspchens der Keimpflanze entſtandenen Jahrestriebe. An dieſem finden wir einzeln ſtehende in eine Spirale geſtellte Nadeln, alſo wirkliche Blätter, keine Schuppengebilde. Wie bei den Langtrieben der Lärchen entwickeln ſich in den Achſeln dieſer erſten wirklichen Blätter, (der „Primordialblätter“) welche ſich bei allen Kiefernarten dadurch von den Nadeln der ſpäteren Kurztriebe unterſcheiden, daß ſie breiter, mehr zuſammengedrückt und an ihren beiden Seitenrändern deutlich geſägt ſind, kleine Knöspchen, die ſich im nächſten Frühlinge in 2, 3 oder mehr Nadeln entwickelte Kurztriebe umgeſtalten, während die Gipfel- und Quirlknospen am Ende des erſten Jahrestriebes bereits eine mit Schuppenblättern beſetzte Achſe beſitzen und daher beim Austreiben ſofort Nadelpaare oder Nadelbüſchel entwickeln. Der⸗ ſelbe Vorgang, wie am erſten Jahrestriebe, wiederholt ſich, wenn die ſchlafende Scheidenknospe der Nadelpaare oder Nadelbüſchel ſich in einen Trieb (Langtrieb) verlängert, was bei der gemeinen Kiefer (P. silvestris) nur ſelten (infolge des Fraßes gewiſſer Raupen) vorkommt. An ſolchen Scheidentrieben ſtehen die Nadeln einzeln, wie an dem einjährigen Stämm— chen, haben auch dieſelbe Geſtaltung; in ihren Achſeln entwickeln ſich wieder Kurztriebe. Bei der gemeinen Kiefer ſind dieſe Scheidentriebe ſchmächtig, kurz und ſehr dicht benadelt“), während fie bei einigen ſüdeuropäiſchen Kiefern eine beträchtliche Länge zu erreichen vermögen und dann mit entfernt jtehen- den Nadeln und Nadelpaaren beſetzt erſcheinen. Und zwar kommt bei jenen ſüdeuropäiſchen Kiefern die Entwickelung ſolcher Scheidentriebe, wenigſtens bei kräftigen, üppigen jüngeren Pflanzen, freiwillig, ohne vorher gegangene Beſchädigung oder ſonſtige äußere Veranlaſſung, vor. Fig. XXIV. zeigt die obere Hälfte eines ſolchen Scheidentriebes von einer etwa 5 jährigen äußerſt kräftigen Pflanze von P. Pinaster, welche aus einer großen Anzahl der obern Nadelpaare des vorjährigen Wipfeltriebes während des Sommers fußlange Scheidentriebe entwickelt hatten). Bei zwei in unſerem Floren— gebiet ebenfalls ſpontan vorkommenden ſüdeuropäiſchen Kiefern, bei der ) Vgl. die ſchönen Abbildungen von Ratzeburg in deſſen „Waldverderbniß“, Bd. I, Taf. 1%, Fig. 5 und T. 2, Fig. 1, 2. Die betreffende Pflanze ſtand nebſt vielen andern, welche dieſelbe Erſcheinung darboten, im Tharander botan. Garten im J. 1862. Das Stadium der Entwickelung der Scheidentriebe, welches obige Figur zeigt, war bereits am 24. Juli erreicht. — 165 Pinie (P. Pinea) und bei der Strandkiefer (P. halepensis) entwickeln ſich mit Primordialblättern beſetzte Zweige auch aus Quirlknospen, wenn die Ter- minalknospe verloren geht, oder, wenn keine Quirlknospen vorhanden waren, aus Adventivknospen, welche ſich zwiſchen einzelnen der Endknospe zunächſt ſtehen— den Nadelpaaren bilden). Bei dieſen beiden Kiefern (ob auch bei andern?) kommt ferner die merkwürdige Erſcheinung vor, daß die junge Pflanze in den erſten (4—5) Jahren gar feine Quirl— knospen bildet, ſondern ſich nur durch ihre Terminalknospe verlängert, daß der aus der Terminalknospe hervorgehende Trieb gleich dem erſten Jahrestriebe mit Primordialnadeln beſetzt iſt, und daß aus den Achſeln einzelner Primordial— nadeln alternirend angeordnete Seiten— triebe hervorgehen, welche wieder mit Primordialblättern beſetzt ſind. Erſt, wenn an der Spitze des Wipfeltriebes Quirlknospen entſtanden ſind, beginnt die Entwickelung von mit Schuppen— blättern und Nadelpaaren beſetzten Trieben. Die unterſten der mit Pri— mordialnadeln beſetzten Seitentriebe pflegen ſich, da fie niemals Quirl— knospen an ihrer Spitze bilden (was bei den obern wohl vorkommt), all— jährlich in derſelben Richtung zu ver— längern, ohne andere als Primordial— blätter hervorzubringen. So entſtehen ſchnurförmige, ſchlangenartig gewundene Zweige, oft von einem Meter Länge, welche gegen ihr Ende hin mit ab— ſtehenden, in eine regelmäßige Spirale ge— ſtellten Primordialnadeln verſchiedenen Fig. XXIV. „Triebſpitze v. Pinus Pinaster. „Nadelſcheiden. b. Primordialblätter. Ein Primordialblatt, vergr. ) Beides habe ich wiederholt ſowohl während meiner Reiſen in Spanien an ſpontanen Pinien und Strandkiefern als neuerdings an im Dorpater Garten kulti— virten Pinien beobachtet. * -. 166% — Alters beſetzt, nach unten hin auf eine lange Strecke nackt und mit den höckerartigen Narben der abgefallenen Nadeln bedeckt find*). — Die Kiefern find geſellige lichtliebende Pflanzen, weshalb ſich ihre Beſtände mit zunehmen— dem Alter immer lichter ſtellen. Sie reinigen ſich auch im freien Stande hoch hinauf von Aeſten und bilden walzenförmige bei ungeſtörtem normalem Wachsthume ſchnurgerade Stämme, deren anfangs glatte Rinde ſich allmälig in eine riſſige, alljährlich dicker werdende Borke verwandelt. Die Nadeln werden im 3.—6. Jahre nach ihrer Entwickelung abgeworfen, und zwar im Herbſt. Deshalb ſind alle älteren Zweige nackt und iſt die Benadelung der Krone eine viel lichtere als bei den Fichten und Tannen. Mit zu— nehmendem Alter verändert ſich bei allen Arten die urſprünglich immer pyramidale Form der Krone, theils dadurch, daß die Triebfolge nicht mehr mit ſolcher Regelmäßigkeit geſchieht, theils dadurch, daß der Längenwuchs der Aeſte das Uebergewicht über denjenigen des Stammes erhält. In Folge davon tritt eine Abwölbung der Krone ein, welche bei manchen Arten (in auffälligſter Weiſe bei der Pinie) bis zur vollkommenen Schirm⸗ form führen kann. Die meiſten Kiefern beſitzen ein ſtark entwickeltes Wurzelſyſtem mit tiefgehender Pfahl- und weitausgreifenden Seitenwurzeln, weshalb ſie von Stürmen nicht leicht geworfen werden. Das Holz iſt meiſt reich an Harzgängen (Harzporen), das Kern- und Splintholz ge wöhnlich verſchieden gefärbt. f Eintheilung der Arten. Die Gattung Pinus iſt die artenreichſte der Abietineen und der Coniferen überhaupt. Die Geſammtzahl der gegen- wärtig bekannten Arten läßt ſich nicht genau angeben, da viele, welche neuerdings von Botanikern und Gärtnern unterſchieden worden ſind, von Anderen nur als Formen längſt bekannter Arten betrachtet werden. 1874 kannte man nach der Auffaſſung derjenigen Botaniker, welche nicht jede conſtante Form für eine eigene Art halten, 83 Arten mit mehr als 170 Formen. Von dieſen beſitzt Nordamerika mit Weſtindien die meiſten (das nordweſt— liche 18, das öſtliche 10, Mejico, Guatemala und Weſtindien 33), Europa mit Nord- und Weſtaſien und den Canariſchen Inſeln (1 Art) 13, Oſtaſien mit dem Himalaya und den japaniſchen u: a. Inſeln 9 Arten. Der neueſte Bearbeiter der Kieferngattung, G. Engelmann“) nimmt nur 2 Sektionen, Strobus und Pinaster an, welche er folgendermaßen charakteriſirt: Junge Pinien und Strandkiefern erhalten dadurch ein höchſt ſeltſames An— ſehen, was den Unkundigen verleiten kann, ſolche Pflanzen für krank oder monſtrös zu halten. Vgl. die ſchöne Abbildung einer 6 jährigen Pinienpflanze in Ratzeburg, Waldverderbniß, I, T. 1. * G. Engelmann, Revision of the genus Pinus (Transact. of the Acad. of science of St. Louis. IV, n. I., p. 161—189, mit 3 Foliotafeln. St. Louis, 1880). I. Strobus: Apophyſe mit einem randſtändigen Buckel: Zapfen ſub— terminal oder lateral; Kurztriebe fünfblättrig mit lockern und abfälligen Schuppen; Antheren mit einem Knötchen oder wenigen Zähnen oder einem unvollſtändigen Kamme endigend; Holz leicht, wenig harzreich (umfaßt Endlicher's Sektionen Cembra und Strobus); II. Pinaster: Apophyſe mit einem rückenſtändigen Buckel; Zapfen ſubterminal oder lateral; Kurztriebe 1—5 (meiſt 2- oder 39 blättrig “), mit meiſt bleibenden Schuppen; Antheren gewöhnlich in einen halbrunden oder faſt runden Kamm endigend; Holz gewöhnlich härter, ſchwerer, ſehr harzreich (Endlicher's Sektionen Pseudostrobus, Taeda, Pinaster und Pinea). Wir wollen hier die ältere, den Forſtmännern geläufigere Eintheilung beibehalten, wonach die in unſerer Flora zu erwähnenden Arten folgenden 4 Sektionen angehören: J. Arven (Cembra Spach.). Nadeln der Kurztriebe zu 5 in einer Scheide, dreikantig, die nach außen gekehrte (untere) Fläche convex, die Seitenflächen plan oder etwas concav. Zapfen eiförmig oder walzig, auf— recht, nach der Samenreife zerfallend. Samenſchuppen nach der Spitze hin nur mäßig verdickt, dieſe hakenförmig aufwärts gebogen, nach außen hin eine breitrhombiſche Apophyſe ohne Mittelkiel bildend, welche an ihrer Spitze (in der Mitte des oberen freien Randes) den Nabel trägt (Fig. XXV und XXVI. Samen groß, dick- und hartſchalig, ungeflügelt. II. Weymouthskiefern (Strobus Spach.). Nadeln zu 5 wie bei Cembra, von derſelben Form. Zapfen langwalzig oder ſpindelförmig, hängend, nach der Samenreife nicht zerfallend. Fruchtblätter noch im reifen Zapfen erhalten, deutlich ſichtbar, doch viel kürzer als die Samenſchuppen. Vgl. Referat vom Prof. Hegelmaier in d. Allg. Forſt- und Jagdzeitung. 1880, S. 421. Bei der Eintheilung der Arten beider Sektionen in Untergruppen legt Engelmann mit Recht großes Gewicht auf die Lage der Harzgänge in den Nadeln, welche auf Querſchnitten ſchon mittelſt einer guten Lupe (bisweilen ſogar mit bloßen Augen) deutlich zu erkennen iſt. Die Harzgänge ſind nämlich entweder peripheriſch oder hypoderm, d. h. liegen unmittelbar unter der Oberhaut (3. B. bei P. silvestris), oder parenchymatös d. h. in dem zwiſchen der Oberhaut und dem centralen Gefäß— bündel befindlichen chlorophyllreichen Parenchym gelegen (3. B. bei P. Cembra), oder ſie liegen im Umkreiſe der Gefäßbündelſcheide (nur bei exotiſchen Arten). *) Einblättrige Kurztriebe kommen nur bei einer californiſchen Art, der P. monophyllos Torr. et Fremont (P. Fremontiana Endl.) vor, welche neuer— dings zur Aufforſtung der ſüdlichen Alpenabdachungen empfohlen worden, aber ein kleiner buſchiger Baum von kaum 4—6 Met. Höhe iſt (S. Centralbl. für d. geſammte Forſtweſen, 1880, S. 126). Ihre Nadeln ſind walzig, ſteif und dornſpitzig. Sie dürfte in der ganzen ſüdlichen Hälfte unſeres Florengebietes im Freien aushalten. 9 168 Dieſe gegen ihre Spitze hin ſchwach verdickt, mit flacher kielloſer Apophyſe, welche den Nabel an oder unter der Spitze des freien Randes trägt *). Samen klein, geflügelt. III. Weihrauchkiefern (Taeda Endl.). Nadeln der Kurztriebe zu 3 (ſelten zu 4) in einer Scheide, zuſammengedrückt dreikantig, auf der äußern (untern) Fläche convex, auf den Seitenflächen plan. Zapfen kuglig oder kegelförmig, mit ſtarkverdickten, feſt zuſammenſchließenden Samenſchuppen, welche an der Spitze eine vollſtändige mit Querkiel verſehene und den Nabel in deſſen Mitte tragende Apophyſe beſitzen. Samen geflügelt. IV. Echte Kiefern (Pinaster Endl.). Nadeln der Kurztriebe zu 2 in der Scheide, planconvex, nämlich die äußere Fläche convex, die innere plan. Zapfen kuglig oder kegelförmig, mit Apophyſen wie bei der vorher— gehenden Sektion. Samen gewöhnlich geflügelt. Ueberſicht der in unſerer Flora aufgezählten Arten. A. Nadeln zu fünfen. N a. Zapfen aufrecht, eiförmig oder länglich, endlich zerfallend. Samen ungeflügelt. Junge Triebe feinfigig . - - - e e b. Zapfen hängend, malzig- Apinde förmig; 175 gerfülend Samen geflügelt. Junge Triebe kahl. Zapfen ſpindelförmig, ſpitz, gekrümmt: Nadeln 6—10 Centim. lang. P. Strobus L. Zapfen coniſch-cylindriſch, ſtumpf; Nadeln 10—12 Centim. l. P. excelsa Wall. B. Nadeln zu dreien. Zapfen eiförmig, 6— 10 Centim. lang; Nabel der Apophyſen mit zurück— gebogenem Dorn; Nadeln 6—12 Centim. lang . . . . P. rigida Mill. Zapfen koniſch oder walzig-kegelförmig, 10—11 Centim. lang; Nabel mit ſtarkem zurückgebogenem Dorn; Nadeln 10—20 Centim lang. P. ponderosa Dougl. Zapfen breit eiförmig, 15—18 Centim. lang; Nabel mit zurückgekrümmtem Dorn; Nadeln 15—20 Centim. la ng P'. Jeffreyi Murr. C. Nadeln zu zweien. 6. Nadeln zweifarbig, an der convexen Fläche dunkelgrün, an der planen meergrün, Rindenhaut der jüngern Stämme oder älteren Aeſte leuchtend rothgelb, ſich in Fetzen abſchülfern dd... P. silvestris L. 8. Nadeln auf beiden Flächen gleichfarbig. + Weibliche Blüten violett, blauduftig; Nabel der Apophyſen grauweiß, matt, von einer ſchwärzlichen Linie umjfäumt . . P. montana Mill. ++ Weibliche Blüten röthlich; Nabel nicht von einer ſchwarzen Linie umſäumt ur Zapfen kegelförmig oder eikegelförmig, Samen geflügelt. ) Bei dem Zapfen der Weymouthskiefern und Arven iſt die Apophyſe der Schuppen eigentlich nur zur Hälfte ausgebildet. Und zwar entſpricht ſie dem unteren Felde der Apophyſe der übrigen Kiefern, ihr oberer Rand dagegen mit dem Nabel dem Querkiel. 103 O Nadeln ſteif, ſtark, Zapfen ſitzend, Nabel glänzend, hellbraun oder fleiſchfarben. Nadeln 9—14 Centim. lang, Zapfen glänzend ſcherbengelb 5—8 Centim. lang, mit fleiſchfarbenem Nabel. P. Laricio Poir. Nadeln 10—20 Centlm. lang, Zapfen glänzend zimmtbraun, 7—19 Centim. lang, mit gleichfarbigem Nabel. P. Pinaster Sol. OO Nadeln dünn, zart, am Ende der Zweige pinſelförmig gehäuft; Nabel der Apophyſen niedergedrückt, ſtumpf. Zapfen ſitzend oder faſt ſitzend, wagerecht oder ſchief nach oben abſtehend, koniſch oder 2 5—10 Centim. lang; Nadeln 12—15 Centim. lang .. Pe. pyrenaica Lap. Zapfen lang geſtielt, 17 länglich kegelförmig, glatt, 8 bis 10 Centim. lang; Nadeln 7—9 Centim. lang. P. halepensis Mill. Zapfen eiförmig⸗kuglig, Samen ſehr groß, faſt ungeflügelt. P. Pinea L. I. Sektion. Cembra Spach. Arve. 27. Pinus Cembra L. Arve, Zirbelkiefer. Synonyme: P. Cembra L. Spec. 1419, Lk. in Linnaea XV, p. 513, DC. Prodr. XVI, p. 402; Vill. Fl. Delph. III, p. 806, All. Fl. pedem. II, p. 179, Endl. Syn. p. 141, Hartig, Forſtkulturpfl. p. 77, Carr. Conif. p. 295, Math. Fl. forest. p. 413, Pokorny, Holzpfl. p. 17, Wahlenb. Fl. Carpat. p. 309, Baumgart. Fl. Transsilv. II, p. 304, Neilreich, Ung. Slavon. p. 74, Schur, Siebenbg. p. 74, Henk. Hochst. Syn. p. 122. Nördlinger, Forſtbot. II. 408. — P. montana Lamk. Fl. france. III. p. 651 nicht Mill. „Arve, Zürbel-, Zirbelnußkiefer, Zirbe, Zirme, Zirmbaum, Zirlin“, franz. „Auvier“. Abbildungen: Lamb. Pinet. ed. 1. I. t. 23, Nouv. Duham. V. t. 77, Pinet. Wob. t. 27, Loud. Arbor. IV, f. 2188 — 2192, Eneyel. f. 1902, Ant. Conif. t. 20, f. 2, Hartig a. a. O., t. 7, Rchb. Ic. fl. germ. XI, t. 530, Laws. Pinet. brit. Baum 2.— 1. Größe, mit dickem nach oben hin ſtark abfälligem Stamme, tief angeſetzter anfangs pyramidal⸗kegelförmiger, ſpäter walziger, zuletzt ganz unregelmäßiger Krone und weit ausgreifender kräftiger Bewurzelung. Aeſte ſtark, wagerecht abſtehend, mit aufwärts gekrümmten Spitzen, die unterſten bei jüngeren (30— 40 jährigen) Arven beinahe den Boden berührend. Rinde anfangs glatt, grünlich grau, etwas warzig, dann röthlich grau oder braun, warzig, ſpäter ſich in eine dicke graubraune durch breite wagerechte Quer— riſſe ausgezeichnete feinſchuppige und Harzgänge enthaltende Borke ver— wandelnd. Jüngſte Triebe mit einem roſtgelben ſammetartigen Filz be— deckt. Knospen breit, kuglig, lang und ſchmal zugeſpitzt, von braunrothen trockenhäutigen, langen, an der Spitze feſt zuſammen gedrehten Schuppen umkleidet, harzlos, an den Enden der Zweige meiſt einzeln. Nadeln 5½ bis 8 Centim. lang, lineal, ſtark und ſtarr, an den Kanten fein geſägt, ſtumpfſpitzig, am Grunde etwas verbreitert, dunkelgrün, inwendig Mi Zn mit 3 parenchymatiſchen Harzgängen, bis 5 Jahre bleibend; Nadelbüſchel in der Jugend von ſchmalen flattrigen hinfälligen braunrothen Scheiden— Fig. XXV. Die Zirbeltiefer oder Arve, 1. ein zweijähriger Trieb mit 2 Geſammtquerſchnitt des Nadelbüſchels und 3. Querſchnitt einer einzelnen Nadel. Pinus Cembra L. einem reifen Zapfen und einer weiblichen Blüte: eu ſchuppen umgeben, dicht ſtehend, daher die Benadelung (namentlich bei jüngeren Bäumen) eine ſehr volle und üppige. Männliche Blüten am Grunde von 6—8 häutigen Hüllſchuppen umgeben, ellipſoidiſch, ungeſtielt, 1 Cm. lang, ſchön gelb, Staubblätter aufrecht-abſtehend, verkehrt⸗keilförmig, gelb, mit kurzem verkehrt herzförmigem fein gezähneltem dünnhäutigem, violettem Antherenkamme. Weibliche Zäpfchen eiförmig länglich, violett, Samen— ſchuppen eiförmig, dachziegelförmig feſt zuſammenſchließend. Zapfen kurz geſtielt, aufrecht-abſtehend, eiförmig Fig. XVI. oder eiförmig-länglich, ſtumpf, 5—8 Cm. 1 2 lang, im unreifen Zuſtande mit einem ö bläulich⸗violetten Reif überzogen, reif hell zimmtbraun. Samenſchuppen an der obern und untern Fläche mit Höhlungen zur Aufnahme der keil— förmigen, zuſammengedrückt-ſtumpf drei— kantigen 10 bis 12 Mm. langen nuß— artigen hartſchaligen rothbraunen N 5 5 Samen verſehen (Fig. XXVI, welche Zapfenſchuppe der Zirbelkiefer. keine Spur eines Flügels zeigen, und 1. Außenſeite: — 2. Innenſeite mit den deren Kern eßbar iſt. Kotyledonen zwei Nüßchen: — 3. Schild der Zapfen⸗ ; Er ſchuppe; — 4. Seitenanſicht; — 5. ein 8—12, meiſt 10, kräftig, lang zu— Nüßchen. geſpitzt; Primordialnadeln breit, ſpitz, ſehr deutlich geſägt (Fig. XXVII.. Holz leicht, harzlos, friſch weich aber ſehr dauerhaft, leicht ſchneidbar, im Kern röthlich bis rothbraun, im Splint (dieſer ſtets ſehr ſchmal) weiß, von angenehmem Geruch. Periodiſche Lebenserſchei— nungen und Alter. Eintritt der Mannbarkeit angeblich im 60. Jahre (bei kultivirten Exemplaren in den Parken und Forſtgärten Mitteldeutſch— lands ſchon mit dem 25. Jahre und früher, doch ſtets ohne Bildung keim— fähigen Samens). Beginn der Blüte— zeit in den Alpen im Juni. Zapfen im erſten Herbſt von der Größe einer Wallnuß und grünlichbraun, im zweiten 15 Herbſt ausgewachſen. Aufberſten des 2. Fig. XXVII. N 7 Keimpflanze der Zirbelkiefer; — N tammknospe. * — mer Zapfens und Herausfallen des reifen Samens erſt im darauf folgenden Frühlinge. Keimen des natürlich ausgefallenen Samens erſt im nächſten Frühlinge, bisweilen ſogar erſt nach zwei Jahren. Dauer der Keimkraft 2—3 Jahre. Höhen- und Stärkenwuchs bei der ſpontanen Zirbelkiefer ſehr langſam, bei der kultivirten raſcher, bei dieſer Periode des raſcheſten Höhen— wuchſes etwa vom 10. bis zum 30. Jahre, durchſchnittlich 26,5 Cm. betragend. Dagegen braucht die ſpontane Arve, wenigſtens in freien Hoch— gebirgslagen, gegen 70 Jahre, um mannshoch zu werden. Der größte Stärkezuwachs fällt nach Sendtner zwiſchen das 150. und 250. Lebensjahr. Bildung von regelmäßigen Aſtquirlen findet nur zwiſchen dem 6. und 30. Jahre ſtatt; ſpäter hört die Quirlbildung ganz auf und vor dem 6. Jahre werden auch nur einzelne Seitenzweigchen entwickelt, weshalb Zirbelpflänzlinge ein buſchiges Anſehen haben. — Die Arve wird ſelten über 22,7 Met. hoch, erreicht aber 1 — 1,7 Met. Stammdurchmeſſer. Dergleichen ſehr ſtarke Arven beſitzen ein Alter von 5 — 700 Jahren. Aelter ſcheint der Baum nicht zu werden. Wohl aber beſitzt die Zirbel- kiefer eine Lebenszähigkeit und Reproduktionskraft, wie keine andere euro— päiſche Conifere. Die Zirbelkiefer, deren Samen in allen Alpenländern, namentlich aber in Tirol unter dem Namen „Zirbelnüſſe, Zirmnüßchen“ im Herbſt auf den Obſtmärkten als Naſchwerk in Menge zum Verkauf ausgeboten werden”), variirt faſt gar nicht“), ändert aber ihr Anſehen im höheren Alter, zum Theil auch infolge der Standortsverhältniſſe, ſehr beträchtlich. Nach meinen in den Bairiſchen Alpen gemachten Beobachtungen erliſcht nämlich bei der Zirbelkiefer bei zunehmendem Alter die Lebensthätigkeit in der Richtung von oben nach unten, weshalb der Baum wipfeldürr zu werden beginnt und dann gewöhnlich den Wipfel durch den Sturm verliert. Lange bevor aber der Wipfel abſtirbt, und ohne daß ſonſt eine zwingende äußere Veran— laſſung vorhanden wäre, fängt die Bildung von Secundärwipfeln an, indem einzelne Aeſte, zuerſt an den tieferen, ſpäter an den höheren Stammtheilen ſich emporrichten und zu Wipfeln zweiter Ordnung werden. Auch dieſe unterliegen demſelben Geſchick, ſodaß mehrhundertjährige Arven (nur bei ſolchen habe ich dies beobachtet) ſtets mehrwipflig und dann nicht ſelten alle Wipfel an der Spitze dürr und abgebrochen ſind. Ausführlich habe Auch in Rußland mit Einſchluß der Oſtſeeprovinzen werden die Samen der Zirbelkiefer, hier der ſibiriſchen, im Herbſt maſſenhaft zu gleichem Zweck auf den Markt gebracht, aber hier „Cedernüſſe“ genannt, weil der Baum ſelbſt den Namen „Sibiriſche Ceder“ führt. Chriſt erwähnt eine Form mit gelbgrünen Zapfen, die im Engadin vorkommt. nnn Alte Zirbelkiefer. —— ich über dieſe eigenthümliche Erſcheinung an einem andern Orte berichtet“). Fig. XXVIII zeigt das getreue von mir an Ort und Stelle gezeichnete Bild einer c. 600 jährigen Arve des Wetterſteinwaldes, vielleicht der älteſten und ſtärkſten (ihr e. 70 p. F. hoher Stamm maß in Stockhöhe 4 11?/,“ p. = 161,74 Cm. im Durchmeſſer) im ganzen bairiſchen Gebirge, deren baumſtarker unterſter Secundärwipfel beweiſt, daß derſelbe lange Zeit vor dem Abſterben des Hauptwipfels ſich zu entwickeln angefangen haben muß. Ja der zweite Secundärwipfel (von unten her), deſſen Krone noch vollkommen grün war, hatte ſchon vor Jahrzehnten einen Nebenwipfel zu bilden an— gefangen. Mir iſt in den bairiſchen Alpen (auf der Schachen- und Reitalp, den beiden Hauptcentren der Zirbelkiefer in jenen Alpen) keine einzige alte Arve vorgekommen, welche nicht mehrere dergleichen Secundärwipfel gehabt hätte. Solche meiſt mit lang herabwallenden Bartflechten bekleidete Arven bieten einen ebenſo intereſſanten als maleriſchen Anblick dar und haben nicht ſelten die abenteuerlichſten Formen. Die Nadelbüſchel ſtehen bei ihnen nicht mehr dicht an den Zweigen, weshalb die Benadelung eine ſehr lichte zu ſein pflegt. N Geographiſche Verbreitung. à. Horizontale. Die Zirbelkiefer wird in Mitteleuropa ſpontan nur in den Alpen und Karpathen angetroffen, wo ſie als echt alpine Holzart auftritt, außerdem aber ſowohl als Baum der Ebene wie des Gebirges in Rußland und Sibirien. Denn daß die ſibiriſche Arve von der mitteleuropäiſchen ſpecifiſch nicht verſchieden, ſondern höchſtens als eine klimatiſche Varietät anzuſehen iſt, unterliegt gegenwärtig keinem Zweifel mehr“ ). Der geſammte Verbreitungsbezirk der Arve iſt ein ungeheuer großer, liegt aber faſt ganz in Aſien, denn im Vergleich mit Vgl. meine Abhandlung: „Zur Naturgeſchichte der Zirbelkiefer“ im Jahrbuch der K. Sächſ. Akademie für Forſt- und Landwirthe, Bd. XIV (1861), S. 258 ff., ferner Chriſt, Pflanzenleben der Schweiz, S. 230. % S. Griſebach, Vegetation der Erde I, S. 93. In der That unterſcheidet ſich die ſibiriſche Zirbe von der europäiſchen nur durch größere, alt länglich-walzige Zapfen und größere Samen, ſowie (in der Jugend) durch üppigere Benadelung und reichlichere Quirlknospenbildung, endlich (in ſpäterem Alter) durch kürzere Nadeln. Während aber die mitteleuropäiſche gar nicht variirt, kommen von der ſibiriſchen wirkliche Varietäten (richtiger wohl klimatiſche oder Standortsformen) vor, nämlich eine Form mit hellgrünen Nadeln und längeren ſchmäleren Zapfen im Amurgebiet und ſüdlichen Oſtſibirien und eine Zwergform (var. pumila) an felſigen Orten der oberen Baumgrenze in den Gebirgen des nördlichen Oſtſibirien. Dieſe wächſt entweder knieholzartig oder macht aufrechte Stämmchen, welche ſelbſt bei einem hohen Alter höchſtens 4 Met. Höhe und 7—8 Centim. Dicke beſitzen. Dagegen zeichnet ſich die weſtſibiriſche und oſtruſſiſche Arve durch hohen Wuchs (bis 40 Met.), breite Krone und große Zapfen aus (vgl. Purkyne, Die Akklimatiſation fremder Nadelhölzer in Schmidt's Vereinsſchrift, 1874, 2. Heft). 175 dem Bezirk der ſibiriſchen Arve erſcheint derjenige der europäischen nur als ein kleiner weſtlicher Appendix des erſteren. Die ſibiriſche, zu der man die oſtruſſiſche rechnen muß, iſt vom Gouvernement Perm, wo ſie Wälder von koloſſalen Dimenſionen bildet“) aus oſtwärts bis in das Amurland verbreitet. Ihre Polargrenze beginnt im europäiſchen Rußland im Petſchora— gebiet unter 65° Br., ſchneidet den Ural unter 64“ und zieht von da nordoſt— wärts über den Ob (66°,7%) nach dem Jeniſei, an dem fie unter 68“ ihren nördlichſten Punkt erreicht. Von da läuft die Polargrenze gen 80 durch das Gebiet der Lena, die ſie etwa unter 60“ ſchneidet, zum Stanowoj— gebirge, welches fie an den Quellen des Aldonfluſſes (c. 56“ erreicht. Die Südgrenze beginnt im europäiſchen Rußland am Orenburg'ſchen Ural etwa unter 55° und zieht von da gen NW über Jekatherinenburg nach Wjätka (58°), von wo die Weſtgrenze des Bezirks der ruſſiſch-ſibiriſchen Arve über die Quellen der Waga (dem weſtlichſten Punkte, 61°) und dann gen NO bis an die Petſchora läuft. Ueber die Südgrenze in Aſien, ferner über die Oſtgrenze iſt nichts bekannt“). Wir haben es hier nur mit der Pflanze der Alpen und Karpathen zu thun und deren Bezirk liegt faſt ganz innerhalb unſeres Florengebiets. Innerhalb der Alpen erſcheint die Zirbelkiefer von den Hochgebirgen der Dauphiné und Provence (Mt. Viſo, Mt. Genevre, Col de Bars, C. de la Bachere, C. Longet) durch die ſchweizeriſchen, venetianiſchen, tiroler, bairiſchen und ſalzburger Alpen bis Spital am Pyhrn an den Quellen des Steierfluſſes verbreitet. Die Nord— grenze des alpinen Areals, am Nordabfall des Alpenlandes verlaufend, er— ſtreckt ſich über die Nordweſtſeite des Montblanc nach der ſüdweſtlichen Schweiz, wo ſie am Oſtrande des Genferſees die Rhone ſchneidet, am Pillonpaſſe in das Quellengebiet des Rheins übertritt und in nordöſtlicher Richtung über die Grimſel am nördlichen Gehänge der Berner Alpen hin— ziehend bis zum Wäggis und Mürtſchenſtock (ſüdlich vom Wallenſtädter See), dem nördlichſten Punkte der Schweiz, wo die Arve ſpontan vorkommt, ſich erſtreckt. Von da tritt die Grenze ſich ſüdlich wendend in das Quellen— gebiet des Inn (im obern Engadin) über, um von da durch das nördliche *) Im Vrchoturiſchen Kreiſe des Perm'ſchen Gouvernements giebt es 3—4 Millionen Hektar kaiſerliche Waldungen, die aus reinen (2) Beſtänden der P. Cembra beſtehen, welche den dortigen brüchigen, faſt naſſen Boden ganz beſonders zu lieben ſcheint. Die glatten, geraden oft 20—25 Met. hinauf aſtloſen Stämme werden mittelſt Steigeiſen erſtiegen, um die Zapfen mit Stangen herunterſchlagen zu können. Das Holz wird wenig benutzt. In Sibirien fällt man die Bäume, um die Nüſſe zu erlangen und läßt das Holz verfaulen. Zeitſchr. für d. deutſch. Forſtbeamten 1883, S. 416). ) Vgl. v. Middendorff a. a. O. S. 557 ff. — Tirol nach den bairiſchen Kalkalpen zu gehen, welche ſie ſüdöſtlich vom Bodenſee an den Gottesackerwänden im Algäu erreicht. Von da läuft die Polargrenze über die Schachenalp (im Wetterſteingebirge bei Partenkirchen), das Karwendlgebirge, den Unnutz (am Achenſee) nach dem Sonnenwendjoch, paſſirt bei Rattenberg den Inn, geht über das Salzajoch durch das Gebiet der Saale auf die Reutalp (bei Reichenhall) über und hierauf über die hohen Kalkplateaus des Steinernen Meeres und des Fundenſeetauerns nach dem ſüdlich von Salzburg gelegenen Dachſteingebirge und von da nach Spital am Pyhnr, dem nördlichjten und zugleich öſtlichſten Punkt des alpinen Zirbengebiets. Die Südgrenze erſtreckt ſich vom Mt. Viſo über den Südabhang des Mt. Roſa nach dem Mt. Baldo und dem Col di Luna in den venetianiſchen Alpen, läuft vou da längs der ſüdöſtlichen Grenze Tirols nach dem Großglocknerſtock und von dort am Südabhang der Tauern— kette hin bis zum Sirbitzkogel ſüdlich von Judenburg, worauf ſie nord— wärts bogenförmig über den Raichart in die nördlichen Kalkalpen nach Spital zieht. Daß die Zirbe früher ſich noch weiter ſüdoſtwärts erſtreckt hat, beweiſt das Vorkommen einzelner alten Bäume in den Rainer Alpen in Krain“). Das alpine Areal der Zirbelkiefer iſt folglich vom 24. bis jenſeits des 32.“ öſtl. Länge und von 44° 20‘—47° 36‘ der Breite, d. h. über 8 Meridiane und 3 Breitengrade ausgedehnt. Es hat die Geſtalt einer langgeſtreckten unregelmäßigen Ellipſe, deren Längenachſe ſich parallel mit der Hauptachſe des Alpenzuges von SW nach NO erſtreckt, und deren größter Durchmeſſer von N nach S mitten durch Tirol von Halleranger an der bairiſchen zum Col di Luna an der venetianiſchen Grenze geht. Die mittlere Breite des Areals beträgt c. ½ Breitengrad. Viel kleiner iſt der Arvenbezirk des karpathiſchen Gebirgsſyſtems. Der— ſelbe bildet eine ſchmale bogenförmige mehrfach unterbrochene Zone, welche im N im Tatragebirge beginnend ſich über die theils der Zips und Liptau Ungarns, theils dem Stryer und Stanislawower Kreiſe Galiziens angehörigen höchſten Erhebungen der Karpathen nach den pokutiſchen Bergen und in die Marmaros, von da über Czachlou in der Moldau und die Biſtritzer und Rodnaer Alpen Siebenbürgens bis auf den Ratynzat im Hunyader Comitat und bis auf den Baiku im Banat erſtreckt. Dieſe Zone liegt etwa zwiſchen 37° 50“ und 43° 5. L. ſowie zwiſchen 45° 20, und 49“ 30“ Br., erſtreckt ſich folglich nur über etwas mehr als 6 Meridiane und 4 Breitengrade. In beiden Bezirken erſcheint das Vorkommen der Arve gegenwärtig in der Nach Obf. Zdäref zu Bleiberg bei Villach Weſſely's Monatsſchrift, 1880, S. 359 ff.). es Hauptſache nur auf einzelne Berge, Hochplateaus, Abhänge u. ſ. w. be— ſchränkt, iſt daher kein zuſammenhängendes, ſondern ein injelartiges. *) b. Vertikale Verbreitung. Ueber die vertikale Verbreitung der Arve im Alpengebiet haben Sendtner und Kerner“) ſehr gründliche 7 Unterſuchungen angeſtellt, deren Reſultate übereinſtimmen. Ich gebe hier zunächſt eine Zuſammenſtellung der glaubwürdigen Höhenbeſtimmungen der oberen und unteren Arvengrenze in der Längenrichtung des Areals. Obere Grenze. Col Longet (nach Martins): 2515 Met. Monte Roſa (Schlagintweit), Nordſeite: 7000 p. F. — 2273,2 Met. z - - 1 7150 2321, Met. Grimſel (Martins): 6465 p. — 2099,5 Met. Berner Oberland Geaſchoſer): 6350 p. F. — 2062, Met. (nach Chriſt im Mittel: 2000 Met.). Nördliche Schweiz (Wahlenberg): 5700 p. F. — 1851 Met. Frela zwiſchen Val Livino und Münſterthal (Tſchudi): 7389 p. Paß zwiſchen Münſter und Scarl, Nordſeite (Tſchudi): 7527 p. Mürtſchenſtock und Murgſee (Tſchudi): 6000 p. F. — 1948,5 Me Bernina (Tſchudi): 7569 p. F. — 2458 Met. Abhänge von Zmutt in Wallis: 2350 Met. * Wormſer Joch im Engadin: 2426 Met. nach Ast Stilfſer Joch (Tſchudi): 7883 p. F. — 2560 Met. Mittelzug der bairiſchen Alpen (Sendtner): 5600 p. F. — 1818,6 Met. (Mittel aus 4 Beobachtungen), Hauptzug der bairiſchen Alpen (Sendtner): 5833 p. F. — 1894,8 Met. Mittel aus 3 Beobachtungen). F. = 2399,5 Met. F. — 24718 Met. t. 8 ie Grenze am Wetterſtein (Sendtner): 5950 p. F. — 1932,2 Met. -auf der Reutalp (Sendtner): 5700 p. F. — 1851 Met. - auf dem Steinernen Meer (Sendtner): 6300 p. F. — 2045,8 Met, Mittel für die bairiſchen Alpen überhaupt (Sendtner): 5746 p. F. — 1866 Met. In größter Häufigkeit tritt die Arve noch gegenwärtig im Engadin auf, wo man ſie tagelang an den obern Hängen verfolgen kann und wo ſie oft ausſchließlich die Baumgrenze bildet. Auch in Teſſin und im centralen Graubündten fehlt fie nirgends, doch bildet ſie hier ſelten geſchloſſene Beſtände, ſondern tritt meiſt in kleinen Beſtänden und horſtweiſe zwiſchen Tannen und Lärchen auf. In prachtvoller Fülle zeigt der Baum das nach ihm benannte Val d' Arolla. Namhafte, wenn auch lockere Beſtände ſind auch in den Waadtländer und Berner Alpen (3. B. zwiſchen Grindel— wald und Lauterbrunnen). In den bairiſchen Alpen bildet die Arve auf der Wetter ſtein⸗ und Schachenalp und auf der Reutalp räumdenartige Urwaldbeſtände, in den öſterreichiſchen Alpen kommt ſie nur noch horſtweiſe und in vereinzelten Bäumen vor. Auch in den Karpathen, wo ſie am häufigſten und vom beſten Wuchs in der hohen Tatra vorkommt, tritt ſie meiſt horſtweiſe eingeſprengt in Fichten- und Föhren— beſtänden auf. ) Studien über die oberen Grenzen der Holzpflanzen in den öſterreichiſchen Alpen. III. Zirbe. (Oeſterr. Revue, 1864, 1865, und Oeſterr. Monatsſchrift, Januarheft, 1866 Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. : 12 Te Birkkogel in Tirol (Kerner): 7131 w. F. — 1,9 Met. Fatſcherkamm in Tirol (Kerner): 6776 w. 5 2139,3 Met. Kellerjoch in Tirol (Kerner): 6469 w. F. — 2042,9 Met. Sud (Simony), Nordſeite: 5840 w. F. — 15 5 Met. - = Südſeite: 5980 - 13893, 7 Met. Sager in Tirol (Schlagintweit): 5922 p. = — 1425 Met. Sonnenwendjoch (Kerner): 6236 w. F. — 1969,35 Met. Langtauferthal in Tirol (Simony): 7220 w. F. — 2280,8 Met. Oetzthal (Simony): 6850 w. F. — 2163,1 Met. = (Schlagintweit), höchſte Grenze: 6601 p. F. - 2143,6 Met. - - Niederthal: 6316 p. F. = 2051,1 Met. Gurgl: 6498 p. F. = 2109,6 Met. Timbals: 6058 p. F. - 1967,3 Met. Patſcherkofel in Tirol (Kerner): 6616 w. F. — 2089,3 Met. Kraxenträger = (Kerner): 6939 - 2141,3 Met. Lizum in Tirol (Kerner): 6658 w. F. — 2102,5 Met. Ritten bei Bogen (Simony): 6600 w. F. — 2078,7 Met. Col di Luna (Fuchs): 6665 p. F. — 2164,4 Met. f Glocknerſtock (Schlagintweit), Rand des Paſterzengletſchers: 6023 p. F. — 1455,9 Met. Leiterkopf: 6400 p. F. — 2078,4 Met. ebendaſelbſt, dürre Stämme: 6621 p. F. —= 2150,1 Met. Leiterthal: 6285 p. F. — 2041 Met. ebendaj. dürre Stämme: 6480 p. F. — 2104,3 Met. Dachſteingebirge est 6290 w. F. = 1986,4 Met. Obere (mittlere?) Grenze in den Karpathen (Forſtr. Wondräk in Linz): 1260 Met. Untere Grenze. Mittlere in den Centralalpen der Schweiz (Chriſt): 1800 Met. Mittlere in den bair. Alpen (Sendtner): 4711 p. F. —= 1532,3 Met. Mittlere untere Grenze in den nordtiroler Kalkalpen (Kerner): 5037 w. F. = 1590,6 Met. = tiroler Centralalpen (Kerner): 4981 - —1572,9Met. Unterfie Greue in den Karpathen (Wondräk): 950 Met. Aus dieſer Ueberſicht ergiebt ſich, daß die obere Grenze der Zirbel— kiefer im ſüdweſtlichen Theile des Alpenzuges entſprechend der geographiſchen Breite im Allgemeinen höher liegt, als im nordöſtlichen, daß jedoch ihre höchſte Lage nicht in das ſüdweſtliche Ende (M. Roſa), ſondern auf das Gebiet fällt, welches die höchſt gelegenen Thäler und ſomit die größte Ge— ſammterhebung des Bodens beſitzt, d. h. in die Umgebung des Stilfſer Joches, welches auch das Centrum des elliptiſchen Arvenbezirks der Alpen bildet. Von da ſinkt die obere Grenze dieſer Holzart allmälig, am wenig— ſten und am langſamſten gegen SW und 8, mehr und raſcher gegen N und NW, am raſcheſten gegen O und NO. Auf die bedeutende Emporrückung der Arvengrenze am Wormſer und Stilfſer Joch influirt auch entſchieden die Plaſtik des Bodens, indem dort die Arve die günſtigſten Standortsver— hältniſſe findet (ſ. unten Lebensbedingungen). Anſchaulicher wird dieſes eigen— thümliche Verhalten der oberen Arvengrenze aus der folgenden Tabelle „ welche die wichſtigſten obigen Grenzpunkte gleichzeitig nach der geographiſchen Breite und Länge geordnet enthält. 7 75 Geogr. Geogr. Höhe Localität. Breite. Länge. in Metern. f f Mürtſchenſtok . 475 | ao 148,5 Wi ee WE AZODAN 28040° 1932,2 Bitblogel na 1 840, 2001,9 Satichertanum "ua va 470 78 2848“ 2139,3 Malleranges 20 2950 14250 Sonnenwendjoch 47026“ 29300 1969,3 Kellerjoch .. e ee 29028“ 2042,9 Salzajoch (im Witte) en 29046 1852,6 Patſcherkofel . .. 47011 290 8 2089,3 ri 29015 2102,5 r e 1851,0 Steinernes Meer 47030“ 30030“ 2045,8 Leiterkooef f 4705, 300227 20784 1 orange „„ A030! 31030“ 1986, Grimſel .. „„ 460355 25058“ 209,5 Brin a 892 270400 2458,0 Wormſerjoch 46050“ 2818 2426,0 Langtauferthal 46032“ 280 5 2560,0 Kroxenträger 4856932“ 2913“ | 2141,3 Satan Io 6 e 2078,7 ee e | 46% 299305 2164,7 M. Roſa . 450544“ 25430“ 2321,4 CoeSonger. 2... 222. 45050: 25030“ 2515,0 Nach Ker ner's Berechnungen erhebt ſich die obere Grenze der Zirbel— kiefer von dem nördlichen Randgebiete der Alpen bis zum Centralkamme auf je 5“ geogr. Breite im Mittel um 194 w. F. (= 61,05 Met.), ſinkt dagegen öſtlich und weſtlich von der größten Maſſenerhebung e Joch) auf je 1 Meridian um 570 w. F. (= 179,97 Met.). — Ueber den Ein— fluß der Expoſition und des Bodens auf Erhöhung oder Er— niedrigung der obern Arvengrenze geben die folgenden Tabellen die beſte Auskunft. In den Kalkalpen iſt die obere Grenze viel ſchwerer zu beſtimmen, weil dort das Vorkommen der Zirbelkiefer durch die Bodenbeſchaffenheit (namentlich durch Vorhandenſein thonreicher Kalkſchichten) bedingt wird, wie aus der folgenden Tabelle (ſ. S. 181) erhellt. Es ergiebt ſich aus dieſer Tabelle, daß die obere Grenze der auf Mergelboden ſtockenden Arven 40“ unter dem beobachteten Mittel der Expoſition liegt, aber 23“ höher als die wahrſcheinlich normale Höhe der Grenze. Dagegen geht die Zirbelkiefer auf Lehmboden 110‘ über das be— obachtete Mittel hinauf, aber nur 51‘ über die Norm. Endlich bleibt bei den auf Kalkboden ſtehenden Arven die obere Grenze 83“ unter dem be— ee, 2 ie J. Einfluß der Expoſition auf die mittlere obere Grenze in den tiroler Centralalpen (Schieferalpen), nach Kerner. Zirbelkiefer. s soo ο Y |nw|w|sw| ’ Mittel. N W. F. W. 5. W. .F. W. J. W. 8. W. 5. W. . F. W. 5 | Dürre, Teüppetpaft 6685 — 6709 6481 | 6619 9518 5 6737 ſtrauchige Exemplare. Vereinzelte hochitanmige | ; ß ee grüne Bäume. 6612 6570 6564 6298 6373 6523 6632 | 6873 6555 Geſchloſſene Beſtände. 6490 — 6120 — 6331 6504 6285 6533 6377 Ohne Wuchs un ei) es 6604 6570 6531 6389 6414 6557 6590 6886 6567 Die obere Arvengrenze liegt über () oder unter (—) dem Mittel von 6567 w. F. 0 1 1 l | | Tiroler Centralalpen. +37 +3 :| —36 1781153) —10 | +23 4319) obachteten Mittel zurück, und unter der Norm jogar 125°. Die Minima der obern Grenze auf Lehm- und Kalkboden ſind nach Sendtner auf Lehm bei NO-Expoſition 5493“, auf Kalk bei N 5516“ und bei S 55600, Aus beiden Tabellen iſt erſichtlich, daß die SW-, W- und SLagen der Zirbelkiefer am meisten, dagegen die NO-, N- und O-Lagen am wenigſten zuſagen, daß demnach dieſe Holzart ſich zur Expoſition ebenſo verhält, wie die Fichte. In der That kommt letztere ſehr häufig in Geſellſchaft der Zirbelkiefer vor, namentlich in den tieferen Lagen. Die hauptſächlichſten Urſachen dieſer Erſcheinung ſind bei beiden Holzarten die nach den ver— ſchiedenen Expoſitionen wechſelnden Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältniſſe. Die ſüdweſtliche Lage iſt die wärmſte, die nordöſtliche die kälteſte “), erſtere, weil ſie den feuchten Südweſtwinden exponirt, zugleich durch gleichmäßig feuchte Luft- und Bodenbeſchaffenheit begünſtigt iſt, während die Nordoſt— und Oſtlagen den kalten und austrocknenden Luftſtrömungen ausgeſetzt ſind. Schwankender ſind die Verhältniſſe in der Lage der unteren Grenze. Dieſelbe liegt in den bairiſchen Alpen im Mittel (von 14 Meſſungen) bei 1532,3 Met., in den nordtiroler Kalkalpen bei 1590,6 Met., in den tiroler Centralalpen bei 1572,9 Met. (ſ. oben S. 178), alſo überhaupt im Mittel bei 1565 Met. Aus den beiden folgenden Tabellen III. und IV. ergiebt ſich, daß nur in den tiroler Alpenketten die untere Grenze bei NW=Erpofi- e ) Nach Lamont bedingt ſüdweſtliche Expoſition eine Temperaturerhöhung um + 09,50 C. über das Mittel, nordöſtliche dagegen eine Temperaturerniedrigung um — 0,52 C. unter das Mittel der Temperatur, welches dem Beobachtungspunkt ſeiner geographiſchen Lage nach zukommt. 3 II. Einfluß der Erpofition und der Bodenart auf die Lage der obern Arvengrenze in den bairiſchen Kalkalpen (nach Sendtner ). | | | ee Neger ar S 835 S = Se == = . o . — > >= = „283 Boden e ZuS&| se a Localität. = S gie S. 22 . art = > 225 5 8 3 e >) a Ze 2 6 SS P. F. P. F D P. F. P. F NO 5571 3570 Mergel. Teufelsgſaß bei Partenkirchen. 5650 — 79 — 80 Kalk. Hochkalter bei Berchtesgaden. 4493 — 78 — 77 O 5900 5660 Mergel. Nadelkopf am Wetterſtein. 5900 0 — 240 5880 = 44 = = a = —— | => 7 5 >77 F> 777 7 le . Ps wa Fr S 5764 5960 Kalk. Ofenthal bei Berchtesgaden. | 5560 — 204 — 400 Lehm. Steinernes Meer. 5968 — 204 — 8 SW 5984 5980 Mergel. Nadelkopf am Wetterſtein. 5950 — 34 — 30 Mergel. Kamerlinghorn bei Berchtes— gaden. 5780 — 204 | — 200 Kalk. Fundenſeeplateau. 5905 — 79 — 75 Lehm. Steinernes Meer. 6300 | + 316 | + 320 — * r — | W 5719 5910 Lehm. Reutalp. 5700 — 19 — 210 Kalk. Fundenſeeplateau. 5738 — 19 — 172 — _ — 1 5 2 NW 5580 6735 Lehm. Reutalp. 5610 — 30 — 125 5 Lehm. Röthalpe über dem Königsſee. | 5550 — 30 — 185 N 5672 5605 Kalk. Ofenthal bei Berchtesgaden. 5516 — 156 | — 89 2 Kalk. Fundenſeeplateau. 5670 — 2 —— 65 Lehm. Scheibe am Fundenſee. 5829 | + 157 | + 224 Lehm im Vergleich Mergel im Vergleich Kalk im Vergleich zum Mittel. zur Curve. zum Mittel. zur Curve. zum Mittel. zur Curve. 204 a) + 79 ee) — ei, +- 316 + 320 0 + 240 — 204 — 400 — — 210 — 34 — u) — 75 +30 — 125 — 204 + 19 + 19 1 — 30 — 185 — 156 — 156 — 89 157 + 224 — 2 — 2 + 65 Mittel 110 51 — 40 +E 23 — 83 — 125 tion am niedrigſten und bei 80-Expoſition am höchſten liegt, daß es ſich dagegen in den bairiſchen Alpen, wie es ſcheint, anders verhält, und auch in den tiroler Alpen die übrigen Expoſitionen keine ſolche Uebereinſtimmung erkennen laſſen, wie bezüglich der oberen Grenze. Das beobachtete Maximum (einzige Beobachtung! in den bairiſchen Alpen iſt bei SW in 5000 p. F. (— 1623 Met.), das Minimum bei N in 4121 p. F. (= 1335,7 Met.) ge⸗ funden worden, dagegen in den nördlichen Kalkalpen Tirols das Maximum bei SO in 5426 w. F. (= 1711,0 Met.), das Minimum bei NW in 4085 w. F. (= 1290,6 Met.), in den Centralalpen das Maximum bei SO in 5426 w. F. (= 1596,2 Met.), das Minimum bei N in 4090 w. F. (= 1291,6 Met.). III. Einfluß der Expoſition auf die Höhenlage der unteren Arven— grenze in den tiroler Alpen (nach Kerner). | | 1 1 | S S0 O NO N NW W SW Alpenkette. | | Mittel. W. F. W. J. W. F. W. F. W. F. W. FJ. W. F. W. F. Nördliche Kalkalpen 5430 5491 5310 5180 5051 4518 4536 4761 5037 Gentralalpen . . . 5036 5426 5267 5108 4758 4509 4792 4952 4981 Die untere Arvengrenze liegt höher (4) oder tiefer (—) als das Mittel, um In den nördl. Kalkalpen 423 44541273 +143|+ 44519 — 501 2760 In den Centralalbpen . + 554345 286 L127 —223 472 —160 — 29 In beiden Alpenketten liegt folglich die untere Grenze der Zirbelkiefer in Südoſtlagen am höchſten, in Nordweſtlagen am tiefſten. Nächſtdem er⸗ hebt ſich die Grenze in den Kalkalpen bei ſüdlicher und öſtlicher Expoſition am meiſten, in den Centralalpen dagegen bei öſtlicher und nordöſtlicher, während fie in den Kalkalpen bei weſtlicher und ſüdweſtlicher, in den Central= alpen bei nördlicher und weſtlicher Expoſition am meiſten deprimirt erſcheint. IV. Einfluß der Erpofition auf die Höhenlage der untern Arven- grenze in den bairiſchen Alpen (nach einer von Sendtner auf un— vollſtändige Beobachtungen baſirten Curvenzeichnung) “). s SO o | sol e (sw ; Mittel. P. F. P. F. P. F. P. F. P. F. P. F. P. F. P. S. Die untere Grenze liegt 4840 4693 4570 4500 4540 4685 4820 4870 4693 über (+) oder unter (—) 3 . dein Mittel un 147 +27 123133153 —8 4127 17 ) Sendtner a. a. O. S. 265. Nach den wenigen wirklichen Meſſungen Sendtner's, welche ſich vorzugsweiſe auf nördliche und nordweſtliche Lagen beziehen (S. 254) liegt auch in den Bairiſchen Alpen die untere Arvengrenze bei nordweſtlicher Expoſition am tiefſten, nächſtdem bei nördlicher. e Fe Die Urſachen der untern Arvengrenze, d. h. der Thatſache, daß die Arve ſpontan nicht tiefer hinab vorkommt, als in den angegebenen Höhen, ſollen nach Kerner zu große Schwankungen und zu grelle Wechſel im Feuchtigkeitszuſtande der Luft und des Bodens und zu kurze Dauer des Tages zur Zeit des Erwachens der Vegetation in der tiefer gelegenen Region ſein (ſ. Lebensbedingungen). Aus der verſchiedenen Lage der oberen und unteren Arvengrenze in den Alpen je nach der Expoſition ergiebt ſich eine ſehr verſchiedene Breite des Arvengürtels, wie dies aus der folgenden Tabelle von Kerner erſichtlich iſt. V. Breite des Arvengürtels in den tiroler Centralalpen. N NW W. SW Abdachung des Gebirges N S0 „N 55 W. F. W. 3. W. F. W. F. W. J. W. F. W. F. WE Obere Grenze. 6604 6570 6531 6389 6414 6557 6557 6886 Untere Grenze. 5036 5426 5267 5108 4758 4509 4792 4952 Breite des Gürtels. 1568 1144 1264 1281 1656 2048 1798 2134 Mittlere Breite des Arvengürtels — 1612 w. F. Die Breite des Arvengürtels über-] Die Breite des Arvengürtels iſt ſteigt die mittlere Breite bei | geringer als die mittlere Breite bei SW NW W N 8 NO 0 80 um 522 436 186 = 44 um — 44 331 —348 — 468 An den zwiſchen SW und N liegenden Berglehnen iſt alſo der Zirbel— gürtel viel breiter, als an den zwiſchen S und NO ſich abdachenden Ge— hängen. Die größte Breite erreicht der Gürtel an den ſüdweſtlichen Hängen. Dort iſt ſeine vertikale Ausdehnung faſt doppelt ſo groß, als wie an den ſüdöſtlichen Abdachungen. Die Urſachen auch dieſer Erſcheinung ſind offen— bar die je nach der Lage verſchiedenen Wärme- und Feuchtigkeitsverhältniſſe. Die warmen von feuchten Winden beſtrichenen und gegen die trocknen Südoſtwinde geſchützten Südweſt-Hänge begünſtigen das Gedeihen der Zirbel— kiefer ungemein und geſtatten ihr, ſich weit nach oben hin auszubreiten. An den zwiſchen W und N gelegenen und deshalb ſchattigeren Hängen iſt wieder die Feuchtigkeit größer und eine beſtändigere, was der Zirbelkiefer möglich macht, ſich weit abwärts zu verbreiten. Dagegen ſind die ſüdöſt— lichen, öſtlichen und nordöſtlichen Lehnen den kalten austrocknenden Winden 1894. —— ausgeſetzt und deshalb hier ſowohl die Wärme- als die Feuchtigkeitsver— hältniſſe am wenigſten günſtig. An dieſen Hängen vermag ſich daher der Arvengürtel ſowohl nach oben als nach unten weniger auszudehnen. Aus demſelben Grunde bildet die Zirbelkiefer in den Karpathen, welche viel öſtlicher und nördlicher liegen, als die tiroler Centralalpen und wo daher die Wärme- und Feuchtigkeitsverhältniſſe ungünſtiger find, nur einen ſchmalen (nach Wahlenberg etwas über 900 p. F. — c. 300 Met. breiten) Gürtel, während in den Alpen der Dauphiné der Arvengürtel (nach Martins) über 2452 p. F. (= 796,2 Met.) ausgedehnt erſcheint. Der Arvengürtel verengert ſich alſo innerhalb des geſammten Verbreitungsbezirks in der Richtung von SW nach NO allmälig. Bedingungen des Vorkommens und Gedeihens. Aus drei— jährigen Temperaturbeobachtungen der meteorologiſchen Station zu St. Maria am Stilfſer Joche, welche 7823 w. F. (= 2472,3 Met.) hoch, d. h. in einer Höhe liegt, welche in jenem Theil der Alpen der mittlern obern Arvengrenze faſt genau entſpricht, glaubt Kerner ſchließen zu dürfen, daß das Minimum der jährlichen Wärmeſumme, deren die Zirbelkiefer zu ihrem Gedeihen bedarf, 648° R. (— 810° C.) beträgt und daß dieſe Holzart eine froſtfreie Zeit von mindeſtens 67 Tagen haben muß). Ferner hat derſelbe Autor aus den Wärmemengen, welche zur Zeit der Blattentwicklung der Arve in Wien (nach 5jährigen Beobachtungen), Innsbruck (nach 2jähr. Beob.) und Schemnitz (nach 1jähr. Beob.) erreicht ſind k“), das Mittel der Wärmemenge, welche auf die Zirbelkiefer eingewirkt haben muß, wenn ſie ihre Nadeln er ſoll, zu 418° R. (= 522,5 C.) berechnet. ) Ich füge hier den Gang der Temperatur zu St. Maria in R-Graden bei. 8 3 2 2 = — — 2 Se 2 „„ „ = = = = 2 3 5 = = 8 SR = = = 1 > = Zul | = | 2 8 ra Meer 98 — 76 —58 391 0,84 eee 5244 438 SEELEN | | | Jährliche Sof Winter. Frühling. Sommer. N Summe der debter rot Saiten Froſt. Zeit | | 0 | | Gradeüber Mittel. | Mittel. Mittel. | | —899| — 3,43 5551 107 7 648 | 22. Jun „. 28. Auguſt. 67 Tage. ) In Wien (bot. Garten) ſchlägt die Zirbelkiefer im Mittel am 6. Mai, in Innsbruck am 8. Mai, in Schemnitz (2jähr. Beob.) am 19. Mai, in Wildbad Gaſtein (Ijähr. Beob.) am 21. Mai aus. — 185 —— Da an zwei in der Nähe der unteren Arvengrenze gelegenen Stationen Tirols (Akus und Plan) dieſes Mittel durchſchnittlich am 18. Juni erreicht iſt, an welchem Tage die Sonne volle 16 Stunden über dem Horizonte verweilt, ſo hält ſich Kerner zu dem Schluſſe berechtigt, „daß bei ſonſt günſtigen Boden- und Feuchtigkeitsverhältniſſen die Zirbe an jedem Ort gedeihen und ſich ſpontan vermehren kann, wo zur Zeit, in welcher die Wärmeſumme von 418° (522,5) erreicht iſt, der Tag auch eine Länge von 16 Stunden beſitzt, daß dagegen in Gegenden, wo die Wärmeſumme von 418“ ſchon früher, etwa bei der Tageslänge von 13—15 Stunden erreicht iſt, die Zirbe wohl zu vegetiren, aber gewiß keinen keimfähigen Samen zu erzeugen und ſich daher auch nicht dauernd zu erhalten, zu vermehren und zu verbreiten vermag“ ). J Das ſpontane Vorkommen der Zirbelkiefer in den Alpen beweiſt, daß dieſer Baum plateauförmige Hochgebirgsmaſſen liebt und daß er weder die Sturmlagen, noch die Nähe der Schneefelder und Gletſcher ſcheut. Er verlangt einen kurzen, aber intenſiv warmen Sommer, einen friſchen, be— ſtändig feuchten, jedoch nicht naſſen, nicht zu bindigen, wo möglich tief— gründigen Boden und zeigt auf thonigem oder lehmigem, Quarztheile und alkaliſche Beſtandtheile enthaltendem Boden das beſte Gedeihen, kommt aber bei ſonſt günſtigen Standortsverhältniſſen auch auf Mergel- und Kalkboden gut fort. In den Kalkalpen ſieht man die Arve hin und wieder (in ausgezeichneter Weiſe z. B. auf dem Plateau der Schachenalp) auf mooſigen, ſtets von Feuchtigkeit triefenden Kalkblöcken, welche ſie dann gewöhnlich mit zahlreichen mächtigen Wurzeln umſpinnt, trefflich gedeihen. Das bedenkliche Zurückgehen der Zirbenwälder in den Alpen, welches in erſter Linie durch unverſtändige Nutzung derſelben bewirkt worden iſt, hat neuerdings, hier und da auch ſchon ſeit längerer Zeit Beſtrebungen veranlaßt, die Zirbelkiefer aus Samen zu erziehen und durch Pflanzung neue Zirbelkieferbeſtände zu ſchaffen. Dieſe Beſtrebungen ſind nicht ohne Erfolg geblieben und hat ſich herausgeſtellt, daß die ) Ich halte dieſen Schluß für etwas voreilig, weil auf zu wenige Daten be— gründet. Im botan. Garten zu Tharand ſtand bis vor wenigen Jahren eine Zirbel— kiefer, welche 1866 eine Höhe von c. 35 p. F., einen Stammdurchmeſſer von 11 p. 3. und ein Alter von 34 Jahren beſaß. Dieſelbe blühte mehrmals und brachte auch keimfähige Samen hervor, aus denen kräftige Pflanzen erzogen worden ſind. Tharand liegt nur 680 p. F. über dem Meere. Die Mitteltemperatur des Sommers beträgt dort 14,21“ R. und die Blattentwicklung der Zirbelkiefer fällt dort gewöhnlich auf Ende Mai, wo der Tag noch keine 16 Stunden Länge beſitzt. (Vgl. auch Roß— mäßler, der Wald. 2. Aufl. S. 315.) Ich zweifle nicht, daß viele der in Süd— und Mitteldeutſchland in Parken kultivirten Zirbelkiefern ebenfalls keimfähigen Samen tragen. In den Elſäſſer Vogeſen (bei Kaltenbrunn) iſt die Arve bei blos 960 Met. als Waldbaum vollkommen akklimatiſirt (Ririchleger). N — Men Arve für exponirte waldentblößte Hochgebirgslagen zu deren Wiederaufforſtung bei entſprechender Bodenbeſchaffenheit ſich vorzüglich eignet. So iſt fie dazu ſchon ſeit einer Reihe von Jahren in den franzöſiſchen Seealpen benutzt worden, wo man ſie bis zur Höhe von 2000 Met. im Gemenge mit Lärchen anpflanzt und angepflanzt hat. Aehnliches iſt im Böhmerwalde geſchehen, wo z. B. beim Forſthauſe Kubern am Kubani bereits ein anſehnlich großer, jetzt 38jähriger Zirbenbeſtand ſich befindet, der bis jetzt freudiges Gedeihen zeigt. Da die Zirbe nicht nur wegen der Vorzüglichkeit ihres Holzes, ſondern auch als Schutzwehr gegen Lawinenſchaden eine große Bedeutung beſitzt, jo hat 1884 die k. k. Forſt- und Domänendirection in Gmunden beſchloſſen, im Forſtbezirk Hinterberg (Salzkammergut) einen Centralpflanzgarten zur Anzucht dieſes Baumes für einen jährlichen Nachhaltsbezug von 100,000 Stück Setzlingen zu errichten. II. Sektion. Strobus Spach. 28. Pinus Strobus L. Gemeine Weymouthskiefer. Synonyme und Abbildungen: P. Strobus L. Spec. pl. 1419; Michx. Fl. bor. amer. II, p. 205; Lamb. Pinet. ed. 1. I. p. 31, t. 22, Loud. Arbor. IV, 2280. f. 2193—96; Ant. Conif. p. 43, t. 20, f. 3; Hartig Forſtkulturpfl. p. 81, t. 8; Nouv. Duham. V,. t. 76; Endl. Syn. p. 146. Carr. Conif. p. 302; Henk. Hochst. Syn. p. 92; Nördlinger, Forſtbot. II. 401. — P. canadensis quinquefolia Duham. Baum 1. Größe mit geradem vollholzigem Stamme und pyramidaler, aus ſehr regelmäßigen Aſtquirlen gebildeter Krone. Rinde lange Zeit glatt bleibend, glänzend olivenbraun, erſt mit dem 20.— 30. Jahre vom Grunde des Stammes an ſich in eine dunkle, längsriſſige Borke verwandelnd, welche aber ſelbſt bei 80 jährigen Bäumen ſelten über 7 Met. am Stamm emporreicht. Sie enthält zahlreiche Harzbehälter, welche oft, ähnlich wie bei der Edeltanne, Harzbeulen, nur viel kleinere, veranlaſſen. Bewurzelung außerordentlich ſtark, aus einer mächtigen Pfahlwurzel und weit ausſtreichenden Seitenwurzeln zuſammengeſetzt. Knospen eiförmig in eine Spitze ausge— zogen, mit rothgelben Schuppen bedeckt, harzüberfloſſen, Endknospe des Haupttriebes ſtets von 5—8 Quirlknospen umgeben; junge Triebe kahl, mit glänzend grüner glatter Rinde. Nadeln 6— 10,5 Centim. lang, dünn zart weich, lineal, ſpitz, dreikantig, an der äußern convexen Seite hellgrün, an den innern planen Flächen bläulichweiß geſtreift, mit peripheriſchen Harzgängen, ſchon im 2. Jahre abfallend. Nadelbüſchel genähert, gegen die Spitze der Zweige pinſelförmig gehäuft, Scheide aus langen loſen gelbrothen Schuppen zuſammengeſetzt, bald verſchwindend. Männliche Blüten 7—12 Millim. lang, zu 5—6 quirlförmig an der Baſis der jungen Triebe, geſtielt walzig; Staubblätter gelb, mit aufrechtem zwei— ſpitzigem Antherenkamm. Weibliche Zäpfchen einzeln oder zu 2, ſelten 187 quirlförmig, wenig länger, als die männlichen, länglich; Samenſchuppen horizontal, dick, gelblichgrün mit rothem flügelartigem Rande. Nehmen nach der Befruchtung eine ſchiefe Stellung an und verwandeln ſich bis zum Winter in bis 2 Centim. lange braune Zapfen mit halb ſo langem Stiele. Zapfen geſtielt, hängend, 10—15 Centim. lang, walzig-ſpindel— förmig, ſpitz, etwas gekrümmt, im erſten Herbſt dunkel-violett, zur Zeit der Reife braun, aufgeſprungen bis 4 Centim. im Durchmeſſer. Samen— ſchuppen lederartig, länglich-zungenförmig, gegen die Spitze hin ſchwach verdickt, in der Mitte leicht gerinnt, den ſtumpfen Nabel unterhalb der Spitze tragend. Samen 5— 6 Millim. lang, eiförmig, dunkelgrau und ſchwarz marmorirt, auf einer Seite glänzend, mit über 2 Centim. langem, ſchmalem, gekrümmtem, rothbraun geſtreiftem Flügel. Kotyledonen 7 bis 9, ſchmächtig, pfriemenförmig, dreikantig. Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Eintritt der Mannbarkeit bei freiem Stande (in Gärten, Parken) oft ſchon mit dem 25., im Schluſſe ſelten vor dem 50. Jahre. Blütezeit in Mitteldeutſchland gegen Ende Mai. Samenreife im Oktober des zweiten Herbſtes, Auf— ſpringen der Zapfen vom September bis gegen Ende November. Die entleerten Zapfen bleiben noch lange hängen. Auflaufen des im Frühling geſäten Samens 3—4 Wochen nach der Ausſaat. Beginn der Quirl— bildung im 3. Jahre. Wuchs raſch, Längenwuchs vom 10. Jahre an durch— ſchnittlich 2 p. F. (6,5 Decim.) betragend, weshalb 40 jährige Weymouths— kiefern nicht ſelten gegen 60 p. F. (19,48 Met.) hoch ſind. In ſeinem Vaterlande ſoll der Baum bis 60 Met. Höhe und bis 2 Met. Durchmeſſer erreichen. Auch in Deutſchland erreicht er 100-—- 150 p. F. (33— 48,7 Met.) Höhe und einen Stammdurchmeſſer von 4—6 F. (1,3 1,95 Met.). Bei freiem Stande reinigt ſich der Stamm nur wenig von Aeſten, im Schluſſe kann man noch an 50 jährigen Bäumen die Spuren der abgeworfenen Aſtquirle bis zum Stock hinab erkennen, weshalb es leicht iſt, das Alter ſolcher Weymouthskiefern zu berechnen, ohne ſie zu fällen. Wie alt dieſer Baum zu werden vermag, iſt nicht bekannt. Zu variiren ſcheint die ſpon— tane Pflanze nicht. Geographiſche Verbreitung. Nordamerika, in den Vereinigten Staaten öſtlich vom Miſſiſippi und von den Alleghanies bis zum See St. John (48° 41° N. Br.) und Winipeg-See (50%, am häufigſten in Canada, an den Quellen des St. Lorenzſtroms, in Vermont und New— Hampſhire. In größter Menge ſoll die Weymouthskiefer zwiſchen 43 und 47° Br. vorkommen. Sie wächſt auf fettem, feuchtem und ſumpfigem auch wohl ſandigem Boden. — Seit der Einführung der Weymouthskiefer in Europa (1705), wo ihre Anzucht zuerſt ein Lord Weymouth in die Hand — Ba nahm, hat ſich dieſer Baum dajelbjt. als Parkbaum außerordentlich ver- breitet und eingebürgert, beſonders in England, Nord- und Mittel-Frank— reich, Belgien, Deutſchland, Schweiz, Oeſterreich, Polen, Lithauen, Weſt— Rußland“). In Deutſchland und Oeſterreich hat er ſchon zeitig forſtliche Beachtung gefunden, weshalb es faſt überall außer einer Anzahl einzeln eingeſprengter Bäume und Horſte auch ganze, ſelbſt anſehnlich große Be— ſtände von allen Altersklaſſen giebt. Bedingungen des Vorkommens und Gedeihens. Die Wey— mouthskiefer kann harte Winter ertragen, denn ſie leidet z. B. in Livland ſelbſt in den ſtrengſten Wintern nicht vom Froſt, desgleichen heiße Sommer. Ueber das Wärmequantum, deſſen ſie zu ihrem Gedeihen bedarf, iſt aus Mangel an Beobachtungen nichts zu ermitteln. Die Blattentwicklung be— ginnt in Wien durchſchnittlich am 21. Mai bei einer Wärmeſumme von 615,6 C. Wegen ihrer tiefgehenden Pfahlwurzel verlangt dieſe Kiefer einen tiefgründigen Boden. Sie gedeiht noch auf Sandboden, welcher im Untergrund anhaltend feucht iſt, am beſten jedoch auf feuchtem thon- oder lehmhaltigem Boden, und beſonders in Sümpfen, wo ſie den üppigſten Wuchs zeigt und durch ihre ungemein reichliche Wurzelentwicklung zum Trockenlegen des Bodens beiträgt. Trockner Standort ſagt ihr wenig zu. Sie ſcheint mehr ein Baum der Ebene als des Gebirges zu ſein, weshalb ſie vorzüglich in Ebenen und in Flußthälern angebaut zu werden verdient. Die Weymouthskiefer iſt die erſte exotiſche Nadelholzart geweſen, welche ſich als Forſtbaum in Deutſchland und Oeſterreich eingebürgert und wirkliche forſtliche Be— deutung erlangt hat. Sie übertrifft an Schnellwüchſigkeit und Maſſenproduction alle einheimiſchen Coniferen, vermag ſich bei Tiefgründigkeit faſt allen Bodenarten und den abweichendſten klimatiſchen Verhältniſſen zu accommodiren, leidet nur ſelten durch Sturm, Schnee-, Eis- und Duftbruch, erſetzt verlorengegangene Wipfel durch Bildung von Secundärwipfeln, zeigt überhaupt eine bedeutende Reproductionskraft, düngt den Boden durch ihren reichlichen Nadelabfall weit beſſer, als P. silvestris, eignet ſich wegen ihres bedeutenden Schattenerträgniſſes in vorzüglicher Weiſe zu Nach— beſſerungen und iſt den Angriffen ſchädlicher Inſekten faſt gar nicht ausgeſetzt. Dagegen ſoll ſie mehr, als die gemeine Kiefer den Angriffen des Agaricus melleus (folglich der Rothfäule) ausgeſetzt ſein, aber die Fähigkeit beſitzen, dann unter Um— ſtänden Senker zu bilden, welche ſich zu Tochterſtämmen emporrichten. Ihr weißes bis rothgelbes, harzarmes Holz iſt im Allgemeinen wenig geſchätzt oder ſind wenigſtens über ſeinen Gebrauchswerth die Meinungen ſehr getheilt. (Vgl. die Mittheilungen ) In den Parken Liv- und Kurlands ſieht man hin und wieder wahre Pracht— exemplare von Weymouthskiefern. Im Parke des Gutes Lunia bei Dorpat ſtehen zwei mächtige Bäume, welche wahrſcheinlich infolge von wiederholtem Schneebruch viele Secundärwipfel gebildet haben und deshalb ein groteskes und höchſt maleriſches Anſehen haben. 189 über die Weymouthskiefer und deren Kultur in Baur, Forſtwiſſenſch. Centralblatt 1882, S. 397ff., 1884, S. 91, Dankelmann's Monatsſchr. 1882, Februar- und Märzheft.). 29. Pinus excelsa Wall. Nepal-Weymouthskiefer. . Synonyme und Abbildungen: P. Strobus Hamilt., P. Strobus excelsa Hort. P. excelsa Wall., Lamb. Pinet. ed. 2. I, 55, t. 33, Pinet. Woburn. 75, t. 29. Loud. Arbor. brit. IV. 2285. f. 2197—2202; Ant. Conif. 42, t. 20. f. 1; Henk. Hochst. Syn. p. 90. — P. Peuce Griseb. Spie. Flor, rumel. bithyn. II. 349. Henk. Hochst. 126. Baum 1. Größe mit pyramidaler Krone und glatter oder riſſiger, bleigrauer Rinde. Knospen kurz keulenförmig, ſammt den Scheiden der Kurztriebe von langen lanzettförmigen hellbräunlichen dünnhäutigen hin— fälligen Schuppen locker umhüllt. Nadeln dünn, zart, ſchlaff, dreikantig, ſtachelſpitzig, an den Kanten ſchärflich, am Rücken grün, an den beiden innern Flächen bläulichweiß, 10— 15 Centim. lang, 1 Millim. breit, an den Zweigſpitzen pinſelförmig zuſammengedrängt, im 2. bis 3. Jahre ab— fallend. Männliche Blüten 16—18 Millim. lang, länglich-walzen— förmig, gekrümmt aufſteigend, gelb. Zapfen geſtielt, gegen- oder zu 4 quirlſtändig, ſelten einzeln, jung aufrecht, reif hängend, koniſch-walzenförmig, ſtumpf, alt etwas gekrümmt, 14— 17 Centim. lang, 3,5— 7 Centim. dick, blaßbraun, ſtark mit durchſichtigen Harztropfen beſetzt; Samenſchuppen keilförmig, ſehr breit, holzig-lederartig, runzlig, mit dunkelbraunem Nabel. Samen 8—9 Millim. lang, eiförmig, zweiſchneidig zuſammengedrückt, ſchwarz, grau punktirt, mit ſäbelförmigem, netzadrigem, rothbraunem, 15 bis 21 Millim. langem Flügel. Im centralen Himalaya, beſonders in Nepal, wo dieſe dort bis 50 Met. Stammhöhe erreichende Kiefer zwiſchen 1828 und 3048 Met., in Kamerun im Gemiſch mit Deodaracedern ſogar bis 3500 Met. Höhe große Wälder bildet, aber auch auf dem Periſterigebirge in Macedonien, wo ſie Griſebach entdeckt (P. Peuce), auf dem Kom an den Grenzen Montenegro's, wo ſie Bancic gefunden hat und am Perimdagh im Balkan, wo ſie von v. Janka beobachtet worden iſt. Sie kommt dort in einer Höhe von 5000 — 6100 p. F. (1624— 1981 Met.) vor, in geſchloſſenen Beſtänden als Baum 3. bis 2. Größe, und wird gegen ihre obere Grenze zu einem niedrigen Strauche. Die Weymouthskiefer des Perimdagh, welche dort dichte an P. Pumilio grenzende Waldung bildet, unterſcheidet ſich von der macedoniſchen Form durch kürzere dünnere Nadeln (var. vermiculata Christ). P. excelsa, ſeit 1827 in Europa eingeführt, hat ſich zwar ſelbſt in Mittel— deutſchland als vollkommen winterhart erwieſen, und iſt ſicher ein ſchönes Ziergehölz, BE dürfte ſich aber zum forſtlichen Anbau kaum empfehlen, da ſie bei uns kaum bejjer gedeihen und größere Dimenſionen erreichen wird, als P. Strobus. Ihr Holz iſt zwar ſehr harzreich, ſteht aber nach Nördlinger in keinem guten Credit. Daß P. Peuce der Balkanhalbinſel nur eine klimatiſche, kleinere, dürftigere Form der Himalayakiefer iſt, darüber ſind jetzt die meiſten Botaniker und Pflanzengeographen einig. Aber eben deshalb bleibt ihr Vorkommen ein pflanzengeographiſches Räthſel. Von Purkynt u. A. find noch andere exotiſche Arten der Sektion Strobus zum Anbau im Großen empfohlen worden, insbeſondere die Rieſenkiefer (P. Lambertiana Dougl.) und die Montezumakiefer (P. Montezumae Lamb.). Erſtere im nordweſtlichen Amerika zwiſchen 45 und 35“ Br. verbreitet, doch nirgends für ſich Wälder bildend, zeichnet ſich durch ihre rieſigen Zapfen (30—40 Centim. lang, 812 Centim. br.) mit eßbaren Samen und ſüßes genießbares Harz aus und wird in ihrer Heimat zu einem Baum bis zu 100 Met. Höhe und über 3 Met. Stamm⸗ ſtärke. Sie iſt zum Anbau auf Sandboden im Gemenge mit Lärchen oder Fichten empfohlen, dieſe Empfehlung aber, von Burkhardt („Aus dem Walde“ 1876, S. 275 ff.) ſehr abfällig kritiſirt worden. Als Gartenbaum mag ſie immerhin Beachtung verdienen, da auch ſie ſich als winterhart gezeigt hat. P. Montezumae aus Mexico, wo ſie in einer Höhe von 10—11000 p. F. (3248-3570 Met.) vorkommt, beſitzt ein vorzügliches ſehr harzreiches Holz, ſteht aber im Wuchs der Weymouthskiefer nach. Wegen ihrer ſehr langen (20—30 Centim.) Nadeln iſt ſie ebenfalls ein ſehr ſchönes Ziergehölz. III. Sektion. Taeda Endl. 30. Pinus rigida Mill. Steifblättrige Kiefer. Synonyme und Abbildungen: P. canadensis trifolia Duham. — P. rigida Mill. Diet. u. 10; Lamb. Pinet. ed. 1. I. 25, t. 18. 19; Lois. Nouv. Duh. 244. t. 74; Ant. Conif. 26. t. 7. f. 2, Henk. Hochst. Synopſ. ©. 67, Nördlinger, Forſt⸗ bot. II. S. 399. — P. Taeda rigida Ait.. P. Loddigesii Loud. „Pitche Pine“ (Pechtanne der Amerikaner). Baum 2. bis 1. Größe, mit ausgebreiteter ſehr dichter tief ange— ſetzter Krone und im Alter ſchwärzlicher, tief gefurchter Rinde. Knospen ſpitz, braun, von Harz überfloſſen, 12—15 Millim. lang. Nadeln in runzligen Scheiden, 6— 18 Centim. lang, 1½—2 Millim. dick, ſcharf zu⸗ geſpitzt, ſehr ſteif und ſtarr, dunkelgrün. Männliche Blüten länglich, 16—30 Millim. lang, gekrümmt, ſtumpf. Staubblätter mit faſt kreisrundem gezähneltem Antherenkamm. Zapfen zu 3— 5 quirlſtändig, ſelten einzeln, jung kuglig, aufrecht-abſtehend, reif hängend oder abſtehend, oval-länglich oder kegelförmig, 6— 10 (nach Nördlinger nur 3—8) Centim. lang, 4 bis 6 Centim. dick, kurz geſtielt, hellbraun; Apophyſen ziemlich rhombiſch, durch den ſcharfen Querkiel in eine obere ſtark gewölbte und eine untere aus— gehöhlte Hälfte geſchieden; Nabel mit zurückgekrümmtem ſtechendem Dorn. Samen ſehr klein (4 Millim. lang), röthlich und roth marmorirt, Flügel bräunlich, 15— 21 Millim. lang. Nordamerika, zwiſchen 44 und 38° Br. von Neu-England bis Vir— ginien (mit Ausnahme der Küſtengegenden) verbreitet, auf ſandigem und ſumpfigem Boden der Ebenen, wie auch im Alleganhygebirge ausgedehnte Wälder bildend. Beſitzt im Gebirge ein feſtes, von Harz ſtrotzendes Holz, in Sumpfniederungen ein weiches ſplintreiches (deshalb dort „Sap-Pine“. d. h. Splintkiefer genannt). Ihr Stamm wird 10—28 Met. hoch. Ge— deiht in Nord- und Mitteldeutſchland vortrefflich und wird dort bereits als Waldbaum angebaut. Seit 1750 nach Europa gebracht iſt dieſe Kiefer ſchon vor 50 und mehr Jahren in den preußiſchen Forſtgärten verſuchsweiſe angepflanzt worden. Sie wird gegen— wärtig in Pommern, Poſen und beſonders in Schleſien häufig als Forſtbaum kultivirt und ſind die älteſten dort exiſtirenden Exemplare 14—15 Met. hoch. Sie iſt zwar trägwüchſiger als P. silvestris, aber eben ſo widerſtandsfähig, und überwindet Thier— beſchädigungen aller Art beſſer, wie dieſe. Sie kommt auf allerhand Boden, ſelbſt Moorboden und trockenem Boden gut fort. (Vgl. über dieſe, wie die beiden folgenden Arten Dankelmann's Zeitſchrift 1882, Febr. und Märzheft.) 31. Pinus ponderosa Dougl. Schwerkiefer. Synonyme und Abbildungen: P. ponderosa Doug]. in Loud. Arbor. brit. IV. 2243, f. 2132— 2137; Ant. Conif. 28, t. 8, f. 1; Henk. Hochst. Syn. S. 71. Nördl. Forſtbot. II. S. 400. — P. brachyptera Engelm., P. Benthamiana Hartw., Henk. Hochst. a. a. O. S. 84; nootkaensis Man., P. Perryana Gord., P. Beardsbyi u. Craigiana Hort. „ Vellow-Pine“ der Amerikaner. Baum 1. Größe, mit ausgebreiteter, aus horizontalen bis hängenden Quirläſten zuſammengeſetzter Krone und rothbrauner, dicker, tiefgefurchter, in große Platten zerreißender, ſich abſtoßender Rinde. Knospen walzig; ſtumpf zugeſpitzt, weiß bereift. Nadeln 10—20 Centim. lang, 1½ —2 Millim. dick, ſteif, gedreht, ſcharſſpitzig, bläulichgrün, in kurzeu ſchwärzlichen Scheiden. Männliche Blüten walzig, 25 —32 Millim. lang, Staubblätter mit fait kreisrundem, gekerbt-gezähntem Antherenkamm. Zapfen zu 3—4quirlſtändig, faſt ſitzend, zuletzt hängend, gerade, fegel- oder walzig- kegelförmig, ſtumpf, 10—11 Centim. lang und 4½—5 Centim. breit, rothbraun; Apophyſen fait rhombiſch, pyramidal erhoben und radial riſſig, mit ſcharfem Querkiel und kegelförmigem, meiſt zurückgekrümmtem, ſtachelſpitzigem Nabel. Samen 7 bis 10 Millim. lang, dunkelbraun, mit gelbbraunem bis 20 Millim. langem Flügel. Nordweſtliches Nordamerika, vom Columbiafluſſe durch das Felſen— gebirge und Californien bis Neu-Mejico. Erreicht in Californien bis 100 Met. Stammhöhe und bis 5 Met. Stammſtärke (nach Engelmann h. Hat ſehr dauerhaftes und ſehr ſchweres Holz von vorzüglicher Güte, iſt in der Jugend raſch-, ſpäter trägwüchſig. Wurde neuerdings ebenfalls zum „„ Anbau im Großen dringend empfohlen, ſoll aber empfindlich gegen Froſt und der Schütte unterworfen ſein. Als Gartenbaum iſt ſie bereits ziemlich verbreitet, in Europa eingeführt ſeit 1826. 32. Pinus Jeffreyi Murr. Jeffrey's Kiefer. Synonyme und Abbildungen. P. Jeffreyi Murr. Oreg. Comm. p. 2, mit Ab⸗ bild. P. Jeffreyana. V. Hutte. — Henk. Hochst. Syn. S. 87, Baum 1. Größe mit hängenden und horizontalen Quirläſten und aufwärts gekrümmten Zweigen und dunkler feinriſſiger Rinde. Knospen kurz, harzig. Nadeln 15 — 20 Centim. lang, 1½— 12 Millim. dick, ſcharf zugeſpitzt, ſtarr, bläulich-dunkelgrün, hängend. Zapfen zu 2—3 beiſammen ſitzend, abwärts gerichtet, eiförmig, gerade, ſtumpf, 15— 18 Centim. lang und 10— 13 Centim. breit, braun; Apophyſen rhombiſch, pyramidal erhaben, mit ſcharfem Querkiel und zurückgebogenem, ſtachelſpitzigem Nabel. Samen 8— 14 Millim. lang, dunkelbraun, mit 22 Millim. langem, bräun- lich geſtreiftem Flügel. Dieſe in Californien heimiſche, von Engelmann nur als Varietät vorhergehender Art betrachtete Kiefer, die in ihrem Vaterlande auch 50 Met. Höhe erreicht, iſt neuerdings ebenfalls zum Anbau als Waldbaum empfohlen und ſeitdem in Preußen, Sachſen, Bayern verſuchsweiſe angebaut worden. Sie ſcheint ziemlich hart, jedoch empfindlich gegen Beſchattung zu ſein. Außer den vorſtehend geſchilderten werden noch mehrere Kieferarten der Sektion Taeda in unſern Gärten, auch in Forſtgärten kultivirt, unter denen folgende hervor— gehoben werden mögen, da auch dieſe zum Anbau im Walde empfohlen werden, dazu aber kaum geeignet ſind: P. Taeda L. Weihrauchkiefer. Baum 2. bis 1. Größe aus dem öſtlichen Nord— amerika, welcher dort auf unfruchtbarem Sandboden von Florida bis Nordcarolina große Wälder bildet. Er kann bis — 25° C. Kälte vertragen, beſitzt aber ſehr ſplint— reiches Holz und iſt wegen ſeiner dünnen Benadelung eine unſchöne Holzart. Nadeln 16—20 Centim. lang, Zapfen meiſt paarweiſe, eiförmig, bis 10 Centim, lang und 5 Centim. dick, gelbbraun mit vautenförmiger ſcharf gekielter, pyramidaler Apophyſe und dornſpitzem Nabel. Der Stamm entwickelt bei freiem Stande und Rindenriſſen häufig Sproſſen. P. Sabiniana Dougl. Sabini-Kiefer. Baum 1. Größe aus den Gebirgen des weſtlichen Nordamerika. Iſt raſchwüchſig und dürfte, da er in Miramare gut gedeiht, für die adriatiſche Zone vielleicht paſſen. Nadeln 23—25 Centim. lang, Zapfen eiförmig, groß und ſchwer (15—23 Centim. lang, 12—15 Centim. dick), lang geſtielt, zu 3—9 quirlſtändig, kaſtanienbraun; Apophyſe faſt keulenförmig, mit einwärts gekrümmten, ſtarkem, ſcharfem Nabeldorn. P. Coulteri. Don. Coulteris-Kiefer. Baum 1. Größe aus den Gebirgen des ſüd— lichen Californien, welcher wenigſtens in England im Freien gedeiht. Nadeln 21—25 Centim. lang, Zapfen (ſchwerſte aller Kieferarten) länglich-kegelförmig, 25-—28 Centim. lang und 10—11 Centim. breit, ſehr harzreich, einzeln, hängend, glänzend gelbbraun; Apophyſen erhaben-pyramidal, ſcharf gekielt, Nabel in einen langen, einwärts gekrümmten, ſtechenden Dorn verlängert. IV. Sektion. Pinaster Endl. 33. Pinus silvestris L. Gemeine Kiefer, Föhre, Fohre. Synonyme und Abbildungen: P. silvestris L. Spec. pl. 1418; Lamb. Pinet. ed. 1, I, t. 1, Rich. Conif. t. 11, Loud. Arbor. IV, 2153, f. 2043—44; Ant. Conif., P. 9, t. 4, f. 3; Hartig, Forſtkpfl. p. 53, t. 4; Rchb. IC. fl. germ. XI, t. 521, Endl. Syn. p. 171, Schlechtd. in Linnaea, XXIX (1857), p. 357; Carr. Conif. p. 372, Henk. Hochst. Syn. p. 38; Pokorn. Holzpfl. p. 13. Nördl. Forſtbot. II. 362; „Kiefer (im größten Theile Deutſchlands), Fohre (in Baiern), Fichte (in d. Prov. Preußen, in Curland, z. Th. auch in Livland), Tanne (in Norddeutſchland, Liv- und Ehſtland), Mädelbaum (in Württemberg), Dale, Thäle, Tällen (in d. Schweiz), Teu (im Engadin), Fuhre, Forle, Forche, Kiene, Kienbaum, Tanger, Tangelbaum“. Baum 1. Größe mit geradem walzigem vollholzigem Stamme, welcher ſich, auch bei freiem Stande, weit hinauf von Aeſten reinigt, und mit in der Jugend pyramidal⸗-kegelförmiger, aus ſehr regelmäßigen Aſtquirlen auf— gebauter, im Alter ſtark abgewölbter, nach dem Aufhören des Höhenwuchſes ſich ſchirmförmig geſtaltender unregelmäßig äſtiger Krone. Bewurzelung aus einer tiefgehenden, bis in's hohe Alter ſich erhaltenden Pfahlwurzel und zahlreichen Seitenwurzeln beſtehend, welche theils ſchief in den Boden hinabdringen, theils oberflächlich verlaufen. Letztere erreichen auf ſehr un— fruchtbarem Boden oft eine ſehr beträchtliche Länge und eine ruthenförmige Geſtalt“). Rinde der benadelten Zweige glatt, glänzend, graugelb (ſcherben— gelb), der älteren Aeſte und der jüngeren oberen Stammtheile, etwa vom 10. Jahre an leuchtend rothgelb, ſich in papierdünnen Streifen nnd Fetzen abſchülfernd (das abgeſtorbene Periderma), bei zunehmendem Alter ſich von der Baſis des Stammes aufwärts in eine äußerlich graubraune, inwendig lebhaft rothbraune, längs- und querriſſige, ſich oberflächlich mehr oder weniger abſchuppende, allmälig immer dicker werdende Borke verwandelnd, welche den ganzen Stamm bis an die Krone hinauf umkleidet. Knospen eiförmig⸗länglich, zugeſpitzt, harzlos, mit grauen oder röthlichen am Rande gefranzten Schuppen bedeckt, ſich in vollſaftige walzenförmige, wegen der langen angedrückten Nadelſcheiden ſilberglänzende Triebe verwandelnd. Nadeln meiſt 4—5, ſelten 6—7 Centim. lang, ſteif, ſpitz, an der convexen ) Die Wurzelbildung der Kiefer iſt übrigens je nach der Beſchaffenheit des Bodens ſehr verſchieden, worauf hier nicht näher eingegangen werden kann. Vgl. Pfeil's Monographie der Kiefer in den Kritiſchen Blättern. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 13 „ in 20 — Fläche dunkelgrün, an der planen meergrün, an den Rändern (unter der Loupe) ſehr fein geſägt, im Innern mit zahlreichen peripheriſchen Harz— gängen (Fig. XVI.), von 2 — 4 jähriger Dauer. Nadelpaare genähert, Fig. XXVIII, b. Die gemeine Kiefer, Pinus silvestris L. 1. Triebſpitze mit einem weiblichen Zäpfchen; — 2. Zweig mit männlichen Blüten; — 3. reifer Zapfen; — 4. derſ. geöffnet; 5. weibliche Blüten in dopp. Größe; 6. 7. 8. eine Samenſchuppe mit dahinterſtehender Deckſchuppe von verſchiedenen Seiten, an 8 ſieht man die beiden Samenknospen; — 9. Samenſchuppe (Zapfenſchuppe) von der Innenſeite mit den 2 aufliegenden Samen; — 10. dieſelbe von der Außenſeite; — 11. 12. Samenflügel, entflügeltes Samenkorn und (12) unterer Theil von jenem; 13. männliche Blüten; — 14. 15. entleerter Staubbeutel; — 16. 17. Pollenkorn; — 18. Keimpflanze: — 19. Nadelpaar; — 20. Querſchnitt deſſelben. = 05. — doch nicht dicht gedrängt, auf einem erhabenen Kiſſen, weshalb die Zweige nach dem Abfall der Nadelpaare mit in regelmäßige Spiralen geordneten Höckern beſetzt erſcheinen. Scheiden anfangs ſehr lang, ſilberweiß, ſpäter zuſammenſchrumpfend, braun, geringelt (Fig. XXVIII, b. 19). Männliche Blüten 6— 8 Millim. lang, eiförmig, kurz geſtielt, zu vielen ſtraußförmig zuſammengedrängt am untern Theil der jungen Triebe, weshalb dieſer Theil nach Abfall der Blüten nackt erſcheint (Fig. XXVIII. b. 2). Staub⸗ blätter gelb, mit kleinem rundlichen, oft auf einen bloßen Saum reducirten aufrechten Antherenkamme (13— 15). Weibliche Zäpfchen klein, 5 bis 6 Millim. lang, einzeln oder gegen-, ſelten quirlſtändig am Ende der jungen Triebe, geſtielt, abſtehend, länglich-kuglig, röthlich. Deckblätter viel kürzer als die Samenſchuppen, dieſe rundlich, breiter als lang, mit einem ſchnabel— förmigen Fortſatze vor dem obern Rande; Samenknospen klein (Fig. 6 bis 8). Zapfen an einem ziemlich langen bogenförmig zurückgekrümmten Stiele hängend, 2,5— 7 Centim. lang, ei- oder kegelförmig mit ſchiefer Grundfläche, ſpitz oder ſtumpf. Apophyſen flach oder pyramidal erhaben, bisweilen hakig, ſcherbengelb, grünlichgrau oder bräunlichgrau, mattglänzend oder glanzlos, ſchwach gekielt, mit niedergedrücktem oder erhabenem, glattem, glänzendem, fleiſchfarbenem oder gelbbräunlichem Nabel. Innere Flächen der Samenſchuppen dunkelbraun. Samen eiförmig⸗-länglich, 3-4 Millim. lang, ſpitz, zuſammengedrückt, ſchwärzlich oder grau, nicht braun, einſeitig glänzend, ein ovales Loch in dem dreimal ſo langen, halbeiförmigen, bräun— lichen Flügel hinterlaſſend (Fig. 9—12). Kotyledonen 4—7 (meift 5), den Büſchelnadeln ähnlich (Fig. 18), Primordialnadeln dagegen breit, ſchwertförmig, grobgeſägt. Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Eintritt, der Mannbarkeit bei freiem Stande ſehr zeitig, mit 15— 20 Jahren, ohne daß hierdurch die Keimfähigkeit des Samens beeinträchtigt würde, in geſchloſſenen Beſtänden mit dem 30. bis 40., oft erſt mit dem 50., ja auf feuchtem Boden wohl gar erſt zwiſchen dem 70. und 80. Jahre. Wiederkehr reich— licher Zapfenbildung aller 3—5 Jahre. Blütezeit im Süden des Floren— gebiets Anfang Mai, im Norden Anfang Juni“). Nach der Befruchtung ſenken ſich die Zäpfchen abwärts und färben ſich dann purpurroth. Zapfen bis zum Winter nur die Größe einer Haſelnuß erreichend, im folgenden Frühlinge mit dem Beginn der Triebentwickelung raſch zu wachſen anfangend, im Oktober des zweiten Jahres reif, im März oder April des dritten *) Die Pollenſäcke ſtreuen bei trockenem Wetter eine jo große Menge gelben Blütenſtaubes aus, daß dieſe, vom Winde über weite Strecken fortgeführt, beim Herab— fallen Regenpfützen, Teiche, ſelbſt Seen oder Meeresſtrecken gelb färbt, was die Sage vom „Schwefelregen“ veranlaßt hat. x 137 Jahres von ſelbſt aufſpringend, nach dem Ausfliegen des Samens noch bis zum nächſten Herbſt hängen bleibend. Auflaufen des Samens je nach Lage, Witterung und Boden 3 —6 Wochen nach der Frühlingsſaat, an warmen Kalkhängen oft ſchon nach 14 Tagen. Dauer der Keimkraft 3—4 Jahre. Längenwuchs des Stämmchens im erſten Jahre gering, ſelten mehr als 57 Centim., unter ſehr günſtigen Verhältniſſen 8 — 10 Centim. betragend, während die Pfahlwurzel ſich um das Drei- bis Vierfache der oberirdiſchen Pflanze verlängert und überhaupt das Wurzelſyſtem ſich vor— zugsweiſe ausbildet, was auch noch im nächſten Jahre fortwährt. Länge des Stämmchens bis Ende der zweiten Vegetationsperiode 13—16 Centim., von da an der Längenwuchs bis etwa zum 10. Jahre nach Hartig durch— ſchnittlich 0,8 p. F., ſodann bis zum 80. Jahre 1,2 p. F. betragend. Entwickelung der erſten Nadelpaare im obern Theile des zweiten Jahres— triebes, der an ſeinem Grunde noch mit Primordialblättern beſetzt erſcheint. In den Achſeln der Primordialnadeln des erſten Jahrestriebes bilden ſich oft Knöspchen, welche noch vor dem erſten Herbſt austreiben können, dann aber auch nur einzeln ſtehende Breitnadeln entwickeln, ſelbſt wenn ſie ſich zu einem wirklichen Aeſtchen ausdehnen. Bildung der erſten Quirl— knospen in der Regel erſt am dritten Jahrestrieb. Vom zweiten Jahre an werden gewöhnlich nur noch Nadelpaare entwickelt. Wohl aber ent— ſtehen nach Nördlinger an 7—10jährigen Bäumchen auf üppigem Boden außer Gipfel- und Quirlknospen oft noch viele Scheidenknospen, von denen die zum Austreiben gelangenden die Zahl der Quirltriebe vermehren. Abfallen der abgeſtorbenen, dabei gelb gewordenen Nadeln (Nadelpaare) im Oktober jeden Jahres. — Die Kiefer zeigt in den erſten Jahrzehnten ihres Lebens einen äußerſt raſchen Höhenwuchs, und wird in dieſer Beziehung unter den einheimiſchen Nadelhölzern höchſtens von der Lärche übertroffen. Sie vollendet ihren Höhenwuchs, der unter günſtigen Standortsverhältniſſen 30—40 Met. betragen kann, je nach dem Klima und Boden binnen 70—120 Jahren, vermag aber unter Umſtänden ein mehrhundertjähriges Alter und bis 48 Met. Stammhöhe zu erreichen“) Formenkreis. a. Durch Standortsverhältniſſe bedingte Formen. Je nach der Beſchaffenheit des Bodens variiren die Länge und die Dauer der Nadeln, die Farbe und Geſtaltung der Borke (insbeſondere der von den Riſſen begrenzten Borkenſtücken) und die Größe der Zapfen. Während unter günſtigen Standortsverhältniſſen die Nadeln die oben an— ) In Liv- und Kurland habe ich kerngeſunde Kiefern von 2— 300 Jahren Alter mit ſchnurgeraden, weit über 21 Met. aſtreinen, am untern Ende bis 1 Met. ſtarken Stämmen geſehen, welche ſich den berühmten Maſtbaumkiefern des Bamberger Hauptsmoor würdig an die Seite ſtellen können. gegebene Länge erreichen und erſt im dritten Herbſt nach ihrer Entwickelung abfallen, werden fie auf magerem, dürrem oder ſumpfigem Torfmoorboden oft kaum 2,5 Centim. lang und fallen ſchon im zweiten Herbſt oder noch eher ab. Die Länge der Zapfen pflegt im Allgemeinen derjenigen der Nadeln zu entſprechen. Bei der gewöhnlichen (typiſchen) Form der Kiefer ſind die Zapfen ziemlich gleichmäßig ausgebildet, d. h. die Apophyſen ſowohl auf der Licht- als auf der Schattenſeite von faſt gleicher Größe und Form, mit wenig vorragendem Nabel. Beſondere durch die Natur des Standorts bedingte Formen ſind: Die Strandkiefer der Oſtſeeküſten. Stamm ſehr ſtark werdend, aber ſelten über 20 Met. Höhe erreichend, meiſt krumm oder gewunden und wegen der tief angeſetzten Krone kurzſchäftig. Krone unregelmäßig, breit, umfangreich, Quirläſte ſtark, oft als Secundärwipfel aufgerichtet, Benadelung dicht, häufig ſtruppig. Zapfen kurz geſtielt, ungleichſeitig, indem die Apo— phyſen der Lichtſeite, 2 am Grunde des Zapfens in hakenförmig abwärts gekrümmte der Quere nach ſcharf gekielte Pyramiden verlängert ſind. Die ſchon von der Jugend an buſchige Strandkiefer an den Küſten von Mecklenburg, Pommern, Weſt- und Oſtpreußen und der baltiſchen Provinzen bietet im Alter ein ähnliches Bild dar, wie die S. 70 beſchriebene Schnee— bruchsfichte, indem ihre Kronen vom Sturm vielfach zerzauſt und zerbrochen worden ſind und infolge deſſen Secundärwipfel entwickelt haben, was bei der Binnenlandskiefer in der Regel nicht vorzukommen pflegt. Die Krone reicht bei jüngeren Bäumen oft bis an den Boden hinab, der krummſchäftige Stamm erſcheint gewöhnlich gablig in 2, 3 und mehr Wifpfel geſpalten, die ſich oft wieder gabeln, wodurch die wunderlichſten aber auch maleriſchſten Formen entſtehen können!). Die Moorkiefer. Auf Hochmooren findet man nicht ſelten aus angeflogenen Samen entſtandene Kiefern von niedrigem und krüppelhaftem Wuchs und dünner dürftiger kurzer Benadelung. In Deutſchland und Oeſterreich kommt dieſe Kiefer meiſt nur vereinzelt vor“), oft mit knie— förmig gebogenen Stämmen, vom Habitus der Krummholzkiefer, in deren Geſellſchaft ſie oft wächſt, während ſie in den baltiſchen Provinzen, wo ſie „Moraſtkiefer“ genannt wird, auf keinem Hochmoor („Moosmoraſt“) fehlt, Die maleriſchſten Strandkiefern, darunter mehrhundertjährige mit über 1 Met. Stammdurchmeſſer, habe ich an der Weſtküſte der kuriſchen Halbinſel beim Paſtorat Angern geſehen. Im Angern'ſchen Kronsforſt giebt es ſogar 2 Kiefern von 1,5 Met. Stammdurchmeſſer. Das Holz ſolcher alten Strandkiefern iſt ſehr feinjährig und außerordentlich dauerhaft. *) Kleine lichte Beſtände habe ich nur auf den „Filzen“ des Böhmerwaldes hin und wieder angetroffen, z. B. bei Hohenſtegen unweit Stubenbach. 198 —— dort in förmlichen Beſtänden auftritt und ganz die Stelle der auf Hoch— mooren Mittel- und Süddeutſchlands ſo häufig und beſtandweiſe wachſenden Krummholzkiefer (ſ. P. montana) einnimmt, welche in den Oſtſeeprovinzen fehlt. Die baltiſche Moorkiefer wird ſelten über mannshoch, oft kaum ½% Met., hat einen ſtets aufrechten, aber oft kaum daumesdicken Stamm, welcher bis zum Fuß hinab beaſtet zu ſein pflegt und ſehr ſtarre kaum zolllange Nadeln, welche ſchon im zweiten Jahre abfallen, weshalb ihre Benadelung eine ungemein lichte iſt. Die Zapfen ſind klein, eiförmig, enthalten aber guten keimfähigen Samen, die Apophyſen auf der Lichtſeite ſtärker entwickelt, oft in eine hakig abwärts gebogene Pyramide verlängert. Infolge von Entwäſſerung des Bodens vermag dieſe elende Sumpfkiefer ſelbſt im vorgerückten Alter noch fußlange kräftige Wipfeltriebe zu ent— wickeln und zu einem anſehnlichen Baume zu erwachſen, welcher ſich dann von der gewöhnlichen Form der Kiefer nicht unterſcheidet. Andere, ebenſo conſtante Wuchsformen der Kiefer werden durch Be— ſchädigungen gewiſſer Inſekten (Hylesinus piniperda, Noctua piniperda, Tortrix Buoliana) veranlaßt. Ihre Beſchreibung gehört nicht hierher *). b. Varietäten. Die gewöhnliche Form der Kiefer (P. silvestris genuina Heer) hat meiſt einzeln ſtehende, langgeſtielte, ſpitze, ziemlich gleichmäßig ausgebildete Zapfen, deren Apophyſen plan (forma plana Heer) oder convex (forma gibba Heer) find, eine äußerlich aſchgraue oder grau— braune Borke, graue oder röthlichgraue Knospen und blaß- oder grünlich— rothe weibliche Blüten. Dieſe Form iſt auch als „Kiefer von Hagenau“ (P. haguenensis, Pin de Hagenau), als „Weiß- und Graukiefer“ be— ſchrieben worden. Die Form plana iſt allgemein verbreitet, während gibba vorzugsweiſe in Deutſchland, Frankreich und England (Schottland?) vor— zukommen ſcheint. 5. reflexa Heer (Verhandl. d. naturf. Gef. in Luzern, 1862, S. 177; Chriſt, Beiträge zur Kenntniß europäiſcher Pinusarten, in Flora 1864, S. 148 und: Die Formenkreiſe europäiſcher Pinusarten, in Bot. Zeit. 1865, S. 283). Nadeln 6 Centim. lang, ſonſt wie bei der Hauptform; Zapfen lang und ſchmal kegelförmig, ſpitz zulaufend, bis 6,5 Centim. lang, langgeſtielt (Stiel 1,3 Centim.). Apophyſen tief rothbraun, ohne Glanz, in rückwärts und vorwärts gekrümmte, dünne, aus der Mitte der ſonſt planen Oberfläche entſpringende, bis 5 Millim. lange Haken mit concaven Seiten vorgezogen. Gewöhnlich ein kleiner Baum mit unregelmäßiger Krone, kann jedoch eine Höhe von 19,5 Met. erreichen. — Auf Hochmooren ) Vgl. Roßmäßler, der Wald. 3. Aufl. S. 292, 294; Ratzeburg, Waldverderbniß I, Taf. 4, 11, 14, 15. — 199 —— des Canton Bern (namentlich des mittleren). Steht offenbar der oben geſchilderten Moorkiefer ſehr nahe, von der ſie ſich aber durch die langen Nadeln und Zapfen und durch die Färbung der letzteren weſentlich unter— ſcheidet. Zwiſchen dieſer Varietät und der Form genuina giebt es Uebergänge “). ö y. erythranthera Sanio (vgl. Caspary „Einige in Preußen vorkommende Spielarten der Kiefer“ in d. Schriften der phyſik.-ökonom. Geſellſchaft zu Königsberg, 1882, S. 209 ff.). Männliche Blüten bräun— lich⸗karminroth, ſonſt von 4. nicht verſchieden und daher wohl richtiger als eine bloße Form von ., wie als eine beſondere Varietät zu betrachten. — Vereinzelt in Kieferforſten von Oſt- und Weſtpreußen, in der Mark Branden— burg und der Provinz Sachſen, im Hardtwalde bei Karlsruhe“). . virgata Casp. a. a. O., Schlangenkiefer. Hauptäſte unregelmäßig quirlſtändig, mit dem Stamm einen Winkel von 30— 60“ bildend, lang— geſtreckt und knickig, mit wenigen ruthenförmigen, ſchlangenartig gewundenen, unregelmäßig angeordneten Nebenäſten, von denen nur die äußerſten be— nadelt ſind. Iſt zuerſt in Frankreich beobachtet, ſpäter (1881) in der Provinz Preußen (ein einziger ca. 22 Jahre alter Baum im königl. Ober- forſt Wandsburg) gefunden worden. Scheint ſehr ſelten vorzukommen. e. argentea Stev. in Ann. sc. natur. 2. Ser. Bd. II (1839), S. 60. Silberkiefer. Nadeln ebenſo lang als der ei- kegelförmige Zapfen, ſammt dem Zapfen mit ſilberglänzendem Anfluge. Apophyſen (alle?) in einen rückwärts gebogenen Höcker verlängert. Wird ein hoher ſtarker Baum ) In der Provinz Preußen kommen nach Caspary alle 3 Formen (plana. gibba und reflexa) mit allen Uebergängen zwiſchen ſich vor. Die reflexa wurde auf armen Sandboden gefunden. ) Auf dieſe, wahrſcheinlich auch noch anderwärts vorkommende Form ſcheint ſich der Name „Rothkiefer“ (P. rubra) zum Theil zu beziehen. Dieſelbe ſoll auch rothe Knospen und eine röthlichbraune Borke beſitzen und in Schottland in ganzen Beſtänden vorkommen. Was aber die P. rubra Mill. (Dict. u. 3) betrifft, ſo iſt dieſelbe ſicher nichts weiter als die gewöhnliche Form der P. silvestris, da Lambert von ihr ausdrücklich jagt: „the male flowers are whitish“ (die männlichen Blüten ſind weißlich). Der Name rubra bezieht ſich wahrſcheinlich auf das röthlich bis roth— braun gefärbte Kernholz der Kiefer. Es kann folglich eine Var. rubra uicht unter- ſchieden werden. Mit dieſer fraglichen Rothkiefer iſt auch die noch fragwürdigere „Rigakiefer“ (P. rigensis Desf., P. silvestris de Riga oder P. Riga der Samen- händler) identificirt worden. Caspary a. a. O. hat nachgewieſen, daß dieſe Riga— kiefer, über welche vor einigen Jahren ein lebhafter Streit zwiſchen dem Samen— händler H. Keller in Darmſtadt und G. Booth ausgebrochen iſt (ſ. Dankel— mann's Zeitſchr. 1881, S. 513 und 628) nichts weiter iſt, als die ſtattliche hoch— wüchſige Form der gewöhnlichen Kiefer (der Var. «.), wie ſolche in den Kieferforſten von Norddeutſchland, Polen und dem nordweſtlichen Rußland überall vorkommt. u a mit dicker aſchgrauer oder röthlicher Borke, welche ſich bisweilen abſchält. — Wild in Kaukaſien. F. hamata Stev. a. a. O. Zapfen verlängert kegelförmig, länger als die Nadeln. Nabel der Apophyſen (alle?) in einen zurückgekrümmten ſcharfen Dorn verlängert. — In Kaukaſien. Dürfte zu 5. gehören. J. nevadensis Christ. (Ueberſ. d. europ. Abietineen n). Nadeln breit, kurz, ſtarr, auf der planen Fläche auffallend weiß. Weibliche Blüten aufrecht, purpurroth. Zapfen kurz geſtielt, faſt ſitzend, ſchief abſtehend, röthlichgrau, glanzlos; Apophyſen der Lichtſeite hoch und eingeſchweift pyramidal. — Sierra Nevada in Südſpanien. J. engadinensis Heer a. a. O. (P. rhaetica Brügger; P. Frie- seana Wich.), Engadiner oder lappländiſche Kiefer. Rinde röthlich, Nadeln wie bei genuina gefärbt, aber im Mittel nicht über 4 Centim. lang, ſehr dick und ſtarr, faſt 2 Millim breit, ziemlich lang und ſcharf zugeſpitzt, ſehr dicht ſtehend, von mehr als drei- im Mittel 5 jähriger Lebensdauer; Knospen mit Harz überzogen, an den Seitentrieben einzeln oder zu zweien; Zapfen eikegelförmig, 4—6 Centim. lang, kurz geſtielt, ſchief abwärts ge— richtet, ungleichſeitig, Apophyſen glänzend, grünlichgelb bis ſcherbengelb, an der Lichtſeite ſtark convex, Nabel groß, ſtumpf, meiſt von einem ſchwärz— lichen Ring umgeben. Baum von ca. 10 Met. Höhe. — Engadiner Alpen und Lappland **). Dieſe bezüglich der Zapfen ſehr variirende Form (ſ. Chriſt, ) Verhandl. d. naturforſch. Geſ. zu Baſel. III. Theil (1863), 4. Heft. ) Nach Chriſt iſt die von Wichura jenſeits des Polarkreiſes in Lappland beobachtete und in der Regensburger Flora (1859, S. 409) beſchriebene Kiefer, welche dort im Verein mit der Fichte gegen ihre Polargrenze im Gemiſch mit Weißbirke, Weißerle und Zitterpappel große Wälder bildet, mit der Var. engadinensis Heer identiſch. Auch bei der Föhre alſo haben wir denſelben Parallelismus zu verzeichnen, wie bei der Fichte und der Birke (ſ. Betula alba), nämlich daß die hochnordiſche Form in den Alpen noch einmal auftritt. Abgeſehen davon beſitzt die Engadin Kiefer, welche im Ober-Engadin (nur dort!) zwiſchen 1500 und 1940 Met. im Gemiſch mit Arven und Bergföhren (P. montana uncinata) als ſchlanker, vom Grunde an äſtiger Baum mit pyramidaler oder ausgebreiteter Krone auftritt, auch deshalb ein hohes Intereſſe, als ſie eine entſchiedene Mittelform zwiſchen P. silvestris und P. montana iſt und den allmäligen Uebergang zu letzterer vermittelt. Immer aber beſitzt auch ſie die für P. silvestris ſo charakteriſtiſche leuchtend gelbe Korkhaut und die meergrüne Farbe auf der planen Fläche der Nadeln. Die Zapfen aber, deren Form vom Kegel bis zum Cylinder variirt, erinnern, abgeſehen von ihrer Färbung, durch die Geſtaltung der Apophyſen und den ſchwärzlichen Ring um den Nabel, entſchieden an P. montana. Daß trotzdem nicht daran zu denken, daß P. montana eine bloße Varietät von P. silvestris ſei, wie noch immer manche Forſtleute behaupten, geht daraus hervor, daß P. montana in Lappland und überhaupt in Nordeuropa gar nicht vorkommt, noch jemals vorgekommen iſt. Auch hält Chriſt noch jetzt P. montana für eine von P. silvestris völlig verſchiedene Art. — die Formen der P. silvestris des Ober-Engadin, in Flora, 1864, Nr. 10 nähert ſich ſchon ſehr der P. montana Mill., zwiſchen welcher und ihr e Uebergangsformen, wie auch Baſtarde giebt (ſ. P. montana). 50 Ob die von C. Koch (Wanderungen im Orient und Linnaea, XXII, S. 297) beſchriebene, bei Trapezunt und in Armenien auf Gebirgen in einer Höhe von 195 bis 1950 Met. wachſende, in der erſten Auflage dieſes Buches von mir irrthümlich zu P. Laricio gezogene P. pontica eine eigene Art oder eine Varietät von P. silvestris oder wohl gar nur eine Variation von deren typiſcher Form iſt, wage ich nicht zu entſcheiden. Purkyn é erklärte fie für eine Varietät der Moorkiefer (P. uliginosa), obwohl ſie auf trocknem Boden wächſt. Sie erreicht höchſtens 13 Met. Höhe und beſitzt nur 5 Centim. lange Nadeln. Chriſt, der ein Originalexemplar im Züricher Garten geſehen, zieht ſie unbedenklich zur Form gibba der P. silvestris. Eine zweifel— hafte Form iſt ferner P. silvestris persica Hort. oder P. caucasica Fisch., welche auf Gebirgen bei Erzerum in Perſien und im Kaukaſus vorkommt. Beide Kiefern find mir gänzlich unbekannt. Dagegen iſt die Ural Kiefer (P. silv. uralensis Fisch.) jedenfalls nur eine Form von P. silv. genuina, von dieſer durch kürzere ſteifere Nadeln unterſchieden. Außer dieſen wild vorkommenden Varietäten und Formen ſind im Laufe der Zeit noch verſchiedene Formen durch die Kultur in Gärten entſtanden (ſ. Henk. Hochst. Syn. p. 41.). Die Var. variegata, mit weißgeſcheckten Nadeln hat Caspary 1871 im Kreiſe Berent der Provinz Preußen wild gefunden. Geographiſche Verbreitung. a. Horizontale. Unter allen europäiſchen Abietineen beſitzt die gemeine Kiefer den größten Verbreitungs— bezirk, denn derſelbe umfaßt beinahe ganz Europa und einen ſehr großen Theil des nördlichen Aſien. Die Kiefer iſt nämlich vom weſtlichen Spanien oſtwärts bis zum Stanowojgebirge und bis an den Amur, von Lappland ſüdwärts bis Oberitalien, vom arktiſchen Rußland und Weſtſibirien bis Kleinaſien und Perſien verbreitet. Die Nordgrenze dieſes ungeheueren Areals beginnt an der Nordweſtküſte Norwegens bei Alten unter 70“ Br., erhebt ſich tiefer landeinwärts am Parſanger Fjord bis 70° 20°, erſcheint bei Enontekis in Lappland auf 68“ 50° herabgedrückt und verläuft von da gen ONO zum Südufer des Enareſee und längs des Nendamjokifluſſes zum Pasvigfjord (69° 300 am Eismeer. Auf der Halbinſel Kola zieht ſich die Grenze von der Kolabucht an von der Küſte des Eismeers zurück und erreicht ſüdöſtlich ſtreichend die Oſtküſte der Halbinſel unter dem Polarkreiſe. Die entgegengeſetzte Küſte des weißen Meeres ſchneidet fie unter 66° 45’, erreicht im Petſchoragebiet bei 67“ 15° ihre größte Polnähe im europäiſchen Ruß— land und weicht von da nach S zurück, ſo daß ſie den Ural wahrſcheinlich unter 64° Br. paſſirt. In Sibirien ſcheint die Grenze der Kiefer den Polar— kreis nirgends zu berühren, doch rückt ſie am Ob und Jeniſſei nahe bis an denſelben heran. Im Lenagebiet ſinkt ſie ſüdwärts, ſo daß ſie im Oſten dieſes Stromes den 64.“ nicht mehr überſchreitet. Sie erreicht hier am Südabhange des Werchojanski'ſchen Gebirges, etwa unter 150° öſtl. Länge 3 202 — von Ferro ihren öſtlichſten Punkt. Von da beginnt die Oſtgrenze, welche ſüdwärts zum Stanowojgebirge und von da durch das Gebiet der Seja zum obern Amur hinzieht, an deſſen linkem Ufer fie ſich weit ſüdwärts erſtreckt'). Wie weit ſie im Amurgebiet nach S vordringt, ſcheint noch ebenſo wenig ermittelt zu ſein, als der Verlauf der Südgrenze des aſiatiſchen Kiefern— bezirks. Man weiß nur, daß die Kiefer ſowohl in den Gebirgen Dahuriens und des Baikaliſchen Sibiriens als im Altai vorkommt. In Südrußland hat die Südgrenze nach Bode und Trautvetter einen ſehr unregel— mäßigen Verlauf, den ſpeciell zu ſchildern zu weit führen würde. Es genüge, daß die Südgrenze im Norden von Orenburg am Ural etwa unter 52° Br. beginnt, daß ſie im Tula'ſchen Gouvernement am meiſten nach N, nämlich bis ungefähr 54° 30° zurückweicht, dagegen faſt unter derſelben Länge ſüd— öſtlich von Charkow bis etwa 49“ ſüdwärts vordringt und von Charkow weſtwärts ſtreichend und Kiew weit nördlich laſſend, endlich etwa unter 50“ Br. die Grenze von Galizien ſchneidet. Weit ſüdlich von dieſer Linie liegt ein durch die ſüdruſſiſchen Steppen vom allgemeinen Kieferngebiet ab— getrennter, iſolirter, aus inſelartigen Flecken zuſammengeſetzter Kiefernbezirk, welcher die Gebirge der Krim, Theile von Kaukaſien, Kleinaſien und Perſien umfaßt und deſſen Begrenzung nicht ſicher bekannt iſt. In Perſien ſoll die Kiefer nach Parlatore noch im Gebiete Luriſtan (36° Br.?) vorkommen, welche Gegend der ſüdlichſte Theil des geſammten Kiefernareals ſein würde. Zu dieſem ſüdlichſten Bezirk der Kiefer dürfte auch der Berg Nidgé in Macedonien zu rechnen ſein, an deſſen Weſtabhang Griſebach Kiefernwälder gefunden hat. Von Galizien aus erſtreckt ſich die Aequatorialgrenze des mitteleuropäiſchen Kieferngebiets in ſüdlicher Richtung nach Siebenbürgen, wo die Kiefer noch um Kronſtadt vorkommt. Von Kronſtadt ſtreicht die Grenze dem Karpathenbogen folgend weſtwärts nach Serbien zum Berge Kopavnik (nördlich vom 43“ Br.) und von da nach den Gebirgen Dalmatiens und Kroatiens, worauf ſie durch Illyrien und Venetien um das adriatiſche Meer herum und durch die Lombardei nach den liguriſchen Apenninen (c. 44° Br.) geht. Von hier ſpringt die Südgrenze auf die Seealpen über, biegt hierauf nordwärts nach den Cevennen und der Auvergne und ſodann nach den Oſtpyrenäen und dringt dieſe überſchreitend nach Catalonien vor. Von hier geht ſie in ſehr geſchlängeltem Lauf durch die Gebirge von Süd— Aragonien und Nord Valencia nach der Sierra Nevada (37°), wo fie den ſüdlichſten Punkt im Weſten des geſammten Kiefernbezirks erreicht. Die hier beginnende Weſtgrenze erſtreckt ſich mit großen Unterbrechungen gen Genaueres über den Verlauf der Nord- und Oſtgrenze in Aſien ſ. in v. Midden— dorff's Sibiriſcher Reiſe, a. a. O. S. 551—556. NNW über die Gebirge von Avila nach denen der Provinz Leon in Nordſpanien und muß von da in nördlicher Richtung über das atlantiſche Meer nach Hoch-Schottland und von dort in nordöſtlicher nach der Nord— weſtküſte Norwegens verlängert gedacht werden. Der geſammte Verbreitungs— bezirk der Kiefer iſt über 123 Längen- und 30 Breitengrade ausgedehnt, folglich in weſt⸗öſtlicher Richtung viel breiter als in nord-ſüdlicher. Er bildet eine breite von W nach O ſich erſtreckende Zone, welche mehr als '/, der nördlichen Halbkugel umfaßt. Innerhalb dieſes ungeheueren Areals erſcheint die Kiefer höchſt ungleich— mäßig vertheilt. Beſchränken wir uns hier nur auf unſer Florengebiet, ſo finden wir die ausgedehnteſten und aus meiſt reinen Beſtänden zuſammen— geſetzten Kiefernwälder in deſſen Nordoſten, nämlich in den baltiſchen Pro— vinzen, in Lithauen “), Polen, Oſt- und Weſtpreußen **), Pommern, in der Mark Brandenburg, in Poſen, Polen, Ober-Schlefien, in der Niederlauſitz und den angrenzenden Theilen der Provinz und des Königreichs Sachſen, immer auf Sandboden und in meiſt ebener Lage. In allen den genannten Ländern mit Ausnahme der baltiſchen Provinzen und vielleicht Lithauens werden jene großen auf Sandboden ſtockenden und häufig von großen Moraſt— ſtrecken unterbrochenen Kiefernwälder „Haiden“ genannt, wohl deshalb, weil der gemeine Haideſtrauch (Calluna vulgaris) in ſolchen ſandigen Kiefern— wäldern ſehr häufig auftritt und Blößen und Räumden meiſt in dichtem Beſtande überzieht). Bedeutende Kiefernwaldungen finden ſich ferner in Nord⸗Schleswig, im nordweſtlichen Deutſchland (z. B. Lüneburger Haide), ſelbſt in den Niederlanden). In den gebirgigen Theilen des Florengebiets, in der rheiniſchen, mittel- und ſüddeutſchen Zone iſt zwar die Kiefer eben— falls ſehr verbreitet, bildet aber weit kleinere Wälder. Auch hier finden ) Zwiſchen Wilna und Dünaburg führt die Eiſenbahn durch einen Kiefernwald von ſolcher Ausdehnung, daß innerhalb deſſelben drei Eiſenbahnſtationen liegen. Die Kiefernwälder um Riga und die Dünamündung nehmen einen Flächenraum von mehr als 25 [Meilen ein. ** Die Johannisburger Haide in Oſtpreußen iſt 12, die Tuchel'ſche in Weſt— preußen 9 Meilen lang. Nicht jo in den baltischen Provinzen, wo der Haideſtrauch verhältnißmäßig viel ſeltner iſt, als in Nord- und Mitteldeutſchland, eine Erſcheinung, die mir ſchon in Oſtpreußen aufgefallen iſt. 5) Nach Mittheilungen von Dr. Buchenau muß die Kiefer im nordweſtlichen Deutſchland, wo ſie jetzt ausgedehnte, durch Kultur entſtandene Beſtände bildet und überall auf Haiden anfliegt, urſprünglich vorhanden geweſen ſein, da ſich auf dem Grunde der dortigen Torfmoore Stämme, Wurzeln, bisweilen auch Zapfen von ihr vorfinden. Später ſcheint dort die Kiefer verſchwunden zu ſein, denn die älteſten jetzigen Kiefernbeſtände ſind wenig über 100 Jahre alt und ältere Einzelbäume trifft man gar nicht an (Zeitſchr. d. deutſchen Forſtbeamten, 1883, S. 455). N a wir die größten in Ebenen und Thälern mit ſandigem Boden (3. B. die Wälder auf dem Sand der baden'ſchen und elſaſſiſchen Rheinfläche, der wegen ſeiner Prachtkiefern weitberühmte Hauptsmoorwald bei Bamberg, u. a.), während in den Gebirgen die Kiefer nur in kleineren Beſtänden oder horſt— weiſe und eingeſprengt vorkommt. Noch mehr zurück tritt die Kiefer gegen andere Bäume, insbeſondere gegen die Fichte, in der alpinen und Karpathen— zone, wo größere zuſammenhängende Kiefernwälder ſehr ſelten ſind und auch nur in Niederungen vorkommen (z. B. der 5 Meilen lange Wald zwiſchen Lozore und Sanic in der Marchniederung Ungarns). Nur in dem nördlichen ebenen Theile Galiziens kommen ausgedehnte Kiefernwälder vor, doch iſt jener Theil richtiger zur norddeutſchen als zur Karpathenzone zu rechnen. In der ungariſchen und adriatiſchen Zone tritt die Kiefer ſelten und nur in kleinen Beſtänden auf. Die Kiefer iſt alſo innerhalb des Florengebiets von N nach S oder richtiger von NO nach SW verbreitet; fie zeigt das Maximum ihres Vorkommens im NO, das Minimum im S und SW. Uebrigens iſt die Kiefer durch künſtlichen Anbau in viele Gegenden gekommen, wo ſie urſprünglich gewiß nicht heimiſch war. Ganz fehlt die Kiefer inner— halb des Florengebiets in dem ungarischen Tiefland, im Bakonyerwalde, den Central-Karpathen, in Slavonien, im Banat, in der alpinen und ſub— alpinen Region aller Hochgebirge, außerhalb des Florengebiets z. B. auf den däniſchen Inſeln, während ſie in Jütland große Haiden bildet. b. Vertikale Verbreitung. Die folgende Ueberſicht zeigt die Höhen— verbreitung innerhalb des europäiſchen Kiefernbezirks in der Richtung der Breitengrade. Talvig in Alten (Norwegen, 70° Br.), bis 700 p. F. — 227,3 Met. (v. Berg). dem Polarzirkel in N 8 12 — 5 nn dem el in Norwegen bis 1200 p. F. = 376 1 Nach Schübeler. In Trondhjems Stift (64—65“) bis 2000 p. F. - 630 Met. Maldalen (Norwegen, 63“ Br.) gegen S, bis 2016 p. F. — 15 Met. Harbakken auf dem Dovregebirge (62,5 Br.) bis 2827 p. F. — 918 Met. Jättefjell in Waago (Norwegen, 62°) bis 2750 p. F. — 843 Met. Südliches Norwegen (61°) im Mittel bis 3000 p. F. — 940 Met. (Schübeler). Nummedalen am Eidsfjell (Norwegen, 60°) bis 3164 p. F. — 1027,5 Met Gebirge Mitteldeutſchlands (Harz, Thüringerwald, Erzgebirge, Rieſengebirge u. a. 52 bis 50° Br.), bis 2000 und 2500 p. F. — 649,5 und 786,8 Met. im Mittel. Bairiſcher Wald (49°), höchſtes Vorkommen bei 2921 p. F. — 923,5 Met. (Sendtner). Vogeſen (48°), bis 1200 Met. (Kirſchleger). Bairiſche Alpen (47° 30), Mittel der obern Grenze bei 4918 p. F. — 1597,1 Met. (Sendtner.) e Au Grimſel (46“ 35), bis 1810 Met. (A. de Candolle). — - Engadin, bis 6000 p. F. — 1948,5 Met. (Brügger). Ungarn und Siebenbürgen, nicht über 4000 p. F. — 1299 Met. Central-Frankreich Auvergne, Cevennen, 46—44°), zwiſchen 1200 und 3000 p. F. — 389,7 und 974,2 Met. Pyrenäen (43°—42° 30), zwiſchen 3000 und 5000 p. F. - 974,2 und 1623,7 Met. Macedonien (42— 41“), zwiſchen 3500 und 4800 p. F. — 1136,6 und 1558,8 Met. Sierra de Guadarrama (419), zwiſchen 3500 und 6500 p. F. — 1136,6 und 2110,8 Met. Gebirge von Valencia (40° 40 — 38% 40), zwiſchen 3000 und 5000 p. F. — 974,2 und 1623,7 Met. Sierra Nevada (37°), zwiſchen 5000 und 6500 p. F. — 1623,7 und 2110,8 Met. Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß die Mehrzahl obiger Höhen— angaben auf bloßen Schätzungen beruht“). Immerhin geht aus denſelben hervor, daß die obere Grenze der Kiefer in nordſüdlicher Richtung mit der abnehmenden Breite immer höher emporrückt, daß ſie aber unter gleicher Breite im Oſten niedriger liegt, als im Weſten (vgl. Spanien und Mace— donien), endlich, daß nur in den ſüdlichſten Gegenden des Kieferngebiets die Kiefer als ein entſchiedener Gebirgsbaum auftritt, indem nur dort eine wirkliche untere Grenze vorkommt, und folglich die Kiefer einen in beſtimm— ter Höhe gelegenen Gürtel bildet. Ueber den Einfluß der Expoſition auf die Lage der oberen Grenze liegen nur wenige Angaben vor, aus denen ſich ergiebt, daß die Kiefer in den Hochgebirgen unſeres Florengebiets bei ſüd— weſtlicher und ſüdlicher Expoſition am höchſten emporſteigt, bei nördlicher und nordöſtlicher dagegen weit unter der mittleren Höhengrenze zurückbleibt, auch ſehr ſpärlich auftritt oder wohl gar nicht vorkommt! ). Die folgenden Meſſungen Sendtner's aus den bairiſchen Alpen ſcheinen dieſes Geſetz zu beſtätigen: 2 | | | 1 Localität. Geſteinsart. Vorkommen. Expoſition. 1 5 | er Schattenberg bei e im | | aa =.) ©... . Diolomit. Letzte hohe Bäume. SW 4629 Fricken bei Partenkirchen Dolomit. Beſtand. SW 3524 Seinsberg bei Mittenwald .. 2 Beſtände. S und SW 5304 Fundenſeetauern bei Berchtes— | aden .. Thonboden. Einzelne hohe Bäume. SW 5221 Südſeite des Untersberges 8 Kalk. Einzelne Bäume. SW 4509 Hintersberg zwiſchen e und Berchtesgaden ? ? N und NÖ 2 2200 Mittel der obern Grenze. — | — — 4918 ) Es iſt ſehr zu bedauern, daß die vertikale Verbreitung der Kiefern ſowohl in den Alpen als in den Gebirgen der mittel, ſüddeutſchen, rheiniſchen und Karpathen zone noch nicht der Gegenſtand eines eingehenden Studiums von Seiten dortiger Naturforſcher oder Forſtmänner geworden iſt. In der mir zugänglichen Literatur habe ich wenigſtens keine Angaben finden können. ) Nicht jo in den Gebirgen Spaniens, wo die Kiefer faſt nur oder vorzugs weiſe in nördlichen, nordöſtlichen und nordweſtlichen Lagen als beſtandbildender Baum auftritt. *r) A. a. O. S. 521. — 7208 In den höheren Gebirgslagen, z. B. der Alpen, bildet die Kiefer feine zuſammenhängende Wälder, ſondern tritt höchſtens in einzelnen geſchloſſenen Beſtänden, meiſt nur horſtweiſe oder vereinzelt auf. Dieſe Art des Vor— kommens erſchwert die Beſtimmung ihrer oberen Grenze und des Einfluſſes der Expoſition ſehr. Bedingungen des Vorkommens und Gedeihens. Aus der weiten horizontalen Verbreitung der Kiefer ergiebt ſich, daß dieſelbe ſowohl ſehr heiße Sommer, als ſehr kalte Winter ohne Schaden ertragen kann und daß das Minimum der jährlichen Wärmemenge, bei welchem ſie noch zu gedeihen vermag, ein noch geringeres ſein muß, als bei der Lärche und Zirbelkiefer; aber Unterſuchungen ſind hierüber noch nicht angeſtellt worden. Purkyns meint, jedenfalls auf Grund von ihm nicht erwähnter meteoro— logiſcher Beobachtungen, daß die Kiefer im europäiſchen Rußland eine mittlere Juliwärme von 8 bis 26°, und eine mittlere Januarkälte von — 4 bis 12% R. zu beſtehen habe. Allein zu Enontekis, wo die Kiefer noch Beſtände bildet, beträgt ſchon die Mitteltemperatur des ganzen Winters — 160,98 C. und muß demnach diejenige des Januar eine noch niedrigere ſein, und im öſt— lichen Sibirien iſt die Kiefer noch exceſſiveren Kältegraden ausgeſetzt, da z. B. um Jakutzk das Queckſilber alle Winter anhaltend bis — 40° C. und darunter ſinkt. Man darf daher wohl behaupten, daß der Kiefer wäh— rend ihres Winterſchlafes die größte und anhaltendſte Kälte nichts ſchadet und daß ſie ſelbſt noch in Gegenden zu gedeihen vermag, wo die Vegetations— periode kaum 3 Monate, die froſtfreie Zeit kaum 2 Monate dauert. Daß ſie aber auch mit einer blos drei- bis viermonatlichen Winterruhe auszu⸗ kommen vermag, beweiſt ihr freudiger Wuchs im Guadarramagebirge Spaniens. Ebenſo wenig wird das Gedeihen der Kiefer durch anhaltende Hitze be— einträchtigt. Im mittleren Rußland wie in Centralſpanien hat die Kiefer alljährlich eine anhaltende Sommerwärme von 20 bis 25° C. und Maxima bis zu 35“ und mehr (wenigſtens in Spanien) zu erdulden. Daß trotzdem die Kiefer in den Gebirgen unſeres Florengebiets lange nicht ſo hoch hinauf— ſteigt, als die Fichte und überhaupt im Gebirge viel weniger häufig vor— kommt, als in der Ebene, erklärt ſich theils daraus, daß ſie einen gleichmäßig durchfeuchteten Boden und eine nebelreiche Atmoſphäre nicht liebt, theils daraus, daß ſie wegen der Sprödigkeit ihrer Zweige im Gebirge ſehr durch Schneebruch leidet. Im äußerſten Weſten, Süden und Oſten ihres Gebiets vermag ſie dagegen nur noch im Hochgebirge fortzukommen, da ſie nur dort die ihr nöthige Winterruhe und Schutz vor dem auch ihr feindlichen Steppen— klima findet, welches in den Ebenen Spaniens, Südfrankreichs und der türkiſchen Halbinſel vorherrſchend iſt. — Die Wärmemengen, deren die — 907 Kiefer zur Entfaltung ihrer Triebknospen und Blüten bedarf, ſind bis jetzt erſt höchſt ungenügend ermittelt“). Die Kiefer liebt während ihrer Vegetationsperiode das Licht und den Sonnenſchein und flieht deshalb Gegenden, wo in jener Zeit des Jahres der Himmel anhaltend bewölkt iſt oder häufige Nebelbildung ſtattfindet. Wegen ihres Lichtbedürfniſſes verträgt ſie keine Ueberſchirmung und ſtellt ſich, wo ſie in reinem Beſtande erwächſt oder erzogen wird, mit zunehmendem Beſtandesalter von ſelbſt licht, weshalb haubare Beſtände nur noch einen mangelhaften Kronenſchluß zu zeigen pflegen. Aus demſelben Grund reinigt ſie ſich hoch hinauf von Aeſten und bildet bei normalem Wuchs einen faſt völlig walzenrunden Stamm. Sie gedeiht am beſten auf einem tief— gründigen, lockern, im Untergrund mäßig feuchten, ſandigen Lehm- oder lehmigen Sandboden, wie ſolcher vorzugsweiſe in Diluvial-Ebenen gefunden wird, was ihr dominirendes Vorkommen in den Ebenen Nordoſtdeutſchlands, Rußlands und Sibiriens erklärt. Sie nimmt aber auch noch mit magerem Sandboden vorlieb und erwächſt auf ſolchem, wenn er in der Tiefe dauernd feucht iſt, noch zu einem anſehnlichen Baume. Auf dürrem Sand-, ſchwerem ſehr bindigem Thon-, anhaltend naſſem zumal torfhaltigem Boden kümmert die Kiefer und wird oft zu einem dürftig benadelten Buſch oder Strauch (ſ. oben Moorkiefer). Daſſelbe gilt von ausgehagertem oder durch lang— jähriges Streurechen herabgebrachtem Boden, ſowie von ſehr flachgründigem Felsboden. Dennoch iſt die Kiefer meiſt die einzige Holzart, welche auf dergleichen Boden noch fortzukommen und denſelben allmälig durch ihre Nadelſtreu doch zu verbeſſern vermag. Nicht ſelten ſieht man in Gebirgen ) Nach Yjährigen Beobachtungen von Fritſch beträgt die zur Blattentfaltung nöthige Wärmeſumme in Wien (bot. Garten) im Mittel — 523,1, die zur Blüten— entfaltung erforderliche + 517% C. In Dorpat bedarf die Kiefer nach einjähriger Beobachtung + 5780,04 C. zur Blütenentfaltung. Beifolgende Tabelle zeigt die durch geogr. Breite und durch abſolute Höhe bedingte Verſchiedenheit der Zeit der Blatt— und Blütenentfaltung von 10 Stationen: S ar Höhe. Blatt Blüten- Beobach⸗ 5 Breite. p. F. entfaltung.| entfaltung. tungsjahre. Bea. 4639, 3816 1. Mar? 1. Juni. 1857. Lienz F 46° 50“ 2023 25. Mai. 31. Mai. 1857. Fh 46° 50° | 2904 26. Mai. 24. Mai. 1857. r 470 35° 1026 5. Mai. 20. Mai. 1857. ee 300 14. Mai. 17. Mai. 9 Jahre. T4 27 918 21. Mai. 24. Mai. 1857. 0e 57“ 1196 7. Juni. 30. Mai. 3 Jahre. TT 1, 510.19% 414 1. Juni. 28. Mai. 3 Jahre. 01509 107 — 11. Mai. 1870. Betersburg 2 2... | 390 58° —: = 6. Juni. 4 Jahre. „ einzelne ganz anſehnliche Kiefern auf nackten dürren Felſen, wenn nämlich letztere mit Erde gefüllte Klüfte und Spalten beſitzen, in welche die Kiefer ihre Wurzeln verſenken kann, welche dann oft außerordentlich lang werden und in engen Spalten eine bandförmige Abplattung zeigen. Solche Kiefern werden auch durch die ſtärkſten Stürme nie entwurzelt (geworfen). Ueber- haupt wird die Kiefer wegen ihrer tiefgehenden und weit ausſtreichenden Bewurzelung nicht leicht vom Sturm geworfen, wohl aber gebrochen *). Im Gebirge wächſt die Kiefer auf allerhand Geſtein, ohne daß ſie für das eine oder das andere eine beſondere Vorliebe zeigte. Wenn das Geſtein bei ſeiner Verwitterung einen lockern, durchlaſſenden, ſandigen Boden liefert oder ſehr zerklüftet iſt, ſo daß ſich in den Spalten Humus anſammeln kann, ſo gedeiht die Kiefer, mag nun das geognoſtiſche Subſtrat aus Granit oder aus kryſtalliniſchen Schiefergeſteinen oder aus Porphyr, Baſalt, Phono- lith, oder aus Kalk, Dolomit, Sandſtein u. ſ. w. beſtehen. Das Vorkommen prächtiger Kiefernbeſtände in den Thälern der Kalkalpen widerlegt die lang gehegte Meinung, daß der Kiefer Kalkboden nicht zuſage. Ebenſo irrig iſt die Meinung, daß die Kiefer nicht auf einen friſchen, humoſen und ſehr fruchtbaren Boden gehöre, weil ſie auf ſolchem ſtets rothfaul werde, denn in den auf dergleichen Boden ſtockenden ſtets ſehr gemiſchten Ur- und Plänterwäldern der baltiſchen Provinzen findet man nicht ſelten ſehr ſtarke und langſchäftige Kiefern von mehrhundertjährigem Alter ohne eine Spur von Rothfäule. Als hauptſächlichſte Bedingungen zu einem normalen Gedeihen der Kiefer laſſen ſich daher bezeichnen: eine mindeſtens dreimonatliche Winterruhe, aber auch eine mindeſtens ebenſo lange Vegetationsperiode, während welcher kein anhaltend bedeckter Himmel und keine häufigen Nebelbildungen ſtatt— finden dürfen, ſonnige Lage, daher im Gebirge ſüdliche Expoſitionen, Schutz gegen Eis- und Schneeanhang, und lockerer, durchlaſſender, ſandig-lehmiger, im Untergrund anhaltend feuchter, ſonſt trockner oder friſcher Boden. Es ſei hierbei auf eine, bis jetzt allerdings nur höchſt ſelten beobachtete Er— ſcheinung aufmerkſam gemacht, daß nämlich geworfene Kiefern, deren Wurzeln zum Theil noch in der Erde ſtecken, Stammausſchläge zu machen im Stande ſind, welche zu Tochterſtämmen werden. (Vgl. Schübeler a. a. O. S. 152 und Mittheilung von v. Pfuel in Grunert's und Leo's „Forſtl. Blättern“ 1873, S. 191.) Häufiger kommt ein Wiederaustreiben abgebrannter Kiefernſchonungen aus den verkohlten Stöcken vor, indem bei jungen Kiefern oft ſchlafende Augen tief unten am Stock vorhanden ſind. ae 34. Pinus montana Mill. Bergkiefer, Krummholzkiefer. Synonyme: P. montana Mill. im Sinne von Schlechtendal in Linngea, XXIX, (1857) S. 375 ff.; Nördlinger, Forſtbot. II. S. 384 ff.; Fiek, Flora v. Schleſien, S. 535. — P. Mughus Scop., P. Pumilio Hke. und P. uncinata Ramd. (ſ. Formenkreis). Baum 2.— 3. Größe oder Strauch von pyramidalem Wuchs oder mit niederliegenden und knieförmig aufſteigenden Stämmen, welche mit einer dunkeln an den Aeſten ſich nicht abſchülfernden Rinde bedeckt ſind. Be— wurzelung flach, auf ſumpfigem Torfmoorboden ohne Pfahlwurzel. Aeſte bogenförmig emporgekrümmt, bei baumartigem Wuchs eine pyramidale Krone bildend, welche ſich im Alter nicht abwölbt, am Ende ſelten einen Knospenquirl, meiſt neben der Endknospe nur eine, ſelten zwei (dann ſtets gegenſtändige) Seitenknospen, oft (die Seitentriebe ſtets; nur eine Endknospe tragend. Knospen verlängert eiförmig, oft walzig, mit einer dicken Harz— ſchicht überzogen, daher von weißlicher Farbe, Deckſchuppen hellroth. Nadeln 2— 5 Centim. lang, gerade oder ſichelförmig gekrümmt, ſtumpfſpitzig, dick, ſtarr, auf beiden Flächen ſaftgrün; Nadelpaare ſehr dicht ſtehend, von durch— ſchnittlich 5 jähriger Lebensdauer. Männliche Blüten ſehr zahlreich, dicke Sträuße bildend, (Fig. XXXI, 1.) walzig, deutlich geſtielt, bis 15 Millim. lang, lebhaft gelb; Staubblätter mit großem rundlichem am Rande ge— zähntem Antherenkamme. Weibliche Zäpfchen von der Größe der männlichen, meiſt in Quirlen, aufrecht, ſchön duftig violettblau; Deckblätter länger als die Samenſchuppen, mit lang ausgezogenem ſchnabelförmigem Anhange. Zapfen (reife) ſitzend oder ſehr kurz geſtielt, aufrecht abſtehend, horizontal oder ſchief nach unten gerichtet, meiſt in Quirlen oder zu 2 gegenſtändig, 2--5,5 Centim. lang, von verſchiedener Form und Farbe, aber immer glänzend; Apophyſen ſehr verſchieden geſtaltet, immer um den meiſt großen hell aſchgrauen oder hellbraunen Nabel mit einem ſchwärz— lichen Ringe gezeichnet. Samen klein, nußartig, hellgraubraun, mit bräun— lichem 2— 3 Mal jo langem Flügel. Kotyledonen 4— 7. Holz viel dichter und ſchwerer, als das der gemeinen Kiefer, bald harzarm und röth— lich, faſt ohne Kern (bei auf Torfmooren erwachſenen Exemplaren), bald ſo harzreich, wie das beſte Kienholz (bei auf trockenem oder felſigem, ſteinigem Boden ſtehenden Bäumen). Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Eintritt der Mann— barkeit ſehr zeitig, oft ſchon im 6, ſpäteſtens im 10. Jahre, worauf die Bergkiefer alljährlich ſehr reichlich zu fructificiren pflegt. Blütezeit Ende Mai oder Anfang bis Mitte Juni, je nach der Lage des Standorts. Zapfen im Herbſt nach der Blütezeit gewöhnlich noch aufrecht, höchſtens 1,5 Centim. lang, hell graubräunlich, ſeltner bläulich oder violett, ein Jahr ſpäter 1 Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. — 20 —— völlig ausgebildet, ſpringen aber erſt im Frühlinge des dritten Jahres auf, um die Samen zu entleeren, worauf ſie oft noch lange haften bleiben, weshalb man im Herbſt nicht ſelten Zapfen von 4 Jahrgängen (von 3 ſtets) auf einem Baume oder Strauche findet. Die Dauer der Keimfähigkeit der Samen ſcheint noch nicht ermittelt zu ſein. Friſcher Samen keimt 2 bis 3 Wochen nach der Ausſaat und beſitzt die junge Pflanze in den erſten Jahren ein raſcheres Wachsthum als P. silvestris. Die Periode des raſcheſten Höhenwuchſes fällt bei Bäumen unter günſtigen Standortsverhältniſſen zwiſchen das 40. und 70. Jahr, beträgt aber durchſchnittlich nur 1,2 öſterr. F. (0,379 Met.), wenigſtens bei den in unſerem Florengebiet heimiſchen Formen. Die Strauchformen zeigen bis zum 20. Lebensjahre den raſcheſten Längenwuchs. Der Stärkezuwachs pflegt anfangs beträchtlich zu ſein, aber bald nachzulaſſen. Deshalb zeigen alte Bergkiefern auf dem Querſchnitt des Stammes gewöhnlich ſehr ſchmale Jahrringe und erreichen daher auch niemals eine beträchtliche Stärke. Die baumartigen Formen vermögen ein Alter von 200—300 Jahren und eine Stammhöhe von 60—80 p. F. (18,48 25,98 Met.) und einen Stammdurchmeſſer von 1—2 p. F. zu erreichen. Noch ſei erwähnt, daß bei der Bergkiefer nicht ſelten Zwei— häuſigkeit beobachtet wird. Namentlich bei den Knieholzformen findet man häufig blos männliche und blos weibliche Exemplare. Formenkreis. Unter allen europäiſchen Kiefernarten beſitzt die Berg— kiefer den größten Formenkreis, indem ſie, insbeſondere hinſichtlich der Zapfen— bildung in's Unendliche variirt. Viele dieſer Formen find wiederholt als eigene Arten beſchrieben und erſt in neueſter Zeit iſt nachgewieſen worden, daß ſie alle zu einer einzigen Art zu vereinigen ſinds). Als durch den Einfluß des Standorts bedingte Formen ſind die Baum- und Strauchform zu bezeichnen, welche deshalb zur Unterſcheidung von Varietäten nicht benutzt werden können. Beide Formen hängen theils von der Be— ſchaffenheit des Bodens, theils von der Expoſition des Standorts ab (ſiehe Lebensbedingungen). Die Strauchform erſcheint bald als aufrechter Strauch Ich füge hier die neueſte Literatur über dieſe intereſſante Kiefer bei, durch welche das bis dahin unter den zahlloſen Formen herrſchende Chaos gelichtet worden iſt. M. Willkomm, Verſuch einer Monographie der europäiſchen Krummholzkiefern. (Tharand. Jahrb. Bd. XIV, 1861, S. 166-257). Griſebach, Bemerkungen zu Willkomm's Monographie. (Flora, 1861, No. 38.) O. Heer, Ueber die Föhrenarten der Schweiz. (Verhdlg. d. ſchweizer. Naturforſcher— verſammlung. Sektion f. Bot. u. Zool. 1862, S. 177 ff.) Chriſt, Ueberſicht der europäiſchen Abietineen. (Verhandlg. d. naturforſch. Geſ. zu Baſel. 1863. III. Th. 4. Heft.) Beiträge zur Kenntniß ſüdeuropäiſcher Pinusarten. (Flora, 1863, No. 24.) Beiträge zur Kenntniß europäiſcher Pinusarten. (Flora, 1864, No. 10.) „ Ha + von pyramidaler Geſtalt (ift oft blos eine verkürzte Baumform), bald als „Knie- oder Krummholz“, wo dann die Stämme nicht ſelten radial von einem Mittelpunkte ausgehen, ſo daß rundliche und ziemlich regelmäßig ab— gewölbte Büſche gebildet werden, häufiger aber unregelmäßig angeordnet ſind. Zwiſchen allen dieſen Wuchsformen giebt es zahlreiche Uebergänge. Die Knieholzform wird vorzugsweiſe auf naſſem, mooſigem Torfmoorboden (Hochmooren) und in den Stürmen exponirten Freilagen beobachtet und pflegt deſto niedriger und dürftiger zu werden, je näſſer der Boden und je exponirter die Lage iſt. Bei ihr und der Pyramidenform findet man häufiger als bei der Baumform, daß die Aeſte mehrere Jahre hinter einander nur eine Endknospe bilden und daher auf längere Strecken keine Seitentriebe beſitzen. Varietäten. Die zahlloſen vorzüglich auf der Verſchiedenheit der Zapfengeſtaltung beruhenden Formen der Bergkiefer laſſen ſich in folgende drei Hauptvarietäten zuſammenfaſſen, welche ich 1861 als eigene Arten be— ſchrieben habe, die aber, da ſie durch Mittel— formen in einander übergehen, eben nur als Varietäten einer Art betrachtet werden dürfen. A. uncinata, Hakenkiefer. Zapfen ſtets ungleichſeitig, am Grunde ſchief; Apophyſen an der Lichtſeite un— gleich ſtärker entwickelt, als an der Schatten— ſeite, im untern Dritttheil oder wenigſtens am Grunde, ſeltner alle kaputzenförmig, pyramidal oder koniſch verlängert und hakig nach der Zapfenbaſis zurückge— krümmt, ihr Nabel daher ſtets excentriſch 1 gelegen (Fig. XXIX und XXX, I, is 1— 7). — Zapfen ſitzend oder ſehr kurz Zapfen der pyrenäiſchen Hakenkiefer. Fig. XXIX. Göppert, Bemerkungen über die Formen der P. montana Mill. (Botan. Zeit. 1864, No. 6.) Chriſt, Die Formenkreiſe der europäiſchen Pinusarten. (Botan. Zeit. 1865, S. 231 ff.) Drude, Ueber das Vorkommen der Rieſengebirgsrace von Pinus montana Mill. in der ſächſiſch-bömiſchen Oberlauſitz. (Iſis, 1881, Abhandl. 12.) Schmid (Forſtmeiſter), Mittheilungen über Vorkommen, Anbau und Benutzung des Knieholzes im böhmiſchen Antheil des Rieſengebirges. (Jahrb. d. ſchleſ. Forſt— vereins, 1883. S. 212 ff.) SARA — 22 — geſtielt, horizontal abſtehend, ſchief abwärts geneigt oder hängend. Keim— pflanze mit 7 Kotyledonen. A. rostrata Ant. Conif. p. 12; Endl. Syn. p. 170; Henk. Hochst. Syn. p. 36. Zapfen kegel-, ſelten eiförmig, abwärts gebeugt bis hängend. Apophyſen der Lichtſeite in eine vierſeitige zuſammengedrückte zungen- oder ſchnabelförmige hakig zurückgekrümmte Pyramide mit ſtark vorragendem Nabel verlängert. Länge der Pyramide ebenſo oder doppelt ſo lang, als der Durchmeſſer der Apophyſengrundfläche. . — > macrocarpa Willk. Monogr. S. 207. Zapfen horizontal oder abwärts geneigt, eikegelförmig, 5,41— 6,76 Centim. (2—2½ p. Z.) lang, länger als die Nadeln, grünlich hellbraun, mattglänzend. Pyra— miden der unteren Apophyſen doppelt ſo lang wie die Grundfläche, häufig mit auswärts gekrümmter Spitze; Nabel ſtumpf (Fig. XXIX und XXX, I, 1. 2.). — Baum bis 26 Met. (80 p. F.) hoch, mit rothbraunen Knospen. (P. uncinata Ramd. in DC. Fl. france III, p. 726; P. sanguinea La Peyr. Hist. abreg. Pyren. p. 587.) — Pyrenäen. . pendula Hart. Mſcr. Zapfen faſt hängend, eiförmig, bis 4,06 Centim. (1½ p. 3.) lang, matt grünlich-aſchgrau bis glänzend braunroth, kürzer als die Nadeln. Pyramiden der Apophyſen wie bei «., aber mit ſtachelſpitzigem Nabel (Fig. XXX, 1, 5.). Tritt als hoher Baum und Pyramidenſtrauch auf. (P. Mugho Poir. Diet. V, p. 336; Nouv. Duham. V. p. 233, t. 68; P. Pumilio Mughus Loud. Arbor. IV, f. 2059 u. 2060; P. Mughus Pinet. Wob. IV, t. 2; P. uncinata Gaud. Fl. helv. VI, p. 185, Rchb. Fl. germ. exe. p. 160, Koch Syn. fl. germ. II, p. 767, Ant. Conif. t. 3, f. 3, Link in Linnaea XV, p. 492. „Pin blanc, Pin crin, Pin de Brianconnais, Torchepin“.) — Gebirge von Cuenca in Central— Spanien, Hoch-Aragoniens und Cataloniens, Pyrenäen, Mt. Ventoux, Alpen der Dauphine, Savoyens und der Schweiz, Apenninen, Jura, Vogeſen (?). . castanea Hart. Mſer. Zapfen horizontal oder ſanft abwärts ge— neigt, ei- oder kreiſelförmig, bis 4,06 Centim. lang, glänzend dunkel— kaſtanienbraun bis faſt blutroth. Nur die untern Apophyſen der Lichtſeite ſtark verlängert mit ſehr convexem Oberfeld. Pyramiden— ſtrauch. — Vereinzelt in den walliſer und kärnthner Alpen, wahr— ſcheinlich auch anderwärts. 213 Zapfenbau der Bergkiefer. u ng J. versicolor Willk. a. a. O. Zapfen horizontal oder ſchief abwärts, kegelförmig, bis 4,06 Gentim. lang. Apophyſen wie bei ., mit ſtark convexen, oft auch concaven Seitentheilen des Oberfeldes, verſchieden gefärbt und meiſt (außer dem hier oft ſehr breiten ſchwarzen Nabel— ſaum) zweifarbig, am häufigſten von ſcherbengelber oder grünlichgelber Grundfarbe (Fig. XXX, I, 6. 7.). — Mittelgroßer und kleiner Baum, Pyramiden- und Knieholzſtrauch. — Alpen, Jura, Schwarz⸗ wald, Böhmerwald, Erzgebirge. B. rotundata Ant. und Endl. a. a. O. Henk. Hochst. a. a. O. Zapfen kegel- oder eikegelförmig, horizontal oder abwärts geneigt. Apophyſen der mittlern und untern oder nur der letzteren Schuppen der Lichtſeite in eine vierſeitige, ſchwach abwärts gekrümmte Pyramide verlängert, welche kürzer als der Durchmeſſer der Grundfläche iſt, oder nur das Oberfeld kaputzenförmig aufgeſchwollen und zurückgekrümmt (Fig. XXX, I, 8—10.). Synonyme und Abbildungen: P. montana Du Roi Obs. bot. p. 42; P. sylvestris 3. montana Wahlbg. Fl. helv. p. 180, Gaud. a. a. O. p. 183; P. Mughus Hegetschw. Fl. helv. II, p. 342, Reum Forſtbot. S. 287, Döll, Fl. von Baden, III, S. 102; P. rotundata Lk. in Flora 1827, S. 217; P. humilis Lk. Abh. Berl. Akad. 1827, S. 171; P. Pumilio Lamb. Pinet. ed. 1. t. 2, Pinet. Wob. t. 1.; P. obliqua Saut. in Rchb. Fl. exc. p. 169 und Rchb. Ie. fl. germ. XI, t. 522, f. 1128; P. uncinata Rchb. a. a. O. Fig. 1129; P. uliginosa Neum. Arb. d. ſchleſ. Geſ. f. vaterl. Cult. 1837, S. 95. 98, Schur, Enum. pl. Transsilv. p. 626; P. pyramidalis Reum a. a. O.; P. silvestris 1. rotundata, 2. brevifolia, 3. humilis, 4. uliginosa Lk. Linn. XV, S. 486 ff.; P. Mughus «. uliginosa Koch a. a. O., Döbner Forſtbot. S. 324; P. Mughus Sendtner, Südbaiern, S. 523; P. Mughus var. b, c. d. Pokorny, Holz⸗ pflanzen S. 14; P. Pumilio var. uliginosa Ratzeb. Naturwiſſ. Reiſ., S. 298. „Sumpf⸗ kiefer, Kienfichte, (Erzgebirge, Schleſien), Moosföhre (Fichtelgebirge), Moorkiefer, fichtene Kiefer, Sumpfferche (Böhmerwald, Südböhmen), Löwenferche, Lehnferche, Rothfuhre, Zwergföhre, Legföhre, Krummholz Knieholz (Schwarzwald, Vogeſen), Latſche, Lackeren, Zundern, Teufern, Tüfern (Bairiſche und Schweizer Alpen), Spirke, Spirtenholz“ (Tiroh. 6 d. pyramidata Hart. Mſcr. Zapfen glänzend hellbraun, 4,06 Centim. lang. Apophyſen der Lichtſeite in eine vierſeitige kaum gekrümmte Pyramide mit ſtumpfem abgeplattetem Nabel verlängert. Strauch⸗ form. — Böhmerwald. H. gibba Willk. Monogr. S. 212. Zapfen verſchieden gefärbt, 2,70 bis 4,06 Centim. lang. Oberfeld der Apophyſen auf der Lichtſeite ſtark kaputzenförmig gewölbt, ſtets länger und größer als das concave Unter— Br feld und häufig über daſſelbe zurückgekrümmt. Nabel convex, abge— plattet oder eingedrückt, ſtumpf oder ſtachelſpitzig (Fig. XXX, I. 8. 9.). — Baum 2. und 3. Größe ſowie Pyramiden- und Knieholzſtrauch. Letztere Form bildet Uebergänge zu P. montana Pumilio. — Erz— und Fichtelgebirge, Böhmer-, Bairiſcher-, Schwarzwald, Oberfranken, Südböhmen, Mähren, Schleſien, Galizien, Siebenbürgen, Alpen, Ober— baiern, Jura, Vogeſen. . mughoides Willk. a. a. O. Zapfen ſcherbengelb bis zimmtbraun, 2,7— 5,4 Centim. lang. Oberfeld der Apophyſen nur wenig oder nur in der Mitte buckelförmig erhoben. Nabel eingedrückt oder einwärts gekrümmt, ſtachelſpitzig. Apophyſen der Schattenſeite gewöhnlich ganz abgeplattet. (Fig. XXX, I, 10.). — Kleiner Baum, Pyramiden- und Knieholzſtrauch. Uebergangsformen zu P. montana Mughus. — Fichtelgebirge, Südböhmen, Schwarzwald, Bairiſche Alpen. > — C. Pseudopumilio Willk. a. a. O. S. 218. Zapfen klein, ei⸗ förmig, höchſtens 2,5 Centim. lang, braun, oft vielfarbig, auch reif abwärts ſtehend. Oberfeld der Apophyſen der Lichtſeite kaputzenförmig erhaben oder dachförmig abgeflacht, doch höher, als das convexe Unterfeld; Nabel groß, flach oder eingedrückt, ſtumpf oder ſtachelſpitzig. — Knieholzform, den Ueber— gang zu P. montana Pumilio bildend. — Erzgebirge, Südböhmen, Ober— baiern. B. Pumilio, Zwergkiefer, Krummholz, Knieholz. Zapfen gleichmäßig ausgebildet, eiförmig oder faſt kuglig, ſtumpf, ſitzend oder faſt ſitzend, bis zur Reifezeit aufrecht-abſtehend oder abſtehend, nach dem Auf— ſpringen horizontal oder abwärts geneigt, im erſten Herbſt meiſt noch violett— blau, reif dunkelbraun bis ſcherbengelb, anfangs noch mit bläulichem Duft überzogen. Apophyſen gleicher Höhe rings um den Zapfen von gleicher Größe und Bildung, mit convexem Ober- und concavem Unterfeld und meiſt eingedrücktem, bei den Apophyſen der Zapfenbaſis excentriſch (unter der Apophyſenmitte) gelegenem Nabel (Fig. XXX, II, a—e.). Keimpflanze meiſt mit 3— 4 Kotyledonen. — Strauch-, am häufigſten Knieholz-, ſelten Baumform. Synonyme und Abbildungen: Pinus Pumilio Hänke, Beob. Reiſ. im Rieſengeb. S. 68; Borkhauſen, Forſtbot. I, S. 423 ff.; Baumgarten, Enumerat. stirpium Transsilv. II, p. 305; Schur, Enum. pl. Transsilv. p. 626; Waldst. Kit. Ic. pl. Hungar. II, t. 149; Guimpel, Deutſche Holzarten, S. 210, Taf. 154; Ant. Conif. P. 14, t. 3, f. 1.; Endl. Syn. p. 169 (z. Theil); Ratzeb. Naturwiſſ. Reiſ. ©. 371 ff.; Hart. Forſtl. Culturpfl. S. 70, t. 5; Sendtner, Südbaiern, S. 529; Henk. Hochst. Syn. p. 33; — Pinaster Pumilio Clus. Rarior. stirp. per Pannoniam etc. observat. historia (1583); Pinaster sylvestris y. Pumilio Hall. Hist. stirp. helv. II, p. 319; . — —— 216 —— Fig. XXXI. Die Krummholzkiefer, Pinus montana Mill. B. Pumilio. 1. Zweig mit männlichen Blüten; — 2. Triebſpitze mit einer weiblichen Blüte; — 3. letztere etwas ver⸗ größert; — 4. 5. 6. eine weibliche Blütenſchuppe von außen, innen und von der Seite mit dem anſitzenden Fruchtblatt, innen mit den 2 rückwärts geſchwänzten Samenknospen; — 7. reifer Zapfen; — 8. Same mit und ohne Flügel und letzterer allein. a, Pinus montana Walth. Handb. S. 317 (z. Theil); P. Mughus Wahlbg. Fl. Carpat. p. 311; Neilreich, Ung. Slavon., S. 74; Döll, a. a. O. III. S. 102; Rchb. Fl. exc. p. 159 und Io. fl. germ. XI, t. 523; P. Mughus var. Pumilio Koch Syn. II, p. 767; Pokorny, Holzpfl. S. 14; P. sylvestris J. Pumilio Gaud. Fl. helv. VI, p. 183; P. magellensis Schouw in Annal. sc. nat. 3 ser. Bot. III, (1845) p. 233; Willk. Monogr. S. 235. — „Knieholz, Krummholz (Rieſengebirge, Karpathen), Lack— holz (Bair. Wald), Latſche, Legföhre (Alpen), Filzkoppe, Kremſen (Ober-Baiern), Alpenföhre, Zundern (Schweiz), Koszodrawina (Ungarn), Krumpatz-fannyö, Görba— fannyö“ (Siebenbürgen). c. gibba Willk. Monogr. S. 226. Zapfen ſitzend, verſchieden gefärbt, die aufgeſprungenen horizontal oder abwärts gerichtet. Apophyſen des unteren Dritttheils mit kaputzenförmig erhabenem oft dreibuckligem häufig abwärts gekrümmtem Oberfeld, deſſen Längskiel undeutlich iſt. Nabel eingedrückt (Fig. XXXI, 7 und XXX, II, a.). — Karpathen, Rieſengebirge, Iſergebirge, Lauſitzer Gebirge“), Böhmer- und Bairiſcher Wald, Fichtelgebirge, Südböhmen, Oberbaiern, Schwarzwald, Alpen, Jura, Abbruzzen, Kroatien (?). g. applanata Willk. a. a. O. Zapfen wie bei &. Apophyſen des untern Dritttheils mit dachförmigem planem der Länge nach ſcharf gekieltem Oberfeld. Nabel flach oder erhaben (Fig. XXX, II, b.). — Geographiſche Verbreitung wie bei «. y. echinata Willk. a. a. O. Zapfen noch zur Reifezeit deutlich und ziemlich lang geſtielt, auch aufgeſprungen aufrecht-abſtehend, klein (2,03 Centim. lang), hell zimmtbraun. Oberfeld der unteren Apophyſen gewölbt und zurückgekrümmt, mittlere und obere Apophyſen mit ſehr ſcharfem Querkiel. Nabel kegelförmig, ſpitz, ſtechend (Fig. XXX, II, d. e.). — Kärnthen. Die Varietäten &. und 5. gehen unmerklich in einander über, Torte c. in Bar. Pseudopumilio, während y. bis jetzt iſolirt, als eine höchſt auffallende Form daſteht, doch aber wahrſcheinlich eine Mittelform zwiſchen P. montana Pumilio und P. mont. Mughus iſt. ) Das Rieſengebirgs-Knieholz iſt bis jetzt an zwei Oertlichkeiten an der lauſitziſch— böhmiſchen Grenze conſtatirt worden, im ſogenannten „Steckelfichtelholz“ des Wald— ſtreifens, welcher ſich auf den zwiſchen den ſächſiſchen Dörfern Neugersdorf und Seif— hennersdorf einerſeits und den böhmiſchen Ortfchaften Georgswalde und Rumburg hinziehenden Waſſerſcheide zwiſchen der Spree und Mandau befindet, und im Nord— abhange des öſtlich von der Lauſche gelegenen „Sonnenbergs“ bei Waltersdorf. Dieſe Entdeckung iſt erſt neuerdings gemacht und die Beſchreibung der betreffenden Kiefer nebſt Belegſtücken von A. Weiſe, Conſervator des Humboldtvereins in Ebersbach (ſächſ. Oberlauſitz) 1881 dem Prof. Dr. Drude eingeſendet worden. S. Drude a. a. O. BLU | a C. Mughus, Mugokiefer. Zapfen vollkommen gleichmäßig aus— gebildet, kegel- oder eikegelförmig, ſitzend oder ſehr kurz geſtielt, reif abſtehend— horizontal oder niedergebeugt, im erſten Herbſt hell gelbbraun, reif hell bis dunkel zimmtbraun, niemals bereift. Apophyſen gleicher Höhe rings um den Zapfen von gleicher Größe und Bildung, alle mit ſehr ſcharfem Quer— kiel, diejenigen des unteren Dritttheils abgeplattet, mit ziemlich gleichgebilde— tem Ober- und Unterfeld und daher central gelegenem Nabel, welcher ge— wöhnlich einen ſtechenden Dorn trägt. Die reifen Zapfen ſpringen ſchon im Spätherbſt des zweiten Jahres auf (Fig. XXX, III, 1—4.). — Knie⸗ holz-, ſelten Baumformen. Synonyme und Abbildungen: Pinus silvestris Mugo Tabernaem. Kräuterbuch (1625, III, S. 29 mit Abbild.); P. Mughus Scop. Fl. carniol. II, p. 247; Pollin. Flor. veron. III, p. 135. „Mugo, Mugho, Mughi“ (italien. Alpen), „Krumpholz, Krümpen“ (Kärnthen). Von dieſer vorzüglich in den italieniſchen, ſüdtiroler, kärnthner und krainer Alpen wachſenden Varietät ſind bisher keine beſondern Formen be— kannt geworden. Vielleicht gehört hierher auch die aus Dalmatien und Kroatien als P. Mughus angegebene Krummholzkiefer (Neilreich, Kroatien, S. 52.), ſowie die neuerdings auf dem Balkangebirge (am Rilodagh von PBancic, am Perimdagh von v. Janka) aufgefundene, als P. Pumilio be— zeichnete Legföhre. 5 Endlich ſind hier noch die Baſtardformen zwiſchen P. silvestris und P. montana zu erwähnen, welche in den Alpen von Engadin neuerdings aufgefunden worden ſind und durch welche dieſe beiden ſonſt ſcharf ge— ſchiedenen Arten in einer ſehr beſchränkten Localität (in Geſellſchaft mit P. silv. engadinensis) unmerklich in einander übergehen ). Geographiſche Verbreitung. a. Horizontale. Der geſammte Verbreitungsbezirk der Bergkiefer umfaßt, wie aus den Angaben über die Heimat der einzelnen Varietäten hervorgeht, einen bedeutenden Theil des mittleren und ſüdlichen Europa, in dem ſich derſelbe in nordſüdlicher Rich— tung vom Inſelsberge im Thüringerwald, wo angeblich P. mont. Pumilio wächſt, bis Calabrien (P. magellensis Schouw), ) in weſtöſtlicher von der Serrania de Cuenca in Central-Spanien bis in die Alpen der Bukowina, ) S. Chriſt, Beiträge zur Kenntniß europäiſcher Pinusarten. III. Die Formen der P. silvestris L. des Ober-Engadin. (Flora, 1864, No. 10. Mit Abbildungen.) Desgleichen in Botan. Zeit. 1865, S. 233. ) Die Majellakiefer hält Purkyn ' für eine Zwergform (var. pygmaea) der P. Laricio. „ ja bis auf die Gebirge der nördlichen Türkei, d. h. über 11 Breiten- und 28 Längengrade ausdehnt. Für die ſpeciellere Erörterung der horizontalen wie vertikalen Verbreitung müſſen die drei Haupttypen geſondert werden. Die Hakenkiefer iſt in der Richtung von SW nad) NO von der Serrania de Cuenca (40° Br. und 16° 56. L.) durch Aragonien und Catalonien, die Pyrenäen, Südfrankreich, die Vogeſen, den Jura, die geſammte Alpenkette bis Siebenbürgen und Galizien, in nordſüdlicher Richtung vom Fichtel-, Erz⸗, Iſer⸗, Glatzer-Gebirge, Geſenke und der Babia Gora durch Ungarn (?) Mähren, Böhmen, den Böhmer- und Bairiſchen Wald, die Oberpfalz, den Odenwald, Schwarzwald, durch Oberbaiern, die ſchweizeriſchen, deutſchen . und öſterreichiſchen Alpen bis in die piemonteſiſchen, lombardiſchen und venetianiſchen Alpen verbreitet. Innerhalb dieſes großen Gebiets kommt die Hakenkiefer als Baum in geſchloſſenen Beſtänden in Hocharagonien, am ſpaniſchen Abhange der Oſt- und Central-Pyrenäen, im Innern der Pyrenäenkette (die Form macrocarpa), in der Schweiz und in Schwaben (die Form pendula?), in der Oberpfalz bei Kemnath, auf dem Böhmer— wald und namentlich in Südböhmen, ſowie im böhmiſch-ſächſiſchen Erz— gebirge (die Var. rotundata) vor, vereinzelt und horſtweiſe faſt im ganzen Bezirk, während die Strauchform faſt ausſchließlich in den zu unſerem Florengebiet gehörenden Gebirgen (am häufigſten in den Alpen, auf dem Schwarz-, Böhmer- und Baierwalde und auf den Kämmen des Erzgebirges) gefunden wird“). Ehedem muß die Hakenkiefer viel weiter nordwärts ver— ) Griſebach war der Meinung, daß die Hakenkiefer der Pyrenäen und des öſtlichen Spanien von P. montana ſpecifiſch verſchieden ſei (Flora, 1861, No. 38), eine Meinung die neuerdings in Drude (a. a. O.) einen Vertreter gefunden hat. Ich könnte mich dieſer Anſicht nur dann anſchließen, wenn ſich eine ſo durchgreifende Ver— ſchiedenheit im anatomiſchen Baue der Nadeln, wie Drude (und vor ihm ſchon Purkyn ', deſſen ſchönen Abbildungen von Nadelquerſchnitten einer Menge von Kiefern— arten leider nicht veröffentlicht worden ſind und unbenützt bei der böhmiſchen Forſtſchule in Weißwaſſer liegen) für P. montana und P. silvestris nachgewieſen hat, heraus— ſtellen ſollte. Bis dahin muß ich der Meinung bleiben, daß die ſpaniſch-pyrenäi— ſche Hakenkiefer die vollendetſte Form der P. montana und deren nächſte Verwandte die im Jura und Engadin und anderwärts im SW unjeres Florengebietes vorkommende Baumform iſt. Dieſer Anſicht iſt auch jetzt noch Chriſt, welchem ein reiches Material von Zapfen und Zweigen der pyrenäiſchen Hakenkiefer vorgelegen und der unter anderen gefunden hat, daß die extremſten Hakenformen der Pyrenäenkiefer noch übertroffen werden an Zapfen der Hakenkiefer vom M. Ventoux und namentlich aus dem Jura. In ſeinem „Pflanzenleben der Schweiz“ S. 234 bemerkt er bezüglich der in der Schweiz auftretenden Baumform der P. montana: „Sie tritt als aufrechter 6 — 10 und mehr Met. hoher Baum auf, von kräftigem Stamme, mit rauher dunkler Borke und tief hinabreichenden Aeſten. Die Benadelung hält ſich viele Jahre und die Zapfen ſind die ſitzenden, glänzenden der Legföhre, häufig mit ſtark verlängerten Haken der NEED breitet geweſen ſein, wie das Vorkommen in Kohle umgewandelter un— zweideutig zu ihr gehörender Zapfen in Braunkohlenlagern Norddeutſchlands (bei Holzminden an der Weſer, im Samlande bei Königsberg, bei Allen— Ingersleben in Braunſchweig, bei Beuthen in Ober-Schleſien), ja ſogar Norfolks in England beweiſt. Gegenwärtig liegt alſo das Maximum des Vorkommens der Hakenkiefer im Südweſten und Süden ihres Bezirks. — Die Zwergkiefer zeigt, verglichen mit der Hakenkiefer, faſt eine gerade umgekehrte Verbreitungsweiſe, indem das Maximum ihres Vorkommens im Oſten, im karpathiſchen Gebirgsſyſtem liegt, von wo aus dieſe Holzart nach W und SW ausſtrahlt. In der ganzen nordweſtlichen Hälfte des Verbreitungsbezirks der P. montana fehlt dieſe Varietät; ſie tritt erſt im Lauſitzer Gebirge ſowie im Iſergebirge, wo auch noch die Hakenkiefer ſpärlich vorkommt, auf, überzieht ſodann den ganzen Kamm des Rieſen— gebirges und geht durch die Sudeten und das Geſenke, wo die Hakenkiefer wieder häufiger als ſie zu ſein ſcheint, nach den Karpathen, innerhalb deren weit verzweigten Syſtem ſie bis in das ſüdliche Siebenbürgen hinab in größter Maſſenhaftigkeit, dichte Beſtände und einen ſehr ausgeprägten, Schuppen. Es iſt, mit einem Wort, der Baum, der in den Pyrenäen, namentlich auf der ſpaniſchen Seite, große Wälder bildet und ſchon etwas verkümmert auf dem franzöſiſchen Abhange bis zu 1800 Met. vorkommt.“ Zwiſchen den Pyrenäen und der Schweiz tritt dieſelbe Hakenkiefer am M. Ventoux beſtand— bildend auf. Innerhalb der Schweiz giebt es Waldbeſtände dieſer Kiefer im Jura, in den Waadtländer und Walliſer Alpen, und ganz beſonders im öſtlichen Graubündten, wo im Val di Forno (Ofenthal) im Oſten bis zum Buffaloropaſſe, in 1800 — 2100 Met. Höhe 8 Stunden weit an den Hängen faſt ununterbrochen große reine Beſtände hin— ziehen und ſelbſt Urwaldbeſtände vorkommen. Der Boden iſt dort keineswegs eigentlicher Moorboden, ſondern ein durch die häufigen Niederſchläge beſtändig feucht gehaltener Verwitterungsboden, der nur ſtellenweiſe in Moorboden übergeht. Dieſelbe Hakenkiefer bildet nach Tſchudi (Thierleben der Alpenwelt) im untern Engadin großartige geſchloſſene Alpenwälder und tritt nach Hepp (württembergſcher Oberförſter) der ſie unnützerweiſe als eigene Kiefernart unter dem Namen P. uliginosa beſchreibt, auch in Schwaben auf, wo ſie „Kudern“ genannt wird (Baur, Forſtwiſſenſchaftl. Centralblatt, 1883, S. 320). Je weiter oſtwärts ſchwächt ſich die Größe der Zapfen und die Hakenform der Apophyſen ab, während ſonſt der Baum ſeine charakteriſtiſchen Merkmale bewahrt. Ja, obwohl die Waldbeſtände von Hakenkieferbäumen im böhmiſch-ſächſiſchen Erz— gebirge, im Fichtelgebirge und in Südböhmen, welche ich in meiner Monographie der europäiſchen Krummholzkiefern ausführlich geſchildert habe und von denen diejenigen der ſüdböhmiſchen Domäne Wittingau, die 1861 noch eine Fläche yon ca. 950 Hekt. einnahmen, die bedeutendſten ſind, faſt ganz und gar der Var. rotundata angehören, habe ich doch hin und wieder, beſonders in dem großen Hakenkieferwalde des Jahns— grüner Reviers unweit Schneeberg in Sachſen viele Bäume gefunden, deren Zapfen ſehr ſtark verlängerte Haken an den Apophyſen der Lichtſeite beſaßen, nur freilich kaum halb ſo groß waren, wie die Zapfen der Pyrenäenform. 22 jedoch vielfach unterbrochenen Zwergwaldgürtel bildend, auftritt”). Südlich und ſüdweſtlich vom Rieſengebirge, wo ſie ebenfalls dichte Beſtände bildet, erſcheint die Zwergkiefer mehr horſtweiſe auf dem moorigen Waldplateau Südböhmens und Mährens, ſowie auf dem Böhmer- und Baierwalde. Innerhalb des Alpenſyſtems iſt der wiener Schneeberg der nördlichſte Punkt, wo die Zwergkiefer wächſt. Dagegen bilden die Alpen und der Jura die weſtlichſte Grenze dieſer Holzart, gegen welche hin dieſelbe immer zerſtreuter vorkommt. Auch im Schwarzwalde, wo ſie zwar verbreitet iſt, ſcheint ſie nicht mehr in geſchloſſenen Beſtänden vorzukommen. Innerhalb der Alpen iſt fie ebenfalls viel ſeltner als die Knieholzformen der Hakenkiefer; häufiger tritt ſie auf den Hochmooren („Filzen“) der oberbairiſchen Hochebene auf. Sehr merkwürdig iſt das Vorkommen der Bergkiefer in Unteritalien (auf den Abbruzzen, namentlich dem Majellagebirge), wo ſie die Südgrenze ihrer Verbreitung erreicht, da ſie ſonſt nirgends in der langen Kette der Apenni— nen zu wachſen ſcheint. Ein ähnliches vereinzeltes Vorkommen ſcheint die Zwergkiefer des Balkan zu zeigen. — Die zwar am längſten gekannte aber erſt in neueſter Zeit gehörig unterſchiedene Mugokiefer hat den kleinſten Verbreitungsbezirk. Sein Centrum liegt in den ſüdkärnthniſchen, ſüdtiroler, venetianiſchen und krainer Alpen, ſeine nördlichſte Grenze in Oberbaiern (auf der Reuteralp und auf den „Filzen“ bei Roſenheim), woſelbſt die Mugokiefer im Gemiſch mit der Zwerg- und Hakenkiefer vor— kommt, ſeine ſüdlichſte und zugleich öſtliche Grenze in Kroatien und Dal— matien (vorausgeſetzt, daß die von dort angegebene P. Mughus wirklich die Pflanze Scopoli's und nicht etwa eine Form von uncinata oder Pumilio iſt), während die weſtliche Grenze bisher nicht ermittelt iſt. b. Vertikale Verbreitung. Die Hakenkiefer. Ihr vertikaler Verbreitungsbezirk liegt zwiſchen 165 Met. (Ufarrbuſch bei Thommendorf in Schleſien, nach Fiek) und 23 76,3 Met. (tiroler Alpen) Erſteres Vorkommen iſt das tiefſte, letzteres das höchſte, welches man bisher kennt. Es folgt hier zu— nächſt eine Ueberſicht der vertikalen Verbreitung und zwar der obern und untern Grenzen in den einzelnen, nach der geographiſchen Breite geordneten Gebirgen, wobei kaum erwähnt zu werden braucht, daß die Höhenangaben Mittel— werthe bezeichnen und der Mehrzahl nach auf bloßen Schätzungen beruhen. Es geht aus umſtehender Zuſammenſtellung hervor, daß die untere Grenze im weſtlichen Theil des Verbreitungsbezirks (Pyrenäen, franzöſ. Alpen) am höchſten emporrückt, die obere Grenze dagegen im Centrum und Weſten der Alpenkette und in den Centralpyrenäen am höchſten gelegen iſt. Die auf— S. über die Verbreitung der Zwergkiefer in den Karpathen Herbich's Pflanzengeographiſche Bemerkungen über die Wälder Galiziens (Verhandl. d. K. K. zool., botan. Geſ. Jahrg. 1860, S. 360). - 223923 - 2 2 Gebi Geograph. Varietät 2 8 = 8 Gewährs⸗ e Breite. a: SS Os männer. | v.. p. F. eig 50° a5. His P. unc. rostrata. 16502800 ; N 50025 rotundata. 1600 3000 Willkomm. Glatzer Gebirge 50° 20° | Desgleichen. — 2600 Ratzeburg. Fichtelgebirge 503 Desgleichen. 20003000 Willkomm. Oberfranken. 490 517 Desgleichen. 13002000 Winneberger. Südböhmen. 499 | Desgleichen. 1000/3000] Heyrowsky. Schwarzwald 480 Desgleichen. 170003300 Döll. Bairiſche Alpen. 4745 / bis P. unc. rostrata. 2000 5000] Sendtner, z N 47°25° P. unc. rotundata. 20006800] Willkomm. Schweizer Alpen 470 20/ bis P. unc. rostrata. — 5500 3 = = 8 46° P. unc. rotundata. 3000/5500 Gaudin. ; | 85 : Enn|z: 5 Tiroler Alden 1 9 Desgleichen. 2500 7300 EL Siebenbürgen 470 bis 460 Desgleichen. 20005000 Schur. Alpen der Dauphine . 45% bis 440 P. rostrata pendula. 45007500 Mathieu. Mont Ventouununnr . 440 107 Nordſeite Ba 40005000 430 bis 8 | — Central-Pyrenäen. je 105 Desgleichen. 4900 6700| Zetterſtedt. Pyrenäen v. Aragonien | 42% 30° P. rostrata macrocarpa. 3000 ä Willkomm. fallenden Depreſſionen der oberen Grenze in der Oberpfalz m in Süd⸗ böhmen finden in der geringen Höhe der dortigen Gebirge ihre Erklärung. Uebrigens influirt auf das Vorkommen der Hakenkiefer die Beſchaffenheit des Bodens ganz außerordentlich (ſ. Lebensbedingungen), woraus ſich zum Theil die großen Schwankungen namentlich in der Lage der untern Grenze erklären. welche die folgende Tabelle veranſchaulicht. Es iſt Ganz daſſelbe gilt von der Höhenverbreitung der Zwergkiefer, ſehr zu beklagen, daß wirkliche Meſſungen nur erſt über ſehr wenige Punkte der obern und untern Grenze beider Varietäten gemacht worden ſind. Gebirge. Geograph. Breite. S 0 5 Gewährsmänner. I p. F. p. . Iſergebirge. 500 507 2000 2500 Willkomm, Burfyne. Rieſengebirgen. 50° 45“ bis 50° 20° 3890 4600 Böhmerwald 500 bis 490 — 4500 Purkyns. Bairiſcher Wald 49 1950 4500 Sendtner. Südböhmen 49⁰ — 2765 Heyrowsky. Schwarzwald 48⁰ 1700 4500 Döll. Bairiſche Alpen 47° 45° bis 4725“ 2000 5550 Sendtner, Willkomm. Karpathen 499 30° bis 47° 30° 4000 | 6000 Blaſius. Bihariagebirge 460 500 4520 5450 Kerner. Siebenbürgen .. g 47° 30“ bis 45° 5500 | 6500 | Baumgarten. Abbruzzen (M. Amaro) 5 22 5600 8300 Schouw. ne Der vertikale Verbreitungsbezirk der Zwergkiefer innerhalb der Gebirge liegt alſo zwiſchen 2000 und 8300 p. F. (649 und 2695 Met.). Das tiefſte Vorkommen zeigt aber dieſe Varietät außerhalb der Alpen auf den Mooren der bairiſchen Hochebene, z. B. auf den „Filzen“ am Chiemſee bei c. 1550, im Murnerfilz bei 1503, im Rothfilz ſogar bei 1435 p. F. (Sendtner). Am höchſten ſteigt die Zwergkiefer in den Karpathen und Abbruzzen, alſo im Oſten und Süden des geſammten Verbreitungsbezirks der P. montana empor, wo auch ihre untere Grenze am meiſten empor— rückt, zeigt folglich auch bezüglich ihrer vertikalen Verbreitung das um— gekehrte Verhalten wie die Hakenkiefer. Die Mugokiefer iſt in Kärnthen zwiſchen 910 und 970 Met., in Süd⸗Tirol (am Mt. Baldo) von v. Bracht zwiſchen 1720 und 1950 Met. Höhe beobachtet worden. Nach Scopoli iſt ſie in der Berg- und Alpen— region Krains häufig, nach Pollini auf den höheren Kämmen der Alpen von Süd⸗Tirol, ſowie im Veroneſiſchen und Vicentiniſchen gemein; aber Höhen werden nicht angegeben. In Kroatien kommt ſie in der unteren Alpenregion auf dem Risnjak, dem Vellebit und der Pliſivica vor (Neilreich). Ueber den Einfluß der Expoſition auf die obere und untere Grenze der Bergkiefer liegen nur Beobachtungen aus den Bairiſchen Alpen von Sendtner vor, welche ſich, obwohl ſein P. Mughus alle drei Hauptvarietäten der Bergkiefer, nämlich alle auf Kalk vorkommenden Formen umfaßt, doch vorzüglich auf die Hakenkiefer beziehen dürften, da dieſe in den Bairiſchen Alpen auf Kalk am häufigſten vorkommt. Aus 53 Daten über die obere und 42 über die untere Grenze der Bergkiefer berechnete Sendtner fol— gende Mittelwerthe (par. Fuß) für beide Grenzen nach den einzelnen Expoſitionen: 5 Grenze. NO 0° S S I W INW| N Mittel. Untere Grenze. . . 3920 | 4060 | 4450 | 4800 | 4930 4660 4220 | 4000 4297 Obere Grenze.. . 5970 6090 6295 6470 6566 6430 6260 6070 6248 Maxima 6090 6250 6560 6780 6840 6740 6500 6220 6451 Untere Grenze über (+) oder unter (—) dem Mittel —377 — 237 153 503 +633 363 —77 —297 um 278 1580 47 7222 4-318 L182 +12 178 —361— 2014109 4329 43894289 49 —231 Obere Grenze u. Maxima über (+) oder unter (—) dem Mittel um Dieſe Tabelle lehrt, daß ſich die Bergkiefer (wenigſtens in den Bairiſchen Alpen) ganz ähnlich zur Expoſition verhält wie die Fichte und Zirbelkiefer, indem ihre obere und untere Grenze, wie auch ihre Maxima an NO, N — 224 und O-Hängen am meiſten deprimirt, dagegen an SW, S und W=- Hängen am höchſten emporgerückt find. Die Urſachen dieſer Erſcheinung können keine anderen ſein, als die ſchon bei der Fichte erörterten. Auch im Weſten ihres Verbreitungsbezirks zeigt die Hakenkiefer daſſelbe Verhalten, denn am Mt. Ventoux bildet ſie an der Nordſeite einen zwiſchen 4041 und 4875 p. F. gelegenen, an der Südſeite dagegen einen von 4434 —5430 p. F. ſich aus⸗ dehnenden Gürtel. Bedingungen des Vorkommens und Gedeihens. Das Mini— mum der Wärme, welches die Bergkiefer oder ihre Varietäten zu ihrem Gedeihen beanſpruchen, iſt nicht bekannt, dürfte aber — wenigſtens für die Hakenkiefer der Alpen und die Zwergkiefer der Karpathen — noch kleiner ſein, als dasjenige der Zirbelkiefer und Fichte, da die genannten Varietäten faſt überall nicht allein noch an der obern Grenze der Zirbelkiefer und Fichte vorkommen, ſondern dieſelbe um ein Beträchtliches überſchreiten. Auch ſcheint die Bergkiefer ebenſo ſtrenge Winter ertragen zu können, als jene beiden Coniferen, denn die Winterkälte iſt z. B. in Cantonniera am Stilfſer Joch (1495,6 Met.) bedeutender als wie in Dorpat. Es iſt daher höchſt auf— fallend, daß die Bergkiefer weder in Scandinavien noch auf den Mooren Finnlands und der baltiſchen Provinzen ſowie Rußlands vorkommt, auch daſelbſt niemals vorgekommen zu ſein ſcheint. Da in jenen nordiſchen Ländern die Sommer beträchtlich wärmer ſind, als in der alpinen Region der mitteleuropäiſchen Hochgebirge, ſo könnte man darin die Urſache des Fehlens der Bergkiefer unter höheren Breiten ſuchen; allein in Gärten gedeiht dieſe Holzart noch in Livland vortrefflich. — Bezüglich der Wärmemenge, welche auf die Bergkiefer eingewirkt haben muß, wenn ſie ihre Blattknospen ent— falten oder aufblühen ſoll, ſei bemerkt, daß nach 10jährigen Beobachtungen im botaniſchen Garten zu Wien die Zwergkiefer im Mittel am 23. Mai bei einer Wärmeſumme von 634,8“ C. ausſchlägt und am 24. Mai zu blühen beginnt. Das gedeihliche Vorkommen der Bergkiefer auf Bodenarten von ſehr verſchiedener phyſikaliſcher und chemiſcher Beſchaffenheit (auf trocknem und naſſem Verwitterungsboden von Granit, Gneus, Glimmer- und Thonſchiefer, Porphyr, Kalk, Dolomit, Mergel, Sandſtein, Hochmooren) ſpricht dafür, daß dieſe Holzart von der Beſchaffenheit des Bodens, insbeſondere von deſſen chemiſcher Zuſammenſetzung ziemlich unabhängig iſt. Man findet ſowohl auf trocknem Kalkboden (Pyrenäen) als auf naſſem Torfmoorboden (Süd— böhmen, Erzgebirge), herrliche Beſtände von Bergkieferbäumen, und zwar von derſelben Hauptvarietät (der Hakenkiefer). Es läßt ſich daher keine Bodenart bezeichnen, welche der Bergkiefer vorzugsweiſe zuſagte, auf welcher ſie alſo am beſten zu gedeihen vermöchte. Daß Torfmoorboden den Knieholz— er a — formen der Bergkiefer beſonders günſtig jet, wie man aus dem maſſenhaften Vorkommen ſowohl der knieholzförmigen Hakenkiefer als der Zwergkiefer auf den Hochmooren des Erz-, Iſer-, Rieſengebirges und der Karpathen ge— ſchloſſen hat, iſt auch keine ſtichhaltige Anſicht, denn einmal wachſen in den Alpen Knieholzformen in faſt ebenſo großer Menge auf trocknem Kalkboden, und ſodann darf man nicht überſehen, daß auf Torfmooren die daſelbſt vor— kommenden Bergkiefern ihre Wurzeln niemals in die Torfſchicht ſelbſt ſenden, ſondern oberflächlich verlaufend (eine Pfahlwurzel fehlt hier ja!) ihre Nahrung lediglich aus der über dem Torflager befindlichen Schicht von Humus, Kies, Sand, Lehm u. ſ. w. nehmen. Je dünner dieſe Schicht, je mächtiger und näſſer zugleich die Torfmaſſe iſt, deſto ſchlechter gedeiht, deſto zwerg— hafter wird, deſto dürftiger benadelt erſcheint die Knieholzform, wie ich dies an hundert Localitäten im Erz- und Rieſengebirge beobachtet habe. Da— gegen hebt ſich das Wachsthum ſolcher Krummholzkiefern allmälig, wenn dergleichen Moore entwäſſert werden. Dieſe Thatſachen ſprechen zur Genüge gegen die Behauptung, daß Torfmoorboden der Bergkiefer beſonders zuſage. Im Gegentheil, ſie verhält ſich zu ſolchem ganz ähnlich, wie die S. 197 beſchriebene Moorform von P. silvestris. Aus der ſorgfältigen Vergleichung der Oertlichkeiten, wo die Bergkiefer vorkommt und gedeiht, ſcheint ſich als ziemlich gewiß zu ergeben, daß dieſe Holzart vor allen Dingen ein bedeutendes Quantum atmoſphäriſcher Nieder— ſchläge und Luftfeuchtigkeit bedarf. Sowohl die Hakenkiefer der Pyrenäen und Alpen, als die Zwergkiefer der Sudeten und Karpathen wächſt inner— halb einer Region, welche ſich Jahr aus Jahr ein reichlicher atmoſphäriſcher Niederſchläge und häufiger Nebel zu erfreuen hat. In tiefer gelegenen Regionen kann eine ähnliche Menge atmoſphäriſcher Feuchtigkeit (Nebel, Thau, Regen) nur an Punkten vorkommen, wo durch große Seeen, aus— gedehnte Sümpfe und Moore der Atmoſphäre fortwährend eine bedeutende Menge von Waſſerdampf zugeführt und die Nebelbildung begünſtigt wird. Dies erklärt das Vorkommen der Bergkiefer auf den Mooren niedriger Gebirgskämme, von Plateaus und Hochebenen (3. B. auf den „Filzen“ der oberbairiſchen Ebene), wie auch in den nur 650 Met. oder noch weniger über dem Meere gelegenen Thalſohlen und Seebecken der Alpen. Feuchte Luft, Nebel und reichliche atmoſphäriſche Niederſchläge während der Vegetationsperiode, durch welche auch ein an und für ſich trockner Boden (Kalkgerölle, Granitgrus, Sand auf und an frei exponirten Gebirgs— kuppen, Kämmen und Hängen) fortwährend feucht gehalten wird, werden daher nebſt einer mindeſtens fünfmonatlichen Winterruhe als die Haupt— bedingungen des Vorkommens und Gedeihens der Bergkiefer angeſehen werden müſſen. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 8 15 35. Pinus Larieio Poir. Schwarzkiefer. Synonyme: P. Laricio Poir. (im Sinne von Gren. Godr. Fl. de France, III. p. 153, Chriſt, Europ. Abietin. S. 15; Math. Fl. forest. p. 395; Henk. Hochst. Syn. p. 46; Nördlinger, Forſtbot. II, ©. 376.) — P. silvestris e. maritima Acit. Hort. Kewens. ed. 1. III, p. 366. Baum 1. und 2. Größe mit ſchlankem Stamm und pyramidaler, fich im Alter ſchirmförmig abwölbender Krone, welche in der Jugend aus ſehr regelmäßigen Aſtquirlen beſteht. Rinde der jüngſten Triebe grüngelb, an jungen Stämmen und Aeſten glatt, grünlich-braun, mit zunehmendem Alter ſich in eine immer dicker werdende tiefriſſige, äußerlich dunkel ſchwarz— graue Borke verwandelnd, die ſich bis an den Wipfel erſtreckt. Be— wurzelung mehr oberflächlich, als in die Tiefe gehend, aus wenig ent— wickelter Pfahlwurzel und vielen weit ausſtreichenden ſtarken Seitenwurzeln beſtehend. (Auf flachgründigen Kalkbergen kommt oft gar keine Pfahl— wurzel zur Entwicklung und laufen die Wurzeln oft ganz nackt über den Felsboden, bis ſie auf eine Spalte gelangen, in welche ſie eindringen können.) Knospen groß, walzig, ſpitz, mit weißlichen ſilberglänzenden dicht anliegenden Schuppen, am Grunde von ſchmalen weißlichen braun— geaderten gefranſten Schuppen umgeben. Nadeln 8—16 Centim. lang, ſtarr, ſpitz, faſt ſtechend, fein geſägt, auf der obern Fläche rinnig, auf beiden Flächen einfarbig dunkelgrün, mit weißlichgelber horniger Spitze, im Innern mit parenchymatiſchen Harzgängen; Nadelpaare in kurzer gelblich- brauner Scheide, dicht geſtellt, von 4—6 jähriger Lebensdauer. Männliche Blüten 15—25 Millim. lang, walzig, faſt ſitzend, ſchön gelb; Staub— blätter kurz geſtielt, mit langen Pollenſäcken und aufrechtem großem breitem rund— lichem gekerbtem Antherenkamm. Weibliche Zäpfchen ſubterminal, klein, einzeln oder zu 2—3, länglich, ſchön roth, ſehr kurz geſtielt; Fruchtblätter kürzer als die Placenten. Zapfen 5—8 Centim. lang, ſitzend, aufrecht abſtehend, horizontal oder ſchief abwärts, länglich eiförmig oder eikegelförmig, glänzend ſcherbengelb oder gelbbraun; Apophyſen convex, oberſte rhombiſch (oft un— regelmäßig), mittlere und untere am oberen Rande abgerundet, letztere oft faſt fünfeckig (Fig XXXII, 3), glänzend, mit großem hellbräunlichem (im Alter grauem) ſtumpfem oder ſpitzem Nabel; obere Fläche der Samenſchuppe hellbraun, untere dunkel- roth- bis tief ſchwarzbraun. Samen 5—6 Millim. lang, eiförmig-länglich, weißlich oder aſchgrau, mit großem halbeiförmigem braungeſtreiftem, bis 25 Millim. langem Flügel (Fig. XXXII, 6-9). 55 Kotyledonen 5— 7, kräftig. — Holz demjenigen von P. silvestris ähnlich, überaus harzreich, daher von großer Brennkraft. Splint immer ſehr breit, Fig. XXII. Schwarzkiefer, Pinus Laricio Poiret. 1. Trieb mit männlichen Blüten; — 2. Triebſpitze mit einem weiblichen Zäpfchen. Nadeln noch kurz und von der Scheide umſchloſſen; — 3. 4. der geſchloſſene und der aufgeſprungene Zapfen; — 5. Außenſeite einer Zapfenſchuppe, oben das gewölbte Schild mit dem Nabel; — 6. dieſelbe von innen mit dem Eindrücke der beiden geflügelten Samen; — 7. 8. 9. Same mit und ohne Flügel und letzterer allein; 10. Nadel- paar; — 11. Durchſchnitt deſſelben. 185 bei alten Stämmen oft Hunderte von Jahrringen umfaſſend, Kern hell bis braunroth *), ſehr harzreich. Nadeln bisweilen zu 3 in einer Scheide. Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Eintritt der Mannbarkeit bei freiem Stande gegen das 20., manchmal ſogar ſchon im 15., im Beſtande mit dem 30. Jahre. Blütezeit in unſerem Florengebiet im Süden Anfang bis Mitte Mai, in Mitteldeutſchland Ende Mai bis Mitte Juni, im Allgemeinen 10—14 Tage ſpäter als P. silvestris. Die Zapfen, welche im erſten Herbſt länglich, klein und dunkelrothbraun ſind, reifen im Herbſt des zweiten Jahres. Die Samen fliegen aus im April des dritten Jahres. Dauer der Keimkraft 3 Jahre (2). Keimung des friſchen im Frühling geſäten Samens zwei Wochen nach der Ausſaat. Wuchs der jungen Pflanze in den erſten Jahren geringer als bei P. sil- vestris, dann aber dieſer gleich. — Die Schwarzkiefer vollendet ihren Höhenwuchs binnen 80—100 Jahren, wobei ihr Stamm eine Höhe von 10—30 Met. und eine Stärke von 0,5—1 Met. erreicht. Unter Umſtänden wird ſie aber viel höher und ſtärker und viele hundert Jahre alt. Formenkreis. Nach Chriſt laſſen ſich zwei Haupttypen unter— ſcheiden, denen alle bis jetzt angenommenen, früher als eigene Arten auf— geſtellten Formen untergeordnet werden können, nämlich: a. crassifolia, die dickblättrige: Nadeln 1,5—2 Millim. ſtark, ſehr ſteif und ſtarr, 10—16 Centim. lang. Dieſe zerfällt in folgende durch Mittelformen in einander übergehende Varietäten: cr. Poiretiana Endl. Syn. p. 178, Ant. Gonif. t. 2, f. 122 ĩ Darieio Pofx. Diet, p. 339; Nou, Duh. V, t 67, 7; F Pinet. ed. 2, I. t. 4; Loud. Arbor. IV, 2206, f. 2081 — 84; Carr. Conif. p. 384; Henk. Hochst. Syn. p. 47. — P. corsicana Poir. — P. Laricio calabrica Delam.) Rinde der einjährigen Zweige licht braun; Zapfen eikegelförmig, ſchlank, oft leicht gekrümmt, 5 bis 7 Centim. lang, ſcherbengelb bis ſattbraun; Apophyſen mit ſtumpfem Querkiel. — Baum von 30—40 Met. Höhe, bisweilen bis 45 Met. Stammlänge und bis 9 Met. Stammumfang erreichend und über 1000 Jahre alt werdend. — Spanien, Corſica, Italien, Sicilien, Griechenland, Candia. Die größten und älteſten Bäume dieſer Varietät beſitzt die Inſel Corſika. Bäume von 3 —6 Met. Umfang ſind noch jetzt häufig, ſolche von 7— 9 Met. Umfang aber ſelten geworden. Ein gefällter Stamm von 5,8 Met. Umfang und 42 Met. Länge Vgl. J. Möller und W. Biegler, Beiträge zur Anatomie der Schwarzföhre 9 9 ge 3 5 z oh O in v. Seckendorff's „Mittheilungen aus dem forſtlichen Verſuchsweſen Oeſterreichs“. Bd. I. (Wien, 1878), S. 167—254. Mit 5 Tafeln. — 229— mußte, wenn man vom 300. Jahrringe an den jährlichen Zuwachs zu 1 Millim, an— nahm, ein Alter von 1060 Jahren haben. Demnach können die noch vorhandenen Rieſenſtämme des Thales von Trottalia ein Alter von 1500 bis 1800 Jahren be— ſitzen “). 5. austriaca Endl. Syn. u. Ant. Conif. a. a. O. (P. austriaca Höss, Monogr. d. Schwarzföhre [Wien 1831]; Loud. Arb. IV. 2205 u. Encyel. p. 958, f. 1772—73; Hartig, Forſtcultpfl. p. 74, 2.6; Rehn e. f germ. II, 6.5245 Carr. Conif. p. 387. P. nigricans Host fl. Austr. II, p. 628; P. Pinaster Bess. fl. Galiz. II, p. 294; Rochel. Pl. Banat. var. p. 79, t. 38. f. 81 — P. maritima Koch Syn. ed. I, p. 667; — P. Laricio Pokorny, Holzpfl. p. 15, Heuff. Enum. pl. Banat. p. 163, Neilreich, Pfl. Ung. Slavon. p. 74 u. Veget. Croat. p. 52; Schur. Enum. pl. Transsilv. p. 627; Pancic, Fl. serb. p. 100.) Rinde der ein— jährigen Zweige graubräunlich, älterer ſchwarzgrau; Zapfen wie bei voriger Var., meiſt ſcherbengelb; obere und mittlere Apophyſen mit ſcharfem Querkiel. — Baum von 20—35 Met. Höhe und bis 3 bis 4. Met. Stammumfang erreichend, auf ſehr dürrem Kalkboden auch ſtrauchartig, einen aufrechten pyramidalen Buſch bildend. — Nieder— öſterreich, Kärnthen, Krain, Küſtenland, Ungarn, (Banat), Croatien, Dalmatien, Bosnien, Herzegowina). Auch die öſterreichiſche Schwarzföhre vermag rieſenmäßige Dimenſionen und ein ſehr hohes Alter zu erreichen. Im Wiener Walde ſtehen noch 6 Rieſenbäume, von denen die „große Föhre“ oberhalb Wüſtenhof die größte und ſtärkſte iſt. Umfang am Boden: 6,95 Met., in Bruſthöhe 6,83 Met., Scheitelhöhe 25 Met. In einer Höhe von 1,3 Met. theilt ſie ſich in 4 Stämme, von denen der ſtärkſte in 4 Met. Höhe noch über 1 Met. Durchmeſſer hat. Alle vier bilden zuſammen eine abgerundete Krone von 22—24 Met. Durchmeſſer. Ein gefällter Baum von 66,8 Centim. Durch— meſſer in Bruſthöhe zeigte 584 Jahrringe. y. Pallasiana, Endl. und Antoine a. a. O. (P. Pallasiana Lamb. Pinet. ed. 2, I, P. 11, f. 5; Pinet. Wob. f. 7, Loud. Arbor. IV, f. 2086—87 ; Carr. Conif. p. 389. — P. maritima Pall. Ind. pl. taur.; P. caramanica Oliv.; P. taurica et tatarica Hort.). Rinde jüngerer Zweige graulich fahlgelb, Nadeln ſehr ſtarr, glänzend dunkel— grün; Zapfen bis über 1 Decim. (bis gegen 4 p. 3.) lang werdend, ) Doumet-Adanſon, über die corſiſchen Wälder, im Bulletin de la Soe. bot. de France. Tom. XIX (1872) Nr. 6. *) Vgl. A. v. Seckendorff, Beiträge zur Kenntniß der Schwarzföhre (Pinus austriaca Höss). Mit 15 Tafeln (Photographien) und 20 Abbildungen im Text. Wien, 1881. 4. (Darin höchſt vollſtändige Angabe der einſchlägigen Literatur.) 230 eiförmig; Apophyſen licht braun, mit ſtumpfem Kiele. — Baum bis 30 Met. hoch werdend, aber auch niedrig, mit kleineren Zapfen (P. Fenzlii Ant. u. Kotschy). — Krim, Kleinaſien. Alle dieſe Formen gehen in einander über, am meiſten «. und y., welche ſich überhaupt kaum unterſcheiden laſſen. b. tenuifolia, die dünnblättrige: Nadeln kaum 1 Millim. dick, 9— 15 Centim. lang, weniger ſteif. Zu dieſer Varietät gehört die Cevennen— kiefer (P. Laricio g. pyrenaica und y. cebennensis Gr. Godr., P. monspeliensis Salzm., P. Salzmanni Duval in Mém. acad. sc. nat. Mont- pell. II, p. 81, mit Abbild.), welche gerade nur 4—5 Centim. lange Zapfen beſitzt und ſich an die P. pyrenaica anſchließt welche lange Zeit zu ihr gerechnet wurde. — Cevennen, Central-Pyrenäen, Gebirge von Catalonien. Geographiſche Verbreitung. Der geſammte Verbreitungsbezirk aller Formen der Schwarzkiefer erſtreckt ſich in ſüdöſtlicher Richtung von der Sierra de Cazorla in Süd-Spanien (37 40° Br. und 14° 40“ 6. L.) bis anf den ciliciſchen Taurus in Kleinaſien (37° Br. und 50° 5. L. ), in nordſüdlicher vom Wiener Wald (48° 10° Br.) bis Sicilien (370 Br.) und Candia (35° Br.?), iſt alſo über 12 Breiten- und mehr als 35 Längen— grade ausgedehnt. Die Vertheilung der Schwarzkiefer innerhalb dieſes großen Areals iſt aber eine ſehr zerſtückelte, inſelartige, weshalb auch die Grenzen des Verbreitungsbezirls ſehr lückenhaft ſind. Die größten Wälder liegen im Weſten, in den Gebirgen und auf den Plateaus Südoſt- und Central-Spaniens (beſonders in der Serrania de Cuenca), ſowie auf den Gebirgen der Inſel Corſica, in den Apenninen und in Bithynien an den Abhängen und in den Thälern des Idagebirges. Die nur innerhalb unſeres Florengebiets vorkommende „öſterreichiſche“ Schwarzkiefer hat das Maximum ihres natürlichen Vorkommens in Nieder-Oeſterreich, wo ſie namentlich im Wiener Walde und auf der am Nordrande der öſtlichen Kalkalpen ſich aus— breitenden Hochebenen, zwiſchen Mödling im N und Gloggnitz im 8, ſowie zwiſchen Wiener-Neuſtadt im O und Gutenſtein im W bedeutende Waldungen in reinem Beſtande bildet, die vorzugsweiſe auf Harzung benutzt werden. Außer beſtandbildend findet fie ſich auch oft horſtweiſe und einzeln einge— ſprengt im Gemiſch mit Rothbuchen, Weißföhren und Tannen, bei Guten— ſtein ſogar mit Fichte und Lärche. Die Schwarzföhre tritt ſodann in Kärnthen (nur am Südabhange des Dobratſch zwiſchen 600 und 1000 Met.), in Krain (in kleinen zerſtreuten Beſtänden) im Küſtenlande (im Panovizer und Tarnowaer Walde), im Banat (im Staatsforſte Mehadia und dem Szviniczaer Forſt), in Kroatien (in der Küſtenzone bei St. Georgen) und in Dalmatien (beſonders auf der Halbinſel Sabbioncello) beſtandbildend „5 pe auf, angeblich auch auf den Dalmatiniſchen Inſeln Cherſo, Brazza und Leſina. Möglicherweiſe gehört die dortige Kiefer bereits zur Var. &, denn die im ſüdlichen Kärnthen (um Malborget) wachſenden Kiefern, die ich ſelbſt geſehen, haben entſchieden die Tracht und die ſonſtigen Merkmale der ſüdeuropäiſchen Schwarzkiefer. Daſſelbe dürfte auch von der von Griſebach in Rumelien und Bithynien beobachteten Schwarzkiefer, ſowie von der in Montenegro und Serbien wachſenden Form (P. leucodermis Ant., P. Heldreichii Christ) gelten. Viel größer als der natürliche iſt der durch Anbau als Forſtbaum im Laufe der Zeit geſchaffene künſtliche Verbreitungsbezirk dieſer Schwarzföhre. Denn dieſelbe wird nicht nur in allen Ländern Oeſterreich-Ungarns (vom Küſtenland und Dalmatien nordwärts bis Böhmen, Mähren und Schleſien, von Salzburg und Oberöſterreich oſt— wärts bis Galizien und die Bukowina), ſondern auch in einem großen Theile des Deutſchen Reichs, als Parkbaum überall in unſerem ganzen Florengebiet, wie auch außerhalb deſſelben angebaut. Auch P. Laricio Poiretiana ift zum Anbau im Deutſchen Reiche empfohlen worden, ſcheint ſich aber für deſſen klimatiſche Verhältniſſe weniger zu eigneu. Dieſe Varietät wird dagegen in Frankreich und England als Park- und Waldbaum kultivirt. Noch ungenügender als die horizontale Verbreitung von P. Laricio iſt die vertikale gekannt. Die Wälder der Var. . liegen nach Schätzungen des Verfaſſers in den Gebirgen und auf den Plateaus von Spanien zwiſchen 1000 und 3500 p. F. (324,7 und 1136,6 Met.), auf Corſica nach Mathieu zwiſchen 1000 und 1700 Met., auf den Gebirgen von Sila in Calabrien und am Aetna nach Hildebrand und Griſebach zwiſchen 4000 und 6200 p. F. (1299 und 2014 Met.), diejenigen der Var. „. im Tſchorukgebirge Kleinaſiens nach Hildebrand zwiſchen 1500 und 5500 p. F. (477 und 1786 Met.), auf den Gebirgen der Krim nach Griſebach zwiſchen 600 und 3000 p. F. (195 und 971 Met.). Nach Griſebach bildet die Schwarzkiefer (welche Form?) im nördlichen Albanien Wälder zwiſchen 2500 und 3000 p. F. (811,8 und 974 Met.), am Berge Athos zwiſchen 3500 und 4500 p. F. (324,7 und 1461,3 Met.), am bithyniſchen Olymp zwiſchen 2500 und 4600 p. F. (324,7 und 1493,8 Met.), am cypriſchen Olymp zwiſchen 4000 und 6000 p. F. (1299 und 1949 Met.), auf dem ciliciſchen Taurus an deſſen Nordabhange bis 6000 p. F. (1949 Met.), an deſſen Südabhang bis 7000 p. F. (2273 Met.) und ſteigt in Rumelien bis in die warme Region, ja bis an die Geſtade des ägäiſchen Meeres hinab. Die obere Grenze der öſterreichiſchen Schwarzkiefer liegt in Nieder— Oeſterreich, wo ſie ein Areal von ca. 80700 Hektar einnimmt, nach Kerner an den ſüdlichen Abſtürzen der Kandelhofmauer (am weſtlichſten Punkte ihres Bezirks) bei 1113 Met. und auf dem Fundſtaberge (am „50 Südrande ihres Bezirks) bei 1247 Met. Nach v. Seckendorff befinden ſich die Wälder, Beſtände, Horſte und Einzelbäume der Schwarzföhre in Nieder⸗Oeſterreich zwiſchen 300 und 1300, in Kärnthen (am Dobratſch) zwiſchen 600 und 1000, im Banat zwiſchen 500 und 1100, in Dalmatien zwiſchen 300 und 950 Met. Seehöhe. Am höchſten ſteigt folglich die Schwarzkiefer im äußerſten Süden und im Oſten ihres Verbreitungsbezirks, nächſtdem auf Corſica über das Meer empor. Bedingungen des Vorkommens und Gedeihens. Das ſo häufige Vorkommen und freudige Gedeihen der Schwarzkiefer auf Kalk — die öſterreichiſche findet ſich ſpontan faſt nur auf Kalk und Dolomit und Nagelfluh — ſcheint ein Beweis zu ſein, daß Kalkboden ihr am meiſten zuſagt. Sie wächſt aber auch noch auf andern Geſteinen freudig, ſo in Calabrien auf plutoniſchen Geſteinen, in Corſica auf ſandigem Granit, Porphyr und Thonſchiefer, am Aetna auf vulcaniſchem Boden, in Spanien auf Buntſandſtein u. a. Geſtein. Die öſterreichiſche Schwarzkiefer ſcheint nur auf Kalkboden raſchwüchſig zu ſein. Dieſe nimmt noch mit dem dürrſten Kalkfelsboden, ſogar mit bloßem Kalkgerölle vorlieb, wenn ſie auch auf ſolchem nur kümmerlich gedeiht. Trotz ihrer flachen Bewurzelung ſcheint ſie noch weniger Bodenfeuchtigkeit zu bedürfen, als die gemeine Kiefer, wie ihr Vorkommen auf dürren Kalkbergen mit dünner Humus⸗ ſchicht über dem Geſtein beweiſt. Dagegen iſt ſie empfindlicher gegen Ueberſchirmung als P. silvestris, und bedarf offenbar mehr Licht als dieſe, denn ſie ſtellt ſich mit zunehmendem Alter bedeutend lichter als die gemeine Kiefer. Deshalb liebt ſie auch noch mehr als P. silvestris eine ſonnige Lage und hellen Himmel während des Sommers, flieht daher höhere nebelreiche und feuchte Gebirgsregionen. Bezüglich ihrer Anſprüche an die Wärme läßt ſich aus ihrem natürlichen Vorkommen vermuthen, daß ſie heiße Sommer liebt und einer mittleren Jahrestemperatur von mindeſtens 7,55 C. bedarf. Auch verträgt fie auf keinen Fall ſtrenge Winter, wie ihre im Vergleich mit der Lärche, Zirbelkiefer und andern in den Kalkalpen heimiſchen Holzarten geringe Verbreitung in vertikaler Richtung beweiſt“). Zur Entwickelung ihrer Blätter und Blüten braucht ſie mehr Wärme, als P. silvestris, weshalb ſie überall, wo ſie mit dieſer Kiefer vor— kommt oder angebaut iſt, einige Tage ſpäter ausſchlägt und aufblüht, als jene“). *) Im botaniſchen Garten zu Dorpat verliert die Schwarzkiefer in ſtrengen Wintern die vorjährigen Triebe großentheils durch den Froſt, kümmert überhaupt und dürfte wohl niemals zur Blüte gelangen. **) Im botaniſchen Garten zu Wien ſchlägt die Schwarzkiefer durchſchnittlich am 16. Mai bei einer Wärmeſumme von 548° C. aus, und ſtäubt am 20. Mai bei einer Wärmeſumme von 565° C. „ Aus dieſen Angaben ergiebt ſich zur Genüge, daß die Schwarzkiefer (auch die öſterreichiſche) in kalten Lagen nicht gedeiht und als Waldbaum nur für Gegenden mit milden Wintern und heißen Sommern paßt. In ſolchen eignet ſie ſich vorzüglich zur Aufforſtung kahler, namentlich kalkhaltiger Berge und Abhänge, deren Boden ſie durch ihren reichlichen Nadelabfall bald verbeſſert. Als Gartenbaum kommt ſie übrigens in allen Zonen des Florengebiets, noch in Norddeutſchland, fort. Schließlich ſei noch erwähnt, daß die Schwarzföhre ſich leicht auf die gemeine Kiefer pfropfen läßt. Nach Nördlinger giebt es um Fontainebleau große Beſtände dieſen Urſprungs. 36. Pinus Pinaster Soland. Igelföhre, Sternkiefer, Strandkiefer. Synonyme und Abbildungen: P. Pinaster Soland. in Ait. Hort. Kewens. ed. 1, III, p. 367; Lamb. Pinet. ed. 1. I, p. 9, t. 4; Loud. Arbor. IV, f. 2100—2101; Ant. Conif. t. 6, f. 1, Rehb. Ic. fl. germ, XI, t. 525; Link in Linnaea XV. p. 498, Endl. Syn. p. 168, Carr. Conif. p. 365, Math. Fl. forest. p. 404, Henk. Hochst. Syn. p. 25, Christ. Europ. Abiet. p. 10. Nördlinger, Forſtbot. II. S. 390. — P. maritima Lamk. Diet. V, p. 337, De Cand. Fl. franc. III, p. 273, Nouv. Duham. V. t. 72. „Franzöſiſche, italieniſche Kiefer, Pin de Bordeaux, Pin des Landes“. Baum 2.—1. Größe mit geradem Stamme, deſſen Rinde ſchon in der Jugend rauh und gefurcht, im Alter als dicke tiefriſſige dunkel grau— braune inwendig rothviolette Borke ausgebildet iſt, und mit pyramidaler, ſich wenig abwölbender, aus regelmäßigen Aſtquirlen zuſammengeſetzter Krone. Bewurzelung ſtark, aus einer tiefgehenden Pfahlwurzel und vielen theils tief eindringenden, theils oberflächlichen Seitenwurzeln beſtehend. Nadeln 8—20 Centim. lang und bis 2 Millim. dick, ſtarr, ſteif, kurz zu— geſpitzt, faſt ſtechend, oft gedreht, (wenigſtens bei der weſteuropäiſchen Form) am Rande fein geſägt, auf beiden Seiten gleichfarbig, glänzend grün, im Innern mit im Parenchym gelegenen Harzgängen; Nadelpaare dicht ſtehend, mit 12 Millim. langen, ſilbergrauen, fein runzligen Scheiden, von 3 bis 4 jähriger Lebensdauer. Knospen walzig, 2 Centim. lang, harzlos, von wolligen Haaren weiß; Schuppenblätter braun, mit zurückgekrümmter Spitze. Männliche Blüten eiförmig, 18—20 Millim. lang, ſehr gehäuft, Staub— blätter goldgelb, mit großem rundlichem unregelmäßig gezähntem Antheren— kamm; weibliche Zäpfchen ſtets lateral, kleiner, violett-roth, zu 4—8 und mehr quirlförmig an der Spitze der Triebe; Samenſchuppen wenig länger als die Deckblätter, nach außen faſt kaputzenförmig umgebogen. Zapfen fast ſitzend, ſchief abwärts gerichtet, ſternförmig, oft in großer Anzahl, vom Zweige abſtehend, länglich oder eifegelfürmig, 7— 19 Centim. 234 —— lang, vor dem Aufſpringen glänzend zimmtbraun, an der Bafis chief, auf der Lichtſeite viel ſtärker entwickelt, als an der Schattenſeite; Apophyſen rhombiſch, mit ſehr ſcharfem Querkiel und mattbräunlichem ſtumpfem oder ſpitzem Nabel, an der Lichtſeite mehr oder weniger pyramidal verlängert, Pyramiden der untern Apophyſen oft hakig abwärts gebogen; innere (ſamen— tragende) Fläche der Schuppen des aufgeſprungenen (eiförmigen) Zapfens matt hellbraun, äußere dunkel-ſchwarzbraun. Samen groß, länglich, 8 bis 10 Millim. lang, glänzend ſchwarz, mit bräunlichem abreiblichem Ueberzuge; Flügel dreimal ſo lang, faſt gleichbreit, bräunlich, dunkel geſtreift. Keim mit 7—8 Kotyledonen. — Holz breitjährig, grobfaſrig, anfangs gelblich— weiß, dann, mit dem Beginn der Kernbildung braunroth und ſchwer, über— aus harzreich und daher von großer Brennkraft, aber von geringer Dauer und Zähigkeit. Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Eintritt der Mannbarkeit zeitig, auf Dünenſand der Landes de Bordeaux oft ſchon mit dem 15. Lebensjahre, auf beſſerem Boden in geſchloſſenen Beſtänden im mittleren Alter. Blütezeit im ſüdweſtlichen Europa im April, in Dal— matien im Mai. Reifen der Zapfen im Spätherbſt des zweiten, Auf— ſpringen im Frühlinge des dritten Jahres. Auflaufen des im Frühlinge geſäten Samens nach 3—4 Wochen. Wuchs unter günſtigen Standorts- verhältniſſen ſehr raſch und äußerſt kräftig (in Weſteuropa entwickelt dieſe Kiefer in der Jugend öfters zwei Aſtquirle in einer Vegetationsperiode). — Die Igelföhre vermag bis über 30 Met. Stammhöhe und 4 — 5 Met. Stammumfang zu erreichen und mehrere hundert Jahre alt zu werden. Formenkreis. Die Sternkiefer variirt namentlich hinſichtlich der Länge der Nadeln und Zapfen und der Ausbildung der Apophyſen an der Lichtſeite. Auf magerem Sand- und Felsboden bleibt ſie klein und wird oft krummſchäftig und buſchig. Infolge ſtarker fortgeſetzter Harzung be— kommt ſie ebenfalls einen gekrümmten oder gewundenen Stamm und eine unregelmäßig ausgebreitete Krone. Beſtimmte Varietäten, wie ſolche Parlatore (in Decandolle’s Prodromus XVI, 2, S. 383) unterſchieden hat, laſſen ſich kaum annehmen, ſondern höchſtens Standorts- und klimatiſche Formen. Geographiſche Verbreitung. Die horizontale natürliche Ver— breitung erſtreckt ſich in weſtöſtlicher Richtung von Portugal bis Griechen— land, in nordſüdlicher von Dalmatien bis Sicilien und Algerien, d. h. über mehr als 30 Längen- und mehr als 10 Breitengrade. Das Maximum des Vorkommens innerhalb dieſes vorzüglich aus Küſtengegenden und Inſeln beſtehenden, daher ſehr zerſtückelten Verbreitungsbezirks liegt im 235 Weiten, wo (z. B. in Weſt-Portugal, im ſpaniſchen Galicien und Eſtre— madura, im öſtlichen Theile des Königreichs Granada, im ſüdweſtlichen Frankreich in den „Landes“) die Sternkiefer ausgedehnte Wälder in reinem Beſtande oder im Gemiſch mit P. Laricio oder mit Laubhölzern bildet, während ſie gegen ihre öſtliche Grenze immer vereinzelter auftritt. Nord— wärts iſt ihr Verbreitungsbezirk durch Anbau im Großen im ſüdlichen England künſtlich erweitert worden. Innerhalb unſeres Florengebiets wächſt ſie ſpontan nur in der adriatiſchen Zone, und zwar in Dalmatien und auf den Inſeln Brazza, Leſina und Curzola. Sie bildet dort einen mittelhohen, der Schwarzkiefer ſehr ähnlichen Baum. Bezüglich der verti— kalen Verbreitung iſt nur bekannt, daß die Sternkiefer in Granada bis c. 4000 p. F. (1299 Met.), auf Corſica bis c. 1000 Met. emporſteigt. In Dalmatien und auf den genannten Inſeln kommt ſie nur in den Küſtenſtrichen vor. Bedingungen des Vorkommens und Gedeihens. Da in der unter 43“ 42° Br. in der Nähe der mit der Igelföhre großentheils be— deckten Landes de Bordeaux, alſo auch in der Nähe der nördlichen Grenze dieſer Holzart gelegenen Stadt Dax die mittlere Temperatur des Jahres —- 130,66, diejenige des Winters + 6,70, des Frühlings + 13,58, des Sommers —- 200,34, des Herbſtes = 139,89 C. betragen, jo darf man wohl annehmen, daß die Sternkiefer nicht unter einer mittleren Jahrestemperatur von — 12° und nicht unter einer mittleren Wintertemperatur von + 6°C. zu gedeihen vermag, daß ſie alſo ein warmes Klima, wie es in unſerem Florengebiet nur in der adriatiſchen Zone und allenfalls in der rheiniſchen ſüddeutſchen und Alpenzone an einzelnen Stellen geboten wird, bedatf. Sie beanſprucht in einem ſolchen Klima wenig Bodenfeuchtigkeit, gedeiht daher noch auf einem oberflächlich dürren und ſterilen Sandboden, wenn derſelbe nur tiefgründig und im Untergrund einigermaßen feucht iſt. Da— her eignet ſich dieſe Kiefer wie keine andere Nadelholzart zur Aufforſtung öder Sandflächen und der Sanddünen an den Küſten des mittelländiſchen Meeres und der innerhalb der wärmeren gemäßigten Zone gelegenen Ge— ſtade des atlantiſchen Oceans. Beſſer, als auf Meeresſand gedeiht die Igelföhre auf einem tiefgründigen grandigen Verwitterungs- oder zer— klüfteten Geſteinsboden von Sandſtein (Buntſandſtein), Grauwacke, Granit und andern Silicatgeſteinen, wie der vorzüglich ſchöne und hohe Wuchs dieſes Baumes auf den aus ſolchen Geſteinen zuſammengeſetzten Hoch— ebenen Central-Spaniens beweiſt, weniger gut auf Kalk und Dolomit. Auch ſie verlangt viel Licht und Sonne und daher eine räumliche Stellung, wenn ſie gut gedeihen ſoll. — — ——— Die Sternkiefer iſt neuerdings mit Recht für die Wiederbewaldung der Berge Iſtriens und Dalmatiens empfohlen worden. In Miramare gedeiht ſie vortrefflich. Aber auch im Innern unſeres Florengebiets kann ſie hier und da mit Erfolg als Waldbaum angebaut werden. Ein gelungener Anbauverſuch hat z. B. im Wiener Walde, im Diſtrict Pailenſtein des 500 Met. hoch gelegenen Gablitzer Forſt und im Anninger Forſt ſtattgefunden. Die aus den Jahren 1867 und 1869 ſtammenden Pflanzungen ſtanden noch 1875 ſehr gut. (Centralbl. für d. geſ. Forſtweſen, 1875. S. 483.) Ver⸗ einzelt findet ſich die Sternkiefer auch im Schwarzwald angepflanzt. Man findet dort nach Nördlinger bis ſchenkeldicke Stämme. 37. Pinus pyrenaica La Peyr. Pyrenäenkiefer. Synonyme: P. pyrenaica La Peyr. Hist. abrég. pl. Pyren. p. 146; Willk. Lge. Prodr. Fl. hisp. I, p. 19; Parlat. in DC. Prodr. XVI, 2, p. 384; Henck. Hochst. Synopſ. S. 53; — P. hispanica Cook. — P. Loiseleuriana et pyrenaica Carr. — Abbildungen: Lamb. Pinet. t. 82, Ant. Conif. t. I., f. 2. Baum 2.— 1. Größe mit breit pyramidaler, aus faſt horizontal ab— ſtehenden gewundenen Quirläſten zuſammengeſetzter Krone. Knospen koniſch, in eine lange Spitze ausgezogen, mit flaumigen Schuppen bedeckt und von Harz überfloſſen. Nadeln ſehr dünn, 12— 15, ſelten 18 Centim. lang und kaum 1¼ Millim. dick, am Rande ſchärflich, faſt ſtechend, ſtachel— ſpitzig, gleichfarbig grün; Nadelpaare in kurzen, dunkelbraunen Scheiden ſteckend, gegen die Spitze der mit hell röthlichgelber Rinde bedeckten Zweige pinſelförmig gehäuft; männliche Blüten zahlreich, in kopfige Büſchel oder lange Aehren zuſammengedrängt, klein, walzig, gelb; Staubblätter mit kreisrundem, ausgeſchweift-gezähntem Antherenkamm; Zapfen zu 2 bis 6 quirlförmig, ſelten einzeln, ſitzend, junge faſt kuglig, aufrecht-abſtehend, reife meiſt horizontal abſtehend, kegel- oder eikegelförmig, gerade oder etwas gekrümmt, ſtumpf, 5— 10 Gentim. lang und am Grunde 4—6 Centim. breit, blaß röthlichbraun, an der Lichtſeite gelblichgrau; Apophyſen faſt rautenförmig, convex, radialriſſig oder runzlig, mit wenig erhabenem Quer— kiel und breitem, niedergedrückt-ſtumpfem, grauem Nabel; Samen oval- länglich, biconvex, 2 bis 3 Mal kürzer als der ſchmale zugeſpitzte Flügel. Holz harzarm. — Spanien. Varietät (?): Paroliniana (P. Paroliniana Webb in Carr. Conif. p. 391; P. pyrenaica Carr.; P. Parolinii Vis. IIlustr. delle piante nuov. Mem. 3, p. 7, t. 1; — P. brutia Ten. Fl. Napol. V,. p. 266, t. 2002). Nadeln 13—15 Centim. lang, dunkelgrün, an den Rändern ſichtbar ſcharf gezähnt, an den Zweigſpitzen eben— falls pinſelförmig gehäuft; Rinde der Stämme, Aeſte und Zweige „ ya. —— röthlich; Knospen 15— 20 Millim. lang, zugeſpitzt, mit abſtehenden braunen weißgefranſten Schuppen; Zapfen ſitzend, zu 3—5 quirlig, horizontal abſtehend, ſtets gekrümmt, einfarbig. — Unteritalien, Cypern, Candia, Kleinaſien, Syrien. Die Hauptform der Pyrenäenkiefer, welche ich in der erſten Auflage dieſer Flora zu P. Laricio tenuifolia gezogen habe, der ſie in der That ſehr ähnlich und welche vielleicht richtiger eine Mittelform zwiſchen P. pyrenaica und P. Laricio crassifolia iſt, bewohnt ausſchließlich Spanien, wo ſie in den Thälern der Centralpyrenäen, na— mentlich aber im ſüdöſtlichen Spanien, von Aragonien bis Murcia und an Granada's Grenzen in Gebirgen und auf Plateaus kleine Gehölze, wie auch große Waldungen bildend, zwiſchen 600 und 915 Met. Seehöhe vorkommt. Ihr gegenüber hat die Varietät, welche einerſeits in die Hauptform übergeht, andrerſeits ſich eng an P. hale- pensis anſchließt, einen viel größeren aber ſehr zerſtückelten Verbreitungsbezirk, indem ſie von Calabrien aus über die Inſeln Cypern und Creta bis auf den caramaniſchen Taurus, wo ſie nach v. Heldreich zwiſchen 762 und 1524 Met. auftritt, bis Cilicien, wo ſie nach Kotſchy bei Gullek zwiſchen 609 und 1067 Met. Höhe umfangreiche Waldungen bildet, ja bis Syrien und Bithynien verbreitet iſt. Gerade dieſe Varietät, die P. Paroliniana iſt neuerdings zur Aufforſtung des Karſts nicht nur empfohlen, jondern auch ſchon mit gutem Erfolg verwendet worden, weshalb P. pyrenaica hier berückſichtigt zu werden verdient. In der That gedeiht dieſe in Trieſt unter dem Namen der „italieniſchen Kiefer“ bekannte Art nicht nur zu Miramare, ſondern überhaupt in der adriatiſchen Zone vortrefflich“). 38. Pinus halepensis Mill. Aleppokiefer, Seeſtrandskiefer. Synonyme und Abbildungen: P. halepensis Mill. Diet. n. 8. Ic. t. 216; Lamb. Pinet. ed. 1. I, t. 11; Pinet. Wob. t. 8, Nouv. Duham. V, t. 70; Loud. Eneyel. f. 1790 - 93; Antoin. Conif. t. I, f. 3, Endl. Syn. p. 180, Rchb. Ic. I. e. t. 526, Carr. Conif. p. 393, Math. Fl. forest. p. 402 (mit Ausſchluß der Var. «.); Pokorny, Holzpfl. ©. 16; Parlat. in DC. Prodr. XVI, p. 383; Henk. Hochst. Syn. p. 55; Nördlinger, Forſtbot. II. S. 395. — P. maritima Lamb. Descr. of the gen. Pinus p. 16, t. 6 nach Chriſt, Europ. Abiet. ©. 16; Endl. Syn. p. 181, Rchb. Ic. I. c. t. 527, Henk. Hochst. Syn. p. 56 (mit Ausſchluß des Syn. P. brutia Ten.). — P. pithyusa Strangw., Carr. Conif. p. 393; P. arabica Sieb., P. abschasica Fisch. (nach Parlat.). — „Seekiefer, Strandkiefer, Pin blanc, Pin de Jerusalem“. Baum 1.—3. Größe, auch oft ſtrauchig, als Baum mit ſchlankem Stamme und anfangs pyramidaler, im Alter ſich ſehr ſtark abwölbender ſchirmförmiger, an die Pinie erinnernder Krone. Bewurzelung tiefgehend, weit ausſtreichend. Rinde in den erſten Jahren glatt, glänzend ſilbergrau, ſpäter in eine riſſige rothbraune Borke verwandelt. Krone bis zum 10. bis ) Vgl. Hempel's Oeſterr. Forſtzeit. 1885, Nr. 20 und 31. „ 12. Jahre bis auf den Boden hinabreichend, Quirläſte ſehr ausgebreitet, Nebenäſte und Zweige lang, dünn. Knospen kuglig kurz beſpitzt, mit harzloſen, rothbraunen fein gewimperten Schuppen bedeckt. Nadeln 4 bis 9 Centim. lang, dünn (½— / Millim. ſtark), zart, ſpitz, lebhaft bis grau— oder bläulichgrün; Nadelbüſchel mit grauer ſilberglänzender Scheide, ſehr gedrängt ſtehend, oft pinſelförmig gehäuft am Ende der Zweige, im 2. oder 3. Jahre abfallend, weshalb Benadelung ſehr licht. Männliche Blüten 10— 20 Millim. lang, walzig, ſchmächtig, blaßgelb, gerade oder gekrümmt; Staubblätter mit breitem niedrigem unregelmäßig gezähntem Antherenkamme; weibliche Zäpfchen 1 Centim. lang, länglich, geſtielt, einzeln oder gegen- ſtändig, ſelten zu 3 quirlſtändig, lila. Zapfen an einem ſtarken bogen— förmig gekrümmten bis 2 Gentim. langen Stiel hängend, eikegelförmig, 6— 10 Centim. lang, reif glänzend oder matt zimmt- bis rothbraun, am Grunde wenig ſchief, meiſt ſehr gleichmäßig ausgebildet; Apophyſen bald flach mit ſchwachem Querkiel, bald mehr oder weniger convex mit ſcharfem Querkiel, am obern Rande immer abgerundet, oft ſternförmig oder ſtrahlig geſtreift; Nabel groß, weißlichgrau, meiſt ſehr ſtumpf. Samen länglich, 5 Millim. lang, ſchwärzlich, mit ſchmalem hellem oder braunem 3—4 Mal längerem braunroth gerändertem Flügel. — Nadeln nicht ſelten zu 3, Holz ſehr harzreich. Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Hierüber ſcheint nichts Sicheres ermittelt zu ſein. Die Blütezeit fällt (in Südſpanien und Dalmatien) Ende April oder in den Mai. Der Wuchs iſt bei der ſpaniſchen Form in der Jugend ſehr raſch, läßt aber etwa vom 20. Jahre an nach, worauf die Krone ſich abzuwölben anfängt. Formenkreis. Abgeſehen von der Verſchiedenheit der Länge der Nadeln und Zapfen, von der verſchiedenen Färbung erſterer und von der ſehr wechſelnden Geſtaltung der Apophyſen kommen wohl blos durch die Beſchaffenheit des Standorts und des Klimas bedingte Wuchsformen vor. Die Aleppokiefer des ſüdlichen Frankreich und der Mittelmeerprovinzen Spaniens erreicht höchſtens 16 Met. Stammhöhe, iſt meiſt niedriger, oft ein bloßer pyramidaler Buſch von wenigen Met. Höhe, aber immer mit geradſchäftigem Stamme, außer wenn ſie in Felsſpalten wurzelt, wo der Stamm bogenförmig gekrümmt zu ſein pflegt. Höher und ſtattlicher wird ſie auf den Balearen (Mallorca) und Pithyuſen (Ibiza), wo ſie beträchtliche Waldungen bildet. Als ein Baum 1. Größe ſoll ſie aber nur am Libanon auftreten. Geographiſche Verbreitung, Vorkommen, Lebensbedingungen. Die Aleppokiefer iſt rings um das mittelländiſche Meer und über alle Inſeln deſſelben verbreitet und hätte daher P. mediterranea und nicht ——| 22 —— nach einer einzigen Localität genannt werden ſollen. Ihre horizontale Verbreitung erſtreckt ſich in weſtöſtlicher Richtung von der Weſtküſte Portugals bis Paläſtina, Syrien und Arabien und bis an die Oſtküſte des ſchwarzen Meeres, in nordſüdlicher von Genua und Nord-Dalmatien bis an die Küſten von Algerien und Aegypten, alſo über mehr als 50 Längen— und 14 Breitengrade. Das Maximum ihres Vorkommens liegt im Oſten ihres Verbreitungsbezirks, wo dieſe Kiefer (3. B. im Taurusgebirge) aus— gedehnte Wälder in reinem Beſtande bildet, während ſie im Weſten (die Balearen und Pithyuſen ausgenommen“) nur in kleinen Gehölzen, einzelnen Beſtänden ſowie horſtweiſe und einzeln eingeſprengt unter andere Holzarten vorkommt. Die Aleppokiefer iſt daher im Gegenſatz zu P. Pinaster eine öſtliche Pflanze. In vertikaler Richtung ſteigt die Aleppokiefer vom Ufer des Meeres in Spanien bis 3000 p. F. (999,25 Met.), auf Mallorca im Mittel bis 692,7 Met. (Maximum als Baum bis 970, als Buſch bis 1180 Met.), in Calabrien bis 2600 p. F. (844,35 Met.), im Taurus⸗ gebirge bis 3500 p. F. (1136,6 Met.) empor. Sie liebt die Nähe des Meeres, wächſt gern unmittelbar am Strande und verdient deshalb den Namen Strand- oder Seekiefer mehr, als P. Pinaster. Außer auf Meeres— ſand gedeiht ſie auch auf Fels- und Verwitterungsboden, z. B. auf Jura— kalk. An Bodenfeuchtigkeit ſcheint ſie wenig Anſpruch, deſto mehr an ein warmes Klima mit gleichmäßigem Temperaturgange zu machen. Aus letzterem Grunde vermag ſie innerhalb unſeres Florengebiets, wo ſie ſpon— tan nur an der Küſte Dalmatiens und auf den Bergen der dalmatiniſchen Inſeln vorkommt, nur in der adriatiſchen Zone zu gedeihen. Nach Mittheilungen des Forſtraths v. Guttenberg in Zara gedeiht die See— kiefer auch in Iſtrien und Norddalmatien, wo ſie wild nicht mehr vorkommt, überall, wo noch der Oelbaum kultivirt werden kann, angepflanzt vortrefflich und empfiehlt ſich dieſelbe daher zum Anbau im Großen in dem der Nadelhölzer entbehrenden Iſtrien. Sie iſt ſehr ſchnellwüchſig, ſo daß ſie binnen 60 Jahren bis 20 Met. Höhe erreicht; auch giebt ſie ſchon mit 7 bis 8 Jahren keimfähigen Samen. Ihr weißes Holz iſt nicht allein wegen ſeines Harzreichthums als Brenn- und Leuchtmaterial (in Form von Leuchtſpähnen für die Fiſcher) ſehr geſchätzt und zur Leuchtgasfabrikation überaus tauglich, ſondern auch ein gutes Bauholz. Ihre gerbſtoffreiche Rinde wird außer zum Gerben auch zum Färben grober Wollenftoffe benutzt. (Mittheil. d. krainer-küſtenländ. Forſtvereins, Jahrg. 1877, S. 106.) ) Auf Ibiza umfaßt die mit P. halepensis theils im reinen Beſtande, theils im Gemiſch mit Laubholz beſtockte Waldfläche nicht weniger als 6732 Hektar. 3 39. Pinus Pinea L. Pinie. Synonyme und Abbildungen: P. Pinea L. Spec. pl. 491, Lamb. Pinct. ed. 1. I, p. 11, t. 6—8, Loud. Arbor. IV, f. 2106 — 2109, Nouv. Duham. V, t. 72, 73, Ant. Conif. t. 3, f. 2, Rehb. Le. fl. germ XI, F 528, 329; Endl. Syn p. 182, Carr. Conif. p. 402, Math. fl. forest. p. 411, Henk. Hochst. Syn. p. 58, Pokorny, Holzpfl. S. 16, Nördlinger, Forſtbot. II. S. 394, Parlat. I. c. p. 381. „Pinie, Pinienkiefer, Pignolibaum, ital. Steinkiefer, Pin parasol“. Baum 2.— 1. Größe, mit ſäulenförmigem Stamm und im Alter hoch angeſetzter breit ſchirmförmiger, flach abgewölbter Krone. Bewurzelung tief gehend; Aeſte aufrecht abſtehend, mit zunehmendem Alter faſt gleichhoch werdend, Rinde anfangs glatt, braun, dann eine Borke vom Anſehen der— jenigen von P. silvestris. Knospen walzig, kurz zugeſpitzt, mit weißlichen etwas abſtehenden Schuppen bedeckt. Nadeln 8— 20 Centim. lang, 1,5 bis 2 Millim. dick, glänzend hellgrün mit gelblicher Stachelſpitze, am Rande fein geſägt, oft gedreht, im Innern mit peripheriſchen Harzgängen; Nadel— paare locker angeordnet, im 4. Jahre abfallend. Männliche Blüten 8— 13 Millim. lang, walzig, gedrängt ſtehend, ährenförmig angeordnet, am Grunde von braunen Schuppen umgeben, in der Achſel eines zurück— gekrümmten, lineal-lanzettlichen dunkelbraunen Deckblattes; Staubblätter gelb, mit breitem tief gezähntem Antherenkamme. Weibliche Zäpfchen ei— förmig, grünlich, abwärts gebogen, meiſt einzeln ſtehend, ſeltner zu 2— 3 gegen- oder quirlſtändig. Zapfen eiförmig oder faſt kuglig, ſehr groß, 815 Gentim. lang und 7— 10 Centim. dick, reif aber noch geſchloſſen hell zimmtbraun, gleichmäßig ausgebildet, am Grunde oft eingedrückt, ſehr harzreich; Apophyſen am obern Rande abgerundet, oft faſt fünfeckig, conver oder zizenförmig, glänzend, mit 5— 6 radialen Kielen, von denen 2 den (wenig entwickelten) Querkiel darſtellen; Nabel ſehr groß, grauweiß, ſtumpf. Innere Flächen der Samenſchuppen matt rothbraun. Samen ſehr groß, dick⸗ und hartſchalig, bis 2 Centim. lang, halb eiförmig-länglich, matt zimmt— braun, von einem ſchmalen, ſaumartigen Flügel umgeben, mit eßbarem Kern. Keim mit 10 — 13 Kotyledonen. Keimpflanze ſehr kräftig, mit ſehr blaugrünen, planen, ſpitzen, gezähnten, den Primordialblättern ſehr ähnlichen Kotyledonen. Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Eintritt der Mannbarkeit mit 20 Jahren, größte Fruchtbarkeit zwiſchen dem 40. und 60. Jahre. Blütezeit im April oder Mai. Reifen der Samen am Ende des dritten Jahres nach der Blütezeit, Aufſpringen der Zapfen im darauf folgenden Frühlinge. Dauer der Keimkraft bei im Zapfen aufbewahrten Samen bis 2 Jahre. Keimung bei Frühlingsſaat und hinreichender Feuchtigkeit nach 4 Wochen. Wuchs anfangs ſehr raſch, ſpäter langſamer. 241 Entwicklung von Nadelpaaren oft erſt im 3. Jahre, wo die Pflanzen ſchon 3— 4 Decim. Höhe haben). Die Pinie vermag bis 30 Met. Stammhöhe und 5—6 Met. Stammumfang zu erreichen, iſt aber gewöhnlich ein Baum von 1520 Met. Höhe. Sie wird über 500 Jahre alt. Formenkreis. Die Pinie variirt nur hinſichtlich der Länge und Stärke der Nadeln und der Geſtalt der Zapfen und Apophyſen, deren Ver— ſchiedenheit bereits erwähnt iſt. Die von Loiſe leur unterſchiedene Varietät fragilis mit dünner leicht zerbrechlicher Samenſchale, ſonſt in nichts von der gewöhnlichen Pinie unterſchieden, ſcheint eine durch Cultur entſtandene Form zu ſein. Ob die auf Candia (P. eretica Hort.) und Madeira (P. maderensis Ten.) wachſenden Pinien Varietäten von P. Pinea oder eigene Arten ſind, vermag ich nicht zu entſcheiden. Geographiſche Verbreitung, Vorkommen und Lebensbeding— ungen. Die Pinie kommt theils ſpontan, theils angepflanzt in den Küſten— gegenden faſt aller Mediterranländer, außerdem auf Madeira und den Ca— nariſchen Inſeln, dort jedoch wohl nur angepflanzt vor“). Ihr horizontaler Verbreitungsbezirk erſtreckt ſich in weſtöſtlicher Richtung, von den erwähnten Inſeln abgeſehen, von Portugal bis Kleinaſien, in nordſüdlicher von der Provence bis Nord-Afrika (Algerien), folglich über c. 40 Längen- und 9 Breitengrade. Das Maximum ihres Vorkommens liegt im Weſten, wo ſie (z. B. an den Geſtaden der Bai von Cadiz, in den Küſtengegenden Portugals) bedeutende Waldungen bildet. Der größte Pinienwald iſt jedoch der berühmte, aber durch Anpflanzung entſtandene Wald von Ravenna in Oberitalien, welcher bei einer Breite von einer Stunde eine Länge von 6 geogr. Meilen beſitzt. Ihre vertikale Verbreitung iſt nicht bedeutend, indem ſie ſelbſt in den Küſtengebirgen Granadas kaum bis 3000 p. F. (999,25 Met.) emporſteigt, in Kleinaſien (im Tſchorukthale unweit Artavia blos bis etwa 2500 p. F.). Innerhalb unſeres Florengebiets kommt die Pinie ſpontan blos in Wäldern bei Coritti auf der dalmatiniſchen Inſel Meledo, angepflanzt in Iſtrien (um Görz) und in Südtirol bei Botzen (hier bis 1300“ über dem Meere) vor. Die Pinie liebt einen tiefgründigen ) In Saatſchulen gekeimte Pinienſamen liefern oft ſchon binnen 8 Monaten Pflanzen von 25 — 30 Centim. Höhe mit 12 — 15 Seitenäſtchen (alle mit Primordial— nadeln beſetzt) und einer 30 — 35 Centim. langen hinreichend verzweigten Pfahlwurzel. (Vgl. über den Anbau der Pinie in der adriatiſchen Zone das öſterr. „Centralblatt für d. geſ. Forſtweſen“, 1879, S. 193 ff.). 0 C. Koch (Vorleſ. üb. Dendrologie, S. 343) behauptet, daß die Pinie im Orient urſprünglich heimiſch geweſen und von da aus durch Anbau immer weiter weſtwärts über die ganze Mediterranzone verbreitet worden ſei. Er glaubt ſie zweifellos wild im Tſchorukthale hinter dem pontiſchen Gebirge gefunden zu haben. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 5 16 ſandigen Boden mit feuchtem Untergrund und beanfprucht ein warmes Klima mit gleichmäßigem Temperaturgang, viel Licht und ſonnige Lage. Wegen ihrer ſchirmförmigen Ausbildung der Krone ſtellt ſie ſich im reinen Beſtande ſehr licht, weshalb ein haubarer Pinienwald (z. B. der prächtige Strand— wald bei Albufeira in Algarbien) einer von einem grünen flachen Dache bedeckten Säulenhalle gleicht, indem die mit den mächtig breiten Kronen ſich blos berührenden Bäume ſo weit von einander entfernt ſtehen, daß man zwiſchen ihnen mit einem zweiſpännigen Wagen bequem durchfahren kann. Die Nutzbarkeit der Pinie iſt weniger in der Brauchbarkeit ihres Holzes, das dem der Aleppokiefer ähnlich ſein ſoll, als in der Eßbarkeit ihrer Samen begründet, welche — namentlich in Italien — in großen Maſſen als Nahrungsmittel auf den Markt gebracht werdens). Die Pinie ſpielt daher mehr die Rolle eines Obſt- als eines Forſtbaumes. Anmerkung. Von fremländiſchen Kiefernarten aus der Sektion Pinaster ſind neuerdings zum Anbau im Großen auf gewiſſen Bodenarten oder in gewiſſen Lagen empfohlen, jedoch noch keineswegs durch Verſuchsanbau erprobt worden folgende drei: Pinus inops Sol., Ant. Conif. t. 5, f. 3. (variabilis Lamb. Pinet. t. 16), die Verſey-Kiefer. Baum 3. bis 2. Größe mit unregelmäßig am Stamm an— geordneten gekrümmten Aeſten und hängenden balſamiſch duftenden Zweigen. Nadeln zu 2—4 in ſilberweißer, braun geringelter Scheide, 4— 7 Centim. lang, dunkelgrün. Zapfen kurz geſtielt, abwärts gerichtet, einzeln oder zu zwei, länglich-kegelförmig, 4—7 Centim. lang, gelblichbraun; Apophyſen pyramidalvierſeitig, mit lang zugeſpitztem geradem gelbbraunem oder ſchwärzlichem Nabeldorn. Nordamerika, vom rechten Hudſonufer bis Carolina, beſonders in New-Perſey, auf dürrem Sandboden. Tritt meiſt als 10— 12 Met. hoher Baumſtrauch auf und bedeckt als ſolcher oft eine Fläche von 7 Met. Durchmeſſer. Sein Stamm ſchwitzt aus der dunkeln tiefriſſigen Borke ein wohlriechendes Harz in Menge aus, ſeine jüngern Zweige ſind bläulichroth beduftet. Hält in Böhmen im Freien aus und wurde von Purkynsé zum Anbau auf heißen Thonſchieferböden vorgeſchlagen. Pinus Banksiana Lamb. Pinet. 3; Ant. Conif. t. 4, f. 2. Banks-Kiefer. Baum 3. Größe mit ausgebreiteter, aus abſtehenden Aeſten beſtehender Krone. Nadeln ſehr divergirend und aufwärts gebogen, nur 2½ Centim. lang, ſteif, dunkelgrün. Zapfen zu 2—3 beiſammen, hornförmig gekrümmt oder gerade, gelbbraun, bis 5 Centi— met. lang; Apophyſen unregelmäßig vierſeitig, höckerig und mit erhabenem ſtumpfem Nabel. { Nördliches Nordamerika, bis zum 64. Breitengrade. Holz als Bauholz in Canada ſehr geſchätzt. Gedeiht in der ganzen nördlichen Hälfte unſeres Florengebiets im Freien. Iſt nebſt der folgenden Art zur Aufforſtung kahler rauher Berge vor— geſchlagen werden. Pinus resinosa Soland., Lamb. Pinet. t. 15; Ant. Conif. t. 4, f. 1. Harz⸗ kiefer. Baum 2. bis 1. Größe mit rothbrauner, ziemlich glatter, in breiten dünnen *Der jetzt dem Staate gehörige Pinienwald von Ravenna liefert jährlich im Durchſchnitt 6000 Scheffel Pinienſamen (Piniennüſſe). 23 Schuppen ſich abſchülfernder Borke und pyramidaler, aus ſtark abſtehenden Aſtquirlen zuſammengeſetzter Krone. Nadeln an den Spitzen der Zweige büſchelig gehäuft, 1216 Centim. lang, dunkelgrün mit gelblicher Spitze, ſteif. Zapfen zu 2-3 quirlig, wagerecht abſtehend, eikegelförmig, ſtumpf, gerade oder gekrümmt, glänzend blaß röthlichbraun, 4—6 Centim. lang; Apophyſen convex, mit ſtumpfem Nabel. Dieſe mit P. Laricio nahe verwandte Kiefer bildet dichte Wälder im nördlichen Nordamerika (namentlich in Canada und Neu-Schottland) und liefert ein vorzügliches Schiffsbauholz. Zweite Familie. Cypreſſenartige Zapfenträger. (Cupressineae Rich.) Blätter nadel- oder ſchuppenförmig, figend, oft angewachſen und herablaufend, gegen- oder quick, ſelten wechſelſtändig, ſchuppenförmige meiſt ſehr genähert, oft dachziegelförmig ſich deckend. Blüten kätzchen- oder knospenförmig, klein, end- oder ſeitenſtändig, ohne Hüllblätter oder am Grunde von ziegeldachigen Schuppenblättern umgeben, aus einer kurzen Spindel und daran ſitzenden (meiſt kreuzweis gegenſtändigen) Schuppenblättern be— ſtehend, welche die Staubbeutel oder Samenknospen tragen. Staub— blätter kurz geſtielt, mit ſchildförmig erweitertem Connectiv, welches eine aufrechte convex-concave Schuppe bildet, an der untern Fläche 2 bis viele mit einem Längsſpalt aufſpringende Pollenſäcke tragend (Fig. XXXIII, 1. 7; Fig. XXXIV, S. 9.). Pollenkörner zweizellig, ohne Flugblaſen (XXXIII, 16), nach Abſtreifung der äußeren Haut den Pollenſchlauch aus der größeren Zelle entwickelnd. Fruchtblätter flach oder ſchildförmig, zur Zeit der Befruchtung auseinanderſtehend, nachher eng aneinander ſchließend, entweder alle oder nur die oberſten am Grunde ihrer oberen Fläche oder rings um ihre ſtielförmige Baſis (bei ſchildförmiger Geſtalt) zwei bis viele, ſelten blos eine Samenknospe tragend (XXXIII, 2. 8.). Letztere aufrecht, flaſchen— förmig, mit weiter Mikropyle am Scheitel (XXXIII, 3. 4 88k). Zapfen klein, kuglig oder länglich, aus wenigen holzigen flachen oder ſchildförmigen Schuppen (den vergrößerten und verholzten Fruchtblättern) zuſammengeſetzt, welche ſich zur Zeit der Samenreife von einander trennen, ohne von der Spindel abzufallen (XXXIII, 5. 15), ſeltner ein Beerenzapfen, durch Verſchmelzung der fleiſchig-ſaftig gewordenen Fruchtblätter entſtanden, die Samen umſchließend (XXXIII, 9— 11). Samen aufrecht, mit knochen— artiger, holziger oder lederiger Schale, meiſt ungeflügelt. Keim in der Mitte des fleiſchigen Eiweißkörpers gegenläufig, mit 2, ſelten 3-9 Koty— 1 . Fig. XXXIII. 13 { 12 11 16 15 Blüten- und Zapfenbau der Cupreſſineen. 1. Männliche, 2. weibliche Blüte von Cupressus fastigiata, 10 mal vergr. — 3. Samen⸗ knospe, 4. im Längsſchnitt, ſtärker vergr. — 5. Zapfen, 6. im Längsſchnitt, nat Gr. — 7. Männliche, 8. weibliche Blüte (oberer Theil) von Juniperus communis 12 mal vergr. — 9. Beerenzapfen, 10. im Längs-, 11. im Querſchnitt, 4mal vergr. — 12. Same, Amal vergr. — 13. Monſtröſer Beerenzapfen, Amal vergr. (nach Schnizlein). 14. Zapfen⸗ tragender Zweig von Thuja occidentalis, natürl. Gr. — 15. Zapfen, vergr. — 16. Pollen⸗ korn von Th. orientalis, 550 mal vergr. (nach Sachs). a ledonen (XXXIII. 10, 11, 5), welche bei der Keimung durch Streckung des hypokotylen Gliedes über den Boden emporgehoben werden. Die Cupreſſineen zerfallen in folgende 4 Gruppen (Tribus), von denen in unſerem Florengebiet, wie in Europa überhaupt, nur drei durch wenige einheimiſche oder heimiſch gewordene Arten repräſentirt ſind: 1. Echte Cypreſſen (Cupressineae verae). Blätter ſehr klein, ſchuppenförmig, kreuzweis gegenſtändig, dachziegelig gelagert. Zapfen kuglig oder länglich, holzig, aus mehr als 6 ſchildförmigen Schuppen beſtehend. Samen 2 bis viele unter jeder Schuppe, zuſammengedrückt, an den Kanten ſchmal oder breit geflügelt. Samenreife ein- oder zweijährig. — Immer— grüne einhäuſige Bäume und Sträucher der Mediterranzone, Mittel- und Süd⸗-Aſiens, Mittel- und Nord-Amerikas, Chinas und Japans. 2. Lebensbaumartige (Thujopsideae). Blätter ſchuppenförmig, kreuzweis gegenſtändig, dachziegelig. Zweige platt zuſammengedrückt. Zapfen holzig, aus wenigen flachen oder ſtark convexen Schuppen beſtehend, welche 2— 5 flügelloſe oder ſchmalgeflügelte Samen tragen. Samenreife einjährig.— Immergrüne einhäuſige Bäume und Sträucher Nord-Amerikas, Chiles, Japans, Chinas, Neu-Seelands, Nord-Afrikas. 3. Schuppencypreſſen (Actinostrobèeae). Blätter lineal oder ſchuppenförmig, herablaufend, wechſelſtändig oder zu 2— 3 wirtelförmig. Zapfen kuglig, holzig, aus 4—6 klappenförmigen einen bis mehrere Samen tragenden Schuppen gebildet. Samen geflügelt, im erſten Jahre reifend. Immergrüne ein-, ſeltner zweihäuſige Bäume und Sträucher Süd-Afrikas, Madagaskars, Auſtraliens und Süd-Amerikas. 4. Wachholderartige (Juniperineae). Blätter nadel-, pfriemen- oder ſchuppenförmig, gegenſtändig oder zu 3 wirtelſtändig. Kugliger oder eckiger Beerenzapfen, reif weich oder hart, im Innern 1—6 flügelloſe, aus- wendig von Oelbehältern umgebene Samen einſchließend. Samenreife zwei— jährig. — Immergrüne zweihäuſige Sträucher und Bäume Europas, der Mediterranzone, des Orients, Mittel-Aſiens, Chinas, Japans und Nord— Amerikas. 1. Tribus. Echte Cypreſſen. Cupressineae verae. IX. Cupressus L. Cypreſſe. Schuppenblätter klein, kreuzweis gegenſtändig, vierreihig, gedrängt— dachziegelig, daher die Zweige vierkantig. Männliche Blüten klein, walzige Kätzchen bildend, einzeln am Ende vorjähriger Triebe, meiſt ſehr häufig, oft über die ganze Krone verbreitet, am Grunde von den 2— 4 oberſten 246 Schuppenblättern umringt; Staubblätter 4, halbkuglige Pollenſäcke tragend. Weibliche Blüten ebenfalls endſtändig, ſpärlicher, beſonders im obern Theil der Krone, faſt kugelrund; Fruchtblätter kreuzſtändig offen, jedes am Grunde mit 8 bis vielen kurzhalſigen Samenknospen. Zapfen kuglig— eckig; Schuppen ſehr dick, mit 4— 6 ⸗eckigem, radial geſtreiftem, in der Mitte gebuckeltem Schild. Samen zahlreich, klein; Keim mit 2—3 Kotyledonen (Fig. XXXIII, 1—6.). Samenreife zweijährig. Langlebige einhäuſige Bäume der wärmeren Länder der nördlichen Hemiſphäre, mit zerſtreut angeordneten ſehr reich verzweigten Aeſten, welche eine dichte Krone bilden. Rinde auch älterer Stämme dünn, äußerlich graubraun, inwendig hellbraun, längsriſſig. Holz ſehr feſt und dauerhaft. 40. Cupressus fastigiata DC. Gemeine Cypreſſe. Synonyme und Abbildungen: C. fastigiata DC. Fl. fr. V. p. 336, Schk. Handb. III. t. 310, Endl. Syn. Conif. p. 57, Carr. Conif. p. 116. Henk. Hochst. Syn. p. 231, Pokorn. Holzpfl. p. 12. — C. sempervirens g. L. Spec. pl. 1422, Lois. in Nouv. Duh. III, t. 1, Rich. Conif. t. 9, Rchb. Ic. fl. Germ. XI, t. 534; — C. semper- virens stricta Ait. Hort. Kew. ed. 1. III, p. 372, Loud. Encycl. f. 1996. — Pyramiden-Cypreſſe, italieniſche Cypreſſe, ital. Cipresso, illyr. Kupres. Baum 2.—1. Größe mit ſtraff aufrechtem bis 20 Met. und darüber hoch werdendem Stamme und ſchmal kegelförmiger ſpitzer, ſehr dichtzweigiger meiſt tief angeſetzter Krone. Aeſte aufrecht, dem Stamme faſt angedrückt. Blätter 1 Millim. lang, eirund-rautenförmig, ſtumpf, am Rücken gewölbt und gekielt, düſter graugrün. Zapfen bis 3 Centim. lang, Schuppen⸗ ſchilder äußerlich grünlich graubraun, innenſeits dunkelbraun. Samen 3—4 Millim. lang, kantig und zuſammengedrückt, an den beiden Rändern mit ſchmalem lederartigem Flügelſaum, hellbraun. Heimiſch im Orient, findet ſich, wie in der ganzen Mediterranzone, ſo auch im Litorale von Dalmatien und Iſtrien, desgleichen in Südtirol, Kroatien und Siebenbürgen allgemein angepflanzt, namentlich als Symbol der Trauer auf Kirchhöfen. Doch findet ſich auf der dalmatiniſchen Halb— inſel Sabioncello ein kleiner wahrſcheinlich aus Samenabfall einiger dort gepflanzt geweſener Bäume entſtandener Cypreſſenwald, welcher ſich ohne menſchliches Zuthun verjüngt. In der rheiniſchen Zone dürfte dieſer Baum, welcher in der Mediterranzone ein mehrtauſendjähriges Alter zu errreichen vermag), und deſſen wohlriechendes Holz von faſt unvergänglicher Dauer Die älteſte und größte Cypreſſe Europas dürfte die große Cypreſſe bei Somma in der Lombardei ſein. Sie war ſchon zu Cäſars Zeit wegen ihrer Größe und Schönheit berühmt. Nach älter und größer war die große Cypreſſe bei Sparta, derer ſchon Pauſanias (400 Jahre v. Chr.) Erwähnung thut, und welche erſt 1881 iſt“), im Freien aushalten, da er noch die e von Paris ohne Schaden erträgt. Blüht im Februar. In botaniſchen und anderen Gärten der ſüddeutſchen und rheiniſchen Zone findet man auch noch folgende 3 Arten angepflanzt: C. horizontalis Mill., (C. sempervireus ?. L.) von voriger Art durch die breitäſtige Krone, durch ſpitze Blätter und marmorirt braune Zapfen unterſchieden. — In Kreta, Bithynien und Perſien zu Hauſe. C. glandulosa Hook. Kleiner Baum oder Strauch mit ovalen ſtumpfen am Rücken eine vertiefte Oeldrüſe tragenden Schuppenblättern. Zapfen kleiner, kuglig, ge— büſchelt. — In Californien heimiſch. Auch C. macrocarpa Hartw. aus Nord-Californien, deren längliche gebüſchelt ſtehende Zapfen bis 4 Centim. Länge erreichen, und deren Stamm im Vaterland bis 48 Met. hoch werden ſoll, dürfte in den genannten beiden Zonen an geſchützten Stellen im Freien aushalten. X. Chamaecyparis Spach. Lebensbaum-Cypreſſe Schuppenblätter wie bei Cupressus, aber diejenigen der obern und untern Seite der Zweige flach, die der Kanten zuſammengefaltet, wes— halb die Zweige, wie bei Thuja, platt zuſammengedrückt erſcheinen. Männ— liche Blüten endſtändig, walzig länglich oder eiförmig, aus kreuzweis gegen— ſtändigen, eirunden oder faſt ſchildförmigen, krautigen Staubblättern zu— ſammengeſetzt, unterſeits 2—3 kuglige Pollenſäcke tragend. Weibliche Blüten endſtändig, kuglig, aus 6— 8 (ſelten mehr) kreuzweis gegen— ſtändigen, je 2—3 aufrechte Samenknospen tragenden Fruchtſchuppen ge— bildet. Zapfen klein, kuglig, eckig, aus verholzten, faſt kreisrunden oder rautenförmig⸗kantigen, ſchildſtieligen, in der Mitte gebuckelten, zur Reifezeit klaffenden Schuppen beſtehend. Samen zuſammengedrückt, rings herum häutig geflügelt. Keim mit 2 Kotyledonen. — Einhäuſige Bäume Nord— amerikas und Japans mit einjähriger Samenreife. 41. Chamaecyparis Lawsoniana Parlat. Lawſons Cypreſſe. Synonyme und Abbildungen: Chamaec. Lawsoniana Parl. Conif. p. 23, 29, t. 3 f. 22 — 25; Dec. Prodr. XVI, 2, p. 464. — Cupressus Lawsoniana Murr. Deser. of Conif, of Californ. p. 11, t. 9; Lawson, Pinet. brit. p. 15 mit Abbild.; Henck. Hochst. Syn. S. 246. von Zigeunern durch Feuer vernichtet worden iſt. Sie beſaß 52 Met. Höhe, 11 Met. Stockumfang und 25 Met. Kronendurchmeſſer. Man ſchrieb ihr ein 3000jähriges Alter zu. Sehr große und ſchöne Bäume find ferner die „Cipreses de la reina“ im Generalife— garten bei Granada, welche ein halbtauſendjähriges Alter beſitzen mögen. ) Es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß das wegen ſeines Wohlgeruches berühmte „Cedernholz“ der Alten zum Theil Cypreſſenholz geweſen ſein mag. = Bu Baum 1. Größe mit geradem Stamme und dichter pyramidal⸗kegel— förmiger, tief angeſetzter Krone, welche aus emporgekrümmten Aeſten beſteht, deren fächerförmig veräſtelten, dicht beſchuppten Zweige, wie auch der Wipfel zierlich, ſtraußfederartig überhängen. Blätter oval, ſpitz, mit ein— gedrückter Oeldrüſe am Rücken, angedrückt, vierzeilig, glänzend dunkelgrün. Männliche Blüten ſehr zahlreich, walzig, vor dem Aufſpringen der Pollenſäcke ſchön purpurroth. Zapfen kuglig, Sſchuppig, anfangs grün und violett geſcheckt, reif gelblichbraun: Samen ohrförmig, meiſt je 3 unter jeder Schuppe. Dieſer ſchöne, in ſeinem Vaterlande Californien (zwiſchen 40 und 42° Br.) über 30 Met. Höhe und bis 0,6 Met. Stammſtärke erreichende Baum, welcher erſt 1856 nach Europa gebracht wurde, iſt gegenwärtig nicht nur eine Zierde vieler Gärten des größten Theiles unſeres Floren— gebiets, ſondern in Baiern“) auch bereits ein Gegenſtand der Forſtkultur geworden. Er verdient es auch, da er eine raſchwüchſige Holzart iſt, ſich als winterhart erwieſen hat und ein vorzügliches, als Bauholz brauchbares Holz (wenigſtens in Californien!) erzeugt. Er ſcheint am beſten auf einem friſchen Sandboden zu gedeihen und nur in den erſten Lebensjahren gegen plötzliche Inſolation bei Froſtwetter empfindlich zu ſein. Außer Ch. Lawsoniana ſind folgende Arten erwähnenswerth, weil dieſelben, wenn auch nicht für die Forſtwiſſenſchaft, ſo doch als Garten-Ziergehölze ſich für den größten Theil unſeres Gebiets (Ch. nutkaénsis auch für die norddeutſche Zone) eignen: Ch. sphaeroidea Sp. (Cupressus thyoides L.), die „White Cedar“ der Amerikaner (zum Theil), ein in den Sumpfgegenden der ſüdöſtlichen Vereinigten Staaten heimiſcher Baum, welcher noch in Mitteldeutſchland zu einem 10 Met. hohen Baume wird und zahlreiche ſehr kleine kuglig-eckige Zapfen von bläulichgrauer oder brauner Farbe hervorbringt. Ch. nutkaönsis Sp. (Cupr. nutkaönsis Lamb.. Thujopsis borealis Hort. Pe- trop.), die „Sitcha-Cypreſſe“, ein ſchöner Baum mit oberſeits glänzend dunfel- grünen, unterſeits blaßgrünen, ſcharf zugeſpitzten Schuppenblättern und kugligen grauen erbſengroßen Zapfen. — Nordweſtküſte des nördlichen Nordamerika (beſonders am Nootkaſund) und auf der Inſel Sitcha. Ch. ericoides Carr. (Retinispora ericoides Zuce.), Strauch mit abſtehenden Schuppenblättern, welche auf der obern Seite mit 2 graugrünen Streifen gezeichnet ſind. Aus Japan. Bei dieſer Art ſind die Zweige walzenförmig, bei den beiden vorhergehenden platt zuſammengedrückt, wie bei den Lebensbäumen. ) In der Oberförſterei Kranzberg, wo ein jetzt ſechsjähriger Beſtand von 4,6 Hektar Größe exiſtirt, welcher Gutes erwarten läßt. Die älteſten in Deutſchland vorhandenen Exemplare befinden ſich in den Anlagen von Bonn (e. 40jährig) und in der Landgemarkung Rothaurach in Baiern (45—50 jährig). Vgl. Dankelmann's Zeit⸗ ſchrift, 1882, Märzheft. 249 2. Tribus. Lebensbaumartige. Thujopsideae. XI. Thuja L. Lebensbaum. Schuppenblätter an den platt zuſammengedrückten Zweigen vier— reihig, dicht dachziegelig, randſtändige zuſammengeſchlagen, die an den breiten Seiten ſtehenden ausgebreitet, flach, alle auf dem Rücken gewöhnlich mit einer Oeldrüſe. Blüten an kurzen kammförmig geſtellten Seitenzweigchen, männliche an den untern, weibliche an den obern Seitenſproſſen der be— blätterten Zweige, erſtere erſt zur Blütezeit (im Frühjahre), letztere ſchon im Sommer vor der Blütezeit deutlich entwickelt, beiderlei knospenförmig, von den oberſten vier Schuppenblättern des Zweigleins kelchartig um— ſchloſſen. Männliche Blüten geſtielt, aus 6 kreuzweis gegenſtändigen Staub— blättern mit kreisrundem ſchildförmigem Connectiv und 4 Pollenſäcken be— ſtehend, weibliche aus 6 ebenfalls kreuzweis gegenſtändigen, ſchuppen— förmigen, fleiſchigen, eiförmigen, ſpitzen, abſtehenden Fruchtblättern mit je 2 Samenknospen am Grunde zuſammengeſetzt. Zapfen klein, im Herbſt reifend, hängend, ei-länglich, mit flachen, ſtumpfſpitzigen, erſt zur Reifezeit aus einander weichenden Schuppen, unreif gelblichgrün, reif zimmtbraun, entleert noch lange Zeit hängen bleibend und ganz abfallend (Fig. XXXIII. 14. 15). Samen linſenförmig zuſammengedrückt und doppelt geflügelt, Flügel dünnhäutig, an der Spitze des Samens an einander ſtoßeud; Keim mit 2— 5 Kotyledonen. Trägwüchſige Bäume Nordamerikas, deren Schuppenblätter während des Winters (wenigſtens bei andauernder ſtrenger Kälte) eine ſchmutzig röthlichbraune Färbung annehmen, die ſich im Frühling wieder verliert. 42. Thuja oceidentalis L. Gemeiner Lebensbaum. Synonyme und Abbildungen: Th. occidentalis L. Spec. pl. 1422, Rich. Conif. 43, t. 7, f. 1, Loud. Arb. IV, f. 2312 — 2313, Encyel. f. 1991, Nouv. Duh. III, t. 4, Endl. Syn. p. 51, Carr. Conif. p. 103, Henk. Hochst. Syn. p. 278. — Cupressus Arb. vitae Targ., Cedrus lyeia et Arb. vitae Clus., „White Cedar“ der Amerikaner. Baum 3.— 2. Größe, oft auch ſtrauchartig mehrſtämmig, mit lockerer pyramidaler oder auch ganz unregelmäßiger Krone, welche aus faſt hori— zontal vom Stamm abgehenden, ſchlangenförmig nach abwärts gebogenen und dann mit der Spitze wieder bogig emporgekrümmten, ſchlanken bieg— ſamen, mit glatter graubrauner Rinde bedeckten Aeſten beſteht. Beblätterte Zweige ſchlaff herabhängend, mit kammförmig zweizeilig angeordneten Seitenſproſſen. Blätter der älteren Zweige bis 4 Millim. lang, alle feſt anliegend, ſtumpfſpitzig, mit buckelförmiger Oeldrüſe am Rücken, diejenigen a der Breitſeiten verkehrteiförmig-länglich, die randſtändigen kahnförmig. Blüten 2 Millim. lang, männliche bräunlichgelb, weibliche hell gelbgrün, beiderlei ſehr zahlreich, oft über die ganze Krone verbreitet. Zapfen 7— 13 Millim. lang, Samen 3—4 Millim. lang. Dieſer ſeit 1566 in Europa eingeführte Baum, welcher in Nordamerika von Canada bis Virginien und Carolina auf ſumpfigem Boden große Strecken Landes in reinem Beſtande bedeckt und dort bis 24 Met. hohe Stämme bildet, hat ſich als Ziergehölz in unſerem ganzen Florengebiet, beſonders aber in deſſen nördlicher Hälfte, vollſtändig eingebürgert, taugt jedoch, da er ſelbſt in Süddeutſchland kaum über 15 Met. hoch wird und höchſtens 4½ Decim. Stammdurchmeſſer erreicht, dabei langſam wächſt, S reiches Holz ein vorzügliches Nutz- und Bauholz abgeben würde. In Siebenbürgen ſoll er allerdings bis 2 w. F. Stammdurchmeſſer erreichen. Dieſer Lebensbaum verträgt noch die Winter des öſtlichen Livlands. Die Kunſt der Gärtner hat viele Varietäten hervorgebracht. Als Ziergehölze dürften ferner noch in Norddeutſchland folgende in botaniſchen und Handelsgärten Mittel-, Weſt- und Süddeutſchlands, ſowie Oeſterreich-Ungarns mehr oder weniger verbreitete Lebensbaumarten im Freien angebaut werden können: Th. plicata Don. (Th. sibirica und Warreana Hort.). Zweige oberſeits glänzend dunkelgrün, unterſeits graugrün, breiter und weniger hängend als bei Th. occidentalis; Schuppenblätter breiter, oval, ſtumpf. Kleiner Baum oder Strauch, von welchem in den Handelsgärten verſchiedene Varietäten gezogen werden. — Weſtliches Nordamerika, angeblich auch Sibirien. Th. gigantea Nutt. (Th. Lobbii Hortor.). Baum 2. — 1. Größe (in ſeinem Vaterlande) mit weit ausgebreiteten Aeſten, aufrechten Zweigen, glänzendgrünen zu— geſpitzten Schuppenblättern und aufrechten länglichen Zapfen, welche noch einmal ſo groß als bei Th. occidentalis ſind. — Weſtliches Nordamerika bis zum Nootkaſund. Hält überall im Freien aus, zeigt im Süden (ſo zu Miramare) ein ſehr raſches Wachs— thum und dürfte ſich daher zum Anbau als Waldbaum empfehlen. Th. Menziesii Dougl. Aeſte lang ruthenförmig, dicht beſetzt mit kurzen Zweigen, Schuppenblätter ohne Rückendrüſe, randſtändige borſtig zugeſpitzt, Zapfen klein. — Baum 3.— 2. Größe von der Nordweſtküſte Nordamerikas und Californiens. Dieſe Art iſt neuerdings in Deutſchland zum Anbau als Forſtbaum empfohlen und in allen Provinzen Preußens auf den Staatsrevieren verſuchsweiſe angebaut worden. Sie zeigt vom 3. Lebensjahre an einen lebhaften Höhenwuchs (dreijährige Pflanzen ſind ſchon bis 60 Centim. hoch) leidet aber (wenigſtens in Preußen) durch Auffrieren, Froſt, Dürre und Verdämmung. Biota orientalis Don. (Thuja orientalis L.) unterſcheidet ſich von der Gattung Thuja durch dicke klappenförmige an der Spitze hakig gebogene Zapfenſchuppen, welche am Grunde 2 nußartige ungeflügelte Samen tragen und durch den Mangel der Oeldrüſe am Rücken der Blätter, welche hier mit einer Längsfurche verſehen ſind. Ein in China und Japan heimiſcher und in Mittelaſien häufig angepflanzter und ver— 251 wilderter Baum, welcher dort ſehr groß und ſtark wird,“) in Deutſchland aber höchſtens 8 Met. Höhe erreicht. Findet ſich nächſt Th. occidentalis in Gärten und namentlich auf Kirchhöfen Süddeutſchlands und Oeſterreich-Ungarns (wo er viel häufiger kultivirt wird, als Th. occidentalis) am häufigſten angepflanzt, iſt aber gegen ſtrenge Winter— kälte ſehr empfindlich und will daher ſchon in Norddeutſchland nicht mehr gut im Freien gedeihen. Er bildet eine dichte kegelförmige eypreſſenartige Krone, trägt die Zweige aufrecht mit den Kanten nach oben und unten, mit den Breitſeiten nach rechts und links gerichtet und hat länglich-kuglige eckige blaubereifte Zapfen, welche noch einmal ſo groß ſind, als bei Th. occidentalis. In botaniſchen und Handelsgärten findet man eine große Anzahl von Varietäten dieſes Lebensbaumes. Aus der Gruppe der Schuppencypreſſen (Actinostrobeae) iſt bis jetzt keine Art bekannt geworden, welche das Klima Deutſchlands und Deutſch-Oeſterreichs vertrüge. Doch wäre es möglich, daß eine Art ſich zur Anpflanzung als Ziergehölze in den Gärten der rheinischen, ſüddeutſchen, Alpen-, ungariſchen und adriatiſchen Zone eignete, nämlich der patagoniſche Alercebaum (Fitzroya patagonica Hook.), ein ſchöner Baum 1. Größe, welcher in Chile und im ſüdlichen Patagonien heimiſch iſt und dort bisweilen rieſige Dimenſionen erreicht (bis 4,5 Met. Durchmeſſer). Er hat zu 3 quirlſtändige länglich-ovale ſtumpfſpitzige abſtehende, oberſeits ſattgrüne, unterſeits mit 2 weißlichen Streifen gezeichnete Schuppenblätter und bringt kugelrunde erbſengroße graue Zapfen hervor. 4. Tribus. Wachholderartige. Junipexineae. XII. Juniperus L. Wachholder. Blätter zu 3 quirlſtändig oder zu 2 kreuzweis gegenſtändig, dach— ziegelförmig an einander gedrängt oder getrennt ſtehend, 3, 4 oder 6 Längs— reihen bildend, am Grunde entweder durch Gliederung mit der Achſe vex— bunden und dann abfallend oder angewachſen herablaufend und dann an der Achſe vertrocknend, ſchuppen-, pfriemen- oder nadelförmig, bei manchen Arten von zweierlei Form bei einer Pflanze. Blüten klein, end- oder achſelſtändig, männliche kätzchenförmig, walzig, aus wirtelförmig um eine Spindel geſtellten Staubblättern beſtehend, welche an ihrer Baſis unterſeits 3—6 der Länge nach aufſpringende Pollenſäcke tragen und deren aufrechte blattartige Connective dachziegelförmig über einander liegen (Fig. XXXIII. 7); weibliche knospenförmig, aus gegen- oder quirlſtändigen, dicken flachen, dachziegelförmig ſich deckenden Fruchtblättern gebildet, von denen die untern ſteril und am Grunde verwachſen ſind, während die oberſten zur Blütezeit ) So ſteht in Turkeſtan unweit des „Alabaſterberges“ ein Rieſenexemplar, das für einen heiligen Baum gilt und angeblich über 1000 Jahre alt ſein ſoll. Die Ge— ſammthöhe beträgt nur 12,6 Met., dagegen der Umfang in 6 Decim. Höhe über dem Erdboden 4,64 Met., der Durchmeſſer der Krone 11,5 Met. abſtehenden an ihrem Grunde je eine aufrechte Samenknospe tragen (Fig. XXXIII. 8). Indem dieſe Fruchtblätter ſich ſpäter vergrößern, die Samenknospen überwachſen und ſowohl unter ſich als mit den tieferſtehenden ſterilen Fruchtblättern verſchmelzen, entſteht die ſogenannte Wachholder— beere ), d. h. ein Beerenzapfen von kugliger Geſtalt, an deſſen Scheitel die freigebliebenen Ränder der oberen Fruchtblätter noch mehr oder weniger deutlich ſichtbar find (XXXIII. 9). Samen 3, ſelten 2 oder 1, mit lederartiger Schale, von zahlreichen Oelbehältern umgeben (XXXIII. 11, h. 12, h), in die zuletzt gewöhnlich fleiſchig-ſaftig gewordene Maſſe der verſchmolzenen Fruchtblätter eingebettet. Keim mit 2 Kotyledonen. Bäume und Sträucher der nördlichen Halbkugel mit zerſtreuten oder undeutlich quirlſtändigen Aeſten und wechſelſtändigen Zweigen. Henkel und Hochſtetter zählen 34 Arten auf, welche in 2 Sektionen und mehrere Unter— gruppen zerfallen und von denen die folgenden in unſerem Florengebiet theils wild theils häufig angepflanzt vorkommen. J. Sade- oder Sevenbäume (Sabina Spach.). Blätter freuz- weis gegenſtändig oder zu 3 quirlſtändig, entweder alle ſchuppenförmig oder zweigeſtaltig, nämlich ſchuppenförmige und pfriemen- bis nadelförmige an verſchiedenen Zweigen einer Pflanze, alle angewachſen herablaufend und gewöhnlich eine Oeldrüſe am Rücken tragend. Weibliche Blüten nickend, aus mehrern Paaren kreuzweis gegenſtändiger, fleiſchiger, nach außen ſchild— förmig verdickter und auf der Mitte des Schildes gebuckelter oder beſpitzter Fruchtblätter beſtehend, von denen die zwei oberſten Paare Samenknospen tragen. Beerenzapfen eiförmig-kuglig, am Scheitel und an den Seiten durch die freigebliebenen Ränder und Buckel oder Spitzen der Fruchtblatt- ſchilder kantig-eckig, 1 — 4 ſamig. a. TCypreſſenartige (eupressiformes). Alle Blätter der erwachſenen Pflanze von gleicher Geſtalt, ſchuppenförmig, kreuzweis gegenſtändig, dicht dachziegelig, vierreihig. Beblätterte Zweige deshalb ſtumpf vierkantig. Juniperus phoenicea L. Zapfen braun, nicht bereift. b. Verſchiedenblättrige (heterophyllae). Blätter der jungen Triebe ſchuppen⸗ förmig, angedrückt, ſpäter häufig ſich pfriemen- oder nadelförmig verlängernd und ausbreitend, daher an älteren Trieben anders geſtaltet, an beiden bald kreuzweis gegenſtändig, vierreihig, bald in dreigliedrigen Wirteln, 3—6reihig. ) Daß dies in der That der Fall iſt, beweiſt eine am Kaukaſus vorkommende Varietät oder richtiger Monſtroſität des gemeinen Wachholders, bei welcher die drei oberen Fruchtblätter ſich nicht über den Samen ſchließen ſondern offen bleiben, weshalb ein halbkugliger oben offener Fruchtkörper entſteht, in deſſen Höhlung die drei Samen unverhüllt liegen (Fig. XXIII. 13). — 935 64. Alle Blätter kreuzweis gegenſtändig vierreihig, die meisten ſchuppenförmig. Beerenzapfen nickend, reif ſchwarz, hellblau bereift. . . J. Sabina L. 3. Blätter theils kreuzweis gegenſtändig, theils zu 3 quirlſtändig, an den jüngſten Trieben meiſt ſchuppen-, ſonſt pfriemen- bis nadelförmig. Beeren zapfen aufrecht, reif dunkel purpurroth, bläulich bereift . J. virginiana L. II. Echte Wachholder (Oxycedrus Spach). Blätter zu 3 quirlſtändig, in getrennten alternirenden Wirteln, 6 reihig, am Grunde ge- gliedert, pfriemen- oder nadelförmig, abſtehend, oberſeits rinnig vertieft, unterſeits convex und gekielt, ohne Oeldrüſe. Weibliche Blüten aus dreigliedrigen Wirteln flacher ſpitzer Fruchtblätter beſtehend, von denen nur die drei oberſten je eine Samenknospe tragen. Beerenzapfen fuglig, nur am Scheitel von den freigebliebenen Rändern und Spitzen der drei oberſten Fruchtblätter gekrönt, meiſt 3 ſamig. a. Blätter nadelförmig, gerade, ſteif und ſtechend ſpitz. 4. Beerenzapfen groß, reif braunroth, nicht bereift .. J. Oxycedrus L. 2 - groß, braunroth, bläulich bereift. . J. macrocarpa Sibth. 7. - klein, reif ſchwarz, hechtblau bereift .. J. communis L. b. Blätter nadelförmig, aber ſichelartig gekrümmt, ſtumpf nicht ſtechend. Beeren— zapfen reif ſammetſchwarz, bläulich bereift . tt. . J. nana W. J. Sektion. Sabina Sp. Seven-, Sadebäume. 43. Juniperus phoenicea L. Phöniziſcher Sadebaum. Synonyme und Abbildungen: J. phoenicea L. Spec. 1471. Loud. Arb. IV. 2501, f. 2361. Nouv. Duh. VI, t. 17, Endl. Syn. p. 30, Carr. Conif. p. 51, Henk. Hochst. Syn. p. 343, Pokorny Holzpfl. p. 10, Neilr. Croat. p. 52; Rchb. Ic. fl. germ. XI. t. 536, f. 1144. Baum 3. Größe oder Großſtrauch mit aufrechten braunberindeten Stämmen und runden Aeſten, welche mit vielen Zweigen beſetzt ſind und eine länglich-kegelförmige Krone bilden. Blätter der jungen Pflanze nadelförmig, planconvex, ſtechendſpitz, 5——8 Millim. lang, zu 3 quirlſtändig, 6 reihig, der älteren kreuzweis gegenſtändig, ſehr klein (1- 3,2 Millim. lang) rhombiſch-eiförmig ſtumpf, am Rücken convex mit einer Drüſe, ſpäter eingedrückten Furche, ſelten (ältere) etwas pfriemenförmig, hellgrün). ) Streng genommen müßte auch J. phoenicea zur Gruppe der verſchiedenblättrigen Sadebäume geſtellt werden. Da aber nur in den erſten Lebensjahren Nadel-, ſpäter immer blos Schuppenblätter gebildet werden, ſo ſteht er beſſer in der Gruppe der cypreſſenartigen. Uebrigens iſt es mir ſehr wahrſcheinlich, daß auch bei den übrigen Arten dieſer Gruppe die jugendliche Pflanze nadel- oder pfriemenförmige Blätter beſitzt. — Männliche Blüten zeritreut, eiförmig-länglich, 5—6 Millim. lang, hell roſtbraun; Connectivſchilder breit abgerundet. Beerenzapfen zuletzt auf— recht, kuglig-eiförmig, 8 — 10 Millim. lang, reif gelbbraun hart, zuletzt weich, rothbraun, glänzend, mit 3—4 Samen. Fleiſch trocken und faſrig. Harzreicher, angenehm balſamiſch duftender Baum oder Strauch von 3 6 Met. Höhe. Blüht im April. Auf trocknen, ſonnigen, ſteinigen Hügeln und an felſigen Orten im Küſtenlande Dalmatiens und auf den dalmatiſchen Inſeln, auch in Kroatien (auf der Südſeite des Sveto Brdo). Iſt durch die ganze Mediterranzone verbreitet, namentlich in Südſpanien, Südportugal und Nordafrika häufig; gedeiht ſchon in Süddeutſchland nur noch an geſchützten Stellen im Freien. Sieht ohne Beeren einer Cypreſſe zum Verwechſeln ähnlich. Sein feſtes röthliches Holz wird als Brennholz und zu Rebpfählen verwendet. 44. Juniperus Sabina L. Gemeiner Sadebaum. Synonyme und Abbildungen: J. Sabina L. Spec. 1472, Endl. Syn. p. 22, Carr. Conif. p. 34, Henk. Hochst. Syn. p. 331, Rchb. Ie. I. c. f. 1143; Pokorny Holpfl. p. 11, Neilr. Ung. Slav. p. 73, Croat. p. 52, Heuff. Banat. 162, Schur Transsilv. p. 626, Knapp. Pfl. Galic. p. 81. — J. lusitanica Mill., J. davurica Pall., J. tamariscifolia Hortor.. Sabina officinalis Garcke. — Sadebaum, Sevenbaum, Säbenbaum, Sefel. Mittel- bis Großſtrauch, ſelten baumartig, vieläſtig, mit brauner, im Alter längsriſſiger faſriger Rinde. Blätter kreuzweis gegenſtändig vierreihig, dunkelgrün, an den jungen Trieben rhombiſch-eiförmig, 1 bis 2 Millim. lang, ſtumpf, am Rücken convex mit einer eingedrückten läng⸗ lichen Oeldrüſe, an älteren lang herablaufend, länglich zugeſpitzt, 4 bis 7 Millim. lang, mit langer drüſentragender Rückenfurche, bei jüngeren und bei kultivirten Exemplaren oft alle lanzettförmig, pfriemenförmig zugeſpitzt, lang herablaufend, mit abſtehender Spitze. Männliche Blüten keulen— förmig, 5—7 Millim. lang, ſehr zahlreich und gedrängt ſtehend, hellbraun; Connectivſchilder breit abgerundet. Beerenzapfen niedergedrückt kuglig, 7—8 Millim. breit, 5— 6 Millim. hoch, reif braunſchwarz mit hechtblauem Reif. Fleiſch grün, Samen 1—4, eiförmig, knochenhart. Holz im Kern ſchön purpurroth und gewäſſert, von angenehmem Geruch, feinjährig und dauerhaft. Denn nur ein Zufall hat mich in Spanien in den Beſitz ganz junger Pflanzen von J. phoenicea geſetzt, welche eben angefangen hatten aus den Endknospen der nadel— blättrigen Zweige ſchuppenblättrige Triebe zu entwickeln. Von andern cypreſſen— förmigen Sadebäumen habe ich noch keine jungen Pflanzen geſehen. n Widrig balſamiſch duftender Strauch mit bald aufrechten, bald bogen- oder knieförmig aufſteigenden, bald auf den Boden geſtreckten und ſich dann oft radial ausbreitenden Stämmen von 2—3 Met. Länge, durch Kultur wohl auch zu einem kleinen Baum mit meiſt krummſchäftigem Stamm und unregelmäßiger Krone werdend. Aeſte ausgebreitet, Zweige aufrecht, ſehr dicht beiſammenſtehend, vielfach faſt fächerförmig veräſtelt. Die kultivirte Pflanze hat gewöhnlich pfriemenförmige, abſtehende Blätter und nur an den jüngſten Trieben kürzere anliegende aber auch ſpitze. Dergleichen kommen auch bei jüngeren Exemplaren der ſpontanen Pflanze vor. Alte Exemplare der letzteren und kultivirte (auch ältere) ſehen einander wegen der Verſchiedenartigkeit der Blattform oft ſo unähnlich, daß ſie zwei ver— ſchiedene Arten zu ſein ſcheinen und geben ſich nur durch die einfarbig dunkelgrünen Blätter, den widerwärtigen harzig-balſamiſchen Geruch der Zweige und die völlig gleichgeſtalteten Beerenzapfen, als zuſammengehörend zu erkennen. Die wildwachſende Pflanze variirt weniger bezüglich der Blatt— form, als hinſichtlich des Wuchſes, indem ſie in niedrigen ruhigen Lagen einen aufrechten Mittel- bis Großſtrauch von unregelmäßiger Kronenform, in höhern und namentlich den Stürmen exponirten Lagen ein pyramidales Bosquet von 1—2 Met. Höhe, oder auch einen an die Knieholzform der Bergkiefer erinnernden rundlichen flach abgewölbten bis einſeitig hingeſtreckten, faſt kriechenden Buſch von 1 Met. Höhe bildet“). Blüht im April oder Mai *). Der Sadebaum wächſt wild an trocknen ſteinigen und felſigen ſonnigen Orten, beſondes auf Kalkboden in Gebirgen der Alpen-, Karpathen-, unga— riſchen und adriatiſchen Zone, am häufigſten in den ſüdlichen Alpen, wo er von der obern Berg- bis in die Schneeregion verbreitet iſt (z. B. in den ſüdtiroler Alpen bis 7200 p. F. — 2343,2 Met. und truppweiſe vorzu— kommen pflegt. Auch in den Centralalpen iſt er ſtellenweiſe häufig, ſo an den Berghängen des vorderen Oezthales in Tirol, wo er nach Kerner zwiſchen 3000 und 6500 F. (974 und 2118 Met.) bald als Unterholz lichter hochſtämmiger Nadelwälder, bald in reinen Beſtänden vorkommt und noch auf den dürrſten und ſonnigſten Schieferfelſen in vollſter Ueppigkeit wuchert, beſonders bei weſtlicher und ſüdlicher Expoſition, die ihm am ) Letztere Formen, welche nur bei niedergeſtreckten Stämmen vorkommen, habe ich in ausgezeichnetſter Weiſe auf den hohen Plateaus und den Hochgebirgen des ſüd— licheren Spaniens beobachtet, runde Büſche namentlich auf den bis 1300 Met. an ſchwellenden Plateaus zwiſchen Neucaſtilien und Aragonien, einſeitig geſtreckte an den Hängen der Sierra Nevada in einer Höhe von 19502270 Met. * Bei kultivirten weiblichen Exemplaren kommen nicht ſelten auch einzelne männliche Blüten por. 256 beften zu behagen ſcheint In den nördlichen Alpen iſt er ſehr ſelten (im Salzburgiſchen, in den bairiſchen Alpen im Graswang bei Ammergau, um Berchtesgaden am Nordabhang des Fagſteins, angeblich am Untersberge, zwiſchen 4800 bis 5800 p. F. — 1558,8— 1883,5 Met. nach Sendtner), desgleichen in der Karpathenzone (an Kalkfelſen des Pinninengebirges in Galizien und zwar bisher nur auf der Sokolica und am Faeimiech be— obachtet, nach Knapp), ungariſchen Zone (blos im Banat an Felſen des Domuglad bei Mehadia nach Heuffel), häufiger wieder in der adriatiſchen Zone (in Kroatien am Fuße des Velebit, namentlich in großer Menge auf den Waldblößen des Crnopac, im Gebirge bei Samobor, nach Neilreich), in Dalmatien (am Biokowo u. a. O.). Dagegen findet ſich dieſe Holzart nicht allein in den genannten Zonen, ſondern auch in der ſüddeutſchen, rheiniſchen, ja ſelbſt mitteldeutſchen Zone in Gärten (namentlich Bauern— gärten, hier nicht ſelten baumartig, wohl auch am Spalier) und Parken angepflanzt, wereinzelt ſelbſt noch in Norddeutſchland. In den baltiſchen Provinzen wie auch in Oſtpreußen gedeiht ſie nicht mehr im Freien. In der rheiniſchen und ſüddeutſchen Zone findet ſie ſich auch hin und wieder verwildert (z. B. im Elſaß in Weinbergen). Außerhalb unſeres Florengebiets iſt der Sadebaum als ſpontane Holz— art durch ganz Südweſt-, Süd- und Südoſteuropa, ſowie durch Kleinaſien, die Kaukaſusländer, und das ſüdliche Nordaſien verbreitet, wo er überall in der ſubalpinen und alpinen Region hoher Gebirge und Plateaus vorkommt (in den Pyrenäen, mittel- und ſüdſpaniſchen Hochgebirgen, Apenninen, Hoch— gebirgen Griechenlands und Kleinaſiens, im Ural, Kaukaſus, Altai, dem dahuriſchen Alpenland u. a.). Er iſt alſo eine entſchiedene Gebirgspflanze und durch einen großen Theil Europas und Aſiens verbreitet, jedoch wohl nirgends von forſtlicher Bedeutung. C. Koch (Vorleſ. üb. Dendrol. S. 394 ff.) iſt der Meinung, daß der Sadebaum der Alpen und überhaupt der europäiſchen Hochgebirge und der aſiatiſche, den er den ſibiriſchen nennt, ſpeeifiſch verſchieden ſeien. Der ſibiriſche S., zu dem die Mehrzahl der in Gärten kultivirten baumförmigen Exemplare gehören und der um die Mitte des 16. Jahrh. in die Gärten Europas eingeführt worden ſein ſoll, beſitzt nach C. Koch ein dunkleres Grün, abgerundete Aſtenden, und hängende dunkelblaue Beeren, der Alpen-S. dagegen ein helleres Grün, ſpitze Aſtenden und ſchmutzig mennigrothe (?) ſtets aufrechte (?) Beeren. Dagegen muß ich bemerken, daß der Sadebaum der Sierra Nevada, welcher mir wenigſtens bezüglich ſeines Wuchſes und ſeiner Blattform mit dem der Alpen vollkommen identiſch zu ſein ſcheint, ebenfalls hängende blaue Beeren trägt. Denjenigen der Alpen habe ich mit reifen Beeren noch nicht geſehen. Immer— hin wäre es ja möglich, daß der europäiſche und der aſiatiſche Sadebaum zwei ver— ſchiedene Arten ſind. In dieſem Falle hätte aber nicht die aſiatiſche den Beinamen Sabina zu führen, wie Koch meint, welcher blos dieſen für den echten Sadebaum hält, 257 ſondern der europäiſche, denn „Sabina“ iſt der Volksname, den dieſe Wachholderart in Spanien und Portugal ſeit undenklichen Zeiten hat. Der niedergeſtreckten kriechenden Form des Sadeſtrauches iſt J. prostrata Pers., der kriechende Sadeſtrauch, eine in Nordamerika, beſonders in Canada heimiſche Art, welche in botaniſchen Gärten Deutſchlands häufig kultivirt wird und noch in Gebirgsgegenden Mitteldeutſchlands im Freien aushält, ſehr ähnlich. Sie unterſcheidet ſich von J. Sabina namentlich durch ihre grau- bis violettſchwarzen un— bereiften Beerenzapfen. Dagegen kann die baumartige Form des kultivirten Sadebaums leicht verwechſelt werden mit J. sabinoides Griseb., einem ſtets (?) baumartigen Sadebaume des Orients, welcher ſich hin und wieder in der rheiniſchen und ſüd— deutſchen Zone angepflanzt findet (namentlich in botaniſchen Gärten) und vielleicht auch noch in der mitteldeutſchen Zone als Freilandspflanze fortkommt. Er unter— ſcheidet ſich von der echten Sabina, deren Geruch er beſitzt, durch ſcharf zugeſpitzte oft pfriemenförmige und oberſeits bläulichweiß gefärbte Blätter und namentlich durch kleinere kugelrunde, meiſt einſamige, blauviolette aber nicht bereifte Beerenzapfen *). 45. Juniperus virginiana L. Virginiſcher Sadebaum. Synonyme und Abbildungen: J. virginiana L. Spec. 1471, Rich. Conif. p. 37, t. 6, f. 2; Loud. Arbor. IV, p. 2495, f. 2357, Nouv. Duh. VI, t. 16; Endl. Syn. p. 27, Carr. Conif. p. 43, Henk. Hochst. Syn. p. 335. Nördlinger, Forſtbot. II. 471. — J. arborescens Mönch, J. caroliniana Du Roi. „Virginiſche Ceder, rothe Ceder“. Baum 3.— 2. Größe mit geradem, aber ſehr abfälligem, tief gefurchtem, von einer äußerlich graubraunen, innen rothbraunen längsriſſigen Faſer— borke bekleidetem Stamme und pyramidal-kegelförmiger, jedoch abgerundeter, ſehr tief angeſetzter, aus dichtſtehenden horizontalen reichverzweigten Aeſten zuſammengeſetzter Krone. Blätter theils kreuzweis gegenſtändig vierreihig, theils zu 3 in alternirenden Wirteln, 6 reihig, ſchuppen- und pfriemenförmig, erſtere rhombiſch- eiförmig ſcharf zugeſpitzt, 1—3 Millim. lang, angedrückt, letztere lineal-pfriemen- bis nadelförmig, fast ſtechend ſpitz, oberſeits rinnen— förmig, unterſeits convex, 3—15 Millim. lang, abſtehend; beiderlei am Rücken mit einer länglichen buckelförmigen Oeldrüſe, glänzend hell bis dunkelgrün, die pfriemenförmigen oft oberſeits bläulichweiß. Männliche Blüten am Ende kurzer Zweigchen, zahlreich, oft über die ganze Krone verbreitet, ) Henkel und Hochſtetter ziehen zu dieſer Art irrigerweiſe J. turbinata Guss., eine himmelweit verſchiedene, zu den eypreſſenförmigen Wachholdern gehörige, mit J. phoenicea ſehr nahe verwandte Art mit ſehr großen eiförmigen braunen Beerenzapfen, mit welcher die von mir im ſüdlichſten Andaluſien aufgefundene J. oophora Kze. identiſch iſt. Letztere vereinigen die genannten Autoren nach dem Vor— gange Endlicher's mit J. thurifera L., mit der fie nichts gemein hat. J. turbinata iſt ein niederliegender Strauch und eine echte Strandpflanze, J. thurifera ein dick— und hochſtämmiger Baum 2. Größe und eine entſchiedene Gebirgspflanze. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. ö 107 — 0 I —— länglich-eiförmig, 3—4 Millim. lang, hell roſtbraun, mit ſehr convexen breit abgerundeten Connectivſchildern. Beerenzapfen furzgeftielt, aufrecht, kugelig-eiförmig, 6—8 Millim. lang, dunkelpurpurn und bäulich bereift. Dem gemeinen Sadebaum äußerſt ähnlich, namentlich jung, wo er einen pyramidalen Buſch bildet, zumal da ſeine Zweige einen ähnlichen, wenn auch weniger unangenehmen balſamiſchen Geruch haben. Variirt außer- ordentlich bezüglich der Form, Färbung und Stellung der Blätter (wenigſtens die Kulturpflanze). Alte oder ältere Bäume haben faſt nur angedrückte vierreihige Schuppenblätter, welche blos an den älteſten noch beblätterten Zweigen pfriemenförmig verlängert und etwas abſtehend erſcheinen. Dagegen wechſeln bei jüngeren Bäumen ſchuppen- und pfriemenförmige Blätter un— aufhörlich und find letztere bald 4 bald Greihig angeordnet. Die zuerſt im Frühling ſich entwickelnden Triebe ſcheinen vorzugsweis zu 3 geſtellte, die ſpäter zur Entwickelung gelangenden (der zweite Trieb) 4 reihige Blätter zu beſitzen. Erſtere dehnen ſich raſch zu pfriemenförmigen Blättern aus, letztere bleiben bald ſchuppenförmig, bald werden auch ſie zu Nadeln. Wird bei und zwiſchen dem 12. und 20. Jahre mannbar. Blüht im April. Der virginiſche Sadebaum, welcher bald zwei- bald einhäuſig iſt, wächſt in den Vereinigten Staaten, wo er von der Cedar-Inſel im Champlain-See und vom Maine-Diſtrict bis Kap Florida und bis an die Geſtade der Nordküſte des Golfs von Mejico (vom 68.— 20. Breitengrade) verbreitet und namentlich in den öſtlichen Staaten häufig iſt, auf ebenem trockenem ſandigem Boden, und erreicht dort c. 50 p. F. (16 Met.) Höhe. Seit 1664 in Europa eingeführt hat er ſich daſelbſt völlig akklimatiſirt. Früher ſehr häufig in Gärten und Parken unſeres Gebiets iſt er neuer— dings ziemlich ſelten, weil durch andere exotiſche und ſchönere Cupreſſineen verdrängt worden. Dafür iſt er neuerdings mit Recht in die Forſtwirth— ſchaft eingeführt worden, da er ſich nicht nur als völlig winterhart erwieſen hat, ſondern auch raſchwüchſig iſt und ein feinfaſeriges ſchön rothbraunes Holz beſitzt, welches bekanntlich vorzugsweiſe zur Bekleidung der Bleiſtifte verwendet wird und daher einen großen Werth hat. Er gedeiht faſt über— all in unſerem Florengebiet in den Regionen des Tieflands, der Hoch— ebenen und in der unteren Bergregion vorzüglich und wird daſelbſt binnen 75 bis 100 Jahren zu einem Baum von 16—18 Met. Höhe. Nur in Norddeutſchland iſt ſeine Kultur im Freien unſicher und in den baltiſchen Provinzen gar nicht mehr möglich. In Preußen, Braunſchweig, Sachſen und namentlich Baiern iſt der virginiſche S. bereits vor einer Reihe von Jahren verſuchsweiſe im Walde im größeren Maaßſtabe angebaut worden, ja in Baiern (auf den Beſitzungen des Herrn v. Faber) giebt es ſchon jetzt 13—15jährige Beſtände von mehreren Hektaren Größe. Die älteſten noch — — —— lebenden Gartenexemplare in Deutſchland ſind 75— 140 Jahre alt und ſtattliche Bäume mit / — 1 Met. Stammumfang. Am beſten ſcheint der virginiſche S. auf einem friſchen, milden Lehmboden zu gedeihen. Mannbar geworden trägt er faſt alljährlich reichlichen und keimfähigen Samen). Unter den exotiſchen Sadebäumen dürften folgende ebenfalls anbauwürdig ſein: Juniperus chinensis L. Chineſiſcher S. Zweihäuſiger Baum 2. bis 1. Größe mit pyramidaler Krone. Blätter meiſt gegenſtändig, vierzeilig, ſeltner zu 3, ſechszeilig, theils ſchuppenförmig, oval, mit freier aber angedrückter Spitze, theils lineal— lanzettlich, ſtechend zugeſpitzt, abſtehend, alle hellgrün, mit länglicher Oeldrüſe am Rücken. Beerenzapfen kuglig oder eckig, 5—8 Millim. lang und 6—10 Millim. breit, grauviolelt. — Im Himalaya (zwiſchen 1950 und 5165 Met.), in China und Japan. Gedeiht noch bei Berlin vorzüglich und hat ſich dort als vollkommen winterhart erwieſen. J. excelsa M. Bieb. Hoher Sadebaum. Baum 2. Größe mit pyramidaler, aus kurzen aufrecht gekrümmten Aeſten gebildeter Krone. Blätter gegenſtändig, vier— zeilig, eiförmig, ſtumpf, am Rücken mit Oeldrüſe, ſelten pfriemlich. Beerenzapfen kuglig, 9—12 Millim. lang und breit, tief blaupurpurn, 3—5 Samen enthaltend. — Auf den Inſeln des griechiſchen Archipels und in Kleinaſien, wo er auf dem cilieiſchen Taurus (Bulgar Dagh) nach Kotſchy zwiſchen 1300 und 2079 Met. Wälder bildet, auch auf den Hochgebirgen Armeniens, Syriens, Perſiens und Arabiens. Würde ſich vielleicht für die adriatiſche Zone eignen, da er zu Miramare vortrefflich gedeiht. Nach Griſebach iſt dieſe Art identiſch mit dem auch auf den Hochgebirgen des griechiſchen Feſtlandes wie Weſtaſiens wachſenden ſtinkenden S. (J. foetidissima W.). 46. Juniperus Oxycedrus L. Ceder-Wachholder. Synonyme und Abbildungen: J. Oxycedrus L. Spec. 1470, Rich. Conif. t. 6, f. 1, Nouv. Duh. VI, t. 15, f. 2, Rchb. Ic. fl. germ. XI, t. 537, f. 1145; Endl. Syn. p. 10, Carr. Conif. p. 23, Henk. Hochst. Syn. p. 315, Pokorny, Holzpfl. p. 10, Neilreich, Croat. p. 52. — J. macrocarpa Ten. Fl. neapol. t. 247, Loud. Arbgr. IV. f. 2353, Koch Syn. fl. germ. p. 765 (nicht macrocarpa Sibth.). Aufrechter Mittel- bis Großſtrauch oder kleiner Baum von 3 bis 4 Met. Höhe mit pyramidaler bis an den Boden hinabreichender Krone, welche aus zahlreichen ſcharfkantigen Aeſten und Zweigen beſteht. Blätter in genähert ſtehenden dreigliedrigen Wirteln, alt faſt horizontal abſtehend, nadelförmig, 12— 18 Millim. lang und bis 1,6 Millim. breit, lineal, ſcharf zu— geſpitzt, ſehr ſtarr und ſteif, ſtechend-ſpitz, oberſeits rinnenförmig mit einem vorſpringenden Mittelnerv, welcher ſammt den Blatträndern hellgrün iſt, mit 2 bläulichweißen Streifen dazwiſchen, unterſeits ſcharf gekielt, hellgrün. Männliche Blüten in den Blattwinkeln vorjähriger Triebe, zahlreich, länglich, 4— 5 Millim. lang, bräunlich, mit eiförmigen ſpitzen ſtark convexen Connectivſchildern, weibliche ebenfalls blattwinkelſtändig, ſpärlicher, ſehr ) Vgl. Dankelmann's Zeitſchrift, 1882, Februar und März. un „„ klein. Beerenzapfen beinahe ſitzend, kugelig, glatt, reif glänzend roth— braun, unbereift. Variirt mit kleineren (7—9 Mm. langen) Beerenzapfen (J. Oxyce- drus microcarpa Neilr., J. Oxycedrus Koch, J. rufescens Lk., Loud. Arb. f. 2351—52, Endl. Syn. p. 11, Carr. Conif. p. 15, Henk. Hochst. Syn. p. 316) und mit größeren (10—12 Mm. langen) Beerenzapfen (J. macrocarpa Koch, nicht Sibth., welche Art Pokorny mit Unrecht zu J. Oxycedrus zieht). Blüht im April. Iſt zweihäuſig, wie alle folgenden Arten. Nur in der Litoralregion der adriatiſchen Zone (Iſtriens, Dalmatiens, Kroatiens), wo er an wüſten ſteinigen und felſigen Orten wächſt, nicht ſehr häufig (z. B. um Fiume, zwiſchen hier und Cirkvenica, an der Südſeite des Velebit.) und daher von keiner forſtlichen Bedeutung. Iſt durch die ganze Mittelmeerzone (wo er namentlich in Spanien ſehr häufig vorkommt und dort von der Meeresküſte bis 6000 p. F. — 1848,5 Met. emporſteigt) Eu— ropas, durch das nordweſtliche Afrika (Marokko, Algerien), durch das nörd— liche Kleinaſien, die Krim und die weſtlichen Kaukaſusländer verbreitet. Gedeiht in der rheiniſchen, ſüddeutſchen und ſüdlichen ungariſchen Zone, ſowie in den warmen Thälern der Alpenzone noch im Freien, findet ſich dort jedoch faſt nur in botaniſchen Gärten. In Mitteldeutſchland erfriert er in ſtrengen Wintern. 47. Juniperus macrocarpa Sibth. Großfrüchtiger Wachholder. Synonyme und Abbildungen: J. macrocarpa Sibth. Fl. graec. prodr. II, p. 263, Henk. Hochst. Syn. S. 314; Reichenb. Ic. Flor. german. et helv. XI, f. 1146, Antoine Cupress. S. 10, t. 8; J. Biasolettii Lk., Ant. a. a. O. t. 28, J. umbilicata Gren. Godr.; J. Willkommi Ant. a. a. O. t. 7; J. sphaerocarpa Ant. a. a. O. t. 10; J. Oxycedrus Ant. a. a. O. t. 11—15. Aufrechter Großſtrauch oder kleiner Baum von 3—5 Met. Höhe mit röthlich-aſchgrauer Rinde und aus weit abſtehenden Aeſten, deren obere ſammt den Zweigen dreikantig und überhängend ſind, zuſammengeſetzter Krone. Blätter in dreigliedrigen genäherten Wirteln, ſehr abſtehend, ſtarr, lineal— lanzettlich, ſtechend-ſpitz, 12—18 Millim. lang und 2 Millim. breit, über der Baſis höckrig verdickt, oberſeits plan, weiß mit ſchmalem grünem Mittelkiel, unterſeits convex, ſcharf gekielt, grün. Männliche Blüten eiförmig oder länglich, 4— 7 Millim. lang. Beerenzapfen kuglig oder eiförmig-kuglig, 12—15 Millim. lang und breit, braunroth, mehr oder weniger bläulich bereift, jung am Scheitel dreiſpitzig. ed Nur am Rande Iſtriens, zwiſchen Trieſt und Duino bei Nabreſina, ſowie bei Pola und auf den dalmatiniſchen Inſeln. Iſt durch die ganze Mittelmeerzone von Südportugal bis Spanien verbeitet und wächſt nur auf Dünenſand und an felſigen Plätzen des Küſtenſaumes. Blüht im März und April. 48. Juniperus communis L. Gemeiner Wachholder. Synonyme und Abbildungen: J. communis L. Spec. 1470, Rich. Conif. p. 33. t. 5, Nouv. Duh. VI, t. 45 f. 1, Loud. Eneyel. f. 2013, Hartig, Forſtkulturpfl. p. 89, t. 10, Rchb. Ic. fl. germ. XI. t. 535, f. 1141; Endl. Syn. p. 15, Carr. Conif. p. 21, Henk. Hochst. Syn. 320; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 467, Pokorny Holzpfl. p. 9, C. Koch, Dendrol. Vorleſ. S. 398. — J. communis vulgaris Loud. Arb. IV, 2489, J. communis g. montana Neilr. Ung. Slav. p. 73, Knapp, Galitz. p. 80. — „Wed- holder, Steckholder, Knirkbuſch, Kranawitt oder Kronawett (öfterr.), Kranatbaum, Feuer— baum, Kaddie (lith.), Kaddick (lett., in Kurland), Machandelboom (plattdeutſch), Kräwet— baum, Dexenſtaude.“ Franz. „Genéprier.“ Holländ. „Geneverstruik.“ Klein- bis Großſtrauch oder Baum 3. ſelbſt 2. Größe mit tief angeſetzter pyramidal-kegelförmiger Krone. Aeſte zerſtreut oder undeutlich quirlſtändig, bei Bäumen weit abſtehend, mit abwärts gebogenen Enden. Zweige zahlreich, hängend, jung mehr oder weniger deutlich dreikantig. Rinde anfangs glatt, ſchon an zweijährigen Zweigen oder Stämmchen braun, verwandelt, ſich bald in eine längsriſſige, ſich in Schuppen, Streifen und Bändern abſchülfernde, graubraune Faſerborke. Blätter in genäherten Wirteln, faſt rechtwinklig abſtehend, 8—16 Millim., mitunter bis 25, ſelbſt 30 Millim. lang und 0,7 —2 Millin. breit, lineal, am Grunde verſchmälert, ſcharf zugeſpitzt, ſtechend ſpitz, gerade, oberſeits flach-rinnig, hellgrün mit breitem bläulichweißem Mittelſtreif, unterſeits gekielt hellgrün (Fig. XXXIV, 10), bis 4 Jahre bleibend. Blüten achſelſtändig, ſchon im Sommer oder Herbſt vor der Blütezeit entwickelt, am Grunde von kleinen Schuppen— blättern umgeben; männliche länglich, 3—4 Millim. lang, gelb; Connectiv- ſchilder breit eiförmig zugeſpitzt (XXXIV, 8. 