40011
URWERSNF "AGRDNION .;
ui, # —
Friedrich Kinds
Theaterſchriften.
uk gar — — Akad
Erfter Band.
Leipzig bei Georg Joachim Goͤſchen 1821.
—
Herrn BDürgermeifter
zz 2. Neumann
aus Liebau,
anjetzt zu Zelmenecken in Curland,
mit innigſter Hochachtung und Freundſchaft
gewidmet.
Perkonen
Edmund, Graf zu Aflam,
Ritter Adetbert, fein Brüder, u 5 Beatrix, Edmunds Gemalin. | della, Adelberts Gemalin. D. a Violette, ihre Tochter von fünf —— Vincenz, Adelberts Stallmeiſter.
Fabio, Caſtellan.
Robert, ein junger Minſtreie
Edmunds Leibſchuͤtz.
Thomas, ein alter Jaͤger.
Jaͤgerburſch, fein Sohn.
Ein Page.
Ein Arzt. Mehrere Jager und andere Nebenperſonen.
*
a —————
9— TEE,
Erſter Auftritt.
Duͤſterer Gothiſcher Saal des Schloſſes Aklam mit Fami—
lienbildern in Lebensgroͤße. Die dritte Stelle iſt mit einem rothen Vorhange bedeckt.
Graf Edmund. Binceny Fabio,
Ä Edmund, einen Btief wieder zufaltend.
Wie lang’ iſt's her, daß du den Zug verließen? Mir wallt das Herz, ‚die ni) zu umarmen.
a Marie Dincenz.
Sie hielten nahe bei St. Rochs Capelle. Dort, wo drei finſtre, Dicht verwachsne Ulmen Des Brunnen Stufen vor der Sonne ſchirmen, Auf weichem Moos, mit Herbſteslaub beſtreut, Begehrte, von der weiten Reiſ' ermuͤdet,
Die zarte Dam’ ein wenig auszuruh'n.
Nur ungern. hob der Ritter ‚fie vom Zelten, Und fein Befehl trieb eilend_mich voraus.
Edmund. Entbiete ihm dem herzlichftien der Grüße; Der fein’gen gleich ift meine Ungeduld. Was ihm der tapfern Ahnen graue Burg, gr . Was ihm das Herz des. Bruders bieten. kann, Iſt froh bereit, ihm einzig zu gehören. — Zu Noffe jest, und fihone nicht den Rappen — An langer Ruhe wird’8 eich nicht gebrechen !
Vineenz.
So frohe Paidak — der ſcharfſte "Sporn. cz Hy —*
“ii } 1743 ® 2. 4 ; -
Zweiter Auftritt.
Edmund. Fabio. Zulett Beatrix. Edmund...) un april —
Wohlauf nun, Fabio! gnuͤge deiner Pflicht,
Wie meine Ehr! und meine. Sreude heifcht.
Der finfire Daß, der Jahrelang gegrollet,
Der Jahrelang den Bruder mir gerandt,
Iſt ausgetilgt. Er kehrt ee u:
Und führt Gemahl und Kind mir liebend zu. —
Bier” alles auf, fie würdig zu empfangen /;
Laß die Gemaͤcher ſchmuͤcken — ſpaͤte Blumen
Mit gluͤh'nden Trauben ſchweſterlich ſich miſchen,
Und goldne Frucht bei goldnen Veqhern —
Laß Harfner rufen —
on
Fabio. — Einer, dem vor allen | Shr günftig ſehd, kam fruͤh zu dieſem Schloſſe, In Eurem NP das er des, Arie zu — So ſagt * — —
Edmund.
O, mein Robert! — Nun erwuͤnſcht, Wie in das Vaterhaus ein lieber Pilger, Kommt dieſer immer. Laß ihn hoͤchlich ehren! — Du weiße nun gnug! Jetzt melde Beatricen, Daß ſie erſcheine koͤſtlicher geſchmuͤckt, Als ſelbſt am Brauttag’ - _
pn “ Fabio ab,
alte Acht feit jenem Tage
Slu⸗ nie mein Via ad an bes Bruders Bruſt! — Hinweg em
"Beatrir, u einer‘ andern Thür fchnell eintretend. Edmund !. laß mich ‚alles. wiffen ! Des Stoffes Stampfen, wohlbefannter Laut, Als tönt er aus vergang’ner Zeiten Grunde, Nief mich zum Altan. Unfre Schildesfarben Erblie® ich, Deines Bruders alten Diener. Was bringt er ung nach Sahrem ftarren Schweigens ? Was meldet‘ dir der edle Adelberr?
Edmund. Die Zeit hat. uns verföhnt. Er hat verziehen, Daß ich,. was er geliebt,
Beatricen Leicht amarmend,
zu lieben wagte, Und weil So 8 * und zweiter Vater, Der fromme Abt von Elgin, jüngft‘ Serien, Und ihr Gemüth fich wunderbar gewandt mw DD zu tiefer Trauer ,
Beatrix. die Idella zient 9.0 Di SUR
Der Waiſen Schutz, der Armen Troſt war er ” Sie war des — einz'ge Altersfreude —
Edmund. nn
— fo eilet er zu. ung, ob ihr vieleicht, Sin: Schwefterarmen! Tröftung wiederfehre. Jetzt iſt's an dir, mit linden Schmeichelmworten, Mit frommer Lift der Freundin Gram zu J Und, wie beklagend du ſo oft gewänfcht,
Die öde Schloß mit Feften zu beleben! —
Er ſendet von St. Rochus aus den "Boten,
Daß er und mit, ihm feine fanfte Satein —
—A — — 440⸗
Beatrir, ſeizzzn
Er kommt! O fo Taf uns Mit prangendem Zuge, ER RE Dem Helden entgegen rei
Zum Fenfter eilend und hinausrufend Auf! rüftig, ihe Kappen! Die Renner gezäumer!
Sih an Edmund mir freundlichen Korn anſchnichend
a) ſteh' nicht fo ruhig!
D Laß mir den Willen!
Aufl fie zu empfangen. \.
Gleich kehr' ich, als Reit'rin
Gekleidet, zuruͤck! |
Wir jagen die, Wette —
Der Erfte am Ziele.
Herrſcht heute allein! vg | N NT
Indem fie ab will, öffnen ſich die Shören, fo daf fe — Oi und rang eintretenden adelben faſt in. den Bm A
SDeitter Auferiet
Pre ra T
Die Borigen. Ä Adelbert, an feiner Hand Vi o⸗
lette, in Anobenkleidung J del la, ‚ in duntelm rReltroͤck, —*
das Geſicht Diet verſchleiert M aͤnnliches und Weib—
liches Gefolge, welches im Vorzimmer zurück bleibt und ſich nach und nach verliert.
‚Adelbert. Seyd mir gegruͤßet, liebe, fchöne Schwerter! Euch führt das Glück zuerft in meinen Arm, Die buͤrge mir für Gerngeſehn und ad
Fa * Beatrix,
* erft feurig, dann mit Grazie ſich von ihm los Binden: Willkommen, Adelbert! — willtommen, Bruder!
zu Violetten. Wie heißt du, Kleiner! der ſo dreiſte thut,
8
Und wie ein Sieger kuͤhnlich um ſich ſchauet | ‘ nimmt fie anf den ve; und küßt en af —* *
Adelbert, in Edmunds Armen. Angie
Mein Edmund! — Lange wunſcht ich bier zu ruhen, | | Und als vom Hügel ich das Schloß erblickte | Konnt' ich nicht weiten, nicht des Boten harren — An deiner Wildbahn Gränge traf ich ihn. ’ Edmund. Mein Bruder Il. —Nimmer konnt ih mit dir zürnen = Dich — mußt, ich, ‚mußte dich, bewundern. v3
Mit neuem Glanz umgabft du Aklams Namen; Mir en das Det bei ‚deiner 555 Rufe - — Bi.
re delburk vater ö SER Vergieb mir, was ich je an dir gefehtt r Was du gefehler, tilge diefer Ruß! — Dies iſt Selle, Bentricens Freundin — Sie liebte ſich als Kinder ſchweſterlich; Jetzt find fie Schweſtern; um den Kranz der
Freundſchaft
Schlingt liebend ſich der Weihe heil'ges Band.
Mey ei6 en: em jet ecft näher tretend- und den Schleier hebend. B eatrix! 5 —2 9 a F ee EN: —
N sei u Bentrir,; fie umarmend.
RN. Raum erkenn’ ich die Gefpielin; Die Suotye iſt zur Wunderblume worden ! |
f Edmund, Sdella gleichfals umarmend. Erfreut begruͤß ich Euch als liebe Schweſter; Auch ich gedachte oft der Jugendzeit, | Und in der, Schwägerin. find? ich die ‚Srenntin,
a a ergIdoll au J— Sa, theure Freunde! — O vergebt der Ruͤhrung, Die maͤchtig mich ergreift! — Ja, nicht als Fremde Betret' ich dieſes Ahnen: Schloffes Schwelle, Wo ich fo oft gelächelt und, geweint. — Ach, damals lebt’ er noch, mein edler Oheim, Und Eures Vaters biedre Gaſtlichkeit | Berfammelte die alten treuen Freunde, Hier dachten fie beim Becher ihrer Jugend, Hier ſchauten ſie der Kinder febhe Spiele, Und fegneten prophetifch ihren Bund. Auch ich, die Waiſe, ſaß auf ihren Knieen — Denn hoch ward hier mein theurer Ohm geehrt — Wenn, einem Barden fruͤh'rer Zeiten gleich, Greis Bertrand fang — und wenn er längft, geendet, EHrfurchtig Schweigen noch die Zungen band. — — —* wird mir! — Gleich verblichnen Schatten
fteigen
— an den Waͤnden auf; Die Bilder regen ſich an dieſen Pfeilern! Das iſt der er ſte Aklam — dieß iſt Hilda,
—
io - \ — — —
Ein Heldenweib — das iſt die blut'ge Decke,
Das Warnungszeichen noch fuͤr Enkelſoͤhne,
Das oft mit Angſt die junge Bruſt erfuͤllte.
Dieß iſt der Sromme, der am heil’gen Grabe
Die Palm’ errang — das Edward und Mas
thilde —
Das ift Graf Richm ond — dieß iſt Eure Mütter —
Das ift das Bild von Beatricens Vate ⸗
Dieß meines Oheims — ad, die fanften Züge,
Die mir noch ſterbend Troͤſtung zugewinft!
O Theurer! konnt'ſt du ohne mich |
Und, vaterlos die Weinende verlaſſe „un... Sie Rate ſich erſchöpft auf — RR
Beatrix.
Zu heftig, wirkt auf Deihe faufte Serle,” er Geliebte Schwefter ! jener "Tage Sram. nu. dr Und jetzt, da Brüder reuig fich umfangen, ; u Nach langer Zwietracht Herz, an Herzen Hopf, Muß nur der Freude Thräne fich ergießen! J
Id elfa. & O wüßteft du, daß fhon feit fießen Monden ur Thränen diefes Herzens MWonne find, Nicht würdet du dem milden Strome wehren, ion Der, in gepreßtem Buͤſen ‚lang verfehloffen, An deiner Bruſt die Ufer uͤberſchwillt!
Beatektenn un mann Gern wird Bentriy mit Idella trauern; « Doch ziemet nicht der ungemeßne Schmerz.) sn“
11
Bon etwas Anderm! von dem holden Knaben — Wie — er mir thut, der muntre Schalk!
delber t, indem er Violetten liebkoſend aufhebt- Es iſt kein Knabe, doch wie Knaben muthig!
—— ſich um ſeinen Hals und windet ſich geſchickt wieder — berab.
Beatrix, zu Idella.
—* Di dein —— |
1
‚Edmund.
priv dis War falſch die en % Daß ‚Ihr: ke dem hocherfreuten Gatten. | Des Namens Erben und des Ruhms gefchenkt ?
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Beatrix.
So horr auch ich, und wähnt in diefem Kleinen, Selbſt kinderlos, einſt Akllams Herrn zu gruͤßen, Und nannt' im Geiſt ihn ſegnend meinen Sohn!
Adelbert,
mit bedeutendem Wink.
Stil, Schwägerin!
| Idella. 9 Euch taͤuſchte nicht bie Kunde: Doch fhwand mein Richmond laͤngſt aus diefen Armen, Das holde Kind: mit zarten Rofenwangen, Mir blondem Haar und ftillen Engelgaugen —
Deatriy; fhmeihend, In nei mn
Der Mutter Aigen HI Te nn ‚Ssbella).. |
mit tiefen, ſchwärmeriſchen Schmerz. Hin iſt er gegangen⸗ | Sm —— Chor den Dheim zu empfangent Eihe Furze Paufe, während weicher die Uebrigen fich verlegen an: febeu, N Ä Beendet iee mn Ai Doh Eines blieb Dir! — Nie von lügen eippen Hab’ ich den Mutternamen lallen hören, Werd ihn nie hoͤren, truͤgt nicht Prophezeihung, Fir die num fieben Jahr erfüllend buͤrgen — R en Vloletten anfnehmend und ihr vorhaltend. 16
Und fieh”, wie lieblih! Aus den dunfeln Augen Blitzt Witz und Feuer, Muth und Heiterkeit! — Auch mein’ ich, bei der Tochter fanften Spielen . Muß ruhiger das Mutterherz fich fühlen.
della. So fagt man. — Diefe nannt ich Violette, Doch ſanft und veilchenhaft iſt nichts an J Edmund. Bene
Sie gleicht Euch wenig; doch das Bild dee Gatten - er, Euch aus jedem diefer — an.
Idella. Be Wie fie des Vaters Bildung an ſich — * | Ihm völlig gleich an: dunkelm Haar und Auge;
2 D — 13
Wie feine Liebe ftets nur ihr gehörte,
So hegt fie auch des Vaters leichten Sinn.
Sie fühle ſich gluͤcklich nur. in diefen Kleidern, Und, Roß und Falk und Jagdhund find. ihr Spiel.
Adelbert.
Haft du won Amazonen nie gehört? Bon Hilda * der Mutter nie Stammes?
Spdelta. 4* Sie fcheute sagt die fahrvoll weite Reiſe, Saß immer auf des Vaters wildem Roß, Und jauchzte, wenn es baͤumte — oder raufte Oft neckend die vom Wind gehobne Mähne. *338 Ein Trompetenſtoß.
Binlette,
die fi blis jetzt im Saale herum getrieben, hüpft zu dem Vater und faßt feine Dand.
Horch, Vater!
een bald vor fi. Endlich !
4 .r en * He N, N k RE 9 aa 174 Y Sale E
Vierten Auftritt. er
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a V origem Fab wi einttetenid. Su! 3 bio.“
Kulne, Sit Altes iſt bereitet,
uns — — vdrangt ſich on die Menge, Den tapfern Ritter jubelnd zu begrüßen Und an a Blicken fi) zu weiden. _ *
AT earix Tin einen 0 So kommt denn, Freunde! daß in heitrer Runde Wir wiederum einmal beifammen fign, ie vormals Viel und FSröhliches iſt übrig, Was She, wenn Freud' und Wein die Herzen a Der Freundin Forſchen nimmer ſollt entziehn 1
BR, Ebmund, ir da — init Moolbintiileneide Wa an
Kuf, Adelberet zur füßer Eintracht Feſte, Und jeder künft’ge. Tag ſey ſolch ein Feſt! Der Fröhlichfte fey heut’ von uns der Beſte, In Eeinem Becher bleibe heut’ ein Reſt! Heut?’ nenn? ich alles meine Freund’ und Gäfte, Was nur ein lächelnd Antlitz blicken läßt. Heut' ruh'n wir — morgen foll in Waldes Hallen Das lang’ verftummte Hifthorn freudig fihallen !
[27
* ars
repdi Ay Te Vameiter Hufsun PS DEN PER — kn! +
rer Auftritt. |
en
—— ————— des Parks nit —9 Bäumen sahen" und Betfenfisem
59 ir ar A. Iyetta,
weiß, gekleidet, blos. eine Perlenſchnur durchs Haar, eine Laute im Arm kommt langſam vorwärts
Euch kenn' ich noch, bemoofte graue Eichen! Ihr fprecht mich noch wehmäthig, fchaurig an; Tief im Gemüth vernehm’ ich euer Rauſchen. —
Nicht fo die Wohner diefer Burg! Ihr Laut, Der alte-zwar, voll edler, treuer Liebe,
Er dringt mir nur zum Ohr' — doc feine Stimme Antwortet ihm aus meines! Herzens Tiefen.
Mit zarter Tröftung will die heitre Graͤfin
In meines Kummers Heiligthum ſich ſchleichen, Und, früher Jahre Traulichkeit erneuend,
Der Todten heil’ge Bilder mir entwenden;
- Mit edler Schonung fucht der biedre Edmund Aus ihrem Traum die Sinnende zu werden, - Mit leichtem Scherz mir Nede abzuloefen.
Doch mid, verwunden fchon die lichten Strahlen, Die Deatricens feurig Auge wirft;
Sc feh’ des Grafen ängfitiches Bemuͤhn,
16
Der folgen ‚Seele Nachficht abzuringen, Und was fie thun, und was fie reden mögen, Fremd find ‚fie, mir, fremd, meh ich ihrem bleiben, _ Mir drücend ftets die Luft in ihren allen!
Sie laͤßt ſich auf einen Felſenſitz nieder. Doch wohl mir, daß ich endlich dort entronnen, Und hier in ſtiller, gruͤner Einſamkeit Dich, einz'ge Freundin, in den Armen halte. Ertoͤne! "Nur bei deitier Saiten Tönen Kann ſich der Geiſt zur Herrlichkeit verfchönen. Sie ſpielt eine Welle fantafirend, und geräth auf eine Melodie, die
A erſt allein, dann mit Gerang borteägt, na 1
Und wenn die Blum’: ſich ſueben Erquickt der Thau die — ui sagt Ib Dei ſtiller Nacht iergießer Oo m % — — | Ach nirgends, nirgends hienieden, 3 0) 1% Nur dort winkt Nuherdem Müden—ı 5 © n&erlezihellig' und Feammys m ann Ipaınd 39 Komm vtommishm he ei rent Was fleigt vom Himmel niede Und fluͤſtert um mih her? aan an Was, tönt im Herzen wieder, 1.) mind m So leis und ahnungsſchwer? Sum 10% Ach nirgends, nirgends hienieden, Ü mr 0" Nur dort iſt Eingang zum —— ir Seele, heilig und fromm no hin Komm, orfommi X. in j
Zweiter Auftritt.
Idella. Beatrix, die einige Zeit in der Ferne zugehört hat und nun näher kommt.
Beatrix. Vergieb, Idella, wenn das Amt der Wirthin, Und mehr noch, wenn des Herzens ſanften Ruf Sich nicht. beachtet, und auf Augenblicke, Indeß die Männer traulich fich ergehn, Die liebe Schwefter ſelbſt ſich überlaffen. Mich rief der Hausfrau Pflicht; des Gatten Freude, Den nimmer noch fo heiter ich erblickt, Derlangt das Volk, das Euch zu feh’n geeilt, Zu feines Feftes Zeugen und Genoffen. - Bald flimmern Lampen auf dem Lindenplake, Dem frohen Mahl bis Mitternacht zu leuchten; An langen Tafeln veihen fih die Männer, Die Weiber nahen, fteif im Hochzeitſchmucke; Einladend ruft der Geig’ und Flöte Klang, Uns Ihampaft tingeln Dirnen ſich zum Tanze.
della.
Nicht ziemet mir, die Freude zu verdüftern,
Die voller Huld des edlen Edmunds Liebe Dem. theuern Bruder zum Empfang’ bereitet; Nach Auaar® Friſt ſchmuͤckt mich des Schwanes.
Farbe. Doch — ach Beatrix! koͤnnteſt du erblicken, Welch duͤſtres Schwarz des Herzens Grund bedeckt, Theaterſchr. J. 2
13
Du mwüßteft es, daß jene Freudentöne Zerreiffend durch die kranke Seele ſchmettern. Den Freudigen erfreuen ird’fche Freuden, Mein Bufen fehnt nach ftillen dunklen Mauern, Mich ewig von der Erde Tand zu fiheiden — Geh’, Freudige, und laß Idella trauern!
Deatrir.
Iſt nicht bealücken ftets des Weibes Pflicht,
Und rein der Duell, dem Edmunds Luft entftrömt? Drum, wenn ich gern mit Fröhlichen mich freue, Willſt du, Idella, kalt mich von dir weiten,
As hätt’ ich für die Trauernden nicht Thränen? Nein, Schwefter, bei der Jugend heil’gem Bande, Dei Adelbert, den Beide wir geliebt,
Dei deines Dheims, deines Kindes Schaͤtten!
Ich laß' dich nicht — ich muß es dir entreißen, Was ſelbſt von mir dein ſanftes Herz gewandt. Gern will ich mit dir trauern, mit dir klagen, Und jedem Gluͤck, bis du es theilſt, entſagen.
Idella. Du ruͤhrſt mich, ruͤhrſt mich innig — o verkenne Mich nicht — Du nicht — zu tief ſchmerzt ſolch
Verkennen!
Zwar ſchein' ich kalt — auf meiner Liebe Garten Hat ſchonungslos ein fruͤher Froſt gedruͤckt. Nun wandl' ich ſinnend an dem Beet' voruͤber, Wo ſich die blaſſen Blumen welkend neigen, Und ſeufze: Ach, daß ihr verbluͤhen mußtet! So bin ich nun — wer aͤnderts? doch mit Undank
Der Schwefter Mitgefühl von mir zu floßen, Vermag dieß Herz, wenn auch gebrochen, nicht!
Beatrix.
Ich kenne dich, und deine milde Seele; Doch ſollteſt du der Menſchen Kreis nicht meiden, Nicht deinem Grame ganz dich uͤbergeben! Wohlthaͤtig würde dieſer Augen Lächeln Gemahl und Kind, wie Lenzesluft, beleben;
Nicht werden ihre Thraͤnen deine Todten!
Idella, ablenfend, Du Haft auch Recht. Oft, wenn ich ausgemweint, Hab’ ich das felbft, vorwerfend mir, bedacht. Laß mich an deinem Arm dem Schmerz entweichen; Laß jeßt, gleich jeßt, uns heitre Rede wechfeln! — Zuerfi — das wollt’ ich längft von dir erfunden — Sag’ an, wie fern liegt Sfidorens Klofter?
Beatrix.
Wenn du den kleinen Huͤgel dort beſteigſt,
Siehſt du durchs Laub die Zellen-Fenſter ſchimmern. .; Sdella.
So freundlich nah? — So find es jene Thärme,
Wonach als Kind ich oft mit Wehmuth fchaute,
Wenn mildes Abendroth die Kuppel färbte Und durch das Thal der Hora Glocke ſcholl?
Deatrir. Dort haufen fie, die Nonnen Iſidorens!
209
Idella, 211 JE
mit ausgebreiteten Armen. ®
-
O wer von aller Welt geſchieden, Nur fuͤr den Himmel lebt und ſeinen Frieden! — |
Deatriy. Wie? welch Gefaht? — Haft du bes Wori⸗ ver⸗ geſſen, Das zu entſagen deinem Schmerz gelobte? Idella. Dem Schmerz' entſagen? — meinem Schmerʒ entſagen? Beatrir. Idella! — Sdella:
Nun, was hab’ ich denn verfchulder? — In jenes Klofters ftillen Gängen wandelt Die fromme Clara als der Nonnen Mutter, Die Heiligfte, wie ſtets mein Obeim fagte. ' Sie ward durch ihn Aebtiffin in dem Orden; * Um ihr des Theuern Scheidegruß zu bringen, Ward mir zur heigen Pflicht die werthe Reife.
Beatrir, mit Wärme ihre Hand faffend. Du biſt nicht redlich, willft mich liebend täufchen, Und das Geſpraͤch auf fremde Dinge lenken.
Dooch kenn’ ich's, was an diefer Blüte nagt,
Und darf nicht ſchweigen — koſtbar ſind Minuten, Wo mit dem Sandkorn deine Thraͤne fällt!
Dir follft mir reden, müßt’ ich's Enieend bitten! — Du bift wicht gluͤcklich! Deines Gatten Blicke, Dein fiheues Schweigen, wenn er freundlich winkt, Dein kalt Vorübergehn an Eurer Liebe Blume, Dein Slaube, einfam, ungeliebt zu wandeln —
—
Idellea, an ihre Bruſt ſinkend.
Ich bin es — wandle einſam — ungeliebt! a Beatrix.
Du irrſt dic, biſt erfind’ rifch, dich zu quälen! Ein böfer Dämon, eure Ruhe neidend, h Hat wuchernd Unkraut feindlich ausgeftreut. Nun flieht ihr, Lieb’ im Buſen, von einander, Da leicht vermittelnd eine giünft’ge Stunde, Leicht eines weifen Freundes Rath euch einte.
Idella. Er liebt nicht, wie Idella! nein, ſo nicht! Beatrix. Nicht lieben Er - Doch ſag', aus: welchen Gründen Den edlen Gatten du fo hart befchuldigft ? Spdella.
Das wollt ich nicht! Wie? hätt’ ich das gethan? A Sein Wille nicht, das Schickfal ſcheidet uns!
22 mn nn nun
Du weißt es felbft — denn früh muß ich beginnen — Wie Hier auf Aklam Edmund und Beattig, " Und mein Gemahl und andre Edelkinder
Sim Angeficht der Väter fröhlich ſchwaͤrmten. Schon damals hieng mein junges Herz an ihm, Ihm nur allein folgt‘ ich zum Spiel der Knaben. Doch damals ſchon beherrfcht’ ihn deine Liche, Und überfeh’n ſtand trauernd oft Idella — Bald rief der Ohm mich ab zu feiner Pflege, Und ich vernahm-von ferne nur die Kunde,
Für Deatricen.glühe Adelbert, Doch fey fie längft durch beider Väter Willen Dem ältern Bruder zum: Gemahl befchieden. Nicht. trug es Adelbert. Er floh aus Aklam, Und ſtuͤrzte fich in wildes Kriegsgetümmel,
Den Tod zu finden — doc) er fand nur Siege!
Deatrir. Und reichte dir den frifchen Lorbeerkrang! ,. | ’
Idella.
Sein Ruhm, des Koͤnigs gnaͤdiges Geheiß
Rief ihn zum Thron. Mit hoher Wonne hoͤrt' ich, Daß ihn der Koͤnig ſeinen Degen nenne;
Mit minderer, daß ſelbſt die Koͤnigin
Vor allen Rittern gnaͤdig auf ihn blicke,
Daß ihre Farbe oft durch ihn geſiegt! —
Und nun erſchien er unverhofft, den Oheim,
Den alten Freund des Vaters, heimzuſuchen.
Ich fah ihn, reizend wie den Gott der Sonne
Sm Waffenſchmuck, und alle Dulfe flogen — Im ganzen Weltall fah ich jest. nur ihn — ind neu erwachend, höher glühend zogen Durch diefes Herz der Kindheit Fantaſie'n. — Sch fah ihn. —
Beatrix.
Und der Edle ſah Idella, Der tapfre Sieger Er fich bejiegt!
Nicht alſo, Freundin! Adelbert gewahrte
Die Flamme nicht, die er in mir entzündet,
Und als Geſpielin nur ſchien ich ihm theuer; „Geliebte Schweſter!“ war fein trautſtes Wort. — Laß mic) die Zeit nicht fchmerzlich jetzt erneuen,
Wo an verfchwieg’ner Neigung ich verglühte,
Des Dheimes Sorge endlich mich errieth
Und feine Hand der Liebenden erflehte.
Nur Mitleid gab ihn mir —
Deatri Fr Nein! nimmermehr ! ! Sch kenne ihn — Wenn dieſe Augen flehen, Wie kann ſein Herz dem Zauber widerſtehen?
Idella.
Die Folge lehrt' es. Reichlich ausgeſtattet
Von meinem Oheim, nahmen wir Beſitz.
Das heitre Schloß, nur laͤndlich ausgeſchmuͤckt, Wird rings umgraͤnzt von Paradieſesauen;
F
24 — ea
Nie fertig wird man, Schoͤneres sw ſchauen Hier ſieht man aus der Flut den Schwan ſich J Dort an des Huͤgels Hang die Heerden PAR:
Deatrir. Arkadien und ein beglücktes Paar!
della. Nur wochenlang! Bald fah ich feine Stirne Getruͤbt, und wallte einfam durch die Gärten. Er rühmte ſtets des Hofes Glanz und Fefte, Hand nötdig, mich der Kön’gin vorzuftellen, Und nur mein Flehn hielt ihn von Zeit zu. Zeit. Erweitert ward der Marſtall. Gäfte flogen Herbei zu Schmauß und Jagd und Hitterfpielen, Des Roffes Huf verwüftete die Fluren "iv Und Jagdgeſchrei entweihte meine Hain. m So ift es denn feit Fahren her ergangen, Und jeder Mond bringe neue Trauer mir. Beatrix. Du biſt nicht billig, kennſt die Maͤnner are Nach fietem Wechfel fehnt ihr feurig Herz. Spdella. Noch jüngft — ich hatt’ ein zahmes Reh, erzogen Für mich von einem alten Eremiten. Es hörte nur auf mich, und nahm das Futter Am liebften nur aus meiner Sand, und folgte Mir oft duch Bufch und Garten, blickte traurig Mich an, als wollt’ e8 fragen, was ich weine. Sch liebt’ es dankbar — bis ich eines Abends, Erſchreckt durch Winfeln, in das Dieicht eile
©
—* Und mein getreues Reh im Blute finde, Die Zunge lechzte,. die mich fanft gekoſ't, Sn Todesnöthen — es verendete, Bon einem Gaft bei trunfnem Muth? erlegt.
Beatrix. Gewiß, ein Wort von dir, und Adelbert Wär’ zu vergüten den Verluſt geeilt.
Idella— Er u — und. ſchnell! Ich haͤtt es nicht ver⸗ Kae ſchwiegen — Denn nimmer werd’ ich are ihm feyn! Sad) kurzem. huͤpfte mir — mit vielen Koſten Aus koͤniglichem Zwinger feloſt verſchrieben, Ein ſilberfarb Gazellchen leicht entgegen. Hier ſchien die Kunſt nur kaum durch raſtlos Mühen Die wildere Natur befiegt zu ‚haben. Nicht ſchildern laͤßt ſich dieſe kirre Scheuheit, Und feinern Bau, und liebevollres Trotzen, Und hellre Augen kann man nimmer ſeh'n! Vom kuͤnſtlichſten der koͤniglichen Meiſter, In Gold und Silber war das Band getrieben, Das ſchimmernd um den ſchlanken Hals ſich ſchmiegte, Und auf des roſenfarbnen Sammtes Grunde Stand die Deviſe: Alles weicht der Roſe! — So ſchoͤn war alles — ohne mich zu troͤſten! Mir kann das Gemschen kein Vergnuͤgen geben; Es mahnt mich immer an mein ſterbend Reh; Es dient nur zur Geſpielin Violettens, Und ſchlummert naͤchtlich oft an ihrem Herzen.
26
Beiatrix— zu hohe At O füßes Kind! — Doch wen verrieth dieß Auge, Wer glaubt’ es diefen feidenmweichen Locken, Daß folche — Feftigkeit im Bufen wohne?
Idella.
Ich kann mein Herz nicht wenden und nicht heiten; Sich liebe ewig, was ich je geliebt!
Beatrix.
Und von dem Gatten koͤnnteſt du dich wenden, Von dem Geliebten deiner fruͤhen Jugend? Nicht nachſichtsvoll ihm Rede abgewinnen, Daß er, welch reicher, Earer Wunderquell Der Lieb“ ihm ſtroͤme, Hochbeglückt erkenne? — Genug jeßt! Laß der Schwefter Sorge walten. Noch heute foll dein Adelbert erfahren, Wie er gefehlt — dich freudeweinend füffen! Doc fomm, und laß uns nun zuräce kehren; Sey ruhig, fey voll Hoffnung — indem fie fih ummenden und Arm in Arm eintge Schritte gehen,
läßt ganz in der Kerne Adelbert mit einem Edelfnaben ſich fehen.
della, zurüdfahrend. > Heil'ge, AL. | Lehnt fih an Beatricen.
27
Dritter Auftritt.
Die Vorigen. Adelbert mit dem Edelkn a— be n im Geſpraͤch, noch ganz im Hintergrunde /·
Deattir. Was ift dir?
| Sdella. Dort! Er felsfi! m sBieheBentelcen zurüd und weiter ſeitwärts. rare he Ga Adelbert, . zu dem Edelfnaben. N Du glaubeft alfo ?
| Edelknabe. Nach diefem Eichenhain fah’ ich fie wandeln! Ab. Sdella,
Veatrieen noch immer auf. die Seite ziehend, und ſehr dringend. Sprich jeßt mit ihm, dag von ihm feldft ich höre, Was er erwiederr — laß mich laufchend harren. PT Beatrix. | Es ift nicht gut — Du wolle? —
? | Sdella.
Und gelobe, Daß du mich ihm auf keine Weiſ' entdedeft.
28 x
Baeatrix.
I Sey ruhig — indem fich della ganz ſeltwärts anf eine etwas erhabene, som Ge⸗ büfch verborgne Selfenbanf ſetzt.
| Himmelsmaͤchte! hört mein Siehn, Daß wir von hier mit, Wonnethraͤnen geh'n! |
tree
74
en ——
Ide lla verborgen. ) v ea ter ix, einige San dem Ritter entgegen. Adelbe r t. Letztere Beide find wahrend dieſer Scene ſo geſtellt, daß nur Beatrix, wenn ſie etwas bornitt, nicht aber Adelhert, Idella erblicken kann. Ad elbert, ſeht heiter.
Bald, ‚leuchtet: nun des Mondes Silberlicht
‚Dem Bundesmahle — und die Königin
Des Feſtes weilt, den Reigen anzuführen? — O trefflich ifi’s doch hier auf Aklams Köhen! ie vormals fprudelt noch’ in Goldpokalen Der Wein, an Alter unferm Stamme gleich; Wie vormals ift noch hier des Gaſtrechts Tempel, Wie vormals noch die Wohnung der Gefänge!l
Baeatrix. So iſrs nicht immer, lieber, heit'rer Vrudert
| — Und welch ein Waffenſaal, und welche Roffe! -
\
29
Sch fah fie; werth der edlen Reiterin, Und ſtolz der ſchoͤnen Herrin ſich erhebend — Nicht trefflicher ſind ſelbſt der Koͤn' gin Renner!
Beatrix, | . 4 die aanze Scene hindurch dann und wann, je nachdem das Gefpräch es mit ſich bringt, bald unruhig bald beängſtigt nach Idella blickend. Ihr habt am Hof' gegolten — ſeyd ein Ritter — Drum übt ihr der Chevalerie Geſetze!
Adelbert.
O waͤren noch der Vaͤter goldne Zeiten! —
Doch Ihr habt recht! Was denk' ich auch der Dinge, Die Ihr mit andern Eures Standes theilt,
Nicht deſſen, wo Ihr einzig — nicht des Lebens, Das Euer Geiſt erquickend um ſich breitet,
Nicht dieſer feinen Wahl — nicht dieſes Zaubers, Womit Ihr Ernſt und Scherz zu miſchen pflegt —
2 | Dertrir. een ich bitt' Euch! Nach fo langen Sahren Sehn wir ung wieder — und der Freund, der Bruder,
Der Held erniedert fich zu Schmeicheleien ?
Nicht alfe, Adelbert! Sprecht herzlicher —
Adelbert. Was ich gefagt, ift herzlich, kommt von Kerzen. Ach, freilich war es anders, als zuleßt In diefer Haine heil’ger Dunkelheit Sch Euch umarmte — Euch mit Jünglings : Feuer Die Thränen von den glüh’nden Wangen küßte! —
N
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‚ Wohin verirrt, ih mich! — feit jenem Tage, Wo ich des Schmerzes Bodenſatz geleert,
Sant mancher Mond, ſank manche Sonne nieder, Doc) unverändert blieb — |
DBeatrir, ängſtlich.
— Nicht das, mein Bruder! Leicht koͤnnte uns ein Dritter mißverſtehen.
Adelbert.
Laͤngſt ſchwand mein Zorn. Doch fuͤrcht' ih, Euch zu ſehen,
Mißtranend diefes Herzens ftillen Flammen.
Sch ſah Euch wieder, fah euch ſchweigend herrfchen,
Sah Euch geehrt von Edmund, angebetet
Don Greis und Kind. - Die allgemeine Liebe
Und Eure Würde wirkte auch auf mid.
Nicht bebt' ih, Euch) ins offne Aug” zu fehauen;
Mein Herz ſchlug feurig, ganz Euch zu vertrauen!
Deatrir.
Das ift es, was ich wünfche. Dankbar nehme Sch das Verfprechen Eurer Zuverficht,
Und komme ihr zuvor. Euch froh zu mwiffen, Iſt ewig diefes Herzens wärmfter Wunſch. Ihr könnt es feyn — Idella's hohe Reize —
Adelbert, ein wenig zurücktretend.
Wie, Gräfin?
4X
Ss
Baeatriex.
Ja, bei allen Heiligen! Als, Engeln gleich, ſie fromm den Schleier hob, Stand ich gefeſſelt von der Schoͤnheit Zauber. So hatt' ich nie, ſo nie ſie denken koͤnnen, Die Jugendfreundin, himmliſch aufgebluͤht. Koͤnnt' ich der Weiblichkeit Verklaͤrung mahlen, Nur von Idelia lieh ich Farb' und Sirahien.
Adelbert. Wollt Ihr mir ſchmeicheln durch der Gattin Lob?
x
Beatrix.
Nicht ſchmeicheln, Bruder! — nein! nicht Schmeich⸗ lerinnen Sind Weiber, wenn fie fremden Reiz erheben —
Adelbert. . Don etwas Anderm! — Freundin, wollt ihr heute Nicht rein die Freude, ungeträbt mir gönnen ? | Beatrix. Wie? ſchmerzt euch das, was euch beſeel'gen ſollte?
Adelbert. Es koͤnnte — wohl! vielleicht! waͤr' ich ein And'rer! Ich achte ſie, ich ehre ſie von Herzen! Nichts mangelt ihr, was ich ihr geben kann. Doch muͤſſen wir uns flieh'n. Wer mag es tragen,
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Da, wo er Mitgenuß, Erheilrung ſucht, Nur Duldung finden und ein weichlich Klagen?
Beatrir. Es ift fo weiblich, feine Todten lieben !
Adelbert. Sagt weibifch — wenn die Klage nie verſtummt! » Beatrix. | {5 Seyd milder, nicht fo hart! dem Mann ziemt Stärke, t
Empfindung ift der bolde Schmuck der Frauen. Seyd fhonend — feht, Idella liebt die Laute, Gewiß hat oft. ihre Spiel. Euch Hoch entzuͤckt; Ihr liebt fie auch) — o ſchont Idella's Seele, Die zart befaitet, wie die Laute, if. Jetzt hat der Tod mit Falten, ſtarren Finger Der goldnen Saiten reinen Ton verſtimmt;z; Wollt fühllos Ihr das Inſtrument zertruͤmmern? Laßt fie gewähren — bis der fhöne Engel Des Troftes naht, der Saiten Zug zu ordnen; Dann lauſcht Ihr froh dem neugebornen Liede!
Adelbert.
Ihr feyd beredt, fprecht mit der hoͤchſten Wärme, Kommt's darauf an, mich bitter zu verklagen: Traun! einen fchlauern Redner kann Idella Sn Rom einft finden für die Maͤrtyrkrone!
Saft fcheine fie eine heil'ge Dulderin,
Ich che Verfolger — faſt,als ſpraͤch fie ſelbſt A Aus Euerm Munde — haͤtte Euch geſandt! — | Doch nei fo gut, fo feurig van * nie!
2 Si
Beateir.
Wie Adelbert? ol d as, mich ‚widerlegen ? —. ı: Zweideutig ik: der. Spott, und folcher — Bedient 12 ur, die —— mi:
Adelbert Gern wieg ich, doch Ihr zwingt mich! dieſe — Wege dh | Sms nicht allein, was. mich von ihr entfernt. Sch weiß. es, ſie if veizend — und mit Stohe Nimmt ſie der Reize Huld'gung ſchweigend an. Sch weiß es, Viele huldigten ihr lange, Und warben, gleich den. Rittern treuer Minne, Um, ihre, Hand. Bie, wurden nicht erhört,
Weil unbewußt ich ‚ihre Lieb' gewonnen. Doch war das meine Sau? hab’ ich, „wie Sene, uUm ihte Huld, um Be Hand gefleht? —
Iſts meine Schuld, daß unſre Herzen | So anders fiets empfinden? "fo verfchieden ?
Sie — liebt zu wandeln auf beblümten‘ Tiefen, Zu träumen unterm: Schatten 'falber Weiden, . — Wo Laͤmmer grafen — von erträumten Leiden Dalladenfang zur Laute zu ergießen;
Doch mich erfreut das raſche Jaͤgerhorn u 0 9 Und Schimpf und Ernſt, Turnier und Fackeltanz · Sie fliehet fruͤh aus ihrem ſeidnen Bette Theaterſchr. J. 4
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Zu Beicht' und Altar, zu der heiligen Mette; Ich eile, wenn die, Morgenroͤthe winkt / Sm dunkeln Wald dem Eber nachzuſpuͤren. Sie — wie vergaͤß ichs? alles, was * —— Iſt ihr zuwider — ach! ſelbſt Steh — Des fanften, kranken Richmonds denkt ige? Sch Liebe ihn auch; ich ſah in Ihm’ den Erben - Bon meinem Namen — warlich weiter nichts? Er ſeufzte ſtets — es war ein froammer Da en Engeln gleich, die, ſtil am Delberg weinen... Er farb, dahin, — ‚und, ‚über, „feiner, Aſche | Ließ ich e in prächtigen. Marmerventiual wölben
Mit ‚unferm., Schild und mit Sa 3 Was konnt ich —3 ale
Sue Bentrir. Hip! re er — EM Ich —*— eine fanfter, Ic Hoffe Euch ei feedficher zu Funden Doch geb ich Eu $ nie anf Sa —
ESternen
ik ot dn u a Hoff’ ich — ER” um OR 3 ' ee er , 2 She Tr
or — —— un Br —⏑⏑— ‚sts Hofft nichte‘ — O gluͤht' sin ihrem —2* Ein Zunfe: Eures Geiſtes! — doch ich ſchwoͤre, Bei jeder Hoffnung, ſelbſt bei Biolertent 2 0 Wird nicht Idella völlig neugebotenmz ; So fey die Freude ewig ung verloremy an Sprflinch* ich jenem Tage, da das raſche > Das. ewige Geluͤbd die freie" Dand, it ds"
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— — et 8% se hr.
Da uns de 3 Ofeims FERN, verband; Sch fluche —— Segen, ſeiner fee —
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ET Ihr werdet ſchrecklich — Gott! was redet Ihr? Wenn Sie es hörte — | RT Sie — und alle Seifert,
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. della, die Bis jegt weinend ihr Geſicht verborgen bat, finft vom Lelſenſitze. Bea mir, mit Heftigfelt feine Hand ern. und ihn vorziehend. Barbar! Ha iſt fie!
| eilt fort. Er elbert, beſtürzt. "Himmel! wie? — deln, rihtet 2) ſchnet auf une trocknet ihre Ani. | Adelber * ſehr —* — mit ausgebreiteten Armen anf fie zuellend. Sdella! I “ Spell a .
wendet Ad lächelnd und zurückweiſſend von ibm. Ja — nur Idella. Dorthin ‚floh Beatrix! Ab.
36 - Ä
Dritter Aufz — *
Erſter Auftritt.
Kurz nad) Sonnenaufgang. Laubgange des Schloßgar— tens, hie und da mit Lauben. ‚Man fieht in einiger Ent- fernung einen Slügel des Some,
Robert, in Furzem weißen Leibrock, einen Eichfranz im Haar, eine goldne Kette um den Hals, an der Seite ein kurzes Schwert. ‚Er bat ih nachdenfend anf eine Banf hingeworfen und blickt, auf die Harfe gelehnt, manchmal nach dem Schloſſe, als wenn er jemand erwarz
tete. Bald darauf Adelbert, in Jagdkleidern, bei deſſen An- näherung Robert aufftebt und ſich ehrerbietig vernelgt, Adelbert.
So früh ſchon munter, wunderbarer Sänger! . As wollte Ihr des Jagens Freuden theilen? _
Robert.
Mich weckt der Sonne Gruß durch Herbſtetlaub; Sr, lieb? ich nicht des Waidwerks blur’ge Luft.
Adelb ert. | Sch glaub? Euch das — Ihr habt mit Eurem ange Mich tief bewegt. Sch habe ſtets die Dichter Und ihrer Töne Holden Zwang bewundert.
37
Diel Meiftern Eurer Kunſt Hab’ ih am Hofe, As Güngling fhon dem würdigften vor allen, Dem Greife Bertrand ehrfurchtvoll gelaufcht —
Robert, | mit Feuer feine Hand faffend. Ihm? — 0! fo laßt mid warmen, Druds die Hand Mit ftiller Feier in die Eure ſchlagen; Sie finfe hin, des Standes Scheidewand ! Sch darf als Freund Euch zu begrüßen wagen. ‚Er war mie Lehrer, Vater — —
Adelbert. |
She fein Schüler? Robert. |
Es ift mein Stolz, mich dankbar fo zu nennen!
Adelbert. Doch fagt, wie lehrt’ er Euch? Ich wär? begierig, Zu willen, wie Ihr, was Ihr feyd, geworden ?
| Robert. Es laͤßt ſich wenig lehren, nichts erlernen, Was fonderlich des Ruͤhmens würdig wär, Sn unfrer Kunſt. — Der. Dichtung heil’ge Gabe Sf, wie die Seele! Wie der Weiber Schönheit, ‚Wie das Gefühl der reinen wahren Liebe, Stammt fie vom hohen Himmel — und, wie jene, Beherrfcht fie zaubrifch jedes edle Herz. | Dog, lieht Ihr je am fchönen, heitern Morgen
/
38 La ara *
Der muͤtterlichen Lerche Euer Ohr,
Die zum Gefang ermunterte die Jungen, | So wißt Ihr auch, wie Bertrand. mich gelehrt. Die Lerche fteigt und fingt; nachahmend zwitfchert Der Kinder Kreis und ſchwingt fich in die Lüfte. Sp Bertrand! — Süß erklangen feine Lieder, | Und wenn ich glühte, Hopft er mir die Wange; Doch blieb ich kalt, Fand nur gehorchend. ſtille; Dann flog wohl oft die Rolle in die Flammen.
Adelbert
Ihr wart es werth, von ihm geliebt zu *
Ihr ehrt durch Eure Kunſt des Meiſters Aſche. Verwundernd hab' ich geſtern Euch gehoͤrt, Und — winkt euch einſt die Zinne meiner Burg, So zieht nicht, mich verſchmaͤhend, ſtolz voruͤber; Ih werd’ Euch ehren, wie ich Bertrand ehrte! _ Doch — darf ich, Eure Kunft zwar Höchlich liebend, Doch nur ein Laie, Freundesrath Euch geben, Euch ſagen, was von hochgelahrten Männern ı Sch oft vernahm — fo mäßigt Euer Feuer; Laßt nicht fo wild das Flügelroß fi bäumen !
Robert.
Ihr ſagt's — das Roß hat Flügel! — A She ihm
Den Fittig fchmachvoll binden? foll es, ſtlaviſch Dom Zaum gedrückt, fih in die Wolken fhwingen? Könnt Ihr der Sonne Glut in's Glas verfchließen;; Wähnt Ihr der Wogen mächt’gen Lauf zu feffeln ? — Geht, fragt fie doch, die —— Richter,
= J
Was doch es iſt, das Thraͤn und Lächeln lockt;
Was doch es iſt, das bald nach finſterm Starren,
Bei Einen Wort, bei einem einzgen ‚Laute,
Das Aug', wie eine lang verſchloßne Wolken 1...
So ploͤtzlich ſtroͤmend ſchmerzlich ſuͤß, entladet;
Bald ſelbſt dem ſchwarzen Ungewitter gleich, —
Das, lange drohend, endlich Blitze ſchleudert,
Den Hoͤrer ſchrecklich, fuͤrchterlich betaͤubt?
Was doch es iſt, das ſich im Buſen draͤngt,
Was uͤber Erd' und Himmel uns erhebt,
Was, nie erkannt, doch ewig raſtlos, firebt, +:
Zu rauſchen in die Fluten des Geſangs— Adelbert. ru
Ihr fepd ein it und wie möcht’ 6 techten,
Der Laie, mit des Meifters Bufen: Singer |
Dod mein’ ich, wollt Ihr Lob und Beifall Arndten,
So mäft Ihr auch auf weife Männer Hören!
GBeſchmack und Glutgefuͤhl ſind oft getrennt.
‘ls Robert. .
Sch hab? es oft bei ftiller Nacht erwogen;
Ich trug gar ‚oft ein fehnendes Verlangen,
Sein glatt zu enden, wie ic) angefangen; ».
Da kam es, wie auf monderhellten Wogen,
Gleich Silberfchwänen, magiſch angezogen,
Und Gränz’ und Raum und Dafeyn war verflogen, —
Und fruͤh hatt’ ich ein Wunderfind ge!
Adelbert.
Lebt ihe nur Euch ? lebt Ihr nur Euch allein? Leicht trägt der Juͤngling Mangel, nicht der Greis !
40 —
2 u 5 5 3 2 3 Ser Du 222 mie hoher Ruührutng. Ich (eh allein — werd’ unbeweint einſt ſterben! Gern moͤcht' ich leben dann in meinen Liedern, Daß Enkeltoͤchter noch das Grabmal ſuchten, Mit ſeinen Zweigen ſich die Locken ſchmuͤckten — Doch wird ein Fremdling Bertrands Harfe erben: — Was ** ich wohl? — darf ich den innern
x Gott re Verratheuſc um Judas Sold verkaufen? Nicht, was ich will, ich ſinge, was ich oh Gebiet'riſch rufend tönt in mir die Stimme — Sol ich mit Goldklang diefe übertäuben? — — Shr wähnt wohl,: wenn, in euern Marmorfälen Ein Imbiß, wenn aus goldgetriebnem, Becher Ein Labetrunf. wohlthätig uns gereicht, Menn wohl aus eurer- Damen fehönen: Händen Ein Föftlich, Kleinod mild, uns. wird verehrt, | Dann fiehn wir hoch, dann fehweigt des Herzens
Schmachten? |
Nicht ſchmaͤh' ich jenes. Froh labt an den Gaben Der milden Mutter fih des Dichters Herz, Gern fonnt er fih im edlen Lobes Scheine; Doch fröhnt er nie — nicht Gold und Edelfteine, Ein Höheres verlangt fein inn’res Trachten.
Adelbert. Doch dient Ihr uns um, Sold — u Robert. Dient Ihr dem: Gluͤcke
Wohl fuͤr ein edleres? und trägt für Sold
Zuletzt nicht Ar der. König feine: Krone? *
AREA Ku "Adelbert. Sonn Ike, id) fühl es, Euch zu ———— R obert. |
. Drum gebt mich auf, Herr Ritter! — hoch erhaben, Hat die Geburt Euch) über uns geſtellt, | Ob weiland ſchon wir ebenbürtig waren . Und Fuͤrſten ſelbſt die Barden-Harfe ſchlugen. Doch — nur der Sänger ſoll den Sänger richten; Zum winter andget ihm der DAUER nicht!
Ad elbert!
Ihr ſprecht ein kuͤhnes Wort, dag ttizen koͤnnte. Wie meinet Ihr? —
PER
Er; Erlaubt, Ihr feyd ein Held,
Euch trägt der Ruhm auf fonnenhelfen Schwingen.
Tief unter folhem Helden ſteht der Sänger;
Was diefer nur befingt, das that der Held.
- Nun weiter! — jeßt wollt über Kunft Ihr richten,
Gleich Alerandern in Apelfes Werkſtatt —
Doc tief ſteht folcher Richter unterm Sänger; Denn diefer fang, was jener nüchtern hört.
) Adelbert. - Sehr fehlan, faſt wahr! dehr noch, als ich ev: - wartet!
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Faft hoͤfiſcher, als ſonſt der Kuͤnſtler pflege, IN7* Saft ſtolzer auch, als es dom Vunglina giemt. Baur fg Euch lieben. : Eure. glatte Nede
r' schier im Stande, trüg ich nicht den Horniſch Rs in des Min ſtrels weiches Wamms zu locken —
Robert. | * Doch beſfer fets, ale in ‚Diog nid Vnen Pe Avetbert — * *
Wenn jap man Euch um Gegenwort verlegen? Sch bite’ Euch — ſucht mich heim auf meinem ( Schloſſe; Was Ihr nur wuͤnſchet, will ich Euch gewähren.
ao —— * AR 4 | X 149 - IERHIADUI 1033 3u4 9) Wollt Ihr? Aa Avelbert, a reicht ihm die Dand.
Sch. will — bei meines Namens Ehrel, »
Robert, ERErT in) ‚feine Sand mit feierlicher Wärme ang De. drüdend.
Ich dank’ Euch, dan Euch herzlich... Nicht vergebens Hab’ ich Euch, hier erwartet. Nicht der Zufall, > Der Wunfch nicht, ehrfurchtvoll Euch zu. begrüßen, Führe mich hieher; der Wunfch nicht, Eure Gunft Fuͤr mich durdy glatte Rede zu gewinnen,
Die Ihr mirfelber aus der Seele zogt — Ein (how ver Zweck hat mid zu Euch getrieben!
— 08
4
Ich liebe Euern Bruder — feine Güte, | ‚Des edlen. Geiftesftille, veine Größe. er Hat ihm vor Allen, die auf Erden wandeln, Mich tief verbunden — ihm gehoͤr' ich an; Für ihn verſpruͤtzt' ich freudig felbft mein Blut — Sich liebe Euern Stamm — und Euch — und Alles Was edel, fanft und liebenswuͤrdig if. Der ſtille Friede einer frommen Seele — | Ihr ſelbſt, und Euer kl) —
Adelb ert verwundert. | zu Was habt Ihr, Winfsel
Robert. Werth feyd Ihr mit — verfchmäht nicht meinen Kath!
Mißtraut nicht meiner Jugend; denn mein Summer Iſt grau an Jahren. Heiß hab ich gelicht,
Und viel erlitten. Bertrands holde Tochter
Liebt ich, eh fie mich fah. Mein alter Vater
War Waffenfchmidt, doch hochberuͤhmt, als Meifter Den Stahl mit edlern Erzen zu verfchmelgen —
Adelbert.
So feyd Ihr Harwihs Sohn! i Lächelnd und mit Laune. | Sch kannt' ihn naht, ‚Den künftlichen Vulkan — wieder ernſt. | in meinen Schlachten Vertraut ich feinem Sarnifch keck mein Leben —
Robert, ENTE ein wenig aufgerelzt, doch verbindlich bleibend
So ziemt es ja dem muthigen Achill!
Adelbert, eig.
— und feine Klingen fchäß’ ich über alles, Noch geftern Hab’ ich Harwichs fchönften Panzer Dom Bruder mir erbeten — Schade, fchade, Daß feine Kunft den Erben nicht gefunden!
Robert, mie Ironie,
Verklagt Dionen, daß der junge Cyclops, Anftatt der Zange, Chirons Cither wählte, Daß eine Hand dem rüft’gen Hammer fehlt, Die nur die Saiten befeelt! Verklagt die Schönheit — mit Ernſt ind Schwermuth.
ihr nur dient’ ich ja, Nur fee Liebe blies der Dichtfunft Funken Sin meiner Seele an. Sch floh die Werkftatt, Ward Bertrands Schüler, ward dem edlen Greife Dom Grafen Edmund forglich anempfohlen. AIch ſchwieg und liebte — — mit gefchloßnen Augen Lag fihon geſchmuͤckt im Sarg’ die holde Jungfrau, Don fremder Falfchheit feindlich abgemäht, Eh’ ich an Bertrands Bruft mein Schweigen brach. D laßt Euch rathen! Langfam, ftill verwelten Sah ih Jacynthen — und ihr rührend Bild Sah ich erfihüttert wieder in Idella!
45 Adelbert. |
Habt Dank! — Ihr meint es gut. She feyd
erfahren,
Durchs Auge tief in das Gemuͤth zu dringen.
Doch o! das ift nun nicht zu ändern! — Ad)!
An mir hat fehwer das blinde Glück gefehlt!
Zwei wären glücklicher — viel fönnte anders —
Laßt mich — die Sonn’ ſteht höher —
| Robert, 44 der Adelbert mit durchdringendem Blick beobachtet Bat. Dort die Gräfin!
—— denkt des Minſtrels, wie des Warnungs— engels!
Zweiter Auftritt. re Die Vorigen. Beatrif.
Dentriy.
Sich da! Kaum wag’ ichs, unter Euch zu treten. Der Kreis ift heilig. Bei des Kriegsgotts. Sohne Begrüßt der goldne Phöbus feinen Priefter.
Zu Robert, der fich ebrerbietig zurück zieht. Geht, lieber Sänger! finnt auf neue Lieder, Wie geftern, uns. den Abend zu verfchönen. Wie Hangen fie im tieffien Bufen wieder,
40°
’
Bald ſtuͤrmiſch, lieblich bald! Euch wirds gelingen, Als Süngling noch zum Goͤtterſitz zu dringen.
R o b e v * ladelnd.
EN | Ihr ſcherzt. Doch koͤnnte, was Ihr 5 fast, An mie noch, einftens in Erfüllung gehn, ;- Wenn immer, ih auf Euerm Schloß verweilte. Leicht laͤßt ſich Berg auf Berg Titaniſch thuͤrmen, Wenn neben ung das Srdifche verfinkt; | Leicht is, der Götter’ hohen Sitz zu fiürmen, Wenn Euer und Gdella’s Auge winkt In) or Be —
—— Wirges U iyn #7) MEERE ET Be Er Terra >
Dritter Auftritt.
Adelbert. Deatrir Nach wenig Augenblicken ganz - im Hintergrunde RR d e a mit einigen ihr — Diene⸗
rinnen. Da fie den Ritter und de Gräfin adliet, befiehlt ſie ihren Begleiterinnen durch einen Wink, zurück zu kehren, und ſchleicht ſich, da ſich dieſe entfernt, von den Sprechenden unbemerkt, ; in, eine, Laube. ST Begtrix DT ART —
Er iſt ein Schalt, und bleibet nie was ‚folge
& Adelbert. IB. a |
So merkt' ih; — fuͤß und glatt find feine WBörte: Oft fühlt ich mich gar wunderbar ergriffen;
Oft tried. es * an ſeine Bruſt zu fiegen;
—
I... 47
N wars fein Stolz, dem nichts zu hoch er» | * ſcheint,
Ser fe A Größe, als des Geiſtes ehr 5%
War's die Gewandtheit, kaum verhuͤllter Spott,
Was, mich, verwundete? was mich, von ihm, Zuräde hielt? — ‚Wie ein ‚Chamäleon — er in jedem Augenblick ein And'rer —
Beatr Ir * 3h kennt ihn nicht! Er ift fo treu, fo Ye Aa
Adelbert. Auch ſcheint er mir der Sqhonheit ſehr ergeben —
Beatrix
Wie alle Dichter goͤttlich ſie verehren,
Als Heiliger Quelle der Begeiſterung! — 1 Doc bleibt er ledig. — Hoch wird er geachtet Von dem Gemaht; faft fönne ich ihn beneiden, Um dieß Vertraunz er liebt ihn feurig wieder.
Oft hat der ‚Graf ihm großen Sold *8 — Denn kluͤglich weiß er Alles anzugeben —
Wollt' er für immer hier im Schloſſe bleiben;
Er fchlägt es aus, durchſtreift entfernte Länder
Nach Pilger Art — Tebt oft bei armen Hirten;
Oft iſt der Quell ſein Trank — ein San au Lager,
„bLaßt mie “— fagt er — „fo lieb ich's — wie
die Schwalben Mit: meinem Sommer zieh'n und — * 4
So iſt er nun —
48
1 a A ke Up SEE TaE 1. 7. Wear oT Sa, ja, 08 giebt der Yun | Die ihre Größe ii ——— finden er Er llebt das Eigne — und gewiß 'erra PR ZE Ihr nicht, was er fohr warm mit — Warum er durch ein ſcheinbar Ungefahr RENT? Mir erſt begegnet "dann mit Euger Rede IN" Erſt Achtung mir, J rung — Und MORE er
- 1803 & NER: ar) AH, Ba Er ER — ur 10T, Bentein, 4 GR ie So ſegt dochn m 29 a Adelb ert.
Seys! — obwohl ich's andere Erblicke — Eu. wird er dadurch gefallen! An ihm — ja aud am Minſtrel Pt an Mitsihrer Augen frommem Niederfhlagen.n Vielleicht durch eine halbverhehlte Thräne, ui, ii Unwiffend einen Anwald fi erworben! =! Er ——— mit an Ruhrung Ale 2
De —
J——— J ——
23 r
j 3) dus ‚gleicht: —2 Sch war er Re Euch zu gewinnen . ah an —* Flamme Euer Herz?
Be dub Nn
’ Hdelbert.
Verklagt mic nur! verdammt, BR Asch offen Laßt mich Euch fagen, was ich. tief empſinde;
—
43
Was diefe Nacht von euern weichen Pfühlen,
Dem Unhold gleich, der über Trümmern wandelt, Den Schlummer mir verjagt — o hört mich, Freundin? Dann will ich ſchweigen! dann verwerft mich ewig!
v »Beatrig.
Nie, nie, mein Bruder! — 0 wer mag verwerfen, . Was, indes Frühlings erſtem Schein geboren,
Was gleich der Bluͤte, die den Nordwind ſcheut, Stets tief verſchloſſen, ſtill im Herzen bluͤhte;
Was —
Adelbert.
Sa ich Hör? Euch wieder! Eure Stimme,
Sie tönt mir wieder, wie in diefen Gängen
Sie einft mir tönte — wenn im Laub verborgen
Die füße Nachtigall mich lockend neckte;
Wenn wir vereinigt Sommervögel jagten,
Wenn vor Gefahr hr warntet, doch fie theiltet, Und — laßt mich’s fagen! — dann der Harfner rufte: „Seht, Amor zügelt ſchon den jungen Leuen!“
Beatrix. So denkt auch Ihr noch jener heitern a
Adelbert.
Stets den?’ ich ihrer, wie am Eifengitter,
Des freien Walde, des Meeres, der Gefang'ne;
Stets dacht’ ich ihrer — doch, o hätt? ich nimmer
Den Schwur gebrochen, ewig Euch zu meiden! — Sprecht nicht mehr von della — oder ſchafft, Theaterſchr. J. 4
50
Daß, wenn She ſprecht, ich Euch nicht * und hoͤre ⸗⸗ 9 nicht Sentriy — Alles ift verloren, —X
—— Seyd PN ein Held? des edlen Edmunds Senden?
Adelbert. Sch bin ich ſelbſt! — Ich habe meinem Schickſal Mit tiefem, bitterm Hohne lang getroͤtzt. Es ift dahin — dem Feinde Höhnend weichen, > Mag nur dem Schwädhling, nicht dem Starken,
ziemen. Ich lieb Euch, und — Ihr ſollt mein — kennen! Beatrix. Ich bit? Euch, Bruder! — Sol id Fun vers laſſen? Adelbert.
Das mögt Ihr, foll ich freundlos Alles wagen! Hört mich, Beatrir! — ſeht, ich bin ja ruhig — Bin fanft! — Ihr ſaht Idella — hab’ ich geftern Nicht mild mit ihr geredet, hab’ ich nicht
Zu Bitten mich erniedrigt? nicht beim Mahle
Mit Freundlichkeit ihr’ Frieden angeboten ? Doch blieb fie fiets verfchlofen. Nicht ein Lächeln, Ein Wort nicht, konnt’ ich fliehend ihr-entringen, Und einfam fand mich noch der Stern des Morgens! Nicht einfam — nein! denn folternde Gedanken,
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Bald liebliche, Bald fchreefende Gebilde, Umfchwebten mich in düftver Mitternacht. Mein Bruder ehrt Euch — doch er kann nicht lieben, So lieben, wie ih Euch, das konnt' er nie! Ihm gab das Schickſal, was es mir gelobt; Stolz wandelt er auf meiner Hoffnung Trümmern! — Ihr feyd nicht gluͤcklich! — o verbirg die Thraͤne Mir nicht, Beatrix! die im Aug' dir ſchimmert — D wende dich nicht ab — in deinen Armen
Bär’ mir die Welt zum Götterthale worden —
Froh würdft du mir mein Kind entgegen heben — An deiner Bruft dürft’ ich der Freude leben — Er wagt’ es, meine Hoffnung AumMueıhen — Waͤr er nicht, und Idella! —
Beatrix.
Sprecht nicht weiter!
Wie ſchrecklich, haͤtt' ich mich in Euch geirrt!
- Macht Liebe gluͤcklich, Ruhe ſchenkt die Pfiht — Laßt nie ung wieder fo begegnen — weh dem, | Der fühn der frühern Zeiten Kampf erneut! — Seßt laßt ung ſcheiden — — und — wenn dies Euch
tröftet —
Ach! ſchwer wird mir’s, Euch ohne Troft zu — So wiſſet, daß dies Herz Euch ewig ſchlage!
In der Ferne ein Jagdmarſch. Die Hoͤrner rufen —
Adelbert. Ha! bei Jagd und Blute
wi: - |
Laͤßt fih die innre Stimme übertäußen I
Beatrir! — Ewig! — D mit dem Gedanten
Ruf' ich den Tod verzweifelnd in die Schranken! Seide auf verfchlednen Seiten ab. |
—ñiN — — —
Vierter Auftritt.
Idella atlein,
welche, da jene ſich entfernt haben, langſam aus der Kaube tritt und einige Schritte vorwärts geht.
Hal geht nur! geht! — Bald fällt vielleicht die
Kette, |
Und freudig eilt Ihr über. düftre Grüfte —
Zum Traualtar — zum ſchoͤn bekraͤnzten Lager! —
Ja, geht nur! Endlich, endlich ſank der Schleier,
Mit dem Ihr Eure Tugend duͤrftig decktet,
Und, wo ich Mitleid ſah, erblick' ich Hohn!
Wie? Hoffen konnt' ich Thoͤrin, daß der Falſche
Noch immer Liebe fuͤr Idella hege,
Noch je dies Herz verſtehen lernen werde,
Er, der fuͤr Sie in Buhlerglut zerſchmilzt?
Noch hoffen konnt' ich, noch es thoͤrigt glauben,
Daß nur der rege Wunſch, nach langer Zwietracht
Den Bruder zu umarmen, und die Bilder
Der theuern Todten freundlich zu verſcheuchen,
Zu dieſer Liebes-Wallfahrt ihn bewogen? —
Und ihr — ihr konnt' ich trauen? noch mit Thraͤnen
An ihren Buſen ſinken? noch ihr klagen,
⸗
—
Was auf mich druͤckt? der Nebenbuhlerin
Den glaͤnzendſten Triumph noch ſelbſt bereiten? — Was dacht’ ich denn? wie? konnt’ ich denn vergeffen, Daß fihon der Knabe fie zur Braut erfohr? — Bedacht' ich nicht, daß felbft.bei dem Empfange
Sin feinen Arm fie flog — mit welchem Feuer
Das Lieblingskind fie Füßend faft erſtickte?
Mit welchem Lob fie ihrer fiets gedachte,
In der fie nur des Vaters Abdruck liebt ?
Entgieng es mir, daß fie mit glatten Worten, Frohlockend ftets bei meiner Leiden Klage,
Der frühern Zärtlichkeit gedachte? ftets
Mit schlecht verborgnem Siegerblick erwähnte,
Was mir zur Schmach, und ihr zu Nuhme diente? Doch — darf ich Hagen? kann der Erde Leiden Dieß Herz erfchüttern, das nach oben fehmachtet?
. Darf fi ein Herz an ird’fcher Hoffnung weiden, Das nach des Himmels Sternenkronen trachtet? Darf eine Suͤnderin den Spott des Staubes meiden, Der frevelnd ſelbſt das Heiligſte verachtet?
O wohl mir, daß ich wuͤrdig bin erfunden,
Durch ird'ſche Leiden himmliſch zu geſunden!
Sünfter Auftritt.
Idella. Violette, mit einer kleinen Bogenrüſtung fröhlich herzuhüpfend,
Violette.
Sieh, liebe Mutter! — lang’ hab’ ich * Um Dich zu finden —
Spella.
\ | Mädchen! fprich, gi BT: du? Was willft du jest? Bor fi. A Wie? ift’s des Himmels Sa, Die jetzt mich mahnet an der Mutter Pflicht, Iſt's ird'ſche Lockung, truͤglich mich zu blenden Und mit der Weltluſt Netzen zu umgarnen? — Was willſt du, Maͤdchen? ve
Diolette.
Sieh, o fieh nur, Mutter! Das hat die gute Graͤfin mir geſchenkt. Ich bat dich einſt — indem ſie ſich kauert und mit der Hand zeigt. ich war da nur fo groß — Du ſchlugſt mir's ab. Doch da im Waffenſaale Ich dies erblickte, und fie leiſe bat,
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> Gleich gab fie mir's!“ Se“ — fagte fie, mic fireichelnd —
„Du ahmſt des Vaters Jugend treulich nach!“
Idetta Das ſagte ſie? | AN Bi Lett, — und nahm mic auf die Arme, Und 2* Der — und hätte faft. tn
Spella.
Die Zärtlihel-— — Nun wohl — bald reiſ F fort; Du wirſt doch bei der ‚Seapi — bleiben?
Binlette, Ach ja — warum nicht? — bleib doch lieber hier! Doch — wenn du willſt — ich liebe dich von Herzen — Du biſt mir gut — die Graͤfin ſagt mir's auch! hüpft wieder ab.
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Sehfter Auftritt...
della allein.
Violetten nachfehend. :
Du weißt nicht, was du fpradfi. Aus deinem Munde
Nief mir des Himmels Stimme rathend zu. Sie braucht nicht meiner, diefe Biolette,, War immer nur dem Vater ganz ergeben, Hat eine befre Mutter nun gefunden — Mein. Kind felbft hat die Falſche mir, ——
So nehmt denn alles! — Los von jedem Bande,
Eil' ich dem Chor der Heiligen fehnend zu.
Mein Blick erhellt fih. "Aus des Himmels Lande
Kommt uͤber mich der Frommen felge- Ruh.
Nichts, lieb' ich mehr — nichts laß ich nach hie⸗ nieden,
Bin von der Welt, und fie von mir, geſchieden.
Mas fihimmert dort, wie filberweiße Tauben ? Was ift es, das wie Wirbelwind fich freift? Was flüftere fo durch falbe Herbftestauben,
Und fchwingt die Flügel, wie ein Himmelsgeiſt? Was fpricht fo Tieblich zu den innern Sinnen, Und zieht mich fort, und locket mich von binnen?
Seyd ihre es felöft, ihr meiner Lieben Seelen; Winkt ihr mir felbft aus eurer Herrlichkeit,
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Dem Heiligtum mich ewig zu vermählen, Zu flüchten mich in; Klofters Einſamkeit? Seyd ihr es felbft, die heil herniederfieigen, Und — mir die Siehespalme zeigen?
Sch folg' Euch willig — bei St. Iſidoren Wohnt jenes Licht, das, meine Macht erhellt. Bald ift das. ewige Geluͤbd geſchworen, Es ſinkt vernichtet hinter mir, die Welt. — O fchließt euch auf, geweibte ftille Hallen! Durch euch werd’ ich hinauf zur Klarheit wallen! a a :, — 0 Bra, She
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——— Han 40h Pr En nr Eine waldige Gegend N auf deren einer Seite zwei gegen einander ſtehende Felſen den Eingang in eine tiefe Schlucht bilden. Auf der andern Seite zerſtreute hohe Baͤume, unter welchen hie und da Jaͤger und Treibleute mit Netzen und andern Jagdgeraͤthſchaften halten. Faſt ganz im Vorgrunde unter einer alten Eiche ein laͤnglich vier— edigter Stein, der faft ganz verwittert und bemooft, und worauf das Bild eines betenden knieenden Nitterd mit Wappen und Infchrift, den Helm zu feinen Füßen, eins gehauen: ift..
Erfier Jäger. Zweiter Jäger. Jaͤger—⸗ purſch. Säger und Bauern.
Erſter Säger, kniet vor dem freinernen Bilde, und fucht mit dem Jagdmeſſer das Moos abzufragen. Zweiter Jäger ſteht dabei.
Jaͤgerpurſch, der einige Angenblicke zugeſehen, ſetzt ſich in einiger Entfernung nieder, und ſingt, wie unbefangen vor ſich: Es ritt bei fruͤhem Nebelgrau Ein Jaͤger in den Wald.
Er kehrte heim im Abendthau Nach feinem Aufenthalt. Was ſah er dadın,: Tirili, sn
"Was glänzt fo Hell im grunen Kain’ S Was blinkt an Stromes Lauf? —* Maͤdchenſchleier weiß und fein, vVon Gold ein Krönden —9* Was that er da :, Tirili, Tirila!
Leis ſchlich er hin an Ufers Rand
AUnd ruͤhrt' den Schleier an.
5
„„Was hat dir, Waidmann, mein Gewand AL
Und meine Kron’ gethan ?“*«“„ Was fah er dar :;:
irili, Tirilar, | N
Die art'ſte Maid in Mondenſchein, Zwei Zoͤfchen wunderhold. Die ſtraͤhlten ihr die Haͤrelein Sn Zöpfe, hell wie Gold. Was ſagt er da? :,: Tirili, Tirilal
„Ah, allerſchoͤnſtes Maͤgdelein
Wit du die meine ſeyn ?* — \ N
Soll Ottern: Königs Töchterlein Den grünen Waidmann freyn ? “—
do
Und was gefhah? : er * Tirili, Tirila ist Anl Sept feinen Hut auf und ſteht gemächlich anf, als wollt” er fortgehen-
Erfter Jäger,
der gleich nom Anfange ber feine Arbeit unterlaffe en und dem Jäger⸗ burſchen fi ch genäbet bat, jest aber mit offnen Munde vor ihm ſtebt, hält ihn auf.
Nun? Täffeft du die Dirne im Schlunde figen, oder ift dein Lied fchon zu Ende?
Sägerburfd. Nehmt's, wie Ihr wollt! Beim Buͤrſchen muß ich jedermanns Knecht ſeyn, aber beim Singen hat ſelbſt der * mir nichts zu —** er
Erfer Jaͤger
Wenn du das kleine Ottern⸗Prinzeßchen zwiſchen den Zaͤhnen behaͤltſt, ſo biſt du grauſamer, als der Wallfiſch des Propheten Jonas; wenn aber dein Lied zu Ende ift, fo ſage ich, ob du gleich der Sohn meines beften Freundes bift: Es ift ein ein: fältiges Lied ! |
Sägerburfd.
Iſt's Euch zu ſchlecht, fo kauft Euch ein: befres! Aber, ob Ihr ſchon der befte Narr meines Vaters feyd, fo wollt ich Euch doch das Lied nicht zu Ende fingen, und wenn Ihr Euch aufhaͤngtet.
m 1111 SEN TER EI E Und was geſchah? Tirili, Tirilal Haha! Haha! Haha! Haha!
—geht von ihm fors.
Zweiter Auftritt.
Di ie Vorigen. Thomas kommt mit einigen andern Sägen ans der Schlucht. |
Thomas.
Nun, das glaubt mir! Wenn der Hirfch eben fo ſtolz und prächtig den Widergang macht, als er dahinein zu Felde gezogen iſt, fo hat er ein eben fo zähes Leben, als Ahasverus.
Erfier Gäger. Iſt er jagdbar? |
Thomas,
Sagdbar, Narr? — Es ift ein Zwanziger, und fo troßig, wie du mit deinen leiblichen Augen noch) feinen gefehen haſt. — Hat dein Vater, wie ich nicht in Abrede fiellen will, folch ein: ehrfames Geweih gehabt, fo hat er mwenigftens bis zur Zeit des Abwerfens an der Dimmelsthür warten muͤſſen!
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Er —* Jaͤger.
Du biſt e ein Srevfer. Aber — man hat fo feine |
Gedanken — glaudft du wirklich nicht, Herzens—
Ihomas, daß man mit Gehören durch die — thuͤr eingehen kann?
Thomas.
Nun, glaubſt du's? hei ſchlaͤgt dir das Ge | wiffen ?
Erfier Jaͤger.
Ach, geh doch weg, Kammerad! Immer mußt du mich foppen. — Aber — du ſprachſt da von dem Ahasverus. Sage mir, was iſts eigentlich mit dem? |
Thomas.
Das iſt nur fo eine Redensart, und es zeigt nicht fuͤr einen falſchen Schilling Lebensart von deinem Verſtande, wenn er die Redensart nicht verſteht. a |
Erffer Jaͤger. Sch bitte dich, fage mir, was es mit dem Ahasverus für eine Bewandnif hat? Thomas.
Biſt du fo ein Heide, daß du das nicht laͤngſt weiße? — Nun ſieh, der Ahasverus, das war ein alter Jude, wenn ich mich. recht befinne, ein Alt:
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flicker feiner Nature nach. Er trieb den Heiland von feiner Dausthür, als dieſer mit dem Kreuzes—
holz ein. wenig raften wollte. Dafür muß er nun zur, Strafe bis zum jüngften Gerichte in der Welt herum ſchachern, und kann nicht verenden, und nicht Feuerzund Raffersnoth kann ihn krank machen, nicht Hieb und Stich kann ihn abfangen.
%
Erfier Jäger
Das. ift eine rare Gefchichte, und taufendmal verfiändiger, zu dem Zägerburfhen, als manches eins fältige Lied. — Aber, lieber Ihomas, da du heut’ einmal fo fprechbarer Laune bift, fo erkläre mir doc, auch, was hier das alte fteinerne Goͤtzen⸗ bild auf fih hat? Wohl zehn Habe ich ſchon darum gefragt, aber fie fagten: Weißt du das nicht? und liefen mic, ſtehen wie einen Narren!
Thomas. Weißt du das nicht? — Nun warlich, fo mußt du wenigſtens um ein Menſchenalter juͤnger, als dein Bart, ſehn. Erſter Jäger. Haft du nicht gehört, Kammerad! daß —* aus der Fremde hergeſtoben bin? Thomas.
Was ſollt' ich? — Nun, drum haſt du auch ein fo verlaufnes Geſicht! — Aber! kannſt du nicht leſen? 1J
RR
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Est Sägen: mau
So nothduͤrftig, als ein Gelehrter! Aber ih habe mir faft den Nickfänger ſtumpf gekratzt, und die Augen aus dem Kopfe gegukt — die alten Zau⸗ ber⸗Charakter mag ein andrer Kit ren
Thomas, ee Nun, fo fomm nur her! Sieh, die Schrift hier — das heißt: Qui — ef — cat in pa — ce. Erfer: Basen | Aber — mit Verlaub — wer iſt der alte ſtein⸗ erne Herr Qui — ef — cat in ya — ce denn gewefen? — Hm! ein verzweifelt ſchwerer Name! Thomas. Hahaha! nun da Ba einer! Hahahat Alle Jäger lachen. Erfter Jäger. Nun, was lacht ihr denn? — De, guter Thomas! har der felige Herr nicht fo geheißen ? Thomas. Hein doch, geheifen — gerade — fo eigenttic fo geheißen hat er nicht, aber — Erſter Jaͤger. Nun — aber? — Was ſoll denn fur. damit gefagt fen?
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J Thomas.
Wie du auch fragſt! — "Nunja — ſieh, ich meine — verſteh“ mich recht — gieb wohl acht — — Kurz und gut, ich weiß die ganze Hiſtorie da— von auf den Nagel her zu erzaͤhlen, und kann auch ein Liedlein auswendig, das der alte Schloßmoͤnch > gemacht hat, und da fehließt jeder Mer mit dem Quiescat in pace.
Erſter Jaͤger.
Aber den Grund! den Grund! Wenn ich nur erfahren ſollte, was das Ding eigentlich hieß.
Thomas.
Mad’ ai nicht wild! Was kann dir nun das helfen? — Sa, auf das Mönchlein wieder zu kommen — ich hab’ ihn noch «als ſo ein Bube gekannt — das war ein gar hochgelehrter Herr. Aber fo hochgelehre er war, ſo kiefleerend war er auch wieder.
\
Erſter Jäger,
Was foll nun das wieder heißen?
Thomas.
Wenn ich ihn Hochgelehrt heiße, fo mein' ich, daß er — nun, was man fo fagt, hochgelehrt war; wenn id) aber: tiefleerend fage, fo mein’ ich, daß ser alle Krüge und -Fäffer bis in die Tiefe leerte.
Derftanden ? Sbeaterſchr. J.
Erfer Säger.
Wenn du einen Funken Menfchenkiebe in deinem Leibe haft, fo gieb mir die ——— und das Lied zum — a sw
‚Jägerpurfe. ie Thut's nicht, Bater! Sch bite Euch, thut's nicht. | 2 ER DE Thomas. dm! RE Erſter Jäger Willſt du's nicht aus Erbarmung gegen mich, jo thu's wenigſtens ehrenhalber gegen den jungen
Sremdling hier, der wenigfiens eben fo wißbegierig, als ich, und ein Brudersjohn meines Bruders if
Sukeiter Jaͤger.
Ja, auch ich wuͤrd' Euchs großen Dank wiſſen! Man geht ja in die Fremde, um von verſtaͤndigen Männern das und jenes zu erfahren.
Thomas,
zum erften Jäger.
Er hat ein ſo ehrlich und manierlich Seh ht, daß man feiner Nafe die nahe Verwandtſchaft mit ‚ ber. deinigen gar. nicht anfieht. — Mans fo hört nur!
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Erfier Jaͤger. Ich höre! — Thomas. h
Seht, der Ritter hier — Gott verleih' ihm eine fröhliche Urftänd! — hieß Edmundus Adak bertug, und war der erfte Graf zu Aklam. Sein eheliches Gemahl hieß Hilda aus dem wohlbe _ fannten und hochberühmten Gefchlechte — — nun! mag ihr hochberuͤhmtes und wohlbefanntes Gefchlecht geheißen haben, wie es wolle, wiffen wir doch, wie fie hieß! Diefer Edmundus Adalbertus und diefe Hilda nun hatten ein einziges junges Herrlein, und diefer Edmundus Adalbertus Hatte auch einen Bru—⸗ der — aber mur fo halb und halb, und den der Vater Hinterdrein ehrlich ‚gefprochen hatte — ihr verfieht mich fchon! Wenn unfer eins feine fchwache Stunde hat, wirds ein Banfert, aber bei den Vor: nehmen ein Naturkindchen.
Erſter Jaͤger. Blitz! was du nicht alles weißt!
Thomas.
Ohne Umſchweife — Wie ich euch ſage, dieſer Edmundus Adalbertus hatte ſo ein Stuͤck Bruder, auf deſſen vermaledeiten Namen ich nicht gleich kommen kann. Aber vermaledeit heiß' ich den Na— men nicht, weil ich ihn jetzt nicht nennen will,
ſondern weil der, welcher den Namen fuͤhrte, ein
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zu vermaledeiender' Bruder war, Er hatte, wie der alte Mönch mir erzählt hat, einen Fuchskopf, ein paar graugrüne Augen und ein hervorfichendes Kinn — zum eciten Jäger — gerade wie du! — und weil er gern Vormund des jungen Herrleins worden wär, um deflen Erbe an ſich zu bringen, fo lockte er den guten Edmun⸗ dus Adalbertus in den Wald, und erſchlug ihn unter. diefer Eiche. Zum Andenken dieſer Begeben: heit num iſt diefer ‚Stein gefegt worden, ‚und man nennt ihn den Bruder: oder Blut: Stein, und diefe Bergſchlucht die Mordfhludt bis auf heutigen Tag. | i
Erfier Sägen
D das iſt rar! Die Haut fihaudert einem ordentlich, lieber Thomas !
-
2 Ihomas.
Zu der Zeit, als die abfcheuliche That gefchah, fiel im Adelfaale das Bild des gottlofen Moͤrders von freien Stüdfen herunter — uud es heißt, daß
auch der legte des Gefchlechts durch einen Baſtard
umkommen folle, wie der erſte — und noch jeßt ift ein blutiger Vorhang an der Wand, weil fein Nagel dort haftet, und einem Mäurer, der fich erfrechte, einen Döbel dort einfchlagen zu wollen, fuhr es — indem er das folgende gegen den erften Sägen par: tomimifch nachahmt und ihm Inut ins Ohr ruft — mit einer fehwarzen, eiskalten Fauft in's Geficht, und rief: Schurke! — daß er für todt von der Leiter ſtuͤrzte.
69 E ef er J aͤger, zurückprallend.
Habt Ihr mich doch erſchreckt, daß ich zittre, wie ein Eſpenlaub! — Warlih, wenn ich nicht wüßte, daß Ihrs gut mit mir meint, fo — wuͤßt' ich warlich nicht, was ich thun würde!
Thomas.
Du — mach? mir nicht bange! — Der gott: loſe Mordbruder fireute nun das Gerücht aus, der Graf fen bier vom Pferde geftürzt und vom Schlage gerührt worden — hm! es war. nun fo ein Schlag! Aber Hilde, die Gemahlin des Edmundus Adalber: tus, war ein gar kluges und faft männliches Weibs⸗ bild, und befihlog den Meucheltod ihres Gemahls zu rächen. Wie fie aber die angefangen hat, und wie der Kainsbruder zu Zeiten mit bluttriefenden Händen und fenrigen Augen hier umgeht, das if eine gar feltfame und wunderbare Hiftorie, und das Liedlein des Schloßmoͤnchs — ſolche des breitern. * |
Erfer ——
Ich beſchwoͤre dich, Herzens Thomas! in ng’ uns das Liedlein.
Muſik mit Waldhörnern in der Ferne, JE ER E72 mas. Ein andermal! — Blaft, Burfche, blaſ't!
Die Jäger eilen nach ihren Hörnern.
Erfier Jäger. Da ſteh' ich wieder! Sägerpurfd, fingt ihm Ins Ohr. Und was gefchah ? Tirili, Tirila! Die Jäger antworten mit den Hörnern.
—
\ Dritter Auftritt.
Die Borigen Edmunds Leibfhüs. Koch einige Jäger
Leibfhüs. Was ruft ihr uns auf diefe fteile Anhöhe, wo die Pferde nicht fußen können? Wir feldft find wie die Gemsboͤcke heraufgeklettert. ——
Thomas. Es iſt ein Zwanziger, Herr! den wir hier in die Kammer getrieben und umſtellt haben. Unſer gnädiger Graf wird mir’s Dank willen. —
Leibſch uͤtz.
Nun, wenn dem ſo iſt — indem er abgehen will, treten Edmund und Adelbert mit Gefolge im Hintergrunde auf. Während die Jäger fie mit Jagdmuſik bewill⸗ kommen, ſtattet der Leibfhüg feinen Bericht od.
—5
Vierter Auftritt.
Vorige. Edmund. Adelbert. Jagdgefolge.
Edmund, |
nachdem die Muſik fich geendigt, mir Adelbert IUEUASEUIBERG, klopft Thomas auf die Achſel.
Denn: alter N) brav! — du bleibſt doch | immer Der treue Diener, forfigerechte Jäger. Auch mag, feitdem ich nicht in dieß Geheg Gekommen, mancher Hirfch ein höheres Gehoͤrn im Bache ſpiegeln — zu Adelbert.
BB | Komm, mein Bruder! Erſt laß uns raften hier. Denn nicht, wie vormals, Nicht mehr, wie in den Tagen raſcher Jugend, Kann ich ‚die. Möh’ ‚erfteigen — und befonders |, Fuͤhl' ich mich heute mehr, als je, ermüdet.
Hier ruht fich’s Lieblich — mit erneuten Kräften 7 Laß uns fodann ‚sum frohen —— gehn!
har
Gern, lieber Edmund! — Hat es doch nicht Eile! So lieb die Jagd mir iſt, doch iſt's mir lieber, Mit dir for trauliche Gefpräche wechſeln.
Ich mus dich lieben, koͤnnt' ich dich auch haſſen —
72
\
Hier, diefe Schlucht iſt, den® ich recht, von Felfen Rings eingefchloffen, wie das Thal des Todes —
er ſetzt ſich nahe an dem ſtelnernen Bilde auf eine Erhöhung des Raſens. Das Gefolg und die Jager ziehen ſich in den Hintergrund.
Edmund, * will ſich neben ihm nieberlaffen , und wird in Mefem Augenblick das Bild gewahr Er ſtuzt und rritt einen Schritt zurüd,
wie, Ahnherr! * n wir heut’ uns noch einmal?
ſetzt ſich. Adelbert. J NE Tas fagtefk du? — waͤrſt du ſhen di senefm Edmund. a I Er war bei mir! —Wohl magſt du meiner | ba lachen;
Doch hoͤre mich. — Mag auch der Muthigſte Dem Talisman des Traumes widerſehen
Avelbert: J wer Dr)
So ſprich mein Edmund! Vieles Tief i ich fagen, , Bon dem, was Träume oft een zeigen. Hl, er anne de:
Indem er. um Adelbert, den Arm ſchingt.
Als geſtern ſpaͤt du mit dem fremden Fraͤulein
Am Bogenfenſter lehnteſt und mit ihr
Dich an der Baͤuerinnen Tanz ergoͤzteſt,
Indeß, vom Mondlicht ſilbern uͤberſtrahlt,
Der junge Minſtrel ſeine Harfe ſtimmte,
Da blickt' ich ill umher — und Violette,
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Das Heldenmädchen, fihlief bei Bentricen. Sie ſchien zwar fehr Jermüdet , aber wollte, | Die Augen reibend, ſich des Schlafs erwehren; Doch endlich ſank allmählich fanfı ihr: Koͤpfchen Auf meiner ea Spitzenkragen nieder.
rn j
——⸗ — Ach, ſie it lieb — nicht wahr, du liebſt fe auch?
i | Edmund.
Ver wollte nicht die holde Tochter lieben? —
Mir praͤgte tief dieß Unſchuldsbild ſich ein,
Und folgte mir verklaͤrt zu meinem Lager.
„Waͤr ſie ein Knabe,“ — dacht' ih — „wär? fie mein!
Waͤr fie 2 Adelberts — und nur ein Sohn!
Wer wird nach uns der Aklam Namen tragen ?
Wird. über unfrer Gruft dası Schild zerbrochen?
Sinkt unſer alter Stamm mit uns ins Grab? t—
So dacht’ ih — und, nach einer kurzen Weile,
Sah ich — wie weiß ich's, wachend oder träus mend? —
Die Aklams alle ſtill voruͤberziehen,
Wie ſie im Ahnenſaal geſchildert ſtehn.
Erſt Hilda mit gezucktem Schwerte — dann.
Der Moͤrder mit dem blutgefaͤrbten Dolche,
Die Augen graͤßlich rollend — dann ſie alle —
In langer Reihe gingen ſie voruͤber; hai
Nur Edmund 'Adelbert war nicht bei En
„Wie iſt's, daß mich der Erſte feindlich meiden? * —
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Sprach ich, und Angftigte mich ſinnend ab — „Wie? zuͤrnt er wohl, daß fein Gefchlecht vergeht ?? — Doch bald umfing ein neues Traumbild mich. ‚Sch war in einer Wildniß; durch Gefiripp ; Drang ich. dem ‚Lichte mach,‘ und kam’ hiehers
Die Zweige raufchten — wild Gevögel rufte — Der Boden hauchte fhweren Moderduft —
Br 2 indem er ftare nach dem Bilde blickt. Und, als ich nach dem grauen Bilde fah, Wandt' es die Augen — und von feinen Knieen Hob langſam feierlich der Ahn' fih auf. Bi So wie er hier im Stein ift, fand er vor mir; Sein Aug’ fchien farblos, afchenbleich fein Antlik, Die: Waffen- trugen der Verwefung Roſt; | Doc regt’ er fih und ſchien hervorzutreten.
„Was willſt du, Aeltervater 7° fragt! ih — Dreimal Bewegt’ er feine Nechte fchaudervoll,
Wie vor der VBergfchlucht warnend — und verſank! Mir Ru ‘es Kalt zum Herzen — ich ——
Adelbert.
Wie v vor der Bergfchluht warnend. — Run, ı was "hindert,
Daf wir fie. meiden ? Spricht zu uns dur Sehihiie
Und an doch oft des VE gerne
} RE Edmund. RE x IR
Nein! niemand ſoll mich ſolcher Schwaͤche zeihen, Als achte ich, wie Weiber, auf Geſichte Und wähle ängftlich: forfchend Tag und Stunde. .
—
a 70
Zwar — die geſteh ich's — ſchon ſeit ein’gen Monden
*— ich eine immer leiſe Stimme, Bald ſey fuͤr mich die Sanduhr ausgelaufen, Ein Unfall drohe mir geheimnißvoll. Nur geſtern, da ich wieder dich umarmte, Drang ſtille Heiterkeit in meine Seele —
Adelbert, heftig. Du biſt doch gut, mein Edmund! dir am Herzen —* ich die Welt, moͤcht' ich mich ſelbſt ver— geſſen!
— Edmund. Laß uns jetzt reden, was ich wohl erwogen In dieſer Nacht verſchwieg'ner Dunkelheit. Viel draͤngt ſich da zum Herzen; manches ſieht Man anders, als man ſonſt es wohl erblickte, Und vieles hab' ich geſtern ſtill beachtet. — Vergieb mir, Bruder! — ſchwer hab” ich gefehlt — Jetzt ſeh' ich’8 ein — an dir und Beatricen, Schwer an Idella! — hr wärt glücklicher, Ihr alle wärt es, wär’ ich nicht als Räuber Sn deiner Liebe Heiligtum gebrochen — —
Adelbert. »
O ftill Hievon, mein Bruder! O verklage Dich ſelbſt nicht — ot. ich will davon nicht hören!
Edmund, | Laß mich jetzt veden, da mein Herz mir’s heißt!
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Du wirft — ih weiß es — Edmund Aberleben — Zu laut im Bufen ruft e8 mich von hinnen — Und manches muß ich noch mit dir verhandeln! Zuerft gelobe mir, daß, wenn ich feheide,
Du Beatricen nimmer willft verlaffen — —·
Sie war mir fiets die Edelfte der Weiber! — Dergönne ihr, auf unferm Schloß zu leben
An deiner Seite, den fie liebt. Wergüte,
Was ich an Euch gefündigt, und bereue, Entziehe ihr nicht deine Violette — 1. Sie liebt fie mehr noch, als. die eigne Muker — Und ſtirbſt du einſt — und ſtirbt vor dir ein Dritter, Der Ledigkeit gelobte — ohne Soͤhne;
So ſoll dein Eidam, unſern Stamm verjuͤngend, Den Namen Aklam bei dem ſeinen fuͤhren.
Adelbert.
Erheitre dich. Dein Traum hat dich amduſtert. Tief ſchmerzt es mich, wie ſterbend dich zu hören. * Auch berg' ich nicht: mir duͤnket deine Rede
Gar wunderbar. Du denkeſt eines Dritten,
Der naͤher ſtaͤnd, als meine Violette.
Erklaͤre mir das Unbegreiflihe — —
Edmund.
Mein Tod nur kann dir das Geheimniß öffnen; Dann wirft in einem fchwarzen, feften Schreine, - Mir goldnem Schloß und Angeln flarf verwahrt, Mir meinem Wappen fiebenmal verfiegelt,
Du Schriften finden, die das Raͤthſel loͤſen.