9.); weibliche den Blattknospen ſehr ähnlich, ſehr klein, hellgrün, mit dachziegeligen breit eiförmigen zugeſpitzten Fruchtblättern und 3 weit vorſtehenden weißlichen Samenknospen am Scheitel (XXXIV, 4). Beerenzapfen ſehr kurz geſtielt, eifürmig⸗kuglig, im erſten Herbſt grün, reif (im Spätherbſt des 2. Jahres) blauſchwarz hecht— blau bereift, mit braunem harzig-ſüßlichem Fleiſch, 6 — 10 Millim. lang. Samen 1—3, mit knochenartiger Schale, von vielen Oelbehältern um— geben (XXXIII, 11. 12.). Keimpflanze mit 3 nadelförmigen Kotyledonen. — Blüht im Süden des Gebiets im April, in Mitteldeutſchland im Mai, im Norden Anfang Juni. Trägt, wenn mannbar geworden, alle Jahre Gemeiner Wachholder, Juniperus communis L. 1. Weiblicher Zweig mit diesjährigen unreifen und vorjährigen reifen Beeren; — 2. Trieb mit männlichen und 3. Trieb mit weiblichen Blüten; — 4. vergr. Kurztrieb mit einer endſtändigen weiblichen Blüte, daneben derſelbe geſpalten; — 5. 6. vergr. Beere geöffnet und darüber ein Same; — 7. vergr. männliche Blüte; — 8. drei wirtelig ſtehende Staubbeutelträger derſelben von unten; 9. dieſelben von oben, ſtark vergr.; — 10. vergr. Nadel und deren Querſchnitt. 283 reichlich, weshalb man im Herbſt immer unreife grüne und reife ſchwarze Beeren (welche im Laufe des Winters vertrocknet abfallen) auf den weib— lichen Exemplaren in Menge findet. Im Herbſt geſäte Samen keimen im nächſten Frühlinge, im Frühling geſäte erſt nach einem bis 2 Jahren. Der Wachholder vermag unter günſtigen Verhältniſſen ein ſehr hohes Alter und rieſige Dimenſionen zu erreichen“). Formenkreis. Innerhalb ſeines ſehr großen Verbreitungsbezirks variirt der gemeine Wachholder außerordentlich je nach dem Klima und der Bodenbeſchaffenheit. Es laſſen ſich folgende Hauptformen unterſcheiden: cc. vulgaris (J. communis q. montana Neilr. und Knapp), die gewöhnliche Form. Im größten Theil des Gebiets meiſt ein niedriger bis über mannshoher Buſch von eiförmiger oder pyramidaler Geſtalt mit auf— rechten oder aufſteigenden Stämmchen, in der norddeutſchen Zone, namentlich aber in den baltiſchen Provinzen (zumal in Kurland) auch häufig ein Bäum— chen von 3—7 Met. Höhe und meist bis an den Fuß hinabreichender pyramidal⸗kegelförmiger Krone, deſſen Stamm gewöhnlich geradſchäftig iſt, bis 16 Centim. Stärke zu erreichen vermag, und nach unten zu (wie auch die Stämme der ſtrauchigen Form) gewöhnlich Maſerknollen bildet, überhaupt ſelten rund, ſondern meiſt ſpannrückig iſt. Die Baumform der baltiſchen Provinzen geht über in die Varietät: g. suecica (J. suecica Mill. Dict. 2, J. fastigiata Knight). Baum 3. Größe mit aufrecht-abſtehenden oder aufſteigenden Aeſten, welche eine ſchmal kegelförmig zugeſpitzte ſehr dichtzweigige Krone bilden. Blätter ſchmäler, kürzer, weniger ſtechend, oberſeits etwas convex, Blattquirle ent— fernter geſtellt, als bei der gewöhnlichen Form, Beeren größer. 7. hibernica (J. hibernica Lodd., J. pyramidalis und strigta Hort.). Pyramidaler Buſch mit aufrechten Aeſten und kurzen Zweigen. Nadeln kürzer und weniger ſpitz und ſtechend, als bei «. d. compressa (J. compressa Rinz., J. hispanica Presl.). Pyra⸗ midaler oder convexer dicht geſchloſſener Buſch mit aufrechten, aufſteigenden und ſelbſt niedergeſtreckten Stämmen und ſehr dicht benadelten Zweigen. Nadeln 6—12 Millim. lang, 1½—2 Millim. breit, Beere größer als bei der Hauptform, von rothbrauner bis ſchwarzpurpurner Grundfarbe, ebenfalls ) Einer der größten Wachholderbäume, vielleicht der größte Europas, iſt erſt kürzlich dem Alter erlegen. Er ſtand im Kirchſpiel Ermas in Livland und beſaß einen ſo dicken Stamm, daß denſelben 2 Männer kaum umſpannen konnten; ſeine Krone war tellenförmig abgeplattet. Sein Alter wurde auf 2000 Jahre geſchätzt. (Oeſterr. Forſtzeitung, 1885, S. 137). In Norwegen giebt es Wachholderbäume von 912,5 Met. Höhe und bis 2,5 Met. Stammumfang, von denen viele eine vollkommen cypreſſenähnliche Kronenform haben. (Schübeler, a. a. O. S. 141 ff.). 264 hechtblau bereift, halb jo lang, wie das Blatt, in deſſen Achſel fie fteht. Zu dieſer in Südeuropa verbreiteten Varietät ſcheint auch die von Schur aus Siebenbürgen beſchriebene J. intermedia (Schur a. a. O. S. 625) zu gehören. Der ſpaniſche Wachholder kommt in ganz Iſtrien und Dalmatien, mit Ausnahme der höchſten Berge, ſowie anf den Inſeln Leſſina, Liſſa, Brazza u. a. vor, faſt aus- ſchließlich auf Kalk und bildet dort nicht ſelten Bäume von 4—5 Met. Höhe und 20—40 Centim. Stammdurchmeſſer, welche ſogar als Bauholz benutzt werden. Auf den genannten Inſeln werden ſeine Gabelzweige zur Unterſtützung der niedrig ge— zogenen Weinreben verwendet, in Dalmatien ſeine Beeren in Hungerjahren eingeſotten als Nahrung genoſſen. 6. prostrata. Niedriger, rundliche / 1 Met. hohe, flach convexe ſehr dichtzweigige Büſche bildender Strauch mit niederliegenden oder knie— förmig aufſteigenden, radial ausgebreiteten Stämmchen und kurzen aufſteigen— den und aufrechten knotigen Zweigen. Nadelquirle ſehr genähert, an den jüngſten Zweigen ſich dachziegelartig deckend. Nadeln 4—10 Millim. lang 1—1'/, Millim. breit, wenig ſtechend, oberſeits ſtark rinnig mit breitem Mittelſtreif. Beere halb ſo lang wie ihre Nadel. Dieſe Varietät bildet den Uebergang zur folgenden Art (J. nana). Abgeſehen von dieſen Formen, welche der Mehrzahl nach wohl als klimatiſche Varietäten aufzufaſſen ſind, hat die männliche Pflanze ſtets einen andern Wuchs als die weibliche. Die Erſtere wird in der Regel größer und bildet als aufrechter Buſch oder als Baum ſtets eine pyramidale bis kegelförmige Krone, während die weibliche, meiſt kleiner bleibende eine weit mehr in die Breite wachſende und ſich ſperrig ver— äſtelnde Krone beſitzt. Die größten Wachholderbäume unſerer Gärten ſind gewöhnlich männliche Exemplare. Letztere pflegen ſo reichliche Blüten zu entwickeln, daß zur Zeit des Blühens der Blütenſtaub bei der geringſten Erſchütterung der Pflanze in gelben Wolken entweicht. Beiderlei Pflanzen entwickeln eine Pfahlwurzel, welche ſtets ſchief in den Boden eindringt und ſich bald unterhalb des Stammes knollig verdickt, wodurch ein dicker, knorriger Wurzelſtock entſteht, welcher an Harz und wohlriechendem Oel viel reicher iſt als das Stammholz. Letzteres, feinjährig, mit excentriſch gelegenem Mark und undeutlichen Jahrringen, gelblichweiß, im Kern gelbbraun, riecht ebenfalls ſehr angenehm. Es iſt feſt, zäh und ſehr dauerhaft. Vorkommen und geographiſche Verbreitung. Der gemeine Wachholder liebt vorzüglich einen trocknen feſten Sand- und Granitboden (namentlich kalkigen), gedeiht aber auch auf jedem andern Boden, ja ſelbſt auf ſumpfigem naſſem mooſigem Moorboden, iſt überhaupt eine ſehr genüg— ſame an die Nährkraft des Bodens wenig Anſpruch machende Holzart. Ebenſo kann er ſowohl hohe Wärme als ſehr niedrige Kälte vertragen; nur ſehr kalter trockener Oſtwind vermag ihm im Frühjahr gefährlich zu werden). So hatte der Wachholder in den öſtlichen Küſtengegenden der nordkuriſchen Halbinſel, wo er ungemein häufig iſt, durch die anhaltenden eiſigkalten Oſtwinde des 265 Anhaltend trockene Luft jagt ihm nicht zu, weshalb er Steppengebiete mei— det; das ſchönſte Gedeihen zeigt er in einem an atmoſphäriſchen Nieder— ſchlägen und Nebeln reichen Klima auf ſandig-humoſem friſchem Boden, wo er als Baum ſogar ziemlich geſchloſſene Beſtände zu bilden vermag (3. B. im nördlichen Kurland). Der Wachholder findet ſich in Europa vom Nordkap (71° 10° Br.) bis auf die Inſeln des mittelländiſchen Meeres (c. 35“ Br.) und von Por— tugal bis zum Kaukaſus und iſt von letzterem Gebirge oſtwärts durch Mittel⸗ und Nordaſien bis Kamtſchatka und Japan (?) verbreitet. Gegen ſeine Aequatorialgrenze hin iſt er überall eine entſchiedene Hochgebirgspflanze, während er in der kälteren gemäßigten und kalten Zone ſowohl in Gebirgen als in Tiefebenen und Strandgegenden vorkommt. Ueber ſeine Höhenver— breitung liegen nur ſpärliche Angaben vor, von denen die wenigſten auf wirklichen Meſſungen beruhen dürften. Im ſüdlichen Norwegen geht er im Mittel nach Schübeler bis ungefähr 1255 Met., in Bergen Stift (61° 30°) nach Blytt bis 1443 Met. In den mittel- und ſüddeutſchen Gebirgen ſteigt er bis in die ſubalpine Region (z. B. im Bairiſchen Walde nach Sendtner bis 3467 p. F. — 1125,9 Met.), d. h. in vielen jener Ge— birge bis auf die höchſten Kuppen und Kämme empor. Auch in den nörd— lichen Alpen (wo er z. B. in den bairiſchen nach Sendtner bis 4300 F. — 1497 Met. angetroffen wird) und in den Centralalpen, ja ſelbſt in den ſüdlichen Alpen und den nördlichen Apenninen, wo er nach Hilde— brand bis 5000 p. F. (= 1623,7 Met.) verbreitet iſt, ſcheint es noch keine untere Wachholdergrenze zu geben, da er im ganzen norditaliſchen Hügelland, ſogar noch in Tiefebenen bei Venedig wachſen ſoll. Im ſüd— weſtlichen, ſüdöſtlichen und ſüdlichſten Europa dagegen zeigt die vertikale Verbreitung des Wachholders eine obere und untere Grenze. So bildet dieſe Holzart als Strauch in allen Gebirgen der pyrenäiſchen und griechiſch— türkiſchen Halbinſel einen Gürtel, welcher z. B. in den ſpaniſchen Pyre— näen zwiſchen 3000 und 5000 p. F. (974 und 1623,7 Met.), im Gua— darramagebirge bei Madrid zwiſchen 3500 und 6000 F. (1136,6 und 1948,5 Met.), in der Sierra Nevada zwiſchen 6500 und 8000 F. (2118 und 2598 Met.), in den Gebirgen Macedoniens und Thrakiens nach Griſe— bach zwiſchen 4600 und 5200 p. F. (1493,8 und 1688,7 Met.), am Athos und Hämus nach demſelben Autor zwiſchen 5200 und 6000 p. F. (1688,7 und 1948,5 Met.) liegt. Dort, im Guadarramagebirge, im Kau— kaſus (wo er nach Hildebrand nur auf dem Kasbeck bei 6000 p. F. vor— Frühjahres 1871 ſehr bedeutend gelitten. Viele Sträucher und Bäume waren gänzlich erfroren und faſt kein einziger ohne vom Froſt getödtete Zweigen und Aeſten. — 6 kommen ſoll) und in der Sierra Nevada ſteigt der Wachholder am höchſten über den Meeresſpiegel empor. Auch in der Karpathenzone iſt eine untere Grenze des Wachholders vorhanden, indem derſelbe nach Kerner im eigentlichen ungariſchen Tieflande fehlt und auf den daſſelbe durchziehenden oder begrenzenden Höhen nicht unter 110 Met. auftritt. Die obere Grenze liegt im mittelungariſchen Berglande bei 750, im Bihariagebirge (wo übrigens ſein Vorkommen auf das Gebiet der weißen Körös beſchränkt iſt) bei 600 Met. Seehöhe. In den Karpathen Siebenbürgens findet ſich dieſer Strauch nach Schur bis 4000 w. F. oder 1264 Met. (die Variet. intermedia nur in der Buchenregion, namentlich des Fogareſer-Gebirgs zwiſchen 3— 4000 F.). Ueber den Einfluß der Expoſition auf die Höhen— verbreitung iſt noch weniger bekannt, als über dieſe ſelbſt. Doch ſcheint dem Wachholder ſüdliche Expoſition mehr zuzuſagen als nördliche (3. B. am Mt. Ventoux geht dieſe Holzart nach Martins an der Südſeite bis 1801, an der Nordſeite blos bis 1577 Met. empor), was auch ſehr wahrſcheinlich iſt, da er einen trockenen und ſonnigen Standort liebt. Innerhalb ſeines großen Bezirks zeigt der Wachholder eine ſehr un— gleichmäßige Vertheilung. Zwar nimmt die Zahl feiner Individuen unleug— bar von S nach N und von W nach O zu, und erreicht dieſe Holzart, wenigſtens in Europa und beſonders innerhalb unſeres Florengebiets, im Norden und Oſten das Maximum ihres Vorkommens; aber der Wachholder fehlt in vielen Gegenden gänzlich, wo er vorkommen müßte, da ſolche dieſelben Boden- und Klimaverhältniſſe beſitzen, wie unmittelbar angrenzende, wo er vielleicht ſehr häufig auftritt. Abgeſehen von dem Eingriff der Menſchen an vielen Oertlichkeiten durch Aushauen des Wachholders in Wäldern und durch Urbarmachung von mit Wachholdergebüſch bedeckt geweſenen Landſtrichen mögen auch noch unergründete natürliche Urſachen vorhanden ſein, welche dem Wachholder nicht erlauben, ſich in gewiſſen Landſtrichen anzuſiedeln “). Der Wachholder kommt bald als Unterholz in Nadel- und Laubwaldungen zerſtreut oder horſtweiſe vor, bald bedeckt er für ſich allein kleinere oder größere Landſtrecken. Letzteres iſt namentlich in der norddeutſchen Zone, ganz beſonders in den baltiſchen Provinzen der Fall. Schon in der Lüne— burger Haide, noch mehr in Oſtpreußen ſieht man bedeutende Strecken ſan— digen Bodens mit niedrigem Wachholdergebüſch bedeckt, welches bald in ge— ſchloſſenem Beſtande, bald und häufiger mehr räumdenartig wächſt, auch ſieht man dort hin und wieder ſchon Wachholderbäume. Eine viel hervor— *) So fehlt z. B. der Wachholder im öſtlichen Kurland und den angrenzenden Gegenden des Gouvern. Witebsk (zu beiden Seiten der Düna zwiſchen Dünaburg und Jakobsſtadt) faſt gänzlich, während er in den umliegenden ganz gleiche klimatiſche und Bodenverhältniſſe beſitzenden Landſtrichen ungemein häufig iſt. Sr ragendere Rolle ſpielt aber der Wachholder in der Phyſiognomie der Land— ſchaft in den baltiſchen Provinzen, ganz beſonders in Kurland, dem nord— weſtlichen Livland, in Ehſtland und auf den großen Inſeln Oeſel, Dagö und Moon. Ungeheure Flächen ſandigen und moorigen Kalkbodens der letzteren wie auch des benachbarten Ehſtland ſind faſt ausſchließlich mit zerſtreuten Büſchen der Varietät 8. bedeckt, jo daß man ſich auf die knieholzbedeckten Kämme des Rieſengebirges, mit denen jene „Wachholderhaiden“ eine auf— fallende Aehnlichkeit beſitzen, verſetzt glauben kann. Im Schutze des Waldes dagegen erhebt ſich der Wachholder dort überall baumartig vom Boden, ja im nördlichen Kurland kommen zwiſchen anderem Wald ziemlich ausgedehnte reine Beſtände der baumartigen Form von &. vor. Einen ähnlichen Ein— druck, wie die Wachholderhaiden des Nordens mag die von Kerner ſo anziehend geſchilderte Wachholderformation machen, welche die zwiſchen der Donau und Theiß hinziehenden ſandigen Landhöhen großentheils bedeckt und wo der Wachholder als einzige immergrüne Holzart und als einziger Re— präſentant der Nadelhölzer mitten in dem weiten ſteppenreichen Gebiete des ungarischen Tieflandes auftritt“). Die Varietät A. ſoll in Schweden und Finnland, die Varietät y. in Irland vorzugsweiſe vorkommen, während 9. namentlich im Weſten Europas verbreitet zu ſein ſcheint. Zwiſchen allen dieſen Formen giebt es zahlreiche Uebergänge. Die Varietät . findet ſich nach Herbarienexemplaren auch in Mittel-Rußland (3. B. im Gouvernement Wjätka) und dürfte zweifelsohneweit nach Sibirien hinein verbreitet ſein. 49. Juniperus nana Willd. Zwergwachholder. Synonyme und Abbildungen: J. nana W. Spec. pl. IV, p. 854, Schkuhr Handb. Taf. 338, Koch Syn. p. 764, Rchb. Ie. fl. germ. a. a. O. f. 1142, Endl. Syn. p. 13, Carr. Conif. p. 18, Henk. Hochst. Syn. p. 318. — J. communis var. nana Baumgart. Fl. Transsilv. II, p. 380, Pokorn. Holzpfl. p. 9; J. communis 5. alpina Wahlbg. Fl. Carpat. p. 322, Neilr. Ung. Slav. p. 73, Kroat. p. 51, Knapp Galitz. p. 80; J. alpina Gaud. Fl. helv. VI, p. 301, J. sibirica Burgsdf. Anleit. No. 272. Niederliegender und kriechender Kleinſtrauch oder unter Moos halb verſtecktes Erdholz mit ſchwarzbraun berindeten Aeſten, welche mit zahlreichen aufrechten kurzen, dicht benadelten Zweigen beſetzt find. Blätter 5—10 Millim. lang, 1—1½èͤ Millim. breit, lineal, mehr oder weniger ſichelförmig gekrümmt, ſpitz aber nicht ſtechend, weich, oberſeits ſehr tief gerinnt und faſt ganz bläulich— weiß, unterſeits ſehr convex, ſtumpf gekielt, lebhaft grün; Blattwirtel ſehr genähert ſich faſt dachziegelig deckend, Blätter alle nach einer Seite (auf- ) Kerner, Pflanzenleben der Donauländer, S. 37. —— ul: wärts) gekrümmt. Beerenzapfen eifürmig=fuglig, reif faſt ebenſo lang, als das zugehörige Blatt, tiefſchwarz, blau bereift. Blüht im Juni bis Auguſt. Auf mooſigem Moorboden der arktiſchen und kalten Zone rings um den Pol herum, ſowie in der ſubalpinen bis zur Schneeregion der Hoch- gebirge Mittel- und Südeuropas, Sibiriens und Kamtſchatkas. Dieſer Wach— holder, den viele Botaniker für eine bloße Hochgebirgs- und Polarform des gemeinen Wachholders betrachten, von deſſen ihm am nächſten ſtehenden Variet. s. er ſich aber immerhin unterſcheidet, anch durch ſeine Vorliebe für torfigen Moorboden, beſitzt alſo einen ungeheuer großen Verbreitungsbezirk, tritt auch im Norden Europas, Aſiens und Nordamerikas maſſenhaft auf, hat aber dennoch wegen ſeiner geringen Größe nirgends eine forſtliche Be— deutung. Innerhalb unſeres Florengebiets gehört der Zwergwachholder zu den ſeltneren Holzarten, indem er als entſchiedene Hochgebirgspflanze auf- tritt. In der norddeutſchen, rheiniſchen, ſüddeutſchen und ungariſchen Zone fehlt er gänzlich und in der mitteldeutſchen kommt er nur auf wenigen Gebirgen ſpärlich vor (auf dem böhmiſchen Iſergebirge bei 2350 p. F. — 763 Met., auf den Kämmen des Rieſengebirges bei 3000—4500 p. F. — 974-1461 Met. ſtellenweis, im Mähriſchen Geſenke am Hockſcher und Altvater). Dagegen iſt er in den Alpen und Karpathen, wo er auf ſteinigen mit Knieholz bedeckten moorigen Triften am liebſten wächſt, recht häufig; ja, im Bihariagebirge bekleidet er nach Kerner ganze Strecken der wald— loſen Hochgebirgsrücken. Im karpathiſchen Syſtem iſt er von der Babia Gora bis in's ſüdliche Siebenbürgen und bis in's Banat verbreitet, in den Alpen von der Dauphins bis Kroatien. In den Schweizeralpen wächſt er nach Chriſt zwiſchen 1800 und 2500 Met., in den bairiſchen Alpen nach Sendtner zwiſchen 4300 und 6850 p. F. (1146,4 und 2224,5 Met.) Höhe, in dem Bihariagebirge der Karpathen nach Kerner auf der Ungarn zugekehrten Seite zwiſchen 1158 und 1700 Met., während er auf der ent— gegengeſetzten bis 798 Met. im Mittel hinabſteigt und ſchon bei 752 Met. auftritt. Im Jura tritt er nach Chriſt bei 1300 Met. auf, in den ſüd— macedoniſchen Gebirgen nach Griſebach zwiſchen 5200 und 7200 p. F. (1689 und 2339 M.). Am höchſten aber ſteigt er im äußerſten Süd⸗ weſten Europas, nämlich in der Sierra Nevada, wo er bei e. 5000 p. F. auftritt und noch bei 9000 F. (2922,7 Met.) Höhe zu finden iſt. Es mag hier noch auf den pflaumenfrüchtigen Wachholder (Arceuthos drupacea Ant. et Kotschy) aufmerkſam gemacht ſein, einen Baum der Hochgebirge Kleinaſiens und Syriens mit großen eßbaren Beerenzapfen, da dieſer ſich in den botaniſchen Gärten Süddeutſchlands als vollkommen hart bewährt hat und deshalb als Ziergehölz und Obſtbaum in den ſüdlicheren Zonen unſeres Gebiets angebaut zu — 269 — werden verdient. Dieſer in ſeinem Vaterlande eine Höhe von 10 Met. und einen Stammdurchmeſſer von ¼ Met. erreichende Baum, welcher früher auch in Griechen— land verbreitet geweſen ſein muß, da auf dem Olymp und Malevo (im Peloponnes) einzelne Stämme angetroffen worden ſind, beſitzt zu 3 gedrängt ſtehende ſtarre ſtechende Nadeln von 9— 22 Millim. Länge und 3 — 5 Millim. Breite, welche oberſeits ſtark concav und hechtblau überlaufen, unterſeits convex gekielt und glänzend grün find, und trägt einzeln in den Blattwinkeln ſtehende eiförmig⸗kugelige Beerenzapfen, welche reif dunkelpurpurroth und grauviolett bereift ſind und deren zuletzt weiches Fleiſch einen zwar harzigen aber angenehm ſüßen Geſchmack beſitzt. Von der Gattung Juniperus, zu welcher dieſer Baum früher geſtellt worden iſt (J. drupacea Labill.) unterſcheidet ſich derſelbe namentlich dadurch, daß die Samen in einen einzigen dreifächrigen Stein— kern vereinigt find, welcher 3—6 dreiſeitige Samen mit beinharter Schale enthält. Arceuthos drupacea bildet durch ſeinen Steinkern den Uebergang zur folgenden Ordnung. Zweite Ordnung. Steinfruchtähnliche Samen tragende Gymnoſpermen. (Gymnospermae pseudodrupaceae Willk.) Männliche Blüten köpfchen- oder ährenförmig, weibliche knospenförmig, beide am Grunde meiſt von Hüllſchuppen umgeben, erſtere aus mehrern Staubblättern gebildet, nach dem Verſtäuben abfallend, letztere aus einer einzigen aufrechten Samenknospe beſtehend, aus welcher eine ſteinfrucht— oder beerenartige Scheinfrucht entſteht, indem der Same eine knochenharte Schale bekommt und bis über die Spitze, ſeltner ganz, von einer fleiſchig— ſaftigen Hülle umgeben iſt, welche von der ausgewachſenen Scheibe des Samenträgers gebildet wird. Bei einer Gattung (Saxe-Gothaea) entſteht, die Scheinfrucht durch Verwachſung der zahlreichen Fruchtblätter in einen faſt maulbeerartigen Körper, welcher nur einen oder wenige Samen enthält, indem die Samenknospen der meiſten Fruchtblätter fehlſchlagen. Dieſe in Patagonien heimiſche Gattung bildet daher den Uebergang zu den Juniperinen. Samen ſteinkernartig, mit großem Eiweißkörper, in deſſen Mitte der mit meiſt 2 dicken Kotyledonen verſehene Keim liegt. — Meiſt immergrüne, ſelten ſommergrüne ein- oder zweihäuſige Bäume und Sträucher mit be— ſchuppten, ſeltner nackten Knospen und mit nadel -, ſchuppen- oder laub— förmigen Blättern. Zerfallen in 5 Familien (Saxe-Gothaeeae, Taxaceae, Phyllocladeae, Podocarpeae, Dacrydieae), von denen nur die zweite in Europa durch eine ſpontan vorkommende Art repräſentirt iſt. Dieſe 5 Fa— milien werden von den meiſten Botanikern als Tribus einer einzigen (der Taxineen) betrachtet. Nach der Synopſis von Henckel und Hochſtetter gehören zu dieſer Ordnung 79 Arten, von denen die meiſten auf der ſüd— lichen Hemiſphäre, namentlich in Auſtralien, zu Hauſe ſind. Dritte Familie. Eibenartige Holzgewächſe. (Taxaceae Lindl.) Blätter abwechſelnd zweizeilig, nadelförmig zuſammengedrückt, flach lineal, kurz geſtielt. Blattknospen beſchuppt. Blüten blattwinkelſtändig, einzeln, am Grunde von häutigen dachziegelförmig ſich deckenden kreuzweis gegenſtändigen Schuppenblättern umhüllt; männliche kopf- oder ſtraus⸗ förmig, aus einer am Grunde nackten Spindel und ſpiralig daran ſtehenden gekielt⸗ſchildförmigen Staubblättern zuſammengeſetzt, welche an der unteren Fläche des Schildes (Connectivs) 5 — 8 mit einem Längsſpalt nach innen aufſpringende Pollenſäcke tragen (Fig. XXXV, 4. 5.); weibliche fnospen- förmig, ſehr klein, mit eiförmiger Samenknospe, deren halsförmig vorgezogene durchbohrte Mikropyle aus der die Knospe feſt umſchließenden Schuppenhülle hervorragt (XXXV, 6. 7.). Samenknospe am Grunde von einer häutigen Scheibe, einer Erweiterung des Knospenträgers (nach Andern ein Samen— mantel) umgeben (8, a), durch deſſen Vergrößerung und Verdickung ſpäter die fleiſchige, beerenartige, oben offene, daher topfförmige Hülle der Schein— frucht (9, 10) entſteht. Samen mit kruſten- oder knochenartiger Schale, im Herbſt nach der Blütezeit reifend. Keim mit mehr als 2 Kotyledonen. — Immergrüne zweihäuſige Bäume mit zerſtreut angeordneten Aeſten, der Mehrzahl nach in Japan und China heimiſch. 4 Gattungen mit 16 Arten. XIII. Taxus L. Eibe. Charakter der Gattung mit demjenigen der Familie übereinſtimmend !). 50. Taxus baccata L. Gemeiner Eibenbaum. Synonyme und Abbildungen: T. baccata L. Spec. pl. 1472, Schkuhr Handb. t. 339, Rich. Conif. t. 2, Loud. Arb. IV. 2066, f. 1981-1991, Hart. Forſtkulturpfl. p. 92, t. 9, Rchb. Ic. fl. germ. XI, t. 538; Endl. Syn. p. 242, Carr. Conif. p. 517, Henck. Hochst. Syn. p. 352, Pokorny, Holzpfl. p. 20, Nördlinger, Forſtbot. II, S. 472, Parlat. in DC. Prodr. XVI, p. 500. — Eibe, Taxbaum, Eie, Eve, She (plattdeutſch), Eiſenbaum, franz. II. a Baum 3.—2. Größe mit aufrechtem im Alter dickem Stamme, welcher eine rothbraune blättrig aufgeriſſene Rinde, ſpäter eine graubraune, ſich ) Da in Europa nur die Gattung Taxus vorkommt und in unſerem Floren— gebiet von den andern drei Gattungen (Cephalotaxus, Caryotaxus und Prumnopitys) keine Art ſich im Freien kultivirt findet (obwohl vielleicht mehrere Arten in deu ſüdlichen Zonen im freien Lande aushalten dürften), ſo habe ich den Familiencharakter blos nach der Gattung Taxus entworfen. Taxus oder Eibenbaum, Taxus baccata L. 1. Zweig mit männlichen Blüten; — 2. Trieb mit 2 reifen Früchten; — 3. eine noch geſchloſſene männliche Blütenknospe; — 4. eine ſolche aufgeblüht, mit noch geſchloſſenen und (rechts) mit entleerten Staubbeuteln; — 5. der Staubgefäßkörper derſelben, ebenſo; — 6. weibliche Blüte; — 7. dieſe längs durchſchnitten; — 8. dieſelbe fünfmal vergr. daran: die Samenknospe oben mit dem Keimmunde * der nur einen Samendecke (ls), die ſpäter holzig werdende Samenſchale x, der Knospenkern ne mit dem Keimſack, aus welchem ſich bereits das Sameneiweiß, ed p, gebildet hat und in deſſen oberer Hälfte man die Keim— körperchen, ep, ſieht; von den 3 Hüllen unten iſt a der Samenmantel und b Knospen— ſchuppen; — 9. eine halbvollendete Scheinfrucht mit dem noch unausgewachſenen Samen— mantel, a, über welchem der von der Samendecke, is, bedeckte Same emporragt; — 10. eine längs durchſchnittene reife Scheinfrucht: a der fleiſchig gewordene Samenmantel, e der Keim; — 11. Nadel und deren Querſchnitt vom Taxus, 12. daſſelbe von der Tanne, und 13. von der Fichte. (Fig. 6.—10. nach Schacht. Nur Fig. 1. u. 2. nat. Gr.). era periodiſch in Platten ablöſende Borke beſitzt, und mit einer aſt- und zweigreichen, dichten, länglich -pyramidalen oder auch ganz unregelmäßigen Krone. Oft auch ſtrauchartig, indem ſich der Stamm ſchon in Stockhöhe in mehrere ſtarke Aeſte theilt, dann einen dichten breiten Buſch bildend. Blätter 2— 3,5 Gentim. lang und bis 2 Millim. breit, lineal ſpitz, oberſeits glänzend dunkelgrün, unterſeits matt hellgrün ſtumpf gekielt (Fig. XXXV, 11). Männliche Blüten (3—5) von bräunlichen convexen trockenhäutigen Schuppen umhüllt, 5 Millim. lang, ſehr gedrängt an der untern Seite vorjähriger Triebe ſtehend; Schilder rundlich 5—6edig, mit ebenſo vielen Pollenſäcken, ſammt dieſen und dem einzelligen Pollen gelb. Weibliche Blüten (6—10) ſehr klein, grün, ebenfalls an der untern Seite vorjähriger Triebe, weniger häufig, oft ſpärlich. Scheinfrüchte auf kurzem kleinſchuppigem Stiel, reif 8—10 Millim. lang, mit ſcharlachrother Fleiſchhülle und violettem Samen (2), halbreif eichelförmig, indem der Same dann erſt zur Hälfte von dem auswachſenden noch dünnhäutigen Samenmantel umgeben iſt (9). Keim mit wenig entwickelten Kotyledonen, welche in einen kaum eingeſchnittenen Körper verſchmolzen erſcheinen, der ſich erſt beim Keimen in 6—7 quirlſtändige Kotyledonen differenzirt. Der Eibenbaum erreicht ſelten über 10—15 Met. Höhe, aber, da er mehrere Jahrtauſende alt zu werden vermag, mit zunehmendem Alter eine ſehr beträchtliche Stammſtärke“). Rinde, Holz und Blätter entbehren der Harzgänge. Alte Stämme pflegen ſpannrückig und ſehr abholzig zu ſein. Die Krone reicht lange Zeit bis zum Fuß hinab, denn erſt im hohen Alter beginnen die älteſten Aeſte abzuſterben und werden dann ab— geworfen. Sehr häufig gabelt ſich der Stamm oder entwickelt tief unten zu Tochterſtämmen auswachſende Aeſte. Mit vorrückendem Alter theilt ſich der Stamm oft in mehrere Einzelftämme**). Die Hauptäſte ſtehen weit ab und ſind vorherrſchend zweizeilig verzweigt, weshalb dieſe Holzart, zumal da die Nadeln viele Jahre lang leben bleiben, einige Aehnlichkeit mit der ) Der alte jeit Menſchengedenken hohle Eibenbaum in Somsdorf bei Tharand beſitzt bei einer Stammhöhe von 42° in Brufthähe 12° Umfang. Die älteſten bekannten Eiben finden ſich in Kloſtergärten und auf Kirchhöfen in England und Schottland. Eine Eibe in Fotheringhall in Schottland wurde ſchon 1770 für über 2000 Jahre alt gehalten, eine andere auf dem Kirchhofe zu Braburn in der Grafſchaft Kent, welche 1660 einen Durchmeſſer von 2850 Linien — 19,7 Fuß (?) beſaß, dürfte damals gegen 3000 Jahre alt geweſen ſein, da der jährliche Stärkezuwachs ſchon in den erſten 150 Jahren ſelten über 1“, ſpäter weniger zu betragen pflegt. Auch im Kaukaſus giebt es nach C. Koch noch Eibenbäune von 2— 3 Fuß Stammdurchmeſſer und bis zu 60 Fuß (2) Höhe. * Auf einem englischen Friedhof in Withycombe bei Exmouth ſteht ein in 5, bei Cardiganſhire in Wales ein in 12 vollſtändige Einzelbäume getheilter Taxus. a, Edeltanne (Abies pectinata) beſitzt. Sie entwickeln ihrer ganzen Länge nach Achſelknospen, welche theils im nächſten Jahre in Seitenſproſſe aus— treiben, theils als ſchlafende Augen ſich erhalten und dem Baume die ihn auszeichnende Fähigkeit verleihen, Stammſproſſen zu erzeugen. Die ſchar— lachrothen Scheinbeeren gereichen dem weiblichen Baume, welcher größer zu werden ſcheint, als der männliche, im Herbſt zu einer großen Zierde. Sie ſchmecken ſchleimig ſüßlich und ſollen ohne Gefahr gegeſſen werden können, während die Blätter ein narkotiſch wirkendes, namentlich für Pferde, Eſel und Rindvieh tödtliches Gift enthalten. Der Eibenbaum vartirt von ſelbſt wenig; die einzige bemerkenswerthe angeblich ſpontane Varietät iſt die irländiſche Eibe (T. baccata hibernica Hort., T. hibernica Hook.), welche ſich durch aufrechte, eine ſchmale kegelförmige Krone bildende Aeſte und ſparrig abſtehende, faſt ſpiralig angeordnete Nadeln von der gewöhn— lichen Form unterſcheidet. Dagegen hat die Kunſt der Gärtner mehrere Abarten (3. B. mit gelb- oder weißgefleckten Blättern, mit hellgrünen, mit unterſeits bläulichgrünen, mit ſpiralig geſtellten, mit zurückgekrümmten Blättern, mit goldgelben Früchten u. ſ. w.) erzeugt, welche durch Stecklinge vermehrt werden. Der Eibenbaum beſitzt in hohem Grade die Fähigkeit, Adventivknospen zu entwickeln und daher Stamm- und Stocklohden zu treiben. Ueberhaupt iſt ſeine Reproduktionskraft ganz erſtaunlich, indem er ſich nicht nur durch Stecklinge und bis armesdicke Setzſtangen vermehren, ſondern als Heckpflanze gezogen ſich zu Wänden und allerlei Figuren ver— ſchneiden läßt, ohne daß er eingeht. Das häufig knotig und excentriſch gewachſene Eibenholz beſitzt ſehr geringen, oft gar nicht oder nur auf einer Seite vorhandenen weißen Splint und bläulich- bis rothbraunen Kern, iſt “ ſehr feinjährig, geruchlos, feſt und ſchwer, elaſtiſch und zäh unb von faſt unvergänglicher Dauer. Wegen ſeiner Elaſtizität wurde es im Alterthume und Mittelalter allgemein zu Bogen verwendet, was das häufige Vor— kommen gepflanzter Eibenbäume in der Nähe von Burgen erklärt. Periodiſche Lebenserſcheinungen. Eintritt der Mannbarkeit nicht vor dem 20. Jahre. Entwickelung der männlichen Blüten ſchon im Spät— ſommer oder Herbſt vor der Blütezeit, der weiblichen im Frühling. Beginn der Blüte im Süden des Gebiets in der zweiten Hälfte des März, in Mittel- und Norddeutſchland im April bis Mai; Beginn der Samenreife im Süden im Auguſt bis September, im Norden im Oktober bis Anfang November. Aufbrechen der Blattknospen durchſchnittlich 8 Tage ſpäter als der Beginn der Blütezeit. Auflaufen des Samens 2—3 Jahre nach der Ausſaat, wenn der Same ſogleich nachdem er reif geworden, in die Erde gebracht wird; überwinterte Samen ſollen 3—4 Jahre lang im Boden liegen, bevor fie Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 18 „ keimen (Hartig). Keimpflanze derjenigen der Edeltanne ſehr ähnlich. Höhenwuchs außerordentlich langſam, bis zum 6. Jahre durchſchnittlich 25— 30 Millim., dann etwas ſtärker, aber viel unbedeutender, als bei allen übrigen europäiſchen Nadelhölzern. Denn nur unter ſehr günſtigen Verhältniſſen erreicht die Samenlohde binnen 10 Jahren 2 Met. Höhe. Ebenſo iſt der Stärkezuwachs vom Anfang an ſehr gering (ſ. Anmerk. auf 22). Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Der Eibenbaum iſt durch faſt ganz Europa verbreitet, denn er findet ſich vom mittleren Norwegen (unter 61“ Br.) und Schottland (58°) bis Griechenland (370%) und Südſpanien (36°), ſowie von Portugal bis in den Kaukaſus. Außer— halb Europas hat ihn Kotſchy auf dem ciliciſchen Taurus und in Perſien, Szovicz in Armenien gefunden?); auch wächſt er in Algerien (auf dem Djurdjuragebirge), auf den Azoreninſeln, wo er ehedem ſehr häufig geweſen ſein ſoll, und auf Madeira. Die öſtliche Grenze ſeines großen Bezirks berührt unſer Florengebiet, indem ſie von der ſchwediſchen Inſel Aland (60° Br.) in ſüdöſtlicher Richtung verlaufend die Küſte von Ehſtland ſüdlich von Hapſal ſchneidet und nun in nordſüdlicher Richtung durch das weſtliche Livland nach dem Gouvernement Grodno geht, von wo aus ſie ſich zur Bukowina und ſodann nach der Krim und dem Kaukaſus hinzieht. Innerhalb Polens und Rußlands ſcheint die Oſtgrenze nicht genau gekannt zu ſein. Der Eibenbaum iſt keineswegs, wie oft behauptet worden, eine Gebirgspflanze, ſondern findet ſich auch in der Ebene, und nicht blos im nördlichen Theile ſeines Verbreitungsbezirks, ſondern auch im ſüdlichen, z. B. in Frankreich. Der Eibenbaum beſitzt aber auch eine bedeutende vertikale Verbreitung, indem er z. B. im Bairiſchen Walde bis 3423 p. F. — 1111,6 Met., in den Bairiſchen Alpen bis 4300 p. F. = 1146,4 Met. (beide Angaben von Sendtner), in den Karpathen Siebenbürgens (nach Schur), ebenſo in den Pyrenäen bis 5000 p. F. —= 1623,7 Met. ““), in den ſüdſpaniſchen Gebirgen (Serrania de Ronda, Sierra Tejeda, Sierra Nevada) ſogar bis 6000 p. F. — 1948,5 Met. emporſteigt. In den ſüdlichſten Gegenden des geſammten Bezirks iſt die Eibe offenbar eine ) Das angebliche Vorkommen des Eibenbaums in Mittelaſieu beruht wahrſcheinlich auf einer Verwechſelung mit der indiſchen T. Wallichiana Zuce. Im nördlichen Aſien haben weder A. v. Middendorff nach A. v. Schrenk einen Eibenbaum geſehen. Desgleichen dürfte das behauptete Vorkommen dieſer Holzart in Nordamerika auf Ver- wechſelungen mit T. canadensis W. und T. Lindleyana Laws. zurückzuführen jein. h Im Bihariagebirge findet ſich jedoch der Eibenbaum nach Kerner (Oeſterr. bot. Zeitſchr. 1876, S. 366) nur zwiſchen 660 und 950 Met. Er kommt dort ver⸗ einzelt in Buchen- und Tannenwälder eingeſprengt vor. „5 — echte Gebirgspflanze, denn im Kaukaſus, wo fie noch ziemlich häufig vor- kommt, wird fie nicht unter 2000 p. F. — 649,5 Met. angetroffen. Schon in den Bairiſchen Alpen iſt ſie nicht unter 1150 F. — 373,4 Met., in Siebenbürgen nicht unter 3000 F. (?) beobachtet worden. Daß der Taxus früher über die Grenzen ſeines jetzigen Bezirks hinaus verbreitet geweſen ſei, etwa weiter nord- und oſtwärts, iſt kaum glaublich, da keine eine ſolche Annahme beſtätigende Thatſache vorliegt; daß er aber innerhalb ſeines Bezirks, und zwar ganz beſonders auch innerhalb unſeres Florengebiets ehedem viel häufiger, ja in ganzen Beſtänden und Wäldern vorgekommen iſt, dafür ſpricht nicht allein ſein jetziges zerſtreutes Vorkommen in allen Ländern, ſondern auch die Thatſache, daß ſein Name in einer Menge von Orts⸗, Wald⸗ und Bergnamen Deutſchlands und anderer Länder Europas enthalten iſt“), ſowie, daß nicht nur Nachrichten aus alter Zeit das häufige Vorkommen der Eibe in Deutſchland beſtätigen“ ), ſondern daß ſogar noch im vorigen Jahrhundert in mehreren Gegenden (3. B. in Tirol, in Ungarn, in der Tatra und an der obern Theiß, in Galizien) ausgedehnte Waldbeſtände von Taxus vorhanden geweſen, aber ſeitdem wegen der Güte und Brauch— barkeit des Holzes nach und nach ausgerottet worden ſind. Am häufigſten findet ſich die Eibe innerhalb unſeres Florengebiets noch in Pommern, Hannover und Thüringen. In den Miſchwäldern im Oſten des Damm'ſchen Sees, des Papenwaſſers und des großen Haffs finden ſich (beſonders in den „Ibenhorſt“ genannten Waldorten beim Oorfe Pribbernow und des Rehager Reviers) nicht allein viele zerjtreute alte Bäume von 20—30 F. Höhe und 1—2 F. Stärke, ſondern auch zahlreiche junge Bäume, ja ganze kleine ge— ſchloſſene Beſtände ). In ähnlicher Weiſe kommt die Eibe nach Mitthei- lungen des Forſtmeiſters Wißmann in Wäldern der Pleſſe bei Göttingen vor. Ja, im Darmbacher Revier im Eiſenacher Oberlande ſind neben vielen jüngeren Pflanzen noch 311 Bäume von 1 F. und mehr Stammdurchmeſſer vorhanden ). Ferner finden ſich am Veronikaberge bei Angelroda noch ge— gen 150 Stück Taxusbäume, von denen die ſtärkſten gegen 600 Jahre alt ) In Mitteldeutſchland z. B. Eiba, Eibenſtock, Eibenberg, Taxberg, in Nord— deutſchland Ibenhain, Ibenhorſt u. a. m. Vgl. Dr. Langkavel's Aufſatz „Der Eibenbaum“ in Pröhle's Zeitſchrift „Unſer Vaterland“, 1862, 6. 238240, wo ſich ein Verzeichniß der nach der Eibe benannten Oertlichkeiten Deutſchlands befindet. ) Vgl. Caeſar, de bello gallico lib. VI, p. 31. „Cativolcus rex Eburonum . taxo, cujus magna in Gallia Germaniaque copia est, se exanimavit“. ) C. Seehaus, „Sit die Eibe ein norddeutſcher Baum?“ — Bot. Zeitung, 1862, S. 33 ff. ) Roßmäßler, Der Wald. 3. Aufl. S. 376. LS * ee jein mögen). Dieſe Thatſache, ſowie die Benennungen „Eibenberg“ in verſchiedenen Gegenden Mitteldeutſchlands, „Iwald“ (bei Bunzlau in Schle— ſien) u. ſ. w., zu denen ſicherlich nicht das Vorhandenſein blos einzelner Eibenbüſche, wie dort gegenwärtig zu finden, Veranlaſſung gegeben hat, be— weiſen, daß die Eibe ehedem nicht allein, wie Seehaus meint, einen Gürtel durch die baltiſchen Niederungen gebildet hat, mit dem ein zweiter im Süden gelegener Gebirgsgürtel parallel gegangen ſei, ſondern daß dieſe Holzart auch im Hügellande Mitteldeutſchlands verbreitet geweſen iſt. Allerdings läßt ſich in unſerem Florengebiet eine nördliche und eine ſüdliche Eibenzone beſſer nachweiſen, als eine mittlere. Die nördliche beginnt wahrſcheinlich in den Niederlanden und zieht ſich durch die Küſtenländer der ganzen norddeutſchen Zone bis an das Oſtufer des Riga'ſchen Meerbuſens hin ), die ſüdliche umfaßt die Vogeſen, den Jura, Schwarzwald und die ganze Alpenkette bis Kroatien, wie auch die Karpathen ***). Lebensbedingungen. Das natürliche Vorkommen der Eibe beweiſt, daß ſie einen kalkhaltigen Boden liebt. Im Gebirge findet ſie ſich vorzugs— weile auf Kalk (in Thüringen ausſchließlich auf dem zur Muſchelkalkforma— tion gehörenden „Wellenkalk“) ſowie auf kalkhaltiger Geſteinsunterlage (Ba— ſalt, Phonolith, Nephelin-Dolerit, z. B. am Rothſtein bei Sohland in der ſächſiſchen Oberlaufis). Auch die Lehmſchichten Oſtpreußens und Kurlands ſind kalkhaltig und die Inſeln Oeſel und Dagö beſitzen entſchiedenen Kalk— boden. Dieſe Thatſachen ſchließen jedoch die Möglichkeit des Gedeihens der Eibe auch auf nicht kalkhaltigem Boden keineswegs aus, denn ſie findet ſich hin und wieder auch auf Grauwacke, Gneis u. a. Geſteinen. Vor Allem verlangt aber die Eibe einen ſchattigen Standort, zumal in den erſten Jahr— zehnten ihres Lebens, wo ſie nur im Schatten fortzukommen vermag. Daher ihr Auftreten als Unterholz in geſchloſſenen Waldbeſtänden z. B. in Pom— mern, wo die Eibe als Unterholz „den Wald in anmuthiger Gruppirung durchwebt“ (Seehaus). Auch ältere Bäume findet man dort unter dem Schirm hochkroniger Bäume, gleichgültig welcher Holzart. Wird der Eibe N ) Intereſſante Mittheilungen über das Vorkommen und die Verbreitung der Eibe in Thüringen giebt A. Röſe in ſeinem Aufſatze: „Taxus baccata in Thüringen“ in Bot. Zeitung 1864, S. 298 ff. * In den baltiſchen Provinzen iſt die Eibe namentlich im nördlichen Kurland und auf der Inſel Oeſel verbreitet. Einer der älteſten dortigen Bäume dürfte ein von mir an den Blauen Bergen nördlich von Dondangen (Kurland) geſehenes Exemplar ſein, welches bei etwa 40 engl. F. Stammhöhe in Bruſthöhe 21 Zoll Durchmeſſer beſitzt. Vgl. meine „Streifzüge durch die baltiſchen Provinzen“ (Dorpat, 1872) S. 122. ) Ueber das Vorkommen der Eibe im karpathiſchen Gebirgsſyſtem vgl. Neilreich, Gefäßpfl. Ung. Slavon., S. 74, Knapp, Pfl. Galiz., S. 82, Schur, Enum. pl. Transsilvan., S. 625, Heuffel, Enum. pl. Banat.. ©. 162. „ 2 in jüngeren Jahren der Schatten entzogen, jo verkürzen ſich ihre Triebe und Nadeln und ſie bleibt ſtrauchartig. Bei plötzlicher Freiſtellung gehen jüngere Pflanzen ganz ein, während ältere Bäume wipfeldürr werden. Ueber das Wärmebedürfniß der Bäume ſind keine Beobachtungen vorhanden, doch re— ſultirt aus ihrer horizontalen und vertikalen Verbreitung, daß ſie bedeutende Kälte⸗ und Wärmegrade zu ertragen vermag). Der Eibenbaum iſt unzweifelhaft eine im Ausſterben begriffene Holzart, eine „alternde geologische Species“ (Seehaus). Denn die unverſtändige Ausrottung dieſes Baumes durch den Menſchen konnte allein nicht genügen, um denſelben mehr und mehr aus den Wäldern verſchwinden zu machen, zumal, da mannbare weibliche Bäume faſt alle Jahre reichlich fruktifiziren und die Samen angeblich von keinem Vogel oder andern Thier gefreſſen werden. Freilich tragen deshalb auch Thiere (Vögel) nicht zur Verbreitung der Eibe bei. Mehr als die vorſätzliche Ausrottung mag das Verſchwinden der Urwälder und der Uebergang von der Plänterwirthſchaft zum Kahlſchlagbetrieb der Erhaltung der Eibe hinderlich geweſen ſein, denn als ſchattenfordernde und lang— lebige Pflanze kann dieſe Holzart nur im Ur- und Plänterwalde freudig gedeihen. Sie würde längſt ausgeſtorben ſein, beſäße ſie nicht eine ſo außerordentliche Zählebigkeit und ein ausgezeichnetes Ausſchlagsvermögen. Wegen ihres ungemein langſamen Wuchſes iſt die Eibe trotz der Güte ihres Holzes niemals ein Baum von forſtlicher Bedeutung geweſen und wird es niemals werden; aber ſchon wegen des wiſſenſchaftlichen Intereſſes, das ſich an dieſe Holzart knüpft, ſollte jeder Forſtmann und Waldbeſitzer, in deſſen Wald dieſelbe vorkommt, es ſich zur Pflicht machen, für ihre Erhaltung und Vermehrung zu ſorgen, damit dieſe ſchöne Zierde des Waldes nicht noch eher das Ende ihrer Exiſtenz erreiche, als das unerbittliche Naturgeſetz beſtimmt hat. 51. Taxus canadensis Willd. Canadiſche Eibe. Synonyme und Abbildungen: T. canadensis Willd. Spec. pl. IV, 856, Loud. Eneyel. f. 2105 — 2106, Endl. Syn. p. 243, Carr. Conif., p. 522, Henck. Hochst. Syn. p. 357, Parl. I. c. p. 501. — T. baccata minor Michx. Fl. bor. amer. II, p. 245; T. procumbens Lodd. Catal. Strauch von 1,2—1,6 Met. Höhe mit aufrechtabſtehenden an der Spitze abwärts gebogenen Aeſten und röthlichbrauner Rinde. Blätter 1— 2,5 Centim. lang und bis 2 Millim. breit, lineal, zugeſpitzt, ſehr kurz geſtielt, am Rande etwas umgebogen, oberſeits glänzend grün, unterſeits gelblichgrün mit röthlichem Schimmer, ſchwach ſichelförmig gekrümmt. Blüten und Scheinfrüchte wie bei T. baccata, letztere kleiner (7 Millim. lang). — Blüht (in Mitteldeutſchland) im April oder Mai. ) Noch in Kurland bringt die Eibe, wenn auch nur ſelten und als bejahrter Baum, keimfähigen Samen hervor. W Dieſer einen ſich weit ausbreitenden, ſelbſt niederliegenden dichtzweigigen Buſch bildende Strauch, welcher noch in Norddeutſchland im Freien fortkommt und Samen trägt und nicht ſelten als Ziergehölz angepflanzt wird, obwohl er dem einheimiſchen Eibenbaum an Schönheit weit nach— ſteht, iſt von Canada durch die Vereinigten Staaten bis Maryland und Virginien verbreitet und findet ſich daſelbſt an ſchattigen felſigen Orten, namentlich an Flußufern. Er iſt eine weit raſcher wachſende Holzart, als T. baccata. Noch ſei hier ein Baum aus der Familie der Blatteiben (Phyllocladeae) er- wähnt, da derſelbe noch im ſüdlicheren Norddeutſchland ſehr gut im Freien gedeiht und ſelbſt keimfähigen Samen trägt, nämlich der in China und Japan heimiſche und dort ſeiner wohlſchmeckenden ölreichen Samenkerne wegen allgemein angebaute Gingkobaum (Gingko biloba L. oder Salisburia adiantifolia Sm.), ein ſommergrüner Baum 2. bis 1. Größe mit breiter länglicher Krone, aſchgrauer Rinde und abwechſelnden aber ge— büſchelt angeordneten, langgeſtielten rhombiſch-fächerförmigen tief zweilappigen Blättern, welche bis 1 Decim. Breite und bis 8 Centim. Länge (ohne den bis faſt 1 Decim. langen Stiel) erreichen. Männliche Blüten achſelſtändig, geſtielt, kätzchenförmig, weibliche auf achſelſtändigen einfachen oder verzweigten Stielen, aus einer auf einer napfförmigen Scheibe ſitzenden Samenknospe beſtehend. Samen oval zuſammengedrückt, 2 Centim. lang und 11 Millim. dick, hartſchalig bräunlichweiß, von einer hellgrünen oder gelblichen oben offenen Fleiſchhülle (der ausgewachſenen Napfſcheibe) umhüllt. — Der Gingkobaum iſt jetzt als Ziergehölz ziemlich verbreitet; einzelne alte Exemplare (vorherrſchend männliche) ſtehen in mehrern botaniſchen und privaten Gärten Deutſchlands und Oeſterreichs. Wegen ſeines weichen leicht zu bearbeitenden und einer ſchönen Politur fähigen Holzes ſollte der männliche, wegen der eßbaren ölreichen Samen der weibliche Baum in den ſüdlicheren Gegeuden unſeres Florengebiets, namentlich in der adriatiſchen Zone im Großen angepflanzt werden. Dritte Ordnung. Uebergangspflanzen. (Ambiguae.) Die hierher gehörigen Familien der Gnetaceen und Welwitſchieen ſtehen nach der Meinung des Verfaſſers zwiſchen den eigentlichen Gymnoſpermen und den Dikotyledonen und vermitteln den Uebergang von der einen zur andern dieſer beiden Abtheilungen. Und zwar ſchließen ſich die Gnetaceen bezüglich ihrer Blüten- und Fruchtbildung noch an die vorige Ordnung an, während die bis jetzt blos aus der monotypiſchen, im tropiſchen Weſtafrika heimiſchen Gattung Welwitschia beſtehenden Welwitſchieen eine ganz iſolirte Stellung einnehmen. 5 Vierte Familie. Gnetaceen. Gnetaceae Blume.) Blätter rudimentär, als trockenhäutige kurze Ringſcheiden ausgebildet“). Männliche Blüten köpfchen- oder ſtraußförmig gruppirt, mit zweiklappigem Perigon, weibliche mit der Samenknospe eng anliegendem Perigon, zu 2, ſeltener einzeln in einer Bracteenhülle. Aeußere Haut der Samenknospe in eine griffelartige Röhre verlängert. Die Scheinbeere entſteht durch Ver— ſchmelzung der Deckblätter des weiblichen Blütenſtandes. Gewächſe des tro— piſchen Aſien und Amerika, ſowie Weſtafrikas, Mittelaſiens, der Medi— terranzone und des ſüdöſtlichen Mitteleuropa. XIV. Ephedra L. Meerträubel. Ringſcheiden die runde Achſe eng umſchließend, zweiklappig. Blüten— ſtände gegenſtändig, ſelten zu 3 quirlſtändig, aus den Winkeln der Ring— ſcheiden hervorbrechend, männliche ſitzend (Fig. XXXVI, I.). Spindel kurz, mit kreuzweis gegenſtändigen, am Grunde verwachſenen, dachziegeligen, trockenhäutigen, concaven Deckſchuppen beſetzt, deren jede in ihrer Achſel eine von einem zweiklappigen muſchelförmigen Perigon umhüllte Blüte trägt. Staubblätter (die Filamente) in eine Säule verwachſen, Beutel an deren Spitze köpfchenförmig vereinigt, bisweilen kurz geſtielt, zweifächrig, mit einem Loch am Scheitel jedes Faches aufſpringend (XXXVI, 3. 4.). Weibliche Blütenſtände geſtielt, Spindel verkürzt, mit kreuzweis gegenſtändigen, am Grunde verwachſenen, trockenhäutigen Deckſchuppen beſetzt, zwiſchen den beiden oberſten größten und zarteſten Schuppen gewöhnlich zwei (ſelten nur eine) Blüten tragend (5, 6). Dieſe aus einer aufrechten von einem eng anliegenden zarthäutigen Perigon umſchloſſenen Samenknospe beſtehend, deren Kern von 2 zarten nach unten verwachſenen Integumenten umgeben iſt, wovon das äußere in eine zarte griffelartige Röhre mit ſchiefer Mündung ausgezogen erſcheint (7). Scheinbeere durch Vergrößerung und gegenſeitige Verſchmelzung der fleiſchig-ſaftig werdenden Deckſchuppen gebildet, welche (gleich den Fruchtblättern bei Juniperus) die Blüten überwachſen, zuletzt klappig aufſpringend (9, 10). Samen von dem vertrockneten Röhrchen des ) Da dieſe Familie in Europa nur durch die Gattung Ephedra repräſentirt iſt, auch keine Art von Gnetum in unſerem Florengebiet im Freien fortkommt, jo glaubte ich in dem Familiencharakter blos erſtere Gattung berückſichtigen zu dürfen. „„ 23) —— Fig. NXXVL 4 Blüten- und Fruchtbau von Ephedra und Viscum. 1.—11. Ephedra vulgaris (nach Reichb. Jc.). — 1. Zweig mit männlichen, 2. Zweig mit weiblichen Blütenſtänden, nat. Gr. — 3. Männlicher Blütenſtand, 5mal vergr. — 4. Ein Stück des Staubgefäßcylinders, ſtärker vergr. — 5. Weiblicher Blütenſtand, 5mal vergr. — 6. Oberſte Scheide mit den beiden Blüten. — 7. Weibliche Blüte im Längsdurchſchnitt, 10mal verg. (p Perigon, ah äußeres, ih inneres Integument, K Kern der Samenknospe, ks Keimſack). — 8. Same im Längsdurchſchnitt, 11. im Querſchnitt, vergr. — 9. 10. Scheinbeere, von der Seite und im Längsdurchſchnitt, 2mal vergr. 12.—16. Viscum album (nach Schnizlein). 12. Männlicher, 13. weiblicher Blüten- ſtand, Zmal vergr. — 14. Männliche Blüte (p Perigon, a Staubbeutel), 15. weibliche Blüte, ſtärker vergr. (p Perigonblätter, ba Blütenachſe; ah Fruchtknotenwandung, h Integument der Samenknospe, k Kern, ks Keimſack, kw Kernwarze der Samen— knospe). — 16. Same im Längsſchnitt, ſtark vergr. (K Keim). äußeren Integuments gekrönt, welches mit dem innern großentheils verwächſt und mit dieſem zuſammen die dünne Samenſchale bildet. Keim in der Mitte des fleiſchigen Eiweißkörpers, mit 2 dicken Kotyledonen (8, Samen ohne das Perigon, 11 im Durchſchnitt). Niedrige Sträucher und Halbſträucher mit knotigen Stämmchen und gegen- oder quirlſtändigen gegliederten Zweigen, welche Schachtelhalmen (Equisetum) ähnlich ſehen. 52. Ephedra vulgaris Rich. Gemeines Meerträubel. Synonyme und Abbildungen: E. vulgaris Rich. Conif. p. 26, C. A. Meyer, Monogr. Ephedr. p. 80, Parlat. ap. DC. Prodr. XVI. p. 354. — E. distachya und E. monostachya L. Spec. pl. 1040, Rchb. Ic. fl. germ. XI, t. 521, Pokorny, Holzpfl. p. 8; E. minor Host, Fl. austr. II, p. 671. Aufrechter ſehr äſtiger Strauch von / —1 Met. Höhe. Aeſte und Zweige ſtielrund, letztere hellgrün, geſtreift, mit weißhäutigen am Grunde gelben oder braunen Ringſcheiden. Männliche und weibliche Blütenſtände gelb, erſtere ſehr zahlreich; Deckſchuppen breit, kurz zugeſpitzt (KXXVL, 3. 5.). Scheinbeere erbſengroß, reif hell ſcharlach- oder mennigroth. — Variirt mit zu 2—3 beiſammenſtehenden weiblichen Kätzchen (var. subtristachya C. A. Mey.) und mit einzeln ſtehenden (var. submonostachya C. A. Mey.). Letztere Varietät bildet gewöhnlich einen ſehr niedrigen Buſch. An ſandigen wüſten Plätzen und ſonnigen Kalk- und Dolomitfelſen in der untern warmen Region der adriatiſchen, der Tieflandregion der ungariſchen Zone und im mittelungariſchen Berglande bis 264 Met. See— höhe, (in Dalmatien und Iſtrien an vielen Stellen des Litorale, auf Sand— hügeln bei Peſth, auf Kalkbergen bei Ofen, auf der Kekskemeter Landhöhe und im Pilis⸗Vertes-Gebirge), auch in Südtirol (um Botzen, Trient, Schlanders). Iſt durch ganz Südeuropa, von Spanien bis zum Kaukaſus, ſowie durch das weſtliche und mittlere Nordaſien verbreitet. Blüht im Mai oder Juni, reift die Beeren im Auguſt und September. 53. Ephedra nebrodensis Tin. Sieilianiſches Meerträubel. Synonyme: E. nebrodensis Tin. in Guss. Syn. fl. sieul. II, p. 638; Parlat. I. c. p. 357, Pokorny a. a. O.; E. major Hort. I. c. und Viviani, Fl. dalmatica. Unterſcheidet ſich von vorhergehender Art durch niederliegende Stämmchen, die raſch ganz ſchwarzbraun werdenden Ringſcheiden, durch dünnere ſehr gebüſchelt ſtehende Zweige, durch kleinere Kätzchen und eiförmige Schein— — * £ ee beeren. — Ein kleiner niedriger Strauch mit gewundenen, bisweilen faſt kletternden oder auch herabhängenden Stämmchen. An Ruinen und Felſen der warmen Region Dalmatiens ziemlich häufig. Iſt durch Südeuropa und Nordafrika verbreitet. Blüht und fruchtet zu derſelben Zeit, wie E. vulgaris. Zweite Abtheilung. Angioſperme Holzgewächſe. Zweite Klaſſe. Angioſperme Pflanzen mit einem Samenlappen. (Plantae angiospermae monocotyledoneae.) Die Holzgewächſe aus der Klaſſe der Monofotyledonen gehören ihrer überwiegenden Mehrheit nach zu Familien, welche in der tropiſchen und ſubtropiſchen Zone beider Hemiſphären heimiſch ſind und deshalb in Europa keine Vertreter haben. Die wichtigſte dieſer Familien iſt die der Palmen. Nun findet ſich zwar im dalmatiſchen Litorale die in Nordafrika heimiſche Dattelpalme (Phoenix dactylifera L.) hin und wieder angepflanzt; da dieſelbe aber dort angeblich niemals blüht und ſich folglich von ſelbſt nicht zu vermehren vermag, ſo verdient ſie kaum zu den Holzgewächſen unſeres Florengebiets gerechnet zu werden. Daſſelbe gilt von den Drachenbäumen (Dracaena) und Baumlilien (Yucca). Ebenſo wenige forſtliche Bedeutung hat die Agave oder große Alos (Agave americana L.), welche in Dalmatien an ſonnigen Meeresufern verwildert vorkommt und dort (wie in der ganzen Mediterranzone) häufig zu Hecken benutzt wird. Blüht auch dort, doch erſt im Alter von 20 bis 30 Jahren, worauf ſie abſtirbt. Vierte Ordnung. Kronenlilien. (Coronariae Endl.) Blüte aus einem regelmäßigen 4— 10 (meiſt 6=) blätterigen Perigon, deſſen Blätter bald frei, bald mehr oder weniger verwachſen ſind, ebenſo vielen Staubgefäßen als Perigonblätter und einem Stempel mit oberſtändigem Fruchtknoten, einem Griffel und dreilappiger Narbe beſtehend. Frucht eine mehrſamige Kapſel oder Beere. Samen mit fleiſchigem oder knorpeligem den Keim umſchließenden Eiweißkörper. 288 Fünfte Familie. Stechwindenartige. (Smilaceae R. Br.) Blätter dünn, breit, ganz und ganzrandig, krummnervig oder ver— kümmert und an ihrer Stelle blattartige Zweige (Phyllokladien) von mehr— jähriger Dauer und lederartiger Textur. Blüten zwitterig, ſeltner ein— geſchlechtig⸗zweihäuſig, mit 4, 6⸗, 8 — 10 blättrigem Perigon. Fruchtknoten⸗ fächer halb ſo viel als Perigonblätter, mit 1—2 im innern Winkel der Fächer angehefteten Samenknospen. Frucht eine Beere, Samen mit häutiger nicht ſchwarzer Schale. — Kräuter und Sträucher, letztere immer— grün, aufrecht oder mittelſt Ranken kletternd. Die Smilaceen ſind über die ganze Erde zerſtreut, die meiſten aber im extratropiſchen Nordamerika zu Hauſe. Ueberſicht der Gattungen und Arten. a. Aufrechte Sträucher mit Phyllokladien, aus deren oberer Seite die Blüten ent— ſpringen . a „ Ruseus: Phyllokladien Hein, ident 1 Berg a TE . aculeatus L. „ groß, ei- bis lanzettförmig, wehrlos. R. Hypoglossum L. b. Mit Ranken kletternde Sträucher. Blätter breit herzförmig⸗dreieckig, unterſeits häufig ſtachlig. Blüten in achſelſtändigen Trugdolden .. Smilax aspera L. c. Aufrechter Strauch mit gebüſchelten Nadelblättern und einzelnen achſelſtändigen lll pu ens . XV. Ruscus L. Mäuſedorn. Immergrüne zweihäuſige Kleinſträucher mit ſtark verzweigten Stämm- chen und alternirend ſchuppenförmigen ſehr kleinen bräunlichen Blättern, aus deren Achſel die blattartigen flachen ganzen und ganzrandigen lederartigen Phyllokladien entſpringen. Blüten mit tief ſechstheiligem ſternförmig ausgebreitetem Perigon, männliche mit in ein bauchiges Röhrchen verwachſe— nen Staubfäden aber freien Staubbeuteln, weibliche mit einem röhrigen Honiggefäß (an Stelle des Staubfadencylinders), welches den kurzgriffeligen Stempel umgiebt. Beere kuglig, 3 fächerig, 1—3 ſamig, ſaftig. 54. Ruscus aculeatus L. Stechender Mäuſedorn. R. aculeatus L. Spec. pl. 1041, Rchb. Ic. fl. germ. X, t. 437. Pokorn. Holzpfl. p. 1. Phyllokladien faſt ſitzend, ſehr genähert, eiförmig, 2½ mal jo lang als breit, 20—32 Millim. lang und 8—12 Millim. breit, ſtarr, dornſpitzig, Be ſtechend. Blüten grünlichweiß, einzeln oder paarweis auf ſehr kurzen Stielen von einem kurzen weißhäutigen Deckblatt geſtützt, auf der Mitte und Ober— ſeite der Phyllokladien. Beeren korallenroth. — Bildet einen dichten Buſch von ¼ bis gegen 1 Met. Höhe, treibt eine horizontale dicke weiße langfaſrige Wurzel. Blüht im März und April. An ſteinigen Abhängen, unter Gebüſch in der Region des Weinſtocks und Wallnußbaumes in der ſüdlichen Rheinzone (ſehr ſelten: bei Neuf— Chateau in Lothringen auf Kalkhügeln nach Mougeot), Alpenzone (ſüdl. Schweiz, Südtirol), ungariſchen Zone (in den Eichenwäldern des ungariſchen Tieflandes und des Banats), Karpathenzone (im Hunyader Comitat) Iſtriens und Dalmatiens. Iſt durch ganz Südeuropa verbreitet, auch in Belgien, Frankreich, England und Schottland heimiſch. 55. Ruscus Hypoglossum L. Zungenförmiger Mäuſedorn. R. Hypoglossum L. Spec. pl. 1041, Schkuhr, Handb. Taf. 340, Rchb. Ic. 1. c. t. 437, Pokorny a. a. O., S. 2. Phyllokladien kurz geſtielt, eiförmig, eiförmig-länglich bis lanzett— förmig, 2mal jo lang als breit, 6—8 Centim. lang und 2,5—4 Centim. breit, kurz- und weichſpitzig, dünn lederig, locker ſtehend. Blüten weiß, kurzgeſtielt, von einem großen (2— 3 Centim. langen) zungenförmigen, von der Mitte der Oberſeite der Phyllokladien entſpringenden Deckblatt verdeckt. Beeren ſcharlachroth. — Kleinſtrauch von / — / Met. Höhe mit runden wenig verzweigten Stämmchen. Blüht im April und Mai. Auf ſteinigem Boden unter Gebüſch in Bergwäldern von Steiermark, Tirol, Krain, Iſtrien, Südungarn, Kroatien und Dalmatien; nicht häufig. Findet ſich auch in der Türkei, in Italien und Spanien. XVI. Smilax L. Stechwinde. Immergrüne zweihäuſige kletternde Sträucher mit langen ſchlaffen Stämmchen und Aeſten. Blätter abwechſelnd, geſtielt, breit, krummnervig, ihr Stiel am Grunde eine einfache Ranke tragend. Blüten mit ſechs— blättrigem ſternförmigem Perigon, männliche mit freien Staubgefäßen, weib— liche mit einem 3 griffelartige Narben tragenden Fruchtknoten. Beere kuglig, dreifächrig, 3 —6 ſamig, breiig. 56. Smilax aspera L. Rauhe Stechwinde. Beſchreibungen und Abbildungen: S. aspera L. Spec. pl. 1028, Schkuhr a. a. O. t. 328, Rchb. Ic. I. c. t. 438, Nouv. Duh. I, 53, Pokorny a. a. O., ©. 3. er a — Blätter im Umriß dreieckig, am Grunde ſeicht- oder tief-herzförmig mit abgerundeten Lappen, die untern kurz, gleich lang und breit, die obern 2— Zmal ſo lang als breit, alle ſtachelſpitzig, am Rande und unterſeits am Mittelnerv häufig ſtachlig, 3—5 Centim. lang und 1,5— 3 Centim. breit. Blüten klein, weiß, Beeren ſchwarz. — Kletterſtrauch mit grünen kantigen ſtachligen Stengeln und Aeſten. Blüht vom Juni bis September. An ſonnigen ſteinigen Orten unter Gebüſch, in Hecken und Wäldern des Litorale von Iſtrien und Dalmatien häufig, auch in der untern Region von Krain und Kroatien. Tritt in Wäldern der Immergrüneiche (Quercus Ilex) als verdämmendes und erſtickendes Unkraut auf, indem ſie die jungen Bäume oft gänzlich überrankt und umſtrickt und deren Abſterben dadurch herbeizuführen vermag. Iſt faſt durch die ganze Mediterranzone verbreitet. XVII. Asparagus L. Spargel. Sträucher und Kräuter mit linealen, gebüſchelt ſtehenden, weichen oder ſtarren Blättern, welche aus den Achſeln häutiger Schuppen ent— ſpringen und daher richtiger als Phyllokladien zu betrachten ſind, indem jene Schuppen die eigentlichen Blätter darſtellen. Blüten zwitterlich oder eingeſchlechtig, mit glockigem, ſechstheiligem Perigon. Beeren kuglig, drei— fächrig, 6 ſamig. 57. Asparagus acutifolius L. Spitzblättriger Spargel. Beſchreibungen und Abbildungen: X. acutifolius L. Spec. pl. Sibth., Flora queca, _ t. 337. Blätter nadelförmig, ſtechend, hellgrün, 1.2 Centim. lang; Blüten zwitterlich, gelb; Beeren klein, fleiſchig, roth. — Immergrüner Strauch von 1 Met. Höhe oder darüber mit eckigen dünnen Zweigen. Blüht im Juli und Auguſt. In Hecken und Buſchwäldern Iſtriens und Dalmatiens. Iſt durch das ganze mediterrane Europa verbreitet. 256 Dritte Klaſſe. Angioſperme Pflanzen mit zwei Samen lappen. (Plantae angiospermae dicotyledoneae.) J. Kronenloſe dikotyle Laubhölzer. (Apetalae.) Fünfte Ordnung. Sandelholzähnliche. (Santalinae.) Zweihäuſige oder zwitterblütige Gewächſe mit gegen- oder wechſel— ſtändigen, ganzen und ganzrandigen, nebenblattloſen Blättern, manche auch ganz blattlos. Blüten regelmäßig. Kelch oder Perigon ſtets mit der hohlen Blütenachſe verſchmolzen, welche bei Zwitter- oder weiblichen Blüten einen unterſtändigen Scheinfruchtknoten bildet. Staubgefäße frei, von gleicher Zahl mit den Kelch- oder Perigonzipfeln und dieſen angewachſen. Griffel einfach, fadenförmig, bisweilen fehlend. Frucht eine Beere, Steinbeere oder ein Nüßchen. Same eiweißhaltig. — Der Mehrzahl nach exotiſche Pflanzen. Zerfallen in zwei Familien. Sechſte Familie. Niemenblumenartige Holzgewächſe. (Loranthaceae Don.) Blätter gegenſtändig, flach, lederartig, jelten fehlend. Blüten ein— geſchlechtig, ſeltner zwitterig, einzeln oder gehäuft in verſchiedenartigen Blütenſtänden. Kelch- oder Perigonblätter 4 —8; Staubgefäße ebenſo viele, vor jenen ſtehend und mit denſelben verwachſen. Fruchtknoten in die hohle Blütenachſe eingewachſen, oberhalb derſelben als ein ſtumpfer Kegel hervorragend, eine einzige Samenknospe enthaltend, deren verlängerte Kernwarze an ihrem Ende die Narbe trägt. Einſamige Scheinbeere, durch die Verdickung und das Fleiſchigwerden der Blütenachſe entſtehend. Samen mit dünner Schale und großem Eiweißkörper; Keim gerade oder gebogen, mit 2 Kotyledonen, in einer oberflächlichen Vertiefung des Eiweißes liegend. — Bweihäufige auf Bäumen ſchmarotzende Sträucher mit wiederholt gabel- theiligen, gegliederten Achſen. Sind namentlich durch die Tropengegenden verbreitet und dort durch zahlreiche Arten vertreten. In Europa kommen Be, = nur 5 zu 3 Gattungen gehörende Arten vor, wovon 3 fich auch in unſerem Florengebiete finden. Ueberſicht der Gattungen und Arten. a. Achſen beblättert. Blüten zweihäuſig, ſelten zwittrig. . Blätter von mehrjähriger Dauer, dick lederartig. Blüten in Knäueln end— ſtändig und in den Gabeltheilungen, männliche mit viertheiligem, weibliche mit vierblätterigem Perigon. Beeren weiß, ſelten gelb Viscum album L. 3. Blätter von halbjähriger Dauer, im Herbſt abfallend, dünn lederartig. Blüten in endſtändigen lockern Trauben mit kelchähnlichem epigynem Ringe und vier— bis ſechsblättrigem Perigon. Beeren blaßgelb . Loranthus enropaeus L. b. Achſen blattlos, kurz gegliedert. Blüten einhäuſig, Beeren bläulich Arceuthobium Oxycedri M. Bieb. XVIII. Viscum L. Miſtel. Blätter am Ende der Achſenglieder gegenſtändig, ganz und ganzrandig, dick, undurchſcheinend. Blüten ſitzend in knaulförmigen Trugdolden, von fleiſchigen Deckſchuppen geſtützt, männliche mit vierzipfligem Perigon (Fig. XXXVI, 12), an deſſen Zipfel (die mit der becherförmigen Blüten— achſe verſchmolzenen Perigonblätter) die 4 mit Löchern aufſpringenden Staub— beutel angewachſen ſind (14). Weibliche Blüten mit vier dem obern Rande der krugförmigen Blütenachſe eingefügten Perigonblättern (13, 15). Fruchtknoten griffellos, Narbe wenig vortretend, ſtumpf (15, KW). Meiſt mehrere Keimſäcke in der Samenknospe und daher oft mehrere Embryonen im Samen. | 58. Viseum album L. Gemeine Miſtel. Beſchreibungen und Abbildungen: V. album L. Spec. pl. 1023, Schkuhr, Handb. t. 320, Heyne, Arzeneigew. IV, t. 24, Nouv. Duh. I, t. 26, Pokorny, Holzpfl. p. 232, Nördlinger, Forſtbot. II. S. 203. „Weiße Miſtel, Leimmiſtel“, franz. „Guy“. Immergrüner, ſehr äſtiger, einen rundlichen Buſch bildender Klein— ſtrauch mit glatter oder querrunzliger gelbgrüner Rinde. Blätter ſehr kurz geſtielt, länglich, vorn abgerundet, am Grunde keilig in den Stiel verſchmälert, kahl, dunkel- oder gelblichgrün, 3—4 Centim. lang und 10 bis 15 Millim. breit; Stiel durch Artikulation mit dem Ende des Achſen— gliedes verbunden. Blüten gelbgrün, zu 3—5 beiſammenſtehend, männliche beträchtlich größer als die weiblichen. Beeren kuglig, erbſengroß, weiß, mit zähem fadenziehendem, äußerſt klebrigem Schleim erfüllt. — Blüht im Süden des Gebiets im Februar oder März, im Norden im April, reift die Beeren im December oder erſt im nächſten Frühlinge. BR: Auf Aeſten von Bäumen der verſchiedenſten Art (am häufigſten auf Edeltannen, Birn- und Aepfelbäumen (wilden und zahmen), Cbereſchen, Birken, Weiden, Pappeln, Linden, ſeltner auf Erlen, Eſchen, Weißdorn— arten, Hornbaum, Rüſtern, Kirſch- und Pflaumenbäumen, Ahornen, Wallnuß⸗ bäumen, ſelten auf Aspen, Edelkaſtanien, Robinien, Hundsroſen, am ſeltenſten auf Eichen, Lärchen, Cedern, Eiben, bisweilen ſogar auf Weinreben und auf dem Riemenblumenſtrauche) durch das ganze Gebiet zerſtreut, jedoch nordöſtlich nicht über Memel hinausgehend und daher in den baltiſchen Provinzen fehlend. Sendet ihre zahlreichen Wurzeln tief in den Holz— körper der Nährpflanze, welche ſie bei Ueberhandnehmen zu tödten oder wenigſtens (bisweilen in grauenenhafter Weiſe!) zu verunſtalten vermag“). Findet ſich in ganz Mittel-, Weſt- und Südeuropa, nordwärts bis in das ſüdliche Schweden und Norwegen. Das Vorkommen der Miſtel auf Eichen iſt bis in die neueſte Zeit wiederholt behauptet und bezweifelt worden, indem man bei allen derartigen Angaben, ſelbſt den von Ratzeburg, Schacht u. A. bezeugten, eine Verwechſelung mit Loranthus europaeus vorausſetzte. Neuerdings iſt dies aber außer allen Zweifel geſtellt worden. Der Botaniker B. Staritz fand 1876 mächtige Miſtelbüſche mit oft 2—3lappigen Blättern auf Quercus sessiliflora bei Naumburg a. d. S. (Deutſche bot. Monatsſchrift von Leimbach, I, ©. 76), Forſtmeiſter Wißmann in Bovenden eine von der Miſtel be— deckte Eiche im Weſerthale zwiſchen Hameln und Bursfelde (Zeitſchr. für d. deutſche Forſtbeamt. 1875, S. 56), Prof Nobbe eine von der Miſtel bewohnte Sumpfeiche (Quercus palustris) im Großen Garten bei Dresden. Außer den genannten Baum— arten ſoll die Miſtel noch auf andern vorkommen, nach Roeper und Frank im Ganzen auf 50 verſchiedenen Arten, nach Wißmann Bäume mit weicher Rinde von ihr am meiſten heimgeſucht werden. Die Verbreitung der Miſtel (aller Arten von Viscum), wie auch der Riemenblume geſchieht bekanntlich durch die Beeren freſſende Vögel, insbeſondere durch die Miſteldroſſel (Turdus viscivorus), durch deren Loſung, die an Zweigen hängen bleibt und die Samen enthält, oder auch durch Wetzen des Schnabels und Abſtreichen der Samen an Zweigen der betreffenden Bäume. Var. la xum (V. laxum Boiss. Reut.), ſchlaffe, gelbfrüchtige Miſtel. Unterſcheidet ſich von der gewöhnlichen Form durch ſchmale lineal— längliche, meiſt ſichelförmig gebogene Blätter, einen ſchlaffen Wuchs und gelbliche Beeren. Schmarozt nur auf Pinus silvestris, auf welchem Baume ſie zuerſt 1849 von Reuter in den Kiefernwäldern der centralſpaniſchen Sierra de Guadarrama aufgefunden wurde. Iſt erſt neuerdings in Süd— tirol (im Valle di Non im Trienter Gebiet), in Schleſien (bei Parchwitz ) Vgl. die umfangreiche und höchſt beachtenswerthe Abhandlung von Prof. Dr. Nobbe „Ueber die Miſtel, ihre Verbreitung und forſtliche Bedeutung“ im 34. Bde. (1884) des Tharander forſtlichen Jahrbuchs, und die ihr beigegebene ſchöne Abbildung einer von der Miſtel befallenen und verunſtalteten Linde aus dem Plaßwalde bei Göttingen. = 289 und in den Wäldern des rechten Oderufers) und in Böhmen (bei Weiß— waſſer u. a. O.) aufgefunden worden. Die Färbung der Beeren ſcheint nicht conſtant zu ſein. P. Wießbaur hält die nicht allein auf Pinus silvestris, ſondern überhaupt auf Coniferen vorkommende Miſtel für eine ſpecifiſch verſchiedene Art und unterſcheidet demgemäß eine Nadelholzmiſtel und eine Laubholzmiſtel. Letztere, die auch er mit V. laxum identifizirt, nichts deſto weniger aber als neue Art V. austriacum ge— nannt hat, ſoll Samen von anderer Geſtalt und Größe haben, als die Laubholzmiſtel, die nach W. das echte V. album Linné's iſt. Von der Nadelholzmiſtel unterſcheidet W. eine ſchmalblättrige (angustifolium), die auf Kiefern ſchmarotzende, und eine breit— blättrige Form (latifolium) die auf Edeltannen vorkommende. Auf der Fichte iſt bis jetzt die Miſtel mit Sicherheit noch nicht beobachtet worden. (v. Thümen in Hempel's Oeſterr. Forſtzeitung, 1884, S. 190). Nach den gründlichen Unterſuchungen Nobbe's dürfte eine jpecifiiche Unterſcheidung beider Miſteltypen kaum möglich ſein. Derſelben Anſicht iſt Woerlein (Deutſche botan. Monatsſchrift, 1885, S. 85 ff.), welche nach— weiſt, daß die Miſtel je nach der Beſchaffenheit der Nährpflanze die Form der Blätter und Samen, die bei V. album dreieckig, bei V. laxum und V. austriacum elliptiſch ſein ſollen, und die Farbe der Beeren ändert. XIX. Loranthus L. Riemenblume. Blätter wie bei Viscum, aber dünner, durchſcheinend, weil von kürzerer Dauer. Blüten in Trauben, zweihäuſig oder zwitterig, mit oberſtändigem ſchwach 6 zähnigem kelchartigem Discus und 6 bald freien, bald am Grunde mehr oder weniger verwachſenen Perigonblättern. Staub— gefäße 6, an die Perigonblätter angewachſen, Staubbeutel der Länge nach einwärts aufſpringend. Samenknospe mit griffelartig verlängerter Kernwarze. 59. Loranthus europaeus L. Gemeine NRiemenblume, Beſchreibungen und Abbildungen: L. europaeus L. Spec. 1672, Jacqu. Flor. austr. J. t. 30, Schkuhr, Handb. t. 99, Pokorny, Holzpfl. p. 233. „Riemenblume, Eichenmiſtel.“ Sommergrüner, vieläſtiger Strauch von 0,3 — 1 Met. Höhe, mit runden graubraunen Aeſten. Blätter deutlich geſtielt, oval oder länglich, 3—4 Centim. lang und 15 — 20 Millim breit, vorn abgerundet, am Grunde in den Stiel plötzlich verſchmälert, beiderſeits dunkelkrün. Blüten gelbgrün, mit am Grunde in eine Röhre verwachſenen, oben weit aus— gebreiteten Perigonblättern. Scheinbeere kuglig, erbſengroß, blaßgelb. — Blüht im April und Mai. Auf Eichen (beſonders auf Qu. pedunculata und pubescens), ſeltner auf Edelkaſtanien in Sachſen, Böhmen, Mähren, Niederöſterreich, Steier— Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 19 ae mark, Krain und den öftlichen Kronländern des öſterreichiſchen Kaiſerſtaats (jedoch in Galizien ſehr ſelten, ſicher blos bei Tereszeny), am häufigſten in Ungarn, Siebenbürgen, dem Banat und Slavonien. Auch in Serbien, Griechenland, Italien und auf Sieilien. In Sachſen iſt Loranthus erſt 1880 von Herrn E. Hippe in einem Feldgehölz bei'm Dorfe Dohma unweit Pirna und 1884 von dem Tharander Studirenden Fleck in einem gemiſchten Laubholzbeſtand ſüdlich von der Stadt Dohna aufgefunden und über letzteres Vorkommen von Prof. Nobbe ausführlich berichtet worden (Tharander forſtl. Jahrb. 1884, S. 154). Die Riemenblume verunſtaltet ihre Nährbäume ebenſo wie die Miſtel, wovon ich mich im Park zu Weltrus in Böhmen, wo alle alten Eichen mit koloſſalen Loranthusbüſchen beſetzt und durch den Schmarotzer ſchon längſt wipfel— dürr, manche zum Theil ſchon halb abgeſtorben ſind, überzeugt habe. Nach v. Schilling kommt die Riemenblume im Wiener Walde (um Mariabrunn) mit Vorliebe auf Qu. Cerris, ſeltner auf Qu. Robur vor, und ſind die dortigen ſteinalten Eichen (geradeſo wie in Weltrus) durch kopfgroße Knöpfe entſtellt. Je weiter ſüdoſtwärts, deſto häufiger tritt Loranthus auf. So fand Forſtmeiſter Fiſcher (welcher die Riemenblume mit der Miſtel verwechſelt) in einem 215 Joch großen Beſtande 3—400 jähriger Eichen bei Hermannſtadt faſt jeden zehnten Stamm mit mächtigen Loranthusbüſchen beſetzt. In Ungarn kommt die Riemenblume ausnahmsweiſe auch auf Tilia alba vor. Auf der Edelkaſtanie wächſt ſie nicht allein dort, ſondern nach Groß baur auch in den ſüdlichen Kronländern Oeſterreichs. Ueber den Verbreitungsbezirk der Riemenblume (wie auch der Miſtel) hat R. v. Uechtritz ausführliche Mittheilungen im Jahres- bericht der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur (1884, S. 276) gegeben. Vgl. auch den Aufſatz von R. Hartig „Zur Kenntniß von Loranth. europ. und — Vise. album“ in Dankelmann's Zeitſchrift, 1876, S. 321 ff. XX. Arceuthobium M. Bieb. Wachholdermiſtel. Männliche Blüten ſehr klein, einzeln oder zu 3 an den Gelenken der Stengelglieder, mit dreitheiligem Perigon, weibliche zu 3 am Ende der Aeſtchen, mit zweizähnigem Kelch, ohne Blumenkrone. Kernwarze nicht griffelartig verlängert. Scheinbeere zuletzt elaſtiſch aufſpringend und den Samen fort ſchleudernd. 60. Arceuthobium Oxycedri M. Bieb. Wachholdermiſtel. Synonyme und Abbildungen: A. Oxycedri M. Bieb. Fl. taur. caucas. III, p. 629, Viscum Oxycedri DC. Fl. franc. III, u. 3400, Pokorny a. a. O., Razoumowskia caucasica Hoffm. ind. sem. h. Moscov. 1808; — Lobel. Ic. II, p. 223, f. 2. Immergrüner blattloſer Zwergſtrauch von 3—16 Centim. Höhe, mit unregelmäßig gabeltheiligen, kurz gegliederten Achſen vom Anſehen einer Salicornia. Zweige kurz, dicht gedrängt. Männliche Blüten gelblich, weibliche kurz geſtielt, weißlich mit dunkelgrüner Spitze. Scheinbeere klein, ellipſoidiſch, bläulich, wenig ſaftig. — Blüht im Auguſt und September. ent! Auf Stämmen und Aeſten von Juniperus Oxycedrus in Iſtrien und Dalmatien, ſelten. In Südeuropa bis Portugal und bis in die Krim ver— breitet, auch in den Kaukaſusländern und Perſien, doch nirgends häufig. Anmerkung. Bezüglich der ſyſtematiſchen Stellung der Loranthaceen find die Botaniker noch keineswegs einig. Wenn ich mich entſchloſſen habe, hier die Loranthaceen im Gegenſatz zur erſten Auflage dieſes Werkes zu den Angioſpermen und in die Ordnung der Santalinen zu ſtellen, ſo habe ich dies lediglich deshalb gethan, weil die hervorragendſten Morphologen der Gegenwart (Eichler, Sachs, Van Tieghem, Baillon u. a.) ſie dahin geſtellt haben. Denn an und für ſich iſt mir die Anſicht Schleiden's, Meyen's und Karſten's, welche dieſe Gewächſe zuerſt für gymnoſperme (im weiteren Sinne) erklärten, noch immer ſympathiſcher, indem ich mich trotz der von Decaisne und Hofmeiſter geſchilderten Entwickelungsgeſchichte der weiblichen Blüte von Viscum ſchwer entſchließen kann, das in der hohlen Blütenachſe eingeſchloſſene Organ, welches als ein ſolider Gewebkörper ohne deutliche Abgrenzung von Samen— knospe und Fruchtknotenwandung mit einem bis mehreren Keimſchläuchen in ſeinem Innern erſcheint (die in der Fig. 15 der Abbild. XXXVI angegebenen Grenzlinien ſind nur ſchematiſche) für einen Fruchtknoten zu halten. Ich bin weit entfernt, die Richtigkeit der von den genannten Forſchern gemachten Beobachtungen in Zweifel zu ziehen, allein ſicherlich läßt auch nach dieſen Forſchungen der Bau der weiblichen Blüte von Viscum und Loranthus eine verſchiedenartige Deutung zu, worüber mich weiter zu erklären hier nicht der Ort iſt. Ganz abgeſehen von der Blüte weicht aber auch der Bau des Holzkörpers von demjenigen des Holzes dikotyler Pflanzen (3. B. der Santalaceen, Araliaceen und Lonicereen, neben welche die Loranthaceen von verſchiedenen Syſtematikern geſtellt worden ſind), ſo weſentlich ab und nähert ſich in mancher Be— ziehung ſo ſehr demjenigen des Holzes der Coniferen, daß meiner Meinung nach auch deshalb den Loranthaceen ein Platz in der Nähe der Gymnoſpermen gebührt. Möge man übrigens dieſe Pflanzen in eine Abtheilung der Samenpflanzen ſtellen, in welche man wolle, immer werden ſie eine iſolirte Stellung einnehmen, denn eine wirkliche nahe Verwandtſchaft ſcheinen ſie mir wenigſtens mit keiner andern Familie zu haben. Im Anſchluß gebe ich die einſchlägige Literatur: Vgl. Schleiden in Wiegmann's Archiv, Bd. I, S. 253 und Grundzüge der wiſſenſch. Botanik, II. Theil (2. Aufl.), S. 243; Meyen, Noch einige Worte über den Befruchtungsact und die Polyembryonie bei den höheren Pflanzen. Berlin, 1840. Decaisne, Mémoire sur le dévéloppement du pollen de l’ovule ete. du Gui in M&m. de l' Acad. de Bruxelles, tom. XIII (1840) und: Sur la Fructification du Gui in Nouv. mémoires de l'acad. royale de Bruxelles. tom. XVIII (1841), Karſten, Beitrag zur Entwickelungsgeſchichte der Loranthaceen (Botan. Zeit. 1852, 18—21 Stück mit 2 Taf.) und Deutſche Flora (Berlin, 1880—83) S. 308 ff. Hofmeiſter, Neue Beiträge zur Kenntniß der Embryobildung der Phanero— gamen. In: Abhandl. d. math. phyſik. Kl. d. Königl. Sächſ. Geſ. d. Wiſſenſch. IV. Bd. (1859), S. 539562. Van Tieghem, Anatomie des Fleurs etc. du Gui, in Ann. des scienc. nat. Botanique, ser. V. tom. XII, p. 101 ff. (1869). Eichler, Blütendiagramme, II. Bd. ©. 546. Luerßen, Handb. d. ſyſtem. Bot. II, S. 923. 8 Bear Siebente Familie. Sandelholzartige Holzgewächſe. (Santalaceae R. Br.) Blätter wechſelſtändig, einfach, ganz und ganzrandig, ohne Neben— blätter. Blüten regelmäßig, mit trichterförmigem, äußerlich kelchartigem, inwendig corolliniſch gefärbtem Perigon, welches mit dem unterſtändigen Fruchtknoten verwachſen iſt. Staubgefäße ebenſo viele als Perigon— zipfel, dieſen opponirt. Frucht einſamig, eine Steinbeere oder ein Nüßchen. Keim gerade, in der Achſe des fleiſchigen Eiweißkörpers. — Sträucher und Kräuter, zum Theil auf Wurzeln anderer Pflanzen ſchmarotzend, die Mehrzahl der Arten exotiſch. XXI. Osyris L. Oſyris. Zweihäuſige Sträucher. Männliche Blüten in kleinen Trauben mit 3 Atheiligem Perigon und 3—4 Staubgefäßen; weibliche einzeln, mit 3—4 hinfälligen Narben auf dem Fruchtknoten, welcher von dem 3- bis 4 zähnigen Perigonſaum gekrönt iſt. Saftloſe einſamige Steinbeere. 61. Osyris alba L. Weiße Oſyris, Harnkraut. Beſchreibungen und Abbildungen: O. alba L. Spec. pl. p. 1450, Reichb. Ic. Fl. germ. XI. t. 548, Pokorny a. a. O. S. 136. Blätter lineal, am Grunde verſchmälert, ſtiellos, ſpitz, kahl, lebhaft grün, ſteif, 1— 2,5 Centim. lang und 2—3 Millim. breit. Männliche Blüten in ſeitenſtändigen kurzen Trauben, die ruthenförmigen Zweige oft ganz bedeckend, mit dreitheiligem auswendig grünlichem, inwendig gelbem Perigon und 3 Staubgefäßen; weibliche einzeln am Ende kurzer Seiten— triebe, mit kurzem ganzrandigem Perigonſaum und 3 Narben. Steinbeere kugelrund, ſcharlachroth. — Aufrechter Strauch bis 1,3 Met. hoch, mit grünen kantigen Zweigen. > An ſteinigen, felſigen, ſonnigen Orten, an Hecken und in Gebüſchen in der untern Region in Süd⸗Krain, Iſtrien, dem Litorale von Dalmatien, auf den dalmatiſchen Inſeln und in Kroatien. Rings um das Mittelmeer verbreitet. Blüht vom April bis Juni. F XXII. Thesium L. Bergflachs. Zwitterblütige oder polygamiſche Kräuter und Halbſträucher. Perigon trichterfürmig, mit 4— 5 ſpaltigem Saume und 4—5 Staubgefäßen. Ein Griffel. Einſamiges vom Perigonſaum gekröntes Nüßchen. 62. Thesium elegans Rochel. Zierlicher Bergflachs. Synonyme und Abbildungen: Th. elegans Roch. Pl. banat. t. 4. f. 11. Heuff. Enum. pl. Banat. p. 155, Pokorny a. a. O. S. 137. — Hamiltonia elegans Reichb. Te. I. c. t. 547, F. 1162. Blätter länglich oder lineal-lanzettförmig, ſtiellos, ſpitz, 1,5 bis 2,5 Centim. lang und 3 —6 Millim. breit. Blüten am Ende der ruthen— förmigen krautigen Zweige, zu 2—3 in kleinen Trugdolden, geſtielt, die männlichen end-, die weiblichen ſeitenſtändig, mit fünftheiligem inwendig gelbem Perigon und 5 Staubgefäßen. Nüßchen kuglig, erbſengroß, netz— adrig, grün. — Kleiner Halbſtrauch mit weit umherkriechenden Wurzeln. In unſerm Gebiet nur am Römerwall im Banat bei Bielo-Berdo (Rochel) und auf ſandigen Hügeln bei Grabenäcz im illyriſchkroatiſchen Grenzregiment (Heuffel). Wächſt auch in Unteritalien und in der Türkei. Blüht im Mai und Juni. Sechſte Ordnung. Kätzchentragende Laubhölzer. (Amentaceae Juss.). Ein- oder zweihäuſige Bäume und Sträucher. Blätter einfach, wechſelſtändig, mit oder ohne Nebenblätter am Grunde des Stiels. Männ— liche Blüten in Kätzchen, weibliche bald in Kätzchen, bald büſchel—, trauben- oder knäulförmig angeordnet oder einzeln ſtehend. Dieſe Ordnung zerfällt in folgende Familien: 1. Gagelartige (Myriceae). Männliche und weibliche Blüten in Kätzchen, erſtere hüllenlos, letztere mit 2 — 4 ſchuppigem unterſtändigem Perigon. Einſamiges ſteinfruchtartiges Nüßchen. Same ohne Eiweiß. — Zweihäuſige Gewächſe. 2. Birkenartige (Betulaceae). Männliche Blüten in Kätzchen, mit ſchuppig⸗blättrigem Perigon, je 2—3 unter jeder Kätzchenſchuppe. Weibliche Blüten in Aehren, hüllenlos, bloße Stempel, je 2—3 unter jeder Aehren— ſchuppe. Fruchttragende Aehre zapfenförmig. Einſamige Nüßchen, eckig oder doppelt geflügelt. Same ohne Eiweiß. — Einhäuſige Gewächſe. 294 3. Hornbaumartige (Carpineae). Männliche Blüten in Kätzchen, hüllenlos, weibliche ebenfalls in Kätzchen oder in Knospen eingeſchloſſen, mit rudimentärem kelchartigem oberſtändigem Perigon, je 2 unter einem Deckblatt, jede einzelne von einer oder mehrern Deckſchuppen geſtützt oder umhüllt, welche ſpäter ſich vergrößern und die Frucht (eine Nuß) theil— weiſe oder ganz umhüllen. Same ohne Eiweiß. Einhäuſige Gewächſe. 4. Becherträger (Cupuliferae). Männliche Blüten in Kätzchen, mit mehrblättrigem oder mehrzipfligem Perigon. Weibliche Blüten einzeln, gebüſchelt, geknäuelt oder traubig, jede mit oberſtändigem rudimentärem Perigon, jede einzelne oder je 2—3 von einer Deckblatthülle umgeben, aus welcher ein die Frucht oder Früchte theilweis oder ganz umſchließendes, napf-, becher- oder kapſelförmiges Organ, der Fruchtbecher (cupula) entſteht. Ein⸗, ſelten zweiſamige Nußfrucht. Same ohne Eiweiß. 5. Weidenartige (Salicaceae). Männliche und weibliche Blüten in Kätzchen, ohne Perigon, je eine unter jeder Kätzchenſchuppe, mit nectar— abſondernden Organen verſehen. Einfächrige, zweiklappige, vielſamige Kapſel. Same mit Haarſchopf, eiweißlos. — Zweihäuſige Gewächſe. Achte Familie. Gagelartige Laubhölzer. (Myriceae Rich.) Blätter fiedernervig, mit harzigen Drüſen beſtreut, ohne Nebenblätter. Knospen beſchuppt. Kätzchen am Ende vorjähriger Triebe, aus blatt— loſen Seitenknospen hervorgehend, männliche walzig, mit 4 —6 kurzgeſtielten freien Staubgefäßen im Winkel jeder Deckſchuppe, weibliche viel kürzer, ei— förmig. Weibliche Blüte aus einem hypogyniſchen vierſchuppigen Perigon und einem mit dieſem verwachſenen oberſtändigen einfächrigen Fruchtknoten, welcher einen kurzen in 2 fadenförmige Narben geſpaltenen Griffel trägt, zuſammengeſetzt. Samenknospe grundſtändig, aufrecht. Nüßchentragende einſamige Steinfrucht, vom angewachſenen Perigon umhüllt. — Sommer⸗ und immergrüne Holzgewächſe, der Mehrzahl nach exotiſch. In Mittel- und Nordeuropa nur eine Art der Gattung Myrica. XXIII. Myrica L. Gagelſtrauch. 63. Myrica Gale L. Gemeiner Gagelſtrauch. Beſchreibungen und Abbildungen: M. Gale L. Spec. pl. 1024, Schkuhr, Handb. t. 322, Reichb. Ie. flor. germ. XI, t. 520, Koch Syn. fl. germ. ed. II, p. 762, Pokorny, Holzpfl. p. 21, Nördlinger, Forſtbot. II, S. 359. „Gagel, Gerbermyrte.“ — 295 An Blätter verkehrt eiförmig-länglich mit keiligem Grunde, ſehr kurz geſtielt, an der Spitze geſägt, ſeltner völlig ganzrandig, 2—8 Centim. lang und 7— 20 Millim. breit, oberſeits kahl dunkelgraugrün, unterſeits hellgrau— grün kahl oder flaumig, netzadrig und dicht harzig-drüſig punktirt. Männ— liche Kätzchen bis 20 Millim. lang, walzig, hellbraun; Deckſchuppen drei— eckig kahnförmig, drüſig punktirt; Staubbeutel zweifächrig, der Länge nach aufſpringend. Weibliche Kätzchen 5 Millim. lang, grün, aber roth be— haart, mit pinſelförmig hervorſtehenden rothen Narben; Schuppen eiförmig, nebſt dem Perigon drüſig punktirt. Wachſen zu einem Fruchtzäpfchen aus, aus braunen dreizähnigen, mit gelben Harzdrüſen beſtreuten Steinfrüchtchen zuſammengeſetzt. — Sommergrüner aufrechter Kleinſtrauch von / — 1 Met. Höhe mit ruthenförmigen Zweigen und aromatiſch duftenden Blättern. Blüht vom März bis Mai vor dem Laubausbruch. Männliche Kätzchen ſchon im Sommer zuvor entwickelt. Auf feuchtem Torfmoorboden, in Torfbrüchen der norddeutſchen Zone, hier von Weſtfalen bis Oeſel, Ehſt- und Livland verbreitet, truppweiſe, ſeltner in der rheiniſchen Zone (in der niederrheiniſchen Ebene, bis Holland, wo ſehr häufig als Unterholz in Kiefernwäldern) und mitteldeutſchen Zone (in der Niederlauſitz); fehlt in der ſüdlichen Hälfte des Gebiets. — Findet ſich auch in Scandinavien, Großbritannien, Belgien, Frankreich, Nordſpanien und Nordportugal. f Neunte Familie. Birkenartige Laubhölzer. (Betulaceae Bartl.) Blätter geſtielt, breit, fiedernervig, meiſt ganz aber ſelten ganzrandig, mit abfallenden Nebenblättern. Knospen beſchuppt. Männliche Kätz— chen aus an der ſtielförmigen Spindel ſpiralig ſtehenden geſtielten Schil— dern zuſammengeſetzt, deren Schild aus 3— 5 verwachſenen Schuppen be— jteht*) und deren Stiel drei Blüten trägt. Dieſe viermännig, mit ein— oder vierblätterigem ſehr kleinem Perigon; Staubgefäße mit ſehr kurzem, bisweilen an der Spitze getheiltem Filament und zweifächrigen, ganzen, tief ) Sowohl die geſtielten Schilder der männlichen Kätzchen, als die flachen Schuppen der weiblichen Aehren müſſen als verkürzte Zweige der Spindel betrachtet werden, welche 3 reſp. 5 Blätter (Schuppen) tragen. Döll (Flora von Baden, II. S. 526) betrachtet die größte mittlere Abtheilung des Schildes und der flachen Schuppe als das an der Spindel ſitzende Blatt, aus deſſen Achſel der Seitenzweig (das „geſtauchte Seiten— zweiglein“) hervorgewachſen iſt, eine Anſicht, die ich nicht zu theilen vermag. 296 zweitheiligen oder völlig in zwei einfächrige Hälften geſonderten der Länge nach aufſpringenden Staubbeuteln. Pollenkörner kuglig. Weibliche Aehren viel kleiner, aus flachen dachziegelig über einander liegenden 3— 5 theiligen Schuppen zuſammengeſetzt, unter denen ſich je 2 oder 3 aus einem nackten Stempel beſtehende Blüten befinden”). Fruchtknoten zuſammengedrückt, zweifächerig, mit 2 langen griffelförmigen Narben; je eine umgekehrte hängende, im innern Winkel befeſtigte Samenknospe in jedem Fache (Fig. XXXVI, I). Fruchtzapfen aus den vergrößerten und mehr oder weniger verholzten, dabei ihrer Form nach veränderten Deckſchuppen des weiblichen Kätzchens und den unter (zwiſchen) ihnen liegenden Früchten zuſammengeſetzt. Frucht ein durch Fehlſchlagen des einen Fruchtknoten— Fig. XXXVII. Ein bis zur Flügelbildung entwickelter Fruchtknoten der Birke. 1. ff die Flügel; un die 2 Narben; mm das ernährende centrale Zellgewebe; t der Fruchtträger; ss die 2 Samenknospen daran; — 2. Querſchnitt des Fruchtknotens in der Richtung der Linie **a; ff die Flügel; t der fruchtbare Samenträger mit den 2 Samenknospen; u der unfruchtbare Samenträger. faches und der einen Samenknospe einfächriges und einſamiges, doppelt geflügeltes Nüßchen mit einem hängenden umgekehrten dünnhäutigen Samen. ) Nach Döll (a. a. O.) ſoll jeder Fruchtknoten von einem Perigon (oder nach ſeiner Anſicht von einem Kelch) überzogen ſein. Ich vermag von einer ſolchen Hülle keine Spur zu finden. Auch Schnizlein (Iconographia II, 88) bemerkt ausdrücklich, die weiblichen Blüten ſeien „ohne Blume“, ebenſo Hartig (Forſtkulturpfl. S. 261). 297 Keim mit flachen Kotyledonen, welche bei der Keimung durch die Streckung des hypokotylen Gliedes über den Boden emporgehoben werden. — Sommer— grüne Bäume und Sträucher mit ſpiralig oder alternirend-zweizeilig geſtellten Blättern, welche in der Knospe dachziegelig gelagert und in der Richtung ihrer Seitenrippen gefaltet find. Männliche Kätzchen ſtets ſchon im Sommer vor der Blütezeit am Ende der im Frühling entwickelten Triebe entſtehend, daher den ganzen Winter hindurch an den entlaubten Zweigen ſichtbar; weibliche Aehren gewöhnlich erſt im Frühlinge in den Winkeln der Blätter der neuen Triebe erſcheinend, ſeltner (bei der Mehrzahl der Erlen) auch ſchon im Sommer zuvor gebildet. Blütezeit meiſt vor oder mit dem Laub— ausbruch eintretend. Die Betulaceen bewohnen der Mehrzahl nach die gemäßigte und kalte Zone der nördlichen Halbkugel (wenige wachſen auf den Gebirgen des tropischen Aſiens und Amerikas, eine Art in Südafrika) und zerfallen in die beiden Gattungen der Birken (Betula) und der Erlen (Alnus). XXIV. Betula Tourn. Birke. Blätter gezähnt oder geſägt, oft doppelt geſägt, ſelten eingeſchnitten oder fiederſpaltig, unterſeits drüſig punktirt, an den Langzweigen ſpiralig geſtellt, entfernt ſtehend, an den aus Achſelknospen jener Triebe hervor— gehenden Kurzzweigen zu 2 bis 3 unter der Endknospe, genähert, oft faſt gegenſtändig. Knospen ſitzend, klein, von mehrern ſpiralig geſtellten wirk— lichen Deckſchuppen umhüllt, achſelſtändige im Winter gerade über der kleinen dreiſpurigen Blattſtielnarbe. Blütenträger der männlichen Kätzchen mit dreilappigem Schilde, 2— 3 dicht aneinander gedrängte Blüten am Stiele tragend (Fig. XXXVIII, 3— 6.) die 4 Staubgefäße jeder Blüte im Winkel eines dünnhäutigen ſpindelförmigen Blättchens (Perigon-Blattes) ſitzend, mit unzertheiltem zweiſpitzigem oder zweitheiligem Filament und ſtets völlig getrennten Staubbeutelhälften (6*). Pollenkörner mit 3 Poren. Deckſchuppen der weiblichen Aehren tief dreitheilig, die viel kleineren Seitenabtheilungen über der großen mittleren liegend (8, 10); weibliche Blüten (Stempel) je 3 am Grunde einer jeden Deckſchuppe (9). Fruchtzapfen meiſt deutlich geſtielt, walzig ſeltner länglich; Spindel und Schuppen wenig verholzt, letztere tief dreitheilig mit deutlichem breitem zuſammengedrücktem Stiel (11, 12), zur Zeit der Fruchtreife ſich gewöhnlich ſammt den Früchten von der Spindel löſend und abfallend. Nüßchen zuſammengedrückt, von den ſtehenbleibenden Narben gekrönt, an beiden Rändern mit einem breiten dünnhäutigen Flügel (13). Keimpflanze zart und klein, mit kleinen rundlichen oberſeits glän— zend grünen Kotyledonen. — Bäume und Sträucher mit ſchlanken Stämmen 298 \ XXXVVIII. 1 Die gemeine Birke, Betula verrucosa Ehrh. 1. Triebſpitze mit männlichen (3) Kätzchen und weiblichen Aehren (2); — 2. Belaubter Trieb mit einem Fruchtzäpfchen und an der Spitze die männlichen Blütenknospen; — 3-6. Männl. Blütenhülle von vorn, von der Seite, oben u. unten: — 6. Staubgefäß; 7. Stück einer weiblichen Aehre; — 8. 9. Weibl. Aehrenſchuppe mit 3 zweinarbigen Blütchen; — 10. Dieſe Schuppe allein: — 11. 12. Die aus ihr er⸗ wachſene Schuppe eines Fruchtzäpfchens von oben u. unten; 13. Geflügelte Frucht; — 14. Triebſpitze mit Laub⸗ und männl. Blütenknospen; — 15. Querſchnitt eines 3jährigen Triebes. (1. 2. 14. nat. Gr.) x — 299 — und glatter oder erſt ſpäter in eine riſſige Borke ſich verwandelnder Rinde. Holz weiß oder röthlich, von zahlreichen ſchmalen Markſtrahlen durchſetzt und meiſt zahlreiche Markfleckchen enthaltend“). Die Birken zeichnen ſich durch ein aromatiſches Wachsharz aus, welches an den jungen Knospen und Blättern oft klebrige Ueberzüge, an alten Blättern und an den Winterknospen auch weißliche Punkte und Kruſten bildet. Derſelbe Stoff findet ſich auch in dem weißen, ſich bandartig der Quere nach abrollenden Periderma vieler Birken, deſſen complicirter Bau hier nicht beſprochen werden kann, ſowie in den ſogenannten Wachswarzen, mit welchen jüngere Zweige und namentlich Stocklohden vieler Birken be— deckt zu ſein pflegen. Während des Winters ſind die Deckſchuppen der Knospen, ebenſo die mit ihren Seitenlappen über einander geſchobenen Schilder der jungen männlichen Kätzchen von ſolchem Wachsharz verklebt und überzogen, wodurch völlig waſſerdichte Hüllen gebildet werden. Im Frühling zur Blütezeit verlängert ſich die Spindel der Kätzchen bedeutend und rücken infolge davon die ſchildförmigen Blütenträger auseinander, ſo daß die Staubbeutel ſichtbar werden und dieſe ihren ſtets in ſehr reichlicher Maſſe entwickelten gelben Pollen ausſtreuen können. Dann werden die Kätzchen, deren ſich in der Regel 2— 3 am Ende der Zweige entwickeln, hängend. Um dieſelbe Zeit geſchieht die Entfaltung der Blattknospen und hiermit zugleich die Entblößung der weiblichen Aehren. Letztere befinden ſich nämlich an der Spitze der aus den Seiten (Achjel-) Knospen vorjähriger Langzweige hervorgehenden wenigblättrigen Kurztriebe (Fig. XXXVIII, 1, 2) und erſcheinen daher am Zweige ſeitenſtändig. Sie ſind zur Blütezeit um vieles kürzer und ſchmächtiger, als die männlichen Kätzchen, welche bald nach dem Verſtäuben abfallen. In dem Fruchtknoten der weiblichen Blüten verkümmert bald nach der Beſtäubung eine der beiden Samenknospen, während die übrigbleibende ſich vergrößert und den ganzen Raum der Fruchtknotenhöhle einnimmt. Schon 4 oder 5 Wochen nach der Beſtäubung iſt der Keim ausgebildet. Derſelbe erſcheint auch noch im reifen Samen von einem dünnen hautartigen Endoſperm umhüllt, weshalb ſtrenggenommen ) Die Markfleckchen des Birken-, Erlen-, Weiden- und Vogelbeerbaumholzes ſollen nach Wilhelm (Docent an der Wiener Hochſchule für Bodenkultur) von Inſekten— gängen herrühren, weil Kienitz (Oberförſter und Docent an der Forſtakademie zu Münden) gefunden hat, daß die Markfleckchen der Vogelbeere und der Weiden (wenigſtens von Salix caprea, rubra und viminalis) von einer Dipterenlarve gegraben und ſpäter deren Gänge durch Zellenwucherung ausgefüllt werden. Die Larve ſei vom Mai bis Juli in der Cambialregion des Stammes anzutreffen, fadenförmig, 2— 3 Centim lang. Die Zellenwucherungen ſollen in der Regel von den Markſtrahlen ausgehen. (Gempel's Oeſterr. Forſtzeitung, 1883, S. 215.). x BEE die Samen der Birken eiweißhaltig Iind*). Infolge der Beſtäubung verdickt und verlängert ſich die weibliche Aehre durch die Vergrößerung der Deck— ſchuppen beträchtlich und verwandelt ſich allmälig in den Fruchtzapfen (Birkenzapfen), welcher bei allen Birkenarten, die langgeſtielte Aehren haben, auch wenn letztere aufrecht waren, eine hängende Stellung einnimmt. Die Samenreife tritt bei den meiſten Arten zeitig (kim Sommer) ein. Durch das Zerfallen der reifen Zapfen, von denen blos die borſtenförmige Spindel ſtehen bleibt, erinnern die Birken an die Edeltannen, während die Erlen, deren Zapfen die Samen fallen läßt und ganz bleibt, den Fichten entſprechen. Nach der neueſten Bearbeitung der Betulaceen von Regel“ beträgt die Zahl der bekannten Birkenarten 29, wobei jedoch zu bemerken, daß der genannte Autor unter B. alba L. mehrere in Europa, Aſien und Nord— amerika vorkommende Birken, welche von den meiſten Autoren für verſchiedene Arten gehalten werden, vereinigt. Betrachtet man die von Regel als Unter— arten von B. alba aufgeführten Birken als ſelbſtändige Arten, ſo ſteigert ſich die Geſammtzahl der Birkenarten auf 37. Davon bewohnen die meiſten Nordamerika und das nördliche Mittelaſien, Europa 8. Von letzteren finden ſich in unſerem Florengebiet 5. Uebrigens ſtößt die Unterſcheidung und Begrenzung der Birkenarten wegen des außerordentlichen Varfrens faſt aller Organe auf große Schwierigkeiten. Die Birkenarten zerfallen naturgemäß in zwei Sektionen. Bei denen der erſten (Eubetula Reg.) ſtehen die weiblichen Aehren einzeln und bedecken die Zapfenſchuppen die darunter liegenden Früchtchen vollſtändig, während bei den Birken der zweiten Sektion (Betulaster Spach), 2 bis 4 weibliche Aehren an der Spitze der ſeitlichen Kurztriebe an einem gemein— ſamen Stiel traubenförmig angeordnet und die Flügel der Früchtchen breiter ſind, als die Zapfenſchuppen. Die Birkenarten dieſer Sektion, welche ge— wiſſermaßen den Uebergang zu der Erlengattung bildeu, ſind in Nordindien und in Japan zu Hauſe und dürften ſich daher in unſerem Gebiet, außer etwa im Süden, kaum zum Anbau im Freien eignen. ) Vgl. Hartig a. a. O. S. 262. **) Betulaceae. In De Candolle’s Prodromus, vol. XVI, 161 seqq. (1868). Von demſelben Verfaſſer erſchien: Monographia Betulacearum hucusque cognitarum. Mosquae 1861. 4. Mit 14 Tafeln. Außerdem find für die Birken folgende Schriften beachtenswerth: Spach, Revisio Betulacearum. In: Annales des sciene. natur. Tom. XV (1841). Henze, Weitere Bemerkungen über die in Deutſchland vorkommenden Birkenarten. In: Botan. Zeitung, 1848, S. 71 ff., 103 ff. Larſſon, Ueberſicht der bis jetzt in Scandinavien bekannten Arten der Gattung Betula. (Schwediſch in den Abhandlungen der K. Akad. d. Wiſſenſch. 1858.) Griſebach, Zur Syſtematik der Birken. In: Flora, 1861, Nr. 40. 301 - Ueberſicht der im Florengebiet wild oder haufig kultivirt vorkommenden Arten der Sektion Eubetula. A. Bäume. a. Fruchtzapfen lang geſtielt, walzig, hängend oder aufrecht. Rinde der Stämme im Alter weiß. . Junge Triebe, Samen- und Stocklohden ohne Wachsharzabſonderung. Junge Blätter und Triebe mehr oder weniger ſammetartig behaart, ältere oft ganz kahl. Alte Blätter dicklich, faſt lederartig. 6 J. Blätter ſymmetriſch geformt. Flügel der Nüßchen breiter (oft zweimal breiter) als das Nüßchen ſelbſt. Flügel beträchtlich (bis 1½ mal) breiter als das Nüßchen. Aeſte gerade. B e Grppes ar a I e e eee Flügel kaum breiter als das Nüßchen. Ni dei Baum mit gewundenen een! an „ e eee eee 62. Blätter unſymmetriſch, von ehh 1 Form an einem Baum, unregelmäßig eingeſchnitten-geſägt. Flügel ſehr ſchmal, viel ſchmäler als das Nüßchen . „ urüeola Rep. 2. Junge Triebe, Samen- und namentlich Stocklohden mit Wachsharzwarzen beſtreut, junge Samenlohden und Stockausſchläge ſammt den Blättern oft gleichzeitig behaart. Zweige und Blätter älterer Pflanzen ſtets kahl, erſtere oft auch ohne Wachswarzen. Auch die älteren Blätter dünn. 51. Seitenlappen der Zapfenſchuppen auf die Seite oder zurückgebogen. Blätter rhombiſch oder eiförmig, lang zugeſpitzt, am Grunde ganzrandig, ſonſt doppelt bis dreifach geſüägt. .. B. verrucosa Ehrh. Blätter deltaförmig, zugeſpitzt, ringsherum ſcharf, an den Seitenrändern doppelt bis dreifach gefügt te.... B. populifolia Ait. 32. Seitenlappen der Zapfenſchuppen aufrecht. Blätter groß, eiförmig, kurz zugeſpitzt, am Grunde ganzrandig, ſonſt doppelt geſägt. Zapfen gra rr pape Alt. b. Fruchtzapfen aufrecht oder faſt aufrecht, kurz geſtielt, walzig oder eiförmig— länglich. Rinde der Stämme braun oder bräunfichgelb. 6. Zapfenſchuppen breiter als die Nüßchen, unter jeder wie gewöhnlich 3 Nüß— chen. Blattſtiel und Nerven der untern Blattſeite behaart. Zapfen geſtielt, walzig, dick. Junge Triebe filzig, ohne Wachswarzen. Blätter eiförmig zugeſpitzt. Rinde . Flügel breiter als das Nüßchen = 3eB.rexcelsa Ait. Zapfen faſt ſitzend, eiförmig— länglich. Junge Triebe kahl. Blätter eiförmig⸗länglich. Rinde dunkel Achau Flügel ſchmäler als das Nüßchen. . . e lentay WW. 8. Zapfenſchuppen ſchmäler als das es Nüßchen, letzteres ſo breit wie ſeine Flügel. Rinde röthlichbraun. Blätter lanzettförmig- bis rhombiſch— eirund, nebſt den Trieben weichhaarig und mit Wachsabſonderung. B. nigra W. B. Sträucher. Blätter klein, Zapfen kurz geſtielt, aufrecht. a. Zweige ohne Wachswarzen, jung weichhaarig, ſpäter kahl. Aufrechter Mittelſtrauch mit rhombiſch-eiförmigen, ſcharf doppelt gezähnten Blättern. Zapfen walzig, deutlich geſtielt, kürzer als die Blätter. B. intermedia Thom. Niedergeſtreckter oder aufſteigender Kleinſtrauch mit rundlichen, grob gekerbten Blättern. Zapfen eiförmig, ſehr kurz geſtielt, ebenſo lang oder länger als die Blütter r,. ee Dom b. Zweige auch im Alter reichlich mit Wachsharzdrüſen beſtreut, jung zugleich be— haart. Blätter eiförmig bis rundlich, grob geſägt. Zapfen deutlich geſtielt, kurz walzig oder länglich. f frutieosa Trauby: A. Baumbirſten. 64. Betula alba L. Nordiſche Weißbirke. Synonyme und Abbildungen: B. alba L. Spec. pl. ed. 2 vol. II, p. 1393, Griſeb., a. a. O. S. 623; B. alba VII. pubescens Reg. in Prodr. I. c. p. 166. — B. pubescens Ehrh. Beitr. p. 98, Koch, Syn. ed. 2, p. 761; Guimpel u. Heyne, Abbild. d. Holzg., Taf. 146, Hartig, Farſtkulturpfl. p. 328, t. 28, Pokorny, Holzpfl. p. 23; B. aurata Borkh. Forſtbot. I. p. 498, B. glutinosa und pubescens Wallr., desgl. Larss.; B. odorata, brockembergensis et hybrida Bechst., Forſtbot. p. 294, 297, 298; B. alba d. glutinosa et £. pubescens Reg. Monogr. p. 20 und 24. „Haar⸗ birke, Bruchbirke, Ruchbirke, Glattbirke.“ Blätter von derber Textur, alt faſt lederartig, aus abgerundeter oder herzförmiger Baſis eiförmig, oder rhombiſch-eiförmig mit keiligem oder ab— gerundetem Grunde, bald in der Jugend oder bleibend weichhaarig, bald von Anfang an kahl, am Grunde ganzrandig, am Rande einfach oder doppelt geſägt, ſpitz, kaum zugeſpitzt. Stiel halb ſo lang als die Spreite. Triebe in der Jugend ſammtig behaart, ſpäter meiſt kahl, ohne Wachsharzabſonderung. Männliche Kätzchen walzig, 4—6 Centim. lang, mit rothbraunen ge— wimperten Schildern und hellgelben kahlen Staubbeuteln. Weibliche Aehren walzig, ſchmächtig, 10—16 Millim. lang, hellgrün, mit filzigem Stiel und gewimperten Schuppen; Griffel purpurroth. Fruchtzapfen hängend oder aufrecht, dick walzig 1,5—4 Centim. lang mit —10 Millim. l. Stiel; Schuppen mit breitem kurzem Stiel und ſeitwärts gebogenen, ſeltner gerad ausgeſtreckten und ſtets eckigen Seitenlappen, filzig behaart und gewimpert. Nüßchen verkehrt eiförmig, 1,5—2 Millim. lang, Flügel bis 1½ mal breiter als die Frucht, nach oben gar nicht oder nicht über die Baſis der Narbenarme hinauf erweitert. — Baum 2. bis 1. ſelten nur 3. Größe mit breitäſtiger dicht verzweigter eiförmig-länglicher Krone. Rinde an jungen Stämmen und Aeſten röthlich-braun, glatt, glänzend, mit vielen weißlichen Lenticellen, an älteren Stämmen und Aeſten mattweiß, ſich der Quere nach bandförmig abrollend. Dieſes weiße Periderma reicht lange Zeit bis an den Fuß des Stammes hinab und verwandelt ſich erſt ſpät in eine ſchwärzliche riſſige harte Borke (Steinborke), welche aber nie hoch hinaufreicht und niemals ſo dick wird, wie bei B. verrucosa. Bewurzelung nicht tiefgehend, oft weit ausſtreichend, ſonſt derjenigen der B. verrucosa re aa nn ähnlich (ſ. d.). Junge Samenlohden, Stocklohden und Stammlohden (Waſſerreiſer) ſammt ihren Blättern ſtets filzig-weichhaarig, ohne eine Spur von Wachsharzabſonderung. Die Stocklohden entwickeln eine Reihe von Jahren alljährlich reichliche Johannistriebe (gilt wohl von allen Birkenarten); die Blätter junger Stocklohden ſind viel größer als diejenigen der Kronen— zweige des Baumes, auch oft von anderer Form. Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. In dieſen Be— ziehungen ſcheint die nordiſche Weißbirke mit der mitteleuropäiſchen überein— zuſtimmen (ſ. B. verrucosa). Doch pflegt ſie einige Tage ſpäter zu blühen als letztere. Formenkreis. Unter allen Baumbirken vartivt B. alba am meiſten. Sie läßt ſich in dieſer Beziehung mit der Bergkiefer [Pinus montana) ver- gleichen. Wie bei jenem Baume ſind auch bei der nordiſchen Weißbirke die einzelnen Formen von den Floriſten wiederholt für eigene Arten gehalten und als ſolche beſchrieben worden. Wenn es aber ſchon ſchwer hält, B. alba von B. verrucosa abzugrenzen, weshalb Regel ſich veranlaßt geſehen hat, dieſe beiden Arten zu vereinigen, ſo iſt es geradezu unmöglich, die zahlloſen Formen der B. alba ſcharf zu ſondern, da ſie alle durch zahlreiche Mittelformen in einander übergehen (möglicherweiſe kommen zwiſchen ihnen, ja vielleicht auch zwiſchen B. alba und verrucosa Baſtarde vor). Deshalb dürfen die nachfolgend unterſchiedenen Varietäten nur als Typen von Formengruppen Den werden. Der Einfluß der Verſchiedenheit des Bodens und des Klimas auf die Erzeugung vieler Formentypen iſt un— verkennbar (ſo iſt die B. carpatica W. K. ein bloßes Produkt des Gebirgs— klima, denn aus ihren Samen erwächſt in der Ebene auf feuchtem Moor— boden die Form rhombifolia oder auch Hornemanni Reg.), ebendeshalb aber auch unmöglich, hier durch Standortsverhältniſſe bedingte Formen von wirklichen Varietäten zu unterſcheiden. Die in der Jugend an den Trieben, Blattſtielen und an der Unterſeite der Blätter niemals fehlende filzige oder ſammetartige Behaarung verliert ſich bei der Mehrzahl der Formen im Laufe der Vegetationsperiode und mit vorſchreitendem Alter, aber ſelbſt bei haarloſen Trieben und Blätter läßt der gänzliche Mangel von Wachsdrüſen an jungen Zweigen und an Stocklohden und die derbe dickliche Beſchaffenheit der Blätter eine Verwechſelung mit Formen der B. verrucosa vermeiden. Noch ſei bemerkt, daß bei B. alba die Blattnerven auf der untern Seite der Blätter über die Blattfläche deutlich hervortreten, was bei B. verrucosa nicht der Fall ift*. Die von Regel im Prodromus a. a. O. unter— ) Auf einen andern Unterſchied in der Nervation der Blätter dieſer beiden Birkenarten macht Pokorny (a. a. O.) aufmerkſam, nämlich, daß in den Blättern der B. alba (ſeiner B. pubescens) die Außennerven nicht oder nur ſpärlich entwickelt ſind. 304 ſchiedenen Varietäten verdienen beibehalten zu werden mit Ausnahme der erſten (c. sterilis), welche offenbar Stockausſchläge und vom Vieh verbiſſene Pflanzen umfaßt. Wohl aber ſcheint Ehrhardt gerade auf ſolche ſeine B. pubescens begründet zu haben, denn Stockausſchläge und vom Vieh wiederholt verbiſſene ältere Samenlohden namentlich der Variet. 5, y und o zeichnen ſich durch beſonders dichte und weiche Behaarung der Zweige und Blätter aus. Die Blätter an den Langzweigen ſolcher meiſt ſtrauch— artig bleibender oder zu einem niedrigen Baume erwachſender Exemplare ſind gewöhnlich groß, herzeiförmig, am Rande grob doppelt geſägt. (e. parvifolia Reg. Blätter aus keilförmiger oder abgerundeter Vaſis eiförmig oder rhombiſch-eiförmig, einfach oder doppelt geſägt, 2 bis 3 Centim. lang, Zapfen klein, aufrecht. Baum 3. Gr. (B. carpathica H. sudetica Reichb. Ic. Fl. germ. XII, t. 624, f. 1285; B. pubescens Bertol. Fl. ital. X, p. 230; B. alba pubescens b. parvifolia Reg. Monogr. p. 26.). — In Torfbrüchen Schwedens, Mittelrußlands, der bal— tiſchen Provinzen, Norddeutſchlands, Belgiens, des Harzes, der Sudeten; zerſtreut ). 5. latifolia Wk. Blätter eiförmig, herz-eiförmig oder eifürmig- rhombiſch, ſcharf doppelt geſägt, 4— 6 Lentim. lang und 3—5 Centim. breit mit 10—15 Millim. l. Stiele, unterſeits an den Nerven und Rändern bleibend behaart. Zapfen groß, hängend oder aufrecht; Schuppen mit vor— geſtreckten Seitenlappen. — Baum 2. bis 1. Größe, mit walzenförmigem geradem glattem Stamme und hochangeſetzter, ſtarkäſtiger Krone. Junge Zweige feinfilzig, vorjährige kahl, ſehr dunkel gefärbt. Scheint die echte B. alba Linné's zu jein**) und iſt die B. odorata Bechſtein's, der dieſe Form vortrefflich beſchrieben hat“ ). Die Blätter find (wie auch bei den folgenden Var.) in der Jugend oberſeits ſehr klebrig und wohlriechend. Variirt mit hängenden Aeſten und Zweigen, wo dann die Blätter ſchmäler und länger geſtielt zu ſein pflegen (B. pendula Rchb. Ic. t. 625). Dieſer Typus iſt von Regel in ſeiner Monographie als B. alba 9. glutinosa (a. rhombifolia und b. latifolia), im Prodromus als Var. Hornemani (B. alba Hornem. in Flor. danica t. 1467) beſchrieben und von Reichenbach a. a. O. Taf. 623 unter dem richtigen Namen B. alba L. abgebildet worden (jedoch eine ziemlich kleinblättrige Form mit rhombiſch— Jay nr) Zu dieſem Typus ſcheint auch die B. torfacea * Eine Form mit doppelt und eingeſchnitten geſägten Blättern kommt in bo— taniſchen und Handelsgärten oft unter dem Namen B. asplenifolia vor. **) „Betula foliis ovatis acuminatis serratis“ (Linn. Hort. Cliff. p. 442) und „B. foliis cordatis serratis“ (Linn. Flor. lappon. p. 341). **) Vgl. auch Henze a. a. O. S. 75 ff. ee ls Schleich. (Gaud. Fl. helv. VI, p. 174) zu gehören. — In Nord- und Mitteleuropa, beſtandbildend. Vorzugsweiſe ein Baum der Ebenen. y. rhombifolia Reg. Blätter aus feil- oder eiförmiger Baſts rhombiſch, ausgewachſen auch unterſeits kahl, nur noch in den Winkeln der Fiedernerven etwas haarig, einfach oder doppelt geſägt, 3—6 Centim. lang und 2—4 Centim. breit, mit 1½ —2 Centim. l. Stiel. Zapfen groß, hängend oder aufrecht; Schuppen mit zurückgebogenen, rechtwinklig abſtehenden oder (ſeltner) vorgeſtreckten Seitenlappen. — Baum 2. bis 1. Größe von der Geſtalt der Var. 5. Zweige anfangs feinfilzig, ſpäter kahl, dunkelbraun und ſchwärzlich. Knospen meiſt klebrig. Varürt ebenfalls mit hängenden Aeſten, ferner mit hell- und ſehr dunkelgrünen Blättern, mit dicken und dünnen Zapfen von verſchiedener Farbe u. ſ. w. (B. rhombifolia Tausch in Flora 1883, p. 752; B. glutinosa Wallr. Sched. crit. p. 496; B. alba Guimp. Holzgew. t. 145; B. nigricans Wender. in Bot. Zeit. 1846. S. 291; B. dahurica Willd. Spec. pl. IV, p. 463 und Henze a. a. O. S. 104, nicht Gmelin; B. ambigua Hampe in Reichb. Fl. germ. excurs. No. 1635! BB. ovata C. Koch, B. megalocarpaea Laestad.). — In Nord- und Mitteleuropa, vorzugsweiſe im Hügellande und den niedrigen Gebirgen. d. carpathica Reg. Blätter eiförmig-rhombiſch, ſcharf doppelt-geſägt, alt ganz kahl, auffallend lederartig, oberſeits glänzend dunkelgrün, 3 bis 5 Centim. lang und 1,5— 3,5 Centim. breit, mit 1,5—2 Centim. l. Stiel. Zapfen aufrecht oder hängend, langgeſtielt, dick-walzig; Seitenlappen der Schuppen vorgeſtreckt oder ſeitwärts gebogen. — Niedriger Baum mit oft krummſchäftigem Stamm und breiter unregelmäßiger aber dicht belaubter Krone, auch wohl ſtrauchartig. Die Rinde der Stämme behält lange Zeit eine glänzend gelb- bis röthlichbraune, der Kirſchbaumrinde ähnliche Farbe. Sonſt mit der Var. y. faſt ganz übereinſtimmend. (B. carpathica Waldst. Kit. herb., Reichb. Ic. t. 624, f. 1248; B. carpathica H. hercynica Reichb. Ic. f. 1286, B. alba d. glutinosa c. carpathica Reg. Monogr. p. 21). — Nord- und Mitteleuropa, vorzüglich in höheren Gebirgen. e. Friesii Reg. Blätter meiſt aus keilförmiger Baſis rhombiſch, ſelten breit, eiförmig-rhombiſch, einfach oder doppelt grobgeſägt, alt leder— artig und ganz kahl, 4— 5 Centim. lang und 3 — 4,5 Centim. breit, mit 1— 2 Centim. l. Stiel. Zapfen walzenförmig, aufrecht oder hängend; Seitenlappen der Schuppen immer vorgeſtreckt. — Niedriger Baum oder Großſtrauch. (B. glutinosa Fries in Summa veg. 1846 p. 212; B. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. x 20 a er ? fi u. — 2 \ A’ 7 1 A 2 A — 4 EN AM, 74 Birkenblätter. 1. 2. 3. Stockausſchlagblätter; — 4. Blatt, Zapfenſchuppe und Frucht von B. gluti- nosa Wallr.: — 5. Daſſelbe von B. pubescens Ehrh. 307 sylvestris, cryptocarpa, subaequalis, subalpina Laestad.; B. coriifolia Tausch). — Gebirge von Nord- und Mitteleuropa“). Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Linns bezeichnet ſeine B. alba als „in Europa frigidiore“ vorkommend. Seine Art muß demnach die „nordiſche“ Weißbirke ſein und in der That iſt die vielgeſtaltige im Vorſtehenden geſchilderte Birke durch das ganze nördliche Europa bis zum Nordkap verbreitet, während die „mitteleuropäiſche“ Weißbirke (B. ver- rucosa) im höheren Norden fehlt. Da aber dieſe beiden Arten immer und immer wieder von Botanikern und Forſtmännern verwechſelt oder zuſammen— geworfen worden ſind, ſo iſt es unmöglich die Grenzen ihrer Gebiete genau anzugeben. B. alba iſt in Europa durch die ganze ſcandinaviſche Halb— inſel, durch Finnland und das nördliche Rußland bis an die Küſten des Eismeers verbreitet, in Aſien durch einen großen Theil Sibiriens, oſtwärts bis Kamtſchatka. Denn die von A. v. Middendorff und A. v. Schrenk in Nordaſien vom Samojedenlande und dem nördlichen Ural an bis jen— ſeits Jakutsk und bis an's Aldangebirge beobachtete Weißbirke, ſowie die um den Peterpaulshafen Kamtſchatka's wachſende, welche dort noch zum Schiffsbau taugliches Holz liefert“), gehört ſicher zu unſerer B. alba, während die von den genannten und andern Forſchern und Reiſenden noch in den Steppen angetroffene Weißbirke mit B. verrucosa identiſch ſein dürfte. Nach v. Middendorff beginnt die Polargrenze von B. alba im ſüdweſtlichen Grönland unter 62“ Breite und erhebt ſich von hier über Island (65°) ſtreichend, nach der nordweſtlichen Küſte von Norwegen, wo ſie (auf der Inſel Mageröe) ihren nördlichen Punkt, mehr als 71“ erreicht. Von hier ſinkt die Grenze gegen NO und ſchneidet durch die Halbinſel Kola ſtreichend die Oſtküſte des Weißen Meeres nördlich von der Meſenj— mündung (wo noch Bäume vorkommen) unter 67¼ “. Jenſeits des Ural liegt die Grenze am Ob ſchon unter 66¼“, erhebt ſich dagegen am Jeniſei wieder bis 69 ½“. Auch in Oſtſibirien, im Gebiet der Kolyma, wachſen noch unter 68“ hochſtämmige Weißbirken. Die Polargrenze der Weißbirke ſcheint daher das nördliche Aſien ſo ziemlich in weſtöſtlicher Richtung zu ſchneiden. Ob die Weißbirke noch im weſtlichen Nordamerika vorkommt oder ob, wie wahrſcheinlich, die Oſtküſte Kamtſchatkas auch die Oſtgrenze ) Dieſe mir unbekannte Form dürfte, nach Regel's Beſchreibung zu urtheilen, von der Var. d. kaum verſchieden ſein. Fries dagegen (a. a. O.), welcher ſie als B. glutinosa Wallr. aufführt, nennt ſie die durch ganz Nordeuropa verbreitetſte Form der Weißbirke, ſcheint demnach die Var. 3. darunter zu verſtehen. Nach Regel ſoll ſie auch „in alpestribus Bohemiae, Germaniae et Helvetiae“ vorkommen, wo B. carpatica zu Hauſe iſt. ) S. A. v. Middendorff, Sibiriſche Reiſe. Bd. IV, Th. 1, ©. 565 - 568. 20* ra ihres Bezirks bildet, läßt ſich aus Mangel an Daten nicht entſcheiden. Ebenſo unſicher iſt der Verlauf ihrer ſüdlichen Grenze in Aſien. Wahr— ſcheinlich ſetzen hier die Steppen der ſüdlichen Verbreitung dieſes Baumes ein unüberſteigliches Hinderniß entgegen; ja, es fragt ſich, ob nicht die ſo— wohl in Dahurien an der äußerſten Grenze (Nordgrenze) der Steppe von Radde beobachteten, als auch die von Lehmann in Südweſtaſien unter 40° Br. die Baumgrenze bildenden Birken bereits zu B. verrucosa gehören. Auch in Rußland mögen die Steppen den Bezirk von B. alba gegen 8. begrenzen. Nach Beſſer und Eichwald) findet ſich dieſer Baum noch in Podolien (alſo etwa bis 48%), ja nach Hohenacker ſogar noch in Kaukaſien (in Gebirgen Somchetiens, etwa 44°), alſo jenſeits der großen Steppen. Letzteres Vorkommen muß als ein vorgeſchobener inſelartiger Poſten von B. alba betrachtet werden. Im transleithaniſchen Oeſterreich ſcheint ſich die Südgrenze dieſer Holzart zwiſchen dem 45. und 46.“ Br. in oſtweſtlicher Richtung hinzuziehen, indem B. alba noch bei Hermanns— ſtadt in Siebenbürgen (nach Schur), im Banat (nach Heuffel) und um Karlsſtadt in Kroatien (nach Neilreich) vorkommt. Aehnlich dürfte es ſich in Krain und Kärnthen verhalten, wo die nordiſche Weißbirke (wohl vorherrſchend die Var. J.) nur vereinzelt aufzutreten ſcheint. Weiter weſt— wärts folgt die Südgrenze offenbar dem Südrande der Alpen, da B. alba nach Bertoloni und Pollini in den Alpen der Lombardei hin und wieder wächſt, während ſie im Süden der Alpen nirgends angegeben wird. In den Seealpen ſcheint fie zu fehlen, tritt dagegen in den Alpen der Dauphiné (um Grenoble nach Grenier und Godron) wieder auf. Die Südgrenze dieſes Baumes bewegt ſich alſo auch in Oberitalien zwiſchen dem 45. und 46“. In der Dauphine dürfte die Weſtgrenze des Bezirks der nordiſchen Weißbirke beginnen und dieſe in nordweſtlicher Richtung durch Frankreich nach dem Weſten dieſes Landes ziehen“), ohne die Pyrenäen zu berühren“ **) und hierauf über Irland nach Island und Grönland ſich fortſetzen. Nach dieſer Umgrenzung umfaßt alſo der Verbreitungsbezirk der nor— diſchen Weißbirke ganz Nord- und Mitteleuropa und einen bedeutenden ) Ledebour, Flor. ross. III. p. 651. **) Grenier et Godron, Flore de France, III, p. 148. Das angebliche Vorkommen in den Pyrenäen dürfte ebenſo wie das aus Bro- tero's Beſchreibung ſeiner B. alba (Flor. lusit. II, p. 294) geſchloſſene Auftreten der B. pubescens in den Gebirgen Nordportugals auf einer Verwechſelung mit pubescirenden jungen Pflanzen oder Stockausſchlägen der B. verrucosa beruhen. Weder ich noch andere Botaniker haben in den Pyrenäen und auf der pyrenäiſchen Halbinſel eine andere Birken— art als B. verrucosa geſehen. — = 5309 Theil des nördlichen Aſien. Er erſtreckt ſich von W nad) O (von Grön— land bis Kamtſchatka) über 190 Längegrade, d. h. nimmt mehr als die Hälfte des Umfangs der nördlichen Halbkugel zwiſchen 45 und 71“ Breite ein. Innerhalb dieſes ungeheueren Areals erſcheint aber dieſe Birkenart ſehr ungleichmäßig vertheilt. Während ſie im nördlichen Dritttheil ihres Bezirks die Alleinherrſchaft behauptet, iſt ſie im mittleren und ſüdlichen mit B. verrucosa gemengt, ja dieſer untergeordnet. Sehen wir von Aſien ab, ſo iſt die eigentliche Heimat der B. alba in Europa das nördliche Rußland zwiſchen 60 und 65° Br. (im Gouvern. Wologda und Olonetz) zu betrachten. Nur dort erreicht fie (die Var. 3.) ihre größte Vollkommenheit, indem ſie ſchlanke ſäulenförmige, bis auf 20 Met. Höhe aſtreine und bis zum Fuß herab mit glatter weißer Rinde bedeckte Stämme bildet; nur dort befinden ſich jene geſchloſſenen Birken-Urwälder, welche Blaſius jo anziehend geſchildert hat“). Aehnlich mag es ſich in Finnland verhalten, doch ſcheint dort die Birke in reinem Beſtande ſeltener als im Gemiſch mit andern Holzarten (Kiefer, Fichte, Espe) vorzukommen! ). So iſt es auch in Liv⸗ und Eſthland. Nur ſelten trifft man hier ausgedehntere reine Birkenhochwaldbeſtände, welche je nach der Bodenbeſchaffenheit theils aus B. alba theils aus B. verrucosa beſtehen; viel häufiger kommen beide Birkenarten im Gemenge mit andern Bäumen vor, die erſtere namentlich im Gemenge mit Espen und Erlen auf Bruchboden, weite Niederungen bedeckend. Je weiter man nach S und W vordringt, deſto mehr tritt B. alba zurück uud deſto mehr gewinnt B. verrucosa die Oberhand. Nach Blaſius beginnt B. pubescens, wie er die nordiſche Weißbirke ſtets nennt, bereits um Kaluga (c. unter 54½“ Br.) zu verſchwinden und iſt dieſe Birken— art von der dort hereits dominirenden B. verrucosa (ſeiner B. alba) ſchon von weiten daran zu erkennen, daß ihre Stämme geſchält ſind, indem in Rußland nur die glatte rißloſe weiße Rinde der nordiſchen Birke zu Schuh— und Flechtwerk benutzt wird *). In Norddeutſchland kommt B. alba (immer die Var. 5.) in größter Menge, ſtellenweis als hoher ſtattlicher Baum, für ſich allein oder häufiger mit Espen und Erlen geſchloſſenen Hochwald bildend, wohl nur in der Provinz Preußen, namentlich in Oſt— preußen, vor. Weiter weſtwärts ſcheint ſie in der ganzen norddeutſchen Ebene nur horſtweiſe und zerſtreut aufzutreten. Sowie die Gebirge beginnen, wird die eigentliche Haarbirke ſelten und tritt die Var. y. in einer Menge von Formen auf (ſo am Harz, im Thüringerwalde u. a. O.), welche in Blaſius, Reife im europäiſchen Rußland. I. Theil, S. 273. Vgl. v. Berg, Die Wälder in Finnland. (In: Tharander Jahrbuch, Bd. XIII, S. 86.) ) Blaſius, a. a. O. Bd. II, S. 47. £ 30 ze höheren Gebirgslagen in die nicht minder formenreiche Var. . übergeht (jo im Harz, auf dem Erzgebirge, Rieſengebirge, Böhmer-, Bairiſchen- und Schwarzwald, in der Eifel, im Jura, in den Alpen und Karpathen). In Thälern, Niederungen und auf Hochebenen findet ſich auf Moor- und Bruch— boden durch das ganze Gebiet bis in die Alpen, bis in's Banat und bis nach Kroatien auch die Var. J., aber immer mehr an Größe abnehmend. Auf den Mooren der bairiſchen Hochebene gelten Exemplare von 5 Met. Höhe ſchon für hohe Bäume. An ihrer obern Grenze werden die ver— ſchiedenen Formen der B. alba mehr und mehr ſtrauchartig, ebenſo an der Polargrenze die Var. 5. Die vereinzelt vorkommende Var. c. ſcheint das Product eines naſſen humusarmen Torfbodens zu ſein. Im freien Stande treten die verſchiedenen Baumformen der B. alba im höheren Alter meiſt als „Hängebirken“ auf, doch bildet dieſe Art bei uns niemals ſo maleriſche und elegante Hängebirken (Trauerbirken), wie B. verrucosa ). Unter den Gebirgsformen der B. alba in Mitteleuropa iſt die auf Hochmooren wachſende beſonders intereſſant. Nirgends habe ich dieſelbe häufiger gefunden, als im Böhmerwald, wo ſie wegen ihrer graugrünen düſtern Belaubung „Schwarzbirke“ ge— nannt wird. Sie bedeckt dort die Mehrzahl der „Filze“ im Verein mit der Knieholz— form der Pinus montana uncinata (wohl auch mit P. silvestris uliginosa) mit Krüppel⸗ fichten, Weiden (Salix aurita, repens), Ericaceen (Calluna vulgaris, Andromeda poli- folia) und Vaccinien (V. uliginosum, Vitis idaea, Oxycoccos). Ganz in derſelben Weiſe und Geſellſchaft tritt die „Moorbirke“ der Schweiz nach Chriſt anf den Torf— mooren der Schweizeralpen und des Jura auf und iſt dieſelbe überhaupt die einzige Form der B. alba, welche in der Schweiz vorkommt. Allein die „Moorbirke“ ſcheint, da ſie bleibend behaarte Zweige hat, eine Krüppelform der Var. 5. oder vielleicht die eigentliche B. pubescens Ehrh. zu ſein, während die „Schwarzbirke“ entſchieden zu B. carpathica gehört. Dieſe findet ſich im Böhmerwald und anderwärts auch, aber ſeltner, auf feuchtem Geröll- und Felſenboden, ſogar in Felſenſpalten als Strauch (3. B. am Großen Tſchirnſtein in der Sächſiſchen Schweiz). Ueber die vertikale Verbreitung der B. alba ſind wegen ihrer ſo häufigen Verwechſelung mit B. verrucosa nur wenige ſichere Angaben vor— handen. Im Harz und Erzgebirge findet ſich dieſe Birke noch auf den höchſten Kuppen und Kämmen, d. h. bis 3500 reſp. 3800 p. F. (1136,6 reſp. 1234 Met.), im Bairiſchen Walde bis 3600 p. F. (1169 Met.), in Oberbaiern und den Bairiſchen Alpen zwiſchen 1458 p. F. — 485,9 (Panger⸗ filz in der bairiſchen Hochebene) und 4862 p. F. — 1578,6 Met. (Taufers⸗ ) Anders in Norwegen, wo Rieſenexemplare von ungemein maleriſchem Wuchſe und großer Eleganz der Verzweigung vorkommen. (Vgl. die ſchönen Abbildungen von 5 uralten Birken von 22 bis 29 Met. Höhe, 2,5—5,5 Met. Stammumfang in Bruſt⸗ höhe und 14—24 Met. Kronendurchmeſſer in Schübeler's Pflanzenwelt Norwegens. S. 187 ff. berg im Rappenalperthal des Algäu) nach Sendtner*), in der Schweiz zwiſchen 1000 und 1975 Met. (nach Chriſt). Nach Sendtner's wenigen Meſſungen der höchſten Standörter von Bäumen in den Bairiſchen Alpen ſcheint die obere Grenze der B. alba in zwiſchen N und W befindlichen Lagen am höchſten emporzuſteigen, dagegen in ſüdöſtlichen und nordöſtlichen Lagen am meiſten deprimirt zu ſein. In Nordeuropa ſteigt dieſe Birkenart bei Hammerfeſt (70“ 40° Br.), alſo in der Nähe ihrer Polargrenze bis 828 p. F. (268,8 Met.), in den Gebirgen Norwegens unter 69“ bis 1760 p. F. (570 el unter 64° bis 2110 p. F. (685 Met.), unter 62° bis 3390 p. F. (1101 Met.), auf Island bis 500 Met. empor). Höhenangaben aus nde Breiten der ſcandinaviſchen Halbinſel ſind un— zuläſſig, da dieſen möglicherweiſe eine Verwechſelung mit B. verrucosa zu Grunde liegen kann. Bedingungen des Vorkommens und Gedeihens. Da B. alba in Nordeuropa bis über den 71.°, in Nordaſien bis über den 69.“ hinaus verbreitet iſt, ſo kann ſie ſich offenbar mit einer ſehr geringen jährlichen Wärmemenge begnügen und ſehr bedeutende Winterkälte ertragen“); da fie ferner noch in Kroatien vorkommt und zwar keineswegs in Hochlagen (nach Neilreich's „Vegetationsverhältniſſen“ an feuchten Stellen in Wäldern zwiſchen Jaska und Karlsſtadt, ſowie anderwärts in Auen und auf Weide— plätzen), ſo muß ſie auch eine hohe Wärmetemperatur und einen kurzen Winter zu ertragen im Stande ſein. Demnach dürften die Wärmever— hältniſſe faſt aller Gegenden unſeres Florengebiets (Dalmatien und Iſtrien, die heißen Thäler der ſüdlichen Kalkalpen und die ungariſche Tiefebene etwa ausgenommen) dem Gedeihen dieſer Birke günſtig ſein. Mehr abhängig als vom Gange der Temperatur iſt ſie offenbar von der Beſchaffenheit des Bodens und von dem Feuchtigkeitsgehalt der Atmoſphäre reſp. von der Menge und Häufigkeit der atmoſphäriſchen Niederſchläge. Die nordiſche Weißbirke beanſprucht durchaus einen anhaltend feuchten Boden oder ein während ihrer Vegetationsperiode an Nebeln und Regen reiches Klima. ) Vegetationsverh. Südbaierns, S. 508 und des Bairiſchen Waldes, S. 338. * Vgl. v. Berg, Die Verbreitung der Waldbäume und Sträucher in Norwegen, Schweden und Finnland (Tharander Jahrbuch, 1859, S. 125.) und Schübeler, Die Pflanzenwelt Norwegens, S. 180. ) Ich füge hier die Monatsmittel der Wärme zu Hammerfeſt bei (nach Schübeler's Abhandlung „über die geographiſche Verbreitung der Obſtbäume und beerentragenden Geſträuche in Norwegen“, Hamburg, 1857, S. 10). Dort beträgt die Mitteltemperatur des Januar — 6,87, des Februar — 4,46, des März — 3,48, des April — 2,84, des Mai 1,38, des Juni 6,21, des Juli + 9,57, des Auguſt + 8,64, des September + 6,64, des Oktober + 0,56, des November — 2,15, des December — 1,63, des Jahres + 0,96“ R. 312 Am beſten gedeiht fie offenbar da, wo Beides gleichzeitig vorhanden iſt. Denn die Birkenwälder des nördlichen Rußland, ſowie die reinen und ge— miſchten Hochwaldbeſtände der B. alba innerhalb der baltiſchen Provinzen, Oſtpreußens und überhaupt der ganzen norddeutſchen Zone, d. h. in Länder- ſtrecken, welche ein feuchtes nebelreiches Klima haben, ſtocken ausſchließlich auf feuchtem Moor- bis naſſem Bruchboden. Die „Erlenbrüche“ Nord— deutſchlands ſind daher der naturgemäßeſte Standort der B. alba; nur auf ſolchem Boden vermag ſie noch dort zu einem Baume 1. Größe heranzu— wachſen. Auch in den übrigen Zonen unſeres Gebiets findet ſich die Var. F. immer nur auf feuchtem Moorboden und bewahrt auf ſolchem auch in Hoch⸗ lagen, wo ſie ſtrauchartig auftritt, noch ihre charakteriſtiſchen Merkmale. In ſehr naſſen tiefen Torfbrüchen gedeiht ſie aber ſchlecht und wird zur Var. a., während fie in den niedrigeren Gebirgen auf trocknerem oder wenig feuchtem Boden in die Var. y. übergeht. In nebel- und regenreichen Ge— birgen (3. B. Harz, Thüringerwald), zeigt jedoch dieſe Varietät auch auf ziemlich trocknem ſandigem Boden noch ein gutes Gedeihen und vermag zu einem anſehnlichen Baum zu erwachſen. Dagegen iſt die Karpathenbirke gewöhnlich nur ein niedriger Baum oder ein Großſtrauch, der nur ſelten bejtand- oder horſtweiſe, ſondern meiſt vereinzelt auftritt und deshalb kaum eine forſtliche Bedeutung beſitzt. Wohl aber verdienen die Var. 8. und 5. die volle Beachtung des Forſtmanns. Ueberall, wo es ſich um Aufforſtung von ſumpfigen Niederungen (in Flußauen, in den Umgebungen von Seen, an der Oſtſeeküſte) und Wieſenmooren handelt, ſollten dieſe Birken entweder allein oder vielleicht beſſer mit der Schwarzerle gemengt geſät werden. B. verrucosa wird auf ſolchem Boden entweder gar nicht oder nur ſchlecht gedeihen. Bezüglich des Ausſchlagsvermögens ſtimmen beide Birkenarten überein (. B. verrucosa). 65. Betula tortuosa Led. Gedrehtäſtige Birke. Synonyme: B. tortuosa Led. Fl. oss. III, p. 652; B. davurica Led. Fl. altaica, V. P. 245 nicht Pallas; B. alba, subsp. VIII. tortuosa Regel in DC. Prodr. a. a. S. 168; B. tortuosa g. genuina Reg. Monogr. p. 31; B. hybrida 7. affinis et C. cuneata Reg. Monogr. p. 39. 40. Vgl. Pokorny, Holzpfl. S. 24. Baum 3. Gr. mit gewundenen in der Jugend fein weichhaarigen ſpäter kahlen glatten dunkelbraun berindeten Zweigen. Blätter eiförmig, eiförmig⸗rhombiſch oder rundlich, ſpitz, einfach bis doppelt geſägt, ſpärlich behaart. Stiel halb ſo lang als die Spreite. Fruchtzapfen kurz walzig; Seitenlappen der Schuppen vorgeſtreckt. Flügel ſo breit oder wenig breiter als das Nüßchen. 315 Dieſe mir unbekannte Art, von welcher Ledebour behauptet, daß fie im Altai ſchon von fern an ihrer bräunlichen Rinde zu erkennen ſei, ſcheint den Beſchreibungen zufolge der B. alba 9. carpathica ſehr nahe zu ſtehen und iſt daher vielleicht eine bloße Form von dieſer. Sie wird außer vom Altai auch aus Nordrußland, Finnland und Lappland angegeben “). 66. Betula urticifolia Hort. Neſſelblättrige Birke. Synonyme und Abbildungen: B. urticifolia Hortor., Regel's Monogr. p. 57. t. 10, Fig. 41—50 und Prodr. I. c. p. 175; B. alba urtieifolia Spach. I. c. p. 187. Endl. Gen. plant. suppl. IV, part. 2, p. 19; B. virgultosa Fries in herb. norm. no. 71! — B. pinnata hybrida Lundm. in Act. Holmiens. 1790, p. 130, t. 5. Baum 3. Größe oder Großſtrauch. Stamm mit weißer riſſiger Rinde und tief angeſetzter Krone, welche aus faſt rechtwinklig abſtehenden gewun— denen braunberindeten Aeſten beſteht, die ein Gewirr von abſtehenden, auf— rechten und hängenden, knotigen, mit dunkel graubrauner Rinde bedeckten, jung dicht feinfilzigen, mit zahlreichen Kurztrieben beſetzten Zweigen tragen. Blätter jung behaart, alt kahl und faſt lederartig, langgeſtielt (Stiel halb oder mehr als halb ſo lang wie die bis 5 Centim. lange und bis 3 Centim. breite Spreite), von ſehr verſchiedener Form, oft an einem und demſelben Zweige, unſymmetriſch, aus keilförmiger Baſis länglich- oder lanzettlich-rauten— förmig oder eiförmig, eilanzettförmig, bisweilen nur halb ausgebildet und dann ſichelförmig gekrümmt, immer tief und unregelmäßig eingeſchnitten ge— ſägt oder gezähnt, bisweilen faſt gelappt, oberſeits glänzend dunkelgrün, unterſeits hellgrün, netzadrig, mit ſtarkvortretenden Rippen. Weibliche Aehren lang, ſchmächtig, deutlich geſtielt, lockerblütig. Fruchtzapfen auf— recht, dickwalzig, bis 4 Centim. lang; Schuppen ſehr locker ſtehend, dicht fein— filzig; Seitenlappen vorgeſtreckt, ſehr kurz, abgerundet. Nüßchen länglich— elliptiſch, mit ſchmalem Flügelſaum. Blüht im Mai. Wild in der ſchwediſchen Provinz Vermland, in botaniſchen und andern Gärten nicht ſelten angepflanzt. Iſt kein ſchöner, aber ein ſehr merkwürdiger Baum ſowohl wegen der Vielgeſtaltigkeit ſeiner Blätter als auch wegen der eigenthümlichen Verzweigungsweiſe ſeiner Aeſte. Die zahlreichen Kurz— triebe, welche alle Langzweige entwickeln, haben oft 3---4 Knospen, aus denen wieder Langtriebe hervorgehen. Letztere erſcheinen daher oft büſchelförmig ) Die von Reichenbach vom Großen Teich im Rieſengebirge angegebene B. tor- tuosa iſt nichts weiter als die Var. d. carpathica von B. alba. Ich vermuthe, daß zu B. tortuosa die von Nördlinger (Forſtbot. II. S. 348) als B. davurica Pall. angeführte Birke, welche ihm zufolge in Gärten (Würtembergs?) häufig iſt, gehört, da dieſe nach ſeiner Beſchreibung auch „gedrehtverzweigte“ Aeſte beſitzt. u er geſtellt. Da ſich dieſer Vorgang alljährlich wiederholt, jo iſt die Krone älterer Bäume aus einem ſolchen Gewirr von ſperrig nach allen Richtungen abſtehenden Zweigen zuſammengeſetzt, daß ſie einem Meduſenhaupte gleicht. 67. Betula verrucosa Ehrh. Mitteleuropäiſche Weißbirke. Synonyme und Abbildungen: B. verrucosa Ehrh. Beitr. VI, S. 98, Bechſt. Forſtbot., S. 234 (beſte Beſchreibung), Hart. Forſtkulturpfl., S. 270, t. 27, Griſeb. Flora, 1861, S. 626; B. alba auctor. plurim. nicht Linné, B. alba Henze in Bot. Zeitg. 1848, S. 74, B. alba verrucosa Wallr. Sched. crit. p. 494, B. alba g. vul- garis et 5. verrucosa Reg. Monogr. p. 17, 19, t. 4, Fig. 1—8. 18. 30—32, B. alba I. verrucosa Reg. in DC. Prodr. I. c. p. 163; — B. gummifera Bertol. Fl. ital. X, p. 229; B. odorata Reichb. Ic. fl. germ. XII, t. 626. „Gemeine Birke, Rauh— birke, Weißbirke, Harzbirke, Maſerbirke, Steinbirke“, franz. „Bonleau“. Blätter auch alt dünn, membranös, aus keilförmigem Grund rhombiſch oder deltaförmig, lang zugeſpitzt, am Grunde ganzrandig, ſonſt ſcharf doppelt geſägt, kahl, unterſeits mit zahlreichen Wachsharzdrüſen. Stiel halb ſo lang als die Spreite. Triebe in der Jugend oder bleibend mit Wachsharz— warzen beſtreut, kahl, nur die jungen Samenlohden ſammt ihren Blättern gleichzeitig weich behaart; Zweige älterer Bäume ohne Wachsharzwarzen, mit Lenticellen beſtreut. Kätzchen und Aehren wie bei B. alba. Frucht zapfen langgeſtielt, hängend, ſeltner aufrecht, dickwalzig, 1 —3 Centim. lang; Schuppen kurz oder lang geſtielt, kahl oder feinfilzig, Mittellappen klein ſpitz, Seitenlappen groß, breit, abgerundet, umgebogen oder ausgeſpreizt. Nüßchen verkehrt eiförmig, bis 2 Millim. l.; Flügel über den Scheitel der Frucht, oft über die Griffel hinaus verlängert, abgerundet oder halb rautenförmig, 2—3 mal jo breit als die Frucht (ſ. Fig. XXXVIIIJ). — Baum 2. bis 1., ſelten 3. Größe mit ſchlankem Stamm und pyramidaler ſpitzer, aber oft unregelmäßiger, zierlich verzweigter Krone. Rinde wie bei B. alba, die weiße aber glänzend und ſich allmälig in eine von Jahr zu Jahr dicker werdende längs- und querriſſige, äußerlich ſchwärzliche ſteinharte Borke (Steinborke) umwandelnd, weshalb alte Stämme vom Fuße bis zur Krone ſchwärzlich gefärbt erſcheinen, ebenſo der untere Theil der älteſten Aeſte. Bewurzelung am Schluß der erſten Vegetationsperiode aus einer gerad abwärts ſteigenden, ſchon reich verzweigten Pfahlwurzel von der Länge des oberirdiſchen Stämmchens beſtehend, ſpäter (vom 6. bis 8. Jahre an) aus einem knolligen in zahlreiche Seitenwurzeln verzweigten Stocke, von dem aus etwa 2 ſtärkere Wurzeln ſchräg in den Boden eindringen und welcher durch oft rechtwinklige Umbiegung der Pfahlwurzel entſteht. An dieſem Wurzelſtock bilden ſich ſchon in den erſten Lebensjahren eigenthümliche Knospen (Wurzelſtockknospen), welche durch Vermehrung oft Maſerknollen— 315 2 SD bildung veranlaſſen und nach dem Abhieb des Stammes die Stockausſchläge liefern ). Auf der reichlichen (in Nordeuropa bis in das ſpätere Alter fort— dauernden) Entwickelung ſolcher Wurzelſtockknospen beruht die große Ausſchlags— fähigkeit der Birkenſtöcke, wodurch die Birken (wohl alle Birkenarten) für die Niederwaldwirthſchaft ſo ſehr geeignet werden, während die Krone der Birken wegen der nur ſehr geringen Anzahl von Proventivknospen (ſchlafenden Augen), die ſich am Grunde der Blattknospenachſe zu bilden vermögen ), im Vergleich mit andern Laubholzarten (z. B. der Rothbuche und der Eichen) eine geringe Reproductionskraft beſitzt. Die Stocklohden der B. verrucosa ſind immer ſehr zahlreich mit Wachsharzwarzen bedeckt, oft von ausgeſchiedenem Wachsharz förmlich inkruſtirt, namentlich im Winter. Auch alte Blätter (im Herbſt) erſcheinen nicht ſelten mit weißen Wachskruſten bedeckt. Auch hier ſind die Blätter kräftiger, namentlich junger Stocklohden viel größer als diejenigen der Kronenzweige, dabei oft herzförmig, einge— ſchnitten und eckig doppeltgeſägt oder ſogar gelappt (Fig. XXXIX, I. 2. 3.), mitunter bis 1 Decim. lang. Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Eintritt der Mann— barkeit bei freiem Stande im 10. bis 12. Jahre, in geſchloſſenen Hochwald— beſtänden nicht leicht vor dem 20. Jahre, im dichten Schluſſe mit andern Holzarten oft erſt im 30. Jahre. Beginn der Blütezeit (d. h. des Stäubens der männlichen Kätzchen) im Süden des Gebietes Mitte bis Ende März, im Norden Ende April bis Ende Mai, überall einige Tage ſpäter als der Beginn des Laubausbruches. Die Samen pflegen ſchon im Juni zu reifen, aber erſt einige Wochen ſpäter abzufliegen, wobei Standort und Indivi— dualität von großem Einfluß ſind. Das Abfliegen der Samen erfolgt da— her bald ſchon Anfang Juli oder gar Ende Juni, bald erſt im Auguſt; ja in manchen Jahren verzögert es ſich an einzelnen Oertlichkeiten bis in den Herbſt. Die mannbaren Birken tragen meiſt alljährlich reichlich Samen, aber ein beträchtlicher Theil deſſelben pflegt taub zu ſein. Dauer der Keim— kraft nur kurze Zeit, höchſtens bis zum nächſten Frühling. Der im Juli abfliegende Same keimt nach 2 bis 3 Wochen, ſo daß die daraus hervor— gehende Pflanze noch in derſelben Vegetationsperiode ihren erſten Jahres— trieb vollenden kann, während der überwinterte und im Frühling ausgeſtreute Same erſt nach 4 bis 5 Wochen, oft gar nicht aufläuft (gilt auch von B. alba und überhaupt von den Birken). Die Keimpflanze der B. verru- ) Vgl. hierüber, wie auch über die ſehr complicirte Rindenbildung Hartig a. a. O. S. 299—307, ferner: C. E. v. Mercklin, Ueber Periderma und Kork, insbeſondere die Reproduction des Lederkorks unſerer einheimiſchen Birke. St. Petersburg, 1864. (Bullet. de l’Acad. imper. des science. Tom. VII.) * Bol. Hartig a. a. O. S. 299. 316 cosa erſcheint mit 2 kleinen halbeiförmigen Samenlappen über dem Boden. Die erſten Blätter ſind einfach und grob geſägt-gekerbt. Im dritten Jahre verliert ſich der Haarüberzug gänzlich, während die Bildung von Wachs— harzwarzen mehr und mehr zunimmt. In den erſten 5—6 Jahren iſt der Höhenwuchs gering (auf gutem Boden durchſchnittlich 1 p. F. — 3,2 Decim.), dann aber ſteigert er ſich raſch, ſo daß er bei günſtigem Standort während der Periode der raſcheſten Längenentwickelung (zwiſchen dem 10. und 15. reſp. 20. Jahre) bis 2½ ſogar 3 p. F. (e. 1 Met.) jährlich betragen kann. Um das 50. bis 60. Jahr hat die Birke ihren Längenwuchs in der Haupt- ſache beendet und dann auf günſtigem Standort eine Höhe von 70 bis 80 p. F. (22,7 —25,9 Met.), ſelbſt mehr erreicht. Der Culminationspunkt des Durchmeſſerzuwachſes pflegt je nach dem Grade der Standortsgüte um 5, 10 bis 20 Jahre ſpäter einzutreten, als derjenige des Längenwuchſes. Vom 10. Jahre an fängt die bis dahin glänzend gelbbraune Rinde des Stammes ſich weiß zu färben an. Die Entwickelung der Steinborke, durch welche ſchließlich das glatte weiße Periderma zerſtört wird, beginnt zu— nächſt zwiſchen deſſen Korkſchichten, ſchon im 5. bis 10. Jahre, in der Richtung von unten nach oben; doch erſcheint die Steinborke auch am Fuße des Stammes, Bäume von ſehr üppigem und ſchnellem Wuchs ausgenommen, nicht leicht vor dem 25. Jahre vollſtändig ausgebildet. Die mitteleuropäiſche Weißbirke wird ſelten über 27 Met. hoch und bis 6,5 Deeim. ſtark. Sie vermag ein Alter von mehr als 150 Jahren zu erreichen, pflegt jedoch in der Regel nicht über 90 bis 100 Jahre alt zu werden. Formenkreis. Die mitteleuropäiſche oder unſere „gemeine“ Weiß— birke vartirt, wenigſtens innerhalb unſeres Florengebiets, viel weniger, als die nordiſche. Unter den von Regel (Prodr. p. 163) unterſchiedenen Varietäten dürfte die eine (5. sterilis) wie bei B. alba auf Stockausſchläge und vom Vieh verbiſſene Samenlohden zurückzuführen ſein. Zunächſt ver— dient hervorgehoben zu werden, daß die Birke ihre in der Jugend pyramidal— zugeſpitzte Krone mit zunehmendem Alter mehr und mehr abwölbt, ganz wie Pinus silvestris. Die anfangs beſenförmig aufwärts ſtrebenden Aeſte werden allmälig durch das Gewicht der zahlreichen von ihnen entwickelten Zweige niedergezogen und zugleich immer längere und dünnere Zweige ge— bildet. So entſteht mit zunehmendem Alter die bei dieſer Birke beſonders elegante Form der „Hänge-“ oder „Trauerbirke“, beſonders bei Randbäumen und bei freier oder ſehr räumlicher Stellung, wo ſich die Krone unbehindert auszubilden vermag. Sehr häufig tritt auch eine oft wiederholte Gabel— theilung des Stammes ein, wo dann die Krone oft ſehr umfangreich und ſehr unregelmäßig wird. Bei Hängebirken verlängern und verſchmälern ſich zugleich die Blattſpreiten und bilden ſich die Blatt- und Zapfenſtiele länger „ aus. Ferner wird das Anſehen der Birke infolge der Ausbildung der Steinborke weſentlich verändert. Während jüngere Birken (Birkenſtangen— hölzer) blendendweiße Stämme und Aeſte beſitzen und nur ihre dünneren Aeſte und die Zweige braungefärbt erſcheinen, iſt bei älteren Bäumen nicht allein der untere Theil des Stammes, ſondern auch die Baſis der ſtärkeren (älteſten) Aeſte wegen der hier zur Entwickelung gelangten Steinborke ge— ſchwärzt. Ein haubarer Hochwaldbeſtand unſerer Weißbirke bietet daher einen ganz andern Anblick dar, als ein ſolcher der nordiſchen Weißbirke. Denn bei letzterem erſtreckt ſich die weiße Farbe vom Grunde der ſäulen— förmigen Stämme ununterbrochen bis hinauf in die höchſten Aeſte der Krone, während ein Beſtand von B. verrucosa „ein ſeltſames elſterbuntes Gemiſch von Weiß und Schwarz“ zeigt“). Innerhalb unſeres Florengebiets laſſen ſich folgende Varietäten oder Typen unterſcheiden: c. vulgaris Reg. im Prodr. a. a. O. Blätter rhombiſch-eiförmig oder deltaförmig 4— 7 Centim. lang und 2,5— 4 Centim. breit (bei Hänge— birken ſchmäler) mit halb jo langem Stiele. Zapfen hängend. Baum 1. und 2. Größe (B. alba vulgaris und verrucosa Pokorn. a. a. O. S. 23). Variirt: 1. microphylla Reg. Blätter klein (2— 2,5 Centim. lang) aus keil— förmiger Baſis delta- oder eiförmig. (B. alba mierophylla Walli. Sched., B. aetnensis Rafin., B. Sokolowii H. Petropol.). — In Gebirgen Deutſchlands und Italiens an ſonnigen trocknen Standorten, auch angepflanzt als Ziergehölz. 2. lobulata Reg. Blätter von der Größe und Form von «, aber an den Seitenrändern eingeſchnitten grob-gezähnt, faſt gelappt, mit dreieckigen zugeſpitzten ganzrandigen oder wenig geſägten Zähnen oder Lappen. (B. alba lobulata Fries herb. norm. no. 59.). Wild in der ſchwediſchen Provinz Vermland, als Ziergehölz in Gärten kultivirt. 3. laciniata Fries herb. norm. no. 60. Blätter von der Größe von ., mit zartem dünnem Stiele von der Länge der Spreite; dieſe fieder— theilig, mit lang zugeſpitzten ſcharf gezähnten auswärts gebogenen Lappen. Als Hängebirke die eleganteſte Form von B. verrucosa. (B. laciniata Wahlenb. Fl. suec. p. 164, Reichb. Ic. I. c. t. 627, B. dalecar- lica L., Willd., Spach; B. palmata Borkh., B. alba v. dalecarlica Reg. Monogr. p. 27, t. 5., Fig. 41— 49). Wild in Dalekarlien, häufig in Gärten zur Zierde. ) Blaſius a. a. O. II, S. 47. 318 5. oycowiensis Reg. a. a. O. S. 164. Blätter aus feiliger Baſis eideltaförmig, wenig zugeſpitzt, doppelt gezähnt, von der Größe von &. Zweige immer mit Wachsharzdrüſen. Fruchtzapfen halb jo groß als bei «, aufrecht. Strauchige (angeblich blos 4 F. hohe) Form mit ſehr harzdrüſenreichen Blättern. (B. oycowiensis Bess. Primit. Fl. Galic. II, p. 289, Schur Enum. pl. Transsilv. p. 613; B. alba oycowiensis Knapp Pfl. Galiz. S. 84, B. alba var. verrucosa Trautv.). In Galizien und Siebenbürgen. y. transsilvanica. Blätter dreieckig ei-deltaförmig oder faſt herz- förmig, ungleich gezähnt, unterſeits dicht harzdrüſig. Fruchtzapfen länglich 13— 18 Millim. lang, aufrecht. Baum- oder ſtrauchartig. (B. transsilvanica Schur a. a. S. 613). Soll nach Schur zwiſchen B. oycowiensis und B. carpathica ſtehen und iſt vielleicht ein Baſtard von beiden. Sie wächſt wenigſteus in denſelben Gebirgen Siebenbürgens, wo auch jene Birken vor— kommen. Mir unbekannt. Der älteſte bekannte Baum der Var. laciniata iſt die ſogenannte Ornäsbirke, welche 1767 bei Lilla Ornäs in Dalecarlien (60° 30° g. Br.) im Walde gefunden und in einen Garten verpflanzt wurde. Sie war damals kaum 2 Met. hoch, während ſie jetzt über 20 Met. Höhe beſitzt. Daß ſie nur eine Varietät von B. verrucosa iſt, be— weiſt die im botaniſchen Garten zu Chriſtiania gemachte Erfahrung, daß aus ihrem Samen immer die gewöhnliche Form der Rauhbirke hervorging. — In Gärten, namentlich der nord- und mitteldeutſchen Zone verdient als Ziergehölz auch angepflanzt zu werden die zierliche Var. arbuscula Fries. (Summa veget. Scandin. I. p. 212, Reg. Monogr. p. 398). ein an felſigen Orten Dalekarliens, auch um Upſala wild wachſender kleiner Baum mit hängenden Aeſten und kleinen keilig— fächerförmigeu, am vorderen Rande grob gezähnten Blättern, deren Spreite bis 2 Centim. breit, aber ſelten über 1 Centim. lang iſt, Regel betrachtet auch dieſe Birke als eine Varietät von B. verrucosa, obwohl fie (wenigſtens an den Zweigen) weder Wachs— warzen noch die für alle übrigen Formen der B. verrucosa charakteriſtiſche Zuſpitzung des Blattes beſitzt; andere halten ſie für einen Baſtard von B. verrucosa und B. nana. — In unſern Gärten würde auch die Var. resinifera Reg. aushalten, eine in Oſtſibirien, Transbaikalien, angeblich auch im nordweſtlichen Nordamerika vorkommende Birke mit ſehr dicht wachsharzdrüſigen Zweigen und rhombiſch-eiförmigen Blättern. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. a. Horizontale Verbreitung. Wegen der ſo häufig vorkommenden Verwechſelung von B. alba und verrucosa und wegen der Vereinigung dieſer beiden Birken— arten zu einer einzigen ſeitens der meiſten nordeuropäiſchen Botaniker iſt es unmöglich, die Nord- und Oſtgrenze des Verbreitungsbezirks der B. verrucosa genau zu ermitteln. Nach Blaſius, welcher beide Arten ſcharf unterſcheidet, tritt B. verrucosa in Nordrußland erſt am Südabhange der im Süden des Onegaſees hinziehenden Höhen (etwa unter 60° 40“ Br.), weiter öſtlich ſogar erſt von Wologda an (etwa 59° 20, Br.) auf. Der zug se Verlauf der Nordgrenze dieſer Birke in Finnland, Schweden und Norwegen läßt ſich nicht ermitteln, doch iſt es kaum glaublich, daß ſie ſelbſt in Nor— wegen über den 65. Breitengrad hinausgehen ſollte. Ebenſo wenig läßt ſich der Verlauf dieſer Grenze, ſowie der Oſtgrenze im nördlichen und öſtlichen Aſien beſtimmen. Nach A. v. Middendorff kommt ſie (die Var. resini- fera) noch bei ÜUdskoi in der Nähe des Ochotskiſchen Meerbuſens, nach Maximowicz ſogar auf den Gebirgen der japaniſchen Inſel Nippon vor. Hier würde unſere Birke, wenn der japaniſche Baum mit derſelben wirklich identiſch iſt, zugleich im Oſten ihres Verbreitungsbezirks am weiteſten nach S. gehen. Auch über die Südgrenze der B. verrucosa in Aſien iſt wenig bekannt. Die von Ledebour aus dem Altai als B. alba beſchriebene Birke (Flora altaica IV, p. 244) iſt ſicher B. verrucosa und kaum an- zunehmen, daß dieſe ſüdwärts über das Gebirgsſyſtem des Altai hinausgehen ſollte. Nach Turczaninow und Pallas kommt ſie auch in den Gebirgen Transbaikaliens und Dahuriens vor. Es dürfte daher etwa der 50. Breiten— grad die Südgrenze der B. verrucosa in jenem Theile Centralaſiens be— zeichnen. Weiter ſüdwärts ſcheint dieſe Birke im weſtlichen Mittelaſien vor— zudringen, denn A. v. Schrenk fand ſie noch im cisilenſiſchen Alatau, d. h. circa unter 45“ B. In Weſtaſien geht fie ſogar bis ungefähr zum 40.“, denn ſie iſt dort von Kotſchy noch in den Gebirgen von Armenien und Kappadokien gefunden worden. In Europa beginnt die Südgrenze der B. verrucosa auf dem Gebirge Rhodope in Thrakien (41° 15‘ Br.), erſtreckt ſich von da wahrſcheinlich in nordweſtlicher Richtung nach Serbien, wo dieſe Birke nach Pancic in den Vorbergen des M. Kopaonik im Kruſevacer Kreiſe ſowie auf Bergwieſen im Kragujevacer und Rudniker Kreiſe wächſt, und geht vom Berge Kopaonik durch Bosnien nach Kroatien, wo der genannte Baum nach Neilreich verbreitet zu ſein ſcheint. Durch die Gebirge Iſtriens zieht ſich nun die Aequatorialgrenze unſerer Birke bis nach den venetianiſchen Alpen hin, worauf ſie dem Südrande der Alpen— kette folgend Oberitalien im Allgemeinen von 0 nach W durchſtreicht, nördlich vom adriatiſchen Meere bis über 46“ 10° nordwärts zurückweichend. Von den Seealpen aus ſpringt fie auf die Apenninenkette über, der fie, nunmehr als Oſtgrenze auftretend, bis zum Aspromonte in Südealabrien (38° 5, Br.) folgt. Hier wieder zur Südgrenze werdend, ſpringt fie auf den Aetna über, woſelbſt unſere Birke den ſüdlichſten Punkt ihres geſammten Verbreitungsbezirks (37° 400 erreicht). Auf Sardinien und Corſika fehlt die Birke. Dagegen iſt ſie nicht allein durch Nordoſt- und Weſtfrankreich ) Ueber die Verbreitung der B. verrucosa in Italien vgl. Parlatore, Flora italiana, IV, p. 138. BR ur: verbreitet, ſondern findet ſich zerſtreut auch auf den Gebirgen der Auvergne, in der ganzen Pyrenäenkette, ja in der nordweſtlichen Hälfte der pyrenäiſchen Halbinſel, woſelbſt ſie an den Montes de Toledo bei Las Navas de Eſtena den ſüdlichſten Punkt (399 30° Br.) im Weſten ihres Verbreitungsbezirks erreicht. Die Südgrenze der B. verrucosa iſt daher vom Aetna aus durch die Apenninenkette bis in die Seealpen zurückzuziehen, ſpringt von da auf die Gebirge der Auvergne über, wo ſie dann bis 45“ Br. gegen N zurück— weicht, und hierauf ſüdwärts auf die Oſtpyrenäen (42° 15). Von da dringt fie ſüdwärts bis zum Monſeni in Catalonien (41° 47%), ſtreicht von da, das Ebrobaſſin umgehend, WNW durch Hocharagonien nach Navarra (c. 43“ und von hier in ſüdlicher Richtung durch die Gebirge der Provinz Logroßo nach dem Guadarramagebirge, von wo aus fie ſüdwärts nach den Bergen von Toledo überſpringt, um dann in nordweſtlicher Richtung über die zwiſchen Eſtremadura und Leon gelegenen Gebirge nach der im Norden Portugals ſich erhebenden Serra de Gerez (41° 50 hinzulaufen. Hier beginnt die Weſtgrenze, welche längs der Weſt- und Nordweſtküſte Galiciens hinſtreicht und vom Cabo Ortegal aus in nördlicher Richtung durch den atlantiſchen Ocean nach der Weſtküſte Irlands und weiter in mehr nord— öſtlicher Richtung über die Weſt- und Nordweſtküſte Schottlands nach der Weſtküſte Norwegens, die fie am Throndhjems-Fiord unter 63“ 52° Br. erreicht, gezogen gedacht werden muß. In Schweden geht die Rauhbirke bis ungefähr 65“. Der horizontale Verbreitungsbezirk der B. verrucosa iſt alſo nicht minder groß als derjenige von B. alba, mit dem jener großen— theils zuſammenfällt. Nur erſtreckt ſich B. verrucosa in Europa viel weiter ſüd⸗ und weſtwärts und weniger weit nordwärts, als B. alba. Als die eigentliche Heimat unſerer Weißbirke innerhalb Europas iſt ebenfalls der nordöſtliche Theil ihres großen Bezirks (das mittlere Rußland, die baltiſchen Provinzen, Lithauen, wohl auch das ſüdlichere Finnland und Schweden) zu betrachten, denn nur hier findet man große zuſammenhängende Wälder dieſer Birkenart in theils reinem, theils mit anderem Laubholz (namentlich Weißerlen und Espen) ſowie mit Nadelholz (namentlich Kiefern) gemengten Hochwaldbeſtänden. Aber auch in Nord- und Mitteldeutſchland kommt dieſe Birke noch häufig in reinem Beſtande ganze Gehölze bildend vor und ſelbſt in der rheiniſchen und ſüddeutſchen Zone ſpielt ſie noch eine hervorragende Rolle, während ſie in der Alpen- und Karpathenzone (Galicien und das Gebiet der ſchwarzen und weißen Körös der ungariſchen Karpathen, ſowie das tertiäre Vorland zwiſchen Großwardein und Belénias, wo fie nach Kerner ſehr häufig vorkommt, ausgenommen) bereits ſehr zurück— tritt. Je weiter nach 8 und W, deſto zerſtreuter und inſelartiger wird ihr Vorkommen, indem ſie gegen dieſe Grenzen hin (wenigſtens auf =. -. — dem Continent von Europa) zu einer entſchiedenen Gebirgspflanze wird, welche eine untere und obere Grenze beſitzt. Innerhalb unſeres Floren— gebiets fehlt ſie, den größeren Theil der adriatiſchen Zone und vielleicht des ungariſchen Tieflands ausgenommen, nirgends. b. Vertikale Verbreitung. Hier zunächſt eine Zuſammenſtellung von Höhenangaben in nordſüdlicher Richtung, wobei angenommen iſt, daß ſich die norwegischen Daten auf B. verrucosa beziehen“). g . Höhe Höhe Be⸗ | Geogr. Br. Dertlichkeit. in P. F. in Met. ( merkungen. Beobachter. © 63—64° Areskutan .. 2483 806 Maximum. | Hifinger. e Ri ii. Desgl. Naumann. 61° Hilefſes 3299 1077 Desgl. Smith und Naumann. 60° Goufta . . 3380 | 1098 Desgl. | Smith. 60° Hardangerfield 29908 Desgl. Desgl. 60⁰ Folgefond . 1839 597 Desgl. Desgl. 59— 60% Vattendalsfjeldd. . | 2868 932 Desgl. Naumann. 50050“ Grampians Mts. (Schottland). — 640 Mittel. Watſon. 51° Dor, 3000 | 974 Desgl. Hartig. 50—51° Rieſengeb, Sudeten. 2600 845 Desgl. Grabowski“ 30% Oeſterr. Schlefien . . 1 2800 909 Desgl. | Schneider. 499 Nord-Karpathen . 3800 | 1234 Desgl. a 4650“ Bihariagebirgne — 1305 Desgl. Kerner. 500 25,—50/% Erzgebirge . | 3000 | 974 Desgl. Willkomm. 49 Bairiſcher Wald . . | 3160 1026 Maximum. | Sendtner. 47° 30° Bairiſche Alben. 4600 | 1493 Desgl. Desgl. 46° Walliſer Alben | 3300 | 1100 Mittel. Chriſt. 429 Dft Pyrenäen (M. Ca- Rigo) — 1987 Maximum. Maſſot. ii ness 66700 2176 Desgl. Gemellaro. l Die Höhengrenze der Birke rückt alſo im Centrum des europäischen Verbreitungsbezirks in nordſüdlicher Richtung entſprechend der Breiteabnahme im Allgemeinen immer mehr empor und zeigt nur in der Schweiz und in Schleſien eine beträchtliche Depreſſion, welche entweder auf ungenügenden Beobachtungen oder auf lokalen unbekannten Urſachen beruhen mag. Auch ) Die meiſten Angaben der vorſtehenden Tabelle habe ich der Ueberſicht von A. de Candolle (Geogr. bot. I, 279) entlehnt, wo auch die Quellen angegeben find. Die von Wahlenberg, Hegetſchweiler, Kaſthofer, Martius u. a. aus der Schweiz angegebenen Höhen (1657 — 1974 Met.) beziehen ſich offenbar auf B. alba. Daſſelbe dürfte von den Angaben aus den norwegiſchen Gebirgen gelten, da nach Schübeler B. verrucosa in Norwegen kaum höher als 620 Met. vorkommt. ) Die Höhenangaben aus den ſchleſiſchen Gebirgen ſcheinen mir zu niedrig, da— gegen eine von Elsner aus dem Rieſengebirge (4000 p. F.) für B. verrucosa zu hoch. Dieſe Angabe bezieht ſich vermuthlich auf B. alba carpathica. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. N 21 —— — —— die Angabe von Boué, daß die Weißbirke in der europäischen Türkei (wo?) nur bis 1040 Met. emporſteige, klingt in Anbetracht der geogra— phiſchen Breite dieſes Landes unwahrſcheinlich. Indeſſen liegt auch im caſtilianiſchen Scheidegebirge Spaniens (41° Br.) die obere Grenze der B. verrucosa kaum höher als 1299 Met. Es ſcheint demnach, als ob ſowohl im W als im 0 Europas die obere Grenze dieſes Baumes eine Depreſſion erleide, welche für die pyrenäiſche Halbinſel ſich vielleicht aus dem Einfluſſe des trocknen Steppenklimas Centralſpaniens erklären läßt. Am höchſten ſteigt die Birke außerhalb Europas, nämlich im Kaukaſus, wo ſie ſehr verbreitet iſt, empor, nämlich nach C. A. Meyer bis 7200 p. F. (2338 Met.). Im Altai wird ihre Höhe im Mittel zu 6000 p. F. (1948 Met.), im ſüd⸗ lichen Sajangebirge ihr Maximum zu 6258 p. F. (2032,2 Met.) angegeben“), doch bleibt hierbei unentſchieden, ob B. verrucosa oder B. alba gemeint iſt. Ueber die untere Grenze der B. verrucosa im S, SW und SO Europas ſind dem Verf. keine Beobachtungen bekannt geworden; in Central— ſpanien dürfte dieſelbe etwa bei 800 Met. liegen. Im Kaukaſus wird die untere Grenze von Meyer zu 2400 p. F. (779,4 Met.) angegeben. Auch über den Einfluß der Expoſition auf die Lage der obern Grenze liegen nur ſehr wenige Beobachtungen aus Südeuropa vor, aus denen hervorzugehen ſcheint, daß dort die Weißbirke an nördlichen und weſtlichen Hängen höher emporſteigt als an den entgegengeſetzten. Sie ſcheint alſo auch in dieſer Beziehung mit B. alba übereinzuſtimmen (ſ. oben S. 307). Bedingungen des Vorkommens und Gedeihens. Im Gegen— ſatze zu B. alba liebt unſere Weißbirke einen trockenen Boden, gleich der gemeinen Kiefer (P. silvestris). Ueberhaupt zeigt ſie mit dieſem Baume bezüglich ihre Anſprüche an den Boden große Uebereinſtimmung, was ihr jo häufiges Zuſammenvorkommen mit der Kiefer ſattſam erklärt. Ein lehmig- ſandiger, im Untergrund mäßig feuchter Boden ſcheint ihr am meisten zuzu— ſagen. Doch gedeiht ſie auch noch auf bindigem friſchem und auf feuchtem Marſchboden, ja ſogar auf entwäſſertem Torfboden, während ſie auf con— ſtant naſſem Torfboden (auf unentwäſſerten Torfmooren) kümmert oder gar nicht vorkommt. Sie verlangt ferner zu ihrem Gedeihen viel Licht, mehr als B. alba, was ſich aus der Thatſache ergiebt, daß reine Hochwald— beſtände von B. verrucosa ſich mit zunehmendem Alter (auch im Norden) beträchtlich lichter ſtellen, als ſolche von B. alba. Deshalb findet man in haubaren Hochwaldbeſtänden von B. verrucosa den Boden immer mit einer dichten Grasnarbe bedeckt, während in ſolchen der B. alba, wo die Krone der Bäume noch in einander greifen, der hier ſtets feuchte Boden mit einer ) Vgl. A. v. Middendorff, Sibiriſche Reiſe. IV. S. 628. Laubſchicht und mit Mooſen überzogen zu fein pflegt. Bezüglich des Wärme— quantums, deſſen die mitteleuropäiſche Weißbirke zu ihrem normalen Ge— deihen bedarf, dürfte innerhalb unſeres Florengebiets kein weſentlicher Unter— ſchied, verglichen mit der nordischen, vorhanden ſeink). Da aber B. verru- cosa lange nicht ſo weit nordwärts vordringt, als B. alba, ſo muß ſie offenbar weniger Kälte vertragen können, wenn ihr auch, wie ihr Vorkommen in den centralaſiatiſchen Gebirgen beweiſt, eine Winterkälte von — 35°C. gewiß nicht ſchadet. Desgleichen kann ſie ſicherlich eine hohe Sommertempe— ratur ertragen, wenn die Atmoſphäre in dieſer Jahreszeit nur nicht an— haltend trocken iſt. Anhaltende Trockenheit der Luft und des Bodens ſagen ihr offenbar nicht zu, denn ſonſt würde ſie weiter in die Steppen vordringen, als es der Fall iſt. 68. Betula populifolia Willd. Pappelblättrige Birke. Synonyme und Abbildungen: B. populifolia Willd. Sp. pl. IV, p. 463; Michaux, Arb. forest. II, p. 139, t. 20; B. alba populifolia Spach, Reg. Monogr. p. 18, t. 4. f. 19—29. — B. acuminata Ehrh., B. lenta Duroi, nicht Willd. Blätter der ſterilen Zweige herzeiförmig oder eiförmig, zugeſpitzt, 4—7 Centim. lang und 3—5 Centim. breit, mit bis 2 Centim. l. Stiele, diejenigen der fertilen Zweige kleiner, ei-deltaförmig zugeſpitzt, beiderlei ein- fach bis doppelt gekerbt-geſägt, unterſeits ſammt dem Stiel mit reichlichen Harzdrüſen, ſonſt kahl. Zapfen hängend, Schuppen ſehr dicht ſtehend, Seitenlappen ausgeſpreizt oder zurückgekrümmt, Mittellappen oft ſehr kurz. ) A. de Candolle (a. a. O. S. 305 ff.) hat verſucht, aus dem wahrſcheinlichen Temperaturgange während der Vegetationsperiode der Birke (B. alba und verrucosa) an deren obern Grenze in Schleſien, den Alpen der centralen und weſtlichen Schweiz und am Aetna die jährliche Wärmemenge zu berechnen, welche die Birke an ihrer obern Grenze zu ihrem Gedeihen braucht, wobei er von der willkührlichen Annahme ausgeht, daß eine mittlere Tagestemperatur unter + 3 R. auf den Lebensprozeß der Birke keinen Einfluß hat. Nach dieſer Berechnung ſtellt ſich für Schleſien eine Wärme— ſumme von 1308, für die Centralalpen der Schweiz eine ſolche von 1130, für die weſtlichen Schweizeralpen von 731° (2), für den Aetna von 13189 heraus. Im Norden Europas begnügt ſich die Birke mit einer geringeren Wärmeſumme, weil infolge der viel längeren Tage während der kürzeren Vegetationsperiode der Mangel an Wärme durch die längere Dauer der Lichteinwirkung compenſirt wird. So genügt auf Island (66° Br.) eine Wärmemenge von 9489 für das Gedeihen der Birke (dort B. alba), ja am Nordkap (71° Br.), wo die Sonne 2 Monate lang nicht untergeht, eine Wärme— menge von blos 520%. Nach Linßer belaubt ſich die Birke in Brüſſel durchſchnittlich am 13. April bei 381' Wärmemenge, in Stettin am 23. April bei 256°, in Riga am 14. Mai bei 2359, in Chriſtiania am 15. Mai bei 228°, in Abo am 15. Mai bei 1830, in St. Petersburg am 16. Mai bei 167°, 15 5 Nüßchen ſchmäler als die Flügel. — Baum 3. Größe. Zweige dunkel— braun berindet, dicht mit Wachsdrüſen beſtreut, unbehaart. Rinde älterer Stämme weiß, ſich in papierartigen Streifen abſchülfernd. — Blüht im Mai. Nordamerika, in den Staaten Ohio, Maſſachuſets, New-Hampſire, Pen— ſylvanien, Maine. Hübſcher Baum, welcher noch in Livland im Freien aushält; häufig in Gärten. 69. Betula papyrifera Michx. Papierbirke. Synonyme und Abbildungen: B. papyrifera Michx. Fl. bor. amer. II, p. 180; B. papyracea Willd. I. c., Wats. Dendrol. brit. II, t. 152; B. alba papyrifera Regel Monogr. p. 23; B. lanceolata Hort. Blätter eiförmig oder eilanzettförmig, kurz zugeſpitzt, einfach bis doppelt geſägt, nur am abgerundeten oder keilförmigen Grunde ganzrandig, 6—8 Centim. lang und 21/,—5 Centim breit, oberſeits dunkel-, unterſeits hellgrün und hier drüſig punktirt, in den Nervenwinkeln bärtig, ſonſt kahl; Stiel bis über 2,5 Centim. lang. Männliche Kätzchen meiſt zu 3, bis 8 Centim. l., dick-walzig, mit rothbraunen Schildern und grünlichgelben Staub- beuteln. Weibliche Aehren dünnwalzig bis 3 Centim. l., mit 4—6 Millim. l. Stiel; Schuppen zurückgekrümmt, behaart. Zapfen hängend, dick-walzig, 4— 5 Centim. l.; Schuppen ſehr groß (7 Millim. l.). Lappen vorgeſtreckt, Mittellappen länger aber ſchmäler als die verkehrt eiförmigen abgeſtutzten Seitenlappen. Nüßchen verkehrt-eiförmig länglich, 2 Millim. lang, fein— behaart, Flügel doppelt ſo breit als die Frucht. — Schöner Baum 2. bis 1. Gr. mit geradem walzigem Stamme, deſſen glatte weiße Lederborke ſich in großen papierähnlichen Platten abrollt, und mit eiförmig-pyramidaler Krone. Zweige kahl, jung mit zerſtreuten Wachsharzdrüſen, ältere mit zahlreichen weißlichen Lenticellen. Junge noch unentfaltete Blätter ſehr klebrig und aromatiſch. Blüht im April oder Mai. Nordamerika, von Neu-England bis Penſylvanien und Wiskonſin. Häufig in Gärten zur Zierde angepflanzt. Verträgt die ſtrengſte Winter— kälte, ſelbſt in den baltiſchen Provinzen. 70. Betula excelsa Ait. Hohe Birke. Synonyme und Abbildungen: B.excelsa Ait. Hort. Kew. ed. 1, vol. III, p. 337; Wats. Dendrol. brit. vol. II, t. 65; B. alba IX. excelsa Reg. in Prodr. I. c. p. 169, Monogr. p. 29, t. 7, Fig. 4. 5. Blätter aus abgerundeter oder faſt herzförmiger Baſis eiförmig, ſpitz, doppelt geſägt, oberſeits glatt, dunkelgrün, unterſeits weichhaarig, hellgrün; — 325 — Stiel ſehr kurz, behaart. Zapfen lang geſtielt, aufrecht, walzig; Seiten— lappen der Schuppen rechtwinklig abſtehend, kürzer als der eilanzettförmige Mittellappen. Nüßchen ſo breit wie die Flügel. — Schöner Baum 2.— 1. Gr. mit dicht weichhaarigen jungen Zweigen ohne Wachsharzdrüſen und broncirtgelber, ſich in Lappen abrollender Korkhaut. Nordamerika; in Gärten nicht ſelten angepflanzt. Gedeiht noch in Norddeutſchland. Dürfte ſich zum forſtlichen Anbau empfehlen. 71. Betula lenta L. Hornbaumblättrige Birke. Synonyme und Abbildungen: B. lenta L. Spec. Pl., Willd. Berl. Baumz. S. 59. Guimp. Hayne Abbild. fremd. Holzg. t. 83, Reg. Monogr. p. 67. — B. carpinifolia Ehrh. Beitr. VI, S. 99; B. nigra Duroi nicht Willd. Blätter kurz geſtielt, aus abgerundeter oder faſt herzförmiger meiſt ungleicher Baſis eiförmig-länglich, zugeſpitzt, ungleich oder faſt doppelt ſcharf-geſägt, erwachſen kahl, nur unterſeits an den Nerven behaart, faſt drüſenlos, ohne Stiel 5 — 7 Centim. lang und 3 — 3,5 Centim. breit. Kätzchen zu 2— 3, dickwalzig, 4 — 6 Centim. l.; Schilder groß eiförmig, am Rande lang gewimpert. Aehren ſitzend, kurz (1,5 Centim. l.), dickwalzig, mit hellgrünen langgewimperten Schuppen. Zapfen ſitzend, aufrecht, ei— fürmig- oder länglich-walzig, 2,5—3 Centim. l., ſehr dick; Schuppen groß (8 Millim. l.), weichbehaart, mit ziemlich gleichgroßen vorgeſtreckten Lappen, erſt im Frühjahr mit der Spindel abfallend. Nüßchen verkehrt-eiförmig, 2 Millim. l., breiter (bis noch einmal ſo breit) als die Flügel. — Schöner Baum 3. bis 2. Größe, mit glatter dunkelbrauner oder gelblicher (B. lutea Michx.) Rinde und pyramidaler dicht belaubter Krone. Blätter faſt genau von der Form der Hornbaumblätter (Carpinus Betulus). Junge Triebe dicht behaart, drüſenlos. Blüht im Mai. Nordamerika, in Wäldern von Canada bis Carolina. In unſern Gärten und Parken häufig angepflanzt. Iſt neuerdings für Süddeutſchland, wo ſie üppig gedeiht und bis 610 Met. Seehöhe ſich gegen Froſt durchaus widerſtandsfähig gezeigt hat, zum Anbau als Waldbaum empfohlen worden. 72. Betula nigra L. Amerikaniſche Schwarzbirke. Synonyme und Abbildungen: B. nigra L. Sp. pl., Willd. Sp. pl. IV. P. 464; Wats. Dendrol. brit. II, t. 153, Reg. Monogr. p. 60, t. 12, Fig. 1—12, t. 13, Fig. 30-37. — B. rubra Michx. „Schwarzbirke, Rothbirke.“ Blätter kurz geſtielt, aus keilförmiger Baſis ei-rautenförmig, zugeſpitzt, ſcharf doppelt-geſägt, jung beiderſeits dicht weichhaarig, alt oberſeits kahl, unterſeits ſpärlich weichhaarig. Zapfen geſtielt, aufrecht, länglich-walzig oder eiförmig⸗walzig, mit behaartem Stiel; Schuppen wollig behaart, abfallend, mit ziemlich gleichgroßen vorgeſtreckten länglich-linealen Lappen. Nüßchen breiter (bis noch einmal ſo breit) als die Flügel. — Baum 2. Größe mit rothbrauner zuletzt querriſſiger, ſich in Fetzen ablöſender Rinde, länglicher dicht belaubter Krone und in der Jugend dicht behaarten drüſenloſen Zweigen. Blüht im Mai. Nordamerika. Von Canada bis Florida. In Gärten und Parken häufig zur Zierde angepflanzt. Wird wegen ihrer Raſchwüchſigkeit zum forſtlichen Anbau empfohlen. B. Strauchbirſten. 73. Betula intermedia Thom. Große Strauchbirke. Synonyme und Abbildungen: B. intermedia Thomas in Reichb. Fl. germ. excurs. p. 174 und Ic. fl. germ. XII, t. 624, Fig. 1283; Koch Syn. ed. 2, p. 761; Hartig a. a. O. S. 232, Pokorny a. a. O. S. 24, Schur, Enum. pl. Transsilv. P. 614. — B. alba 5. intermedia Wahlenb. Fl. suec.; B. hybrida &. Kochii Reg. Monogr. p. 39; B. pallescens Larss., B. alpestris Fries (9). Blätter eirautenförmig oder eiförmig-rundlich, ſpitz oder abgerundet, am Grunde ganzrandig oft ungleich, ſonſt ſcharf oder ſtumpf einfach bis doppelt geſägt, jung etwas behaart beiderſeits drüſig, alt ganz kahl, 1,5 —2 Gentim. lang und 13—21 Millim. breit, mit 5—9 Millim. langem Stiel. Zapfen kurz geſtielt, aufrecht, kurz, dickwalzig, 13—16 Millim. l.; Schuppen faſt kahl, keilförmig, mit vorgeſtreckten Lappen. Seitenlappen an den Seiten geſtutzt abgerundet, breiter als der ſtumpf deltaförmige wenig längere Mittellappen. Nüßchen verfehrt-eiförmig-länglich, ebenſo breit oder ſchmäler als die kaum über die Baſis der Narbenarme hinaufreichenden Flügel. — Aufrechter ſehr äſtiger Strauch von 2,5—3 Met. Höhe. Zweige aufrecht, jung dicht filzig, dann kahl, ſchwarzbraun berindet. Blätter alt lederig, oberſeits dunkel- unterſeits hellgrün und netzadrig. Blüht im Mai. Auf Torfmooren in der Berg- und ſubalpinen Region des Jura, ſtellenweis, nicht häufig, desgleichen auf dem Arpaſer Gebirge in Sieben— bürgen (bei Borszek und am Büdös); nicht häufig. Verbreiteter im Norden Europas (im ruſſiſchen Lappland, in Nordſchweden, Norwegen und Island). Im ſüdlichen Norwegen iſt ſie von 376—972 Met. (Dovregebirge ver— breitet. Anmerkung. Die von Regel noch als eigene Art angeführte B. alpestris Fries (Summa veget. Scandin. p. 212) halte ich nach der von Fries gegebenen Be— ſchreibung, nach welcher die Flügel ebenſo breit wie das Nüßchen (nicht wie Regel angiebt doppelt ſchmäler) ſein ſollen, ſowie nach zahlreichen vom verſtorbenen Prof. 3 Blytt in Chriſtiania und von Lindeberg in Gothenburg erhaltenen Exemplaren für identiſch mit B. intermedia Thom. Von letzterer weicht die nordiſche Pflanze nur dadurch ab, daß die Zähne des Blattrandes ſtumpfer, nicht ſelten als einfache grobe Kerben ausgebildet und die Seitenlappen der Zapfenſchuppen ſeitlich nicht geſtutzt ſind, zwei, wie mich bedünken will, bei Birken ſehr unerhebliche Merkmale. Regel und Schübeler betrachten beide Birken als Baſtarde von B. alba und B. nana. 74. Betula fruticosa Trautv. Gemeine Strauchbirke. Synonyme und Abbildungen: B. frutieosa Trautv., Pflanzengeogr. Verh. d. eur. Rußland S. 54, Griseb. in Flora 1861, S. 629. — B. fruticosa Pall. Fl. ross. t. 40 ex parte (Fig. D. E. nach Regel); B. fruticosa Reichb. Ic. I. c. t. 621, Fig. 1279, Guimp. Hayne, Holzgew. II, t. 149; B. humilis Schrank, Bair. Flora, I, S. 421, Reg. in Prodr. XVI, p. 173, Monogr. p. 46, t. 8, Fig. 40—47, t. 9, Fig. 37—55, t. 10, Fig. 1— 18; Hartig a. a. O. S. 332; Döll, Flora von Baden II, S. 528; Pokorny a. a. O. S. 25, Knapp, Pfl. Galiz., S. 84, Schur, Enum. pl. Transs. p. 614. — B. oycoviensis Reichb. Ie. I. c. t. 622, Fig. 1281, nicht Bess.; B. myrsinoides Tausch, B. palustris Rupr. — Blätter elliptiſch, eiförmig oder rundlich, einfach bis doppelt ſcharf und ungleich geſägt, 10—32 Millin. lang und 8— 32 Millim. breit, mit 3—6 Millim. l. Stiele, jung etwas behaart, kahl, oberſeits dunkelgrün, unterſeits hellgrün und netzadrig. Männliche Kätzchen ſehr zahlreich, ge— drängt ſtehend, an der Spitze und an den Seiten der mit gelben Wachs— harzdrüſen reichlich beſtreuten, in der Jugend zugleich behaarten, ſpäter kahlen Zweige ſitzend, kurz walzig, 7 — 10 Millim. l., mit braunrothen ge— wimperten Schildern. Weibliche Aehren zahlreich, kurz geſtielt, länglich, hellgrün. Zapfen kurz geſtielt, aufrecht, 7— 10 Millim. l., länglich-walzig; Schuppen ganz kahl, klein, keilförmig, tief dreitheilig; Lappen lineal, ſeitliche abſtehend gerade, faſt um die Hälfte kürzer als der mittlere an der Spitze kolbig erweiterte. Nüßchen verkehrt-eiförmig, 1 Millim. l., doppelt ſo breit, als die Flügel. — Aufrechter Kleinſtrauch von c. ?/;— 3", Met. Höhe, ſehr äſtig, mit ruthenförmigen im Alter dunkelbraun berindeten Aeſten, welcher kaum über 20 Jahre alt wird. — Blüht im Süden des Ge— biets im April, im Norden im Mai. Auf Torfmooren, ſumpfigen Wieſen mit Torfuntergrund in der nord— und ſüddeutſchen ſowie in der Alpen- und Karpathenzone (von den baltiſchen Provinzen, wo ſie z. B. um Dorpat ſehr häufig wächſt, durch Oſt- und Weſtpreußen bis Mecklenburg und Pommern, wo ſie ſelten vorkommt; in Süddeutſchland von Oberbaden durch Würtemberg und Oberbaiern längs des Nordrandes der Alpenkette bis Salzburg und Tirol; in Galizien und Siebenbürgen, ſtellenweis und ſelten. Fehlt in Mitteldeutſchland und den Rheingegenden). In Oberbaiern kommt ſie nach Sendtner zwiſchen 1290 und 2800 p. F. (418,9 und 909,3 Met.) vor. Außerhalb unſeres Gebiets iſt dieſe bezüglich der Größe und Form ſehr variirende Birke, welche nach Griſebach vielleicht ein Baſtard von B. alba L. und B. nana L. fein kann (2), im Norden oſtwärts bis St. Petersburg verbreitet und wächſt auch auf den Inſeln Hochland und Gothland, nicht aber in Finnland. Anmerkung. Regel hält die in Dahurien und Oſtſibirien heimiſche B. Gmelini Bge. für die echte B. fruticosa Pall., auf welche ſich nach ſeiner Meinung die Fig. A—C. der tab. 40 der Flora rossica von Pallas beziehen, während Griſebach für wahrſchein— licher hält, daß die Fig. A—E. alle verwandten Formen umfaſſen. Dann würde auch B. fruticosa Trautv. oder B. humilis Schrank zum Formenkreis der B. Gmelini ge— hören, was keineswegs unwahrſcheinlich iſt. Letztere, namentlich durch die ſehr breiten Fruchtflügel und zuletzt ſchwarzbraunen, mit geradevorgeſtreckten Lappen verſehenen Fruchtſchuppen von B. fruticosa Trautv. verſchieden, hält auch im Klima Norddeutſchlands aus und iſt ein Großſtrauch bis zu 3 Met. Höhe und darüber. Unter dem Namen B. Gmelini wird in botaniſchen Gärten auch eine kleinblättrige Form der B. alba carpathica kultivirt. In ſolchen findet ſich auch wohl die nordamerikaniſche Zwerg— birke (B. pumila L.), ein 1—1,5 Met. hoher Strauch aus dem arktiſchen Nord— amerika vom Anſehen der gemeinen europäiſchen Strauchbirke, von welcher er ſich durch den Mangel der Harzdrüſen an den Zweigen, welche in der Jugend mit einem dichten weichen Filz bekleidet ſind, leicht unterſcheiden läßt. 75. Betula nana L. Zwergbirke. Namen und Abbildungen: B. nana L. Sp. pl., p. 1394, Willd. Spec. pl. III, p. 465, Hartig a. a. O. S. 333, Reichb. Ic. I. c. t. 621, Fig. 1278, Reg. Monogr. p. 60, t. 12, Fig. 1—12, t. 13, Fig. 30—37 und Prodr. I. c. p. 175; Pokorny a. a. O. S S. 26; Schübeler, Pflanzenwelt Norwegens, S. 178. Blätter rund, meiſt breiter als lang, 5— 10 Millim. lang und 6 bis 12 Millim. breit, faſt ringsherum grob gekerbt, kahl, unterſeits uetzadrig und drüſig punktirt, ſehr kurz geſtielt und gedrängt ſtehend. Kätzchen ſitzend, 6—8 Millim. l., walzig, mit rothbraunen kahlen Schildern. Zapfen kurzgeſtielt, aufrecht, eiförmig-länglich, 5—7 Millim. l.; Schuppen 2 Millim. l., keilförmig, kahl, kurz, dreilappig mit vorgeſtreckten faſt gleichlangen Lappen. Nüßchen breit verkehrt-eiförmig, ſehr ſchmal geflügelt. — Niederliegender, oft unter Moos verborgener und nur mit den Zweigſpitzen vorragender Kleinſtrauch mit dunkelbraunen glatten Stämmchen und Aeſten, deſſen auf— rechte Zweige in der Jugend flaumig behaart übrigens drüſenlos ſind. Wird bei äußerſt ſparſamem Wuchs bis 90 und mehr Jahre alt, ohne daß ihre Stämmchen mehr als 40—46 Millim. Durchmeſſer erreichen. Blüht im Mai und Juni. Auf moosbedeckten Torfmooren in Weſtpreußen (bei Thorn), am Harz (um den Brocken), im Erzgebirge (bei Gottesgabe, 3162 p. F. — 1028, 1 Met.) - IN — auf dem Fichtelgebirge, Iſergebirge (Iſerwieſe, um die Kobelhäuſer, 800 Met.), in den Sudeten (Seefelder, 760 Met., Heuſcheuer) und in den Nord— karpathen (Hochmoore der Bory im Comit. Arva), im Böhmerwald (auf „Filzen“ bei Außergefild, Fürſtenhut, Kuſchwahrta), im niederöſterreichiſchen Waldviertel (an der böhmiſchen Grenze bei Karlsſtift und Altmelon, 2500 — 2800“ = 811 — 909 Met.), ſelten; häufiger in den baltiſchen Provinzen, beſonders in Eſth- und Livland, auf dem Jura und in den Alpen (in den bairiſchen zwiſchen 1400 und 2450 = 504,6 und 795,6 Met. nach Sendtner), von der Schweiz bis Kärnthen und Krain. Sehr ver— breitet im Norden von Europa und Aſien, wo ſie im Gemiſch mit Zwerg— weiden große Strecken der mooſigen flechtenreichen Tundras bedeckt und wo ihre Nordgrenze vom Nordkap längs des Eismeers durch den Kolaer Kreis und das Gouvern. Archangel und nach Ueberſchreitung des Ural längs der Küſte des Eismeers bis zum Kotzebueſund läuft und dieſer Strauch am Taimyr nach v. Middendorff noch unter 74° Br. vorkommt. In Nor- wegen ſteigt die Zwergbirke vom Meeresniveau (im Norden) bis 1255 Met. (im Süden, Hallingdal bei 60“ 37° Br.) empor. Die Südgrenze dieſes nördlichen Bezirks der Zwergbirke beginnt bei Gothenburg und erſtreckt ſich von da oſtwärts über Thorn und Wilna nach Moskau, von wo aus ſie ſich nach N zurückzuziehen ſcheint. Schließlich ſei erwähnt, daß in der franzöſiſchen Schweiz, im ſubalpinen Bagnes— thal, bei Mauvoiſin in 1800 Met. Seehöhe eine ſtämmige Strauchbirke mit geraden kurzgeſtielten breit doppeltgeſägten Blättern, aufrechten kurzgeſtielten Kätzchen und auffallend großen dichtbehaarten Fruchtſchuppen mit langem Mittellappen und ſehr geraden und breiten Seitenlappen vorkommt, die ſich von allen bekannten Strauchbirfen unterſcheidet. Sie wurde 1810 von Murith entdeckt und iſt 1876 dieſem zu Ehren von Favret, der fie fruchttragend beobachtete, 8. Murithii genannt worden. XXV. Alnus Tourn. Erle, Eller. Blätter fiedernervig, gezähnt, geſägt, ſeltner ganzrandig, an den Lang— zweigen ſpiralig angeordnet. Knospen geſtielt, ſelten ſitzend, mit 2 bis 3 dickwandigen lederartigen Deckſchuppen verſehen, von denen die äußere die andern umfaßt, welche vergrößerte und verdickte Nebenblätter der unterſten an der Knospenachſe ſitzenden Blätter ſind und ſich bei der Knospenentfaltung nach außen krümmen; achſelſtändige Knospen gerade über der großen 3—5= ſpurigen Blattſtielnarbe. Männliche Kätzchen wie bei den Birken ge— baut, unter dem fünflappigen Schilde eines jeden Blütenträgers an deſſen Stiele gewöhnlich drei geſonderte viermännige, von einem viertheiligen Perigon umhüllte Blüten (Fig. XL, 1 und 2), ſelten alle Staubgefäße von einem 3 gemeinſchaftlichen mehrblättrigen Perigon umgeben. Staubfäden kurz, meiſt ungetheilt, Beutel zweifächrig, Pollenkörner kuglig, mit 2 — 5 Poren. Schuppen der ſehr kleinen weiblichen Aehren dickhäutig, kurzgeſtielt, aus einer Hauptabtheilung (Hauptblatt) und vier kleineren Nebenabtheilungen oder Anhängen beſtehend, von denen 2 vom untern Rande, die beiden andern von der Mitte der inneren Fläche der Hauptabtheilung entſpringen (Fig. XL, 3.). Unter jeder Schuppe zwei vor den inneren Zipfeln der Schuppe ſtehende Stempel, aus einem zwei lange Griffelarme tragenden Fruchtknoten beſtehend. Letzterer von einer ihm angewachſenen beſonderen Haut (Perigon?) umhüllt, zweifächrig, mit 2 Samenknospen, wie bei den Birken (4). Fruchtzapfen geſtielt, eiförmig oder länglich-walzig, aus den Fig. XL. Blütenbau von Alnus glutinosa. 1. Längsdurchſchnitt durch ein Stück eines e Kätzchens, vergrößert. bl Blüten, sch Schild der ſchuppenartigen Blütenträger. — 2. Eine Gruppe männlicher Blüten für ſich, ſtärker vergrößert. — 3. Sale Schuppe einer weiblichen Aehre mit zwei Blüten (bl), ſtark vergrößert. — 4. Eine weibliche Blüte im Längsſchnitt, ſehr vergrößert. ch äußere perigonartige Umhüllung des Fruchtknotens, sk Samen— knospen.) — 5. Zapfenſchuppe, vergrößert. Die Figuren 1—4 nach Hartig.) ſehr verdickten und ſtark verholzten Deckſchuppen der Aehre beſtehend, welche ſich zur Zeit der Samenreife nicht von der Spindel ablöſen, ſondern ſich nur von einander trennen, ſo daß die Nüßchen zwiſchen ihnen herausfallen können. Jede Schuppe zuſammengedrückt, fächerförmig, nach ihrem freien Rande hin ſtark verdickt und hier gleich den Zapfenſchuppen der Pinusarten in einen Schild endigend (5), indem bei der Entwickelung der Aehre zum Zapfen die vier Nebenabtheilungen jeder Deckſchuppe deren Hauptabtheilung 331 überwachſen und mit letzterer zu einem gemeinſamen Körper (der Zapfen— ſchuppe) verſchmelzen. Nüßchen zuſammengedrückt, bei den meiſten Erlen— arten ungeflügelt, bei einigen doppeltgeflügelt wie bei den Birken, oder mit 2 undurchſichtigen Seitenlappen. Keim und Keimpflanze wie bei den Birken. — Bäume, ſelten Sträucher, mit geradem walzigem Stamme, deſſen anfangs glatte Rinde ſich ſpäter gewöhnlich in eine längs- und querriſſige Tafelborke umgeſtaltet, ſelten unverändert (ein ſich nicht abſchülferndes Periderma) bleibt. Holz gelbroth, feinporig, mit ſehr zahlreichen ziemlich breiten Markſtrahlen. Bei den meiſten Erlenarten ſtehen die Kätzchen und Aehren trauben— förmig an einem gemeinſchaftlichen Stiele oder Zweige, welcher neben der Endknospe eines im Frühlinge entwickelten Zweiges entſpringt und als deſſen unmittelbare Verlängerung erſcheint. Und zwar trägt der obere Theil dieſes Stieles die männlichen, der untere die viel kleineren weiblichen Blütenſtände. Oder es geſtaltet ſich die Endknospe in einen die weiblichen Aehrchen tragenden Stiel um und ſteht daneben die Traube der männlichen Kätzchen (Fig. XLI., 1). Da ſich dieſe Blütenzweige ſchon während des Sommers entwickeln, ſo ſind beiderlei Blütenſtände den ganzen Winter hindurch an den entlaubten Zweigen ſichtbar. Zur Blütezeit (im nächſten Frühjahre) verlängern ſich die bis dahin dicht-walzigen Kätzchen beträchtlich und werden infolge davon ſchlaff und hängend. Nach dem Verſtäuben löſt ſich der ſie tragende obere Theil des Stieles ab und fällt zu Boden, während die am untern Theil ſtehenden Aehren ſich in die Zapfen verwandeln, welche nach dem im Herbſt eintretenden Ausfallen der Samen noch lange hängen bleiben, bevor ſie abfallen. Deshalb findet man bei mannbaren Erlen zur Blütezeit Blütenſtände und alte entleerte Zapfen, gegen das Ende der Vegetationsperiode junge Blütenſtände, diesjährige geſchloſſene und alte ent— leerte Zapfen an den Zweigen. Bei wenigen Erlenarten tragen die im Sommer ſich entwickelnden Blütenzweige nur Kätzchen und kommen die Aehren erſt im nächſten Frühlinge zur Zeit des Laubausbruches an den fi) aus Seiten-(Achſel-)knospen entwickelnden Sproſſen zum Vorſchein, an deren Spitze ſie ebenfalls traubig angeordnet ſind. Dieſe Erlenarten bilden den Uebergang zur Birkengattung. Die Schuppen des Erlenzapfens ſind bis zum Herbſt feſtgeſchloſſen und durch Wachsharz, welches bei manchen Erlenarten auch an den Blättern als klebriger Ueberzug ausgeſchieden wird, verklebt; nach der Samenreife löſen ſie ſich aber von einander (der Zapfen ſpringt auf). Der Erlenzapfen hat daher eine unverkennbare Aehnlichkeit mit dem Kiefernzapfen. — Auch bei den Erlen ſind die Blätter an Stock— ausſchlägen größer und oft anders geformt, als an den Zweigen der Krone. Letztere bilden viel weniger ſeitenſtändige Kurztriebe, als dies bei den x a Birken der Fall iſt, weshalb ältere Erlen eine lichtere Belaubung beſitzen als gleichalterige Birken. Dagegen iſt die Reproduktionskraft der Erlen— krone größer, weil an kräftigen Langzweigen zwiſchen den Achſelknospen und der Blattnarbe häufig ſchlafende Augen zur Entwickelung gelangen. Nach Regel beträgt die Zahl der bekannten Erlenarten 14, welche in Alten, Europa und Amerika wachſen und in 4 Sektionen (Clethropsis, Alnaster, Phyllothyrsus, Gymnothyrsus) zerfallen. Die hier aufzu— führenden Arten gehören der zweiten und vierten Sektion an. Diejenigen der erſten und dritten Sektion ſind in unſerem Florengebiet nicht fort— kommende Arten Indiens und des tropiſchen Amerika. Ueberſicht der im Florengebiet wild oder im Freien kultivirt vorkommenden Arten. A. Knospen ſitzend. Männliche und weibliche Blütenſtände auf beſonderen Zweigen, erſtere im Sommer vor der Blütezeit, letztere im Frühling mit dem Laubaus— bruche ſich entwickelnd. Nüßchen mit zwei großen dünnhäutigen Flügeln. Sect. I. Alnaster Endl. A. viridis DC. Strauch. B. Knospen geſtielt. Beiderlei Blütenſtände an einem Zweige, oder an zwei nebeneinander ſtehenden, im Sommer ſich entwickelnd. Blütenzeit vor dem Laubausbruche. Nüßchen ungeflügelt, ſeltner mit ſchmalem, dünnhäutigem oder lederigem Flügelſaum . .. .. Seet. II. Gymnothyrsus Spach. a. Weibliche Aehren einzeln ſtehend. Blätter kahl, ausgewachſen ſteif lederartig, oberſeits glänzend grün, unterſeits in den Aderwinkeln bärtig. g. Nüßchen ſchmalgeflügelt. Blätter herzförmig. . . A. cordifolia Ten. 3. Nüßchen ungeflügelt. Blätter verlängert eiförmig oder elliptiſch. A. orientalis Desn. b. Weibliche Aehren traubig geſtellt. Blätter im Alter nicht lederartig. „. Nüßchen mit ſchmalem dünnhäutigem Flügelſaum. Blätter groß, eiförmig— elliptiſch, kahl, unterſeits bläulichgrün, mit rothen Nerven. A. rubra Bongd. J. Nüßchen ungeflügelt oder mit lederartigem undurchſichtigem Flügelſaum. dl, Blätter beiderſeits grün, kahl, nur in den Aderwinkeln der Unter— ſeite bärtig oder auch an den Nerven etwas behaart. 5 Blätter jung oberſeits ſehr klebrig, verkehrt-eiförmig, abgeſtumpft oder ausgerandet, am Grunde keilig; Zapfen 10—13 Millim. lang. A. glutinosa Gärtn. jr Blätter jung nicht klebrig, elliptiſch, ſpitz, am Grunde abgerundet oder faſt Herzförmig; Zapfen 20 Millim. lang. A. barbata C. A. Mey. 92. Blätter unterſeits zu jeder Zeit mehr oder weniger behaart oder filzig. * Blätter rundlich oder verkehrt-eiförmig, doppelt geſägt, jung klebrig, ausgewachſen oben flaumhaarig oder kahl, dunkelgrün, unterſeits grasgrün, flaumig oder faſt filzig. .. A. pubescens Tausch. * Blätter eiförmig oder länglich, länger als breit, ſpitz oder zu— geſpitzt. = — EEE DE A Blätter ungleich gezähnelt oder ſcharf doppelt-geſägt, ober- ſeits kahl, unterſeits an den Nerven bräunlich behaart, in den Aderwinkeln fahl. . . . . A. serrulata W. AA Blätter ſcharf doppelt-geſägt, jung beiderseits weichhaarig, ausgewachſen oberſeits kahl dunkelgrün, unterſeits bläulich— graugrün, flaumig oder filzig . .. A. incana W. 76. Alnus viridis DC. Grünerle. Synonyme und Abbildungen: A. viridis DC. Fl. frang. III, p. 304, Regel Monogr. p. 76, t. 14, Fig. 4— 22 und in DC. Prodr. XVI, p. 181, Pokorny Holzpfl. S. 26, Döll Bad. Fl. II, S. 535; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 356; A. ovata Hartig Forſtkulturpfl. S. 372. — Betula ovata Schrank Bair. Fl. I, S. 419; B. Alnobetula Ehrh. Beitr., B. alpina Borkh., Alnaster viridis Spach, Alnobetula viridis Schur Enum. pl. Transsilv. p. 614. „Grünerle, Grüneller, Berg-, Alpenerle, Droſſel, Berg— droſſel, Druſen, Lutterſtauden, Laublatſchen.“ Blätter eiförmig, länger als breit, 3,5—6 Centim. lang und 2,5 bis 4,5 Centim. breit, ſpitz oder ſtumpf, ſcharf doppelt geſägt, jung ſammt den grünen ungeſtielten Knospen von ausgeſchiedenem Wachsharz ſehr klebrig, erwachſen oberſeits dunkelgrün kahl, unterſeits heller grün, an den Nerven behaart; Stiel 8—15 Millim. lang. Männliche Kätzchen zu 2-3 an der Spitze der vorjährigen Langtriebe, bis 6 Centim. l., wegen der grünlich— braunen Schilder und hellgelben vollſtändig getheilten Staubbeutel grünlich. Staubgefäße einen einzigen von 8— 12 Perigonblättchen umringten Haufen bildend. Weibliche Aehren an der Spitze diesjähriger ſeitenſtändiger Kurztriebe traubig, langgeſtielt, länglich-walzig, 5— 8 Millim. l., hellgrün, mit ſehr kurzen Schuppen und deshalb weit vorſtehenden Stempeln. Zapfen länglich-walzig, 10—12 Millim. l., langgeſtielt; Schuppen hellbraun mit grauem Außenſchild. Nüßchen 1,5 Millim. l., länglich, häutig-geflügelt; Flügel von der Breite der Frucht. — Strauch von 1—2,5 Met. Höhe, mit bald aufrechten bald niederliegenden und knieförmig aufſteigenden Stämmen, welche mit einer glatten dunkelaſchgrauen, von bräunlichen Kork— wülſten durchſetzten Rinde bedeckt find. Jüngere Aeſte olivenbraun oder grünlichgrau, mit großen runden Lenticellen, einjährige Langzweige zuſammen— gedrückt, hellgrün oder grauröthlich, feinfilzig. Seitenſtändige Laubknospen außer von den beiden Nebenblättern des unterſten Blattes hinten noch von einer wirklichen großen Deckſchuppe umhüllt. Blätter unterſeits dicht drüſig punktirt. Blüht in tiefen und warmen Gegenden im April und Mai, in Hochgebirgslagen im Juni, Juli, ſelbſt erſt Anfang Auguſt, nach dem Laub— ausbruch. Variirt: d. genuina Reg. im Prodr. a. a. O. Blätter von der angegebenen Größe, meiſt doppelt geſägt, ausgewachſen unterſeits wenigſtens an den * „5 Rippen und in deren Winkeln weichhaarig, jung oft beiderſeits behaart. Wird bisweilen zu einem Bäumchen von 4—5 Met. Höhe. (Reichb. Ic. Fl. germ. XII, t. 628, Guimp. Hayne Holzgew. Taf. 147; A. undu- lata W.). 8. parvifolia Saut. herb. Blätter klein, kaum zolllang (2,5 Centim.), beiderſeits grün und kahl, unterſeits nur am Mittelnerv etwas behaart, meiſt eiförmig-länglich, ſcharf doppelt-geſägt. Kleinſtrauch von höchſtens 1 Met. Höhe. Eine beſonders zierliche zwerghafte Form iſt die var. Brembana Rota, welche in Labrador und in den Alpen der italieniſchen Schweiz (im inſubriſchen Seegebiet) vorkommt. y. sibirica Reg. a. a. O. Blätter eiförmig oder elliptiſch, ſelten herzeiförmig, einfach bis doppelt geſägt, beiderſeits grün, unterſeits am Mittelnerv behaart, oder in den Nervenwinkeln bärtig oder ganz kahl. (Al- naster fruticosus Ledeb. Fl. ross. III, p. 655; Alnus viridis 9. sibi- rica et 5. suaveolens Reg. Monogr. p. 79 —81, A. suaveolens Requ., Alnaster suaveolens Spach, Math. Fl. forest. p. 286.) Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die Grünerle hat einen ſehr großen Verbreitungsbezirk, denn ſie findet ſich innerhalb der kältern, gemäßigten und kalten Zone der nördlichen Hemiſphäre faſt rings um den Erdball. In Scandinavien und Finnland fehlt ſie merkwürdiger— weiſe, dagegen iſt ſie von der Kaninhalbinſel Nordrußlands durch das Land der Samojeden und durch das ganze nördliche Aſien bis Kamtſchatka und bis an das Ochotskiſche Meer verbreitet und dringt im nördlichen Sibirien bis über 71° Br. polwärts vor“). In Nordamerika geht fie durch Canada und Labrador bis Grönland (die Var. c, 5, y und eine vierte mit buchtigen Blättern: §. sinuata Reg.). In der gemäßigten Zone tritt fie nur als Gebirgspflanze auf, weshalb ihr Verbreitungsbezirk hier aus lauter zer— ſtreuten, oft weit von einander entfernten Inſeln zuſammengeſetzt erſcheint. In Europa iſt fie durch die ganze Alpenkette von der Dauphine bis Kroatien verbreitet und findet ſich auch am Jura, im Schwarzwald, Böhmer— wald, Böhmiſch-mähriſchen Waldviertel, ſowie in den Karpathen (Var. « und 3), auch auf den Hochgebirgen von Corſika (Var. )); in Aſien wächſt fie (ſtets die Var. )) in den Gebirgen des uraliſchen, altaiſchen, baikaliſchen und öſtlichen Sibirien, in den Hochgebirgen Dahuriens, der Mandſchurei, auf Kamtſchatka und Sitka, ſogar auf Japan. Innerhalb unſeres Floren— gebiets bilden die Alpen und Karpathen ihre eigentliche Heimat, denn von dieſen aus hat ſich die Grünerle offenbar auf andere Gebirge verbreitet. ) Vgl. A. v. Middendorff, Sibiriſche Reiſe IV, S. 570. A. v. Schrenk, Reiſe nach den Tundren der Samojeden II, S. 525. 585 Sie kommt hier vorzüglich auf Schiefergebirgen vor, weshalb ſie namentlich in den Centralalpen häufig iſt, ſeltener auf Kalkbergen und dann immer nur auf an Kieſelerde reichen Schichten der Kalkformationen (Mergelſchiefer der juraſſiſchen, Sandſtein und Nagelfluh der Molaſſe-, Sandſtein der Kreide-, Kalkhornſtein der Liasformation). Sie verlangt nämlich durchaus einen an Silicaten reichen Boden zu ihrem Fortkommen und gedeiht des— halb auch ganz vorzüglich und üppig auf ſandigem Lehmboden an den Ufern der Flüſſe und anderwärts außerhalb ihrer Heimatsgebirge, wo ihre Samen vom Wind hingeweht wurden und ein paſſendes Keimbett fanden (3. B. in der bairiſchen Hochebene). Von den Schweizeralpen hat ſie ſich nordwärts gegen den Jura hin verbreitet, indem ſie nach Thurmann auf Hügeln um Payerne, am Jorat, um Vully, Hutwyl, Irchel, Schaffhauſen, Rheinfels, Baſel u. a. O. vorkommt. Durch das Rheinthal iſt fie bis auf die Rheininſeln bei Straßburg, namentlich aber in den Bergen und Thälern des Breisgau verbreitet, während ſie in den Vogeſen fehlt. Da— gegen tritt die Grünerle in der Berg- und ſubalpinen Region des badenſchen und würtembergiſchen Oberlandes, und namentlich im eigentlichen Schwarz— walde häufig auf. Von den bairiſchen Alpen aus hat ſie ſich in die ſüd— bairiſche Hochebene bis Memmingen und Augsburg, von den öſterreichiſchen bis in die Wachau und bis auf die angrenzenden Schieferberge des Süd— randes des böhmiſch-mähriſchen Plateau verbreitet. Im Bairiſchen Walde kommt die Grünerle nicht vor, wohl aber merkwürdigerweiſe am Fuße dieſes Waldgebirges, bei Paſſau, jedoch nur in einem einzigen Thale, auf Granit”). Dagegen findet ſich die Grünerle im Böhmerwalde am Nord— abhange des Plansker Waldes und des Kubani, ſowie am Moldauufer oberhalb Hohenfurth. Im Waldviertel kommt ſie innerhalb Böhmens nur noch vereinzelt bei Lomnitz, Neuhaus, hinter Rudolfsthal u. a. O. gegen Schamers vor. Südwärts geht die Grünerle nicht über den Südrand der Alpen hinaus. In den Karpathen tritt ſie namentlich im nordöſtlichen Theile dieſes Gebirges (in den Comitaten Ung, Bereg und Marmaros), im Bihariagebirge, in Siebenbürgen, deſſen ganze Alpenkette ſie durchzieht, und im Banat auf. In den Nordkarpathen ſcheint fie zu fehlen ( Wahlenberg erwähnt ſie nicht) und in den nordweſtlichen ſehr ſelten zu ſein. Von den Karpathen aus mag ſie ſich weſtwärts bis nach den Sudeten verbreitet haben, wenn fie dort wirklich vorkommt“). In den Nordoſtkarpathen dringt fie am weiteſten gegen N (etwa bis 49“ 30, Br.) vor, im ſüdlichen ) Sendtner, Bair. Wald, S. 338. ) Pokorny führt die Sudeten an, ohne einen beſtimmten Fundort oder Ge— währsmann anzugeben. Jedenfalls müſſen die mähriſchen Sudeten gemeint ſein, denn in Schleſien kommt A. viridis nach Wimmer und Fiek nicht vor. x — 336 —— Siebenbürgen am meisten nach 0 (etwa bis 44° O. L.), in den Alpen der Dauphiné am weiteſten nach W (etwa bis 22“ 30“ O. L.) und nach 8 (bis vielleicht 44“ 20° Br.). Noch weiter ſüdwärts geht die auch in den öſterreichiſchen und ſchweizeriſchen Alpen vorkommende Var. y., nämlich bis Bosnien (44°) und Corſika (42°). . Die vertikale Verbreitung der Grünerle kennzeichnet dieſe Holzart als eine ſubalpine und alpine Pflanze, wie dies aus folgender Zuſammen— ſtellung der dem Verf. bekannt gewordenen Höhenangaben hervorgeht: r der Grünerle in Mitteleuropa. — - Mittel Untere Grenze. Obere Grenze. Ifen, Mime Beobachter. oder Gebirge. | | Par. F. Meter. Par. F Meter. Maximum. Nördl. Berner und Appen— zeller Alpen 3000 974,2 5000 1623,7 Mittel. Wahlenberg. Schweizer Centralalpen 4200 1363,9 6100 1980 Desgl. Desgl. An der Grimſel. — — 5572 1836,8 Maximum. Martius. e Hochalpen . .. | 4331 1416,5 5713 1880 | Mittel. | Sendtner. Bayerkohr in der Rieß . — — 6040 1461,4 Maximum. Desgl. Am Königsiee . . 3580 1162,66 — — Minimum. Desgl. Bairiſche Voralpen und ſüd⸗ bairiſche Hochebene . . 980 318,2 3000 974,2 Mittel. Desgl. Nonnengütl bei Paſſau .. 950 308,5 — — Minimum. Desgl. Salzburgiſche Alpen. . . 4500 1461,3 5000 1623,7 Mittel. Sauter. Niederöſterr. Alben.. 1500 | 462,1) 4800 Desgl. Zahlbruckner. Tiroler Alpen. 3800 | 1234,5 7000 2023,2 Desgl. Unger, Sauter. Italieniſche Alpen . — [1000 — 2000 Desgl. Parlatore. Böhmiſch-mähriſches Plateau 1800 584,5 2500 811,8 Desgl. Pokorny. Karpathen Siebenbürgens . 4000 1299 6000 1904,8 Desgl. Schur. Biharia gebirge. .. 4220 1370 5450 1770 Mittel. Kerner. In den Bairiſchen Alpen und in den Karpathen fällt die untere Grenze der Grünerle mit der oberen der Rothbuche (ſ. d.) ziemlich zuſammen. Sehr merkwürdig iſt in Südbaiern das zahlreiche Widerauftreten dieſes Strauches tief unter der unteren Grenze ſeines im Hochgebirge gelegenen natürlichen Bezirks, weil in dem über 1000 p. F. betragenden Zwiſchenraume die Grünerle trotz zahlreich vorhandener für ſie ganz paſſender Standörter nirgends vorkommt. Es ſcheint daher faſt, als ob das häufige Vorkommen der Grünerle in den ſüdbairiſchen Voralpen unter 3000 p. F., ebenſo wie ihr zerſtreutes Auftreten innerhalb der bairiſchen Hochebene auf einer Anſiedelung, veranlaßt durch aus dem alpinen Bezirk herabgewehten Samen, beruhe. Es wäre intereſſant, zu conſtatiren, ob auch längs des nördlichen Fußes der Algäuer Alpen im würtembergiſchen Donaukreiſe die Grünerle ſich ähnlich verhält oder nicht. Ueber den Einfluß der Expoſition auf die Höhenlage der oberen und unteren Grenze hat blos Sendtner in den bairiſchen Alpen gründliche Beobachtungen angeſtellt, deren Reſultate in der folgenden Tabelle zuſammen— geſtellt ſind. I. Untere Grenze. 5 No FF ss kswel w N. Mittlere Höhe in par. F. 4151 478 | — [4915 | 4600 4587 4378 |: 3978 Mittel aus allen Expoſitionen — 4331“. Die Grenze fällt über | | (+) »der unter (—) | | | Mitteln im 18177 — a 269 4250 197 | | 3 II. Obere Grenze. Mittlere Höhe . .. 5522 | 5658 5864 5984 | 6026 | 5700 | 5500 | 5486 ae aus allen EB — we | 1 | | | | | 25 1491 —55 +11 a7 als —13 | 213 | —227 Aus dieſer Tabelle erhellt, daß beide Grenzen in den Nord-, Nordweſt— und Nordoſtlagen am meiſten deprimirt, in den Süd-, Südoſt- und Süd— weſtlagen am meiſten emporgerückt ſind. Dieſe Erſcheinung dürfte ſich daraus erklären, daß die Grünerle einen gleichmäßig durchfeuchteten Boden liebt, denn bei nördlichen Expoſitionen wird wegen der kürzeren Dauer der In— ſolation der Boden tiefer hinab feucht bleiben, als bei ſüdlichen. An der Depreſſion der oberen Grenze in den nördlichen Lagen mag der ungünſtige Einfluß der hier auftretenden eiſigkalten und trocknen Nord- und Oſtwinde ſchuld ſein. Innerhalb der Alpen und Karpathen kommt die Grünerle theils für ſich allein in kleinen dichten Beſtänden und Horſten, ſelten als vereinzelter Strauch, theils in Geſellſchaft der Knieholzform von Pinus montana vor. In den Karpathen findet ſie ſich faſt nur in der Region der Knieholzkiefern, in den Alpen iſt ſie häufig mit Gebüſchen der Alproſen (Rhododendron, namentlich Rh. ferrugineum) vergeſellſchaftet. Auf freien Bergkuppen wächſt ſie nur ſelten, gewöhnlich an Hängen, meiſt ſogar an ſchroffen felſigen Abſtürzen oder an deren oberem Rande. In ſchattigen Felsſchluchten zieht ſie ſich oft tief hinab. Wegen dieſes Vorkommens iſt die Grünerle ſehr geeignet, Erd- und Geröllabrutſchungen zu verhindern und Lawinen auf— zuhalten, weshalb ſie für die Forſtwirthſchaft in den Alpen und Karpathen zu einer ſehr wichtigen Holzart wird, welche nicht nur geſchont, ſondern in Hochlagen an freien ſteilen Hängen, wo der Boden für ihr Gedeihen geeignet Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 22 Die Grenze fällt über (+) oder unter (—) das Mittel um . „ 1 > ie mer it, angebaut zu werden verdient. Nördlich von ihrem natürlichen Ver— breitungsbezirk, wo ſie noch in Norddeutſchland auf entſprechendem Boden gut fortkommt, verdient ſie als Ziergehölz häufiger angepflanzt zu werden, als dies bisher geſchehen iſt. In den baltiſchen Provinzen ſcheint ſie nicht mehr im Freien auszuhalten. 77. Alnus eordifolia Ten. Herzblättrige Erle. Synonyme und Abbildungen: A. cordifolia Ten. Fl. napol. prodr. p. 54, Ie. VII, t. 99; Reg. Monogr. p. 110, t. 16, f. 21—27, t. 11, f. 20. — A. subeordata C. A. Meyer, Ind pl. caucas. Blätter herzeiförmig, ſeltener mit abgerundeter Baſis, kurz zugeſpitzt, ſpitz oder abgerundet, einfach gekerbt-geſägt, 7—8 Centim. lang und 4 bis 6 Centim. breit, langgeſtielt (Stiel dünn, bis 4 Centim. l.), alt ſteif, beider⸗ ſeits kahl, oberſeits glänzend dunkelgrün. Kätzchen ſehr ſchlaff, bis 1 Deeim. l., grünlich. Zapfen auf langem dickem Stiel, eiförmig-länglich, groß (20—23 Millim. l.), braun. Nüßchen mit ſchmalem Hautſaum. — Mittel- großer Baum mit lorbeerartig glänzenden Blättern, braunen kahlen Zweigen und geſtielten Knospen. Neuerdings iſt eine Form pyramidalis mit regelmäßig coniſch-pyramidaler Krone von Hamburg aus in den Handel gebracht worden. Blüht im März. Auf Gebirgen Corſikas, Italiens und im Kaukaſus, in Unteritalien in einer Höhe von c. 1300 Met. Schöner Zierbaum, welcher noch im mitt— leren Norddeutſchland (z. B. Braunſchweig) im Freien aushält. Variirt mit weichhaarig-zottigen Blättern und Zweigen (var. 7. villosa Reg.). 78. Alnus orientalis Desne. Orientaliſche Erle. Synonyme und Abbildungen: A. orientalis Decsne. Fl. sinait. in Ann. se. nat. ser. 2. vol. IV, p. 348, Reg. Monogr. p. 112, t. 17, f. 11—18. — A. tomentosa Hart. Forſtkulturpfl. S. 338. Blätter eiförmig-elliptiſch oder länglich-eiförmig, bis 13,5 Centim. lang, gekerbt-geſägt, kahl, oberſeits glänzend dunkelgrün, langgeſtielt. Zapfen eiförmig-länglich oder eiförmig, geſtielt, groß. Nüßchen ungeflügelt. — Schöner Baum mit glatten oder in der Jugend flaumigen Zweigen. Junge ſterile Zweige und Stockausſchläge ſamt den Blättern oft dicht behaart. Blüht im März. Im Orient (am Libanon, in Syrien, Cilicien, auf Cypern). Hält noch in Mitteldeutſchland an geſchützten Stellen im Freien aus. ä 79. Alnus rubra Bongd. Notherle. Synonyme und Abbildungen: A. rubra Bongard in Mem. Acad. St. Petersb. ser. 6. vol. II, p. 162; A. incana y. rubra Reg. Monogr. p. 99, t. 17, f. 3. 4. Blätter eiförmig-elliptiſch, ſpitz oder ſtumpf, etwas gelappt und ſtumpf gekerbt, kahl, oberſeits grün, unterſeits bläulichgrün mit rothen vor— tretenden Nerven, bis 8 Centim. lang und bis 6 Centim. breit, geſtielt. Zapfen eiförmig ellipſoidiſch. Nüßchen von einem ſchmalen Hautſaum umgeben. — Baum mit dunkelbraunen kahlen, von weißlichen runden Lenti— cellen wimmelnden Zweigen. Inſel Sitcha, Vancouvers-Island, Nord-Californien, Felſengebirge. Verträgt das Klima von Norddeutſchland. 80. Alnus glutinosa Gärtn. Klebrige Erle, Schwarzerle. Synonyme und Abbildungen: A. glutinosa Gärtn. de fruct. et semin. II, t. 90; Hartig a. a. O. ©. 340. t. 23, Reichb. Ic. fl. germ. t. 631, Reg. in Prodr. I. c. p. 186; Pokorny, Holzpfl. S. 28; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 349. — Betula Alnus glutinosa L. Sp. pl. p. 1394, B. glutinosa Hoffm. „Gemeine Erle oder Eller, Schwarz-, Rotherle, Elſe, Elter, Orle, Urle“, franz. „aulne“. Blätter am Grunde keilig, verkehrt-eiförmig, abgerundet, abgeſtumpft oder an der Spitze eingebuchtet, am Grunde ganzrandig, ſonſt einfach bis doppelt gezähnt oder geſägt, jung oberſeits ſehr klebrig, erwachſen beider— ſeits kahl, nur unterſeits in den Nervenwinkeln bärtig, oberſeits glänzend dunkelgrün, unterſeits matt hellgrün, 5— 10 Centim. lang und 4—9 Centim. breit, mit 1,5— 2 Centim. l. Stiel. Nebenblätter eiförmig bis lanzettlich, ſtumpf, drüſig gefranzt. Knospen geſtielt, ſtumpf, violettbraun, kahl, wie auch die oft dreikantigen, mit vielen weißlichen Lenticellen beſtreuten Zweige, deren Mark auf dem Querſchnitt dreieckig iſt (Fig. XLI, 20). Kätzchen zu 3—4 traubig, auf dickem Stiel, vor dem Aufblühen ſteif, violettbraun, nachher ſchlaff, 5 — 6 Centim. lang, mit violett- oder roth— braunen Schildern und gelben Staubbeuteln, ſammt dem Stiele kahl (Fig. XLI, 1. 2.). Aehren traubig, dickgeſtielt, länglich, 3—4 Millim. l., kahl, ſammt den Griffeln rothbraun (9). Stiele der Kätzchen und Aehren rauh. Zapfen eiförmig, geſchloſſen 10—13 Millim. l., jung mit klebrigem goldgelbem Wachsharz überzogen, reif kahl; Außenſchild der Schuppen violett— braun mit hellbraunem Buckel auf der Mitte. Nüßchen verkehrt-eiförmig, 2— 3 Millim. l., ſtumpfkantig, ungeflügelt oder mit ſchmalem lederartigem Saum (15). Kotyledonen der Keimpflanze klein, eiförmig, ganzrandig; Erſtlingsblätter ziemlich ſpitz. — Baum 2. bis 1. Größe mit walzigem bei normalem Wuchs bis in den Wipfel zu verfolgendem Stamme, welcher 22˙ 340 —— Fig. XLI. Die Schwarzerle, Alnus glutinosa Gärtn. 1. Triebſpitze mit den nächſtjährigen vorgebildeten männlichen und weiblichen Aehren; — 2. Männliches Blütenkätzchen; — 3—6. Eine dreiblütige Kätzchenſchuppe, von oben, von der Seite (an einem Stück der Spindel anfigend), von vorn und von hinten geſehen; — 7. 8. Eine vierzipfelige einzelne Blüte von der Seite und von oben, mit 4 Staubbeuteln; — 9. Weibliche Blütenähre; — 10. Weibliche Blütenſchuppe mit den 2 zweigriffeligen Blütchen; — 11. Letztere allein; — 12—14. Zapfenſchuppe von innen (mit den zwei Früchten), von außen und von vorn geſehen; — 15. Eine Frucht; — 16. Dieſe querdurchſchnitten; — 17. Die reifen Fruchtzäpfchen; — 18. Ein entleertes Fruchtzäpfchen; — 19. Eine Triebſpitze mit 3 Knospen; — 20. Querdurchſchnitt des Zweiges. (Nur 1. 2. 17. 18. 19. 20. ſind in natürl. Gr. gezeichnet.) — 7341 im Alter mit ſchwarzbrauner Tafelborfe*) bedeckt iſt, und eiförmiger, ſchwach— äſtiger, ei- bis pyramidenförmiger, aft auch ſehr unregelmäßiger, viel— verzweigter aber dünnbelaubter Krone. Zweige mit dunkel chokoladenbrauner, junge einjährige Triebe mit bräunlichgrüner Rinde bedeckt, welche außer den Lenticellen mit Drüſen beſtreut iſt, von denen ein klebriges Wachsharz aus— geſchieden wird, das nach dem Abtrocknen einen duftigen bläulichweißen Ueberzug zurückläßt. Triebe älterer Bäume zeigen auch oft eine röthliche Behaarung, die ſpäter verſchwindet. Langtriebe der Krone hin- und her— gebogen, ſchmal, Stocklohden lang-xuthenförmig, ſtraff, oft ſcharf dreikantig, mit großen (bis 13 Centim. langen) Blättern, die am Rande meist etwas gebuchtet⸗lappig find, und mit großen Knospen. Dieſelben entwickeln eine Reihe von Jahren alljährlich lange Johannistriebe aus den Blattwinkeln. Bewurzelung ſehr verſchieden nach der Beſchaffenheit des Standorts, auf tiefgründigem lockerem humoſem Boden aus 3— 4 ſchräg in den Boden dringenden Hauptwurzeln (Herzwurzeln), auf flachgründigem trocknem, wie auch auf ſehr naſſem Bruchboden aus kurzen Herzwurzeln und zahlreichen flach unter der Bodenoberfläche hinlaufenden Seitenwurzeln zuſammengeſetzt. Bei an Bach- und Flußufern wachſenden Erlen erlangen die Nebenwurzeln oft eine ruthenförmige Geſtalt und Länge, ragen in das Waſſer hinaus und erſcheinen hier mit fiederförmig geſtellten ſchön rothen Zaſerwurzeln beſetzt. An ſolchen Wurzeln bilden ſich nicht ſelten roſtrothe traubige knollige Aus— wüchſe, ſogenannte Wurzelſchwämme“ ). Die Schwarzerle entwickelt niemals Wurzelbrut und die Stockausſchläge erſt nach dem Abhieb des Stammes aus ſich ſeitlich am Stock bildenden Adventivknospen; ihr Stock beſitzt aber eine große und lange nachhaltende Ausſchlagsfähigkeit, weshalb ſelbſt 60jährige Stämme oft noch vorzügliche Stockausſchläge geben. Nur wird durch die raſch wachſenden Stocklohden, welche, wenn man ſie ſtehen läßt, zu ebenſo großen Stämmen werden, wie die Samenlohden, der Stock ſelbſt ſo ausgeſogen, daß derſelbe gewöhnlich ſehr bald ausfault und zu Grunde geht, weshalb bei'm Niederwaldbetrieb, wozu ſich die Schwarzerle ausgezeichnet eignet, ſchon bei'm zweiten Umtriebe die neuen Stocklohden nicht aus dem alten Mutterſtocke, ſondern aus den Tochterſtöcken ſich entwickeln. Deshalb nehmen bei fortgeſetztem Niederwaldbetrieb die Erlenſtöcke einen immer größeren Umfang ein und erſcheinen die aus ihnen entſprungenen Lohden ) Ueber die Entwickelung dieſer Borke vgl. Hartig a. a. O., S. 355. ) Verdanken nach Woronin's Unterſuchungen einem paraſitiſchen Pilze (Schinzia Alni) ihre Entſtehung, finden ſich nach v. Thümen auch bei A. incana, bisweilen ſogar bei A. viridis, nicht aber bei A. pubescens noch bei exotiſchen Erlen— arten, und ſcheinen nur bei am Waſſer wachſenden Erlen vorzukommen. Sind ganz unſchädlich. SEEN) kreisförmig angeordnet und innerhalb derſelben eine mit Moder erfüllte Grube, welche ein gutes Keimbett für die Samen von allerhand Pflanzen bildet. Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Eintritt der Mannbarkeit bei freiſtehenden Samenlohden ſowie bei Stocklohden mit dem 12. bis 20. Jahre, im geſchloſſenen Hochwaldbeſtande nicht leicht vor dem 40ſten, übrigens verſchieden nach der Beſchaffenheit des Bodens und Klimas. Beginn der Blütezeit im Süden des Gebiets Ende Februar bis Anfang März (im Wiener botaniſchen Garten durchſchnittlich am 4. März), im Norden Ende April bis Anfang Mai (im Dorpater botaniſchen Garten durchſchnittlich am 27. April), in Mitteldeutſchland gewöhnlich in der zweiten Hälfte des März. Laubausbruch 2— 5 Wochen ſpäter. Entlaubung im October und November, wobei die Blätter meiſt grün abfallen. Der Same reift Ende September bis Mitte Oktober, bleibt aber den Winter hindurch in den noch geſchloſſenen Zapfen, indem das Aufſpringen der letzteren erſt im Februar und März (im Norden oft erſt im April) erfolgt, weshalb man um dieſe Zeit, wenn noch Schnee liegt, dieſen unter Erlen oft dicht mit Samen beſtreut findet (ebenſo den Eis- oder Waſſerſpiegel von Teichen). Dauer der Keimfähigkeit der reifen Samen c. 3 Jahre (beſonders, wenn ſie in naſſem Ueberſchwemmungsboden ruhen). Keimt im Frühling geſäet 5 bis 6 Wochen nach der Ausſaat. Wachsthum je nach der Standortsbeſchaffenheit verſchieden, im Allgemeinen der Höhenwuchs im erſten Jahre ſehr gering, dann aber, bis etwa zum 5. oder 6. Jahre ſehr raſch, bei Stocklohden durchſchnittlich beinahe 1 Met. betragend, von da ab bis zum 20. Jahre durchſchnittlich — / Met. Um die Zeit der Mannbarkeit beginnt bei Samenlohden die Abwölbung der Krone, worauf der Höhenwuchs nicht mehr bedeutend iſt. Die Erle erreicht deshalb ſelten über 20 Met. Höhe, vermag jedoch unter beſonders begünſtigenden Verhältniſſen bis über 33 Met. hoch zu werden“). Der Culminationspunkt des Stärkezuwachſes ſoll nach Hartig bei mittelwüchſigen Stämmen zwiſchen das 35. bis 40. Lebensjahr, bei gutwüchſigen in ein noch höheres Alter fallen. Ueber ½ Meter erreichen die Stämme (ſowohl von Kern- als Stocklohden) ſeltenn ). Wie die meiſten raſchwüchſigen Holzarten erreicht die Erle in der Regel kein hohes Alter, ſelten ein hundertjähriges, indem ſie nach dem Aufhören des Höhenwuchſes bald wipfeldürr zu werden anfängt. Im Ur- und Plänterwald namentlich ) So z. B. in den auf dem üppigſten Marſchboden ſtockenden Urwäldern Kur- und Livlands. ) Hartig (a. a. O. ©. 347) berichtet von einem im Görlsdorfer Park bei Prenzlau befindlichen Erlenſtock von 4’ Höhe und 23° Umfang, welcher 11 Lohdenſtämme von durchſchnittlich 80“ Höhe trug, von denen der ſtärkſte 4,9“, der ſchwächſte 3,8“ Umfang beſaß. — 343 — der nördlichen Gegenden ihres Bezirks mögen allerdings mehrhundertjährige Stämme vorkommen). Formenkreis. Die bisher unterſchiedenen Varietäten beruhen ledig— lich auf der Form und Behaarung der Blätter. Es ſind folgende: c. vulgaris Reg. im Prodr. XVI, p. 187. Blätter verkehrt-ei— förmig oder rundlich mit keilförmiger Baſis und ausgebuchtetem, abgerundetem oder abgeſtumpftem Vorderrand, doppelt gekerbt-gezähnt, unterſeits in den Nervenwinkeln bärtig, oft auch an den Nerven etwas behaart. (A. glutinosa vulgaris und subrotunda Hart. a. a. O. S. 336; A. glutinosa und 5 b. Reg. Monogr. p. 102 u. 104, t. 11, f. 1. 2.). Die gewöhnliche mittel- und nordeuropäiſche Form. G. denticulata Reg. a. a. O. und Monogr. p. 105, t. 11, f. 5. Blätter verkehrt-eiförmig oder eiförmig-elliptiſch, vorn abgerundet oder ab— geſtumpft, am Rande ungleich oder gleichförmig gezähnelt, mit oft knorplig zugeſpitzten Zähnen, unterſeits wie bei ., jung meiſt außerordentlich klebrig. (A. denticulata C. A. Meyer, A. oblongata Willd., A. cerifera Hart. a. a. O. S. 338, A. Morisiana Bertol., A. suaveolens Requ.). In Südeuropa (Spanien, Corſika, Italien), dem Kaukaſus und Orient; in Deutſchland in Gärten. y. quercifolia Willd. Sp. pl. IV. p. 335. Blätter aus keiliger Baſis verkehrt-eiförmig, fiederlappig mit ſtumpfen Lappen. Angeblich im Orient heimiſch, in Gärten als Ziergehölz kultivirt. J. laciniata Willd. a. a. O. Blätter fiederlappig, mit ſpitzen Lappen. (A. glutinosa &. pinnatifida Spach). Von unbekannter Her— kunft. In Gärten als Ziergehölz häufig angepflanzt. . incisa Willd. a. a. O. Blätter fiederſpaltig oder verſchiedenartig eingeſchnitten, mit ſehr ſtumpfen Lappen (A. glutinosa . oxyacanthae- folia Spach). Wie vorige, ſelten kultivirt. &. monstrosa Hort. Blätter unregelmäßig gelappt und eingeſchnitten, öfter zuſammengerollt, mit unregelmäßig geſägten Zipfeln. Buſchiger Strauch, mit kurzen unregelmäßig angeordneten Aeſten. Gartenform. Außerdem vartirt die Schwarzerle je nach der Beſchaffenheit des Standorts ungemein bezüglich ihrer Kronenbildung, welche mitunter bald an die Krone der Eiche, bald an die des Ahorns, der Roßkaſtanie, Linde, Fichte und Tanne erinnert. Eine beſonders auffallende Standortsform, welche vielleicht als eine eigene Varietät (insularis mihi) unterſchieden zu werden verdient, beobachtete ich auf den durch trockenen flachgründigen ) In einem urwaldähnlichen gemiſchten Walde bei Lemſal in Livland habe ich mehrere alte Schwarzerlen mit ſehr hohen 3—4' ſtarken Stämmen geſehen. 3 2 Kalkboden ausgezeichneten Inſeln Oeſel und Moon und im weſtlichen Eſt— land, wo ſie namentlich an Waldrändern, Straßengräben und Bachufern wächſt. Dieſe Inſelerle hat einen kurzſchäftigen, häufig knickigen und knorrigen, mit graubrauner Borke bedeckten Stamm, eine ſtarkäſtige ſehr ausgebreitete, unregelmäßige, oft an die Stieleiche erinnernde abgerundete Krone, kleine glänzend dunkelgrüne Blätter und iſt ſo reich und dicht belaubt, daß ſie von fern einer kurzſchäftigen breitkronigen Rothbuche gleicht. Geographiſche Verbreitung. Die horizontale Verbreitung der Schwarzerle zeigt viele Uebereinſtimmung mit derjenigen der Betula verru- cosa. Die Polargrenze tritt nach Schübeler unter 63“ 52“ (auf Anderöen) in das ſüdliche Norwegen ein, geht hierauf gen NO und erreicht unter 62,75“ die Küſte des bottniſchen Meerbuſens. An der Oſtküſte dieſes Buſens erſtreckt ſich die Schwarzerle bis jenſeits Uleaborg, alſo bis über den 65.“ hinaus, im Innern von Finnland dagegen findet ſie nach v. Berg zwiſchen 61° und 62° ihre Grenze. Der letztere Breitengrad ſcheint auch in Rußland die Polargrenze der Schwarzerle zu bezeichnen. Jenſeits des Ural iſt der Verlauf der Nordgrenze nicht bekannt, ſondern nur ſo viel ſicher, daß die Schwarzerle im uraliſchen, altaiſchen und baikaliſchen Sibirien vorkommt. Ebenſowenig kennt man die Oſt- und Südgrenze dieſer Holzart in Aſien. Am weſtlichen Ufer des Kaspiſees beginnt die Südgrenze in der Provinz Talyſch (nach Hohenacker), alſo zwiſchen dem 39. und 40. Breitengrade, ſtreicht von hier durch Kleinaſien und Griechenland nach Sicilien, wo fie bei Catania (37° 25°) ihren ſüdlichſten Punkt in Europa erreicht. In Spanien bilden die ſüdlichen Verzweigungen der Sierra Morena (etwa der 38.) die Südgrenze. Die Schwarzerle kommt aber auch in Algerien vor und iſt daher wahrſcheinlich durch das ganze weſtliche Nordafrika, vielleicht bis an den Atlas (3502) verbreitet. Sie ſoll auch in Südafrika vorkommen (im Kaplande), wo ſie indeſſen nur eingeführt ſein dürfte. Die Schwarzerle iſt alſo noch weiter ſüdwärts, aber wahr— ſcheinlich weniger weit nordwärts verbreitet, als B. verrucosa. Innerhalb unſeres Florengebiets fehlt ſie nirgends, wo die Bodenverhältniſſe ihr Vor— kommen geſtatten. i Die vertikale Verbreitung iſt unbedeutend, ſelbſt im Süden, wo dieſe Holzart nur in Gebirgen auftritt. In Norwegen ſteigt die Schwarzerle nach v. Berg und Schübeler höchſtens bis 1000 p. F. (324,7 Met.) empor, in Schottland (Mt. Grampians) nach Watſon bis 1500 p. F. (487 Met.), am Harz und im Erzgebirge wenig über 2000 p. F. (649,4 Met.), im Bairiſchen Walde nach Sendtner bis 2452 p. F. (796,5 Met.), in den Centralalpen der Schweiz bis 2980 p. F. (967,7 Met.) nach Wahlen— berg (nach Chriſt jedoch im Berner Oberlande bis 1150 Met.), in den 345 Bairiſchen Alpen nach Sendtner bis 2600 p. F. (844 Met.), in den Salz— burger Alpen nach Sauter bis 2500 p. F. (811,8 Met.), in den tiroler Alpen nach Hausmann bis 3800 p. F. (1234 Met.), in den ſüdlichen Alpen vielleicht bis 4000 p. F. (1299 Met.), in den Karpathen bis 3500 p. F. (1136,6 Met.) nach Hartig (jedoch nach Kerner im Bihariagebirge nur bis 610 Met.). Höher ſcheint ſie auch im Kaukaſus, in Italien, Sicilien, Sardinien und Spanien nicht emporzugehen. Die Schwarzerle iſt eben vorzugsweiſe ein Baum des feuchten Niederungsbodens. Daher liegt auch das Maximum ihres Vorkommens, wenigſtens innerhalb Europas, im Norden und Oſten ihres Be— zirks. Nur dort (im mittleren Rußland, in Litthauen, Polen, den baltiſchen Provinzen und Norddeutſchland) finden wir die meiſten und größten, theils reinen theils mit andern Holzarten gemiſchten Erlenwälder. Darüber, welche Expoſitionen der Schwarzerle in den Gebirgen am meiſten oder am wenigſten zuſagen, liegen keine Beobachtungen vor. Doch darf man aus den Thatſachen, daß dieſe Holzart durch Spätfröſte und trockne kalte Winde leidet, darauf ſchließen, daß ihr die zwiſchen NO und SO gelegenen Expoſitionen am wenig— ſten, die entgegengeſetzten am meiſten günſtig ſein werden, wofür auch ihr vorzugsweiſes Vorkommen an Weſt- und Nordhängen ſpricht. Bedingungen des Vorkommens und Gedeihens. Das Wärme— bedürfniß der Schwarzerle dürfte von demjenigen der mitteleuropäiſchen Weißbirke (s. d.) nicht weſentlich verſchieden fein”). Nur iſt fie gegen Spätfröſte weit empfindlicher, indem durch ſolche wie auch durch kalten trocknen Wind im Frühlinge ihre jungen Laubſproſſen getödtet werden, was bei der Birke nicht vorkommt. Dagegen iſt die Beſchaffenheit des Bodens auf das Vorkommen und Gedeihen der Schwarzerle von viel’ größerem Einfluß, als auf dasjenige unſerer Weißbirke. Sendtner hat auf Grund ſorgfältiger Unterſuchungen nachzuweiſen verſucht, daß die Schwarz— erle einen an Kieſelerde reichen Boden zu ihrem Gedeihen verlangt, die Weißerle dagegen einen Kalk enthaltenden. Nach ſeinen Angaben ſcheinen in Oberbaiern, beſonders an Bach- und Flußufern, beide dort gleichhäufig vorkommenden Erlenarten in der That von dem Kieſel- oder Kalkgehalt des Bodens abhängig zu ſein nn). Ob A. glutinosa auf einem kieſelerde— loſen Kalkboden nicht vor- und nicht fortkommt, auch wenn die nöthige Feuchtigkeit vorhanden iſt, müſſen weitere Beobachtungen lehren; daß der— ſelben ein ſehr kalkreicher, nebenbei aber Kieſelerde enthaltender Boden nicht ) Nach Linßer verlangt die Schwarzerle zum Laubausbruch in Stettin 265°, die Weißbirke 256“, erſtere in Riga 216“, letztere 2355, beide in Prag 283“. Nach Fritſch entfaltet die Schwarzerle im Wiener Garten ihr erſtes Blatt bei 220,86, die Birke bei 213,9. *) Vegetationsverh. Südbaierns, S. 515 ff. — 36 oo ſonderlich zuſage, beweiſt die Wachsthumsweiſe der oben geſchilderten Inſel— erle von Oeſel und Moon; daß aber A. incana auch auf einem kalkloſen Boden, wenn nicht urſprünglich, ſo doch angebaut ganz gut wächſt, ja vor— züglich gedeiht, lehrt ihr Anbau an vielen Orten). Vor Allem beanſprucht die Schwarzerle viel Feuchtigkeit. Ihre naturgemäßen Standorte ſind daher Brüche, Moore und Ufer. Am beſten gedeiht ſie auf einem tiefgründigen mit ſtarker Humusſchicht bedeckten, anhaltend feuchtem bis naſſem ſandigem Lehmboden, wie die noch vorhandenen Rieſenbäume der auf ſolchem Boden ſtockenden kur- und livländiſchen Urwälder beweiſen. Auf naſſen unent— wäſſerten Torfmooren kommt ſie zwar fort, zeigt aber einen kümmerlichen, oft nur ſtrauchartigen Wuchs, ähnlich wie an ihrer polaren und oberen Grenze. Schon beſſer gedeiht fie auf entwäſſerten Torfmooren, doch eignet ſie ſich auch hier nur zum Niederwaldbetriebe. Und zwar ſagen ihr Wieſen— oder Grünlandsmoore (Grasmoräſte) bei weitem mehr zu als Hochmoore (Moosmoräſte). Die „Erlenbrüche“, wie man mit Erlennieder- oder auch Hochwald bedeckte moraſtige Niederungen nennt, ſind theils Wieſenmoore, theils naſſe Marſchbodenſtrecken, wie ſich ſolche in den „Auen“ langſam fließender Gewäſſer ebener Gegenden, beſonders von Tiefebenen, in den Umgebungen von Landſeen und in der Nähe niedriger Meeresküſten oft in gewaltiger Ausdehnung finden. In ſolchen Niederungen, welche innerhalb unſeres Florengebiets natürlich in der norddeutſchen Zone häufiger ſind, als in allen andern Zonen, kommt die Schwarzerle theils im reinen Beſtande, theils in Vermiſchung mit Betula alba und Populus tremula, ſeltner auch mit Eichen, Eſchen, Ulmen, Ahornen, Linden und Fichten vor“). Die größten Erlenbrüche Deutſchlands finden ſich im Spreewald, Oderbruch, in der Lüneburger Haide, im Oldenburg'ſchen, in Mecklenburg, Pommern und in Oſtpreußen (3. B. das Ibenhorſter Revier am kuriſchen Haff); außerhalb Deutſchlands in Lithauen und den baltiſchen Provinzen, im öſterreichiſchen Kaiſerſtaat auf der Herrſchaft Pardubitz in Böhmen, im ungariſchen Tief— lande bei Kapuvar und Eſterhaza, ſowie in Ecſedi Lap im Szathmarer Comitat und im Bodrogközgebiet an der oberen Theiß. In allen Gebirgs— gegenden und Hügelgeländen iſt die Schwarzerle vorzugsweiſe auf die Ufer der Flüſſe und Bäche beſchränkt, obwohl auch dort kleinere Erlenbrüche und mit Erlenniederwald bedeckte naſſe Wieſenſtrecken häuſig vorkommen. ) Um Tharand z. B. iſt die Weißerle häufig, ſowohl an Bachufern, als im Walde, und zwar auf Gneis- und Porphyrboden, desgleichen in vielen Thälern des Erzgebirges auf Gneis, Granit, Glimmer- und Thonſchiefer. So in den Urwäldern der Herrſchaft Dondangen in Nordkurland, wo ſelbſt die Kiefer (an trockneren Stellen) beigemiſcht iſt. 941 81. Alnus barbata C. A. Mey. Bärtige Erle. Synonyme: A. glutinosa C. A. Meyer, Enum. plant. Caucas. p. 43; A. elliptica Regn. Ann. sc. nat. V, p. 381; A. glutinosa vulgaris Reg. in DC. Prodr. XVI, 2, p. 186; — A. glutinosa y. barbata Ledeb. Fl. ross. III, p. 657. Blätter eiförmig oder elliptiſch, am Grunde abgerundet oder Schwach herzförmig, ſpitz, doppelt grob geſägt, beiderſeits grün und kahl, oberſeits nicht klebrig, unterſeits auf den roſtbraunen Rippen und in den Rippen— winkeln ſtark behaart, 8— 14 Centim. lang und 6—7 Centim. breit, mit 3 Centim. langem Stiel. Blütenſtände wie bei A. glutinosa, doch die männlichen länger, die weiblichen meiſt nur zu 2— 3, oft einzeln. Zapfen langgeſtielt, ellipſoidiſch, 20 Millim. lang, ſchwarzbraun; Nüßchen verkehrt eiförmig, beſpitzt, mit ſchmalem Lederſaum, beiderſeits glatt. — Schöner Baum 2.— 3. Größe vom Wuchſe der Schwarzerle, von welcher er ſich durch ſeine großen ſpitzen Blätter und großen Zapfen leicht unterſcheiden läßt, mit dunkler Tafelborke. In den Gebirgen der kaukaſiſchen Provinzen Lenkoran und Talyſch, woſelbſt ſie bis 1000 Met. emporſteigen ſoll. Hält in Mitteleuropa und noch im ſüdlichen Norwegen im Freien aus und iſt ebenſo raſchwüchſig, wie A. glutinosa. Blüht im Februar und März. 82. Alnus pubescens Tausch. Weichhaarige Erle. Synonyme: A. pubescens Tsch. in Flor. Ratisb. 1834, p. 520; Hartig, Forſt— kulturpfl. S. 371; Döll, Flor. v. Bad., II, S. 534; Pokorny, Holzpfl. S. 29; Regel im Prodr. I. c. p. 187; A. glutinosa f. pubescens Reg. Monogr. p. 103; A. hybrida A. Braun. Blätter eiförmig, verkehrt-eiförmig oder rundlich, ſpitz oder ſtumpf, am Grunde kaum keilig, am Rande doppelt gezähnt, beiderſeits grün, jung ſammt Stiel und Zweig weichhaarig, ſpäter oberſeits kahl aber nicht klebrig, unterſeits an den Nerven oder überall flaumig behaart, ſelten in den Nerven— winkeln bärtig, ausgewachſen 4— 7 Centim. lang und 3— 6 Centim. breit, mit 7— 25 Millim. langem Stiel. Blütenſtände wie bei A. glutinosa. Zapfen ellipſoidiſch, dunkelbraun, 10— 12 Millim. lang; Nüßchen rundlich, mit ſchmalem lederartigem Flügelſaum. — Baum 3. bis 2. Größe oder auch Großſtrauch. Stämme mit glatter brauner Rinde. Behaarung der Blätter und Zweige meiſt hellroſtroth. Scheint ein Baſtard von A. gluti— nosa und A. incana zu ſein. Pflegt ein paar Tage eher als erſtere zu blühen. Vereinzelt im Verbreitungsbezirk der A. glutinosa und incana, von Lappland bis zum Kaukaſus, in unſerem Florengebiet in den Rheingegenden, a a namentlich in Baden, ferner in Böhmen (in den Thälern des Böhmerwaldes, z. B. Moldauthal oberhalb Hohenfurth), in der ſächſiſchen Oberlauſitz, in Schleſien, Galizien, Siebenbürgen, Oſtpreußen (bei Tilſit), meiſt auf Moor— und Sumpfboden. Außerhalb unſeres Gebiets auf Seeland, im ſüdlichen Norwegen (hier nach Schübeler nur in Geſellſchaft von A. glutinosa und incana) und nach Nördlinger im nördlichen Lappland (?), wo ſie die herrſchende (2?) Erlenart ſein ſoll. Anmerkung. Wirtgen (Flora der preuß. Rheinprovinz, S. 421) und Krauſe (Verh. d. ſchleſ. Geſ. 1845, S. 58) unterſcheiden zwei Varietäten: 1. A. glutinosa-incana Wirtg., mit ſpitzen ſcharf gekerbt-geſägten, unterſeits dicht behaarten Blättern, und 2. A. incana-glutinosa Kr. mit abgerundeten unterſeits ſpärlich behaarten Blättern. 83. Alnus serrulata Willd. Feingeſägtblättrige Erle. Synonyme und Abbildungen: A. serrulata Willd. Spec. pl. IV, p. 336, Michx. Arbr. III, t. 3. f. 1; Regel in Prodr. I. c. p. 188, A. glutinosa d. serrulata Reg. Monogr. p. 107, 108, t. 11, f. 8-10; A. rugosa Ehrh. Beitr. III, S. 21. Pokorny, a. a. O. S. 29; A. hybrida Reichb. Ic. I. c. t. 630, f. 1292; A. autumnalis und latifolia Hartig a. a. O. S. 337 nach A. Braun; A. oblongata, undulata, canadensis, americana Hortor. Blätter eiförmig oder verkehrt-eiförmig, ſeltner breit eiförmig, am Grunde abgerundet oder ſchwach herzförmig, ſpitz, am Rande einfach bis doppelt ſcharf aber klein gezähnt mit knorplig verdickten Zahnſpitzen, beider— ſeits grün, oberſeits kahl, unterſeits an den Nerven ſowie am Stiel mehr oder weniger roſtfarben behaart, ſonſt weichhaarig mit bräunlichen Neben— nerven und Adern, ausgewachſen 4,5—-8 Centim. lang und 3,5—5 Centim. breit, dicklich und runzlig, mit 6 — 10 Millim. langem Stiel. Zapfen ellipſoidiſch oder kurz walzig, von der Größe derer von X. glutinosa, auch die ſeitlichen geſtielt und abſtehend. Schuppen mit ſchmalem Schild, inner— ſeits mit Wachsharz überzogen und glänzend. Nüßchen rundlich oder verkehrt-eiförmig, ungeflügelt. — Strauch mit kantigen dunkelbraunen, in der Jugend behaarten Zweigen. Blüht im März oder April, belaubt ſich im Mai. In Nordamerika, verwildert (oder angepflanzt?) in Nordböhmen zwiſchen Nixdorf und Schluckenau, wo ſie auf Granitboden einen ganzen Waldbeſtand bildet, auch anderwärts in Böhmen (im Fiederholz zwiſchen Bechowitz und Oural und um Daubitz bei Sadska) vereinzelt, desgleichen bei Bröſen un— weit Danzig, auch angebaut im Niederwalde hier und da (3. B. Seeſener Revier am Harz) ſowie in botaniſchen und Handelsgärten. 5 84. Alnus incana Willd. Weißerle. Synonyme und Abbildungen: A. incana Willd. 1. c. p. 335, Guimp. Heyne Holzgew. t. 136, Hartig, Forſtkulturpfl., ©. 368, t. 24, Reichb. Ic. I. c. t. 529; Regel im Prodr. I. c., Monogr. p. 94, t. 16, f. 11—20, t. 17, f. 1—8; Pokorny, Holzpfl. S. 27, Nördlinger, Forſtbot. II, S. 353. — Betula incana L. Spec. pl. p. 1394, Roth Fl. germ. VIII, p. 477; A. alpina Borkh. — „Weiß ⸗, Grauerle, nordiſche Erle oder Eller.“ Blätter eiförmig oder eiförmig -länglich, ſpitz, am Grunde abgerundet oder keilig, ganzrandig, ſonſt ſcharf doppelt-geſägt und ſeicht gelappt, jung beiderſeits weichhaarig, nicht klebrig, ausgewachſen oberſeits dunkelgrün kahl, Fig. XLII. al „al, 1. Nordiſche oder Weißerle, Alnus incana Dec. — 2. Strauch- oder Alpen- erle, A. viridis Dec. unterſeits bläulich grau, feinbehaart bis filzig, gewöhnlich ohne Haarbüſchel in den Nervenwinkeln, 4,5 — 10 Cm. lang und 3,5 — 7 Cm. breit, mit 10-30 Mm. langem meiſt weichhaarigem oder filzigem Stiele (Fig. XLII. 1). Kätzchen und Aehren wie bei A. glutinosa geſtellt, aber erſtere aufgeblüht viel ſchlaffer, ohne Stiel bis 7 Cm. lang, mit entfernter ſtehenden glänzend rothbraunen Schildern und intenſiver gelben Staubbeuteln, deshalb bunter als bei der Schwarzerle. Zapfen kleiner, höchſtens 1 Cm. lang, ellip— ſoidiſch, ſchwarzbraun; Nüßchen verkehrt eiförmig, mit ſchmalem lederartigem Flügelſaum. — Baum 3.— 2. Größe mit ſchlankem geradem, aushaltendem, ra walzenrundem, jelten etwas ſpannrückigem Stamm und eiförmiger, ſpitzer, ſpäter ſich auch abwölbender vielfach verzweigter Krone, welche dichter be— laubt iſt als bei der Schwarzerle. Junge Zweige, Kätzchen- und Aehren— ſtiele, ſowie Knospen mehr oder weniger graufilzig, ältere Zweige kahl, grau— braun mit weißlichen Lenticellen, Stocklohden dreikantig mit großen gelappten Blättern. Rinde der Aeſte und Stämme glatt, anfangs hell graubraun, dann glänzend ſilbergrau, nur im höheren Alter etwas aufreißend, niemals ſich in eine Borke verwandelnd. Bewurzelung im allgemeinen flacher als bei A. glutinosa, mit noch weiter ausſtreichenden Seitenwurzeln, welche von ſelbſt (ſchon bei jungen Bäumen) reichliche Wurzelausſchläge treiben. Stockausſchlag nach dem Abhieb nur vom Wurzelhalſe aus, ſehr ſelten (bei jungen Stöcken) aus der Seite des Stockes. Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Eintritt der Mann— barkeit im freien Stande, ſelbſt bei Kernlohden, ſchon im 15. Jahre, bei Stock- und Wurzellohden ſchon mit 6 Jahren, die Blütezeit durchſchnittlich 3 Wochen eher als bei der Schwarzerle, ſelbſt in Mitteldeutſchland ge— wöhnlich Ende, nicht ſelten ſogar ſchon Mitte Februar, der Samenreife im Herbſt. Höhenwuchs in der Jugend noch raſcher als bei A. glutinosa, oft ſchon im erſten Jahre ¼ Met., im zweiten bis über 1 Met.; Mafjen- zuwachs bis zum Eintritt der Mannbarkeit um die Hälfte ſtärker als bei der Schwarzerle, von welcher die Weißerle in dieſer Beziehung ſpäter ein— geholt wird. Ueber das Alter, welches die Weißerle zu erreichen vermag, ſcheinen keine Beobachtungen vorhanden zu ſein; bedeutende Stärke und Höhe erlangt ſie ſelbſt im Norden (wenigſtens in den baltiſchen Provinzen) nicht. Formenkreis. Auch die Weißerle varürt beſonders hinſichtlich der Form und des Ueberzuges der Blätter. Regel unterſcheidet im Prodr. J. c. p. 189 folgende Varietäten: a. vulgaris. Blätter ſpitz, doppelt geſägt, unterſeits dicht weich— haarig oder graufilzig. Nüßchen ungeflügelt. In Europa und im Kaukaſus. 5. glauca Ait. Hort. Kew. ed. 2. vol. V, p. 259. Blätter ſpitz, doppelt-geſägt, unterſeits bläulich grau, blos an den Nerven oder überall flaumig. (A. incana ?. glabrescens Spach, A. incana var. tirolensis Saut. in Reichb. Ic. I. c. t. 630, f. 1293). In den Alpen, Nord- und Mittelaſien und in Nordamerika. y. hirsuta Spach. Rev. Betul. p. 207. Blätter eiförmig⸗rundlich, ſtumpf, unterſeits dicht weichhaarig oder dick und weich filzig. Im öft- lichen Mittel- und Nordaſien; hin und wieder vielleicht in Gärten. d. sibirica Ledeb. Fl. ross. III. p. 656. Blätter ſtumpf, ſonſt wie 5. In Sibirien, Dahurien, der Mandſchurei. Vielleicht in Gärten. s. parvifolia. Blätter klein, ſtumpf fiederſpaltig-gelappt. (A. incana pinnatifida Reichb. Ic. I. c. t. 630, f. 1294). In Schweden, vielleicht auch in den baltiſchen Provinzen. C. pinnatifida Spach. I. c. Blätter fiederſpaltig, mit ſpitzen ſcharf geſägten Zipfeln. In Schweden, Liv- und Kurland, wahrſcheinlich auch anderwärts im Norden. Nicht ſelten in Gärten als Ziergehölz kultivirt. J. acuminata Reg. Blätter eiförmig-elliptiſch, fiederſpaltig, mit zugeſpitzten, faſt ganzrandigen Zipfeln. Kommt nur als Ziergehölz in Gärten vor. 9). sericea Christ (Pflanzenl. d. Schweiz, S. 206). Blätter klein, abgerundet, beiderſeits mit ſilbergrauem Filz bedeckt, kurz und ſtumpf ge— zähnt, dicklich. Zapfen ſehr lang geſtielt, doppelt kleiner als bei &; Zapfen— ſtiele und Zweigſpitzen dicht filzig. — Auf nacktem trocknem Gneisſchutt in der Valle Maggia der italieniſchen Schweiz, nach Heer ſporadiſch auch am Wallenſee. Ob eine ſelbſtändige Art? — Die Standortsverſchiedenheit ſcheint auf die Wuchsverhältniſſe der Weißerle weniger Einfluß zu haben als bei der Schwarzerle. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die Weißerle iſt durch das ganze nördliche und mittlere Europa bis in das ſüdliche und durch einen großen Theil des weſtlichen, nördlichen und öſtlichen Aſiens, ja bis Nordamerika verbreitet. Sie erſtreckt ſich in Lappland nach Wahlenberg nicht weit über die Polargrenze der Pinus silvestris hinaus, in Finnmarken bis Kiſtrand am Porſangerfjord und bis zur Mündung des Tanafluſſes. Ihre Nordgrenze liegt daher in Scandinavien etwa unter 70“ 30“. Auf der Kola-Halbinſel ſcheint fie der Küſte des Eismeeres zu folgen, da Middendorff dieſe Erle in einer Bucht nahe der Mündung des Kolafluſſes in 69¼ “ Br. antraf, im nördlichen Ruß— land und Sibirien unter dem oder nördlich vom Polarkreiſe zu liegen. Die Weißerle iſt in Aſien oſtwärts bis Kamtſchatka, in Oſtſibirien bis an die Südküſten des Ochotskiſchen Meeres und durch das ganze Amur— land, in Weſtaſien ſüdwärts bis in den Kaukaſus verbreitet, welcher im weſtlichſten Aſien die Südgrenze ihres Gebietes bildet. In Oſteuropa liegt letztere in weit höheren Breiten, nämlich in Rußland nach Blaſius unter 55%. Von da muß ſich die Aequatorialgrenze bedeutend nach SW wenden, da die Weißerle noch um Kronſtadt im ſüdlichen Siebenbürgen (45° 33%, im Banat, ja ſogar in Serbien (an der Jaſenica im Rud— nicker Kreiſe nach Pank ic, alſo etwa unter 44 Br.) vorkommt. Von da muß die Grenze einen Bogen nach N bilden, da die Weißerle in Croatien, Dalmatien und dem öſterreichiſchen Litorale, wahrſcheinlich auch in Iſtrien fehlt. Sie folgt jedenfalls dem Südrande der venetianiſchen, lombardiſchen und piemonteſiſchen Alpen und geht von den Seealpen auf die Apenninen über, wo die Weißerle ſüdwärts nach Parlatore bis gegen Piſa (43% 40%), ihren ſüdlichſten Punkt in Europa, oſtwärts nach Bertoloni bis Faönza (44° 17°) vordringt. In Frankreich iſt der Ver- lauf der Grenze nicht genau bekannt, die Weißerle aber nach Grenier und Godron faſt durch das ganze Land verbreitet; in den Pyrenäen fehlt ſie. Auch aus Belgien und Holland wird ſie angegeben, dagegen ſcheint ſie in Großbritannien nicht vorzukommen. Ob übrigens dieſe Holz— art in Frankreich, abgeſehen von den Alpen und den Gebirgen der Auvergne, wirklich heimiſch oder nicht vielmehr, wie in Mitteldeutſchland (jedenfalls auch in Belgien und den Niederlanden) blos durch Kultur oder durch das Waſſer der Flüſſe verbreitet iſt, mag dahingeſtellt blei— ben“). Innerhalb Europas laſſen ſich nämlich zwei geſonderte Verbrei— tungsbezirke der Weißerle unterſcheiden, ein nördlicher und ein ſüdlicher. Erſterer umfaßt den Norden Europas und erſtreckt ſich ſüdwärts wenig über die ruſſiſchen Oſtſeeprovinzen hinaus (in Rußland, wie ſchon oben bemerkt, bis etwa 55°). Um Tilſit und Memel, wo die Weißerle ſehr häufig auftritt, iſt ſie wahrſcheinlich urſprünglich zu Hauſe, ob dagegen der ausgedehnte Weißerlenwald auf der Danziger Nehrung ſpontan oder durch Anſaat entſtanden, ſehr fraglich. Der ſüdliche Verbreitungsbezirk liegt in den Karpathen, Alpen und Apenninen. Zu demſelben dürften auch die Gebirge Centralfrankreichs, der Jura, die Vogeſen, der Schwarz— wald gehören. Dem Laufe der in dieſen Gebirgen entſpringenden Flüſſe, an deren Ufern die Weißerle im ſüdlichen Bezirke vorzugsweiſe wächſt, folgend, mag ſich dieſe Holzart bis in die Rheinfläche und in das nieder— öſterreichiſche Donauthal verbreitet haben, wo ſie auf Inſeln (auf den Rheininſeln zwiſchen Baſel und Worms und auf den Donauinſeln oder „Auen“ bei Wien) einen vorherrſchenden Beſtandtheil der Auenwaldung bildet. Daß dagegen die Weißerle in den übrigen weſt-, ſüd-, mittel- und norddeutſchen Gebirgen (3. B. den rheiniſchen Gebirgen, den bai— riſchen, böhmiſchen, ſächſiſchen, ſchleſiſchen Gebirgen, in Thüringen und am Harz), wo ſie überall zerſtreut auftritt, wirklich heimiſch ſei, iſt wenig glaubhaft, vielmehr wahrſcheinlich, daß ſie durch Samenanflug vom Süden und Norden her, ſowie durch Anſaat und Anpflanzung dahin gekommen jet und ſich dann von ſelbſt weiter verbreitet habe. Die in den Ebenen Nach Coſſon und Germain (Flore des environs de Paris) findet ſich die Weißerle um Paris (in den Wäldern von Fontainebleau und Compiegne) nur angepflanzt und wird ſie als „indigene“ nur in der untern Bergregion Frankreichs bezeichnet. „„ Norddeutſchlands und im Hügellande Mitteldeutſchlands vorhandenen Weiß— erlenbeſtände und an Bach- und Flußufern in Dörfern ſtehenden Weiß— erlen verdanken dem Anbau unzweifelhaft ihre Exiſtenz. In den Gebirgen ſteigt die Weißerle, ſelbſt an ihrer ſüdlichſten Grenze, nicht hoch empor. Im Erzgebirge findet ſie ſich etwa bis 2000 p. F. (649,4 Met.), im Bairiſchen Walde nach Sendtner bis 2196 p. F. (713,1 Met.), in den Bairiſchen Alpen nach Sendtner bis 4300 p. F. (1395, 1 Met.) im Mittel, in den Schweizeralpen nach Wahlenberg bis 4200 p. F. (1362,9 Met.), nach Chriſt bis 1500 Met., in den Salzburger Alpen nach Sauter bis 3000 p. F. (974,2 Met.), in Tirol nach Pokorny bis 4000, nach Kerner bis 5000 w. F. (1580,4 Met.). Alle dieſe Angaben ſcheinen auf bloßen Schätzungen zu beruhen. In den italieniſchen Alpen und in den Apenninen ſoll die Weißerle nach Parlatore zwiſchen 1300 und 1800 Met. vorkommen, aber in manchen Thälern bis 900 ja 800 Met. hinabſteigen. In den Karpathen Ungarns geht ſie nach Neil— reich von den Auen niedriger und gebirgiger Gegenden bis in die Alpen— region empor (z. B. bis auf den Gipfel des Pietres in der Marmaros), im Bihariagebirge nach Kerner bis 1093 Met. In der ungariſchen Tief— ebene, auf den Landhöhen des Tieflandes und im mittelungariſchen Berg— lande fehlt ſie. In Norwegen geht ſie nach Schübeler bis faſt zur Birkengrenze, in Weſtfinnmarken bis c. 376 Met. im Mittel. Auch die Weißerle erreicht im Norden und Nordoſten ihres europäiſchen Verbreitungsbezirks das Maximum ihres Vorkommens, ſcheint jedoch nirgends für ſich allein oder auch im Gemenge mit anderen Holzarten (namentlich der mitteleuropäiſchen Weißbirke) bedeutende Waldungen zu bilden. In den baltiſchen Provinzen, zumal in Livland, ſetzt ſie vorzugsweiſe die ausgedehnten „Bauerbuſchländereien“ zuſammen, welche als Niederwald in ſehr kurzem Umtrieb bewirthſchaftet werden und an die Stelle ausgerotteter Wälder getreten ſind, indem ſich dort die Weißerle überall, namentlich auf trocknerem Boden, als Unterholz in die Wälder eindrängt und entſtandene Lichtungen und Blößen raſch überzieht. In Deutſchland und Oeſterreich wächſt ſie vorzüglich an Bach- und Flußufern, ſowie in nicht moraſtigen Flußauen, gedeiht aber, wie in ihrem ganzen Verbreitungsbezirk, auch auf trocknerem Boden, ſelbſt an Berghängen, auf Hügeln und Gebirgskämmen. In den Alpen liebt ſie beſonders die Kiesbänke der Alpen- und Gletſcherbäche und die Geſellſchaft der Weiden. Sie gedeiht auf flachgründigem, in der Tiefe undurchlaſſendem Boden beſſer als die Schwarzerle, nicht aber auf Torfboden, wo ſie viel ſeltener vorkommt als die Schwarzerle. Hinſichtlich ihres Wärmebedürfniſſes dürfte ſie mit B. alba L. ziemlich übereinſtimmen. Gegen Spätfröſte iſt ſie viel weniger empfindlich als die Schwarzerle. Sie Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 23 02 eignet ſich noch mehr als dieſe zur Niederwaldwirthſchaft und namentlich, da ſie Ueberſchirmung ſehr gut verträgt, zu Bodenſchutzholz und zum Unter— holz im Mittelwalde. Zehnte Familie. Hornbaumartige Laubhölzer. (Carpineae Döll.) Blätter geſtielt, breit, fiedernervig, doppelt-geſägt, mit abfallenden Nebenblättern. Knospen beſchuppt, Laub und Blütenſtandknospen ſeitlich. Männliche Blüten ſtets in Kätzchen, welche ſich in blattloſen Seiten— knospen entwickeln, hüllenlos, aus einem Haufen von Staubgefäßen be— ſtehend, welche der Innenfläche der an der Kätzchenſpindel ſpiralig-geſtellten einfachen concaven Deckblätter (Kätzchenſchuppen) angeheftet erſcheinen (Fig. XLIII. 3. 4.). Staubfäden frei, kurz, oft getheilt oder geſpalten und dann der an der Spitze meiſt büſchelig behaarte Staubbeutel in 2 einfächrige Hälften geſchieden (5). Pollenkörner kuglig, mit 5, ſelten 4 Poren in der Aequatorialzone. Weibliche Blüten in ſchmächtige Kätzchen geſtellt oder in dicke Knospen eingeſchloſſen, ſtets von beſondern ſich nach der Blütezeit ſtark vergrößernden und die Frucht einhüllenden Deck- oder Vorblättern geſtützt, je zwei in der Achſel eines gemeinſchaftlichen Deckblattes (6. 7.), jede einzelne aus einem Fruchtknoten beſtehend, welcher von einem ihm eng anliegenden und über ſeiner Spitze zu einem ſchmalen kelchartigen gezähnten Saum verbreiterten Perigon umſchloſſen iſt und 2 fadenförmige Narben trägt. Fruchtknoten zweifächrig, in jedem Fache eine am obern Theile der Scheidewand hängend befeſtigte umgekehrte Samenknospe. Frucht eine durch Fehlſchlagen des einen Faches und der darin befindlichen Samenknospe des Fruchtknotens in der Regel einfächrige und einſamige, ſelten zwei einſamige Fächer enthaltende Nuß mit holziger oder lederartiger Schale. Samen ohne Eiweiß, mit dicken fleiſchigen ölhaltigen Kotyledonen, kleinem Keim und dünner Samenhaut. — Sommergrüne Bäume und Sträucher mit an der erſten Hauptachſe ſpiralig, an den Nebenachſen dagegen abwechſelnd-zwei— zeilig geſtellten Blättern, deren Spreiten in der Knospe in der Richtung der Seitennerven gefältelt, übrigens bald in der Richtung der Mittelrippe zu— ſammengefalzt, bald nur concav zuſammengekrümmt ſind. Blütezeit bald vor, bald mit oder nach dem Laubausbruch eintretend. Holz feinporig mit breiten Markſtrahlen. Die Carpineen ſind durch die gemäßigte Zone der nördlichen Halbkugel verbreitet und namentlich in Mittelaſien und Japan zu Hauſe. In der te 35 — neueſten Bearbeitung derſelben von A. de Candolle (Prodromus, tom. XVI. 1864), welcher dieſe Familie Corylaceae nennt, werden 4 Gattungen mit 18 Arten aufgeführt, wovon 3 Gattungen mit 6 Arten in Europa und auch in unſerem Florengebieten ſpontan vorkommen. Außerdem werden in letzterem mehrere nordamerikaniſche Arten in Gärten häufig kultivirt. Die Carpineen zerfallen in zwei Gruppen: I. Carpineae verae: Blätter in der Knospe concav, nicht zuſammen— gefalzt. Männliche und weibliche Blüten in Kätzchen. Nuß klein, von dem vergrößerten Perigon umſchloſſen (Fig. XLIII. 10), am Grunde von einem flachen vergrößerten Deckblatt umgeben (9) oder in ein ſchlauchförmiges Deckblatt eingeſchloſſen. Gattungen: Carpinus und Ostrya. II. Coryleae: Blätter in der Knospe längs der Mittelrippe zuſammen— gefalzt. Männliche Blüten in Kätzchen, weibliche in Knospen eingeſchloſſen. Nuß groß, von einer aus mehreren verwachſenen und ſehr vergrößerten Deckblättern beſtehenden oben offenen Hülle ganz oder theilweis umſchloſſen. Das den Fruchtknoten überziehende Perigon verwächſt mit der Fruchtknoten— wand zu einer einzigen äußerlichen glatten Schale. Einzige Gattung: Corylus. Ueberſicht der Gattungen und Arten. I. Carpineae verae. Nuß 6—8 Millim. lang. a. Nuß am Grunde von einem vergrößerten flachen gelappten oder eingeſchnitten gezähnten Deckblatt umgeben . . . .. Carpinus Tourn. 6. Deckblatt dreilappig, mit weit l Mittellappen. 6 J. Seitenlappen des Deckblattes / oder ½ jo lang als der Mittellappen,, dieſer wenigſtens an dem einen Rande deutlich gezähnt. C. Betulus L. 62. Seitenlappen des Deckblattes viel kürzer und kleiner als der ganzrandige oder nur undeutlich gezähnte Mittellappen.. C. caroliniana Walt. Deckblatt breit halbeiförmig, an dem einen Rande N ringsherum grob Stk! „„denn Scop. Nuß in ein hohles kegelförmige me odtiges Deckblatt en Frucht⸗ 1 vom Anſehen eines Hopfenzapfen . . . . . Ostrya Mich. e. Laubblätter mit 15—17 Seitennerven in jeder Blatthälfte. O. carpini- folia Scop. g. Laubblätter mit 11—15 Seitennerven in jeder Blatthälfte. O. virginica Willd. II. Coryleae (Corylus). Nuß 15—30 Millim. lang. a. Nuß zwiſchen den Zipfeln der aus getrennten Blättern beſtehenden Frucht— hülle deutlich ſichtbar. 6. Fruchthülle einfach, kürzer oder länger als die Nuß, mit breiten oder ſchmalen, aufrechten oder abſtehenden Zipfeeecͤͤrͤn ... C. Avellana L. 8. Fruchthülle deutlich doppelt, innere aus längeren vieltheiligen Blättern be- ſtehend, deren Zipfel viel länger als die Nuß, aber nach außen zurück— Bid nee 93 * 23 — 356 — b. Nuß innerhalb der röhrig verlängerten Fruchthülle verborgen, nicht ſichtbar. 7. Fruchthülle aus getrennten Blättern beſtehend, gerade, über der Nuß zu— ſammengezogen und dann in einen Kranz aufrechter oder abſtehender Zipfel zertheilt. „J. Männliche Kätzchen dick-walzig, Schuppen derſelben breit eiförmig ſpitz. C. tubulosa Willd. y2. Männliche Kätzchen dünn, ſchlank, Schuppen derſelben ſchmal, pfriemen- förmig zugeſpitztetete „„ O Americana Walt. J. Fruchthülle verwachſenblättrig, 1 der Nuß in eine enge etwas zurück— gebogene Röhre mit verſchiedenartig gelappter Mündung verlängert. C. rostrata Ait. XXVI. Carpinus Tourn. Hornbaum. Knospen eikegelförmig, von vielen ſpiralig geſtellten Deckſchuppen umhüllt, Achſelknospen dem Zweige angedrückt, etwas ſchief über der kleinen 3 Gefäßbündelſpuren enthaltenden Blattnarbe; diejenigen, welche männliche Blüten enthalten (ſtets Seitenknospen), beträchtlich länger und dicker als die Laubknospen (Fig. XLIII, 13.), abſtehend, ſchon vor dem Laubabfall entwickelt. Dieſelben geſtalten ſich im Frühling zur Zeit des Laubausbruches durch einfache Streckung ihrer Spindel in männliche Kätzchen (Fig. XLIII, I.) um. Dieſe ſitzend, hängend, dickwalzig; Schuppen breit eiförmig, ſpitz, ſtark gewölbt, unter jeder 6 — 12 Staub⸗ gefäße mit kurzem Filament und getrennten an der Spitze pinſelförmig behaarten Antherenhälften (3 — 5). Weibliche Kätzchen mit dem Laub— ausbruch erſcheinend, weil an der Spitze junger beblätterter Triebe, geſtielt, hängend, ſehr ſchmächtig und ſchlaff (1); Spindel mit ſchmalen, flachen, ſpiralig geſtellten Deckblättern beſetzt, in deren Achſel ſich ein ſehr ver— kürzter Stiel (Kurztrieb); mit 2 ſeitenſtändigen Blüten befindet. An dem kurzen Stiel jeder Blüte iſt ein kleines dreitheiliges oder ungetheiltes Deck— oder Vorblatt angewachſen, welches ſich ſpäter infolge bedeutender Ver— größerung zur Fruchthülle umgeſtaltet. Bau der weiblichen Blüte oben S. 354 geſchildert (bei allen Carpineen übereinſtimmend). Nuß zu— ſammengedrückt, ſtark gerippt, vom Perigonſaum gekrönt (10), viel kürzer als das Hüllblatt (9), hartſchalig. Keimpflanze mit dicken, verkehrt— eiförmig- rundlichen, am Grunde faſt herzförmig ausgeſchnittenen Kotyle— donen, welche durch die Streckung des hypokotylen Gliedes hoch über den Boden emporgehoben werden (14). — Bäume mit ſchlankem Stamm, welcher von einem bleibenden Periderma umhüllt iſt und daher bis ins hohe Alter glattrindig erſcheint, und mit ſehr verzweigter, ziemlich dicht belaubter Krone, indem die hin- und hergebogenen Langzweige alternirend zweizeilig geſtellte, wenigblättrige Kurztriebe zu entwickeln pflegen. Jahr— AN e N N n \ \ N \ sro) K he 8 10 Der Hornbaum, Carpinus Betulus L. 1. Zweigſpitze mit 2 männl. u. 1 weibl. Kätzchen u. noch zuſammengefalteten Blättern; — 2. Ein Frucht⸗ kätzchen an der Spitze eines Triebes; — 3. 4. Männliche Blüte von vorn, unten u. von der Seite; — 5. Einzelnes Staubgefäß von vorn und von hinten; — 6. Deckblatt mit zwei umhüllten weiblichen Blüten; — 7. Ein Blütenpaar mit den Hüllſchuppen; — 8. Einzelnes Blütchen ohne dieſe; — 9. Reife Frucht mit der großen dreilappigen Hüllſchuppe; — 10. Dieſelbe ohne Hüllſchuppe, u. 11. Querdurchſchnitt derſ. — 12. Die beiden auseinandergelegten Samenlappen; — 13. Triebſpitze oben mit Laubknospen u. unten (S) mit männlichen Blütenknospen; — 14. Keimpflanze. 7 358 ringe des Holzes ſehr excentriſch und wellig. Die zahlreichen Deckſchuppen der Knospen ſind Nebenblätter, von denen aber nur die oberſten ein Haupt— blatt (eine Blattſpreite) beſitzen, ebenſo die Deckblätter der Kätzchen, von denen diejenigen der männlichen mit den Deckſchuppen der Laubknospen völlig übereinſtimmen. Nach dem Abhiebe des Stammes entwickelt der Stock reichlichen Ausſchlag aus Proventivknospen, welche tief unten, zum Theil unter der Bodenoberfläche ſtehen und (wenigſtens bei C. Betulus) häufig unterirdiſche, horizontal ſtreichende wurzelähnliche Aeſte bilden, aus denen oberirdiſche Triebe (ſcheinbare Wurzellohden) hervorgehen. Stock— lohden ruthenförmig, mit viel größeren Blättern beſetzt als die Kronen— zweige, mehrere Jahre alljährlich Johannistriebe aus den Blattachſeln treibend. 85. Carpinus Betulus L. Gemeiner Hornbaum, Synonyme und Abbildungen: C. Betulus L. Spec. pl. p. 1416, Hartig, Forit- kulturpfl. S. 232, t. 21, Reichb. Ic. fl. germ. XII, t. 632, Döll, Flora v. Bad. II, S. 538, Pokorny, Holzpfl. S. 31; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 332. — C. Carpinizza Host. „Hornbaum, Hainbuche, Hagebuche, Heckenbuche, Weißbuche, Steinriegelholz, Buſchäſcher, Halter”, franz. „Charme“, roman. „Carpiun“. Blätter eiförmig bis eilanzettförmig, am Grunde oft ſeicht herzförmig und etwas ungleich, etwas zugeſpitzt, ſcharf doppelt-geſägt mit zugeſpitzten knorplig verdickten Sägezähnen, jung unterſeits ſchwach behaart, erwachſen beiderſeits kahl und grün, 4— 10 Centim. lang und 2,5 —4,5 Centim. breit, mit 10— 15 Millim. l. Stiele, alternirend zweizeilig und horizontal aus— gebreitet. Knospen eiförmig⸗-länglich, hellbraun, gegen die Spitze etwas be— haart. Männliche Kätzchen 3—4 Centim. l., meiſt ſehr zahlreich; Schuppen breit eiförmig, der Länge nach nervig geſtreift, gewimpert, gelblichgrün mit rothbrauner Spitze; Staubgefäße bis 12, Staubbeutelhälften länglich, hellgelb mit ſtarkem Haarbüſchel. Weibliche Kätzchen weniger zahlreich, 2 Centim. l., hellgrün; Schuppen eiförmig, lang zugeſpitzt, lang gewimpert; Blüten ſammt dem Deckblatt mit langen weißen Haaren bedeckt und mit rothen Narben. Fruchtkätzchen hängend, ohne Stiel 8 Centim. l., locker, blos aus den Früchten mit ihrem Deckblatt beſtehend, da die Kätzchenſchuppen vor der Ausbildung der Frucht abfallen. Fruchtdeckblatt 3—4 Centim. l., hell- grün, kahl, von 3 Hauptnerven durchzogen und netzadrig, Mittelrippe zungen— förmig, doppelt bis viermal ſolang als die eiförmigen Seitenlappen, an beiden oder nur an einem Rande gezähnt, Seitenlappen meiſt ganzrandig. Nuß 5 — 9 Millim. l., 7 — 11⸗nervig, hellgrün, zuletzt bräunlich, kahl. — Baum 2. Größe mit meiſt ſpannrückigem, ſeltner walzenrundem, glattrindigem, ſilbergrauem, nach oben ſtark abholzigem Stamme, welcher ſchon in geringer — 359 (etwa 18 Met.) Höhe eine Menge ſchwacher langer aufgerichteter Aeſte entſendet, die eine fein verzweigte, längliche abgerundete, oft auch ſehr unregelmäßig geformte, im entlaubten Zuſtande beſenförmige Krone bilden. Bei Ueberſchirmung, welche von dieſer Holzart ſehr gut vertragen wird oder auch in dichtem Schluſſe, entwickelt der Hornbaum unterhalb ſeiner Krone eine große Anzahl horizontal abſtehender reichbelaubter Stammſproſſen, welche dem Stamm ein bekränztes Anſehen verleihen. Rinde der jungen Triebe grün, mit langen anliegenden Haaren bedeckt, der vorjährigen kahl oliven— grün, der zwei- und dreijährigen braunroth, vom 6. Jahre an ſich grau zu färben beginnend“), ſelbſt an ſehr alten Stämmen von nur ſehr geringer Dicke. Die Blätter haben 10—15 parallele, geradlinige Seitennerven auf jeder Hälfte; die gegen das Ende der Langzweige ſtehenden ſind immer größer als die am Grunde befindlichen (die älteſten), die erſten Blätter der Keim— pflanze herzeiförmig, ſeicht gelappt, mit wenigen Seitennervenpaaren. Die gelblichen, lineal-lanzettförmigen, mit langen weißen Haaren bedeckten Nebenblätter fallen erſt nach der vollſtändigen Entfaltung der Blätter ab. Bis dahin haben ſich auch die weiblichen Kätzchen beträchtlich verlängert und die Fruchtdeckblätter, welche zur Blütezeit viel kürzer und ſchmäler als die Kätzchenſchuppen find, letztere ſchon überwachſen“ n). Die Bewurzelung des Hornbaums iſt je nach der Bodenbeſchaffenheit ſehr verſchieden. In lockerem tiefgründigem Boden bildet ſich eine gerade, lange rübenartige Pfahlwurzel ) Nach Th. Hartig's Beobachtungen beruht die Umwandlung der rothbraunen Farbe des Periderma der Weiß-, wie der Rothbuche auf der Entwicklung von Kruſten— flechten in den Zellen der abgeſtorbenen Korkzellen der äußerſten Schicht. Da jene Flechten (Arten von Graphis, Opegrapha, Verrucaria), die in der That an älteren Weiß- und Rothbuchenſtämmen in großer Menge vorkommen, zunächſt in einzelnen Stellen der Rinde ſich anſiedeln und durch die Verzehrung des Zelleninhaltes die Kork— zellen farblos machen, jo entſtehen zuerſt jene eigenthümlichen grauweißen, perlmutter— glänzenden Flecken auf der glänzend braunen Rinde der jungen Buchenſtämme, die denſelben ein ſo charakteriſtiſches Anſehen geben. Allmälig fließen dieſelben zuſammen und der Stamm erſcheint nun mit einer continuirlichen ſilbergrauen Rinde bekleidet, die ſich in der Regel bis in das höchſte Alter unverändert erhält, da weder die Weiß— noch die Rothbuche Borke zu bilden pflegen. Die Früchte jener Flechten brechen erſt im ſpäteren Alter des Baumes aus deſſen Periderma hervor. Vgl. Hartig, Forſt— kulturpfl. S. 177 und 246. 9) Bezüglich der Fruchtſchuppen der ungarischen Form bemerkt Kerner (Oeſterr. bot. Zeitſchr. 1876, S. 261) „Die Zipfel der dreilappigen Fruchthülle ſind bald deutlich bald undeutlich geſägt, häufig an einem Rande oder auch völlig ganzrandig. Man findet nicht ſelten ganzrandige und geſägte Fruchthüllen an ein und demſelben Frucht— ſtande. Auch der Zuſchnitt der Zipfel wechſelt an ein und demſelben Fruchtſtande lineal, länglich und länglich-lanzettförmig. C. Carpinizza Host iſt demnach als Synonym zu C. Betulus L. zu ziehen.“ mit wenigen und ſchwachen Seitenwurzeln, auf ſandigem Boden wächſt die Pfahlwurzel wenig, biegt ſich bald um und bleibt hinter den ſich üppig entwickelnden und unter der Bodenoberfläche weit hinſtreichenden Seiten— wurzeln zurück; in beiden Fällen entſteht mit zunehmendem Alter ein knolliger bis ½ Met. in den Boden hinabreichender Wurzelſtock, aus welchem ſtarke, lange, viele Zaſerwurzeln treibende Seitenwurzeln entſpringen, von denen nur wenige abwärts dringen. Bei der Entwickelung der Knospen bilden ſich am Grunde der Knospenachſe Proventivknospen, an den entwickelten Laubſproſſen häufig Knospen zwiſchen der Achſelknospe und Blattſtielnarbe aus, die bei Verſtümmelung der Zweige austreiben. Hierauf beruht die große Ausſchlags— fähigkeit der Krone des Hornbaums und die Möglichkeit, dieſe Holzart mit beſtem Erfolg zum Schneidel- (Kopfholzbetrieb) und zu lebendigen Hecken (daher „Heckenbuche“) zu benutzen. Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Eintritt der Mann— barkeit ſehr zeitig, ſelbſt bei im Schluſſe erwachſenen Kernlohden ſchon um das 20. Jahr, bei freier oder männlicher Stellung, ſowie bei Stocklohden noch früher. Beginn der Blütezeit nach erfolgtem Aufbrechen der Laub— knospen im Süden des Gebiets in der zweiten Hälfte des April (im Wiener bot. Garten durchſchnittlich am 23. April), in Norddeutſchland in der erſten Hälfte des Mai, in Oſtpreußen Mitte Mai bis Anfang Juni; Entſtehung des Keimes nach Th. Hartig erſt Mitte Juli. Reifezeit im Oktober, Abfall der Fruchtkätzchen nach dem Laubabfall, bisweilen (namentlich bei jungen Bäumen) erſt im folgenden Frühjahre. Abfall des ſich zuletzt braungelb färbenden Laubes im Spätherbſt oder (namentlich bei jungen Bäumen) erſt im folgenden Frühlinge vor dem Beginn des Knospenaus⸗ treibens. Fruchtbarkeit ſehr groß, oft 2— 3 Jahre hinter einander volle Samenproduction. Im Herbſte ausgeſät keimen einzelne Samen im nächſten Frühlinge, während die Mehrzahl, bei der Frühlingsſaat alle, bis zum zweiten Frühlinge liegen bleiben und erſt dann auflaufen. Dauer der Keimfähigkeit bei Aufbewahrung des Samens an der Luft höchſtens bis zum nächſten Frühlinge. Beim Keimen bleibt die in zwei gleiche Hälften zerfallende Nußſchale im Boden, während die Kotyledonen durch die be— deutende Streckung des hypokotylen Gliedes über den Boden emporgehoben werden. Höhenwuchs der jungen Pflanze in den erſten Jahren unbedeutend, weshalb das oberirdiſche Stämmchen diesjähriger Pflanzen höchſtens 5 bis 13 Centim. hoch iſt. Später ſteigert ſich der Höhenwuchs raſch, ſodaß 15 jährige Kernlohden unter günſtigen Standortsverhältniſſen bis 6 Met. und darüber Höhe und 2,5—4 Centim. Stärke beſitzen. Der Höhen— und Stärkezuwachs ſoll nach Reum bis zum 80. bez. 90. Jahre in der Hauptſache vollendet ſein. Nur ausnahmsweiſe hält der Zuwachs bis zum 120. Jahre an. In der Regel erreicht der Hornbaum, da ſein Höhenwuchs, welcher anfangs den der Rothbuche übertrifft, bald geringer als bei dieſer wird, bei normalem Standort nicht über 20 Met. Höhe und ½ Met. Stammſtärke in Bruſthöhe; ausnahmsweiſe wird er höher und bis über 1 Met. ſtark. Nur ſelten mag er über 150 Jahre alt werden, gewöhnlich beginnt er nach 100—120 Jahren, oft ſchon viel eher wipfeldürr und kernfaul zu werden. Formenkreis. Auf ſehr magerem trocknem Boden, ebenſo in der Nähe ſeiner polaren und oberen Grenze erwächſt der Hornbaum ſtrauchartig; im Schluſſe geſtaltet ſich ſeine Krone eiförmig, bei freiem Stande wächſt 1. Buchenblatt; — 2. Hornbaumblatt; — 3. Blatt der geſchlitztblättrigen Spielart des Hornbaumes. ſie ſehr in die Breite, wird gelappt, unregelmäßig und durchſichtig locker; ſonſt ſind beſondere Standortsformen nicht bekannt. Bezüglich der Form der Laub- und Fruchtdeckblätter werden folgende Varietäten unterſchieden: H. incisa Ait. Hort. Kew. III, p. 362, Döll, Fl. v. Bad. a. a. O. (C. Betulus ?. quercifolia Desf.). Blätter eingeſchnitten, gelappt oder fiederſpaltig mit ſpitzen und ſpitzig gezähnten Lappen (Fig. XLIV, 3.). Blätter im Umriß lanzettförmig. — Wild angeblich bei Heidelberg, häufig als Ziergehölz in Gärten. 362 7. heterophylla Hart. a. a. O. S. 232. Blätter theils ganz, von der gewöhnlichen Form, theils (an einzelnen Zweigen) wie bei 5. — In Gärten. d. intermedia (C. intermedia Wierzb. ap. Reichb. Ic. fl. germ. XII, t. 633; C. Betulus H. edentula Heuff. Fl. Banat. p. 160; C. Carpinizza Host Fl. Austr. II, p. 626. C. edentula Kit. in Roch. Banat. p. 26). Blätter viel länger als breit, lanzettlich, ſchwächer geſägt, am Grunde oft ſehr ungleich; Mittellappen des Fruchtdeckblattes ganz— randig. — In Ungarn, dem Banat, Slavonien und Siebenbürgen in Bergwäldern. 6. subcordifolia Schur enum. pl. Transs. p. 611 (als eigene Art). Blätter eiförmig, am Grunde ſchief herzförmig, lang zugeſpitzt, unter— ſeits in den Nervenwinkeln bärtig. Fruchtdeckblätter ſehr groß, Mittellappen bis 18 p. L. (4 Centim.) lang und 4 (9 Millim.) breit, ſtumpf, ſcharf ge— ſägt, Seitenlappen ſehr klein, 3 — 4“ l. ganzrandig. — In Wäldern der Kalkgebirge Siebenbürgens vereinzelt (auf dem Ecſem-Teteje bei Sz. Domokos und auf dem Kereszthegy bei Remete nach Schur). In Gärten findet ſich auch eine Form des typiſchen Hornbaums mit weiß oder gelblich geſcheckten Blättern (var. variegata Hort.). Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Der Hornbaum iſt vorzugsweiſe in weſtöſtlicher Richtung durch das mittlere und öſtliche Europa und das weſtliche Mittelaſien verbreitet, vom ſüdweſtlichen Frankreich (der Gegend von Toulouſe“) bis Perſien (bei Aſterabad von Buhſe ge— funden), nordwärts durch Frankreich bis England, durch Deutſchland und Dänemark bis ins ſüdliche Schweden, durch Polen und Lithauen bis Oſt— preußen und das weſtlichſte Kurland, ſüdwärts bis Unteritalien, bis auf die Halbinſel Morea, bis in die Provinz Talyſch Transkaukaſiens und bis Perſien. Die Polargrenze ſtreicht vom ſüdlichen England in nordöſtlicher Richtung durch Jütland nach Südſchweden, deſſen Weſtküſte ſie in der Nähe von Laholm (56° 30) erreicht und deſſen Oſtküſte fie unter etwa 57“ 13° ſchneidet. Vom Süden der Inſel Gottland aus, wo ſie ihren nördlichſten Punkt (etwa 57° 20%) erreicht, biegt fie nach SO um und dringt unter 56° 10%, die weſtlichſte Ecke Kurlands (hier Wald bei Rutzau, der nord— öſtliche Standort der ſpontanen Hainbuche!) abſchneidend nach Lithauen ein, um von hier durch die Gouvernements Witebsk, Mohilew, Tſchernigow und Pultawa nach der Krim und von dort nach Ciskaukaſien hinzulaufen, Das angebliche Vorkommen des Hornbaums in den ſpaniſchen Pyrenäen und den Gebirgen Hocharagoniens iſt ſehr zweifelhaft, da dieſe Holzart auf der franzöſiſchen Seite der Pyrenäen nirgends gefunden worden iſt und erſt auf Hügeln um Toulouſe auftritt. 363 wo der Fluß Terek (c. 43“ 40°) die Grenze bis an den Kaspiſee zu bilden ſcheint. Das zwiſchen Gottland und der Mündung des Terek gelegene Stück der Polargrenze kann auch als die Oſtgrenze (NOgrenze) des Bezirks der Weißbuche betrachtet werden. Die Aequatorialgrenze geht von Aſterabad (36° 50), wahrſcheinlich dem Elbrusgebirge folgend nach der Provinz Talyſch und von da durch Armenien und Kleinaſien nach Morea, wo ſie in Europa am meisten nach S vordringt (bis e. 37%). Hier wendet fie ſich nach NW und zieht durch die ganze italieniſche Halbinſel und die Seealpen nach Süd— frankreich. Bei Toulouſe beginnt die Weſtgrenze (43“ 30), welche ſich nord— wärts durch Frankreich nach England zieht. Die vertikale Verbreitung der Hainbuche iſt unbedeutend. Sie ſteigt am Harz nicht über 1200 p. F. (389,7 Met.), in den mitteldeutſchen Gebirgen, ſelbſt noch im ſüdlichen Böhmen und Mähren nicht über 2000 p. F., im Bairiſchen Walde bis 2140 p. F. (694,9 Met.), in den bairiſchen Alpen, wo ſie nur vereinzelt vorkommt, bis 2708 p. F. (879,4 Met.), in den Schweizeralpen nach Wahlenberg und Chriſt bis an die obere Grenze des Wallnußbaumes (d. h. etwa bis 2800 p. F. — 909,3 Met.), nach Hartig bis 3500 p. F. (1136,6 Met.?), im Jura und in den Vogeſen bis 800 Met., im Leithagebirge Niederöſterreichs bis 2355 w. F. (767,2 Met.) nach Pokorny, im mittelungariſchen Berglande (in den Karpathen fehlt ſie) zwiſchen 127 bis 820 Met. nach Kerner, in Thrazien und Bithynien nach Griſebach bis 2500 p. F. (811,8 Met.), im Kaukaſus nach Ledebour bis 2400 p. F. (779,4 Met.), in der Provinz Talyſch bis 3000 p. F. (974,2 Met.). Aus vielen Gebirgen fehlen Höhenangaben und von den angeführten mögen die meiſten auf bloßen Schätzungen beruhen. Soviel“ iſt aber ſicher, daß der Hornbaum ſelbſt in den Gebirgen des Südens, wo er meiſt nur vereinzelt auftritt, nicht hoch emporſteigt und daß er überhaupt innerhalb höherer Gebirge keine häufig vorkommende Holzart iſt. Er be— wohnt eben, gleich der Stieleiche, mit welcher zuſammen er ſo häufig auf— tritt, mit Vorliebe das Hügelgelände und die Ebenen. Innerhalb unſeres Florengebiets findet man die Hainbuche häufiger im Norden als im Süden. Von der Südweſtſpitze Kurlands an, wo Bode im J. 1839 im Rutzauer Forſte noch einen ganzen Beſtand 80 — 120jäh riger, mit Linden und Fichten gemiſchter Weißbuchen antraf, iſt dieſer Baum, theils in Laub- und Nadelwälder (z.B. in die oſtpreußiſchen Fichtenwälder) eingeſprengt, theils horſtweiſe und in kleinen Beſtänden an Waldrändern und in Feldhölzern auftretend, durch die ganze norddeutſche Zone verbreitet. Größere geſchloſſene Hochwaldbeſtände des Hornbaums ſcheinen jedoch nur in der rheiniſchen Zone (3. B. in der Wetterau, in Baden, im Elſaß) ſowie in der ſüddeutſchen (z. B. in Südbaiern und den Donaugegenden) vorzu— —— ai. — kommen). In der mitteldeutſchen Zone tritt der Hornbaum namentlich gern in Mittelwäldern (als Oberbaum und Unterholz, z. B. in den Eichen— mittelwäldern der Elſteraue bei Leipzig); auf. Im niederöſterreichiſch-un— gariſchen Tieflande kommt er, die Donauinſeln ausgenommen, nicht vor, iſt dagegen durch das mitteleuropäiſche Berg- und Hügelland auf Sienit, Trachyt, Schiefer, Kalk, Sandſtein, Lehm- und Sandboden verbreitet als ein ſehr häufiger und regelmäßiger Beſtandtheil des gemiſchten Laubwaldes. In Galizien iſt er in Wäldern der Ebene, auf Hügeln und niedrigen Bergen gemein, in Ungarn durch die Hügelgelände und niedrigen Gebirge verbreitet, im Banat, in Siebenbürgen und Kroatien aber nur in Bergwäldern der Buchenregion, ſowohl zerſtreut als in geſchloſſenen Beſtänden zu finden. Bedingungen des Vorkommens und Gedeihens. Die Wärme— verhältniſſe zweier in der Nähe der NOgrenze des Hornbaums gelegener Punkte, Tilſit und Memel, beweiſen, daß dieſe Holzart nicht allein ſtrenge Winter, ſondern auch bedeutende Temperaturſchwankungen zu Anfange und am Schluß ihrer Vegetationsperiode ohne Schaden für ihr Gedeihen zu ertragen vermag. Tilſit (55“ 4 Br.) hat eine mittlere Jahreswärme von — 5°%11, Memel (55° 44) eine ſolche von E 525 R. Im Januar ſinkt die Temperatur in Memel bis — 22,7, in Tilſit bis — 24,1, in Königsberg, 1“ ſüdlicher gelegen als Memel, wo dennoch die mittlere Jahres— wärme nur + 4,97 beträgt, ſogar bis — 25“, ja einmal iſt dort — 28° beobachtet worden. Die abſoluten Minima während der Vegetationsperiode, welche für das Gedeihen der Pflanzen von viel größerer Wichtigkeit ſind, als die Minima des Winters und als die Mitteltemperatur der Monate und Jahreszeiten, ſind ſammt den Maximis in folgender Tabelle zuſammen— geſtellt⸗ ). Größere Temperaturſchwankungen kommen auch in den baltiſchen Pro— vinzen, ſelbſt in Dorpat während der Vegetationsperiode nicht vor, aber die Erniedrigungen der Temperatur unter Null im Frühling und Herbſt ſind dort jedenfalls viel häufiger als in Oſtpreußen, wozu noch kommt, daß die Mitteltemperaturen des Winters, Frühlings und Herbſtes ſelbſt in Mitau bedeutend niedriger find, als wie in- Königsberg und wahrſcheinlich auch in Memel und Tilſit, während der Sommer in Kur- und Livland im Mittel etwas wärmer iſt, als in Oſtpreußen und die mittlere Jahres- wärme von Mitau und Riga mit derjenigen von Memel und Königsberg ) Der ſchönſte und bedeutendſte Hornbaumbeſtand iſt im Walde von Villers- Cotterets auf der Oſtſeite von Paris, wo der Hornbaum an Länge mit der Roth— buche wetteifert. ) Entnommen dem Werk: Die Provinz Preußen. Feſtgabe für die Mitglieder der 24. Verf. deutſcher Land- und Forſtwirthe zu Königsberg, 1863. S. 170. | Abſolute Minima. Ort. — ůHL——ñ3ͥ3 | März. | April. | Mai. | Juni. | Juli. August. Septbr. | Oktober. Memel 12,7 — 6 — 0,6 4 4,8 | 7,8 | 5,0 | Dom 144 ai. 1504 |, 695 | 2,677 4,0: 155,0 40 | —30 | —40 Königsberg | — 14% — 89,0 1230 30 | %% 37 | 10 | —38 | | | | Abſolute Maxima. ziemlich übereinſtimmt, wie ſolches Alles aus der nachfolgenden Tabelle, welche bezüglich Memels leider unvollſtändig iſt, erſehen werden kann. Ort. f f 8 F N b März. April. Mai. Juni. Juli. Auguſt. Septbr. Oktober. = = —— le N en * — ͤ— — f >= = Memel. 110 | i, l , , . 220 | 165 | 25 25,8 70 24,9 | 9,4 18,7 | Königsberg 11,0 | 22,0 Mitteltemperaturen von Königsberg, Memel, Mitau, Niga, Dorpat in Rö. Ort. Winter. Frühling. Sommer. Herbſt. Jahr. Bemerkungen. Königsberg — 2,6 4,35 12,85 5,49 5,19 Nach Berghaus, Phyſ. Atl. Memel 2 3,58 12,32 ? 4,82 Nach Klinggräff ). Mitau — 3,16 3,86 13,35 5,36 4,85 Nach 26jähr. Beob. ). Riga e e 2.4.40 Dorpat — 5,02 2,20 12,89 4,02 3,52 Nach 5jähr. Beob. Das Fehlen des Hornbaums unter den ſpontanen Holzgewächſen der baltiſchen Provinzen und ſein kümmerliches Gedeihen als Kulturpflanze in Livland ) läßt ſich alſo wohl nur aus einem zu geringen Wärmequantum im Frühling und Herbſt, aus zu häufigen Erniedrigungen der Temperatur unter Null im Beginn und gegen den Schluß der Vegetationsperiode und einer zu niedrigen Wintertemperatur erklären. Wir dürfen demgemäß wohl annehmen, daß der Hornbauu nirgends mehr normal zu vegetiren vermag, wo die Mitteltemperatur des Winters weniger als — 3, diejenige des ) Die Vegetationsverhältniſſe der Provinz Preußen, 1866. S. 4. (Das an— gegebene Jahresmittel ſtimmt ebenſo wenig mit demjenigen der vorhergehenden Tabelle überein, als das von Berghaus für Königsberg ermittelte.) ) Entnommen dem Archiv für Naturkunde Liv, Eſth- und Kurlands. Ser. I, Bd. 1, Seite 329. a Das im Dorpater Garten vorhandene Exemplar bleibt ſtrauchartig, da es alle Jahre durch den Froſt ſtark leidet und wird wohl niemals blühen. Im mittleren Kurland gedeiht der Hornbaum noch an geſchützten Stellen als Ziergehölz; ob er aber dort noch blüht oder gar ſeine Samen reift, iſt mir unbekannt. — 366 Frühlings weniger als —+ 3,6, diejenige des Herbſtes unter -—— 5°,4 und diejenige des Jahres unter — 4, R. beträgt. Unter den Bodenarten ſagt dem Hornbaum ein ſandiger, friſcher bis mäßig feuchter Lehmboden, der aus der Verwitterung von Silikatgeſteinen (Gneis, Glimmerſchiefer, Porphyr u. ſ. w.) hervorgegangen (in Gebirgen) oder aufgeſchwemmt worden iſt (in Flußauen und Ebenen) am meiſten zu. Er gedeiht aber auch auf ſehr bindigem thonigem Lehmboden, auf Kalk und tiefgründigem feuchten Sande. Auf ſehr trocknem, magerem und oft ſehr naſſem ſchwerem Boden kümmert er, auf Torfmoorboden kommt er gar nicht fort. Im Hügellande und in Gebirgen zieht dieſe Holzart die kühleren und feuchteren Lagen den wärmeren und trockneren vor, weshalb dort weſt— liche und nördliche Expoſitionen ihr Gedeihen am meiſten fördern. Obwohl ſie Ueberſchirmung ſehr gut verträgt, vermag ſie doch nur im Vollgenuß des Lichtes zu einem ſtattlichen Baume zu werden, und verlangt daher beim Hochwaldbetrieb räumliche Stellung. Deshalb erwächſt ſie auch an Wald— rändern und als Oberſtänder im Mittelwalde, wozu ſie ſich aber wegen ihrer ſtark ſchattenden Krone nicht empfiehlt, eher zu einem anſehnlichen Baume, als im geſchloſſenen Beſtande. Sehr gern drängt ſich die Hain— buche in Eichen- und Rothbuchenwälder ein. S6. Carpinus caroliniana Walt. Amerikaniſcher Hornbaum. Synonyme und Abbildungen: C. caroliniana Walt. Fl. Carol. p. 236, A. de Candolle im Prodr. XVI, p. 126; C. americana Michx. Fl. bor. amer. II, p. 201. Guimpel und Hayne, Holzgew. t. 84, Loud. Encyel. f. 1714. Blätter elliptiſch oder eiförmig, zugeſpitzt, ſelten ſtumpf, am Grunde etwas herzförmig, ſcharf doppelt-geſägt, beiderſeits grün, oberſeits kahl, unterſeits, namentlich an den Nerven, angedrückt behaart und in den Nerven— winkeln bärtig, 4—10 Gentim. lang und 2,5 —4,5 Centim. breit, mit 6 bis 12 Millim. l. Stiele. Fruchtkätzchen kleiner als bei C. Betulus, Fruchtdeck— blätter 2— 3 Centim. l., 5— 7⸗nervig, Seitenlappen viel kürzer als die Mittel⸗ lappen, alle drei ſtachelſpitzig, ganzrandig oder unmerklich gezähnt. Nüßchen eiförmig, feinbehaart, 7— 11-nervig. — Baum 2. Größe, dem gemeinen Hornbaum ſehr ähnlich. Blüht in Mitteldeutſchland im Mai. Nordamerika, von Canada bis Florida. In Gärten nicht ſelten an— gepflanzt. Gedeiht noch in Norddeutſchland. S7. Carpinus duinensis Scop. Orientaliſcher Hornbaum. Synonyme und Abbildungen: C. duinensis Scop. Fl. Carniol. II, t. 60; Reichb. Ic. I. c. t. 634; Prodr. I. c. p. 127; Parlat. Fl. ital. IV, p. 148; Pokorny Holzpfl. S. 32. — C. orientalis Lam. Diet. I. p. 707. „Carpinizza“ der Walachen und Banater Romanen, italien. „Carpino, Carpinella“. 367 Blätter eilanzettförmig, am Grunde abgerundet oder etwas herzförmig, ſpitz, ſcharf doppelt-geſägt, mit 13 — 15 Paaren von Seitennerven, beider— ſeits grün, oberſeits kahl, unterſeits beſonders an den Nerven und am Stiel angedrückt weichhaarig, ausgewachſen 2,5 —5 Centim. lang und 13 —25 Millim. breit, mit 5— 8 Milli. l. Stiel. Männliche Kätzchen 10—18 Millim. l., gedrungen, Schuppen kahl, wimperlos, ſonſt wie bei C. Betulus. Weibliche Kätzchen kurz, gedrungen, graufilzig; Narben roth. Fruchtkätzchen ge— drungen, länglich, ohne Stiel 4—5 Centim. l., Fruchtdeckblätter dachziegelförmig über einander liegend, breit halb-eiförmig, am Grunde ſchief keilförmig, unſymmetriſch, 16— 20 Millim. lang und 12—15 Millim. breit, 5—6-nervig, ungelappt, an beiden Rändern oder häufiger blos am Rande der größeren Hälfte grob geſägt, kahl. Nüßchen eiförmig, 3 —4 Millim. l., wenig zuſammen— gedrückt, 10 — 13=nervig, ſchwach behaart. — Baum 3. Größe oder Strauch mit braunrothen, jung behaarten Zweigen, meiſt kleinen zierlichen Blättern und an die Hopfenbuche (Ostrya) erinnernden Fruchtkätzchen. Stämme aſchgrau berindet. Blüht in der zweiten Hälfte des April, ſpäteſtens Anfang Mai, reift die Früchte im Juli. In Hecken und Wäldern, auf bebuſchten Hügeln der untern Bergregion in der ſüdlichen Karpathen- und in der adriatiſchen Zone: im ſüdlichen Ungarn (auf den Trachytbergen bei Maria Noſtra und Nagy Maros), in Sla— vonien (bei Sarengard, Illok und Karlowic in Sirmien) und Kroatien (auf der Kamenica Gorica, Stirowacka Poljana und im Litorale, namentlich bei Portoré) nach Neilreich; im Banat (bei Oravicza, Szäszka, in den Bergen an der Donau bis zu den Herkulesbädern) nach Heuffel; im weſtlichen Siebenbürgen (an der Maros) nach Schur; in Dalmatien nach Viſiani; in Iſtrien (namentlich in Friaul, um Duino, wo fie Scopoli entdeckte). In den öſterreichiſchen Küſtenländern kommt ſie nach Forſtrath v. Guttenberg bis 500 Met. Seehöhe als 3— 4 Met. hoher Strauch ſehr häufig vor und wird dort im Niederwaldbetrieb als Brennholz, ſeltener zu Rebpfählen benutzt. Die Beſtände ſind dort meiſt mit Quercus pubescens, Ornus europaea und Ostrya vulgaris gemiſcht. Iſt außerhalb unſeres Floren— gebiets durch Italien bis Sicilien, durch Serbien, Rumelien bis Griechen— land, von der Türkei bis nach der Krim und Kleinaſien, ſowie bis Kau— kaſien, Perſien, wo ſie am Elbrus nach Bunge bis 8000 p. F. (2598 Met.) emporſteigt, und Turkomanien ) verbreitet. Gedeiht als Zierſtrauch noch in der ſüddeutſchen Zone, z. B. im botan. Garten zu Wien, wo ſie im Mittel ) In Turkomanien hat Karelin eine überaus großblättrige und großfrüchtige Form gefunden (Blätter bis 8 Centim. lang und bis 4 Centim. breit; Fruchtdeckblätter 2,5 Centim, lang und 16 Millim. breit; Nüſſe 8 Millim, lang), welche ſonſt von der — — am 28. April bei einer Wärmeſumme von 344,4 C. ausſchlägt und blüht. Kommt gern auf Kalk vor in ſonniger Lage. XXVII. Ostrya L. Hopfenbuche. Knospen eiförmig, ſpiralig-vielſchuppig, Achſelknospen ſeitlich über der dreiſpurigen Blattſtielnarbe. Weibliche Blüten in ein röhriges Deck— blatt eingeſchloſſen, welches während der Blütezeit an der Spitze offen iſt, hierauf aber verwächſt und zu einem hohlen, eikegelförmigen, die Nuß um— ſchließenden Schlauch wird. Fruchtkätzchen länglich oder faſt walzig, aus den dachziegelig über einander liegenden Fruchtſchläuchen beſtehend, einem Hopfenzapfen ſehr ähnlich ſehend. Alles übrige wie bei Carpinus. — Bäume vom Anſehen und Wuchs und von der Belaubung der Hornbäume, von dieſen noch durch die mit zunehmendem Alter an den Stämmen ein— tretende Borkenbildung unterſchieden, durch welche das glatte Periderma in eine rauhe riſſige Rinde verwandelt wird. S8. Ostrya earpinifolia Scop. Gemeine Hopfenbuche. Synonyme und Abbildungen: O0. carpinifolia Scop. Fl. Carn. II. p. 244, A. de Candolle im Prodr. I. c. p. 125, Pokorny J. c. p. 30, Parlat. Fl. ital. I. c. p. 152. — O. vulgaris Willd. Sp. pl. IV, p. 469, Hartig a. a. O. S. 256, t. 22, Reichb. Ic. I. c. t. 635; Carpinus Ostrya L. Spec. pl. p. 1417, Nouv. Duh. t. 59. „Hopfen⸗ buche, Hopfenbaum“. Blätter eiförmig oder länglich-eiförmig, zugeſpitzt, am Grunde ab— gerundet oder ſchwach herzförmig, ſehr ſcharf doppelt-geſägt, dünn, beiderſeits kahl oder unterſeits nur an den Nerven behaart, oberſeits dunkel- unterſeits hellgrün, 5—9 Centim. lang und 35 —42 Millim. breit mit ſehr kurzem (2 — 5 Millim. l.) behaartem Stiel. Männliche Kätzchen kurz geſtielt, hängend, walzenförmig, ſchmächtig, 8 — 9 Centim. lang; Schuppen breit, ei förmig zugeſpitzt, braunroth gewimpert; Staubgefäße 6— 12, Staubbeutel- hälften mit ſehr langem Haarbüſchel. Weibliche Kätzchen länglich, ge— drungen, gelblich, kahl. Fruchtkätzchen hängend, 3—6 Centim. lang, länglichwalzig, bleich grünlich oder bräunlich; Fruchtſchläuche bis 15 Millim. lang, blaſig, kurz zugeſpitzt, von vielen Längsnerven durchzogen und quer geadert, am Grunde ſammt der Kätzchenſpindel lang borſtenhaarig; Nüßchen gewöhnlichen nicht verſchieden iſt (var. macrocarpa Willk.). Dagegen hat Hohenacker in der kaukaſiſchen Provinz Karabagh eine ſehr abweichende Form mit zerſchlitzten Fruchtdeckblättern geſammelt, welche vielleicht eine beſondere Art iſt. 5 eiförmig, zuſammengedrückt, 5 Millim. lang, glänzend hellbraun, mit wenigen ſchwachen Nerven. Keimpflanze wie bei Carpinus. — Baum 3. bis 2. Größe mit tief gehender und auch oberflächlich weit ausſtreichender Be— wurzelung; Stamm- und Kronenbildung ſammt Belaubung wie bei Carp. Betulus. Rinde an jüngeren Stämmen und Aeſten graubraun, glatt, verwandelt ſich in eine dunkelbraune Tafelborke. Zweige braun, behaart. Blüht im Süden des Gebiets Anfang Mai, reift die Früchte Anfang Juli. In Berg- und ſubalpinen Wäldern der adriatiſchen Zone, ſowie der ſüdlichen und ſüdöſtlichen Alpen und des ſüdlichen Ungarns: in der italieniſchen Schweiz (am Comerſee, wo ſie ausgedehnte Gebüſche bildet, auch am Langenſee oberhalb Gandria, angeblich auch oberhalb Bellinzona gegen Val Cancana) nach Chriſt, in Südtirol (hier am Ritten bei Botzen bis 3500, 1136,6 Met. emporſteigend), Kärnthen (im Kainachthal b. Garnitz, b. Maria Rein und Hollenburg), Unterſteiermark (am Wotſch) nach Pokorny; in Kroatien (in Berg- und Voralpenwäldern häufig) nach Neilreich; in Krain (am Karſt bis 2700“ — 877 Met.) nach Tommaſini; in Siebenbürgen nicht heimiſch, aber in allen Gärten und Parken angepflanzt. Gedeiht noch in Mitteldeutſchland im Freien und reift dort die Früchte. — Außerhalb unſeres Florengebiets findet ſich die Hopfenbuche in ganz Italien und auf Sicilien in der Region der Eichen und der Edelkaſtanie bis 1150 Met. emporſteigend, ferner auf Sardinien, in Südfrankreich (Dep. Var), Griechen— land, Rumelien, Kleinaſien, Armenien und am Libanon. Dagegen iſt ihr angebliches Vorkommen in Spanien (Hocharagonien) ſehr zweifelhaft. Die Hopfenbuche iſt folglich von der Provence oſtwärts bis zum Libanon, d. h. über mehr als 30 Längengrade, ſowie von Sieilien bis Südtirol und Süd- kärnthen (bis c. 46° 40“, Br.) d. h. über mehr als 9 Breitengrade verbreitet. Sie iſt eine vorherrſchend mediterrane Holzart, welche in Tirol, Kärnthen, am Karſt und in Kroatien ihre nördliche Grenze erreicht. Sie wächſt gern an felſigen Orten, in felſigen Thalſchluchten, ſelbſt an Küſtenfelſen und liebt Kalkboden. Im Wiener Garten belaubt ſie ſich im Mittel am 15. April bei einer Wärmeſumme von 2430. Gegen Spätfröſte iſt fie empfindlich. Auf einem tiefgründigen friſchen Boden gedeiht ſie als Zier— gehölz angepflanzt am beſten. Sie ſoll in ihrer Heimat ſelten über 50 F. (e. 17 Met.) hoch und nur ausnahmsweiſe über 100 Jahre alt werden und iſt daher auch dort eine Holzart von untergeordneter forſtlicher Bedeutung, die ſich übrigens der Hainbuche ganz analog verhält. 89. Ostrya virginica Willd. Amerikaniſche Hopfenbuche. Synonyme: O. virginica Willd. Sp. pl. IV, p. 469; Loud. Encycl. p. 921; O. americana Michx., Carpinus virginiana Lam. Diet. I. p. 700. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. . 24 ae Blätter breit-länglich, lang zugeſpitzt, nach dem ſeicht herzförmigen Grunde hin verſchmälert, ſcharf doppelt-geſägt, unterſeits an den Nerven behaart und in den Nervenwinkeln bärtig, ſonſt kahl, bis 10 Centim. lang und bis 5 Centim. breit, kurz geſtielt. Fruchtkätzchen lang geſtielt, auf— recht, ſchmächtig, 3 — 4 Centim. lang, Schläuche länger und ſchmäler als bei voriger Art, mit der dieſe ſonſt ganz übereinſtimmt. Blüht im Mai. tordamerifa, von Neu-Braunſchweig bis Florida. Findet ſich hin und wieder in Gärten angepflanzt und hält noch in Norddeutſchland im Freien aus. XXVIII. Corylus Tourn. Haſel. Knospen eiförmig oder kugelig, von mehreren oval- abgerundeten ſtumpfen ſpiralig angeordneten, ſich ſchief dachziegelig deckenden Schuppen bedeckt; Seitenknospen abſtehend, etwas ſeitlich über der 5 Gefäßbündel— ſpuren enthaltenden Blattſtielnarbe. Blätter geſtielt, im Umriß verkehrt— eiförmig-rundlich, weichbehaart. Männliche Kätzchen zu 2—3 an einem gemeinſchaftlichen Stiele, end- und ſeitenſtändig an vorjährigen Langtrieben, ſchon im Sommer vor der Blütezeit vollſtändig entwickelt und daher den ganzen Winter hindurch an den entlaubten Zweigen, walzenförmig, ſehr gedrungen, im Frühjahr aufblühend, ſich dann ſtark verlängernd und ſchlaff herabhängend. Blüten aus einer fleiſchigen concaven Schuppe (Kätzchen— ſchuppe) beſtehend, welcher beiderſeits (am der Spitze) je ein kleines Vor— blatt der Blüte angewachſen iſt, in der Concavität 4 tiefgetheilte Staub— fäden (2 in der Mittellinie, 2 ſeitlich) tragend (Fig. XL V, 3.). Staub⸗ beutelhälften länglich mit kurzem Haarbüſchel am Scheitel (4), Pollenkörner kugelig mit 3 Aequatorialporen. Weibliche Blüten in end- und ſeiten— ſtändige Knospen eingeſchloſſen, theils an denſelben Zweigen, welche die männlichen Kätzchen tragen, theils an andern, erſt im Frühjahr zur Blüte— zeit die rothen Narben zwiſchen den Schuppeu der Knospe vorſchiebend, die dann mit einem rothen Faſerpinſel gekrönt erſcheint (1 2). Unterer Theil der Knospe aus ſpiralig geſtellten Anlagen gewöhnlicher Laubblätter beſtehend, deren Nebenblätter die Deckſchuppen der Knospe ſind, oberer Theil der Knospenachſe nur mit Nebenblättern beſetzt, in deren Achſel ein ſehr ver— kürztes, 2 kleine Deckblätter tragendes Stielchen ſteht, mit 2 in den Winkeln dieſer Deckblätter ſtehenden Blüten, deren jede von 2 kleinen zerſchlitzten beſondern Deckblättern umhüllt iſt (5). Blüte ſelbſt wie bei Carpinus ge— bildet. Fruchtknoten zur Zeit der Blüte und noch 8— 9 Wochen nachher ein ſolider Zellenkörper, der ſich am Scheitel in 2 lange, walzenförmige Narben ſpaltet. Erſt gegen Ende des Mai Bildung zweier Samenknospen, me Die gemeine Haſel, Corylus Avellana L. 1. Ein blühender Zweig, 2 weibliche Blüte. — 2. Ein Zweig mit ausgebildeten Blättern und ziemlich reifen Früchten. — 3. Eine Schuppe des männl. Kätzchens v. u. geſ. — 4. Staubbeutel. — 5. Ein Stempel mit einem Hüllblatt. — 6. Längsdurchſchnitt, darunter Querdurchſchnitt durch den Fruchtknoten. — 7. 8. Reife Nüſſe. — 9. Herausgeſchälter Kern der Nuß. — 10. Längsdurchſchnitt durch den Kern mit dem Keime (3. 4. 5. 6. vergr.). * 24 1. Ne, welche zuletzt hängend in einem kleinen Hohlraum (Fach) des Fruchtknoten— gewebes erſcheinen (6). Erſt in der letzten Hälfte des Juni entſteht der Keim in der Samenknospe. Da in der Regel die eine Samenknospe abor- tirt, ſo iſt die aus dem Fruchtknoten hervorgehende Nuß (7. 8.) gewöhnlich einſamig; ſelten erhalten ſich beide Samenknospen, wo dann die Nuß 2 Samen (Vielliebchen) enthält. Nuß groß, von einer zerſchlitzten, blatt- artigen einfachen oder doppelten Hülle umgeben, welche durch bedeutende Vergrößerung und durch gegenſeitige Verwachſung der zwei zu jeder Einzel— blüte gehörigen und ſie umgebenden Deckblättchen entſteht. Schale der Nuß holzig, hart, äußerlich glatt, ohne Spur des rudimentären auch hier den Fruchtknoten überziehenden Perigons. Die dicken ölreichen Kotyledonen (9. 10) bleiben beim Keimen innerhalb der aufberſtenden Fruchtſchale und folglich unter dem Boden zurück, während die ſich zum erſten Trieb ſtreckende Plumula über den Boden hervortritt. Hierdurch, wie durch die Geſtaltung der Nuß nähert ſich Corylus ſehr der Eichengattung. — Sträucher, ſelten Bäume mit ſchlanken Stämmen, ruthenförmigen Langzweigen, welche alter— nirend zweizeilig und reichlich beblättert ſind, und knotigen geringelten, wenigblättrigen Kurztrieben, die ſich bei älteren Pflanzen regelmäßig aus den Achſelknospen der Langzweige entwickeln. Die Krone iſt daher dicht belaubt und beſchattet den Boden ſtark. Nach dem Abhieb der Stämme im Frühjahr (vor dem Laubausbruch) entwickeln die Stöcke reichlichen ſehr raſch wachſenden Ausſchlag, weshalb ſich die Haſelarten (namentlich die von Natur ſtrauchigen) zum Niederwaldbetrieb vorzüglich eignen. Auch hier tragen die Stocklohden beträchtlich größere, wohl auch anders geformte Blätter als die Kronenzweige und entwickeln eine Reihe von Jahren regel— mäßig einen zweiten Trieb aus den Achſel- und Endknospen. Die Ent⸗ wickelung der Fruchthülle beginnt ungefähr 6 Wochen nach der Befruch— tung, d. h. um die Zeit, wo der Längenwuchs der Sproſſen ziemlich beendet iſt, die Nebenblätter großentheils abgefallen und die Laubblätter ziemlich ausgewachſen ſind. Die Kerne (Samen) der im Herbſt reifenden Früchte ſind bei allen Arten eßbar, weshalb die Haſelarten auch zu den Obſt— arten (zum Schalenobſt) gerechnet zu werden pflegen. 90. Corylus Avellana L. Gemeine Haſel. Namen und Abbildungen: C. Avellana L. Spec. pl. p. 1417, Hartig, Forſt⸗ kulturpfl. S. 219, t. 15, Reichb. Ic. I. c. t. 636, Pokorny a. a. O. S. 33; Nördlinger, Forſtbot. II. S. 328. „Haſelſtrauch, Nußſtrauch,“ franz. „coudrier“. Knospen eiförmig⸗kugelig, etwas zuſammengedrückt, hellbraun, kahl, von 8 Schuppen umhüllt. Blätter rundlich oder verkehrt eiförmig mit herzförmiger — 373 — Baſis, kurz zugeſpitzt, am Rande ſcharf doppelt-geſägt, gegen die Spitze hin fait gelappt (zumal an jungen Stocklohden), jung beiderſeits mit langen grau— weißen Seidenhaaren bedeckt, ausgewachſen nur unterſeits an den Nerven und in den Nervenwinkeln behaart, ſonſt kahl, oberſeits dunkel-, unterſeits hellgrün, 7—13 Centim. lang und 6—10 Gentim. breit, mit bis 1 Centim. langem weichhaarigem und meiſt mit rothen, drüſigen Borſten beſetztem Stiele. Junge Zweige und Fruchtſtiele weichbehaart und mit rothen Drüſenborſten bedeckt. — Männliche Kätzchen 3— 5 Centim. lang, Schuppen hellbraun-filzig, Staubbeutel gelb. Nüſſe gewöhnlich zu 2—4 geknäuelt, eiförmig oder länglich, mit großem Nabel am Grunde und kurzer ſtumpfer Spitze, 2 — 2,5 Centim. lang, bald aus der Fruchthülle hervor— ragend, bald von dieſer überragt, welche aus handtheiligen ſpitzlappigen hellgrünen kurz- und feinfilzigen und bisweilen drüſig-borſtigen Blättern beſteht, deren Zipfel aufrecht oder abſtehend ſind. — Mittel- oder Groß— ſtrauch von 3—5 Met. Höhe, ſelten kleiner Baum bis 7 Met. hoch. Rinde der jüngeren Zweige matt gelbgrau, mit länglichen, weißlichen Lenticellen, der älteren) nach Abſtoßung der äußerſten Korkſchichten) rothbraun, ſpäter röthlich ſilbergrau, an älteren Stämmen gelblichgrau oder graubraun als ein glattes, von kleinen rundlichen Borkenwülſten durchſetztes Periderma ausgebildet, welches nur an ganz alten Stämmen am Grunde etwas auf— reißt. Der Stamm theilt ſich gewöhnlich dicht über dem Wurzelſtock in mehrere Schäfte, welche, wenn ſie bis auf einen abgehauen werden, ſich durch tief unten ſich entwickelnde Stocklohden erſetzen, die eine kurze Strecke weit unter dem Boden hinlaufen, ſich dann zu geraden Schößlingen aufrichten, ſpäter bewurzeln und ſo zu ſelbſtändigen Tochterſtämmen werden (natürliche Abſenker). Die in der Jugend ſtets vorhandene ſenkrechte Pfahlwurzel bleibt etwa vom 3. Jahre an, bis wohin ſie zahlreiche Seitenwurzeln ent— wickelt hat, im Wachsthum zurück. Nach Hartig ſoll ſich eine ihrer Seiten— wurzeln ſehr bedeutend verlängern und dicker als alle übrigen werden und aus dieſer ruthenförmigen unter dem Boden hinlaufenden Wurzel oft wahre Wurzelbrut entſtehen. Holz röthlich, ohne eigentlichen Kern, leicht und ſchönſpaltig, in der Jugend zäh und gerbſtoffhaltig. Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Eintritt der Mannbarkeit bei Samenlohden ſelten vor dem 10. Jahre, bei Abſenkern, Stock- und Wurzellohden viel eher, oft ſchon nach wenigen Jahren. Beginn der Blütezeit in Mitteldeutſchland meiſt Ende Februar oder Anfang März, im Süden Anfang bis Mitte Februar“), im Norden Mitte März bis April, ) In Wien blüht die Haſel durchſchnittlich am 14. Februar auf und entfaltet am 9. April die Blätter, in Dijon blüht ſie am 16. Februar und belaubt ſich am 8. April, in Brüſſel Blüte am 5. Februar, Laubausbruch am 29. März, in München „ überall lange Zeit vor dem Laubausbruch, und zwar im Süden und Weſten viel länger vor demſelben, als im Norden. Reifezeit der Nüſſe im Süden bereits im Auguſt, ſonſt in der zweiten Hälfte des September, im Norden bis Mitte Oktober. Dauer der Keimkraft meiſt nur bis zum nächſten Früh— linge. Im Herbſt geſät keimt die Nuß zeitig im folgenden Frühjahre, im Frühling geſät oft erſt ein Jahr ſpäter. Wuchs des Samenpflanze anfangs ſehr gering, der Höhenwuchs bis zum 6. Jahre meiſt nicht über ½ p. F. betragend. Wuchs der Stocklohden viel raſcher, indem dieſe auf der Haſel zuſagendem Boden bei 20 jährigem Umtrieb bis 28 p. F. (6,6 Met.) Höhe und bis gegen 3 p. Z. (e. 7,5 Centim.) Stärke in Bruſthöhe zu erreichen vermögen. Nach Hartig's Unterſuchungeu fällt der größte Zuwachs in Höhe und Stärke in die erſten 5 Jahre, der größte Maſſenzuwachs zwiſchen das 10. und 15. Jahr. Nach Nördlinger ſoll die Haſel als Kulturbaum höchſtens 60 —80, im Walde noch weniger alt werden. Formenkreis. Die von den Botanikern und Gärtnern angenommenen Varietäten, deren Dochnahl“) 89 unterſchieden hat, beruhen theils auf der Form und Färbung der Blätter und Fruchthüllen, theils auf der An— ordnung der Früchte, vorzüglich aber auf der Geſtalt, Größe und Färbung der Nuß. Von denſelben mögen hier folgende angeführt werden: 5. urtieifolia Hort. Blätter tief eingeſchnitten oder gelappt. Hierher gehören die in Handelsgärten unter den Namen C. heterophylla, laciniata, quercifolia vorkommenden Formen. Nur in Gärten ). y. variegata Hort. Blätter mit weißen, goldgelben oder rothen Flecken. In Gärten. . purpurea Lodd. „Bluthaſel“. Blätter ganz purpurroth. In Gärten. 6. glomerata Ait. Früchte zu 7—10 in großen Knäueln. Kommt hin und wieder ſpontan vor. £. erispa Hort. Blätter der Fruchthülle länger als die Nuß, mit ſchmalen gefräufelt-gezähnten Zipfeln. (Reichb. Ic. I. c. t. 638, f. 1302.) J. glandulosa Christ. (Pflanzenleb. S. 206). Große kräftige Form, ſtark rothdrüſig, mit großen breitkugligen Früchten und am Grunde drüſiger Fruchthülle. — In der italieniſchen Schweiz (dürfte zur folgenden Var. gehören). Blüte am 5. April, Belaubung am 30. April, in Stettin Blüte am 18. März, Be— laubung am 27. April, in Riga Blüte am 27. April, Belaubung am 13. Mai, in St. Petersburg erſtere am 2. Mai, letztere am 18. Mai, in Abo erſtere am 27. April, letztere um 1. Mai. ) Führer in die Obſtkunde, IV. S. 33. Hierher ſcheint auch C. Serenyana Plusk. zu gehören (Pokorny a. a. O. S. 34), „„ +. grandis A. DC. 1. c. Nuß auffallend groß und dick (bis 3 Centim. im Durchmeſſer), bald kugelig bald ellipſoidiſch. Südeuropäiſche Kulturform. (in Italien, Spanien, Portugal kult.); in Gärten. Abgeſehen von dieſen Varietäten ändert der geſammte Wuchs und dadurch bedingte Habitus der Haſel je nach der Standortsbeſchaffenheit mannigfach ab, ohne daß ſich jedoch beſtimmte Standortsformen unterſcheiden ließen. Während die Haſel auf einem kräftigen humoſen mäßig feuchten oder friſchen Boden einen aufrechten üppig belaubten Großſtrauch bildet, erſcheint ſie auf ſehr magerem trocknem Boden als niedriger Buſch mit aufſteigenden, ſpärlich belaubten Stämmen. Ja, auf der Inſel Oeſel und im weſtlichen Ehſtland, wo die Haſel häufig in Geſellſchaft des Wachholders und zwar der auf S. 264 beſchriebenen Knieholzform auf dürrem Kalkſandboden wächſt und alljährlich während des Sommers vom Weidevieh verbiſſen wird, tritt fie oft als kaum ¼ Met. hoher, aber dicht belaubter Buſch mit niedergeſtreckten radial ausgebreiteten Stämmchen auf, rundliche flach gewölbte Kaupen gleich jener Wachholder— form bildend. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die Haſel iſt eine vorzugsweiſe europäiſche Holzart, indem ihr Verbreitungsbezirk nur im SO und S über die Grenzen Europas hinausreicht und mit Ausnahme des höheren Nordens und des äußerſten Südweſten, dieſen ganzen Continent umfaßt. Die Nord- und Nordoſtgrenze des Bezirks ſcheint ziemlich mit denſelben Grenzen des Bezirks der Stieleiche zuſammenzufallen, einer Holz— art, mit welcher zuſammen die Haſel überall vorkommt, ſo daß man behaupten darf, daß wo die Stieleiche gedeiht, auch die Haſel gut fortkommt und um— gekehrt. Die Polargrenze beginnt auf den Orkneyinſeln (59% Br.) und- erreicht in Norwegen unter 67° 56“ ihren nördlichſten Punkt (nach Schübeler). Von da gen NO laufend ſchneidet ſie die ſchwediſche Grenze bei Kronsvinger unter 600,5, erhebt ſich hierauf in Angermannland wieder bis 63% 22, ſinkt dann ſüdwärts bis 59,5 und gelangt von da ſich gen NO emporziehend unter 62,6 an die Oſtküſte Schwedens (v. Berg). Unter gleicher Breite ſoll die Haſel an der gegenüberliegenden Küſte Finlands auftreten, (nach Schübeler nur angebaut), dort aber ihre Grenze raſch ſüdwärts ſinken, ſich in der Nähe der Küſte haltend und etwa im Meridian von Tawaſtehus ſich oſtwärts wendend, weiterhin bis in die Gegend von Wilmansſtrand mit dem 60½“ zuſammenfallen“). Ob die Haſel am nordweſtlichen Ufer ) Nach v. Berg's Karte über die Verbreitung der Waldbäume und Sträucher in Norwegen, Schweden und Livland (Im Jahrg. 1858 des Tharandter Jahrbuches, S. 118) und Schübeler, Pflanzenwelt Norwegens. Nach A. v. Middendorff (Sibiriſche Reiſe IV, S. 578) ſoll die Haſel im Süden Finnlands nicht vorkommen, ſondern ihre Grenze aus dem Weſten dieſes Landes nach Ehſtland übergehen. des Ladogaſees und noch nordwärts von demſelben vorkommt, wie v. Berg auf ſeiner Karte angiebt, oder um den ſüdlichen Theil genannten Sees herumgeht, iſt zweifelhaft, ſo viel aber ſicher, daß ſie noch an deſſen ſüd— weſtlichem Ufer jenſeits des 60.“ gefunden wurde. Von da zieht ſich die Polargrenze dieſer Holzart durch das mittlere Rußland, anfangs in nord— öſtlicher Richtung (bis in die Gegend von Jaroslaw, 57 400, ſodann in öſtlicher bis ins Perm'ſche Gouvernement, wo ſie nach Bode im Kreiſe Oſſa an der Kama endet. Die Oſtgrenze des Haſelbezirks ſcheint nicht ermittelt zu fein“). Die Aequatorialgrenze zieht ſich aus der Provinz Talyſch (e. 39%), wo C. A. Meyer den Haſelſtrauch noch antraf, durch die Provinz Karabagh, Armenien und Kleinaſien in weſtſüdweſtlicher Richtung und von da in weſtlicher Richtung über Sicilien, Algerien“) und durch das mittlere Spanien bis Cintra (3820 an der Weſtküſte Portugals. Hier beginnt die Weſtgrenze, welche nordwärts durch Portugal und Galizien nach Irland und den Orkneyinſeln läuft. Innerhalb unſeres Florengebiets iſt der Haſelſtrauch überall in Gebüſchen, Feldhölzern, im Niederwald, als Unterholz im Mittel- und Laubholzhochwald (insbeſondere in Eichenwaldungen) zu finden, jedoch vorzugsweiſe in der Region der Ebenen und Hügel, aus welcher er in höheren Gebirgen bis in die Region der Buche oder auch darüber hinaus emporſteigt. Am Harz geht die Haſel nach Hartig bis 2500 p. F. (811,8 Met.), im Bairiſchen Walde nach Sendtner bis 2700 p. F. (876,8 Met.), in den Bairiſchen Alpen nach Sendtner im weſtlichen Stock bis 4370 p. F. (1419 Met.), im öſtlichen nur bis 38927 (1261, Met.), in den Schweizer Centralalpen nach A. de Candolle bis 3700 p. F. (1201,8 Met.), in den Salzburger Alpen nach Sauter bis 3500“ (1136,6 Met.), in Tirol (am Ritter) nach Pokorny bis 5000“ (1623,7 Met.), in den Nordkarpathen nach Wahlenberg bis 3400‘ (1104 Met.), in dem mittelungariſchen Berglande nach Kerner bis 1120 Met., in den Vogeſen nach Kirſchleger bis 800 Met. Eine untere Grenze iſt in unſerem Gebiete höchſtens in der adriatiſchen Zone vorhanden, jedoch nicht ermittelt. Außerhalb unſeres Gebiets liegt die Haſelgrenze in Nor— wegen unter 67“ in 62 — 94 Met., unter 63“ Br. in 1000 p. F. (324,7 Met.), unter 61“ in 440 — 502 Met. Höhe, in Schottland (Monts Middendorff hält es für wahrſcheinlich, daß die Haſel mit der Stieleiche den ſüdlichen Ural überſchreitet. Das ſpontane Vorkommen in Algerien iſt ſehr zweifelhaft. Mum by fand einige Sträucher in einer Schlucht bei Algier. Dieſe wäre dann der ſüdlichſte Punkt des Haſelbezirks (e. 36° 40). In der Nähe jener Stadt könnte aber die Haſel auch kultivirt worden ſein, wie das z. B. um Granada und Tarragona, wo dieſe Holzart nicht wild wächſt, im großen Maaßſtabe geſchieht. Alf Grampians) bei 1500“ (847 Met.), in den Pyrenäen (am Canigou) bei 1623 Met., in Italien bei 1300 Met., am Kaukaſus bei 3900 p. F. (1266,5 Met.). Dort tritt nach C. A. Meyer die Haſel erſt bei 1320 p. F. (428,6 Met.) auf. Innerhalb Deutſchlands kommt der Haſelſtrauch namentlich im nördlichen und mittleren Theile vor, hier oft in aus— gedehnten reinen Beſtänden. Auch in den baltiſchen Provinzen iſt er noch ſehr häufig. Bezüglich ihrer Anſprüche an Wärme, Feuchtigkeit und an den Boden dürfte ſie wohl ganz mit der Stieleiche übereinſtimmen, wes— halb auf jene Holzart hier verwieſen ſei. Als lichtliebende Holzart findet ſie ſich ſelten im Innern großer dicht geſchloſſener Waldmaſſen, ſondern vielmehr in lichten Beſtänden unter Eichen-, Birken- und Espenoberholz in Mittelwäldern), an Wald- und Feldrändern, Hecken, an freien der In— ſolation exponirten Abhängen und Hügeln. Sie ſelbſt beſchattet ſtark und trägt deshalb zur Verbeſſerung des Bodens bei. 91. Corylus Colurna L. Türkiſche Haſel. Synonyme und Abbildungen: C. Colurna L. Sp. pl. p. 1417, A. de Cand. Prodr. I. c. p. 131; Hartig a. a. O. S. 228, t. 17, Pokorny a. a. O. S. 35, Neilr. Pfl. Ung. Slavon. S. 77, Schur Enum. pl. Transs. p. 611. — C. byzanthina Clus. Hist. plant. I, p. 11; C. pontica C. Koch. Knospen eikegelförmig, ſtumpfſpitzig, hellbraun, kahl; Achſelknospen abſtehend, ſchief über der ziemlich großen Blattſtielnarbe. Blätter rundlich oder eiförmig, am Grunde tief herzförmig, zugeſpitzt, doppelt geſägt, ober— ſeits dunkelgrün anfangs behaart, unterſeits hellgrün und beſonders an den Nerven fein filzig, ausgewachſen 7 — 12 Centim. lang und 5,5 bis 10 Centim. breit, mit 1,5 —3 Centim. langem feinbehaartem Stiel. Kätzchen 4—8 Centim. lang, ſchmächtig aber dicht, bräunlich; Spindel und Schuppen dick, graufilzig. Nüſſe geknäuelt, länglich eichelförmig, zuſammengedrückt, ſtumpfſpitzig, am Scheitel filzig, 2 Centim. lang, viel kürzer, als die doppelte, aus tief zerſchlitzten filzigen Blättern beſtehende Fruchthülle, deren lang zu— geſpitzte Zipfel ganzrandig oder gezähnt und aufrecht abſtehend ſind. — Baum 3.— 2. Größe mit dicker grauer aufgeriſſener Korkrinde am Stamm, welche ſich ſchon an zweijährigen Zweigen zu entwickeln beginnt, geradem walzigem Stamm und regelmäßiger eiförmiger ſpitzer, reichbelaubter Krone. Einjähriger Zweige ſchlank, glatt, graufilzig. H. glandulifera A. DC. J. c. Kätzchenſtiele, Fruchthüllenblätter und junge Triebe mehr oder weniger dicht mit drüſentragenden Borſten beſtreut und gleichzeitig filzig. Zipfel der Fruchthüllblätter oft gelappt— gezähnt. (C. Colurna Reichb. Ic. 1. c. t. 638, f. 1303. C. pontica glandulifera C. Koch). * Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Die türkiſche Haſel blüht im Februar oder März, ſoll bis über 60° (e. 20 Met.) Stammhöhe, ſowie bis 2° (c. ?/, Met.) Stammſtärke erreichen, die Zeit des Hauptwachs— thums zwiſchen dem 20. und 40. Jahre liegen und die Mannbarkeit ſpäteſtens mit dem 20. Jahre eintreten. Sie ſoll über 100 Jahre alt werden. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die türkische Haſel iſt eine ſüdoſteuropäiſche und orientaliſche Holzart. Sie findet ſich vom ſüdlichen Banat durch die unteren Donauländer und die Türkei bis Kleinaſien (Phrygien nach Balanſa) und bis an's ſchwarze Meer. Im Banat bildet ſie nach Heuffel ganze Waldbeſtände in der Bergregion (ſo auf dem Domuglad bei den Herkulesbädern und auf Bergen an der Donau, auch in Sirmien). In Siebenbürgen, Ungarn und Niederöfterreich findet fie ſich nicht ſelten in Parkanlagen angepflanzt. Sie kommt noch in Mittel⸗ deutſchland fort, blüht dort auch, trägt aber ſelten Früchte und erreicht auch keine bedeutende Höhe. In den Gebirgen Makedoniens und Thrakiens ſteigt ſie nach Griſebach bis 1500 p. F. (847 Met.) empor. 92. Corylus tubulosa Willd. Lambertsnuß. Synonyme und Abbildungen: C. tubulosa Willd. Sp. pl. IV, p. 474, A. DC. I. c. p. 132; Reichb. Ic. I. c. t. 637; Pokorny a. a. O. ©. 34. — C. rubra Borkh., C. maxima Du Roi. Knospen eiförmig oder verkehrt eiförmig, hellbraun, Achſelknospen abſtehend, etwas ſeitlich über der Blattnarbe. Blätter rundlich oder ei— förmig, am Grunde ſchwach herzförmig, zugeſpitzt, ſcharf doppelt-geſägt, oberſeits dunkelgrün etwas behaart, unterſeits hellgrün weich behaart, er— wachſen 6 — 9 Centim. lang und 5— 7 Centim. breit, mit 1,5 — 2 Centim. langem drüſig-borſtigem Blattſtiele. Kätzchen bis 9 Centim. lang, dick, bräunlichgelb; Schuppen nur an der umgebogenen Spitze filzig, ſonſt kahl, Spindel kahl, Stiel feinfilzig. Nüſſe einzeln oder zu 2—3 an der Spitze eines gemeinſchaftlichen Stiels, ellipſoidiſch, kahl, bis 3 Centim. lang, aber kürzer als die äußerlich filzigen und drüſig-borſtigen Fruchtdeckblätter, welche die Nuß eng umſchließend eine röhrige, unten bauchige, über der Nuß ein— geſchnürte Hülle, mit abſtehendem, zerſchlitztem Saume bilden. Zipfel der Hüllblätter ei⸗ oder lanzettförmig, ſpitz, unregelmäßig gezähnt. Kern der Nuß (Samen) von einer rothen Haut umkleidet. — Großſtrauch von 7 bis 10 Met. Höhe, oft baumartige Stämme mit glatter, röthlicher oder grünlich— brauner, von queren Korkwülſten durchſetzter Rinde; Zweige graubraun, kahl oder faſt kahl, mit kleinen länglichen weißlichen Lenticellen. Blüht im Februar bis Mai, je nach der Lage des Standorts. ar aa Wild in Iſtrien (bei Barenzo, im Valle Molendina nach Tommaſini) und dem Banat (nach Wierbitzky) in Wäldern, angeblich auch bei Con— ſtantinopel, ſowie in Makedonien, Thrakien und auf der Halbinſel Hajion— Oros, wo dieſe Holzart nach Griſebach bis 2000 p. F. (649,4 Met.) emporſteigt. Angepflanzt als Obſtbaum in vielen Varietäten in der ganzen ſüdlichen Hälfte unſeres Florengebiets, ſelbſt noch in Norddeutſchland, bei Jena ſogar in Wäldern (Garcke). In Gärten findet ſich auch als Zier— gehölz eine Varietät mit dunkelrothen Blättern (var. atropurpurea Dochn. sanguinea Pokorn.). 93. Corylus americana Walt. Amerikaniſche Haſel. Synonyme: C. americana Walt. fl. Car. p. 236, A. DC. J. c. p. 132. — C. humilis Willd. Baumzucht, p. 108. Blätter eiförmig oder verkehrt-eiförmig, am Grunde ſchwach herz— förmig oder abgerundet, zugeſpitzt, unregelmäßig doppelt-geſägt, unterſeits an den Nerven behaart, ſonſt kahl, 8— 9 Centim. lang und 5,5—8 Centim. breit, mit 10—15 Millim. langem weichhaarigem und drüſig-borſtigem Stiele. Kätzchen dünn, mit graufilzigen, in der Jugend pfriemenförmig ſpitzen ſpäter ſtumpfen Schuppen. Nüſſe kugelig, 2,5—3 Centim. lang, mit einer Fruchthülle wie bei vorhergehender Art, deren Blätter graufilzig und mit braunen Borſten bedeckt ſind, Saum der Hülle oberhalb der Nuß nur an der Spitze gelappt, verſchiedenartig hin und her gebogen. — Mittel— großer Strauch, blüht im März oder April. Nordamerika, von Canada und Illinois bis Carolina und Florida.“ Hin und wieder in Gärten angepflanzt, noch in Norddeutſchland gedeihend. Zu dieſer Art gehört auch der in Gärten bisweilen vorkommende C. Missu— riensis Hort., eine Varietät mit kürzerer borſtenloſer Fruchthülle. 94. Corylus rostrata Ait. Geſchnäbelte Haſel. Synonyme: C. rostrata Ait. Hort. Kew. III, p. 364, Willd. Baumz. p. 108, A. DC. I. c. p. 133; C. cornuta Du Roi. Blätter wie bei vorhergehender Art, aber kleiner, 2,5—8 Centim. lang und 2— 5,4 Centim. breit, mit 3—13 Millim. langem Stiel. Kätzchen kurz (3 Centim. lang) gedrungen, bräunlich; Schuppen ſtachelſpitzig, grau— filzig und lang gewimpert. Nüſſe geknäuelt, klein (10—13 Millim. lang), von der verwachſenblättrigen Hülle eng umſchloſſen, welche 4— 5,5 Centim. Länge erreicht und über ihrem kugeligen die Nuß enthaltenden, dicht mit glänzenden Borſten bedeckten Theile in eine enge lange gekrümmte, am ä Ende etwas erweiterte und unregelmäßig eingeſchnitten gezähnte, nervig ge— ſtreifte, faſt kahle Röhre ſchnabelförmig verlängert iſt. — Strauch mit graubraunen runden kahlen Zweigen. Blüht im März oder April. Nordamerika, in Wiskonſin, Neu-England und bis gegen die Alle— ghanies. Hin und wieder in Gärten angepflanzt, kommt noch in Mittel- deutſchland fort. Elfte Familie. Napftragende Laubhölzer. (Cupuliferae Rich.) Blätter geſtielt, fiedernervig, ganz und ganzrandig oder geſägt, ge— zähnt, buchtig gelappt bis fiedertheilig, mit abfallenden Nebenblättern. Knospen beſchuppt, end- und ſeitenſtändig, Schuppendecken am Grunde aus ſpreitenloſen Nebenblattpaaren, nach oben aus den Nebenblättern der eingeſchloſſenen Blätter beſtehend. Männliche Blüten in ſehr ver— ſchieden geſtalteten Kätzchen, welche aus den Achſeln meiſt der unteren Blätter oder blattloſer Nebenblätter der jungen im Frühling ſich entwickelnden Triebe entſpringen. Blüten aus einem 5— 10theiligen, kelchartigen Perigon und 5— 20 kurz- oder langgeſtielten, im Grunde des Perigons oder auf dem Blütenboden eingefügten Staubgefäßen beſtehend, ohne Rudiment eines Fruchtknotens. Staubfäden frei, ungetheilt, Beutel ungetheilt, mit zwei der Länge nach aufſpringenden Fächern. Weibliche Blüten in Knäueln oder Aehren in den Achſeln der obern Blätter der jungen Triebe, ſelten (bei Castanea) am Grunde der männlichen Kätzchen, jede einzelne oder mehr— rere zuſammen von einer aus zahlreichen Deckblättern gebildeten Hülle um— geben, welche ſich ſpäter vergrößernd und mannigfach umgeſtaltend zu einer Fruchthülle (cupula) wird, die bald als ein holziger, äußerlich mit Schuppen bedeckter, die reife Frucht nur von unten her theilweiſe umgebender Napf (bei Quercus), bald als ein lederartiges, äußerlich ſtachliges, die Frucht gänzlich umhüllendes, völlig geſchloſſenes, zuletzt kapſelartig mit Klappen aufſpringendes Gehäus auftritt (bei Fagus und Castanea). Fruchtknoten von einem mit ihm verwachſenen Perigon umkleidet, deſſen freier Saum unterhalb des Griffels oder der Narben als ein oberſtändiger, gezähnter oder gelappter, angedrückter oder abſtehender Kelchſaum erſcheint (Fig. XLVI. 1. 2. 3. 7. 10. 11. p.), aus drei oder mehreren Fruchtblättern gebildet, drei- oder mehrfächrig (4. 8.), mit drei oder mehreren Narben oder einem dicken, drei bis mehrere Narben tragenden Griffel. Fruchtknotenfächer zwei oben im centralen Winkel der Scheidewände hängend befeſtigte umgekehrte 381 Fig. XLVI. Bau der weiblichen Blüten und der Frucht der Cupuliferen. 1—5. Quercus pedunculata, 6—9. Castanea vulgaris, 10—13. Fagus silvatica. — 1. Längsſchnitt durch die Blüte der Eiche zur Zeit der Beſtäubung, vergr. — 2. Dieſelbe, 3 Wochen nach der Befruchtung, vergr. — 3. Junge, noch in der Cupula eingeſchloſſene Frucht im Juli, vergr. — 4. Querſchnitt durch den Fruchtknoten, 3 Wochen nach der Befruchtung, vergr. — 5. Reife Eichel im Längsſchnitt, nat. Gr. — 6. Längsſchnitt durch die Cupula der Kaſtanie mit 3 Blüten. — 7. Eine dieſer Blüten im Längsſchnitt, vergr. — 8. Querſchnitt durch den Fruchtknoten, vergr. — 9. Längsſchnitt durch die reife Kaſtanienfrucht, nat. Gr. — 10. Längsſchnitt durch die Cupula der Buche mit 2 Blüten, vergr. — 11. Einzelne Blüten, vergr. — 12. Längsſchnitt durch eine ſolche, ſtark vergr. — 13. Längsſchnitt durch die reife aufgeſprungene Cupula und durch 2 Bucheln, nat. Gr. — In allen Figuren bezeichnet: e die Cupula, k Kotyledonen, n Narben, p Perigon, pl Knöspchen des Keims, r Würzelchen, s Samenſchale, sch Scheitel der Blüten— ſtandsachſe (bei Fig. 1 Scheitel des noch unentwickelten Fruchtknotens), sk Samenknospen, f Fruchtſchale, o Fruchtknotenwandung. (Fig. 1. 2. 4. 5. 7. nach Th. Hartig, Fig. 3. 10-13. nach Schnizlein.) er Samenknospen enthaltend (4. 12. sk). Nuß groß, an der Spitze vom Reſt des Perigonſaumes undeutlich gekrönt, mit holziger oder lederartiger Schale, einen, ſelten zwei Samen enthaltend, indem ſtets alle Fruchtknotenfächer und Samenknospen bis auf eines fehlſchlagen und in letzterem in der Regel nur eine Samenknospe befruchtet wird und zum Samen ſich ausbildet. Kotyledonen ſehr groß und dick, aus fleiſchigem und ölhaltigem oder mehl— haltigem Zellgewebe beſtehend. Keim klein, mit dem Würzelchen dem Scheitel der Nuß zugekehrt (5. 9. r). — Sommergrüne, ſelten immergrüne Bäume und Sträucher mit ſehr verſchiedenartig gebildeter Rinde und ſpiralig oder (an den Zweigen) alternirend zweizeilig geſtellten Blättern. Die Blütenſtände erſcheinen mit dem Laube im Frühlinge, das Aufblühen erfolgt aber während oder nach der Entfaltung der Blätter. Die Befruchtung der Samenknospen tritt immer erſt geraume Zeit nach dem Verſtäuben des Pollens ein, ja bei den Eichen ſind zur Blütezeit in dem Fruchtknoten noch gar keine Fächer und Samenknospen vorhanden (Fig. XLVI, 1). Die Samenreife erfolgtbei den meiſten Cupuliferen im erſten Herbſt nach der Blütezeit (einjährige Samen— reife), bei einigen Eichen ſowie bei der exotiſchen Gattung Castanopsis erſt im zweiten Herbſt (zweijährige Samenreife). Es möge hier auf eine intereſſante Erſcheinung aufmerkſam gemacht werden, welche erſt in neueſter Zeit beobachtet worden iſt. Die Profeſſoren Sadebeck (Ham— burg) und Frank (Berlin) haben nämlich nachgewieſen, daß die Wurzeln der Cupuli— feren an den Spitzen mit einem Pilzmantel umgeben ſind, welcher der Wurzel das Waſſer zuführt. Der Wurzelpilz functionirt, ſo zu ſagen, als „Amme“ der Cupuliferen. Frank hat dieſes durch ganze Reihen von Unterſuchungen bei Eichen, Kaſtanien, Buchen und auch Haſeln beſtätigt und iſt der Name „Mykorrhiza“ (Pilzwurzel) für dieſe Er⸗ ſcheinung in die Wiſſenſchaft eingeführt worden. Die Cupuliferen (und wahrſcheinlich auch viele andere Holzgewächſe, vielleicht auch perennirende Kräuter) ſind alſo „hetero— trophe“ Gewächſe im Gegenſatz zu den „autotrophen“. Vgl. Oeſterr. Forſtzeit. 1885, S. 153 und S. 182 ff. (Aufſatz vom Prof. Wilhelm über die Bedeutung unter— irdiſcher Pilze für das Baumleben.) Die Cupuliferen bewohnen die gemäßigte, ſubtropiſche und tropiſche Zone der nördlichen Halbkugel und ſind namentlich in der wärmeren gemäßigten Zone verbreitet. Nach der neueſten Bearbeitung von A. de Candolle (Prodromus, XVI, 1864) zerfallen ſie in 4 Gattungen (Quercus, Casta- nopsis, Castanea, Fagus) mit zuſammen 317 Arten. In unſerem Floren— gebiet und Europa überhaupt ſind nur die Gattungen Quercus, Castanea, und Fagus vertreten, welche ſich folgendermaßen unterſcheiden: a. Weibliche Blüten geknäuelt oder einzeln in den Blattachſeln oder an blattwinkel— ſtändigen Stielen (in wenigblütigen Aehren), eine jede von einer Cupula ums geben, welche zuletzt napfförmig geſtaltet iſt und die Nuß von unten her umhüllt. Quercus L. 5 b. Weibliche Blüten in endſtändigen Büſcheln oder geknäuelt am Grunde der männ— lichen Kätzchen, je 2— 3 von einer gemeinſamen Deckblatthülle umgeben, aus welcher eine geſchloſſene 2— 3 Nüſſe beherbergende, zuletzt mit Klappen auf— ſpringende Cupula hervorgeht. 4. Weibliche Blüten geknäuelt am Grunde der langen ährenförmigen männlichen Kätzchen. Cupula mit langen ſich kreuzenden dünnen Stacheln bedeckt. Nüſſe groß, planconvren .. „ dastanea Tourn; 6. Weibliche Blüten in beſondern end ſtäpdigen Büſcheln, männliche Kätzchen ſeiten— ſtändig, langgeſtielt, hängend. Cupula mit kurzen krautigen Stacheln bedeckt. ii ens Pourn. XXIX. Quercus L. Eiche. Knospen meiſt von vielen ſpiralig angeordneten Schuppen umhüllt, welche nichts anderes als Nebenblätter ſind. Der größte Theil der Hülle beſteht aus zahlreichen blattſpreitenloſen Nebenblattpaaren, worauf die mit einer Spreite verſehenen (d. h. zu den wirklichen, am obern Theil der Knospen— achſe ſitzenden Blättern gehörenden) Nebenblätter folgen. Spreite der Blätter in der Knospe bald in der Richtung der Mittelrippe zuſammengefalzt, bald nur rinnenförmig zuſammengebogen oder beinahe flach. Blattſtielnarben auf ſtark vorſpringenden Kiſſen, mit vielen in drei Gruppen geordneten Gefäßbündelſpuren. Blätter ſpiralig geſtellt, meiſt kurz geſtielt, buchtig gelappt oder fiedertheilig oder geſägt, gezähnt, gekerbt, ſelten ganz und ganz— randig, meiſt nur eine Vegetationsperiode dauernd, ſelten von mehrjähriger Dauer und dann im Alter lederartig, ſteif, ſtarr, nicht ſelten dornig gezähnt. Männliche Kätzchen aus den oberſten blattloſen Seitenknospen vorjähriger Triebe entſpringend, daher unterhalb der jungen Sproſſen meiſt gebüſchelt, herabhängend, ſehr ſchlaff, mit deutlich ſichtbarer Spindel. Blüten einzeln in der Achſel trockenhäutiger abfallender Deckblätter, aus einem 5— Stheiligen Perigon und ebenſovielen kurz geſtielten Staubgefäßen mit zweifächrigem Beutel beſtehend. Weibliche Blüten bald an den Seiten von aus der Achſel der oberen Blätter junger Triebe entſpringenden Stielen ährenartig ſitzend, bald einzeln oder paarweiſe oder zu mehreren knaulförmig gehäuft in den Blattwinkeln ſolcher Sproſſe, jede einzelne in der Achſel eines trocken— häutigen Deckblatts ſitzend und von einer Hülle meiſt ſehr vieler kleiner Deckblätter eng umſchloſſen, aus denen ſpäter das Fruchtnäpfchen (die Cupula) hervorgeht. Fruchtknoten unterſtändig, zur Blütezeit ein ſolider Zellenkörper (Fig. XLVI, I.) mit 3 ſehr verſchieden geformten rothen Narben, ſpäter dreifächrig und 6 Samenknospen enthaltend (XLVI, 3. 4.), einen kleinen gezähnten Perigonſaum am Grunde der Narben oder des Griffels tragend (XLVI, 2. p.). Nuß (Eichel) anfangs ganz, ſpäter nur zum Theil von „ unten her von der napfförmigen aus ſpiralig geſtellten, aber ſehr verſchieden geformten Schuppenblättern gebildeten Cupula umſchloſſen, mit lederartig— holziger Schale, welche beim Keimen an der Spitze aufſpaltet, um die ſich ſtreckende Wurzel ſammt dem Knöspchen hervortreten zu laſſen, während die dicken mehlreichen Kotyledonen in der Fruchtſchale und folglich auch unter dem Boden zurückbleiben (ſ. Fig. I auf S. 4). — Sommer-, ſeltner immer⸗ grüne Bäume oder (ſelten) Sträucher mit ſpiralig geſtellten Blättern, welche zwiſchen 2 ſehr bald abfallenden ſchmalen häutigen Deckblättchen ſtehen. Endknospen größer als die Seitenknospen, weshalb die Zweige gegen ihr Ende verdickt ſind; oberſte Seitenknospen oft quirlförmig unter oder um die Endknospe geſtellt. Die End- und oberen Seitenknospen, die nach dem Laubausbruch bereits entwickelt erſcheinen, pflegen ſich an jüngeren kräftig vegetirenden Bäumen in einen zweiten Trieb (Johannistrieb) auszudehnen, deſſen Blätter (wie auch diejenigen junger Stocklohden) gewöhnlich anders geformt, oft auch größer ſind, als die Blätter der Maitriebe. Blattform überhaupt ſehr variivend bei einer und derſelben Art. Zweige kantig, oft fünfeckig; Querſchnitt ihres Markes ſtets einen fünfſtrahligen Stern bildend (ſ. Fig. X auf S. 15); Rinde glänzend glatt, mit zahlreichen kleinen Lenticellen. Die glatte Rinde (Periderma) des Stammes verwandelt ſich ſpäter loft erſt nach Jahrzehnten) in eine riſſige Borke, welche mit jedem Jahre dicker wird, ſich aber nicht abſtößt. Holz von breiten großen Markſtrahlen durchſetzt, Frühlingsholz jedes Jahrringes ſehr grobporig wegen der weiten Gefäße. Nach dem Abhiebe des Stammes entwickeln alle Eichen reichlichen Stock— ausſchlag aus Proventivknospen. Dergleichen Knospen kommen auch am Grunde der Kronentriebe als kleine ſchlafende Augen vor, weshalb auch die Krone der Eichen eine bedeutende Ausſchlagsfähigkeit beſitzt. Bewurzelung tiefgehend, übrigens ſehr verſchieden nach Art und Standort. Ausbildung der Frucht (Eichel) langſamer als diejenige der Cupula (vgl. die Erklärung der Fig. XLVI, S. 381.). Letztere pflegt die junge Eichel bei einjähriger Samenreife ſogar noch im Juli des zweiten Jahres nach der Blütezeit völlig zu umſchließen, ſo daß aus ihrer Oeffnung nur der Perigonrand und die Narben hervorragen (XLVI, 3.). Erſt im Spätſommer des erſten reſp. zweiten Jahres vergrößert ſich die Eichel raſch und tritt dann mehr oder weniger aus dem Napfe hervor, aus welchem ſie nach erlangter Reife herausfällt (die reife Frucht iſt ſtets hängend), während die Cupula noch längere Zeit ſtehen bleibt. Die Reifezeit tritt bei den ſommergrünen Eichen um die Zeit des beginnenden Laubabfalles ein, bei allen überhaupt im Herbſt. Die Keimkraft erhält ſich nur bis zum nächſten Frühlinge. A. de Candolle zählt außer einer beträchtlichen Anzahl zweifelhafter Arten 261 gut unterſchiedene Eichenarten auf, von denen die Mehrzahl innerhalb der gemäßigten Zone der nördlichen Halbkugel zwiſchen dem 30. und 60. Grade der Breite wachſen. Die meiſten Eichenarten ſind in Nord— amerika zu Hauſe, und von dieſen gedeihen viele auch in Mittel- und Nord— deutſchland im freien Lande. Unter den Ländern Europas beſitzt die pyre— näiſche Halbinſel die meiſten Eichenarten (17), unſer Florengebiet 9, Deutſch— land nur 4. Die immergrünen Eichen bewohnen vorzüglich die Länder der Mediterranzone und des Orients ſowie Japan, einige auch die ſüdlicheren Staaten Nordamerikas. Von nordamerikaniſchen Arten, welche noch im nördlichen Mitteldeutſchland im Freien gedeihen, führt Th. Hartig in jeiner. Ueberſicht der Eichenarten (Forſtkulturpfl. S. 104 — 109) 27 auf. Die häufiger in Deutſchland angepflanzten ſollen auch hier charakteriſirt werden. Die Eichengattung iſt von den Syſtematikern verſchiedenartig eingetheilt worden. Wir folgen hier der Eintheilung von Derjtedt*), welcher 4 Unter— gattungen annimmt, von denen uns nur die folgenden drei intereſſiren: Subgen. I. Lepidobalanus Endl. Gen. pl. suppl. IV; Oerst. p. 57. Narben kurz, platt, abgerundet. Schuppen des Fruchtnäpfchens convex, aus breiter Baſis plötzlich verſchmälert, angedrückt, grau. Schale der Eichel dünn, inwendig kahl, ohne eine Spur von Scheidewand. Samenreife einjährig. Sektionen: 1. Eulepidobalanus Oerst. Blätter buchtig gelappt oder fiedertheilig. Euro— päiſche und nordamerikaniſche Arten. Arten des Florengebiets: Qu. pedunculata Ehrh. — Qu. sessiliflora Sm. — Qu. pubescens W. — Qu. hungarica Hub. Kultivirte: Qu. alba L. — Qu. obtusiloba Mich. — Qu. macrocarpa Mich. 2. Prinos Oerst. Blätter geferbt oder geſägt-gekerbt. Nordamerikaner. Kultivirte Art: Qu. Prinos L. 3. Ilex Oerst. Blätter lederartig, ganz und ganzrandig oder dornig-gezähnt. Im Florengebiet: Qu. Ilex L. Subgen. II. Erythrobalanus Oerst. Narben verlängert, griffel— förmig, lineal, rinnig, oft zurückgekrümmt. Schuppen der Cupula aus breiter Baſis allmälig verſchmälert, angedrückt, braun. Schale der Eichel dick, ) Recherches sur la classification des Chönes. Copenhague, 1867. 8. Vergl. außerdem: A. de Candolle, Note sur un nouveau caractere observe dans le fruit des chenes et sur la meilleure division à adopter pour le genre Quercus (Biblio- theque univ. de Geneve. Octob. 1862), und deſſelben Autors Etude sur l’espece A l’occasion d'une révision de la famille des Cupuliferes (Bibl. univ. de Geneve. Novemb. 1862). Die beſten Abbildungen der europäiſchen Eichenarten enthält das Prachtwerk: „Die Eichen Europas und des Orients“ von Kotſchy (Wien, 1858—1862. Fol.). Das Fundamentalwerk für die Eichen Nordamerikas iſt Michaux's Histoire natur. des chönes d’Amerique. 1801. Fol. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. — 25 — 386 — innerſeits filzig, mit 3 falſchen Scheidewänden. Zweijährige Samenreife. Nordamerikaner. Sektionen: 1. Euerythrobalanus Oerst. Eichel groß, dickſchalig, mit deutlichen Scheide— wänden. Kultivirte Arten: Qu. rubra L. — Qu. eoceinea L. — Qu. tinctoria W. — Qu. palustris Mx. 2. Mierocarpaea Oerst. Eichel klein, weniger dickſchalig, mit undeutlichen Scheide— wänden. Kultivirte Arten: Qu. falcata Mx. — Qu. ilicifolia W. — Qu. nigra L. — Qu. imbricaria MX. — Qu. Phellos L. Subgen. III. Cerris Oerst. Narben griffelartig, pfriemenförmig, aufrecht oder zurückgebogen. Schuppen der Cupula (wenigſtens die oberen) lineal, abſtehend oder zurückgebogen. Schale der Eichel dünn, ohne Spur einer Scheidewand. Samenreife zweijährig. Sektionen: 1. Eucerris Oerst. Schuppen des Näpfchens lineal, zurückgebogen, locker. Blätter dünn, grob und ungleich gezähnt-gejägt oder fiederſpaltig. Im Florengebiet: Qu. Cerris L. 2. Suber Oerst. Nur die obern Schuppen lineal und abſtehend, die übrigen ei— förmig, convex, angedrückt. Blätter Tederartig. gekerbt, geſägt, gezähnt. Im Florengebiet: Qu. Suber L. — Qu. Pseudosuber Santi. 3. Hicopsis Oerst. Schuppen der Cupula wie bei Sekt. 1. Blätter lederartig, ſtarr, dornig-gezähnt. Im Florengebiet: Qu. coccifera L. I. Lepidobalanus Endl. Schuppeneiche. Sommer-, ſelten immergrüne Bäume. Blätter höchſt ſelten ganz, gewöhnlich entweder buchtig gelappt oder fiederlappig oder gekerbt, mit ſtumpfen, niemals in eine Borſte oder Spitze auslaufenden Lappen oder Kerbzähnen, vor dem Abfallen ſich gelb oder braun, niemals roth färbend. Seitenrippen erreichen den Blattrand. Ueberſicht der in die Flora aufgenommenen Arten. A. Sommergrüne Eichen. Blätter auch im Alter dünn. a. Blätter buchtig gelappt oder fiedertheilig. 4. Blätter mit mehr als 5 Seitenrippenpaaren, länglich-eirund (größte Breite über der Mitte), vielfach gebuchtet. el. Blätter beiderſeits kahl (wenigſtens im ausgewachſenen Zuſtande). Blätter kurz geſtielt, Blattbaſis breit, herzförmig-zweilappig (geöhrelt). Früchte ſeitlich an Stielen .. . „ Qu. pedunculata Ehrh. * Blätter ziemlich lang geftielt, Blattbaſis keilig in den Stiel verlaufend. Früchte ſitzend, oft traubig gehäuft... Qu. sessiliflora Sm. 1 42. Blätter auch im Alter mehr oder weniger behaart. Früchte ſitzend oder an einem ſehr kurzen Stiel, geknäuelt. * Blätter weich behaart, jung unterſeits graufilzig, ſpäter wenigſtens unterſeits flaumig; Blattbaſis in den ziemlich langen Stiel verſchmälert. Qu. pubescens W. Blätter jung faſt klebrig, beiderſeits flaumig oder filzig, ausgewachſen unterſeits, wenigſtens an den Nerven behaart, ſehr kurz geſtielt mit zweilappiger oder ungleicher Baſis . . . Qu. hung garica Hub. g. Blätter mit 3—5 Seitenrippenpaaren, unterſeits meiſt bahnt oft filzig. 51. Blätter fünflappig und . d. h. zwiſchen dem erſten und zweiten Lappen tief eingebuchtet .. „„ Our. ohtusiloba Mx. 22. Blätter gleichmäßig gelappt. Blätter glappig; Buchten ſymmetriſch ſchmal, Lappen ganz. Qu. alba IL. Blätter 3—Iappig, unſymmetriſch tief gelappt, obere Lappen meiſt wieder ſeitlich gelappt . . .. . Au. macrocarpa Mx. b. Blätter gekerbt oder gejägt-geferbt, unter ſeits wollig oder ſammetartig behaart, mit vielen Seitenrippenpaaren. Früchte geſtielt . .. Qu. Prinos Mx. B. Immergrüne Eiche. Blätter klein, ſtarr, rundlicheiförmig, unterſeits fllzig. Qu. Ilex L. 95. Quercus pedunculata Ehrh. Stieleiche. Synonyme und . Qu. pedunculata Ehrh. Arbor. n. 77; Hartig, Forſt— kulturpfl. S. 109, Taf. 12; Reichb. Ie. fl. germ. XII, t. 548; Kotſchy, Eichen. Taf. 27; Goll Flora v. Bad. II, S. 543; Pokorny, Holzpfl. 5 37; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 287 ff. — Qu. Robur «. 15 Spec. pl. p. 1414; Qu. Robur I. pedun- eulata A. DC. Prodr. XVI, p. 4, Nouv. Duh. V. t. 54, Loud. Arbor. t. 69; Qu. germanica Lasch. „Gemeine Eiche, Sommereiche, Früheiche, Maſteiche, Voheſche“ franz. „chene mäle“. . Knospen eiförmig ſtumpfſpitzig, ſeltner faſt halbkuglig, vielſ ſchuppig, kahl, hellbraun, ſeitliche abſtehend, gerade über der Blattſtielnarbe, oberſte quirlſtändig. Blätter im Umriß verkehrt-eiförmig, fiederſpaltig bis fieder- theilig, mit ungleich großen abgerundeten oder ſtumpfſpitzigen, ganzrandigen oft wellig gebogenen, durch abgerundete Buchten oder ſpitze Winkel getrennten Lappen, ſehr kurz geſtielt; diejenigen junger Pflanzen am Grunde faſt keilig, diejenigen älterer Exemplare mit herzförmig zweilappiger (geöhrelter) meiſt ungleicher Baſis; jung flaumig, ausgewachſen beiderſeits ganz kahl, oberſeits ſattgrün, unterſeits hell graugrün, mit 5— 9 vortretenden Seitenrippenpaaren, 4— 12 Centim. lang und 2,5 — 7 Centim. breit, mit 2— 15 Millim. langem Stiel (an kräftigen Stockausſchlägen oft viel größer), Neben— blätter pfriemenförmig oder ſchmal lineal, länger als der Stiel, ſehr bald abfallend. Männliche Kätzchen 2—4 Centim. lang, theils gebüſchelt aus Seitenknospen vorjähriger Triebe hervorbrechend, theils einzeln in den unteren Blattachſeln der jungen (diesjährigen) Triebe ſtehend, 25 Doge n. 2c 1 Die Stiel-Eiche, Quereus pedunculata. J. Blühender Maitrieb; — 2. Triebſpitze mit den geſtielten Früchten; — 3. Stück eines männlichen Kätzchens; — 4. Staubbeutel von oben und von unten; — 5. Quer⸗ ſchnitt deſſelben; — 6. weibliche Blüte; — 7. dieſelbe längsdurchſchnitten (von 3. bis 7. vergrößert); — 8. laubloſer Trieb mit den Knospen. age ſehr ſchlaffblütig, mit 6 gelblichgrünen gewimperten Perigonblättern und 4—7— 12 ſchwefelgelben Staubbeuteln (Fig. XLVII, 3 — 5.). Weibliche Blüten 1— 5, einzeln an den Seiten und an der Spitze von in den oberen Blattachſeln der jungen Triebe ſtehenden Stielen von ſehr wechſelnder Länge; jede einzelne mit röthlicher Schuppenhülle und drei kurzen abgerundeten rothen Narben (6, 7.). Früchte an einem Stiel von 1— 16 Centim. Länge ſitzend, 1— 5, oft 2 gegenſtändig. Eicheln von ſehr verſchiedener Form und Größe, 1,5 — 5 Centim. lang und 10 — 22 Millim. dick, mit Aus⸗ nahme des ſtaubigen Scheitels kahl und glänzend glatt, reif hellbräunlich bis ſcherbengelb, meiſt zweimal, bisweilen viel länger als das Näpfchen, oft aber auch bis über die Hälfte ihrer Länge vom Näpfchen umſchloſſen. Dieſes an der Mündung ganzrandig, ſeine Schuppen ſehr zahlreich, dicht dachziegelig, angedrückt, am Rücken convex, graufilzig mit verdickter bräunlicher kahler ſtumpfer Spitze, ſehr klein, die unterſten ſtumpf kegelförmig, die mittlern dreieckig zugeſpitzt, die oberſten lanzettförmig. — Baum 1. Größe, bis 58,5 Met. Höhe erreichend, doch meiſt nicht über 30— 35 Met. hoch. Stamm in der Jugend knickig, ſpäter gerade, im Schluſſe walzig, ſich bis 23 bis 26 Met. hinauf von Aeſten reinigend und oft bis zum Wipfel aushaltend, im freien Stande kürzer und dicker, ſich höchſtens bis 7 Met. hoch reinigend und meiſt in eine mächtige Aſtkrone ſich auflöſend. Krone ſtarkäſtig, un— regelmäßig, mit gekrümmten, geknieten, gewundenen Aeſten und faſt quirl— ſtändigen Langtrieben, im vorgerückten Alter zahlreiche Kurztriebe entwickelnd. Rinde anfangs ein glänzend glattes Periderma, an jungen Zweigen grün oder röthlich bis rothbraun, an jungen Stämmen ſilbergrau, zwiſchen dem 12. und 25. Jahre aufreißend und dann ſich allmälig in eine der Länge nach tiefriſſige, äußerlich graubraune, bleibende Faſerborke verwandelnd. Bewurzelung in lockerem tiefgründigem Boden bis zum 6. bis 8. Jahre faſt nur aus einer ſtarken tiefgehenden, wenige dünne Seitenwurzeln be— ſitzenden Phahlwurzel beſtehend, ſpäter (etwa vom 50.— 70. Jahre an) vor- züglich aus ſtarken, oft weit ausſtreichenden Seitenwurzeln zuſammengeſetzt, deren fortſchreitende Entwickelung den oft ſehr bedeutenden „Wurzelanlauf“ alter ſtarker Eichen bedingt. Auf flachgründigem oder in geringer Tiefe ſtagnirendes Waſſer enthaltendem Boden verkümmert die Pfahlwurzel bald. Belaubung büſchelförmig, indem die meiſten und ſtets größten Blätter am Ende der Zweige nahe bei einander ſtehen. Junge Sproſſen, namentlich Johannistriebe ſammt den Blättern röthlich, oft ſchön purpurroth. Gilt auch von dem Stämmchen und den Blättern der Keimpflanze. Letztere pflegen ſchmal, faſt parallelrandig und nur an der Spitze gelappt zu ſein. Stocklohden ruthenförmig, hin und hergebogen, ſehr üppig, bisweilen mit faſt fußlangen Blättern. — 390 — Die Entwicklung der Eichenrinde variirt nach dem Standorte und iſt nach Nörd— linger in gewerblicher Hinſicht von großer Bedeutung. Auf magerem Boden und im Schatten bleibt die Rinde dünn und bildet ſich an ihr, bei früherem Aufreißen, mehr Kork, wodurch die Entwicklung des Rindenparenchyms beeinträchtigt und der Gerbſtoffgehalt gemindert wird. Dagegen iſt eine ſchön ſilbergraue glänzende Rinde mit reichlicher Lenticellenbildung an jungen Stämmen ein Zeichen reichlichen Gerbſtoff— gehalts. Gute gerbſtoffreiche Eichenrinde reißt ſpät auf und beſitzt eine ſtark ent— wickelte von Knorpelzellen ſtrotzende Parenchymſchicht. Schlechte dünne Rinde kann infolge von Freiſtellung der Eiche oder ſtarker Durchforſtung binnen wenigen Jahren eine dicke Parenchymſchicht erlangen und dann auch gerbſtoffreich werden. — Die Pfahlwurzel iſt ſchon an der Keimpflanze ſehr lang und faſt rübenförmig, am Ende des 1. Lebensjahres oft ſchon fußlang. Sie verlängert ſich bis zum 6. oder 8. Jahre und bildet dann erſt Seitenwurzeln. Stößt ſie auf flaches Geſtein, ſo zertheilt ſie ſich in horizontale Aeſte. Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Eintritt der Mann— barkeit bei Stocklohden ſehr zeitig, oft ſchon um das 20. Jahr, bei Kern- lohden im freien Stande um das 50.— 60. Jahr, im Schluſſe nicht leicht vor dem 80. Jahre. Beginn der Blütezeit bald nach dem Laubausbruch, welcher im Süden Mitte April bis Anfang Mai, im Norden Mitte Mai bis Anfang Juni erfolgt. Eichel bis Mitte Juli in dem Näpfchen eingeſchloſſen, gegen Ende Juli aus demſelben hervortretend, Ende September meiſt reif und im Oktober aus dem Schälchen heraus und zu Boden fallend. Wieder— kehr guter Samenjahre unter günſtigen klimatiſchen Verhältniſſen aller 3 — 4 Jahre, wenigſtens in älteren Beſtänden. Keimung der im Herbſt abgefallenen Eicheln im nächſten Frühjahr, bei andauernder Temperatur von + 4— 50 C. oft Schon im Winter, nach der Frühlingsausſaat binnen 4 bis 6 Wochen. Bevor der Keim aus der Erde hervortritt, hat die Eichel bereits eine lange Pfahlwurzel ſenkrecht in die Erde getrieben (Fig. I. 3.). Der Höhenwuchs der Kernlohde beträgt im erſten Lebensjahre gewöhnlich nur 8 — 10 Centim., unter günſtigen Verhältniſſen aber auch das Doppelte und Dreifache und iſt in der Jugend im Allgemeinen raſch, im Durchſchnitt 3 — / Met. pro Jahr betragend. Er wird bei normalem Standort binnen 120 — 200 Jahren beendet, während der Stärkewuchs jo lange anhält, als der Baum lebt, wenn derſelbe auch im hohen Alter höchſt unbedeutend wird. Die Stieleiche vermag unter beſonders günſtigen Verhältniſſen viel— leicht bis 2000 Jahre alt zu werden und daher rieſige Stärkedimenſionen zu erreichen). Zu den periodiſchen Lebenserſcheinungen dieſes Baumes iſt ) Die älteſte Stieleiche Europas dürfte, wenn ſie noch exiſtiren ſollte, dieſenige von Montravail bei Saintes in Frankreich (Dep. Charante inférieure) ſein, welche 1860 bei einer Stammhöhe von 20 Met. und einem Kronenumfang (?) von 40 Met. in Manns⸗ höhe einen Stammdurchmeſſer von 7 Met. beſaß und deren Alter auf 2000 (2) Jahre geſchätzt wurde. Ihre Hauptäſte waren an ihrem Urſprung 1 Met. ſtark. Kein geringeres — 391 — auch das im Herbſt freiwillig erfolgende Abſpringen der aus den untern Blattachſelknospen der Langtriebe hervorgegangenen Laubſproſſen zu rechnen, welche mit voller grüner Belaubung abfallen („Abſprünge“ der Eichen), eine auch bei anderen Eichenarten vorkommende, noch keineswegs genügend erklärte Erſcheinung, welche aber auf reichliche Samenerzeugung hinweiſt, ja dieſelbe befördern ſoll“). Formenkreis. Unter allen Laubhölzern Europas iſt die Stieleiche wohl das formenreichſte, ſowohl bezüglich der Form und Größe der Blätter als der Geſtaltung der Früchte. Hinſichtlich der Blätter wird man kaum zwei Eichen finden, welche völlig übereinſtimmen, ja ſelbſt an einem und demſelben Baume variirt deren Form und Größe nicht allein in verſchiedenen Altersſtadien, ſondern auch nach den Jahrgängen, ja in einer und derſelben Vegetationsperiode an verſchiedenen Zweigen (3. B. an den Kronenzweigen und Stammſproſſen, an den Mai- und Johannistrieben). Vom größten Einfluß auf die Blattform ſind ferner die Standortsverhältniſſe. So bedingt ein trockner magerer Boden nicht nur kleine, ſondern auch tiefer zertheilte, ein feuchter und ſehr fruchtbarer große und wenig gelappte Blätter. Es iſt daher ein müßiges Unternehmen, Varietäten der Stieleiche blos nach der Blattform unterſcheiden zu wollen, wie das z. B. Laſch gethan hat“). Es ſei daher nur bemerkt, daß die Blätter bezüglich ihrer Form von der ganz ſeicht gelappten oder ausgeſchweift buchtigen Form bis zu der faſt fieder— ſchnittigen varüren, daß die Lappen zwar gewöhnlich ganzrandig und ab— gerundet, aber doch auch oft ausgerandet, wellig gezähnt, gebuchtet, ſogar fiederſpaltig und ſpitzzipflig ſind, daß der Stiel bald verſchwindend kurz, bald ziemlich lang iſt und nur die ungleich zweilappige Baſis der Blattſpreite und deren mehr oder weniger unſymmetriſche Form charakteriſtiſche Merkmale des Stieleichenblattes zu ſein pflegen. Doch kommen unleugbar auch Uebergänge zur Form des Traubeneichenblattes vor. Nicht minder variabel iſt die Länge des Fruchtſtiels, die Form des Näpfchens und die Geſtalt und Größe der Eichel. Hinſichtlich der Länge des Frucht- Alter mag eine hohle Eiche des Peterhofer Thiergartens bei St. Petersburg gehabt haben, in deren Höhlung 12 Perſonen bequem ſtehen konnten. Dieſe Eiche iſt 1798 vom Sturm umgeworfen worden. In den Peipuswäldern bei Allazkiwi in Oſt-Livland ſteht noch jetzt eine hohle Eiche, deren Höhlung 9 Perſonen zu beherbergen vermag. In Deutſchland ſcheint es gegenwärtig keine Stieleiche mehr von 1000 Jahren zu geben. ) Vgl. Ebermayer, Die geſammte Lehre von der Waldſtreu. Berlin, 1876. Ihm zufolge ſpielt Phosphorſäure die größte Rolle bei der Entwicklung der Eicheln und wandert dieſelbe aus den Abſprüngen großentheils in die lebenden Theile aus (2). *) Laſch, Die Eichenformen der märkiſchen Wälder (Botan. Zeit. 1857, S. 409). In dem Herbarium der Tharander Akademie habe ich 53 Blattformen der Stieleiche zuſammengeſtellt. * — 392 —— ſtieles giebt es unzweifelhafte Uebergänge zur Traubeneiche und Eichel ſowohl als Cupula bieten auch keine hervorſtechende Unterſcheidungsmerkmale von jener Art dar. Bezüglich der Geſtaltung der Cupula laſſen ſich 4 Formen unterſcheiden: a. ſehr flaches, faſt tellerförmiges Näpfchen (c. planiuscula), b. halbkugliges Näpfchen (c. hemisphaerica), c. halbeiförmiges Näpfchen (c. semiovata), d. kreiſelförmiges, d. h. am Grunde verſchmälertes, am Rande einwärts gezogenes Näpfchen (c. turbinata). Letzteres umſchließt die Eichel meiſt zur Hälfte ihrer Länge oder noch weiter. Gewöhnlich iſt die Cupula grau, bisweilen aber auch ſchön violett gefärbt (ſcheint beſonders bei der kreiſelförmigen vorzukommen). Eine beſtimmte Form der Eichel an— zugeben iſt ganz unmöglich, denn dieſelbe wechſelt, bisweilen bei einem und demſelben Baume in verſchiedenen Jahrgängen), von der ellipſoidiſchen, eiförmigen, länglichen, walzigen bis zur ſpindelförmigen und kugligen. Ferner iſt die Eichel am Grunde bald abgeplattet (abgeſtutzt) bald abgerundet, am Scheitel kegelförmig oder abgerundet, beſpitzt oder unbeſpitzt, an den Seiten völlig eben oder der Länge nach ſeicht gefurcht. Varietäten oder gar Arten nach der Form und Größe der Eichel unterſcheiden zu wollen iſt deshalb ein thörichtes Beginnen. Zu den auf die Form der Blätter fundirten Varietäten gehören außer den ſchon erwähnten von Laſch unterſchiedenen Arten und Formen und außer der von Schur (Enum. pl. Transsilv. p. 610) aufgeführten Varietät g. (subbipinnatifida) auch die von demſelben Autor p. 608 und 609 als eigene Arten aufgeſtellten Qu. ma la- cophylla und Qu. extensa. Beide ſind großblättrige und großfrüchtige Formen mit 6— 15“ langen Blättern und mit 9 — 14“ langen Eicheln. Erſtgenannte Art, welche zum Theil aus Stockausſchlägen zu beſtehen ſcheint, ſoll in der Jugend ſehr weiche, die zweite Art in der Jugend etwas klebrige Blätter haben, beide 2— 3 ent— fernte Eicheln an einem ſehr langen Stiele tragen. Qu. malacophylla iſt ein mittel- mäßiger Baum oder ein Strauch, welcher um Hermannsſtadt und anderwärts in der Hügelregion Siebenbürgens zerſtreut vorkommt, Qu. extensa ein ſehr ſtattlicher Baum mit angeblich faſt rechtwinklig abſtehenden Aeſten von 12— 18“ Länge, um Hermanns— ſtadt und Fogares wachſend. Bloße Fruchtſtielformen ſind die 3 von Heuffel (Enum. pl. Banat. p. 159) unterſchiedenen Varietäten brevipes, borealis und australis. Zur letzteren, wo der fruchttragende Stiel das Blatt an Länge erreicht oder übertrifft, gehört nach Kerner (Defterr. botan. Zeitſchr. 1876, S. 233) ſowohl Qu. fructipendula Kit. als Qu. pendulina Heuff., und Qu. Filipendula Vukot. (vgl. Pankid, Verzeichniß d. in Serbien wildwachſ. Phanerog.). Letztere trägt 4—8 Früchte an ſpannenlangen überhängenden Stielen und hat ziemlich langgeſtielte Blätter. Von der in Niederungen Nord-Croatiens und Slavoniens vorkommenden Qu. pendulina Heuff. iſt die Qu. pendulina Kit. aus Ungarn durch unterſeits weichhaarige Blätter ) Die (jetzt im Dorpater botan. Garten befindliche) karpologiſche Sammlung des verſtorbenen Oberforſtmeiſters v. Pannewitz enthält u. a. 16 Eichelſorten von ſehr verſchiedener Form und Größe, welche von einem Baume der Stieleiche ge— ſammelt ſind und ebenſo viele Jahrgänge repräſentiren. reg und behaarte Blatt- und Blütenſtiele verſchieden. Dieſe ſcheint daher eine Mittelform (ein Baſtard?) zwiſchen Qu. pedunculata und Qu. pubescens zu ſein. Für einen Baſtard dieſer beiden Eichen hält Kerner auch Qu. brevipes Heuff. (Qu. hungarica Kit.), welche vereinzelt auftritt, aber keineswegs blos in Ungarn, ſondern auch in Tirol (bei Innsbruck) und in Pommern (bei Wolgaſt im Buddenhäger Walde) gefunden worden iſt. Dergleichen langſtielige Formen kommen aber nicht nur im Süden des Gebiets, ſondern auch anderwärts vor, z. B. um Drieſen in der Mark (die Var. longepedunculata Lasch), weshalb eine Var. australis nicht unterſchieden werden kann. Mit der Var. brachypus Heuff. dürfte die von Schur unterſchiedene Var. praecox, aus mannbaren Stockausſchlägen beſtehend, bei welcher 1— 3 Früchte an einem ſehr kurzen Stiele ſitzen, identiſch ſein. Auf die Größe und Geſtalt der Eichel begründete Formen ſind die Varietäten a. microbalana, b. megabalana, c. macrobalana, d. brachybalana, e. sphaerobalana, h. subglobosa von Schur und die Qu. pyriformis und Qu. Hippocastanum Wallr. herb. Während die Var. macrobalana bis 2“ lange Eicheln beſitzt, ſind bei subglobosa die verkehrt-eiförmig-kugligen Eicheln ſehr klein. Offenbare Mittelformen, wenn nicht Baftarde*) zwiſchen Qu. pedunculata und sessiliflora find endlich: Qu. pallida Heuff. a. a. O., auf Hügeln bei Vukovär in Syrmien wachſend, Qu. condensata Schur und Qu. Pseudo-sessilis Schur, beide im Eichengürtel der Hügelregion Sieben— bürgens zu Hauſe. Auch anderwärts ſind dergleichen Mittelformen beobachtet worden (3. B. vom Verf. um Tharand). Trotzdem kann ich mich nicht entſchließen, dem Bei— ſpiele A. de Candolle's zu folgen, d. h. Qu. pedunculata und Qu. sessiliflora ſammt Qu. pubescens zu einer einzigen Art (Qu. Robur L.) zu vereinigen, da ſowohl die geographiſche Verbreitung als das forſtliche Verhalten, ja ſogar der Gebrauchswerth des Holzes bei den Typen dieſer drei Arten verſchieden ſind. Als wirkliche Varietäten der Stieleiche dürften folgende conſtante Formen zu betrachten ſein: cc. vulgaris A. DC. Junge Zweige und Blätter unterſeits ſpärlich, weichhaarig, erwachſene kahl (Qu. Robur c. Linné. — Qu. racemosa Lam. — Qu. fructipendula Schrank. — Qu. pedunculata Ehrh.). Die gewöhnliche Stieleiche. ?. fastigiata A. DC. Aeſte aufrecht, eine lange ſchmal kegelförmige Krone bildend (Qu. fastigiata DC., Nouv. Duh. t. 55; Qu. pyramidalis Hort., „Pyramideneiche“). Wild in Heſſen, den franzöſiſchen Pyrenäen, den „Landes“, in Nieder-Navarra, im ſpaniſchen Galicien und in Calabrien; häufig als Ziergehölz in Gärten ). ) Laſch unterſcheidet zwei angebliche Baſtarde: Qu. subgermanica-Robur und Qu. Robur-germanica. ) Ein Mutterbaum der Pyramideneiche, von dem wohl die meiſten Pyramiden— eichen der Gärten Deutſchlands abſtammen dürften, ſteht 10 Min. von Harreshauſen bei Babenhauſen (zwiſchen Dieburg und Aſchaffenburg) im Großherzogthum Heſſen. Derſelbe war 1874 noch ganz geſund und beſaß damals gegen 100 Fuß (heſſiſche?) Höhe, 10“ Umfang in Bruſthöhe und ein Alter von etwa 280 Jahren. Da dieſe, unter dem Namen „die ſchöne Eiche“ ſchon ſeit der Mitte des 18. Jahrhunderts be— 7 y. opaca Schur. Blätter dunkelgrün, glanzlos, mit purpurrothen Nerven und Adern. Fruchtnäpfchen braun, etwas klebrig. In Wäldern um Hermannsſtadt. J. pilosa Schur. Blätter auch im Alter unterſeits ſpärlich weiß— haarig; blütentragender Stiel dicht behaart. Am Fuße der Gebirge in Siebenbürgen hier und da. 6. purpurascens A. DC. Blätter dunkel purpurroth. Wild angeblich im Walde Manle bei Le Mans in Frankreich und in Thüringen“); in Gärten als Ziergehölz angepflanzt („Purpureiche, Bluteiche“). C. variegata A. DC. Blätter weiß oder gelblich geſcheckt. Garten— varietät. J. viminalis Schur. Aeſte lang, dünn, herabhängend. Wild im „jungen Walde“ bei Hermannsſtadt. In den Gärten hat man längſt eine „Hängeeiche“ (Qu. pendula Loud.). 7. apennina A. DC. Junge Zweige grauweiß-filzig, Blätter lange Zeit unterſeits blaß filzig, erſt zuletzt kahl. — Auf trocknem Boden in den Apenninen, in Sicilien, Süd- und Mittelfrankreich, aber auch im Elſaß (Kaſtellwald bei Colmar). Geographiſche Verbreitung. a. Horizontale. Der Ver— breitungsbezirk der Stieleiche umfaßt den größten Theil Europas nebſt Kleinaſien und die Kaukaſusländer. Seine Polargrenze ſchneidet Schottland unter dem 58.“, die Weſtküſte Norwegens unter 63“ 26° (bei Drontheim, wo die Stieleiche nach Leop. v. Buch noch im Küſtengebiet und auf den kannte und von Bechſtein (Forſtbotanik, 4. Aufl. 1821, S. 214) beſchriebene Pyra⸗ mideneiche urſprünglich in einem Walde ſtand (jetzt fteht ſie an einem Feldwege), jo muß ſie als urſprünglich dort entſtanden betrachtet werden. Da ferner ſchon im ſieben— jährigen Kriege von Franzoſen Eicheln derſelben mitgenommen worden ſind, und ſie ſich durch ſolche nach neueren Erfahrungen bisweilen fortpflanzt (nicht blos durch Pfropf—⸗ reiſer vermehrt) und Lamarck erſt 1789 von Pyramideneichen aus den Pyrenäen berichtet, ſo wäre es nicht unmöglich, daß die dortigen und überhaupt franzöſiſchen (vielleicht auch ſpaniſchen) Pyramideneichen heſſiſchen Urſprungs ſeien. Vgl. Caspary, Ueber einige Spielarten, die mitten im Verbreitungsbezirk der Samenarten entſtanden ſind (Schriften d. phyſ. ökon. Geſellſch. zu Königsberg in Pr. Bd. XIV, 1873 und Schmidt, Vereinsſchrift, 1876. 3. Heft). ) Bechſtein fand zu Anfang dieſes Jahrhunderts eine alte Bluteiche mitten im Walde im Lauchaer Holz des Herzogthums Gotha, welche vielleicht noch jetzt dort ſteht und für den Mutterbaum der in den Gärten Deutſchlands vorhandenen Blut— eichen gilt. 395 kleinen Inſeln als verkrüppelter Baum auftritt)*), ſinkt jedoch im öſtlichen Norwegen bis 60“ 45, (Oſtufer des Binnenſee Mjösen, nach Schübeler) und geht durch Schweden in oſtſüdöſtlicher Richtung bis zum See Frykan unter 60“. Jenſeits des bottniſchen Meerbuſens ſtreicht die Grenze in der Nähe der Küſte hin über Björneborg (61% 30% und Abo (60° 30 bis Helſingfors, wo ſie nach Eſthland überſpringt und längs der Küſte bis Petersburg (60°) fortläuft. Von hier zieht die Polargrenze im Allgemeinen gen SO ſtreichend über Jaroslaw an die Kama und nach Kungur ſüdlich von Perm (57° 30), worauf fie nach S umbiegend und folglich zur Oſt— grenze werdend ſüdlich von Ufa den Ural überſchreitet und zwiſchen Oren— burg und Orsk den Uralfluß erreicht, an dem fie bis Ilakskoi an der Mündung des Ilak hinabläuft. Am Rande der Steppe (unter 53°) beginnt die Aequatorialgrenze, welche mit der von Sergiewsk über Sysran nach Petrowsk gen SW verlaufenden Grenze des ruſſiſchen Wald- und Steppen— gebiets zuſammenfällt und endlich nach Umkreiſung des Steppengebiets die nördlichen Ausläufer des Kaukaſus erreicht. Der Verlauf der Grenze in den Kaukaſusländern und in Kleinaſien ſcheint noch nicht feſtgeſtellt zu ſein. Ebenſo wenig iſt derſelbe für Südeuropa ſicher anzugeben, da die Autoren häufig Qu. pedunculata und sessiliflora zuſammenziehen. Die Stieleiche iſt aber bis Griechenland, Sicilien, wo ihre Aequatorialgrenze am meiſten nach S vordringt, durch ganz Frankreich und bis in das ſüdliche Spanien, wo die Sierra Morena die Grenze zu bilden ſcheint, verbreitet. Die Weſt— grenze dürfte von dem weſtlichen Theile des genannten Gebirges durch das nördliche Portugal und durch Galicien nach Schottland zu ziehen ſein. Der Verbreitungbezirk der Stieleiche erſtreckt ſich demnach ungefähr durch 26 Breiten- und 66 Längengrade. Innerhalb deſſelben erreicht die Stieleiche das Maximum ihrer Verbreitung gegenwärtig im ſüdöſtlichen Mitteleuropa, innerhalb unſeres Gebiets in der ungariſchen Zone. Hier bildet ſie den Hauptbeſtandtheil der ausgedehnten ſchönen Eichenwälder des tertiären Hügel— landes und kommt ſelbſt noch auf den Donauinſeln vor. Die anſehnlichſten Eichenforſten, theils mit andern Laubhölzern gemengte, theils reine, haben ſich im Randgebiete des ungarischen Tieflandes erhalten). Mächtige Wälder der Stieleiche finden ſich ferner in Croatien, in den ſumpfigen Thalebenen ) Schübeler (die Pflanzenwelt Norwegens, S. 202) erwähnt dieſes Vorkommen nicht und giebt die Nordgrenze der wilden Stieleiche an der Weſtküſte Norwegens in Romsdal bei 6255“ an. Angepflanzt gedeiht dagegen die Stieleiche noch in Nord— land bis 65° 54, in Schweden noch bei Sundsvall (62% 20) und in Finland bei 5 3500 Uleaborg (65°). * Vgl. die ſchönen Schilderungen von Kerner in deſſen „Pflanzenleben der Donauländer“. S. 40 ff., 119 ff. — — 390 — der Drau, Save und Kulpa. Auch in Slavonien und in Siebenbürgen iſt die Stieleiche allgemein verbreitet und bildet dort ſtellenweis für ſich allein Wälder. Weniger häufig tritt ſie in den waldreichen Ebenen Galiciens und der Bukowina auf. In Deutſchland findet man die größten Stieleichen— wälder in den tieferen Ebenen und den Odergegenden Schleſiens, obwohl dieſelben gegen früher ſehr zuſammengeſchmolzen ſein ſollen, ferner am Deiſtergebirge Hannovers, wie auch im Süden und Oſten dieſer Provinz, und im Speſſartgebirge Baierns. Sehr verbreitet iſt ferner die Stieleiche in der Provinz Preußen, wo ſie in den Laubwäldern große Strecken Waldes in reinem Beſtande bildet, in dem angrenzenden Lithauen und den baltiſchen Provinzen (namentlich Kurland und Südlivland), in der Mark Brandenburg, in den ſächſiſchen Ländern, beſonders in den Flußauen des Flachlandes (3. B. Elſteraue bei Leipzig), in Weſtfalen, den Rhein- und Donaugegenden. In der Alpenzone iſt ſie ſeltner. Uebrigens fehlt ſie in den untern Regio— nen wohl faſt nirgends im ganzen Gebiete, da ſie überall angebaut worden it, jet es zum Hochwald-, ſei es zum Niederwald(Eichenſchälwald) betrieb oder zur Schneidelwirthſchaft. Außerhalb unſeres Gebiets finden ſich die größten Stieleichenwälder in den Donaufürſtenthümern und den angrenzenden Provinzen Rußlands (Podolien, Volhynien, Ukraine). Auch Frankreich (3. B. die Normandie) beſitzt große Eichenwälder. b. Vertikale Verbreitung. Die Stieleiche iſt ein Baum der Ebenen und Hügelgelände und ſteigt daher ſelbſt im Süden und Weſten ihres Verbreitungsbezirks ſelten mehr als 1000 Met. über die Meeresfläche empor. Bezüglich der oberen Grenze hat Kerner) folgende Ueberſicht der höchſten beobachteten Stieleichen-Grenzen in Europa, nach wiener Fuß berechnet, zuſammengeſtellt: Schottland 1061“ (336,3 Met.). England 1639“ (518 Met.). Südliches Scandinavien 993“ (313,8 Met.). Hereyniſch-karpathiſches Gebirgsſyſtem. Baieriſcher Wald 3062“ (967,8 Met.). Bihariagebirge 1450“ (447,3 Met.). Alpen. Nördliche Kalkalpen: Bairiſche Alpen weſtl. v. Inn 29187 (922,3 Met.). Nordtirol 28987 (916 Met.). : Nördliche Kalkalpen: Baieriſche Alpen öftlich v. Inn 2386“ (754,2 Met.). Niederöſter— reich 2241“ (708,3 Met.). Centralalpen: Berner Oberland 25307 (799,7 Met.) *). Tirol 3159“ (998,5 Met.). ) Studien über die obere Grenze der Stieleiche in den Alpen. Oeſterr. Revue. 11. Geft (1867), S. 130. ) Chriſt (Pflanzenleben d. Schweiz, S. 161) giebt jedoch die obere Grenze der Stieleiche in der Schweiz, im Canton Glarus bei 845, am Beatenberg bei 1200, bei Wangen mit 1300 Met. an. Im Jura geht ſie ihm zufolge im Mittel nur bis 500, hin und wieder aber bis 700, ja 800 Met. empor. ag et Kärnthen 3078“ (672,9 Met.). Südliche Kalkalpenzone: Karſt 2860“ (904 Met.). Weſtliche Vorlagen der Alpen: Jura 2216“ (700,4 Met.). Oeſtliche Vorlagen der Alpen: Mittelungariſches Bergland 1480“ (467,8 Met.). Albanien und Scardus: 4670 p. F. (1517 Met., nach Griſebach). Nach dieſer Ueberſicht würde folglich die Stieleiche auf der türkiſchen Halbinſel am höchſten emporſteigen, innerhalb unſeres Gebietes aber, beſonders in den Alpen, ihre obere Grenze von W nach O ziemlich raſch ſinken, raſcher als bei der Fichte. Zur Vervollſtändigung obiger Ueberſicht mögen noch folgende Angaben beigefügt werden. In Norddeutſchland (Harz, Deiſtergebirge u. a.) geht die Stieleiche im Mittel bis 1500 p. F. (487,3 Met.), in Baden nach Döll bis 2000 p. F. (649,7 Met.), in Süddeutſchland nach Döbner bis 2500 p. F. (812,1 Met.), im baieriſchen Walde nach Sendtner im Mittel bis 2425 p. F. (787,4 Met.), im Maximum bis 2980 p. F. (968 Met.), in den bairiſchen Alpen nach Sendtner im hohen Vorgebirge des Mittel— ſtocks an Berghängen im Maximum bis 2925 p. F. (950,1 Met.), in Hoch- thälern höchſtens bis 2500 p. F. (812,1 Met.) empor. Für Siebenbürgen wird die obere Grenze von Schur zu 2500 w. F. (790,2 Met.) im Mittel angegeben. Alle dieſe Angaben beziehen ſich wohl nur auf das höchſte Vor— kommen von Stieleichenbäumen und ſind daher nicht als abſolute Höhen— grenzen zu betrachten. Ueber letztere erſcheinen nur die von Kerner (a. a. O. S. 127) angeführten wenigen Meſſungen aus den tiroler Alpen vorzuliegen, welche in folgender Tabelle in wiener Fuß zuſammen— geſtellt ſind: Obere Grenze der Stieleiche in Nordtirol. Expoſition. Sträucher und Krüppel. Bäume. Differenz. Nordtiroliſche Central-Alpen. 8 30465 28027 244 SW 3873˙ 3076“ 797. 0 2834 26820 152 NO 28020 2554“ 2480 Nordtiroliſche Kalkalpen-Zone. 8 | 2802' 2599 | 203“ . „ Mittlere Differenz zwiſchen der oberen Grenze der Sträucher und Bäume 329° — 103,9 Met. 3873 w. F. - 1224,1 Met. wäre demnach das bis jetzt beobachtete höchſte Vorkommen der Stieleiche in den Alpen und inner— halb unſeres Florengebiets überhaupt“). Schon aus dieſer Tabelle erhellt, daß bei ſüdweſtlicher Lage ſowohl der baum- als ſtrauchartige Wuchs der Stieleiche am höchſten emporreicht. Noch deutlicher zeigt den Einfluß der Expoſition auf die Lage der oberen Grenze die folgende Tabelle, in welcher Kerner die aus den nordtiroliſchen Kalk- und Centralalpen mitgetheilten obern Grenzen der Stieleichenbäume nach den Abdachungen der Standorte gruppirt und die Mittelwerthe beigefügt hat: Stieleichen mit 8 80 0 NO | N y | sw Mittel. In baumartig. Wuchſe. 5 5 | | | w. F. Metern. Centralalpen . . 2802 2708 2682 2554 2220 2612 3076 2625 829,7 Zone der nördl. | | Kalkalpen 2599 2583 2493 | 2451 2085 2402 | 2898 | 2457 | 776,6 Mittel 2701 2646 2588 2503 2153 2507 2987 2541 803,1 Ueber (+) oder unter (—) dem | Mittel 4160 4105 | -147 38 388 „„ Aus dieſer Tabelle geht hervor: 1. daß der baumartige Wuchs der Stieleiche in den genannten Alpen im Mittel bei 803 Met. ſeine Grenze findet, 2. daß bei ſüdweſtlicher und ſüdlicher Expoſition ſeine obere Grenze am höchſten emporſteigt, bei nördlicher und nordöſtlicher Expoſition dagegen am meiſten deprimirt iſt, 3. daß der Stieleiche weſtliche Lage weniger zu— ſagt als öſtliche, weshalb dieſe Holzart in dieſer Beziehung mehr der Buche (ſ. d.) ähnelt, als der Fichte, 4. daß die Stieleiche, wenigſtens in den tiroler Alpen, an nordweſtlichen Hängen gar nicht vorkommt. Ob ſich die Stiel— eiche auch in den übrigen Gebirgen unſeres Gebiets ebenſo gegen die Ex— poſitionen verhält, oder anders, müſſen weitere Unterſuchungen entſcheiden. Außerhalb unſeres Gebiets geht die Stieleiche im ſüdlichſten Norwegen nur bis 376, in Schottland bis 335, in England bis 518, in Spanien bis c. 1000, in den Apenninen bis 1137, in Griechenland bis c. 1520 Met. hinan. Bedingungen des Vorkommens und Gedeihens. Als Minimum der Wärmemenge, welche die Stieleiche während ihrer Vegetationsperiode bedarf, um normal gedeihen, d. h. Früchte und Holz vollſtändig ausreifen zu können, ergiebt ſich aus den von Kerner“) angeſtellten vergleichenden ) S. dagegen Chriſt a. a. O. *) Oeſterr. Revue, Heft 1e f 7 Unterſuchungen und Berechnungen über den Gang der Temperatur an zwei in der Nähe der obern Grenze der Stieleiche gelegenen meteorologiſchen Stationen (Kitzbichel in Nordtirol und St. Jacob II. in Kärnthen) und an der oberen Stieleichengrenze ſelbſt in Nordtirol und Niederöſterreich, ſowie aus den Wärmeſummen, welche in Wien, Kremsmünſter und Inns— bruck erreicht ſein müſſen, damit die Stieleiche ihre Früchte reifen kann, die Summe von 2300% -. (2875° C.). Zugleich lehren jene Unterſuchungen, daß für die Laubentfaltung der Stieleiche eine Wärmeſumme von 317 R. (396,25 C.) erforderlich iſt, oder, anders ausgedrückt, die Stieleiche ihre Belaubung beginnt, ſobald die Jahrescurve der Temperatur die Ordinate 8,7“ R. (10,88% C.) erreicht hat. Endlich hat Kerner aus den Vergleichungen der Länge der Vegetationsperiode der Stieleiche in der Nähe ihrer öſtlichen und nördlichen Grenze und den dortigen Wärmeverhältniſſen gefunden, daß dieſe Holzart wenigſtens 4 Monate Vegetationszeit bedarf, auf welche ſich obige Wärmeſumme zu vertheilen hat und daß dieſe Vegetationszeit ſo wenig wie möglich durch Fröſte unterbrochen ſein darf und ſich durch eine regel— mäßige Wärmezufuhr auszeichnen muß. Während die Richtigkeit der letzteren Beobachtung nicht zu bezweifeln iſt, müſſen die von Kerner berechneten Wärmeſummen nur für die Alpenzone als zutreffend bezeichnet werden. Im Norden muß ſich die Stieleiche mit geringeren Wärmeſummen begnügen und kann ſie dies, da dort durch die längere Einwirkung des Lichtes während der langen Sommertage der Mangel an Wärme compenſirt wird. In Petersburg, alſo nahe der Nordgrenze der Stieleiche, wo deren Fruchtreife durchſchnittlich am 23. September erfolgt, beträgt die bis dahin erreichte Wärmemenge nach Linßer im Mittel blos 2029 C., in dem um 1 Breiten— grad ſüdlicher gelegenen Dorpat, wo die Eicheln von Qu. pedunculata Ende September reif zu ſein pflegen, nach fünfjährigem Durchſchnitt 2173“ C., ja ſelbſt in Moskau, wo die Fruchtreife erſt am 5. Oktober eintritt, nur 2512 C. Der Laubausbruch erfolgt in Petersburg ſchon bei 312°, in Moskau ſogar ſchon bei 306“, in Dorpat bei 345,66“ C., in Petersburg im Mittel am 27., in Dorpat am 26., in Moskau am 22. Mai. Folglich umfaßt dieſe Vegetationsperiode der Stieleiche zwar in Petersburg nicht ganz 4 Monate, aber ſchon 1“ ſüdlicher eine längere Zeit!“). ) Nach 15jährigen Beobachtungen von A. v. Löwis (Ueber die ehemalige Ver— breitung der Eiche in Liv- und Ehſtland. Dorpat, 1824) braucht die Stieleiche in Livland von der dort mit dem Laubausbruch faſt zuſammenfallenden Blütezeit bis zur Fruchtreife wenigſtens 132, höchſtens 148, durchſchnittlich 140 Tage. Dagegen bedarf ſie in Wien, wo der Beginn der Blütezeit durchſchnittlich auf den 10. Mai, derjenige der Fruchtreife auf den 6. September fällt, zur Zeitigung ihrer Früchte nur 119 Tage, welche Abkürzung ſich aus der größeren Wärme erklärt, die ihr dort vom Mai bis Einen guten Anhalt zur Beurtheilung des Wärmebedürfniſſes der Stieleiche, vielleicht einen beſſern als die oben angeführten Wärmemengen, giebt die Vergleichung der Temperaturmittel der ſechsmonatlichen Periode vom 1. Mai bis 31. Oktober, innerhalb welcher ſich überall die geſammte Vegetationsperiode der Stieleiche abſpielt, von 5 ver- ſchiedenen in der Nähe ihrer Polargrenze gelegenen Punkten (Drontheim, Upſala, Abo, St. Petersburg, Kaſan), welche A. v. Loewis“) mittheilt. Beruhen dieſe Mittel auch auf älteren Beobachtungen, ſo ſind dieſelben dennoch brauchbar, da jene Beobachtungen der Mehrzahl nach eine lange Reihe von Jahren umfaſſenn ). Die Wärmemengen ſind in R. Graden angegeben. Das Mittel aus dieſen 5 Mitteln beträgt 9,906“ R. = 12, 3825, C. Vergleicht man hiermit die ebenfalls von Loewis angeführten Mittel derſelben Periode zweier in Livland und Norddeutſchland gelegenen Orte, nämlich vom Gute Wattraw (56° 51’ Br., September geboten wird. In dem hochgelegenen und kälteren München (Blütebeginn am 26. Mai, Fruchtreife am 6. Oktober) umfaßt dieſe Periode wieder 134 Tage, in tiefgelegenenen Orten Mitteldeutſchlands (3. B. um Leipzig) bis 150 Tage, in Stettin (Blütenbeginn am 4. Mai, Fruchtreife am 25. September) 144 Tage. Je nach dem Gange der Temperatur während der Vegetationsperiode iſt alſo der Zeitraum, den die Stieleiche vom Beginn der Blüte bis zur Fruchtreife braucht, bald länger bald kürzer und keineswegs in der Nähe der polaren oder obern Grenze am kürzeſten, im Gegen— theil in der Nähe der Aequatorialgrenze und in tiefen warmen Lagen in den ſüdlicheren Gegenden des Stieleichenbezirks wahrſcheinlich am kürzeſten (in Neapel fällt die Blüte— zeit Anfang April, die Fruchtreife Anfang Auguſt, ſo daß beide Vegetationsphaſen etwa nur 110 Tage aus einander liegen). Iſt aber die Fruchtreife, d. h. das Abfallen der Eicheln, als das eigentliche Ende der Vegetationsperiode der Stieleiche zu betrachten, wie dies Kerner thut? Ich meine, nicht, ſondern wie bei andern Laubholzarten, der Tag der völligen Entlaubung. Wenn Kerner behauptet, daß die Stieleiche ihr an den Zweigen verwelkendes Laub erſt im nächſten Frühling abwerfe, ſo muß ſich dieſe Holz— art entweder in den Alpengegenden Oeſterreichs anders verhalten als im Norden, im Centrum und im Weſten ihres Bezirks, oder jene Behauptung beruht auf ungenauer Beobachtung. Denn anderwärts behalten nur junge Stieleichen (Heiſter bis etwa 20 Jahr Alter) ihre volle Belaubung den Winter hindurch, während Bäume, zumal mannbare, ihre verwelkten und verfärbten Blätter im Herbſt abwerfen. Ja, in Livland fallen die Blätter kurze Zeit nach der eingetretenen Verfärbung ab, ohne zu welken. In Dorpat ſind die Stieleichen durchſchnittlich bis Mitte Oktober entlaubt und umfaßt daher, da die Blattentwickelung dort am 26. Mai beginnt, die geſammte Vegetations— periode 145—150 Tage. In Wien dagegen tritt die Belaubung nach Fritſch durch— ſchnittlich einen Monat früher (nach H. Hoffmann am 21. April) ein und iſt der Laubabfall bis zum 31. Oktober beendet, beträgt daher die Vegetationsperiode 190 bis 195 Tage. Demnach ſcheint die Länge der geſammten Vegetationsperiode allerdings von N nach 8, wahrſcheinlich auch von O nach W, gleiche oder ziemlich gleiche Meeres— höhe und Expoſition vorausgeſetzt, zuzunehmen. Daß in vertikaler Richtung die Vege— tationsperiode gegen die obere Stieleichengrenze hin immer kürzer wird, iſt nicht allein ſelbſtverſtändlich, ſondern auch durch Kerner's Unterſuchungen bewieſen. ) A. a. O. S. 19 ff⸗ **) Upſala 30 Beobachtungsjahre (1774— 1804), St. Petersburg 20 Beobachtungs— jahre (17721792), Abo 12 Beobachtungsjahre (17501762), Kaſan 4 Beobachtungs- jahre (1814—1817), Drontheim 2 Beobachtungsjahre. ea eh I 5 f Dront⸗ ar = St. Peters⸗ „.:- Monat. heim. Upſala. Abo. burg. Kaſan. Man ee ur TB 104 2977 Juni 12,33 11,66 12,56 11,81 14,68 Juli. 14,64 13,69 14,88 14,35 15,01 Auguſt . 12,20 13,64 12,56 12,68 | 12,72 September e 8:82 8,44 6,62 Dfiohee 5,17 320 125 Mittel 10,08 10,18 9,88 9,59 9,80 42° 53° öſtl. L. von Ferro) und von Danzig, jo ergiebt ſich für erſteren Ort 10,09“ R. 12,61 C., für letzteren 10,38 R. = 12,97 C.). In Dorpat endlich beträgt der 5jährige Durchſchnitt der Temperaturmittel derſelben Periode 12,29 C. Der Durch— ſchnitt der drei Mittel dieſer drei ſüdlich von der Polargrenze gelegenen Punkte be— trägt 12,323“ C., eine überraſchende Uebereinſtimmung mit dem Durchſchnittsmittel obiger 5 in der Nähe der Polargrenze befindlichen Orte. Aber auch aus dem von Kerner berechneten mittleren Temperaturgange an der obern Stieleichengrenze in den öſtlichen Alpen ergiebt ſich 10,27“ R. — 12,83 C. als Mittel der Periode vom Mai bis Oktober. Die Stieleiche wird folglich überall gedeihen, wo die Mittel— temperatur der Monate Mai bis mit Oktober 12,50» C. beträgt. Daß die Stieleiche gegen exceſſive hohe Sommer- und niedrige Winter— temperaturen ganz unempfindlich iſt, beweiſt ihr Vorkommen und Gedeihen ſowohl in Centralſpanien (z. B. bei Aranjuez), wo im Juli die Wärme in der Sonne oft 44° C. erreicht, als bei Moskau und Kaſan, wo im Winter das Queckſilber nicht ſelten gefriert). Dagegen iſt die Stieleiche im Beginn ihrer Vegetationsperiode gegen Temperaturen unter 0 ſehr empfindlich, wie das ſo häuſig vorkommende Erfrieren des jungen Laubes bei im Mai oder Juni einfallenden Spätfröſten beweiſt, desgleichen gegen anhaltende Dürre während des Sommers, infolge deren ihre zu Anfange dieſer Jahreszeit noch zarten Blätter, Sproſſen und Fruchtanſätze durch übermäßige Verdunſtung vertrocknen. Aus letzterem Grunde vermag die Stieleiche, gleich den meiſten Holzarten, in den Steppengebieten Europas nicht zu gedeihen, indem dort bereits im Juli eine mit hoher Temperatur verbundene Dürre ſich einſtellt, welche binnen kurzer Zeit faſt alles Pflanzen— leben vernichtet. Dort (3. B. in den ſüdruſſiſchen Steppen), wo die Vege— tationsperiode höchſtens 3 Monate umfaßt, kommt daher die Stieleiche trotz ) Wattraw 7 Beobachtungsjahre, Danzig 81 Beobachtungsjahre. *) In den ſtrengen Wintern von 1813 und 1871, wo in Livland das Queck— ſilber wiederholt unter — 37 C. ſank, haben die Stieleichen nicht im Geringſten gelitten, während viele Eſchen, Ulmen, ſelbſt Spitzahorne theilweis oder ganz abge— froren ſind. : Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. > 26 N der für ſie günſtigen Wärmeverhältniſſe ebenſowenig fort, wie jenſeits ihrer polaren oder oberen Grenze, wo die Vegetationsperiode durch Fröſte auf weniger als 4 Monate reducirt wird. Die Stieleiche bedarf folglich zu ihrem Gedeihen nicht blos einer beſtimmten Wärmemenge während einer mindeſtens 4 Monate langen (Juni, Juli, Auguſt, September umfaſſenden) Vegetations- periode, ſondern auch eines gewiſſen Feuchtigkeitsgrades des Bodens oder der Atmoſphäre während dieſer Periode. Ueber das Minimum und Maximum der Feuchtigkeit, welches ſie verträgt, ſind wohl noch keine Beobachtungen angeſtellt worden. So viel aber iſt gewiß, daß ſie einen bedeutenden Grad von Bodenfeuchtigkeit ohne Schaden vertragen muß, da ſie ſonſt in, den ganzen Frühling und Sommer hindurch naſſen, häufig wiederkehrenden Ueber— ſchwemmungen ausgeſetzten Flußniederungen nicht ein ſo vorzügliches Gedeihen zeigen würde, wie man dies in ſo vielen Flußauen ihres Bezirks beobachten kann. Auf der andern Seite beweiſt das gute Fortkommen von Eichen— niederwald (Eichenſchälwald) auf trocknem Boden in ſonniger Lage, daß dieſe Holzart ſich auch mit einem ſehr geringen Grade von Bodenfeuchtigkeit zu begnügen vermag, ohne in ihrem Gedeihen deshalb behindert zu werden. Als lichtliebende Pflanze beanſprucht die Stieleiche — daſſelbe gilt auch von den meiſten übrigen Eichenarten — von Jugend an den vollen Genuß des Lichtes. Sie leidet daher durch Ueberſchirmung und ſtellt ſich in reinem Beſtande erzogen mit zunehmendem Alter immer lichter. Was endlich die Bodenbeſchaffenheit betrifft, ſo ſagt ihr ein tiefgründiger, lockerer lehmig— ſandiger Boden ſicherlich am meiſten zu (wobei der geognoſtiſche Charakter des Subſtrats, aus dem ein ſolcher Boden hervorgegangen, ganz gleichgültig iſt). Dennoch gedeiht fie unter Umständen (3. B. über einem ſpaltenreichen oder zerklüfteten Geſtein) auch auf einem flachgründigen Boden, wie das die ſchlanken hohen ſäulenförmigen bis 26 Met. aſtfreien und bis 36 Met. hohen Eichenſtämme des Speſſartgebirges zur Genüge beweiſen. Auf Torfmooren wächſt ſie nicht, wohl aber an Rändern von ſolchen, namentlich an Wieſen— mooren, wo ſie oft noch ein ganz kräftiges Gedeihen zeigt. Als hanptſächlichſte Bedingungen zu einem normalen Gedeihen der Stieleiche laſſen ſich folglich bezeichnen: eine wenigſtens viermonatliche Vege— tationsperiode, während welcher keine anhaltende Dürre alljährlich ſtattfinden und welche nicht durch Fröſte unterbrochen ſein darf, eine mittlere Wärme von 12,50“ C. während der Zeit von Anfang Mai bis Ende Oktober, Vollgenuß des Lichtes und ein tiefgründiger oder im Untergrund zerklüfteter, in ſeinen tiefern Schichten nie ganz austrocknender lehmig-ſandiger Boden. 96. Quereus sessiliflora Sm. Traubeneiche. Synonyme und Abbildungen: Qu. sessiliflora Sm. Flor. brit. III, p. 1026; Hartig a. a. O. S. 137, Taf. 11; Hayne, Arzneigew. VI, Taf. 35, Lois. Nouv. Duh. VII, t. 52; Döll, a. a. O. S. 544, Kotſchy, Eichen, Taf. 32; Pokorny a. a. O. S. 36; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 300. — Qu. Robur 5. L. Flor. suec. ed. 2, p. 340, Qu. Robur Roth, Reichb. Ie. fl. germ. 1. c. t. 644; Qu. Robur II. sessiliflora A. DC. Prodr. I. c. p. 6. — Qu. sessilis Ehrh. — „Steineiche, Späteiche, Wintereiche, Bergeiche, Weißeiche, Krauteiche“),“ franz. „Chene blanc, Chene femelle“. Unterſcheidet ſich von Qu. pedunculata hauptſächlich durch die keilförmig in den beträchtlich längern (bis 30 Millim. langen) Stiel herablaufende Blatt— ſpreite und durch die in den Blattwinkeln einzeln oder gehäuft ſitzenden weiblichen Blüten und Früchte. — Baum 1. Größe, bis 40 Met. Höhe erreichend. Stamm im Allgemeinen ſchlanker als bei der Stieleiche. Krone regelmäßiger gebildet, im Umriß eiförmig, durch gleichmäßigere Vertheilung der Aeſte und Zweige mehr an die Kronenbildung der Rothbuche als der Stieleiche erinnernd. Knospen meiſt ſchlanker und ſpitzer. Blätter gegen das Ende der Triebe weniger gedrängt, Belaubung deshalb gleichmäßiger und dichter, nicht büſchelig und lappige Maſſen bildend. Blätter zwar eben— falls ſehr polymorph, im Allgemeinen aber regelmäßiger gelappt oder fieder— ſpaltig, jung (beſonders bei jungem Pflanzen) unterſeits auf und neben den Nerven reichlich behaart, ausgewachſen beiderſeits faſt kahl (nur in den Winkeln der Nerven auf der unteren Seite noch etwas behaart, was blos mittelſt der Loupe zu erkennen!), ohne Stiel 8— 12 Centim. lang und 5 —7 Centim. breit. Blüten von denen der Stieleiche kaum verſchieden, nur die Narbe der weiblichen faſt ſitzend und flach und lappig erweitert. Früchte in der Regel ſitzend, wenn zu mehreren in einer Blattachſel, geknäuelt, ſeltner an einem ſehr kurzen und dicken Stiel traubenförmig gehäuft. Näpfchen und Eicheln von denjenigen der Stieleiche kaum ver— ſchieden, wie dort ſehr vielgeſtaltign n). Bewurzelung, Rindenbildung und Stockausſchläge wie bei der Stieleiche. Splint und Kernholz heller gefärbt, ) Dieſe Benennung ſcheint blos in Preuß. Schleſien gebräuchlich zu ſein. Man nennt dort die Traubeneiche ſo, weil ſie „mildes“ Holz beſitzt, im Gegenſatz zu der „hartes“ Holz habenden Stieleiche, die deshalb in Schleſien als „Steineiche“ bezeichnet wird. Das Holz der Traubeneiche iſt feinjähriger, von gleichmäßiger Structur, mit kleineren Poren begabt und deshalb leichter und mit glatter Fläche ſpaltbar („mild“), das der Stieleiche breitjährig, grobporig, ſchwerer ſpaltbar („hart“). Vgl. Jahrb. d. ſchleſ. Forſtvereins, 1883, S. 218 ff. *) Das von Th. Hartig betonte Merkmal der Eichel, daß dieſelbe nämlich ſtets ein viel kürzeres, dickeres und ſtumpferes Spitzchen als die Eichel der Stieleiche am Scheitel trage, woran man häufig noch den eigenthümlichen lappigen Bau der Narbe beſtimmt zu erkennen vermöge, habe ich nicht conftant gefunden. 5 36° n als bei jener. Junge (einjährige) Pflanze um die Hälfte kürzer als bei der Stieleiche, mit gedrängter ſtehenden Blättern (die ſich von den ſpäteren wenig unterſcheiden), daher ſtufiger belaubt. Die Stieleiche, Wintereiche, Traubeneiche, Qu. sessiliflora Sm. 1. Blühender Trieb, in den oberſten Blattwinkeln die kleinen ſitzenden weiblichen Blütchen; — 2. Triebſpitze mit ausgebildeten Blättern und Früchten; — 3. weibliche Blüte, vergr.; — 4. Theil eines männlichen Blütenkätzchens, ebenſo. „„ Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Eintritt der Mann— barkeit wie bei der Stieleiche, Beginn der Blütezeit und des Laubausbruchs 10—14 Tage ſpäter als bei jener, Anfang der Fruchtreife und Beendigung der Entlaubung bald gleichzeitig mit Qu. pedunculata, bald ſpäter (im ſchwäbiſchen Unterlande nach Nördlinger bis 14 Tage ſpäter) eintretend. Jüngere Traubeneichen pflegen die verwelkten Blätter den ganzen Winter hindurch zu behalten, ältere oft wenigſtens an den unteren Aeſten der Krone. Entwickelung der Frucht und Wuchs wie bei der Stieleiche, letzterer angeblich langſamer. Die Traubeneiche pflegt ihren Höhenwuchs binnen 120 — 200 Jahren zu beenden und dann allmälig abzuſterben, vermag aber unter Um— ſtänden 6 — 700 Jahre alt, auch wohl noch älter zu werden. Doch erreicht ſie niemals weder das Alter noch die Höhen- und Stärkedimenſionen der Stieleiche“). Formenkreis. Die Traubeneiche ſteht der Stieleiche an Vielgeſtaltig— keit der Blätter und Früchte kaum nach. Die gewöhnliche Form des aus— gewachſenen Blattes iſt die fiederſpaltige mit abgerundeten oder ſtumpfſpitzigen ganzrandigen Lappen und ſpitzen oder wenig ausgebuchteten ſchmalen Ein— ſchnitten, wobei dte Lappen (6 — 9 auf jeder Seite) von der Baſis der Blattſpreite bis gegen von deren Länge ſtetig an Größe zunehmen und die gegenüberliegenden Lappen von gleicher Form und Größe ſind. Dieſe im Vergleich mit der Stieleiche größere Regelmäßigkeit und Symmetrie des Blattes tritt auch bei den meiſten der zahlreichen Abweichungen von der typiſchen Form hervor. Dieſe Abweichungen betreffen theils die Zertheilung, theils die Form der Lappen, theils die Baſis der Blattſpreite. In erſterer Beziehung wechſelt das Blatt der Traubeneiche von der faſt ganzen und— ganzrandigen Form bis zur tief fiedertheiligen; die Lappen ſind abgerundet, länglich bis dreieckig und ſpitz (Form des Zerreichenblattes!), ganz oder zweilappig oder gebuchtet; der Grund der Blattſpreite ift am häufigſten feil- förmig, aber auch halb eiförmig, abgerundet, ſogar ſeicht herzförmig, außer: dem bald gleichmäßig ausgebildet, bald ungleich (die Blattſubſtanz auf der einen Seite tiefer am Stiel herabreichend, als auf der andern). Endlich iſt der Rand des Blattes eben oder wellig gebogen). Aber auch bei herz— ) Zu den älteſten und ſtärkſten Traubeneichen gehört jedenfalls die „chene des partisans“ bei Lamarche in den Vogeſen, deren Stamm nach Mathieu bei 35 Met. Höhe einen Umfang von 13 Met. in Stockhöhe beſitzt. Ihr Alter wurde 1860 auf 650 Jahre geſchätzt. f *) Im Herbarium der Tharander Akademie habe ich ſeiner Zeit 63 Blattformen der Traubeneiche zuſammengeſtellt. A. Braun hat im Haardtwalde bei Carlsruhe Traubeneichen mit ganzen und ganzrandigen, Döll bei Heidelberg ſolche Eichen mit nur wellig gebogenem Rande der Blätter gefunden. . — 406 förmigzweilappiger Blattbaſis giebt ſich das Blatt durch ſeine Symmetrie und den langen Stiel als Traubeneichenblatt zu erkennen. Kurzſtielige Formen ſcheinen am häufigſten bei keilförmiger Blattbaſis vorzukommen. Bezüglich der Bildung der Cupula laſſen ſich dieſelben vier Hauptformen unterſcheiden, wie bei der Stieleiche (ſ. S. 392); ebenſo iſt die Geſtalt und die Größe der Eichel ſehr verſchieden. Die Zahl der in einer Blattachſel befindlichen Früchte wechſelt zwiſchen 1 und 7. Eine gehäuftfrüchtige Form it Qu. conglomerata Pers. (Reichb. Ic. I. c. t. 645). Als wirkliche Varietäten ſind nur folgende, wie es ſcheint, conſtante Formen zu betrachten: cc. communis A. DC. I. c. Die gewöhnliche Form. Hierher gehören: Qu. longepetiolata Schur (eine langſtielige Blattform) und Qu. fruti- cosa Schur (eine verkrüppelte Strauchform, welche ſehr reichliche Kätzchen entwickelt, vielleicht auch Stockausſchläge), Qu. sessiliflora, c. legitima und 2. subtubulosa Schur (letztere eine Form mit röhrig !(?) verlängerten Eicheln), endlich Qu. mespilifolia Wallr. Sched. crit. p. 494, eine Blattform aus Thüringen, mit langgeſtielten Blättern und röthlichen Zweigen, Knospen und Blattſtielen. 5. aurea Wierzb. ap. Heuff. Enum. Banat. p. 159; Kotſchy, Eichen, Taf. 4. Junge Triebe dottergelb, ſehr drüſig, junge Blätter goldgelb, alte nur unterſeits mit goldgelben Nerven, Eicheln gehäuft, zahlreich (Qu. sessili- flora var. flavescens Panc.). Im ſüdlichen Banat, in Siebenbürgen (hin und wieder in der Hügelregion an Promenaden und Gartenzäunen), in Serbien. 7. Tenorei A. DC. 1. c. Zweige ſammtartig behaart, Blätter ober— ſeits kahl, unterſeits etwas behaart. Früchte auf kurzem dicken, dem Blattſtiel an Länge gleichem Stiele traubig gehäuft (Qu. Budayana Haberl. ap. Heuff. Banat. I. c.). Im Banat (Syrmien) beim Kloſter Kruſchedol (nach Heuffel). Zu dieſer Var., welche den Uebergang zu Qu. pubescens zu vermitteln ſcheint, zieht A. de Candolle auch Qu. Esculus Auct. (Qu. Dalechampii Ten.), eine in Bergwäldern Siebenbürgens vereinzelt vorkommende Form, die ſich jedoch durch ihre ſehr kurz geſtielten Blätter von Qu. sessiliflora auffällig unterſcheidet und wohl richtiger mit Qu. conferta W. Kit. vereinigt wird. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die Trauben— eiche beſitzt einen kleineren Verbreitungsbezirk als die Stieleiche, indem ſie weniger weit als jene gegen N und O vordringt. Ihre Polargrenze ſchneidet Schottland unter 59° und die Weſtküſte von Norwegen unter 60° 11’ (beim Kirchſpiel Oos nach Schübeler) und Schweden unter 58% 30° Br. und läuft von da in oſtſüdöſtlicher Richtung durch Oſtpreußen, Lithauen und das mittlere Rußland (die Gouvernements Minsk, Mohilew, Tula, Penſa) bis Sergiewsk (54°) in der Nähe des ſüdlichen Ural. Von hier aus zieht e ſich die Grenze als Oſtgrenze durch die Krim nach Kleinaſien (Cilicien), woſelbſt (etwa unter 40 Br.) die Aequatorialgrenze der Traubeneiche beginnt. Dieſe geht, im Allgemeinen in oſtweſtlicher Richtung, durch Griechen— land, Unteritalien und Sardinien nach Catalonien und von da durch das nördliche Centralſpanien nach Aſturien. Die Weſtgrenze berührt Irland und endet in Nordſchottland. Uebrigens iſt noch keine dieſer Grenzen genau ermittelt. Innerhalb ihres Verbreitungsbezirks erreicht die Traubeneiche das Maximum ihres Vorkommens in Mitteleuropa, beſonders im Südoſten unſeres Florengebiets (in Unterſteiermark, Kärnthen, Ungarn, Slavonien und Kroatien), wo ſie theils für ſich allein, theils mit Stiel- und Zerr— eichen gemengt, große Wälder bildet. So ſetzt ſie z. B. große Strecken des herrlichen Eichenwaldgürtels zuſammen, welcher das centrale Hügelland Siebenbürgens auszeichnet, ja auf Hügeln und niedrigen Bergen rings um das ungariſche Tiefland tritt ſie in faſt reinem Beſtande in ausgedehnten Waldungen auf. Bedeutende Traubeneichenbeſtände finden ſich ferner in Mittelfranken (z. B. im Speſſart), Baden, Lothringen, im Elſaß und in Frankreich längs des Fußes der Pyrenäenkette, auf Hügeln und Vorbergen. Sonſt tritt die Traubeneiche nur in kleinen Beſtänden, horſtweiſe und ein— geſprengt in Laubwäldern (vereinzelt auch in Kiefernwäldern) auf. Die nördlichſten Beſtände unſeres Gebiets finden ſich in Hannover (am Haar— berge und auf den Süerſer Bergen, z. B. bei Franzburg) und im Danziger Hochlande. — Die Traubeneiche iſt ein Baum des Hügellandes, der Hoch— ebenen, niedriger Gebirge und der Vorberge höherer Gebirgszüge und kommt daher ſpontan in tiefgelegenen Ebenen und Flußniederungen gar nicht vor. Während fie gegen N und O viel weniger verbreitet iſt als Obere Grenze | Marien Land oder Gebirge. der Traubeneiche Gewährs⸗ Bemerkungen. in Fußen. in Met. nn Hannover. .| 1800 par. F. 584,7 v. Holle. Maximum. Sudeten 1600 wien. F. 505,7 Kerner. Desgl. Bairiſcher Wald. . 2200 par. F. 714,6 Sendtner. Desgl. Südbaiern 1800 584,7 Döbner. Desgl. Benn 3000 re 974,5 Döll. Desgl. o — — 800,0 Kirſchleger. Desgl. een . .. 43750 wien. F. 1185,35 Schlagintweit. f e ies T Südliche Alpen 4300 = | 1359,1 en Ueber 3500° reifen d. Böhm.⸗mähr. Plateau . 3000 = = 948,2 N Früchte nicht mehr. Ungar. Karpathen . 3480 = 100,0 Weſſely. Bihariagebirge 3450 ᷑K = | 900,8 | Marimum. Vorberge des Biharia . | 2600 = = | 821,8 Kerner. Mittel. Siebenbürgen . .|2000° = = | 632,2 U Desgl. N „ die Stieleiche, ſteigt ſie in gebirgigen Gegenden höher empor, als jene, obwohl ſie ſich, ſelbſt gegen ihre Aequatorialgrenze hin, kaum über 1300 Met. erhebt. Einige Angaben über ihre Höhenverbreitung innerhalb unſeres Florengebiets ſ. Tabelle S. 407. Vergleicht man dieſe Tabelle mit den S. 396 über die Höhengrenze der Stieleiche angeführten Daten, ſo ergiebt ſich, daß die Traubeneiche in Norddeutſchland (Harz, Deiſter) um 97,4, in Baden um 324,8, in den ſüdlichen Alpen um 455,1, im Bihariagebirge um 453,5 Met. höher empor— ſteigt, als die Stieleiche, daß fie dagegen auffallenderweiſe im Bairiſchen Walde um 253,2 und in Siebenbürgen um 179,9 Met. gegen die Stiel— eiche zurückbleibt, vorausgeſetzt, daß in beiden Gegenden wirklich die am höchſten gelegenen Traubeneichen bei der Beſtimmung der obern Grenze dieſer Holzart berückſichtigt worden ſind. Auch im ſüdlichen Baiern geht die Traubeneiche, welche dort überhaupt ſelten iſt (im bairiſchen Alpenlande fehlt ſie ganz), nach Sendtner kaum in die Berge, während dies die Stiel— eiche thut. Abgeſehen von dieſen jedenfalls durch noch unerforſchte locale Einflüſſe bedingten Ausnahmen ſehen wir die Traubeneiche überall noch oberhalb der Stieleichengrenze als beſtandbildenden Waldbaum auftreten, weshalb es von forſtlicher Wichtigkeit iſt, bei Anlage von Eichenkulturen in Gebirgen zunächſt die abſolute Höhe der betreffenden Localität zu ermitteln, um bei der Wahl der anzubauenden Eichenart keinen Mißgriff zu thun. Ueber den Einfluß der Expoſition auf die Höhengrenze und überhaupt auf das Vorkommen und Gedeihen der Traubeneiche ſcheint noch gar nichts ermittelt worden zu ſein. Was den Boden betrifft, ſo ſoll dieſe Eiche nach Kerner) vorzüglich einen kalkloſen lieben, z. B. im Bihariagebirge nur ſelten auf Kalk vorkommen, dagegen häufig auf quarzreichen Sandſteinen, Grauwacken- und Glimmerſchiefer, ſowie auf Porphyrit und Trachyt. Das gänzliche Fehlen der Traubeneiche in den nördlichen Kalkalpen wie auch in andern Kalkgebirgen, ſcheint allerdings dafür zu ſprechen, daß ihr der Kalk nicht zuſagt. Nach Pfeil ſoll ſie ſich für Sandboden beſſer eignen als die Stieleiche. Daß fie im Allgemeinen ganz ähnliche Anſprüche an den Boden machen muß, als die Stieleiche, beweiſt das ſo häufige Zuſammen— vorkommen beider Eichenarten auf demſelben Boden und bei gleich gutem Gedeihen. Das Fehlen der Traubeneiche im Ueberſchwemmungsgebiet der Flüſſe und in naſſen Niederungen ſpricht aber zugleich dafür, daß dieſe Eichenart lange nicht ſo viel Bodenfeuchtigkeit zu vertragen vermag, als die Stieleiche. Was endlich das Wärmebedürfniß der Traubeneiche an— belangt, ſo berechtigt die Thatſache, daß die Höhengrenze dieſer Eichenart um ) Pflanzenleben der Donauländer, S. 296. — 409 —— 100 bis 600 Met. höher liegt, als diejenige der Stieleiche, zu der Annahme, daß jene Eiche mit einer beträchtlich geringeren Wärmemenge auskommen müſſe. Dieſer Annahme ſcheint aber die durchſchnittlich um 3 Breitengrade ſüdlichere Lage der Polargrenze der Traubeneiche, verglichen mit derjenigen der Stieleiche, entgegen zu ſtehen. Es iſt S. 401 angeführt worden, daß in Danzig, einem an der Polargrenze der Traubeneiche gelegenen Orte, die Mitteltemperatur der 6 Monate Mai bis Oktober 12,97 C. beträgt. Da— gegen kann an der obern Grenze der Traubeneiche, in den ſüdlichen Alpen, wo dieſe Holzart ſich am meiſten über die Meeresfläche erhebt, d. h. bei 1359 Met. die Mitteltemperatur jener Periode nur etwa 10° C. betragen”). Allerdings vermag dort die Traubeneiche ihre Früchte nicht mehr zu reifen und tritt nur noch als Krüppel auf. Aber ſie kommt doch noch vor, während ſie auch als Krüppel ſelbſt im ſüdlichen Kurland, d. h. in einer Gegend, welche ſich während der genannten ſechs Monate faſt derſelben Temperatur zu erfreuen hat, wie Danzig, nicht mehr gefunden wird. Für dieſen Widerſpruch bleibt kaum eine andere Erklärung übrig, als die Annahme, daß die Trauben— eiche weniger Winterkälte zu ertragen vermöge, wie die Stieleiche, dagegen weniger Sommerwärme als jene erheiſche. In der That iſt in den ſüdlichen Alpen der Winter auch in einer Höhe von 1359 Met. jedenfalls ungleich milder, als z. B. in Dorpat, wo die Stieleiche noch trefflich gedeiht“ ). 97. Quercus pubescens W. Flaumhaarige Eiche. Synonyme und Abbildungen: Qu. pubescens Willd. Sp. pl.; Hartig a. a. O. 142, Taf. 13; Reichb. Ic. I. c. t. 647; Kotſchy, Eichen, Taf. 34; Döll a. a. O. . 544, Pokorny a. a. O. S. 38. — Qu. Robur II. sessiliflora 5. lanuginosa A. DC., Qu. Robur f. lanuginosa Rochel., Qu. Robur nigra Lamk., Qu. collina Schleich. Qu. faginea Rohr. et Mey., Qu. iberica und axillaris Schur., Qu. hungarica und pannonica Hortor. — „Franzöſiſche Eiche, Schwarzeiche.“ — > S m D Unterſcheidet ſich von Qu. sessiliflora durch die mit weichem grauem Filz mehr oder weniger bedeckten Knospen, Zweige, Blätter und Frucht— näpfchen. Baum 2. Größe, bis 20 Met. Höhe erreichend, häufig auch niedrig, ) Die meteorologiſche Station Inner-Villgratten in Kärnthen liegt 1380 Met. hoch, d. h. faſt genau an der obern Grenze der Traubeneiche in jenen Alpen. Dort beträgt die Mitteltemperatur der Periode Mai bis Oktober nach 6jährigem Durchſchnitt 8,040 R. 10,05 C. *) Die Mitteltemperatur des Winters beträgt in Inner- Villgratten — 6,30% C., in Dorpat — 6,28% C., iſt alſo in jenem Alpenorte noch etwas niedriger, als in Dorpat. Allein die Mitteltemperaturen kommen viel weniger in Betracht, als die Minima des Winters und die Größe der Temperaturſchwankungen im Frühling und Herbſt. Beide ſind in Dorpat ſicher viel bedeutender als in jener Höhe der ſüdlichen Alpen. I knorrig oder ein Großſtrauch vom Wuchſe und der Kronenbildung der Trauben- eiche. Blätter jung beiderſeits filzig, erwachſen oberſeits kahl, regelmäßig fiederſpaltig bis fiedertheilig, ähnlich wie bei der Traubeneiche variirend, ausgewachſen 7—8 Centim. lang, 4—6 Centim. breit, mit 10—12 Millim. langem Stiel. Spindel der männlichen Kätzchen behaart, Perigonblätter an der Spitze lang behaart; weibliche Blüten und Früchte in den Blatt— achſeln einzeln oder zu mehreren geknäuelt auf einem kurzen dicken Stiele oder auch ſitzend. Narben (4) deltoidiſch verkehrt-herzförmig, auf dem dicht-filzigen Fruchtknoten ſitzend. Früchte kleiu, von denen der Trauben— eiche kaum verſchieden. — Blüht im Mai, ſpäter als die Traubeneiche. Formenkreis. Die Formen auch dieſer Eichenart, zwiſchen welcher und der vorhergehenden unleugbar Uebergänge oder Baſtarde vorkommen (z. B. Qu. ambigua Kit. in Ungarn auf der Keeskemeter Landhöhe in Eichenwäldern mit Qu. pedunculata, pubescens und dilatata Kern.), beruhen vorzüglich auf der Vielgeſtaltigkeit der Blätter, auf der Beſchaffen— heit des Haarüberzuges und auf der Anzahl, Anordnung und Form der Früchte“). — Bloße Behaarungsformen find z. B. Qu. subvelutina Schur (Qu. Robur c. lanuginosa Rochel Flor. banat. t. 38, fig. 79) und Qu. coronensis Schur, von denen bei erſterer die erwachſenen Blätter nur noch auf den Nerven und am Rande, bei letzterer die jungen Blätter oberſeits ſpärlich behaart, unterſeits dicht zottig-filzig, aber auf dem Mittelnerv kahl ſind. (Qu. subvelutina kommt vereinzelt im Eichengürtel Siebenbürgens, coronensis auf Kalkboden in Wäldern bei Kronſtadt bei 2500 w. F. = 812 Met. Höhe vor.) Zu den beſonders ausgezeichneten Blattformen gehört Qu. pubescens 5. Streinii Heuff., Banat. p. 159, eine in Syrmien wie auch in Siebenbürgen (bei Klauſenburg) und in Ungarn (bei Budapeſt) wachſende Form mit ſehr lang geſtielten verkehrt- eiförmigen, gegen die Spitze ſehr breiten, und hier ungleich buchtig gezähnten, ſonſt tief gebuchteten oder fiederſpaltigen, unterſeits nur ganz leicht flaumigen Blättern, deren Lappen ungleich wellig gebogen, wohl auch wieder gelappt ſind. Möglicher— weiſe iſt hierher auch Qu. Budayana Haberl. (ſ. S. 406) zu ziehen. Eine kleinfrüchtige ſtrauchige Form iſt Qu. pubescens c. microbalana Schur, mit zahlreichen, ſehr kleinen (nur 13 Millim. langen) Früchten (in Gebüſchen auf Mergelboden zerſtreut, z. B. bei Kronſtadt). Als wirkliche Varietäten ſcheinen betrachtet werden zu müſſen: 5. pinnatifida A. DC. Prodr. I. c. p. 9. Strauch oder kleiner Baum mit weißgrausfilzigen Trieben, kleinen fiederſpaltigen, beiderſeits blaß— Neuerdings hat L. v. Vukotinovi' blos aus Kroatien nicht weniger als 8 verſchiedene Formen beſchrieben in der Oeſterr. bot. Zeitſchrift, 1880, S. 151 ff. 411 filzigen, oberſeits zuletzt kahlen Blättern, deren Lappen wieder gelappt find. (Qu. pinnatifida Gmel. Fl. bad. IV, p. 673.) In Baden (auf dem Kaiſerſtuhl) und in Centralfrankreich. y. polycarpa Schur in Enum. pl. Transs. p. 606. Schöner ſchlanker Baum mit ungleich buchtig gelappten, am Rande umgebogenen, unterſeits grausflaumigen und auf den Nerven roth behaarten Blättern und mit ſehr zahlreichen (20 — 50) dicht zuſammengeknäuelten Früchten, deren eiförmig-kugelige Eicheln nur 13 Millim. lang find und wenig aus der Cupula hervorragen. Vereinzelt in den Wäldern Siebenbürgens (z. B. bei Hermannsſtadt, bei den Herkulesbädern). Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die weichhaarige Eiche bewohnt den größten Theil der ſüdlichen Hälfte Europas und den Orient, indem ſie von Nord- und Centralſpanien aus durch das mediterrane Europa bis nach Kleinaſien und Transkaukaſien und nordwärts bis in die Rheingegenden, Thüringen und Böhmen verbreitet iſt. Ihr Bezirk umfaßt daher 14 Breiten- und 40 Längengrade. Seine Grenzen ſind nicht genau ermittelt. Die Polargrenze geht durch unſer Florengebiet, wo der nördlichſte ſpontane Standort der Kunitzberg bei Jena iſt. In Deutſchland kommt ſie ferner in Baden und Lothringen vor (auf Hügeln und niedrigen Gebirgen vereinzelt), und in Böhmen, wo ſie nur in den wärmſten Lagen auf Kalk— boden vorkommt (um Jungbunzlau, Leitmeritz, Prag, Karlſtein, Beraun). Viel häufiger tritt ſie nach Thurmann und Chriſt in der Schweiz auf, wo ſie am Jura bis Wallis, Teſſin und Graubünden verbreitet iſt und in Wallis oft an den ſteinigen ſonnigen Hängen der nach S exponirten Kette allein herrſcht. Daſſelbe gilt von Savoyen und der Dauphiné. Das Maximum ihres Vorkommens erreicht aber dieſe Holzart innerhalb unſeres Gebiets in der ungariſchen Zone. Dort bildet ſie nach Neilreich und Pokorny im Hügel- und niedrigeren Berglande für ſich allein anſehnliche Wälder als ftattlicher Baum, beſonders auf dem Lösrücken des Vinisznivrch und im Oſten. Sehr häufig iſt ſie ferner im öſterreichiſchen Küſtenlande, wo ſie in größeren Waldbeſtänden auftritt, in Iſtrien, wo ſie die herrſchende Baumart iſt, und auf den Inſeln Veglia und Leſina. Auch im ſüdlichen Krain tritt ſie noch beachtenswerth auf. Von Ungarn und Slavonien aus iſt ſie durch Siebenbürgen, wo ſie nach Schur in Bergwäldern vorkommt, am häufigſten im Hunyader Comitat, und durch Kroatien bis Serbien und Dalmatien verbreitet. In dem deutſchen und öſterreichiſchen Alpengebiet, ſowie im böhmiſch-mähriſchen Grenzgebirge fehlt ſie gänzlich und in Nieder— öſterreich tritt ſie nur als Strauch auf Tertiärhügeln und niederen Kalk— bergen auf. Außerhalb unſeres Gebiets tritt Qu. pubescens als wald— bildender Baum namentlich im nördlichen und ſüdweſtlichen Frankreich auf, — wo fie z. B. längs des Fußes der Pyrenäenkette, ſowie in den Ebenen von Languedoc, Rouſſillon und der Provence gemein iſt. Ihre Höhen— verbreitung ſcheint für unſer Gebiet nur für Ungarn ermittelt zu ſein, wo ſie nach Kerner zwiſchen 95 und 750 Met. Seehöhe vorkommt; auf Si— cilien, alſo an ihrer Aequatorialgrenze, ſoll fie am Aetna nach Philippi zwiſchen 3200 und 5500 p. F. (1039,5 und 1786,6 Met.), am Athos nach Griſebach bis 3500 p. F. (1137 Met.) vorkommen. — Die weichhaarige Eiche liebt trocknen Kalkboden und ſonnige Lage und ſcheint daher vorzüglich an Süd⸗ und Südweſthängen zu gedeihen. In Ungarn wächſt ſie auch auf Trachyt, Lehm- und Sandboden. Sonſt iſt über ihre Lebensbedingungen nichts bekannt. 98. Quercus hungarica Hub. Ungariſche Eiche. = Synonyme und Abbildungen: Qu. hungarica Hubeny in Flora 1842, S. 268. — Qu. Farnetto var. conferta A. DC. in Prodr. XVI, 2, p. 11; Qu. conferta Rchb. Ic. fl. germ. helv. XII, t. 646; Kotſchy Eichen, Taf. 14; Pokorny a. a. O. S. 39; Neilreich, Ung. Slavon. S. 77; Schur Enum. pl. Transsilv. p. 608; Qu. conferta var. velutina Gris, et Schenk It. hungar. „Kittujack“, d. h. Zigeunerholz, in Ungarn). Blätter gegen die Spitze der Zweige hin büſchelförmig zuſammen— gedrängt, verkehrt eiförmig, ſehr kurz geſtielt oder faſt ſitzend, mit ungleich zweilappiger Baſis, regelmäßig fiedertheilig, ausgewachſen dünnhäutig, ober= ſeits lichtgrün, glatt, längs der Nerven oft etwas ſternflaumig, unterſeits hellgrün mit dünnem Sternflaum bedeckt, an den vortretenden Nerven zottig behaart, 10— 18 Centim. lang und 6— 12 Centim. breit; Lappen anfangs ganz, ſpäter grob buchtig oder eingeſchnitten gezähnt oder an der Spitze 2 — 3lappig. Männliche Kätzchen 4— 5 Centim. lang, mit kahler oder ) Nach brieflichen Mittheilungen des Dr. Borbäs ſoll die Qu. conferta Kit. identiſch ſein mit der typiſchen Form der Qu. Farnetto Ten. (Catal. h. bot. napol. 1819, p. 65), einer in Calabrien, Griechenland und um Conſtantinopel vorkommenden Eiche, welche Boiſſier (Flora orient. VI. p. 1166) unbedenklich zu Qu. conferta Kit. zieht und für welche er auch Serbien als Vaterland angiebt. Borbäs hält dennoch die ungariſch-ſlavoniſche und die italieniſch-griechiſch-türkiſche Form für zwei ſpeeifiſch verſchiedene Arten. Ich kenne die von Tenore beſchriebene, calabriſche Form nicht, kann mir aber nicht denken, daß Kitaibel's Eiche, die von ihm im Banat gefunden, von der Qu. hungarica verſchieden und mit der echten Qu. Farnetto Calabriens iden- tiſch ſein ſolle. Das von Borbäs mir geſchickte Exemplar der Qu. hungarica ſtimmt ſowohl mit den von Victor v. Janka aus dem Banat und aus Slavonien mitge— theilten Exemplaren der Qu. conferta Kit. als mit der Reichenbach'ſchen Abbildung dieſer Art vollkommen überein. Wenn nun aber Qu. conferta Kit. und Qu. hunga- rica Hub., wie ich vermuthe, eine und dieſelbe Art ſind und dieſe nach Boiſſier wirk— lich identiſch mit Qu. Farnetto ift, jo müßte die ungarische Eiche den Namen Qu. Farnetto führen, da dieſer die Priorität hat. C feinflaumiger Spindel und lang gebarteten Perigonblättern. Weibliche Blüten und Früchte gehäuft in den Blattwinkeln, ſitzend oder auf einem kurzen, ſelten (bei Var. intermedia Heuff.) faſt zolllangem Stiele. Frucht— knoten kugelig filzig, mit 3—4 ſitzenden ſpatelförmigen Narben. Näpfchen kreiſelförmig, mit dicht filzigen lanzettförmigen Schuppen, von denen die untern angedrückt, die ſtärker verlängerten mittlern und namentlich obern nach außen umgebogen ſind und daher ſparrig von einander abſtehen. Eichel mäßig groß, im Mittel 2,5 Centim. lang, ellipſoidiſch, beſpitzt, glatt und kahl. — Baum 1. Größe vom Wuchs und Anſehen der Stieleiche, welcher ſie durch die kurzgeſtielten Blätter und deren Anordnung ähnelt, während ſie durch die gehäuften meiſt ſitzenden Früchte an die Trauben— eiche erinnert, von beiden durch den ganz andern Bau der Cupula ver— ſchieden. Krone ausgebreitet äſtig, Blätter groß und ſchön, junge Triebe anfangs flaumig, dann kahl, Rinde dunkel. Eicheln ſüßlich, allenfalls eß— bar. — Blüht im April, Mai. Ueber das Vorkommen dieſer ſchönen Eichenart iſt wenig, über ihre Lebensbedingungen gar nichts bekannt. Sie bewohnt das ſüdöſtliche Europa und erreicht im Südoſten unſeres Gebiets ihre Polargrenze. Sie findet ſich hier beſonders im ſüdlichen Ungarn jenſeits der Theiß und im ganzen Banat (z. B. um Orsova, Doluja, Corovini, bei Arad und Temesvar), in Slavonien (im Comitat Pozega) und im ſüdlichen Siebenbürgen, die Var. intermedia in Weingärten um Lugos. Sie wächſt auf Hügeln und niedrigen Bergen und ſcheint einen trocknen Standort und ſonnige Lage zu lieben. Ihr Holz ſoll äußerſt dauerhaft ſein. Kerner hat (in ſeinen „Vegetationsverhältniſſen des mittleren und öſtlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens“ im Jahrg. 1876 der Oeſterr. bot. Zeitſchr.) eine neue Eichenart unter dem Namen Qu. dilatata beſchrieben, welche offenbar mit Qu. pedunculata und pubescens, mit denen zuſammen ſie auf der Keeskemeter Land— höhe in dem Waldrevier zwiſchen Monor und Pilis, ſowie bei Tapio Süly vorkommt, nahe verwandt iſt, deren Blüten und Früchte aber unbekannt ſind: Zweige vom An— fang an kahl, mit vielen weißlichen Lenticellen; Blätter ſehr kurz geſtielt, groß, ver— kehrt⸗eiförmig, fiederſpaltig, ihre Lappen bis zum obern Dritttheil an Größe raſch zu— nehmend, dann plötzlich abnehmend, die größten (mittleren) durch ſchmale tiefe Ein— ſchnitte von einander getrennt und rhombiſch; Baſis des Blattes tief herzförmig ge— öhrelt, obere Blattſeite jung mit Haarbüſcheln, alt faſt kahl, dunkelgrün, untere ſee— grün, an den Nerven behaart; Knospenſchuppen flaumig. — Ein Baſtard von Qu. pubescens und sessiliflora iſt Qu. glabrescens Kern. (a. a. O.), welche ziemlich lang geſtielte in der Jugend unterſeits weichhaarige, im Alter verkahlende Blätter und grauflaumige Zweige hat. Häufig unter den Stammeltern in Niederöſterreich, Ungarn, Siebenbürgen (bei Fünfkirchen nach Janka), Iſtrien und Südtirol. Dr. Borbäs hat dieſen Baſtard 1879 als Quercus Budensis var. dasyelados beſchrieben. „ 7 Ala7 > 99. Quercus obtusiloba Miehx. Stumpflappige Eiche, Synonyme und Abbildungen: Qu. obtusiloba Michx. Flor. amer. II, p. 194, Eichen d. verein. Staaten, Taf. 4; Pursh, Flora of North-Amer. II, p. 632; Hartig, Forſtkulturpfl. S. 104. — Qu. stellata W. Sp. pl. IV, p. 452, Wangenh. amer. b 6, k. 15; DO. Prodr. l. ep 225 Tron-Oake: 8 Blätter verkehrt eiförmig, am Grunde keilförmig in den 6— 20 Millim. langen Stiel verſchmälert, ohne Stiel 10 — 16 Centim. lang und 4 bis 11 Centim. breit, geigenförmig fiederlappig, beiderſeits mit zwei durch eine breite abgerundete Bucht getrennten Seitenlappen, von denen der untere ſtumpf dreieckig, der obere viel größere abgeſtutzt ausgerandet oder faſt zweilappig iſt, und einem breiten ſeicht-dreizipfligen Endlappen (Lappen alle ſtumpf, ganzrandig), unterſeits flaumhaarig, oberſeits kahl. Früchte einzeln oder zu mehreren auf kurzem Stiel. Näpfchen halbkuglig, mit vielen kleinen angedrückten Schuppen, 11 Millim. lang; Eichel eiförmig, beſpitzt meiſt doppelt jo lang, als das Näpfchen. — Baum von 9,7 — 19,5 Met. Höhe.“ In Wäldern Nordamerikas von Canada bis Florida. In Parken nicht ſelten. Hält noch in Norddeutſchland im Freien aus. 100. Quercus alba L. Weiße Eiche. Beſchreibungen und Abbildungen: Qu. alba L. Spec. pl., p. 1414; Pursh 1. e. p. 633, Michx., Eichen, Taf. 1, Hartig, a. a. O.; A. DC. Prodr. I. e. p. 22. — „White-Oak.“ Blätter länglich, am Grunde keilig in den 4— 20 Millim. langen Stiel verſchmälert, 8 — 16 Centim. lang und 26 Millim. bis 8 Centim. breit, regelmäßig fiedertheilig, mit 9 länglichen ganzrandigen ſtumpfſpitzen Lappen, unterſeits flaumhaarig. Früchte einzeln oder gegenſtändig auf einem 11 — 22 Millim. langen Stiele. Näpfchen halbkuglig mit ange- drückten eiförmigen Schuppen. Eichel eiförmig, ſehr hellfarbig, faſt weiß, lang beſpitzt, im Mittel 26 Millim. lang. — Baum von 22,7 — 26 Met. Höhe. f Vereinigte Staaten, namentlich an der Weſtſeite von Penſylvanien und Virginien. In Parken. Hält ebenfalls in Norddeutſchland im Freien aus, ſteht aber der einheimiſchen Eiche im Wuchſe nach. 101. Quercus macrocarpa Willd. Großfrüchtige Eiche. Beſchreibungen und Abbildungen: Qu. macrocarpa W. Sp. pl. IV, p. 453; Pursh 1. d. p. 632. Michx., Eichen, Taf. 3, A. DC. I. c. P. 20. — „Overcup white Oak.“ — 2 = Blätter groß, verkehrt eiförmig-länglich, am Grunde keilig in den 9 — 27 Millim. langen Stiel verſchmälert, unſymmetriſch leierförmig-fieder— theilig, mit 3 — 9 ungleich großen Lappen, von denen die obern oft wieder ſeicht gelappt ſind, unterſeits filzig, ohne Stiel 11—40 Centim. lang und 5,5 — 11 Centim. breit. Früchte einzeln, geſtielt, ſehr groß (bis 5,5 Centim. lang); Näpfchen halbeiförmig, 33 — 41 Millim. lang, mit locker angedrückten eilanzettförmigen Schuppen, von denen die oberſten (kleinſten) mit langen wellig gebogenen Zaſern beſetzt ſind. Eichel aufgetrieben eiförmig, lang beſpitzt, über die Hälfte von der Cupula umſchloſſen. — Sum von 16,2 bis 19,5 Met. Höhe. Im Staate Kentucky und im Gebiet von Teneſſee. Hin und wieder in Parken und Forſtgärten angepflanzt, kommt noch in Norddeutſchland fort. 02. Quercus Prinos L. Kaſtanien-Eiche. Synonyme und . Qu. Prinos L. Spec. pl. p. 1413, Pursh |. c. P. 633; Hartig a. a. O. S. 108, A. DC. 1. c. p. 21. Nördlinger, Forſtbot. II, ©. 309. — Q. Prinos palustris Michx., Eichen, Taf. 7. — „Chesnut white Oak, Swamp chesnut oak.“ Blätter im Umriß verkehrt -eilanzettförmig, mit keiliger oder ab— gerundeter Baſis, 8 — 21 Centim. lang und 2,5 — 11 Centim. breit, mit 7— 26 Millim. langem Stiele, rings herum grob gekerbt oder ſeicht gelappt (mit 9—10 ſtumpfſpitzigen, an der Spitze knorpelig verdickten Kerben oder Lappen auf jeder Seite), vielnervig (mit 9 — 12 Paaren Seitennerven), unterſeits flaumhaarig. Früchte einzeln oder zu zweien auf kurzem dickem Stiele, groß (3,5 Centim. lang). Näpfchen halbkuglig, mit angedrückten, eiförmigen, ſtumpfen Schuppen; Eichel ellipſoidiſch, dick langbeſpitzt, zwei— mal länger als die Cupula. — Baum von 26 — 29 Met. Höhe. Südliche Vereinigte Staaten in feuchten Niederungen und auch in Ge— birgen (Qu. monticola Michx.). Dieſe ſehr ſchöne Eiche verlangt einen frucht— baren, tiefgründigen, feuchten Boden und in Nord- und Mitteldeutſchland einen geſchützten Stand. Variirt außerordentlich, je nach dem Standort. In Gärten, nicht häufig. 103. Quercus Ilex L. Immergrüneiche. Synonyme und Abbildungen: Qu. Ilex L. Sp. pl., Reichb. Ic. I. C. t. 642, Hartig a. a. O. S. 107, Kotſchy, Eichen, Taf. 38, Pokorny a. a. O. S. 41, A. DC. Prodr. I. c. p. 38; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 314. „Steineiche“ franz. „yeuse“. Blätter lederartig, von mehrjähriger Dauer, eiförmig-länglich oder eilanzettförmig, ſpitz oder zugeſpitzt, ganzrandig oder dornig gezähnt, ſehr variirend, jung dünn, oberſeits braunröthlich ſternflaumig, unterſeits weißlich „ ae dünnfilzig, erwachſen dick, oberſeits glänzend dunkelgrün kahl, unterſeits grau- weiß bis roſtbraun filzig, 2,5 — 7,5 Centim. lang, 16— 32 Millim. breit, mit graufilzigem, 5 — 12 Millim. langem Stiel. Nebenblätter lineal, purpurn. Männliche Kätzchen 4— 5,5 Centim. lang, mit filziger Spindel und entfernt ſtehenden Blüten, deren weißliches Perigon verwachſenblättrig, napfförmig, in 6 breiteiförmige Zipfel zertheilt und auswendig, ſowie innen im Grunde zottig-filzig iſt. Staubbeutel mit einem kurzen Anhängſel an der Spitze. Weibliche Blüten traubig an einem das Blatt an Länge oft übertreffenden filzigen Stiele ſitzend, mit filziger Schuppenhülle und Frucht— knoten; Narben 4, ſitzend, zurückgerollt. Früchte an dem verlängerten, hin— und hergebogenen Stiele ſitzend, bis 3,5 Centim. lang; Näpfchen halbkugelig— becherförmig, mit dicht anſchließenden eilanzettförmigen filzigen Schuppen; Eichel ſehr verſchieden an Größe und Form, beſpitzt, hellbraun, kahl. — Immergrüner Baum 3. bis 2. Größe (9,7 —19,5 Met. hoch), mit dickem Stamme und reichbelaubter rundlich-eiförmiger Krone, oft auch nur ein Mittel- bis Großſtrauch. Rinde der Stämme glatt, aſchgrau, der Aeſte bräunlich, warzig; junge Zweige mit gelblichweißem oft dickem Filz bedeckt. Blattgeſtalt ſehr veränderlich; an Stocklohden und Stammſproſſen die Blätter ſtets größer und meiſt ſcharf und dornig gezähnt, an Kronenzweigen alter Bäume klein, immer ganzrandig. Holz im Kern ſchwarzbraun, ſehr ſchwer und dauerhaft. — Wird mit 12— 15 Jahren mannbar, blüht im April oder Mai. Die Immergrüneiche iſt eine echt mediterrane Holzart und daher durch alle rings um das mittelländiſche Meer gelegenen Länder verbreitet. Als waldbildender Baum tritt ſie nur im ſüdlicheren Süd- und Südweſteuropa, beſonders in Spanien und Portugal und auf den Inſeln des Mittelmeeres auf und ſteigt dort (auch am Aetna) bis 1300 Met. über das Meer empor. Ihre Polargrenze geht durch die Litoralregion der adriatiſchen Zone unſeres Gebiets (vom Gardaſee durch das äußerſte Südtirol und das venetianiſche Gebiet über Friaul nach Trieſt und Dalmatien). Hier kommt dieſe Eiche vorzüglich ſtrauchig vor, als immergrünes Gebüſch ſonnige Berghänge und Hügel bedeckend. Erſt auf den Inſeln des Quarnero beginnt ſie baumartig zu wer— den. Sie liebt einen trocknen Boden (kommt übrigens ſowohl auf Kalk— und Mergel-, als Silicatboden vor) und ſonnige Lage und gedeiht als Kultur— pflanze im Freien nur noch in der ſüddeutſchen, ungariſchen und dem ſüd— lichen Theile der rheiniſchen Zone, findet ſich jedoch auch da nur ſelten angepflanzt. 7 II. Erythrobalanus Oerst. Notheiche. Sommergrüne Eichen Nordamerikas. Blätter meiſt buchtig, fiederſpaltig oder fiedertheilig mit ſtumpfen oder ſpitzen in eine ſteife Endborſte aus- laufenden Fiederlappen, ſelten ganz und ganzrandig ohne Endborſte, ſich vor dem Abfallen röthlich bis ſcharlachroth färbend. Ueberſicht der in die Flora aufgenommenen Arten. A. Blätter buchtig-fiederſpaltig oder fiedertheilig, mit 3—4 bis an den Blattrand gehenden Seitenrippenpaaren. a. Lappen ſpitz, allmälig in die Endborſte verlaufend. 4. Lappen des buchtigfiedertheiligen Blattes grob und buchtig gezähnt, mit zugeſpitzten in eine Endborſte verlaufenden Zähnen. Eichel groß. el. Fruchtnäpfchen am Grunde abgerundet. Blätter und Knospen kahl, glatt. ; Näpfchen 20—27 Millim. breit. Blätter flach gebuchtet. Qu. rubra L. Näpfchen 14—18 Millim. breit. Blätter tief gebuchtet. Qu. palustris Du Roi. 4 2. Fruchtnäpfchen am Grunde in einen beſchuppten Stiel verſchmälert. Eichel eiförmig mit abgerundetem Scheitel. Blätter und Knospen kahl. Qu. coccinea Wangh. Eichel faſt kugelig mit niedergedrücktem Scheitel. Blätter unterſeits nebſt Knospen graufilzig. Qu. tinctoria W. 3. Lappen des buchtig⸗fiedertheiligen Blattes ganz und ganzrandig, Seiten- lappen ſichelförmig auswärts gebogen. Qu. falcata Michx. b. Lappen abgerundet oder ſtumpfſpitzig, ganzrandig, mit einer aufgepflanzten Stachelborſte endigend. Blätter unterſeits filzig. Blatt fünflappig, am Grunde keilig, unterſeits graufilzig. Qu. ilicifolia Wangh. Blatt dreilappig, am Grunde faſt herzförmig, unterſeits mehlig- filzig. Qu. nigra W. B. Blätter ganz und ganzrandig, kurzgeſtielt, mit vielen vor dem Blattrande endi- genden Seitenrippen. Blatt elliptiſch⸗lanzettförmig, borſtentragend. Qu. imbricaria Michx. Blatt lineal“lanzettförmig, ſtachelſpitzig. Qu. Phellos L. 104. Quercus rubra L. Notheiche. Synonyme und Abbildungen: Qu. rubra L. Sp. pl. p. 1413; Pursh 1. c. p. 630, Michx. Eichen, Taf. 26, Hartig, a. a. O. S. 105, A. DC. Prodr. I. c. p. 60. — „Red Oak.“ Knospen kahl, glatt, glänzend braun. Blätter im Umriß eiförmig oder elliptiſch, jung faſt nur grob buchtig-gezähnt, unterſeits grauflaumig, erwachſen breit und flach gebuchtet mit ſpitzen und grob gezähnten Lappen, Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. IT — 418 am Grunde keilig oder abgerundet, ganzrandig, beiderſeits kahl und glänzend grün, S—11 Centim. lang und 27—53 Millim. breit, mit ebenſo langem Stiel. Früchte einzeln an den Zweigen (in den Winkeln der abgefallenen Blätter) ſitzend. Näpfchen halbkuglig, kahl, mit kleinen eiförmigen angedrückten Schup⸗ pen. Eichel aufgetrieben eiförmig, abgerundet, glänzend glatt, braun, mit walziger Spitze. — Baum von 22,7 — 26 Met. Höhe, mit meterdickem Stamm und breitäſtiger Krone. Blätter färben ſich im Herbſt hellroth. Blüht Ende Mai. Vereinigte Staaten, von Georgien und Texas bis Canada, vom atlan- tiſchen Meere bis Jowa und Miſſouri. Ueberall in Parkanlagen unſeres Gebiets als Zierbaum, in vielen Gegenden auch ſchon ſeit langer Zeit im Walde angepflanzt, namentlich in Hannover, Sachſen, Baiern, Würtemberg und den Rheingegenden. Aelteſte Bäume (in Parken) 90 — 120 Jahre. Iſt ſchnellwüchſiger als die einheimiſchen ſommergrünen Eichen und eignet ſich wegen des Gerbſtoffreichthums ihrer lange glatt und ſpiegelnd bleibenden Rinde zum Eichenſchälwaldbetrieb. Verträgt noch das Klima von Kurland. Gedeiht am beſten auf friſchem Sand- und Lehmboden. 105. Quercus eoceinea Wangenh. Scharlacheiche. Synonyme und Abbildungen: Qu. coccinea Wah. Anpfl. modern. Holzart. S. 44, Fig. 9; Pursh J. c., Michx. Eichen, Taf. 23, Hartig a. a. O. S. 106; A. DC. Prodr. I. C. p. 61. (Qu. ambigua und borealis Michx.) — „Scarlet Oak.“ Unterſcheidet ſich von der vorhergehenden Art, mit der ſie oft ver— wechſelt wird, durch die tief gebuchteten fiedertheiligen Blätter, welche in der Jugend nur in den Nervenwinkeln etwas wollig ſind und im Herbſt eine prächtig ſcharlachrothe Farbe annehmen, und das becherförmige in einen Stiel verſchmälerte Fruchtnäpfchen, welches die eiförmig-kuglige Eichel mehr als zur Hälfte umſchließt. Blätter mit abgerundeter, abgeſtutzter, faſt herz- förmiger oder keilförmiger Baſis und gegen die Spitze hin zackig gezähnten Fiederlappen, ansgewachſen 8— 22 Centim. lang und 5,5 — 13,5 Centim. breit, mit 27 — 53 Millim. laugem Stiele. — Baum von 16 —26 Met. Höhe. . Vereinigte Staaten, von Florida und Texas bis Miſſouri, Maſſachuſets und Neu-Schottland. Häufig als Zierbaum in unſerm Gebiet angepflanzt, auch wohl als Waldbaum. Verhält ſich wie vorige Art. 106. Quercus palustris Du Roi. Sumpfeiche. Synonyme und Abbildungen: Qu. palustris Du R. Harbb. Baumzucht, II., S. 268, Taf. 5, Fig. 4; Pursh J. c. p. 631, Michx. Eichen, Taf. 25, Hartig a. a. O. S. 106, A. DC. 1. c. p. 60. — „Swamp spanish Oak, Pine-Oak.“ — ,.,.Al97 Blätter und Knospen kahl, erſtere denen von Qu. coceinea jehr ähnlich, aber kleiner, übrigens ſehr variirend, immer mit dicken bleibenden Haarbüſcheln in den Nervenwinkeln. Früchte klein; mit flach napfförmiger auf kurzem dickem unbeſchupptem Stiel ſitzender Cupula und kugliger glänzend olivenbrauner, lang beſpitzter, 1,5 Centim. langer Eichel. — Baum von 22,7 — 26 Met. Höhe. Vereinigte Staaten, in Sümpfen von Maſſachuſets, Ohio, Miſſouri bis Texas und Georgien. Gedeiht anf feuchtem Boden noch im mittleren Norddeutſchland trefflich. 107. Quercus tinctoria Willd. Färbeeiche. Synonyme und Abbildungen: Qu. tinetoria W. Sp. pl. IV, p. 444; Pursh 1. c. P. 629, Michx. Eichen, Taf. 22, Hartig a. a. O. S. 105. — Qu. coceinea fl. tinctoria A. DC. Prodr. I. c. p. 61. — „Blak Oak, Quercitron.“ Blätter denen der Scharlacheiche ſehr ähnlich, aber unterſeits bleibend weichhaarig, jung beiderſeits gelblichgrau-filzig mit in lange Borſten aus— laufenden Zipfeln, erwachſen oberſeits glänzend kahl, ſo groß und ebenſo lang geſtielt wie bei Qu. coccinea. Früchte nur durch die am Scheitel nieder-, faſt eingedrückte und dann beſpitzte Eichel von denen der Scharlach— eiche verſchieden. Knospen graufilzig. — Holz und Rinde enthalten einen gelben Farbſtoff, letztere auch reichlichen Gerbſtoff. Holz kommt unter dem Namen „Quercitron“ als Färbeholz in den Handel. Baum von 22,7 — 26 Met. Höhe. In bergigen Gegenden Virginiens, Carolinas und Penſylvaniens. Häufig in Parkanlagen. Hält noch im nördlichen Deutſchland aus. 108. Quercus falcata Michx. Sichelblättrige Eiche. Synonyme und Abbildungen: Qu. falcata Michx. Fl. amer. II, p. 199, Eichen, Taf. 21; Hartig a. a. O. S. 105, A. DC. Prodr. I. c. p. 58. — „Spanish Oak.“ Blätter auch erwachſen unterſeits filzig, im Umriß länglich, tief drei— lappig bis fiederlappig, mit breiten tiefen Buchten und langzugeſpitzt-drei— eckigen ganzrandigen ſchwach ſichelförmigen gebogenen Seitenlappen, 8 — 13,5 Centim. lang und 5,5— 8 Centim. breit, mit 20 — 33 Millim. langem Stiel. Früchte klein, einzeln, kurz geſtielt, mit becherförmigem, am Grunde verſchmälertem Näpfchen und kuglig-eiförmiger, von der Cupula halb um— ſchloſſener 9 — 13 Millim. langer Eichel. — Baum von 22,7 — 26 Met. Höhe. . 27 ** — 2 Vereinigte Staaten, von Florida und Texas bis New-Jerſey und Kentuki. In Parken und Forſtgärten angepflanzt. Hält noch in Mittel⸗ deutſchland aus. 109. Quercus ilieifolia Wangh. Hülſenblättrige Eiche. Synonyme und Abbildungen: Qu. ilicifolia Wangenh. Forſtw. S. 79, Taf. 17, Guimp. Hayne, Holzgew. Taf. 54, Hartig a. a. O. S. 105, A. DC. Prodr. I. e. p. 58. — Qu. Banisteri Michx. Eichen, Taf. 19, Pursh 1. c. p. 631. — „Bear Oak, Blak skrub Oak.“ Blätter im Umriß verkehrt-eiförmig, 3 — 5 lappig (mit 2 — 4 Seiten⸗ und einem Endlappen), erwachſen oberſeits kahl dunkelgrün, unterſeits dünn graufilzig, 8 — 16 Centim. lang und 4— 11 Centim. breit, mit 11— 34 Millim. langem Stiele; Lappen ſtumpf dreieckig mit Endborſte, ganzrandig, ſelten mit einigen ſeichten borſtentragenden Zähnen. Früchte klein, einzeln ſtehend, kurz geſtielt, mit kreiſelförmiger kleinſchuppiger filziger Cupula und kugliger olivenbrauner glatter beſpitzter 15 Millim. langer Eichel. — Strauch von 1— 2,6 Met. Höhe oder kleiner Baum. Blattform ſehr variirend. Auf Gebirgen in Virginien, Penſylvanien, New-Jerſey, New= York, Connecticut, Maſſachuſets. In Parkanlagen häufig, hält noch in Nord⸗ deutſchland aus. 110. Quercus nigra Willd. Schwarze Eiche. Synonyme und Abbildungen: Qu. nigra L. Sp. pl. p. 1413, var. f.; Pursh l. c. p. 629, Hartig a. a. O. S. 105, A. DC. Prodr. I. c. p. 63. — Qu. ferruginea Michx. Quere. t. 22, 23. — „Barren Oak.“ Blätter lederartig, im Umriß keilförmig, am Grunde etwas herzförmig, gegen die Spitze hin ſeicht dreilappig, oberſeits kahl glänzend grün, unterſeits roſtröthlich mehlig-filzig, 8 — 11 Centim. lang und 27 — 54 Millim. breit, mit 4—15 Millim. langem Stiele; Lappen abgeſtumpft, in der Jugend borſtentragend. Früchte klein, mit kreiſelförmiger Cupula und kurz ei förmiger Eichel. — Kleiner Baum von 6,5 — 9,7 Met. Höhe. Vereinigte Staaten, von Florida bis New-Jerſey, auf ſteinigem und ſandigem trocknem Boden. Verlangt ſchon in Mitteldeutſchland eine ge— ſchützte Lage. 111. Quercus imbriearia Michx. Schuppen⸗Eiche. Synonyme und Abbildungen: Qu. imbricaria Michx. Querc. n. 9, t. 15, 16; Pursh I. c. p. 627, Hartig a. a. O. S. 107, A. DC. Prodr. I. c. — „Shingle Oak.“ — 421 — Blätter länglich- oder elliptiſch-lanzettförmig, ganzrandig, am Grunde verſchmälert, an der Spitze eine Borſte tragend, kahl, oberſeits glänzend dunkelgrün, unterſeits matt blaßgrün, 11 — 20 Centim. lang und 4 bis 8 Centim. breit, mit 5 — 16 Millim. langem Stiel. Früchte klein, einzeln ſtehend; Näpfchen flach becherförmig, mit breit eiförmigen Schuppen; Eichel kuglig. — Baum bis 13 Met. Höhe. In Gebirgen der Vereinigten Staaten, von Georgien und Carolina bis New-Jerſey und Arkanſas. In Forſtgärten und botanischen Gärten. Hält noch im mittleren Norddeutſchland gut aus. 112. Quercus Phellos L. Weiden⸗Eiche. Synonyme und Abbildungen: Qu. Phellos L. Spec. pl. p. 1412; Pursh J. c. P. 625. Michx. Eichen, Taf. 12, Hartig a. a. O. S. 107, A. DC. Prodr. p. 63. — „Willow Oak.“ Blätter lineal-lanzettförmig, ſehr kurz geſtielt, an beiden Enden ſpitz, am obern ſtachelſpitzig, ganzrandig, kahl, oberſeits glänzend dunkel-, unterſeits matt hellgrün, 5— 11 Centim. lang und 7 — 14 Millim. breit. Früchte klein, 15 Millim. lang, ſitzend; Eichel kuglig, beſpitzt, zur Hälfte von der halbkugligen kleinſchuppigen Cupula umſchloſſen. — Baum von 13 bis 19,5 Met. Höhe. An feuchten, überſchwemmten Plätzen der ſüdlichen und öſtlichen Ver— einigten Staaten, von Texas und Louiſiana bis Long-Island und Arkanſas. Verhält ſich wie vorige Art. III. Cerris Oerst. Zerreichen. Sommergrüne Eichen mit buchtig gezähnten oder fiederſpaltigen Vlättern, oder Immergrüneichen mit ganzen und ganzrandigen oder gezähnten Blättern. (Ueberſicht der Arten ſ. oben S. 386.) 113. Quercus Cerris. L. Zerreiche. Synonyme und Abbildungen: Qu. Cerris L. Sp. pl. p. 1412; Hartig, Forſt— kulturpfl. S. 142, Taf. 13, Reichb. Ie. I. c. t. 650, Nouv. Duham. t. 57, Hayne, Arzneigew. XII, Taf. 48; Pokorny a. a. O. S. 39, Nördlinger, Forſtbot. II, S. 303 ff., A. DC. Prodr. I. c. p. 41. — Qu. austriaca Willd., Kotſchy, Eichen, Taf. 20. — „Zerreiche, Burgundiſche, öſterreichiſche Eiche.“ Franz. „Chöne chevelu, lombard“. Knospen klein, eiförmig, hellbraun, von wenigen filzigen Schuppen bedeckt, außerdem von fadenförmigen Nebenblättern umhüllt. Blätter im Umriß länglich, eingeſchnitten, grob gezähnt bis fiederſpaltig, mit dreieckigen, in der Jugend (oder bei jüngeren Exemplaren) oft ſtachelſpitzigen ganz— 422 randigen Zähnen oder Zipfeln (Fig. XLIX.), ſeltner fait kammförmig oder leierförmig fiedertheilig, mit länglichen ſpitzen und ſpitz gezähnten oder faſt buchtig⸗fiederſpaltigen, am Rande welligen bis gekräuſelten Abſchnitten, jung oberſeits ſternflaumig, unterſeits dünn graufilzig, ausgewachſen lederartig, oberſeits glänzend glatt dunkelgrün, unterſeits matt hellgrün, an den Nerven und Adern ſternflaumig, 8— 18 Centim. lang und 2— 9 Centim. breit, mit 3— 20 Millim. langem Stiele. Nebenblätter lang, lineal-borſtlich, ge— bogen, filzig, auch nach dem Abfall der Blätter noch ſtehen bleibend. Männliche Kätzchen bis 7 Centim. lang, ſehr lockerblütig und da- her ſchlaff, mit filziger Spindel. Blüten mit verwachſenblättrigem becherförmigem vierlappi⸗ gem äußerlich filzigem gelblichem Perigon und 4 kurzgeſtielten ellipſoidiſchen behaarten Staub⸗ beuteln. Weibliche Blüten auf kurzem dickem blattwinkelſtändigem Stiele einzeln oder traubig, ſitzend, mit graufilzigen Deckblättern und Fruchtknoten; letztere mit 4 umgebogenen ſitzenden Narben. Früchte im zweiten Herbſt reifend, einzeln oder traubig, auf kurzem oder bis 27 Millim. langem Stiele ſitzend. Näpfchen becherförmig, mit zahlreichen lineal—⸗ pfriemenförmigen, runden, ſteifen, braunfilzigen Schuppen bedeckt, von denen die unter⸗ ſten abſtehenden an der Spitze, die mittleren und oberen über der Baſis nach außen um⸗ gebogen ſind und daher ſparrig aus einander ſtehen. Eichel eiförmig⸗länglich, dunkelbraun, am beſpitzten Scheitel filzig, ſonſt kahl, 2 bis 3mal jo lang wie die Cupula, bis 3 Centim. RER: lang. — Baum 2., jelten 1. Größe, vom ereus Cerrte 1. Wuchfe der Stieleiche, mit dickem Stamme 5 und breitäſtiger Krone. Rinde an älteren Stämmen eine dicke längs- und querriſſige Borke von graubrauner Farbe mit roſt⸗ rothen Riſſen, an Aeſten ein dunkelaſchgraues Periderma. Junge Zweige graufilzig oder flaumig. Pfahlwurzel theilt ſich regelmäßig in 2 bis 3 Stränge. Junge Pflanzen an Trieben und Blättern ſcharf behaart. Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Eintritt der Mann— barkeit angeblich früher als bei der Stieleiche, Wiederkehr der Samenjahre häufiger als bei dieſer. Beginn des Laubausbruches (in Nieder-Oeſterreich) F Mitte April bis Anfang Mai, der Blüte um Mitte Mai, der Fruchtreife in der zweiten Hälfte des Septembers. Entlaubung Ende Oktober, ſpäte— ſtens Anfang November. Bis zum erſten Herbſt nach der Blütezeit erreicht die Eichel nur die Größe einer Erbſe und bleibt in der Cupula eingeſchloſſen. Der Höhenwuchs ſoll binnen 160 Jahren vollendet werden, das Haupt— wachsthum zwiſchen dem 80. und 120. Jahre liegen, die Ausſchlagsfähig— keit ſehr groß ſein. Ueber das Alter, welches die Zerreiche zu erreichen vermag, ſcheint nichts ermittelt zu ſein; man kennt aber ſelbſt außer— halb ihres natürlichen Verbreitungsbezirks angepflanzte Exemplare von mehr als 200 Jahren Alter. Formenkreis. Abgeſehen von der Vielgeſtaltigkeit der Blätter, welche durch den Standort bedingt iſt, ſcheint die Zerreiche wenig zu variiren. Pokorny unterſcheidet zwei Varietäten: a. sinuata, mit buchtig gelappten unterſeits graufilzigen Blättern, deren Lappen ſpitz, deren Buchten ſtumpf— winklig, und deren Stiele 10 — 15 Millim. lang find (Fig. XLIX), und b. pinnatifida (bipinnatifida Schur), mit fiederſpaltigen bis fieder— theiligen, unterſeits hellgrünen und zerſtreut ſternhaarigen Blättern, deren Lappen oft wieder fiederſpaltig und deren Stiele nur 3 — 10 Millim. lang ſind. Erſtere Form ſoll die eigentliche Qu. austriaca W. ſein, dieſe aber nach Kerner ſeicht gelappte Blätter mit abgerundeten Lappen haben (ſ. die Anmerkung S. 424). Durch die fädig-pfriemenförmigen perſiſtenten Neben— blätter, den Bau der Cupula und die vierlappigen Perigone der blos viermännigen Blüten iſt die Zerreiche von allen übrigen Eichen unſeres Gebiets weſentlich verſchieden. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die Zerreiche bewohnt das ſüdöſtliche und ſüdliche Europa. Ihre Polargrenze iſt nicht genau bekannt, geht aber innerhalb unſeres Gebiets durch das tertiäre Hügelland Niederöſterreichs (wo die Zerreiche bei St. Pölten noch ſpontan auftritt) und durch Mähren (über die Pohlauer Berge). Südwärts iſt dieſe Eiche bis Dalmatien, Iſtrien, Calabrien und Sicilien, weſtwärts bis Central— und Nordſpanien, oſtwärts bis in die Türkei verbreitet. Innerhalb unſeres Gebiets kommt ſie vorzüglich in Ungarn, wo ſie in Laubwäldern des Hügel— landes und an den Gebirghängen theils eingeſprengt, theils in reinen Beſtänden auftritt, in Bergwäldern des Banat und des weſtlichen Sieben— bürgen vor. Dem ungariſchen Tiefland fehlt ſie. Im mittelungariſchen Bergland wird ſie bis 755, im Bihariagebirge bis 720 Met. Seehöhe angetroffen (nach Kerner). Vereinzelt findet ſie ſich in Kroatien, Dal— matien, Iſtrien, Krain, Kärnthen und Steiermark, während ſie in Tirol und den weſtlichen Alpenländern ganz fehlt. Am nordweſtlichen Rande des Jura tritt die Zerreiche wieder auf, und zwar im Depart. Doubs, wo „ ſie ſogar reine Beſtände (im Walde von St. Vit einen ſolchen von 100 Hectaren) bildet. Außerhalb unſeres Gebiets iſt dieſe Eichenart vor— züglich in Serbien, wo fie im Verein mit Qu. conferta ausgedehnte Waldungen bildet, in Bosnien, in Italien, wo ſie längs der Apenninen— kette in der Region der Eichen wächſt und ſtellenweiſe bis in die Buchen— region hinauf und bis in die Olivenregion hinabſteigt, und in Weſtfrank— reich zu Haufe. Ueber ihre Höhenverbreitung iſt wenig bekannt; in Nieder- öſterreich ſteigt ſie im Mittel bis 1500 w. F. (474 Met.), auf der Balkan⸗ halbinſel (in Südmacedonien) nach Griſebach bis 2650 p. F. (860,8 Met.) empor. In der ſüddeutſchen und rheiniſchen Zone findet ſie ſich in Gärten, Alleen und Parken häufig angepflanzt (z. B. in Baden); übrigens kommt ſie noch in Norddeutſchland im Freien fort. Sie liebt ſonnige Lage und einen tiefgründigen bindigen Boden, kommt daher vorzüglich auf Lehmboden vor, welcher durch Verwitterung von Thon- und Glimmerſchiefer, thonreichen Kalkſteinen und Trachyt entſtanden iſt, ſtellenweis auch auf felſigem Terrain (Glimmerſchiefer, Sandſtein, Cerithienkalkf) und Sandboden. Sonſt iſt über ihre Lebensbedingungen nichts bekannt. Anmerkung. Die von Kerner als Qu. austriaca W. bezeichnete Eiche, welche bezüglich der Cupula mit Qu. Cerris völlig übereinſtimmt, kommt in Nieder -Oeſterreich und Ungarn (wo ſie heimiſch iſt) immer nur vereinzelt und zwar in Geſellſchaft der gewöhnlichen Qu. Cerris und Qu. sessilillora vor, weshalb Neilreich der Anſicht war, daß ſie ein Baſtard beider ſei, wogegen aber der Umſtand ſpricht, daß die Zerreiche erſt zu blühen beginnt, wenn die Traubeneiche abgeblüht hat. Ein wahrſcheinlicher Baſtard von Qu. Cerris und Qu. pubescens iſt die Qu. undulata Kit. (Add. p. 86), welche hier und da im mittelungariſchen Berglande mit jenen beiden Arten zuſammen auf Kalk zwiſchen 100 und 600 Met. Seehöhe vorkommt. Sie erinnert durch die ſpitzlappigen Blätter an die Zerreiche, während ſie durch die Bekleidung der unteren Blattfläche und die Geſtalt der Cupulaſchuppen mit der Traubeneiche viel näher ver— wandt iſt. Kerner hält ſie für eine eigene Art. Für einen Baſtard jener beiden Eichenarten und zwar für die Combination Qu. pubescens & Cerris möchte ich auch die Qu. coriifolia Borb. et Vukot. (Qu. ilicifolia Vukot. nicht Wangenh.) nach mir vorliegenden, mir von Dr. Borbäs freundlichſt mitgetheilten Zweigen halten, denn die Sproſſe und die Blätter dieſer in den Schwabenbergen bei Budapeſt vorkommenden Eiche ſind ebenſo filzig, nur etwas dünner behaart, wie bei Qu. pubescens, an welche auch die Umrißform der Blätter und die Cupula erinnern, während ſie die ſpitzen Blattzipfel mit Qu. Cerris gemein hat. Möglicherweiſe iſt dieſe Eiche identiſch mit der oben genannten, mir nicht bekannten Qu. undulata Kit., denn wellig gebogen am Rande ſind ihre Blätter ebenfalls. 114. Quercus Suber L. Korkeiche. Beſchreibungen und Abbildungen: Qu. Suber L. Sp. pl., Reichb. Ic. I. c. t. 641, Hayne, Arzneigew. XII, Taf. 43, Hartig a. a. O. S. 107, Kotſchy, Eichen, Taf. 33, Pokorny a. a. O. S. 41, A. DC. Prodr. I. c. p. 40. — Franz. „Liege“. dh Blätter gedrängt ſtehend, elliptiſch, oval, länglich, ei- oder länglich— lanzettförmig, ſcharf bis dornig gezähnt oder auch ganzrandig, jung beider— ſeits graufilzig, erwachſen oberſeits glänzend dunkelgrün, unterſeits weiß— graufilzig, 3 — 7 Centim. lang und 1,5 — 3,5 Centim. breit, mit 5 bis 12 Millim. langem Stiel. Nebenblätter klein, filzig, bald abfallend. Männliche Kätzchen ſehr zahlreich, gebüſchelt, bis 4 Centim. lang, lang geſtielt, lockerblütig; Spindel graufilzig, Perigone verwachſenblättrig, 6lappig, äußerlich röthlich-filzig, Staubbeutel kurz geſtielt, herz- eiförmig, beſpitzt. Weibliche Blüten an einem achſelſtändigen filzigen Stiel einzeln oder ährenförmig, ſitzend, weißfilzig, mit vier ſitzenden bandförmigen zurück— gekrümmten Narben. Früchte 1,5 — 4 Centim. lang, kurz geſtielt; Näpfchen halbkuglig am Grunde abgerundet oder kreiſelförmig am Grunde verſchmälert, mit graufilzigen locker zuſammenſchließenden Schuppen, von denen die unteren breit, eiförmig und kurz, die oberſten lineal-lanzettlich und lang ſind; Eichel 2 — 3 mal länger, von verſchiedener Form, beſpitzt, glänzend hell— braun. — Immergrüner Baum von 9,7 — 16,2 Met. Höhe mit unregel— mäßiger Krone. Junge Zweige grau- oder gelblich-filzig, jüngere Aeſte und Stämme mit glattem roſtbraunem Periderma bedeckt, ältere mit von Jahr zu Jahr dicker werdender Korkrinde, welche ſich zuletzt von ſelbſt in großen dicken Platten ablöſt, wenn ſie nicht abgeſchält wird. Liefert den meiſten und beſten in den Handel kommenden Kork. Variirt außerordentlich bezüglich der Blatt- und Eichelform. Blüht (in Iſtrien und Dalmatien) im April oder Anfang Mai. Die Korkeiche findet ſich in unſerem Gebiete auf trocknem Boden und in ſonniger Lage nur in der adriatiſchen Zone und zwar blos in der Strandregion Iſtriens und Dalmatiens, ſowie auf den dalmatiniſchen Inſeln in vereinzelten Exemplaren. In dem ehemaligen Reichsforſt von Siana bei Pola ſtehen alte Bäume, die vielleicht gepflanzt worden ſind. Sie iſt eine der weſtlichen Hälfte der Mediterranzone angehörige Holzart, welche das Maximum ihrer Verbreitung im öſtlichen und ſüdweſtlichen Spanien, in Südportugal und Algerien erreicht. In Andaluſien wird ſie zu einem Baum 1. Größe und Hunderte von Jahren alt. Sie hält zwar noch in Süddeutſch— land in Gärten in ſehr geſchützter Lage im Freien aus, kann aber, da ſie winterliche Kälteexktreme von nur — 5 bis 10° ,. kaum zu ertragen vermag, ſelbſt für die adriatiſche Zone nicht zum Anbau empfohlen werden. 115. Quercus Pseudosuber Santi. Falſche Korkeiche. Synonyme und Abbildungen: Qu. Pseudosuber Santi, Viagg. Tosc. I, p. 156, t. 3; Lois. Nouv. Duham. VII, t. 48, f. 2, Pokorny a. a. O. S. 40, Kotſchy, Taf. 35, A. DC. Prodr. I. c. p. 43. — Qu. Aegilops Poll. nicht L. ä Unterſcheidet ſich von der echten Korkeiche durch eine dünnbleibende, nicht benutzbare Korkrinde, grob gezähnte, faſt fiederſpaltige Blätter, vier— lappige Perigone der männlichen Blüten und unter einander verwachſene Näpfchenſchuppen, deren oberer freier linealer Theil bogenförmig zurück— gekrümmt iſt. Blätter länglich, 4 — 9 Centim. lang und 2,7 — 4 Centim. breit, mit 5 — 10 Millim. langem Stiele, oberſeits glänzend grün, unter— ſeits weißfilzig; Zähne ſtachelſpitzig. Zweige und Blattſtiele fahlbraun— filzig. Kätzchen 4— 7 Centim. lang, mit lichtbraun-filziger Spindel und getrennt ſtehenden Blüten; Perigon ſpitzlappig, auswendigt behaart, Antheren (4) ſehr kurz geſtielt, herzförmig mit zweiſpaltiger bebarteter Spitze. Früchte groß, bis 4 Centim. lang, kurz geſtielt, mit graufilziger kreiſel— förmiger Cupula, welche zur Reifezeit die glänzend kaſtanienbraune Eichel bis zur Hälfte umſchließt. Schöner Baum von 9,7—13 Met. Höhe mit bis ½ Met. dickem Stamme und reichbelaubter Krone. Blüht (in Iſtrien) im April oder Mai. Eine ſüdeuropäiſche und nordafrikaniſche, vorzüglich in Italien (um Rom, in Calabrien, Sicilien) und im öſtlichen Algerien wachſende Holz— art, welche in unſerem Gebiete nur in Iſtrien ſehr vereinzelt (bei Piſino— Corridaro, Carpizza, bei Corcilea und Capo d'Iſtria) auf trocknen Hügeln der warmen Region vorkommt und weſtwärts bis in die Provence ver— breitet iſt. 116. Quercus eoceifera L. Kermeseiche. Synonyme und Abbildungen: Qu. coccifera L. Sp. pl., Sibth. Sm. Fl. graec. t. 144. Hayne, Arzneigew. XII. Taf. 49, Reichb. Ic. 1. c. t. 643, Hartig a. a. O. S. 106, Pokorny a. a. O. S. 43, Kotſchy, Eichen, Taf. 29, A. DC. Prodr. I. c. p. 52. Blätter ſtarr, länglich oder rundlich, grob dornig gezähnt, am Rande wellig, kahl, oberſeits glänzend dunkelgrün, unterſeits blaßgrün, 2,4 bis 4 Centim. lang und 13—22 Millim. breit, mit 1—5 Millim. langem Stiele. Kätzchen 13—40 Millim. lang, lockerblütig; Spindel etwas filzig; Perigon napfförmig, kurz vierlappig, faſt kahl; Staubbeutel (4) ſehr kurz geſtielt, herzförmig zugeſpitzt. Weibliche Blüten einzeln oder paarweiſe in den Blattwinkeln ſitzend, kahl, mit kleinen bogenförmig gekrümmten Narben. Früchte kurz geſtielt, bis 27 Millim. lang, mit halbeiförmigem Näpfchen, deſſen zahlreiche holzige Schuppen viereckig und aus lanzettlicher Baſis pfriemenförmig verlängert ſind; untere und mittlere Schuppen zurück— gekrümmt dornſpitzig, oberſte aufrecht, weich. Eichel eiförmig -länglich, hell— braun, glatt, beſpitzt, bis zu / der Länge vom Näpfchen umſchloſſen. — Sparrig⸗äſtiger, ſtark verzweigter Strauch bis zu 2 Met. Höhe mit grauer aa glatter Rinde. Jüngſte Zweige mit einem bräunlichen Sternfilz bedeckt. Blüht im April und Mai. Eine rings um das mittelländiſche Meer verbreitete, namentlich in den weſtlichen Mediterranländern ſehr häufig auftetende, Gebüſche bildende Eiche, welche in unſerem Gebiete nur auf Hügeln im ſüdlichen Iſtrien, in Dal— matien (um Nereſi und Sabioncello) und auf der Inſel Oſero vorkommt. Sie liebt trocknen Boden und warme ſonnige Lage. Die Kermesſchildlaus (Coccus Quercus) ſticht die jungen Kätzchen an und veranlaßt eine Um— geſtaltung derſelben in längliche geſtielte Gallen. XXX. Castanea Tourn. Kaſtanie. Kospen gipfel- und ſeitenſtändig, äußerlich nur von zwei Schuppen umhüllt, auf welche innerlich ſogleich Nebenblattpaare folgen, die mit einer nach innen liegenden, in der Richtung der Mittelrippe zuſammengefalteten Blattſpreite verſehen ſind. Blattſtielnarben unter der Knospe ſenkrecht auf wenig vorſpringendem Kiſſen, mit vielen (meiſt 7) in drei Gruppen geordneten Gefäßbündelſpuren. Blätter alternirend, groß, geſtielt, unzertheilt, gezähnt, mit vielen Nebenrippenpaaren; Nebenblätter lineal, bald abfallend. Kätzchen blattwinkelſtändig, lang, ährenförmig, das oder die oberſten am Grunde der Spindel weibliche Blüten tragend, ſonſt gleich allen übrigen (tiefer ſtehenden) Kätzchen blos aus männlichen Blüten beſtehend. Nach der Blütenzeit werden die Kätzchen abgeworfen, wobei die Spindel derjenigen, welche am Grunde weibliche Blüten tragen, oberhalb derſelben abbricht. Männliche Blüten zu drei oder mehrern knaulförmig an der Spindel ſitzend, mit meiſt ſechstheiligem Perigon und 10 — 20 dem Perigongrunde eingefügten, in der Knospe einwärts geknickten Staubgefäßen. Filamente lang, weit vorſtehend, Beutel unter der Mitte angeheftet, ausgerandet, ſchief auswärts aufſpringend. Weibliche Blüten meiſt zu 3, ſelten zu 4— 7 in centrifugal ſich entwickelnde Knäuel geſtellt, eine jede von einer gemein— ſchaftlichen Bracteenhülle umgeben, deren verwachſene und erweiterte Baſis ein die Blüten tragendes Receptaculum bildet (Fig. NLVI, 6.). Jede Blüte aus einem den Fruchtknoten innig umſchließenden (mit demſelben verwachſenen), oberhalb deſſelben kelchartig erweiterten und in 5— 9 Lappen geſpaltenen Perigon beſtehend, deſſen Innenfläche rings um die 5— 9 langen faden— förmigen Narben einen Kranz rudimentärer ſteriler Staubgefäße trägt (7). Fruchtknoten 5 — 9fächrig (8), 12— 14 Samenknospen an der centralen Achſe tragend, welche gewöhnlich (wie auch die Fächer) bis auf 1 verkümmern. Frucht (Kaſtanie, Marone) deshalb in der Regel einſamig, ſelten zweiſamig, mit lederartiger Schale, von den ſtehengebliebenen Perigonzipfeln gekrönt. 3 Die aus einem Blütenknäuel hervorgegangenen Früchte (meiſt je 3, häufig nur 2 oder durch Fehlſchlagen zweier Blüten auch nur 1), von einer durch Vergrößerung und Verwachſung der Bracteenhülle entſtandenen, äußerlich mit langen Weichſtacheln dicht bedeckten Cupula völlig umſchloſſen, welche nach der Fruchtreife klappenförmig aufſpringt. Samenreife einjährig. Keimung wie bei den Eichen, Kotyledonen in der an der Spitze aufberſtenden Frucht ſchale und folglich unter dem Boden bleibend. — Sommergrüne ſchönbelaubte Bäume mit großen an der Hauptachſe ſpiralig geſtellten Blättern, von der Kronen- und Wurzelbildung der Eichen. Stamm ſehr dick werdend, Rinde ſich allmälig in eine riſſige, an die Eichen erinnernde Borke verwandelnd. Langzweige kantig, mit im Durchſchnitt fünfeckigem Markkörper. Ausſchlags⸗ fähigkeit groß, beſonders reichliche Entwickelung von Stocklohden nach dem Abhiebe des Stammes aus Proventivknospen, wie bei den Eichen. Die Kaſtaniengattung ſteht zwiſchen den Gattungen der Eichen und Rothbuchen, jedoch erſterer näher, indem ſie mit letzterer eigentlich nur die Entwickelung und Geſtaltung der Cupula gemein hat. Man kennt von ihr nur vier Arten, von denen in Europa eine einzige zu Haufe iſt, zwei Nord— amerika angehören, eine in Japan vorkommt. Die amerikaniſchen gedeihen auch in den mittleren und ſüdlichen Gegenden unſeres Florengebiets, ver— lohnen aber den Anbau nicht und finden ſich daher bis jetzt faſt nur in botanischen Gärten“). 117. Castanea vulgaris Lam. Gemeine Kaſtanie. Synonyme und Abbildungen: C. vulgaris Lamk. Encycl. I, p. 708 (1783). Math. Fl. forest. p. 223. — C. vesca Gärtn. de fruct. semin. (1788), Reichb. Ie. J. c. t. 640, Hartig a. a. O. S. 148, Taf. 19. — C. sativa Mill. Diet., Pokorny a. a. O. S. 45, Nördlinger, Forſtbot. II, S. 319 ff. — Fagus Castanea L. — „Edel⸗ kaſtanie, Maronenbaum“, franz. „Chätaignier, Marronnier“. . Knospen eiförmig, ſtumpf, gelblichgrün, kahl, Seitenknospen abſtehend. Blätter ei- oder länglich- oder breit lanzettförmig, ſpitz, am Rande grob und ſtachelſpitzig gezähnt (mit oft ſichelförmig einwärts gebogenen Zähnen), jung unterſeits zerſtreut-, kurz- und ſteifhaarig, erwachſen ganz kahl, oberſeits glänzend dunkelgrün, unterſeits matt blaßgrün, 9 — 18 Centim. lang und 4 — 6,7 Centim. breit, mit 5 — 27 Millim. langem Stiel. Kätzchen einzeln ) Gayer empfiehlt die amerikaniſche K., C. americana Loud. zum Anbau in Deutſchland, weil dieſe angeblich größere Kältegrade verträgt als die europäiſche. Sie iſt im mittleren und ſüdlichen Canada heimiſch, wo ſie auf trocknem Boden mit Hikory— bäumen gemiſcht oder auch in reinen Beſtänden in Bergwäldern vorkommt, und unter— ſcheidet ſich von der europäiſchen nur durch ihre ſchwärzliche ſtärker zugeſpitzte Nuß und ihr weißliches ins Bläuliche ſpielende Holz. „„ in den Blattwinkeln, aber oft ſehr zahlreich, 12 — 21 Centim. lang, ſtraff aufrecht, aufgeblüht dünn walzig, vorher perlſchnurförmig; männliche Blüten— perigone nebſt den langgeſtielten Staubgefäßen (meiſt 9) gelblichweiß oder hellgelb, weibliche Knäuel grün mit rothen Narben. Fruchthülle (Cupula) zur Reifezeit bis fauſtgroß, kuglig, von langen dünnen ſparrig abſtehenden grünlichen Stacheln ſtarrend, zuletzt mit 4 Klappen aufſpringend. Früchte (Kaſtanien) eiförmig, planconvex, dunkelbraun, mit großem grauem Nabel, 2— 3,5 Centim. lang. — Baum 2., ſelten 1. Größe, vom Wuchſe der Stieleiche. Bewurzelung aus einer ſtarken, ſich meiſt bald zertheilenden Phahlwurzel und reichen, oft weit ausſtreichenden Seitenwurzeln beſtehend. Stamm in der Jugend ſchlank, im Schluſſe langſchäftig, gerade und voll— holzig, im freien Stande kurzſchäftig, dick, ſich oft in ſtarke Aeſte zertheilend, mit umfangreicher Krone. Junge Triebe rothbraun, gegen die Spitze hin mehlig beſtäubt und behaart, vorjährige und ältere kahl, rothbraun bis oliven— grün, mit zahlreichen weißlichen Lenticellen. Rinde älterer Zweige und junger Stämme glatt, olivengrün, mit zunehmendem Alter durch Flechtenentwickelung (beſonders von Verrucaria epidermidis und analepta nach Hartig) weiß— fleckig werdend, zwiſchen dem 15. und 20. Jahre ſich allmälig in eine dunkel— braune riſſige Borke verwandelnd. Belaubung gleichmäßiger und wegen der Blätter dichter und ſchattender als bei der Stieleiche; Entwickelung von Johannistrieben und Endknospen auch hier häufig. Stocklohden ſchlank, ſtraff, großblättrig, ſchnellwüchſig. Ausſchlagsfähigkeit der Stöcke außerordent— lich groß, bis in das hohe Alter erhaltend. Alte Stöcke von Meterſtärke bilden in ihrer Peripherie noch Ausſchläge, die zu meterhohen Bäumen werden können. Herabhängende Aeſte alter Kaſtanien vermögen Wurzeln zu ſchlagen und ſich dann zu neuen Schäften emporzurichten. Auch entwickelt die Kaſtanie gern Wurzellohden. Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Eintritt der Mannbarkeit bei freiem Stande um das 20.— 30. Jahr, im Schluſſe erſt im 40.— 60. Jahre, bei Stocklohden (wenigſtens im Süden) ſchon mit dem 6. Jahre. Von da ab blüht die Kaſtanie faſt jährlich und bringt aller 2— 3 Jahre reichliche Mengen von Früchten hervor (wenigſtens in Südeuropa). Beginn des Laubausbruchs Anfang Mai (bei Stocklohden immer früher als am Hochwaldbaum, am letzteren im untern Theile der Krone eher als im Gipfel), der Blütezeit im Süden des Kaſtaniengebiets Ende Mai oder Anfang Juni, im Norden und in höherer Gebirgslage erſt Anfang bis Mitte Juli. Fruchtreife im Oktober. Laubabfall Ende Oktober oder im November. Die Samen verhalten ſich bezüglich der Keimkraft und der Keimung ganz wie die Eicheln. Die Edelkaſtanie iſt eine in der Jugend raſchwüchſige Holzart, welche noch im nördlichen Mitteldeutſchland bei günſtigem Standort — nal — binnen 50 Jahren bis 16,2 Met. Stammhöhe und 4,8 bis 5,35 Deeim. Stammſtärke in Bruſthöhe erreicht. Beim Niederwaldbetrieb auf günſtigem Standort geben 17 — 18jährige Stocklohden ſchon Stangen von 8 — 10 Met. Länge und 8— 12 Centim. Stärke. Der Hauptwuchs ſoll in Süddeutſchland nach Feiſtmantel zwiſchen dem 50. und 80. Lebensjahre liegen, dann aber noch viele Jahrzehnte gleichmäßig aushalten. In der That vermag die Kaſtanie unter beſonders begünſtigenden Verhältniſſen ein ſehr hohes Alter und eine enorme Stammſtärke zu erreichen. Die älteſte und ſtärkſte in Europa iſt der ſeit Jahrhunderten berühmte Castagno di cento cavalli am Aetna, deſſen ſeit Menſchengedenken hohler, in 5 Stücken getheilter Stamm 64 Met. Umfang beſitzt“). Formenkreis. Die Edelkaſtanie variirt nur bezüglich der Größe, Form und Behaarung der Blätter und der Größe und Schmackhaftigkeit der Früchte. Was die Blätter betrifft, ſo kommen bisweilen Formen mit unterſeits bleibend graufilzigen Blättern vor, beſonders bei ſtrauchigen, auf trocknem Felsboden in ſonniger Lage erwachſenen Exemplaren. Die unter dem Namen „Maronen“ in den Handel kommenden, durch beſondere Größe und Schmackhaftigkeit ausgezeichneten Früchte ſtammen von durch Kultur veredelten Racen ab, welche durch Pfropfen und Okuliren auf Wildlinge vermehrt werden. Der— gleichen veredelte Kaſtanien ſpielen vollkommen die Rolle von Obſtbäumen !). Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die Edelkaſtanie iſt durch das ganze ſüdliche Europa von Griechenland bis Portugal verbreitet und findet ſich auch auf den Inſeln des mittelländiſchen Meeres und in den Kaukaſusländern. In der Türkei, Nord-Griechenland, Oberitalien, Mittel— frankreich, Nordſpanien tritt ſie in der Ebene und im Niveau des Meeres auf, während ſie im Süden dieſer Länder ein entſchiedener Gebirgsbaum iſt, ) Außer dieſer Ruine eines gewiß mehrtauſendjährigen Kaſtanienbaumes ſtehen am Aetna nach Parlatore noch 4 ſehr alte und ſtarke Bäume derſelben Holzart, nämlich der Castagno della nave (22 Met. Umfang), C. della navota (18,7 Met. Umfang) und die beiden C. di santa Agata (22,6 und 26,3 Met. Umfang), beide kerngeſund und alle viel ſchöner als der älteſte. Andere bemerkenswerthe uralte Kaſtanienbäume ſind: die Kaſtanie von Tortworth (Grafſch. Gloceſter) in England, welche 1830 in 5° Höhe über dem Boden 52 engl. F. (15,8 Met.) im Umfange maß, eine Kaſtanie am Genferſee von 13 Met. Umfang und eine Kaſtanie bei Sancerre (Dep. Cher) in Frankreich, deren noch kerngeſunder Stamm in Manneshöhe 10 Met. Umfang hat. Ihr Alter wird auf über 1000 Jahre geſchätzt. Auch im Elſaß (bei Offweiler) giebt es Stämme von 4— 500 Jahren Alter. ) „On designe sous le nom de Marron le fruit d'une variet& du chätaignier due à la culture. Dans cette variété, fröquente surtout dans le centre et midi de la France, le fruit est plus gros, globuleux, plus large que long, ordinairement Solitaire dans l’mvoluere et & fissures des cotyledones ordin. moins profondes.“ Cosson et Germain, Fl. des envir. de Paris, p. 610. u el — der eine untere und obere Grenze beſitzt. Am häufigſten wächſt dieſer Baum in Spanien, wo er ſowohl im Norden (namentlich in Galicien, Aſturien und Vizeaya), als im weſtlichen Centrum (Leon, Eſtremadura) bedeutende Wälder bildet, die ſich an den Berghängen bis 3000 p. F. (974,5 Met.) emporziehen. In den Gebirgen von Granada (Serrania de Ronda, Sierra Nevada) ſteigt die Kaſtanie bis circa 5000 p. F. (1624 Met.) empor und bildet dort einen Waldgürtel, welcher bis 2500“ (812 Met.) abwärts reicht. Am Canigou geht die Kaſtanie nach Merrot nur bis 800 Met. hinan. In den Apenninen und auf Sieilien liegt ihre obere Grenze nach Parlatore blos in 8 — 900, nach Schouw jedoch in 971— 1299, in Macedonien nach Griſebach ebenfalls in 971 Met. Höhe. Auch dort bildet dieſer Baum hin und wieder beträchtliche Wälder in reinem Beſtande, vorzüglich in Toskana. Ebenſo in Frankreich, wo ſie namentlich im Limouſin, den Cevennen, im Perigord und in der Dauphiné gemein iſt. Innerhalb unſeres Floren— gebiets tritt zwar die Kaſtanie ſchon in der ſüdlichen rheiniſchen und in der ſüddeutſchen Zone als waldbildender Baum auf, iſt aber hier nicht heimiſch, ſondern nur durch Anbau dahin gebracht worden (3. B. in das Elſaß, wo ſie nicht allein an den Hängen der Vogeſen, ſondern auch ander— wärts, um Sulzmatt, Rohrbach u. ſ. w. große Waldbeſtände zuſammen— ſetzt, durch die Römer). Vielmehr läuft die Polargrenze ihres ſpontanen Bezirks zweifelsohne längs der Ränder des Jura und durch die Schweiz nach Südtirol und von hier durch Kärnthen und Steiermark nach Ungarn. Hier geht die Nordgrenze ihrer häufigſten Verbreitung nach Pokorny durch das Szathmerer, Biharer, Hontar und Preßburger Comitat. Uebrigens iſt es kaum möglich, dort wie anderwärts die urſprüngliche Polargrenze auch nur annähernd genau zu ermitteln, weil die Kaſtanie in allen öſterreichiſchen Ländern bis Mähren und Böhmen!) häufig angepflanzt worden und an zahlloſen Stellen verwildert iſt, was auch von Süddeutſchland und den Rheingegenden gilt. Die großartigſten Kaſtanienwälder unſeres Gebiets liegen im ſüdlichen Ungarn, in Slavonien, Kroatien und Dalmatien. Auch in Unter⸗Krain giebt es noch einen bedeutenden zwiſchen 150 und 470 Met. Seehöhe gelegenen Kaſtanienwald (auf der Domäne Mokritz). In Kärnthen kommt die Kaſtanie in den Forſten des Gutes Neuhaus in gemiſchten Beſtänden bis zu 10% eingeſprengt bis 530 Met., ja im Bezirk Bleiburg noch in 920 Met. Seehöhe ein ſchöner Baum derſelben vor. Durch Anbau entſtandene Wälder oder Gehölze finden ſich, außer im Elſaß ) Bei Komotau liegt eine alte umfangreiche Kaſtanienpflanzung mit Bäumen, deren älteſte einen Stammumfang bis über 3 Met. beſitzen und über 200 Jahre alt ſein mögen. — 432 — (wo längs des Fußes der Vogeſen überall Kaſtanienniederwaldwirthſchaft zur Gewinnung von Weinpfählen in 15 jährigem Umtriebe betrieben wird) im lothringiſchen Hügellande, in Baden, Tirol (hier im Etſchthale noch große urſprüngliche Wälder), Unterſteiermark, Niederöſterreich. Als Obſt— baum wird ſie in ganz Süddeutſchland gebaut, als Zierbaum noch im nördlichen Deutſchland, wo fie (z. B. um Braunſchweig, Blankenburg am Harz) in günſtiger Lage noch ihre Früchte vollkommen reift, ja ſogar im ſüdlichen Schweden und an der Küſte Norwegens zwiſchen Chriſtiania und Chriſtiansſand, wo ſie mitunter ebenfalls noch reife Früchte hervorbringt. In Südtirol ſteigt die Kaſtanie (am Ritten) bis 2800 w. F. (885 Met.), in den Vogeſen bis 600 Met. empor. Sie liebt einen lockern, tiefgründigen, fischen bis mäßig feuchten kieſelerdereichen Boden (im Gebirge Verwitterungs— boden von Granit, Gneis, Thonſchiefer, Sandſtein) und ſcheint (wenigſtens in Mitteldeutſchland) bei weſtlicher, nordweſtlicher und nördlicher Expoſition (jedoch in den Vogeſen nach vorliegenden Erfahrungen an den öftlichen und ſüdöſtlichen Hängen der Vorberge) am beſten zu gedeihen. Kalkboden jagt ihr wenig zu und auf naſſem Boden ſowie in Froſtlagen (4. B. in naſſen Niederungen) kommt ſie ſchlecht fort. Streunutzung erträgt ſie beſſer, als jede andere einheimiſche Holzart. Ueber ihr Wärmebedürfniß iſt nichts ermittelt; Spätfröſte jchaden namentlich den jungen Pflanzen, während alte weniger vom Froſt leiden als der Wallnußbaum, mit dem zuſammen die Kaſtanie ſo häufig angebaut vorkommt. Winterkälte ſchadet ihr wenig, wie ihr Gedeihen ſelbſt noch in den rauheſten Lagen des Oden— waldes und Speſſarts in 6 — 700 Met. Seehöhe beweiſt. Licht ſcheint die Kaſtanie weniger zu bedürfen als die Eichen, denn ſelbſt haubare Hoch— waldbeſtände dieſer Holzart pflegen noch viel geſchloſſner zu ſein, als Eichen— hochwaldbeſtände. Bezüglich des Lichtbedürfniſſes möchte daher die Kaſtanie der Rothbuche näher ſtehen, als den Eichen. Bedeutende Stammſtärke erreicht ſie jedoch nur bei freiem Stande. Die Edelkaſtanie ſoll in Europa nicht heimiſch, ſondern nach Plinius um das Jahr 504 v. Chr. von Griechen aus Kleinaſien .(?) nach Griechenland gebracht worden ſein. Ihren Namen ſoll ſie von einer nicht mehr exiſtirenden Stadt Kaſtanis erhalten haben. Nach Deutſchland ſoll ſie durch die Römer gebracht und von dieſen auch in das weſtliche Europa und bis England verbreitet worden ſein. Das maſſenhafte Auf— treten der Kaſtanie auf der Pyrenäenhalbinſel wie auch in Algerien ſcheint gegen die Annahme zu ſprechen, daß dieſe Holzart urſprünglich im Orient einheimiſch geweſen ſei. — Die Vorzüglichkeit des Holzes der Edelkaſtanie und ihrer Stocklohden zu Rebpfählen hat neuerdings die preußiſche Regierung bewogen, den Anbau der Edel— kaſtanie in den Gemeindewaldungen des Rheingau zu empfehlen und überhaupt das Intereſſe der Forſtmänner der Edelfaftanie mehr zugelenkt als früher. (Vgl. die Ab— handlungen: „Ueber die Bewirthſchaftung und Bedeutung der edlen Kaſtanie im Elſaß“ — 433 — vom kaiſ. Oberf. Kayſing und „Die edle Kaſtanie und ihre Behandlung als Wald— baum“ vom kaiſ. Oberf. Oſterheld in Baur's Monatsſchrift, 1876, S. 489 und 1877, S. 273, ferner Zeitſchrift d. deutſchen Forſtbeamt. 1878, S. 457 ff., Centralbl. für d. geſ. Forſtweſen, 1876, S. 495 ff. und Allg. Forſt- und Jagdzeit. 1883, Februarheft). XXXI. Fagus Tourn. Buche. Knospen end- und ſeitenſtändig, aus zahlreichen Nebenblattpaaren ohne Blattſpreite gebildet, von denen das hintere immer das vordere deckt. Auf dieſe am Grunde der Knospenachſe eingefügten Nebenblattpaare folgen von jenen umhüllt die wirklichen Blätter, deren zwiſchen den zu ihnen ge— hörigen Nebenblättern liegende Spreite nur in der Richtung der Seitenrippen gefaltet iſt. Blätter nur an der urſprünglichen Hauptachſe kreuzförmig oder ſpiralig geſtellt, ſonſt an allen Achſen alternirend-zweizeilig, fieder— nervig, ganz, mit vielen Seitennervenpaaren; Nebenblätter nach der Ent— wickelung der Triebe abfallend. Männliche Blütenſtände aus den Achſeln der untern, weibliche aus denjenigen der obern Blätter der im Frühling ſich entwickelnden Triebe (Maitriebe) entſpringend. Männliche Blüten in lang geſtielten, hängenden, kugligen oder länglichen Kätzchen, welche nach der Blütezeit abfallen; Stiel unterhalb der Blüten mit 2— 4 quirl- ſtändigen Deckblättern beſetzt. Blüten mit kurz trichterförmigem 5— 6- ſpaltigem Perigon, 10 — 12 bodenſtändigen langgeſtielten Staubgefäßen und rudimentärem Fruchtknoten; Staubbeutel am Grunde faſt herzförmig, mit 2 Längsſpalten nach außen aufſpringend (Fig. L, 2. 3.). Pollenkörner kugelrund, mit 3 äquatorialen Poren. Weibliche Blüten zu 2 auf kurzem dickem Stiel, von zahlreichen linealen Deckblättern umgeben, einen pinſel— förmigen, von 4 längern Bracteen am Grunde umhüllten Büſchel bildend (4). Jede einzelne Blüte ein ſcharf dreikantiger, an den Kanten faſt flügel— artig erweiterter, mit 3 langen walzenförmigen Narben gekrönter Frucht— knoten, welcher von einem mit ihm innig verwachſenen Perigon umhüllt iſt, deſſen freier Rand ſich aut Grunde der Narben in 4— 6 mit langen Haaren beſetzte pinſelförmige Zungen ſpaltet (Fig. XLVI, 10— 12, L, 5.). Fruchtknoten dreifächrig, mit 6 achſenſtändigen Samenknospen (6. 7.), von denen in der Regel nur eine befruchtet wird, weshalb die reife Frucht meiſt nur einen (ſelten 2) Samen umſchließt. Frucht (Buchel, Buchecker) dreikantig, mit lederartiger Schale, von den vertrockneten, leicht abfallenden Perigonzipfeln gekrönt, inwendig ganz von den ſeltſam um einander ge— wundenen dicken ölhaltigen Kotyledonen erfüllt (10). Je zwei Früchte von der durch die Verſchmelzung der zahlreichen Deckblätter des weiblichen Blüten— ſtandes entſtandenen Cupula völlig umſchloſſen, welche äußerlich kurz weich— Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 28 N Nadandı | Ice sc 8 10 g Die Buche, Fagus silvatica L. f 1. Maitrieb, oben mit einem weiblichen und mit männlichen Kätzchen; — 2. einzelne männliche Blüte; — 3. Staubbeutel von oben und unten und + im Querſchnitt; — 4. weibl. Blüte nat. Größe; — 5. ziemlich) ausgewachſener Fruchtknoten; — 6. derſelbe, vorn ein Stück ſenkrecht weggeſchnitten, innen * die Samen— knospen; — 7. derſelbe quer durchſchnitten mit den 3 Fächern; — 8. reife aufgeſprungene Kapſel mit 2 Bucheckern; — 9. dieſelbe geſchloſſen; — 10. Querſchnitt des Samens mit den beiden gewundenen Samen lappen: — 11. Triebſpitze mit 2 Knospen; — 12. Tragknospe. — (Mit Ausnahme von 1. 4. 8. Gh UI. mehr oder weniger vergrößert.) A [or] "> 3 ſtachlig iſt und zuletzt mit 4 ſich kreuzweis ausbreitenden Klappen aufſpringt (8. 9.). Frucht bei der Keimung an den Kanten aufſpringend, worauf die breiten Kotyledonen ſich entfalten, welche durch die bedeutende Streckung des hypokotylen Gliedes hoch über den Boden emporgehoben werden und dabei die Färbung und Function von Laubblättern erhalten (Fig. I, 2.). — Sommergrüne, ſelten immergrüne Bäume mit glattrindigem Stamme und reichbelaubter Krone. Rinde ein ſich bis in das ſpäteſte Alter erhaltendes, höchſtens hin und wieder der Länge nach aufſpaltendes glattes Periderma. Von der Buchengattung ſind bis jetzt 10 Arten bekannt, von denen eine einzige, Fagus silvatica L. in Europa heimiſch iſt. Vier Arten be— wohnen Amerika, und zwar 3 das ſüdliche Südamerika, 1 die nördlichen Vereinigten Staaten Nordamerikas und Canada, 1 Japan, 4 Neuſeeland. Die nordamerikaniſche Buche (F. ferruginea Ait.) kommt auch in Deutſch— land gut fort, findet ſich aber ſelbſt in Parkanlagen nur ſelten. Sie unter— ſcheidet ſich von der europäiſchen Buche leicht durch die größeren, ihrer Form nach an das Laub der Edelkaſtanie erinnernden Blätter, welche unterſeits wollig behaart ſind. 118. Fagus silvatica L. RNothbuche. Synonyme und Abbildungen: F. silvatica L. Spec. pl., Reichb. Ic. XII. t. 639, Hartig, Forſtkulturpfl. S. 155, Taf. 20; Döll, Fl. von Baden II, S. 541, Pokorny, Holzgew. S. 44, Nördlinger, Forſtbot. II, S. 272. „Gemeine Buche. „Franz. „Hétre“. Knospen ſpindelförmig ſpitz, feinfilzig, zimmtbraun, 10— 27 Millim. lang, Seitenknospen abſtehend; Blütenknospen beträchtlich dicker, mehr ei— förmig. Blätter eiförmig, ſpitz, am Grunde keilig, ſeltner abgerundet und ganzrandig, ſonſt ſeicht gezähnt, jung beider-, beſonders aber unterſeits längs der Nerven ſeidenglänzend zottig behaart und am Rande ſeidig ge— wimpert, alt nur noch unterſeits an der Mittelrippe und in den Nerven— winkeln flaumig, ſonſt ganz kahl, oberſeits glänzend dunkel-, unterſeits heller grün, 4— 9 Centim. lang und 2,5 — 6 Centim. breit, mit behaartem 5 — 15 Millim. langem Stiele. Nebenblätter (desgleichen die äußeren Deckblätter der Blütenſtände) lang, ſchmal lanzettförmig, dünnhäutig, roſt— braun bis purpurroth. Männliche Kätzchen kuglig, mit bis 5,5 Centim. langem ſeidig-behaartem Stiele, gelblichen bis röthlichen, weißzottigen Blüten und gelben Staubbeuteln. Weibliche Blütenbüſchel aufrecht, grünlich, ſehr zottig behaart, die vorragenden Narbenarme purpurroth. Früchte (Bucheln, Bucheckern) 16 Millim. lang, eiförmig, dreiſeitig, ſpitz, glänzend rothbraun; Fruchthülle (Cupula) geſtielt, filzig, mit pfriemenförmigen um— gebogenen Weichſtacheln dicht beſetzt, zuletzt verholzt, äußerlich roſtbräunlich. u = 28 „ Kotyledonen der Keimpflanze ſehr groß, faſt fächerförmig, ganzrandig oder ſeicht gelappt, dick; oberſeits ſchön dunkelgrün, unterſeits weißlich, 14— 25 Millim. lang und 25 — 40 Millim. breit. — Baum 1. Größe mit geradem, bei im Schluſſe erwachſenen Exemplaren bis zum Wipfel aus⸗ haltendem Stamme, welcher ſich (wenigſtens bei der Gebirgsbuche, ſ. unten) 50-60 Fuß hoch von Aeſten reinigt, dagegen bei freiem Stande ſich ſehr häufig in einer Höhe von 40 — 50 Fuß gabelförmig theilt. Krone aus auf- ſtrebenden Aeſten zuſammengeſetzt, anfangs kegelförmig, ſpäter beſenförmig, im höheren Alter ſich domartig abwölbend. Unterhalb der eigentlichen Krone bei freiem Stande zahlreiche horizontal abſtehende ſchwächere Aeſte, oft bis geringe Höhe über dem Boden hinab. Aeſte mit zahlreichen auf— rechten Langzweigen beſetzt, welche von Knospe zu Knospe hin- und her— gebogen ſind und aus deren Seitenknospen (beſonders der unteren) bei älteren Bäumen wenig beblätterte Kurztriebe zu entſtehen pflegen. Deshalb erſcheint die Buchenkrone ſelbſt alter Bäume auch im Innern ſtark verzweigt und dicht belaubt. Junge Langtriebe ſchmächtig, ſchlaff, an der Spitze überhängend, mit weichem ſeidenglänzendem Filz von weißlicher ader bräun— licher Farbe bedeckt, der ſich ſpäter verliert. Einjährige Triebe dunkel olivengrün, ältere grau- bis rothbraun, alle rund mit auf dem Querſchnitt dreieckigem Markkörper. Periderma jüngerer Stämme und Aeſte olivengrün bis graubraun, glänzend glatt, älterer weißgrau gefleckt, alter glänzend ſilbergrau. Auch hier beruht das Auftreten der hellen Flecken auf der Entwickelung von Kruſtenflechten (Graphis scripta, Opegrapha varia, Verrucaria biformis, Opegrapha venosa und Parmelia speciosa, letztere beide nur auf der Buche vorfommend, u. a.) im Innern der abgeſtorbenen Korkzellenſchichten des Periderma, welche um das 10. Jahr oder ſpäter zu beginnen pflegt. Indem ſich dieſe Flechten, deren ſchwarze Früchte erſt an alten Stämmen aus der Rinde hervorbrechen, in den abſterbenden Korkſchichten immer mehr ausbreiten, erhält allmälig die ganze Oberfläche der Rinde jene perlmutterglänzende weißgraue Färbung, welche alte Buchen— ſtämme ſo ſehr auszeichnet. Bewurzelung bei der jungen Pflanze aus einer wenig verzweigten Pfahlwurzel, die ſchon nach 4— 5 Jahren zu wachſen aufhört, bei älteren Bäumen gewöhnlich aus einem knorrigen Wurzelſtock beſtehend, aus dem eine Anzahl langer oft weit ausſtreichender Seitenwurzeln entſpringen, welche auf klüftigem Felsboden oft tief in die Spalten des Geſteins eindringen und Steintrümmer feſt umſchlingen. Auf flachgründigem Boden verlaufen die Wurzeln oft ganz oberflächlich auf weite Strecken und verwachſen nicht ſelten mit einander. Knospenentfaltung trichterförmig (Fig. IV.), Blätter des Triebes faſt gleichzeitig ſich entfaltend und ſammt der Achſe des Triebes binnen wenigen Wochen ihr Wachsthum vollendend. a N Wegen der alternirend zweizeiligen Stellung der Blätter und der mehr oder weniger horizontalen Richtung der Blattſpreiten bilden die belaubten Zweige beſonders der unteren Aeſte ſchirmartige über einander liegende Laubflächen, weshalb die Buche unter allen Laubhölzern den Boden am meiſten beſchattet. Bei kräftig vegetirenden, namentlich jüngeren Bäumen kommt häufig die Entwickelung eines zweiten Triebes (Johannistriebs) vor, deſſen Blätter ſowohl durch andere Form (fie pflegen elliptiſch, ſtumpf, ſogar ausgerandet und oft ganzrandig zu ſein), als durch ihre gelbliche oder hellröthliche Farbe ſich von dem hellgrünen Laube der jungen Mai— triebe auffallend unterſcheiden. Ausſchlagsfähigkeit nicht bedeutend, an Stöcken theils durch Proventivknospen aus den Seiten, theils durch Adventiv⸗ knospen zwiſchen Splint und Rinde des Stockes, oft erſt im 2. oder 3. Jahre nach dem Hiebe, bei mehr als 40 Jahr alten Stöcken gewöhnlich gar nicht mehr erfolgend. Wiederbelaubung nach Verluſt des erſten Laubes (3. B. durch Froſt) vermittelſt Proventivknospen, welche bei der Buche an der Baſis der Triebe in reichlicher Menge vorhanden zu ſein pflegen. Holz röthlichweiß, im Kern rothbraun, mit ſtarken großen Markſtrahlen, welche auf der Radialsſpaltfläche als ſpiegelnde Bänder, auf der Tangentialſpalt— fläche als linſenförmige ſenkrechte Fleckchen von dunkler Farbe erſcheinen. Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Eintritt der Mann— barkeit ſpät, bei freiem Stande mit dem 40.— 50. Jahre, im Schluſſe ſelten vor dem 60., oft erſt mit dem 80. „Vollmaſten“ (Erzeugung reichlicher Fruchtmengen bei allen mannbaren Bäumen) ſelten, in Süddeutſchland etwa aller 10 Jahre, häufiger in Ebenen und Hügelgeländen als in Ge— birgen, „Sprengmaſten“ (Erzeugung reichlicher Früchte an einzelnen Bäumen) häufig, und zwar am häufigſten in Gebirgen, in Ebenen ſelten, faſt nie— mals. Beginn der Blütezeit faſt gleichzeitig mit dem Laubausbruch, im April oder Mai, der Embryobildung Mitte Juli, der Samenreife im Oktober. Entlaubung bis Mitte oder Ende November beendet. Vor dem Abfall nehmen die Blätter eine lebhaft braungelbe Farbe an. Junge Bäume (Heiſter) behalten das vertrocknete Laub bis zum nächſten Frühlinge. Dauer der Keimkraft kurze Zeit, ſelten bis zum nächſten Sommer. Auflaufen der im Herbſt abgefallenen oder ausgeſäten Eckern im nächſten Frühlinge (April, Mai), der im Frühlinge geſäten oft erſt gegen den Herbſt oder gar erſt im nächſten Frühlinge. Wuchs der jungen Pflanze unter dem Schirm der Mutterbäume in deu erſten Jahren nur langſam (Höhenwuchs durchſchnittlich pro Jahr nur 8—11 Centim. nach Hartig), ohne Ueberſchirmung unter günſtigen Verhältniſſen raſcher“). Vom 5. Jahre an ſteigert ſich der Höhen— *) In einem Saatkamp auf ſehr fruchtbarem Boden des Tannhäuſer Reviers im ſächſ. Voigtlande fand ich am 19. Auguſt 1859 im Frühling entſtandene Buchenpflanzen — wuchs und erreicht zwiſchen dem 40.—45. Jahre ſein Maximum (0,6 Met. pro Jahr). Vom 80. Jahre an pflegt der Höhenwuchs bedeutend nach— zulaſſen und mit 100 Jahren unmerklich zu werden. Binnen dieſer Zeit vermag die Buche im Schluſſe eine Höhe von 39 Met. zu erreichen, in der Regel wird aber ſelbſt die Gebirgsbuche nicht über 32 Met. hoch. Der Stärkezuwachs pflegt vom 60. Jahre an ſehr abzunehmen. Die Buche gehört deshalb nicht zu den ſehr ſtark, ebenſo wenig zu den ſehr alt werdenden Holzarten. Nur ausnahmsweiſe erreicht ſie ein Alter von 300 und mehr Jahren und einen Stammdurchmeſſer von 2 Met.“); gewöhnlich wird fie gegen das 160., oft ſchon um das 140. Lebensjahr kernfaul und ſtirbt dann allmälig von oben nach unten zu ab. Formenkreis. Hier iſt zunächſt auf den Unterſchied des Wuchſes der Gebirgsbuche und der Inſel- oder Küſtenbuche aufmerkſam zu machen. Die Rothbuche der mittel-, weſt- und ſüdeuropäiſchen Gebirge zeichnet ſich im geſchloſſenen haubaren Hochwaldbeſtande durch ſchlanken, weit hinauf aſtreinen, walzenrunden und ſäulenförmigen Schaft und durch eine kleine hochangeſetzte Krone aus und erreicht die oben angeführten bei der Buche überhaupt vorkommenden höchſten Stammhöhen, während die auf den Inſeln und in den Küſtenländern der Oſtſee wachſende Buche, ſelbſt wenn ſie im Schluſſe erwachſen iſt und das haubare Alter erreicht hat, einen nicht ſo hohen aber ſtärkeren Stamm und eine umfangreiche tiefangeſetzte Krone bildet. Haubare Beſtände der Inſelbuche zählen daher bei gleichem Schluſſe viel weniger Stämme als gleichaltrige der Gebirgs— welche noch die Kotyledonen beſaßen und außer dem 4— 5 Centim. langen, mit den beiden gegenſtändigen völlig ausgewachſenen Blättern verſehenen Haupttriebe bereits reichbeblätterte Johannistriebe entwickelt hatten, von denen der endſtändige 13—17 Centim. Länge beſaß. Bei einer Pflanze, wo die Geſammtlänge des Stämmchens mit Einſchluß des hypokotylen Gliedes 27,5 Centim. betrug, hatten ſich aus den Achſeln der Blätter des endſtändigen zweiten Triebes, ja ſogar aus denen der Kotyledonen ſchmächtige Triebe dritter Ordnung entwickelt. Dieſe Erſcheinung war um ſo auffälliger, als jener Saatkamp 2450 p. F. (796 Met.) über dem Meere liegt. Die betreffenden Exemplare befinden ſich im Herbarium der Tharander Forſtakademie. ) In der Nähe des Kloſters Ebrach (Baiern) ſteht nach Döbner eine prächtige alte Buche, deren 44,1 Met. Höhe beſitzender Stamm bis 28 Met. hoch aſtrein iſt und dort noch 24,2 Decim., am Fuße dagegen 1,49 Durchmeſſer beſitzt. Ihr Alter mag wohl gegen 300 Jahre betragen. Eine im Sommer 1860 auf dem Hirſchberger Revier (Sachſen) in meiner Gegenwart gefällte Buche von 35 Met. Höhe beſaß in Stockhöhe 1,4 Met. Durchmeſſer, zählte jedoch nur 265 Jahre. Die ſtärkſte Buche dürfte die auf der Inſel Seeland bei Gripskoe ſtehende „Kaperupsbuche“ fein, welche 1879 in Bruft- höhe 1.90 Met. Stammdurchmeſſer beſaß und noch völlig geſund zu ſein ſcheint. Sie theilt ſich in 4 Met. Höhe in 4 mächtige Stämme von 13 — 26,7 Met. Länge und 75—88 Centim. Durchmeſſer. — 459 — buche. Die berühmten Buchenwälder Rügens, Schleswig-Holſteins und der däniſchen Inſeln können ſich bei aller ihrer Schönheit doch nicht mit den, an die erhabenen Hallen gothiſcher Dome erinnernden Buchenbeſtänden der genannten Gebirge meſſen, in denen ein grünes Gewölbe hoch oben auf ſchlanken runden Säulen zu ruhen ſcheint. Da dieſer in forſtlicher Hinſicht ſehr beachtenswerthe Unterſchied der Küſten- und Gebirgsbuche ſich auf ver— ſchiedenem Boden gleich bleibt, ſo muß derſelbe nothwendig durch die Ver— ſchiedenheit des Klimas bedingt ſein. Auf dem Einfluß des Klimas beruht ferner der ſtrauchige krüppelhafte Wuchs und das kleinblättrige Laub der Buche an ihrer Polar- und oberen Grenze. Beſonders bemerkenswerthe Form ſind die knieholzartige Strauchbuche, welche in rauher Gebirgslage Kroatiens an der oberen Buchengrenze auftritt und der knickige und einſeitige Wuchs der den vorherrſchenden Weſt- und Nordweſtwinden ausgeſetzten Buchen in den Randbeſtänden der Buchenwälder Schleswig-Holſteins !). Eigenthümliche ſelten vorkommende Wuchsabarten ſind die Schlangenbuche (var. tortuosa Hort.) und die Kollerbuche (var. retroflexa Math.). Erſtere, auf dem Jurazuge Süntel in Hannover einen ganzen Beſtand bildend, hat ſchlangenförmig hin und her gebogene Stämme, Aeſte und Zweige, letztere, häufiger vorkommend, geringen Höhenwuchs, eine breit— gedrückte Krone mit vielen Gipfelſproſſen und einen ſehr abholzigen Stamm. Die Kollerbuche, welche eine wahre Calamität werden kann, dürfte weniger Standortsform als vielmehr eine krankhafte, vielleicht durch paraſitiſche Pilze bedingte Form ſein. Endlich kommt überall vereinzelt die Stein— buche vor, die ſich durch härteres Holz mit welligem Holzringverlauf und durch eine dickere, mehr oder weniger riſſige borkenartige Rinde von der gewöhnlichen Form unterſcheidet. Dagegen ſpricht ſich der Einfluß der Bodenbeſchaffenheit theils in den verſchiedenen Graden von Ueppigkeit des Wuchſes und der Belaubung, theils in dem verſchiedenen Anſehen der Rinde aus. Bei auf kalkhaltigem Boden ſtockenden Buchen pflegt nämlich die Rinde glänzender und hellfarbiger zu ſein, als bei auf Silicatboden erwachſenen. ) Die Wipfel und Aeſte der Buchen ſolcher Randbeſtände ſind ſtets von 0 nach W oder von NO nach SW geſchoben und gebogen, ſodaß der einzeln ſtehende Baum einer Wetterfahne gleicht. Zugleich iſt die Veräſtelung der Krone knickig und ſparrig. Im Weſten Schleswigs erreichen die Randbuchen ſelten über 1 Met. Höhe, auch wenn ſie 100 Jahre alt werden und geht die nachtheilige Einwirkung des Windes weit in den Beſtand hinein, weshalb derſelbe von W her ſtufenförmig in die Höhe ſteigt und die Buche oft erſt in 50 und mehr Meter Entfernung vom Rande normale Höhe er— reicht. Ein Eindringen in einen ſolchen Beſtand iſt wegen des knickig-ſparrigen Wuchſes für Menſchen und Vieh unmöglich. Denſelben Wuchs zeigt auch die Eiche an den dortigen Waldrändern, die dabei 200 Jahre alt werden kann. (Vgl. Wagner, „Die Holzungen und Moore Schleswig-Holſteins“ in Allg. Forſt- und Jagdzeit. 1876). — li Abgeſehen von dieſen durch Klima und Standort bedingten Formen unterſcheiden die Botaniker und Gärtner folgende Varietäten: J. incisa Willd. Sp. pl. VI, p. 459, Döll a. a. O. (F. silv. querci- folia Hort.). Blätter eingeſchnitten, grobgezähnt oder gekerbt, faſt fieder— ſpaltig, zugeſpitzt. Wild im Reichenbacher Gemeindewald bei Ettlingen (Baden); in Gärten angepflanzt. 7. asplenifolia Hort. (F. silv. heterophylla, laciniata Hort.). Blätter verſchieden geformt, die meiſten im Umriß breit lanzettförmig mit keilförmiger Baſis und lang ausgezogener Spitze, ſonſt fiedertheilig, mit ſchmalen ſpitzen Zipfeln, die oberſten lineal-lanzettförmig ganzrandig. Häufig als Ziergehölz in Gärten. d. eristata Hort. Blätter gebüſchelt, unregelmäßig eingeſchnitten bis fiederſpaltig, am Rande wellig gebogen oder kraus. Auch dieſe häßliche Form findet ſich nur kultivirt. e. purpurea Hort. „Blutbuche“. Blätter und weibliche Blütenbüſchel hell- bis dunkel-, oft ſchwarzroth. Sonſt von der gewöhnlichen Form der Buche nicht verſchieden. Die rothe Farbe ſchwindet von Mitte Sommer an mehr und mehr, indem die Blätter allmälig ergrünen. Wild in Thüringen“) und nach Parlatore bei Caſtellano im Gebiet von Roveredo. Häufig in Gärten als Ziergehölz. F. variegata Hort. Blätter weiß oder gelblich gefleckt. In Gärten. J. pendula Hort. Hänge-, Trauerbuche. Dieſe bekannte überall in Gärten angepflanzte Form iſt ein Kunſtproduct und kann daher nur durch Pfropfung vermehrt werden. Geographiſche Verbreitung. a. Horizontale. Die Buche bewohnt das weſtliche, mittlere und ſüdliche Europa, ſowie Theile der Kaukaſusländer und Nordperſiens. Ihre Polargrenze durchzieht Schottland zwiſchen 56 und 57“ Br. und ſchneidet die Küſte Norwegens nach Lindblom bei Alveſund unter 60° 31“, die Südweſtküſte Schwedens nach Schübeler unter 59% und die Südoſtküſte dieſes Landes nach Wahlenberg und Schübe ler am Calmar— ſund bei 57° 5°. Sie erſtreckt ſich alſo durch das ganze ſüdliche Scandinavien in ſüdöſtlicher Richtung, welche ſie nach Trautvetter auch weiterhin bis an die Küſte des Aſowſchen und Kaspiſchen Meeres in der Hauptſache bei behält. Die Buchengrenze ſchneidet nämlich nach Meyer, Elkan und Patze die Küſte Oſtpreußens zwiſchen Elbing und Königsberg unter etwa 54° 30° und läuft hier ſüdlich von Königsberg, wo bei'm Gute Brandenburg die ) Bechſtein fand eine alte Blutbuche im Oberſpier'ſchen Forſt bei Sonders— hauſen, welche für den Mutterbaum aller in Deutſchland cultivirten Blutbuchen ge— halten wird. Sie beſaß 1877 eine Höhe von 27 Met., einen Durchmeſſer von 97 Centim. und wurde ihr Alter damals auf c. 200 Jahre geſchätzt. ea letzten ſpontanen Buchen ſtehen ſollen, vorüberſtreichend durch Lithauen und das öſtliche Polen und Volhynien, wo zwiſchen dem 52. und 50.“ noch ganze Buchenwälder vorhanden ſind. Von hier aus geht die Grenze nach Bode durch Podolien an den Dniepr, wo die Buche Peresjaslaw gegenüber vor— kommen joll*), und zieht ſich ſodann, den bewaldeten Theil Beſſarabiens berührend über die Krim nach dem Kaukaſus. In der Krim bewohnt die Buche nur einen ſehr ſchmalen Streifen, nämlich das Gebirge der Südoſtküſte, namentlich deſſen Einhänge. Vom Kaukaſus erſtreckt ſich die Buche nach v. Brinken nordwärts bis zum Terek und Kuban und über dieſen Fluß hinaus bis zum Walde von Stauropol (45°), ſüdwärts bis in die Provinz Talyſch (e. 39%). Karelin hat fie ſogar im Süden des Kaspiſchen Meeres in der Perſiſchen Provinz Aſtrabad gefunden (e. 36%). Dort erreicht fie gleichzeitig den öſtlichen und ſüdöſtlichen Punkt ihres Verbreitungsbezirks. Die Aequatorialgrenze zieht von der Provinz Talyſch durch Kleinaſien (über den bithyniſchen Olymp) nach Griechenland, wo die Buche nach v. Held— reich auf dem nach ihr benannten Oxvyergebirge (58 heißt fie im Volks— munde), einem weſtlichen Ausläufer des Oeta, in ganzen Beſtänden auftritt, von hier durch die Gebirge von Theſſalien, Albanien und Montenegro nach Dalmatien, worauf ſie durch die Gebirge Iſtriens und Krains und die ſüdlichen Vorberge der venetianiſchen und lombardiſchen Alpen nach den Apenninen und deren Zuge folgend bis Calabrien läuft. Von hier ſpringt die Grenze nach Sicilien über, woſelbſt die Buche am Aetna und auf dem Madoniegebirge ihre ſüdlichſten Standorte in Europa findet (ec. 37“ Br.). Von Sicilien aus muß man ſich die Buchengrenze über Corſica nach dem Mont Ventoux in der Provence gezogen denken. Von dort weicht die Grenze nordwärts bis nördlich von Lyon zurück (bis etwa 46“, der nördlichſte Punkt der Aequatorialgrenze) und zieht ſich nun durch die Cevennen und die Gebirge Centralfrankreichs in ſüdweſtlicher Richtung nach den Oſtpyrenäen und dieſe überſchreitend bis zum Monſeni in Catalonien (40°). Nun umkreiſt die Grenze, ſich fortwährend im Gebirge haltend, das waldloſe Ebrobaſſin und geht von der Sierra de Moncayo (im NW von Saragoſſa) auf das caſtilianiſche Scheidegebirge über, worauf ſie in nordweſtlicher Richtung nach Galicien läuft. Dort beginnt die Weſtgrenze, welche durch den Ocean nach Schott— land verlaufend gedacht werden muß. — Innerhalb dieſes ſehr unregelmäßigen Bezirks, welcher ſich über 24 Breiten- und c. 65 Längengrade ausdehnt, zeigt die Buche eine höchſt ungleichmäßige Vertheilung, indem ihre Wälder in viele, oft weit von einander entfernte Gebiete, zwiſchen denen die Buche entweder gar nicht oder nur vereinzelt vorkommt, zuſammengedrängt ſind. 9 Nach Trautvetter dagegen fehlt die Buche in den Gouvernements Kiew und Cherſon gänzlich, wie auch in den polniſchen Kreiſen Podlachien und Auguſtowo. u So läßt ſich z. B. ein pyrenäiſcher, ein apenniniſcher, ein karpathiſcher, ein kaukaſiſcher, ein alpiner, ein mitteldeutſcher, ein baltiſcher u. ſ. w. Buchen— bezirk unterſcheiden. Dieſes inſelartige Vorkommen der Buchenwälder erklärt ſich hauptſächlich daraus, daß die Buche faſt überall ein Gebirgsbaum iſt. Denn nur im baltiſchen Bezirk, welcher die däniſchen Inſeln, Schleswig— Holſtein, Lauenburg, Mecklenburg, Pommern und die Provinz Preußen umfaßt, ferner in Oberſchleſien, in der Rheinfläche des Elſaß (Hagenauer Forſt) und vielleicht in Volhynien und Podolien tritt die Buche als wald— bildender Baum in der Ebene auf, während ſchon in Hannover Buchenwälder ſich nur noch auf Hügeln und Bergen finden und die Buche ſchon dort den charakteriſtiſchen Habitus der Gebirgsbuche zeigt. Innerhalb unſeres Floren— gebiets liegen die meiſten Buchenwälder, abgeſehen vom baltiſchen Bezirk, am Harz, im Weſergebirge, Thüringerwald, Erzgebirge, dem böhmiſch— lauſitziſchen Gebirge, dem ſchleſiſchen Hügellande und Gebirge, im Bairiſchen Walde und andern Gebirgen Baierns, auf der ſchwäbiſchen Alp, am Schwarz— walde, in den Vogeſen, im Jura, in den Alpen und in den Karpathen (hier mächtige Wälder, ſowohl in Ungarn als Siebenbürgen), außer— halb unſeres Gebiets namentlich an beiden Hängen der Pyrenäenkette. Durch Anbau iſt die Buche ſowohl innerhalb ihres natürlichen Bezirkes, als auch noch über deſſen Polargrenze hinaus verbreitet worden. So findet fie ſich z. B. angepflanzt bei Drontheim (63% 25° 45“ Br.), wo fie noch reife Früchte hervorbringt, ſogar bei Stegen in Nordland (67° 56), wo fie noch gut gedeiht, ferner in Finland, wo ſie aber bei 63“ zu einem Strauche wird, im Samlande nördlich von Königsberg in ganzen Beſtänden, vereinzelt (als Zierbaum) noch in Kurland). b. Vertikale Verbreitung. Zunächſt eine Ueberſicht der Höhen— verbreitung in nordſüdlicher Richtung durch die Mitte des geſammten Buchen- bezirks und eine zweite über die Höhenverbreitung in weſtöſtlicher Richtung in der Längenzone zwiſchen dem 40. und 50. Breitengrade. ) Im Walde „die Preeden“ beim Gute Kalethen in Südkurland ſtehen oder ſtanden drei ſtarke angeblich dreihundertjährige Rothbuchen, von denen Bode annimmt, daß ſie dort angepflanzt worden ſeien, obwohl ſie keimfähigen Samen hervorbringen, woraus hervorgeht, daß das dortige Klima dem Gedeihen der Buche noch günſtig iſt. Eine ebenfalls ſehr große und ſtarke, völlig geſunde Buche, welche auch die Früchte reift, ſteht bei der Oberförſterei Naſſawen im öſtlichen Oſtpreußen. Da es wenig Wahrſcheinlichkeit hat, daß man vor 300 Jahren in jenen Gegenden die Buche als Zierbaum bereits angepflanzt habe, ſo möchte man aus dem Vorkommen jener alten Buchen ſchließen, daß früher die Polargrenze der Buche bedeutend weiter nach NO vorgeſchoben geweſen ſei. Als Ziergehölz gedeiht die Buche in ganz Lithauen, Süd⸗ und Mittelkurland, ſelbſt im weſtlichen Livland, die Blutbuche (welche ſich dort als härter wie die gewöhnliche herausgeſtellt hat) ſogar im mittleren und öſtlichen Livland. Sie blüht auch, reift aber die Samen nicht mehr. 5 = I. Höhenverbreitung in nordſüdlicher Richtung. Obere Buchengrenze. 2 5 lan He 1 | Gebirge. Sr Mittlere Höhe. Maximum. Gewähr mann. “= Fuß. Meter. Fuß. Meter. Norwegen. 590 42“ 1063 p. F. 333 — | — Schübeler ). Harz (Broden) . . .| 51 40“ 2000 = | 649,7 — | — Griſebach. Erzgebirge 50 30° 2500 = | 812,1 — | — Willkomm. Rieſengebirgge .. 500 45° 2000 649,7 3600 p. F. 1169,4 Griſebach. Böhmerwald. 49-48% 3600 = 11694 — | — Der]. Bairiſcher Wald.. 490 3785 - |1229,54116 1337 Sendtner. Bairiſche Alpen.. 47 30° 4608 - 11496,94710 1530 Derſ. Tiroler Alpen 47⁰ 4874 w. F. 1540,6 5301 w. F. 1675,5 Kerner. Apenninen d. Centrums 42—43° 5654 p. F. 1836,6 6062 p. F. 1969, Schouw. o 05 6050 1965, 6650 2160,2 Gemellaro. II. Höhenverbreitung in weſtöſtlicher Richtung. Obere und untere Buchengrenze. | a Gebirge. Geogr. Br. Mittlere Höhe. Maximum. | | Fuß. Meter. Fuß. Meter. | Gewährsmann. | a. Obere Grenze. Sierra de Moncayo 42° 3000 p. F. 974,55 — — Willkomm. Aragon. Pyrenäen. 4230“ 4000 - 1299, — — Derſ. Canigouu 4420 300 — | — 4900 p. F. 1592 Parrot. Mt Ventoux 44° 4587 1490 — 1665 Griſeb. u. Martins. Mt. Cenis 4505“ 4919 1598 5050 1640 Schouw. Dauphin. 44 40“ — 1300 — — Thurmann. TTT 47° 3800 = 1250,9 4900 = 1591,7 Der]. Vogeſen 484840“ — — 4260 1383,8 Derſ. e nk ee 0 1364 — — Hegetſchweiler. Nördl. Schweizeralpen . 47530 —47 4250 1380 4550 1478 Heer. Berner Oberland . 4730“ 4500 = 1462 — — Kaſthofer. Walliſer Alen 450 50“ — — 4815 1564 Schlagintweit. Teſſiner Alben 460 — 4666 1318 Deer) Allgäuer Alpen. 4705 4200 = 1364,3 4251 1380,9 Sendtner. Bairiſche Alpen. . .| 470 30 4608 - 1496,9 4710 1530 Derſ. Tiroler Alpen 470 4874 w. F. 1540,6 5301 w. F. 1675,5 Kerner. Venetianiſche Alpen . 46" 5000p. F. 1644 — — Fuchs. Apenninen 43420 5654 1836,6 6062 p. F. 1969 Schouw. Bairiſcher Wald. . . 49° 3785 1229,5 4116 1337 Sendtner. Kalkalpen im 0 d. Enns 48⁰⁰ 4366 w. F. 1380 — — Kerner. Gebirge Sitriens . . 4520“ 4800 p. F. 1559,2 — — Heuflfler. Rieſengeb ire 500 40“ — — 3880 1292,9 Wimmer. Nordkarpathen .. 490 — — 3950 1383 Wahlenberg. Bihariagebirge 460 40“ — 1414 4948 w. F. 1563,9 Kerner. Karp. Siebenbürgens . 47°—45030' 4000 w. F. 1264,3 — — Schur. om (Skardus) . 499 — — 4360 p. F. 1416,3 Griſebach. Wufa us 439 4200 p. F. 1364,3 = N F Prov. Talyſch h.. 39 6000 85 1949 = ne a ran. Elbrus 370 3000 - 971,5 — — Griſebach. *) Gepflanzte Buchen bei'm Hofe Lia in Johndalen, welche aber keimfähige Samen bringen. Die wildwachſende Buche ſoll nicht über 188 Met. emporgehen. *) Chriſt (Pflanzenleben, S. 153) giebt die Höhengrenzen der Buche in den 444 Gebirge. Geogr. Br. 1 1 Gewährsmann. | Fuß. Meter. Fuß. Meter. b. Untere Grenze. Weſtl. Pyren. Spaniens 490 1500 p. F. 487 — — Willkomm. Sierra de Moncayo 42⁰ 12000 = 649,7 — — Derſ. Mt. Ventoux 44 — 920 — — Martins. Mt. Cenis 4505 3728 13214 — | — Schouw. Italien. Alpen . 46° 2800 = | 935,512028 p. F.] 659 |Derf. Col di Tenda 2512 - 816 — | — Derſf. Central-Apenninen. 43—41 3400 - 1104,5 2997 ⸗ 973 Derſ. Bihariagebirge . 4640“ 682 222 — — Kerner. Siebenbürgen . 1 470—4505’ 12000 = 649,777 — — Schur. Iſtrien. 450 20 1500 - | 487 — — Heuffler. Albanien. 42° 1200 = | 3% — — Griſebach. f | | Am Aetna liegt nach Philippi die untere Grenze im Mittel bei 1230, im Minimum bei 965 Met. Aus dieſen Tabellen ergiebt ſich, 1. daß die obere Buchengrenze mit abnehmender geogr. Breite immer höher emporrückt und im äußerſten Süd— oſten und Süden des Buchenbezirks ihre größte Höhe erreicht; 2. daß ſo— wohl die obere als die untere Grenze unter gleicher Breite (42°) im äußerſten Weſten des Buchenbezirks (Spanien) und im Südoſten (Perſien) viel niedriger liegen (vorausgeſetzt, daß die betreffenden Meſſungen oder Schätz— ungen richtig find) als im Centrum des Buchenbezirks, zwiſchen 23. und 44 geogr. Länge; 3. daß in dieſer Breitenzone die Buche überhaupt (wenigſtens in Europa) am höchſten über das Meer emporſteigt und am weiteſten gegen S und N verbreitet iſt, daher wohl innerhalb dieſer Zone die beſten Bedingungen ihres Gedeihens finden muß. Eine ſehr auffallende Erſcheinung iſt die plötzliche Depreſſion der oberen Buchengrenze in den Centralalpen. Beim Uebergang vom Algäu, auf deſſen Alpen die Buche bis 4710 p. F. (1435,6 Met.) wächſt, nach dem obern Lechthale trifft man nämlich die erſten Buchen beim Hinabſteigen im Lechthale erſt um Forchach, bei 2900“ (883,9 Met.), d. h. 700° (227,4 Met.) tiefer als die oberſten Weizenfelder jener Gegend. Ebenſo ſinkt die obere Buchengrenze beim Durchſchneiden der ganzen Alpen— kette in ſüdweſtlicher Richtung von den bairiſchen Kalkalpen aus in der Nähe der Mündung des Oezthales bis auf 3700 w. F. (1169,5 Met.) herab (d. h. bleibt hinter der oberen Grenze des tiroler Cerealienbaues um faſt 2000“ — 632 Met. zurück und erhebt ſich erſt jenſeits der Centralalpen wieder über 4000“. Kerner erklärt dieſe merkwürdige Thatſache aus der großen Feuchtigkeit der Atmoſphäre in der begletſcherten Schweizeralpen, im Jura und in den Vogeſen viel niedriger an. Dieſe Angaben be— ziehen ſich aber vermuthlich nur auf die mittlere obere Grenze des geſchloſſenen Buchen— waldes, der in den Schweizeralpen nach dem eidgenöſſiſchen Bericht im Mittel nur bis 1200 Met. emporreicht. — 445 — Centralkette, indem ſeiner Meinung nach große Feuchtigkeit der Luft dem Gedeihen der Buche hinderlich ſein ſoll (2), Sendtner aus der Bodenbeſchaffenheit, während mir das in der gletſcherreichen Centralkette wahrſcheinlich beträchtlich kältere Klima (beſonders die dort vermuthlich bedeutend größeren Minima und Temperaturſchwankungen) die wahre Urſache zu ſein ſcheint (ſ. Lebensbedingungen). Der Einfluß der Expoſition auf die Lage zunächſt der oberen Buchengrenze wird aus den folgenden Tabellen erſichtlich. I. Einfluß der Expoſition auf die Lage der oberen Buchengrenze im Bairiſchen Walde“). l in 8 . W NW N Mittel. 1. Mittel aus fännmttichen | | | | Meſſungen in par. F. 3584 3886 3954 3849 3841 3820 | 3592 | 3629 3764 2 Höchſte beobachtete Standorte . — 4050 | 4050 | 4021 3940 3981 3948 — — 3. Curve aus d. Mitteln (1) 3585 3700 3955 3940 38603760 | 3674 | 3612 3785 Die obere Grenze fällt über (+) oder unter 2 5 ) das allgemeine Mittel um e ee se 24-190 +85 477 +56 —172 135 V —⁰⁰ 12355 75 25 1 . | II. Einfluß der Erpofition auf die Lage der obern . in den Bairiſchen Auen Vuchengrenze. N e W. NW N Mittel, 1 Mittel aus ſämmtlichen | | l | [ (85) Meſſungen in p. F. 4196 4360 4488 4466 vun 4441 | 4299 4280 | 4369 2. Höchſte beobachtete | | andere | 4400 | 4600 | 4710 | 4690 4543 4557 4440 5500 55 Die obere Grenze fallt nach 1. über 9 oder unter & ) das alten Mittel um —ı173 —9 +19 +97 +38 * 70 89 | III. Einfluß der Erpoſttion auf die Lage der 9 er Bo ſtämmiger Buchen in den nördlichen öſterreichiſchen Kalkalpen! ). Höhenangabe in wiener Fuß. Vuchengrenze | De POL 10ER NO TN NW W Mittel. | | | | 1* Kalkalpen im 0 des Enns⸗ 2 ef Hufes’ ».- 4506 4558 4555 | 4360 4310 4182 | 4097 | 4366 2. Kalkalpen im W des J Inn | | | | CC 4586 4904 4731 44 87 41026 414 4078 4432 ) Nach Sendtner's Vegetationsverh. d. bair. Waldes, S. 332 f. ) Nach Sendtner's Vegetationsverh. Südbaierns, S. 491 f. Nach Kerner's Studien über die oberen Grenzen der Holzpflanzen in den öſterreichiſchen Alpen. (J. Die Buche. Oeſterr. Revue. 4. Band.) — in Die Grenze hochſtämmiger Buchen fällt über (+) oder unter (—) das Mittel um e e e w Mittel. nah l J 140 192 189 6 86 184 nach 2 415 47 4299 55 306.318 —354 Die Grenze hochſtämmiger 1 875 liegt in dem weſtlichen 1 höher (+) oder niedriger (—) als im öſtlichen um +80 446 1176 127 —184 —68 —19 466 — Dieſe drei Tabellen beweiſen, daß die öſtlichen, insbeſondere ſüdöſtlichen, und die ſüdlichen Abdachungen dem Gedeihen der Buche am förderlichſten ſind, dagegen die weſtlichen, nordweſtlichen und nördlichen (in Baiern auch die nordöſtlichen) die am wenigſten zuſagenden Lebensbedingungen für dieſe Holzart beſitzen. Und zwar beträgt der Unter— ſchied zwiſchen der mittleren höchſten Grenze, welche in allen jenen Gebirgen in SO-Lage vorkommt, und der niedrigſten mittleren Grenze im Bairiſchen Walde 370 p. F. (120,2 Met.), in den Bairiſchen Alpen 292 p. F. (94,8 Met.), in den öſtlichen Kalkalpen Oeſterreichs 461 w. F. (145,7 Met.), in den weſtlichen ſogar 826 w. F. (261,1 Met.). Mit den vorſtehenden Ergebniſſen ſtimmen auch die Beobachtungen Kerner's aus dem Bihariagebirge Ungarns?) und diejenigen Heer's und Kaſthofer's ) aus den Schweizeralpen inſofern überein, als aus dieſen Beobachtungen, welche nur die 4 Haupt- himmelsgegenden oder gar nur ſüdliche und nördliche Lagen berückſichtigen, hervorgeht, daß auch in dieſen Gebirgen die obere Buchengrenze an öſtlichen und ſüdlichen Hängen beträchtlich höher liegt, als an den entgegengeſetzten. Im Bihariagebirge erreicht nämlich die Buche nach Kerner's neueſten Beobachtungen als Baum ihre obere Grenze in N— Expoſition ſchon bei 1332, in W-Expoſition bei 1394, in S-Expoſition dagegen bei 1430, in O-Erpofition bei 1463, in SO-Erpofition ſogar erſt bei 1526 Met. In den Kalkalpen der nördlichen Schweiz ſteigt die Buche an Nordhängen im Mittel bis 1267, an Südhängen bis 1386, im Berner Oberlande an Nordhängen bis 1219, an Süd— hängen bis 1386 Met. Desgleichen liegt nach Schouw die obere Buchengrenze am Col di Tenda bei N-Erpofition in 1551, bei S-Erpofition in 1583 Met. Höhe, am Aetna nach Gemellaro bei N- und W-Erpofition in 1770, bei S> und S0 Expoſition erſt in 2160 Met. Höhe. Am Mont Ventoux endlich erſtrecken ſich nach Martins die Buchenbeſtände an der Nordſeite nur bis 1377 Met., an der Südſeite dagegen bis 1665 Met. Ueber den Einfluß der Expoſition auf die Lage der unteren Buchen— grenze liegen leider faſt gar keine Beobachtungen vor, weshalb auch über ) Pflanzenleben der Donauländer, S. 297 und in Oeſterr. botan. Zeitſchrift, 1876, S. 185. ) A. de Candolle, Geogr. bot. p. 271. „„ 2 die Breite der Buchenzone an den Gebirgshängen nichts Sicheres angegeben werden kann. Am Mont Ventoux beginnen die Buchenbeſtände an der Nord— ſeite bei 920 Met., an der Südſeite bei 1150 Met. und hören bei 1377 Met., beziehentlich 1665 Met., auf, am Mont Cenis wächſt die Buche an der Südſeite zwiſchen 1214 und 1640 Met. Nach dem Verhalten der oberen Buchengrenze zu den Expoſitionen darf man wohl annehmen, daß in O>, SO- und S-Lagen die untere Buchengrenze ebenfalls bedeutend höher emporgerückt ſein mag, als in den übrigen Lagen. Bedingungen des Vorkommens und Gedeihens. Aus der Thatſache, daß die Buche in den Hochgebirgen Europas an gegen O, SO und S exponirten Hängen am beſten gedeiht, hat Kerner geſchloſſen, daß dieſe Holzart „ein gewiſſes Uebermaß von feuchter Luft fliehe und ihre günſtigſten Lebensbedingungen in trockner Luft über einem mäßig durch— feuchteten Boden finde“. Wie läßt ſich aber nach dieſer Anſicht das vor— treffliche Gedeihen der Buche auf den Oſtſeeinſeln und in den baltiſchen Küſtenländern, oft hart am Strande, wo die Luft gewiß immer ſehr feucht iſt, erklären? — Oder ſollte ſich die Küſtenbuche nicht blos habituell ſondern auch phyſiologiſch von der Gebirgsbuche unterſcheiden? — Das iſt doch kaum zuläſſig. Demnach ſcheint eine trockne Luft nicht zu den weſentlichen Lebens— bedingungen dieſer Holzart zu gehören, wohl aber eine ſolche — bis zu einem gewiſſen Grade — ihrem Gedeihen durchaus nicht hinderlich zu ſein, wie der prächtige Wuchs der Buche z. B. im Bakonywalde und in anderen in un— mittelbarer Nähe des ungariſchen Steppengebiets gelegenen Gebirgen beweiſt. A. de Candolle, dem wir ſehr umfängliche Unterſuchungen über die Lebens— bedingungen der Buche verdanken?) iſt durch Vergleichung der Temperatur— verhältniſſe an der Polar- und oberen Grenze ſowie der Regenmengen und Zahl der Regentage an der Aequatorial- und unteren Grenze dieſer Holzart zu dem Reſultate gelangt, daß die Buche 1. abſolute Minima von unter — 4 bis — 5 C. in der Mitteltemperatur des Winters nicht zu ertragen vermöge, und 2. während des eigentlichen Sommers in jedem Monate wenigſtens 6— 8 Regentage verlange. Durch zu große Winterkälte werde demnach die Verbreitung der Buche ſowohl gegen NO als nach oben hin, durch zu große Trockenheit, reſp. zu geringe Anzahl der Regentage die Ver— breitung dieſer Holzart ſowohl gegen SO, S und SW als nach unten hin begrenzt. Sendtner “) endlich iſt der Meinung, daß die Buche keineswegs eine hohe Sommertemperatur, wohl aber eine beſtimmte Dauer derſelben verlange, und zwar wenigſtens 7 —8¼ Monate hindurch eine Mittel— ) Geographie botanique, p. 177 ff., 237 ff., 286 ff., 321 ff. ) Vegetationsverh. Südbaierns, S. 494 ff. 8 temperatur über 0 Grad Wärme, weshalb fie auch in den Hochgebirgen an den SO- und S- Hängen, wo infolge der längeren Inſolation längere Zeit eine Temperatur über Null herrſche, höher emporgehe, als in den übrigen Expoſitionen. Gegen dieſe Anſicht iſt einzuwenden, daß noch im öſtlichen Livland (Dorpat) eine Mitteltemperatur über 0 volle 7¼ Monate lang bericht”), die Buche aber dennoch dort nicht mehr fortkommt, trotz der langen Dauer der Inſolation in den langen Sommertagen. Was aber das höhere Emporgehen der Buche an den ſüdöſtlichen und ſüdlichen Hängen der Hochgebirge des mittleren und ſüdlichen Europa betrifft, ſo hat Kerner neuerdings nachgewieſen **), daß der Boden während der Monate Mai, Juni, Juli und Auguſt an Südoſthängen am wärmſten iſt, weil er infolge der Austrocknung durch die trocknen öſtlichen Luftſtrömungen während der Inſolation raſcher erwärmt wird, als der feuchtere Boden der Südweſthänge. Demnach dürfte das höhere Emporrücken der obern Buchengrenze an den Oſt⸗, Südoſt- und Südhängen vorzüglich auf den Verhältniſſen der Boden— temperatur beruhen. Doch läßt ſich dieſe Erſcheinung auch nach De Candolle's Anſicht ſehr wohl erklären, denn in jenen Expoſitionen werden die abſoluten Minima des Winters nicht ſo gering ſein, wie an den entgegengeſetzten. Jedenfalls wirken hier beide Factoren zuſammen. Uebrigens geht aus den vorliegenden Unterſuchungen das überraſchende Ergebniß hervor, daß die Buche in den Alpen, Karpathen und den Hochgebirgen Südeuropas ſtärkere Winterkälte zu ertragen und ſich mit einer weit geringeren Wärmeſum mme zu begnügen vermag, als an ihrer Polargrenze, eine Erſcheinung, welche nach A. de Candolle ſich „vielleicht aus der (durch Inſolation erzeugten) Wärme erklärt, welche die mit Schnee bedeckte Erde (der Hochgebirge) während des Winters behält“ (?) oder weil die Extreme der Winterkälte im Hochgebirge nicht ſo bedeutend ſind, wie an der Polar— grenze. Die Thatſache ſelbſt wird aus der folgenden Tabelle erhellen. Nach 5jährigem Durchſchnitt. ) Ueber Wanderungen des Maximums der Bodentemperatur (Zeitſchr. d. öſterr. Geſ. für Meteorologie). 5 449 Temperaturverhältniſſe an der Polar- und obern Grenze der Buche nach A. de Candolle. = Mitteltemperaturen nach R“. Städte oder Gebirge. 5 | & V „ es Sl oe „FE 2 Ze = St = |$ 3 1 = 3 S dee SS 38 = & B . — E 7 2 S — 2 PIE ARTE | | 1. In der Nähe 965 | | | Polargrenze. | | | Kinfauns in Schottl. 52% 23° — 1,6 7,614,7 8, 7 8,6 11,2 12,6/2559 17: St. Ullensvang in Norw. 60 20“ — —0,7 - 6,0 15,6 7,4 72 11, 9 14,0 2506 181 Gothenburg i. Schwed. 58° — |—1,114--6,5/16,9 8,7 7,9 n ? Königsberg 540 — 4,2 + 5,3115,9 6,9 6,5111,8]14,12464| 2 Warſchau | 52° — 4,0 + 7,017,5 8,0 7,55? 22 Simferopol „„ 10,6/19,6 SOHN 2 re Dj m | 7 7 I rs 7 2. Jenſeits der Grenze. F | Chriſtiania. „„ 482 451155 4 „ 7 ? Mitau — — —5,6—+T 4,5,16,7 5, 6,112, 14,7 2529| 2 Wilna — — —5,8 + 9,9/17,2 6,9 6,7.13,015,5 2720 2 Odeſſa — — 1,5 70 200 101559, 15,6 18,2 340600 2 | | | 3. An d. obern Grenze. | | | | | Karpathen . 49 1280 6,3 f 4,8 11,9 4,5 2 7,88 10,1492 16 St. Oeſtl. Schwei zeralpen 470 30° 1494 —7,1 En 42 10,7 5,1 2 7,31 9,5142115 Berner Oberland . 469 3013121 —6,54- 4,9 10,2 6, i 9, 31444 151 Mt. Ventoux . 449 15/1666 —3,3 + 3,7 11,4 5,3 2 7,44 9,6 1467 154 Aetna 370 45’ 2160 —2,7 + 2,5 9,1 45 2 6,54 8, 0 1043 14} = | | | | | Die Temperaturangaben von der oberen Grenze beruhen nicht auf directen Be— obachtungen, ſondern auf Berechnungen. einſtimmung grenzende Aehnlichkeit dieſer Um ſo überraſchender iſt die faſt an Ueber— Zahlen mit den auf directen mehrjährigen Beobachtungen beruhenden Mitteltemperaturen von 4 in der Nähe der oberen Buchen— grenze gelegenen Orten (meteorol. Stationen) in den öſterreichiſchen Alpen: | 5 3 kitte ann in Re. „ i sera) |g| | 5 EA = = = = 3 |E&|8# F> = e = = s 18155 852|% 5 | | 2 | 2 U 8 2 > 0 Pan Fe . 1460 50. 28047. 1628 4.12073 „86 10,44 6,60 7,45 9,02 3,35 Inner Villgratten 4648/30“ 1380 5,90 L 4, 380 9,84 6,43 7,33 8,52 2,94 Kalkſtein 460 49/29 59/1461,8 —5,09 + 3,92 9,47 5,82 6,84 7,96 2,84 Alkus 46052390 22° 1500,8 —3,54 + 4,60, 10,65 6,98 7,87 9,17 3,48 Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 29 — N Mitteltemperaturen der einzelnen Monate. r 5 | 2 N n „ d ie N Ort. = 3 — „% % = 3 F * . (ga 1 7 = 7 = 5 Bi 3 1 — T ä je Plan 4,12 3,40 —1,15½½231,410 9,27 11,07 11,00 8,37 4,83 — 1,70 —5,2 Inner⸗Vill⸗ | | | | | | gtatten. . 5,90 —4,38 — 2,03 43,11/5,65) 8,88|10,30|10,34|7,4515,62 —1,75—4,86 Kalkſtein. . —5,09—3,71,—1,6143,00 4,84| 8,96| 9,59) 9,866,575,07 —1,53 — 4,00 Alkuns. 3,54 1,39) 1,07, 3,405,80 LU Ua eee — 9,86 I Es ſind folglich an der oberen Buchengrenze alle Mitteltemperaturen niedriger als an der Polargrenze. Dieſe Differenz läßt ſich doch wohl nur dadurch erklären, daß an und jenſeits der Polargrenze die abſoluten Minima (nicht allein des Winters, ſondern auch und vielleicht vorzugsweiſe des Frühlings und Herbſtes) bedeutender ſind als in den Hochgebirgen. Aus den von A. de Candolle berechneten Wärmemengen ergiebt ſich zugleich, daß die Buche, je mehr man gegen S vorrückt, deſto weniger im Schatten gemeſſene Wärme in einer Höhe verlangt, wo die geringe Dichtigkeit der Atmoſphäre die Wirkung des directen Sonnenlichtes und der directen Sonnenwärme verſtärkt. Die intereſſanteſten jener Zahlen ſind die für Schottland und den Aetna berechneten Wärmemengen. In um 20° Breite ſüdlicherer Lage und bei einem helleren Himmel vermag die Buche in 2160 Met. Höhe ſich mit blos 1043“ R. zu begnügen, während fie in Schottland im Niveau des Meeres 2550“ braucht, obwohl dort der längſte Tag um 2¼ Stunde länger iſt als auf dem Aetna. Es läßt ſich demnach wohl kaum bezweifeln, daß der Verbreitung der Buche ſowohl gegen N und NO als in vertikaler Richtung in der Haupt— ſache durch zu bedeutende Minima der Temperaturen des Winters, Frühlings und Herbſtes ein Ziel geſetzt wird und dürfte bezüglich der Temperatur— mittel eine mittlere Januarkälte von. — 4 bis 5%”. (— 5 bis 6,25%.) innerhalb der norddeutſchen Zone, und eine ſolche von — 5 bis 6“. ( 6,25 bis 7,5.) innerhalb der Hochgebirge als die höchſte zu bezeichnen ſein, welche die Buche ohne Schaden zu ertragen vermag. Daß die Verbreitung der Buche gegen SO, S und W vorzugsweiſe durch zu große Trockenheit, insbeſondere durch eine zu geringe Zahl von Regentagen aufgehalten wird, ergiebt ſich aus den von A. de Candolle über die Wärme- und Regenverhältniſſe an der Aequatorialgrenze dieſer Holzart angeſtellten Unterſuchungen ebenfalls in überzeugender Weiſe. Daß abſolute Maxima über 33° R. (41,25% C.) der Buche nicht ſchaden, ebenſo— wenig eine Wärmeſumme von 4600 R. (5750° C.) während ihrer Vege— tationsperiode (von einem Tagesmittel von = 5° R. ausgehend), beweiſt das treffliche Gedeihen der Buche zu Pau, Bordeaux und Genf, wo dieſe Temperaturen alljährlich vorhanden ſind. Es würden alſo höchſtens Maxima „5 von 350 R. und mehr und Wärmemengen von mehr als 4600’ R., wie ſolche z. B. in Centralſpanien vorkommen, das Gedeihen der Buche un— möglich machen können). Viel einflußreicher ſind aber die Regenmengen und namentlich die Zahl der Regentage, wie aus der nachſtehenden Tabelle hervorgeht. 2 Regenmenge in Millimetern. Zahl der Regentage. = Pr = 7 Städte. E E 255; De TTT = | E 1 71.8 | I 1. An oder dieſſeits | | der Grenze. | | | NEE ß 18 55,2 67,2 47,8 43,641,312 14 11 0 11 Toulouſe 7 63,8 77,1 41,4 35,5 1695| 9 9,9 9,9 7,6 6,5 ee e nnn 16 86,1 720 89,9 64,486,216. 136,773 10,3 62,9 79, , 70,8 1105 83 9% 77 8,7 S .220.1,108 127,5 |:323 |, 35,01 40,8 93,91 8910,11.85178| 5,7 2. Jenſeits d. Grenze. | | | | Montpellier | 26 | 61,7| 50,0 22,0 33,4 73,4 80| 5,5 4 4,6 65 Marjeille . 2 =21720,1446,21 18,9 10, ao; 51,5 |. Bee. = 702022 2.1.15 1112,6.1119,4)\, 94,4], 70,6.168/2.113 [13% 87,17 8 Mailand . .| 68 | 94,7| 80,6 | 74,6 | 77,9 83,1 10,5 9,5 7,6 7,6 7,8 Florenz 2 1 3 42,5 40,3 90,410, 1 7,6 4,8 4,7 10,3 | (al Man erſieht aus dieſer Tabelle, daß die Regenmenge allein die Möglichkeit des Gedeihens der Buche keineswegs bedingt, denn jene iſt z. B. in Florenz in allen 5 Monaten der Vegetationsperiode ebenſo groß, ja im Mai und September ſogar be— deutend größer als zu Bordeaux und Toulouſe. Während aber in den 3 Sommer— monaten Juni, Juli und Auguſt zu Bordeaux durchſchnittlich 11,3, in Toulouſe 9,1 Regentage vorkommen, regnet es in Florenz in jenen Monaten durchſchnittlich nur an 5,7 Tagen. Noch geringer iſt die Zahl der Regentage derſelben Monate in Mont— pellier und Marſeille, ja in Centralſpanien regnet es im Juli und Auguſt gewöhnlich niemals. In Turin regnet es auch an 9 Tage in jedem jener Monate, aber man darf nicht vergeſſen, daß in dem heißen Becken von Turin die raſche Verdunſtung den wohlthätigen Einfluß des Regens ſehr bedeutend paralyſirt. Die Buche wird demnach in den warmen Ländern ihres Verbreitungsbezirks nur da zu gedeihen vermögen, wo bei einer mittleren Sommerwärme von 22—25° C. durchſchnittlich wenigſtens 7, bei 26— 28“ wenigſtens 8 Regentage auf die drei Sommer— monate (beſonders Juni und Juli) kommen. Gegen SW wird die Verbreitung der ) Daß der Buche große Hitze während ihrer Vegetationsperiode wenig oder gar nicht ſchadet, wenn nur die Luft fortwährend feucht und reichlicher Regen vor— handen iſt, beweiſt das ſchöne Gedeihen dieſer Holzart als Kulturbaum auf Madeira, wo die Wärmemenge über 5% R. mehr als 7000 R. beträgt. 292 „„ Buche vielleicht durch zu große Hitze (in Spanien ſicher noch mehr durch völligen Regen— mangel), gegen SO (in Südrußland, dem Orient) durch zu große Trockenheit aufgehalten. Durch dieſelben Urſachen dürfte in der Hauptſache auch die untere Buchengrenze in den Hochgebirgen des 8, W und O des Buchenbezirks bedingt ſein; daß aber hier die öftere Befeuchtung des Bodens vermittelſt Regens durch fließendes Waſſer erſetzt werden kann (ein Factor, der gewiß auch bei der horizontalen Verbreitung der Buche gegen ihre Aequatorialgrenze hin eine bedeutende Rolle ſpielt), beweiſt das Vorkommen und Ge— deihen der Buche zu Nicolaſi am Aetna in blos 706 Met. Höhe, wo die Zahl der Regentage im Juli durchſchnittlich kaum 2 und in keinem Sommermonate 7 beträgt. Dort nämlich wird der Boden fortwährend von dem aus der Schneeregion herabfließenden Waſſer feucht erhalten. An allen übrigen Hängen des Aetna liegt die untere Buchen— grenze bedeutend (mindeſtens um 256 Met.) höher. Wenn aber in den Steppen des SO auch bei fortwährender Bewäſſerung eines an und für ſich dem Gedeihen der Buche förderlichen Bodens dieſe Holzart nicht mehr fortkommen will, ſo möge man nicht ver— geſſen, daß dort die Luft überaus trocken, am Aetna dagegen wegen deſſen inſularer Lage fortwährend feucht ſein muß. Die Wärmemenge, welche die Buche zu ihrer Belaubung und Samenreife bedarf, iſt je nach der geogr. Breite und der vertikalen Er— hebung des Standorts (von andern Einflüſſen abgeſehen) ebenſo verſchieden, wie das Wärmequantum, das zu ihrem Gedeihen überhaupt erforderlich iſt. Nach Griſebach belaubt ſich die Buche in Kopenhagen Anfang Juni bei einer mittleren Tagestemperatur von 10“ C. und entlaubt ſich im Oktober bei etwa 8“ C. Nach Linßer belaubt ſich die Buche in Stettin durchſchnittlich am 28. April bei 302“ C., in Wien am 21. April bei 303,6, in München am 6. Mai bei 397“, in Dijon am 4. Mai bei 768°. Die Samenreife tritt ein in Stettin ſchon am 20. Juli (?) bei 1560“, in Wien am 2. Auguſt bei 2022“, in München am 9. Oktober bei 28486, in Dijon am 16. September bei 3382“ (alle Temperaturen von 0 an gerechnet). Die Dauer des Laubes beträgt in Grillenburg (Sachſen) 167, in Wien 198, auf Madeira 216 Tage?). Die jungen Laubtriebe erfrieren im Frühlinge leicht durch Spätfröſte, ſowie bei kaltem trocknem Oſtwinde. Deshalb meidet die Buche auch Froſtlagen. Die Buche iſt eine ſogenannte Schattenpflanze, indem ſie nicht nur ſtarke Ueberſchirmung verträgt, ſondern in ihrer Jugend ein zerſtreutes Licht ) Trotz einer mittleren Wintertemperatur von + 17,5°R. bleibt die Buche auf Madeira 149 Tage lang laublos und in Ruhe! Dieſelbe auffallende Erſcheinung bieten die Ulmen, Silberpappeln, Bruchweiden u. a. durch ganz Europa verbreitete Laubhölzer, ſowie die Aepfel-, Birn- u. a. Obſtbäume im ſüdlichſten Europa dar. Auch ſie ver— lieren ihr Laub im Herbſt und belauben ſich erſt im Frühlinge wieder, obwohl den ganzen Winter hindurch die Temperatur nicht unter + 5—7 R. ſinkt. Während in Mittel- und Nordeuropa in warmen Wintern die Knospen der genannten Bäume frühzeitig aufbrechen, kommt dies im Südeu nicht vor. Dieſer Erſcheinung muß ein noch unbekanntes Naturgeſetz zu Grunde liegen. DP 5 verlangt, weshalb ſie in Beſamungsſchlägen im Allgemeinen am beſten fortkommt. Gleich der Fichte hält ſie ſich, im reinen Beſtande als Hoch— wald erwachſen, bis in das haubare Alter gut geſchloſſen. Die Buche kommt zwar auf allerhand Boden fort, wenn derſelbe nur Alkalien enthält, nicht zu flachgründig iſt und öfter befeuchtet wird, gedeiht aber unſtreitig am beſten und ſchönſten auf einem kalkreichen Boden. Reiner Kalkboden ſagt ihr jedoch lange nicht ſo zu, wie ein durch Verwitterung kalkhaltiger Geſteine entſtandener kalkhaltiger Boden. So wächſt die Küſten— buche auf Kreideboden, die Gebirgsbuche auf Nagelfluh- und Baſaltboden am üppigſten. Aber auch ein kalkärmerer Boden, wie Porphyr-, Thonſchiefer—, Glimmerſchiefer-, Gneis-, Granit-, Sandboden vermag herrliche Buchen— beſtände zu ernähren. Puren Sandboden, Haide- und Moor- (Torf- boden meidet die Buche. Anhaltende Bodennäſſe verträgt ſie nicht, weshalb ſie auch in häufigen Ueberſchwemmungen ausgeſetzten Flußauen, wo die Stiel— eiche ſo vorzüglich wächſt, kaum fortkommt. Ebenſo wenig vermag ſie aber auf einem dürren Boden zu gedeihen. Ein trockner, aber öfter durch Regen befeuchteter, tiefgründiger, lockerer (3. B. ſteiniger), kalkreicher Lehmboden wird folglich den beſten Standort für die Buche abgeben. Zwölfte Familie. Weidenartige Laubhölzer. (Salicaceae Rich.) Blätter einfach, ganz, ſeltner gelappt, meiſt geſägt, gezähnt, gekerbt, ſeltner ganzrandig, fiedernervig, bisweilen handnervig, geſtielt, in ſpiralig— abwechſelnder Stellung, mit theils bald abfallenden, theils perſiſtenten achſen— ſtändigen Nebenblättern. Knospen von Deckblättern (Knospenſchuppen) umhüllt, von denen das äußerſte immer aus zwei zuſammengewachſenen beſteht. Blüten zweihäuſig, männliche und weibliche in ganz gleich gebauten Kätzchen, welche im Frühlinge aus Seiten-, ſehr ſelten Endknospen vor— jähriger Triebe hervorbrechen, und aus einer ſtielförmigen Spindel und in ſpiraliger Stellung daran ſitzenden flachen Deckblättern Kätzchenſchuppen) beſtehen, deren Grunde (an der inneren Fläche) je eine Blüte eingefügt iſt (Fig. LI, 1. 3. 8. 9.). Männliche Blüten aus 2 bis vielen freien, ſehr ſelten verwachſenen Staubgefäßen mit zweifächrigen der Länge nach aufſpringenden Beuteln und kugelrunden dreiporigen Pollenkörnchen, weib— liche aus einem einzigen Stempel mit oft geſtieltem oberſtändigem Frucht— knoten und einem gipfelſtändigen in zwei einfache oder geſpaltene Narben getheilten Griffel beſtehend, beiderlei Blüten entweder von einem becher— 8 oder ſchüſſelförmigen unregelmäßigen Gebilde umhüllt, oder an deſſen Stelle zwiſchen zwei oft geſtielten Drüſen liegend, von denen die eine meiſt ver— kümmert (Fig. LI, 1. 2h. 8. 9p.). Drüſen honigabſondernd. Frucht— knoten aus 2 an den Rändern zuſammengewachſenen Fruchtblättern gebildet, einfächrig, mit zahlreichen wandſtändigen umgekehrten doppelhäutigen Samenknospen (4. 5.). Frucht eine von der Spitze nach der Baſis mit zwei Klappen (den ſich von einander trennenden Fruchtblättern) aufſpringend, welche am Grunde ihrer Naht eine nicht vorſpringende Samenleiſte (Placenta) tragen (Fig. LI, 6.). Samen zahlreich, klein, am Grunde von vielen langen ſeidenglänzenden Haaren umgeben (7), mit dünner Schale, geradem Bau der Blüte und der Kapſel der Salieineen. Fig. 1—7, Salix alba, 8, 9, Populus canescens. Alle Figuren ſtark vergrößert. — 1. Männliche Blüte von der innern Seite (sch Kätzchenſchuppe, h innere Honigdrüſe). — 2. Dieſelbe im Längsſchnitt (hh die beiden Honigdrüſen, sch Kätzchenſchuppe). — 3. Weibliche Blüte von der innern Seite ch äußere Honigdrüſe). — 4. Dieſelbe im Längsſchnitt, ſtärker vergrößert ch Honigdrüſe, sch Kätzchenſchuppe, im Innern des durchſchnittenen Fruchtknotens die Samenknospen). — 5. Der untere Theil des Frucht— knotens im Querſchnitt (ss Samenknospen). — 6. Kapſel, aufgeſprungen. — 7. Samen. — 8. Männliche, 9. weibliche Blüte von der innern Seite (p Perigon, sch Kätzchenſchuppe). Keim, kurzem Würzelchen, flachen Kotyledonen, ohne Eiweiß. Keimpflanze mit kleinen ganzen und ganzrandigen Keimblättern, welche durch die Streckung des hypokotylen Gliedes über den Boden emporgehoben werden. — 455 Sommergrüne Bäume, Sträucher und Erdhölzer, deren während des Winters in den Knospen eingeſchloſſene und deshalb wenig bemerkbare Kätzchen bald vor, bald mit, bald nach dem Laubausbruch aufblühen. Männliche Kätzchen unmittelbar nach dem Verſtäuben, weibliche nach ein— getretener Samenreife und begonnenem Aufſpringen der Kapſeln ganz ab— fallend (an der Baſis ihres Stieles ſich ablöſend). Die Salicaceen bewohnen faſt ausſchließlich die nördliche Halbkugel, beſonders deren gemäßigte Zone, und zerfallen in die beiden Gattungen der Weiden (Salix) und Pappeln (Populus). Erſtere beſitzen von einer ſcheinbar einzigen hohlen (aus der Verwachſung der beiden hier nur vor— handenen unterſten Deckblätter der Knospe entſtandenen) Schuppe umhüllte Knospen, ganze (nicht zertheilte oder gezähnte) Kätzchenſchuppen, Honigdrüſen neben den Staubgefäßen und dem Stempel (bhöchſt ſelten ein faſt becher— förmiges Receptaculum), langgeſtielte weit vorſtehende Staubgefäße und zwar 2, 3, 5, ſelten mehr und furzgeftielte ſtets unzertheilte Blätter. Bei den Pappeln dagegen find die Knospen von mehreren Schuppen umkleidet, die Kätzchenſchuppen zertheilt oder gezähnt, die Staubgefäße zahlreich (8 — 30), kurzgeſtielt und wie auch der Fruchtknoten von einem becher- oder ſchüſſel— förmigen Receptaculum umgeben, endlich die (meiſt breiten und großen) Blätter lang geſtielt und häufig gelappt. Die Weidenarten ſind vorherrſchend Sträu— cher, die Pappelarten ausſchließlich Bäume. II. Salis IL. Weide. Knospen von zwei zuſammengewachſenen, einen einzigen hohlen äußer— lich zweirippigen Körper bildenden Schuppen umhüllt, achſelſtändig. Blätter kurzgeſtielt, ganz, doch ſelten ganzrandig, meiſt beträchtlich länger als breit, ſpiralig abwechſelnd geſtellt, jedoch die erſten (unterſten) Blätter oft, ſelten (bei S. purpurea) faſt alle gegenſtändig ““). Nebenblätter meiſt klein und bald abfallend, ſeltner anſehnlich und ſtehen bleibend. Kätzchen ſtets in Seiten (Achſel-yknospen vorjähriger Triebe ſich entwickelnd, auch dann, wenn ſie endſtändig erſcheinen, indem bei allen Weiden die eigentliche Endknospe der Langtriebe verkümmert, entweder vor dem Laubausbruch hervorbrechend und aufblühend (amenta praecocia, frühzeitige Kätzchen) und dann ſehr ) Kerner (Niederöſterr. Weiden, S. 275) hat eine dritte Gattung, Chamitea (Zwergweide) auf Salix retieulata begründet, welche ich nicht anzuerkennen vermag, da ſie, die genannte Weide, ſich außer dem eigenthümlichen, an die Pappelblüte er innernden Receptaculum nicht weſentlich von den übrigen Weiden unterſcheidet. 0 Vgl. Döll, Flora von Baden, II, S. 486 und „Laubknospen der Amentaceen“, Seite 8. 