—* 77
Adelbert. |
Sprich deutlicher, mein Bruder! — ich beſchwoͤre Dich bei der Weihe dieſer ernſten De
J Edmund.
EEE nicht, was ich verfagen muß!
Der Tod nur kann des Eides Feſſel brechen, Den ich dem Bater auf dem. Sterbebette, Dem Furcht erfüllten, tröftend abgelegt.
Du wareft damals fern — und feine Seele, Schon halb dem fehönern Lande angehören, Vermochte fich nicht eher los zu winden.
| Adelbert. Sc ehre fill des Sterbenden Geheimniß! Edmund.
Doch nun, mein Adelbert, gelobe mir —
Gieb mir die Hand — gelobe, daß du alles,
Was ich verlangte, treulich willſt erfuͤllen.
Gieb mir die Hand!
Adelbert reicht fie nach einiger Weigerung tief gerührt. Er drückt fe ‚an fein Herz und fie halten ſich einen Augenblick feft umarmt. Dann ſteht Edmund heiter auf.
Genug! Dun auf den Hirfcht Adelbert.
Ich bitte dich, verfihieb es bis auf morgen. Sey nicht fo achtungslos —
Edmund. Wenn du mic, Tiebft,
78 —
So fey nun heiter! — Laß ung fröhlichjagen, Laß uns der Jugendjahre Traum erneun, Wo oft allein wir durch die Wälder ſtreiſteg Nur Thomas folg' uns heute —
er ziehet ihn in die Höhe. Da Adelbert aufſteht, entfällt ihm ein Dolch, nad welchem er ſchnell greift, den Edmund aber aufhebt. >
- Ah, wie nr -
Adelb ert. Er iſt ein theures Freundſchafts⸗ Angedenken Und Tuͤrkenbeute. Kaum zwei volle Stunden Bor feinem Tod’ gab mir's ein Zeltgenof. Er focht dereinft auf der Malthefer Schiffen, Und ſank, zur Heimath kaum zurückgekehrt, Sn einer Schlacht — er flarb in meinem Arm.
Edmund, fehe weich — feine Hand drückend. Das moͤcht' ih aut . Gebt ihm den Dolch neh und wendet fidy fchnell zu we Jãgern. Hell-auf, hell-⸗auf, ihr Jaͤger! Nur Thomas folgt uns! Doch ihr andern laßt Am Eingang' hier die Hörner wacker fchallen! Man giebt ihnen Spieße und Armbruſte, und fie geben Hand in
Hand * die Schlucht. Thomas folgt. Die übrigen bleiben am Eingange und blaſen an.
Ss $gäanfter Aufsuwe.
Ein Zimmer des Schlofjes, mit der Ausficht in die Gegend.
Deatris. Violett Zwei Mädchen Beatricens.
Beatrix TR. ſteht am Fenfter und Hält Violetten, die anf dem Fenſterſtock freht. Beatrix iſt ſehr unruhig und fieht oftmals hinaus
Diolette, binausmeifend und Beatricen ftreichelnd. Mir fo ein Fülchen, wie dort unten grafen ! |
Deatrir. Sa, ja, mein Kind! — doch morgen — willſt du nicht ur Hinunter mit den Mädchen in den Garten ? Dort blühen gelbe Malven, blaue After; Es Schauen rothe, goldgeiprengte Aepfel Aus grünen Zweigen, wo der Finke fchlägt —
Violette. Laß mich doch hier, laß mich die Roͤſſchen ſehn! |
80 Beatrix.
Sich — die Kaninchen, dort im Gartengraben! | Die Thierchen find fo firr und glatt und weiß, Und blinzeln freundlich mit den rothen Augen —
Viole tt e, ſpringt, von der Gräfin gehalten, herunter,
Ja, die Kaninchen — ja, die will ich fehrnt 7 läuft zu den Mädchen.
Beatrix, SIIIRIE zu den Mädchen, Geht Hin mit ihre, und forgt, daß fie nicht falle. Biolette, umfehrend. — Ich falle nicht — doch gieb mir Milch und Daß ich die Thierchen fuͤttre. Bitte! bitte! Beatrix.—
| Gern, gern, mein Kind! Nun geh’ nur — — gebt. ihr alles!
Die Mädchen mir Violetten ‚ob,
Zosteer Yareettt.
Beatrix. Nachber ein andres threr Mädchen.
Beatris, Bioletten zärtlich nachblickend. Da hüpft fie hin — fo fröhlich — ahnet nicht, Was fie vielleicht auf immer jest verloren. Voß Am Feufter. D welche Angſt! kein Bote kehrt zurück, Schon naht der Abend. Auch die lieben Zäger, Sie bleiben länger, als ic) wohl gedacht; Doc kommen fie, was foll ich ihnen fagen ? | Wieder ans Fenſter.
Noch immer kehrt kein Bote. Wer bringt Kunde, Daß er fie fand ? — Ich zittre, es zu hören, Wie fie gefunden worden, — Wär’ es möglich — - O wenn vielleicht im Uebermaaß des Schmerzes, _ Des finftern Trübfinns, fie im tiefen Strome Den Tod gefucht — o Gott! wie möcht? ich's tragen ?
Wieder ans Fenſter. \ are: Noch feh’ ich Niemand. — Ach, ein fchwarz Vers
haͤngniß Scheint uͤber dieſes Haufes Einigkeit zu fchweben. Kaum iſt der Zwietracht Fackel ausgelöfcht, So glimmen unterirdifch neue Flammen Sn feiner Bruft, und tiefer wird der Riß, Der von Idella feine Neigung trennt, Theaterſchr. J. 6
J
Und alles, was zum Guten ich will kehren, Das wenden basis. finſtre Mgre Zum Unheil.
Maͤdch en) einteetend. ar Gnaͤd'ge Frau! der junge Minfteel Wuͤnſcht Euch zu ſprechen, — bringet von Idella — B eatrir. "
iA IH N ah i Geſchwind! gefehwind.t ——— Mädchen ab.
9 Gott! was werd’ ic) hören! ar
*
———
REGEN:
Dritter Aufttiek. *
Beattin Rebert on ar md Bi. K ober. Are: the 9
Man ſagt mir, daß hr Boten zusgefanbtt "" —* — Daß man Idella ſchon ſeit dieſem Morgen —* Ka
Bermiffe — Yo Ä RER, of
| — Robert! habt Ihr ſie gefunden, ER So grüß’ ich Eu, wie einen Himmelsboten ! dr Ihr faher fie — doch wohl? doch 9— am Leben? | Robert. fa Wie anders? — Langſam wallte ich am Bader
SR RER 83
‚Der nach dem Nonnenklofter fanft fich ſchlaͤngelt,
Da trat fie finnend durch die falben Bäume. Sie ftand, als fie mich fah. Doch bald mit Lächeln Kam fchön, wie Heilige, fie auf mich zu. „Ich kenne Euch“ — fo fprach fie fanft melodifch — „Ich kenn? Euch beffer, als Ihr felber wißt. „She fpracht für mich! Ihr werdet mich ver: ſtehn! —
Sich gehe jeßt — denn einfam wandl’ ich gerne — Dort eine Freundin heimlich zu befuchen. Leicht koͤnnt' ich bis zum Abend dort verweilen, Leicht könnten fie im Schloffe um mich forgen;
ziebt einen Brief hervor. Bringt dies dahin, doch erfi mit Sonnenfinfen; Es liegt ein Pfand, das ic) Euch fandte, bei!“ — Hier nehmer!
Iſt's an mid) ? Bi lieſt die Aufſchrift. „An Adelbert, Und Beatricen und den Grafen Edmund.“ Indem ſie den Brief Öffnet, fällt etwas auf den 8 Was iſt das?
Robert. Seht, ein Ring — ein doppelt Herz Von gluͤhenden Rubinen — Beatrix. Ha! ihr Trauring! Was ſchreibt ſie? —
J
4 |————
Sieht einige Augenblice in den Brief Ach, das hätt’ ich) Beh fon Da fehet felber — | Giebt Roberten den Brief.
Nobert, let: 2 Sorgt für Eure Toter! Den Ring der Treue darf nur Liebe tragen — Wenn Ihr dieß left, hab’ ich Profeß getan! — D kam es dahin — foll die füße Roſe, Der Liebling der Natur, des Gartens Zierde, Sn lichrlos södem Raum verwelten —
Vierter Auftritt. Borige. Fabio.
Fabio, ängſtlich. | Gräfin! ‚Ein Bote ift gekommen, welchen Thomas Sefandt — Beatrir. Was ift? was habt Ihr —
Robert. Redet! redet!
85
Sabio,
Der Graf - — noch weiß man ſelbſt nicht — beide Bruͤder,
Sie ſaßen Be an dem Bruderfteine, Dort an der Mordſchlucht — fprachen ernſt zu⸗
ſammen —
Ein Dolch entfiel dem Ritter — beide gingen Dann in die Schlucht, doch ohne das Gefolg. Nach kurzer Zeit vernahm man aͤngſtlich Rufen Nach Huͤlfe — ein Geſchrei — in Klee Blute Schafft” man den Grafen —
— | Schrecklich! —
Deatriy,- die ſich kaum noch aufrecht erhalten, ſinkt mit einem Schret nieder.
Gott des Himmels !
. ! Sabio.
Ach! — mußt ih das erleben? — Mord des Bruders
An diefem edlen Grafen? ruht der Fluch
Des Kain auf des Stammes leßten Zweigen,
Wie auf den erſten? —
Robert, ‚nachdem er Beatricen auf einen Seſſel gebracht, heftig zu Fabio.
| Ueberlaßt mir Alles! — Wo ift der Graf?
Fabio. Sie folgen ſchon dem Boten. Er roͤchelte nur noch — doch gab er Zeichen, Daß nach dem Schloß er hinverlange — Zweige Nahm man zur Trage: Bahre —
Robert.
Sattelt Pferde! Schweigt noch, ich bitt' euch! — ſteuert dem or
ruͤcht — — Ihr weinet? — Eure Hand! — laßt uns die | Schwerter
Vertaufchen — nehmer dieß — gut ift der Stahl,
Obwohl von mindrer Länge — nehmer! nehmt!
Groß ift der Augenblick — her mit dem Schwert! —
Bei diefem grauen Haar — beim ew’gen Richter !
Sch werd’ ihn rächen — oder mit ihm flerben! — ;
Sabio, dem Mobert fein Schwert gegen das. feinige abgedrungen, geht in dumpfer Betäubung ab.
Sünfter Auftritt. BoHert Deattın
Robert,
ſteht einige Augenblicke in tiefem Nachſinnen. Dann wendet er ſich ſchnell um, und nähert ſich der Gräfin.
Sie ift nicht ſchuldig! — Mein, ich glaub’ es nimmer.
* 87 So fanfte Mienen kann der Mord nicht Heucheln; So rein wär’ nicht die Stirne — diefe Züge Sind, xuhig wie Sacynehens einft im Sarge! > Doc, was belicht mich? darf ich blindlings glauben? Sie athmet ſtaͤrker — Rothe * ‚ion 3 Auf ihre Wangen - —
Beatrix, mitt die Augen auffchlagend. | FR "
—F Bi 3
| Habt Ihr auch gehört, Was diefer, Alte fagte — Sorgt, o —J * Daß wir zu, Edmund —
Robert,
| Er wird re Erhok Eu. nur — feyd ruhig — fagt mir. offen — In diefer ernſten, ſchrecklichen Minute: TH Betheuert mie, dag Ihr nicht wußtet — fihauet Mir frei ins Aug’ — und ſchwoͤret —
Deatrir. Ihr feyd furchtbar — Was fragt Ihr?
Robert.
Schwoͤret mir, daß Euch verborgen, Ob das Geluͤbd der trauernden Zdella She nicht durch lange Foltern abgedrungen; Ob nicht des Ritters frühe Lieb’ zu Euch In ihm den ſchwarzen Vorſatz ausgebrütet —
85
Beatrix.
Jetzt erſt verfteh’ ich Euch — o ſchaͤndlich! ſchrecklich! — Mich ſelbſt glaubt Ihr mitſchuldig des Verbrechens! Seht! geht: — Ihr ſeyd ein Boswicht! — Ya nicht menſchlich! Wendet ſich weinend von ihm ab.
Kobert. Vergebt mir, Gräfin! — Bohl, ich will Eud glauben ;
Doch wenn die Zukunft Euch verdammt, wenn Ihr. Nicht ganz Euch reinigt — wenn des‘ Priefiers Segen Die blut’ge Nechte je in diefe fügt; Dann muͤſſe auf der Hochzeittammer Schwelle Euch Edmunds bleicher Schatten drohend winken, Und nimmer Ruh' in Eurer Seele wohnen! — Lebt wohl — wir ſcheiden leicht auf * —* — Die Rache ruft mich — 4 indem er eine Seltenthür öffnet, zu den Dienerinnen. - forget für die Herrin! Robert ab.
Beatrix, ibm ———
O hoͤrt mich, Robert! — Ew'ger, gieb mir Kräfte! Iſt jeder Blitz auf dieſe Bruſt gezuͤckt? Ab.
Sechſter Auftritt. Eine beſchrantte wuͤſte Gegend unweit des Schloſſes.
Adelbert, alein,
mit blaſſem Geſicht und zerſtreutem Haar. Dort zieh’n fie Hin mit dem geliebten Todten, Und jedes Auge ſchaut mich forfchend an; Auf jedem Munde lef’ ih: Weh dem Mörder! - Und: Fluch dem Brudermoͤrder! toͤnt's im Innern, Und: Mörder! hallt die Felfenftimme wieder — O wehe mir! wohin foll ich entflieh’n ? Bald füllt nun lante Klage den Pallaft — Die Gattin wird von mir den Gatten fodern, Wird fehaudern vor der blutbefleckten Hand, And fi verdammen, daß fie mich geliebt, . Und mic) verdammen! — ach, und feine Stimme Wagt für den Mörder mitleidsvoll ein Wort; Kein Geift brach noch des Linterreiches Schranfe — Starr ift das Auge, das die That gefeh’n, Erblaßt der Mund, der einzig fprechen könnte — Nur feine Wunden öffnen ihren Mund, Und blut'ge Ströme,zeihen mich des Morde — Derftoßen bin ich aus der Reinen Zahl, ' Mein Nam’ ein Fluch den künftigen Gefchlechtern ! So bift du Hin, mein Bruder? — bift gefallen Don Bruderhänden? ac), das edle Herz, Das ftets fo treu, fo warm für mich gefchlagen, Verblutet fich an meines Pfeiles Spitze;
99
Die Lippe, wo der füßen Rede Fülle Stets wohnte, die ſo heiß den Mörder küßte, So rührend noch Verföhmung von ihm flehte,
Iſt nun, erbleicht — die Rechte, die mich rückte, Liegt ſtarr und kalt — und nie feh’ ich fein Auge, In milden Thraͤnen glaͤnzend, wieder fchimmern! —
O wehe mir! iſt dieß das Gottesurtel, Das der Gerechte in den Wolken lenkt? Beſtraft er den Gedanken, wie die That? |
Vergoͤnnt er es, umflammt, von feinen Blitzen,
| Womit er einft des Abgrunds Geifter traf, Daß ſie aus der Verdammniß Kerker ſteigen, Den heimlichſten Gedanken ſich erlauern, | Das freche Wort, der Leidenfchaft entfchlüpft, Dem Pfandbrief gleich, den Eeef der Magier. -
Mit feinem Blut bezeichnet, schnell entwenden, >.
Und teuflifch jauchzend zur Vollendung bringen? Segt ſich auf einen Feldſtein. *
Ha! furchtbar iſt doch dieſe oͤde Gegend! Nur Dornen fiheinen bier zu wuchern — nur - Die gift’ge Matter fchleicht durch Bilſenkraut; Kein glücklich Wefen athmet hier — fein Ton, Kein froher Auf belebt die bange Stille!
Raſch aufſteheud.
ie? rauſcht es nicht dort in den Zweigen? naht
>
!
Nicht droh'nden Schritts ein Cherub mitdem am
Ha! keine Paradiefe bluͤh'n um mich! —
ii Sie enter Auftritte —
— Robert.
Ro 6 ert. Wo iſt der Graf? wo ift der Leichenzug? Den Todten fuch’ ich erſt — und dann den Mörder! Adelbert Was willft du, Süngling ? darfft du dich erfühnen, Mich — mich) zu fragen, wie einft Adam Kain? Robert. Ihr fprecht den Namen der Berbatunnig aus!. Wo ift dein Bruder Abel, blur’ger Kain? Adelbert. Verwegner! flieh, und dank es dem Verhängniß, Daß ich dich nicht wie einen Wurm vernichte! Robert.
Vernichten, ja! — erwuͤrgen — meuchlings morden, Wer re dran, daß Ihr die Kunft verfteht ?
Der Sreife Jammer und der Mütter Fluch,
Der Weiber Klagen preifen Euch als to
Adelbert.
Noch einmal, frecher Knabe! wag’ es nicht, Den gramumgebnen Löwen qufzureizen !
92 ——
Robert. Den gramumgebnen Löwen? hat den Tiger, Der in der Höhle fi) des Raubes freut! Ermordet ſinkt zur Gruft der Erfigeborne — Und fie, die fanfte, fühlende Idella, Ward in des Klofters offnes Grab geftoßen. Auf! auf zur Huldigung! — und dann — —* Mit ihr, der ſchoͤnen Wittib! —
Adelbert. Junger Thor! Was redeſt du von Kloſter und Idella? Robert.
Des Heuchlers! ha! Euch ift wohl unbekannt, Daß fie im haͤrnen Kleid der Nonnen trauert? Ihr wißt wohl nicht, daß fie den Schleier nahm, Damit ein Dolch des Bruders Weib Euch werbe?
Adelbert, erfihüttert. Entſetzlich! — ha, fo mehren fich die Brugen, PR mich der 8 verklagen — Robert.
Wehe Euch, Wenn jene Zeugen einſt der Richter hoͤrt! Adelbert. ni Es zeuget Einer ſchon am Nichterftuhle, 127°
93 - Der von der Schuld mic) (08 und ledig fpricht, Wenn Alles mich verwirft — * ai Robert. —*
nn ie Hufe die Schul! Doc g’nug des Wortgefänpfes — nehmt dag Schwert!
| Adelbert. Biſt du von Sinnen, Harfner? Robert. Feiger, zieht! Abdelbert. Ein Wort noch, kuͤhner Süngling! — denn ich | ehre
In dir den Muth und deine Dankbarkeit. Ich bin nicht fhuldig —
Robert. | Ha! der Frechen Feigheit! Seyd Ihr nicht fhuldig, wohl! fo kommt mit mir Und legt die Hand auf feine Todeswunde. Wenn dann des warmen, rothen Blutes Strom Euch nicht verklagt, fo will ih —
Adelbert. -
ER Nimmer! nimmer! Sch feh’ ihn nimmer wieder! — Diefe Rechte, Sie Hat den Pfeil vom Bogen abgedrüct —
Bi
Es * genug! Vergieb, Bollendetnt Daß ich noch zaudre. — Feiger, zieh’ den Degen; Sch morde fonft, wie du, den Unbewehrten ! Verfuche deine Klinge, die du ruͤhmteſt —
Zum letztenmal! — entfliehe,) Fühner Fremdling! —
er biſt du denn? was willſt du, mans Sohn? *
Wer gab dir Recht zu fragen und zu richten?
Biſt du zum Raͤcher unſers Bluts erkoren?
Biſt du mir gleich? biſt du ſein Sohn, ſein Bruder,
Du, deſſen Hauch des Vaters Alter ſchmaͤhte?
Was willſt du, Harfner! ſag', was willſt du hier?
Dort, dort geh’ hin — geh’ nach dem Trauerſchloß, Zum Leichenfeft den Chorgefang zu dichten — . Koberg |
auf ihn eindringend.
Zieh, Schändliger! !
Adelbert, sieht. hr So fey’s denn!
Robert.
Heil'ger Schatten! Umſchwebe mich! we u: Rachegeiſter! Sie fechten , Robert mit Wuth, Adelbert immer weichend und ſich blos vertheidigend. Nach einiger Zeit ſinkt Adelbert.
95
Adelbert.
Es iſt genug! — die Blutſchulb ie‘ getifgt —
Mir winkt die Ruhe — des Verſoͤhnten Geiſt!
Ich dank Euch, Minſtrel! blutig iſt die Hand,
—* * und ohne Schuld mein brechend Buy e Er ſtubt.
Robert,
zu ihm niederſtürzend. 4 ohne Fan dein herz? — Erwach', ers
wacher Vewri⸗ eg du furchtbar Scheidender! Im Tod’ ift Wahrheit — ach, er hört mich nicht, Er ift verſchieden — „Ohne Schuld mein Herz?“ O wehe! wehe! wie aus hellem Himmel Ein Donner Gottes, trifft mich feine Rede! O wehe mir! o Fluch der rafchen That! "*
Wirft fein Schwert über den Leichnam und eilt verzweifelnd ab.
96
—— Auftritt. a Eye
Der Abnenfaal, tie im erften Aufzuge. Edmund Legt auf einem Ruhebett. Ein Arzt und einige Gehülfen deffelben ſtehen noch bei ibm , und haben eben einen Teppich über ihn gebreitet. Beatrix ſteht in einiger Entfernung auf einen Stuhl geſtützt, und blickt angſtvoll nach dem Arzte; neben ihr Violette. Fabio und Thomas zu den Füßen des Ruhebetts. Verſchiedene Diener und Zäger mit geſenkten Häuptern. Im Hintergeunde und in der Vorhalle ſammeln fich gegen
das Ende die — und Unterthanen des ‚Braten —
Edmund. Beatrie— Vidlette. Der Are | Thomas. Fabio. Diener“
Violette, der Gräfin Dand ftreichelnd, Yelfe: O weine nicht! — oft meinte meine Mutter; Dann zürnte ihr mein Vater — 1
Bieatr ix rn Arme Kleine!
Arzt,
wendet fich von Edmund, und feine Gehülfen treten auf die Seite,
Der Arzt gebe langfam zu Beatricen, die ihn durch Blicke zu fragen
fheint. Dev. Arzt fenft traurig den Blick. Endlich balblaut zu Be⸗ atrieen.
Hier iſt nicht Huͤlfe möglich. Selbſt ein Wunder
Kann ihn nicht retten. Geht, er will Euch fprechen.
-Säumt nicht — e8 fammelt fimpfend die Natur
Die legte Kraft — gezählt find feine Pulſe!
Fuhrt Beatrieen an das Ruhebett und zieht fich in den Hintergrund,
| Beatrix Enter nieder, neben ihr Violette.
97
Edmund, befien Haupt -auf feinen Winf von einigen Dienern unterftügt wird, Komm, Theure! bleib nun bei mir —
Deatrig | D mein Edmund!
* —
Say’, ‚ fandteft du nach Adelbert und Robert? ' Sc kann nicht ſterben, bis ich fie gefehn. D jende doch noch einmal, liebe Freundin!
“ Beatrix winkt einem Diener, welcher abgeht.
Edmund.
Auch hätt’ ich gern, o gern, noch mit Sdella Ein Abfchiedswort geredet; denn die Worte Der Sterbenden find heilig für die Guten.
Beatrix, sögernd.
Sie wurde fchon an diefes Morgens Srühe Im Schloß vermißt — im Klofter Sfidorens — So ſchreibt fie — hat fie fih dem Herrn verlobt.
Edmund.
della Nonne? — o dort oben richtet Und waltet einer — bald werd’ ich ihn feh’n Im ew’gen Licht *
Diener zurückkehrend. Der Minſtrel iſt gekommen!
Theaterſchr. J. 7
98 Bann ann
Neunter Auftritn | Die Vorigen.! Noberen. Robert,
in furchtbarer Beklemmung. So ſeh' ich Euch, mein theurer Herr und Baer Küßt feine Hand, *9 J
Edmund.
Wir muͤſſen Abſchied nehmen, Sohn und Bruder! Sahſt du nicht Adelbert?
Ro ſbert, ängſtlich dringend. Sch ſah ihn nicht! — O Bater, bei dem heil'gen, theuern Namen, Des Ihr mich ſterbend würdigt, bei dem Nichter, Dem ewig Wahren, dem Ihr bald nun naht! Laßt mich aus Eurem eignen Munde hören, Ber Euch die blut'ge Todeswunde ſchlug?
Edmund.
Mich traf des Bruders Pfeil — doch ohne Willen! Wir hatten eifrig ſchon den Hirſch gejagt,
Ihn zwiſchen Felſen und Gebuͤſch getrieben,
Da theilten wir, ihn ſicherer zu treffen,
Uns auf die Seiten — als ich ihn erblickte,
Vergaß ich jede Vorſicht — ohne Zeichen
Drang ich durch niedres Dickicht — und mein Bruder, Der auf dem Felſen harrte, ſah das Rauſchen
Der Zweige — und die Senne lang — der Pfeil Traf fiher, und ich ſank! Er warf verzweifelnd Sich von der Höhe — Todesfchatten Ara * naͤchtlich * —
Robert.
O du in deinen Himmeln! & ift es wahr! nur feine Hand ift ſchuldig, Sein Wille nicht — fo klagt fein Blut mid) an! Edmund.
Was ift dir, Robert?
Beatrix— Gott! was iſt geſchehn?
Robert.
Er iſt dahin! um Euern Mord zu raͤchen, Hab’ ich auf mich des Mordes Schuld geladen —
Deatrir. Ach Adelbert!
Edmund.
| D wunderbares Schieffal! D du verhüllte Macht in deinem Dunkel! So ift die That gefihehn, die blutige,
Der Fluch erfüllt, der dem Gefchlechte drohte, Daß heimlicher, verbotner Liebe Sohn Den legten, wie den erften, follte tödten!
99
100
Robert. — se
Definnt Euch Edmund! — wollt Ihr mid ver nichten ? | Welch gräßliches Santom fleigt auf vor Euch?
id e
Edmund.
Du biſt mein Bruder — biſt nicht Harwichs Sohn, —— Ob ſchon erzeugt mit Berta, ſeinem Weibe! ice MR, die üppig blühende, entbrannte N Graf Richmond noch im Herbſte feines Lebens.
Du bift mein Bruder, bift des Bruders Mörder — °
Im Schrein von Ebenholze find die Schriften — Du bift der Erbe diefer Güter! Alfo
Hat unfer Vater ſterbend es verordnet.
Dieß düftere Geheimniß aufzuhellen
Ward ich erhalten — jetzt — des Todes Pforten, Sie rauſchen auf — ich ſinke — denket meiner!
Er ſtirbt. Lange tiefe Stille. Robert ſteht ſtarr und wie ohne Leben.
Beatrix,
Br) Robert ſehr fanft, Ih fluch' Euch nicht, Euch fließen dieſe Zahren Ih gruͤß' Euch Bruder, gruͤß“ Euch * von ae ein
101
Auf, ihr Getreuen! ehrt der Todten Willen Und, Huldigt ‚eurem künftigen, Gebieter —
Die Berfammelten nähern ſich uud bilden einen Halbkreis. — 1 4.74 2 8) 2% [RE ıS%
Robert.
Nein ern ſey dieſer Lohn von blut'gem Haupte, So fern, als ſchwarzer Vorſatz von der That! —
Die Wehnuth.
Sc lebte ruhig in der Träume Land,
Mir ſchien ein Strahl aus fernen Paradiefen — Doch kaum daß mic) die Wirklichkeit ummwand, Mußt' ich des Bruders fchuldlos Blut vergießen; Mein Kampf war gut; doch Blut färbt diefe
' Hand,
In Öder Waldſchlucht will ich dafür buͤßen;
Wie ich gekommen, zieh’ id) arm von binnen, Um, fern von Menfchen, Ruhe zu gewinnen.
Wie könnte mich noch ird’fcher Glanz bethoͤren? Was mir beſchieden dieſer blaſſe Mund —
Er nähert ſich Edmunds Leiche. Ich faſſe dieſe Hand, in ſie zu ſchwoͤren;
Ihr, Edmunds Treue! thut es zeugend kund! — Soll Beatricens Vorſorg' angehoͤren,
x
Bis — or re ee hebt Vloletten ouf und Töptifie Beatrieen ſanft in die Arme. zu der rechten Erbin Ehebund; Dann ſoll der Name Aklam neu erſtehen — Beetticent Hand an feine Stirn drückend, Lebt gluͤcklich TR ‚bis wir Dort ung wiederfehen!
Schnell od. Alle ftehen noch in tiefer Betäubung und der Vorhang fält.
11.
Bergeltung.
Schauſpiel in fünf Wufzügen.
3 799
Perfonen.
— — —
Aemilius von Klarenfels, Praͤſident.
Franciscus Graf von Alward, mit dem Ditel ald aeheimer Kath.
Sofephi, GSecretair defielben.
Kofalsfy, ein alter Hufar in des Grafen Dienften.
Bertram, Kanimerdiener des Grafen,
Frau Bertram, deſſen Frau,
Wittme Dubois,
Antonie..
Armen Advocat Bergen
Advocat Wall,
Xaver.
Hofrath von Braun.
Hofrath Brinkmann.
Ein Regierungs-Secretair.
Ein Adjudant.
Zwei Officiere von der Garde.
Ein Haus-Gecretair des Praͤſidenten.
Chriſtoph, Gärtnerburfche
Johann, Schreiber
Ein Knabe.
Bediente Des Präfidenten.
h beim Advocat Berger.
Pr Die Scene ift in einer Reſidenz.
Erf — 1 Yu f.3.0,9-
Erfter Auftritt. Ge des Grafen mit einem Cabinet |
Sra f Alward in orsenkisibenn und ‚Kofalsty i reiſefertig, in Huſaren-Piqueche, treten aus dem cadinet. Alward. Du weißt nun genug, Alter!, Fuͤr die Ausführung laß’ ich dich forgen. Kofalsty. Wohl, Herr Graf! Alward giebt Ihm eine Dörte. „ Das Reife nicht zu vergeffen Kofalsty. Danke unterthänig — werd’8 quitt machen! ab, r a ward fchelt zweimal, dann ins Cabinet.
1C6, - — — —
Zweiter Auftritt.
Bertram. Henah Frau Bertram.
Dertra m beingt Catee und Kohlen, geht herum, fieht an die uhr / hotcht din Cabiget Erſt fünf Uhr voruͤber und ſchon alles lebendig! Das war wieder einmal eine ſaubre Nacht. Donnerwetter am Himmel und, wie ich meine, Donnerwetter im Hauſe.
Frau Bertram am der Eingangsthür. Iſt der
Here no nicht auf? bereintretend. Meine Comteſſ' hat die ganze Nacht Licht geſehen und laͤßt ſich er⸗
kundigen wie der Herr Vater gefehtafen ? ”
— Bertram, nur halblaut, Wird wenig gewefen ſeyn! Pro primo, das erſchreckliche Gewitter — und Du weißt ja, wie Se. Excellenʒ dann find — 2 secundö , die geftrige Staffette. — |
‚Frau Dertram. * — die geſtrige Staffette?
Bertram. Mag wohl wenig Erfreuliches gebracht haben! Er erhielt den Brief bei der Tafel und ward leichenblaß. Kaum hatt? er ihm uͤber⸗ leſen, fo flürgte er hitzig einige Gläfer hinein. Da ich beim Auskleiden den „Brief aus der -Tafche 309, riß er ihn haſtig aus meinen Händen. Der Simmel that fich eben fürchterlich auf und es folgte
\
107
ein ſchrecklicher Donnerſchlag. Er taumelte ruͤck⸗ waͤrts hier in den See und murmelte etwas vor BR EN © |
Frau Bertram. ei, ei, was — das geben? We
Bertram. Der Herr geheime Rath Tchien
nicht daranı zu denken, daß ich! noch im Simmer war. Er fing an zu? leſen⸗ ———— traten ihm vor die Stirn —
Frau Bertram. Konnteſt Du: denn gar nichts wegfriegen ? | rer
Bertram. Nicht ein Wort! fich verbeſſernd. Was denkſt Du von mir? Das würde fich ſchicken! — Er ſtarrte lange in das Papier, fein Geficht verzog fi in ein wunderſames Lächeln — ich ſage Div, er fah ordentlich furchtbar aus! Aufl ein Hleines Geraͤuſch, das ich machte, fuhr er auf und forte: „Was willſt du noch. hier?“ Dann fagte er gelaßner: „du kannſt gehen, Spisbubel* — wie Se. Excellenz nun: manchmal mit mir ſpaßen!
Frau Dertram. Ja, ja, Kerr Bertram! wir Eennen den Spaß. Alſo: „du kannſt gehen, Spitzbube!“ fagte er und? —
Dertram. Nun, ich mußte noch Burgunder holen und Kofalsky rufen. Der alte Fuchstopf! — Da fieh, die Flaſche ift Teer und die Lichter find
108 —
beruntergebraunt; » Kofalsky hat noch vor Tages: anbruch Poſtpferde beſtellt eben iſt er fort. Frau Bertram. Das klingt ja ganz ſon⸗ derbar. Weißt Du denn gar nicht, was dahin⸗ ter ſteckt? | —A— Bertram. So viel iſt gewiß, d daß Frau Bertram. Nun, was denn, Männs chen? was: ift denn gewiß? eu er Bertram. Daß es eine ſehr —“ ſehr geheimnißvolle Sache un eine Sache, die — — — PR Ir Frau’ Bertram Mine Cosa — So laß Dir doch nicht jedes Wort abbetteln! | »Bertram Eine Sache, die — — auf keinen Fall für Weiber gehört und womit ich daher Dein weibliches Gewiffen: nicht beläftigen will! om Frau Bertram. „So viel iſt gewiß, daß „Eine Sache, die — — zeine Sache, die“ — Herr, Bertram leider nit weißt — Auf Wiederſehn, Herr Ehegemal! es | Bertram nimmt Tabak. Dap. * der Geier über das Weib!
Dritter Auftritt. Bertram. Jo ſephi eintretend.
Bertram. Ganz gehorfamſter Diener, mein\ Herr Setrefarius !
Sofephi. Guten Morgen, Bertram!
Bertram. Sie werden ſich ein wenig verz patientiven muͤſſen. Se. Excellenz beſchaͤftigen fich noch in ihrem Cabinet! 2
Joſephi. Er hat mid verlangt, Koſalsky hat mich wecken laſſen.
Bertram. So? ſo? — Ich will es wohl glauben, wertheſter Herr Secretarius! Vermuthlich giebts preſſante Geſchaͤfte. Der geſtrige Expreſſe — zuckt bedeutungsvoll die Achfeln.
Joſephi. Ei, mein Gott! wie das? Ich will nicht fuͤrchte — x Bertram. Im Vertrauen oefnat, mein Herr Secretarlus der Ki Geheimerath —
Vierter Auftritt.
Vorige. Award, Schriften in der Dand)) tritt ſchneu
aus dem Cabinet. 9
Bertram erſchrict — ſchenkt ſchneu eine Zafe ein, und präfentirt fie dem Grafen.
Award. - Guten MR Sofepht — — Er kann gehen, Bertram! Ich bin für Niemand zu Haufe. 14% | ” 380 IRNERITEG
Bertram.
Award. Nun, liebel Joſephl bier iſt fuͤrs erſte die Vorſtellung wegen der Frohn⸗ und Jagd⸗ Beſchwerden zuruͤck. Sorgen Sie dafuͤr, daß ich ſie baldigſt zur Unterſchrift erhalte. Sie iſt Ihnen meiſterlich gelungen. Ihre Talente. entwickeln ſich taͤglich mehr. Ein Kopf, wie der Ihrige, iſt nicht fuͤrs Alltaͤgliche geſchaffen. |
Joſe phi. , Ihre Gnade beſcham —— Die von Ew. Excellenz mir. ertheilte Anweifung, das Gutachten des Heren Oberforftmeifters und die eid> lichen Zeugniffe, welche Sie zu erlangen: gewußt haben, müflen das Befte bei der Sache thun.
Alward. Sie haben das alles in einen un» vergleichlichen Zufammenhang gebracht. Iſt nicht der Widerfpruch meiner Unterthanen als der gefähr:
lichſte Aufruhr gefchildert ? — Das heißt von den Zeitläuften Gebrauch mahen! das heißt fih auf die Conftellation verfiehen und! dem Herzoge gerade ans. Herz greifen: Mag doch nun der romantifche Bauern⸗Anwald, unſer neuer Praͤſident, ſeine Kraͤfte gegen uns verſuchen! a
Sofephi, bedenklich. Dieſer iſt freilih der einzige, der —
Alward, Er dringt nicht durch, ich gebe Shnen mein Wort! Auch muß er fih hüten, won diefer Seite feinen Gegnern Blöße zu geben Der alte, adelſtolze Miniſter — ha! es kann nicht fehlen, | die: Widerfpänftigen werden zur Ruhe vers wiefer und haben bei erfter Gelegenheit ein Com⸗ mando im Dorfe. Kurz und gut, ich halte die Sade ‚für abgethan. Gebr einigemat ſriuſchwelgend auf und ab.
Sofep hi. Haben der „Herr Geheimerath noch. ſonſt etwas zu beſehlen?
Alward. D ja, Joſephi! noch — Doch vor allen Dingen möcht? ich über eine gewiſſe, Sie angehende Nachricht Ihre Rechtfertigung hören.
Joſephi, fusend, doc bald mie Feſtigkeit. Sollte ih — Befehlen Em. Escellenz! Sch bin meiner anerfchütterlichen: Treue zu gewiß, um mehr, als irgend ein Mißverftändniß, zu befürchten.
Alward. Auch mir ift dieß wahrſcheinlich;
112 fonft wird? ich Ihnen ſchwerlich eine Vertheidigeng | zugefiehen. — Wir wollen ohne Mafte mit einans der zu Werke gehen! Wer die Welt kennt, der fieht auch einen feineren oder größeren Eigennuß als die Triebfeder aller menfchlihen Handlungen an. Sie bedürfen meines Anfehens für die Zus kunft; sch. bedarf jeßt Ihres Kopfes. Werhfelfeiti: . ges Beduͤrfniß hat unfer Band geknüpft, und ſo iſt es das feſteſte, das unter helldenfenden Köpfen ſtatt findet. Um aber von diefem Verhältniffe vollen Gebrauch machen zu tönnen, darf kein Verdacht ſich zwiſchen ung: drängen. Alfo, Joſephi! kurz heraus! Sie haben ſeit einiger Zeit heimliche Gänge. Dief kann mir nicht gleichgültig ſeyn. Sofeppi, mit fegnelter Befinnung und einem. feinen gäheln. — Nur feit eiriiger Zeit? — Haͤttꝰ ich doch nie gedacht, daß die Geheimniſſe des Cabinets auf die Schleichwege der Galanterie * werden follten! Alward. Erklären Sie Sich‘ er Sofephi. Ich geftehe Ihnen, dag ich fehen feit Seinigen Jahren einer bejahrten Emigrantin, Namens Dubois, in der Vorſtadt ein Quartier gemiether habe. Ber ihr wohne — ihre ſchoͤne "Nichte. Hr nr ze | Award. Sch gratulire, Herr Serretair!
113
Des freundfchaftlichen Rathes, daß das. Kerz nie über ‚den Verſtand ſiege, werden Sie wohl nicht bedürfen. Sofep Hämte Faltem Lächeln. an a 948 Award. Sehr, wahr! Ihre Miene legt ein Beftändniß ab, das der zaͤrtlichen Panne wenig cerbaulich ſeyn wuͤrde. | Doſſeph ir Für dieſe iſt es auch nicht. Wie fprechen. won" Liebe und handeln fürs: Beduͤrfniß. Award. Es ift mir Tieb, Sie auch hier weniger ſchwach zu finden, als ich manchmal fürchtete. Warlich, ich kann Ihnen mich) gartz anvertrauen ! Joſephi. Die folfen Sie diefes ehrenvollen Zutrauens mich unwerth finden! Alw ard. Go hören Sie denn, Sofephi! und erwägen Sie alles genau. Sch bedarf jegt Ihres Rathes, Ihrer Huͤlfe! öfnet die Fiügelthüren, um
ſich zu überzeugen , dab niemand borche, und zieht fich ſodann mit Joſephi noch mehr in den Vorgrund.
Joſephi. Sie machen mich * ao Graf! — Doch wozu diefe befondre Vorſicht? Alward. Es iſt feine Kleinigkeit, junger Mann! was Sie jebt erfahren follen. Es ift ein Familiengeheimniß, mit dem ich Ihnen mein Vers mögen, meine Ehre,» mein ganzes Anfehn in die
Hände liefere. Sie haben: mich bis jegt für dem Theaterſchr. J. 8
114 rechtmaͤßigen Herrn zweier Grafſchaften gehalten; ich bins nicht — es lebt noch ein aͤlterer Bruder! Sofephi däait ſich krampfhoft an einen Stuhl. Er lebt? — iſt das gewiß? — —er lebt noch? Alward. Nicht wahr, Joſephi! es iſt Ra⸗ ſerei, daß er noch: lebt? er ſollte laͤngſt — — Aber hoͤren Sie mich aus. — Mein Vater und ſeine erſte Gemahlin waren im vorletzten Kriege unter dem Gefolge des damals regierenden Herrn. Die Graͤfin wurde auf der Reiſe krank, mußte zuruͤck⸗ bleiben und kam in einem Dorfe mit einem Sohne nieder, nach deſſen Geburt fie verſtarb. Jo ſe phi. Und das Kind? >... Alward. Ward. von einem alten Kammer: diener meines Waters nebft einigen Goldrollen und dem Petſchafte der Graͤfin einem bejahrten katholiſchen Geiſtlichen uͤbergeben. — Die Geſchichte jenes un: glücklichen Krieges. iſt Ihnen bekannt. Der Herzog floh aus einer Provinz in die andere; feindliche Truppen folgten ihm auf dem Fuße nach und verwüfte: ten feine entblößten Ländereien, Mein Vater konnte bei der allgemeinen Verwirrung feine Nachrichten von feinem Sohne einziehen; der Aufenthalt des Paters war nicht auszuforfchen; endlich ſtarb auch. der alte Kammerdiener, nachdem er auf Befehl meines Vaters noch auf dem Todesbetteralles, was er vonder Sache
—— 115
wußte, gerichtlich ausgeſagt hatte. Nach geſchloſſenem Frieden heirathete mein Vater meine Mutter, die er jedoch nie ſo zaͤrtlich liebte, als ſeine erſte Gemahlin; ſein Vermögen vergrößerte ſich durch verſchiedne Un— ternehmungen auf Tonnen Goldes. Ich war der einzige Sproͤßling feiner zweiten Ehe Da ich er wachfen war, fühlte auch ich feinen Haß; er glaubte feinem Erfigebohrnen auf der Spur zu feyn; der Kath Erler und Kofalsty wurden in jene Gegenden abgefchickt. Aber ehe fie zuruͤckkamen, farb mein Vater fchnell an einem Schlaofluffe, da er eben auf jeden Fall fein Teſtament niederlegen wollte.
Sofephi. Sonderbare Fügung!
Alward, ohne auffeben zu können. Schieffal! — Ich war nun unumfchränkter Herr zweier Graffchaften. Meine Mutter, die mich in meiner Kindheit abgöttifch liebte, fiel in eine langfame Auszehrung. Jetzt fühlte fie manchmal einen geheimen Widermwillen gegen mic, ich weiß nicht, warum? hatte oft Anfälle von Gewif fensbiffen, ich weiß nicht, worüber? Ein bigotter Beichtvater trieb fie noch mehr in die Enge und führte einen gewiffen Advocat Berger bei ihr. ein, mit dem fie fi mehreremale insgeheim beſprach.
Joſephi, aufmerkſam. Den Advocat Berger?
Alward. Er ift Armen: Advocat.: Man hält ihn für ein Wunder von Nechtfehaffenheit. Er iftein
alter Hageſtolz, und nächft feinem Acten Sefeße fein hoͤchſtes Gut in Nelken und Aurikeln,
Sofephi, Licht. Ich erinnere erh von Ber Karrikatur gehört zu haben.
Alward. Daß ichs kurz mache, nach dem Tode meiner Mutter trat, wahrfcheinlich auf ihre Veran— ſtaltung, ein junger Mann auf, der als erſtgebohrner Graf Alward in’ Gemaͤßheit gewiſſer Familien-Ver⸗ traͤge die Abtretung der beiden Herrſchaften verlangte; ich ſollte mit einem nicht unbetraͤchtlichen Jahrgelde zufrieden ſeyn. Advocat Berger war ſein rechtlicher Beiſtand und ſtuͤrmte Himmel und Holle. Daß auch ich alle Minen ſpringen ließ, wobei mir meine enge Verbindung mit dem vorigen Praͤſidenten und mehrern Großen trefflich zu ſtatten kam, koͤnnen Sie denken. Doch alles abſichtlichen Verſchleifs, aller Maſchinerieen ungeachtet, beruhte endlich der Ausgang der Sache auf einem von — dem Praͤtendenten zu leiſtenden Erz fülfungseide, als derſelbe — plöglich verſchwand!
-Sofephi feige Bravot
Alward. Jetzt fanden fich öinige — die den Verſchwundenen als einen betruͤgeriſchen Abenteu⸗ rer darſtellten. Schon vorher hatten wir ſeinem An⸗ wald, um ihn bei dem Publicum verdächtig zu machen, ſchnell hinter einander zwei beträchtliche Gerichte: Baltereien aus den Händen gewunden. As aber
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dieß alles nichts fruchtete, ſondern jener. in. allen Öffentlichen Blättern mit altem Spott. jedes fuͤhlende Herz um Auskunft über den fogenannten Graf Al: ward beſchwor, bracht’ ich endlich einen Todten⸗ ſchein bei, mach welchem mein Stiefbruder bereits in den frühern Sahren an dem Orte feines erften Aufenthalts: "verfiorden war. So blieb die fatale Sache faſt zwanzig —* liegen und es wuchs Gras darüber. - Ä '
Sofephi: Sen fie vo a ewig; in die tiefſte Vergeſſenheit begraben! — Alward. Joſephi! ich fürchte, ich fürchte — Ahnen Sie, was die geſtrige Staffette brachte? vorn
Joſeph i. Wie koͤnnt' ih? — Doch wohl auf keinen Fall Nachrichten, die mit dieſem — in Verbindung ſtehen?
Alwar d. Doch, doch, Joſephi! Dieſer Todi⸗ geglaubte, der ſeit neunzehn Jahren als ein Wahn⸗ ſinniger auf dem Loͤwenſtein in Verwahrung ſaß, iſt vor acht Tagen entſprungen. Man hoffte anfaͤnglich, ſeiner wieder habhaft zu werden; allein vier ganzer Tage war alles Nachſpuͤren vergeblich. Dieſe Schrek— kenspoſt brachte die Staffette.
Joſephi. Gott im Himmel! — iſts mög:
Alward. Es iſt wahr, es iſt fuͤrchterlich
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wahr! — Nun, Joſephi! ſagen Sie * Rn. Sie fein Wort? — ah 8 ofephi. Laffen Sie mich nur a In der That, es hat mich ein wenig erſchuͤttert überrafcht, wollt” ich fagen! — Die —* nr Aler⸗ dings — doch ſollt' ich meinen — Alward. Was? was denn, — Be⸗ denken Sie doch, dieſer Todte, auf deſſen Eid der Beſitz meines Vermoͤgens beruht — IR Sofephi, kat. vr wieder * in — * Grab! Alward. Koſalsky iſt RAIN ihn auszuforfihen. Aber wenn es — * wenn der Advocat Berger — Joſephi. Waͤre mit Bin mise * fangen? — Alward. Michts, in der —A Sofephi.) Nun denn, wenn auch alle Lift, "alle Kunftgriffe vergeblich feyn follten — Kerr Ge: heimerath! muß ih Ihnen die Waffen RNnen, welche Ihnen zu Gebote‘ ftehen ? | —Alward. Und welche? Joſephi. Außer den Lockungen des Golbes die Schrecken der Gewalt — | Alward. Diefer Donner ift meinen Dan⸗ den entwunden. — Sie bedenken nicht, daß der
jetzige Priſdent⸗ dieſer moderne Don: * der re | 2 Joſephi. Ha! ne: ro die TR nit — Ja, Sie haben Hecht, Kerr Graf! dag — das "ändert die Sache. 4 fange .. an — | | DE Meine Gefahr, mein 1 Verberden zu — Nicht wahr, Joſephi? Sofepdi. Das nicht, Herr Graf! aber — Alward. Nein, nein, Joſephi! Noch, fiehe ich feſt und trotze der Gefahr.) Es iſt nichts ver⸗ loren, fon lange wir noch Beſinnung und Muth Haben!’ — Glauben Sie ja nicht, Joſephi! daß ich fchon zu fuͤrchten anfange. Meine Maasregeln ſind ergriffen, mein Plan if sentworfen — Shnen und. dem Kofalsty find die — Rollen zu⸗ getheilt. Joſephi. ns Eng aamel ki Sefchäft won Bedeutung bo . —X Alward. Koſalsky mag die Außenwerke ver⸗ theidigen; Sie ſorgen fuͤr die innere Ruhe. Ihnen uͤbergebe ich den Advocat Berger. Joſephi. Was ſoll ich mit dieſem? Sagten Sie nicht vorhin? — Alwarde Mit ihm ſelbſt iſt durchaus nichts anzufangen, aber unmoͤglich wird bei allen ſeinen
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Hausgenoffen der nämliche Fall feyn Suchen. Sie Sich mit diefen befannt zu machen; befolden Ste Spione, die fein Haus bewachen, fuchen Sie mit guter Manier Sich ihm felbft zu nähern — Doch wozu dieß? ich rede ja mit Joſephi! — Nur das noch — fuͤr jeden Fremden, der ſich dort blicken laͤßt, muͤſſen Sie mir ſtehen; fuͤr jede Gefahr, die von dorther drohet, mache ich Sie verantwortlich. Koſten brau⸗ chen Sie nicht zu ſcheuen — das verſteht ſich! Joſephi. Herr Graf! Ihr Vertrauen und die Groͤße der Gefahr ſetzt mich in eine Art von Begei⸗— ſterung. Gut denn! ichinehme es uͤber mich, dieſen Cerberus zu baͤndigen, und fol” ich die Zwiebeln won ganz Harlem: in Requifition ſetze m mi) Di Alward. "Sie kommen in Laune. So gefallen se Siofephitl tropresihm lächelnd auf die Achſel. Nicht wahr, wir haben nichts zu fürchten? ins Cabinet ab. Mo ſepchi allein. — Treiumphite nur, Boͤſe⸗ wicht! — — Das Gewitter thuͤrmt furchtbar ſich auf. Mich oder dich wird es gerfchmettern ! ab. |
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4321 A 257,127 0080 370
ren no Bänfeer Yuferiet
ung % at en Ein, Kleines, Luſthaus in * Borfiadt mit einer hl zu einem Cabinet. In den: Fenftern Gewaͤchſe. An den Seiten ein Pianoforte, Schreibetiſch, Actenregale u. ſ. w. Durch die geoͤffnete Mittelthuͤr erblickt man zu beiden Seiten Nelkenſtellagen und. Gartenbeete. Armen⸗Advocat Ber ger, im Schlafrock und grünen Sonstenhute‘, eine lange Pfeife und ein Gartenmeſſer in der Hand, Fommt den Gang herauf und bleibt vor den Stellagen ftehen.
Ein wahrer Paradiefesmorgen! Welch ein erquik fender Negen diefe Nacht und nicht das mindefte beſchaͤdigt! Wie das alles lebendig und arün ift nad) dem lieben Gewitter! , alles fo, erfrifcht und aromatifh! — — D du prächtiger Delkenflor du! Ach, ihr herrlichen Blumen, ) was erleb’ ich für Freude: an euch! nimmt einige Blumenafche herunter und betrach⸗ tet die Blumen durchs @las. Dieſer Doge davon De wedigi— ei! ei! das iſt eine Prachtblume vom serften Ranger) Hat und der Nelſon — fo voll und doch nicht platzend! — Dieſe Belle Gabriele ‚mit dem Brüßler Blatt — welche herrliche. Zeich: nung! — und die fhöne afıhgraue Bizarde mit den Incarnatſtreifen — iHuninatiö raraı raris- sima! — — Nun, dir fey Dank, Wunderbarer! wer du uns’ Sonnenfchein. giebeft und Biegen, und
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die Farben aufträgft auf die zarten Blätter, wie fein Mahler fie miſchen kann — Dank von unſern Lippen und Dank durch unfre Thaten! velnen Blick gen.
Simmel, einen auf dir Nelkenfhir: dann fchnell zum Schreibetiſch Er ſetzt die Brille auf, wirft einige Stück Acten auf die Seite und nimmt
eins vor ſich Komm her, du armes ungluͤckliches Schlachtopfer der Verfuͤhrung und des BVorurtheits! — — auch für dich ließ Gott. die Sonne aufge: hen, aber. ſtatt durch träufelnde Zweige. fälle fie dir
durch das eiferne Gitter eines — LKerkers. — bi eifrig, Ben: ag ein, Us f eh
Siöter Auferien
Berger. —— —————— Schriften unterm Arm, kommt den Gang herauf. Ron Tall, eintwerend. (Guten Morgen, Here Bergen! 2 Derger, ‘ohne zu hören, vor ih. „Wegen der san ihrem leiblichen Kinde begangenen und eingeflandes nen Mordthat “mit dem Schwerde vom Leben zum Tode — „der Körper aufs Rad “— freilich! freilich die That spricht zu laut — das Geſetz findet feinen Ausweg — die — *— ſind zu haͤufig — arme Creatur! Ball, vor ſich. Ach, ſchon wieder bei der tra⸗
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giſchen Geſchichte! — legt die Hand auf Berger? Schulter. Guten Morgen, lieber Here Berger! vr Berger fährt zuſaurmen — dann: Ei fieh da, fießer Wall! Bald hätten Sie mich erſchreckt. Wall. Gewiß wieder die Liebethaler I mörderinzdletent —
Berger. Die Sadıe geht mit mir zu Bette und fieht 5 auf. Ich ſehe keine Rettung, — Doch es lebt ja ein Praͤſident Klarenfels vi milder Regent — und ein Gott im Himmel! — Auf den Abend mehr davon, guter Wall! Vier Augen fehen ſchaͤrfer, als zwei, zumal wenn es zwei alte, abgeſtumpfte Augen find? — und in cri- minalibus’ gleiche ich noch immer dem furchtfamen Anfänger. ' Befinnen Sie Sich noch, lieber Walt! wie: der dreisehnjährige Hirtenjunge wegen: Feueran⸗ legens — — das iſt num gerade wieder eine ſolche —
Wall. — Sie Sich Boch, lieber Freund! Ein Mann in Ihren Jahren, der fchon fo viel Gutes gewirkt hat — wahrhaftig, Sie ſollten mehr an Sich ſelbſt denken! leſcht. Sagen Sie mir doch, hat der Schlagregen in diefer Macht keinen Schaden gethan ?
Berger. Ach! I — nein! nein! Es iſt ein gnädiger, fruchtbarer Regen gewefen.
"Wall Und die Nachbars » Kake hat: aud) feinen Streifzug gewagt ? Ye ar Berger, ihn anfehend, dann Ihm gutmütbig die Hand bietend. Wall! — Sie wollen mich abbringen von den traurigen Gedanken. Es ift wahr, die Kake dat mir fchon großen Schaden angerichter, aber — ſehr ernſt. ob eine ‚ feltene Melke: geknickt oder ob ein Menſchenleben vernichtet wird — da iſt denn | Kin gewaltiger Unterfhied — haft Wall giebt ihm einige Bogen. Hier 4 die Supiit in dem Reichenbacher Droceffe. — — F auf heute noch beſondere Inſtruction? Y man, Berger. Sie wiſſen, worauf es —— Pflegen Sie mit Gegentheilen alles Ernſtes die Güte; nur durch fie wird beiden Partheien gehol—⸗ fen. Die Zinfen laffen Sie fallen, aber mehr nicht — es ſind Waiſen! — Vale, lieber Walt 9.2 Wall. Auf den Abend bringe ich Ihnen Nachricht, wenn mich mein Polake nicht abwirft. Berger. Dafür re —* * hanus Wall ab. ee Lane 233
Derge r zündet ſeine Pfeife wieder an und ni fort zu arbeiten, Rt 81 MI OT
Kris a 125
Siebenter Auftritt.
De vg er. Wall Eaver, in abgetragener unſcheinba— zer Kleidung.
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Wall führt Xaver herein. Hier iſt ein a oo ‚der Sie fprechen. will. wit wieder fort.
-Derger, fih umfehend, ſchrickt zuſammen. Xaver! Geiſt oder Menſch? Xaver! um Gotteswillen! — Wall! Sie koͤnnen nicht reifen! — Xaver! armer längft verſchollener Ungluͤcklicher! ſind Sie's, oder truͤgen mich meine alten Augen?
Kaver. Sch bin es, einziger Freund, ‚der mir übrig blieb! bin der Zaver, um deffentwillen Ihnen die Gerichtöhaltereien entriffen wurden, um deffentwillen Sie immer noch Advocat find —
Berger. Ruhig, alter Freund! ich bin nicht Hungers geſtorben.
Eaver. — um deſſentwillen Sie verfolgt und gedrückt wurden —
Derger. Doch, Gott fey Danf, nie un: terdrüct! | RR, Xaver. — bin Kaver, der lebendig Begradene, der Bergeffene - —
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Berger. Nicht von mir vergeffen, Armer! nicht von mir! bolt einen Nelkenſtock, der Im Fanfter ſteht. Sehen Sie, lieber Zaver! An dem Tage, da Sie verfchwanden, kam ein Sämling zur Bluͤthe. Die Sorte warnen Ich taufte fie Graf Zaver — zum traurigen Andenken! Das ift noch ein Genfer davon . | NN,
Kaver drüde ihm wehmüthig die Hand.
"Walt. Alſo ich reife nicht, Herr Serger ?
Berger. Nein, Walt "Sie muͤſſen hier bleiben. Man kann nicht wiffen — Gehen Sie zu einem Ihrer Freunde und affen Ste dutch ihn den Termin abwarten. Eilen Sie, beforgen Sie alles beftens und kommen Sie baldigft wieder
Wall ab.
Berg er. Und nun, lieber Kaver‘ gefehrbind, wo Eommen Sie her? in welchem Wintel der Erde haben Sie geſteckt?
Yan EMULE... Gönnen Sie mir einige, un, Sie Beer entfeßliche Dinge hören. Aber — bin ich) auch ner, bei. Shnen ? Lebt mein graufamer Berfolger noch und koͤnnen Sie mich gegen ihn ch
Berger. Er lebt noch; aber. fallen. Sie
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Muth! Der vorige Praͤſident iſt geſtorben, Alwards Macht iſt groͤßtentheils dahin! — Ha! nun wollen wir dem Raͤuber zu Leibeb Sch danke Gott, daß ich Sie wieder habe. | |
Zaveri Wer weiß, auf wie lange?
Derger. Ruhig, nur rubig, Freund! Wir halten vor der Hand Ihre Gegenwart ge: heim. Hat Sie fchon jemand hier in der Gegend geſehen? | | | XRaver. Gefirige Nacht Habe ich im Gaſt— hofe zu Sommerfeld in einer Scheuer gefchla: fen; dieſe Nacht bracht’ ich draußen im Walde
Berger. Großer Gott! bei dem entfeßlichen Regenguß!
Raver. Ah! hätt’ ich nie ſchlimmere Nächte
gehabt! — Diefen Morgen fchli) ich um die Aufenwerke; ein junger Mann, der einzige Menfch, welcher mir begegnete, zeigte mir auf Befragen Sihre Gartenthuͤr. Es ift ſchon fo lange her, feit ich das letztemal bei Ihnen war —
Berger. Wer das gewefen feyn muß! Sch wollte, es wär’ nicht geichehen! Doc es wird ja nicht gleich — Nun, auf jeden Fall lieber Kas _ ver! follte jemand kommen, fo verbergen Sie Sich hier in meinem Cabinet und vervriegeln Ste im
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Bmeiten Aufsns.
Erfier Auftritte Bien bei der Bittwe Dubois.
Wit FÜR e 2 u 6 o i s an dem einen Fenſter mit Nätherel be: ſchaftigt. Antonie, ganz weiß und einfach, doch mit einen gewiſſen Kunſtgeſchmack, gelleidet ſitzt an. dem andern und hat ein Glas mit befondern fchönen Blumen neben ſich, welche fie nãch dem Leben zeichnet. Hinter ihr, ſeitwärts auf einen weißbedeckten Tiſch⸗ da, ein blah ader Drangeriedaum und eine geſtickte Brieftaſche, beides durth ein darüber gelahntes Gemälde verdeckt. Eg wird gepocht.
Hernach ein Knabe, ,
— Antonmie ſſteht Doch —* ſchon vZohrhir — Herein!
—Gin Knua bee, wit einem Bücherkorbe. Meine Meifterin ſchickt hier die Bücher. Es find zwei Ihaler zwanzig Groſchen dafür. - N
Antonie Dun das if ſchoͤn, Kleiner! ich glaubte ſchon, fie wuͤrde nicht Wort halten. Knabe. Je du lieber Gott, das hat keine Neth Kunden, die zum Leder vorſchießen, finder Thesterthe T., 9
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man nicht alle Tage. Die Meiſtersfrau hat vier Kinder und ich bin das fünfte, das fie aus Erbar⸗ men zu fih genommen hat. Da hälts oft recht fhwer — Sie glauben das nicht fo) 7 U | Antonie. Zwei Thaler zwanzig Grofchen ? Knabe. a, liebe Mamfel! Wenn Sie nichts abbrechen, befomme ich noch zwanzig Groſchen. Dubois. Sch finde das theuer, Antonie! Knabe. Sagen Sie das nicht, gute Madam! Sehen Sie: dod nur die fchönen englifhen Bände und die Titel von Saffian ! | Antonie Hier ift das Geld — und da auch | Wie; etwas für dich! R ' | Knabe Ach ‚Sie .gute, liebe Mamfel! — dafür kaufe ich der kleinen kranken Jette eine Sem: mel. froh ab. |
Antonie, blättert ein wenig und legt die Hücher zu dem Uebrigen hinter das Bild.
Dubois. Sie follten — ſeyn, Antonie! Haben Sie darum Nächte lang am Rah: men gefeflen? — Pappbaͤnde hätten es auch ver: richtet, wie ich" meine!
Antonie. Es iſt nicht Ihr ao Dubois! Sie kennen ja die Bucht ind erswitiwe — fie iſt eine ſo gute; fleißige Frau. - }
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Dubois. Still! — Herr Iofepi fommt Schnell durch die Allee. Y Antonie. — — "nahe es — alles bereit. |
Zweiter AYAuftriee Vorige. Joſephi.
3 fep Hi haſtig und zerftrene. Wie geht Dirs, fiebe Antonie? Guten Morgen, Dubvis! wirft ſich in einen Stubl. x
Dubois. Willkommen, Herr Joſephi!
Antonie Und unfre waͤrmſten Wünfche zu dem heutigen herrlichen Morgen! fegt das Gemälde von dem Tifhhen: Nimm vorlieb, lieber Bruder!
Joſephi. Was foll das, gute Schwerter?
Antonie Die Feier Deines drei und zwan—⸗ zigften Geburtstages —
Joſephi. Heute? eben heute?
Antonie. Nichte anders, lieber Sofeph !
Sofephi, ohne die Geſchenke anzuſehen. Tauſend
"Dank für diefe liebevolle Weberrafhung, meine gute Antonie! — Iſts doch, als wi es Beſtimmung, daß eben heute —
sr Antonie, Ibn betsachtend und etwas wehmüthig. Es ift Dein Liebling Offian und — id) hoffte, es folite Dir einige Freude mahen! » sm sn. | Sofephi. Vergieb, Tiebevolles, zaͤrtliches Mädchen! Es ift nicht Undank, nicht Gleichguͤl⸗ tigkeit — 0! es fchwebt ein Gedanfe vor meiner Seele, der alles andre ———— und mich unfaͤhig macht — | 2
Antonie. Tas haft De Sofepp! Du fprichtt fo fonderbar, Du fcheinft fo zerftrent — auch: biſt Du blaͤſſer, als gewoͤhnlich.
Joſephi. Mir iſt wohl, liebe — Sey außer Sorgen —
Antonie! Hofesprifieh' mir ins — Du biſt nicht EEE Sander * Dir — ? Sollte — rn bg vn a —— — — —
Dubois entre ſich * af Wü gewahr wer: — * aus dem Zimmer.
Joſep hir ae Bolken — Noth! Es ſteht alles si ſehr — * —* POIs wir es hoffen konnten. un. 0. "
Antonie. Alſo Su —8 Kite Verdruß ur. mit dem Grafen? es ift nichts entdeckt?
Joſephi. Er hat es —* daß ich * beſuche J
Antonie. Großer Sort — nun, und ? —
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Sofephi. Vergieb, liebe, zartfühlende Seele! ich wußte feinem Argwohn nicht anders, als durch Deine Erniedrigung zu entgehen.
Antonie. Ich verfiehe Dich. Aber mag «8 doch fern! Der Verdacht eines BDöfewichts kann mic, nicht entehren — unſerm fihönen Entwurfe fey auch dies Opfer willig dargebracht !
Joſephi. Ich kannte Dich, edles Mädchen? An Herzen, wie das Deinige, nagt fein niedriger Argwohn. Auch bin ich durch dieſen Kunfigeiff in dem DBertrauen des Grafen: ſehr —* werben und habe. Geftändniffe erhalten —
Antonie. Mun, und Du — mir alles mitzutheilen? |
Joſephi. Sch Gin zum Ritter von ui geſchlagen im Dienfte der Schurferei, und. habe den Schluͤſſel zu feinen verborgenften Geheimniffen.
Antonie Ich weiß nicht, foll ich uns Gluͤck dazu mwünfchen, oder nicht? Joſeph! bedenkſt Du auch immer, auf welchem gefährlichen Poſten Du ſteheſt? Ich zittre oft, wenn ich alle Gefahren uͤberlege. Joſeph! wenn Du zu ſchwach waͤrſt fuͤr die Rolle, welche Du uͤbernahmſt, wenn Du wank⸗ teſt in Deinen Grundſaͤtzen, wenn Gewohnheit und Macht des Beiſpiels die angenommene Maſke mit der Zeit in Deine wirkliche Geftalt verwandelte —
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lieber Bruder! Du haft feine Mutter, vergieh Deiner Altern, um Dich beforgten Schweſter muͤt— terliche Bitten, mütterliche Warnungen — wenn das wär’, wenn Du nicht unbeflecft wieder heraus⸗ treten koͤnnteſt aus dem furchtbaren Zauberkreiſe der Cabale und des Laſters — ſo gieb ihn auf den ſchoͤnen, ſchwaͤrmeriſchen Plan und laß ung ent - fliehen, ehe Du unterliegeft. |
Sofephi AIhn aufgeben? jet ihn aufgeben ? Nimmer, nimmermehr! — Schweſter! theure Anz tonie! mag die ganze Welt mich verkennen, verkenne Du mich nicht! Ich habe dem Grafen gedient, ſo viel ich mußte, um unſern Entwurf auszufuͤhren; ich habe ihm meinen Kopf geliehen zu Dingen, die ſonſt an meiner Statt ein andrer ins Werk ge: feßt hätte; aber ich habe manche Thraͤne getrocfnet im Stillen, habe manches erfahren, was die NR Au: ber am Throne gleich einem unverfehenen Don: ner erfchüttern fol — und mein Herz ift rein und ſchuldlos geblieben, nie habe ich Deiner. unwürdig gehandelt — das’ ſchwoͤre ich Dir iin diefer fehönen, feierlichen Stunde! — Antonie! made Dich gefaßt, etwas unerwartetes zu hören. UnfrerStunde, die große, entfcheidende, längft — * Stunde ſchlaͤgt vtelleicht bald!
Antonie D fprich, fprich, guter Bruder! was ift gefchehen ? —
Joſephi. Der Graf ſeibſt ie mir das ganze Geheimniß feiner. Bosheit enthält und — freue Dich) , Antonie! freue Dich! — die lieblihfte Hof nung unfers ‚bisherigen Lebens iſt Gewißheit. Unſer Vater lebt und iſt vor acht Tagen aus feinem Kerfer entfommen. x
Antonie. : Er lebt! fliege Joſephi in den Arm. O mein Bruder! wie groß wirft Du in meinen Augen, wenn ich Dich als feinen Netter betrachte — Ad), wo. mag er herumirren, der edle, unglückliche Mann. | ' |
Joſephi. Ich muß Dir ınoch mehr fagen, Antonie! Der Graf hat mir feinen Plan entdeckt, unfern Vater wieder in das Gefängniß zu liefern; durch den Grafen ſelbſt kenne ich den Medlichen, mit welchem. ich zum Derderben des Böfewichts mich verbinden muß; und — liebe Antonie! ich kann mich eines Gedankens nicht erwehren, fo ums wahrfcheinlich er auch .ift —
Antonmnie. Entdece ihn mir, lieber gofephit es ift natürlich, daß Deine Seele jet aufßerordent- lich thaͤtig iſt und die Phantaſie ihre lieblichften Bilder ‚Dir als, Wirklichkeit vormahle —
Joſephi. Der Graf hat mir ſelbſt gekanden,
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daß er ben — Eiſer des Advocat Bergers, des ehemaligen Sachwalters unſers Vaters berbun⸗ den mit der Gerechtigkeit des Praͤſidenten, außer⸗ ordentliech fürchte. Er har mir aufgetragen, dieſen Berger und alle ſeine Umgebungen aufs ſchaͤrfſte zu beobachten. Dieſen Morgen, als ich den Grafen verlaſſen Haste, lief ich ins freie Feld, Sum) mir alles zu Überdenfen und mich zu erholen Da erblickte ich unter einer großen Eiche einen Mann, der in die Morgenfonne blickte und mit gefalteten Händen betete. Er fuhr zuſammen, als er mich gewahr ward. Dann fragte er mich angelegentlich, doch ſchuͤchtern, ob Advocat Berger noch lebe? — Ans tonie! ed. war ein Mann in abgetragener Kleidung, mit verbleichtem wa: mit ſo rührenden WE 5 er a F Be eg nalne dd ad. den
| Bei nne Ducowarft ganz vvn diefem Ge: danken erfüllt, s wie konnt' es anders’ kommen, "als daß der. erſte Dir’ anfallende Unbekannte — doch vielleicht kann ich Dich von Deinem Irrthume ſogleich uͤberzeugen Sole die Btleftaſche. Miet) lieber Bruder! ein Theil Deines Angebindes, für Dich gewiß am willtommenften! Es iſt ein Kunftverfuch, wozu Kindesliebe mich begeifterte, eine Erinnerung aus meinen, früheften Jahren — o da haften alfe
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Eindrücke fo feet — Sieh, lieber Bruder! Hat unter defien das Taſchenbuch geöffnet. Es fällt ein Gemälde heraus.
Jo ſephia ergrelſt cs fünell, betrachtet 98 mit ſtatren Blicken und ſinkt anf einen Stubl. — Gott! das Ele BE a El nt hs !
En felne-Hand fand, Sauber! Bruder! um Gottes willen !. and, ae
4 ofep Hi fi erbolend;s Die Augen immer —* hen au dem Gemälße..) ‚Er. ifis!,er ek, Antonie! ſpringt auf, und fänt ab.
Antonie ihm nacheufend. Sofeph! ” tommt fenkt wieder —* wlreft einen Tofftmantel über, und ab. ER
N "Srleter Auftritt
Luſthaus des Advocat Berger, wie im erften Aufzuge
B erger in Hauskleidern, x v e r ‚in einem Hefe Ueber⸗ rock, und Walt figen an einen Liſch und frübſtücken.
Berger. Und fie hatten nicht den mindeften Verdacht gegen den Staliener ?
Kaver. Dig auf den letzten Kugendtie trante ich) dem Berräther. Er führte mich immer tiefer in den Grund, zeigte mir mit der Begeiftrung des
Sandfchaftmahlers, mit der freundfchaftlichften Wärme immer fchönere Ausfichten. Schon gieng die Sonne hinter dem Tannengebirge unter und ich erinnerte an die Heimkehr. Aber nun ſollt' ich erſt noch die Deleuchtung bei Mondlicht bewundern, und er wußte nach feiner DVerfiherung einen näheren Fußfteig. Hingeriffen von der Lebhaftigkeit feines Entzuͤckens und gerührt von den Ergießungen feiner Freund: fchaft fiel ich ihm eben um den Hals und danfte ihm für einen der ſchoͤnſten Abende meines Lebens, als vier Männer aus dem Gebuͤſch fprangen, mid banden nnd in einen Wagen warfen. Die Reiſe ging anfänglich mit größter Schnelligkeit, dann etwas gemaͤchlicher. Sch bemerkte durch eine Oeff— nung des. Wagens, daß ich mit Bewaffneten um: geben war. Nach mehren Tagereifen kamen wir in dem Zuchthaufe zu Löwenftein an, wo ich als ein Wahnfinniger, der fid) einbilde, regierender Graf zu feyn, abgeliefert wurde. Neunzehn Sahre lang faß ich dort, von alfer menfchlichen Geſellſchaft entfernt, und war oft nahe daran, das wirklich zu werden, wofür man mich ausgab. 534%
Wall. Dei Gott! diefe Sefchichte iſt ein Gewebe der ſchaͤndlichſten Berrätperei und Boshelt
Berger: Vergefien Sie jetzt, fieber Ba
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dieſe fihreekliche Vergangenheit und Teben Sie für eine glücklichere Zukunft!
Xaver. Ach, eine einzige he kann ich nicht unterdruͤcken — werden meine Kinder noch leben? welches Schickſal mag fie betroffen haben ?
Berger. Unzähligemal Habe ich es: bereut, daß ich mich bei Ihnen nicht näher nach dem Aufent: halt derfelben erkundigt hatte
Xaver. Und ich — o wie oft machte ich im Kerker mir Vorwürfe, daß ich der edlen: Freundin, welcher ich meine Kinder übergab, nicht die wahre Urfache meiner Reiſe entderfte. Aber konnt' ich, ohne: thörscht zu ſcheinen, es wohl wagen, von meinen glänzenden Hoffnungen zu ſprechen, und tonnt ich wohl fürchten — nimmer wieder. zu ehren?
Berger. Theilen Sie mir bei befferer Muße beſtimmtere Nachrichten von Ihren Angehörigen mit. Sch fchaffe fie Ihnen, und wären fie im Mittel puncte der Erde verborgen! hr einziges Augen: merk jeßt fey die Erhaltung Ihrer Gefundpeit.
Kaver. Sch fühle mid fehr erquickt, lieber Berger! Das ift der erfie Wein, der nad) neungehn Sahren über meine Zunge koͤmmt.
Berger. Deshalb follen Sie dem Advocat Berger ein Stuͤckfaß dafür zahlen, wenn wir auf.
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die Gefundheit des Grafen Kavers von Alward trinken! RER Wall. Und feinem Amanuenfis ein halbes ! + Berger. Jetzt noch eins, lieben Freunde! dann, mit Gott, muthig ans Wert! — "Unfer Praͤſident foll leben! | a Wall, anogend. Soll leben, hohl ı Kaver. Wer ift das, alter Freund? — ich liebe die Präfidenten nicht. en Berger. Angefioßen, angeſtoßen, "Graf Kaver!diwenn wir Freunde bleiben follen. Jener große Verbrecher, den fie kannten, ift vor den Richter: fiuhl getreten, welchen der höchfte Gewalthaber auf dem Throne ſo gut, als der arme Sünder vom Raben: fein, für'das forum competens anerkennen muß; Klarenfels ift vom Herzoge felbft an deſſen Stelle berufen worden. Das ift ein Mann, lieber Zaver! vor dem ich alter Mann ſchon von weitem den Hut. ziehe, obgleich, mein kahler Schädel die Kälte nicht vertragen’ will und der Präfident gegen mich faft ein Juͤngling iſt — Stoßen Sie an, Fremd Taver! ‚ Präfident Klarenfels, der Freund des Naeh, der Beichäßer der Unſchuld! - Zaver ſtößt an ind teintn. Gottes Sum über ihn, da. der bloße Sedante an vom meinen —D in
ſolches Feuer ſetzt.
0 Berger. Er lebe! Iche und wirke noch lange, wenn mein arten verwaift ift und nur Feldblu—⸗
mens um. meinen Huͤgel blühen. — das Glas sa und mit Feuer.
„Süßen, Schlaf im Leichentuch!
Bruͤder! einen ſanften Spruch — des Todtenrichters Munde!“ Be ſtoßen an und trinken. Dann ergrelft Berger ibn Dünde, Freunde! wenn ihr einft beim frohen Mahie dieſen Vers ſingt, dann reicht einander die Haͤnde, wie ich ſie Euch jetzt reiche, und der Name Berger ſchwebe auf Euern Lippen! — Diep fey die FAME, für i den alten Advocaten!
—
Vierter Auftritt. Vorige. Chriſtoph.
€ checobh zu Berger. Es iſt ein junger Herr da, welcher Sie ſprechen will. x
Berger. Haſt Du nicht nach feinem — gefragt? xX
Chriſtoph. Ich kenne ihn ja. Er trägt immer fo einen blauen Rock.
Berger. Aber wie heißt er denn?
. —
Chriſt oph. Ga, wie er — —* weiß id) nicht.
Derger. Das if —— mein Sohn!
Chriſto ph. Je nun, ih dachte — Herr Berger! ein Spitzbube iſt er wahrhaftig nicht. Er faͤhrt immer in einer ſchoͤnen Kutſche. Der Kutſcher hat auch bald ſo einen blauen Rock, * viel ſchoͤner, und dient bei dem Grafen A — Alb — Albert. Richtig, fo heißt, er.
Berger, etwas efhteken. Was? follte der Graf ſchon? — Geſchwind, mein Sohn! fuͤhre den Herrn in das gelbe Zimmer.
Chriſto ph. Er weiß fihon, daß Sie hier find, und flieht draußen an der Stellage Nummer Eins.
Derger. Verwuͤnſcht!
Kaver, ängklic zu Berger. Was fürchten Sie denn? | Berger. Nichts, nichts! — Kaver! gefhwind in das. Cabinet. — Wall, ‚bleiben Sie *
Xaver, in das Cabinet ab.
Berger. Laß ihn kommen!
Chrifioph ob.
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Fuͤnfter Auftritt.
Berger. Wall. J oſephi, der, indem CEhriſtobh une abgeht, ſchon hereintritt.
Sof NER Verzeihen Sie, Kerr Advocat! daß ich faſt mit Gewalt mich bei Ihnen — * — Mein Anliegen iſt dringend —
Derger, ibm einen Stuhl anbietend, Sie fommen wie ich vermuthe, vom — mit wem habe ich die Ehre? 21
So f nam Secretair Ba beim Grafen Award. |
* er. So, ſo? — Was verſchafft mir das Vergnuͤgen Ihres Beſuchs?
Joſephi. Eine Angelegenheit, die * vier Augen —— icli
Berger, auf Wal dentend, Dieß iſt mein Freund und Gehülfe, Advocat Wall. Ich ſollte nicht meinen, daß der Kerr Gcheimerath und ih —
Joſephi. Ich komme in meinen eignen Ge fchäften. 4
Berger. So ? — zu Man), der fih bereite entfernt, dalblaut. "Bleiben Sie in der Nähe!
Wall a.
St
Berger. Nun, Herr Se wir find ahne Zeugen.
Joſep hir’ Herr Verga idi⸗ Das erlau⸗ ben mir nicht, unſer Geſpraͤch einzuleiten. Es iſt Diefen Morgen ein beſahrter Mann zu Ihnen gekom⸗ men, deſſen Aufenthalt ich wiſſen muß.
SBer gear. In den Thatꝛ —J | Doſephi. Ach verſtehe dieſe —— dm ‚Berger! Sie verkennen mich — ich bitte, ich. bes fhwöre Sie — ‚bei, Gott! ich muß diefen Mann Sprechen! are Here De
Bergen. te e ai Seceetaieh die Art, wie, Sie Sich, auszudrücken belieben, erinnert an jenen Bettler, der mit vorgehaltner Piſtole um ein Almofen bat. Ich bin nicht gewohnt, auf diefe > Manier in meinem Haufe mit mir fpuechen zu laffen. Sagen Sie mir fein-Höflich und: gemach, was Sie zu mir bringt und weiches Necht Sie zu den gethanen Nachforſchungen zu haben vermeinen?- + Joſephi. Lieber Herr Advocat, die Sache ift von fo. beſonderer Art und fo. wichtig. für mich — werden Sie leugnen, daß diefen Morgen eim fremder Mann in ärmlicher Kleidung Sie beſucht hat?
4 Berger. Und wenn ich es leugnete
Joſephi. So wuͤrde ich Ihnen ſagen, daß ich ſelbſt ihn zu Ihnen gewieſen habe.
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Bergen So? Ihr Vertrauen iſt viel Ehre für mich. — Aber, wenn auch — ich fehe nicht ein, wozu das fuͤhret? Was geht Sie der Mann an?
Joſephi. Was er mich angeht? — D fehr viel! beim großen Gott, fehr vielt
Berger. Nun, gefegt auch! Es kommen des Tages viel Leute zu mir. Be kann ich wiſſen wen Sie meynen?
Joſephi ſchnell. Wollen Sie ihn —9
B e 9 er , aufftehend und ſich eiwas näher zur Seitenthür stebend. In der That, Sie ſprechen Näthfel. Sie find doch: wohl kein Schröpfer oder eh
Bi ofep hi i zeige Ihm das Portrait.
> Bergen, Dun bei Gott! das ift Zauberei J ein vollendetes Bubenſtuͤck! So ER ſcheinet Euch dieſer Mann, daß — J Joſephi. Alſo Sie er ihn —— er — doch zu Ihnen gekommen? Sie leugnen doch nicht, daß er wieder hier iſt?
Berger. Nun, ja denn, er iſt hier. Aber zuruͤck, Menſch! — bei Gott! ihr kriegt ihn nicht wieder in eure Tigerklauen. Herr Wall! Herr Wall!
Wall tritt ein.
Berger. Ich bin ein alter Mann, aber beim
Richter dort oben! der edle, gemarterte Ungluͤckliche Theaterſchr. J. 10
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ſoll die Kraͤnkung nicht haben, einen: von Eurer Schurkenrotte zu erblicken —⸗ —V 42 Joſephi. Hören Sie mich doch nur an — " Berger, Zurück, Menſch! von diefer Thür — Sofephi. Alfo hier iſt er? hier? Nur biefe Thür trennt mich von ihm? — DO mein Gott! — [affen Sie mich zu ihm — ic) bin Ioſeph Alward iſt mein Vater! B: erg er. Ein Boͤſewicht Sir Du, | * fhämter!, Zuruͤck! | Ball. — Sie uns — — Gewalt mit Gewalt zu vertreiben! | 30000 0 Sofephi. O laſſen Sie — Hafen Sie mich! — Vater! Vater Kaver! Ihr Sohn iſts, der
Sie ruft — Ihr doſerh — Au * Ihrer die
TEE Arsnsha —*
| 8 Sechſter Auftritt. Vorige. Xaver öffnet die Thür. Zulett Antonie.
Kaver. Gott! was iſt dag? Joſephi umfaßt feine Knie. Mein Vater! Kaver Dur Sofph —4? 4 — Antonie, tritt ſchnell herein und fliege mir emporge⸗ ſrecten Armen auf fie au. Joſeph! — Rater!, _ Xaver. Allguͤtiger — in net Bergern und Balı ohn⸗ mächtig in die Arme.
Hauer 194 irrt
148 - nn
Dritter Aufzug.
shen® ' mv — ⸗ —— — — J bh.
*
—— —— ars
i u 3 sin * 5 Scene, wie N ' Die Gardinen ‚find halb, — 2 am 2210 iD HER Bau gelaſſen.
——— nt Ar 4.4 za * ah tubender Stellung auf dem Be, Henri Er Tan — Anton ie am J—— "ok
Antonie fiebt fih von Zeit zu Zeit forgfam um, fällt aus einer vafchen Melodie in eine fanftere, endigt decrescendo und tritt Xaver leiſe näher.
Xaver, aufblickend. Warum a du af, liebe Antonie? Antonie. Ich glaubte, Sie ſchlummerten wieder. | Kaver. Dein Spiel bat die füßeften und -wehmüthigften Erinnerungen meines Lebens in mir erweckt — ich glaubte Deine Mutter wieder zu hören, wenn fie, während ich an der Staffelei arbeitete, an der Harfe faß und mein niederes Stübchen zum Dim: mel umſchuf. — O es war ein edles, vortreffliches Weib! Sie gieng fruͤhe von meiner Seite — Ihr
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ganzes irdifches Leben war die weinfte Harmonie — unter Harmonie gieng fie in ein. befleres über.
Antonio, Wie, mein. Vater?
Xaver. Die Heftigfeit des Fiebers ‚hatte fe fehr gefchwächt, doch gab der Arzt die Hoffnung nicht auf. Eines Nachmittags, da ihre zärtlichite Freun⸗ din fie befuchte, drang fie in mich, einige Stunden der frifchen Luft zu genießen. Mit: gepreßtem Her: zen überließ ich. fie der Pflege der Freundſchaft — id) fireefte im Walde die Hände weinend'zu Gott empor. — „Ich kann. nicht, Abfchied ‚nehmen von rat hatte die Sanfte ihrer Freundin geſagt — „er foll meinen Abfchied nicht. fehen 1
Amtonie. Jener Augenblick ſchwebt — vor meinem Gedaͤchtniſſe. Unſre edle Pflegmutter fuͤhrte uns an das Krankenbett. Die Mutter kuͤßte uns unzaͤhligemal und Bien uns — —— — die Arme. 5 i —
Kaver- Da id; — dä die alle Kranke mich an und ftellte fih wohl. Es ward dun— kel — e8 war eine mondhelle Nacht: Sie wollte fein Licht, ich mußte ein Fenfter oͤffnen. Dann winkte fienach der Harfe; ich mußte ihr ‚eine Lieblingsmelo> die vorſpielen. — 5, Wiederfehen, Guter!“ rief fie ſchwach, als ich aufhören wollte, Ich fing dag Lied an — ein Windhauch firich durch die Harfe, es
150 —
fprang eine der hoͤchſten Saiten. Sie blieb fett. Sch trat dem Bett näher — der freundliche Schutz⸗ geift meines Lebens hatte fi) der Huͤlle entwunden. — " Antonie. Nichts mehr von biefen traurigen "Stunden, Vater! Sie werden zu 2 * und mn jet Ruhe, J ri Xaver: Du haſt Seht Antoniet ich ie: * leben, leben für Euch! Aber wie iſts Euch gegangen, meine Kinder! da Ihr verwaiſt waret? lebt ſie noch die edelſte der Freundinnen, die Euch mit Mutterliebe erzog? und wie kommt ihr hieher? Antonier Sie farb als ich achtzehn Jahr alt war. Da fie in mir Talent zu der väterlichen Kunſt zu entdecken glaubte, ließ fie’ mie von den Heften Lehrmeiftern Unterricht geben. Mein Bruder wurde in ein Seminar gebracht. Nach dem Tode unſrer Pflegemutter lebten wir einige Zeit von dem Vermaͤchtniſſe derſelben und von dem, was ich durch Mahlen und "weibliche Arbeiten verdiente. Unfre edle Verſorgerin hatte,’ ich weiß nicht, auf welche Art, einige Spuren von Ihrem geheimnißvollen Ver⸗ ſchwinden, mein Vater! und von unſrer nahen Ver⸗ wandtſchaft mit dem Grafen Alward entdeckt; mein Bruder, deſſen Phantaſie durch Leſung des Plutarchs und andrer Schriftſteller der Vorwelt erwaͤrmt und veredelt war, faßte den Entſchluß, feinen Vater,
\
— 451
wie Thefeus den Aegẽus, wär’ es ER am Ende der Welt, aufjufuchen. |
Kaver Braver Sohn!
Antonie. Um ihn von einer allzurafchen Ausführung abzuhalten, rieth ich ihm an, feine Kenntniffe noch zu vervollkommnen und dann erft hier Erkundigung einzuziehen, Wir machten alles zu Gelde, nannten: ung Darwal und wählten Leipzig zu unſerm Aufenthalt) wo ich auch für meine Kunft Ausbildung und Unterſtuͤtzung hoffte. Xaverr. Wurde dieſe Hoffnung erfüllt?
Antonie. Ich Hätte mich vorzuͤglich auf Miniatur⸗ und Blumenmahlerei gelegt; wir fanden Zutritt zu den edelſten Familien; mein Bruder trieb mit großem Eifer die Wiſſenſchaften und verdiente nebenbei etwas vom Unterricht in der Muſik. Als er ausſtudirt hatte, brannte er vor Eifer, etwas von Ihnen zu entdecken. Ich wünfchte, ihn hicher zu begleiten, allein er firchtete, durch meine Gegenwart gehemmt zu werden. Sch konnt' ihm nicht Unrecht geben und blieb vor der Hand mit traurigem Herzen in Leipzig zurüd, — — - |
Kaver. Du fiodft, meine Antonie? Du wendeft Dich weg? Du fiheinft Dich jenes Orts mit Schmerzen zu erinnern ?
Antonie Warum foll ichs Ihnen verbergen, _
152 Ä s | mein Vater? Ich wurde während meinesndortigen Aufenthalts mit einem edlen jungen. Manne, bekannt. Wir waren für einander gefchaffen — ach! und auch nicht! Wir überließen „ung eine Zeit lang. dem fchön- fien Traume; kein Menfch wußte etwas ‚von unferer gegenfeitigen Zuneigung ; feldft meinem Bruder ſchrieb ich nie davon, „Endlich, als wir erwachten, da ſahen wir ein, daß wir uns trennen mußten, ſollte er den Pfad sehen, dem Geburt und Talent ihm eroͤffnete. Er hatte eine große männliche: Seele. Wir ſchieden von einander auf ‚ewig; fein Name foll nie wieder ' über meine Lippen fommen. . Xaver. So recht, mein gutes Kind! RER er) Antonie Mein Bruder, waranfänglic nicht. gluͤcklich in ſeinem Vorhaben, Er ernährte-fic) einige Zeit kümmerlich, glaubte immer „einer, Entderfung nahe zu feyn und ſah fich immer getäufcht: ı Endlich fchrieb er mir, daß es ihm gelungen ſey, beim Gras fen Alward als Secretair ‚unterzulommen und. daf
z ” ich — J P \ * — * re Br —93* ei wm ) ;
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urbia 3m Zweiter Auftri er mas waren
Vorige. B er rg e Er ein hir und * in ter Hand.
J Be pn Run, ‚wie a, Gießer From Zaver?tu | —V 32% AVREa ven. O — Bonn hat die Borfiht m mir vorbehalten !. Aber 'wo-ifb mein Sohn? warum eilt er nicht auch in meine Arme? hab’ ich ihn doch kaum an mein Herz gedrückt! MUTDEr Kae N — Berger. Alles zu feiner Zeit. Ef den? Dun erkämpft und dann das te, deum gefungen Wahr⸗ lich, lieber ‚alter Freund! das iſt ein wackrer, feuri⸗ ger, ſchlauer junger Mann! Alle meine Picotten und Bizarden, alle meine Tulpen und Aurikeln wollt ich um einen ſolchen Sohn geben — su Antonien und fuͤr eine ſolche Tochter mich * ſelbſt mit in den Rauflıs; T | J—— Iſt ee etwas ZIP lieber Berger? | Derger. les in voller Arbeit — ein Me: morial bey dem Präfidenten — die ganze Dispofis - tion gemacht! Es muß ein fehneller, entfeheidender Schlag gefhehen, ehe die Bosheit es ahnen fann. Für die Einleitung laff’ ich_jeßt meinen Wall und Shren Joſephus forgen. Sie find bey dem edel:
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fien Herzen flug, wie die Kinder dieſer Welt, und werden dem liſtigen Boͤſewicht Gleiches mit — vergelten. ———— Kaver. Was haben Ste vor, greund? ee Berger . Hoffentlich hat Ihre Hand Ben * genug, ein kurzes Billet zu ſchreiben. SUCH. AXaver. Geben Sie mir Keder und — Antonie Wenn Sie erlauben, lieber Herr Berger! werde ich mich indeſſen unter Ihren Zoͤglin⸗ gen ein wenig umſehen. Dies ren —— 2Berger. - Ja, liebes" Kind! machen’ Sie mir dien Freude. Sie werden viel Rares finden, gewiß viel Rares! Holt ein Lingnches Buch herzu. Da haben Sie auch meinen Catalog — fuhen Sie Sich eine von dem jungen Anwuchfe aus — es iſt eine Gottes— blume: darunter, weiß und — wirttüch dunkel | blau Welche Ihnen‘ am meiften. gefällt, die fol von num an bis auf ewige geiten: die ed1e ns tonia heißen! un FIR RER FE PR NN
ie 7
won EI Bufeien &
* ax
f BER ik Ein Derger., Ei
—Berger, der Schrelbnaterlallen gebracht vn Nun, “ Sie, lieber Raver Dar
Kaver. Dictirem Sie mir, wag ih for ben foll.
Berger, dietirend. „Lieber Freund! ich bin meinen Peinigern entwifcht. Ich bin Hier in EL Bingen, zwei Meilen von dem Löwenftein; bey einem gutherzigen Bauer —R& ‚Er Heißt Gottfried Schmidt. Senden Sie mir" etwas Ge und fehrei: ben Sie mir, was ich nun anfangen ſoll. Bis ich Nachricht von Ahnen erhalte, bin ich hier ficher. Die Adreffe machen Sie an, meinen Wirth... 5),
Kaver — „mahen Sie an meinen Wirth. “ ai Wiener re ar
Derger Ihren Namen, wie gewöhnlich.
N imKaver, nachdem er unterschrieben, An wen: ift der Brief? > Be hr a e
Berger, der den Brief gebrochen. An Herrn Armenadvocat Heinrich Wolfram Berger — nun
Eaveritgrane. Sch bin fertig.
"Berger ſiegelt mit einer kleinen Münze. Sot— Nun noch das Pofizeichen drauf! macht ein Zeichen mit Nöthel.
156 4 — 7—
Zaver. Wozu dient dieß? a r
Berger. Das fragen «Sie mich jetzt noch nicht. Nur fo viel ſey Ihnen genug: Es iſt Lock⸗ ſpeiſe, um einen großen Raubgeier zu fangen! — Wollen «Sie nicht. auch ein wenig in den Garten?
Es - ein heiterer — *— 6 Warn? RT TEE A ar [ — er * Biereer au fernen ae —D—— He AI J er —J—— ——
„Bier beim Grafen Awards. äh
x J ard, angerieldet Bertram. Nachher *F Fephl Br l w ar d aus dem Eabinet, geht. einigemal unruhig ar auf
® ae a ee ee ne, | a en Kan ae, Mn zum Fenfter binaus, (het. REN — "Bertram wien. I SSH TER
Award. Sf Sofephi n s% * da al Bertram. Eben trat er in das Haus Alward. Er ſoll ſogleich zu mir kommen!
Bertram. Sehr wohl, Excellen "©
Joſephi, bis faſt zu Ende des Aufzugs mit gewaltſam unterdrückter Ungeduld und Haſtigkeit, tritt ſchnell ein.” u
Bertram. Ah) — mit einer Pantomime ab.
Al ward. Nun, Herr Secretair! was brin⸗ gen Sie? GRE ni td uns BEER BR Ben
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Soſephi. Vortreffliche Nachrichten! zu * ei alles Erwarten! | |
Al ward So aa ichtlich ? BR Sie a eine Spur”
Jo —**— Spur und — wie wir m nur wünfchen fünnen!
"AWARD So erzählen Sie —! Joſebbi wiſcht fih die Stien. Segen Sie Sich doch, lieber Zune: Sie-find gewaltig erhist.