1 kurz geſtielt oder faſt ſitzend, blos von einigen Deckblättern am Grunde umgeben, welche ſich von den Laubblättern weſentlich unterſcheiden; oder erſt mit den Blättern erſcheinend und gleichzeitig oder auch ſpäter aufblühend, (am. coaetanea, serotina, gleichzeitige, ſpäte Kätzchen) und dann auf kurzen mit gewöhnlichen Laubblättern beſetzten Stielen (d. h. Seitentrieben). Schuppen der Kätzchen ganz und ganzrandig, entweder einfarbig oder zweifarbig, in letzterem Fall am Grunde grün oder faſt weißlich, an der Spitze ſchwärzlich wie angebrannt oder von der Mitte an roth bis roſtfarben und gegen die Spitze hin immer dunkler werdend; alle mehr oder wenig behaart. Staubgefäße in der Regel 2, ſelten 3, 5 oder mehr, mit langen Filamenten, welche nur bei S. purpurea und deren Baſtarden, wie auch bei S. incana verwachſen, ſonſt völlig frei ſind. Antheren meiſt zu jeder Zeit gelb, ſelten zuerſt purpurroth, nach dem Verſtäuben ſchwärzlich, oder zuerſt röthlich, nach dem Verſtäuben ſchmutzig gelb. Fruchtknoten ſitzend (d. h. ſein immer vorhandener Stiel kürzer als die Honigdrüſe) oder deutlich, oft lang geſtielt, entweder eiförmig und ſtumpf, oder eiförmig in den Griffel vorgezogen oder eikegelförmig, kahl oder behaart; Griffel meiſt kurz, ſelten tief oder ganz in 2 Sondergriffel getheilt (bei S. Arbuscula); Narben vers ſchieden geformt, doch meiſt geſpalten, bei Weiden mit beſtändig gelben Antheren ſammt dem Griffel gelblich oder grünlich, bei ſolchen mit rothen, zuletzt ſchwarzen Staubbeuteln anfangs ebenfalls roth und zuletzt ſchwarz, bei den Arten mit röthlichen dann ſchmutzig gelben Beuteln immer gelb. Kapſel bald eiförmig-kuglig (aus eiförmigen ſtumpfen Fruchtknoten her— vorgegangen), aufgeſprungen mit blos klaffenden Klappen, bald eiförmig (aus der zweiten Fruchtknotenform entſtanden), aufgeſprungen mit ſichel— förmig zurückgekrümmten Klappen (Fig. LI, 6), bald kegelförmig (von der dritten Fruchtknotenform), aufgeſprungen mit ſchneckenhausförmig zurück— gerollten Klappen. Honigdrüſen) 1 oder 2, im erſten Falle die Drüſe an der inneren der Kätzchenſpindel zugekehrten Seite der Einfügungsſtelle der Staubgefäße (innere Drüſe), im zweiten noch eine andere griffelförmige, der Baſis der Kätzchenſchuppen anliegende Drüſe (äußere Drüſe, Fig. LI, 2 hh.); ſelten (nur bei S. reticulata) 5 — 6, einen Kranz um 5 S gefäße reſp. den Fruchtknoten bildend, von denen oft zwei benachbarte mit einander verwachſen. Bäume und Sträucher der verſchiedenſten Größenſtufen mit meiſt ruthen— förmigen Langzweigen, deren Endtriebe ſich die ganze Vegetationsperiode hindurch zu verlängern und Blätter zu bilden fortfahren und daher ſehr häufig im Herbſt bei plötzlich eintretendem Froſt erfrieren, weshalb bei ihnen Nach Kerner eine Verlängerung des Torus (Blütenbodens). nu 33 auch niemals die Bildung einer Endknospe zu Stande kommt. Vielmehr nimmt der im folgenden Frühlinge aus der oberſten Seitenknospe entſtehende Sproß die Richtung an, welche dem aus der wirklichen Endknospe hervor— gegangenen zugekommen ſein würde und erſcheint deshalb als eine unmittel— bare Verlängerung des vorjährigen Sproſſes. Langtriebe bei den Weiden der Tiefebenen und niedrigen Berggegenden oft ſehr lang werdend, zumal die Stocklohden, welche nicht ſelten bis 50 und mehr Blätter und nach deren Abfall Seitenknospen zeigen. Bei ſolchen Weiden nehmen die, ſtets durch bedeutendere Größe ſich unterſcheidenden Blütenknospen (die kätzchen— beherbergenden Seitenknospen) gewöhnlich die mittleren Theile des Zweiges ein, ſo daß über den Blütenknospen noch mehrere (bis 8) Laubknospen ſtehen, während bei den Zwergweiden der Hochgebirgs- und Polargegenden nur die oberſte Knospe eine Laubknospe iſt oder alle Knospen Blütenknospen ſind. Im letzteren Falle würde eine ſolche Zwergweide zu Grunde gehen, wenn nicht in den Achſeln der am Grunde der Kätzchenſpindel ſitzenden Blätter regelmäßig Knospen entſtänden, welche im nächſten Jahre ſich weiter entwickeln, was bei den Weiden der tiefgelegenen Gegenden ſpontan nur höchſt ſelten, an verſchnittenen Weidenzweigen aber häufig vorkommt. Sturz triebe werden bei den Weiden viel ſpärlicher und wohl nur im höheren Alter gebildet, wenigſtens bei allen Weiden des Tieflandes. Die Rinde, an den Zweigen und Aeſten immer glatt, behält dieſe Beſchaffenheit bei vielen Weiden bis in das höhere Alter, wo ſie dann der Länge nach auf— reißt; bei einigen Weiden gelangt aber ſchon bei Zeiten eine Borkenbildung zur Entwickelung, durch welche die bis dahin glatte Rinde zerſtört und in eine im Bau der Eichen- und Rüſternborke ſehr ähnliche Faſerborke umgewandelt wird. Das Holz iſt weich, bis ſchwammig, meiſt hell, auf dem Querſchnitt gleichmäßig feinporig, in deutliche Jahrringe abgegrenzt. Die Blätter ſind zwar bezüglich ihrer Form, Bekleidung u. ſ. w. bei einer und derſelben Weidenart oft ſehr veränderlich, bieten indeſſen doch die beſten Unterſcheidungs— merkmale dar. Die vorherrſchende Form iſt die elliptiſche. Bei geſägten Blättern trägt die Spitze der Sägezähne in der Regel eine Drüſe, welche bei vielen Weiden mit einem milchweißen Secret überzogen iſt. Anders geſtaltete, bisweilen ſehr große Drüſen ſtehen bei einigen Weiden an beiden Rändern der Oberſeite des Blattſtiels, nahe da wo dieſer in die Blattſpreite eintritt. Viel kleinere und ſehr zahlreiche Drüſen kommen oft an der Unter— ſeite des Blattes vor, die bei vielen Arten eine bläulich- bis grünlichweiße Subſtanz ausſcheiden, durch welche die Unterſeite des Blattes „meergrün bereift“, wie Hartig ſich ausdrückt, erſcheint. Bei andern Weiden ſind die Blätter von einem ausgeſchiedenen Wachsharz (?) klebrig, bei noch andern oberſeits, wie auch die Zweige mit einem glänzenden trocknen Ueberzuge a verſehen, gleich als ob fie lackirt wären (3. B. bei S. pentandra). In beiden Fällen ſind die Blätter kahl, bei den meiſten Weiden aber behaart, wenig— ſtens in der Jugend, denn nicht ſelten fallen ſpäter die Haare ab und er— ſcheint dann das Blatt kahl. Die Afterblätter erſcheinen bald nur als drüſen— artige Gebilde oder als kleine lineale bis lanzettförmige Blättchen entwickelt, bald als ziemlich große Blätter von nierenförmiger oder halbherzförmiger Geſtalt mit gezähntem Außenrande. Die Bewurzelung iſt meiſt eine weit ausſtreichende aber nicht tiefgehende, übrigens bei den eizelnen Arten, ſowie je nach der Standortsbeſchaffenheit eine ſehr verſchiedene. Bei allen Strauch— weiden theilt ſich der Wurzelſtock unmittelbar über der Bodenoberfläche, oft ſchon unter derſelben in eine Anzahl Schäfte, während bei den Baumweiden immer nur ein Schaft zur Entwickelung gelangt. Nur bei letzteren iſt eine Pfahlwurzel oft noch im ſpäteren Alter zu unterſcheiden. Die Kronenform iſt verſchieden, am häufigſten beſenförmig. Die Zwergweiden der Hochgebirge und der kalten Zone pflegen niederliegende, oft unter Moos verborgene, kriechende Stämmchen zu beſitzeu, welche ſich oft ſtark veräſteln und zahl— reiche Adventivwurzeln erzeugen. Ueberhaupt ſind alle Weiden durch die große Fähigkeit ausgezeichnet, aus ihrer oberirdiſchen Achſe (aus jedem ab— geſchnittenen, in den Boden oder in das Waſſer geſteckten Zweig oder Aſt) Adventivwurzeln zu treiben, worauf die leichte Vervielfältigung der Weiden durch Steckreiſer und Setzſtangen beruht. Auch geben die meiſten Weiden- arten reichlichen Stockausſchlag nach dem Abhieb der Stämme, manche des— gleichen reichlichen Stammausſchlag nach dem Abhieb der Krone (des Kopfes). Darauf beruht die Verwendung vieler Weidenarten zum Niederwaldbetrieb, anderer zur ſogenannten Kopfholzwirthſchaft. Und zwar erfolgt die Bildung ſowohl der Stock- als Stamm(Kopf-hlohden durch Adventivknospen. — Die Mannbarkeit tritt bei allen Weidenarten ſehr zeitig ein und bringen dieſelben ſodann faſt alljährlich reichlichen Samen hervor, da ſie immer ſehr reich zu blühen pflegen. Trotzdem iſt der größte Theil des Samens nicht keimfähig, was darauf beruhen mag, daß die Uebertragung des Pollens der männlichen Individuen auf die Narben der weiblichen ſehr dem Zufalle anheimgegeben iſt, indem ſie vorzugsweiſe durch den Wind, nur, wo männliche und weib— liche Weiden nahe beiſammen wachſen, auch durch Inſekten vermittelt wird. Keimpflanzen von Weiden gehören in der That zu den Seltenheiten. Nichts— deſtoweniger kann eine Befruchtung und die Bildung keimfähigen Samens nicht ſo ſelten ſein, denn ſonſt wäre das häufige Vorkommen von Weiden— baſtarden kaum zu erklären. Der Haarſchopf dient dem Weiden- wie Pappel— ſamen als Flugorgan und bei der Leichtigkeit und der großen Menge dieſer Samen müſſen ſie durch den Wind über weite Strecken Landes verſtreut werden. Wenn daher auch nur wenige Procente des Samens keimfähig ſind ven und von dieſen auch nur 1 Procent zum Keimen gelangt, jo werden immerhin genug Samenlohden alljährlich geliefert werden. Nächſt der Eichengattung iſt diejenige der Weiden die artenreichſte aus der Ordnung der Amentaceen. Die neueſte Bearbeitung der auf der ge— ſammten Erdoberfläche vorkommenden Weiden von Andersſon (in De Candolle's Prodromus, Bd. XVI. 1868) führt 160 Arten und 68 Baſtarde auf. Wimmer (Salices europaeae, 1866) giebt für Europa 31 Arten und 57 Baſtarte an. Die Weidenarten ſind von den verſchiedenen Monographen dieſer Gattung N: verſchiedenartig eingeteilt worden; wir legen hier diejenige von Wimmer zu Grunde, welche uns die naturgemäßeſte zu ſein ſcheint. Eine naturgemäße ſyſtematiſche Eintheilung und Anordnung der zahlloſen Weiden— formen hat von jeher für eine der ſchwierigſten Aufgaben der beſchreibenden Botanik gegolten. Die große Veränderlichkeit der Arten und die Menge von noch veränder— licheren Baſtardformen, welche zwiſchen manchen Arten vorkommen, machen in der That eine ſcharfe Abgrenzung und eine naturgemäße Aneinanderreihung der Arten faſt un— möglich. Die abweichenden Meinungen, welche unter den weidenkundigen Botanikern darüber, welche Formen als Arten, als Varietäten oder als Baſtarde zu betrachten ſeien, ſich geltend machten, waren ferner ſchuld daran, daß die Anzahl der Weidenarten eines Landes oder Florengebiets ſehr verſchieden angenommen wurde. Erſt in neueſter Zeit iſt durch die gründlichen Unterſuchungen von Wimmer, Wichura, Kerner u. a. über die Baſtarderzeugung bei den Weiden mehr Licht in das Chaos der Weidenformen gebracht worden. Infolge dieſer Unterſuchungen und zahlreicher über künſtliche Er— zeugung von Weidenbaſtarden angeſtellter Verſuche hat ſich ergeben, daß eine große Zahl früher bald für ſelbſtändige Arten, bald für Varietäten gehaltener Weidenformen Baſtarde ſind. Wir werden von dieſen zahlreichen Baſtardformen hier nur die all— gemeiner verbreiteten berückſichtigen und am Schluſſe der Schilderung der Arten an— hangsweiſe zuſammenſtellen, indem unſeres Erachtens es für den praktiſchen Forſtmann von ſehr geringer oder gar keiner Bedeutung iſt, die Baſtardweiden genau zu kennen und unterſcheiden zu können. Ja ſelbſt von den Arten haben die meiſten ein nur ſehr untergeordnetes forſtliches Intereſſe. Es wäre daher eine Raumvergeudung, wollten wir in dieſer Flora die Weidenarten oder gar deren Baſtarde ebenſo ausführlich ſchildern, wie die vorhergehenden Arten von Laubhölzern. Es genügt, wenn der Forſtmann die Weiden, auch die kleinſten Zwergweiden der Hochgebirge, als ſolche zu erkennen vermag und allenfalls die Gruppe, zu welcher irgend eine unbekannte Weidenform ge— hört; mehr ſoll man von ihm nicht verlangen. In den botaniſchen Gärten werden zahlloſe Weidenformen im freien Lande kultivirt, theils europäiſche, theils außereuro— päiſche; auf dieſe einzugehen, kann nicht die Aufgabe einer forſtlichen Flora ſein. Wer ſich genauer über die Weidenformen und beſonders über die Baſtarde unterrichten will, wird in den Arbeiten der genannten Forſcher alle wünſchenswerthe Belehrung finden, weshalb hier die betreffenden Werke, wie überhaupt eine Angabe der wichtigeren Schriften der Weidenliteratur beigefügt werden mögen: G. F. Hoffmann, Historia Salicum iconibus illustrata. Lipsiae, 1785 — 1791. 2 Bde. Fol. Mit 31 col. Taf. N. C. Seringe, Essai d'une monographie des Saules de la Suisse. Berne, 1815. 8. Mit 2 Taf. I ll N. Th. Host, Salix. Vindobonae, 1828. Fol. Mit 100 col. Taf. W. J. D. Koch, Commentatio de Salicibus europaeis. Erlangae, 1828. 8. E. Fries, Commentatio de Salieibus Sueciae. In: Novitiarum florae Sueeicae mantissa prima. Lund, 1832. 8. (p. 21—80). J. Forbes, Salicetum Woburnense, or a catalogue of willows indigenous and foreign in the collection of the Duke of Bedford at Woburn-Abbey. London, 1829. 4. Mit 140 col. Taf. (Sehr ſeltenes Werk.) F. W. v. Trautvetter, Salicetum. In: Mémoires pres. à l’acad. imper. de St. Petersbourg. III. p. 607—636. Th. Hartig, Ueberſicht der Familien und Arten der europäiſchen Weiden. In: Vollſt. Naturgeſch. d. forſtl. Kulturpfl. Deutſchlands (1851), S. 385 — 421. Mit 34 col. Taf. L. Reichenbach, Salix. In: Icones florae german. et helv. Vol. XI (1849), p. 15—29. Mit 56 col. Taf. A. Kerner, Niederöſterreichiſche Weiden. In: Verhandlungen d. K. K. zool.-botan. Geſellſchaft in Wien. Jahrgang 1860 (X. Band). S. 4— 56, 178—282. A. Pokorny, Verſuch einer Anordnung der öſterr. Weiden nach den Blättern. In: Oeſterreichs Holzpflanzen. S. 56 — 70, und Aufzählung und Beſchreibung der Arten und Baſtarde, S. 70—126. Taf. 15—24 (1864). F. Wimmer, Salices europaeae. Vratislaviae, 1866. 8. N. J. Andersson, Monographia Salicum. Holmiae, 1867. 4. Pars I. Mit 9 Taf. — —— Salieineae. In: Prodromus system. univers. regni veget. XVI (1868), p. 191-323. Ueber die Baſtardbefruchtung bei den Weiden und die Erkennung der Weiden— baſtarde iſt die gründlichſte Belehrung zu finden in Kerner's und Wimmer's ſchon ge— nannten Schriften, ſowie in den folgenden: N F. Wimmer, Wildwachſende Baſtardpflanzen. In: Denkſchrift zur Feier des 50jähr. Beſtehens der ſchleſ. Geſ. für vaterl. Kultur. Breslau, 1853, S. 143-182. Wichura, Die Baſtardbefruchtung im Pflanzenreiche. Breslau, 1865. 8. Als ein vorzügliches Hülfsmittel zum Studium und zum Beſtimmen der Weiden— formen unſeres Gebiets ſind folgende zwei Sammlungen getrockneter Weiden zu be— zeichnen und zu empfehlen, nämlich: Wimmer et Krause, Herbarium Salicum. 1858. Collectio Salicum. 1858. A. und J. Kerner, Herbarium öſterr. Weiden. 9 Dekaden. Innsbruck, 1865—1869. Aleberſicht der Weidengruppen mit Angabe der im Florengebiet vorkommenden Weidenarten. A. Salices arborescentes. Baumweidenz). I. Pruinosae, Reifweiden. Rinde der Zweige und jüngeren Aeſte mit einem bläulich-weißen abwiſchbaren Duft bedeckt, Baſtſchicht citron— Es giebt zwar auch in der Gruppe B. einige Weidenarten, welche auf gutem Boden und bei ungeſtörtem Wachsthum zu Bäumen werden (3. B. S. purpurea und S. Caprea); da aber die Gruppe A. lauter baumartig werdende Weiden enthält, welche nur durch Verſtümmelung oder den Niederwaldbetrieb zu Sträuchern degradirt werden können, ſo ſcheint der Name „Baumweiden“ für dieſe Abtheilung gerechtfertigt. 5 gelb. Kätzchen frühzeitig, vor dem Aufblühen ſehr lang zottig = behaart. Fruchtknoten kurz geſtielt, kahl. Zwei freie Staubgefäße. Eine einzige Honigdrüſe. S. daphnoides Vill. — S. pulchra Wimm. Kr. — S. acutifolia Willd. II. Serotinae, Spätblühende. Kätzchen nach dem Laubausbruch aufblühend, auf beblättertem Stiel. Schuppen einfarbig, vor dem Abfall der Kätzchen ſich von deren Spindel löſend und abfallend. Fruchtknoten kurz geſtielt, kahl, mit ſehr kurzem oder fehlendem Griffel. Staubgefäße 2, 3 oder 5 (ausnahmsweiſe mehr), frei. Honigdrüſen entweder ſowohl in der männlichen als weiblichen Blüte 2, oder blos in der männlichen 2, in der weiblichen 1. S. triandra L. — S. alba L. — S. babylonica L. — S. fragilis L. — S. pentandra L. B. Salices fruticosae. Strauchweiden. Aufrecht wachſende Klein- bis Großſträucher, ſelten baumartig werdend. Kätzchen früh— zeitig. Staubgefäße 2. Nur eine (innere) Honigdrüſe. III. Monadelphae, Einbrüdrige. Die Filamente der Staub— gefäße der ganzen Länge nach oder zum Theil verwachſen. Kätzchenſchuppen ein- oder zweifarbig. Fruchtknoten geſtielt, behaart oder filzig. Blätter lang und ſchmal. S. incana Schrk. — S. purpurea L. IV. Viminales, Bandweiden. Filamente frei. Kätzchenſchuppen zweifarbig (halb ſchwarz). Fruchtknoten faſt ſitzend, filzig oder ſeidenhaarig, mit langem Griffel. Blätter ſpitz oder zugeſpitzt, unterſeits ſtets behaart, glatt. S. viminalis L. S. Lapponum L. S. longifolia Host. V. Rugosae, Runzelblättrige Weiden. Filamente frei. Kätzchenſchuppen halb ſchwarz. Fruchtknoten geſtielt (oft lang geſtielt), filzig, Griffel kurz. Blätter breit, unterſeits (ſeltner auf beiden Seiten) durch das ſtark vortretende Nervennetz runzlig. + Blätter unterſeits filzig oder flaumig, weißlich oder grau. S. cinerea L. — S. aurita L. — S. Caprea L. fr Blätter faſt kahl, wenigſtens im Alter. Fruchtknoten auf ſehr langem Stiel ſchief eingefügt. S. silesiaca W. — S. grandifolia Ser. VI. Glabratae, Glattweiden. Filamente frei. Kätzchenſchuppen halb ſchwarz. Fruchtknoten geſtielt, Griffel etwas geſpalten mit verkehrt— 55 herzförmigen oder zweitheiligen, am Grunde trichterförmig geſtalteten Narben. Blätter breit, vom Anfange an oder wenigſtens ſpäter kahl, glatt. S. nigricans Sm. — S. Weigeliana W. — S. glabra Scop. — S. hastata L. C. Salices fruticulosae. Zwergweiden. Aufrechte oder niedergeſtreckte Kleinſträucher und Erdhölzer. Kätzchen frühzeitig, gleichzeitig oder ſpät. Staubgefäße 2, frei. Nur eine (innere), ſelten 2 Honigdrüſen (blos in Gruppe IX). VII. Alpinae, Alpenweiden. Aufrechte Kleinſträucher mit gedrängt ſtehenden, lanzettlichen oder elliptiſchen, meiſt lebhaft gefärbten, oft zweifarbigen Blättern. Kätzchen gleichzeitig mit den Blättern, oder auch erſt nach dem Laubausbruch aufblühend. Kätzchenſchuppen roſtbraun. Frucht— knoten faſt ſitzend, filzig, mit oft rothen Griffeln und Narben; letzere meiſt geſpalten. S. helvetica Vill. — S. glauca L. — S. pyrenaica Gou. — S. Myrsinites L. — S. caesia Vill. — S. Arbuscula L. VIII. Depressae, Niederungsweiden. Kleinſträucher mit niedergeſtreckten, kriechenden oder aufſteigenden, ſelten aufrechten Stämmchen und meiſt elliptiſchen Blättern. Kätzchen gleichzeitig, mit bleichen oder ge— färbten Schuppen. Fruchtknoten geſtielt, filzig oder kahl, mit ſehr kurzem Griffel und kurzen Narben. S. livida Wahlenb. S. myrtilloides L. — S. repens L. IX. Glaciales, Gletſcherweiden. Niedergeſtreckte Zwerg— ſträucher mit meiſt unter dem Boden oder im Moos verborgenen ſehr äſtigen Stämmchen, oft kleine Raſen bildend. Kätzchen mit gefärbten durch— ſcheinenden Schuppen, ſcheinbar endſtändig, bisweilen lang geſtielt, mit dem Laubausbruch oder ſpäter aufblühend; Fruchtknoten ſehr kurz geſtielt, kahl oder behaart. Blätter meiſt klein und ſehr gedrängt ſtehend, oft ganzrandig. S. retusa L. — S. herbacea L. — S. reticulata L. Demnach beſitzt unſer Florengebiet 31 Weidenarten. Es fehlen dem— ſelben blos zwei der von Wimmer angenommenen Weidenarten Europas, nämlich S. lanata L. und S. polaris L., beide hochnordiſche Arten. Analytiſche Tabelle zum Beſtimmen der Arten. 1. Bäume und aufrechte Mittel- und Großſträucher. [2] — Aufrechte oder niedergeſtreckte Kleinſträucher und Zwergſträuche er (Erdhölzer). Kätzchen gleichzeitig oder ſpät blühend. Stets 2 Staubgefäße. 23, | | oo | 10. I — IND 14. Kätzchen ſpät aufblühend. Schuppen der weiblichen meist vor der Fruchtreife abfallend. 3 Kätzchen frühzeitig, ſeltner gleichzeitig. Schuppen der weiblichen bleibend. 2 Staubgefäße. In beiderlei Blüten nur 1 Honigdrüſe. 7 — Stets Blätter kahl, drüſig, in der Jugend meiſt klebrig. [4] „ mitt ſeidenglänzenden Haaren bedeckt, unterſeits weiß oder grauweiß. Männliche Blüten mit 2 Honigdrüſen und 2 freien Staubgefäßen, weibliche Fi y alba I, Staubgefäße 2. In beiderlei Blüten 2 Honigdrüſen. (5 = 3 oder 5 (ſelten noch mehr bis viele). [6] „Blätter lanzettförmig, grob drüſig-geſägt. Zweige an der Anſatzſtelle brüchig, bei erwachſenen Bäumen aufwärts gekrümmt.. ... 8. fragilis L. Blätter ſchmal lanzettlich, lang und ſchief zugeſpitzt, fein geſägt. Zweige nicht brüchig, bei erwachſenen Bäumen ſchlaff herabhängend .. S. babylonica L. Drei Staubgefäße. Männliche Blüten 2 drüſig, weibliche 1-drüſig. Blätter in ine icht eng mand L. Fünf (ſelten mehr) Staubgefäße. Beiderlei Blüten 2-drüſig. Blätter in der . ⁰ ec . 2). Zweige bläulichweiß bereift. Kätzchen frühzeitig, ſehr lang und ſeidenglänzend behaart. [8] Zweige nicht bereift. [10] Mehrjährige Zweige von dunkelvioletter oder kaſtanienbrauner Grundfarbe. [9] - grünlich oder röthlich. Blätter länglich-lanzettförmig, ſpitz, oberſeits glänzend grün, unterſeits bläulichgrün . .. S. daphmoides Vill. Blätter elliptiſch-lanzettförmig, Sr glänzend, unterſeits bläulich- grün. Zweige kaſtanienbraunn .. „ 8. pulchra Wimm. Kr. Blätter lineal “lanzettlich, beiderſeits grün. Zweige dunkelviolett S. acutifolia W. (7). Staubfäden ganz oder halb verwachſen. Kätzchen frühzeitig. Blätter ſchmal lang. [11] Staubfäden frei, Beutel zu jeder Zeit gelb. Kätzchen früh- oder gleichzeitig. Schuppen zur Hälfte ſchwarz. (12 Staubbeutel roth, nach dem Verſtäuben un werdend, wie 05 die Blätter beim Welken (Trocknen). .. „8. purpurea L. Staubbeutel gelb, auch nach dem Berftäuben. Bi lätter lineal, IB t5 glänzend er unterſeits weißftißig . . .. ae Blätter (ausgewachſen) auf beiden en 1 15 unterſeits bald behaart oder filzig, bald beiderſeits kahl. Kätzchen früh- oder gleichzeitig. [13] Blätter (ausgewachſen) unterſeits, bisweilen und oberſeits runzlig (wegen der unterſeits ſtark vortretenden Nervation), unterſeits meiſt filzig; breit. Kätzchen frühzeitig. Fruchtknoten ſtets deutlich, oft lang geſtielt, Griffel ſehr kurz. [19] Fruchtknoten ſitzend oder faſt ſitzend, mit langem Griffel und langen Narben. Kätzchen frühzeitig. Blätter unterſeits ſtets bleibend behaart. [14] 8 Fruchtknoten deutlich geſtielt, Griffel geſpalten, mit verkehrt-herzförmigen oder zweitheiligen Narben. Blätter vom Anfange an oder wenigſtens ausgewachſen kahl, beim Trocknen ſchwärzlich werdend. 16 Blätter ſehr lang und ſchmal, lineal oder lanzettförmig. 15 „ 14. Blätter länglich, ſpitz, oberſeits graugrün, unterſeits weißfilzig. Fruchtknoten weißwollig, Narben fadenförmig, nach außen gebogen, etwas 2ſpaltig. S. Lapponum L. 15. Blätter lineal, oberſeits grün, unterſeits dünnfilzig, ſilber- oder ſchneeweiß— glänzen? „8. Wminalis B. — Blätter lanzettförmig, ons Toni, unterfeits 5 untere Blätter DIEREHL INS 2 S. langen Hase 16. Kapſelſtiel länger 9 55 ſo 17 5 die Schuppe. 17 — „ „ kürzer als die Schuppe. Fruchtknoten kahl, Narben 2theilig. Kätzchen gleichzeitig. [18] 17. Griffel lang (faſt halb jo lang als der Fruchtknoten), deutlich geſpalten. Narben tief getheilt. Kätzchen frühzeitig. Nebenblätter groß, blattartig, lange bleibend. S. nigricans L. — Griffel kurz, undeutlich geſpalten. Narben kurz, 2lappig. Kätzchen gleichzeitig. Nebenblätter klein, bald abfallend. S8. Weigeliana W. 18. Kätzchen alle deutlich ſeitenſtändig, walzig. Schuppen am Rande gewimpert. S. glabra Scop. — Kätzchen, beſonders die weiblichen, (ſcheinbar) endſtändig, lang walzig. Schuppen gänzlich mit langem weißem wolligem Filz bekleidet ... S. hastata L. 19. (12). Blätter unterſeits filzig oder flaumig, grau oder weiß. Fruchtknoten auf dem Stiele gerade eingefügt. [20] — Blätter, wenigſtens im Alter, kahl, unterſeits bläulichweiß. Fruchtknoten auf ſehr langem Stiel ſchief eingefügt. 22 20. Knospen flaumhaarig. Vorjährige Zweige ſammtig, filzig oder flaumig (wenig— ſtens gegen die Spitze hin). Nebenblätter bleibend. [21] — Knospen und vorjährige Zweige völlig kahl, glänzend. Nebenblätter meiſt bald abfallend, wenigſtens an erwachſenen Zweigen gewöhnlich nicht mehr vorhanden. Blätter oberſeits kahl, dunkelgrün, unterſeits 3 Kapſelſtiel ſo lang oder länger als die Schuppe „S. Capri, 21. Kapſelſtiel ſo lang oder kürzer als die Schuppe. Blätter oberſeits graugrün, flaumig, am Rande oft ausgefreſſen- gekerbte... .. S. cinerea L. — Kapſelſtiel viel länger als die Schuppe. Blätter oberſeits dunkelgrün, runzlig. S. aurita L. 22. Blätter verkehrt-eiförmig-länglich oder lanzettförmig, unterſeits bläulichgrau, im Alter noch etwas flaumhaarig Fruchtknotenſtiel behaart. S. grandifolia Ser. — Blätter eiförmig, unterſeits etwas bläulich, oft ganz kahl. Fruchtknotenſtiel kahl. S. silesiaca W. a 23. (1). Aufrechte, aufſteigende oder niederliegende Kleinſträucher mit elliptiſchen, x lanzettförmigen oder linealen Blättern. [24] j — Niedergeſtreckte, meiſt kleinblättrige Zwergſträucher (Erdhölzer) mit meiſt unter 7 dem Boden oder Moos verborgenen Stämmchen, oft raſenbildend. [32] 2 24. Kätzchenſchuppen roſtbraun. Fruchtknoten und Kapſeln faſt ſitzend. Blätter meijt 4 lebhaft gefärbt, oft zweifarbig. Aufrechte Kleinſträucher. [25] — Kätzchenſchuppen bleich oder gefärbt. Fruchtknoten deutlich geſtielt. Kleinſträucher x mit niedergeſtreckten oder aufſteigenden Stämmchen. [30] 25. Griffel und Narben roth. Blätter kahl. 27 — 5 „ gelb. [28] ea 26. Blätter beiderjeit3 grün, beim Welken ſchwärzlich werdend, meiſt geſägt. Antheren nach dem Verſtäuben ſchwarz .. „„ Myrsinites I. — Blätter unterſeits bläulichgrün, beim Welken Een werdend, immer ganzrandig. Antheren nach dem Verſtäuben gelb. .. n eaesig II. 27. Blätter unterſeits ſeidenglänzend, weiß- oder dr ganzrandig. [28] a 5 kahl, bläulich oder grün. [29] 28. Staubfäden ganz kahl. Griffel an der Spitze 2ſpaltig, Narben getheilt. Blätter unterſeits jchneeweiß . .. .. S. helvetica Vill. — Staubfäden am Grunde 1 Griffel 0 ati, Narben halb oder ganz getheilt. Blätter unterſeits grauweiß .. en . 29. Blätter ganzrandig, unterſeits netzadrig, Nele Kätzchen ſpät blühend, auf beblättertem Seitenzweig endſtändig. .. 8. pyrenaica Gou. — Blätter feingeſägt, unterſeits bläulich. Käßchen gleichzeitig blühend, auf be— Hlättertem Stieie -: . 8. Arbuscula L. 30. (25). Blätter kahl, oberſeits 1215 unterſeits 8 55 weißlich. Knospen kahl. [31] — Blätter oberſeits angedrückt, flaumhaarig, unterſeits ſeidenhaarig, matt grauweiß oder ſilberglänzend. Knospen ſeidi g 8. repens L. 31. Fruchtknoten walzig, graufilzig, ſeidenglänzend. Blätter oval, gezähnt oder ganzrandig, unterſeits erhaben- nervig. ... S. livida Wahlbg. — Fruchtknoten aus bauchigem Grunde pfriemenförmig, kahl, bereift. Blätter elliptiſch, ganzrandig oder lanzettförmig, klein ... S. myrtilloides L. 32. (23). Blätter beiderſeits kahl, grün, ſehr kurz geſtielt. Männliche Blüten 2-drüjig, weibliche 1-drüſig. [33] — Blätter oberſeits grün, unterſeits weißgrau, netzadrig, langgeſtielt, elliptiſch oder kreisrund. Kätzchen endſtändig, lang geſtielt. Gelappter Drüſenring um jede BAB „ 8. xetieulata L. 33. Blätter verfehrt- erg N erg buen, abgeſtumpft oder ſchwach ausgerandet ſehr gedrängt ſtehend .. „ rebusa L. — Blätter rundlich, ausgerandet, fein gekerbt, meta, locker ſtehend. Ganze e Al N aa A .. . 8. herbacea L. J. Bereifte Baumweiden. (Salices arbor. pruinosae.) 119. Salix daphnoides Vill. Seidelbaſtblättrige Weide. Synonyme und Abbildungen: S. daphnoides Vill., Fl. Dauph. p. 756, Dull Fl. von Baden, II, p. 491, Kerner, Niederöſterr. Weid. S. 231; Pokorny, Holzgew. S. 98, Wimmer, Sal. eur. p. 4; — Hartig, Forſtkulturpfl. Taf. 43, Reichb. Ic. fl. germ. XI. t. 602, f. 1253 — S. bigemmis Hoffm., Sal. t. 32; S. pomeranica Willd.; S. cine- rea Host (nicht L.), Sal. t. 26, 27. — Wimm. Kr., Herb. Salic. n. 28 u. 37, Kerner, Salic. Austr. n. 25, 56. In den Alpen: „Palmweide“, in den Rheingegen— den: „Lorbeerweide“. Kätzchen frühzeitig, ſitzend, dick walzig oder länglich, leicht gekrümmt, 2,5 — 3,5 Centim. lang, vor dem Aufblühen dicht mit langen ſilberglänzenden Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 30 B Haaren bedeckt, am Grunde blos von wenigen kurzen häutigen Schuppen— blättern umgeben; Schuppen zur Hälfte ſchwarz. Fruchtknoten kurz ge— ſtielt, kahl; Griffel lang, Narben länglich, kurz geſpalten. Kapſeln kahl, kurz, mit zurückgebogenen Klappen. Blätter länglich-lanzettförmig, kurz zugeſpitzt, fein drüſig geſägt, kahl, oberſeits glänzend grün, mit hellgelbem Mittelnerv, unterſeits bleich und bläulich, ziemlich lang geſtielt (Stiel drüfig). Knospen angedrückt, ſtumpf, braun, anfangs zottig, dann kahl. Blütenknospen ſehr groß, gelblich. Zweige ſtark, einjährige oliven- oder dunkelkaſtanienbraun, ältere gelblichgrün, oft röthlich, im Frühling und Sommer mit hechtblauem Reif bedeckt. — Schöner Baum von 4— 10 Met. Höhe, mit geradem ſchlankem Stamm, glatter Rinde, deren Baſtſchicht leb— haft zitronengelb; ſehr raſchwüchſig. Variirt mit breiteren Blättern (latifolia Kern.) von 6— 11 Centim. Länge und 18— 32 Millim. Breite, welche anfangs ſammt den Zweigen rauhaarig ſind und mit ſchmäleren Blättern (angustifolia Kern.), von 6 — 10 Centim. Länge und 12 — 20 Millim. Breite, ſammt den Zweigen vom Anfange an kahl. Erſtere Form hat halbherzförmige, letztere lanzettförmige Nebenblätter. Döll fand in der Carlsruher Gegend eine Form mit kleinen, kaum 3 Centim. langen Kätzchen (mierostachys Döll). Blüht Mitte März bis Ende April. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Durch Mittel— und Nordeuropa verbreitet, innerhalb unſeres Florengebiets beſonders in der rheiniſchen, ſüddeutſchen, Alpen-, ſowie dem nördlichen Theile der Karpathenzone, wo ſie an Flußufern, auf Inſeln, in Gebirgsthälern an Bächen, am liebſten auf kalkhaltigem, ſandigem Lehm wächſt. Auf kalkloſem Subſtrat, ferner auf humusreichem Moorboden will ſie nicht gedeihen. Steigt in den öſterreichiſchen Alpen bis 663,8 Met., in den bairiſchen bis 1299 Met., in den böhmiſch-öſterreichiſchen Gebirgen nur bis 260 Met. empor. In den Donau-Auen Nieder-Oeſterreichs iſt ſie bis Preßburg häufig, noch häufiger an den Ufern und auf den Inſeln des Rheins bei Straßburg. In Mittel- und Norddeutſchland tritt ſie nur vereinzelt auf (in Schleſien an der Oder, in Pommern, in Oſtpreußen bei Cranz, in Kurland bei Tuckum, in Livland bei Riga, auf der Inſel Oeſel), ebenſo im Oſten des Gebiets (in Galizien ſehr ſelten, bei Lemberg), ferner im Südoſten (am Rothenthurmpaß, bis in die Walachei). In Ungarn und Siebenbürgen fehlt ſie. Ihre Oſtgrenze geht nach Kerner von Petersburg durch das weſtliche Rußland, Polen, Galizien und die weſtlichen Karpathen bis an die Waag und von da als ſüdöſtliche Grenze über Preßburg, Wien, durch Steiermark (Leoben, Graz), Oberitalien bis Frankreich. Nordwärts iſt ſie bis zum 62.“ (Guldbrandsdal in Norwegen) verbreitet, weſtwärts bis in die Dauphiné. Sie wird nicht ſelten als Ziergehölz angepflanzt, verträgt aber ein rein kontinentales Klima nicht. Iſt neuerdings für Korbweiden— kultur empfohlen ſowie zur Bindung von Eiſenbahndammböſchungen und erdiger Abhänge in Eiſenbahneinſchnitten mit Erfolg verwendet worden. 20. Salix pulchra Wimm. Kr. Schöne Weide. S. pulchra Wimm. Krause in Coll. Salic. n. 6 (1858), Wimm., Sal. europ. p. 7. Unterſcheidet ſich von der vorhergehenden Art nach Wimmer durch auch im Alter röthlichkaſtanienbraune blaubereifte Zweige und Aeſte, durch oberſeits hellgrüne übrigens elliptiſch-lanzettförmige Blätter mit bläulichem Mittelnerv, durch ſchmächtigere Kätzchen, kürzere Griffel und Narben. Vereinzelt in Oſtpreußen (Fiſchhauſen bei Königsberg) und in der Schweiz (bei Thun), ſonſt hin und wieder in botaniſchen Gärten; außerhalb unſeres Gebiets in Schweden (Dalekarlien) und Norwegen (Ringeboe). 121. Salix acutifolia Willd. Spitzblättrige W., Schwarze Weide. Synonyme und Abbildungen: 8. acutifolia Willd., Sp. pl. IV (1805), p. 688, Koch, Syn. ed. 2, p. 743, Hartig a. a. O. S. 416, Pokorny a. a. O. S. 99; — 8. pruinosa Wendl. in Reichb. Fl. exc. (1830) n. 1046; Reichb. Ic. I. c. f. 1258, Wimm., Salie. europ. p. 9. S. violacea Andrw., Forbes Wob. t. 25; S. daphnoides g. acutifolia Döll a. a. O. „Kaspiſche Weide“. Kätzchen frühzeitig, ſitzend, ohne Schuppenblätter am Grunde, länglich dick, 2— 3,5 Centim. lang, jung dicht mit langen grauweißen ſeidenglänzenden Haaren bedeckt; Schuppen zur Hälfte ſchwarz. Fruchtknoten ſitzend, kahle Narben nicht geſpalten. Blätter lanzettförmig oder lineal-lanzettförmig, lang zugeſpitzt, ſeicht drüſig-gekerbt, beiderſeits kahl und grün, oberſeits dunkelgrün glänzend, unterſeits heller, matt mit ſtark vortretender gelber Mittelrippe, 6 — 12 Centim. lang und 12 — 20 Millim. breit, mit gelbem Stiel; Nebenblätter lanzettförmig. Knospen angedrückt, zuſammengedrückt, ſtumpf, rothbraun. Zweige ſchlank, jüngere hängend, dunkelrothbraun ältere ſammt den Aeſten dunkel- faſt ſchwarz-violett, mit bläulichem Reif. — Schöner Großſtrauch von 3 —6 Met. oder Baum von 6— 10 Met. Höhe. Blüht im März, ſpäteſtens April. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Eine oſteuropäiſche Holzart, an ſandigen Ufern der baltiſchen Provinzen und Oſtpreußens, beſonders häufig auf Sanddünen am Oſtſeeſtrande, wo dann immer ſtrauch— artig (oft nur ein Mittelſtrauch), außerhalb des Florengebiets in Finland, dem Petersburger Gouvernement, ja nach Blaſius durch das ganze euro— päiſche Rußland vom weißen Meere bis gegen die Steppen des Südens hin verbreitet, in der Ukraine im Großen angebaut und dort im Sandboden 30 * „„ der Flußufer bis 20 Met. lange Wurzeln bildend. Vereinzelt in Pommern, Brandenburg, Schleſien, in der Schweiz (auf den Höhen zwiſchen dem Bodenſee und St. Gallen, nach Döll), angeblich in Mähren und Kärnthen. Häufig als Korbweide und Ziergehölz angepflanzt. Gehört zu den forſtlich wichtigſten Weidenarten, da ihre bis 3 Met. langen Ruthen (einjährigen Stocklohden) ein ganz vorzügliches Flechtmaterial liefern, auch ihr Holz ausgezeichnet ſpaltbar und ihre Rinde reich an Gerbſtoff iſt, gedeiht aber nur auf trocknem Sandboden. Ausgedehnte Kulturen ſind in Mecklenburg und Schleſien ge— macht worden. Läßt ſich auch mit Erfolg zur Bindung von Flugſand verwenden, wie dies bereits auf den Dünen der Oſtſeeküſten hier und da geſchehen iſt. (Vgl. Grunert und Leo, Forſtliche Blätter, 1872, S. 101.) II. Spätblühende Baumweiden. (Salices arbor. serotinae.) 122. Salix triandra L. Dreimännige Weide, Synonyme und Abbildungen: S. triandra L. Spec. pl. 1442, Hoffmann, Sal. t. 9, 10, 23; Forb., Sal. Wob. t. 15 - 18; Wimm., Sal. eur. p. 12. — S. amygdalina L. 1. c. p. 1443, Reichb., Ic. 1. c. t. 604, 605, Hartig, a. a. O. S. 417, Taf. 39, Döll, a. a. O. S. 489, Kerner, a. a. O. S. 192, Pokorny, a. a. O. S. 78; Nörd⸗ linger, Forſtbot. II, S. 235. — S. spectabilis, semperflorens, tenuifolia, venusta, varia, ligustrina Host. Sal. t. 3—16. — „Mandelweide.“ Wimm. Kr., Herb. Sal. n. 38, 51, 122, Coll. Sal. n. 13, 14; Kern. Sal. Austr. n. 24, 84, 85, 86. 87. Kätzchen an beblätterten Seitenäſtchen vorjähriger Zweige, ſchmächtig, 2— 9 Centim. lang, lockerblütig, beſonders die männlichen; Spindel weißlich flaumhaarig, Schuppen grünlichgelb, am Rücken kahl, ſonſt behaart, am reifen Fruchtkätzchen theilweis abgefallen. Staubgefäße je 3, weit vor— ſtehend, mit ſchön goldgelben Beuteln. Fruchtknoten deutlich geſtielt, kahl, grün; Griffel ſehr kurz, Narben klein, auswärts gebogen. Kapſel eifegelfürmig, mit auswärts umgebogenen Klappen. Männliche Blüten mit 2, weibliche mit 1 Honigdrüſe. Blätter lang und ſchmal, drüſig geſägt, ſpitz, kahl, mit gelbem Mittelnerv. Nebenblätter lange bleibend, halb nierenförmig, ziemlich groß. Knospen eikegelförmig, ſtumpf, ſcharf gekielt, aufrecht, braun. — Mittel- und Großſtrauch von 1 — 4 Met. Höhe, ſeltner baumartig. Rinde an jungen Stämmen roth, an älteren in eine ſich in dünnen großen Schuppen abblätternde graue Borke verwandelnd (faſt wie bei den Platanen). Holz hellroth, allmälig in den weißen Splint über— gehend. Zweige ruthenförmig, biegſam, zäh, ſtets kahl; junge gegen die Spitze hin gefurcht, einjährige olivenbraun oder röthlich; Baſtſchicht der Rinde grünlich-zitrongelb. Variirt. BE NO na c. vulgaris Wimm. Blätter ſchmal länglich, an beiden Enden zu— geſpitzt, 4,5 — 10 Centim. lang und 1 — 2,5 Centim. breit, bald unterſeits blaßgrün (S. amygdalina c. concolor Koch), bald bläulichweiß oder weißgrau (S. amygdalina 5. discolor Koch; S. speetabilis Host.); g. angustifolia Ser. Blätter länglich-lineal oder länglich-lanzett— förmig, ſehr lang, zugeſpitzt, 6— 13 Centim. lang und 8— 15 Millim. breit, unterſeits wie &. abändernd, bisweilen mit ſehr langen ſchmächtigen lockern männlichen Kätzchen (S. tenniflora Host.; S. amygdalina var. alopecuroides Tausch.); y. Villarsiana Wimm. Blätter klein, eiförmig- oder ſchmal'elliptiſch, ſcharf oder klein geſägt, 4,5 — 5 Centim. lang und 12— 20 Millim. breit, unterſeits grün oder bläulich-weiß (S. Villarsiana W.). Blüht im Süden Mitte April, im Norden Mitte bis Ende Mai, in Ungarn und Siebenbürgen oft im Herbſt zum zweiten Male. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. An ſandigen Fluß-, Teich- und Seeufern, auch wohl an ſumpfigen Waldſtellen durch ganz Europa, von Lappland bis Calabrien, von Oſt-Rußland bis Portugal verbreitet, in unſerem Florengebiet in ebenen Gegenden und Hügelländern häufiger als in Gebirgen, jedoch ſelbſt durch die ganze Alpenkette zu finden, wo ſie in den ſteieriſchen Alpen bis 2400 p. F. (779,6 Met.), in den bai— riſchen bis 33 70 p. F. (1094,7 Met.), in den ſüdlichſten Alpen bis 4700 p. F. (1526,7 Met.) hinaufgeht, während ſie in den ſchleſiſchen Hochgebirgen bei 2000 p. F. (649,7 Met.), in der mähriſchen Zone bei 1800, (584,7 Met.), in der ungariſchen Zone bei 280 Met. ihre obere Grenze findet. Sie wird auch ſehr häufig mit anderen Weiden (namentlich S. fragilis und purpurea) in Weidengehegen an Flußufern verwendet, da ihre Ruthen ebenfalls ein gutes Flechtmaterial liefern. Im Süden des Gebietes ſcheinen die Formen mit zweifarbigen Blättern häufiger zu ſein, als die andern. In den Donau— auen, wo fie ſehr häufig iſt, pflegt fie mit S. purpurea und S. incana zuſammen zu wachſen. 123. Salix alba L. Weiße Weide, Silberweide. Synonyme und Abbildungen: S. alba L. Fl. suec. 903, Döll, a. a. O. S. 487, Pokorny, a. a. O. S. 75, Kerner, a. a. O. S. 187, Wimm. I. c. p. 16. — Hoffm., Sal. t. 7, 8, 11, 12, 24, Host, Sal. t. 30 — 33, Reichb., 1. c. t. 607, Hartig, a. a. O. S. 420, t. 40; Nördlinger, Forſtbot. II. S. 231. — Wimm., Kr., Herb. Sal. n. 90, 136, Coll., Sal. n. 11, 12; Kern., Sal. Austr. n. 18. Kätzchen an beblätterten Seitenäſtchen vorjähriger Zweige, walzenförmig, ſchlank, gekrümmt, männliche länger und dicker, 4 — 5 Centim. lang, weib— liche kürzer; Schuppen grünlich-gelb, oberſeits ſammt der Kätzchenſpindel EEE mit weißem Flaum bedeckt, bei den weiblichen Kätzchen vor der Fruchtreife abfallend. Staubfäden 2, kahl, Beutel ſchön gelb; Fruchtknoten ſitzend, kegelförmig, kahl, mit kurzem Griffel und kurzen zweiſpaltigen Narben. Männliche Blüten mit 2, weibliche mit 1 Honigdrüſe. Kapſel eikegelförmig mit auswärts gebogenen Klappen. Blätter jung beiderſeits angedrückt, ſeidig-filzig, ſilberweiß glänzend, ausgewachſen oberſeits grün oder graugrün, mehr oder weniger flaumig, unterſeits mit dünnem weißgrauem ſeidigem Filz bedeckt, breit- bis lineal-lanzettförmig, an beiden Enden zugeſpitzt, fein geſägt, mit gelber Mittelrippe, 6 — 10 Gentim. lang und 1 — 2 Centim. breit. Nebenblätter klein, ſehr bald abfallend. Knospen ſtumpf, angedrückt, röthlichgelb. Zweige jung gegen die Spitze hin ſeidig-filzig, weiß, vorjährige kahl, meiſt olivenbraun oder ſcherbengelb, ruthenförmig, am Grunde nicht brüchig. — Baum 2. Größe, bei ungeſtörtem Wuchs bis 24 Met. Höhe und bis über 1 Met. Stärke erreichend, raſchwüchſig, doch alt werdend, mit länglicher vieläſtiger feinverzweigter Krone, deren jüngere Zweige herab— hängen. Stamm ſchlank, gerade, walzig, im Alter mit längsriſſiger, ſich jedoch nicht abblätternder gelblichgrauer Borke bedeckt. Variirt mit dottergelben Aeſten und Zweigen (S. vitellina L., „Dotter⸗ weide“), eine wie es ſcheint vorzüglich bei zum Kopfholzbetrieb benutzten Stämmen vorkommende Abweichung bezüglich der Färbung der Rinde; mit beiderſeits ſeidig-filzigen ſilberweißen Blättern (S. alba var. argentea Auct., S. splendens Bray, eigentliche „Silberweide“), mit im Alter kahlen unter— ſeits blaugrauen Blättern (S. alba var. coerulea Auct., S. coerulea Sm.; ob vielleicht richtiger ein Baſtard?) und mit kurzen eiförmig-länglichen Blättern (S. alba ovalis Wimm.). Blüht im Süden im April, in Norden Mitte bis Ende Mai. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die Silberweide, deren gewöhnliche Form in vielen Gegenden Deutſchlands auch als „gemeine Weide“ bezeichnet wird, iſt durch ganz Süd- und Mitteleuropa, einen Theil des nördlichen und oſtwärts weit nach Aſien hinein verbreitet“). Ihre Polargrenze erſtreckt ſich in ſüdöſtlicher Richtung vom Inderöen im weſtlichen Norwegen (63“ 52“ Br.) über die Inſel Oeſel und das St. Petersburger Gouvernement nach Kaſan an der Wolga und nach Jekatarinenburg am Ural (56° 30%) und ſetzt ſich von da weiter in das Gebiet des Altai und ſelbſt bis in das baikaliſche Sibirien fort. Uebrigens erſcheint es ſehr fraglich, ob die auf Oeſel und bei St. Petersburg vorkommenden Exemplare wirklich ſpontane oder nicht vielmehr Abkömmlinge kultivirter Silberweiden ſind; da * A. v. Schrenk hat fie (wie auch S. triandra und pentandra) noch an den Flußufern der kirghiſiſchen Soongarei, alſo im weſtlichen Mittelaſien gefunden. c ey — nach Schübeler die Silberweide auch in Norwegen und Schweden nicht wirklich einheimiſch iſt, ſondern nur angepflanzt und verwildert vorkommt; ja vielleicht gilt dies von allen in den baltiſchen Provinzen und Norddeutſchland vorhandenen Bäume dieſer Weide, da S. alba ſeit Jahrhunderten überall, ſowohl als Zierbaum wie namentlich als Kopfweide benutzt und mittelſt Stecklinge und Setzſtangen vervielfältigt worden iſt. Unzweifelhaft wild wächſt dieſe Weide in Süddeutſchland, dem ſüdweſtlichen, ſüdlichen und ſüd— öſtlichen Europa, wo ſie oft einen vorherrſchenden Beſtandtheil der Auen— wälder und Ufergehölze bildet (ſo z. B. in der Rhoneebene bei Genf, in den Donauauen Niederöſterreichs, wo ſie im Gemiſch mit Bruchweiden, Stiel— eichen und Schwarzpappeln wächſt und nicht ſelten in reinem Beſtande auf— tritt, desgleichen im ungariſchen Tieflande an den Ufern der Donau und Theiß, wo ſie als einziger Baum oft in kleinen Gehölzen vorkommt). Süd— wärts iſt S. alba bis Griechenland und Sicilien, weſtwärts bis Südſpanien und Portugal verbreitet. Sie iſt ein Baum der feuchten Niederungen und Gebirgsthäler und gedeiht auf tiefgründigem Lehm- oder lehmig-ſandigem Boden am beſten. Deshalb ſteigt ſie auch in Gebirgen nicht hoch empor (im bairiſchen Walde bis 1230 p. F. = 399,6 Met., in den bairiſchen Alpen bis 2515 p. F. - 817 Met., in den öſterreichiſchen Alpen und dem böhmiſch-mähriſchen Waldgebirge bis 1770 w. F. = 559,5 Met., in Ungarn und Siebenbürgen bis 870 Met., im Kaukaſus bis c. 3000 p. F. — 974,5 Met., in Rumelien bis 4000 p. F. — 1299 Met., in der Sierra Nevada bis c. 5000 p. F. - 1624,2 Met.). Da fie noch im öſtlichen Livland zu einem prachtvollen Baum erwächſt und ihre Samen reift, ſo kann die Abnahme der Wärme mit zunehmender Höhe nicht die Urſache ſein, daß ihre Grenze in den Gebirgen ſo niedrig liegt. 124. Salix babylonica L. Babyloniſche Weide. Beſchreibungen und Abbildungen: S. babylonica L., Spec. pl. 1473, PC. Prodr. XVI, p. 212, Forbes, Sal. Wob. t. 22, Nouv. Duham. t. 27, Pokorny a. a. O. S. 73. „Trauerweide, Thränenweide“. Kätzchen wie bei vorhergehender Art, aber ſchmächtiger und kürzer, Schuppen lang bewimpert, ſonſt kahl. Blätter länglich-lanzettförmig, lang und fein zugeſpitzt, fein aber ſcharf geſägt, erwachſen ganz kahl, oberſeits hellgrün, unterſeits bläulich bereift, 7 — 16 Centim. lang und 10 — 25 Millim. breit. Zweige ſehr lang und dünn, biegſam, hängend, oft bis auf den Boden herabreichend. Knospen klein, angedrückt, ſehr ſpitz. — Baum 3. Größe, ſelten über 10 Met. hoch werdend, mit maleriſcher oft gelappter, umfangreicher Krone. Blüht im Süden ſchon im März, in Norddeutſchland im Mai. 472 Perſien und vielleicht Transkaukaſien. Angepflanzt als Parkbaum und beſonders als Symbol der Trauer auf Gräbern und Kirchhöfen im ganzen Florengebiet, mit Ausnahme Oſtpreußens und der baltiſchen Provinzen, wo ſie im Freien nicht mehr aushält. Wird zu denſelben Zwecken in ganz Süd-, Mittel- und Weſteuropa kultivirt. Die meiſten Bäume find weibliche, männliche äußerſt ſelten (kin Siebenbürgen um Kronſtadt kommen beide vor). Gedeiht am beſten auf einem tiefgründigen lehmig-ſandigen Boden an Ufern von Gewäſſern. Bei ihr, häufiger bei 8. alba, kommen bisweilen androgyne Kätzchen vor, d. h. ſolche, in denen männliche und weibliche Blüten durch— einander gemengt ſtehn. 125. Salix fragilis L. Bruchweide, Knackweide. Synonyme und Abbildungen: 8. fragilis L., Fl. suec. 883, Döll, a. a. O. S. 487, Kerner, a. a. O. S. 184, Pokorny, a. a. O. S. 72, Wimm. I. c. p. 19; Hayne, Arzneigew. XIII, t. 41, Reichb. 1. c. f. 1264, Hartig a. a. O. S. 419, t. 42. — S. decipiens Hoffm., Sal. II, I, p. 9, t. 31; S. fragilissima Host, Sal. t. 22, 23; S. monspeliensis Forb., Sal. Wob. t. 27, 29, 30. — Wimm. Kr., Herb. Sal. n. 29, Coll. Sal. n. 9; Kerner, Sal. Austr. s. u. Kätzchen wie bei den vorhergehenden Arten, walzig, gedrungen blütig, 2— 4 Centim. lang; Schuppen länglich, hellgrün oder gelblich, oberſeits behaart (beſonders diejenigen der männlichen Kätzchen, weshalb dieſe vor dem Aufblühen zottig und ſeidenglänzend ſind), diejenigen der weiblichen Kätzchen vor der Fruchtreife abfallend. Staubgefäße 2, Fäden am Grunde wollig behaart, Beutel ſchön gelb, nach dem Verſtäuben bräunlich. Frucht— knoten ſehr kurz geſtielt, koniſch-pfriemenförmig, kahl, mit kurzem Griffel und kurzen divergirenden zweiſpaltigen Narben. Männliche und weibliche Blüten mit doppelter Honigdrüſe. Kapſel behaart, aufgeſprungen mit zurückgebogenen Klappen. Blätter der Kätzchenſtiele ganzrandig, alle übrigen drüſig gezähnt, die erſten aus der Knospe hervorkommenden ſeidenhaarig gewimpert, eiförmig oder rund, etwas zottig, alle übrigen beiderſeits kahl, diejenigen der Langzweige langgeſtielt, länglich -lanzettförmig, lang zugeſpitzt, ausgewachſen 7— 17 Gentim. lang und 15—35 Millim. breit, oberſeits glänzend grün mit hellgelbem Mittelnerv, unterſeits bald blaßgrün (b. concolor Kern.), bald bläulichweiß (a. discolor Kern.), netzadrig. Stiel bis 2,5 Centim. lang mit zwei geſtielten Drüſen. Nebenblätter halbherzförmig, zezähnt, an Langtrieben lange ſtehen bleibend. Zweige ſchlank, ruthenförmig, kahl, mit glänzend ſcherbengelber Rinde, an ihrer Anſatzſtelle glasartig ſpröde und zerbrechlich, ſonſt biegſam. Knospen gerade oder einwärts gekrümmt ſpitz, glänzend, ſcherbengelb oder ſchwarzbraun. — Baum 2. Größe von 10— 15 Met. Höhe, mit geradem oder krummſchäftigem Stamme, welcher bis 1 Met. u ee 475 Durchmeſſer zu erreichen vermag und umfangreicher beſenförmiger Krone, deren zahlreiche Zweige aufwärts gekrümmt ſind. Rinde anfangs glatt, grau— gelb, ſich ſpäter in eine hellgrüne, längsriſſige, an alten Stämmen ſehr dicke Borke verwandelnd. Varliirt mit eilänglichen, eilanzettförmigen und ſehr langen länglich-lanzettförmigen (Var. c. angustifolia Kern.) Blättern, mit halbherz— und halbnierenförmigen Nebenblättern und (höchſt ſelten!) mit 3 —5männigen Blüten der männlichen Kätzchen (var. polyandra Wimm.). Blüht im Süden im April, im Norden im Mai, ſtets etwas ſpäter als S. alba. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die Verbreitung der ſpontanen Bruchweide iſt ebenſo ſchwer zu ermitteln, als diejenige der Silberweide, weil auch ſie ſeit Jahrhunderten durch Stecklinge und Setz— ſtangen, ſei es zur Befeſtigung von Flußufern, ſei es zum Kopfholzbetrieb vermehrt und ſicher weit über die Grenzen ihres urſprünglichen Bezirks, namentlich nordwärts verbreitet worden iſt. Dazu kommt, daß zwiſchen ihr und S. alba eine ſolche Menge Baſtarde entſtanden und theils durch Samen, theils wieder durch Stecklinge u. ſ. w. vervielfältigt und verbreitet worden ſind (der Baſtarde nicht zu gedenken, welche die Bruchweide mit S. triandra und pentandra zu bilden vermag und gebildet hat), daß die echte Form von 8. kragilis, wenigſtens in Mitteleuropa ſeltner vorkommt als die Baſtardformen, ja in vielen Gegenden geradezu zu den Selten— heiten gehört oder ganz fehlt, während Baſtarde der genannten beiden Weiden ſich überall finden. In Norwegen kommt die Bruchweide nach Blytt und Schübeler nicht wild vor, geht aber als Kulturbaum bis 64 5° der Breite, und auch in Schweden ſcheint ſie nicht einheimiſch zu ſein, denn ſonſt würden ſich kaum im mittleren und ſüdlichen Schweden (Wermeland, Schonen) blos männliche, im Kalmar'ſchen Bezirk nur weibliche Bäume vorfinden, wie Fries verſichert. Dagegen iſt die Bruchweide in Livland unzweifelhaft heimiſch, wie ihr verbreitetes Vor— kommen an Fluß- und Seeufern auch mitten in von allem Verkehr entfernten Wäldern beweiſt. Ebenſo auf Oeſel, in Ehſtland und im Petersburger Gouvernement. Dagegen iſt das ſpontane Vorkommen dieſer Weide in Finnland zweifelhaft. Es ſcheint demnach, als ob die Polargrenze der ſpontanen Bruchweide von Jütland und den dänischen Inſeln aus, wo dieſe Weide auch wild wächſt, ſich parallel den Oſtſeeküſten des continentalen Europa und der Südküſte des finniſchen Meerbuſens oſtwärts erſtrecke. Von Petersburg aus mag ſie in öſtlicher Richtung fortlaufend den Ural überſchreiten und tief in den aſiatiſchen Continent eindringen. Die Bruch— weide iſt nämlich oſtwärts bis in das Altaigebirge, ſüdwärts bis Griechen— land und Sicilien, weſtwärts bis Portugal, ſüdweſtwärts bis an die Süd— küſte von Granada (bis Almeria) verbreitet, gegen 8 und W aber e jedenfalls durch das Zuthun des Menſchen und nicht urſprünglich“). Bei dieſer ungeheueren Verbreitung in horizontaler Richtung, welche beweiſt, daß die Bruchweide ſowohl eine lange als eine kurze Vegetationsperiode, heiße Sommer und ſehr kalte Winter, ſowie ein durch gleichmäßigen Temperatur: gang ausgezeichnetes Klima ebenſo gut verträgt, als ein mit den ſchroffeſten Temperaturwechſeln behaftetes, erſcheint die geringe vertikale Verbreitung wieder höchſt bemerkenswerth. Denn S. fragilis geht in den bairiſchen Alpen nach Sendtner nicht über 1600 p. F. (519,7 Met.), in den ſteiriſchen nach Kerner nicht über 1900 w. F. (617,2 Met.), ja ſelbſt in der Nähe ihrer ſüdlichen Grenze, in Rumelien, Thrazien, Makedonien nach Griſebach nicht über 1500 p. F. (487,3 Met.) empor; nur auf dem böhmiſch-mähriſchen Gebirgsplateau liegt ihre Grenze um mehr als 500° höher, indem dort Kerner noch bei 2350 w. F. (742,8 Met.) Höhe unzweifelhaft ſpontane Exemplare angetroffen hat. Auch im bairiſchen Walde ſteigt ſie nach Sendtner bis 2330 p. F. (756,9 Met.) und in Ungarn und Sieben— bürgen nach Kerner bis 870 Met. empor. Demnach ſcheint ſie in den ſüddeutſchen Mittelgebirgen, ſowie in der Karpathenzone, beſſere Bedingungen ihres Gedeihens zu finden, als in den Alpen. Innerhalb unſeres Floren— gebiets iſt die Bruchweide in der nord- und mitteldeutſchen Zone überall angepflanzt und vereinzelt auch wild zu finden, in der rheiniſchen, ſüddeutſchen, ungariſchen und Karpathenzone in Flußauen als Beſtandtheil des Auen— waldes ſogar ſehr häufig. In Gebirgen folgt ſie dem Laufe der Flüſſe und wird anderswo als an Flußufern wohl nirgends ſpontan angetroffen. Auch ſie liebt einen tiefgründigen Lehmboden, verlangt aber noch mehr Feuchtigkeit als S. alba, weshalb Fluß-, Bach- und Seeufer von lehmiger tiefgründiger Beſchaffenheit als ihre normalen Standörter zu betrachten ſind. Doch kommt ſie auch noch auf einem feuchten Sandboden ganz gut fort. In den Auenwäldern Süddeutſchlands (und wohl auch anderwärts) wächſt ſie gern in Vermiſchung mit Alnus glutinosa. Sie iſt zwar gegen die ſtrengſte Winterkälte unempfindlich, leidet aber im Frühjahre durch anhaltende und heftig wehende kalte Oſtwinde “ ). ) Andersſon (im Prodromus 1. c.) bezweifelt, daß S. fragilis außer im ſüdweſt— lichen Aſien irgendwo wirklich ſpontan vorkomme. Dieſer Anſicht vermag ich jedoch nicht beizupflichten. *) Im Frühlinge 1871 waren in einem großen Theil des weſtlichen Liv- und öſt— lichen Kurlands faſt alle Bruchweiden infolge heftiger anhaltender kalter Oſtwinde im März und April theilweis erfroren. Das Laub erſchien im Juni ſchwarz gefleckt oder ganz ſchwarz und im Laufe des Sommers wurden viele Aeſte, ja ganze Kronen dürr. Nicht wenige Bäume ſind eingegangen. 4 4 * 0 ä 126. Salix pentandra L. Fünfmännige Weide. Synonyme und Abbildungen: S. pentandra L., Fl. lappon. n. 370, t. 8, f. 2; Guimp., Holzgew. Taf. 116, Host, Sal. t. 1, 2; Forb., Sal. Wob. t. 34, Hartig a. a. O. S. 418, Taf. 36, Reichb. I. c. n. 1268, Hayne, Arzneigew. XIII, Taf. 48; Döll, Flora Bad. II, S. 488, Kerner a. a. O. S. 179, Pokorny a. a. O. S. 70, Wimm. I. c. p. 22. — S. lueida A. Gray. — „Lorbeerweide“ ?). — Wimm.-Krause, Herb. Sal. n. 49, 50, Coll. Sal. n. 7, 8. Kerner, Sal. Austr. n. 9, 19. Kätzchen wie bei den vorhergehenden Arten, walzenförmig, dick, 2 6,5 Centim. lang, männliche beträchtlich dicker; Schuppen zungenförmig, abgeſtutzt oder ausgerandet, gelblichgrün am Grunde, wie auch die Spindel kurz zottig behaart, bei den weiblichen Kätzchen vor der Fruchtreife abfallend. Staubgefäße 5, ſelten mehr (bis 8 oder 12) oder weniger (4) bisweilen in den unterſten Blüten; Filamente am Grunde wollig-haarig, Antheren goldgelb, nach dem Verſtäuben gelbbraun. Fruchtknoten ſehr kurz geſtielt, fegel-pfriemenförmig, kahl, grün; Griffel kurz, getheilt, mit divergirenden kurzen zweiſpaltigen gelben Narben. Staub- und Stempelblüten mit 2 Honig— drüſen. Kapſel groß, eiförmig-keglig, 6—7 Millim. lang, kahl, grün; aufgeſprungen mit zurückgekrümmten Klappen. Blätter oval⸗lanzettförmig kurz und fein zugeſpitzt, drüſig gekerbt, beiderſeits kahl, ausgewachſen faſt lederartig, oberſeits glänzend dunkelgrün mit gelblicher Mittelrippe, unterſeits matt blaßgrün, 6— 10 Centim. lang und 3— 4,5 Centim. breit, mit kurzem drüſigem Stiel; jung oberſeits klebrig. Nebenblätter klein, länglich, drüſig, bald abfallend. Zweige kahl, junge etwas klebrig, vorjährige kaſtanien— braun, ſcherbengelb oder olivengrün, glänzend wie lackirt, ruthenförmig, an der Anſatzſtelle brüchig. Knospen ei- kegelförmig, ſtumpfſpitzig, aufrecht oder angedrückt, glänzend rothbraun. — Mittel- und Großſtrauch, bei günſtigem Standort auch ein Baum bis 13 Met. Höhe mit beſenförmiger vielzweigiger und reichbelaubter Krone, eine der ſchönſten Weidenarten. Stamm im Alter mit grauer längsriſſiger Borke. Variirt wenig, blüht im Mai oder Anfang Juni, unter den Baumweiden am ſpäteſten. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die Lorbeerweide iſt eine nordeuropäiſche und nordaſiatiſche Holzart. Ihre Polargrenze zieht über Island, durch Finnmarken, wo fie Hammerfeſt (70° 20“ Br.) erreicht, über den Enareſee (69“ Br.), durch die Halbinſel Kola und das arktiſche Rußland nach Nordaſien, wo dieſe Weide durch ganz Sibirien bis Kamtſchatka und Dahurien verbreitet iſt. Die Aequatorialgrenze wird in Europa durch eine Linie bezeichnet, welche von den Oſtpyrenäen Cataloniens aus (etwa ) So wird von Gärtnern aber auch die S. laurina Sm., ein Baſtard von 8. Caprea und S. Weigeliana genannt, N 42% Br.) durch Frankreich nach dem ſüdlichen Fuß der Alpenkette und längs deſſelben und des Südendes des ſiebenbürgiſchen Karpathenbogens und durch die Moldau nach dem Kaukaſus gezogen wird. Weſtwärts findet ſich S. pent- andra über die britiſchen Inſeln und durch Frankreich bis in die Pyrenäen verbreitet, welche ſie nur an ihrem öſtlichen Ende überſchreitet. Innerhalb unſeres Florengebiets kommt dieſe Weide am häufigſten in den Niederungen der baltiſchen Provinzen, Lithauens und Oſtpreußens vor, in welchen Ländern ſie einen hervorragenden Schmuck in den Laubholzgebüſchen der Torfmoor— ränder und namentlich der Seeufer bildet, ferner in den Ebenen Schleſiens. Sonſt iſt ſie zerſtreut, bewohnt faſt überall die Moore, wo ſie meiſtens nur als Mittelſtrauch auftritt, und fehlt in vielen Gegenden (z. B. in den Vogeſen, in der preußiſchen Rheinprovinz, in den Donautiefländern und der ganzen adriatiſchen Zone) gänzlich. In den Gebirgen ſteigt ſie, immer auf Torfmooren wachſend, höher empor als die andern Baumweiden, nämlich im Rieſengebirge nach Wimmer bis 3000 p. F. (974,5 Met.), in den Alpen, wo fie in vielen Gegenden fehlt (z. B. in den bairiſchen gänzlich) nach Kerner bis 4000“ (1299 Met.). Daß fie, wie Kerner behauptet, vorzüglich auf Hochmooren und an den Rändern ſumpfiger Wieſen auf kalkloſem (2) Untergrunde gedeihen ſolle, möchte ich nach ihrem Vorkommen in Liv- und Kurland und auf der faſt ganz aus Kalkſchichten beſtehenden Inſel Oeſel bezweifeln, indem ich ſie in allen dieſen Provinzen nur auf tiefgründigem humoſem Sand- und Schlammboden von See- und Fluß— ufern als üppig belaubten Großſtrauch und Baum angetroffen habe, während ſie ſchon an den Rändern der Moräſte im Wuchſe zurückbleibt, in den Grasmoräſten (Wieſenmooren) als Mittelſtrauch auftritt und auf den Moos— moräſten (Hochmooren) gar nicht vorkommt. Wegen ihrer ſchönen Belaubung iſt ſie ein verbreitetes Ziergehölz in der nord- und mitteldeutſchen Zone geworden. III. Einbrüdrige Strauchweiden. (Salices frutic. monandrae.) 127. Salix incana Schrank. Weißgraue Weide, Synonyme und Abbildungen: S. incana Schrank, Fl. Bavar. I. p. 230, Reichb., germ. XI, t. 596, Hartig, Forſtl. Kulturpfl. & 400, Taf. 113; Host, Sal. 15 59; Forb., Sal. Wob. t. 89, 90; Döll, Flora v. Bad. II, S. 503, Kerner a. a. O. ©. 226, Wimm., Sal. eur. p. 25. — Wimm. Kr., Herb. Sal. n. 81, 94, Coll. Sal. n. 104, 105; Kerner, Sal. Austr. n. 3, 17. Kätzchen gleichzeitig mit den Blättern, auf kurzen beblätterten Stielchen, ſchmächtig, dichtblütig, gekrümmt, 1,5 — 2,5 Centim. lang; Schuppen läng— rr * sa r lich, abgeſtutzt, gelblichgrün oder blaßbräunlich, fein gewimpert, ſonſt kahl; Spindel und Stiel weiß filzig. Staubgefäße 2, Fäden nur am Grunde verwachſen und hier haarig, Beutel gelb, nach dem Verſtäuben bräunlich. Fruchtknoten kurz geſtielt, verlängert kegelförmig, grün, kahl; Griffel halb ſo lang als der Fruchtknoten, Narben in 2 lineale Zipfel tief zertheilt, divergirend, gelb. In beiderlei Blüten nur eine nierenförmige Honigdrüſe. Kapſel ſchmal kegelförmig, kahl, aufgeſprungen mit ſchwach zurückgebogenen Klappen. Blätter lineal-lanzettförmig oder lineal, gedrängt ſtehend, kurz geſtielt, ganzrandig, am Rande drüſig, mehr oder weniger zurückgerollt, an beiden Enden ſpitz, jung beiderſeits behaart, alt oberſeits glänzend dunkel grün, kahl, unterſeits grauweiß, dünnfilzig, mit ſtarker gelblicher Mittelrippe, 4— 16 Centim. lang und 5— 12 Millim. breit. Zweige jung grau be— haart, vorjährige kahl, olivengrün oder kaſtanienbraun, ruthenförmig. Knospen länglich, ſtark zuſammengedrückt, abgerundet, angedrückt, bleich oder röthlich, flaumhaarig. — Großſtrauch bis 6 Met., oft auch Baum von 10— 16 Met. Höhe mit beſenförmiger Krone, deren ſchlanke ruthen— förmige Aeſte ſich in faſt gablig getheilte Zweige auflöſen, und mit im Alter riſſiger Rinde. Varürt nur hinſichtlich der Breite der Blätter und des Wuchſes, indem ſie auf magerem, trocknem, felſigem Standort in Hoch— gebirgen (z. B. den Alpen) als wenige Fuß hoher Strauch mit viel kürzeren Blättern und Kätzchen auftritt. Blüht im März oder April. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die graue Weide iſt eine ſüdeuropäiſche Holzart, welche in unſerem Florengebiet ihre Polar— grenze erreicht. Letztere beginnt in Weſtfrankreich an den Ufern der Garonne bei Agen und zieht als nordweſtliche Vegetationslinie durch Frankreich nach den Ardennen und bis Echternach bei Trier, von da gen NO bis Carls— ruhe und hierauf über Pforzheim nach Ulm an die Donau, der ſie bis Wien und bis an die March folgt, worauf ſie wieder als nordweſtliche Vegetationslinie längs des Fußes der weſtlichen Karpathen bis in das Gebiet der oberen Oder und Weichſel (in den Gegenden von Teſchen, wo dieſe Weide ziemlich häufig, Troppau, Bielitz und Uſtron) vordringt und hier (bei Troppau) ihren nördlichſten Punkt (49“ 55“ Br.) erreicht. Von da folgt die Polargrenze dem Karpathenbogen bis in die Moldau hinab, um dann zur Oſtgrenze werdend nach dem Balkan hinzuziehen. Südwärts iſt S. incana bis in die Türkei, Unteritalien, Corſica und durch ganz Süd— frankreich und die ſüdöſtliche Hälfte Spaniens bis Granada verbreitet, wo— ſelbſt fie ihren ſüdlichſten Punkt (37 Br.) erreicht. Innerhalb unſeres Gebiets iſt S. incana beſonders im Donauthale, in den nach Norden ſich öffnenden Thälern der Alpenflüſſe und auf den Rheininſeln zwiſchen Baſel und Carlsruhe häufig, ferner in den Thälern der ſteieriſchen, tiroler, Salz— „ ee burger und bairiſchen Alpen während fie in der Schweiz ſeltner zu ſein ſcheint. An den Alpenflüſſen und Bächen ſteigt ſie bis in die ſubalpine Region empor, in Nieder-Oeſterreich nach Kerner bis 3100“ (980 Met.), in öſterr. Schleſien bis 1000 Met., in den bairiſchen Alpen nach Sendtner bis 4000“ (1299 Met.). In den öſterreichiſchen Alpen tritt fie in der Höhe von 1500 — 2500 (474 — 790 Met.) mit S. purpurea als herrſchende Weide geſellig wachſend auf, während ſie in den Donauauen ſtellenweis mit Hippopha& rhamnoides und Myricaria germanica eine ſehr eigen— thümliche Buſchvegetation bildet (ebenſo im untern Loiſachthale Oberbaierns, wo aber Hippophaé fehlt). In den Apenninen erhebt fie ſich bis 1300 Met. über das Meer (nach Parlatore). Die graue Weide liebt die Fluß— und Bachufer mit Sand- und Schuttboden (namentlich Kalkboden), tritt aber auch auf Kiesflächen der vor den Alpen ſich ausbreitenden Niederungen truppweiſe und an Kalkfelſen in den ſubalpinen Thälern vereinzelt auf. Als Ziergehölz gedeiht ſie noch in der mitteldeutſchen Zone. 128. Salix purpurea L. Purpurweide. Synonyme und Abbildungen: S. purpurea L., Spec. pl. ed. I, p. 1017, Host, Sal. t. 40, 41, Reichb. 1. c. t. 582, 585, Hartig a. a. O. S. 413, Taf. 53, Forb. Sal. Wob. t. 1. 3; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 242. — S. monandra Arduin. S. fissa Wahlenbg., S. Lambertiana Sm., S. Helix Host, Sal. t. 36, 37, S. mutabilis Host t. 42, 43. S. carniolica Host t. 45. S. oppositifolia Host, t. 39. — Wimm. Kr., Herb. Sal. n. 52, Coll. Sal. n. 107 — 109; Kerner Sal. Austr. n. 46. „Purpurweide Steinweide.“ Kätzchen frühzeitig, jedoch kurz vor dem Blattausbruch zu blühen beginnend, faſt ſitzend, am Grunde von einigen Schuppenblättern umhüllt, welche ſpäter zu kleinen Laubblättern auswachſen, ſchlank, walzig, gerade oder gebogen, 1,5 — 4,5 Centim. lang; Schuppen länglich, verkehrt eiförmig oder rundlich, am Grunde grünlich, in der Mitte roth, an der Spitze purpurroth oder ſchwarzbraun wie angebrannt oder ganz ſchwarz, beider— ſeits bald lang, bald kurz zottig-behaart. Staubgefäße 2, Fäden bis an die Staubbeutel zuſammengewachſen, Staubbeutel ebenfalls verwachſen, ſcheinbar eine einzige 4fächrige Anthere bildend, purpurroth, nach dem Verſtäuben (wie auch die purpurrothen Narben) ſchwarz werdend. Frucht— knoten ſitzend, eiförmig, weißfilzig, mit ſehr kurzem oder fehlendem Griffel und kleinen länglichen Narben. Kapſeln klein, ſehr dicht ſtehend, filzig, grünlichweiß, aufgeſprungen mit auseinanderſtehenden Klappen. Blos eine ſehr kleine Honigdrüſe in beiderlei Blüten. Blätter ſpatel-lanzett- oder lineal-lanzettförmig, ſpitz, ganzrandig, mit weißlichem Mittelnerv, jung etwas ſeidenhaarig, erwachſen ganz kahl, oberſeits dunkelgrün matt glänzend, unter— ar Ag jeit3 graugrün glanzlos, 5—10 Centim. lang und 6—22 Millim. breit. Zweige dünn, zierlich, ruthenförmig, ſehr biegſam, kahl, etwas glänzend, hell oder dunkel olivenfarbig bis purpurroth. Knospen ſchmal kegelförmig, ſtumpf, glänzend hellgelb bis rothbraun, angedrückt, an Langzweigen häufig (wie auch die Blätter) ſchief gegenüber ſtehend. — Mittel- und Großſtrauch von 1— 6 Met. Höhe, oft auch baumartig, bis 10 Met. hoch, mit ſchlankem walzigem Stamme und beſenförmiger Krone. Stämme und ältere Aeſte mit glatter hell aſchgrauer dünner Korkrinde bekleidet. Kerner unterſcheidet nur eine breit- und eine ſchmalblättrige Form (var. latifolia und angustifolia), Wimmer die nachfolgenden Varietäten: dc. eriantha, mit lang behaarten Kätzchenſchuppen und deshalb, namentlich vor dem Aufblühen dicht und lang zottigen Kätzchen (ſelten vor— kommend); 5. gracilis, kleine Form mit äußerſt dünnen Zweigen, ſehr kleinen Kätzchen und ſehr ſchmalen (5 — 6 Millim. breiten) Blättern (S. juratensis Schleich. — im Jura, wohl auch anderwärts); y. Lambertiana, große breitblättrige Form mit langen anſehnlichen Kätzchen (S. Lambertiana Sm. — nicht ſelten, meiſt baumartig); H. styligera, mit deutlichem Griffel (S. purpurea var. Helix Döll, S. Helix L. — ſelten!); s. sericea, mit in der Jugend und bis Mitte Sommers weißwolligen oder grauweißen ſeidenglänzenden Blättern (S. purpurea F. sericea Döll — ſtellenweis !; 8. furcata, mit blos bis zur Hälfte verwachſenen Staubfäden (S. purpurea b. subdiandra Schur — ſelten!). Außerdem kommt auch von dieſer Weide bisweilen eine Form mit androgynen Kätzchen vor (S. purpurea c. androgyna Schur). Blüht im Süden im März oder Anfang April, im Norden im Mai. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die Purpurweide beſitzt einen überaus großen Bezirk, indem ſie durch ganz Mittel- und Süd— europa (von England, dem ſüdlichſten Schweden, von Kur- und Weſt-Livland aus bis Südſpanien, Corſica, Sardinien, Unteritalien, Sieilien und Griechen— land, von Portugal bis Südrußland) und durch die Kaukaſusländer und Mittelaſien bis in das baikaliſche Sibirien verbreitet iſt. Ihre Polargrenze ſoll nach Kerner von Island durch das mittlere Schweden (wo ſie aber, wie ſogar noch im nördlichen Schonen nach E. Fries's und Andersſon's Verſicherungen, nur angepflanzt vorkommt) über Petersburg (ſie fehlt aber ſowohl in Finn- als Ehſtland) und Moskau an die untere Wolga hinabgehen. Richtiger dürfte eine von Südſchweden über die Mündung der Düna nach Moskau gezogene Linie die Polargrenze bezeichnen. In unſerem Florengebiete 480 kommt ſie, die nordöſtliche Hälfte der baltiſchen Provinzen ausgenommen, überall vor, iſt jedoch in den Ebenen, Flußauen und in den Thälern der Hügelgelände bei weitem häufiger, als in den Gebirgen, in welche ſie durch die Flußthäler eingedrungen zu ſein ſcheint. Doch ſteigt ſie in den Alpen ziemlich hoch empor, nämlich in den bairiſchen bis 3370 p. F. (1094,7 Met.), in den tiroler ſogar nach Traunſteiner bis 5000 p. F. (1624,2 Met.), während fie in den Karpathen nach Kerner ſchon bei 2700“ (853,4 Met.), im böhmiſch-mähriſchen Gebirge bei 2500 (812 Met.), im bairiſchen Walde nach Sendtner bei 2400, (779,6 Met.) ihre Grenze findet. Sie wächſt am liebſten im Sande und Kies der Fluß- und Bachufer (bildet namentlich in den Auen der Ströme, z. B. der Donau und des Rheins oft ganze Gebüſche, theils in reinem Beſtande, theils im Gemenge mit andern Weiden), doch auch an Rändern von Sümpfen nnd naſſen Wieſen. Am ſchönſten iſt ſie ohne Zweifel längs des untern Laufes der aus den Alpen kommenden Zuflüſſe der Donau in Oberbaiern und Oeſterreich entwickelt, wo ſie als Großſtrauch und Baum im Gemisch mit S. incana ausgedehnte und oft faſt undurchdringliche Buſchwälder bildet. Uebrigens wird ſie im ganzen Gebiet als Flecht- und Faſchinenweide an Flußufern angepflanzt, ſowie auch als Ziergehölz in Gärten. In letzteren findet ſich auch eine zierliche Varietät mit hängenden Zweigen (S. purpurea pendula), welche hin und wieder „Napoleonsweide“ genannt wird). Durch Anſiedelung auf Sandbänken in Flüſſen giebt die Purpurweide, wie dies von Reißek für die Donau nach— gewieſen worden, Veranlaſſung zur Bildung von Inſeln, die ſich ſpäter mit Laubwald bedecken. IV. Bandweiden. (Salices frutic. viminales.) 129. Salix viminalis L. Korbweide, Hanfweide. Synonyme und Abbildungen: S. viminalis L., Fl. suec. n. 901, Döll a. a. O. S. 494, Pokorny a. a. O. S. 85, Kerner a. a. O. S. 211, Wimm. I c. p. 36; Host, Sal. t. 2, 5; Hartig a. a. O. S. 398, t. 46, Rchb. Ic. I. c. t. 597; Nördlinger, Forſtbot. „S. 237. — S. longifolia Lam., S. virescens Vill. — Wimm. Kr., Herb. Sal. n. 126, 127, Coll. Sal. n. 101103, Kerner, Sal. Austr. n. 43. Kätzchen frühzeitig, ſitzend, von einigen kleinen Schuppenblättern umhüllt, länglich-walzig, 1,5—3 Centim. lang, vor dem Aufblühen ſeidenglänzend zottig, wegen der langen Seidenhaare, womit die ſpatel- oder verkehrt-eiförmigen, zur Hälfte ſchwarzbraunen Schuppen bedeckt ſind. Staubgefäße 2, frei, Die eigentliche, von der Inſel St. Helena ſtammende (?) und angeblich dort auf Napoleons Grabe angepflanzte Napoleonsweide iſt eine Varietät (richtiger Monſtroſität) mit ringförmig gebogenen Blättern von S. babylonica L. kahl, Beutel goldgelb, ſpäter bräunlich. Fruchtknoten ſehr kurz geſtielt, kegelförmig, ſeidig-filzig, mit langem Griffel und langen tief getheilten Narben (beide kahl, gelb). Kapſel eikegelförmig, angedrückt flaumig, aufgeſprungen mit auswärts umgebogenen Klappen. Blos eine ſchmal längliche Honigdrüſe in beiderlei Blüten. Blätter lineallanzettförmig oder lineal, ſehr lang und ſpitz, kurz geſtielt und am Grunde verſchmälert, ganzrandig oder undeutlich gezähnt, am Rande oft etwas umgebogen, oberſeits dunkel- oder graugrün, etwas glänzend, unterſeits dünn graufilzig ſilberglänzend, mit ſtarker röthlich— gelber Mittelrippe und erhabenen Seitennerven; erwachſen 10—18 Centim. lang und 5—12 Millim. breit. Nebenblätter lineal- lanzettlich, an üppigen Langtrieben blattartig, drüſig gezähnt, ſonſt klein, oft borſtenförmig. Zweige ruthenförmig, lang und ſtark, jung filzig, weiß bis braun; vorjährige kahl, olivengrün bis kaſtanienbraun. Knospen ſchmal kegelförmig, ſtumpf, filzig, angedrückt. — Mittel- bis Großſtrauch von 1,3—4 Met. Höhe, ſelten (fait nur zwiſchen höherem Gebüſch und Bäumen) höher, ſelbſt baumartig werdend (bis 10 Met. hoch). Stämme mit grünlichbrauner oder graubrauner Rinde bedeckt, Aeſte reichlich mit Lenticellen beſtreut. Langtriebe ungemein lang (oft über 1 Met.); da jedoch die über den Kätzchen befindlichen Laubknospen nach der Blütezeit gewöhnlich verkümmern, und die aus den tief unten ſtehenden Knospen hervorgehenden Sproſſen kaum länger werden als die vorjährigen, jo behalten die Korbweidenbüſche faſt immer dieſelbe Höhe. — Bariirt wenig, faſt nur bezüglich der Breite der Blätter (Kerner unter— ſcheidet 2 Formen: &. vulgaris mit lanzettförmigen, §. angustifolia, mit linealen Blättern, Wimmer eine Form mit ſehr kurzen Kätzchen: abbreviata, welche ſehr ſelten zu ſein ſcheint), blüht im erſten Frühling, faſt gleichzeitig mit S. purpurea, mit welcher, ſowie mit S. triandra, die Korbweide ſehr häufig zuſammen vorkommt. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die Korbweide iſt in Europa von den britiſchen Inſeln, vom ſüdlichen Norwegen und ſüd— weſtlichen Schweden (wo ſie jedoch nach Wahlenberg und Schübeler nur angepflanzt vorkommt aber, in Norwegen, bis 64 12° und bis 136 Met. Seehöhe, in Schweden bis 60“ gut gedeiht), von Kurland, Ehſtland, Inger— mannland und dem Wologdadſchen Kreiſe ſüdwärts bis in das öſtliche Spanien (Aragonien, Catalonien), Südfrankreich, Oberitalien (hier jedoch nur kultivirt und ſehr vereinzelt), die griechiſch-türkiſche Halbinſel und bis in die ſüdruſſiſchen Steppen verbreitet, ſowie vom ſpaniſchen Galicien, wo ſie ſehr gemein ſein ſoll, oſtwärts bis jenſeits des Ural). Innerhalb unſeres Florengebiets ) Die Korbweide wird auch in Mittelaſien angeführt, doch gehören die von A. v. Schrenk aus der ſoongariſchen Kirghiſenſteppe mitgebrachten, mir vorliegenden Zweige nicht zu S. viminalis, ſondern zu einer andern vielleicht rein aſiatiſchen Art. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 31 — 412° — — fehlt ſie wohl in keiner Ebene und Niederung, welche von Flüſſen durch— ſchnitten iſt, denn ſie iſt eine echte Niederungsholzart, deshalb auch in der norddeutſchen Zone häufiger, als in den andern Zonen. In der ſüddeutſchen tritt ſie namentlich im Donauthale Baierns und Niederöſterreichs (hier auf den „Auen“ oder Inſeln) ſehr häufig auf. In Gebirgsgegenden fehlt ſie zwar nicht, iſt aber wenig verbreitet und ſteigt nur bis zu geringer Höhe empor (im Bairiſchen Walde bis 1234 p. F. = 401 Met., in Oberbaiern bis 1450 — 471 Met., nach Sendtner). Sie liebt einen tiefgründigen aufgeſchwemmten Sand- und Schlammboden, weshalb ſie ſpontan nur an Flußufern, beſonders an den ſchlammigen Ufern ſtagnirender oder langſam fließender Gewäſſer vorkommt. 130. Salix Lapponum L. Lappländiſche Weide. Synonyme und Abbildungen: S. Lapponum L., Fl. suec. n. 893, Pokorny a. a. O. S. 83, Wimm. I. c. p. 38; Hartig a. a. O. S. 388, t. 108, Rchb., Ie. I. c. t. 572. — S. limosa Wahlenb., S. sudetica Host, Sal. t. 91, 92, Wimm. Kr., Herb. Sal. n. 39, 110 112, Coll. Sal. n. 91 — 97. Kätzchen dick, länglich, dichtblütig, männliche frühzeitig, ſitzend, vor dem Aufblühen weißzottig, 1,5—2 Centim. lang, weibliche gleichzeitig, kurz ge— ſtielt, auf kleinblättrigem Stiele, bis 4 Centim. lang; Schuppen ſpatelförmig, zur Hälfte ſchwarzbrann, am Rücken lang zottig. Staubgefäße 2, frei, kahl, Beutel goldgelb ins Violette ziehend, nach dem Verſtäuben roſtbraun. Fruchtknoten ſitzend, weiß wollig-filzig, mit langem Griffel und getheilten Narben. Blos eine länglich-lineale Honigdrüſe in jeder Blüte. Blätter breit- oder länglich-lanzettförmig, kurz geſtielt, ſpitz, ganzrandig, oberſeits behaart, dunkel- bis graugrün, unterſeits dicht weißgraufilzig, mit gelblichem Mittelnerv, erwachſen 2,2—4 Centim. lang und 8—16 Millim. breit. Zweige jung filzig, vorjährige knotig, kaſtanienbraun, kahl, mit eiförmigen ſtumpfen kahlen Knospen. — Aufrechter buſchiger Klein- und Mittelſtrauch von 0,3—2 Met. Höhe mit kurzen ſtarken dicht belaubten Zweigen. Bartirt ſehr bedeutend bezüglich der Form und Behaarung der Blätter (dergleichen Formen find die von Tauſch unter den Namen S. denudata, marrubüfolia, latifolia, angustifolia, acuminata und Daphneola als eigene Arten be— ſchriebenen aus dem Rieſengebirge). Die männlichen Kätzchen verbreiten einen Veilchengeruch. Blüht im Juni und Juli. Bewohnt die Niederungen Nordeuropas, wo ſie von Lappland bis Chriſtiania und Upſala, durch Finnland bis Kurland, Livland und Lithauen, vom arktiſchen Rußland bis jenſeits Petersburgs verbreitet iſt, ſowie die ſubalpine und alpine Region der Sudeten, Karpathen und Alpen. In Nordeuropa wächſt fie in Sümpfen auf ſchlammigem Boden (in Gras— a an moräſten, auf ſumpfigen Wieſen), in den Gebirgen an ſumpfigen Bachufern und quelligen Orten. Im Rieſengebirge und den Sudeten findet ſie ſich ſehr häufig von 3500 p. F. (1137 Met.) an, in den Alpen von Steiermark, Kärnthen, Tirol (nur in der Centralkette) bis über 6000 p. F. (1949 Met.). Sie wächſt auch in Schottland, in den Pyrenäen, ſowie in Waldſümpfen Volhyniens und der Moldau. Forſtliche Bedeutung hat ſie nicht. 131. Salix longifolia Host. Langblättrige Weide. Synonyme und Abbildungen: S. longifolia Host, Sal. p. 19, t. 62, 63; Wimm. J. c. p. 43. — S. dasyclados Wimm. in Flora 1849, n. 3, S. acuminata Patze u. Elkan, Flora v. Preußen S. 283, S. acuminata Hartig a. a. O. t. 112, S. Hostii Kern. a. a. O. S. 213, Pokorny a. a. O. S. 88. — Wimm. Kr., Herb. Sal. n. 7, Col. Sal. n. 99. Kätzchen alle frühzeitig, ſitzend, dick, länglich, 3,5 — 5,5 Centim. lang; Schuppen ſpatelförmig, zur Hälfte ſchwarz, zottig. Staubgefäße 2, frei, kahl, mit gelben Beuteln; Fruchtknoten kurz geſtielt, filzig-rauhaarig, mit langem Griffel und langen an einander klebenden auswärts gebogenen Narben. Blätter lanzettförmig, ſehr lang, lang zugeſpitzt, ganzrandig oder am Rande etwas geſchweift, oberſeits kurzflaumig dunkelgrün, unter— ſeits weichhaarig bläulich weißgrau, erwachſen 10 — 15 Centim. lang und 15 — 22 Millim. breit Zweige jung weißfilzig, vorjährige ſammtig oder kahl, mit zottigen Knospen. — Aufrechter Mittelſtrauch vom Wuchs und Anſehen der Korbweide. Soll nach Kerner ein Baſtard von S. viminalis und Caprea ſein, wofür auch das vereinzelte Vorkommen zu ſprechen ſcheint. Blüht im März und April. Zerſtreut durch die nord-, mittel- und ſüddeutſche Zone an Fluß— ufern (am Memelfluß bei Tilſit, am Pregel bei Königsberg, bei Poſen, an der Oder bei Breslau, an der Olſa bei Teſchen, an der Donau bei Mautern Nieder-Oeſterreich], nach Host auch in Bergwäldern Oberöſterreichs). Soll ſehr raſchwüchſig ſein und dürfte deshalb die Beachtung des Forſt— mannes verdienen. i V. Nunzelblättrige Weiden. (Salices frutic. rugosae.) 132. Salix einerea L. Aſchgraue Weide. Synonyme und Abbildungen: S. einerea L., Fl. suec. n. 805, Döll a, a. O. S. 495, Kerner a. a. O. S. 250, Pokorny a. a. O. S. 112, Wimm. 1. c. p. 47; Host, Sal. t. 68 — 70, Hayne, Arzeneigew. XIII, t. 44, Forbes, Sal. Wob. t. 120, 126, Hartig a. a. O. S. 402, Reichb., Ic. I. c. t. 576, f. 2022. — S. acuminata Hoffm., Hartig 3 ei aa, a. a. O. Taf. 44, S. polymorpha Host, S. oleifolia Sm., S. incanescens Forb. — Wimm. Kr., Herb. Sal. n. 57. 58, Coll. Sal. n. 26 - 32, Kerner, Sal. Austr. n. 29, 66. „Werftweide.“ f Kätzchen frühzeitig, ſitzend, von kleinen Schuppenblättern umgeben, länglich, dichtblütig, 2 — 4 Centim. lang; Schuppen ſpatelförmig, zur Hälfte ſchwarz, lang zottig-behaart, daher die Kätzchen vor dem Aufblühen weiß— zottig. Staubgefäße 2, frei, Fäden am Grunde behaart, Beutel gold— gelb oder röthlich, ſpäter bräunlich. Fruchtknoten aus eiförmiger Baſis in einen langen Kegel zuſammengezogen, graufilzig, auf / oder ?/, jo langem Stiele; Griffel kaum vorhanden, Narben länglich, oft getheilt. Kapſel ſilbergrau filzig, aufgeſprungen mit zurückgekrümmten Klappen; ihr Stiel 4—5 mal ſo lang als die längliche abgeſtutzte Honigdrüſe. Blätter länglich-verkehrt-eiförmig oder verkehrt-eilanzettförmig, ſpitz oder kurz zugeſpitzt, mit keiliger Baſis und etwas umgebogenem ganzem oder un— regelmäßig gekerbtem Saume, oberſeits kurz flaumhaarig, graugrün, unter⸗ ſeits dünnfilzig oder dicht und kurz weichhaarig, bläulichgrau, mit röthlich— blaßgelben filzigen Nerven und Stiel, erwachſen 5 — 12 Centim. lang und 1,5 — 4,5 Centim. breit. Nebenblätter an kräftigen Langzweigen lange bleibend, hier ziemlich groß, blattartig, halb nierenförmig. Zweige jung dicht und kurz grau-ſammtig, vorjährige flaumig oder ſammtig, braun oder ſchwärzlich. Knospen zuſammengedrückt, ſtumpf, behaart, gelbbraun, auf— recht. — Großſtrauch von 2— 6 Met. Höhe, ſelten baumartig oder (auf magerem Boden) — 1 Met. hoher Kleinſtrauch. Krone dicht verzweigt, reichbelaubt, düſter grün; Zweige ſtark, Rinde der Stämme grau. — Variirt mit breiten und ſchmalen Blättern (latifolia und angustifolia Kern.), ſowie mit lanzettförmigen dreieckig zugeſpitzten (var. 2. spuria Wimm.) und mit verkehrt-eiförmigen rundlichen kurz beſpitzten (var. rotundifolia Döll, S. ciner. H. aquatica Rchb., Ic. I. c. f. 2023, wenn dieſe Form nicht etwa ein Baſtard von S. cinerea und S. Caprea iſt). Blüht im April oder Mai. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die Aſchweide iſt in Europa ſüdwärts von den Grenzen Lapplands, ſowie von Finland und Ingermannland aus bis Südſpanien, Corſika, Unteritalien und bis in die Türkei und die Krim, oſtwärts von Portugal bis an den Ural, außerdem in Aſien durch die Kaukaſusländer und Mittelaſien bis Kamtſchatka verbreitet, am häufigſten jedoch in Mitteleuropa und daher auch innerhalb unſeres Gebiets. Sie bewohnt vorzüglich die Sümpfe der Flachländer und großen Flußauen (die Sümpfe und ſumpfigen Flußufer der norddeutſchen Ebene und der baltiſchen Provinzen, die Niederungen der Oder, Elbe, Donau, des Rheins u. ſ. w.) und zieht ſich durch ſumpfige Thalſohlen tief in die 1 5 Gebirge hinein und bis auf deren Moore hinauf. Doch ſteigt ſie ſelbſt in den Karpathen und im böhmiſch-mähriſchen Gebirge, wo ihre Höhen— grenze am höchſten liegt, nicht über 2700 p. F. (877 Met.) empor, in den Alpen wenig über 2000“ (in den niederöſterreichiſchen bis 2100 w. F. — 663,8 Met.). In den ausgedehnten Sümpfen des ſteppenerfüllten Tief— landes Ungarns iſt S. cinerea nach Kerner der einzige dort vorkommende Strauch, der dort die Ufer der träg fließenden ſchlangenförmig verlaufenden Bäche ſchon aus der Ferne durch ſein niedriges graues Buſchwerk kenn— zeichnet. 133. Salix aurita L. Ohrweide. Synonyme und Abbildungen: S. aurita L., Fl. suec. u. 891, Döll a. a. O. ©. 497, Kerner a. a. O. S. 253, Pokorny a. a. O. S. 114, Wimm. 1. c. p. 51; Forbes, Sal. Wob. t. 124, Hartig a. a. O. S. 402, Taf. 47, Rchb., Ie. I. c. t. 575; Nördlinger, Forſtbot. II, 241. — S. rugosa Ser., S. uliginosa Willd., S. spathulata Willd., S. ulmifolia Vill., S. heterophylla Host (Sal. t. 87, 88). — Wimm. Kr., Herb. Sal. n. 25, 99, 143, Coll. Sal. n. 33 — 36, Kerner, Sal. Austr. s. n. Kätzchen frühzeitig, ſitzend, von kleinen Schuppenblättern umhüllt, eiförmig-länglich oder walzig, dichtblütig, klein (6 — 20 Millim. lang); Schuppen zungenförmig, an der Fig. LII. Spitze angebrannt⸗-ſchwarzbraun, & zottig behaart, weshalb die Kätzchen vor dem Aufblühen weiß zottig. Staubgefäße 2, frei, Fäden am Grunde etwas behaart, Beutel goldgelb, endlich bräun— lich. Fruchtknoten verlängert kegelförmig, grau oder weißfilzig, auf ſo langem Stiel; Narben faſt ſitzend, eiförmig-länglich, ausgerandet oder geſpalten. Kapſel walzig⸗ kegelförmig ſilber⸗ grau⸗filzig; Stiel filzig, länger als die Kätzchenſchuppe, 3 bis 4 mal länger als die Honig— drüſe. Blätter aus keiliger Baſis verkehrt- eiförmig, mit kurzer aufgeſetzter Spitze, ganz— randig oder unregelmäßig gezähnt oder (an üppigen Langtrieben) wellig gekräuſelt und ausgebiſſen-gezähnt, oberſeits kurz flaumig, dunkelgrün, runzlig, Blättertrieb der Ohrweide. unterſeits dünnfilzig, bläulichgrau, mit vorragender gelblicher Nervation, ausgewachſen 2 — 5 Centim. lang und 1— 3 Centim. breit. Nebenblätter lange bleibend, halbherzförmig, an üppigen Langtrieben groß, blattartig, gezähnt (Fig. LII). Zweige jung fein ſammtig, vorjährige kahl, rothbraun, glänzend. Knospen eikegelförmig, ſtumpf, rothbraun, fein behaart, auf— recht. — Aufrechter, ſperrig verzweigter Strauch von 1 — 1,5 Met. Höhe, ſelten höher, im entlaubten Zuſtande vor Beginn der Blütezeit leicht kennt— lich an der feinen Veräſtelung und den faſt rispenartig gruppirten dünnen Zweiglein, welche mit zahlreichen kleinen weißzottigen ſilberglänzenden Kätzchen beſetzt find. Variirt ungemein hinſichtlich der Größe und Form der Blätter und auch Kätzchen. Kerner unterſcheidet nur 2 Formen: rotundifolia, mit rundlichen verkehrt-eiförmigen, oft gar nicht beſpitzten, und oblongifolia, mit länglich-verkehrt-eiförmigen oder verkehrt-eilanzett— förmigen Blättern, Wimmer folgende vier: c. spathulata, klein, niedrig, mit kurzen Aeſtchen und kleinen verkehrt— eilanzettförmigen unterſeits bläulichgrauen Blättern (S. spathulata Willd., S. rugosa microphylla Ser.). Als Nebenform gehört hierher wohl auch die S. iserana Presl von der Iſerwieſe im Iſergebirge, ein zwerghaftes Erdholz mit unter Sphagnen verſtecktem Stamme, deſſen dünne Zweige mit ſehr kleinen verkehrt-eiförmigen Blättern beſetzt ſind; p. uliginosa, größere Form mit langen geraden Zweigen, großen verkehrt-eiförmigen keiligen Blättern und walzigen Kätzchen; y. rhomboidalis, mit ziemlich großen rhombiſch-rundlichen dünnen Blättern (ſelten! im ſchleſiſchen Eulengebirge); d. cordifolia, mit eiförmig- rundlichen, am Grunde etwas herz— förmigen, unterſeits dicht graufilzigen Blättern. Auf ſandigem Moorboden (3. B. der Mark Brandenburg). Blüht im April oder Mai. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die Ohrweide iſt ebenfalls durch faſt ganz Europa von Lapplands Grenzen und Nord— rußland (Gouvern. Archangelsk) bis in das ſüdöſtliche Spanien (Murcia), bis Oberitalien und bis in die Türkei, außerdem durch Kaukaſien und das altaiſche Sibirien verbreitet, in unſerem Gebiete auf feuchtem bis ſumpfigem Moorboden, den ſie beſonders liebt, überall zu finden. Nach Kerner ſoll ſie Kalkboden meiden (was ich nicht glaube, da ſie in Ehſtland und auf Oeſel, wo die meiſten Moore [Grasmoräſte] auf Kalkboden ſtocken, ſehr häufig iſt) und beſonders gern auf Boden mit thonreicher Geſteinsunter— lage wachſen. Sie gehört zu den charakteriſtiſchen Pflanzen des Moor— bodens, wächſt aber auch auf naſſen nicht torfhaltigen Wieſen, an Waſſer— gräben, an feuchten Waldſtellen u. ſ. w. In den Gebirgen ſteigt ſie höher de. empor, als die vorhergehenden Arten, nämlich in den öſterreichiſchen Alpen bis 3200 w. F. (1011,5 Met.), in den tiroler bis 4500“ (1422,4 Met.), in den bairiſchen ſogar bis 4742“ (1498,8 Met.), im bairiſchen Wald bis 4500“. In der Ebene des Wiener Beckens, im Leithagebirge und mittel— ungarischen Berglande fehlt fie und tritt um Wien erſt bei 700 (221,3 Met.) Höhe, und jenſeits des großen ungariſchen Tieflandes erſt in den ſieben— bürgiſchen und banatiſchen Karpathen wieder auf. 134. Salix Caprea L. Sahlweide. Synonyme und Abbildungen: S. Caprea L., Fl. suec. u. 900, Döll a. a. O. S. 496, Kerner a. a. O. S. 247, Pokorny a. a. O. S. 110, Wimm. I. Cc. p. 55; — Host, Sal. t. 66, 67, Hartig a. a. O. S. 403, t. 48, Rchb., Ie. I. c. t. 577; Nördlinger, Forſtbot. II. 238. — S. lanata Vill., S. tomentosa Ser., S. ulmifolia Thuill. — Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 40, 55, 56, Coll. Sal. n. 21 - 25, Kerner, Sal. Aust. n. 48, 70. „Palmweide.“ Kätzchen frühzeitig, ſitzend, vonſeidengl änzend-filzigen Schuppenblättern umgeben, dichtblütig, männliche länglich, wegen der weit vorſtehenden ſehr langen Staubfäden ſehr dick, 3— 4,5 Centim. lang, weibliche walzig 1,5 bis 4 Centim. lang, beide, beſonders aber die männlichen, vor dem Aufblühen dicht zottig, glänzend ſilberweiß wegen der langen Haare der ſpatelförmigen, zur Hälfte ſchwarzen Schuppen. Staubgefäße 2, frei, Filamente kahl, Beutel goldgelb. Fruchtknoten langgeſtielt, verlängert kegelförmig, ſilber— glänzend filzig, Stiel dreimal länger als die viereckige Honigdrüſe; Griffel kurz, Narben an einander liegend, zweiſpaltig. Kapſel ſehr verlängert, graufilzig, aufgeſprungen mit uhrfederartig zurückgerollten Klappen; Stiel ſo lang als die Kätzchenſchuppe. Blätter breit oval oder eiförmig, kurz zugeſpitzt, am Rande leicht geſchweift-gekerbt oder ganz, oder ansgefreſſen— gekerbt, oberſeits dunkelgrün, beinahe kahl und glatt, unterſeits bläulichgrau— filzig, mit ſtark vortretender gelblicher filziger Nervation, ziemlich lang geſtielt, erwachſen (ohne Stiel) 3 — 10 Centim. lang und 2—5 Centim. breit. Nebenblätter bald abfallend, halb nierenförmig (Fig. LIII, 12). Zweige ruthenförmig, jung filzig, vorjährige kahl glatt, ſcherbengelb bis olivenfarbig und dunkelbraun. Knospen eikegelförmig, anfangs flaumig, ſpäter kahl, gelblich bis rothbraun, ſpitz; Laubknospen aufrecht, Blütenknospen größer mit auswärts gebogenem Schnabel. — Mittel- bis Großſtrauch von 1—3 Met. Höhe, häufig auch baumartig, bis 7 Met. hoch, bisweilen ſogar ein Baum 2. Größe, mit beſenförmiger Krone und glatter grünlich— grauer feinriſſiger Rinde, welche ſich an alten Stämmen in eine hellgraue breit aufreißende Borke verwandelt. Beſitzt eine große Reproductionskraft, indem ſie aus dem Stock bis mannshohe Ausſchläge unmittelbar nach dem AL. 7 Die Sahlweide, Salix Caprea L. 1. Triebſpitze mit männlichen Kätzchen; — 2. Männliche Blüte; — 3. Unterer Theil deſſelben, um das Deck— blättchen und die Schuppe zu zeigen; — 4. Triebſpitze mit einem weibl. Kätzchen; — 5. Weibliche Blüte; — Narbe; — 7. Noch geſchloſſene Frucht; — 8. Aufgeſprungene Frucht; — 9. Same; — 10. 11. Geſchloſſene und im Entfalten begriffene Blütenknospen; — 12. Beblätterter Trieb, * * * Nebenblättchen. (2. 3. 5. 6. 7. 8. 9. vergrößert.) DE AB Abhieb treibt und ſich durch Ruthen und Setzſtangen leicht vermehren läßt. Die Sahlweide hält die ſtärkſte Winterkälte aus, aber ihre weichen Sproſſe erfrieren leicht bei Spät- und Frühfröſten. Variirt hinſichtlich der Geſtalt und Größe der Blätter, welche bald verkehrt-eiförmig rundlich (var. rotundi- folia Kern.), bald oval (var. elliptica Kern.), bald oval-lanzettförmig ſind, groß oder klein (var. parvifolia Schur, dieſe Form in den Karpathen bis— weilen mit braunem Rande: var. sphacelata Wahlenb.), ferner mit gold— gelber Rinde der Zweige und Aeſte (var. aurigera Schur, felten!). Die männlichen Kätzchen duften nach Honig, die Fruchtkätzchen ſind oft ſehr lang. Blüht nächſt S. daphnoides am zeitigſten, im Süden im März, im Norden Anfang Mai. | Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die Sahlweide beſitzt einen ungeheuer großen Bezirk, da ſie nicht allein durch faſt ganz Europa (von Island und Lappland bis Südſpanien, Unteritalien und Griechenland), ſondern auch durch die Kaukaſusländer, ja durch Mittelaſien bis Oſtſibirien und bis in das Amurland verbreitet iſt. Geringer iſt ihre vertikale Verbreitung, doch ſteigt fie ſchon in Norwegen bis 3300 p. F. (1035 Met.), im Rieſengebirge bis 3650 p. F. (1185,7 Met.), im bairiſchen Walde bis 4260 p. F. (1383,8 Met.), in den nördlichen Karpathen bis 4340“ (1409,8 Met.), in den niederöſterreichiſchen Alpen bis 4180“ (1321 Met.), in den bairiſchen bis 5332, (1732 Met.) empor. In unſerem Florengebiet iſt ſie eine der gemeinſten Waldweiden, am häufigſten jedoch in ebenen Gegenden und Hügelgeländen. Sie findet ſich vorzugsweiſe in Wäldern (Laub-, doch auch in Nadelwäldern), eingeſprengt zwiſchen anderen Holzarten oder an Wald- und Beſtandesrändern (wo fie am häufigſten als Baum erſcheint) und liebt einen trocknen bis friſchen ſandigen oder kalk— haltigen Lehmboden. Auf Holzſchlägen wuchert ſie oft erſtaunlich und wirkt durch ihre reichbelaubten großblättrigen Stocklohden verdämmend auf die dahin gebrachten oder dort aufgegangenen Pflanzen edlerer Laubhölzer (3. B. der Rothbuche). Ihre größte Vollkommenheit erreicht ſie im Nord— often des Gebiets, in den Wäldern Oſtpreußens, Lithauens und der baltiſchen Provinzen, wo ſie ſelbſt innerhalb geſchloſſener Waldbeſtände, oft als ein ſtattlicher Baum von 10—15 Met. Höhe auftritt. 135. Salix silesiaca Willd. Schleſiſche Weide. Synonyme und Abbildungen: S. silesiaca W., Spec. pl. 15, Kerner a. a. O. S. 245, Pokorny a. a. O. S. 107. Wimm. I. c. p. 60; Hartig a. a. O. S. 404, Taf. 114, Rchb., Ie. I. c. t. 574. — S. rubens Presl; S. Ludwigü Schkuhr, Handb. Taf. 317. — Wimm. Kr., Herb. Sal. n. 2, 3, 26, 27, 129, Coll. Sal. n. 42—61. N Kätzchen faſt gleichzeitig, ſitzend oder kurz geſtielt, mit blattartigen Deckblättern am Stiel, walzig, dichtblütig, 2,5 —4 Centim. lang; Schuppen zungen- oder ſpatelförmig, roſtbraun, oft zur Hälfte ſchwarz, meiſt lang behaart. Staubgefäße 2, frei, mit kahlen Fäden und zitron- anfangs röthlichgelben, nach dem Verſtäuben ſchwärzlichen Beuteln. Fruchtknoten verlängert kegelförmig, kahl oder behaart oder graufilzig, auf langem be— haartem oder kahlem Stiel, der zuletzt ebenſo lang oder länger als die Kapſel iſt. Griffel ſehr kurz, Narben divergirend, geſpalten. Klappen der Kapſel zurückgekrümmt. Blätter eiförmig, kurz zugeſpitzt, am Grunde keil— förmig oder abgerundet, unregelmäßig gekerbt-gezähnt, oberſeits dunkelgrün, unterſeits bläſſer oder bläulichgrün, anfangs zerſtreut kurzhaarig, ſpäter ganz kahl, mit ſtark vortretender gelblicher kahler Nervation, erwachſen 5 — 7,5 Centim. lang und 2— 3 Centim. breit. Nebenblätter bleibend, halb herzförmig und ſichelförmig gekrümmt, gezähnt, kahl, ziemlich groß. Zweige jung flaumhaarig, vorjährige kahl, grünlich-braunroth. Knospen eiförmig, ſtumpf, anfangs flaumig, dann kahl, braun, aufrecht. — Mittel- ſtrauch von 1— 1,5 Met. Höhe, auf fruchtbarem Waldboden bisweilen größer und baumartig; untere Aeſte gewöhnlich bogenförmig abwärts ge— bogen. Variirt ſehr unbedeutend. Blüht Ende April und im Mai, in höheren Lagen erſt im Juni. Eine Gebirgsweide, welche dem ſudetiſchen und karpathiſchen Gebirgs— ſyſteme angehört, wo ſie in Wäldern und an Bächen an den Abhängen der Berge vom Ausgange der Thäler bis auf die oberhalb der Baumgrenze gelegenen Kämme vorkommt. Sehr häufig im Rieſengebirge und den Sudeten, wo ſie zwiſchen 450 und 1350 Met. wächſt, desgleichen in den Karpathen Ungarns, Galiziens, der Bukowina und Siebenbürgens, wo ſie nach Kerner zwiſchen 520 und 1620, namentlich aber zwiſchen 950 und 1300 Met. häufig auftritt. Soll auch im mittleren Rußland vorkommen. 136. Salix grandifolia Ser. Großblättrige Weide. Synonyme und Abbildungen: S. grandifolia Sér., Saules de Suisse n. 55; Döll a. a. O. S. 499, Kerner a. a. O. S. 242, Pokorny a. a. O. S. 107, Wimm. I. c. p. 64; Rchb., Ic. I. c. t. 578. — S. monandra Host, Sal t. 71, 72, S. Schleicheriana Forb., Sal. Wob. t. 42, 98. — Wimm. Kr., Herb. Sal. n. 83, 84, Coll. Sal. n. 37—39. Kerner, Sal. Austr. n. 7, 28, 67. Kätzchen faſt gleichzeitig, ſitzend, zuletzt geſtielt, männliche von kleinen Schuppenblättern, weibliche von kleinen ſeidenhaarigen Laubblättern umgeben, erſtere länglich oder kuglig (S. sphaerocephala Kern., Sal. Austr. n. 21) 1— 2,5 Centim. lang, anfangs grauwollig; weibliche walzig, 1,5—3 Centim. 2 ia lang; Schuppen zungen- oder eiförmig, meist zur Hälfte Schwarz, dicht und lang behaart. Staubgefäße 2, frei, Fäden lang behaart, Beutel gelb, oft röthlich, zuletzt goldgelb. Fruchtknoten verlängert kegelförmig, ſeiden— glänzend-graufilzig, langgeſtielt (Stiel länger als die Kätzchenſchuppe), mit ſehr kurzem Griffel und dicken meiſt ungetheilten Narben. Kapſel ſehr lang geſtielt, filzig, aufgeſprungen mit zurückgekrümmten Klappen. Blätter länglich- oder verkehrt-eilanzettförmig, groß, ſpitz gekerbt-geſägt oder faſt ganzrandig, oberſeits kahl dunkelgrün, unterſeits bläulichgrau, fein flaumig mit filzigen Nerven oder ganz kahl, erwachſen 5—13 Centim. lang und 2— 5 Centim. breit; Stiel und Nerven hellgelb. Nebenblätter lange bleibend, halbherzeiförmig, gezähnt, an üppigen Langtrieben groß blattartig. Zweige jung flaumig, vorjährige kahl, braun. Knospen ſtroh- bis roſt— gelb, länglich, aufrecht. — Mittelſtrauch von / —2¼ Met. Höhe mit ſparriger Verzweigung. Variirt mit länglich-eiförmigen, an beiden Enden ſpitzen Blättern (&. vulgaris Wimm.), mit ſehr großen breitlanzettförmigen (J. lancifolia Wimm., — angustifolia Kern.) und mit großen breit ovalen oben und unten abgerundeten (Y. fagifolia Wimm., — latifolia Kern.). Blüht vom April bis Juni. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Bewohnt vor— züglich die Alpenkette, von welcher ſie weſtwärts bis in die Pyrenäen, nord— wärts bis in den Schwarzwald und Böhmerwald (ſelten! an der Seewand über dem Schwarzen See), oſtwärts bis Siebenbürgen und Serbien ver— breitet iſt. Ihre Polargrenze geht von den Pyrenäen durch Frankreich längs der Kette des Jura bis Oberbaden (dem Feldberg), von dort durch Süd— baiern über München und Gmünden nach dem Traiſenthal, worauf ſie nach SO umbiegend längs des Fußes der öſtlichen Alpen und durch Siebenbürgen nach Serbien hinzieht. Ihre Aequatorialgrenze geht durch Oberitalien (Apenninen von Caſentino und Piceno). Innerhalb der Alpenkette ſteigt dieſe Weide in Baiern bis 5885 p. F. (1911,7 Met.), in Oeſterreich (am Hochkar) bis 5680 w. F. (1795,3 Met.) empor; in den öſterreichiſchen Alpen liegt ihre untere Grenze nach Kerner zwiſchen 800 und 1400, (252,9 und 442,5 Met.). In Siebenbürgen erreicht ſie nach Schur bis 6000 (1896,5 Met.) Höhe und wächſt dort mit Aluns viridis, Abies excelsa und Pinus montana zuſammen. Sie liebt nach Kerner nach N exponirte feuchte Abſtürze, Quellrinnſale und Bachufer, ſcheint am häufigſten auf Kalkboden vorzukommen und tritt in der tiefern Region auf felſigen Uferterraſſen bis zum Austritt der Flüſſe in die Ebenen als echte Uferweide im Gemiſch mit S. purpurea, nigricans, incana und Alnus incana auf. „ VI. Glattweiden. (Salices frutie. glabratae.) 137. Salix nigrieans Sm. Schwärzliche Weide. Synonyme und Abbildungen: S. nigricans Sm., Transact. of Linn. Soc. VI, 120; Döll a. a. O. S. 504, Kerner a. a. O. S. 238, Pokorny a. a. O. S. 102, Wimm. I. e, p. 70, Härtig a. a Y 8 408 ff, Taf. 115, Rehn Te e phylieifolia 5. L., S. phylicifolia Wahlenb., S. stylaris Ser., S. hybrida Hoffm., S. Ammaniana Willd., S. lithuanica Bess., S. crassifolia und dura Forb., S. cotini- folia, padifolia, menthaefolia, prunifolia, parietariaefolia, rivalis Host. — Wimm. Kr., Herb. Sal. n. 42, 106—109, Coll. Sal. n. 62—81, Kerner, Sal. Austr. n. 11—13, 34. Kätzchen bald früh- bald gleichzeitig, auf kurzem mit Deckblättern ver— ſehenem Stiel, weibliche zuletzt auf beblättertem Stiel, 1—3 Centim. lang länglich, dichtblütig, weibliche zuletzt walzig; Schuppen länglich-eiförmig, vorn röthlich-ſchwarz, oder zur Hälfte ſchwarz, lang behaart. Staubgefäße 2, frei, Fäden behaart, Beutel goldgelb, zuletzt ſchwärzlich. Fruchtknoten ſchmal kegelförmig, in den langen oben geſpaltenen, zwei getheilte Narben tragenden Griffel verſchmälert, kahl oder flaumig, auf langem kahlem oder behaartem Stiele. Kapſel lang kegelförmig, aufgeſprungen mit zurückgerollten Klappen, Stiel ſo lang oder länger als die Kätzchenſchuppe. Honigdrüſe viereckig-länglich. Blätter ihrer Form nach ſehr verſchieden, ſpitz, ober— ſeits glänzendgrün, unterſeits bläulich, ganz kahl, blos die oberen unter— ſeits ſammtig-flaumhaarig. Nebenblätter bei großblättrigen Formen immer vorhanden, groß, blattartig, halbnieren- oder halbeiförmig gezähnt, bei klein— blättrigen nur an Langtrieben, kleiner. Zweige ruthenförmig, jung dicht— flaumig oder zottig-filzig, weißgrau, vorjährige kahl oder feinflaumig, ſchwärzlich-kaſtanienbraun oder auch grünlich- oder olivenfarbig-röthlich. Knospen zuſammengedrückt-eiförmig, ſtumpf, röthlich, dicht behaart, zuletzt faſt kahl, aufrecht. — Mittel- oder Kleinſtrauch von 0,5— 2 Met. Höhe, ſelten (nur großblättrige Formen) ſogar baumartig. Junge Blätter und Blütenkätzchen, insbeſondere die männlichen, nehmen beim Trockenwerden eine ſchwärzliche Farbe an. Variirt außerordentlich hinſichtlich der Form, Größe und Behaarung der Blätter, der Länge des Griffels und Frucht— knotenſtiels, der Bekleidung des Fruchtknotens u. ſ. w. Viele dieſer Formen ſind früher (z. B. von Hoſt) als eigene Arten beſchrieben worden. Außer— dem bildet S. nigricans zahlreiche Baſtarde. Hartig unterſcheidet 2 Varie— täten (vulgaris und trifida) mit 18 Formen, Kerner 5 Varietäten (rotundi- folia, menthaefolia, concolor, glaucescens, parietariaefolia), Pokorny 2 (leiocarpa Neilr. mit kahlem Fruchtknoten, welcher Varietät er die ae 11 5 Kerner'ſchen ſubordinirt, und eriocarpa Koch, mit behaartem Frucht— knoten), Wimmer 8 Formen und 2 Varietäten (borealis Fries, nur in Lappland heimiſch, und macrophylla Hartig, blos aus botaniſchen Gärten bekannt). Die Form der Blätter wechſelt von der breit herzförmigen Geſtalt bis zur lanzettförmigen; am häufigſten ſind ovale oder längliche Formen. Die Länge beträgt 2,4—9 Centim. die Breite 1—4 Centim. Blüht im April oder Mai. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die Schwarz— weide beſitzt zwar einen ſehr großen Verbreitungsbezirk, indem ſie ſowohl in faſt ganz Europa (in Lappland und auf Kola ſo gut wie im ſpaniſchen Eſtremadura und in Calabrien) als auch im baikaliſchen Sibirien und in Kamtſchatka vorkommt, allein derſelbe iſt außerordentlich zerriſſen, inſelartig. So fehlt z. B. dieſe Weide im ganzen weſtlichen Aſien und auch in unſerem Florengebiet, in welches das Maximum ihres Vorkommens fällt, iſt ſie ſo ungleichmäßig vertheilt, daß ſie in vielen Gegenden ganz fehlt, in andern ganz ſporadiſch an einzelnen Standörtern auftritt, während ſie in noch andern eine ſehr häufig vorkommende Weide iſt. Dahin gehören die baltiſchen Provinzen, Lithauen und Oſtpreußen, die Rheininſeln und das Rheinthal bei Straßburg, die Umgebung des Bodenſees, die Schweiz, Oberbaiern, Tirol, die niederöſterreichiſchen Alpen, die nördliche Karpathenzone. Sporadiſch tritt ſie z. B. in Sachſen, Schleſien, im Donauthale, in Siebenbürgen (auf den Rodnaer Alpen) und in Croatien (S. velebitica Borbäs) auf; ganz fehlt ſie im nordweſtlichen Deutſchland (Hannover, Weſtfalen, Rheinprovinz), in den Vogeſen, im Schwarzwald, bairiſchen Wald, im ungariſchen Tief— land u. a. Gegenden. In Nieder-Oeſterreich tritt ſie nach Kerner in einer Höhe von 7—800 w. F. (221,3 bis 253 Met.) auf, iſt in einer Zone von 1800— 2800“ (569 —885 Met.) am häufigſten und geht bis 3800“ (1201 Met.); in Oberbaiern ſteigt ſie nach Sendtner bis 4200 p. F. (1364,3 Met.), in Ober-Oeſterreich (Dachſteingebirge) nach Kerner bis 5000 w. F. (1580,4 Met.), in Tirol ſogar bis 5300 (1675,2 Met.) empor. Sie wächſt in der norddeutſchen Zone an Waſſergräben, Bachufern, auf ſumpfigen und moorigen Wieſen, in den Alpen und andern Gebirgen an quelligen Orten, an den Alpenbächen aber auch auf Hoch- und Wieſen— mooren. „ 138. Salix Weigeliana Willd. Weigel's Weide. Synonyme und Abbildungen: S. Weigeliana W. Sp. pl. n. 48; Wimm. I. e. p. 76, Reichb. Ic. I. c. t. 563, f. 2002. — S. phylicifolia Sm. und Hartig a. a. O. S. 391, Taf. 110, nicht L., S. Arbuscula Wahlenb. nicht L., S. bicolor Ehrh., S. Arbuseula 2. Weigeliana Pokorny a. a. O. S. 83, S. Hegetschweileri Kern. Sal. Autsr. n. 16, 32 (ob auch Heer? vgl. Wimm. I. c. p. 220). — Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 4, Coll. Sal. n. 86, 87. Kätzchen gleichzeitig, ſitzend, von Deckblättern umgeben, eiförmig bis walzig, 1— 1,5 Centim. lang, dichtblütig, anfangs weißzottig; Schuppen länglich-lanzettförmig, vorn ſchwärzlich oder ganz ſchwarz, am Rücken be— haart. Staubgefäße 2, frei, kahl, Beutel gelb, zuletzt röthlich. Frucht— knoten eikegelförmig, weißwollig, mit langem Griffel und dicken halb zwei— ſpaltigen Narben, geſtielt (Stiel kürzer als die Schuppe). Kapſel behaart, aufgeſprungen mit zurück- und zuſammengerollten Klappen. Blätter verkehrt— eiförmig-länglich oder breit lanzettförmig, gezähnelt, ſpitz, kahl, oberſeits glänzendgrün, unterſeits bläulich weißgrau, netzadrig, mit gelblichem Mittel- nerv, erwachſen 2 — 5 Centim. lang und 6— 25 Millim. breit. Neben- blätter klein, halbnierenförmig, bald abſallend. Zweige ſtets kahl, vor— jährige glänzend kaſtanienbraun. Knospen ſchmal, faſt lineal, ſtumpf, gelb oder braun, aufrecht. — Kleinſtrauch von 0,5 — 1 Met. Höhe, auf recht, mit kurzen ſteifen Zweigen. Variirt nur bezüglich der Blätter. Blüht im Juni. Eine hübſche, im Norden Europas (in Lappland, im nördlichen Nor- wegen und Schweden, in Finnland und Nordrußland) ziemlich häufige, in unſerem Gebiete ſeltene und nur ſtellenweis vorkommende Weide (in Holſtein und Schleswig, in Ehſtland um Reval, auf dem Brocken, im Rieſengrunde am Brunnberge des Rieſengebirgs, bei Gratzen in Süd— böhmen, in den tiroler Alpen an Gletſcherbächen bei 4500 — 5000 p. F. — 1461,8 — 1624,2 Met. Höhe, in Siebenbürgen auf dem Retynzät und auf den Rodnaer Gebirgen), welche außerdem aus den Gebirgen der Auvergne und den Centralpyrenäen angegeben wird. Wächſt an quelligen, ſumpfigen Orten, auf naſſen Wieſen, an Bachufern und Sumpfrändern. 139. Salix glabra Scop. Kahle Weide. Synonyme und Abbildungen: S. glabra Scop., Fl. carniol. n. 1206, Kerner a. a. O. S. 235, Pokorny a. a. O. S. 101, Wimm. I. c. p. 81, Reichb., Ie. I. e. t. 568. — S. Wulfeniana W., Host, Sal. t. 95, 96, Wimm. Kr., Herb. Sal. n. 78. 79. Coll. n. 84, 85, Kern., Sal. Austr. n. 5. Na Kätzchen gleichzeitig, walzig, auf beblättertem Stiel, männliche 1,6 bis 3 Centim. lang, weibliche 2 — 4,5 Centim. lang, mit behaarter Spindel; — 495 —— Schuppen zungenförmig, gelblich oder roſtbraun, vorn (oder ganz) roſen— roth, behaart, zuletzt kahl. Staubgefäße 2, frei, Fäden am Grunde behaart, Beutel faſt violett, zuletzt gelb. Fruchtknoten verſchmälert-kegel— förmig, kahl, geſtielt (Stiel kürzer als die Schuppe), mit langem Griffel und abſtehenden zweitheiligen Narben. Blätter ſtets ganz kahl, oberſeits glänzendgrün, unterſeits hechtbläulich, verkehrt-eiförmig, elliptiſch oder lanzett— förmig, ſpitz oder ſtumpf, gekerbt-geſägt, 3 — 6,5 Centim. lang und 1,5 bis 4 Centim. breit. Nebenblätter ſelten vorhanden, klein, halbherzförmig, gezähnt. Knospen länglich, ſtumpf, bräunlich, kahl, angedrückt. — Auf— rechter Kleinſtrauch von —1¼ Met. Höhe mit kaſtanienbraunen Aeſten und Zweigen. Blüht im Mai, Juni. Eine der öſtlichen Hälfte der Alpenkette eigenthümliche, von Oberbaiern bis zum Schneeberg Niederöſterreichs verbreitete, in der Region der Knie— holzkiefer und Alpenroſen ziemlich häufig auftretende, an feuchten Felsterraſſen beſonders der Kalkalpen wachſende Weide, welche nach Kerner und Sendtner in Oberbaiern zwiſchen 4300 und 6100 p. F. (1396,8 und 1981.5 Met.), in Tirol zwiſchen 3000 und 5000, (974,5 und 1624,2 Met.), in Nieder— öſterreich zwiſchen 1900 und 5922 w. F. (600,6 und 1871,8 Met.) vorkommt und in Nordſteiermark (in der Hochſchwabgruppe) ihren höchſten Stand (6302 — 1992 Met.) hat. Schur hat fie auch in Siebenbürgen (auf dem Fogaraſer Gebirge) gefunden. 140. Salix hastata L. Spießblättrige Weide. Synonyme und Abbildungen: S. hastata L., Fl. suec. n. 882, Pokorny a. a. O. S. 105, Wimm. I. c. p. 83, Rchb., Ie. I. c. t. 570, Hartig a. a. O. S. 392, Taf. 111 (var. stolbergensis Wallr.). — S. Arbuscula und myrtilloides Vill. nicht L., S. malifolia Sm., S. serrulata W., S. cerasifolia Schleich., S. elegans Host. — Wimm. Kr., Herb. Sal. n. 45 — 47, 71, 72, Coll. n. 82, 83, Kerner, Sal. Austr. e l AD: Kätzchen gleichzeitig, auf beblättertem ſammt der Spindel weißwolligem Stiel, walzig, lockerblütig, 2 — 5 Centim. lang, weibliche ſtets länger als die männlichen; Schuppen der männlichen länglich, ſpitz, der weiblichen ſpatelförmig, ſtumpf, alle gelbbraun, an der Spitze oft auch ſchwarzbraun, mit langen weißen, zuletzt krauſen Wollhaaren bedeckt. Staubgefäße 2, frei, kahl; Beutel goldgelb, zuletzt bräunlich. Fruchtknoten eikegelförmig, kahl, grün, mit mäßig langem Griffel und abſtehenden zweiſpaltigen Narben, kurz geſtielt. Blätter elliptiſch oder verkehrt-eiförmig-länglich, ſpitz, ſchwach und angedrückt geſägt, kahl, oberſeits dunkel-, unterſeits blaßgrün oder bläulichweiß, netzadrig, mit gelblichem Mittelnerv, erwachſen 2,5—6 Centim. lang und 9 — 28 Millim. breit. Nebenblätter groß, halbeiförmig, ge— ee A ferbt. Zweige kahl, vorjährige ſchwarzbraun, Knospen länglich, ſtumpf, dunkelbraun, an der Spitze flaumig, aufrecht. — Aufrechter Kleinſtrauch von höchſtens 1 Met. Höhe, ſehr äſtig und reichbelaubt. Variirt bezüglich der Blätterform beträchtlich, macht viele Baſtarde, blüht im Juni und Juli. Eine durch Nordeuropa verbreitete, in Lappland und Dänemark häufige Weide, welche in unſerem Gebiet vereinzelt in Livland (in den Dünagegenden), auf dem Harz (in lichten Gebirgswäldern des alten Stollbergs auf Gyps— felsboden, Wallroth), in den Sudeten (dem „Geſenke“), auf der Babia Gora, häufiger in den Karpathen (namentlich der öſtlichen Tatra, wo häufig) in der Bukowina, beſonders aber in den Alpen der Schweiz, Oberbaierns und Oeſterreichs vorkommt und an quelligen und ſumpfigen Orten wächſt. Sie findet ſich in Schleſien zwiſchen 3500 und 4000 p. F. (1137 und 1299 Met.), in der Schweiz zwiſchen 5000 und 7000 (1624 und 2274 Met.) Sie iſt ſüdwärts bis in die Kärnthner und Venetianiſchen Alpen verbreitet. VII. Alpine Zwergweiden. (Salices fruticulosae alpinae.) 141. Salix helvetica Vill. Schweizeriſche Weide. Synonyme und Abbildungen: S. helvetica Vill., Hist. pl. Dauph. p. 783, Gaud., Fl. helv. p. 267, Wimm. I. c. P. 89, Hall., Stirp. helv. t. 14. — S. arenaria Willd. nicht L., S. limosa Rchb., S. Lapponum Koch (z. Theil) nicht L., S. nivea Ser. — Wimm. Kr., Coll. Sal. n. 98, Kerner, Sal. Austr. n. 5, 89. Kätzchen gleichzeitig, auf beblättertem Stiel, 1— 3 Centim. lang, männliche länglich, weibliche walzig; Schuppen länglich, ſpitz, zur Hälfte ſchwarz oder braun, mit langen weißen ſeidenglänzenden Haaren bedeckt. Staubgefäße 2, frei, kahl; Beutel gelb, zuletzt ſtrohgelb-bräunlich. Frucht— knoten faſt ſitzend, kegelförmig-walzig, wollig weißfilzig, mit kahlem zwei— theiligem Griffel und langen geſpaltenen Narben. Blätter elliptiſch oder elliptiſch-⸗lanzettförmig, ganzrandig, ſtumpfſpitzig, oberſeits kahl dunkelgrün, unterſeits weißfilzig, mit gelblichem Mittelnerv (junge Blätter ſilberglänzend), ausgewachſen 2,5 —6 Gentim. lang und 1—2 Centim. breit. Zweige jung flaumig, vorjährige glänzend kaſtanienbraun; Knospen länglich, ſtumpf, hellbraun, kahl, angedrückt. — Aufrechter Kleinſtrauch von höchſtens / Met. Höhe. Blüht im Juni. In den Schweizer- und tiroler Centralalpen, in letzteren zwiſchen 5800 und 7800, (1851,6 und 2533,7 Met.), nach Kerner ausgedehnte Gebüſche. an ſchattigen nördlichen Gehängen, beſonders längs der Bäche bildend, oft in Geſellſchaft der S. hastata. a 142. Salix glauea L. Blaugraue Weide. Synonyme und Abbildungen: S. glauca L., Fl. Suec. n. 890. Pokorny a a. O. S. 84, Wimm, I. c. p. 91, Rchb., Ic. I. c. t. 571. — S. sericea Vill., S. tomentosa Host, Sal. t. 97. — Kerner, Sal. Austr. n. 77, 78. Unterſcheidet ſich von vorhergehender Art, der ſie bezüglich der Kätzchen ſehr ähnelt, durch die am Grunde haarigen Staubfäden, durch die deutlich geſtielten Fruchtknoten, beſonders aber durch die unterſeits mit angedrückten ſeidenglänzenden Haaren bedeckten bläulich-aſchgrauen Blätter, welche länglich— oder elliptiſch-lanzettförmig, ganzrandig, oberſeits dunkelgrün (anfangs an— gedrückt behaart, zuletzt kahl), 4 — 6 Centim. lang und 1— 2 Centim. breit find. — Sehr äſtiger, verwirrter Kleinſtrauch von ½ — 1 Met. Höhe mit kurzen knotigen kantigen braunen Aeſten und reichbelaubten grau— haarigen Zweigen. Kätzchenſchuppen lang und weiß behaart, Staubbeutel dunkel-violett, zuletzt roſtbraun. Blüht im Juni, Juli. An quelligen Stellen der Hochgebirge Nordeuropas (in Lappland, Norwegen, Nordſchweden, auf der Halbinſel Kola, in Nordfinland, Nord— rußland, auf Island, den Loffoden) häufig, ſodann in den Pyrenäen und in den Alpen von der Dauphiné bis Tirol. Hier in einer Zone von 5800 — 7800, (1884 — 2533,7 Met.) nach Kerner ausgedehnte Gebüſche an den Uſern der Gletſcherbäche und an felſigen Bergabhängen bildend, auch wohl als Unterholz in Zirbelkiefergehölzen auftretend. Außerhalb Europas in Grönland, Labrador, Sibirien, Kamtſchatka. 143. Salix pyrenaica Gou. Pyrenäenweide. Synonyme und Abbildungen: 8. pyrenaica Gouan III, p. 77, La Peyr., Hist. abreg. des pl. des Pyren. p. 600, Wimm. I. c. p. 94. Kätzchen ſpät blühend, an beblätterten Seitenzweigen endſtändig, eiförmig, weibliche ſpäter walzig, 1 — 1,5 Centim. lang; Schuppen verkehrt— eiförmig, roſtbraun, ſammt dem kurggeſtielten Fruchtknoten weißwollig. Staubfäden kahl, Beutel gelb, zuletzt bräunlich; Griffel lang, getheilt, ſammt den zweitheiligen linealen Narben kahl. Blätter klein, ausgewachſen höchſtens 28 Millim. lang und 17 Millin. breit, eiförmig-länglich, elliptiſch oder breitlanzettförmig, ſtumpf oder ſpitz, ganzrandig, beiderſeits grün, unter— ſeits mit erhabener Nervation, anfangs flaumhaarig, zuletzt kahl. klein⸗ ſtrauch mit aufrechten, aufſteigenden oder kriechenden vielverzweigten Stämm— chen und kurzen reich und dicht beblätterten Aeſten. Blüht im Mai und Juni. Iſt kaum zu den Weiden unſeres Gebiets zu rechnen, da fie bisher nur in der Schweiz am Aargletſcher von Séringe gefunden worden iſt. Gemein an den Nordhängen der Central- und Oſt-Pyrenäen in der ſub— alpinen und alpinen Region. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. vr 1 „„ 144. Salix Myrsinites L. Myrtenblättrige Weide. Synonyme und Abbildungen: S. Myrsinites L., Fl. Suec. n. 885. Kerner a. a. O. S. 203, Pokorny a. a. O. S. 81, Wimm. I. c. p. 97: Rchb., Ie. I. e. t. 559, Hartig a. a. O. S. 389, Taf. 109. — S. alpina Scop., Fl. Carn. t. 61, n. 1208, S. arbutifolia W., S. Jacquini Host, Sal. t. 102, S. Jacquiniana W., S. fusca et Ar- buscula Jacqu., Fl. austr. t. 408, 409. — Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 92, Coll. n. 120, Kerner, Sal. Austr. n. 14, 15. Kätzchen gleichzeitig, auf beblättertem Stiel, ſcheinbar endſtändig, 1 bis 2 Centim. lang, dichtblütig; Schuppen länglich oder ſpatelförmig, ſchwarz— purpurn, weiß behaart. Staubfäden 2, frei, kahl, gelb oder purpurn, Beutel kuglig, purpurviolett. Fruchtknoten kurz geſtielt, länglich, röthlich oder purpurbraun, weißhaarig, bisweilen graufilzig, mit purpurrothem zwei— ſpaltigem Griffel und getheilten Narben. Blätter verkehrteiförmig-länglich, elliptiſch oder lanzettförmig, ſtumpf, ganzrandig oder geſägt, anfangs zerſtreut langhaarig, ſpäter ganz kahl, beiderſeits grün und erhaben, netznervig mit gelb— lichem Mittelnerv, erwachſen 12—35 Millim. lang und 6 bis 18 Millim. breit. — Niederliegender, ſeltner aufrechter, höchſtens ¼ Met. hoher Klein— ſtrauch, ſehr äſtig, ſperrig verzweigt, mit reichbelaubten kurzen Zweigen. Aeltere blattloſe Aeſte dunkelbraun. Blüht im Juni und Juli. — Variirt: c. serrata Neilr. (Flora v. U.⸗Oeſterr. S. 266). Blätter ſcharf und drüſig geſägt, Kätzchen und Griffel dick; 5. Jacduiniana Kern. (a. a. O.). Blätter ganzrandig, Kätzchen und Griffel ſchmächtig. Die Var. &. beſitzt einen großen Verbreitungsbezirk, indem ſie in den Apenninen, Alpen, Pyrenäen, den Hochgebirgen Schott— lands und Scandinaviens, im ganzen arktiſchen Europa, ferner im altaiſchen Sibirien, Kamtſchatka, auf der Tſchuktſchen-Halbinſel, auf Labrador, Island und in Grönland vorkommt; Var. F. dagegen iſt auf die öſtlichen Alpen und auf die Karpathen beſchränkt, wo ſie nur auf Kalkboden vorzukommen ſcheint. Sie wächſt in den Karpathen nach Kerner zwiſchen 5000 und 6000 w. F. (1580,4 und 1896,5 Met.), nach Schur (in den Karpathen Siebenbürgens auf Glimmerſchiefer) zwiſchen 6 — 7000“ (1896,5 bis 2212,6 Met.), in den niederöſterreichiſchen Kalkalpen nach Kerner zwiſchen 4750 (1501,4 Met.) und 6566 (20 75,4 Met.) und ſteigt in den oberſteieriſchen Alpen bis 7200, (2275,8 Met.) empor. Die Var. &. iſt in den Weſt— und Centralalpen vorherrſchend, faſt ausſchließlich auf Schiefer wachſend. 145. Salix eaesia Vill. Hechtblaue Weide. Synonyme und Abbildungen: S. caesia Vill., Hist. pl. Dauph. p. 768, Pokorny a. a. O. S. 82, Wimm. I. c. p. 100, Rchb., Ic. I. c. t. 565, Hartig a. a. O. S. 390, Taf. 110. — S. myrtilloides Willd. nicht L., S. Wimmeri Hartig a. a. O. S. 565. — Wimm. Kr. Coll. Sal. n. 116, Kerner, Sal. Austr. n. 60. Kätzchen ſpät blühend, auf beblätterten Seitenzweigchen, klein, 7 bis 9 Millim. lang, länglich; Schuppen ei- oder zungenförmig, bleich, behaart oder faſt kahl. Staubgefäße 2, frei oder die Fäden verwachſen; dieſe gelb, Beutel violett, zuletzt braun. Fruchtknoten ſitzend, kurz kegelförmig, ſilbergrau filzig; Griffel und Narben roth, erſterer ſehr kurz, letztere verkehrt— herzförmig. Blätter klein (ausgewachſen 18 — 35 Millim. lang und 8 — 16 Millim. breit), ſehr kurz geſtielt, elliptiſch, ganzrandig, feinſpitzig, beiderſeits kahl und blaugrün. — Kleinſtrauch mit niedergeſtreckten oder aufſteigenden Stämmchen, welche ſammt den älteren Aeſten glänzend ſcherben— gelb bis graubraun berindet ſind. Zweige dicht belaubt. Wird ½ bis 1 Met. hoch, blüht im Mai und Juni. Eine ſeltene Alpenweide, welche von den Alpen der Dauphiné bis in die Kärnthner Alpen verbreitet iſt, aber nur ſtellenweis auf Moorboden vorkommt und in Tirol zwiſchen 4 — 5000 p. F (1299 — 1624 Met.) gefunden wird. 146. Salix Arbuseula L. Bäumchenweide. Synonyme und Abbildungen: S. Arbuscula L., Spec. pl. ed. I, p. 1018, Döll, Fl. v. Baden, II, S. 500, Kerner a. a. O. S. 206, Pokorny a. a. O. S. 83 (mit Ausſchluß der Var. .), Wimm. I. c. p. 102, Rchb., Ie. I. C. t. 561. — S. alpestris, pulchella, flavescens Host., Sal. t. 98 — 101, S. prunifolia Ser., S. alpina Sut. — Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 75, 76, Coll. n. 117—119, Kerner, Sal. Austr. n. 4, 33. Kätzchen gleichzeitig, auf beblättertem Stiel, oft ſcheinbar gipfelſtändig, walzig, 1,5—3 Centim. lang; Schuppen verkehrt-eiförmig, gelbbraun, oft zur Hälfte dunkelbraun, ſammt der Spindel lang weißhaarig. Staubge— fäße 2, frei, Fäden kahl, gelb, Beutel kuglig, bläulich, zuletzt rothgelb. Fruchtknoten kurz geſtielt, eikegelförmig, kurzfilzig, grau, zuletzt röthlich; Griffel zweitheilig, ſammt den getheilten Narben gelb. Blätter verkehrt— eiförmig-länglich oder elliptiſch-lanzettförmig, ſchwach gekerbt, kahl, ober— ſeits glänzend glatt, unterſeits mit erhabener Nervation (Mittelnerv gelb), entweder beiderſeits grün oder unterſeits zuletzt bläulich, erwachſen 2—4 Centim. lang und 8— 20 Millim. breit, Nebenblätter ſelten vorhanden, ſehr klein. Zweige ſtets kahl, vorjährige knotig, meiſt grünlich-braun, ſeltner kaſtanien— braun. Knospen eiförmig, kahl, rothgelb. — Aufrechter, nur auf hohen felſigen Gebirgskuppen niederliegender Kleinſtrauch von baumartigem Wuchs und buſchiger dichtbelaubter Krone, bis über ¼ Met. Höhe erreichend. Blüht im Juni, Juli. Wimmer unterſcheidet folgende Formen. c. Waldsteiniana, Stämmchen hoch, Aeſte ſtark, Blätter groß, eiförmig⸗elliptiſch, undeutlich geſägt, unterſeits bläulichgrün (S. Wald- steiniana W.); 32 — 900 9. formosa, Stämmchen hoch, Aeſte lang, Blätter länglich-lanzett— förmig, feingeſägt, unterſeits lebhaft blaugrau (S. formosa W.); 7. foetida, Stämmchen niedrig, Aeſte kurz, dünn, Blätter klein, elliptiſch-lanzettförmig, ſcharf feingeſägt mit großdrüſigen Sägezähnen, unter— ſeits blaugrau oder grün (S. foetida Schleich., S. venulosa und vaceini- folia Sm.). Eine weit verbeitete Alpenweide, indem ſie auf allen Hochgebirgen Nord- und Mitteleuropas (Gebirge Scandinaviens, Hochſchottlands, Pyrenäen, Alpenkette von der Dauphiné bis Kroatien, Karpathen bis in die Moldau), ferner in Lappland, auf dem Altai, den Hochgebirgen Dahuriens und des baikaliſchen Sibirien und im Kaukaſus vorkommt. Innerhalb unſeres Florengebiets iſt ſie namentlich in den Schweizeralpen, von wo aus ſie ſich nach dem Feldberg in Oberbaden verbreitet haben mag, in Mittel- und Südtirol und in den öſterreichiſchen Alpen (z. B. auf dem Dachſteingebirge) häufig. Sie tritt dort vorzüglich an mit Krummholzkiefern bewachſenen Lehnen in einer Höhe von 4500 —6300 p. F. (1461,8— 2046.5 Met.), in den Bairiſchen Alpen zwiſchen 4300 und 6640, (1396,8 und 2157 Met.) auf, mit Vaccinien und Rhododendren eine eigenthümliche Strauchformation bildend. In den Nordkarpathen ſcheint ſie zu fehlen. Anmerkung. Kerner betrachtet die 8. Weigeliana W. (ſ. oben) für eine Parallelform der S. Arbuscula (deren drei obigen Formen er unter ſeiner Var. 4. Waldsteiniana zuſammenfaßt), hervorgebracht durch das Seeklima der baltiſchen Küſten— länder, welche ſüdwärts bis in den Harz und das Rieſengebirge vordringt und in letzterem einen Gürtel zwiſchen 3000 und 3500 bilde. Nach Wimmer kommt dieſe Weide aber nur an einer Stelle im Rieſengebirge vor (ſ. oben), während ſie nach Kerner ſelbſt in Tirol häufiger auftritt (nämlich die nach Wimmer mit S. Weigeliana identiſche uud dieſer in der That zum verwechſeln ähnliche 8. Hegetschweileri, welche Kerner freilich für eire eigene Art hält). VIII. Niederungs-Zwergweiden. (Salices frutieul. depressae.) 147. Salix livida Wahlenb. Bleigraue Weide. Synonyme und Abbildungen: S. livida Whlbg., Fl. Lappon. u. 488, Döll a. a. O. S. 499, Wimm. I. c. p. 108. — S. depressa L. (?), Rchb., Ie. I. c. t. 567, f. 2009, 2010, Hartig a. a. O. S. 408, t. 116, Pokorny a. a. O. S. 115, S. depressa 2. livida und y. bicolor Fries, S. Starkeana und foliosa W., S. vagans y. livida Anderss. in DC., Prodr. XVI, p. 227. — Wimm. Kr. Herb. Sal n. 43, 44, Coll. n. 40, 41. Kätzchen gleichzeitig, auf kleinblättrigem Stiel ſeitenſtändig, ſchlank, walzig, lockerblütig, männliche 8— 10 Millim., weibliche 1— 2 Centim. lang; Schuppen länglich-Iineal, ſpitz oder ſtumpf, gelblich oder roſtbraun, zottig behaart. Staubgefäße 2, frei, Fäden kahl, Beutel kuglig, goldgelb, zu— letzt hellgelb. Fruchtknoten ſehr lang geſtielt (Stiel jo lang wie der Fruchtknoten, ſammt dieſem graufilzig), ſehr ſchmächtig, faſt lineal, ſchief auf dem Stiel; Griffel ſehr kurz, Narben dick zweiſpaltig, divergirend. Kapſel auf langem Stiel zurückgebogen, faſt kahl, aufgeſprungen mit zurückgerollten Klappen. Blätter verkehrt-eiförmig oder länglich, ſeltner elliptiſch-lanzettförmig, ſpitz, dünn (auch alt), ſchwach geſägt, am Grunde und an der Spitze (bisweilen faſt ganz) ganzrandig, oberſeits glänzend dunkelgrün, unterſeits bläulichgrau mit gelblichem Mittelnerv und vortretender netzartiger Nervation, meiſt ganz kahl, ſelten an der Mittelrippe haarig oder (die obern) etwas flaumhaarig, ausgewachſen 2— 5 Centim. lang und 7 bis 22 Millim. breit. Nebenblätter an Langtrieben immer vorhanden, halb— herzförmig, grob gezähnt. Zweige ſchlank, dünn, gelblich bis kaſtanien— braun, kahl. Knospen halbeiförmig, röthlichgelb, kurz geſchnäbelt, auf— recht. — Ein hübſcher, meiſt aufrechter Kleinſtrauch von ½ — / Met. Höhe, nach dem Abhieb aus dem Stock lange ruthenförmige reichbeblätterte Lohden entwickelnd. Variirt wenig (Wimmer führt aus unſerem Gebiet eine Var. pilosa mit in der Jugend ſeidenglänzend weiß behaarten Blättern, im Poſen'ſchen wachſend, an), blüht im April und Mai. Eine nordeuropäiſche Weide, welche von Lappland, der Halbinjel Kola und dem arktiſchen Rußland aus durch Scandinavien, Finland, Nord— und Mittelrußland bis Volhynien und Podolien, und durch die baltiſchen Provinzen bis Lithauen, Oſtpreußen und Poſen verbreitet iſt und vereinzelt noch in Schleſien (bei Groß-Tſchirnau unweit Guhren), Galizien (bei Brze— zany), in Süddeutſchland bei Donaueſchingen und in Siebenbürgen, woſelbſt fie (in den Arpaſer Gebirgen) ſogar bis 4000“ (1299 Met.) emporſteigen ſoll, gefunden wird. In den baltiſchen Provinzen, wo ſie ſehr häufig iſt, wächſt ſie ſowohl auf trockenem Kies- und Geſchiebeboden der Hügelgelände, als auf feuchtem bis ſumpfigem Boden der Niederungen (beſonders in den Buſchländereien). 148. Salix myrtilloides L. Heidelbeerblättrige Weide. Synonyme und Abbildungen: S. myrtilloides L., Fl. Suec. n. 889, Reichb., Ic. I. c. t. 593, Hartig a. a. O. S. 411, Taf. 117, Pokorny a. a. O. S. 123, Wimm. I. c. p. 112. — S. elegans Bess., S. Daphneola Tsch. — Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 69, Coll. n. 110, Kerner, Sal. Austr. s. n. Kätzchen gleichzeitig, ſchmächtig, lockerblütig, männliche 1— 2 Centim. lang, auf mit Schuppenblättern beſetztem Stiel, weibliche 1,5—2 Centim. —— A —— lang, auf längerem beblättertem Stiele, ſeitenſtändig; Schuppen ſpatel- oder eiförmig, gelblich oder roſtbräunlich, oft an der Spitze purpurn oder roſen— roth, kurz behaart oder faſt kahl. Staubgefäße 2, frei, Fäden dünn, lang, gelb, Beutel länglich, goldgelb oder purpurn, zuletzt violettſchwarz. Fruchtknoten langgeſtielt, aus aufgetriebener Baſis pfriemenförmig, kahl, grünlich oder violett, oft bereift; Griffel ſehr kurz, Narben horizontal ab— ſtehend, kurz, ganz oder getheilt, roſen- oder purpurroth. Kapſel auf langem abſtehendem Stiele, kahl, aufgeſprungen mit zurückgekrümmten Klappen. Blätter klein, zierlich, elliptiſch oder elliptiſch-lanzettförmig, ganzrandig, kahl, oberſeits lebhaft grün, unterſeits bläulichgrau und erhaben netzadrig, mit gelblichem oder röthlichem Mittelnerv, erwachſen 7—30 Millim. lang und 5— 12 Millim. breit. Nebenblätter höchſt ſelten, klein, eiförmig. Zweige jung kahl oder flaumig, vorjährige ganz kahl, kaſtanienbraun. — Zierlicher Zwergſtrauch mit meiſt unterirdiſchem kriechendem aufſteigendem Stamm und ſchlanken reichbeblätterten Zweigen. Blätter oft denen der Heidelbeere (Vaccinium Myrtillus) ungemein ähnlich. Variirt nur hinſichtlich der Größe und Form der Blätter, blüht im April und Mai. Eine nordeuropäiſche, torfige ſumpfige Niederungen und Waldſümpfe bewohnende Zwergweide, welche von Lappland, Kola und Finland aus durch Scandinavien, die baltiſchen Provinzen, Lithauen, Mittelrußland bis Volhynien, Galizien, Schleſien, Böhmen und Ungarn verbreitet iſt, und ver— einzelt bei München (im Deininger Moor), ſowie in den Bairiſchen Alpen, an— geblich auch in Tirol und Kärnthen vorkommt. In den baltiſchen Provinzen iſt ſie auf Torfmooren nicht ſelten, in Galizien wächſt ſie nur vereinzelt auf Torfmooren der nördlichen Ebene, in Schleſien nur an wenigen Orten (bei Bunzlau, Friedland, am großen See auf der Heuſcheuer, um Oppeln), in Böhmen noch jeltner (auf der Iſerwieſe, im Menſegebirge bei Treſchendorf, im Böhmerwald bei Fürftenhut). In Ungarn kommt ſie in Bergſümpfen der obern Arve und auf Torfmooren in der Zips vor, in Oberbaiern nach Sendtner auf den „Filzen“ längs des Fußes der Alpen in einer Höhe von 1450 — 2800 p. F. (471—909,6 Met.). 149. Salix repens L. Kriechende Weide. Synonyme und Abbildungen: S. repens L., Fl. Suec. n. 814, Döll a. a. O. S. 501, Kerner a. a. O. S. 266, Pokorny a. a. O. S. 122, Wimm. I. c. p. 114; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 244. — S. polymorpha Ehrh., S. prostrata Sm., 8. arenaria und incubacea L., S. angustifolia Wulf., S. pratensis, tenuis und litoralis Host, Sal. t. 47 — 52, S. Arbuscula Smith nicht L., S. parvifolia und adscendens Sm. — Wimm. Kr. Herb. Sal n. 13, 142, Coll. n. 111—115, Kerner, Sal. Austr. n. 58, 59. De au Kätzchen gleichzeitig, ſeitenſtändig, ſitzend, von Deckblättern umgeben, eiförmig oder länglich, 6— 16 Millim. lang, fruchttragende kuglig, locker; Schuppen zungen- oder verkehrt-eiförmig, bald am Grunde gelblich und ſonſt ſchwarz, bald braun, bald purpurfarbig, oder halb roth und ſchwarz, dicht und lang behaart. Staubgefäße 2, frei, Fäden lang kahl, Beutel eiförmig, gelb, zuletzt ſchwärzlich. Fruchtknoten geſtielt, kegelförmig, ſeidenglänzend, graufilzig, ſelten kahl, Griffel meiſt ſehr kurz, Narben diver— girend oder an einander liegend, ganz oder geſpalten, gelb, roſen- oder purpurroth. Kapſel filzig oder flaumig, ſelten kahl, aufgeſprungen mit zurückgebogenen Klappen. Blätter meiſt klein, elliptiſch, länglich, lanzett— förmig, lineal, oberſeits angedrückt flaumig, grün oder graugrün, unterſeits filzig, ſeiden- oder ſilberglänzend, die unteren zuletzt oft ganz kahl, alle ſehr verſchieden in Form und Größe. Nebenblätter ſelten vorhanden, klein, elliptiſch oder lineal-lanzettlich. Zweige jung grau- oder filberweiß-filzig, vorjährige kahl oder flaumig, gelb bis kaſtanienbraun. Knospen halbeiförmig, ſilberhaarig oder flaumig, aufrecht. — Vielgeſtaltiger, bezüglich der Form, Größe und Behaarung der Blätter außerordentlich variirender, außerdem mit andern Weiden zahlreiche Baſtarde bildender Kleinſtrauch, welcher bald einen aufſteigenden bis aufrechten vielzweigigen Buſch von ½ bis über 1 Met. Höhe bildet, bald als niederliegendes oder unter der. Boden (Moos) decke hinkriechendes Erdholz mit zahlreichen aufrechten oder aufſteigenden ruthen— förmigen bis ¼ Met. hohen reichbeblätterten Zweigen auftritt. Blüht im April und Mai. — Die zahlloſen Formen, von denen viele als eigene Arten beſchrieben worden find, hat Kerner in 2 Haupttypen vereinigt: cylindrica (S. repens Koch Syn. fl. germ.) mit vorherrſchend breiten lelliptiſchen) Blättern, welche nur 6—8 Secundärnerven haben, und rosmarinifolia (S. rosmarinifolia Koch 1. c.), mit vorherrſchend ſchmalen (linealen) Blättern, welche 8— 12 Secundärnerven beſitzen. Wimmer dagegen unter— ſcheidet 4 Hauptformen, nämlich: c. argentea, mit beiderſeits ſilberglänzenden, oberſeits graugrünlichen, unterſeits weißen Blättern, welche bald elliptiſch, bald breit oval oder eiförmig— rundlich, am Rande etwas umgebogen und 1— 3 Centim. lang, ſowie 5 bis 15 Millim. breit find (S. argentea Sm., Hartig a. a. O. Taf. 118, a—c, Rchb., Ic. I. c. t. 591, f. 1243, S. repens y. argentea Neilr.); 5. fusca, mit oval- oder elliptiſch-lanzettförmigen, oberſeits dunkel- grünen, unterſeits weißfilzigen ſeidenglänzenden Blättern von 1—4 Centim. Länge und 5— 12 Millim. Breite (S. fusca Willd., S. depressa Hoffm. nicht L., S. repens f. fusca Döll, Rchb., Ic. 1. c. f. 1240). Variirt mit zum Theil oder ganz kahlem Fruchtknoten. — 504 —— y. vulgaris. Blätter elliptiſch- bis lineal- lanzettförmig, oberſeits kahl, unterſeits bläulichweiß, erhaben nervig; 1 — 3 Centim. lang, 4 bis 10 Millim. breit (S. repens c. vulgaris Koch, S. repens «. angusti- folia Döll, Rchb., Ic. 1. c. f. 1239). Bariirt mit kahlem Fruchtknoten. Dieſe drei Varietäten gehören zu Kerner's Typus cylindrica. d.rosmarinifolia. Blätter lineal-lanzettförmig oder lineal, ober- ſeits kahl grün, unterſeits ſeiden- bis ſilberglänzend, weißfilzig, 5— 10 Millim. lang, 1,5 — 4 Millim. breit. Zweige ruthenförmig, aufrecht (S. rosmari- nifolia Koch, Syn., Hartig a. a. O. S. 413, Taf. 50, Rchb., Ic. I. c. f. 1242; S. repens g. angustifolia Neilr.). Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Iſt vom ruſſiſchen Lappland aus (im ſchwediſchen fehlt fie) durch Finland und Scandinavien und durch ganz Mitteleuropa (von England und Frankreich bis an den Ural und bis Südrußland), ſowie ſüdwärts bis Oberitalien (bis Venedig und das Iſonzogebiet) und das ſüdliche Siebenbürgen, weſtwärts bis in die Pyrenäen, Catalonien und Galicien, oſtwärts von Rußland aus durch das uraliſche, altaiſche und baikaliſche Sibirien bis Dahurien verbreitet. Inner— halb dieſes ungeheueren Bezirks wächſt die Kriechweide faſt überall nur in der Ebene; ſelten ſteigt ſie bis auf die Hochmoore von Gebirgen oder Plateaus empor (ſo in unſerem Gebiet in der Schweiz, auf Mooren Ober— baierns bis 2800 p. F. — 909,6 Met., im Böhmerwalde und auf dem böhmiſch- mähriſchen Waldplateau, wo fie bis 3500 p. F. — 1137 Met. vorkommt). Sie liebt naſſen moorig=torfigen Boden, die Wieſenmoore mehr als die Hochmoore, wächſt aber auch in Waldſümpfen, in moorigen ziemlich trocknen Haiden und auf feuchtem Sandboden. Ja die Var. &. kommt faſt nur im trocknen loſen Flugſand der Dünen am Meerſtrande vor (gemein an den Nord- und Oſtſeeküſten) und iſt daher eine echte Sand— weide (S. arenaria L.). Sie trägt weſentlich zur Bindung des loſen Sand— bodens bei und verdiente deshalb auf Dünen angebaut zu werden. Seltner findet ſie ſich auf Flugſand im Innern des Landes (ſo in Schleſien bei Leobſchütz, Liſſa, in der Mark bei Drieſen, in Siebenbürgen an ſandigen Flußufern). Die drei andern Varietäten ſind Sumpfweiden; unter ihnen iſt y. die verbreitetſte, beſonders in der norddeutſchen Ebene und den baltiſchen Provinzen auf Moorwieſen ſehr häufig vorkommende Form. Die Var k. bis y. fehlen in Niederöſterreich, im ungarischen Flachlande und im Banat. Die Var. 9. dagegen iſt auch in dieſen Ländern verbreitet, doch wohl nirgends häufiger, als in den ſumpfigen Haiden und in den Grasmoräſten der baltiſchen Provinzen. — 505 — IX. Polar- und Gletſcherweiden. (Salices fruticul. glaciales.) 150. Salix retusa L. Stumpfblättrige Weide. Beſchreibungen und Abbildungen: S. retusa L., Spec. pl. II, p. 1415, Kerner a. a. O. S. 196, Pokorny a. a. O. S. 79, Wimm. I. c. p. 121, Hartig a. a. O. S. 387, Tof. 106, Rchb., Ie. 1. c. t. 558. — Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 82, Coll. n. 121, 122, Kerner, Sal. Austr. 38—40, 88. Kätzchen gleichzeitig, auf beblätterten Aeſtchen endſtändig, kurz geftielt, eiförmig, lockerblütig, 6— 20 Millim. lang, weibliche immer länger als die männlichen; Schuppen zungenförmig, gelblich gewimpert, ſonſt ſammt der Spindel kahl; männliche Blüten mit 2 Honigdrüſen. Staubgefäße 2, frei, Fäden kahl, Beutel länglich, gelb, nach dem Verſtäuben ſchwärzlich. Fruchtknoten kurz geſtielt, kegelförmig-walzig, kahl; Griffel kurz mit zwei— theiligen Narben. Kapſel kahl, ſcherbengelb, aufgeſprungen mit zurück— gebogenen Klappen. Blätter klein, verkehrt-eilanzettförmig oder ſpatel— förmig, abgeſtumpft, ganzrandig, kahl, beiderſeits grün, oberſeits etwas glänzend, unterſeits mit vortretenden grünlichen Nerven. Nebenblätter fehlend. — Niedergeſtrecktes Erdholz mit etwa 1“ langen Stämmchen, welche zahlreiche aufſtrebende knotige gelbbraun berindete Aeſte mit vielen kurzen aufrechten, reich und dichtbeblätterten Zweigen entwickeln und oft niedrige Raſen bilden. Varlirt beträchtlich hinſichtlich der Blätter, blüht im Juni und Juli. Kerner unterſcheidet 7 Formen, welche Wimmer in folgende 3 Varietäten ver— einigt hat. . vulgaris, Stamm lang, mit ziemlich langen Aeſten, Blätter ſpatelförmig, ſtumpf oder ausgerandet, 8 — 20 Millim. lang und 5 bis 8 Millim. breit; ß. Kitaibeliana, Stamm wie bei ., Blätter verkehrt - eiförmig, etwas ſpitz oder ſtumpf, nicht ſelten geſägt, 15 — 32 Millim. lang und 5— 16 Millim. breit (S. Kitaibeliana Willd., S. retusa H. major Koch); y. serpyllifolia, Stamm und Aeſte verkürzt, Blätter in Roſetten, ſehr klein (4 — 10 Millim. lang), länglich oder ſpatelförmig, ſtumpf oder ausgerandet, bisweilen an den Seiten mit einigen drüſigen Zähnchen (S. serpyllifolia Scop., Jacqu., Fl. Austr. t. 298). Hochalpenform. Auf hohen Kämmen und Kuppen der Alpen und anderer Hochgebirge Europas, oberhalb der Fichtengrenze bis zum ewigen Schnee, nach Wimmer in einer Höhe von 4800 — 7500 p. F. (1559,2 — 2436,3 Met.): in den Pyrenäen, ſchottiſchen Hochgebirgen, Alpen (durch die ganze Kette) und n Karpathen; &. und „. beſonders auf freien, ſonnigen Kuppen zwiſchen dem Steingeröll kriechend, 5. in der Knieholzregion der Karpathen zwiſchen Moos und Humus eingebettet, alle Formen ſowohl auf Kalk, als auf Glimmer— ſchiefer. In den Bairiſchen Alpen nach Sendtner zwiſchen 5100 und 7600 p. F. (1656,7 und 2468,8 Met.), in Tirol nach Kerner zwiſchen 5000 und 7000 w. F. (15804 — 2212,6 Met.), in Niederöſterreich zwiſchen 4750 und 6566, (1501,4 und 2075,4 Met.), auf dem Hochſchwab in Steier— mark noch bei 7243“, (2289,3 Met.). Im arktiſchen Europa fehlt dieſe Weide, dagegen ſoll ſie im Altai, im öſtlichen und arktiſchen Sibirien und im arktiſchen Amerika wieder auftreten. 151. Salix herbacea L. Krautartige Weide. Beſchreibungen und Abbildungen: S. herbacea L., Fl. Suec. n. 887, Kerner a. a. O. S. 201, Pokorny a. a. O, S. 80, Wimm. I. c. p. 125, Rchb., Ic. t. 557, f. 1182, Hartig a. a. O. S. 387, Taf. 105. — Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 40, Coll. n. 125, Kerner, Sal. Austr. u. 37. Unterſcheidet ſich von voriger Art durch viel ſchmächtigere dünnere krautige Aeſte, weniger reich beblätterte Zweiglein, größere rundlich-eiförmige oder elliptiſche, ſtumpfe oder auch ausgerandete, ringsherum gekerbte Blätter (8— 20 Millim. lang und 7—20 Millim. breit), welche auf beiden Seiten glänzend hellgrün, kahl und unterſeits netzadrig ſind. Kätzchen ſehr klein, wenigblütig, eiförmig, endſtändig. Kapſeln groß, kahl, aufgeſprungen mit zurückgerollten Klappen. Wächſt auf faſt allen mit Knieholz bewachſenen Hochgebirgen Europas (Alpen, Karpathen, Sudeten), auch auf den Pyrenäen, in Hochſchottland, in den ſcandinaviſchen Gebirgen, im ganzen arktiſchen Europa, Sibirien und Amerika bis Grönland und Island, auf Spitzbergen, auf dem Altai und den Hochgebirgen des baikaliſchen Sibiriens und Dahuriens. Sie liebt ein feuchtes, mit Moos bedecktes Steingeröll und Felsſpalten namentlich von thonhaltigen Geſteinen, kommt aber auch auf Kalk vor. In Grönland wächſt ſie im Niveau des Meeres, in Lappland zwiſchen 1800 und 2700 p. F. (584,7 und 877 Met.), auf den Faröern zwiſchen 1088 und 2360‘ (353,4 und 766,6 Met.), in Hochſchottland zwiſchen 1800 und 4000“ (584,7 und 1299 Met.), im Rieſengebirge und Geſenke bei 4000“ (1299 Met.), in Oberbaiern zwiſchen 5300 und 7200‘ (1721,6 und 2338,8 Met.), in Nord— tirol zwiſchen 5500 und 7000 w. F. (1738,4 und 2212,6 Met.), in Ober⸗ öſterreich zwiſchen 5800 und 7500“ (1833,3 und 2370,6 Met.), in den ſüdlichen und Centralalpen zwiſchen 7000 und 9300(02212,6 und 2939,5 Met.), in den Karpathen zwiſchen 5900 und 7200, (1865 und 2275,8 Met.). ee 152. Salix retieulata L. Netzblättrige Weide. Synonyme und Abbildungen: 8. reticulata L., Fl. Suec. n. 888, Wimm. I. c. p. 129, Rchb., Ie. I. c. f, 1184, Hartig a. a. O. S. 387, Taf. 107. — Chamitea reticulata Kerner a. a. O. S. 275, Pokorny a. a. O. S. 126. — Wimm. Kr. Herb. Sal. u. 93. Coll. n. 123, 124, Kerner, Sal. Austr. n. 35, 36. Kätzchen ſpätblühend, auf langem nacktem Stiel endſtändig an der Spitze der wenig beblätterten Aeſte, ſchlank, lockerblütig, walzig, 8 bis 22 Millim. lang; Schuppen rundlich, roſen- bis purpurroth, zuletzt roſt— braun, gewimpert; Spindel und der purpurne Stiel zerſtreut langhaarig. Staubgefäße 2, frei, Fäden kahl, Beutel kugelig, röthlich-violett. Frucht— knoten ſitzend, eiförmig, ſtumpf, weißfilzig; Griffel kurz, oft zweitheilig, mit kurzen dicken oft zweiſpaltigen purpurrothen Narben. Kapſel flaumig, purpurn, aufgeſprungen mit zurückgekrümmten Klappen. Honigdrüſe der Blüten zertheilt (nach Kerner als ein „zerſchlitzter fleiſchiger Becher“ aus— gebildet). Blätter lang geſtielt, elliptiſch-rundlich, ſelten länglich, abgerundet, ſtumpfſpitzig oder faſt ausgerandet, ganzrandig, am Rande etwas umgerollt, oberſeits dunkelgrün, runzlig, etwas glänzend, unterſeits bläulich-grauweiß, netzadrig, krummnervig, mit ſtark vortretenden Hauptnerven, zuletzt ganz kahl, ohne Stiel 12— 16 Millim. lang. Nebenblätter fehlen. — Kleines Erdholz mit kriechenden Stämmchen und aufſteigenden kurzen knotigen dunkelbraunen Aeſtchen, welche kurze armblättrige Zweigchen entwickeln. Die zierlichſte aller Zwergweiden! Blüht im Juni und Juli. — Kerner unterſcheidet 2 Formen: intégrifolia, mit völlig ganzrandigen, zeitig kahl werdenden, und vestita, mit am Grunde drüſig geſägten und noch zur Blütezeit ſeidig-zottigen Blättern. Erſtere ſoll dem Kalk-, letztere dem Schieferboden in den Alpen eigen ſein. Dieſe Weide ſcheint durch die meiſten Hochgebirge der nördlichen Halb— kugel verbreitet zu ſein, wie auch durch die arktiſche Zone der alten und neuen Welt (ob in Aſien, noch zweifelhaft), kommt noch nördlich vom Polar— kreiſe vor und erreicht ihren nördlichſten Punkt erſt auf Port Bowen ſüd— weſtlich von der Melvillinſel. Sie wächſt in Europa außerhalb der arktiſchen Zone (hier auch auf Nowaja-Semlja von v. Baer gefunden) auf den ſcandinaviſchen und ſchottiſchen Hochgebirgen, den Pyrenäen, Alpen und Karpathen, fehlt aber in den Sudeten. Sie liebt naſſe felſige und ſteinige Orte und findet ſich in den Bairiſchen Alpen nach Sendtner zwiſchen 5250 und 7000 p. F. (1705,4 und 2274 Met.), in den niederöſterreichiſchen nach Kerner zwiſchen 4750 und 6566 w. F. (1501/4 und 2075,4 Met.) und ſteigt in den franzöſiſchen Alpen nach A. de Candolle bis 8000 p. F. (2438,4 Met.) empor. — 308 — Anmerkung. Trotz der Schmächtigkeit der Stämmchen aller Zwergweiden be— ſitzen dieſelben doch oft ein beträchtliches Alter. So kann man auf Querſchnitten feder— ſpuldicker Stämmchen der S. herbacea mittels der Loupe bis 50 und mehr Jahrringe zählen! Auch dieſe unſcheinbaren Erdhölzer erweiſen ſich daher als echte Holzgewächſe. Baſtardweiden. (Salices hybridae.) Ueberficht der in unſerem Florengebiet verbreiteteren oder in irgend einer Gegend häufig vorkommenden Baſtardweiden nach der Reihenfolge und Benennung in Wimmer's Salices europaea und mit Angabe der wichtigſten Synonyme und der Standörter. 1. Salix fragilis X alba Wimm. p. 133. (S. Russeliana Forb., Sal. Wob. t. 19, 28: Rchb., Ie. I. c. t. 610. Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 102, 103, Coll. n. 18, 18 b.) Baumweide. Aendert ab mit kahlen, unterſeits blaßgrünen und kahlen glatten Knospen (S. viridis Fries), mit kahlen unterſeits blaugrauen Blättern und kahlen Knospen (S. excelsior Host, Sal. t. 28, 29; Kerner a. a. O. S. 185, Pokorny a. a. O. S. 74) und mit in der Jugend ſeidenglänzend behaarten Blättern und Knospen (S. palustris Host Sal. t. 24, 25, Kerner a. a. O. S. 186, Pokorny a. a. O. S. 75). Letztere Form iſt nach neueren Unterſuchungen Kerner's (Oeſterr. bot. Zeitſchr. 1876, S. 329) 8. superalba X fragilis und im Stromgebiet der Donau in Ungarn bis 160 Met. See— höhe verbreitet. — Verbreitet durch Anpflanzung als Kopfweide. In den Donauauen Niederöſterreichs und Ungarns ſehr häufig. 2. Salix pentandra X fragilis Wimm. p. 134. (S. Meyeriana Willd., Hartig a. a. O. Taf. 37, Rchb., Ic., t. 591, S. cuspidata Schultz, Kerner a. a. O. S. 181, Pokorny a. a. O. S. 71. — Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 29, 404, Coll. n. 16, 17, Kerner, Sal. Austr. u. 26.). Baumartig. Zerſtreut in den baltiſchen Provinzen, Nord- und Mitteldeutſchland bis ins Rieſengebirge, in den Alpen und Karpathen vereinzelt. 3. Salis fragilis X triandra Wimm. p. 136. (S. speciosa Host, Sal. t. 17; S. alopecuroides Tsch., Kerner a. a. O. S. 191, Pokorny a. a. O. S. 77, Rchb., Ie. l. c. t. 604, f. 1257. — Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 77, Coll. n. 19.). Baumartig. Zerſtreut in Oeſterreich, Böhmen (an der Moldau bei Prag), Siebenbürgen; häufig in botaniſchen Gärten. 4. Salix triandra X viminalis Wimm. p. 140. Variirt mit lanzett⸗ förmigen, oberſeits glänzenden, unterſeits matten blaß- oder bläulich-grünen Blättern (S. Trevirani Spr., S. hippophaifolia Wimm. Grab., S. undulata Forb., Sal. Wob. t. 13, S. polyphylla Hortul. — Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 113, 115, Coll. n. 249 bis 251), mit lineal-lanzettförmigen lang zugeſpitzten, am Rande umgebogenen und fein geſägten, unterſeits mit einem leichten grauen Flaum bedeckten Blättern (S. hippo- phaifolia Thuill., Rchb. Ic. t. 597. Pokorny a. a. O. S. 86. — Wimm. Kr. Herb. Sal n. 114), und mit verlängert'lanzettförmigen, undeutlich gezähnelten, oberſeits grau— grünen etwas flaumigen, unterſeits dünnfilzigen gelblichgrauen Blättern (S. mollissima Ehrh., Hartig a. a. O. Taf. 45, Pokorny a. a. O. S. 87. — Wimm. Kr. Herb. Sal. u. 116, Coll. u. 252). Von den beiden letzten Formen iſt nur die weibliche Pflanze bekannt. — Strauchweide. An Flußufern in Nord- und Mitteldeutſchland, S. mollissima auch in Livland, Böhmen, Ungarn, Siebenbürgen. Alle 3 Formen nicht ſelten in botaniſchen Gärten. 5. Salix triandra X alba Wimm. p. 144. (S. lanceolata Sm., S. undulata Ehrh., Rchb., Ic. t. 596, Pokorny a. a. O. S. 87. — Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 175, Coll. n. 16.) Nur die weibliche Pflanze bekannt. Strauch, oft baumartig. — An Fluß- und Bachufern in Norddeutſchland, bis Leipzig, ferner vereinzelt in Böhmen, Mähren, Galizien, Siebenbürgen. 6. Salix Caprea X incana Wimm. p. 129. (S. Seringeana Gaud., Rchb., Ic. t. 581. Kerner a. a. O. S. 222, Pokorny a. a. O. S. 94. — Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 63, Coll. n. 221, 222, Kerner, Sal. Austr. n. 2, 49.) Großſtrauch. An Bächen der Berg- und ſubalpinen Region in der Schweiz, Oeſterr. Schleſien, Galizien, Niederöſterreich, Tirol, Krain; vereinzelt. 7. Salix daphnoides X incana Wimm. p. 158. (S. Wimmeri Kerner a. a. O. S. 230, Pokorny a. a. O. S. 98. — Wimm., Kr. Herb. Sal. n. 88, Coll. n. 228, Kerner, Sal. Austr. n. 1, 54, 55.) Großſtrauch. In den Donauauen Nieder— öſterreichs zwiſchen Krems und Dürrenſtein. 8. Salix Caprea purpurea Wimm. p. 161. (S. discolor Host, Sal. t. 60, 61, S. Mauternensis Kerner a. a. O. S. 261, Pokorny a. a. O. S. 119. — Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 16, 53“ Coll. n. 159, Kerner, Sal. Austr. n. 8, 23. 74, 75.) Groß⸗ ſtrauch, oft baumartig; ausgezeichneter Baſtard mit den Kätzchen der S. purpurea und großen breit-lanzettförmigen, unterſeits blaßbläulichen flaumigen Blättern. — Vereinzelt in Schleſien an Flußufern und an der Donau in Unteröſterreich, angeblich auch in Krain. 9. Salix cinerea X purpurea Wimm. p. 163. (S. Pontederana Koch, Rchb., Ie. t. 587, S. sordida Kerner a. a. O. 259, Pokorny a. a. O. S. 116. — Wimm. Kr. Herb. Sal n. 10, 59, 100, 101, Coll. u. 142—149.) Bariirt mit grünen, unterſeits bläulichen, zuletzt ganz kahlen Blättern (hierher auch S. austriaca Host, Kerner a. a. O. S. 259, Pokorny a. a. O. S. 118) und mit aſchgrauen, oberſeits flaumigen, unterſeits bläulichen Blättern (hierher auch 8. Rakosina Borbäs). — Mittel- und Großſtrauch. An Ufern in Schleſien häufig, vereinzelt in der Neumark (bei Drieſen), in Baden (bei Carlsruhe) an der Donau bei Hüfingen, in Niederöſterreich (hier auch in den Voralpen zwiſchen 1300 und 3000“ Höhe), Tirol, Ungarn, Siebenbürgen. 10. Salix aurita X purpurea Wimm. p. 165. (S. dichroa Döll, S. Kochiana Hartig, S. auritoides Kerner a. a. O. S. 257, Pokorny a. a. O. S. 116, S. mollissima Rehb., Ic. t. 599. — Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 60, 61, 137, Coll. n. 150 156, 158, Kerner, Sal. Austr. n. 22.) Mittelſtrauch. In Schleſien ziemlich häufig, vereinzelt in Baden und auf dem böhmiſch-mähriſchen Gebirgsplateau in 2500“ Höhe. 11. Salix silesiaca purpurea Wimm. p. 167. (S. arborescens Hartig, S. purpureoides Pokorny a. a. O. S. 118. — Wimm. Kr. Herb, Sal. n. 17, 18, 30, 31, Coll. u. 126 — 133, 135 — 141.) Formenreicher Strauch. Im Rieſengebirge an vielen Stellen, im Geſenke. 12. Salix repens X purpurea Wimm. p. 171. (S. Doniana Sm., 8. parviflora Host, Sal. t. 49, Kerner a. a. O. S. 271, Pokorny a. a. O. S. 124, 8. purpurea sericea Rchb., Ic. t. 584, f. 1233. — Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 9, 19, 54, 96, Coll. n. 236 — 241.) Formenreicher Kleinſtrauch. An feuchten Waldſtellen Zn Al vereinzelt in Weſtfalen, Oſtpreußen, Poſen, Galizien, Schleſien (häufig), Baden, Nieder- öſterreich; angeblich in Böhmen. 13. Salix viminalis X purpurea Wimm. p. 173. (S. Helix L., S. rubra Huds., Kerner a. a. O. S. 220, Pokorny a. a. O. S. 92, Rchb., Ic. t. 586, Hartig, Taf. 119 und 120 b, S. fissa Hoffm. t. 13. 14, S. mollissima Wahlenb., Fl. Carpat., S. Forbyana Sm., S. concolor Host, Sal. t. 34, 35; S. elaeagnifolia Tausch. — Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 15, 86, 123, 124, Coll. n. 231-235, Kerner, Sal. Austr. n. 44, 45.) Vielgeſtaltiger Mittelſtrauch, von den baltiſchen Provinzen aus faſt durch ganz Deutſchland, bis in die Schweiz, Böhmen, Schleſien, Galizien, Ungarn, Sieben— bürgen, Niederöſterreich verbreitet, auch vereinzelt in den Karpathen und im Banat. 14. Salix Caprea X viminalis Wimm. p. 178. (S. acuminata Koch, Rehb., Ic. t. 601? S. Smithiana Hartig a. a. O. Taf. 44, Rchb., Ic. t. 600°, 8. holosericea Gaud. — Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 32, 74, 118, 119, 141, Coll. n. 160, 161, 165—168.) Großſtrauch oder baumartig, variirt mit breiten, eiförmig-länglichen oder lanzettförmigen Blättern (S. sericans Tsch., Kerner a. a. O. S. 214, Pokorny a. a. O. S. 88) und mit ſchmalen ſehr langen, lanzett- oder lineal-lanzettförmigen (S. Smithiana Willd., Pokorny a. a. O. ©. 89, S. Hostii Kerner a. a. O. S. 213, Pokorny a. a. O. S. 88). — Zerſtreut durch Nord- und Mitteldeutſchland, in Schleſien häufig, vereinzelt in Galizien, Siebenbürgen, Böhmen, Salzburg, an der Donau, auch in Liv- und Kurland. 15. Salix einerea X viminalis Wimm. p. 181. (S. holosericea Koch, S. lancifolia Döll, S. Smithiana, geminata, ferruginea Forb., Sal. Wob. t. 128, 129, 134. — Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 23, 24, 87, Coll. n. 170—175.) Großſtrauch, bis- weilen baumartig, vereinzelt in der Pfalz, in Baden ziemlich häufig in Schleſien. 16. Salix aurita X viminalis Wimm. p. 183. (S. fruticosa Döll. — Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 11, 12, 135, Coll. n. 176-180.) Strauch, vereinzelt in Baden, ziemlich häufig in Schleſien. 17. Salix viminalis X dasyelados Wimm. p. 185. (S. stipularis Sm., Rchb., Ie. t. 598, Pokorny a. a. O. S. 90.) Großſtrauch oder Baum, ſehr ſelten in unſerem Gebiete (auf der Inſel Norderney, bei Varel; in England gemein), aber häufig in botaniſchen Gärten. 18. Salix einerea X longifolia Wimm. p. 189. (S. holosericea Willd., Rchb., Ic. t. 579, f. 2026, Pokorny a. a. O. S. 89. — Wimm. Kr. Coll. Sal. n. 106.) Großſtrauch, nur männlich gekannt. Vereinzelt um Göttingen, Berlin, in Kärnthen (?); nicht ſelten in botaniſchen Gärten. N 19. Salix silesiaca X Lapponum Wimm. p. 195. (S. tomentosa Tsch., S. Tauschiana Sieb., Pokorny a. a. O. S. 108, — Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 131 bis 133, Coll. n. 214— 219.) Kleinſtrauch, an quelligen Orten des Rieſengebirges häufig. 20. Salix Caprea X cinerea Wimm. p. 199. (S. aquatica Sm., Forb., Sal. Wob. t. 127. — Wimm. Kr. Coll. Sal. n. 29, 185.) Mittelſtrauch, vereinzelt in Schleſien und Oeſterreich. (Wird von Kerner und Pokorny zu S. cinerea gezogen.) 21. Salix Caprea X aurita Wimm. p. 200. (Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 112, Coll. n. 186—188.) Mittelſtrauch, zerſtreut in Schleſien, auch in der Neumark. 22. Salix Caprea X grandifolia Wimm. p. 201. (S. attenuata Kerner a. a. O. S. 246, Pokorny a. a. O. S. 109, Kerner, Sal. Austr. n. 47.) Mittelſtrauch, in den niederöſterreichiſchen Alpen zwiſchen 1100 und 4000“ vereinzelt. 23. Salix aurita X cinerea Wimm. p. 202. (S. multinervis Döll, S. lutescens Kerner a. a. O. S. 253, Pokorny a. a. O. S. 114. — Wimm. Kr. Coll. Sal. n. 181— 183.) Mittelſtrauch, vereinzelt in Oſtpreußen, der Neumark, in Schleſien, Baden, Nordböhmen, Niederöfterreich. 24. Salix Caprea X silesiaca Wimm. p. 208. (S. Silesiae Pokorny a. a. O. S. 113. — Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 8, Coll. n. 195.) Formenreicher Strauch, an Bächen und feuchten Orten im Rieſengebirge verbreitet. Zu dieſer Combination ſcheint auch die von Kerner im Bihariagebirge verbreitete, auf Kalk bis 1100 Met. Seehöhe vorkommende S. fagifolia Waldst. Kit. in Willd., Spec. pl. IV, p. 704 zu gehören. 25. Salix aurita X silesiaca Wimm. p. 209. (Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 21, 22, 34, 63, 130, Coll. n. 199—210.) Vielgeſtaltiger Strauch, im Rieſengebirge und den Sudeten häufig, bis in die ungariſchen Karpathen verbreitet. 26. Salix Caprea X Weigeliana Wimm. p. 215. (S. laurina Sm., Hartig a. a. O. S. 394, Rchb., Ie. t. 564, f. 2004, S. bicolor Sm. — Wimm. Kr. Herb. Sal. u. 68. Coll. u. 90.) Großſtrauch oder Baum, in England und Norwegen häufig, in unſerem Gebiet nur bei Schönefeld unweit Leipzig, aber häufig als Zier— gehölz in Gärten. 27. Salix aurita X repens Wimm. p. 233. (S. ambigua Ehrh., Rchb., Ic. t. 592, f. 12430, Pokorny a. a. O. S. 120. S. incubacea und plicata Fries. — Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 20, 35, 36, 125, Coll. n. 242— 244.) Kleinſtrauch, durch ganz Mitteleuropa verbreitet, in unſerem Gebiet von den baltiſchen Provinzen an durch Deutſchland bis Galizien, Niederöſterreich, ſowie bis in die Pfalz und in die Schweiz. 28. Salix lividaXrepens Wimm. p. 239. (S. stenoclados Döll.) Zwerg weide, vereinzelt auf Torfmooren in Baden, Poſen, Oſtpreußen, wo bei Tilſit gemein. 29. Salix viminalis X repens Wimm. p. 241. (S. rosmarinifolia L., S. incubacea Willd.? S. angustifolia Wulf., Fries, Kerner a. a. O. S. 217, Pokorny a. a. O. S. 91, Hartig, Taf. 118 d, e. — Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 114 Coll. n. 255, 256, Kerner Sal. Austr. n. 79, 80.) Kleinſtrauch, an ſandigen Flußufern bei Tilſit (gemein), um Bremen, in der Neumark, auf Torfwieſen bei Wien und Peſth. 30. Salix aurita X myrtilloides Wimm. p. 245. (S. finmarchica Fries; S. onusta Bess. — Wimm. Kr. Coll. Sal. n. 253.) Zwergweide, in Wald— ſümpfen vereinzelt unter den Stammeltern in Lithauen, Schleſien, Galizien. 31. Salix aurita X livida Wimm. p. 247. (S. liveseens Döll. — Wimm. Kr. Herb. Sal. n. 95, Coll. u. 189, 190.) Kleinſtrauch, vereinzelt in Lithauen, Oſt— preußen, Poſen, Baden. B Anmerkung. Unter den Weiden find diejenigen Arten und Baſtarde, deren einjährige Stocklohden Flechtmaterial und deren Stämme Stäbe zu Körben (Bänder) liefern, die ſogenannten „Flecht- und Bandweiden“ von hoher forſtlicher Wichtigkeit, und in den letzten Jahren Gegenſtand vielfacher Unterſuchungen und Beſprechungen in forſtlichen Zeitſchriften, ſelbſtändigen Werken und in Forſtvereinen geworden. Em pfohlen werden als Band- und Flechtweiden beſonders: S. amygdalina (triandra), polyphylla (S. triandra & viminalis), purpurea, welche nach Breitenlohner (Beit- ſchrift d. deutſchen Forſtbeamt. 1880, S. 124) in erſter Linie ſteht, viminalis, daph- noides, acutifolia, pruinosa, rubra, uralensis (Blendling von S. purpurea?) und die holländiſche „Aſchweide“ (S. Caprea X viminalis). Einige dieſer Weiden verdienen ——— N 0 — auch wegen des reichen Gehalts an Gerbſtoff und Saliein, welches jetzt maſſenhaft verbraucht wird, angebaut zu werden, jo namentlich S. acutifolia (Gerbſtoff), S. rubra und purpurea (Salicin). Vgl. hierüber folgende Werke: Schulze, Die Kultur der Korbweide, 1874; — Coaz, Die Kultur der Weide, 1879, Krahe, Die Korbweiden— kultur, 1879 und namentlich: Dochnahl, Die Band- und Flechtweiden und ihre Kultur als der höchſte Ertrag des Bodens. Frankfurt a. M. 1881. 8. XXXIII. Populus L. Pappel. Knospen end- und achſelſtändig, von mehrern Deckſchuppen umhüllt, welche bei den Endknospen ſpiralig, bei den ſtets viel kleineren Seitenknospen verſchieden angeordnet ſind und bei der Mehrzahl der Pappeln an ihrer innern Fläche ein honiggelbes balſamiſch duftendes Harz in reichlicher Menge abſondern, das die Schuppenränder verklebt und oft auch die Oberfläche der Knospe überzieht. Blätter lang geſtielt, mit meiſt ſeitlich zuſammen— gedrücktem oft drüſigem Stiele und großer rundlicher bis breitlanzettförmiger, bisweilen handförmig gelappter, außerdem geſägter, gekerbter oder gezähnter Spreite. Nebenblätter klein, häutig, bald abfallend. Kätzchen aus End— und Seitenknospen hervorgehend, oft, wenn die Knospen am Ende des Zweiges gedrängt ſtanden, gebüſchelt erſcheinend, frühzeitig oder gleichzeitig; Schuppen flach, oft mit deutlichem Stiel, gezähnt oder zerſchlitzt, kahl oder langhaarig-gewimpert (Fig, LI. 8. 9.). Blüten von einem kelch- oder becherförmigen Gebilde mit meiſt ſchief abgeſtutztem Saum umgeben, welches bei den weiblichen Blüten den Fruchtknoten von unten her oft bis zur Hälfte ſeiner Länge umſchließt (Fig. LI. 9.), bei den männlichen dagegen die Staubgefäße auf ſeiner obern (inneren) Fläche trägt (LI, 8.), oft geſtielt“) und mit dem Stiel an die Baſis oder den Stiel der Kätzchenſchuppe oder auch unmittelbar an die Kätzchenſpindel befeſtigt iſt, in letzterem Falle die Kätzchenſchuppe als ein wahres Deckblatt an ſeinem Stiele tragend (LI, 9.). Staubgefäße 8 30, ſtets frei, mit ziemlich kurzem Träger und mit zwei— fächrigem Beutel. Fruchtknoten ſitzend, verſchieden geformt, meiſt kahl, in einen kurzen Griffel verſchmälert, oder die Narben unmittelbar tragend; letztere (immer 2) ausgeſpreizt, ſehr verſchieden geformt, groß, niemals ganz, von meiſt fleiſchiger Beſchaffenheit. Kapſel und Samen wie bei den Weiden. Keimpflanze mit halbeiförmigen fleiſchigen Samenlappen. ) Die Thatſache, daß die Staubgefäße auf der Fläche, nicht im Grunde des Bechers eingefügt ſind, beweiſt, daß dieſes Gebilde kein Blattgebilde, folglich auch keine wirkliche Blütenhülle, ſondern vielmehr ein Achſengebilde, ein erweiterter Blütenboden (torus) iſt. Sehr richtig betrachtet daher Kerner auch die Honigdrüſen der Weiden als Torusanhänge und nicht, wie viele frühere Botaniker, als Rudimente einer Perigonbildung. Raſchwüchſige Bäume 1. und 2. Größe mit flacher und weit aus— ſtreichender ſtarker Bewurzelung, dickem, ſeltner ſchlankem vollholzigem Stamme und meiſt umfangreicher ſtarkäſtiger Krone. Verzweigung der letzteren in den einzelnen Gruppen verſchieden, ebenſo die Geſtaltung der Zweige und die Entwickelung der Rinde. Die Zweige (ſchon die einjährigen) aller Pappeln zeigen auf dem Querſchnitt einen fünfeckigen Markkörper. Die an den Langtrieben genau ſpiralig angeordneten Blätter ſind auf einem ſtark vor— ſpringenden Knospenkiſſen eingefügt und hinterlaſſen beim Abfallen eine meiſt große, drei Gefäßbündelſpuren zeigende Narbe. Wegen der ſtark entwickelten Knospenkiſſen, auf denen die Achſelknospen ſenkrecht, oft dem Zweige angedrückt, gerade über der ſchief geſtellten Blattſtielnarbe ſtehen, haben die Langtriebe eine knotige Beſchaffenheit. Bei aus mehreren Jahr— gängen zuſammengeſetzten Langzweigen (zumal bei den meiſt nur kurze Lang— triebe entwickelnden rauhrindigen Pappeln) wird dieſe knotige Beſchaffenheit noch vermehrt durch die ſtark angeſchwollenen wulſtig geringelten Grenzen der Jahrestriebe (die Ringelung rührt, wie gewöhnlich bei Laubhölzern, von den Narben der an der Triebbaſis geſeſſenen Deckſchuppen der ehemaligen Knospe her). Die bei vielen Pappeln ſchon frühzeitig aus den Seitenknospen der Langtriebe zur Entwickelung gelangenden Kurztriebe, an denen die Blätter ſehr genähert und daher büſchelförmig ſtehen, zeigen dieſe wulſtigen Ringe und knotigen Knospenkiſſen in noch viel höherem Grade. Nach dem Abhieb des Stammes entwickeln alle Pappeln kräftige, ruthenförmige, nicht ſelten ſchon im erſten Jahre eine ſehr beträchtliche Länge erreichende Stocklohden “), außerdem aber viele, wenn nicht alle Arten auch Wurzellohden aus den oberflächlich verlaufenden, oft ſehr weit ausſtreichenden Seitenwurzeln, durch welche der Stockausſchlag geſchwächt zu werden pflegt. Dergleichen Wurzel— brut entwickeln viele Pappeln auch freiwillig (vor dem Abhieb des Stammes, ſ. Aspe). Solche Wurzellohden wachſen zwar in den erſten Jahren kräftig und raſch, laſſen aber dann im Wuchs bald ſehr nach, kränkeln und gehen ein. Deshalb eignen ſich die Pappeln wenig zum Niederwaldbetrieb, wohl aber wegen der Raſchwüchſigkeit ſowohl der Kernlohden als der aus Steck— reiſern oder Setzſtangen hervorgegangenen Stämme und wegen der im ) Unter den im Sommer 1872 aus zwei jungen Stöcken von P. alba und P. lauri- folia im Dorpater botanischen Garten hervorgewachſenen Lohden maß am 17. September eine von P. alba 1,314 Met. und eine von P. laurifolia 1,960 Met. in der Länge. Erſtere trug 42, letztere 51 Blätter und 20 Johannistriebe, von denen die längſten 320—374 Millim. lang waren. Die größten Blätter der Silberpappellohde waren 150 Millim. lang und breit ohne den 58 Millim. langen Stiel, wogegen die größten Blätter der Lorbeerpappellohde 221 Millim. in der Länge und 108 Millim. in der Breite maßen und einen 46 Millim. langen Stiel beſaßen. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 33 — 1.20 Allgemeinen lichten Belaubung zu Oberſtändern im Mittelwalde. Sehr geeignet ſind ferner die Pappeln für den Kopf- und Schneidelholzbetrieb, da ſie aus dem Kopf und den Aſtſtümpfen zahlreiche raſchwüchſige Lohden treiben. Alle Lohden (Kopf-, Stamm-, Stock-, Wurzellohden) verlängern ſich ununterbrochen während der ganzen Vegetationsperiode und pflegen deshalb zuletzt an der Spitze zu erfrieren, weshalb ihnen im nächſten Jahre die Endknospe fehlt. Wegen ihrer Raſchwüchſigkeit vermögen die Pappel⸗ ſtämme binnen kurzer Zeit auf geeignetem Boden ſehr bedeutende Dimenſionen zu erreichen und eine große Holzmaſſe zu erzeugen. Das Pappelholz iſt dem Weidenholz ſehr ähnlich, zeigt aber auf dem Hirnſchnitt eine dendritiſche Vertheilung der Poren (Gefäße) innerhalb der einzelnen Jahrringe. Alle Pappeln werden zeitig mannbar, blühen dann faſt alle Jahre ſehr reichlich und erzeugen große Maſſen von Samen. Aber der Proeentſatz der keim— fähigen Samen iſt bei den Pappeln noch viel geringer als bei den Weiden (vielleicht deshalb, weil die Blüten keinen Honig abſondern und daher von Inſekten wenig oder gar nicht beſucht werden) und deshalb die Erziehung von Saatpflanzen höchſt mißlich, ſehr leicht dagegen wie bei den Weiden, die Vermehrung durch Steckreiſer und Setzſtangen. Trotz ihrer Raſchwüchſig⸗ keit vermögen mehrere Pappelarten ein mehrhundertjähriges Alter zu er— reichen, jedoch wohl nur aus Kernlohden hervorgegangene Bäume. Auch die Pappeln vermögen Baſtarde zu bilden; dieſelben ſind aber ungleich ſeltner als bei den Weiden. Die neueſte Bearbeitung der Pappeln von A. Wes mael in De Candolle's Prodromus Bd. XVI, S. 322 ff.) zählt 20 Arten auf, wobei aber mehrere von uns als eigene Arten betrachtete Pappeln (P. canescens, P. pyramidalis, P. laurifolia) als Varietäten zu andern Arten gezogen werden. Alle be— wohnen die gemäßigte Zone der nördlichen Halbkugel. In unſerem Floren— gebiet kommen 4 Arten ſpontan vor, während 6—8 amerikaniſche und aſiatiſche Arten als Zier- und Alleebäume angepflanzt werden. — Th. Hartig (Forſtl. Kulturpfl. S. 433) bringt die Pappelarten in zwei Abtheilungen (glattrindige, leiophloeae, und rauhrindige, trachyphloeae), welche wieder in 2 Gruppen zerfallen, nämlich diejenigen der erſten Ab- theilung in Silberpappeln (Pop. tomentosae), und Zitterpappeln (P. tremulae), diejenigen der zweiten in gerandetblättrige (P. marginatae) und Balſampappeln (balsamitae). Wiſſenſchaftlicher iſt es jedenfalls, die ſchon von Duby (Botanicon gallicum, 1828) und Spach (Revisio gen. Populi in den Annales des science. nat. 1841) gegebene Einheilung in 3 Sectionen oder Untergattungen (Leuce, Aigeiros, Tacamahaca) beizubehalten, wie dies auch Wesmael gethan hat. rn nn en — lan ne I. Aspen (Leuce Duby). Junge Blätter und Triebe behaart oder filzig, Blätter unterſeits oft bleibend filzig, ſtets mit rundem Stiel. Knospen behaart (filzig) oder kahl, meiſt trocken. Kätzchen frühzeitig, mit langhaarig gewimperten Schuppen, männliche Blüten mit 4 — 8, ſelten 15 Staub- gefäßen. Narben in armförmige Stücke zertheilt. — Seitenknospen zu unterſt von einer aus zwei erwachſenen Nebenblättern gebildeten zwei— rippigen Schuppe, ſonſt mindeſtens 6 zweizeilig-alternirenden Schuppen umhüllt. Rinde der Stämme anfangs glatt, ſpiegelnd (ein Periderma), erſt im ſpäteren Alter durch ſtellenweiſe Korkentwickelung puſtelförmig auf— reißend, niemals ſich vollſtändig in eine riſſige Borke verwandelnd. (Glatt— rindige Pappeln Hartig's.) Langtriebe ſchlank, ruthenförmig, rund. II. Echte Pappeln (Aigeiros Duby). Junge Triebe und Knospen, oft auch die jungen Blätter auf der obern Seite, klebrig, immer kahl. Blattſtiele ſeitlich zuſammengedrückt. Kätzchen frühzeitig mit kahlen Schuppen. Männliche Blüten mit 16—30 (ſelten 6—12) Staubgefäßen. Narben deutlich geſtielt, ganz oder gelappt. — Seitenknospen außer der unterſten auch hier meiſt zweirippigen Schuppe von blos 2 großen zuſammen— gerollten Schuppen (einer hintern und vorderen) umhüllt. Rinde zwar in den erſten Jahren auch glatt, aber bald in Längsriſſen aufſpringend und ſich allmälig in eine mit jedem Jahre dicker werdende grobe riſſige Borke verwandelnd. (Randblättrige Pappeln Hartig's.) Langtriebe zwar auch ruthenförmig, doch dicker und knotiger, kantig. Außer der Terminalknospe wachſen auch die meiſten Seitenknospen der Langtriebe wieder in ſolche aus. III. Balſampappeln (Tacamahaca Spach). Junge Triebe und Blätter ſammt den Knospen klebrig, kahl. Blattſtiele rund. Kätzchen gleichzeitig mit kahlen Schuppen. Männliche Blüten mit 20—30 Staub- gefäßen. Narben wie bei den vorigen Gruppen. Seitenknospen wie bei den echten Pappeln gebildet, Rinde lange Zeit glatt bleibend, bezüglich der Borkenbildung zwiſchen J. und II. mitten inne ſtehend. Langtriebe kantig, ſehr knotig, ſtark, von geringer Länge. Die meiſten Seitenknospen der Lang— triebe bilden blos Kurztriebe. Ueberſicht der in die Flora aufgenommenen Arten. IJ. Aspen. Blätter meiſt buchtig, grob gezähnt, bisweilen gelappt. 1. Knospen trocken behaart, Blätter wenigſtens unterſeits bleibend filzig. 2. — = kahl, glänzend, mehr oder weniger klebrig. Blätter der Kronen— zweige jung behaart, ſpäter gewimpert, zuletzt ganz kahl, unterſeits bläulich. Kätzchenſchuppen zerſchlitzt. 3. Blätter unterſeits ſchneeweiß filzig, von zweierlei Form (die zuerſt gebildeten rundlich, ſeicht gebuchtet, die zuletzt entwickelten viel größer, handförmig gelappn)s Narben in 2 Arme zerthe ift. P. alba L. 33 * 1 2. Blätter unterſeits grauweiß filzig, von einerlei Form. Narben in 4 Arme gethelk .. P. canescens Sm. 3. Blätter der Kurzzweige HEN ſtumpf ausgeſchweift gezähnt. Nebenblätter lineal-lanzettförmig. Männliche Kätzchen 8—10,5 Centim., weibliche 6,5—8 Centim. lang; Schuppen dünn . . „ P. tremula. — Blätter der Kurzzweige rundlich, plötzlich N er ausgebijjen gezähnt. Nebenblätter pfriemenförmig. Männliche und weibliche Kätzchen höchſtens 4 Centim. lang, ſehr dicht, mit faſt lederartigen Schuppen P. tremuloides Mx. II. Echte Pappeln. Blätter mit durchſcheinendem Rande, beiderſeits gleichfarbig oder faſt gleichfarbig, niemals gelappt. 1. Krone aus abſtehenden Aeſten gebildet, breit, umfangreich. 2 — aus aufrechten Aeſten zuſammengeſetzt, ſchmal kegelförmig. P. nigra var. pyramidalis Boz. 2. Krone beſenförmig, mit jehr zahlreichen ruthenförmigen Langzweigen und wenigen Kurztrieben. 3. — Krone ſperrig, arm an Langzweigen, mit ſehr zahlreichen Kurzzweigen an den Aeſten. Junge Langtriebe auch kurz, dick. 4. 3. Junge Langtriebe rundlich ohne Korkrippen. Fruchtknoten eiförmig, zwei— nähtig, Narben zweitheilig . .. „5 RD EEE — Junge Langtriebe durch Korkrippen 5 nee kürbisförmig, drei- bis viernähtig, oft zwiſchen den Nähten gefurcht. Narben eintheilig. P. canadensis Desf. 4. Blätter herzförmig. Kätzchenſchuppen faſt ganzrandig oder ſeicht geferbt- gezähnk .. P. angulata Ait. — Blätter faſt 3 Kätzchenſchuppen 1 zerſchlitzt. P. serotina Hart. III. Balſampappeln. Blätter bis zum äußerſten Rande grün, unterſeits weißlich-grün, niemals gelappt. Krone ſperrig, mit wenigen Lang- vielen Kurzzweigen. 1. Blätter herzförmig-dreiedig oder herz-eiförmig, faſt jo breit wie lang (Form des Lindenblatt . . . .. P. candicans Ait. — Blätter eiförmig, elliptiſch bis breit 5 „Blätter eiförmig oder elliptiſch, länger als breit. ne Langtriebe kantig, doch nicht auffallend gerippt, braunrokchh . . P. balsamifera L. — Blätter eiförmig zugeſpitzt, eilanzett- bis breit-lanzettförmig, viel länger als breit. Junge Langtriebe r ſcharf gerippt oder geflügelt— ane. .. P. laurifoha Led. ID I. Aspen. 153. Populus alba L. Silberpappel, Beſchreibungen und Abbildungen: P. alba L., Spec. pl. p. 1463, Döll, Flora v. Baden II, ©. 524, Rchb. Ic. Fl. germ, XI, t. 614, Hartig, Forſtl. Kulturpfl. S. 433, Taf. 32; Pokorny, Holzgew. S. 137; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 253. PP —_ — bl ,-— —— Kätzchen kurzgeſtielt, walzig, gekrümmt, ſchlaff, männliche 4—5 Centim. lang, weibliche länger und ſchmächtiger; Deckſchuppen ſpatelförmig geſtielt, vorn eingeſchnitten, ungleich gezähnt, dünnhäutig, gewimpert, ſonſt kahl, bei den männlichen Kätzchen am Grunde grünlich, ſonſt bräunlich oder an der Spitze dunkelbraun oder purpurn, bei den weiblichen ſchmäler, weniger ein— geſchnitten, vorn purpurn, am Grunde gelblichgrün. Becher geſtielt, kreiſel— förmig mit ſchiefer Mündung, bräunlich. Staubgefäße 8 —10 mit länglichen Fig. LIV. 1 mi 10 0 160 1440 Vz h, \ \\ N N A N INA I N ' PAihker sc oh 2 3 4 Die Silberpappel, Populus alba L. purpurrothen Beuteln; Fruchtknoten eifegelfürmig, bis zur Hälfte vom Becher umgeben, kahl, mit ſehr kurzem Griffel und 4 kreuzweis ausgebreiteten grünlichen Narbenarmen. Kapſeln geſtielt, hellbraun, kahl, aufgeſprungen mit zurückgekrümmten Klappen. Blätter jung dünn, oberſeits flaumig, erwachſen faſt lederartig, kahl, glänzend dunkelgrün mit gelblichweißen Hauptnerven, unterſeits ſammt Stiel, jungen Zweigen und Knospen ſchnee— weiß⸗filzig, die an den Trieben der Krone zuerſt entwickelten (ſpäter am untern Theil der Zweige ſtehenden) rundlich oder eiförmig, bisweilen faſt herzförmig, buchtig oder ausgeſchweift und ſtumpf gezähnt, die ſpäter ent— wickelten (am Ende der Triebe ſtehenden, beſonders von kräftigen Langtrieben) größer, handförmig fünflappig mit ungleich buchtig gezähnten Lappen; die rundlichen 4—7 Centim. lang und 3—4 Centim. breit, mit 2— 2,5 Centim. langem rundlichem Stiele, die handlappigen 6—9 Centim. lang und breit, mit 3—4 Centim langem Stiel, an kräftigen Stocklohden (wo ſtets hand— lappig) bis 15 Centim. lang und breit, mit 6 Centim. langem Stiele. — Baum 1. Größe mit geradem ſtarkem Stamme, deſſen glatte weißgraue Rinde, welche im Innern zuſammenhängende Baſtſchichten und zerſtreute Steinzellenneſter enthält, infolge der Bildung in einer Linie liegender roſtrother Lenticellen im Alter der Länge nach aufreißt, und anfangs oval— kegelförmiger, ſpäter breiter, rundlicher, oft gelappter, lockeräſtiger aber reich- belaubter Krone, deren Langzweige bei älteren Bäumen zahlreiche Kurz— triebe entwickeln. Blätter bei jüngeren Bäumen ſtets größer als bei den älteren (bei den alten oft alle ſehr klein und dann die Krone ſehr licht belaubt und wenig ſchattend), desgleichen an Langtrieben größer, als an Kurztrieben, wo ſie immer gebüſchelt ſtehen. Wurzeln weit ausſtreichend, zahlreiche großblättrige Lohden entwickelnd. Der jüngere reichbelaubte, vor— zugsweiſe handblättrige Baum mit dick ſchneeweißfilzigen Blättern iſt die P. nivea Willd. (Math. Fl. forest. p. 329), welche nach Wesmael eine in Corſika, Algerien, im Kaukaſus und Mittelaſien heimiſche Form ſein ſoll. Wirkliche Varietäten ſcheinen folgende mir nicht bekannte Formen zu ſein: 3. hybrida Hartig a. a. O. Blätter rhombiſch-eirund, buchtig⸗gezähnt, ſpitz, unterſeits dünn grauweiß filzig etwas zottig, Stiel oben mit 2 Drüſen; Kätzchen dicker, Narben roth (P. hybrida M. Bieb. Fl. taur. caucas. II, p. 423, Rchb., Ic. I. c. t. 615, P. canescens Willd. nicht Smith, Hartig a. a. O. Taf. 33; Schur. Enum. pl. Transsilv. p. 623, P. leucophylla Schur). Nach Schur ſollen die jungen Blätter beiderſeits weißfilzig, die alten beiderſeits kahl und glänzend, unterſeits graulichweiß ſein“). Dieſer kahlblättrige Alterszuſtand dürfte mit P. alba y. denudata Wesm. (P. canescens var. denudata A. Braun) identiſch ſein. Wild im ſüdlichen Gebiet, z. B. in Siebenbürgen bei Hermannsſtadt. Im ganzen Gebiet als Parkbaum häufig angepflanzt („graue Pappel“). y. Bachofenii Hartig. Obere Blätter der Triebe unterſeits weiß— filzig, die tiefer ſtehenden kahl, Blätter der Kronenzweige langgeſtielt, länglich *) Wesmael zieht zu dieſer Pappel, welche er als einen Baſtard von P. alba und P. tremula betrachtet, auch die P. canescens Sm. und Pokorny, der jenem folgt, jogar auch die P. Bachofenii Wierzb., welche Wesmael, und wohl mit Recht, als Varietät der P. alba betrachtet. “““ ur „ oder rhombiſch⸗ eiförmig, der Stock- und Wurzellohden kurz geſtielt, herz— eiförmig, unterſeits weißgraufilzig wie auch die Triebſpitzen und die großen Nebenblätter. Staubbeutel gelb (? nach Reichenbach's Abbildung), Frucht— kätzchen ſehr lang geſtielt und ſchlaff (P. Bachofenii Wierzb. ap. Rchb., Ic. 1. c. t. 616). Im Banat, Siebenbürgen. d. croatica Wesm. Blätter eckig, unterſeits weißlich-filzig. Baum mit pyramidaler Krone (P. croatica Waldst. Kit. nach C. Koch, Wochenſchr. f. Gärtn. 1845, S. 246). In Kroatien. Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Eintritt der Mann— barkeit ſehr zeitig, im Süden oft ſchon im 10. Jahre, der Blütezeit im Süden unſeres Gebiets Ende März oder Anfang, im Norden Ende April, der Laubentfaltung noch während der Blütezeit, der Samenreife Mitte bis Ende Mai. Auflaufen keimfähiger Samen bei Frühlingsſaat 8— 10 Tage nach der Ausſaat; Höhenwuchs der Pflanze im erſten Lebensjahre 15 bis 20 Centim., unter ſehr günſtigen Standortsverhältniſſen ſogar bis 0,5 Met., in den folgenden Jahren noch raſcher. Stocklohden erreichen im erſten Jahre bisweilen gegen 5“ Länge. Auch der Stärkezuwachs iſt von Anfang an ſehr bedeutend, wenigſtens auf gutem Boden, weshalb Silberpappeln binnen 30—40 Jahren bis über 30 Met. hoch und bis 1 Met. ſtark zu werden vermögen. Trotz ihrer Raſchwüchſigkeit vermag die Silberpappel ein mehrhundertjähriges Alter und dann rieſige Dimenſionen zu erreichen *). Sie entwickelt im Nachſommer reichliche Wurzelausſchläge, welche zu Steck— reiſern benutzt werden können. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Obwohl die Silberpappel in faſt allen Floren Mitteleuropas angeführt und noch im nördlichen Europa (in Norwegen bis 67“ 56, Breite) angepflanzt wird, ohne dort durch den Froſt zu leiden, ſo iſt dieſelbe doch in der größeren nördlichen Hälfte unſeres Florengebiets und Mitteleuropas überhaupt ſchwer— lich heimiſch, ſondern eine ſüdeuropäiſche und orientaliſche Holzart. Im mediterranen Europa, wo ſie vorzüglich gern in Flußauen wächſt und meiſt einen hervorragenden Beſtandtheil der dort (3. B. in Südſpanien) gewiß nicht durch Anbau entſtandenen Auenwälder bildet und wo fie ſchon im März, ja ſogat bisweilen im Februar blüht, kommt ſie unzweifelhaft ſpontan vor, ebenſo in den Kaukaſusländern und im weſtlichen Mittelaſien (wo ſie z. B. A. v. Schrenk an Flußufern der ſoongariſchen Kirghiſenſteppe gefunden hat). Desgleichen mag die Silberpappel in den Donaugegenden Ungarns, ) Der längſt verſtorbene Wierzbitzki erwähnt einer am Donauufer beim Kloſter Baſias im Banat ſtehenden oder geſtandenen zur Var. y. gehörenden Silber— pappel, welche 5 öſterr. Fuß Stammdurchmeſſer hatte und deren Alter gegen 500 Jahre betragen ſollte. „ Nieder- und Oberöſterreichs, Baierns, wo ſie von Paſſau bis Ulm häufig auftritt, auf der badiſch-elſäſſer Rheinfläche und überhaupt in der ober— rheiniſchen, ſüddeutſchen, ungarischen, Alpen- und Karpathenzone, wie natürlich auch in der adriatiſchen wirklich wild wachſen; dagegen iſt ihr ſpontanes Vorkommen ſchon in Mitteldeutſchland höchſt zweifelhaft und in der nord— deutſchen Zone iſt ſie gewiß nur eingeführt worden. Selbſt in ihrer ſüd— lichen Heimat ſteigt die Silberpappel nicht hoch empor (in Spanien und Unteritalien kaum bis 800 Met.), in der Türkei (Albanien, Macedonien, Thracien) nach Griſebach bis 2850 p. F. (925,8 Met.), weshalb man ſich wundern muß, daß ſie noch im nördlichen Europa zu gedeihen vermag; in Oberbaiern zeigt ſie bei 1550 p. F. (503,5 Met.) Meereshöhe noch ſtatt— lichen Wuchs (3. B. im engliſchen Garten zu München); in den Thälern der ſüdlichen Alpen mag fie bis 2000, (649,7 Met.) Höhe als Kulturbaum vielleicht vorkommen. Sie liebt einen ſandig-lehmigen oder ſandig-humoſen feuchten tiefgründigen Boden, weshalb ſie ſpontan wohl nur an Flußufern wächſt. In Wien belaubt ſie ſich durchſchnittlich am 15. April bei einer Wärmeſumme von 266,2“, in München am 29. April bei 324“, in Stettin am 3. Mai bei 353°, in Riga am 24. Mai bei 345“ und in Dorpat am 28. Mai bei 352° C. Daß fie bedeutende Sommerhitze und Winterkälte ohne Schaden zu ertragen vermag, beweiſt ihr gleichgutes Gedeihen in Algerien und in Livland. 154. Populus canescens Sm. Graue Pappel. Synonyme und Abbildungen: P. canescens Sm., Flor. brit. p. 1080, Engl. bot. t. 1619, Döll a. a. O. S. 525, Pokorny a. a. O. S. 128. — P. alba a. canescens Ait., P. alba-tremula Wimm. Kätzchen dicker als bei P. alba, Deckſchuppen verkehrt-ei-rautenförmig am Grunde keilig, vorn unregelmäßig eingeſchnitten-gezähnt oder in Wimpern zerfetzt, am Rande lang behaart, ſonſt kahl, glänzend kaſtanienbraun. Narben in mehrere, meiſt 4 oft fadenförmige Lappen zerſpalten, roth oder grünlich. Blätter dünn, in der Jugend unterſeits ſammt den Zweigen flaumig⸗dünnfilzig, weißlichgrau, oberſeits kahl, im Alter ziemlich, ſeltner ganz kahl, diejenigen der Krone von gleicher Form, breit eiförmig-rundlich oder eiförmig, buchtig gezähnt, 4,5 — 5,5 Centim. lang und bis 6 Centim. breit, mit bis 3,5 Centim. langem flachem Stiel; diejenigen der Stock— ausſchläge herz-eiförmig, ſpitz, buchtig und unregelmäßig gezähnt, bis 11,2 Gentim. lang und bis 8 Centim. breit; alle niemals gelappt. — Baum 2. Größe, bisweilen auch ſtrauchig, mit ziemlich glatter Rinde, aufſtrebenden Aeſten und an der Spitze glänzendbraunen und kahlen Knospen— N A ſchuppen, welcher ſchon beim Laubausbruche durch den flachen Blattſtiel von voriger Art zu unterſcheiden iſt, übrigens der P. tremula faſt näher ſteht als der P. alba. Wild vereinzelt in feuchten Laubwaldungen der Rheinfläche Badens und des Elſaſſes, auf den Donauauen Niederöſterreichs (z. B. im Prater bei Wien, bei Mautern u. a. O.) und Ungarns (bei Preßburg und Buda— peſt), in Ungarn und Siebenbürgen hin und wieder in Wäldern bis 260 Met. Seehöhe, in Galizien und Siebenbürgen an Gräben und Flüſſen der unteren Region (um Herrmannsſtadt, Schäßburg), in Bergwäldern des Banats und Kroatiens, angeblich auch in Tirol und Böhmen. Außerhalb des Floren— gebiets in Serbien, in der Lombardei, der ſüdlichen Schweiz, in Frankreich, Belgien, den Niederlanden und England. Findet ſich als Parkbaum hin und wieder angepflanzt. Verhält ſich zu dem Boden und Klima wie P. alba, blüht im März oder April. Anmerkung. P. canescens wird jetzt von der Mehrzahl der Botaniker für einen Baſtard von P. alba und P. tremula gehalten, obwohl ſie immer keimhaltige Samen hervorbringt. Hartig vereinigt mit dieſer Art die mir unbekannte P. villosa Lang (= P. canescens Rehb., Ie. fl. germ. a. a. O. Taf. 617), welche einzeln in Berg— wäldern um Wien und Ofen vorkommen ſoll, auch bei Leipzig gefunden worden iſt (wo?) und dort Ende März blüht. Pokorny hält ſie ebenfalls für einen Baſtard von P. alba und tremula, Kerner aber (Oeſterr. Bot. Zeitſchr. 1876, S. 363) behauptet, daß ſie dies nicht ſei, ſondern entweder eine Abart, beziehendlich Mißbildung von P. tremula oder eine eigene Art. Denn während die jungen Blätter von P. tremula kahl oder faſt kahl ſind, erſcheinen jene der P. villosa beiderſeits von ſeidigen glänzenden Haaren dicht überſponnen, auch ſind ihre Kätzchen dichter und zottiger als die der P. tremula, zu der auch Wesmael dieſe Form als Varietät gezogen hat. Uebrigens hat Kerner die P. villosa, die von ihrem Autor bei Ofen angegeben worden, dort wie überhaupt in Ungarn und Siebenbürgen nicht gefunden, ſondern blos ein getrocknetes Originalexemplar geſehen. Nach Fiek (Flora v. Schleſien, S. 444), der ſie ebenfalls als Varietät zu P. tremula zieht, findet fie ſich vereinzelt wild (2) und angepflanzt in Schleſien. 155. Populus tremula L. Zitterpappel. Synonyme und Abbildungen: P. tremula L., Spec. pl. p. 1464, Döll. a. a. O. . 526, Hartig a. a. O. S. 434, Taf. 34, Döbner, Botan. 2 Aufl. S. 296, Rchb. Ic. a. a. O. Taf. 618, Pokorny a. a. O. S. 129, Ettingh. u. Pokorny, Physiotyp. pl. austr. t. 211; Nördlinger a. a. O. S. 246. „Aspe, Espe,“ franz. „Tremble“. N Kätzchen ſehr kurz geftielt, vor dem Aufblühen dick, ſeidenglänzend— weißwollig, abwärts gekrümmt, nach dem Aufblühen ſchmächtiger, ſchlaff herabhängend, weniger wollig, männliche 7 — 10 Centim. lang, weibliche kürzer, doch im fruchttragenden Zuſtande länger; Deckſchuppen am Grunde ſchmal keilförmig, nach oben hand- oder fächerförmig in ſchmale ſpitze, mit langen grauweißen Haaren gewimperte Zipfel getheilt, ſchwarzbraun (Fig. LV, — Populus tremula L. Espe oder Zitterpappel, Te D Männliche Blüte von Trieb. Weibliche Blüte von unten und von der 5 Stück eine hüllter 2 0. 2 Fruchtkätzchens; — 9. Aufgeſprungene amen; — 11. Beblätterter 8 S m e — 6. 2 2 so 8 & — — — u 21 = 2 8 = — 2 2 2 S S SSS 28 8 — 9 3 00 S EU | & 2 2 Re" 2 5 88 8 8 5 5 53 88 282 5 3.50 Bann 1 8 8 a 88 ERS Be 5 2 3 8 88 ife 15 d von der Rei Frucht; — 10. 1. Kurztrieb mit 2 L unten un eite: — F 2. 5.). Becher kurz geſtielt, mit ſchiefer Mündung, kahl, grünlich, die Staubgefäße und den Stempel bis zur Hälfte umgebend Fig. (LV. 3. 6.); Staubbeutel und Narben purpurroth, letztere getheilt kreuzweis aus— gebreitet. Kapſel ziemlich lang geſtielt, grünlichbraun, reif mit zurück— gekrümmten Klappen. Blätter in der Jugend unterſeits ganz, oberſeits an den Hauptnerven flaumig, mit graufilzigem Stiel, ausgewachſen ganz kahl, oberſeits ſattgrün glatt, mit gelblichweißen Nerven, unterſeits hell graugrün, mit ſtark vortretendem Adernetz, zweigeſtaltig, an den Kurztrieben rundlich— eiförmig, unregelmäßig buchtig⸗gezähnt, 3—7 Centim. lang und 3—8 Centim. breit, mit 3 — 6 Centim. langem Stiele, an den Langtrieben breit drei— eckig zugeſpitzt, mit ſeicht herzörmigem Grunde und kurzem, höchſtens 4 Centim. langem Stiele, größer, gegen die Spitze der Triebe immer größer werdend, bis 12 Centim. lang und breit; Blätter der Stock- und Wurzellohden herz— eiförmig zugeſpitzt, mit drüſigen Kerbzähnen, mehr oder weniger filzig, kurz geſtielt, an kräftigen Lohden oft bis 19 Centim. lang und bis 13,5 Centim. breit. Stiel aller Blätter ſeitlich ſtark zuſammengedrückt. Keimpflanze ſehr klein, mit kleinen rundlichen Samenlappen. — Baum 1. Größe mit walzenförmigem ſchlankem Stamme und rundlicher dünn belaubter Krone. Rinde der Stämme ein glattes Periderma, welches mit zunehmendem Alter von rundlichen queren, zuletzt mehr oder weniger zuſammenfließenden Borkenwülſten durchbrochen wird und endlich auch der Länge nach aufreißt. Aeltere Zweige zuerſt graugrün, dann aſchgrau mit einzelnen rundlichen roſtfarbenen Lenticellen. Diesjährige Triebe ſammt den kegelförmigen ſpitzen klebrigen Knospen glänzend gelb- bis rothbraun. Blütenknospen viel größer als die Laubknospen, kuglig-eiförmig. Blätter bei jungen Bäumen ſtets größer, als bei den älteren, diejenigen der Kurztriebe wegen der langen dünnen Stiele äußerſt beweglich, im leiſeſten Luftzug zitternd. Die Espe entwickelt bei Zeiten zahlreiche knotige Kurzzweige, weshalb die entlaubte Krone ſehr licht iſt und die meiſten Blätter gebüſchelt ſtehen. Sie variirt wenig, wenn man die P. villosa Lang nicht als eine zu ihr gehörige Form betrachtet. In Gärten hat man eine Form mit hängenden Aeſten und Zweigen (P. pendula Lodd.). Ihre weit unter dem Boden hinſtreichenden Seitenwurzeln treiben von ſelbſt, beſonders aber nach dem Abhieb des Stammes bei heller Beleuchtung des Bodens reichliche Ausſchläge, was ſelbſt vom Stock getrennte im Boden befindliche Wurzeln, welche noch viele Jahre lebendig bleiben, zu thun pflegen. Deshalb erſcheint in Wald— beſtänden, wo Espen geſtanden haben, nach dem Abtrieb der entblößte Boden oft binnen kurzer Zeit mit jungen Espenlohden bedeckt. Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Eintritt der Mann— barkeit bei freiem Stande mit dem 20. — 25. Jahre, an Stockausſchlägen Be ne noch zeitiger, der Blütezeit im Süden des Gebiets im März, im Norden im April, des Laubausbruches im Süden Ende April bis Anfang Mai, im Norden Anfang bis Mitte Mai, der Samenreife Ende Mai, des Laub— abfalls Ende Oktober bis Mitte November, wobei erwähnt ſein mag, daß männliche Bäume viel häufiger ſind, als weibliche. Abfall der männlichen Kätzchen ſehr bald nach erfolgtem Stäuben, der weiblichen Anfang Juni. Auflaufen keimfähiger Samen bald (6 — 8 Tage nach Pfeil) nach dem Abfall oder nach der Ausſaat, die gleich nach dem Reifen vorgenommen werden muß, da der Espenſame ſeine Keimkraft nur ſehr kurze Zeit behält. Höhenwuchs der jungen Pflanze im erſten Jahre unbedeutend, dann ſehr raſch, bis über 1 Met. betragend, mit dem 30.— 40. Jahre nachlaſſend. Der Stamm der Espe, welcher ſich auch bei freiem Stande hoch hinauf von allen Aeſten reinigt, wird binnen 50 — 60 Jahren im Süden und Weiten des Gebiets 7 — 20 Met., im Nord- und Südoſten bis 35 Met. hoch und dort bis 1 Met. ſtark“). Wie alt die Zitterpappel zu werden vermag, ſcheint nicht bekannt zu ſein. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die Espe iſt in nordſüdlicher Richtung von Lappland, wo fie noch über den 70. Parallel- kreis hinausgeht, bis Nordafrika, bis ins Land der Kabylen, d. h. bis etwa zum 35. Parallelkreis, in weſtöſtlicher Richtung von Portugal und Irland bis ins Amurland und bis Japan verbreitet. Ihr Bezirk erſtreckt ſich folg— lich über 35 Breite- und mehr als 140 Längengrade. Seine Grenzen ſind noch nicht genau ermittelt. In Europa läuft die Nordgrenze nach v. Berg parallel der Nordküſte Lapplands, ſich öſtlich vom Nordcap faſt bis zum 71.“ erhebend, und zieht ſich hierauf in ſüdöſtlicher Richtung durch die Halbinſel Kola nach Nord-Rußland. Nach Wahlenberg bleibt die Espe im Norden wenig hinter der Weißbirke zurück und tritt an ihrer Grenze bald als Strauch bald als kleiner Baum auf. Südwärts erſtreckt ſich die Espe faſt überall jo weit, als Betula verrucosa geht. Nur im Gouver— nement Cherſon, wo jene Birke noch vorkommt, fehlt ſie nach Bode ganz. Auf der griechiſch-türkiſchen Halbinſel tritt ſie nach Griſebach in den Gebirgen von Macedonien und Thracien auf, ſowie (als Strauch zwiſchen immergrünem Gebüſch) auf der Halbinſel Hagion-Oros; nach Sibthorp kommt ſie auch um Conſtantiuopel vor. Sie iſt ferner durch die ganze ) Die längſten und ſtärkſten Espen habe ich bisher in den baltiſchen Provinzen geſehen (namentlich im Dondangen'ſchen Urwald und im Dubena'ſchen Kronsforſt in Kurland, im Wilkenhof'ſchen Wald bei Lemſal in Livland), Rieſenbäume von mehr als 100“ Höhe und bis 4 Stärke des Stammes in Bruſthöhe. In Ungarn ſoll es Espen von 8—9“ Stammſtärke geben. Daß ſolche Baumrieſen weit über 100 Jahr alt ſein müſſen, unterliegt wohl keinem Zweifel. a ER. er TE italienische Halbinſel verbreitet, fehlt dagegen auf Sicilien und allen übrigen Inſeln der weſtlichen Mediterranzone. In Frankreich wächſt ſie, den äußerſten Süden ausgenommen, überall, desgleichen auf den britiſchen Inſeln. Auf der pyrenäiſchen Halbinſel zieht ſich ihre Aequatorialgrenze vom nördlichen Catalonien (vom Monſeni) durch Aragonien und Centralſpanien (durch das Guadarramagebirge) nach der portugieſiſchen Provinz Beira. Der Ver— breitungsbezirk der Zitterpappel umfaßt alſo dieſſeits des Ural beinahe ganz Europa. Noch größer iſt offenbar der aſiatiſche. In Aſien wächſt dieſer Baum nicht allein in Sibirien, Dahurien und dem Amurgebiet, ſondern auch in den Kaukaſusländern, welche einen beſondern inſelartigen Bezirk deſſelben zu bilden ſcheinen. Neuerdings iſt die Espe von Maximowitſch ſogar in Japan und von Coſſon im algeriſchen Kabylenlande aufgefunden worden. In Europa tritt P. tremula in den Richtungen nach N, NO und O immer häufiger auf, in den entgegengeſetzten immer ſpärlicher. Daher erſcheint dieſe Holzart auch innerhalb unſeres Florengebiets, wo ſie wohl nirgends ganz fehlt, in größter Häufigkeit und Vollkommenheit im Nordoſten und Oſten, in der Provinz Preußen, in den baltiſchen Provinzen, in Polen, Galizien, Ungarn und Siebenbürgen. Nur dort, und zwar immer blos in Ebenen und Thälern, tritt die Espe auch in dicht geſchloſſenen Beſtänden, und zwar theils in reinen, theils in mit Birken (B. alba) und Erlen (A. glutinosa) gemiſchten auf. In Oſtpreußen, Lithauen, Kur- und Livland ſieht man haubare Espenbeſtände von ſolcher Schönheit und ſo dichtem Schluß, daß man dieſelben von fern für Rothbuchenbeſtände halten könnte. Daſſelbe ſcheint nach Blaſius in Rußland der Fall zu ſein. Sonſt tritt die Espe meiſt nur horſtweiſe und einzeln eingeſprengt in Wäldern, und zwar ſowohl in Laub- als Nadelwäldern auf. Obwohl fie in Mittel-, Süd- und Weſteuropa überall in die Gebirge emporſteigt, ja gegen ihre Aequatorialgrenze hin nur als Gebirgsbaum auftritt, ſo iſt ſie doch als ein Baum der Ebene zu betrachten, wie ihr Vorkommen in der norddeutſchen Zone, in Polen und Rußland, wo ſie ihre größte Vollkommenheit erreicht, beweiſt. Was ihre vertikale Verbreitung betrifft, ſo erhebt ſie ſich in den mitteldeutſchen Gebirgen im Mittel bis ungefähr 3000 p. F. (971,5 Met.), im Rieſengebirge jedoch (nach Fiek) bis 1250 Met. 1 ed) im bairiſchen Walde nach Sendtner bis 3808 p. F. (1237 Met.), in den bairiſchen Alpen nach demſelben Autor bis 4192 p. F. (1361 Met.), am Canigou in den Oſtpyrenäen nach Maſſon bis 1640 Met. Im Oſten und Weſten Europas ſcheint die obere Grenze wieder beträchtlich niedriger zu liegen, denn in den Gebirgen von Macedonien und Thracien wächſt die Espe nach Griſebach zwiſchen 850 und 2850 p. F. (276 und 925,8 Met.) Höhe, und in Spanien habe ich ſie nirgends über 2500 p. F. (812 Met.) hinaus beobachtet. Im Berglande des mittleren und öſtlichen Ungarn und angrenzenden Siebenbürgen geht die Espe nach Kerner ſogar nur bis 260 Met. Seehöhe. Die Espe gedeiht am beſten, wie ihr Vorkommen im Nordoſten unſeres Gebiets beweiſt, auf einem humusreichen, friſchen bis feuchten Boden in Vermiſchung mit andern Laubholzarten. Nur bei ſolchem Standort vermag ſie die oben angegebenen ſehr bedeutenden Dimenſionen zu erreichen. Sonſt nimmt ſie mit jedem Boden vorlieb und kommt ſogar auf dürrem loſem Sandboden, wo ihre Wurzeln eine außerordentliche Länge erreichen und oft netzartige Geflechte bilden, ſowie auf naſſem ſauerem Bruchboden noch ganz gut fort. So bildet ſie z. B. in der ungariſchen Tiefebene noch auf öden Flugſandſtrecken im Verein mit andern Pappelarten ganze Waldbeſtände und dringt dort unter allen Holzarten am weiteſten gegen die Steppe hin vor“). Ihre leichten Samen werden durch die Winde weit fortgeführt und überall hin verſtreut, weshalb ſich die Zitterpappel auch in alle Wälder, gleichviel ob Laub- oder Nadelwälder eindrängt und in ſolchen, beſonders auf jungen Kulturen oft zu einem verdämmenden Unkraut wird, da ihre Samen-, noch mehr ihre Wurzellohden wegen ihres raſchen Wuchſes die jungen Nadel- und Laubholzpflanzen ſehr bald überwuchern. Sie ſelbſt leidet durch Ueberſchirmung, da ſie eine lichtbedürftige Holzart iſt und geht daher im Schatten geſchloſſener Beſtände bald ein. Bezüglich ihres Wärme— bedürfniſſes iſt nichts Sicheres bekannt; daß ſie aber ſowohl eine ſehr be— deutende Winterkälte, als auch Spätfröſte ohne Schaden zu ertragen vermag, beweiſt nicht allein ihre weite Verbreitung gegen Norden und Oſten, ſondern auch die Thatſache, daß ihre zarten Keimpflänzchen durch Fröſte nicht ge— tödtet werden, während ſie im Schatten raſch zu Grunde gehen. An ihrer obern Grenze wird die Espe ebenſo wie an ihrer Polargrenze, zu einem unanſehnlichen Strauche. In Wien belaubt ſich die Zitterpappel durch— ſchnittlich am 3. Mai bei einer Wärmeſumme von 373,2“ C, und entlaubt ſich am 3. November, ſo daß dort die Periode des Belaubtſeins 184 Tage dauert. Im mittleren Schweden (unter c. 60“ Br.) erfolgt der Laubausbruch am 26. April, die Entlaubung am 24. Oktober; folglich umfaßt dort die Laubperiode auch 182 Tage. 156. Populus tremuloides Michx. Aspenähnliche Pappel. Synonyme und Abbildungen: P. tremuloides Michx., Flor. bor. amer. II, p. 243, Wesmael in DC., Prodr. XVI, p. 325, Nouv. Duh. II, t. 53. — P. graeca Ait., Hort. Kew. III, p. 407, Nouv. Duh. I. C. t. 54; P. trepida Willd., P. atheniensis Hort. — Kerner, Pflanzenleben, S. 48. — — Kätzchen ſehr gedrungen, männliche bis 4 Centim. lang, mit dicken lederartigen lang zerſchlitzten Schuppen, weibliche bis 5,3 Centim., im fruchttragenden Zuſtande bis 8 Centim. lang, mit dünnen welkenden, lang zerſchlitzten, lang ſeidenhaarigen Schuppen. Staubgefäße 10 — 15, Narben kurz. Blätter zweigeſtaltig, ſteif, ſcharf oder ausgebiſſen gezähnt, kahl, oberſeits ſattgrün, unterſeits bläulichgrün; diejenigen der Kurztriebe rundlich mit aufgeſetzter Zuſpitzung, am Grunde oft ſchief oder abgeſtutzt, faſt herz— förmig, 26— 53 Millim. breit; diejenigen der Langtriebe und Stocklohden herzförmig, gleichſeitig, ziemlich ſtumpf, 8 — 16 Centim. lang; Stiel und Nerven oft ſchön roth, erſterer bei den Blättern der Kurztriebe ſo lang oder länger als die Spreite. — Ein der Zitterpappel ſehr ähnlicher Baum mit kegelförmigen ſpitzen glänzend kaſtanienbraunen klebrigen Knospen, welche ſammt den Zweigen in der Jugend etwas flaumig ſind. Nordamerika, pon Canada und Neu-Braunſchweig weſtlich bis in die Rocky⸗Mountains und bis nach Californien verbreitet. Als Zierbaum hin und wieder in Gärten und Parken angepflanzt. Hält noch in Norddeutſch— land im Freien aus. II. Echte Vappeln. 157. Populus nigra L. Schwarzpappel. Synonyme und Abbildungen: P. nigra L., Sp. p. 1464, Döll a. a. O. S. 523, Döbner a. a. O. S. 298, Hartig a. a. O. S. 435, Taf. 35; Rchb., Ic. I. c. t. 619, f. 1275; Pokorny a. a. O. S. 130; Nördlinger a. a. O. S. 250. — P. viminea Du Ham., P. vistulensis und polonica Hort. Kätzchen walzig, abwärts gebogen, dichtblütig, 3— 5 Centim. lang, männliche ſitzend, vor dem Stäuben ſchön purpurroth, weibliche geſtielt, ſchmächtiger, grünlich, fruchttragende bis 13,5 Centim. lang; Deckſchuppen dünnhäutig, kahl, gelblich, faſt rautenförmig, in lange purpurne Wimpern zerſchlitzt, diejenigen der männlichen Kätzchen ſchon vor deren Aufblühen abfallend, weshalb ein ſolches Kätzchen ganz aus den geſchloſſen purpur— rothen Staubbeuteln zu beſtehen ſcheint, diejenigen der weiblichen bald nach der Blütezeit abfallend. Staubgefäße meiſt 6—8, mit weißen Filamenten; Antheren nach dem Aufſpringen gelb, zuletzt ſchwärzlich. Fruchtknoten ei— kegelförmig, kahl, grün, mit vier Längsfurchen, bis über die Hälfte von dem napfförmigen Becher umgeben; Narben zurückgeſchlagen, dreieckig, faſt dreilappig, gelb. Kapſeln kegelförmig, kahl, grünlichbraun, deutlich geſtielt, aufgeſprungen mit klaffenden Klappen. Blätter jung mit zerſtreuten bald abfallenden Härchen bedeckt, rothgelb, ſpäter ganz kahl, rautenförmig oder dreieckig-eiförmig, mehr oder weniger lang zugeſpitzt, am Grunde bald gerade 0 abgeſtutzt, bald keilförmig, bald ſeicht herzförmig, am Rande mit Ausnahme der ſtets ganzrandigen Zuſpitzung knorplig gezähnt, oberſeits dunkel- und glänzend-, unterſeits licht- und mattgrün; erwachſen 5— 10 Centim. lang und breit, mit 2,5—6 Centim. langem, ſeitlich zuſammengedrücktem Stiel, welcher wie auch die Hauptnerven oft ſchön roth gefärbt iſt. Blätter kräftiger Stock- und Stammlohden oft 13,5—16 Centim. lang und breit. — Baum 1. Größe mit dickem Stamme und umfangreicher breiter flach abgewölbter Krone. Knospen kegelförmig ſpitz, mit einem goldgelben wohlriechenden Gummiharz überzogen, welches auch die Oberfläche der jungen Blätter klebrig macht. Junge Zweige, beſonders Stock- und Stammlohden, dreikantig, ocher— gelb, glänzend, ältere gelblichgrau mit großen wulſtigen Lenticellen. Aeſte und junge Stämme mit glatter hell aſchgrauer Korkhaut, welche ſich allmälig vom Fuße aufwärts in eine mit jedem Jahre dicker werdende, bleibende, tief— und längsriſſige Borke von ſchwärzlicher Farbe verwandelt, die der Eichen— borke ſehr ähnlich iſt. Der Stamm ſendet, oft erſt in beträchtlicher Höhe, meiſt nur wenige, wenig gebogene, oft ſogar ganz gerade aber weit abſtehende, ſtarke Aeſte aus, welche ſich gewöhnlich nur an ihrer obern Hälfte in zahl— reiche wenig gebogene Zweige und dieſe wieder in lange ſchlanke Triebe auflöſen. Deshalb beſitzt die Schwarzpappel eine ſehr umfangreiche, aber ſehr durchſichtige und lockere Krone, die aber dennoch wegen der gegen die Spitze der Zweige zuſammengedrängten großen Blätter ziemlich ſtarken Schatten giebt. Bewurzelung aus einigen tief in den Boden eindringenden und vielen flach unter der Bodenoberfläche hinſtreichenden Wurzeln, welche nach dem Abhieb des Stammes ſammt dem Stocke reichliche und kräftige Ausſchläge entwickeln, zuſammengeſetzt. Die einzige bekannte Varietät der Schwarzpappel iſt: 5. pyramidalis, die Pyramidenpappel, italieniſche oder lombardiſche Pappel, welche manche Botaniker noch gegenwärtig für eine ſelbſtändige Art halten, wofür ſie früher allgemein galt (P. pyramidalis Roz., P. dilatata Ait., P. fastigiata Pers., P. italica Mönch, P. pannonica Kit., P. croatica Waldst. Kit.). Abgeſehen von dem eigen— thümlichen ſchlanken Wuchs und der kegelförmigen, ſpitzen, durch die aufrechte Stellung der Aeſte und Zweige bedingten Form der Krone unterſcheidet ſich aber die Pyramidenpappel von der Schwarzpappel faſt gar nicht. Die Blätter pflegen noch mehr in die Breite gezogen zu ſein, als bei dieſer, und hängen an den aufrechten ruthenförmigen Langtrieben am bogig gekrümmten Stiele ſenkrecht, d. h. ſo, daß die Kante der Blattſpreite nach oben und unten gekehrt iſt, die jungen Zweige ſind hellgrün, die Knospen kürzer, weniger klebrig. Die Pyramidenpappel verhält ſich daher zur Schwarzpappel genau jo, wie die Pyramideneiche zur Stieleiche (ſ. oben S. 393). Sie findet fich nach Royle wild wachjend im Himalayagebirge, wo der männliche und weibliche Baum zuſammen vorkommt, und iſt daher wahrſcheinlich nicht aus Perſien nach Europa gekommen, wie man früher annahm. In Europa findet man faſt überall nur männliche Individuen, weshalb man von jeher genöthigt geweſen iſt, die Pyramidenpappel durch Stecklinge und Setzſtangen zu ver— mehren. Wahrſcheinlich ſind zuerſt nur männliche Pflanzen nach Europa gebracht worden. Weibliche Pyramidenpappeln ſind in unſerem Florengebiet, wo dieſer Baum überall als Zier- und Alleebaum angepflanzt wird (nur in Liv- und Ehſtland will er nicht mehr gedeihen, indem er in ſtrengen Wintern erfriert), höchſt ſelten “). Anmerkung. Für die Anſicht, daß die Pyramidenpappel nur eine Varietät der Schwarzpappel ſei, ſpricht auch das Vorkommen einer Zwiſchenform mit länglicher, aus bogenförmig aufſteigenden Aeſten zuſammengeſetzter Krone, nämlich die P. nigra a. media Schur (Enum. pl. Transsilv. p. 624), welche um Hermannſtadt vorkommt und von Döll auch in Frankreich (zwiſchen Lyon und Beaucaire) geſehen worden iſt. Schur hat dieſelbe früher für einen Baſtard von P. nigra und P. pyramidalis gehalten. Einen wirklichen Baſtard ſcheint die Schwarzpappel mit P. tremula zu bilden. Das iſt die ebenfalls in Siebenbürgen aufgefundene P. Pseudo-tremula Schur (. c.), welche dort auf Sandboden am Altfluß bei Girlsau wächſt und einen 2—3 Met. hohen Strauch mit bogenförmig aufſteigenden Aeſten und rundlichen am Grunde abgeſtutzten Blättern bildet (P. nigro-tremula Schur herb.). Die von Schur noch (gleich P. pyramidalis) als eigene Art betrachtete P. pannoniea Kit. unterſcheidet ſich von der gewöhnlichen Pyramidenpappel nur dadurch, daß ihre Blätter länger als breit ſind. Dieſe Pappel findet ſich in Ungarn und Siebenbürgen häufig angepflanzt. Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Beginn der Blüte— zeit im März oder April, bei der Pyramidenpappel früher, als bei der Schwarzpappel; der Belaubung im Süden unſeres Gebiets im April, im Norden im Mai, bei der Pyramidenpappel 8 — 14 Tage früher; der Samen— reife im Juni. Wuchs ſehr raſch, weshalb Schwarzpappeln binnen 40 bis ) Einige weibliche Bäume ſtehen in der Durlacher Allee bei Carlsruhe, bei Freiburg im Breisgau und in einer Allee bei Braunſchweig. Auch auf den Moldauinſeln in Prag ſoll eine weibliche Pyramidenpappel geweſen ſein. Neuerdings hat man hier und da weibliche Bäume aufgefunden und glaubt Vonhauſen annehmen zu dürfen, daß unter 2 300 Bäumen je 1 weiblicher iſt. Ihm zufolge hat der weibliche Baum größere und dunkler grüne Blätter als der männliche, ſteht aber dieſem an Schönheit und Schlankheit des Wuchſes nach. Da die Stecklinge das Geſchlecht behalten, ſo hat der Forſtmann es in der Hand, die weiblichen Bäume zu vermehren. Die Samen keimen ſchon 3 Tage nach der Ausſaat und werden die Samenlohden bis zum erſten Herbſt 0,6 — 0,9 Met. hoch. Dieſe bilden eine ſehr ſtarke eichenähnliche Pfahlwurzel, und überholen die Steckreiſer im Längenwuchs, ſind auch ſturmfeſter als aus ſolchen erzogene Bäume. (Vgl. Vonhauſen's Aufſätze über die italieniſche Pappel in der Allg. Forſt— und Jagdzeit. 1879, S. 261 und 1881). Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 34 50 Jahren unter günftigen Standortsverhältniſſen eine Höhe von 20 bis 25 Met. zu erreichen vermögen, Pyramidenpappeln ſogar noch eine größere. Die Schwarzpappel wird bis 27, die Pyramidenpappel bis 33 Met. hoch; beide Bäume erreichen trotz ihrer Raſchwüchſigkeit ein mehrhundertjähriges Alter, und dann die Schwarzpappel bis über 2 Met., die Pyramidenpappel bis über 1 Met. Stammſtärke. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Obwohl die Schwarzpappel in faſt ganz Europa angetroffen wird, dürfte dieſelbe doch nur im Süden, Südweſten und Südoſten unſeres Erdtheiles heimiſch, in allen übrigen Gegenden aber blos angepflanzt ſein. Denn als beſtandbildender Waldbaum tritt die Schwarzpappel nur in Auenwaldungen und an Bächen der pyrenäiſchen, italieniſchen und griechiſchen Halbinſel, in Südfrankreich, der Türkei, den Donaufürſtenthümern, des Banat und des ungariſchen Tief— landes auf. Vielleicht mag ſie auch noch in den Rhein- und öſterreichiſchen Donauauen urſprünglich zu Hauſe geweſen ſein. In alle übrige Länder ſowohl unſeres Florengebiets als Europas überhaupt iſt ſie ſicherlich nur durch Anpflanzung gekommen. Als Kulturbaum (als Park- und Alleebaum ſowie an Bächen, Hecken u. ſ. w. zum Kopfholzbetrieb angepflanzt) findet ſich die Schwarzpappel noch in Dänemark, Oſtpreußen, Lithauen und Kur— land, in botaniſchen Gärten im freien Lande gedeihend ſogar noch in Nor— wegen und Schweden“). Oſtwärts iſt dieſe Holzart bis in die Kaukaſus— länder, bis nach Sibirien und bis in den Altai verbreitet. Innerhalb unſeres Florengebiets finden wir die Schwarzpappel in der ungariſchen Tiefebene mit Zitterpappeln auf Sandboden Beſtände bildend, ferner in den Donauauen, in der Rheinfläche, in den Thälern der Alpenzone und Süd— deutſchlands in Laubgehölzen eingeſprengt, ſonſt überall an Fluß- und Bachufern, in und um Dörfer vereinzelt, ſowie zu Alleen benutzt, endlich in Parken, Gärten und auf Promenaden, wo ſie die größten Dimenſionen zu erreichen pflegt. Sie ſteigt in den Gebirgen Mittel- und Süddeutſchlands nur bis zu geringen Höhen empor, ſo im Baieriſchen Walde blos bis 1050 p. F. (341 Met.), in Südbaiern nach Döbner bis 2400“ (779,6 Met.), in Ungarn nach Kerner gar nur bis 290- Met. Selbſt in Thracien und Macedonien geht fie (nach Griſebach) nicht über 2850‘ (925,8 Met.) empor. Sie gedeiht am beſten auf einem friſchen tiefgründigen humusreichen Boden, aber auch noch ganz gut auf in der Tiefe feuchtem Sandboden. Sie iſt ) Im botaniſchen Garten zu Upjala ſteht eine mehr als hundertjährige Schwarz— pappel, welche von Linné's Hand gepflanzt worden ift. Nach v. Trautvetter, welcher annimmt, daß die Schwarzpappel in ganz Mitteleuropa heimiſch ſei, ſoll die Polar— grenze des ſpontanen Schwarzpappelbezirks aus der Provinz Preußen durch Lithauen (über Wilna) nach Moskau, Niſchegorod, Kaſan und Jekaterinenburg ziehen. — 531 — gleich der Aspe eine entſchiedene Lichtpflanze, ihr Wärmebedürfniß ebenſo wenig bekannt wie bei jenem Baume. In Wien belaubt ſie ſich im Mittel am 14. April, bei einer Wärmeſumme von 254° C. Sie blüht dort am 16. April, reift ihre Früchte am 31. Mai und entlaubt ſich am 13. Novem— ber, ſo daß die Laubperiode 213 Tage dauert. Die Pyramidenpappel iſt in unſerem Gebiet und überhaupt in Europa ebenſo weit verbreitet, als die Schwarzpappel und macht dieſelben Anſprüche an Boden und Klima wie jene. Man findet ſie noch in Norwegen bis 63“ 52“ angepflanzt, ſowie im öſtlichen Kurland (um Mitau) und im ſüdweſtlichen Livland; doch leidet ſie in letzteren Provinzen bei anhaltender ſtrenger Winterkälte und noch mehr durch Spätfröſte im Frühjahre. Seit einigen Jahren iſt ſie von einer Krankheit befallen worden, welche ſich in Wipfel— dürre und allmäligem Abſterben von oben nach unten äußert und deren Ur— ſache noch nicht genügend aufgeklärt worden 1jt”). 158. Populus eanadensis Desf. Canadiſche Pappel. Synonyme und Abbildungen: P. canadensis Desf., Cat. hort. Paris., Wesmael in DC., Prodr. I. c. p. 329, Michx., Arb. for. III, t. 3. — P. monilifera Ait., Hort. Kew. III, p. 406, [Wats., Dendrol. t. 102; Pokorny a. a. O. S. 131; Nördlinger a. a. O. S. 256; P. canadensis et monilifera Hartig a. a. O. S. 436, P. virginiana Dum., P. marylandica Bosc. P. laevigata W., P. carolinensis Mönch. Kätzchen kahl, männliche ſitzend, walzenförmig, dick, bis 8 Centim. lang, mit gelben zerſchlitzten Schuppen, deren Zipfel in lange purpurne Wimpern auslaufen, 20— 30 Staubgefäßen, rothen Beuteln; weibliche geſtielt ſchmächtiger lockerblütig, 5— 8 Centim. lang, mit hinfälligen gelblichen ein— geſchnitten gezähnten Schuppen, grünem kürbisförmigem gefurchtem, bis zur Mitte vom Becher umgebenem Fruchtknoten und ſitzenden oder geſtielten nierenförmig-zweilappigen, gelbgrünen am Rande purpurnen Narben; frucht— tragende 8— 11 Centim. lang, ſchlaff, wegen der entfernt ſtehenden geſtielten Kapſeln perlſchnurförmig. Blätter kahl oder am Rande mit ſehr kleinen Härchen dicht beſetzt und unterſeits an den Nerven flaumig, den Blättern der Schwarzpappel ähnlich, doch in der Form ſehr variirend, ausgewachſen 6—12 Centim. lang und 5—10 Centim. breit, mit 3— 5 Centim. langem breitgedrücktem flaumigem Stiel. — Baum 2. Größe, ſehr raſchwüchſig (binnen 12 Jahren auf gutem Boden nach Hartig 14,5—16 Met. Höhe und bis 0,4 Met. Stammſtärke in Bruſthöhe, binnen 40 Jahren bis 22,7 Met. Höhe und 75 Centim. Stärke erreichend), mit ſtarkem Stamm und großer eikegelförmiger ) Vgl. Allg. Forſt- und Jagdzeit. 1882, S. 333. „„ ia ——— Krone. Knospen groß, eiförmig, braun, kahl, klebrig; junge Triebe von Korkleiſten kantig, ältere Zweige grau- oder braungrün. Blattſpreite drei— eckig, eiförmig-dreieckig, rautenförmig oder oval, zugeſpitzt, am Rande mit hakenförmigen drüſig-knorpligen Zähnen. Der männliche Baum pflegt größer zu werden, als der weibliche. An Flußufern in Nordamerika, von Miſſouri bis Louiſiana und Neu— Mejico, in Parken und auf Promenaden als Zierbaum häufig angepflanzt, noch in Norddeutſchland gut fortkommend. Verlangt einen humoſen nahr— haften Boden. Iſt neuerdings als Waldbaum empfohlen und in Hannover, Baiern, im Reichslande und den Rheingegenden in den dortigen Staatsforſten auch bereits verſuchsweiſe als Miſchholz und ſelbſt in reinem Beſtande ver— ſuchsweiſe angebaut worden. Als entſchiedene Lichtpflanze dürfte ſie ſich aber zum Hochwaldbetrieb nicht eignen, wohl aber als Oberſtänder für den Mittel— wald. Sie gedeiht noch in Norwegen bis 63“ 26, Br. und iſt dort die ge— wöhnlichſte aller angepflanzten Pappeln. Blüht im März und April. Anmerkung. Nach Nördlinger ſoll P. canadensis, die er die „echte“ canadiſche P. nennt, von P. monilifera, der „gemeinen“ canadiſchen P. verſchieden ſein und zwar durch Rinde, Blätter und Holz. Ihre Blätter hätten ſtärker gewimperte Kerbzähne, die 3 Korklinien, welche ſich von jeder Zweigſtelle des zweijährigen Holzes herabſenken, verſtärkten ſich nach unten an den Aeſten, anſtatt, wie bei P. monilifera, zu verſchwinden, ſchon zeitig entſtehe eine charakteriſtiſche, korkartige, unregelmäßig längsriſſige, weiß— tupfige Borke, während bei P. monilifera ſich erſt an ſtarken Bäumen eine rauhe längs— kantige graue Borke ausbilde, und das Holz ſei leichter und rolliger (?) als bei jener. Ob dieſe Merkmale hinreichen, um beide ſonſt in allen Punkten völlig übereinſtimmenden Bäume ſpecifiſch zu trennen, bleibt fraglich. 159. Populus angulata Ait. Kantigzweigige Pappel. Synonyme und Abbildungen: P. angulata Ait. I. c. p. 407, Michx. Arbr. II, t. 12; Wesmael l. c. p. 328, Hartig a. a. O. S. 437; P. angulosa Mx., P. heterophylla Duroi, P. macrophylla Lodd., P. balsamifera Mill. nicht L. Kätzchen kahl, männliche bis 6,7 Centim. lang, mit röthlichen ganz— randigen oder gekerbten Schuppen, 20—30 Staubgefäßen, weibliche ſchlaff lockerblütig, fruchttragende bis 12 Centim. lang, perlſchnurförmig, grünlich. Blätter kahl, Spreite dreieckig, eiförmig-dreieckig, eiförmig oder herzeiförmig, zugeſpitzt, gezähnt oder geferbt, bis 13,5 Gentim. lang und 10,5 Centim. breit; Stiel bis 4 Centim. lang, ſammt den Nerven roth oder gelb. Zweige kantig, mit Korkflügeln, Knospen groß, grün, glänzend, wenig klebrig. — Baum 2. Größe vom Kronenbau der Balſampappeln, mit kurzen dicken Langtrieben. Der männliche Baum größer als der weibliche, Triebe oliven— grün mit oft purpurnen Kanten. Blätter junger kräftiger Bäume oft 16—26 Gentim. lang und faſt ebenſo breit am Grunde. Erreicht nach Hartig binnen 12 Jahren 11 Met. Höhe und 0,3 Met. Stammſtärke. Nordamerika, am Miſſiſſippi von Miſſouri bis St. Louis, bei uns hin und wieder als Zierbaum angepflanzt, noch in Norddeutſchland gedeihend. 160. Populus serotina Hartig. Späte Pappel. P. serotina Hartig a. a. O. S. 437. Unterſcheidet ſich nach Hartig von vorhergehender Art durch die faden— förmig zerſchlitzten Kätzchenſchuppen und den ſpäten Laubausbruch, indem ſie (um Braunſchweig) Mitte Mai, wo alle übrigen Pappeln ſchon faſt aus— gebildete Blätter tragen, noch ganz unbelaubt iſt. Die Blätter ſind drei— eckig, mit abgeſtutzter Baſis, weniger groß, als bei vorhergehender Art, der dieſe Pappel ſonſt ganz ähnlich iſt. Aeltere Bäume haben eine flach gewölbte, niedergedrückt-halbkugelige Krone, deren tiefere Aeſte faſt horizontal abſtehen und eine ungeheuere Schirmfläche bilden. Dieſe Pappel iſt die raſch— wüchſigſte von allen Pappelarten, denn ſie erreicht mit 45 Jahren einen Stammdurchmeſſer von 1¼ Met. Uebrigens iſt blos der männliche Baum bekannt. Wahrſcheinlich in Nordamerika heimiſch, ſeit geraumer Zeit in und um Braunſchweig angepflanzt, wo ſie wegen ihrer Raſchwüchſigkeit als Kopf— holzbaum die Schwarzpappel faſt ganz verdrängt haben ſoll. Mir unbekannt“). III. Balfampappeln. 161. Populus candicans Ait. Weißliche Pappel. Synonyme und Abbildungen: P. candicans Ait. I. c. p. 406, Michx. Arbr. III. t. 13; Wesmael 1. c. p. 330, Hartig a. a. O. — P. macrophylla Lindl., P. latifolia Mönch, P. ontariensis Desf., P. cordata Lodd. Weibliche Kätzchen (männliche unbekannt) geſtielt, zur Blütezeit blos 2,5 Centim. lang, fruchttragende bis 13,5 Centim. lang, äußerſt ſchlaff; Deckſchuppen kahl, grünlich, gefranſt, hinfällig; Becher mit gekerbtem Rande, Narben nierenförmig-zweilappig, gelblich, breiter als der grüne Fruchtknoten. Kapſel ei-pyramidenförmig, ſtumpf, 5 Millim. lang. Blätter herzförmig— dreieckig oder eiförmig mit abgeſtutzter oder abgerundeter Baſis, zugeſpitzt, ) Schübeler, welcher einen von Th. Hartig erhaltenen Steckling im botaniſchen Garten zu Chriſtiania angepflanzt und zu einen anſehnlichen Baum erzogen hat, hält dieſe angebliche Art blos für die männliche Pflanze der P. canadensis. „ u ungleich gezähnt, mit behaartem Rand und Stiel, oberſeits kahl dunkelgrün, unterſeits fein flaumig weißlich, jung beiderſeits flaumhaarig, ausgewachſen, bis 16 Centim. lang, mit bis 8 Centim. langem Stiele. — Raſchwüchſiger Baum 2. Größe, nach Hartig binnen 45 Jahren 19,5 Met. Höhe und 0,45 Met. Stammſtärke erreichend. Knospen groß, gelbbraun, ganz mit gelblichem Balſam überzogen, jüngſte Triebe kurz behaart, Langtriebe kurz und gedrungen, Krone ſperrig, reiſerarm. Blüht im April. Nordamerika, in Canada, Maſſachuſetts, New-Hampfſhire, Rhode-Island heimiſch, in Parkanlagen unſeres Gebiets häufig angepflanzt, häufiger als die folgende Art. 162. Populus balsamifera L. Gemeine Balſampappel. Synonyme und Abbildungen: P. balsamifera L., Spec. pl. p. 1464, Michx. Arbr. III, t. 13; Wesmael ]l. c. p. 329, Hartig a. a. O. S. 438. — P. Tacamahaca Mill. Kätzchen kahl, ſchlaffblütig, männliche bis 6,8 Centim. lang, mit geflügelter Spindel, gelblichen Schuppen, 20--30 purpurnen Staubgefäßen; weibliche zur Blütezeit bis 8 Centim. lang, mit ſehr hinfälligen gelblichen Schuppen; Becher gelb, den Fruchtknoten zur Hälfte umgebend, ganzrandig, Narben zweilappig, zurückgeſchlagen, roth. Blätter eiförmig oder elliptiſch mit abgerundeter Baſis, viel länger als breit, ſtumpf knorpliggezähnt, beider— ſeits kahl, unterſeits weißlich, von Balſam klebrig, bis 10 Centim. lang und bis 8 Centim. breit, mit bis 6 Centim. langem kahlem Stiel. Zweige walzig oder ſtumpfkantig, braun, junge ſammt den großen rothbraunen kegelförmigen Knospen von Balſam überzogen, ſehr klebrig. — Baum 2. Größe, mit graubrauner riſſiger Rinde und ſperriger Krone. Blüht im April und Mai. Nordamerika, in den nördlichen vereinigten Staaten, auch in Kamt— ſchatka. In unſerem Gebiet als Zierbaum angepflanzt, doch nicht häufig, da dieſe Pappel zärtlicher iſt, als die vorhergehende. In Norwegen ſoll fie nach Schübeler bis 69“ 40“ angepflanzt vorkommen und zwar ebenſo häufig wie die Silberpappel. Möglicherweiſe iſt da die vorhergehende Art gemeint. 163. Populus laurifolia Ledeb. Lorbeerblättrige Pappel. Synonyme und Abbildungen: P. laurifolia Ledeb., Flor. ross. III. p. 629 et Ic. fl. altaic. t. 479; Hartig a. a. O., P. balsamifera 5. laurifolia Wesmael l. ce. — „Sibiriſche Balſampappel.“ Kätzchen kahl, männliche frühzeitig, dichtblütig, dickwalzig oder länglich, 3— 8 Centim. lang, mit braunen in fadenförmige purpurne Wimpern zer— e theilten hinfälligen Schuppen und 20—30 Staubgefäßen mit weißen Filamenten und purpurrothen Antheren; weibliche mit dem Laubausbruch gleichzeitig, geſtielt, ſehr lockerblütig, zur Blütezeit 6—8 Centim. lang, mit kantiger flaumhaariger Spindel, ſehr hinfälligen (beim Aufblühen ſchon abgefallenen) Schuppen und kurz geſtielten Blüten, deren flach napfförmiger am Rande wellig gekerbter Becher den kürbisförmigen gefurchten Fruchtknoten zur Hälfte umgiebt; Narben fleiſchig gelbgrün, zweilappig, zurückgeſchlagen. Fruchtkätzchen bis 10,5 Centim. lang, perlſchnurförmig; Kapſeln ei-kugelförmig, ſtumpf, Samen mit ſehr langer Wolle. Blätter jung klebrig, alt trocken, ganz kahl, ei— förmig bis lanzettförmig, fein zugeſpitzt, ungleich drüſig- und knorplig— gezähnt, oberſeits glänzend dunkelgrün, unterſeits blaßgrün; erwachſen 7 bis 14 Centim. lang und 3,5 — 7,5 Centim. breit, mit kahlem grünem bis 7 Centim. langem Stiele. Zweige grau, einjährige ſcharf kantig, kräftige (beſonders Stamm⸗ und Stocklohden) an den Kanten geflügelt, auch jung nicht klebrig. Knospen groß, verlängert kegelförmig, grünlichbraun, mit gelbem Balſam überzogen, ſehr klebrig. — Baum 1. Größe, mit dickem Stamme und umfang— reicher, gelappter, ſperriger Krone. Rinde des Stammes graubraun, riſſig, der Aeſte und Zweige grau. Zahlreiche knotige Kurztriebe, weshalb die Belaubung büſchelförmig. Producirt zur Zeit der Fruchtreife ungeheuere Maſſen ſchneeweißer Samenwolle. In Sibirien und dem Altaigebirge heimiſch, gedeiht in der norddeutſchen Zone, beſonders in den Oſtſeeprovinzen vortrefflich, wird hier binnen 50 Jahren gegen 25 Met. hoch und bis über ?/, Met. ſtark. Iſt in den baltiſchen Provinzen als Zierbaum in Parkanlagen ſehr verbreitet. Blüht im Dorpater Garten durchſchnittlich am 12 Mai (der männliche Baum) und am 17. Mai (der weibliche Baum), belaubt ſich am 24. reſp. 22. Mai. Siebente Ordnung. Neſſelähnliche Laubhölzer. (Urticinae Willk.) Ein⸗ und zweihäuſige, ſeltner zwitterblütige Bäume und Sträucher. Blätter einfach, abwechſelnd geſtellt, mit oder ohne Nebenblätter. Blüten in kugligen Kätzchen oder in Köpfchen, Büſcheln, Rispen, oder einzeln ſtehend, oder in einen fleiſchigen Behälter eingeſchloſſen, hüllenlos oder mit Perigon. — Von den zu dieſer Ordnung gehörenden Familien ſind im Deutſchen Reich und Oeſterreich repräſentirt: 1. Platanenartige (Plataneae). Einhäuſige Bäume mit kugligen Kätzchen, welche aus kurzen keilförmigen Schuppen und dazwiſchen ſtehenden „ nackten Staubgefäßen und Stempeln zuſammengeſetzt ſind. Einſamiges Nüßchen, Keim von einem dünnen Eiweiß umgeben. 2. Maulbeerartige (Moreae). Ein- oder zweihäuſige Bäume. Blüten in Kätzchen, Knäueln, Aehren oder in einem fleiſchigen Behälter ein— geſchloſſen. Einſamige Schließfrüchtchen in einer fleiſchigen Scheinfrucht, welche ſich aus dem Blütenſtande bildet. Keim von reichlichem Eiweiß umſchloſſen. 3. Zürgelbäume (Celtideae). Einhäuſige oder zwitterblütige Bäume. Blüten einzeln zu 2, 3 oder gebüſchelt ſtehend, traubig angeordnet. Einkernige und einſamige Steinfrucht mit fleiſchiger Hülle. Samen mit Eiweiß. 4. Rüſternartige (Ulmaceae). Zwitterblütige Bäume und Sträucher. Blüten in Büſcheln oder Rispen. Einſamige Flügelfrucht ohne Eiweiß. Dreizehnte Familie. Platanenartige Laubhölzer. (Plataneae Clarke.) Blätter handnervig und handförmig gelappt oder zertheilt, langgeſtielt. Nebenblätter gegenſtändig, in eine Scheide verwachſen, trockenhäutig, nach oben bisweilen in eine blattartige Spreite ausgebreitet. Kätzchen nach dem Laubausbruch, männliche oder weibliche zu 2—4 an einem endſtändigen hängenden Stiele, aus einer kugligen Spindel und darauf ſitzenden keilförmigen fleiſchigen Schuppen beſtehend. Neben jeder Schuppe ein Staubgefäß mit 2 angewachſenen Staubbeutelfächern und über denſelben ſich ſcheibenförmig erweiterndem feinbehaartem Connectiv, oder 2 Stempel mit krugförmigem einfächrigem, eine hängende Samenknospe enthaltendem Fruchtknoten und fadenförmigem, in eine hakig gebogene ſich zuſpitzende Narbe endigendem Griffel. Deckſchuppen blos bis an die Baſis der Staubbeutel oder des Griffels reichend, deshalb innerhalb des Kätzchens eingeſchloſſen. Männliche Kätzchen von den an einander ſtoßenden Connectiven facettirt, nach der Blütezeit abfallend, weibliche wegen der vorſtehenden Griffel morgenſternartig faſrig, nach der Blütezeit ſich beträchtlich vergrößernd und verholzend, endlich abfallend. Nüßchen länglich, am Grunde von langen Haaren umgeben, mit den verholzten Deckſchuppen eine kuglige Scheinfrucht (das Fruchtkätzchen) bildend, welche endlich zerfällt. Keim mit dem Würzelchen dem Grunde des Fruchtknotens zugewendet, zwei kleine Samenlappen tragend. — Sommer— grüne Gehölze. XXXIV Platanıs Tourn Platane Einzige Gattung der Plataneen. Raſchwüchſige Bäume mit geradem walzenförmigem Stamme und ſtarkäſtiger eichenartiger dünnbelaubter Krone und ahornähnlichen Blättern. Knospen bis zum Laubabfall innerhalb der Blattſtielbaſis eingeſchloſſen, von 4 — 6 Deckſchuppen umhüllt, kreiſel— förmig, geſtreift. Blattſtielnarbe hufeiſenförmig, mit 3 Gefäßbündel— ſpuren, im Verein mit den beiden Nebenblattnarben einen fünfſpurigen Ring um die Knospe bildend. Zweige mit weitem, im Querſchnitt rundem Markkörper, welcher breite Markſtrahlen ausſendet, walzig, aſchgrau, € glatt glänzend, Langtriebe hin- und hergebogen, oft geſtreift und kantig. Rinde gelblich- oder grünlich graubraun, ſich bald in eine Borke verwandelt, die ſich fortwährend in großen dünnen Blättern abſchülfert, weshalb der Platanen⸗ ſtamm weißlich oder gelblich gefleckt und ſeine Oberfläche immer ziemlich glatt erſcheint. Bewurzelung tief gehend und weit ausſtreichend. — Die Platanen erreichen trotz ihres raſchen Wuchſes ein ſehr hohes Alter und dann oft rieſenhafte Dimenfionen*). Ungeachtet ihrer dünnen Belaubung, welche ſie als Lichtpflanzen kennzeichnet, beſchatten ſie wegen der Größe der Blätter den Boden beinahe ebenſo ſehr, wie die Rothbuche. Sie beſitzen ein ſtarkes Ausſchlagsvermögen, weshalb ſie ſich zur Niederwald— wirthſchaft, noch mehr zum Schneidel- und Kopfholzbetrieb eignen. Nur bilden ſich an dem bloßgelegten Holze leicht Faulſtellen. Ihr Holz iſt hart, gelblichweiß, großporig, mit von zahlreichen Markſtrahlen durchſetzten Jahrringen. Sie verlangen zu ihrem Gedeihen einen tiefgründigen, lockeren, humusreichen, feuchten Boden und kommen noch auf naſſem ganz gut fort. In unſerem Florengebiet iſt keine Art heimiſch, wohl aber finden ſie ſich als Park- und Alleebäume, beſonders in der ſüdlichen Hälfte des Gebiets, häufig angepflanzt, nämlich P. occidentalis L. und P. orientalis L. Im Ganzen find nur 5 Arten bekannt, von denen 4 in Nordamerika ihre Heimat haben. Manche Botaniker und Forſtleute, fo auch Nördlinger Forſt— bot. II., S. 230) halten dieſe Arten für bloße Varietäten einer Art ) Die größte und berühmteſte Platane Europas iſt ein Exemplar des P. orientalis im Thale von Bujukdereh bei Conſtantinopel. Der von einer weiten Höhlung durchbrochene Stamm dieſes 30 Met. hohen Baumes, deſſen Alter auf 4000 Jahre geſchätzt wird, beſitzt 50 Met. Umfang. Haſſelquiſt fand auf der Inſel Sanchio eine orientaliſche Platane, deren Stamm 14 Ellen im Umfang hatte und ſich in 47 angeblich einen Faden (?) dicke von Steinpfeilern unterſtützte Aeſte theilte. Schon Plinius berichtet von Bäumen des P. orientalis, deren Stamm 24 Fuß im Durchmeſſer hielt. Turs ham ſah in Nordamerika Bäume des P. occidentalis von 80 Fuß Höhe und einem Stamm— durchmeſſer bis zu 16 Fuß. er an (P. vulgaris Spach), doch laſſen fich die beiden nachfolgend beſchriebenen Platanen wenigſtens als geographiſche und klimatiſche Arten ſehr wohl unter— ſcheiden, wenn ſie auch bezüglich ihrer Blüten und Früchte übereinſtimmen und ſonſt nur wenig differiren. 164. Platanus oceidentalis L. Amerikaniſche Platane. Synonyme und Abbildungen: P. occidentalis L., Spec. pl. p. 417, A. DC., Prodr. XVI, p. 159, Hartig a. a. O. S. 446, Taf. 54, Nouv. Duh. II, t. 2. — P. vulgaris var. d. und s. Spach. Blätter am Grunde meiſt abgeſtutzt, ſelten herzförmig, mit 3 Haupt— nerven, dreilappig, mit grob buchtig gezähnten zugeſpitzten Lappen, anfangs beiderſeits ſammt dem Stiel ganz und gar mit gelblichweißem mehligem, ſpäter beiderſeits mit zerſtreutem abreibbarem Filz bedeckt, erwachſen ober— ſeits ganz kahl, dunkelgrün, unterſeits längs der Hauptnerven etwas mehlig— filzig, ſonſt kahl, hellgrün, im Herbſt ſich roſtbraun färbend, 9—16 Centim. lang und 9 — 20 Centim. breit, mit braunrothem, 3—9,5 Centim. langem Stiele. Nebenblätter gelb braunwollig, bald abfallend. Kätzchen an einem aus der Endknospe von Kurztrieben hervorgewachſenen, 2,5 bis 16 Centim. langen flaumig-filzigen Stiele, end- und ſeitenſtändig, männ— liche 5— 7 Millim., weibliche 10 — 13 Millim. im Durchmeſſer, beiderlei grünlich; Staubbeutel gelb, Narben purpurn. Fruchtkätzchen kugelrund, bis 3,5 Centim. im Durchmeſſer, an der Oberfläche warzig (von den Spitzen der feſt zuſammenſchließenden verkehrt-kegelförmigen Nüßchen). Keimpflanze mit 2 kleinen halbrunden Samenlappen. — Baum 1. Größe, noch in Nord— deutſchland binnen 40—50 Jahren ebenſo viele Fuß Höhe, überhaupt aber 25— 30 Met. Höhe erreichend, unter beſonders günſtigen Standortsver— hältniſſen überaus raſchwüchſig?). Der Same keimt 3 — 4 Wochen nach der Ausſaat. Belaubt ſich Ende April oder Anfang Mai, blüht im Mai oder Anfang Juni, reift die Früchte im Oktober). Nordamerika, von Vermont bis Florida und von der Küſte des atlan— tiſchen Meeres bis zu den Rocky-Mountains, im ganzen Gebiet mit Aus— nahme der nordöſtlichen Gegenden der norddeutſchen Zone als Zierbaum angepflanzt, beſonders in Süddeutſchland und Oeſterreich ein beliebter Allee— baum, doch nur in der Ebene und den unteren Gebirgsregionen gedeihend. ) Bechſtein beſchreibt eine Platane, welche bei 24 Jahren Alter 70 Fuß Höhe und 2 Fuß Stammdurchmeſſer beſaß. In München belaubt ſich die Platane durchſchnittlich am 13. Mai bei einer Wärmeſumme von 479 C., blüht am 28. Mai bei 680%, und reift die Früchte am 20. Oktober. In Wien blüht ſie am 10. Mai bei 5855. 539 — Verdient wegen ihrer Raſchwüchſigkeit und Maſſenproduction eines als Werkholz ganz vorzüglichen Holzes im ganzen Gebiet als Forſtbaum an— gebaut zu werden, ſelbſt in Norddeutſchland, da ſie noch in Norwegen (bei Chriſtiansſand unter 588“ Br.) im Freien aushält und zum Blühen ge— langt. Sie gedeiht auf allerhand Boden, nur nicht auf Kalkboden und ſehr naſſem und dürrem. Eignet ſich jedoch wegen ihrer Lichtbedürftigkeit nicht zum Hochwaldbetrieb und wegen ihrer ſtark ſchattenden Krone nicht zum Oberbaum im Mittelwalde, wohl aber zur Anpflanzung an Beſtandes— rändern und Wegen”). 165. Platanus orientalis L. Orientaliſche Platane. Synonyme und Abbildungen: P. orientalis L. I. c., DC. J. c., Hartig a. a. O., Nouv. Duh. II, t. 1, Sibthorp, Fl. graec. t. 945, Pall., Fl. ross. t. 51. — P. pal- mata Mönch, P. hispanica Ten., P. vulgaris var. &. und f. Spach. Blätter am Grunde herz- oder keilförmig, mit 5 Hauptnerven, tief handförmig fünftheilig, mit länglichen oder lanzettförmigen buchtig gezähnten oder eingeſchnittenen ſpitzen Lappen; Stiel meiſt grün, kürzer als bei voriger Art, mit welcher dieſe ſonſt übereinſtimmt. Variirt bedeutend bezüglich der Blattzertheilung. In den Gärten und Promenaden Europas findet ſich vorzüglich die Var. acerifolia Ait. (P. acerifolia Willd., P. orientalis acerifolia Loud., Encycl. f. 1733), welche in Kleinaſien wild vorkommt. Iſt zärtlicher als die amerikaniſche Platane, weshalb ſie in der mittel- und norddeutſchen Zone ſelten angepflanzt wird. Deſto häufiger iſt ſie in den ſüdlicheren Zonen unſeres Gebiets, beſonders in Südeuropa. Blüht um dieſelbe Zeit, wie die vorhergehende Art und verdient in der ungariſchen und adriatiſchen Zone in gleicher Weiſe, wie die vorhergehende Art, mit der ſie ſich forſtlich ganz gleich verhält, angebaut zu werden. Von Griechenland und der Türkei durch Kleinaſien und Armenien bis Perſien, Turkeſtan und Afghaniſtan verbreitet. Waldbeſtände dieſes ſchönen Baumes kommen nach Griſebach ſchon in den tiefen Forſten auf dem Vorgebirge Athos und in Griechenland vor, ſollen auch ehedem am Fuße des Aetna (?) vorhanden geweſen ſein, aber die Heimat dieſer Platane ſcheinen die Gebirge der vorderaſiatiſchen Steppen zu ſein, wo dieſelbe am Taurus über 5000 p. F. (1624 Met.) emporſteigt. ) Vgl. v. Bernuth über ausländische Holzgewächſe, in Dankelmann's Zeit— ſchrift 1881. Septemberheft. 540 Vierzehnte Familie. Maulbeerartige Laubhölzer. (Moreae Endl.) Blätter abwechſelnd-zweizeilig oder ſpiralig ſtehend, geſtielt, ganz oder handförmig gelappt, mit abfallenden oder perſiſtenten achſenſtändigen Neben— blättern. Blüten mit einem Perigon verſehen, männliche mit einem Frucht- knotenrudimente und 3—5 dem Grunde des drei- bis fünftheiligen Perigons eingefügten, deſſen Zipfeln opponirten, in der Knospe einwärts geknickten, beim Verſtäuben elaſtiſch nach auswärts ſchnellenden Staubgefäßen; weibliche mit vier- bis fünfblättrigem Perigon und einem oberſtändigen einfächrigen Fruchtknoten, welcher einen in 2 Narben ſich ſpaltenden Griffel und in ſeiner Höhlung eine hängende Samenknospe trägt. Nüßchen in eine Schein— frucht eingeſchloſſen, Samen mit dünnhäutiger Schale, Keim im Eiweißkörper gekrümmt liegend. — Sommer- und immergrüne Gehölze, auch Kräuter, der Mehrzahl nach in den Tropenländern heimiſch, in unſerem Gebiete nur durch vier kultivirte Arten der Gattungen Morus, Broussonetia und Ficus repräſentirt. XXXV. Morus L. Maulbeerbaum. Männliche und weibliche Blütenſtände geſondert, bald auf verſchiedene Aeſte eines und deſſelben Stammes vertheilt, bald wirklich zweihäuſig, beider— lei als geſtielte Köpfchen oder kurze Aehren ausgebildet, mit dem Laube ſich entwickelnd. Männliche Blütenſtände nach dem Verſtäuben, weibliche nach dem Reifen der Scheinbeere ganz abfallend, daher als Kätzchen zu betrachten. Perigon der männlichen Blüten viertheilig mit 4 langgeſtielten Staubgefäßen, der weiblichen vierblättrig. Griffel ſehr kurz, 2 armförmige Narben tragend. Durch Verdickung und gegenſeitige Verſchmelzung der Perigone entſteht aus dem weiblichen Blütenſtand eine ſaftige himbeerartige Scheinfrucht (die Maul— beere), welche die einſamigen Nüßchen umſchließt. Keimpflanze mit 2 kleinen dünnen Samenlappen, welche anfangs noch von der Samenſchale umſchloſſen ſind, bis ſie das Eiweiß aufgeſogen haben, worauf ſie ſich ausbreiten. — Sommergrüne trägwüchſige Bäume und Sträucher der tropiſchen und wärmeren gemäßigten Zone Aſiens und Amerikas. Holz gelb, im Kern braun, mit ſtarken Porenringen und ziemlich breiten Markſtrahlen auf dem Hirnſchnitt, hart. 166. Morus alba IL. Weißer Maulbeerbaum, Beſchreibungen und Abbildungen: M. alba L., Spec. pl. p. 986, Hartig a. a. O. S. 449, Taf. 59, Rchb., Ie fl. germ. XII, t. 657, Pokorny a. a. O. S. 49. ä Blätter kahl, nur unterſeits an den Rippen und in deren Achſeln feinbehaart, beiderſeits hellgrün, vielgeſtaltig: eiförmig, herzeiförmig, zwei— bis fünflappig mit breiten abgerundeten Lappen, von denen der mittlere am größten iſt, oder fingerförmig fünftheilig mit langem ſchmalem buchtig-fieder— ſpaltigem oder geigenförmigem Mittellappen, immer am Grunde und in den Buchten ganzrandig, ſonſt grob gekerbt oder geſägt, am abgeſtutzten oder herzförmigen Grunde meiſt etwas ſchief, in der Größe ſehr verſchieden, 3— 10 Centim. lang und breit, mit flaumigem 1—3,2 Centim. langem Stiele. Nebenblätter lineal-lanzettlich, bald abfallend. Blütenſtände blattwinkelſtändig an Kurztrieben, männliche 1— 2 Centim. lange Aehren mit gelbgrünen Perigonen und weit vorſtehenden gelben Staubgefäßen, weibliche langgeſtielte kuglige oder faſt würfelförmige Köpfchen von grün— licher Farbe. Scheinfrüchte fuglig oder länglich, bis 1½ Centim. lang, weiß, ſelten röthlich, ſehr ſüß aber fade. — Baum 3. Größe (7—10 Met. hoch werdend), oft auch ſtrauchig, mit graubraun berindetem Stamme und rundlicher, ſperrig-äſtiger, licht belaubter Krone. Gelappte Blätter beob— achtet man beſonders bei jungen Bäumen und an Stock- und Stammlohden. Blattnarben groß, dreiſpurig. Knospen eiförmig, mehrſchuppig, rothbraun. Männliche und weibliche Blütenſtände bald auf verſchiedenen Zweigen, bald an einem Zweige und dann in den Achſeln der unteren Blätter weibliche, in den Achſeln der oberen männliche, ſelten zweihäuſig, bisweilen androgyn. Blüht im Mai, reift die Früchte im Juni. Angeblich in China, Perſien und Kleinaſien heimiſch, dort und überall in der wärmeren gemäßigten Zone beider Hemiſphären als Nährpflanze für die Seidenraupe in vielen Varietäten kultivirt, in unſerem Florengebiet beſonders in Südtirol, am öſterreichiſchen Litorale, in der Militärgrenze, in Niederöſterreich, in Süddeutſchland und den Rheingegenden, im Kleinen und verſuchsweiſe ſelbſt noch in Norddeutſchland. Die Grenze ſeiner mit Vor— theil betriebenen Zucht ſoll mit derjenigen der Edelkaſtanie zuſammenfallen. Verlangt einen lockern humoſen friſchen Boden und einen gegen Wind geſchützten ſonnigen warmen Stand. Erfriert die jungen Laubtriebe leicht durch Spätfröſte. Belaubt ſich in Tübingen durchſchnittlich am 9 Mai bei einer Wärmeſumme von 512° C., in Prag am 8. Mai bei 505°, in Wien am 28. April bei 366°, blüht in Tübingen am 3. Juni bei 846“, in Prag am 25. Mai bei 756°, in Wien am 16. Mai bei 682“, reift die Früchte in Prag am 4. Juli bei 1489“, in Wien am 21. Juni bei 1270“. 167. Morus nigra L. Schwarzer Maulbeerbaum. Beſchreibungen und Abbildungen: M. nigra L. I. C., Hartig a. a. O., Rehb., Ie. J. 0. t. 658, Pokorny a. a. O. S. 50. 5 Unterſcheidet ſich von vorhergehender Art durch beiderſeits oder wenig— ſtens unterſeits weichhaarige, meist herzförmige (dem Lindenblatt ähnliche) Blätter, welche ſeltner gelappt ſind, als bei M. alba, durch meiſt zwei— häuſige Blütenſtände, kürzer geſtielte weibliche Köpfchen, behaarte Perigone und größere (bis 2,5 Centim.) lange, ſaftigere und wohlſchmeckende Schein— früchte von zuletzt ſchwarzer Farbe. — Baum von 10—15 Met. Höhe. Blüht im Mai oder Juni. In Kleinaſien heimiſch, wird in ganz Südeuropa und innerhalb unſeres Gebiets im öſterreichiſchen Kaiſerſtaat und in Süddeutſchland vereinzelt kultivirt, mehr als Obſtbaum als wie wegen der Seidenraupen, zu deren Nahrung ſich ſeine Blätter wegen ihrer Behaarung weniger eignen. 168. Morus rubra L. Rother Maulbeerbaum. Beſchreibungen und Abbildungen: M. rubra L. I. c., Michx. Arbor. III, t. 10. Hartig a. a. O., Pokorny a. a. O. S. 51. Blätter aus herzförmiger Baſis handförmig drei- bis fünflappig oder einfach, ſcharf geſägt, oberſeits zerſtreut ſcharfhaarig, unterſeits weichhaarig, in der Jugend ſogar filzig, im Alter fast kahl, 8—9 Centim. lang und 6 bis 7 Centim. breit, mit 1,5—3 Centim. langem Stiele. Blütenſtände lang geſtielt, hängend, beiderlei längliche Aehren. Scheinfrüchte länglich-walzen— förmig, geſtielt, reif hellroth, wohlſchmeckend. — Baum 2. Größe. Blüht im Mai. Nordamerika, in Siebenbürgen und Ungarn als Obſtbaum und wegen ſeines als Werkholz ſehr geſchätzten Holzes angepflanzt. XXXVI Broussonetia Vent. Papiermaulbeerbaum. Unterſcheidet ſich von Morus beſonders durch die Scheinfrucht, bei deren Bildung die fleiſchig werdenden Perigone der Blüten nicht unter ein— ander verſchmelzen, ſondern ſich verlängernd als von einander geſonderte fleiſchige das Nüßchen einſchließende Kölbchen aus der kugligen Blütenſtands— ſpindel hervortreten, einen morgenſternartigen Körper bildend. Einzige Art: 169. Broussonetia papyrifera Vent. Papiermaulbeerbaum. Synonyme und Abbildungen: B. papyrifera Vent., Tabl. du regne veget. III. 547; DC., Prodr. XVII, 223. — Nouv. Dnham. II, p. 26, t. 7., Morus papyrifera — L., Sp. plant.; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 226. Blätter breit eiförmig, zugeſpitzt, am Grunde abgerundet oder keilig, ganz, ſeltner tief 2 — 3=lappig, geferbt, oberſeits ſchärflich kahl, unterſeits — 543 — weichflaumig, bis 15 Centim. lang und 11 Centim. breit, mit 3—5 Centim. l. Stiele, der ſammt den jungen Zweigen weichflaumig iſt; Blüten nach dem Laubausbruch aufblühend, am untern Theil der jungen Triebe blattwinkel— ſtändig, männliche in walzigen bis 10 Centim. l. kurz geſtielten, abſtehen— den oder abwärts gebogenen Kätzchen, weibliche in kurz geſtielten kugelrunden Köpfchen; Perigon der männlichen Blüten Azipflig, behaart, Staubgefäße 4, vorſtehend, mit gelblichweißem Beutel. Weibliche Blüten mit keilförmigen zwiſchen ſie (wie bei Platanus) geſtellten Bracteen, dicht gedrängt einem kug— ligen Receptaculum eingefügt, mit behaartem krugförmigem Perigon; Griffel lang, fadenförmig, fein behaart, purpurroth. Scheinfrucht kugelrund, fleiſchige Perigone gelbroth, von ſüßem Geſchmack. — Zweihäuſiger raſchwüchſiger Baum 3. Größe oder Großſtrauch mit graurindigem Stamme. Blüht im Mai oder Juni, reift die Früchte in Prag im September, in Dalmatien ſchon im Juli. Heimiſch in China und Japan, ſowie auf den Inſeln Formoſa, Timor, Java, Tahiti, hält dieſe intereſſante Holzart doch noch in Mitteldeutſch— land im Freien aus, obwohl ſie in ſtrengen Wintern theilweiſe erfriert. Der Papiermaulbeerbaum wird in der ſüdlichen Hälfte unſeres Gebiets häufig als Ziergehölz angebaut, ja iſt in Dalmatien, wo er zu Alleen be— nutzt zu werden pflegt und S—10 Met. Höhe und 50— 60 Centim. Stamm- ſtärke erreicht, verwildert, indem er ſich durch Samen auf den Alleen nahe liegenden, unbebauten Gründen verbreitet hat. Er nimmt dort auch mit ſteinigem Boden fürlieb. Sein weißes, zähes aber nicht ſehr hartes Holz it wenig geachtet“). XXNXVII. Ficus Tourn Feigenbaum. Sommer- und immergrüne Bäume mit ſpiralig geſtellten ganzen oder gelappten Blättern und abfallenden Nebenblättern. Blütenſtände blatt— winkelſtändig, als hohle fleiſchige am Scheitel durchbohrte Behälter (recep- tacula) ausgebildet, welche auf der Innenwandung ihres Hohlraums zwitter— liche, männliche und weibliche Blüten tragen und ſich nach dem Blühen vergrößern und in eine fleiſchig-ſaftige, meiſt birnförmige Scheinfrucht umgeſtalten, in deren Fruchtbrei die eigentlichen Früchte, kleine einſamige Nüßchen, eingebettet liegen. Blüten geſtielt, zwitterliche und männliche mit drei- bis fünftheiligem Perigon, 3— 5 Staubgefäßen und einem frucht— baren oder fehlſchlagenden Stempel; weibliche mit fünfſpaltigem Perigon, einem oberſtändigen eineiigen Fruchtknoten, ſeitenſtändigem Griffel und 2 Narben. — Faſt alle Arten dieſer ſehr großen Gattung bewohnen die ) Vgl. v. Guttenberg in Oeſterr. forſtl. Centralblatt, 1874, S. 419. — 344 — Tropenländer, namentlich der alten Welt. Die Mehrzahl derſelben iſt immergrün, viele ſind Bäume 1. Größe, manche erreichen rieſenmäßige Dimenſionen und ein mehrtauſendjähriges Alter. Alle Feigenbäume führen in ihren krautigen Theilen einen weißen Milchſaft in reichlicher Menge, welcher Kautſchuck enthält. In unſerem Florengebiet, wie überhaupt in Europa, kommt nur eine ſommergrüne Art angepflanzt und verwildert vor, nämlich: 170. Ficus Carica L. Gemeiner Feigenbaum. Beſchreibungen und Abbildungen: F. Carica L., Spec. pl. p. 1513; Guimpel, Fremde Holzgew. T. 108; Rchb., Ic. XII, t. 659; Pokorny a. a. O. S. 51. Blätter mit herzförmigem Grunde, meiſt handförmig drei- bis fünf— lappig (bei verwilderten Exemplaren und Stockausſchlägen auch tief fünf— theilig), ſeltner ungetheilt, mit länglichen gegen die Spitze breiteren, am Rande ſtumpf und ungleich buchtig-gezähnten Lappen, oberſeits ſattgrün, ſcharf, unterſeits matt hellgrün, flaumig-filzig, ausgewachſen S—16 Centim. lang und 6—18 Centim. breit; Stiel 2—5 Centim. lang. Blütenſtände ſich mit den Blättern entwickelnd, vom Anfange an birnförmig, als reife Scheinfrüchte 5—8 Centim. lang (diejenigen der verwilderten Pflanze viel kleiner), violettbraun oder grünlichgelb. — Kultivirt ein Baum 3. Größe mit kurzem Stamme und breitäſtiger, umfangreicher, dünn belaubter Krone, welche wenig ſchattet, wild oder verwildert ein Strauch, oft niederliegend, dem Boden angedrückt, oder an Felswände ſich anſchmiegend. Blüht (die wilde Pflanze) im Auguſt und September oder (die Fultivirte) im Juli und Oktober (zweimal). Von unbekannter Herkunft, aber wahrſcheinlich im Orient heimiſch, in ganz Südeuropa im Großen angebaut und vielfach verwildert, innerhalb unſeres Gebiets namentlich in Südtirol, Dalmatien, Croatien und Süd— ungarn, noch in Wien und Prag als Spalierbaum im Freien gedeihend. Verwildert in Ungarn bei Ofen am Blocksberge, an Felſen der untern Donau und bei Mehadia, in Südtirol um Botzen (hier angeblich an ſonnigen Porphyrfelſen bis 2000 w. F. = 916,6 Met.) emporſteigend. Belaubt ſich in Wien im Mittel am 28. April bei einer Wärmeſumme von 366,6“ G., entlaubt ſich dort am 4. November. Fünfzehnte Familie. Zürgelbäume. (Celtideae Gaud.) Blätter abwechſelnd-zweizeilig, am Grunde ſchief und unſymmetriſch, unzertheilt, mit hinfälligen Nebenblättern. Blüten langgeſtielt, einzeln — 345 oder zu 2— 3 gebüfchelt aus blattloſen Achſelknospen der Frühlingstriebe, mit den Blättern ſich entwickelnd, zwitterlich oder eingeſchlechtig, mit fünf— blättrigem hinfälligem Perigon, 5 den Perigonblättern opponirten Staub— gefäßen und einem oberſtändigen krugförmigen, 2 ſitzende dicke behaarte Narben tragenden und eine hängende Samenknospe enthaltenden Frucht— knoten. Steinfrucht klein, kuglig, beerenförmig, mit fleiſchig-ſaftiger Hülle und einſamigem an feiner Oberfläche grubig vertieftem Kern.. Keim hakig gebogen. — Von den 7 zu dieſer Familie gehörenden Gattungen, welche meiſt Tropengewächſe enthalten, iſt in Europa nur die nach Planchon 73 Arten umfaſſende Gattung Celtis durch eine einheimiſche und eine häufig angepflanzte amerikaniſche Art repräſentirt. XXXVIII. Celtis Tourn. Zürgelbaum. Sommergrüne Bäume mit zugeſpitzten ſcharf geſägten kurz geſtielten Blättern. Knospen wie bei Morus. Rinde des Stammes und der Aeſte lange Zeit ein glattes ſchwärzliches Periderma, ſich allmälig in eine dicke, der Länge nach aufreißende, nur aus Korkſchichten beſtehende Borke von ſehr dunkler Farbe umwandelnd. Stamm walzig, ſich gewöhnlich in Aeſte auflöſend, welche eine halbkuglig-ſchirmförmige Krone bilden. Die Samen (Steinkerne) im Herbſt, gleich nach dem Reifen, geſät, keimen im nächſten Frühjahre, überwinterte meiſt erſt ein Jahr ſpäter. Keimpflanze mit zwei großen ſchaufelförmigen an der Spitze ausgebuchteten Samenlappen, erreicht im erſten Jahre 10,5 — 20 Centim. Höhe. Wuchs raſch, bis zum 20. Jahre nach Hartig durchſchnittlich 4 Decim. in die Länge und bis 13 Millim. im die Dicke, ſpäter nachlaſſend. Bewurzelung ſtark, tiefgehend und weit ausſtreichend. 171. Celtis australis L. Gemeiner Zürgelbaum. Synonyme und Abbildungen: C. australis L., Spec. pl. p. 1478, Hartig a. a. O. S. 451, Taf. 58, Rchb., Ic. I. c. t. 667, Nouv. Duh. II, t. 8, Pokorny a. a. O. S. 48, Math., Fl. forest. p. 202; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 220. — Ital. „Pelle- grino, Lodogno“, illyr. „Kostelié“, in Friaul „Baular“. Blätter ſchief ei-lanzett- oder länglich-lanzettförmig oder lanzett— förmig, lang zugeſpitzt, am Grunde ganzrandig, ſtachelſpitzig ungleich-geſägt, von drei Hauptnerven durchzogen, jung beiderſeits ſammt dem Stiele flaumig— filzig, unterſeits weißgrau, ſpäter zerſtreut flaumhaarig, erwachſen oberſeits ſehr rauh, dunkelgrün, unterſeits an den vortretenden gelblichen Nerven flaumhaarig, hellgrün, 5 — 20 Centim. lang und 3 — 6 Centim. breit, mit Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 35 ie 5—10 Millim. langem Stiele. Blüten faſt alle zwitterlich, mit gelblichem becherförmigem Perigon, gelben länglichen Staubbeuteln, grünem Frucht knoten und weißen Narben. Steinfrüchte kuglig, erbſengroß, erſt weißlich, dann roth, zuletzt ſchwarzbraun, mit geringem fadeſchmeckendem ſüßlichem Fleiſche. — Baum 2.— 1. Größe, ſehr alt werdend und dann eine umfang— reiche kuppelförmige dicht belaubte, den Boden ſtark beſchattende Krone bildend?). Stamm gerade, Rinde an alten Stämmen dunkelgrau und auf— geriſſen, an jungen aſchgrau und glatt, an den jungen Zweigen dunkelbraun und behaart. Holz weiß, feſt, im Splint gelb, im Kern grau, atlasglänzend, an Zähigkeit alle übrigen europäiſchen Hölzer übertreffend, ein ganz vor— zügliches Werkholz. Blüht im April oder Mai, reift die Früchte im Juli oder Auguſt. — Ein durch die ganze Mittelmeerzone verbreiteter, vorzugs— weis angepflanzt, ſeltner wild, häufig verwildert (dann meiſt ſtrauchartig) vorkommender Baum, welcher innerhalb unſeres Florengebiets ſeine Polar— grenze erreicht. Dieſe zieht durch das ſüdliche Tirol, Südſteiermark und Südungarn zur untern Donau hin. In Südtirol, der adriatiſchen Zone, Croatien, dem Banat, Südungarn und dem ſüdlichen Siebenbürgen findet ſich der Zürgelbaum vor Kirchen, in Dörfern, in Gärten und Parken ſowie an Feldrainen häufig angepflanzt, gedeiht übrigens noch in Niederöſterreich ſehr gut. Der wilde Zürgel ſteigt am Ritten bei Botzen nach Simony bis 2500 w. F. (790 Met.) empor. Im ſüdlichen Banat und der Militär- grenze bildet er nach Rochel geſchloſſene Beſtände, desgleichen im öſter— reichiſchen Küſtenlande und Dalmatien, wo er bis 500 Met. Seehöhe vor— kommt. Der Zürgelbaum wird jetzt in Friaul zur Gewinnung von Peitſchen— ſtielen ſtark kultivirt und zwar als Niederwald in 10—15jährigem Umtriebe. Er verlangt einen lockeren leichten ſandig-humoſen trocknen Boden und ſonnige Lage, kommt aber auch noch auf dürrem kluftigem Kalkgeſtein fort und gehört deshalb zu den wenigen Holzarten, welche zur Wiederaufforſtung des Karſtes verwendet werden können. Seine Samen gehen im erſten Frühjahr auf und geben ſchon im erſten Jahre 40—50 Centim. hohe Pflanzen; ſpäter iſt der Wuchs langſam. Belaubt ſich in Wien durchſchnitt— lich am 26. April bei einer Wärmemenge von 348,9 C., blüht am 4. Mai und iſt am 14. November entlaubt. ) Sehr große und alte Zürgelbäume ſtehen vor Klöſtern, Kirchen und Land— häuſern auf der Inſel Mallorca. Die beiden größten von mir dort beobachteten hatten 3,92 reſp. 3,5 Met. Stammumfang in Bruſthöhe. Daſſelbe gilt von Iſtrien und Dalmatien. In Moſchanizza unweit Fiume ſteht ein alter Zürgelbaum mit hohlem aber 2 Met. ſtarkem Stamm, bei Piſino ein noch ſtärkerer, deſſen Alter auf 1000 Jahre geſchätzt wird. — | W VEN ea 172. Celtis oceidentalis L. Amerikaniſcher Zürgelbaum. Beſchreibungen und Abbildungen: Celtis occidentalis L. I. c., Michx., Arb. for. III. t. 8. Wats., Dendrol. II. t. 147, Guimp., Fremde Holzgew. Taf. 96; Nördlinger g. d. O. S. 223. Blätter aus ſchiefer abgerundeter Baſis eiförmig zugeſpitzt, vom Grunde bis zur Hälfte und an der Spitze ganzrandig, ſonſt ſtachelſpitzig, geſägt oder auch (namentlich die kleineren im unteren Theil der Zweige ſtehenden Blätter) völlig ganzrandig, ausgewachſen faſt ganz kahl, oberſeits rauh, bis 9 Centim. lang und bis 5 Gentim. breit, mit 6 — 12 Millim. langem Stiele. Blüten eingeſchlechtig und zwitterlich, und zwar an den unteren blattloſen Internodien der jungen Triebe je drei langgeſtielte männ— liche, in der Achſel der höher ſtehenden Blätter je eine Zwitterblüte. Sonſt der vorhergehenden Art ſehr ähnlich. Blüht im Mai oder Juni. Im gemäßigten Nordamerika zu Hauſe, in unſerem Gebiet, beſonders in Deutſchland als Zierbaum in Parken nicht ſelten angepflanzt. Seltner findet man in Gärten Süddeutſchlands und Oeſterreich-Ungarns den eben— falls aus Nordamerika ſtammenden dickblättrigen Z., C. crassifolia Lam., der ſich durch auffallend ſchlanken Schaft, warzig rauhe Rinde und herzförmige gezähnte dicke rauhe Blätter von C. occidentalis unterſcheidet, und den in Armenien heimiſchen morgenländiſchen Z. C. Tournefortü Lam,, einen niedrigen breitäſtigen Baum mit kleinen rhombiſch-länglichen, birkenähnlichen, am Grunde gekerbt-geſägten Blättern. Sechzehnte Familie. Rüſternartige Laubhölzer. (Ulmaceae Mirb.) Blätter abwechſelnd zweizeilig, an der Baſis ungleich und mehr oder weniger unſymmetriſch, unzertheilt. Nebenblätter abfallend. Blüten zwitterlich oder polygamiſch, frühzeitig, in ſeitenſtändigen Knäueln, Büſcheln oder einzeln ſtehend, mit drei- bis achttheiligem Perigon, ebenſo vielen freien Staubgefäßen und einem oberſtändigen, 2 Narben tragenden ein— fächrigen Fruchtknoten. Frucht nußartig, einſamig, nicht aufſpringend, oft breit geflügelt. Samen hängend, ohne Eiweiß, mit geradem Keime. — Von den zu dieſer Familie gehörenden 8 meiſt in den Tropenländern heimiſchen Gattungen iſt nur die folgende in Europa durch einige Arten repräſentirt. 35% er XXXIX. Ulmus L. Rüſter, Ulme. Blüten zwitterlich, geſtielt, in centrifugal aufblühenden Büſcheln, welche aus blattloſen Seitenknospen entſpringen; Perigon kreiſel- oder glockenförmig, mit vier- bis achtſpaltigem Saume; Staubgefäße 4—5, den Perigonzipfeln opponirt, langgeſtielt, weit aus dem Perigon hervorſtehend, mit zweifächrigem Beutel und kugelrunden fünfporigen Pollenkörnern; Frucht— knoten kurz geſtielt, zuſammengedrückt, in 2 armförmige Spitzen auslaufend, deren Innenrand mit Narbenpapillen beſetzt iſt (die beiden Narben). Frucht zuſammengedrückt, einfächrig, einſamig, von einem breiten häutigen netzadrigen Flügelſaum umgeben, welcher durch Auswachſen des Fruchtknotenrandes entſteht und an der Spitze eingeſchnitten iſt (Fig. LVI, 1—5.). Keim- pflanze mit 2 verkehrt-eiförmigen, an der Spitze gewöhnlich etwas ein— gebuchteten, unſymmetriſchen, ganzrandigen Samenlappen. Pfahlwurzel in der erſten Jugend länger als das Stämmchen, zahlreiche Seitenwurzeln ent— wickelnd. Erſte Laubblätter kreuzweis gegenſtändig, länglich, ſtumpf geſägt. — Sommergrüne Bäume und Sträucher mit alternirend zweizeiligen Knospen, welche mit alternirend zweizeiligen Schuppen bedeckt ſind. Von dieſen ſind die erſten ungetheilt, worauf getheilte Schuppen folgen, d. h. Nebenblätter der in der Knospe eingeſchloſſenen zuſammengefalzten Blätter. Alle Knospen ſind ſeitliche, die unteren der blütentragenden Zweige, wie auch die oberſten Laub-, die mittleren Blütenknospen, letztere ſchon während des Winters durch mehr kuglige Form, überhaupt bedeutendere Dicke vor den eikegel- oder kegelförmigen Laubknospen ausgezeichnet. Die Blütenknospen öffnen ſich lange vor dem Laubausbruch, die Laubknospen gegen das Ende der Blütenperiode. Blätter fiedernervig, am Grunde herzförmig und ungleich, unſymmetriſch, indem die innere (dem Zweige zugekehrte) Hälfte immer größer iſt, als die äußere und ſich an dem kurzen Stiele beträchtlich tiefer hinabzieht, zugeſpitzt, rings— herum ſcharf geſägt. Noch bevor die Blätter ausgewachſen ſind, reifen die Früchte und fallen ab, indem ſich das Ende ihres Stieles abgliedert. Die ausgewachſenen Blätter ſind auf der oberen Fläche gewöhnlich mit zer— ſtreuten, auf einer kleinen warzenförmigen Erhöhung ſtehenden kegelförmigen Härchen bedeckt und deshalb rauh oder ſcharf anzufühlen, während ihre untere Fläche längs des Mittelkiels und der Seitennerven und in den Nervenwinkeln mit weichen Filzhaaren bekleidet iſt. Blattnarben ſeitlich unter der Knospe, dreiſpurig. Nebenblätter groß, zungenförmig, ganzrandig, noch vor der völligen Ausbildung der Blätter abfallend. Triebe abwechſelnd zweizeilig an den älteren Langzweigen, hin und hergebogen, glattrindig. Im zweiten Jahre bisweilen auffallend ſtarke Entwickelung der Korkſchicht, welche Zerreißung der Oberhaut und Bildung von Korkleiſten und Kork— N „. — 549 — flügeln, die mehrere Jahre lang fortwachſen und dann (im 6.— 10. Jahre) abgeſtoßen werden, veranlaßt. Dieſe Korkflügelbildung kommt bei den einzelnen Individuen vielleicht aller Arten vor (regelmäßig allerdings nur bei der ſogenannten Korkrüſter, U. suberosa, einer Varietät der U. glabra) und kann daher nicht als Unterſcheidungsmerkmal einer Art dienen. Sie wird ſpontan bei U. glabra am häufigſten an Stockausſchlägen und Stamm— ſproſſen beobachtet, ſcheint daher auf ſehr reichlicher Ernährung zu beruhen, iſt aber dann bleibend, da Setz- und Pfropfreiſer von Korkulmen auf aller— hand Boden die Korkbildung behalten. Ob dieſelbe auch durch Samen vererbt wird, mag dahin geſtellt bleiben. Wo ſie nicht ſtattfindet, behält der heranwachſende Zweig oder Stamm einige Jahre eine glatte Rinde (ein Periderma), worauf durch ſtellenweiſe Korkentwickelung in den inneren Rindenſchichten Bildung von Riſſen eintritt und ſich die Rinde allmälig in eine der Lindenborke ähnliche korkloſe Baſtborke von bei den einzelnen Arten verſchiedener Geſtaltung umwandelt. Der Stamm der Rüſtern iſt anfangs knickig, wie der junge Eichenſtamm, ſpäter gerade und wenn der Baum im Schluſſe erwachſen, walzenförmig und ſehr vollholzig. Er reinigt ſich, ſelbſt bei freiem Stande, oft 13 — 17 Met. hoch von Aeſten. Der Kronenbau iſt ſehr veränderlich, ſelbſt bei einer und derſelben Art, die Belaubung dicht und wegen der horizontalen Stellung der Seitentriebe und ihrer Blätter ſtark ſchattend. Die im erſten Lebensjahre entwickelte Pfahlwurzel ver— ſchwindet zwiſchen dem 6. und 10. Jahre, indem ſich unterdeſſen ein dicker maſſiger Wurzelſtock zu bilden pflegt, welcher 2—3 Herzwurzeln in ſchräger Richtung abwärts und zahlreiche unter der Bodenoberfläche hinſtreichende, mit vielen Zaſern beſetzte Seitenwurzeln ausſendet. Letztere treiben häufig freiwillig, öfter erſt nach dem Abhieb des Stammes Wurzellohden. Das Ausſchlagsvermögen der Rüſtern iſt bedeutend, ſowohl aus dem Stock als aus dem Stamme, weshalb ſich dieſelben auch zum Niederwald- und Schneidel-, beziehentlich Kopfholzbetrieb eignen. Das Holz der Rüſtern erſcheint auf dem Hirnſchnitt an der Grenze der Jahrringe grobporig, innerhalb der Jahr— ringe von dendritiſch verzweigten Gruppen feiner Poren und vielen feinen Markſtrahlen durchzogen. Es iſt im allgemeinen ein vorzügliches Nutz- und Werkholz, aber je nach Art und Standort an Güte und Werth ſehr ver— ſchieden. Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Die Mannbarkeit tritt bei den Rüſtern ziemlich ſpät, ſelbſt bei freiem Stande nicht leicht vor dem 30. Jahre ein. Von da an blühen ſie faſt alle Jahre reichlich, aber ein bedeutender Procentſatz des Samens pflegt taub zu ſein. Die Blüte— zeit fällt in den März oder April, die Früchte reifen Ende Mai oder im Juni. Die Beſtäubung findet vor Ausbruch des Laubes ſtatt. Der keim— fähige Same keimt, unmittelbar nach dem Reifwerden geſät 3—4 Wochen ſpäter, und erreicht dann die junge Pflanze noch in demſelben Jahre 16 bis 21,5 Centim. Höhe. Ueberwinterte Samen keimen im Frühling geſät nur ſchwierig, da viele bis dahin ihre Keimkraft bereits verloren haben, oder erſt ein Jahr ſpäter. Die Rüſtern find in der Jugend raſchwüchſige Bäume (ihr Höhen— wuchs beträgt nach Hartig in den erſten 5 Lebensjahren durchſchnittlich 1—1!