Sofephi. Wenn Ste erlauben — fest ſich, ſteht aber sehr bald wieder auf. Mein erfter Gang, um vor allem "Dingen das Terrain zu vecognosciren, ‚war in zwei Caffeegaͤrten, wo fich bey guter Zeit verdorbiie Schreiber, bankeruttirte Collecteurs, groß: müthige Spieler — kurz eine Sorte Menfchen vers farhmelt, won deren man über Alles die —— Nachrichten haben kann. N
Alward Oft ſehr brauchbare Bene
Sofephi. Am erſten Otte horchte ich Dei und da, Aber vergeblich; am zweiten war ich glück licher. Ich feste mich zu einem Agenten, der, wenns glücklich geht, bei den Liebhabern feiner Frau und Töchter ein Trinkgeld verdient, im Moth: fall aber bei den Advocaten bettelt. |
RAR. Sur vberechnet! Wie man ſagt, iſt Bergers Haus eine permanente Bertferherberge.
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Jo ſeph i. Ach ließ ihm gelegentlich meine Boͤrſe und dieſen Ring in. die Augen ſpielen— —Alward. Es iſt gut, daß Sie mich erin⸗ nern. Hier iſt einer, der Ihnen ſchon laͤngſt be⸗ ſtimmt war — ‚sieht einen Ring vom Singer, und, we ihn Jofephi. ar Mia Jo ſephi, wie beleidigt — dan mich Pe len, Herr Geheimderat 19 1,0 ma mann Alward zeigt ihm die Innſchrift des Dtinges. Es iſt nicht. der-Werth dieſer Brillanten — 2 u5)u | JoſephieIch danke unterthaͤnig! Redt.den Hing-an.den Finger. Ich bat den Ehrenmann einem juns gen Menfchen, der ‚ein weitläuftiger Anverwandter von mir fey, die vacante, Schveiberftelle beim» Advo⸗ eat. Berger zu verschaffen. Er wollte von dieſer Va⸗ sang nichts wiſſen, aber ich erfuhr bei dieſer Gele: genheit, daß ein gewiſſer Wall dort Amanuenſis ſey Alward. Kennen Sie dieſen Wall? Sofephi .,Der „Name, war mir bekannt. Mit einem Wall war ich auf der Akademie gewefen. Ih fuchte den Herrn Agenten mit guter Manier los zu werden und ſchlich zu Bergern ins Haus. Gluͤck— licherweife war der. Herr Principal eben mit- Senker⸗ ablegen beſchaͤftigt, ich fand Wallen allein. Ich hatte nicht geirrt; ich wußte in kurzem Walls ganzen Lebens⸗ lauf. Zweimal relegiet und einmal den Soldaten
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entlaufen, hat er fich durch fein rohes Wefen, wel: ches Berger für ehrliche Gradheit annimmt, fo ein: zufchmeicheln gewußt, daß er feine rechte Hand ift, Sch wußte genug und invitirte Walln zu Simonetti, um die alte Brüderfchaft zu erneuren.
IR Alward. Sie ſollten ein Buch uͤber den Um: gang mit Menschen fchreiben, Sofeppi!
Joſephi. Wenn Ew. Excellenz die Hevifion übernähmen —! Daß Wall es nicht ausſchlug, daß ich ihn ſondirte und endlich mit unfrer Abficht, fo weit nöthig, bekannt machte, fönnen Ew. Excellenz leicht denken. Das gyfige werden Sie von ihm ſelbſt hoͤren.
Alward. Er iſt alſo hier?
Joſephi. Ohne Zweifel. Er verſprach mir, in wenig Minuten nachzukommen, und will durch aus mit Ihnen feldft unterhandeln, mahrfcheinlich, um fein Geheimnig für den hoͤchſten Preiß loszu> fhlagen.
Alward. Geſchwind bringen Sie ihn her!
Joſephi os,
160 2 Asien ae
Sänfren Kufertewen
1123 295 a
„Alward. Zulegt Bertram. ra
Alward. Der Himmel ſelbſt fegnet "meine län - — würde ein. "Einfältiger fagen! — Dieſer Joſephi faſt gleichgultig gegen Gold und Weiber, wagte allenfalls” den Galgen, um vor mir ia einen —— Kopf gehalten zu werden! fc NN
Bertram teitt ein. ve —
Alward. Es wird Niemand gemeldet, Er wartet draußen am Eingange der Galerie. en |
Bertram ab. —
J DIE 4 Ve ._._ rn.
Alm ar, Sofephi. Wall in enomminifee ar dung und mit ——— ; be Unfiande, ie "
5, e won
Ball, Unterthäniger Knecht, Ihr Eralenß! Was befehlen Sie Vin
Alward. Ich freue mich, Ste kennen zu ler nen. Laſſen Sie Sich nieder. Wall ebt fih. Unterthäniger Knecht!
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Alward. Von der Hauptfache find Sie wahr: fheinlich fchon unterrichtet ?
Wall. Zu Befehl!
Alward. Wie mir Joſephi fagt, können Sie Auskunft geben über den Aufenthalt meines angeb> lichen Bruders.
Ball wie vor fi. Angebuchen
Alward als hört er es nicht. Können Sie dag in der That? -
Wall steht eine Brieftafche heraus und dreht fie ih den Händen herum. Ga, Ihr' Excellenz!
Alward. Und wie fommen Sie dazu?
Wall. Durch einen eigenhändigen Brief Ihres angeblichen Herrn Bruders, den mein Principal mit der geſtrigen Abendpoft erhielt.
Alward. Und der ift in ihren Händen?
Wall. Ich bin fein geheimer Cabinetsrath und präfentire alle Briefe.
Alward. Kat er ihn fchon gelefen ?
Wall. Diefen Morgen.
Alward. Und beantwortet ?
Wall. So weit find wir eigentlich noch nicht, Ihr' Epcellenz! Doch es mag fein, des guten Hans dels wegen — zur Zeit noch nicht! By
Alward. Und wird er ihn nicht vermiffen ?
Wall. Er fchläft alle Nachmittage in feinem Theaterſchr. T: 11
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Camenhaufe Dann tin er erſt NS den
Kaffee. + a Sof ephi. Aber wenn er indie — kaͤm', ehe wir hier zu Stande find — —
Walk Keine Sorge, Herr Bruder! der Herr. —— wird volle Arbeit finden. Ich habe auf Conto ſeines Erbfeindes,. des alten Mufftis, ein Dutzend ders feltenfien Nelken dethroniſirt. Ehe die . wieder eingefeßt, angebunden und angegoflen Beben, kommt der. Abend heran..." Bey. Alward. Iſt aber auch in dieſem niefe der. Aufenthalt: meines — Bruders beſtimmt angegeben? | Wall. Auf Ehre!Res kann in der Weltmichts beſtimmteres fund ‚ae — DV——— — Alward. Sind Sie oeneit/ Vf mich leſen zu laſſen m u: 0m rl Wall. Das: — nicht: uf mid, am,‘ hr Excellenz! Ella. uhr Alwar d. Aufwendonfl rum!) Wall. Auf Sie, Herr —* Dir Brief * ins Gewicht. | Alward. Ber kann dns — Neseiaffen Sie Ihre Belohnung, meiner Erfennslichkeitin Je nachdem die Nachrichten find, je nachdem '— DJoſephi. Das daͤchtꝰ ich auch. ae gen 0 cavaliermaͤßig.
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en ta a RZ Dem Wort in Ehe, Ser Bruder! und allen Reſpect v vor den Herten Eavaliers, aber — auf diefe Art kann ie —* dienen 1" ſteckt die Duefta⸗
ſche ein. al 315 9 Joſep * Du if j nid wir —— Di wer 6
EC WAL Das wär? PRR doch — alles; Bei mir geht alles Zug vor Zug! Bg⸗ Al ward. Sie find ein Mann von ———— wie ich fehen— Wie Hoch Halten Sie den Brief? Wall nimmt die Orieftafche wieber heraus und wiegt fie? auf/der Hand) Er wiegt netto hundert Louisdor! Arward Hundert Lonisdor? — ** Du⸗ caten wollen Sie fagent di REAL Hier gilt Fein Handel. Seyn Sie zu: frieden, Here Graf! daß ich nicht mehr fordre! Hun⸗ dert Louisdor habe ich gefagt, und da darf kein As fehlen! &o viel wiegt er für michy was er fir Ste . wiegt, werden Sie am beften wiffen. Einige Graf— fihaften mit Pertinenzien — Reputation und Freyheit noch nebenbei — auf Ehre! das muß eine Laſt ſeyn. Alward. Meberlegen ki doch ‚AR, er Ad: vocat! hundert Louisdor — Wall fedt den Brief er ein. Wie Ew. Ex⸗ een; meinen = —V — Alward sicht Joſephl auf die Seite. Sie reden Beim:
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ih, ‚mit (einander. Joſephi zuckt die Achſeln und ſchüttelt mit dem Kopfe. — Ich hole die ‚hundert Louisdor „... . Wall. Noch eine Bedingung, — . Am ard. Sie werden unverfchämt, Herr Ad⸗ voaandaa Was wollen Brite ie Wall. Sachte, Ihr Ercellenz! —ı Den Brief erhalte sich ſpaͤtſtens im N ER im ei nn ar u vor er ee Alward verdtuhlich⸗ au am Sich / | HRALK- Wohlgefprochen!: Aber was ih für.ein Unterpfand nenn sn Alward. Welche Bedenklichkeiten!, Was ſoll ich mit dem Papier, wenn ich feinen Inhalt weiß? Zudem fodert ja mein eignes Intereffe sin ysih Wall. Baſta! ich gehe gern. ſicher. Es könnte aan einfallen, „wieder abzuhandeln; Sie wiflen, daß ‚ich fort muß, „wenn, der Re nicht, mie ‚an Ort und Stelle, kommt mi 4, ee Alma vd. „Auf Eavaliersparoler.. ‘ Wall m die Achfeln. Ich gehe gern ſi fi den) 9 ‚ih Me winkt ihm. ¶ Sey doch nicht, * bar: Ich ſage gut für Se. Excellenz Wall. Deine Hand, Here, Bruder! ſie ſchla— gemein. Es mag drum ſeyn 0000 Hr BR. Alward. abgehend vor fih. Das iſt ein Ausge: | lenntenggg Puh RB
(a
av
Siebenter Auftrier Sofeppi. Wall.
Rall. Nun, Hert Jofophl! ſind Sie iufrie den ? Spiele ich meine Rolle gut? *
Sofe p hi. Huten Sie Sich vor uebertiewun— gen. Es war mir einigemal bange —
Wa it. Seyn Sie unbeſorgt. Ich war auf der Univerfi tät Mitglied eines Privattheaters und verftehe das Wefen ein wenig. Kleine Züge und Nebenum: ftande, die oft nicht ins Ganze einzugreifen usa erhöhen die Wahrfcheintichkeit. Ei
Joſephi. Sie haben nicht Unrecht. St können Sie mir nicht verdenfen, daß ic) die 7 — ſcene herbeiwuͤnſche. |
Wall Ich habe die beſte off, Wit rücken immer näher zum Ziele: — Läuft ung geradezu in die Falle.
=
166 ——
Sure Auftritt. Vorige. Alward ans dem Cablnet.
„Award, ‚Hier, Herr Wall! find. hundert gonisder. ——— *
Wa IL. Sefebt Die. Siegel d des — Rehm 8 unge: sähte! iviegt das Paauet und den Brief auf beiden Racın ‚Händen, Eins, ‚fo. ſchwer, wie das andre — auf ein ‚Haar! Hier, Ihr' Excellenz iſt der Brief. Vivat Fran⸗ ciſeus regierender Graf Award! | x
* Aw ar d,. den Briet durchleſend. E⸗ feine, Sand! Kertliht herrlich! — Lieber Joſephi was bin ich Ihnen nicht ſchuldig! Da leſen Sie nur! ' giebt ibm
den Brief. er Sofenhi. Soll ich den Brief copiren? | Han Award. Nur die Namen - TR uns * Joſep Hi ſchreibt einige Ber. E NEW Aard, geht machdenkend auf und ad. Joſep hi giebt ihm Brief und Ertracet. Bier, Herr Graf! | Award. Hinlaͤnglich ſo — Hier, Herr Ad: vocat! giebt ven Brief zurück. Wall padt gemächlich zuſammen. Alward. Nun wär’ es doch wohl das befte,
wenn der Brief bald an Ort und Stelle kaͤm'!
— — — —
167
Ball Ei freylich — ich will auch gar nut länger befchwerlich fallen. |
Alward. Wir fprechen ung weiter.
Wall. Das mein’ ich auch. -
Alward. | Sobald Advorat Berger antwortet, oder fich ſonſt etwas von Belang in diefer Sache ereig: net — meine Kaffe iſt noch lange nicht erſchoͤpft!
Wall. Verſtehe! Zug vor Zug, Ihr Excellenz! Verlaſſen Sie Sich auf mich! — Aien, Herr Bruder! Nichts vor ungut, Ihr' Excellenz! ab.
* Neunter Auftritt. Alward. Joſephi.
Alward. — Joſephi! wiſſen Sie jemand, auf den Sie Sich verlaſſen koͤnnen, wie auf Sich Selbſt? ‚Wall Nein, Herr Graf! Sch traue keinem Menfchen. | Alward. So — Sie ſelbſt dem Kufatsty nad). Sofeppi. Das habe ich vermuthet. Alward.: Laffen Sie Sich das befte Pferd fatteln. Auf der nächften Station nehmen Sie Cou⸗ zierpferde. Ich konnte dem Koſalsky feine beftimmte
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Anweifung geben. Wer weiß, wie lange er in der Sjere berumfchweift, indeflen der Vogel entwiſcht. Die Reiſe-Route, welche ich ihm vorgeſchtiecen habe, ſollen Sie erhalten.
Joſephi, lauernd. Koſalsky iſt ſtoͤrriſch, ein⸗ gebildet auf laͤngere Erfahrung, ſtolz auf Ihr aͤlteres Vertrauen. Wird er mir gehorchen? | Alward. Sie ERN deshalb meine > an ihn. |
Sofephi. Auf den Fall, daß ic ihn ver: fehlte —? |
Alward. Das fürchte ich nicht. Koſalsky ift nicht mehr fo vafch, als ehemals. Wir werden ihn zur Ruhe fegen müffen. Indeſſen, follte es auch) gefchehen, das thut nichts. Reiſen Ste nur auf der angegebenen Route, gerade nach dem Löwenftein. Der Commandant fteht in meinem Solde. Auch an diefen erhalten Sie einige Zeilen. Er wird Ihnen einige Soldaten oder andere fichere Leute geben, im Fall Sie das nöthig hätten.
Joſephi. Ich habe im Sinn, mich gegen den Kaver als einen Abgefandten Bergers auszugeben.
Alward. Ein guter Einfall! Daß unterdeffen von diefem fein Brief in die Queere Era, dafür wird fich forgen laffen.
Joſephi. Wall ift brauchbarer, als man
— 169
denken follte. Gewiß läßt er fich feine Gelegenheit entgehen, feine Louisdore zu recrutiren.
Alward. Darauf wette ich felbfl. — Der jeßige Zuchthausverwalter auf dem Löwenftein weiß fo viel von der Sache, als ich nöthig hielt. Er iſt durch meine Verwendung an die Stelle feines Vaters gefommen, und ich habe der Sicherheit wegen gleich anfänglich ausgemacht, daß ich, wenn ich jemand abſchicke, diefem jederzeit eine Quittung mitgeben, will. Koſalsky hat eine, Sie follen auch eine erhalten.
Sofephi. Und wenn ich Ihres Bruders hab- haft werde —? |
- Alward So wird er als entfprungener Wahnfinniger wieder eingefperrt.
Joſephi. Das kann nicht fehlen.
Alward. Sobald etwas vorfällt, geben Sie mir eiligft Nachricht. Machen Sie Sid, reifefertig. Sn einer halben Stunde holen Sie Briefe, Wechſel und Geld. Auf Ihre Belohnung laffen Sie mic) denken, wenn Sie wiederfommen. ie find längft teif für eine höhere Sphäre, und Ihr Freund weiß, was er Ihnen fehuldig ift. Drückt ihm mit vieler Huld die Hand und geht freundlich Lächelnd ins Cabinet,
Sofephi. Er giebt fich ganz in meine Hand. Faſt könnt’ ich ihn bedauern — befiebt die Inſchrift des Ninges. „Aeconnoissance?* Ha! die Dankbarkeit eines Böfewichts ift ein Sündenfold! ſchnel ab.
170 —— ——
BE Tape — — — — Een
Bierber Aufz;ug
a RR Anne a
ua Raten
Arbeitszimmer des Präfidenten int Sücheeräränten, En: Abs güffen und Kupferftichen. In der Mitte eim offner Schrelbetiſch mit vielen Papieren; an der Seite ein Bureau. MAL
Präfident im ueberrock. Nachher ein Kammerdie ner amd Berger. Kuda?
Praͤſid ent ebt am Fenfter und hält einen Bogen Paper gegen das icht. — Falfch! falfch beim: ewigen Gott — O nun Habe ich genug, wenigſtens genug zur fiengften Unterfuchung! Deine Sache ift gerecht, ehrlicher Armenadvocat! Wer das fonnte, konnte auch mehr! legt den Bogen auf den Schreibetifch und blattert in einem Memorial. Es muß dir ſchnell geholfen werden, arıner Verfolger! ſchneller, als dein maͤchtiger Gegner ſeine Plaͤne ordnet — — Aber wie. den langſamen Rechtsgang vermeiden? wie das Gebaͤude der Bosheit ploͤtzlich erſchuͤttern? — — Ja! nur ſo iſt es moͤglich! Sch muß den Feuereifer des Herzogs. gegen den Unter: drücer entflammen, wenn die Unfchuld triumphiren
- y
SUN Zwar gefahrvoll iſt der Schritt — — aber — die Pflicht ruft — kann ich uͤberlegen — Kammerdiener, eintretend. Advocat Berger U: aufzuwarten Ü anlım Praͤſident. Wird ent KRammerdiemer läßt ihn einkesiep und ab. © Berger. Verzeihen der Herr Praſen daß (6 noch fo fpät beunenhbige — 7 1 Präfident Sch habe ſehr auf Sie Warum haben Sie mich nicht von der Tafel heraus: rufen laſſen? Ich ſollte boͤſe deshalb auf Sie ſeyn. Berger. Ew. Excellenz nie ruhende Wirk ſamkeit ift mir befannt, und für die gute Sache wuͤrde ich im Fall der Noth mich zu Sr. Durchlaucht gehei— ligten Perſon hindurchdraͤngen „Allein — fo viel es noͤthig war, konnt ic Ew. Excellenz mein Anliegen fchriftlich vortragen, und meine, perfönliche Gegen: wart war "heute an andern: Drten nablicher und — * ET SET + Präafident, tähemd) Das will ich Herr Berger. Wenigſtens haben Sie hier auf das Memorial deutend, viel uͤber ſich genommen — und ſo ſind Sie entſchuldigt. Ich bin, ich leugne es nicht, durch manche unangenehme Erfahrung belehrt, kein Freund Ihrer Collegen! aber meine Pflicht heiſcht es, daß ich ſie zu jeder Zeit hoͤre. Bei Ihnen, lieber Berger!
172 —
bedürfte es dieſer Pflicht nicht dag merken Sie fuͤr die Zukunft. amd — Ta | Berger. Zu wiel Gäte, Ihrer Excellenz! — Haben Sie — meine Bug ER zu ziehen? !ıMnloneee- iR 19 Drafident Das konnen Sie denken. — Treten Sie doch naher Be Armenadvocat! De: trachten Sie diefen Todtefchein U ia) a) am © Berger. Ew. Excellenz haben alſo ſchon die Gnade gehabt, ſich die Acten vorlegen zu laſſen? "Deäfidene ier iſt ſchleunige Huͤlfe nöthig. Ich "bin, um rg, a. ins Archiv gefahren: vo u Gum. ze Pe 1777170 Berger D'mein Herr — warum muß ich erſt als ein Graukopf einen Klarenfels als oberſten Gerechtigkeitspfleger erblicken! mm in Präf ident, geübte. eu Ste nehmen viel An: theil an der Sache Ihres Clienten. — ——— ten Sie doch dieſen Todtenſchein! ee Berger. Ich weiß, was Ew. Erelen bamit ſagen wollen! Dieſer, von der Orts Obrigkeit: Be- kraͤftigte Todtenſchein ſpricht zwar ze * gegen uns, allein die Umftände — nn Dan Praäſident. "Sagen Sie min — unter —“ Dato iſt der Todtenſchein ausgeſtellt? B er ger;, leſend IDen 7. November 1782
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MPt aͤſudent. — Sie * das eo Blatt gegen das. Licht Hunınsn ei bi pam "Berger ſetzt cenderſo bi⸗ Brille anf und thut es. Paftdent. Beimerten ‚Sie vornguch das Papieren? ER ; kü i 5 ® enge: et fängt a an zu J und ner: 7a. O mein Gott! ... ie as Br Präfident. Bas Tagen Sie dazu? a nn. Berger. Di mein Herr Präfidenpt sic. weiß nicht, ſoll ich mich freuen oder ſchaͤmen? Zwar, dürft” ich zu — an ae fhänen.: daß ich Khanis verdorben. habe, ag * 2 Sabre wo nicht fo viel Erfahrung in den, Künften ‚der, Boͤſen hatte, daß auch der erſtgebohrne Graf Alward damals ſchon abhanden kommen war — aber dieß alles kann mich nicht rechtfertigen. Ich wußte ja, mit wem ich zu thun hatte — 322 Praͤſident. Beruhigen Sie Sich, Kerr Berger! War Ihr Client damahls nicht ausfindig zu machen, ſo haͤtt' es ihm ja doch nichts geholfen. Zu diefer Entdeckung ift gerade —* der ** Zeit⸗ punct. 1 — "Berger Ich erkenne den Finger der Vorſe— | hung. Hier, mein Herr Präfident! bringe ich, eintae
174 —
unwiderſprechliche Beweismittel, zu deren Auſchaf⸗ fung ich mich anheiſchig gemacht habe. Net,
& * aͤſi de nt. Schon. Geſchwind geben Sie her! Berger r überreicht ‚eine Quittung ‚nglsigpen.gigepppfinen \
J einen verfiegelten' Brief, MEN DERSE) er afid en t folägt die Quittung aus Ma u u — Thaler ı von Michaelis 8 1799 bis fen — zu Unterhaltung des wahnſinnigen Malers — —— von Sr. Epeelleny, dem ‚Seien — Alwaͤrd dato richtig bezahlt. Loͤwenſtein ‚sen 6. Mat’ rgdo Ludovici⸗ Buchthausverwollon So? Diefe Briefe la? lieſt die Aufſchrift vs unver⸗ on Alohs Koſalsky ————— "Berger: Einen alten Huſaren in —— Sic, der bereits dieſen Morgen abgereiſt iſt, um den Gefangenen wieder — — * zuruͤck zu lieferuren wumal menden, nobi Praͤſi den t tier: Fo ife cite Jofephe wird Dir das weitere fagen. Du haft ſelbigem in: allem zu. gehorchen. Graf Award. Immer beſſer!“ den verſiegelten Briet nehmend. Diefer da? lieſt die Adreſſe. „Sr. Hochwohlgeble dem! Herrn Major von Ladomir, Commandanten zu Loͤwenſtein.“ Er iſt verſiegelt — Berger. Ich buͤrge dafür, daß er, vonder Hand der Gerechtigkeit ‚geöffnet „eine vollguͤltige Ur⸗ kunde fuͤr uns abgeben wird! „u.n. ı N nnd
— | 23
> Bräfident. Aber — wie: Fomyen: Sie zu dieſen Briefen? da Abi. 9 0 Berger Durch die Berfchlagenheit des gern Grafen Alward, der deeisahr lang bey feinem Onkel als Secretair Biene und * die N meines. Amanuenfi Bf and 80
Präfident. Wiſſen Sie — —— “ Zuſammenhang der Umſtaͤnde — wenigſtens ſehr zwei⸗ deutig ſcheint? Wenn Sie mein Zutrauen mißbrauch— ten, wenn Sie mich zu etwas verleiteten, was ſich nicht auf das ſtrengſte verantworten ließ — Graf Award iſt ein Maun von ſehr maͤchtigem Einfluſſe! Berger. Kerr Praͤſident! ich, bin, zwei und, fiebzig und: werde bald vor die allerhöchfte, Inftanz treten. Ich gebe Ihnen meinen alten Kopf zum. Pfande, daß die Gerechtigkeit unferer Sache auf das: genauefte zu erweifen ſtehet; ich, mein Amannenfis und der bisherige Secretair des Grafen liefern uns bis zu Austrag der Sache —— in ah —. Sie es befehlen. | —V *
Präfident ergreift ihn mit I beider Hand. Berger! ich traue dieſen Silberhaaren, ich traue dieſem ehrwuͤrdigen, redlichen Geſicht! — Aber vor allen Dingen muͤſſen Sie mir alle Verhaͤltniſſe genauer aus einander ſetzen, damit ich meine Mans: regeln darnach nehmen kaun.
Berger. Gewiß- werden Diefelben diefe Ge: fchichte nicht ohne Rührung anhören. — Indeſſen, wenn der Here Präfident etwa für nöthig hielt, daß der fogenannte Secretair "mit, diefem Billee dem Koſalsky nahreite — ...° 40 „ir
PDräfident. Wozu das? — Sagem Sie mir Ihre Gedanten ! —
u Berger. Um ihn — und wide hieher zu bringen. Seine Ausfage — N m
Präafident. Aber — Re
Berger. Man könnte fie ohne — — beide bey der Zuruͤckkunft in Arreſt * laſſen, ways Joſephi fich erbietet.
Praͤſident. Dieß kann ich 2 une wagen — Doch Sie haben Recht, wenn Kofalsty * willig wieder zuruͤckkommt — —
Berger. Das wird er ohne Zweiſel oda er das Billet des Grafen geleſen hat. |
Praͤſident. Auf jeden Fall — eine Urfache der Nrretierung würde fich finden laſſen.
N Berger Dafür wird Joſephi forgem —Praͤſident. Vielleicht, daß auch indeffen — Berger. Ew. Ereellenz genehmigen alfo — Praͤſident. Ich ignorire es vor der Hand. Berger hat das Billet an Koſalsky genommen und wit ſich entfernen. Mit gnaͤdiger Erlaubniß —
17?
Präfident Wo wollen Sie hin? Berger. Nur einen Augenblick ins Vorzim mer... Mein Bee 8 wartet auf as Joſephi iſt reifefertig. a Praͤſtdent. So eilen Sie! Mean Bitte ic) ——— deſſen, was mir noch dunkel Tr Baer gee r wit einer Verbeugung ab. | Praͤſident verfipliege die Aeten und Dochmente, Berger teitt wieder eih. Praͤfident. Kerr vwocatr koͤnnen Pen die Abendluft vertragen? a "Berger. O ja, Ihre ——— die freie She if mein Efement. Prafident. So werde ich Ihnen bey dieſer Gelegenheit meinen Garten zeigen. Berger. O wenn Ew. Eee) die Grade a Zr DPDräfident Kommen Ste, lieber Berger Beide ab. aa
Je I 2433
Theaterſchr. I | 12
178 ; Seth
\ ie ur Zweiter Yu ftritt. — se
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Sonnenuntergang. Garten des Adbocat Bergers. An der’ ‚Seite eine Nafenbanf. Etwas tiefer eine Laube und im Aafntergeunde die äußere Anficht des Eufthaufes.
* er nd Xnto n ie figen.auf der Raſenbank. Id ſephi, in Keifefleidern vor Ihnen. und, ſich oſtmals ungeduldig umfehend. a; j ‚Xaver. Seht ihr, wie fhön die Sonne dort untergeht, meine Kinder! Dieß Schaufpiel genoß ich. feit langer Zeit nicht in feiner. ganzen Reinheit und mit hoffendem Herzen. Noch vor wenig Tagen umgaben mich die. falten Mauern meines Kerkers, jetzt lieg’ ich in den Armen meiner Kinder. D meine gute Antonie! o mein edler, feuriger Joſehh — Du, wenn der dort oben ung fegnet, mein Netter! x o0 ephi. Sie find ungerecht, mein, Kater, wenn Sie mich, mich allein mit dieſem ſchoͤnen Namen belegen. Auf Ihre Antonie diefen Segen! : Antonie, ſauft vorwerfend. Auf mich? — Joſeph —! | Sofephi. Sie war es, die meinen ſchwaͤr— merifchen Zünglings- Entwürfen Richtung und Ord— nung gab, die mich leitete auf dem ſchluͤpfrigen Pfade, den ich gehen mußte, die mich ernährte, die mir
179.
Muth einflößte, wenn ich zagte, die mich warnte, wenn ich firauchelte, die mic mir felbft erhielt in dem gefährlichen Kampfe —
-Antonte Du übertreibft, Joſeph!
Sof ephi. Mein, Antonier— Hier im An: gefichte defien, der feine Sonne dort in glühenden Wolken dahinfcheiden läßt, Hier unter den Augen eines wiedergefchenften, Vaters, ‚gebe ich Dir dag Zeugniß — Du warft mir Vater und Freund! Ge: liebte und Mutter! Du warft mir Alles!
Antonie. Willſt Du, daß ih gehen foll, | Schwärmer ? |
Kaver, fie beide umarmend. Friede über Euch, meine edlen Kinder! und Gottes fchönfter Segen noch dann, wenn mein gefchloffenes Auge ſchon laͤngſt an Eurer Eintracht fich nicht mehr weiden kann! |
Joſephi. Beſter Vater!
Antonie. O nichts davon in dieſer herrlichen Stunde!
RXaver. Warum nicht, meine Tochter? O wie oft flehte ich den Tod zu meiner Rettung an — _ und — noch iſt ja mein Schiekfal nicht entfchieden !
Joſephi. Verlaſſen Sie Sich auf unſre ger vechte Sache und auf unfern edlen Präfidenten.
Zaver. Wird er fih meiner gegen einen fo
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überfegnen Feind annehmen, wird er ai segen gi ſchuͤtzen ; ön Mi | Antonie. feurig. Pant PRESS Gott!
das wird er. Ich buͤrge für ihn! fine. Alle Welt nennt ihn ja den Befhüßer der Unſchuld!
Dritter Yuft riet Vo rig e. Wall in gewöhnticher Meidung. | Ri Wall ſchnell eintretend und das Billet an Koſaleth in der Hand, welches er Joſephi einhändigt. Es iſt alles richtige | Aufgefeflen,, Herr Sofephit ae er Sofephi sanig Leben Sie, wohl, ‚mein Va⸗ ter! Adieu, befte Antohie! greift,nad dem Hüte, | Kaver. Wohin, Joſeph? wohin fo ſchnell? Wall. Ihrem Verfolger nach! Laſſen Sie ihn! Antonie. Mir ift fo bange — Zoſeph! ſey —— 7 Hofer di. Es gilt einer gluͤklichen Zukunft! J Xaver. ‚Mein Sohn! ala nd | Antonie Bruder! N zuge Ball Glückliche Reife! |
Kaver-und Antonie mit auggebreiteten, Hemer Joſephi nach. Wall auf einer andern Seite ab.
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187
BER eer AUFELLER.
*
Ch riſt 09h mit einer Gießfanne,
Das weiß der Himmel! Die Sonne if fchon ganz hinter den Kirchthurm gefallen — und bier ift noch alles dürr, wie in der Wuͤſte Sela! Wenn ich nur wüßte, was ich nun machte! Gieße ich ; fo wird er fagen : „Mein Sohn wer hat dir geheißen zu gießen? Sieh nur einmal, hier ſiehts ja aus, wie nach der Suͤndfluth und gieß ich nicht, ſo wird er ſagen: „Mein Sohn! muß man dir alles heißen? warum haſt du die Blumen nicht angegoſſen? Sie haͤngen ja die Koͤpfe, wie die armen Suͤnder!“ — Ja wer mir da einen guten Rath ga. Kalt, ich beſinne mid! Vorigen Walpurgistag, da der alte, achtzig⸗ jährige Gärtner, der die große, Banmfchule hat, da war — und der Herr fo einer herzliche Freude hatte, ihm die neuen Luiker Aurikel zeigem zu tönnen — und ihn Abends nad Haufe fahren lieg — da mußte ich auch dem Werke allein vorſtehen. Damals war mir das eine Wafferfaß ausgelaufen 5 dan goß id, jeden Stock nur ein ganz wenig. Da klopfte mich. der Herr auf die Achſel, als waͤr' ich ſeines Gleichen, und ſagte: „Mein Sohn! du haſt deine Sache geſcheid
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gemacht! — Nichtig! fo will ichs wieder machen! — Ach, unfer einer ift auch nicht auf den Kopf gefallen !
fängt an, im Hintergrunde zu begießen.
Sünfter Auftrier Zaver und Antonie Fommenzuräd,
Eaver. Kaum habe: ic) ihm wieder in meinen Armen gehabt, und fchon wird er mir wieder entriſſen Antonie Er: hofft ja, morgen wieder da zu ſeyn. JJ Xaver. Vielleicht wollte er uns nur damit beruhigen, und dann — wie teügerifch find alleirdifche Hoffnungen? Ich hoffte einft auch, » Euch bald an mein Herz zu drücden und glücdlich zu machen, und jene fehrecklichen Mauern waren fchon vorbereitet für En unglüdlichen Bewohner! 7. 7°
Antoni ‚See ift ſhiau und — mein Vater! u. m kan 86:
Xaver. Er —* es mit Söfewichtern zu un Wenn ich ihn nie: wiederfäh — ne 9
Antonie Das wird der tn . wollen — er. =)
Sechſter Auftritt. Vorige. Wall. Johann. Chriſtoph.
Wall, in kurzem Weſtchen, trägt mit Johann einen gedeckten Tiſch In die Laube. Johann bringt Stühle u. ſ. w. Ss, Sohann! Hierher den Tifh! So die Stühle! — Die kalte Schale gebracht! Der Wein bleibt noch im Keller! zu Zaber und Antonten. Man muß fich in alles zu fchiefen wiffen, wenn man in einer Sjunggefellens Wirthſchaft Heber und Leger iſt. Noch vor wenig Stunden legte ich Eiſen fuͤr einen liſtigen Fuchs, und jetzt lege ich, in Vollmacht und Gewalt meines Herrn und Meiſters, fuͤr ſeine lieben Gaͤſte Servietten. iu Johann. Wie ſieht das Glas aus, Johann! Immer alle noch einmal gefpähle! — su Zaver und Antonten. Nun munter, munter, mein geehrter Herr und meine fhöne Dame! Unſere Arbeit ift für Heute gethan. Wir haben uns brav gehalten, das können Sie glauben! Nun wollen wir alle Griffen vertrinken und verſi ngen. 2
Antonie Kaum folte man’s glauben, daf
Ihre Schutzheilige fich fo gut ‘mit den Göttern des Scherzes und der Laune vertrüg’ ! Wall, Die heilige Themis ift ein Mädchen —
Anto nie. Aber ſie hat ein ſo ernſtes, finſtres Geſicht! Börse) Se! Wall. Das war fonft fo — zum Theil auch wohl noch jeßt; aber, wer es nur recht verfieht,. weiß ihr fhon manchmal ein Lächeln abzugewinnen. . Antonie,. aufborhend. Es nr. ‚ein . an der Gartenthuͤr | Wall, ‚su aver und Antonien. reset Sk. bh unterdeffen ‚hinter die Hecke, bis man weiß, wer es
I j
% PIRMOTREE
Sieb enter⸗ ————— — ein
8 0 Fig e. 8 er9 e r, ‚welcher, Inden jene “ etwa — — wird.
———— ai schon von weiten. ae Sinderh SG bringe gute Botſchaft. — näher Fonmment und den gedeskten Tiſch gewahr werdend. Sp, Vale? — ED URM Sie wecht gemacht.
: Ball. Waren Sie es denn, 4* a Eina kam? Eee
‚ Berger, RER freilich! J Herr Praͤ⸗ ſident that es nicht anders. Ich ſtieg an der Garten⸗ thuͤr aus, um Aufſehen zu permeiden. ish
Wall. Das iſt ein herrliches Zeichen! «0°
Eav er. Und wie ſteht es: um nufee: m. s Dergen -Vortrefflihln so Im Wall. Was Er Sie fießeftiont Wird
bald etwas geſchehen ? ».. Ir, 32 Jo hanm hatunterdeſſen — eine seine Müge gebracht. Berger giebt ihm ſeinen fHut. 79
C her iſt o ph geht immer —* auf und ab VE nit, der Sietzkanne und, ‚sucht fih Dergern bemerkbar zu macher · DE rger. Laßt mich nur zu Athem kommen!
zu wen Ihre hundert 8 ſind behoͤrig abgelie⸗ fert. Der Praͤſid ident laͤßt Ihnen ſeine Zufriedenheit bezeigen use übeigen, Weiter, kann ich vor, „der Hand nichts Veſtimmtes ſagen Worgen nach neun pr ſoll ich den Waſide identen ing ‚ Conferenzzimmer, rufen laflen, _ Ras ce er vorhat, tan ich n nur von fern ‚ahnen, Nur fo, viel, if gewiß, daß, wir,, wenn fein. Plan, Bun führbar wird, morgen fämmtlich feine Säfte finde"
Wall. Wir alle?
Antonie. Beim Präfident Klarenfels?
Berger. Sa, mein liebes Kind! beim Praͤ— fident Klarenfels! — Graf Zaver, Sie, Sofephi, ich und anf Mall dentend. mein rechter Arm da find vorläufig eingeladen.
Antonie vorfih. O mein Gott! mich bringen Sie nicht hin!
Wall. Herr Berger! die Erdbeerkaltfchale wird warm —
186
Berger. Sie haben Recht)! Here Haushof—⸗ meifter! Wir wollen auch gleich — wenn nur erft meine Armen Bläme > mn) m. 2.
Chriftoph it inm nad und nach fo auf den Leib getreten; daß Berger) wenn.ce ſich umkehrt an ihm anfiogenmmgl & (.
Berger. Nun, nun! — ſebr freundllch. Wie, mein Sohn! Du haſt ſchon gegoſſen tie 42
Chriſt oph. Ja, Herr Berger! ‚jeden, Stock klein ‚wenig, ‚oder genug. Sehen © nut einmal! re 0 Pe, ER
vauiess
1A? ⏑ Be e r er, "las er nachgefehen bat, klopft ibn auf die
Me. "Hein Sohn! | dasmal haſt Du Deine Sache Aſhelg ende Fr Nan wird es ſchmecken RR Chrikoph, « vor fih. „Mein Sopn! asmat haſt Su Deine Sache geſcheid gemacht ⸗ hehehe vlg a. Wadrend J LE um den Aſh fegen, ur
3% a: mer * —4 der Börhang. mist @ mh ee — wer co 2 ei j | en ER Jin aa IEONRIE N: SEIN u — — Te J > sd ja } — TEE, 2 id Ar * — — x 7 A; 0 DU } td OR 3 raten ) \ 4 DRURL t N ! 13 er # 27 7 RE ve AR f Ssart 97. Tun 8 St “v3 ” ‚2; —ñ
287
— Füuͤnfter Aufzug. ‚ER PREUSSEN NINE IENNA I ni 183
erfor Auftritt.
ENT: beym Weäfibenten. mit vier Seitentbüren. An einer Seite ein Feiner Tifh, worauf ‚sufammengebundene Papiere und ein verfchloßnes Portefenille. Noch einige Tifche, wie fie in der Solge erforderlich find. |
PN raͤ ident, ſchwarz — blos ein geſticktes — auf der Bruſt. Haus ſecret air deſſelben. Nachher ein Adjutant.
Saus eeretait, eintretend. Der Herr Adju⸗ | tant! a Präfident. Nur hieher! Hausfecretair Lößt ihn vor, dann ab. Adjutant. Mein General fendet diefen mit Bleiſtift geſchriebenen Zettel. Der heute früh arte: tirte Hufar hat einem Tambour einen Ducaten gege: ben, um dies Papier zum Heren Geheimderath Al: ward zu bringen. Der Tambour hat beides dem
wachthabenden Dfficier überliefert. übergiebt den Zettel und einen Ducaten. i
288 | — Praͤſident. Ich laſſe dem Herrn General nebſt meinem Empfehl den verbindlichſten Dank ſagen, und bitte kr 6 gie dem ehrlichen Tam bour dyſe zwey Ducaten in meinem Namen mauſtelen ‚giebt ihm zwen
Ducaten.
Adjusant, Er that nur feine Schuldigkeit. Indeß iſt er des Geſchenks nicht unwuͤrdig — Soll der he an die Civil: Obrigkeit ausgeliefert werden ?
P raͤſi dent. Erſt dieſen Abend. Bis bahin bitte id, ihn auf der Wache feſt doch teistic, ver: wahren zu laſſen. Hat der Herr Platzmajor die Guͤte gehabt, wegen der erbetnen Wachen Ordre zu geben?
Adjutant. Es find zwei Mann an die Trep⸗ pen und zwei inwendig vor das Gartenthor poſtirt. Die übrigen zwei Mann nebſt Gefteitem find bereit.
Pra aͤſident. Sie find erſt etwa in Dear eltern” nöthig. Den Dt, wo? finder der dl) Platzmajor in dieſem verſiegelten Zettel. ve
2 | dj utant. Ich. werde alles Beforgen, &-
P raͤ ſi i d.e nt lieft den ahounenen Zettel vor fi ih;,damn: Sur! sehr gut! Das Verbrechen wird an ‚Nic, de bſt
zum Verraͤther — verſchtiett Zertet im das Bear * Oh 24444 Bis an die Uhr ı und Flngelt, :
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"Zweiten Auftrien. X Präfidene Ein Bedienter, ‚Dann, Rail,
— räfiden. FR Abvoerat Wall hier? Bedienter. Ia, Ew. Ercellenzt Praͤfident. Ich will ihn ſprechen. Bedienter gebt durch ehe Seitenthät. | | Wall tritt durch ſelbige ein, ——— 3 Praͤſ ident. Sie find" puͤnctlich das freut mich. Iſt die Urkunde aufgefetzt? Ber 2
And, 6 s Halle a Rufen! sit Km eine Sant. . ? | P raͤſi d ent ſi ehr ‚fie einige Augenblicke durch und legt
fe zu den übrigen Aeten. Herr Advocat Berger wird Sie unterrichtet haben, was zu thun iſt.
Wall. Vollkommen 0 ‚cn! | * Praͤfident. Hier ſind die — Be ® Walk: Wohl, InreEkcellenzt at Präf — Iſt die BR ai och
ſchaft ſchon da? — —— Br Wall. Graf * — und on * m im grünen Zimmer... Praͤſident. Entfchnldigen ‚Ste‘ * meilen,, daf ich ſie nicht ſelbſt N DR RD wo iſt dierjunge Gräftitl 2." 0a
190
Wall. Sch kann mir ihr Betragen nicht erklaͤ⸗ ven. Es föftete Die) größte Weberredung, fie zu Ans nahme der Einladung au bewegen, Heute Nachmit⸗ tag ſchickte fie wieder zum Advocat Berger, es fei ihr nicht möglich. Huf eine fehriftliche Vorſtellung deffel: ben hatte fie ſich endlich angefleidet, allein, da wir fie abholen wollten, ließ fie mich hinaufrufen und ver- ficherte, fie Fönne nicht mitfahren. uns Hd
Präfident. Das if. fonderbart Sollte Schuͤchtern heit oder irgend eine weibliche Laune —
Wall Dieß liegt durchaus nicht in ihrem Charakter! * — a
Dräfident. Nun, fo ift mirs unbegreiflich! Gleichwohl — ohne fie. wär’ meine Abficht nicht ganz zu erfüllen. Ich Habe geftern fo viel Vortreffliches von der Gräfin gehört, daß ich mir dag Vergnügen nicht verfagen kann, diefe. ganz edle Familie beifam: men’ zu ſehen. — Bitten Sie Sofephi in: meinem. Namen, daß er fogleich meinen Wagen nimmt und nochmahls zu ihr. fährt. ’ Er fol ihr ſagen, ihre Gegenwart fei durchaus nothwendig, das Gluͤck ihres "Vaters hänge davon. ab.
Ball. Wohl, Ihr? Excellenz! |
PP räfident Noch eins, Herr Advocat! — Sie haben brav und gut gehandelt bei diefer Sache, aber öfter möchte diefer Weg bedenklich werden. Wenn
192
ich; jemals erfahren ſollte, daß Ihr Verftand ſchaͤtz⸗ barer wär’, als Ihr Herz — ich würde — Be gegen Ste verfahren hu, main mut Dad an Wall. Herr Präfident — ir Präfident Nehmen Sie die eins den u eines Freundes. Ich ſchaͤtze Sie — geben Sie mir nie Gelegenheit zu — Yin —— — zu haben. 1:93; r Wall. Bei FR Apr Erellent ich. RER imer an Den — — u ee
ind. Den Dritter Kuferien x
\
— Ball. Der Sausfesvetair.
Nachher zwei Rarıestrieen BE5b 9% y
Hausfe ectetair tritt en und giebt den Präfidenten, efnen Binf. |
Präfident zu Bil "Sept auf Ihren Boten, und vergeffen Sie meinen „Auftrag nicht!
Wall durch die Seitenthür, wodurch er getommen wieder ab.
Präfident zum Hansfecretalt. Mer ifts? Hausſecretair. Die ‚Herren Gardeofficiere. Dräfident. Sch erwarte fie. Hausfeeretair täßtfie herein.
’
102 „ — ———
Ind Praͤ ſident ihnen entgegen. Meine Herren, ich bin Ihnen ſehr verbunden, daß Sie meine Einladung haben ſtatt finden laſſen. Zwar wird es vorher noch ‚ein. kleines Geſchaͤft fuͤr u sem. das Sie aus
Gefauigteit gegeromich eur. 6 Ein — von Efgen zu Befehl, Em — tat; EN 4 BR — — — — — —
Praͤſident. Sir werden einen vornehmen Gefangenen hier haben. Ich wänfche ihn mit möge lichſter Schonung zu behandeln, und erſuche Sie daher, ihn in meinem Wagen nach Haufe zu begleis ten. Dort wird er bei feiner Zuruͤckkunft bereits einen Negierungsfecretair und behörige Bade finden, und Sie, meine Herren! erwarte ich beim Souper.
Hausſeer ae ER tritt wieder ein und fagt dem Prã⸗ ſidenten etwas ins Ohrr. 10° Er cell
P raͤſident, er ihm eben a— geantwortet, zu ‚don Dffiäkren Wollen fie unterdeffen meine ‚neuen, | Kupferftiche in Augenſchein nehmen — auch ein Schachſpiel finden Sie angerichtet. öffnet im Seth
Di ie O ffi ie i e r & vom Dräfpenten bie an m. die Sir |
—V 45* begleitet binein. F * on net
HB en; NICH DI iR
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193
Vierter YAuferich
Dräfident. Werts von un. Hoftath — und ein Regierungsſecretair ** NEAR
Präfio ent. Willkommen, meine Herren! au den Hofrätben. Sie werden die Acten und meinen Auszug gelefen haben.
— von Braun. Ja, Herr Präfident!
Praft dent. Daß ich zu allem, was ich etwa thun werde, autoriſirt bin, zeigt Ihnen dieſer eigen: händige höchfte Befehl. überreicht ihnen eine Schritt.
"Die H o fra the leſen ſie und geben Sie dann zurüd.
P raͤ fi N e nt giebt dem Neglerungs » Secretair einen bald: gebeochnen Bogen. hier find einige aufgeſetzte Fragen. Sie bemerken jedesmal den —— der RS mit wenigen Worten. | |
Regierungsfecretait. Zu Befeht, Em. Ercellenz ! 6 — Praͤſfident. Haben Sie die Guͤte, Sich unterdeffen in- diefem Cabinet zu unterhalten. Ich werde dießmal mehr. Ihres Zeugniffes -zu meiner Rechtfertigung, als Shres collegialifchen Beiſtandes beduͤrfen.
Die Hofraͤthe mit dem Regierungsfecre Bun in ein drittes Gabinet ab.
Shenterrchr. J. - 13
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Fünf fer Yu Ferike, MW eäfident Der Hausſecretauir. eenad | Der Alward.
Praͤſid ent. — näher rückt der entfcheis dende Augenblick. — Muthig! muthig! es gilt der Entlarvung des Verbrechers und der Rettung des Unterdrüdten!, 1,
— fehnel herein, Der, gert Ge: Heimderath! durch eine Seitenthür ab. \
Al w ar d prächtig gekleidet * mit einem Hrdenstant, wird bereingelaffen. Ihre guͤtige Einladung, mein, Herr Präfident ! hat mic ſehr angenehm uͤberraſcht. Praͤfident. Sie erfreuen mich m ... Alward. Es dat mich lange geſchmerzt, daß gewiſſe Verhaͤltniſſe, vielleicht iegend ein Mißver⸗ ſtaͤndniß — ae |
Präfident. Aufrichtig gefprochen,. Herr Geheimderath! meine Geſchaͤfte haben mir bis jetzt nicht geſtattet, ſehr geſellig zu werden —
Alward. Der Herr Praͤſident erwarten un alfem Anfcheine nach große Geſellſchaft. Giebt ein beſondres frohes Ereigniß die Veranlaſſung? — — Ich habe fogar Wachen an den Treppen bemerkt.
Praͤſident, leicht. Blos des Feuerwerks wegen,
—* Ar "0%
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womit ich meine Gäfte diefen Abend zu unterhalten gedenke. Es giebt da wen ein unangenehmes Gedränge — |
Award. Freilich, der Pobel aA zu viel herausnehmen! — — Ich bitte nur um Verzeihung, wenn ich vielleicht zu früh — |
Präfident. Der Herr Geheimderath find. feinesweges der erfle; Die Geſellſchaft hat ſich in
verſchiednen Zimmern zerſtreut — zeigt auf die offnen Cabinets, wo die Officiere und Hofräthe find.
Award. Ab fo —
Praͤſid ent. Auch erwarte ich bald noch mehr Geſellſchaft und hoffe, Sie damit recht ſehr zu uͤberraſchen.
Alward. Sehr verbunden, mein Herr Praͤ— 7 1Y2° ga hl, Zen Sl v J— Praͤſident. Laſſen Sie uns die wenigen Augenblicke, die wir fuͤr uns haben, benutzen. Ich
wuͤnſche wegen einer gewiſſen Angelegenheit — ſie ſetzen ſich. Alward. Befehlen Sie ganz uͤber mich.
Man hat mir geſagt, daß der Herr Praͤſident zu einer neuen Einrichtung des Eiſenhammers auf dem Guthe Wangenheim ein Capital ſuchen. Koͤnnte ich damit dienen? |
Der Hausfecretair läßt ſich ganz im Hinter
—
196 — — grunde ſehen. Der Präſident giebt Ihm einen Wink, worauf er ab: geht. Sch feh’ es an, als wär? es gefhehen. Es ‘ wurden mir über mein Erwarten Offerten gerhan — —J 8 wer koͤnnte da — tra⸗ gen — | | y ei Er fi d ent, leicht und Alward feizend, Erft ge: fern ließ ſich zu Negoeiirung dieſes Era der Advocat Wall mir empfehlen — Alward, etwas verblüft. Wal? = Da wollte ih Ew. Excellenz doch nicht tathen — PR. PDräfident Kennen Sie ihn? Alward. Ad ja, ein wenig. Präfident. Nun, wie geſagt die — iſt ſchon in Ordnung. Alward, ſich erholene. Shader Taf follte | ich mid) beſchweren, daß der Herr Praͤſident nicht zuerſt bei mir anfragten. | Praͤſident. Ich für 39 gütiges Anerbieten. Alward. Voller, veiner Ernſt! Sie duͤr⸗ fen mir nur einen Wink geben —
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Schiier Auftritt. Vorige Ein Bedienten Send Wall.
Bedienter ſagt dem Präffdenten etwas heimlich.
PDrafident, laut. Sonderbar! — Laſſ' er ihn kommen, Nur gleich hieher — Mein Herr Geheimderath! Sie werden von jemand aufge: fuht — Ham} Alward. Erlauben Sie einen Augenblick —
Präfident. Bleiben Sie. Gch habe ihn hieher rufen laſſen, da wir durch ‚einen fonderbaren Zufall eben von ihm fpracdhen. 3x
‚Alward ſieht den Präfidenten fragend an.
Praͤſident. Es iſt der Advocat Wall, der Amanuenfis beim Advocat Derger! |
"Alward, beftürzt und fehnel. DO da | muß id bitten — ich werde doch nicht die — *2 —
begehen —
| Präafident, mit vieler Artigkeit ihn aufhaltend. Sehen Sie, da ift er fchon!
Alward fchnell auf Wal zu — halblaut: Was giebts? was wollen Sie? find Sie von Sinnen?
Wall zum Bräfidenten. Verzeihen Ew. Excellenz meine Kühnheit. Ich bitte um die gnädige Er: laubniß, dem Herrn Geheimderaty um mehrer
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Sicherheit willen in Ihrer Gegenwart dieſe hunderte Stuͤck Louisd'or zurückgeben zu dürfen, die ich ‚geftern von ihm für Entdeckung des Aufenthalts ‚feines Bruders, des Heren Erafen Zaver von Al: ward, erhalten habe.
Alward. Was wollen Sie, Unverfehämter? Sie haben den Verftand verloren!
Wall. Eben fo wenig, als der fogenannte Wahnfinnige, für deffen Unterhalt auf dem Loͤwen— fein der Herr Geheimderath feit neungehn Jahren ‚ menfchenfreundlich forgten.
PDräfident Was ift das, Herr Graf?
Alward. Herr Präfidene! Sie werden mic in Shrem Haufe nicht beleidigen laſſen. Schüßen ‚Sie mich gegen diefen tollfühnen Verlaͤumder!
Wall. Befinnen Sie Sich nur, Kerr Ge: heimderatht Sch brachte Ihnen geftern eine gewiffe Nachricht, wofür ich diefe Rolle Lonisd’or erhielt. Ein ehrliher Mann nimmt nichts umfonft. Dieſe Nachricht war falſch. Hier ift Ihr Geld! Alward. Falſch? — Er iſt raſend, Kerr Praͤſident! Rufen Sie die Wache.
Praͤſident. Er ſpricht doch uͤbrigens ganz vernuͤnftig. Laſſen Sie ihn doch! Vielleicht erklaͤrt ſich das Raͤthfel.
Wall. Sie koͤnnen Sich darauf verlaſſen,
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Herr Geheimderath! Graf Xaver iſt nicht in Er
Dingen; er iſt hier!
OAward "Was foll' das heien? — Wahleröffnet die Seitenthür.
Siebenter Auftritt.
Vorige. Kaver, in anftändiger, doch ſehr einfacher Mei: dung, und B erg er treten aus dem Cabinet. Zulsgt die Dof
väthe und det Regierungsfecretait ans dem ihrigen. | 7
Alma Ed, atrücprafend, Ha! — Prafident. Herr Graf! was ſagen Sie nun? | |
| Alward, trogig.e Ich durchfchaue Ihren Plan, Herr Präfident! ich verftehe nun diefe unerwartete Einladung. Man glaubte 2. in eine Falle zu locken. Diefe alten Betrüger — aber, mein Kerr Praͤſident! Sie find nicht berechtigt, ein Verhoͤr über mich zu halten. Ich erkenne dieſen Ort fuͤr kein Gericht und Sie nicht * meinen Richter! will ab. RN
Präfident, ren. Belieben Sie hier zu bleis ben, Herr Graf! Die Wachen ſtehen nicht umfonft
an den Treppen. Mur das Cabinet deutend worin die Off— eiere ſich befinden. Dieſe Herren wollen auf mein Bit— ten die Güte haben, Sie, wenn wir hier im Ord⸗ nung find, nach Ihrem Palais zu begleiten. Alward, etwas erfchroden — dann: Wie, Herr Präfident! Sie wagen es, Gewalt gegen mich zu brauchen ?: Wiffen Sie, wer ich Pin x Ich ⸗⸗ mich auf den Herzog! ; ‚ Dräfident an dem Cabinet, soo ‚die Hofräthe, find, — Sie näher, meine Herren! _ B Die Ho fraͤthe mir dem Resierungefecen tair aus dem Eabinet. Präfident. Diefe Herten, mein Herr, Graf, werben, Ihnen ſagen, daß der Herog von dieſem ganzen Vorfalle genau unterrichtet fe Hofrath von Braun. — Herr Pap⸗ dent hat ungemeffenen Auftrag von S. Surq⸗ laucht. | Aa Ban Hofrath Brinkmann. Wir haben den höchfteigenhändigen Befehl geſehen. ne Praͤſi dent. Es kommt nunmehr, auf Sie an, ob Sie eine öffentliche Beſchaͤmung vermeiden wollen oder nicht. Dieſe wuͤrde nothwendig die Folge ſeyn, wenn Sie es aufs Aeußerſte ankommen ließen. a a ee TERTT 000
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Alwar d. sch brauche die Unterfuchung nicht zu ſcheuen un"
Praͤſident. Das wird ſich zeigen! Für jetzt gebe ich Ihnen noch zu uͤberlegen, daß Se— Durchlaucht, wenn Ihre Ausſage der Wahrheit ge: mäß befunden wird und Sie Sich entfchließen, das gethane Unrecht zu vergäten, fih vielleicht in Ruͤck— fiht Ihres Herrn Vaters bewogen finden duͤrfte, die Criminal⸗ Unterſuchung zu unterdruͤcken und Ihre Strafe in gefaͤngliche Haft auf unbeſtimmte Zeit zu verwandeln.
Alward. Ich ſtuͤtze mich auf die Gerechtig— keit meiner Sache und auf meine Unſchuld. Fra: gen Sie, Herr Präfident! t
Präfident. Segen wir uns! fell. Bediente and der Hausfecretate treten zu verfchtednen Seiten herein. Es wird ein Tiſch mit Stühlen zurecht geſetzt. Der Präfident fegt fih an die Tafel oben an, Der Hausfecretair legt die Acten und das Porte: feuille an deſſen Platz. Ihm zur Linken fetzen ſich die Hofräthe und der Reglerungsſecretair. Zur Rechten, aber von dem Tiſche ent: fernt, ‚werden für, Alward und Kaver, ‚Berger und Wall Stühle ge: ſetzt. Die erſtern Beiden laſſen ſich auf einen Wink des Präſidenten nieder. Der Präfident bietet Bergern und Walin pantomimifch glei: hergeftalt Stühle an. Sie nehmen es aber nicht an, fondern treten feltwärts an Kaverd Stuhl, Penn Award antwortet, fo zeichnet "der Regilerungsſecretair, je nachdem die Sache einen Sauptumftand
betrifft, einige Worte auf, Der Hausſecretair und die Bedienten haben ſich völlig entfernt. BR
Präfident. Sie werden Sic ‚erinnern,
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Herr Graf! daß Sie vor ungefähr warngig" Jah⸗ ven von einem aewiffen Zaver Alward, welcher der erftgebohrne Sohn Ihres Vaters zu ſeyn behaup⸗ tete, in Anfpruch genommen worden ſind Al war dd. Ojarar R. an: RN Präfident Haben * einen’ Ältern Seis der gehabt? ae ee“ Alward. Das feugne ich nit. J „prä fident. ‚ Extennen Sie biefen © Dann für denſelben? * | Alward. Nein! nimmermeht!, nz „Präfid ent. Erkennen Sie. ihn für. denje⸗ nigen, welcher den Proceß mit ‚Ihnen anfing? _ Alward. — Nein! ur Derger. slücklicherweife pr ſich ein ganz unverdaͤchtiger Zeuge allhier. Der Herr Hof⸗ rath Brinkmann werden f 9 boffentlic der. Haſen Kran nu Ye Hofrath Brinkmann. — "36, muß sur er... der Wahrheit befennen, daß dd diefen. Herin Kader Alward gekannt habe. Wenn ich die Spuren des Alters abrechne, ſo ſind es die naͤm⸗ lichen Geſichtszuͤg)e Da 27 Alward. — Ich will diefen — **— —*
bejahen, noch verneinen. Es kann möglich ſeyn!
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Präfident Was ift aus Ihrem ältern Bruder worden? | dat Alward. Er iſt in feinen frühern Jahren mit Tode abgegangen. Der Todtenſchein iſt ‚bei den vormals ergangenen Arten. | Praͤſident. Hier find die Acten. Erken— nen Sie diefen Todtenfihein für den von Ihnen zu den Acten gegebenen? legt ibm felbigen vor. Alward. Sa, das. .ift er. : Wider. feine Gültigkeit läßt fih nichts einwenden. PDräfident Er iſt angebli am 7. Novem⸗ ber 1782 ausgeſtellt. Im Papierzeichen ſteht die Jahrzahl 1783. su den: Hofräthen, welchen er den Schein uberreicht. Iſt das gegründet, meine Herren? Hofrath von Braun, nachdem er ihn betrachtet. Das iſt nicht zu laͤugnen! Hofrath Brinkmann, eben ſo. Das leh— tet der Augenſchein! giebt ihn dem Präſidenten zurück. Praͤſident. Folglich müßte das Atteſtat ein Jahr Älter feyn, als das dazu gebrauchte Papier! Alward beißt die eippen. — Wenn fih das fo befindet, fo bin ich außer Schuld daran. Sch habe den Todtenfchein jederzeit für Acht gehalten. Mein damaliger Sachwalter, der verftiorbene —7* Erler,
hat ihn mir verſchafft.
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oe Präfident, Sf Ihnen bekannt, ı was aus Ihrem ehemaligen Gegner worden iſt ? * Alward. Nein! Er iſt verſchwunden. Es hieß damals , er ſey Schulden und verſchiedner Detrügereien halber nad Amerika gegangen. 0” ‘ "Mräfident in Zaver. Bas — Sie Dies anf antworten? PR ORE REN Eaver. Es foll mir * — ———— Geheimderath! Sie an die Pflichten der Sohnes⸗ und Bruderliebe zu erinnern; nicht einfallen, "Sie auf Ihr Gewiſſen zu fragen, ob Sie, wenn Sie in diefem Augenblick vor den Richterſtuhl des Alt wiffenden treten follten, die Meberzeugung ableugnen würden, daß ich Ihr älterer Bruder ſey. Ich weiß, dieß ‚alles wäre ‚bei, Shnen vergeblich. Alſo zur Sache! — Sch wurde damals, eben da der Proceß durch meinen, Eid. entfihieden, werden ſollte, bei einbrechender Nacht im Wallenbacher Grunde uͤberfallen und unter Anfuͤhrung eines gewiſſen Ko⸗ ſalsky nach dem Loͤwenſtein gebracht, wo ich neun⸗ zehn Jahre gefangen geſeſſen habe. Präfident su Alward. Haben Sie Autheit an. diefer Gewaltehätigkeit gehabt? Bi Alward.: Nicht: den mindeſten. Der Um— ſtand, dag mein alter vedlicher Diener Koſalsky
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dabei geweſen feyn foll, ift, wie — alles Uebrige, boshafte Erdichtung.
Praͤfident. Ihr Herr Gegners hat gewiſſe Beweismittel beygebracht, welche viel gegen Sie darzuthun ſcheinen.
Alward. Das Familien- Petſchafi iſt mei⸗ nem Vater vor vielen Jahren geſtohlen worden; wegen der uͤbrigen Urkunden iſt das Noͤthige in den Acten geſagt. | *
Praͤſident. Es find neuere vorhanden.
Alward Tugend. Das iftunmdglichte
Praͤſident, VBapiere ans dem Portefueille) nehmend. Kennen’ Sie diefe Quittung des Zuchthaucverwat⸗ ters auf dem Loͤwenſtein ? Legt ſie ihm vor.
Alward geräth außer Faſſung; dann wieder feft: Diefe? — Mein! 1
Präfident zeigt Ihm das Billet an Kofalefn a fo gebrochen, daß man nur die Unterſchrift fehen ann. Erkennen Sie dieß für ihre Unterfchrift? | 4
Alward. — Es ſcheint meine Hand.
Praͤſident ſchlägt das Blatt auf. Bekennen Sie Sich auch zu dieſer Inſtruction fuͤr Koſalsky? legt fie ihm vor, x \
Alward, nachdem er Inge gelefen. Mein! hier
von weiß ich nichts!
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..., Präfident zeigt Ihm den Brief an den Feſtungs + Con mandanten. Erfennen Sie dieß für ihr Petſchaft? Alward. Ja — oder es iſt ſehr taͤuſchend nachgeahmtli..n schlm % RER EROn Mräfident Erbrechen Sie dieſen Brief!“ Award. Dazu halte ich mich nicht für vers bunden. Erbrechen Sie ihn, wenn Sie es wagen! Nräfident erbriht ihn. "Im Namen" Sr. Durchlaucht! zum erften Hofrath, dem er den Brief einhändigt. Lefen-Siet Rd sry @ Hofrath von Braun. „Mein Her "Tom: mandant!, Sie erhalten diefen Brief durch meinen Secretair Joſephi. Er iſt zuverläffig: Unterſtuͤtzen Sie ihn mit Mannſchaft und mit allem, was ſonſt erforderlich iſt, damit der unverzeihliche Fehler gut gemacht und Xaver wieder eingeſperrt wird. Brau—⸗ hen Sie etwas bei den. fchlechten Zeiten, ſo hat Joſephi gemeßne Ordre. Franciscus Graf von Alward. “ giebt ul Brief. dem Yröfidenten zurück. Präfident su Alward. Erkennen, Sie dieß für | Ihre Hand? Ri | Alward. Nein! Man hat meine Dan ſchrift und mein Wappen gemißbraucht. | ‚PDräfident winkt Wall zu ich. Dann halblaut zu ibm : Sehen Sie nah, ob Joſephi zuruͤck iſt. Ich lafle,
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* bitten; ſogleich Anlagen as« werde Sie rufen laſſen. ia Ach ha : ae ee rt | i Praͤſident au Alward· Ahr bisheriger, Secres taiv ‚hat ausgeſagt, daß er diefe Quittung ‚und Briefe geſtern aus Ihren Händen erhalten.‘ , Alward wird immer verwirrter. Das — iſt nicht wahr! |
Achter Auftritt.
My 19 "Morige. Jo fephi, fanel einttetend.
Atward erblaßt. | Em.
Präfident zu Joſephl. Sind Ihnen diefe Briefe geſtern Nachmittag von dem Herrn Geheim⸗ derath Alward eingehaͤndigt worden? h
Sofephi. Es verhält fih fo.
Alward, fuht ihn durch Blicke zn bedenten. Joſe—⸗ phi! — wie fünnen Sie fo unvorfihtig feyn, das zu behaupten? Sie haben Briefe von mir erhal ten; aber, ob es diefe find — ?
Sofephi, dem fie vorgelegt werden. Sie find es. Die Wahrheit zwingt mich, dieß zu fagen. zu Alward,
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dem er feinen Ming zuriürgteht. 4. Sch mache tin Ans ſpruch auf Ihre Erkenntlichkeit. A Ze
Alward, halb wüthend. Elender — u. ein, daß diefer Xaver auf meine Veranſtaltung im Zuchthauſe zu Loͤwenſtein unterhalten worden - “ft.
Ich fuchte mich feiner zu entledigen da ich von der Gerechtigkeit meiner Sache uͤberzeugt war. Bin ich deßhalb firafbar, fo fey es! Aber dieſer Sofephi kann nicht gegen mich zeugen. Er rieth mir an, diefen Zaver ermorden zu laffen, er reifte in meinem Auftrage, um die That zu reg — er ift mein Miiſchuldiger!
Praͤſident. Das ift er nicht un ift der Sohn diefes Kavers. ; Auch ihre, DR werden Sie bald kennen fernen!
Alward, ganz außer fh, Verdammte Brut! — Schlange, die ich in ‚meiner Buſen erzog
Praͤfident. Raͤumen Sie ein) daß dieſer Joſephi dieſe Briefe von Ihnen erhielt?
Alward. Nein! Sein Zeugniß kann mich nicht graviren. Er gehoͤrt mit zum Complott!
— Praͤſident. Sie geben aber zu, dieſen Xaver durch Ihre un. in — a zu Haben ? en da LEN Sure
Alward.Ich habe dieſen Vagabonden auf: heben laſſen und ihn auf meine Koſten aus Mit
*
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leid unterhalten. - Aber mein Bruder iſt er nicht! Das befagen die Acten und.das Zeugniß des Kojalsty in denfelben. Sch verlange die Entfcheidung em Proceffes im Gange Rechtens.
Präfident Sie berufen Sich alfo BR: ſalsky's Zeugniß ?
Alward. Ja!
Dräf ident ent ihm einen Zettel vor. Erkennen Sie das für Kofalsty’s Hand? | * Alwa rd. Ich kenne ſie nicht. Ich habe nie mit meinen Domeſtiken in Briefwechſel geſtanden.
Praͤſident, zum zweiten Hofrath · keſen Sie! giebt ihm dem Zettel,
Hofrath an, „Joſephi 4 mich in Grimmſtein getroffen. Nach genauer Ausſage des Hausknechts im Gaſthofe zu Sommerfeld iſt die bes mußte Perfon fchon bier, in der Gegend, wohl gar in der Stadt. Man hat uns unterm Thor arretirt, weil Jofephi mit dem Unterofffcier, der nach Paſſen fragte, einen Streit anfieng. Joſephi iſt weggebracht. Ich ſitze noch auf der Hauptwache.“ giebt den Zettel dem Präſidenten zurück.
Alward. Der Zettel iſt ohne Unterſchrift. Sch berufe mich auf Kofalsty’s Ausfage!
Präfident. Iſt das Shre ernftliche Mei: nung? | Alward. Allerdings! j | Theaterſchr. J. 14
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Präfident Wenn Sie Sich Bin fo fehreiben Sie an ihn.
Alward, nach einiger Befinnung. Su abi" mich dazu. — Dietiren Sie, was Sie wollen!
Jo ſep hi fegtiein Seitentiſchchen vor ihn bin. ı
Regierungsſecretair bringt Papier, Feder und Tinte. Jo ſephi tritt während des Schreibens idi an Awards
Stuhl und giebt genau Achtung. Präf id ent dietirt. „Es iſt Alles entdeckt.
Ich habe Alles landen— von dem ae ERS meines Vaters an — Y Alward-ftugt, zittert, hält inne, NO 0 PDräfident. „— von dem —— Tode meines Vaters an —“ | | Alward mit ſtarren Augen und ohne Aceent. —— meines Vaters an —“ NN m Präafident. „— bis‘ zu der letzten, Dir gegebenen Drdre. Thue ein Gleiches. Nur ein offenherziges Bekenntniß kann uns retten. ” Alward, mit ver geößten Frechheit. — „kann ung retten! Franciffus, Graf von Alward.“ — Hier ift der Zettel. überreicht ihn dem Präfidenten. | Präafident, ale intereſſirte Perfonen verwundernd anfehend. Entweder der höchfte Grad. der Verzweif⸗
lung oder — | - Alward. Das Bewußtfeyn meiner Unſchuld!
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Do ſephir Noch einen Augenblick Geduld! Sie haben das Handzeichen vergeſſen, Herr Graf! ohne welches Ihre Vertrauten befehligt ſind Ihre Befehle fuͤr Maske zu halten! — Haben Sie die Gnade, Herr Praͤſident! jene Unterſchriften mit dieſer hier zu vergleichen. mr Präfident, nachdem er die gethan. Segen ‚Sie noch das Handzeichen hinzu! — Ida i Alward in Wuth ausbrechend. Iſt denn die ganze Hölle gegen mich losgelaſſen? — Ich bekenne alles, Herr Präfident! ich geftehe, daß diefer Zaver mein älterer Bruder ift und — nehme zu der Gnade des: Herzogs meine Zuflucht. P PDräfident. Um auf diefe zu boten, Kr Sie erft den Raub erfegen. 2 Award, völigadgeimmt Auf welche‘ Art? Machen Sie mit mir, was Sie wollen! Jch bin zu allem bereit. | Präfident su Xuer. Herr Graf Xaver von Award! iſt es Ihr ernfter Wille, was mir ‚Herr. Advocat Berger in Ihrem Namen verfichert hat, daß Sie die Ihnen nach dem Recht der Erfigeburt zufommenden Herrfchaften nicht felbft verlangen, fondern daß Ihr Sohn gegen die feiner Schwerter hier ausgefeßten Revenuͤen den Beſitz derfelben erhalten ſoll?
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—Xaver.NVa, ich will bei meinen Kindern mein Leben zubringen. Das: ift Be was ich auf diefer Erde noch wuͤnſche. PD Yale eo
Präftdent. Gut, Here Graf! — Herr Geheimderarh ! in diefer Urkunde erkennen Sie diefen Herrn. Kaver für Jhren Altern Bruder und treten deſſen Sohne die Sr Liebenau und — Kan freiwillig ab.
Award. Ich bin auch Vater Sa er
aus mir und meiner Tochter werden Bi mus" =
MPraoaͤſi dent. In dieſer a welche. bei der Kanzlei niedergelegt werden fol, find Shnen außer dem, was. Ihnen ſchon nach den. Samilten: Pacten zukommt, durch die "Güte Ihres Bruders jährlich achttaufend Thaler verfichert, welche ach Ihrem Tode Ihrer Tochter und derem Defcen: denten zufallen. Sind Sie zufrieden? Alward. Ja! | we Präfident. So unterzeichnen Sie Alward, nachdem er die Urkunde durchblättert und
bie und da darinnen geleſen. Ich bin bereit. ſetzt ſich und unterſchreibt.
Ic ao Xuferiee
— *& Ein Bedienter. Die — — — — Walt und a ug nie. Ra EUR Sa ERROR,
Präfident u MER
ı Ein Bedienter teitt.ein.., .-
Bee} ae Ban und die fremde TOR sat u⸗ mni Bay
up A PT N Dans RR] R ZT
Präfident an dem Cabinet, in welchem die Officlere find. Darf; ich nun bitten,” meine Herren ?'
2 treten heraus. —
Alward, urkunde dem Praſidenten zuſtellend. Hier iſt das ee Ani a
Präfident zu Joſephi. Mein eh ie * ſeph von Alward! Sie ſind in der Schule des Un— gluͤcks, unter dem Druck der Armuth zum Vater Ihrer Unterthanen erzogen worden; ich lege daher in dieſer fo wichtigen Stunde für Ihre ſehr gedruͤck— ten Bauern eine Vorbitte ein.
Joſephi. Ihre Klagen abzuſtellen, ſey das erſte Opfer meiner Dankbarkeit und Verehrung fuͤr den waͤrmſten Freund der Menſchlichkeit und Gerech— tigkeit. Bergen bei der Hand faſſend. Diefer vredliche
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Greis wird mir die Bitte nicht abſchlagen, mein Lehrer zu ſeyn und dieſe traurigen Zwiſtigteiten nach feinem Herzen zu ſchlichten. !
Berger, ibm die. Hand drücend, Das will ich und dann meine Feder meinem Sohne Wal fchenfen und nach der Hiße des Tages die Kühlung ze freundlichen Nacht unter meinen Blumen erwarten.
Anton ie, ſchön und ganz in n weiße Seide "gefleidet, tritt, son Wall geführt, ein. —VVV —— 2a AG Präfident, die Urkunde noch in der Hand, wendet ſich
nach ibe um, Edle Gräfin! die Vorſicht ſchenkt mir die
Freude 2... NE TR Anton ie ſiukt auf Wars Schulter. a hand milius —! —— 7 u 3 | ind y z C
Praͤſi dent, mit ausgebreiteten * zugleich. einen Schritt anf fie zufliegend. Antonie Dor⸗/⸗ win , sahen. mitt
Der Vorhans a Wa
IM. | Die ſchwarze Tram, Si ae: —
F JBete—
enftfpiel in wei Aufzügen.
*8
Quamquam — — — — — tu levior corlice et improbo Iracundior Hadria,
Tecum vivere amem, tecum obeam libens!
BHO». .
ı806,.
— = \
hi Y r es j ie ; — * Dertfonen, 1300 Nam ET Nannette, eine junge Wittwe, Florin, ein Dichter. he . v v m .4 « * —
Die Scene in einer romantiſchen Sach? unweit eines Selundheitbades.
— * 4 42 r 12.39) . Lan! 14933
Erfer Aufzue.
Saal eines Landhauſes, mit zwei Gabinetsthüren,
‚Erfter Auftritt. Nannette,
ſchwarz gekleidet und verſchleiert, mit einem Kammermädchen, das
weiß gefleidet und werschletert iſt, tritt ein und nähert fich dem Feuſter.
Das Voͤgelchen pickt an! Er nimmt den Weg hieher.
Neun rettet ihn kein Gott aus meinen Schlingen mehr!
Sieh, fieh, jetzt bleibt er ſteh'n — dort unter den, Cypreſſen —
Und ſcheint mir fcharfen Blick die Fenſter abzumeffen ;
Jetzt eilt er ſchnellern Schritts — O Liebe, gieb mir Gluͤck,
Und bring' ihn reuevoll in meinen Arm zuruͤck!
Beide in ein Kabinet ab.
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Zweiter Auftritt. Florin, einen Kranz und ein Blatt Papier in der Hand, tritt hitzig ein,
Wie? alles wüft und leer? Doch ſagte man mir unten, Die Damen haͤtten ſich ſo eben hier befunden; | Doch ſah ich ganz gewiß — hätt‘, ich denn falſch geſehn? — Das ſchwarz und weiße Paar an dieſem Fenſter ſtehn! Wo floh die Holde Hin? Soll ich fie nimmer finden ? Kann fie, wie Feen fchön, wie Feen auch verſchwinden? Hier lehnt die Thür nur an; hier find fie wohl — N ha friſch!
Er ianſcht an einer von den Kabinetsthärtn * 2 Bi — 13 J sn Bir
Still! Alles ſtill! Pr —* un
2 Definet und fi ebt hinein... a O I, weht, Nichts, als ein Stupt und fg! ern dort — _ gebt an die andre Kabinerätbür. in ım in) dr! Verwuͤnſchtes Haus! williman mid) hier. veriren ? Nur Kobold und Gefpenft dringt: durch verfihloßne | Thüren! Indem ex vergeblich daran rüttelt.
D jeder Fluch auf den, der Riegel, Kettel, Band,
Der Feder Kunſtgetrieb, das erfte Schloß erfand!
Pasquills der Menschheit find’s, das Schrecken edler Liebe,
} = 219
Des — — * und Schuß, der Hefbelng aller Diebe!
Der erſte Sctöffer war. des bleichen Argwohns Sohn,
Und feitdem erften Schloß ift das Vertrau'n entfloh'n !
| Dod) ach! was hilft es mir ? An dieſer Sauber: pforte #
Berhallen ungehöre die inhaltfchwerften Worte,
Zuletzt bleibt’8 doc gewiß, daß, wer mich herbemüht,
Den Geift nicht ewig fpielt, nicht ewig vor mir flieht;
Und — |
legt den Kranz auf den Tiſch und beſieht das beſchriebene Blatt.
wenn nicht alles taͤuſcht, ſo iſt's nicht bloßes Wirken Des blinden Zufalls, daß am Stamm der * birken, Gleich neben an, wo ich das zart'ſte EP Der Dryas anvertraut, beim nächfien Sonnenlicht Dieß Elar befchrieb’ne Blatt fich freundlich eingefunden, Mit Nofen noch dazu aufs zierlichfte ummwunden ; Daß man in fhwerem Krepp durch fonn’ge Fluten | zieht Und, als man mich erblickt, nach diefem Landhaus | flieht. | Auch f nd die Verfe felöft — zwar Zeugen eines tiefen, Derfchloßnen, ſtillen Sinns — doch nicht Hieros glyphen! Lieſt⸗ „In dieſem duͤſtern Thal, wo gern die Schwermuth wohnt,
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Wird heißer Sehnſaqht Schmerz und Schweigen mn Schön belohnt. „Iſt dir kein treuer Freund, kein liebend ae ge⸗ »+5 13 blieben; r a räth der Echo Mund, das Fliehende zu liehen.o Das Fliehende —
a Sehe |
BR — 90 Nanne tte, ais —— in iR € Lindltden
Nationaltracht, welche das Geſicht etwas maskirt, ſchnell aut Mittels ee ii A — zit fehr gelänfiger gunge.
— | VERA 1 ee
Ach Kerr! was denft Er wohl von mir? Don meiner Wirthlichkeit? Iſt Er ſchon lange hier? O fey Er nur nicht 6ö8 — erheitt” er feine Mienen, Und fag” er mir gefchwind, womit ich Ihm kann dienen? hi Es geht, wie in Paris, in diefem Gaſthaus sur Tags hat man feine Noth, and Abends feine Ruh. _ Die Wirthſchaft iſt zu groß, und liegt zu 8 dem Bade; ! Der "Eine will Kaffee, der Andre Limonade: Bald pocht's ans Fenſterlein, bald ruft mich’ s in ben. BEE 21 711 RESTE Be 7575 5 Bald an den Küchentjeerd —
17 199 mi
| | Florin. a a rl Ein Kleiner Meberalt TEEN 43 Nannette | Bald heißt's Gebt Glaſer raus! Bald ſchreit's | Wo ſind die Teller? Ich muß Trepp af, Trepp’ ab; vom Boden in den Keller, Sch bin hier faft allein; mein Mann der iſt — - fo fot Hat wenig Lebensart, denkt nur an Korn und Stroh. nv id) - — DR, lieber Gott! man ift noch jung von | Jahren Und — iſt doch hier ſchon angefahren; Es hat mid, mancher Graf gar freundlich angelacht, Mir aus den Bad’ ein Tuch, ein Baͤndchen mit⸗ gebracht, Scon Nannerl mich genannt. Doch das anjetzt bei Seite — Was moͤcht' Er denn wohl gern ? ’s iſt warme Witt'rung heute. Beliebt ein daſchchen Bier, ſo klar und kuͤhl, wie Eis? Wie? oder vi Rohm, wie diefe Schärge weiß? Herr! Waffeln back’ ich ihm — fo was ward nie ges rochen! Auch Kirſchen giebt es ſchon, ganz friſch vom Baum gebrochen!
Florin, vor ſich Ein muntres, nettes Weib!
Raut. Gut, gut, Frau Wirthin, gut! Doch — Hilft nicht Speiß? und Trank für meine inne
Glut.
So ſuͤß das er muß feyn, gepfluͤckt von: biefen Händen
So — ſitz' ih doch nicht gern lang: zwifchen leeren Waͤnden.
Giebt's nicht Geſellſchaft hier?
Nannette.
Geſellſchaft? Heute nicht! Es ift ein Wunder faft, daß es daran gebricht. Sonſt iſt's hier immer vol, von Herrn und fehönen Kindern eff:
Doc) heute mag fie wohl der heiße Ya verindern.
}
Florin, vor fi.
Sie hält noch hinterm Berg’; fie feheint gar schlau und fein, °
Und fann gar leichtlich felbft mir im Verftändniß feyn.
Ein wenig Schmeichelei wär? gut hier angewendet
Und — I ift warlich huͤbſch! — gerade: nicht vers ſchwendet. 8
Nannette. Was ſagt der liebe Herr?
Florin. Ach liebes kleines Weib!
225
Mer dächte wohl bei ihr an: beffern Zeitvertreib ?
Was reifende Genie’s von diefer Gegend fehreiben,
Sind ich volllommen wahr! Kann man hier länger bleiben ?
*
Nannette,
/ mit untergeftämmten Armen.
Se nun, warum denn nicht? Slorin. Ich meine, über Nacht? Nannette. ns; |
Das willich denken, Herr! Wir geben fehweren Pacht, Diel Decem, Huͤhnerzins — Zwar, feit die liebe Dame, Die neue gnäd’ge Frau — Slorin.
Ja die — wie ift ihr Name?
Nannette.
Ei ſeht, wie klug und fein! — Ja, lieber Herr, man ſpricht Davon nicht gern — Florin.
Warum?
224 Märnerte.,s iu abe nf ie LTR u de 4 0-00) Je nun, man weiß ihn nicht Florin. Das kann nicht fon —
——
O ja! Sie iſt des Nachts gekommen; Sie hat das ganze Guth in Erbſchaft angenommen. Doch ward kein Menſchenkind ihr Antlitz noch gewahr, Und ihren Namen kennt nur der fe ae Suftigjar ! i
— a
Das wär’ doch wunderlih — | er zieht mit einer leichten Bewegung feine Börfe. Wir wollen ung verfichen! Du Heines Schelmgefiht willft mir ein Näschen | =. = Qreheltz Denn — i
Nannette. Ach, bewahre mich der hohe Himmel da! Flori n. Denn — denk' nur, liebes Kind! — vor zehn Mi—⸗
nuten fah Die gnäd’ge Fran hier raus —
— 225
Nannette
Nun, das muß ich söfehini Die Seifter ae fich doch fonft des Nachts nur Pen
— ae i fih aleichgültig ſtellend. Sp, fo? — Nun, mag es feynt vielleicht hab’ ich geirrt; Wer weiß, was fuͤr ein Schein mir vorm Geſicht geflirrt. | Was tkaͤmmeris denn auch mich? — Alſo, auf heut' und morgen Wird die Frau Wirthin mir ein Hädfches Bett beſorgen?
Nannette.
Recht gern, mein lieber Herr! ein Bettchen, rein, wie Schnee.
Es rankt ſich junger Wein am Fenſter in die Hoͤh';
Das Stuͤbchen iſt zwar klein, doch maigruͤn hi ftrichen ;
Dom nahen Nußbaum ift ein Sproffer nie gewichen,
Und oft blinkt durch das Laub ein, wunderfchöner Stern —
Florin.
Ganz wie fuͤr mich gemacht! ſo hab' ich's gar zu gern! Doch, was ich ſagen will — ich bin aus fremden Landen Theaterſchr. I. 15
226
Und habe niemand hier von Freunden und Verwandten; Auch iſt es meine Art, oft ſtill davon zu zieh'n; Drum nehm’ fie im voraus —
' will ihr ein Goldftüd geben,
Nannette. Nein, Sun. da halt’ ich Ihn Biel zu honett dazu — . Slorin. fa Vielleicht, in ein’gen Tagen
Hört fie den Namen auch, und könnte mir ihn fagen?
Nannette. Nein, nein! ich danke ſchoͤn —
Florin.
Dann waͤr' der Dank an mir —
verſucht ſie zu umarmen.
X, waͤr'ſt Du mitleidsvoll, wie zärtlich dankt’ ich Dir!
| * prieſ' ich Deinen Reitz —
N annette, ihm entfchlüpfend.
Bei Leibe! Geld zu nehmen
Von einem folchen Herrn — zu Tod’ würd’ ich mich fhämen!
Be.
-
227
Vierter Auftriee
Slorin.
Ich wette meinen Kopf, fie ift mit im Compflott; Sie trieb recht ſchadenfroh mit meiner Neugier Spott. Was ift zu thun, Florin? — Ich weiche nicht vom Platze! Sie ſcheint bei alledem doch eine kleine Katze, | Die zwarein wenig frällt, doch fammtne Pfötchen hat, Und gern fich ſtreicheln Tape, ift ie des Neckeus fatt. Bie? fagte fi je nicht felbft, daß fie manch’ Band be: fommen, Manch’ feidnes Tuch. — Einun! die hat fie doch ges nommen! Sie ftellt’ es recht mit Fleiß, mit Wohlgefallen gar, Mir wie zum Mufter auf — Nun wird mir alles klar: Auf ‚gute Art — ja, da ſchaͤmt fie fi fich nicht zu Tode; Sie ſcheut das Nehmen nicht; ſie nimmt nur mit | Methode! Haͤtt' ich denn nichts zur Hand, das jenem Regen glich, Womit Herr Jupiter einft Danaen befhlih, Und doch nicht Münze wir? — indem er feine Taſchen vifitirt und verfchledene Journale und Papiere auf den Tiſch wirft. ' Sn roth und grünem leide Viel Klingklang und Gefhwäg, doch wenig Luft und Freude! — Ein Mufenalmanach, des Beitrags Ehrenfod — Ach! leider ift daran nichts, als der Schnitt, von Gold! —
228.
Ein neues Taſchenbuch von Engliſch « deutfchem
Leder! Ein fert’ges Manufeript, und diefe Bleiſtift⸗ feder — Von Su fie, worin dieß brave Lufifpiel fchlief;
Einft ehrt die Nachwelt fie, doch — Götter! ha! mein Brief! Den vorhin ich erhielt — Verzauberte Prinzeſſen! Barum erſchient ihr mir? wie konnt’ ich ihn ver: geſſen? Er iſt von Ihrer Hand — von der Verraͤtherin, Die Wort und Eide brach! — Wo find bie. ‚Tage bin, Da mich ein folcher Brief dem Erdenthal entrückte, Ich jedes Blatt von ihr heiß an die Lippen druͤckte? Wo mich ein. Beifallsblick, ein, leis geſtammelt Lob, - Zum fchönern Ziele tried und zu den Göttern hob? Ah, damals fank fo oft Begeift rung auf mich nieder; Was mir die Lie be gab, gab ich der Liebe wieder; Ich glaubtenicht an Schmerz, an feinen Lethefluß; Vergeſſen wollt’ ich nichts; denn, wie der. Liebe Kuß Schien mir die Ewigkeit, ein ſuͤßer Kuß von Phchen! Es war ein ſchoͤner Traum; ach, laͤngſt iſt er entwichen, Kehrt nimmer wieder! Nein! Vertrauert ward mein Mai Durch ihre Schuld allein! Iſt ſie gleich wieder frei Und endigt meine Glut auch nur mit meinem Leben, Doch kann ich den Verrath ihr nimmermehr vergeben !
N
B—— 229
Was ak Kai fie denn? Laß ſeh'n! — „Mein * Lieber: theurer Freund !* — D lauter Freundlichkeit! — * ernſtlich iſt s gemeint? „So ſtreng iſt dein Geluͤbd, was Schickung dir ent⸗ rien — Die Schickung, ſchoͤn geſagt! — „auf ewig nun zu miſſen? „Haͤtt' ich gefehlt an Dir, ſo fehlt' ich nur aus Pflicht, „Da oft aus Flatterſinn der Mann die Treue bricht. „Du ſelbſt, geliebter Freund — ich foll Dir ehrlich glauben, „Du bliebft mir immer tren — beäugelft alle Hauben ! „Wolan, mein feiner Herr! wenn ich nicht fiebenmal „Dich überführen kann — iſt's g'nug an diefer Zahl? — „sch fage fiebenmal — mein Freund! was gilt die : Wette? — „So ſollſt Du ewig flieh’n die liebende Nannette! Ganz, wie fie leibe und lebt! Bald Luft, bald : Traurigkeit, zu Ihränen leicht gerührt, zum Lachen ſtets bereit, Ein immer wallend Meer — und doch, wer fünnt’- es lefen, Und fühle es nicht mit mir? — ein liebes, holdes Weſen! Ganz Unrecht hat ſie nicht; die Maͤnner ſind oft leicht; Doc daß fie nun auch mich den Uebrigen vergleicht, Da irrt fie wirklich ftarf! — Das kleine Abenteuer, Das jet mich an fich zieht — Was ift dran Schuld? ein Schleier !
230 ————
Fuͤnfter Aufkritt. *
Slorin. Nannette, als Tiroliſche Galantetiehändierin, mit ſchwaͤrzem, weit. ind Geficht gebendem Haar und grünem Hute.
Nannette, an der Thür.
Hier iſt der Saal ja auf. Hier werden Fremde feyn! Ein fchöner junger Herr! — Iſt's denn erlaube?
Florin.
Herein! Die * zu rechter Zeit, als waͤr' ſie —* — Willkommen, ſchoͤnes Kind!
Nannette, —
A Ei, fchönen Dant, hr Gnaden! Is nicks gefaͤllig heut' von Stahl und ſeidner Waar? Vom feinſten Prager Gold?
Florin. will ihr die Locken aus dem Geſicht ſtreichen, welches fie abwehrt.
Welch feidnes ſchwarzes Haar! Was das für Augen find! Zwei helle Liebeskerzen!
Nannette. Hihi, das geht nof mit. Der gnäd’ge Do will ſcherzen —
Das is halt Landesart! Sn meinem Daterland
231
— Is Blond nit ſehr zu ſeh'n — uns ſchwaͤrzt der Sonne Brand!
Dot is das Bond gar ſchoͤn, und zeigt von zarten Trieben — |
Florin..
Sa, ja, ein junger Thor kann fich darein verliehen! Ich felber war einmal zum fterben drauf erpicht, Und doch betrog es mich!
Nannette.
Ick glaub's Ihr' Gnaden nicht; Der WR is halt zu ſchmuck —
Florin.
Es waren goldne Schlingen, Die ach! nur allzuleicht den Unbeſorgten fingen; Doch ſeh' ich Dich ſo an, o! ſo bekenn' ich frei, Daß uͤber ſchwarzes Haar nichts gehen kann —
Nannette, mit dem Finger drohend. Ei, ei! — Das ſagt der Herr nur ſo — Florin. Ach nein doch, liebe Seele!
233 - Nannette, |
Ei, it! — Nun, gnäd’ ger Herr! was ſteht denn zu Befehle? .
Strumpfbänder, ſchoͤn geftickt, und Gürtel, ganz und gar
Elaſtiſch; Ringelchen vom feinften Gold fürwahr;
Hier Handſchuh, Tücher, Schawls von Cachemir und Seide,
Saft wie ein Te ppich groß, ein Chryſopras⸗ Sefchmeide,
Flacons mit Roſenoͤl, und Nadeln vor die Bruft —
She’ Gnaden, o wie ſchoͤn! man ſchaut's nur an mit Luſt!
Slorin.
Ei, waͤhle ſelbſt fuͤr mich, du J art'ge Kleine! Mir gilt's fo ziemlich. gleich —
Nannette,
| Das is halt fhwer 1 — Ick meyne, Wenn man nit weiß, für wen? ob Zungfer oder Frau ? Ob vornehm, oder nur —
Florin.
O, nimm's nicht ſe genau! Bor ſich. Das iſt beim Licht beſeh'n — hm! curiofe Geage! — Kaum weiß ich's ſelber recht, was ſie am liebſten trage —
— 233
led Auch — wochr ich manderfeit Bor fich.
9 Mein lieber Herr Klorin! an auf den Feind marſchirt, der, denk’ ans Pragaain! Laut.
Nun, fchöner Sanerteht, gieb ein ud) all allzutheuer, Doch auch an wohlfeil nicht
Nannette, AH? — Die find Mode heuer!
Slorin.
—J gut, RR fhön, mein Kind! — Dann gieb
| ... ein Kettchen her,
Ein u — um den Hals, nicht leicht, doch auch nicht ſchwer.
Dann — nun ich daͤchte — ja! fo ein’ge geldne Ringe
Ins Ohr — Nun,’ was Du denkſt! noch ein’ge
| folche a ;
Nannette, zeigt eine Kette und fteckt die Hand drunter. Das zartfte Filigrain! — Sie find ganz ertrafein, Und machen einen Hals, fo weiß, wie Elfenbein. Die Ringel trägt man groß —
Florin. Hal Sg Habe nichts dagegen. 1 HNantette. *
Und —* Mebellldn ein Bild hinein. zu iegen? — Dieß Atlasdand? — =
N
., an € 1 »r ıb,} p 2
Slorim — Genug! was macht der gange Kram? Nannette. Je, weil der gnaͤd'ge Herr gleich was zuſammen nahm,
So — — * ſechs, Carolins — Gewiß nit viel, * Gnaden!
Slo rin.
vaent Dig, tiebes. Kind! Du Fan Dir doch nicht Schaden -
Nannette.