/), p. F. = 3,2 — 4,8 Decim.) und haben zwiſchen dem 20. und 40. Jahre den ſtärkſten Höhe- und Stärkezuwachs. Sie vermögen ein hohes Alter und dann rieſenhafte Dimenſionen zu erreichen!). Bedingungen des Vorkommens und Gedeihens. Die Rüſtern lieben einen humoſen, ſandig-lehmigen, lockern, friſchen bis feuchten Boden und gedeihen daher am beſten auf fruchtbarem Auenboden, an Bach- und Flußufern, an den Werdern der Brüche, ja ſie kommen ſogar in Brüchen ſelbſt noch ganz gut fort. Sie nehmen aber auch mit minder fruchtbarem und tiefgründigem Boden vorlieb, wenn derſelbe nur friſch oder feucht iſt. Sie vertragen zwar Seitenſchatten und ſelbſt Ueberſchirmung, laſſen ſich deshalb in geſchloſſenen Beſtänden oder im Schluß mit andern Holzarten wie auch als Unterholz im Mittelwalde erziehen, erreichen aber ihre voll— kommenſte Ausbildung doch nur im freien Stande oder bei räumlicher Stellung (z. B. als Oberſtänder im Mittelwalde) wodurch ſie ſich als lichtbedürftige Holzarten zu erkennen geben. Das Wärmebedürfniß iſt bei den einzelnen Arten jedenfalls verſchieden, hierüber aber nichts Sicheres bekannt; nur weiß man, daß in ſtrengen Wintern bei anhaltender Kälte von — 25°C. und weniger die Rüſtern häufig ganz oder theilweis erfrieren. Das mag beſonders von in Mittel- und Nordeuropa angepflanzten Bäumen ) Die Pfiffligheimer „Effe“ (Rüſter) bei Worms, unter welcher Luther gepredigt haben ſoll, eine wahrſcheinlich zu U. glabra gehörende Korkrüſter, hatte nach Wedekind im Jahre 1838 einen Stammdurchmeſſer von 8 p. F. Die „Schimsheimer Effe“, eine zu Schimsheim im Großherzogthum Heſſen auf dem Dorfplatz ſtehende, angeblich 5 bis 600 Jahre alte hohle Ulme beſitzt 30 Met. Höhe, unten 4,8 Met. Stammdurchmeſſer, am Boden 15,07, in 1 Met. Höhe 13,19 Met. Stammumfang. Der Stamm der Göllheimer Ulme in der Pfalz, bei welcher am 2. Juli 1298 Kaiſer Adolph v. Naſſau im Kampfe gegen Albrecht v. Habsburg gefallen iſt, deſſen Denkmal ſie beſchattet, mißt am Grunde 9,3 Met. im Umfang, iſt aber nur noch 10 Met. hoch. In England iſt nach Kienitz eine Ulme gefällt worden, deren Stamm 120 Fuß hoch und über dem Boden 16 Fuß ſtark war, ja noch bei 50 Fuß Höhe einen Durchmeſſer von 8 Fuß beſaß. Die ſtärkſte bekannte noch lebende Ulme ſcheint diejenige von Hampſteed in der Grafſchaft Middleſſex zu ſein, welche angeblich über der Wurzel 28 Fuß Umfang hat. Solche Rüſtern mögen ein Alter von 3—500 Jahren beſitzen. Noch ſei erwähnt, daß unter „Effe“ nach Kienitz in Süddeutſchland nicht die U. glabra Mill., ſondern die U. campestris L. (U. montana Sm.) verſtanden werden ſoll. der U. glabra gelten. Spätfröſte ſchaden den jungen Laubſproſſen und können Taubblühen veranlaſſen. Das natürliche Vorkommen (j. unten bei den einzelnen Arten) beweiſt, daß die Rüſtern Holzarten der Ebene, der Thäler und Schluchten ſind, dagegen freie Bergkuppen und Berghänge ihnen nicht zuſagen. In Gebirgsgegenden ſcheint ihnen weſtliche und ſüdweſtliche Expoſition am meiſten zu behagen. Ueberſicht der Arten. In unſerem Florengebiet, wie vielleicht überhaupt in Europa, kommen, wie ſchon Purkynsé überzeugend nach— gewieſen“), nur drei Arten wildwachſend vor, welche aber, namentlich bezüglich der Blattform, außerordentlich variiren. Die zahlreichen von früheren Autoren in Europa unterſchiedenen Arten (U. alba Waldst. Kit., U. excelsa Borkh., U. glabra Mill., U. montana Bauh., U. nemorosa Rüſternfrüchte. 1. 2. Früchte von Ulmus glabra. — 3. 4. 5. Früchte von Ulmus campestris. Alle Figuren in natürlicher Größe. ) Leider iſt die ſchon ſeit vielen Jahren vorbereitete und verſprochene Mono— graphie der Ulmen des nunmehr verſtorbenen Profeſſors Purkyné in Weißwaſſer (Böhmen) niemals erſchienen. In der erſten Auflage dieſes Werkes, wo ich ſeine hand— ſchriftlichen Aufzeichnungen benutzen konnte, bin ich in der Nomenklatur ſeiner Anſchauung gefolgt, um ſo mehr, als dieſelbe von den meiſten Botanikern getheilt wurde. Unter— deſſen hat aber Kerner (Oeſterr. Bot. Zeitſchrift, 1876, S. 53) nachgewieſen, daß laut Linns's Herbar Linns's U. campestris unzweifelhaft die U. montana With. (bei Smith's Engl. Flora) iſt, dieſe Ulme alſo den Linné'ſchen Namen führen muß, während die bisher damit bezeichnete identisch mit U. glabra Mill. iſt. Letztere U. suberosa zu nennen, wie Borggreve will („Einige Bemerkungen über deutſche Rüſterarten“, in den „Forſtlichen Blättern“, 1883, S. 105. ff.), dazu kann ich mich deshalb nicht entſchließen, weil die Korkleiſtenbildung bei ihr zwar häufig vorkommt, jedoch keines— wegs die Regel iſt, denn die große Mehrheit der Bäume von U. glabra entwickelt keinen Kork. Auch kommt Korkbildung, wenn auch als ſeltene Ausnahme, unzweifelhaft bei U. campestris (U. montana) vor (ſ. unten). Sehr gut unterſchieden ſind die drei Ulmenarten neuerdings worden von Dr. M. Kienitz in ſeiner Abhandlung: „Die in Deutſchland wild wachſenden Ulmenarten“ (Dankelmann's Zeitſchr, 1882, S. 37. ff.) und verdient derſelbe keineswegs die grobe Abfertigung, die ihm Borggreve (a. a. 552 Borkh., U. suberosa Ehrh. u. a.) dürften daher nur Varietäten oder Formen dieſer drei Arten ſein, welche ſich folgendermaaßen unterſcheiden: Ulmus glabra Mill. | Ulmus campestris L. Zweige dünn, glänzend glatt, roſtgelb bis roth braun. Knospen ſtumpf, ſchwarz— braun, kahl, ſelten weiß— lich behaart. Blätter ſehr derb, meiſt kahl, nur in den Nervenwinkeln behaart, am Grunde meiſt ſehr ungleich, am Rande gekerbt-geſägt. Blattſtiel meiſt lang, kahl oder ſehr fein flaumig. Blüten in kleinen knaul— förmigen Büſcheln, ſehr kurz geſtielt. Perigon glockenförmig nicht ſchief, roſtroth, weiß gewimpert. Staubgefäße 4 — 5, mit roſtrothen Beuteln, 2 bis 3mal jo lang als das Perigon. Früchte meiſt klein, kahl, verkehrt- eiförmig; das Nüßchen excentriſch, in der Nähe des vordern Randes, röthlich. Rinde des erwachſenen Stammes tief kurzriſſig. Borkenſchuppen klein. Ulmus effusa Willd. Zweige dick, dunkelbraun, borſtig behaart. Knospen ſtumpf, dunkel— braun, roſtroth behaart. Blätter dünn, unterſeits auf allen Nerven rauhaarig, oberſeits ſcharfhaarig, am Grunde wenig ungleich, am Rande ſcharf doppelt⸗geſägt, viel größer als bei den andern beiden Arten, end— ſtändige (größte) der Zweige oft 3zipflig. Blattſtiel ſehr kurz, dick. Blüten in großen Büſcheln, länger geſtielt. Perigon glockenförmig nicht ſchief, braun gewimpert. Staub— gefäße 5—6, mit violetten Beuteln, etwa doppelt jo) lang, als das Perigon. Früchte meiſt groß, kahl, elliptiſch, eiförmig oder ver— kehrt-eiförmig; das Nüßchen central, oft grünlich. Rinde ſeicht langriſſig. Zweige dünn, hellbraun glänzend glatt. Knospen ſpitz, zimmtbraun mit dunkelbraunen Schup— penrändern, kahl. Blätter dünn, oberſeits kahl oder etwas rauh, unterſeits ſcharfhaarig, am Grunde ſehr ungleich, am Rande ſcharf doppelt⸗geſägt. Blattſtiel kurz (nicht ſo kurz wie bei U. montana) weich— haarig. Blüten verſchieden lang ge— ſtielt, in lockern flattrigen Büſcheln. Perigon flach glockenförmig, mit ſchiefer Oeffnung, 6—8zipflig, ge— wimpert. Staubgefäße 6 bis 8, mit violetten Beuteln, weniger länger als das Perigon. Früchte klein, ringsum ge— wimpert, elliptiſch oder oval; Nüßchen central. Rinde in flachen dünnen Stücken ſich abblätternd. O.) deswegen, weil er ſich für die bisherige Nomenklatur der Botaniker entſchieden hatte, hat angedeihen laſſen: „Wir Forſtleute haben uns in dieſer Frage von den Botanikern keine Vorſchriften machen zu laſſen, denn wir haben die 2 ſynonym verwirrten Arten ſtets auseinander gehalten u. ſ. w.“ — 9 präciſer, weil wiſſenſchaftlicher, ſeitens der Botaniker geſchehen, die ſich noch viel weniger von den Forſtleuten vom Schlage eines Borggreve Vorſchriften machen zu kun, letzteres iſt auch und noch 173. Ulmus glabra Mill. Glatte Rüſter, Rothrüſter. Synonyme und Abbildungen: U. glabra Mill., Diet. ed. 8, u. 4; Rchb., Ic. I. c. t. 664; U. campestris Spach, Hist. veg., L., Spec. pl. p. 225 z. Theil, Hayne, Arznei— gew. III, Taf. 15, Rchb., Ic. I. c. t. 661; U. campestris g. vulgaris Döll, Flora von Baden, II, S. 549, U. campestris 3. glabra Pokorny a. a. O. S. 46, U. nuda Ehrh., U. glabra, tiliaefolia, tortuosa Host. Blätter im Umriß lanzettlich bis breit herzförmig, an der Baſis meist ſehr ungleich und deshalb ſehr unſymmetriſch, einfach bis doppelt gekerbt— geſägt, in der Mitte oder unterhalb der Mitte am breiteſten, mit gegabel— ten Seitennerven in der breiteren Hälfte, ſchon jung kahl und glatt (aus— genommen an Stockausſchlägen, welche ſtets rauhhaarige Blätter beſitzen), nur unterſeits in den Nervenwinkeln bärtig, erwachſen ſehr derb, faſt leder— artig, oberſeits glänzend dunkel-, unterſeits matt hellgrün, 2— 10 Centim. lang und 1,5—5 Centim. breit, mit 4— 10 Millim. langem Stiele. Blütenbüſchel ſehr klein, halbkugelig; Blüten mit ſehr kurzem (1— 2 Millim. langem) Stiele, trichterförmigem meiſt 5lappigem roſtrothem Perigon, deſſen abgerundete Zipfel weiß gewimpert ſind; Staubgefäße meiſt 5 mit roſtrothem Beutel, zwei- bis dreimal ſo lang wie das Perigon. Früchte gewöhnlich verkehrt-eiförmig, ſeltner rundlich, 12,5 Centim. lang und 8— 20 Millim. breit, meiſt klein (1—1,5 Centim. lang), ſehr kurz geſtielt, kahl, meiſt weiß; Nüßchen in der vorderen Hälfte des Flügelſaumes gelegen, meiſt röthlich. — Baum 1. Größe mit ſtarkem geradem Stamme und länglicher, im höheren Alter ſich ſtark abwölbender, dicht belaubter Krone, aus welcher zahlreiche großblättrige Langtriebe hervortreten. Knospen dick, ſtark gewölbt, groß, eiförmig. Rinde älterer Stämme und Aeſte ſehr dunkelfarbig, eine tief— aber kurzriſſige bleibende Borke. Holz mit hellem Splint und in friſchem Zuſtande rothem, im trocknem rothbraunem Kern (daher „Rothrüſter“). Wurzelbrut reichlich aus dünnen oberflächlichen Seitenwurzeln, welche ſich an der Stelle des Ausſchlages knollig verdicken. Blätter an einem und demſelben Zweige von ſehr verſchiedener Größe, diejenigen der Kurztriebe ſtets kleiner als die an den Langtrieben ſtehenden, unter denen die gegen das Ende des Triebes befindlichen die andern an Größe weit übertreffen. laſſen brauchen. Bezüglich der exotiſchen Arten und der zahlreichen Gartenformen verweiſe ich auf die von Hartig a. a. O. S. 459 gegebene Ueberſicht, ſowie auf das Arboretum Muscaviense von Petzold und Kirchner und auf Jäger's Buch: „Die Ziergehölze der Gärten und Parkanlagen“. Die neueſten wiſſenſchaftlichen Bearbeitungen der Gattung Ulmus find: Planchon, Sur les Ulmacees, cousiderées comme tribu de la famille des Urticées (Annales des sc. nat. Bot. 3. serie tom. X, [1848] p. 244) und deſſelben Autors Bearbeitung der Ulmaceen in DC. Prodromus, tom, XVII, 1873, Formenkreis. Die Glattrüſter varürt ungemein hinſichtlich der Größe und Form der Blätter, iſt aber immer an der kahlen, meiſt auch glatten (bisweilen von kleinen koniſchen Erhabenheiten rauhen) Oberfläche der Blätter und deren im Alter ungemein derben Textur zu erkennen, im entlaubten Zuſtande an den kahlen glänzend glatten Zweigen, und durch dieſe Merkmale auch ohne Blüten und Früchte von der ihr zunächſt verwandten Feldrüſter zu unterſcheiden. Eine Form mit großen herzförmigen Blättern iſt die in Parken vorkommende U. tiliaefolia Host. Eine ſehr kleinblättrige Form mit gewundenen hin und hergebogenen Aeſten beſchrieb Hoſt als U. tortuosa. Auch ſie ſcheint vorzugsweiſe eine Gartenform zu ſein. Ob dieſe identiſch iſt mit einer verkrüppelten Form, welche nach Döll in Baden zu lebenden Zäunen verwendet wird und dort nicht ſelten mit weißgefleckten Blättern vorkommt, ſowie mit der von Wirtgen bei Coblenz aufgefundenen microphylla, einem bis 2 Met. hohen Strauch mit gewundenen Stämmen, ſehr kleinen Blättern und Früchten, weiß ich nicht. In Gärten findet man nicht ſelten eine Form mit dunkelrothen Blättern, die Blutrüſter (var. purpurea), in Auenwäldern der Donau eine ſchmalblättrige Form mit im Herbſt ſich ſchön gelb färbendem Laube, die Hainrüſter (U. nemorosa Jäger). Zu dem Formenkreis der U. glabra ſcheinen auch die von Hartig a. a. O. S. 459 und 460 unter den Namen U. campestris var. sulcata, U. globi- fera, U. aurieulata beſchriebenen Rüſtern, vielleicht auch ſeine U. germanica, planifolia und montana zu gehören, lauter nur in botanischen Gärten und Parken vorkommende Formen. Die auffallendſte und häufigſte Varietät iſt die Korkrüſter, U. suberosa Ehrh. Abgeſehen von den oft dicken und breiten Korkflügeln ihrer Aeſte zeichnet ſich dieſelbe durch kleine Blätter und Früchte und meiſt viermännige Blüten (blüht übrigens ſelten) aus. Durch die glatte und derbe Beſchaffenheit ihrer ſehr unſymmetriſchen Blätter iſt ſie von etwa vorkommenden korkflügligen Formen der U. campestris leicht zu unterſcheiden. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. U. glabra iſt nach Planchon zwar durch faſt ganz Europa verbreitet, indem fie wild (?) noch in Norddeutſchland, in Schonen und auf der Inſel Gothland vorkommt und kultivirt nicht nur auf den britiſchen Inſeln, ſondern auch in Norwegen (nach Schübeler bis Drontheim) gedeiht, aber doch vorzugsweiſe eine ſüd— europäiſche Holzart, welche jenſeits der Alpen nordwärts immer ſpärlicher wird und in Deutſchland, je weiter nordwärts mehr und mehr auf die Fluß— auen beſchränkt erſcheint. Hier tritt ſie nicht ſelten in ganzen Beſtänden auf, z. B. in den Auenwäldern der Elbe in Norddeutſchland. Süd-, weſt— und ſüdoſtwärts iſt ſie nicht nur durch ganz Weſt-, Süd- und Südoſt— europa verbreitet, ſondern bis Algerien, ſowie durch Kleinaſien und Südſibirien Apr bis in das Amurland. In Südeuropa iſt ſie die einzige dort heimiſche Ulmenart und der beliebteſte Alleebaum, erreicht auch dort ihre größte Voll— kommenheitk). Schon in der Schweiz und Oeſterreich-Ungarn tritt die Rothrüſter nicht mehr in größeren Beſtänden, wie in Südeuropa auf, ſondern findet ſich einzeln und horſtweiſe oder in kleinen Beſtänden eingeſprengt in Miſchwäldern. Angepflanzt wird ſie in unſerem ganzen Florengebiet an— getroffen, außer in den baltiſchen Provinzen, wo ſie im Freien nicht mehr aushält, mit Ausnahme vielleicht der Var. suberosa, wenn die in den genannten Provinzen angeblich ſpontan wachſende Korkulme, die ich ſelbſt noch nicht geſehen habe, wirklich zu U. glabra und nicht vielleicht zu U. campestris gehört“). Die Nord- und Oſtgrenze des Verbreitungsbezirks der U. glabra läßt ſich genau nicht angeben, da einestheils ſchwer zu er— mitteln ſein dürfte, wo dieſe Ulme wirklich ſpontan und wohin fie nur durch Anbau gebracht worden iſt, anderntheils die Floriſten der betreffenden Länder entweder die beiden glattfrüchtigen Rüſterarten verwechſelt oder in eine Art (U. campestris) vereinigt haben. Ebenſowenig läßt ſich ihre Höhenverbreitung angeben, da die vorhandenen ſehr wenigen Angaben (aus dem Bairiſchen Walde, aus den Alpen und Karpathen) ſich möglicher-, ja wahrſcheinlicherweiſe auf U. campestris, die dort ebenfalls wächſt, beziehen können. Jedenfalls bleibt U. glabra hinter U. campestris zurück und dürfte daher ſelbſt in den Alpen kaum über 6—700 Met. emporſteigen ). Die Art und Weiſe ihres Vorkommens mag fie mit U. campestris (ſ. d.) gemein haben. Die Korkrüſter iſt in Galizien, Ungarn und Siebenbürgen ſehr verbreitet, wo dieſelbe an Waldrändern, Hecken, in Weinbergen, um Dörfer zerſtreut vorkommt und (in Siebenbürgen) an Felſen, auf trocknen Hügeln und ſonnigen Haiden als ein ſehr äſtiger kleinblättriger Strauch auftritt (U. suberosa a. fruticosa Schur — U. suberosa var. parvifolia Hayne, Arzeneigew. III, Taf. 16), eine theils durch den Standort, theils durch das Abweiden entſtandene verkümmerte, ſehr kleinfrüchtige Form. 174. Ulmus eampestris L. Feldrüſter. Synonyme und Abbildungen: U. campestris L., Spec. pl., Spach a. a. O. 3. Theil; Hartig a. a. O. S. 459. Taf. 55; U. campestris y. montana Döll. a. a. O.; ) Die größten und ſchönſten Rothrüſtern, welche ich bisher geſehen, ſtehen im Park der Alhambra und auf der Alameda von Granada. ) Zwei im botaniſchen Garten zu Dorpat ſtehende Korkrüſtern, welche noch nie— mals geblüht haben, obwohl fie alte Exemplare ſind, gehören entſchieden zu U. campestris. zen) Nach Chriſt ſoll fie jedoch in der Schweiz, ebenjo wie Feldahorn und Linde, an Wegen und Waldrändern und in Wäldern eingeſprengt, bis 1200 Met. vorkommen Daon U. campestris «. scabra Pokorny a. a. O.; U. montana Sm., Engl. Fl. II, p. 22, Engl. bot. t. 1886, Rchb., Ie. I. c. t. 662; U. major Rchb., Ic. I. c. t. 665, U. tridens Hart. a. a. O. „Haſelrüſter, Bergrüſter, Weißrüſter“. Blätter im Umriß eiförmig, elliptiſch, länglich, verkehrt-eiförmig, am Grunde meiſt wenig ungleich und ſchwach herzförmig, die großen endſtändigen der Langtriebe oft gegen die Spitze hin dreizipflig, ſcharf doppelt-geſägt (Hauptzähne vorwärts gekrümmt oft ſichelförmig, meiſt nur an der Lang— ſeite, bisweilen auch an der andern ſcharf geſägt), gewöhnlich oberhalb der Mitte am breiteſten, mit gegabelten Seitennerven in beiden Hälften, ober— ſeits dunkelgrün und ſcharfhaarig, unterſeits hellgrün und auf allen Nerven rauhhaarig, auch erwachſen dünn, 8— 16 Centim. lang und 4— 10,5 Centim. breit, endſtändige junger kräftiger Pflanzen ſowie an Stockausſchlägen auch noch größer. Stiel 3Z—8 Millim. lang, behaart. Blütenbüſchel meiſt groß, kugelig; Blüten kurz geſtielt, Perigon glockig-trichterförmig, behaart, mit 5—6 purpurnen gewimperten Zipfeln; Staubgefäße 5 — 6 mit violettem Beutel, etwa doppelt ſo lang als das Perigon. Früchte kahl, elliptiſch, länglich, rundlich, oval, bisweilen aus keilförmiger Baſis länglich und in der obern Hälfte etwas eingeſchnürt, das oft grünliche Nüßchen, bis zu deſſen Scheitel vom Flügeleinſchnitt ein Nervenſtrang verläuft, ſtets in der Mitte tragend, bis 3 Gentim. lang und bis 2 Gentim. breit. — Baum 1. Größe vom Wuchs der vorhergehenden Art. Knospen wie bei jener, aber ſtets roſtroth behaart. Zweige dunkel- bis ſchwarzbraun, mehr oder weniger dicht flaumig bis borſtig rauhhaarig. Borke ſeicht langriſſig. Holz bei der Fällung im Kern hell, hier erſt ſpäter braun werdend, im Splint gelblichweiß, minder werthvoll als das der Rothrüſter. Vermehrung nur durch Samen, indem die Bergrüſter niemals Wurzelbrut bildet. Formenkreis. Die Feldrüſter variirt bezüglich der Form der Blätter nicht minder als die Rothrüſter, hinſichtlich der Form der Früchte noch mehr als jene. Beſtimmte Varietäten laſſen ſich jedoch ſchwer unter— ſcheiden. Eine ſehr großblättrige und großfrüchtige Form iſt die U. major Sm., mit welchem Namen aber auch großblättrige Formen der U. glabra be— zeichnet werden. In Gärten (wenigſtens im botaniſchen Garten zu Dorpat) kommt eine Form mit oberſeits kahlen und glatten, auch unterſeits nur ſehr ſpärlich behaarten Blättern vor, welche ſich jedoch durch die Dünn— heit der Blätter, die dunkel behaarten Zweige und die Früchte von U. glabra ſcharf unterſcheidet. Unter den Gartenformen von unbekannter Herkunft iſt die Pyramidenulme (U. montana fastigiata, U. exoniensis Hort., und U, campestris, die er als eine bloße Form montana zu U. glabra (jeiner U. campestris) zieht, nur vereinzelt ſich finden. S FFF ˙ ˙ . ˙ ¹r n Kg U. Dampieri Hort. monumentalis Rins.) mit aufrechten Aeſten und großen aufrechten zuſammengekrümmten und dem Zweig anliegenden Blättern die auffallendſte und merkwürdigſte. Ihre ſehr ſcharfhaarigen Blätter ſind oft ſo tief eingeſchnitten grob-geſägt, daß ſie faſt rings herum gelappt erſcheinen. Eine ſehr ſchöne Gartenform iſt auch die Trauerulme (U. hori- Fig. LVII. Die Feldrüſter, Ulmus campestris L. 1. Eine blühende Triebſpitze; — 2. Eine vorjährige Triebſpitze mit Fruchtbüſchel und anſitzendem jungem Laubtrieb; — 3. Eine einzelne Blüte; — 4. Stempel; — 5. Frucht; — 6. Same mit der Samenſchale; — 7. Same ohne dieſe; — 8. Same längsdurch— ſchnitten; — 9. Trieb mit 2 Blüten- und 3 Laubknospen. (3. 4. 6.— 7. vergrößert.) zontalis, pendula), mit ausgebreiteten, bogig herabhängenden Aeſten und großen Blättern. Zum Formenkreis der U. campestris ſcheint auch die U. leucosperma Schur, eine ſehr großblätterige und großfrüchtige Form (Früchte bis 4 Centim. — 1 ½ p. 3. lang) zu gehören. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. U. campestris gehört im Gegenſatz zu U. glabra der nördlichen Hälfte Europas an und iſt deshalb auch in unſerem Florengebiet die bei weitem verbreitetſte und gemeinſte Art, nach Planchon übrigens von den Pyrenäen bis zum Amur, von Schweden bis Cilicien verbreitet. Sie iſt aber auch in Schott— land und Norwegen heimiſch, in letzterem Lande nach Schübeler bis 66° 59, angepflanzt ſogar bis Tromſö (699 40%) und Alten (70° Breite), in Schweden nach Wahlenberg bis Jämtland (64° 50%), in Finland nach Wirzén bis Tawaſtehus, ferner über die Inſeln des finniſchen wie des ſüdlichſten Theiles des bottniſchen Meerbuſens verbreitet. Um Trond— hjem ſah v. Berg noch große ſchöne Bäume. Von Südfinland aus geht nach v. Trautvetter die Polargrenze oſtwärts durch die Gouverne— ments St. Petersburg, Nowgorod und Wologda. Die übrigen Grenzen find nicht ermittelt, da gegen Süden und Weſten die Bergrüſter ſich mit der Rothrüſter mengt und über die Verbreitung beider Ulmenarten jenſeits des Urals gar nichts Sicheres bekannt iſt. Die Aequatorialgrenze verläuft wahrſcheinlich durch die ſüdlichen Alpen und Karpathen. Innerhalb der öſterreichiſchen und bairiſchen Alpen iſt U. campestris noch ſehr häufig; auf ſie beziehen ſich wahrſcheinlich die Angaben über die obere Grenze der „Feldrüſter“ (3900 p. F. — 1266,9 Met. im Mittel für die bairiſchen Alpen, wo fie jedoch nach Sendtner um Berechtesgaden bei weſtlicher Expoſition noch in einer Höhe von 3988 p. F. — 1294.5 Met. in herr⸗ lichen Exemplaren gefunden wird; 3850 w. F. — 1277 Met. für die tiroler Alpen). Auch im Bairiſchen Walde ſteigt dieſe Ulme nach Sendtner bei ſüdweſtlicher Expoſition noch bis 3160 p. F. (1026,5 Met.) empor. In der Alpen-, ſüddeutſchen und Karpathenzone zeigt ſie ſich als ein entſchiedener Gebirgsbaum (in Ungarn und Siebenbürgen kommt fie nach Kerner zwiſchen 95 und 1160 Met. vor), während fie ſchon in der mitteldeutſchen und rheiniſchen (2) Zone in die Ebenen und Flußauen (wo ſie z. B. in den Auenwäldern um Leipzig und an der Saale ſehr häufig wächſt) hinabſteigt. In der norddeutſchen Zone findet ſie ſich in Gebirgen ſelten (im Harz nur eingeſprengt in Buchenbeſtänden in Mulden, im Weſer— gebirge nur am Fuß der inſelartig im Buntſandſtein auftretenden Baſalt— kuppen, nach Kienitz), dagegen überall in der Ebene im Mittelwalde, in Feldhölzern, an Bach- und Flußufern, in Auenwäldern (3. B. an der Elbe, in Geſellſchaft der Rothrüſter, dort nach Kienitz als „Weißrüſter“ bekannt), ſo auch noch in den baltiſchen Provinzen, wo ſie zugleich ein ſehr beliebter Park- und Promenadenbaum iſt. In den Gebirgen und Hügelgeländen kommt ſie meiſt im Laub- und gemiſchten Walde einzeln, ſeltner horſtweiſe eingeſprengt, an Hängen, in Schluchten und Thälern vor, faſt nirgens in geſchloſſenen Beſtänden. Die U. leucosperma Schur wächſt vereinzelt in Gebirgswäldern Siebenbürgens. 175. Ulmus effusa Willd. Flatterrüſter. Synonyme und Abbildungen: U. effusa Willd., Prodr. Fl. berol. n. 296, Spec. pl. I, p. 1325, Döll a. a. O. S. 549, Hartig a. a. O. Taf. 57, Rchb., Ie. I. C. t. 666, Pokorny a. a. O. S. 47; Nördlinger, Forſtbot. IT, S. 218. — U. octandra Schkuhr, Handb. Taf. 57, U. pedunculata Foug., U. ciliata Ehrh.. U. racemosa Borkh. „Baſtrüſter“. Blätter im Umriſſe eiförmig oder eiförmig länglich, am Grunde meiſt ſehr ungleich, ſchief herzförmig, abgerundet oder in den Stiel ver— ſchmälert, ſehr unſymmetriſch, plötzlich zugeſpitzt, am Rande ſcharf doppelt— geſägt, mit ſichelförmig gebogenen Hauptzähnen, oberſeits gewöhnlich glatt und kahl (nur bei Stamm- und Stocklohden rauhhaarig) unterſeits weichhaarig, auch erwachſen dünn, 6—14 Centim. lang und 3,5—9 Gentim. breit, mit 3 — 9 Millim. langem weichbehaartem Stiele. Blüten büſchel ſehr unregelmäßig wegen der verſchieden lang geſtielten Blüten, flattrig; Blüten— ſtiele bis 1,3 Centim. lang, ſammt dem kreiſelförmigen grünlich-purpurnen 6 — 8zipfligen Perigon kahl; Staubgefäße 6 — 8 mit violettem Beutel. Früchte langgeftielt hängend, ſehr lockere flattrige Büſchel oder Rispen bildend, oval, ringsherum weichhaarig gewimpert, mit excentriſch nach der Baſis zu gelegenem Nüßchen, grünlich, bis 15 Millim. lang und bis 10 Millim. breit. Stiele bis 4 Centim. lang. — Baum 2. — 1. Größe mit ſchlankem Stamme und breitäſtiger unregelmäßiger Krone. Die anfangs glatte Rindenhaut verwandelt ſich zeitig (zwiſchen dem 10. und 15. Jahre?) in eine graubraune Borke, welche ſich fortwährend in dünnen großen gekrümmten Schuppen abſchülfert. Hieran und an den Knospen und Zweigen (ſ. oben die Ueberſicht) iſt die Flatterrüſter auch im entlaubten und nicht blühenden Zuſtande von den vorhergehenden Arten leicht zu unter— ſcheiden. Abgeſehen von der Vielgeſtaltigkeit des Blattes ſcheint dieſe Ulme nicht zu variiren. Doch erwähnt Bechſtein eine von ihm „Traubenxüſter“ genannte Varietät (U. racemosa Bork. ?), welche traubenförmige Frucht— büſchel und ſchön braunes Holz von großer Feinheit und Härte haben ſoll. Sonſt iſt das hellfarbige Holz der Flatterrüſter wenig geſchätzt. An der unteren Elbe wird dieſe Rüſterart nach Burckhardt nur auf Gewinnung von Baſt benutzt. Sie blüht und reift die Früchte etwa 14 Tage ſpäter als die beiden anderen Ulmenarten. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die Flatterrüſter iſt eine mitteleuropäiſche Holzart; denn ſie findet ſich weder in Scan— — 560 dinavien noch in Großbritannien, weder auf der pyrenäiſchen noch italienischen oder griechiſch-türkiſchen Halbinſel, iſt in Frankreich und Oeſterreich-Ungarn ſelten, meiſt wohl nur angepflanzt, kommt dagegen häufig in der elſäßer Fig. LVIII. 7 2 8 Die Flatterrüſter, U. effusa Willd. 1. Blühende Triebſpitze; — Belaubter Kurztrieb, auf der Spitze des vorjährigen Triebes mit einem Fruchtbüſchel; — 3. Einzelne Blüte; — 4. Stempel; — 5. 6. 7. Das nach oben ſpitze Samenfach mit dem ſeitlich angehefteten Samen darin und der entſchälte Same; — 8. Triebſpitze mit 2 Blüten- und 2 Laubknospen. (3—7 vergr.) ee Rheinebene auf leichtem feuchtem Boden vor und erſcheint von Belgien und den Niederlanden aus durch Mittel- und Norddeutſchland und Däne— mark bis Mittel- und Südrußland verbreitet. Die Grenzen ihres Bezirks ſind jedoch nicht genau ermittelt. Sie ſcheint überall vereinzelt aufzutreten, in den ebenen Landſtrichen der nördlichen Hälfte ihres Bezirks häufiger zu ſein, als in den gebirgigen der ſüdlichen Hälfte. Am häufigſten kommt ſie in der norddeutſchen Ebene auf leichtem ſandigem und moorigem Boden vor. Auf dem fetten Auen- und Lehmboden, wo ſie gut gedeiht, wird ſie dort zu Gunſten der Rothrüſter, deren eigentlicher Standort jene Böden ind, frühzeitig ausgehauen, weil ihr Holz weniger geſchätzt ft. Man findet ſie in Wäldern eingeſprengt, aber auch in Hecken, an Wegen, Gräben, Bächen, Fluß- und Seeufern, um Dörfer und auch in Parkanlagen als Ziergehölz angepflanzt. Ihre Höhenverbreitung iſt eine weit geringere, als bei der vorhergehenden Art. In den norddeutſchen Gebirgen wächſt ſie nicht. Ob ſie in Tirol vorkommt, iſt zweifelhaft, in Oberbaiern geht ſie nach Sendtner nicht über 1800 p. F. (584,7 Met.) und fehlt in den eigentlichen Alpen ganz. In der Schweiz kommt ſie nach Chriſt nur im Canton Schaffhauſen in der Ebene vor. Im Bairiſchen Walde ſteigt ſie nach demſelben Autor höher empor, nämlich bis 2101 p. F. (682,5 Met.), erhebt ſich aber im Mittel nicht über 1100 p. F. (357 Met.). 176. Ulmus americana Willd. Amerikaniſche Rüſter. Synonyme und Abbildungen: U. americana Willd., Enum. hort. Berol. p. 295; Planchon in Ann. des sc. nat. Bot. 1848, tom. 10, p. 268; Michx. fil., Amer. sylv. tom. 3, t. 126; U. floridana Chapm. „White Elm“ der Amerikaner. Blätter am Grunde wenig ungleich, kurz verkehrt-eiförmig-länglich oder lanzettförmig; Perig on ſchief glockenförmig, mit an einander liegenden gewimperten, Zipfeln (meiſt 8); Früchte eiförmig, ungleichſeitig, kahl, am Rande gewimpert, mit dem Flügelausſchnitt dicht anliegenden Nüßchen. — Blätter angeblich größer, Früchte kleiner als bei U. effusa, mit der U. ameri- cana bis auf ihre hellfarbige (weißliche?) Rinde übereinſtimmt. Sie wächſt in ihrem Vaterlande zu einem Baume 1. Größe und gehört ebenfalls zu den ſehr variirenden Ulmenarten. Nordamerika, von Canada (48“ 20° N. Br.) bis Georgien (42°) ver— breitet, in Europa nicht ſelten in Gärten und Anlagen. Hat ſich ſelbſt in Norddeutſchland winterhart und widerſtandsfähig gegen Fröſte, Hitze und Sturm erwieſen und iſt deshalb in der Rheinprovinz, in Baden, Han— nover, Sachſen, namentlich aber Weſt- und Oſtpreußen“) als Waldbaum ) Die amerikaniſche Rüſter iſt namentlich von der Provinzialbaumſchule zu Ragnit aus verbreitet worden, welche in den letzten 25 Jahren c. 100000 Stück Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 36 562 kultivirt worden. Die älteſten Bäume Deutſchlands (im Clever Thiergarten) beſitzen bei 140 Jahren Alter 35 — 40 Met. Höhe, einen vollholzigen geraden Schaft bis zu 26 Met. Länge, 1½ Met. Stammumfang und tragen alljährlich reichlichen und keimfähigen Samen. Anmerkung. Außer den zahlloſen Formen der europäiſchen Arten und U. americana findet man in Parken, Handels- und botaniſchen Gärten noch andere außer— europäiſche Rüſternarten, z. B. U. alata Michx., U. fulva Michx., U. pubescens Walt., U. chinensis P., U. antarctica Hort. u. ſ. w. Die drei erſtgenannten find nord- amerikaniſche Rüſtern, welche ſich nach Hartig dadurch von den europäiſchen unter— ſcheiden ſollen, daß die Seitenrippen ihrer Blätter an der Baſis durch eine Bindehaut mit dem Blattkiele verbunden ſind. Demgemäß dürften auch U. hirta und U. tri- serrata Hort., zwei Gartenrüſtern von unbekannter Herkunft, aus Amerika ſtammen. Alle dieſe ausländiſchen Rüſternarten ſind übrigens in Parken und Gärten wenig ver— breitet, weshalb ich unterlaſſe, von denſelben hier eine Beſchreibung beizufügen. U. alata, eine mit U. effusa und americana verwandte Art, welche ſich durch zweiſeitig korkflüglige Aeſte auszeichnet, iſt neuerdings auch zum Anbau als Waldbaum em— pfohlen worden. Achte Ordnung. Salzliebende Gewächſe. (Halophilae Willk.) Kräuter, ſelten Halbſträucher und Sträucher, mit einfachen meiſt ganzen abwechſelnden Blättern ohne, ſelten mit Nebenblättern. Blüten gewöhnlich zwitterlich mit kelchartigem regelmäßigem Perigon, freien Staubgefäßen und freiem (oberſtändigem) Fruchtknoten, aus denen ſich meiſt eine einſamige Schließ- oder Schlauchfrucht, ſelten eine mehrſamige Beere entwickelt. Samen eiweißhaltig. — Die wenigen aus dieſer Ordnung ſtammenden Holzgewächſe unſerer Flora gehören der Familie der Chenopodiaceen an, deren meiſte Arten Kräuter ji. Siebzehnte Familie. Meldengewächſe. (Chenopodiaceae Less.) Blätter wechſelſtändig, ſelten gegenſtändig, ohne Nebenblätter. Blüten klein, unſcheinbar, nackt oder von Deckblättern geſtützt, oft in Knäueln, mit Pflanzen abgegeben hat. 1882 waren bereits 47300 Stück Bäume in Deutſchland vor— handen von 1 bis 140 Jahre Alter. drei- bis fünfblätterigem kelchartigem Perigon, 3—5 Staubgefäßen, einem einfächrigen eineiigen Fruchtknoten, grundſtändiger Samenknospe. Einſamige Schließ- oder Schlauchfrucht, oft von dem veränderten Perigon ums ſchloſſen. Keim von mehligem Eiweiß umgeben, hufeiſen-, ringförmig oder ſpiralig. — Alle Holzgewächſe unſeres Gebiets gehören in die Abtheilung der Salſolaceen. Ueberſicht der Gattungen und Arten. a. Stämmchen und Aeſte blattlos, gegliedert, fleiſchig . Salicornia fruticosa L. b. Zweige beblättert. 4. Blüten einhäuſig. Männliche Blüten ohne Deckblatt, mit 4 — ᷑theiligem Perigon und 4—5 Staubgefäßen. Weibliche Blüten von 2 Deckblättern um— ſchloſſen, ohne Perigon. Fruchtknoten mit 2 Narben. 7 Schlauchfrucht von den verwachſenden Deckblättern wie in einer zweihörnigen Kapſel eingeſchloſſen ... Eurotia ceratoides C. A. Meyer. Tr Schlauchfrucht zwiſchen den beiden nicht verwachſenen, aber vergrößerten Deckblättern (Klappen) liegend . . . Halimus portulacoides Wallr. g. Zwitterblüten mit fünftheiligem Perigon, 5 Staubgefäßen, 2—3 Narben. Schlauchfrucht vom veränderten Perigon umſchloſſen Suaeda fruticosa Vis. XL. Salicornia L. Glasſchmelz. Grasgrüne blattloſe Kräuter und Halbſträucher. Blüten eingeſchlechtig oder zwitterlich, in Vertiefungen der Stengelglieder eingeſenkt. 17%. Salicornia fruticosa L. Strauchiger Glasſchmelz. Synonyme und Abbildungen: S. fruticosa L., Spec. pl. p. 5, Fl. dan. t. 1621, Pokorny, Holzgew. S. 132, Ettinghaus u. Pokorn., Physiot. austr. t. 212, f. 5—7. — Arthroenemon fruticosum Moqu. Tand. Halbſtrauch mit holzigen niederliegenden Stämmchen und aufſteigenden oder aufrechten fleiſchigen Aeſten. Blüten ſehr klein mit ganzblättrigem fleiſchigem Perigon, 1— 2 Staubgefäßen oder einem 2 Narben tragenden Fruchtknoten. Blütentragende Stengelglieder eine endſtändige kolbenförmige Aehre bildend. Schlauchfrucht mit dem Perigon und der Aehrenſpindel verwachſen. Auf ſalzigem Sand- und Schlammboden an der Küſte Dalmatiens und auf den benachbarten Inſeln. Iſt durch die ganze Mediterranzone verbreitet. Blüht im Juli und Auguſt. 383 „ XLI. Eurotia Adans Hornſame. 178. Eurotia eeratoides C. A. Mey. Filziger Hornſame. Synonyme und Abbildungen: E. ceratoides C. A. Mey. in Ledeb., Fl. altaica IV, p. 239. — Axyris ceratoides L. — Jacqu. Ic. I, t. 189. Aeſtiger Halbſtrauch von /,—1 Met. Höhe, mit ſternfilzigen liegenden oder aufſteigenden Aeſten. Blätter abwechſelnd, länglich, oberſte lineal, alle ganzrandig, beiderſeits grau ſternfilzig, 2—4,5 Centim. lang und 5 bis 10 Millim. breit, mit 2-3 Millim. langem Stiele. Blüten eingeſchlechtig, männliche gelblich, in endſtändigen geknäuelten beblätterten Aehren, weibliche grünlich, in blattachſelſtändigen Knäueln unterhalb der männlichen. Auf ſalzhaltigem Schuttboden an Straßen um Retz und Jetzelsdorf an der mähriſch-öſterreichiſchen Grenze, faſt ausgerottet, vielleicht aus dem Orient eingeſchleppt, wo, wie auch in Mittelaſien und in Spanien, dieſe Pflanze ihre eigentliche Heimat hat. Blüht im Auguſt und September. XLII. Halimus Wallr. Salzmelde. Kräuter und Halbſträucher des Seeſtrandes mit dicken fleiſchigen flachen Blättern. 179. Halimus portulacoides Wallr. Portulakartige Salzmelde. Synonyme und Abbildungen: H. portulacoides Wallr., Sched. crid. p. 117, Pokorny a. a. O. S. 134. — Atriplex portulacoides L., Flor. dan. t. 1889, Guimp., Holzgew. T. 209, Obione portulacoides Moqu. Tand. Aeſtiger niederliegender mit einem grauweißen mehligen Ueberzug be— deckter Halbſtrauch. Blätter gegenſtändig, untere verkehrt-eiförmig, mittlere länglich, oberſte lineal, 2 — 4,5 Centim. lang und 8— 14 Millim. breit, mit 3— 5 Millim. langem Stiel. Blüten in geknäuelten endſtändigen Aehren. Am Strande der Oſt- und Nordſee, ſowie des adriatiſchen Meeres. An allen Küſten Europas und rings um das mittelländiſche und atlantiſche Meer. Blüht im Juli und Auguſt. XLIII. Suaeda Forsk. Sodapflanze. Kräuter und Halbſträucher des Seeſtrandes und Salzbodens, mit kleinen walzigen fleiſchigen Blättern. „„ 150. Suaeda fruticosa Forsk. Sodaſtrauch. Synonyme und Abbildungen: S. fruticosa Forsk., Fl. aegypt. arab. p. 70, Pokorny a. a. O. — Chenopodium fruticosum u. Salsola fruticosa L., Smith, Engl. bot. t. 635, Sibth. Sm., Flor. graec. t. 255.1 Kleiner niederliegender Halbſtrauch mit kahlen aufſteigenden Heften. Blätter abwechſelnd, halbwalzig, ſtumpf, ungeſtielt, gedrängt ſtehend, blau— grün, 4— 7 Millim. lang, oberſte kahnförmig. Blüten ſehr klein, zu 3 in den obern Blattwinkeln, eine endſtändige beblätterte Aehre bildend. Am Strande von Trieſt und Dalmatien, wie rings um das mittel— ländiſche Meer. Blüht im Juli und Auguſt. Neunte Ordnung. Seidelbaſtähnliche Holzpflanzen. (Thymelaeae Endl.) Bäume und Sträucher, ſelten Kräuter, mit abwechſelnden, ſelten gegen— ſtändigen, meiſt lederartigen, ſtets ganzen und ganzrandigen Blättern ohne Nebenblätter. Blüten zwitterlich oder eingeſchlechtig, mit regelmäßigem ver— wachſenblättrigem corolliniſchem Perigon. Fruchtknoten ober- oder unter— ſtändig. Frucht ein Nüßchen, eine Beere oder Steinfrucht. Samen meiſt ohne Eiweiß. — Von den zu dieſer Ordnung gehörenden Familien ſind folgende zwei in unſerem Florengebiet repräſentirt: 1. Kellerhalsartige (Daphnoideae). Sommer- oder immergrüne Sträucher und Halbſträucher mit wechſel- oder gegenſtändigen Blättern. Blüten zwitterlich oder zweihäuſig, mit vier- bis fünfſpaltigem Perigon. Staubgefäße meiſt doppelt ſo viel als Perigonzipfel, ihre Beutel mit Längs— ſpalten aufſpringend. Fruchtknoten oberſtändig auf einer im Grunde des Perigons befindlichen Scheibe. Einſamiges Nüßchen oder einſamige ſaftige Steinbeere. Samen ohne oder mit fleiſchigem Eiweiß. — Gattungen: Thymelaea Tourn. und Daphne L. 2. Oleaſtergewächſe (Elaeagneae). Sommergrüne Bäume und Sträucher mit wechſel- oder gegenſtändigen, ſilberweiß oder bräunlich be— ſchuppten Blättern. Blüten zwitterlich oder eingeſchlechtig, mit außen ſilber— weiß beſchupptem Perigon. Staubgefäße den Perigonzipfeln an Zahl gleich oder doppelt ſo viele, ihre Beutel der Länge nach aufſpringend. Frucht— knoten oberſtändig. Frucht nußartig von dem fleiſchig gewordenen Perigon umſchloſſen, deshalb als eine Beere oder Steinfrucht erſcheinend, einſamig. Samen ohne oder mit ſpärlichem Eiweiß. — 566 —— Achtzehnte Familie. Seidelgewächſe. (Daphnoideae Vent.) XLIV. Thymelaea Tourn. Vogelkopf. Kräuter und Kleinſträucher mit wechſelſtändigen kleinen, oft ſchuppen— förmigen Blättern. Blüten zwitterlich oder eingeſchlechtig, mit trichter— förmigem, inwendig gefärbtem, vierſpaltigem Perigon. Staubgefäße 8. Nüßchen einſamig, von dem verwelkten Perigon umgeben. 181. Thymelaea hirsuta L. Rauhhaariger Vogelkopf. Synonyme und Abbildungen: Th. hirsuta Endl., Gen. pl.; Passerina hirsuta L., Spec. pl. p. 559, Rchb., Ic. XI., t. 550, f. 1168; Pokorny a. a. O. S. 137. Blätter dachziegelartig ſtehend, ſchuppenförmig, eilänglich, mit breiter Baſis ſitzend, oberſeits gewölbt, dunkelgrün, kahl, glänzend, unterſeits concav, weißfilzig, 3—4 Millim. lang und 2 Millim. breit. Blüten achſelſtändig, einzeln oder gehäuft; Perigon außen weißfilzig, innen gelb. — Sehr äſtiger bis ½ Met. hoher immergrüner Strauch mit überhängenden weißfilzigen Zweigen. An ſteinigen dürren Plätzen der Inſeln an der Küſte von Iſtrien und Dalmatien. Iſt durch die ganze Mediterranzone verbreitet. Blüht im April und Juni. XLV. Daphne L. Kellerhals. Sommer- oder immergrüne Klein- und Mittelſträucher mit wechſel— ſtändigen Blättern und end-, ſelten ſeitenſtändigen Zwitterblüten. Perigon beiderſeits gefärbt, trichterförmig mit vierſpaltigem Saum und 8 im Schlunde eingefügten, zwei über einander ſtehende Reihen bildenden Staubgefäßen. Beerenartige Steinfrucht mit ſaftigem oder lederartigem Fleiſche. Ueberſicht der Arten des Gebiets. 1. Blüten in endſtändigen Büſcheln. Immergrüne Kleinſträucher (mit Ausnahme von D. alpina) 2. — Blüten ſeitenſtändig 7. . Berigon roſen- bis purpurroth 3. — Perigon weiß oder gelblich 4. 3. Blätter jung am Rande gewimpert, ſpäter kahl. Perigon auswendig flaumig, nicht geſtreift; Fruchtknoten flaumig. D. Cneorum L. — Blätter vom Anfange an kahl. Perigon kahl, mit 4 Streifen, Fruchtknoten Tabl. n.. ‚ e 335 r 4. Blätter breit, ſtumpf, gegen das Ende der Zweige gedrängt ſtehend 5. — Blätter ſchmal, ſpitz, lineal, lanzettförmig. Zweige ruthenförmig, der ganzen Zange eich bel Y. Gnidium E. 5. Blätter unterſeits drüſig punktirtrt . . D. glandulosa Bert. — Blätter unterſeits nicht drüſig 6. 6. Blätter jung ſtark flaumig, faſt ſeidenhaarig, alt oberſeits kahl, unterſeits und am Rande flaumig, 2—3 Centim. laaae ng . D. alpina L. — Blätter vom Anfange an ganz kahl, 3,5 — 5,5 Centim. lang D. Blagayana Frey. — Blüten weiß, an achſelſtändigen beblätterten Stielen. Immergrüner Strauch D. Laureola L. — Blüten pfirſichroth, in ſeitenſtändigen Büſcheln, vor dem Laubausbruch ſich ent— wickelnd. Sommergrüner Strauch. D. Mezereum L. 182. Daphne Cneorum L. Wohlriechender Kellerhals. Beſchreibungen und Abbildungen: D. Cneorum L., Spec. pl. p. 357. Rchb., Ic. I. e. t. 554, f. 1176; Pokorny a. a. O. S. 141. „Steinröschen“. Blätter keilig-lineal, ſtumpf, ausgerandet, jung gewimpert, alt kahl, lederartig, ſteif, oberſeits glänzend dunkelgrün, 1,5 —2 Centim. lang. Blüten kurz geſtielt, wohlriechend, mit roſenrothem (ſelten weißem), flaumigem Perigon. Beere erbſengroß, gelbbraun. — Immergrüner kriechender Kleinſtrauch mit unten blattloſen kahlen, nach oben beblätterten flaumigen Aeſten. Auf Haiden, an ſteinigen felſigen Berglehnen, lichten Waldplätzen, beſonders auf Kalkboden in der rheinischen, ſüddeutſchen, Alpen-, ungariſchen und karpathiſchen Zone, hier und da in der mitteldeutſchen, angeblich in Schleſien. Steigt nach Sendtner im Bairiſchen Walde bis 1300 p. F. (422 Met.), in Oberbaiern bis 2700 p. F. (877 Met.), in Niederöſterreich nach Zahlbruckner bis 4000 w. F. (1264 Met.). Sit bis Spanien, Oberitalien und Rußland verbreitet. Blüht im Mai und Juni. 183. Daphne striata Tratt. Geſtreifter Kellerhals. Beſchreibungen und Abbildungen: D. striata Tratt. Archiv. d. Gew. Taf. 133, Rchb., Ic. I. c. t. 554, f. 1177, Pokorny a. a. O. S. 142. — „Steinröſel, Bergroſen“. Blätter länger, bis 2,5 Centim. lang, vom Anfang an kahl; Blüten größer, mit kahlem der Länge nach geſtreiftem Perigon. — Niedriger Klein— ſtrauch mit kahlen Zweigen, der vorigen Art ſehr ähnlich. In den Kalkalpen, ſeltener in den Schieferalpen der Schweiz (doch häufig in Graubünden), Oberbaierns, der öſterreichiſchen Alpenländer, angeblich in den Karpathen Ungarns. Wächſt in Oberbaiern nach Sendtner zwiſchen Zu Do 5200 und 6800 p. F. (1689 und 2209 Met.), ſteigt nah Simony am Wormſer Joch (auf Thonſchiefer) bis 8300 p. F. (2696 Met.) empor.“ Tritt inſelartig in graſigen ſonnigen, beſonders nach Süden oder Oſten exponirten Abhängen in der Krummholzregion auf. Iſt ſüdwärts bis Unter— italien verbreitet. Blüht im Juni und Juli. 154. Daphne Gnidium L. Nispenblütiger Kellerhals. Beſchreibungen und Abbildungen: D. Gnidium L., Spec. pl. p. 357. Rchb., Ic. J. e. t. 553, f. 1173, Pokorny a. a. O. S. 143. Blätter lineal⸗lanzettlich, ſtachelſpitzig, kahl, oberſeits hell-, unterſeits fahlgrün, 2,5—3,5 Centim. lang und 5—8 Millim. breit. Blüten in rispigen Sträußen, mit weißem behaartem Perigon. Beeren länglich-xund, rothgelb. — Aufrechter bis 0,7 Met. hoher Strauch mit ruthenförmigen, flaumigen, dicht beblätterten Zweigen. Blos in Dalmatien bei Cattaro auf ſonnigen bebuſchten Kalkhügeln. Durch die ganze Mittelmeerzone verbreitet. Blüht im Juli und Auguſt. 185. Daphne glandulosa Bert. Drüſiger Kellerhals. Beſchreibungen und Abbildungen: D. glandulosa Bertol., Amoen. ital. p. 356. Rchb., Ic. I. c. f. 1174, Pokorny a. a. O. S. 140. Blätter länglich-verkehrt-eiförmig, unterſeits drüſig, jung behaart, alt oberſeits kahl glänzend dunkelgrün, unterſeits lang und ſteifhaarig, 18 bis 22 Millim. lang, 6— 10 Millim. breit, oben ſommer-, unten immergrün. Blüten in endſtändigen Büſcheln, mit weißem ſeidig-haarigem Perigon. Beeren länglich, roth. — Aufrechter Kleinſtrauch mit dickem warzigem Stamm und dicht beblätterten Aeſten, nach Gerbſtoff riechend. In den Alpen Südtirols, ſelten. Iſt ſüdlich und ſüdweſtlich bis Sicilien, Corſica und Sardinien verbreitet. Blüht vom Mai bis Juli. 186. Daphne alpina L. Alpen-Kellerhals. Beſchreibungen und Abbildungen: D. alpina L., Spec. pl. p. 356, Rchb., Ic. I. c. f. 1175, Pokorny a. a. O. S. 139. Blätter keilig-lanzettförmig oder länglich-verkehrt-eiförmig, jung flaumig bis ſeidenhaarig, alt oberſeits kahl dunkelgrün, unterſeits flaumig, 2— 3 Centim. lang und 6— 8 Millim. breit. Blüten ſitzend, gebüſchelt, wohlriechend (Abends), mit weißem zottig behaartem Perigon. Beeren rothgelb. — Sommergrüner, ſehr äſtiger bis 1 Met. hoher Kleinſtrauch mit kurzen, jung weißhaarigen, alt querrunzligen Aeſten. 20000 An ſteinigen felſigen Hügeln der Alpen der Schweiz und der ſüdlichen Alpen Oeſterreichs (Südtirols, Südſteiermarks und Krains, nach Hinter— huber auch in Kärnthen und im Salzburgiſchen), in Iſtrien, Dalmatien, Croatien und Siebenbürgen auf Voralpen, überall ſtellenweis. Iſt bis in die Pyrenäen, bis Unteritalien, Griechenland und Creta verbreitet. Blüht im Mai und Juni. Anmerkung. Ob D. Lerchenfeldiana Schur in Enum. pl. Trans. p. 588 eine Varietät von D. alpina oder eine ſelbſtändige Art ſein mag, läßt ſich aus der vom Autor gegebenen Diagnoſe nicht erkennen. Wächſt bei Kronftadt. 187. Daphne Blagayana Frey. Blagay's Kellerhals. Beſchreibungen und Abbildungen: D. Blagayana Freyer, Rchb., Ic. I. C. t. 555, f. 1180, Pokorny a. a. O. S. 141. Blätter verkehrt-eiförmig oder länglich-werkehrt-eiförmig, kahl, ober— ſeits dunkel-, unterſeits hellgrün, 3,5 —5,5 Centim. lang und 14— 25 Millim. breit. Blüten in dichten an der Baſis von Deckblättern umgebenen Büſcheln, mit gelblichem behaartem Perigon. — Sommergrüner (?) niedriger Kleinſtrauch mit kriechenden fadenförmigen Stämmchen. Wächſt blos auf dem St. Lorenziberge bei Billichgrätz in Krain, wo er vom Grafen Blagay 1837 entdeckt wurde und in Wäldern gefunden: wird. Blüht im Mai. 188. Daphne Laureola L. Lorbeer-Kellerhals. Beſchreibungen und Abbildungen: D. Laureola L., Spec. pl. p. 357, Rchb., Ie. 1. e. f. 1179, Pokorny a. a. O. S. 139. Blätter keilig-lanzettförmig oder länglich, ſehr ſpitz, in einen kurzen Stiel verſchmälert, kahl, oberſeits glänzend dunkel-, unterſeits mattgrün, alt lederartig, 5 — 8 Centim. lang und 1,6 — 3 Centim. breit. Blüten mit dem Laubausbruch erſcheinend, an achſelſtändigen mit Deckblättern beſetzten Stielen traubig, mit grünlich-gelbem Perigon. Beeren eiförmig, ſchwarz. — Immergrüner Kleinſtrauch von 0,3—0,7 Met. Höhe mit dicken biegſamen Zweigen. In Bergwäldern auf ſteinigem trockenem Boden in der weſtlichen Schweiz, den öſterreichiſchen Alpenländern und in Siebenbürgen, nicht häufig, beſonders auf Kalk und Sandſtein. Iſt bis Portugal, England und Schottland, Unteritalien und bis in die Türkei verbreitet. Blüht im März und April. * 189. Daphne Mezereum L. Gemeiner Kellerhals. Beſchreibungen und Abbildungen: D. Mezereum L., Spec. pl. p. 356, Hayne, Arzneigew. III, Taf. 43, Rchb., Ie. t. 556, Pokorny a. a. O. S. 138, Ettingh. u. Pokorn., Physiot. pl. austr. t. 222. „Kellerhals, Seidelbaſt, Zeiland“. Blätter keilig-lanzettförmig, ſpitz, in einen ſehr kurzen Stiel ver— ſchmälert, kahl, dünn, oberſeits hell-, unterſeits bläulichgrün, erwachſen 7—9 Centim. lang und 2,5—4,5 Centim. breit. Blüten vor dem Laub— ausbruch ſich entwickelnd, in ſeitenſtändigen Büſcheln in den Achſeln der vorjährigen abgefallenen Blätter, eine unterbrochene walzige Aehre unter der Endknospe der Zweige bildend, aus der ſich ſpäter ein beblätterter Trieb entwickelt. Perigon pfirſichroth, ſelten weiß, wohlriechend. Beere länglich, glänzend ſcharlachroth. — Sommergrüner aufrechter Strauch von 0,3— 1 Met. Höhe, durch Kultur zu einem Bäumchen werdend. Zweige ruthenförmig, mit glatter dicker weicher gelblichbrauner Rinde bedeckt. In ſchattigen Wäldern auf humoſem, fruchtbarem, friſchem bis feuchtem Boden, durch das ganze Gebiet, in der ſüdlichen Hälfte deſſelben nur in Bergwäldern, im Bairiſchen Wald nach Sendtner bis 2805 p. F. (911,2 Met.), in den bairiſchen Alpen bis 5800 p. F. (1884 Met.), in den öſterreichiſchen Alpen (am Steinernen Meer) nach Simony bis 5800 w. F. (1833 Met.) emporſteigend. Iſt über faſt ganz Europa verbreitet, wird nicht ſelten als Ziergehölz kultivirt, blüht im Süden im Februar bis März (häufig im Spätherbſt zum zweiten Male), im Norden im April, reift die Früchte im Juni oder Juli. Neunzehnte Familie. Oleaſterartige Laubhölzer. (Elaeagneae R. Br.) XLVI. Elaeagnus L. Oleaſter, Oelweide. Sommergrüne Bäume und Sträucher mit wechſel- oder gegenſtändigen Blättern, welche wie auch die Zweige und Knospenſchuppen mit ſehr kleinen ſilberglänzenden angedrückten Schüppchen bedeckt ſind. Blüten zwitterlich, ſelten eingeſchlechtig, mit glockenförmigem vierſpaltigem außen ſilberſchuppigem Perigon, deſſen Schlund durch einen kegelförmigen Ring verengt iſt, und 4 Staubgefäßen. Unechte Steinfrucht mit fleiſchiger Hülle, welche aus der äußern Schicht des vergrößerten Perigons entſteht, während die innere knochen— hart werdend eine die einſamige Nußfrucht umgebende Schale bildet. — Arten: E. angustifolia L. und E. argentea Pursh. C 190. Elaeagnus angustifolia L. Schmalblättriger Oleaſter. Synonyme und Abbildungen: E. angustifolia L., Sp. pl. p. 121, Rehb., Ic. 1. c. t. 549, f. 1166, Pokorny a. a. O. S. 144. Nördlinger, Forſtbot. II, S. 201. — E. hortensis M. Bieb. „Oelweide, wilder Oelbaum, böhmiſcher Oelbaum“. Blätter lineal- bis eilanzettförmig oder elliptiſch, ſpitz oder ſtumpf, in den Stiel verſchmälert, beiderſeits beſchuppt, oberſeits graugrün, unterſeits ſilberweiß, erwachſen 5—8 Gentim. lang und 8 — 18 Millim. breit mit 6—8 Millim. langem Stiele. Blüten (Zwitterblüten) mit den Blättern ſich entwickelnd, nach der Ausbildung der letzteren aufblühend, kurz geſtielt, zu 2—3 in den Blattwinkeln, zwitterlich, mit außen ſilberglänzendem, innen kahlem goldgelbem Perigon und eingeſchloſſenen Staubgefäßen, ſehr wohl— riechend. Scheinfrucht länglich, der Kornelkirſche (ſ. d.) ähnlich, bis 2 Centim. lang, rothgelb, mit ſüßlichem Fleiſch. — Baum von 5—7 Met. Höhe oder Mittel- bis Großſtrauch, mit ſilberweißſchuppigen Trieben. Aeltere Zweige glänzend rothbraun, kahl; Kurztriebe oft dornſpitzig. Holz leicht, gelb mit braunem Kern. Urſprünglich heimiſch in Mittel- und Vorderaſien, wo dieſe Holzart zu einem ſehr anſehnlichen Baume erwächſt und zugleich als Obſtbaum kultivirt wird, hat ſich der Oleaſter durch die ganze Mediterranzone verbreitet und wird derſelbe daher auch in Dalmatien und Iſtrien, ſowie auf den Inſeln Oſero und Luſſin ſpontan (oder richtiger verwildert?) an— getroffen, ſowie überall als Ziergehölz. Der wilde oder verwilderte Oleaſter iſt ſtets dornig, der kultivirte meiſt dornenlos. Verwildert ſoll derſelbe noch in Siebenbürgen vorkommen. Als Ziergehölz wird er auch in unſerem ganzen Florengebiet mit Ausnahme der baltiſchen Provinzen, wo er nur noch ſchwierig fortkommt, in Gärten und Parkanlagen angepflanzt. Blüht im Juni, reift die Früchte (doch nur im Süden unſeres Gebiets) im September. 191. Elaeagnus argentea Pursh. Amerikaniſcher Oleaſter. Beſchreibungen und Abbildungen: E. argentea Pursh, Flor. Amer. sept., Wats., Dendrol. II, t. 161. Blätter länglich-eirund, beiderſeits ſilberglänzend, bis 8 Centim. lang und bis 2,5 Centim. breit, mit 11,5 Gentim. langem Stiele. Blüten eingeschlechtig-zweihäufig, meiſt einzeln, hängend, wohlriechend, innerlich gelb— grün, männliche mit 8 Staubgefäßen. — Großſtrauch mit von broncefarbenen Schuppen bedeckten jungen Zweigen. Bewurzelung weit umherſtreichend, reichliche Ausſchläge bildend. „ In Nordamerika von Miſſouri bis Mexico heimiſch, desgleichen in Mittelaſien, in unſerem Gebiete, beſonders in deſſen nördlicher Hälfte häufig als Ziergehölz angepflanzt. Gedeiht noch im öſtlichen Livland im Freien. Eignet ſich wegen ſeiner namentlich in loſem Sandboden, wo er noch ganz gut fortkommt, weit umherſtreichenden und zahlreiche Lohden entwickelnden Wurzeln zur Befeſtigung des Dünenſandes; iſt zu dieſem Zwecke z. B. bei Memel mit Erfolg angebaut worden. Blüht im Juni und Juli, reift aber im Norden unſeres Gebiets ſeine Früchte nicht. XLVII. Hippophaé L. Sanddorn. Sommergrüne Bäume und Sträucher mit wechſelſtändigen Blättern, welche oberſeits mit Sternhaaren, unterſeits ſammt den Trieben mit Schüppchen bedeckt ſind. Blüten mit dem Laubausbruch ſich entwickelnd und entfaltend, zweihäuſig, männliche mit zweiblättrigem Perigon und 4 Staubgefäßen, weibliche mit röhrigem zweiſpaltigem Perigon ohne Schlundring. Frucht ein einſamiges, von dem fleiſchig gewordenen Perigon umſchloſſenes und deshalb als eine Beere erſcheinendes Nüßchen. — Einzige in Europa vor— kommende Art: H. rhamnoides L. 192. Hippopha@ rhamnoides L. Gemeiner Sanddorn. Beſchreibungen und Abbildungen: H. rhamnoides L., Sp. pl. p. 1023, Hartig, Forſtl. Kulturpfl. S. 467 Taf. 60, Rehb., Ie. I. c. f. 1165, Pokorny a. a. O. S. 145, Nördlinger a. a. O. S. 202. en Blätter lineal-lanzettförmig, oberſeits dunkelgrün von zerftreuten Sternhaaren weiß punktirt, unterſeits ſilberweiß, an der Mittelrippe ſammt dem Stiel und den jungen Trieben roſtbraun beſchuppt, ausgewachſen 4 bis 5 Centim. lang und 5—6 Millim. breit, mit 1—3 Millim. langem Stiele. Blüten ſehr klein, unſcheinbar, zwiſchen den unterſten ſchuppenförmigen Blättern (Niederblättern) der austreibenden Seitenknospen (Kurztriebe) ver— borgen, männliche gelb, mit in 2 zungenförmige Lappen getheiltem Perigon, weibliche grünlich, mit auswendig dicht von Sternhaaren bedecktem Perigon; Fruchtknoten mit einer aufrechten zungenförmigen Narbe. Scheinbeere länglich-kugelig, erbſengroß, goldgelb mit braunen Punkten; Samen glänzend ſchwarzbraun. — Mittel- bis Großſtrauch, durch die Kultur auch zu einem kleinen Baum werdend. Zweige ruthenförmig, ſammt den Kurztrieben dornſpitzig, ältere Langtriebe auch mit ſeitenſtändigen Dornen. Rinde an den jungen Zweigen erſt drüſig behaart, dann weißgrün, an älteren dunkel— braun und glatt, an Stämmen eine graubraune, riſſige und ſchuppige Borke. Holz leicht bis ſchwer, dann auch hart und eine ſchöne Politur annehmend. . Bewurzelung weit ſtreichend, namentlich auf Sandboden, ebenfalls reichliche Ausſchläge treibend. Auf Sandboden in den Küſtengegenden der Oſt- und Nordſee, ſowie an den Ufern der in das Meer mündenden Ströme und Flüſſe, ferner auf ſandigem und jchotterigem Alluvialboden am Ufer der größeren Flüſſe in der Alpenzone, wo er (z. B. in Oberbaiern an der Iſar, am Lech, an der Iller und Amme, an der Donau bis unterhalb Wien) häufig in Geſellſchaft von Salix incana und Myricaria germanica vorkommt. In der Schweiz bildet er an der unteren Rhone ausgedehnte meterhohe Gebüſche. Steigt in den bairiſchen Alpen nach Sendtner bis 3000 p. F. (974,5 Met.), in Tirol nach Hausmann bis 4300 w. F. (1359 Met.) empor, fehlt in den nördlichen, öſtlichen und ſüdlichen Kronländern Oeſterreichs. Iſt über die Grenzen unſeres Gebiets hinaus nördlich bis England, Norwegen (bis 6756, Br.), Schweden (bis Haparanda, 65“ 50, Br.) und Livland, öſtlich bis Sibirien, in die Kaukaſusländer und Perſien, ſüdlich bis Italien, weſtlich bis Andaluſien verbreitet. Eignet ſich ebenfalls zur Bindung des loſen Dünenſandes, wird in unſerem Gebiete häufig als Ziergehölz angepflanzt und blüht im Süden deſſelben im April bis Anfang Mai, im Norden im Juni. Reift die Beeren im September oder Oktober. II. Ganzblumige dikotyle Laubhölzer. (Gamopetalae.) Zehnte Ordnung. Gehäuftblütige. (Aggregatae Endl.) Blüten ſehr gedrängt ſtehend, in Köpfchen oder Trugdolden. Frucht— knoten unterſtändig. Einſamige Schließfrucht. Zwanzigſte Familie. Korbblütler. (Compositae Vaill.) Kräuter, ſelten Holzgewächſe, mit meist abwechſelnd geſtellten einfachen Blättern ohne Nebenblätter. Blüten in ein Körbchen (Blütenkorb, cala- a. en thium. flos compositus) gruppirt, welches von außen her mit einer Hülle von Deckblättern (Hüllkelch, Korbhülle, anthodium) verſehen iſt, innerhalb derſelben auf einem ſehr verſchieden geſtalteten Träger (Fruchtboden, recep- taculum) eingefügt, zwitterlich oder eingeſchlechtig. Kelch oberſtändig, rudimentär, aus Schuppen, Haaren oder Borſten beſtehend, nach der Blüte— zeit auswachſend und gewöhnlich auf der Frucht als Fruchtkrönchen (pappus) ſtehen bleibend. Blumenkrone röhrig, zweilippig oder bandförmig. Staubgefäße 5, der Blumenkronenröhre eingefügt mit in eine Röhre verwachſenen nach innen aufſpringenden Beuteln. Fruchtknoten ein— fächerig mit einer grundſtändigen umgekehrten Samenknospe. Schließ— frucht (Akene, achaenium) klein, einſamig, Same eiweißlos. — Die Compoſiten, die größte Familie der Samenpflanzen les ſind mehr als 10,000 Arten bekannt) ſind über die ganze Erdoberfläche verbreitet, aber beſonders in der gemäßigten Zone heimiſch. Sie bilden in allen Floren einen bedeutenden Procenttheil der Artenzahl. Holzgewächſe ſind jedoch ſelten unter ihnen und die in unſerem Florengebiet vorkommenden nur Halbſträucher oder Kleinſträucher, welche faſt alle die adriatiſche Zone be— wohnen und höchſtens als Standortsgewächſe ein forſtliches Intereſſe bieten. De Candolle der Aeltere hat die Compoſiten nach der Form der Blumenkrone in drei Unterfamilien getheilt (Tubuliflorae, mit röhriger, Labiatiflorae, mit zweilippiger und Liguliflorae, mit zungenförmiger Blumenkrone), welche wieder in mehrere Diviſionen und viele Tribus ab— getheilt worden ſind. Die hier zu erwähnenden Holzgewächſe gehören zu den Tubulifloren und zwar zu den Diviſionen der Corymbiferae und Cynarocephalae und den Tribus der Anthemideae, Gnaphalieae und Serratuleae. Ueberſicht der Gattungen. J. Alle Blüten mit röhriger oder die randſtändigen mit zungenförmiger, wohl auch fadenförmiger Blumenkrone, Griffel der Zwitterblüten in 2 freie Schenkel getheilt, unterhalb der Theilung nicht ae verdickt. — Blütenkörbchen häufig in Dolden— Kallen 1 .. Corymbiferae Cass. a. Staubbeutel 8 Pappus als ein 1 ſchuppen- oder fronen- förmiger Rand ausgebildet, oder fehlend... Anthemideae Cass. 6. Blütenkörbchen in Doldentrauben. Pappus fehlend. 7 Randblüten weiblich, mit zungenförmiger Blumenkrone, die übrigen zwitterlich, mit röhrig-trichterförmiger Blumenkrone . Achillea L. Alle Blüten zwitterlich, mit röhriger Blumenkrone . Diotis Less. 6. Blütenkörbchen einzeln an der Spitze der Zweige. Alle Blüten zwitterlich, mit röhrig-glodenförmiger Blumenkrone. Pappus fehlend Santolina L. „. Blütenkörbchen in rispig gruppirten Aehren oder Trauben. Blüten bald alle zwitterlich mit röhrig-trichterförmiger Blumenkrone, bald die randſtändigen weiblich, mit fadenförmiger Blumenkrone. Pappus fehlend Artemisia L. 5 —1 575 b. Staubbeutel am Grunde mit 2 pfriemenförmigen Anhängſeln (geſchwänzt) oder ungeſchwänzt. Pappus haari gg.... Gnaphalieae Less. d. Blütenkörbchen in Doldentraube, mit trockenhäutigen glänzendgelben oder gelbbraunen Hüllſchuppen, welche im Fruchtzuſtande zuſammenſchließen. Staubbeutel gejchwänzt. . .. ies DC. e. Blütenkörbchen einzeln, mit Aaken han igen glänzend hellbraunen Hüll— ſchuppen, welche im Fruchtzuſtande ſternförmig ausgebreitet ſind. Staub— beutel ungeſchwänztt . .. 3 nalen . II. Alle Blüten mit röhriger e len Griffel unterhalb der Theilung in zwei Schenkel knotig verdickt und daſelbſt pinſelförmig behaart, Schenkel oft zuſammengewachſen .. Cynarocephalae Juss. Staubbeutel geſchwänzt. Pappus haarig .. . Serratuleae Less. Blütenkörbchen einzeln, endſtändig. Pappus aus einer Reihe von Haaren ge— bildet, welche an der Baſis bündelförmig verwachſen find. Staehelina DC. XLVIII. Achillea L. Schafgarbe. Blütenkörbchen klein, in ſchirmförmigen zuſammengeſetzten Dolden— trauben an der Spitze des Stengels oder der Aeſte, mit dachziegelig ge— ſtellten Hüllſchuppen. Randblüten wenige mit kurzer rundlicher Zunge. Fruchtboden flach, kegel- oder ſpindelförmig, ſpreuſchuppig. Akenen zuſammengedrückt, länglich oder verkehrt-eiförmig. — Die meiſten Arten ausdauernde Kräuter. 193. Achillea abrotanoides Vis. Stabwurzähnliche Schafgarbe. Beſchreibungen und Abbildungen: A. abrotanoides Vis., Fl. dalm. II, p. 81. — Rchb., Ic. fl. germ. XVI, t. 132, II. — Pokorny, Holzgew. ©. 147. Blätter im Umriß eiförmig, untere doppelt-fiedertheilig, oberſte ein— fach fiedertheilig, alle mit linealen ſtachelſpitzigen Zipfeln, vertieft punktirt, aſchgrau behaart, 2— 4 Centim. lang und 1—2 Centim. breit. Zungen— blüten weiß, dreikerbig, Röhrenblüten gelblich. — Kleiner Halbſtrauch mit aufſteigenden bis 16 Centim. langen Stengeln und kleinen Doldentrauben. Dalmatien: an ſonnigen Felſen des Berges Orien in Crivoſcin, . 5000 w. F. (1580,4 Met.) hoch, ſelten (Neumeyer). Blüht vom Juni bis Auguſt. XLIX. Santolina L. Cypreſſenkraut. Blütenkörbchen klein, einzeln, endſtändig, aufrecht, mit dach— ziegeligen Hüllſchuppen. Blüten von gleicher Geſtalt, röhrig, mit fünf— zähnigem Saum. Fruchtboden gewölbt, ſpreuſchuppig. Akenen zu— ſammengedrückt, länglich. — Aromatiſche Halb- und Kleinſträucher der Mediterranzone. 194. Santolina Chamaeeyparissus. Gemeines Cypreſſenkraut. Synonyme und Abbildungen: S. Chamaecyparissus L., Spec. pl. p. 1179. — Pokorny a. a. O. S. 148. — Achillea Chamaeeyparissus Rchb., Ic. I. C. t. 121, II. Blätter länglich-lineal, dicklich, wurm- oder kätzchenförmig, die untern gedrängt ſtehend, vierzeilig fiederartig-kammſpaltig, oberſte entfernt ſtehend, oft nur zweireihig fiedernervig-gekämmt, I- Centim. lang. Blüten gold— gelb, mit kleinen gelben Drüſen beſtreut. — Immergrüner Halbſtrauch mit vielen ruthenförmigen aufrechten, graufilzigen, 16-—-50 Centim. langen Aeſten, von unangenehmen ſtarkem Geruch. Variirt mit faſt kahlen grünen Blättern (S. viridis Pucc. nicht L., S. Chamaecyp. H. humilior Bertol.), mit feinfilzigen grünlichweißen Blättern und Aeſten (S. squarrosa Willd., S. ericoides Poir.) und mit dick weißfilzigen (S. incana Lam.). Auf ſonnigen ſteinigen trocknen Kalkhügeln in Iſtrien, Croatien und Dalmatien; häufig in Bauerngärten in Oeſterreich und Deutſchland kultivirt (auch auf Gräbern und als Topfpflanze), verwildert in Weinbergen von Unter-Steiermark. Iſt durch die ganze Mediterranzone verbreitet. — Blüht im Juli und Auguſt. L. Diotis Desf. Ohrblume. Blütenkörbchen in lockerer ſchirmförmiger Doldentraube, mit halb— kugliger dachziegelſchuppiger Hülle. Blüten von gleicher Geſtalt, Blumen— krone röhrig, unter dem fünfzähnigen Saume eingeſchnürt und am Grunde öhrchenartig erweitert. Fruchtboden gewölbt, ſpreuſchuppig. Akenen länglich, ſcharfkantig. 195. Diotis candidissima Desf. Schneeweiße Ohrblume. Synonyme und Abbildungen: D. candidissima Desf., Fl. atlant. II, 261. — Rchb., Ic. I. c. t. 107, III. — Pokorny a. a. O. S. 118. — Santolina und Filago maritima L. — Athanasia maritima Spr. Blätter ſtengelumfaſſend, länglich oder faſt ſpatelförmig, gezähnt, 8—12 Millim. lang und 3—5 Millim. breit, ſammt dem Stengel, Aeſten und Korbhüllen mit einem dicken weichen ſchneeweißen Filz bekleidet. Blüten goldgelb. — Kleiner Halbſtrauch mit aufſteigenden oder nieder— liegenden Stengeln von etwa 15 Centim. Länge. 577 Auf Flugſand am Meeresſtrande der Inſel Liſſa (am Scoglio Bufi nach Petter); in den Strandgegenden des ſüdlichen und weſtlichen Europa verbreitet. — Blüht im Juni und Juli. LI. Artemisia L. Beifuß, Wermuth. Blütenkörbchen klein, in beblätterten oft rispig gruppirten Aehren oder Trauben, mit dachziegelſchuppiger Hülle. Blüten meiſt zweigeſtaltig, Randblüten (weibliche) fadenförmig, die übrigen (zwitterliche) röhrig mit fünfzähnigem Saume. Fruchtboden flach oder gewölbt, ohne Spreu— ſchuppen. Akenen verkehrt-eiförmig ſtielrund. — Kräuter und Halb— ſträucher, ſelten Sträucher. Artenreiche Gattung, in viele Rotten zerfallend. * Fruchtboden behaart (Absynthium DC.) 196. Artemisia arborescens L. Baumartiger Wermuth. Beſchreibungen und Abbildungen: A. arborescens L., Spec. pl. p. 1188. — Rchb., Ie. I. c. t. 138, II. — Pokorny a. a. O. S. 149. Blätter mit einem dichten grauweißen ſeidenglänzenden Filz bedeckt, untere lang geſtielt, dreifach fiedertheilig, mittlere kurz geſtielt, einfach bis doppelt fiedertheilig, oberſte dreitheilig bis ganz; Zipfel breit lineal, 1 bis 3 Millim. breit. Blätter 2—6 Centim. lang und breit, mit 5—30 Millim. langem Stiele. Blütenkörbchen auf kurzem dickem Stiel, nickend, halb— kuglig, in einſeitswendigen Trauben, mit filziger Hülle, goldgelben Blüten. Aufrechter oder aufſteigender Strauch von 1—1,2 Met. Höhe, mit ruthen— förmigen nackten aſchgrau berindeten Aeſten. In Felsſpalten am Meeresufer des ſüdlichen Dalmatien ſtellenweis (bei Budua, auf den Inſeln Pelagoſa und Leſſina). An den Geſtaden des mittelländiſchen Meeres bis Portugal verbreitet. Blüht vom Juni bis Auguſt. 197. Artemisia camphorata Vill. Kampherduftender Beifuß. Synonyme und Abbildungen: A. camphorata Vill., Fl. Dauph. III, p. 242; Rchb., Ic. 1. c. t. 142, II; Pokorny a. a. O. S. 150. — A. subcanescens Willd., A. rupestris Scop., A. Biasolettiana Vis., A. intermedia Host. Blätter kahl und grün oder ſpinnwebartig behaart und graugrün, untere lang geſtielt, doppelt fiedertheilig, mittlere einfach fiedertheilig, obere dreitheilig, ährenſtändige ſitzend, ganz lineal; Zipfel ſchmal lineal, ſteif, ſtarr, mit einer knorpligen Schwiele an der Spitze, 0,5 — 0,8 Millim. breit. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 37 a Untere Blätter 2— 4 Centim. lang und 1,5—2,5 Centim. breit, mit 1 bis 2,5 Centim. langem Stiel. Blütenkörbchen nickend, halbkuglig, mit filziger Hülle und gelben Blüten in endſtändigen Trauben. — Nach Kampher riechender Halbſtrauch von 0,3—1 Met. Höhe, mit zahlreichen aufſteigenden ruthenförmigen Zweigen. Auf trocknen, ſandigen und ſonnigen Hügeln und Triften, an Weg— rändern, namentlich auf Kalkboden, in Südtirol, Krain, Iſtrien, Croatien und Dalmatien häufig; auch im ſüdlichen Steiermark, im ungariſchen Tief— lande nordwärts bis zum Neuſiedlerſee, in Siebenbürgen (am Oeeſem Teteje im Szeklerlande nach Schur); in der Schweiz, im Elſaß und in Lothringen. Iſt ſüdwärts bis Sicilien, weſtwärts bis Spanien verbreitet. Blüht im September und Oktober. ** Fruchtboden kahl (Abrotanum Bess.) 198. Artemisia Abrotanum L. Stabwurz. Synonyme und Abbildungen: A. Abrotanum L., Spec. pl. p. 1185; Rchb., Ie. I. C., II t. 150 (ſchlecht); Hayne, Arzneigew. XI, T. 22; Pokorny a. a. O. S. 150. — „Citronenkraut, Kampherkraut, Eberraute“. Blätter anfangs flaumig, ſpäter kahl, bläulichgrün, untere lang geſtielt, dreifach fiedertheilig, 4 — 6 Centim. lang und breit, mit 1,5 bis 2,5 Centim. langem Stiele, mittlere kurz geſtielt, doppelt fiedertheilig, oberſte ſitzend, einfach fiedertheilig bis ganz; Zipfel fadenförmig ſpitz. Blüten— körbchen ſehr klein, an beblätterten Seitenzweiglein nickend, mit flaumiger Hülle und gelblichen Blüten, längs des obern Theiles der ruthenförmigen Aeſte lange ſchmale Rispen bildend. — Aufrechter Strauch von 1,5 bis 2 Met. Höhe mit dicht beblätterten Zweigen, aromatiſch wohlriechend. Aus Aſien ſtammend, in Küchen- und Bauerngärten ſowie auf Kirchhöfen im ganzen Gebiet häufig kultivirt. — Blüht im Auguſt und September. 199. Artemisia panieulata Lam. Rispenblütiger Beifuß. Synonyme und Abbildungen: A. paniculata Lam., Encyel. I, p. 265; Rchb., Ie. I. C. t. 146, II; Pokorny a. a. O. S. 151. — A. procera Willd., A. naronitana Vis. Unterſcheidet ſich von voriger Art, der ſie ſehr ähnlich, durch lebhaft grüne Blätter, größere in einſeitswendige Trauben geſtellte Blütenkörbchen mit faſt kahler Hülle und goldgelben Blüten. Blätter zuletzt ganz kahl, Verzweigung ſehr reich. An Aderrainen im Thale der Narenta (Narona) bei Metcovich und Koiesko in Dalmatien (nach Petter). Wächſt auch in Italien, Spanien und Portugal. Blüht im Auguſt und September. IE Helichryson De "Suntortelke Blütenkörbchen klein, in Doldentrauben, mit eifürmiger oder walziger, dachziegelſchuppiger Hülle. Blüten röhrig, mit fünfzähnigem Saume, randſtändige weiblich. Fruchtboden nackt. Akenen länglich, ſtielrund mit haarigem Pappus. — Kräuter und Halbſträucher, der Mehr— zahl nach in der Mediterranzone heimiſch. 200. Helichryson angustifolium DC. Schmalblättrige Immortelle. Synonyme und Abbildungen: H. angustifolium DC., Fl. franc. V, p. 467; Rchb., Ic. I. c. t. 59, II. — Gnaphalium italicum Roth; Pokorny a. a. O. S. 152. Blätter ſitzend, ſchmal lineal, am Rande zurückgerollt, faſt fadenförmig, jung filzig gelblichgrün, alt kahl dunkelgrün, 1,5 — 4 Centim. lang und 1— 2 Millim. breit. Blütenkörbchen in lockern Doldentrauben an der Spitze der einfachen dünnen weißfilzigen Zweige, geſtielt, aufrecht, mit glänzend gelbbraunen Hüllſchuppen und goldgelben Blüten. — Niedriger Halbſtrauch mit aufrechten gleich hohen Blütenzweigen. Auf trocknen ſonnigen Hügeln, an Felſen, an ſandigen Flußufern und ſelbſt am Meeresſtrande in Iſtrien, Croatien und Dalmatien häufig. Iſt durch das ganze mediterrane Europa von der Türkei und Griechenland aus bis Spanien verbreitet. — Blüht vom Juni bis September. LIII. Phagnalon L. Darrkraut. Blütenkörbchen klein, meiſt einzeln am Ende der Zweige, mit eiförmiger dachziegelſchuppiger Hülle. Blüten zweigeſtaltig, die Randblüten (weibliche) fadenförmig, die übrigen (zwitterliche) trichterförmig mit langer Röhre und fünfzähnigem Saume. Fruchtboden nackt. Akenen walzig mit haarigem Pappus. — Halbſträucher der Mediterranzone. 201. Phagnalon saxatile Cass. Steinliebendes Darrkraut. Synonyme und Abbildungen: Ph. saxatile Cass., Bull. philom. 1819, p. 174; Rchb., Ic. 1. c. t. 29, II; Pokorny a. a. O. S. 152. — Conyza saxatilis L. Blätter jung beiderſeits, ſpäter blos unterſeits wollig-filzig weiß, ober— ſeits flockig, ſonſt grün, lineal-lanzettförmig oder lineal, ganzrandig oder 37 5807 —— gezähnt und wellig, untere geſtielt, obere ſitzend, 2— 2,5 Centim. lang und 3— 4 Millim. breit, an den ſterilen Zweigen gedrängt ſtehend. Blüten— körbchen auf langen nackten endſtändigen weißfilzigen Stielen, eiförmig, 1 Centim. lang, mit kahlen glänzend grünlichbraunen Hüllſchuppen und blaß— gelben Blüten. — Aufrechter zwerghafter Halbſtrauch mit gleichhohen Blütenzweigen, handhohe Raſen bildend. An ſonnigen Felſen, ſteinigen Hügeln (beſonders auf Kalkboden) und Mauern in Dalmatien ſtellenweis (z. B. am Monte Marian bei Spalato, Petter). Durch die ganze Mediterranzone verbreitet. — Blüht im Mai. LIV. Staehelina DC. Stäheline. Blütenkörbchen ziemlich groß, endſtändig, aufrecht, mit walziger dachziegelſchuppiger Hülle. Blüten gleichgeſtaltig, röhrig, mit fünftheiligem Saume. Fruchtboden mit zerſchlitzten Spreuſchuppen beſetzt. Akenen keulenförmig, zuſammengedrückt dreifantig. — Halbſträucher der Mediterranzone. 202. Stachelina dubia L. Zweifelhafte Stäheline. Synonyme und Abbildungen: St. dubia L., Sp. pl. p. 1176; Rchb., Ic. XV, t. 79, II; Pokorny a. a. O. S. 153. — St. rosmarinifolia Rehb., Serratula conica Lam. Blätter ſitzend, lineal, ganzrandig oder entfernt gezähnelt, am Rande zurückgerollt, oberſeits dunkelgrün, unterſeits weißfilzig, 2,5 — 3,5 Centim. lang und 2—3 Millim. breit. Blütenkörbchen 1,7—3 Centim. lang mit kahlen purpurnen Hüllſchuppen und purpurrothen Blüten. — Zierlicher immergrüner Halbſtrauch mit aufrechten weißfilzigen 16 — 20 Centim. hohen Stengeln. An ſonnigen felſigen Abhängen auf Kalkboden in Dalmatien und auf den Inſeln Cherſo und Oſſero. Durch Südeuropa bis Portugal verbreitet. — Blüht vom Juni bis September. Elfte Ordnung. Quirlblättrige Gewächſe. (Verticillatae Wk.) Blätter gegen- oder quirlſtändig. Blüten in Trugdolden, ſelten einzeln. Fruchtknoten unterſtändig. Spaltfrucht, Kapſel oder Beere. Einundzwanzigſte Familie. Krappähnliche Gewächſe. (Rubiaceae Juss.) Kräuter, ſelten Holzgewächſe mit einfachen, ganzen, gegen- oder quirl— ſtändigen Blättern und Nebenblättern*). Blüten meiſt trugdoldig an— geordnet, mit rudimentärem oberſtändigem Kelche und trichter-, vad-, teller- förmiger oder röhriger Blumenkrone. Staubgefäße frei, meiſt 4, der Röhre eingefügt; Narben 2. Spaltfrucht in zwei einſamige trockene, bisweilen ſaftige beerenartige Hälften zerfallend, ſelten eine zweiſamige Beere. — Aus dieſer nach dem Krapp oder der Färberröthe (Rubia tinctorum L.) benannten Familie kommt in unſerem Florengebiet nur ein Holzgewächs vor: LV. Putoria Pers. Putoria. Kelch vierzähnig, Blumenkrone langröhrig-trichterförmig mit viertheiligem Saume; zweiſamige nicht theilbare Beere. Einzige Art: 203. Putoria calabrica (L.) Pers. Calabriſche Putoria. Synonyme und Abbildungen: P. calabrica Pers., Syn. I, p. 524; Rchb., Ic. I. C. XVII, t. 131, f. 1; Pokorny a. a. O. S. 154; Asperula calabrica L. Blätter gegenſtändig, kurz geſtielt, länglich-lanzettförmig oder lineal, ganzrandig, beſpitzt, am Rande zurückgerollt, glänzend grün, kahl, 15 bis 20 Millim. lang und 5— 7 Millim. breit. Nebenblätter klein, dreieckig, ſchuppenförmig. Blüten in endſtändigen ſitzenden Trugdolden, ſchön pfirſich— roth. — Kleiner niedergeſtreckter, dicht beblätterter, raſenartige Ueberzüge bildender Halbſtrauch von höchſt widrigem, an menſchliche Excremente er— innerndem Geruch. In Felsſpalten, an Felswänden, auch in Mauerritzen der warmen Region Dalmatiens ſtellenweis (z. B. um Raguſa, Breno, zwiſchen Cattaro Nach der Anſchauungsweiſe der meiſten Botaniker ſollen immer blos 2 gegen— ſtändige wirkliche Blätter vorhanden, die übrigen Blätter eines Quirls (4, 6, 8, 10- blättrigen Wirtels) nur blattartige ganze oder tiefgetheilte (?) Nebenblätter ſein, weil die ſtets gegenſtändigen Zweige auf blos zwei Blattmitten hinweiſen. Meiner Meinung nach ſind wirkliche Nebenblätter blos bei Putoria vorhanden, bei allen übrigen Rubiaceen quirlſtändige nebenblattloſe Blätter, von denen immer nur 2 gegenüberliegende Knospen in ihrer Achſel entwickeln. 582 und Budua). Iſt von da durch Unteritalien und Sicilien bis Nordafrika und Spanien, oſtwärts bis Griechenland verbreitet. Blüht im Mai, Juni und November. Zwölfte Ordnung. Gaisblattartige Gewächſe. (Caprifoliaceae Wk.) Holzgewächſe, ſelten Kräuter, mit gegen- oder wechſelſtändigen Blättern. Nebenblätter fehlend oder rudimentär. Blüten zwitterlich, verſchiedenartig angeordnet, mit unterſtändigem Fruchtknoten, rudimentärem Kelch, verſchieden— geformter Blumenkrone, 5—10 ſelten 4 freien Staubgefäßen und faden— förmigem oder fehlendem Griffel. Frucht eine Beere oder beerenartige Steinfrucht. Samen mit fleiſchigem den Keim umſchließendem Eiweiß. — Die aus dieſer Ordnung ſtammenden Holzgewächſe unſerer Flora gehören zu den folgenden beiden Familien: I. Lonicereae: Staubgefäße 4 — 5, der Blumenkronenröhre ein— gefügt. Ein- bis fünffächrige, 1 — 5 Samen enthaltende Beere oder ein— kernige Steinfrucht, vom ſtehen gebliebenen Kelchſaume gekrönt. Blätter gegenſtändig. II. Vaccinieae: Staubgefäße 8 — 10, einem epigyniſchen Discus eingefügt. (Fig. XIII, 2,4.) Mehrſamige Beere mit einer Narbe am Scheitel. (Fig. XIII, 3, a.) Blätter abwechſelnd. Zweiundzwanzigſte Familie. Heckenkirſchenähnliche Gewächſe. (Lonicereae Juss.) Aufrechte oder ſchlingende Sträucher, ſeltner Bäume, noch ſeltner nieder— geſtreckte Erdhölzer. Bewohnen die gemäßigte Zone, beſonders Mittelaſien und Nordamerika. Ueberſicht der Gattungen und Arten der Flora. A. Blumenkrone röhrig, trichter- oder glockenförmig, oft unregelmäßig. Ein faden— förmiger Griffel. Blätter einfach, ganz und ganzrandig Lonicereae genuinae. a. Blüten paarweis auf einem gemeinſchaftlichen blattwinkelſtändigen Stiele. 6. Staubgefäße 4, zweimächtig. Niederliegendes Erdholz: Linnaea borealis L. 8. 7 5, aufrechte Sträucher: Lonicera L. (Mehrzahl der Arten.) VV 7 Fruchtknoten der beiden paarweiſen Blüten halb verwachſen Sect. Xylosteum D. Blumenkrone trichterförmig, faſt regelmäßig, am Grunde nicht höckerig L. tatarica L. ** Blumenkrone trichterförmig, mit unregelmäßigem fünflappigem Saume, am Grunde höckerig. aa. Blätter und Blumenkronen weichhaarig .. L. Xylosteum L. bb. Blätter und Blumenkronen kahl . L. nigra L., L. alpigena L. ec. Blätter drüſig⸗klebrigg I solutinosa.-VaR. Fruchtknoten der beiden paarweiſen Blüten ganz verwachſen Sect. Isi ka Adans., L. coerulea L. b. Blüten in aus Quirlen zuſammengeſetzten Köpfchen oder in Quirlen, mit röhriger zweilippiger Blumenkrone. Staubgefäße 5. Fruchtknoten nicht ver— wachſen. Schlingende Sträucher . Lonicerae sect. Caprifolium Juss. 4. Blütenquirle oder Köpfchen ſitzend, von den oberſten zuſammengewachſenen Blättern geſtütztzzz . I. Caprifolium L., L. implexa Ait. 6. Blütenköpfchen geſtielt .. L. etrusca Santi, L. Periclymenum L. B. Blumenkrone radförmig. Staubgefäße 5, Griffel oder Narben 3. Blüten in endſtändigen zuſammengeſetzten Trugdolden. Aufrechte Sträucher und Bäume g II. Sambuceae Kth. a. Blätter einfach. Beerenförmige einfernige Steinfrucht. . Viburnum L. . Sommergrüne Bäume oder Sträucher. . . Sect. Lantana Rchb. Blätter dreilgppig, Beeren off J Opalus E. fu, ganz, eiförmig. Beeren ſchwaez . V. Lantana L. 3. Immergrüner Strauch. Sect. Ti nus Rchb . . V. Tinus L. b. Blätter zuſammengeſetzt (unpaarig gefiedert )) . .. Sambucus L. . Blüten weiß, in ſchirmförmigen Trugdolden. Beeren ſchwarz S. nigra L. 6. „ grünlichgelb, in kugligen Trugdolden. Beeren ſcharlachroth S. racemosa L. I. Lonicereae genuinae Wk. Echte Lonicereen. LVI. Linnaea Gron. Linnäa. Kelchſaum fünftheilig mit lanzettförmig-pfriemlichen Zipfeln. Blumen— krone glockig- trichterförmig, ziemlich regelmäßig fünflapppig. Frucht eine ſaftloſe (durch Fehlſchlagen) einſamige Beere. 204. Linnaea borealis L. Nordiſche Linnäa. Beſchreibungen und Abbildungen: L. borealis L., 5 pl. p. 631, Rchb., Ie. fl. germ. XVI, t. 119, I; Pokorny, Holzgew. a. a. O. S. 162. Blätter klein, kurz geſtielt, rundlich, gezähnt oder ganzrandig, ober— ſeits dunkelgrün, zerſtreut-borſtenhaarig, unterſeits hellgrün, 12— 18 Millim. lang und 8— 14 Millim. breit, mit 3— 4 Millim. langem Stiel. Blüten 584 kurz geſtielt, hängend, je zwei am Ende eines blattwinkelſtändigen, am Grunde mit mehreren Paaren gewöhnlicher Blätter beſetzten faſt nackten Stieles, mit röthlichweißen Blumen, wohlriechend. — Niederliegendes Erdholz mit fadenförmigen, im Moos kriechenden Holzſtengeln und aufrechten Blüten— zweigen. Auf moosbedecktem Boden ſchattiger Wälder ſtellenweis, von Liv- und Kurland und Norddeutſchland (Provinz Preußen, Pommern, Mecklenburg, Schleswig-Holſtein) durch Brandenburg (z. B. in Kiefernwäldern bei Berlin), die Lauſitz, Schleſien, Böhmen, Mähren bis Salzburg, Tirol, Oberbaiern und die Schweiz und Piemont. Steigt in Tirol bis 5000 w. F. (1580 Met.) empor. Iſt nordwärts bis Schottland, Lappland und Nordrußland, oſtwärts durch Sibirien bis Dahurien, Kamtſchatka und bis in das arktiſche Amerika verbreitet. — Blüht im Juni und Juli. LVII. Lonicera L. Heckenkirſche, Gaisblatt. Kelchſaum fünfzähnig, Blumenkrone röhrig, mit meiſt unregelmäßig fünf— lappigem Saume. Frucht eine jaftigsfleiichige, ein- bis dreifächrige, wenig— ſamige Beere. — Aufrechte oder ſchlingende Sträucher mit ganzrandigen Blättern. Bewohnen vorzüglich die wärmere gemäßigte Zone der nördlichen Halbkugel. +Heckenkirſchen: aufrechte Sträucher. Blüten paarweis am Ende blattwinkelſtändiger Stiele ſitzend. Unter den Blüten zwei Deckblättchen. I. Rotte: Xylosteum DC. Fruchtknoten zur Hälfte verwachſen. 205. Lonicera tatarica L. Tatariſche Heckenkirſche. Beſchreibungen und Abbildungen: L. tatarica L., Sp. pl. p. 247; Rchb., Ie. 1. C. t. 123, IV, V; Pokorny a. a. O. S. 158; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 6. Blätter kurz geſtielt, länglich-eiförmig, ſpitz, am Grunde oft etwas herzförmig, kahl, oberſeits ſattgrün, unterſeits bläulichgrün, 5— 6 Centim. lang und 2— 3,5 Centim. breit mit 4— 5 Millim. langem Stiel. Blüten- paare auf langem (bis 1,5 Centim.) fadenförmigem Stiele. Blumenkrone 1 Centim. lang, hell- oder dunkelroſenroth, ſeltner weiß, kahl. Staubgefäße eingeſchloſſen. Beeren kuglig, halb verwachſen, mennigroth, ſehr bitter. — Mittel- bis Großſtrauch, in Gärten mitunter baumartig. In Mittel- und Südrußland, ſowie in Sibirien heimiſch, im ganzen Gebiet als Ziergehölz in Gärten und Anlagen häufig kultivirt. Blüht im Mai oder Juni. 585 206. Lonicera Xylosteum L. Gemeine, rothe Heckenkirſche. Beſchreibungen und Abbildungen: L. Xylosteum L., Sp. pl. p. 248; Rchb., Ic. I. e. t. 123, f. I, II; Pokorny a. a. O. S. 159; Nördlinger a. a. O. II, S. 4. — „Beinholz, Knochenholz, Hundskirſche“. Blätter kurz geſtielt, eiförmig-länglich mit abgerundetem Grunde, ſpitz oder ſtumpf und beſpitzt, oberſeits dunkelgrün, unterſeits hell graugrün, beiderſeits ſammt dem Stiele weichhaarig, 3 — 6 Centim. lang und 2 bis 2,5 Centim. breit, mit 2 — 5 Millim. langem Stiele. Blütenpaare auf 1,5 Centim. langem Stiele; Blumenkrone bis 1,5 Centim. lang, faſt zwei— lippig, weißlich- oder gelblich-röthlich, ſammt Stiel flaumhaarig; Staub— fäden vorſtehend, gebogen, grün, mit gelbem Beutel. Beeren erbſengroß kugelrund, purpurroth (ſelten gelb oder weiß), am Grunde verwachſen, bitter. — Strauch von 1— 2,7 Met. Höhe. Stämmchen mit graubrauner längsriſſiger Rinde. Knospen locker beſchuppt, zottig behaart. In Gebüſchen, an Hecken, Zäunen, als Unterholz in Mittelwäldern und Feldhölzern, beſonders auf Kalkboden, im ganzen Gebiet, von den baltiſchen Provinzen bis Siebenbürgen, bis in die Alpenländer und Rhein— gegenden. Steigt nach Sendtner im Bairiſchen Walde bis 1309 p. F. (425 Met.), in den bairiſchen Alpen bis 3300 p. F. (1072 Met.), in Tirol nach Hausmann bis 5000 w. F. (1580 Met.) empor. Iſt faſt durch ganz Europa, ſowie durch die Kaukaſusländer und Sibirien verbreitet und häufig in Gärten als Ziergehölz. — Blüht im Mai oder Juni, reift die Beeren Ende Juni bis Juli. 207. Lonicera nigra L. Schwarze Heckenkirſche. Synonyme und Abbildungen: L. nigra L., Spec. pl. p. 173; Rchb., Ic. I. c. t. 123, III; Pokorny a. a. O. S. 159. — L. carpatica Kit. Blätter kurz geſtielt, länglich-elliptiſch oder länglich-verkehrt-eiförmig, an beiden Enden ſpitz, jung behaart, ſpäter ganz kahl, oberſeits dunkel-, unterſeits bläulichgrün, 3,5 — 5 Centim. lang, 2— 2,5 Centim. breit, mit 2— 5 Millim. langem Stiel. Blütenpaare auf fadenförmigem bis 4 Centim. langem Stiele, mit faſt zweilippiger auswendig röthlicher inwendig weiß— licher und zottig behaarter, 1 Centim. langer Blumenkrone. Beeren halb verwachſen, meiſt ungleich an Größe, violettſchwarz, ſehr ſelten grün. —- Strauch von 1—2 Met. Höhe mit graubraunen glatten Langtrieben und kahlen ſchwärzlichen Knospen. In ſchattigen Gebirgswaldungen auf friſchem bis feuchtem, ſteinigem, humoſem Boden, in faſt allen Gebirgen der mitteldeutſchen, rheiniſchen, ſüd— deutſchen Alpen- und Karpathenzone, nur in der adriatiſchen und ungariſchen — 5886 — Zone fehlend, in der norddeutſchen hier und da verwildert, und nicht ſelten als Ziergehölz in Gärten kultivirt. Wächſt im Böhmerwald nach Celakowsky zwiſchen 2000 und 3500 p. F. (649,7 und 1137 Met.), im Bairiſchen Walde nach Sendtner zwiſchen 1780 und 3700 p. F. (578 und 1201 Met.), in den bairiſchen Alpen zwiſchen 1800 und 4500 p. F. (584,7 und 1624 Met.), im Salzkammergut nach Sauter zwiſchen 1500 und 5000 p. F. (487 und 1624 Met.) Höhe. Die grünbeerige Varietät in den Vogeſen (am Ballon von Gebweiler, Kirſchleger). Iſt weſtlich bis in die Pyrenäen, ſüdlich bis Oberitalien, öſtlich bis in die Türkei und durch Mittelrußland bis Sibirien, Kamtſchatka und auf die Kurilen verbreitet. — Blüht im April bis Juni. 208. Lonicera alpigena L. Voralpen-Heckenkirſche. Beſchreibungen und Abbildungen: L. alpigena L., Sp. p. 174; Rchb., Ic. I. c. t. 124, III, IV; Pokorny a. a. O. S. 160; Nördlinger a. a. O. S. 6. Blätter kurz geſtielt, elliptiſch bis eilanzettförmig, kurz zugeſpitzt, am Grunde verſchmälert oder abgerundet, kahl, oberſeits glänzend dunkel-, unter— ſeits lichtgrün, 7 — 10 Centim. lang und 4—5,5 Centim. breit, mit 5 bis 10 Millim. langem Stiele. Blütenpaare auf dünnem bis 4 Centim. langem Stiele, mit kahler gelblichgrüner und purpurn überlaufener, bis ganz purpurrother zweilippiger Blumenkrone und bis an den Kelchſaum ver— wachſenem Fruchtknoten. Beeren groß, ellipſoidiſch, faſt der ganzen Länge nach verwachſen, dunkelroth, mit ſchwarzem Punkt an der Spitze. — Strauch von 1— 2 Met. Höhe. Stämme mit gelblichgrauer, längsriſſiger ſich ſtreifen— weis ablöſender Borke bekleidet. Knospen kahl, hell bräunlich-grün. In Laubwäldern und Gebüſchen, beſonders auf Kalkboden der Gebirge der rheiniſchen, ſüddeutſchen, Alpen- und Karpathenzone (Vogeſen, Schwarz— wald, Jura, Alpen, Karpathen, fehlt im böhmiſch-bairiſchen Walde, dem Rieſengebirge und den Sudeten); in Oberbaiern nach Sendtner zwiſchen 1900 und 5000 p. F. (617 und 1624 Met.), im Salzkammergut nach Sauter zwiſchen 2000 und 5000 p. F., in Niederöſterreich nach Zahl— bruckner bis 4200 w. F. (1327,5 Met.), in Tirol nach Hausmann und in Siebenbürgen nach Schur bis 5000“. Iſt weſtwärts bis in die Pyrenäen, ſüdwärts bis Unteritalien, öſtlich bis zum Berge Athos verbreitet. Wird häufig als Ziergehölz angepflanzt, gedeiht auch in Livland im Freien. — Blüht vom Mai bis Juli. 209. Lonicera glutinosa Vis. Klebrige Heckenkirſche. 1 und Abbildungen: L. glutinosa Vis., Fl. dalm. III, p. 18; Pokorny a. a. O. S. 161; Nördlinger a. a. O. S. 5. 587 Blätter oval oder verkehrt-eiförmig, an beiden Enden verſchmälert, ſeltner abgerundet, weich behaart und klebrig bewimpert, 2,8 —4 Centim. lang. Sonſt der vorhergehenden Art ſehr ähnlich, vielleicht nur eine Varietät derſelben. Dieſer mir unbekannte Strauch wächſt an felſigen Orten am höchſten Gipfel des Berges Orien oberhalb Riſano in Dalmatien, wo er von Neumayer entdeckt worden iſt. II. Rotte: Isika Adans. Fruchtknoten und Beeren ganz verſchmolzen. 210. Lonicera coerulea L. Blaue Heckenkirſche. Beſchreibungen und Abbildungen: L. coerulea L., Sp. pl. p. 174; Rchb., Ic. I. c. t. 174. I; Pokorny a. a. O. S. 161. Blätter kurz geſtielt, mit ſcheidenartig verwachſenen (bei dem Laub— abfall ſtehen bleibenden und die Achſelknospen umgebenden) Stielbaſen, elliptiſch, länglich bis eiförmig, ſtumpf und kurz beſpitzt, jung dünn und unterſeits flaumhaarig, alt derb und ganz kahl, beiderſeits grün, 3,5 —7 Centim. lang und 2 — 2,6 Centim. breit mit 3 — 5 Millim. langem Stiele. Blüten— paare auf ſehr kurzem (bis 5 Millim. langem), unterhalb des Fruchtknotens mit 2 pfriemenförmigen Deckblättchen beſetztem Stiele, mit faſt regelmäßiger, trichterförmiger, gelblichweißer, kahler oder zottiger Blumenkrone und vor— ſtehenden Staubgefäßen. Beere groß, kuglig, ſchwarz, blaubereift. — Strauch von 1,3—2 Met. Höhe. Stämmchen mit rothbrauner, ſich ſtreifen— weis ablöſender Borke bekleidet. Knospen hellbraun, kahl, nur von wenigen Schuppen umhüllt, Seitenknospen oft drei über einander, weit abſtehend. Auf ſteinigem Kalkboden unter Gebüſch, in Gebirgen der ſüddeutſchen Alpenzone und (ſüdlichen) Karpathenzone (im berner Jura, in der ganzen Alpenkette, beſonders häufig in Tirol, Salzburg und Kärnthen, in Nieder— und Oberöſterreich fehlend, in den Banater Alpen und Siebenbürgen), auch im Bairiſchen Walde (hier nach Sendtner zwiſchen 2900 und 3000 p. F. — 942 und 974,5 Met.). Wächſt in Oberbaiern, wo ſie nach Sendtner auch in der Hochebene auf Mooren vorkommt, zwiſchen 2500 und 6121 p. F. (812 und 1988 Met.), im Salzkammergut (hier auch auf Schieferboden, doch jelten) nach Sauter zwiſchen 3000 und 5000 p. F. (971,5 und 1624 Met.). Wird im ganzen Gebiet in Gärten und Anlagen als Zier— gehölz häufig kultivirt. Iſt weſtwärts bis in die Pyrenäen, ſüdwärts bis Oberitalien verbreitet, tritt im Norden Europas in Norwegen, wo ſie den 70., im nördlichen Schweden, in Finland und dem Samojedenlande, wo ſie den 68. Breitengrad erreicht, zum zweiten Male wildwachſend auf und ver— Bas breitet ſich von da ſüdwärts bis Ehſtland, oſtwärts durch Nordrußland und ganz Sibirien bis Kamtſchatka und Dahurien. Wächſt auch im Kaukaſus bei 6700 p. F. (2176 Met.) Höhe. — Blüht im Mai und Juli. jr Gaisblatte: Sträucher mit ſchlingenden Stämmen und Aeſten. III. Rotte: Caprifolium Juss. Blüten in Quirlen oder Köpfchen, Fruchtknoten frei. 211. Lonicera Caprifolium L. Wohlriechendes Gaisblatt. Synonyme und Abbildungen: L. Caprifolium L., Sp. pl. p. 173; Rchb., Ic. I. c. t. 122, I. II; Pokorny a. a. O. S. 155. — L. pallida Host, L. italica Schmidt, Oeſterr. Baumztg. Taf. 106. — Caprifolium perfoliatum Schur. „Jelänger jelieber, Nachtſchatten“. Blätter elliptiſch, ſtumpf, kahl, oberſeits glänzend dunkelgrün, unter— ſeits weißlichgrün, die untern in einen kurzen Stiel verſchmälert, 4 bis 6 Centim. lang und 3— 4 Centim. breit, die oberen Paare am Grunde ver— wachſen, das oberſte eine faſt kreisrunde vom Stengel durchbohrte Blatt— ſcheibe bildend. Blüten in Quirlen rings um die Achſe, in den oberſten verwachſenen Blättern ſitzend; Blumenkrone 2 — 2,5 Centim. lang, lang— röhrig, mit vierlappiger Ober- und einlippiger Unterlippe, kahl, anfangs weiß mit roſenrother Röhre, ſpäter gelblich; Staubgefäße und Griffel (grün) weit vorragend. Beere kuglig, ſcharlachroth. — Schöner Schlingſtrauch mit wohlriechenden Blüten, deſſen hellbraune Borke ſich von den Stämmen in langen Streifen ablöſt. Variirt mit blaßgelben Blumen (var. pallida Koch, Caprifolium pallidum Schur). In Hecken, Gebüſchen, an Waldrändern, urſprünglich wild wohl nur in den ſüdlichſten Gegenden des Florengebiets (in den Thälern der ſüdlichen und weſtlichen Schweiz, von Südtirol, Krain, Kärnthen, im Banat, ſüdlichen Siebenbürgen), verwildert häufig um Wien und Prag, wie überhaupt in Niederöſterreich und Böhmen, im Elſaß und in Lothringen; überall in Gärten als Lauben- und Wandpflanze kultivirt, noch in Livland im Freien gedeihend. Bewohnt das ſüdliche Europa, von Oſtſpanien bis zur Krim und wächſt auch in den Kaukaſusländern. — Blüht im Mai und Juni. 212. Lonicera implexa Ait. Verſchlungenes Gaisblatt. Synonyme und Abbildungen: L. implexa Ait., Hort. Kew. I, p. 131; Rchb., Ic. I. c. t. 122, IV; Pokorny a. a. O. S. 156; L. balearica Vis.; Caprifolium im- plexum Röm. Sch. ä Der vorigen Art ſehr ähnlich, aber immergrün, mit lederartigen ober— ſeits glänzend dunkelgrünen, unterſeits bläulichweißen netzadrigen Blättern. Blüten etwas kleiner. Blumenkrone gelblich, äußerlich oft purpurn über— laufen, Griffel behaart. — Ein noch ſchönerer Schlingſtrauch, bezüglich der Form der Blätter ſehr variirend. In Hecken und Gebüſchen im Küſtenſtrich der adriatiſchen Zone. Erreicht in Dalmatien, wo ſie in Wäldern um Spalato und Raguſa, ſowie auf den Inſeln Cherſo und Curzola vorkommt, ihre öſtliche Grenze und iſt weſt— wärts durch die Länder und Inſeln der Mediterranzone bis Portugal und Nordafrika verbreitet. — Blüht im April und Mai. 213. Lonicera etrusca Santi. Etruriſches Gaisblatt. Synonyme und Abbildungen: L. etrusca Sant., Viagg. t. 1; Rchb., Ic. I. c. t. 121, V; Pokorny a. a. O. S. 156; Caprifolium etruscum Röm. Sch. Sommergrüner Schlingſtrauch, ebenfalls der L. Caprifolium ähnlich, doch blühend von beiden vorhergehenden Arten leicht an den geſtielten Blütenköpfchen zu unterſcheiden. Blätter dünn, bläulichgrün, unterſeits heller, die unteren kurz geſtielt und oft behaart, die mittleren ſitzend, die beiden oberſten Paare zu einer kleinen länglichen Blattſcheibe verwachſen, untere verkehrt-eiförmig, 3,5—4,5 Centim. lang und 22— 30 Millim. breit. Blüten wohlriechend, in einem oder in drei endſtändigen Köpfchen, bis 4 Centim. lang, äußerlich purpurn oder roſig überlaufen, innen weiß, zuletzt gelblich. Beeren roth. Beſitzt dieſelbe geographiſche Verbreitung, wie vorhergehende Art, findet ſich in unſerem Gebiet ſpontan nur in Dalmatien, Iſtrien und Friaul in Hecken, verwildert hier und da in Südtirol. — Blüht im Mai und Juni. 214. Lonicera Perielymenum L. Gemeines Gaisblatt, Synonyme und Abbildungen: L. Periclymenum L., Spec. pl. p. 173; Rchb., Ic. I. e. t. 221, III, IV; Pokorny a. a. O. S. 157: Nördlinger a. a. O. S. 3; Capri- folium Periclymenum Röm. Sch. „Deutſches, wildes Gaisblatt, Wald-, Specklilie, Zaungilgen“. Blätter alle geſtielt, nicht verwachſen, elliptiſch oder länglich-elliptiſch, ſpitz, kahl oder unterſeits flaumhaarig, dünn, dunkelgrün, unterſeits faſt bräunlich, 5— 7 Centim. lang und 2—5 Centim. breit, mit 2— 3 Millim. langem Stiele. Blüten gelblich-weiß, röthlich überlaufen, ſpäter ſchmutzig— gelb, auswendig ſammt Kelch, Deckblättchen und dem langen Köpfchenſtiel drüſig-flaumhaarig, wohlriechend. Beeren dunkelroth. Variirt mit wellig gebogenen Blättern. In Hecken, Wäldern, Gebüſchen der norddeutſchen Ebene, am üppigſten auf humoſem feuchtem Boden von Auenwaldungen, wo ſich dieſes Gaisblatt an Baumſtämmen hoch emporſchlingt und jüngere Bäume (Stangenhölzer) oft ſo einſchnürt, daß ſie ſpiralig bauchig wachſen müſſen und nicht ſelten erſtickt (z. B. auf Naundorfer Revier im Königreich Sachſen im „Schlangen- winkel“), in Süddeutſchland und den öſterreichiſchen Ländern ſeltner, in vielen Gegenden ganz fehlend (z. B. in Böhmen und dem gebirgigen Theile Sachſens), häufig in der rheiniſchen Zone vom Odenwald bis an den Boden— ſee und im Elſaß; ſteigt nicht hoch empor (in Oberbaiern nach Sendtner blos bis 1560 p. F. — 506,7 Met.). Iſt nordwärts bis ins ſüdliche Norwegen, weſtlich bis Spanien, ſüdlich bis Unteritalien, öſtlich bis Griechen— land verbreitet. — Blüht im Juni und Juli. Anmerkung. In Gärten findet ſich häufig die aus Virginien ſtammende L. sempervirens L., eine prächtige der L. implexa ähnliche, jedoch durch längere auswendig ſcharlachrothe, innen gelbe Blumen mit faſt regelmäßigem Saume verſchiedene Art, als Zierpflanze. Dieſelbe ſoll nach Kirſchleger um Straßburg verwildert ſein. Im Nordoſten der norddeutſchen Zone hält ſie nicht mehr im Freien aus. In botanischen und Forſtgärten verwildert findet ſich bisweilen auch Diervilla cana- densis Willd. (Lonicera Diervilla L., Nördlinger a. a. O. S. 7, ein nur ſelten an⸗ gebauter Kleinſtrauch aus Nordamerika, mit krautigen, ruthenförmigen Zweigen, ei— lanzettförmigen, zugeſpitzten, geſägten Blättern und an die Heckenkirſchen erinnernden Blüten, welche einzeln oder paarweis auf achſel- und endſtändigen Stielen ſtehen. Staubgefäße und Griffel wie bei den Gaisblatten weit hervorſtehend. — In Gärten und Parkanlagen des ganzen Gebiets wird ferner ein anderer zu den echten Lonicereen gehörender Strauch aus Nordamerika ſehr häufig angepflanzt: Symphoricarpus racemosus Michx., ein aufrechter Strauch mit kleinen in endſtändige traubenförmige Köpfchen geſtellten Blüten, deren äußerlich roſenrothe Blumenkrone eine fleiſchig— ſchwammige Beſchaffenheit hat. Seine im Herbſt reifenden und faſt den ganzen Winter hindurch hängen bleibenden Beeren ſind wegen ihrer weißen Farbe als „Schneebeeren“ bekannt. II. Sambuceae Kunth: Fliederartige Laubhölzer. LVIII. Viburnum L. Schneeball. Kelchſaum fünfzähnig, bleibend. Blumenkrone radförmig, fünflappig. Staubgefäße 5, Narben 3, ſitzend. Steinfrucht beerenförmig, einkernig, ein— ſamig. — Mittel- und Großſträucher mit einfachen Blättern und endſtändigen ſchirmförmigen zuſammengeſetzten Trugdolden. Die meiſten Arten ſind im tropiſchen und ſubtropiſchen Aſien und im ſüdlichen Nordamerika zu Hauſe. 3 Wilder Schneeball, Viburnum Opulus L. 1. Blütentragender Zweig, nat. Gr. — 2. Geſchlechtsloſe, 3. Zwitterblüte, vergr. — 4. Zweig einer Früchtedolde, nat. Gr. — 5. 6. Steinkern im ſenkrechten und queren Durchſchnitt, vergr. — 3 I. Rotte: Lantana Rchb. Sommergrüne Arten. Eiweißkörper des Samens glatt. 215. Viburnum Opulus L. Gemeiner Schneeball. Synonyme und Abbildungen: V. Opulus L., Sp. pl. p. 268; Rchb., Ic. I. c. t. 120, III; Pokorny a. a. O. S. 162; Ettgh. Pokorn. Physiot. austr. t. 296; Nörd⸗ linger, Forſtbot. II, S. 12; Opulus vulgaris Borkh. „Waſſerholder, Schlingbaum“. Blätter geſtielt, im Umriß rundlich-eiförmig, dreilappig, am Grunde abgerundet oder ſchwach herzförmig und ganzrandig, mit ſpitzen auswärts gekrümmten grob und ſpitz gezähnten Lappen, oberſeits kahl dunkelgrün, unter- ſeits flaumig hellgrün, 5,5 — 8 Centim. lang und 4,6 — 7,5 Centim. breit (an Stock- und Stammlohden viel größer), mit 1,5 — 2 Centim. langem Stiele, welcher unter der Blattſcheide mit großen nierenförmigen, am Grunde mit 2 langgeſtielten Drüſen und 2 kleinen länglichen Nebenblättchen beſetzt iſt. Blüten weiß, die peripheriſchen geſchlechtslos, mit großer unregel— mäßig gelappter Blumenkrone, einen Ring um die Dolde bildend, die übrigen viel kleiner, mit regelmäßiger Blumenkrone, zwitterlich (Fig. LIX, 2, 3.). Steinbeere länglich, reif ſcharlachroth, mit herzförmigem zuſammengedrücktem Steinkern und Keim. (5, 6). — Großſtrauch, bis 4 Met. hoch. Stämme mit gelblichgrauer längsriſſiger Rinde bedeckt, Langtriebe rund oder ſchwachkantig, geſtreift, Stock- und Stammlohden lang und ſtark, ſechskantig; Knospen äußerlich zweiſchuppig, länglich ſpitz, glänzend hellbraun oder röthlich— grün, kahl. Variet. roseum Hortul. Alle Blüten geſchlechtslos, groß, Trug— dolden deshalb kuglig. Durch Kultur entſtanden, häufig baumartig. „Gartenſchneeball“. Auf feuchtem humoſem Boden in Laubwaldungen, an Waldrändern, Bach- und Flußufern, durch das ganze Gebiet verbreitet, beſonders auf Mergelboden häufig, in den mitteldeutſchen Gebirgen bis e. 2500 p. F. (812 Met.), in den bairiſchen Alpen nach Sendtner bis 3300 p. F. (1072 Met.) emporſteigend. Geht nordwärts bis Norwegen (bis 67°), Schweden (bis 64“ 16 Br.), Südfinland und bis in das Archangel'ſche Gouvernement, oſtwärts bis Oſtrußland ſowie durch ganz Sibirien bis Dahurien und Kamtſchatka, ſüdwärts bis Conſtantinopel und Unteritalien, weſtwärts bis Centralſpanien. Der Schneeball verträgt Ueberſchirmung und eignet ſich deshalb und weil er reichlichen Stockausſchlag liefert, zu Unter— holz in Auen-Mittelwäldern. Blüht im Mai oder Juni. =——- ie — 216. Viburnum Lantana L. Wolliger Schneeball. Synonyme und Abbildungen: V. Lantana L., Spec. pl. p. 268; Rchb., Ic. I. c. t. 120, I. II; Pokorny a. a. O. S. 153; Ettgh. Pok. I. c. t. 295; Nördlinger a. a. O. S. 14; V. tomentosum Lam. Blätter geſtielt, eiförmig oder oval, am Grunde abgerundet oder herz— förmig, oft ungleich, ſpitz oder ſtumpf, rings herum gleichförmig ſpitzgeſägt, oberſeits flaumhaarig, runzlig, dunkelgrün, unterſeits ſternfilzig, graugrün, 6— 12 Centim. lang und 4— 9 Centim. breit, mit 1—1,5 Centim. langem drüſenloſem ſternfilzigem Stiele. Blüten in dichter flach gewölbter Trug— dolde, alle von gleicher Größe, zwitterlich, klein, mit regelmäßiger weißer Blumenkrone. Steinbeere länglich, zuſammengedrückt, erſt roth, reif glänzend ſchwarz und mehlig. Steinkern länglich, zuſammengedrückt, gefurcht. — Mittel— bis Großſtrauch mit ſchlanken ruthenförmigen runden, in der Jugend von einem abreiblichen dicken mehlartigen gelbgrauen Sternfilz bedeckten Lang— trieben und nackten mehlig -ſternfilzigen Knospen. Stämme mit rauher, zuletzt längsriſſiger, graubrauner korkiger Rinde, Holz mit weitem Mark, fein— fajerig, ſchwer, zäh, im Kern braungelb. In Gebüſchen, an Waldrändern, in Laubwaldungen des Hügellandes und der Gebirge in der ſüdlichen Hälfte des Florengebiets, faſt ausſchließlich auf Kalkboden in ſonniger Lage. Steigt in den bairiſchen Kalkalpen nach Sendtner bis 4400 p. F. (1429 Met.) empor. Iſt nordweſtwärts bis Schottland, ſüdweſtwärts bis Portugal, ſüdwärts bis Unteritalien und Griechenland, oſtwärts bis in den Kaukaſus verbreitet. Wird im ganzen Gebiet, ſowie in Nordeuropa häufig als Ziergehölz gebaut, gedeiht und reift ſeine Früchte noch in Norwegen (bis 64“ Br.), Schweden, Finland und Livland. — Blüht im Mai, Juni. II. Rotte: Tinus Rehb. Immergrüne Gehölze. Eiweißkörper zernagt. 217. Viburnum Tinus L. Immergrüner Schneeball. Synonyme und Abbildungen: V. Tinus L., Sp. pl. p. 267; Rehb., Ic. I. c. t. 119, II. III; Pokorny a. a. O. S. 164; V. lauriforme Lam.; Tinus laurifolius Bouch. ; Laurus Tinus Hortul. „Steinlorbeer, Laurestinus“. Blätter geſtielt, eifürmigslänglich oder elliptiſch, ſpitz, ganzrandig, ober— ſeits kahl glänzend dunkelgrün, unterſeits matt hellgrün, an den Nerven und (jung) am Rande flaumhaarig, alt lederartig, 5,5 — 7,5 Centim. lang und 2,5 — 3,5 Centim. breit, mit 1—2 Centim. langem drüſenloſem Stiele. Blüten in dichten gewölbten Trugdolden, alle zwitterlich, gleichgeformt, weiß. Steinbeere ellipſoidiſch, reif ſchwarzblau. — Schöner Strauch von 1,5— 3 Met. Höhe, mit vierkantigen rothbraunen Zweigen. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 38 en Variirt mit unterſeits kurzhaarigen (. hirtum DC.), unterſeits kahlen und glänzenden (5. lucidum DC.) und beiderſeits behaarten länglich-lanzett— förmigen Blättern (7. virgatum DC.). Spontan nur auf ſonnigen Kalkhügeln im Litorale Iſtriens, Dalmatiens und auf den benachbarten Inſeln. Häufig in Gärten, in Gewächshäuſern und Zimmern als Zierſtrauch kultivirt. Iſt von den dalmatiſchen Inſeln, wo er häufig im Buſchholz vorkommt, aus weſtwärts durch die ganze Mediterranzone verbreitet. — Blüht im April, zum zweitenmale im Herbſt. LIX. Sambucus L. Hollunder, Flieder. Frucht eine einfächrige 3 — 5 Samen enthaltende Beere. Sonſt wie bei Viburnum. — Sommergrüne Sträucher und Bäume, ſelten Kräuter, mit unpaarig gefiederten Blättern“) und zuſammengeſetzten Trugdolden. Bewohnen der Mehrzahl nach das ſubtropiſche Aſien und Amerika. 218. Sambucus nigra L. Schwarzer, gemeiner Flieder, Hollunder. Beſchreibungen und Abbildungen: S. nigra L., Sp. pl. p. 385; Rchb., Ic. XII. f. 1435; Pokorny a. a. O. S. 165; Ettgh. Pokorn. 1. c. t. 297; Nördlinger, Forſt⸗ bot. II, S. 8; Hayne, Arzneigew. IV, t. 16. Blätter geſtielt, ſammt Stiel 20 — 30 Centim. lang, aus 5 bis 7 Blättchen zuſammengeſetzt; dieſe eiförmig oder eilänglich, am Grunde oft ungleich, lang zugeſpitzt, grob und ſcharf geſägt, kahl, oberſeits dunkel⸗, unterſeits lichter grün, 3 — 16 Centim. lang und 3 — 6,7 Centim. breit, kurz geſtielt. Gemeinſchaftlicher und beſondere Blattſtiele oberſeits rinnig. Blüten in großen ſehr zuſammengeſetzten, flach ſchirmförmigen, langgeſtielten aufrechten Trugdolden, eigenthümlich ſüß duftend; Blumenkrone gelblich-weiß. Beeren kuglig, erbſengroß, reif glänzend ſchwarz. Stiele und Aeſte der fruchttragenden (hängenden) Dolde blutroth. — Großſtrauch oder Baum 3., ſelbſt 2. Größe, mit maleriſch lappiger dichtbelaubter Krone. Stamm krummſchäftig, mit hellgrauer riſſiger korkiger Borke. Holz ohne Kern, gelblichweiß, glänzend, leicht aber hart, friſch von eigenthümlichem Geruch. Aeſte bogenförmig gekrümmt, Langtriebe hell bräunlichgrau mit großen dunklen Lenticellen, Stock- und Stammlohden lang, gerade, pfeifenrohr— artig; Mark weit, weiß. Knospen halbnackt, kahl; Seitenknospen abſtehend, gerade über der großen halbmondförmigen fünfſpurigen Stielnarbe. Blüht nach Entfaltung der Blätter, welche ſchon im März hervorbrechen. Variirt ) Die Blätter ſind wirklich zuſammengeſetzt und nicht, wie die meiſten Schrift— ſteller meinen, unpaarig-fiederſchnittig, denn die Blättchen ſind auf der Mittelrippe articulirt, wie das Zerfallen des Blattes im Herbſt beweift. RT EEE in Gärten mit weißen und grünen Beeren (5. virescens und y. leuco- carpa DC.), außerdem mit weiß oder gelb gefleckten Blättern (var. macu- lata Hortul.), mit fiederförmig zerſchlitzten Blättchen (ö. laciniata DC.) und mit kleinen faſt kreisrunden Blättchen (s. rotundifolia DC.). Im ganzen Gebiet unſerer Flora und über deſſen Grenzen hinaus wild oder verwildert auf humoſem Boden in Wäldern, Gebüſchen, Hecken, um Dörfer, faſt immer in der Nähe menſchlicher Wohnorte, auch überall in Gärten angepflanzt, weshalb es ſehr ſchwer wenn nicht unmöglich iſt mit Sicherheit anzugeben, wo dieſe Holzart wirklich ſpontan vorkommt. Sehr häufig findet ſie ſich mitten in Wäldern an Plätzen, wo nachweislich früher Wohnungen geſtanden haben. Ihre Polargrenze geht nach v. Traut— vetter und Schübeler von Schottland durch Norwegen, wo der Hollunder wild bis 63°, angepflanzt ſogar bis 67056’ vorkommt, durch dasſüdliche Schweden, die Inſel Gotland, durch Kurland, das ſüdliche Livland und Lithauen zur Mündung des Don. Süd- und weſtwärts von dieſer Linie kommt der Flieder in ganz Europa vor, oſtwärts ſoll er bis in die Kaukaſusländer verbreitet ſein. In Tirol ſteigt er bis 4000 w. F. (1264 Met.), in den bairiſchen Alpen nur bis 3300 p. F. (1072 Met.) empor. — Blüht im Mai oder Juni, reift die Früchte im Auguſt oder September.“) 219. Sambucus racemosa L. Traubenhollunder. Beſchreibungen und Abbildungen: S. racemosa L., Sp. pl. p. 386; Rchb., Ic. 1. c. f. 1437; Pokorny a. a. O. S. 166; Nördlinger a. a. O. S. 10. Blätter meiſt kleiner, Blättchen eilanzett- bis lanzettförmig, lang zugeſpitzt, kleiner aber tiefer und ſchärfer geſägt, kahl, oberſeits dunkel-, unterſeits bläulichgrün. Blüten in kugligen, kurz geſtielten Trugdolden, Blume kleiner, grünlichgelb oder bräunlich, mit zurückgebogenen Zipfeln; Beeren ſcharlachroth. — Mittel- und Großſtrauch, cultivirt auch baum— artig. Langtriebe mit rundlichen roſtfarbenen Lenticellen, Knospen groß, fuglig oder verkehrt-eiförmig, von blattartigen Schuppen gänzlich um— ſchloſſen, kahl, röthlich oder grün und braun geſcheckt; Blattſtielnarbe herz— förmig, dreiſpurig. Mark bräunlich. Blüht nach dem Laubausbruche, trägt die als dichte Ballen erſcheinenden Fruchtdolden aufrecht. Auf ſteinigem humoſem Boden und an felſigen ſonnigen bebuſchten Orten, Waldrändern und Bachufern im Hügellande, in niedrigen Gebirgen und an Thalgehängen höherer Gebirge von der mitteldeutſchen Zone an ) Im botan. Garten zu Dorpat kommt 8. nigra ſelten zur Blüte, weil fie alle Winter ſtark abfriert, und ſetzt niemals Früchte an; ein Beweis, daß in der öſtlichen Hälfte Livlands (wahrſcheinlich in ganz Livland) dieſe Holzart nicht heimiſch ſein kann. 38 * 1 BB ſüd⸗ und weſtwärts durch das ganze Gebiet, im Bairiſchen Walde nach Sendtner zwiſchen 890 und 4020 p. F. (289 und 1306 Met.), in den bairiſchen Alpen bis 4500 p. F. (1461,8 Met.), am Wormſerjoch nach Simony bis 6600 w. F. (2086 Met.) emporſteigend. Wird als Zier— gehölz in der mittel- und beſonders norddeutſchen Zone häufig angepflanzt und reift ſeine Beeren noch im öſtlichen Livland alljährlich, obwohl die Polargrenze ſeines ſpontanen Vorkommens durch Belgien und Mittel— deutſchland (am Nordrande des ſudetiſch-hercyniſchen Gebirgsſyſtems hin) geht. Durch Anpflanzung iſt er aber bis ins nördliche Norwegen (bis 67° 56‘) und Schweden (bis 65“ 20° Br.) verbreitet worden. Kommt wild weſt— wärts bis Oſtſpanien, ſüdwärts bis Unteritalien und Griechenland, oſt— wärts bis jenſeits des Ural, ja durch ganz Sibirien bis Kamtſchatka, Dahurien und Sitcha vor. — Blüht im April oder Mai, reift die Beeren Ende Juni bis Mitte Auguſt. Dreiundzwanzigſte Familie. Heidelbeerartige Holzpflanzen. (Vaccinieae DC.) Sommer- und immergrüne Sträucher und Erdhölzer. Bilden den Uebergang zu den Ericaceen. Sind der Mehrzahl nach in Amerika (be- ſonders Südamerika) und in Aſien (namentlich Oſtindien) heimiſch. In Europa kommen nur folgende Gattungen und Arten vor. LX. Vaccinium L. Heidelbeere. Kelchſaum 4— 5 zähnig oder kaum erkennbar, ſtehenbleibend. Blumen— krone ring- oder glockenförmig, fünflappig. Staubgefäße 8 — 10, ein— geſchloſſen, Beutel nach oben in 2 Röhren verlängert, die ſich mit einem runden Loch öffnen, und meiſt mit 2 aufwärts gekrümmten Hörnchen (Fig. XIII, 2, a). Griffel fadenförmig, vorſtehend. Beeren fünffächerig, vielſamig (Fig. XIII. 3, a. b). — Aufrechte oder aufſteigende Kleinſträucher mit langen, viel verzweigten, Ausſchläge treibenden Wurzeln. 220. Vaccinium Myrtillus L. Gemeine Heidelbeere. Beſchreibungen und Abbildungen: V. Myrtillus L., Sp. pl. p. 349; Rchb., Ie. XVII. t. 118, I, II; Hayne, Arzneigew. II, Taf. 7;Pokorny a. a. O. S. 225; Nörd- linger, Forſtbot. II, S. 42. „Schwarzbeere, Schwarze Erdbeere“. Blätter kurz geſtielt, eiförmig oder elliptiſch, dünn, rings herum fein geſägt, hellgrün, kahl, 1,5—3 Centim. lang und 1—2 Centim. breit, mit u 2— 3 Millim. langem Stiele. Blüten einzeln blattachſelſtändig, auf kurzen Stielen hängend, mit kuglig-krugförmiger hellgrüner röthlich über— laufener Blumenkrone. Beere kugelrund, erbſengroß, ſchwarz-bläulich beduftet. — Sommergrüner Kleinſtrauch von 0,16 — 1,5 Met. Höhe mit ſcharfkantigen grünen Aeſten. Variirt (jelten!) mit weißen Beeren (5. leuco- carpum Döll), ſowie — in hohen Gebirgslagen — mit niedrigem Wuchs und kleinen Blättern und Blüten (Var. arcticum Schur). In Wäldern, beſonders Nadelwäldern, auf humoſem ſandig-lehmigem, doch auch auf ſandigem und moorigem Boden, ſelbſt auf Hochmooren und in Torfſümpfen (ſelten), faſt immer in ſchattiger Lage durch das ganze Gebiet, jedoch in manchen Gegenden fehlend (ſo im Wiener Becken, dem ungariſchen Tieflande, ſelbſt im Bakonywalde, in der warmen Region der adriatiſchen Zone). Wächſt geſellig und bedeckt maſſenhaft vorkommend den Boden in Nadelwäldern auf weite Strecken (ſo in den baltiſchen Pro— vinzen, in der norddeutſchen Ebene, in den Gebirgswäldern Thüringens, Sachſens, Böhmens u. ſ. w.). Steigt bis auf die höchſten Kuppen des Harzes, Erzgebirges, Rieſengebirges, Böhmerwaldes und anderer mittel— und ſüddeutſchen Gebirge, in den bairiſchen Alpen nach Sendtner bis 7025 p. F. (2340 Met.), in den ſalzburgiſchen nach Sauter bis 6000 p. F. (1949 Met.), in den Karpathen Siebenbürgens nach Schur bis 7000 w. F. (2212,6 Met.), im Allgemeinen bis in die Knieholzregion. Die weiß— früchtige Varietät vereinzelt im Elſaß, in Baden, Sachſen, Siebenbürgen. Die Heidelbeere iſt durch ganz Europa und bis Corſica verbreitet, im Süden und Südweſten nur eine Hochgebirgspflanze. Außerhalb Europas wächſt ſie im Kaukaſus, ſowie in ganz Sibirien, in Dahurien, Kamtſchatka und auf den Inſeln der Behringsſtraße. Blüht im April bis Juni. 221. Vaccinium uliginosum L. Sumpf-Heidelbeere. Beſchreibungen und Abbildungen: V. uliginosum L., Sp. pl. p. 350; Rchb., Ie. I. C. t. 117, III, IV; Pokorny a. a. O. S. 226. „Rauſchbeere, Trunkelbeere, Blaubeere“. Blätter geſtielt, elliptiſch oder verkehrt- eiförmig, ſtumpf oder aus— gerandet, ganzrandig, kahl, oberſeits dunkelgrün, unterſeits bläulichweiß und netzadrig, meiſt größer als bei voriger Art. Blüten einzeln oder zu 2—4 in den Winkeln der oberſten Blätter, geſtielt, hängend, mit röthlicher krugförmiger Blumenkrone. Beeren größer, kuglig, ſchwarzblau bereift. — Kleinſtrauch, bisweilen bis 1,3 Met. hoch werdend, mit zimmtbraun berindeten runden Aeſten. Variirt (ſehr ſelten! z. B. in Livland) mit blaſſen gelblich-weißen Blumen. „ Im ganzen Gebiet auf feuchten bis ſumpfigen Torfmooren, mit denen es in den bairiſchen Alpen bis 7025 p. F. (2340 Met.), in Siebenbürgen bis 7500 w. F. (2370,6 Met.) emporſteigt und dann zu einem niedrigen Sträuchlein von 2—3 Zoll Höhe mit kleinen Blättern und einzeln ſtehen— den weißlichen Blumen wird (Var. frigida Schur). Bedeckt die ungeheuren Torfmoorniederungen (Moosmoräſte) der baltiſchen Provinzen, Oſtpreußens, Oldenburgs, Hannovers u. ſ. w. im Verein mit Oxycoccos palustris, Andromeda polifolia, Ledum palustre u. a. Torfpflanzen, die Hoch— moore („Säuren“) des Erzgebirges, die „Mooſe“ des Fichtelgebirges, die „Filze“ des Böhmerwaldes, Oberbaierns u. ſ. w. Iſt ebenfalls durch ganz Europa und Nordaſien, ſowie bis Island und Nordamerika verbreitet. — Blüht im Mai und Juni. Die bitterlich-ſüß ſchmeckenden Beeren gelten für berauſchend. 222. Vaccinium Vitis idaea L. Rothe Heidelbeere. Beſchreibungen und Abbildungen: V. Vitis idaca L., Sp. pl. p. 351; Hayne, Arzneigew. IV, Taf. 19; Rchb., Ic. I. c. t. 117, I; Pokorny a. a. O. S. 227; Nörd⸗ linger a. a. O. S. 43. „Preißelbeere, Steinbeere, Kronsbeere, Strickbeere“. Blätter geſtielt, länglich-verkehrt-eiförmig oder oval, am Rande zurückgerollt und bisweilen undeutlich gekerbt, lederartig, kahl, oberſeits glänzend dunkelgrün, unterſeits matt hellgrün und dunkelbraun punktirt, 15— 30 Millim. lang und 8— 15 Millim. breit mit 1—2 Millim. langem Stiele. Blüten in kurzen endſtändigen einſeitswendigen Trauben, mit glockiger weißer oft roſig angehauchter Blumenkrone. Staubbeutel nicht gehörnt. Beere kugelrund, ſcharlachroth. — Kleinſtrauch mit aufſteigenden runden braunen Aeſten und flaumigen Zweigen, ſelten über 16 Centim. hoch werdend, meiſt niedriger. Variirt mit ſpitzen Blättern (V. acuti- folium KRchb.) und in Hochgebirgslagen, wo ſie ſehr niedrig wird, bis— weilen mit ſehr kleinen rundlichen ausgerandeten Blättern und kleineren Blüten (Var. alpinum Schur). 5 Auf trocknem Sand-, Haide- und Moorboden in ſonniger Lage oder bei lichter Beſchattung, in lichten Nadel-, namentlich Kiefernwäldern, ferner auf baumloſen Haiden in Geſellſchaft von Calluna vulgaris oft große Strecken Bodens bedeckend, auch auf Hochmooren an trockneren Stellen. Durch das ganze Florengebiet und ganz Mittel- und Nordeuropa, ſowie ſüdweſtwärts bis Nordſpanien, ſüdwärts bis Mittelitalien und in die Türkei verbreitet, im Süden nur ſtellenweis auf Hochgebirgen; ſteigt im Bairiſchen Walde nach Sendtner bis 4500 p. F. (1474,8 Met.), in den bairiſchen Alpen bis 7000 p. F. (2274 Met.), im Salzburgiſchen nach Sauter bis _ 6000 p. F. (1949 Met.), in Siebenbürgen nach Schur bis 7000 w. F. (2212,6 Met.) empor. Findet ſich außerhalb Europas in ganz Nordaſien und dem arktiſchen Amerika. — Blüht im Mai bis Juli. Anmerkung. Zwiſchen der Preißel- und Heidelbeere hat ſich eine Baſtardform gebildet: V. Myrtillus-Vitis idaea (V. intermedium Ruthe: Rchb., Ic. t. 118, IV, V.), welche immergrüne aber nicht umgerollte und fein gekerbt-geſägte Blätter, einzeln oder in armblütiger Traube ſtehende Blüten von der Form der Heidelbeer— blüten und rothe aber weißlich bereifte Beeren hat. Findet ſich hier und da unter den Stammeltern, beſonders in Preußen (3. B. bei Berlin in der Jungfernhaide). LXI. Oxycoccos Pers. Moosbeere. Blumenkrone radförmig, viertheilig, kreuzweis ausgebreitet und zurück— geſchlagen. Staubgefäße 8, weit vorſtehend, an einander liegend; Beutel ohne Hörner. Sonſt wie Vaccinium. 223. Oxycoccos palustris Pers. Gemeine Moosbeere. Synonyme und Abbildungen: 0. palustris Pers., Syn. I, p. 419; Rchb., Ic. 1. c. t. 118, VI. — Vaccinium Oxycoccos L., Pokorny a. a. O. S. 227. — Schollera Oxycoccos Roth, Hayne, Arzneigew. IV, T. 18. — „Torfbeere, Sumpfbeere, Krahnsbeere“. Blätter klein, sehr kurz geftielt, faſt zweizeilig an den fadenförmigen Zweigen, eiförmig oder eilänglich, ſpitz, ſtark zurückgerollt und ganzrandig, kahl, oberſeits glänzend dunkelgrün, unterſeits matt bläulichweiß, lederartig; 79 Millim. lang und 3—5 Millim. breit. Blüten einzeln auf langen flaumigen purpurrothen mit 2 Deckblättchen beſetzten Stielen am Ende aufſtrebender Zweiglein; Blumenkrone pfirſichroth, Staubbeutel gelb. Beeren fuglig, dunkelroth, ſehr ſauer, beträchtlich größer als die Preißelbeere, oft monſtröſe Formen bekommend und dann ſehr groß. — Immergrünes Erd— holz mit im Moos kriechenden fadenförmigen verzweigten Holzſtämmchen. In Moospolftern auf Torfmooren, beſonders häufig in den torfigen Niederungen der norddeutſchen Zone (am gemeinſten in Oſtpreußen und den baltiſchen Provinzen), in den übrigen Zonen des Gebiets (mit Ausnahme der ungariſchen und adriatiſchen, wo die Pflanze fehlt), namentlich auf Ge— birgshochmooren, doch weit ſpärlicher und nicht hoch emporſteigend (in Salz— burg blos bis 4000 p. F. — 1299 Met.). Iſt nordwärts bis Lappland (nach Schübeler bis 70% 45, Br.), ſüdwärts bis Oberitalien, weſtwärts nur bis Mittelfrankreich, oſtwärts dagegen durch Rußland und Sibirien, bis nach Kamtſchatka und dem arktiſchen Amerika verbreitet. Wächſt auch im nördlichen Nordamerika. — Blüht im Mai und Juni. 2 2,6008 6 —— Dreizehnte Ordnung. Haidegewächſe. (Ericinae Wk.) Holzgewächſe, ſelten Kräuter mit nebenblattloſen einfachen ganzen Blättern und meiſt regelmäßigen Zwitterblüten. Kelch 4-—5theilig, Blumen— krone verſchieden geformt, Staubgefäße frei, 4—10, Fruchtknoten ober— ſtändig. Frucht eine Kapſel, Beere oder Steinfrucht. Samen eiweißhaltig. — Von den hierher gehörigen Familien kommen in Europa nur zwei vor, die Pyrolaceen, lauter krautartige Pflanzen, und die Ericaceen. Vierundzwanzigſte Familie. Haideartige Holzgewächſe. (Erieaceae Juss.) Blätter wechſel- oder gegen-, bisweilen quirlſtändig, lederartig, oft ſehr klein, nadel- oder ſchuppenförmig. Blüten end- und achſelſtändig, mit 4 ötheiligem Kelche und 3—6theiliger oft faſt getrenntblättriger Blumen— krone. Dieſe ſammt den in gleicher oder doppelter Anzahl der Kronen— abſchnitte vorhandenen Staubgefäßen auf eine hypogyniſche Scheibe einge— fügt. Staubbeutel mit Löchern, ſeltner Spalten aufſpringend, am Rücken oft mit borſtenförmigen Anhängen. Fruchtknoten 4—5fächerig, viele im Innenwinkel angeheftete umgekehrte Samenknospen enthaltend. Griffel fadenförmig, mit einfacher Narbe. Frucht eine vielſamige Kapſel oder eine beerenartige mehrſamige Steinfrucht. — Immergrüne ſelten ſommer— grüne Sträucher und Erdhölzer, ſelten Bäume, über die ganze Erde ver— breitet, doch ſehr ungleichmäßig vertheilt. Ueberſicht der Gattungen und Arten unſerer Flora. A. Beerenartige Steinfrucht oder Beere. Blumenkrone mit fünfzähnigem Saume, abfallend. Staubgefäße 10 I. Ar buteae DC. a. Steinbeere, glatt, mit 5 einſamigen Steinkernen. Arctostaphylos Ad. A. Uva ursi Sp. — A. alpina Spr. b. Beere ſpitzwarzig, mit 3 zweiſamigen Fächern (Fig. LX. 6) Arbutus Une do L. B. Vielſamige, mit Klappen aufſpringende Kapſel. a. Kapſel fachſpaltig aufſpringend, 5fächrig (Fig. LX, 11). Blumenkrone mit „zähnigem Saume, abfallend. Staubgefäße 10. II. Andromedeae DC. — 601 — 6. Blüten langgeſtielt. Kapſel 5klappig. . . Andromeda polifolia L. 6. Blüten faſt ſitzend. Kapſelwand in eine sklappige Außenſchicht und eine 10 klappige Innenſchicht ſich trennend (Fig. LX, 9). Cassandra calyculata Don. b. Kapſel fachſpaltig oder wandbrüchig (Fig. LXI, 11, 12) aufſpringend, 4fächrig; Blumenkrone Aſpaltig, verwelkend, bleibend. Staubgefäße 8. III. Erice ae Don. 6. Kapſel fachſpaltig, in 4 je eine Scheidewand tragende Klappen zerfallend. Kelch kürzer als die Blumenkrone. 7 Staubgefäße frei, einer hypogyniſchen Scheibe eingefügt; Beutel mit einem Loch oder einem Längsſpalt aufipringend. . . . Erica L. Staubfäden an der Baſis des Beutels eingefügt (Fig. LXI, 1. 2.) E. carnea L. Staubfäden am Rücken des Beutels eingefügt (Fig. LXI, 3. 5.) aa. Blüten endſtändig. Staubbeutel in der Blume eingeſchloſſen, geſchwänzt E. Tetralix L., — E. einerea L., — E. arborea L. bb. Blüten end- oder ſeitenſtändig, Staubbeutel ungeſchwänzt. ea. Staubbeutel eingejchlofen . . . . . E. scoparia L. BP. Staubbeutel vorftehend . . . . . E. multiflora L. „ sehe E. verticillata Forsk. i Staubgefäße im Grunde der Blumenkrone eingefügt, die Fäden am Grunde unter ſich verwachſen. . Bruckenthalia spiculiflora Rchb. 5. Kapſel wandbrüchig (Fig. LXI, 11, 12), Scheidewände an der Mittelſäule ſtehen bleibend. Kelch corolliniſch, länger als die Blumenkrone Calluna vulgaris Salisb. 6. Kapſel wandſpaltig aufſpringend (Fig. LXII, 5.), 2—3- oder 5fächrig. 64. Blumenkrone verwachſenblättrig, 5lappig, abfallend IV. Rhodoreae Don. + Blumenkrone glockig. Staubgefäße 5. Kapſel 2—gfächrig Azalea procumbens L. jr Blumenkrone trichter- oder radförmig, oft unregelmäßig. Staub- gefäße 10. Kapſel 5fächrigg. .. Rhododendron L. Blumenkrone glockig⸗ trichterförmig Rh. ferrugineum L.. — Rh. myrtifolium Schtt. Ktsch., — Rh. hirsutum L. Blumenkrone radförmi g.. Rh. Chamaecistus L. 6. Blumenkrone getrennt-(5)blättrig, abfallend. Kapſel 5fächrig V. Ledeae Rchb. Einzige Art: Ledum palustre L. J. Arbuteae DC. Erdbeerbaumartige. Blätter wechſelſtändig. LXII. Arctostaphylos Adans. Bärentraube. Kelch ötheilig. Blumenkrone eikrugförmig, wachsartig, mit 5zähnigem zurückgekrümmtem Saume. — Niederliegende und aufſteigende Kleinſträucher. Blüten in endſtändigen kurzen Trauben. Beeren kugelrund, glatt. u 224. Arctostaphylos Uva ursi Spr. Gemeine Bärentraube. Synonyme und Abbildungen: A. Uva ursi Spr., Syst. veget. II, p. 287; Rchb., Ic. XVII, t. 116, III; A. officinalis W. et Gr., Poforny a. a. O. S. 224. — Ar- butus Uva ursi L., Hayne, Arzneigew. IV, t. 20; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 45. Blätter kurz geſtielt, verkehrt-eiförmig-länglich, in den Stiel ver— ſchmälert, ganzrandig, lederartig, kahl, beiderſeits glänzendgrün, 12— 15 Millim. lang und 5—10 Millim. breit. Blüten in gedrungenen überhängenden Trauben, klein, weiß oder roſenroth. Beeren erbſengroß, ſcharlachroth. — Immergrüner Kleinſtrauch, dicht beblättert, raſenartig wachſend, mit runden zimmtbraunen Aeſten, von der ähnlichen Preißelbeere durch die nicht punktirten Blätter unterſchieden. Auf Sand-, Moor- und Kalkboden, beſonders häufig in den Kiefern— wäldern der baltiſchen Provinzen, Nord- und Nordweſtdeutſchlands, in der mitteldeutſchen Zone und in der ſüdlichen Hälfte des Florengebiets ver— einzelter, je weiter ſüdwärts deſto mehr als Gebirgspflanze auftretend, aber bis Dalmatien verbreitet, in den bairiſchen Alpen nach Sendtner bis 6200 p. F. (2014 Met.) emporſteigend, übrigens durch faſt ganz Europa (ſüdweſtwärts bis Portugal und Südſpanien), ſowie durch das nördliche Aſien und arktiſche Amerika verbreitet, noch im Kaukaſus vorkommend. — Blüht im Mai und Juni. 225. Arctostaphylos alpina Spr. Alpen-Bärentraube. Synonyme und Abbildungen: A. alpina Spr. I. c., Rchb., Ic. I. c. t. 116, IV; Pokorny a. a. O. S. 223. — Arbutus alpina L. Blätter langgeſtielt, länglich-verkehrt-eiförmig oder ſpatelförmig, klein geſägt und lang gewimpert, ſonſt kahl, dünn, oberſeits dunkelgrün, unterſeits blaß, 2,5 —3 Centim. lang und 10— 15 Millim. breit mit 10 Millim. langem Stiel. Blüten in aufrechten, zwiſchen kleinen Schuppen— blättern ſtehenden Träubchen, weiß oder röthlich. Beeren von der Größe der Vogelkirſche, erſt grün, dann roth, zuletzt blauſchwarz, reifen erſt im nächſten Frühlinge. — Sommergrüner Kleinſtrauch. An feuchten mooſigen felſigen Stellen auf Kalkboden in der Alpen— kette zwiſchen 4500 und 6500 p. F., vereinzelt im Jura (auf dem Chaſſeral, Dole u. a.), auf dem Tatragebirge der ungariſchen Karpathen und in den Alpen Siebenbürgens bei Kronſtadt. Kommt auch in den Pyrenäen vor, iſt aber vorzüglich in der kalten und arktiſchen Zone Europas, Aſiens und Nordamerikas verbreitet. —-Blüht im Mai und Juni. 603 LXIII. Arbutus L. Erdbeerbaum. Kelch fünftheilig, Blumenkrone krugförmig oder eiförmig-kugelig mit fünfzähnigem zurückgerolltem Saum. Immergrüne aufrechte Sträucher mit großen abwechſelnd geſtellten Blättern. Die meiſten Arten amerikaniſch. 226. Arbutus Unedo L. Gemeiner Erdbeerbaum, Beſchreibungen und Abbildungen: A. Unedo L., Sp. pl. p. 366; Rchb., Ic. 1. C. t. 116, I. II; Pokorny a. a. O. S. 222. Ital. „corbezzolo, illyr. „planika“. Blätter kurz geſtielt, länglich-lanzettförmig, ſpitz, am Grunde ver— ſchmälert, ſcharf geſägt, kahl, lederartig, oberſeits glänzend dunkelgrün, unter— ſeits bläſſer, 4— 7 Centim. lang, 2--3 Centim. breit, mit 2—5 Millim. langem Stiel. Blüten in endſtändigen überhängenden verzweigten dichten Trauben, mit 5— 10 Millim. langer weißer oder roſiger Blumenkrone. Beeren geſtielt, hängend, kirſchengroß, über und über ſpitzwarzig, reif ſcharlachroth, eßbar, ſäuerlich-ſüß. Rinde braunröthlich, an älteren Stämmen fein riſſig; Holz weiß, fein faſerig, dicht und hart. — Schönbelaubter Groß— ſtrauch bis kleiner Baum (bis 5 Met.). Reift die Früchte erſt ein Jahr nach der Blütezeit, weshalb er gleichzeitig Blütentrauben und reife Beeren trägt. In Wäldern und an felſigen Orten im Küſtenlande von Iſtrien und Dalmatien und auf den dalmatiſchen Inſeln (hier ſehr häufig; meiſt in Geſellſchaft von Ilex Aquifolium); durch die Mediterranzone von Paläſtina und Konſtantinopel an bis Portugal und in der Küſtenzone des atlantiſchen Europa bis Irland verbreitet. In den ſüdlichen Ländern unſers Gebiets in Gärten häufig als Zierſtrauch angepflanzt. — Blüht im Oktober, November. II. Andromedeae DC. Andromedeen. Blätter wechſelſtändig. LXIV. Andromeda L. Gränke. Kelch fünftheilig. Blumenkrone eiförmig-glockig, mit 5 zähnigem Saume. Staubbeutelfächer über dem an der Spitze befindlichen Loche in einen borſtenförmigen Anhang verlängert (Fig. LXI, 10. 11). 227. Andromeda polifolia L. Poleiblättrige Gränke. Beſchreibungen und Abbildungen: A. polifolia L., Sp. pl. p. 393; Rchb., Ie. I. c. t. 110, I; Pokorny a. a. O. S. 224; Nördlinger, Forſtbot. II, ©. 47, — 3 Blätter ſehr kurz geſtielt, länglich- bis lineallanzettförmig, ſtark zu— rückgerollt und ganzrandig, ſpitz, lederartig, ſteif, oberſeits glänzend dunkel— grün, unterſeits matt bläulichweiß, mit gelbem ſtarkem Mittelnerv, 2—3 Centim. l J e | 66060 00 ö 00 N N TEN NN Der Erdbeerbaum (Arbutus Unedo L.) 1. Blütentragender Zweig. — 2. Längsſchnitt durch die Blumenkrone. — 3. 4. Staub- gefäß von vorn und von der Seite (a Löcher der Staubbeutel, b hörnerartige Anhängjel derjelben). — 5. Reife Beere. — 6. Dieſelbe im Querſchnitt (Fig. 2 — 4 vergrößert). — 7 — 9. Cassandra calyculata Don. 7. Blüte (bb Deckblättchen). — 8. Staub- gefäß (r röhrenförmige Verlängerungen des Beutels). — 9. Reife Kapſel, aufgeſprungen (aa Außenſchicht des Fruchtgehäuſes, ü Innenſchicht des Fruchtgehäuſes). Fig. 7 bis 9 vergrößert. — 10. Staubgefäß von Andromeda polifolia L. (vergr.). — 11. Halbirte aufgeſprungene Kapſel (fachſpaltig) derſelben Pflanze (vergröß.). 605 lang und 3—7 Millim. breit. Blüten langgeſtielt, in den Winkeln der obern Blätter doldig gehäuft; Stiel und Kelch roſenroth, Blumenkrone weiß, oft röthlich überlaufen. Kapſel aufrecht, braun. — Immergrünes Erdholz mit dünnen kriechenden Daun Stämmchen und aufſteigen— den Aeſten. Auf Torfmooren in Moospolſtern kriechend, in Geſellſchaft von Oxy- coccos palustris und ebenſo weit verbreitet wie dieſe Pflanze. Steigt in den bairiſchen Alpen bis 4400 p. F. (1429 Met.) empor. — Blüht im Mai. LXV. Cassandra G. Don. Caſſandra. Kelch fünfſpaltig, am Grunde von 2 gegenſtändigen Deckblättchen um— geben; Blumenkrone länglich- krugförmig, mit fünflappigem Saume. Staub- beutelfächer in eine lange Röhre ausgedehnt, ohne Anhängſel (Fig. LX, a), 228. Cassandra ealyeulata G. Don. Synonyme und Abbildungen: C. calyculata G. Don in Edinbg. phil. journ. XVII, p. 158; Rchb., Ie. I. c. t. 110, II. — Andromeda calyeulata L., Chamaedaphne calyculata Mönch. „Entenweide“. Blätter ſehr kurz geſtielt, länglich oder lanzettförmig, ſpitz, am Rande undeutlich gezähnelt, lederartig, ſteif, oberſeits dunkelgrün, unterſeits roſt— farben, beiderſeits mit rundlichen weißen Schüppchen bedeckt, 1,5—3,5 Centim. lang und 5—10 Millim. breit. Blüten in endſtändigen einſeitswendigen Trauben, auf ſehr kurzem Stiel in der Achſel rundlicher Blätter, hängend; Stiel, Deckblättchen und Kelch mit roſtbraunen Schuppen bedeckt, Blumen— krone weiß. — Immergrüner aufrechter oder aufſteigender Kleinſtrauch bis 1 Met. hoch mit runden trockenen Zweigen. In Torfmooren des nordöſtlichſten Theiles der norddeutſchen Zone, woſelbſt (in Oſtpreußen) dieſe in Nordrußland und Sibirien heimiſche Pflanze ihre weſtliche und Aequatorialgrenze erreicht. Ziemlich häufig in Livland und Lithauen, in Oſtpreußen ſehr ſelten. — Blüht im April und Mai. III. Ericeae G. Don. Haideſträucher. Blätter nadel- oder ſchuppen— förmig, quirl- oder gegenſtändig. LXVI. Erica L. Haide. Kelch und Blumenkrone vierſpaltig, erſterer viel kürzer als letztere, welche nach dem Blühen nicht abfällt, ſondern verwelkt und die Kapſel umhüllt. Staubgefäße 10, auf hypogyniſcher Scheibe, Beutel zweitheilig, Fächer unter —— 606 — der Spitze mit einem großen Loch aufſpringend, geſchwänzt oder ungeſchwänzt (Fig. LXT, 1. 3. 5. 9.). — Immergrüne Sträucher, ſelbſt Bäume. Die meiſten Arten dieſer großen Gattung (man kennt deren über 500) wachſen in Südafrika, die meiſten der auf der nördlichen Halbkugel vorkommenden in der Mediterranzone, alle auf ſandigem oder moorigem Boden. In Amerika und Aſien (den Kaukaſus ausgenommen) finden ſich keine Haidearten. Fig. LXI. Blütentheile der Haideſträucher (Ericeen). 1. 2. Staubgefäß von Erica carnea von der Seite und von hinten. — 3. 4. Des- gleichen von Erica Tetralix L. — 5. 6. Desgleichen von Erica arborea L. — 7 12. Calluna vulgaris Salisb. 7. Blüte von der Seite (s Schuppenblätter, k Kelch, b Blumenkrone, 2 Griffel). — 8. 9. Staubgefäß von der Seite und von hinten. — 10. Unreife (nicht aufgeſprungene) Kapſel im Längsdurchſchnitt (m Mittelſäule mit den Samenträgern, s Samen). — 11. Aufgeſprungene Kapſel von oben, 12. dieſelbe von der Seite geſehen (m Mittelſäule, v Klappen, d Scheidewände, & Griffel), eine ſepti— frage oder wandbrüchige Kapſel (wo die Klappen ſich von der Mittelſäule und den Scheidewänden ablöſen). — 13 — 15. Bruckenthalia spiculiflora Rchb. — 13. Blüte von der Seite. — 14. Aufgeſprungene (fachſpaltige) Kapſel von oben. — 15. 16. Staubgefäß von vorn und von hinten. — (Alle Figuren ſtark vergrößert.) ze ea = + Staubfäden am Grunde des Beutels eingefügt. 229. Erica earnea L. Fleiſchfarbene Haide. Synonyme und Abbildungen: E. carnea L., Sp. pl. p. 504; Rehb., Ic. I. C. t. 114. f. I; Pokorny a. a. O. S. 213. — E. herbacea L. „Alpenhaiderich“, in der Schweiz „Brüſch“. Blätter meiſt zu 4 quirlſtändig, kurz geſtielt, nadelförmig, ſpitz, kahl, glänzend dunkelgrün, oberſeits convex, unterſeits rinnig vertieft, 5—9 Millim. lang und 0,7—1 Millim. breit. Blüten in den Achſeln der oberſten Blätter ſtehend und auf gebogenem Stiel hängend, kurze meiſt einſeitswendige Trauben bildend; Kelch und Blumenkrone roſenroth, letztere röhrig, eilanzettförmig, 5 Millim. lang; Staubbeutel geſchwänzt, ſchwarzbraun, ſammt dem Griffel aus der Mündung der Blume vorragend. — Kahler hellgrüner Kleinſtrauch mit niederliegenden oder aufſteigenden bis 0,3 Met. langen Stämmchen. An felſigen Orten, auf Gerölle, in lichten Wäldern, namentlich auf Kalkboden, beſonders an Bergabhängen, ſowie an den felſigen Ufern der Gewäſſer, in den Kalkalpen, wo dieſe Haide maſſenhaft den Boden über— ziehend auftritt und in Oberbaiern nach Sendtner bis 7100 p. F. (2306,4 Met.) emporſteigt. Auch häufig in den Karpathen (auf den Foga— raſer Alpen Siebenbürgens bis 5000 w. F. — 1580,4 Met. nach Schur), mit Ausnahme Galiziens. Kommt auch im Flachlande vor, z. B. um Regensburg, wo ſie ſehr häufig auftritt. Iſt nordwärts bis Böhmen (hier ſehr häufig im Moldauthal oberhalb Hohenfurth an der Teufelsmauer, am Hirſchberg u. a. O. auf Granit, auch häufig um Karlsbad) und bis in das ſächſiſche Voigtland (bei Adorf) verbreitet, ſüdwärts bis Mittelitalien, Dal— matien und Griechenland. — Blüht im April und Mai, oft ſchon Ende März. Staubfäden am Rücken des Beutels eingefügt. 230. Erica Tetralix L. Sumpfhaide. Beſchreibungen und Abbildungen: E. Tetralix L., Sp. pl. p. 353; Rchb., Ic. 1. e. b. 112, I; Pokorny a. a. O. S. 213. Blätter zu 4, ſelten zu 3 quirlſtändig, nadelförmig, ſpitz, am Rande zurückgerollt und drüſig gewimpert, oberſeits dunkelgrün, unterſeits bläulich, 4 5 Millim. lang und 0,5— 1 Millim. breit. Blüten in endſtändigen köpfchenförmigen Dolden, geſtielt, hängend; Stiel und Kelch drüſig behaart, Blumenkrone krug- eiförmig, roſenroth; Staubbeutel eingeſchloſſen, ge— ſchwänzt. — Kleinſtrauch mit aufrechten oder aufſteigenden bis 0,5 Met. langen Stämmchen und wollig behaarten Zweigen. 608 Auf Torfmooren und in moorigen Kiefernwäldern, meiſt in Geſellſchaft der Calluna vulgaris der norddeutſchen Zone (mit Ausnahme der baltiſchen Provinzen und Lithauens), vom Niederrhein und Weſtfalen bis Weſtpreußen (Danzig, Cranz, Halbinſel Hela, hier häufig), vereinzelt in der mitteldeutſchen Zone (Lauſitz, Schleſien), ſowie auf Hochmooren der Karpathen im Arvaer Comitat und in Siebenbürgen. Iſt nordwärts bis Norwegen, weſtwärts bis England, Nord-, Mittel- und Weſtfrankreich, und bis Nordſpanien und Portugal verbreitet. — Blüht vom Juli bis September. 231. Erica einerea L. Aſchgraue Haide. Beſchreibungen und Abbildungen: E. cinerea L., Sp. pl. p. 352; Rchb., Ic. 1. C. f. II; Pokorny a. a. O. S. 214. Blätter zu 3 quirlſtändig, ſpitz, kahl, mit knorpligem Rande, dunkel— grün, 5— 8 Millim. lang und 0,5 — 1,5 Millim. breit. Blüten in end— ſtändigen Trauben, kurz geſtielt, hängend; Blumenkrone verlängert krugförmig, purpurn (getrocknet bläulich-lila), Antheren eingeſchloſſen, geſchwänzt. — Aufrechter Kleinſtrauch, bis 0,5 Met. hoch, mit dünnen grauflaumigen Zweigen, eine der ſchönſten Haidearten. In ſandigen Haiden der rheiniſchen Zone ſtellenweis (bei Bonn, Spaa, Maſtricht, Lüttich) und in Siebenbürgen (bei Heltau am Fuße des Götzen— berges und bei Boitze, Schur). Häufig in Nord-, Mittel- und Weſt— frankreich, ſowie in Nordſpanien, auch in Irland, England und Norwegen. — Blüht im Juni und Juli. 232. Erica arborea L. Baumhaide. Beſchreibungen und Abbildungen: E. arborea L., Sp. pl. p. 353; Rchb., Ie. I. c. t. 113, I; Pokorny a. a. O. S. 215. Ital. „Scope“, illyr. „Voies“. Blätter zu 3—4 in Quirlen, dünn nadelförmig ſpitz, kahl, lebhaft grün, ziemlich weich, 3 — 4 Millim. lang und 0,3 — 0,5 Millim. breit. Blüten an der Spitze kurzer Seitenzweiglein zu 2— 3, geſtielt, aufrecht; Blumenkrone kugelig-glockig, weiß, klein (2— 3 Millim. lang); Staubbeutel gelb, eingeſchloſſen, kurz geſchwänzt, Griffel vorſtehend. — Aufrechter Mittel— oder Großſtrauch, ſelbſt kleiner Baum (in Südweſtſpanien und auf den canariſchen Inſeln Baum von 10--20 Met. Höhe mit ſtarkem Stamme), ſehr gedrängtblätterig. Die Blütenträubchen bilden längs der ruthenförmigen Aeſte lange ſchmale einſeitswendige Rispen. Auf ſteinigem Boden in lichten Gehölzen Südtirols und der adriatiſchen Zone (im Küſtenlande Iſtriens, Dalmatiens und auf den benachbarten Inſeln, hier meiſt als Unterholz in Wäldern der Immergrüneiche). Eine vorzugs— 609 weis durch das ſüdweſtliche Europa und die weſtliche Mediterranzone ver— breitete Art, welche auch in Italien und auf der griechiſch-türkiſchen Halb⸗ inſel wächſt. — Blüht im April und Mai. 233. Erica scoparia L. Beſenhaide. Beſchreibungen und Abbildungen: E. scoparia L., Sp. pl. I. c.; Rchb., Ie. 1. C. f. III; Pokorny a. a. O. S. 216. Blätter zu 3 in Quirlen, nadelförmig, ſpitz, kahl, lebhaft grün, unter— ſeits breitgefurcht, 4—5 Millim. lang, 1 Millim. breit, an den Endtrieben aufrecht, ſonſt abſtehend. Blüten an den Endtrieben blattwinkelſtändig, klein; Blumenkrone kuglig-glockig, grünlich-gelb; Staubbeutel gelb, ein— geſchloſſen, ungeſchwänzt. — Aufrechter bis 1 Met. hoher Strauch mit ruthenförmigen Aeſten. Angeblich auf den Inſeln Brazza und Leſina (Viſiani). Verbreitung wie bei voriger Art. Fehlt jedoch im Oſten. — Blüht im Mai. 8 234. Erica multiflora L. Vielblütige Haide. Beſchreibungen und Abbildungen: E. multiflora L., Sp. pl. p. 355; Rchb., Ie. J. E. b. 114, f. II; Pokorny a. a. O. S. 214. Blätter zu 4— 5 quirlſtändig, breit nadelförmig, ſpitz oder ſtumpf, kahl, lebhaft und glänzend grün, 10— 12 Millim. lang und 1,5 Millim. breit. Blüten in endſtändiger Dolde oder Doldentraube, langgeſtielt, auf— recht, zahlreich; Blumenkrone länglich-eiförmig, lebhaft roſenroth; Staub— beutel violett, vorſtehend, ungeſchwänzt. — Schöner aufrechter oder auf— ſteigender Klein- oder Mittelſtrauch von 1— 2 Met. Höhe. In Gebüſchen, Hecken, an Wegen der Küſtenzone Dalmatiens und auf den Inſeln Leſina und Liſſa. Durch das ganze mediterrane Europa ver— breitet. — Blüht im Frühling und Herbſt. 235. Erica verticillata Forsk. Quirlblütige Haide. Beſchreibungen und Abbildungen: E. verticillata Forsk., Fl. aegypt. arab. p. 120; Rchb., Ic. I. c. t. 115, III; Pokorny a. a. O. S. 215. Blätter zu 3 quirlſtändig, aufrecht, gedrängt, bald abfallend, nadel— förmig, dick, kahl, glänzendgrün, 5 — 6 Millim. lang und bis 1 Millim. breit. Blüten längs der ruthenförmigen Zweige quirlſtändig, geſtielt, auf— recht oder nickend; Blumenkrone klein, kuglig-glockig, roſenroth; Staubbeutel vorſtehend, braun, ungeſchwänzt. — Aufrechter Kleinſtrauch mit weißlichen Aeſten. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 39 Be Unter Geſträuch in der Küſtenzone Dalmatiens und auf den Inſeln Cherſo, Oſero, Leſina und Liſſa. — Eine durch die öſtliche Mediterran— zone verbreitete Art. — Blüht zweimal: vom Januar bis April und vom September bis November. LXVII. Bruckenthalia Rchb. Bruckenthalie. Kelch 4zähnig, Blumenkrone glockig-kuglig, 4zähnig mit aufrechten ſtumpfen Zähnen. Staubbeutel ungeſchwänzt, zweitheilig; Staubfäden hypo⸗ gyniſch am Grunde verwachſen (Fig. LXI, 13 —16). 236. Bruckenthalia spiculiflora (Sal.) Rchb. Aehrchenblütige Bruckenthalie. Synonyme und Abbildungen: Br. spieuliflora Rchb., Fl. germ. exe. p. 414 und Ie. I. c. t. 111, f. I; Pokorny a. a. O. S. 211. — Erica spieuliflora Salisb. — Menziesia Bruckenthalii Baumg. Blätter zu 4 faſt quirlſtändig, nadelförmig, mit weicher knorpliger Stachelſpitze, am Rande mit Drüſenhaaren gewimpert, hellgrün mit gelblichem ſtarkem Mittelnerv und kurzem Stiel, 3—5 Millim. lang und bis 0,6 Millim. breit. Blüten in endſtändigen dichten Quirlähren, dünn geſtielt, aufrecht, klein; Kelch hell, Blumenkrone lebhaft roſenroth; Staubbeutel eingeſchloſſen. — Zierlicher Kleinſtrauch mit dünnen niederliegenden fadenförmigen Stämmchen und aufſteigenden flaumigen Zweigen. An ſteinigen Bergabhängen und graſigen Halden mit Juniperus nana in der Knieholzregion der ſiebenbürgiſchen Karpathen und des Bihariagebirges, zwiſchen 4000 und 6000 w. F. (1264 und 1896,5 Met.), ſteigt bei Kron⸗ ſtadt bis 2000 w. F. (632 Met.) herab und vertritt in Siebenbürgen die dort fehlende Calluna vulgaris. Kommt auch im Banat (im Hunyader Comitat, wo ſie auf dem Joche Vallye Raſza unter der Alpe Retyezät nach Heuffel ſehr gemein iſt) und in der Türkei vor. — Blüht im Juli und Auguſt. LXVIII. Calluna Salisb. Haidekraut. Kelch corolliniſch, länger als die Blumenkrone (Fig. LXI, 7 — 9). Staubgefäße s eingeſchloſſen, mit geſchwänzten Beuteln. Griffel vorragend. 237. Calluna vulgaris (L.) Salisb. Gemeines Haidekraut. Synonyme und Abbildungen: C. vulgaris Salisb. in Trans. Linn. soc. VI. p. 317; Rchb., Ie. I. c. t. 111, f. II. III; Pokorny a. a. O. S. 212. — Erica vul- garis L., Hayne, Arzneigew. IV, T. 17; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 47. — „Beſen⸗ haide, Haiderich“. 541 Blätter kreuzweis-gegenſtändig, gedrängt, ſich deckend, 4 Längsreihen bildend, ſehr klein, lineal, ſtumpf, grün, 2— 3 Millim. lang und 0,3 bis 1 Millim. breit. Blüten in end- und ſeitenſtändigen, meiſt einſeitswendigen Aehren, klein, ſehr zahlreich. Kelch faſt 4 blättrig, trockenhäutig, ſammt der viel kürzeren Blumenkrone ſchön roſa, nach der Blütezeit bleibend und die kleine wandbrüchige Kapſel umhüllend. — Niederliegender, aufſteigender oder aufrechter Kleinſtrauch von 0,3—0,7 Met. Höhe, ausnahmsweiſe auch höher werdend, im Sommer ſchön dunkelgrün, im Winter ſchmutzig braun— roth. Variirt mit weißen Blüten, außerdem mit grau behaarten Zweigen und Blättern (?. hirsuta Presl, pubescens Pok., incana Salisb.). Auf Sand-, Thon- und Moorboden, mit den ſterilſten Sandboden vorlieb nehmend. Iſt faſt im ganzen Gebiet, ſelbſt noch in Dalmatien zu finden, fehlt nur im ungariſchen Tieflande. Kommt am häufigſten in der norddeutſchen Zone vor, wo die Haide auf Sand- und Moorboden uner— meßliche Strecken Landes theils für ſich allein, theils als Unterholz lichter Kiefernwaldungen („Haiden“) bedeckt. Nimmt ſtets einen bedeutenden An— theil an der Zuſammenſetzung der Pflanzendecke der Hochmoore (Moos— moräſte) der Ebenen wie der Gebirge. Steigt in den mitteldeutſchen Gebirgen auf Sandboden (Sandſtein, Kalk, Gneis, Granit, Glimmerſchiefer, Thonſchiefer) bis auf die höchſten Kuppen (3. B. im Bairiſchen Walde nach Sendtner bis 4540 p. F. = 1474,8 Met.), in den Salzburger und bairiſchen Alpen nach Sauter und Sendtner bis 6000 p. F. (1949 Met.). Die Varietät hirsuta kommt nur auf Torfmooren, aber blos vereinzelt und mit der gewöhnlichen Form gemengt, vor. Das Haidekraut iſt durch ganz Nord-Europa bis Lappland, bis auf die Halbinſel Kola und bis in das Land der Samojeden, oſtwärts bis in das uraliſche Sibirien, weſtwärts bis Irland und Portugal, ſüdwärts bis Corſica, Mittelitalien und bis in die Türkei verbreitet. — Blüht vom Juni bis September. IV. Rhodoreae G. Don. Alproſenartige. Blätter wechſel- oder gegenſtändig. LXIX. Azalea L. Azalea. Kelch 5 theilig; Blumenkrone glockig, 5 ſpaltig, abfallend; Staubgefäße 5, mit der Länge nach aufſpringendem Beutel. — Immer-, ſelten ſommer— grüne Holzgewächſe, der Mehrzahl nach in Nordamerika und Aſien heimiſch. 238. Azalea procumbens L. Niederliegende Azalea. Synonyme und Abbildungen: A. procumbens L., Sp. pl. p. 151; Rchb., Ic. 1. C. t. 108, f. II; Pokorny a. a. O. S. 217. — Loiseleuria procumbens Desv., Chamae- ledon procumbens Lk. 39 * — — Blätter klein, gegenſtändig, ziemlich langgeſtielt, eiförmig -elliptiſch oder länglich, ſtumpf, am Rande ſtark zurückgerollt, dick, oberſeits gefurcht, glänzend grün, unterſeits mit dickem bleichem Mittelnerv zwiſchen den grünen Blatträndern; 5—6 Millim. lang und 2— 3 Millim. breit, mit 2—3 Millim. langem Stiel. Blüten klein, zu 2— 3 an der Spitze der Zweiglein doldig; Blumenkrone roſen-, Kelche und Fruchtkapſeln purpurroth. — Zwerghaftes immergrünes Erdholz mit niederliegenden ſehr äſtigen Stämm— chen, dichtbeblätterte Raſen oder Polſter bildend. Eine hochnordiſche und alpine Pflanze, welche in der ganzen Alpen— kette bis Dalmatien, desgleichen in den ſiebenbürgiſchen und Banater Kar— pathen auf allerhand geognoſtiſchem Subſtrat, auf Gerölle- und felſigem Boden oberhalb der Krummholzregion auftritt und hier oft ganze Berg— kuppen, Kämme und Abhänge überziehend eine eigenthümliche und ſehr charakteriſtiſche Zwergholzformation bildet (4. B. in den nordtiroler Alpen). Ihre untere Grenze liegt in den öſterreichiſchen und bairiſchen Kalkalpen nach Kerner und Sendtner im Mittel bei 5200 —5300 p. F. (1689 bis 1721,6 Met.), ihre obere bei 7300 p. F. (2371 Met.). Bis 6300 p. F. (2046,5 Met.) iſt die Azaleenformation mit Rhododendron hirsutum, an ſüdlichen Hängen auch mit Erica carnea gemengt, während darüber hinaus die Azalea allein dominirt. In den Centralalpen ſteigt letztere im Mittel bis 8000 w. F. (2528,6 Met.), ja am Langtauferer Jöchl im Oetzthale nach Simony ſogar bis 9400 w. F. (2971 Met.) empor. Den Centralkarpathen fehlt dieſer Zwergſtrauch, während er in den Oſtkarpathen (in Galizien am Berbenieske, am Pop-Iwen der Czerna Hora maſſenhaft nach Knapp) wieder auftritt. Viel größer iſt der nordiſche Verbreitungs— bezirk der Azalea, denn derſelbe dehnt ſich von den Hochgebirgen Schott— lands und Scandinaviens über die ganze kalte und arktiſche Zone der nördlichen Halbkugel aus. Zwiſchen beiden Bezirken tritt dieſe Pflanze vereinzelt in den Centralpyrenäen auf. — Blüht im Mai und Juni. Anmerkung. In Gärten der ſüdlichen Hälfte unſeres Florengebiets findet man ziemlich oft die pontiſche Azalea (A. pontica L., Anthodendron ponticum Rchb.) angepflanzt, einen ſommergrünen Mittelſtrauch mit großen in Dolden geſtellten, zweilippigen, gelben wohlriechenden Blüten. Dieſer im Kaukaſus, Armenien und an den Geſtaden des ſchwarzen Meeres heimiſche Strauch, welcher ſich von dort weſtwärts bis Volhynien erſtreckt, ſoll angeblich auch in Galizien vorkommen, wo derſelbe jedoch neuerdings nicht wieder aufgefunden worden iſt. LXX. Rhododendron L. Alpenroſe. Kelch 5theilig, Blumenkrone trichter- oder radförmig, mit fünflappigem oft unregelmäßigem Saume. Staubgefäße 10. — Immergrüne Sträucher mit wechſelſtändigen, oft quirlförmig genäherten Blättern und meiſt doldig a „ u oder doldentraubig am Ende der Zweige angeordneten anſehnlichen Blüten. Die meiſten Arten dieſer großen Gattung bewohnen die Gebirge Central— aſiens, viele auch Nordamerika. In Europa kommen nur 6 Arten vor. Blumenkrone glockig-trichterförmig. Blüten in Dolden— trauben. 239. Rhododendron ferrugineum L. RNoſtblättrige Alpenroſe. Beſchreibungen und Abbildungen: Rh. ferrugineum L., Sp. pl. p. 392; Rchb.. Le, 1: et. 107, 1. II, Botorny a g. J S. 218. Blätter kurzgeſtielt, länglich-lanzettförmig, ſtumpf, ganzrandig und etwas zurückgerollt, dicklederig, ſteif, oberſeits kahl glänzend dunkelgrün, unterſeits dicht mit Harzdrüſen bedeckt, anfangs gelblichgrün, zuletzt lebhaft roſtroth, 2— 3,5 Centim. lang und 9—12 Millim. breit mit 3—5 Millim. langem Stiele. Blüten langgeſtielt, Stiele und Kelch roſtroth drüſig, Blumenkrone ſchön roſenroth, ſelten weiß, Staubgefäße eingeſchloſſen, mit gelben Beuteln. — Sehr äſtiger Kleinſtrauch von 1,6 — 1 Met. Höhe, aufrecht oder aufſteigend, dichte Büſche bildend, mit roſtrothdrüſigen Zweigen. In der ganzen Alpenkette auf humoſem Kieſel- und alkaliniſchem Boden mit Untergrund von Sandſtein, Thon- und Glimmerſchiefer, in der öſtlichen Hälfte ſelten, in den Schweizeralpen nach De Candolle bis 2500 Met., in den bairiſchen Alpen nach Sendtner zwiſchen 5200 und 6256 p. F. (1689 und 2032 Met.), in Südtirol bei Bozen an der Schattenſeite des Ritten bis 2000 w. F. (632,2 Met.) hinab- und bis 7150 w. F. (2260 Met.) hinanſteigend, in den Schieferalpen des Salzkammerguts nach Sauter zwiſchen 2000 und 6000 p. F. (1299 und 1949 Met.). Wächſt auf ſteinigem mit Dammerde bedecktem Boden, gern in Geſellſchaft von Pinus Cembra, Alnus viridis, Calluna vulgaris, auch auf Torfmooren, auf denen fie bis in die oberbairiſche Hochebene hinabſteigt (4. B. um Rothen— buch bei 2400 p. F. - 779,6 Met., um Ammergau bei 2600“ — 844,6 Met., um Kempten bei 2300“ - 747 Met. nach Sendtner). Fehlt in den Alpen Dalmatiens und in den Karpathen. Tritt dagegen wieder in den Pyrenäen auf. — Blüht vom Mai bis Juli. 240. Rhododendron myrtifolium Kl. Kotsch. Myrtenblättrige Alpenroſe. Synonyme und Abbildungen: Rh. myrtifolium Klotsch u. Kotschy in Bot. Zeit. 1851, S. 17; Rchb., Ic. I. c. t. 106, II. III; Pokorny a. a. O. S. 219. — Rh. ferru- gineum Baumgart,, nicht L.; Rh. ferrugineum g. myrtifolium Knapp, Pfl. Galiz. S. 245. nn a Unterſcheidet ſich von vorhergehender Art durch kleinere und am um— gerollten Rande deutlich gekerbte Blätter und durch die äußerlich behaarte Blumenkronenröhre. Iſt ſonſt der vorigen Art ganz ähnlich und von der— ſelben kaum ſpecifiſch verſchieden. Vertritt das Rh. ferrugineum in der Karpathenkette, wo ſie an felſigen Orten und Geröllabhängen in der Region des Krummholzes oft große Strecken überkleidet, und zwar ſowohl auf Glimmerſchiefer als Kalk— unterlage, doch nur in den nordöſtlichen Karpathen (häufig in der Mar— maros, maſſenhaft auf der Czerna Hora), in den Gebirgen Siebenbürgens, hier namentlich zwiſchen 5000 und 6000 w. F. (1580,4 und 1896,5 Met.), und in den Banater Alpen (nach Heufler über der Fichtengrenze zwiſchen 6—7000 w. F. = 1896,5—2212,6 Met. häufig). — Blüht im Juni, Juli. 241. Rhododendron hirsutum L. Rauhhaarige Alpenroſe. Beſchreibungen und Abbildungen: Rh. hirsutum L., Sp. pl. p. 392; Rchb., Ie. I. c. t. 107, III V; Pokorny a. a. O. S. 220; Ettingh. Pok., Physiotyp. austr. t. 368. — „Gemeine Alpenroſe, Alpenbalſam, Almrauſch, Nebelroſe“. Blätter kurzgeſtielt, elliptiſch bis lanzettförmig, plan und gekerbt, am Rande lang gewimpert, ſonſt kahl, beiderſeits harzdrüſig punktirt, oberſeits glänzend grün, unterſeits heller grün, dünner als bei Rh. ferrugineum (faſt durchſcheinend), 2 — 3 Centim. lang und 1—1,5 Centim. breit, mit 3—5 Millim. langem Stiele. Blüten langgeſtielt; Stiele und Kelche lang zottig behaart; Blumenkrone auswendig drüſig punktirt, roſenroth; Staub- gefäße eingeſchloſſen, mit gelben Beuteln (Fig. LXII). — Aufrechter oder aufſteigender buſchiger Strauch, bis 1 Met. hoch und höher; variirt mit rund— lichen breiteren Blättern (Rh. latifolium Hoppe). In der ganzen Alpenkette, vorzüglich und am üppigſten und maſſen⸗ hafteſten auf Kalkunterlage, am häufigſten oberhalb der Baumgrenze in der Krummholzregion, hier als eigenthümliche Pflanzenformation in Geſellſchaft von Preißelbeere und Bärentraube breite Gürtel längs des Saumes von Krummholzkieferbeſtänden bildend. In den Schweizeralpen nach De Can— dolle bis 2500 Met., in den bairiſchen Alpen nach Sendtner zwiſchen 4300 und 7500 p. F. (1396,8 und 2436 Met.), in den Salzburger nach Sauter zwiſchen 4000 und 6000 p. F. (1299 und 1949 Met.), am Dach⸗ ſtein nach Simony bis 6700 w. F. (2117,7 Met.) emporſteigend. Geht in Thalſchluchten auf kieſiger Unterlage tief hinab, in Oberbaiern am Ober— ſee bis 1915 p. F. (622 Met.), am Kochelſee bis 1831‘ (594,8 Met.), am Königsſee bis 1816“ (590 Met.), findet ſich ſogar noch in der bairiſchen Hochebene um Waſſerburg bei 1280“ (415,8 Met.), ebenſo um Salzburg 615 nach Sauter bei 1300“ (422,3 Met.) und im Innthal unterhalb Inns— bruck. Kommt auch in den ſiebenbürgiſchen Karpathen vor (doch nur am Buſets bei Kronſtadt), fehlt dagegen in den Pyrenäen. — Blüht vom Juni bis September. Die rauhblättrige Alpenroſe (Rhododendron hirsutum L.). 1. Blühender Zweig in natürl. Größe. — 2. Kelch mit Staubgefäßen und Stempel. — 3. Staubgefäß von hinten, 4. von vorn. — 5. Stempel im Längsſchnitt (ff Fächer des Fruchtknotens). — 6. Aufgeſprungene Kapſel (fachſpaltiges Aufſpringen). s Centraler Samenträger. „ Bee Anmerfung. Unter Rh. hirsutum und Rh. ferrugineum fommt hier und da eine Mittelform von beiden (Baſtard) vor, das Rh. intermedium Tausch (Rchb., Ic. I. c. t. 106, J.), welches dickere am Rande etwas zurückgerollte, nur ſpärlich be— wimperte und ſchwach gekerbte, unterſeits dicht mit gelblichen bis bräunlichen Harz— drüſen bedeckte Blätter und ſpärlich behaarte Blütenſtiele beſitzt. r Blumenkrone radförmig, regelmäßig 5lappig. Blüten einzeln oder zu 2— 3. 242. Rhododendron Chamaeeistus L. Zwerg -Alpenroſe. Synonyme und Abbildungen: Rh. Chamaecistus L., Sp. pl. p. I. c., Pokorny a. a. O. S. 220, Ettgh. Pok. a. a. O. T. 370. — Rhodothamnus Chamaecistus Rchb., et 106, IV. V. Blätter klein, kurz geſtielt, länglich-lanzettförmig, ſtumpfſpitzig, am Grunde keilig, am Rande verdickt, ſeicht gekerbt und lang drüſig-bewimpert, ſteif, beiderſeits kahl und glänzendgrün, unterſeits heller mit vortretendem Adernetz, 8—12 Millim. lang und 3—5 Millim. breit, mit 1—2 Millim. langem Stiel. Blüten geſtielt, aufrecht; Stiel und Kelch drüſig-behaart, Blumenkrone bis 2½ Centim. breit, blaß roſa; Staubfäden lang auf— ſteigend, mit i Beutel. — Zierlicher niederliegender oder aufſteigen— der Kleinſtrauch mit gedrängt beblätterten dünnbehaarten Zweigen. Auf Kalk-, beſonders aber Dolomitunterlage in den öſtlichen Alpen, weſtlich vom Lech fehlend, auch in den Fogaraſer Karpathen Siebenbürgens. Tritt in weiter Ferne von ihrem europäiſchen Bezirk zum zweiten Male in Oſtſibirien auf. Erſcheint in den Alpen nur als untergeordnete Bei— miſchung in der Formation der rauhblättrigen Alpenroſe und überzieht nur ſelten ausgedehntere Strecken. Wächſt in den bairiſchen Alpen zwiſchen 5000 und 6600 p. F. (1624 und 2144 Met.), ſteigt an ſchattigen Gehängen in den öſterreichiſchen Alpen ſtellenweis bis 1600 w. F. (505,7 Met.) herab und iſt ſüdwärts bis zum Monte nun verbreitet. — Blüht im Juni und Juli. V. Ledeae Rchb. Porſtähnliche. Blätter wechſelſtändig. LXXI Ledum L. Porſt. Kelch 5zähnig, Blumenkrone 5blättrig, abfallend. Staubgefäße 10, Beutel an der Spitze mit 2 Löchern aufſpringend, ungeſchwänzt. — Immer⸗ grüne Sträucher Europas und Nordamerikas (nur 2 Arten). 617 243. Ledum palustre L. Sumpfporſt. Beſchreibungen und Abbildungen: L. palustre L., Sp. pl. p. 391; Rchb., Ic. 1. c. t. 109, I. II; Pokorny a. a. O. S. 221; Nördlinger a. a. O. S. 51. — „Gemeiner Porſt, Porſch, wilder Rosmarin“. Blätter kurz geſtielt, lineal oder lineal-lanzettförmig, ſtumpfſpitzig, am Rande ſtark zurückgerollt, ſelten faſt flach (dann breiter), oberſeits kahl und glänzend dunkelgrün, unterſeits ſammt Stiel und Zweigen roſtroth wollfilzig, ſteif, 2,5—4 Centim. lang und 2—3 Millim. breit, mit 4 bis 5 Millim. langem Stiele. Blüten in endſtändigen Doldentrauben, mit langen dünnen drüſig-flaumigen Stielen; Kelch klein, flaumig, Blumen— krone weiß, Staubfäden weit vorſtehend, mit gelben Beuteln. — Aufrechter oder aufſteigender Strauch von 0,7 — 1 Met. Höhe mit dichtbeblätterten Zweigen, von unangenehmem betäubendem Gerüche, eine narkotiſch-ſcharfe Giftpflanze. Variirt bisweilen mit blaßroſenrothen Blumen. Auf Torfmooren, auch moorigem Sand- und Haideboden, in der nord— deutſchen Zone gemein, in den dortigen Torfmoräſten und Torfwäldern oft maſſenhaft auftretend, von da ſüdwärts bis in das nördliche Galizien, in die Centralkarpathen und bis Siebenbürgen (Szeklerland) verbreitet, je weiter, deſto ſeltner, immer nur auf Hochmooren, in den Alpen blos an— geblich bei Admont und Auſſee in Steiermark. Fehlt in der rheiniſchen Zone und im ſüdweſtlichen Deutſchland, auch in den meiſten Gegenden Mitteldeutſchlands (z. B. auf den meiſten Hochmooren des Erzgebirges, auf dem böhmiſch-bairiſchen Walde, während er in der Sandſteinformation der böhmiſch⸗ſächſiſchen Schweiz ziemlich häufig und auf den Hochmooren des ſüdböhmiſchen Plateau bei Wittengau in ganzen Beſtänden auftritt. Iſt nordwärts bis Lappland (fehlt jedoch in Dänemark!) und Nordrußland, oſtwärts durch ganz Sibirien bis Kamtſchatka und das arktiſche Nord— amerika verbreitet. — Blüht im Juni und Juli. Vierzehnte Ordnung. Nüßchentragende Lippenblütler. (Labiatiflorae nuculiferae WK.) Blumenkrone zwei-, ſelten einlippig. Staubgefäße 4, meiſt zwei— mächtig, Fruchtknoten oberſtändig. Frucht bald eine einſamige Schließfrucht, bald eine Steinfrucht, bald eine in 4 einſamige Nüßchen zerfallende Spalt— frucht. Keim gewöhnlich in einen fleiſchigen Eiweißkörper eingeſchloſſen. — Kräuter, Halbſträucher, Sträucher, ſelbſt Bäume, mit meiſt gegen-, ſelten wechſelſtändigen, einfachen, ſehr ſelten zuſammengeſetzten Blättern „ ohne Nebenblätter. Von den 5 zu dieſer Ordnung gehörenden Familien ſind in unſerer Flora folgende drei durch Holzgewächſe repräſentirt: I. Globulariaceae: Kelch 5 ſpaltig, Blumenkrone röhrig, mit zweilippigem Saume; Oberlippe 2=, Unterlippe 3 ſpaltig. Staubgefäße 4 von gleicher Länge, in der Röhre der Blumenkrone eingefügt. Frucht⸗ knoten einfächrig, eineiig, mit fadenförmigem Griffel und einfacher oder kurz zweilappiger Narbe. Einſamige im ſtehenbleibenden Kelch eingeſchloſſene Schließfrucht. II. Verbenaceae: Kelch 4—5zähnig, Blumenkrone trichter- oder tellerförmig, mit ungleich 5lappigem oft zweilippigem Saume. Staub⸗ gefäße 4, zweimächtig, ſelten 2. Fruchtknoten 2 — Sfächrig, mit 1 bis 2 Samenknospen enthaltenden Fächern. Steinfruchtartige kleine Frucht mit 1— 4 Steinkernen oder einem vierfächrigen und vierſamigen Steinkern. III. Labiatae: Kelch meiſt 5 zähnig oder 5ſpaltig, bisweilen zwei— lippig; Blumenkrone meiſt rachenförmig-zweilippig mit zweiſpaltiger oder ganzer Ober- und dreilappiger Unterlippe, ſelten einlippig (ohne Oberlippe). Staubgefäße meiſt 4 und zweimächtig, ſelten 2. Fruchtknoten auf unter⸗ weibiger Scheibe, Alappig mit grundſtändigem, in 2 ungleichlange Narben geſpaltenem fadenförmigem Griffel und 4 eineiigen Fächern. Spaltfrucht, in 4 einſamige Nüßchen zerfallend. Fünfundzwanzigſte Familie. Kugelblumenartige. (Globulariaceae Lindl.) Perennirende Kräuter, ſelten Halbſträucher und Erdhölzer mit wechjel- ſtändigen Blättern und in Köpfchen geſtellten Blüten. Köpfchen mit einer Korbhülle und ſpreublättrigem Receptaculum, ganz vom Bau des Compo— ſitenblütenſtandes (ſ. Compoſiten). LXXII. Globularia L. Kugelblume. Immergrüne Gewächſe mit geſtielten Köpfchen voll blauer Blüten. Die meiſten Arten wachſen in der Mediterranzone, einige auf Madeira, den cana- riſchen und capverdiſchen Inſeln. Von den in Mitteleuropa vorkommenden Arten iſt nur eine ein Holzgewächs. 244. Globularia eordifolia L. Herzblättrige Kugelblume. Beſchreibungen und Abbildungen: G. cordifolia L., Sp. pl. p. 96; Jacqu., Fl. austr. III, t. 245; Pokorny a. a. O. S. 201. 619 —ͤ Blätter am Ende der Zweige gebüſchelt, ſpatel-, verkehrtei- oder ver- fehrtherzförmig, am Grunde in den Stiel verſchmälert, oben abgerundet oder ausgerandet mit einer Stachelſpitze in der Bucht, kahl, ſteif, dunkel— grün, 2,5 — 3,5 Centim. lang und 6—8 Millim. breit. Blütenköpfchen auf 5—10 Centim. langem nacktem Stiele (Schaft) 1 Centim. breit. Korb— hülle grün, flach, Blüten klein, blaßblau mit weit vorſtehenden blauen Staubgefäßen. — Erdholz mit äſtigen wurzelnden Stämmchen und vielen Blattbüſcheln, dichte Raſen bildend. An ſonnigen ſteinigen Abhängen der Kalkalpen und ihrer Vorberge, in Felsſpalten, aber auch auf Kalkſchotter und Kalkhügeln der längs des Nord— randes der Alpenkette ſich ausbreitenden Ebenen, in Südbaiern nach Sendtner zwiſchen 1250 und 6800 p. F. (406 und 2209 Met.), am häufigſten in der Krummholzregion. Auch auf dem Leithagebirge, im Trencſiner und Sohler Comitat und in Siebenbürgen bei Kronſtadt, aber ſelten. Iſt auch durch das ganze mediterrane Europa verbreitet. — Blüht vom Mai bis Juli. Sechsundzwanzigſte Familie. Eiſenkrautartige. (Verbenaceae Juss.) Kräuter und Holzgewächſe, die meiſten in den Tropenländern heimiſch, viele Gattungen bildend. In unſerem Florengebiete kommen nur einige krautige Arten der Gattung Verbena und der folgende Strauch aus dieſer ziemlich großen Familie vor. LXXIII. Vitex L. Keuſchbaum. Kelch 5zähnig, Blumenkrone zweilippig mit 2ſpaltiger Ober- und 3 ſpaltiger Unterlippe. Staubgefäße 4, zweimächtig. Kuglige Steinbeere mit vierfächerigem, 4 Samen enthaltenden Kerne. 245. Vitex Agnus castus L. Gemeiner Keuſchbaum. Beſchreibungen und Abbildungen: V. Agnus castus L., Sp. pl. p. 638; Rchb., Ie. fl. germ. XVIII, t. 92; Pokorny a. a. O. S. 200. Blätter kreuzweis gegenſtändig, langgeſtielt, gefingert-zuſammengeſetzt; Blättchen (5—7) lanzettförmig, ganzrandig, am Rande zurückgerollt, ober ſeits dunkelgrün, unterſeits ſammt dem Stiel dünn graufilzig, 3,5 —9,5 Centim. 620 lang und 6—15 Millim. breit, Stiel 1— 3 Centim. lang. Blüten in Scheinquirlen, welche endſtändige unterbrochene Aehren bilden; Blumenkrone lila oder violett, äußerlich weißfilzig. Steinfrucht kleiner als ein Pfeffer— korn, ſehr gewürzhaft. — Aufrechter ſommergrüner Strauch von 1—2 oder Bäumchen von 3—4 Met. Höhe, mit ruthenförmigen vierkantigen weißgrau— filzigen Aeſten, welcher reichliche Wurzelausſchläge entwickelt. Holz gelblich, grobfaſrig, ſpröde. Auf feuchtem Sandboden, an felſigen Plätzen Bach- und Teichufern in den Strandgegenden von Iſtrien und Dalmatien, wo ſeine Zweige zu Flechtwerk benutzt werden. Iſt durch die ganze Mediterranzone verbreitet. — Blüht vom Juli bis September. Siebenundzwanzigſte Familie. Lippenblütler. (Labiatae Juss.) Kräuter und Halbſträucher, ſeltner Sträucher mit vierkantigen Stengeln und Aeſten und kreuzweis gegenſtändigen, einfachen, meiſt unzertheilten Blättern. Blüten zwitterlich, gewöhnlich in blattwinkelſtändigen verkürzten Trugdolden, welche Scheinquirle bilden, ſeltner in lockeren gabeltheiligen Trugdolden oder einzeln. — Eine ſehr große und natürliche Familie, deren Arten ohne Ausnahme ätheriſche Oele durch Drüſen verdunſten und deshalb aromatiſch riechen. Die meiſten bewohnen die wärmere gemäßigte Zone der nördlichen Halbkugel (3. B. die Mediterrangegenden); übrigens find die Labiaten über die ganze Erde verbreitet. Die in unſerem Florengebiet vor— kommenden Holzgewächſe dieſer Familie ſind der Mehrzahl nach Mediterran— pflanzen und daher nur auf die adriatiſche Zone beſchränkt. Ueberſicht der Gattungen und Arten. A. Staubgefäße. 2429). „„ „„ I. Mona a. Oberlippe der Blumenkrone gewölbt 9925 zuſammengedrückt. Staubgefäße mit kurzem Träger und querbalkenförmigem Connectiv . . . .. Salvia L. S. officinalis L. b. Oberlippe der Blumenkrone aufrecht 2 ſpaltig, Staubfäden gekrümmt, am Grunde mit rückwärts gerichtetem Zahn Rös mae nns R. officinalis L. B. Staubgefäße 4, unter der Oberlippe bogig zuſammengeneigt II. Satureine ae Benth. a. Kelch regelmäßig 5zähnig. e. Kelch röhrig mit kahlem Schlunde. ah der Blumenkrone aufrecht, flach Zſpaltig eee Hype E offeinähis 2 — 621 — 6. Kelch glockig, mit bärtigem Schlunde und begrannten Zähnen. Oberlippe der Blumenkrone flach, ausgerandet . . . . . Mieromeria Benth. M. Juliana Benth. — M. graeca Benth. b. Kelch Llippig. 6. Kelchſchlund mit einem Haarring ausgekleidet. Oberlippe 3 zähnig, Unter— lippe 2theilig. 7 Kelch eiförmig, Unterlippe in 2 lineal-pfriemenförmige aufſteigende Zähne getheilt; Oberlippe der Blumenkrone flach, ausgerandet Thymus L. * Kelchoberlippe gleichmäßig dreizähnig . . Th. vulgaris L. Th. bracteosus Vis. Kelchoberlippe ungleichmäßig dreizähnig . Th. Piperella All. »Kelchoberlippe gleichmäßig tief dreiſpaltig . Th. Serpyllum L. Tr Kelch zuſammengedrückt zweiſchneidig, Unterlippe aus 2 tief geſpaltenen Zipfeln gebildet. Oberlippe der Blumenkrone verkehrt herzförmig Coridothymus Rchb. fil. C. capitatus Rchb. fil. g. Kelchſchlund nackt, Zähne der beiden Lippen faſt gleich, Oberlippe der Blumenkrone aufrecht, flach, faſt ganzrandig. . .. Satuxeja L. S. montana L. — S. cuneifolia Ten. C. Staubgefäße 4, unter der Oberlippe parallel, die äußern länger, die inneren kürzer III. Stachydeae Benth. a. Blumenkrone Llippig. 4. Kelch glockig, unregelmäßig 2 lippig. Nüßchen fleiſchig . Prasium L. P. majus L. 6. Kelch regelmäßig 5zähnig. Nüßchen nicht fleiſchig. 5 Kelch zur Zeit der Fruchtreife offen. Oberlippe der Blumenkrone helmförmig. Blätter geſtielt, breit und groß.. Phlomis L. P. fruticosa L. jr Kelch zur Zeit der Fruchtreife geſchloſſen. Oberlippe der Blumen— krone flach, 2ſpaltig. Blätter ſitzend, ſchmal . . Lavandula L. L. vera DC. — L. Spica DC. 1 einlippig (Oberlippe fehlend). Kelch 5zähnig . Teucrium L. Scheinquirle kopfförmig zuſammengedrängt . T. montanum L. T. Polium L. Scheinquirle getrennt, eine verlängerte beblätterte Traube bildend T. Chamaedrys L. — T. flavum L. — T. Marum L. nn Blüten einzeln blattwinfelftändig . . . .. T. fruticans L. I. Monardeae Benth. Monardenähnliche. Die beiden innern Staub- gefäße fehlen, daher nur 2 Staubgefäße. LXXIV. Salvia L. Salbei. Kelch 2lippig, obere Lippe 3zähnig oder ganz, untere 2ſpaltig, Ober— lippe der Blumenkrone helmartig. Connectiv nur am obern Ende ein pollenhaltiges Staubbeutelfach tragend. Artenreiche Gattung, Kräuter und Halbſträucher, ſelbſt Sträucher enthaltend. 622 246. Salvia officinalis L. Gebräuchliche Salbei. Beſchreibungen und Abbildungen: S. officinalis L., Sp. pl. p. 23; Rchb., Ie. fl. germ. XVIII. t. 44; Pokorny a. a. O. S. 188. — „Gartenſalbei, Edelſalbei, rauhblättrige Salbei“. Blätter gegenſtändig, langgeſtielt, eilänglich oder eilanzettförmig, ſtumpf, klein gekerbt, oberſeits runzlig dunkelgrün, unterſeits grubig vertieft, grau— grün, jung beiderſeits grauweiß-filzig, 4—6 Centim. lang und 10 bis 15 Millim. breit, mit 5—15 Millim. langem Stiele. Blüten in 6- bis 12blütigen Scheinquirlen, welche anfangs durch eiförmige roſenrothe Deck— blätter getrennt ſind, die ſpäter abfallen. Blumenkrone groß, rachenförmig, blauviolett, ſeltner weiß oder roſa. — Immergrüner Halbſtrauch von 0,3 bis 0,7 Met. Höhe. Auf felſigen ſonnigen Bergen Kroatiens, Iſtriens, Dalmatiens, hier oft große ſterile Flächen überziehend; durch die öſtliche und mittlere Mediterran— zone verbreitet; häufig in Gärten kultivirt, auch in Norddeutſchland. — Blüht im Mai bis Juli. LXXV. Rosmarinus L. Rosmarin. Von Salvia durch die aufrechte zweitheilige Oberlippe der Blumen— krone und die Geſtalt der Staubgefäße verſchieden. 247. Rosmarinus officinalis L. Gemeiner Rosmarin. b Synonyme und Abbildungen: R. officinalis L., Sp. pl. p. 23; Hayne, Arzneigew. VII, T. 25; Pokorny a. a. O. S. 189. — Salvia Rosmarinus Schleid., Rchb., Ic. I. c. t. 43. Blätter ſitzend, lineal, ſtumpf, am Rande ſtark zurückgerollt, leder— artig, oberſeits kahl glänzend dunkelgrün, unterſeits dünn weißfilzig, 2,5 bis 3 Centim. lang und 2—3 Millim. breit. Blüten am Ende kleiner kurzer blattwinkelſtändiger, am Grunde beblätterter Seitenzweiglein in kurzen Trauben; Blumenkrone hellblau oder weißlich, blau gezeichnet. — Immergrüner Strauch von 1—2,7 Met. Höhe, oft auch niederliegend und zwerghaft, mit ruthen— förmigen, dicht beblätterten Zweigen. a Unter Gebüſch auf ſteinigem (namentlich kalkigem und ſandigem) Boden in Südtirol und beſonders im Litorale von Iſtrien, Kroatien, Dalmatien und auf den dalmatiniſchen Inſeln Leſina, Liſſa und Solta, wo dieſer Strauch wegen des ätheriſchen Oeles, das aus ſeinen Blättern und Blüten gewonnen wird, eine anſehnliche Rente liefert“). Durch die ganze Mediter— ranzone verbreitet, in unſerem Gebiet häufig kultivirt. — Blüht im Februar, März, häufig wieder im Oktober und November. Vgl. Oeſterr. Centralblatt für das geſ. Forſtweſen, 1878, S. 363. 1 II. Satureineae Benth. Satureiähnliche. LXXVL Hyssopus L. Yſop. 248. Hyssopus officinalis L. Gebräuchlicher Yſop. Beſchreibungen und Abbildungen: H. officinalis L., Spec. pl. p. 796. Rehb., Ie. J. e. t. 58; Pokorny a. a. O. S. 190. Blätter ſitzend, lineal-lanzettförmig, ganzrandig und am Rande um— gerollt, kahl, drüſig punktirt, oberſeits dunkelgrün, unterſeits bläſſer, 2 bis 3 Centim. lang und 3— 7 Millim. breit. Blüten in genäherten halbirten Scheinquirlen, welche eine einſeitswendige beblätterte Traube bilden; Kelch— zähne lang beſpitzt, röthlich, Blumenkrone dunkelblau, ſelten weiß oder roſenroth, Staubgefäße vorſtehend. — Sommergrüner Halbſtrauch von 0,3—0,5 Met. Höhe, viele kahle ruthenförmige Blütenſtengel treibend. An ſonnigen Felſen in Südtirol, Krain, Kroatien, Dalmatien, Sieben— bürgen in der untern Region; im ganzen Gebiet häufig in Gärten ange— baut (noch in Dorpat im Freien gedeihend) und im Süden häufig ver— wildert (z. B. in Iſtrien). Durch Südeuropa bis Spanien verbreitet. — Blüht im Juli und Auguſt. LXXVII. Micromeria Benth. Micromerie. Immergrüne Halbſträucher der Mediterranzone mit holzigem Stock, welcher ruthenförmige Stengel treibt. Blütenquirle ſitzend oder kurz geſtielt in den Winkeln der am Rande zurückgerollten, ſtets drüſenloſen Blätter. 249. Mieromeria Juliana (L.) Benth. Julianiſche Mieromerie. Synonyme und Abbildungen: M. Juliana Benth., Lab. p. 373; Rchb., Ic. 1. e. t. 79, I; Pokorny a. a. O. S. 198. — Satureja Juliana L. Blätter ſitzend, eiförmig oder lineal-lanzettlich (die oberen), ſehr ſtark umgerollt, flaumig, graugrün, 5—8 Millim. lang und 1—2 Millim. breit. Blüten in armblütigen Scheinquirlen, länger als die kleinen Blätter, roth. Nüßchen ſpitz. — Blütenſtengel bis 0,3 Met. hoch, mit ſehr gedrängt ſtehenden Blattpaaren. Auf Kalkgerölle und in Kalkfelſenſpalten der Inſeln Oſero, Cherſo, Leſina und in Süd-Dalmatien. Durch die öſtliche Hälfte der Mediterran— zone verbreitet. — Blüht im Juli und Auguſt. 624 250. Mieromeria graeca (L.) Benth. Griechiſche Mieromerie. Synonyme und Abbildungen: M. graeca Benth. I. c.; Rchb., Ic. I. c. f. II; Pokorny a. a. O. S. 199. — Satureja graeca L. Blätter wie bei voriger Art, weniger eingerollt, größer und ſpitzer, faſt kahl, oberſeits dunkel-, unterſeits graugrün, 8—10 Millim. lang und 2—4 Millim. breit. Blüten wie bei vorhergehender Art, aber Schein— quirle geſtielt, Nüßchen ſtumpf. — Stengel entfernter beblättert. An ſteinigen und felſigen Orten in Dalmatien und auf den benach— barten Inſeln. Iſt faſt durch die ganze Mediterranzone verbreitet. — Blüht im Juli und Auguſt. LXXVIII. Satureja L. Saturei. Halbſträucher und Kräuter mit ſchmalen ganzrandigen, drüſig punktirten Blättern und langgeſtielten, blattwinkelſtändigen Trugdolden, der Mehrzahl nach mediterrane. 251. Satureja montana L. Berg: Saturei, Beſchreibungen und Abbildungen: S. montana L., Sp. pl. p. 568; Rchb., Ie. 1. c. t. 72, I; Pokorny a. a. O. ©. 197. 5 Blätter ſitzend, lineal-lanzettförmig, am Grunde verſchmälert, ſpitz, am Rande flaumig, ſonſt kahl, oberſeits dunkel-, unterſeits blaßgrün, glän— zend, ſtarr, 1,5— 3 Gentim. lang und 2—4 Millim. breit. Blüten zu 3—5 in geſtielten Trugdolden, mit weißer oder röthlicher purpurn gefleckter oder geſtreifter Blumenkrone. — Immergrüner Halbſtrauch, ſehr variirend, mit bald nur finger-, bald fußlangen Blütenſtengeln. An ſonnigen Kalkfelſen in Südtirol, Krain, Iſtrien und Dalmatien, auch im Banat im Donauthale und an der Szäska. Durch die ganze Mediterranzone und durch Frankreich bis Belgien verbreitet. — Blüht vom Auguſt bis Oktober. 252. Satureja cuneifolia Ten. Keilblättriger Saturei. Synonyme und Abbildungen: S. cuneifolia Ten., Fl. napol. t. 151, f. 2; Rchb., Ic. I. c. t. 71, I; Pokorny a. a. O. S. 198. — S. hirta Host., S. spicata und virgata Vis. Blätter ſitzend, lineal-lanzettlich oder ſpatelförmig mit keiliger Baſis, meiſt der Länge nach zuſammengefaltet, ſpitz, rauhhaarig, dunkelgrün, dick, fait fleiſchig, 10— 12 Millin. lang und 2 Millim, breit. Blüten in kurz— geſtielten armblütigen Trugdolden oder einzeln, weiß. — Immergrüner kleiner Halbſtrauch mit ruthenförmigen Zweigen. An ſonnigen felſigen Orten der Küſtenzone des ſüdlichen Dalmatien und auf der Inſel Leſina. Die behaarte Form durch die öſtliche Mediterran— zone verbreitet. — Blüht im Juli und Auguſt. LXXIX. Thymus L. Thymian. Kleine ſehr aromatiſche Halbſträucher und Kräuter mit meiſt kopfig oder traubig zuſammengedrängten Scheinquirlen und drüſig punktirten oder drüſen— haarigen Blättern, Kelchen und Blumenkronen. Blüten zwitterlich und ein— geſchlechtig, polygamiſch-zweihäuſig. Die meiſten Arten in der Mediterranzone. 253. Thymus vulgaris L. Gemeiner Thymian. Beſchreibungen und Abbildungen: Th. vulgaris L., Sp. pl. p. 591; Rchb., Ie. J. c. t. 63, I; Pokorny a. a. O. S. 191. „Echter Thymian, Gartenthymian, römi— ſcher Quendel“. Blätter faſt ſitzend, lineal bis länglich, ſtumpf oder ſpitz, zurückgerollt, beiderſeits drüſig vertieft-punktirt, oberſeits feinflaumig matt graugrün, unter— ſeits weißfilzig, 6—10 Millim. lang und 1—2 Millim. breit. Blüten am Ende der Zweige kopfig oder traubig zuſammengedrängt, weißlich, blaßroth oder lila. — Zwerghafter Halbſtrauch von 8— 16 Centim. Höhe. An ſonnigen ſteinigen Orten, auf dürren Hügeln, beſonders auf Kalk— boden im ſüdlichen Iſtrien und Dalmatien, durch das ganze mediterrane Europa bis Portugal verbreitet und als Gewürzkraut häufig in Gärten unſeres ganzen Gebiets kultivirt. — Blüht im Mai und Juni. 254. Thymus bracteosus Vis. Deckblättriger Thymian. Beſchreibungen und Abbildungen: Th. bracteosus Vis., Fl. dalmat. I, t. 20; Ren, Te. I. e. t. 68, I; Pokorny a. a. O. S. 191. Blätter ziemlich langgeſtielt, lanzettförmig oder länglich, keilig in den Stiel verſchmälert, ſpitz, ganzrandig und flach, drüſig punktirt, kahl oder gewimpert, beiderſeits grün, 1,5—2 Centim. lang und 4—5 Millim. breit mit 2—5 Millim. langem Stiele. Blüten am Ende der Zweige kopfig zuſammengedrängt, von breit-eiförmigen, am Rande umgerollten, unterſeits purpurn gefärbten Deckblättern umgeben, hellroth. — Kleiner niederliegender Halbſtrauch. Häufig an ſonnigen felſigen Berghängen in Süd-Dalmatien. — Blüht im Juli und Auguſt. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 40 — u 255. Thymus Serpyllum L. Feldthymian. Beſchreibungen und Abbildungen: Th. Serpyllum L., Fl. Suec. p. 208; Rchb., Ie. I. c. t. 63, I, 64, IV, t. 65 — 67; Pokorny a. a. O. S. 192. „Feldkümmel, Quendel“. i Blätter höchſt vielgeſtaltig, von der rundlichen oder elliptiſchen Form bis zur linealen alle Zwiſchenſtufen durchlaufend, in einen Stiel verſchmälert, ſelten am Grunde abgerundet, ganzrandig, flach oder etwas zurückgerollt, bewimpert, ſonſt kahl oder ganz behaart (feinflaumig bis langzottig). Blüten— quirle bei den ſchmal- und kleinblättrigen Formen am Ende der Zweige kopfig zuſammengedrängt, bei den breit- und großblättrigen meiſt getrennt von einander, in den Winkeln der oberen Blätter, welche ſich von den tiefer ſtehenden nur durch geringere Größe unterſcheiden. Blumenkrone roſa oder lila. — Kleiner aufſteigender Halbſtrauch oder niederliegendes Erdholz mit bald reihenweis bald allſeitig behaartem Stengel, bezüglich der Größe der ganzen Pflanze wie der Größe, Form und Behaarung der Blätter unglaublich variirend. Die Größe der letzteren wechſelt bei den klein- und ſchmalblätt⸗ rigen Formen zwiſchen 3—10 Millim. Länge und 1—3 Millim. Breite, bei den groß- und breitblättrigen zwiſchen 8—18 Millim. Länge und 3—10 Millim. Breite). Auf ſandigem ſteinigem trocknem Boden, an ſonnigen Plätzen, kurz— begraſten Ackerrainen und Hügeln, felſigen Orten, durch das ganze Gebiet verbreitet, in der Ebene wie im Gebirge. Steigt in den bairiſchen Alpen nach Sendtner bis 7800 p. F. (2533,7 Met.) empor. Iſt durch faſt ganz Europa und Weſtaſien bis in den Altai und ſüdwärts bis Abeſſynien verbreitet. — Blüht vom Juni bis September. 256. Thymus Piperella AU. Pfeffer⸗Thymian. Synonyme und Abbildungen: Th. Piperella All., Fl. pedem. I, p. 21, t. 37, f. 3, Waldst. Kit. pl. Hung. II, p. 169, t. 156. — Tendana Piperella Rchb. fil., Ic. 1. c. t. 70, f. I; Pokorny a. a. O. S. 196. — Thymus croaticus Vis., Calamintha croatica Host. Blätter herzeiförmig-ſpitz oder ſtumpf, ganzrandig, am Rande verdickt oder eingerollt, beiderſeits grün und feinflaumig, 7—10 Millim. lang und 6—8 Millim. breit. Blüten in kuͤrgeſtielten einfachen (2 — 3blütigen) Trugdolden in den Achſeln der obern Blätter; Kelch röhrig, ſchmächtig, ) Ueber die zahlloſen Formen dieſer Pflanze, von denen viele als beſondere Arten von Thymus beſchrieben worden ſind (3. B. Thymus angustifolius Wallr., Th. nummularius M. Bieb., Th. pannonicus All.) vgl. Pokorny a. a. O. S. 193—194 627 violett, Blumenkrone lila-purpurroth, jelten weiß. Narbe zweilappig. — Zwerghafter Kleinſtrauch, raſenartig wachſend. An felſigen und ſteinigen Orten am Berge Vellebit in Dalmatien, in Croatien an vielen Orten. — Blüht im Juni und Juli. LXXX. Coridothymus Rchb. fil. Coristhymian. 257. Coridothymus eapitatus Rehb. f. Kopfiger Coristhymian. Synonyme und Abbildungen: C. capitatus Rchb. f., Ie. 1. c. t. 70, II; Pokorny a. a. O. S. 195. — Thymus capitatus Hffmgg.; Satureja capitata L. Blätter ſitzend, länglich oder lineal, ſpitz, ſehr ſtark zurückgerollt und unterſeits durch den breiten ſtark vortretenden Mittelnerv gekielt, oberſeits grün, grubig⸗drüſig, unterſeits weiß-filzig, die oberen (breiteren das Köpfchen umhüllenden) und die jungen gewimpert, ſonſt kahl, 6— 12 Millim. lang und 2— 4 Millim. breit. Blüten pupurroth, an der Spitze der Zweige in ein längliches Köpfchen zuſammengedrängt. — Kleiner immergrüner ſehr äſtiger Halbſtrauch mit weißfilzigen Zweigen, ſtarre bis 16 Centim. hohe Polſter bildend. Auf ſonnigen ſteinigen Kalkhügeln im ſüdlichen Dalmatien und auf den benachbarten Inſeln. Durch die ganze Mediterranzone verbreitet. — Blüht vom Juni bis September. III. Stachydeae Benth. Zieſtähnliche. LXXXI. Prasium L. Niccoline. 258. Prasium majus L. Große Niccoline. Beſchreibungen und Abbildungen: P. majus L., Sp. pl. p. 601; Rchb., Ic. 1. C. t. 2, I; Pokorny a. a. O. S. 181. Blätter langgeſtielt, am Grunde herzförmig, ſpitz oder ſtumpf, mit Ausnahme der oberſten (ganzrandigen) grob gekerbt-geſägt, kahl oder rauh— haarig, oberſeits dunkel-, unterſeits blaßgrün, dünnhäutig; die unteren herz— eiförmig, die obern länglich-eirund, erſtere 3—-5 Centim. lang und 2,5 bis 4 Centim. breit, mit 2 — 4 Centim. langem Stiel. Blüten einzeln, in den Achſeln der oberſten Blattpaare (je 2 gegenüber, ſelten 4 in einem Scheinquirl) mit ziemlich großer weißer, ſelten röthlicher Blumenkrone. Nüßchen ſaftig, glänzend ſchwarz. — Sommergrüner, geſpreizt-äſtiger Strauch von 0,3—1,3 Met. Höhe. 40 * ee An felſigen und ſteinigen Plätzen, beſonders auf Kalk, im ſüdlichen Iſtrien, in Dalmatien und auf den benachbarten Inſeln. Durch die ganze Mediterranzone verbreitet. — Blüht vom März bis Mai. LXXXIL Phlomis L. Filzkraut. Sträucher, Halbſträucher und Kräuter mit (wenigſtens unterſeits) filzigen Blättern und vielblütigen Scheinquirlen, welche von borſtenförmigen Deck— blättchen umgeben ſind. Die meiſten Arten in der Mediterranzone und im Orient heimiſch. 259. Phlomis fruticosa L. Strauchiges Filzkraut. Beſchreibungen und Abbildungen: Ph. fruticosa L., Sp. pl. p. 584; Rchb., Ie. J. c. t. 21; Pokorny a. a. O. S. 182. Blätter langgeſtielt (nur die oberſten ſitzend), eiförmig-länglich, mit abgerundetem kurz ſtachelſpitzigem Ende, feingekerbt oder ganzrandig, ober— ſeits zerſtreut ſternflaumig dunkelgrün, unterſeits weiß- oder graufilzig, 3,5 —7 Centim. lang und 1,8—3 Centim. breit mit 1—3 Centim. langem Stiel. Blüten groß, goldgelb, mit zottig behaarter Blumenkrone, in einem end— ſtändigen, ſeltner in mehreren reichblütigen Scheinquirlen. — Immergrüner aufrechter Strauch von 1—1,3 Met. Höhe. An ſonnigen ſteinigen Orten auf Kalkboden in Dalmatien (um Raguſa und Breno) und auf der Inſel Liſſa. Faſt durch das ganze mediterrane Europa verbreitet. — Blüht vom April bis Oktober. LXXXIII. Lavandula L. Lavendel. Sehr aromatiſche Halbſträucher mit ruthenförmigen Blütenzweigen. Blüten klein in Scheinquirlen, welche von den oben in Brakteen um— gewandelten Blättern geſtützt und ähren- oder kopfförmig am Ende der Zweige zuſammengedrängt ſind. Blumenkrone blau. Die meiſten Arten in der Mediterranzone heimiſch. 260. Lavandula vera DC. Echter Lavendel. Synonyme und Abbildungen: L. vera DC., Fl. france. suppl. V, p. 398; Rchb., Ie., 1. c. t. 26, I; Pokorny a. a. O. S. 183. — L. Spica L., z. Th., L. officinalis Choix; Hayne, Arzneigew. VIII, Taf. 38. Blätter ſitzend, lineal oder lineal-lanzettförmig, ſpitz oder ſtumpf, ganzrandig und umgerollt, oberſeits dunkelgrün fein graufilzig, 4 — 6 Centim. lang und 4—6 Millim. breit. Deckblätter der Scheinquirle rautenförmig— — 9629 eirund, dünnhäutig und netzadrig, bräunlich. — Aeſtiger Halbſtrauch, raſen— förmige niedrige Büſche bildend. Auf ſonnigen ſteinigen Kalkhügeln der adriatiſchen Zone, auch in Süd— tirol (um Trient, am Gardaſee), im Süden des Gebiets häufig als Arznei— pflanze angebaut, beſonders in Weinbergen Niederöſterreichs (z. B. am Biſamberge bei Wien) und daſelbſt auch verwildert. Wird in der mittel— deutſchen Zone häufig zu Gartenbeeteinfaſſungen verwendet, wie auch die folgende Art. Iſt faſt durch die ganze Mediterranzone verbreitet. — Blüht im Juni und Juli. 261. Lavandula Spica DC. Aehrenförmiger Lavendel. Synonyme und Abbildungen: L. Spiea DC. I. c., Rchb., Ic. t. 26, II; Pokorny a. a. O. S. 184. — L. Spica L., z. Th., L. latifolia Vill. — „Spike“. Unterſcheidet ſich von vorhergehender Art durch breitere, am Rande (wenigſtens im ausgebildeten Zuſtande) nicht zurückgerollte, ſondern flache, lanzettförmige, keilig in einen Stiel verſchmälerte, beiderſeits weißgrau-filzige Blätter und durch kleine lineale, weißgraufilzige Brakteen. Blätter 3,5 bis 5 Centim. lang und 6— 8 Millim. breit. An ähnlichen Standorten, wie vorhergehende Art, aber nur im ſüdlichen Dalmatien wild, übrigens von Dalmatien weſtwärts durch die ganze Medi— terranregion verbreitet. — Blüht im Juni und Juli. LXXXIV. Teucrium L. Gamander. Kräuter, Halbſträucher und Sträucher, durch die rudimentär ausgebildete, ſcheinbar fehlende Oberlippe (zwei nach vorn über die große dreilappige Unter— lippe geſchobene Zäckchen) ſehr ausgezeichnet. Die zahlreichen Arten ſind über die ganze Erde verbreitet. 262. Teuerium montanum L. Berggamander. Beſchreibungen und Abbildungen: T. montanum L., Sp. pl. p. 565; Rchb., Ic. J. c. t. 37, I-III; Pokorny a. a. O. S. 184; Ettgh. Pok., Physiot. pl. austr. t. 322. Blätter ſehr kurz geſtielt, lineal bis lineal-lanzettförmig, in den Stiel keilig verſchmälert, vorn ſpitz, ganzrandig und am Rande umgerollt, leder— artig, oberſeits kahl glänzend dunkelgrün, unterſeits fein weißfilzig, die breiteren wenig eingerollten Blätter (Var. majus Vis.) 18 — 22 Millim. lang und 3 — 4 Millim. breit, die kleineren ſchmäleren ſtark eingerollten (Var. supinum Vis. — T. supinum L.) 12 — 15 Millim. lang und 1— 2 Millim. breit. Blütenquirle in flacheonvere, von den oberſten ae Blättern umhüllte Köpfchen zuſammengedrängt, Blumenkrone grünlich- oder gelblichweiß. — Immergrünes Erdholz mit ſtielrunden, niedergeſtreckten, radial ausgebreiteten Stengeln, einen flachen Raſen bildend. An ſonnigen, ſteinigen, felſigen bebuſchten Plätzen auf Kalkboden, vom weſtlichen Mittel-Deutſchland an, wo die Pflanze vereinzelt vorkommt, ſüd— und ſüdoſtwärts bis jenſeits der Alpen und bis in die adriatiſche Zone, übrigens auch durch das ganze mediterrane Europa verbreitet; in unſerem Gebiet am häufigſten in den Kalkalpen, wo dieſe Art z. B. in Oberbaiern bis 4700 p. F. (1526,7 Met.) emporſteigt, desgleichen in den Karpathen, auch im ungariſchen Tieflande ſehr häufig (3. B. auf den Donauinſeln bei Komorn). — Blüht vom Juni bis Auguſt. 263. Teuerium Polium L. Polei-Gamander. Beſchreibungen und Abbildungen: T. Polium L., Sp. pl. p. 566; Rchb., Ic. 1. c. t. 37, IV- VII; Pokorny a. a. O. ©. 185. Blätter ſitzend, länglich, lineal, zungenförmig, ſtumpf, am Rande ſtark umgerollt und in der oberen Blatthälfte ſtark gekerbt, beiderſeits grau— bis weißfilzig, 1 — 2 Centim. lang und 2— 5 Millim. breit. Blüten- quirle am Ende der Zweige kopfig zuſammengedrängt, mit gelber, weißer oder rother Blumenkrone. — Wollig-weißfilziger Halbſtrauch, ein bis 16 Centim. hohes Polſter von aufſteigenden Stengeln bildend. Variirt mit ziemlich breiten wenig umgerollten zungenförmigen vorn deutlich ge— kerbten Blättern und gelben Blumen (c. vulgare Benth.), mit ſchmälern auch noch deutlich gekerbten Blättern und purpurrothen Blüten (2. pur- purascens Btl.) und mit ſehr ſchmalen ſcheinbar ganzrandigen Blättern und in kleine Köpfchen vereinigten weißen Blüten (y. angustifolium Bth. — T. capitatum L.). Auf ſonnigen Hügeln, an Rainen, Wegen, beſonders auf Kalkboden in der Küſtenzone Iſtriens und Dalmatiens. Iſt durch die ganze Medi— terranzone verbreitet. — Blüht im Juni und Juli. 264. Teucrium Chamaedrys L. Gemeiner Gamander, Beſchreibungen und Abildungen: T. Chamaedrys L., Sp. pl. p. 565; Rchb., Ie. I. C. t. 38, IV; Pokorny a. a. O. S. 186. Blätter geſtielt, ei- oder verkehrt-eiförmig, keilig in den Stiel ver— ſchmälert, flach, eingeſchnitten gekerbt, oberſeits dunkelgrün angedrückt behaart, unterſeits graugrün, 18—25 Millim. lang und 12— 18 Millim. breit mit 2—4 Millim. langem Stiel. Blütenquirle ſechsblütig, in den Winkeln der oberen Blätter, eine beblätterte einſeitswendige Traube bildend; Blumen— weh krone blaßroth, ſelten weiß. — Halbſtrauch mit zahlreichen aufſteigenden Stengeln und kriechenden Ausläufern, einen lockeren bisweilen bis 0,5 Met. hohen Buſch bildend. Stengel und Aeſte wagerecht abſtehend, behaart. Auf ſonnigen ſteinigen Hügeln, an Berglehnen, Rainen, auf Schutt, in Steinbrüchen, beſonders auf Kalkboden, von Mitteldeutſchland an ſüd— wärts durch das ganze Gebiet verbreitet, in den bairiſchen Alpen bis 3400 p. F. (1104,5 Met.), in Südtirol bis 3800 w. F. (1201 Met.) emporſteigend. Wächſt auch in Südeuropa. — Blüht vom Juni bis September. 265. Teuerium flavum L. Gelber Gamander. Beſchreibungen und Abbildungen: T. flavum L., Sp. pl. p. 564; Rchb., Ic. 1. c. t. 35, II; Pokorny a. a. O. ©. 186. Blätter geſtielt, unten breit eiförmig, obere länglich mit abgeſtutzter oder breitkeiliger Baſis, flach, grobgekerbt, beiderſeits fein flaumig, oberſeits glänzend grün, unterſeits matt graugrün, 1,5—3 Centim. lang und 12 bis 20 Millim. breit mit 5— 10 Millim. langem Stiel. Blütenquirle ſechs— blütig in den Winkeln der oberen ganzrandigen kleineren Blätter (Brakteen); Blumenkrone anſehnlich, blaßgelb. — Aufrechter Halbſtrauch mit 1,6 bis 2,4 Centim. langen krausflaumigen oder zottig behaarten Stengeln. An felſigen Berghängen der Küſtenzone Iſtriens und Dalmatiens, beſonders auf Kalk. Durch die ganze Mediterranzone verbreitet. — Blüht im Mai und Juni. 266. Teucrium Marum L. Katzen-Gamander. Beſchreibungen und Abbildungen: T. Marum L., Sp. pl. p. 564; Rchb., Ie. I. C. t. 35, III; Pokorny a. a. O. S. 187. Blätter klein, kurz geſtielt, eiförmig oder länglich, ſpitz, ganzrandig, am Rande umgerollt, oberſeits dunkelgrün, unterſeits weißfilzig, 6 bis 10 Millim. lang und 3 — 5 Millim. breit. Blüten in gedrängter ein— ſeitswendiger beblätterter Traube; Blumenkrone roth. — Sehr aromatiſcher kleiner Halbſtrauch mit weißfilzigen Zweigen. An ſteinigen Felſen der dalmatiſchen Inſel Papafava (Viſiani), in Oeſterreich häufig kultivirt. Von da weſtwärts durch die Mediterranzone bis Spanien verbreitet. — Blüht im Juni und Juli. 267. Teuerium fruticans L. Strauchiger Gamander. Beſchreibungen und Abbildungen: T. fruticans L., Sp. pl. p. 563; Sibth. fl. graec. t. 527; Pokorny a. a. O. S. 188. u Blätter geſtielt, länglich-eiförmig, flach, ganzrandig und etwas um— gebogen, oberſeits kahl dunkelgrün, unterſeits ſchneeweißfilzig, lederartig, 1,5 — 3,5 Centim. lang und 6 — 18 Millim. breit, mit 1 — 5 Millim. langem Stiele. Blüten einzeln blattachſelſtändig, kurz geſtielt, mit glockigem weißfilzigem Kelche und weißer blaßviolett geſtreifter Blumenkrone. — Auf— rechter ſehr äſtiger immergrüner Kleinſtrauch von 0,7 — 1 Met. Höhe. An felſigen Orten auf der dalmatiſchen Inſel Cazza (Botteri). In der weſtlichen Hälfte der Mediterranzone häufig. — Blüht im Frühling und Herbſt. Fünfzehnte Ordnung. Röhrenblütige. (Tubiflorae Willk.) Blumenkrone röhrig⸗trichterförmig, ſelten radförmig, mit in der Röhre eingefügten Staubgefäßen. Fruchtknoten oberſtändig. Frucht eine Spalt— frucht, Kapſel oder Beere. — Meiſt Kräuter, ſelten Holzgewächſe mit wechſelſtändigen einfachen nebenblattloſen Blättern. — In unſerem Floren- gebiet ſind nur die drei folgenden Familien durch wenige halbſtrauchige Arten vertreten: I. Asperifoliae: Kelch 5, ſelten 4theilig, ſtehenbleibend. Blumenkrone mit meiſt regelmäßig 5 lappigem Saume, im Schlunde 5 den Eingang zur Röhre verſperrende Gewölbſchuppen (fornices) tragend, ſeltner ohne ſolche. Staubgefäße 5, frei, meiſt in der Röhre der Blume eingeſchloſſen. Frucht— knoten und Griffel wie bei den Labiaten, doch letztere mit kopfiger Narbe. Spaltfrucht, in 4 einſamige Theilfrüchtchen zerfallend. Samen meiſt ohne Eiweiß. II. Convolvulaceae: Kelch 5—4blättrig, ſtehenbleibend. Blumenkrone meiſt trichterförmig, regelmäßig, mit 5lappigem Saume, in der Knospe gedreht. Staubgefäße 5, frei. Fruchtknoten einfach, ganz, meiſt auf einer hypogynen Scheibe, 1—4fächrig, mit grundſtändigen umgekehrten Samen- knospen; Narben 2. Frucht meiſt eine mehrſamige Kapſel. Keim gekrümmt, von ſpärlichem ſchleimigem Eiweiß umgeben oder außerhalb eines fleiſchigen Eiweißkörpers. III. Solanaceae: Kelch 5theilig, meiſt ſtehenbleibend und nach der Blütezeit ſich vergrößernd. Blumenkrone regelmäßig, 5lappig, in der Knospe der Länge nach gefaltet, klappig oder eingeſchlagen. Staubgefäße 5. Frucht⸗ knoten einfach, ganz, ohne hypogyniſche Scheibe, 2fächerig, mit gekrümmten Samenknospen; Narbe einfach, kopfig. Kapſel oder Beere, vielſamig. Keim gekrümmt, im fleiſchigen Eiweißkörper eingeſchloſſen. — 633 Achtundzwanzigſte Familie. Rauhblättrige Gewächſe. (Asperifoliae Endl.) Kräuter, ſelten Holzgewächſe, mit ganzen und ganzrandigen ſammt Stengeln, Aeſten und Kelchen mehr oder weniger rauhhaarigen, ſelten kahlen Blättern. Blüten zwitterlich, gewöhnlich in endſtändige Wickeltrauben oder Wickelähren geſtellt. — Dieſe große über die extratropiſchen Zonen beider Hemiſphären verbreitete Fautilie iſt unter den Holzgewächſen unſeres Floren— gebiets nur durch zwei halbſtrauchige, der Mediterranzone angehörige Arten repräſentirt. LXXXV. Moltkia Lehm. Moltkie. Kelch röhrig, 5ipaltig. Blumenkrone trichterförmig, mit nacktem Schlunde und 5lappigem Saume. Staubgefäße aus der Blume vorragend. Theil— früchtchen glänzend glatt, mit vorſpringender Leiſte. 268. Moltkia petraea DC. Stein- Moltkie. Synonyme und Abbildungen: M. petraea DC. msc.; Rchb., Ic. XVIII, t. 114, III; Pokorny a. a. O. S. 202. — Echium petraeum Portschl., Lithospermum pe— traeum A. DC. Blätter ſitzend, lineal-lanzettförmig, mit eingerolltem Rande, ober— ſeits grün, mit zerſtreuten angedrückten Haaren, unterſeits von angedrückten Haaren weiß, 2— 3 Centim. lang und 3—5 Millim. breit. Blüten in endſtändiger kopfförmiger Wickelähre, klein; Blumenkrone erſt roth, dann hellblau; Staubbeutel braun. — Kleiner Halbſtrauch mit aufrechten oder aufſteigenden 8— 16 Centim. langen Stengeln. An ſonnigen Felſen in der Küſten- und Bergregion Dalmatiens, auch am Eiſernen Thor unterhalb Alt-Orſowa an der Donau. — Blüht im Mai und Juni. LXXXVI Lithodora Griseb. Steingabe. Kelch und Blumenkrone wie bei voriger Gattung. Staubgefäße ein— geſchloſſen. Theilfrüchtchen glatt, an der Spitze mit einem Kamme. 269. Lithodora graminifolia Gris. Großblättrige Steingabe. Synonyme und Abbildungen: L. graminifolia Griseb., Spieil. fl. rumel. II. p. 85; Rchb., Ic. I. c. t. 114, II; Pokorny a. a. O. S. 202. — Lithospermum graminifolium Viv., Pulmonaria suffruticosa L. „ 6 — Blätter ſitzend, ſchmal lineal-lanzettförmig oder lineal, ſpitz, am Rande ſtark umgerollt, oberſeits rinnig und mit zerſtreuten angedrückten Haaren, grün, unterſeits dicht behaart, weiß, 2,5 — 3,5 Centim. lang und 1 bis 3 Millim. breit. Blüten in endſtändiger dreitheiliger Wickeltraube; Blumenkrone 10 Millim. lang, anfangs roth, dann blau. — Kleiner auf— rechter Halbſtrauch mit 16—24 Centim. langen Stengeln. Auf Bergen in Valſugana Südtirols (Pollini). Auch in Oberitalien. — Blüht im Juni und Juli. Neunundzwanzigſte Familie. Windengewächſe. (Convolvulaceae Vent.) Kräuter und Holzgewächſe, viele mit ſchlingenden Stengeln, die meiſten in der heißen Zone heimiſch. Sie ſind in unſerer Flora blos durch einen mediterranen Halbſtrauch repräſentirt. LXXXVII. Convolvulus L. Winde. Kelch 5blättrig, Blumenkrone trichterförmig mit 5 Längsfalten. Staub- gefäße und Griffel eingeſchloſſen. Kapſel 1—2fächrig, meiſt mit 2 Klappen aufſpringend; Fächer zweiſamig. — Artenreiche Gattung, die meiſten Arten Kräuter, darunter viele mit ſchlingenden Stengeln. 270. Convolvulus Cneorum L. Strauchwinde. Beſchreibungen und Abbildungen: C. Cneorum L., Sp. pl. p. 157; Rchb., Ie. I. c. t. 134, II. III; Pokorny a. a. O. ©. 203. Blätter ſitzend oder kurz geſtielt, lanzett- oder länglich-lanzettförmig, ſpitz, ganzrandig, am Grunde verſchmälert, oft keilig, dick, beiderſeits dicht ſeidenhaarig-filzig, ſilberweiß, 2,5 — 4 Centim. lang und 5— 10 Millim. breit, mit 5—10 Millim. langem Stiel. Blüten in endſtändigen kopfigen Trugdolden, mit bis 2 Centim. langer weißer roſenroth geſtreifter, am Grunde oft gelber Blumenkrone. — Kleiner äſtiger ſchöner Halbſtrauch mit ſilberweiß filzigen rauh beblätterten Zweigen. An ſonnigen Felſen der dalmatiſchen Küſte bei Raguſa und auf der Inſel Leſina. Wächſt auch in Griechenland, Unteritalien, Sicilien und Spanien. — Blüht im Mai. 635 Dreißigſte Familie. Nachtſchattenähnliche. (Solanaceae Bartl.) Kräuter und Holzgewächſe mit einfachen aber oft buchtig gezähnten und gelappten Blättern. Blüten zwitterlich, achſel-, end- oder ſeiten— ſtändig. — Dieſe große aus lauter Giftpflanzen beſtehende Familie, deren meiſte Arten ebenfalls zwiſchen den Wendekreiſen vorkommen, iſt unter den Holzgewächſen unſeres Florengebiets nur durch einige Arten der beiden Gattungen Solanum und Lycium vertreten. Ueberſicht der Gattungen und Arten. A. Blüten in ſeitenſtändigen e Trugdolden. Blumenkrone radförmig. S e a. Blätter bh Su: zug 210 am Grunde geöhrelt (mit 2 Seitenlappen) un— bewehrt. Beeren oval, ſcharlachroth. Kletterſtrauch. . S. Dulcamara L. b. Blätter fiedertheilig, ſammt den Zweigen ſehr ſtachlig. Beeren nieder— gedrückt kuglig, getbßb .. . 8. sodomaeum L. B. Blüten einzeln blattwinkelſtändig. A N Beere. Sträucher mit ruthenförmigen hängenden Zweigen . .. eee e eee a. Blätter elliptiſch-lanzettförmig oder vval= n 5 — 11 Centim. lang. Blumenkrone lila... „ ni sbarbarum“L. b. Blätter keilig⸗länglich, 1— 2,5 9 955 Bhumtenkrone violett, weiß geadert. 7 L. europaeum L. LXXXVIII. Solanum L. Nachtſchatten. Kelch 5 ſpaltig, bleibend, ſich nach dem Blühen nicht vergrößernd. Blumenkrone radförmig, Staubbeutel an der Spitze mit 2 Löchern auf— ſpringend, aneinander liegend, einen vorſtehenden Kegel bildend, durch den der fadenförmige Griffel hindurchgeht. — Kräuter und Sträucher, letztere oft ſtachelig. Sehr artenreiche Gattung (c. 900 Arten), die meiſten Arten im tropiſchen Amerika heimiſch. * 271. Solanum Dulcamara L. Bitterſüßer Nachtſchatten. Synonyme und Abbildungen: S. Dulcamara L., Spec. pl. p. 185; Hayne, Arzneigew. II, Taf. 39; Rchb., Ic. XX. t. 12, I. II; Pokorny a. a. O. S. 204. — S. rupestre Schmidt, Fl. bohem. — „Bitterſüß, Mäuſeholz, Waſſerranken“. Blätter vielgeſtaltig, geſtielt, eiförmig bis eilanzettförmig zugeſpitzt, ganzrandig, am Grunde meiſt herzförmig, häufig geöhrelt (Lappen unſym— metriſch, ſpitz oder zugeſpitzt, oft blos einer), kahl oder zerſtreut angedrückt era behaart, grün, bisweilen violett überlaufen, 4— 12 Centim. lang und 1,5 bis 5 Centim. breit, mit 1—3 Centim. langem Stiel. Blüten in geſtielten den Blättern gegenüber oder zwiſchen je 2 Blättern ſtehenden, vielblütigen hängenden Trugdolden; Blütenſtiele und Kelche ſchmutzig violett, Blumen— krone violett, ſelten weiß, Staubbeutel gelb. Beere glänzend ſcharlachroth, 1 Gentim. lang. — Strauch mit hin und hergebogenen Stämmen und langen krautigen, grünen, glatten, kantigen Zweigen, mittelſt deren derſelbe in Hecken, zwiſchen Schilf u. ſ. w. emporklettert; an offenen Stellen wachſend auch niedergeſtreckt. Stämme höchſtens fingersdick, mit grauer Korkrinde bekleidet, beim Zerbrechen einen widrigen an Mäuſeexkremente erinnernden Geruch von ſich gebend. An Fluß- und Teichufern und ſonſt an feuchten (auch felſigen) Orten, auch gern in hohlen Weiden und auf Kopfweiden, im ganzen Florengebiet, in der Ebene und in Gebirgsthälern, in den tiroler Alpen bis 4400 w. F. (1390,8 Met.) emporſteigend, ſelbſt noch in Dalmatien und auf den be— nachbarten Inſeln. Iſt durch ganz Europa, Lappland und Nordrußland ausgenommen, verbreitet. — Blüht im Juli und Auguſt. 272. Solanum sodomaeum L. Sodomäiſcher Nachtſchatten. Beſchreibungen und Abbildungen: S. sodomaeum L., Sp. pl. p. 187; Sibth., Fl. S graec. t. 235; Pokorny a. a. O. S. 205. „Sodomsapfel“. Blätter geſtielt, einfach oder doppelt buchtig-fiederſpaltig mit buchtig gezähnten Lappen, beiderſeits zerſtreut ſternhaarig und mit einzelnen ſtarken gelben Stacheln auf den Hauptnerven, grün, 4½—6 Centim. lang und 4 — 5 Centim. breit, mit 1 — 2 Centim. langem Stiel. Blüten in kurz geſtielten wenigblütigen Trugdolden oder einzeln, mit ſtacheligen Stielen und Kelchen und purpurvioletter Blumenkrone von der Größe der Kartoffel— blume. Staubbeutel goldgelb. Beere groß, bis 2¼ Centim. im Durch— meſſer, meiſt glänzend gelb, zuletzt in ein aſchenartiges Pulver zerfallend. — Aufrechter ſperrig-äſtiger, von gelben Stacheln ſtarrender Strauch mit armsdicken Stämmen, bis über 1 Met. hoch werdend. An felſigen Abhängen am Meer in Raguſa, wo dieſer durch die ganze weſtliche Mediterranzone verbreitete Strauch ſeine Oſtgrenze findet. — Blüht im April und Mai. LXXXIX. Lycium L. Bocksdorn. Kelch ungleich 3 — 5ſpaltig faſt 2lippig oder 5 zähnig, nach dem Blühen ſich nicht vergrößernd. Blumenkrone trichterförmig, Staubbeutel auseinanderſtehend, der Länge nach aufſpringend. — Sträucher mit ruthen— förmigen hängenden oft bedornten Zweigen und Aeſten, ganzen und ganz- randigen Blättern und geſtielten, einzeln oder zu mehreren in den Blatt— winkeln ſtehenden Blüten. Von den bekannten c. 50 Arten ſind die meiſten in Südafrika, Südamerika und in der Mediterranzone heimiſch, einige in Indien und China. 273. Lycium barbarum L. Barbariſcher Bocksdorn. Synonyme und Abbildungen: L. barbarum L., Sp. pl. ed. II, p. 277; Rehb., Ic. 1. c. t. 14, I; Pokorny a. a. O. S. 206. — L. vulgare Dunal. — „Gemeiner Bocksdorn, Teufelszwirn, Hexenzwirn“. Blätter in einen kurzen Stiel verſchmälert, lanzettförmig, elliptiſch— lanzettlich oder oval-rhombiſch, ſpitz, ganzrandig, kahl, grün, dünn mit deutlich ſichtbarer Nervation, 5—11 Centim. lang und 1—4,5 Centim. breit, mit 5—10 Millim. langem Stiel. Blüten einzeln, häufiger gebüſchelt (trug— doldig) iu den Blattwinkeln, geſtielt; Kelch faſt zweilippig, ſammt dem Stiel grün, Blumenkrone bis 1,5 Centim. lang, lilafarben oder licht violett— purpurn, am Rande behaart, am Grunde der Röhre gelb. Dieſe ſo lang wie der Saum. Beere länglich, ſcharlachroth. — Strauch mit 2—3 Met. langen Stämmen und langen, dünnen kantigen ſehr hell berindeten (faſt weißen), bogenförmig überhängenden Aeſten und grünen, reichbeblätterten Zweigen. Treibt, gleich allen übrigen Arten der Gattung, weit ausſtreichende Wurzelausläufer, weshalb er in Gärten gezogen die Beete verunkrautet. Var. par vifolium Schur in Enum. pl. transsilv. p. 477: niedriger, weniger dornig; Blätter um die Hälfte kleiner, länglich-lineal; Blüten kleiner mit längerer Röhre; Beeren größer. In Hecken, Gebüſchen, an felſigen Orten; urſprünglich wild wohl nur in Siebenbürgen (nach Schur, wo auch die Var. parvifolium neben der normalen Form wächſt, z. B. bei Kronſtadt) und vielleicht in der adriatiſchen Zone, in der ganzen ſüdlichen Hälfte unſeres Florengebiets aber an Zäunen und in Hecken häufig verwildert, weil (wie auch noch in der norddeutſchen Zone) häufig als Ziergehölz in Gärten und an Gartenzäunen angepflanzt. Hält noch im öſtlichen Livland im Freien aus, blüht auch dort, erfriert aber jährlich theilweis und bringt niemals Beeren. Scheint von Aſien nach Europa und Afrika eingewandert zu ſein und iſt jetzt durch das ganze Mittel- und Südeuropa, ſowie durch die Mediterranzone verbreitet. — Blüht vom Juni bis zum Herbſt. 274. Lyeium europaeum L. Europäiſcher Bocksdorn. Synonyme und Abbildungen: L. europaeum L., Sp. pl. I. p. 191; Rchb., Ie. J. e. t. 15, I; Pokorny a. a. O. S. 207. — L. mediterraneum Dunal. ZEN. re Blätter klein, kurz geſtielt, länglich, am Grunde oft keilig, ganz— randig, kahl, gelblich-grün, dick, mit undeutlicher Nervation, 1—2,5 Centim. lang und 4—6 Millim. breit, mit 2— 5 Millim. langem Stiele. Blüten einzeln oder gebüſchelt auf Knötchen in den Blattwinkeln, geſtielt; Röhre der halbvioletten weißgeaderten Blumenkrone faſt doppelt ſo lang, wie der Saum. Beere kuglig, mennigroth, ſelten gelb. — Wuchs wie bei voriger Art, Aeſte dicker, ſtielrund, aſchgrau berindet, dornig. Die Blätter fallen im Herbſt ab, worauf noch im Winter neue zum Vorſchein kommen, weshalb dieſer Strauch faſt immer belaubt erſcheint. An wüſten ſonnigen Plätzen und in Hecken des dalmatiſchen Küſten— ſtrichs und der Inſeln Veglia und Leſina, wo er mit Vortheil zu Hecken benutzt wird. Hin und wieder in Gärten kultivirt und in Hecken verwildert (meiſt beruhen die Angaben auf Verwechſelungen mit L. barbarum). Iſt von Griechenland durch das mediterrane Europa bis Portugal verbreitet; kommt auch in Nordafrika, Paläſtina und am rothen Meere vor. — Blüht mit voriger Art zuſammen. Sechszehnte Ordnung. Kapſeltragende Lippenblütler. (Labiatiflorae capsuliferae Willk.) Kräuter und Holzgewächſe von ſehr verſchiedener Geſtaltung, welche eine meiſt unregelmäßige, oft 2lippige Blumenkrone mit gewöhnlich 4 (didyna⸗ miſchen), ſelten 2 oder 5 in der Röhre eingefügten Staubgefäßen, einen oberſtändigen 1 — 2fächrigen Fruchtknoten und als Frucht in der Regel eine mehrſamige Kapſel beſitzen. — Von den zu dieſer Ordnung gehörenden Familien verdienen nur zwei hier berückſichtigt zu werden. Einunddreißigſte Familie. Braunwurzartige. (Serophulariaceae R. Br.) Kräuter, ſelten Holzgewächſe, mit wechſel-, gegen- oder quirlſtändigen einfachen Blättern, ohne Nebenblätter. Blüten zwitterlich, verſchieden an— geordnet; Kelch 4—5theilig, bisweilen 2lippig; Blumenkrone 2 lippig oder glockig, trichter- oder radförmig, mit ungleichmäßig gelapptem Saume. Fruchtknoten 2fächrig, mit einem Griffel. Frucht eine 2fächrige, zwei— bis vielſamige Kapſel. Keim gerade oder gekrümmt, in der Achſe eines a. fleiſchigen oder knorpeligen Eiweißkörpers. — Dieſe große Familie, deren Arten über die ganze Erde verbreitet, in größter Menge jedoch in der wärmeren gemäßigten Zone beider Hemiſphären zu finden ſind, iſt unter den einheimiſchen Holzgewächſen unſeres Gebiets blos durch drei halb— ſtrauchige Arten der Gattung Veronica repräſentirt. XC. Veronica L. Ehrenpreis. Kelch 4—ötheilig. Blumenkrone radförmig, mit ungleichmäßig vier— lappigem Saume und 2 Staubgefäßen. Griffel fadenförmig. Kapſel zu— ſammengedrückt, ausgerandet bis verkehrt herzförmig, 2fächrig, mehrſamig, fachſpaltig oder wandbrüchig (ſ. oben S. 606) mit 2 Klappen auf— ſpringend. — Artenreiche Gattung, meiſt Kräuter, ſelten Holzgewächſe ent— haltend. Blumenkrone gewöhnlich blau, ſelten roſa oder weiß. 275. Veronica frutieulosa L. Kleinſtrauchiger Ehrenpreis. Synonyme und Abbildungen: V. fruticulosa L., Sp. pl. ed. II, p. 15; Rchb., Ie. XX, t. 96, III; Pokorny a. a. O. S. 207. Blätter gegenſtändig, faſt ſitzend, die unteren kleiner, ei- oder verkehrt eiförmig, die oberen größer, länglich bis lineal, alle ganzrandig, ſelten ſchwach gekerbt, am Grunde verſchmälert, kahl bis auf die feinflaumigen Ränder und Hauptnerven, dunkelgrün. Obere Blätter 12 — 15 Millim. lang und 4— 5 Millim. breit. Blüten wechſelſtändig in lockern end— ſtändigen Trauben, geſtielt, in den Achſeln länglicher Deckblätter; Blumen— krone bis 1 Centim. breit, roſenroth. Fruchtknoten drüſig behaart. — Erdholz mit aufſteigenden 16—24 Centim. langen Blütenzweigen. In Felsſpalten, an ſteinigen Abhängen, auf Gerölle der Kalkalpen der Schweiz, in Tirol, Steiermark, Kärnthen, Krain, Kroatien und Dal— matien, auch in Siebenbürgen (auf dem Butſets bei Kronſtadt), in der ſublalpinen Region, nicht häufig. Iſt durch die ganze Alpenkette verbreitet (jedoch nicht in den bairiſchen Alpen), wächſt auch in den Pyrenäen und in Schottland. — Blüht im Juni und Juli. 276. Veronica saxatilis Jacqu. Steinliebender Ehrenpreis. Synonyme und Abbildungen: V. saxatilis Jacqu. Obs., I, p. 200; Rchb., Ie. 1. C. t. 98, I. II; Pokorny a. a. O. S. 208. — V. fruticans Jacqu. Blätter gegenſtändig, faſt ſitzend, die unteren kleiner, die oberen größer, alle elliptiſch oder länglich oder verkehrt-eiförmig, am Grunde verſchmälert, — 640 — ganzrandig oder geſägt, kahl oder am Rande flaumig, beiderſeits dunkelgrün, die oberen 1,5 — 2 Centim. lang und 6— 8 Millim. breit. Blüten in lockerer armblütiger endſtändiger Doldentraube, kurz geſtielt, in der Achſel kleiner Deckblätter; Blumenkrone azurblau, ſo groß wie bei vorhergehender Art. Kapfſel oval, kaum ausgerandet. — Erdholz mit aufſteigenden 8 bis 16 Centim. langen Aeſten. An felſigen Orten, in Felsſpalten, auf Gerölle der Kalkalpen und der falfigen Karpathen, ziemlich häufig. Wächſt in Tirol nach Hausmann zwiſchen 3800 und 6500 w. F. (1201 und 2054,5 Met.), in den bairiſchen Alpen nach Sendtner zwiſchen 4800 und 7150 p. F. (1559 und 2322,6 Met.). Iſt durch die ganze Alpenkette, ſowie durch die arktiſche Zone Europas ver— breitet, kommt auch in Hochſchottland, in den Vogeſen, Pyrenäen, den Hoch— gebirgen Spaniens und Corſicas vor. — Blüht im Juni und Juli. 277. Veronica satureioides Vis. Satureiartiger Ehrenpreis. Beſchreibungen und Abbildungen: V. satureioides Vis., Fl. dalm. t. 33, f. 2; Rchb., e 02, I; Pokorny a. a. O. Blätter gegenſtändig, ſitzend, die unteren kleiner als die oberen, alle elliptiſch, eiförmig oder verkehrt-eiförmig, am Grunde verſchmälert, ganz— randig, dick, kahl oder am Rande zottig bewimpert, beiderſeits freudig grün, 5—10 Millim. lang und 3—5 Millim. breit. Blüten in endſtändiger armblütiger Traube, geſtielt, mit 5 theiligem Kelch und ziemlich großer azur— blauer Blumenkrone. Kapſel verkehrt-herzförmig. — Zwerghaftes raſen— artig verzweigtes immergrünes Erdholz mit 5—8 Centim. langen Stengeln. Auf hohen Kalkbergen in Dalmatien (am Dinara und Prologh) in einer Höhe von 4800 —5000 w. F. (1517 und 1580,4 Met.) nach Viſiani. — Blüht im Juni. Anmerkung. In Parken und Anlagen findet ſich häufig angepflanzt die in den Gebirgen Japans heimiſche Paulownie, Paulownia imperalis Sieb. Zuec. (Nörd- linger, Forſtbot. II. S. 17 mit Abbild.), ein überaus raſchwüchſiger, ſchöner Baum mit großen oft über ½ Met. langen langgeſtielten eiförmigen gekerbten gegenſtändigen Blättern und großen endſtändigen Sträußen großer violetter inwendig braun punctirter und gelb geſtreifter Lippenblumen, aus deren Fruchtknoten ſich eine zolllange eiförmige zweiklappige vielſamige Kapſel entwickelt. Dieſer bei uns ſelten über 6 Met. hoch werdende, im Mai und Juni blühende Baum iſt neuerdings wegen ſeines raſchen Wuchſes und dadurch bedingter Maſſenproduction an Holz ebenfalls zum forſtlichen Anbau empfohlen worden, beſitzt aber ein weiches ſchwammiges werthloſes Holz. Dazu kommt, daß er ſelbſt in Süddeutſchland und Böhmen die Zweige faſt in jedem Winter erfriert und infolge davon um die Aſtanſätze faule Stellen bekommt. Nicht ſelten wird er durch die Winterkälte bis auf den Stock hinab getödtet, worauf er freilich im folgenden Jahre Stockausſchläge bis zu 3 Met. Länge und 4 Centim. Stärke zu treiben „ pflegt. Der Holzkörper enthält eine überaus weite Markröhre. Die Rinde iſt grau— braun, an älteren Stämmen ſeicht aufgeriſſen. Paulownia vermehrt ſich leicht ſowohl durch Samen als durch Wurzelausläufer. Zweiunddreißigſte Familie. Bignoniaceen !). (Bignoniaceae.) Exotiſche Holzgewächſe mit gegenſtändigen einfachen oder zuſammen— geſetzten nebenblattloſen Blättern und rispig oder traubig angeordneten Trug— dolden vollſtändiger Zwitterblüten. Kelch becherförmig, zwei- bis fünfſpaltig. Blumenkrone geſtreckt glockenförmig, ungleich fünflappig oder zweilippig, mit 4 didynamiſchen Staubgefäßen. Fruchtknoten oberſtändig, zweifächrig, mit fadenförmigem Griffel und kopfiger Narbe. Frucht eine ſchotenförmige zweiklappige, vielſamige Kapſel mit zuſammengedrückten beiderſeits breitge— flügelten Samen. — Aus dieſer vorzugsweiſe durch die Tropenländer ver— breiteten Familie hat neuerdings die nachfolgende Gattung forſtliche Be— deutung gewonnen. XCI. Catalpa Scop. Trompetenbaum. Kelch zweitheilig, Blumenkrone groß, glockig mit aufgeblaſenem Schlunde und fünflappigem Saume, deſſen beide obere Lappen kleiner als die übrigen ſind und mit blos 2 fruchtbaren Staubgefäßen. Kapſel ſehr lang, ſtabförmig, hängend. Samen länglich, an beiden Enden häutig geflügelt. Schön⸗ belaubte Bäume Nordamerikas und Chinas mit großen einfachen langgeſtielten Blättern und endſtändigen Blütenſträußen. Blumen anſehnlich, weiß, innen mit 2 goldgelben Streifen und auf der Unterlippe roth gezeichnet. 4 278. Catalpa bignonioides Walt. Gemeiner Trompetenbaum. Synonyme und Abbildungen: C. bignonioides Walt., Fl. carol. 1788, p. 64. — C. syringaefolia Sims. Bot. mag. (1805), t. 1094. — Bignonia Catalpa L.; Nörd linger, Forſtbot. II, S. 17. Blätter herzeiförmig, zugeſpitzt, faſt ganzrandig, unterſeits weichhaarig 12—18 Centim. lang und breit, mit 4— 12 Centim. langem Stiel. Blüten— rispe mit 2—3theiligen Aeſten, pyramidal, 10— 12 Centim. lang. Blüten ) Durch ein Verſehen iſt dieſe Familie in der auf S. 45 gegebenen Ueberſicht der Familien ausgelaſſen worden. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 41 e kurz geſtielt, auf abſtehendem Stiel nickend; Kelchlippen ſtachelſpitzig, Blumen 12-14 Millim. lang, weit-glockig, weiß, innen mit 2 goldgelben Streifen geziert, auf der Unterlippe violett oder dunkelroth geadert. Kapſeln bis 30 Centim. lang. a In den ſüdlichen Vereinigten Staaten (Florida, Louiſiana, Carolina) zu Hauſe. Häufig als Park- und Alleebaum in Süd- und Mitteleuropa angepflanzt, hier bis 10 Met. Höhe erreichend. Iſt gegen anhaltende Winter— kälte empfindlich, weshalb ſeine Zweige in Nord- und Mittel- ſelbſt Süd— deutſchland, Böhmen und Mähren während des Winters oft erfrieren. Holz leicht, braungrau, von unangenehmem Geruch. Blüht Ende Juni oder Anfang des Juli. 279. Catalpa speeiosa Warder. Prächtiger Trompetenbaum. Unterſcheidet ſich von vorhergehender Art durch höheren, ſchlankeren und geraden Stamm mit dunkel graubrauner, dickerer, tiefriſſiger Rinde, durch größere und länger zugeſpitzte, unterſeits dichter behaarte Blätter, durch ausgebreitete Blütenrispen, größere (bis 6 Centim. lange und breite) Blumen, mit roſtbraun punktirter Unterlippe, durch mehr zuſammengedrückte, tief ge— riefte breitere Schotenkapſeln, welche bis 50 Centim. lang werden, durch kürzere breitere Samen mit ſtärker gewimperten Flügeln, endlich durch viel ſchwereres und härteres Holz. Dieſe ſchon 1853 durch Warder beſchriebene, aber erſt 1879 durch Profeſſor Sargent in Cambridge (Maſſachuſetts) bekannt gewordene Art bewohnt das Centrum der nordamerikaniſchen Union (die Staaten Kentucky, Teneſſee, Miſſouri, Ohio, Illinois, Indiana), wo ſie zu einem Baum 1. Größe mit ſchnurgeradem, im Schluſſe bis 16 Met. aſtreinem Stamm von bis 1 Met. Durchmeſſer erwächſt. Ihr Holz, angeblich von unverwüſtlicher Dauer, iſt in ihrer Heimat beſonders zu Eiſenbahnſchwellen und Telegraphen— ſtangen ſehr geſucht. Deshalb und weil dieſer Trompetenbaum bis — 28° C. Winterkälte ertragen kann, jo daß er noch in Norddeutſchland gut zu gedeihen vermag und zugleich ſich durch Raſchwüchſigkeit auszeichnet, iſt derſelbe neuerdings zum forſtlichen Anbau empfohlen worden. Da er auch Bodennäſſe erträgt, ſo dürfte er ſich namentlich für Flußniederungen (Auen— wälder) in Mittel- und Süddeutſchland, Böhmen, Mähren, Niederöſterreich und Ungarn eignen). Er blüht 10—15 Tage früher als C. bignonioides und übertrifft dieſe Art an Schönheit bei weitem. Vgl. Monatsſchrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaus in den königl. preuß. Staaten, Jahrg. 1879, S. 415 ff. (Vortrag über Catalpa von C. Bolle) und Grunert's Forſtl. Blätter, 1882 S. 89 (Mittheilung von E. Purfyne). EBEN © - Siebzehnte Ordnung. Saumblumige. (Limbiflorae Willk.) Kräuter und Holzgewächſe von ſehr verſchiedener Geſtaltung. Kelch verwachſenblättrig, Blumenkrone regelmäßig, meiſt mit ſehr ausgebildetem Saume, welcher in der Knospe gewöhnlich zuſammengedreht iſt. Staub— gefäße 5, ſelten 2, im Schlunde der Blumenkrone eingefügt, mit deren Lappen alternirend. Fruchtknoten oberſtändig, wie auch die Frucht von ſehr ver— ſchiedener Bildung. — Aus der Reihe der hierher gehörigen Familien ſind die folgenden 4 durch einzelne Arten unter den Holzgewächſen unſeres Floren— gebiets repräſentirt. I. Apoceyneae: Kelch 5theilig, Blumenkrone mit 5lappigem Saume. Staubbeutel 5, frei oder an die Narbe angewachſen; Pollen pulverig. Zwei getrennte aus je einem Carpellarblatt gebildete Fruchtknoten oder ein zwei— fächriger aus 2 verwachſenen Carpellarblättern beſtehender Fruchtknoten. Frucht aus 2 getrennten oder am Grunde verwachſenen Balgkapſeln oder Stein— früchten beſtehend, ſeltner eine 2fächerige Kapſel, Steinfrucht oder Beere. Embryo gerade, in einem fleiſchigen Eiweißkörper. II. Asclepiadeae: Kelch 5theilig, Blumenkrone mit 5lappigem Saume. Staubbeutel 5, zweifächrig mit oben offenen Fächern, in welche die an den 5 Ecken der großen ſcheibenförmigen Narbe mittelſt beſonderer Organe (Halter) angehefteten Pollinarien hineinhängen (Fig. LXIII, 1. 2.). Zwei getrennte Fruchtknoten, deren Griffel die ſcheibenförmige Narbe tragen. Frucht aus 2 getrennten oder am Grunde verwachſenen vielſamigen Balg— kapſeln beſtehend; Samen mit Haarſchopf (Fig. LXIII, 4. 5.). Keim gerade, in einem fleiſchigen Eiweiß. III. Oleaceae: Kelch 4 zähnig oder Atheilig, Blumenkrone mit Llappigem ° Saume, ſelten 4blättrig, bisweilen ganz fehlend. Staubgefäße 2. Frucht— knoten 2fächrig, mit zwei- bis vielknospigen Fächern; Samenknospen hängend, umgekehrt. Steinfrucht, Kapſel oder Flügelfrucht. Keim in einem fleiſchigen Eiweißkörper. IV. Jasmineae: Kelch 5—8zähnig, Blumenkrone mit 5— Slappigem Saume. Staubgefäße 2. Fruchtknoten 2fächrig, mit einknospigen Fächern; Samenknospen aufrecht. Frucht eine Beere oder Kapſel mit eiweißloſen (oder ſehr wenig Eiweiß enthaltenden) Samen. > — — —— Dreiunddreißigſte Familie. Hundswürgerartige. (Apocyneae R. Br.) Bäume und Sträucher, ſelten ausdauernde Kräuter mit gegen- oder quirlſtändigen, einfachen, ganzen und ganzrandigen Blättern ohne Neben— blätter. Blüten zwitterlich, einzeln oder in Trugdolden. — Eine faſt aus- ſchließlich den Tropengegenden angehörende Familie, welche in unſerer Flora nur durch die folgenden 3 Gattungen vertreten iſt: Ueberſicht der Gattungen und Arten. A. Blumenkrone tellerförmig mit langer Röhre, groß. a. Schlund der Blumenkrone nackt, Staubfäden gekniet-aufſteigend. Gedoppelte Balgkapſel, vielſamig. Samen ohne Haarſchopff .. .. Vinca L. V. minor L. — V. major L. - b. Schlund der Blumenkrone mit einem Kranz von 5 abgeſtutzten und gezackten Schuppen ausgekleidet. Staubfäden gerade. Zwei verwachſene vielſamige Balgkapſeln. Samen mit Haarſchoofe k: . Nerium L. N. Oleander L. B. Blumenkrone glockig⸗trichterförmig, klein, mit 5 kleinen dreieckigen ſpitzen Schuppen im Grunde. Staubfäden gerade. Frucht aus 2 vielſamigen Balgkapſeln gebildet; Samen mit Haarſchoop ff: Faro ya A. venetum L. XCH. Vinca L. Sinngrün. Immergrüne Halbſträucher, ſelten ſommergrüne Kräuter mit einzeln ſtehenden blattwinkelſtändigen Blüten. Blumenkrone blau. 280. Vinca minor L. Kleines Sinngrün. Beſchreibungen und Abbildungen: V. minor L., Sp. pl. p. 209; Rchb., Ic. XVII. t. 21; Pokorny a. a. O. S. 175. — „Immergrün, Wintergrün, Todtenmyrte, Bär— winkel“. Blätter ſehr kurz geſtielt (die oberſten zu 3 oder 4 quirlig), elliptiſch oder länglich-lanzettförmig, ganzrandig, lederartig, oberſeits glänzend dunkel— grün, unterſeits matt hellgrün, 2,6—4 Centim. lang und 15—22 Millim. breit, mit 2—3 Millim. langem Stiele. Blüten langgeſtielt, Blumenkrone mit verkehrt-eiförmigen abgeſtutzten Lappen, hellblau, bis 2,5 Centim. breit. Balgkapſeln abwärts gekrümmt, ſelten zur Entwickelung gelangend. — —— 645 — Erdholz mit kriechendem Stock, welcher lange, reichbeblätterte, niederliegende und häufig wurzelnde Ausläufer und aufrechte kurze, wenigbeblätterte Blüten— ſtengel treibt. Auf ſteinigem beſchattetem Boden, in Hecken, unter Gebüſch, in Wäldern durch das ganze Gebiet verbreitet, nur in den baltiſchen Provinzen fehlend, jedoch noch im öſtlichen Livland im freien Lande als Zierpflanze gedeihend und alljährlich blühend. Steigt in den ſüdtiroler Alpen (am Ritten) bis 4400 w. F. (1390,8 Met.) empor. Wird im ganzen Gebiet häufig in Gärten kultivirt (auch Varietäten mit weißen, rothen und mit gefüllten Blumen). Iſt nordwärts bis Dänemark und Schottland, weſtwärts bis Nordoſtſpanien, ſüdwärts bis Corſica und Unteritalien, oſtwärts bis in den Kaukaſus verbreitet. — Blüht im März bis Mai, in den ſüdlichſten Ge— genden des Gebiets (z. B. um Botzen) oft ſchon im Januar und Februar. 281. Vinca major L. Großes Sinngrün. Beſchreibungen und Abbildungen: V. major L., Sp. pl. I. c.; Rchb., Ic. I. c. t. 22, III; Pokorny a. a. O. S. 176; Ettgh. Pok., Physiot. austr. t. 299. Blätter länger geſtielt, eilanzettförmig bis breit eiförmig, oft am Grunde faſt herzförmig, ſpitz, fein gewimpert, oberſeits glänzend dunkel-, unterſeits gelbgrün, 4— 6 Centim. lang und 2,5—4 Centim. breit, mit 8-12 Millim. langem Stiele. Blüten kurz geſtielt, mit ſehr großer (bis 4 Centim. breiter) dunkelblauer Blume. Schöner Halbſtrauch mit aufrechten bis 0,3 Met. hohen, reichbeblätterten Blütenſtengeln und niederliegenden, doch niemals wurzelnden Ausläufern. Auf feuchtem humoſem beſchattetem Boden, an Waldrändern, unter Gebüſch, Hecken, in Hohlwegen in Südtirol, Iſtrien, im ſüdlichen Krain, im croatiſchen Küſtenſtrich, nach Pokorny meiſt wohl nur verwildert. Angeblich auch in Siebenbürgen (Baumgarten), desgleichen in der Schweiz im hintern Wallis. Iſt durch die ganze mittlere und ſüdweſtliche Mediterranregion verbreitet, oſtwärts bis Südrußland (Volhynien, Podolien) und bis auf die Inſel Rhodos. — Blüht im April und Mai. XCIII. Nerium L. Oleander. 282. Nerium Oleander L. Gemeiner Oleander. Beſchreibungen und Abbildungen: N. Oleander L., Sp. pl. p. 209; Rchb., Ie. I. c. t. 23; Pokorny a. a. O. S. 177. i Blätter in dreigliederigen Wirteln, lanzettlich oder lineal-lanzettförmig, ſpitz, in einen kurzen Stiel verſchmälert, ganzrandig, dicklederig, kahl, ober— 646 ſeits dunkel-, unterſeits gelblichgrün, 9—14 Centim. lang und 1,5 —3 Centim. breit, mit 5—10 Millim. langem Stiele. Blüten in einem ſcheinbar end— ſtändigen Strauß, welcher aus wenigblütigen achſelſtändigen geſtielten Trug— dolden zuſammengeſetzt iſt. Blumenkrone roſenroth bis ſchön purpurroth, ſelten weiß, 2,6—4 Centim. breit, mit weißen Schlundſchuppen. Staub— beutel pfeilförmig, langgeſchwänzt. Balgkapſel ſchotenförmig, braun, ge— ſtreift, S—16 Centim. lang. — Schöner aber giftiger immergrüner Strauch von 3—4 Met. Höhe und betäubend wohlriechenden Blüten. An ſonnigen Felſen am weſtlichen Ufer des Gardaſees auf tiroler Boden und in Dalmatien im Kreiſe Raguſa (auf Hügeln am linken und rechten Ufer der Salone am Wege von Canoſa nach Malfi, Petter) wirklich wild, ſonſt häufig in Gärten (in der mittel- und norddeutſchen Zone in Töpfen und Kübeln) als Zierſtrauch kultivirt. Iſt durch die ganze Mediterranzone verbreitet, beſonders in deren ſüdweſtlichem Theil an Flußufern ſehr gemein (in Südſpanien, Algerien), dort dichte Gebüſche gleich unſeren Weiden bildend. — Blüht im Juni und Juli. XCIV. Apocynum L. Hundswürger. 283. Apocynum venetum L. Venetianiſcher Hundswürger. Beſchreibungen und Abbildungen: A. venetum L., Sp. pl. p. 213; Rchb., Ic. 1. ec. t. 24; Pokorny a. a. O. S. 177. „Hundstodt, Hundsgift“. Blätter gegenſtändig, kurz geſtielt, länglich-elliptiſch, am Grunde ab— gerundet⸗keilig, ſtumpf mit Stachelſpitze, am Rande knorplig verdickt und ganz fein geſägt, kahl, oberſeits dunkel-, unterſeits blaßgrün, 3-5 Centim. lang und 8—10 Millim. breit, mit 1—5 Met. langem Stiele. Blüten in langgeſtielten Trugdolden, welche aus der Achſel der oberſten in lineal— lanzettförmige Brakteen umgewandelten Blätter entſpringen und eine lockere breitpyramidale Rispe bilden. Blumenkrone roſenroth; Antheren pfeilförmig, mit einem ſpitzen Anhängſel. — Niedriger Halbſtrauch mit krautigen purpur— rothen bis 1 Met. hohen Blütenſtengeln, welcher wenige abſtehende ruthenförmige Zweige entwickelt. Alle krautigen Theile enthalten einen weißen giftigen Milchſaft. Am Meeresſtrande und in den Küſtengegenden der adriatiſchen Zone (3. B. um Trieſt). Kommt auch im Venetianiſchen, in der Türkei und im ſüdlichen Rußland vor. — Blüht im Juni und Juli. En Vierunddreißigſte Familie. Seidenpflanzenähnliche. (Asclepiadeae R. Br.) Kräuter und Holzgewächſe mit gegen-, ſelten quirl- oder wechſelſtändigen einfachen, ganzen und ganzrandigen Blättern ohne Nebenblätter, gewöhnlich in allen krautigen Theilen einen weißen Milchſaft enthaltend. Blüten zwitter— Fig. LXIII. 2 1 1 =] Blüte und Frucht der Aselepiadeen. 1— 4. Vincetoxieum offieinale Schult. — 1. Senkrechter Durchſchnitt durch die Blüte (k Kelch, bb Blumenkrone, pe Nebenkrone, ff Fruchtknoten, n Narbenkörper, aa Staubbeutel.) — 2. Stempel mit dem Narbenkörper, von den übrigen Blütentheilen iſolirt (ff die beiden Fruchtknoten, u der Narbenkörper, h die Halter, an welche die Pollinarien paarweiſe befeſtigt find). — 3. Ein Halter mit 2 Pollinarien. — 4. Balg- kapſeln. — 5. Same. (Fig. 1—2 und 5 vergr.). — 6. 7. Gomphocarpus fruti- cosus R. Br. — 6. Blüte (b Blumenkrone, pe Nebenkrone). — 7. Frucht. (Beide Fig. nat. Größe.) Zur BAR lich, in blattwinkelſtändigen Dolden, Trugdolden oder Trauben. — Haben dieſelbe geographiſche Verbreitung wie die Apocyneen. Unter den Holz gewächſen unſeres Gebiets kommen nur zwei Arten, welche zu zwei verſchiedenen Gattungen und Gruppen gehören, vor. XCV. Periploca L. Schlingſtrauch. Kelch 5theilig, Blumenkrone radförmig, im Schlunde mit einem Kranze (Nebenkrone) von 5 hörnertragenden Schuppen. Staubfäden frei, Beutel über der Narbe zuſammenſchließend, mit ſpitzem Fortſatz und einem Bart am Rücken. Pollinarien körnig-breiig, einzeln den löffelförmigen Haltern der Narbenecken angefügt. Balgkapſeln glatt. 284. Periploca graeca L. Griechiſcher Schlingſtrauch. Beſchreibungen und Abbildungen: P. graeca L., Sp. pl. p. 211; Rchb., Ic. XVII, t. 25; Pokorny a. a. O. S. 179. Blätter gegenſtändig, kurz geſtielt, breit eiförmig oder oval, ſpitz, mit abgerundeter oder ſchwach herzförmiger Baſis, ganzrandig, kahl, ober— ſeits glänzend dunkel-, unterſeits bleichgrün, 5 — 10 Centim. lang und 2,5 — 6 Centim. breit, mit 3 — 5 Millim. langem Stiele. Blüten in langgeſtielten wiederholt gabeltheiligen, ſehr lockeren Trugdolden, Blumen— krone bis 2 Centim. breit, mit auswendig gelbgrünen, inwendig ſchmutzig— rothen gewimperten Zipfeln und dunkel-purpurrothen Kranzſchuppen. Balg— kapſeln 8— 11 Centim. lang. — Schlingender hoch emporklimmender Strauch mit wohlriechenden Blüten, aber ſcharfem giftigem Milchſafte. Unter Gebüſch auf feuchtem Boden am Fluß Narenta in Dalmatien wild, ſonſt in den ſüdlichen Gegenden des Gebiets nur angebaut als Lauben— und Wandbekleidungspflanze. Iſt durch die öſtliche Mediterranzone ver— breitet. — Blüht im Juni und Juli. XCVI. Gomphocarpus R. Br. Nagelfrucht. Kelch 5Stheilig, Blumenkrone radförmig, mit zurückgeſchlagenen Zipfeln und mit einem aus 5 umgekehrt kappenförmigen Schuppen beſtehenden Kranze, welcher einen aus den Blumen weit vorragenden Körper bildet. Staubfäden am Grunde verwachſen, Beutel am Scheitel mit häutigem Anhängſel. Polli— narien wachsartig, paarweis an die Halter der Narbenecken angeheftet. Balg— kapſeln weichſtachlig (Fig. LXIII, 6. 7). ee 285. Gomphocarpus fruticosus R. Br. Strauchige Nagelfrucht. Synonyme und Abbildungen: G. fruticosus R. Br., Prodr. p. 38; Rchb., Ie. l. c. t. 30; Pokorny a. a. O. S. 180. — Asclepias fruticosa L. „Seidenpflanze“. Blätter gegenſtändig lineal-lanzettförmig, in einen Stiel verſchmälert, zugeſpitzt, ganzrandig, kahl (nur am Rande und auf dem Hauptnerv flaum— haarig), beiderſeits grün, 5— 8 Centim. lang und 6 — 10 Millim. breit, mit 2— 3 Millim. langem Stiel. Blüten in langgeſtielten einfachen Dolden, ſelbſt langgeſtielt; Blumenkrone weiß, Kranz olivengrün. Balg— kapſeln hängend, eiförmig, lang zugeſpitzt, lang und dicht ſtachlig, grün, bis 6 Centim. lang (Fig. LXII, 7.). — Aufrechter Strauch bis zu 1 Met. Höhe, mit ruthenförmigen grauflaumigen reichbeblätterten Zweigen. Auf Lehmboden an Gräben im Thale von Malfi (bei Raguſa) in Dalmatien verwildert, ebenſo in vielen anderen Gegenden der Mediterran— zone. Stammt nach A. P. de Candolle aus Arabien. — Blüht im Juni und Juli. Achtzehnte Ordnung. Zweimännige. (Diandrae Haust.) Holzgewächſe mit nebenblattloſen Blättern. Blüten regelmäßig, zwei— oder eingeſchlechtig. Staubgefäße 2, in der Röhre der Blumenkrone oder wenn dieſe fehlt (Fraxinus) oder getrenntblütig iſt (Ornus) auf dem Blüten— boden eingefügt. Fruchtknoten oberſtändig, zweifächrig, mit ein- oder mehr— knospigen Fächern. Frucht verſchieden, Samen meiſt eiweißhaltig. — Zu dieſer Ordnung gehören folgende zwei Familien, welche von manchen Syſte— matikern als Abtheilungen einer einzigen (der Oleaceen) betrachtet werden. I. Oleaceae: Kelch 4zähnig oder Atheilig, Blumenkrone mit Alappigem Saume, ſelten 4blättrig. Fruchtknoten mit ein bis vielen hängenden Samen— knospen in jedem Fach. Narbe 2 lappig. Steinfrucht klein, Kapſel oder Flügelfrucht. Keim in einen fleiſchigen Eiweißkörper eingeſchloſſen. II. Jasmineae: Kelch 5—8zähnig, Blumenkrone mit 5— 8 lappigem Saume. Fruchtknoten mit je einer aufrechten Samenknospe in jedem Fache. Narbe ganz. Beere oder Kapſel, Samen eiweißlos oder ein nur geringes Eiweiß enthaltend. „ — Fünfunddreißigſte Familie. Oelbaumartige Laubhölzer. (Oleaceae Lindl.) Bäume und Sträucher mit gegenſtändigen einfachen oder zuſammen— geſetzten Blättern ohne Nebenblätter. Blüten meiſt zwitterlich, in achſel- oder endſtändigen einfachen oder zuſammengeſetzten Trauben oder Trugdolden, welche oft einen Strauß oder Büſchel am Ende der Zweige bilden. — Die Oleaceen ſind durch die gemäßigte und ſubtropiſche Zone zerſtreut. In unſerem Florengebiet ſind folgende 4 Gattungen durch einzelne Arten repräſentirt. Ueberſicht der Gattungen und Arten. A. Frucht eine pflaumen- oder beerenartige Steinfrucht oder eine Beere. Blätter einfach. a. Steinfrucht pflaumen- oder kirſchenartig mit fleiſchig-ſaftiger Hülle und 1— 2 fächrigem, 1—2ſamigem ſteinharten Kern. Immergrüne Bäume. Olea L. O. europaea L. b. Steinfrucht beerenartig, mit wenig fleiſchiger Hülle und einem einſamigen dünnſchaligen Kern. Immergrüne Sträucher . . Phillyrea L. Ph. latifolia L. — Ph. media Rchb. fil. e. Saftige zweifächrige Beere mit I- 2ſamigen Fächern. Sommergrüne Sträucher Ligustrum L. L. vulgare L. B. Frucht eine zweifächrige, mit Klappen aufſpringende vielſamige Kapſel. Sommer— grüne Gehölze mit einfachen Blättern . .. „„ „ „„ yBTE S. vulgaris L. — S. Josikaea Jacqu. fl. i S. persica L. — S. chinensis L. C. Frucht eine einfächrige, einſamige un Sommergrüne Gewächſe mit unpaarig gefiederten Blättern .. . ı. (Fraxineae Bartl.) a. Blüten vor dem Laubausbruche . in 1 Büſcheln, poly- gamiſch oder zweihäuſig; männliche hüllenlos, weibliche und zwitterliche mit 4 zähnigem Kelch, ohne Blumenfrone . een. Fraxinus L. F. excelsior L. — F. americana W. F. oxycarpa Willd. — F. pubescens Walt. b. Blüten nach der Entfaltung ſich öffnend, in endſtändigen Sträußen, zwitterlich, mit Azähnigem Kelch und Ablättriger Blumenfrone. . .. Ornus Pers. O. europaea Pers. XCVII. Olea L. Oelbaum. Kelch ſehr klein, becherförmig, 4zähnig, abfallend. Blumenkrone ſehr kurzröhrig, trichterig-radförmig. Griffel kurz, mit dicklicher zweiſpaltiger Narbe. — Immergrüne Bäume. Die meiſten Arten im wärmeren Aſien und in Südafrika heimiſch. F 286. Olea europaea L. Gemeiner Delbaum, Beſchreibungen und Abbildungen: O. europaea L., Sp. pl. p. 8; Behb., Ic. XVII, t. 33, III. IV; — Pokorny a. a. O. S. 168. Nördlinger, Forſtbot. II, S. 24. „Olive“. Blätter geſtielt, länglich, elliptiſch, lanzettförmig, meiſt ſtumpf und ſtachelſpitzig, ganzrandig und ſtark umgerollt, ſteif, oberſeits glänzend dunkel— grün, unterſeits dünn weißgrau- bis roſtbräunlich-filzig, 3 — 5,5 Centim. lang und 14 — 18 Millim. breit, mit 2— 5 Millim. langem Stiele. Blüten klein, in kurzen achſelſtändigen, einfachen oder zuſammengeſetzten Trauben, gelblichweiß, ſüßduftend. Steinfrucht kuglig oder länglich, reif glänzend ſchwarz, mit ölhaltigem Fleiſche. — Immergrüne Holzart mit ruthenförmigen hellberindeten Zweigen. Variirt: ck. Oleaster DC. Wilder Oelbaum: meist ein ſperrig⸗äſtiger Strauch, ſelten ein Baum (wenigſtens im Süden unſeres Gebiets, denn im Südweſten der Mediterranzone kommt der wilde Oelbaum als ſtattlicher Baum in ganzen Waldbeſtänden vor), mit dornſpitzigen Zweigen, kleinen länglich-eiförmigen Blättern und kleinen kugelrunden wenig Oel enthaltenden Früchten. 5. Sativa DC. Zahmer Oelbaum: Baum 3. bis 2. Größe mit dornenloſen Zweigen, längeren Blättern und großen (wenn länglich, bis 3 Centim. langen) ölreichen Früchten. In der adriatiſchen Zone, desgleichen in Südtirol wird die Var. 5 in vielen Spielarten häufig kultivirt und findet ſich auch die Var. « häufig (in Gebüſchen, Hecken, an felſigen Orten der unteren Region). Von Süd— tirol zieht ſich die Nordgrenze des Oelbaums (der Oelbaumkultur) durch Friaul, Iſtrien und Croatien nach dem ſüdlichſten Ungarn, wo jedoch der Oelbaum nur noch ſpärlich und vereinzelt in Gärten angetroffen wird. Beide Formen ſind durch die ganze Mediterranzone verbreitet, woſelbſt die Var. 5 überall, beſonders häufig aber in der ſüdweſtlichen Hälfte dieſer Zone angebaut wird. Soll im Orient heimiſch ſein und ſich von dort aus weſtwärts verbreitet haben. Wird über tauſend Jahre alt und beſitzt eine große Ausſchlagsfähigkeit. — Blüht im Juni und Juli, reift die Frucht im November, December. Erträgt im Winter eine Kälte von — 10% ., wenn ſolche nicht lange andauert. Holz gelblich, im Kern braun gewäſſert, ſehr hart und ſchwer, feinfaſrig, von unverwüſtlicher Dauer, ſchöne Politur annehmend. XCVIII. Phillyrea L. Steinlinde. Kelch klein, kurzröhrig, 4zähnig. Blumenkrone glockig mit kurzer Röhre. Griffel ſehr kurz mit zweiſpaltiger Narbe. — Immergrüne Sträucher der Mediterranzone mit achſelſtändigen, wenigblütigen Trauben. Blumen- krone weiß. —— la —— 287. Phillyrea latifolia L. Breitblättrige Steinlinde. Synonyme und Abbildungen: Ph. latifolia L., Sp. pl. p. 8; Rehb., Ie. I. c. t. 34, I. II und t. 35, I. II. Pokorny a. a. O. S. 169. — Ph. alaternoides Spach (3. Theil). — Ph. vulgaris Caruel (3. Th.). Blätter ſehr kurz geſtielt, in der Geſtalt ſehr variirend, lederartig, kahl, beiderſeits glänzend grün, unterſeits bläſſer. Blüten grünlichweiß, kurze büſchelförmige Träubchen bildend. Steinfrucht kuglig, ſtumpf genabelt, erbſengroß, reif ſchwarz. — Sehr variirender, aufrechter, dichtbelaubter Strauch von 1— 2 Met. Höhe. d. ilicifolia DC. Blätter elliptiſch, eiförmig, eilänglich, ſcharf geſägt, ſpitz, 4— 6 Centim. lang und 20 — 27 Millim. breit. H. oleoides Rchb. f. Blätter länglich-lanzettförmig, ganzrandig, ſtumpf, 2— 3 Centim. lang und 8— 10 Millim. breit. y. ligustrina Rchb. f. Blätter lanzettlich, ganzrandig, bis 32 Millim. lang und bis 8 Millim. breit. d. strieta DC. Blätter breit elliptiſch, ſpitz, ganzrandig oder gegen die Spitze hin etwas geſägt, bis 36 Millim. lang und bis 15 Millim. breit. Die breitblättrige Steinlinde kommt in ganz Dalmatien, Iſtrien und auf den benachbarten Inſeln vor, die Var. 9 nach Belotorni bei Brixen. Iſt, wie auch die folgende Art, durch die ganze Mediterranzone verbreitet. Sie wächſt nur auf ſteinigem ſonnigem Boden, ſteigt meiſt nicht über 150 Met. über die Meeresfläche empor und erſcheint in der Regel als Strauch, weil ſie von allem Weidevieh verbiſſen wird, vermag aber zu einem Baum von 5—8 Met. Höhe und von 65 Centim. Stammſtärke zu werden. Sie iſt ſehr trägwüchſig, ihr weißes feinfaſriges, auf dem Querſchnitte netzadriges Holz aber von vorzüglicher Brauchbarkeit für Maſchinenbau, Drechslerarbeiten und Holzſtifte, was auch von dem der folgenden Art gilt. Alle Steinlinden beſitzen noch im Alter große Ausſchlagsfähigkeit aus dem Stocke und Stamme. — Blüht im März und April. 288. Phillyrea media Rehb. fil. Mittlere Steinlinde. Synonyme und Abbildungen: Ph. media Rchb., fil., Ic. I. c. t. 34, IV. V. und 32. III. IV; Pokorny a. a. O. S. 170. — Ph. media und angustifolia L. — Ph. alaternifolia Spach und Ph. vulgaris Car. (z. Theil). Unterſcheidet ſich von vorhergehender Art weſentlich nur durch die ellip— ſoidiſchen ſchief beſpitzten Steinfrüchte. Sit in allen Theilen kleiner. Variirt wie vorige mit ſcharf geſägten ovalen Blättern (Var. & ilicifolia Rchb. f.) von 2,5—3 Centim. Länge und 12—15 Millim. Breite; mit lanzettförmigen objolet geſägten Blättern (Var. virgata Ait.) bis 3 Centim. lang und bis u A Se 10 Millim. breit, und mit lanzett- oder lineal-lanzettförmigen ganzrandigen, bis 4 Centim. langen und bis 6 Millim. breiten Blättern (Var. angusti- folia Rchb. f.). Südtirol, Iſtrien und Dalmatien unter Gebüſch häufig. — Blüht im März und April. Anmerkung. Die ſchmalblättrigen Formen beider kaum ſpeeifiſch von einander unterſchiedenen Arten, welche im Allgemeinen häufiger vorzukommen ſcheinen, als die breitblättrigen, find von den Autoren als Ph. angustifolia L. beſchrieben worden. XCIX. Ligustrum L. Liguſter. Kelch klein, 4zähnig. Blumenkrone trichterförmig. Griffel ziemlich lang, ſäulenförmig mit kurz zweiſpitziger Narbe. — Sommergrüne Sträucher mit aus ſeitenſtändigen Trauben oder Trugdolden zuſammengeſetzten Blüten— ſträußen am Ende der ruthenförmigen Zweige. Die wenigen Arten ſind über Europa und Aſien zerſtreut. 289. Ligustrum vulgare L. Gemeiner Liguſter. Rchb., Ic. XVII, Beſchreibungen und Abbildungen: L. vulgare L., Sp. pl. p. 7; t. 33, I. II; Pokorny a. a. O. S. 171; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 25. „Rainweide, Spaniſche Weide, Zaunriegel, Dintenbeerſtrauch“. Blätter kurz geſtielt, lanzett- oder elliptiſch-lanzettförmig, ſpitz, ganz— randig, kahl, oberſeits dunkel-, unterſeits heller grün, 1 —8 Centim. lang und 1,5—3 Centim. breit, mit 3—5 Millim. langem Stiele. Blüten in einem bis 8 Centim. langen pyramidalen Strauß, ſüßduftend; Blumenkrone weiß. Beeren kuglig, erbſengroß, glänzend ſchwarz, mit purpurrothem violettfärbendem Fleiſch, den Winter über an den Zweigen bleibend. — Strauch von 0,7 — 3,3 Met. Höhe, ſehr äſtig, mit ruthenförmigen reich— beblätterten Zweigen. Rinde der Stämme graubraun, mit großen rundlichen Korkhöckern, der mehrjährigen Aeſte dunkelgrau bis olivenbraun mit großen bräunlichen Lenticellen, der einjährigen gelblichgrau. Knospen ſchwärzlich oder grünbraun, beſchuppt, Seitenknospen angedrückt; Blattnarbe klein ein— ſpurig. Holz auf dem Querſchnitt mit deutlichen Jahrringen, zwiſchen denen oft noch Scheinringe vorkommen, gleichmäßig zerſtreuten bis wurmförmig angeordneten Poren, weiß, ſchwer, feſt und zäh. — Variirt mit gelben Blumen, grünen und weißen Beeren, zu 3 quirlſtändigen und mit weiß gefleckten Blättern (Gartenvarietäten). Erträgt den Schnitt vortrefflich und läßt ſich durch Wurzelbrut, Ableger und Stecklinge leicht vermehren. Die Samen keimen erſt ein Jahr nach der Ausſaat. — 55 — In Gebüſchen, Feldhölzern, Hecken, beſonders auf Kalkboden, wild nur in der ſüdlichen Hälfte des Gebiets, in Mitteldeutſchland häufig verwildert, in Tirol (am Ritten) nach Hausmann bis 4000 w. F. (1264,3 Met.) emporſteigend. Wird im ganzen Gebiet (mit Ausnahme der baltiſchen Pro— vinzen) als Ziergehölz und Heckenpflanze häufig angepflanzt. Iſt durch ganz Mittel-, Weſt- und Südeuropa verbreitet, wächſt (wild?) auch in Dänemark, Norwegen und auf Gottland. — Blüht im Juni und Juli, reift die Beeren im Auguſt und September. C. Syringa L. Hollunder, Holler. Kelch kurzröhrig, 4zähnig, bleibend. Blumenkrone trichter- bis teller— förmig, langröhrig, mit kreuzförmigem Saume. Kapſel zuſammengedrückt, mit kahnförmigen Klappen, mit 2 ſamigen Fächern. Holz feſt, feinfaſrig, gleichmäßig, im Querſchnitt des Stammes mit engem Mark, ſchmalen Mark— ſtrahlen und zerſtreut porigen Jahrringen, welche durch eine grobporige Frühlingsbinde geſchieden erſcheinen. — Sommergrüne Sträucher und Bäume mit kreuzweis gegenſtändigen Blättern und endſtändigen, pyramidalen, aus gegenſtändigen Doldentrauben zuſammengeſetzten Blütenſträußen. Die wenigen Arten ſind in Südoſteuropa und Mittelaſien heimiſch. 290. Syringa vulgaris L. Gemeiner Hollunder. Beſchreibungen und Abbildungen: S. vulgaris L., Sp. pl. p. 9; Rchb., Ic. I. c. t. 32. I; Pokorny a. a. O. S. 171; Nördlinger a. a. O. S. 27. „Türkiſcher Hollunder, türkiſcher Flieder, Jelängerjelieber, blauer oder ſpaniſcher Holler, Lilak (Rheingegenden), Zirenie“ (Oſtſeeprovinzen). Blätter langgeſtielt, herz-eiförmig, zugeſpitzt, ganzrandig, kahl, beider— ſeits grün, unterſeits heller, 5— 10 Centim. lang und 5—7 Centim. breit, mit 15— 25 Millim. langem Stiel. Blüten in lockern, oft bis 16 Centim. langen Sträußen, lila, pfirſichroth oder weiß, wohlriechend. — Großſtrauch oder Baum 3. Größe. Stamm und Aeſte mit graubrauner rauher Rinde bedeckt, welche ſich im Alter in eine längsriſſige, dünne, ſich abblätternde Borke verwandelt. Aeſte ſchlank, eine beſenförmige Krone bildend; Zweige (lauter Langtriebe) ruthenförmig, entlaubt mit einem Knospenpaar am Ende, oben grün bis grünlichgrau, mit kleinen hellbraunen Lenticellen beſtreut. Knospen groß, eiförmig, vielſchuppig (Schuppen kreuzweis gegenſtändig, häutig), abſtehend. Blattnarbe halbmondförmig, 5ſpurig. An felſigen, bebuſchten Abhängen, in Laubwäldern als Unterholz im Banat (z. B. im Donauthale und bei den Herkulesbädern ſehr häufig), ſo— wie in Hecken, an Waldrändern, in Weinbergen Siebenbürgens (auf dem 655 — Limbert bei Vayda-Hunvyad eine Form mit eiförmigen in den Stiel plötzlich zuſammengezogenen Blättern: var. transsilvanica Schur) wirklich wild, und hoch in den Gebirgen emporſteigend (z. B. am Domuglad bei Me— hadia bis 5000 w. F. — 1580,4 Met., daſelbſt niedrig, krummholzartig), übrigens im ganzen Gebiet häufig verwildert, überall als Ziergehölz in Gärten und Anlagen angepflanzt. Soll nach A. P. de Candolle ur— ſprünglich in Perſien einheimiſch und von dort im 16. Jahrhunderte nach Europa gebracht worden ſein, wo dieſe Holzart jetzt in den meiſten Ländern, den äußerſten Süden ausgenommen, als Ziergehölz kultivirt wird. — Blüht im Mai und Juni. 291. Syringa Josikaea Jacqu. Joſika's-Hollunder. — Beſchreibungen und Abbildungen: S. Josikaea Jacqu. in Flora 1831, S. 57; Rchb., Ic. I. c. II; Pokorny a. a. O. S. 172. Blätter kurz geſtielt, eiförmig, oval, elliptiſch-lanzettförmig, ſpitz, ganz— randig, kahl, oberſeits dunkel-, unterſeits bleichgrün (faſt weißlich), 4 bis 5 Centim. lang und 2,4 — 3 Centim. breit mit 4— 8 Millim. langem Stiele. Blüten in lockeren unterbrochenen Sträußen; Blumenkrone röhrig— keulenförmig (wegen der aufrechten und zuſammengeneigten, nicht ausgebreiteten Saumzipfel), lila. — Mittelſtrauch mit flaumhaarigen Zweigen. Auf Felſen im Cſutſaer Thale bei Sebes im Klauſenburger Comitate Siebenbürgens (hier von der Baronin Joſika entdeckt), neuerdings auch von V. von Janka hart an der ungariſchen Grenze (des Biharer Comitats) auf Felſen bei N. Sebes zwiſchen Feketetö und Banffi-Hunyad gefunden. Wird auch in Gärten als Zierſtrauch, jedoch ſelten kultivirt. — Blüht im Mai und Juni, ſpäter als die übrigen Arten. 292. Syringa persica. Perſiſcher Hollunder. Beſchreibungen und Abbildungen: S. persica L., Sp. pl. p. 11; Loud., Arbor. f. 1039, 1040; Jäger, Ziergeh. S. 529. Blätter geſtielt, lanzettförmig oder eilanzettförmig, Zugeſpitzt, kahl, dunkelgrün, höchſtens 5,3 Centim. lang und 26 Millim. breit. Blüten mit horizontalem Saume, aber kleiner als bei S. vulgaris, blaßlila, ſchwach duftend, in kleineren Sträußen. — Strauch von 0,7 — 2,7 Met. Höhe. In Perſien heimiſch, häufig in Gärten zur Zierde angepflanzt, wie— wohl viel weniger ſchön als S. vulgaris und S. chinensis. — Blüht im Mai und Juni. „5 293. Syringa chinensis Willd. Chineſiſcher Hollunder. Synonyme und Abbildungen: S. chinensis Willd., Sp. pl. I, p. 48; Jäger's Ziergeh. a. a. O. — S. media Dum., S. dubia Pers., S. japonica Hort. Blätter geſtielt, eilanzettförmig, zugeſpitzt, kleiner als bei S. vulgaris. Blüten in großen, compacten, oft ſehr langen und überhängenden Sträußen; Blumenkrone beträchtlich größer, als bei S. vulgaris, ebenfalls mit aus⸗ gebreitetem Saume, lebhaft pfirſichroth oder lila. — Mittel- bis Groß— ſtrauch mit kahlen Zweigen, die ſchönſte von allen Arten, aber mit weniger und nicht ſo angenehm duftenden Blüten. Angeblich in China zu Hauſe, in unſerem ganzen Gebiet jetzt häufiger wie S. vulgaris als Ziergehölz angepflanzt. — Blüht im Mai und Juni. Anmerkung. Neuerdings ſind verſchiedene Arten der in Japan und China heimiſchen Gattung Forsythia beliebte Zierſträucher der Gärten geworden. Aeſte und Zweige ruthenförmig, Blätter einfach geſtielt, Knospen kreuzweis beſchuppt, gehäuft in den Blattwinkeln, die unterſten jedes Büſchels mehrblättrige Kurztriebe, die übrigen blos Blüten entwickelnd. Dieſe geſtielt, mit kurzem Atheiligem abfallendem Kelch und anſehnlicher kurzröhriger, glockig-tellerförmiger, tief Llappiger Blumenkrone. Griffel kurz mit 2theiliger zurückgebogener Narbe. Frucht eine eiförmige, etwas zu⸗ ſammengedrückte, 2fächrige vielſamige Kapſel von ſtark holziger Beſchaffenheit. Die Forſythien bedecken ſich im erſten Frühlinge lange vor dem Laubausbruch mit einer Menge lebhaft hellgelber Blüten, die ſpäter zur Entfaltung gelangenden Kurztriebe bilden Blätterbüſchel mit Blättern von ſehr ungleicher Größe. Dagegen ſtehen an den Johannistrieben die Blätter einzeln und haben dieſe häufig eine andere Form als die Büſchelblätter. Die verbreitetſten Arten ſind: F. viridissima Lindl. Blätter lanzettförmig, vom Grunde bis gegen die Mitte hin ganzrandeg, dann geſägt. Zweige aufrecht. — T. Fortunei Lindl. Blätter eiförmig oder elliptiſch, mit Ausnahme der abgerundeten Baſis geſägt, diejenigen des zweiten Triebes meiſt dreitheilig mit kleinen Seitenlappen. Zweige ſehr lang, bogenförmig über- oder ſchlaff herabhängend. Läßt ſich auch als Spalier- und Kletterpflanze ziehen. Die Forſythien ſind ſchöne, hartholzige, gegen Winter- und Frühlingsfröſte wenig empfindliche Sträucher, die ſich durch Stecklinge leicht vermehren laſſen. CI. Fraxinus L. Eſche. Blätter langgeſtielt, kreuzweis gegenſtändig, Stiel am Grunde an— geſchwollen; Blättchen geſtielt oder ſitzend, geſägt. Blüten lange vor dem Laubausbruche ſich entwickelnd, in zuſammengeſetzten, bald lockere Rispen, bald dichte Büſchel bildenden Trugdolden, welche aus den Achſeln der vor— jährigen (abgefallenen) Blätter, unterhalb der Laubknospen der vorjährigen Triebe entſpringen und an der Urſprungsſtelle jeder Veräſtelung mit einem kleinen bald abfallenden zungenförmigen Deckblatt verſehen ſind. Männliche Blüten hüllenlos, aus 2 mit den Filamenten meiſt verwachſenen Staub— gefäßen (Fig. LXIV, 6.), weibliche mit einem Kelch verſehen, aus einem — 657 Stempel, Zwitterblüten meiſt nackt, aus einem Stempel und 2 gegenftändigen hypogynen Staubgefäßen beſtehend (Fig. 3 — 5.). Staubbeutel eiförmig, 2 fächrig, mit 2 Längsſpalten aufſpringend. Stempel oberſtändig, aus 2 Fruchtblättern gebildet, 2 fächrig mit medianer Scheidewand, welche als Samenknospenträger dient (Fig. 8.). Griffel kurz dick, mit 2 lappiger dicker Narbe (Fig. 7.). Frucht durch Fehlſchlagen einfächrig und ein— ſamig, nicht aufſpringend, mit an einem kurzen Faden hängenden Samen (Fig. 11.); Fruchtgehäus in einen zungenförmigen Flügel verlängert. Keim gerade, mit dem Würzelchen gegen den Scheitel der Frucht gerichtet, mit kleinen an einanderliegenden Kotyledonen, rings vom Sameneiweiß um— geben (Fig. 12.). Keimpflanze mit zungenförmigen Kotyledonen, welche durch die Streckung des hypokotylen Gliedes über den Boden emporgehoben werden; erſte Laubblätter ſtets einfach (Fig. 13.). — Sommergrüne ſchön— belaubte Bäume mit walzenförmigem Stamme, deſſen bis zum 30. und 40. Jahre glattbleibende Rinde (ein Periderma) ſich mit zunehmendem oft erſt in hohem Alter in eine längsriſſige bleibende, niemals ſehr dick werdende Borke verwandelt. Knospen von wenigen kreuzweisgeſtellten, lederartigen Deckſchuppen umſchloſſen, bei allen Arten klein und äußerlich geſchwärzt oder gebräunt, gleichſam wie angebrannt erſcheinend, Seitenknospen ſtets viel kleiner als die Endknospen, oft nur mit 2 Deckſchuppen, auf gleicher Höhe gegenſtändig, oder (namentlich an kräftigen raſchgewachſenen Trieben) von einander gerückt, einander ſchief gegenüber. Blattſtielnarbe groß, ſenkrecht, einen einzigen hufeiſenförmigen Gefäßbündelkörper enthaltend. Langtriebe und Lohden ſtark, bei den (ent- fernt ſtehenden) Knospenpaaren oft zuſammengedrückt, mit weitem rundem Markkörper; Kurzzweige bogig gekrümmt, von den zahlreichen, ſehr genähert ſtehenden Blattnarben knotig. Bewurzelung in der Jugend aus einer tief— gehenden Pfahlwurzel mit vielen Seitenwurzeln beſtehend, mit vorſchreitendem Alter ſich in einen ſtarken Wurzelſtock umgeſtaltend, aus dem zahlreiche Seitenwurzeln entſpringen, von denen einzelne, namentlich wenn der Baum in der Nähe von Ufern oder an Abhängen ſteht, oft weit ausſtreichen. Holz hart, auf dem Stammquerſchnitt mit engem Mark, ſchmalen Mark— ſtrahlen, durch Reihen grober Frühlingsporen geſchiedenen Jahrringen und dendritiſch zerſtreuten Gruppen feiner Poren innerhalb derſelben. Die im Sommer oder Herbſt reifenden Früchte bleiben oft den ganzen Winter hindurch, bis in den Frühling, ſelbſt bis zum Hochſommer des nächſten Jahres an den Zweigen hängen, indem ſie nur allmälig abfallen. Im Herbſt ausgeſäet, keimen ſie bisweilen ſchon im nächſten Frühlinge, während die von ſelbſt abfallenden meiſt ein ganzes Jahr oder länger im Boden liegen bleiben, bevor die Keimung eintritt. Bei letzterer wird das die Kotyledonen umſchließende Sameneiweiß mit der Fruchtſchale durch die Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 42 —— 658 Streckung des hypokotylen Gliedes als eine kappenartige Hülle (wie bei den Abietineen) emporgehoben und ſpäter (nach Aufſaugung der Nährſtoffe des Eiweißkörpers durch die Kotyledonen) abgeſtreift. Dieſer Vorgang geſchieht jedoch in der Regel unter dem Boden, während die entwickelte Keimpflanze ihre Kotyledonen hoch über die Bodenoberfläche emporgehoben zeigt. Die Eſchen ſind in der Jugend raſchwüchſige Holzarten und liefern nach dem Abhiebe des Stammes reichlichen und ſehr raſch wachſenden Stock— ausſchlag, weshalb ſie ſich zur Niederwaldwirthſchaft (welche z. B. in Hol— land mit der gemeinen Eſche im ausgedehnten Maaßſtabe betrieben wird) ſehr wohl eignen. Als lichtbedürftige Holzarten gedeihen ſie in räumlicher Stellung, in Hochwald eingeſprengt, oder als Oberſtänder in Mittelwäldern, an Flußufern, Waldrändern und in Parken am beſten und erwachſen dann bei ſonſt zuſagenden Standortsverhältniſſen zu großen Bäumen. Die Mehrzahl der Eſchenarten bewohnt die Vereinigten Staaten Nord— amerikas; viele kommen auch in Mittel- und Weſtaſien und in den Um— gebungen des mittelländiſchen Meeres vor; in unſerem Gebiete dagegen, wie überhaupt in ganz Mittel- und Nordeuropa iſt nur eine Art heimiſch, die gemeine Eſche, F. excelsior L. Im Oſten unſeres Gebiets beginnt noch eine aſiatiſche Art, F. oxyphylla M. Bieb. aufzutreten. Dagegen finden ſich in unſeren Gärten und Parkanlagen, beſonders in botaniſchen und Handelsgärten verſchiedene nordamerikaniſche Arten als Ziergehölze kultivirt, von denen einige auch im Walde als Forſtgehölze Eingang gefunden haben. Es ſei dabei bemerkt, daß die meiſten nordamerikaniſchen Arten geſtielte Fiederblättchen haben, während bei allen europäiſchen und mediterranen Arten die Blättchen ſitzend find *). 294. Fraxinus excelsior L. Gemeine Eſche. Beſchreibungen und Abbildungen: F. excelsior L. Sp. pl. 1057; Hartig a. a. O. S. 469 ff., Taf. 61; Hayne, Arzneig. XIII, Taf. 10; Rchb. Ic. XVII, t. 31; Pokorny a. a. O. S. 173; Nördlinger, Forſtbot. II. S. 29; Wenzig, Frax. Nr. 10. — „Aeſche, Gerſchen, Gaisbaum, Langespe, Wundholzbaum“. Blätter groß, aus 9—15 Blättchen (wovon 8 14 in gegenſtändigen Paaren) zuſammengeſetzt, ſammt dem Stiele bis 4 Decim. lang; Blättchen ) Vgl. die Beſtimmungstabelle bei Hartig a. a. O. S. 471 ff., welche 16 Arten von Fraxinus und 4 von Ornus enthält, die in Mitteldeutſchland im Freien fortkommen, ferner Jäger's „Ziergehölze“, S. 229 ff., wo 36 Arten beſchrieben ſind, C. Koch's Dendrologie, II, und Wenzig, Die Gattung Fraxinus (in Engler's Jahrb. für ſyſtem. Botan. 4. Band, 1883, S. 165 — 188) und: „Die Eſchen, eine ſyſtematiſche Skizze“ (in Berliner Gartenzeitung, Jahrg. 1883, S. 89 ff.). Wenzig nimmt nur 22 Arten (mit Einſchluß der Gattung Ornus) an. 659 —— Fig. LXIV. Die gemeine Eſche, Fraxinus excelsior L. 1. Ein blühender Kurztrieb mit Zwitterblüten; — 2. Ein weiblicher Blütenſtrauß; — 3. 4. 5. Zwitter⸗ blüte von verſchiedenen Seiten geſehen; — 6. Männliches Blütchen, blos aus 2 Staubgefäßen beſtehend; — 7. Stempel; — 8. Fruchtknoten mit weggeſchnittener Vorderwand, um die am Samenträger hängenden Samenknospen zu zeigen; — 9. Derſ. querdurchſchnitten; — 10. Zweigſpitze im Winter mit anhängenden Früchten; — 11. Geöffnete Frucht mit an dem Samenfaden angehängten Samen; darunter b der quer— durchſchnittene Same; — 12. Auseinandergelegte Samenlappen, rechts mit dem Keimling; — 183. Keimpflanze. 42* 660 ſitzend, dünn, lanzettförmig bis eilanzettförmig, am Grunde ganzrandig, ſonſt grob und ungleich ſcharf geſägt, zugeſpitzt, beiderſeits kahl oder unter— ſeits an dem ſtark vortretenden Mittelnerv flaumig, oberſeits lebhaft, unter— ſeits blaßgrün, von ungleicher Größe (die unteren Paare ſtets kürzer als die oberen), 4—14 Centim. lang und 2—3 Centim. breit. Blüten bald in dichten, bald in lockeren Büſcheln, bald in rispenförmigen, aus vielen verzweigten Trugdolden zuſammengeſetzten Sträußen, welche wegen der dunkel-purpurrothen oder violetten Staubbeutel und Narben von fern faſt ſchwarz gefärbt erſcheinen. Flügelfrucht lineal-länglich, lanzettlich oder breit lineal, an der Spitze ſchräg abgeſtumpft, oft ausgerandet, 2,5 bis 4 Centim. lang und bis 1 Centim. breit, kahl, reif ſcherbengelb bis hell— braun; Flügel lederartig, halb ſo lang als die eigentliche, flach zuſammen— gedrückte, wenig geſtreifte Frucht, mit einem mittleren hervortretenden Hauptnerv und zahlreichen feinen parallelen und dichotomen Nebennerven. Keimpflanze mit länglichen dickfleiſchigen oder lederartigen, von einem Mittelnerv und wenigen Secundärnerven durchzogenen Kotyledonen; erſte Laubblätter ſtets einfach, eilanzettförmig, ungleich geſägt, zweites Paar zwei- bis dreitheilig oder ſchon aus 3 Blättchen zuſammengeſetzt, drittes Paar 3zählig oder gefiedert mit 5 Blättchen u. ſ. f. — Baum 1. Größe mit walzenförmigem Stamme und eikegelförmiger, erſt im ſpäteren Alter ſich abwölbender Krone. Stamm walzig, bei ungeſtörtem Wuchs oft bis in das höhere Alter bis zum Wipfel verfolgbar, häufiger ſich allmälig nach oben in Aeſte auflöſend, oft infolge der Verkümmerung der Terminal— knospe oder des Gipfeltriebes (z. B. durch Froſt) in jüngeren Jahren gabelförmig getheilt, was bei keiner anderen einheimiſchen Laubholzart ſo häufig vorkommt, wie bei der Eſche. Rinde des Stammes und der Aeſte eine hell grünlichgraue körnige oder feinriſſige Korkhaut, erſt im höhern Alter ſich in eine rauhe dichtriſſige Borke umgeſtaltend. Die Eſche ent— wickelt in den erſten 2— 3 Jahrzehnten auf gutem Boden nur anſehnliche weitläufig beblätterte Langtriebe, weshalb die Krone junger Bäume eine ſehr regelmäßige Verzweigung zeigt, wodurch dieſe Holzart an die Kiefer erinnert. Später, unter ungünſtigen Standortsverhältniſſen ſchon früher, tritt aber die Entwickelung von Kurztrieben aus den Seitenknospen der Langtriebe ein, welche ſich dann jährlich zu wiederholen pflegt. Die Kurz— triebe verlängern ſich durch ihre Terminalknospe allmälig zu knotigen Kurzzweigen, welche bogenförmig aufwärts gekrümmt find und einen Blätter- büſchel am Ende tragen (ſ. S. 9, Fig. VI, 4.). Bei alten Eſchen pflegt der ganze laubtragende Theil der Krone aus ſolchen Kurzzweigen zuſammen— geſetzt zu ſein. Infolge der überhandnehmenden Bildung von Kurztrieben verändert ſich nicht nur die Form der Krone, indem dieſe ſich mehr und 661 mehr abwölbt, ſondern wird auch die Belaubung eine lichtere. Die ſchwarz— braunen Knospen vergrößern ſich erſt gegen die Zeit des Laubausbruches beträchtlich; die an ihrer Achſe ſtehenden Blätter zeigen bei der Entfaltung ihre Blättchen fächerförmig zuſammengelegt (Fig. LXV.). Mannbare Eſchen ſind nicht ſelten zweihäuſig. Dann pflegt der männliche Baum viel reichlicher zu blühen als der weibliche und zwar der männliche Blüten— ſtand ein viel dichterer (ein compacter Büſchel) zu fein, während der weibliche eine lockere zuſammengeſetzte, oft rispenförmige Trugdolde iſt. Die Eſche beſitzt eine große Ausſchlagsfähigkeit, ſowohl aus dem Stocke als aus dem Stamme, weshalb ſie ſich zum Nieder— wald-, Kopf- und Schneidelholzbetrieb vorzüglich eignet. Formenkreis. Innerhalb unſeres Florengebiets variirt die Eſche an ihren eigentlichen Standorten wenig oder gar nicht“). Deſto größer iſt die Zahl der in Gärten und Parkanlagen kultivirten Abarten. Die intereſſanteſte derſelben, welche bei den Ausſaaten des Samens oft erzogen wird und angeblich in Süd— frankreich, England und Irland wild vor— kommen ſoll, iſt die einfachblättrige Eſche (var. simplicifolia oder mono— phylla), welche früher für eine eigene Art gehalten wurde (F. monophylla m | 8 5 Desf.), woſelbſt alle Blätter auf der 1 2 Entwickelungsſtufe der erſten Laubblätter verharren, d. h. einfach bleiben (eiförmig, grob und ungleich geſägt, vor der Spitze oft eingeſchnitten, Fig. LXVI, 3), weshalb der Unkundige nicht geneigt iſt, einen ſolchen Baum für eine Eſche anzuerkennen“). In Gärten findet man hin und wieder auch eine Fig. LXV. Knospenentfaltung der Eſche. ) Schur unterſcheidet 2 Varietäten nach der Form der Früchte, welche in Sieben— bürgen ſpontan vorzukommen ſcheinen: obtusata, mit an der Spitze ausgerandeten, zweilappigen Früchten (wohl die ganz gewöhnliche Form?) und acuminata, mit länglichen zugeſpitzten Früchten. Godron nimmt zwei Typen an: borealis (die nord— und mitteleuropäiſche Eſche) und australis (F. australis Gay), die ſüdliche, durch lang zugeſpitzte Blättchen ausgezeichnete Form. Im Orient kommen noch andere Formen oder Varietäten wild vor, die hier nicht berückſichtigt werden können. ) Nach Schübeler kommt die gleiche Varietät auch bei F. oxycarpa und Ornus europaea vor. 1. Blatt der gemeinen Eſche, etwas verkleinert; — 2. Einzelnes Fiederblättchen mit einem Stück des gemeinſamen Blattſtiels, natürliche Größe; — 3. Blatt der einfach— blättrigen Abart der gemeinen Eiche, Frax. simplicifolia Willd. 