Ack nein, ack nein, mein Herr! Was recht is, mack ick ſchon;
Ein wackres Mädel haͤlt auf Reputation.
Empfehlen Sie mih nur an Freunde und Bekannte!
ve Florin. Hier find acht Friedrichsd'or mit unbeſchnittnem Rande,
235
| Von meines Didots Schlag! Da, liebes Mädchen, F ſieh!
MNannette. Bekaͤmen Sie heraus — Florin. Das lohnt ſich nicht der Muͤh'!
Nannette, als wollte ſie ihm die Hand küſſen.
Welck feiner Cavalier! ſo lob' ich mir die Kunden! Steckt die Ducaten in ein Beutelchen. Florin, ihre Hand drückend. Und weil Du uͤberdieß mich durch die ae ver:
bunden — echt fein ift dein Geſchmack — fo hold und freund: lich bift; So nimm noch dieß dazu! Sieh, fchönes Kind, j | es ift Ein kleines Schauſtuͤck nur; ich will dich nicht be, | ſchenken: Du ſollſt, wenn Du's erblickſt, nur freundlich meiner denken — Nannette.
tauſend, tauſend Dank! — Hier ſteh'n Vergiß— ‚ meinnicht —
= Shot 10 4) 2 nina . Abe ſehr freundlich in die Augen fehend.
Nun ja, Vergiß mein nicht! —
Nannette.
Adjeu! Im Abgehen vor ſich. | Der Boͤſewicht!
DI Sechster Auftritt. Florin.
Heut’ ſehꝰ ich's deutlich ein, daß Götter mich bes fhirmen,
Kaum wuͤnſch' ich mir Gefhüß, ein Woiberherzg zu ſtuͤrmen,
So bringt's ein Feenkind — und viel fuͤr wenig Geld,
PN fügen Blick umſonſt — Sie hat mich nicht
geprellt!
Neun, sehn Süd Friedrichsd'or, die hätt ich gern gegeben;
Sie * einen Blick, er drang bis an das Leben! Doc fein gemach, Florin! Indem er die Eleinern Waaren nach und nach einſteckt.
Die Kugeln Häbfch geſchont!
237.
Huͤbſch alles: eingetheilt, und nichts zu Hoch verlohnt! Wer weiß, wie mancher Greif, wie viel ergrimmte
f Drachen Bor dem MEERE Schloß an Thor und Brücke hus wachen?
Fir Zof und Compagnie wird dieß der — Die art'ge Wirthin nimmt fuͤrlieb mit dieſem Tuch! Wenn ſie doch wieder kaͤm'! In die Thür gehend. us Es find kaum zwanzig Stufen; Sie wird wohl.unten ſeyn; ich könnte fie eriufen! — Am! was verfäum’ ich denn? Wer weiß, tft nicht im Haus | Die ſchwarze Donna noch; dafäm’s zu änaftlich raus! Man muß zuweilen wohl die helle Flamme zeigen, Doch ja nicht immerfort! Oft gilt ein fchmachtend Schweigen, Ein fill Erwarten mehr. Wer allzuhisig thut, Verzicht die Damen leicht zu Stolz und Uebermuth. Was mach’ ich denn indeß? | Geht ans Kenfter. Die Sonne glüht gewaltig: Und Helles Mittagslicht ift gar nicht mannigfaltig; Es fönnte auf der Welt doch nichts verwünfchters feyn, Als unaufhörlich Tag und ew’ger Sonnenfchein ! Ha! fhön gefagt, Florin! Gefchwind eg auf: | gefchrieben! Wie ſchon und neu zugleich! — Das hat man vom Verlieben,
238
Daß Amor unfern Geift mit platten Späßen narrt,
Indeß man fehnfuchtsvol auf — eine Wirthsfrau = harrt!
Herr Amor, großen Dank! — Entfliche lange Weile!
Sch nehme, dir zum Teoß, mein Luſtſpiel in die
Feile! Setzt ſich und blättert in dem Manuſcript.
Siebenter Auftritt.
Florin. Nannette,. ald fremde Schaufpielerin, etwat auffallend, doch elegant gekleidet, mit einem großen Schirmhute, heftig, pathetiſch, mit der Abſicht zu impeniren.
Florin, mit der Correctur beſchäftigt.
Dieß wirkt gewiß — doch hier — ſcheint ſich's ver⸗ dammt zu zieh n —
Wer klopft? | |
Da er fie erblickt, ſchnell auf fie zu.
Wen fuht Madam ? Nannette.
Sch’ id) nicht Sum Stern?
—
Sollt' ich fo gluͤcklich ſeyn — Giebt ihr einen Stuhl.
—
289
Nannette. Ra Mir fagt’ es eine Dame, Daß hier der Dichter ſey — FSlorim + Erlauben Sie — ihr Name? Nannette. die Frage anf ſich ziehend. Alice Myrtel — Florin, verbindlich. Ah! —
Nannette. Sie kennen mich vielleicht —
Florin.
O ja — gewiß — Wie koͤnnt' ich anders auch? mich daͤucht —
1
Nannette.
Es nannten oͤfters mich die literaͤr'ſchen Blaͤtter Als Dichterin —
Slorin. der fich vergeblich bemüht, ihr Geficht wegzukriegen.
O ja —
240
Be LT SR Die Hüte Hol’ das Wetter!
Sie iſt ganz unſichtbar. Laut.
Als deutſche — ja! Nannette. Als an der Nacht, Milfort, Eulalia —
Florinm
Wer kennt Alicen nicht?
Vor ſich.
Ach, koͤnnt' ich fie nur fehen, Sch fchenkt ihr herzlich-gern die Ladys und die Feen!
Nannett e, den Handſchuh ausziehend. Sie wundern ſich vielleicht, daß ich fo muthig bin — Florin, vaend m
Ei: — iſt himmliſch ſchoͤn! — Laut
Ich bin entzuͤckt —
Nannette. ER ec";
| Florin, Mein lieber, theurer Freund! den ich oft glühend nannte,
Obſchon ich nur im Geift den holden Sänger kannte!
241
Nicht, Sieverzeih'mesimin, daß ich das sarte Band, Von. Sympathie geknuͤpft —
Florin, bet an.
- 9 welche fchöne Sand, — Sie uͤberraſchen mich ſo angenehmer Belle — 7...
anne n e. O ſchon, um Sie zu ſeh'n, waͤr' dieſe weite Reiſe — Die Freundſchaft folgt ja ‚gern durch Flammen über’s Meer; Sie — * mit Amors Flug doch —J——— wie Er — — * Slorin.. 8* ——
Zu ſchmeichelhaft fuͤr mich! — mir Re RR ak eg mih —
Nannette
D Himmel! gieb ihm Stausen An feine Siege! Wie? Sie, der im Weiberrath, Dem unerbittlichen beſtochne Richter hat, Der Beiber, or Hirten Sie? — die alles ‚Seine
* ſchlichten, N
Und über Mannerwerth und Dichterkronen richten; Der jedes Herz beſiegt, und, wo er Liebe fühlt, Der Gotter Giät verschenkt, mit Paradiefen fpielt —
Florin.
O ſchoͤne Eboli! Das iſt vortrefflich! Singen Sie dieſe Stelle doch noch einmal mir! u Theaterſchr. J. | 16
242
4
Any ind di ie art
a Bag Mid, nicht zur feigen Flucht! Beſcheidner Dichter !
„fol Beweis ich führen? bi Bere re Eisrim.. Nun? 2j8 a ® Nannette. —
Ich fuͤhr' ihn gleich und voll! auf das über die Stuhllehne außgebreitere Zuch und den Kranz deutend. Wer ehrt auf folche Art des lieben Dichters Ruͤcken? Wer raubt der Gärten . um feinen‘ u ”
fhmüden? —J Wer fuͤgt Cypreſſenreis be Srüplingstnospen bei, —* FR und Trader ON —
— —
———————————— —— 9 ir
Nun ja, "aba! Yes fo! Sb — num 3 ‚füge m Bu daß ein’ ge zarte ‚Seelen — Ze nt Daß Manche Tone fi ich in fanfte Serien, Reh — = Daß ‚manche ſchoͤne Hand, aus Nachſicht, mir; Lohn —
Nannette, EL Wo RE ee Auch — kann uder Het
243
Laut. HR Man kennt die Taſſo's fchon ! Doc, wenn dieb alſo iſt, ſo muͤſſen Sie verzeihen, Wenn auch Alice wagt, ihr Herz dem Mann zu weihen, Dem FE gie klopft, ihr Herz und iht Ser "ann —
tor rin, vor ſich.
Sein Simmel, das iſt siert! ® Laut.
et ‚Sie find ſehr gütig! Sau’ n
Sie ‚gang ir meinen Kunfch — Bär’ id) im Stande, Ihnen
Dieß zu erwiedern und Ihr Zutrau'n zu verdienen —
Nannette. | O weld ein Edelmuch! welch Zartgefühl! Wolan, Mein lieber theurer Freund !
Florin, vor fic, Was Teufel! ein Wolan?
Nannette.
Sie wiffen, daß fih Kunft und Glück nicht ſtets ver: binden;
Daß ſich Talent, Genie, oft in der Hütte finden,
Indeß Erbärmtichkeit im Goldpallaft erſcheint;
Daß oft ein Mißgeſchick —
| Floͤrin, undemerkt ſeine Börle fuchend, vor ſich. aa ae ar A Are A h fr RD var efogemeiier Mannette. ae na ae an a rer RER — Die bravften Künftler trift! Auch ich bin in dem Falle !
Es kam der leid’ge Krieg; wir ſpielten nah' am Walle; Die Logen blieben leer, Parterr und Cercle — o! Der wilde Mars erfbien, und ah! Thalia floh; Die Schanzer drangen ein in die entweihten Bühnen, Es war der letzte Tag für unfern Ruhm erfhienen — Ich nahm den Pilgerftab, und als ich hierher kam,
War man fogleich bereit — . *
—
Ar Florin. Was kann ich thun, Madam? Nannette.
Sehr viel! Man nahm mich an, und — wenn nur
Ra Ste es wollen,
So wird man meinem Spiel gar bald Bewund’rung zollen.
Florin, die Hand langſam wieder herausziehend
Wenn ih es wil, Madam? — Ich bin kein | Revarteu — —
245
Nannette.
Das iſt mir wohl bekannt, auch wuͤnſch' * etwas m — mehr!
ef fie feine Hand an fich drüdt.
O Herr Florin! mein Freund! der mich fo oft entzuͤckte, Zum graufen Abgrund mich, in den Olymp entrücfte, Ach! wenn Ihr Genius die Freundin nicht verlieh, Welch, Glück ftänd’ mir bevor bei meinem Benefice !
Florin. O ſchoͤne Kuͤnſtlerin! Von Herzen gern! Bei Ihnen, So gluͤhend, voll Gefuͤhls, moͤcht' ich das Lob Boa dienen, Das Freundſchaft nur mir zollt, die die Reit . betrog; Was wänfäten Sie denn wohl? Ah, einen Epilog?
Nannette.
Bon Ihnen auch nur den; doch — nein! ich darf. es wagen —ı | ſchmelzend. Rt Wie reich iſt dieſe Hand! — den kuͤhnen Waunſch zu ſagen —
Fn
So ſprechen Sie doch nur! Wie vor ſich. Es iſt entſetzlich heiß In dieſem Sonnenfihein —
246
Mannette. O Tiebfter Freund! ich weiß, Daß Sie ein neues Stuͤck in diefem Lenz gefchrieben. O fühlten Sie, Florin! von dieſes er Kr. Ein Taufendtheilhen nur —
Florin halblaut.
Wer das —**— hat! 4 ſchrieb's an Oskar nur!
u
- Doch weiß es Land und Stadt ——
Si Bench meinen Wunſch! Nun, Edter, darf ich Le hoffen?
Es * mein ganzes Herz vor Ihrem Herzen offen;
Mein einz'ger Freund ſind Sie!
Florin, vor ſich.
Das halt’, ein Andrer aus! Sbringt zum Tiſch und holt das Manuſcript. Hier, reizend Weib!
Nannette D Dank! nun giebt’s ein volles Haus! O Freund! wie bin idy8 werd? — Sie rühren mic) zu Thränen; O ſeh'n Sie den Tribut —
Slorin. | Alice! Befte! währen
N ur
Sie um, in Voraus fhon — Sie hoffen leicht zu — (hell, u
E⸗ if ein Teichtes Ding, ein anfpruchlofes Spiel
Der Brunnen: Phantafie —
Nannette.
Es hat nur zwei Perſonen, Wie' s neu'ſte Mode iſt; man muß den Athem — Ich kenn' es —— und a u
1
Florin, PR: Das nenn’ ich einen Freund!
Nannette
Es ift ganz allerliebſt! Nur Er und Ste erſcheint, Und, der betrogen wird, bedankt fich noc mir Kuͤſſen!
Slorin.
Mir dunkt's ein wenig ſchwer! Wenn ſie's probiren muͤſſen, So komm' ich herzlich gern.
Nannette ſchalkhaft.
Das wird nicht noͤthig feyn! Es ift mir halb Natur — Doc) ſollt' eg mich erfreun, Dürft’ an Hygea's Quell ich Phöbus Sohn erwarten —
R Slorin. Sn diefer Woche noch !
248
ernennt et
Ich wohn? in 2 Reha Garten! wi
ven rer et) eu fr His >» Pu un
Fi ie ea '
"Storin.
c
In Rodens Garten, fchön! Das ** ſogleich fotiet, Geſetzt — fo auf den Fall — hier würd’ ich refuͤſtrt. Ein veizerfülttes Weib, und voller Geift und Feuer! Sa, ja, das fommt mir auch fürwahr ein wenig
theuer!
‚Mein einz'ger Freund find Sie!‘ — Ei, du Sirene, ſchwatzꝰ!
Mein fehönes Manufcript — O weh, weg war der Schatz!
Es iſt — ſo unter uns — doc eine huͤbſche Sache, Daß ich alchymiſch Gold blos aus Papierſtoff mache! Vom Leviathan an, bis zu der Muͤcke Fuß,
Vom flatternden — bis zu dem Sirius,
Vom Coliſeo an bis zu dem Weiberſpitel,
Hat niemand Sicherheit vor mir und einem Titel!
Ich liege lang' im Bett', und hab' ich einen Traum,
Bild’ ich beim Dejeuner ein Maͤrchen —* und kaum,
Daß ich in Pantalons und Morgenfrade —J
So ſchlendr' ich in den Wald. An einer Bluͤthenhecke,
Am Bach, im Wieſengrund — das iſt nun einerlei
249
Wallt ſtill ein ſchoͤnes Kind, vielleicht: auch zwei und drei. Hat ſie nicht, Keiz ‚genug „ich kann ins Schöne, malen, Und lafie ſie im Lied Eytheren Äberfirablen.. Das finder feinen Plas, weil längft ein Sammler bat, Glicere fhmeichelnd ſchrieb, in mancherlei Format, Und baut man mir darum nicht immer Ehrenpforten, Werd’ ich doch veich belohnt — waͤr's auch mit ſuͤßen Worten! Es S ‚den. PN man fpeißt im erften Haus, Bo nur e Berühmte f ind. Es, ae "Passen aus, Und Wis und Wißelei. Man giebt, um einzunehmen; Es firengt fich jeder an; ‚man muß fich auch bequemen. Gluͤckt dann ein Einfall, wohl! den trägt Man ſtill zu Bud; Es ſtidmen andre zu; der Man iſt da; genug, Man hat, eh’ man’s verficht, in Gedanfen nach dem Ort deutend, wo das Euftfpiel gelegen. ein folches Luftfpiel fertig, Und iſt des. Pa und. ew’gen Ruhms gemwärtig! Man ſchickts he ungedruckt nach Hamburg und nach Wien; Da muß der Directeur die fchlaffe Börfe zieh'n; Man wird belacht, beklatſcht, und iſt es gut — So wuͤnſchen, die's geſeh'n, das Ding nun io) zu. leſen! Ge nun, man giebt wohl nad. Wer wird fo graufam feyn ?
—
250
Man fodert weiten Druck, und das Format recht ein,
Ein’ Rüpferchen davor; es giebt ein Dutzend Dosen;
Da kommen ‘abermals die Louisd’or geflogen.
ae der halben Welt, was fa = man nad
Therſit? Freudig nach .. Luſtſpiel greifend. O du mein Luſtſpiel — ii Ba! ara
— Ach! dich nahm Alice mit! Bas hift es? Hin iſt in! Verloren it verloren! Ich fang’ ein neues an. Gh
Neunter Auftritt. Florin. Nannette, wieder als Wirthin, mit ‚einen Glas Milch und einem Zellerchen Erdbeeren. |
Nannette, —J noch vor der Thür, wie zurückrufend. Sept hab’ ich Feine Ohren; Sch sg jegt zu dem Herrn! Macht nur den Hecht recht blaul
er ö re
Florin.
Da ſinkt mein Troſt herab! Das iſt die kleine Frau!
Die Gunſt der Goͤtter faͤllt nun endlich aus den Wolken.
Getroſt! |
N annet te eintretend. j Seht, lieber Herr! das ift erft frifch gemolken, Hecht ertradelicat = das halbe Glas voll Schaum!
——— zuttintend. Die Schöne Melkerin !
Nannette ag Nicht wahr, fo find’t man’s kaum? Am Ende hieß es gar, ich ließ ihn bier ver: ſchmachten? Auch diefes Tellerchen wird niemand mir verachten — So roth —
Flo rin, zulangend. Wie dieſer Mund!“
Nannette. Hoͤr' nur ein Menſch mit an! Nein! ſo viel Ehre hat mir keiner angethan! Doch —
| nadı den Tuche führend. was der Daus, tft das? da hat gewiß die braune, Verfchmigte Fränzel ihn —
Slorim. Sch war bei guter Laune, Und wußt' auch fchon, wohin? — Frau Wirthin! fag’ fie mir, Hab’ ich wohl vecht gekauft? iſt's huͤbſch? gefällt es ihr?
Nannette Nun, nun Pos! Indigblau und eine goldne Kante! Ja — fo was iſt zu ſchoͤn — für uns hier auf
dem Lande! Nein, ſo was — nimmermehr kann's ze einem | ſteh 'n IT na Florin—.
— ſie * HERR ich möcht’ es (ie — * nt Nannette. *
J ja, zum Spaß! — O je! wie Se Daher: unter !
Wie — ſieht man gleich! Man ſollte denken, wunder!
Wer die Frau Wirthin wär? — Ach wohnt' ich in der Stadt! —
‚Sch glaube, daf fo fchön es faum die Gnäd’ge at!
| Will ablegen.
Ku 8 lorin.
Die Gnaͤd'ge, ja! — Mein Kind! * ſie doch nur um!
Es ſteh ihr allerliebſt! — Weiß ſie denn. nicht, “warum
Die fchöne Frau fo tief ſich ſtets verhälft und trauert,
Und vor. den Menfchen flieh’t — Ad) Gott! wie mic das dauert — —
Und wie fie heiße? woher? ob fchon vermählt ? ob frei?
Ich ſah ſie nur einmahl auf einen Huſch —
*
255 Na nette,
RR Ei, ei!
Es ſcheint dem Herrn —* ſehr an ihrem Gluͤck LS gelegen ! Slorin⸗ |
Gewiß! O ſey ſie gut! P ER
Nannerse.
Nun, wenn ich muß — von wegen — Mein Herz 73 gar zu weih — So hir’ Er, was
ich weiß! en ir fich mancherfei, verfieht fih, nur ganz | =. leis — Florin.
So, ſo! Nichts ſchlimmes doch? Nannette.
Da thaͤt man warlich Suͤnde! Wer ihr zu nahe traͤt, ich weiß gewiß, © es ſtuͤnde Hier die Gemeinde er — Siorin. Iſt fie fchon Tange hier? REN Nannette. Das find fo ohngefähr drei Wochen, oder vier!
J
254 FREE * »
Slorin.n . Us weisen Lande denn?
2— * * tan — 4*
*
Nannette.
Man fagt — weit über Polen,
Aus — ja, wie heißt es doch? — man fagt, die
Türken holen |. 3.6 Yaianı
* ihre * dort — Be Biorin. |
year ih - te
. Eiiaften?, FERN
Be FE OO — x ed * a fer Gh a So nice! Florin. \ } * Georgien? 222.
5 as | | Trtbieı u Nannette Sa, Seh Getroffen!
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lori u. ’ ER "gt & 3A ra Era N 4A; n fr
i Schehngefiht! — Du bind'ſt mir he auf
Na unette, ale wollte fie das Tuch ablegen.
So kann ich ja —9*— gehen — Iſt dieß mein Lohn? re a
" $lorin.”
Ad) bleib! DO laß dich doch’ erflehen! Ich glaub? dir, hübfche Frau!
Bor ſch. rag Mori Welch koͤſtlicher Roman Beh ah in — Kopf mit einer Grie 9* in an! 2 Raut, — Gut! aus Georgien! — doch * warum in Trauer? RETTEN
Man fast, ein boſer ROM __ ihr, F eisen fan
Storin, Fam e er
O weh, ein Mann!
Nannette.
Run ja — doch find fie nicht —
* SFlorin So if fe ja won gar —?
J—
Geſchieden oder Braut? Von beiden keines ganz, doc) fo etwas von beiden!
7
i we 5 Iorim, —— Boſewicht der ſolch ein Herz *8 leiden!
256 | i Nannette. Da hat der Herr ap weht ur —X 66 And 6 Wan ib: lotin. uam N OEM DAF mich Apoll verdamm’ ! Kenne ich den Boͤſewicht, ich fhrieb,ein Epigramm Bol — * und Gift auf ihn, leb' ich gleich gern A ur ae Bagii Sue) ann Sau
x 431
Tan nette. Sie achtet alles nicht was ihr das Gluͤck beſchieden — Das iſt ſo ziemlich viel, {7 trägt unaufhoͤrlich Leid, Lebt einfam, Elöfterlich,, seht wie im Nonnenkleid; Ihr Troft ift die Muſiß ©
Florin. uapile aa den C
13, alles könne ich wagen! Be — Meer und Glut — “
>60 —
Masterir. | Mai will no etwas u — s — —J du ea ni #1 2: Blorin
9 = ern Bi! — 2 jprich! Barmherzigkeit!
ES ER EE de, ‚Nannette, ar 343 a. Man fagt ſich * ins — daß ſie — ſeit kurzer Zeit Bon neuem aufzubluͤh'n, zu laͤcheln, angefangen; Sa, wider ihr Geluͤbd, oft in den Park gegangen —
: 2 — — 457 Florin. Wie lange iſt das her? ‚ AH an \ Nannette ENID mE, — nn DOgFänf Tage!
or na and me— ehmipenbd ir ui and Florin. 146 a
Wie? Aha — Ahr Götter! ganz die Zeit, dh mich'der Engerfagt Iſt's moͤglich? Frage nicht, ‚Du Seligſter von Allen! — 2 fchönes eib en!
Ion duoi mm — 6ul PR —— Er. ip mi Bd ori? mau ann 3 — mendırs DB Bast Sun |
rang Br ul": Flo H. an lie slunn DFE-. um st kit 140 m 36 so
Tyn mir doch den Gefallen, * —— RE J 1%
- Bere lan Zr, 2 2a 19 ei 9" 4 * \
Rannsstr,
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a, recht gern! doch jetzo muß ich fort!
— —* wiederum das Holstuch abgeben, a a Tandı
Florin.
13139 \ fs D liebes Kind ! das bleibt! ige am — Ort! Ya ns ER — ! a nn a and m
| Nannette
Wie? es foll mein? Sina Hill Theaterſchr. 1, — 17
Storim. Samwohl! BETTEN Ich A
Isan? IND Dant!— Im Edelhofe 5a “ ein Säwetergen: es iſt der Gnaͤd'gen Zofe.
— rs, wer mein Schußgeift. dul,. oa — a Na Anette) geheimen. DAL
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' Und — wenn der Abend“ naht — Es iſt im tiefften Park ein. einfamftiller Pfad Durd Eichen, Lerchenbaͤum' — ein Haus von Moos und Rinden; Ich glaube wirklich faſt, da — wär’ konn was zufinden —* wer * 2. wi
lat) ı ax 504 SH ni -
Florin. — u et
D! Du bift engelgut!
— wenn es mir geläng — 'aya p 9 PR, i Rannette nn
: 36 hei ihm! faß er Muth! us Mi = ‘ } F | orin 4 umarmt fie und will fie küſſen. REN Du Engel! halt * |. — ir leben dann *
Te Se 9—7
friedlich! Nicht wahr? Chi Bas Tat *5 I aan
239
Nannette, läßt ſich endlich die Wangen küſſen. Nun, für das Tuch! " käuft ſchnell ad, Florin. I Sie iſt doch warlich niedlich !
260 4 a gie
8
Zweiter Aufzug.
ESchottige Baumparthie/ mit Irrgängen, einer Brücke von Zwei— gen, Raſenbänken. An den Bäumen bie und da Inſchriften. Im Hintergrunde eine große, geſchmackvoll erfundene Einfiedler : Hütte,
Erſter Auftritt.
Nannette,
sit beibsaunen Haaren, einen Strohbut und ein Körbchen mit Apfelfinen am Arm, tritt aus der Hütte,
Nun warte, warte nur, du troßiger Florin!
Bald wird das goldne Netz dich ganz und gar umzieh’n. |
Schon dreimal ifi’s geglädt an einem Vormittage;
Vielleicht glüct’s heute ganz, wenn ich's noch öfter wage.
Mit dem hat's feine Noth; der nimmt’s nicht fo genau; Ne!
Er liebt die halbe Welt, warum nicht auch die Fran ?
Nein, der ift mir gewiß! — Doch fill, er möchte fommen;
Mein Mädchen fagte ja, daß er den Hut genommen.
Sie lauſcht ein wenig, und bricht dann ſchnell chen Zweig ab.
261.
Stimm, a aa mich auf! Es rauſcht auf
Mahl bis zenen Döh'n; WMan ſagt, im Er, find wir Maͤnnern doppelt MIA schön !
*
—— neben ſich, breiter dem Zweig über Ihr Geſicht Ah er BE ſich ee
- i J ur ri J 43 il IE aIF DER - N “ 1 es
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& 53 dr IN mi HT * Tannette Flo * — * von einer Seite kommend.
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lo ein. Hier iſt Arkadien!’O fand” ich Daphne drinnen! — Bon jedem Wipfel tönt ein Lied der Sängerinnen Mit ſehnſuchtsvollem Lat. Sanft Hagend rauſcht das Raub, Als leb te jeder Baum, einft eines Gottes Raub. Die Inſchriften beſehend. Ich fühl es nicht allein! Was in den Stunden So manches ſanfte Herz, manch edler Sei Br Berkünder jeder Stamm. Die fehöne Klausnerin er — sung fagt- e8 mir! — von yartem Geift und Me dr Bine!
Ein Pt das Ruhe fucht in einem Solituͤde So reizend angelegt, wird deicht gerührt vom Liede! —
"Dort ſteht dag fiille Haus, das Epheu grün umflicht; Sch wag' ee, hinzugeh'n —
262°
“ Snden er Ranhitten gewahr wird. ua hr Götter! täufcht ale. Wär’ fie es felbE? — Ach nein! Die Süngfte der. | Sylphiden Beut hier im netten Korb das Gold der Hesperiden. Wie ſchoͤn der Amorskopf ſich an das Haͤndchen ſchmiegt, Und dieſer runde Arm auf dem Geſichtchen liegt! Leiſe den Zweig aufbebend. Wie hold, wie jugendlich! Wie gluͤh'n die Roſen⸗ wangen“ Mit welchem ſanften Braun iſt Stirn und Hals
anfangen)? ron ma fl Wie glatt dieh Haar, wie weid)! Jebe if mirs ‚offenbar,
Daß Hebe's Lockenſchmuck ein helles Nußbraun wart Beugt ſich leiſe zu ihr herab... Sole. es wohl unrecht feyn, ihr einen Kuf zu rauben ?
Iſt Küffen Sünde denn? . So fünd’gen: auch die Tauben! —
Sierfchläft fo unſchuldvoll; ich bin hier unentdeckt > O fie ift gar zu hold — | Mannette, foringt gefchwind auf und ftülpt den Hut auf — noch halb. fchläftig. Acht bin ich nicht erfchredt! —
Mein Herr! ich war jo muͤd' — mid) druͤckten neue Schuhe — 3 Rum lachen Sie nur nicht — und laſſen Sie mir Ruhe! |
nenne 2 65
Storim D liebes; Kind» bei mir kannſt Du sau arg feyn® — mich als Bruder an hl | —* RR sunmm GH r AR A 4. 35) ug * d 8
Na —9 ‘pie vor ſich.
Wie fpricht er doch fo fein, So ohne allen Stotgt RENTE;
‚a 4 N , ars rin arfe On Su, Nam hi, Zar EFT J Hu Per. ee
alrın
Micht wahr, Dir biftinicht boͤſe Bas £oftet hier das Stuͤck?
?
& gern, ich etwas löfe, — Ach glauben Sie gewiß, man waͤchſt doch auch heran, Und zoͤg ſich gern ſo huͤbſch, wie andre Leutchen, an — So thut mir's dießmal leid. Ich bring' ſie aus dem
Bade — IP. 303? Em Brit ‚Slorin. ee ae Bopin? ah ee Nass —— BP Nannette.
Die gnäd’ge Frau erzeigte mir die Gnade
—— — IE — 36 rin. Wie? Du biſt wohl öfters: or z
1
264:
Nammette.
Das Kammermaͤdchen iſt von mir die Muhme jau @ Ich weiß es ſelbſt nicht vecht, ob Tante’ oder Muhme ® Ihr Vater Ds Danger, und Meng Martin oe ur, ot. bad, 2 X
Florin, lachend oe sudo 0 ‚Die zweit Blutsfreundſchaft! Iſt man nur ange⸗
rannte, Gleich * die ganze Welt dem er der Braut vers wandte! X 358 393 na} un
Pant.
Du gehft Rosa * zu ihr?
a dc" RE # ‚uassd dıın dot — ih: DD minnla SM BT —** oe ra fteilich! bi 065 Alt 368 A 5% *
nd aa all, uared BE. 91 Im ram * Florin. | / Liebe Kleine! — Du weißt wahrhaftig nicht, wie gut ich's mit Dir
meine? dr Ich fpräh, fo Deinethalb, mit Deiner Muhme Ngernn · re ee yiaia 1%). SIRER 9 dba u. . Manvette. die! Iſt's Ernſt? Faſt iſt's zu viel von einem ſolchen Bern! —
So bin ich wirklich huͤbſch ?
Floriu Gewißlich kann nicht luͤgen —
Rammerten ar ae wahr, si Dinner, oft — Ian ne —* Slering
Bewahre ung dawor,n.'n sin 17
Dr E22 er Sitſ ſind mir Birth, gut?
nindan Pure DICH
Gewiß! nern Manne tte. Br ran — — Bin io and huͤbſch geputzt? —6 Borin. Ei
1 Ana al Bund sid TOR f RN "is auf — den gut!
4
Nannette. Wie? der entſtellte mich? Flo rin. Es fehlt an einem Bande! Da nimm⸗ — and ge mir die Tee oder Tante!
N ann ——— Wie? das ſoll alles mein? Es iſt ein ganzes Stuͤck!
266: in
Florin Sat — — —7 ne
— — * * — N an miete
na onahilR And lage Dummelto wlich ein euer |
Doch — nein! es ſchickt ſich nicht * 516 kind,
Du * Dich art
N an hebt & koeinertic,
Kaum — — 4 dr 33 Sa, wühe ich nur — — daß — | „Die mich wirklich nähmen!
se ta 2 /.. $fpein vor 8 tale d
Wa — was! Das nenn’ ich ei a
map IRA, an Bi MG Nannerie y zärtlich, ‚Run, gieh mir drauf die, Sand! H
| Slorin. * EIN Da, Heiner Narei hie Te Nannette. Äh A eR
un dahehn mein ſchoͤnes Hochzeithand! |
Ben „freudig ab.
267
Dritter Kuferien
er? — Florin
Nun ſag mir einer noch von tändtichen Konefent *
Bei dieſem jungen Kind gilt wenig Federleſen
Kaum, daß man es verſucht, ihr untern Hut au fhau’n, —
So fragt ſie ganz naiv: Wann laſſen wir ung trau’n ?,
Ihr gite” 6 nur einen Schritt, vom Seh’n zum ew'gen Bande;
Gerieth das Kind vielleicht nach Schweſter oder Tante?
Sb 7 — kommen wird, und mit ſich reden laͤßt? — Sm! eines Zöfchens Herz iſt niemals eifenfeft! Gewiß, fie fommt! Doc wie? Was dat’ ich * zu |
fagen ? Ä Die Kettchen wend’ ich dran, will fie ein Briefchen tragen | Und fonft gefällig feyn! Ein Briefchen? Nein, Florin? Ward dir umfonft das Lied, der Leier Macht, ; verlieh’n? — Set fi) und zieht fein Tafchentuch heraus. So ſchwebt, ihr Muſen, denn auf euern Prieſter nieder; Seyd gnaͤdig ſchenkt mir jetzt das Lieblichſte der Lieder! Du, zarter Wohlklang, komm am Arm der Phantaſie, Komm, Liebesgoͤttin du! Auch du, Melancholie! Sinnend, mit dem Bleiſtift auf dem Papier. |
Km! ja, das singe an — „Wo ſanfte Thränen 2 4 141 | HT U ee Nein! fol ich mich * gleich in ——— Schmerz ‚ergbeßen? Der Anſang ſcheint mir platt; das fiel ja jedem ein, . Und Enge, recht —535 Man müßte etna — — Zwar fofters nur ein ‚Bott, und taufend Blumen „padeßen. — ——— Ber!) f. prrießen = - das Klingt, lege mie, J it Fruͤhlingswieſen Ei, welch ein. feltner, Reim! 7 0m. Au Ausaid Stan fend. vi Mufen! ha} verdammt ! Die Tange daueres doc), bis ihr die bu ent⸗ ei — flammt? Tiere an Armed) as it id mich denn Min u ı . Einige Slätter berauenehmend, Na et —— ‚Sk, ‚jemals noch gezwungen Ein, lieblich Liedchen mir, ein Raͤthſel nur, gelungen? Mein Koͤcher iſt nicht leer! Hier Pfeile, eius zwei, drei — | Das ift das rechte; jan Zwar iſt es nicht ganz neu, | Kat ſchon gedient einmal — es Kar: Nantchem lieben — Doch —ei! dafuͤr is. auch recht ſauber abgeſchrieben l Und, was das ſchoͤnſte iſt — Es ſlüchtig durchſehend. ER Ein wahres Stüg! gs Haft | So echt auf Die diefen Dart, als wär’s hier abgefaßt !—
#
269
Son! Du if Wirkung thun! Wie — die Tone ſchwellen!
Es rauſcht wie Beten in, und kehrt zurück wie
Wellen.
Es ‚sbmelzt gewiß ihr Herz und bringe mir Min: nelohn.
Ihr Site, meinen Dante — Di kommt ja Iris ar *— ſchon!
ne
Vierter Auftritt.
Florin. Nannette, ganz wie das Kammermädchen im
erſten Auftritt des erſten Aufzugs gekleidet, ſcheint, ohne Florin zu bemerken, gefhwind von einer Seite zur andern geben zu wollen. Sie ſpricht im Berliner Dialekt.
gFlorin, Ihe in den Weg tretend und den Hut ziehend. Mamfel! — mein Sräufein! — darf ein Fremder
hier verweilen? Der Part ift himmliſch ſchͤn — |
Nannette. er a O ja, mein Ser! > Florin.
Sie eilen Ja, wie Europa einſt —
TO . r
Nannette, möttih u 0 Sind Si see. — aan I up: Of diorim Ein Mahn, Der niemals ungeräet die PAPER fehen ann! Nannette, ſich immer losmachend, Y So fagen gs mic) nur — {F
Fe, uchelnd.
| 3 O moͤchten Sie mir hoͤren! gilt bei Sie denn gar kein Bitten — ? Iſt diefe fanfte Beige — mann ette. | peter feine: . & N drin. | Sind Sie ein — og, Mannette. X Sie geh'n ein wenig weit! Sie zwingen mir — Florin. O nein! ur 3, Zr
— — 27
wi
Nannette
mE man m met. gerad’ heraus zu fagen: 34 kann fo — feinen Scherz: nicht allzugut wertragen.
Hiorin. Ein az? Ihr Gärten, Hirt!
Nannette. IL NEU ETT UOTE ER TTITRTE old A aa um CM faffen Si, man 1 gut! Storin, vor Ag. Das ift ein ı Nefieltraud!
au.
; ; x
t RAR) An Ihren Edelmuth,
An Ihren zarten Sinn, muß ſich Verzweiflung wenden —
sm
onundem er bie goldne Kette hervorzieht. € dene mein ganzes Gluͤck mein Tod in Ihren a 435
J pe (ht td 24 * Au» (br . Fra
N ann e tt e , plotuch verändert.
sh ns 0
Mein * Sie ruͤhren mir! Wie Sinne id) widerfteh’n ?
Ein ſolches junges Blut im Leichentuch zu ach —
Was wollen Sie von mich?
272 nung
Fler mg) ng hund vuetſt/ Des Mitleids Strahlenſchein DE ee 1 72 Nannette. Sr 38 will, Man na ann „‚Slorim.
Warum? fehuf die Natur für diefe Nonnentracht So ſeltne A nur für des Schleiers Nacht —
Nannerte, rte ehe Bepsesi hunıiiiisse_ ni Mi 06 Das ur ich ſelber tauu — ie) fr SFlorin.
m —* Er in ug — NRannette.
Mir zwinget ein Gettibs und der Geblet'rin Wille! Ein Mann, ein a ‚entzieht: der Gnaͤd'⸗ nom gen fid;
Drum meidet fie das —I an fodert's auch von
O hoͤrte ſie auf mie! DH X ae den Laffen — Die; Sorte, — rar; zes wimmelt ja von Affen! ea eria Pi Bahr md
*
ie Fit SD an Wie allerliebſt! bin. nur ED ann
Er 273
Eaut,
Mamfell! ich ehre Ihre Pflicht, Doch düntt mir's Sraufamfeit — |
Nannette,
das Geſicht halb entſchleiernd. Nun, jetzo ſieht ſie's nicht.
| Florin. D meinen wärmften Dank!
Nannette
Nun? Ihre zweite Bitte?
Slorin.
Wenn diefer Leda’s: Hals, weiß, wie der Schnee | es litte, Daß des Bewund’rers Hand —
Nannette ſich beugend.
Ga RT | | Sie lieber, lofer Mann! Man kann nicht böfe feyn, wenn man auch will—
Slorin.
Yun dann! Sie läßt ſich die Kette von Ihm umlegen.
Wie aus Canova's Hand! Von blendendweißem
Steine Theaterſchr. J. 18
J
ara.
“Ein reizend Götterbild, ein Bild von Eifenbeine,
Mit goldnem Schmuck geziert! — Seziert von | | ihm, fg ih? 07
Es ziert den Schmuck — a.
pr
Nannette.
Galant! — Was wollen Sie von mich?
Slorin.
So kann ich denn mich ganz der Edlen anver—⸗ trauen — ?
‚Dannette.
Sie können ſteif und feſt auf meinen Beiftand i bauen, Beil Sie fo artig find — Denn, fo mit | Gold befticht Man Töchter edlen Sinns und edler Herkunft nicht!
Florin.
Wem das im Traum einfiel, mit dem wuͤrd' ich mic zanfen! u.» „or Ich möchte Ihnen gern dag hoͤchſte Gluͤck verdanken; Drum ſagen Sie mir doch, wie die Gebieterin, Die ſchoͤne Dame heißt — Nannette. da, lieber Freund, da bin Ich ſelbſt im Dunkeln noch —
‚Slorin. nn In Wo iſt ſie hergefommen ? Nannette.
Sie hat mich kuͤrzlich erſt in ihren Dienſt genommen. Slorim. '
Hat fie nie mich geſeh'n — ? Nannette. Mein Herr! da fag’ ih; Nein! Florin. Doch. trieb’; ich. Sie zum Schwur? Nannette. Se nun: Es fönnte feyn! ia. 8 (vrin. Und haͤtt' ih Hoffnung wohl? — Nannette. Warum nicht ſelber fragen? Florin.
O Beſte! wollten Sie dies Liedchen zu ihr tragen?
276
NMannette.
.
Ein Lied? Wir wollen feh’n! Sie licht die Porfie —
Slorim Sch bin ein D ichter — da
Nannette. a Schön! car ae
Florin. | Florin mit Namen —
Nannette
Wie? Oft füßte fie ein dad), und las darin; Ihr Name-—
Florin.
Iſt ihr bekannt? — O hier! hin zu der Herzensdame! Es iſt der reinſten Glut, der tiefſten Ehrfurcht Zoll. Es ward mir heute fruͤh das Herz ſo eng, ſo voll; Da wagt’ ich's endlich denn, die Flammen auszu⸗
hauchen —
Nannette—
Sie oh 2 woht nicht, und ſchaden zarten Augen? Lieſt und ſieht ihn zuwei en verſtohlen an,
„Sie weiß es längft, was ich verſchweigen Kr
277. „Euch, Fruͤhlingsbaͤume, nannt ich ihren Namen “ Den wußten Sie ja nicht — Florin. | Das wird nur fo gefagt! So — Laura, Rofa — nun! wie's jeglichem behagt! Mannette
„Du Echo, riefſt ihn nach, und junge Weſte kamen, „Und trugen ihn ſuͤß fluͤſternd uͤbern Fluß. „Sie weiß es laͤngſt, was ich verſchweigen muß!“ Der Fluß iſt kaum ein Bach — Pe Slorim Wer wird um Worte fireiten! Das Allerkleinſte groß, das Nahe in dem Weiten Sieht der Poet — Nannette. So, ſo? — Mein liebſter Herr Florin! — Florin.
Nun? nicht wahr, ſchoͤnes Kind 2 —
Nannette. Mir duͤnkt's ein wenig kuͤhn —
278 J Slor i n. 2 nr) ‚ Kühn, glähend fey das id!
Nannette.
Sa das — doch —* Be
Slörin, wild.
—J— ih Florin! Mich ſoll der ee holen! — .. Einlenfend. Bei fe Nadens Schnee! ich bin fein Digi!
Nannette.
‚Dun, feyn Sie nur nicht gleich — ich PRO nur — es war — Denn meine Dame ift darin ein wenig ‚eigen, Und follte ſich bei näh’rer Prüfung zeigen, Dieß wäre etwa fchon bekannt — —J Florin.
Von heut? Nannette. Ich bring' es ihr, Und Ihnen Antwort — Florin. Schön! N) ſchön! Ich warte hier.
NMannette ob.
— 279
‚Fünfter Auftritt. Florin.
Scharf, —* wie Kritik, doch reizend, wie die | Sünde! Faſt feheint es, daß ich mich in Circe's Neich befinde, In Mahoms Paradieß! — Doch, Freund Florin, gieb Acht; |
Faft hätte diefe dich aus dem Concept gebracht!
—* drang recht auf den Grund, und waͤr' mein Muth geringer,
& glaube’ ich warlich faft die Mähr vom Kleinen Finger!
Dh — —
O euch Goͤttern Dank, die mich dieß Lied
gelehrt!
O, das iſt ganz gewiß, die Sproͤde wird bekehrt;
Sie lieſt das Lied — ei nun, ſie iſt ein zartes Wefen —
Sie kann vor ſuͤßem Schmerz es kaum zu Ende leſen;
Sie fragt die Zofe aus; ſie giebt ihr zu verſteh'n,
Sie moͤchte heute wohl einmal ſpatzieren geh'n.
Iſt ſie aus Griechenland, ſo naͤhrt ſie heiße Triebe;
Iſt's nicht — in jedem Land wohnt unterm Schleier
Liebe! Genug, fe fommtgemwiß, fie fommt noch heute her — Berrisch’s die Wirthin nicht? — und was, was
brauch? ich mehr?
230
Ich biete alles auf, was mir im ganzen Leben,
Der Mufen freie Gunft, Genie und Fleiß gegeben;
Sie wird, fie ift befiege! Wir wechfeln Kuß und Pfand,
Und bald erfährt der Neid in meinem Vaterland
Mein unermeßlih Gluͤck — „Wie ift das zugegans gen?“ —
„„Je nun, er hat die Perl' blos durch ein Aiar fangen Te —
„Der treibt’s auch gar zu bunt!* — Man jeigt dem Publicum,
Zwar halb und halb verbluͤmt, es ſey ein wenig ———
Doch fragt das Publicum: Kann man das Lied nicht
haben?
Ich? — ei, id hab’ es nicht — e8 liegt im Pult vergraben!
Man fleht das Won⸗ Kind; doch, ſehr beſcheiden, weißt,
Sie's nur von ferne auf, bis — man es ihr entreißt! Man giebt's geheimnißvoll — in der Ferne hört mon Citherſpiel und Geſang. | Gott! welche ſuͤße Töner Ein überird’fcher Klang verkündet meine Schöne!
ag
Sechster gererv
F fo rim. an annette, in eomankifiher Tracht eines Either- ſpielers, kommt langſam baren.
A annette, noch unſichtbar, fingt. *)
„Dort wallte fie am monderhellten Fluß.
„Wie Elfen durch den Thau des Abends gleiten,
„Wie Nymphen hehr am Blumenufer ſchreiten;
„So ſchluͤpfte uͤber Veilchen hin ihr Fuß. |
„Sie weiß es langſt, was ich verſchweigen muß!“ Citherſpiel.
Florin,
an einen Baum gelehnt.
Wie wunderbar! — Mein Gott! Wie wirkt die | Phantafie | Doch auf mein weiches Herz! Das fiheint die Melodie Zu meinem eignen Lied. Zu zärtlihes Gewiſſen! Auch Worte glaubt’ ich faft — es klang, wie Fluß und Müffen! —
*) Dieb Liedchen (vollftändig mitgetheilt in der Sammlung meiner Gedihte Bdch. I. ©. 277.) if von meinem, zu früh für die Kunft verftorbenen Freunde %. Harder, in Mufif gefeßt worden,
| d. V.
282
Dein, nimmer, nimmermehr, es ift nur Sinnentrug; -
Wie? — Oder wär? Sie, Selbſt wohl kunſtgeuͤbt genug —
O waͤr' es wirklich ſo, wie wird’ es —* er⸗ heben! —
Gleich meinem Lied Muſik und Citherklang zu geben?
Nannette, iſt unterdeſſen hervorgekommen und hat fih an der Einfedeet niederaeſetzt.
Leicht ſclapfte uͤber Veilchen hin ihr Suf. » „Wie? laufchte-Sie, vom füßen Ton gefangen, „Den Nachtigallen, die aus Ulmen fangen ?
„Wie? laufchte Sie der goldnen Saiten Gruß’? „Sie weiß es länaft, was ich verfcehweigen muß!“
30
Florin.
Das iſt — und Trug! Wie lange ge. * ſchon — un
Nannette. F oil faufchte Sie der goldnen Saiten ae „Sie forfchte RR “—
Si orin ji. fie heftig ergreifend.
Woher? woher. haft du den. Ton? Woher Haft du das Lied, du wundervoller Knabe?
vs 19070 2
283
laagejan 2 ia Manneren RL) habs von Pen ö ns NR BUN x N
Storin. | Bon ihr?
MR. Nannette | Don der ich. Alles Habe! Was Ben Sie, mein Herr Sch war verwaiſ't als Kind | Und ach! ie mitleidevoll, wie fanft ift fie gefinnt! Sie ward in früher Zeit durch Zufall mir gewogen — Dit fpielte fie mit mir — und kaum war ich erzogen, So a fie ui ab —
Storin. —— Die Edeldame hier?
Nannette. Nun ja, die jetzt hier wohnt! Auf die Cither deutend. Auch dieß verdank' ich ihr! Sie gab mir Wort und Ton, ‚Gedanken und Ge: fuͤhle,
War meine Lehrerin in Sang und Saitenſpiele — Flo rin vor ih.
O ganz, o ganz gewiß! Es iſt ein Liebesſohn! Erzogen hat ſie ihn? Ja, ja, man kennt das ſchon!
/
284
Welch liebliches Gefihtl! Der Ton von Philomelen, Und Augen, die im Flug der Weiber Herzen ſtehlen, Voll Glut und Schwaͤrmerei! Nun wird mir alles
licht, u noch im Duntel lag! Darum erfährt man ei nicht, Wer? wie? warum? „woher? — Bie büft in Trauerflören
Ein ſchoͤn Verbrechen ab. Sie ließ ſich einſt —— Und ſcheut Entraͤthſelung — J kant. a Sie gab dir dieß Gedicht? | Nannette — Nun ja! Iſt's Suͤnde denn ? Ja doch! Karım denn Ne nicht? | Sie flieht oft aus dem Schloß in diefe fillen Bäume; Dann bin ich ftets zur Hand, erwarte fie und träume — Der Traum ift gar zu ſuͤß! — ich koͤnne fie zerſtreu'n Durch Either und Gefang; doch nur dieß Lied allein en ihr Troſt.
$ [orin freudig die Dände reibend. Mein. Lied!
Nannette.
| Sie pflegt wohl auch. zu weinen; Doch: ſagt fi ie, daß ihr dann die Genien erſcheinen
9 >; 285
Entfloh’ner, ſchoͤner Zeit — Sie träumt die Zeit zurück,
Verlebt noch’ einmal froh das ihr entriß’ne Gluͤcke
Sie pflegt wohl oft das Lied noch einmal zu verlangen,
Und ſieht en an, und flopft mich auf die
wann ns
Dt —— vor fh Die Wangen? Herr Florin! Geh’ n fie ein wenig ſacht; Am Ende wuͤrden ſie zum Dank noch ausgelacht. Laut: | f
Du liebſt fie wohl recht fehe?_
Nannette.
Wie ſollt' ich ſie nicht lieben? O das iſt jedem tief in ſeine Bruſt geſchrieben! Sie folgt mir uͤberall, des Tags und in der Nacht; Sie iſt's, die mit mir ſchlaͤft, und die mit mir erwacht —
Florin vor ſich. Verwuͤnſcht wär mein Geſchick! — es iſt ihr Cherubin! Nannette vor fi.
D, das wird allerliehft! Ich mach? ihm heiß und eng! Pant, mit ſchmachtendem Entzücken.
9 dürfe” üch, könne? ich nur ihr, was ich fühle, fagen;
286
Nur Echo, Berg) und That, vernimmt die ſtillen
Klagen; Son — ich hier da⸗ Land, wo des Curenen 1 2 Sal) oo blüh’n. No d
—8D du es — mein Freund? — und Gold: ‚mn prangen glüh’n;
Gern miß' ich Vaterland und feiner Haine Düfte;
Wo meine Herrin weilt, da weh’n des Himmels Lüfte!
i ‚ er nr e rc E ea, re
| Flor in vor ſich. Welch junger Böfewiche! — Doch fehen muß ich, | fep'n Die Magdalene doch —! Laut. —*— nr e * heut' hier geh'n?
'Nännense. mivdst In
Das. glaub’ ich ganz, gewiß, Sie iſt son laͤngſt von Hauſe, Und weilt vermuthlich hier im kuͤhlen Raum der Rt
Florin.
Wie? in der * dort? in dieſer Huͤtte an a Bor ſich.
Sjeßt alles oder nichts! !“ | ‚Laut.
O hoͤr' dochan, mein Sohn!
—
” 28
Sc fähe fie fo gern; o ſuch's doch einzurichten — Du wuͤrdeſt mich recht ſehr, vielleicht auch fie ver— | , Pflichten. radat £
‘ Nannette | Auch Sie? wärs möglih? Sie? — Sie wären ihr > EI EN In bekannt, — Be N DBielleicht von Ihrem Freund’ mit Briefen hergefandt, Vielleicht — ausdyilnsn | ‚Se Florin vor * Ei friſch gewagt! Man muß zu fügen wiſſen!
Nannette vor ſich.
‚Dem Pagen ſchenkt er nichts! Ich werde beichten * muͤſſen! —
Florin laut.
Ja, ja, du kleiner Schalt! Du fcheinft ſehr fchlau, fehr fein, Im Rathen fehr geſchickt —
Nannette wie vor ſich, mit großem Affeet. 5 Gott! ſollt' eg möglich feyn ? Es wär? der Falfche ſelbſt —! Ä Stürzt vor ihm nieder, “ ) O laßt mich knie'n und weinen ! Ihr, der Gebieterin, wird wieder Stück erfcheinen ; Ihr ſeid's! ihr kehrt zuruck! —
Slorin vor fid, uns
' Das ift doch wunderbar! Der Nebenbuler kommt; Er ſcheint entzädt — ⸗——
Nannette Iſt's wahr? ps wage? Sie 1 nd’8 ? Sie find’s? Der * Ungetreue? A Sie kommen mit — und a a Verföhnung flehen Sie? — O Hoffnung, Kim: melsfind ! Wie glücklich wird Sie ſeyn! — D fagen Sie ge- fchwind: Sch bin’st fo flieg’ ich fort — 5 lorin.
Du ſcheinſt ja Glut und gannen
tie | Wie kann das anders feyn ? Wir litten ja sufammen : Wenn Sie nicht länger weint, wern Liebe Sie begluͤckt, So bin ich ja zugleich dem ſtillen Gram entruͤkt. O wuͤßten Sie, wie heiß Ital'ſche Maͤdchen fuͤhlen, Sie wuͤrden laͤnger nicht mit meiner Hoffnung ſpielen! | Florin. * Auch Sie wär aus dem Land —? ——
Nannette. Nur ich allein, nie Sie!
| Florim. | Bon Mädchen fprachft Du ja 5
Nannette. Nun freilich, freilich! Wie? Ertiethen Sie denn nicht, daß Sie nie auf der Reiſe Durch Mailand mit ſich nahm, und daß is Mignon aha
Ye Florin ſie feurig an ſich ziebend. 9 Du Mignon? — Goͤtter, dut — du, füße Nachtigall, | 2 Ein ee — Bar ib blind? — Ihr
Himmelsgoͤtter al? ! Sie ift, wie Ei, rein! — Hab ich denn nichts zu fchenfen ? Du Liebesgauklerin! nimm dieß zum Angedenfen ! Sieht ihr haftia das Medaillon und die Ohrringel. " Hätt ich ein Diadem — 5) annett 9 mie mädchenbafter Freude. ‚Bon Ihnen nehm’ ich's an, Und zeig’s der fhönen Frau! — Mir war’s wie | angehan un lummn und G Reißt haftig die Ohrringel von der Korte und hängt fie ein. Oft wůnſcht ich heimlich mir dergleichen — zu haben; Theaterſchr. I. 19
290 — —
Es r fo mädchenhaft,. und paßt auch für den Kugden RR So tret! ich vor Sie a ——————
aa ir Florin. — Du allerliebſtes Kind Huldgoͤttin! Zauberin! | FR: dan ne
Nannette.
Ich fliege wie der Wind;
Mit fanftem Lautenton begrüß” ich fie, und finge; Und fragt Sie lägelnd dann: Ber gab dir diefe
inge? a So fluͤſtr ich leis: *
N Ei fort,
i I
Pr
J ‚Slorin.
| D warte, warte doch! — Vermänfctes. Dißsergie! —
Ran nette. | Uns wollen Sie denn noch?
: Neem. ig |
9 das verwänfcte Lied! Was vorhin Sri Seöhte,
Wird ficherlich. erfüllt! — Du Eleiner Liebesbote!
Sing’ doch das Liedchen nicht; denn , wenn du dieſes fängft — '
291
Nannette.
Wie ſo? warum denn nicht? Das Lied: Sie weiß es J
Er
Sa, ja, Sie weiß es längft! — wenn auch nicht ‚meine Liebe,
Doch mwenigftens mein Lied! — 9 ich ein andies ſchriebe —
Ich habe wohl noch eins — das von der filfen Flur —
Doc) dag gefällt mir nicht! — Nun gut, fo fing’ es nur!
oo Mannette.
So fagen Sie mir doch — Was haben Sie dawider,
Wenn ich das Liedchen fing’ — was fchaden folche Lieder?
Florin.
Mein Gott! nun gut, du ſi ſingſt; doch — wenn Sie — etwa lacht;
& fg? ihr nur, das Lied, das man ihr jest gebracht —
Das Rummermähdien nahm’s — das waͤre nit das aͤchte —
mir wird’ es kraͤnkend feyn, wenn Sie was Aıges
‚ ec Bdädhte —
Das eich fey faiſch ⸗
292
Panwerte Sey — 2 3 3 ANETTE Si Erlen Vertaufcht! Verftehft du nun? Nannerte er Kein Wort to, N Önieam be GO rin... am
Doch ſag' ihr’sinur! Nannette. Ei, das will ich wohl thun! In die Eremitage ab.
Siebenter Auftritt.
Florin. | were Sie un es nicht! Und wenn — was iſt 5* gewonnen ? |
Slorin, du haft dich felbft mit einem Netz — Das den Olympiern leicht ein Gelächter giebel!— | Ja, ie, das ift der Lohn, wird man in Seen ae Wirft fich auf eine Bank, — Verliebt? hm! bin ich das? Kaum En E Sie geſehen ©
293
Selbſt Nor verdan®® ich ae bes loſen Zephyrs Wehen!
Sie ſchien ein — Vielleicht! — Nun ja, ich fah 3
Sie im romant'ſ ſchen Hain, hier in Arkadia!
Sie * in duͤſterm Schwarz, umwallt vom dichten
BE, Schleier; Da glüht ein ſchwarzes Aug’ mit doppelt foönem ‚ Feuer, Und — Slendenb hebt aus naͤchtlich ſchwenem Flohr
Sich eine weiße Bruſt, ein Schwanenarm Doch — ſey ſe Venus ſelbſt! — wie den Roman nun enden? Fängt mir doch wunderbar das Herz ſich an zuwenden! Was will ich denn bei ihre, auch wenn das Spiel gelingt?) Sie lieben? Gut! Und dann — Heirathen? — ach, es dringt Ein leiſes Beben mir an die geheimſte Seele! — Ja, wenn es Nantchen wär’! Florin! Florin! verhehle Aus Eigenſinn und Trotz dein eignes Herz dir nicht! Ach, immernoch zu Ihr zieht Liebe dich und Pflicht! Zwar fie — brach Wort, und, Schwur, fo heilis mir gegeben, Sie truͤbte mir das Licht verbitterte mein Leben — Doch, warum reiſt' ich auch, verließ das ſchoͤne Land, Wo ich das hoͤchſte Gluͤck in Nantchens Liebe fand? — Es war doch ſchoͤne Zeit, wenn ich des Abends eilte,
294
Ein Lied ihr gab und las, bis in die Macht verweilte! Wie fchön war jener Tag, da fie im Garten ftand, Und weinend, TLächelnd dann mir diefes Liebespfand, Wozu fie lang geſpart, felbft an den Finger ſteckte; Wie fchön der erſte Ball, der unfre Liebe wecktel Wie ſchoͤn das Doppelfeft der Liebe und der Kunft, Da die Gefeierte, nicht bergend mehr die Gunft, Da die Vergötterte, der Alles Huld’gendifröhnte, 2, mit dein Lorberkranz, den ihr man ren eh ihn Er Mh: Mir fanfı bie Wange bot —
| fi * in tiefen Gedanken auf feinen Ring.
ET } . US »
Letzt er Auftritt.
Florin. Nannette, wie im erſten Auftritte des erſten
Antzugs, ganz in Trauer, tritt aus dr Einſtedelece.
| | N on et te vor fi.
| Bol iſt die heil'ge Zahl!
ai eins geh ich noch; ich wag’ es noch einmal!
Wenn dieſes mir — zwar tief wird es mich ſchmerzen,
en — “ en doch mit vollem, heißem Hergen is mat Bu
weiter vorkonmend, mit tiefem Geſubl. Der Abend" ſchwebt herab — |
295 Florin auftahrend. Mein Gott! ſie kommt!
Auf ſie zu. Madam! — Vagonnen Se, Madam, dem wärmften Dank ⸗¶ ich nahm |
So innig Antheil, war fo fühlbar für die Ehre, Die edle Schöpferin von diefem Park — Nannette | Sch höre, Daß diefer duͤſtre Hain fih Ihrer Gunft darf freu’n. Verleiten Sie mic nicht, Florin! zu ſtolz zu feyn. Florim vor fid. Sie las von. mir —! und. fpridt, wie Mignon
Philomele — Laut.
Vermoͤcht' ich das, Madam — Doch Stolz in einer Seele,
Die nur dem Himmel lebt, doch ihn zur Erde zieht, Unſichtbar Freuden ſchafft, doch ſelbſt die Freude flieht?
Nannette
Sie denken gut von mir! Ich habe wohl den Willen; Doch fehlt mir oft die Kraft, es gluͤcklich zu erfuͤllen, Was ich mir ſtill gewuͤnſcht. Gern ſchuͤf ich dieſen | Wald
Zum Tempel der Natur, zum lieben Aufenthalt
296
Fir fanfte Herzen doch, wie kann das mir gelingen ?
Nur Auserkohrne ſind's, die in das Heil'ge dringen,
Und, was fie tief gefühlt, dem Lied’, dem todten Stein
Dem Bilde — felbft dem Blumenbeet', dem Straug),
' verleih’n!
\
Slorin. Mer Schönes —* und wuͤnſcht, iſt ſi cher a
Mannette.
Doc) wird Gefuͤhl und Kraft auch ſtets vereint geboren? —
Was freiten wir, mein Freund! Der Kampf iſt hier nicht gleich!
Ein ſtill empfindend Weib, ein Dichter, kuͤhnund reich.
Kuh — feh’n Sie, feh’n Sie nun, daß Stolz; und Wahn mid treibm? —
Auch find wir wohl zu gut, um länger fremd zu bleiben,
Schlägt den Schleier etwas zurück.
Florin vor ſich. Welch himmliſches Geſicht! Wie denkt, wie redet fe! Laut, So iſt es denn fein Traum, kein Wahn, d ‚Sympathie vw Getrennte fchön verein. fie unerkannt verbindet ; Daß, was fih angehört, auf heil’gem Pfad’ fich findet —
297 Nannette.
So dacht' ich mir Florin, wenn ich entzuͤckt ihn las,
Bei ſeiner Liebe Lied den eignen Schmerz vergaß.
Ach, traͤumend dacht' ich oft: ein ſolches Herz erwerben,
O! ſo geliebt ſich ſeh'n und dann — mit Wonne ſterben!
Was ſag' ich? Ich vergaß —
Florin, vor ſich.
Wie das zum Herzen drang! Welch holde Schwaͤrmerei! Welch zauberifcher Klang! Wo bin ich? Hoͤrt ich recht? Laut. So darf Florin es wagen, Die ſtille Huldigung — den leiſen Wunſch —
Nannette kühler, als wollte ſie das Obige verbeſſern. O ſchlagen Sie oft den Weg ein. Dann ſinkt auf dieſes Thal | Der „Götter. höh’re Gunft, . der Sonne fchön’rer: Strahl.
D kommen Sie recht oft in diefen flillen Garten —
Flo rinm verbindlich.
Mit jedem Morgenroth, die — Sonne zu erwarten!
298 7
Nannette als wollte ſie abbrechen.
Beruͤhmt wird dann mein Park, berhernice se Schritt; Y Maag wo ein Dichter * da bringt er Götter mie!
Storin wle vor fich. —
Wie? Haͤtt' ich mich geist? Bon jenes Himmels Schwelle So fchnell geſtuͤrzt — Laut. —J— Noch nicht, noch nicht von dieſer Stelle, Von der geheiligten, wo ich die Freundin ſah
O meine Freundin! — Nein! ſo wohl und weh geſchah
Mir nimmer noch zugleich! Sch trag?’ es nicht — Sie zeigen
Den offnen Himmel mir und dann —
Nannette mit ſich ſelbſt kämpfend, geheimnißvoll. | Treu lieben! Karren! Schweigen! k Berftehin ‚Sie dief, mein Freund? Mein Ungluͤck war zu groß, Am ohne Prüfung nun —
Slorim knieend.
Deneidensmerthes Loos!
299
Sch RR: träume nicht — Don PER fhönen | LIUE:) Munde Schwebt der. Gewahrung Ton
Nannette.
Zum Denkmal dieſer Stunde — O moͤcht' ich nimmermehr zum zweitenmal bereu'n! — Dieß freundliche Geſchenk!
Giebt ihm einen Brillantring. Florin. Dieß Pfand der Neigung mein? — Nannette. So nehmen Sie, mein Freund! Man moͤchte uns belaufchen — Ge ſchwind die Hand! die Hand! — Nicht wahr, Florin, wir tauſchen?
Florin, erſchrocken. Madam! — Ich glaube kaum — dieß iſt nur einfach. Gold — vor fih.
Wie lang’ hat fie gefpart! "Mein! Nimmermehr! » IMaBKEeM und ſollt' Sch Feine wiederfeh’n! |
Laut.
AIch Kann den King nike 2 Er ift ein holder Schein aus meinem
leben ; Es blieb mir keiner: fonfi — Nannette TER Was fagen —J en Sie wähnen — wagen es, mir Jemand vorzu⸗ zieh'n? —
Den Ring! — ich will ihn jest! —
Slorin. Wie? könnten Sie mich haffen, Wenn ih — ' | | Nannette. Den Ring will ih! Sonſt muß ic Sie verlaſſen!
Den Ring! 1 Floxin. ra Nein! —
Nannette. |
| Aus meinem Any ht! Gh bin verfhmäht — |
| Florin. |
sä zee eagh muß!
Nannette,
wirft ſchneu Schleier und ſchwarzes Ueberkleld ad. Sie iſt darunter reizend, doch ſehr einfach, weiß mit roſenfarbnem Leibbande ge: kleidet. Das blonde Haar wallt frei herab.
Du willſt Dein Nanntchen nicht? Beide fliegen ſich in die Arme und ſprechen unter einander:
Florin.
Du Nanntchen?
Nannette. Mein Florin!
Florin. Mein Nantchen! Kleine Nonne, Du warſt es ſelbſt?
Nannette.
*
Florin! Du mein?
Florin
O Himmelswonne!
# *\
302
Nannette. Nun trennt fein Schickſal uns? Nicht wahr?
Sr;
Slorin, ſich vrögtih losreißend.
10 ach Ä Doch, doch Madam!
Doch, gnaͤd'ge Frau vielleicht! — Wozu dieß Duodram?
—Nann ette, läachelnd vor ſich ..
Ja wohl, ein Duodram!
Florin. ‘rise
Wozu dieß Spiel? das Trauern?
Nannette. Ei nun, um Dich, mein Freund! ein wenig zu belauern! —— „a Noch Hohn und Spott! — M — man Men J Mein ort ward aͤberraſcht; doch jetzt verlaß' ich J , Sie! ! i Nannette >
Das koͤnnteſt Du, Florin?
"3%
Florin. Mein Herz war zu erweichen;
Doch dient es nicht zum Spiel und zu Theater: fireichen!!
Nannette Das koͤnnteſt Du, Slorin?
Florin.
Du konnteſt Schwuͤre brechen; Nichts galt Dir dieſes Herz; mein Kummer; Dein Verſprechen; Der erſten Liebe Schwur: „Nichts ſcheidet uns, als Tod!“ | Kein Jahr noch war ich fort, fein ganzes Sahr, da bot Ein Greis Dir Herz — und Geld — Du weinteſt ein'ge Zaͤhren —
Nannette.
Wie hart! wie ungerecht! — Konnt'ſt Du uns | . denn ernähren? . Was warft Du damals denn? Wer fannte Deinen
Geiſt? Was hatteſt Du gethan? Du warſt davon gereiſt —
Florin. rn trug ich manchen Schab —
304 Nannette. Wer nannte Deinen Namen?
Florin. Seßt nennt man ihm — "7 Nannette “4 Doch ſonſt —
Slorim. _ ER Ich ſchrieb doch ſchon zwei Dramen! Erwarten ef DEE |
Rahnette. # Au
Dis Noth, Setimmerniß Noch fruͤher, unerquickt, den Vater mir entriß? Es koſtete mein Gluͤck, doch ihn konnt' ich erretten; Es lagin meiner Hand; doc) d i e trug Roſenketten! — Man gab ein Stuͤck yon Dir Z verffummt war felöft
*
der Neid — — Ich ſpielte und geſiel — Kennft Du noch diefes | Kleid‘? a Ion Lob und Gluͤck berauſcht; vom Glanz, des Balls umfloffen,
Ich onen, zwanzig Du — fo ward der Bund ‚serptomen 10 AN
305
. $lorim ii Und war ich. — denn nichts? nichts dieſe reine ER: Glut?
Du ee diefen Seit —
nase,
Drum dacht' ih: Er hat Muth! Mein! Er verfennt Dich nicht! Er wird das Große tragen; Dich nicht verbammen, nein! er wird dein woos beklagen!
NEE
Klein bin ich gegen Did! So hab' ich's nicht geſeh'n! Doch Nantchen! ſprich doch, ſprich, wie konnte das geſcheh'u? — Wohnſt Du denn hier im Schloß?
MNannette.
Ei wohl! es iſt das meine — Ich hab's nicht laͤngſt gekauft — und, wenn Du denkſt, das Deine! Es iſt nicht allzuklein, und naͤhrt ſchon ſeinen Mann; Wer ſagt's, ob hier Natur, ob Kunſt, den Preis gewann? Drum hat mir's eben recht zum Dichterſitz — Was meinſt denn Du, Florin? Theaterſchr. J. 20
306 ——
Flo * traurig .
win. SW kann auch * ver⸗ | dienen ! e 13H 49 Wal
Nann e tte. Po * auch verthun —
ur
Beiin, Fleinfauk. it 90 9° \ Sa, ja, da haft Du recht! Dann a ich, was — N annette, enthufiaftifh.
| Du, mein Slorin, ein Knecht?
— Flor in. eh Le Ich bin nicht Deiner werth, Du liebliche Nannenen eh ſtill — was faͤllt mir ein 7 Nannette.
Nun was denn? Slorin. N
Ei, die Wette! Schriesft du 2 — noch: Wit: fehen uns nur we .. dann, Wenn ich dich ſi eben Mat: ‚des — nns ae kann? |
\ | — — — 307
MNMannette. Nun, ich gewann fiejmtoun sin. HD * 22 N | Slorim‘ ' meh Ban ni Dip haͤtteſt fe aemennen ! RN: Ga en wurd": HEN! HN: —— F 1} j ömhnette, ei Murte in die Hände, ‚ade Herbei, mein Ariel! Aa Bud meer A
Storin, vor fi.
Was hat fie ansgefonnen?
Das Kammermädchen, gefleidet tote oben, bringt einen verdeckten Korb, und en dann wieder ab,
‚Slorin, vor ſich.
— — — Das iſt doch ſonderbar; die ea faſt ein ge Zoll gest — 59 1
Nannette. | Nun, Freund, dein Maas ift voll! ar den Korb aufdeckend uhd! wie ausrufend. Ein indigblaues Tuch — „Wir leben dann recht friedlich,
»* kleiner Engel! Nicht? Sie iſt doch warlich ae n TR j ‚niedlich 1 1
308
’Storim Der Schwarze fpricht aus Dir! TE u
Nannette.
J Ein kleines Silberſtuͤck! I frei bin. nur blond; drum hab’ ih auch | hen Gluͤck. Sieh doch — Vergißmeinnicht! „Ich will dich nicht beſchenken, Du ſollſt, wenn Du's erblickſt, nur freundlich meiner denken!“
Stoxin. Sif Du ein. hatet Sei?
Mannstte.
Hier kommt denn Nummer drei! Ein ailerliebftes Stuͤck, ein. Luſtſpiel nagelneu. Der, wer betrogen wird, bedankt fich noch mit Küffen; „sch komme herzlich gern, wenn Sie's probiren
muͤſſen!“ Blorin. x Sch werde * verwirrt! — Ss gut, ic) glaube 3; — Dirt SELTEN ET 7 Nannette. 1”
Re u" J
Schalte aufmein Wolt⸗ Mein Freund, * mir! —
309
Ein Stuckchen Atlasband ein Kettchen, dieſe Ringe, Hier ein Medaillon — und hier, als Nebendinge, Ein heut ⸗ Lied, acht Stuͤck von Didots Gold. Mit dem Beutelchen klingelnd. Sen’s fieden — dieß noch drein — welch reicher
Deinnefoßd, Den ich — —
Florin. Was? Du? — Hin und her laufend.
Wo hatt' ich meine Auge? Beim Wetter! Warlich, ja!
—— ——
Wenn ſie nur dazu taugen, Bon nun an mich zu ſehn! — Nun, ehrenfefter Mann, Wie ſteht's um dieſes Herz, das man ſo leicht gewann?
Florin vor ſich.
War ich denn taub und blind? — hm! — Ä Laut. Kannft Du wirklich denken, Sch Hab’ es micht gewußt; ich wiirde fo ver: ßß ‘ schenken, Haͤtt' ich Dich nicht erkannt —
310
Hilft 2036 nie Nannette PB SET ET IR area fl in As no TEEN Hat dindo ſagerfein: Doch mid beteugſt Si DI Bias IR ai
| "Frei. Br a "Bewahre mid! ” a nein! DR ſieht man ja von fe rem di N, annette. |
Du ſollſt mich nicht bethören! Komm, Freund! und kannft Du mir’s bei diefem oe Herzen fchwören, So glaub ich Dir IBpe Wer ? 2 tea Barum 9 Nantchen! fey nur gut! Ich bin ſo gluͤcklich jetzt! Ich habe nicht den Muth! Ei Andrerhätten mich gewiß nicht ſo betrogen; ' Du warfi es ER allein; "was mich ſe PRBERPREN. —
| met F Hem! hem! — doch darauf mag ich ja zu fehr nicht trau'n!
Sa, wär’ ich nur nicht blond — ſo etwa ſchwarz und —
Elorin.
, gut, Du liebes Kind! — Laß ung den Sc, vergeffen,
“ 311
Mit Frauenliſt kann ſich ſelbſt Dichterliſt nicht meſſen Du — meih, af ‚Zauberin! — ein ganzes Goͤtter⸗ Chor Haufe doch in diefem Kopf und unter diefem Flohr!“ Du bift Li | ganz, wie fonft! Das fol ein Leben
werden, Ein irdifch — ein en auf Erden —
Nann ette herzlich. Wenn ich Dir’s geben kann an) mm } a 1 NR ed nF lorin i h in ansfchweifender Freude,
Sch bin nun frank und frei, — Sch frage nicht darnach, wenn Oſtermeſſe fey ! Nicht mehr in Egg’ und Pflug, empor zum fonn’gen Himmel Schwebt ohne Gert! und Zaum mein muth’ger Frluͤgelſchimmel!
Ha! — Gluͤckliche Idee, die Augenblicks entſtand! — Begeifrung nahet mir mit Nantchen wand in. Hand!
Ich dacht ein neues Stüf: Die ſchwarze Frau —
Nannette
Die Wette! Sich fchelmifch und zärtlich an ihm Fchmiegend. Der. Slattrer heißt — ?
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Feſt Oper in drei Aunfyügen.
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Derfonen.
—
Autemidor. Morgana, eine Fuͤrſtin des Geiſterreichs. Medorn, \
1 a N Alcindoerr. 6 Robert, ein ritterlicher Greis. | Lothar, Prinz, ein Anführer der verbündeten Heeres Nüdger, Anführer einer feindlihen Schaar. Zephyrine, a ga rc Selinde, } Medora’s Begleiterinnen. Nadine, a Elementargeiſter.
Große des Reichs. Krieger. Buͤrger und Landleute. Gefolge.
Das. Coſtum ideal-romantiſch, indem bie Handlung Feiner beftimmten Zeit und Gegend angehört.
19
wr % af: N * +81 ih } u 8
Erper gay gr
rl ftnise:
ungewiſſes Fruͤhlicht. Hinter Nebelſlohr ein. regellos ſcheinender Halbkreis von Erlen und andern Bäumen; in deſſen Mitte ein, Baumſturz, mit Roſengebuͤſch um: geben. An den Seiten zwei. Felſenſtuͤcke von roͤthlichem nd, braunem Geſtein „Bleiglanze und Schlacken, nur durftig mit ſchwaͤr zlichem Geſtraͤuch bewachſen. Es ſteigen von Zeit zu Zeit Rauch und Funken hervor. Der Hinter⸗ grund iſt aleigſai von Nebel bedeckt.
———
Morgana, ein Lilienzepter im Arme, mit dem andern auf
den Baumſturz geſtützt, ſo, daß ihr ſilberſlohrner Schleier ſich über
ihn und das Roſengebüſch ausbreitet. Vor ihr Zephyrine,
Selinde und Nadine Lin Fräulein : Tracht) knieend
und die Hände zu ihr erhebend. Elfen Lin kurzgeſchürzten weißen
Sewändern, grün gegürtet) an den Bäumen gruppiet, gleichfalls in bittender Stellung,
Zephyrine, Selinde und Nadine
Vernimm o Fuͤrſtin unſer Flehn! Trenne die Liebenden nicht! Medoren huͤlfreich beizuſteh'n, Machteſt du ſelbſt uns zur Pflicht!
316
Elfen.
D höre, was die Schweftern fleh'n!
Trenne die Liebenden nicht! © Morgana.
Wer ift mit Neigung wohl Medoren
Mehr zugethan, als ih?
Wer hat von jeher Über fie gemacht?)
Wem näher liegt die Wohlfahrt zweier Voͤlker
Die gleicher Sinn, gleich feſte Trew —— Wer blickte froher zu der Hoffnung auf, Die vormals klar im Buch’ des Schickſals ſtand? Und doch — naht ſchwere Prüfung, droht Gefahr! Ihr dürft fie nie — ich pi fie nicht beſchaten:
Die drei Fraͤulein.
Wir follten ihren Kummer ſeh'n ; Thraͤnen im hold'ſten Geſicht! Vernimm, o Fuͤrſtin, unſer Flehn! Biſt du die Maͤchtige nicht!
Elfen. O hoͤre, was die Schweſtern fleh'n! | Biſt du die Mächtige nicht Morgana
Und ob ich die Roſe Dem eifigen Schooße
2. 317
Des Nordens entkofe; Die fhlummernde Aehre Befruchte und nähre; “nn Die perlende: Zaͤhre Der Mufchel verkläre; \ Mit ſchimmerndem Strahle Ruͤbinen, Opal, „Den Schmetterling mahle; „Die, Silberforelfe, Das Sylphchen der Welle, Mit Purpur erhelle; Der Feenftab in diefen Händen, Vielleicht kann er Gefahren wenden — Doch was befchloffen, muß vollenden! — Mas dort in diamantner Pracht Der Sternenfchriften ift zw leſen, Das Ändert Fein gefchaffnes Wefen, Dem beugt fih auch der Geiſter Macht. Die drei Fräulein und die Elfen, welche feüber von Zeit zu Zeit noch; bittend die Hände erhoben haben, ſenken beftürzt die Häupter. Nur
die erftern, die Hände über die Bruſt gefaltet, richten noch flebende Blicke auf Morgana, Diefe fährt fort:
Nicht länger fodre Flagend euer Wort,
Nicht länger fchweigend der beredte Blick,
Was zu gewähren höh’rer Nath verbeut! — Steht auf! daß weniger beflommen ich,
Was meine Sorg’ bereitet, nun vollführe!
Die Fräulein gehorchen. Morgana gegen die Selfenftücke gewandt: Ihr aber dort, noch vor dem Kahn erwacht Hervor! hervor!
318 —
* 2 were: Xupeeie® J Dre Ir 21 7747
Die Borigen. — ee nad) den Felſen aewendet, find weiße und blaue Flämmchen daraus aufge: fladert. Jetzt fteigen aus den Definungen des Geſteins auf einer Seite Erdgeifter Bergkappen auf den Käuptern,, dunkelbraun, mit filbernem und blauem Schmelz/ getleidet, Geubenlicter) nd Bergwerks⸗ gerätb in den Händen ) und ei uer g eifte r ererfalb und grau mit Lahn, gekleidet, Hämmer und Zangen in den Händen) mit den Ober: lelbern bevor, Die Elfe msin halb furchtſamer, halb neugieriger „Stellung. 7 1
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ir haben, "wir haben EESTE, KR Ipuad in Gin Dunkeln gegeben — mann
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X ra FE N stsaal6 si 4 Fenergeiſter, ‚vonder, Anbei Bon Gtuthengerstger, Tu are velzthet schuh Bar Ir 18185 —F Kid 84 iR
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EB a 3 AnG 10 1rr 1
Gchämmert, geweiht ee a het ae et 3400 SEÄNDIE i. Seuergeifier.” ad wenn 1 Ir ü 13 * H 7 0 2
Sefchmieder, gefeiet —
319 Beide | Gold Rubin, Smarasd und Stahl!
REN BEN.
Das han, das Fee, Das Schönfte, das Beſte —
Seuergeifter. Geſchmuͤcket mit’ reichen Figuren und Zeichen —
i
Erdgeißer. Es wird ſich erproben —
Feuergeiſter. Der Meiſter wird's loben —
Beide. Alles, wie Dein: ‚Wort Planet
723773
Morgana.
&o Übergebt ı es Euern Fürften nun! Sch rufe fie, wenn: ihrer ich bedarf! Erd :und Feuergeifter finken wieder hinab. gu den Elfen.
Ihr aber, meine leichten Dienerinnen, Hinweg in Luft und Duft!
320
Elfen.
Links. und techts durch Lein und Rain! Auf und ab durch Stein und Hain!
Links und rechts durch Kluft und Schluft" Auf und ab durch Luft und Duft!
; Morgana. Bis mein Wink Euch wieder ruft! Elfen, entfernter, mit werhallendem Tone
Bis Dein Wink ung wieder ruft! Morgana und die Eifen, die Bäume und Felſenſtücke verſchwinden.
Dritter Auftritt.
Der Nebelflohr hebt ſich. Man erblickt im Hintergrunde auf einer reizenden Anhöhe, hell beleuchtet, ein romantiſches Waldſchloß, mit bunten Fenſterſcheiben, Thürmchen, Schnörkeln und andern Zier:
rathen. Die drei Fräulein erſteigen die Anhöhe. Land: Keute mit Ländlichen Gefchenfen, von beiden Seiten eintvetend. Wald darauf Medora. | Männer und Sänglinge,
von einer Seite, zuerft kommend.
Sold’ne, rofige Sonnet Strahle heut' wolkenlos Far!
321
Gaben zärtlicher Wonne
Bringen Medoren wir dar! — Eilet, eilet! Pla genommen, Eh’ die Frau’n und Mädchen kommen ! Unfer fey der erſte Lohn!
Frauen und Mädchen.
von der andern Site, jene neckend.
Siebenſchlaͤfer! — Guten Morgen! —
Ha! wir laufchten längft verborgen —
Mit Vergunft! da find wie ſchon! Medora tritt aus dem Schloffe.
Beide
Mit Vergunſt! da find wir fhon! — Sa, fürwahr, da find fie fhont — Schaut, Medora naht fih fhon! — Sold’ne, roſige Sonne! Strahle heut' wolkenlos klar! Gaben zärtlicher Wonne Bringen Medoren wir dar!
Medora, mit Empfindung vor füh.
Wie fo hell des Morgens Strahlen
Die fmaragdnen Fluren mahlen.
Wie, verjängt im Arm der Nacht,
Nings umher die Gegend lacht!
Theaterſchr. J. 21
522
Die Landleute erblickend. Seyd mir gegräßt, 7 " >? Shr friedlichen Bewohner diefer Flurre Zu den Fraͤulein. Willkommen, freundliche Geſpielen! Ihr wandelt ſchon? — vermuthlich um dem Than, Dem Perlenſchmuck“ der Wiefen —
ERS: 4 ’ ‚23
Die Sräufein, EDEN geheimnißvell lächelnd unter ſich.
Wir lieben's, auf der gruͤnen Au' Mit Perlenſchmelz den Fuß zu ſchnuͤren —!
Medora,
wieder zu den Landleuten.
Wie ſoll ich's gnug euch danken, liebe Freunde! Daß ihr die Heerden, euer Feld verlaßt,
Um mir des Morgens. blühend Angeficht
Mit eurer Liebe Gaben zu befrängen?
Landleute, indem fie die Geſchenke emporhalten und dann auf die Anhöhe fegen.
Alles, was Fluren und Bäume und Neben, Sammelnde Bienen gefchäftig ung geben, Nimm es, o Fräulein! als herziges Pfand! Aber fo frühe zum Schlofie zu dringen, ofen, noch. bligend vom Than’ ‚> dir zu bringen, Hat uns der edle Alcindor gefandt.
1 *
Kr —* "Cs
Medonayı © Indem — welche ein Mãdchen emporhält, * aus der Hand nimmt und an die Bruſt ſteckt, feurig:
Alcindor? Er? — Sie ſchlägt die Augen niedet und? fährt gemäßigter fort.
Erfreulich iſt fo zarter Morgengenfi,'
Wird roſ'gen Glanz dem ganzen Tag verleihn! —
Eilt jeßt zu euern Heerden, eurer Flur;
Doch wenn der Abend Lächefnd niederfinke,
Dann —* zu einem frohen Feſt zuruͤck!
A — W m vet
— ——— ——
'Ia; wenn der Abend caͤchelnd 4 net, Ya Dann fehren wir zuruͤck, |
Wo Spiel und Tanz und Freude winkt, Doch schöner noch Dein Blickt Deren
6.
Vierter —
Medora—. Re Fraulein, in EEE
Mevorn.
Kaum barg ih ner das Gefühl, Das bei Alcindors Namen mich ergriff!“ Wie finnig er, mich zu erfreuen, forget —!
I
324 | Schaut auf die Roſe nieder. Wie zart gefaͤrbt ſeh ich dich vu Du holde Gabe feiner Hand vv DD Pad
‚Die, Sabine,
<br J —
Sie gleich⸗ der jungen Liebe —* nn Be rn es — — — ko
4 u ion
POSTER a a
Erröthend flieh’ ich an der Sreundfchaft — Gieb, liebe Zephyrine mir die Hand, |
Und fühle Hier, was ſich nicht ſchildern laͤßt! Sie legt epbneinens Hand an iu ul
Bei jedes Morgens Strahle *
Gewahrt' ich hier im Thale — Nur, wie die Einſamkeit
So ſuͤße Ruh' verleiht!
nn
er
Die Fräulein, lächeln,
Sa, füße Ruh verleiht
Sm Grünen Einfamfeit! Medora.
Da kam mit Lany und Bogen:
Aleindor hergezogen; — — it
Beim erſten Druck der Hand * War mir das Herz entwandtı vn. 0!
a7 u nd ana a Ihe —? Kommt näher, Theure!
27 Spare a me ne
2
\ vd
\ Die Fraͤulein. Denke! nur ein Druck, der Hand Und RR das ‚Herz entwandt !, an
Medora. >
Nun feh’ ih unter Bäumen, — So wachend, als in Träumen, Sm Hain“ und im Gerd Stets nur Alcindors Bild!
— un
Die Fräulein.
Sn Kain und im Gefild, 4.4 3 A nur Alcindors Bin! i
M edora, rhüctern. | tebin Ne ur r * 24 TER “
—* —8 nennt die Macht der Triebe, | n R Die ängftet und wergnügt — Die Fraͤulein. ri
Medora fühle | die Liebe, ie una 5 Die jeder Ser befieat! N * PR RE
‚a nl Medora, Von u sid —— wer mag ſeins — * — — 6 Die RP, von ihm gefändt er — — Th * ——— vor — nr Mög’ Eu die Vorficht eigen! — a PK EEE
Die Noprift guügend Pfand.
2 237 BEE Und denndch Ehn’er wetteh, erh Und Saden fü Were ine ont
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Die Eräutein. "Dir Antwort zu. ertheilen,
Konmmt dort ein Waidmann 30 J GER Race Bu —
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— — Aufterte *
Herr —J 2*
Medora. 98 te Fränlein, fihsurüdstehen. Alcindor, der, wbeld er ee gewaht wird, Jagdſpieß u Hifthorn ſeinem Diener ee var — Zuletzt
| BET RRERENERT
Y eo.
179% Keindon_
*
230933:
Du biſt's, Du biſt's, Medora! m, Ebles — O zuͤrne nicht, daß ich Dir Gaben ſandte, Die Deine Fluren ſchoͤner wohl erzieh'n! — Vor deinem Antlig’ bleicht der Blumen Glanz,
Iſt unmwerth Deiner. Huld mals Boten, nur Beſcheidner Hoffnung moͤgen ſi — e was — Verſtehſt Du, lage, . >
” , n98 Br \ } = %) » '9 sr Med R t * ſich ———
Wie nieder?
+
327
Aleindor. So fieh mich hier zu Deinen Füßen! Du Holdes Mädchen! werde mein! — O ſprich! Laß mein Geſchick mich wiſſen —!
Medora, zärtlich ſchüchtern. Die Rofe mag die Antwort feyn!
We Gabe diefen Platz gefunden, ® Dem werd’ ich Herz und Leben weih’ n!
Alcindor, ihre Dand an ſich ziehend. Schoͤnſte der Stunden,
Wo ich gefunden Dich, o Medora! mein geben! mein Gluͤck!
Medora.
Schönfte der Stunden! — ; Treulich verbunden Theilen von nun an wir Leiden und Gluͤck!
De ide. Treulich verbunden,
Innig ummwunden, Theilen von nun an wir jedes Geſchick!
328
Medora.
i } « - J
her eingetreten ift.
Robert.
O! fodert nicht des Schickfals Made, ir
Zum Kampf’, ihr Thenern, auf!
A kein dor,» freudig die Arme gegen ihn ansbreitend. Mein Morgenroth war längft Bis
Jetzt flieg die Sonn’ herauf,
\
Robert. Ihr folget oft Gewitternaht, WI 90 Gebeut's des Himmels Lauf!
M edor a. Er haſſet nicht der Unſchuld Frieden —
Alcindor. Wir ſind vom Schickſal uns befehieden !
Robert. Beftändiges wohnt nicht hienieden !
—
Alcindor, Robert ver fon ermae frii;
329
Medora, e .. fo daſter, edler Greis!
(e indor. Sieh Ana uns banger is Preiß!
*
Kobert.
Nur Mäfigung ift mein Geheiß! —
Oft, wenn der Schnitter Tag gefommen,
Sieht fern man wilde Stürme droh'n —
EM Medora, vr Ne
Fürwahr, er macht mein Herz beflommen.
So ernſt war nie.des Greifes Ton! Alcindor, vor ſich.
Fürwahr, er macht mein Herz beklommen;
Sp warnend war noch nie fein Ton!
Robert. Wißt! Irr' ich nicht, ſo nah'n ſie ſchon!
Alcindor und Medora. Ach! — irrt er nicht, fo nah’n fie ſchon. | Robert ab-
330
Siebenter Auftritt. R Medora Alcindor
— 1: Medora, ver ich
Wie bebt mein Herz! — Und auch Alcindor — ach! Wie truͤbe ar fein holdes Aug’ aut Erder |
Yloindamy vor fi.
So ahnungbſchwer war mie fein Vaterwort " Wenn Robert ahnt, ift Ahnung fchon Gefahr!
Medora, laut.
| Aleindor! wär? es möglich? follte das — Zwei Herzen trennen, die ſo treu ſich lieben?
Aleindor, ſich ermannend.
O zage nicht, Geliebte Du!
O zage nicht! | Wo faͤnd' ih Muth, wo fänd’ ich un Wenn Hoffnung Dir gebriht? — _ | Geordnet ift der Sterne Walten:
Huch fie lenkt Liebe fanft und mild,
Und alle gute Wefen halten
Vor treue Lieb’ ihr Strahlenfhild! — Morgana ! höre Du mein Flehen! Medoren fchügen tft Dir Pflicht!
D eile Du, uns beizuftehen,
Wenn jeder Hoffnungss Anker bricht!
331
Und — ſoll das Schrecklichſte geſchehen,
Indem er ſie umarmt mund. ihr zärtlich ins Auge blickt. Erlöfche Forder Augemtihti— . 11722 Mag Erd? und Himmelh untergehen, Bon dir, Medora, Naprichinichtl 107%
hter Auftritte !onamm
Medora. Alcindor. Die Fraͤulein. Land leu te zum <heil mit Senfen und anderm ländlichem Gerät.
J
Knnen nDie Fraͤſulein. F raw n und Männer nah'n —
Aleind or und Medora. Stuͤrmt die — *
9
| La n N eu 4 e. Ungluͤck bricht zu uns ſich Bahn 1
Alcindor und Medora. Welch ein Fe — ſagt es an!
aı n 1 te u t e, unter einander, Ach wir jagen, ach wir beben! — Schreckensthat hat ſich begeben! — Feindesmacht verheert das Land —
332 Ohne Heerden kamen Hirten I) — ul Welche ang’ in Wäldern irrten — nun Weiber, die um Kinder: jammern 0 Kinder die ſie bleich umklammern. Rohe Wurzeln in der Hand · Huͤtten lodern auf in Brand!
Aleindor. Entſetzlich! ha! Me dv ra Ar) 1 1% ra A & 9 Himmel! 2 ha sin
Einige Landleute, In die Culiſſe fhanend.
Was iſt dort? Welch Gerämmel? 0 mnT
} ag er v5 TEE. Dee mim} v IE MR
An 9,6 J RE he
ur I En
Die Borigen. ae * Kriegern.
Lothar, zu den Kriegern.
Mein! ihr wackeren Genoffent 3 Don
Hier wird uns fein Lorbeer fproffen, Hier bedarf's zum Kuß nur Much! —
Zu den Landleuten. —
Bebt nicht vor des Feindes Wuth th Weiber zagen! Feige zittern! Hamm)
— 339
Eine Schaar von tapfern Rittern
Führe’ ich her zu eurer Huth — ,.. > Schwerter, wiſſen wir zu fhwingen,, 1. Und nach freudigem Gelingen | Labt uns Kuß und Rebenblut!
Krieger. We Ka, nach freudigem Gelingen, we Labt uns Kuß and Rebenblut. eibe Ir
O! nun faften wir MROFTFOURAK: —
Krieger } ; ;
a zu uns faßt man Vertrauen! Einige Männer J Sünglinge.
Bir u fühlen Kraft und Muth!
Bilder,
Wacker! Sie auch haben ah
Lothar, hin ee zu Meindor , mit Epott. Aber Da — von edlem Blut!
Willſt Du hier in Gunnar Lauben für die Liebe bauen —
334
Aléi dor, Beige D an Reize nicht des Zornes Stier 5 An
RELLF ER?) STE IITETE
Sch auch weig das” Schwert zu Eigen 2 # ar
Den ir an aan!
| Dich, Geliebter! Dich verlieren a
4 393 ‚I
ap! Sothar., Hans ben al. Mas hör’ i ih? eh ws Bir 3992 Sie, die mein Herz entbrannt!
134138 "Nteindor.
Mir if die Holde/ Schͤne sum 90 Mit Treu’ und Schwur verwandt! >
79 f 33% EL .
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J BE: ; —V
Nie, Fremding da ic di ———
2 ta li Ei te a we Doch ift in dich mein Herz entbrannt! Will ihre Hand faſſen. — feind vr. >! hr
Niemand foll fie mir entreigen! Die Schwert iſt meiner Liebe er
Kai othar... U HB Heraus! herausiimeinblanfes' RE Dir zartem Schäfer biet“ ich — yeah
Medora und die Landleute, theils zu Aleindor, theils zu Lothar gekehrt. Auf! auf! das me ihm zu entreigen!
Krieger, es wehren. Nein! Männer ziemet Schutz und Trutz.
Zehnter Auftritt. Die Vorigen. Morgana. Eifen.
Morgana, im