663 — Form mit zum Theil einfachen, zum Theil fiedertheiligen und zur Hälfte oder ganz gefiederten Blättern, die verſchiedenblättrige Eſche (F. heterophylla Vahl); nach Hartig ſoll aber dieſe Varietät nicht zu unſerer gemeinen, ſondern zu irgend einer amerikaniſchen Eſchenart gehören. Außerdem ſind folgende Eſchenvarietäten der Gärten bemerkenswerth: a. die Hänge- oder Trauereſche (var. pendula), mit herabhängenden Langtrieben und Aeſten, welche zuweilen von ſelbſt aus Sämlingen ent— ſteht und durch Veredelung auf Stämme der gewöhnlichen Form verviel— fältigt wird; b. die Goldeſche (var. aurea), mit breitäſtiger unregelmäßiger Krone, deren Aeſte und Zweige eine röthlichgelbe Rinde beſitzen, und kleineren heller gefärbten Blättern (F. aurea Willd.); c. die Warzeneſche (var. verrucosa), mit warzenbedeckten Zweigen und Aeſten; d. die Silbereſche (var. argentea), mit grünlichweißen Blättern; e. die geſchecktblättrige (var. variegata), mit gelb- oder weiß— gefleckten Blättern; f. die krausblättrige (var. crispa), mit dunkelgrünen gekräuſelten Blättchen, ein meiſt kleiner Baum mit unregelmäßiger Krone. — Selten findet man die Varietäten mit purpurrother Rinde (purpurascens), mit röth— lich weißgrauer Rinde (jaspidea), mit ſchwammiger korkiger Rinde (fungosa), mit wagerechten abſtehenden Aeſten (horizontalis), mit gelben Blättern (lutea), mit ſehr ſchmalen Fiederblättchen (angustifolia), mit wirtelſtändigen Blät— tern (vertieillata), mit gelappten Fiederblättchen (laciniata oder aspleni- folia), mit in monſtröſer Weiſe verbänderten Zweigen und Aeſten (monstrosa oder fasciata) u. a. m. Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Eintritt der Mann— barkeit bei Kernlohden im freien Stande kaum vor dem 25., im Schluſſe erſt mit dem 40. Jahre, bei Stocklohden oft ſchon mit 20 Jahren, der Blütezeit im April oder Mai, der Laubentfaltung Ende April bis Anfang Juni, des Laubabfalles im Oktober oder November, der Samenreife vom Juli bis Oktober“). Der Laubabfall pflegt infolge eines Froſtes plötzlich einzutreten, ſo daß faſt alle Blätter auf einmal abgeworfen werden. Dauer der Keimfähigkeit über 2 Jahre. Höhenwuchs im erſten Lebensjahre gering, vom zweiten an raſch, am raſcheſten (0,5 Met. durchſchnittlich) zwiſchen dem ) Im botaniſchen Garten zu Dorpat entfalteten ſich die erſten Blätter durch— ſchnittlſch am 28. Mai, während die Blütezeit am 26. Mai eintrat. Nach Linßer tritt das Aufblühen ein in Wien am 14. April, in Oſtende am 22. April, in Stettin am 18. April, in München am 1. Mai, in Prag am 11. April, in Riga am 19. Mai, in St. Petersburg am 30. Mai, die Laubentfaltung in Wien am 1. Mai, in Oſtende Bl 20. und 40. Jahre, dann nachlaſſend, aber doch bis über das 100. Jahr hinaus anhaltend; bedeutendſter Stärkezuwachs zwiſchen dem 40. und 60. Jahre. Wegen der Raſchheit ihres Wuchſes kann die Eſche ſchon binnen 100 Jahren zu einem ſehr hohen und ſtarkſchattigen Baume heranwachſen. Ueber das Alter, welches ſie überhaupt unter günſtigen Standortsverhält— niſſen zu erreichen vermag, iſt nichts bekannt, doch n daß ſie über 200 Jahre leben kann)). Geographiſche Verbreitung. Die Eſche iſt durch faſt ganz Europa, ſowie durch die Kaukaſusländer verbreitet, der Intenſität ihres Vorkommens nach aber eine vorzüglich der nordöſtlichen Hälfte dieſes Gebietes angehörende Holzart. Die Polargrenze ihres ſpontanen Vorkommens als Baum ſchneidet Norwegen nach Schübeler am Throndhjems-Fjord unter 63“ 40“ Breite, ſinkt in Schweden auf 61“ herab, erhebt ſich in Finnland wieder bis zum 62.“, und zieht ſich hierauf nach Bode in ſüdöſtlicher Richtung durch den Narwaiſchen Kreis und das mittlere Rußland nach dem Norden des Gouver— nement Rjäſan. Von da ſteigt die Grenze wieder gen NON laufend bis Kaſan empor. Hier beginnt die Oſtgrenze, welche in ſüdweſtlicher Richtung über Penſa, Saratow, Woroneſh bis Charkow vordringt, wo die Steppe ihrer weiteren Verbreitung nach Süden hemmend entgegentritt. Von dort läuft ſie in weitem Bogen über Katharinoslaw nach der Krim, wo ſie für Europa endet. Jenſeits des Aſow'ſchen Meeres beginnt der kaukaſiſche Bezirk der Eſche, welcher gegen N und O durch den Lauf der Flüſſe Kuban und Terek und die Weſtküſte des kaspiſchen Meeres begrenzt zu ſein ſcheint. Strauchartig wachſend kommt die Eſche noch weit jenſeits der Polargrenze ihres Baumwuchſes vor, jo in Norwegen bis Tromſö (69 40%) und in den Wäldern des Petersburger Gouvernements (beſonders im Kreiſe Lugah. Die Aequatorialgrenze der Eſche zieht ſich von der transkaukaſiſchen Provinz Talyſch durch Armenien und Kleinaſien nach der Türkei und Dalmatien und jenſeits des adriatiſchen Meeres durch Italien und Südfrankreich nach den Pyrenäen, jenſeits deren ſie durch die Gebirge von Catalonien, Aragonien, Burgos, Santander, Leon, Aſturien und Galizien bis Nordportugal läuft. am 14. Mai, in Stettin am 16. Mai, in München am 4. Mai, in Prag am 3. Mai, in Riga am 26. Mai, in St. Petersburg am 1. Juni, die Fruchtreife in Wien am 23. Juli, in München am 22. September, in Oſtende am 14. Oktober, in Riga am 26. September, in St. Petersburg am 18. September. Die Dauer des Laubes beträgt in Wien nach Pokor ny durchſchnittlich 192 Tage. ) Die Rieſenbäume von Eſchen, welche ich in den Urwäldern Liv- und Kurlands geſehen, mit über 30 Met. hohen und bis 1,7 Met. ſtarken Stämmen mögen trotz ihres üppigen Wuchſes gewiß ein mehrhundertjähriges Alter beſitzen. Sehr alte ſtarke Eſchen ſtehen auch auf Rügen und Alſen. 665 Genau iſt die Aequatorialgrenze noch nirgends ermittelt, da die gemeine Eſche (die Form australis) auch in Algerien vorkommt. Die Weſt- oder richtiger Nordweſtgrenze muß, da die Eſche auf den britiſchen Inſeln überall vorkommt, vom Cap Finisterrä aus über Irland und Schottland nach Nor— wegen gezogen gedacht werden. Nach dieſer Umgrenzung liegt alſo unſer Floren— gebiet ganz und gar innerhalb des Verbreitungsbezirks der Eſche, weshalb dieſe Holzart in demſelben auch überall wildwachſend und angebaut gefunden wird. Doch kommt ſie in der Regel nicht in geſchloſſenen Beſtänden, ſondern höchſtens horſtweiſe, meiſt aber vereinzelt eingeſprengt in Wäldern (nament— lich Miſch- und Mittelwäldern, aber ſelbſt in reinen Nadelwäldern) vor; nur im ungariſchen Tieflande fand Kerner geſchloſſenen Eſchenhochwald in reinem Beſtande in dem ſumpfigen Inundationsgebiete längs der Flußufer, ja in Slavonien, an den ſumpfigen Ufern der Drau und der Sawe bildet die Eſche nach Kitaibel in Geſellſchaft der Stieleiche ſogar ausgedehnte Waldungen. Kleinere Beſtände finden ſich nach Knapp auch in Galizien bei Stale, Sokolniki und Hadyäkowea, und nach Klinggräff in der Provinz Preußen auf der Montauer Spitze. Auch in Polen und Rußland ſoll es auf ſumpfigem Niederungsboden geſchloſſenen reinen Eſchenwald geben. Hier— aus und aus dem herrlichen Wuchs der Eſche auf dem humoſen Boden der Bruchwälder Oſtpreußens, Lithauens und der baltiſchen Provinzen iſt man zu ſchließen berechtigt, daß die eigentliche Heimat der Eſche in der öſtlichen Hälfte ihres Verbreitungsbezirks zu ſuchen iſt, und daß trotz ihres häufigen (immer aber vereinzelten) Vorkommens in den Gebirgen Mittel-, Süd- und Weſteuropas und trotzdem, daß ſie gegen ihre Aequatorialgrenze hin über— haupt nur im Gebirge auftritt, dieſe Holzart doch kein Baum des Gebirges, ſondern vielmehr ein Baum der Niederungen, Tiefebenen, Flußauen und Thäler iſt. Auch beſitzt die Eſche in Anbetracht ihrer weiten Verbreitung nach Norden eine nur geringe vertikale Verbreitung innerhalb der gebirgigen ſüdlichen Hälfte ihres Bezirks, denn abgeſehen von Algerien, in deſſen Ge— birgen ſie noch bei 2000 Met. Seehöhe vorkommen ſoll, iſt das höchſte be— obachtete Vorkommen in den bairiſchen Alpen (am Untersberge in ſüdöſtlicher Lage) nach Sendtner 4206 p. F. (1366,2 Met.), und ſelbſt in Trans— kaukaſien (Prov. Talyſch) ſoll fie nach C. A. Meyer nicht höher empor— ſteigen als 600 Toiſen (1170 Met.). Im Salzkammergut iſt die Eſche nach Sauter auch nur bis 4000 p. F. (1299,4 Met.) aufwärts verbreitet, in Tirol im Oetzthale nach Simony bis 4200 w. F. (1327,5 Met.), in Südtirol am Ritten bei Botzen ſogar nur bis 3800 w. F. (1201 Met.). In der nördlichen und centralen Schweiz iſt die Eſche nach Wahlenberg bis zur Grenze des Kirſchbaums, d. h. bis 3800 p. F. (1137 Met.) gemein; ebenſo hoch ſetzt Schlagintweit ihre obere Grenze in der nördlichen Schweiz 666 im Mittel an, während Hegetſchweiler nur 3000 p. F. (974,5 Met.) zu— läßt. Faſt ebenſo hoch ſteigt die Eſche im Bairiſchen Walde, nämlich nach Sendtner bis 2917 p. F. (889,1 Met.). In der Schweiz, wo ſie die Wieſen der untern Bergregion liebt und hier gewaltige Dimenſionen erreicht, geht ſie nach Chriſt nicht über 1300 Met. hinan, im Berner Oberland jedoch nach Kaſthofer bis 4100 p. F. (1332 Met.). In den Karpathen ſoll ſie nach Wahlenberg nur in den äußeren Vorbergen vorkommen, im Innern des eigentlichen Hochgebirges aber ganz fehlen. Ein im Vorgebirge bei 2500 p. F. (812 Met.) Höhe kultivirter Eſchenbaum wird von ihm als Merkwürdigkeit citirt. Bedingungen des Vorkommens und Gedeihens. Die Eſche verlangt einen friſchen tiefgründigen, lockern, humusreichen Lehmboden, was ihr häufiges Vorkommen und treffliches Gedeihen in Flußauen, an Ufern von Gebirgsbächen, in Waldſchluchten, Rothbuchenwäldern u. ſ. w. erklärt. Auf ſehr bindigem feſtem Thonboden, ſowie auf dürrem Boden wächſt die Eſche ſchlecht und wird meiſt ſchon in der Jugend zum Krüppel. Feuchtigkeit, ja anhaltende Näſſe ſchadet ihr nicht, denn in der norddeutſchen Zone findet man die ſchönſten und ſtärkſten Eſchen geradezu auf Bruchboden der Fluß— und Strandniederungen; ja die geſchloſſenen tiefſchattigen Eſchenhochwälder der ungariſchen Tiefebene liegen insgeſammt im Inundationsgebiet der Flüſſe und ſtocken auf ſchwarzem Schlamme, welcher von unzähligen Lachen ſtagnirenden Waſſers wimmelt). Dagegen iſt dieſe Holzart ſehr empfindlich gegen Spät— und Frühfröſte, verträgt auch keine lange anhaltende, ſehr niedrige Winter— temperatur“). Nach A. de Candolle's “* Unterſuchungen, gegründet auf die Vergleichung der Temperaturverhältniſſe verſchiedener an oder in der Nähe der Polargrenze der Eſche gelegenen Punkte, vermag dieſe Holzart eine mittlere Januartemperatur unter —11 bis 12° C. nicht zu ertragen (nach Bode ſollen ſchon — 7“ R. = 8,75“ C. mittlere Winterkälte das Extrem ſein, welches ſie aushalten kann), und verlangt dieſelbe zu ihrem Gedeihen eine mittlere Wärmeſumme während ihrer Vegetationsperiode von wenigſtens 2450 C. in Nordſchottland oder 1960 bei St. Petersburg. Daß die Eſche (wie viele andere Holzarten) an ihrer Nordoſtgrenze unter höherer Breite mit einer geringeren Wärmemenge auskommt, als an ihrer Nordweſtgrenze unter niedrigerer Breite, erklärt ſich einfach aus der längeren Dauer der ) Kerner, Pflanzenleben der Donauländer, S. 55. ) In dem harten Winter von 1870—71 hatten in Liv- und Kurland die Eichen jeglichen Alters ſehr ſtark gelitten, denn im Frühling 1871 wurden ſelbſt bei alten aber frei ſtehenden Eſchen viele Aeſte, ja große Theile der Krone trocken, während von jüngern Bäumen in exponirter Lage viele gänzlich abſtarben. Geographie botanique I, p. 183 ff. 667 Sommertage und der dadurch bedingten längeren Inſolation während der Vegetationsperiode in St. Petersburg“). Da in den höheren Regionen der Hochgebirge Mittel- und Südeuropas die Wärmemenge vom Frühling bis Herbſt eine viel geringere iſt als in St. Petersburg, ſo erklärt ſich, weshalb die Eſche eine verhältnißmäßig geringe Höhenverbreitung hat, denn die Winter— kälte könnte ihr dort kein Ziel ſetzen, da dieſelbe in jenen Gebirgen noch bei 3000 Met. Seehöhe eine viel weniger niedrige iſt als an der Nordoſtgrenze ihres Gebiets. Ob übrigens die Wärmeſumme, mit welcher die Eſche an ihrer oberen Grenze in den Alpen auszukommen vermag, für die öſtlichen Alpen wirklich nur 1610, für die weſtlichen gar blos 1400“ beträgt, wie A. de Candolle berechnet hat, und ob die Eſche dort bei ſo geringen Wärmemengen deshalb noch gedeihen könne, weil die wärmende und chemiſche Wirkung der Sonnenſtrahlen in den Alpen in Höhenlagen von 1300 bis 1500 Met. bedeutender ſein ſoll als in Norwegen, und zwar in den öſtlichen Alpen bei 1488 Met. viel beträchtlicher als in den weſtlichen bei 1330 Met. Ele— vation, mag dahingeſtellt bleiben. — Die Eſche hat eine dünn belaubte Krone und verräth ſich dadurch ſchon als ein Lichtbaum. Dennoch ſcheint dieſe Holzart in der Jugend bei zerſtreutem Licht, wie ſie ſolches z. B. unter dem Schirm eines haubaren Buchenhochwaldes oder im Mittelwalde oder an Waldrändern und in Thalſchluchten findet, beſſer zu gedeihen, als in voller Beleuchtung! “). 295. Fraxinus oxycarpa Willd. Spitzfrüchtige Eſche. Synonyme und Abbildungen: F. oxycarpa Willd., Spec. pl. IV, 2, p. 1105; Wenzig a. a. O. No. 9. — F. Oxyphylla M. Bieb., Fl. taur. cauc. II, p. 450, Ledeb., Fl. ross. III, p. 37; C. Koch, Dendrol. II, S. 245. — F. rostrata Guss., Plant. rar. P. 374, tab. 53. Unterſcheidet ſich von vorhergehender Art durch kleinere, meiſt nur aus 7—9 Blättchen beſtehende Blätter, deren Blättchen am Grunde keilig ver— ſchmälert, am Rande entfernt und ſcharf, oft ſtachelſpitzig geſägt, lang und ) Nach Linßer reift die Eſche in St. Petersburg ihre Samen am 18. September bei 1979 C. Da A. de Candolle die täglichen Wärmemengen erſt von 5°C. an addirt hat, während Linßer von 0° ausgeht, jo ſtimmen beide Angaben gut zuſammen. Mit der abnehmenden Länge der Sommertage nimmt das Wärmebedürfniß der Eſche (wie anderer Bäume) zu. So reifen in Moskau die Samen der Eſche erſt (am 17. Oktober) bei 2586“, in München (am 22. September) bei 2661“, in Dijon (am 24. September) bei 35200 C. ) Die hier ſkizzirten Lebensbedingungen unſerer gemeinen Eſche dürften für alle in unſerem Klima aushaltenden Eſchenarten nahezu dieſelbe Geltung haben. 668 fein zugeſpitzt und unterſeits an der Mittelrippe behaart find, und durch längliche, in der Jugend lang zugeſpitzte, erwachſen an der Spitze abgerundete oder plötzlich zugeſpitzte ſtets ganzrandige Flügelfrüchte. — Zierlich belaubter Baum 3. bis 2. Größe mit gelblicher Rinde und kugliger Krone, deren untere Aeſte faſt horizontal abſtehen. Vereinzelt im Comitate Veszprim zwiſchen Keneſe und Mäma, in Siebenbürgen (3. B. um Hermannſtadt, jedoch nach Schur wohl nur ange— pflanzt in Parkanlagen und Alleen) und bei Brody in Galizien (nach Knapp). Ihre eigentliche Heimat ſind die Krim, die Kaukaſusländer, Kleinaſien, Perſien und Syrien, wo dieſe Eſche außerordentlich variirt. Die Var. rostrata mit linealen zugeſpitzten Früchten kommt in Südfrankreich, Sicilien und Kroatien (wahrſcheinlich noch anderwärts in Südeuropa) vor. — Blüht im April, reift die Früchte ſchon im Juli und Auguſt. Die in Kroatien (im Dragathale unweit Fiume und Boccari) von Dr. Hire auf— gefundene var. rostrata ſtimmt nach v. Thümen mit einer von P. Strobl in Sizilien entdeckten Form überein, bei welcher der Fruchtflügel an der Spitze ausgerandet iſt (F. rostrata var. emarginata Strobl). Die Blätter dieſer Eſche ſind aus 7—11 Blättchen zuſammengeſetzt, die Blättchen lanzettförmig, zugeſpitzt, lederartig, glänzend grün. Die Blattbaſis (Blattſtielbaſis?) iſt links mit einem 1—2 Centim. (2) langen und 1 Centim. breiten Bart lichtbrauner glänzender Härchen verſehen. Dieſe Eſche wächſt auf friſchem lehmig-ſandigem Boden, beſonders an Bachufern, und erreicht bis 40 Centim. Stammdurchmeſſer (Vgl. v. Thümen in Hempel's Oeſterr. Forſtzeitung, 1884, S. 98). 296. Fraxinus americana L. Amerikaniſche Eſche, Weißeſche. Synonyme und Abbildungen: F. americana L., Spec. pl. ed. 1. I. p. 557; Michaux, Arb. forest. de l’Amer. III, p. 106, tab. 8; Loudon, Arbor. p. 1232, f. 1055; Wenzig a. a. O. Nr. 15. — F. discolor Mühlenb. — F. acuminata Lamk. „White Ash“ der Amerikaner. „Blätter groß, aus 7—9 Blättchen zuſammengeſetzt; dieſe geſtielt oval— länglich, lang zugeſpitzt, ganzrandig, unterſeits meergrün und am Mittelnerv filzig, 60—88 Millim. lang und 25—44 Millim. breit, jung unterſeits ſammtig weichhaarig. Blüten in ſchlaffen oder dichtblütigen Rispen, zwei— häuſig, mit gezähntem Kelch. Flügelfrucht am Grunde vom Kelch um— geben, mit ſchmaler walziger Frucht und von dieſer getragenem länglich— linealem oder lanzettförmigem, an der Spitze ſchief abgeſtutztem oder ausge: - randetem, lederartigem nervig geſtreiftem Flügel, welcher ebenſo lang oder länger als die eigentliche Frucht iſt. Länge der letzteren 12—30 Millim., Dicke bis 3 Millim., Länge des Flügels 30 —40, Breite 6—8 Millim. — Baum von 10—15 Met. Höhe. Rinde der Aeſte braungrau, gelblich 669 punktirt. Knospen braun. Zweige und Blattſtiele kahl. Fruchtrispen hängend, Früchte weißlich. Nordamerika, von Canada bis Luiſiana. — Als Parkbaum ſeit dem vorigen Jahrhunderte in Deutſchland angepflanzt lälteſte Bäume 9—110 Jahre alt), iſt die Weißeſche neuerdings ein Forſteulturbaum geworden, da ſie raſchwüchſig und vollkommen winterhart iſt, Näſſe verträgt, ja ſogar in Sümpfen gedeiht und zu deren Trockenlegung benutzt werden kann (wie dies in Jütland geſchieht) und ein vorzügliches Holz beſitzt. Die größte Verbreitung hat dieſelbe in Oſt- und Weſt— preußen gefunden, wo ſie ſeit 30 Jahren überall an Wegen und Straßen angepflanzt und von der Provinzialbaumſchule zu Ragnit über 1 Million Stämmchen derſelben abgegeben worden iſt. Im Walde iſt ſie in der Mark Brandenburg, in Sachſen, Hannover, Baiern und Baden angepflanzt worden und exiſtiren dort hin und wieder ſchon ganze Beſtände. Die Weißeſche hat bedeutende Ausſchlagsfähigkeit, bleibt aber im Zuwachs hinter der gemeinen Eſche zurück. Anmerkung. Asa Gray zieht zu F. americana auch die nußbaumblättrige Eſche, F. juglandifolia Lam. (F. viridis Michx. I. c. p. 115, t. 12) und F. epiptera Michx., Fl. Amer. bor. II. p. 525, welche beide in Parken unſeres Florengebiets vor— kommen. Sie unterſcheiden ſich von der typiſchen Form der F. americana in der That durch oft nur aus 5 Blättchen zuſammengeſetzte Blätter mit gekerbten oder geſägten, unterſeits auf den Nerven behaarten Blättchen. 297. Fraxinus pubescens Lamk. Flaumige Eſche, RNotheſche. Synonyme und Abbildungen: F. pubescens Lamk., Eneyel. meth. p. 548; Loud. Arbor. p. 1234; fig. 1056; Wenzig a. a. O. Nr. 16. — F. tomentosa Michx., Arb. for. III, p. 112, tab. 9. — F. nigra Du Roi. — F. pensylvanica Marsh. — F. caroliniana Hort. „Red Ash“ der Amerikaner. Blätter groß, aus 5—7 (bisweilen 9) Blättchen zuſammengeſetzt, von denen das endſtändige lang geſtielt iſt, die ſeitenſtändigen faſt ſitzend ſind; Blattſpindel oberſeits rinnig. Blättchen oval-länglich oder eilanzettförmig, zugeſpitzt und am Grunde verſchmälert, ſcharf geſägt oder gekerbt, bisweilen auch ganzrandig, erwachſen oberſeits glänzend grün, unterſeits matt blaß— grün mit ſtark vortretendem gelbem Mittelnerv, beiderſeits kahl oder unter— ſeits an den Nerven flaumig, jung unterſeits flaumig bis filzig; Endblättchen ohne Stiel bis 12 Centim. lang und 5½ Centim. breit, ſeitliche ſtets kürzer und ſchmäler, aber länger zugeſpitzt. Blüten wie bei F. americana. Flügelfrüchte am Grunde vom gezähnten Kelche umgeben mit ſchmaler walziger, beiderſeits von 3— 5 Furchen durchzogener Frucht und lineal-zungen— förmigem lederartigem weißlichem, an der Spitze abgerundetem, oft etwas aus— gerandetem Flügel, welcher ſich nach unten allmälig zur Frucht verſchmälert und daher dieſer nicht aufgeſetzt erſcheint ſondern ihr oberes Dritttheil ein— faßt. Länge der ganzen Frucht bis 53 Millim., Breite des Flügels bis 6 Millim. — Stattlicher Baum 1. Größe mit im Alter grrauer aufge— riſſener Rinde und rothbraunen Knospen. Die jungen Triebe ſind filzig 620 - oder wollig, verkahlen aber bald; die Blätter färben ſich im Herbſt ſchön roth- oder gelbbraun (daher „Rotheſche“). Nordamerika, von Canada bis Florida; weſtwärts bis zum Ohio. Varietäten dieſer Art ſind F. Berlanderiana DC. in Mexico und F. Lind- heimeri Wenz. in Texas. Die am häufigſten in Parken vorkommende Form dieſer ſchönen auch ſchon ſeit dem vorigen Jahrhundert in Deutſchland eingeführten Eſche ift die von Willdenow (Berliner Baumzucht, S. 150) unter dem Namen F. expansa beſchriebene, vom Wörlitzer Garten aus unter dem Namen F. caroliniana verbreitete Form, deren Aeſte ſich durch lebhaft hellgraue Rinde auszeichnen und welche große ausgebreitete Blütenrispen (paniculae expansae) entwickelt. Als Forſtbaum wird dieſe Art, deren Holz mindeſtens ebenſo gut, wie das der gemeinen E. iſt, in den Anhaltiſchen Elbeforſten ſchon ſeit mehr als 100 Jahren mit beſtem Erfolg angebaut. Es giebt dort 50 — 60 jährige Hochwaldparzellen derſelben, während ältere, bis hundertjährige Bäume ſich in den am linken Elbufer hinziehenden Auenwäldern in großer Zahl einzeln eingeſprengt finden. Auch werden in jenen Forſten jährlich Tauſende von Exemplaren erzogen und ausgepflanzt, da die Rotheſche dort vorzüglich gedeiht. Sie begnügt ſich mit leichterem Boden als die gemeine, und kann deshalb noch auf Auenboden mit Erfolg angebaut werden, wo die Schwarzerle nicht mehr gedeihen will. Am freudigſten wächſt ſie aber auf naſſem fruchtbarem Auenboden. Sie eignet ſich deshalb wie keine andere heimiſche Holzart dazu, die in dem Inundationsgebiete der Ströme entitandenen Waſſerriſſe und Lachen zu bewalden und productionsfähig zu machen. Sie iſt raſchwüchſiger als F. excelsior, die ſie um die Hälfte des Höhenwuchſes übertrifft, ja ihre Stockausſchläge erreichen im 1. Jahre oft ſchon über 3 Met. Länge. (Vgl. Grunert und Borggr., Forſtl. Blätter, 1885, S. 55 und Zeitſchr. für d. deutſchen Forſtbeamt., 1878, S. 409.) CH. Ornus Pers. Blumeneſche. Blüten meiſt zwitterlich, nach der völligen Entfaltung der Blätter ſich öffnend, in endſtändigen, großen, aus Trugdolden zuſammengeſetzten Sträußen, welche in den Terminalknospen ſich entwickeln, mit ſehr kleinem 2.—Atheiligem Kelche und 2—4 langen ſchmalen Blumenblättern. Staub- gefäße lang geſtielt, mit linealen Antheren. Alles Uebrige wie bei Fraxinus. — Die 8 bekannten Arten bewohnen das ſüdlichere Europa, Indien, China, Japan, Californien und Mexico, Vorder- und Mittelaſien und Nordamerika. 298. Ornus europaea Pers. Europäiſche, gemeine Blumeneſche. Synonyme und Abbildungen: O. europaea Pers., Syn. I. p. 9; Hayne, Arzneigew., XIII. Taf. 11. — Fraxinus Ornus L., Spec. pl. 1. ed. I. p. 1057; Rchb., Ic. XVII. t. 21; Pokorny a. a. O. S. 174; Nördlinger a. a. O. S. 39; Wenzig a. a. O. Nr. 1. — F. florifera Scop. „Orme, Manngeſche“, ital. „Orno, Orniello“. a Blätter aus 7— 11 Blättchen zuſammengeſetzt, ſammt dem Stiele 12 — 20 Centim. lang; Blättchen geſtielt, länglich-lanzettförmig oder ei— 671 rund (F. rotundifolia Lamk., Ornus rotundifolia P.), zugeſpitzt oder feinſpitzig, am Grunde abgerundet oder keilförmig, fein gekerbt-geſägt oder ſcharf geſägt, jung am Mittelnerv der untern Seite filzig, alt ganz kahl, unterſeits blaßgrün, 4 — 10 Centim. lang und 2,5 — 4 Centim. breit. Blüten in großen pyramidalen, wiederholt dreitheiligen, zuletzt über— hängenden Sträußen, wohlriechend; Blumenblätter 4, lineal-lanzettförmig, wellig gekräuſelt, weiß. Flügelfrüchte lanzettlich oder lineal, ganzrandig, 25— 35 Millim. lang, mit ſtielrunder Frucht und dünnem, an der Spitze ſchief geſtutztem oder ſtachelſpitzigem oder abgerundetem Flügel. — Baum 3. Größe mit hell aſchgrauer, von kleinen Korkhökerchen rauher Rinde und ſpitzen hell graubraunen feinfilzigen Knospen. Scheidet (im Süden!) von Mitte Juni bis Ende Juli aus von ſelbſt entſtehenden Rindenriſſen einen zuckerreichen, ſich ſelbſt verdickenden Saft aus, der auch künſtlich durch Ein— ſchnitte gewonnen werden kann und erſtarrt als „Eſchenmanna“ in den Handel kommt. Variirt in Südeuropa (Corſica) mit unterſeits weißglänzenden Blättchen (F. argentea Lois.), in Gärten mit einfachen und gefiederten Blättern (diversifolia Roch.) und mit ſchmutzigrothen Blättern (sanguinea Hausm.). In Bergwäldern der ſüdlichen Schweiz (im Canton Teſſin um den Luganerſee auf Kalk) und der ſüdlichen und ſüdöſtlichen Kronländer Oeſter— reichs (in Südtirol, wo ſie nordwärts mit der Edelkaſtanie bis Paſſeyer und im Eiſakthale bis Klauſen vordringt, Krain, dem öſterreichiſchen Küſten— lande, Iſtrien, Dalmatien, Croato-Slavonien und im Banat), in letzteren ſtellenweis in ganzen Beſtänden. Die Polargrenze dieſes durch ganz Süd— europa, von Spanien bis Griechenland verbreiteten Baumes geht innerhalb unſeres Gebiets vom Luganerſee durch Südtirol, Krain und Unterſteiermark nach Ungarn zum Pilis-Vertesgebirge, von wo ſie längs des Südrandes der Karpathenkette und über das Bihariagebirge nach Siebenbürgen läuft. Dort kommt fie übrigens nach Schur nur am Rothenthurmpaſſe und bei Talmets wildwachſend vor. Die Blumeneſche ſteigt in Südtirol und im Pilis-Vertes- gebirge nach Kerner bis 790, nach Hausmann (in Tirol) bis 840 Met. empor. Sie iſt eine der vornehmſten Karſtpflanzen und neuerdings vor— zugsweiſe zur Wiederbewaldung des Karſtes verwendet worden. Ihr Holz iſt vortrefflich, ihr Laub ein vorzügliches Viehfutter. Auch hat man ſie in neueſter Zeit wegen der Mannagewinnung, zu welchem Zwecke ſie in Unteritalien ſeit Jahrhunderten im Großen cultivirt worden iſt, für die ſüdlichen Kronländer Oeſterreichs zum Anbau empfohlen“). Als Zierbaum ). Vgl. Centralbl. für d. geſ. Forſtweſen, 1876, S. 420 und 1883, S. 295, ſo— wie Zeitſchr. für d. deutſch. Forſtbeamten, 1876, S. 32. un Fe findet fie ſich in der ganzen ſüdlichen Hälfte unſeres Gebiets häufig an— gepflanzt (3. B. im Elſaß, wo man um Straßburg ganze Alleen von Blumen— eſchen ſiehty. — Blüht im Mai, reift die Früchte ſchon im Juli. Sechsunddreißigſte Familie. Jasminartige Laubhölzer. (Jasmineae R. Br.) Sträucher und Bäume mit gegen- ſeltner wechſelſtändigen, meiſt zuſammen— geſetzten Blättern ohne Nebenblätter. Blüten zwitterlich, in endſtändigen Trug— dolden. — Die meiſten Jasmineen ſind Gewächſe der tropiſchen und ſub— tropiſchen Zone beider Hemiſphären, beſonders der alten Welt, viele Arten ſchlingende Sträucher. In Europa kommen ſpontan nur 2 Arten der Gattung Jasminum vor, von denen die eine auch innerhalb unſeres Floren— gebietes wächſt. (III. Jasminum L. Jasmin. Kelch röhrig mit 5ſpaltigem Saume. Blumenkrone tellerförmig mit langer Röhre und 4— 5 lappigem Saume und etwas ſchiefen Lappen. Staub- gefäße eingeſchloſſen, Griffel fadenförmig, mit 2ſpaltiger Narbe. — Frucht eine 1 — 2fächrige, 1 — 2 ſamige Beere. — Immer- oder ſommergrüne Sträucher mit dreizähligen oder unpaarig gefiederten Blättern und meiſt wohlriechenden Blüten. 299. Jasminum fruticans L. Strauchiger Jasmin. Beſchreibungen und Abbildungen: J. fruticans L., Sp. pl. p. 7; Rchb., Ic. XVII, t. 36, I; Pokorny a. a. O. S. 167. Blätter wechſelſtändig, geſtielt, die oberſten einfach, alle übrigen drei— zählig; Blättchen länglich, verkehrt-eiförmig oder keilig, das Endblättchen größer, alle ganzrandig, kahl, beiderſeits ſattgrün, 12 — 20 Millim. lang und 4— 8 Millim. breit; Blattſtiel 4 — 8 Millim. lang. Blüten auf kurzen Seitenzweiglein zu 1— 3, geruchlos; Blumenkrone gelb, Saum bis 13 Millim. im Durchmeſſer. — Kleiner immergrüner Strauch von 0,3 bis 1 Met. Höhe, oft niederliegend mit ruthenförmigen ſcharfkantigen grünen Aeſten. 8 In Ungarn wild, doch bisher nur um Ofen an Rändern von Wein— gärten und auf trocknen Hügeln von J. Gerenday beobachtet. — In den No. ſüdlichen Gegenden des Gebiets hin und wieder als Zierſtrauch angepflanzt. Iſt durch den größten Theil der Mediterranzone verbreitet. — Blüht im Mai und Juni. 300. Jasminum offieinale L. Echter Jasmin. Beſchreibungen und Abbildungen: J. offieinale L., I. c.; Rchb., Ic. I. t. 36, I: Pokorny a. a. O. S. 167. Blätter gegenſtändig, geſtielt, unpaarig, fiederſchnittig, mit 2—3 Paaren gegenſtändiger blättchenartiger Abſchnitte und einem um das Doppelte größeren Endabſchnitt. Abſchnitte eilanzettförmig, zugeſpitzt oder ſpitz, ganzrandig, kahl, beiderſeits hellgrün; Seitenabſchnitte 2— 2,5 Centim. lang und S— 10 Millim. breit; Länge des ganzen Blattes ſammt Stiel 7—9 Centim. Blüten end- ſtändig, langgeſtielt, faſt doppelt ſo groß wie bei vorhergehender Art, nur weiß, wohlriechend. — Sommergrüner Strauch bis 2 Met. hoch mit ruthen— förmigen Zweigen und zu 5—6 in Trugdolden ſtehenden Blüten. In den Kaukaſusländern und überhaupt in Weſtaſien heimiſch, in Süd— europa häufig in Gärten angepflanzt, und daher auch in den ſüdlichſten Gegenden unſeres Gebiets an vielen Stellen verwildert, ſo in Südtirol um Brixen, Bogen und Meran, im ſüdlichen Iſtrien, in Dalmatien und den dazu gehörigen Inſeln. — Blüht vom Juni bis zum Herbſt. Neunzehnte Ordnung. Dattelpflaumenartige Gewächſe. (Diospyrinae.) Bäume und Sträucher, mit wechſelſtändigen einfachen nebenblattloſen Blättern. Blüten regelmäßig, zwitterlich oder eingeſchlechtig; Kelch und Blumenkrone verwachſenblättrig, letztere oft tief getheilt. Staubgefäße meiſt tief unten in der Blumenkrone angewachſen, 2—4 mal jo viele als Kronen— zipfel, bei doppelter Anzahl vor und zwiſchen denſelben ſtehend. Frucht— knoten ober-, unter- oder halbunterſtändig, 3—5fächrig. Beere oder Stein— frucht. Samen mit Eiweiß, welches den Keim umſchließt. — Dieſe Ord— nung beſteht aus den beiden folgenden Familien: I. Ebenaceae: Blüten meiſt zweihäuſig oder polygamiſch, ſelten zwitterlich, die männlichen mit rudimentärem Fruchtknoten, die weiblichen mit wenigen ſterilen Staubgefäßen oder meiſt auch ohne eine Spur von ſolchen. Kelch 3— 7 ſpaltig; Blumenkrone 3— 7 lappig, im Knospenzuſtande mit nach links zuſammengedrehten Lappen, abfallend. Staubgefäße dem Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 43 — b Grunde der Blumenkrone eingefügt, frei oder die Filamente am Grunde paarweis verwachſen; Beutel lineal-lanzettförmig, zweifächrig, der Länge nach einwärts aufſpringend. Fruchtknoten frei, Fächer mit 1—2 hängenden Samenknospen. Saftige oder trockene wenigſamige Beere. II. Styraceae: Blüten zwitterlich. Kelch 4—5ſpaltig, meiſt frei, ſelten mit dem Fruchtknoten verwachſen. Blumenkrone 5theilig mit in der Knospe dachigen Zipfeln. Staubgefäße dem Grunde der Blumenkrone ein— gefügt, frei oder die Filamente monadelphiſch bis polyadelphiſch verwachſen; Staubbeutel lineal, 2fächrig, der Länge nach ſeitlich oder einwärts auf— ſpringend. Fruchtknoten ganz oder halb unterſtändig, ſelten frei; Fächer meiſt mit 4 Samenknospen (2 aufrechten und 2 nach unten gekehrten). Frucht eine vom Kelch umgebene oder gekrönte Steinfrucht mit 3—5 füchrigem Kern, ſeltener eine einfächrige oder einſamige Nuß. Siebenunddreißigſte Familie. Ebenholzartige Laubhölzer. (Ebenaceae Vent.) Immer- und ſommergrüne Laubhölzer der tropiſchen und ſubtropiſchen Zone, wenige in der Mediterranzone heimiſch. CIV. Diospyros L. Dattelpflaume. Kelch becherförmig mit 3—6zähnigem Saume. Blumenkrone krug⸗ förmig mit 3 — 6lappigem Saume. Staubgefäße der männlichen Blüten 616, in den Zwitterblüten weniger. Griffel kurz ſäulenförmig, oben in 2— 3 und mehr Schenkel getheilt, mit einfachen oder 2 ſpaltigen Narben. Beere 8 — 12fächrig, mit einſamigen Fächern. — Bäume und Sträucher, der Mehrzahl nach in der Tropenzone beider Hemiſphären, beſonders der alten Welt verbreitet. Ueber 100 Arten. 301. Diospyros Lotus L. Lotuspflanze. Beſchreibungen und Abbildungen: D. Lotus L., Sp. pl. p. 1057; Rchb., Ie. XVII. t. 38; Pokorny a. a. O. S. 208. Blätter geſtielt, länglich-eiförmig bis breit lanzettlich, an beiden Enden ſpitz, ganzrandig, oberſeits dunkelgrün und fein drüſig punktirt, unter— ſeits blaßgrün, etwas flaumhaarig, 7— 10 Centim. lang und 2,5 —4 Centim. breit, mit 5 — 15 Millim. langem Stiele. Blüten blattwinkelſtändig, 675 gebüſchelt, kurzgeſtielt, klein, mit grünem Kelch und ſchmutzig gelber bis bräunlicher Blumenkrone. Beere kuglig, kirſchengroß, bläulichſchwarz, zuletzt gelbbraun und teigig, von ſüßlichem Geſchmack. — Sommergrüner Baum 3. Größe mit dünner brauner Rinde. In Südtirol und der adriatiſchen Zone als Obſtbaum häufig an— gepflanzt und hier und da (3. B. am Fuße des Biakowo in Dalmatien) verwildert. Stammt aus China oder dem Kaukaſus und findet ſich angebaut und verwildert in der ganzen Mediterranzone. — Blüht im Juli und Auguſt. Ihr ähnlich, doch weniger empfindlich gegen Winterkälte und Frühlingsfröſte it die in Nordamerika heimiſche P. virginiana L.; deren Triebe in der Jugend kurz behaart ſind. Dieſe gedeiht noch in Süddeutſchland im Freien und macht dort armsdicke Stämme. Achtunddreißigſte Familie. Storarähnliche Laubhölzer. (Styraceae Rich.) Sommer-, ſeltner immergrüne Bäume und Sträucher des tropiſchen und ſubtropiſchen Amerika und Aſien; eine Art in der Mediterranzone heimiſch. CV. Styrax L. Storaxbaum. Kelch glockig-krugförmig mit ſeicht 5zähnigem oder ganzrandigem Saume. Blumenkrone glockig, tief fünftheilig, Staubgefäße 10, Filamente am Grunde oft in einen Ring verwachſen. Fruchtknoten mit dem Kelch— grunde verwachſen, mit fadenförmigem einſeitigem Griffel. Steinfrucht kuglig, vom bleibenden Kelch umſchloſſen, faſt trocken, mit meiſt einfächrigem und einſamigem Kern. — Harzreiche Bäume und Sträucher. 302. Styrax officinalis L. Gebräuchlicher Storarbaum. Beſchreibungen und Abbildungen: St. offieinalis L., Sp. pl. P. 444; Rchb., Ie. J. e. t. 37; Pokorny a. a. O. S. 210. Blätter geſtielt, oval, ſpitz, ganzrandig, oberſeits dunkelgrün, kahl oder zerſtreut flaumig, unterſeits ſternhaarig-weißfilzig, 3—6 Centim. lang und 2— 4,5 Centim. breit, mit 5— 10 Millim. langem Stiele. Blüten in endſtändigen kurzen einſeitigen Trauben, lang geſtielt, hängend, groß, mit weißer äußerlich filziger Blumenkrone und goldgelben Staubbeuteln, 43 * ee wohlriechend. Steinfrucht kuglig, grün, filzig. — Strauch oder Baum von 1— 7 Met. Höhe, mit weißgrau = fternfilzigen Zweigen. An ſonnigen felſigen Orten unter Geſträuch in Dalmatien hier und da (um S. Giovanni, S. Pietri, Mareſi, Spalato), und auf den Inſeln Brazza und Arbe. Iſt in der öſtlichen Mediterranzone heimiſch. In wärmeren Ländern wird aus dieſer Holzart durch die Einſchnitte in die Rinde das offieinelle Storaxharz gewonnen. — Blüht im Mai und Juni. Anmerkung. In botaniſchen und forſtlichen Gärten, ſeltener in Parken und auf Promenaden findet ſich ein anderer Baum der Sthyraceenfamilie, die aus Nord— amerika ſtammende Halesia tetraptera L. angepflanzt: Baum 3. Größe mit eirund-elliptiſchen, lang zugeſpitzten, feingeſägten, wenig behaarten Blättern und in ſeitenſtändigen Büſcheln ſtehenden an langen Stielen hängenden Blüten, welche einen unterſtändigen Fruchtknoten, eine weiße viertheilige glockenförmige Blumenkrone und 12 Staubgefäße beſitzen und aus denen ſich längliche vierfach geflügelte Nußfrüchte entwickeln. Gedeiht noch in Mitteldeutſchland im freien Lande. III. Dikotyle Laubhölzer mit mehrblättriger Blumenkrone. (Dialypetalae.) Zwanzigſte Ordnung. Schirmträger. (Umbraculiferae Wk.) Blüten meiſt zwitterlich, regelmäßig, in Köpfchen, Trugdolden, einfachen oder zuſammengeſetzten Dolden, oft ſchirmförmige Blütenſtände bildend. Fruchtknoten unterſtändig, Blütenhüllen und Staubgefäße epigyniſch, Kelch meiſt rudimentär. Frucht verſchieden, Samen mit Eiweißkörper. — Die größte Familie dieſer Ordnung, die Doldengewächſe (Umbelliferae), iſt innerhalb unſeres Florengebiets nur durch zahlreiche krautige Arten ver— treten; die wenigen hier zu ſchildernden Holzgewächſe gehören zu den Familien der Corneen und Araliaceen. Neununddreißigſte Familie. Hartriegelartige Laubhölzer. (Corneae DC.) Blätter meiſt gegenſtändig, einfach, ohne Nebenblätter. Blüten ge— wöhnlich zwitterlich, mit 4zähnigem Kelch, 4blättriger Blumenkrone, 4 freien mit den Blumenblättern alternirenden Staubgefäßen, welche einem epigyniſchen = Gt nectarabjondernden Ringe (Discus) eingefügt find (Fig. XII. 5 stf.) und einem Griffel. Fruchtknoten 2fächrig mit je 1 hängenden umgekehrten Samenknospe in jedem Fache. Steinfrucht mit ſaftiger Hülle. Keim in einen fleiſchigen Eiweißkörper eingeſchloſſen. — Sommergrüne, ſelten immergrüne Holzgewächſe und Kräuter (ſehr wenige!) der gemäßigten und kalten Zone der nördlichen Halbkugel, die meiſten in Nordamerika heimiſch. In unſerer Flora iſt blos die Gattung Cornus repräſentirt, auf welche ſich der vorſtehende Familiencharakter vorzugsweiſe bezieht. CVI. Cornus L. Hartriegel, Hornſtrauch. Blüten zwitterlich, in hüllenloſen doldentraubenförmigen Trugdolden oder von Hüllblättern umgebenen Köpfchen und einfachen Dolden. Staub— beutel 2 fächrig, der Länge nach aufſpringend, aufliegend; Griffel oben keulenförmig, die Narbe einſchließend. Steinkern 2fächrig, 2ſamig, ſelten 3 Fächer und Samen enthaltend. Keimpflanze mit dicken eiförmigen Samenlappen. — Sommergrüne Sträucher und Bäume (mit Ausnahme zweier krautigen Arten) mit ganzrandigen fieder- und zugleich bogennervigen Blättern und endſtändigen Inflorescenzen. Holz hart, feinfaſrig, auf dem Querſchnitt mit zahlreichen ſchwachen Markſtrahlen und deutlich markirten Jahrringen, welche von wurmähnlichen Gruppen feiner Poren durchzogen ſind. Bewohnen Europa, Nordamerika, Mittel- und Nordaſien. Ueberſicht der Arten unſerer Flora. A. Blüten in hüllenloſen zuſammengeſetzten Trugdolden, weiß. Frucht beerenförmig. a. Blätter gegenſtändig. 4. Trugdolden rispig gruppirt, längliche Sträuße bildend . C. paniculata l’Her. ß. 55 flach, ſchirmförmig. T Aeltere Langzweige roth (wenigſtens an der Lichtſeite). Früchte ſch waer; N angunen im: „ Weiß N EEE AG, alkasEn ir eltere Langzweige nicht roth. Blätter eiförmig, Früchte blaen. C. sericea L. „ rundlich, Früchte zuletzt weiß . . . . C. eircinnata I'Her. b. Blätter wechſelſtändig. Früchte weiß . . . . . C. alternifolia L. fil. B. Blüten in umhüllten Köpfchen oder Dolden, gelb. Frucht größer, ſcharlachroth. Blüten in Köpfchen, vor dem Laubausbruch aufblühend. . .. C. mas L. in einfachen von 4 großen corolliniſchen Deckblättern umhüllten Dolden, nach dem Laubausbruch ſich entfaltend . » .... C. florida L. 7 — 678 = 303. Cornus paniculata l'Hér. Nispenblütiger Hartriegel. Synonyme und Abbildungen: C. paniculata l’Heritier, Corn. u. 10. t. 5. - C. candidissima Mill.; C. Koch, Dendrologie I, S. 688. Blätter geſtielt, oval, lang zugeſpitzt, oberſeits glänzend grün, unter— ſeits graugrün, zerſtreut-flaumig, bis 6 Centim. lang und 3 Centim. breit, mit bis 1 Centim. langem Stiel. Blütenſträuße kurz geſtielt, am Ende und in den Gabeltheilungen der Zweige. Früchte kuglig, erbſengroß, zuletzt weiß. — Großſtrauch mit hellgrauen warzigen Aeſten und hell— braunen weißpunktirten Langzweigen. Blüten im Centrum roth. Nordamerika, auf Sumpfboden und an Bächen von Carolina bis Canada. Nicht ſelten als Ziergehölz angepflanzt. Gedeiht noch in Nord— deutſchland im Freien (die baltiſchen Provinzen ausgenommen). Verlangt einen feuchten Boden. — Blüht im Juni. 304. Cornus sanguinea L. Gemeiner Hartriegel. Beſchreibungen und Abbildungen: C. sanguinea L., Spec. pl. p. 117; Hartig, Forſtl. Culturpfl. S. 480, Taf. 63; Pokorny a. a. O. S. 230; Nördlinger, Forſtbot. II. S. 70; Ettgh.-Pok., Physiot. pl. austr. I. 384. — „Rother Hornſtrauch, wilder Kornelbaum, Rothbeinholz, Hundsbeere“. Blätter geſtielt, eiförmig oder elliptiſch, kurz zugeſpitzt, beiderſeits zerſtreut flaumhaarig und grün, unterſeits heller, im Herbſt blutroth, von ſehr ungleicher Größe (diejenigen der endſtändigen Paare immer am größten) 4,5 — 8 Centim. lang und 3— 5 Centim. breit (an Stockausſchlägen und Johannistrieben bis 9 Centim. lang und bis 7,5 Centim. breit), mit 3 bis 10 Millim. langem Stiele. Blüten in langgeſtielten ſchirmförmigen flachen vielſtrahligen zuſammengeſetzten Trugdolden, nach der völligen Entfaltung der Blätter aufblühend, ziemlich lang geſtielt, mit flaumhaarigem Stiel, Fruchtknoten und Kelch; Blumenblätter lanzettlich ſpitz, kreuzweis aus— gebreitet, ſammt den Staubfäden weiß. Discus und Staubbeutel gelb. Frucht kuglig, erbſengroß, reif glänzend ſchwarz. — Aufrechter Strauch von 2-6 Met. Höhe, mit ruthenförmigen Langzweigen und ſteifen geraden Stamm- und Stocklohden, welche während des Sommers auf der Licht— ſeite ſchmutzig braunroth, im Herbſt und Winter dunkel blutroth gefärbt ſind. Stämme im Alter mit längsriſſiger graubrauner Borke bedeckt. Holz grünlichweiß, im Kern hellroth, friſch von widrigem Geruch. Aeſte ſchlank, gerade, mit ruthenförmigen Zweigen beſetzt, welche an der Stelle der Knospen zuſammengedrückt, übrigens kahl und glatt ſind. Knospen grünlich— gelb, feinfilzig, Endknospen eilanzettförmig, größer als die angedrückten langkegelförmigen Seitenknospen, alle von 2—4 kreuzweis geſtellten Schuppen Fig. LXVII. Hartriegel, Cornus sanguinea L. Blütentragender Zweig, nat. Größe. — 2. Zweigſpitze mit Knospen, nat. Größe. — . Blüte, 4. Stempel und Kelch mit dem Discus (Griffel abgeſchnitten), vergr. — Zweig einer Fruchtdolde, nat. Größe. — 6. Frucht im ſenkrechten Durchſchnitt, vergr. 8982 — 680 umhüllt. Blattnarben klein mit 3 Gefäßbündelſpuren (bei allen Arten von Cornus). Die von den Kelchzähnen gekrönte Früchte bleiben bis in den Winter hinein hängen. — Der Hartriegel vartirt wenig. In Gärten kommt häufig eine Form mit ſehr breiten Blättern und convexen Dolden (C. latifolia Bray) vor, welche ſich in Livland an den aus Kalkſtein be— ſtehenden Steilufern der Düna bei Kokenhuſen auch wild findet, und eine andere mit unterſeits graufilzigen Blättern (C. candidissima Hortul.); im ſüdöſtlichen Europa und dem Orient eine Form mit unterſeits anliegend behaarten Blättern (C. citrifolia Whlbg., C. australis C. A. Mey). Geographiſche Verbreitung, Vorkommen und Lebens— bedingungen. Der Hartriegel iſt durch das ganze Florengebiet verbreitet (Eſtland ausgenommen, wo er nicht vorkommt) und findet ſich auch in Dänemark, Scandinavien, Mittel- und Südrußland, in den Kaukaſusländern, dem uraliſchen, altaiſchen und baikaliſchen Sibirien, desgleichen in Groß— britannien, Belgien, Frankreich, Nord- und Mittelſpanien, Nordportugal und einem großen Theile von Südeuropa. Seine Nordgrenze ſchneidet Norwegen nach Schübeler unter 60% 8°, Schweden unter 59“ Breite und zieht ſich nach Wahlenberg und v. Trautvetter von Oſtgothland nach der Inſel Oeſel, von da durch Livland und das mittlere Rußland in ſüdöſtlicher Richtung nach dem Orenburgiſchen Gouvernement. Doch ſoll dieſe Holz— art auch im Archangel'ſchen Gouvernement vorkommen. Angepflanzt findet ſich der Hartriegel in Norwegen bis 67° 65‘, in Schweden und Finland bis 63%. Südwärts iſt er bis Unteritalien und Griechenland (Halbinſel Morea) verbreitet. Er iſt ein Strauch der Ebene und des Hügellandes, denn ſelbſt in den Alpenländern ſteigt er nur bis in die Region der Buche empor (in den bairiſchen Alpen nach Sendtner bis 2450 p. F. — 796 Met.). Der Hartriegel findet ſich eingeſprengt in Niederwald, an Waldrändern, als Unterholz in Mittelwaldungen, in Feldhölzern, Hecken, Weinbergen. Er liebt einen lockern, namentlich kalkhaltigen Boden (kommt jedoch auch auf kalkloſem vor), verträgt ſtarke und lang andauernde Beſchattung und iſt unempfindlich gegen Spät- und Frühfröſte. Er vermehrt ſich außer durch ſeine Samen, welche erſt im zweiten Jahre aufzugehen pflegen, durch Wurzelſproſſe und natürliche Abſenker, bildet auch nach dem Abhieb reichlichen Stockausſchlag, eignet ſich aber wegen ſeines ſehr langſamen Wuchſes und des dadurch bedingten geringen Maſſenertrags wenig zum Niederwaldbetrieb, was wegen ſeines vorzüglichen Holzes zu bedauern iſt. — Blüht im Mai oder Juni, reift die Früchte im Süden des Gebiets im Auguſt, im Norden Anfang Oktobers. Wird ſelten über 30 Jahre alt. — 681 305. Cornus alba L. Weißfrüchtiger Hartriegel. Synonyme und Abbildungen: C. alba L., Mant. 40 (); Schmidt, Oeſterr. Baumz. I, Taf. 65; Pokorny a. a. O. S. 231. — C. stolonifera Michx., Fl. bor. amer. I. p. 109; C. Koch, Dendrol. I, ©. 687. Blätter geſtielt, oval oder breitelliptiſch, beiderſeits zerſtreut angedrückt— behaart, oberſeits dunkelgrün, unterſeits weißlich, im Spätherbſt dunkelblut— roth, 8— 12 Centim. lang und 4— 6,7 Centim. breit, mit 1— 2 Centim. langem Stiele. Blüten in langgeſtielten ſchirmförmigen flachen Trugdolden, mit eiförmig⸗länglichen Blumenblättern, rothem Discus und gelben Staub— beuteln. Frucht kuglig, erbſengroß, glänzend weiß. — Strauch mit oft niederliegenden und wurzelnden Hauptſtämmen und Aeſten und aufrechten ruthenförmigen, im Herbſt und Winter lebhaft blutroth gefärbten Zweigen. Canada, nördliche und mittlere vereinigte Staaten Nordamerikas; in unſerem ganzen Gebiet als Zierſtrauch häufig angepflanzt; gedeiht am beſten auf feuchtem humoſem Boden (3. B. an Teichrändern). — Blüht im Mai oder Juni, im Oktober, wo die Früchte reif ſind, oft zum zweiten Male. Anmerkung. Nach C. Koch (a. a. O.) iſt die echte C. alba Linné's nicht die beſchriebene, ſeit langer Zeit als C. alba kultivirte Art, ſondern eine andere, in Sibirien und Nordchina heimische Art, welche ſchon vor Linne von Miller als C. tatarica beſchrieben worden, aber in den Gärten ſeltner iſt. Hat aufrechte Stämme, bläulich— weiße Früchte und blüht ſchon Ende April. 306. Cornus sericea L. Seidenblättriger Hartriegel. Synonyme und Abbildungen: C. sericea L., Mant. II. 199; IHerit., Corn. u. 6, t. 2. — C. Amomum Mill., Diet. n. 7; C. Koch, Dendrol. I, S. 690; C. coerulea Lam., C. rubiginosa Ehrh., C. eyanocarpa Murch., C. lanuginosa Michx. Blätter geſtielt, eilanzettlich oder elliptiſch, beiderſeits anliegend und meiſt roſtfarben behaart, 4,5 —8 Centim. lang und 2,7 —5,3 Centim. breit. Blüten in rundlichen Trugdolden mit langen Kelchzipfeln, gelblichweißen äußerlich behaarten Blumenblättern, rothem Discus und gelben Antheren. Frucht kuglig, hellblau. — Aufrechter Strauch von 2— 3 Met. Höhe mit roſtroth behaarten Zweigen. In Nordamerika heimiſch, häufig in Gärten angepflanzt. — Blüht Ende Juni, reift die Früchte im September. 307. Cornus eireinnata l'Hér. Rundblättriger Hartriegel. Beſchreibungen und Abbildungen: C. circinnata I'Hérit., Corn. u. 7, t. 3; C. Koch a. a. O. S. 692. 682 Blätter geftielt, groß, rundlich und kurz zugeſpitzt, oberſeits zerſtreut— haarig grün, unterſeits weichhaarig graugrün, 7—13 Centim. lang und faſt ebenſo breit, mit 1 Centim. langem Stiele. Blüten in geſtielten flachen Trugdolden, mit kleinen Kelchzipfeln, eiförmig-länglichen Blumen— blättern, weißem Discus und gelben Antheren. Frucht kuglig, hellblau, vom Griffel gekrönt. — Aufrechter Strauch von 1,3—2,6 Met. Höhe mit röthlichgrünen, kleinwarzigen Zweigen. Canada und die nordöſtlichen vereinigten Staaten Nordamerikas; häufig als Ziergehölz in Gärten. Blüht im Juni. 308. Cornus alternifolia L. fil. Wechſelblättriger Hartriegel. Beſchreibungen und Abbildungen: C. alternifolia L. fil., Suppl. 125; 1’Herit. Com. n. 11, t. 6; C. Koch a. a. O. S. 690. Blätter wechſelſtändig, lang geſtielt, eiförmig oder breit elliptiſch, zu geſpitzt, oberſeits faſt kahl grün, unterſeits graufilzig, bis 6 Centim. lang und 4 Centim. breit, mit bis 3 Centim. langem Stiel. Blüten in rundlicher Trugdolde, meiſt mit gelbem Discus. Früchte kuglig, blau. — Baum 3. Größe (bis 10 Met. hoch), ſelten Strauch, mit rothbraunen Aeſten und Zweigen. Canada und die öſtlichen und mittleren vereinigten Staaten. Bei uns nicht ſelten in Gärten und Anlagen angepflanzt. — Blüht Ende Mai bis Anfang Juni. 309. Cornus Mas L. Kornelkirſche. Beſchreibungen und Abbildungen: C. Mas L., Sp. pl. p. 117; Hartig a. a. O. S. 479, Taf. 62; Pokorny a. a. O. S. 230; C. Koch a. a. O. S. 693, Nördlinger, Forſtbot. II. S. 69. „Gelber Hartriegel, Dürlitze, Dirndel“. Blätter gegenſtändig, kurz geſtielt, länglich-eiförmig, lang zugeſpitzt, beiderſeits zerſtreut flaumig, unterſeits zugleich in den Nervenwinkeln bärtig, oberſeits glänzend grün, unterſeits matt blaßgrün, im Herbſt ſich gelb färbend, 5—9 Gentim. lang und 2—5 Centim. breit, mit bis 5 Millim. langem Stiele. Blüten in am Ende ſeitenſtändiger Kurztriebe ſitzenden kopfförmigen einfachen Dolden, welche anfangs von den 4 gelblichen breit eiförmigen kreuzweis gegenſtändigen Hüllblättern gänzlich umhüllt find, eis förmige zugeſpitzte dicke Knospen bildend. Blütenſtiele und Kelch grau— filzig, Blumenblätter und Staubbeutel goldgelb, Griffel grün. Frucht länglich, 2 Centim. lang, kurz geſtielt, hängend, hochroth, eßbar, von ſäuerlich— ſüßem Geſchmack. — Großſtrauch oder kleiner Baum von 3—8,3 Met. ee 088 Höhe. Das im Splint röthlichweiße, im Kern rothbraune bis faſt ſchwarze Holz iſt das ſchwerſte unter den in Mitteleuropa heimiſchen Holzarten. Stämme mit gelblichgrauer, blättrig aufreißender Rinde, Aeſte ſchlank, bei baumartigem Wuchſe eine rundliche lockere Krone bildend; Langzweige gerade, dünn, die endſtändigen ſammt den Stock- und Wurzellohden ruthenförmig, alle an den Knospen etwas zuſammengedrückt, die einjährigen grau oder olivenbraun, die mehrjährigen braun. Knospen mit gelblichen, feinfilzigen Schuppen, Zweigknospen ſchmächtig lanzettförmig, Blütenknospen (ſchon im Sommer vor der Blütezeit entwickelt) groß, verkehrt eiförmig und zu— geſpitzt. Keimung des in dem hartſchaligen gefurchten Steinkern einge— ſchloſſenen Samen meiſt erſt im zweiten Frühlinge nach der Fruchtreife. Wuchs der Kernlohden ſehr langſam. Ausſchlagsfähigkeit bedeutend. — Variirt in Gärten mit weiß und gelbgefleckten Blättern, ſowie mit gelben und blauen Früchten. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Der Kornel— kirſchenbaum findet ſich wild wachſend innerhalb unſeres Gebiets in der rheiniſchen, ſüddeutſchen, Alpen-, ungariſchen und adriatiſchen Zone, doch ſehr zerſtreut und iſt gleich dem gemeinen Hartriegel eine Holzart der Ebene und des Hügellandes. Er wächſt an felſigen bebuſchten Orten, an Waldrändern, in Feld- und Vorhölzern und als Unterholz in Auenwäldern (z. B. ſehr häufig in den Donauauen Ungarns) und Schwarzkieferbeſtänden (Nieder-Oeſterreich) und liebt einen leichten humoſen, kalkhaltigen Boden. Auf bindigerem Boden in ſonniger Lage wird er krüppelhaft. Da er faſt im ganzen Gebiet (die baltiſchen Provinzen ausgenommen, wo er nicht im Freien aushält) als Obſtbaum, häufig auch als Heckenpflanze (denn er ver— trägt das Verſchneiden) angebaut wird, ſo kommt er an vielen Orten auch verwildert vor (in Hecken, um Dörfer, an Waldrändern, Feldrainen), ſelbſt noch in der norddeutſchen Zone (z. B. in Pommern). Er iſt weſtwärts bis Frankreich, ſüdwärts bis Unteritalien und Griechenland, oſtwärts durch Polen und Südrußland bis in die Kaukaſusländer verbreitet. — Blüht im März oder April, reift die Früchte Ende Auguſt oder im September. 310. Cornus florida L. Blumen-Hartriegel. Beſchreibungen und Abbildungen: C. florida L., Sp. p. 117; Schmidt, Oeſterr. Baumz. T. 52; Guimpel, Abb. Holzgew. T. 19; Koch, Dendrol. I. S. 694. ö Blätter gegenſtändig, kurz geſtielt, eiförmig oder länglich, zugeſpitzt, beiderſeits etwas behaart, oberſeits dunkel-, unterſeits blaßgrün, 4,5—7 Centim. lang und bis 4 Centim. breit. Blüten klein, grünlichgelb, ſitzend, kleine von 4 großen verkehrt-herzförmigen, nervig geſtreiften, corolliniſchen, weißen, 684 kreuzweis ausgebreiteten Hüllblättern umgebene Köpfchen bildend, welche wie große vierblättrige Blumen ausſehen. Früchte länglich, roth, beträchtlich kleiner als bei C. Mas. — Schöner Baum 3. Größe mit rundlicher reich— belaubter Krone, welche ſich nach dem Laubausbruch mit zahlloſen Blüten— köpfchen bedeckt. Hüllblätter bis 4 Centim. lang, oft gegen die einwärts geſchlagene Spitze hin lebhaft karminroth. Oeſtliche vereinigte Staaten Nordamerikas. In Gärten und Parkan— lagen der rheiniſchen, mittel- und ſüddeutſchen Zone nicht ſelten als Zier— gehölz. — Blüht im Mai, reift aber bei uns ſelten die Früchte. Anmerkung. Zu den Corneen gehört auch die in Gärten der Rheingegenden und der ſüdlichen Länder unſeres Florengebiets im Freien gedeihende Aucuba japo- nica Thunb., ein prächtiger immergrüner Strauch mit glänzendgrünen, meiſt hell— gelb gefleckten Blättern aus Japan. Hat zweihäuſig-eingeſchlechtige Blüten von dunfel- braunrother Farbe und beerenartige korallen-rothe Steinfrüchte. Vierzigſte Familie. Araliaceen. (Araliaceae Juss.) Blätter ſpiralig wechſelſtändig, geſtielt, einfach, ſelten gegenſtändig und zuſammengeſetzt, immer ohne Nebenblätter. Blüten meiſt zwitterlich, in Dolden oder Köpfchen, mit 4—5zähnigem Kelch, 5—10blättriger Blumen— krone und 5—10 freien Staubgefäßen. Fruchtknoten 2—10fächrig, mit je einer hängenden umgekehrten Samenknospe in jedem Fache. Ein oder mehrere Griffel mit ungetheilter Narbe. Frucht eine mehrfächrige und mehrſamige Beere. Keim klein, in einen fleiſchigen Eiweißkörper eingeſchloſſen. — Bäume oder kletternde Sträucher, ſelten Stauden, die meiſten Arten im ſüdöſtlichen Aſien zu Hauſe, übrigens durch die gemäßigte, ſubtropiſche und tropiſche Zone beider Hemiſphären verbreitet. In Europa findet ſich wild wachſend nur eine Art der Gattung. a CVII. Hedera L. Epheu. Blüten in halbkugligen einfachen Dolden mit 5zähnigem Kelch, 5 bis 10blättriger Blumenkrone, 5— 10 Staubgefäßen und ebenſovielen zuſammen— geneigten oder in einen einzigen verwachſenen Griffeln. Beere 5— 10 fächrig, mit ebenſovielen Samen, vom bleibenden Kelchſaume gekrönt. — Immergrüne kletternde, mittelſt Luftwurzeln ſich anklammernde Sträucher, welche der Mehrzahl nach das tropiſche Amerika bewohnen. 685 311. Hedera Helix L. Gemeiner Epheu. Beſchreibungen und Abbildungen: H. Helix L., Sp. pl. p. 202; Hayne, Arzneigew. IV, Taf. 14, Flora dan. t. 1027; Pokorny, Holzgew. S. 282, C. Koch, Dendrol. 1, S. 678; Nördlinger a. a. O. S. 67. Blätter langgeſtielt, an den kletternden oder kriechenden ſterilen Zweigen handförmig-5 lappig, an den aufrechten blütentragenden ei-rauten— förmig, ganzrandig, lederartig, oberſeits glänzend dunkelgrün, oft mit weiß— licher Zeichnung, unterſeits matt hellgrün, 3—8 Centim. lang und 2— 6 Centim. breit, mit 1—4 Centim. langem Stiele. Blütendolden am Ende beſtimmter Zweige traubig oder rispig gruppirt, Blumenblätter gelblichgrün, Staub— beutel gelb. Beeren kuglig, erbſengroß, reif ſchwarz mit bläulichem Reife, innen mit grünem Fleiſch und H̃eckigen Samen, welche nach der Ausſaat im erſten oder zweiten Frühlinge keimen. Holz grünlich- oder bräunlichgelb, im Querſchnitt mit vielen ziemlich breiten Markſtrahlen, großen Frühlings— poren und ſehr zahlreichen verzweigten Gruppen feiner Poren innerhalb der Jahrringe. — Der Stamm des Epheus kriecht entweder auf dem Lande hin oder klettert mittelſt ſeiner reihenweis ſtehenden Luftwurzeln, welche aus den Markſtrahlen entſpringen, an Baumſtämmen, Felſen und Mauern empor. Er erreicht oft eine ſehr bedeutende Länge, denn er klettert z. B. in den ſüdeuropäiſchen Ländern bis in die Krone der höchſten Bäume. Der Epheu wächſt ſehr langſam, weshalb Stämme von 1 Decim. Durchmeſſer ſchon ein mehrhundertjähriges Alter zu beſitzen pflegen, und vermag jedenfalls ſehr alt zu werden. An ſolchen alten Stämmen, welche alljährlich reichlich blühen, herrſchen die ungelappten Blätter vor, weshalb dergleichen Epheus ganz anders ausſehen, als jüngere mit gelappten Blättern bedeckte Exemplare. Während des Winters nehmen die Blätter eine ſchmutzig braunröthliche Farbe an. Formenkreis. Der Epheu variirt außerordentlich bezüglich der Form, Größe und Färbung der Blätter. Beſonders ſind durch die Kultur zahl— reiche Formen entſtanden mit tief getheilten Blättern (H. palmata, digitata, sagittaefolia Hortul.), ſowie mit weiß oder gelb gefleckten. Außerdem kultivirt man einen irländiſchen Epheu (H. hibernica), von den Gärtnern gewöhnlich ſchottiſcher oder canadiſcher Epheu genannt, welcher in Irland heimiſch iſt und ſich vielleicht von dem gemeinen Epheu ſpecifiſch unterſcheidet, da er weit raſcher wächſt und gegen ſtrenge Kälte viel empfindlicher iſt, als jener, auch größere weichere und heller gefärbte Blätter hat. Von dieſer Varietät giebt es übrigens auch eine kleinblättrige Form mit gelb punktirten Blättern (H. hibernica minor maculata Hort.). Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Der gemeine Epheu iſt durch faſt ganz Europa verbreitet, denn er fehlt nur im Norden Ba dieſes Erdtheils. Seine Polargrenze zieht von Schottland durch Norwegen (60» 37) und Schweden (59°) nach der Inſel Oeſel und von da durch das nordöſtliche Curland (wo er nur noch ſpärlich in den Urwäldern am Fuße der „Blauen Berge“ bei Dondangen ſowie bei Angern vorkommt und niemals blüht) und den weſtlichen Theil des Gouvernements Kowno und Grodno nach Volhynien und Podolien und von da durch die Krim nach dem Kaukaſus und bis Aſterabad. Die Aequatorialgrenze muß durch Nordafrika gehen, da noch in Algerien der Epheu ſehr häufig iſt. Ueber— haupt tritt derſelbe innerhalb ſeines Gebiets, je weiter nach Süden und Weſten, deſto häufiger und maſſenhafter auf, weshalb er auch in unſerem Florengebiet im Südweſten viel gemeiner iſt, als gegen Norden hin. In Gebirgen, ſelbſt des Südens, ſteigt er nicht ſehr hoch empor (in den bairiſchen Alpen nach Sendtner bis 3800 p. F. —= 1234,4 Met.). Er liebt beſonders ſchattige Thalſchluchten und Wälder mit ſteinigem humoſem Boden, und feuchte Luft (weshalb er in Küſtengegenden und auf Inſeln viel häufiger auftritt, als im Innern des Continents), blüht jedoch faſt nur in ſonniger Lage, und kommt auf Kalk häufiger vor als auf andern Geſteinen. Sehr alte ſtarkſtämmige Exemplare ſind in unſerm Gebiet jelten”). Er blüht im Oktober und November und reift die Beeren im folgenden Frühlinge. Einundzwanzigſte Ordnung. Gehörntfrüchtige. (Corniculatae Endl.) Blüten meiſt zwitterlich in Trauben, Trugdolden, Rispen oder einzeln. Kelch mit dem ſcheibenförmigen Blütenboden verwachſen. Blumenblätter und Staubgefäße perigyniſch. Fruchtknoten ganz oder halb unterſtändig, ſeltner oberſtändig. Frucht eine Kapſel oder Beere, von den ſtehenbleiben— den Griffeln (oft auch vom Kelch) gekrönt. Samen mit fleiſchigem den Keim umſchließenden Eiweißkörper. — Von den zu dieſer Ordnung gehörenden Familien iſt blos diejenige der Ribeſiaceen unter den Holzgewächſen unſeres Florengebiets repräſentirt. Berühmt ſind unter andern der Epheu am nördlichen Thore der Stadt. Stolpen in Sachſen, und derjenige der Burg Sebenſtein in Unteröſterreich. In Süd— und Weſteuropa ſind Epheus mit armes- bis ſchenkeldicken Stämmen gar nicht ſelten. In den dortigen Küſtengegenden, wie auf den Inſeln des weſtlichen Mittelmeers (3. B. den Balearen) über- und durchwuchert er häufig auch Hecken und den Waldboden und überzieht er oft alle Baumſtämme, ſchattige Mauern, Dächer und Felswände. a Einundvierzigſte Familie. Johannisbeerartige Laubhölzer. (Ribesiaceae Endl.) Blätter wechſelſtändig, geſtielt, einfach, handnervig, 3—-5lappig, ohne Nebenblätter. Blüten zwitterlich oder eingeſchlechtig, in Trauben, ſelten einzeln, mit gefärbtem becher-, glocken- oder röhrenförmigem Kelche, welcher mit dem über dem unterſtändigen Fruchtknoten ſcheibenförmig erweiterten Blütenboden verwachſen iſt (Fig. LXVIII, 2.). Blumenblätter 5, kleiner als die 5 Kelchzipfel, mit dieſen alternirend und ſammt den 5 freien den Kelch— zipfeln opponirten Staubgefäßen im Kelchſchlunde (d. h. an der Grenze zwiſchen Kelch und Blütenboden) perigyniſch eingefügt. Staubbeutel zwei— knöpfig, mit Längsſpalten aufſpringend; Griffel ſtielförmig, in 2 Narben Fig. LXVIII. Blüte und Frucht des Johannis- und Stachelbeerſtrauchs. 1. Offene Blüte von Ribes rubrum. — 2. Dieſelbe ſenkrecht durchſchnitten. — 3. Blüte von Ribes Grossularia. — 4 — 6. Staubbeutel der Johannisbeere von hinten, von vorn und aufgeſprungen. — 7. Beere von R. Grossularia ſenkrecht durchſchnitten. — 8. Dieſelbe im Querſchnitt. — 9. Same des Stachelbeerſtrauchs. (7 und 8 natür— liche Größe, alle übrigen Figuren vergrößert.) — In Fig. 1— 3: f unterſtändiger Fruchtknoten, d Discus oder ſcheibenförmig erweiterter Theil der Blütenachſe, k Kelch— 8 blätter, b Blumenblätter. 688 getheilt oder mit einfacher kopfiger Narbe. Frucht eine faftige, vom ver- trockneten Kelch und vom Griffel gekrönte Beere mit 2 wandſtändigen Placenten, an wel = die Samen mittelſt langer Stiele horizontal angeheftet ſind (Fig. LXVIII, 7, 8). Keim klein, im Grunde des Eiweißkörpers. — Sommergrüne, l ſtachlige Sträucher der gemäßigten und kalten Zone der nördlichen Hemiſphäre, beſonders in Nordamerika häufig. CVIII. Ribes L. Johannisbeerſtrauch. Gattungscharakter mit dem Familiencharakter identiſch. — Die Arten dieſer Gattung zerfallen in ſolche mit ſtachligen Zweigen, achſelſtändigen 1 — 3blütigen Blütenſtielen und großen, häufig borſtigen Beeren (Rotte Grossularia PC., Stachelbeerſträucher) und in ſolche mit wehrloſen Zweigen, vielblütigen Trauben und kleinen ſtets kahlen Beeren (Rotte Ri— besia DC., eigentliche Johannisbeerſträucher). Ueberſicht der Arten unſerer Flora. Zweige ſtachlig eee ene e a. Stacheln meiſt ztheilig, Blätter blappig, Blüten 1—3 auf kurzem Stiele, grünlichroth, Staubbeutel eingeſchloſſen . .. R. Grossularia L. b. Stacheln meiſt einfach, Blätter Zlappig, Blüten 1—2 auf langem Stiele, ſchneeweiß, Staubbeutel weit vorragend ... R. niveum Lindl. B. Zweige un bewehrt I Ri a. Kelch becken- oder becherförmig. Griffel getheilt in 2 Narben, 6. Blüten zwitterlich. + Blüten geſtielt, hell- oder gelblichgrün, ſchlaffe hängende Trauben bildend. Blätter und Blüten kal! free 7 7 „ behaart R. multiflorum Kit. Blüten geſtielt, hellroth, 1 zuletzt überhängende Trauben Bidend le . petraeum WII un) Blüten faſt ſitzend, grünlichbraun, in aufrechten Aehren. R. spicatum Robs. 3. Blüten zweihäuſig oder polygamiſch, grünlich, in aufrechten Aehren R. alpinum. b. Kelch glockenförmig, drüſig behaart, in ſchlaffen Trauben. Griffel unge- theilt mit kopfiger N are Deere eure . Kelch präſentirtellerförmig. Blüten roth. Griffel getheilt mit 2 Narben. R. sanguineum Prsh. „ goldgelb. Griffel ungetheilt mit kopfiger Narbe R. aureum Prsh. — he, IJ. Rotte: Grossularia DC. Stachelbeerſträucher. 312. Ribes Grossularia L. Gemeiner Stachelbeerſtrauch. Synonyme und Abbildungen: R. Grossularia L., Sp. p. 201, Schmidt, Oeſterr Baumz. II, T. 99, Guimpel, Holzgew. Taf. 23; Pokorny a. a. O. S. 235, C. Koch, Dendrol. I, S. 639; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 75. — R. Uva crispa L., Fl. dan, t. 546, Nouv. Duh. III, t. 58. — R. reclinatum L. — „Großelbeere, Kruſelbeexe, Krausbeere, Kloſterbeere, Agras“. Blätter an den Langtrieben ſpiralig wechſelſtändig, an den Kurztrieben gebüſchelt, geſtielt, rundlich oder eiförmig, handförmig, 3 —5 lappig, mit ab- gerundeten oder ſpitzen gekerbten und eingeſchnittenen Lappen, beiderſeits oder doch unterſeits am Rande und an den Nerven flaumig, oberſeits glänzend dunkelgrün, unterſeits blaßgrün, 2— 3,5 Centim. lang und breit, mit 1 bis 2 Centim. langem Stiele. Blüten 1— 3 an kurzen ſeitenſtändigen mit 2—3 eiförmigen Deckblättchen beſetzten Stielen, hängend; Kelch glockig mit 5 ausgebreiteten endlich zurückgeſchlagenen ſchmutzigrothen Zipfeln; Blumen— blätter viel kleiner, aufrecht, weißlich; Staubgefäße eingeſchloſſen. Beeren groß, ellipſoidiſch oder kuglig, kahl oder flaumig behaart oder mit drüſigen Borſten beſtreut, 1—3 Gentim. lang. — Strauch von 0,3—1 Met. Höhe, deſſen Aeſte unter den Blattbüſcheln mit von der Baſis der Blätter ent— ſpringenden dreitheiligen, ſeltner ungetheilten Stacheln beſetzt find. Variirt mit kahlen und behaarten Blättern, grünen gelben und rothen Beeren *). Die wirklich wilde Pflanze hat immer im Umriß rundliche Blätter, ſehr zahlreiche dreitheilige Stacheln und kleine kugelrunde rothe, über und über mit ſteifen Drüſenborſten bedeckte Beeren von ſehr ſüßem Geſchmack. Blüht bald nach dem Laubausbruche im April. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die wilde Stachel— beere findet ſich innerhalb unſeres Florengebiets wohl nur in deſſen ſüdlicher Hälfte, wo ſie zerſtreut an ſonnigen bebuſchten Feldabhängen, auf ſteinigen Waldplätzen, an Mauern von Ruinen, Waldrändern und in Hecken wächſt. ) Die Botaniker des vorigen Jahrhunderts (Linné, Miller u. a.) unter- ſchieden 3 Stachelbeerſträucher als eigene Arten: R. Grossularia L., R. Uva crispa L. und R. reclinatum L. Als R. Grossularia betrachteten ſie die Form mit drei— theiligen Stacheln und behaarten oder borſtentragenden hellgrünen oder gelben Früchten, als R. Uva crispa die Form mit ungetheilten Stacheln und zuletzt kahlen Beeren von grünlicher oder gelber Farbe, und als R. reclinatum die Form mit dreitheiligen Stacheln und kahlen glatten rothen Beeren. Letztere Form hat C. Koch, welcher der Anſicht zuneigt, daß unſeren zahlreichen Sorten kultivirter Stachelbeeren drei ver— ſchiedene Stammarten zu Grunde liegen könnten, wildwachſend im Kaukaſus gefunden. Die Uva crispa ſcheint die verwilderte Stachelbeere zu ſein. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 44 — 690 Letztere Standorte find ſogar ſchon ſehr verdächtig, denn an ſolchen findet ſich in Mittel- und Norddeutſchland auch die verwilderte meiſt kahlfrüchtige Form. Sichere Fundorte der wilden Pflanze ſind unter andern die Berge Svancica und der Velebit in Croatien (Neilreich, Viſiani), Felſen und Bergwälder bei Kronſtadt in Siebenbürgen (Schur), das Orljava-Gebirge in Slavonien (Kitaibel), die nordweſtliche Karpathenkette und andere Gebirge Ungarns (Neilreich), Waldſchluchten beim Fiſcherbad in Salzburg, 4000 p. F. hoch (Sauter), ſonnige Felsabhänge bei Regensburg u. a. O. (Fürnrohr), zwiſchen Kempten und Immenſtadt u. a. O. in Oberbaiern (Sendtner), die Babia Gora u. a. Berge Galiziens (Knapp), felſige Standörter in Baden (Döll) und im Elſaß (Kirſchleger) u. ſ. w. In den Thalſchluchten der Alpen ſteigt dieſer Strauch in Oberbaiern bis 2559 p. F. (831 Met.), in Salzburg bis 4000 p. F. (1299 Met.) empor. Die Stachelbeere wird im ganzen Gebiet in zahlreichen Spielarten und Racen angebaut und ihre Kultur in vielen Gegenden (u. a. beſonders in den baltiſchen Provinzen) mit großer Sorgfalt betriebeu. Sie kommt daher auch überall verwildert vor. Außerhalb unſeres Florengebiets ſoll die Stachel— beere in Norwegen und Schweden (nach Schübeler bis 62“ 55° beziehent- lich 60° Br.) wild vorkommen, desgleichen in England, Frankreich, Oſt- und Centralſpanien (hier jedoch nur die kahlfrüchtige Form R. Uva crispa, nach Lange), in Italien, Griechenland, auf der Inſel Candia, in Süd— rußland und den Kaukaſusländern. Die kultivirte gedeiht in Norwegen noch unter 68“ 13° und im Süden dieſes Landes noch bis 1500 Met. Seehöhe. 313. Ribes niveum Lindl. Schneeweiße Stachelbeere. Beſchreibungen und Abbildungen: R. niveum Lindl., Bot. Reg. t. 1692; C. Koch, Dendrol. I. S. 643. Blätter gebüſchelt, lang geſtielt, 3—5lappig, am Grunde herzförmig, mit grob und tief gekerbt-geſägten Lappen, zuletzt kahl, beiderſeits freudig grün, bis 5 Centim. lang und breit, mit bis 3,5 Centim. langem Stiele. Blüten zu 2—3 auf langen ſchlanken Stielen hängend, mit ſchneeweißem röhrig-trichterförmigem tief 5theiligem bis 1 Centim. langem Kelche und mit vorſtehenden weißen Staubgefäßen. Beeren klein ellipſoidiſch, kahl, ſchwarzblau, von gewürzhaftem Geſchmack. — Aufrechter bis mannshoch werdender Strauch mit rothbraunen Aeſten und (meiſt einfachen) Stacheln. Im nordweſtlichen Nordamerika heimiſch, in Parken und Anlagen nicht ſelten angepflanzt; ſchöner Zierſtrauch. — Blüht im Mai und Juni, reift die Beeren im Auguſt. = 355 II. Rotte: Ribesia DC. Johannisbeerſträucher. 314. Ribes rubrum L. Rothe, gemeine Johannisbeere. Beſchreibungen und Abbildungen: R. rubrum L., Sp. pl. p. 200; Schmidt, Oeſterr. Baumz. T. 93; Hayne, Arzneigew. II, T. 25; Pokorny, Holzgew. S. 236, C. Koch a. a. O. S. 648; Nördlinger a. a. O. S. 76. — In Oeſterreich „Ribis“. Blätter langgeſtielt, herzförmig, 3— 5 lappig, mit grobgekerbten Lappen, jung flaumig beſonders unterſeits, erwachſen kahl, oberſeits dunkel-, unter— ſeits bläſſer grün, drüſenlos, 4,5 — 8 Centim. lang und 5— 9 Centim. breit, mit 3—7 Centim. langem, drüſig-flaumigem Stiele. Blüten klein, zwitter— lich, in hängenden kahlen Trauben; Deckblätter eiförmig, doppelt ſo lang als die fadenförmigen Blütenſtiele; Kelch beckenförmig, grünlichgelb bis bräunlich; Griffel getheilt (Fig. LXVII, 1. 2). Beeren kuglig, erbſengroß, dunkelroth, fleiſchfarben oder weiß. — Strauch von 1— 2 Met. Höhe, mit graubraun berindeten Aeſten. Variirt: a. silvestre Lam. Trauben kurz und klein, Blüten bräunlich, Blätter jung ſtark behaart. Beeren ſtets hochroth. — Die wilde Pflanze. b. sativum. Trauben länger und vielblütig, Blüten größer, gelbgrün, Blätter wenig behaart, Beeren roth, fleiſchfarben, weiß. — Die Kulturpflanze. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die wilde Pflanze ſcheint in unſerem Gebiet (wie überhaupt in Mitteleuropa) nur ſehr zerſtreut und ſelten vorzukommen. Pokorny giebt ſie vom Schiefergebirge des Wechſels in Niederöſterreich (hier bis 4000 w. F. — 1264 Met.) und in den Auen der Fiſcha bei Wiener Neuſtadt an, Schur auf dem Schuler in Siebenbürgen bis 5000 w. F. ( 1580 Met.), Neil reich in Wäldern der nördlichen Karpathenkette (von Preßburg bis in die Marmaros), jedoch ohne eine beſtimmte Localität zu bezeichnen und zugebend, daß die Johannis— beere dort an vielen Orten nur verwildert vorkomme. Knapp bemerkt aus— drücklich, daß der in Wäldern und Hecken hin und wieder in Galizien wachſende Strauch nur die verwilderte Gartenpflanze ſei. Die nach Schrank, - Sendtner und Fürnrohr in ſchattigen Waldungen in den Iſarauen bei München, Ingolſtadt und Regensburg, desgleichen die von Wimmer in großen Laubwaldungen Schleſiens gefundene Pflanze iſt wahrſcheinlich auch nur die verwilderte Gartenbeere. Letztere findet ſich in Gebüſchen und Waldungen auch im ganzen übrigen Mittel-, Weſt- und Norddeutſchland. Eher dürfte die in der Provinz Preußen und in den baltiſchen Provinzen in Wäldern und an Ufern (z. B. ſehr häufig an allen hohen Ufern des Samlandes nach Patze, Meyer und Elkan) vorkommende Johannisbeere, 44* 55 welche ich blühend niemals geſehen habe, die wirkliche wilde Pflanze ſein, da dieſe durch den ganzen Nordoſten Europas verbreitet iſt, wo ſie nach Wahlenberg in Finnmarken am Fluſſe Tana (hier unter 70“ 30° Br. nach Schübeler) und auf der Halbinſel Kola nach Fellmann an den Flüſſen Tuloma und Lutto ihre nördliche Grenze findet. Der Johannis- beerſtrauch iſt ferner als ſpontane Pflanze vom Samojedenlande durch ganz Rußland bis in die Kaukaſusländer und durch ganz Sibirien bis nach Da— hurien und Kamtſchatka verbreitet, hat alſo ſeine eigentliche Heimat in Aſien. Es ſcheint mir deshalb mehr als zweifelhaft, daß dieſer Strauch auch in Belgien, Frankreich, Großbritannien (Schottland vielleicht ausgenommen), Spanien (wo ihn Coſta in den cataloniſchen Pyrenäen gefunden haben will) und anderwärts in Südeuropa einheimiſch ſein ſoll. Kultivirt und zwar in zahlloſen Spielarten wird die Johannisbeere in ganz Europa, weßhalb ſie auch überall verwildern kann, zumal da ihre Beeren von vielen Vögeln gefreſſen werden und durch ſelbige ihre Samen auch in von menſchlichen Wohnplätzen weit entfernte Wälder und Gebirge gebracht werden können. — Blüht im April und Mai, reift die Beeren im Juni und Juli. 315. Ribes multiflorum Kit. Vielblütige Johannisbeere. Synonyme und Abbildungen: R. multiflorum Kitaib. ap. Roem. Schult. Syst. V,. p. 493; Schult., Oeſterr. Flora J. S. 433; Neilreich, Veget. Croat. S. 165; C. Koch, Dendrol. I, S. 654. — R. spicatum Schult. a. a. O. S. 432 und Pokorny a. a. O. S. 238 nicht Robson. — R. vitifolium Waldst. Kit. in Host, Fl. austr. I, p. 309. — R. urceolatum Tausch in Flora XXI, S. 720 (1838). Blätter langgeſtielt, herzförmig, 3—5lappig, grob und ungleich doppelt gekerbt⸗geſägt, oberſeits faſt kahl dunkelgrün, unterſeits dünnfilzig graugrün, drüſenlos“), 5—7 Centim. lang und 5—9 Centim. breit, mit 3—5 Centim. langem flaumigem Stiele. Blüten in ſchlaffen bis 9 Centim. langen 20 — 80blütigen, anfangs geradausgeſtreckten, ſpäter hängenden Trauben; Traubenſtiel flaumig oder zottig, Blütenſtiel ſo lang wie die Blüte, ſammt dieſer kahl und viel länger als die kleinen ovalen Deckblätter; Kelch becken— förmig⸗glockig, grünlichgelb, mit zurückgekrümmten, verkehrt-eiförmigen, wimper⸗ loſen Zipfeln. Beeren roth, ſehr ſauer. — Aufrechter Strauch von 3,3 — 2,3 Met. Höhe, mit graubraunen Zweigen, von widerlichem Geruch. An felſigen waldigen Stellen auf dem Mrzin, Mali Urlaj und Velebit in Croatien. In botaniſchen Gärten, ſelten zur Zierde kultivirt. (Hält noch im Dorpater botaniſchen Garten im Freien aus.) — Blüht im April. Bei der kultivirten Pflanze verliert ſich der Filz faſt ganz und find die Blätter auf der untern Seite nur an den Nerven dicht flaumig. „ 5908 — 316. Ribes petraeum Wulf. Felsliebende Johannisbeere. Synonyme und Abbildungen: R. petraeum Wulf. in Jacqu., Misc. austr. II. P. 36; Jequ., Ie. I, t. 94; Schmidt, Oeſterr. Baumz. II, T. 49; Pokorny a. a. O. S. 237; C. Koch a. a. O. S. 653. — R. carpathicum Kit., R. acerrimum Rochel. R. caucasicum M. B. Blätter langgeſtielt, aus ſchwach herzförmiger Baſis handförmig, 3= bis 5lappig, ungleich und ſcharf doppeltgeſägt, mit eiförmigen zugeſpitzten Lappen, oberſeits faſt kahl dunkelgrün, unterſeits nur an den Nerven be— haart blaßgrün, 4,7 — 7,2 Centim. lang und 5 — 9 Centim. breit, mit 2— 3 Centim. langem behaartem Stiele. Blüten zwitterlich, klein, in anfangs aufrechten, ſpäter überhängenden, kurzen dicken Trauben; Trauben— ſpindel und Blütenſtiele flaumig, Deckblätter ſehr klein, viel kürzer als die Blütenſtiele; Kelch groß, flach glockenförmig, hellroth oder grünlichroth ge— ſprenkelt, am Rande gewimpert; Griffel nur an der Spitze getheilt. Beeren blutroth, ſehr ſauer. — Aufrechter Strauch von 1,3— 1,7 Met. Höhe, mit hell gelblichgrauen Langtrieben, aſchgrauen ſtumpfkantigen, pfeifenrohrartigen Stocklohden und dunkel röthlichbraunen Stämmen, deren Korkhaut ſich der Quere nach abrollt und (wie bei den Birken) von queren roſtbraunen Korkwülſtchen durchbrochen iſt. An feuchten felſigen bebuſchten Stellen, in Felsſpalten der Berg- und Voralpenregion der Alpen, des Jura, der Vogeſen, des Schwarzwaldes, Rieſengebirges, der Sudeten und Karpathen, ſehr zerſtreut; häufig in den Vogeſen (beſonders am Hohneck nach Mougeot), im Schwarzwalde, in den Alpen (fehlt jedoch in den bairiſchen gänzlich), ſehr ſelten im Rieſengebirge und in den Sudeten, häufiger in den Karpathen; durch die öſtlichen Alpen bis auf den croatiſchen Karſt (bei Severin) und bis in das croatiſche Litorale (bei Bribir und Zeng) verbreitet. Steigt in den Salzburger Alpen bis 5000 p. F. (1600 Met.) empor. Wird nicht ſelten als Zierſtrauch in Gärten und Anlagen angepflanzt und gedeiht ſelbſt noch im öſtlichen Liv- land im Freien. Findet ſich außerhalb unſeres Gebiets auch in den Gebirgen der Auvergne, in den Pyrenäen, in Belgien und Luxemburg, ſowie im Kaukaſus (hier zwiſchen 3000 und 6000 p. F. = 1949 Met. Höhe nach C. A. Meyer), im altaiſchen und baikaliſchen Sibirien und in Dahurien. — Blüht im Mai und Juni. 317. Ribes spicatum Robs. Aehrige Johannisbeere. Beſchreibungen und Abbildungen: R. spieatum Robson in Transact. of the Linn. soc. III, p. 240. t. 21; C. Koch a. a. O. S. 650. Blätter meiſt nur Zlappig, mit keilförmiger Baſis, ſcharf und lang geſägt, ſehr behaart, auf der Unterfläche graufilzig und mit ſehr ſtark vor— — 5 tretenden Hauptnerven, 4,5— 5,3 Centim. lang. Blüten faſt ſitzend in aufrechten Aehren, klein, grünlichbraun, behaart; Griffel nur an der Spitze getheilt. Beeren dunkelroth, ſüß. — Aufrechter Strauch mit graubraunen Zweigen und derben, meiſt etwas gefalteten Blättern. Schon Cluſius (Rarior. plantar. hist. 1601) erwähnt dieſe mir un— bekannte, von Pokorny mit R. multiflorum verwechſelte Art als in Oeſterreich und Steiermark wild wachſend. Sie ſcheint aber dort nicht mehr vorzukommen. Oder ſollte R. alpinum von Cluſius dafür gehalten worden ſein? — Bereits im 16. Jahrhundert wurde dieſer Strauch wegen ſeiner angenehm ſchmeckenden Beeren im Heſſiſchen angebaut, was dort noch jetzt der Fall ſein ſoll, wenn nicht etwa eine Verwechſelung mit einer ſüßbeerigen Sorte des gemeinen Johannisbeerſtrauchs vorliegt. Aus Süd— deutſchland ſoll R. spicatum nach England eingeführt worden ſein, woſelbſt noch jetzt dieſe Art angebaut wird. Sie bleibt eine zweifelhafte Art. — Blüht im Mai. 318. Ribes alpinum L. Alpen-Johannisbeere. Synonyme und Abbildungen: R. alpinum L., Sp. pl. p. 200; Jacqu. Fl., austr. I, t. 47; Schmidt, Oeſterr. Baumz. II. T. 96; Guimp., Holzgew. T. 21; Pokorny a. a. O. S. 236; C. Koch a. a. O. S. 656; Nördlinger a. a. O. S. 76. — R. grossu- lariaefolium, leucocladon, pilosum, tortuosum, viridissimum, Hladnickianum, Fleisch- mannii und Scopolii Rchb. in Fl. germ. excurs. — „Wilde Johannisbeere“. Blätter kurz geſtielt, klein, gebüſchelt, 3 lappig, mit keiliger abgerundeter oder ſchwach herzförmiger Baſis und eiförmigen, grob eingeſchnitten-geſägten Lappen, oberſeits dunkelgrün, mit einzelnen anliegenden Borſtenhaaren oder ganz kahl, unterſeits kahl, 2— 3,5 Centim. lang und 1,5—3 Centim. breit, mit 5— 10 Millim. langem drüſenhaarigem Stiele. Blüten eingeſchlechtig— zweihäuſig, klein, kurz geſtielt, in kurzen aufrechten Trauben; Spindel drüſig behaart, Deckblätter länger als die Blüten; Kelch flach ſchalenförmig, grün— lichgelb, kahl, Griffel getheilt. Beeren ſcharlachroth, ſchleimig, von fad ſüßlichem Geſchmack. — Strauch von 1,3—2,7 Met. Höhe mit ſchlanken kaſtanienbraun berindeten Stämmen, aſchgrauen Aeſten und glänzend bräunlich— oder ſcherbengelben, oft hängenden Zweigen. An ſteinigen felſigen bebuſchten Abhängen, an ſteinigen Plätzen in Wäldern und an Waldrändern, in Mittel-, Weſt- und Süddeutſchland von der Region der Hochebenen bis in die obere Bergregion, in der Alpenzone von der oberen Ebenenregion bis in die Voralpenregion, in der Karpathen— zone von der Region der Hochebenen bis in die obere Bergregion, auf allerlei Geſteinen, verbreitet, doch meiſt zerſtreut, am häufigſten in den Voralpen. Steigt nach Sendtner im Bairiſchen Walde bis 2805 p. F. (911 Met.), — 695 —— in den bairiſchen Alpen bis 5000 p. F. (1624 Met.) empor, wird häufig als Zierſtrauch angebaut (hält noch in Livland im Freien aus, ohne jedoch die Beeren zu reifen) und findet ſich daher auch in den tieferen Regionen, ſowie in der norddeutſchen Zone häufig verwildert. Tritt in Nordeuropa zum zweiten Male ſpontan auf und iſt hier durch Norwegen und Schweden (nach Schübeler bis 66“ 12“, beziehentlich 64“ Br.) bis in das finniſche Lappland und bis in die Waldregion des Samojedenlandes im Gouv. Archangel (nach v. Schrenk) verbreitet. Die Alpen-Johannisbeere wächſt ferner in Schottland, den Pyrenäen, den oſt- und nordſpaniſchen Gebirgen, in Italien, im Kaukaſus, in Sibirien und Kamtſchatka. — Blüht im April und Mai. 319. Ribes nigrum L. Schwarze Johannisbeere. Beſchreibungen und Abbildungen: R. nigrum L., Sp. pl. p. 201; Schmidt, Oeſterr. Baumz. III. T. 93, Hayne, Arzneigew. III. T. 26; Pokorny a. a. O. ©. 238; C. Koch a. a. O. S. 660; Nördlinger a. a. O. S. 77. — „Ahlbeere, Bocksbeere, Buxbeere“. Blätter langgeſtielt, groß, herzförmig, 3— 5 lappig, ungleich und grob faſt doppelt geſägt, oberſeits kahl glänzenddunkelgrün, unterſeits mit goldgelben ſitzenden Drüſen beſtreut hellgrün, 4— 7 Centim. lang und 5,5 —11 Centim. breit mit 3—4 Centim. langem flaumigem Stiele. Blüten groß, in ſchlaffen oft überhängenden Trauben; Spindel und Blütenſtiele flaumig bis filzig, Deckblättchen pfriemlich, viel kürzer als die Blütenſtiele; Kelch glockenförmig, grünlich roth, flaumig, Fruchtknoten drüſig punktirt, Griffel walzig mit kopfiger Narbe. Beere kuglig, groß, ſchwarz, drüſig punktirt, von ſüßem aber unangenehm aromatiſchem, an Wanzen erinnerndem Geſchmack. — Auf— rechter Strauch von 1,3— 1,7 Met. Höhe, mit ſchwarzbraunen Aeſten und aſch- bis gelblichgrauen Zweigen, wanzenartig riechend. Auf feuchtem bis moraſtigem, humoſem Boden in Auen- und Bruch— wäldern der Ebenen und Flußthäler, durch das ganze Gebiet, jedoch vor— zugsweiſe in der norddeutſchen Zone (noch in den baltiſchen Provinzen), in der ſüdlichen Hälfte ſehr zerſtreut und ſelten, in Oberbaiern nach Sendtner bis 1450 p. F. (471 Met.). Wird in Gärten häufig angepflanzt und kommt deshalb nicht ſelten in Hecken verwildert vor. Iſt nordwärts durch Scandinavien und Nordrußland bis Lappland, bis auf die Halbinſeln Kola und Kanin (in Norwegen aber nur bis 62“ 55° Br., bis Romsdalen), oſtwärts durch Rußland und Sibirien bis Dahurien, ſüdwärts bis Ober— italien, weſtwärts bis Frankreich und Großbritannien verbreitet. — Blüht im April und Mai. 320. Ribes sanguineum Pursh. Blutrothblütige Johannisbeere. Synonyme und Abbildungen: R. sanguineum Pursh, Fl. bor. amer. I, p. 164; C. Koch, Dendrol. I, ©. 662. — Calobotrya sanguinea Spach. Blätter kurz geftielt, 3-, ſeltner 5lappig, mit ſeicht herzförmiger Baſis, breiter als lang, ungleich und etwas eingeſchnitten fein-gekerbt, beiderſeits weich flaumhaarig, oberſeits dunkel-, unterſeits graugrün, 3,1—8 Centim. breit, mit 1,5—2 Centim. langem filzigem Stiele. Blüten groß in viel— blütigen aufrechten oder überhängenden Trauben; Spindel filzig und ſammt den Blütenſtielen und Fruchtknoten mit goldgelben geſtielten Drüſen bedeckt, Deckblätter breitelliptiſch, länger als die Blütenſtiele, bald abfallend; Kelch trichter- bis präſentirtellerförmig, blut- oder purpurroth. Beeren blau— ſchwarz, weißbereift. — Aufrechter Strauch bis 1,5 Met. hoch, mit ſteifen rothbraunen Zweigen, blühend einen prächtigen Anblick gewährend. In Californien und Mexico heimiſch, in unſerem Gebiet (die nord— öſtlichen Gegenden der norddeutſchen Zone ausgenommen) häufig als Zier— ſtrauch angepflanzt. — Blüht im April oder Mai, bisweilen ſchon vor dem Laubausbruch. Variirt in Gärten mit hellrothen, roſenrothen und weißen, roſig angehauchten Blüten. 321. Ribes aureum Pursh. Goldgelbe Johannisbeere. Synonyme und Abbildungen: R. aureum Pursh J. c. p. 164; C. Koch a. a. O. S. 665. — Chrysobotrya revoluta Spach. — „Goldtraube“. Blätter aus keilförmiger ganzrandiger Baſis 3lappig, mit ſpitzen ungleich und grob geſägten, ſeltner ganzrandigen Lappen, am Rande fein gewimpert ſonſt kahl, oberſeits glänzend ſattgrün, unterſeits matt bleichgrün, 2,2—4 Centim. lang und 3—5 Centim. breit, mit 13—27 Millim. langem kahlem Stiele. Blüten groß, in aufrechten lockern Trauben; Spindel und die lanzettlichen die Blütenſtiele an Länge übertreffenden Deckblätter flaumig bis filzig; Kelch langröhrig-präſentirtellerförmig, goldgelb, ſammt dem Frucht— knoten kahl. Beeren anfangs gelb, dann rothbraun, zuletzt ſchwarz, eß— bar. — Schöner Strauch von 2—3 Met. Höhe, deſſen Blätter ſich im Herbſt ſchön roth färben. Mittlere Staaten von Nordamerika. Im ganzen Gebiet als Zierſtrauch in Gärten und Anlagen ſehr häufig angebaut. — Blüht im April und Mai. Anmerkung. Zu der Ordnung der Corniculaten gehört auch die Familie der Steinbrechgewächſe (Saxifragaceae), welche unſern Gärten und Gewächshäuſern mehrere ſchöne Zierſträucher geliefert hat, unter denen die Hortenſie (Hydrangea opuloides Lam., Hortensia rosea Desf.) der bekannteſte iſt. Die gewöhnliche in den Gärten vorkommende Form dieſes in China und Japan heimiſchen Strauchs hat gleich dem a Gartenſchneeball faſt lauter geſchlechtsloſe Blüten mit großer 4blättriger Blumenkrone in ihren kugligen Vlütenſtänden (zuſammengeſetzten Trugdolden) von roſenrother oder blauer Farbe. Mehrere nordamerikaniſche Arten der Gattung Hydrangea gedeihen auch im nördlichen Deutſchland im freien Lande, ſind jedoch in den Gärten und An— lagen wenig verbreitet. Dahin gehören H. arborescens L., radiata Walt., nivea Lindl. und quereifolia Bartr. — Alle Arten von Hydrangea haben gegenſtändige einfache Blätter, große endſtändige ſchirmförmige Blütenſtände und kleine Blüten mit 4 bis 5zähnigem Kelch, 4—5 blättriger Blumenkrone, 8— 10 freien Staubgefäßen und unter— ſtändigem 2—4fächrigem 2—4 Griffel tragendem Fruchtknoten, aus dem ſich eine häutige vielſamige Kapſel entwickelt. — Von manchen Syſtematikern wird auch die Familie der Pfeifenſträucher (Philadelpheae, ſ. Myrtenblütige Gewächſe) in die Nähe der Saxifragaceen geſtellt. Zweiundzwanzigſte Ordnung. Wundfeigenartige. (Opuntieae Endl.) Blüten zwitterlich, mit vielblättrigem Kelche, deſſen vielreihig an— geordnete Blätter allmälig in die ebenfalls zahlreichen und vielreihigen Blumenkronenblätter übergehen. Kelchblätter mit der hohlen Blütenachſe verwachſen, welche den Fruchtknoten umſchließt. Staubgefäße ſehr zahl— reich, frei, perigyniſch. Fruchtknoten unterſtändig, einfächerig, mit vielen wandſtändigen umgekehrten Samenknospen. Frucht eine vielſamige meiſt ſtachlige oder borſtige Beere. Same ohne Eiweiß. Eine einzige Familie. Zweiundvierzigſte Familie. Cactusgewächſe. (Cacteae DC.) Saftig⸗fleiſchige, meiſt blattloſe Holzgewächſe von ſehr eigenthümlichen Formen, indem der Stamm bald ſäulen- oder ſchlangenförmig, bald ſtrauchig mit walzigen oder zuſammengedrückten Aeſten, bald bandförmig, bald kuglig (mit regelmäßig angeordneten Kanten, Rippen, Flügeln, Warzen bedeckt), bald ganz unregelmäßig geſtaltet iſt. An der Stelle der fehlenden Blätter gewöhnlich Büſchel von Dornen. Blüten meiſt ſitzend, aus dem Ende oder den Seiten der Stämme oder Aeſte hervorbrechend. — Die Cactusgewächſe ſind insgeſammt im tropiſchen Amerika heimiſch, einige Arten aber der Gattung Opuntia in den Ländern und auf den Inſeln der Mediterranzone verwildert. Beſonders gilt dies von der namentlich in der weſtlichen Hälfte dieſer Zone als Heckenpflanze allgemein angebauten O. vulgaris Mill., ſowie „ ae von der in allen Mediterranländern als Obſtpflanze kultivirten O. Ficus indica Mill. Letztere und 2 andere Arten finden ſich angepflanzt und ver— wildert auch in der adriatiſchen Zone unſeres Gebiets. CIX. Opuntia Tourn. Feigendiſtel. Kelchblätter kurz, abfallend, Blumenblätter roſettenartig aus— gebreitet, verkehrt eirund. Staubgefäße kürzer als die Blume; Griffel walzig, mit 3—8 dicken Narben. Beere am Scheitel genabelt, an den Seiten höckerig und oft dornig. — Sträucher mit fleiſchigen zufammen- gedrückten gegliederten Stämmen und Aeſten. Die Glieder blattförmig, in Spirallinien bald mit Dornen oder Borſtenbündeln oder mit kleinen rudi— mentären ſehr hinfälligen Blättern beſetzt. Blüten aus den Rändern der endſtändigen Aſtglieder neben einander hervorbrechend. 322. Opuntia nana Vis. Zwerg ⸗Feigendiſtel. Synonyme und Abbildungen: O0. nana Vis., Fl. dalm. III, p. 143; Pokorny a. a. O. S. 239. — Cactus Opuntia nana DC., pl. grass. II, t. 138. Stamm krautig, kriechend, bis 1 Met. lang, äſtig; Glieder faſt kreis— rund, 5— 8 Centim. lang, grün bis kupferfarben, mit vielen gebüſchelten Dornen beſetzt. Blätter nur an der Spitze der oberſten Stammglieder hervorſprießend, pfriemenförmig, roth, bald abfallend. Blüten anſehnlich, blaßgelb. Beeren birnförmig, purpurroth. Aus Weſtindien ſtammend, verwildert auf Mauern in Dalmatien (um Zara, Sebenico, Spalato u. a. O., Viſiani) und in Südtirol (Hausmann). — Blüht vom Juni bis Auguſt. 323. Opuntia Ficus indica Haw. Indiſche Feigendiſtel. Synonyme: 0. Ficus indica Haw., Syn. p. 191; Pokorny a. a. O. S. 240. — Cactus Ficus indica L. — „Indianiſche Feige, Wundfeige“. Stamm aufrecht, ſehr äſtig; Glieder ſehr groß, länglich-eiförmig, bis 0,5 Met. lang, ſpärlich mit kleinen einzelnen Dornen beſetzt. Beeren groß, bis 6,6 Centim. lang, gelblich, roth, weißlich, ſehr ſüß. Blätter wie bei voriger Art. Aus Mexico, in Dalmatien (wie in der ganzen Mediterranzone) als Obſtſtrauch angepflanzt und ſtellenweis verwildert (z. B. auf der Inſel Liſſa nach Viſiani). — Blüht vom Frühling bis Sommer. — 699 324. Opuntia amyclaea Ten. Schubförmige Feigendiſtel. Beſchreibungen und Abbildungen: O. amyclaca Ten., Fl. napol. V. t. 236; Pokorny a. a. O. Stamm ſtrauchig, aufrecht, mit großen elliptiſchen oder verkehrt— eiförmigen blaugrünen Gliedern. Dornen von ungleicher Länge, weißlich, zu 4—6 gruppirt. Blüten groß, gelb, äußerlich orangeroth. Kultivirt oder verwildert an ſteinigen Orten zwiſchen Raguſa und Gravoſa in Dalmatien (Viſiani). — Blüht vom Frühling bis Sommer. Dreiundzwanzigſte Ordnung. Sauerdornartige Gewächſe. (Berberinae Willk.) Holzgewächſe, ſeltner Kräuter mit wechſelſtändigen Blättern und regel— mäßig gebildeten Zwitter- oder eingeſchlechtigen Blüten, welche entweder einen mehrblättrigen Kelch und eine mehrblättrige Blumenkrone oder nur ein blumenartiges verwachſenblättriges Perigon beſitzen. Staubbeutelfächer mit Klappen aufſpringend. Frucht verſchieden. — Es werden hierher die nachfolgenden beiden Familien geſtellt, welche außer dem klappigen Auf— ſpringen der Staubbeutel nichts mit einander gemein haben. Dreiundvierzigſte Familie. Sauerdorne. (Berberideae Vent.) Sträucher oder Kräuter mit wechſelſtändigen, einfachen oder zuſammen— geſetzten Blättern, mit oder ohne Nebenblätter. Blüten regelmäßig, zwitter— lich, mit 3—9 blättrigem, oft gefärbtem Kelch und mit ebenſo oder doppelt ſo vielen, den Kelchblättern opponirten Blumenblättern. Staubgefäße eben— ſo viele als Blumenblätter, vor denſelben ſtehend, frei. Fruchtknoten ober— ſtändig, einfächrig, Frucht eine Beere oder Kapſel. Samen mit Eiweiß. — Bewohnen der Mehrzahl nach die gemäßigte Zone der nördlichen Halbkugel. CX. Berberis L. Sauerdorn, Berberize. Kelch 6 blättrig, 2 reihig, corolliniſch; Blumenblätter 6, am Grunde mit 2 Drüſen; Staubgefäße 6, Griffel fehlend; Frucht eine 2—3ſamige Beere. — Sommergrüne, ſelten immergrüne Sträucher mit ruthenförmigen = I7a0. gebogenen kantigen Langzweigen, welche mit ſeitenſtändigen Blätterbüſcheln beſetzt und am Grunde derſelben mit einfachen oder dreitheiligen Dornen begabt ſind. Dieſe Dornen ſind metamorphoſirte Blätter, in deren Winkeln ſich eine Achſelknospe (am jungen Langtriebe) entwickelt, aus welcher ein mit ſpiralig alternirenden Laubblättern dicht beſetzter Kurztrieb hervorgeht. Die Endknospe dieſer Kurztriebe enthält entweder einen Blütenſtand oder entwickelt ſich im Juni zu einem mit kleinen weichen alternirenden Dornen verſehenen Langtriebe, an dem in den Achſeln der Dornen ſofort ſich wenig— blättrige Büſchel erzeugen, welche im nächſten Frühjahre, wo auch die Dornen ausgewachſen ſind, ſich vergrößern“). Beim Laubabfall brechen die Blatt— ſtiele oberhalb ihrer Anheftungsſtelle ab, weshalb alle Knospen von den ſtehengebliebenen Blattſtielbaſen des Blätterbüſchels umhüllt, ſonſt aber nackt ſind. Blätter ſtets einfach und ungetheilt. Blüten in endſtändigen meiſt hängenden Trauben, jede von einem kleinen Deckblatt geſtützt. Holz ſchön gelb, im Kern braun, hart, auf dem Querſchnitt mit ſtarken Mark— ſtrahlen und einer Reihe grober Frühlingsporen am Anfange eines jeden Jahrringes. — In unſerem Gebiet kommt nur die folgende Art vor: 325. Berberis vulgaris L. Gemeiner Sauerdorn. Beſchreibungen und Abbildungen: B. vulgaris L., Sp. pl. p. 330; Hayne, Arzneig. I, T. 41; Rchb., Ic. IV, f. 4486; Pokorny a. a. O. S. 244; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 188. — „Eſſigdorn, Weinſchädling, Gelbholz“. Blätter geſtielt, länglich-verkehrt-eiförmig, am Grunde verſchmälert, fein wimprig geſägt, kahl, netzadrig, unterſeits bläſſer, 3 —8 Centim. lang und 1,5— 3,5 Centim. breit, mit 5— 15 Millim. langem Stiele. Blüten glockig, gelb, mit pomeranzenfarbenen Drüſen, am Grunde reizbaren Staub— fäden und grüner Narbe, eigenthümlich ſüß (nicht angenehm) duftend. Beere länglich, hochroth, ſauer doch eßbar. — Mittel- oder Großſtrauch von 1 bis 2,7 Met. Höhe mit hellbrauner, längsgefurchter Rinde an den älteren Stämmen und mit ruthenförmigen hängenden gelblichgrauen geſtreiften Zweigen, welche gegen die Spitze hin mit einfachen, ſonſt mit 3theiligen Dornen beſetzt ſind. Die im Herbſt reifenden Beeren bleiben den ganzen Winter hindurch an den entlaubten Zweigen hängen. In Gärten hat man Varietäten mit weißen, blauen und ſchwärzlichen Beeren. In Gebüſchen und Hecken, an Waldrändern, beſonders auf Kalkboden durch das ganze Gebiet von Kurland bis Dalmatien verbreitet, am häufigſten jedoch in der ſüddeutſchen und Alpenzone, beſonders in den Flußauen der In dieſer Beziehung erinnern die Sauerdorne ſehr an die Lärchen. Kalkalpenthäler. Steigt in den bairiſchen Alpen nach Sendtner bis 4374 p. F. (1420,8 Met.), in der Schweiz bis 5000 p. F. (1624,2 Met.) empor. In der norddeutſchen Zone ſelten, hier aber (wie faſt überall) häufig in Gärten und Anlagen als Zierſtrauch kultivirt und daher in Hecken ver— wildert. Geht über die Grenzen unſeres Gebiets hinaus nordwärts bis Norwegen, Schweden und Finland, oſtwärts bis in die Krim und die Kaukaſusländer, ſüdwärts bis Griechenland und Sicilien, weſtwärts bis Oſt— ſpanien, nordwärts bis England. — Blüht im Mai und Juni. Anmerkung. In Gärten und Anlagen werden auch einige nordamerikaniſche und aſiatiſche Arten nicht ſelten zur Zierde kultivirt, am häufigſten B. canadensis Prsh. und B. sibirica Pall., welche der gemeinen Berberize ſehr ähnlich ſind. In der ſüdlichen Hälfte unſeres Gebiets findet man auch einen andern Berberideenſtrauch, die immergrüne Mahonia Aquifolium L., mit gefiederten Blättern, dornig ge— zähnten Blättchen und gelben ſtraußförmig gruppirten Trauben häufig in Gärten und hie und da ſogar verwildert. Blüht im April und Mai. Vierundvierzigſte Familie. Lorbeergewächſe. (Laurineae Vent.) Immergrüne Bäume mit wechſelſtändigen einfachen ganzen und ganz- randigen Blättern und zwitterlichen oder eingeſchlechtigen Blüten, welche ein 4— 6ſpaltiges Perigon beſitzen, das mit einer unter dem oberſtändigen Fruchtknoten befindlichen Scheibe verwachſen iſt. Staubgefäße meiſt vier— mal ſo viele als Perigonzipfel. Einſamige Steinfrucht oder Beere; Samen ohne Eiweiß. — Bewohnen mit Ausnahme einer Art die Länder der tro— piſchen und ſuptropiſchen Zone. CXI. Laurus L. Lorbeer. Blüten zweihäuſig, mit viertheiligem Perigon, in blattachſelſtändigen Trugdolden, unter den männlichen die endſtändigen 127, die ſeitenſtändigen 9— 10 männig; weibliche mit 4 rudimentären Staubgefäßen und einem ein— griffligen Stempel. Einſamige Beere. 326. Laurus nobilis L. Gemeiner Lorbeer. Beſchreibungen und Abbildungen: L. nobilis L., Spec. pl. p. 369, Schkuhr, Handb. Taf. 110, Hayne, Arzneigew. XII, Taf. 18, Rchb., Ic. XII. t. 673; Pokorny a. a. O. S. 135. „ Blätter länglich-lanzettförmig, oben und unten ſpitz, am Rande wellig, kahl, oberſeits glänzend dunkelgrün, unterſeits matt hellgrün, 7—12 Centim. lang und 2,5—4,5 Centim. breit, mit 5—8 Millim. langem Stiel. Trug— dolden geſtielt, mit vierblättriger Hülle, Blüten mit weißem kreuzförmigem Perigon, Staubgefäße mit 2 geſtielten Drüſen am Filament. Beeren ellipſoidiſch, grünlich- oder bläulichſchwarz, gewürzhaft. In der adriatiſchen Zone und in Südtirol häufig angepflanzt, in Dalmatien bei Trau und Caſtelli und auf den Inſeln Brazza und Leſina wirklich wild, in Südtirol bei Bozen, Meran u. a. O. verwildert. Durch die ganze Mediterranzone verbreitet. Blüht vom Februar bis Mai. Vierundzwanzigſte Ordnung. Vielfrüchtler. (Polycarpicae Endl.) Der Name dieſer Ordnung beruht darauf, daß jede Blüte in der Regel mehrere bis ſehr viele getrennte oder am Grunde verwachſene Einzel— ſtempel (aus 1 Fruchtblatt gebildete) enthält und deshalb auch mehrere bis viele Einzelfrüchte hervorbringt. — Unter den Familien dieſer Ordnung iſt nur die folgende, die größte von allen, in Europa durch zahlreiche Arten vertreten, worunter ſich auch einige Holzgewächſe befinden. Fünfundvierzigſte Familie. Hahnenfußartige Gewächſe. (Ranunculaceae Juss.) Kräuter, ſelten Halbſträucher und Sträucher. Blätter abwechſelnd, einfach oder zuſammengeſetzt, ohne Nebenblätter. Blüten meiſt zwitterlich und regelmäßig (unter den einheimiſchen Gattungen nur bei Delphinium und Aconitum unregelmäßig), mit convexer, kegel-, kugel- oder walzenförmiger Blütenachſe, welche oben die Stempel, darunter die ſtets freien Staubgefäße Blumen- und Kelchblätter (letztere alternirend, meiſt 5) trägt. Früchte nuß— artig (einfamige Nüßchen) oder aufſpringend (mehrſamige Balgkapſeln), ſelten fleiſchig-ſaftig (mehrſamige Beeren). Samen mit hornigem Eiweiß. — Die Ranunculaceen find über die ganze Erde verbreitet, jedoch in der gemäßigten Zone der nördlichen Halbkugel am häufigſten. In Europa enthalten blos die beiden folgenden, zu den nüßchentragenden Ranunculaceen gehörenden, nahe verwandten Gattungen holzige Arten: I. Clematis: Kelch 4—5blättrig, gefärbt, blumenblattähnlich; Blumen— krone fehlend. Staubgefäße und Stempel zahlreich. Nüßchen vom ausge— wachſenen federartig behaarten Griffel geſchwänzt, ſelten ungeſchwänzt (wenn der Griffel abfällt). II. Atragene: Kelch wie bei voriger Gattung, Blumenkrone viel— blättrig, viel kürzer als der Kelch. Sonſt wie Clematis. CXII. Clematis L. Waldrebe. Aufrechte Stauden oder ſchlingende Sträucher mit gegenſtändigen meiſt gefiederten Blättern und zahlreichen Blüten in aus Trugdolden zuſammen— geſetzten Rispen oder Sträußen. — In unſerem Gebiete kommen 3 ſtrauchige Arten vor: Nüßchen geſchwänzt. 327. Clematis Vitalba L. Gemeine Waldrebe. Beſchreibungen und Abbildungen: C. Vitalba L., Sp. pl. P. 544; Hayne, Arzneig. XII. T. 32; Rchb., Ic. IV, f. 4667; Pokorny a. a. O. S. 240; Nördlinger, Forſtbot. II. S. 192. — „Brennkraut, Hagſeilrebe“. Blätter meiſt 5 zählig gefiedert, die oberſten auch 3zählig oder nur fiederſchnittig; Blättchen herzeiförmig oder eilänglich, ſpitz, ganzrandig (C. banatica Wierzb.) oder grob geſägt, bisweilen auch gelappt, erwachſen kahl, grün, unterſeits bläſſer, 4,7 — 10 Centim. lang und 3—5 Centim. breit. Blüten in endſtändigen, wiederholt dreigabligen ſtraußförmigen Trugdolden mit beiderſeits filzigen weißen Kelchblättern. Nüßchen lang geſchwänzt. — Hochklimmender (mittels Biegungen der ſtengelartigen krautigen Zweige und rankenartiges Umſchlingen der Blattſtiele ſich feſthaltender) Strauch, deſſen Stämme bis 12 Met. Länge zu erreichen vermögen und mit ihren Aeſten und Zweigen andere Sträucher, Baumſtämme und Baumkronen oft förmlich umſtricken, auch wohl häufig von der Wurzel bis zu den Wipfeln der Bäume ausgeſpannt ſind. Stämme zolldick, grau berindet, in Abſtänden knotig verdickt. Iſt eine ſcharfe Giftpflanze, wie auch die folgenden Arten. In Hecken, Gebüſchen, an Waldrändern, in Mittel- und Auenwäldern, beſonders auf Kalkboden, von Mitteldeutſchland an (wo dieſe Pflanze jedoch in vielen Gegenden ganz fehlt, z. B. im Königreiche Sachſen) bis in die Schweiz und bis in die ſübdlichſten und öſtlichſten Kronländer des öſter— reichiſchen Kaiſerſtaats, beſonders häufig in Niederöſterreich (z. B. um Wien) und in den Kalkalpen, in deren Thälern die Waldrebe oft undurchdringliche Geflechte bildet. Geht nicht hoch (in Oberbaiern nach Sendtner nur bis „ 2737 p. F. = 889,1 Met.). Findet ſich in unſerem Gebiete, beſonders in deſſen ſüdlicher Hälfte, auch häufig als Ziergewächs zu Wandbekleidungen und Lauben kultivirt und daher auch in Mitteldeutſchland ſtellenweis in Hecken verwildert. Iſt über die Grenzen unſeres Gebiets hinaus nordweſtlich bis Schottland, weſtlich bis Portugal, ſüdwärts bis Sicilien und Griechen— land, oſtwärts bis Kaukaſien verbreitet. — Blüht im Juni und Juli. 328. Clematis Flammula L. Brennende Waldrebe, Beſchreibungen und Abbildungen: C. Flammula L., Sp. pl. p. 544; Rchb., Ic. I. e. t. 62, 63; Pokorny a. a. O. S. 241. Unterſcheidet ſich von vorhergehender Art durch doppelt gefiederte Blätter mit viel kleineren elliptiſchen länglichen oder linealen Blättchen, welche am Grunde verſchmälert, ganz und ganzrandig oder ſeicht gelappt ſind, durch kleinere Blüten und durch nur unterſeits etwas flaumhaarige Kelchblätter. Die Varietät mit linealen Blättchen iſt C. maritima Lamk., diejenige mit kleinen rundlichen C. fragrans Ten. Iſt ebenfalls ein hochklimmender Strauch. In Hecken, Gebüſchen, an Waldrändern in der untern Region der ſüd— lichen und ſüdöſtlichen Kronländer Oeſterreichs, beſonders in der adriatiſchen Zone, übrigens durch die ganze Mediterranzone verbreitet. Wird im Süden unſeres Gebiets auch als Zierſtrauch cultivirt. Blüht im Juni und Juli. i Nüßchen ungeſchwänzt. 329. Clematis Vitieella L. Violette, italieniſche Waldrebe. Beſchreibungen und Abbildungen: C. Viticella L., Sp. pl. p. 543; Rchb., I. c. f. 4668; Pokorny a. a. O. S. 242. Blätter dreizählig doppelt gefiedert; Blättchen eiförmig, ſtachelſpitzig, ganzrandig oder gelappt, etwas flaumig, oberſeits dunkelgrün, 2,5—6 Centim. lang und 2—3 Centim. breit. Blüten einzeln oder zu dreien auf langen Stielen endſtändig, groß; Kelch Ablättrig, violett. — Hochklimmender Strauch, mittels der rankenartig gewundenen Blattſtiele kletternd. In Gebüſchen und Hecken Südtirols und der adriatiſchen Zone, übrigens durch faſt ganz Südeuropa verbreitet. Wird im ganzen Gebiet (die baltiſchen Provinzen und das nordöſtliche Deutſchland ausgenommen) in vielen Varietäten und Baſtarden als Wandbekleidungs- und Laubenpflanze kultivirt. — Blüht vom Mai bis Auguſt. 0 (XIII. Atragene L. Alpenrebe. 330. Atragene alpina L. Gemeine Alpenrebe. Synonyme und Abbildungen: A. alpina L., Sp. pl. P. 542; Rchb., I. c. f. 4662; Pokorny a. a. O. S. 243. — A. austriaca Jequ. Fl. austr. III, t. 241. — A. clema- tidea Crantz. Blätter gegenſtändig, geſtielt, meiſt doppelt 3zählig, ſeltner (namentlich die obern) einfach 3 zählig oder 3 ſchnittig; Blättchen eilanzettförmig, ungleich geſägt, unterſeits an den Nerven behaart, faſt kahl, grün, ſehr zart, 2 bis 4 Centim. lang und 1—2 Centim. breit. Blüten einzeln, blattwinkelſtändig, langgeſtielt, groß, mit Ablättrigem dunkelblauem Kelche. Nüßchen mit langem fedrigem Schwanz. — Schöner äſtiger Schlingſtrauch, deſſen bis 2 Met. lange Stämmchen bald zwiſchen Gebüſch emporklimmen, bald auf dem Boden hingeſtreckt liegen. An felſigen oder mit Gerölle bedeckteu Abhängen, an ſteinigen bebuſchten Lehnen und Plätzen, auch in lichten Waldungen in der ganzen Alpen- und Karpathenkette, in einer mittleren Höhe von 2000 bis 5000 p. F. (649,7 bis 1624,2 Met.), in den bairiſchen Alpen nach Sendtner zwiſchen 3121 und 6121 p. F. (1013,8 und 1988,3 Met.). Wird häufig als Zierſtrauch kultivirt. Tritt im Weſten noch einmal in den Pyrenäen, im Norden im Samojedenlande Rußlands auf, von wo aus dieſe Pflanze durch ganz Si— birien bis Kamtſchatka und Dahurien verbreitet iſt (in Sibirien meiſt mit weißem Kelche: A. sibirica DC.). — Blüht vom Mai bis Juli. Sechsundvierzigſte Familie. Magnolienartige. (Magnoliaceae.) Sommer- oder immergrüne Bäume und Sträucher mit wechſelſtändigen einfachen ganzrandigen Blättern und häutigen Nebenblättern. Blüten meiſt zwei⸗, ſelten eingeſchlechtig, regelmäßig. Kelchblätter 3, ſelten weniger oder mehr, blumenartig, abfallend. Blumenblätter 3 — 12, in dreigliedrigen Wirteln, ſammt den meiſt zahlreichen freien Staubgefäßen am Grunde der kegelförmigen Blütenachſe angeheftet, welche mit vielen ſpiralig geſtellten freien oder verwachſenen, aus einem Fruchtblatt gebildeten, einfächrigen Fruchtknoten beſetzt iſt. Früchte nuß-, kapſel- oder beerenartig, meiſt in einen Fruchtzapfen (Syncarpium) verwachſen. — Holzgewächſe des wärmeren gemäßigten und ſubtropiſchen Nordamerika, Chinas und Japans. Beachtens— werthe Gattungen: Magnolia L., Liriodendron L. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 45 Ser CXIV. Magnolia L. Magnolie. Blätter ganz. Blüten einzeln, endſtändig, groß. Fruchtzapfen holzig, aus verwachſenen, mit einem ſenkrechten Spalt nach außen aufſpringenden Balgkapſeln beſtehend, aus denen zuletzt die Samen an einem langen Faden heraushängen. 331. Magnolia acuminata L. Zugeſpitztblättrige Magnolie. Synonyme und Abbildungen: M. acuminata L., Spec. pl. ed. 2, p. 756; Guimpel, Fr. Holzgew., Taf. 17. — M. pensylvanica und rustica Hort. Blätter länglich oder eirund-länglich, lang zugeſpitzt, unterſeits weich- haarig, bis 20 Centim. lang und bis 12 Centim. breit; Blumen grünlich— gelb, außen bläulich, aus 6—9 verkehrt eiförmig-länglichen ſtumpfen Blättern zuſammengeſetzt. — Sommergrüner Baum 3. Größe aus Nordamerika, wo er vom Niagara und den Alleghanys aus bis Georgien, Penſylvanien und Carolina verbreitet iſt. Iſt unter allen Magnolien, welche in Mitteleuropa im Freien aushalten, die härteſte. Blüht vom Mai bis Juli. 332. Magnolia conspicua Salisb. Anſehnliche Magnolie. Synonyme und Abbildungen: M. conspieua Salisb., Parad. tab. 38, Guimpel, Fr. Holzgew., T. 72. — M. Yulan Desf. — M. Precia Corr. Blätter verkehrt-eiförmig, kurz zugeſpitzt, jung unterſeits weichhaarig, ſpäter kahl, bis 14 Centim. lang und bis 7 Centim. breit; Blüten groß, vor dem Laubausbruch ſich öffnend, aufrecht, lilienförmig, aus 6—9 läng⸗ lichen, bis 10 Centim. langen, weißen oder äußerlich purpurn überlaufenen Blättern beſtehend, wohlriechend. — Sommergrüner Großſtrauch oder kleiner Baum aus China, welcher in unſern Gärten in vielen Varietäten angebaut wird. Blüht im März und April, meiſt ſehr reichlich. Außer dieſen beiden verbreiteten Arten findet man in Gärten als Freilandspflanzen die graugrüne M., M. glauca L., auch „Bieberbaum“ genannt, eine nordamerikaniſche Art mit im Sommer erſcheinenden gelblichweißen wohlriechenden Blumen und elliptiſchen unterſeits bläulich-weißgrauen Blättern, welche auf feuchtem Moorboden am beſten ge— deiht; die großblättrige M., M. macrophylla Michx., ebenfalls aus Nordamerika ſtammend, mit länglich-verkehrt-eiförmigen, bis ½ Met. langen Blättern und prächtigen, weißen, im Grunde purpurnen, wohlriechenden, vom Juni bis Auguſt geöffneten Blumen; die dreiblättrige M., M. tripetala L., oder „Sonnenſchirmbaum“, in Karolina und Penſylvanien heimiſch, mit ebenfalls ſehr großen Blättern und großen weißen, im Juni und Juli erſcheinenden Blumen, deren 3 äußere Blätter zurückgebogen ſind; endlich in der adriatiſchen Zone die immergrüne großblumige M., M. grandiflora L., aus dem tropiſchen Nordamerika, die ſich durch weiße wohlriechende, bis ½ Met. im Durchmeſſer haltende Blumen auszeichnet. Be a CXV. Liriodendron L. Tulpenbaum. Blätter dreilappig. Blüten einzeln, endſtändig, groß. Kelch dreiblättrig, hinfällig, von 2 Deckblättern geſtützt; Blume ſechsblättrig. Fruchtzapfen aus ziegeldachig über einander liegenden 1 — 2ſamigen Flügelfrüchten gebildet. 333. Liriodendron tulipifera L. Gemeiner Tulpenbaum. — m Synonyme und Abbildungen: L. tulipifera L., Spec. pl. 755; Guimpel, Fr. Holzgew. T. 29. — Nördlinger, Forſtbot. II, S. 191. — L. procera Salisb. — Tuli- pifera Liriodendron Mill. Blätter glänzend grün, ſpitzlappig, mit breiten ausgejchweift = ab- geſtutzten Mittelrippen, bis 14 Gentim. lang und bis 19 Centim. breit. Blüten tulpenförmig, groß, aufrecht, Blumenblätter blaß grünlich-gelb, inwendig orangegelb gefleckt. — Schöner ſommergrüner Baum 2. Größe aus den mittleren Vereinigten Staaten. Gedeiht noch in Norddeutſchland, iſt raſchwüchſig und eignet ſich vorzüglich zu Alleen. Berühmt iſt die aus 116 Bäumen beſtehende Tulpenbaumallee im Park zu Wilhelmshöhe bei Caſſel, deren ſtärkſte Bäume 2— 2,20 Met. Stammumfang haben. Blüht im Juni und Juli. Fünfundzwanzigſte Ordnung. Kreuzblumige Gewächſe. (Cruciflorae Willk.) Blüten regelmäßig, mit 2— 4blättrigem Kelche, Ablättriger kreuzförmiger Blumenkrone, 6 bis vielen Staubgefäßen und einem oberſtändigen Frucht— knoten, aus dem ſich eine Schote, Kapſel oder Beere entwickelt. — Von den hierher gehörigen Familien ſind folgende zwei in unſerem Gebiete durch Holzgewächſe vertreten: I. Cruciferae: Kelch 4blättrig, abfallend; Blumenblätter 4, ge— nagelt; Staubgefäße 6, frei, viermächtig (4 lange und 2 kurze); Frucht— knoten 2blättrig und 2fächerig mit 2lappiger Narbe. Frucht eine Schote oder ein Schötchen, mit 2 Klappen aufſpringend, ſelten geſchloſſen bleibend. II. Capparideae: Kelch und Blumenkrone 4blättrig, aber meiſt viele freie Staubgefäße. Fruchtknoten Ifächrig, oft geſtielt; Frucht eine vielſamige Beere oder Kapſel. vn ot * „ Siebenundvierzigſte Familie. Kreuzblütler. (Cruciferae Juss.) Meiſt Kräuter, ſelten Halbſträucher oder Sträucher. Blätter wechſel— ſtändig, ohne Nebenblätter, einfach aber oft zertheilt. Blüten meiſt in einfachen oder zuſammengeſetzten Doldentrauben, die ſich allmälig in oft lange Fruchttrauben umwandeln. — Eine ſehr große vorzüglich die gemäßigte Zone der nördlichen Halbkugel (beſonders Aſien und Europa) bewohnende Familie, welche in unſerem Florengebiet durch zahlreiche krautartige, aber nur durch wenige und keinerlei forſtliche Bedeutung beſitzende holzige Arten vertreten iſt. Ueberſicht der Gattungen und Arten unſerer Flora. I. Frucht eine aufſpringende 2fächrige vielſamige Schote. a. Schote lineal zuſammengedrückt, an der Spitze durch die dicken verhärteten Nebenzipfel faſt 2 hörnig. Blume purpurroth, weiß oder ſchmutzig gelb. Matthiola R. Br. Arten: M. incana R. Br. — M. glandulosa Vis. — M. tristis R. Br. „Schote lineal 4kantig, mit auswärts gebogenen Narbenlappen. Blume ee 2 2%: a ae „ Qheiranthusfkier Einzige Art: Ch. 58 5 5 e. Schote lineal oder länglich, faſt ſtielrund; Klappen mit ſtark hervortretendem Mittelnerv. Blume hellg ert Brassies B. Einzige Art: B. Botterii Vis. II. Frucht ein aufſpringendes 2fächriges Schötchen. a. Blumenblätter gleichgroß. Schötchen oval oder länglich, flach zuſammen— gedrückt, mit vielſamigen Fächern. Farsetia R. Br. Einzige Art: F. dalmatica Vis. b. Blumenblätter ſehr ungleich, die beiden äußern viel größer als die beiden innern. Schötchen oval oder verkehrt-eiförmig, ſeitlich zuſammengedrückt, mit ljamigen Fächern . . . e Ie Arten: I. garrexiana All. — 1. 5 ma — {=} -CXVI. Matthiola R. Br. Levkoy. Kräuter, Halbſträucher und Sträucher der Mediterranzone mit einfachen endſtändigen Doldentrauben großer wohlriechender Blüten. 334. Matthiola incana R. Br. Weißgrauer Levkoy. Synonyme und Abbildungen: M. incana R. Br. in Ait., H. Kew. IV, p. 119; Rchb., Ic. II, f. 4354; Pokorny a. a. O. S. 245. — Cheiranthus incanus L. — „Winterlevkoy, Winterveigel“. „„ Aufrechter Halbſtrauch oder Strauch mit von Blattnarben bedeckten Stämmchen und Aeſten. Blätter gedrängt ſtehend, länglich, ganzrandig, ſternflaumig, weißgrau. Blumen purpurroth, ſelten weiß, groß (2,53 Centim. im Durchm.). In Mauer- und Felsſpalten der Strandzone Dalmatiens, Croatiens und auf den benachbarten Inſeln. Iſt weſtwärts über Italien bis Süd— frankreich, Corſica und nach den Balearen verbreitet. Wird allgemein (mit gefüllten Blumen) zur Zierde kultivirt. — Blüht vom Juni bis September (auf den Balearen ſchon im März). 335. Matthiola glandulosa Vis. Drüſiger Levkoy. Abbildungen: M. glandulosa Vis., Fl. dalmat. III, p. 124, t. 22, 1. — Pokorny a. a. O. S. 246. Halbſtrauchig, von voriger Art durch einen drüſenhaarigen Ueberzug der Blätter u. ſ. w., und durch um die Hälfte kleinere Blumen unterſchieden. In Dalmatien im Sande des Meeresſtrandes bei Budua. — Blüht im Juni. 336. Matthiola tristis R. Br. Düſterer Levkoy. Synonyme und Abbildungen: M. tristis R. Br. I. c. P. 120; Rchb., Ic. I. c. f. 4348; Pokorny a. a. O. — Cheiranthus tristis L. Kleiner niedriger Halbſtrauch mit dicht graufilzigen Aeſten, Blättern und Kelchen. Blätter lineal, unten buchtig gezähnt oder gelappt; Blumen klein, ſchmutzig gelb. In Dalmatien an ſonnigen Bergabhängen und Felsrändern hier und da, übrigens durch faſt ganz Südeuropa verbreitet. — Blüht im Sommer. II. Cheiranthus p r oe 337. Cheiranthus Cheiri L. Gemeiner Lack, Goldlack. Beſchreibungen und Abbildungen: Ch. Cheiri L., Sp. pl. 661; Rchb., Ic. I. c. f. 4347; Pokorny a. a. O. S. 247. „Gelbe Levkoye, Gelbveiglein“. Der bekannte allenthalben als Zierpflanze mit einfachen oder gefüllten goldgelben oder goldbraunen Blumen kultivirte Goldlack iſt von Belgien aus durch die ganze rheiniſche Zone bis in die ſüdliche Schweiz, ferner durch die ſüdlichen Kronländer Oeſterreichs verbreitet und außerhalb unſeres Gebiets durch das ganze mediterrane Europa. Er wächſt in Fels- und Mauerſpalten mem und kommt an Mauern verwildert noch hier und da in der mitteldeutſchen Zone vor. Im Norden ſeines Gebiets iſt er ein perennirendes Kraut, in der Mediterranzone ein Halbſtrauch. — Blüht im Mai und Juni. CXVIII. Brassica L. Kohl. Kräuter, ſelten Halbſträucher mit einfachen Doldentrauben und meiſt leierförmigen Blättern. 338. Brassica Botterii Vis. Botteri's Kohl. Abbildungen: B. Botterii Vis., Fl. dalm. III, p. 135, t. 52, 1. — Pokorny a. a. O. S. 247. Halbſtrauch mit unterwärts ſammtartig-flaumhaarigen, oberſeits faſt kahlen Stengeln, leierförmigen behaarten Blättern und kleinen gelben Blumen in rispig gruppirten Doldentrauben. Am Meeresſtrande der Inſel Pelagoſa (Botteri). — Blüht im Sommer. Anmerkung. An Felsklippen bei der Inſel Curzola entdeckte Botteri eine verwandte noch zweifelhafte, halbſtrauchige Art: B. mollis Vis., von B. Botterii vor⸗ züglich durch vierkantige und geſchnäbelte Schoten verſchieden. CXIX. Farsetia R. Br. Farſetie. Kräuter und Halbſträucher mit von weißem Sternfilz bekleideten Stengeln, Blättern, Kelchen und Schötchen. 339. Farsetia dalmatica Vis. Dalmatiſche Farſetie. Synonyme und Abbildungen: F. dalmatica Vis., Fl. dalm. III, p. 119, t. 32, f. 3. — F. triquetra DC.; Pokorny a. a. O. S. 248. — Alyssum triquetrum Por- tenschl. Niedriger Halbſtrauch mit runden, im trocknen Zuſtand faſt N Aeſten, lanzettlichen Blättern und großen gelben Blumen. An Felſen und Mauern der untern Region in Croatien und Dalmatien. — Blüht vom März bis Mai. CXX. Iberis L. Schleifenblume. Kräuter und Halbſträucher mit zuſammengeſetzten einen Ebenſtrauß bildenden Doldentrauben, welche wegen der ungleichen Blumenblätter „ſtrahlend“ erſcheinen. — dl 340. Iberis garrexiana All. Garrexianiſche Schleifenblume. Beſchreibungen und Abbildungen: I. garrexiana All., Fl. pedem. t. 54, f. 2; Rchb., Ie. I. c. f. 4199; Pokorny a. a. O. S. 249. Kleiner kahler, höchſtens handhoher Halbſtrauch mit unterwärts von Blattnarben bedeckten, oberwärts reichbeblätterten Aeſten, lineal-länglichen Blättern und weißen Blüten. Auf Bergen der dalmatiniſchen Inſel Brazza (Stalio). Iſt ſüdweſtwärts bis Unteritalien und Südſpanien verbreitet. — Blüht im Mai und Juni. 341. Iberis serrulata Vis. Gezähnelte Schleifenblume. Beſchreibungen und Abbildungen: L. serrulata Vis. I. c. III, p. 111; Pokorny a. a. O. S. 250. Kleiner kahler Halbſtrauch mit weißen Blumen, von voriger Art durch gezähnte Blätter unterſchieden. An felſigen ſonnigen Abhängen des Berges Orien in Dalmatien (Neumeyer). — Blüht im Sommer. Achtundvierzigſte Familie. Kaperngewächſe. (Capparideae Juss.) Dieſe Familie iſt in unſerem Florengebiet blos durch eine Art der Gattung Capparis vertreten. CXXI. Capparis L. Kapernſtrauch. Dornige oder wehrloſe Sträucher mit einzeln in den Blattwinkeln ſtehenden Blüten. Kelch- und Blumenkrone 4blättrig, alternirend; Staub— gefäße ſehr viele, Fruchtknoten lang geſtielt mit ſitzender Narbe. Frucht eine längliche vielſamige Beere. — Die meiſten Arten ſind Tropenpflanzen; in Europa kommen blos wenige Arten vor, welche die Mediterranzone bewohnen. 342. Capparis spinosa L. Gemeiner Kapernſtrauch. Beſchreibungen und Abbildungen: C. spinosa L., Sp. pl. p. 503; Rchb., Io. III, f. 4487, 4488; Pokorny a. a. O. S. 250. Niedriger, höchſtens 1 Met. hoher, ſehr äſtiger, kahler Strauch mit wechſelſtändigen, kurz geſtielten, rundlichen oder breit eiförmigen, ganzrandigen Blättern und großen weißen oder blaßröthlichen Blumen. Staubfäden violett, rg Beutel gelb. Beſitzt gekrümmte Stipulardornen oder entbehrt derſelben gänzlich (C. rupestris Sibth. Sm.). Die Blütenknospen find die als Gewürz gebrauchten Kapern. An Felſen und Mauern in Südtirol, ſowie in der Strandzone Iſtriens, Croatiens und Dalmatiens; auch in der ſüdlichſten Schweiz (am Comer See). Iſt durch die ganze Mediterranzone verbreitet. — Blüht vom Mai bis Juli. Sechsundzwanzigſte Ordnung. Wandſamige. (Parietales Endl.) Fruchtknoten oberſtändig, aus drei oder 5 Blättern gebildet, welche entweder an den einwärts gebogenen Rändern oder in der Mittellinie der Innenfläche leiſten- oder ſcheidewandförmige Samenträger (wandſtändige Placenten) tragen, an denen meiſt viele Samenknospen befeſtigt ſind. Blüten regel- oder unregelmäßig, mit getrennt- oder verwachſenblättrigem Kelch und 4—1blättriger Blumenkrone. Staubgefäße 3 bis viele, frei. Frucht kapſel⸗ förmig. — Unter den zahlreichen hierher gehörigen Familien find nur nach— folgende zwei durch halbſtrauchige oder ſtrauchige Arten in unſerem Floren— gebiet vertreten. I. Resedaceae: Kelch 4—7theilig. Blumenblätter 4— 7, ver⸗ ſchieden groß, drei- bis vielſpaltig. Staubgefäße 3—40, frei. Frucht⸗ knoten meiſt oben offen, wie auch die daraus entſtehende einfächrige, viel— ſamige Kapſel. II. Cistaceae: Kelch 3blättrig, meiſt mit 2 an denſelben an— gewachſenen, einen Außenkelch darſtellenden Deckblättchen. Blumenblätter 5, gleichgroß, ganz, ſammt den zahlreichen freien Staubgefäßen einer hypogyniſchen Scheibe eingefügt. Fruchtknoten geſchloſſen, 3 —5fächrig, mit einem fadenförmigem Griffel oder (ſelten) ſitzender Narbe. Frucht eine 1 5= oder 10fächrige, mit Klappen aufſpringende Kapſel. Neunundvierzigſte Familie. Reſedaähnliche Gewächſe. (Resedaceae DC.) Kräuter, ſelten Halbſträucher mit wechjelftändigen einfachen aber meiſt zertheilten Blättern, kleinen drüſenartigen Nebenblättchen und mit in end— ſtändige Aehren und Trauben geſtellten Blüten. — Die meiſten Arten dieſer kleinen Familie bewohnen Vorderaſien. „ ie CXXL. Reseda L. Reſeda. Blüten klein, in endſtändigen Aehren oder Trauben, unregelmäßig, mit weißen oder gelblichen Blumenblättern. 343. Reseda suffrutieulosa. Halbſtrauchige Reſeda. Synonyme und Abbildungen: R. suffruticulosa L., Spec. pl. ed. II, p. 645; Rchb., Ic. II, f. 4447—49; Pokorny a. a. O. S. 251. — R. alba L. Blätter unpaarig fiederſpaltig, die grundſtändigen in dichter Roſette. Stengel meiſt einfach, bis 0,7 Met. hoch, in eine gedrungene Traube weißer Blüten endigend. Scheint nur in Dalmatien als Halbſtrauch aufzutreten, iſt ſonſt ein perennirendes Kraut, übrigens durch die ganze Mediterranzone verbreitet, und kommt in unſerem Gebiet auch in Südtirol (im Etſchthale), am Litorale Iſtriens und angeblich auch in Siebenbürgen vor. — Blüht vom Mai bis September. Fünfzigſte Familie. Ciſtroſen. (Cistaceae DC.) Kräuter, Halbſträucher und Sträucher mit gegen- ſelten wechſelſtändigen, einfachen ganzen und ganzrandigen Blättern, mit oder ohne Nebenblätter. — Die Ciſtaceen bewohnen der Mehrzahl nach die Mediterranländer und ſind im Allgemeinen durch Europa, Vorderaſien, Nord- und Weſtafrika und Nordamerika verbreitet. Gattungen unſeres Gebiets: J. Cistus: Deckblätter von der Größe und Form der Kelchblätter oder fehlend, ſammt dieſen handnervig. Narbe 5lappig. Samenknospen geradläufig. Kapſel 5klappig, 5fächrig. Keim uhrfederartig zuſammen— gekrümmt. Keine Nebenblätter. II. Helianthemum: Deckblätter viel kleiner als die mit 3—5 Längsnerven verſehenen Kelchblätter. Narbe 3lappig. Samenknospen gerad— läufig. Kapſel 3 klappig, 3 fächrig. Keim zuſammengefalzt. Nebenblätter vorhanden, ſeltner fehlend. III. Fumana: Aeußere Staubgefäße beutellos, perlſchnurförmig ge— gliedert. Samenknospen umgekehrt. Keim kreisförmig gekrümmt. Sonſt wie vorige Gattung. a Te Ueberſicht der Arten unſeres Florengebiets. I. Cistus Tourn. Blumen groß (über 2,5 Centim. im Durchmeſſer). Blätter gegenſtändig. a. Blumenblätter weiß, am Grunde gelbgefleckt. Griffel fehlend. Blüten zu 1—2 am Ende langer ſeitenſtändiger Stiele. C. salviaefolius L. Blüten in end- und achſelſtändigen langgeſtielten Wickeltrauben. C. monspeliensis L. „Blumenblätter roſen- bis purpurroth, am Grunde gelbgefleckt. Griffel lang. 6. Blätter oberſeits grün, unterſeits grau- bis weißlich filzig. Endſtändige wenigblütige Trugdolden. Blume lebhaft roſen- bis purpurroth. Samen polyedriſch, mit glatten Flächen. .. C. polymorphus Willk. en mit erhaben negleiftigen Flächen. . C. ereticus L. B. Blätter beiderſeits dick ſternfilzig, grauweiß. Blumen blaßroth. C. albidus L. II. Helianthemum Tourn. Blumen kleiner als bei Cistus. Blätter gegen- ſtändig. a. Staubgefäße kürzer als der lange gekniet-aufſteigende Griffel. Kelchblätter nach der Blütezeit gerippt. . Blumenblätter weiß, ſelten roſa. Kelchblätter dünn graufilzig. Kapſel groß, vielſamig .. 5 .. . pulverulentum DC. . Blumenblätter gelb, ſehr Falten Der 5 roſa. Kelchblätter nicht filzig. 8 zottig behaart, Blumenblätter ſtets gelb, Kapſel klein, 3 ſamig. H. hirtum P. Kelchblätter kahl, Blumenblätter gewöhnlich gelb. Kapſel groß vielſamig. H. vulgare Gärtn. Staubgefäße länger als der knieförmige gekrümmte Griffel. Kelchblätter auch nach der Blütezeit nicht gerippt. Blüten klein. H. montanum Vis. III. Fumana Spach. Blumen wie bei Heliauthemum, ſtets gelb. Blätter gegen— oder wechſelſtändig. — = b. je} a. Stengelblätter gegenſtändig, mit Nebenblätteen . . F. viscida Spach. b. Alle Blätter wechſelſtändig. Nebenblätter vorhandnttn F. arabiea Spach, 7 fehlen r pere CXXIII. Cistus Tourn. Ciſtroſe. Immergrüne Sträucher und Halbſträucher der Mediterranzone mit nebenblattloſen Blättern. 344. Cistus salviaefolius L. Salbeiblättrige Ciſtroſe. Beſchreibungen und Abbildungen: C. salviaefolius L., Sp. pl. p. 524; Rchb., Ie. 1. c. III, f. 4559; Willk., Icon. pl. II, t. 91, 92; Pokorny a. a. O. S. 252. Blätter kurz geſtielt, eiförmig oder länglich, ſtumpf, meiſt wellig, runzelig, oberſeits behaart, grün, unterſeits filzig, grau bis weißlich, 2 bis 4 Centim. lang und 10—25 Millim. breit. Blüten am Ende langer nackter, nur am Grunde mit 2 Paaren kleiner Blätter beſetzter blattwinkelſtändiger Zweige, einzeln, ſeltner zu 2—3, groß (bis 4 Centim. im Durchm.); Blumenblätter weiß, am Grunde gelb. Samen kuglig, erhaben netzleiſtig. — Balſamiſch⸗aromatiſcher Kleinſtrauch mit niederliegenden oder aufſteigenden Stämmchen. An ſonnigen felſigen bebuſchten Orten des Litorale der adriatiſchen Zone häufig; durch die ganze Mediterranzone verbreitet. — Blüht im Mai und Juni. 345. Cistus monspeliensis L. Eiſtroſe von Montpellier. Beſchreibungen und Abbildungen: C. monspeliensis L., Sp. pl. p. 524; Rchb., Ic. 1. c. f. 4561; Willk. 1. c. t. 86; Pokorny a. a. O. S. 253. Blätter ſitzend, lanzettlich bis lineal, ſtumpf, am Rande etwas ein— gerollt, 3—5 nervig, oberſeits runzlig dunkelgrün, unterſeits blaßgrün behaart klebrig, 2—6 Centim. lang und 3—10 Millim. breit. Blüten kleiner (höchſtens 2,7 Centim. — 1 p. 3. breit), ſonſt wie bei voriger Art, aber kurzgeſtielt in vielblütigen Wickeltrauben am Ende ſowohl der Hauptzweige als blattwinkelſtändiger Seitenzweige. Samen tetrasdriſch, erhaben netz— leiſtig. — Aufrechter harzreicher balſamiſch duftender Strauch von 1 Met. Höhe und darüber, mit klebrigen behaarten Zweigen. Mit vorhergehender Art beſonders häufig auf den dalmatiniſchen Inſeln; ebenfalls durch die ganze Mediterranzone verbreitet. — Blüht im Mai. 346. Cistus polymorphus Willk. Vielgeſtaltige Ciſtroſe. Synonyme und Abbildungen: C. polymorphus Willk. I. c. t. 79—82. — C. in- canus L; Rchb., Ic. I. c. f. 4566; Pokorny a. a. O. ©. 254; — C. villosus L.; Rchb. I. c. f. 4567. — C. creticus Rchb. 1. c. f. 4568 (nicht L.). Blätter geſtielt, die unterſten rundlich oder eiförmig, die oberen verkehrt-eiförmig bis ſpatelförmig, die oberſten lanzettförmig, alle kurz ſtachel— ſpitzig, am Rande eben oder wellig, behaart, oberſeits grün, unterſeits weiß— grau, 1,5— 4,5 Centim. lang und 1— 2,5 Centim. breit; Blattſtiele ſcheidig erweitert, 3nervig, oft verwachſen. Blüten einzeln endſtändig, oder in endſtändigen 2—5blütigen Trugdolden, die Centralblüten lang geſtielt; Blume bis 5 Centim. breit, roſen- bis purpurroth. Samen polyedriſch, glatt, braun. — Schöner, aber höchſt variabler, aufrechter Kleinſtrauch (bis 1 Met. hoch werdend) mit dicht kurzhaarigen Aeſten. An felſigen Orten zwiſchen Gebüſch in der inneren Region Iſtriens, Dalmatiens und der benachbarten Inſeln. Iſt durch den mittleren und öſtlichen Theil der Mediterranzone verbreitet. — Blüht im Mai und Juni. — 2 716 347. Cistus eretieus L. Kretiſche Ciſtroſe. Synonyme und Abbildungen: C. ereticus L., Sp. pl. ed. 2, p. 738; Willk. I. e. t. 83; Pokorny a. a. O. S. 255. — C. undulatus Rehb., Ic. 1. c. f. 3564, b. Unterſcheidet ſich von der vorhergehenden Art vorzüglich durch die erhaben netzleiſtigen Samen. Blätter ſtets ſehr runzlig und am Rande meiſt welligfraus, Blumen intenſiv roſenroth bis purpurroth. — Balſamiſch duftender, harzreicher, ſehr äſtiger Kleinſtrauch, An ſonnigen ſteinigen Orten in Dalmatien und auf den benachbarten Juſeln. Bewohnt die ſüdöſtliche Hälfte der Mediterranzone. — Blüht im Mai und Juni. 348. Cistus albidus L. Weißliche Ciſtroſe. Beſchreibungen und Abbildungen: C. albidus L., Sp. pl. ed. 2., p. 737; Willk. I. c. t. 77; Pokorny a. a. O. S. 255. Von den vorhergehenden rothblütigen Arten durch die beiderſeits mit einem dicken grauweißen Filz bedeckten Blätter und die roſenrothen Blumen unterſchieden. — Aufrechter Kleinſtrauch mit länglichen, unterſeits erhaben— netzadrigen Blättern und trugdoldig gruppirten großen Blüten. Samen polyedriſch, fein gekörnelt. Nur am tiroliſchen Baldo im Thale del’ Artillon und am Gardaſee; iſt durch die nordweſtliche und weſtliche Mediterranzone verbreitet. — Blüht im Mai und Juni. CXXIV. Helianthemum Tourn. Sonnenröschen. Immer⸗, ſeltner ſommergrüne Kleinſträucher und Kräuter. Blätter gegenſtändig, meiſt mit Nebenblättern. Blüten gewöhnlich in einſeitswendigen deckblättrigen Wickeltrauben oder Wickelähren. — Die in der Ueberſicht charakteriſirten Arten unſeres Gebiets haben keinerlei forſtliche Bedeutung, weshalb ſie hier keine ſpecielle Beſchreibung verdienen. 349. Helianthemum pulverulentum DC. Pulvriges Sonnenröschen. Synonyme und Abbildungen: H. pulverulentum DC., Fl. fr. IV, P. 823; Willk. I. c. t. 137, 138; Rchb. 1. c. f. 4555. — H. polifolium DC., Pokorny a. a. O. S. 259. Raſenbildendes Erdholz mit länglichen bis linealen, am Rande zurück— gerollten Blättern, welche unterſeits ſammt den Kelchblättern mit einem pulvrigen Sternfilz mehr oder weniger bedeckt ſind. Eine ſehr polymorphe Art. — . Auf ſonnigen ſteinigen Hügeln, beſonders auf Kalkboden in Süddeutſch— land, den Rhein- und Alpengegenden und in den ſüdlichen Kronländern Oeſterreichs, übrigens bis England, Portugal, Unteritalien und Griechen— land verbreitet. — Blüht vom April bis Juni. 350. Helianthemum hirtum Pers. Rauhhaariges Sonnenröschen. Beſchreibungen und Abbildungen: H. hirtum Pers., Syn. II, p. 79; Rchb. 1. c. f. 4551; Willk. I. c. t. 147; Pokorny a. a. O. S. 259. Erdholz mit weiß- oder graufilzigen Stengeln, länglichen umgerollten, ſternhaarigen, oberſeits grünen Blättern und langen ſchmächtigen vielblütigen Trauben. Kelchblätter an den Nerven mit langen Sternhaarbüſcheln. An ſonnigen ſteinigen Plätzen in Dalmatien und Siebenbürgen (auf Gerölle der Kalkalpen bei Kronſtadt. Schur). Iſt vorzüglich in der ſüd— weſtlichen Hälfte der Mediterranzone heimiſch. — Blüht im Juni und Juli. 351. Helianthemum vulgare Gärtn. Gemeines Sonnenröschen. Synonyme und Abbildungen: H. vulgare Gärtn., de sem. et fruct. I, p. 371; Rchb., Ic. I. c. f. 4541 —44; Willk. I. c. t. 139— 142; Pokorny a. a. O. S. 260. — Helianth. Chamaecistus Mill. Eine höchſt vielgeftaltige Pflanze, welche in Nordeuropa als perennirendes Kraut, in Südeuropa als Erdholz und Halbſtrauch auftritt. Blätter nicht umgerollt, meiſt beiderſeits grün, ſelten unterſeits grau- bis weißfilzig. Blüten goldgelb, ſehr ſelten roſa (dieſe Varietät nicht ſelten als Zierpflanze in Gärten). N Durch ganz Europa, ſowie bis Nordafrika, Syrien und Meſopotamien verbreitet, innerhalb unſeres Gebiets beſonders in der ſüdlichen Hälfte auf ſteinigen Hügeln und Grasplätzen, in der Ebene wie im Gebirge, beſonders auf Kalkboden. Steigt in den Kalkalpen Baierns nach Sendtner bis 6883 p. F. (2235,9 Met.) empor. Blüht vom April bis September. Anmerkung. Zu dieſer Art gehören auch H. obscurum Pers. (Rchb., Ic. I. c. f. 4548), H. grandiflorum DC. (Rchb. 1. c. f. 4549) und H. serpyllifolium Baumg. (Rchb. 1. c. f. 4550), alle drei von Schur (Enum. p. 76, 77) als eigene Arten auf— gezählt und wahrſcheinlich auch die mir unbekannten Schur'ſchen Arten: H. macran- thum und H. laevigatum. Letzteres wächſt auf dem Buſets in 6000 w. F. (1896,5 Met.) Höhe, iſt alſo eine alpine Form. 352. Helianthemum montanum Vis. Berg-Sonnenröschen. Beſchreibungen und Abbildungen: II. montanum Vis., Fl. dalm. III, p. 146; Willk. I. e. t. 162, 163. a Kleines raſenbildendes höchſt polymorphes Erdholz mit kleinen gold- gelben Blumen in ſchmächtigen lockern Wickeltrauben, von der vorhergehenden Art, mit der dieſe bezüglich der nicht umgerollten Blätter übereinſtimmt, durch den Mangel der Nebenblätter ſofort zu unterſcheiden. Kommt in 2 Hauptformen vor; mit beiderſeits grünen und mit unterſeits graufilzigen Blättern. Zur erſten gehören: H. oelandicum Wahlenbg. und H. alpestre Dun. (Rehb. I. c. f. 4536), zur zweiten H. vineale Pers. (Rchb., Ic. f. 4538) und H. canum Dun. (Rchb. 1. c. f. 4534). Beide vereinigt Pokorny unter dem Namen H. oelandicum (a. a. O. S. 257). Zur grünen Form gehört offenbar auch H. rupicolum Schur. Die grünblättrige Form bewohnt beſonders das mittlere Europa, die zweifarbige vorzugsweiſe das ſüdliche, doch kommen beide ſowohl in unſerem Gebiete, als ſogar in Nordeuropa vor. Innerhalb unſeres Gebiets iſt dieſe Art namentlich in der Alpenzone auf Kalkboden verbreitet und ſteigt hier in Oberbaiern nach Sendtner bis 7838 p. F. (2546 Met.), bei Gaſtein am Gamskahrkegel bis 7700 w. F. (2433,8 Met.) empor. In den Kar⸗ pathen geht ſie bis 5000 w. F. (1580,4 Met.). Innerhalb der nördlichen Hälfte unſeres Gebiets kommt übrigens dieſe Pflanze nur in Thüringen und bei Halle auf Kalkhügeln vor. — Blüht vom Mai bis Juli. CXXV. Fumana Spach. Fumane. Immergrüne Kleinſträucher und Erdhölzer ohne forſtliche Bedeutung. 353. Fumana viseida Spach. Klebrige Fumane. Synonyme und Abbildungen: F. viscida Sp., Hist. vég. VI, p. 12; Willk. I. c. t. 164, 165. — Helianthemum thymifolium Bot.; Rchb., Ic. I. c. f. 4543; Pokorny a. a. O. S. 258. — H. glutinosum Pers.; Rchb. I. c. f. 4544. — H. laeve Pers.; Rehp. I. e. f. 4541. Kleiner, ſehr varürender, bald über und über mit klebrigen Drüſen— härchen bedeckter, bald ganz kahler oder nur an den Blättern flaumhaariger Halbſtrauch mit linealen bis länglichen am Rande zurückgerollten Blättern, von denen die oberen abwechſelnd ſtehen, die übrigen gegenſtändig, übrigens alle mit Nebenblättern verſehen find. Blütenſtand wie bei Helianthemum, Blumen klein, goldgelb. — Auf ſteinigen ſonnigen Hügeln Dalmatiens und der benachbarten Inſeln; iſt durch die ganze Mediterranzone verbreitet. — Blüht im Mai und Juni. 354. Fumana arabiea Spach. Arabiſche Fumane. Synonyme und Abbildungen: F. arabica Sp. I. Cc. p. 10; Willk. 1. c. t. 167. — Helianth. arabicum Pers.; Pokorny a. a. O. S. 258. er Erdholz mit fadenförmigen äſtigen Stämmchen. Alle Blätter ab- wechſelnd, mit Nebenblättern, länglich oder lanzettlich, nicht zurückgerollt, beiderſeits grün, behaart. Blüten ziemlich groß, goldgelb, einzeln zwiſchen den Blättern und am Ende der Zweige. Blos auf der Inſel Leſina an ſonnigen felſigen Plätzen; iſt durch die öſtliche und mittlere Mediterranzone verbreitet. — Blüht im April und Mai. 355. Fumana procumbens Gren. Godr. Niederliegende Fumane. Synonyme und Abbildungen: F. procumbens Gren, et Godr., Fl. de France. I, p. 173; Willk., Ic. 1. c. t. 168. — F. vulgaris Spach. — Cistus Fumana L. — Helianth. Fumana Mill.; Rchb., Ic. f. 4531; Pokorny a. a. O. S. 256. Kahles oder fein flaumhaariges Erdholz mit kleinen wechſelſtändigen nebenblattloſen linealen halbſtielrunden Blättern. Blüten klein, goldgelb, wie bei voriger Art angeordnet. An trocknen ſonnigen begraſten oder mit Gerölle bedeckten Hügeln, beſonders auf Kalkboden: in den Rheingegenden (von Kreuznach bis in die Schweiz), in Baden, Thüringen, bei Wien und in allen ſüdlichen und öſt— lichen Kronländern Oeſterreichs (Galizien ausgenommen), doch keineswegs überall. Iſt durch ganz Südeuropa und über die Mittelmeerinſeln verbreitet. — Blüht vom Mai bis Juli. Siebenundzwanzigſte Ordnung. Guttiferen. (Guttiferae Endl.) Die Mehrzahl der hierher gehörigen Pflanzen zeichnet ſich durch gefärbte gummiartige Säfte aus. Unter andern nutzbaren Pflanzen enthält dieſe wenig natürliche Ordnung den in Hinterindien heimiſchen Gummiguttibaum (Garcinia Morella Desv.), deſſen eingedickter Saft das bekannte Gummi Gutti iſt. Darauf bezieht ſich der Name der Ordnung. In unſerem Floren- gebiet, wie in Europa überhaupt, ſind nur folgende 2 Familien durch einzelne Gattungen vertreten: I. Tamariscineae: Blüten zwitterlich, regelmäßig. Kelch 4 bis 5theilig, Blumenblätter 4— 5, in der Knospenlage dachig ſich deckend, Staubgefäße ſo viele oder doppelt ſo viele als Blumenblätter, frei oder ein— brüderig. Fruchtknoten oberſtändig, 1 fächrig, 3kantig, mit in der Mittellinie oder am Grunde der Klappen befindlichen Samenleiſten. Frucht eine 3klappige vielſamige Kapſel. Samen mit Haarſchopf, eiweißlos. II. Hypericineae: Blüten zwitterlich regelmäßig. Kelch 5theilig, Blumenblätter 5, in der Knospenlage gedreht, Staubgefäße viele, meiſt mehr— brüdrig. Fruchtknoten oberſtändig, gewöhnlich 3—5-(ſelten 1 fächrig; Samenknospen im Innenwinkel ſitzend. Frucht eine vielſamige 3—5fächrige, 3 5 klappige Kapſel oder einfächrige Beere. Samen ohne Haarſchopf, eiweißlos. Einundfünfzigſte Familie. Tamariskenartige Laubhölzer. (Tamariscineae Desv.) Immergrüne Sträucher und Bäume, deren Zweige mit wechſelſtändigen aber gedrängt ſtehenden, kleinen fleiſchigen, faſt ſchuppenförmigen (unſerem Haidekraut, Calluna vulgaris) ähnlichen Blättern beſetzt ſind, ohne Neben— blätter. Blüten klein, in dichten Aehren oder Trauben. Kapſel ſchoten— förmig. — Die meiſten Arten dieſer kleinen Familie bewohnen die Mediterran— zone und Weſtafrika. In unſerem Gebiete kommen nur folgende 3, zwei verſchiedenen Gattungen angehörende Arten vor: I. Myricaria: Staubgefäße 10, Staubfäden bis über die Mitte verwachſen, 5 abwechſelnd kürzer. Griffel fehlend, Narbe ſitzend, faſt Zlappig. Samenträger in der Mitte der Klappe eine Längsleiſte bildend. Schopf der Samen geſtielt. — Einzige Art: M. germanica Desv. II. Tamarix: Staubgefäße 5 oder 10, frei, auf hypogynem Ringe ſtehend. Griffel 3. Samen im Grunde der Kapſel angeheftet, mit ſitzen— dem Schopfe. Arten: T. gallica L. und T. arabica Poir. CXXVI Myricaria Des v. Myrikarie. 356. Myricaria germanica Desv. Deutſche Mirikarie. Synonyme und Abbildungen: M. germanica Desv., Ann. sc. nat. IV, p. 344; Pokorny a. a. O. S. 269. — Tamarix germanica L.; Schmidt, Oeſterr. Baumz. III, T. 131; Guimp., Holzgew. T. 38; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 196. — T. squamosa Rchb. — „Deutſche Tamariske“. Blätter länglich-lineal, ſchuppenförmig, kahl, fleiſchig, blaugrün, die⸗ jenigen der Hauptzweige größer, ſpitz, zerſtreut, diejenigen der Seitenzweiglein kleiner, ſtumpf, ſich dachig deckend, die größeren 5—6 Millim. lang. Blüten klein, blaß roſenroth, in endſtändigen gedrungenen Aehren, in der Achſel lanzettförmiger kurz geſtielter Deckblätter. Kapſel pyramidal 3 kantig, 55 bläulichgrün. — Hübſcher Strauch von 1—2 Met. Höhe mit beſenförmiger Krone und kahlen gelbgrünen bis purpurrothen ruthenförmigen Aeſten und Zweigen. An ſandigen und kieſigen Fluß- und Seeufern, im Flußkies und auf Sandbänken des Rhein- und Donaugebiets, aufwärts bis in die Alpen— und Karpathenthäler, abwärts am Rhein bis auf die Rheininſeln unterhalb Straßburg (wo maſſenhaft!), an der Donau bis unterhalb Preßburg; ferner in Ungarn im Flußgebiet der Wag, Arve, Turöôc und Liptau, in der Zips am Pograd und ſeinen Nebenbächen, am Hernad bei Kaſchau und Rahö, an der Theiß im Com. Marmaros, bei Fünfkirchen, an der Drau und an den Bergbächen des Banat; in Siebenbürgen im Rodnaer Thale, an der Maros im Szeklerlande, am Altfluß bei Hermannsſtadt (nach Schur eine Varietät — aestivalis — mit ſeitenſtändigen Blütenzweigen und längeren, am Rücken gekielten Blättern); in Galizien an den aus den Karpathen kommenden Zuflüſſen der Weichſel, beſonders noch innerhalb des Gebirges; in Oberſchleſien an der Weichſel bei Uſtron und an der Olſa bei Freyſtadt. Iſt von den Alpenländern und der Karpathenzone aus weſtwärts durch Frankreich bis in die Pyrenäen und Oſtſpanien, ſüdwärts bis Unteritalien, oſtwärts bis Südrußland, bis in die Krim und die Kaukaſusländer ver— breitet und hat einen zweiten polaren Verbreitungsbezirk, welcher das nörd— liche Norwegen, Nordſchweden und Südlappland umfaßt. Steigt in den bairiſchen Alpen nach Sendtner bis 3400 p. F. (1104,5 Met.) empor. — Blüht vom Mai bis September, vorzugsweiſe im Juni und Juli. EXXVE amar Tamaris ke. 357. Tamarix gallica L. Franzöſiſche Tamariske. Beſchreibungen und Abbildungen: T. gallica L., Sp. pl. p. 270; Guimp., Holzpfl. — T. 37; Pokorny a. a. O. S. 270; Nördlinger a. a. O. Blätter ſchuppenförmig, eirund oder eilanzettlich, pfriemenförmig zugeſpitzt, ſtark gekielt, vertieft punktirt, bläulichgrün, an den Hauptäſten zerſtreut, an den Seitenäſten ſich dachig deckend, kleiner als bei M. germanica. Blüten in ſeitenſtändigen gedrungenen walzigen ährenförmigen Trauben, klein, roſenroth, 5männig, mit 10 lappiger unterweibiger Scheibe, im Knospen— zuſtandekuglig; Deckblätter faſt pfriemenförmig. Kapſel 3kantig-pyramidal. — Schöner eleganter Strauch oder Baum von 6—10 Met. Höhe, mit ſchlanken kahlen rothbraunen Aeſten, deren zahlreiche dünne beblätterte Seitenzweiglein im Herbſt abfallen. Blütentrauben meiſt zahlreich, rispen- oder ſtraußförmig gehäuft. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage, 46 une Im Sande des Meeresſtrandes und in Strandſümpfen Iſtriens und Dalmatiens, übrigens durch die ganze Mediterranzone verbreitet. Wird in den ſüdlicheren Gegenden unſeres Gebiets häufig als Zierſtrauch kultivirt und auf den dalmatiniſchen Inſeln zu lebenden Hecken benutzt. — Blüht vom Juni bis Auguſt. 358. Tamarix africana Poir. Afrikaniſche Tamariske. Beſchreibungen und Abbildungen: T. africana Poir., Voy. II, p. 189; Pokorny a. a. O. Unterſcheidet ſich von vorhergehender Art durch die drüſig punktirten, am Rande und an der Spitze durchſcheinenden Blätter, durch größere im Knospenzuſtande eiförmige Blüten von weißer Farbe, welche eine 5 lappige unterweibige Scheibe beſitzen und dreimal dickere Aehren bilden, durch ſtumpfe Deckblätter und eiförmige Kapſel. — Strauch, ſelten kleiner Baum mit dickeren ſchwarzbraunen Aeſten. Am Meeresſtrande, in Sümpfen in Iſtrien (um Carlopago) und Dalmatien (häufig an der Narenta); ebenfalls durch die ganze Mediterran— zone verbreitet. — Blüht vom Juni bis Auguſt. Anmerkung. In der nördlichen Hälfte unſeres Gebiets findet man in Gärten als Zierſtrauch kultivirt nicht ſelten die aus Südrußland ſtammende T. tetrandra Pall., welche an ihren Amännigen Blüten leicht zu erkennen iſt und ſchon im Mai blüht. Zweiundfünfzigſte Familie. Hartheuartige Gewächſe. (Hypericineae DC.) Kräuter, Halbſträucher und Sträucher mit gegen- oder quirlſtändigen ganzen oder ganzrandigen, oft drüſig punktirten Blättern, ohne Nebenblätter. Blüten in oft rispig gruppirten Trugdolden. — Die Hyperieineen find über die ganze Erde verbreitet, bewohnen aber vorzüglich die nördliche Halbkugel, insbeſondere Nordamerika und Vorderaſien. Die europäiſchen Arten, nur zwei Gattungen angehörend, ſind der Mehrzahl nach Kräuter. I. Hypericum: Kelch und Blumenkrone 5blättrig, alternirend. Staubgefäße viele, in 3—5 Bündel am Grunde verwachſen, Griffel 3 oder 5. Kapſel 3- oder 5fächrig, mit ebenſo vielen Klappen aufſpringend, vielſamig. — Kräuter, Halbſträucher und Sträucher. II. Androsaemum: Staubgefäße in 3 Bündel vereinigt. Griffel 3. Frucht eine einfächrige Beere mit 3 wandſtändigen Samenträgern. Sonſt wie Hypericum. — Halbſträucher. —1 1 0 | CXXVIII. Hypericum L. Hartheu. 359. Hypericum Coris L. Corisartiges Hartheu. Beſchreibungen und Abbildungen: H. Coris L., Spec. pl. p. 787; Rchb., Ie. fl. germ. VI, f. 5191; Pokorny a. a. O. S. 268. Blätter zu 3—4 quirlſtändig, ſitzend, lineal, ſtumpf, am Rande um— gerollt, kahl, grün, durchſcheinend punktirt, 6— 10 Millim. lang und 1 Millim. breit. Blüten in 2—3blütigen, geſtielten, quirlig angeordneten Trugdolden am Ende des nach oben blattloſen Stengels; Blumenblätter gelb, roth ge— ſtreift. — Kleiner kahler Halbſtrauch mit niederliegenden Stämmchen und ſchlanken aufrechten, bis 3,2 Decim. hohen Blütenſtengeln. An felſigen ſonnigen Orten der Gebirge Südtirols und im Canton Glarus in der Schweiz. Iſt durch Südeuropa von der Provence bis Griechenland verbreitet. — Blüht im Juli und Auguſt. (XXIX. Androsaemum All. Grundheil. 360. Androsaemum offieinale All. Gebräuchliches Grundheil. Synonyme und Abbildungen: A. officinale All., Fl. pedem. n. 1440; Rchb., Ie. J. e. f. 5192; Pokorny a. a. O. — Hypericum Androsaemum L. — „Blutheil“. Blätter gegenſtändig, ſitzend, oval oder eilanzettförmig, ſtumpf, derb, oberſeits dunkel-, unterſeits hellgrün, kahl, durchſcheinend punktirt, 4— 8 Centim. lang und 1,5—3,5 Centim. breit. Blüten in endſtändigen 3 blütigen Trug- dolden; Stiele der ſeitenſtändigen Blüten mit 2 Deckblättern. Kelchblätter groß, Blumenblätter blaßgelb, ſo lang oder kürzer als der Kelch. Beere erbſengroß, ſchwarzblau, wenig ſaftig. — Aufrechter oder aufſteigender kahler Halbſtrauch, bis 1 Met. hoch, mit rundlich -zweiſchneidigen Aeſten. Eine weſteuropäiſche Pflanze, welche in der ſüdlichen Schweiz (Canton Teſſin), im ſüdlichſten Tirol und in Croatien in Bergwäldern vereinzelt auftritt. — Blüht im Juni und Juli. Achtundzwanzigſte Ordnung. Orangenartige Laubhölzer. (Hesperides Endl.) Sommer- oder immergrüne Laubhölzer mit wechſelſtändigen, meiſt zu— ſammengeſetzten, nebenblattloſen Blättern und regelmäßigen, gewöhnlich zwitterlichen Blüten, welche meiſt doppelt ſo viele Staubgefäße als Blumen— 46 * . blätter mit in eine Röhre verwachſenen Filamenten und einer mehrfächrigen, auf einer hypogyniſchen Scheibe ſtehenden Fruchtknoten beſitzen. Frucht verſchieden, Samen meiſt eiweißlos. — Dieſe vorzugsweis aus Tropen— pflanzen beſtehende Ordnung iſt in Europa durch eine eultivirte Art der Meliaceen und durch die Orangeriegewächſe (Aurantiaceae) vertreten. Dreiundfünfzigſte Familie. Zedrachartige Laubhölzer. (Meliaceae Juss.) Blüten zwitterlich, in aus Trugdolden zuſammengeſetzten Trauben oder Rispen. Kelch 4 — 5 fpaltig, Blumenblätter 5, mit den Kelchabſchnitten alternirend, Staubgefäße meiſt 10, mit einer Nebenkrone in eine Röhre verwachſen. Fruchtknoten 3 — 5fächrig, mit zweiknospigen Fächern. Frucht eine Beere, Steinfrucht oder Kapſel. — Bäume und Sträucher der Tropen— zone mit einfach oder doppelt unpaarig-gefiederten Blättern. CXXX. Melia L. Zedrach. Kelch klein, 5ſpaltig, Blumenblätter frei oder am Grunde verwachſen, Nebenkrone röhrig, an der Mündung 10 zähnig, inwendig am Schlunde die 10 Staubbeutel tragend. Griffel fadenförmig mit Heckiger Narbe. Steinfrucht mit 5 einſamigen Fächern im Steinkerne. 361. Melia Azedarach L. Zedrachbaum. Beſchreibungen und Abbildungen: M. Azedarach L., Sp. pl. p. 550; Lam,, Encyel. bot. t. 272; Pokorny a. a. O. S. 273. Blätter doppelt gefiedert; Blättchen eiförmig oder eilanzettförmig, lang zugeſpitzt, eingeſchnitten-geſägt, kahl, oberſeits dunkel-, unterſeits bläu— lich-grün, 2— 5 Centim. lang und 8— 18 Millim. breit. Blüten wohl— riechend, in blattwinkelſtändigen ſchlaffen Rispen; Blumenblätter bläulich, Nebenkrone violett. Steinfrucht kirſchengroß, blaßgelb. — Baum 3. Größe oder Großſtrauch. Stammt aus dem tropiſchen Aſien, findet ſich in der ganzen Medi— terranzone, daher auch in Dalmatien als Ziergehölz (in Gärten, Alleen) angepflanzt und nicht ſelten verwildert (z. B. in Dalmatien um Gravoſa, Raguſa, Cattaro). — Blüht im Juni und Juli. a en Anmerkung. Die Familie der Aurantiaceae DC., in Europa blos durch die eigentlichen zur Gattung Citrus L. gehörigen „Orangeriegewächſe“ vertreten, verdient hier keine ſpecielle Berückſichtigung, da die betreffenden Arten ſelbſt in der adriatiſchen Zone unſeres Gebiets keine allgemein verbreiteten Obſtbäume ſind, nirgends verwildert vorkommen und deshalb gar kein forſtliches Intereſſe darbieten. Die Au— rantiaceen unterſcheiden ſich von den Meliaceen durch den Mangel der Nebenkrone, durch ſcheinbar einfache, aber gegliederte, immergrüne Blätter und beſonders durch ihre beerenartige ſaftige aromatiſche Frucht. Kultivirt werden in Dalmatien, Iſtrien und Südtirol, wie überhaupt in Südeuropa: 1. der Apfelſinen- und Pomeranzen— baum (C. Aurantium L.), 2. der Citronatbaum (C. medica L.), 3. der Berga— mottenbaum (C. Bergamia Risso), 4. der Limonen- oder Citronenbaum (C. Limonum Risse), 5. der Pompelmus baum (C. decumana L.). Neunundzwanzigſte Ordnung. Säulenträger. (Columniferae Endl.) Dieſe aus 5 Familien beſtehende, Kräuter und Holzgewächſe enthaltende Ordnung hat ihren Namen deshalb erhalten, weil bei den meiſten zu ihr gehörigen Gewächſen (in ausgezeichnetſter Weiſe bei den Malvaceen) ein zuſammengeſetzter Fruchtknoten vorhanden iſt, welcher aus mehrern bis ſehr vielen zuſammengebogenen, um eine centrale, oft ſäulenförmige Verlängerung der Blütenachſe wirtelförmig gruppirten Fruchtblättern beſteht. Bei den von Endlicher dieſer Ordnung ebenfalls zugezählten Lindenbäumen, deren Blütenbau ſehr an die Orangeriegewächſe erinnert, iſt dies nicht der Fall. Vierundfünfzigſte Familie. Lindenartige Laubhölzer. (Tiliaceae Juss.) Bäume, Sträucher, ſelbſt Kräuter mit wechſelſtändigen einfachen Blättern und mit freien Nebenblättern. Blüten regelmäßig, mit 4—5blättrigen Blüten— hüllen, vielen monadelphiſchen oder freien Staubgefäßen und einem einzigen oberſtändigen Fruchtknoten, aus dem eine kapſelartige, ſeltner ſteinfruchtartige Frucht entſteht. Samen mit fleiſchigem Eiweiß, ſelten eiweißlos. — Die Mehrzahl der Gattungen dieſer Familie gehört den Tropenländern an, in Europa kommen wildwachſend und kultivirt nur Arten der Lindengattung (Tilia) vor. CXXXI. Tilia L. Linde. Blätter zweizeilig wechſelſtändig, ziemlich lang geſtielt, mit rundem, am Grunde wenig oder gar nicht verdicktem Stiele; Spreite unſymmetriſch, a >. nämlich an dem übrigens mehr oder weniger herzförmigen Grunde ſchief, zugeſpitzt, mit gekerbt-geſägtem oder gezähntem Rande. Nervation hand— förmig, jedoch mit deutlich ausgeprägter Mittelrippe, an welcher alternirend— zweizeilig angeordnete Nebenrippen entſpringen, während die übrigen Haupt— rippen nur nach außen hin parallele Nebenrippen entſenden. Alle parallelen Nebenrippen ſind durch rechtwinklig von ihnen ausgehende ebenfalls parallele bogig gekrümmte Nerven verbunden“). Nebenblätter zungenförmig, hin— fällig. Blüten zwitterlich, regelmäßig, in drei- oder mehrblütigen Trug— dolden, in der Achſel eines großen an den Stiel der Dolde angewachſenen, zungenförmigen, bleichgrünen, netzadrigen Deckblattes, welches neben einer Blattwinkelknospe des beblätterten Triebes entſpringt (Fig. LXIX. I.). Kelch und Blumenkrone 5blättrig, alternirend, erſtere mit einer Nectargrube auf der Innenfläche. Staubgefäße 20 — 70, langgeſtielt, frei, bisweilen auch deutlich zu mehrern mit den Blumenblättern zuſammenhängenden Bündeln vereinigt (Fig. LXIX, 2); Beutel 2fächrig, mit 2 Längsſpalten einwärts aufſpringend. Innerhalb der Staubgefäße bei manchen Arten eine ebenfalls mit den Kelchblättern abwechſelnde 5 blättrige Nebenblumenkrone oder nur 5 Staubgefäße mit breitem blumenblattartigem Filament. Frucht— knoten oberſtändig, 5fächrig, mit 2 oder mehrern am Innenwinkel ſitzenden Samenknospen (Fig. 4.); Griffel einfach, ſäulenförmig, mit 5 zähniger Narbe. Frucht eine meiſt 5kantige, durch Fehlſchlagen einfächrige und ein-, ſelten zweiſamige Kapſel, welche eine harte Schale beſitzt und geſchloſſen bleibt, deshalb einer Nuß gleicht, aber beim Keimen ſich an ihrer Baſis fünfklappig theilt. Samen mit einem langen Nabel feſtſitzend, mit brauner Haut, von einem großen ölhaltigen Eiweißkörper ausgefüllt, welcher den an und für ſich geraden aber mit doppelt zuſammengeknickten Kotyledonen verſehenen Keim umſchließt (Fig. 9.); Kotyledonen handförmig gelappt, beim Keimen infolge bedeutender Streckung des hypokotylen Gliedes über den Boden hervortretend (Fig. 11.). — Sommergrüne, reichbelaubte, tief ſchattende Bäume mit walzigem Stamme, der meiſt bis zum Wipfel aushält, ſtarkäſtiger reich— verzweigter Krone und ſtarkem Wurzelſyſtem, deſſen oberflächlichen oft weit ausſtreichenden Seitenwurzeln infolge oberflächlicher Verletzungen (nach Bildung von Adventivknospen) Wurzelausſchläge erzeugen. Dergleichen Adventivknospen bilden ſich auch in den Riſſen der Rinde älterer Bäume oft in großer Menge, Stammſproſſen und Maſerbildung veranlaſſend. Rinde junger Linden glatt, im Alter ſich in eine dunkelfarbige längs— gefurchte Tafelborke verwandelnd. Baſtſchicht ſtets aus zähen, in viele ) Vgl. über dieſe eigenthümliche Nervation, woran die Lindenblätter ſofort erkannt werden können, Hartig a. a. O. S. 550. „ Schichten theilbaren Baſtbündeln zuſammengeſetzt, welche auf dem Quer— ſchnitt des Stammes keilförmig erſcheinen und ſchon in der Rinde ein— jähriger Zweige deutlich erkennbar ſind. Holz weich, meiſt weiß, auf dem Stammquerſchnitt mit deutlichen Jahrringen, doch ohne eine Anfangszone größerer Poren; Markſtrahlen fein, Poren ſehr klein, gleichmäßig zerſtreut. Langtriebe ſtark, hin und her gebogen, mit alternirend-zweizeiligen Knospen; Stocklohden ruthenförmig, oft ſehr lang, mit oft ſehr großen Blättern und Knospen; Kurzzweige gekrümmt, ſehr knotig. Knospen alle ſeitlich, von 2 ungetheilten Deckſchuppen (einer größeren und einer kleineren) umhüllt, welche am Grunde der Knospenachſe ſitzen. Auf dieſe folgen innerhalb der Knospendecke die einfach zuſammengefalzten Laubblätter, deren Mittel— rippe nach unten gekehrt und deren Spreite von den Nebenblättern bedeckt iſt, von denen das obere das untere umfaßt. Blattnarbe ſeitlich unter der Knospe, mit 3 Gefäßbündelſpuren. Die Blätter zeigen oft dreierlei Be— haarung: zerſtreute oder dicht ſtehende Sternhaare, wolligen Filz in den Nervenwinkeln der unteren Fläche, und einzelne geſtreckte Borſtenhaare. Blüten wohlriechend, ſich erſt nach der völligen Ausbildung der Laub— blätter entfaltend. Früchte nüßchenförmig, meiſt mit grauem Filz bedeckt. Die Linden ſind, was ihren Höhenwuchs betrifft, keineswegs raſchwüchſig, haben dagegen bis in das höchſte Alter einen beträchtlichen Stärkezuwachs, weshalb der Stamm ſehr alter Bäume einen enormen Umfang zu beſitzen pflegt. Stamm- und Kronenbildung erinnert an die Eichen, die Blattſtellung an die Buchen und Rüſtern. Die Linden geben nicht allein ſtarken Schatten, ſondern vertragen auch ſolchen, wie ihr fröhliches Gedeihen ſowohl als Unter— holz in Mittelwäldern, als auch als Baum in geſchloſſenen Hochwaldbeſtänden beweiſt Nach dem Abhieb des Stammes liefern ſie zwar reichlichen Stock— ausſchlag; da aber derſelbe gewöhnlich auch langſam wächſt, ſo eignen ſie ſich wenig zum Niederwaldbetrieb, ſowie als Unterholz in Mittelwäldern. Die Stockausſchläge erfolgen tief am Stocke, oft unter der Erde aus Adventiv— knospen. Wegen der Leichtigkeit, mit welcher die Linden Adventivknospen am Stamm und an den Aeſten zu entwickeln vermögen, eignen ſie ſich ſehr zum Kopf- und Schneidelholzbetrieb. Ueberhaupt ertragen ſie alle Ver— ſtümmelungen und Mißhandlungen beſſer, als die meiſten übrigen Laub— hölzer. Bezüglich der Bedingungen ihres Vorkommens und Gedeihens dürften alle Lindenarten der gemäßigten Zone übereinſtimmen; das Nähere darüber ſ. bei T. parvifolia. Die Mehrzahl der Lindenarten bewohnt die gemäßigte, namentlich die wärmere gemäßigte Zone Nordamerikas und Aſiens; in Europa kommen nur wenige Arten vor, welche Linné (mit Ausnahme der Silberlinde) als eine einzige Species unter dem Namen T. europaea zuſammenfaßte. Aus dieſer Linné'ſchen Art, welche unleugbar mehrere gut unterſchiedene Arten umfaßt, ſind ſpäter von den verſchiedenen Bearbeitern der Lindengattung bald mehr bald weniger, von manchen, z. B. Hoſt eine ganz ungebührliche Anzahl ſogenannter Arten gemacht worden, was darauf beruht, daß die Linden zu den variabelſten und daher polymorpheſten Holzarten gehören, die es überhaupt giebt. Wir ſchließen uns hier der Anſchauung des neueſten Linden— monographen Bayer“) an, welcher in unſerem Florengebiet, wie überhaupt in Europa, nur drei Lindenarten unterſcheidet, nämlich: T. parvifolia Ehrh., T. grandifolia Ehrh. und T. argentea Desf. und alle übrigen von den Autoren beſchriebenen Linden Europas nur für Varietäten bezieh. Baſtarde dieſer drei Arten hält. Außerdem ſollen einige häufig als Ziergehölz in unſerem Gebiet kultivirte amerikaniſche Arten hier geſchildert werden. Ueberſicht der Lindenarten unſerer Flora. A. Blüten ohne blumenartige Staubgefäße, Staubfäden länger als die Blumen— blätter. a. Blätter kahl, oberſeits dunkelgrün, unterſeits matt bläulichgrün, in den Nervenwinkeln roſtbraun gebartet. Trugdolden vielblütig. T. parvifolia Ehrh. b. Blätter behaart, unterſeits grasgrün, glänzend, in den Nervenwinkeln weißlich gebartet. Trugdolden 3blütig . ... T. grandifolia Ehrh. B. Blüten innerhalb der zahlreichen Staubgefäße mit blumenblattartigen, eine Nebenkrone bildenden Staubgefäßen. Staubfäden kürzer als die Blumen— blätter. Trugdolden vielblütig. a. Blätter beiderſeits grün, unterſeits mehr oder weniger ſternhaarig oder auch ganz kahl, groß, ſcharf gezähnt. J. N. Bayer, Monographia Tiliae generis. (Verhandl. d. zool. Hot. Geſellſch. in Wien. 1862. Abhandl. S. 1— 62.) Der Verfaſſer unterſcheidet 18 Merkmale, die in ihren Mutationen nicht weniger als 256 Formen einer Art zulaſſen, welche natür— lich bei keiner Art wirklich vorkommen. Die poſitiven 9 Merkmale bezeichnet er mit den Buchſtaben A bis J, die negativen mit A* bis I nach folgendem Schema: A. Deckblätter geſtielt. A.“ Deckblätter ſitzend. B. Blätter am Grunde herzförmig oder B.“ Blätter am Grunde ganz (abgerundet ausgeſchnitten. oder jchief). C. Blätter ganz (d. h. nicht gelappt). C.“ Blätter gelappt. D. Blätter auf der Oberſeite kahl. D.“ Blätter auf der Oberſeite flaumhaarig. E. Blütenſtand kürzer als das Blatt oder E.“ Blütenſtand länger als das Blatt. gleichlang. f F. Deckblatt kürzer als der Blütenſtand F.“ Deckblatt länger als der Blütenſtand. oder gleichlang. G. Zweige und Blütenſtiele kahl. 6. Zweige und Blütenſtiele flaumhaarig. H. Griffel an der Baſis kahl. H.“ Griffel an der Baſis behaart. I. Frucht länglich. J.“ Frucht kuglig. Vgl. auch Pokorny a. a. O. S. 262. 1 [or ID 2 co. Blätter ſehr derb, jung von bräunlicher Farbe. . P. pubescens Ait. 6. Blätter dünnhäutig, auch in der Jugend grün . T. americana L. b. Blätter unterſeits mit weißem oder grauem dünnem Sternfilz bedeckt. y. Blätter derb, unterſeits weiß- oder graufilzig, in den Nervenwinkeln nicht gebartet. Griffel am Grunde filzig. .. T. argentea Dest. d. Blätter dünn, unterſeits weißfilzig, in den Nervenwinkeln roſtfarben gebart et , [I. alba Ait. I. Rotte. Haplopetaloideae Bayer (Pentapetalae Döll, Flora v. Baden III, S. 1198). Blüte ohne blumenblattartige Staubgefäße (ohne Nebenkrone). Staubfäden 20—40, länger als die Blumenblätter, meiſt frei; Staubbeutelhälften nur wenig oder gar nicht getrennt. Blumenkrone radförmig ausgebreitet. 362. Tilia parvifolia Ehrh. Kleinblättrige Linde. Synonyme und Abbildungen: T. parvifolia Ehrh., Beitr. V, S. 159, Döll, Flora v. Baden III, S. 1198; Pokorny a. a. O. S. 263; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 176. — T. europaea var. 5. L.; T. europaea var. parvifelia Hartig a. a. O. S. 252. T. 101. — T. europaea var. ovalifolia Spach. — T. ulmifolia Scop.; C. Koch, Dendrol. I. S. 476. — T. sylvestris Desf. 5. cordifolia 1. major Spach; Rchb., Ic. fl. germ. VI. f. 5137. — „Winterlinde, Steinlinde, Berglinde, Waldlinde, Spätlinde“. Blätter langgeſtielt, ſchief herzförmig-rundlich, zugeſpitzt, am Grunde ganzrandig, ſonſt ſcharf- und ſtachelſpitzig-geſägt, kahl, oberſeits dunkel-, unterſeits bläulichgrün und hier in den Nervenwinkeln roſtfarben gebartet, im Alter derb, 3,5 —7 Gentim. lang und 2,5 — 7,5 Centim. breit, mit 1,5 — 3 Centim. langem Stiele. Trugdolden von der Länge des Blattes, wiederholt gabeltheilig, vielblütig, ſo lang wie das Blatt, durch Umdrehung des geſtielten Deckblattes aufrecht. Blüten ziemlich klein, ſehr wohlriechend; Blumenblätter gelblichweiß; Staubfäden c. 30, länger als die Blumenblätter; Griffel lang, jedoch kürzer als die Staubfäden, nach der Blütezeit ſich nicht verlängernd; Fruchtknoten filzig behaart. Frucht klein, dünnſchalig, mit ſchwachen fadenförmigen Kanten, reif roſtbraun. — Baum 2.— 1. Größe (bis 26 Met. Höhe erreichend), bei freiem Stande kurz- und dickſchäftig, mit tief angeſetzter breitäſtiger umfangreicher Krone (außer bei geſchneidelten Bäumen, wo die Krone immer faſt walzenförmig), im Schluſſe erwachſen lang- und ſchlankſchäftig, mit walzigem Stamme und hoch angeſetzter ei— förmiger oder länglicher Krone. Rinde lange Zeit glatt, im hohen Alter in eine eichenartige, der Länge nach netzförmig aufgeriſſene, ſich nicht ab— ſchuppende dunkelfarbige Borke verwandelt. Bewurzelung anfangs aus einer Pfahlwurzel, im Alter aus einem mächtigen Wurzelſtock beſtehend, aus dem mehrere Herzwurzeln ſchräg tief in den Boden dringen, während die ur pe Fig. LXIX. SS S 8 N N W \ NIS Die Winterlinde, Tilia parvifolia L. 1. Blühender Sproß; — 2. 3. Blüte ſeitwärts von oben und unten; — 4. 5. Frucht- knoten längs- und querdurchſchnitten; — 6. Stempel; — 7. Frucht; — 8. Diejelbe längsdurchſchnitten; — 9. Samen ebenſo; — 10. Triebſpitze mit Knospen; — 11. Keim⸗ pflanze. 731 oberflächlich verlaufenden Seitenwurzeln weit ausſtreichen. Knospen ei— förmig, ſtumpf, etwas zuſammengedrückt, kahl, glänzend grün- oder voth- braun, Seitenknospen abſtehend. Zweige glänzend roth- oder gelbbraun, mit zerſtreuten rundlichen Lenticellen; Langzweige und Lohden hin und her ge— bogen. Letztere werden auf ſehr fruchtbarem Boden oft ſehr lang und treiben dann ſehr große, zuweilen dem Weinblatt nicht unähnliche Blätter. Früchte meiſt etwas ſchief, von der Griffelbaſis beſpitzt, wegen ihrer Dünnſchaligkeit zwiſchen den Fingern leicht zerdrückbar. Formenkreis. Es würde zu weit führen, die zahlloſen Formen der Winterlinde, welche theils als Varietäten, theils als eigene Arten beſchrieben, theils noch gar nicht beſchrieben worden ſind, hier zu ſchildern. Mit Zu— grundelegung obigen Schemas von Bayer mögen hier nur die bisher unter— ſchiedenen Formen hervorgehoben werden. Da nämlich die im Vorſtehenden charakteriſirte typiſche Form von T. parvifolia alle 9 poſitiven Merkmale (A bis I) vereinigt, jo find die Abweichungen vom Typus durch Anführung der neben den poſitiven Merkmalen auftretenden negativen leicht zu bezeichnen. Es würde z. B. A* eine Winterlinde ſein, bei welcher die Deckblätter ſitzend, alle übrigen Merkmale des Typus aber (die poſitiven, mit Ausnahme von A) vorhanden wären. Eine ſolche Form ſcheint bis jetzt noch nicht beobachtet worden zu ſein. 1. E.“ Hierher gehören: T. intermedia DC; Rchb., Ic. I. c. f. 5138. — T. inter- media . acuminatissima Rchb. I. c. — T. parvifolia 3. cymosa Rchb. I. c. t. 311. — T. acuminata Opiz. — T. vulgaris Hayne, Arzneig. III, T. 47. — T. europaea var. vulgaris Hartig a. a. O. T. 100. 2. E.“ F.“ T. parvifolia genuina foliis minimis Rchb., Ic. 1. c. t. 314, f. 5137. 3. D.“ T. rugosa Host. — 4. B.“ T. silvestris Desf. c. ovalifolia Spach. 5. B. F. T. parvifolia Ehrh. g. ovalifolia Spach. variegata H. Vindob. Blätter mit weißen Flecken und Streifen geziert. Gartenform. 6. C. F. H. Var. triloba Hortul. Blätter Zlappig. Gartenform. Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Eintritt der Mann— barkeit zeitig, bei freiſtehenden Bäumen mit dem 20.— 30. Jahre, an Stock— lohden ſchon mit 15— 20 Jahren, worauf faſt alljährlich eine reichliche Blüten- und Fruchtentwickelung erfolgt. Eintritt der Belaubung im Süden Anfang April bis Anfang Mai, im Norden Mitte Mai bis Anfang Juni, der Blütezeit im Süden Mitte bis Ende Juni, im Norden einen Monat ſpäter, der Entlaubung, vor welcher ſich die Blätter ſchön gelb färben, Ende Oktober bis Mitte November, der Fruchtreife im Auguſt oder September “). ) In Wien belaubt ſich nach Fritſch die Winterlinde durchſchnittlich am 21. April, entlaubt ſich am 9. November (Dauer des Laubes folglich 202 Tage), beginnt zu blühen am 18. Juli, und die Früchte zu reifen am 2. Auguſt. Dagegen erfolgt in Dorpat die Belaubung am 31. Mai, der Eintritt des Blühens am 20. Juli. Nach „ lloy Der Same erhält fich bis zum Frühjahr keimfähig, läuft aber, dann aus— geſäet, erſt im nächſten Frühlinge auf. Höhenwuchs der Kernlohden in den erſten Lebensjahren langſam, dann bis etwa zum 60. Jahre raſcher, doch ſelten mehr als ½ Fuß pro Jahr betragend, nach dem 60. Jahre wieder nachlaſſend, mit etwa 130—150 Jahren beendet. Die Winterlinde vermag, wie alle Linden, ein mehrhundertjähriges Alter zu erreichen, doch ſollen nach Th. Hartig und Roßmäßler die älteſten und ſtärkſten bekannten Linden fast alle der folgenden Art angehören). Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die Winterlinde iſt eine oſteuropäiſche Holzart, denn ſie hat das Maximum ihres Vorkommens in Rußland, von wo aus ſie ſich nordwärts bis Finland und Scandinavien, weſtwärts bis Nordſpanien (Guipuzcoa), ſüdwärts bis Unteritalien und oſt— wärts bis in das altaiſche Sibirien erſtreckt. Sie beſitzt folglich einen ſehr großen Verbreitungsbezirk, tritt aber faſt nur in Rußland (im mittleren) als beſtandbildender Waldbaum (meiſt in mit Eichen gemengten, ſeltner in reinen Beſtänden) auf. Die Grenzen ihres Bezirks ſind deshalb ſchwierig zu beſtimmen, weil viele Autoren dieſe Linde mit T. grandifolia zuſammen⸗ werfen. Nach Schübeler erreicht die Winterlinde in Norwegen, wo ſie als einzigſte wildwachſende Art vorkommt, ihre Polargrenze an der Weſt— küſte unter 62° 9, im Oſten unter 61° 22°, in Schweden in Angermanland unter 63“ 10°, in Dalekarlien unter 61° 3° der Breite. Angepflanzt gedeiht fie noch in Norwegen unter 67“ 56, (im Kirchſpiel Stegen), in Schweden unter 65° 50° (bei Haparanda), in Finland unter 63“ (bei Waſa). In Rußland gegen ihre Polargrenze hin tritt die Linde nach Bode meiſt in Strauchform auf (auch ſchon in Eſthland auf magerem Kalkboden, z. B. am Glint). Ihr nordweſtlichſtes Vorkommen iſt im Kreiſe Lodinoje-Pole im Gouvern. Olonetz. Von da geht die Polargrenze über den Onegaſee gen N durch die Wälder des Kreiſes Kargopol nach dem Gouvern. Wologda, wo die Linde, ebenfalls nur als Strauch, ihren nördlichſten Punkt in Rußland (62° Br.) erreicht. Hierauf ſenkt ſich die Grenze wieder gegen SO, bis fie im Gouvern. Perm bei Werchoturje (e. 58% 50% den Ural erreicht. Nach Bode beſitzt die Linde (T. europaea I.) nächſt der Birke, Espe und Vogelbeere die größte Grenzausdehnung unter den ruſſiſchen Waldbäumen Linßer belaubt ſich die Winterlinde in Riga am 20. Mai, in Stettin am 7. Mai, in München am 4. Mai, in Prag am 13. Mai, in Breslau am 24. April, blüht in Riga am 12. Juli, in Stettin am 6. Juli, in München am 2. Juli, in Prag am 10. Juni, in Breslau am 29. Juni, reift die Früchte in Riga am 27. September, in Stettin am 6. Oktober, in München am 5. September. Die alte „neuntheilige Linde“ auf dem Kaiſerſtuhl in Baden iſt jedoch nach Döll eine Winterlinde. und finden ſich die ſchönſten Lindenwälder vom Nordoſten des Gouvern. Koſtroma ſüdwärts nach allen Richtungen des Reichs bis zum Steppenrande und jenſeits der Steppe wieder in der Krim. Hier ſind offenbar die Winter- und Sommerlinde zuſammen gemeint, denn in der Krim und im ſüdlichen Rußland kommt T. parvifolia ſicher gar nicht vor. Inner— halb unſeres Gebiets findet ſich die Winterlinde überall, jedoch in der nordöſtlichen Hälfte häufiger, als in der ſüdweſtlichen. In erſterer kommt ſie vorzugsweiſe als Waldbaum, eingeſprengt in Laub- und Miſchwäldern und an Waldrändern, in letzterer faſt häufiger angepflanzt (in Parken, Alleen, um Dörfer) vor. In reinen Beſtänden tritt ſie wohl nirgends mehr auf, ſelbſt kaum horſtweiſe, während früher auch in Deutſchland und Oeſterreich Lindenwälder vorhanden geweſen ſein mögen, worauf die vielen mit Linde zuſammengeſetzten oder nach ihr benannten deutſchen und ſlaviſchen Namen — von Städten, Dörfern, Bergen und Waldorten zu deuten ſcheinen. Die Höhenverbreitung der Winterlinde iſt nicht bedeutend, denn im böhmiſch— bairiſchen Walde wird dieſe Holzart nach Sendtner nur bis 1892 p. F. (614,5 Met.), in den bairiſchen Alpen gar nicht, in der ſüdbairiſchen Hoch— ebene zwiſchen 2050 und 2150 p. F. (665,9 und 698,4 Met.) angetroffen. Den höchſt gelegenen Baum fand Sendtner in Pfronten bei 2600 p. F. (844,6 Met.) Meereshöhe. In Tirol ſteigt die Winterlinde nach Pokorny bis 3800 w. F. (1201,1 Met.), in der Schweiz nach Chriſt im Mittel bis 1200, in Norwegen (Bergenſtift) nach Schübeler nur bis 533 Met. empor. Dieſe geringe Höhenverbreitung, wie auch das viel häufigere Vor— kommen der Winterlinde in der mittel- und norddeutſchen Zone ſpricht dafür, daß dieſe Holzart ein Baum des Flachlandes iſt. In den baltiſchen Provinzen tritt ſie namentlich gern in den auf tiefgründigem Marſchboden ſtockenden Niederungswäldern (Miſchwäldern) auf und erwächſt daſelbſt zu ſtattlichen Bäumen 1. Größe. Uebrigens gedeiht ſie auf allerhand Boden, wenn derſelbe tiefgründig iſt; nur ſehr trockener und leichter Boden ſagt ihr nicht zu. Am voll— kommenſten bildet ſie ſich als Oberſtänder im Mittelwalde aus, doch eignet ſie ſich wegen ihrer tiefſchattenden umfangreichen Krone wenig für die Mittelwaldwirth— ſchaft. Was die ſonſtigen Bedingungen ihres Vorkommens und Gedeihens be— trifft, ſo macht die Winterlinde faſt ganz dieſelben Anſprüche, wie die Stieleiche und die Rüſtern, in deren Geſellſchaft fie jo häufig auftritt. Specielle Beobachtungen oder Unterſuchungen ſind hierüber noch nicht angeſtellt worden. 363. Tilia grandifolia Ehrh. Großblättrige Linde. Synonyme und Abbildungen: T. grandifolia Ehrh. a. a. O., Pokorny a. a. O. S. 264; Nördlinger a. a. O. S. 180. — T. europaea var. f., d., e., L. — T. platy- phyllos Scop., Fl. carn. I, p. 373; Döll a. a. O. S. 1199, C. Koch, Dendrol., I, 470. — eu T. praecox Host; Rehb. I. c. f. 5144. — T. longebracteata Host; Rchb. I. c. f. 5143. — T. corylifolia Host; Rchb. I. c. f. 5141. — T. corymbosa Ortm. — Sommerlinde, Mailinde, Frühlinde, Waſſerlinde, Mooslinde“. 1 Blätter von der Form von J. parvifolia, aber in der Regel größer, dünn, weich, beiderſeits behaart, unterſeits grasgrün und in den Nerven— winkeln weißlich gebartet, 4—10 Centim. lang und 3,5 bis 9 Centim. breit, mit 2—4 Centim. langem Stiele. Trugdolden arm(3 29 blütig, hängend; Deckblatt nach unten gebogen, nicht umgewendet. Blüten größer als bei T. parvifolia. Früchte größer, dick- und hartſchalig, mit ſtarken rippenartigen Kanten. — Baum vom Wuchſe und der Größe der vorher— gehenden Art, von welcher dieſe im entlaubten Zuſtande ſchwierig zu unter— ſcheiden iſt, da auch die Knospen ebenſo geformt und gefärbt, nur größer ſind. Bildet im freien Stande eine noch umfangreichere Krone und einen noch ſtärkeren Stamm, als T. parvifolia. Formenkreis. Die Sommerlinde iſt eine noch polymorphere Art, als die Winterlinde. Bemerkenswerthe Formen unſeres Gebiets ſind: 1. H* T. flava Wolny. — T. grandifolia und mutabilis Host; Rchb., Ic. 1. c. f. 5142. Blätter unterſeits nebſt den Kelchblättern und der Griffelbaſis filzig. 2. G.* T. angulata Hayne. — 3. D.“ H.“ T. platyphylla 5. opaca Wierzb. 4. D.“ G.* T. pauciflora Hayne, Deutſche Holzg. I. T. 108. 5. D. G.“ L* Hierher T. aurea Jüngst. mit gelben Zweigen. 6. D.* F. T. corallina Rchb., Ic. I. c. f. 5147, mit rothen Zweigen. 7. D.* F. G. He P. oxyearpa Behp. 170225139... 37 12) 8. B.“ I.“ T. platyphylla var. sphaerocarpa Rchb. I. c. f. 5139 (t. 316). 9. D* E* F* G.* H* T. mollis var. bracteosa Spach. 10. C.* F.* H.* T. vitifolia Host; Rchb. I. c. f. 5140. — T. grandifolia f. laciniata Ortm. Blätter jehr groß und unſymmetriſch, regelmäßig oder unregel— mäßig gelappt und doppelt gejägt. 11. B.* T. temuifolia Host. — Rchb. I. c. f. 5145 (t. 321). 12. B.* H.* T. obliqua Host. — Rchb. I. c. f. 5146. — T. grandifolia 2. nitida Ortm. Blätter länger als breit, am Grunde abgerundet, ſchief. 13. B.* D.* F.“ Hierher zieht Bayer die. T. cucullata Jacqu., Fragm. bot. t. 11. f. 3, eine eigenthümliche kleinblättrige Form, wo die beiden Blatthälften an der Baſis verwachſen und die Blätter daher kapuzenförmig geſtaltet ſind. Kommt hier und da ſpontan vor). 14. B.* C. D.* F. * G.* H.* T. grandifolia var. laeiniata Mill. — T. asple- nifolia Hortul. Blätter ſehr unſymmetriſch, tief Z lappig, Mittellappen ſehr ) Z. B. im ſüdlichen Böhmen beim Stifte Goldenkron unweit Krumau. Dort ſtehen einige alte Linden mit lauter kapuzenförmigen Blättern, an die ſich die Volks— ſage knüpft, daß jene Linden dieſe Blätter erſt bekommen haben, nachdem die Tabo— riten auf Ziſchka's Befehl 1420 die Mönche des Kloſters an ihren Aeſten aufgehängt hatten. verlängert und zugeſpitzt, übrigens das ganze Blatt unregelmäßig zerſchlitzt. Gartenform. 15. A.“ Hierher gehört T. pyramidalis Host; Rchb., Ic. I. e. f. 5148, mit pyra⸗ midalem Wuchſe, und T. intermedia Host. 16. A.“ E.“ L* T. grandifolia Diet., Fl. Borr. t. 831. 17. A.“ D.* H.* T. spectabilis Host. IS A B DG HP, Esra Host, Fig. LXX. 1 ) N SS == = SS SE SS 2 — = S SEES — — —— SEE ISZEIIS Die Sommerlinde, Tilia grandifolia Ehrh. 1. Blühende Triebſpitze; — 2. 3. wie 4. 5. auf Fig. LXIX.; — 4. 5. wie 7. 8. daſ. N Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Die Sommerlinde blüht 10—14 Tage eher als die Winterlinde und entwickelt auch ihre Blätter um ebenſoviel früher). Sonſt ſtimmen beide Arten hinſichtlich ihrer Lebens— erſcheinungen überein. Die Sommerlinde erreicht aber ein viel höheres, wohl mehr als tauſendjähriges Alter, weshalb auch ihr Stamm noch weit ſtärker zu werden vermag, als bei der Winterlinde“ ). Die durch Alter und Stammſtärke berühmteſten Lindenbäume unſeres Florengebiets und Mitteleuropas überhaupt gehören wohl alle zu dieſer Art. Dieſelben ſind vorzugsweiſe Kirchhofs- und Dorfplatzlinden, alſo angepflanzte Bäume und keineswegs etwa Ueberreſte ehemaliger Urwälder. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die Sommerlinde iſt durch die ſüdliche Hälfte Europas und oſtwärts bis in die Kaukaſus— länder und bis in den Ural verbreitet, hat folglich einen kleineren Bezirk als die Winterlinde. Die Polargrenze ihres ſpontanen Vorkommens geht jedenfalls durch die mitteldeutſche Zone unſeres Gebiets, denn in Nord— deutſchland, Dänemark, in den baltiſchen Provinzen, vielleicht auch in Eng— land kommt dieſe Linde wohl nur angepflanzt vor. Ermittelt iſt aber dieſe Polargrenze noch nicht. Weſtwärts iſt die Sommerlinde bis Aſturien und bis Neucaſtilien (Serrania de Cuenca, Guadalajara) verbreitet, ſüdwärts bis Unteritalien und Griechenland. Auch ſie zeigt das Maximum ihres Vorkommens in Rußland, und zwar im ſüdlicheren Rußland, wo fie (z. B. In Wien belaubt ſich nach Fritſch die Sommerlinde durchſchnittlich am 13. April, entlaubt ſich am 3. November (Dauer des Laubes daher 204 Tage), beginnt zu blühen am 9. Juni, die Früchte zu reifen am 29. Juli. Nach Linßer erfolgt der Laubausbruch in Riga am 20. Mai, in Stettin am 3. Mai, in München am 14. Mai, der Eintritt des Blühens in Riga am 9. Juli, in Stettin am 29. Juni, in München am 24. Juni, der Fruchtreife in München am 26. September. Demnach würde die Sommerlinde ſich in München ſpäter belauben und ſpäter die Früchte reifen, in Riga mit der Winterlinde gleichzeitig das Laub entwickeln und wenig früher als dieſe blühen, was kaum glaublich iſt. In Dorpat belaubte ſich T. grandifolia nach Zjährigem Durchſchnitte am 23. Mai (8 Tage früher als T. parvifolia) und blühte am 16. Juli (4 Tage früher). ) Die alte berühmte Sommerlinde bei Melle (Poitou) in Frankreich hat nach Mathieu 15 Met. Stammumfang. Nach Th. Hartig ſteht oder ſtand bei St. Bonnet in Frankreich eine Linde von 17 Met. Stammumfang. Ja, die alte Linde zu Staffel- ſtein in Baiern, unter deren Schirm 1644 Schweden und Pappenheimer kämpften, mißt am Boden 18,2, in 1 Met. Höhe 16,9 Met. im Umfange. Andere berühmte Linden Deutſchlands ſind die Vehmlinde bei Dortmund, die Torſtenſohnlinde bei Gurkau in Schleſien, von der aus Torſtenſohn 1642 die Belagerung Glogaus geleitet haben ſoll, die Linde von Biſenz, deren Aeſte auf 2 concentriſchen kreisrunden Gerüſten ruhen und welche urkundlich ſchon 1604 ein Alter von 500 Jahren beſaß, die Linde zu Neuſtadt am Kocher, deren koloſſale Krone durch 166 ſteinerne Säulen geſtützt iſt, u. a. m. aa = [923 in der Ukraine, in Volhynien) als waldbildender Baum auftritt und theils in reinem Beſtande, theils in Gemeinſchaft mit der Winterlinde und der Stieleiche ausgedehnte Waldungen zuſammenſetzt. Innerhalb unſeres Gebiets findet ſich die Sommerlinde ſpontan (in Wälder eingeſprengt, an Wald— rändern) vorzüglich in der rheiniſchen, ſüddeutſchen und Alpenzone, ſowie in den ſüdöſtlichen Ländern des öſterreichiſchen Kaiſerſtaats, während ſie in der mitteldeutſchen ſelten iſt. Deſto häufiger trifft man ſie hier, wie im ganzen Gebiet, angepflanzt an. In den Gebirgen ſteigt ſie beträchtlich höher empor, als die Winterlinde, nämlich nach Sendtner im Bairiſchen Walde bis 2917 p. F. (947,6 Met.), in den bairiſchen Alpen bis 3100 p. F. (1007 Met.). Dort, wie überhaupt in der Alpenzone iſt die Sommerlinde ſchon viel häufiger als die Winterlinde. Bezüglich ihrer Anſprüche an Boden und Klima dürfte die Sommerlinde am meiſten mit der Rothbuche über— einſtimmen. Anmerkung. Außer den oben angeführten Formen von T. grandifolia und parvifolia finden ſich hin und wieder, zumal in Parken und Anlagen Formen, welche zwiſchen dieſen beiden Arten mitteninne ſtehen und deshalb vermuthlich Baſtarde von beiden ſind. Bayer hat dieſe Formen unter dem Namen T. parvifolia-grandi- folia zuſammengefaßt und charakteriſirt, wie folgt: „Blätter derb, kahl, ſelten haarig, unterſeits gleichfarbig oder blaßgrün, in den Nervenwinkeln blaß gebärtet. Blüten— ſtand reichblütig hängend, Deckblatt geſtielt. Staubfäden oft erweitert, Nuß rinden— artig (2), faſt zerbrechlich, regelmäßig oder mit den Früchten der T. parvifolia und grandifolia vermiſcht.“ Bayer zieht zu dieſen hybriden Formen: T. intermedia DC., T. flavescens A. Braun (Döll, Fl. v. Baden S. 1199), T. pallida Wierzb. (Rchb., Ic. I. c. t. 315), T. hybrida Bechst., Forſtbot. T. 4, und T. floribunda A. Br. (Döll a. a. O. S. 1200, Rchb., Ic. f. 5138b.). Letztere, ſowie T. flavescens dürften vielleicht eher Baſtarde von T. parvifolia und irgend einer amerikaniſchen Linde (vielleicht T. nigra, welche in Baden, namentlich um Carlsruhe, wo die genannten Linden vor— zugsweiſe kultivirt vorkommen, häufig angepflanzt iſt) ſein. II. Rotte. Diplopetaloideae Bayer (Decapetalae Döll a. a. O. S. 1199). Blüten mit blumenblattartigen eine Nebenkrone bildenden Staub— gefäßen. Staubgefäße über 50, Filamente kürzer als die Blumenblätter, an der Baſis meiſt in 5 Bündel verwachſen, Antherenhälften getrennt. Blumenblätter nie radförmig ausgebreitet. Griffel nach dem Blühen ſich verlängernd. 364. Tilia argentea Desf. Silberlinde. Synonyme und Abbildungen: T. argentea Desf., Cat. hort. Monsp. 1813; Rchb., Ic. 1. c. f. 5150, Ettingh. Pok., Phy. pl. austr. t. 458; Pokorny a. a. O. S. 266. — T. alba Waldst. Kit., Ic. pl. rar. Hung. I, Pp. 2. t. 3 (nicht Aiton). — T. tomen- tosa Mönch. — T. rotundifolia Vent. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 47 Blätter langgeſtielt, ſchief herzförmig-rundlich, zugeſpitzt, am Grunde ganzrandig, ſonſt ſcharf und regelmäßig ſtachelſpitzig-geſägt, derb, oberſeits glänzend dunkelgrün, mit zerſtreuten Sternhärchen, unterſeits ſilberweiß— ſternfilzig, 6—10 Centim. lang und 5,2— 8 Centim. breit, mit 3—4 Centim. langem filzigem Stiele. Trugdolden reichblütig, hängend, kürzer als die Blätter mit faſt rechtwinklig abſtehenden Blütenſtielen. Blüten klein, Blumenblätter gelblich, Kelchblätter ſammt Stielen graufilzig. Frucht holzig, dickſchalig, ſchwach 5kantig. — Schönbelaubter Baum 2.— 1. Größe mit graurindigem Stamme, großer rundlicher lockerer Krone, kleinen filzigen Knospen und ſehr wohlriechenden Blüten. Formenkreis. Auch die Silberlinde variirt in ähnlicher Weiſe, wie die beiden vorhergehenden Arten, iſt jedoch lange nicht jo polymorph. Die wichtigſten Formen unſeres Gebiets find: A.“ D. T. pannonica Jcqu. (T. petiolaris DC.) und A.“ D.* G.* T. alba W. K. (T. tomentosa Baumg.), welche nach Schur in Siebenbürgen unter zwei Formen auftritt: microphylla, kleinblättrig, ſtrauchartig (am Rothenthurmpaß u. a. O.) und calvescens, mit zuletzt unterſeits faſt kahlen graugrünen Blättern (mit vor— hergehender Form auch in Baumpflanzungen um Kronſtadt). Dieſe letztere Form ſcheint mit der Var. virescens Spach. identiſch zu fein, welche ſich der amerikaniſchen T. nigra nähert und wahrſcheinlich ein Baſtard von dieſer und T. argentea iſt, weshalb Bayer ſie T. argentea-nigra ge⸗ nannt hat. Dagegen ſoll nach demſelben Autor die T. praecox A. Braun (Döll a. a. O. S. 1200), in Baden auch nur angepflanzt vorkommend und aus England dahin gebracht, ein Baſtard von T. nigra und T. grandifolia ſein und dahin auch die T. flaccida Host. gehören. Eine beſondere Varietät ſcheint eine von Baron v. Thümen 1877 bei Kloſterneuburg an⸗ gepflanzte, vielleicht in Ungarn wild vorkommende und nach C. Koch auch im Berliner botaniſchen Garten kultivirte Silberlinde zu ſein, welche ſich durch große, am Grunde auffallend ſchiefe (ungleich gelappte) Blätter aus— * zeichnet und deshalb von v. Thümen als Bar. obliqua bezeichnet worden iſt “). Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die Silberlinde iſt eine ſüdoſteuropäiſche und orientaliſche Holzart, denn ſie wächſt außer in den ſüdöſtlichen Ländern des öſterreichiſchen Geſammtſtaats noch in Serbien, Rumänien, in der Türkei und in Kleinaſien. Innerhalb unſeres Gebiets tritt die Silberlinde wildwachſend beſonders in Ungarn und Croatien auf, im erſtgenannten Lande. am häufigſten im Banat, in den drei ſlavoniſchen Comitaten und in der ſlavoniſchen Militärgrenze, wo fie ſogar geſchloſſene Beſtände bildet. Sie bewohnt die Region des Hügellandes und der nied— ) Vgl. Oeſterr. Botan. Zeitſchrift. 1877, S. 333. 5 rigen Berge und wird als Zierbaum nicht nur in ihren Heimatländern, ſondern auch in der ganzen ſüdweſtlichen Hälfte unſeres Gebiets häufig kul— tivirt, gedeiht auch noch in der mittel- und ſelbſt in den weſtlichen und ſüdlicheren Gegenden der norddeutſchen Zone. — Blüht im Juli, reift die Früchte im September oder Oktober. 365. Tilia alba Ait. Abendländiſche Silberlinde. Synonyme und Abbildungen: T. alba Ait., Hort. Kew. II. p. 230; C. Koch, Dendrol. I. S. 478. — T. americana Du R. non L. — T. heterophylla Vent. Unterſcheidet ſich von der morgenländiſchen Silberlinde, mit der ſie leicht verwechſelt werden kann, durch den dünneren weißen Filz der unteren Blattfläche, durch die zuletzt kahlen Blattſtiele, die dünnere Blattſubſtanz, die langen ſchwachen herabhängenden Zweige, den bis zum Grunde unbe— haarten Griffel und namentlich durch die von oben her zuſammengedrückten, tief fünffurchigen (nicht gerippten), ſchwach warzigen, fünfſamigen Früchte. — Baum 2. Größe mit ſehr lockerer Krone. Nördliche und mittlere Staaten Nordamerikas; nicht ſelten in Parken und Anlagen als Zierbaum angepflanzt. — Blüht im Auguſt. 366. Tilia pubescens Ait. Flaumblättrige Linde. Synonyme: T. pubescens Ait. I. c. p. 229; C. Koch a. a. O. S. 479. — 3: laxiflora Hentze. Blätter ſehr groß, derb, am Grunde ſehr ungleich (in der einen Hälfte abgerundet, in der andern abgeſtutzt), rundlich zugeſpitzt, ſcharf geſägt, kahl oder auf der untern Fläche mit einzelnen wenig ſichtbaren Sternhaaren beſtreut, bis 16 Centim. lang und bis 11 Centim. breit, mit 3,5—5 Centim. langem Stiele. Trugdolden vielblütig, hängend, kahl; Blüten gelblich, Griffel an der Baſis behaart. Frucht an beiden Enden zugeſpitzt, von dem langen Griffel gekrönt, mit dicker holziger Schale. — Baum 3.— 2. Größe. Blätter in der Jugend rothbraun. Südſtaaten Nordamerikas, als Zierbaum kultivirt. — Blüht im Juli oder Anfang Auguſt. 367. Tilia americana IL. Amerikaniſche Linde. Synonyme: T. americana L., Spec. pl. p. 514; C. Koch a. a. O. S. 480. — T. glabra Vent. — T. canadensis Michx. T. nigra Borkh. — „Schwarzlinde“. Unterſcheidet ſich von voriger ihr ſehr ähnlichen Art durch dünnere, vom Anfange an grüne Blätter, welche beiderſeits grün und völlig kahl und nur am Rande mit unmerklichen Härchen oder unterſeits auch mit . „0 Sternhaaren beſetzt ſind, ſowie durch kuglige kurz geſchnäbelte Früchte mit lederartiger Schale. Blätter oft ebenſo groß wie bei T. pubescens. Canada und Nordſtaaten Nordamerikas; häufig in Parken und Anlagen. — Blüht im Juli. Fünfundfünfzigſte Familie. Malvenartige. (Malvaceae R. Br.) Blüten zwitterlich, regelmäßig, mit 5theiligem Kelche und 5 blättriger Blumenkrone, deren ungenagelte Blätter an die Baſis der röhrig verwachſenen Staubfäden angewachſen und in der Knospenlage ſchraubig zuſammengedreht ſind. Staubgefäße viele, am Grunde oder bis zur halben Länge in einen Cylinder verwachſen, welcher den Fruchtknoten bedeckt, nach oben geſpalten, an den Zweigen einfächrige Staubbeutel (Staubbeutelhälften) tragend. Stempel entweder viele, um eine kegelförmige Verlängerung des Blütenbodens wirtelförmig zuſammengedrängt (bei Malva, Lavatera, Althaea u. a.) oder ein einziger aus 5 Fruchtblättern zuſammengeſetzter Fruchtknoten, aus dem ſich eine 5fächrige vielſamige, mit Klappen aufſpringende Kapſel ent— wickelt, während bei erſteren aus dem Wirtel der Karpellen (einblättrigen Fruchtknoten) eine Spaltfrucht entſteht, die in ebenſoviele einſamige Balg— früchtchen zerfällt als Karpelle vorhanden ſind. — Kräuter, Sträucher oder Bäume mit wechſelſtändigen, geſtielten, handnervigen und meiſt hand— förmig gelappten oder getheilten Blättern und meiſt anſehnlichen, oft ſchön gefärbten Blumen. Die Mehrzahl gehört den Tropenländern an, die in Mitteleuropa wild vorkommenden ſind ſämmtlich Kräuter. Das einzige im Gebiet unſerer Flora kultivirt und verwildert vorkommende Holzgewächs dieſer großen Familie iſt nachfolgend beſchriebener Strauch. ö CXXVXII. Hibiscus L. Eibiſch. Kelch von einer vielblättrigen Hülle (Außenkelch) umgeben. Fünf- fächriger Fruchtknoten mit 5 Griffeln. Fünffächrige, vielſamige Kapſel. 368. Hibiscus syriacus L. Syriſcher Eibiſch. Synonyme und Abbildungen: H. syriacus L., Sp. plant. 978, Rchb., Ic. Fl. Germ. V, t. 181; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 182. — Ketmia arborea Munch. — K. syriaca Scop. — „Chinaroſe“. 741 Blätter kurz geſtielt, verkehrt-eiförmig oder rautenförmig, meiſt drei— lappig und grob geſägt, beiderſeits kahl und grün. Blüten einzeln, blatt— winkelſtändig, kurz geſtielt, mit ſternfilzigem Kelch und großer bis 7,5 Centim. im Durchmeſſer haltender Blume, deren dunkelroſenrothen, lilafarbenen oder weißen Blätter am Grunde mit einem dunkelrothen Fleck gezeichnet ſind. — Aufrechter, bis 2 Met. hoher, ſommergrüner Strauch mit glatter hellgrauer Rinde. Schöner, im Orient heimiſcher Strauch, welcher noch in Mitteldeutſch— land im Freien aushält, in Süddeutſchland und Oeſterreich-Ungarn häufig als Ziergehölz kultivirt wird und in der adriatiſchen Zone hier und da verwildert vorkommt. — Blüht im Auguſt und September. Anmerkung. In Gärten Dalmatiens findet ſich auch die in der weſtlichen Hälfte der Mediterranzone wildwachſende Lavatera arborea L. angepflanzt, ein 2—3 Met. hoch werdendes Bäumchen mit großen geſtielten 5 lappigen Blättern und großen roſenrothen oder lilafarbenen Blumen. Dreißigſte Ordnung. Rebengewächſe. (Sarmentosae Willk.) Dieſe Ordnung wird blos von der folgenden Familie gebildet. Sechsundfünfzigſte Familie. Weinſtockartige Laubhölzer. (Ampelideae Willk.) Sommergrüne Holzgewächſe mit meift kletternden Stämmen und Aeften. Blätter meiſt handförmig gelappt oder getheilt, ſeltner gefingert oder gefiedert, die unteren gegen-, die oberen wechſelſtändig, mit oder ohne Nebenblätter. Blüten regelmäßig, meiſt klein, zwitterlich oder eingeſchlechtig, in Trugdolden, welche traubig, rispig oder ſtraußförmig gruppirt ſind. Kelch als ein ſchmaler 4 5zähniger Saum ausgebildet, an einen hypogyniſchen Discus angewachſen, an deſſen Rande die 4— 55 Kronenblätter und vor demſelben die Staubgefäße in gleicher Anzahl eingefügt ſind. Fruchtknoten oberſtändig, 2fächrig mit je 2 Samenknospen in jedem Fache, oder 3— 6fächrig mit 1knospigen Fächern, Griffel 1, kurz mit 2lappiger Narbe. Frucht eine 1—-6 fächrige wenigſamige Beere. Same von einem dicht anliegenden häutigen Mantel umſchloſſen, mit harter Schale und hornartigem ölhaltigem Eiweißkörper, in deſſen Baſis aD der kleine Keim eingeſchloſſen liegt. — Die Ampelideen bewohnen die wärmere gemäßigte, ſubtropiſche und tropiſche Zone der nördlichen Halbkugel. In Europa ſind dieſelben nur durch wenige nicht einheimiſche Arten der Gattungen Vitis und Ampelopsis repräſentirt. l itis I. Weines Kelchſaum 5zähnig. Blumenblätter und Staubgefäße 5, erſtere an der Spitze zuſammenhängend und beim Aufblühen in Form eines Mütz— chens ſich ablöſend. Griffel kurz, mit kopfiger Narbe. Beere Ifächrig, 2—4jamig. — Kletternde Sträucher oder Bäume mit knotigen Zweigen und mit gabligen Wickelranken (metamorphoſirten Blütenſtandsſpindeln). Blüten wohlriechend. Blätter einfach, handförmig gelappt. Die meiſten Arten bewohnen Nordamerika, einige auch Aſien. 369. Vitis vinifera L. Gemeine Weinrebe, Weinſtock. Synonyme und Abbildungen: V. vinifera L., Sp. pl. p. 202; Hayne, Arzneig. X, T. 40; Pokorny a. a. O. S. 284; C. Koch, Dendrol. I, S. 547. — V. silvestris Gmel., V. Labrusca Scop. und Schur (nicht L.). Blätter langgeſtielt, den Ranken gegenüber, im Umriß rundlich -herz— förmig, 3—5 lappig, ungleich und grob gekerbt⸗-geſägt, jung unterſeits wollig oder filzig, alt kahl oder nur an den Nerven unterſeits behaart, freudiggrün, 6—13,5 Centim. lang und breit, mit dickem ſaftigem 2,6 bis 8 Centim. langem Stiele. Blüten gelblichgrün, in dichten Sträußen. Beere bei der verwilderten Pflanze kuglig, klein (erbſengroß), violettblau, ſehr ſauer; bei der kultivirten von ſehr verſchiedener Form, Größe und Färbung, ſäuer— lich ſüß bis ſehr ſüß, bisweilen eigenthümlich aromatiſch (Muskatellertraube). Die verwilderte Weinrebe hat faſt immer wenig gelappte beinahe ganze Blätter, während bei der kultivirten die Form und Zertheilung, wie auch die Größe und Färbung des Blattes eine ungemein wechſelnde iſt, wonach, ſowie nach der Form, Färbung, Größe u. ſ. w. der Beeren die zahlloſen Rebſorten unterſchieden zu werden pflegen. Nach C. Koch ſoll die Weinrebe im ſüdlichen Kaukaſus (in Mingrelien) oder überhaupt in Vorderaſien wirklich einheimiſch ſein. Von hier aus mag ſich ihre Kultur zunächſt nach den Ländern der Mediterranzone verbreitet haben. Dort findet ſie ſich in Hecken, Gebüſchen, ja in Waldthälern und Felsſchluchten, oft weit entfernt von jeder menſchlichen Wohnung völlig verwildert (3. B. in den Waldſchluchten der Sierra Morena in Südſpanien), bisweilen ſtarke baumartige Stämme bildend, deren Aeſte bis in die Wipfel der höchſten 3 Bäume emporklettern und die Baumkronen maleriſch umkränzen. Innerhalb unſeres Gebiets finden ſich dergleichen verwilderte Reben beſonders in den Rhein- und Donaugegenden, namentlich an der Donau von Wien abwärts bis in das Banat, ſowie in Siebenbürgen, wo ſie an Mauern, Felſen und Waldrändern ſtellenweis undurchdringliche Hecken bilden. — Als Kulturpflanze wird die Weinrebe in der ganzen ſüdlichen Hälfte unſeres Gebiets, wo és die klimatiſchen und Bodenverhältniſſe geſtatten, im Großen angebaut, wie auch noch hin und wieder in der mitteldeutſchen Zone, durch welche ſich die Nordgrenze des Weinbaues im Großen zieht. Näher hierauf einzugehen gehört nicht hierher. In den ſüdlichſten Gegenden unſeres Gebiets, z. B. in Südtirol, gedeiht die Rebe als weinſpendende Pflanze im freien Stande noch bei 790 Met., als Spalierpflanze ſtellenweis ſogar noch bei 1043 bis 1232 Met. Seehöhe. — Blüht Anfang bis Ende Juni, reift die Beeren im September oder Oktober. CXXXIV. Ampelopsis Mich. Zaunrebe. Kelch faſt ungezähnt, undeutlich, Blumenblätter und Staub— gefäße 5, erſtere an der Spitze nicht zuſammenhängend, ſondern ausgebreitet. Blätter gefingert. — Nordamerikaniſche Kletterſträucher. 370. Ampelopsis hederacea Michx. Epheuartige Zaunrebe. Synonyme und Abbildungen: A. hederacea Michx., Fl. bor. amer. I, p. 160; Pokorny a. a. O. S. 286. — Ampelopsis quinquefolia Rehb. — Vitis quinquefolia Lam.; Nördlinger, Forſtbot. II. S. 59. — Hedera quinquefolia L. „Wilder Wein, Jungfernrebe, fünfblättrige Rebe, fünfblättriger Epheu“. Blätter langgeſtielt, 3— 5 zählig gefingert; Blättchen geſtielt, eirund bis eilanzettlich, zugeſpitzt, an der verſchmälerten Baſis ganzrandig, ſonſt grobgeſägt mit ſtachelſpitzigen Zähnen, ganz kahl und glänzend, oberſeits dunkel-, unterſeits freudiggrün, im Herbſt vor dem Abfall ſich hochroth färbend, 3—12 Centim. lang und 2—5 Centim. breit. Blüten klein, grünlich, in gabeltheiligen rispigen Trugdolden. Beeren erbſengroß, ſchwarz— blau, ſauer. In Nordamerika heimiſch; wird im ganzen Gebiet zu Lauben und Wand— bekleidungen verwendet und findet ſich in deſſen ſüdlichen Ländern an Maueru und Felſen bereits völlig verwildert. — Blüht vom Mai an den ganzen Sommer hindurch. ad Einunddreißigſte Ordnung. Ahornartige Laubhölzer. (Aceroideae Willk.) Blüten zwitterlich oder eingefchlechtig, mit Kelch und Blumenkrone, (ſelten ohne letztere), 4—12 freien Staubgefäßen und einem oberſtändigen, 2—3 fächrigen Fruchtknoten, deſſen Fächer je 2 Samenknospen enthalten, von denen die eine meiſt fehlſchlägt. Frucht verſchieden, Same ohne Eiweiß. — Bäume und Sträucher mit gegenſtändigen, einfachen oder zu— ſammengeſetzten Blättern, ohne Nebenblätter. — Von den Familien dieſer Ordnung find im Gebiet unſerer Flora nur die Acerineae und Hippo- castaneae durch ſpontane oder angepflanzte Arten vertreten. Siebenundfünfzigſte Familie. Ahornbäume. (Acerineae DC.) Blüten in Trauben, Doldentrauben oder Trugdolden, regelmäßig, mit tief 5 theiligem Kelche und. 4 — 5 Blumenblättern, welche ſammt den 4-12 (oft 8) Staubgefäßen meiſt einer die Baſis des Fruchtknotens um— gebenden nectarabſondernden Scheibe eingefügt ſind. Fruchtknoten zuſammen— gedrückt, 2 fächrig, mit je 2 im Innenwinkel des Faches über einander hängend befeſtigten Samenknospen. Doppelt geflügelte Spaltfrucht, ſenk— recht in 2 einſamige geſchloſſen bleibende Hälften ſich theilend. — Sommer- grüne Bäume und Sträucher mit handförmig gelappten, ſelten gefiederten Blättern. Dieſe nur aus wenigen Gattungen beſtehende Familie iſt in der ſpontanen Vegetation unſeres Florengebiets, wie Europas überhaupt blos durch Arten der Gattung Acer vertreten. (XXXV. Acer L. Ahorn. Blätter einfach, lang geſtielt, meiſt handnervig (5, ſelten 3 nervig), nur bei einigen Arten fiedernervig, gewöhnlich handförmig gelappt oder ge— theilt, immer ſehr verſchieden an Größe, kreuzweis gegenſtändig, in der Knospe fächerförmig zuſammengefaltet. Knospen von kreuzweis gegen— ſtändigen Deckſchuppen umhüllt. Blüten eingeſchlechtig und zwitterlich, einhäuſig⸗vielehig (oder bei ausländiſchen Arten zweihäufig-vielehig), in end- ſtändigen Blütenſtänden, bald vor, bald nach der Entfaltung der Blätter aufblühend. Kelch corolliniſch gefärbt, abfallend, meiſt 5=, ſelten 4 oder mehrtheilig. Blumenblätter der Zahl der Kelchabſchnitte entſprechend, Zu mit dieſen alternirend, bei manchen Arten fehlend. Staubgefäße meiſt 8 (5—10), frei, ziemlich lang geſtielt, mit 2 fächrigem, nach innen auf— ſpringendem, am Rücken angeheftetem und zuletzt wagerecht dem Filament aufliegendem Beutel. Diskus beſonders in den männlichen Blüten ſtark entwickelt, fleiſchig, am Rande gekerbt (Fig. LXXI, 3). Fruchtknoten ſchon zur Blütezeit mit 2 gegenüberliegenden Fortſätzen, welche ſpäter in die Fruchtflügel auswachſen (Fig. LXXII und LXXIII, 4); Griffel endſtändig, ſäulenförmig, in 2 dicke zurückgekrümmte Narben getheilt (Fig. LXXI, 3). Flügelfrucht aus 2 ein- bis zweiſamigen Theilfrüchten beſtehend, welche ſich bei der Reife von der Baſis her von dem bleibenden, bisweilen ge— ſpaltenen, fadenförmigen Fruchtträger ablöſen und geſchloſſen bleiben; Flügel dünnhäutig, mit einem ſtarken Nerv am Außenrande, von dem zahlreiche ſich verzweigende Adern zum Innenrande verlaufen (Fig. LXXI, 7). Kotyledonen nach dem einen Rande hin einwärts gebogen und quer zu— ſammen geknittert, mit anliegendem Würzelchen (Fig. LXXI, 9, 10), beim Keimen des Samens durch die bedeutende Streckung des hypokotylen Gliedes hoch über dem Boden emporgehoben. — Sommergrüne ſchönbelaubte Bäume und Sträucher mit wäſſrigem, ſeltner (nur in den Blättern, Blattſtielen und jungen Trieben) milchigem, zuweilen zuckerhaltigem Safte. Seitenknospen gerade über der großen dreiſpurigen, meiſt hufeiſenförmigen Blattſtielnarbe; Endknospen einzeln, ſtets größer als die Seitenknospen (beſonders die einen Blütenſtand enthaltenden), häufig von den oberſten Seitenknospen umgeben. Markkörper der Zweige im Querſchnitt rundlich, gezähnt, feine Markſtrahlen entſendend. Holz meiſt ſchwer und weiß, im Querſchnitt des Stammes mit deutlichen Jahrringen ohne Frühlingsporenzone, innerhalb der Jahrringe mit nicht zahlreichen, einzelnen oder zu 2— 3 verbundenen, ziemlich gleich— mäßig zerſtreuten feinen Poren. Bewurzelung, Kronen- und Rindenbildung bei den einzelnen Arten verſchieden. Die Ahorne ſind der Mehrzahl nach raſchwüchſige Holzarten, welche Schatten ertragen und eingeſprengt in Miſch- und Mittelwäldern am beſten gedeihen, jedoch unter Umſtänden auch in reinem Beſtande. Die meiſten geben nach dem Abhiebe des Stammes reichlichen und raſch wachſenden Stock— ausſchlag, weshalb ſie ſich auch zum Niederwaldbetrieb, ſowie und faſt noch mehr zum Unterholz in Mittelwäldern eignen. Von den 81 Arten, welche bekannt ſind, bewohnt die Mehrzahl das gemäßigte Nordamerika. Von dieſen nordamerikaniſchen ſowie von den mittelaſiatiſchen werden viele in botanischen Gärten kultivirt“); als Ziergehölze haben bisher nur wenige ) Eine Charakteriſtik der meiſten in unſeren botaniſchen und Handelsgärten vorkommenden Arten hat Hartig Naturgeſch. d. forſtl. Culturpfl. S. 535 ff.) ge— eine allgemeine Verbreitung gefunden. In unſerm Florengebiet find nur 8 Arten heimiſch. Ueberſicht der Arten unſerer Flora. A. Blüten nach der völligen Entfaltung der Blätter aufblühend, in Trauben oder aus Trugdolden zuſammengeſetzten Trauben und Rispen am Ende beblätterter Kurztriebe. Kelch und Blumenkrone. a. Blätter herzförmig⸗länglich, kaum a fiedernervig. Fruchtflügel aufrecht, ie . 7 A ARE b. e 3 ei . Zweige, junge Aeſte und Stämme glatt, weißlich geſtreift A. pensylvanicum L. P- 5 Hal? 7 nicht gejtreift. 21. Blätter 3—5lappig. Blüten ſehr klein, in aufrechten, ſchmächtigen, ährenförmigen Trauben . A. spicatum Lam. 32. Blätter 5lappig. Blütenſtand 1 1 A. Pseudoplatanus L. 33. Blätter tief 3 lappig. Blütenſtand trugdoldig, aufrecht A. Heldreichii Orph. B. Blüten gleichzeitig mit oder kurz vor den Blättern aufblühend, in doldentraubig gruppirten Trugdolden am Ende beblätterter Seitentriebe. Kelch und Blumenkrone. a. Blätter handförmig, 5—7theilig, ſpitzlappig, dünn. 4. Junge Triebe und Blattſtiele mit Milchſaft. Fruchtflügel weit abſtehend A. platanoides L. Paar Lie} 7 10 2 ohne „ Fruchtflügel aufrecht A. saccharinum Wangh. b. Blätter 3—5theilig, ſtumpflappig, dicklich und härtlich. e. Blätter 3—5lappig, mit eingeſchnitten-gezähnten oder gekerbten Lappen. el. Blätter deutlich gelappt, mit ſpitzen oder faſt ſpitzen Lappen. Frucht⸗ flügel aufrecht und einwärts gefrimmt . . . . A. italum Lauth. 62. Blätter kurzlappig, mit ſtumpfen Lappen. Fruchtflügel faſt rechtwinklig abſtehend . .. . A. obtusatum W. K. 63. Blätter sn, beiderſeits 1 Fruchtflügel horizontal aus⸗ einander ſtehennn . . . „ „„ een Blätter ſehr klein, 3 lappig, mit danse oder wenig gezähnten Lappen. en Alifrecht .... . A. Monspessulanum L. C. Blüten aus ſeitenſtändigen Knospen [ne vor dem Laubausbruche ſich ent- wickelnd, in knaulförmigen Trugdolden am Ende blattloſer Kurztriebe ſtehend. Blumenkrone bisweilen fehlend. Blätter unterſeits hell blaugrün. a. Blätter 5theilig. Blüten röthlich, ohne Blumenkrone. Frucht kurz geſtielt A. dasycarpum Ehrh. b. Blätter 3lappig. Blüten ſchön roth, mit Kelch und Blumenkrone. Frucht lang geſtielt, hängeæddz‚‚ 8 geben. Eine vorzügliche ſtreng wiſſenſchaftliche Bearbeitung hat dieſe polymorphe Gattung neuerdings durch Dr. Ferd. Pax erfahren (Monographie der Gattung Acer. In Engler's botan. Jahrbüchern für Syſtematik, Pflanzengeſchichte und Pflanzen⸗ geographie, Bd. VI und VII, 1885, 1886). 371. Acer tataricum L. Tatariſcher Ahorn. Beſchreibungen und Abbildungen: A. tataricum L., Sp. pl. p. 1054; Rchb., Ie. fl. germ. V, f. 4824; Schmidt, Oeſter. Baumz., T. 9; Pokorny a. a. O. S. 277; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 167; Pax, Monogr. Nr. 5. „Ruſſiſcher, rother Ahorn“. Blätter länglich-eiförmig, mit herzförmigem Grunde, kurz zugeſpitzt, doppelt und ungleich gekerbt-geſägt, bisweilen an den Seitenrändern ganz ſeicht gelappt, fiedernervig, oberſeits kahl dunkelgrün, unterſeits an den Nerven flaumhaarig, mattgrün, dünn, 5—11,5 Centim. lang und 3—8 Centim. breit, mit 2—5 Centim langem Stiele. Blüten in aufrechten, geſtielten, aus Trugdolden zuſammengeſetzten Trauben oder Sträußen, mit blaßgelbem Kelch und weißlichen Blumenblättern, wohlriechend, nach der Entfaltung der Blätter ſich öffnend. Blütenſtiele und Kelch ziemlich kahl, Fruchtknoten filzig. Frucht kahl, mit aufrechten meiſt ſchön purpurroth gefärbten Flügeln. — Baum 3. Größe oder Großſtrauch mit glatter dunkelfarbiger Rinde, kahlen rothen Knospen und oft auch rothen Blattſtielen. Vorkommen und geographiſche Verbreitung. Wild eingeſprengt in Wäldern der öſtlichen Hälfte des öſterreichiſchen Kaiſerſtaats, in Galizien, Siebenbürgen, Ungarn, Croatien, Slavonien, Krain; kultivirt im ganzen Gebiet unſerer Flora als Ziergehölz in Gärten und Anlagen. Wächſt auch als Buſchwerk an ſonnigen felſigen Hügeln und bewohnt in unſerm Gebiete die Ebenen (Flußauen), Hügelgelände und niedrigen Vorberge der oben ge— nannten Länder. Iſt in Slavonien nach Kitaibel der gemeinſte Baum, kommt dagegen in Galizien (nur im ſüdöſtlichen) noch Knapp ſelten vor. Außer in den genannten Kronländern Oeſterreichs findet ſich A. tataricum in Serbien, in der Türkei und ganz beſonders in der ſüdlichen Hälfte Ruß— lands, wo das Gouvernement Charkow als ſein eigentliches Vaterland er— ſcheint, indem dort dieſer Ahorn nicht allein in größter Menge auftritt, ſondern auch Dimenſionen erreicht, wie nirgend wo anders. Die Nordgrenze des tatariſchen Ahorns geht von Galizien nach v. Trautvetter durch Podo— lien und Mittelrußland (über Moskau) zum Orenburger Ural. Dort er— reicht A. tataricum nach Bode im Kreiſe Ufa bei 50° 43° ſeinen nord— öſtlichſten Punkt. Gegen Süden ſetzen die Steppen Südrußlands der Ver— breitung dieſer Ahornart ein Ziel, doch tritt dieſelbe jenſeits der Steppen im Kaukaſus wieder auf. Dagegen fehlt ſie in der Krim. Dieſſeits des ſchwarzen Meeres iſt ihre Südgrenze nicht ermittelt. Daſſelbe gilt von der durch unſer Gebiet ziehenden Weſtgrenze. Die weſtlichſten bekannten Punkte des ſpontanen Vorkommens von A. tataricum find das Pilis-Vértesgebirge im weſtlichen Ungarn und Unterkrain. Nach Bode ſcheint eine mittlere Sommertemperatur von + 14% R. Lebensbedürfniß für dieſe Holzart zu ſein, was deren geringe Höhenverbreitung erklärt, nicht aber deren gänzliches Fehlen als ſpontane Pflanze im weſtlichen Europa. — Blüht im Mai, reift die Früchte im Auguſt. 372. Acer pensylvanieum L. Penſylvaniſcher, geſtreifter Ahorn. Synonyme und Abbildungen: A. pensylvanicum L., Sp. pl. p. 1055; C. Koch, Dendrol. I, S. 521. — A. striatum Du R. Harbk., Baumz. I, S. 8. T. 1; Nördlinger a. a. O. S. 166; Pax, Monogr. Nr. 64. Blätter ziemlich kurz geſtielt, im Umriß rundlich, in der untern Hälfte abgerundet mit ſchwach herzförmigem Grunde, in der obern Hälfte drei— lappig mit zugeſpitzten Lappen, ringsherum ungleich und etwas eingeſchnitten gekerbt-geſägt, handförmig-Z nervig, dünn, oberſeits kahl dunkelgrün, unter ſeits etwas flaumig hellgrün, 11—21 Centim. lang und breit, mit 2,5 —6 Centim. langem Stiele. Blüten in ſehr ſchlaffen überhängenden Trauben, ſich nach dem Laubausbruch öffnend, langgeſtielt, groß, glockenförmig, grünlichgelb. Früchte länglich glatt, mit abſtehenden Flügeln, grün. — Schöner Groß— ſtrauch, ſelten Baum 3. Größe, ausgezeichnet ſowohl durch ſeine meiſt ſehr großen Blätter, als durch die glatte dunkel graubraune, der Länge nach zierlich weißgeſtreifte Rinde der jüngeren Stämme, der Aeſte und älteren Zweige. Nordamerika, beſonders in den öſtlichen Vereinigten Staaten und in Canada. Wird häufig als Ziergehölz kultivirt, hält jedoch im Nordoſten unſeres Gebiets nicht mehr im Freien aus. — Blüht im Mai. 373. Acer spieatum Lam. Aehriger Ahorn. Synonyme und Abbildungen: A. spicatum Lam., Eneyel. II, p. 381; Guimp., Fremde Holzart. T. 48; Loud., Arbor. brit. t. 26; C. Koch, Dendrol. I, S. 522; Pax, Monogr. Nr. 11. — A. pensylvanicum Du Roi, nicht L. — A. parviflorum Ehrh. — A. montanum Ait. Blätter dünn, länger als breit, am Grunde herzförmig oder herz— förmig-abgerundet, dreilappig oder faſt fünflappig, jung, oft auch noch im Alter unterſeits ſammtig-weichhaarig, mit lang zugeſpitzten, grob und ſtachel— ſpitzig geſägten Lappen. Blüten ſehr klein, gelbgrün, in dichten ähren— förmigen ſchmächtigen Trauben. Früchte reif faſt kahl, mit geraden, ſpitz— bis rechtwinklig divergirenden kleinen rothen Flügeln. — Kleiner Baum oder Großſtrauch mit grünen oder bräunlichen, jung weichhaarigen Zweigen. Blätter 6—12 Centim. lang, 4—8 Centim. breit. Oeſtliches Nordamerika, von Canada bis Georgien, häufig als Zier— gehölz kultivirt. — Blüht im April oder Mai. — 749 374. Acer Pseudoplatanus L. Bergahorn. Beſchreibungen und Abbildungen: A. Pseudoplatanus L., Sp. pl. 1054; Schmidt, Oeſterr. Baumz. I, T. I, 2; Hartig, Forſtkulturpfl. S. 538, T. 97; Rehb., Ic. I. c. f. 4829; Pokorny a. a. O. S. 275; Nördlinger a. a. O. S. 155; Pax, Monogr. Nr. 13. — „Weißer, großer, gemeiner Ahorn, Traubenahorn, Ehre, Ohre, Ahre, Arle“. Blätter langgeſtielt, 5 lappig mit herzförmigem Grunde, oberſeits kahl glänzend dunkelgrün, unterſeits in der Jugend dicht flaumig, erwachſen nur längs der Nerven flaumig, matt bleichgrün; unterſte Lappen viel kleiner als die drei andern, alle ſtumpfſpitzig, eingeſchnitten, grob und ungleich gekerbt— geſägt. Länge der erwachſenen Blätter 9— 16 Centim., Breite 10,5 — 21 Centim., Länge des Stiels 10—22 Centim. Blüten in geſtielten hängenden, aus Trugdolden zuſammengeſetzten Trauben (Fig. LXXI, I), nach der Ent— faltung der Trauben ſich öffnend, ziemlich lang geſtielt, je 3 in einer Trugdolde (mittlere zwitterlich, die ſeitlichen männlich); Kelch und Blumen— blätter faſt gleichgeformt, grünlichgelb; Staubgefäße der männlichen Blüten faſt noch einmal ſo lang als in den Zwitterblüten, mit behaarten Trägern. Fruchtknoten filzig. Frucht hängend, kahl; Flügel vorwärts gerichtet, oft fat parallel, länglich, grün (Fig. LXXI, 7). Keimpflanze mit lineal— lanzettförmigen dicklichen Kotyledonen; erſte Blätter kurz geſtielt, herz-ei— förmig bis ei-lanzettförmig, ſpitz oder ſtumpf, eingeſchnitten grob und ungleich gekerbt-geſägt, aber nicht gelappt, kahl (Fig. LXXI, 12). — Schöner Baum 1. Größe, mit im Alter hochſchaftigem Stamme und breiter, abgewölbter, gelappter, büſchlig belaubter Krone, welche aus vielen meiſt unregelmäßig ver— theilten, weit abſtehenden und gewöhnlich knickigen Hauptäſten beſteht. Stamm im Schluſſe walzenförmig, bei Randbäumen oft zuſammengedrückt oder ſpann— rückig, auch oft krummſchäftig, im Schluſſe ſich hoch hinauf von Aeſten reinigend. Rinde der Zweige glänzendbraun, hell punktirt, jüngerer Stämme und Aeſte glatt braungrau, mit rundlichen erhabenen Lenticellen, bei zunehmen— dem Alter durch kaum 14 Millim. tiefe Furchen in breite, flache Borkentafeln aufreißend, welche ſich allmälig abſtoßen. Da nun die darunter liegende junge Rinde ſehr hell gefärbt iſt, ſo zeigen alte Stämme von fern eine hellgraue Färbung (daher „weißer Ahorn“). Knospen eiförmig, ſpitz, kahl, gelbgrün mit ſchwarzbraun geſäumten Schuppen; Seitenknospen ab- ſtehend. Langzweige bräunlichgelb bis graubraun, mit rundlichen hellroſt— farbenen Lenticellen. Bewurzelung aus einer kurzen Pfahlwurzel und zahlreichen weit ausſtreichenden Seitenwurzeln zuſammengeſetzt. Formenkreis. Der Bergahorn variirt nur hinſichtlich der Blätter und Früchte beträchtlich, ſonſt wenig. Dr. Pax unterſcheidet folgende Haupt- und Nebenformen: 5 Fig. LXM. Der Berg- oder gemeine Ahorn, Acer Pseudoplatanus L. 1. Blühender Trieb; — 2. Fruchtbare Zwitterblüte; — 3. Dieſelbe nach Hinwegnahme der Kelch- und Kronenblätter; — 4. Männliche Blüte, ebenſo: — 5. Der Fruchtknoten, links mit geöffnetem linkem Samen⸗ fach; — 6. Derſelbe querdurchſchnitten; — 7. Doppelflügelfrucht; — 8. Einzelne Flügelfrucht mit geſpaltenem Samenfach, auf der nach rechts herausgeſchlagenen Fruchtwand liegt der Same x y: — 9. Querdurch⸗ ſchuittener Same, in der Richtung a b von Fig. 10.; — 10. Der herausgeſchälte Keimling; — 11. Trieb- ſpitze mit Knospen, von denen ſich eine wahre Endknospe durch Größe auszeichnet; — 12. Keimpflanze. Ds I. villosum Parl. Blätter faſt lederartig, am Grunde ſtets herz förmig; Lappen zugeſpitzt, unregelmäßig grob eingeſchnitten-geſägt; Früchte zottig, mit ſehr breiten am Grunde ſtark verſchmälerten Flügeln (A. macropterum Guss., A. tomentosum Tausch?). Variirt mit ſehr breiten, abgerundeten, rechtwinklig abſtehenden Fruchtflügeln (var. latialatum Pax; A. villosum Presl) und mit ſpitzen, aufrechten, ſich beinahe berührenden Flügeln (var. nebrodense Tin.). II. typicum Pax. Blätter dünn, papierartig, am Grunde herz— förmig oder abgeſtutzt-abgerundet; Lappen zugeſpitzt oder ſpitz, unregelmäßig eingeſchnitten-geſägt oder einfach geſägt; Früchte meiſt kahl, mit weniger breiten Flügeln. 1. subtruncatum Pax. Blätter am Grunde ſeicht herzförmig oder (öfter) abgeſtutzt-gerundet, mit zugeſpitzten Lappen; Fruchtflügel faſt rechtwinklig abſtehend (var. acuminatum Tausch.) Die gewöhnlichſte Form, zu welcher auch folgende Gartenformen gehören: A. erytkrocarpum Hort. (mit rothen Früchten), A. euchlorum, hybridum, italum obtusatum und lutescens Hort., ſowie die von Opiz unterſchiedenen: A. melliodorum, Ortmanni, robustum und Tauschianum aus Böhmen. 2. vitifolium Tausch. Blätter tief herzförmig, mit kurzen breiten ſpitzen oder ſtumpfen Lappen (A. opulifolium Thuill nicht Vill; A. viti- folium und Kablikianum Opiz; A. Rafinesquianum Hort.). 3. Fieberi Pax. Blätter tief zertheilt (A. laciniatum Loud., A. palmatifidum Duham). 4. subintegrifolium Pax. Blattlappen beinahe ganzrandig (A. praecox Opiz, A. Opizii Ortm.). 5. coloratum Pax. Blätter geſcheckt oder bunt. Hierher gehören die Gartenformen lutescens mit in der Jugend gelblichen Blättern, bicolor, tricolor und variegatum mit verſchiedenartig weiß gefleckten Blättern, rubro-maculatum, mit unterſeits roth gefleckten Blättern, purpurascens und atropurpureum mit unterſeits intenſiv roth gefärbten Blättern. 6. complicatum Mortensen. Fruchtflügel breit parallel, ſich gegen— ſeitig deckend (A. melliodorum Opiz z. Th.). 7. Dittrichii Celak. Fruchtflügel unter ſehr ſtumpfem Winkel abſtehend, ſichelförmig einwärts gekrümmt (A. Dittrichi Ortm., A. bohemicum Presl). Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Eintritt der Mann— barkeit bei im Schluß erwachſenen Kernlohden nicht leicht vor dem 40., bei freiſtehenden zwiſchen dem 25. und 30. Jahre, bei Stocklohden, welche der Bergahorn nach dem Abhieb aus dem Wurzelhalſe in reichlicher Menge entwickelt, oft ſchon mit dem 10. Jahre. Laubausbruch im April, Ent— — — laubung Ende Oktober oder im November, Blütezeit Ende April oder im Mai, Anfang der Fruchtreife im September“). Samenproduktion reichlich, in den Ebenen faſt jährlich, in Gebirgen aller 2—3 Jahre. Abfall der reifen Früchte im Oktober oder Winter, Auflaufen der Keime bei von ſelbſt abgefallenen im April oder Mai, bei im Frühling ausgeſäten 5 bis 6 Wochen nach der Ausſaat. Dauer der Keimkraft höchſtens drei Viertel— jahr“). — Der Bergahorn vollendet ſeinen Höhenwuchs binnen 80 bis 100 Jahren, erreicht aber unter beſonders günſtigen Umſtänden ein viel höheres Alter und dann rieſige Dimenſionen ). Geographiſche Verbreitung. a. Horizontale Verbreitung. Der Bergahorn bewohnt als heimiſche Holzart das mittlere und das ſüdliche Europa mit Ausnahme des äußerſten Südweſtens und Südoſtens dieſes Erdtheils. Betrachtet man die Alpenzone, wo der Bergahorn ſeine größte Vollkommenheit zu erreichen ſcheint, als deſſen urſprüngliche Heimat, ſo hat ſich dieſe Holzart von hier aus viel weiter nach Weſten, Süden und Oſten verbreitet, als wie nach Norden und Nordweſten. Die Polargrenze des Bergahorns beſchreibt nämlich einen Bogen, welcher ſich von Nordportugal durch Nordſpanien, Mittelfrankreich und die gebirgigen Gegenden des nord— weſtlichen Deutſchlands, um das Harzgebirge herum durch die Provinz Sachſen und durch Schleſien nach dem Nordrande der Karpathen und ſo— dann in öſtlicher Richtung über die karpathiſch-uraliſche Landhöhe nach v. Trautvetter bis in das Gouvernement Saratow, nach Bode nur bis an den Dnjepr erſtreckt und in Norddeutſchland, nördlich vom Harz, etwa unter 53° der Breite feinen nördlichſten Punkt erreichen mag. Genau läßt ſich der Verlauf der Polargrenze nicht beſtimmen, da durch Kultur der Ver⸗ Nach Linſſer erfolgt der Laubausbruch in Riga am 18. Mai, in Tübingen am 25. April, in Wien am 24. April, in Brüſſel am 22. April, der Eintritt des Blühens in Riga am 20. Mai, in Tübingen am 10. Mai, in Wien am 8. Mai, in Brüſſel am 1. Mai, die Fruchtreife in Riga am 11. September, in Tübingen am 11. Auguſt, in Wien am 8. September. Die Dauer des Laubes währt in Wien 201 Tage. 5 *) Nach Thierſch (Tharandter Jahrb. II, S. 40) verlieren durchſchnittlich 50 % des über Winter aufbewahrten Ahornſamens bis zum Frühling ihre Keimkraft. In der Schweiz, wo der Bergahorn in der Tannenregion ſehr verbreitet iſt (Chriſt, Pflanzenleben S. 238), kennt man Bäume dieſer Ahornart von 3—500 Jahren Alter. Einen Stamm von 28½ Fuß (nach Chriſt 8 Met.) Umfang ſah Roßmäßler am Juchlipaß im Melchthale, und nach Tſchudi ſteht bei Truns noch der Ahorn, unter dem 1424 der graue Bund beſchworen wurde. Sehr alte und ſtarke Bäume giebt es auch in der Buchen- und Tannenregion des Böhmer- und Bairiſchen Waldes. In Bodenmais ſteht neben dem Gaſthofe zur Poſt ein Bergahorn von 4,35 Met. Stamm⸗ umfang in Bruſthöhe. Ein noch größerer Baum (30 Met. hoch, 1,6 Met. ſtark) ſteht in Kärnthen in Zetlitzberg (Bez. Feldkirchen). — —— 753 breitungsbezirk des Bergahorns gegen NW und N künſtlich erweitert worden iſt und es wohl unmöglich ſein dürfte zu ermitteln, bis wohin das ſpontane Vorkommen dieſer als Nutz- und Zierbaum ſo ſehr beliebten und geſchätzten Holzart urſprünglich ſich erſtreckt haben möge. Gewiß darf man aber an— nehmen, daß die urſprüngliche Grenze ſich nicht weit vom Nordrande des Harzgebirges entfernt hat und daß daher alle im nördlichen Theile der nord— deutſchen Ebene, auf der eimbriſchen Halbinſel, in Scandinavien (wo der Bergahorn nach Schübeler in Norwegen bis 64“ 2“, in Schweden bis 64° 20° angepflanzt trefflich gedeiht), und auf den britiſchen Inſeln vor- kommenden Bergahorne nur Abkömmlinge von durch die Kultur dahin ge— brachten Bäumen ſind. Daſſelbe gilt von dem Vorkommen dieſer Holzart in den Niederlanden, in Belgien, ja ſelbſt in der nordweſtlichen Hälfte Frankreichs, denn in allen dieſen Ländern ſcheint der Bergahorn urſprünglich nicht heimiſch geweſen zu fein”). Im Oſten Europas ſetzen die ſüdruſſiſchen Steppen der weiteren Verbreitung des Bergahorns ein Ziel, doch dringt derſelbe nicht allein an den Ufern der Flüſſe tief in die Steppen hinein vor, ſondern tritt auch jenſeits derſelben, auf den Gebirgen der Krim nochmals auf. Er findet ſich ferner in den Kaukaſusprovinzen und Armenien. Ja, nach v. Trautvetter ſoll dieſe Holzart ſogar noch jenſeits des kaspiſchen Meeres in den Gebirgen am Meerbuſen von Aſterabad, alſo ungefähr unter dem 37.“ vorkommen. Aſterabad würde dann gleichzeitig der öſtlichſte und ſüdlichſte Punkt des Verbreitungsbezirks von A. Pseudoplatanus fein, denn die Gebirge des nördlicheren Siciliens, über welche die Aequatorial— grenze hinwegſtreicht, liegen zwiſchen 37“ 40° und 38“. Auf der türkiſch— griechiſchen Halbinſel ſcheint der Bergahorn ſehr ſelten vorzukommen (nach Orphanides auf dem theſſaliſchen Olymp). Dagegen erſcheint dieſe Holzart in den Gebirgen Bosniens und Serbiens wieder. Die Aequatorial— grenze dürfte daher von der Krim, das Schwarze Meer überſpringend längs des Südrandes des ſiebenbürgiſchen Karpathenbogens hinziehen, hierauf die Donau überſchreiten und durch Serbien und Dalmatien nach Unteritalien hinübergehen. Anf den Inſeln in der weſtlichen Hälfte des Mittelmeeres findet ſich der Bergahorn nicht; ſeine Aequatorialgrenze muß daher durch die Apenninen und Seealpen nach den Cevennen und dem Plateau der Auvergne gehen. Auf der pyrenäiſchen Halbinſel erſcheint der Bergahorn auf die Gebirge Nord-Cataloniens, Nord-Aragoniens, auf das cantabriſche Gebirge und auf die Gebirge Galiciens und Nord-Portugals als ſelten vorkommende Holzart beſchränkt, weshalb dort die Polar- und Aequatorial— grenze ſo ziemlich zuſammenfallen. Was die Verbreitung der einzelnen ) Vgl. A. de Candolle, Geographie raisonnée, II. p. 658. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 48 ee oben unterſchiedenen Formen betrifft, jo findet ſich der Typus I nur in Sicilien, auf den Nebroden, in Calabrien und Dalmatien, II, 1 in ganz Mittel- und einem großen Theil von Weſteuropa, II, 2 in Sieilien und (uach Opiz) in Böhmen, übrigens häufig in Gärten, II, 3 bei Prag (nach Opiz), II, 4 um Prag und Kiel, II, 5 nur in Gärten, II, 6 und 7 um Prag, in den Sudeten (6 bei Schmiedeberg, 7 bei der Kirche Wang und bei Hohenelbe). b. Vertikale Verbreitung. Der Bergahorn iſt ſeinem natürlichen Vorkommen nach eine entſchiedene Gebirgspflanze, wenn er auch in den nörd— lichen und nordöſtlichen Theilen ſeines Verbreitungsbezirks ſchon in der Ebene auftritt und deshalb dort eu untere Grenze hat. Am Harz ſteigt derſelbe im Mittel bis 1800 p. F. (584,7 Met.), im Erzgebirge und den übrigen mitteldeutſchen b im Allgemeinen ebenſo hoch, wie die Rothbuche empor. Im Bairiſchen Walde, in deſſen höherem Theile er ſehr verbreitet iſt, liegt nach Sendtner ſeine untere Grenze im Mittel bei 1000 p. 85 (324,8 Met.), das Maximum ſeiner Höhenverbreitung bei 4060 p. F. (1318,8 Met.). In den Schweizeralpen geht der Bergahorn nach hriſt bis 1600 Met., im Ganzen um 300 Met. höher als die Buche hinauf, in die bairiſchen Alpen erſtreckt er ſich nach Sendtner als Baum im Mittel bis 4645 p. F. (1510 Met.), als Strauch und zwar als Knieholzform bis 5063 p. F. (1644,7 Met.). Doch kommen einzelne ſchöne Ahornbäume im ganzen Gebiete jener Alpen in bei weitem höheren Lagen vor, weshalb der genannte Forſcher der Anſicht iſt, daß die obere Grenze im Mittel auf 5100 — 5200 p. F. (1656,7 — 1689,2 Met.) feſt⸗ zuſetzen ſei. Im Salzkammergut, in Kärnthen und Tirol ſteigt dieſer Ahorn nach Sauter, Hausmann und Pokorny ebenfalls bis 4500 reſp. 5000 F. empor. Ueber die übrigen Alpen, ſowie über das karpathiſche Gebirgs— ſyſtem fehlt es an Angaben. Daſſelbe gilt von den ſüd- und weſteuropäiſchen Gebirgen. Die untere Grenze mag, da dieſelbe im öſterreichiſchen Wald— viertel nach Kerner bei 1500 w. F. (474,1 Met.) liegt, in den Alpen zwiſchen 700 und 1000 Met. hinziehen; ermittelt iſt ſie nicht. Was den Einfluß der Expoſition auf die Höhenverbreitung betrifft, ſo geht aus der nebenſtehenden nach Sendtner's Angaben zuſammengeſtellten Tabelle hervor, daß, wenigſtens in den bairiſchen Alpen, an freien Bergabhängen ſüdliche, ſüdweſtliche und nordweſtliche Lage dem Baumwuchs des Berg— ahorns am förderlichſten, nördliche, öſtliche und weſtliche (2) dagegen am wenigſten zuträglich iſt. Die höchſt auffallende Erſcheinung, daß die weſtliche Lage viel weniger günſtig auf die Höhenverbreitung des Baumwuchſes einwirken ſoll, als die nord- und ſüdweſtliche, dürfte in Mangel an Beobachtungen begründet ſein. 755 * Einfluß der Expoſition auf die Lage der oberen Grenze des Berg— ahorns in den bairiſchen Alpen. Expoſition. NO | 0 ıso | Ss |sw| w |nw| N Mittel. Als Baum im Mittel. 4680 4459 4709 4751 4720 4491 4867 | 4482 4645 | I I I u N | | | ee Baum- 4680 4459 4726 4917 4913 4581 4985 4840 4763 8 | | | | Als Strauch im Mittel. 4788 | 4862 | 5010 | 5047 5005 | 5129 | 5200 | 5450 5063 7 08 IE 2 | | . j Maxima des Strauch 5164 4862 | 5010 5047 5005 5300 |5200 | 5450 5130 wuchſes. | == =, —— TIERE — — f — TE — — = = —— — = —- Die obere, mittlere | Grenze des Baum— | | | | wuchſes fällt über (+) | +35 —186 | +64 106 475 —154 |+222 | —163 | oder unter (—) das | | | | | allgemeine Mittel um | | | | | | | | | | | Denn vergleichen wir den Strauchwuchs, jo ſehen wir, daß derſelbe in weſt— licher Lage faſt ebenſo hoch, ja ſein Maximum im Mittel ſogar noch höher emporrückt, als bei nordweſtlicher Expoſition. Man iſt daher wohl berechtigt zu behaupten, daß in den bairiſchen Alpen (und ebenſo dürfte es ſich in den Alpen der nördlichen Schweiz, Nordtirols, des Salzkammerguts und Steier— marks verhalten), die nordweſtlichen, weſtlichen, ſüdweſtlichen und ſüdlichen Lagen an freien Bergabhängen der Höhenverbreitung des A. Pseudoplatanus viel günſtiger ſind, als die übrigen. Der Bergahorn verhält ſich alſo dort beinahe umgekehrt wie die Buche (ſ. S. 433), mit der er ſonſt bezüglich ſeiner Lebensbedingungen ſehr übereinſtimmt (ſ. unten). Der Bergahorn findet ſich nur noch ſelten (z. B. im Thüringer Walde auf Baſalt) in reinen geſchloſſenen Beſtänden, die dann auch nur kleine zu ſein pflegen. Vielmehr tritt er horſtweiſe und namentlich eingeſprengt auf und zwar am häufigſten in Miſchwäldern, Mittelwäldern und Rothbuchen— waldungen, ſelten im Nadelholzhochwald (nur in Fichten- und Tannen— wäldern). Obwohl er nach dem Abhieb reichlichen und raſch wachjenden Stockausſchlag entwickelt, ſo pflegt er doch nicht für den Niederwaldbetrieb angebaut zu werden, da die Mutterſtöcke keine lange Lebensfähigkeit beſitzen, weshalb das Vorkommen dieſer Ahornart im Niederwalde nur ein vereinzeltes und zufälliges iſt. Bedingungen des Vorkommens und Gedeihens. Der Berg— ahorn macht ganz ähnliche Anſprüche an den Boden, wie die Rothbuche, was ſein häufiges Vorkommen in Gebirgsbuchenwäldern und ſein vorzügliches Gedeihen in ſolchen erklärt. Trockner leichter Boden ſagt ihm nicht zu, ebenſowenig aber ein ſehr ſchwerer bindiger oder ein ſehr naſſer Boden. 48 * — NM Vorübergehende Bodennäſſe ſchadet ihm indeſſen nicht, wie ſein üppiges Gedeihen in fruchtbaren Flußauen (3. B. in Auen-Mittelwäldern als Ober- ſtänder) beweiſt. Bezüglich der Bodenarten ſcheint er nach Sendtner's Beobachtungen in den Alpen auf kali- und kieſelreichem Boden (Verwitte— rungsboden von Mergelſchiefer, Thonſchiefer, Glimmerſchiefer, Liasſchiefer, Molaſſeſandſtein) am beſten zu gedeihen, aber auch ſolcher von Granit, Gneis, Porphyr, Baſalt, ja ſelbſt von Quaderſandſtein (3. B. in den friſchen Schluchten der Sächſiſchen Schweiz) iſt ſeinem Gedeihen förderlich. Wegen ſeiner ſtarken und ziemlich tief gehenden Bewurzelung ſagt ihm flachgründiger Boden bei ſonſt guter Beſchaffenheit wenig zu. Dagegen findet man auf zerklüftetem Geſteinsboden, welcher friſche nahrhafte humusreiche Erde zwiſchen den Geſteinsblöcken enthält, oft ſehr ſchön gewachſene Bäume dieſer Ahornart, ebenſo an Gebirgsbächen. Der Bergahorn kann anhaltende und ziemlich ſtarke Beſchattung ertragen, beſchattet auch ſelbſt den Boden mit ſeinen großen Blättern bedeutend, weshalb ſich derſelbe unter ſeinem Schirm friſch erhält; er iſt aber dennoch keine wirkliche Schattenpflanze, ſondern liebt das Licht, weshalb er in geſchloſſene Hochwaldbeſtände eingeſprengt nur als dominirender Baum zu einem Baume 1. Größe heranzuwachſen vermag. Ueber ſein Wärmebedürfniß iſt nichts ermittelt, doch beanſprucht er offenbar eine be— deutendere Wärmemenge als der Spitzahorn, wie aus ſeiner geringen Ver— breitung gegen Nordoſten ſelbſt als Kulturbaum hervorgeht“). Spätfröſte ſchaden ſeinen Keimpflanzen und ſeinen jungen Trieben viel mehr, als dem Spitzahorn. 375. Acer Heldreichii Orphan. Heldreich's Ahorn. Synonyme und Abbildungen: A. Heldreichii Orph. in Boiss., Diagn. pl. orient. Ser. 2. V, p. 71; Pax in Regel's Gartenflora, 1885, ©. 68, Taf. 1185 und Monogr. No. 14. — A. macropterum Vis., A. Visianii Nym. Blätter tief dreitheilig, mit tief zweilappigen Seitenabſchnitten und breiterem am Grunde keilig verſchmälertem Mittelabſchnitt, oberſeits glänzend dunkelgrün, unterſeits bläſſer, kahl, nur in den Nervenwinkeln bärtig, am Grunde herzförmig; Lappen in der obern Hälfte ſtumpf und grob geſägt. Blüten polygamiſch, in endſtändigen, erſt aufrechten, zuletzt übergebogenen Während der Spitzahorn in Liv- und Eſthland noch zu mächtigen Bäumen erwächſt, hält dort der Bergahorn ſelbſt in geſchützten Lagen als Ziergehölz im Freien nicht mehr aus. Das Wärmequantum, welches letzterer bis zum Eintritt der Samen— reife empfangen haben muß, ſchwankt nach Linßer's Angaben zwiſchen 2008 (München) und 4270 (Paſſau) Grad C., dasjenige, bei welchem die Entfaltung der Laubknospen beginnt, zwiſchen 245 (Kiew) und 828 Grad (Bafjan). — Nee Rispen, welche ſich mit oder nach dem Laubausbruch zu entwickeln pflegen; Kelchblätter ei- bis lanzettförmig, ſpitz, Blumenblätter elliptiſch, wenig kürzer, beiderlei grünlichgelb. Früchte klein, kahl oder ſchwach behaart, mit 2—3 Centim. langen, faſt rechtwinklig divergirenden Flügeln. — Mittelgroßer Baum mit graubrauner Rinde und kleineren Blättern als der Bergahorn. Variirt mit 5—8 Centim. langen und breiten, unterſeits blaugrünen (A. Heldreichii Auct.) und 13—14 Centim. langen und breiten, unterſeits blaßgrünen Blättern (var. macropterum Pax). Bei letzterer Form find die Früchte größer. A. Heldreichii bewohnt die Balkanhalbinſel, wo er in Wäldern der ſubalpinen Region vorkommt. Die kleinblättrige Form findet ſich in Griechen— land (auf dem Parnaß, dem Cyllenegebirge) und nach Bancic auch in Montenegro, der Herzegowina und in Serbien, die großblättrige in Serbien und wahrſcheinlich auch in Bosnien. 376. Acer platanoides L. Spitzahorn. Beſchreibungen und Abbildungen: A. platanoides L., Sp. pl. p. 1055; Hartig a. a. O. S. 543, T. 96; Schmidt, Oeſterr. Baumz. I, T. 3—4; Rchb., Ic. I. c. f. 4828; Pokorny a. a. O. S. 274; Nördlinger a. a. O. S. 158; Pax, Monogr. Nr. 60. — „Nordiſcher Ahorn, Leinbaum, Lenne, Löhne, Leinahre“. Blätter langgeſtielt, handförmig und buchtig 5lappig, mit ſpitzen, buchtig und ſpitz gezähnten Lappen, am Grunde meiſt herzförmig, beiderſeits lebhaft glänzend grün, kahl oder unterſeits längs der Nerven flaumhaarig, 5,4 bis 16 Centim. lang und S—25 Centim. breit, mit 4-—21,3 Centim. langem meiſt rothem Stiele. Blüten in aufrechten, aus Trugdolden zu— ſammengeſetzten Ebenſträußen (Fig. LXXL, 1.), vor dem Laubausbruch auf- blühend, gelblichgrün; Staubgefäße der männlichen Blüten von der Länge der Blumenblätter; Fruchtknoten kahl (Fig. LXXII, 4.). Frucht lang- geſtielt, hängend, kahl, groß, mit weit aus einander ſtehenden, halb eiförmigen, etwas zurückgebogenen breiten grünen Flügeln (5.). Keimpflanze mit zungenförmigen Kotyledonen, erſte Blätter herzeiförmig, ſpitz und buchtig ſpitz-gezähnt (11.). — Schöner Baum 2.— 1. Größe, mit ſchlankem geradem rundem Stamme und ziemlich dicht belaubter länglich-eiförmiger Krone. Rinde der jüngeren Aeſte und Stämme röthlichgelb bis bräunlichgrau, glatt, ſpäter immer dunkler, bei alten Stämmen ſchwärzlich werdend, der Länge nach feinriſſig, aber nicht in Borkenſchuppen ſich ablöſend. Knospen eiförmig oder kuglig-eiförmig, kahl, ſammt den vorjährigen Trieben glänzend rothbraun; Seitenknospen angedrückt. Bewurzelung und Ausjchlagsfähig- keit wie bei vorhergehender Art. Die Blattſtiele und jungen Triebe ent— halten einen weißlichen Milchſaft. Der Spitzahorn, Acer platanoides L. 1. Blühender Trieb; — 2. Fruchtbare Zwitterblüte nach Hinwegnahme der Kelch- und Kronenblätter; — 3. Männliche Blüte ebenſo; — 4. Stempel; — 5. Doppelflügel- frucht; — 6. wie 8. bei vor. Figur; — 7. Same; — 8. derſ. querdurchſchnitten; — 9. Blatt; — 10. Triebſpitze mit Knospen; — 11. Keimpflanze. . ̃ͤ-—rñnßnñ; ¶ • W ] w n ̃ vt 1¾:f̃ 1 mù;.̃ DT.. ̃—T.̃¼tif—⁰ꝛmd i ̃— .o TTT ——— ln oe Formenkreis. Der Spitzahorn variirt im ſpontanen Zustande und als Waldbaum wenig. Deſto größer iſt die Zahl der durch die Gärtner— kunſt hervorgebrachten Varietäten, welche, wie auch die gewöhnliche Form, häufig als Zierbäume kultivirt werden. Dr. Pax unterſcheidet folgende Varietäten: 1. typicum Pax. Blätter 5lappig, am Grunde offen herzförmig, ſeltner faſt abgeſtutzt. Variirt in Gärten mit unterſeits weichhaarigen Blättern (Var. pubescens Hortul.), mit in der Jugend intenſivroth ge— färbten Blättern (var. rubrum Reg., Gartenflora, 1867, Taf. 545; A. Schwedleri Hortul.), mit weiß und roth gefleckten Blättern (A. quadricolor Hortul.), mit lang vorgezogenem Mittellappen der Blätter, welche dann oft auch goldgelb gerandet ſind (A. heterophyllum Hortul.); 2. incumbens Pax. Blätter wie bei 1, aber die Baſallappen über einander greifend (A. undulatum Hortul.); 3. palmatifidum Tausch. Blätter bis faſt zum Grunde 5theilig, mit 2—3ſpaltigen Lappen, am Grunde herzförmig, jung ſammt den jungen Trieben rothbraun (var. dissectum Jacqu., palmatipartitum Spach, pal- matum und digitatum Hortul.); 4. crispum Spach. Blätter am Grunde mehr oder weniger keilig, tief 5theilig, mit länglichen oft keilförmigen, verſchieden zertheilten, am Rande krauſen Lappen (A. laciniatum Lauth, A. laciniosum Desf., A. crispum und cucullatum Hortul.). Kommt auch mit goldgelb geſäumten Blättern vor (A. aureo-marginatum Hortul.). Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Eintritt der Mann— barkeit im Allgemeinen um 5—10 Jahre früher als beim Bergahorn, der Blütezeit entweder vor dem Aufbrechen der Laubknospen oder nach demſelben, gleichzeitig mit oder kurze Zeit nach der Blattentfaltung, was vom lokalen Klima abhängig zu fein ſcheint, im April oder Mai”), des Laubabfalles Mitte bis Ende Oktober, der Fruchtreife Anfang September bis Anfang Oktober. Samenproduktion noch reichlicher als bei A. Pseudoplatanus, mit dem dieſe Art bezüglich der Keimfähigkeit und des Keimens überein— ſtimmt. Wuchs (Höhen- und Stärkezuwachs) geringer als beim Bergahorn; Nach Linßer erfolgt der Eintritt der Blütezeit in Moskau am 16. Mai, in St. Petersburg am 26. Mai, in Riga am 16. Mai, in Prag am 20. April, in Dijon am 15. April, die Blattentfaltung in Moskau am 19. Mai, in St. Petersburg am 21. Mai, in Riga am 18. Mai. in Prag am 19. April, in Dijon am 22. April. In Dorpat erfolgt das Aufblühen am 11. Mai, das Aufbrechen der Laubknospen am 26. Mai, in Wien dagegen erſteres am 19. April, letzteres am 21. April. 260. = auch erreicht der Spitzahorn kein jo hohes Alter und (wenigſtens in Mittel- europa) keine ſo bedeutende Dimenſionen wie der Bergahorn“). Geographiſche Verbreitung. Der Spitzahorn bewohnt die nörd— liche Hälfte Europas. Die Polargrenze ſeines ſpontanen Vorkommens durch— zieht die ſkandinaviſche Halbinſel nach von Berg in weſtöſtlicher Richtung etwas nördlich vom 61. Breitengrade und erhebt ſich in Finland bis zum 62. Grade. In Norwegen geht der Spitzahorn nach Schübeler als ſpontane Holzart bis 61“ 30, angepflanzt bis Tromſö (69 40°), wo er jedoch nur ſtrauchig wächſt und nicht mehr blüht, in Schweden (an der Oſtküſte) wildwachſend bis 63“ 10%, angepflanzt bis 65° 20. Von Finland wo der Spitzahorn angepflanzt noch bei Uleaborg (65°) angetroffen wird, er- ſtreckt ſich deſſen Nordgrenze durch die Gouvernements von St. Petersburg (ſüdlich der Stadt) und Nowgorod und mit ſtetem Sinken nach Süden durch Mittelrußland, wo der Spitzahorn nach Pallas nächſt Birke und Aspe die gemeinſte Laubholzart iſt, nach dem Orenburger Gouvernement, wo ſie nach Bode den Ural unter dem 54. Grade erreicht, jedoch nicht überſchreitet. Dieſe von Bode und Trautvetter gezogene Grenze ſcheint aber nur die Grenze des Vorkommens von Bäumen zu ſein, da nach erſterem der Spitzahorn jenſeits dieſer Grenze noch als Strauch im Schatten des Nadelwaldes auftritt und dieſe Holzart nach Blaſius ſelbſt noch an der Weſtküſte des Onegaſees vorkommt. Auf den britiſchen Inſeln fehlt der Spitzahorn, ebenſo im weſtlichſten Europa, indem die Pyrenäen, in deren Centrum er nur die ſpaniſche Grenze überſchreitet, die weſtliche Grenze ſeines Verbreitungsbezirks bilden. Er findet ſich aber in England häufig angepflanzt. Südwärts iſt er im Oſten bis in die Krim verbreitet, wo er nach Bode noch vorzüglich gedeiht, ſowie bis in den Kaukaſus, bis Nordperſien und Armenien, doch dringt er nicht in die Steppen ein. Von Armenien zieht die Aequatorialgrenze durch die Balkanhalbinſel (Epirus, Herzegowina, Bosnien und Serbien), Dalmatien, Mittelitalien (Toskana) nach den Cevennen und durch die Auvergne nach den Centralpyrenäen. Genau iſt dieſe Grenze bisher nicht ermittelt. — Trotz der weiten Verbreitung nach Norden, wo A. platanoides noch um Drontheim (64% 2), ebenſo an der Weſtküſte Finlands noch unter 64% Breite als Ziergehölz trefflich gedeiht, iſt die vertikale Verbreitung dieſer Holzart eine viel geringere, als bei A. Anders in Nordeuropa, wenigſtens in Norwegen. Dort giebt es nach Schübeler Rieſenbäume dieſer Ahornart. Von den beiden größten Bäumen ſteht der eine (Höhe 18,8 Met., Umfang des hohlen Stammes 3,9 Met., Durchmeſſer der Krone 14,4 Met.) bei Dröbeck am Chriſtianiafjord (59% 40°), der andere (Höhe 22 Met., Stammumfang 3,4 Met., Kronendurchmeſſer 17 Met.) beim Hofe Möllerhof unweit der Stadt Drammen (590 46). — 761 Pseudoplatanus, indem fie ſelbſt in den Alpen die Höhe von 1300 Met. kaum überſchreitet (das höchſte Vorkommen in den bairiſchen Alpen iſt nach Sendtner bei 3954 p. F. = 1205,1 Met., während die mittlere Höhen— grenze ſchon bei 3282 p. F. — 1000,3 Met. liegt, das höchſte Vorkommen in Tirol bei 3300 w. F. = 1043,1 Met.). Höher ſteigt der Spitzahorn verhältnißmäßig im Bairiſchen Walde, da er dort nach Sendtner zwiſchen 1250 und 3656 p. F. (381 und 1114,3 Met.) verbreitet iſt. In den mitteldeutſchen Gebirgen geht der Spitzahorn kaum bis 500 Met. hinauf und erſcheint derſelbe vorzugsweiſe auf die Thäler beſchränkt. Ueberhaupt iſt derſelbe mehr eine Holzart der Ebenen, Thäler und des Hügellandes, deshalb innerhalb unſeres Gebiets auch in deſſen nördlicher Hälfte viel häufiger als in der ſüdlichen. Dennoch findet auch er ſich nicht in ge— ſchloſſenen Beſtänden, ſondern meiſt nur eingeſprengt, beſonders häufig in Auenwäldern. In der Alpenzone, in deren ſüdlicher Hälfte er (3. B. in Tirol) eine ſeltene Holzart iſt, wird er meiſt in Geſellſchaft des Bergahorns angetroffen. Bedingungen des Vorkommens und Gedeihens. Der Spitz— ahorn macht an die Bodenbeſchaffenheit dieſelben Anſprüche, wie der Berg— ahorn, verträgt aber bei weitem mehr Näſſe, wie ſein ſchönes Gedeihen nicht nur in Auenwäldern, ſondern (im Norden, z. B. ſchon in den ruſſiſchen Oſtſee— provinzen) in Erlenbruchwäldern auf moraſtigem Boden beweiſt. Gegen Licht und Schatten verhält er ſich ebenſo wie A. Pseudoplatanus. Gegen Spätfröſte ſind ſeine Keimpflanzen und jungen Triebe unempfindlich, wie er überhaupt, was ſchon aus ſeiner geographiſchen Verbreitung erhellt, vielmehr Kälte ertragen kann, als der Bergahorn. Nach Bode beanſprucht er jedoch eine mittlere Sommerwärme von 14° R.“). Anmerkung. In Dalmatien kommt angeblich eine beſondere Ahornart vor, welche Pax (Monogr. Nr. 59) als A. fallax beſchrieben hat, von welcher aber nur getrocknete blättertragende Zweige aus Viſiani's Herbar ohne Angabe des Fundorts bekannt ſind. Dieſer Ahorn ähnelt dem Spitzahorn, unterſcheidet ſich aber von demſelben durch faſt ſiebenlappige Blätter mit ſehr engem Baſaleinſchnitt, welche beiderſeits kahl, unterſeits glänzend, oberſeits matt, 10—17 Centim. breit find und wenig gezähnte oder ganzrandige, ſehr fein und lang zugeſpitzte Lappen haben. Die Blattſtiele und jüngeren Zweige ſind filzig, grau. ) Das Wärmequantum, welches A. platanoides zum Reifen ſeiner Früchte be— darf, ſchwankt nach Linker zwiſchen 2016 (in Riga) und 3346“ C. (in Dijon); der Laubausbruch erfolgt in Abo ſchon bei 127, in Dorpat bei 230°, in Riga bei 277, in Prag bei 283, in Wien bei 300, in Dijon erſt bei 520% C. Die Dauer des Laubes beträgt in Wien 181 Tage. ee 377. Acer saecharinum Wangh. Zuckerahorn. Synonhme und Abbildungen: X. saccharinum Wangh., Beitr. z. Forſtw. amer. 1 36, Taf. 11, f. 26; Michx.. Arbr. amer. II, t. 15; Loudon, Arbor. I, 5 a. a. O. S. 160; Pax, Monogr. Nr. 61. — A. nigrum Michx. ö C. vw 16; Koch, Dendrol. I, ©. 532 — A. barbatum Michx., Flora, p. 252. — „Schwarzer Ahorn“. Blätter langgeſtielt, 3 lappig, mit 2 kleinen Seitenlappen an dem bald herzförmigen, bald abgeſtutzten Grunde, mit 3 Hauptnerven, oberſeits dunkelgrün und kahl, unterſeits bläulichgrün und weich flaumhaarig; Haupt- lappen ſpitz und buchtig ſpitz gezähnt, Mittellappen oft wieder 3 lappig. Länge des erwachſenen Blattes 5,4 —12 Centim., Breite 6,7—16 Centim.; Stiel dünn, 3—13,5 Centim. lang. Blüten in Doldentrauben, die an Endknospen entwickelten zwitterlich, die aus Seitenknospen hervorgekommenen männlich, mit dem Laubausbruch ſich öffnend, gelblich. Frucht mit auf— rechten oder ſpitzwinklig divergirenden Flügeln, grün. — Schöner Baum 2. Größe mit ſchlankem Stamme, ganz vom Anſehen des Spitzahorns. Nordamerika zwiſchen 30° und 50° n. Br.; in unſerem Gebiet nicht ſelten als Zierbaum, auch hier und da (namentlich in Baiern) vereinzelt im Walde angepflanzt. Hält unſer Klima vollkommen gut aus, ſcheint aber nur bei gärtneriſcher Pflege zu gedeihen, wo er ſtattliche Dimenſionen zu erreichen vermag. — Blüht im April und Mai. 378. Acer italum Lauth. Italieniſcher Ahorn. Synonyme und Abbildungen: A. italum Lauth, de Acere p. 32; C. Koch, Dendrol. I, S. 535; Pax, Monogr. Nr. 48. — A. opulifolium Vill., Fl. Dauph. III, p. 333; Pokorny a. a. O. S. 275. — A. Opalus Ait., Hort. Kew.; Rchb., Ic. V, f. 4827. Blätter langgeſtielt, derb, 3 lappig mit 2 kleinen Seitenlappen zu beiden Seiten der herzförmigen oder geſtutzten Baſis, aber 5 nervig, ober— ſeits kahl, dunkelgrün, glänzend oder matt, unterſeits bläulichgrün, an den ſtark vortretenden Nerven mehr oder weniger behaart oder ganz filzig; Lappen kurz, breit eiförmig, ſpitz oder ſtumpf, ungleich und grob ſtumpf gezähnt oder faſt ganzrandig. Länge des Blattes 6—10 Centim., Breite 8—12 Centim.; Stiel 2—6 Centim. lang, oft roth. Blüten gleichzeitig mit den Blättern erſcheinend, in anfangs aufrechten, ſpäter hängenden, ein— fachen oder zuſammengeſetzten Doldentrauben, langgeſtielt, groß, gelblichgrün, mit kahlen oder behaarten Stielen. Frucht kahl, mit kurzen, halbovalen, faſt rechtwinklig von einander abſtehenden Flügeln. — Baum 2. oder 3. Größe, oft auch buſchiger Strauch mit grauberindeten Zweigen und bräunlichen Aeſten. Variirt außerordentlich bezüglich der Blätter und Früchte, weshalb er unter verſchiedenen Namen beſchrieben worden iſt. E 2 = Pax unterſcheidet 3 Subſpecies mit 9 Varietäten, von denen nur wenige in unſerem Florengebiet vertreten ſind, nämlich: IJ. hispanicum: mit kleinen, faſt lederartigen, unterſeits meiſt filzigen, ſtets 5 lap— pigen Blättern und aufrechten, oft mit den Spitzen ſich berührenden Frucht flügeln. Hierher gehören A. granatense Boiss. nebſt deſſen Var. nevadense. II. variabile: Blätter klein oder mittelmäßig, mehr oder weniger lederartig, unter— ſeits kahl, blaß, 3—5lappig, mit abgerundeten, kurzen, ſpitzen oder ſtumpfen, ge— zähnten bis ganzrandigen Lappen. Fruchtflügel rechtwinklig abſtehend. Variirt: I. opulifolium (Vill.) Pax. Blätter wenig lederig, ſchwach 5lappig, am Grunde abgeſtutzt oder faſt keilförmig, ſpitzlappig, ſtumpf gezähnt. Blütenſtiele ſchlaff (A. opulifolium Vill., A. vernum Reyn., A. opalifolium Ten., A. Opalus Reichb., Ie. I. c., A. Martini Jord.). — 2. Opalus (Ait.) Pax. Blätter wenig lederig, 5lappig, am Grunde herzförmig, mit kurzen ſtumpfen, geſchweiften oder gezähnelten Lappen. Blütenſtiele ſtraff, aufrecht (A. Opalus Ait. 1. c., A. rotundifolium Lam.). — 3. erassifolium Pax. Blätter lederig, 3 bis 5lappig, am Grunde abgerundet, mit ganzrandigen oder geſchweiften Lappen; Blütenſtiele ſehr ſchlaff. III. hyreanum: Blätter groß, langgeſtielt, papierartig oder lederig, unterſeits bläulich, kahl oder filzig, 5lappig, mit länglichen zugeſpitzten gezähnten Lappen, von denen die 3 mittleren oft 3 lappig find. Fruchtflügel faſt aufrecht oder ſpitzwinklig divergirend. (A. tauricum Hort., A. tauricolum und Reygassei Boiss. Bal.). Von den 4 von Bar unterſchiedenen Varietäten kann in unſerem Gebiete nur 2. serbicum vorkommen: Blätter papierartig, unterſeits kahl, am Grunde abgerundet, mit geſägten Lappen; Fruchtflügel aufrecht, ſich gegen— ſeitig bedeckend oder ſpitzwinklig divergirend. Der italieniſche Ahorn bewohnt vorzugsweiſe Südeuropa und den Orient, Typus I ausſchließlich die pyrenäiſche Halbinſel. Von Typus II kommt Var. 1 in der Bergregion der ſüdweſtlichen Schweiz (z. B. am Mont Saleve bei Genf), 2 im Jura des Canton Neuenburg, 3 in Dal— matien (um Raguſa) vor. Typus III iſt auf der Balkanhalbinſel, im Kaukaſus, Kleinaſien und Syrien heimiſch, die Var. serbicum im ſüdlichen Serbien (nach Panb ic). Dieſe dürfte auch in Bosnien und vielleicht Dal— matien ſich finden. — Blüht im März oder April. 379. Acer obtusatum Waldst. Kit. Stumpfblättriger Ahorn. Synonyme und Abbildungen: A. obtusatum W. K. in Willd., Spec. pl. IV, p. 984; Tratt., Arch. I, t. 14; Tenore, Atti del reale istit. VII, p. 321 Cc. icone; Pax, Monogr. Nr. 47. — A. neapolitanum Ten., Flor. neapol. II, t. 100. — A. Opalus Ten. I. c. Blätter alt papierartig, beiderſeits mattgrün, oberſeits kahl, unter— ſeits mehr oder weniger dicht filzig, im Umriß faſt kreisrund, am Grunde herzförmig, 5- bis faſt 7lappig; Lappen kurz, ſtumpf oder kurz ſpitzig, Eu 2er niemals zugeſpitzt, am Rande geſchweift oder gezähnelt; Stiel dick. Blüten gleichzeitig mit den Blättern erſcheinend, in ſitzenden hängenden vielblütigen Doldentrauben, langgeſtielt, mit behaartem Stiele, anſehnlich, gelbgrün. Frucht kahl, mit faſt rechtwinklig divergirenden, am Grunde ſehr ver— ſchmälerten Flügeln. — Schöner Baum 2. bis 1. Größe, vom Anſehen des Bergahorns, mit grauberindeten Zweigen. Auch von dieſer Art unterſcheidet Pax 2 Unterarten: euobtusatum und neapolitanum. Letztere bewohnt ausſchließlich Unteritalien. Zur erſteren, deren Blätter und Blütenſtiele zuletzt verkahlen und deren Frucht— flügel ſichelartig einwärts gebogen zu ſein pflegen, gehören A. opulifolium var. tomentosum Koch, Synops., A. opulifolium var. obtusatum Vis. Fl. dalm., A. opulifolium var. velutinum Boiss. Fl. orient., A. nea- politanum Guss. und A. Opalus var. obtusatum Arcang. Dieſe Unter: art bewohnt vorzugsweiſe die Balkanhalbinſel (Dalmatien, Herzegowina, Bosnien, Serbien, Rumelien), außerdem Italien und Algerien. Von der Balkanhalbinſel erſtreckt ſie ſich nordwärts durch Croatien bis Iſtrien und Ungarn (hier nur auf dem Szokole bei Erdö-Bänye im Comitat Zemplin und bei Fünfkirchen aufgefunden). Sie kommt einzeln oder horſtweiſe ein— geſprengt in Gebirgswäldern auf Kalkboden vor, in den Wäldern im Innern Dalmatiens in 500 —800 Met. Seehöhe. — A. obtusatum liebt friſchen feuchten Boden, beſitzt ein röthlichweißes zähes, ſchöne Politur annehmendes, daher zu Möbeln geeignetes Holz. Er wird bei uns als Zierbaum ange— pflanzt (gedeiht als ſolcher noch im ſüdlichen Norwegen), blüht im März oder April und reift ſeine Früchte im Juli oder Auguſt. 380. Acer campestre L. Feldahorn. Synonyme und Abbildungen: A. campestre L., Sp. pl. p. 1055; Hartig, Forſt— kulturpfl. S. 544, T. 98; Rchb., Ie. I. c. f. 4825; Pokorny a. a. O. S. 276; Nörd⸗ linger a. a. O. S. 161; Pax, Monogr. Nr. 46. — A. austriacum Tratt., Arch. t. 6, Hartig a. a. O. T. 99. — „Maßholder, Maßeller, Epplere, Weißlöber“. Blätter langgeſtielt, ziemlich klein, tief 3 lappig, mit 2 kurzen Seiten— lappen an der herzförmigen Baſis, dünn, jung flaumhaarig, alt beiderſeits kahl und grün; Lappen ſtumpf, die 3 größeren in der unteren Hälfte ganz- randig, in der oberen kurz 3 lappig und ſtumpf grob gekerbt oder gezähnt. Länge des Blattes 3,3—7 Centim., Breite 4,4—10 Centim.; Stiel 2 bis 8 Centim., oft roth. Blüten in aufrechten, zuletzt überhängenden, aus Trugdolden zuſammengeſetzten Ebenſträußen, mit oder kurz nach Entfaltung der Blätter ſich öffnend, hellgrün, mit behaarten Stielen, Kelch- und Blumen— blättern, ſeitenſtändige männlich (Fig. LXXIII, 2.); Zwitterblüten mit kahlem 6— — 1 2 —= Fruchtknoten (3, 4). Frucht kahl oder ſammtig behaart, mit horizontal abſtehenden, großen, kahlen, grünen Flügeln (5.). — Baum 3. bis 2. Größe oder Groß-, an dürren, ſonnigen Plätzen und Felſen wohl auch blos Mittel— und Kleinſtrauch. Stamm im Alter mit dunkel grauübrauner längsriſſiger, in der Jugend ſammt den Aeſten mit glatter roſtbrauner Rinde. Knospen Fig. LXXIII. Der Feldahorn, Acer campestre L. 1. Blühender Trieb; — 2. Männliche Blüte; — 3. Stempel und Staubgefäße auf dem ſchwieligen Fruchtboden; — 4. Stempel; — 5. Doppelflügelfrucht; — 6. Trieb- ſpitze mit Knospen. klein, eiförmig, ſtumpf, hell- oder rothbraun, Seitenknospen abſtehend, alle mit etwas abſtehenden Schuppen. Langtriebe gegen die Spitze hin fein— flaumig. Krone bei baumartigem Wuchs unregelmäßig, gelappt, dicht be⸗ laubt. Bewurzelung tiefgehend, ſehr veräſtelt. =. 166 Formenkreis. Der Feldahorn variirt in der Natur mehr als die anderen einheimiſchen Arten, beſonders bezüglich der Größe und Zertheilung der Blätter, wobei Standortsverhältniſſe maßgebend zu ſein ſcheinen. Aber beſtimmte unveränderliche Abarten laſſen ſich kaum unterſcheiden. In der ſüdlichen Hälfte unſeres Gebiets, beſonders in Oeſterreich, wird dieſer Ahorn als Baum unter günſtigen Standortsverhältniſſen viel höher (bis 17 Met. hoch) als in der nördlichen. Dann werden auch oft die Blätter beträchtlich größer und ihre Lappen länger, ganzrandiger und zugeſpitzt, während die Blütenſtände armblütiger und die Früchte kleiner ausfallen. Dieſe Form iſt A. austriacum Tratt., aber neben ihr kommt auch der gewöhnliche vor und ſind auch Uebergänge zwiſchen beiden vorhanden. Der ſogenannte öſter— reichiſche Ahorn iſt daher nicht einmal als eine Varietät zu betrachten, während Hartig (a. a. O.) geneigt iſt, denſelben für eine beſondere Art zu halten. Die Form mit filzigen Früchten iſt von De Candolle auch für eine eigene Art erklärt worden (A. hebecarpum), während fie kaum den Namen einer Varietät verdient. Häufig ſind dann auch die Blätter unterſeits weich, flaumhaarig. Dieſe Form hat Opiz unter dem Namen A. molle, Kitai— bel als A. tomentosum beſchrieben. Bisweilen find die Früchte auffallend groß (var. macrocarpum Wallr. Sched. crit.) oder klein (var. micro- carpum Wallr.), manchmal auch die Blätter tief getheilt (A. palmati- sectum Ortm., eine ſchon von Tauſch als var. palmatifida beſchriebene Form). Die ſtrauchigen Formen des Feldahorns, desgleichen die nach dem Abhieb des Stammes in reichlicher Menge ſich entwickelnden Stocklohden zeigen häufig roſtbraune Korkflügel an den Zweigen und jüngeren Aeſten (A. suberosum Dumort.). Sonnige Lage (an Waldrändern, Flußufern, felſigen Abhängen) ſcheint dieſe Korkentwicklung zu begünſtigen. Bei buſchigen oder verkümmerten Exemplaren an dürren ſonnigen Plätzen haben die dann ſtets kleinen Blätter nicht ſelten auch eine röthliche Färbung an der Unter— fläche oder röthliche Ränder. Auf trocknem Kalkboden, in ſonniger Lage werden die Blätter nicht allein kleiner, ſondern auch derber und bekommen eine glänzend dunkelgrüne Farbe auf der oberen Seite (A. sylvestre Wender.). In Gärten hat man Varietäten mit weißlich gefleckten Blättern (X. pul- verulentum Hortul., weil die Blätter mit zahlloſen kleinen, weißlichen Fleckchen und Pünktchen beſtreut ſind), ſowie mit rothen Früchten. Pax unterſcheidet folgende 4 Varietäten: 1. marsicum (Guss.) Koch, Dendrol. Blätter Slappig, mit 3lappigen vermiſcht, mit ſtumpfen bis ſehr ſtumpfen, faſt ganz⸗ randigen Lappen. Fruchtfächer filzig oder kahl (A. marsicum Guss., A. campestre var. subtrilobum Uechtr. et Kanitz). Iſt vom ſüdlichen Mähren, Ungarn und Sieben— bürgen ſüd- und ſüdoſtwärts bis Unteritalien, Iſtrien, die Dobrudſcha, Kleinaſien und Armenien verbreitet. — 2. hebecarpum DC. Blätter unterſeits oft filzig. Frucht⸗ 767 fächer noch im Alter ſammtig-weichhaarig (A. campestre var. pubescens Bönngh., var. lIasiocarpum Wimm., var. tomentosum W. K., var. villicarpum Läng; A. erio- carpum Opiz). — 3. leiocarpum Tausch. Blätter unterjeit3 weichhaarig (var. lasio- phyllum Wimm.) oder kahl (var. glabratum Wimm.), Fruchtfächer ſchon in der Jugend kahl (A. collinum Wallr., A. Wagneri, polycarpon und microphyllum Op.). — 4. variegatum: Blätter weiß gefleckt (A. variegatum und pulverulentum Hort.). Gartenformen. Die Var. hebecarpum und leiocarpum find zerſtreut durch den ganzen Bezirk des Feldahorns von Nordſpanien aus oſtwärts bis Armenien und Nordperſien (Aſterabad), nordwärts bis Irland, England und Südſchweden, ſüdwärts bis Corſica und Sieilien, ſüdoſtwärts bis Macedonien und Theſſalien verbreitet. Periodiſche Lebenserſcheinungen und Alter. Der Feldahorn blüht ſeltner und trägt ſelbſt in blütenreichen Jahren, weil die meiſten Blüten männliche ſind, weniger Früchte, als die anderen einheimiſchen Ahorne. Er iſt unter denſelben die trägwüchſigſte Art, weshalb auch die Mannbarkeit bei ihm ſpäter (wann? iſt unbekannt) eintritt, als bei den übrigen. Der Laubausbruch erfolgt in den nördlichen Gegenden ſeines Verbreitungsbezirks erſt Anfang bis Mitte Mai, ſonſt im April, der Eintritt der Blütezeit während des Mai (im ſüdlichen Europa auch ſchon im April), die Frucht— reife von Mitte Auguſt bis Anfang Oktober, die Entlaubung im Oktober oder Anfang November). Wie alt der Feldahorn zu werden vermag und binnen welcher Zeit er ſeinen Wuchs vollendet, ſcheint nicht ſicher bekannt zu ſein; als trägwüchſige Holzart dürfte er aber weit über hundert Jahre alt werden. Wegen ſeines geringen Zuwachſes bildet er niemals ſehr in die Augen fallende, ſtarke Stämme“). Anſehnliche Bäume ſieht man vor— züglich in Parken). Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Der Feldahorn iſt mit Ausnahme des nördlichen Skandinaviens, Finlands, Nordrußlands, Griechenlands und der ſüdlichen Hälfte der pyrenäiſchen Halbinſel durch ganz Europa und oſtwärts bis Weſtaſien verbreitet. Seine Polargrenze ſchneidet die Provinz Schonen, woſelbſt A. campestre nach Fries noch vorkommt, biegt aber ſodann gleich nach 80 um und verläuft durch Weſt— ) Nach Linßer erfolgt der Laubausbruch im Mittel in Stettin am 3. Mai, in Oſtende am 9. Mai, in Brüſſel am 24. April, in München am 29. April, in Tü⸗ bingen am 26. April, in Prag und Wien am 25. April, in Venedig am 18. April, in Parma am 8. April; das Aufblühen in Stettin am 3. Mai, in Oſtende am 17. Mai, in Brüſſel am 8. Mai, in München am 9. Mai, in Tübingen am 11. Mai, in Prag am 8. Mai, in Wien am 30. April, in Parma am 13. April. Dauer des Laubes in Wien 182 Tage. 9 Th. Hartig ſah in den Oderwäldern bei Brieg, wo ganze geſchloſſene Be— ſtände des Feldahorns vorkommen, Bäume, welche er für mindeſtens 125 Jahr alt hielt, die aber dennoch nicht über 50—60 Kubikfuß Holzmaſſe beſitzen mochten. 3. B. im Schloßgarten zu Teplitz. 768 preußen (wo ſich der Feldahorn blos um Thorn noch findet), Polen und Mittelrußland nach v. Trautvetter bis in das Gouvernement Penſa, nach Bode bis in das Gouvernement Wladimir, woſelbſt ſie ihren nördlichſten und zugleich öſtlichſten Punkt erreicht. Die Oſtgrenze geht nach Bode im ſüdlichen Rußland über Woroneſh und Charkow bis in die Krim. Nach v. Trautvetter wächſt der Maßholder auch an den Steppenflüſſen und tritt derſelbe ſüdlich von den Steppen nicht allein in den Gebirgswäldern der Krim, ſondern auch des Kaukaſus wieder auf, von wo aus er bis zur weſtlichen Kuma und bis an den Terek verbreitet ſein ſoll. Nach Karelin kommt A. campestre ſogar noch am Buſen von Aſterabad vor und würde demnach dort, wenn dieſe Angabe richtig iſt, ſeinen ſüdlichſten und öſt— lichſten Grenzpunkt haben. Die Aequatorialgrenze iſt nicht ermittelt; man weiß blos, daß der Feldahorn auf den Gebirgen der Türkei, Dalmatiens, Unteritaliens, Siciliens, Corſikas, in den Pyrenäen von Catalonien und Aragonien, in den Gebirgen von Burgos, Nordſpanien und Nordportugal noch vorkommt. Innerhalb ſeines Verbreitungsbezirks iſt ſein Vorkommen ein ſehr ungleichmäßiges und zerſtreutes, denn er fehlt in vielen Gegenden, wo er dem Klima und den Bodenverhältniſſen nach wachſen könnte, mag auch an vielen Orten ausgerottet worden ſein, da er wegen ſeiner ſeltenen und geringen Samenproduktion für ſeine Verbreitung und Fortdauer wenig ſorgt. Er iſt mehr eine Holzart der Ebenen, Thäler und des Hügellandes als der Gebirge und findet ſich vorzugsweiſe eingeſprengt in Laubwäldern, namentlich als Unterholz in Auen-Mittelwäldern (3. B. um Leipzig), im Niederwalde, wo er am nutzbarſten wird, an Waldrändern, Flußufern und in Hecken (wird auch nicht ſelten zu lebenden Hecken benutzt). Seine Höhen⸗ verbreitung iſt eine geringe. Nach Sendtner geht er im Bairiſchen Walde bis 1309 p. F. (425,2 Met.), in Südbaiern (in den eigentlichen Alpen fehlt er) am Fuße des hohen Vorgebirges bis 2300 p. F. (747,1 Met.). Friſcher Kieſelerde- und kalireicher Boden ſcheint ihm am meiſten zuzuſagen, ſehr naſſer und ſehr trockner Standort dagegen ſeinem Wuchſe nicht förderlich zu ſein. Obwohl er dauernde Beſchattung erträgt, vermag auch er doch nur im Vollgenuß des Lichts zu einem Baume zu erwachſen. Ueber ſein Wärme— bedürfniß iſt nichts Sicheres bekannt, doch beanſprucht er jedenfalls, wie ſein Fehlen im nördlichen und nordöſtlichen Europa beweiſt, mehr Wärme, na— mentlich während des Winters, als A. platanoides ). Spätfröſte ſchaden ſeinen jungen Trieben, Frühfröſte ſeinen reifenden Früchten. ) Nach Bode ſoll A. campestre nicht unter — 7 R. mittlere Winterkälte ver- tragen und mindeſtens + 14,5% R. mittlere Sommerwärme fordern. Der Laubaus⸗ bruch erfolgt nach Lin ßer bei 324 (München) bis 721° C. (Oſtende), die Fruchtreife bei 2374 (Prag) bis 3418 C. (Dijon). 381. Acer monspessulanum L. Franzöſiſcher Ahorn. Synoyme und Abbildungen: A. monspessulanum L., Sp. pl. p. 1056; Rchb., Ie. I. c. f. 4826; Ettingh. Pok., Phys. pl. aust. t. 460; Pokorny a. a. O. S. 277; Nördlinger a. a. O. S. 166; Pax, Monogr. Nr. 51. — A. trilobatum Lam., A. trilobum Mnch., A. commutatum Presl, A. creticum L. z. Th. Blätter klein, langgeſtielt, 3 nervig und 3 lappig mit herzförmiger Baſis und eiförmigen ſtumpfen ganzrandigen Lappen, derb, kahl, oberſeits glänzend dunkel-, unterſeits matt blaßgrün, 2,5—4 Centim. lang und 3,5—7 Centim. breit, mit 3—4 Centim. langem grünlichgelbem oder röthlichem Stiele. Blüten vor oder mit den Blättern erſcheinend, in anfangs aufrechten, ſpäter überhängenden, aus Trugdolden zuſammengeſetzten Ebenſträußen, langgeſtielt, grünlichgelb. Frucht kahl, mit aufrechten kleinen halbeiförmigen, oft röthlichen Flügeln. — Baum 3. Größe oder Großſtrauch, mit oft krummſchäftigem Stamme und breiter abgewölbter, reichbelaubter Krone. Aeltere Stämme mit grauer riſſiger Rinde, junge Stämme ſammt Aeſten glatt, röthlichbraun. Knospen länglich, ſtumpf, kahl, roth- oder ſchwarz— braun; Seitenknospen angedrückt. Blätter unter allen Ahornarten die kleinſten, in der Form an diejenigen des Leberkrauts (Anemone Hepatica L.) erinnernd. — Variirt mit ſpitzen Blattlappen (A. illyricum Jacqu. fil., A. monspess. var. acutilobum Spach.) und mit ſtumpf und grob ge— zähnten Lappen (A. ibericum M. Bieb.), mit ſcharlachrothen Früchten (var. corallinum Pax) und mit ſich kreuzenden Fruchtflügeln (var. cruciatum Pax). Letztere Form kommt nur in Iſtrien, Dalmatien und Serbien, corallinum blos in Gärten vor. Die ganzrandige Form mit ſtumpfen oder ſpitzen Blattzipfeln findet ſich in unſerm Gebiet ſpontan in den ſüdlichen Kronländern Oeſterreichs in Wäldern, ſowie an ſteinigen bebuſchten Orten des Hügellandes und der niedrigeren Gebirge, von der Banater Militärgrenze weſtwärts durch Croatien, Dalmatien, Iſtrien, Krain und Südtirol; ferner in der weſtlichen und ſüd— lichen Schweiz und in den Gebirgen der mittleren Rheingegenden, im Nahe— und Moſelthal; in der ſüdlichen Hälfte des Gebiets auch nicht ſelten als Ziergehölz kultivirt (ſammt der vorzüglich in Kaukaſien und Armenien heimiſchen, jedoch auch in Rumänien, im Banat und Südungarn vorkommen— den Variet. ibericum). Iſt durch ganz Südeuropa von der Türkei bis Portugal verbreitet und findet ſich auch in Weſtaſien bis Turkeſtan (dort eine eigene Form, var. turkestanicum Franchet) ſowie in Nordafrika am Großen Atlas. — Blüht im April oder Mai, reift die Früchte im Auguſt und September. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 49 719 382. Acer dasyearpım Ehrh. Wollfrüchtiger Ahorn. Synonyme und Abbildungen: A. dasycarpum Ehrh., Beitr. IV, S. 24; C. Koch, Dendrol. I, S. 541; Nördlinger a. a. O. S. 163; Pax, Monogr. Nr. 1. — A. sac- charinum L. — A. eriocarpum Michx. — „Weißer Ahorn, Silberahorn, Zuckerahorn“. Blätter langgeſtielt, tief Ztheilig mit 2 kleinen Abſchnitten an der ſchwach herzförmigen Baſis, mit unterſeits ſehr ſtark vortretenden Haupt— rippen, derb, kahl, oberſeits glänzend dunkelgrün, unterſeits matt bläulich- weiß; Lappen ſpitz, ſcharf und ungleich geſägt, Hauptlappen (beſonders der mittlere) in dreieckige Zipfel tief eingeſchnitten. Länge des Blattes 6,5 bis 11 Centim., Breite, 9— 10 Centim.; Stiel ſchlank, oft roth, 3,5—8 Centim. lang. Blüten in dichten Büſcheln, welche lange vor der Entfaltung der Blätter aus Seitenknospen hervorbrechen, ſehr kurz geſtielt, röthlich, ohne Blumenkrone, mit behaartem Fruchtknoten, männliche und Zwitterblüten bald vermiſcht, bald auf verſchiedenen Individuen (dann die Art zweihäuſig!). Frucht ſchließlich kahl, kurz geſtielt, klein, mit faſt aufrechten Flügeln. — Schönbelaubter, durch die zweifarbigen Blätter an die Silberpappel erinnern— der Baum 2. Größe mit ſchlankem Stamm und gelappter länglicher Krone. Variirt in den Gärten mit am Grunde keilförmigen (A. sanguineum, pendulum und longifolium Hort.), weißgefleckten (A. albovariegatum und pulverulentum Wittm.), tiefeingeſchnittenen (A. laciniatum und hetero- phyllum Hort.) und zerſchlitzten Blättern (A. dissectum Wagneri Hort.). Nordamerika, in unſerem Gebiete (mit Ausnahme der nördlichſten und nordöſtlichſten Gegenden) als Zierbaum in Parken und auf Promenaden häufig angepflanzt. Verträgt Fröſte und ſtarke Winterkälte, iſt ſturmfeſt, jung raſchwüchſig und wird daher noch in Mitteldeutſchland binnen 50 Jahren bis 30 Met. hoch. Deshalb und wegen des zu Wagnerarbeiten ſehr taug— lichen Holzes iſt dieſer Ahorn in Deutſchland (Hannover, Sachſen, Württem⸗ berg) bereits als Waldbaum angebaut worden. Seine früh reifen Früchte verlieren aber raſch ihre Keimfähigkeit. — Blüht Ende März und Anfang April. 383. Acer rubrum L. Rother Ahorn. Synonyme und Abbildungen: A. rubrum L., Sp. pl. 1496; C. Koch, Dendrol. I, S. 542, Nördlinger a. a. O. S. 165, Pax, Monogr. Nr. 4. — Michx., F. arbr. amer. t. 14; Desf., Ann. Mus. VII, t. 25, Fig. 2. — A. glaucum Marsh. — A. carolinianum Walt. — A. coceineum Michx. — A. sanguineum Spach, Ann. sc. nat. 2. Ser. t. 2. Unterſcheidet ſich von der vorhergehenden nahe verwandten Art durch größere, meiſt nur dreilappige Blätter, deren Lappen ungleich bis einge— ſchniten geſägt und deren Rippen und Stiele roth gefärbt ſind, durch deuttlich geſtielte lebhaft rothe Blüten mit Kelch und Blumenkrone (beide in der — — weiblichen meiſt 4, in der männlichen 5blättrig), durch kahlen Fruchtknoten und ziemlich lang geſtielte hängende Früchte mit ſpitzwinklig divergirenden, meiſt auch rothen Früchten. — Schöner Baum von 20—25 Met. Höhe mit meiſt zweihäuſigen, lange vor dem Laubausbruch ſich entfaltenden, in aufrechte, die Zweige oft dicht bedeckende Büſchel geſtellten Blüten, von denen die männlichen wohlriechend ſind. Blätter 7—12 Centim. lang und 6— 10 Centim. breit, jung unterſeits filzig, alt nur an den Nerven behaart, bläulich. Knospen roth. Variirt in den Gärten mit unterſeits bleibend filzigen Blättern (A. tomentosum Hort.) und grünlichgelben (pallidiflorum C. Koch) oder rothgelben Blüten (A. fulgens Hort.). Nordamerika, von Canada bis Florida; häufig als Ziergehölz ange— pflanzt. — Blüht im April, reift bei uns die Früchte ſelten. CXXXVI. Negundo Mönch. Eſchenahorn. Blätter zuſammengeſetzt, unpaarig gefiedert, Knospen in dem hohlen Grunde der Blattſtiele eingeſchloſſen, Endknospen ſtets einen Blätterſproß erzeugend. Blüten ſehr klein, eingeſchlechtig, zweihäuſig, in ſeitenſtändigen Inflorescenzen, ohne Discus und Blumenblätter, mit ſehr kleinen am Grunde verwachſenen Kelchblättern; männliche anfangs in kopfförmige Büſchel zu— ſammengehäuft, ſpäter lang und dünn geſtielt, mit 4— 5 Staubgefäßen; weibliche in ſchlaffen, hängenden Trauben, mit anfangs filzigem, dann ver— kahlendem Fruchtknoten und tief, oft bis zum Grunde getheiltem Griffel. Früchte hängend, ſchmal, mit zarten, im Alter durchſcheinenden Flügeln. Nordamerikaniſche Bäume mit eſchenähnlichen Blättern, deren Blüten ſich vor oder mit dem Laubausbruch entfalten. Von den 3 bekannten Arten werden folgende 2 als Ziergehölze und neuerdings auch als Waldbäume kultivirt. 384. Negundo aceroides Mönch. Gemeiner Eſchenahorn. Synonyme und Abbildungen: N. aceroides Mnch., Metb. p. 334; N. fraxini- folium Nutt., Gen. I, p. 253. — Acer Negundo L., Spec. pl. 1496; Wangh., Amer. t. 12, f. 29; Michx. fil., Arbr. amér. t. 18; Guimp., fr. Holzart. Taf. 95; Loud., Arb. t. 46, 47. — Nördlinger a. a. O. S. 167; Pax, Monogr. Nr. 33. 1 Blätter mit 1—2 Paaren von Blättchen, dieſe eiförmig oder elliptiſch— lanzettlich, am Grunde abgerundet oder keilförmig, ganzrandig oder unregel— mäßig gezähnt, kahl oder unterſeits flaumhaarig, die ſeitlichen ungleichſeitig, 812 Centim. lang und 2—4 Centim. breit, die oberſten alt mit dem end— ſtändigen, viel größeren, zugeſpitzten, oft dreilappigen nicht ſelten ver— ſchmolzen. Blüten mit kahlem Stiel; Griffel getrennt. Früchte klein, 49 * 772 kahl, mit ſpitzwinklig divergirenden, ſichelförmig gegen einander gekrümmten Flügeln. — Schöner Baum 2. Größe mit ſtarkem Stamm und aus wenigen großen Aeſten zuſammengeſetzter, unregelmäßiger, lockerer Krone. Rinde gelbgrau, lang und ſchmal längsriſſig. Jüngere Aeſte hängend; Knospen länglich, kurz, ſpitzſchuppig, hellgrün, etwas weichhaarig, Zweige ſtets kahl, Holz ſchön gelb, ſchwer, hart. Variirt in den Gärten mit gelb oder weiß geſcheckten Blättern (A. aureo- et argenteo-variegatum Hort.) und ſehr ſchmalen, oft zerſchlitzten Blättchen (A. crispum Hort.). Oeſtliches Nordamerika, von Canada bis Florida und Mexico. — Häufig in Gärten und als Promenaden- und Straßenbaum angepflanzt (z. B. im Elſaß, wo er als „grüner Ahorn“ bekannt iſt), in Lauenburg, Hannover, Heſſen-Naſſau, der Rheinprovinz, in Baden, Baiern und Sachſen auch bereits in Waldbeſtände eingeſprengt. Iſt in der Jugend raſchwüchſig (wird binnen 15 Jahren bis 8 Met. hoch), aber empfindlich gegen Be— ſchattung, daher nicht geeignet für den Mittelwald-, wohl aber wegen ſeiner großen Ausſchlagsfähigkeit für den Niederwaldbetrieb, namentlich an Eiſen— bahndämmen und Flußufern als Bodenbefeſtigungsholzart anbauwürdig. Da in ſtrengen Wintern all' ſein nicht ausgereiftes Holz erfriert, ſo ver— dient er mehr in Süddeutſchland und Oeſterreich, als in Mittel- und Nord- deutſchland als Forſtgehölz angebaut zu werden. — Blüht im April. 385. Negundo ealifornieum Torr. Gray. Californiſcher Eſchenahorn. Synonyme und Abbildungen: N. californicum Torr. Gray, Flora of North- Amer. I, p. 250, 684; Hook., Ann. Bot. Beechey, t. 77; Nutt., Sylva, t. 72. — N. aceroides Torr. nicht Mnch. — Acer californieum C. Koch, Dendrol. I, ©. 545; Pax, Monogr. Nr. 35. Unterſcheidet ſich von vorhergehender Art durch meiſt nur aus 3 Blättchen zuſammengeſetzte Blätter, deren Blättchen geſtielt, eiförmig, jung beiderſeits, alt unterſeits weißlich-weichhaarig ſind, durch in der Jugend dicht grauflaumige Zweige, durch behaarte Blütenſtiele, verwachſenen Griffel und gerade Fruchtflüägel. — Baum von 20—25 Met. Höhe. „Weſtliches Nordamerika, zwiſchen 33 und 50% n. Br. — Selten in Gärten, aber neuerdings als Waldbaum empfohlen und in Preußen bereits angebaut, da er ſehr raſchwüchſig iſt und große Widerſtandsfähigkeit gegen Winterkälte und Fröſte beſitzt. Schon einjährige Pflanzen erreichen bis 1 Met. Höhe (ein in Potsdam 1863 gepflanztes Exemplar war 1882 bereits 17 Met. hoch). Liebt lockern, friſchen bis mäßig feuchten Boden und gedeiht beſonders auf lehmigem Sand- und ſandigem Lehmboden vor— nm 773 züglich. Verlangt volles Licht und eignet ſich deshalb und wegen ſeiner großen Ausſchlagsfähigkeit beſonders für den Niederwaldbetrieb, jedoch nur für tiefe Lagen. Soll angeblich in ſumpfigen Gegenden luftverbeſſernd wirken, weshalb er anſtatt des Blaugummibaums (Eucalyptus Globulus) zum Anbau in Mitteleuropa empfohlen worden iſt. — Blüht im April. Achtundfünfzigſte Familie. Roßkaſtanienähnliche Laubhölzer. (Hippocastaneae DC.) Sommergrüne Bäume mit großen langgeſtielten, kreuzweis gegenſtändigen Blättern, welche aus 5— 7 am Ende des Blattſtiels fingerförmig geſtellten Blättchen zuſammengeſetzt, ſelten (nur bei exotiſchen Gattungen) gefiedert ſind. Blüten in endſtändigen, aus Gabeldolden oder Wickelähren zuſammen— geſetzten Sträußen, zwitterlich oder eingeſchlechtig, von Deckblättern geſtützt, nach der Entfaltung der Blätter aufblühend. Bewohnen Nordamerika (die meisten Arten) und Mittelaſien, eine Art auch Europa. — Dieſe kleine Familie iſt in unſerem Florengebiet nur durch kultivirte Arten der Gattungen Aesculus L. und Pavia Boerh. repräſentirt. CXXXVII. Aesculus L. Roßkaſtanie. Blätter gefingert-zuſammengeſetzt. Knospen oval, ſpitz, mit braunen kreuzweis gegenſtändigen Schuppen, endſtändige groß, meiſt gemiſchte, ſeiten— ſtändige viel kleiner, gerade über der großen ſenkrechten mit 3—9 Gefäß— bündelſpuren begabten Blattſtielnarbe. Blüten geſtielt, mit artikulirten Stielchen und deshalb leicht abfallend, die zwitterlichen aus einem mit der hypogyniſchen Scheibe verwachſenen, regelmäßig glockenförmigen fünflappigen Kelch, 2 verſchieden geformten Paaren genagelter Blumenblätter, meiſt 7 freien Staubgefäßen und einem Fruchtknoten mit einem fadenförmigen Griffel zuſammengeſetzt. Frucht eine durch 3 Längsnähte dreiklappig auf— ſpringende Kapſel mit dickem fleiſchigem, äußerlich grünem oder grünlich— braunem, krautſtachligem oder glattem Perikarp, welche 1—3 große nieder— gedrückt kuglige, durch gegenſeitigen Druck häufig kantig abgeplattete Samen mit lederartiger brauner Schale und großem weißlichem Nabelfleck enthält, die den Früchten der Edelkaſtanie ähnlich find. Kotyledonen ſehr groß, dick, mehlreich, weiß; Keim gekrümmt, Würzelchen in einer Röhre der Samen— ſchale ſteckend. Beim Keimen bleiben die Kotyledonen in der Samenſchale und daher unter dem Boden, während der aus dem geſtreckten Federchen 774 hervorgegangene erſte Trieb über dem Boden erſcheint (wie bei der Edel— kaſtanie, Eiche und Haſel). Holz weiß, weich, mit deutlichen Jahrringen, ſehr feinporig, ohne Frühlingsporenkreiſe. 386. Aesculus Hippocastanum L. Gemeine Roßkaſtanie. Beſchreibungen und Abbildungen: A. Hippocastanum L., Sp. pl. p. 344; Hayne, Arzneigew. I, T. 42; Hartig a. a. O. S. 528, T. 95; Rchb., Ic. fl. germ. V, f. 4822; Ettingh. Pok. Physiot. austr. t. 461; Pokorny a. a. O. S. 278; Nördlinger, Forſtbot. I, S. 168. Blätter lang geſtielt, 7 zählig-gefingert (ſelten 5 zählig); Blättchen verkehrt-eiförmig, am Grunde keilig, oben zugeſpitzt, ungleich gekerbt-geſägt, fiedernervig, jung wollhaarig, alt kahl, beiderſeits freudig-grün, dünn, 8— 20 Centim. lang und 4—10 Centim. breit. Blüten in großen auf— rechten pyramidalen Sträußen; Kelch grünlich, Blumenblätter am Rande wellig-gekräuſelt, weiß mit anfangs gelbem, ſpäter roſen- bis purpurrothem Fleck am Grunde; Staubfäden lang, anfangs abwärts gekrümmt dann auf— ſteigend, Beutel und Griffel unbehaart. Kapſel groß, kuglig, grün, kraut— ſtachlig; Samen groß, glänzend kaſtanienbraun, mit großem flachem grau— weißem Nabel. — Schöner Baum 2. Größe mit ſtarkem Stamme und breitäſtiger eiförmig-rundlicher, lockerer, dicht belaubter Krone. Rinde junger Stämme glatt, dunkelbraun, an alten dunkelgrau oder graubraun, riſſig, in dünnen Borkentafeln abblätternd. Knospen vor dem Laubausbruch, wo ſie glänzend werden, ſehr klebrig. Junge Sproſſe anfänglich mit gelblicher, abreiblicher Wolle bekleidet. Bewurzelung flach. — Variirt in Gärten mit gefüllten Blumen, ſowie mit gelb oder weiß gerandeten, wohl auch gefleckten Blättchen. Man hat lange geglaubt, daß die Roßkaſtanie in Nordindien oder überhaupt im Hochlande Centralaſiens heimiſch und von da nach der Türkei gekommen ſei, bis 1879 Theodor von Heldreich nachgewieſen hat, daß die Hochgebirge von Nordgriechenland, Theſſalien und Epirus ihre eigentliche Heimat ſind.“) Sie wächſt dort in der unteren Tannenregion in einer Seehöhe von ungefähr 1000 bis 1300 Met. in ſchattigen Waldſchluchten in Geſellſchaft von Juglans regia, Platanus orientalis, Fraxinus ex- celsior, Acer platanoides, Ostrya carpinifolia, verſchiedener Eichenarten (Quercus pubescens, conferta u. a.) und Ilex Aquifolium und mag von Vgl. Th. v. Heldreich, Beiträge zur Kenntniß des Vaterlandes und der geographiſchen Verbreitung der Roßkaſtanie, des Nußbaumes und der Buche (Sitzungsber. des bot. Ver. d. Prov. Brandenburg. Bd. XXI. 1870, S. 139 ff.). Die Griechen nennen den Baum „Aygıe Keorernd“, d. h. wilde Kaſtanie. — 775 dort nach Conſtantinopel (vielleicht ſchon zur byzantiniſchen Zeit) gekommen ſein, von wo ſie ſich erſt im 16. Jahrhundert über ganz Europa zu ver— breiten angefangen hat.“) Da ſie Eichwald auch aus den Gebirgen Inneraſiens als wildwachſend angegeben hat, ſo iſt es möglich, daß ſich ihr Verbreitungsbezirk oſtwärts bis ins nördliche Kleinaſien, bis zum Kaukaſus und bis Perſien erſtreckt. Im Himalaya kommt unſere Roßkaſtanie ſicher nicht vor, denn die dort gefundene iſt Pavia indica Royle. Die Roßkaſtanie “) läßt ſich aus ihren Samen, welche, wenn im Herbſt gleich nach dem Abfallen geſät, im folgenden Frühjahr keimen, leicht erziehen und iſt eine in der Jugend raſchwüchſige Holzart, welche ſchon im erſten Jahre oft ¼ Met. hoch wird. Wegen der Horizontalſtellung ihrer großen Blätter beſchattet ſie ſehr ſtark, weshalb ſie ſich nicht zu Ober— ſtändern im Mittelwalde, wo ſie an und für ſich vortrefflich gedeihen würde, eignet, verträgt aber auch ſtarke Beſchattung. Sie iſt gegen Winterkälte und Fröſte unempfindlich, weshalb ſie noch um St. Petersburg, in Fin— land, Schweden (bis 639), Norwegen (bis 67° 56), ſowie in den ſüdlichen Alpen (3. B. um Botzen) in Höhenlagen von 1000 bis 1200 Met. trefflich gedeiht und zu einem großen Baume wird. Sie beanſprucht einen lockeren ſandigen, humoſen Boden, wird auf ſolchem ſchon mit 10 bis 15 Jahren mannbar und blüht dann alljährlich bis in das ſpäteſte Alter reichlich. Da ihre Samen überaus reich an Stärkemehl ſind, ſo eignen ſich dieſelben für die Spiritusfabrikation, während ſie wegen ihres ſchwer zu entfernenden Bitterſtoffes ſich leider nicht als Nahrungsmittel für den Menſchen benutzen laſſen. Wohl aber geben ſie eine gute Aeſung für Roth- und Damwild ab, weshalb die Roßkaſtanie ſchon ſeit längerer Zeit in Thiergärten und in Hochwild bergenden Wäldern an Wegen und Beſtandesrändern angepflanzt worden iſt. Wie alt ſie zu werden vermag, iſt nicht ermittelt worden, vor— handene Rieſenbäume beweiſen aber, daß ſie weit über 100, vielleicht mehr als 200 Jahre alt werden kann.“ *) — Blüht im Mai oder Juni, reift die Früchte im September und Oktober. ) Die Roßkaſtanie wurde 1576 durch den öſterreichiſchrn Geſandten v. Ungnad in Conſtantinopel zuerſt nach Wien gebracht, 40 Jahre ſpäter, ebenfalls aus Conſtantinopel, nach Paris. Von dieſen beiden Punkten aus hat ſie ſich als Zierbaum raſch über ganz Europa verbreitet. **) Dieſer Name beruht darauf, daß die Türken und Griechen die Samen gegen die „Druſe“ der Pferde als Heilmittel verwenden. za, Im botanischen Garten zu Prag ſtehen vor dem Wohnhauſe des Directors 7 rieſige Roßkaſtanien, welche wahrſcheinlich gleichzeitig mit dem 1735 erbauten Hauſe gepflanzt worden ſind. Die größte bekannte Roßkaſtanie Deutſchlands iſt jedenfalls die in Hirſchberg in Schleſien im Mohnhaupt'ſchen Geſellſchaftsgarten ſtehende, deren Stamm 3,6 Met. Umfang beſitzt und deren Laubkrone 17 Met. im Durchmeſſer mißt. 387. Aesculus earnea Willd. Rothe Roßkaſtanie. Synonyme und Abbildungen: A. carnea Lindl., Bot. Reg. t. 1056; Guimp., fr. Holzart., T. 22; Pokorny a. a. O. S. 279; Nördlinger. a. a. O. S. 171. — A. rubi- eunda Lodd. Unterſcheidet ſich von vorhergehender Art durch roſen- bis purpurrothe, gelb gefleckte, am Rande nicht wellige Blumenblätter, welche eine beinahe zweilippig-glockige Blume bilden, durch aufrechte Staubgefäße (häufig 8), wie auch die Samen kleiner zu ſein pflegen, und durch eilanzettförmige Blättchen, welche in der Mitte am breiteſten, an beiden Enden zugeſpitzt, vom Anfange an kahl und am Rande häufig wellig gebogen ſind. — Baum 3.— 2. Größe vom Wuchs und Anſehen der gemeinen Roßkaſtanie. Von unbekannter Herkunft, wahrſcheinlich ein Baſtard von A. Hippo- castanum und Pavia rubra. Häufig als Zierbaum angepflanzt, doch weniger froſthart als die gemeine. Pflegt 14 Tage ſpäter als dieſe zu blühen. Anmerkung. Die Gattung Pavia Boerh., deren Arten in Nordamerika, Central- und Oſtaſien zu Haufe ſind, unterſcheidet ſich von Aesculus durch einen röhrigen Kelch, 4 langgenagelte, eine röhrig-zweilippige Blume bildende Blumenblätter, behaarte Staubgefäße (6—8), nicht klebrige Knospen und fünfzählig-gefingerte, kahle Blätter. Die Früchte der meiſten Arten ſind ſtachellos und ſammt den Samen um die Hälfte kleiner als die der gemeinen Roßkaſtanie. In botaniſchen Gärten findet man eine Menge Pavien, deren meiſte nur Baſtarde weuiger Arten ſein dürften. Da die Pavien als Ziergehölze wenig verbreitet ſind, ſo verdienen ſie hier nicht ausführ— lich geſchildert zu werden. Am häufigſten werden die gelbe Roßkaſtanie, P. flava Much. angetroffen, mit blaßgelben und die glatte, P. glabra Spach, mit grünlich⸗ gelben Blumen, viel ſeltner die rothe, P. rubra Lamk., welche ganz purpurrothe Blumen beſitzt. Eine ſehr ſchöne und vor allen übrigen weſentlich verſchiedene Art iſt die bei uns meiſt nur ſtrauchartig wachſende weiße P., P. macrostachya DC., welche erſt im Hochſommer ihre langen kegelförmigen Blütenſträuße entwickelt, aus deren horizontal geſtellten weißen Blumen die rothe Beutel tragenden Staubgefäße weit her— vorſtehen, während die übrigen Pavien, der Mehrzahl nach Bäume 3. Größe, im Mai und Juni blühen. Alle dieſe Pavien ſtammen aus Nordamerika. Zweiunddreißigſte Ordnung. Kreuzblümchengewächſe. (Polygalinae Willk.) Von dieſer aus zwei Familien beſtehenden Ordnung iſt nur die folgende durch eine einzige Art unter den Holzgewächſen unſeres Florengebiets vertreten. Neun undfünfzigſte Familie. Kreuzblümchenartige. (Polygalaceae Juss.) Kräuter und Holzgewächſe mit wechjelftändigen einfachen nebenblatt- loſen Blättern und mit ährig, traubig oder rispig angeordneten unregel— mäßigen Zwitterblüten, deren Geſtalt faſt an eine Schmetterlingsblume erinnert. Staubgefäße monadelphiſch verwachſen, Beutel meiſt mit einem Loch ſich öffnend. Fruchtknoten oberſtändig, ſich in eine 2 ſamige Kapſel umgeſtaltend, deren Samen von der Scheidewand herabhängen und mit einem dreitheiligen Samenmantel begabt ſind. CXXXVIII. Polygala L. Kreuzblümchen. Kelch 5 blättrig, die 3 äußeren klein, ziemlich gleichgroß, grün, die beiden inneren (die „Flügel“) viel größer und corolliniſch gefärbt. Blumen— blätter 3, mit dem Cylinder der Staubgefäße verwachſen, eine zweilippige Blume bildend, die aber oft kürzer als die Flügel iſt und zwiſchen dieſen liegt. Vorderes Blumenblatt (der „Kiel“) größer, hohl, die Staubgefäße einſchließend, mit einem kamm- oder pinſelförmigen Anhange, ſeitliche Blumenblätter ſehr klein. Staubgefäße 8. Kapſel zuſammengedrückt, oben ausgerandet, an den Rändern ringsherum aufſpringend, zwiſchen den ſtehen— bleibenden Flügeln liegend. — Kräuter oder Halbſträucher und Sträucher mit ganzen und ganzrandigen Blättern und endſtändigen Blütentrauben, ſelten blattwinkelſtändigen Blüten. 388. Polygala Chamaebuxus L. Burbaumbläftriges Kreuzblümchen. Synonyme und Abbildungen: P. Chamaebuxus L., Sp. pl. p. 704; Rchb., Ie. XVIII, t. 150; Pokorny a. a. O. S. 280. — Chamaebuxus vulgaris Spach. Immergrünes Erdholz mit kahlen glänzend grünen länglich-lanzett— förmigen oder elliptiſchen Blättern und zu 1— 2 in den Blattwinkeln ſtehen— den Blüten, deren Flügel gelblichweiß (ſelten röthlich) und deren Blumen— blätter goldgelb gefärbt ſind. In Wäldern (beſonders Kiefernwäldern) zwiſchen Haide und Moos, namentlich auf Kalkboden, in der ſüdlichen Hälfte des Gebiets, von Thü— ringen und dem ſächſiſchen Voigtlande (wo ſehr ſelten) durch Böhmen (wo ſtellenweis ſehr gemein) und Oeſterreich bis Siebenbürgen und Croatien und durch die Alpen bis in die ſüdliche Schweiz verbreitet, außerdem in nn: ganz Italien, Frankreich und Belgien, am häufigsten in den Kalkalpen, wo dieſe Pflanze bis in die untere Alpenregion (in Oberbaiern nach Sendtner bis 5083 p. F. — 1651,2 Met.) emporſteigt. Liebt trocknen ſteinigen Boden. — Blüht im April und Mai, bisweilen im Herbſt zum zweiten Male. Dreiunddreißigſte Ordnung. Faulbaumartige. (Frangulinae Hanst.) Holzgewächſe, ſehr ſelten Kräuter, mit wechſel- oder gegenſtändigen Blättern, mit oder ohne Nebenblätter. Blüten zwitterlich oder einge— ſchlechtig, regelmäßig. Kelch mit der ſcheibenförmig erweiterten oft concaven Blütenachſe, welche die (bisweilen fehlenden) Blumenblätter und meiſt auch die Staubgefäße trägt, verwachſen. Fruchtknoten gewöhnlich auf einer nectar- abſondernden Scheibe (discus hypogynus) oder von einer ſolchen umgeben (dicus perigynus), ſelten ohne Scheibe, 2—4fächrig. Frucht eine ſaftige oder trockne meiſt beerenförmige Steinfrucht oder eine mehrfächrige Kapſel. Samen eiweißhaltig. Von den zu dieſer Ordnung gehörenden Familien ſind die folgenden vier in unſerem Florengebiet repräſentirt: J. Staphyleaceae: Blüten zwitterlich mit concav-ſcheibenförmiger Achſe, welche inwendig nach oben in einen den Fruchtknoten umgebenden Ring verdickt iſt, an deſſen Außenrande die Staubgefäße und Blumenblätter (5 an der Zahl) ſtehen. Kelchblätter 5, mit den Blumenblättern alternirend, ſtehen bleibend. Fruchtknoten 2—3fächrig, mit ebenſo vielen verwachſenen oder freien Griffeln, mit je 2 umgekehrten dem Innenwinkel eingefügten Samenknospen in jedem Fache (Fig. LXXIV, 3. 4.). Frucht eine 2—3 fächrige häutige, nicht wirklich aufſpringende (blos am Scheitel klaffende) Kapſel. Samen groß, mit beinharter Schale, großem Nabel und dünnem den geraden Keim umgebenden Eiweißkörper. II. Celastrineae: Blüten zwitterlich, mit ſcheibenförmiger Achſe, welche nach innen zu einem mit dem Fruchtknoten verwachſenen Discus ver— dickt iſt, auf dem die Staubgefäße eingefügt find (Fig. LXXIV, 7 d.). Kelch⸗ blätter, Blumenblätter und Staubgefäße 4—5, alternirend, erſtere ſtehen bleibend. Fruchtknoten 2—5- (häufig 3)fächrig, mit 1—2 grundſtändigen gegenläufigen Samenknospen in jedem Fach. Frucht meiſt eine klappig auf— ſpringende wenigſamige Kapſel. Samen groß, von einem dünnen häutigen Samenmantel umhüllt, mit kruſtiger Schale und großem den geraden Embryo umſchließenden Eiweißkörper (Fig. LXXIV, 10.). 179 III. Ilicineae: Blüten meist zwitterlich mit ſcheibenförmiger Achſe, ohne Discus. Kelch-, Blumenblätter und Staubgefäße meiſt 4, alternirend, erſtere verwachſen, ſtehen bleibend, letztere auf dem Blütenboden hypogyniſch eingefügt (Fig. LXXVI, 1. 2.). Fruchtknoten 2- bis mehrfächrig, mit je einer hängenden Samenknospe in jedem Fache; Narbe ſitzend. Frucht beerenförmig, mit ſaftiger Hülle und mehreren einſamigen Steinkernen, Same dünnſchalig, mit kleinem im Grunde des großen Eiweißkörpers ein— geſchloſſenem faſt kugligem Keime (Fig. LXXVI, 4.). IV. Rhamnaceae: Blüten zwitterlich oder eingeſchlechtig, mit con— caver bis becherförmiger Achſe, welche innen gewöhnlich mit einer drüſigen bald nach oben verdickten, bald gelappten, bald ringförmigen Scheibe aus— gekleidet iſt, zwiſchen welcher und dem Kelche die (bisweilen fehlenden) Blumen— blätter und Staubgefäße der Blütenachſe eingefügt find (Fig. LXXVI, 6.). Kelch-, Blumenblätter und Staubgefäße meiſt 5, ſelten 4, erſtere meiſt nach dem Blühen rundherum abſpringend und ſtets mit den Blumenblättern alternirend, Staubgefäße vor letzteren ſtehend. Fruchtknoten 2—Kfächrig, mit meiſt verwachſenen Griffeln, aber geſonderten Narben und 1—2 grund— ſtändigen Samenknospen in jedem Fache. Frucht ſteinbeeren- oder kapſel-, ſelten nußartig, wenige dünnſchalige Samen mit ſpärlichem den geraden Keim umſchließendem Eiweiß. Sechszigſte Familie. Pimpernußähnliche Laubhölzer. (Staphyleaceae Lindl.) Sträucher mit gegenſtändigen unpaarig-gefiederten Blättern und häu— tigen abfallenden Nebenblättern. Die wenigen Arten bewohnen Nordamerika, Europa und Oſtaſien. In Europa kommen blos wenige Arten der Gattung Staphylea vor, auf welche die obige Familiendiagnoſe vorzugsweiſe paßt. CXXXIX. Staphylea L. Pimpernuß. Blüten in endſtändigen geſtielten hängenden traubenförmigen Rispen, welche aus gegenſtändigen Trugdolden zuſammengeſetzt ſind. 389. Staphylea pinnata L. Gefiederte, gemeine Pimpernuß. Beſchreibungen und Abbildungen: St. pinnata L., Sp. pl. p. 270; Döll, Flora von Baden, III, S. 1173; Pokorny a. a. O. ©. 281; Rchb., Ic. fl. germ. V, f. 4832, Schnizlein, Iconogr. IV, t. 235; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 52, 780 Blätter geftielt, kahl, 10,5 — 15 Centim. lang; Blättchen 5— 7, länglich-eiförmig bis lanzettlich, zugeſpitzt, fein geſägt, lebhaft grün, 5—9 Centim. lang und 2,5—3,5 Centim. breit. Blüten glockig, mit Fig. LXXIV. 7 8 6 Blüten- und Fruchtbildung von Staphylea pinnata und Evonymus europaeus. 1—6. Staphylea pinnata. — 1. Blüte von der Seite, 2. im ſenkrechten Durchſchnitt; vergrößert (a becherförmige Blütenachſe, k Kelch, b Blumenkronenblätter, k Fruchtknoten— fächer mit den Samenknospen). — 3. Kapſel in nat. Gr., 4. dieſelbe im Querſchnitt. — 5. Same, 6. derſelbe im Querſchnitt (ei Eiweißkörper, e Kotyledonen des Keimes). 7—10. Evonymus europaeus. — 7. Blütenknospen im ſenkrechten Durchſchnitt, vergr. (a Blütenachje, d unterweibige Scheibe, k Kelch, b Blumenkronenblätter, f Fruchtknoten— fächer mit den Samenknospen, g die verwachſenen Griffel, st Staubgefäße). — 8. Blüte von oben, vergr. — 9. Kapſel in nat. Gr., 10. dieſelbe ſenkrecht durchſchnitten, vergr. (p Fruchtſchale, sm der rothe Samenmantel des Samens, sp Samenſchale, ei Eiweiß— körper, e Kotyledonen des Keimes). 781 corolliniſchem grünlichweißem Kelch- und weißen, oft roſig angehauchten Blumenblättern. Staubbeutel gelb, faſt eingeſchloſſen. Früchte (Pimper— nüſſe) hängend, dünnhäutig, aufgeblaſen, grün, geadert, kahl, 3 fächrig, mit meiſt 1 ſamigen Fächern; Same erbſengroß, kuglig, ſcherbengelb, ölreich (Fig. LXXIV, 1—6.). — Schöner aufrechter Strauch von 1,3—5 Met. Höhe, auch wohl als kleiner Baum auftretend, mit ſtielrunden grünlich— grauen glatten Zweigen. Knospen ſpitz, grün, kahl, mit blos 2 Deck— ſchuppen am Ende der Zweige (wegen Verkümmerung der Terminalknospe meiſt paarig, woher die ſo häufige Gabeltheilung der Aeſte herrührt); Blatt— ſtielnarbe groß, ſenkrecht, mit 5— 7 Gefäßbündelſpuren. Rinde der Stämme bläulichbraun und weiß geſtreift, die der ſteif aufrechten pfeifenrohrartigen Stockausſchläge ſchön braun oder weiß gerieſelt, immer nur dünn; Holz ſehr dünnfaſrig, weiß, hart und ſchwer, feinporig, mit ziemlich breiten Markſtrahlen und deutlichen Jahrringen. Auf bebuſchten Hügeln und in Gebirgswaldungen der rheiniſchen und ſüddeutſchen Zone, in den nördlichen Vorbergen des ganzen Alpenzuges, in der Schweiz ſowohl im nördlichen Jura als in den mittleren Alpen in der Buchenregion im Wald eingeſprengt, ſowie im öſterreichiſchen Kaiſer— ſtaate mit Ausnahme von Schleſien, Kärnthen und Dalmatien (wo ſie noch nicht aufgefunden) zerſtreut und ſtellenweis, in Mittel- und Norddeutſchland nur verwildert in Hecken, weil dort wie überhaupt häufig als Ziergehölz angebaut. Steigt in der Schweiz bis 600, im Bairiſchen Walde bis 350 Met. empor. Iſt bis Italien, oſtwärts bis Südrußland verbreitet. Liebt kalk— haltigen, nahrhaften Boden und lichten Standort. — Blüht im Mai und Juni. Einundſechzigſte Familie. Celaſterähnliche Laubhölzer. (Celastrineae R. Br.) Sträucher und kleine Bäume mit wechjel- oder gegenſtändigen ein— fachen Blättern und hinfälligen Nebenblättern. Blüten in Trugdolden. Von den zahlreichen Gattungen dieſer Familie, deren meiſte Arten in dem wärmeren Nordamerika und Aſien, ſowie am Cap der guten Hoffnung zu Haufe find, iſt blos Evonymus, auf welche Gattung obige Familiendiagnoſe ſich vorzugsweiſe bezieht, durch 3 Arten in unſerem Gebiet vertreten. CXL. Evonymus L. Spin delbaum, Paffenhütlein. Blätter gegenſtändig, Blüten in achſelſtändigen gabeltheiligen rispigen Trugdolden. Frucht eine 4, ſeltner 3 —5 eckige, 3— 5 fächrige, klappig 782 aufſpringende purpurrothe Kapſel, deren Geſtalt an ein Prieſterbarett erinnert. Samen mit faltigem orangerothem Mantel (Fig. LXXIV, 7—10.). Holz feinfaſrig, kleinporig, gelblichweiß, hart und ſchwer, mit engem Mark und undeutlichen Jahrringen. Die meiſten Arten bewohnen Mittel- und Oſt— aſien, Japan, Java und Nordamerika. 390. Evonymus europaeus L. Gemeiner Spindelbaum. Synonyme und Abbildungen: E. europaeus L., Sp. pl. p. 197; Rchb., Ic. fl. germ. VI, t. 309; Ettgh. Pok., Physiot. austr. t. 463; Pokorny a. a. O. ©. 282; Nördlinger a. a. O. S. 55. — E. vulgaris Scop. Blätter kurz geſtielt, eiförmig-länglich, elliptiſch oder lanzettförmig, fein gekerbt-geſägt, kahl, oberſeits dunkel-, unterſeits heller grün, 3,5 bis 9 Centim. lang und 1,5—4 Centim. breit, mit 5—10 Millim. langem Stiele. Blüten mit 4 Kelchzipfeln, Blumenblättern und Staubgefäßen, Blumenblätter lineal, grünlichweiß, kreuzweis ausgebreitet, wie auch die langgeſtielten Staubgefäße. Kapſel LKeckig, 4klappig, mit 4 oder weniger weißen Samen. — Aufrechter Strauch von 1,7—6 Met. Höhe, mit ruthen— förmigen rundlich-vierkantigen olivengrünen Zweigen, welche beim Aelter— werden an den Kanten bräunliche Korkleiſten bekommen und auf dem Quer— ſchnitt einen verſchoben viereckigen Markkörper zeigen. Aeſte ſchlank, bilden bei baumartigem Wuchſe eine rundliche ſparrige Krone. Knospen eiförmig, ſpitz, grün oder rothbraun überlaufen (wie dann auch die Zweige), mit kreuzweis gegenſtändigen abſtehenden ſpitzen gekielten Schuppen. — Variirt in der Breite der Blätter, ferner in Gärten mit gelbweiß geſcheckten Blättern (var. aucubaefolia), mit hängenden Zweigen (pendula), mit roſenrothen und weißen Früchten (leucocarpa und rhodocarpa). Auf ſandig-humoſem, lehmigem und kalkhaltigem, ſtets friſchem Frucht- barem Boden an Waldrändern, Bächen, in lichten Laubwaldungen, in Mittel- wäldern, auf bebuſchten Hügeln, in Feldhölzern und Hecken in der Region der Ebenen und Hügelgelände und der Vorberge durch das ganze Gebiet; fehlt jedoch in Eſthland und der nordöſtlichen Hälfte Livlands. Nordwärts iſt dieſe Holzart bis England, Norwegen (hier jedoch nach Schübeler nur in Thelemarken bei 59“ 33° Br.) und Südſchweden (bis 57°) verbreitet. Angepflanzt findet er ſich in Norwegen bis 70°, in Schweden bis 6520 in Finland bis 63“. Die Polargrenze geht nach Trautvetter und Bode von der Inſel Gothland über die finniſchen Alandsinſeln nach Oeſel und von hier durch das ſüdweſtliche Livland und das Gouvern. Witebsk nach dem mittleren Rußland. Südoſtwärts erſtreckt ſich E. europaeus bis in die Krim, ſüdwärts bis Italien, weſtwärts bis Spanien. In Oberbaiern u Spindelbaum, Evonymus europaeus I. 1. Zweig mit Blüten, nat. Gr. — 2. 3. Blüte von der oberen und untern Seite, vergr. — 4. Früchte, nat. Gr. — 5. Frucht im ſenkrechten Durchſchnitte. — 6. Same ohne Mantel. — 7. 8. derſelbe ſenkrecht und quer durchſchnitten. (Fig. 5—8. vergr.) 784 ſteigt derſelbe nach Sendtner nur bis 2700 p. F. (877 Met.) empor, in der Schweiz fehlt er. — Blüht im Mai und Juni, reift die Früchte vom Auguſt bis Oktober. 391. Evonymus latifolius Scop. Breitblättriger Spindelbaum. Beſchreibungen und Abbildungen: Ev. latifolius Scop., Fl. carn. I, p. 165; Rchb., Ic. I. c. t. 310, f. 5136; Pokorny a. a. O. S. 283; Nördlinger a. a. O. S. 56. Unterſcheidet ſich von vorhergehender Art durch größere Blätter (bis 12 Centim. lang und bis 6 Centim. breit), armblütigere Trugdolden, kleinere grünlichbraune Blüten, welche meiſt 5 Kelchzipfel, Blumenblätter und Staub- gefäße beſitzen, eiförmig-rundliche zugeſpitzte Blumenblätter und beträchtlich größere Heckige, an den Kanten ſchmal geflügelte Kapſeln. — Großſtrauch von 2—5 Met. Höhe, mit großen langſpindelförmigen grünlichrothen Knospen, deren Schuppen feſt an einander liegen, und ruthenförmigen etwas zuſammengedrückten Zweigen, deren Markkörper im Querſchnitt ein ſehr in die Breite gezogenes Viereck bildet. In Gebirgswäldern der Schweiz, Oberbaierns und der öſterreichiſchen Alpenländer, ſowie Ungarns, Siebenbürgens und Croatiens, zerſtreut und ſelten. Tritt in Oberbaiern nach Sendtner zwiſchen 1250 und 3022 p. F. (406 und 981 Met.) auf und ſteigt im Salzkammergut nach Sauter bis 4000 p. F. (1299 Met.) empor. Iſt durch Südeuropa von Oſtſpanien bis in die Krim verbreitet, wo E. europaeus und verrucosus mit ihm zugleich vorkommen. Wird ebenfalls als Ziergehölz kultivirt, doch ſeltner als die vorhergehende Art. — Blüht und reift die Früchte um dieſelbe Zeit. 392. Evonymus verrucosus Scop. Warziger Spindelbaum. Beſchreibungen und Abbildungen: E. verrucosus Scop. I. c.; Rehb., Ic. 1. c. ) 0 0 1 ; ; f. 5135; Pokorny a. a. O.; Nördlinger a. a O. S. 57. Blätter ſehr kurz geſtielt, eilanzettförmig lang zugeſpitzt, fein gekerbt— geſägt, kahl, 3—5 Centim. lang und 2—3 Centim. breit. Blüten klein, grünlichroth, mit 4 Kelchzipfeln, Blumenblättern und Staubgefäßen und rundlichen ſtumpfen Blumenblättern. Kapſeln klein, vierkantig, roſenroth; Samen ſchwarz, nur zur Hälfte von dem orangerothen Mantel umhüllt. — Strauch von 1,7—2,7 Met. Höhe mit ſtielrunden olivengrünen Zweigen, welche dicht mit großen braunen abgeplatteten Warzen beſtreut find und auf dem Querſchnitt einen ſpaltenförmigen Markkörper zeigen. Knospen wie bei E. europaeus. 1 In Laubwäldern, auf bebuſchten Hügeln, beſonders auf kalkhaltigem Boden in der öſtlichen Hälfte des Gebiets, namentlich im Oſten der Weichſel häufig (von Oſtpreußen bis Südlivland, in Polen, Lithauen), findet ſich aber auch in Galizien, Ungarn und Siebenbürgen nicht ſelten, während er in den weſtlichen Kronländern Oeſterreichs mehr vereinzelt auftritt. Die Polargrenze zieht ſich von Oberſchwaben, wo dieſe Art zugleich ihren weſt— lichſten Punkt erreicht, durch Böhmen (über St. Prokop bei Prag und Karlsſtein), Oberſchleſien und Polen nach Weſtpreußen an die Oſtſee hin und geht von Oſtpreußen durch Mittel-Kurland, über Kokenhuſen an der Düna, durch das ſüdliche Livland, das Gouvernement Witebsk und Mittel— rußland nach Kaſan und dem ſüdlichen Ural. Die Südgrenze, in deren Nähe E. verrucosus als Gebirgspflanze auftritt (3. B. am Vellebit), läuft von Oberſchwaben durch die öſterreichiſchen Alpenländer nach Dalmatien und weiter durch die nördliche Türkei nach Kaukaſien. — Blüht im Mai und Juni. Anmerkung. In Gärten findet man hier und da noch verſchiedene nordamerika— niſche und japanische Arten kultivirt, z. B. E. americanus L., atropurpureus Jequ., angustifolius Pursh. japonicus Thbg. (immergrüne, oft mit geſcheckten Blättern vor— kommende, namentlich im Südweſten unſeres Gebiets, z. B. in der weſtlichen Schweiz, häufig angepflanzte Art) u. a. m. Außerdem trifft man in Gärten hin und wieder den aus Nordamerika ſtammenden Baumwür ger (Celastrus scandens L.; Nördlinger a. a. O. S. 54), einen bei uns bis 4 Met., in ſeiner Heimat noch höher emporſteigenden Schlingſtrauch, deſſen Stämme und Aeſte die Bäume umſchlingen und durch Zuſammen— ſchnüren zu erſticken vermögen. Blätter abwechſelnd, geſtielt, eiförmig, lang zugeſpitzt, gekerbt; Blüten in endſtändiger ſtraußförmiger Rispe, klein, blaßgelb, mit 5 Blumen— blättern und Staubgefäßen, 2 häuſig; Kapſeln Zeckig und 3 ſamig. Gedeiht noch im ſüd— lichen Norwegen. Zweiundſechzigſte Familie. Hülſenartige Laubhölzer. (Ilicineae Brongn.) Immergrüne Bäume und Sträucher mit meiſt abwechſelnden einfachen lederartigen glänzenden Blättern, ohne Nebenblätter, und mit achſelſtändigen Inflorescenzen. — Dieſe Familie, deren meiſte Arten in Weſtindien, Süd— amerika und Südafrika zu Hauſe ſind, iſt in Europa blos durch wenige Arten der Gattung Ilex repräſentirt, welche bei Entwerfung des Familien— charakters (ſ. oben S. 779) vorzugsweis berückſichtigt worden iſt. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 50 0 XIII Ilex L. Hülſen. 393. Ilex Aquifolium L. Gemeiner Hülſen. Beſchreibungen und Abbildungen: J. Aquifolium L., Sp. pl. p. 125, Hayne, Arzneig. VIII, T. 25; Rchb., Ic. fl. germ. XVII, t. 39; Schnizlein, Iconogr. IV, t. 238; Pokorny a. a. O. S. 287; Nördlinger a. a. O. S. 21. — „Stecheiche, Stech⸗ palme, Chriſtdorn“, franz. „Houx“. Blätter kurz geſtielt, eiförmig, elliptiſch oder länglich, ſpitz, grob und dornig gezähnt, am Rande wellig, kahl, oberſeits glänzend dunkel-, unterſeits matt hellgrün, alt lederartig, 5—8 Centim. lang und 3—4,5 Centim. breit. Blüten klein, in kurzen blattwinkelſtändigen Doldentrauben, mit grünem Kelch, weißer kreuzförmiger Blumenkrone und gelben Staubbeuteln. Fig. LXXVI. Blüten- und Fruchtbildung von Ilex Aquifolium und Rhamnus Frangula. 1—4. Ilex Aquifolium. — 1. Blütenknospe im ſenkrechten Durchſchnitt, vergr. (a Blüten- achſe, k Kelch, b Blumenblätter, k Fruchtknotenfächer mit der Samenknospe, u Narben). — 2. Blüte von oben, vergr. — 3. Steinfrucht im Querſchnitt, vergr. (fh Fruchthaut, ft Fleiſchſchicht, stk Steinkerne). — 4. Ein Steinkern ſenkrecht durchſchnitten, ſtark vergr. (st Steinſchale, sh Samenhaut, ei Eiweißkörper, e Keim). 5—8. Rhamnus Frangula. — 5. Blüte von der Seite, 6. im Längsſchnitt, vergr. (a Blütenachſe, k Kelch, b Blumenblätter, p Stempel, st Staubgefäße). — 7. Stempel, vergr. — 8. Querſchnitt der Steinbeere, vergr. (st Steinſchale, ei Sameneiweiß, e Koty— ledonen des Keimes. Ueber dieſem ſamenhaltigen Steinkerne 2 fehlgeſchlagene ſamenloſe). 5 Steinbeere länglich -kuglig, erbſengroß, mit 4 Steinkernen und geringem Fleiſch, reif ſcharlachroth, ungenießbar. — Schöner immergrüner Strauch oder kleiner Baum mit kahlen grünen Zweigen und Aeſten. Knospen von 2 behaarten geſägten beſpitzten Schuppen umſchloſſen. Rinde der Stämme grau, Holz matt grünlichweiß, ſehr gleichmäßig und feinfaſrig, hart zäh und ſehr ſchwer, mit deutlichen Jahrringen, feinen Markſtrahlen und ſehr kleinen ſtrahlig- verzweigt gruppirten Poren. Krone bei baumartigem Wuchſe pyramidal. Die Stechpalme, deren beinharter Same erſt nach zwei Jahren keimt, iſt eine trägwüchſige Holzart, die nur in Weſt- und Südeuropa, ſowie im Orient Bäume bis zu 15 Met. Höhe und ½ Met. Stärke bildet. Auch ihre bis tief in den Winter ſtehen bleibenden Früchte reifen nur dort vollkommen aus. Sie tritt nicht ſelten zweihäuſig auf, beſitzt eine große Reproductionskraft und erträgt daher auch das Beſchneiden ſehr gut. Sie vermag ein mehrhundertjähriges Alter zu erreichen. Variirt in Gärten mit weiß- oder gelbgeſcheckten Blättern (var. variegatum), mit auch auf den Flächen ſtachligen (var. ferox) und mit ganzrandigen unbewehrten (var. inerme). In Wäldern, Gebüſchen, an felſigen Orten auf beſchattetem ſandigem oder kalkhaltigem friſchem Boden in der weſtlichen norddeutſchen Zone (von Rügen und Neuvorpommern bis Weſtfalen und an den Niederrhein), ſowie in Gebirgswäldern der ſüdlichen rheiniſchen Zone (Schwarzwald, Vogeſen, Jura), in der Alpenzone (zerſtreut, beſonders am Fuße der Kalkalpen auf ſteinigem Boden), in Ungarn (vereinzelt im Comitat Verovitic) und Croatien (an der Save, bei Fiume, auf dem Vellebit), in Iſtrien (in Buchenwäldern bei Idria nach Weſſely häufig). Wird häufig als Ziergehölz, in den öſterreichiſchen Alpenländern, wie auch im Elſaß in Bauerngärten (als „Chriſtdorn“ und „Stechpalme“ für Weihnachten und Palmenſonntag) an— gepflanzt, im Elſaß auch zu lebenden Hecken benutzt, wozu ſich dieſe Holz— art ſehr eignet. Uebrigens iſt dieſelbe eine ſchattenliebende, kommt daher, wo ſie überhaupt wächſt, häufig als Unterholz in Laub- und Nadelwäldern vor (ſo z. B. am Niederrhein und in Holland in Kiefernwaldungen). Sie iſt nordwärts durch Dänemark bis ins ſüdliche Norwegen (63° 10%), weſt— wärts durch ganz England, Weſtfrankreich, Nord- und Mittelſpanien bis Portugal, ſüdwärts bis Italien, Sizilien und in die mittlere Türkei, ſüdoſt— wärts bis Kleinaſien verbreitet und namentlich in England, Belgien, den Niederlanden, am Rhein und in der Schweiz ein ſehr beliebtes Ziergehölz. In der Schweiz, wo ſie im Buchen- und Weißtannengürtel auftritt und in der untern Zone der Seen und in den hintern Alpenthälern am ſchönſten gedeiht, ſteigt ſie nach Chriſt bis 1200 Met., in den nordtiroler Alpen nach Kerner bis 1260 Met. empor. — Blüht im Mai und Juni. a Dreiundſechzigſte Familie. Kreuzdornähnliche Laubhölzer. (Rhamnaceae R. Br.) Sommer- ſeltener immergrüne Gehölze mit abwechſelnden, ſeltner gegen- ſtändigen einfachen Blättern und mit Nebenblättern. Blüten ſehr verſchieden— artig angeordnet. — Von den Gattungen dieſer namentlich in den warmen Ländern beider Erdhälften durch zahlreiche Arten vertretenen Familie kommen in unſerem Gebiet und überhaupt in Europa nur folgende 3 vor: Ueberſicht der Gattungen und Arten unſerer Flora. Nebenblätter in Dornen umgewandelt (paarweis geſtellte Stipulardornen am Urſprung der Blätter, der eine gerade, der andere zurückgekrümmt). Blüten zwitterlich, 5 männig. a. Steinfrucht mit ſaftiger Hülle und einem 2—3fächrigen nicht aufſpringenden Stemkerne „% „ ZuizeyppiktussRoueee Einzige Art: Z. Ful Saris a b. Steinfrucht trocken holzig, knopfförmig, ringsherum breit geflügelt, 3 fächerig. Paliurus Tourn. Einzige Art: P. aculeatus Lam. B. Nebenblätter nicht in Dornen umgewandelt, bald abfallend. Steinfrucht beeren— förmig, ſaftig oder faſt trocken, mit 2—4 einſamigen der Länge nach aufſpringen— den Steinkernen este Bb ee a. Blätter und 9 are Bin (oft auch die Endtriebe) dorn— ſpitzig. Blüten 2häuſig, Blumenkrone (wenn vorhanden) 4blättrig, Staub— gefäße 4. Sommergrüne Gehölze. 6. Blattſtiel doppelt jo lang als die hinfälligen pfriemlichen Nebenblätter. Blattſtiel kahl, Blatt mit rundlicher Baſis. Großſtrauch oder Baum. R. cathartica L. 5. Blattſtiel jo lang, wie die Nebenblätter. Sehr dornige Kleinſträucher. ea. Blätter elliptiſch-lanzettlich oder lanzettlich, am Grunde verſchmälert. R. saxatilis L. 38. Sin rundlich, ſehr klein, am Grind abgerundet. R. intermedia Steud. Hochst. b. Blätter und Seitenzweige wechſelſtändig, Zweige ſtets wehrlos. . Blüten 2häuſig, mit 4 Kelchzipfeln, Blumenblättern und Staubgefäßen. ca. Immergrüner Strauch mit lederartigen ei- bis lanzettiörmigen Blättern und kleinen hinfälligen Neben blättern.. R. Alaternus L. 63. Sommergrüne Sträucher. O Aufrechter 2—3 Met. hoher Strauch mit länglich-eiförmigen fein e Blütternn „„ „R Alpin OO Niederliegendes Erdholz mit 1 8 oder ovalen gekerbt— gezähnten Blättlerrn-æ”ꝰô“ê”m ERBE 9 5. Blüten zwitterlich, mit 5 Kelchzipfeln, Blumenblättern und Staubgefäßen. Sommergrüne Sträucher. ec. Blätter ganzrandig. Aufrechter Großſtrauch oder Baum. R. Frangula L. 66. Blätter ſeicht gekerbt. Kleinſtrauc h... R. rupestris Scop. nn urn, Sudendorn. Kelch ſcheibenförmig 5theilig, rundherum abſpringend; Baſis bleibend, kreisrund.) Blumenblätter und Staubgefäße 5, vor der fleiſchigen Scheibe eingefügt. Griffel 2— 3, Narben ſehr klein. Steinfrucht ſaftig, Fächer des Steinkerns 1jamig, Same ohne Furche. — Dornige Sträucher der Mediterranzone mit wechſelſtändigen Blättern und ſüßen eßbaren Früchten. 394. Zizyphus vulgaris Lam. Gemeiner Judendorn. Synonyme und Abbildungen: Z. vulgaris Lam., Encycl. III, p. 316; Hayne, Arzneig. X, T. 43; Pokorny a. a. O. S. 288. — Rhamnus Zizyphus L., Sibth. Sm., Fl. graee. t. 241. Italieniſch: „zizzola“, illyriſch: „kiéimak, ciéindra“, „Bruſtbeere“. Blätter kurz geſtielt, eiförmig-länglich, ſtumpf, mit ſchiefer Baſis, geferbt-gefägt, 3 nervig, kahl, freudiggrün, dünn, 20—47 Millim. lang und 16—20 Millim. breit, mit 2—3 Millim. langem Stiele. Blüten klein, goldgelb, blattwinkelſtändig, gehäuft. Steinfrucht länglich, 2 Centim. lang, am Grunde genabelt, am Scheitel abgeplattet, hellroth, mit gelbem ſüßem eßbarem Fleiſch; Steinkern netzgrubig. — Sommergrüner, ſparrig ver— äſtelter Strauch von 2—3 Met. Höhe, bisweilen auch baumartig, mit zickzackförmig hin- und hergebogenen Zweigen und zweizeilig angeordneten Blättern. Aus dem Orient ſtammend, von den Römern nach Italien verpflanzt, von wo aus ſich dieſer Strauch durch die ganze Mediterranzone verbreitet hat. Findet ſich in Südtirol, Iſtrien, Croatien und namentlich Dalmatien häufig angepflanzt und verwildert in Hecken, ſelten im Walde. — Blüht vom Juni bis Auguſt, reift die Früchte im September. CXLIH. Paliurus Tourn. Stechdorn. Blüten wie bei Zizyphus. Steinfrucht trocken holzig, eine rings— herum geflügelte runde knopfförmige Scheibe darſtellend. Fächer I ſamig; Same ohne Furche. Blätter wechſelſtändig. *) Dieſe ſtehenbleibende Scheibe iſt nichts anderes als die ſcheibenförmige Er— weiterung der Blütenachſe, an welche die Kelchblätter angewachſen ſind. 790 — 395. Paliurum aculeatus Lam. Gemeiner Stechdorn. Synonyme und Abbildungen: P. aculeatus Lam., Il. t. 210; Pokorny a. a. O. — P. australis Röm. Schult.; Nouv. Duh. III, t. 17. — Rhamnus Paliurus und aculeatus L. Italieniſch: „Spino bianco“, ſlaviſch: „Draa“. Blätter kurz geſtielt, rundlich oder eiförmig, gewöhnlich ſpitz, am Grunde ungleich, fein gekerbt, kahl, 3 nervig, oberſeits dunkel-, unterſeits blaßgrün, derb, 25—35 Millim. lang und 16— 26 Millim. breit, mit 2—8 Millim. langem Stiel. Blüten klein, goldgelb, in kleinen blatt— winkelſtändigen Träubchen. Steinfrucht 20— 27 Millim. im Durchmeſſer, braun mit dunkelrothem gekerbtem Flügelſaume. — Sommergrüner ſparrig veräſtelter Strauch von 2,7—5 Met. Höhe mit gebogenen in der Jugend behaarten ſpäter kahlen Zweigen und 23zeilig angeordneten Blättern. An ſteinigen und felſigen, dürren ſonnigen Plätzen in der ſüdlichen Schweiz (Canton Teſſin), Südtirol, Krain und dem Küſtenlande der adria— tiſchen Zone, dort, beſonders in Iſtrien und Dalmatien, oft auch als Hecken— pflanze angebaut. Iſt in den Wäldern ein ſehr läſtiges Forſtunkraut wegen ſeiner ſcharfen Dornen, welche das Begehen der Wälder ſehr erſchweren, ja oft unmöglich machen. Durch die ganze Mediterranzone verbreitet. — Blüht im Juni und Juli. CXLIV. Rhamnus Tourn. Kreuzdorn, Wegdorn. Kelch der bald eingeſchlechtig-zweihäuſigen, bald zwitterlichen Blüten 4— ö ſpaltig, glocken- oder kreiſelförmig, zuletzt rundherum abſpringend. Blumenblätter und Staubgefäße 4—5, erſtere klein, bisweilen fehlend. Griffel einfach oder getheilt. Steinfrucht ſaftig oder beinahe trocken, mit 2—4 zuletzt der Länge nach aufſpringenden einſamigen Steinkernen. Samenſchale mit einer Längsſpalte. — Wehrloſe oder dornige, ſommer-, ſeltner immergrüne Sträucher und Erdhölzer, auch wohl kleine Bäume, mit wechſel- oder gegenſtändigen Blättern. Knospen beſchuppt, ſeltner nackt; Blattſtielnarbe dreiſpurig. Blüten klein, grünlich, gelb, weiß, röthlich, blatt— winkelſtändig, einzeln oder gebüſchelt oder in kleinen Trauben oder Trug— dolden. Holz mit engem Mark, ſchmalen Markſtrahlen und flammenähn— lichen Porengruppen oder dendritiſch zerſtreuten Poren innerhalb der durch deutliche Porenkreiſe geſchiedenen Jahrringe. Die zahlreichen Arten ſind vorzugsweiſe durch die gemäßigte, beſonders wärmere gemäßigte Zone der nördlichen Halbkugel verbreitet; einige bewohnen auch die Tropenzone beider Hemiſphären. or I. Rotte. Cervispina Dill. Blätter und Seitenzweige gegenſtändig, letztere dornſpitzig (wenigſtens bei der wildwachſenden Pflanze). Blüten 2häuſig, mit 4 Kelchzipfeln und 4 (oft fehlenden) Blumenblättern, die männlichen mit 4 Staubgefäßen. Griffel 2— 4ſpaltig. Sommergrüne Holzgewächſe. 396. Rhamnus carthatica L. Gemeiner Weg-, Kreuzdorn.“ Beſchreibungen und Abbildungen: R. cathartica L., Sp. pl. p. 193; Hayne, Arzneig. V, T. 43; Hartig, Forſtkulturpfl. S. 483, T. 64; Pokorny a. a. O. S. 289; Nördlinger a. a. O. S. 60. „Purgirdorn, Hirſchdorn“. Blätter an den Kurztrieben gebüſchelt, an den Langtrieben kreuzweis gegenſtändig (oft ſchief opponirt), lang geſtielt, elliptiſch oder eiförmig, am Grunde abgerundet oder ſchwach herzförmig oder breit keilförmig, kurz zu— geſpitzt, fein gekerbt-geſägt, bogennervig, kahl, oberſeits dunkel-, unterſeits blaßgrün, 3— 6 Centim. lang und 1,5—3 Centim. breit, mit 5— 15 Millim. langem Stiel, zu deſſen Seiten hinfällige pfriemenförmige Nebenblättchen. Blüten in büſchelförmigen achſelſtändigen Trugdöldchen an der Baſis der jungen Triebe, gelblichgrün, mit kreuzweis ausgebreitetem Kelche und ſehr kleinen oft fehlenden Blumenblättern; Blütenſtiele länger als der Kelch. Steinfrucht beerenförmig, erbſengroß, anfangs grün, hart, zuletzt ſchwarz und weich. — Aufrechter Strauch von 1,7—2,3 Met. oder kleiner Baum von 6—8 Met. Höhe (dann mit meiſt krummſchäftigem und ſpannrückigem Stamme und unregelmäßiger lockerer Krone), ſparrig-äſtig, mit in kurze ſtechende Dornen auslaufenden Langzweigen. Knospen eikegelförmig, ſpitz, angedrückt beſchuppt, ſchwarzbraun, kahl; Seitenknospen angedrückt. Zweige glatt, gelblichgrau oder grau- bis rothbraun; Rinde der älteren Aeſte und Stämme ſchwärzlich, zuletzt feinriſſig mit ziemlich dicker gelber oder orange— rother Baſtſchicht, welche im weichen Gewebe Bündel weißen breitgedrückten Baſtes enthält. Holz feſt, ſchwer, im Kern lebhaft braunroth, im Splint gelbweiß, auf der Spaltfläche ſchön ſeidenglänzend. — Eine trägwüchſige, lichtliebende, daher wenig Beſchattung vertragende Holzart, welche über 100 Jahre alt wird. Giebt nach dem Abhieb wenigen und trägwüchſigen Stockausſchlag, bildet aber leicht Wurzelſproſſen und Abſenker, durch die er ſich leichter vermehrt und vermehren läßt als durch die Samen, welche oft erſt im zweiten Jahre keimen und dann Pflänzchen mit lederartigen, vorn weit ausgebuchteten Kotyledonen liefern. *) Der Name beruht auf der gekreuzten Stellung der dornſpitzigen Zweige. zen u Formenkreis. Der gemeine Kreuzdorn variirt im wilden Zuftande wenig oder gar nicht, während er durch die Kultur in Gärten häufig die Dornen zu verlieren pflegt, indem ſich auf beſſerem nahrhaftem Boden anſtatt der Dornſpitzen der Langtriebe Endknospen ausbilden. Dergleichen faſt dornenloſe Formen, die übrigens auch in der Natur auf feuchtem nahrhaftem Boden und in ſchattigen dichten Miſchwäldern bisweilen vorkommen, und meist größere Blätter haben, find die in Gärten unter den Namen R. da- vurica Pall. (in Sibirien heimiſch) und R. Wieklius Hort. (von unbe— kannter Herkunft, ſtets baumartig, mit geradem Stamme und abgerundeter dichtbelaubter regelmäßiger Krone) häufig kultivirten. In Gärten findet ſich ferner eine Form mit ſpatelförmigen unterſeits behaarten Blättern (R. spa- thulaefolia Hort.), welche nach C. Koch in Transkaukaſien wild wachſen ſoll, und eine rundlich-blättrige Form unter dem falſchen Namen R. tinctoria (nicht mit R. tinctoria Waldst. Kit. — R. saxatilis L. var. zu ver⸗ wechſeln). — Blüht im Mai und Juni. Vorkommen und geographiſche Verbreitung. Der Kreuzdorn iſt durch unſer ganzes Gebiet und weit über deſſen Grenzen hinaus ver— breitet. Seine Polargrenze durchzieht nach v. Trautvetter die ſüdliche Hälfte der ſkandinaviſchen Halbinſel (wo der Kreuzdorn nach Schübeler in Norwegen bis 60“ 48°, in Schweden bis 61° 40‘ wild angetroffen wird), berührt die im ſüdlichen Theile des bottniſchen Meerbuſens gelegenen fini— ſchen Inſeln und läuft dann durch Eſthland über Narva nach dem Peters— burger Kreiſe, von wo aus fie durch Rußland nach Kaſan geht. Nach Bode erreicht ſie im Orenburgiſchen Gouvernement die Ausläufer des Ural. Jenſeits deſſelben ſcheint die Polargrenze des Kreuzdorns noch nicht be— ſtimmt worden zu ſein. Ebenſowenig weiß man genau, wie weit oftwärts in Aſien ſich dieſe Holzart erſtrecken mag. Südwärts iſt der Kreuzdorn in Europa bis auf die Halbinſel Morea, bis nach Sizilien und bis ins mittlere Spanien, weſtwärts bis an die Grenzen Portugals und bis Irland verbreitet. Innerhalb unſeres Gebiets wächſt der Kreuzdorn auf ſteinigem ſonnigem Boden, beſonders gern an ſteinigen, felſigen, gegen 8 oder W exponirten Hügel- und Bergabhängen, wo er, wenn zugleich zwiſchen den Steinen hinreichende humoſe Erde vorhanden iſt, häufig baum— artig wird. Er findet ſich aber auch in den Ebenen, in Thalniederungen und Flußauen, im Unterholz von Miſch-Laubwäldern, in Feldhölzern, an Waldrändern, Flußufern. Er liebt vorzugsweiſe kalkhaltigen Boden, was ſein Fehlen in vielen Gegenden, und ſein häufiges Vorkommen in anderen einigermaßen erklärt, gedeiht auf feſtem und lockrem Boden, verträgt aber anhaltende Bodenfeuchtigkeit nicht gut, ebenſowenig ſtarke Beſchattung. Nach Bode beanſprucht der Kreuzdorn eine Sommerwärme von mindeſtens 13 B. — 7 — Er iſt eine Pflanze der Ebenen, Hügelgelände und des niedrigen Gebirges, wes— halb er auch im Süden unſeres Gebiets kaum bis 900 Met. (in Oberbaiern nach Sendtner nur bis 2300 p. F. = 747 Met.) emporſteigt. 397. Rhamnus Saxatilis L. Steinbewohnender Wegdorn. Synonyme und Abbildungen: R. saxatilis L., Sp. pl. ed. II, p. 1671; Jacqu., Fl. austr. I, t. 50; Schmidt, Oeſterr. Baumz. III, T. 159; Pokorny a. a. O. S. 290. — Rh. tinctoria Waldst. Kit., Ic. pl. rar. Hong. III, t. 25. Blätter bezüglich der Stellung und Form wie bei vorhergehender Art, aber kleiner (2—3 Gentim. lang und 10—16 Millim. breit), zarter und kürzer geſtielt (Stiel höchſtens 5 Millim. lang, von der Länge der Nebenblätter), auf der unteren Fläche wenigſtens an den Nerven flaum— haarig. Blüten wie bei Rh. cathartica, jedoch Blumenblätter der männ— lichen Blüten lineal bis länglich-lineal, faſt halb jo lang wie der Kelchſaum, der weiblichen borſtig-fadenförmig, ſehr kurz. Steinfrüchte kuglig oder kreiſelförmig, noch kleiner als bei voriger Art, reif ebenfalls ſchwarz. — Tritt unter zwei Formen auf, nämlich: f db. humilis Neilr. (Flora von Niederöſterreich, S. 840), ein niedriger, kaum 1 Met. hoch werdender, ſparrig-äſtiger, dorniger Kleinſtrauch mit knor— rigen, niedergeſtreckten oder aufſteigenden Stämmchen. H. erecta Neilr. (a. a. O.), ein aufrecht wachſender, 0,7—1,3 Met. hoher Mittelſtrauch mit dickeren etwas ſtärker behaarten Blättern und ſchlankeren Aeſten (Rh. tinctoria Waldst. Kit.). An ſonnigen, bebuſchten, ſteinigen und felſigen Orten, nur auf Kalk— boden, nicht häufig: . im Südweſten, Süden und Südoſten unſeres Ge— biets (in Oberbaiern, Oberſchwaben, Baden, Schweiz, Oeſterreich, Steier— mark, Tirol, Kärnthen, in Ungarn und Siebenbürgen) und darüber hinaus in Frankreich und Oberitalien; 5. in Ungarn, Siebenbürgen und Croatien. Die weſtliche niedrige Form hat auch eine größere vertikale Verbreitung, indem ſie in den Kalkalpen bis 4000 p. F. — 1299 Met. und darüber (in Oberbaiern nach Sendtner bis 4184 p. F. — 1359 Met.) empor- ſteigt, während §. auf die Region der Hügelgelände und der niedrigen Gebirge beſchränkt iſt. Die Form . wird gegen ihre obere Grenze hin oft zwerghaft klein und bekommt niedergeſtreckte, ſehr äſtige, kurzzweigige Stämmchen und kleine (nur 12—20 Millim.) lange Blätter. Eine ſolche ſubalpine Form iſt Rh. humifusa Schur (R. saxatilis a. humifusa Schur in Enum. pl. Transs., p. 142). Die Form F. wird in Gärten, wo man ſie nicht ſelten als Zierſtrauch kultivirt, ein anſehnlicher, buſchiger, ſparrig— äſtiger Strauch von 1,5—3 Met. Höhe. — Blüht im Mai und Juni. 398. Rhamnus intermedia Steud. Hochst. Mittler Wegdorn. Synonyme und Abbildungen: Rh. intermedia Steud. Hochst. in Flora 1827, 74. — Rh. infeetoria Koch, Syn. ed. II, p. 162; Reichb., Fl. Germ. p. 487; eilr., Fl. croat. p. 217; Visiani, Fl. dalm. t. 37; Pokorny a. a. O. S. 291 nicht . — Rh. adriatica A. Jord. Blätter meiſt gegenſtändig, ſelten (wegen der ſpärlichen Kurztriebe) gebüſchelt, ſehr kurz geſtielt und klein (5— 12 Millim. lang und 5 bis 10 Millim. breit), rundlich oder verkehrt-eiförmig-rundlich, fein und drüſig gekerbt-geſägt, kahl, derb. Stiel von der Länge der ſehr kleinen häutigen Nebenblätter. Blüten in achſelſtändigen Trugdöldchen, grünlich-weiß. Steinfrüchte beerenförmig, klein, kuglig, Schwarz; Samenſpalte geſchloſſen. — Niedriger ſparrig⸗äſtiger Kleinſtrauch, mit kurzen ſtarken ſtechend dorn— ſpitzigen Zweigen. An ſonnigen felſigen Orten in der warmen Region des ſüdlichen Siebenbürgens (häufig auf dem Schloßberge und a. a. O. bei Kronſtadt nach Schur) und der adriatiſchen Zone (Friaul, Iſtrien, Croatien, Dal— matien). — Blüht im Mai. A ag) Anmerkung. Rh. infeetoria L., mit welcher Art die hier beſchriebene lange Zeit verwechſelt worden iſt, unterſcheidet ſich von derſelben durch eine offene Samenſpalte und größere, elliptiſche oder eilanzettförmige unterſeits netzadrige Blätter. Er bewohnt Süd- und Weſteuropa, von Unteritalien weſtwärts bis Südſpanien. Seine Früchte bilden in Südfrankreich unter dem Namen „Graines d' Avignon“ als Färbemittel einen nicht unwichtigen Handelsartikel. II. Rotte. Alaternus Tourn. Blätter lederartig, von mehrjähriger Dauer, ſammt den ſtets wehrloſen Seitenzweigen abwechſelnd geſtellt. Blüten 2 häuſig, von gleichem Bau, wie in der erſten Rotte. — Immergrüne Sträucher der Mediterranzone. 399. Rhamnus Alaternus L. Immergrüner Wegedorn. Beſchreibungen und Abbildungen: Rh. Alaternus L., Sp. pl. p. 193; Nouv. Duh. III, t. 14; Pokorny a. a. O. S. 291. Italieniſch: „Linterno“, flaviſch: „Slatka Kita“. Blätter geſtielt, eiförmig elliptiſch bis länglich-lanzettförmig, fein be⸗ ſpitzt, am Rande knorplig verdickt, wellig hin und her gebogen und entfernt gezähnt, kahl, glänzend grün, 3— 6 Centim. lang und 2—3 Centim. breit, mit 3—10 Millim. langem Stiel. Blüten in kleinen einfachen oder zuſammengeſetzten blattwinkelſtändigen Träubchen, goldgelb, ſchwach wohl— riechend, ohne Blumenblätter. Steinfrucht beerenförmig, kuglig, anfangs gelb, reif ſchwarz. — Schöner immergrüner, aufrechter, bisweilen baum— artig werdender Strauch von 2—5 Met. Höhe. An ſonnigen, bebufchten, felſigen Plätzen der warmen Region Iſtriens und Dalmatiens, ſelten; übrigens durch die ganze Mediterranzone ver— breitet. — Blüht im März und April. III. Rotte. Frangula Mill. Blätter und Seitenzweige wechſelſtändig, erſtere im Herbſt abfallend, letztere ſtets wehrlos. Blüten entweder 2 häuſig— polygamiſch mit 4 blättriger Blumenkrone und 4 Staubgefäßen, oder zwitter— lich mit 5 blättriger Blumenkrone und 5 Staubgefäßen. Sommergrüne Sträucher. Blüten Tlhäuſig-polygamiſch, Agliedrig. Griffel 2—3ſpaltig. Samen mit Spalte. 400. Rhamnus alpina L. Alpen-Wegedorn. Beſchreibungen und Abbildungen: Rh. alpina L., Sp. pl. p. 193; Hartig a. a. O. T. 16; Pokorny a. a. O. S. 292. „Stinkſtrauch“. Blätter geſtielt, länglich-eiförmig oder elliptiſch, kurz zugeſpitzt, ſehr fein gekerbt-gezähnt, fiedernervig (mit ſehr zahlreichen geraden parallelen Seitennerven), kahl, oberſeits dunkel (im Alter glänzend-), unterſeits hell— und mattgrün, 4— 13,5 Centim. lang und 2,5—4,7 Centim. breit, mit 5— 20 Millim. langem Stiele. Blüten in blattwinkelſtändigen Büſcheln, > häufig, klein, grünlichgelb, mit kreuzförmigem Kelch, ohne Blumenblätter. Steinfrucht klein, verkehrt-eiförmig, reif ſchwarz. — Schöner aufrechter Strauch von 2— 3,3 Met. Höhe mit glatter graubrauner Rinde und großen eikegelförmigen angedrückt beſchuppten ſchwarzbraunen Knospen. Das friſche Holz der Zweige hat einen widrigen Geruch. An felſigen, bebuſchten Plätzen, in Wäldern des Jura und in den Vorbergen der ſüdlichen Alpen, von der ſüdlichen Schweiz durch Tirol (2), Kärnthen, Steiermark, Krain bis Iſtrien, Croatien und Dalmatien, desgleichen in Siebenbürgen, angeblich auch in den Alpen der Bukovina. Höhenver— breitung nicht genau bekannt; tritt nach Pokorny erſt oberhalb 2500 w. F. (790 Met.) auf. Wird auch als Ziergehölz angepflanzt und kommt noch in der norddeutſchen Zone (die baltiſchen Provinzen ausgenommen) fort. Iſt ſüdoſtwärts bis in die Türkei und Griechenland, ſüdwärts bis Unteritalien und Sardinien, weſtwärts bis Mittelſpanien verbreitet. — Blüht im Mai und Juni. 101. Rhamnus pumila L. Zwerg-Wegedorn. Beſchreibungen und Abbildungen: Rh. pumila L., Maut. p. 49; Jacqu., Coll. II, t. 11; Pokorny a. a. O. S. 293. Blätter geſtielt, eiförmig oder rundlich, fein gekerbt-geſägt oder am Grunde ganzrandig, kahl, nur unterſeits an den Nerven flaumhaarig, derb, lebhaft grün, 2,5—4 Centim. lang und 1,5—3 Centim. breit, mit 5 bis 10 Millim. langem Stiele. Blüten gebüſchelt an der Baſis der jungen Triebe, mit lanzettlichen zugeſpitzten gelbgrünen Kelch- und kleinen weißen (bisweilen fehlenden) e Steinfrucht verkehrt- eiförmig, ſchwarz, Samen gelb. — Niederliegender, dicht belaubter Kleinſtrauch oder dem Boden angedrückte Polſter bildendes Erdholz, mit in der Jugend flaum— haarigen Zweigen. An felſigen und ſteinigen Plätzen der ſubalpinen und alpinen Region der Kalkalpen der Schweiz, Oberbaierns, Tirols, Oberöſterreichs, Steier— marks, Kärnthens, Krains, Iſtriens und Dalchnden in den bairiſchen Alpen nach Sendtner zwiſchen 4200 und 6245 p. F. (1364 und 2028,6 Met.), in den ſalzburger nach Sauter bis 5000 p. F. (1786,6 Met.) empor- ſteigend. Iſt durch faſt ganz Europa verbreitet und ſoll nach Viſiani (Fl. Dalm. III, p. 233) eine bloße Varietät von Rh. Frangula fein. — Blüht vom April bis Juli. Blüten zwitterlich, mit 5 blättriger Blumenkrone und 5 Staub— gefäßen. Griffel einfach, ungetheilt. Samen ohne Spalte.“ 402. Rhamnus Frangula L. Gemeiner Faulbaum. Synonyme und Abbildungen: Rh. Frangula L., Sp. pl. ed. II, p. 280; Schmidt, Oeſterr. Baumz. III, T. 154; Hayne, Arzneigew. V, T. 44; Ettingh. Pok., Physiot. austr., t. 465; Pokorny a. a. O. S. 293; Nördlinger a. a. O. S. 63. — Frangula vulgaris Rehb.; Hartig a. a. O. S. 484, T. 66. — „Pulverholz, Schießbeere, Faulbeere, Läuſebaum“. Blätter geſtielt, eiförmig, elliptiſch, länglich, an beiden Enden ab— gerundet oder kurz zugeſpitzt ganzrandig, fiedernervig, kahl oder jung etwas flaumig, beiderſeits hellgrün, dünn, 4—7 Centim. lang und 2,5—5 Centim. breit, mit 5—10 Millim. langem Stiele. Blüten in blattwinkelſtändigen Trugdöldchen oder zu 1—2 in den Blattachſeln, weißlich. Steinfrüchte fuglig, erbſengroß, anfangs grün, dann roth, zuletzt ſchwarz. Keimpflanze mit eirunden Samenlappen. — Aufrechter Strauch von 1,3—4 Met. Höhe, auch wohl kleiner 5— 7 Met. hoher Baum mit beſenförmiger Krone. Knospen nackt, filzig behaart; Langtriebe und die Stocklohden ruthenförmig, an der Spitze feinfilzig, jung dunkelroth, ſpäter violett- oder faſt graubraun, mit länglichen weißen Lenticellen. Stämme und Aeſte mit grau- bis ſchwarzbrauner glatter, im Innern grüngelber Rinde. Holz ſchwammig, — , W . Fig. LXXIV. 3 22 WA: Faulbaum, Rhamnus Frangula L. 1. Zweig mit Blüten und Früchten, nat. Gr. 2. Blüte von der Seite, 3. dieſelbe im ſenkrechten Durch— ſchnitt. — 4. Blüte mit abgeſchnit enen Kelchzipfeln. ©. Blumenblatt mit dem eingeſchloſſenen Staubgeſäß, von der innern Seite. — 6. Steinkern der Beere. — 7. 8. Derjelbe im Längs- und Querſchnitt (Fig. 2 —Svergr.). ee leicht, gelb bis roth. Iſt in der Jugend raſchwüchſig und macht nach dem Abhieb reichlichen und raſchwachſenden Stockausſchlag, eignet ſich deshalb zum Niederwaldbetrieb. Vermehrt ſich ſowohl durch Samen als auch durch Wurzelausſchlag und wird über 60 Jahre alt. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Der Faulbaum iſt durch faſt ganz Europa und oſtwärts bis weit nach Sibirien hinein ver— breitet. Seine Nordgrenze iſt auch in Europa nicht genau ermittelt, doch geht er weiter nordwärts, als R. cathartica, in Norwegen nach Schübeler bis 64 30%, in Schweden nach Fries bis Piten-Lappınarf (65 30), in Finnland nach Wirzen bis Frantſila (64“ 30° Br.), im ruſſiſchen Lapp⸗ land bis 66° 50%. In Ruß land geht die Grenze nach Bode an der Nord— ſpitze des Onegaſees vorbei durch die Gouvernements Wologda und Perm nach dem Ural. Südwärts iſt der Faulbaum bis Südrußland, bis in die Türkei, bis Dalmatien und durch ganz Italien verbreitet, weſtwärts durch Frankreich, Nord- und Mittelſpanien bis Portugal, ſowie bis Irland. In unſerem Gebiete findet er ſich überall, von den Niederungen und Seen— platten der norddeutſchen Zone bis in die Alpen, woſelbſt er, in Baiern (nach Sendtner) bis 3085 p. F. (1002 Met.), in Tirol (nach Haus— mann) ſogar bis 4400“ (1429 Met.) emporſteigt. Er liebt einen friſchen bis anhaltend feuchten Boden, wächſt daher häufig in Auenwaldungen, kommt übrigens in allerhand Wäldern, auch in Nadelwäldern eingeſprengt vor. Er verträgt auch Sumpf- und Moorboden, weshalb er auf ſumpfigen, moorigen Wieſen und Weiden (ſo z. B. in den baltiſchen Provinzen, in den „Buſch— ländereien“ als Miſchholz der Weißerle ſehr häufig) und ſelbſt auf Hoch— mooren angetroffen wird. Er leidet weder durch Froſt, noch durch ſtarke Beſchattung, weshalb er ſich in auf Marſch- und Bruchboden ſtockenden Mittelwäldern auch zu Unterholz vorzüglich eignet. — Blüht vom Mai bis September und reift die Frucht vom Juli an, weshalb die ruthen— förmigen Zweige vom Hochſommer an gleichzeitig mit Blüten, grünen, rothen und ſchwarzen Beeren bedeckt ſind. 403. Rhamnus rupestris Scop. Felſen-Wegdorn. Synonyme und Abbildungen: Rh. rupestris Scop., Fl. cam. I. p. 164, t. 5; Pokorny a. a. O. S. 294. — Rh. pumilus Wulf.. Jacqu. Coll. II. t. 11. — Frangula Wulfenii Rchb.; F. rupestris Schur. Blätter geſtielt, oval oder länglich-eiförmig, grob, aber ſeicht gekerbt mit etwas knorpligem Rande, kahl, oberſeits dunkel-, unterſeits hellgrün, 3— 3,5 Centim. lang und 2— 2,5 Centim. breit, mit 2-5 Millim. langem Stiele. Blüten weißlich, in blattwinkelſtändigen Trugdöldchen. Stein— 799 früchte wie bei vorhergehender Art. — Kleinſtrauch mit aufſteigenden flaumhaarigen Zweigen. In den ſüdlichen Kalkalpen an felſigen und ſteinigen ſonnigen Orten (in Kärnthen, Krain, Croatien und Dalmatien), ſowie in den ſüdlichen Kar— pathen, an Gebirchsbächen (in Siebenbürgen bei Bapnik-Känya im Diſtrikt Kovär und anderwärts nach Baumgarten und Schur), außerhalb des Gebiets noch in den Venetianiſchen Alpen und in der Türkei. Blüht im Juni und Juli. Vierunddreißigſte Ordnung. Dreiknöpfige. (Tricoccae.) Kräuter und Holzgewächſe mit freiem, oberſtändigem Fruchtknoten, aus dem ſich bei der Mehrzahl eine dreiknöpfige zerſpringende Spaltfrucht, ſeltner eine zwei- bis dreifächrige zwei- bis dreiſchnäblige Kapſel oder eine beerenförmige, 2 bis mehrere Steine einſchließende Steinfrucht entwickelt. — Unter den Holzgewächſen unſeres Gebiets iſt dieſe große Ordnung nur durch wenige Arten der beiden folgenden Familien repräſentirt. I. Empetreae: Blüten 2häuſig oder polygamiſch. Kelch-, Blumen— blätter und Staubgefäße 3, alternirend, erſtere bleibend. Fruchtknoten auf hypogyniſcher Scheibe, 3—9fächrig, mit kurzgeſtielter oder ſitzender geſtrahlter Narbe. Steinfrucht beerenförmig, mit 2— 9 einſamigen Steinkernen. Same mit fleiſchigem, den Keim umſchließendem Eiweiß. II. Euphorbiaceae: Blüten meiſt eingeſchlechtig, von ſehr ver— ſchiedener Bildung. Fruchtknoten ſtets 3 fächrig, aus 3 zuſammengeſchlagenen Fruchtblättern gebildet, welche an eine Mittelſäule angeheftet find. Frucht entweder eine in 3 Stücken (cocei) zerfallende Spaltfrucht oder (ſelten) eine dreifächrige fachſpaltige Kapſel. Samen mit fleiſchigem, den Keim um— ſchließendem Eiweiß. Vierundſechzigſte Familie. Rauſchbeerenartige Gewächſe. (Empetreae Nuttall.) Immergrüne Kleinſträucher und Erdhölzer mit nebenblattloſen kleinen linealen, gedrängt ſtehenden Blättern und kleinen 2häuſig-polygamen Blüten. In unſerem Florengebiet findet ſich von dieſer kleinen Familie nur eine Art der Gattung: CXLV. Empetrum L. Rauſchbeere. Blüten regelmäßig, männliche mit einem Fruchtknotenrudimente, weib— liche mit 3 Staubgefäßrudimenten. Einzige Art: 404. Empetrum nigrum L. Schwarze Rauſchbeere. Beſchreibungen und Abbildungen: E. nigrum L., Sp. pl. p. 1022; Rchb., Ie. Fl. germ. V, f. 4810; Pokorny a. a. O. S. 295; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 207. „Krähenbeere“. Blätter zu 34 wirtelſtändig, nur gegen die Aſtenden wechſelſtändig und ſehr gedrängt, lineal, nadelförmig, ſtumpf, am Rande umgerollt, kahl oder ſchwach gewimpert, lederartig, glänzend grün, 4— 55 Millim. lang und 1 Millim. breit. Blüten ſehr klein, einzeln in den oberen Blattwinkeln, röthlich oder weißlich, männliche mit haarfeinen, weit hervorragenden Staub— fäden. Frucht beerenförmig, erbſengroß, erſt grün, zuletzt ſchwarz. — Immergrünes Erdholz, mit kriechenden wurzelnden Stämmchen, Polſter bildend. In Nadelwäldern auf moorigem mooſigem Boden, ſowie auf Torf— mooren (namentlich Hochmooren) durch das ganze Gebiet zerſtreut und über deſſen Grenzen hinaus bis Skandinavien, (Lappland), Sibirien, Oberitalien, Nord- und Mittelſpanien und Großbritannien, ſehr häufig in moorigen Kiefernwäldern und Brüchen der Oſtſeeprovinzen und Oſtpreußens, weſt— wärts bis Weſtfalen und bis zum Niederrhein; in der ſüdlichen Hälfte des Gebiets faſt ausſchließlich Gebirgspflanze, Hochmoore bewohnend (ſo im Erzgebirge, Rieſengebirge, Böhmer- und Bairiſchen Wald), oder magere, mooſige Alpentriften (in den Alpen und Karpathen). Findet ſich nach Sendtner im Bairiſchen Walde zwiſchen 4100 und 4500 p. F. (1331 und 1461,8 Met.) Höhe, in den bairiſchen Alpen zwiſchen 5200 und 6300 p. F. (1689 und 2046,5 Met.). — Blüht vom Mai bis Juli. Fünfundſechzigſte Familie. Wolfsmilchartige Gewächſe. (Euphorbiaceae.) Dieſe große, aus Kräutern, Sträuchern und Bäumen beſtehende, vor— züglich in den Tropenländern durch zahlreiche Gattungen und Arten ver— tretene Familie iſt unter den Holzgewächſen unſeres Florengebiets nur durch 3 Arten repräſentirt, wovon 2 der Gattung Euphorbia, 1 der Gattung Buxus angehören. =—, 7801 CXLVI. Euphorbia L. Wolfsmilch. Blüten eingeſchlechtig-einhäuſig: männliche aus 1 auf einem Stielchen ſtehenden Staubgefäß (Staubfaden ſcheinbar gegliedert), weibliche aus einem geſtielten Stempel (3 fächrigem, 3knopfigem Fruchtknoten mit 3 zweiſpaltigen Griffeln) beſtehend. Je 10 bis viele männliche und ! weibliche Blüte von einer gemeinſamen perigonartigen becherförmigen Hülle (eyathium) umgeben, deren Rand 4—5 dicke, querovale, halbmondförmige oder zweihörnige Drüſen trägt, zuſammen eine ſcheinbare 10 — vielmännige Zwitterblüte bildend. Frucht überhängend, 3 knöpfig, in 3 einſamige Theilfrüchte (Knöpfe) zer— fallend, indem die Knöpfe ſich von der ſtehenbleibenden Mittelſäule loslöſen. Samen am Nabel mit einem oft großen Anhängſel (strophiolus) verſehen. — Kräuter, Halbſträucher und Sträucher, mit ſcharfem weißem Milchſaft in allen krautigen Theilen. Blüten in convexe oder halbkuglige Trugdolden geſtellt, deren gabeltheilige Strahlen von gegenſtändigen Deckblättern ge— ſtützt ſind. Blätter zerſtreut, einfach, ganz und meiſt auch ganzrandig, ohne Nebenblätter. 405. Euphorbia spinosa L. Dornige Wolfsmilch. Beſchreibungen und Abbildungen: E. spinosa L., Sp. pl. p. 457; Reichb., Ic. Fl. germ. V, f. 4766; Pokorny a. a. O. S. 296. Blätter ſitzend, länglich oder länglich-lanzettförmig, kahl, lederartig, bläulichgrün, 10— 15 Millim. lang und 3—4 Millim. breit. Blüten in endſtändiger, einfacher, wenig ſtrahliger Trugdolde; Honigdrüſen 5, ganz— randig, gelb. Frucht faſt kuglig, kurz weichſtachlig; Samen glatt, bräunlich— gelb. — Kahler, immergrüner, ſehr äſtiger, 16— 26 Centim. hoher Klein— ſtrauch, deſſen junge Zweige bisweilen dornſpitzig ſind. 5 An dürren ſteinigen Orten in Dalmatien; durch das mediterrane Europa, oſtwärts bis Griechenland, weſtwärts bis Südoſtſpanien verbreitet. — Blüht vom März bis Mai. 406. Euphorbia dendroides L. Baumartige Wolfsmilch. Beſchreibungen und Abbildungen: E. dendroides L., Sp. pl. P. 462; Reichb., I. c. f. 4772; Pokorny a. a. O. Blätter gedrängt ſtehend, ſitzend, lineal-lanzettförmig, kahl, bläulich— grün, ziemlich dünn, 4—5,3 Centim. lang und 8—10 Millim. breit. Blüten in endſtändigen 5—6- (ſelten blos 3- oder bis 85 ſtrahligen Trugdolden mit gabeltheiligen Strahlen; Honigdrüſen halbmondförmig, gelb. Frucht klein, kuglig, glatt; Samen kuglig, kahl. — Anſehnlicher, aufrechter, kahler, immergrüner Strauch mit wiederholt dreigabligen Stämmen, welche Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 51 802 ſammt den älteren entlaubten Aeſten mit den ſpiralig angeordneten Narben der abgefallenen Blätter bedeckt ſind. Wird bis 2 Met. hoch und bildet abgerundete Büſche. Am Meeresſtrande Dalmatiens und der benachbarten Inſeln an ſonnigen, felſigen Plätzen und Hügeln ſtellenweiſe. Findet ſich auch in Griechenland, Italien, auf Corſika, den hyeriſchen und baleariſchen Inſeln und an der nordcataloniſchen Küſte. — Blüht im Februar und März. CXLVII. Buxus L. Buchsbaum. Blüten einhäuſig, mit vierblättrigem Perigon, männliche mit 4 freien Staubgefäßen, weibliche mit einem 2—3 kurze Griffel tragenden Frucht— knoten, erſtere von einem Deckblatte geſtützt, letztere von dreien ſolchen um— geben. Kapſel zwei- bis dreiknöpfig, mit 2—3 Schnäbeln, welche beim Aufſpringen in 2 zerſpalten; Knöpfe 2ſamig. — Immergrüne Sträucher der Mediterranzone und des wärmeren Mitteleuropa. Holz ſehr gleichmäßig, Porenkreiſe, ſehr feinporig. 107. Buxus sempervirens L. Gemeiner Buchsbaum. Beſchreibungen und Abbildungen: B. sempervirens L., Sp. pl. p. 983; Reichb., — Ic. fl. germ. V, f. 4808; Pokorny a. a. O. S. 297; Nördlinger a. a. O. S. 208. Blätter gegenſtändig, ſehr kurz geſtielt, eiförmig, elliptiſch oder länglich, ſtumpf oder ausgerandet, ſelten ſpitz, ganzrandig, lederartig, kahl, oberſeits glänzend dunkel-, unterſeits matt bleichgrün, 2—3 Centim. lang und 10 bis 16 Millim. breit. Blüten in blattwinkelſtändigen Knäueln, von denen die meiſten männlich, nur eine mittlere weiblich zu ſein pflegen, gelblich. Kapſel verkehrt-eirund, reif ſchwarzbraun; Samen länglich, dreikantig, ſchwarz. — Strauch von 2—7 Met. Höhe, bisweilen baumartig. Stamm im Alter gewunden, Zweige 4kantig, Blätter gedrängt ſtehend. — Var. suffruticosa Lam. Zwergſtrauch mit ſehr äſtigen Stämmchen und kleineren oft verkehrt-eiförmigen oder rundlichen Blättern. Der Buchsbaum iſt eine überaus trägwüchſige Holzart, die aber 4 bis 5 Jahrhunderte alt zu werden und dann doch eine Stammſtärke bis zu % Met. Durchmeſſer zu erreichen vermag. Sein Holz iſt das feinſte bekannte europäiſche Holz, das beſte Material zu Holzſchnitten, ſeine Rinde an jungen Stämmen fein— riſſig rauh, an alten ſich in dünnen Lappen ablöſend, ſchmutziggelb. Beſitzt große Reproductionskraft und verträgt daher das Beſchneiden trefflich, ver— mag ſtarke Beſchattung zu ertragen, obwohl er wild gewöhnlich in ſonniger Lage vorkommt. 803 Wild auf ſonnigen, ſteinigen, bebuſchten Hügeln und Bergen (namentlich auf Kalkboden) in der Schweiz (namentlich in baſeler und ſolothurner Jura, hier die Hügel und Berghänge oft als dichter, meterhoher, immergrüner Mantel überziehend), im Elſaß (beſonders im oberen Illthale und im Sundgau), in Lothringen, Oberbaden (z. B. bei Eſchbach zwiſchen dem Dreiſam- und Glotterthal, viele Morgen Landes bedeckend), ſowie in den ſüdlichen Kron— ländern Oeſterreichs (in Südtirol, Iſtrien, Dalmatien und beſonders auf den dalmatiniſchen Inſeln). Der Zwergbuchsbaum, eine verkrüppelte Form dürrer Standorte, wird im ganzen Gebiete zum Einfaſſen von Gartenbeeten verwendet und zu dieſem Behufe unter der Scheere gehalten. Es giebt Gartenformen mit ſilberweiß und gelb gerandeten Blättern (var. argentea und aurea Hort.), ſowie mit ſehr ſchmalen (var. angustifolia Mill.). — Der Buchsbaum iſt außerhalb unſeres Gebiets durch das ganze ſüdliche Europa verbreitet, von der Türkei bis Portugal, ſüdwärts bis Algerien, wo er als wahrer Baum auftritt. Obwohl eine mediterrane Holzart ge— deiht er doch noch in England, Norwegen (längs der Küſte bis 67“ 565% und Schweden (bis 59° 7°) als Ziergehölz und wird dort ſogar noch baum— artig. — Blüht im März und April. Fünfunddreißigſte Ordnung. Harzbäume. (Resiniferae Wk.) Holzgewächſe mit wechſelſtändigen, meiſt zuſammengeſetzten, ſelten ein— fachen Blättern ohne Nebenblätter. Blüten meiſt eingeſchlechtig, ſelten zwitterlich, von ſehr verſchiedener Anordnung und Bildung, jedoch regelmäßig. Fruchtknoten unter- oder oberſtändig, einfächrig, mit einer grundſtändigen Samenknospe. Frucht ſteinfruchtartig. Samen ohne Eiweiß. — Zeichnen ſich durch harzige, balſamiſche oder gummiartige Säfte aus. Sind der Mehrzahl nach außereuropäiſche Pflanzen, in Europa nur durch die folgenden zwei Familien repräſentirt: I. Juglandeae DC. Blüten eingeſchlechtig, 1- oder 2 häufig, männ— liche in Kätzchen, von einem Deckblatt (Kätzchenſchuppe) geſtützt, mit mehr— theiligem Kelche, ohne Blumenkrone, und mit 3 bis vielen Staubgefäßen; weibliche büſchel-, ähren- oder traubenförmig gehäuft, mit unterſtändigem Fruchtknoten, epigynem verwachſenblättrigem oft rudimentärem Kelch und mehrblättriger (häufig fehlender) Blumenkrone. Frucht groß, eine Stein— frucht mit unregelmäßig aufberſtender fleiſchiger Hülle und großem 2klappigem Steinkern (der „Wallnuß“), welcher einen geraden Keim mit ſehr großen runzlig gefalteten Kotyledonen enthält. 5 04 — II. Terebinthaceae DC. Blüten eingeſchlechtig 1—-2 häufig, ſelten zwitterlich in aus Aehren oder Büſcheln zuſammengeſetzten Rispen oder Sträußen, mit Deckblättchen verſehen. Kelch mit der ſcheibenförmig erweiterten Blütenachſe verwachſen, ganz- oder getrenntblättrig. Blumenblätter ſo viele als Kelchblätter und mit dieſen alternirend, oder fehlend. Staubgefäße dem Rande einer hypogynen Scheibe eingefügt, ſo viele als Kelchblätter oder doppelt ſo viele oder ſehr viele, frei oder monadelphiſch. Fruchtknoten ein— zeln, ſelten mehrere, oberſtändig, frei. Frucht meiſt klein, ſteinfruchtartig, oft trocken; ſelten Flügelfrüchte. Keim gekrümmt. Sechsundſechzigſte Familie. Wallnußartige Laubhölzer. (Juglandeae DC.) Sommergrüne Bäume mit großen unpaarigsgefiederten Blättern, deren Blüten ſich mit dem Laubausbruch entwickeln. Enthalten in den krautigen Theilen einen wäſſrigen aber aromatiſchen Saft. Sind der Mehrzahl nach in Nordamerika heimiſch, einige in Aſien und in der Mediterranzone, in Mitteleuropa als Obſt- und Ziergehölze verbreitet, wegen ihres werthvollen Holzes aber zugleich auch von forſtwiſſenſchaftlicher Bedeutung). CXLVIII. Juglans L. Wallnußbaum. Blüten I häufig, männliche mit 5—6 theiligem Kelch und zahlreichen freien kurzgeſtielten Staubgefäßen, weibliche einzeln oder ährenförmig ange— ordnet, mit Jzähnigem abfallendem Kelchſaum, +blättriger ſehr kleiner Blumen— krone und 2 fleiſchigen voluminöſen Narben (Fig. XII, 6. 7.). Fruchthülle mit lederartiger Haut und zäher fleiſchig-faſriger Innenſchicht, ungenießbar. Samen dünnhäutig, von der Form der Kotyledonen, welche beim Keimen innerhalb der Nußſchale daher unter dem Boden bleiben, eßbar, ölhaltig. — Die in Nordamerika und Aſien heimiſchen Arten dieſer Gattung ſind raſch— wüchſige, groß und alt werdende Bäume mit ſtark entwickelter Pfahlwurzel. Mark der Zweige gefächert, Holz mit deutlichen Markſtrahlen und Jahr— ringen, aber ohne auffälligen Frühlingsporenring, zerſtreut porös, hart. Vgl. Th. Wenzig, Die in Norddeutſchland kultivirten Juglandeen (Monats- ſchrift zur Beförd. d. Gartenbaues in d. kön. preuß. Staaten. 24. Jahrg. 1881. S. 459, 488 ff.), und Dankelmann, Anbauverſuche mit ausländ. Holzarten in d. preuß. Staatsforſten (Dankelmann's Zeitſchr. XVI. 1884, S. 289 ff. 345 ff.). 808 ie 408. Juglans regia L. Edler, gemeiner Wallnußbaum. Beſchreibungen und Abbildungen: J. regia L., Sp. Pl. p. 997; Hayne, Arzneig. XIII, D T. 17; Döll, Flora v. Baden, II, ©. 546; Pokorny a. a. O. S. 298; C. Koch, Dendrol. I, S. 584; Nördlinger a. a. O. S. 259. — Griechiſch. „zeovd“. Blätter ſehr groß, aus 5—9 kurzgeſtielten Blättchen zuſammengeſetzt, dieſe länglich-eiförmig, kurz zugeſpitzt, ganzrandig, kahl, oberſeits glänzend dunkelgrün, 6,3 — 10,5 Gentim. lang und 3,4—6,5 Centim. breit. Länge des ganzen Blattes 2— 3,5 Decim. Männliche Kätzchen an der Baſis der jungen Triebe aus Seitenknospen der vorjährigen ſich entwickelnd, ſitzend, hängend, dickwalzig, dichtblütig, grünlich, 810,5 Centim. lang; weibliche Blüten einzeln oder zu 2—3 und mehr an der Spitze der jungen Triebe, grün mit meiſt purpurnen Narben. Steinfrucht kuglig, grün, glatt, drüſig punktirt, beſpitzt, 46 Centim. im Durchmeſſer; Außenhülle unregel— mäßig auf- und abſpringend; Nuß länglich, beſpitzt, grubig gefurcht ſonſt glatt, ſcherbengelb, 2,5 —5 Centim. lang, mit 4 Scheidewänden im Innern. — Schöner Baum 3.— 2. Größe mit ſtarkem Stamm und breitäſtiger abge— wölbter reichbelaubter Krone. Stamm jung mit glattem aſchgrauem Peri— derma, alt mit dunkelgrauer tiefriſſiger Borke bedeckt. Holz im Kern braun und braunſchwarz gewäſſert, im Splint ſchmutzig weiß. Zweige ſtark, rund, die einjährigen olivengrün, die älteren dunkelbraun, alle mit länglichen weißen Lenticellen. Knospen eiförmig-kuglig, von 4 lederartigen Schuppen umſchloſſen, grünlichbraun oder gelblichgrau, feinfilzig, Seitenknospen ab— ſtehend, gerade über der großen ſenkrechten 3 Gruppen von Gefäßbündel— ſpuren zeigenden Blattſtielnarbe. Formenkreis. Es dürfte kaum eine zweite Holzart geben, welche ſo vielfach variirt und dennoch keinen Uebergang in die verwandten Arten zeigt, wie der Wallnußbaum. Die zahlloſen Varietäten und Racen des Wallnußbaumes müſſen daher als durch die Kultur entſtandene betrachtet werden. C. Koch (a. a. O.) bringt dieſelben in 7 Gruppen: 1. Varietäten des Wachs— thums (z. B. var. pendula, mit hängenden Zweigen, die „Trauerwallnuß“); 2. Varie— täten der Blätter (3. B. J. regia monophyllos, mit einfachen oder gedreiten Blättern, J. regia rotundifolia, mit rundlichen Blättchen, J. regia serratifolia, mit geſägten Vlättchen, J. regia asplenifolia, mit fiederförmig eingeſchnittenen Blättchen, J. regia laciniata, mit geſchlitzten Blättchen, eine ſehr elegante Form, J. regia heterophylla, mit bald normalen, bald unregelmäßig zerſchlitzten Blättchen, J. regia variegata, mit weiß oder gelb geſcheckten Blättchen); 3. Varietäten bezüglich der Blütezeit (ſpäte und frühe); 4. ſolche hinſichtlich des Fruchtſtandes (var. racemosa, die „Traubennuß“, mit 15—24 in dichten Trauben ſtehenden Früchten), 5. hinſichtlich der Geſtalt und Größe der Frucht (3. V. J. regia macrocarpa, die „Pferde- oder Rieſennuß“, welche bis 5,5 Centim. Länge erreicht, die J. regia elongata, deren Nuß noch länger I aber viel ſchmäler, höchſtens 2,6 Centim. dick iſt, die J. regia rostrata, wo die Nuß an beiden Enden ſpitz zuläuft, u. a. m.); 6. bezüglich der Dicke der Nuß— ſchale (z. B. J. regia fragilis, mit dünner leicht zerbrechlicher Schale, wie bei der Knackmandel); 7. hinſichtlich der Farbe der Samenhaut (J. regia rubra, mit rother Samenhaut). Vorkommen und geographiſche Verbreitung. Für das eigent— liche Vaterland des Nußbaums hat lange Zeit Perſien gegolten. Neuer— dings hat Th. v. Heldreich nachgewieſen, daß er gleich der Roßkaſtanie (ſ. oben S. 774) ſchon in Griechenland heimiſch iſt, wo er namentlich im öſtlichen Aetolien am Korax, in Phthiotis am Oeta- und Kukkosgebirge und in Eurytanien (am Weluchi, Chalikoni u. a. O.) im Gemiſch mit Kaſtanien und Eichen in großer Menge wild wächſt, beſonders in den feuchteren Thälern und Schluchten bis hoch hinauf in die Region der griechiſchen Tanne, namentlich häufig in einer Seehöhe von 650 bis 1300 Met. Auch in Bosnien (namentlich im Bosna- und Krivajathale) kommt der Nußbaum in ganzen Beſtänden wildwachſend vor. Von der Balkanhalbinſel iſt er oſtwärts durch die waldigen Gebirgsgegenden Transkaukaſiens, Armeniens und Perſiens bis Nordindien und vielleicht ſogar bis Nordchina verbreitet. Die Kultur des Wallnußbaumes wird in allen Ländern der ſüdlichen Hälfte Europas und innerhalb unſeres Gebiets mit Ausnahme Norddeutſchlands, wo er nur ſelten ſeine Früchte reift, überall in der Region der Ebenen und Hügelgelände, in den ſüdlichen Ländern auch noch in der Buchenregion (3. B. im Bihariagebirge Ungarns nach Kerner noch bei 2000 p. F. — 649,7 Met., im Pinzgau nach Sauter bis 3000 p. F. — 974 Met., am Südabhange der Alpen zwiſchen 950 und 1150 Met., in den Vogeſen bis 650 Met. nach Kirſchleger) betrieben. Dieſelbe erſtreckt ſich nach A. de Candolle in der weſtlichen Hälfte Europas bis zum 56., in der öſtlichen Hälfte bis zum 52. Breitengrade. Im Südoſten unſeres Gebiets iſt der Wallnußbaum ſtellenweis völlig verwildert (in Slavonien, in der ſüdlichen banater Militärgrenze, wo er — nach Kitaibel und Heuffel — kleine Wälder bildet, desgleichen in Siebenbürgen, z. B. bei Hammersdorf, wo nach Schur zuſammenhängende Nußbaumwaldungen exiſtiren, am Fuße des Bihariagebirges, wo dieſer Baum nach Kerner in Geſellſchaft von Prunus domestica ſehr häufig kultivirt wird und mehrere Dörfer im Schooß förmlicher Wallnußwälder liegen). Außer dort finden ſich größere Nußbaumanpflanzungen in den Thälern der öſterreichiſchen Alpenländer, in Niederöſterreich, Mähren, Böhmen, in Süddeutſchland, den Rheingegenden, in Elſaß-Lothringen und der Schweiz. Der Nußbaum gedeiht auch in England und im Süden Scandinaviens (in Norwegen bis 63“ 35°, in Schweden bis 59° 20°), wo er in warmen Sommern ſogar ſeine Früchte reift. . A ¼— IN Bedingungen des Gedeihens. Alter. Der Wallnußbaum ver: langt zu ſeinem Gedeihen einen lockern, tiefgründigen, humusreichen Boden, den Vollgenuß des Lichts und der Sonne und eine gegen kalte Winde geſchützte Lage. Er leidet ſehr durch Maifröſte, da er im Mai ſich belaubt und blüht. Die Fruchtreife fällt in den September ). Der Wallnußbaum erreicht ein ſehr hohes Alter und dann eine ſehr bedeutende Stammſtärke. Im Süden unſeres Gebiets und in Südeuropa überhaupt ſind Wallnuß— bäume von über 1 Met. Stammdurchmeſſer, welche ein Alter von 300 bis 400 Jahren beſitzen mögen, gar nicht ſelten. Zum Waldbaum eignet er ſich, wenigſtens in Deutſchland wenig, weil er keinen Schluß erträgt und als Oberſtänder im Mittelwalde ſehr von Fröſten leidet. 409. Juglans nigra L. Schwarzer Wallnußbaum. Beſchreibungen und Abbildungen: J. nigra L., Sp. pl. ed. II, p. 997; C. Koch, Dendrol. 1, S. 587; Nördlinger a. a. O. S. 261. Blätter aus 7— 11 Paaren von Blättchen zuſammengeſetzt, dieſe eilanzettförmig, lang zugeſpitzt, geſägt, oberſeits kahl, unterſeits fein flaumig, 6,7—8 Centim. lang und bis 2,7 Centim. breit. Knospen kurz, rundlich, graubraun-filzig. Früchte länglich-kuglig, mit dicker körnig rauher, an— genehm riechender Schale, von ſehr verſchiedener Größe, mit ſchwarzer Nuß, welche 4 Scheidewände enthält, im Oktober mit den Blättern abfallend. — Baum 2. Größe, raſchwüchſig, in ſeinem Vaterlande bis 2 Met. Stamm— ſtärke erreichend. Vereinigte Staaten Nordamerikas, von Neuengland bis Florida, auch in Texas, in unſerem Gebiet häufig als Parkbaum, neuerdings (in Preußen, Baiern, Baden, Würtemberg) auch als Waldbaum angepflanzt, da er, das öſtliche Norddeutſchland ausgenommen, von der Winterkälte nicht leidet, auch gegen Spätfröſte ziemlich unempfindlich iſt und ein ebenſo vorzügliches Holz beſitzt wie J. regia. Eignet ſich namentlich zu Oberholz im Mittelwalde. Ausſchlagsfähigkeit groß. — Blüht im Mai. 410. Juglans einerea L. Grauer Wallnußbaum. Synonyme und Abbildungen: J. einerea L., Syst. nat. 10. ed. II, p. 1275; C. Koch a. a. O. S. 589; Nördlinger a. a. O. S. 263. — J. cathartica Michx. *) In Stettin erfolgt der Laubausbruch durchſchnittlich am 9. Mai bei einer Wärmeſumme von 4200 C., in Prag am 26. April bei 358“, in Wien am 19. April bei 2870. Das Stäuben der männlichen Vlüten tritt ein in Stettin am 16. Mai bei 505°, in Prag am 8. Mai bei 505, in Wien am 13. Mai bei 600“; die Fruchtreife in Stettin am 20. September bei 2575, in Prag am 3. September bei 26886, in Wien am 7. September bei 2835 (nach Linßer). e Unterſcheidet ſich von vorhergehender Art durch die beiderſeits weich behaarten und deshalb graugrünen Blättchen, durch aſchgraue Zweige, nackte kurzgeſtielte graufilzige Knospen, durch die längliche zugeſpitzte langgeſtielte drüſig filzige Steinfrucht und durch die auf der Oberfläche ſehr rauhe. riſſige und grubige Nuß (von ebenfalls ſchwärzlicher Farbe), deren Innen— raum nur 2 Scheidewände enthält. Männliche Kätzchen 8 — 10 Centim. lang, weibliche Blüten einzeln oder wenige auf biegſamem Stiele. — Baum 2. Größe. Canada und öſtliche und mittlere Vereinigte Staaten. Häufiger Park— baum, hält noch in Livland im Freien aus, reift jedoch dort ſeine Früchte ſelten. Iſt neuerdings auch für den Wald empfohlen worden. — Blüht im Mai. CXLIX. Carya Nutt. Hikorynuß. Blüten einhäuſig, männliche in ſchmächtigen Kätzchen, welche zu 3—8 auf einem gemeinſamen Stiele ſtehen, mit dreitheiligem Kelch und 3—6 (meiſt 4) behaarten Staubgefäßen, weibliche in kleinen Aehren, mit krautigem 4 ſpaltigem Kelch und 2 — 4lappiger Narbe. Frucht mit holziger, ſich vierklappig öffnender Schale. Nuß meiſt faſt 4kantig, am Grunde zwei— zellig. — Schlanke Bäume Nordamerikas mit kurz geſtielten Blättchen. Mark der Zweige nicht gefächert. 411. Carya alba Nutt. Weiße Hikorynuß. Synonyme und Abbildungen: C. alba Nutt., North Amer. sylva. — C. squamosa Michx. — Juglans alba Michx.; Nördlinger a. a. O. S. 265. Blätter aus 3—5 Blättchen zuſammengeſetzt, dieſe eilanzettlich, lang zugeſpitzt, geſägt, unterſeits weich behaart, die drei obern 16 Centim. lang und 6 Centim. breit, die untern ſtets viel kleiner. Kätzchen zu drei. Früchte länglich-kuglig, mit 4 erhabenen Leiſten, kahl und glatt, gelbgrün; Nuß beſpitzt, mit 4 Leiſten, glatt, weiß. — Schlanker Baum 2. Größe; Rinde junger Stämme glatt und grau, alter ſich in dünnen auswärts ſich krümmenden Lappen ablöſend, darunter braunroth. Knospen groß, länglich oder oval, braun, etwas filzig. Holz weiß, im Kern bräunlich, ein vor— zügliches Nutz- und Werkholz. Nüſſe ſchmackhaft. Ausſchlagsfähigkeit groß. Nordamerika, von Neuengland bis Carolina. — Unempfindlich gegen Winterkälte und Spätfröſte, raſchwüchſig, aber wegen der langen Pfahl— wurzel ſchwer verpflanzbar. Eignet ſich, in Stocklöcher geſät, zu Oberholz im Mittelwalde. Iſt neuerdings in Preußen, Baiern, Böhmen, Baden und Würtemberg als Waldbaum angebaut worden und ſchon ſeit langer Zeit beliebter Parkbaum. — Blüht im Mai. „ 5 8899 Anmerkung: Außer der weißen Hikorynuß ſind neuerdings zum forſtlichen Anbau empfohlen und verſuchsweiſe auch ſchon angebaut worden folgende, in Parken, beſonders der ſüdlichen Hälfte unſeres Gebiets ſchon mehr oder weniger verbreitete Arten, welche bezüglich ihres Wuchſes und Holzes mit der weißen Hikorynuß nahezu übereinſtimmen: Filzige Hikorynuß, C. tomentosa Nutt. (Juglans Michx.). Stark— ſtämmige Bäume mit tief aufgeriſſener, oft ſich ablöſender Rinde, bläulich braunen Zweigen und drüſig-filzigen Knospen. Blättchen 7 — 9, verkehrt-eiförmig, zugeſpitzt, gekerbt, unterſeits rauhhaarig. Frucht eiförmig, mit dicker harter rauher Schale und kugelrunder brauner 4kantiger, ſehr dickſchaliger kernarmer Nuß. Von Neuengland bis Virginien verbreitet. — Bittere Hikorynuß, C. amara Nutt. (Juglans Mich.) Blättchen 7 — 11, lanzettförmig oder länglich lanzettlich, geſägt, kahl. Frucht klein, kugelrund, mit 6 Kanten, glänzend hellgrün; Nuß weiß, dünnſchalig, mit ſehr bitterem Kern. Von Neuengland bis Maryland verbreitet, dort meterdick werdend. Eine Ab— art iſt die in den Südſtaaten heimiſche C. aquatica Nutt., mit ſchmäleren Blättchen und röthlichen Nüſſen. — Schweins-Hikory, C. poreina Nutt. (Juglans Mich.) Blätter bis faſt ½ Met. lang, mit 5—7 länglichen, verkehrt eiförmigen oder lanzett— lichen lang zugeſpitzten, ſchwach ſichelförmig gebogenen Blättchen, welche ſammt den braunen Zweigen und Knospen kahl ſind. Frucht klein, feigen-, kreiſel- oder birn— förmig, mit kahler, von der Spitze bis zur halben Länge geſpaltener Schale und glatter dick- und hartſchaliger, kernarmer Nuß, welche von den Schweinen gern gefreſſen wird. Eine der größten Arten, in den öſtlichen Vereinigten Staaten, liebt naſſen Boden. — In Gärten findet man außer dieſen Arten noch C. olivaeformis, sulcata, myristicaeformis, microcarpa, compressa Nutt. u. a. m. — In Gärten noch ziemlich ſelten, aber ſehr anbauwürdig iſt die kaukaſiſche Flügelfrucht, Pterocarya cau- casica Knuth (Juglans pterocarpa Mich.), ein aus dem Kaukaſus ſtammender, doch ſehr großwerdender, ſchöner, raſchwüchſiger Baum mit aus 9—16 länglichen zugeſpitzten, feingeſägten Blättchen zuſammengeſetzten Blättern, welche ſammt den braunen Zweigen ganz kahl ſind. Männliche Kätzchen ſchmächtig, zu 4 auf gemeinſamem Stiele, weibliche Blüten in langen hängenden Aehren. Frucht ſehr klein, eckig, doppelt geflügelt. Mark der Zweige gefächert. Gedeiht in der ſüdlichen Hälfte unſeres Gebiets in geſchützten Lagen vortrefflich, bringt oft keimfähigen Samen und läßt ſich leicht anpflanzen ſowie durch Stecklinge vermehren. Siebenundſechzigſte Familie. Terpenthinbaumartige Laubhölzer. (Terebinthaceae DC.) Sommer- oder immergrüne Bäume und Sträucher mit meiſt unpaarig gefiederten, ſeltner dreizähligen oder einfachen nebenblattloſen Blättern, welche in allen Theilen balſamiſche, harzige oder gummiartige aromatiſche Säfte enthalten. Die Mehrzahl der Arten bewohnt die heiße Zone. In unſerem Gebiet ſind theils durch wildwachſende, theils durch kultivirte Arten nur drei Gattungen vertreten. Ueberſicht der Gattungen und Arten unferer Flora. A. Keine Blumenkrone, blos ein Kelch. Ein einziger Fruchtknoten. Beerenartige Steinfrucht. Blätter unpaarig gefiederte. .. Pistacia L. a. Sommergrüne Holzarten. Blütenſtände ſeitenſtändig, aus Knospen des vor— jährigen Triebes unterhalb des jungen endſtändigen Sproſſes ſich entwickelnd. Kleine Bäume. 4. Blätter mit 7—11 Blättchen. Blüten in ſtraußförmigen zuſammengeſetzten Trauben. Frucht klein, beerenfürmig . . ... P. Terebinthus L. . Blätter mit 3—5 Blättchen. Blüten in einfachen Trauben. Früchte groß, mandelförmig .. . eee ee eee b. Immergrüner Strauch. Blüten in . käschenförmigen Aehren, blatt— winkelſtändig. Früchte klein beerenförmigg . . . P. Lentiscus L. B. Kelch und Blumenkrone. Sommergrüne Holzarten. a. Ein einziger Fruchtknoten mit 3 Narben. Staubgefäße 5. Trockne kleine Steinfruchhhkh tt Fee 6. Blätter einfach. Blüten zwitterlich, in Rispen. Strauch. R. Cotinus L. 3. 3zählig, ſehr lang a Blüten häufig, in Rispen. Klein⸗ E .. RK. Toxicodendron L. Blätter en 1 Blüten olhganiſch in dichten pyramidalen Et cc. Blätter mit 7—13 Blättchen, dieſe derb, oberjeits kahl. Strauch. R. Coriaria L. 36. Blätter mit 17 — 21 Blättchen, ſehr groß, weichbehaart. Baum. R. typhina L. b. Zwei bis fünf getrennte Fruchtknoten. Blüten vielehig in dichten endſtändigen Rispen. Geflügelte Frucht.. „„ „ Allanthus me Blätter unpaarig gefiedert, mit 11—25 Blättchen, ſehr groß . . All. glan- dulosa Dest. —5 CL. Pistacia L. Piſtazie. Blüten klein, 2häuſig, von Deckblättern geſtützt, in Aehren oder Trauben oder in aus ſolchen zuſammengeſetzten Sträußen. Kelch der männlichen Blüten 5, der weiblichen 3 — A4ſpaltig. Blumenkrone fehlend. Staubgefäße 5, Fruchtknoten 1 fächrig, mit 3 dicken Narben. Steinfrucht 1ſamig mit dünnſchaligem Steinkern. — Bäume und Sträucher der Mediterranzone und des Orients. Holz hart, gelbbraun, mit durch Kreiſe gröberer Poren getrennten Jahrringen und dendritiſch geſchlängelten Gruppen feiner Poren innerhalb der Jahrringe. 412. Pistacia Terebinthus L. Terpenthinbaum. Beſchreibungen und Abbildungen: P. Terebinthus L., Sp. pl. p. 1025; Hayne, Arzneig. XIII, T. 19; Pokorny a. a. O. S. 299. — Italieniſch: „Albero di Ginda*, illyr. „Smerdely“. Ber a Blätter aus 7— 11 Blättchen zuſammengeſetzt, mit ungeflügeltem kahlem Stiel, 9— 16 Centim. lang; Blättchen länglich-eiformig oder breit— lanzettförmig, ſpitz, ganzrandig, kahl, oberſeits glänzend dunkel-, unterſeits matt blaßgrün, 3— 5,5 Centim. lang und 12— 18 Millim. breit. Blüten in ſeitenſtändigen rispigen zuſammengeſetzten Trauben, grünlich. Stein— früchte ſehr klein, kuglig beſpitzt, trocken, hart, anfangs grün, dann roth, zuletzt braun. — Kleiner ſommergrüner Baum von 3—8 Met. Höhe, auch oft ſtrauchartig. Liefert den ſogenannten „cypriſchen Terpenthin“, der aber nur auf den Inſeln des griechiſchen Archipels gewonnen wird. Nur in Südtirol, Iſtrien und Dalmatien auf ſteinigen trocknen ſonnigen bebuſchten Hügeln der warmen Region, übrigens durch die ganze Mediterranzone verbreitet. — Blüht im April und Mai. 413. Pistacia vera L. Echte Piſtazie. Beſchreibungen und Abbildungen: P. vera L., I. c., Hayne a. a. O. T. 18, Pokorny a. a. O. S. 300. Unterſcheidet ſich von vorhergehender Art durch blos aus 5, ſeltner gar nur 3 Blättchen zuſammengeſetzte Blätter, einfache Blütentrauben und große bis 2 Centim. lange längliche ſpitze grünlichrothe Steinfrüchte, deren grün— ſchaliger ölreicher Same eßbar iſt. Blättchen breit oval bis faſt rundlich, kahl, derb, 5,4 — 10 Centim. lang und 3 — 8 Centim. breit. — Kleiner Baum mit kugliger dichtbelaubter Krone. Die Samen ſind die ſogenannten „grünen Mandeln“. Stammt aus Perſien und wird auf der Inſel Leſina (wie auch in Griechenland, Italien, auf den Balearen) als Obſtbaum kultivirk. — Blüht im Mai. 414. Pistacia Lentiseus L. Maſtixſtrauch. Beſchreibungen und Abbildungen: P. Lentiscus L., Sp. pl. p. 1026; Hayne a. a. O. T. 20; Pokorny a. a. O. S. 301. — Italieniſch „Leutisco“, illyr. „Krnella“. Blätter aus 4— 10 Blättchen beſtehend, paarig-gefiedert, lederartig, ausdauernd, 4— 5 Centim. lang, mit geflügelter Spindel; Blättchen lanzett— förmig oder länglich, kahl, oberſeits glänzend dunkel-, unterſeits matt hell— grün, 2— 4 Centim. lang und 6 — 10 Millim. breit. Blüten grünlich— roth, in dichten blattwinkelſtändigen Aehren, welche kürzer als die Blätter ſind. Steinfrüchte klein, niedergedrückt-kuglig, trocken, erſt roth, zuletzt ſchwarz. — Immergrüner reichbelaubter Strauch von 2 — 4 Met. Höhe, 812 ausnahmsweise auch ein kleiner bis mittelgroßer Baum?), welcher das wohl— riechende Maſtixharz liefert. Holz ſchön gelbroth geflammt, dicht und elaſtiſch. Blätter von aromatiſchem Geruch. Nur in der warmen Küſtenregion der adriatiſchen Zone an felſigen ſonnigen bebuſchten Hügeln. Iſt durch die ganze Mediterranzone ver— breitet. — Blüht im April und Mai. CLI. Rhus L. Sumach. Blüten klein, zwitterlich oder 2häuſig-vielehig. Kelch mit einer hypo— gyniſchen Scheibe verwachſen, 5theilig, bleibend; Blumenblätter und Staub— gefäße 5, erſtere klein, unter dem Rande des Discus, letztere auf demſelben ſelbſt eingefügt. Fruchtknoten 1 fächrig, mit 3 Griffeln. Steinfrucht meiſt trocken, klein. — Bäume und Sträucher mit ſcharfen oft giftigen, milchigen oder harzigen Säften, die in unſerem Gebiet vorkommenden ſommergrün. Holz im Kern gelb oder braungrün, mit grobporiger Frühlings— binde und zerſtreuten oder verzweigt-kreiſig angeordneten Gruppen engerer Poren. Die meiſten Arten bewohnen die Tropenländer. 415. Rhus Cotinus L. Perrückenbaum. Synonyme und Abbildungen: R. Cotinus L., Sp. pl. P. 267; Jequ., Fl. austr. III. t. 210; Guimp., Holzg. T. 30; Pokorny a. a. O. S. 301. — Cotinus Coceygea Scop., C. Koch, Dendrol. I, S. 582; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 151. — „Fuſtelholz“, italienisch: „Sumacco“, ſlaviſch: „Ruj“. N Blätter einfach, geſtielt, rundlich oder verkehrt-eiförmig, abgerundet oder ausgerandet, kahl, oberſeits dunkel-, unterſeits bläulichgrün und netz— adrig, 5 — 8 Centim. lang und 4 — 7 Centim. breit, mit 2 — 3 Centim. langem Stiel. Blüten zwitterlich, ſehr klein, grünlichweiß, in lockern endſtändigen Rispen, der Mehrzahl nach fehlſchlagend. Stiele der unfrucht— baren nach dem Blühen ſich ſtark verlängernd und mit zottigen wagerecht ab— ſtehenden weißen oder purpurnen Haaren bedeckend. Steinfrucht klein, verkehrt-herzförmig, trocken. — Strauch von 1,7 — 3,1 Met. Höhe, auch baumartig werdend, im fruchttragenden Zuſtand, wo die Rispen als große haarige Bouquets erſcheinen (deshalb „Perrückenbaum“) ein ſehr hübſches Ziergehölz. Rinde röthlichgrau, im Alter grau, rauh, ſchuppig. Holz mit weißem Splint und goldgelbem ſeidenglänzendem Kern, friſch nach Möhren ) Auf der dalmatiniſchen Inſel Solta giebt es eine Gruppe von Bäumen von 4 Met. Höhe und 20 — 25 Centim. Stammſtärke, ja auf der Inſel Meleda ſteht ein Maſtixbaum von 10 Met. Höhe und 30 Centim. Stärke, welcher mehrere hundert Jahre alt ſein dürfte, da dieſe Holzart äußerſt trägwüchſig iſt. 813 riechend. Knospen klein, dreieckig, angedrückt. Blätter ſpät austreibend, im Herbſt ſich blutroth färbend. Variirt mit in der Jugend behaarten Zweigen und Blättern (R. arenarium Wierzb.). Auf bebuſchten ſonnigen Hügeln, in Weinbergen und an Felſen der Kalkgebirge der öſterreichiſchen Alpenländer (beſonders im Trienter Kreiſe Südtirols, wo der Perrückenbaum in faſt alle Niederwälder eingeſprengt erſcheint und meiſt jährlich, ſelten im 2—3 jährigen Umtriebe genützt wird), Ungarns, Siebenbürgens, des Banats (wo die Var. arenarium auf Sand— hügeln ſehr häufig), außerdem in der ſüdlichen Schweiz. Iſt durch faſt das ganze ſüdliche Europa (von Spanien bis zur Krim) verbreitet und wird in unſerem Gebiet, die nördlichſten Gegenden ausgenommen, häufig als Ziergehölz kultivirt. Iſt eine Holzart von forſtlicher Bedeutung, da das Laub ein treffliches Färbe- und Gerbmaterial abgiebt*). — Blüht im Mai und Juni. 416. Rhus Toxicodendron L. Gift-Sumach. Beſch reibungen und Abbildun en: R. Toxicodendron L., e ler H ayne, Arzneig 1 8 0 9 7 . 115 Pokorny d, d S. S. 302. Blätter ſehr lang geſtielt (beſonders die grundſtändigen bei kriechenden Stämmchen), 3zählig; Blättchen unſymmetriſch eiförmig, elliptiſch oder länglich— eirund, zugeſpitzt, am Grunde abgerundet oder etwas herzförmig, ganzrandig, kahl, oberſeits dunkel-, unterſeits blaßgrün, 5— 10 Centim. lang und 3 bis 7,5 Centim. breit. Blüten zweihäuſig, klein, grünlichgelb, in blattwinkel— ſtändigen Rispen. Steinfrucht kuglig, gefurcht-geſtreift, von der Größe eines Pfefferkorns. — Aufrechter oder niederliegender Kleinſtrauch, in letzterem Falle viele Adventivwurzeln aus den Stämmchen treibend. Variirt mit flaumhaarigen und buchtig-gezähnten oder gelappten Blättern (Var. pubescens Mill. und quercifolium Hayne). Iſt, wenigſtens die wilde Pflanze, ein gefährliches Giftgewächs wegen des ſcharfgiftigen Saftes der Blätter. In Nordamerika heimiſch, wird wohl nur in botaniſchen und Apotheker— gärten kultivirt, hat ſich aber in Böhmen um Jungbunzlau (am „Teich“ an ſteinigen Hügeln) ſowie um Rhothenhaus, Blatna und Pürglitz, in der Niederlauſitz um Cottbus und Hoyerswerda und angeblich auch in Thüringen angeſiedelt und iſt dort völlig verwildert. — Blüht im Juni und Juli. ) Aus Südtirol werden jährlich 30 — 40000 Centner Laub unter dem Namen „Schmack“ (sumaco) ausgeführt. Auch das Holz („Gelbholz“) und die Wurzeln werden dort zum Färben benutzt. (Vgl. Weſſely's, Oeſterr. Monatsſchrift, Bd. 23. 1873. S. 85 und Centralbl. für d. geſammte Forſtweſen, 1877, S. 322.) - 814 417. Rhus Coriaria L. Gerber-Sumad, Beſchreibungen und Abbildungen: R. Coriaria L., Sp. pl. p. 265; Sibth. Sm. Fl. graec. t. 290; Pokorny a. a. O. S. 303; Nördlinger a. a. O. S. 152. Blätter unpaarig-gefiedert, 12— 20 Centim. lang; Blättchen 7—15, oval oder eilänglich, grob geſägt, oberſeits faſt kahl dunkelgrün, unterſeits ſammtartig behaart grau, 2,5—5 Centim. lang und 12— 25 Millim. breit. Blüten von 3 Deckblättchen geſtützt, in end- und ſeitenſtändigen dichten Sträußen, klein, weiß. Steinfrucht abgeplattet-kuglig und zuſammen— gedrückt, trocken, reif ſammtig behaart und braunroth. — Aufrechter Strauch von 2— 4 Met. Höhe. Wild nur in Dalmatien (auf Schutt, an Mauern, Felſen der warmen Region), in den ſüdlichen Kronländern Oeſterreichs hier und da zur Ge— winnung von Gerbmaterial (Schmack, italienisch: summacco, unter welchem Namen die zerſtampften gerbſtoffreichen Blätter und Zweige in den Handel kommen) kultivirt“). Iſt durch die ganze Mediterranzone verbreitet. — Blüht im Mai und Juni. 418. Rhus typhina L. Kolben-Sumach. Beſchreibungen und Abbildungen: R. typhina L. I. C.; Nouv. Duh. II, t. 47; — Pokorny a. a. O. S. 304; Nördlinger a. a. O. S. 152. — „Eſſigbaum“. Blätter unpaarig-gefiedert, groß (2 — 4 Deeim. lang); Blättchen 17 21, länglich-lanzettförmig, zugeſpitzt, grobgeſägt, oberſeits kahl dunkel— grün, unterſeits graulichweiß, weichhaarig oder zuletzt kahl, 5,4—9 Centim. lang und 1,42 Centim. breit. Blüten grünlichgelb, in end- und jetten- ſtändigen großen gedrungenen pyramidalen Sträußen, welche ſich in dunkel purpurrothe filzige Fruchtſträuße umwandeln, indem die flach kugeligen Stein— früchte von einem purpurrothen Filz bedeckt ſind. — Baum 3. Größe mit dicken Trieben, welche ſammt den Blattſtielen mit weichem abſtehendem rothem Flaum, der eine ſcharfe Säure enthält, bedeckt ſind. Die krautigen Theile enthalten einen ſcharfen Milchſaft. Macht weit ausſtreichende Wurzel— ausläufer, weshalb er ſich zur Befeſtigung lockeren Sandbodens und Gerölle— lehnen eignet und an ſolchen auch ſchon häufig angepflanzt worden iſt. Vermehrung durch Ausläufer ungemein leicht. Iſt unempfindlich gegen Winterkälte und Fröſte. Aus Nordamerika, im ganzen Gebiet als Ziergehölz überall angepflanzt und findet ſich daher in der Nähe von Gärten häufig verwildert. — Blüht im Juni und Juli. Vgl. „Ueber die Kultur des Gerberſumachs“ von Vittorio Perona im „Tharander forſtl. Jahrbuch“, 29. Bd. (1879), S. 142 ff. . 815 CLII. Ailanthus Desf. Götterbaum. Blüten vielehig, männliche mit 10 Staubgefäßen, weibliche mit 2-5 getrennten einfächrigen Fruchtknoten, Zwitterblüten oft nur 2— 3 männig. Früchte 3 — 5, länglich, zuſammengedrückt, geflügelt, einſamig, nicht auf— ſpringend ). 419. Ailanthus glandulosa Desf. Drüſiger Götterbaum. Beſchreibungen und Abbildungen: A. glandulosa Desf., Mist. de l’acad. d. se, de Paris, 1786, p. 265; Pokorny a. a. O. S. 305; Nördlinger a. a. O. S. 185. Blätter unpaarig⸗gefiedert, ſehr groß (bis 8 Deeim.); Blättchen 15— 25, länglich-lanzettförmig, zugeſpitzt, ganzrandig, nur am Grunde mit 1 oder mehrern ſtumpfen großen unterſeits eine Drüſe tragenden Zähnen, kahl, oberſeits dunkel-, unterſeits bläſſer grün, 6 — 15 Centim. lang und 2,5—6 Centim. breit. Blüten klein, grünlichgelb, in großen endſtändigen dichten Rispen. Flügelfrüchte länglich, an beiden Enden ſpitz, in der Mitte flach kuglig, mit häutigem netzadrigem Flügel, braun. — Schöner, reichbelaubter Baum 2. Größe mit reichbelaubter länglicher, im Alter un— regelmäßiger Krone. Rinde grau, dünn, nur leicht aufgeriſſen. Holz mit weitem Mark, ſtarken Markſtrahlen, grobporig, leicht aber hart, gelblichweiß, feingeadert, atlasglänzend. Zweige dick, mit kleinen kugligen, über der großen Blattnarbe ſitzenden Knospen. Meiſt reichliche Stamm-, Stock— und Wurzelausſchläge. Die Blüten haben einen unangenehmen Geruch. Stammt aus China und Japan, wird im ganzen Gebiet, die nord— öſtlichen Gegenden ausgenommen, ſchon lange als Park- und Alleebaum kultivirt und iſt neuerdings ſowohl wegen feines zur Kunſttiſchlerei geeigneten Holzes, als auch, da er mit faſt jedem Boden, namentlich auch trocknem verödetem Sand- und Kalkboden vorlieb nimmt und denſelben durch ſeinen reichen Laubabfall verbeſſert, ſowie durch ſeine reichlichen Wurzelausſchläge bald deckt, zur Aufforſtung ſolcher Bodenſtrecken, endlich auch (ſeit 1860) als Nährpflanze einer in China heimischen Seidenraupe (Bombyx Cynthia) in den ſüdlicheren Gegenden unſeres Florengebiets im größeren Maßſtabe mit verſchiedenem Erfolg angepflanzt worden“). — Blüht im Juni. ) Wegen des Umſtandes, daß in jeder Blüte mehrere Fruchtknoten (Karpellen) vorhanden ſind und aus dieſen ſich einſamige Flügelfrüchte entwickeln, was Beides bei den echten Terebinthaceen nicht der Fall iſt, wird dieſe Gattung von den meiſten Bo tanikern zu der Familie der Simarubaceen gerechnet. Vgl. über die Kultur des Götterbaums in Defterreich und deren Reſultate: Oeſterr. Centralblatt für d. geſ. Forſtw. 1877, S. 214, 327, 536; 1878, S. 91 und 1880, S. g. „„ In Dalmatien, wo er ſchon ſeit langer Zeit als Alleebaum kultivirt worden, findet man (3. B. auf den Feſtungswällen von Zara) 40 — 50 jährige Stämme von 15—18 Met. Höhe und 70 Centim. Stammdurchmeſſer. Er wird aber dort ſelten über 40 Jahre alt und ſtirbt dann plötzlich ab, nachdem er zuvor durch Wurzelausſchläge für eine zahlreiche Nachkommenſchaft geſorgt hat, ſo daß von einigen Bäumen binnen Kurzem ein geſchloſſener junger Wald entſteht. Eignet ſich dort deshalb ganz vor— züglich zur Vorkultur für die Aufforſtung verkarſteter Flächen, zumal da er auch die ſommerliche Regenloſigkeit vorzüglich erträgt. Auf tiefgründigem friſchem nicht Humus- armem Sandboden bei mildem Klima gedeiht er auch vortrefflich im Walde, in Laub— holzbeſtände eingeſprengt und namentlich an Beſtandesrändern. Im Walde des Grafen Ciraky (Stuhlweißenburger Comitat) exiſtirten ſchon 1883 nach Oberforſtmeiſter William Rowland ganze Beſtände und Horſte des Götterbaums, die bereits mannbar waren, ſowie viele einzeln eingefprengte Bäume. Er wird dort binnen 4—5 Jahren 4 bis 5 Met. hoch und erlangen Stockausſchläge im erſten Jahre ſchon bis 2 Met. Länge. (Vgl. Hempel's Oeſterr. Forſtzeit. 1883, S. 234.) Anmerkung. Mit den Terebinthaceen verwandt iſt die Familie Nanthoxyleae, welcher mehrere Ziergewächſe angehören, die in unſerem Gebiet nicht ſelten angetroffen werden, nämlich: das eſchenblättrige Gelbholz (Xanthoxylon fraxineum Willd.) aus Nordamerika (zweihäuſiger Großſtrauch mit ſtachligen Aeſten, unpaarig gefiederten Blättern und grünlichgelben, vor dem Laubausbruch im März aus Seitenknospen der vorjährigen Triebe hervorbrechenden Blütenbüſcheln, deren Blüten einen 3—5theiligen Kelch, ebenſo viele Blumenblätter, Staubgefäße und Stempel enthalten, aus denen letzteren 1—3 ſamige Kapſeln hervorgehen); der Korkbaum von Amur (Phellodendron amurense Rupr.) aus dem Amurgebiet (ſchöner kleiner wehrloſer Baum oder Strauch mit im Alter korkiger Rinde, unpaarig gefiederten eſchenähnlichen Blättern und zwei— häuſigen grünlichgelben Blüten in geſtielten endſtändigen Doldentrauben) und die drei— blättrige Lederblume (Ptelea trifoliata L.) aus Nordamerika (wehrloſer Groß— ſtrauch oder kleiner Baum mit langgeſtielten und gedreiten Blättern, grünlichgelben Blüten in endſtändigen Doldentrauben und lederartigen länglichen einſamigen Flügel— früchten). Alle 3 find ſommergrüne Holzarten. Ptelea trifoliata iſt ein längſt bekannter, weit verbreiteter Zierſtrauch, während der Korkbaum von Amur bisher nur in den baltiſchen Provinzen, wo er gut gedeiht, jedoch keine Früchte bringt, als Ziergehölz Ein— gang gefunden zu haben ſcheint, indem er auswärts in unſerem Florengebiet faſt nur in botaniſchen Gärten angetroffen wird. Sechsunddreißigſte Ordnung. Myrtenblütige. (Myrtiflorae.) Kelch mit dem unterſtändigen von der hohlen Blütenachſe gebildeten Fruchtknoten innig verwachſen, um deſſen obere Decke einen 4 — 5 lappigen Saum bildend. Blumenblätter 4—5 nebſt den zahlreichen Staubgefäßen ſcheinbar auf dem Kelche (zwiſchen den Kelchzipfeln und der Fruchtknotendecke (ſ. Fig. XII, 2) oder einem perigyniſchen Ring (Discus) eingefügt. Griffel 1 bis mehrere auf der Fruchtknotendecke. Frucht kapſel-, beeren- oder nuß— artig. — Unter den zahlreichen zu dieſer Ordnung gehörenden Familien ſind in unſerem Florengebiet nur die folgenden drei durch einzelne wildwachſende oder kultivirte Sträucher und Bäume repräſentirt. I. Philadelpheae: Kelchſaum 4—10lappig, Blumenblätter 410, Staubgefäße 10 bis viele frei, Griffel 4— 10 meiſt in einen verwachſen und nur nach oben hin frei. Kapſel vom ſtehenbleibenden Kelchſaum bekränzt, 3—10fächrig, vielſamig. Samen mit fleiſchigem Eiweiß. — Sommergrüne Sträucher. II. Myrtaceae: Kelchſaum 4— 5 lappig, Blumenblätter 4—5, ſelten fehlend, Staubgefäße zahlreich, auf einem fleiſchigen, den ein- bis mehrfächrigen Fruchtknoten bedeckenden Ringe eingefügt. Ein einziger Griffel. Mehrſamige Beere, Kapſel- oder Nußfrucht. Samen ohne Eiweiß. — Immergrüne Bäume und Sträucher. III. Granateae: Kelchſaum 4— 5ſpaltig, Blumenkrone 5—7blättrig, Staubgefäße zahlreich, ſammt den Blumenblättern ſcheinbar auf dem Kelche eingefügt. Ein Griffel. Apfelförmige vom Kelch gekrönte vielkammerige und vielſamige Frucht (ſ. unten). Samen ohne Eiweiß. — Sommergrüne Bäume. Achtundſechzigſte Familie. Pfeifenſtrauchartige Laubhölzer. (Philadelpheae Don.) Blätter gegenſtändig, einfach, nicht punktirt, ohne Nebenblätter. Blüten zwitterlich, regelmäßig, Trauben, Sträuße oder Rispen bildend. — Be— wohnen die wärmere gemäßigte und ſubtropiſche Zone der nördlichen Halb— kugel, insbeſondere Nordamerikas und Aſiens. In unſerem Florengebiet kommt nur eine Art der Gattung Philadelphus ſpontan vor. CLIII. Philadelphus L. Pfeifenſtrauch. Fruchtknoten kreiſelförmig, Kelchſaum meist 4zipflig, Blumenblätter meiſt 4, Staubgefäße 20 und mehr, Griffel 4—5 theilig mit kleinen kopfigen Narben (Fig. XII, 2). Kapſel meiſt 4= ſeltner 5fächerig, fachſpaltig mit 4—5 Klappen aufſpringend. Samen zahlreich, klein, mit einem häutigen Samenmantel. — Aufrechte Sträucher mit gegenſtändigen ganzen Blättern und großen weißen meiſt wohlriechenden Blumen in endſtändigen Trug— Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 52 — 818 — dolden oder Sträußen. Knospen unter der dreiſpurigen Blattſtielnarbe verborgen (Fig. VIII.). Stock und Stammlohden gerade, pfeifenrohrartig, mit weitem Mark. Holz der Stämme feinporig, mit deutlichen durch einen gröberporigen Frühlingskreis abgegrenzten Jahrringen. 420. Philadelphus eoronarius L. Gemeiner Pfeifenſtrauch. Beſchreibungen und Abbildungen: Ph. coronarius L., Sp. pl. p. 470; Lam. III. t. 420; Nouv. Duh. II, t. 83; Pokorny a. a. O. S. 306, C. Koch, Dendrol. I, S. 336; Nördlinger a. a. O. S. 73. „Unechter Jasmin.“ Blätter ſehr kurz geſtielt, elliptiſch oder oval, zugeſpitzt, am Grunde abgerundet (ſeltner verſchmälert) und ganzrandig, ſonſt ſeicht gezähnt, ober- ſeits kahl freudiggrün, unterſeits kurzhaarig (beſonders an den Nerven) und blaßgrün, 4—10 Centim. lang und 2—5 Centim. breit, mit 2—5 Millim. langem Stiele. Blüten in endſtändigen 5—9blütigen Sträußen *), gegen— ſtändig; Spindel, Blütenſtiele und Deckblätter flaumig. Kelchzipfel ei⸗ förmig, weißlich, kahl; Blumenblätter verkehrt-eiförmig, gelblichweiß. Blume im Durchmeſſer 2—3 Centim. haltend. — Strauch von 1—2 Met. Höhe, in Gärten auch noch höher werdend, mit ſehr ſtark ſüß duftenden Blüten. Wild nur in Hecken, Gebüſchen und Wäldern von Südtirol, Krain, Südſteiermark und im ſüdlichen Siebenbürgen, verwildert nicht ſelten in Hecken des ganzen Gebiets, weil überall als Zierſtrauch angepflanzt. Iſt auch in Oberitalien heimiſch. — Blüht im Mai und Juni. 421. Philadelphus latifolius Schrad. Breitblättriger Pfeifenſtrauch. Synonyme und Abbildungen: Ph. latifolius Schrad. in DC. Prodr. III, p. 206; C. Koch a. a. O. S. 342. — Ph. speciosus Lindl., Bot. Reg. t. 2003; Ph. grandi- florus Hort. „Großblumiger Jasmin“. Blätter eilanzettförmig oder oval, zugeſpitzt, oberſeits kahl dunkelgrün, unterſeits behaart hellgrün, bis 13,5 Centim. lang und bis 8 Centim. breit. Blüten ſehr groß bis 4 Centim. im Durchmeſſer, mit ſchneeweißen zuletzt ganz flach ausgebreiteten Blumenblättern, in 3—5 blütigen endſtändigen ) Der Blütenſtand der Philadelpheen beſteht aus mehrern Paaren achſelſtändiger Blüten und einer endſtändigen, welche letztere oft 5 Kelchzipfel, Blumenblätter und Griffel beſitzt. Die beiden unterſten Blüten ſtehen in den Winkeln der zwei oberſten Zweigblätter, die folgenden ſeitenſtändigen Blüten in den Winkeln von in Bracteen umgewandelten viel kleineren Blättern. Bei Ph. coronarius kommen nicht ſelten je 2 Blüten in einer Blattachſel vor, eine ältere und eine jüngere. Die endſtändige Blüte öffnet ſich immer zuerſt. Der ganze Blütenſtand iſt folglich ein eymöſer. „5 2 Trugdolden, weit ſchwächer duftend als diejenigen von Ph. coronarius. — Schöner Strauch mit geraden gelbrothen Aeſten, höher werdend als vorher— gehende Art. Nordamerika; ſehr häufig in Gärten und Anlagen angepflanzt. — Blüht im Juni und Juli. Anmerkung. Als Ph. grandiflorus beſchrieb Willdenow den Ph. inodorus L.. welcher ebenſo große Blumen beſitzt, wie Ph. latifolius. Doch find dieſelben geruchlos, die Aeſte dunkelbraun, die elliptiſchen Blätter faſt nur am Rande und an den Nerven behaart. Auch dieſe aus Amerika ſtammende Art findet ſich hin und wieder in Gärten, desgleichen der ebenfalls amerikaniſche Ph. pubescens Lois. (Blätter unterſeits graufilzig oder grauflaumig, Blumenblätter glockenförmig zuſammengeneigt), Ph. Gordonianus Lindl., Ph. Lewisii Pursh u. a. Arten Nordamerikas, Chinas uud Japans. — Zu den Philadelpheen gehören auch die neuerdings als Zierſträucher ſowohl des freien Landes als der Kalthäuſer und Zimmer ſehr in die Mode gekommenen Deutzien (Deutzia), japaniſche Sträucher mit in Trauben oder doldentraubige Rispen geſtellten weißen Blumen (Kelch 5lappig, Blumenblätter 5, Staubgefäße 10) und rauhen ſtern— haarigen Blättern. Beſonders find 2 Arten ſehr beliebt: D. erenata Sieb. Zuce. und D. gracilis Sieb. Zuce. Neunundſechzigſte Familie. Myrtenartige Laubhölzer. (Myrtaceae R. Br.) Blätter meiſt gegen-, ſeltner wechſelſtändig, einfach ganz und ganzrandig, lederartig, durchſichtig drüſig punktirt, ohne Nebenblätter. Blüten zwitterlich, regelmäßig, verſchiedenartig angeordnet. — Bewohnen vorzüglich die tropiſche und ſubtropiſche Zone der ſüdlichen Halbkugel (Südamerika, Neuholland) und ſind ſonſt durch das äquatoriale Aſien und Afrika verbreitet. Endlich wachſen einige Arten auch im antarktiſchen Südamerika, in Nordamerika und in der Mediterranzone. CLIV. Myrtus L. Myrte. Fruchtknoten verkehrt-eiförmig, Kelchſaum 4—5 lappig, Blumenblätter 4—5, Staubgefäße viele, frei, auf einem nectarabſondernden Ringe im Kelch— ſchlunde befeſtigt. Ein fadenförmiger Griffel mit punktförmiger Narbe. Frucht eine vom Kelchſaum gekrönte mehrfächrige und mehrſamige Beere. — Einzige in Europa wachſende Art: 422. Myrtus communis L. Gemeine Myrte. Beſchreibungen und Abbildungen: M. communis I., Sp. pl. p. 471; Hayne, Arzneigew. X, Taf. 36; Pokorny, Holzgew. S. 307. — Italieniſch: „Mirto“, illyriſch: „Merta“. Do Blätter meiſt kreuzweis gegenſtändig, ſelten in dreigliedrigen Wirteln, ſehr kurz geſtielt, länglich -eirund oder eilanzettförmig, zugeſpitzt, ganzrandig, kahl oder jung flaumig, oberſeits glänzend dunkel-, unterſeits matt hellgrün, 2— 5 Centim. lang und 8—16 Millim. breit. Blüten einzeln, ſelten zu 2 in den Blattwinkeln, langgeſtielt, mit 5lappigem Kelch, 5 weißen Blumen— blättern und zahlreichen langen weißen Staubfäden mit gelben Beuteln. Beere ellipſoidiſch oder verkehrt-eiförmig, reif blauſchwarz, gewürzhaft ſüß— lich. — Klein- bis Großſtrauch, durch die Kultur ſogar baumartig werdend, mit vierkantigen jung flaumigen ruthenförmigen Zweigen und zimmtbraun berindeten Aeſten und Stämmen. Blätter aromatiſch, Blüten wohlriechend. Holz weiß, feinporig, feſt, elaſtiſch. — Variirt außerordentlich bezüglich der Größe und Form der Blätter je nach dem Standorte. Die kleinblättrige bei uns ſo häufig als „Brautmyrte“ in Töpfen gezogene Form iſt das Produkt eines magern trocknen Standorts. Beſondere Varietäten ſind: J. tarentina L. Blätter klein, ſitzend und am Grunde oft gegen— ſeitig verwachſen; Beeren kugelrund, kurz geſtielt; y. leucocarpa Ten. Beeren weiß, ſonſt mit der gewöhnlichen Form übereinſtimmend. Die Myrte kommt innerhalb unſeres Gebiets nur in der adriatiſchen Zone ſpontan vor, wo ſie an bebuſchten ſonnigen Anhöhen und Felſen in der Nähe der Meeresküſte wächſt (in Iſtrien, Dalmatien, wo ſie große Flächen der Küſte überzieht und auf den dalmatiſchen Inſeln). Sie iſt durch die ganze Mediterranzone verbreitet und namentlich in deren weſt— licher Hälfte ein ſehr gemeiner Strauch. — Blüht vom Juni bis Auguſt (im Südweſten Europas viel zeitiger, oft ſchon im März). Anmerkung. Zu den Myrtaceen gehört ein Baum, welcher neuerdings wegen ſeiner Raſchwüchſigkeit und anderer werthvoller Eigenſchaften viel von ſich reden ge— macht hat und für die adriatiſche Zone unſeres Gebiets zum forſtlichen Anbau em— pfohlen worden iſt, nämlich der Blaugummi- oder Fieberheilbaum (Eucalyptus Globulus Labill.). Dieſer in Van-Diemensland heimiſche Baum erreicht im paſſenden Klima binnen wenigen Jahrzehnten rieſige Dimenſionen, erzeugt ein vorzügliches Nuß- holz und ſoll zugleich durch die aromatiſche Ausdünſtung ſeiner Blätter luftverbeſſernd und miasmenvertreibend wirken. Da er auf Sumpfboden trefflich gedeiht, dieſem viel Waſſer entzieht und dadurch zur Trockenlegung der Sümpfe beiträgt (wodurch er ver— muthlich die Luft ſolcher Gegenden mehr verbeſſert als durch ſeine Ausdünſtung), iſt er zuerſt in Algerien, dann anderwärts in Süd- und Weſteuropa im großen Maaßſtabe angepflanzt worden, und zwar mit beſtem Erfolge. Seit 1877 (2) hat man auch in Dalmatien und in Iſtrien Anbauverſuche gemacht, jedoch mit wenig günſtigen Reſultaten, da dieſe Holzart bei einem nur wenige Stunden dauerndem Froſte von —3—6°R. erfriert, dergleichen Fröſte aber dort faſt alle Winter häufig genug vorkommen. Höchſtens für das Narentathal dürfte ſich der Anbau des Blaugummibaums und anderer Eucalypten (welche alle ſehr raſchwüchſig find), empfehlen. Hervorgerufen wurden die Anbauverſuche in Iſtrien und Dalmatien durch die Schrift von W. Hamm: „Der Fieberheilbaum oder Blaugummibaum“. Wien 1876. Ueber die Erfolge oder richtiger Mißerfolge der in den genannten Kronländern Oeſterreichs gemachten Anbau— verſuche vgl. Oeſterr. Centralblatt, 1878, S. 370, 438; 1880, S. 126 und 1881, S. 27. Siebzigſte Familie. Granatbäume. (Granateae Don.) Blätter gegenſtändig, punktirt, ganz und ganzrandig, ohne Nebenblätter. Blüten zwitterlich, einzeln oder in 2—3blütigen Trugdolden an der Spitze der Seitenzweige. Frucht (Granatapfel) mit lederartiger zuletzt aufberſtender Schale, inwendig durch eine quere Haut in eine obere (größere) und eine untere (kleinere) Abtheilung geſchieden, welche beide durch ſenkrechte häutige Scheidewände wieder in Kammern abgetheilt ſind. Samen mit dicker ſaftig— fleiſchiger, glasartig durchſcheinender Hülle, ſehr zahlreich, wegen des gedrängten Standes durch gegenſeitigen Druck kantig, die der obern Abtheilung an den ſenkrechten Scheidewänden, die der untern Abtheilung auf dem Boden der Frucht befeſtigt. — Einzige Gattung: CLV. Punica L. Granatapfelbaum. attungscharakter mit dem Famili rakter identiſch. — Sommer— Gattungscharakter mit dem Familiencharakter identiſch Som grüne Sträucher und kleine Bäume mit oft dornſpitzigen Seitenzweigen. Bewohner der Mediterranzone und des tropiſchen Amerika. 423. Punica Granatum L. Gemeiner Granatapfelbaum. Beſchreibungen und Abbildungen: P. Granatum L., Sp. pl. p. 472; Hayne, Arzneigew. X, T. 35; Pokorny a. a. O. S. 308. Italieniſch: „Pomo granato“. Blätter kurz geſtielt, an den Kurztrieben oft gebüſchelt, länglich-lau— zettförmig, ſtumpf, am Grunde verſchmälert, ganzrandig, kahl, durchſcheinend punktirt, glänzend hellgrün, unterſeits bläſſer, jung braunroth, 4— 6,8 Centim. lang und 10—15 Millim. breit, mit 3— 5 Millim. langem Stiele. Blüten groß, kurzgeſtielt, mit dunkel ſcharlachrothem Fruchtknoten und Kelch und heller ſcharlachrother 5—7blättriger Blumenkrone. Staubfäden roth, Beutel goldgelb. Frucht kuglig, vom vergrößerten Kelch gekrönt, groß, mit röth— licher Schale und glänzend purpurrothen, ſeltner gelben oder weißen Samen, deren angenehm ſäuerlich-ſüßes Fleiſch den alleinigen genießbaren Theil der n Frucht bildet. — Die wilde Pflanze iſt ein ſparrig äſtiger dorniger Strauch von höchſtens 1,5 Met, die kultivirte meiſt ein kleiner krummſchäftiger Baum von 3—4 Met. Höhe (wenigſtens in der adriatiſchen Zone, denn im weſtlichen Mediterrangebiete, z. B. in Südſpanien, erreicht der Granat— apfelbaum die Größe unſerer Apfelbäume) mit breitäſtiger unregelmäßiger Krone. Rinde glatt, braun, Holz gelblichweiß, hart. Bildet von ſelbſt Abſenker und Wurzelſproſſen. An felſigen Abhängen in der ſüdlichen Schweiz (Wallis, um Tour— billon und Balere), in Südtirol (hier, wie in der Schweiz, wohl nur ver— wildert, aber vollkommen naturaliſirt und ſtellenweis, z. B. um Botzen, weite Strecken innerhalb der Weinregion als Buſch überziehend), Iſtrien und Dalmatien, dort auch (wie in der ganzen Mediterranzone) als Obſt— baum angebaut, ſonſt häufig als Zierſtrauch mit meiſt gefüllten (bisweilen weißen oder roth und weiß geſcheckten, ſelten gelben) Blumen in Gärten und Gewächshäuſern kultivirt. — Blüht im Juli und Auguſt, reift die Früchte im Spätherbſt. Der Same keimt aber erſt im 2. Jahre, weshalb die Fortpflanzung (wie auch die künſtliche Vermehrung) vorzugsweiſe durch Ableger und Wurzelſproſſen geſchieht. Siebenunddreißigſte Ordnung. Roſenblumige Gewächſe. (Rosiflorae Endl.) Kelch mit der krug-, röhren-, becher- oder ſcheibenförmigen Blüten- achſe (Fruchtbecher C. Koch) verwachſen. Blumenkrone meiſt 5blättrig (ſelten fehlend) ſammt den gewöhnlich zahlreichen Staubgefäßen an der Grenze zwiſchen Kelch und Blütenachſe, bisweilen einem daſelbſt befindlichen fleiſchigen Ringe eingefügt, perigyniſch. Stempel meiſt mehrere bis viele, ſeltner ein einziger, bald in der hohlen Blütenachſe eingeſchloſſen, bald (bei ſcheibenförmiger Geſtalt der Blütenachſe) im Centrum der Blüte, oft auf einer centralen Protuberanz oder Verlängerung der Blütenachſe ſtehend, meiſt frei, bald mit demſelben verwachſen. Frucht ſehr verſchieden, oft eine Scheinfrucht; Samen ohne Eiweiß. — Von den zu dieſer großen Ordnung gehörenden fünf Familien ſind in Europa die folgenden vier re— präſentirt. I. Pomaceae: Blütenachſe glocken-, becher- oder napfförmig mit dem Kelch und den Fruchtknoten verwachſen, letztere oft ganz von ihr um— ſchloſſen (Fig. LXXVIII, 4. 7.). Kelchzipfel und Blumenblätter 5, alter— nirend; Staubgefäße viele, frei; Stempel 2—5, ſelten ein einziger. Frucht zero > knoten unter einander und mit der Blütenachſe verwachſen, letztere daher einen unterſtändigen Scheinfruchtknoten bildend (Fig. LXXVIII, 3). Jeder einzelne Fruchtknoten aus einem zuſammengekrümmten Karpellarblatt be— ſtehend, daher einfächrig, gewöhnlich mit 2 aufſteigenden umgekehrten Samen— knospen. Griffel frei oder verwachſen. Frucht eine durch fleiſchige Ver— dickung der Blütenachſe entſtandene, vom ſtehengebliebenen Kelch gekrönte Scheinfrucht (Apfelfrucht, pomum), welche im Centrum entweder ein- bis mehrſamige Kapſelfächer (Kernapfel) oder 1 bis 5 ein- bis zweiſamige Steinkerne (Steinapfel) enthält, die aus den eigentlichen Fruchtknoten hervor— gegangen und die wirklichen Früchte find (Fig. LXXVIII, 2. 4—8 fr). Nur Holzgewächſe. II. Rosaceae: Blütenachſe ſcheiben-, ſeltner krugförmig oder kuglig, mit dem Kelche, aber niemals mit dem Fruchtknoten verwachſen. Kelchzipfel und Blumenblätter 5, alternirend, letztere bisweilen fehlend; Staubgefäße viele, frei. Fruchtknoten meiſt viele, ſelten wenige, frei oder unter ſich ver— wachſen, oberſtändig, bei hohler Blütenachſe an deren Innenwand und Grunde eingefügt (Fig. XII, 3), bei ſcheibenförmiger deren Centrum einnehmend oder einer centralen Verlängerung derſelben aufſitzend, ſonſt wie bei den Pomaceen gebildet. Frucht aus einſamigen Nüßchen oder Beeren zuſammen— geſetzt, ſelten eine Scheinfrucht. — Holzgewächſe und Kräuter. III. Spiraeaceae: Blütenachſe ſchüſſel-, kreiſel- oder becherförmig, mit dem 5ſpaltigen Kelch verwachſen und innerlich mit einem Ringe (discus perigynus) verſehen, auf welchem die 5 mit den Kelchzipfeln alter— nirenden Blumenblätter ſowie die zahlreichen ſtets freien Staubgefäße peri— gyniſch eingefügt find. Stempel 2— 5, ſehr ſelten einer, frei im Grunde der Blütenachſe. Fruchtknoten einfächrig, 2 oder mehrere abſteigende oder hängende Samenknospen enthaltend. Frucht eine mehrſamige Balgkapſel, ſelten eine trockne Schließfrucht. — Kräuter und Holzgewächſe. IV. Amygdalaceae: Blütenachſe becherförmig oder röhrig mit dem 5 ſpaltigen Kelche verwachſen und innerlich mit einem Ringe verſehen wie bei III. Ein einziger im Grunde der hohlen Blütenachſe ſtehender, völlig freier, daher oberſtändiger Stempel mit fadenförmigem Griffel (Fig. XIII, 1). Fruchtknoten einfächrig, 2 hängende umgekehrte Samenknospen enthaltend. Frucht eine Steinfrucht mit meiſt fleiſchig-ſaftiger Hülle und einem meiſt einſamigen Kerne. — Blos Holzgewächſe. er Einundſiebzigſte Familie. Apfelfrüchtige Laubhölzer. (Pomaceae Juss ).) Sommer-, ſelten immergrüne Sträucher und Bäume, viele mit dornigen Aeſten, alle ſehr zahlreiche Kurztriebe entwickelnd, welche vorzugsweiſe die Blüten hervorbringen. Blätter wechſelſtändig, einfach, ſelten zuſammengeſetzt (unpaarig gefiedert), mit Nebenblättern. Blüten meiſt zwitterlich, regel— mäßig, in end- und achſelſtändigen ſchirm- oder doldentraubenförmigen Trugdolden (eymae corymbiformes), ſelten einzeln endſtändig. Holz hart, mit ziemlich deutlichen Jahrringen, engem Mark, feinen Markſtrahlen, gleich— mäßig feinporig, häutig mit Markfleckchen. Die Pomaceen ſind durch die gemäßigte und ſubtropiſche Zone der nördlichen Halbkugel verbreitet. Nach der Beſchaffenheit der eigentlichen Früchte zerfallen dieſelben in 2 Gruppen: kapſelfrüchtige (P. capsuliferae) und ſteinfrüchtige (P. putaminiferae). Bei erſteren entwickeln ſich aus den in der Blütenachſe eingeſchloſſenen Fruchtknoten zweiklappige ein- bis mehrſamige Kapſelfächer, welche zuſammen das „Kernhaus“ der Steinfrucht bilden (3. B. beim Apfel); bei letzteren gehen aus den Fruchtknoten 1—2 ſamige Steinkerne hervor. Ueberſicht der Gattungen unſerer Flora. I. Steinfrüchtige. Mit Steinapfel. a. Steinapfel klein, beerenförmig, oben offen, indem die Steinkerne (2 — 5) nur zur Hälfte mit der Blütenachſe verwachſen ſind (Fig. LXXVIII, 2). Blüten in einfachen oder zuſammengeſetzten Trugdolden. Blätter ungetheilt. Cotoneaster Med. b. Steinapfel am Scheitel durch eine von den Griffeln durchbrochene Scheibe geſchloſſen. Steinkern ganz in das Fruchtfleiſch verſenkt (Fig. XIII, 13. LXXVIII, 4, 5). 6. Scheibe groß, Kelchzipfel ſehr lang. Steinapfel groß. Blüten einzeln, groß. Blätter unget heilt.. ur Zus Mespulnserr: 3. Scheibe klein, Kelchzipfel kurz. e 1 0 klein beerenförmig. Blüten in einfachen oder zuſammengeſetzten Trugdolden. Blätter doppelt geſägt, gelappt oder zertheilllttktkt!! Oraie Sn *) TH. Wenzig, dem wir die neueſte ſyſtematiſche Bearbeitung dieſer Familie verdanken, nennt dieſelbe Pomariae. Er unterſcheidet 14 Gattungen, von denen nur 6 in Europa vertreten ſind. Decaisne (Memoires sur la famille des Pomac6es in Nouv. Arch. du muséum, Tom. X. mit 9 Taf. Paris 1874) nimmt ſogar 23 Gattungen an. Die für die Syſtematik ſehr wichtigen Arbeiten von Wenzig finden ſich im 38. Bande der Linnaca (1874, S. 1 ff.), in der Monatsſchrift zur Beförderung des Gartenbaues in d. kön. preuß. Staaten (Jahrg. 1874, S. 489 ff. und 1875, S. 177 ff.) und im Jahrbuche des kön. bot. Gartens zu Berlin, Bd. II (1883), S. 287 ff. II. Kapſelfrüchtige. Mit Kernapfel. a. Blüten in einfacher büſchelförmiger Trugdolde, ſelten einzeln, mit großer mindeſtens 2 Centim. breiter) Blumenkrone. Blumenblätter breit. Kernapfel meiſt groß, ſelten klein beerenartig, mit 2 — 5fächrigem Kernhaus. Blätter ſtets einfach, ungetheilt. . Blüten in Trugdolden. Kernapfel kahl mit vertrocknetem Kelch. Fächer e , lan state KE'Erus/Te 3. Blüten einzeln. Kernapfel wollig-filzig mit grünen blattartigen Kelchzipfeln. Fächer vielſamig. .. aon ours. b. Blüten in aufrechten traubenförmigen Büſcheln, groß. Blumenblätter ſchmal, eine ſternförmige Blume bildend. Kernapfel klein, beerenförmig, mit abſtehenden oder zurückgeſchlagenen Kelchzipfeln. Kernhaus aus 3— 5 getheilten Fächern gebildet, daher 6 — 10fächrig erſcheinend (Fig. LXXVIII, 6) Amelanchier Med. e. Blüten in zuſammengeſetzten ſchirmförmigen Trugdolden, klein (höchſtens 1,5 Centim. breit). Kernapfel klein, beerenförmig, ſelten anſehnlich birnförmig (bei Sorh. domestica), mit zuſammengeneigten Kelchzipfeln; Kernhaus 2 — 5fächrig mit 1— 2ſamigen Fächern. Blätter einfach, ganz oder fiederſpaltig, ſelten zu— ſammengeſetzt (unpaarig gefiederti d Sorbus L. I. Gruppe. Steinfrüchtige (Pomae. putaminiferaeWk.; Mespileae Pok.). CLVI. Cotoneaster Med. Bergmispel, Zwergmispel. Blütenachſe becherförmig, 2—5 nur am Grunde mit ihr verwach— jene Fruchtknoten einſchließend (Fig. LXXVIII, 1), zur Fruchtreife von den zuſammengeneigten Kelchzipfeln geſchloſſen, aber darunter offen ohne Scheibe (Fig. LXXVIII, 2). Blumenblätter klein, eine glockige Blume bildend. Steinapfel klein, beerenartig, verkehrt-eiförmig. Steinkerne 2— 5, einfächrig, einſamig, nach innen nicht zuſammenhängend. — Sommer- ſelten immergrüne, unbewehrte ſelten bedornte Sträucher mit ungetheilten in der Regel ganzrandigen, ſelten gekerbten Blättern, welche an den Langtrieben ſtets viel größer find als an den Kurztrieben (hier oft gebüfchelt). Knospen nur von wenigen Schuppen locker umſchloſſen, zwiſchen denen die jungen zuſammengefalzten ſtets filzigen Blätter hervorragen, nach außen von der ſtehen gebliebenen Blattſtielbaſis umgeben, welche auf ihrer vertieften Spitze eine kleine 3 Gefäßbündelſpuren zeigende Narbe enthält. Blüten klein, geſtielt, am Ende ſeitenſtändiger Kurztriebe, ſelten verlängerter Zweige in einfachen oder zuſammengeſetzten oft langgeſtielten und hängenden Trug— dolden. Die meiſten Arten bewohnen Mittelaſien und Nordamerika. Ueberſicht der Arten unſerer Flora. a. Blätter ganzrandig, unterſeits filzig. Sommergrüne unbewehrte Sträucher. Griffel 2 — 3. 6. Früchte roth, ſelten weiß oder gelb. n Trugdolden 2—3 blütig 1 einzelne Blüten) kurz geſtielt. Blüten— nichſe kahl!!! e ee Trugdolden vielblütig 12 5 g. Blütenachſe filzig. . C. tomentosa Lindl. 3. Früchte ſchwarz. Trugdolden vielblütig, langgeſtielt, überhängend. Blüten— achſe kahl .. . . C. nigra Wahlbg. b. Blätter gekerbt, kahl. 1 1 nen Griffel 5. C. Pyra- cantha Spach. Fig. LXXVIII. 5 6 Blüten- und Fruchtbau der Pomaceen. 1. Senkrechter Durchſchnitt durch die Blüte von Cotoneaster vulgaris. — 2. Desgleichen durch die Frucht derſelben Pflanze. — 3. 4. Senkrechte Durchſchnitte durch Blüte und Frucht von Crataegus Oxyacantha. — 5. Querſchnitt durch die Frucht derſelben Pflanze. — 6. Querſchnitt durch die Frucht von Amelanchier rotundifolia. — 7. 8. Längs- und Querſchnitt durch eine junge Frucht des gemeinen Birnbaums (alle Figuren vergrößert, nach Hartig). In allen Figuren: a die Blütenachſe, K Kelchblätter, b Blumenblätter, f Fruchtknoten, kr die eigentlichen von der hohlen Blütenachſe umſchloſſenen und mit der— ſelben verwachſenen Früchte, bei 2, 4, 5 Steinkerne, bei 6, 7, 8 Kapſelfächer, das Kern— haus bildend. nd S827 424. Cotoneaster vulgaris Lindl. Gemeine Bergmispel. Synonyme und Abbildungen: C. vulgaris Lindl., in Trans. Linn. soc. XIII (1822 p. 101; Hartig, Forſtkulturpfl. Taf. 83; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 106. — C. inte- gerrima Med. z. Th.; C. Koch, Dendrol. I, S. 165. — Mespilus Cotoneaster L.; Schmidt, Oeſterr. Baumz. I, T. 89. — „Quittenmispel, Bergquitte, Steinapfel“. Blätter ſehr kurz geſtielt, eiförmig oder elliptiſch, kurz beſpitzt, ganz— randig, oberſeits kahl grün, unterſeits grau- bis weißfilzig, 1,5—6 Centim. lang und 12—30 Millim. breit, mit 2— 5 Millim. langem filzigem Stiele. Blüten in kurzgeſtielten hängenden 2—5 blütigen Trugdolden, mit flaumigen Kelchzähnen (ſonſt kahl) und weißen oder blaßroſenfarbuen Blumenblättern. Früchte erbſengroß, blutroth, mehlig (wie bei allen Arten). — Niedriger buſchiger, wild höchſtens 2 Met. hoher Strauch mit graubraun berindetem Stämmchen und filzigen Trieben. Variirt mit weißen, gelben und ſchwarzen bläulich bereiften Beeren. Auf ſonnigen felſigen und ſteinigen bebuſchten Hügeln und an ſteinigen Plätzen in Laub- und Mittelwäldern, vorzugsweiſe auf kalkhaltigem Boden, durch das ganze Gebiet verbreitet, doch zerſtreut vorkommend, in der nörd— lichen Hälfte ſelten, aber noch in Oſtpreußen (um Lyk), an der Düna (bei Selburg, Kokenhuſen, Klauenſtein, Jungfernhof, Pfalzgrafen; hier auch die ſchwarzfrüchtige Varietät) und in Eſthland (am Glint). Im Süden entſchiedene Gebirgspflanze, ſteigt in den Kalkalpen von Salzburg nach Sauter bis 5000 p. F. (1624 Met.), in den bairiſchen nach Sendtner bis 6252 p. F. (2030,8 Met.). Gegen Norden iſt dieſer Strauch durch Norwegen (hier bis 64° 30° nach Schübeler), Schweden (bis zum Areskutan in Jämtland d. h. 63 25° nach Wahlenberg), Livland und bis ins ruſſiſche Lappland (bis zum See Imandra der Halbinſel Kola, 67“ 30° nach Fries), nach Weſten bis Spanien, nach Süden bis Unteritalien und Griechenland, nach Oſten bis in den Kaukaſus und durch ganz Sibirien bis Dahurien verbreitet. Wird häufig als Ziergehölz angebaut. — Blüht im Süden im April, im Norden im Juni, reift die Früchte hier im Auguſt, dort ſchon Ende Juni. 425. Cotoneaster tomentosa Lindl. Filzige Bergmispel. Synonyme und Abbildungen: C. tomentosa Lindl., a. a. O., Pokorny a. a. O. S. 315. — Mespilus tomentosa Mill., Guimp. Hayne, D. Holzgew. Taf. 105, C. Koch, Dendrol. I, S. 166; M. eriocarpa DC., M. coceinea W. Kit., Pl. rar. Hung. t. 256; M. pygmaca Baumg. g Unterſcheidet ſich von voriger Art nur durch auch oberſeits flaumhaarige, ſtumpfere breitere und kürzere Blätter, durch dicht weißfilzige Blütenachſen und Kelchzipfel, vielblütige meiſt aufrechte Trugdolden und ſcharlachrothe „ flaumhaarige erſt im Herbſt reifende Früchte. Blätter kaum beſpitzt, oft ausgerandet. Wird höher als vorige Art. An Felſen und ſteinigen Bergabhängen der Kalkalpen (von der Schweiz bis Croatien und Dalmatien) und der Kalkzone der Karpathen (Galizien ausgenommen) innerhalb der Bergregion, in den bairiſchen Alpen nach Sendtner zwiſchen 1800 und 4300 p. F. (584,7 und 1396,8 Met.). Auch im ſchweizeriſchen Jura. Iſt weſtwärts bis in die Pyrenäen, ſüdwärts bis Unteritalien verbreitet. Häufig in Gärten, wo er noch im öſtlichen Livland gedeiht. — Blüht im Mai und Juni. 426. Cotoneaster nigra Wahlb. Schwarzfrüchtige Bergmispel. Synonyme und Abbildungen: C. nigra Wahlbg., Fl. Gothob. p. 53; C. Koch a. a. O. — C. vulgaris g. melanocarpa Ledeb., Fl. alt. II, p. 219. Blätter kurz geſtielt, oval oder elliptiſch, ganzrandig, ſtumpf und beſpitzt oder ausgerandet, oberſeits kahl grün, unterſeits graufilzig, 2 bis 5 Centim. lang und 13 — 38 Millim. breit, mit 2 — 6 Millim. langem filzigem Stiele. Blüten in geſtielten vielblütigen hängenden Trugdolden; Stiele, Blütenachſen und Kelch kahl, Blumenblätter röthlichweiß. Früchte kahl, ſchwarz. — Buſchiger Strauch von 1—2 Met. Höhe. Variirt in Gärten mit ſehr reichblütigen langgeſtielten ſchlaffen rispigen Trugdolden (C. laxi- flora Jequ.) und mit oberſeits glänzendgrünen ſpitzen Blättern (C. lucida Schtdl., ob eigene Art?). In Sibirien heimiſch, in Gärten häufig als Zierſtrauch angepflanzt. — Blüht im Mai und Juni, reift die Früchte im September. 427. Cotoneaster Pyracantha Spach. Feuerdorn. Synonyme und Abbildungen: C. Pyracantha Spach, Hist. vég. II, p. 73; Pokorny a. a. O. S. 313. — Mespilus Pyracantha L., Sp. pl. p. 478; Pall., Fl. ross. t. 13, f. 2, S T [619] 8 Schmidt, Oeſterr. Baumz. T. 90. — Crataegus Pyracantha P., Pyracantha ceinea Röm. „Feuerapfel“. Blätter kurzgeſtielt, ei- oder länglich-lanzettförmig, fein gekerbt— geſägt, lederartig, kahl, oberſeits glänzend dunkel-, unterſeits blaßgrün, 2,5 — 4,5 Centim. lang und 10 — 18 Millim. breit, mit 3 — 8 Millim. langem Stiele. Blüten in geſtielten aufrechten äſtigen doldentraubigen vielblütigen Trugdolden, mit weißen oder gelbröthlichen ausgebreiteten Blumen— blättern. Früchte kugelrund, von der Größe einer Erbſe bis Vogelkirſche, feuerroth. — Schöner immergrüner Strauch bis 2 Met. hoch, durch Kultur auch baumartig werdend, mit kugliger Krone. Aeſte kahl, rothbraun, mit zahlreichen geraden, einfachen oder verzweigten, oft Blätter und Blüten entwickelnden, glänzend rothbraunen Dornen bewaffnet. 899 > Im Orient und Südeuropa heimisch (von der Krim bis Südſpanien verbreitet), angeblich noch wild um Raguſa, häufig als Zierſtrauch in Gärten gepflanzt, beſonders in der ſüdlichen Hälfte unſeres Gebiets hält in den baltiſchen Provinzen nicht mehr im Freien aus). — Blüht im Mai, reift die Früchte im September und Oktober. CLVII. Mespilus L. Mispel. — Blütenachſe verkehrt-eiförmig, 5 Stempel einſchließend; Kelchzipfel ſehr lang, blattartig, die großen Blumenblätter überragend. Steinapfel kuglig, groß, von dem ihm faſt gleichlangen Kelche gekrönt und durch eine große vertiefte Scheibe geſchloſſen. Griffel 5 frei. Steinkerne 6, einſamig, ganz vom Fruchtfleiſch umgeben, nach innen zuſammenhängend (Fig. XIII, 13). 428. Mespilus germanica IL. Deutſche, gemeine Mispel. Beſchreibungen und Abbildungen: M. germanica L., Sp. pl. p. 478; Schmidt, Oeſterr. Baumz. I, T. 83; Guimp. Willd., Deutſche Holzart. Taf. 69; Hartig a. a. O. T. 82; Pokorny a. a. O. S. 315; C. Koch a. a. O. S. 129; Nördlinger a. a. O. S. 99. Blätter ſehr kurz geſtielt, länglich-lanzettförmig oval oder elliptiſch, ſpitz oder ſtumpf, ganzrandig oder gezähnt, gekerbt-geſägt, ſogar eingeſchnitten, oberſeits grün, kahl oder zerſtreut und angedrückt flaumhaarig, unterſeits graugrün, dicht flaumig bis zottig, ſammtartig weich, 5—10 Centim. lang und 2,5 — 4,5 Centim. breit, mit 3 — 5 Millin. langem Stiel. Blüten einzeln endſtändig, kurz geſtielt, groß; Blütenſtiel und Blütenachſe ſammt den zugeſpitzten, die Blume überragenden Kelchzipfeln wollig-filzig; Blumen— krone weiß, bis 3 Centim. breit, Staubbeutel purpurroth. Frucht nieder gedrückt kuglig, in den Stiel verſchmälert, bis 3 Centim. im Durchmeſſer, reif gelbbraun, eßbar, nachdem das Fleiſch durch langes Liegen oder durch Froſt teigig geworden. — Trägwüchſiger Mittel- bis Großſtrauch, durch die Kultur ſelbſt zu einem Baum 3. Größe (von 5—6 Met. Höhe) werdend. Stamm jung mit grauer glänzender Rinde, im Alter mit abblätternder graubrauner Borke bedeckt, Aeſte und Zweige aſchgrau, bei der wilden oder verwilderten Pflanze mit einzelnen geraden kurzen Dornen beſetzt (die Lang— zweige), bei der Kulturpflanze wehrlos. Letztere variirt außerdem mit ver— ſchieden großen, apfel- und birnförmigen ſowie mit ſteinloſen Früchten, mit ſchmalen und breiten, gelb und weißgefleckten Blättern. Die Früchte ſind erſt im teigigen Zuſtande (nach längeren Liegen oder nachdem ſie einen Froſt erlitten) genießbar. Der Mispelſtrauch ſoll aus Perſien ſtammen, wird in faſt ganz Europa, den höheren Norden ausgenommen, als Obft-, ſelten als Ziergehölz kultivirt, 3353 beſonders in England, Frankreich, Italien, in den Rheingegenden, Süd— deutſchland und Oeſterreich, und iſt deshalb auch an vielen Orten völlig verwildert (in Hecken, an Waldrändern, in Feldhölzern, Gebüſchen), z. B. im croatiſchen Küſtenlande, um Wien, im ſchweizeriſchen Jura, im Plauenſchen Grunde bei Dresden. Liebt ſchattige Lage und einen friſchen nahrhaften Boden. — Blüht im Mai und Juni. CLVIII. Crataegus L. Hagedorn, Weißdorn, Mehldorn. Blütenachſe becher- oder kreiſelförmig, 1— 5 Stempel einſchließend mit ebenſo vielen freien Griffeln (Fig. LXXVIII, 3). Kelchzipfel meiſt kurz, wenigſtens ſtets kürzer als die Blumenblätter und die Scheinfrucht, auf letztere meiſt zurückgeſchlagen. Blumenblätter breit, ausgebreitet. Staubgefäße 20 und mehr. Steinapfel meiſt klein, beerenartig, mit 1— 5 ganz in das Fruchtfleiſch verſenkten 2=, ſeltner (durch Fehlſchlagen) 1 ſamigen Steinkernen, welche nach innen zu nicht zuſammenhängen, von einer flachen Scheibe geſchloſſen, welche ſchmäler als der Durchmeſſer der Frucht iſt (Fig. LXXVIII, 4). — Sommergrüne Sträucher und Bäume, deren Langzweige gewöhnlich mit blattwinkelſtändigen Dornen beſetzt ſind, während die Seitentriebe häufig in Dornen endigen. Knospen von vielen ſpiralig geſtellten Schuppen feſt umſchloſſen, ſeitenſtändig, gerade über der kleinen dreiſpurigen Blattnarbe. Blätter in der Knospe in der Richtung der Hauptrippen gefaltet, fieder-, ſeltner faſt handnervig, fiederſpaltig bis fiedertheilig oder 3 — 5 lappig, oder ringsherum am Rande in kurze drei— eckige Zipfel eingeſchnitten oder ſcharf, meiſt doppelt geſägt, niemals ganz— randig, an Langtrieben, beſonders gegen deren Spitze hin, immer am größten. Nebenblätter oft groß, blattartig und eingeſchnitten oder geſägt, an ſterilen Langtrieben ſtehen bleibend. Blüten gewöhnlich in zuſammengeſetzten ſchirm— oder doldentraubenförmigen, an den Stielen mit kleinen Deckblättern ver— ſehenen Trugdolden an der Spitze der Seitentriebe, ſelten in einfachen 2 bis 3blütigen Trugdolden; Blumen meiſt weiß. Steinäpfel gewöhnlich roth, ſelten gelb oder ſchwarz. Die Weißdorne ſind trägwüchſige Holzarten mit ſehr hartem Holz, haben aber der Mehrzahl nach ein großes Ausſchlags— vermögen, ſowohl aus dem Stock als aus den verſchnittenen Aeſten und Zweigen. Und zwar entwickeln ſich die Ausſchläge aus Proventivknospen. Sie eignen ſich deshalb zu lebenden Hecken (daher „Hagedorn“ d. h. Hecken— dorn), während ſie wegen ihrer Trägwüchſigkeit zum Niederwaldbetrieb wenig brauchbar ſind. Sie lieben das Licht, vertragen jedoch auch Ueberſchirmung. — Die Gattung Crataegus iſt die artenreichſte aus der Familie der Pomaceen. Ihre meiſten Arten bewohnen Nordamerika, viele auch das mittlere Aſien, a die wenigſten Europa. Von den nordamerikaniſchen werden viele wie auch die meiſten europäiſchen und mehrere aſiatiſche in unſeren Gärten, Parken und Anlagen als Ziergehölze kultivirt, von denen in der folgenden Auf— zählung die verbreitetſten aufgenommen worden ſind. C. Koch hat die von ihm zu Mespilus gerechneten Weißdornarten*) in 6 Gruppen eingetheilt. Ich folge hier, wo es ſich um verhältnißmäßig wenige Arten handelt, der Eintheilung Pokorny's in blos 2 Untergattungen. Ueberſicht der Weißdornarten unſerer Flora. A. Frucht klein, beerenſörmig.. .. I. Untergattung: Oxyacantha Pok. a. Blätter eingeſchnitten, doppelt-geſägt, am Grunde keilig ſeltner abgerundet, ganz- randig oder einfach geſägt. 6. Blätter behaart. Dornen kurz. + Blüten in 2—3blütigen Trugdolden, Blume groß (2,6 Centim. breit) C. grandiflora C. Koch. Blüten in vielblütigen Trugdolden, Blumen viel kleiner. C. punetata Jacqu. — C. tomentosa Du R. 3. Blätter kahl oder behaart. Dornen lang, ſtark, oft purpurroth. C. Crus galli L. — prunifolia L. E sanguinea Pall. 5 ed ++ Blattſtiel drüſg 4 1 N 1 Tan b. Blätter herzförmig-eirund, meiſt 3 lappig, geſägt. Dornen kurz. Früchte Forged „ebenen Ait. c. Blätter fieder- oder dere deibaflen Be getheilt Dornen kurz. a. Blätter 3 — 7lappig oder N + Blattſtiel drüſenlos Glien!!! ene vp .˖! ee ren ÜRVACRDEN AAN 5 . pentagyna Kit. B. Blätter ſiederſpaltig 15 boat ig 2 5 9 0 gde auf jeder Seite. Fbüchteſchwarr z , eee e i EDEN ER . — orientalis M. B. B. Frucht groß mispelartig. Blüten in e Trugdolden. Griffel 3. Blätter fiederförmig 3 — 5 ſpaltigg. . . . II. Untergattung: Azarolus Pok. C. Azarolus L. ) Wenn ich auch zugebe, daß die Gattungen Mespilus und Crataegus ſich hin— ſichtlich der Geſtaltung der Blüte und der Scheinfrucht wenig unterſcheiden, ſo kann ich mich doch nicht entſchließen, die Weißdornarten mit dem Mispelſtrauch in eine Gattung zu vereinigen, wie das auch Wenzig gethan hat. Habituell ſind beide Gattungen durch die Anordnung der Blüten und die Geſtalt der Blätter ſehr wohl unterſchieden. Selbſt C. grandiflora, welche Art wiederholt zu Mespilus gezogen worden iſt, läßt ſich an den im Vergleich mit dem Mispelſtrauch viel kürzeren Kelchzipfeln und den in der Regel zu 2—3 beiſammenſtehenden Blüten und meiſt gelappten Blättern von Mespilus leicht „„ J. Untergattung. Oxyacantha Pok. Eigentliche Weißdorne. 429. Crataegus grandifiora C. Koch. Großblumiger Weißdorn. Synonyme und Abbildungen; C. grandiflora C. Koch, Verh. Ver. f. Bef. d. Gartenb. I, S. 227. — Mespilus grandiflora Sm., C. Koch, Dendrol. 1, S. 130; M. Smithii Ser. Blätter im Umriß elliptiſch oder länglich, in den Blattſtiel ver— ſchmälert, von der Mitte an kurz gelappt, außerdem unregelmäßig doppelt— geſägt, oberſeits dunkelgrün, zerſtreut-flaumig, unterſeits bläſſer weichflaum— haarig, 4— 6,5 Centim. lang und 2— 3,5 Centim. breit, mit 7—9 Millim. langem Stiele. Blüten zu 2—3 an der Spitze der Kurztriebe, Blumen bis 2,6 Centim. breit, mit 2—3 Griffeln, Kelchzipfel lanzettlich, abſtehend, kürzer als die Blumenblätter. Frucht kuglig, grünlichbraun. — Groß⸗ ſtrauch vom Anſehen des Mispelſtrauchs. C. Koch hält ihn für einen Baſtard von M. germanica und C. tomentosa. Vaterland nicht ſicher bekannt, angeblich der weſtliche Kaukaſus. Häufig in Gärten als Ziergehölz. — Blüht im Mai 430. Crataegus punctata Jacqu. Punktirtfrüchtiger Weißdorn. Synonyme und Abbildungen: C. punctata Jacqu., H. Vindob. I, p. 10, t. 28. — Mespilus cornifolia Münch., C. Koch, Dendrol. I, S. 134. Blätter umgekehrt eiförmig oder oval, mit keiliger in den Stiel ver— ſchmälerter ganzrandiger Baſis, ſpitz, ſcharf doppelt und eingeſchnitten geſägt, oft kurzlappig, fiedernervig, beiderſeits kahl und grün, in der Richtung der Seitennerven etwas gefaltet, 4 — 7,5 Centim. lang und 2 — 4,5 Centim. breit, mit 6—15 Millim. langem Stiele. Blüten in zuſammengeſetzten ſchirmförmigen Trugdolden, ziemlich groß. Stiele und Blütenachſen be— haart, Kelchzipfel lineal lang, Blume weiß mit ſchwarzrothen Staubbeuteln. Frucht kuglig, von der Größe einer Vogelkirſche, meiſt gelb, ſelten orange oder roth, braun punktirt, eßbar. — Großſtrauch oder Baum 3. Größe, mit glatten aſchgrauen Zweigen und ſtarken, doch kurzen Dornen, dichtbelaubt; ſchönes Ziergehölz. Aus Nordamerika, häufig in Gärten und Anlagen. — Blüht im Mai und Juni, gedeiht und reift ſeine Früchte noch in Dorpat. unterſcheiden, iſt aber ſicher ein beide Gattungen verbindendes Mittelglied. Bezüglich der angebauten ausländiſchen Weißdornarten verweiſe ich auf die Ueberſicht in Hartig's Forſtkulturpflanzen (S. 498 ff.), auf Jäger's Ziergehölze und auf C. Koch's Dendrologie. aa 431. Crataegus tomentosa Du R. Filziger Weißdorn. Synonyme und Abbildungen: C. tomentosa Du R., Harbker, wilde Baumz. I, 183 (1771); C. pirifolia Ait. H. Kew. II, p. 168 (1789). — Mespilus leucophlocos Koch a. a. O. S. 136. N Blätter geſtielt, elliptiſch, doppelt- und eingeſchnitten-geſägt, oberſeits kahl, unterſeits behaart, groß, bis 12 Centim. lang und bis 5 Centim. breit, mit bis 2,6 Centim. langem Stiele. Blüten in reichblütigen ſehr zuſammengeſetzten Trugdolden, mit gewimpert gezähnten, zuletzt zurück— geſchlagenen Kelchabſchnitten und weißer Blume. Früchte klein, birn— förmig, gelb. — Großſtrauch oder kleiner Baum mit fahlgelber Rinde und langen grünlichen Knospen. Nordamerika, in Gärten und Anlagen als Ziergehölz gebaut. — Blüht Anfang Juni. 432. Crataegus Crus galli L. Gemeiner Hahndorn. Synonyme und Abbildungen: C. Crus galli L., Sp. pl. p. 467. Hort. Kew. II. p. 170; Nördlinger a. a. O. S. 105; C. lucida Hort. — Mespilus Crus galli C. Koch a. a. O. S. 142. Blätter geſtielt, keilig-verkehrt-eiförmig oder länglich -ſpatelförmig, nur am Grunde ganzrandig, ſonſt ſcharf geſägt und von der Mitte an ſeicht gelappt oder eingeſchnitten doppelt-geſägt, kahl, zuletzt lederartig und oberſeits glänzend dunkelgrün, bis gegen 7 Centim. lang und 2,6— 5 Centim. breit, mit 10—13 Millim. langem Stiele. Blüten in faſt einfachen Trug— dolden, kahl, weiß, mit aufrechtem Kelch, 10 Staubgefäßen und 1— 2 Griffeln. Früchte länglichrund, ziegelroth, ſehr hart. — Baum 3. Größe mit ſparriger breiter reichbeblätterter Krone, hellgrünen Aeſten und glänzend rothbraunen Zweigen ſowie ſtarken wagerecht abſtehenden, nach unten gekrümmten Dornen von 6 Centim. Länge. Aus Nordamerika, ſehr häufig als Ziergehölz angepflanzt. — Blüht im Mai. 433. Crataegus prunifolia Wk. Pflaumenblättriger Weißdorn. Synonvme und Abbildungen: C. prunifolia Wk. ined.; Mespilus prunifolia Poir. Encycl. méth. IV, p. 443; C. Koch a. a. O. S. 144. Blätter aus keilförmiger Baſis breit elliptiſch, doppelt- oder unregel— mäßig geſägt, kahl, freudig grün, bis 8 Centim. lang und bis 5,3 Centim. breit, mit 6— 13 Millim. langem Stiele. Blüten in zuſammengeſetzten behaarten Trugdolden, weiß, mit ſpäter zurückgeſchlagenem Kelche, 10—20 Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 53 — 88 Staubgefäßen und 2 Griffen. Früchte kuglig, hart, blutroth. — Groß— ſtrauch mit glänzendbraunen Knospen, Zweigen und Dornen, letztere bei trocknem Standort oft ſehr zahlreich. Aus Nordamerika, häufig in Anlagen und Gärten. — Blüht im Mai. 434. Crataegus sanguinea Pall. Blutdorn. Synonyme und Abbildungen: C. sanguinea Pall., Fl. ross. I, p. 25, t. 11; C. purpurea Loud. — Mespilus sanguinea C. Koch a. a. O. S. 151. Blätter geſtielt, eiförmig, ſpitz, am Grunde breitkeilig und ganzrandig, ſonſt ſcharf geſägt und von der Mitte an in 7 ſpitze Lappen eingeſchnitten, am Rande und Stiele und bisweilen unterſeits an den Nerven wimper— haarig ſonſt kahl, freudiggrün, dünn, ſo groß wie bei voriger Art mit 10 bis 12 Millim. langem Stiele. Blüten ziemlich groß, weiß, mit purpurnen Staubbeuteln, 3 Griffeln und zurückgeſchlagenem Kelche, in zuſammengeſetzten unbehaarten Trugdolden. Früchte länglichrund, ziemlich groß, weich, fleiſchig, blutroth, eßbar. — Großſtrauch oder Baum 3. Größe mit breitäſtiger Krone, glänzend blutrothen Langzweigen und Dornen. In Sibirien und Nordchina heimiſch, häufig als Ziergehölz angepflanzt. — Blüht im April oder Mai, reift die angenehm ſchmeckenden Früchte im Auguſt oder September. 435. Crataegus glandulosa Mönch. Drüſiger Purpurdorn. Synonyme und Abbildungen: C. glandulosa Mönch, Verz. ausl. B. u. Str. S. 31; Nördlinger a. a. O. S. 104; C. spinosissima Lodd.; C. sanguinea Torr. Gr. — Mespilus glandulosa C. Koch a. a. O. S. 145. Blätter breit elliptiſch keilig in den Stiel verſchmälert, doppelt ge— ſägt und kurz gelappt, oberſeits kahl, unterſeits behaart, ſchön grün, derb, 8 10,8 Centim. lang und 6—7,3 Centim. breit. Stiel nebſt Neben⸗ blättern und Kelchzipfeln ſtets mit Drüſen beſetzt. Blüten in behaarten Trugdolden, weiß, mit 2—3 halb verwachſenen Griffeln. Früchte kuglig, fleiſchig, hochroth. — Großſtrauch mit glänzend braunrothen Zweigen und Dornen. Schöner Zierſtrauch. Nordamerika, häufig in Gärten und Parkanlagen. — Blüht im Mai. 436. Crataegus eoceinea L. Scharlachdorn. P. pl. Pp. 476; Nördlinger a. a. O. Synonyme und Abbildungen: C. coceinea L., S Bee S. 150. ©. 103. — Mespilus coceinea C. Koch a. a. O. Blätter ſehr lang geſtielt, breit eiförmig oder rundlich, groß, fait von der Baſis an doppelt-geſägt und von der Mitte an ſpitz gelappt, kahl oder flaumhaarig, dünn, oberſeits freudiggrün, unterſeits bläſſer, 6— 13 Centim. lang und 5—10 Centim. breit, mit bis 4 Centim. langem behaartem und oft drüſigem Stiele. Blüten in zuſammengeſetzten Trugdolden mit be— haarten Stielen, ziemlich groß, mit geſägten und drüſigen Kelchzipfeln, weißen Blumenblättern, gelben Staubbeuteln und 5 Griffeln. Früchte faſt kirſchen— groß, eiförmig kuglig, ſcharlachroth, mit gelbem, ſehr angenehm weinig ſchmeckendem Fleiſch. — Großſtrauch, häufiger kleiner Baum mit glänzend rothbraunen Zweigen und Dornen (dieſe rechtwinklig abſtehend gerade, bis 3 Centim. lang). Schönes Ziergehölz. Nordamerika, häufig in Gärten und Anlagen. — Blüht im Mat, ge— deiht gleich den vorhergehenden Arten noch in Livland. Anmerkung. Ebenfalls ſcharlachrothe, anſehnliche und dabei eßbare Früchte hat der in Gärten weniger verbreitete C. flabellata Bosc aus Nordamerika, welcher keilförmig-eirunde ſcharf doppeltgeſägte und kurzgelappte Blätter hat, die in der Richtung der Seitennerven etwas gefaltet ſind. Eine andere ſehr ſchöne erſt ſeit einigen Jahren in die botaniſchen und Handelsgärten eingeführte Art mit großen birnförmigen lebhaft rothen Früchten iſt C. pinnatifida Bunge aus Oſtſibirien, dem Amurlande und Nordchina. Dieſer Dorn hat langgeſtielte, freudiggrüne, große, in der untern Hälfte tief fiedertheilige, in der obern fiederſpaltige Blätter mit ſpitzen ſcharf und eingeſchnitten geſägten Zipfeln und ziemlich große weiße Blüten in zuſammengeſetzten gewölbten Trug— dolden. Hält im Dorpater Garten im Freien aus, reift jedoch dort ſeine Früchte nicht. 437. Crataegus cordata Ait. Herzblättriger Weißdorn. Synonyme und Abbildungen: C. cordata Ait., Bot. Reg. t. 1151; C. acerifolia Mönch; C. populifolia Walt. — Mespilus cordata Mill., Guimp., Fremde Holzgew. T. 142, C. Koch a. a. O. S. 138. Blätter lang geſtielt, herzeiförmig, meiſt dreilappig-geſägt, kahl, freudig— grün, 4— 5,3 Centim. lang und bis 4 Centim. breit. Blüten in zuſammen— geſetzten Doldentrauben, weiß, mit 5 Griffeln. Früchte kuglig, korallen— roth. — Prächtiger Großſtrauch, bis 7 Met. hoch werdend, oft als Baum mit dichtbelaubter Krone auftretend. In Nordamerika heimiſch, nicht ſelten in Gärten und Anlagen. — Blüht im Juni, reift die Früchte im Oktober bei noch voller und grüner Belaubung. 438. Crataegus monogyna Jacqu. Einweibiger Weißdorn. Synonyme und Abbildungen: C. monogyna Jacqu., Fl. austr. III, t. 292, Pall., Fl. ross. t. 12; Pokorny, Holzgew. S. 310; Ettgh. Pok., Physiot. austr. t. 473, C. Oxyacantha ?. laciniata Auct. — Mespilus monogyna Willd.; Hartig, Forſtkulturpfl. Taf. 85; C. Koch a. a. O. S. 159. 5 Te Be Blätter ziemlich lang geſtielt, vielgeſtaltig, aber ſtets unterſeits bläulich- grün und mit nach auswärts gebogenen Secundärnerven (wenigſtens die untern, Fig LXXIX, 3), im Umriß meiſt eiförmig, ſeltner verfehrt-eiförmig, Fig. LXXIX. 1. 2. Blätter des Weißdorns, Crataegus Oxyacantha L. — 3. Blatt von einer Dorn- hecke. — 4. Blatt des Schwarzdorns, Prunus spinosa L. ſpitz, 3—7 ſpaltig oder 3—7theilig, mit meiſt ſpitzen, bald ganzrandigen bald (meiſt an der Spitze) ungleich oder eingeſchnitten geſägten Zipfeln, jung am Rande und den Nerven flaumhaarig, ſpäter kahl derb, oberſeits glänzend „ grün, 3—6,7 Centim. lang und 2—6 Centim. breit, mit 1—2 Centim. langem Stiele. Blüten in zuſammengeſetzten kahlen Trugdolden; Kelch— zipfel lanzettlich, Staubbeutel purpurroth, ein einziger Griffel. Früchte eiförmig-länglich, von den zuſammengeneigten Kelchzipfeln gekrönt, einſteinig, gewöhnlich blutroth. — Mittel- und Großſtrauch, häufig auch baumartig, mit kahlen braungrauen bis aſchgrauen Zweigen. Nebenblätter an den ſterilen Langtrieben ſehr groß, breit, nierenförmig, eingeſchnitten geſägt oder zer— ſchlitzt, ſtrahlennervig, perſiſtent (Fig. LXXIX, 3). Formenkreis: Variirt außerordentlich, beſonders hinſichtlich der Blattform“). Pokorny faßt die zahlloſen Formen (häufig kommen ver— ſchiedene Formen an einem Zweige vor) unter zwei Hauptformen zuſammen: . „Blätter mit keilförmiger oder überhaupt verſchmälerter Baſis, mit ſehr ſpitzen unteren Secundärnerven und faſt ganzrandigen Blattzipfeln;“ 5. „Blätter mit breiter, dreieckiger, rhombiſcher oder abgerundeter Baſis, mit großwinkligen unteren Secundärnerven und ſtark geſägten Blattzipfeln.“ In Gärten finden ſich außerdem Formen mit weiß oder gelb gefleckten Blättern. Gartenformen mit ſehr tief eingeſchnittenen oder getheilten Blättern bilden die C. laciniata, apiifolia, pteridifolia und quercifolia der Gärtner. Die Blumenblätter ſind bei der wildwachſenden Pflanze wohl immer nur weiß, höchſtens äußerlich roſig überlaufen; in den Gärten hat man (meiſt baumartige) Varietäten mit roſen- und purpurrothen, einfachen oder gefüllten, ſowie mit weißen gefüllten Blumen, welche prächtige Ziergehölze ſind. Die rothblühenden zeichnen ſich zugleich durch glänzend dunkelgrüne Blätter aus (C. splendens Host.). Bluff und Fingerbuth haben (in der Linnaea, Bd. IV, S. 372) eine Varietät mit gekrümmtem Griffel als C. kyrtostyla beſchrieben. Hier ſoll der Blütenſtand außerordentlich ſtark behaart ſein. Eine Form mit behaartem Blütenſtand fand Griſebach wildwachſend in Bergwäldern Thrakiens und Makedoniens und beſchrieb fie (Spieil. fl. rum. bith. I, 88) als C. Azarella. C. Koch hält dieſelbe nur für eine Va— rietät von C. monogyna und behauptet, daß ſie auch in den Wäldern Deutſchlands gar nicht ſelten vorkomme. Zu ihr dürfte auch die C. hirsuta Schur (Enum. pl. Transs. p. 206) gehören, welche um Hermannſtadt in Siebenbürgen wächſt, während deſſen ebendaſelbſt vorkommende C. inter- media (a. a. O. S. 205) eine Mittelform, vielleicht ein Baſtard von C. monogyna und C. Oxyacantha zu ſein ſcheint. Eine beſonders intereſſante Gartenform iſt die neuerdings in den Handel gekommene C. horrida Carr. (Fl. des serres XIV, t. 201), bei welcher die Zweige mit zahlloſen ge— ) Eine ausführliche Charakteriſtik aller bekannten wild vorkommenden Formen giebt Wenzig in Monatsſchrift 1875, S. 185. — Br büſchelt ſtehenden kurzen Dornen bejegt find. Bezüglich der Früchte variirt C. monogyna mit gelben und weißen. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. C. monogyna iſt nicht allein durch unſer ganzes Gebiet, ſondern weit über deſſen Grenzen hinaus verbreitet, doch laſſen ſich die Grenzen ſeines Verbreitungsbezirks, be— ſonders die nördlichen und öſtlichen nicht genau beſtimmen, weil viele Flo— riſten dieſen Dorn mit dem folgenden als eine Art vereinigen. Die Polar— grenze berührt unſer Gebiet, indem ſie über die Inſel Oeſel und durch Kur- und Livland geht. Sie zieht ſich ſodann in ſüdöſtlicher Richtung durch Mittelrußland nach Kaſan und Orenburg. Jenſeits der Steppen tritt dieſer Weißdorn nochmals in den Kaukaſusprovinzen auf und erſtreckt ſich von da bis Armenien. Er iſt auch in Sibirien, im Himalaya, in Syrien und Nordafrika gefunden worden. In Europa findet ſich derſelbe, Lappland, die ſüdweſtlichſten und ſüdlichſten Gegenden und die Mittelmeerinſeln aus— genommen, überall, im Süden und Weſten jedoch nur als Gebirgspflanze. C. monogyna wächſt in Hecken, Gebüſchen, Feldhölzern, an Waldrändern, als Unterholz in Mittelwäldern der Ebenen, des Hügellandes und in Thälern und an ſonnigen Berghängen der unteren Regionen höherer Gebirge, ſteigt auch in den Alpen nicht hoch empor (nach Sendtner in den Bairiſchen blos bis 2730 p. F. —= 886,8 Met.). Liebt einen nahrhaften humoſen Boden, kommt aber auf allerhand Bodenarten vor und noch auf ſehr magerem trocknem, ſandigem oder felſigem, wo er freilich nur kümmerlich gedeiht. Vermag ein hohes Alter zu erreichen und auf zuſagendem Boden ſtarke (bis 10 Met. hohe und 2 Met. im Umfang haltende) Stämme zu bilden. — Blüht im Mai oder Juni und reift die Früchte im September oder Oktober. 439. Crataegus Oxyacantha L. Gemeiner Weißdorn. Synonyme und Abbildungen: C. Oxyacantha L., Sp. pl. p. 477; Jacqu., Fl. austr. t. 292, f. 2, Hartig a. a. O. T. 84; Pokorny a. a. O. S. 390; Nördlinger a. a. O. S. 101. — C. semitrigyna Wierzb., C. oxyacanthoides Thuill., C. macrocarpa Hegetschw. — Mespilus Oxyacantha Willd., C. Koch a. a. O. S. 158. Unterſcheidet ſich von der ſehr ähnlichen C. monogyna durch die unter— ſeits gelblichgrünen Blätter, die nach einwärts gebogenen Secundärnerven derſelben (wenigſtens die unterſten ſind ſtets einwärts gebogen, ſ. Fig. LXXIX, 1. 2.), die kürzeren dreieckigen Kelchzipfel, welche auf der Frucht aufrecht ſtehen, durch meiſt 2 (bisweilen 3) Griffel und kleinere meiſt 2ſteinige Früchte. — Meiſt ſtrauch-, ſeltner baumartig. Blätter im Allgemeinen kleiner als bei der vorhergehenden Art, übrigens an Größe wie auch an Form außerordentlich verſchieden, beſonders die an Kurztrieben gebüſchelt — 89 —— ſtehenden, wo ſehr kleine mit großen vereinigt zu ſein pflegen, im Allge— meinen 1—6 Gentim. lang und 1—4 Centim. breit, mit 1—2 Centim. langem Stiel. Nebenblätter ſehr verſchieden geformt, an ſterilen Langtrieben ebenfalls ſehr groß und perſiſtent, wie bei vorhergehender Art. Formenkreis. Variirt beſonders hinſichtlich der Blattform, ohne daß ſich deshalb beſtimmte Abarten feſtſtellen laſſenn). Am häufigſten find die Blätter 3= oder 5lappig, wie in Fig. LXXIX, 1 und 2, am Grunde keil— förmig oder abgerundet, in der unteren Hälfte oder nur am Grunde ganz— randig, ſonſt ſammt den Lappen fein und ſcharf gekerbt⸗-geſägt, oft doppelt⸗, ſelbſt eingeſchnitten geſägt. Es kommen aber auch häufig Exemplare vor, wo die Blätter, beſonders diejenigen der blütentragenden Kurztriebe, faſt ganz, rundlich -verkehrt-eiförmig oder nur an der Spitze in 3 kurze Lappen ſeicht eingeſchnitten ſind, ſeltner Exemplare mit tief fiederſpaltigen oder fiedertheiligen Blättern. In den Gärten hat man eine Form mit gefüllten Blumen. Auch ſoll es gelb- und weißfrüchtige Formen geben, wenn deren Angabe nicht auf einer Verwechſelung mit C. monogyna beruht, wie ſolches bezüglich der angeblichen rothblühenden Form der Fall geweſen iſt. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Obwohl C. Oxyacantha der gemeine Weißdorn genannt zu werden pflegt, ſo iſt dieſe Art doch im Allgemeinen weniger häufig als C. monogyna. Er iſt ebenſo weit verbreitet als letztere Art, ſcheint aber in der nördlichen Hälfte Europas häufiger zu ſein, als in der ſüdlichen, wo umgekehrt C. monogyna häufiger it. In Norwegen wird er nach Schübeler wild wachſend bis 62“ 55, angepflanzt bis 57° 56“, in Schweden wild bis Upſala (59° 52) ange— pflanzt bis 63°, in Finland wild bis 61“ 30° gefunden. Um Petersburg kommt er nicht mehr vor. In den Gebirgen ſteigt er nicht höher als der einweibige. C. Oxyacantha liebt einen ſchweren Lehmboden und iſt der— jenige Weißdorn, welcher in Deutſchland vorzugsweiſe zu lebenden Hecken verwendet wird. Er wird unter günſtigen Standortsverhältniſſen zu einem ebenſo ſtattlichen Baume, wie C. monogyna *). — Blüht im Mai und Juni. *) Wenzig unterſcheidet 4 Varietäten: obtusata, integrifolia, triloba und intermedia. Erſtere hat ſtumpflappige, die zweite ganze, die dritte dreilappige Blätter. Letztere ſoll nur in Sizilien vorkommen. Die intermedia mit Blättern wie C. mono- gyna und 2—3 Griffeln und Steinen wächſt im Banat, in Armenien und im Himalaya (2). ) Im Thiergarten bei Kopenhagen, unweit des Jagdſchloſſes Eremitage ſteht eine Anzahl alter, gewiß mehrhundertjähriger Bäume, welche bis ¾ Met. Stamm— durchmeſſer haben. — 440. Crataegus pentagyna Kit. Fünfgriffliger Weißdorn. Synonyme und Abbildungen: C. pentagyna Kitaib. in Willd., Sp. pl. II, P. 1006; Pokorny a. a. O. S. 311. — Mespilus pentagyna Willd., C. Koch a. a. O. ©. 154*). Blätter geſtielt, eiförmig, ſeltner verkehrt-eiförmig, mit abgerundeter oder keiliger Baſis, tief 3— 7, am häufigſten 5 theilig, mit ſpitzen ſonſt gleichbreiten nur gegen die Spitze hin ſcharf und ungleich eingeſchnitten-ge— ſägten Zipfeln, oberſeits dunkelgrün und zerſtreut behaart, unterſeits blaß— grün, am Rande und auf den Nerven zottig behaart, 2,5 —4 Centim. lang und 2,5— 3,5 Centim. breit, mit 1—2 Centim. langem zottig behaartem Stiele. Blüten in ſehr zuſammengeſetzten Trugdolden mit zottigen bis weißwolligen Stielen und Kelchzipfeln, welche letztere kurz dreieckig und auf der Frucht aufrecht ſind. Griffel ſtets 5. Früchte ellipſoidiſch, ſcharlachroth, öſteinig. — Strauch vom Anſehen des C. monogyna, 3 bis 4 Met. hoch. Bartirt mit ſchwarzen Früchten (C. melanocarpa M. Bieb., Fl. taur. cauc. I, p. 386 und Heuff., Enum. pl. Banat. p. 67). In Hecken und Gebüſchen des Banats und Syrmiens, die ſchwarz— früchtige Varietät beſonders an der Donau unterhalb Moldove. Findet ſich auch in der Krim, in den Kaukaſusprovinzen, am Kaspiſee und in Nordperſien. In Gärten nicht häufig. — Blüht im Mai und Juni. 441. Crataegus nigra Waldst. Kit. Schwarzfrüchtiger Weißdorn. Synonyme und Abbildungen: C. nigra W. Kit., Pl. rar. Hungar. t. 62; Guimp. u. Hayne, Fremde Holzart. T. 106; Pokorny a. a. O. S. 312. — Mespilus nigra Willd., C. Koch a. a. O. S. 153. Unterſcheidet ſich von vorhergehender Art, mit der ſie bezüglich der Blüten übereinſtimmt, welche bei ihr auch 5grifflig find und ſpitze ſammt den Stielen zottig behaarte bis weißfilzige Kelchblätter haben, beſonders durch die unterſeits graufilzigen 7—Ilappigen und außerdem doppelt-geſägten Blätter und kugligen ſtets ſchwarzen Früchte mit aufrechten breit dreieckigen Kelchzipfeln. — Strauch oder kleiner Baum von 3—5 Met. Höhe mit braunen, faſt wehrloſen, jung filzigen Zweigen. Die weißen Blumen nehmen beim Verblühen eine röthliche Farbe an. Auf bewaldeten und bebuſchten Hügeln und Bergen, beſonders auf Kalkboden, ſowie in Flußauen in Ungarn (auf den Donauinſeln von Peſth bis in das Banat hinab, in Wäldern Syrmiens, des Comitats Temes und Wenzig zieht zu dieſer Art als Varietät auch die oben (S. 835) erwähnte C. pinnatifida Bge. 6—— u BO ee * bei Treneſin), Croatien (auf Felſen im Thale Vratno des Kalnik und bei Samobor, Neilreich) und Siebenbürgen (am Fuß des Retyezat, Schur); auch in Gärten als Ziergehölz. — Blüht im Mai und Juni. 442. Crataegus orientalis Pall. Orientaliſcher Weißdorn. Synonyme und Abbildungen: C. orientalis Pall., Ind. Taur.; M. Bieb., Fl. taur. cauc. I, p. 387; — C. tanacetifolia Poir.; C. odoratissima Horn. — Mespilus orientalis Poir., C. Koch a. a. O. S. 163 ). Blätter ſehr kurz geſtielt, klein, aus keiliger Baſis verkehrt-eiförmig oder im Umriß faſt rhombiſch, fiedertheilig 3—5lappig, mit gleichbreiten nur an der Spitze eingeſchnitten- und ſcharf-geſägten Lappen, beiderſeits weich und zottig behaart, graugrün, 2,2—4 Centim. lang und 1,5 —2 Centim. breit. Blüten in dichten zuſammengeſetzten wollfilzigen Trugdolden, mit dreieckig-lanzettförmigen zurückgeſchlagenen Kelchzipfeln und 4—5 Griffeln. Früchte kuglig, roth oder orangegelb. — Aufrechter ſparriger Strauch von 1—2 Met. Höhe. In der Krim und den Kaukaſusprovinzen, ſowie in der Türkei und Griechenland heimiſch, auch auf Sicilien und in Nordafrika vorkommend, ziemlich häufig in Gärten. — Blüht im Mai oder Juni. II. Untergattung: Azarolus Pok. 443. Crataegus Azarolus L. Azaroldorn. Synonyme und Abbildungen: C. Azarolus L., Sp. pl. p. 477; Nouv. Duh. IV, t. 42; Hartig a. a. O. T. 86; Pokorny a. a. O. S. 313; C. maroccana Pers., C. Aronia Bose. — Pyrus Azarolus Scop. — Mespilus Azarolus Willd., C. Koch a. a. O. S. 162. — „Azarolbirne, Azarolmispel, Welſche Mispel, Lazarolbaum“. Blätter kurz geſtielt, im Umriß verkehrt-eiförmig oder eiförmig mit keiliger ganzrandiger Baſis, fiederförmig 3— 5 theilig, mit länglichen oder breit linealen ganzrandigen ſtachelſpitzigen Lappen (Endlappen meist 3ipaltig), anfangs flaumig, ausgewachſen faſt kahl, derb, lederartig, oberſeits glänzend— grün, unterſeits matt hellgrün, 4,5— 7 Centim. lang und 3—6,5 Centim. breit, mit 4-8 Millim. langem Stiel. Blüten groß, weiß, in ſchirm— Prof. Lange hält C. tauacetifolia Poir. für eine von C. orientalis verſchiedene Art, Wenzig dagegen vereinigt wieder beide unter erſterem Namen. Er zieht C. pyeno- loba Boiss. (Gebirge von Griechenland), C. laciniata Ueria (Gebirge Siciliens und bei Conſtantina in Algerien) und C. Heldreichii Boiss. (Griechenland) als Varietäten zu C. orientalis. 55 förmigen zuſammengeſetzten Trugdolden mit wollig behaarten Stielen und dreieckigen zurückgeſchlagenen Kelchzipfeln und 2—3 Griffeln. Früchte fuglig, von der Größe der Mispeln, 2—3fteinig, fleiſchig, roth oder blaß— gelb, eßbar, wohlſchmeckend. — Kultivirt ein Baum 3. Größe (7—10 Met. hoch), wild ſtrauchig und mit einzelnen kurzen Dornen an den Zweigen. Wild nur im Orient (in Syrien, Armenien, Perſien und den Kaukaſus— provinzen), in Südeuropa und Nordafrika häufig als Obſtbaum in ver— ſchiedenen Abarten angebaut und ſtellenweis verwildert, ſo auch in Süd— tirol, Krain, Iſtrien, Dalmatien, Croatien und Süd-Siebenbürgen (hier z. B. bei Kronſtadt an der Stadtmauer verwildert, Schur). — Blüht im Mai, reift die Früchte im September. II. Gruppe: Kapſelfrüchtige (Pomac. capsuliferae Wk.; Pyreae Pok.). CLIX. Pirus L.) Birn- und Apfelbaum. Blütenachſe kuglig oder länglich, 5 Fruchtknoten einſchließend, welche mit ihr und unter ſich verwachſen und deren Griffel frei oder unter ſich bis zur Mitte verwachſen ſind. Kelchzipfel meiſt aufrecht, Blumen— blätter groß, breit, kurzgenagelt. Staubgefäße viele frei. Kernapfel durch eine enge von den vertrockneten Kelchzipfeln umringte Scheibe geſchloſſen, ein Kernhaus einſchließend, deſſen 5 mit pergamentartigen Wandungen ver— ſehenen Fächer in einen Kreis geſtellt ſind und 2 Samen zu enthalten pflegen. — Sommergrüne Bäume und Sträucher mit bisweilen dornſpitzigen Seitenzweigen und ſtets einfachen und ganzen Blättern. Nebenblätter klein, bald abfallend. Blüten groß, in büſchelförmigen einfachen Trugdolden am Ende kurzer beblätterter ſeitenſtändiger Kurzzweige. Früchte meiſt groß, mit dicker fleiſchiger, das Kernhaus völlig einſchließender Blütenachſe. — Die Arten dieſer Gattung, zu welcher alle unſere Kernobſtſorten (die Quitten ausgenommen) gehören, ſind der Mehrzahl nach in Aſien (Orient, Mittel— und Südoſtaſien), zum Theil in Nordamerika heimiſch, während Europa nur wenige wirklich wild wachſende, ſonſt nur neben den kultivirten Kernobſt— ſorten verwilderte Arten, welche den Stammältern erſterer nahe ſtehen mögen, beſitzt. Sie ſind insgeſammt durch Entwicklung ſehr zahlreicher Kurztriebe nach eingetretener Mannbarkeit und durch Trägwüchſigkeit ausgezeichnet, wes— halb ſie wenig Holzmaſſe produciren. Auch haben ſie nur geringe Aus— ſchlagsfähigkeit. Ihre forſtwirthſchaftliche Bedeutung iſt deshalb gering. Sie lieben einen kräftigen ſandiglehmigen Boden und lichten Stand. ) Pirus iſt der antike lateiniſche Name, Pyrus eine ſchlechte Schreibweiſe, welche ſich erſt im 16. Jahrhundert eingeſchlichen hat. TE Ueberſicht der Arten unſerer Flora. a. Frucht am Grunde nicht genabelt, meiſt in den Stiel verſchmälert. Fächer im Querſchnitt nach außen hin abgerundet. Griffel frei (Fig. LXXVIII, 7. 8.). Birnbäume. 6. Blätter mit drüſenloſer Mittelrippe. 7 Blätter lang geſtielt (Stiel 15—70 Millim. lang) . . P. communis L. ff „ kurz geſtielt (Stiel 5—20 Millim. lang). .. P. salicifolia L. P. elacagnifolia Pall. P. amygdaliformis Vill. 5. Blätter mit drüſiger Mittelri pfeil... P. nivalis Jacqu. P. Pollveria L. b. Frucht am Grunde genabelt. Fächer im Querſchnitt nach außen hin ſpitz. Griffel bis zur Mitte verwachſen . .. ieee A fel bäume. 00. Frucht groß, wenigſtens 2 Centim. im an Frucht kurz geſtielt. ur. „ pr alus 1. H Frucht lang geſtielt (kirſ 1 l . prunifolia Willd. x Blume weiß oder röthlicc ee... I. coronaria L. xX Blume ſchön roſenroth groß... .. P. spectabilis Ait. 3. Frucht klein, beerenförmig, lang geſtieltt .. .. P. baccata L. I. Untergattung: Pirophorum Med. Birnbaum. 444. Pirus communis L. Gemeiner Birnbaum. Beſchreibungen und Abbildungen: P. communis L., Sp. pl. p. 479; Hartig a. a. O. T. 78; Pokorny a. a. O. S. 316; Nördlinger a. a. O. S. 81. Blätter langgeſtielt, eiförmig, oder elliptiſch bis faſt kreisrund, oder länglich bis eilanzettförmig, vorn meiſt zugeſpitzt, ſelten abgerundet, am Grunde abgerundet, ſelten ſchwach herzförmig oder verſchmälert, ganzrandig bis kleingeſägt, jung filzig, alt ganz kahl ſteif, oberſeits glänzend dunkel— unterſeits blaßgrün, 3 — 10 Centim. lang und 3,3 — 6 Centim. breit, mit 1,5— 7 Centim. langem kahlem oder behaartem Stiele. Blüten langgeſtielt, 6— 12 in einfacher doldentraubiger Trugdolde, mit rundlichen weißen Blumen— blättern und purpurnen, nach dem Aufſpringen ſchwärzlichen Staubbeuteln. Frucht ſehr verſchieden, meiſt birn- oder kreiſelförmig, gewöhnlich in den Stiel verſchmälert. Sehr vielgeſtaltig, als Baum ſtets mit ſchlankem ge— radem Stamme und ſtark verzweigter regelmäßiger pyramidaler Krone. Stamm im Alter mit dunkler tief- und längsriſſiger bleibender Borke be— deckt. Holz rothbraun, ſchöne Politur annehmend. Knospen kegelförmig, vielſchuppig, ſpitz, dunkel- und ſchwarzbraun geſcheckt, glänzend kahl. Der Birnbaum wird bis 150 Jahre alt und vermag bis 20 Met. Höhe bei faſt meterdickem Stamm zu erreichen. . Formenkreis. Außer den zahlloſen Sorten des überall kultivirten Birnbaums kommen in Europa verſchiedene ſogenannte „wilde“ Birnbäume vor, welche von den Pomologen für die Stammältern einer Anzahl von Birnenſorten und für einheimiſch gehalten werden, während dieſelben wohl nur als verwilderte Sorten des kultivirten Birnbaums zu betrachten ſind. Dieſe wilden Birnbäume haben dornſpitzige Seitenzweige und bringen kleine herbe harte, viele Steinzellen enthaltende, ſpät reifende Früchte hervor. Sie ſind bald ſehr ſparrig verzweigte Sträucher, bald ſtattliche Bäume von 10 und mehr Meter Höhe. Wallroth hat 2 Varietäten des wilden Birn— baums (P. communis a. silvestris C. Bauh.) unterſchieden, nämlich a. Achras, die Holzbirne: Blätter vorherrſchend länglich, meiſt ganz— randig, jung ſehr wollig-filzig und auch im Alter noch bisweilen wollig; Früchte in den Stiel verſchmälert (birnförmig); H. Piraster, die Knüttelbirne: Blätter vorherrſchend rundlich, klein geſägt, ſchon jung wenig behaart, ſpäter ganz kahl; Früchte kuglig, nicht in den Stiel verſchmälert. Der kultivirte oder „zahme“ Birnbaum (P. communis b. sativa C. Bauh.), immer baumartig, hat unbewehrte Seitenzweige und größere weiche ſaftige ſüße Früchte. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Der „wilde“ Birnbaum iſt durch faſt ganz Europa verbreitet, denn er fehlt nur im Norden (im größten Theile der ſcandinaviſchen Halbinſel, in Finland, Eſth— und Livland und im nördlichen Rußland) und äußersten Oſten (öſtlich von der Wolga). Seine Polargrenze geht nach v. Trautvetter von Gotland durch Kurland und Lithauen nach Tula, Woronesh und Dubonka an der Wolga. Weſtlich und ſüdlich von der Wolga treten wilde Birnbäume in den Eichenwäldern der Ukraine (hier maſſenhaft nach Blaſius), in den Gebirgen der Krim und im Kaukaſus auf, und dort dürfte vielleicht der Birnbaum ſeine Heimat haben, wenn er nicht, wie C. Koch meint, aus China jtammt*). Er wächſt in unſerem Gebiete (wohl überall) in Hecken, Gebüſchen, Feldhölzern, an Waldrändern, und ſteigt in den tiroler Alpen nach Hausmann bis 4800 w. F. (1517 Met.), in den ſchweizer Alpen und im Jura nur bis 900 Met. empor. Auch findet man denſelben häufig und zwar faſt immer als Baum (meiſt alte ſtarkſtämmige Exemplare) frei ſtehend auf Feldern, Triften, in Auen. Dieſe Form iſt jedenfalls nur ein verwilderter zahmer Birnbaum. — Blüht im Süden im April, im Norden im Mai oder Anfang Juni. ) Wenzig zieht in ſeiner neueſten Bearbeitung der Pomaceen auch P. sinensis Lindl. aus China und P. ussuriensis Maxim. aus Japan, als Varietäten zu P. communis. * 445. Pirus salieifolia L. fil. Weidenblättriger Birnbaum. Beſchreibungen: P. salicifolia L. fil., Suppl. p. 255. — C. Koch, Dendrol. I, ©. 218. Blätter lineal, in einen kurzen Stiel verſchmälert, ganzrandig, jung ſeiden— haarig-filzig, alt etwas verkahlend, 5—6 Centim. lang und 7—8 Millim. breit. Blüten kurz geſtielt, in ſitzenden einfachen convexen Trugdolden, von außen weißfilzigen, innen oft roth rauhhaarigen Brakteen geſtützt, mit faſt dreieckigen, ſeidenhaarig filzigen Kelchzipfeln. Blumen weiß. Frucht klein, birnförmig. Kleiner Baum mit hängenden Zweigen und Dornen, einer Silberweide ähnlich. Im Orient (namentlich den Kaukaſusländern) heimiſch, auch auf dem Balkan (in Rumelien), in Gärten als Ziergehölz angepflanzt, doch ſeltner als die beiden folgenden, welche ſehr gewöhnlich mit ihm verwechſelt werden. — Blüht im April und Mai. 446. Pirus elaeagnifolia Pall. Oelweidenblättriger Birnbaum. Beſchreibungen und Abbildungen: P. elaeagnifolia Pall., Nov. act. Petropol. VII, p. 355, tab. 10; C. Koch, Dendrol. a. a. O. Unterſcheidet ſich von voriger Art durch länglich-ovale oder lanzett— förmige meiſt ſpitze Blätter von 50 —55 Millim. Länge und 13— 25 Millim. Breite, welche unterſeits bleibend ſeidenartig weißfilzig, oberſeits im Alter ſpinnwebig und graugrün find. Stimmt ſonſt mit P. salicifolia über⸗ ein. — Kleiner dorniger Baum. Variirt mit beiderſeits bleibend und da— her weißfilzigen Blättern (var. tomentosa Wenz.). Heimiſch in der Krim und Kaukaſien, die Var. in Kleinaſien; häufig in Gärten und Promenaden. — Blüht im April und Mai. 447. Pirus amygdaliformis Vill. Mandelblättriger Birnbaum. Synonyme und Abbildungen: Pirus amygdaliformis Vill., Cat. pl. jard. Strassb. p. 323; Pokorny, Holzgew. S. 318. — P. salicifolia Lois. in Nouv. Duh. VI, t. 56; P. sylvestris Magn., P. salviaefolia Pett., P. nivalis Lindl. in Bot. Reg. t. 1484, nicht Jacqu.; P. eriopleura Rchb.; P. cuneifolia Vis. Fl. dalm. II, t. 28. Blätter länglich oval, mit meiſt abgerundeter Spitze, nur in der Jugend oberſeits flaumig unterſeits weißfilzig, ſpäter aber beiderſeits faſt kahl, oberſeits glänzend dunkel-, unterſeits blaßgrün von derber faſt leder— artiger Textur, 37—40 Millim. lang und 10—20 Millim. breit. Blüten ziemlich klein, weiß, zu 5 — 12 in einfachen Trugdolden. Frucht faſt kuglig, ſchmuziggrün. — Strauch oder kleiner Baum mit dornſpitzigen Zweigen und filzigen Knospen, nach C. Koch eine bloße Abart von P. elaeagnifolia Pall. In Iſtrien und Dalmatien in der Region des Oelbaums. Iſt von Griechenland bis Spanien durch das ganze mediterrane Europa verbreitet. — Blüht im April und Mai. 447. Pirus nivalis Jaequ. Schneebirnbaum. Synonyme und Abbildungen: P. nivalis Jacqu., Fl. austr. t. 107; Hayne u. Guimp., Fr. Holzart. T. 127; Hartig a. a. O. T. 79; Pokorny a. a. O. S. 318; C. Koch a. a. O. S. 316. — P. salvifolia DC. Prodr.; P. sinaica Thouin; P. persisa Pers; P. Michauxii Hort. Blätter kurz geſtielt, verkehrt-eirund oder breit elliptiſch, vorn ab— gerundet oder beſpitzt, ganzrandig oder gegen die Spitze hin gekerbt, jung beiderſeits, ſammt den jungen Sproſſen ſchneeweiß filzig, alt oberſeits dunkel— grün, 6— 8 Centim. lang und 20—27 Millim. breit, mit 5— 20 Millim. langem Stiele. Blüten groß, langgeſtielt, in reichblütigen Trugdolden, mit weißfilzigen Stielen und Kelchen, weißen Blumenblättern und purpur— rothen Staubbeuteln. Früchte verkehrt-eiförmig kuglig, in den langen Stiel verſchmälert“), gelbroth. — Baum von 10 — 17 Met. Höhe mit lockerer pyramidaler Krone. Stamm im Alter mit ſchwärzlicher bleibender Tafel— borke bedeckt, Knospen und Zweige dickfilzig, Seitentriebe oft dornſpitzig. Die Früchte ſind im teigigen Zuſtande (d. h. erſt im Winter) eßbar. Nach Pokorny ein Kulturbaum von unbekannter Herkunft, nach C. Koch eine durch die Kultur erſt entſtandene und vielleicht hybride Art, welche wieder verwildert iſt. Scheint jedoch wild in Armenien und Kleinaſien (Cilicien) zu ſein, während er in Frankreich, wo er angeblich wild in den Gebirgen der Auvergne vorkommt, wahrſcheinlich nur verwildert ſein dürfte, da er dort ſeit langer Zeit als Obſt- und Ziergehölz kultivirt worden iſt. Kommt innerhalb unſres Gebiets nur in Niederöſterreich vor, wo er in Weingärten um Wien, im Donauthale bei Krems und in Bauerngärten der Voralpenthäler vereinzelt gezogen wird und verwildert iſt. Wird ſonſt häufig als Ziergehölz angepflanzt. Eine ſehr groß werdende Gartenvarietät iſt P. canescens Spach. — Blüht im April und Mai. 449. Pirus Pollveria L. Bollweiler's Birnbaum. Synonyme und Abbildungen: P. Pollveria L., Mant. II, p. 244; Hartig a. a. O. T. 80. — P. Pollvilleriana Borkh., P. auricularis Knoop. „Hainbuttenbirne, Hage— buttenbirne“. Blätter ziemlich langgeſtielt, elliptiſch oder länglich ſpitz, unregelmäßig geſägt, jung beiderſeits, ſpäter nur unterſeits graufilzig, bis 7,3 Centim. lang und bis 3,5 Centim. breit, mit 20 — 25 Millim. langem Stiele. 175 ) Th. Hartig bildet die Früchte kuglig mit faſt genabelter, daher nicht in den Stiel verſchmälerter Baſis, alſo apfelförmig ab. Blüten ziemlich groß, weiß, mit dunkelrothen Staubbeuteln und filzigem Kelch nebſt Stiel. Früchte langgeſtielt, birnförmig, ſchön goldgelb und roth, eßbar. — Baum von 3 — 17 Met. Höhe, mit kahlen nur an der Spitze filzigen Zweigen. Soll nach C. Koch ein Baſtard von P. communis und Sorbus Aria ſein. Im Elſaß zuerſt im 16. Jahrhunderte gefunden und vom Baron von Bollweiler oder Polviller beſchrieben hat ſich dieſer Baum von dort in die Gärten als Obſt- und Ziergehölz verbreitet. — Blüht im April und Mai. II. Untergattung: Malus Tourn. Apfelbaum). 450. Pirus Malus L. Gemeiner Apfelbaum. Beſchreibungen und Synonyme: P. Malus L., Sp. pl. p. 470; Pokorny a. a. O. S. 319; Nördlinger a. a. O. S. 84. — Malus communis Lamk., Poir., Spach. Blätter geſtielt, eiförmig bis rundlich oder länglich, kurz zugeſpitzt, am Grunde abgerundet, ſcharf oft doppelt geſägt, oberſeits dunkel- unterſeits blaßgrün, kahl oder behaart. Stiel 2—Amal kürzer als das Blatt, dieſes 4— 10 Centim. lang und 3 — 6 Centim. breit. Blüten ſehr groß, kurz geſtielt, 5 — 6 in einfacher convexer Trugdolde; Blumenblätter oval oder länglich, auswendig roſen- bis purpurroth, inwendig weiß; Staubbeutel gelb. Frucht niedergedrückt-kuglig, ſeltner länglich oder eiförmig, am Grunde und am Scheitel genabelt, kurz geſtielt. — Baum oder Strauch mit breitäſtiger unregelmäßiger lockerer Krone. Stamm anfangs mit hell-rothbrauner glatter Rinde, ſpäter mit einer graubraunen, ſich in dünnen Tafeln abſchuppenden Borke bekleidet. Formenkreis. Gleich den Sorten des zahmen Birnbaums ſtammen die noch viel zahlreicheren Sorten des kultivirten Apfelbaums wahrſcheinlich von mehreren verſchiedenen Arten der Untergattung Malus ab, von denen drei in Europa entweder von Anfang an heimiſch geweſen oder wenigſtens im Laufe der Zeit heimisch geworden ſind. Zu dieſen nur in Wäldern vor— kommenden Wildlingen geſellen ſich verwilderte Apfelbäume, welche in Hecken, Gebüſchen, an Waldrändern, auf Fluren und in Obſtgärten wachſen und nicht ſelten als Mittelformen zwiſchen dem zahmen Apfelbaum und jenen Wildlingen erſcheinen. Deshalb müſſen letztere gegenwärtig als bloße Va— rietäten einer Species betrachtet werden, während dieſelben ehedem wohl ſelbſtändige Arten gebildet haben mögen. In unſerem Florengebiet und in Europa überhaupt finden ſich nach C. Koch folgende Formen: Wenzig in ſeiner neueſten Bearbeitung der Pomaceen (Jahrb. d. kön. bot. Gartens zu Berlin, 1883) trennt die Apfelbäume, wie das ſchon Lamarck, Poiret, Spach und Decaisne gethan haben, als eigene Gattung Malus von den Birnbäumen. 848 a. P. Malus silvestris, der wilde Apfelbaum, Holzapfelbaum. Seitenzweige dornſpitzig, Früchte klein hart, herbſauer oder fadſüßlich. Strauch oder kleiner bis etwa 7 Met. hoher Baum mit breiter niedriger, dicht— belaubter Krone). . acerba DC. (Malus acerba Merat. — M. silvestris Mill. — P. Malus «. silvestris L. — P. silvestris C. Koch, Dendrol. S. 206. — Fl. dan. t. 1101). Blätter meiſt kahl oder nur unters ſeits an den Nerven flaumig, Blütenſtiele und Blütenachſen wollig, Kelchzipfel lang lineal kahl, Blume ſehr groß, außen prächtig roſen— roth. Früchte grünlich, herb, holzig, ſpät reifend. — Soll nach C. Koch aus dem ſüdlichen Sibirien und Nordchina ſtammen, findet ſich in Wäldern und Gebüſchen Mitteleuropas häufig, wird auch als Zier— gehölz kultivirt. . tomentosa Koch. Syn.; Hayne, Arzneigew. IV, T. 46; Guimp., D. Holzpfl. T. 78 (P. Malus 7. mitis Wallr. — Malus communis DC. — M. dasyphylla Borkh., C. Koch a. a. O. S. 205). Blätter jung beiderſeits, alt wenigſtens unterſeits dicht wollfilzig, desgleichen Blütenſtiele und Kelche. Blüten kleiner. Griffel am Grunde behaart, länger als die Staubfäden. Früchte ſpät reifend, grünlich, herb, holzig. — C. Koch hält dieſe an Waldrändern, in Feldhölzern u. ſ. w. vorkommende Form nur für einen verwilderten Apfelbaum. . paradisiaca L. . praecox Pall. — Malus praecox Borkh. — M. pumila Mill.; C. Koch a. a. O. S. 203. — M. paradisiaca Med.). Unterſcheidet ſich von vorhergehender Varietät hauptſächlich durch den meiſt ſtrauchigen Wuchs und die frühzeitig (oft um Johanni) reifenden gelblichen ſüßlichen nicht holzigen Früchte. Griffel kahl, nicht länger als die Staubfäden. — Iſt nach C. Koch durch Süd— oſt-Rußland, Kaukaſien und die Tatarei bis in den Altai verbreitet, findet ſich in unſerem Gebiet verwildert in Hecken (daher „Heckenapfel, Zaunapfel“). Soll nach C. Koch die Stammpflanze verſchiedener Süßapfelſorten ſein. Iſt nicht der „Paradiesapfel“ unſerer Gärten (ſ. P. prunifolia). ) Außer den hier aufgezählten Varietäten verzeichnet Kitaibel in den Addida— menta ad floram hungaricam (Linnaea 1864) verſchiedene in Ungarn angeblich wild— wachſende Arten, welche entweder Formen obiger Varietäten oder verwilderte Apfelbäume ſein mögen, nämlich: P. angulata, csiklovensis, sirmiensis, baranyensis, ciliata, sla- vonica. Wenzig a. a. O. nimmt 6 Varietäten an: astera Wallr. (acerba DC)), mitis Wallr. (M. upsaliensis Hort.), dasyphylla Borkh., Sieversii Ledeb. (in Sibirien), paradisiaca L. und chinensis OI. chinensis Thouin). b. P. Malus sativa, der zahme Apfelbaum: Seitenzweige nicht dornſpitzig, Zweige gegen die Spitze hin ſammt den Knospen filzig, wie auch die untere Seite der Blätter und die Kelche. Geographiſche Verbreitung. Der zahme Apfelbaum wird mit Ausnahme des hohen Nordens in ganz Europa kultivirt und gedeiht nach Schübeler in Norwegen noch bis 66° 26‘, in Schweden bis 649 45“, ſowie im ſüdlichen Finland und um St. Petersburg. Verwildert (nach Schübeler wild?) kommt der Apfelbaum in Norwegen bis 63“ 49“ in Schweden bis 61° vor. Die Polargrenze der wilden Apfelbäume ſchneidet nach v. Traut— vetter Schweden in der Breite von Upſala und geht durch Finland über Tawaſtehus und Sysma zum Ladogaſee, von deſſen nördlichem Ufer ſie ſich nach Kaſan und bis an die Grenze des Gebiets der ſibiriſchen Nadelhölzer hinzuziehen ſcheint. Das maſſenhafte Auftreten der wilden Apfel- über— haupt Obſtbäume bildet nach Blaſius ein charakteriſtiſches Moment in der Phyſiognomie der Wälder des ſüdlicheren Rußlands und bezeichnet ihm zu— folge die Nordgrenze der Region, in welcher auch die Melonen und Arbuſen im Freien gedeihen und die Kultur des Weinſtocks möglich wird. Inner— halb unſeres Gebiets finden ſich die wilden und verwilderten Apfelbäume in der ſüdlichen Hälfte häufiger als in der nördlichen, aber auch dort doch nur zerſtreut und vereinzelt. In Norwegen (im ſüdlichen) gehen die wilden Apfelbäume nach Schübeler bis c. 500 Met., in den öſtlichen Alpen ſteigen ſie bis in die ſubalpine Region empor (in Tirol bis 4300 w. F. - 1359 Met.), in den weſtlichen weniger hoch (in den bairiſchen Alpen nur bis 2967 p. F. — 960,6 Met.), im Jura bis 1000 Met. — Blüht im Mai und Juni. 451. Pirus prunifolia Willd. Pflaumenblättriger Apfelbaum. Synonyme und Abbildungen: P. prunifolia Willd., Phytogr. I. p. 8; C. Koch a. a. O. S. 207. — Malus prunifolia Borkh. und Spach; M. hybrida Lois. — „Paradiesapfel“ ). Blätter ziemlich lang geſtielt, länglich, elliptiſch oder eilanzettförmig, fein gekerbt-geſägt, jung unterſeits flaumig bis filzig, ſpäter beiderſeits kahl, ſehr ungleich an Größe und Form, 3— 8 Centim. lang und 16—47 Millim. breit mit 5 — 18 Millim. langem Stiele. Blüten langgeſtielt, zu 5—7 in Trugdolden; Stiel bis 4 Centim. lang, behaart, Kelchzipfel lineal zu— ) Vgl. Willkomm, Zur Kenntniß der Pirus prunifoljia Willd., P. cerasifera Tausch und P. baccata L., in „Wiener illuſtr. Gartenzeitung“ 1882, S. 399 ff. und 447 ff. wo dieſe 3 Obſtgehölze ſammt ihren vielen Formen ausführlich beſchrieben und unterſchieden worden ſind. Herrn Wenzig ſcheint dieſe Abhandlung unbekannt ge— blieben zu ſein. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 54 a ss geſpitzt, lang und zurückgeſchlagen, beiderſeits ſammt der Blütenachſe filzig, Blumenblätter groß weiß, Staubbeutel gelb, Griffel bis zu / ihrer Länge verwachſen, ihr freier Theil am Grunde wollig. Früchte langgeſtielt, kuglig, kirſchengroß oder größer, gelb- und rothbäckig oder ganz roth, oder geftreift. — Baum oder Strauch, meiſt ſehr reichlich blühend und Früchte tragend. — Variirt mit größeren (bis 2 Centim. langen) und kleineren Blumenblättern und Früchten. Letztere haben reif bisweilen eine gelbe oder durchſcheinende Schale (P. ceratocarpa Wender.). Iſt in Nordchina, der Tatarei und dem ſüdlichen Sibirien zu Hauſe, ſoll die Stammpflanze des Aſtrachaner Eisapfels (P. astrachanica DC.) ſein, und wird (nach Loudon ſeit 1758) als „Paradiesapfel“ ſehr häufig zur Zierde in Gärten gezogen. — Blüht im Mai oder Juni. Anmerkung. Der von dem böhmiſchen Botaniker Tauſch in Flora XXI, S. 717 beſchriebene Kirſchenapfel (P. cerasifera) iſt gleich dem von E. Regel neuerdings unter demſelben Namen in Gartenflora XI (1862) auf Taf. 364 abgebildeten ein Baſtard von P. prunifolia und P. baccata. Beide ſind jedoch verſchieden. Von P. cerasifera Tsch. ſtehen 3 große Bäume, von denen der eine jetzt leider eingeht, im botaniſchen Garten zu Prag, welche 2 verſchiedene Formen repräſentiren. Die eine, deren Blüten und Blätter mit den im Prager Univerſitätsherbar befindlichen Originalexemplaren von Tauſch übereinſtimmen, hat verkehrt-eiförmige Blumen— blätter von 20 Millim., die andere eilanzettförmige bis elliptiſche von 30 Millim. Länge. Bei beiden ſtehen die ſehr langgeſtielten Blüten und Früchte zu 5—7 bouquet- förmig beiſammen (wie bei P. baccata) und ſind die Früchte kugelrund, 11—14 Millim. im Durchmeſſer, bei der erſtern wachsgelb oder roth und (beſonders die gelben) eß— bar, bei der zweiten roth und ungenießbar. 452. Pirus coronaria L. Gekrönter Apfelbaum. Synonyme und Abbildungen: P. coronaria L., Sp. pl. p. 480; C. Koch, Dendrol. J, S. 214; Curtis, Bot. Mag. t. 2009, Bot. Reg. t. 651. — Malus coronaria Mill. Blätter langgeftielt, breitslänglich oder eiförmig, am Grunde oft etwas herzförmig, grob faſt eingeſchnitten geſägt, erwachſen kahl, bis 8 Centim. lang und bis 5,4 Centim. breit. Blüten langgeſtielt, zu 3 — 5 in Trug- dolden, ſehr wohlriechend, groß; Blumenblätter röthlich, kurz geſtielt, Griffel, ſoweit ſie verwachjen, wollig. Frucht kuglig, klein, grünlichgelb, an dünnem Stiele hängend. — Sehr reichlich und ſchön blühender Großſtrauch oder kleiner Baum. Aus den öſtlichen Staaten Nordamerikas, in Gärten und Anlagen als Ziergehölz angepflanzt. — Blüht im Mai. — — 453. Pirus speetabilis Ait. Prächtiger Apfelbaum. Synonyme und Abbildungen: P. speetabilis Ait., H. Kew. ed. I. II, p. 175; C. Koch a. a. O. S. 209; Bot. Mag. t. 267. — Malus spectabilis Desf. Blätter langgeſtielt, elliptiſch oder länglich-lanzettförmig, ſcharf geſägt, anfangs behaart, ſpäter kahl, glänzend grün, jo groß wie bei P. coronaria; Stiel halb ſo lang als das Blatt. Blüten langgeſtielt, in ſehr zahlreichen Trugdolden längſt der Zweige, mit weichhaarigem Stiele und Kelche und ſehr großblättriger, roſenrother, in der Knospe purpurrother Blumenkrone; Stiel der Blumenblätter länger als die Kelchzipfel; Griffel am Grunde wollig. Früchte kirſchengroß, kuglig, roth. — Prächtiger Strauch oder kleiner Baum, ebenfalls mit wohlriechenden Blüten. — Variirt mit ge— füllten Blüten. Aus China und Japan, häufig in Gärten und Anlagen, eines der prächtigſten Ziergehölze. — Blüht im Mai. Anmerkung. C. Koch iſt geneigt, zu dieſer Art den neuerdings in den Handel gekommenen Malus floribunda Sieb. aus Japan, zu ziehen, welcher zur Blütezeit mit Blüten förmlich überdeckt ſein ſoll, und ebenfalls roſenrothe, doch kleinere Blumen, ſowie erbſengroße gelbe Früchte beſitzt. Vgl. die ſchöne Abbildung in der Flore des serres XV, t. 1586 — 88. Nach Wenzig ſoll dieſer Apfelbaum ein Baſtard von P. spectabilis und Ringo Sieb. (aus Japan) ſein. 454. Pirus baccata L. Beerenapfel. Synonyme und Abbildungen: P. baccata L., Mant. p. 75; C. Koch a. a. O. S. 210; Pall., Fl. ross., t. 10; Guimp. u. Hayne, Fr. Holzart. Taf. 126. — P. miero- carpa Wendl., Malus baccata Desf. Blätter ſehr lang geſtielt, breit oval bis eilanzettförmig, zugeſpitzt, fein gekerbt-geſägt, ganz kahl, dünn, freudiggrün, ſehr ungleich an Größe, 2— 6 Centim. lang und 2— 4 Centim. breit, mit dünnem bis 4 Centim. langem Stiele. Blüten in ſehr zahlreichen 3 — 5 blütigen Trugdolden, lang geſtielt; Stiel, Blütenachſe und die linealen Kelchzipfel kahl, Blumen— blätter weiß, elliptiſch, kurz geſtielt, glockig zuſammengeneigt. Früchte kuglig, erbſengroß, purpurroth, zuletzt durchſcheinend (klar), ſäuerlich-ſüß. — Kleiner Baum mit eiförmiger Krone. In Centralaſien (Sibirien am Baikalſee, am Amur, in Nordchina und im Himalaya) heimiſch, hübſches Ziergehölz, noch in der ſüddeutſchen Zone gut gedeihend. Wird nach Herbich in der Bukowina ſehr häufig kultivirt (als Obſtbaum?) und kommt nach Schur in Siebenbürgen in Wein- und 9 Obſtgärten hin und wieder verwildert vor“). — Blüht im Mai, reift die Früchte im September. CLX. Cydonia Tourn. Quitte. Kernapfel mit den vergrößerten grüngebliebenen blattartigen Kelch— zipfeln gekrönt; Fächer 8 — 14 Samen mit ſchleimiger Schale enthaltend, von vielen Steinzellen umgeben; Griffel am Grunde verwachſen. Blüten einzeln endſtändig. Sonſt wie Pirus. 455. Cydonia vulgaris Pers. Gemeine Quitte. Synonyme und Abbildungen: C. vulgaris Pers., Syn. II, p. 40; Hayne, Arz— neigew. IV, T. 47; Hartig a. a. O. T. 81; Pokorny a. a. O. S. 320; Nördlinger a. a. O. S. 80. — Pyrus Cydonia L.; Jacq., Fl. austr. IV. t. 342; C. Koch a. a. O. S. 220. — Sorbus Cydonia Crantz. Blätter kurz geſtielt, eiförmig oder rundlich, vorn abgerundet oder ſtumpf mit einem kurzen Spitzchen, am Grunde abgerundet oder ſchwach herzförmig, ganzrandig, oberſeits anfangs flaumig-filzig, ſpäter kahl dunkel- grün, unterſeits bleibend graufilzig, 2—8 Centim. lang und 1,5—4,5 Centim. breit, mit 4— 10 Millim. langem Stiele. Blüten ſehr groß, bis 5,4 Centim. im Durchmeſſer; Kelchzipfel groß, drüſig gezähnt, filzig; Blumenblätter weiß oder blaß roſenroth, Staubbeutel gelb. Frucht groß, apfel- oder birnförmig (Apfel- oder Birnquitte!), gelb, mit abwiſchbarem Wollfilz, ſehr wohlriechend, aber hart. — Großſtrauch oder kleiner Baum mit ſperriger oder unregel— mäßiger Krone und wehrloſen in der Jugend graufilzigen Zweigen. Soll aus Indien ſtammen und über Kydon (Cydonia) auf Creta nach Italien und von da nach Deutſchland gekommen ſein. Wird als Obſt- und Ziergehölz in unſerem Gebiet mit Ausnahme des Nordoſtens, wo ſie nicht mehr im Freien aushält, angepflanzt, doch nicht häufig, und findet ſich in Weſt⸗ und Süddeutſchland und in faſt ganz Oeſterreich in Hecken, Gebüſchen, Weinbergen, an Waldrändern verwildert. Ebenſo in ganz Südeuropa. — Blüht im Mai, reift die Früchte im September. Anmerkung. In Gärten der ſüdlichen Hälfte unſeres Gebiets und noch in der mitteldeutſchen Zone findet man 2 oſtaſiatiſche Arten als Zierſträucher häufig angepflanzt, welche jedoch in Mitteldeutſchland während des Winters bedeckt ſein müſſen: C. sinensis ) Schur bemerkt, daß dieſer Strauch ſcharlachrothe kirſchengroße Früchte habe. Demnach ſcheint die ſiebenbürgiſche Pflanze nicht die P. baccata L., ſondern eine andere Art, vielleicht ein Baſtard von P. baccata und P. prunifolia (P. cerasifera Tausch?) zu ſein. a Bu Thouin, mit kahlen geſägten Blättern und roſenrothen Blumen von der Größe derjenigen der gemeinen Quitte, und C. japonica Thunbg:, mit ebenfalls kahlen und gejägten Blättern, aber kleineren brennend ſcharlachrothen Blumen, welche an dem ſehr ſperrig veräſtelten Strauche, deſſen Seitenzweige dornſpitzig zu ſein pflegen, in großer Menge vor dem Laubausbruch erſcheinen. CLXI. Amelanchier Med. Felſenbirne. Blütenachſe halbkuglig oder länglich, 3 — 5 Stempel einſchließend; Kelchzipfel aufrecht. Griffel 5, zur Hälfte in einen verwachſen. Kern— apfel kuglig, beerenförmig (j. oben S. 826). — Unbewehrte Sträucher mit geſägten Blättern und langgeſtielten Blüten in länglichen Trauben. Die meiſten Arten in Nordamerika heimiſch. 456. Amelanchier rotundifolia C. Koch. Rundblättrige Felſenbirne. Synonyme und Abbildungen: A. rotundifolia C. Koch a. a. O. S. 178; A. vulgaris Mönch; Nördlinger a. a. O. S. 79; A. ovalis Med. — Aronia rotundifolia Pers.; Pokorny a. a. O. S. 321; Ettgh. Pok., Physiot. austr. t. 474; A. Amelanchier Rchb. — Mespilus Amelanchier L. — Pyrus Amelanchier L. fil.; Hartig a. a. O T. 76. — Sorbus Amelanchier Crantz. Blätter geſtielt, elliptiſch, rundlich, breit länglich, ſtumpf oder aus— gerandet, ſcharf geſägt, jung beiderſeits roſtbraun filzig, alt kahl derb netz— adrig, 2—4 Centim. lang und 14— 26 Millim. breit, mit 5—15 Millim. - langem Stiele. Blüten zu 3—8, mit filzigem Stiel, aber kahlem Kelche und ſchmal-länglichen weißen Blumenblättern. Früchte erbſengroß, blau— ſchwarz, von den rothen kahlen aufrechten Kelchzipfeln gekrönt. — Auf— rechter Strauch von 1— 2 Met. Höhe, mit ſchwärzlich berindeten Stämmen, ruthenförmigen Langzweigen und ſchlank kegelförmigen glänzend ſchwarz— braunen Knospen. Auf Kalkboden an felſigen, ſonnigen, bebuſchten Hügeln, Abhängen, in Felsſpalten, aus der Region der Eichen der mitteldeutſchen und rheiniſchen Zone (Thüringen, Franken, Heſſen, Rheinprovinz, Pfalz, Lothringen, Elſaß, Baden) bis in die Region der Fichte des Jura, der Kalkalpen und des kalkigen Theiles der Karpathen, jedoch nicht überall (fehlt z. B. in Böhmen, Mähren, in Croatien und Dalmatien). Stellenweis auch auf Granit und Porphyr (3. B. in Baden). Steigt in den bairiſchen Alpen nach Sendtner bis 5500 p. F. (1786,6 Met.) empor. Iſt durch ganz Südeuropa und bis Algerien, Kaukaſien und Kleinaſien verbreitet und wird noch in Norddeutſch— land häufig als Ziergehölz angepflanzt. — Blüht im April und Mai, mit dem Laubausbruch. — 854 — 457. Amelanchier eretica C. Koch. Kretiſche Felſenbirne. Synonyme und Abbildungen: A. cretica C. Koch a. a. O. S. 179. — Aronia eretica Pers., Pokorny a. a. O. S. 322; A. orbieularis Borkh. — Pyrus cretica W. — Crataegus eretica Desf., Annal. du Mus. vol. 12, t. 5. Unterſcheidet ſich von der vorhergehenden Art durch mehr rundliche unterſeits wollflockige Blätter, wollfilzige weiße Blütenſtiele und Kelche, ſchmälere lanzettförmige Blumenblätter und eine krugförmige Frucht mit zurückgeſchlagenen Kelchzipfeln. Soll nach Wenzig blos eine Varietät von A. rotundifolia ſein. — Kleinſtrauch. An felſigen ſonnigen Plätzen des Velebitgebirges in Dalmatien (Bi- ſiani), woſelbſt dieſe ſonſt durch den Orient verbreitete Art ihre weſtliche und nördliche Grenze erreicht. — Blüht im April und Mai. 458. Amelanchier canadensis C. Koch. Canadiſche Felſenbirne. Synonyme und Abbildungen: A. canadensis C. Koch a. a. O. S. 180. — Mes- pilus canadensis L. — M. arborea Michx., Sylva I, t. 66. — Pyrus Botryapium L. fil. — Aronia Botryapium Pers. Blätter geſtielt, länglich-eiförmig beſpitzt, ſcharf geſägt, jung flaumig-filzig, alt kahl, dünn, bis 6,3 Centim. lang und bis 4 Centim. breit, mit 1,5 —2 Centim. langem Stiele. Blüten wenig zahlreich, mit langem faſt kahlem Stiele aber wollig behaartem Kelche, ſchmal-länglichen Blumenblättern und langem Griffel. Früchte kuglig, mit zurückgeſchlagenen Kelchzipfeln, ſchwarz. — Aufrechter Mittel- bis Großſtrauch mit abſtehenden oder ausgebreiteten Aeſten. Aus Nordamerika, in Gärten und Anlagen als Ziergehölz angepflanzt, doch weniger häufig, als die folgende Art. — Blüht im April und Mai. 459. Amelanchier ovalis Ser. Eiblättrige Felſenbirne. Synonyme und Abbildungen: A. ovalis Ser. in DC., Prodr. II, p. 633. — A. Botryapium Guimp. u. Hayne, Fr. Holzart. T. 79. — Aronia ovalis P. — Pyrus ovalis W. Unterſcheidet ſich von voriger Art durch rundlich-ovale, am Grunde ſchwach herzförmige Blätter, vielblütige überhängende Trauben und verkehrt— eiförmige Blumenblätter. — Mittel- bis Großſtrauch mit zahlreichen dicht beiſammen ſtehenden, ſtraff aufrechten, ſchwärzlich berindeten Stämmen, auch wohl kleiner Baum. Aus Nordamerika, in Gärten und Anlagen überall angepflanzt. — Blüht im April und Mai. CLXII. Sorbus L. Ebereſche, Vogelbeere. Blütenachſe halbkuglig oder kreiſelförmig, 2— 5 (meiſt 3) Stempel einſchließend, mit kurzen dreieckigen Kelchzipfeln, welche nach der Blütezeit ſich zuſammenneigen. Griffel frei. Kernapfel meiſt klein beerenförmig, ſelten anſehnlich (nur bei S. domestica), weich, mit 2 — 5 dünnhäutigen 1—2ſamigen Fächern. — Sommergrüne unbewehrte, ziemlich raſchwüchſige Bäume und Sträucher mit einfachen, ſelten zuſammengeſetzten Blättern. Blüten meiſt klein, weiß, gewöhnlich in ſchirmförmigen zuſammengeſetzten reichblütigen compacten, ſeltner in traubenförmigen wenigblütigen lockeren Trugdolden. Ueberſicht der Arten unſerer Flora. a. Blätter einfach. 6. Blumenblätter aufrecht, roſenroth. Kleinſtrauch. S. Chamaemespilus Crtz. 5. 2 abſtehend, weiß. + Blätter elliptiſch-ſpatelförmig, fein gekerbt-geſägt, auf dem Mittelnerv drüſig. . . 8. arbutifolia C. Koch. — S. melanocarpa C. Koch. Blätter eiförmig, doppelt geſägt oder ringsherum kurz gelappt, mit 6 — 10 Fiedernerven in jeder Hälfte, unterſeits filzig oder behaart. S. Aria Crantz. — S. scandica Fries. Frr Blätter im Umriß herzeiförmig, fiederförmig 7lappig, mit 3 — 4 Seitennerven in jeder Blatthälfte . .. S. torminalis Crantz. An Blätter länglich, am Grunde fiederſpaltig bis fiedertheilig, mit 6 bis 10 Seitennerven in jeder Blatthälfte . .. S. hybrida L. b. Blätter unpaarig gefiedert, mit geſägten Blättchen. f S. Aucuparia L. — S. domestica L. I. Gruppe. Chamaemespilus DC. Zwergmispel. Blätter einfach, geſägt, oberſeits drüſig punktirt. Blattſtielnarbe 3 ſpurig. Sträucher mit kleinen rothen oder röthlichen Blumen. 460. Sorbus Chamaemespilus Crantz. Zwergmispel. Synonyme und Abbildungen: S. Chamaemespilus Crantz, Stirp. austr. II, p. 40, t. 1, f. 3; Pokorny a. a. O. S. 323, C. Koch a. a. O. S. 197. — Mespilus Chamae- mespilus L. — Pyrus Chamaemespilus Hart., Forſtkulturpfl. T. 75. — Crataegus Chamaemespilus Jacqu., Fl. austr. t. 231. Blätter ſehr kurz geftielt, eiförmig-länglich, elliptiſch bis verkehrt— eirund, ſcharf doppelt- oder eingeſchnitten-geſägt, kahl, derb, alt faſt leder— artig, oberſeits glänzend dunkel-, unterſeits matt blaßgrün, 4 — 8 Centim. lang und 2,6 — 5,4 Centim. breit, mit 2— 5 Millim. langem Stiele. Blüten ſehr klein in armblütiger ſchirmförmiger Trugdolde, mit filzigem Kelche, roſenrothen oder weißen rothumſäumten aufrechten Blumenblättern, 2 bis 3 Griffeln. Früchte länglichrund, hell ſcharlachroth, ungenießbar. — Klein— ſtrauch, oft von knieholzartigem Wuchs mit niederliegenden oder aufſteigenden Stämmchen, in Gärten aber ſtets aufrecht 1— 2 Met. hoch werdend. Stämme dunkelbraun glatt, Zweige hellbraun ruthenförmig, Knospen grün und hell— braun geſcheckt, kahl. Blattnarbe groß 3ſpurig. Auf Kalkboden an felſigen bebuſchten Plätzen in der Berg- und ſub— alpinen Region des Schwarzwald, Jura, der Kalkalpen und des kalkigen Theiles der ſiebenbürgiſchen Karpathen, in den Alpen bis in die alpine Region emporſteigend und namentlich mit Pinus montana, Alnus viridis und Rhododendron hirsutum charakteriſtiſche Strauchformationen bildend, in den bairiſchen Alpen nach Sendtner zwiſchen 4350 und 5700 p. F. (1413 und 1851,6 Met.). Iſt weſtwärts bis in die Pyrenäen, ſüdwärts bis Unteritalien, oſtwärts bis in die Türkei verbreitet, in Gärten nicht ſelten als Zierſtrauch angepflanzt. — Blüht im Mai, reift die Früchte im September. Anmerkung. Im Rieſengebirge (nur im „Teufelsgärtchen“), in den tiroler Alpen, in Wallis, auf dem franzöſiſchen Jura, in Baden wächſt ein der Zwergmispel ſehr ähnlicher Strauch mit unterſeits weißfilzigen Blättern: Pirus sudetica Tausch in Flora XVII, S. 75 (1839), welche Neilreich als Var. c. zu S. Chamaemespilus gezogen hat. In Gärten kommt ferner eine zu einem kleinen Baum wachſende Form mit hell roſenrothen Blüten in dichten Trugdolden und mit unterſeits dünn graufilzigen, im Alter faſt kahlen Blättern: Aria Hostii Jacqu. fil. in Cat. h. Vindob. 1826 vor. Sehr wahrſcheinlich ſind beide Pflanzen nichts Anderes als Baſtarde von 8. Chamae- mespilus und S. Aria. C. Koch a. a. O. S. 199 zieht beide als 8. Hostii zuſammen, Wenzig Hostii zu sudetica. II. Gruppe. Adenorrhachis DC. Apfelbeerſtrauch. Blätter gekerbt— geſägt, oberſeits auf der Mittelrippe drüſig. Blattſtielnarbe 3ſpurig. Blätter ziemlich groß, mit weißen abſtehenden Blumenblättern in traubenförmigen Trugdolden. Sträucher. 461. Sorbus arbutifolia C. Koch. Erdbeerbaumblättrige Apfelbeere, Synonyme und Abbildungen: S. arbutifolia C. Koch a. a. O. S. 185. — Mes- pilus arbutifolia L. — Pyrus arbutifolia L. fil. — Bot. Mag. t. 3668. — Azarolus arbutifölia Borkh. — Crataegus pirifolia Lam. — Aronia pirifolia Pers. Blätter elliptiſch-ſpatelförmig, kurz zugeſpitzt, am Grunde in den Stiel verſchmälert, fein gekerbt, oberſeits kahl dunkelgrün, unterſeits flaumig, weißlich und netzadrig, 4 — 7,4 Centim. lang und 2 — 3,5 Centim. breit, mit 5 — 10 Millim. langem Stiele. Blüten lang geſtielt; Stiele und A Kelche filzig. Früchte faſt kreiſelförmig, roth, behaart, klein. — Hübſcher Strauch von 2— 3 Met. Höhe mit ſchwarzbraunen Aeſten. Aus Nordamerika; häufig in Gärten. — Blüht im Mai. 462. Sorbus melanocarpa C. Koch. Schwarzfrüchtige Apfelbeere. Synonyme und Abbildungen: S. melanocarpa C. Koch a. a. O. — Pyrus melano- carpa Willd. — B. grandiflora Lindl., Bot. Reg. t. 1154. — Aronia melanocarpa Ell. — A. arbutifolia Pers. — Crataegus arbutifolia Lam. Blätter verkehrt-eiförmig oder rundlich -ſpatelförmig, beſpitzt, fein gekerbt, in den Stiel verſchmälert, beiderſeits kahl, unterſeits weißlich, 2,6—4 Centim. lang und 2—3 Centim. breit, mit 3— 5 Millim. langem Stiele. Blüten langgeſtielt; Stiel und Kelch kahl. Früchte kuglig, ziemlich groß, kahl, ſchwarz. — Hübſcher Kleinſtrauch von 0,5—1 Met. Höhe. Aus Nordamerika; häufig in Gärten. — Blüht im Mai. III. Gruppe. Aria Pers. Mehlbirne. Blätter einfach oder doppelt-gefägt, oder eingeſchnitten viellappig, unterſeits filzig. Blumenblätter weiß, abſtehend. Blattſtielnarbe 3 ſpurig. Bäume und Sträucher. 463. Sorbus Aria Crantz. Gemeiner Mehlbeerbaum. Synonyme und Abbildungen: S. Aria Crantz, Stirp. Austr. II, t. 2, f. 2; Pokorny a. a. O. S. 424, C. Koch a. a. O. S. 191. — Crataegus Aria L. — Pyrus Aria Ehrh.; Hartig a. a. O. T. 73; Nördlinger a. a. O. S. 88. — Mespilus Aria Scop. — Aria nivea Host. „Weißer Elzbeerbaum“. Blätter geſtielt, eiförmig oder verkehrt-eiförmig, auch ei-länglich, ſcharf doppelt⸗geſägt oder rings herum kurz und ſpitz gelappt mit geſägten Lappen, am Grunde verſchmälert, abgerundet oder ſchwach herzförmig, unterſeits grau— weiß bis ſchneeweiß filzig, oberſeits jung mit abwiſchbarem Flaum, alt kahl glänzend dunkelgrün, 6—9 Gentim. lang und 3—7 Centim. breit, mit 10—15 Millim. langem Stiele. Blüten ziemlich groß, in zuſammenge— ſetzten ſchirmförmigen Trugdolden; Stiele und Kelche weißfilzig, Deckblätter lineal, kahl, roſtbraun, Staubbeutel weiß. Früchte kuglig, weißfilzig, jung wollflockig, reif ſcharlachroth, ſehr mehlig. — Großſtrauch oder Baum 3. Größe (von 10—13,3 Met. Höhe) mit eiförmiger dichtbelaubter Krone. Knospen groß, eiförmig, grünlich- und hellbraun geſcheckt mit weißfilzigen Schuppenrändern. Junge Triebe weißfilzig, einjährige Zweige glänzend glatt, hellbraun, mit weißgrauen Lenticellen; Stamm mit glattem dunkel röthlichbraunem, weiß geflecktem Periderma, bei Bäumen (beſonders kulti— il. N I N Fig. LXXX. Sr K 0 KA ar 7 0 N Mehlbirnenbaum, Sorbus Aria Crantz. Fruchttragender, Zweig, nat. Gr. (uach Hartig). — 2 . Blüten, etwas vergr. — 3. Blüte nach Ent⸗ fernung der Blumenblätter, ſenkrecht durchſchnitten, vergr. — 4. Frucht, ſenkrecht durchſchnitten. F . ² ö —ũuU 1 1 a = 859 — viren) gerade, bei Sträuchern (und wildwachſenden Bäumen) meist krumm— ſchäftig, oft ſpannrückig. Holz grün von eigenthümlichem Geruch, weiß mit rothbraun gewäſſertem Kern, ſchwer, feſt und zäh. Der Mehlbeerbaum treibt reichlichen Stockausſchlag und Waſſerreiſer; wird bis 200 Jahre alt. Als Unterholz in Mittel- und Laubholzhochwäldern, auch in Gebüſchen, an Waldrändern, beſonders auf Kalk-, Baſalt-, Phonolith- und Trachytboden, in Gebirgsgegenden, von Mitteldeutſchland bis in die Alpen und bis in die adriatiſche Zone, von Elſaß-Lothringen und der Schweiz bis Galizien und Siebenbürgen. Steigt in den Alpen bis in die Krummholzregion empor (in den bairiſchen Alpen nach Sendtner bis 4800 p. F. — 1559 Met.). Wird häufig als Ziergehölz angepflanzt (auch in der norddeutſchen Zone, wo dieſe Holzart noch gut fortkommt, die baltiſchen Provinzen ausgenommen), in Gebirgsgegenden wohl auch als Alleebaum. Iſt durch ganz Süd- und Weſteuropa verbreitet und tritt auch nördlich von unſerem Gebiet in Nor— wegen (bis 63“ 52%) und Südſchweden (bis 599) ſowie im fernen Oſten, in den Kaukaſusländern, in Armenien, dem altaiſchen Sibirien und im Himalaya wild wachſend auf. In Griechenland und im Orient kommt eine beſondere Varietät mit keilförmig-rundlichen Blättern vor (var. graeca Lodd.). In Gärten findet man verſchiedene Blattſpielarten (var. edulis, flabellifolia, obtusifolia Wenz.). — Blüht im Mai oder Juni und reift die Früchte im Auguſt oder September. 464. Sorbus scandica Fries. Schwediſcher Mehlbeerbaum. Synonyme und Abbildungen: S. scandica Fr., Fl. hall. p. 83; Pokorny a. a. O. S. 325. — S. intermedia Pers. — Crataegus Aria g. scandica und 8. suecica L.; C. scandica Wahlenbg. — Pyrus intermedia Ebrh.; Nördlinger a. a. O. S. 90; P. Aria var. intermedia Hart. a. a. O. T. 72; P. semilobata Bechst., Forſtb. T. 6; Pyrus Aria und Sorbus hybrida Sv. Bot. t. 45. — Aria scandica Röm.; A. inter- media Schur. — „Oxelbirne, Opelbirne, Saubirne“, „Popenbaum“ (in Liv- und Kurland) *). Blätter geſtielt, eiförmig-länglich oder eiförmig, am Grunde ganz— randig abgerundet oder verſchmälert, ſpitz, an den Rändern unten ſeicht ge— lappt, nach der Spitze doppelt- oder eingeſchnitten-ſcharfgeſägt, mit ſcharf geſägten Lappen, oberſeits kahl glänzend grün, unterſeits dünnfilzig grau— weiß, 8— 10,8 Centim. lang und 5,35—9 Centim. breit, mit 10—25 Millim. langem Stiele. Blüten ziemlich groß, in ſehr zuſammengeſetzter reich— blütiger ſchirmförmiger Trugdolde; Dolden- und Blütenſtiele ſammt Kelch ) Wenzig betrachtet S. scandiea als einen Baſtard von S. Aria und 8. Aucu— paria. Das Vorkommen und die geographiſche Verbreitung von 8. scandica ſprechen nicht für die Richtigkeit dieſer Annahme. a) —— grauweiß-filzig. Früchte fuglig, gelbroth, glänzend, eßbar. — Schöner Baum von 10 — 13,3 Met. Höhe mit eiförmiger reichbelaubter Krone. Die Blätter färben ſich im Herbſt ſcharlachroth. Dieſe intereſſante, häufig als Ziergehölz angepflanzte Art hat einen nördlichen und weſtlichen Verbreitungsbezirk. Die Südgrenze des nördlichen, welcher ſich nordwärts durch Schweden und Finland bis gegen Lappland hin ausdehnt, ſchneidet Norddeutſchland (in der Gegend von Danzig) und die Inſel Oeſel, wo dieſer Baum nur ſehr ſelten in Wäldern ſpontan vor— kommt. Uebrigens findet ſich nach Schübeler dieſe Holzart in Norwegen, wo ſie wildwachſend nur an 3 Stellen wächſt blos bis 59“ 27, in Schweden, wo ſie viel häufiger auftritt, bis 62“ 30“. Angepflanzt trifft man ſie in Norwegen bis 64 2%, in Schweden bis Pitea (65“ 20. Der zweite Bezirk umfaßt das Hügelland Lothringens, die Vogeſen, die ſchwäbiſche Alp, den Jura, wo S. scandica nach Thurmann ſehr häufig an felſigen Plätzen vorkommt, die weſtlichen Alpen, die Gebirge der Auvergne und die Pyrenäen. Endlich tritt S. scandica vereinzelt im Rieſengebirge (im Rieſengrunde) und in Siebenbürgen (auf Kalkfelſen bei Kronſtadt, auf der Pietramara, im Törzburger Thale, bei Borsceck nach Schur) auf. — Blüht im Mai und Juni. IV. Gruppe. Torminaria Endl. Elsbeere. Blätter einfach, im Umriß herzeiförmig, 7 lappig fiederſpaltig. Blattſtielnarbe Zſpurig. Blumenblätter weiß, abſtehend. Bäume. 465. Sorbus torminalis (L.) Crantz. Elsbeerbaum. Synonyme und Abbildungen: S. torminalis Crantz a. a. O.; Jacqu., Fl. austr. t. 443; Guimp. Willd., Deutſche Holzart. T. 80; Pokorny a. a. O. S. 326, C. Koch a. a. O. S. 199. — Crataegus torminalis L. — Pyrus torminalis Ehrh.; Hartig a. a. O. T. 74; Nördlinger a. a. O. S. 86. — Nouv. Duh. t. 33. — Torminaria Clusii Röm. — „Elzebeere, Atlasbeere“. Blätter langgeſtielt, groß, mit ſpitzen klein- oder grob-, bisweilen doppelt-geſägten Lappen, oberſeits kahl glänzend dunkelgrün, unterſeits flaum— haarig blaßgrün, 8— 10,8 Centim. lang und 4,7—8 Centim. breit, mit 2 bis 5 Centim. langem Stiele. Blüten in ſehr zuſammengeſetzten ſchirmförmigen Trugdolden; Stiele und Kelche flaumhaarig, Staubbeutel weiß. Früchte ellipſoidiſch, 15 Millim. lang, anfangs bräunlichgrün, dann rothgelb, zuletzt braun mit weißen Punkten und inwendig teigig (erſt dann eßbar). — Baum 2. Größe, von 10— 20 Met. Höhe mit eiförmig-xundlicher dicht belaubter Krone. Knospen groß, kuglig-eiförmig, glänzend grün, kahl; Triebe kahl, junge Zweige glänzend rothbraun mit punktförmigen Lenticellen, ältere ee dunkelgraubraun. Stamm mit graubrauner längsriſſiger dünn aufblätternder Borke. Holz jung ledergelb, ſpäter rothbraun, mit vielen Markfleckchen. Der Elsbeerbaum iſt eine trägwüchſige, ſchattenertragende Holzart, wird etwa mit dem 20. Jahre mannbar, pflegt dann jährlich reichlich zu blühen und zu fruchten und erreicht über 100 Jahre Alter. In Laubwaldungen und Mittelwäldern, beſonders auf Kalkboden in Gebirgsgegenden, in unſerem Gebiet vorzüglich von Mitteldeutſchland und den Rheingegenden bis in die ſüdlichen Alpen und Karpathen, meiſt ver— einzelt. Noch ſeltner iſt dieſe ſchöne, häufig als Zierbaum angepflanzte Holz— art in der norddeutſchen Zone (hier nur auf dem Pählitzwerder im Paar— ſteiner See, im Geeswalde bei Prenzlau, im Mecklenburgiſchen, auf Rügen und in Preußen um Marienwerder beobachtet). Kommt auch ſtrauchartig vor (3. B. in Oberbaiern um Amerland u. a. O.). Steigt kaum über 2000 p. F. (649,7 Met.) empor. Iſt über unſer Gebiet hinaus weſtwärts bis Großbritannien und Portugal, ſüdwärts bis Unteritalien, oſtwärts bis in die Türkei, Südrußland und Kaukaſien verbreitet und findet ſich auch in Dänemark. — Blüht Ende Mai oder Anfang Juni, reift die Früchte im September. Anmerkung. In Wäldern einiger Gegenden (z. B. in Thüringen bei Arnſtadt und Stadt Ilm, in Lothringen um Metz, Verdun, Nancy, im Elſaß im Kaſtelwald bei Andolsheim, in Baden bei Nendingen, um Wien am Biſamberge, auf dem kleinen Anninger u. a. O.) wächſt ein Baum oder Strauch, welcher für einen Baſtard von S. torminalis und Aria gehalten wird, da er bisweilen mit dieſen zuſammen vorkommt, nämlich: S. latifolia Pers. (Pokorny a. a. O. S. 325, C. Koch a. a. O. S. 194), eine auch in Gärten als Ziergehölz häufig gezogene, noch in Livland im Freien aus— dauernde Pflanze. Sie hat ganz ähnliche Blätter wie S. scandlica, für deren Abart fie manche Botaniker halten. Die Blätter ſind unterſeits ſchneeweiß, wie bei S. Aria, oder weißlich-grün und färben ſich im Herbſt gelb. Die Knospen ſind kahl und grün, wie bei 8. torminalis, die Früchte kuglig, orangegelb, ungenießbar. V. Gruppe. Aucuparia Med. Ebereſche. Blätter unpaarig gefiedert, oder (bei S. hybrida) am Grunde fiederſpaltig bis fiedertheilig, mit geſägten Blättchen oder Zipfeln. Blattſtielnarbe öſpurig. Blüten klein, mit weißen abſtehenden Blumenblättern. Bäume. 466. Sorbus hybrida L. Baſtard⸗Ebereſche. Synonyme und Abbildungen: S. hybrida L., Sp. pl. II, p. 684; Hartig a. a. O. T. 71. — 8. Arbuscula Poir.; Pokorny a. a. O. S. 327. — S. fennica C. Koch a. a. O. S. 194. — S. pinnatifida Hart. a. a. O. T. 73, F. 2. — Crataegus fen- nica Kalm; C. Aria 5. fennica L., fl. suec. — Azarolus pinnatifida Borkh. — Puyrus pinnatifida Ehrh.; P. sorbifolia Wats.; P. fennica Bab. 362 Blätter geſtielt, im Umriß länglich, vom Grunde bis zur Mitte fiederſpaltig bis fiedertheilig, ſelbſt fiederſchnittig, in der oberen Hälfte ein— geſchnitten gelappt, ſelten ganz ünd gleich den Zipfeln nur ſcharf geſägt, oberſeits kahl dunkelgrün, unterſeits graufilzig, 5— 13 Centim. lang und 1,5— 7,5 Centim. breit, mit 1—4 Centim. langem Stiele. Blüten in zuſammengeſetzten dichten abgewölbten Trugdolden, mit dünn wollig-filzigen Stielen und Kelchen und roſenrothen Staubbeuteln. Früchte kuglig oder länglich, erbſengroß, glänzend ſcharlach- bis braunroth, herb. — Großſtrauch oder Baum von 10—16,7 Met. Höhe (beſonders als Kulturpflanze) mit eiförmiger vielverzweigter dichtbelaubter Krone. Knospen ſtumpf, hell roth— braun und grünlichbraun geſcheckt, Zweige kahl, glänzend hell- oder grünlich— braun, mit weißlichen Lenticellen. Rinde des Stammes wie bei S. Aria. Wird für einen Baſtard von S. Aria und S. Aucuparia gehalten, jedoch mit Unrecht, da er keineswegs überall in Geſellſchaft dieſer beiden Arten vorkommt und immer keimfähige Samen hervorbringt. Variirt ſehr hin— ſichtlich der Blattgeſtalt. Vereinzelt in Gebirgswäldern der Ukermark (bei Boitzenburg), in Thü— ringen (um Stadt Ilm, Eiſenach, Coburg, Arnſtadt), Baden (um Möh— ringen, Engen, Bodmann), in den Vogeſen, im Jura, in Oberſteiermark und am Domugled bei Mehadia im Banat (nach Heuffel); häufig als Ziergehölz angepflanzt. Häufig in Nordeuropa, wo dieſe Holzart in den niedrigeren Gegenden Norwegens nach Schübeler überall wildwachſend gefunden wird und als ſolche an der Weſtküſte bis 66“ 14, alſo um mehr als 2 Breitengrade höher als S. Aria, hinaufgeht, in Schweden wild— wachſend bis 60°, angepflanzt bis 62“, endlich in Finland verbreitet iſt, während ſie in Rußland nicht vorkommt. Wächſt auch in Schottland. Findet ſich in Gärten häufig als Ziergehölz kultivirt. — Blüht Ende Mai, reift die Früchte im September. 467. Sorbus Aucuparia L. Gemeine Ebereſche. Synonyme und Abbildungen: S. Aucuparia L., Sp. pl. p. 477; Hayne, Arzneigew. IV, T. 45; Hartig a. a. O. T. 68; Pokorny a. a. O. S. 328; Ettgh. Pok., Physiot. austr. t. 475; C. Koch a. a. O. S. 188; Nördlinger a. a. O. S. 93. — Pyrus Aucu- paria Gärtn. — Mespilus Aucuparia Scop. — „Vogelbeerbaum, Ebſchbeerbaum, Quitſchernbaum, Quickenbeerbaum, Pielbeerbaum“. Blätter unpaarig gefiedert; Blättchen der 5—8 Paare gegenſtändig, alle ſitzend, lanzettförmig oder länglich, am Grunde ungleich und ganzrandig, ſonſt ſcharf und regelmäßig bisweilen doppelt geſägt, jung ſammt der Blatt— ſpindel feinflaumig, ſpäter kahl, oberſeits dunkel-, unterſeits graugrün, 3 bis 4,5 Centim. lang und 10—15 Millim. breit. Länge der ganzen Blatt— — 8583 ſpindel bis 16 Centim. Blüten in großen convexen ſehr zuſammengeſetzten dichten Trugdolden; Stiele und Kelche zottig, Griffel (3—4) am Grunde dicht wollig. Früchte kuglig, erbſengroß, ſcharlachroth, herbſauer. — Baum von 10—16,7 Met. Höhe, mit ſchlankem walzigem Stamme, weit aus— ſtreichenden Seitenwurzeln, welche reichliche Ausſchläge veranlaſſen, und ei— förmiger oder eiförmig-kugliger lockerer Krone. Knospen kegelförmig, ſchwarz— violett mit angedrücktem weißem ſeidenglänzendem Flaume; Zweige hell aſchgrau (darunter rothbraun), mit roſtfarbenen Lenticellen. Stamm mit hell gelblichgrauem Periderma bekleidet, welches ſich allmälig in eine ſchwärz— lichgraue längsriſſige bleibende Borke verwandelt. Holz mit deutlichen Jahrringen, röthlichweißem Splint und rothbraunem gewäſſertem Kern, häufig viele Markfleckchen enthaltend, fein, glänzend, weich. — Die Eber— eſche, deren Same im nächſten Frühjahr leicht keimt, iſt in der Jugend ſehr raſchwüchſig, wird etwa mit dem 15. Jahre mannbar, worauf ſie all— jährlich reichlich zu blühen und zu fruchten pflegt, unempfindlich gegen Froſt, lichtliebend, bildet gern Stamm-, Stock- und Wurzellohden und wird über 120 Jahre alt. Formenkreis. Die wild vorkommende Eberejche variirt wenig. Auf trocknem magerem Boden, ſowie auf naſſem Torfmoor und in hoher Ge— birgslage wächſt ſie ſtrauchartig und wird endlich an der Grenze des Baum— wuchſes zu einem zwerghaften Krüppel oder Erdholz. Erwähnenswerthe, wildwachſende aber, wie es ſcheint, ſelten vorkommende Varietäten ſind die Var. glabrata Wimm. Grab. (Flora siles II, p. 21) mit ganz kahlen, im Alter faſt lederartigen Blättern, kahlen Fruchtſtielen und länglichen Früchten, welche im Rieſengebirge (am kleinen Teiche und im Elbgrunde) und im Mähriſchen Geſenke (am Altvater und im Keſſel) vorkommt, und die ſüßfrüchtige Ebereſche. Letztere iſt bis jetzt nur aus dem nördlichſten Mähren bekannt, wo vor ca. 80 Jahren in der Gemeinde Spornhau des Gerichtsbezirks Altſtadt ein Ebereſchenbaum mit ſüßſäuerlichen, angenehm ſchmeckenden Früchten aufgefunden wurde. Seitdem iſt in der dortigen Gegend die Kultur dieſer Abart, die ſich nur durch etwas größere Früchte von der gewöhnlichen ſauerfrüchtigen Form der Ebereſche unterſcheiden ſoll, betrieben worden, indem man gewöhnliche Ebereſchenbäume mit Reiſern jener ſüßfrüchtigen Form veredelt hat?). In Gärten dagegen, wo die Ebereſche als Ziergehölz ſehr häufig kultivirt wird, kommen Abarten mit weiß geſcheckten, mit eingeſchnitten geſägten (var. asplenifolia), mit filzigen Blättchen, von denen die oberſten verwachſen find (var. sambucifolia) vor, ) Vgl. Kraetzl „Die ſüße Ebereſche“, in Wiener illuſtr. Gartenzeitg. 1885, S. 65, ſowie Verhandl. d. Forſtver. v. Mähren und Schleſien 1885, Heft III, ©. 32. 864 ferner mit pyramidal-kegelförmiger Krone (var. fastigiata) und mit hängen— den ruthenförmigen Zweigen (var. pendula). Letztere iſt ein ſehr ſchönes, namentlich für Gräber paſſendes Ziergehölz. Ferner variirt die kultivirte Ebereſche mit beträchtlich größeren Blättern und Blüten (wird gewöhnlich für S. americana ausgegeben) und mit gelblichen Früchten. Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Die C'bereſche iſt durch faſt ganz Europa und das ganze nördliche Aſien bis Dahurien verbreitet, hat daher einen ſehr großen Bezirk. Gegen Norden dringt ſie bis zum Nordcap (71° 7) vor, wo fie jedoch, wie auch in Oſtfinmarken bei 70“ 49“ und auf der Kolahalbinſel und in Nordrußland bei 69“, be— ziehentlich 67“ nur ſtrauchartig iſt; ihre Aequatorialgrenze geht in Europa nach Bode vom Orenburger Ural längs des Steppenrandes und über Tambow, Woroneſh, Kursk, Tſchernigow und Oſtrow in der Richtung von ONO nach WSW nach Galizien, von wo fie ſüdwärts durch Siebenbürgen nach Serbien und der Türkei zieht (bis zum Berge Athos), um von da weſtwärts nach Unteritalien zu laufen. Die Ebereſche bewohnt folglich unſer ganzes Gebiet (mit alleiniger Ausnahme von Dalmatien), iſt jedoch in deſſen nördlicher Hälfte häufiger als in der ſüdlichen. Sie kommt auf allerhand Boden vor, ſteigt in den Gebirgen hoch empor und hilft ſowohl dort als im Hochnorden die äußerſte Grenze des Baum- und Holzwuchſes bilden. In den mitteldeutſchen Gebirgen, welche unter 1300 Met. Seehöhe beſitzen, ſteigt die Ebereſche bis auf die höchſten Kuppen und Kämme (3. B. im Harz, Thüringerwalde, Erzgebirge), im Bairiſchen Walde nach Sendtner bis 4500 p. F. (1461,8 Met.), in den bairiſchen Alpen (wo ſie bei Berchtes— gaden für ſich allein einen ganzen Beſtand noch in einer Höhe von 3999 p. F. — 1299 Met. bei öſtlicher Expoſition bildet) bis 5530 p. F. (1796,4 Met.), in den öſterreichiſchen Alpen durchſchnittlich bis 5500 p. F. (1786,6 Met.), in den Schweizeralpen im Mittel bis 1660 Met., in den Karpathen bis 1624 Met. Sie findet ſich überall eingeſprengt in Laub— und Nadelholz, im Hoch-, Mittel- und Niederwald, tritt aber nur ſelten beſtandbildend auf. In den mitteldeutſchen Gebirgen iſt ſie als Straßen— und Alleebaum, da wo Obſtbäume nicht mehr gedeihen wollen, ſehr beliebt, z. B. am Oberharz, im höheren Erzgebirge, im Böhmerwalde u. ſ. w. Sie kommt noch in einem Klima fort, wo die Mitteltemperatur des Jahres — 0 ſiſt, verträgt auch große Temperaturſchwankungen, Hitze und Kälte, will jedoch bei einer mittleren Sommerwärme von mehr als 18“ C. und einer mittleren Wintertemperatur unter —9“ nicht mehr gedeihen. — Blüht im Mai oder Juni und reift die Früchte im Auguſt oder September. 865 468. Sorbus domestica L. Zahme Ebbereſche. Synonyme und Abbildungen: S. domestica L., Sp. pl. p. 477; Jacqu., Fl. austr. 447; Hartig a. a. O. T. 69 und 73, F. 3; Pokorny a. a. O. ©. 329, C. Koch a. a. O. S. 199; Nördlinger a. a. O. S. 96; S. lanuginosa Waldst. Kit. nach Po— forny. — Pyrus Sorbus Gärtn.; P. domestica Sm.; Malus Sorbus Borkh. „Garten— ebereſche, Speierling, Spierling, Sperberbaum, Spierapfel, Schneebirne (im Breisgau), Aeſchrösle, Aeſchgriesle (im Elſaß)“. Unterſcheidet ſich von voriger Art durch größere Blätter und unterſeits bläulichgrüne Blättchen, deren Sägezähne lang und fein zugeſpitzt ſind, durch größere Blüten mit vor dem Aufblühen röthlichen Blumenblättern und na— mentlich durch große bis 22 Millim. lange, birn- oder apfelförmige, gelbe und auf der Lichtſeite rothe Früchte, welche im vollkommen reifen Zuſtande teigig und genießbar werden und dann auf braunem Grunde weiß punktirt ſind. — Baum mit kahlen klebrigen Knospen, größer werdend, als die wilde Ebereſche und unter Umſtänden 5 — 600 Jahre Alter erreichend. Sein Holz iſt ein vorzügliches Brenn- und Werkholz, zugleich das ſchwerſte deutſche Holz. Wild und verwildert (dann oft ſtrauchartig; in Hecken, Waldrändern, Gebüſchen, Weinbergen der ſüdlicheren Kronländer des öſterreichiſchen Kaiſer— ſtaats (in Dalmatien, Croatien, dem Banate, in Krain, Südtirol), den Rheingegenden (Nahe- und Moſelthal, Baden, Elſaß), des Jura und der Schweiz, zerſtreut und vereinzelt; angeblich auch in Thüringen und am Harz, in Süddeutſchland, den Rhein- und Donaugegenden auch häufig als Obſt— baum angepflanzt (3. B. um Straßburg und Wien). Iſt durch ganz Süd— und Weſteuropa, ſowie bis Algerien verbreitet. — Blüht im Mai, reift die Früchte im September. Anmerkung. An die Pomaceen ſchließt ſich nach Endlicher zunächſt die kleine Familie der Calycanthaceae an, deren Blüten einen aus vielen gefärbten, allmälig in Blumenblätter übergehenden, länglichen Blättern beſtehenden Kelch haben und viele auf fleiſchigem Wulſt ſtehende Staubgefäße, ſowie zahlreiche Stempel einſchließen. Zu ihr gehört ein in unſern Gärten, Parken und Anlagen oſt angepflanzter Zierſtrauch aus dem ſüdöſtlichen Nordamerika, der ſogenannte „Gewürzſtrauch“ (Calycanthus floridus L.; Nördlinger a. a. O. S. 78.), ein Klein- oder Mittelſtrauch mit gegen— ſtändigen breit länglichen oder eiförmigen ganzrandigen Blättern und anſehnlichen einzeln ſtehenden dunkelbraunen vielblättrigen Blumen, welche namentlich des Abends einen ſtarken aromatiſchen, an Gewürznelken erinnernden Wohlgeruch verbreiten. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage, 55 — * 866 Zweiundſiebzigſte Familie. Roſenartige Gewächſe. (Rosaceae Juss.) Kräuter und Sträucher, ſelten Bäume, erſtere immer wehrlos, die Holzgewächſe oft ſtachlig. Blätter wechſelſtändig, einfach oder zuſammen— geſetzt (gefiedert oder gefingert), ſtets mit an den Blattſtiel angewachſenen Nebenblättern, meiſt nur eine Vegetationsperiode lebend, ſelten von mehr— jähriger Dauer. Blüten meiſt zwitterlich, regelmäßig, einzeln endſtändig oder in endſtändigen Trugdolden, Köpfchen, Doldentrauben, Trauben oder aus Trugdolden zuſammengeſetzten Sträußen und Rispen. — Die Roſaceen, eine ſehr große Familie, ſind zwar über die ganze Erde verbreitet, jedoch vorzugsweiſe in der gemäßigten und kalten Zone der nördlichen Halbkugel zu Hauſe. Sie zerfallen in mehrere Gruppen, von denen hier folgende 3 zu berückſichtigen ſind. I. Roseae: Blütenachſe krug-, verkehrt-kegel-, kreiſelförmig oder kuglig, hohl und oben offen (mit einem runden Loch verſehen), am obern Rande nach außen mit den 5 Kelchblättern verwachſen, nach innen die 5 mit jenen alterniren— den, ſehr kurz geſtielten Blumenblätter und die zahlreichen Staubgefäße tragend und im Innern viele, theils im Grunde, theils an der Innenwand eingefügte freie Stempel einſchließend, deren fadenförmige, bald freie bald verwachſene Griffel durch die Oeffnung am Scheitel hindurchgehen und das Centrum der Blüte einnehmen (Fig. XII, 3). Blütenachſe erſcheint deshalb als ein unter— ſtändiger Fruchtknoten (Scheinfruchtknoten). Die aus den Fruchtknoten her— vorgehenden in der verdickten und fleiſchig gewordenen Blütenachſe einge— ſchloſſenen Früchte ſind einſamige Nüßchen. — Einzige Gattung: Rosa Tourn. II. Sanguisorbeae: Blütenachſe (fälſchlich Kelchröhre genannt) röhrig, oben ringförmig verengt, nach der Blütezeit ſich verdickend und ver— härtend, oben nach außen mit den 4 K elchblättern verwachſen, nach innen zahlreiche Staubgefäße tragend. Blumenblätter fehlend. Stempel 2—3 in der Blütenachſe eingeſchloſſen, frei, jeder mit einer oben hervorragenden Narbe. Früchte wie bei den Roſeen. Blüten eingeſchlechtig. — Einzige Gattung: Poterium L. III. Dryadeae: Blütenachſe ſcheibenförmig, am Rande mit den 5 (ſelten 8-9) Kelchblättern verwachſen, an der Grenze des Kelches 5 (ſelten 8—9) Blumenblätter und zahlreiche Staubgefäße in perigyniſcher Stellung tragend. Stempel zahlreich, das Centrum der Blütenachſe einnehmend und oft auf einer Hervorragung oder Verlängerung deſſelben eingefügt. Ein— ſamige Nüßchen, bisweilen mit ſaftiger Umhüllung und dann unter einander verwachſen und eine zuſammengeſetzte Beere bildend. — Gattungen: Rubus L. — Dryas L. 867 I. Gruppe. Roseae DC. Eigentliche Roſen. CE Rosa Tourn.. Noje. Gattungscharakter mit dem Gruppencharakter identiſch (ſ. oben). — Sträucher (meiſt ſommergrüne) mit gewöhnlich ftachligen Aeſten, oft auch ſtachligen Blättern und Blütenſtielen. Blätter unpaarig gefiedert, mit fiedernervigen geſägten Blättchen. Blüten in endſtändigen Trugdolden, ſeltner einzeln. Nach der Blütezeit fallen die Blumenblätter und Staub— gefäße, bisweilen ſelbſt die Kelchblätter ab, während der Scheinfruchtknoten ſich verdickt und fleiſchig wird und ſo eine die Nüßchen umſchließende Schein— frucht mit genießbarer Schale, die „Hagebutte“ bildet. Innenwandung derſelben mit ſteifen brüchigen Borſten bedeckt. Nüßchen ſitzend oder geſtielt. — D Roſenſträucher treiben alljährlich neue Wurzelſprößlinge, welche im nächſten Jahre Blüten entwickeln uud außerdem oft Wurzelausläufer, die bis— weilen weit unter dem Boden hinlaufen und aus ihren Knospen Spröß— linge hervorbringen. Ihre Blätter ſind in der Knospe einwärts zuſammen— el und von den beiden Nebenblättern umhüllt, die Blättchen in der Richtung der Mittelrippe zuſammengefalzt. Die meiſten Arten ſind in Aſien (namentlich im Orient, Indien und China) zu Hauſe; von vielen kennt man die Heimat nicht. Anmerkung: Die Roſengattung iſt eine der ſchwierigſten in ſyſtematiſcher Hin— ſicht, theils weil ihre zahlreichen Arten ſehr variiren, theils weil im Laufe der Zeit viele Baſtarde endſtanden ſind. So intereſſant deshalb die Roſen in wiſſenſchaftlicher Beziehung ſind und ſo hoch die zahlloſen Kulturroſenſorten von den Gärtnern, Floriſten und Blumenfreunden geſchätzt werden, ſo wenig Bedeutung beſitzen doch die wild vor— kommenden Roſenſträucher für den Forſtmann, da dieſelben höchſtens die Rolle von Standortsanzeigern und Unkräutern ſpielen und als Holz producirende Gewächſe gar nicht in Betracht kommen. Es wäre deshalb Raumverſchwendung, die in unſerem Gebiet vorkommenden, geſchweige denn die als Zierſträucher kultivirten Roſenarten und Roſenvarietäten hier eingehend zu ſchildern, und ich will mich deshalb auf eine analy— tiſche Charakteriſtik der wildwachſenden Roſenarten (mit Ausſchluß der Baſtarde) und nachſtehende Aufzählung der Arten mit Angabe der Standörter und geographijchen Verbreitung beſchränken und nur die verbreitetſten Arten in gewohnter Weiſe beſchreiben. Analptiſche Ueberſicht der im Florengebiet wildwachſenden und allgemein kulti— virten Noſenarten. 1. Alle Nebenblätter von gleicher Form und Größe. ... 2 — Oberſte Nebenblätter der blühenden Zweige breiter und anders aa, als die e f Nee 1 Masse. i 2, 2.00 Te ee alle) EA Ban ee „i eine Säule verwachennse.. 8 O 1 9. 10. $ 868 Blättchen der Blätter einfach- und nicht drüſig gelägt . 5 da ppelt und drüſig geſgg k Stacheln gerade, ſtielrund. Kelchblätter ganz. Hagebutte ſchwarz. R. pimpinellaefolia L. 15 gekrümmt, zuſammengedrückt. Kelchblätter fiederſpaltig. Hagebutte roth. R. semperflorens Curt. L. . Blumenblätter gelb oder orangerobkcrh h.. R. lutea Mill. N „ roſen- oder purpurroth, ſelten weiß. Kelchblätter zuletzt ab— fallend. Hagebutten hell- bis ſchwarzroth. Stacheln zuſammengedrückt . 6. Blättchen beiderſeits weich flaumhaarig und drüſig. Blüten groß, roſenroth, ſtets gefüllt . R. centifolia L. Blättchen oberſeits kahl, ansenn, Kelchblätter fiedsrpaltih, ſehr drüſig; Blüten— ſtiele Srüfig borſti g 5 eee BRNO He MIR Blättchen unterſeits bläulichgrün oder weißrich feinflzig, wenig drüſig, mit kurzen eiförmigen Zähnen. Blumen groß, purpurroth, oft halb gefüllt. R. gallica L. Blättchen unterſeits blaß- oder ſchwärzlichgrün, drüſig-flaumig oder kahl, mit verlängert zugeſpitzten Zähnen. Blumen roſenroth. R. trachyphylla Rau. 2). Blumenblätter roſenroth, Griffelſäule behaart. Aeſte mit Stacheln und da— runter gemengten Drüſenborſten bedeckt. Blättchen einfach- und drüſig-geſägt. R. ar vina Krock. Blumenblätter weiß. Aeſte mit gekrümmten Stacheln bedeckt. Blättchen ein— fach geſägk, drüſene ss. Sommergrüne Sträucher mit dünnen glanzloſen Blättchen. Griffelſäule kahl 10. Immergrüner Strauch mit lederartigen glänzenden Blättchen. Griffelſäule anttrge behaart oder fahhe Pe teichblätter eilanzettförmig zugeſpitzt, faſt ganz, kürzer als die weißen Blumen— blätter. Blüten meiſt in Trugdolden, Griffelſäule ſo lang als die Staubgefäße. Blättchen rundlich. Früchte kuglieig. R. arvensis Huds. Kelchblätter fiederförmig, ſo lang wie die weißen am Grunde gelben Blumen— blätter. Blüten meiſt einzeln, Griffelſäule länger als die Staubgefäße. Blätt— chen oval. Früchte eiförmig⸗länglichchchch e. K. systyla Bast. . (1.) Fruchtknoten im Innern der hohlen Blütenachſe kurz geſtielt, beſonders die— jenigen des Centrums .. „ ‚ ‚ ‚ nn Ar Fruchtknoten des Centrums en 1 cc ccc Blütenſtiele vor und nach der Blütezeit oder wenigſtens die fruchttragenden zu— e e e e DE Blütenſtiele ſtets aufrecht ... ; RT ill, 3: Blütenstiele vor und nach der Blütezeit Ager ü Kelchblätter länger als die hellpurpurne Blumenkrone. Früchte ſcharlachroth. Erwachſene Stämmchen faſt wehlngss ER ce er e eee Fruchttragende Blütenſtiele zurückgekrümmt. Kelchblätter kürzer als die roſen— rothe Blumenkrone. Früchte ſcharlachroth. Erwachſene Stämmchen mit pfriem— und borſtenförmigen geraden Stacheln bedeckt. . R. reversa Waldst. Kit. Blättchen beiderſeits kahl. Hagebutten kugli g 5 unterſeits flaumig, grau grun re a el 15. Blättchen doppelt ſcharf-geſägt, beiderjeits grün, rundlich. Blütenſtiele und Kelche drüſig-borſtig. Kelchzipfel fiederſpaltig, Blume purpurn. Hagebutten r y e glanchlosa Bell — Blättchen einfach geſagt. Blumen roſenrobkttco hh. . 16. 16. Blättchen beiderſeits grün, oberſeits glänzend. Hagebutten plattkuglig, zuletzt ſchwarzbraunn. .. eit Bhrk — Blättchen (ſammt den kahlen 9 ine Nebenblättern) bläulich bereift und meiſt purpurn überlaufen. Hagebutten kugelrund, ſcharlachroth R. rubrifolia Vill. 17. (14). Blütenſtiele und Kelche kahl, Kelchblätter jo lang oder länger als die rojen- rothe Blume; Hagebutte kuglig, mit zuſammengeneigten Kelchblättern, roth R. cinnamomea L. — Blütenſtiele und Kelche drüſig-borſtig, Kelchblätter kürzer als die purpurrothe Blume. Hagebutte kreiſelförmig, mit abſtehenden oder aufrechten Kelchblättern R. turbinata Ait. 18. (11) Blättchen unterſeits kahl oder flaumig, Stacheln derb, 1 ſichelförmig gekrümmt. Hagebutte kahl . .. 195 — Blättchen unterſeits drüſig oder filzig, Stacheln von e Form. 21. 19. Blättchen oberſeits dunkelblaugrün, unterſeits bläulichgrün und weich flaum— haarig; Blume weiß oder mit roſigem Anflug, meiſt gefüllt, ſchwach duftend R. A ie — Blättchen oberſeits lebhaft grün, Blumen roſen-, fleiſchroth oder faſt weiß, ſehr wohlriechend. Hagebutte rot) . . .. 20 20. Scheinfruchtknoten und Hagebutte länglich oder e Kelchblätter fieder⸗ theilig, zuletzt abfallend. Stacheln ſtark, am Grunde ſehr breit. R. cani na L. — Scheinfruchtknoten und Hagebutte kuglig, letztere von den ſtehenbleibenden Kelch— blättern gekrönt. .. „„ „ Rdumerorum Thuil,; 21. (18) Blumenblätter am Rande drug 1 roſenroth; Hagebutte kuglig, drüſig⸗borſtig, abwärts geneigt, kirſchengroß, violett, grau bejtäubt. R. pomifera Herm. — Blumenblätter nicht drüſig gewimpert; Hagebutte aufrecht, ſcharlachroth . 22. 22. Blättchen unterſeits dicht drüſig punktirt und drüſig gewimpert. Blume roſen— Dh et: e e , EEE TI: — Blättchen inkerjeits, dicht weichfilzig, drüjenlos . .. : ae RM. 23. Stacheln pfriemen- und borſtenförmig, N ale 1 drüſig⸗ borſtig, am Scheitel verſchmälert . .. „„ Bo eoronata Crep. — Stacheln theils ſtark ſichelförmig N theils fein gerade. Hagebutte kuglig oder elliptiſch, am Scheitel nicht verſchmälert. . R. rubiginosa L. 24. Blättchen oberſeits grün, unterſeits graufilzig. Kelchblätter zurückgeſchlagen, zuletzt abfallend; Blume bleich roſenrokch h... R. tomentosa Sm. — Blättchen anfangs beiderſeits grauweißfilzig, zuletzt oberſeits faſt kahl. Kelch— blätter aufrecht, auf der Hagebutte ſtehen bleibend; Blume roſenroth. B. coriifolia Fr. Die Roſenarten ſind von den Syſtematikern verſchiedenartig in Gruppen eingetheilt worden, auf welche wir hier nicht eingehen können. Vergl. hierüber: D. J. Koch, Synopsis florae germanicae. Ed. 2, I, p. 246 ff. Döll, Flora von Baden III, S. 1111 ff. — Pokorny, Holzgew. S. 332 ff. — C. Koch, Dendrologie I, S. 224 ff. — Cre&pin, Primit. monogr. Rosarum. Gand, 1872. 469. Rosa pimpinellaefolia L. Biebernellblättrige Roſe. Synonyme: R. pimpinellacfolia L., Sp. pl. ed. II. p. 703. — R. spinosissima Le Slo öl Sab I Jo le Sehr äſtiger Kleinſtrauch, deſſen Zweige und namentlich Wurzelſproſſen meiſt mit zahlreichen wagerecht eee e Stacheln, Borſten oder Drüſenhaaren bedeckt ſind. Blume 2,6 — 5,3 Centim. breit, weiß, ſehr ſelten roſenroth. Stiel drüſig-borſtig. — Sehr vielgeſtaltig. Auf ſandigen und ſteinigen Hügeln, an Wegen, Feldrainen, Waldrändern durch das ganze Gebiet, doch nicht überall. Iſt durch ganz Europa mit Aus— nahme des hohen Nordens verbreitet. — Blüht im Mai und Juni. 470. Rosa semperflorens Curt. Immerblühende Roſe. Synonyme und Abbildungen: R. semperfiorens Curt., Bot. mag. t. 284. — R. chinensis Jacqu. var. — R. benghalensis P. Aus China oder Japan ſtammender Kleinſtrauch mit ſchlanken dünnen, ſammt den dünnen Blättern kahlen Aeſten. Blüten hellroſa bis purpurroth, halb oder ganz gefüllt. Ueberall in Gärten als „Monatsroſe“ kultivirt. — Blüht vom Frühlinge bis Herbſt. 471. Rosa lutea Mill. Gelbe Roſe. Synonyme und Abbildungen: R. lutea Mill., Diet. p. 11. — R. Eglanteria L. — R. bicolor Jacqu., H. Vindob. I, t. 1. Mittelgroßer Strauch, in Gärten auch als Roſenbäumchen gezogen. Stacheln gerade, pfriemen- oder borſtenförmig, ungleich. Blüten nach Wanzen riechend, Blumenblätter leicht abfallend, gelb, orangeroth 1 oberſeits orange- bis ſcharlachroth, unterſeits gelb (R. bicolor). — Von unbekannter Herkunft, häufig in Gärten N und in Hecken verwildert. — Blüht im Mai und Juni. 472. Rosa centifolia L. Hundertblättrige Roſe, Gemeine Gartenroſe. Beſchreibungen und Abbildungen: R. centifolia L., Sp. pl. p. 491; Hayne, Arzneigew. XI, T. 29. Von unbekannter Herkunft, überall in Gärten als Strauch und Bäumchen, in vielen Varietäten und Baſtarden. 473. Rosa gallica L. Franzöſiſche Nofe. Synonyme und Abbildungen: R. gallica L., Sp. pl. p. 492; Hayne, Arzneigew. II, T. 30. — R. pumila Jacqu., Fl. austr. t. 198. — R. austriaca Crantz. — „Eſſig⸗ roſe, Zuckerroſe, Rainroſe, Zwergroſe“. — 871 Kleinſtrauch von höchſtens 1 Met. Höhe, oder kriechendes Erdholz. Aeſte und Sprößlinge ſchlank, mit ſehr ungleichen dünnen geraden pfriemen— förmigen oder drüſig-borſtigen Stacheln beſetzt. Blumen ſehr groß (5 bis 8 Centim.) breit, dunkel purpurroth mit bläulichem Schimmer, ſelten blaß— roth oder weiß. An Waldrändern, Rainen, in Gebüſchen, Hecken, auf Wieſen in den Rheingegenden, Süddeutſchland, der Schweiz und in ganz Oeſterreich, die Varietät pumila auch in Mitteldeutſchland hier und da. Häufig in vielen Spielarten in Gärten kultivirt. Iſt durch ganz Süd- und Weſteuropa ver— breitet. — Blüht im Juni. 474. Rosa trachyphylla Rau. Rauhblättrige Roſe. Beſchreibung: R.trachyphylla Rau in Wirtgen, PI. exs. Scl. Flor. rhenan I, no. 23. In Wäldern, Gebüſchen, Hecken um Coblenz, in der Eiffel, im Rhein— gau, in Böhmen. Kleinſtrauch. — Blüht im Juni und Juli. 475. Rosa arvina Krock. Flurroſe. Beſchreibung: R. arvina Krock., Fl. siles. Kleinſtrauch von 0,5 — 1 Met. Höhe. Hagebutten klein, eiförmig, drüſig-borſtig, dunkelrotdh. — In Gebüſchen Schleſiens. — Blüht im Juni. 476. Rosa sempervirens L. Immergrüne Roſe. Synonyme und Abbildungen: R. sempervirens L., Sp. pl. p. 492. — R. atro- virens VI v., Fl. ital. IV, t. 6. Schöner immergrüner Strauch mit hakenförmig umgebogenen Neben— blättern und weißen wohlriechenden Blumen in reichblütigen Doldentrauben. Hagebutten klein, kuglig. In Hecken und Gebüſchen des Litorale von Iſtrien, Croatien und Dalmatien. Iſt durch ganz Südeuropa verbreitet. — Blüht im Mai. 477. Rosa arvensis Huds. Ackerroſe. Beſchreibungen und Abbildungen: R. arvensis Huds., Fl. angl. p. 192; Jacqu., Fragm. t. 104. Strauch mit kriechenden peitſchenförmigen 2— 3 Met. langen Stämmen und Aeſten, mit derben hakenförmigen Stacheln bewaffnet. Blättchen ſtachel— ſpitzig geſägt, leicht abfallend. BI I Auf Holzichlägen, an Acker- und Feldrainen, zerſtreut in Nordweſt— und Süddeutſchland ſowie in Oeſterreich (fehlt in Böhmen und Mähren). Iſt durch Weſt- und Südeuropa verbreitet. — Blüht im Juni und Juli. 178. Rosa systyla Bast. Säulengrifflige Roſe. Beſchreibung: R. systyla Bast., Suppl. d. 1. flor. de Maine et Loire p. 31. Großſtrauch von 2,7—4 Met. Höhe mit ſtarken hakenförmigen langen Stacheln. Soll ein Baſtard von R. arvensis und R. canina ſein. In Gebüſchen der Schweiz, Steiermarks, Nordtirols, Salzburgs, um Wien und in Ungarn; zerſtreut, ſelten. Kommt auch in Belgien, Frank— reich und England vor. — Blüht im Juni und Juli. 479. Rosa alpina L. Alpenroſe. Beſchreibungen und Abbildungen: R. alpina L., Sp. pl. ed. II, p. 703; Jacqu., Fl. austr. III. t. 279; Ettgh. Pok., Phys. austr. t. 476. Kleinſtrauch mit im Alter wehrloſen, jung borſtig-ſtachligen Stämmchen und Aeſten. Variirt mit einfach geſägten, ſammt Blütenſtielen und Kelchen kahlen Blättern und mit doppeltgeſägten weichhaarigen Blättchen und drüſig— borſtigen Kelchen und Blütenſtielen (R. pyrenaica Gou.). An ſteinigen feuchten Plätzen des Feldbergs (in Baden), der Vogeſen, des Jura, der Alpen, des Böhmerwaldes, Rieſengebirges und der Karpathen, bis in die Krummholzregion (in Oberbaiern bis 6171 p. F. (= 2004,6 Met.) emporſteigend. Wächſt auch in Norwegen, Centralfrankreich, den Pyrenäen und Apenninen. — Blüht im Juni und Juli. 450. Rosa reversa W. Kk. Zurückgekrümmte Roſe. Beſchreibung und Abbildung: R. reversa Waldst. Kit., Ic. pl. rar. Hung. t. 264. Strauch von 0,7 — 2 Met. Höhe mit eiförmigen geſägten zerſtreut behaarten Blättchen. — In Gebüſchen bei Prag, in Unterſteiermark, Kärnthen, Krain, bei Trieſt, in Croatien, Ungarn und Siebenbürgen, zerſtreut und ſelten. — Blüht im Mai und Juni. 481. Rosa glandulosa Bell. Drüſentragende Roſe. Synonyme und Abbildungen: R. glandulosa Bell.; Ser. mus. helv. I. t. 2. — R. montana Chaix. Kleinſtrauch mit faſt geraden zuſammengedrückten Stacheln, welche an der Baſis der Blätter paarweiſe ſtehen. Kelchzipfel die Frucht krönend, zurückgeſchlagen. Soll ein Baſtard von R. rubrifolia ſein. 873 In Südtirol (nur am Ritten bis 4900 w. F. — 1548,8 Met. Höhe), Steiermark und Unterkrain, auch im Oberelſaß, ſelten. — Blüht im Juni und Juli. 482. Rosa lueida Ehrh. Glänzendblättrige Roſe. Synonyme und Abbildungen: R. lucida Ehrh., Beitr. IV, S. 11. — R. baltica Roth. Kleinſtrauch mit geraden ſchwachen Stacheln beſetzt. Kelchblätter mit ſehr langem an der Spitze gezähntem Anhange, ſo lang oder länger als die Blume. Bei Hamburg an der Elbe und bei Roſtock am Meeresufer. Auch in Thüringen. — Blüht im Juni. 483. Rosa rubrifolia Vill. Rothblättrige Roſe. Beſchreibung und Abbildung: R. rubrifolia Vill., Fl. Dauph. p. 549; Jacq., Fragm. t. 106. Strauch von 1— 2 Met. Höhe. Stacheln vorherrſchend gebogen. Blüten klein, roſenroth. Kelchblätter mit langem lanzettförmigem, meiſt ganzem Anhange. An Waldrändern, Felſen, in Gebüſchen, in der ganzen Alpenzone, in Oeſterreich bis 3000 w. F. (948 Met.) emporſteigend, auch in den Vogeſen, im Jura, in den Karpathen Ungarns und Siebenbürgens, vereinzelt in Baden im Donauthale und in Thüringen (bei Jena und Buttſtädt). Iſt durch ganz Süd- und Weſteuropa verbreitet, auch häufig als Zierſtrauch in Gärten. — Blüht im Juni und Juli. 484. Rosa einnamomea L. Zimmtroſe. Beſchreibung: R. einnamomea L., Sp. pl. p. 491. — „Pfingſtroſe, Mairoſe“. Strauch von 1—2 Met. Höhe mit weit umherſtreichenden Wurzeln. Aeltere Zweige zimmtbraun, jüngere ſammt Blütenſtielen und Deckblättern roſenroth. Stacheln der Zweige gekrümmt, der Wurzelſprößlinge gerade. Blüten klein. In Gebüſchen und Laubwaldungen, auf ſonnigen bebuſchten Hügeln und Bergen; in Kurland und auf der Inſel Oeſel ziemlich häufig, fehlt ſonſt in der norddeutſchen Zone; in Mitteldeutſchland in den Vorbergen des ſüdlichen Harzes, in Böhmen (auf dem Milleſchauer), häufiger in den Rheingegenden, Süddeutſchland, der Schweiz, Oeſterreich und Ungarn. Kommt, weil oft in Gärten kultivirt, in Hecken des ganzen Gebiets häufig verwildert vor (meiſt mit halbgefüllten Blumen), iſt bis Italien, Frankreich, Scandi— navien und Rußland verbreitet. — Blüht im Mai und Juni. 874 185. Rosa turbinata Ait. Kreiſelfrüchtige Roſe. Beſchreibungen und Abbildung: R. turbinata Kit., H. Kew. II, p. 206; Jacqu., Fragm. t. 107, f. 2. Strauch von 1—2 Met. Höhe mit bläulichgrünen Zweigen, ſehr ſtach— ligen und borſtigen Wurzelſproſſen und großen purpurrothen bläulich ſchimmernden wohlriechenden Blumen. Wild nur in Gebüſchen des Kahlenbergs bei Wien, verwildert (mit halbgefüllter Blume) häufig um Wien, Prag, Coblenz, in Südtirol, in Oeſterreich häufig mit voller Blume kultivirt (namentlich in Bauerngärten). — Blüht im Juni. 486. Rosa alba L. Weiße Roſe. Synonyme und Beſchreibungen: R. alba L., Sp. pl. p. 492. — R. canina g. alba Döll. Strauch von 1,7—2,7 Met. Höhe, oft als Bäumchen gezogen. Von unbekannter Herkunft, überall kultivirt, oft verwildert (3. B. zwiſchen Leipzig und Delitſch, wo ſie mit einfachen Blumen vorkommt). — Blüht im Mai und Juni. 487. Rosa canina L. Hundsroſe. Synonyme und Abbildung: R. canina L., Sp. pl. P. 491; Hayne, Arzneigew. XI. t. 31. — R. sylvestris Crantz. „Wilde Roſe, Heckenroſe“. Strauch von 1,5— 3 Met. Höhe mit ſtarken geraden ſteil aufrechten Stämmen und bogenförmig überhängenden ſehr ſtachligen Aeſten. Blättchen oval oder elliptiſch, einfach bis dreifach geſägt, kahl oder flaumig und drüſig. Blüten einzeln oder in Trugdolden, mit fiedertheiligen, in einen lanzettlichen Anhang verlängerten, nach dem Blühen zurückgeſchlagenen Kelchblättern. Eine ſehr vielgeſtaltige, viele Abarten und. Baſtarde bildende Art, welche als die gewöhnlichſte Unterlage für das Veredeln der Roſen dient. In Hecken, Gebüſchen, Laubwäldern, an Waldrändern durch das ganze Gebiet und über daſſelbe hinaus durch ganz Europa, die Kaukaſusprovinzen und Sibirien verbreitet. Steigt in den Alpen bis in die ſubalpine Region (in Oberbaiern nach Sendtner bis 4085 p. F. — 1327 Met.) empor. — Blüht vom Mai bis Juli. 488. Rosa dumetorum Thuill. Heckenroſe. Beſchreibung: R. dumetorum Thuill.. Fl. paris. p. 250. Strauch von 2— 3 Met. Höhe. Blättchen oval oder lanzettförmig, meiſt doppelt-geſägt, kahl oder unterſeits gewimpert und auf den Adern behaart. Blüten meiſt in Trugdolden, klein, lebhaft roſenroth. Auf ſteinigem ſonnigem Boden in den Rheingegenden, beſonders auf Kalk. Iſt durch Frankreich, Italien, Großbritannien und Scandinavien ver— breitet, erreicht in der rheiniſchen Zone ihre Oſtgrenze in Mitteleuropa. — Blüht im Juni. 489. Rosa pomifera Herrm. Apfelfrüchtige Roſe. Synonyme und Abbildung: R. pomifera Herrm., Diss. p. 16. — R. villosa Fl. dan. t. 1458. Strauch von 1—2 Met. Höhe mit ſtarken, meiſt geraden wagerecht abſtehenden Stacheln. In Gebirgswäldern, Gebüſchen und Hecken gebirgiger Gegenden, zerſtreut und ſelten: in den Rhein- und Moſelgegenden (um Coblenz, in Lothringen, Oberelſaß), in der Schweiz, im öſterreichiſchen Kaiſerſtaat von Böhmen bis Südtirol, in Croatien und Siebenbürgen. Wird auch in Gärten kultivirt. Iſt nordwärts bis Schweden und Norwegen, weſtwärts bis Spanien, ſüd— wärts bis Unteritalien und die Türkei, oſtwärts bis Lithauen, die Krim und Kaukaſien verbreitet. — Blüht im Juni und Juli. 490. Rosa coronata Crep. Gekrönte Roſe. Synonyme und Beſchreibungen: R. coronata Crep. in Wirtgen Herb. pl. rhenan. — R. sepium Crep., Man. fl. belg. p. 52. — R. sepium Thuill.; Pokorny a. a. O. S. 344. — R. albiflora Opiz. Strauch vom Anſehen der R. canina, aber mit unterſeits drüſig— klebrigen Blättern, von Stacheln ſtarrend. Soll ein Baſtard von R. canina und rubiginosa fein. In Hecken und Gebüſchen der Rheingegenden und des öſterreichiſchen Staats (von Mähren bis Croatien, in Ungarn und Siebenbürgen) zer— ſtreut. — Blüht im Juni. 491. Rosa rubiginosa L. Weinroſe. Synonyme und Beſchreibungen: R. rubiginosa L., Mant. p. 564. — R. resi- nosa Lej. Wie vorige Art, aber durch die Stacheln und die nach Wein duftenden Blumen unterſchieden. In Gebüſchen, an Waldrändern, Rainen, zerſtreut durch das ganze Gebiet, auch in Gärten kultivirt und in Hecken verwildert. Iſt durch ganz Europa verbreitet. — Blüht im Juni. 876 - 492. Rosa tomentosa Sm. Filzige Roſe. Beſchreibung: Rosa tomentosa Sm., Fl. brit. II, p. 539. Strauch von 1— 2 Met. Höhe utit langen wagerecht abſtehenden geraden ſtarken Stacheln und wohlriechenden Blüten. An Waldrändern, in Gebüſchen, Hecken, durch das ganze Gebiet zerſtreut, beſonders in Gebirgsgegenden, fehlt jedoch in der adriatiſchen Zone. Iſt bis Schweden, Großbritannien, Frankreich, Oberitalien und Rußland verbreitet. — Blüht im Juni. 493. Rosa coriifolia Fries. Lederblättrige Roſe. Beſchreibung: R. coriifolia Fries., Nov. fl. suce. I. 33. Kleinſtrauch mit verſchieden großen, ſichelförmig gekrümmten Stacheln, Zwiſchen Gebüſch bei Hamburg unterhalb Eſcheburg. Eine nordiſche, in Dänemark und Scandinavien heimiſche Art, welche bei Hamburg ihre Aequatorialgrenze erreicht. — Blüht im Juni. II. Gruppe. Sanguisorbeae Torr. Gr. Knopfroſen. CLXIV. Poterium L. Becherblume. Blüten klein, in dichte Köpfchen oder Aehren zuſammengedrängt. Kelch 4ſpaltig, von kleinen Deckblättern umgeben. Narben pinſelförmig. — Kräuter, ſelten Halbſträucher und Sträucher mit unpaarig gefiederten Blättern. Sind beſonders in der Mediterranzone heimiſch. 494. Poterium spinosum L. Dornige Becherblume. O. S. 330. Beſchreibungen: P. spinosum L., Sp. pl. p. 994. — Pokorny a. a. Niederliegender knorriger äſtiger Kleinſtrauch mit dornſpitzigen Zweigen und mit wiederholt gabeltheiligen Dornen. Blätter ſehr klein, mit 7 bis 8 Paaren rundlich-eiförmiger, vorn grob geſägter Blättchen von 1—4 Millim. Länge und 1— 3 Millim. Breite. Blüten in walzigen Aehren, röthlich, obere weiblich, untere männlich. Auf Küſtenfelſen um Spalato und längs der Riviera dei caſtelli in Dalmatien, auch um Fiume. Iſt oſtwärts bis Griechenland, weſtwärts bis Sardinien verbreitet. — Blüht im Mai und Juni. III. Gruppe. Dryadeae Vent. Dryasartige. CLXV. Rubus L. Him- und Brombeere. Blütenachſe ſcheibenförmig, Kelch und Blumenkrone 5blättrig, Staub- gefäße und Stempel ſehr zahlreich, letztere auf einer centralen Protuberanz 377 der Blütenachſe, die fich nach dem Blühen mehr oder weniger vergrößert und zum Träger der zahlreichen unter ſich verwachſenen einſamigen Beeren (acini) wird, aus denen die Frucht leine zuſammengeſetzte Beere) beſteht. — Sträucher, ſelten Kräuter, die meiſten mit hand- oder fußförmig zuſammen— geſetzten, ſelten gefiederten oder einfachen und getheilten Blättern, und mit trugdoldig angeordneten, oft in große zuſammengeſetzte Rispen und Sträuße gruppirten Zwitterblüten. Blumenblätter weiß, ſelten roſa, Beeren am häufigſten ſchwarz, ſeltner roth, am ſeltenſten gelb oder weiß. — Die Arten dieſer Gattung ſind über die ganze Erde verbreitet, die meiſten jedoch in Europa, Mittelaſien und Nordamerika zu Hauſe. Die europäiſchen gehören mit Ausnahme zweier Arten, des rothfrüchtigen R. Saxatilis L. und des gelbfrüchtigen R. Chamaemorus L. zu den ſtrauchartigen. Dieſe treiben alljährlich unfruchtbare reichbeblätterte anfangs krautige, ſpäter verholzende Wurzelſprößlinge (turiones), welche bald niederliegen, bald aufwärts ſtreben und dann bogenförmig ſich wieder zur Erde umbiegen, rund oder kantig und oft mit anders geformten Blättern beſetzt ſind, als die fruchtbaren, meiſt aufrechten Stämmchen. Letztere gehen aus den Schößlingen hervor, indem dieſe im Herbſt (gewöhnlich! wenigſtens in der kalten und kälteren gemäßigten Zone) im obern nicht verholzten Theile abſterben und aus den Blattwinkeln des unteren verholzten Theiles im nächſten Frühlinge Aeſte entwickeln, welche die Blüten hervorbringen. Nach dem Reifen der Früchte ſterben dieſe frucht— baren Stämmchen ebenfalls ab. Pokorny betrachtet daher die ſtrauchigen Rubi als Halbſträucher. Die Stämmchen und Schößlinge ſind gewöhnlich mit Stacheln bewehrt, oft auch die Blatt- und Blütenſtiele, ſogar die Rippen der untern Blättchenſeite, oder mit Borſten, mit Drüſenhaaren, bisweilen gleichzeitig mit allen dieſen Anhangsgebilden der Oberhaut. Anmerkung. Die Gattung Rubus bietet dem Syſtematiker noch weit größere Schwierigkeiten dar, als Rosa, indem die ſtrauchigen Arten noch weit mehr, je nach Standort und Lage variiren und wahrſcheinlich noch mehr zur Baſtarderzeugung geneigt ſind, als die Roſen. Eine ſcharfe Begrenzung der Arten iſt deshalb außerordentlich ſchwer, wenn nicht unmöglich. Dies erklärt die außerordentlich abweichenden Anſichten der Syſtematiker über den Artbegriff in dieſer Gattung. Während Linné in Europa nur 3 ſtrauchige Arten annahm, haben ſpätere Forſcher mehr und mehr Arten unter— ſchieden, welche alle aus dem Linné'ſchen R. fruticosus hervorgegangen ſind und vom deutſchen Volk unter dem Namen „Brombeerſtrauch“ zuſammengefaßt werden. So be— ſchrieb Weihe 36 Brombeerarten aus Deutſchland und neuerdings iſt deren Zahl fort und fort vermehrt worden. Wirtgen nimmt z. B. allein in der Flora der Rhein— lande 50 Arten von Brombeeren an, ja der Elſaßer Botaniker Th. J. Müller hat in ſeiner Monographie der rheiniſchen und franzöſiſchen Rubi 236 Arten aufgezählt und beſchrieben und ſeit deren Erſcheinen alljährlich noch neue Arten aus demſelben Gebiete veröffentlicht! Gandoger hat neuerdings allein aus Frankreich Hunderte von ſogenannten neuen Arten von Rubus (und auch von Rosa) beſchrieben! Daß — 8 ſolches Gebahren eine verabſcheuenswürdige Speciesmacherei iſt, bedarf keines Beweiſes. Da nun eine genaue Kenntniß der zahlloſen Brombeerformen für den Forſtmann unſeres Erachtens ganz bedeutungslos iſt, da ſie alle nur als Unkräuter und Stand— ortsgewächſe in Betracht kommen und nur ſehr wenige eine beſtimmte Bodenbeſchaffen— heit anzeigen, ſo dürfte es kaum gerechtfertigt ſein, hier aus der großen Maſſe der publicirten Formen auch nur diejenigen herauszugreifen und hier zu charafterifiren, welche entweder allgemein verbreitet ſind, oder ſich als wirklich conſtante und leicht unter— ſcheidbare herausgeſtellt haben), denn ſchon dies würde einen viel zu großen Raum beanſpruchen. Wir werden vielmehr im Folgenden nur die 3 von Linné unter— ſchiedenen europäiſchen Straucharten und eine allgemein kultivirte amerikaniſche ſchildern, und verweiſen diejenigen, welche ſich eingehender mit den Formen des R. fruticosus oder den Brombeerarten beſchäftigen wollen, auf nachſtehende Werke und Pflanzen— ſammlungen: Weihe et Ch. G. Nees v. Esenbeck, Rubi germanici descripti et figuris illu- strati. Bonnae 1822. Fol. Mit 60 z. Th. colorirten Tafeln. (20 Thlr.) Die Diagnoſen der Weihe'ſchen Arten finden ſich auch in Reichenbach's Flora ger- manica exeursoria reproducirt, desgleichen in Mertens und Koch's Deutſch— lands Flora (Bd. III, S. 493-511). Grenier et Godron, Flore de France. Tom. I. (1848), p. 536—551. Th. Wirtgen, Flora der preußiſchen Rheinprovinz. Bonn, 1857. 8. (S. 143—161.) Die vom Verfaſſer gegebene analytiſche Beſtimmungstafel der Arten findet ſich auch in Pokorny's Werke S. 354 — 356 reproducirt. Letzterer beſchreibt 17 Arten (darunter 14 Brombeeren). Th. J. Müller, Verſuch einer Monographie der Gattung Kubus. Im 16. und 17. Jahresberichte der Pollichia (1859, S. 74—298). Focke, Synopsis Ruborum Germaniae. Die deutſchen Brombeerarten. Bremen, 1877. Wirtgen, Herbarium Ruborum rhenanorum. Boulay (Abbe), Rubi vogesiaci exsiccati. J. Himbeere: Beere roth, mit der Protuberanz der Blütenachſe nicht verwachſen und daher von derſelben ablösbar. 495. Rubus Idaeus L. Gemeine Himbeere. Beſchreibungen und Abbildungen: R. idaeus L., Sp. Pl. p. 492; Hayne, Arzneig. III, T. 8, Weihe u. Nees a. a. O. T. 47. ö Blätter der Schößlinge gefiedert mit 5 Blättchen, der Blütenäſte meiſt dreitheilig; Blättchen unterſeits weißfilzig, oberſeits dunkelgrün, kahl, runzlig, Endblättchen langgeſtielt, alle eiförmig zugeſpitzt, grob geſägt, 4 bis 10 Centim. lang und 2— 7 Centim. breit; Länge des ganzen Blattes 10 bis 25 Centim., Stiel mit borſtenförmigen Stacheln. Blüten in achſel- und endſtändigen Trugdolden, klein; Kelchblätter nach dem Verblühen zurück⸗ Eine ſolche hat Verf. z. B. in ſeinem „Führer in's Reich der deutſchen Pflanzen“ (Leipzig, 1863) S. 509—515 (2. Aufl., 1882, S. 657 ff.) getroffen. 879 geſchlagen, feinfilzig. Blumenblätter kleiner, weiß, aufrecht, zuſammengeneigt. Beere roth, löſt ſich vom Träger. — Sommergrüner Strauch von 0,7 bis 1,3 Met. Höhe mit runden, bläulichweiß bereiften, blos borſtigen Schöß— lingen und Stämmchen. Variirt mit kahlen grünen Zweigen, Blättchen und Kelchen und (in Gärten) mit oberſeits weißgefleckten Blättern, weißen und gelben Beeren. Bildet mit R. caesius einen Baſtard (R. Pseudo- Idaeus Lej.), welcher hier und da unter den Stammeltern vorkommt (3. B. um Dornbach bei Wien). In Gebüſchen, Hecken, Wäldern, beſonders auf Waldſchlägen mit fruchtbarem humoſem Boden, durch das ganze Gebiet. Steigt in der Alpen— zone bis in die alpine Region empor (in den bairiſchen Alpen nach Sendtner bis 5700 p. F. —= 1851,6 Met.). Wird überall in zahlloſen Varietäten als Obſtſtrauch kulivirt und iſt durch faſt ganz Europa (fehlt nur in der ſüdweſtlichen Hälfte der pyrenäiſchen Halbinſel und auf den Inſeln des mittelländiſchen Meeres), ſowie durch Mittel- und Nordaſien bis Dahurien und Kamtſchatka verbreitet. — Blüht im Mai und Juni. 496. Rubus odoratus L. Wohlriechende Himbeere. Beſchreibungen: R. odoratus L., Sp. pl. p. 494. — C. Koch, Dendrol. I, S. 283. Blätter einfach, groß, geſtielt, aus herzförmiger Baſis handförmig, 3— ölappig, auf beiden Seiten weich und drüſig behaart, grün, breiter als lang, bis 18,5 Centim. breit und bis 16 Centim. lang. Blüten groß, in doldentraubigen Trugdolden, wohlriechend, mit hell purpurrother bis 5 Centim. breiter Blume. Beeren flach convex, roth, ſäuerlich ſüß. — Schöner Strauch von 1— 1,3 Met. Höhe. Aus Nordamerika, überall zur Zierde angepflanzt und hin und wieder in Hecken und Parken verwildert. — Blüht vom Juni bis Auguſt, reift die Beeren im September”). II. Brombeere: Beeren ſchwarz, mit der Protuberanz der Blütenachſe verwachſen. 497. Rubus eaesius L. Hechtblaue Vrombeere. Beſchreibungen und Abbildungen: R. caesius L., Sp. pl. p. 493; Hayne a. a. O. T. 9; Weihe u. Nees a. a. O. T. 46. ) In Deutſchland entwickeln ſich gewöhnlich nur einzelne Früchtchen und ver— kümmern die meiſten übrigen. Anders in Livland, wo alljährlich die Beeren dieſes auch dort allgemein kultivirten Strauchs ſich vollkommen ausbilden und gut reifen. „ Blätter 3, ſelten 5-zählig, Endblättchen langgeſtielt, ei- oder rauten— förmig, Seitenblättchen faſt ſitzend, unſymmetriſch eiförmig, alle ungleich und grob oder eingeſchnitten geſägt, oberſeits gefaltet und runzlig kahl grün, unterſeits weichhaarig grau, 3—9 Centim. lang und 2,5—7 Centim. breit. Länge des ganzen Blattes 7—17 Centim. Blüten in kurzen armblütigen Trugdolden, weiß. Beere ſchwarz, hechtblau bereift, ſauer. — Kleinſtrauch mit bereiften Schößlingen und Aeſten, letztere niederliegend, mit ſchwachen faſt geraden Stacheln bewaffnet. An Waldrändern, auf feuchtem Waldboden, in Ufergebüſchen, ſelbſt auf feuchten Feldern als Unkraut, im ganzen Gebiete in der Ebene, im Hügel— lande und in niedrigen Gebirgen. Iſt durch faſt ganz Europa, Kaukaſien und Sibirien verbreitet. — Blüht vom Mai bis Oktober. 498. Rubus fruticosus L. Gemeine Brombeere. Beſchreibungen und Abbildungen: R. fruticosus L., Sp. pl. I. c.; Döll, Flora von Baden, III, S. 1093; Hayne a. a. O. T. 12. Blätter handförmig, 5- oder 3zählig, die oberſten auch einfach; Blättchen ſehr vielgeſtaltig, beiderſeits grün oder unterſeits grau- bis weiß— filzig, ſelten beiderſeits graufilzig oder behaart, von ſehr verſchiedener Größe. Blüten in oft ſtraußförmig gruppirten Trugdolden, mit abſtehenden anſehn— lichen weißen, ſeltner roſenrothen Blumenblättern. Beere ſchwarz, ſeltner braun, unbereift, ſäuerlich-ſüß bis ganz ſüß. — Sehr vielgeſtaltiger Strauch mit runden oder kantigen, meiſt nicht bereiften Schößlingen, welche gleich den fruchtbaren Aeſten mit meiſt ſichelförmigen, ſeltner geraden Stacheln, oft auch mit Stachelborſten, drüſentragenden Borſten oder mit Filz bedeckt ſind. Die Kelchblätter ſind bald kahl, bald ſammt dem Blütenſtiele mit Stachelborſten bedeckt und ſchlagen ſich nach dem Blühen abwärts. Die zahlloſen Formen der Brombeerſträucher, unter denen es unzweifelhaft meh— rere ſelbſtändige Arten giebt, laſſen ſich in folgende 6 Gruppen bringen, welche Th. J. Müller als ebenſo viele Rotten von Arten betrachtet: 1. Rubi nitidi s. virescentes: Schößlinge kahl, drüſenlos und unbereift. Blätter meiſt auf beiden Seiten grün. — 2. R. tomentosi: Schößlinge kahl, behaart oder filzig, aber nicht drüſig, ſtets ſtachlig. Blätter unterſeits weißfilzig, oberſeits grün, kahl oder behaart, ſelten beider— ſeits graufilzig (R. tomentosus Borkh.). 3. R. diseolores s. vulgares: Schößlinge kahl oder behaart, mit ſehr ſtarken Stacheln bewaffnet. Blätter oberſeits dunkelgrün und kahl, unterſeits weißfilzig. 4. R. glandulosi: Schößlinge ſtachlig oder ſtachelborſtig und außerdem mit Drüſenborſten bedeckt. Blätter beiderſeits grün, meiſt Zzählig. Blumenblätter bisweilen roſenroth. ern.) 5. R. triviales s nemorosi s. pruinosi: Schößlinge bläulichgrau bereift, ſtachlig, behaart oder drüſig. Blätter ſehr verſchieden. 6. R. spectabiles: großblättrige und großblumige Formen mit behaarten und mehr oder weniger drüſigen Schößlingen und behaarten Blättern. Trugdolden in großen Sträußen und Rispen, Blumenblätter oft roſenroth. Die filzblättrigen Formen ſind namentlich im Weſten und Süden unſeres Gebiets, wie Europas überhaupt, verbreitet. In Südeuropa, ſchon in Südtirol, werden die Blätter viel dicker und lederartiger als in Mitteleuropa und erreichen mehrjährige Dauer, weil auch dort die Schößlinge nicht alljährlich abſterben. Die meiſten Brombeer— ſträucher, wenn nicht alle, ſind daher dort immergrüne Gewächſe. Die ſchwarzfrüchtigen Brombeerſträucher ſind durch unſer ganzes Gebiet, wie über— haupt durch ganz Europa verbreitet, nehmen aber in der Richtung von NO nach SW an Häufigkeit der Formen und des Vorkommens zu. Deshalb ſind z. B. in Liv- und Eſthland die Brombeerſträucher (dort „Ackerbeeren“ genannt) ſehr ſelten, in den Rhein⸗ gegenden aber, ſowie in Süddeutſchland und Oeſterreich ſehr häufig und formenreich. Die meiſten Formen ſcheinen auf kalkhaltigem Boden zu wachſen. Im Allgemeinen finden ſich die Brombeerſträucher in Hecken, an Waldrändern, Flußufern und auf Wald— blößen. In den bairiſchen Alpen ſteigen ſie nach Sendtner bis 4000 p. F. (1299,4 Met.) empor. — Blühen vom Juni an, reifen die Früchte vom Auguſt an. CLXVI. Dryas L. Silberwurz. Blütenachſe ſcheibenförmig, Kelch und Blumenkrone 8— Iblättrig, erſterer verwachſen-blättrig, Staubgefäße und Stempel ſehr zahlreich, letztere frei, ſich in einſamige langgeſchwänzte Nüßchen verwandelnd. Schwanz federartig durch den ausgewachſenen Griffel gebildet. 499. Dryas octopetaia L. Gemeine Silberwurz. Beſchreibungen und Abbildungen: D. octopetala L., Sp. pl. p. 501; Fl. dan. t. 31; Schkuhr, Handb. T. 137. Blätter klein, langgeſtielt, lederartig, aus herzförmigem Grunde eilänglich, grob und eingeſchnitten gekerbt-geſägt mit eingerollten Zähnen, oberſeits kahl, glänzend dunkelgrün, unterſeits ſilberweiß dichtfilzig, 8 bis 12 Millim. lang und 6— 8 Millim. breit, mit 10—15 Millim. langem Stiele. Blüten groß, einzeln ſtehend, langgeſtielt, mit zottig und drüſig behaartem Kelche und weißer Blume. — Immergrünes Erdholz mit ſehr äſtigen Stämmchen, einen flachen dem Boden angedrückten Raſen bildend. An felſigen Plätzen, in Felsſpalten, auf Gerölle der alpinen Region der Alpen- und Karpathenkette, beſonders auf Kalkboden oberhalb der Baum— grenze, oft maſſenhaft, in den bairiſchen Alpen nach Sendtner zwiſchen 5100 und 7220 p. F. (1656,7 und 2345 Met.), in den öſterreichiſchen bis 8000 w. F. (2528,6 Met.) emporſteigend, in den Karpathen Galiziens nach Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 56 Knapp bis 6200 w. F. (1959,7 Met.), in Siebenbürgen nach Schur zwiſchen 5000 und 7000 w. F. (15804 und 2212,6 Met.). Findet ſich aber auch in den Alpenthälern und den an die Alpen grenzenden Hochebenen im Kies und Grus der aus der Alpenregion herabkommenden Gewäſſer (3. B. in Oberbaiern im Loiſachthale und an der Iſar bei München). Wächſt auch auf dem Juragebirge, ferner in Frankreich (auf dem Mont d'Or), in den Pyrenäen, Apenninen, auf dem Balkangebirge und dem Kaukaſus, wo dieſes Erdholz am höchſten emporſteigt (zwiſchen 7800 und 10800 p. F. — 2533,7 und 3508,3 Met.). Außer dieſem europäischen Hochgebirgsbezirk beſitzt D. oetopetala noch einen arktiſchen Bezirk, welcher ſich von Lappland durch das Samojedenland und Nordſibirien bis in das Land der Tſchuktſchen und bis in das arktiſche Nordamerika erſtreckt und ſüdweſtwärts bis Schott— land, ſüdoſtwärts bis Dahurien reicht. — Blüht vom Juni bis September. Dreiundſiebzigſte Familie. Spierſtrauchartige. (Spiraeaceae Maxim.) Wehrloſe Kräuter und Sträucher mit abwechſelnden, einfachen, ſelten gefiedert-zuſammengeſetzten Blättern. Nebenblätter ſelten vorhanden. Blüten meiſt zwitterlich, regelmäßig, in endſtändigen Doldentrauben, Trug- dolden oder aus ſolchen zuſammengeſetzten Rispen und Sträußen. — Die in unſerem Florengebiet vorkommenden Arten gehören insgeſammt der Gattung Spiraea an. CLXVII. Spiraea L. Spierſtrauch. Sommergrüne Sträucher, ſelten ausdauernde Kräuter, mit einfachen, ſelten unpaarig gefiederten Blättern. Blüten klein, zahlreich, bei den ſtrauchartigen in einfachen oder zuſammengeſetzten Doldentrauben, ſeltner in zuſammengeſetzten Trauben, welche endſtändige Sträuße oder Rispen bilden. — Die Spierſträucher entwickeln alljährlich gleich den Roſen zahl— reiche aufrechte Wurzelſchößlinge, aus deren Blattwinkeln im nächſten Jahre Blütenzweige hervorkommen. Die meiſten Arten ſind in Nordamerika und Mittelaſien heimiſch, viele von dieſen beliebte Zierſträucher unſerer Gärten geworden. en, ee Ueberſicht der Arten unſerer Flora. A. Blüten in zuſammengeſetzten pyramidale Sträuße oder Rispen bildenden Trauben. 3 Blatter n 8. Sorbitoliz L. beim. = einfach, ganz, geſägt. 6. Blätter beiderſeits grün, Blumenblätter weiß oder röthlich. S. salicifolia L. — S. latifolia Borkh. 6. Blätter unterſeits weiß- bis roſtroth-filzig, Blumenblätter roth. S. tomentosa L. Blüten in einfachen, ſelten zuſammengeſetzten, flachen oder convexen Doldentrauben. S. decumbens Koch. IS. cana W. K. ww . a. Stämmchen niederliegend. Erdhölzer .. b. Stämme aufrecht. Klein- bis Großſträucher. 6. Blätter ganz, ganzrandig, oder in der vorderen Hälfte, oder nur an der Spitze gekerbt, geſägt, eingeſchnitten. O Blätter auch im Alter am Rande und unterſeits lang zottig-behaart oder kahl, aber zottig bewimpert. .. S. chamaedryfolia L. (O Blätter nur jung flaumig, ſpäter ganz kahl, unterſeits bläulich. Doldentrauben armblütig, längs der Langzweige auf ſeiten— SS. hypericifolia L. S. erenata L. AN Doldentrauben ſehr reichblütig, am Ende von Langzweigen S. ulmifolia Scop. B. Blätter dreilappig. Großſtrauc g. . S. opulifolia L. ſtändigen Kurztrieben 500. Spiraea sorbifolia L. Ebereſchblättriger Spierſtrauch. Beſchreibungen und Abbildungen: S. sorbifolia L., Sp. pl. p. 490; C. Koch, Dendrol. I, S. 305; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 126. Blätter unpaarig gefiedert, bis 26,5 Centim. lang, meiſt aus 17 Blätt— chen zuſammengeſetzt; dieſe länglich zugeſpitzt, ſcharf doppelt-geſägt, 6 bis 8 Centim. lang und 2— 2,5 Centim. breit, kahl, grün. Blüten in com— pacten länglich-pyramidalen Sträußen, weiß. — Strauch von 2— 2,7 Met. Höhe, ſehr buſchig und dicht belaubt. In Sibirien, Nordchina und der Mongolei heimiſch, häufig in Gärten und Anlagen angepflanzt, auch zu Hecken benutzt. — Blüht im Juni. 501. Spiraea salieifolia L. Weidenblättriger Spierſtrauch. Beſchreibungen und Abbildungen: S. salicifolia L., Sp. pl. p. 489; Hayne und Guimpel, Deutſche Holzg. T. 82; Pokorny a. a. O. S. 370; Nördlinger a. a. O. S. 125. Blätter ſehr kurz geſtielt, länglich-lanzettförmig, einfach bis doppelt ſcharf geſägt, flaumig gewimpert, beiderſeits kahl und grün, 5— 10 Centim. lang und 12— 30 Millim. breit, mit 2—6 Millin. langem Stiele. Blüten 56 * fleiſchfarben, in endſtändigen gedrungenen pyramidalen Sträußen. — Strauch von 1—2 Met. Höhe mit ruthenförmigen kantigen kahlen rothgelben Zweigen. Urſprünglich in Sibirien zu Hauſe, iſt dieſer häufig als Ziergehölz kultivirte Strauch an vielen Stellen unſeres Gebiets in Hecken, an Fluß— und Teichufern, auf torfigen ſumpfigen Wieſen und Waldſtellen völlig ver— wildert und heimiſch geworden, vorzugsweiſe auf kalkfreiem Boden, ſo nament— lich im Böhmerwalde (an der Moldau), im böhmiſch-mähriſchen Gebirge, in Ungarn, der Bukowina, Siebenbürgen und Croatien. — Blüht im Juni und Juli. Anmerkung. In Gärten findet ſich unter dem Namen S. salieifolia häufig die nordamerikaniſche S. alba Du R., welche jener zwar ſehr ähnlich iſt, ſich jedoch durch ſtets rein weiße Blumen mit gelblichem oder grünem Discus und faſt horizontal ab— ſtehende Rispenäſte unterſcheidet. 502. Spiraea latifolia Borkh. Breitblättriger Spierſtrauch. Synonyme und Beſchreibungen: S. latifolia Borkh., Forſtbot. II, n. 1871; C. Koch, Dendrol. I, S. 313. — S. carpinifolia Willd. Blätter länglich oder breit elliptiſch, kahl, geſägt. Blüten weiß mit rothem Discus, ſonſt wie vorige Art. Aus Nordamerika, häufig in Gärten und bei Hamburg in dem ſumpfigen Gehölze hinter Dockenhuden (wohl auch anderwärts?) verwildert und heimiſch geworden. — Blüht im Juli und Auguſt. 503. Spiraea tomentosa L. Filziger Spierſtrauch. Beſchreibungen: S. tomentosa L., Sp. pl. p. 489; C. Koch a. a. O. S. 315. Blätter kurz geſtielt, ei-länglich, am Grunde ganzrandig, ſonſt grob und ungleich geferbt-gejägt, oberſeits kahl dunkelgrün, unterſeits dicht filzig, grauweiß bis roſtfarben, bis 5,3 Centim. lang und bis 2,5 Centim. breit. Blüten hell purpurroth, in langen pyramidalen ſchweifförmigen Rispen. — Prächtiger Zierſtrauch aus Nordamerika, blüht im Juli. Anmerkung. Eine andere ebenfalls rothblühende, neuerdings in die Gärten eingeführte und ſchon ziemlich häufig kultivirte Art iſt die aus Japan ſtammende S. callosa Thbg. Unterſcheidet ſich von S. tomentosa durch ziemlich kahle zugeſpitzte Blätter und in ſchirmförmige Trugdolden geſtellte Blüten. 504. Spiraea decumbens Koch. Niederliegender Spierſtrauch. Beſchreibungen: 8. decumbens Koch in Sturm's Flora Deutſchl. XIV, T. 62; Pokorny a. a. O. S. 370. Erdholz mit dünnen niederliegenden Stämmchen und handhohen auf- ſteigenden Zweigen. Blätter klein, kurz geſtielt, länglich oder elliptiſch, an der Spitze einfach oder doppelt ſcharf geſägt, ſonſt ganzrandig, kahl und grün, oder beiderſeits ſeidenglänzend behaart, grau. Blüten in endſtändiger flacher zuſammengeſetzter Doldentraube. In unſerem Gebiet nur in den Kalkalpen des nördlichen Friaul, ſelten; ſonſt noch in den venetianiſch-lombardiſchen Alpen. — Blüht im Mai und Juni. 505. Spiraea cana Waldst. Kit. Grauer Spierſtrauch. Beſchreibnngen und Abbildungen: S. cana Waldst. Kit., pl. rar. Hung. t. 227; Pokorny a. a. O. S. 372. Blätter klein, kurz geſtielt, elliptiſch oder länglich lanzettförmig, an beiden Enden ſpitz, ganzrandig, oberſeits zerſtreut ſternhaarig grün, unterſeits dicht weißgrau-filzig, 1—3 Centim. lang und 4—12 Millim. breit. Blüten in gedrungenen einfachen Doldentrauben an der Spitze kurzer beblätterter Seitenäſtchen, weiß — Kleinſtrauch mit dünnen niederliegenden Stämmchen und aufſteigenden, nach der Spitze hin weißgrausfilzigen Trieben. An ſonnigen Felſen in der Bergregion Croatiens und Dalmatiens, jelten. — Blüht im Mai und Juni. 506. Spiraea chamaedryfolia L. Gamanderblättriger Spierſtrauch. Synonyme und Abbildungen: S. chamaedryfolia L., Sp. pl. p. 489; Pall., fl. ross. I, t. 15; Pokorny a. a. O. S. 373; Nördlinger a. a. O. S. 124. — S. oblongi- folia W. Kit. I. c. 235 nach Pokorny; Schur in enum. pl. Transs. p. 182. — S. pikowiensis Bess. Blätter länglich- oder verkehrt-eiförmig, zweigeſtaltig, diejenigen der blühenden Zweige und die unteren der jungen Triebe ganzrandig, die oberen derſelben Zweige an der Spitze eingeſchnitten-ſcharfgeſägt, oberſeits kahl, unterſeits oder wenigſtens am Rande zottig gewimpert, 2—4 Centim. lang und 1— 2 Centim. breit. Blüten in geſtielten flachen einfachen, am Ende kurzer Seitenzweige ſtehenden Doldentrauben, weiß. — Aufrechter Kleinſtrauch von 0,5—1 Met. Höhe, mit dünnen kahlen Zweigen. In Gebüſchen an ſonnigen felſigen Orten und in Miſchwäldern der Gebirge im Südoſten des öſterreichiſchen Kaiſerſtaats (in Galizien, der Bukowina, in Ungarn, Siebenbürgen, Croatien, Dalmatien, Iſtrien, Friaul, bei Graz) zerſtreut. Iſt oſtwärts durch ganz Rußland und Sibirien bis Dahurien verbreitet. — Blüht im Mai. — 886 ——— 507. Spiraea hyperieifolia L. Hartheublättriger Spierſtrauch. Synonyme und Abbildungen: S. hypericifolia L., Sp. pl. p. 489; Guimp., Holz⸗ art. T. 12; Pokorny a. a. O. S. 373; Nördlinger a. a. O. S. 125. — S. obovata W. Kit. nach Pokorny. Blätter noch kleiner als bei vorhergehender Art, alle ganzrandig oder mit 3— 5 Kerbzähnen an der Spitze, am Grunde keilig, Znervig, am Rande flaumig, ſonſt kahl, oberſeits dunkelgrün, unterſeits bläulich. Blüten in ſitzenden armblütigen Doldentrauben, welche oft zweireihig längs der ruthen— förmigen Langzweige angeordnet erſcheinen, weiß. — Kleinſtrauch, wie vorige Art. Vereinzelt in Unterſteiermark, Ungarn und Siebenbürgen (wild oder verwildert?), häufig in Gärten als Zierſtrauch. Soll im Orient und Sibirien, nach Andern in Nordamerika heimiſch ſein. — Blüht im April und Mai. 508. Spiraea erenata L. Gekerbtblättriger Spierſtrauch. Synonyme und Abbildungen: S. crenata L., Sp. pl. I. c.; Guimpel, Fr. Holz⸗ art. T. 10; Pokorny a. a. O. S. 373. — S. hyperieifolia Schmidt, öſterr. Baumz. I, T. 56, nicht L. Blätter klein, kurz geſtielt, aus keiliger Baſis verkehrt-eiförmig oder länglich, Zuervig, vorn ungleich und grob gekerbt, ſonſt ganzrandig, kahl, oberſeits dunkel-, unterſeits bläulichgrün, 15—25 Millim. lang und 3 bis 6 Millim. breit, mit 2—3 Millim. langem Stiele. Blüten in armblütigen geſtielten Trugdolden auf ſeitenſtändigen Aeſtchen. — Aufrechter Kleinſtrauch von 0,31 Met. Höhe. Variirt nach Schur mit gleichgeſtalteten ſehr kleinen Blättern (homophylla) und mit größeren Blättern von verſchiedener Form, nämlich gekerbten Blättern an den ſterilen, ganzrandigen an den fertilen Zweigen (heterophylla). Auf Kalkboden in Ungarn und Siebenbürgen (angeblich auch in Galizien), ſowohl im Gebirge (3. B. am Kapellenberge bei Kronſtadt in Sieben— bürgen ein ganzer Beſtand am Südabhang bei 2500 w. F. - 790 Met. nach Schur), als in der Ebene (3. B. auf Puszten des Peſther Comitats, im Walde von Heves weite Strecken überziehend, nach Neilreich). Iſt oſtwärts durch Süd- und Mittelrußland bis Kaukaſien, Sibirien und Da— hurien verbreitet. — Blüht im Mai. 509. Spiraea ulmifolia Scop. Ulmenblättriger Spierſtrauch. Synonyme und Abbildungen: S. ulmifolia Scop., Fl. carn. I, p. 349; Pokorny a. a. O. S. 371. — S. chamaedryfolia Jacqu., H. Vindob. II, t. 140; Schmidt, öſterr. Baumz. I, S. 63. — 887 — Blätter ziemlich lang geſtielt, länglich mit ei- oder keilförmiger Baſis, ſpitz, in der vorderen Hälfte ungleich und grob gekerbt-geſägt mit ſtachel— ſpitzigen Zähnen, dünn, oberſeits dunkelgrün, unterſeits bläulich, 3—5 Centim. lang und 2— 3 Centim. breit, mit 10—12 Millim. langem Stiele. Blüten in geſtielten, reichblütigen, halbkugligen Doldentrauben am Ende ſchlanker langer Seitentriebe, weiß. — Aufrechter Strauch von 1—1,7 Met. Höhe, von ſehr buſchigem Wuchſe. Wild wohl nur im Südoſten des öſterreichiſchen Kaiſerſtaats (in Berg— und Voralpenwäldern der Oſtkarpathen Galiziens nach Knapp, in Miſch— wäldern, an felſigen Stellen der ungariſchen Karpathen nach Neilreich, in Bergwäldern, an felſigen oder ſteinigen Abhängen der Gebirge Sieben— bürgens, wo nach Schur in 5—6000 w. F. [1896,5 Met.] Höhe eine niederliegende kleinblütige Form (subalpina] an Felſen vorkommt, ferner in Nieder-Oeſterreich, Steiermark, Kärnthen, Iſtrien, Croatien), ſonſt im ganzen Gebiet in Hecken verwildert, weil überall als Zierſtrauch angepflanzt. Iſt oſtwärts bis in die Türkei verbreitet. — Blüht im Mai und Juni. 510. Spiraea opulifolia L. Schneeballblättriger Spierſtrauch. Beſchreibungen und Abbildungen: S. opulifolia L., Sp. pl. p. 489; C. Koch, Dendrol. I, ©. 308; Nördlinger a. a. O. S. 124. Blätter lang geſtielt, im Umriß herz-eiförmig, dreilappig, mit doppelt— gekerbt-geſägten und oft eingeſchnittenen Lappen, kahl, oberſeits dunkel-, unterſeits blaßgrün, 5 —8 Centim. lang und beinahe ebenſo breit, mit 1 bis 3 Centim. langem Stiele. Blüten in reichblütigen halbkugligen Dolden— trauben, weiß. Balgkapſeln aufgeblaſen, am Grunde verwachſen, meiſt glänzend purpurroth. — Großſtrauch von 2—5 Met. Höhe mit bogenförmig hängenden Zweigen. Die Kapſeln öffnen ſich beim Zerdrücken mit knattern— dem Geräuſch. Aus dem Norden Nordamerikas, überall als Ziergehölz angepflanzt und häufig in Hecken und Gebüſchen verwildert. — Blüht im Juni. Vierundſiebzigſte Familie. Mandelbaumartige Laubhölzer. (Amygdalaceae Juss.) Sommer-, ſelten immergrüne Bäume und Sträucher, bisweilen mit dornſpitzigen Seitenzweigen. Blätter wechſelſtändig, einfach, fiedernervig, ganz, meiſt geſägt, mit achſenſtändigen bald abfallenden Nebenblättern. Blüten zwitterlich, regelmäßig, in Trauben oder Doldentrauben, ſelten — 888 —— einzeln oder zu 2— 3, an der Spitze ſeitlicher Kurztriebe. Die Amyg— dalaceen bewohnen vorzugsweiſe die gemäßigte und ſubtropiſche Zone der nördlichen Halbkugel, wenige das tropiſche Aſien und Amerika. In unſerem Florengebiet wie in Europa überhaupt, ſind dieſelben durch folgende drei Gattungen repräſentirt: I. Amygdalus L. Mandel: Steinfrucht mit lederartiger, zäher, ſaftloſer, zuletzt unregelmäßig berſtender Außenhülle und meiſt dickſchaligem Steinkern, deſſen Oberfläche mit löcherartigen Gruben verſehen oder glatt iſt. II. Persica Tourn. Pfirſiche: Steinfrucht mit dicker, fleiſchig— ſaftiger, nicht zerberſtender Außenhülle und dickſchaligem, runzlig-gefurchtem und löcherig-grubigem Kerne. III. Prunus L. Pflaume und Kirſche: Steinfrucht mit fleiſchig— ſaftiger, nicht zerberſtender Außenhülle und glattem oder runzlig-gefurchtem oder flach-netzgrubigem Steinkerne. CLXVIII. Amygdalus L. Mandelbaum. Blüten einzeln oder paarweiſe, aus ſeitenſtändigen blattloſen Knospen hervorgehend, kurz geſtielt, mit oder vor dem Laubausbruche aufblühend. Blätter lanzettförmig. — Unbewehrte ſommergrüne Bäume und Sträucher, der Mehrzahl nach in Aſien heimiſch. 511. Amygdalus nana L. Zwergmandel. Beſchreibungen und Abbildungen: A. nana L., Sp. pl. p. 473; Pall., Fl. ross. I. t. 6; Pokorny a. a. O. S. 374; Nördlinger a. a. O. S. 108. Blätter kurz geſtielt, länglich-lanzettförmig oder verkehrt-eilanzettlich, keilig in den Stiel verſchmälert, am Grunde ganzrandig, ſonſt ſcharf ein— fach geſägt, kahl, oberſeits dunkel-, unterſeits bläulichgrün, 4 — 6 Centim. lang und 10—16 Millim. breit, mit 2—5 Millim. langem Stiele. Blüten ziemlich groß, faſt ſitzend, mit röhriger Blütenachſe, eiförmigen grünen Kelchblättern und pfirſichrothen Blumenblättern. Steinfrucht eiförmig, zuſammengedrückt, graufilzig, mit flach gefurchtem Steinkern und kleinem bittern, ungenießbarem Samen. — Aufrechter, höchſtens 1 Met. hoher Klein- ſtrauch, durch die Kultur jedoch auch zu einem bis faſt 3 Met. hohen Bäumchen werdend. Variirt mit weißen Blumen (A. campestris Bess.). Wild nur in Niederöſterreich, Ungarn und Siebenbürgen auf Sand⸗ und Lehmboden in den Regionen des Tieflands und der Hochebenen, aber in der Karpathenzone ſelbſt bis in die Region der Buche emporſteigend, beſonders häufig im Donaubecken, wo ſie, wie auch bei Hammersdorf in +ꝗ722EA ˙ ⅛ẽꝛ—s Mm ½RÜ m ẽůumm u- ̃̃˙²ů.̃ !! ùÄ . ͤů m -w - 1 Siebenbürgen, Gebüſche bildend auftritt. Auch häufig verwildert in Wein— gärten Niederöſterreichs und Ungarns, weil dort ſehr häufig als Zierſtrauch angepflanzt. Wird übrigens als ſolcher im ganzen Gebiet kultivirt und gedeiht noch in Livland vortrefflich. Die Zwergmandel erreicht in Nieder— öſterreich ihre weſtliche, in Ungarn (um Kaſchau) ihre nördliche Grenze, iſt ſüdwärts bis in die Türkei, oſtwärts dagegen durch Mittel- und Süd— rußland bis Kaukaſien, ja durch ganz Sibirien bis Dahurien verbreitet. — Blüht im April faſt gleichzeitig mit dem Laubausbruch. 512. Amygdalus communis L. Gemeiner Mandelbaum. Beſchreibungen und Abbildungen: A. communis L., I. c.; Hayne, Arzneig. IV, T. 39; Pokorny a. a. O. S. 375. Blätter ziemlich lang geſtielt, länglich-lanzettförmig, am Grunde ab— gerundet oder verſchmälert, fein gekerbt-geſägt, mit meiſt drüſigen Zähnen (wenigſtens in der unteren Hälfte), kahl, oberſeits glänzend hellgrün, unter— ſeits bläſſer, 4—10 Centim. lang und 2— 2,5 Centim. breit, mit 1,5 bis 2,5 Centim. langem, meiſt große Drüſen tragendem Stiele. Blüten groß, kurz geſtielt, mit becherförmiger, glänzend purpurrother Blütenachſe, grün— lichrothen kahlen Kelchblättern und weißen bis hell roſenrothen Blumen— blättern. Steinfrucht eiförmig, bis 4 Gentim. lang, wenig zuſammen— gedrückt, gelb- oder grünlichgrau-filzig, mit löcherig-grubigem Steinkern und großem bitterm oder ſüßem Samen. — Baum von 5 — 10 Met. Höhe, mit breitäſtiger Krone. Variirt außer mit bittrer und ſüßer Mandel (erſtere Varietät ſcheint der urſprünglichen Stammpflanze am nächſten zu ſtehen, da verwilderte Mandelbäume immer bittere Samen tragen) mit dünner zerbrechlicher Steinſchale (Rrachmandel, Knackmandel). Von dieſen 3 Hauptvarietäten kommen in den Ländern, wo der Anbau des Mandel— baums im Großen betrieben wird, eine große Menge von Spielarten vor. Der Mandelbaum, angeblich aus Aſien ſtammend, wird in der ganzen Mediterranzone allgemein angebaut und daher innerhalb unſeres Gebiets auch in Dalmatien, Croatien, Iſtrien und Südtirol. Er gedeiht übrigens noch um Wien und am Rhein ganz gut und hält ſogar in Dresden noch im Freien aus, ohne jedoch dort die Früchte zu reifen. — Blüht im April (im ſüdweſtlichen Europa ſogar im Februar) vor dem Laubausbruch, reift die Früchte im Auguſt oder September. CLXIX. Persica Tourn. Pfirſichbaum. 513. Persica vulgaris Mill. Gemeiner Pfirſichbaum. Synonyme und Abbildungen: P. vulgaris Mill., Diet. n. I.; Pokorny a. a. O. S. 376. — Amygdalus Persica L. I. c.; Hayne, Arzneig. IV, T. 38. Blätter geſtielt, länglich- oder eilanzettförmig, an beiden Enden ſpitz, fein aber ſcharf, oft ungleich geſägt, kahl, oberſeits dunkel-, unterſeits blaß— grün, 10—16 Centim. lang und 3—4 Centim. breit, mit 5—10 Millim. langem Stiele. Blüten ſitzend, einzeln oder paarweiſe, in blattloſen Seiten- knospen ſich entwickelnd und vor dem Laubausbruch aufblühend, mit pur— purner, becherförmiger Blütenachſe, grünlichen Kelchblättern und hell purpur— rothen Blumenblättern. Steinfrucht groß, kuglig, auf der einen Seite eingekerbt, roth und gelb gefärbt, bald filzig (var. das ycarpa), bald kahl und glatt (var. psilocarpa). — Baum von 2— 10 Met. Höhe, mit, wenn frei ſtehend, breitäſtiger Krone. Soll aus Perſien ſtammen und wird mit Ausnahme des nordöſtlichen Theiles der norddeutſchen Zone, wo er im Freien nicht mehr aushält, im ganzen Gebiet, wie auch in ganz Süd- und Weſteuropa in vielen Sorten als Obſtbaum kultivirt, entweder als freiſtehender Baum (in den Rhein— gegenden, im ſächſiſchen Elbthale, in Süddeutſchland und den mittleren und ſüdöſtlichen Kronländern Oeſterreichs) oder als Spalierbaum. Kommt in Südtirol in geſchützten Lagen (z. B. am Ritten bei Boten) noch bei 3800 w. F. (1201 Met.) Höhe fort. — Blüht im März oder Anfang April, reift die Früchte im Auguſt. CLXX. Prunus L. Pflaume, Kirſche. Blüten theils zu 1—3 aus ſeitenſtändigen blattloſen Knospen her— vorkommend, theils in Doldentrauben und Trauben am Ende von beblätter— ten Kurztrieben, ſtets geſtielt, Früchte kuglig oder länglich, meiſt kahl, öfters bereift, ſelten filzig, meiſt mit dicker ſaftiger Fleiſchhülle. — Sommer-, ſelten immergrüne, meiſt raſchwüchſige Bäume und Sträucher mit abwechſelnd ſpiralig angeordneten Blättern und Knospen, welche letztere von mehreren oder vielen ſpiralig geſtellten Schuppen umhüllt ſind. Blattſtielnarbe 3 ſpurig, auf ſtark verdicktem Kiſſen. Die Arten dieſer Gattung, welche der Mehrzahl nach in Aſien und Nordamerika zu Hauſe ſind, haben zwar als Obſt- und Ziergehölze große, in forſtlicher Beziehung aber nur geringe Bedeutung. Sie ſind licht— liebende Pflanzen und verlangen faſt alle zu ihrem Gedeihen einen frucht— „„ baren Boden. Nur wenige eignen ſich zu Oberſtändern im Mittelwalde; zum Niederwaldbetrieb ſind ſie ebenſowenig brauchbar, da ſie faſt alle nur geringe Ausſchlagsfähigkeit beſitzen. Ueberſicht der Arten unſerer Flora. I. Aprikoſen: Blüten zu 1— 2 ſeitenſtändig, ſehr kurz geſtielt. Steinfrucht ſammetartig-filzig. .. „P, Armenisea L. II. Pflaumen: Blüten zu nnd Garden geſtielt. Steinfrucht glatt, mit einem abwiſchbaren bläulich-weißen Reif bedeckt. a. Strauch mit dornſpitzen Aeſten, vor dem Laubausbruch blühend. Blüten— ſtiele kahl, Früchte aufrecht... nes b. Sträucher und Bäume mit meiſt mehr Aeſten, mit dem Laubaus— bruche blühend. 4. Blütenknospen 2 blütig, (Blumenblätter rein weiß. . P. iusititia L. Blütenſtiele weichhaarig. U“ „ „ grünlichweiß. P. domestica L. 3. Blütenknospen einblütig, Blütenſtiele kahl. . . P. cerasifera Ehrh. III. Kirſchen: Blüten in einfachen Doldentrauben, langgeſtielt, ſelten zu 2, kurz— geſtielt. Früchte kuglig, glatt, unbereift, am Grunde genabelt. a. Erdhölzer und Kleinſträucher. Blüten zu 2 ſtehend oder gebüſchelt, kurz geſtielt. 6. Niedergeſtrecktes Erdholz. Frucht erbſengroß, roth. P. prostrata Labill. 3. Kleinſtrauch, aufrecht, bisweilen niederliegend. Früchte platt-Fuglig, kirſchen— groß, dunkelrokh h... P. Chamaecerasus Jacqu. b. Bäume oder Großſträucher. Blüten langgeſtielt in Doldentrauben. 6. Blätter ſteif, glänzend kahl. Frucht fuer . . .. P. Cerasus L. 3. „ U ſchlaff, hängend, unterſeits weichbehaart. Frucht ſüß. Aru I. IV. Traubenkirſchen: Blüten in Trauben oder Doldentrauben. Früchte kuglig, unbereift, klein, beerenförmig, mit dünner Fleiſchhülle. a. Blätter rundlich-eiförmig. Blüten in gewölbten Doldentrauben. Stein glatt P. Mahaleb L. b. Blätter elliptiſch oder lanzettförmig. Blüten in langen Trauben. co. Sommergrüne Gehölze. P. Padus L. W. virginiana L. OO Blätter pergamentartig, oberſeits glänzend.. P'. serotina Ehrh. g. Immergrüner Strauch . P. Laurocerasus L. O Blätter dünn, oberſeits matt I. Rotte. Armeniaca Tourn. Aprikoſe: Blüten vor dem Laubaus— bruch erſcheinend, in blattloſen Seitenknospen ſich entwickelnd. Frucht kuglig, am Grunde genabelt, filzig, mit dickſchaligem glattem Steine. Blätter in der Jugend eingerollt. 514. Prunus Armeniaca L. Gemeiner Aprikoſenbaum. Beſchreibungen und Abbildungen: P. Armeniaca L., Sp. pl. p. 474; Nouv, Duh. V, t. 49, 50; Pokorny a. a. O. S. 377. . Blätter ziemlich lang geſtielt, rundlich eiförmig, am Grunde herz— förmig, zugeſpitzt, gekerbt-geſägt, oberſeits kahl glänzend dunkelgrün, unter— ſeits an den Nerven und am Rande flaumhaarig, matt blaßgrün, 8 bis 11 Centim. lang und 6,8—12 Centim. breit, mit 5—10 Millim. langem Stiele. Blüten faſt ſitzend, mit purpurnem Kelche und weißen oder blaßröthlichen Blumenblättern. Früchte pfirſichförmig, 2,7 — 4 Centim. im Durchmeſſer, gelb, an der Lichtſeite oft rokh. — Baum 3. Größe, variirt mit am Grunde abgerundeten Blättern (var. ovalifolia Pok. — P. Amarella Rchb.). Stammt aus dem Kaukaſus. Wird in der ganzen ſüdlichen Hälfte unſeres Gebiets, wie überhaupt in ganz Süd- und Weſteuropa freiſtehend, in der nördlichen Hälfte (mit Ausnahme des Nordoſtens) am Spalier als Obſtbaum in vielen Sorten kultivirt. — Blüht Anfang März oder April, reift die Früchte im Juli oder Auguſt. II. Rotte. Prunophora Neck. Pflaume: Blüten vor und mit dem Laubausbruch ſich öffnend, aus blattloſen Seitenknospen. Frucht kuglig oder länglich, glatt, bereift, mit zuſammengedrücktem unebenem Steine. Blätter in der Jugend zuſammengerollt. 515. Prunus spinosa L. Schlehdorn. Beſchreibungen und Abbildungen: P. spinosa L., Sp. Pl. p. 475; Hayne, Arzneig. IV, 44; Hartig, Forſteulturpfl. T. 92; Pokorny a. a. O. S. 378; Nördlinger a. a. O. 116. — „Schlehenpflaume, Schwarzdorn“. Blätter an den Langtrieben wechſelſtändig, an den häufig in Dornen endigenden Kurztrieben gebüſchelt, lanzettlich, elliptiſch oder länglich-verkehrt— eiförmig, in den Stiel keilförmig verſchmälert, ſpitz oder abgerundet, einfach oder doppelt gekerbt-geſägt, erwachſen kahl, oberſeits dunkelgrün, unterſeits blaßgrün, 35 — 50 Millim. lang und 10 — 40 Millim. breit, mit 5 bis 10 Millim. langem Stiele. Blüten einzeln, kurz geſtielt, je eine aus jeder Knospe, aber weil die Blütenknospen an den Kurztrieben häufig ge— büſchelt beiſammen ſtehen, ebenfalls oft gebüſchelt; Stiel und Kelch kahl, grün, Blumenblätter ſchneeweiß, Staubbeutel gelb. Früchte kurz geſtielt, aufrecht, kuglig oder ellipſoidiſch, von der Größe einer kleinen Kirſche, ſchwärz— lich-purpurroth oder blau bereift, mit grünem herbſaurem Fleiſch und runzeligem Steinkern. — Sparrig veräſtelter Strauch von 1—2 Met. Höhe, wohl auch höher werdend, mit rußig ſchwarzbraun berindeten Stämmen und Aeſten. Holz feinfaſrig, ſehr hart, mit röthlichem Splint und braun— rothem Kern. Seitenzweige und Kurztriebe oft faſt rechtwinklig ab— G 893 ſtehend, bei freiem Stande dornſpitzig, im Schatten meiſt wehrlos (die meiſten Dornen entwickeln ſich an vom Vieh verbiſſenen oder durch Menſchen— hand verſchnittenen, in ſonniger Lage ſtehenden Sträuchern). Knospen ſehr klein, halbkuglig, hellbraun. Blüht gewöhnlich vor dem Laubausbruch und bedeckt ſich dann oft über und über mit ſchneeweißen Blumen (be— ſonders in ſonniger Lage an trocknen Standorten); ſeltner öffnen ſich die Blüten erſt mit dem Laubausbruch. Die Früchte werden erſt nach einem derben Froſt allenfalls genießbar. Formenkreis. Außer den durch den Standort bedingten Formen mit dornſpitzigen und wehrloſen Zweigen, mit frühzeitigen und gleichzeitigen Blüten (Varietäten a. praecox und b. coaetanea von Schur) vartirt der Schlehdorn mit in der Jugend dicht behaarten Blättern, ſowie behaarten Blatt-, Blütenſtielen und Kelchen (var. dasyphylla Schur), mit zweierlei polygamiſchen Blüten in 2 Formen, nämlich mit vorzugsweiſe weiblichen, langgriffligen, deren Blumenblätter den Kelch kaum überragen (P. Meyeri Boeckel), und mit vorzugsweiſe männlichen, deren Blumenblätter groß find (P. Hausmanni Boeck.), endlich in Gärten mit weißen und grünen Früchten. Außerhalb kommen Formen vor, welche ſich der folgenden Art nähern und vielleicht Baſtarde zwiſchen dieſer und P. spinosa find. Dahin gehören die Baumſchlehe (P. spinosa macrocarpa DC., P. fruticans Weihe, P. insititiospinosa Rchb.), ein baumartig werdender Schlehdorn mit größeren Blättern, Blüten und Früchten (letztere faſt doppelt ſo groß als bei der gewöhnlichen Form) und vielleicht auch die mir unbekannte P. mon— tana Schur (en. pl. Transs. p. 179; P. spinosa-insititia Schur), ein Kleinſtrauch mit filzigen grauen Trieben, unterſeits (jung beiderſeits) ſammt dem Stiel dicht filzigen Blättern, ſehr kleinen Blumenblättern, ſehr langem Griffel und eiförmig-kugligen zugeſpitzten (2) Früchten. Dieſe Form iſt vielleicht identiſch mit obiger P. Meyeri”). Geographiſche Verbreitung und Vorkommen. Der Schlehdorn iſt durch faſt ganz Europa verbreitet, denn er fehlt nur im nördlichen Scandinavien und in Nordrußland. In Norwegen geht er nach Schübeler bis etwas über 60“, in Schweden bis 59“ Br. (bis an den Mälarſee). Eine eigenthümliche, vielleicht ſpeeifiſch verſchiedene Form beſchreibt Schübeler (Pflanzenwelt Norwegens, S. 367). Dieſe wird baumartig, 3—4 Met. hoch, beſitzt größere Blätter, welche am Grunde der Spreite mit 2 Drüſen begabt ſind, wenige aber längere und dickere Dornen, purpurbraunen Kelch, kugelrunde Früchte von 16 Millim. Durchmeſſer und blüht mit dem Laubausbruch, aber 10 Tage ſpäter als die gewöhnliche. Wächſt häufig um Chriſtiania und längs der Ufer des Chriſtiania— Fjord und ſcheint dort die gewöhnlichſte Form des Schlehdorn zu ſein. Hat nach Schübeler große Aehnlichkeit mit P. maritima Wangh. aus Nordamerika. Seine Polargrenze ſchneidet den Nordoſten unſeres Gebiets, indem fie nach von Trautvetter von Upland in Schweden über die Inſeln Aland, Korpo und andere (bei Abo) und Oeſel durch das ſüdweſtliche Livland und die angrenzenden Gouvernements nach Moskau geht. Weiter hin iſt ihr Lauf nicht ermittelt. Wohl aber kommt der Schlehdorn auch in den kas— piſchen Steppen und in den Kaukaſusprovinzen vor und iſt dort bis an die Grenzen Perſiens verbreitet. In unſerem Gebiete findet er ſich überall, in der Ebene, wie im Hügellande und in den Gebirgen, ohne jedoch, ſelbſt im Süden, hoch emporzuſteigen (in den bairiſchen Alpen nach Sendtner nur bis 2940 p. F. — 955 Met.). Er wächſt gern auf trocknem ſtei— nigem Boden in ſonniger Lage (an ſonnigen, felſigen oder mit Steingerölle bedeckten Abhängen, wo er zur Befeſtigung des Gerölles beiträgt), in Hecken, an Wegen, Waldrändern, doch auch im Schatten des Waldes (als Unter— holz in lichten Laubwäldern, an ſteinigen Waldplätzen). Die Formen P. Meyeri und P. Hausmanni ſcheinen vorzüglich der rheinischen Flora anzugehören, die Form dasyphylla der ſiebenbürgiſchen. In Siebenbürgen wächſt auch P. montana (am Kapellenberg bei Kronſtadt auf Kalk in 2500 w. F. — 790 Met. Höhe und a. a. O.). — Blüht im April und Mai. 516. Prunus insititia L. Schlehenpflaume. Synonyme und Abbildungen: P. insititia L., Sp. pl. ed. II, p. 680; Guimp., Holzart. T. 65; Hartig a. a. O. T. 93; Pokorny a. a. O. S. 379. — P. floribunda Weihe. — P. vinaria Bechst. — „Haferſchlehe, Kriechenpflaume, Spilling“. Blätter geſtielt, eiförmig oder elliptiſch, an beiden Enden ſpitz, einfach oder doppelt gekerbt-geſägt, beiderſeits oder wenigſtens unterſeits flaumig, grün, 4—6 Centim. lang und 2— 2,5 Centim. breit, mit 5—10 Millim. langem Stiele. Blüten meiſt paarweis auf behaartem Stiel, groß, rein— weiß, gleichzeitig mit dem Laubausbruch ſich öffnend. Früchte kuglig, ei— förmig oder länglich, nickend, bei der wilden Pflanze ſchwarz, blau bereift, mit grünem ſüßlichem Fleiſch. — Strauch oder Baum 3. Größe, mit ſammetartig filzigen Trieben, meiſt wehrlos, ſeltner mit einzelnen dorn— ſpitzigen Zweigen. Soll aus dem Kaukaſus ſtammen “), findet ſich verwildert (dann immer ſtrauchartig) in Gebüſchen, Hecken, an Waldrändern, felſigen bebuſchten Ab— hängen in der Nähe von Ortſchaften hier und da und wird im ganzen — ) C. Koch (Deutſche Obſtgehölze, S. 142, 144) hält P. insititia für eine ver⸗ wilderte Damascenerpflaume. Letztere, ſchon von Borkhauſen als eigene Art unter dem Namen P. syriaca beſchrieben, kommt ihm zufolge auch in Syrien verwildert vor, ſtellt dort einen ſparrigen und dornigen Strauch vor, welcher am Antilibanon förmliche Gebiet und im größten Theil Europas in vielen Sorten als Obſtbaum kultivirt, mit blauen, rothen, gelben, grünen Früchten. Zu dieſer Art ge— hören unter andern die in Böhmen und Sachſen ſehr beliebten, der wilden Pflanze am nächſten ſtehenden „Kriſcheln“, die „Damascener-, Aprikoſen— und Königspflaumen“, die „Reineclaudes“ und „Mirabellen“, welche letztere noch in Livland reifen, wo P. domestica als Obſtbaum nicht mehr im Freien kultivirt werden kann, u. a. m. — Blüht im April oder Mai, reift die Früchte im September. 517. Prunus domestica L. Gemeiner Pflaumen- oder Zwetſchenbaum. Synonyme und Abbildungen: P'. domestica L., Sp. pl. ed. I, p. 475; Hayne, Arzneig. IV, T. 43; Hartig a. a. O. T. 94; Pokorny a. a. O. S. 380. — P. oeco- nomica Borkh., Forſtbot.; C. Koch, Dendrol. I. S. 94. — „Pflaume“ (in Nord- und Mitteldeutſchland), „Zwetſche, Zwetſchge, Zwetſchke“ (in Süddeutſchland und Defterreich). Unterſcheidet ſich von vorhergehender Art, mit welcher er von Laien verwechſelt zu werden pflegt, durch die kahlen, meiſt glänzend rothen Triebe, die kürzeren und breiteren Blätter, welche oberſeits nur in der Jugend be— haart, dann kahl, unterſeits nur an den Nerven bleibend flaumhaarig ſind, durch die grünlichweißen kleineren Blüten und die länger geſtielten hängenden Früchte. Letztere, urſprünglich ſchwarz und blau bereift, kommen bei den zahlloſen Kulturſorten ebenfalls in allen Farben vor und ſind länglich oder eiförmig, niemals kuglig. Zu dieſer Art, deren Zweige niemals dornſpitzig ſind, gehören u. a. die „Ungariſche Pflaume, Katharinenpflaume, Eierpflaume, Kaiſerpflaume“ u. ſ. w. Obſtbaum von unſicherer Herkunft, nach C. Koch jedoch in Turkeſtan und dem ſüdlichen Altai heimiſch, in unſerem ganzen Gebiet (Liv- und Eſthland ausgenommen) allgemein kultivirt, beſonders häufig aber in Süd— weſtdeutſchland (3. B. Würtemberg) und im öſterreichiſchen Kaiſerſtaat (Böhmen, Mähren, Ungarn, Croatien), außerdem in faſt ganz Europa und dem Orient. Kommt in Südtirol noch in 3900 w. F. (1232,7 Met.) Höhe gut fort. — Blüht im April oder Mai (später als P. insititia), reift die * im September oder Oktober. Waldbeſtände in einer Seehöhe von 5000 p. F. darſtellt. Nach C. Koch iſt auch die Reineclaude von P. insititia verſchieden. Woher fie ſtammt, weiß Niemand. Bork— haufen nannte fie P. italica, weil angeblich ihre Früchte unter dem Namen „italienische Pflaumen“ zuerſt aus Italien nach Deutſchland gekommen ſind. ut gg 518. Prunus cerasifera Ehrh. Kirſchenpflaume. Synonyme und Abbildungen: P. cerasifera Ehrh., Beitr. IV, S. 17; Pokorny a. a. O. S. 381; C. Koch, Obſtgehölze S. 151. — P. Myrobalana Lois. in Nouv. Duh. II, t. 2 und V, t. 57. — P. divaricata Led., Ie. pl. ross. I, t. 13. — „Tür⸗ kiſche Weichſel“. Blätter geſtielt, eiförmig oder elliptiſch, ſpitz, klein und gleichmäßig, einfach oder doppelt gekerbt-geſägt, oberſeits kahl, glänzend glatt, dunkelgrün, unterſeits an den Nerven behaart, matt graugrün, von der Größe derer von P. insititia. Blüten meiſt einzeln auf kahlen Stielen, reinweiß, nach dem Laubausbruch ſich öffnend. Früchte kugelrund, kirſchengroß, braunroth, bläulich bereift, ſehr ſaftig, ſüß, hängend, mit ſpitzem Steine. — Baum 3. Größe mit kahlen Zweigen. Wild in den Vorbergen des Kaukaſus und in Armenien, nach C. Koch auch in der europäiſchen Türkei, in Gärten unſeres Gebiets, beſonders Süd— deutſchlands und Oeſterreichs häufig als Obſtbaum kultivirt. — Blüht im März oder April. III. Rotte: Cerasus Tourn. Kirſche: Blüten mit dem Laubausbruch ſich öffnend, an beblätterten Kurztrieben. Frucht kuglig, genabelt, glatt, unbereift, mit glattem Kern. Blätter in der Jugend zuſammengefaltet. 519. Prunus prostrata Labill. Niedergeſtreckte Kirſche. Synonyme und Abbildungen: P. prostrata Labill., Ic. pl. rar. Syr. t. 6; Po⸗ forny a. a. O. S. 382. — Cerasus prostrata Lois., Nouv. Duh. V, t. 53. Blätter klein, geſtielt, eiförmig oder elliptiſch, ſpitz, grob ſelbſt einge— ſchnitten und ſcharf einfach bis doppelt geſägt, oberſeits kahl dunkelgrün, unterſeits weißfilzig oder grau behaart, ſelten kahl, 10—15 Millim. lang und 8—10 Millim. breit, mit 2—3 Millim. langem Stiele. Blüten faſt ſitzend, gebüſchelt, roſenroth, kleiner als bei P. spinosa. Früchte erbſen— groß, roth, ungenießbar. — Sehr äſtiges, kriechendes Erdholz mit ſammtigen, oft dornſpitzigen Zweigen. In Dalmatien auf den höchſten Gipfeln des Velebithgebirges in Fels— ſpalten und auf Gerölle. Sonſt im Orient, auf Creta, Sardinien, in Griechenland und Südſpanien. — Blüht im April. 520. Prunus Chamaecerasus Jaequ. Zwergkirſche, Zwergweichſel. Synonyme und Abbildungen: P'. Chamaecerasus Jacqu., Ic. pl. rar. I, t. 90; Hartig a. a. O. T. 89; Pokorny a. a. O. S. 382. — P. Cerasus pumila L. — P. fruticosa Pall. — Cerasus Chamaecerasus Lois., Nouv. Duh. V, t. 5. — G. hu- milis Hort. — C. pumila Baumg. Blätter geſtielt, zweigeſtaltig, diejenigen der Kurztriebe gebüſchelt, länglich-verkehrt-eiförmig, diejenigen der Langtriebe abwechſelnd, lanzett— oder lineal-lanzettförmig, alle klein und gleichmäßig gekerbt-geſägt, kahl, oberſeits glänzend dunkel-, unterſeits matt blaßgrün, 2— 3 Centim. lang und 1—1,5 Centim. breit, mit 5—10 Millim. langem Stiele. Blüten langgeſtielt, zu 2— 3, weiß. Früchte abgeplattet-kuglig, kahl, roth, ſauer, von der Größe der Vogelkirſche. — Kleinſtrauch von 0,5—1 Met. Höhe mit oft niederliegenden Stämmen, Ausläufer treibend. An ſonnigen Hügeln, Weinbergen, an Wegen, beſonders auf Kalkboden in der untern Region Siebenbürgens, Galiziens, Ungarns, Unteröſterreichs, Tirols (ſehr ſelten!), Süd-Mährens, Böhmens und der Rheingegenden (Badens, der Rheinpfalz und des Elſaſſes), auch um Halle, Mainz und in Thüringen vereinzelt. Iſt oſtwärts durch Mittel- und Südrußland bis Sibirien verbreitet. — Blüht im April und Mai. 521. Prunus Cerasus L. Sauerkirſche. Synonyme und Abbildungen: P. Cerasus L., Sp. pl. ed. II, p. 679; Hayne a. a. O. IV, T. 42; Hartig a. a. O. T. 90; Pokorny a. a. O. S. 383. — P. acida, austera und semperflorens Ehrh. — Cerasus effusa, intermedia und Marasca Hort. „Weichſel“. Blätter kurz oder lang geſtielt, eiförmig, elliptiſch oder länglich, zu— geſpitzt, einfach oder doppelt gekerbt-geſägt, ſteif, kahl, oberſeits glänzend dunkelgrün, unterſeits matt blaßgrün, 4,5 — 7 Centim. lang und 2,5 bis 3,5 Centim. breit, mit 1 — 3 Centim. langem, meiſt drüſenloſem Stiele. Blüten langgeſtielt, in Dolden, am Grunde von kleinen grünen Blättern umgeben, weiß, bisweilen röthlich. Früchte hellroth bis ſchwarz, ſüß— ſauer. — Baum 3. Größe oder Strauch mit kugliger Krone und kahlen Langzweigen. Blütenknospen gedrängt ſtehend. Variirt mit dicken auf— rechten Zweigen und länglichen langgeſtielten Blättern mit meiſt drüſigem Stiel (a. recta Pok.) und mit hängenden dünnen Zweigen, elliptiſchen kurzgeſtielten Blättern mit meiſt drüſenloſem Stiele (b. pendula Pok.). Zur erſteren Varietät, welche wild oder verwildert nur als Strauch auf— tritt, gehört die in Oſtheim an der Rhön und im Saalthale bei Jena an trocknen Berghängen wachſende und ganze Beſtände bildende Oſtheimer Kirſche, welche, da ſie reichliche Wurzelbrut entwickelt und nach deren Ab— hiebe auch reichlichen raſchwachſenden Stockausſchlag und mit dem trockenſten Boden vorlieb nimmt, neuerdings zur Aufforſtung kahler Berghänge (z. B. auch des Karſts) empfohlen und bereits mit Erfolg auf ſolchem Boden an— gebaut worden iſt“). Die Var. pendula, welche verwildert am öſter— ) Vgl. Oeſterr. Centralbl. für d. gef. Forſtweſen, 1880, S. 439. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 57 „„ nagypen reichiſchen Litorale und in Dalmatien vorkommt, Bäume von 10—12 Met. Höhe bildet und die Mutterpflanze faſt aller unſerer Sauerkirſchen iſt, macht ebenfalls Stockausſchläge und Ausläufer“). Außerdem unterſcheidet man Varietäten mit hellrothen, dunkelrothen und ſchwarzen Früchten, ſolche, deren Fruchtſaft abfärbt oder farblos iſt u. ſ. w. Zu dieſer Art gehören alle kultivirten Sauerkirſchen, u. a. die „Glaskirſchen“ und „Amarellen oder Morellen“ (hell- bis dunkelroth mit farbloſem Saft), die „Weichſeln“ (ſchwarz, mit färbendem Saft) u. a. m. Zu letzteren gehört auch die „Maraschinokirſche“ Dalmatiens (C. Marasca Hort.), eine Form der Var. pendula, welche zu einem ſchönen hohen Baume wird. Der Sauerkirſchenbaum iſt im Orient heimiſch und zwar (die Var. recta) in Kleinaſien (auf dem bithyniſchen Olymp, wo fie Thierke fand), im Kaukaſus (nach Ruprecht) und in Makedonien (nach Griſebachh. Die Var. pendula ſcheint eine Kulturform zu ſein. Verwildert kommt dieſelbe in Südtirol (im Puſterthale und in Croatien) vor. Der Sauer- kirſchbaum wird im ganzen Gebiet, wie überhaupt in ganz Europa in vielen Sorten kultivirt und findet ſich hier und da in Hecken, um Dörfer ver— wildert. Gedeiht in Tirol noch bei 2600 w. F. (821,8 Met.) Höhe. — Blüht Ende April und Anfang Mai. 522. Prunus avium L. Vogelkirſche, Süßkirſche. Synonyme und Abbildungen: P. avium L., Sp. pl. ed. II, p. 680; Hartig a. a. O. . 91; Pokorny a. a. S. 384; Nördlinger a. a. O. S. 109; C. Koch, Obſtgehölze . 159, 163. — P. nigricans und varia Ehrh. — Cerasus avium Mönch. — C. Dura- na und Juliana DC. Aa 0 — Blätter groß, langgeſtielt, elliptiſch oder verkehrt-eiförmig-länglich, zugeſpitzt, einfach oder doppelt ſcharf und drüſig geſägt, oberſeits etwas runzlig, faſt kahl dunkelgrün, unterſeits an den Nerven flaumhaarig, blaß- grün, dünn, weich, ſchlaff, 5,4— 12 Centim. lang und 4—6 Centim. breit, mit 1—3 Centim. langem, 2 große rothe Drüſen tragendem Stiele. Blüten ſehr groß, weiß (Blumen bis 3,5 Centim. im Durchmeſſer), langgeſtielt; Dolde am Grunde mit gefärbten häutigen Blättchen (Deckblättern) umgeben. Frucht bei der wilden Pflanze reif ſchwarzroth, 12 — 15 Millim. dick, bitterlich ſüß. Same (Kirſchkern) ſchon im Frühling nach der Reife keimend, dicke rundliche Keimblätter entwickelnd. Kernlohde raſchwüchſig, ſpäter im Wuchſe nachlaſſend. — Baum 2. Größe (im Beſtandesſchluß bis über ) C. Koch (Deutſche Obſtgehölze S. 165 u. 167) betrachtet dieſe beiden Varie— täten als ſelbſtändige Arten, wie auch den Glaskirſchenbaum (P. vitrea C. Koch). r ˙—uYʃ . 'ſ w- ⁰·õ ͤ t! . 8 RN ee e — 899 —— 23 Met. Höhe erreichend), mit geradem walzenförmigem, bis zum Wipfel aushaltendem Stamme und eiförmiger Krone. Stamm mit brauner glänzen— der Korkhaut bedeckt, welche ſich im höheren Alter in eine längsriſſige ſchwärzliche Borke verwandelt; Holz ziemlich leicht, aber hart, im Kerne gelbbraun, ſchöner Politur fähig, mit deutlichen, durch Kreiſe grober Poren geſchiedenen Jahrringen und glänzenden Spiegelfaſern. Zweige kahl, Knospen eikegelförmig, glänzend rothbraun. Macht keine Wurzelbrut, aber nach dem Abhieb des Stammes kräftigen Stockausſchlag; erreicht bis 80 Jahre Alter. Iſt die Stammpflanze aller kultivirten Sorten von Süßkirſchen, welche größere und rein ſüße Früchte beſitzen von weißer bis glänzend ſchwarzer Farbe. Es gehören hierher u. a. die „Herz- und Mollenkirſchen“ (weiche Süßkirſchen, C. Juliana), die „Knorpelkirſchen“ oder harten Süßkirſchen (C. Duracina) u. a. m. Der wildwachſende Baum, die „Vogelkirſche“ variirt wenig oder gar nicht. In Wäldern, Gebüſchen, an Waldrändern und Bachufern auf friſchem bis feuchtem fruchtbarem Boden, beſonders gern in Miſch- und Mittel- wäldern (hier als Oberſtänder vorzüglich gedeihend), in der Ebene wie im Gebirge, im ganzen Gebiete mit Ausnahme Oſtpreußens und der baltiſchen Provinzen. Nimmt in der Richtung von NO nach SW an Häufigkeit des Vorkommens zu und ſteigt in den bairiſchen Alpen nach Sendtner bis 3400 p. F. (1104,5 Met.), in Südtirol nach Hausmann bis 4722 w. F. (1492,5 Met.) empor. Der Vogelkirſchbaum iſt, den höhern Norden und den Nordoſten ausgenommen, durch ganz Europa verbreitet und kommt auch in den Kaukaſusländern und Kleinaſien vor und zwar in den dortigen Gebirgswäldern in ſolcher Menge, daß viele Botaniker geneigt ſind, dieſe Länder für feine eigentliche Heimat zu halten). In der Bergregion der mittel- und ſüddeutſchen Gebirge, Böhmens, Mährens und Oeſterreichs iſt er der einzige noch gut gedeihende Obſtbaum und erreicht dort (z. B. im Böhmerwald) rieſige Dimenſionen. Die Früchte dieſes Gebirgs-Vogelkirſch⸗ ) C. Koch hält den Kaukaſus (das Gebiet der räuberiſchen Laſen und das Quell— gebiet des Rion, wo er die Vogelkirſche in e. 5000 p. F. Höhe in großer Menge in Miſchwäldern vorfand) für die eigentliche Heimat von P. avium und bezweifelt, daß dieſe Art in Europa, z. B. im ſüdlichen Norwegen zu Hauſe geweſen ſei. Nun aber berichtet Schübeler (Pflanzenwelt Norwegens, S. 365 u. 445), daß nicht nur im Kirchſpiel Urnes (in Bergenſtift) unter 61“ 18° Br. ein ganzer Wald von Vogelkirſch— bäumen von c. ½ [Meile Größe vorhanden iſt, ſondern in deſſen Nähe in einem aus dem 5. oder ſpäteſtens 6. Jahrhundert ſtammenden Grabhügel mehrere Liter Kerne dieſes Kirſchbaums, ja in Torfmooren der ſchwediſchen Provinz Bohuslän Reſte von P. avium gefunden worden ſind. Da es nun höchſt unwahrſcheinlich iſt, daß der Vogel— kirſchbaum ſchon in prähiſtoriſcher Zeit nach Scandinavien eingeführt worden ſei, jo hält Schübeler dieſe Holzart für eine dort einheimiſche. a7 baums pflegen ſchmackhaft (faſt gar nicht bitterlich) zu fein. — Blüht im April und Mai. IV. Rotte. Padus Koch. Traubenkirſche: Blüten nach der Laubent— faltung ſich öffnend, in Trauben. Frucht kahl, klein, mit netzgrubigem oder glattem Steine. Blätter in der Jugend zuſammengefaltet. 523. Prunus Mahaleb L. Felſenkirſche. Synonyme und Abbildungen: P. Mahaleb L., Sp. pl. p. 474; Jacqu., Fl. austr. t. 227; Hartig a. a. O. T. 88; Pokorny a. a. O. S. 385; Nördlinger a. a. O. S. 111. — Cerasus Mahaleb Mill.; Nouv. Duh. V. t. 2. — „Steinweichſel“, „St. Luzienholz“ eim Elſaß). Blätter geſtielt, aus meiſt ſchwach herzförmiger Baſis eiförmig oder rundlich, kurz zugeſpitzt, klein und drüſig gekerbt-geſägt, kahl, glänzend, ober— ſeits dunkel-, unterſeits blaßgrün, 3—6 Centim. lang und 2— 4,5 Centim. breit, mit 1—2 Centim. langem Stiele. Blüten in aufrechten oder abſtehenden länglichen oder halbkugligen Doldentrauben ziemlich klein, weiß, wohlriechend. Früchte erbſengroß, ſchwärzlich, ſehr herbe, mit glattem Steine. — Mittel- bis Großſtrauch, ſelbſt Baum 3. Größe (in Gärten bis 13 Met. hoch werdend und bis 1 Met. Stammſtärke erreichend), mit eiförmigen hellbraunen fein— flaumigen Knospen und gelblichgrauen flaumigen Zweigen. Stamm mit glatter dunkelbrauner Korkhaut. Holz mit undeutlichen Jahrringen, röthlichem Splint und hellbraunem grünſcheckigem Kern, hart, ſchöne Politur annehmend, friſch unangenehm riechend, beim Austrocknen den angenehmen Geruch der bekannten „Weichſeltabakröhren“, welche (die echten!) aus den Stocklohden der Steinweichſel verfertigt werden, annehmend. P. Mahaleb liefert nach dem Abhieb reichlichen raſchwüchſigen Stockausſchlag, liebt kalkhaltigen Boden und das Klima des Weinſtocks, verträgt aber keine Beſchattung. An felſigen und ſteinigen Orten des Hügellandes und niedriger Gebirge, beſonders auf Kalkboden, in der rheiniſchen Zone (vom Siebengebirge bis in den Elſaß, wo ſehr häufig, auch in der ſchwäbiſchen Alp), im Jura (ver— breitet), in den Alpenländern, in Ungarn und Siebenbürgen (wo eine Varietät mit ſehr reichblütigen Doldentrauben, kleineren Blüten und zurückgebogenen Blumenblättern: transsilvanica Schur); vereinzelt auch in Baiern um Regensburg. Iſt durch faſt ganz Südeuropa, von der Krim bis Spanien (jedoch nicht bis Südſpanien und Unteritalien) verbreitet, kommt auch im Kaukaſus vor. Steigt in den bairiſchen Alpen bis 450 Met., im obern Donauthale (um Beuron) bis 700 Met., in Dalmatien, wo ſie als Strauch und kleiner Baum von 3 — 6 Met. Höhe ganze Beſtände bildet, nur bis 320 Met. hoch. Wird häufig als Ziergehölz, in Niederöſterreich zugleich W r — — 901 —— zur Gewinnung von „Weichſelröhren“ im Großen kultivirt“). — Blüht im Mai. 524. Prunus Padus L. Gemeine Traubenkirſche. Synonyme und Abbildungen: P. Padus L., Sp. pl. p. 473; Hayne, Arzneig. IV, T. 40; Hartig a. a. O. T. 87; Ettgh. Pok., Physiot. austr. t. 486; Pokorny a. a. O. S. 385; Nördlinger a. a. O. S. 113. — P. racemosa Lam. — Cerasus Padus DC. — Padus vulgaris Borkh. — „Ahlkirſche, Faulbaum“. Blätter geſtielt, eiförmig oder eilanzettförmig, ſpitz, einfach fein und ſcharf geſägt, kahl, oberſeits dunkel-, unterſeits blaßgrün, 6 — 12 Centim. lang und 3,3 — 7,2 Gentim. breit, mit 10 — 15 Millim. langem, meiſt 2 Drüſen tragendem Stiele. Blüten in langen dickwalzigen überhängenden Trauben, klein, weiß, ſtark duftend. Früchte erbſengroß, ſchwarz, bitterſüß, mit netzgrubigem Steine. — Großſtrauch oder Baum 3. —2. Größe (bis 17 Met. hoch), mit ſchlankem geradem Stamme und länglicher dichtbelaubter Krone. Knospen groß, kegelförmig, ſpitz, kahl, glänzend ſchwarzbraun; Zweige ruthenförmig, grau- oder grünlichbraun, bei älteren Bäumen oft hängend. Stamm mit glatter ſchwärzlicher Korkhaut, die ſich endlich in eine dünne längsriſſige Borke verwandelt. Holz dem des Süßkirſchbaumes ähnlich, von hellerem Kern, friſch wie auch die Rinde nach bitteren Mandeln riechend (iſt in noch höherem Grade bei den beiden folgenden Arten der Fall), was auf Gehalt an Amygdalin (einem allen Amygdalaceen eigenen, beſonders in den Samenkernen, z. B. Kirſchkernen, Pflaumenkernen, bittern Mandeln enthaltenen, bei ſeiner Zerſetzung Blauſäure liefernden Stoffe) beruht. Macht nach dem Ablhieb reichlichen raſchwüchſigen Stockausſchlag (iſt überhaupt eine ſchnellwüchſige Holzart) und treibt häufig gerade ſteife ) Schon ſeit Anfang dieſes Jahrhunderts wird um Baden bei Wien die Weichſel— rohrkultur im großen Maßſtabe und mit großem Erfolge betrieben, in kleinerem Maß— ſtabe auch um Ottakring und zu Malleben bei Stockerau. Man bewirthſchaftet dort die Steinweichſelanpflanzungen als Niederwald im dreijährigen Umtrieb, in welcher Zeit die Stockausſchläge 2—3 Met. Länge erreichen. Auch in Ungarn hat man dieſe ſehr einträgliche Kultur zu betreiben angefangen. Bei Feggwernek (Station der Theiß— bahn) befindet ſich eine e. 30 Morgen große Steinweichſelpflanzung. (Vgl. über dieſen Kulturzweig Weſſely's Monatsſchrift 1875, S. 65 und öſterr. Centralbl. 1878, S. 631.) Neuerdings iſt P. Mahaleb zum Anbau in Krain und im Küſtenlande dringend empfohlen worden in dem beachtenswerthen Aufſatze: „Die ſogenannte Badener Weichſel als Kulturzweig für Unterkrain“ (Mittheil. d. krainiſch-küſtenländ. Forſtvereins, 1883, S. 104 ff.). Der eigenthümlich angenehme Geruch der ausgetrockneten glatten Rinde und des Holzes der Steinweichſel beruht bekanntlich auf Gehalt an Coumarin (dem— ſelben Stoffe, welcher in den Blättern des Waldmeiſters, Asperula odorata ent— halten iſt). Fig. LXXXI. ch, N. Traubenkirſche, Ahlkirſche, Prunus Padus L. 1. Zweig mit Blütentrauben, nat. Gr. — 2. Fruchttraube, nat. Gr. nach (Hartig). — 3. Blüten nach Wegnahme der Blumenblätter, ſenkrecht durchſchnitten, vergr. rg er Wurzellohden (wie auch die folgenden Traubenkirſchen). Wird gegen 80 Jahre alt. Variirt mit kürzeren aufrechten Blüten- und Fruchttrauben und grob geſägten Blättern (P. petraea Tausch; P. Padus var. transsilvanica Schur). Auf feuchtem oder friſchem humoſem fruchtbarem Boden in Miſch— wäldern, Flußauen, an Bächen, Waldrändern im ganzen Gebiet (mit Aus— nahme Dalmatiens und des Banats), in der norddeutſchen Zone beſonders häufig und dort, namentlich in den baltiſchen Provinzen (wo zugleich eines der gewöhnlichſten Ziergehölze) häufiger als ſtattlicher Baum, wie als Strauch vorkommend, in den Alpen bis in die ſubalpine Region emporſteigend (in den bairiſchen nach Sendtner bis 4450 p. F. — 1445,5 Met.). Iſt nord⸗ wärts ſo weit verbreitet, wie die Weißbirke, weſtwärts bis ins nördliche Portugal, ſüdwärts bis Mittel-Italien, oſtwärts bis in die Kaukaſusländer, ja durch ganz Mittel- und Nordaſien bis Dahurien und Kamtſchatka. Wird häufig als Ziergehölz angepflanzt, beſonders in der mittel- und norddeutſchen Zone. — Blüht im Mai und Juni. 525. Prunus virginiana L. Virginiſche Traubenkirſche. Synonyme und Beſchreibungen: P. virginiana L. fil., Suppl. p. 252; C. Koch, Dendrol. I, S. 121. — Padus rubra Mill. Unterſcheidet ſich von vorhergehender Art, der ſie ſehr ähnlich, durch kürzere, aufrechte Trauben und rothe Früchte mit glattem Steine. — Groß— ſtrauch und Baum 3. Größe. Aus den öſtlichen Vereinigten Staaten, häufig als Ziergehölz in Gärten. — Blüht im Mai. 526. Prunus serotina Ehrh. Spätblühende Traubenkirſche. Synonyme und Abbildungen: P. serotina Ehrh., Beitr. III, S. 20. — C. Koch a. a. O. S. 122. — Cerasus serotina Lois. in Nouv. Duh. V, t. 0 Blätter geſtielt, länglich- oder eilanzettförmig, geſägt, ſteif, kahl, ober— ſeits glänzend grün, unterſeits matt blaßgrün, bis 13,5 Centim. lang und bis 5,3 Centim. breit, mit bis 22 Millim. langem Stiele. Blüten klein, gelblichweiß, in ſchmächtigen aufrechten gekrümmten Trauben. Früchte erbſengroß, ſchwärzlich, mit glattem Steine. — Großſtrauch oder kleiner Baum mit dichter Belaubung. Eine prächtige, immergrün erſcheinende Holzart! — In den weſtlichen und mittleren Vereinigten Staaten heimiſch, wo dieſe Art Bäume von 80 — 100 Fuß Höhe und 3 — 4 Fuß (englifche?) Durchmeſſer bilden ſoll, häufig als Ziergehölz in Gärten und Anlagen. ä Iſt neuerdings zum Anbau in Deutſchland empfohlen worden, da ihr Holz als Nutzholz und für Kunſttiſchlerei in Amerika ſehr geſchätzt wird. Blüht im Juni. 527. Prunus Laurocerasus L. Kirſchlorbeer. Synonyme und Abbildungen: P. Laurocerasus L., Sp. pl. p. 474; Hayne, Arzneig. IV, T. 41; Pokorny a. a. O. S. 386; C. Koch a. a. O. S. 125. — Cerasus Laurocerasus Lois. Blätter ſehr kurz geitielt, länglich, breit-lanzettförmig bis oval, kurz zugeſpitzt, entfernt geſägt, kahl, glänzend grün, lederartig, 10—14 Centim. lang und 3,5 — 4,5 Centim. breit, mit 3 — 8 Millim. langem Stiele, gerieben ſtark nach bittern Mandeln riechend. Blüten in aufrechten ſchmächtigen Trauben, klein, weiß, wohlriechend. Früchte herzförmig⸗kuglig, genabelt, von der Größe der Vogelkirſchen, ſchwarz, mit glattem Steine, giftig (?). — Schöner immergrüner Großſtrauch oder Baum 3. Größe. Stammt aus Kleinaſien, wird in den ſüdlichen Kronländern Oeſter— reichs, desgleichen in der ſüdlichen und weſtlichen Schweiz (z. B. am Genfer See), ſelbſt im Elſaß und in Süddeutſchland als Ziergehölz in Gärten und 0 angepflanzt, in Südtirol und um Pola in Iſtrien im Großen kultivirt. — Blüht im April oder Mai. Achtunddreißigſte Ordnung. Hülſenfrüchtige Gewächſe. (Leguminosae L.) Holzgewächſe und Kräuter mit wechſelſtändigen, meiſt zuſammengeſetzten ſelten einfachen Blättern und mit Nebenblättern. Blüten meiſt zwitterlich, gewöhnlich unregelmäßig, mit verwachſenblättrigem Kelche und einem freien oberſtändigen Stempel. Staubgefäße mit den Blumenblättern im Grunde des Kelches eingefügt. Frucht eine Hülſe, ſeltner eine zerſpringende oder ganz bleibende Gliederhülſe (ſ. S. 35). Samen eiweißlos, mit gekrümmten oder geradem Keime. — Dieſe Ordnung beſteht aus folgenden drei Familien: I. Papilionaceae: Kelch 4—5zähnig, bisweilen 2 lippig; Blumen- krone ſchmetterlingsförmig⸗öblättrig, ſelten verwachſen-blättrig (bei Trifolium) oder einblättrig (bei Amorpha); Staubgefäße 10, ein-oder zweibrüderig, ſelten frei. Hülſe, ſelten Gliederhülſe. Keim halbgekrümmt. II. Caesalpiniaceae: Kelch 3 — 5 zähnig oder ſpaltig, Blumen— krone bald ſchmetterlingsförmig, bald faſt regelmäßig, ſelten fehlend. Staub— ri +? A ꝗ ͤ — ͤ 7 ²˙»¾ũ'; — 5 gefäße meiſt 10, ſelten 8—9, immer frei. Hülſe oder nicht aufſpringende Gliederhülſe. Keim gerade. III. Mimosaceae: Kelch 4 — 5 ſpaltig, Blumenkrone 4—5 blättrig, regelmäßig; Staubgefäße viele, frei oder am Grunde monadelphiſch. Hülſe oder Gliederhülſe. Keim gerade. Fünfundſiebzigſte Familie. Schmetterlingsblütige Gewächſe. (Papilionaceae L.) Blätter meiſt gefiedert oder dreizählig, ſelten gefingert, noch ſeltner einfach; Nebenblätter ſtengel- oder blattſtielſtändig. Blüten in end- oder blattwinkelſtändigen Trauben, Aehren, Köpfchen oder einfachen Dolden, ſelten einzeln. — Die Schmetterlingsblütler bilden nächſt den Compoſiten die größte Familie der Samenpflanzen und ſind über die ganze Erde verbreitet, innerhalb Europas in der Mediterranzone am häufigſten. Dies gilt beſonders von den in Europa vorkommenden Holzgewächſen dieſer Familie, welche der großen Mehrzahl nach in den Mittelmeerländern wachſen. Es ſind vor— zugsweiſe Halbſträucher und Sträucher, der Mehrzahl nach ſommergrüne. In Gärten und auf Promenaden werden auch mehrere nordamerikaniſche und aſiatiſche Arten, darunter auch Großſträucher und Bäume zur Zierde gezogen. Einige derſelben haben auch ſchon forſtmänniſche Bedeutung erlangt. Die Papilionaceen zerfallen in viele Tribus, von denen hier nur fünf in Betracht kommen. Ueberſicht der Gruppen und Gattungen unſerer Flora. A. Staubgefäße 10, frei. Aufſpringende Hülſe .. I. Podalyrieae Benth. Einzige Gattung: Anagyris L. Blätter 3 zählig. B. Staubgefäße 10, einbrüdrig. Aufſpringende Hülſe. . II. Genisteae Bronn. a. Kelch tief getheilt, 2 lippig. Sehr dornige Sträucher. Ulex L. b. Kelch Llippig. Unbewehrter, faſt blattloſer Strauch . . . Spartium L. 6. Kelch 2lippig oder faſt gleichmäßig 3 theilig oder abgeſtutzt und undeutlich gezähnt. 6. Griffel uhrfederförmig zuſammengerollt, Kelch 2 lippig. Sarothamnus Wimm. 6. Griffel aufſteigend, nicht zuſammengerollt. aa. Kelch Ztheilig oder 2lippig. Blätter einfah . ... Genista L. bb. Kelch anfangs geſchloſſen, feine obere Hälfte vor dem Aufblühen abſpringend und dann ſein Saum abgeſtutzt, undeutlich gezähnt. Blätter 3zählig. Calycotome Link. ec. Kelch 2lippig. Blätter 3 zähl ig „Cytisus L. —— vl — d. Kelch 5 ſpaltig oder 5 zähnig. 6. Kelch 5 ſpaltig, zur Zeit der Fruchtreife offen. Blätter 3zählig. Ononis L. 5. Kelch 5 zähnig, zur Zeit der Fruchtreife geſchloſſeu. Blätter unpaarig gefiedert. Anthyllis L. Staubgefäße 10, zweibrüderig. Aufſpringende Hülſe. III. Trifolieae Bronn. Einzige Gattung: Doryenium Tourn. Blätter ſcheinbar 5zählig. Staubgefäße 10, zweibrüderig. Aufſpringende oder geſchloſſen bleibende Hülſe. Blätter unpaarig gefiedert . IV. Galegeae Bronn. a. Hülſe flach zuſammengedrückt, aufſpringend. Blüten in Trauben. Bäume. Robinia L. b. Hülſen faſt ſtielrund, aufſpringend. Blüten einzeln oder zu 2—3, langgeſtielt. Stecher. ur „„ Caraganaı bam. c. Hülſe aufgeblaſen, nicht nen Blüten in Trauben. Sträucher. Colutea L. E. Staubgefäße 10, 3 Gliederhülſe, in Stücke zerfallend. Blätter un— paarig gefiedert. .. „ V. Hedysareae De Einzige Gattung: A Ä Gliederhülſen ſttelrund oder kantig. C. D. — J. Gruppe. Podalyrieae Benth. Staubgefäße 10, frei. Hülſe 2 klappig aufſpringend. Blätter einfach oder 3 zählig. — Meiſt Gewächſe der Tropenländer. CLXXI. Anagyris L. Stinkbohne. Kelch glockenförmig, 5 zähnig, bleibend; Blumenkrone mit kurzer Fahne und länglichen Flügeln, welche kürzer ſind als der aus 2 getrennten Blättchen beſtehende Kiel. Grifſel fadenförmig, faſt rechtwinklig gebogen. Hülſe im Innern zwiſchen den Samen verengt. 528. Anagyris foetida L. Gemeine Stinkbohne. Beſchreibungen und Abbildungen: A. foetida L., Sp. pl. p. 374; Rchb.. Ic. fl. germ. XXII, t. 5; Pokorny, Holzg. S. 387. „Stinkſtrauch, Stinkkuhne“. Blätter 3zählig, geſtielt, mit elliptiſchen oder länglich-lanzettförmigen ganzrandigen unterſeits flaumigen Blättchen von 10 — 35 Millim. Länge, und 5—12 Millim. Breite und 10—20 Millim. langem Stiele. Blüten in achſelſtändigen kurzen aufrechten Trauben, groß, gelb. Hülſen hängend, ſichelförmig, zuſammengedrückt, geſchnäbelt, bis über 1 Decim. lang; Samen (3—8) groß, bohnenartig, violett. — Aufrechter äſtiger Strauch von 1,6 bis 3 Met. Höhe, deſſen Blätter gerieben einen widrigen Geruch entwickeln. Innerhalb unſeres Florengebiets nur an ſonnigen Felſen an der Nord— ſpitze der Inſel Bua bei Trau in Dalmatien, ſonſt durch das mediterrane Europa und Afrika verbreitet. — Blüht im Februar und März. F ne te — 907 —— II. Gruppe. Genisteae Bronn. Ginſterartige. Staubgefäße ein— brüderig. Hülſe 2klappig aufſpringend. Blätter einfach oder 3zählig, ſelten unpaarig gefiedert. — Faſt lauter Sträucher und Halbſträucher, wenig krautige Arten, die meiſten in der Mediterranzone. CLXXII. Ulex L. Heckſame. Kelch bis zum Grunde in 2 ungleiche Theile geſpalten. Flügel der Blumenkrone am obern Ende nach hinten runzlig gefaltet. Griffel ein— wärts gebogen. Hülſe kurz, wenig kürzer als der Kelch. — Sträucher mit kleinen nadelförmigen Blättern, von grünen verzweigten Dornen ſtarrend. 529. Ulex europaeus L. Europäiſcher Heckſame. Beſchreibungen und Abbildungen: U. europaeus L., Sp. pl. p. 741; Rchb. I. c. t. 17, I; Pokorny a. a. O. S. 388; Nördlinger, Forſtbot. II, S. 145. Blätter lineal-pfriemlich, nur 5—8 Millim. lang, unter den Dornen ſitzend. Blüten zu 1—2 gegen das Ende der Seitenzweige ſtehend, rispig gruppirt, groß, goldgelb, mit behaartem Kelch, Hülſe zottig. — Aufrechter, ſehr äſtiger, ſparrig verzweigter Strauch von 0,7 — 1,3 Met. Höhe, mit in der Jugend behaarten Zweigen, undurchdringliche, von Dornen ſtarrende grüne Büſche bildend. Holz gelblichweiß, ſehr hart aber grobfaſrig, gutes Brennmaterial. Armesdicke Stämme ſind nur im wärmeren Europa zu finden. In kalten Wintern erfriert der Heckſamenſtrauch bis an den Boden, ſchlägt aber dann vom Stocke wieder aus. Er treibt überhaupt häufigen Stock⸗ und Wurzelausſchlag und eignet ſich deshalb zur Befeſtigung loſen Sandbodens in Küſtengegenden, wie auch wegen ſeiner ſparrigen Verzweigung und ſeiner Dornen zu Hecken, welche die Beſchneidung gut vertragen. Auf Sandboden in Nord- und Weſtdeutſchland (Inſel Rügen, Sand— haiden von Mecklenburg, Holſtein, Oldenburg, Hannover, Weſtfalen, der preuß. Rheinprovinz, Lothringens, im Elſaß nur als Heckenpflanze kultivirt und häufig verwildert), in der mitteldeutſchen Zone ſelten (in der Nieder— lauſitz um Hoyerswerda u. a. O., bei Pirna in Sachſen, vermuthlich ver— wildert), angeblich auch in Tirol und am Litorale von Friaul, fehlt ſonſt im öſterreichiſchen Kaiſerſtaat. Wird auch als Zierſtrauch angepflanzt (in den Gärten des Elſaß häufig mit gefüllten Blumen). Iſt durch die ganze weſtliche Hälfte Europas verbreitet (von Dänemark und Großbritannien bis Unteritalien, Corſika, Nordſpanien und Portugal) und beſonders in Weſt— frankreich ſehr gemein. — Blüht vom Februar bis Mai oder Juni, in Weſteuropa nicht ſelten im September zum zweiten Mal. — 908 —— CLXXIII. Spartium L. Pfriemenſtrauch. Kelch einlippig, Flügel der Blumenkrone wie bei Ulex, Griffel pfriemenförmig aufſteigend. 530. Spartium junceum L. Binſenförmiger Pfriemenſtrauch. Synonyme und Abbildungen: S. junceum L., Sp. pl. p. 708; Nouv. Duh. II, t. 22; Pokorny a. a. O. ©. 389. — Spartianthus junceus Lk., Rehb., Ie. I. c. t. 18. „Spaniſcher Ginſter“, italieniſch: „Ginestra“. Blätter zerſtreut und ſpärlich vorhanden, lineal-lanzettlich oder läng— lich, faſt figend, ganzrandig, grün, 2— 3 Centim. lang und 6— 18 Millim. breit. Blüten kurz geſtielt, in endſtändigen lockern Trauben, ſehr groß, goldgelb, wohlriechend. Hülſe lineal, bis 6 Gentim. lang, zuſammen— gedrückt, anfangs zottig, reif dunkelbraun. — Aufrechter, 1—4 Met. hoher Strauch mit ruthenförmigen faſt blattloſen ſtielrunden graugrünen, inwendig mit lockerm Mark erfüllten binſenförmigen Zweigen. Auf ſonnigen ſteinigen Hügeln und Bergen Dalmatiens (beſonders häufig auf den dalmatiniſchen Inſeln), Croatiens und Iſtriens; ferner in Südtirol und Südkrain und bei Marburg in Steiermark; im Elſaß und im ſüdlichen Siebenbürgen häufig als Zierſtrauch kultivirt und deshalb hier und da verwildert. Geht in Dalmatien, wo er bis 10 Centim. dicke Stämme bildet und wo ſein Baſt als Surrogat des Hanfes verarbeitet wird, bis 200 Met. empor. Iſt durch das ganze mediterrane Europa verbreitet. — Blüht im Mai und Juni. CLXXIV. Sarothamnus Wimm. Beſenginſter. Kelch 2lippig, Griffel ſehr lang, uhrfederartig eingerollt. Sonſt wie vorige Gattung. — Sommergrüne Sträucher mit einfachen und 3zähligen Blättern. In unſerem Florengebiet nur eine Art. 531. Sarothamnus vulgaris Wimm. Gemeiner Beſenginſter. Synonyme und Abbildungen: S. vulgaris Wimm., Flora v. Schleſien, 2. Aufl. S. 148; Pokorny a. a. O. S. 390. — Spartium scoparium L., Hayne, Arzneigew. IX, T. 10; Nördlinger a. a. O. ©. 141. — Cytisus scoparius Rchb., Ic. I. e. t. 31, IV. V. — „Beſenſtrauch, Beſenhaide, Rehhaide, Haſenhaide“. Blätter zweigeſtaltig; diejenigen der jungen Seitentriebe und die am Grunde der Blütenſtiele befindlichen kurzgeſtielt, einfach, verkehrt-eiförmig; die übrigen langgeſtielt, 3 zählig, mit länglichen elliptiſchen oder verkehrt— eiförmigen 8 — 12 Millim. langen und 3— 6 Millim. breiten Blättchen. eee e w e - 909 Alle Blätter jung lang zottig-behaart, alt faſt kahl, dunkelgrün. Blüten ſeitenſtändig zu 1— 2, geſtielt, mit ſehr großer goldgelber Blumenkrone, lange Trauben längs der Zweige bildend. Hülſen länglich-lineal, zuſammen— gedrückt, zottig behaart, reif ſchwarz, bis 4 Gentim. lang. — Strauch mit aufrechten oder aufſteigenden Stämmen und zahlreichen ruthenförmigen auf— rechten kantig gefurchten grünen Aeſten und Zweigen, 1 — 2 Met. hohe Büſche bildend. Die mit einer grünlichgrauen glatten oder feinriſſigen Rinde bedeckten Stämme erreichen bisweilen die Dicke eines Armes. In mildem Klima und auf fruchtbarem Boden erwächſt der Beſenginſter bis— weilen zu einem kleinen Baum mit ziemlich ſtarkem Stamme. Sein Holz iſt weich, weiß, im Kern braun. Die Hauptwurzel dringt tief in den Boden ein, namentlich im Sandboden, wo ſie weit ausſtreichende Seitenwurzeln treibt. Der Beſenginſter iſt eine lichtbedürftige Holzart und empfindlich gegen ſtarke Winterkälte, Spät- und Frühfröſte. Seine bohnenförmigen Samen keimen oft erſt im zweiten Frühling, können aber unter Umſtänden oft jahrelang im Waldboden (z.B. von Kieferhaiden) liegen und erſt dann zum Keimen gelangen, wenn der Beſtand kahl abgetrieben worden iſt. Auf trocknem lockern Sandboden (auch auf Flugſand) und an ſonnigen felſigen Plätzen, in Kiefernwäldern und Haiden, meiſt geſellig wachſend, oft große Strecken in dichtem Beſtande überziehend (z. B. in Hannover, Olden— burg, Schleſien), eine Pflanze der Ebenen und niedriger Gebirge, welche mit Ausnahme der Oſtſeeprovinzen und der adriatiſchen Zone durch das ganze Florengebiet verbreitet iſt, jedoch auch in vielen Gegenden fehlt (3. B. in der innern Alpenzone). In größter Häufigkeit wächſt der Beſen— ginſter, welcher übrigens faſt ganz Europa bewohnt, in den ſandigen Niede— rungen der norddeutſchen Zone, wo allein er als beſtandbildende Holzart auftritt. Da ſich Rehe und Haſen gern in ſeinem dichten Gebüſch verſtecken und ſeine krautigen Zweige mit Behagen abäſen, ſo wird dieſer Strauch auch oft für Jagdzwecke (zu Remiſen) angebaut. — Blüht im Mai und Juni, in feuchten Jahren bisweilen im Herbſt zum zweiten Male. CLXXV. Genista L. Ginſter. Kelch tief 3theilig oder 2lippig. Griffel aufſteigend. Alles Uebrige wie bei den vorhergehenden Gattungen. — Sträucher und Halbſträucher mit einfachen Blättern, manche mit dornſpitzigen Lang- und Kurztrieben oder mit verzweigten Dornen. Die meiſten Arten dieſer großen Gattung bewohnen das ſüdweſtliche Europa und Nordafrika, doch kommen auch in unſerem Gebiete ziemlich viele Arten vor, die jedoch der Mehrzahl nach nur im öſterreichiſchen Kaiſerſtaat, beſonders in deſſen ſüdlichen und ſüdöſtlichen Kronländern ihre Heimat haben. Ihre forſtliche Bedeutung it gering. Ueberſicht der Gruppen und Arten unferer Flora (nach Rofornp). A. Kelch tief 3theilig, die beiden obern Zipfel ganz und von gleicher Form, der untere breiter und länger und 3 ſpaltig ... I. Eugenista Neilr. a. Unbewehrte Arten. a NR f. | am liter Ihr 6. Blüten ſeitenſtändig, einzeln, paarweis oder gebüjchelt U e 8. Blüten in endſtändigen Trauben. G. sericea Wulf. 9 9775 9 m 9 Itter j z Blätter ohne Nebenblätter I- sagittalis L. j G. triangularis W. ** Blätter mit Nebenblättern ) - tinctoria L. - ovata W. K. b. Dornige Arten. Endſtändige Blütentrauben. 6. Blütentrauben zahlreich. Aeſte beblättert, Stengel blattl. J = ee u U - angliea L. 5. Blütentrauben einzeln. Stengel vom Grunde an beblättert G. silvestris Scop. B. Kelch kurzglockig, 2 lippig, mit 2zähniger Ober- und 3zähniger Unterlippe. II. Corothamnus Koch. Einzige Art: G. procumbens W. K. J. Rotte. Eugenista Neilr. Echte Ginſter. 532. Genista pilosa L. Behaarter Ginſter. Beſchreibungen und Abbildungen: G. pilosa L., Sp. pl. p. 710, Jacqu., Fl. austr. III, t. 208, Rehb., IG. I. C. b. 42, f. II, Pokorny a. a. O. S. 391. „Sand ginſter, Haideginſter“. Blätter klein, faſt ſitzend, verkehrt-eiförmig oder länglich, jung ſeidig— behaart weißlich, alt Fast kahl grün, 6—15 Millim. lang und 3—4 Millim. breit, an den jungen Zweigen wechſelſtändig, an den vorjährigen gebüſchelt. Blüten klein, ſeitenſtändig zu 1—3, kurzgeſtielt; Kelch und die goldgelbe Blumenkrone ſeidenhaarig. Hülſe lineal-länglich, etwas gebogen, zu— ſammengedrückt, 1,5 — 2 Centim. lang, ſeidig behaart, 5 — Sſamig. — Niederliegendes Erdholz mit ſehr äſtigen knotigen Stämmchen. Auf Sand- und Kalkboden, in Kiefernhaiden (3. B. Dresdener Haide), auf dürrem Haideboden, an ſteinigen buſchigen Orten, Waldrändern, zerſtreut durch das ganze Gebiet; fehlt in den baltiſchen Provinzen, in Böhmen, Tirol und Dalmatien. Iſt nordwärts bis Gothland und Dänemark, weſt— wärts bis England und Spanien, ſüdwärts bis Unteritalien, oſtwärts bis in die Türkei und Südrußland verbreitet. — Blüht im April und Mai, oft zum zweiten Male im Auguſt und September. Su 533. Genista pulchella Vis. Zierlicher Ginſter. Synonyme und Abbildungen: G. pulchella Vis. in Flora XIII, S. 21; Rehb,, Je. I. c. t. 41, III. IV und 42, III. V; Pokorny a. a. O. S. 392. — G. einerea Maly nicht DC., G. sericea Alsch. nicht Wulf. — Cytisus pulchellus Vis., Fl. dalm. 40 1.2. 5 Der vorigen Art ſehr ähnlich, von derſelben durch länglich -lanzett— förmige oder lineal-längliche, auch im Alter behaarte weißliche oder graue Blätter, durch kleinere Blüten und namentlich durch kürzere (höchſtens 15 Millim. lang), längliche 1—s ſamige Hülſen mit aufwärts gebogenem Schnabel unterſchieden. Variirt mit zottig und abſtehend behaarten Zweigen, Blättern, Blütenſtielen, Kelch und Blumenkrone (var. 5. villosa Vis.). — Erdholz mit kurzen knorrigen Stämmchen. Nur in Dalmatien (an ſonnigen rauhen Plätzen der Inſeln Pago und Cherſo), auf Kalkfelſen bei Spalato, die Var. am Berge Zevalin an der Grenze der Herzegowina und bei Raguſa. — Blüht im Mai. 534. Genista sericea Wulf. Seidenhaariger Ginſter. Synonyme und Abbildungen: G. sericea Wulf in Jacqu., coll. II, 167; Jacqu., Ie. pl. rar. III, t. 556; Rehb., Ie. I. e. t. 36, I-III; Pokorny a. a. O. S. 392. — Cytisus sericeus Vis. Blätter wechſelſtändig, lineal ſpitz oder länglich-lanzettförmig oder ſchmal elliptiſch ſtumpf, faſt ſitzend, oberſeits kahl grün, unterſeits an— gedrückt-ſeidenhaarig, 1,5 — 2,5 Centim. lang und 3 — 4 Millim. breit. Blüten zu 2— in endſtändigen Träubchen, kurz geſtielt, mit zottigem Blütenſtiel und Kelch; Blumenkrone gelb, mit ſeidenhaariger Fahne und Schiffchen. Hülſe lineal-länglich, gerade, behaart, reif braun, 1,5 Centim. lang. — Kleinſtrauch mit aufſteigenden äſtigen runden grünen angedrückt behaarten Stämmchen, 8 — 13 Centim. hoch. In Felsſpalten, an bewaldeten Bergabhängen auf Kalk in Südtirol, im ganzen Litorale, Croatien und Dalmatien; ſtellenweiſe. — Blüht im Mai und Juni. 535. Genista sagittalis L. Geflügelter Ginſter. Synonyme und Abbildungen: G. sagittalis L., Sp. pl. 710; Jequ., Fl. austr, t. 209; Rchb., Ie. J. c. t. 30; Pokorny a’ a. O. S. 393; Ettingh. et Pok., Physiot. pl. aust. t. 487. — Üytisus sagittalis Koch. Stengel gegliedert, 2 ſeitig geflügelt. Blätter ſehr zerſtreut, faſt ſitzend, länglich, eilanzettlich, ei- oder verkehrt-eiförmig, am Rande zottig gewimpert, ſonſt behaart oder kahl, beiderſeits grün, 1— 2,5 Centim. lang 912 und 4— 8 Millim. breit, ohne Nebenblätter. Blüten in endſtändigen gedrungenen Trauben, kurz geſtielt, gelb. Hülſen länglich, bis 1,5 Centim. lang, geſchnäbelt, angedrückt behaart, reif braun. — Erdholz mit nieder— liegenden Stämmchen und aufſteigenden, 1 — 2 Decim. hohen Stengeln, deren häutige grüne Flügel am Urſprung der Blätter zuſammengezogen ſind. In Nadelwäldern und auf trocknen Wieſen und Hügeln, beſonders auf Schieferboden, von der mitteldeutſchen Zone (der Uckermark an) durch das ganze Gebiet, aber ſehr zerſtreut und in vielen Gegenden fehlend (3. B. in ganz Böhmen und Galizien), eine Pflanze der Ebenen und Hügelgelände, welche jedoch im Banat bis in die Voralpen emporſteigt. Iſt weſtwärts bis Spanien, ſüdwärts bis Unteritalien, oſtwärts bis in die Türkei ver— breitet. — Blüht im Mai und Juni. 536. Genista triangularis Willd. Dreikantiger Ginſter. Synonyme und Abbildungen: G. triangularis Willd., Sp. pl. III. 939; Pokorny a. a. O. S. 393; Rchb., Ic. 1. c. t. 40. — G. triquetra Waldst. Kit., Pl. rar. hung. t. 153. — Cytisus triangularis Vis., Rochel, Pl. Banat. rar. f. 32. Aeſte grün, dreikantig, an den Kanten ſehr ſchmal geflügelt. Blätter länglich-lanzettförmig, ſpitz, ſtarr, beiderſeits grün und kahl, wie die ganze Pflanze, 2—3 Centim. lang und 3— 5 Millim. breit. Blüten zu 2 bis 5 in endſtändigen Trauben, ziemlich klein, gelb. Hülſen breit lineal, geſchnäbelt, gerade, bis 2,5 Centim. lang, 4 — 5ſamig, reif bräunlich. — Halbſtrauch von 16 — 32 Centim. Höhe. Auf ſonnigen Kalkhügeln in der warmen Region Südſteiermarks, Krains, Iſtriens, Dalmatiens und Croatiens verbreitet, nach Rochel auch am Domuglad bei Mehadia, nach Kerner auch im Bihariagebirge, nach Schur im Hunyader Comitat. Iſt ſüdwärts bis Unteritalien, oſtwärts bis in die Türkei verbreitet. — Blüht im Mai und Juni. 537. Genista tinctoria L. Färbeginſter. Beſchreibungen: G. tinctoria L., Sp. pl. 710; Pokorny a. a. O. S. 394. Blätter kurz geſtielt, lanzettförmig, bald ſchmäler (lineal-lanzettlich) bald breiter (lineal-elliptiſch, in der Mitte am breiteſten, ſpitz oder ſtumpf, am Rande und an den Nerven anliegend behaart, ſonſt kahl, beiderſeits grün, 1,5 — 3 Centim. lang und 3 — 20 Millim. breit. Blüten mittel— mäßig groß, ſchön goldgelb, in endſtändigen einfachen oder zuſammen— geſetzten (rispigen) Trauben, ſehr kurz geſtielt. Hülſen lineal ſpitz, bis 2,5 Centim. lang, vielſamig, kahl, reif braun. — Aufrechter buſchiger kahler Halbſtrauch von 0,3 — 1,7 Met. Höhe. Eine ſehr vielgeſtaltige Pflanze. Variirt: 913 d. genuina Pok. Blätter der Stengel groß und breit, der blüten— tragenden Zweige klein und ſchmal, alle lanzettförmig, ſpitz, ſtark anliegend behaart. (G. tinctoria L., Hayne, Arzneig. IX, T. 11, Rchb., Ic. I. c. t. 37, I. II. — G. tinctoria a. vulgaris Schur.) H. elatior Koch. Blätter länglich- oder elliptiſch-lanzettförmig, wenig behaart, wie die ganze Pflanze. Eine Form mit ſchlanken ruthenförmigen rispig verzweigten Stengeln. (G. elatior Koch, G. virgata Willd. — Rchb., Ic. I. c. t. 37, III. — G. tinctoria b. angustata und c. latifolia Schur? — G. virgata und frutescens Schloss. et Vukot. nach Neilreich.) y. leptophylla Pok. Blätter lineal, ſchmal, ſpitz, ſtarr, klein, faſt kahl. (G. leptophylla Spach, G. triangularis Baumg., G. lydia Gris. et Sch. — G. triquetra und transsilvanica Schur?) nach Pokorny.) Vorkommen und geographiſche Verbreitung. Der Färbe— ginſter wächſt an trocknen ſonnigen Plätzen, auf ſandigen Triften und Wieſen, an Waldrändern, bebuſchten felſigen Abhängen und Hügeln und iſt mit Ausnahme des höheren Nordens durch ganz Europa verbreitet. Innerhalb unſeres Gebiets kommt er, die Oſtſeeprovinzen ausgenommen, überall vor, die Var. „. vorzüglich in der nördlichen Hälfte als Pflanze des Hügellandes, ſo namentlich im Süden, wo dieſe Form bis in die ſubalpine Region (3. B. in Südtirol bis 4500 w. F. — 1422 Met.) emporſteigt, /. beſonders im ſüdöſtlichen Theile des Gebiets, jede in zahl— reichen Formen, durch welche jene drei Haupttypen in einander übergehen. — Blüht im Juni und Juli. 538. Genista ovata Waldst. Kit. Eiblättriger Ginſter. Synonyme und Abbildungen: G. ovata W. K., Pl. rar. Hung. ie. t. 84, Po⸗ korny a. a. O. S. 395. — G. tinctoria var. latifolia et ovata Rchb., Ic. I. c. t. 38, I-IV. — G. lasiocarpa Spach, G. mantica Poll., G. nervata Kit. und G. Meyeri Janka nach Pokorny. — G. hungarica Kern nach Neilreich. ) Zu G. tinctoria ſcheint auch die G. rupestris Schur (Enum. pl. Transs. p. 145) zu gehören, welche ich, wie auch die beiden a. d. O, beſchriebenen angeblich neuen Arten (G. incubacea und G. alpicola Schur) nicht kenne. Erſtere, welche der Beſchreibung nach nur durch ſichelförmig gekrümmte, ſehr lang zugeſpitzte Hülſen weſentlich von der gewöhnlichen G. tinetoria verſchieden zu ſein ſcheint, wächſt an Kalkfelſen Siebenbürgens in 3 — 4000 w. F. (948 — 1264 Met.) Höhe, G. incubacea ebenfalls auf Kalkfelſen bei Kronſtadt. Einen weſentlichen Unterſchied zwiſchen dieſen beiden Arten vermag ich nicht herauszufinden. G. alpicola, zu welcher Schur die G. tinetoria var. oligosperma Andrä (Bot. Zeit. 1853, S. 440) und die 6. tetra- gona Bess. — meines Erachtens auch nur Formen der G. tinetoria — als Synonyme zieht, ſoll ſich von G. incubacea und rupestris durch doppelt größere Blumen ſofort unterſcheiden laſſen. Sie wächſt auf Glimmerſchiefer in 4— 5000“ (1264— 1580 Met.) Höhe und blüht im Juli und Auguſt. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 58 „„ 1 —— Eine ebenfalls ſehr vielgeſtaltige Pflanze, welche von der vorigen Art, von der ſie ſich nur durch größere eilanzettförmige oder eiförmig-längliche Blätter (2 — 5 Centim. lang und 6—28 Millim. breit), und durch zottig und abſtehend behaarte Zweige und Hülſen unterſcheidet, kaum ſpecifiſch verſchieden ſein dürfte. Sie bildet bis 0,7 Met. hohe Büſche und kommt mit einfachen und rispenartig zuſammengeſetzten Blütentrauben (G. lasio- carpa Sp.) vor. In den ſüdlichen und öſtlichen Kronländern des öſterreichiſchen Kaiſer— ſtaats (Südſteiermark, Südtirol, Krain, Iſtrien, Croatien, Slavonien, Banat, Siebenbürgen, Ungarn) an eben ſolchen Oertlichkeiten, wie diejenigen des gemeinen Färbeginſters. Wächſt auch in der ſüdlichen Schweiz, in ganz Italien, in der Türkei und im mittleren Rußland. — Blüht im Juni und Juli. 539. Genista germaniea L. Deutſcher Ginſter. Synonyme und Abbildungen: G. germanica L., Sp. pl. 710, Guimp., Holzpfl. T. 122, Rchb., Ic. I. c. t. 35, I. II; Pokorny a. a. O. S. 396. — G. heteracantha Schloss. et Vuk. Blätter fait ſitzend, lanzett- oder eilanzettförmig, weich und zottig behaart und abſtehend lang gewimpert, grün, 10—15 Millim. lang und 3—6 Millim. breit, ohne Nebenblätter. Blüten ziemlich klein, goldgelb, in kurzen endſtändigen einfachen deckblattloſen Trauben. Hülſen länglic- rautenförmig, kurz geſchnäbelt, ſtark zuſammengedrückt, zottig behaart, reif braun, 10 Millim. lang. — Aufrechter Halbſtrauch von höchſtens 0,3 Met. Höhe mit ruthenförmigen, nach oben rispig verzweigten Stengeln, welche unten mit drei- oder fiedertheiligen grünen Dornen bewaffnet ſind. Zweige zottig behaart. Kommt bisweilen (ſelten!) ohne Dornen vor. An ähnlichen Orten wie G. tinctoria, außerdem in lichten Wald- beſtänden, auf Holzſchlägen und Räumden im ganzen Gebiet, eine Pflanze der Ebenen, Hügelgelände und niedriger Gebirge. Sit mit Ausnahme Skandinaviens, Großbritanniens, des ſüdweſtlichen Europas und Unter— italiens durch ganz Europa verbreitet. — Blüht im Mai und Juni. 540. Genista anglica L. Engliſcher Ginſter. Beſchreibungen und Abbildungen: G. anglica L., I. c., Guimpel a. a. O. T. 121, Rehb. 1. c. t. 35, III— V, Pokorny a. a. O. ©. 397. Unterſcheidet ſich von der vorhergehenden Art, der ſie ſehr ähnlich ſieht, durch kleinere (4— 8 Millim. lange und 1,5—2,5 Millim. breite), gedrängt oft büſchelig ſtehende, längliche bis lineal-lanzettliche, kahl dunkelgrüne Blätter, Wnmeme , «, Pĩĩ%%%õEͤ ::: öð́Oꝶð ˙ —¹ůrE—ͥͤ ˙K ·—ůͥ * i kürzere mit breiten Deckblättern verſehene Blütentraube und breit rhombiſche kahle Hülſen. g Auf feuchten torfigen Triften und Haiden (auf Hochmooren) der mittel— deutſchen, weſtlichen norddeutſchen und der nördlichen rheinischen Zone (in Mecklenburg, Schleswig-Holſtein, Oldenburg, Hannover, Weſtfalen, am Niederrhein, in Braunſchweig, Brandenburg, der Lauſitz) ſowie in öſterr. Schleſien (bei Troppau), eine Pflanze der Niederungen. Iſt nordwärts bis Dänemark und Schottland, weſtwärts bis Frankreich verbreitet. — Blüht im Mai und Juni. 541. Genista silvestris Scop. Wilder Ginſter. Synonyme und Beſchreibungen: G. silvestris Scop., Fl. carn. II, p. 53; Pokorn ) ) g 1 1 ; a. a. O. S. 397. — Cytisus silvestris Vis. Blätter faſt ſitzend, zweigeſtaltig, die unteren ſtengelſtändigen lineal— lanzettlich bis länglich, anliegend ſeidenhaarig oder abſtehend zottig, die— jenigen der Dornen viel ſchmäler, oft fadenförmig und gekrümmt, kahl, alle im Allgemeinen 5— 20 Millim. lang und 0,5—3 Millim. breit. Blüten klein, hellgelb, in lockern endſtändigen Trauben, mit Deckblättern. Hülſen ſehr kurz, länglich, mit aufwärts gebogenem Schnabel, kahl. — Vielgeſtaltiger niedriger Halbſtrauch, bald ſchlank und lebhaft grün, mit ſchwachen dünnen biegſamen Dornen und anliegender Behaarung (Var. a. innocua Pok., C. silv. var. genuina Rchb., Ic. I. c. t. 33, I. II., G. hispanica Jcqu., Ic. pl. rar. III, t. 557, nicht L.), bald mit ſtarren vierkantigen Dornen und anliegender ſeidiger Behaarung (Var. b. arcuata Pok., G. arcuata Koch, Rchb., Ic. I. c. III.), bald mit kurzen derben vierfantigen Dornen und abſtehender zottiger Behaarung (Var. c. pungens Pok., G. dalmatica Bartl., G. silv. var. dalmatica Tommas., Rchb., Ic. I. c. t. 34, III.). Auf trocknem Boden in ſonniger Lage an Bergabhängen, Waldrändern, buſchigen Orten und auf Triften in Südſteiermark, Krain, Iſtrien, Dal— matien und Croatien. — Blüht im Mai und Juni. II. Rotte. Corothamnus Koch. 542. Genista procumbens Waldst. Kit. Niederliegender Ginſter. Synonyme und Abbildungen: G. procumbens W. K., Pl. rar. Hung. ic. II, t. 180; Pokorny a. a. O. S. 398. — G. decumbens Rchb. — Cytisus Kitaibelii Vis. Blätter faſt ſitzend, lanzettlich oder länglich- verkehrt -eiförmig, am Grunde keilig, grün, 1— 2,5 Centim. lang und 3—6 Millim. breit. Blüten ſeitenſtändig zu 1—2 am Ende ſehr verkürzter büſchelig beblätterter Triebe, 58 * ziemlich lang geſtielt, zuſammen eine lockere Traube bildend; Kelch kurz glockig, 2 lippig, Blumenkrone meiſt klein, hellgelb. Hülſen breit lineal— länglich, gerade, 2,5—3 Centim. lang. — Wehrlofer Halbſtrauch mit nieder— liegenden kreisförmig ausgebreiteten äſtigen Stämmchen. Variirt mit am Rande gewimperten, unterſeits anliegend behaarten und kahlen Blättern (G. diffusa Willd., Cytisus decumbens a. diffusus Rchb., Ic. 1. C. t. 29, J. II. Spartium decumbens Jequ., Ic. pl. rar. III. t., 555, Cytisus diffusus Vis.) und mit zottig und abſtehend behaarten Blättern, Aeſten, Kelchen und Hülſen (G. Halleri Reyn., Cytisus decumbens Halleri en . . IM. EV). Auf trocknem Boden an ſonnigen Bergabhängen, Hügeln, in lichten Wäldern in der weſtlichen Schweiz (Canton Waadt), in Mähren (an den Pohlauer Bergen), um Wien; häufiger in Krain, Iſtrien, Croatien, Dal- matien, Ungarn und Siebenbürgen. Wächſt auch in Oberitalien und in der Türkei. — Blüht im Mai und Juni. CLXXVI. Calycotome Link. Spaltkelch. Kelch röhrig-ſchlauchförmig, im Knospenzuſtande völlig geſchloſſen, vor dem Aufblühen in der Mitte ringförmig zerſpringend, worauf die obere Hälfte abfällt. Saum der unteren Hälfte abgeſtutzt und undeutlich gekerbt. Sonſt wie Cytisus. — Dornige Sträucher mit 3zähligen Blättern und großen goldgelben Blumen, in der Mediterranzone heimiſch. 543. Calycotome infesta Guss. Feindſeliger Spaltkelch. Synonyme und Abbildungen: C. infesta Guss., Prodr. fl. sie. II, p. 372; Rchb., Ic. I. c. t. 43, II. III. — Cytisus infestus Guss., Pokorny a. a. O. S. 403. — Spartium infestum Presl. Blätter geftielt, Blättchen verkehrt-eiförmig, dicklich, abgerundet oder ausgerandet, grün, unterſeits angedrückt behaart, 5—12 Millim. lang und 3 — 5 Millim. breit. Blüten ſeitenſtändig, gebüſchelt, wohlriechend. Hülſen nach oben zu erweitert, gerade, behaart. — Aufrechter Kleinſtrauch mit rechtwinklig abſtehenden, kurzen ſtarren geſtreiften dornſpitzigen Seitenäſten. Auf trocknen ſteinigen Hügeln in Dalmatien und auf den dalmatiniſchen Inſeln; auch in Sicilien. — Blüht im März und April. CLXXVII. Cytisus L. Gaisklee, Bohnenſtrauch. Kelch 2lippig, Griffel aufſteigend mit auswärts (gegen das Schiffchen) geſenkter Narbe. Blätter 3zählig. Sonſt wie Genista. — Sommergrüne, meiſt unbewehrte Sträucher und Halbſträucher. Die meiſten Arten in der Mediterranzone und dem ſüdöſtlichen Europa. — ms „ 9177 ——— Ueberſicht der Gruppen und Arten unſerer Flora. A. Kelch kurzröhrig mit glockigem Saum, obere Lippe 2, untere 3-zähnig. Blüten in nackten Trauben. Meiſt Groß- und Mittelſträucher, alle unbewehrt. I. Laburnum DC, a. Blüten in reichblütigen langen hängenden Trauben. Großſträucher. C. Laburnum L. — C. alpinus Mill. b. Blüten in endſtändigen aufrechten Trauben. Mittel- und Kleinſträucher. C. Weldenii Vis. — C. nigricans L. e. Blüten in Büſcheln am Ende kurzer Seitenäſtchen. Mittelſtrauch. C. monspessulanus L. B. Kelch kurzröhrig 2lippig, von 3 Deckblättern geſtützt. Wehrloſe Sträucher. II. Phylloeytisus Koch. Einzige Art: C. sessilifolius L. C. Kelch verlängert röhrig, Oberlippe 2 lappig, Unterlippe ungetheilt oder ſchwach 3 zähnig RAR eee, , ene DE: * Dorniger Kleinſtrauch. Blüten gelb 0. spinescens Sieb. * Wehrloſe Sträucher. a. Blumenkrone weiß -. - © 2 2 . . Ci. austriacus 5. albus Hacqu. b. Blumenkrone bleihgelb . . . . .. C. austriacus f. pallidus Schrad. c. Blumenkrone ſattgelb oder goldgelb. e. Fahne der Blumenkrone nicht gefleckt.. .. C. austriacus L. 6. Fahne mit einem röthlichbraunen Fleck. ec. Hülſen abſtehend-zottig behaart. (C. hirsutus L. U- supinus L. 28. Hülſen von dicht anliegenden Haaren ſeidig, FC. elongatus W. K. oft glänzend, behaart . Ratisbonensis Schäff. 5%. Hülſen an den Nähten lang . ſonſt kahl. C. eiliatus Whlbg. 9 Hülſen ganz kahl! „„ leigcarpus Kerl. d. Blumenkrone farminvot) . . .. .. C. purpureus Scop. D. Kelch kurzröhrig mit tief Zlippigem Saum; Lippen länger als die Röhre, obere bis zur Baſis 2theilig. Blüten in Köpfchen .. IV. Lotoides DC. Einzige Art: C. argenteus L. E. Kelch tief 2lippig, Blüten in u oder Dolden. Blätter gegenſtändig, ohne Nebenblätter „„ „V Asteroeytisus, Koch. Einzige Art: C. 5 Kon | I. Rotte. Laburnum DC. 544. Cytisus Laburnum L. Gemeiner Bohnenbaum. Synonyme und Abbildungen: C. Laburnum L., Sp. pl. 739, Jequ., Fl. austr. t. 306, Guimp., Holzg. T. 127, Ettgh. Pokorn., Physiot. austr. t. 488, Pokorny a. a. O. S. 399; Nördlinger a. a. O. S. 138. — Laburnum vulgare Gris., Rchb., Ie. I. c. t. 14, III, IV. „Goldregen, Kleebaum“. Blätter langgeſtielt, Blättchen länglich-elliptiſch, fiedernervig, unter— ſeits angedrückt ſeidenhaarig, grau, oberſeits dunkelgrün, 3 — 7,6 Centim. lang und 1,5 — 3,5 Centim. breit; Stiel 3 — 4 Centim. lang. Blüten — ll en zahlreich, groß, goldgelb, ziemlich langgeſtielt, lange herabhängende Trauben bildend. Hülſen länglich-lineal, zuſammengedrückt, holprig, angedrückt ſeidenhaarig, grau, bis 5,5 Centim. lang. — Schöner Großſtrauch, durch die Kultur auch baumartig (bis gegen 7 Met. hoch) werdend, mit runden Zweigen, welche ſammt den Blatt- und Blütenſtielen und Kelchen mit grauem Seidenfilz bedeckt find. Stämme mit glatter olivenbrauner oder ſchwärzlichgrauer, von zahlreichen queren Korkwülſtchen durchbrochener Rinden— haut bekleidet. Holz hart, glänzend, im Kern ſchwarzbraun, ſonſt gelb, oft mit mehreren e ſchwarzbraunen Ringſchichten, nimmt ſchöne Politur an (falſches Ebenholz). Samen ſehr giftig. — Varüirt mit ge— lappten Blättchen (Var. quercifolium Hortul., eine bloße Kulturform) und mit aufrechten Blütentrauben (C. Alschingeri Vis., Fl. dalm t. 54), wo die Fahne der Blüten mit breiten braunen Linien gezeichnet iſt. Wild in Bergwäldern, auf Holzſchlägen und bebuſchten Hügeln in Dalmatien, Krain, Südſteiermark (in Dalmatien nach Viſiani nur die Form Alschingeri), angeblich auch (wahrſcheinlich aber nur verwildert) in allen ſüdlichen und öſtlichen Kronländern Oeſterreichs, außerdem in der Schweiz (hier in Buchenwäldern der ſüdlichen und weſtlichen Cantons gemein), im Jura (auch im badenſchen Jura auf dem Randen nach Döll), Frankreich, den Pyrenäen und in Italien. Wird im ganzen Gebiet (mit Ausnahme der baltiſchen Provinzen, wo er im Freien ſchwer aushält) als Ziergehölz in allen Gärten kultivirt und findet ſich daher auch häufig ver— wildert (ſo ſehr häufig im Schoßwalde bei Münſter und im Landsberger Walde bei Barr im Elſaß nach Kirſchleger, in Nordungarn, in Sieben— bürgen). Gedeiht in Norwegen entlang der Küſte bis Drontheim (63“ 26), in Schweden nur bis Stockholm (59% 20%. — Blüht im Mai und Juni. 545. Cytisus alpinus Mill. Alpen: Bohnenjtrauch. Synonyme und Abbildungen: C. alpinus Mill., Diet. u. 2, Guimp., Holzg. T. 128, Waldst. Kit., Pl. rar. Hung. t. 260, Pokorny a. a. O. ©. 400. — Laburnum al- pinum Gris., Rchb., Ie. I. c. t. 14, I. II. Unterſcheidet ſich von der vorhergehenden ihr ſehr ähnlichen Art durch unterſeits freudig-grüne, nur am Rande und an den Nerven abſtehend be— haarte, ſonſt fast kahle Blättchen und durch kahle Zweige, Blatt-, Blüten— ſtiele, Kelche und Hülſen, ſowie durch etwas bläſſere (ſattgelbe) Blumen. — Großſtrauch oder kleiner Baum wie C. Laburnum. In Gebirgswäldern der ſüdweſtlichen Schweiz, des Jura, Südtirols, Kärnthens, Krains, Südſteiermarks, Iſtriens, Croatiens, der Karpathen Oberungarns und Siebenbürgens (auf dem Arpas und in den Hunvyader 2 Gebirgen nach Schur). Wird auch, aber weniger häufig, als Ziergehölz angepflanzt. Wächſt auch in den franzöſiſchen Alpen und in Oberitalien. Iſt härter als der gemeine Goldregen, gedeiht deshalb in Norwegen noch bei 68% 35‘, in Schweden bei 63“ 50° Breite. — Blüht im Juni. 546. Cytisus Weldenii Vis. Welden's Bohnenſtrauch. Synonyme und Abbildungen: C. Weldenii Vis., Fl. dalm. t. 39, Loud., Arb. britann. t. 243, Pokorny a. a. O. — C. ramentaceus Sieb. — Petteria ramenta- Gen Presl, Bchb., Te. I. e. b. 19. Blätter langgeſtielt, Blättchen groß, oval oder verkehrt- eiförmig, ſtumpf oder ausgerandet, beiderſeits kahl und lebhaft grün, 2,5 —5 Centim. lang und 15—25 Millim. breit; Stiel 2—4 Centim. lang. Blüten in endſtändigen aufrechten länglichen vielblütigen Trauben; Kelch röhrig, zu— letzt über dem Grunde ringförmig abſpringend, mit faſt bis zum Grunde 2theiliger Oberlippe; Blumenkrone goldgelb. Hülſe länglich, geſchnäbelt, ſtark zuſammengedrückt, kahl, reif bräunlich, bis über 5 Gentim, lang. — Aufrechter, 1 — 2 Met. hoher Strauch mit kantigen kahlen Zweigen, ſtark entwickelten Nebenblättern und betäubend ſtark riechenden Blüten. Nur in Bergwäldern des ſüdlichen Dalmatien, beſonders im Bezirk Cattaro, wo große Karſtflächen mit dieſem Strauche im Gemiſch mit C. monspessulanus bedeckt ſind. Dort haben dieſe Sträucher forſtliche Be— deutung, da ſie allein den Bewohnern ihren Brennholzbedarf liefern. C. Weldenii verdiente auch als Ziergehölz angebaut zu werden. — Blüht im Mai. 547. Cytisus nigricans L. Schwärzlicher Bohnenſtrauch. Beſchreibungen und Abbildungen: 0. nigricans L., Sp. pl. p. 739, Jequ., Fl. austr. IV, t. 387, Pokorny a. a. O. ©. 401, Rchb., Ic. I. c. t. 20, I. II; Nördlinger a. a. O. S. 139. Blätter langgeſtielt, Blättchen lanzett-, länglich-lanzettförmig oder länglich-elliptiſch bis länglich-verkehrt-eiförmig, oberſeits dunkelgrün kahl, unterſeits bleichgrün, zerſtreut angedrückt behaart, 13 — 35 Millim. lang und 5 — 15 Millim. breit, ſammt Kelchen, Blumen und Hülſen beim Trocknen ſich ſchwärzlich färbend. Blüten lange endſtändige aufrechte zugeſpitzte Trauben bildend, goldgelb. Hülſen länglich, zuſammengedrückt, ſpitz, bis 3,5 Centim. lang, angedrückt behaart. — Klein-, ſeltner Mittel— ſtrauch (0,7— 1,7 Met. hoch) mit aufſteigenden oder aufrechten ruthen— förmigen Zweigen, lockere reichbelaubte Büſche bildend. H. parvifolius Schur, Sert. n. 657 (C. atratus Schur, Enum. p. 147): niedriger, mit ſehr kleinen, 7—9 Millim. langen Blättchen und rauhhaarigen Hülſen, beim Trocknen weniger ſchwarz werdend. An Waldrändern, trocknen ſteinigen bebuſchten Berghängen, felſigen Hügeln von der mitteldeutſchen Zone an (Mark Brandenburg, Schleſien, Lauſitz, Sachſen, Thüringen) ſüdwärts bis in die adriatiſche Zone, Südtirol und die Schweiz, auch in Ungarn, Siebenbürgen und Galizien, in der Region der Hügelgelände. Geht ſüdwärts bis Mittelitalien, oſtwärts bis in die Türkei und Südrußland. Die Var. 5. in Siebenbürgen (auf Mergel— boden, an Kalkfelſen bei Kronſtadt). — Blüht im Juni. 548. Cytisus monspessulanus L. Franzöſiſcher Bohnenſtrauch. Synonyme und Abbildungen: C. monspessulanus L., I. c., Rchb., Ie. I. c. t. 28, J. II, Pokorny a. a. O. S. 402. — Genista candicans L.; Cytisus candicans Lam,, C. hirsutus Jequ., Obs. IV, t. 96. Blätter kurz geſtielt, Blättchen länglich oder verkehrt-eiförmig, ober— ſeits dunkelgrün faſt kahl, unterſeits blaßgrün anliegend fein behaart, 5 bis 15 Millim. lang und 3— 6 Millim. breit. Blüten klein, hellgelb, ſehr kurz geſtielt, zu 2— 7 in Büſcheln am Ende kurzer Seitenzweige. Hülſen lineal, ſchwach gebogen, grün, behaart, bis 3 Centim. lang. — Schöner aufrechter, ſehr äſtiger und reichbelaubter Strauch von ¼ —1 J“ Met. Höhe, mit grünen gefurchten flaumigen und knotigen Zweigen. Nur in Dalmatien an waldigen Orten hier und da (um Caſtelnuovo bei Cattaro, ſ. C. Weldenii). Iſt innerhalb der Mediterranzone häufig, beſonders in deren weſtlichen Gegenden. — Blüht im April und Mai. II. Rotte. Phyllocytisus Koch. 549. Cytisus sessilifolius L. Blattſtielloſer Bohnenſtrauch. Beſchreibungen und Abbildungen: C. sessilifolius L., Sp. pl. p. 739; Rchb., Ie. I. C. t. 21, I. II; Pokorny a. a. O. S. 402; Nördlinger a. a. O. ©. 140. Blätter dünn, kahl, oberſeits freudig, unterſeits bläulichgrün, die unteren kurz geſtielt, die oberen ſitzend; Blättchen rundlich, verkehrt-eiförmig bis rautenförmig, meiſt von ungleicher Größe, 8 —15 Millim. lang und 5 —10 Millim. breit. Blüten geſtielt, goldgelb, zu 3 — 6 in lockern nackten endſtändigen aufrechten Trauben; unter jedem Kelch 3 Deckblättchen. Hülſen länglich, kahl. — Zierlicher Kleinſtrauch bis 1 Met. hoch, mit dünnen grünen bereiften kahlen Zweigen. „5 N Auf bebuſchtem Kalkboden in Gebirgswäldern Südtirols und Iſtriens, desgleichen in der ſüdweſtlichen Schweiz, in Krain; in der Schweiz, im Elſaß u. a. w. als Zierſtrauch kultivirt. Iſt faſt durch das ganze medi— terrane Europa verbreitet. — Blüht im Mai und Juni. III. Rotte. Tubocytisus DC.“) 550. Cytisus spinescens Sieb. Dorniger Bohnenſtrauch. Synonyme und Abbildungen: C. spinescens Sieb. ap. Spr. Syst. III, p. 255; Vis., Fl. dalm. t. 40, f. 1; Rchb., Ie. 1. c. t. 28, III; Pokorny a. a. O. S. 404. — Spartium spinescens Bertol. Blätter klein, kurz geſtielt, mit dickem ſeidenhaarigem Stiel; Blättchen verkehrt-eiförmig, oval oder elliptiſch, beiderſeits ſeidenglänzend behaart, 8— 12 Millim. lang und 4— 8 Millim. breit. Blüten kurz geſtielt, ſeiten-(blattwinkel-ſtändig, meiſt einzeln, groß, mit ſeidenhaarigem röhrigem bis 2 Centim. langem Kelche und großer gelber Blume. Hülſen flach, dicht ſeidenhaarig, reif ſchwarz. — Sehr äſtiger, höchſtens handhoher Klein— ſtrauch mit dornſpitzigen Zweigen. Nur auf den dalmatiniſchen Inſeln (Cherſo, Arbe, Pago, Leſina) und um Raguſa an ſonnigen felſigen Bergabhängen. Kommt auch in Unter— italien vor. — Blüht im Mai. 551. Cytisus austriacus L. Oeſterreichiſcher Bohnenſtrauch. Synonyme und Abbildungen: C. austriacus L., Sp. pl. II, p. 1041; Jequ., Fl. austr. t. 21, Pokorny a. a. O. S. 404, Rchb., Ic. 1. c. t. 27. Blätter geſtielt, Blättchen lanzettförmig oder länglich, am Grunde keilig, beiderſeits angedrückt ſeidenhaarig glänzend ſilbergrau, 1—3 Centim. lang und 4 — 6 Millim. breit. Blüten in endſtändigen Büſcheln, kurz geſtielt. Hülſen länglich, kurz, dicht zottig. — Aufrechter buſchiger Klein— ſtrauch (höchſtens bis 1 Met. hoch) mit ruthenförmigen, im obern Theile ſammt den Kelchen ſilbergrauen Zweigen. Variirt: d. albus Hacq., Kerner Tubocyt. S. 5 (C. leucanthus Kit. ex p., Tausch; C. austriacus var. leucanthus Pok. a. a. O., Rchb., Ic. t. 27, IV.). Blume weiß oder weißlich, ſchwach gelblich angehaucht; ) Bezüglich dieſer ſchwierigen Gruppe, deren meiſten Arten in unſerem Floren— gebiet heimiſch ſind, verweiſe ich auf die ausgezeichnete Schrift von A. Kerner: „Die Abhängigkeit der Pflanzengeſtalt von Klima und Boden. Ein Beitrag zur Lehre von der Entſtehung und Verbreitung der Arten, geſtützt auf die Verwandtſchaftsverhältniſſe, geographiſche Verbreitung und Geſchichte der Cytiſusarten aus dem Stamme Tubo— cytisus DC.“ (Innsbruck, 1869.) — H. pallidus Schrad., Kerner a. a. O. S. 6 (banaticus Gris. Schenk). Blume bleichgelb; y. Iuteus Neilr. (C. austriacus Kerner a. a. O. S. 7, C. austriacus genuinus Rchb., Ic. I. c. t. 27, I. II.). Blume goldgelb. Auf trocknen Hügeln, Wieſen, Weinbergen, an Wald-, Feld- und Straßenrändern in der transleithaniſchen Hälfte Oeſterreichs allgemein ver— breitet, außerdem auch in Krain, Unteröſterreich, Südmähren und in Böhmen (bei Melnik). Var. . erſtreckt ſich oſt- und ſüdoſtwärts bis Südrußland, bis an das ſchwarze Meer und bis jenſeits des Olymps, ;. bis in den weſtlichen Kaukaſus. &. ſteigt nach Kerner, welcher die 3 Typen als ſelbſt— ſtändige Arten betrachtet, in Ungarn bis 250, ?. eine auf Ungarn und Siebenbürgen beſchränkte Form, ebenſo hoch, . in Niederöſterreich bis 470, in Ungarn bis 750 Met. empor. — Blüht im Juli und Auguſt. Anmerkung. Pokorny zieht zu dieſer polymorphen Art auch C. Rochelii und C. Heuffelii Wierzb., welche beide Pflanzen Kerner ebenfalls als eigene Arten betrachtet. Erſtere, auf das mittelungariſche Bergland und das mittlere Siebenbürgen beſchränkt, ſcheint in der That von der Var. 8. des C. austriacus, mit deſſen Areal das ihrige beinahe zuſammenfällt, ſo wenig verſchieden zu ſein (nämlich nur durch ab— ſtehende Behaarung der Zweige), daß ich Pokorny beipflichten möchte. Dagegen unter— ſcheidet ſich C. Heuffelii Wierzb., welche Art nach Kerner nur im Banat und dem Mittellande Siebenbürgens vorkommt, durch die röthlich gefleckte Fahne und die ſeiden— haarige Hülſe ſehr weſentlich von C. austriacus. Uebrigens ſind mir beide Pflanzen un- bekannt und in forſtlicher Beziehung jedenfalls gleichgiltig. 552. Cytisus hirsutus L. Rauhhaariger Bohnenſtrauch. Beſchreibungen und Abbildungen: C. hirsutus L., Sp. pl. p. 739; Jacqu., Obs. t. 96, Kerner a. a. O. S. 13; C. hirsutus b. lateralis, Pokorny a. a. O. S. 405. Blätter geſtielt, Blättchen länglich-verkehrt-eiförmig, elliptiſch oder breit lanzettförmig, dünn, beiderſeits grün und ſammt dem Blattſtiel ab— ſtehend rauh behaart, 3 — 4 Centim. lang und S— 15 Millim. breit. Blüten einzeln oder zu 2—3 ſeitenſtändig an den vorjährigen verholzten Zweigen, eine traubige beblätterte Inflorescenz bildend, groß mit rauh— haarigem grünem Kelch und ſatt- bis goldgelber Blumenkrone, deren Fahne mit einem röthlichbraunen Fleck gezeichnet iſt. Hülſen länglich, abſtehend rauhhaarig. — Kleiner aufſteigender oder niederliegender Halb— ſtrauch, deſſen vorjährige Zweige kahl, die diesjährigen krautigen abſtehend rauh behaart ſind. Variirt mit ſichelförmig gekrümmten Hülſen (C. fal- catus Waldst. Kit.). Eine ſüdeuropäiſche, bisher mit C. supinus L. verwechſelte oder zu— ſammengeworfen geweſene Art, deren Nordgrenze innerhalb unſeres Gebiets durch die ſüdliche Schweiz und Südtirol nach Krain und Unterſteiermark N erm 18 N und durch Ungarn nach der Krim und dem Kaukaſus zieht. Wächſt auf ſteinigen buſchigen Hügeln und Bergabhängen, an Waldrändern und ſteigt in den Südalpen nach Kerner bis 1500 Met. empor. — Blüht vom April bis Juli. 553. Cytisus supinus L. Niederliegender Bohnenſtrauch. Synonyme und Abbildungen: C. supinus L., Sp. pl. I, p. 740, Kerner a. a. O. S. 11. — C. hirsutus c. terminalis und y. bisflorens Pokorny a. a. O. S. 406. — C. capitatus Grab., Jequ., Fl. austr. t. 33, Scop., Koch; C. capitatus g. terminalis Neilr., Rchb., Ie. I. e. t. 24. Unterſcheidet ſich von vorhergehender Art vorzüglich durch die Ent— wicklung von zweierlei Blüten. Die erſten Blüten brechen zu 2—3 im Frühlinge gleichzeitig mit den neuen krautigen Zweigen aus den Knospen der verholzten vorjährigen Triebe hervor und bilden eine beblätterte traubige Inflorescenz, während die zweiten Blüten am Ende der fertig gebildeten heurigen Zweige in den Winkeln der oberſten gedrängt ſtehenden Blätter ſich entwickeln und als ein kopfförmiger Büſchel erſcheinen. An ähnlichen Orten wie die vorige Art, in Baiern, Böhmen, Nieder— öſterreich, Schleſien, Ungarn, Siebenbürgen, Krain; ſteigt im Bairiſchen Wald nach Sendtner bis 1464 p. F. (475,6 Met.), im niederöſterreichiſchen Waldviertel (am Jauerling) nach Kerner bis 950 Met., in den nördlichen Karpathen bis 1100 Met., in den ſüdlichen Karpathen Siebenbürgens bis 1500 Met. empor. Fehlt in den Central-, Nord- und Südalpen. Geht weſtwärts bis Toulouſe, oſtwärts bis nach Weſtſibirien, ſüdwärts (die Alpen überſpringend) bis Oberitalien und bis in die Türkei. — Blüht im Frühling und Sommer. Anmerkung. Mit C. supinus iſt ſehr nahe verwandt, jedoch von ihm durch den Mangel der Frühlingsblüten verſchieden C. Tommasinii Vis., eine ſeltene auf die Berglandſchaften Süddalmatiens und Montenegros beſchränkte Art, die wir deshalb hier nicht näher beſchreiben wollen. Eine andere ſeltene mit C. austriacus L. verwandte Art iſt der nur im Wiener Becken (auf dem Biſam- und Laaerberge), ſowie im Hügel— lande des ſüdlichen Siebenbürgens wachſende C. virescens Kov., den Kerner (a. a. O.) als eine der beiden Stammarten der Arten von Tuboeytisus betrachtet, während Neilreich (Fl. v. N.⸗Oeſterr., S. 928) denſelben für einen Baſtard von C. austriacus und capitatus hält, welcher Anſicht Pokorny beipflichtet, der ihn deshalb C. Neilreichii genannt hat. Schur hat denſelben als C. ambiguus beſchrieben. Durch die röthlichbraun gefleckte Fahne iſt dieſe Art ſofort von den Formen des C. austriacus zu unterſcheiden. Seitenſtändige Frühlingsblüten fehlen. 554. Cytisus elongatus Waldst. Kit. Langzweigiger Bohnenſtrauch. Synonyme und Abbildungen: C. elongatus W. K., Pl. rar. Hung. II, p. 200, t. 183; Kerner a. a. O. S. 15. — C. supinus Crtz., Rchb., Ie. I. e, t. 22, Pokorny a. a. O. S. 406 (z. Th.). r Blätter geſtielt, Blättchen lanzettlich bis länglich -verkehrt-eiförmig, am Grunde keilig, oberſeits anliegend flaͤumhaarig, unterſeits fein ſeiden— haarig, beiderſeits grün, 10 — 20 Millim. lang und 3—9 Millim. breit. Blüten ſämmtlich ſeitenſtändig, zu 2— 6 büſchelig aus den Knospen der vorjährigen verholzten ruthenförmigen Zweige mit den Blättern hervor— brechend und eine lange einſeitswendige beblätterte traubenförmige Inflores— cenz bildend; Kelch abſtehend zottig, Blume groß ſattgelb, Fahne mit röth— lichbraunem Fleck. Hülſe lineal, dicht ſeidenhaarig-filzig. — Niederliegender oder aufſteigender Strauch, deſſen junge krautige Zweige abſtehend filzig— behaart find. Bisweilen (3. B. im Banat) wächſt er aufrecht und erreicht 1—1,7 Met. Höhe, was bei der kultivirten Pflanze gewöhnlich der Fall iſt. An ſonnigen kurzbegraſten Hügeln und Bergen, an Waldrändern, be— ſonders auf Kalkboden in der ungariſchen und Karpathenzone, beſonders im Gebiete der Flüſſe Save, Theiß, Maros und Cſerna. Erſtreckt ſich bis Belgrad und Agram. Wird häufig (wie auch die folgende Art) als Zier— gehölz im ganzen Gebiet unſerer Flora angebaut. — Blüht im Mai. 555. Cytisus Ratisbonensis Schäff. Regensburger Bohnenſtrauch. Synonyme und Abbildungen: C. Ratisbonensis Schäff., Bot. Exp.; Kerner a. a. O. S. 15. — C. einereus Host., Fl. austr. II, 343; C. biflorus W. K., Pl. rar. Hung. t. 166; C. supinus Pok. a. a. O. S. 406 (nicht L.). Unterſcheidet ſich von vorhergehender Art durch den anliegenden ſeiden— glänzenden grauen Haarfilz, welcher ſowohl die Zweige, als die untere Seite der Blättchen, die Kelche und Hülſen bedeckt. Sonſt dem C. elon- gatus zum Verwechſeln ähnlich. Dieſe oſtwärts bis nach Sibirien hinein verbreitete Art erreicht inner— halb unſeres Gebiets ihre polare und äquatoriale Grenze, welche auf dem Lechfelde in Baiern, dem weſtlichſten Punkte der Art, zuſammenſtoßen. Erſtere zieht von hier über Regensburg durch Franken (Suffersheim) und Böhmen (Prag), Schleſien (Ohlau) und die Prov. Preußen (Oſterode, Tilſit) nach Rußland (Wjätka, Perm u. ſ. w.), letztere durch die Voralpen Oberbaierns durch Ober- und Nieder-Oeſterreich nach Steiermark (Graz) und von da durch das ſüdliche Ungarn und das Banat an die untere Donau, um jenſeits des ſchwarzen Meeres durch den Kaukaſus bis in das altaiſche Sibirien vorzudringen. C. Ratisbonensis wächſt auf trocknem Sand- und Kalkboden, ſonnigen graſigen Hügeln, an Waldrändern, zerſtreut durch dieſes ganze Gebiet und ſteigt nach Sendtner im Bairiſchen Walde bis 1250 p. F. (406 Met.), in Oberbaiern bis 1820 p. F. (591 Met.), in den Alpen nach Kerner bis 800 Met. empor. Die wilde Pflanze iſt E Zara ZI EEE EEE Ba it * ann ww 925 meiſt nur ein krautiges niederliegendes Erdholz, während die als Ziergehölz kultivirte einen aufſteigenden oder aufrechten Strauch von ½ Met. und mehr Höhe bildet. — Blüht im Mai. Anmerkung. Sehr nahe verwandt, wenn nicht eine bloße Varietät von C. Ratisbonensis iſt C. glaber L. fil. (Kerner a. a. O. S. 16), bei welchem die Blättchen im Alter auf beiden Seiten kahl und die Kelche abſtehend behaart ſind. Auch dieſe Art hat nur einen ſehr beſchränkten Verbreitungsbezirk (die Kalkberge des Pilis-Vertesgebirges und der Fünfkirchner Gebirge in Mittelungarn). 556. Cytisus eiliatus Wahlenb. Gewimperter Bohnenſtrauch. Beſchreibungen: C. eiliatus Whlbg., Fl. carp. princ. p. 219; Kerner a. a. O. S. 14. Blätter geſtielt, Blättchen verkehrt-eiförmig bis faſt elliptiſch, beider— ſeits aufrecht-abſtehend behaart, unterſeits dichter, übrigens beiderſeits grün. Blüten nur ſeitenſtändig, einzeln oder zu 2—3 in Büſcheln, wie bei den vorhergehenden Arten, mit röthlichbraun gefleckter Fahne. Hülſen an den Nähten lang bewimpert, ſonſt ganz kahl. In Oberungarn (in den Comitaten Liptau, Zips, Säros), Sieben— bürgen (bei Karlsburg) und Croatien (bei Kalnik, Rieke, Sudovac und Samobor). — Blüht im Mai und Juni. 557. Cytisus leiocarpus Kern. Glattfrüchtiger Bohnenſtrauch. Beſchreibungen: C. leiocarpus Kern. in Oeſterr. bot. Zeitſchr. XIII, 90 und . . Unterſcheidet ſich von den vorhergehenden Arten, mit denen dieſe im Habitus ebenfalls übereinſtimmt, durch die völlig kahlen Fruchtknoten und Hülſen, die grünlichen kahlen oder nur etwas ſeidigen Kelche und die im Alter beiderſeits kahlen Blätter. Nur auf den Kalkbergen der Oſtkarpathen, vom Bihariagebirge bis zum Nagy Hagymas im öſtlichen Siebenbürgen. Wächſt nach Kerner in einer zwiſchen 800 und 1260 Met. gelegenen Gebirgsregion. — Blüht im Sommer. 558. Cytisus purpureus Scop. Purpurrother Bohnenſtrauch. Beſchreibungen und Abbildungen: C. purpureus Scop., Fl. carniol. t. 43; Jequ., Fl. austr. app. t. 48; Rchb., Ic. I. c. t. 21. III; Pokorny a. a. O. S. 407, Kerner e. Blätter geſtielt, Blättchen elliptiſch oder verkehrt-eiförmig, jung zer— ſtreut flaumig, alt ganz kahl, grün, beim Trocknen ſchwarz werdend, 10 bis 15 Millim. lang und 4— 8 Millim. breit. Blüten ſeitenſtändig, zu 2 bis „ 3 gebüſchelt, mit kahlem Kelch und großer purpurrother Blume. Hülſen länglich, kahl. — Schöner Halbſtrauch mit kahlen ruthenförmigen Zweigen. Auf ſonnigen Hügeln, Grasplätzen, an Waldrändern in der ſüdlichen Alpenzone; in Südtirol, Kärnthen, Südſteiermark, Krain, Iſtrien, Croatien; ferner in den venetianiſchen und lombardiſchen Alpen. Steigt nach Kerner bis 1500 Met. empor. — Blüht vom April bis Juni. Anmerkung. Ob die von Schur (Enum. pl. Transsilv. p. 147 — 149) be⸗ ſchriebenen angeblich neuen Arten (C. obvallatus, C. alpestris und C. aggregatus), welche ebenfalls zur Gruppe Tubocytisus gehören und nur auf einzelne Gebiete Sieben- bürgens beſchränkt zu ſein ſcheinen, wirklich eigene Arten ſind oder, was wahrſcheinlicher, bloße durch Standortsverhältniſſe bedingte Formen von C. austriacus, C. elongatus und C. supinus, wage ich nicht zu entſcheiden, da ich keine Exemplare jener Pflanzen geſehen habe. IV. Rotte. Lotoides DC. 559. Cytisus argenteus L. Silbergrauer Bohnenſtrauch. Synonyme und Abbildungen: C. argenteus L., Sp. pl., Pokorny a. a. O. S. 408. — Chasmone argentea E. Meyer. — Argyrolobium Linnaeanum Walp., lde Ile I i i 3 TE Blätter geſtielt, Blättchen lanzettförmig oder elliptiſch, meiſt zufammen- gefaltet, oberſeits kahl und dunkelgrün, unterſeits von angedrückten Haaren ſilberweiß glänzend, 8—15 Millim. lang und 3—5 Millim. breit. Blüten meiſt zu 3 in endſtändigen Köpfchen, mit ſilberweißem Kelch und großer goldgelber Blume. Hülſen lineal, ſeidenhaarig. — Kleiner Halbſtrauch (oft ganz krautig), mit ſeidenhaarigen und ſilberweißen Stengeln. An felſigen ſonnigen Orten in Südtirol, Iſtrien und Dalmatien. Durch die ganze Mediterranzone verbreitet. — Blüht im April und Mai. V. Rotte. Asterocytisus Koch. 560. Cytisus radiatus Koch. Strahlblättriger Bohnenſtrauch. Synonyme und Abbildungen: C. radiatus Koch, Syn. fl. germ. ed. II, p. 172; Pokorny a. a. O. S. 408. — Spartium radiatum L. — Genista radiata Scop., Rchb., Ic. I. c. t. 32, I. II. — G. holopetala Fleischm. (eine Zwergform). Blätter gegenſtändig, kurz geſtielt; Blättchen ſchmal lineal oder lineal-lanzettförmig, ſpitz, beiderſeits anliegend behaart, graugrün, 1 bis 2 Centim. lang und 0,5 — 25 Millim. breit. Blüten zu 3 — 6 in end— ſtändigen von den oberſten Blättern umhüllten Köpfchen, klein, hellgelb. Hülſen kurz, rautenförmig, geſchnäbelt, dicht zottig behaart. — Sehr DDr äſtiger buſchiger Halbſtrauch von 0,3 —0,5 Met. Höhe, mit gegen- oder quirlſtändigen, tief gefurchten Aeſten. Blattſtiele dick, nach dem Abfall der Blättchen verholzend. An bergigen ſteinigen trocknen ſonnigen Orten in Südtirol, Süd— ſteiermark, Kärnthen, Krain, Iſtrien, Croatien, im Banat und Siebenbürgen. Sit weſtwärts durch die ſüdliche Schweiz und Frankreich bis Oſtſpanien, ſüdwärts bis Unteritalien verbreitet. — Blüht im Mai und Juni. CLXXVIII. Ononis L. Hauhechel. Drüſig-behaarte klebrige Kräuter, ſeltner Halbſträucher und Sträucher mit wechſelſtändigen dreizähligen Blättern, ſcheidigen mit dem Blattſtiel verwachſenen Nebenblättern und blattwinkelſtändigen in eine Granne aus- laufenden Blütenſtielen, welche 1—3 Blüten tragen. Fahne der Blumen— krone groß, aufrecht, Flügel am obern Rande nicht gefaltet oder runzlig. — Die meiſten Arten ſind in der Mediterranzone heimiſch. Holzgewächſe kommen in unſerem Gebiete aus dieſer Gattung nur 2 vor: O. rotundi- folia L. und O. Natrix L. Anmerkung. Pokorny rechnet auch O0. spinosa L. und verwandte Arten, ſowie O. Columnae All. und O. minutissima L. zu den Holzgewächſen. Allein bei dieſen Arten verholzen nur die in jedem Frühling aus dem Rhizom entwickelten Stengel während der Vegetationsperiode und ſterben nach der Fruchtentwicklung ab. Dieſelben können deshalb nicht für wirkliche Holzgewächſe (Halbſträucher) gelten. 561. Ononis rotundifolia L. Rundblättrige Hauhechel. Beſchreibungen und Abbildungen: O0. rotundifolia L., Sp. pl. p. 719; Jacqu., Fl. austr. app. t. 49; Rchb., Ic. I. c. t. 54; Pokorny a. a. O. S. 410. Blätter geſtielt, Blättchen groß, rundlich, gezähnt, drüſig-rauhhaarig, grün, das mittlere geſtielt, 2 — 3,5 Centim. lang und 1,2 — 2,5 Centim. breit. Blüten zu 2— 3 am Ende robuſter Stiele, welche zuletzt die Blätter an Länge übertreffen, kurz geſtielt, einſeitswendig, mit großer roſen— rother Blumenkrone. Hülſen lineal-länglich, hängend. — Aeſtiger buſchiger Halbſtrauch, bis 0,3 Met. hoch, mit klebrig drüſenhaarigen Aeſten, Blättern, Blütenſtielen, Kelchen und Hülſen. In Felsſpalten und auf Gerölle der Alpen und Voralpen der ſüdlichen Schweiz und Tirols. Wächſt auch in den lombardiſchen, piemonteſiſchen und franzöſiſchen Alpen, in den Cevennen und Pyrenäen und iſt ſüdweſt— wärts bis in das ſüdöſtliche Spanien verbreitet. — Blüht im Mai und Juni. 562. Ononis Natrix L. Gelbe Hauhechel. Beſchreibungen und Abbildungen: O. Natrix I., Sp. pl. p. 717, Rehb., Ic. I. c. t. 55; Pokorny a. a. O. S. 411. Blätter geſtielt, Blättchen länglich-lanzettförmig bis oval, meiſt ſtumpf, am Grunde ganzrandig, ſonſt ſcharf gezähnt, beiderſeits drüſig-flaumhaarig, oberſeits dunkel-, unterſeits hellgrün, 1—3 Centim. lang und 4—16 Millim. breit. Blüten einzeln auf achſelſtändigen langbegrannten Stielen, zu— ſammen eine lockere oder dichte, arm- oder reichblütige Traube bildend, mit grünem Kelch und großer goldgelber Blumenkrone, deren Fahne roth geſtreift zu ſein pflegt. Hülſe länglich-lineal, wenig länger als der Kelch, drüſig-flaumhaarig, hängend. — Aufrechter oder aufſteigender, ſehr äſtiger, reichbeblätterter und über und über klebrig-drüſenhaariger Halbſtrauch von 16 Centim. bis 0,3 Met. Höhe, ſehr variirend, aber an den Blüten leicht kenntlich. Eine mediterrane Art, welche im Süden unſeres Gebiets (Südtirol, Südſteiermark, Iſtrien, Dalmatien) ihre Polargrenze erreicht und außerdem jenſeits derſelben im Stadtwäldchen bei Peſth in Menge vorkommt. Sie wächſt auf Sand und Grus am Meeresſtrande und im Kies der Gebirgs— bäche der genannten Länder. — Blüht vom Juni bis Auguſt (im ſüdweſt— lichen Europa ſchon im März). CLXXR. Anthyllis L. Wundklee. Kräuter, Halbſträucher und Sträucher mit meiſt unpaarig gefiederten Blättern und kopfförmigen Blütenſtänden. — Von dieſer Gattung, deren meiſte Arten ebenfalls der Mittelmeerzone angehören, kommt in unſerem Gebiet nur eine einzige holzige Art vor. 563. Anthyllis Barba Jovis L. Bart-Wundklee. Beſchreibungen und Abbildungen: A. Barba Jovis L., Sp. pl. p. 720; Nouv. Duh. II, t. 67; Rchb., Ie. 1. c. t. 127; Pokorny a. a. O. S. 415. „Jupitersbart“. Blätter faſt ſitzend, mit ſcheidigem Stiel, unpaarig-gefiedert, 3 bis 7 Centim. lang; Blättchen 7— 21, lineal-lanzettförmig bis länglich, beider— ſeits ſeidenhaarig, oberſeits grün, unterſeits glänzend ſilberweiß. Blüten in kurzgeſtielten flachen dichtblütigen Köpfchen, klein, bleichgelb oder gelblich— weiß. Hülſen oval, ſo lang als der Kelch, einſamig, kahl. — Aufrechter, buſchiger, dichtbelaubter Kleinſtrauch von 0,7—1,3 Met. Höhe, ſelten höher, baumartig werdend. 929 Eine durch die weſtliche Hälfte der Mediterranzone verbreitete Art, welche auf den dalmatiniſchen Inſeln und um Raguſa, wo ſie an Strand— felſen wächſt, ihre öſtliche Grenze erreicht. Auf der Inſel Moleda ſtehen auf unzugänglichen Strandfelſen einige baumartige 2—3 Met. hohe Exemplare mit 3—4 Gentim. ſtarken Stämmchen. — Blüht im Mai und Juni. III. Gruppe. Trifolieae Bronn. Kleeartige. Staubgefäße 2 brüderig, Hülſe 2klappig aufſpringend oder geſchloſſen bleibend. Blätter 3 zählig, ſeltner (ſcheinbar) 5 zählig. — Der Mehrzahl nach Kräuter, wenige Arten Halbſträucher oder Sträucher. CLXXX. Doryenium Tourn. Backenklee. Halbſträucher mit großen blattartigen, den Blättchen des Hauptblattes faſt gleichen Nebenblättern, weshalb die Blätter 5 zählig erſcheinen. Blüten in geſtielten Köpfchen. Hülſe kuglig, 2 klappig, ſamig. — Vorzugsweiſe mediterrane Arten. 564. Doryenium pentaphyllum Scop. Fünfblättriger Backenklee. Synonyme und Abbildungen: D. pentaphyllum Scop., Fl. cam. II, 87; Po— korny a. a. O. S. 416. — D. herbaceum Vill.. D. gracile Jord., D. suffruticosum Vill.; Rehb., Ic. I. c. t. 137; Neilr., Gefäßpfl. Ung.⸗Slavon., ©. 337. Blätter ſitzend, Blättchen und Nebenblätter lineal-lanzettförmig bis oval mit keiliger Baſis, beiderſeits bald abſtehend-zottig, bald ſeidenhaarig, daher bald grün (bläulichgrün), beſonders oberſeits, bald glänzend ſilbergrau, 5— 20 Millim. lang und 2—8 Millim. breit. Blüten klein, Blumenkrone weiß, mit violett geflecktem Kiel. — Aufrechter oder aufſteigender, einen niedrigen Buſch bildender Halbſtrauch, welcher ſowohl der Behaarung nach ſehr variirt (die Varietäten sericeum und hirtum Neilr.), als auch be— züglich der Form der Fahne, indem dieſe bald geigenförmig, kurz beſpitzt iſt (D. suffruticosum Vill.), bald geigenförmig und abgeſtutzt-ausgerandet (D. diffusum Janka), bald länglich-ſpatelförmig und ſtumpf (D. herba- ceum Vill.). Wächſt beſonders auf Kalkboden, die ſeidenhaarige graue Form auf ſonnigen Hügeln und Grasplätzen, die abſtehend behaarte grüne im Schatten der Wälder, an Waldrändern, auf Holzſchlägen und zwiſchen Gebüſch in der unteren Region aller Kronländer des öſterreichiſchen Kaiſerſtaates (mit Aus— nahme von Galizien), ſowie in Baiern (um München) und in Graubündten. Iſt zugleich durch die ganze Mediterranzone verbreitet. — Blüht vom Mai bis Juli. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 59 930 IV. Gruppe. Galegeae Bronn. Gaiskleeartige. Staubgefäße 2 brüderig, Hülſe klappig oder nicht aufſpringend. Blätter unpaarig >, ſeltner paarig-gefiedert. — Meiſt Holzgewächſe. CLXXXI. Robinia L. Robinie, Akazie). Kelch beinahe 2 lippig, Fahne groß aufrecht, Hülſe lineal-länglich, zuſammengedrückt, an der Bauchnaht berandet, vielſamig, aufſpringend. — Amerikaniſche und aſiatiſche ſommergrüne Bäume und Sträucher mit großen traubig angeordneten wohlriechenden Blüten und in Dornen umgewandelten Nebenblättern (Stipulardornen). Die Knospen ſind zwiſchen den Stipular— dornen im Blattkiſſen verborgen, weshalb letzteres im Frühlinge aufberſtet, um die austreibende Knospe hindurchzulaſſen. Blätter unpaarig-gefiedert. 565. Robinia Pseudacacia L. Gemeine Robinie, Akazie. Beſchreibungen und Abbildungen: R. Pseudacacia L., Sp. pl. p. 1044; Hartig, Forſtl. Kulturpfl. S. 488, Taf. 67; Pokorny a. a. O. S. 417; Nördlinger a. a. O. S. 128. — „Weiße Akazie, wilde Akazie, Schotendorn.“ Blätter aus 11—21 Blättchen zuſammengeſetzt, 10,5—31 Centim. lang; Blättchen oval oder elliptiſch, jung ſeidenhaarig, erwachſen kahl, ober— ſeits dunkelgrün, unterſeits bläulich, 2—4 Centim. lang und 1— 2,5 Centim. breit. Stipulardornen ſtark, ſehr ſpitz und ſtechend, von mehrjähriger Dauer. Blüten zahlreich, in blattwinkelſtändigen langgeſtielten hängenden lockern länglichen Trauben, weiß. Hülſen breit lineal, holperig, kahl, hängend, 5—6 Centim. lang. Samen nierenförmig, braun, keimen 14 Tage nach der Ausſaat. Keimpflanze mit dicken halbeirunden Samenlappen. — Schöner Baum mit ſchlankem Stamm und lockerer unregelmäßiger Krone, welcher auch in unſerem Florengebiet bei günſtigen Standortsverhältniſſen bis 25 Met. Höhe und 80 Centim. Stammſtärke zu erreichen vermag. Seine Wurzeln ſtreichen horizontal unter dem Boden weit umher. Rinde Stämme glatt. Zweige und jüngere Aeſte ſowie Stocklohden von paar— weiſen Dornen ſtarrend. Die Blütentrauben entwickeln ſich nach dem Laub— ausbruch. In Gärten variirt die Robinie mit wehrloſen Zweigen (Var. inermis) und mit weißgefleckten Blättchen (Var. variegata). Ein Kultur⸗ produkt iſt auch die ſogenannte „Kugelakazie“ (Var. umbraculifera) mit ebenfalls dornloſen Zweigen, welche ſelten blüht. Die gemeine Robinie iſt eine ſehr raſchwüchſige Holzart, beſitzt aber ein ſehr hartes Holz. Dieſes iſt im Splint grünlichweiß, im Kern röthlich— ) „Falſche Akazie.“ Die echten Akazien, die Arten der Gattung Acacia L., — gehören zur Familie der Mimoſaceen (ſ. dieſe S. 938). P ͤ n el M rr A 9 a gelb, ſehr porös, ein vorzügliches Werkholz, aber giftig. Durch raschen Wuchs zeichnen ſich beſonders die nach dem Abhieb zahlreich ſich entwickelnden Stocklohden aus, weshalb ſich dieſer Baum zum Niederwaldbetrieb eignet. Die Robinie iſt lichtbedürftig, nimmt aber mit geringer Bodenfeuchtigkeit vorlieb und gedeiht daher noch auf trocknem Sandboden, wo ſie, beſonders nach dem Abhieb, weit ausſtreichende, reichlichen Ausſchlag hervorbringende Wurzeln entwickelt. Sie iſt deshalb ſchon ſeit längerer Zeit zur Befeſtigung loſen Sand- und Geröllbodens im Niederwaldbetrieb, ſowie von Eiſenbahn— und Straßendämmen mit gutem Erfolg verwendet worden, leidet aber ſehr durch Spätfröſte und verlangt — wenigſtens in dem nördlicheren Mittel— europa — eine geſchützte Lage. Dagegen gedeiht ſie in der ſüdlichen Hälfte unſeres Gebiets überall vorzüglich und iſt hier, da ſie auch wenig Luft— feuchtigkeit beanſprucht, für baumloſe Sandniederungen (3. B. für die Steppen— gegenden des ungarischen Tieflandes, wo unter andern bei Kaloesa ſchon mehrere tauſend Joch Flugſandboden am linken Donauufer durch Robinien— pflanzungen gebunden worden ſind) eine Holzart von der größten Bedeutung. Stammt aus Nordamerika, wird im ganzen Gebiet (die baltiſchen Provinzen und Oſtpreußen ausgenommen, wo dieſer Baum nicht mehr im Freien aushält), ſowie in ganz Mittel-, Süd- und Weſteuropa als Zier— gehölz kultivirt und findet ſich daher auch häufig verwildert. — Blüht Ende Mai und im Juni. Anmerkung. Verbreitete Zierbäume unſerer Gärten, Parke und Promenaden (die baltischen Provinzen und Oſtpreußen ausgenommen) ſind ferner die borftige Robinie oder „rothe Akazie“ (R. hispida L.), ein kleiner Baum mit ſehr kurzen Stipulardornen, borſtigen Zweigen, Blatt-, Blütenſtielen und Hülſen und ſehr großen ſchön roſenrothen Blumen, und die klebrige Robinie (R. viscosa Vent.), ein Baum 3.—2. Größe mit kleinen Stipulardornen, klebrigen Zweigen, Blatt- und Blütenſtielen und Hülſen und gebüſchelt beiſammenſtehenden (Bouquets bildenden), kuglig-länglichen dichten Trauben röthlichweißer Blüten. Beide Arten ſtammen ebenfalls aus Nordamerika. CLXXXII. Caragana Lam. Erbſenbaum. Kelch becherförmig 5 zähnig, Fahne mit zurückgeſchlagenen Seiten, Hülſe lang, reif faſt ſtielrund, Same kuglig. — Sommergrüne, in Aſien heimiſche Sträucher oder kleine Bäume mit paarig gefiederten Blättern, langgeftielten, einzeln oder zu 2— 3 an der Baſis der ſeitenſtändigen Blätter— büſchel (Kurztriebe) hervorkommenden Blüten. Blumenkrone gelb. 566. Caragana arborescens Lam. Baumartiger Erbſenbaum. Synonyme und Abbildungen: C. arborescens Lam., Encycl. I. p. 615; C. Koch, Dendrol. I, S. 46. — Robinia arborescens Nördl. a. a. O. S. 132. — Robinia Caragana L. „Gemeiner Erbſenbaum, Erbſenſtrauch“, in den Oſtſeeprovinzen: „Akazie“. 59 * — 229392 Blätter aus 8—10 Blättchen zuſammengeſetzt, 6—8 Centim. lang; Blättchen länglich, jung weich ſeidenartig-flaumig, alt kahl, grün, 1,5 bis 2 Centim. lang und 6—9 Millim. breit. Blüten ſehr zahlreich, mittel- groß. — Hübſcher reichbelaubter Strauch von 2—4 Met. Höhe, in Gärten baumartig werdend, unempfindlich gegen Winterkälte und Frühlingsfröſte und ſehr geeignet zu Hecken, da er das Verſchneiden gut verträgt und reich— liche Ausſchläge aus Proventivknospen bildet. In Sibirien heimiſch, wird im ganzen Gebiet als Zierſtrauch kultivirt, am häufigſten in den baltiſchen Provinzen, wo man ihn allgemein zu Hecken und Bosquets benutzt. Dort findet ſich derſelbe auch häufig verwildert. — Blüht im Mai und Juni. Anmerkung. Außer C. arborescens werden, jedoch ſeltner, auch noch andere Arten als Ziergehölze angebaut, z. B. C. microphylla Lam. aus Sibirien, C. frute- scens Hort. aus Südrußland und Sibirien, C. Chamlagu Lam. aus Nord-China u. a. m. CLXXXIII. Colutea L. Blaſenſtrauch. Kelch gleichförmig 5zähnig, Fahne groß zurückgeſchlagen, Kiel lang geſtielt, breit und gekrümmt, Hülſe aufgeblaſen dünnhäutig, nicht aufſpringend, aber, wenn man ſie ſchnell zuſammendrückt, mit lautem Knall zerplatzend. — Unbewehrte ſommergrüne Sträucher mit unpaarig gefiederten Blättern und traubig angeordneten großen Blüten. 567. Colutea arborescens L. Baumartiger, gemeiner Blaſenſtrauch. Beſchreibungen und Abbildungen: C. arborescens L., Sp. pl. p. 723; Schmidt, Oeſterr. Baumz. II, T. 117; Reichb., Ic. I. c. t. 141, I; Pokorny a. a. O. S. 418; C. Koch, Dendrol. I, S. 63; Nördlinger a. a. O. ©. 146. Blätter aus 9—11 Blättchen zuſammengeſetzt, 6—8 Centim. lang; Blättchen geftielt, oval oder länglich, abgeſtutzt oder ausgerandet, oberſeits kahl dunkelgrün, unterſeits angedrückt-flaumig, bläulichgrün, 1—2 Centim. lang, 7—15 Millim. breit. Blüten groß, rein goldgelb, zu 5— 12 in auf- rechten blattwinkelſtändigen Trauben. Hülſen eiförmig, hellgrün, hängend. — Strauch von 1— 3 Met. Höhe. Auf ſteinigem Kalkboden (auf felſigen Hügeln und Bergen) in Weſt— und Süddeutſchland (Lothringen, Ober-Elſaß. Oberbaden, bei Regensburg), der Schweiz und den ſüdlichen und öſtlichen Kronländern Oeſterreichs hier und da wild, häufiger verwildert (3. B. in Ungarn und Siebenbürgen an Waldrändern, Hecken, in Weingärten), weil überall als Zierſtrauch häufig angepflanzt. Gedeiht noch in Norddeutſchland im Freien. Iſt auch durch das ganze ſüdliche Europa verbreitet. — Blüht im Mai. 15035 568. Colutea eruenta Ait. Blutiger Blaſenſtrauch. Synonyme und Abbildungen: C. eruenta Ait., H. Kew. III, p. 55; Pokorny a. . O. S. 419; Reichb., Ic. I. c. t. 142, IV. V. — C. orientalis Mill.; C. Koch a. a. O. S. 65. Von vorhergehender Art unterſchieden durch hie ſchmutzig-blutrothe Blumenkrone mit am Grunde gelbgefleckter Fahne, die armblütigen Trauben (blos 2—5 Blüten in einer Traube), die zuletzt an der Spitze aufklaffenden, auswendig oft roth überlaufenen Hülſen und die verkehrt-herzförmigen, beider— ſeits kahlen Blättchen. Im ſüdöſtlichen Europa (Griechenland, Krim) heimiſch, häufig als Zierſtrauch kultivirt und ſtellenweis verwildert (z. B. in Dalmatien, um Prag, Straßburg u. a. O.). — Blüht im Mai und Juni. Anmerkung. Zu den Galegeen gehört auch Amorpha fruticosa L. (Nördlinger, Forſtbot. II, S. 147), ein wenig verbreiteter, aber ſehr ſchöner aus Nord— amerika ſtammender Zierſtrauch mit unpaarig gefiederten Blättern und endſtändigen, meiſt zu mehreren bouquetförmig beiſammen ſtehenden dichtblütigen Aehren, deren violette Blumen blos aus der Fahne beſtehen, indem die Flügel und das Schiffchen nicht entwickelt ſind. Aus dieſer ſtets zuſammengerollten Fahne ragen die mit gelben Beuteln begabten Staubgefäße weit hervor, deren ebenfalls violetten Filamente am Grunde verwachſen ſind. — Schöne, aber gegen Froſt empfindliche Zierſträucher, und zwar ſchlingende, deshalb zu Wandbekleidungen geeignete, ſind ferner die Glyzinen, Glycine frutescens Del. aus Nordamerika und G. chinensis DC. aus China. Beide haben unpaarig gefiederte Blätter, in endſtändige dichte Trauben geſtellte, große wohl— riechende vollſtändige Schmetterlingsblumen und längliche Hülſen. Bei G. frutescens ſind die Blumen blau, bei G. chinensis roth. V. Gruppe. Hedysareae DC. Esparſettartige. CLXXXIV. Coronilla L. Kronenwicke. Kelch faſt 2lippig, 5 zähnig, Kiel geſchnäbelt, Frucht eine ſtielrunde oder kantige, in lineale Stücke zerfallende Gliederhülſe. — Sträucher, Halb— ſträucher und Kräuter mit wechſelſtändigen unpaarig gefiederten Blättern und geſtielten Blütendolden. Blumenkrone meiſt gelb. Die meiſten Arten bewohnen Südeuropa und den Orient. Ueberſicht der Arten unſerer Flora. . Blumenblätter langgenagelt (Nagel länger als der Kelch), Gliederhülſe ſtielrund, dk zerbrechlich .. 0. Emerus L. B. Blumenblätter kurz agel (Nagel 5 5 wie ber elch, Gliederhülſe 4 kantig, leicht zerbrechlich. a. Stengel und Aeſte ſtielrund, bläulichgrün, wenig beblättert, binſenförmig; Blättchen fleiſchig. Aufrechter Halbſtrauc h.... C. juncea L. b. Kleine niederliegende Halbſträucher mit krautigen aufſteigenden reichbeblätterten Stengeln. Blättchen dick, aber nicht fleiſchig. By 4. Nebenblätter ſehr klein, dem Blatt gegenüberſtehend. . C. minima L. g. Nebenblätter groß, dünnhäutig. ea. Nebenblätter jo lang wie die e verwachſen, dem Blatt gegen— über ftehend . . . . . C. vaginalis Lam. PB. Nebenblätter größer als Die Blättchen, 5 verwachſen C. stipularis Lam. 569. Coronilla Emerus L. Große, ſtrauchige Kronenwicke. Beſchreibungen und Abbildungen: C. Emerus L., Sp. pl. p. 742; Sibth., Sm. Fl. graec. t. 710; Rchb., Ie. I. c. t. 182, I. II.; Pokorny a. a. O. S. 420. Blätter geſtielt, 4— 6 Centim. lang, Blättchen 5—9, verkehrt-ei⸗ förmig, ausgerandet mit Stachelſpitzchen, dünn, kahl, bläulichgrün, 1 bis 2 Centim. lang und 6 — 12 Millim. breit. Blüten zu 2 — 7 in blatt⸗ winkelſtändigen Dolden, hellgelb. — Aufrechter reichbelaubter Kleinſtrauch von 0,7 —1,3 Met. Höhe. Auf bebuſchten Hügeln und Bergen, namentlich auf Kalkboden, im ſüdweſtlichen Deutſchland (häufig in den Vogeſen, am Kaiſerſtuhl u. a. O., in Oberbaden), in der Schweiz (namentlich im öſtlichen Jura gemein), in Oberbaiern, wo dieſer Strauch nach Sendtner bis 3500 p. F. (1136,9 Met.) emporſteigt, in Niederöſterreich (auf den Vorhügeln des Kahlenbergs bei Wien und im Wiener Wald gemein), in Niederungarn bis in das Banat hinab, in Siebenbürgen und den ſüdlichen Kronländern Oeſterreichs, Steier— mark ausgenommen. Iſt durch das ganze ſüdliche Europa von der Krim bis Oſtſpanien verbreitet und wird in der ſüdlichen Hälfte unſeres Gebiets häufig als Zierſtrauch kultivirt. — Blüht vom April bis Juni. 570. Coronilla juncea L. Binſenförmige Kronenwicke. Beſchreibungen und Abbildungen: C. juncea L., Sp. pl. p. 742, Pokorny a. a. O. S. 420; Rehb., Ie. 1. e. t. 182, I. II. 5 Aufrechter Halbſtrauch von höchſtens 0,7 Met. Höhe, mit ſtielrunden markigen biegſamen Stämmchen und Aeſten, welche wenige und kleine Blätter beſitzen und daher ein binſenförmiges Anſehen haben. Blattſtiel und Blättchen (3 — 7, lineal-keilig oder länglich) fleiſchig, wie die ganze Pflanze bläulichgrün und kahl. Blütendolden gipfelſtändig, Blüten zu 6—9 klein, goldgelb. Nur an Strandfelſen der Inſel Curzola bei Dalmatien, wo dieſe durch die weſtliche Hälfte der Mediterranzone verbreitete Pflanze ihre öſtliche Grenze hat. — Blüht im Juni. — ae 571. Coronilla minima L. Kleinſte Kronenwicke. Synonyme und Abbildungen: C. minima L., Sp. pl. ed. II, p. 1048; Pokorny a. a. O. S. 421. — C. coronata Rchb., Iconogr. I, t. 67 et Ic. Fl. Germ. I. c. t. 183, III. IV. — C. montana Scop. Kahler bläulichgrüner Halbſtrauch mit krautigen aufſteigenden oder niederliegenden reichbeblätterten handhohen Stengeln. Blätter aus 7— 11 ovalen, verkehrt-eiförmigen oder länglich-keilförmigen Blättchen zuſammen— geſetzt, mit ſehr kleinen verwachſenen Nebenblättern. Blüten ſattgelb, zu 5 — 8 in Dolden. Auf ſonnigen Hügeln im nord- und ſüdweſtlichen Deutſchland (in Hannover, Weſtfalen, Heſſen, Thüringen, am Unterharz, in Franken, Baiern, im ſchwäbiſchen und ſchweizeriſchen Jura, Elſaß, in der ſüdweſtlichen Schweiz, in Südtirol, Ungarn, Siebenbürgen, Croatien, Dalmatien, zerſtreut und ſelten). Iſt auch durch faſt ganz Südeuropa verbreitet. — Blüht im Juli und Auguſt. 572. Coronilla vaginalis Lam. Scheidenblättrige Kronenwicke. Synonyme und Abbildungen: C. vaginalis Lam., Diet. II. p. 121; Pokorny a. a. O. S. 422. — C. minima Jequ., Fl. austr. t. 271; Rchb., Ie. I. c. t. 183, I. II. Der vorigen Art ſehr ähnlich, doch durch die großen häutigen weißen zuſammengewachſenen Nebenblätter verſchieden. Dolden langgeſtielt, Blüten 4 — 10, ſattgelb. Auf Kalkboden in Nadelwäldern, an Waldrändern, auf ſonnigen Hügeln und Bergen am Südharz, in Thüringen, Heſſen und Böhmen ſehr ſelten, ferner in der Alpenzone von der Schweiz durch Oberbaiern, wo ſie nach Sendtner eine Seehöhe von 5430 p. F. (1763,9 Met.) erreicht, und die öſterreichiſchen Alpenländer bis Dalmatien, ſowie durch Ungarn und Sieben— bürgen verbreitet. Steigt im Allgemeinen bis in die Region der Krumm— holzkiefer empor. Geht ſüdwärts bis Unteritalien, oſtwärts bis in die Krim. — Blüht vom Mai bis Juli. 573. Coronilla stipularis Lam. Kronenwicke mit großen Nebenblättern. Synonyme und Abbildungen: C. stipularis Lam,, I. c., Pokorny a. a. O. — C. valentina L.; Rchb., Ie. 1. c. t. 184, IV. V. — C. glauca Vis. Unterſcheidet ſich von C. vaginalis durch die noch größeren nicht ver— wachſenen und blattartigen (grünen) Nebenblätter und die (zu 6 — 12 in Dolden ſtehenden) des Nachts wohlriechenden Blüten. An ſteinigen felſigen Orten in Dalmatien und auf den dalmatiniſchen Inſeln, außerdem in Italien. — Blüht im März und April. — 936 Anmerkung. Ein gegenwärtig in Parken und auf Promenaden ziemlich häufig angepflanztes ſchmetterlingsblütiges Gehölz iſt die japanische Sophora (Sophora, japonica L., Nördlinger a. a. O. S. 133), welche bei mildem Klima und günſtigem Standort noch in Mitteldeutſchland zu einem ſtattlichen Baum mit ſtarkäſtiger aus— gebreiteter gewölbter Krone erwächſt, in ſchattigen exponirten Lagen aber häufig er— friert und dann ſtrauchartig bleibt. Ihre in endſtändige ſtraußförmige Rispen ge— ſtellten Blüten haben eine weiße, faſt regelmäßige, 5blättrige Blume und 10 völlig freie Staubgefäße, weshalb die Gattung Sophora (und die ganze nach ihr benannte Gruppe der Sophoreen) den Uebergang zur folgenden Familie bildet. Die Früchte ſind aber gewöhnlich mehrſamige längliche Hülſen, die Blätter unpaarig gefiedert. Sechsundſiebzigſte Familie. Cäſalpiniaähnliche Gewächſe. (Caesalpiniaceae R. Br.) Blätter einfach- (paarig=) oder doppelt-gefiedert, mit Nebenblättern. Blüten ſehr verſchieden angeordnet. Holzgewächſe, ſeltner Kräuter, der Mehrzahl nach Tropenbewohner. In unſerem Gebiet iſt dieſe Familie nur durch 2 im Süden heimiſche, vorzugsweiſe kultivirt vorkommende Holzarten repräſentirt. CERRRV: Cereis Lu. Juden baum Sommergrüne, ſchmetterlingsblütige Bäume mit einfachen rundlichen Blättern und vor dem Laubausbruch ſich entwickelnden Blütenbüſcheln. Blüten zwitterlich, Staubgefäße 10, frei, 1 Stempel. Frucht eine zu— ſammengedrückte vielſamige, an der Bauchnaht aufſpringende Hülſe. Einzige europäiſche Art: 574. Cereis Siliguastrum L. Gemeiner Judenbaum. Beſchreibungen und Abbildungen: C. Siliquastrum L., Sp. pl. p. 374; Sibth., Sm. Fl. graee. t. 367; Rehb., Ic. XXII, t. 2. Pokorny a. a. O. S. 423; Nördlinger a. a. O. S. 137. Blätter wechſelſtändig, geſtielt, nierenförmig, ganzrandig, kahl, ober— ſeits dunkel- unterſeits blaßgrün, 5—8 Centim. lang und 7—12 Centim. breit, mit 2— 3 Centim. langem Stiele. Blüten in ſeitenſtändigen Büſcheln an den vorjährigen Zweigen, groß, roſenroth. Hülſen bis 10,5 Centim. lang. — Schöner Baum 3. Größe, oft auch ſtrauchartig, mit dunkler Rinde. Wild im mediterranen Europa, daher auch in Dalmatien; in den ſüdlicheren Gegenden unſeres Gebiets (Elſaß, Schweiz, Oeſterreich, Ungarn) häufig kultivirt und ſtellenweis verwildert. — Blüht im April und Mai. irn „„ > CLXXXVI Ceratonia L. Johannisbrodbaum. Blüten eingeſchlechtig-2häuſig oder vielehig, mit hinfälligem 5 theiligem Kelche, ohne Blumenkrone. Staubgefäße 5, frei. Fruchtknoten mit ſitzender Narbe. Frucht eine aufſpringende, zuſammengedrückte, lederartig-fleiſchige Hülſe, mit ſüßem breiigem Muß erfüllt, in welches die Samen eingebettet liegen. Einzige Art: 575. Ceratonia Siliqua L. Gemeiner Johannisbrodbaum. Beſchreibungen und Abbildungen: C. Siliqua L., Sp. pl. p. 1026; Hayne, Arzneigew. VII, Taf. 36; Rehb., Ie. 1. c. t. 3; Pokorny a. a. O. S. 424. Ita⸗ lieniſch: „Carobo“. Dichtbelaubter immergrüner Baum 3. Größe mit paarig gefiederten lederartigen Blättern und unſcheinbaren kleinen röthlich-grünen Blüten, welche ſeitenſtändige kätzchenförmige Aehren bilden. Blätter bis 16 Centim. lang, Blättchen (2—3 Paare) oval, rundlich, verkehrt-eiförmig, ausgerandet, 3—7 Centim. lang und 2— 5 Centim. breit. Hülſen violettbraun, gekrümmt, bis 10,5 Centim. lang, breit, holperig, vielſamig. In der Mediterranzone heimiſch, kultivirt und verwildert, daher auch im Litorale von Iſtrien und Dalmatien, beſonders auf den Inſeln Bua, Curzola, Meleda, Leſina und Liſſa. Erfriert bei einer Temperatur von — 6 R. Die Früchte des verwilderten Baumes find nur als Viehfutter zu gebrauchen. Das rothe oder gelbe, rothgeaderte, harte und ſchwere Holz iſt für Kunſttiſchlerei geeignet, die Rinde als Gerbmaterial. — Blüht im Auguſt und September. Anmerkung. In der ſüdlichen Hälfte unſeres Gebiets werden noch zwei andere Cäſalpiniaceenbäume als Ziergehölze kultivirt, nämlich der Schuſſerbaum (Gymno- cladus canadensis Lam.; Nördlinger a. a. O. S. 136), mit einfach bis doppelt ge— fiederten Blättern und in große Rispen geſtellten zweihäuſig-polygamiſchen Blüten, welche aus einem langröhrigen 5fpaltigen Kelch, 5 gleichgroßen ſchmallänglichen gelb— lichen Blumenblättern und 10 freien Staubgefäßen beſtehen und große breite dicke gekrümmte, nicht aufſpringende Hülſen entwickeln, und die ſogenannte Chriſtusakazie (Gleditschia triacanthos L.; Nördlinger a. a. O. S. 135), ein von langen braunrothen verzweigten Dornen ſtarrender Baum mit großen einfach bis doppelt gefiederten Blättern und unſcheinbaren polygamiſchen Blüten, welche 3—5 Kelchzipfel und Blumen— blätter, 8— 10 freie Staubgefäße und einen kurzen Stempel beſitzen, aus dem eine fußlange breite, platt zuſammengedrückte, braunrothe, hängende, vielſamige Hülſe ent— ſteht. Beide Holzarten ſind im wärmeren Nordamerika zu Hauſe. Die Chriſtusakazie wird in den ſüdlicheren Gegenden unſeres Gebiets häufig als Alleebaum benutzt und iſt neuerdings, da ſie den Schnitt gut verträgt, zu lebenden Hecken daſelbſt empfohlen worden. Ihre Stämme erreichen bis 25 Met. Höhe und bis 1 Met. Stärke, ihr grobporiges, aber ſehr hartes und ſchweres Holz hat grünlichgelben Splint und ſchön braunrothen Kern. I Siebenundſiebzigſte Familie. Mimoſenartige Gewächſe. (Mimosaceae R. Br.) Sträucher und Bäume, jelten Kräuter, mit paarig und meiſt doppelt gefiederten, aus einer ſehr großen Anzahl kleiner ganzrandiger Blättchen zuſammengeſetzten Blättern oder mit blattartigen Blattſtielen (Phyllodien), mit freien oft in Dornen umgewandelten Nebenblättern und kleinen, in kuglige Köpfchen, ſeltner in Aehren geſtellten vielmännigen Blüten von regelmäßiger Bildung, aus deren Stempel ſich eine Hülſe oder Glieder— hülſe entwickelt. N Die ſehr zahlreichen Arten dieſer Familie ſind der Mehrzahl nach in Afrika, Mexico und Auſtralien zu Hauſe und viele von ihnen eine Zierde unſerer kalten und temperirten Gewächshäuſer. In der adriatiſchen Zone unſeres Gebiets und noch in Südtirol werden 3 zu der artenreichen Gattung Acacia L. gehörende Holzarten, wie im ganzen mediterranen Europa als Park- und Alleebäume nicht ſelten kultivirt, nämlich A. Julibrissin W. (Albizzia Julibrissin Rchb., Ic. I. c. t. 1), ein aus dem Orient ſtammender Baum mit am Ende der Triebe traubig angeordneten Köpfchen weißlicher Blüten, A. Farnesiana W. (Rchb., Ie. 1. c.), eine weſtindiſche Holzart mit meiſt paarweiſe in den Blattachſeln ſtehenden, langgeſtielten, kugligen Blütenköpfchen von gelber Farbe, und A.lophantha W. aus Neuholland, mit ebenfalls blattwinkelſtändigen und meiſt gepaarten eiförmigen Aehren gelber Blüten. Alle 3 haben doppelt gefiederte Blätter und ſehr zahlreiche weit vorſtehende Staubfäden mit gelbem Beutel. X. Juli- brissin erreicht in Dalmatien eine Höhe von 10—12 Met. und eine Stammſtärke von 40 - 60 Centim. Ihr Holz iſt hart und gelb, für Tiſchlerarbeiten gut verwendbar, ihre Rinde reich an Gerbſtoff. Daſſelbe gilt von der in Neuholland heimiſchen A. de- eurrens W. (A. mollissima Lk., A. dealbata Lk.), eine bei uns beliebte „Zimmer⸗ akazie“, welche im ſüdlichen Theile unſeres Florengebiets auch im Freien gedeihen dürfte. Beide Arten ſind neuerdings als Gerbſtoffpflanzen zum Anbau im Großen empfohlen worden. (Vgl. Grunert's Forſtl. Blätter, 1881, S. 146 und Oeſterr. Centralblatt, 1881, S. 103 ff.) A. Farnesiana beſitzt ſtarke Dornen, die andern hier genannten Arten ſind dornenlos. Anhang. Ueberſicht der forſtlichen Unkräuter und Standortspflanzen der Wälder und des Waldbodens Mitteleuropas nach deren Vorkommen. 2 e + Vorbemerkungen. Da die vorhergehende Flora die Grenzen ihres urſprünglich beſtimmten Umfangs ſchon bedeutend überſchritten hat, ſo iſt es dem Verfaſſer unmöglich, weder eine voll— ſtändige Aufzählung aller in den Wäldern und auf Waldboden des ganzen Florengebiets vorkommenden Pflanzen, welche nicht zu den Holzgewächſen gehören, zu liefern, noch die in der Folge namhaft zu machenden Pflanzen zu charakteriſiren. Vielmehr muß ſich derſelbe hier auf eine Auswahl allgemein verbreiteter Unkräuter und Standortsgewächſe beſchränken und zwar nur ſolcher, welche in Mitteleuropa vorkommen. Es werden daher ausgeſchloſſen die in der adriatiſchen Zone unſeres Florengebiets wachſenden Waldpflanzen, was um ſo weniger ins Gewicht fällt, als einestheils jene Zone nur wenig Wälder enthält, anderntheils eine große Zahl der dortigen Standortsgewächſe in der vorhergehenden Flora bereits angeführt und ge— ſchildert worden iſt (die mediterranen Halbſträucher aus den Familien der Ericaceen, Labiaten, Papilionaceen, Ciſtineen, Cruciferen u. a.). Desgleichen müſſen alle alpinen Kräuter und Gräſer unberückſichtigt bleiben, wie auch die Pilze, Flechten und Mooſe— Letztere ſpielen allerdings eine ſehr wichtige Rolle im Naturhaushalt der Wälder, doch ſcheint eine Charakteriſtik der einzelnen Arten der Waldbodenmooſe weniger nöthig, da von jedem Forſtmann vorauszuſetzen iſt, daß er die „Aſtmooſe“ (Hypneen) und die torfbildenden Mooſe (die „Waſſermooſe“, Sphagnum, und die „Widerthone“, Poly— trichum) kennt, auf welche allein es ja in forſtlicher Beziehung ankommt. — Für die Beſtimmung der in der folgenden Aufzählung enthaltenen Pflanzen iſt jede Flora mitteleuropäiſcher Länder zu gebrauchen. Die Ziffern nach dem Zeichen der Lebens— dauer (O einjährig, — zweijährig, A ausdauernd, 5 holzig) geben die Monate der Blütezeit an, z. B. 3— 5: März bis Mai. 4. Unkräuter. 1. In Pflanzgärten und Saatkämpen. (Bodenausſaugende Unkräuter.) Anthriscus silvestris Hoffm. (Y. 5. 6. Lapsana communis L. (OH. 6—8. Capsella Bursa pastoris Mönch. O. Z—10. Leucanthemum vulgare Cass. 2. 6 10. Chenopodium album L. O. 7—10. Linaria vulgaris Mill. A. 6-10. — viride L. O. 7—10. | Plantago major L. Y. 5—10. Epilobium montanum L. . 6—8. Rumex Acetosella L. A. 5—7. Lamium purpureum L. X. 3—10. Urtica urens L. O. 5--8. Lappa major Gärtn. O. 7. 8. Veronica hederifolia L. O 3—5. — tomentosa Lamk. O. 7. 8. 2. Auf Kulturen und Schlägen. (Verdämmende oder bodenverangernde Unkräuter.) Agrostis vulgaris With. . 6. 7. Galeopsis acuminata Rchb. (OY. 7—9. Aira flexuosa L. 21. 7. 8. D pubescens M. Bieb. O. 7—10. Calamagrostis Epigeios A. 7. 8. E Tetrahit L. O. 7—10. Calluna vulgaris Salisb. 5. 8. 9. Senecio silvaticus L. O. 7. 8. Digitalis purpurea L. OO 6. 7. — viscosus L. O. 6—10. Epilobium angustifolium L. . 7—9. | — vernalis M. Bieb. (O. 5. 6.*) 3. In Buchenbeſamungsſchlägen auf friſchem humoſem Boden. (Unkräuter und Standortsgewächſe.) Anemone nemorosa L. 2. 4. 5. Mercurialis perennis L. A. 4. .5 Asperula odorata L. . 5. 6. Milium effusum L. 2. 5. 6. Athyrium Filix femina Roth. 2“. Oxalis Acetosella L. A. 4. 5. Circaea alpina L. A. 6—8. Poa nemoralis L. 2. 6. 7. Convallaria majalis L. 2. 5. 6. Polypodium Dryopteris L. X. Festuca silvatica Vill. A. 7. 8. — Phegopteris L. 2. Fragaria vesca L. A. 4—6. Polystichum Filix mas Roth. 2. Galeobdolon luteum Huds. 2. 4. 5. e spinulosum DC. A. Galeopsis Tetrahit L. O. 7—10. Prenanthes purpurea L. 21. 7. 8. — versicolor Curt. O. 7—10. Pulmonaria officinalis L. . 4. 5. Impatiens Nolitangere L. (O. 7. 8. Senecio nemorensis L. 2“. Lactuca muralis Gärtn. 2. 7. 8. — viscosus L. O. 5—10. Lamium maculatum L. X.. 4—9. Stellaria nemorum L. A. 6. 7. Luzula pilosa W. A. 4. 5. Urtica dioica L. A. 7—9. Majanthemum bifolium DC. 2. 5. 6. Vicia silvatica L. A. 6. 7. Melampyrum nemorosum L. ©. 7. 8. Viola elatior Ehrh. A. 5. 6. Melica nutans L. A. 4—7. | — silvatiea Fr. A. 4. 5. B. Standortsgewächſe. Anmerkung. In den folgenden Verzeichniſſen bedeutet: L blos oder vorzugs— weiſe in Laubwäldern, N blos oder vorzugsweiſe in Nadelwäldern, G in Gebirgswäldern, K kalkliebende oder nur auf Kalkboden wachſende Pflanzen. 1. Sandpflanzen. Agrostis vulgaris With. A 6. 7. Carex Schreberi Schk. 2. 5. 6. Armeria vulgaris W. A. 6—9. Corynephorus canescens Pal. B. 2. Avena caryophyllea L. (O. 6. 7. Dianthus Carthusianorum L. . 7. 8. — tenuis Much. (O. 6. 7. Genista pilosa L. 5. 6—8. Calamagrostis Epigeios Roth. . 7. 8. | Moehringia trinervia Cleiw. (O. 5. 6. Calluna vulgaris Salisb. 5. 8. 9. Onosma arenarium W. K. 2L. 6. 7. ) Iſt neuerdings in den Mecklenburgſchen Forſten als ein jo verdämmendes Unkraut aufgetreten, daß deſſen Ausrottung von der Regierung anbefohlen wurde. = 993 Sarothamnus vulgaris Wimm. 5. 5. 6. Senecio viscosus L. O. 6—10. Scabiosa columbaria L. X. 6—8. Triodia decumbens Pal. B. A. 6. 7. — ochroleuca L. A. 6—9. Vaccinium Vitis idaea L. 5. . 5 2 : ee: Senecio silvaticus L. O. 7—8. | Veronica spicata L. X. 6—8. 2. Moorpflanzen. Arctostaphylos Uva ursi Ad. 5. 4. 5. Hierochloe odorata L. 50 6.0 Arnica montana (G) L. .. 6—8. Holeus lanatus L. X. 5 Calamagrostis Halleriana (G) DC. A. 7. 8. Homogyne alpina (G) 9885 6 Calluna vulgaris Salisb. 5. 7—9. Juncus squarrosus L. X. 7 Carex brizoides L. A. 5. 6. Ledum palustre L. 5. 5 Empetrum nigrum L. 5. 4. 5. Molinia coerulea Much. 2. 8. 9. Equisetum silvaticum L. . Nardus stricta L. A. 5 Geum rivale L. A. 5—7. Pteris aquilina L. A. Gymnadenia conopea R. Br. 9. 5— 7. Trientalis europaea L. 6. 7. Torfpflanzen. Andromeda polifolia L. Ledum palustre L. 9. 5. 6. Drosera longifolia . 6—8. Scirpus caespitosus L. A5. 6. — rotundifolia L. A. 6—8. Trientalis europaea L. . 6. 7. Eriophorum angustifolium Roth. 2. 4. 5. | Vaceinium Oxyeoceus L. 5. 6—8. — latifolium Hppe. U. 4. 5. L uliginosum L. 5. 5. 6. — vaginatum L. 2. 4. 5. Valeriana dioica L. AX. 5 4. Kalkanzeigende Pflanzen. Buphthalmum salieifolium (G) L. . 7. 8. Geranium sanguineum L. X. 5—7. Bupleurum falcatum L. . 7—9. Lasiagrostis Calamagrostis Lk. . 5. — longifolium (G). L. 2L. 7. 8. | 7) Calamintha Acinos Clairv. (O. 6—8. Libanotis montana (G) Crtz. . 7 - - grandiflora (G) Mnch. 2. 7. S. Linosyris vulgaris Cass. A. 7. 85 Clematis recta L. A. 6. 7. Lithospermum officinale L. 1 — Vitalba L. 5 8. 9. Melampyrum cristatum L. O. 6 Cyclamen europaeum (G) L. . 8. 9. Melittis Melissophyllum (Y) L. . 8 Cypripedium Calceolus (L) L. 2. 5. 6. Ophrys Arachnites Rehd. 21. 6. 7. Gentiana ciliata L. A. 8. 9. — aranifera Hudr. 2. 6. — Cruciata L. A. 7—9. | Orchis fusca (C) Jequ. A. 5. 6. 1 Beſonders in Norddeutſchland auf moorigem Sandboden. Macht viele Sproſſe, iſt deshalb neuerdings zur Bindung ſandigen Bodens an Eiſenbahndämmen und Fluß— ufern empfohlen worden. ) Charakteriſtiſche Schuttpflanze des ſüdlichen Kalkalpenzuges, von Südtirol bis Dalmatien verbreitet, in Krain in den Alpenthälern ſehr häufig, wo die ſteilen Schutt— halden alt ganz mit ihren ſteifblättrigen Büſcheln beſtreut ſind. Wächſt beſonders gern auf Dolomitboden und iſt deshalb neuerdings zur Bindung ſteiler Dolomitſand— hänge empfohlen worden. Peucedanum austriacum Koch A. 7 — Cervaria (G) Lap. A. 7. 8 — ÖOreoselinum (G) Mnch. A. 7 Pleurospermum austriacum (G) Hoffm. A. 6—8. Polygala Chamaebuxus (N) L. 5. 5—8. — major Jequ. A. 5. 6 Salvia glutinosa (G) L. A. 7—9. Sambucus Ebulus L. 2. 6. 8. 944 Scabiosa suaveolens Desf. A. 6— Seseli glaucum L. A. 7 Silene alpestris (G) Jequ. A. 6—8. Stachys reeta L. A. 6—8. Teucrium montanum (G) L. .. 6—8. Thalictrum minus L. 2. 5. 6. Trifolium rubens (O. L. A. 6. 7. Vicia dumetorum L. X. 6—8. Viola collina L. J. 4. 5 5. In Waldbeſtänden vorkommende Pflanzen. a. In Auenwaldungen. Adoxa Moschatellina L. 5 4. 5 Aira caespitosa L. A. 6. Allium ursinum L. A. 5. Anemone nemorosa L. Ne — ranunculoides L. A. 4 Angelica silvestris L. A. 7 Anthriscus silvestris O. 5 Arum maculatum L. 2. 5. Campanula Trachelium L. 2. 7. 8. Carex silvatica Huds. A. 5. 6. — strigosa Huds. A. 5. 6. Chaerophyllum hirsutum L. X. 5. 6. Chelidonium majus L. . 5—8. 5 6. Chrysosplenium alternifolium L. 2. 3—5. Circaea lutetiana L. A. 7. 8. - Cirsium lanceolatum var. nemorale Scop. O. 7. 8. Dipsacus pilosus L. O. 7 Epilobium hirsutum L. 2. 6—8. Eupatorium cannabinum L. 2. 7. 8. Gagea lutea Schult. A. 3. 4. Geranium palustre L. 2. 7. 8. — silvaticum L. A. 5. Geum rivale L. A. 5—7. — urbanum L. A. 7—9. Humulus Lupulus L. X. 6—8. Impatiens Nolitangere L. O. 6—8. Iris Pseudacorus L. A. 6. Lappa major Gärtn. O. 6—8. — tomentosa Lam. O. 6—8. Leucojum vernum L. A. 3. 4. Lonicera Periclymenum L. 5. 7 Lychnis diurna Sibth. 2. 5. 6. Lysimachia vulgaris L. A. 6. 7 Lythrum Salicaria L. X. 7—9. Mentha silvestris L. A. 7— Orchis maculata L. X. 5 Phyteuma spicatum L. X. 5. 6. Platanthera bifolia Rich. A. 5—7. Ranunculus acer L. A. 5—8. . — Ficaria L. A. 3—5. — lanuginosus L. A. 5—7 — repens L. A. 5— 7. Rudbeckia laciniata L. A. 8—10. Scrophularia nodosa L. Y. 6—8. Stachys silvatica L. 2. 6—8. Symphytum offieinale L. X. 5—7 — tuberosum L. A. 4. 5 Thalietrum aquilegifolium L. N. 4. 5 Urtica dioica L. A. 7—9. Valeriana officinalis exaltata L. Y. 7. 8 Veronica longifolia L. A. 7 — scutellata L. 6—10. b. In Buchenwäldern und Waldſümpfen. Alisma Plantago L. A. 7 Calla palustris L. A. 5— 7. Caltha palustris L. . 4-6. Carex vulgaris u. a. A. 4. 5 Cirsium palustre Scop. O. 7—10. Comarum palustre L. . 6. 7 Crepis paludosa Much. . 7 Equisctum limosum L. 2. — silvaticum L. A. Euphorbia procera M. Bieb. . 5—7. Geranium palustre L. A. 7—8. Polygonum Hydropiper L. ©). 8. 9. Geum rivale L. A. 5—7. — minus Huds. O. 7—10. Iris Pseudacorus L. Y. 5. 6 | Polystichum Thelypteris Rth. A. Juneus conglomeratus L. 2. 6. 7. Seirpus silvatieus L. Y. 6. 7 — effusus L. A. 6. 7. Spiraea Ulmaria L. A. 6. 7. Ledum palustre L. X. 5. 6. Stellaria uliginosa Murr. . 6. 7. Lysimachia vulgaris L. 2. 5—7. Vaccinium Oxycoccos L. 5. 5. 6. Lythrum Salicaria L. A. 7—9. D uliginosum L. 5. 4—6. Menyanthes trifoliata = A. 4—9. Valeriana officinalis exaltata L. 2. 7. 8. Orchis latifolia L. A. 5. 6. Veronica longifolia L. A. 7. 8. Pedicularis silvatica L. A. 5 5. 6. D scutellata L. A. 6—10. c. Auf friſchem bis feuchtem humoſem Boden in Laub-, Miſch- u. Nadelwäldern. Aconitum Lyeoetonum (G) L. A. 7. 8. Carex longifolia (G) Hort. A. 4. 5. — Napellus (G) L. A. 6—8. — silvatica Huds. A. 5. 6. Actaea spicata L. A. 5. 6. Circaea alpina (G) L. A. 6—8. Adenostyles albifrons (G) Rehb. Y. 6. 7. Convallaria majalis L. 9. 5. 6 Adoxa Moschatellina L. U. 4. 5. | — latifolia (G) L. A. 5. 6. Ajuga reptans L. Y. 4—6. L multiflora (G) L. A. 5. 6 Allium ursinum (Y) L. A. 5. 6. — verticillata (G) L. A. 6. 7. Anemone Hepatica L. A 3—5. Corydalis cava Schw. 2. 4. 5. — nemorosa L. X. 4. 5 — fabacea J. A. 3. 4. — ranunculoides L. A. 2 5. — pumila Host. 2. 3. 4. Anthriscus silvestris Hoffm. 5 4. 5. — solida Sm. 2. 3. 4. Aquilegia vulgaris L. A. 5. 6. | Dentaria bulbifera L. . 3 Arum maculatum L. . 5. i enneaphyllos (G) L 2 a 5. Asarum europaeum L. 9. 4. 5 Digitalis purpurea (G 90 L S Asperula odorata L. . 4. 5 Doronieum austriacum (G) = r Astragalus glyeyphyllos L. A. 7. 8. — Pardalianches (G) L. A. 5. 6. Astrantia major (G) L. 2 6—8. Euphorbia amygdaloides G0 E. A. 4. 5 Athyrium Filix femina Rth. 9. — angulata (G) Jeg. A. 5. 6. Atropa Belladonna (G) L. 2. 7. 8. — dulcis L. A. 5. 6 Blechnum Spicant (G) Rth. A. Festuca drymeia (G) M. K. A. 6. 7. Bromus asper Murr. 2. 6. 7 g gigantea Vill. A. 6. 7. Campanula Cervicaria L. 2. 6. 7. — silvatica Vill. A. 7. 8 — latifolia L. A. 7. 8. Fragaria vesca L. A. 4—6. Cardamine trifolia (6) D A . Gagea lutea Schult. A. 4. 5 — Impatiens (G) L. O. 5. 6. Galeobdolon luteum Huds. 2. 4. 5. Carduus Personata (G) 10 O7. 8. Galium silvaticum L. A. 6. 7 Carex brizoides L. A. 5. 6). Geum urbanum L. 2. 7—9. — ER Br A 6. Goodyera repens (N) R. Br. A. 7. 8. ) Wird um Seeſen am Harz unter dem Namen „Raſchgras“ als Surrogat für Roßhaare zum Ausſtopfen von Polſtermöbeln verwendet. Wahrhaft großartig iſt ſeine Nutzung in der Koberneuſenwaldung in Oeſterreich, wo jährlich im Durchſchnitt 120,000 Kilo. gewonnen werden. Vgl. Baur's Monatsſchr. f. Forſt- u. Jagdkunde, 1873, S. 147 ff. Willkomm, Forſtliche Flora. 2. Auflage. 60 Hieracium prenanthoides (G) Vill. 2. 7. 8. 68. Impatiens Nolitangere (O L Isopyrum thalietroides (G) . A. 4. Knautia silvatica (G) Dub. A. 7—9. Lactuca muralis Gärtn. 2. = 8. Lathyrus silvestris L. A. 7 Lilium Martagon L. 2. 6. = Listera ovata R. Br. A. 7. 8. Lunaria rediviva (GS) L. 2. 5. 6. Luzula maxima (G N). DC. 2. 5. — pilosa W. A. 4. 5 Lycopodium annotinum (G N) L. . Lysimachia nemorum L. X. 6—9. Majanthemum bifolium DC. X. 5. 6. 6. Melampyrum nemorosum L. O. 6—8. — silvaticum (G) L. O. 6 —8. Melica nutans L. A. 4—7. — uniflora L. A. 6 Milium effusum L. 5. 6. | Orobus vernus L. A. 4. 5. Paris quadrifolia L. A. 4. Petasites albus (G) Güärtn. ni Pirola chlorantha (N) Sw. A. 7. — rotundifolia L. . 6. 7 — secunda (G) L. 23. 6. ı Ranuneulus cassubicus L. A. 5 — polyanthemos L. A. 5 — Sanicula europaea (N) L. A. 4 | Seilla bifolia (2) L. A. 3. 4. Senecio nemorensis L. AX. 7. 8 Spiraea Aruncus (G) L. A. 6. 7 Stellaria nemorum L. 2. 6. 7. 72 95 5. 6 — urtieifolia (G) L. A. 6. 7. Vicia silvatica L. A. 6. 7. Viola elatior Fr. 9. 5. 6. 6. Auf trocknem Boden in lichten Waldbeſtänden, bebuſchten Hügeln. Achillea Millefolium L. X. 6—9. Anemone Hepatica L. A. 3 —5. Anthemis tinctoria L. A. 6—8. Avena pubescens L. 2. 6. 7 Brachypodium pinnatum P. B. 2. 6. — silvaticum P. B. A. 7. 8 Buphthalmum salieifolium (Gg) L. A. 7. Calamagrostis montana (G) DC. A. 6. — silvatica (G). DC. A. 7. 8. Calamintha Acinos (K) Clairv. O. — grandiflora (KG) Much. 2. Campanula persicifolia L. 2. 6. Carex alba (G) Scop. A. 4. 5. — digitatä L. A. 4. 5. — montana (G) L. 2. 4. 5. — pilulifera L. A. 4. 5. — praecox L. J. 3. 4. Centaurea montana 155 L. A. 5 — 7. — nigra (G) L. A. 7. 8. Clematis recta (&) L. . 6. 7. Convallaria Polygonatum L. X. 6. 5 . 15 6. Cyclamen europaeum (NK) L. . 8. 9. Dianthus Armeria L. @). 7. 8. — barbatus (G) L. A. 7. 8. Digitalis ambigua L. ©). 6. 7. Epilobium montanum L. X. Ervum hirsutum L. O. 5 — Erythraea Centaurium L. O. 7. 8 0 —T. Festuca heterophylla Lam. 2. 6. 7 —1 = Fragaria collina Ehrh. er 5. 6. — elatior Ehrh. 2%. Galium boreale (N) L. Al. 0 — rotundifoium (N) L 175 a Genista germanica L. = 6. Gentiana ciliata (L K L. 2 8. 9. Geranium sanguineum (K L. X. 5— Gnaphalium silvaticum L. X. 7. 8. Hedera Helix L. 5. 10. 11. Helleborus viridis (G) L 2: 4. 5. Hesperis matronalis L ol 5. 6. Hieracium murorum 00 L. A. 8. Hypericum hirsutum (G) L. 1 6—8. — montanum (G) L. X. 6. Jasione montana L. ©. 5 Koeleria cristata L. 9. 6. 7. Lactuca quereina L. O. 6—8. Laserpitium latifolium L. A. 7. 8 Libanotis montana (GK) Crtz. O. 7. 8. — tinctoria L. 5. 6. Linaria vulgaris Mill. A. 6 - 10. Streptopus amplexifolius (GN) DC. 2. 6. 7. Urtica dioica L. A. Veronica montana (G) L. 2. Linosyris vulgaris (8) Cass. A. 7. 8. Luzula albida DC. A. 6. 7 Lychnis Viscaria L. A. 5 — 7 Lycopodium clavatum L. X. Malva Alcea L. A. 7. 8. Melampyrum nemorosum L. O. 7. 8. — cristatum (8) L. O. 6. 7 — pratense L. O. 6— 7. Nepeta nuda L. A. 7 Orchis mascula L. A. Origanum vulgare L. A. 5. 6 Orobus niger (G) L. A. 6. 7. — tuberosus L. A. 5. 7 Paeonia peregrina (G) Mill. . 5. 6 Peucedanum austriacum (8) Koch. 21.7.8. — Cervaria (K G) Lap. A. 7. 8. — offieinale (K) L. 2. 7. 8. — Oreoselinum (K G) Much. 2. 7. 8 Pirola minor L. 2. 6. 7 — umbellata (N) L. A. 6. 7 — uniflora (N) L. U. 6. 7 Polygonum dumetorum L. O. 6—9. Potentilla alba L. A. 4. 5 — cinerea Chaix. . 4. 5 — recta L. A. 6 Polygala Chamaebuxus (KN) L. 5. 5—7 — major (K) Jeg. A. 5 Pulmonaria angustifolia L. N. 4. 5 — officinalis L. A. 4. 5 Pyrethrum corymbosum W. X. 6. 7. Ruscus aculeatus L. 5. 5. 7. Salvia glutinosa (G K) L. 2. 7—9. — silvestris L. A. 6—8. Seleranthus perennis L. 4—9. Sedum Fabaria Koch. . 6. 7 — maximum Sut. . 8. 9. Senecio erucifolius L. A. 7—9. — Jacobaea L. O. 6— 9. Silene alpestris (KG). Jeg. A. 6—8. — nutans L. X. 6. 7 Siler trilobum (G) Crtz. A. 5. 6. Solidago Virgaurea L. A. 7 —9. | Stachys alpina (G) L. A. 7. 8. EEC recta (K) L. A. 6—8. Stellaria Holostea L. 21. 5. 6. Symphytum tuberosum L. X. 4. 5. Tamus communis L. 2. 4. 5 Tanacetum vulgare (L.) Scultz. A. 7—9. Teleckia speciosa (GN) Baumg. 2. 8. 9. Teucrium montanum (&) L. X. 6—8. Thalictrum minus (K) L. A. 4. 5 Thesium montanum (G) Ehrh. X. 6. 7 Thymus Serpyllum L. A. 7. 8. Torilis Anthriscus Gärtn. O. 7 — 10. Trifolium agrarium L. X. 6. 7. — alpestre L. A. 6. — medium L. 2. 6. — montanum L. 2. — pannonicum L. 2. 6. — rubens (K) L. A. 6. 15 Turritis glabra L. 15 5 — 7. Vaccinium Myrtillus L. 5. 4. 5. — Vitis idaea L. 5. 5. 6 Valeriana officinalis angustifolia (G) L . Veratrum nigrum (G) L. A. 7. 8 Verbascum Lychnitis L. O. 6. 7 — nigrum L. O. 6. 7 Veronica Chamaedrys Ju DES! — latifolia L. A. 5. 6. — officinalis (N) L. 2. 6. — spicata (K) L. A. 7 a — verna L. A. 4. 5 Wels OCracca E f. 6 7 — dumetorum (K) L. A. 6. 7. — pisiformis L. A. 6. 7 Vincetoxicum officinale Mnch. A. 5—7. Viola canina L. A. 4. — collina (K) Bess. 2. 83 85 — hirta L. A. 3 — 5. — lutea (G) Huds. 5 5 — 7. — mirabilis L. 2. 4. — odorata L. A. 3— — silvatiea L. 2. 4. 5. 1 Me 5 — 1 ou 7. An Waldrändern, ſteinigen trocknen Plätzen im Walde, an Geröllelehnen, felſigen Orten, in Steinbrüchen. Achillea Millefolium L. A. 6—9. Bupleurum faleatum L. 2. | Calamintha Acinos Clairv. O. 6—9. Cerastium triviale L. O. 5— 9. 60* Chaerophyllum bulbosum L. @). 6. 7 — temulum L. OO. 6. 7. Clinopodium vulgare L. A. 6—9. Conium maculatum L. O. 7. 8 Epilobium angustifolium L. A. 6— 9. Euphorbia Cyparissias L. . 4 — 6. saleopsis pubescens Bess. (O. 7—10. — versicolor Curt. O. 7 —10. Glechoma hederacea L. Y. 4—6. Hieracium boreale L. A. 8. 9. — cymosum Näg. 2.7. 8. — Pilosella L. A. 5— 10. — umbellatum L. X. 7—9. — vulgatum Fr. A. 6. 7 Hypericum perforatum L. 2. 7. 8. Inula Conyza L. 2. 7. 8 — hirta L. A. 5. 6 Linaria vulgaris Mill. A. 6 — 10. Melampyrum nemorosum L. (O. 7. 8 Melampyrum pratense L. O. 7 Melica nutans L. A. 4 - 7. Orobus tuberosus L. DIT Picris hieracioides O. 6— 8. Sedum maximum Sut. 2. 8. 9. Senecio Jacobaea L. O. 6—9. Silene nutans L. A. 6. 7. Solidago Virgaurea L. J. 7 8 Tanacetum vulgare L. A. 7 — Thymus Serpyllum L. A. 6 — Torilis Anthriscus Gärtn. O. Trifolium agrarium L. 2. 6. Turritis glabra L. O. 5— 7. Verbascum nigrum L. O. 6. 7 — orientale M. Bieb. O. 6. 7 — phlomoides L. O. 7 — thapsiforme Schrad. O. 7. 8 Vinca minor L. X. 4. 5 Vincetoxicum officinale Mnch. . 5— 7. a: il 12 Auf Waldwieſen. (Es bedeutet: f feuchte, m moorige, t trockne.) Alchemilla vulgaris L. A. 5 — Alopecurus pratensis L. A. 4 Anthyllis Vulneraria (&) L. Arnica montana (m) L. 2. 8 Bellis perennis L. . 3 — 11. Betonica officinalis L. A. 7 Campanula glomerata L. A. 6— 9. Centaurea Jacea L. N. 6 - 10. — nigra (G) L. A. 7 — phrygia (f G) L. A. 7 —9. Chaerophyllum hirsutum (f) L. 6—8. — 6. 3.86 (db 8. Cirsium heterophyllum (fG) All. A. 6—9. Dactylis glomerata L. A. 6. 7 Dianthus deltoides L. A. 6—8 Geranium silvaticum (f) L. A. Gymnadenia conopea (m) R. Br. Heracleum Sphondylium L. O.“ Hypericum quadrangulum 5 L. A. 7.8. Hypochaeris radicata L. 2. 6—8. Laserpitium pruthenicum L. X. 7. 8. Leucanthemum vulgare Cass. 2. 6—10. Lychnis Viscaria (t) L. A. 5 — 7. Myosotis silvatica Hoffm. . Rn Orchis latifolia (f) L. DL. 5. Orchis maculata (f) L. A. 5. 6. — Morio (t) L. A. 5 — sambucina L. 2. 5. 6 Orobus tuberosus L. A. 5. 6 Pedicularis silvatica (f) L. A. 5. 6 Peucedanum Chabraei (K) Rchb. A. 7. 8 — Cervaria (K G) Lap. A. 7. 8 — officinale L. A. 7. 8. Picris hieracioides L. O. 6—8 Pimpinella magna (f G) L A. 7 Polemonium coeruleum © L. 2.6 Polygala vulgaris L. 2. 6. 7. Polygonum Bistorta (f) L. 5 7 Primula elatior Jequ. 2. 4. — officinalis Scop. A. 4. = Prunella vulgaris L. A. 7. 8. Ranunculus acris L. A. 5—9. — polyanthemos L. 2. 5. 6. ' Rhinanthus alpinus (f G) Baumg. O. 7. 8. Saxifraga granulata L. A. 5. 6. Scorzonera humilis (8) L. 2. 5. 6. | Selinum Carvifolia (f) L. A. 7. 8. Serratula tinctoria L. A. 7—9. Seseli varium Trev. O. 7. 8. ge Silene nutans (t) L. A. 6. Swertia perennis (f G) L. Trifolium agrarium (t) — alpestre (t) L. A. 6. — pannonicum L. 2. — spadiceum (m) L Trollius europaeus () L. A. 5 - 7. | 7.8 | 7 Valeriana dioica (m) L. 2. 5. 6. Veronica Chamaedrys L. A. 5. 6. Vicia Cracca L. A. 5. 6. Viola elatior Fr. A. 5. 6. — hirta L. A. 3—5. — silvatica Fr. 4. 5. 9. An Waldbächen, quelligen Orten, in naſſen ſchattigen Waldſchluchten. Adenostyles albifrons (G) Rchb. A. 6. 7. Blechnum Spicant (G) Roth. 1. | Caltha palustris L. A. 4—6. Chaerophyllum hirsutum L. . 6—8. Chrysosplenium alternifolium L. 2. 3. 4. Crepis paludosa Mnch. A. 7. 8. Equisetum silvaticum L. 2. Gentiana asclepiadea (G) L. A. 8. 9. Geum rivale L. J. 5 — 7. Mulgedium alpinum (G) Cass. A. 7. 8. Petasites albus (G) Gärtn. A. 3. 4. | Ranunculus aconitifolius (G) L. A. 5 — 9. Seirpus silvaticus L. A. 6. 7. Scolopendrium officinale Sw. A. Solanum Dulcamara L. 5. 6—8. Spiraea Ulmaria L. A. 6. 7. Stellaria uliginosa Murr. A. 6. 7. Struthiopteris germanica W. 2. Valeriana officinalis sambucifolia (G) L. 2. 5—8. Berichtigungen und Zuſätze. S. 786 lies Fig. LXXVI ftatt CXLI, S. 796 lies Fig. LXXVII ſtatt LXXIV. Zu S. 76. Nach brieflichen Mittheilungen des Herrn Dr. K. Wilhelm, Docenten an der k. k. Hochſchule für Bodenkultur in Wien, ſteht im Stifts— garten zu Lilienfeld (bei St. Pölten in Niederöſterreich) eine überaus ſtattliche Hängefichte [Picea excelsa var. viminalis Alstr.) von bei- läufig 60 Jahren Alter, deren Stamm 17 Met. Höhe und in Bruſthöhe 1 Met. Durchmeſſer beſitzt. Dieſe Hängefichte, deren ſchlaff herabhängende peitſchenförmige Zweige bis über 1 Met. Länge erreichen, iſt als junges Bäumchen aus dem benachbarten Walde in jenen 380 Met. über dem Meere gelegenen, auf dolomitiſchem Triaskalk ſtockenden Park verpflanzt worden. Sie hat derbe vierkantige Nadeln, welche an den hängenden Zweigen all— ſeitig abſtehen, und trägt faſt jährlich zahlreiche Zapfen von auffallend ſchlanker Geſtalt. Vor Kurzem iſt dieſer merkwürdige Baum in ſehr ge— lungener Weiſe photographirt worden und ſind Abdrücke dieſer Photographie in dem photograph. Atelier von C. v. Rainer in Wien (I. Wipplinger- ſtraße 7) für 1 fl. zu haben. Zu S. 77. Neuerdings wird die Picea montana Schur von manchen Botanikern wieder für eine beſondere Art gehalten und Balkanfichte ge— nannt, weil ſie die Fichtenwälder des Balkangebirges bildet, von wo aus ſie bis Siebenbürgen verbreitet iſt. Nach einem mir vorliegenden reifen Zapfen, den ich durch Herrn J. Freyn erhalten habe, möchte ich dieſe Fichte doch nur, ähnlich wie die P. obovata Ledeb. für eine geo— graphiſche Varietät von P. excelsa halten, denn dieſer Zapfen unterſcheidet ſich von einem gewöhnlichen Fichtenzapfen nur durch mehr eylindriſche Ge— ſtalt und durch mehr zugeſpitzte, übrigens an der Spitze auch zweizähnig— ausgerandete Schuppen, und bin ich überzeugt, daß ſich, wenn man nur ſuchen wollte, ebenſo wie zwiſchen P. excelsa und obovata, jo auch zwiſchen der Balkanfichte und unſerer gewöhnlichen Fichte Uebergangsformen finden würden. e , AAA ˙ ä Fe S u Ze neo; Zu ©. 814. In Dankelmann's Zeitſchrift (1881, S. 156) iſt Rhus vernicifera DC. aus Japan, jener Baum, deſſen Saft den fo vorzüglichen japaniſchen Lack liefert, vom Forſtmeiſter Bando zum Anbau in Süddeutſchland empfohlen worden, auf Grund von Kulturverſuchen, die man in den botaniſchen Gärten zu Frankfurt a. M. und Straßburg gemacht hat, wo dieſe Holzart eine vorübergehende Kälte von — 18 bis 19 C. un— bedeckt ohne Schaden ertragen hat. Rh. vernicifera, der Lackſumach, ge— hört zur Gruppe des Rh. typhina und Rh. glabra, von denen er ſich durch die geringere Anzahl der Blättchen (11— 13) unterſcheidet. Die Blatt— ſtiele ſammt den jungen Zweigen ſind weichwollig behaart, die Blättchen eiförmig zugeſpitzt, ganzrandig, oberſeits faſt kahl, unterſeits ſammtig— flaumhaarig. Namenverzeichniß der Holzgewächſe. (Die curſiv gedruckten Namen ſind Synonyme.) A. Abies Lk. 106. alba Mehx. 97. alba Mill. 112. Apollinis Lk. 133. atlantica Lindl. 106. - balsamea Mill. 107. 111. brachylepis Wk. 112. balsamifera Mchx. III. bracteata Hook. Arn. 135. camtschatica Rupr. 153. canadensis Mchx. 103. canadensis Mill. 97. cephalonica Loud. 107.132. — arcadica Henk. 133. — parnassica Henk. 133. eilieiea Ant. Kotsch. 107. 109. curvifola Hort. 97. denticulata Poir. 96. Deodara Lindl. et Gard. 160. Douglasii Lindl. 104. Eichleri Lauch. 107. 135. exccelsa DC. 97. — monstrosa Loud. 75. glauca Hort. 97. Gmelini Rupr. 155. Khutrow Loud. 9. Larix Lam. 140. Ledebourii Rupr. 153. magnifica Murr. 135. Mariana Mill. 96. Menziesii Loud. 98. microcarpa Lindl. Gard. 157. Morinda Hort. 95. nobilis Lindl. 135. Nordmanniana Lk. 107. 134. obovata Loud. 93. Abies orientalis Poir. IT. pectinata DC. 107. 132. nana Knight 118. pendula Hort. 117. Vrat. 132. tortuosa Booth. — virgata Casp. 118. pendula Griff. 95. pendula Lindl. 156. Picea Mill. 67. 96. Pichta Forb. 107. Pinsapo Boiss. 107. 110. 112. Apollinis Lindl. 133. cephalonica Cat. Vrat. fastigiata Hort. 118. pyramidalis Hort. 118. reginae Amaliae Cat. Acer campestre L. 746. 764. carolinianum Walt. 770. commutatum Presl 769. 118. variegata Hort. 118. reginae Amaliae Heldr. 133: sibiriea Led. 107. sitchensis Lindl. 98. Smithiana Loud. 95. Thunbergii Lamb. 95. Tschugatskoi Laws. 109. vulgaris Poir. 112. | Abietineae DC. 57. 60. Acacia L. 938. dealbata Lk. 938. decurrens Willd. 938. Farnesiana Willd. 938. Julibrissin Willd. 938. lophantha Willd. 938. ee Lk. 938. Acer L. atr 15 7 eum Hort. 751.| austriacum Tratt. 764. barbatum Mehx. 762. bicolor Hort. 751. bohemicum Presl 751. | | A californicum C. Koch 772. 5 cretieum L. 769. crispum Hort. 759. cucallatum Hort. 759. dasycarpum Ehrh. 746. 770. Dittrichii Ortm. 751. eriocarpum Mechx. 770. erythrocarpum Hort. 751. euchlorum Hort. 751. fulgens Hort. 771. glaueum Marsh. 770. granatense Boiss. 763. Heldreichiiorph. 746.756. heterophyllum Hort. 759. hybridum Hort. 751. ibericum M. Bieb. 769. illyrieum Jeq. 769. italum Lauth. Kablikianum Opiz 751. laeiniatum Lauth. 759. lacimiosum Desf. 759. lutescens Hort. 751. macropterum Guss. 751. 7 macropterum Vis. 756. Martini Jord. 763. meliodorum Opiz 751. monspessulanum L. 746. 769. montamım Kit. 748. neapolitanım Ten. Negundo L. 771. nigrum Mchx. 762. obtusatum W. Kit. 746.763. Opalus Ait. 762. 763. Opizit Ortm. 751. opulifolium Vill. 762. 763. Ortmanni Opiz 751. pallidiflorumC. Koch 771. palmatifidum Tsch. 759. 746. 762. 763. Acer pensylvanicum L. 748. platanoides L. 746. — praecox Opiz 751. Pseudoplatanus L. 746. 749. | — purpurascens Hort. 751. quadricolor Hort. 759. RafinesquwianumHort.751. Reygassei Boiss. 769. robustum Opiz 751. rotundifolium Lam. 763. rubromaculatum Hort. Il. rubrum L. 746. 770. saccharimum L. 770. saccharmum Wah. 746. 762. sangwineum Spach 770. Schwedleri Hort. 759. spicatum Lam. 746. 748. striatum Du Roi 748. tataricum L. 746. 747. | tawricolum Boiss. 766. tauricum Hort. 763. | Tauschianum Opiz tomentosum Hort. 77 trieolor Hort. 751. trilobatum Lam. 769. trilobum Mönch 769. undulatum Hort. 759. voriegatum Hort. 751. vernum Reyn. 763. villosum Presl 751. Visianii Nym. 756. vitifolium Op. Tsch. 751. Acerineae DC. 744. Achillea L. 574. 575. — abrotanoides Vis. 575. hamaecyparissus Rehb. 576. Ackerbeere 881. ale 1% Aesculus L. 773. — carnea Willd. 776. E 8 | Aetinostrobeae 245. | | — Hippocastanum L. 774. Aeſchgrisle 865. Aeſchrösle 865. Agras 689. Ahlbeere 695. Ahlkirſche 901. Ahorn 744. Ahre 749. Ailanthus Desf. 810. — glandulosa Desf. 815. Akazie 923. 930. Albizzia Julibrissin 938. Almenrauſch 614. Rchb. I 955 . Alnaster fruticosus Led. 334. viridis Spach 333. .,— suaveolens Spach 334. ‚ Alnobetula viridis Schur 833. | Alnus Tourn. 329. Alnobetula Ehrh. 333. alpina Borkh. 353. autumnalis Hort. 348. — cerifera Hort. 343. cordifolia Ten. 332. 338. denticulata C. A. M. 343. glutinosa Gaertn. 332. barbata Led. 347. - meisa Willd. 343. monstrosa Hort. 343. quercifolia Willd. 343. vulgaris Reg. 343. hybrida A. Br. 347. hybrida Rehb. 348. incana Willd. 333. 349. — acuminata Reg. 351. - olauca Ait. 350. hirsuta Spach 350. parvifolia Spach 351. pinnatifida Spach 351. rubra Reg. 339. sericea Reg. 351. sibirica Led. 350. tirolensis Saut. 350. — vulgaris Reg. 350. latifolia Hort. 348. Morisiana Bertol. 343. oblongata Willd. 343. - ovata Schrk. 333. pubescens Tsch. 332. 347. rubra Bongd. 331. 339. rugosa Ehrh. 348. - serrulata Willd. 333.348. suaveolens Requ. 343. subcordata C. A. M. 338. tomentosa Hort. 338. undulata Willd. 334. viridis DC. 332. 333. — parvifolia Saut. 334. — sibirica Reg. 334. Alpenbalſam 614. Alpenerle 333. Alpenfichte 71. Alpenföhre 217. Alpenrebe 705. Alpenroſe 612. Alyssum triquetrum Portschl. 710. Amelanchier Med. 825. 858. barbataC. A.M.332.341. Amelanchier Botryapiım Guimp. H. 854. canadensis C. Koch 854. cretica C. Koch 854. ovalis Ser. 854. rotundifolia C. Koch 853. vulgaris Med. 853. Amentaceae Juss. 293. Amorpha fruticosa L. 933. Ampelideae Wk. 741. Ampelopsis Mchx. 743. — hederacea Mchx. 743. Amygdalaceae Juss. 824. 887. denticulata Reg. 343. laciniata Willd. 343. orientalis Desne. 332. 338. | Amygdalus L. 888. — communis L. 889. — nana L. 888. \— Persica L. 890. Anagyris L. 905. 906. — foetida L. 906. Andromeda L. 603. ‚— calyculata L. 605. — polifolia L. 601. 603. Androsaemum L. 722. 723. — offieinale All. 723. Anthodendron pontieum | Rehb. 612. |Anthyllis L. 906. 928. I— Barba Jovis L. 928. Apfelbaum 847. ‚Apfelfrüchtige 824. Apfelſine 725. Apocyneae R. Br. 643. 644. Apocynum L. 644. — venetum L. 646. Apollotanne 133. Aprikoſenbaum 891. Aprikoſenpflaume 895. Araliaceae Juss. 684. Arbutus L. 600. 603. — alpina . 602. — Unedo L. 600. 603. — Uva ursi L. 602. Arceuthobium M. Bicb. 290. — Oxycedri M. Bieb. 290. ‚Arceuthos drupacea Ant. | Ktsch. 268. 'Arctostaphylos Adans. 600. 6501. — alpina Spr. 600. 602. — officinalis Wimm. Gr. 602. — Uva ursi Spr. 600. 602. Araucaria excelsa R. Br. 58. 5 2590 |— imbricata Pav. 58. Araucarieae Endl. 57. Argyrolobium Linnaeamım | Walp. 926. Aria Hostii Jequ. 856. Aria intermedia Schur 859. — mivea Host 857. — scandica Röm. 859. Arle 749. AroniaAmelanchierRchb.853 — arbutifolia Pers. 857. — Botryapium Pers. 853. — cretica Pers. 858. — melanocarpa Ell. 857. — orbicularis Borkh. 853. — ovalis Pers. 853. — pirifolia Pers. 856. — rotundifolia Pers. 853. Artemisia L. 574. 577. Abrotanum L. 578. arborescens L. 577. Biasolettiana Vis. camphorata Vill. 5 intermedia Host 577. naronitana Vis. 578. paniculata Lam. 578. — procera Willd. 578. rupestris Scop. 577. — subcanescens Willd. 577. Arthroenemum fruticosum Moc. T. 563. Arve 167. Asclepiadeae R. Br. 643. 647. Asclepias fruticosa L. 649. Asparagus L. 285. — acutifolius L. 285. Aspe 521. Asperifoliae Endl. 632. 633. Asperula calabrica L. 581. AthanasiamaritimaSpr.376. Atlasbeere 860. Atlasceder 160. Atragene L. 703. 705. — alpina L. 705. — austriaca Jequ. 705. — clematidea Crtz. 705. Atriplex portulacoides Walli. | 564. I Aucuba japonica Thb. 684. Aurantiaceae DC. 725. Axyris ceratoides L. 564. Azalea L. 602. 611. — pontica L. 602. 611. — procumbens L. 612. Azarolbirne 841. Azaroldorn 841. Azarolmispel 841. Azarohıs arbutifolia Borkh. 856. — pinnatifida Borkh. 811. B. Backenklee 929. Bärentraube 601. 954 Balſampappel 534. Balſamtanne 111. Baumheide 608. Becherblume 876. Becherträger 294. Beifuß 577. | Belis jaculifolia Salisb. 59. Berberideae Vent. 699. Berberis L. 699. — canadensis Prsh. 701. — sibirica Pall. 701. — vulgaris L. 700. Berberize 699. Bergahorn 749. Bergamotte 725. | Bergdroſſel 333. Betula lenta Willd. 301.325. megalocarpaea Laest. 305. myrsinoides Tsch. 327. nana L. 302. 328. nigra Willd. 301. 325. migricans Wender. 305. "odorata Bechst. 302. odorata Rehb. 314. ovata C. Koch 305. oykowiensis Bess. 318. oykowiensis Rehb. 327. pallescens Larss. 326. — palmata Borkh. 317. palustris Rupr. 327. papyracea Ait. 301. 324. populifolia Ait. 301. 323. pubescens Ehrh. 302. Bergeiche 403. Bergflachs 293. Bergkiefer 209. Berglinde 729. Bergmispel 825. Bergroſen 567. Beſenginſter 908. Bejenhaide 609. 610. 908. Beſenſtrauch 908. Betula Tourn. 297. detnensis Raf. 317. alba L. 301. 302. carpathica Reg. 305. Friesii Reg. 305. latifolia Wk. 304. parvifolia Reg. 304. rhombifolia Reg. 305. — verrucosa Wallr. 314. Almuıs glutinosa L. 339. alpestris Fr. 326. arbuscula Fr. 318. brockembergensis Bechst. 302. carpinifolia Ehrh. 325. | cortifoha Tsch. 307. dalecarlica L. 317. dahnmica Willd. 305. excelsa Ait. 301. 324. fruticosaTrautv. 302.327. glutinosa Hoffm. 339. glutinosa Wallr. 302.305. Gmelini Bge. 328. gummifera Bertol. 514. Hornemanni Reg. 302. humilis Schrk. 327. hybrida Bechst. 302. hybrida Reg. 312. incana L. 349. intermedia Thom. 301. 326. | laciniata Wahlenb. 317. lanceolata Hort, 324. acuminata Ehrh. 323. | pumila L. 328. rhombifolia Tsch. 305. rubra Michx. 325. Sokolowii H. Petrop. 317. torfacea Schltd. 304. tortuosa Led. 301. 312. urticifolia Reg. 301. 313. verrucosa Ehrh. 301. 314. — laciniata Fr. 317. lobulata Reg. 317. microphylla Reg. 317. oy kowiensis Reg. 318. transsilvanica Reg. 318. vulgaris Reg. 317. virgultosa Fr. 313. Betulaceae 293. 295. Bignonia Catalpa L. 641. Bignoniaceae 641. Biota orientalis Don. 250. Birke 297. Birnbaum 843. Bitterſüß 635. Blaſenſtrauch 932. Blaubeere 597. Blaugummibaum 820. Blumeneſche 670. Blutbuche 440. Blutdorn 834. Bocksbeere 695. Bocksdorn 636. Bohnenbaum 917. Bohnenſtrauch 916. Brassica L. 708. 710. [ Botteri Vis. 710. — mollis Vis. 710. Brennkraut 703. Brombeere 876. 880. Broussonetia Vent. 542. — papyrifera Vent. 542. Bruchweide 472. Bruckenthalia Rehb. 601, Bruckenthalia spieuliflora | Rchb. 610. Bruftbeere 789. Buche 435. Buchsbaum 802. Burbeere 69. Buxus L. 802. — sempervirens L. 802. C. Cacteae DC. 697. Cactus Fieus indica L. 698. — Opuntia DC. 698. Caesalpiniaceae R. Br. 904. 936. Calluna Salisb. 601. 610. — vulgaris Salisb. 610. Calobotrya sanguwinea Spach 696. Calyeanthus floridus L. 865. Calycotome Lk. 905. 916. — infesta Guss. 916. Caprifolium etruscum R. Sch. 589. — implecum R. Sch. 588. perfoliatum Schur 588. — PerichymenumR.Sch. 589. N Capparideae uss. 707. Capparis L. 711. — spinosa L. 711. Caragana Lam. 906. 931. — arborescens Lam. 931. — Chamlagu Lam. 932. — frutescens Host 932. — microphylla Lam. 931. Carpinus Tourn. 355. — americana Mchx. 366. Betulus L. 355. 358. — heterophylla Hart. 362. — ineisa Ait. 361. — subeordifolia Schur 362. 366. Carpinizza Host 358. - edentula Kit. 362. orientalis Lam. 366. Ostrya L. 368. virginiana. Lam. Carya Nutt. 808. alba Nutt. 808. amara Nutt. 809. aquatica Nutt. 809. compressa Nutt. 809. mierocarpa Nutt. 809. 369. — intermedia Hort. 362. carpinifolia Walt. 358. duinensis Scop. 358. 366. intermedia Wierzb. 362. Carya myristicaeformis Nutt. 809. — olivaeformis Nutt. 809. — poreina Nutt. 809. — suleata Nutt. 809. — tomentosa Nutt. 809. Cassandra Don. 601. 605. — calyculata Don. 605. Castanea Tourn. 383. 427. — sativa Mill. 428. -— vesca Gärtn. 428. — vulgaris Lam. 428. Catalpa Scop. 641. — bignonioides Walt. 641. — speciosa Ward. 642. — syringaefolia Sims. 641. Ceder 158. — rothe, virginiſche 257. Cedrus Tourn 158. | — atlantica Man. 160. — argentea Hort. 160. — Deodara Loud. 160. — Libani Barr. 159. Celastrineae R. Br. 778.781. Celastrus scandens L. 785. Celtideae 536. 544. Celtis Tourn. 545. australis L. 545. occidentalis L. 547. Cerasus avium Mönch 898. Chamaecerasus Lois. 896. Duracina DC. 898. | effusa Hort. 897. humitis Hort. 896. intermedia Hort. 897. Juliana DC. 898. | Laurocerasus Lois. 904. Mahaleb Mill. 900. Marasca Hort. 897. Padus DC. 901. prostrata Lois. 896. — pumila Baumg. 896. — serotina Lois. 903. Ceratonia L. 937. — Siliqua L. 937. Cercis L. 936. — Siliqnastrum L. 936. Chamaebuxus vulgaris Spach 1 Chamaecyparis Spach 247. — ericoides Carr. 248. — Lawsoniana Parl. 247. — nutkaönsis Sp. 248. — sphaeroidea Sp. 248. ‚Chamaedaphne calyculata | | Mönch 605. Chamaeledon procumbens Lk. 611, | | Chamitea Cheiranthus R. Br. | — tristis L. Cistus Tourn. — albidus L. Clematis L. |— alternifolia L. fil. reticulata Kern. 507. 708.709. — Cheiri L. 709. — incamus L. 708. 709. Chenopodiacea Less. 562. Chenopodium frutieosum L. 565. Chinaroſe 740. Chriſtusakazie 937. Chriſtdorn 786. ‚Ohrysobotrya revoluta Spach 696. Cistaceae DC. Ciſtroſe 714. 712. 713. 713. 714, 7142 716: ereticus L. 714. 716. ereticus Rchb. 715. Fumana L. 719. monspeliensis L. 714. 715. polymorphus Wk. 714. 715. salviaefolius L. undulatus Rchb. villosus L. 715. Citronatbaum 725. Citronenbaum 725. Citrus n 725 Aurantium L. Bergamia Risso 17 decumana L. 725. Limonum Kisso 7 medica L. 703. — Flammula L. 704. — Vitalba L. 703. — Viticella L. 704. Colutea L. 906. 932. — arborescens L. 932. — cruenta Ait. 933. — orientalis Mill. 933. Compositae Vaill. 573. Coniferae L. 52. Convolvulaceae Vent. 634. Convolvulus L. 634. — (ineorum L. 634. Conyza saxatilis L. 579 Coridothymus Rchb. fil. 621. — capitatus Rchb. f. 621. 627. Corneae DC. 714. 716. 25. 632. 676. ICornus L. 677. — alba L. 677. 681. 677. 682. — Amomam Mill. 681, Cormus australisC. A. M. 680. — candidissima Mill. 678. circinnata l’Her. 677. 681. citrifolia Wahlbg. 680. coerulea Lam. 681. Cyanocarpa Mönch 681. florida L. 677. 683. lanuginosa Mchx. 681. latifolia Bray 680. mas L. 677. 682. paniculatal’Her. 677.678. rubiginosa Ehrh. 681. sanguinea L. 677. 678. ‚sericea L. 677. 681. stolonifera Mchx. 681. Coronilla L. 933. coronata Rchb. 935. Emerus L. 933. 934. glauca Vis. 935. — juncea L. 933. 934. minima L. 934. 935. montana Scop. 935. stipularis L. 934. 935. valentina L. 935. Coryleae 355. Corylus Tourn. 355. 370. americana Walt. 356.379, Avellana L. 355. 372. erispa Hort. 374. glandulosa Christ 374. grandis A. DC. 375. purpurea Lodd. 374. urticifolia Hort. 374. — variegata Hort. 374. byzanthina Clus. 377. Colurna L. 355. 377. — glandulifera A. DC. 377. cornuta Du Roi 379. masima Du Roi 378. pontica C. Koch 377. rostrata Ait. 356. 379. rubra Borkh. 378. Cotinus coceygea Scop. 812. Cotoneaster Med. 824. 825. — integerrima Med. 827. nigra Wahlbg. 826. 897. Pyracantha Spach 826. 828. tomentosa Lindl. 827. 826. Crataegus L. 824. 830. — .acerifolia Mönch 835. viminalis Lam. 934. 935. - glomerata Ait. 374. | vulgaris Lindl. 826. 827. — melanocarpa Led. 828. Crataegus arbutifolia Lam. 857. Aria L. 857. Aronia Bose 841. Azarolus L. 831. 841. Chamaemespilıs Jequ. 855. coccinea L. 831. 834. cordata Ait. 831. 835. cretica Desf. 854. — Crus galli L. 831. 833. fennica Kalm. 861. flabellata Bosc 835. glandulosa Mönch 831. 34. grandiflora C. Koch 831. 832. Heldreichii Boiss. 841. hirsuta Schur 837. horrida Carr. 837. intermedia Schur 837. kyrtostyla Bl. Fing. 837. laciniata Ucria 841. macrocarpa 838. maroccana Pers. 841. monogyna L. 831. 835. | odoratissima Horn. 841. 841. Oxyacantha L. 831. 838. oxyacanthoides Thuill. 838. 1 pinnatifida Bge. 835. — pirifolia Lam. 856. populifolia Walt. 835. prunifolia L. 831. 833. purpurea Loud. 834. pyenoloba Boiss. 841. Pyracantha Pers. 828. sanguinea Torr. Gr: 834. scandica Wahlbg. 859. — spinosissima Lodd. 834. splendens Host. 837. tanacetifolia Poir. 841. tomentosa Du Roi 831. 833. torminalis L. 860. 'Cruciferae Juss. 707. 708, Cryptomeriajaponica Don.59. 59. Cupressineae Endl. 58. 243. Cupressus L. 245. Hegetschw. nigra W. Kit. 831. 840. orientalis M. Bieb. 831. pentagyna Kit. 831. 840. punctata Jequ. 831. 832. sanguinea Pall. 831. 834. | semitrigyna Wierzb. 838. | Cunninghamia sinensis R. Br. ‚Oupressus arbor vitae Targ. 2249. fastigiata DC. 246. glandulosa Hook. 247. horizontalis Mill. 247. Lawsoniana Murr. 247. macrocarpa Hartw. 247. - nutkaönsis Lamb. 248. sempervirens L. 246. thyoides L. 248. Cupuliferae L. 294. 380. Cydonia Tourn. 825. 852. — japonica Thbg. 853. — sinensis Thbg. 852. vulgaris Pers. 852. Cypreſſe 245. Cytisus L. 905. 916. aggregatus Schur 926. alpestris Schur 926. alpinus L. 917. 918. unbiqius Schur 923. argenteus L. 917. 926. atratus Schur 920. austriacus L. 917. 921. banatieus Gris. 922. biflorus W. Kit. 924. candicans Lam. 920. |— capitatus Grab. 923. — eiliatus Wahlbg. 917. 925. |— einereus Host. 924. |— decumbens Rchb. 916. diffusus Vis. 916. elongatusW .Kit.917.923. glaber L. 925. Heuffelii Wierzb. 922. hirsutus L. 917. 922. hirsutus Jequ. 920. infestus Guss. 916. Kitaibelii Vis. 915. Laburnum L. 917. leiocarpus Kern. 917.925. leucanthus Kit. 921. monspessulanus L. 917. 920. Neilreichii Pok. 923. nigricans L. 917. 919. — obyallatus Schur 926. ı— pulchellus Vis. 911. — purpureus Scop. 917.925. radiatus Koch 917. 926. ramentaceus Sieb. 918. Ratisbonnensis Schäff. 917. 924. — Rochelii Wierzb. 922, sagittalis Koch 911. scoparüus Rchb. 908. sericeus Vis. 911. sessilifolius L. 917, 920. Oytisus silvestris Vis. 915. spinescens Sieb. 917.921. — supinus L. 917. 923. — Tommasinii Vis. 923. triangularis Vis. 912. —4 Edelkaſtanie 428. Ehrenpreis 639. Eibe 270. Empetreae Nutt. — virescens Kov. 923. — Weldenii Vis. 917. 919. D. Damascenerpflaume 895. Daphne L. 566. — alpina L. 567. 568. — Blagayana Frey. 567 569. — (neorum L. 566. 567 — glandulosa Bert. 567 568. — Gnidium L. 567. 568. — Laureola L. 567. 569. — Lerchenfeldiana Schur 569. — Mezereum L. 567. 570. | — striata Tratt. 566. 567.| Daphnoideae Vent. 565. 566. Darrfraut 579. Dattelpflaume 674. Deodaraceder 160. Dexenſtaude 261. Diervilla canadensis Willd. 599. Dintenbeerſtrauch 653 Diospyros L. 674. — Lotus L. 674. — virginiana L. 675. Diotis Less. 574. 57 85 — candidissima Desf. Dirndel 682. Doldengewächſe 676. Doryenium Tourn. 905. 929. diffusum Janka 929. graeile Jord. 929. — herbacewm Vill. 929. pentaphyllum Scop. 929. — suffruticosum Vill. 929. Douglasfichte, Douglastanne 104. Droſſel 333. Druſen 333. Dryas L. 866. 881. — octopetala L. 881. Dürlitze 682. Ebenaceae Vent. Ebereſche 862. Ebſchbeerbaum 862. Eehium petraeumPortenschl. 633. 674. 673. Elacagneae R. Br. : — angustifolia L. — argentea Prsh. Eibiſch 740. Eiche 384. Eichenmiſtel 289. Eisapfel 848. Elaeagnus L. 570. — 2255 tensis M. Bieb. 571. Eller 329. Elfe 329. Elſebeere, Elzebeerbaum 857. 860. 733: Empetrum L. 800. — nigrum L. 800. Ephedra L. 279. distachya L. 281. monmostachya L. 281. nebrodensis Guss. 281. vulgaris Rich. 281. Epheu 684. Epplern 764. Erbſenbaum 931. Erica L. 601. 605. arborea L. 601. 608. carnea L. 601. 607. einerea L. 601. 608. herbacea L. 607. multiflora L. 601. 609. - scoparia L. 601. 609. spieuliflora Salisb. 610. Tetralix L. 601. 607. vulgaris L. 610. Ericaceae Juss. 600. Erle 329. Eſche 656. Eſchenahorn 771. Espe 521. Eucalyptus Globulus Labill. — japonieus Thunb. Eſſigbaum 814. Eſſigdorn 700. Eſſigroſe 870. 820. Euphorbia L. 801. — dendroides L. 801. — spinosa L. 801. Euphorbiaceae L. Eurotia ceratoides 563. 564. Evonymus L. 781. americanus L. 785. angustitolius Prsh. atropurpureus Jequ. — europaeus L. 782. N 1 785. 799. 800. Evonymus Jatifolius Scop. 784. — verrucosus Scop. 784. — vulgaris Scop. 782. F. 0. Färbereiche 419. Färberginſter 912. Fagus Tourn. 383. 433. — silvatica L. 435. asplenifolia Hort. 440. cristata Hort. 440. incisa Willd. 440. pendula Hort. 440. purpurea Hort. 440. retroflexa Math. 439. tortuosa Hort. 439. variegata Hort. 440. ee B. Br 708 710. dalmatica Vis. 710. |— triquetra DC. 710. Faulbaum 796. 901. Faulbeere 796. Feigenbaum 543. Feigendiſtel 698. Feldahorn 764. Feldkümmel 626. Feldrüſter 555. Feldthymian 626. Felſenbirne 853. Felſenkirſche 900. Feuerapfel, Feuerdorn 828. Fichttanne 67. 74. Fichte 67. 74. Ficus Tourn. 543. — Carica L. 54. Fieberheilbaum 820. Filzkraut 628. Filzkoppe ale Fitzroya patagonica Hook. | Dale Flatterrüſter 559. Flieder 594. Föhre, Fohre, Forche 161.193. 'Forsythia Fortunei Lindl. 656. — viridissima Lindl. 656. Frangula rupestris Schur 798. '— vulgaris Rchb. — Wulfenii Rehb. Fraxinus L. 656. - acuminata Lam. 668. americana L. 668. - aurea Willd. 663. Berlanderiana DC. 670. caroliniana Hort. 669. discolor Mühlenb. 668. epiptera Mehx. 669, 796. 798. — exelsior L. 658. angustifolia Hort.663. argentea Hort. 663. - asplenifolia Hort. 663. aurea Hort. 663. erispa Hort. 663. fungosa Hort. 663. horizontalisHort.663. jaspidea Hort. 663. laciniata Hort. 663. lutea Hort. 663. monstrosa Hort. 663. - purpurascens Hort. 663. | variegata Hort. 663. verrucosa Hort. 663. verticillata Hort. 663. expansa Willd. 670. florifera Scop. 670. Juglandifolia Lam. 669. heterophylla Vahl. 663. | Lindheimeri Wenz. 670. monophylla Desf. 661. nigra Du Roi 669. Ornus L. 670. oxycarpa Willd. 667. oxyphylla M. Bieb. 667. — pensylvanica Marsh. 669. pubescens Lam. 669. rostrata Guss. 667. tomentosa Mchx. 669. — eviridis Mehx. 669. Fumana Spach 713. 718. — arabica Sp. 714. 718. — procumbens Gr. Godr. bee e — viseida Sp. — vulgaris Sp. Früheiche 387. Frühlinde 734. G. | Gagel 294. Gaisblatt 584. Gaisklee 916. Gamander 629. Gartenebereſche 865. Gelbholz 700. 816. Gelbveigelein 294. Genevrier 261. | Genista L. 905. 909. - alpicola Schur 913. anglica L. 910. 914. candicans L. 920. cinerea Maly 911. decumbens Rehb. 915. elatior Koch 913. frutescens Schloss. Vuk. 913. germanica L. 910. 914. 714. n 718. Genista Halleri Reyn. 914. hungarica Kern. 913. ineubacea Schur 913. lasiocarpa Spach 913. leptophylla Spach 913. Iydia Gris. et Sch. 913. mantica Poll. 913. nervata Kit. 913. ovata W. Kit. 910. pilosa L. 910. 913. 915. radiata Scop. 926. rupestris Schur 913. sagittalis L. 910. 911. sericea Alsch. 911. sericea Wulf 919. 911. silvestris Scop. 910. 915. tinctoria L. 910. 912. transsilvanica Schur 913. triangularis Baumg. 913. — triangularis Willd. 900. 912. — triquetra W. Kit. 912. virgata Willd. 913. Gerbermyrthe 294. Gingko biloba L. 278. Ginſter 909. Glasſchmelz 563. Gleditschia triacanthos“L. 93 Globularia L. 618. — cordifolia L. 618. Globulariaceae Lindl. 618. Glyeine chinensis DC. — frutescens Del. 933. Gnetaceae Endl. 279 Götterbaum 915. Goldregen 917. Gomphocarpus R. Br. 648. — fruticosus R. Br. 648. Gräne 67. Gränke 503. Granateae Don. 817. 821. Granatapfel 821. Grauerle 349. Groſſelbeere 689. Grüneller, Grünerle 333. Grundheil 723. Gymnocladus canadensis Lam. 981. Gymnospermae 52. 2 + Hängefichte 76. Haferſchlehe 892. 916. — heteracantha Schl. Vuk. holopetala Fleischm. 926. procumbens W. Kit. 910. pulchella Vis. 910. 911. 933. Hagebuche 358. Hagebuttenbirne 846. Hagedorn 830. Hagſeilrebe 703. Hahndorn 832. Haide 605. Haideginſter 910. Hainbuche 358. Hainbuttenbirne 846. Hakenkiefer 211. ‚Halesia tetraptera L. 676. Halimus ceratoides C. A. M. 563. 564. Hamilton ia elegansRchb. 293. Hanfweide 481. Harnkraut 292. Hartheu 723. Hartriegel 677. Harzbirke 314. Harztanne 67. Haſel, Haſelſtrauch 370. Haſelfichte 72. Haſenhaide 908. Haſter 358. Hauhechel 927. Heckenapfel 848. Heckenbuche 358. Heckenkirſche 584. Heckenroſe 874. Heckſame 907. Hedera L. 684. — Helix L. 685. 7. — hibernica Hort. 685. '— gwinquefolia L. 743. Heidelbeere 596. Helianthemum Tourn. 713. 716. Chamaecistus Mill. 717. Fumana Mill. 719. glutinosum Pers. 718. \— grandiflorum DC. 717. hirtum Pers. 714. 717. laeve Pers. 718. laevigatum Schur 717. macranthum Schur 717. montanum Vis. 714. 717. obscurum Pers. 717. pulverulentum DC. 714. 716. serpyllifolium Baumg. 1 thymifolium Rchb. 718. — vulgare Gärtn. 714. 717. Helichryson DC. 575 — angustifolium DC. 579. Helmlokstanne 102. 103. Herzkirſche 899. Hexenzwirn 637. Hibiscus L. 740. Hibiscus syriacus L. 740. Hikorynuß 808. Himalayaceder 160. Himbeere 876. 879. Hippocastaneae DU. 773. Hippopha@ L. 572 — rhamnoides L. 572 Hirſchdorn 791. Holler 654. Hollunder 594. 654. Holzapfel 848. Holzbirne 844. Hopfenbaum, Hopfenbuche 368. Hornbaum 356. Hornſtrauch —— — 677. Hortensia vosea Desf. 697. Hundsbeere 678. Hundsroſe 875. Hundswürger 646. Hydrangea arborescens L. 697. — opuloides Lam. 696. — quercifolia Bartl’ 697. — radiata Walt. 697. Hypericineae DC. 720. 722 Hypericum L. 722, — Androsaemnm L. — Coris L. 723. Hyssopus L. 620. 623. — offiemalis L. 623. 2 723. . Iberis L. 708. 710. — garrexiana All. — serrulata Vill. Ilex L. 786. — Aquifolium L. Ilicineae Brongn. Immortelle 279. Jasmin 672. — unechter 818: Jasmineae 641. 672 Jasminum L. 672. — fruticans L. 672. — officinale L. 673. Selängerjelieber 588. 654. Sohannisbeere 688. 691. Johannisbrod 937. Judenbaum 936. Juglandineae DC. 803. Juglans L. 804. — alba Michx. 808. — cathartica Mchx. — ceinerea L. 807. — niera L. 807. — regia L. 805. Jungfernrebe 743. Juniperus L. 251. . ile 786. 785. 807. 959 Juniperus alpina Gaud. 267. — arborescens Mönch 257. Biasolettii Lk. 260. caroliniana Du Roi 257. chinensis L. 259. communis L. 253. 261. — prostrata Wk. 264. compressa Rinz. 263. davurica Pall. 254. drupacea Labill. 269. excelsa M. Bieb. 259. fastigiata Knight 263. foetidissima Willd. hibernica Lodd. 263. hispanica Presl 263. lusitanica Mill. 254. macrocarpa Sibth. 253 260. maerocarpa Ten. 259. nana Willd. 253. 267. Oxycedrus L. 253. 259 - phoenicea L. 252. 253. prostrata Pers. 257. pyramidalis Hort. 263. rufescens Lk. 260. Sabina L. 253. 254. sabinoides Gris. 257. sibirica Bongd. 267. sphaerocarpa Ait. 260. Sue Hort. 263. suecica Mill. 263. tamariseifolia Hort. umbihcata Gr. Godr. == virginiana L. 253. J Jupitersbart 928. K. N Kaddie 261. Kaddick 261. Kappernſtrauch 7.14: Kaſtanie, edle 427. 428. Katzengamander 631. Kellerhals 570. Kermeseiche 426. Keuſchbaum 619. Kiefer 161. Kirſche 890. 896 ff. Kirſchenpflaume 896. Kirſchlorbeer 904. Kleebaum 917. Kloſterbeere 689. Knackweide 472. Knieholzkiefer 209. Knirkbuſch 261. Knorpelkirſche 849. Knüttelbirne 844. Königspflaume 895. Kohl 710. Korbweide 480. Korkbaum von Amur 816. 217. 259. 260. 260. 297. Korkeiche 424. Kornelbaum, Kornelkirſche 678. 682. Krähenbeere 800. Krahnsbeere 599. Kranatbaum 261. Kranawitt 261. Krausbeere 689. Krauteiche 403. Kräwetbaum 261. Kremſen 217. Kreuzblümchen 777. Kreuzdorn 790. Kreuztanne 112. Kriechenpflaume 894. Kriſcheln 895. Kronawett 261. Kronenwicke 933. Kronsbeere 598. Krümpen 218. Krummholzkiefer 209. 217. Krumpholz 218. eve 689. Kukunaria 132. 5 Labiatae L. 618. 620. Laburmum dlpimmm Gris. 918. = vulgare Gris. 917. Lack 709. Lackeren 214. Lackholz 217. Lambertsnuß 378 ILarix Lk. 136. americana Michx. 157. archangelica Laws. 153. camtschatica Carr. 155. . dahurica Turez. 139. 155. decidua Mill. 140. europaea DO. 139. 140. |— — alba Hort. 140. pendula Hort. 140. — repens Hort. 140. rubra Hort. 140. intermedia Laws. 153. Ledebourii Rupr. 153. microcarpa Poir. 139. 157. pendula Salisb. 139. 156. sibirica Led. 139. 153. tenwifolia Salisb. 157. er: 136. Lärchentanne 140. Latſche 209. 217. Lavandula L. 621. 628. — Spica DC. 621. 629. |— vera DC. 628. Lavatera arborea L. 741 Lavendel 628. Laublatſchen 333. Laurienae Vent. 701. Laurus L. 701. — nobilis L. 701. — Tinus Hort. 593. Läuſebaum 796. Lazarolbaum 841. Lebensbaum 249. Lederblume 816. Ledum L. 601. 616. — palustre L. 601. 617. Legföhre 209. 217. Leguminosae L. 204. Lehnferche 214. Leinahre 757. Leinbaum 757. Lenne 757. Levkoy 708. Libanonceder 159. Ligustrum L. 650. 653. — vulgare L. 653. Lilak 654. Limone 725. Linde 725. Linnaea borealis L. 583. Lippenblütler 620. Liriodendron L. 707. — procera Salisb. 707. — tulipifera L. 707. Lithodora graminifolia Gris. 633. Lithospermum gramint- folium Viv. 633. — petraeum Portenschl. 633. Löhne 757. Löwenferche 214. Loheiche 387. Loiseleuria procumbens Lois. 611. Lonicera L. 582. 584. — alpigena L. 583. 585.586. balearica Vis. 588. Caprifolium L. 583. 588. carpathica Kit. 585. coerulea L. 583. 587. Diervilla L. 590. etrusca Santi 583. 589. implexa Ait. 583. 588. italica Schm. 588. pallida Hort. 588. Periclymenum L.583.589. sempervirens L. 590. tatarica L. 583. 584. Xylosteum L. 583. 585. Lonicereae Juss. 582. Loranthaceae Don. 286. Loranthus L. 287. — europaeus L. 289. Lorbeer 701. glutinosa Vis. 583. 586. — 960 Lorbeerweide 475. Lorchbaum 140. Lotospflaume 674. Lutterſtauden 333. Lycium L. 635. 636. — barbarum L. 635. 637. — europaeum L. 635. 637. — mediterraneum Dun. 637. — vulgare Dun. 637. M. Machandelboom 261. Magnolia L. 706. — acuminata L. 706. — conspicua Salisb. 706. glauca L. 706. grandiflora L. 706. macrophylla Mchx. — pensylvanica Hort. Precia Corr. 706. rustica Hort. 706. — tripetala L. 706. — Yaulan Desf. 706. Magnoliaceae DC. 705. Mahonia Aquifolium L. Mailinde 734. Mairoſe 872. Malus acerba Merat 848. — baccata Desf. 851. commaunis Lam. 847. coronaria Mill. 850. 706. 706. floribunda Sieb. 851. hybrida Lois. 849. praecoxe Borkh. 848. prunifolia Borkh. 849. silvestris Mill. 848. Sorbus Borkh. 865. spectabilis Desf. 851. Malvaceae R. Br. 740. Mandelbaum 888. Mandelweide 468. Mannaejche 670. Maraschinokirſche 898. Maronenbaum 428. Maſerbirke 314. Maßeller 764. Maßholder 764. Maſteiche 387. Maſtixſtrauch 811. Matthiola R. Br. 708. — glandulosa Vis. 709. — incana R. Br. 708. isn e Maulbeerbaum 540. Mäuſedorn 283. Mäuſeholz 635. Meerträubel 279. 701. dasyphylla Borkh. 848. | Mehlbeerbaum 857. Mehldorn 830. Melia Azedarach L. 724. Menziesia Bruckenthalii Baumgt. 60. Mespilus L. 824. Amelamchier L. 853. arborea Mehx. 854. arbutifolia L. 855. Aria Scop. 857. Aucuparia Scop. 862. Azarohıs Willd. 841. canadensis L. 854. coccine C. Koch 834. coceinea W. Kit. 827. — cordata Mill. 834. cordifolia Mönch 862. \— Cotoneaster L. 827. Crus galli C. Koch 833. eriocarpa DC. 827. germanica L. 829. glandulosa ©. Koch 834. grandiflora Sm. 832. leucophloeos C. Koch 833. monogyna Willd. 835. nigra Willd. 840. orientalis Poir. 841. pentagyna Willd. 840. — prunifolia Poir. 833. — pygmaea Baumg. 827. Pyracantha L. 828. sanguinea C. Koch 834. Smithii Ser. 832. \— tomentosa Mill. 827. 'Micromeria Bth. 621. 623. — graeca Bth. 621. 623. — ‚Juliana Bth. 621. 624. Mirabelle 895. Mispel 829. Miſtel 287. Moltkia petraea DC. 633. Moorkiefer 197. Moosbeere 599. Moosföhre 214. Mooslinde 734. Moraſtkiefer 197. Moreae Endl. 536. 540. Morus L. 540. — alba I. 540. — nigra L. 541. — en e Mugokiefer 218. Myrica Gale L. 294. Myricaceae Endl. 293. 294. Myricaria germanica Desv. 720. Chamaemespilus L. 855. Oxyacantha Willd. 838. 'Mimosaceae R. Br. 905. 938. r Myrtaceae R. Br. Myrtus communis L. N. Nachtſchatten 635. Nagelfrucht 648. Napoleonsweide 480. Nebelroſe 614. 817. 819. 819. Negundo aceroides Mönch 771. — californicum Torr. Gray 772. — fraxinifolium Nutt. 771. Nerium Oleander L. 645. Niccoline 627. O. Obione portulacoides Moqu. P. 564. Oelbaum 650. — böhmiſcher 571 — wilder 571. Oelweide 571. Ohrweide 485. Olea L. 650. — europaea L. 650. — — Oleaster 651. — — Sativa 651. Oleaceae Lindl. 643. Oleander 645. Oleaſter 570. Omorika 99. Ononis L. 905. 927. Columna All. 927. minutissima L. 927. Natrix L. 928. rotundifolia L. spinosa L. 927. Opelbirne 859. Opalus vulgaris Borkh. Opuntia Tourn. 698. — amyclaea Ten. 699. — Ficus indica Haw. — nana Vis. 698. — vulgaris Mill. 698. Opuntieae Endl. 697. Orangengewächſe 723. Orle 339. Orme 670. Ornus europaea Pers. 670. Ostrya L. 368. amerteana Mchx. 369. carpinifolia Scop. 368. vireinica Willd. 369. vulgaris Willd. 368. Osyris alba L. 292. Oxelbirne 859. Oxycoccos palustris Pers.599. Willkomm, Forſtliche Flora. 650. 927 592. 698. P. 'Padus ruth, Mill. 909. — aculeatus Lam. |— australis R. | Petteria — ajanensis Fisch. — vulgaris Borkh. 901. Paliurus Tourn. 788. 789. 790. Sch. 790. Palmweide 487. Papilionaceae L. 904. 907. Papierbirke 324. Papiermaulbeerbaum 542. Pappel 572 Paradiesapfel 848. 849. Passerina hirsuta L. 566. Pavia Boerh. 776. flava Mönch 776. — glabra Lk. 776. — macrostachya DC. 776. rubra Lam. 776. Paulownia imperialis Sieb. Zuce. 640. Pechtanne 67. 107. Periploca graeca L. 648. Perrückenbaum 812. Persica Tourn. 888. 890. — vulgaris Mill. 890. ramentacea Presl 919. Pfaffenhütlein 781. Pfeifenſtrauch 817. Pflaume 890. 895. Pfingſtroſe 873. Pfirſichbaum 890. Pfriemenſtrauch 907. Phagnalon L. 57 5. — saxatile ( Cass. Phellodendron Rupr. 816. Philadalpheae Don. 817. 1 ee coronarlus L. 818. 5 „ 79. amurense grandiflorus Hort. 818. inodorus L. 819. latifolius Schrad. 818. Lewisii Prsh. 819. pubescens Lois. 819. — speciosus Lindl. 818. Phillyrea L. 650. 651. — alaternoides Spach 652. — angustifolia L. 652. — latifolia L. 652. — media R. Br. 652. — tnulgaris Carr. 652. Phlomis fruticosa L. 621. 628. Picea Lk. 64. 65. Abies Pall. 93. 2, Auflage. Gordonianus Lindl. 819. 95. 101. Picea alba Lk. 66. 97. — Alcoquiana Lindl. 102. Apollinis Gord. 133. balsamea Loud. 111. — canadensis Lk. 103. cephalonica Loud. 132. (ii, Rauch 109. Douglasit Lk. 104. excelsa Lk. 66. 67. — carpathica Loud. 77. chlorocarpa Purk. 74. denudata Carr. 75. erythrocarpaPurk.74. medioxima Nyl. 75 monocaulis Nördl. 76. nigra Loud. 77 pendula Carr. 76. viminalis Almqu. virgata Alstr. 75. jezoensis Carr. 102. Khutrow Carr. 95. Menziesii Carr. 66. Morinda Lk. 95. nigra Lk. 66. 96 Nordmannianaloud. 134. obovata Led. 66. 93. Omorica Pané. 66. 99. orientalis Lk. 66. 97. en, eee e, Pinsapo Loud. 110. rubra Lk. 66. 96. Schrenkiana Ant. 93. — sitchensis Carr. 98. — vulgaris Lk. 67. Pichta 107. Pielbeerbaum 862. Pimpernuß 779. Pinaster Pumilio Clus. Pinus L. 161. — abchasica Fisch. Abies L. 67. Abies Du Roi 112. alba. Ait. 97. arabica Sieb. 237. Apollinis Ant. 133. — atlantica Endl. 160. austriaca Höss 229. balsamea L. 111. Banksiana Lamb. 242. Beardsbyi Hort. 191. BenthamianaHartw. 191. brachyptera Engelm. 191. brutia Ten. 236. canadensis L. 103. canadensis Duh. 186. caramanica Oliv. 209. caucasica Fisch. 201. Cembra L. 168. 169. cephalonica Endl. 132. 61 76. 98. 215. 237. Pimus eilieiea Hort. 109. — corsiecana Poir. 228. — Coulteri Don. 192. — (Craigiana Hort. 191. — cretica Hort. 241. — dahurica Endl. 155. — Deodara Roxb. 163. — Douglasii Sab. 104. — excelsa Wall. 168. 189. — Fenzlii Ant. Kotsch. 230. — Fremontiana Endl. 167. — Frieseana Wich. 200. — haguenensis Hort. 198. — halepensis Mill. 169. 237. — Heldreichii Christ 231. — hispanica Cook. 236. — humilis Lk. 214. — inops Sol. 242. — intermedia Lodd. 153. — Jeffreyi Murr. 168. 192. — Khutrow Royle 9. — Lambertiana Doug]. 190. —_ laricina Du Roi 156. — Larieio Poir. 169. 226. — — austriaca Endl. 229. — — Pallasiana Endl. 229. — — Poiretiana Endl. 228. —_ Larix I. 140. Lari Pall, 153. — — repens Endl. 156. — Ledebourii Endl. 153. —_ Teucodermis Ant. 231. — Loddigesii Loud. 190. 962 Pius nigricans Host 229. — LDoiseleuriana Carr. 236. — maderensis Ten. 241. — magellensis Schouw 217. 218. — Mariana Du Roi 96. — maearitima Koch. 229. — maritima Lamb. 237. maritima Lamk. 233. — marylandica Hort. 96. — microcarpa Lamk. 157. — monophyllos Torr. Frem. 167. — monspeliensis Salzm. 230. — montana Lamk. 169. — montana Mill. 168. 209. — — Mughus 218. — — Pumilio 215. — — Pseudopumilio Wk. 214. — —_ nunenata 2ld. — Montezumae Lamb. 190. — Morinda Hort. 9. — Mugho Poir. 212. — Mughus Hegetschw. 214. — Mughus Scop. 218. — nigra Ait. 96. — mootkaensis Man. 191. Nordmanniana Stev. 134. obligua Saut. 214. Omorica Panè. 99. Pallasiana Lamb. 229. Paroliniana Webb 236. Parolimii Vis. 236. pectinata Lamk. 112. — peloponnesiaca Hort. 133. \— pendula Parl. 157. pendula Sol. 156. Perryana Gord. 191. Peuce Gris. 189. Picea Du Roi 67. Picea L. 112. Picea Pall. 107. Pichta Fisch. 107. Pinaster Bess. 229. Pinaster Sol. 169. 233. Pinea L. 169. 240. Pinsapo Boiss. 110. pithyusa Strangw. 237. polita Ant. 95. ponderosa Dougl. 168. 198 pontica C. Koch 201. Pumilio Hke. 215. pyramidalis Reum 214. pyrenaica Lap. 169. 236. resinosa Sol. 242. rhaetica Brügg. 200. rigensis Desf. 199. rigida Mill. 168. 190. rotundata Lk. 214. rubra Lamb. 96. rubra Mill. 199. Sabiniana Dougl. 192. Salzmanmi Duv. 230. sibirica Ant. 107. sibirica Lodd. 153. silvestris L. 168. 193. — argentea Stev. 199. — engadinensis Heer 200. — erythranthera Sanio 199. — hamata Stev. 200. — nevadensis Christ 200. — persica Hort. 201. — reflexa Heer 198. — aralensis Fisch. 201. - — yirgata Casp. 199. - samguinea Lap. 212. sitchensis Zongd. 98. Smithiana Lamb. 95. Strobus Ham. 189. Strobus L. 168. 186. — tatarica Hort. 229. Pins tust Hort. 229. — Taeda L. 192. — Tschugatskoi Fisch. 109. — aliginosa Neum. 214. — amceinata Ramd. 212. — — votundata Ant. 213. — — rostrata Ant. 211. = variabilis Lamb. 242. Pirus L. 825. 842. ‚— acerba DU. 848. |— Amelanchier L. fil. 853. — amvygdaliformis Vill. 843. 845. — arbutifolia L. fil. 856. — Aria Ehrh. 857. — astrachanica DC. 850. |— Atucuparia Gärtn. 862. \— anricularis Knoop 846. — baceata L. 843. 851. — Botryapiım L. 854. — cerasifera Tsch. 850. — ceratocarpa Wend. 850. — (hamaemespilıs Hart. 855. — chinensis Thouin 848. — communis L. 843. — coronaria L. 843. 850. — cretica Willd. 854. \— e if Vis. 845. — (ydonia L. 852. — domestic Sm. 865. — elaeagnifolia Pall. 843. 845. — eriopleura Rchb. 845. — fennica Bab. 861. — gramdiflora Lindl. 857. — intermedia Ehrh. 859. — Malus L. 843. 847. — melanocarpa. Willd. 857. — Michausii Hort. 846. — mierocarpa Wend. 851. — nivalis Jequ. 845. 846. — oralis Willd. 854. — paradisiaca L. 848. — persica Pers. 846. — pinnatifida Ehrh. 861. — Pollveria L. 843. 846. — Pollwilleriana Borkh. 846. — praecox Pall. 848. — prunifoliaWilld.843.849. — salieifolia L. 843. 845. — salriaefolia Pett. 845. — salrifolia DU. 846. — semilobata Bechst. 859. le si,» C. Koch 848. — silvestris Magn. 845. — sinaica Thouin 846. — sinensis Lindl. 844. — Sierersii Led. 848. Pirus sorbifolia Wats. Sorbus Gärtn. 862. speetabilis Ait. 842. 851. sudetica Tsch. 856. torminalis Ehrh. 860. | upsaliensis Hort. 848. ussuriensis Maxim. 844. Pistacia L. 810. — Lentiscus L. 811. — Terebintus L. 810. — vera I. 811. | Platanus Tourn. 537. — hispanica Ten. 539. — oceidentalis L. 538. — orientalis L. 539. — palmata Much. 539. — vulgaris Spach 538. 539. Polygalaceae Juss. 777. Polygala Chamaebuxus L. 777. Pomaceae Juss. 822. Bompelmus 725. Pomeranzenbaum 72 Popenbaum 859. Populus L. 512. | alba L. 515. 516. | — Bachofenii Hart. 518. — croatica Wesm. 519.| — hybrida Hart: 518. | angulata Ait. 516. 532. atheniensis Hort. 526. Bachofenii Wierzb. 519. baisamifera L. 516. 534. canadensis Desf. 516.531. candicans Ait. 516. 533 canescens Sm. 516. 520. canescens Willd. 518. carolinensis Mnch. 531. cordata Lodd. 533. croatica W. Kit. 519.528. dilatata Ait. 528. fastigiata Pers. 528. graeca Ait. 526. heterophylla Du Roi 532. | hybrida M. Bieb. 518. italica Much. 528. laevigata Willd. 531. latifolia Much. 533. leucophylia Schur 518. laurifolia Led. 516. 534. macrophylla Lodd. 532. marylandica Bosc. 531. monilifera Ait. 531. niera L. 516. 597. — pyramidalis 528. nivea Willd. 518. | ontariensis Desf. 533. — pannonica Kit. 528. -— polomica Hort. 527. 824. 963 861. Populus pseudotremula Schur | Pterocarya caucasica 529. — pyramidalis Roz. 528. serotina Hart. 516. 533. Tacamahacı Mill. 534. tremula L. 516. 521. tremuloides Mchx. 516. 526. trepida Willd. 526. — villosa Läng 521. 52 viminea Du Ham. 5 virginiana Dum. 58 eistulensis Hort. 527 Porſch, Porſt 617. Poterium spinosum L. 876. Prasium majus L. 621.627. Prunus L. 888. 890. acida Ehrh. 897. Armeniaca L. 891. austera Ehrh. 897. avium L. 891. 898. 23. 27. — 1 Cerasus L. 891. 897. Chamaecerasus.Jequ.891. 896. divaricata Led. 896. domestica L. 891. 894. floribunda Weihe 894. fruticans Weihe 893. | fruticosa Pall. 896. Hausmanmi Boeck. 893. insititia L. 891. 894. insititio-spinosa Rehh. 893. italica Borkh. 895. LaurocerasusL. 891.904. Mahaleb L. 891. 900. maritima Wangh. 893. Meyeri Boeck. 893. montana Schur 893. Mwyrobalana Lois. 896. nigricans Ehrh. 898. Padus L. 891. 901. petraea Tsch. 903. prostrata Labill. 891.896. pumila L. 896. racemosa Lam. 901. semperflorens Ehrh. 897. serotina Ehrh. 891. 903. spinosa L. 891. 892. spinosa -insititia Schur 893. syriaca Borkh. 894. varia Ehrh. 898. vinaria Bechst. 894. Pseudotsuga Douglasii Lk. 64. 103. Ptelea trifoliata L. 816. cerasifera Ehrh. 891.896. | — vireiniana L. 891. 903. 809. Pulmonaria suffruticosa L. 633. Pulverho'z 796. Punica Granatum L. 821. Purgirdorn 791. Purpurweide 478. Putoria calabrica Pers. 581. Pyramideneiche 393. Pyramidenpappel 528. Pyracantha coccineaRöm.828 D N + Quendel 626. Quercus L. 382. 383. Aegilops Poll. 425. alba, I, 385 387 414. ambigua Kit. 410. anstralis Heuff. 392. austriacaWilld.421.423. 424. axrillaris Schur 409. Banisteri Mehx. 420. — borealis Heuff. 392. breripes Heuff. 392. Budayana Haberl. 406. Budensis Borb. 415. Cerris L. 386. 421. coccifera L. 386. 426. coccinea L. 386. 417. 418. eollina Schleich. 409. condensata Schur 393. conferta Rchb. 412. conglomerata Pers. 406. eoräfolla Borb. Vuk. 424. coronensis Schur 410. Dalechampti Ten. 406. dilatata Kern. 413. Escuhıs Auct. 406. extensa Schur 392. faginea Rohr. et Mey.409. taleataMlchx.386.417.419. Farnetto Ten. 412. fastigtata DC. 393. — ferruginea Mchx. 420. Filipendula Vukot. 392. fructipendula Kit. 392. fruticosa Schur 406. germanica Lasch. 387. glabrescens Kern. 413. Hippocastanım Wallr. 393. hungarica Hub. 385. 387. PUSH humgarica Hort. 409. iberica Schur 409. Ilex L. 385. 387. 414. ilicifolia Willd. 386.417. 420, bil Kth. „ Quereusimbricariallchx.387. 417. 420. longepetiolata Schur 406. macrocarpa Mchx. 385. 386. 414. malacophylla Schur 392. mespilifolia Wallr. 406. nigra L. 386. 417. 420. obtusifolia Mchx. 385.387. 414. pallida Heuft. 393. palustris Mchx. 386. 417. 419. pannonica Hort. 409. pedunculata Ehrh. 385. 386. 387. — appenina A. DC. 393. — fastigiata A. DC. 393. — opaca Schur 394. — pilosa Schur 394. — purpurascens A. DC. 394. — variegata A. DC. 394. — viminalis Schur 394. pendulina Heuff. 392. Phellos L. 386. 417.421. pinnatifida Gmel. 411. Prinos L. 385. 387. 415. pseudosessilis Schur 393. | Pseudosuber Santi. 386. 425. pubescens Willd. 385.387. 409. — mierobalanaSchur410. — pinnatifida A.DC.410. — polycarpa Schur 411. — Streinii Heuff. 410. pyramidalis Hort. 393. pyriformis Wallr. 393. racemosa Lam. 393. Robur L. 387. 403. — lanuginosa Roch. 409. rubra L. 386. 417. sessiliflora Sm. 385. 386. 403. — aurea Wierzb. .406. — Tenorei A. DC. 406. sessilis Ehrh. 403. stellata Willd. 414. Suber L. 386. 424. subrelutina Schur 410. tinctoria Willd. 386. 417. 419. undulata Kit. 424. Quickbeerbaum 862. Quitſchenbaum 862, Quitte 852. Rainroſe 870. Rainweide 653. Ranunculaceac Juss. 702. Rauchtanne 112. Rauhbirke 314. Rauſchbeere 597. 800. | Razoumowskia caucasica Rehhaide 908. Reineclaude 895. Reseda L. 713. | R. Hoffm. 290. alba L. 713. suffruticosa L. 713. Retinospora ertcoides Zucc. 248. Rhamnaceae R. Br. 788. Rhamnus Tourn. 788. 790. Rhododendron L. 601. 612. — intermedium Tsch. 616. — Rhodothamnmus Chamaeeistus Alaternus L. 788. 794. alpina L. 788. 795. cathartica L. 788. 791. Frangula L. 789. 796. intermedia Std. Hochst. 788. 794. pumila L. 788. 795. rupestris Scop. 789. 798. saxatilis L. 788. 793. ferrugineum L. 601. 613. hirsutum L. 601. 614. | myrtifolium Schott 601. 613. Rehb. 616. Rhus L. 810. 812. arenarium 813. Coriaria L. 810. 814. Cotinus L. 810. 812. Toxicodendron L. 810. 813. typhinum L. 810. 814. Ribes L. 688. acerrimum Roch. 693. alpinum L. 688. 694. aureum Prsh. 688. 696. carpathicum Kit. 693. caucasicum M. Bieb. 693. Fleischmanni Rchb. 694. Grossularia L. 688. 689. grossulariaefolium Rchb. 694. Hladnikianım Rchb. 694. leucocladum Rchb. 694. multiflorum Kit. 688. 692. nigrum L. 688. 695. niveum Lindl. 688. 690. petraeum Wulf. 688. 693. Ribes prlosum Rchb. 694. — reclinatum L. 689. — rubrum L. 688. 691. — sanguineumPrsh.688.696 '—— Scopolii Rehb. 694. — spicatum Robs. 688. 693. Sphlicutum Schult. 692. — tortuosum Rchb. 684. — urceolatum Tsch. 693. — uva erispa L. 689. S viridissimum Behb. 694. — vitifolium W. Kit. 692. Ribesiaceae Endl. 687. Ribis 691. Rigakiefer 199. Riemenblume 289. Robinia L. 906. 930. \— arborescens Nördl. 931. — (Caragana L. 931. |— hispida L. 931. — Pseudacacia L. 930. I viscosa Ait. 931. Rosa Tourn. 866. 867. — alba L. 869. 874. — albiflora Opiz 875. — alpina L. 868. 872. |— arvensis Huds. 868. 871. — arvina Krock. 868. 871. — Chamaecistus L. 601.616.| — atrovirens Vis. 871. — austriaca Crtz. 870. — benghalensis Pers. 870. bicolor Jequ. 870. — canina L. 869. 874. — centifolia L. 868. 870. — chinensis Jequ. 870. — ceinnamomea L. 869. 873. — cCoriifolia Fr. 869. 876. — coronata Crèp. 869. 875. — dumetorum Thuill. 869. 874. — Eglanteria L. 870. — gallica L. 868. 870. — glandulosa Bell. 868.872. — lucida Ehrh. 869. 873. |— lutea Mill. 868. 870. |— montana Chaix. 872. — pimpinellifoliaL.868.870. '— pomifera Herm. 869. 875. — pumila Jcqu. 870. — resinosa Lej. 875. — reversa W. Kit. 868.872. — rubieinosa L. 869. 875. — rubrifolia L. 869. 873. — semperflorens Curt. 868. 870. |— sempervirens L. 868. 871. — sepinmCrep.. Thuill. 875. — spinosissima L. 870. — sylwestris Ortz: 874. * 2 „ Pr — Ä wre * rr u Rosa systyla Bast. 868. 876. — tomentosa Sm. 869. 876. — trachyphyllaRau868.871. — turbinata Ait. 869. 874. - villosa Fl. dan. 875. Rosaceae Juss. 823. 866. Rosmarin 622. — wilder 617. Rosmarinus officinalis 620. 622. Roßkaſtanie 773. Rothfuhre 214. Rothbeinholz 678. Rothbuche 435. Rotheiche 417. Rotherle 339. Rotheſche 669. Rothrüſter 553. Rothtanne 67. Rubiaceae Juss. 581. Rubus L. 866. 876. — caesius L. 879. — frutieosus L. 880. — idaeus L. 878. — odoratus L. 879. — tomentosus Borkh. Rüſter 548. Ruscus 283. aculeatus L. 283. — Hypoglossum L. 284. L. S. Sabina offieinalis Garke 254. Sadebaum 253. 254. Säbenbaum 254. Salicaceae Rich. 453. Salicornia fruticosa L. 563. Salisburia adiantifolia Sm. 278. Salix L. 455. — acuminata Hoffm. 483. acuminata Koch 510. acutifolia Willd. 461. 463. 467. adscendens Sm. 502. alba L. 461. 463. 469. alpestris Host 494. alpina Scop. 498. alpina Sut. 499. alopecuroides Tsch. 408. 469. ambigua Ehrh. 511. amygdalina L. 468. — cmgustifolia Wulf. 502. aquatica Ser. 510. Arbuscula L.462.465.499. - Arbuscrla Wahlb. 494. - arborescens Hart. 509. arbutifolia Willd. 498. 880. Ammaniana Willd. 492. | Salix arenaria L. 502. 965 arenaria Willd. 496. argentea Sm. 503. attenuata Kern. 510. - aurita L. 461. 464. 485. - eaesia Vill. 462. 465. 498. | - austriaca Host 509. bigemmis Hoffm. 465. Caprea L. 461. 464. 487. cerasifolia Schl. 495. cinerea Host 465. concolor Host 510. cotinifolia Host 492. — — ligustrina Host 468. crassifolia Forb. 492. cuspidata Schultz 408. Daphneola Tsch. 501. 465. dasyclados Wimm. 483. — decipiens Hoffm. 472. - depressa Rchb. 500. dichroa Döll 509. - discolor Host 509. - Doniana Sm. 509. - dura Forb. 492. Sd alia incuna Schrk. 461.463. 476. incanescens Forb. 484. incubacea Fr. 511. incubacea L. 502. Jacqui, Host 498. babylonica Sm. 511. | — ‚Jacquiniana Willd. 498 Kitaibeliana Willd. 505. Lambertiana Sm. #79. lanata Vill. 487. lanceolata Sm. 509. — laneifolia Döll 510. - cimerea L. 461. 464. 483.— Lapponum L. 461. 464. 482. laurina Sm. 511. - limosa Rehb. 496. - limosa Wahlenbg. 482. daphnoides Vill. 461.463. — - litoralis Host 502. lithuamica Bess. 492. livescens Döll 511. livida Wahlbg. 462. 465. 500. - Joneifolia Host 461. 464. 483. - longifolia Lam. 480. - Tueida A. Gray 475. elaeagnifolia Tsch. 510. — - elegans Bess. 501. elegans Host 495. - e‚rcelsior Host 508. fagifolia W. Kit. 511. - ferruginea Forb. 510. - finmarchica Fr. 511. - flavrescens Host 499. - foetida Schl. 500. foliosa Willd. 500, Forbyana Sm. 510. fragilis L. 461. 463. 472. fragilissima Host 472. fruticosa Döll 510. - fusca Jequ. 498. geminata Forb. 510. - glabra Scop. 462. 464.494. - hastata L. 462. 464. 495. glauca L. 462. 465. 497. erandifolia Ser. 461. 464. 490. HegetschweileriKern.494. Helix L. 510. - herbacea L. 462. 465. 506. - hippophaifolia heterophylla Host 485. Wimm. Grab. 408. - holoscericea Gaud. 510. - Hostii Kern. 510. hybrida Hoffm. 492. Ladwigti Schk. 489. - Tutescens Kern. 511. - malifolia Sm. 495. manternensis Kern. 509. - menthaefolia Host 492. Meyeriana Willd. 508. - mollissima Ehrh. 508. - mollissima Whlbe. 510. | monandra Host 490. - monspeliensis Forb. 472. - maltinervis Döll 511. - formosa Willd. 500. — - myrtilloides Myrsinites L. 462. 465. 498. myrtilloides L. 462. 501. Vill. 495. Willd. 498. - nigricans Sm. 462. 464. 492. - nivea Ser. 496. 1 oleifolia Sm. 484. - omusta Bess. 511. - helveticaVill.462.465.496 | padifolia Host 492. parietariaefolia Host 492. parvifolia Sm. 502. parviflora Host 509. pentandra L.461.463.475. phylieifolia Sm. 494. Wahlbg. 492. plicata Fr. 511. polymorpha Erh. 502. Host 484. polyphylla Hort. 508. Salixe pomeranica Willd. 465. - pratensis Host 502. — prostrata Sm. 502. — prumifolia Host 492. Ser. 499. — pulchella Host 499. — pulchra Wimm. Kr. 461. 463. 467. purpurea L. 461. 463. 478. — purpureoides Pok. 509. - Rakosina Borb. pyrenaica Gou. 462. 465 497. 509. - repens L. 462. 465. 502. reticulata L. 462.465.507. - Russeliana Forb. - sericans Tsch. - sericea Vill. - Seringeana Gaud. retusa L. 462. 465. 505. rivalis Host 492. rosmarinifolia L. Koch 503. rubens Presl 489. rubra Huds. 510. rugosa Ser. 485. 511. 508. Schleicheriana Forb. 490. semperflorens Host 468. 510. 497. 509. serpyllifolia Scop. 505. serrulata Willd. 495. silesiaca Willd. 461. 464. 489. Silesiae Pok. 511. Smithiana Willd. 510. spathulata Willd. 485. = speciosa Host 508. spectabilis Host 468. Starkeana Willd. 500. stenoclados Döll 511. - stipularis Sm. 510. - stylaris Ser. 492. - sudetica Host 482. Tauıschiana Sieb. 510. - temwifolia Host 468. fes Host 502. tomentosa Host 497. Ser. 487. tfomentosa Tsch. 510. Trevirani Spr. 508. triandra L. 461. 463. 468. uliginosa Willd. 485. ulmifolia Thuill. 487. Vill. 485. undulata Ehtrh. 509. Forb. 508. vacceimifolia Sm. 500. vagams And. 500. varia Host 468. |Salix — Pontederana Koch 509. | | Sambucus L. Hab = venulosa Sm. 500. Villarsiana Willd. 469. riolacea And. 467. virescens Vill. 480. viridis Fr. 508. Weigeliana Willd. 462. 464. 494. Wimmeri Kern. 509. Hart. 498. Wulfeniana Willd. 494. . Salsola fruticosa L. 565. Salvia L. 620. 621. otfiemalis L. 622. Rosmarimus Schleid. 622. 583. 594. 583. 594. 583. 595. nigra L. racemosa L. Sanddorn 572. Sandginſter 910. Santalaceae R. Santolina Chamaecyparissus Br. 292. L. 574. 576. Sapindusfichte 97. Satureja L. 621. 624. — cuneifolia Ten. capitata L. 627. graeca L. 624. — uta Host 624. — montana L. 621. Juliana L. 623. 624. spicata Vis. 622. virgata Vis. 622. Sarothamnus vulgaris Wimm. 905. 908. Saubirne 859. Sauerdorn 699. Sauerkirſche 897. Scrophulariaccae R. Br. 638. Scharlachdorn 834. Scheintanne 102. Schierlingstanne 102. Schießbeere 796. Schimmelfichte 97. Schlangenbuche 439. Schlangenfichte 75. Schlangenkiefer 199. Schlangentanne 118. Schlehdorn 892. Schlehenpflaume 892. Schleifenblume 710. Schlingbaum 592. Schlingſtrauch 648. Schmetterlingsblütler 905. Schneeball 592. Schneebirne 846. 865. Scholler Oxycoccos Roth 599. Schuppencypreſſe 245. Schuſſerbaum 937. 621. 624. Schwarzbirke 323. Schwarzdorn 892. viminalis L. 461. 464. 480. Schwarzerle 339. Schwarzfichte 77. Schwarzlinde 739. Schwarzpappel 527. Schwarztanne 67 Seekreuzdorn 572. Sefel 254. Seidelbaſt 570. Seidenpflanze 649. Sequoia gigantea Torr. Serratula comica Lam. Sevenbaum 254. Silberahorn 770. Silberkiefer 199. Silberlinde 737. Silberpappel 516. Silbertanne 112. Silberweide 469. Silberwurz 881. Sinngrün 644. Sitkacypreſſe 248. Sitkafichte 98. Smilaceae R. Br. 2 Smilax aspera L. 2 Sodomsapfel 636 Solanaceae Bartl. Solanum L. 635. — Dulcamara L. 5 — sodomaeum L. 636. Sommereiche 387. Sommerlinde 733. Sonnenſchirmbaum 706. Sophora japonica L. 996. Sorbus L. 825. 855. — Amelanchier Crtz. 853. — Arbuscula Poir. 861. arbutifolia C. Koch 855. 856. — Aria Crtz. 855. 857. Aucuparia L. 855. 862. Chamaemespilus Crtz. 855. Cydonia Crtz. 852. — domestica L. 855. 865. fennica C. Koch 861. — Hostii C. Koch 856. hybrida L. 855. 861. intermedia Pers. 859. — melanocarpa C. Koch 855. 857. — pinnatifida Hart. 861. scandiea Fr. 855. 859. — torminalis Crtz. 855. 860. Späteiche 403. Spätlinde 729. Spaltkelch 916. 59. 580. lamuginosa W. Kit. 865. Warmen 2 Spaniſcher Ginſter 908. Spargel 285. Spartianthus junceus Lk. 908. Spartium L. 905. 907. -— decumbens Jequ. 916. infestum Presl 916. junceum L. 907. radiatum L. 926. scoparium L. 908. spinescens Bertol. 921 Sperberbaum 865. Spierapfel 865. Spiraea L. 882. alba Du Roi 884. callosa Thbg. 884. cana W. Kit. 883. 885. carpinifoha Willd. 884. chamaedrifolia L. 883. 884. erenata L. decumbens G. 883. 886. Koch 883. latifolia Borkh. 883. 884. oblongifolia W. Kit. 885. obovata W. Kit. 886. opulifolia L. 883. 887. Pikoviensis Bess. 885. salicifolia L. 883. — Sorbifolia L. 883. — tomentosa L. 883. ulmifolia Scop. 883. Spiraeaceae Maxim. 82: Spierling 865. Spierſtrauch 882. Spilling 894. Spindelbaum Spirke 214. Spirtenholz 214. Spitzahorn 757. Stabwurz 578. Stachelbeerſtrauch 689. Stachelina DC. 575. 580. — dubia DC. 580. — rosmarinifolia Rehb. 5 Staphylaea pinnata L. Staphylaeaceae Lindl. Stechdorn 79). Stecheiche 786. Steinbeere 598. Steinbirke 314. Steineiche 403. 415. Steinlinde 651. 729. Steinlorbeer 593. Steinriegelholz 358. Steinröſel 567. Steinweichſel 900. Stelzenfichte 73. Stieleiche 387. 884. 781. 886. 3. 882. 80. II 778. 90 Stinkbohne 906. Stinkkuhne 906. ‚Styraceae Rich. hypericifolia L. 883.884. Stinkſtrauch 795. 906. St. Luzienholz 900. Storaxbaum 326. Strickbeere 595. 673. Styrax officinalis 675. Suaeda Forsk. 564. — fruticosa Vis. 565. Süßkirſche 898. Sumach 812. Sumpfbeere 599. Sumpfeiche 418. Sumpfferche 214. Sumpfhaide 607. Sumpfheidelbeere Sumpfporſt 617. 675. 597. Symphoricarpus racemosus Mchx. 590. Syringa L. 650. 654. chinensis Willd. 656. - dubia Pers. 656. - japonica Hort. 656. ‚Josikaea Jequ. 655. — media Dum. 656. - persica L. 655. vulgaris L. 654. T. Tamariscineae Desv. Tamariske 720. 721. Tamarix L. 720. - afriesna Poir. gallica L. 721 — germanica L. 720. squamosa Rehb. A tetrandra Pall. 722 Tanne 106. andaluſiſche 110. - arfadijche 133. - eilieische 109. griechiſche 132. kaukaſiſche 135. Taxaceae Lindl. 270. 722. Taxodium distichum Rich. 59. Taxus L. 27/0. — baccata L. 270. — canadensis Willd. 277. — proceumbens Lodd. 277. 'Terebinthaceae DC. 804. 809. Teucrium L. 621. 629. Chamacdrys L. 621. 630 — flavum L. 621. 631. — fruticans L. 621. 631. — NMarum L. 621. 631. 719.720. 1 — Polium L. | Teucrium montanum L. 621. 629. 621. Zeufelszwirn 637. Teufern 214. Thesium elegans Roch. 630. 29 2 2 * 133 | Thränenweide 471. | Thuja L. 249. gigantea Nutt. 250. Menziesii Dougl. 250. occidentalis L. 249. - orientalis L. 250. — plicata Don. 250. | Re borealis Hort. 248. — vulgaris L. 621. Tila I 725 \— acuminata 1 0 |— intermedia Thymelaea hirsuta L. Thymian 625. Thymus L. 621. 625. — bracteosus Vis. 621. 625. — capitatus Hoffm. 627. — Piperella All. 621. 626. — Serpyllum L. 621. 626. 625. 566. 731. - alba Ait. 729. 739. alba W. Kit. NH - americana L. 729. 739. - angulata Hayne 734. argentea Desf. 729. 737. asplenifolia Hort. 734. aurea Jüngst. 734. canadensis Mchx. corylifolia Host - corymbosa Ortm. - ceneullata Jequ. 7 - europaea L. 727. 733. flaccida Host 7388. — flava Wolny 734. - flavescens A. Br. 73 - floribunda A. Br. 737. — glabra Vent. 739. - grandifolia Ehrh. 728.733 -— grandifolia Host 734. — heterophylla Vent. 739. hybrida Bechst. 737 DE. 2: T: 37. kehb. 731. longebı acteata Host 734. Mollis Spach 734. matabilis Host 734. — migra Borkh. 739. obligua Host 734. ue % Rehh. — pallida Wierzb. pannonica Jequ. 7 parvifolia Ehrh. - paueiflora Hayne - petiolaris DU. 738. Mr 7: 729. 34 * 37. 28. 729. 25 = 737. Tiha platyphyllos Scop. 733. — praecox R. Br. 734. pubescens Ait. rotumdifolia Ven - augosa Host 73 729. t. 15 739. Host speetabilis Host 735. 729. tenuifolia Host 734. tomentosa Baumgt. sylvestwis Dest. Mnch. 737. triloba Hort. ulmifolia So. vitifolia Host vulgaris Hayne 31. 729 734. 73 II Tiliaceae Juss. 725. Tinus laurifolius Bouch& Torminaria Chısii Röm. 860. 593. Torfbeere 599. Traubenahorn 749. Traubeneiche 403. Traubenhollunder Traubenkirſche 901. Trauerweide 471. Trompetenbaum 641. Trunkelbeere 597. Tsuga Lk. 64. 102. canadensis Carr. Donglasit Carr. Tüfern 214. Tulipifera Liriodendron Mill. 707. Tulpenbaum 707. U. 595. 138. 9. 102. 103 I. Ulex europaeus L. 907. Ulmaceae Endl. Ulmus L. 548. alata Mchx. 562. alba W. Kit. 5 americana Wille antarctica Hort. 51. 2 campestris L. 552. chinensis Pers. 562. ciliata Ehrh. 559. - effusa Willd. 55 excelsa Borkh. - floridana Chapn glabra Host 50 - elabra Mill. 55 hirta Hort. 1 556 major Rehb. montana Sm. 55 - nemorosa Borkh. - nuda Ehrh. 553. - octandra Schk. 59. Sl 562. 547. 536. 5 61. > 555. 190. fulva Mehx. 562. 5 St 6 56. 5 559. pelimenlata Foug. O 2 41. 559. 968 Ulnus pubescens Walt. 562. Weihrauchkiefer 168. - racemosa Borkh. 559. Wein, Weinrebe, Weinſtock - suberosa Ehrh. 549. 552. 742. filiaefolia Host 553. — wilder 743. - tortuosa Host ns Weinroſe 875. - tridens Hart. 556. Weinſchädling 700. triserrata Hort. 562. Weißbirke 314. me L. 676. Weißbuche 358. Urle 339 Weißdorn 830. Weißeiche 403. V. Weißerle 349. Vaccinium L. 596. Weißeſche 668. — intermedium Ruthe 599. Weißfichte 97. — Myrtillus L. 596. Weißlärche 140. — Oxycoccos L. 599. Weißlinde 129. — uliginosum L. 597. Weißlöber 784. Weißtanne 102. — vitis idaea L. 598. Verbenaceae Juss. 618. 619. Wellingtonia gigantea Lindl. Veronica L. 639, 59. — fruticans Jequ. 639. Wermuth 577. fruticulosa L. 639. Werftweide 484. — satureioides Vis. 640. Weymouthskiefer 167. — saxatilis Jequ. 639. Wintereiche 403. 5 ru . Far Viburnum L. 583. 590. Winterlinde 729. - Lantana L. 583. 593. Wolfsmilch 801. — lamiforme Lam. 593. Opulus L. 583. 592. x, N. 1 N 583 893 - 3 . Tinus L. 583. 593. Xanthoxylon fraxineum 2 tomentosum Lam. 593. Willd. 816. Vinca L. 644. 5 Mop 623. — major L. 645. — minor L. 644. 3. Viscum L. 287. 288. 7 BR 3 7. album L. 288. Jargenholz 15 austriacum Wiessb. . ee! 1180 - lascum Boiss. Reut. 288. ee Oxycedri DC. 290. 5 5 Vitex agnus castus L. 619. Je Lan Vitis I. 742 Zeiland 570. x wr — . ji Dorreice SR - Labrusca Scop. 742. 3155 5 tiefer 169 — quinquefolia Lam. 743. Zirenie 654. Wen, silvestris Gmel. 742. Zitenie 654. u vinifera L. 742 Zirme, Zirmbaum 169. * 2 dere Deren 52 Vogelbeerbaum 862. „„ e Vogelkirſche 898 Zizyphus Tourn. 788. 789 es less — aculeatus L. 790. une. i '— Paliurus L. 790 7 — vulgaris Lam. 789 8 . >) 25 . W. Hottelfichte 73. Wachholder 261. Zuckerahorn 762. 770. Wachholdermiſtel 290. Zürgelbaum 545. Waldrebe 703. Zundern 214. 217. Wallnußbaum 803. Zwergbirke 328. Washingtonia giganteaHort.| Zwergkiefer 214. 215. amer. 59. Zwergkirſche 896. Waſſerholder 592. Zwergmandel 888. Waſſerlinde 734. Zwergmispel 825. 855. Waſſerranken 635. Zwergroſe 870 Wegdorn 790. Zwergweichſel 896. Weide 455. Zwetſche 895. — 9 7 —ͤ — Willkomm, Heinrich Moritz Forstliche Flora von Deutschland um Oesterreich 2. vielfach verm., verbess. urd wefentlich veränd. Aufl. PLEASE DO NOT REMOVE CARDS OR SLIPS FROM THIS POCKET UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY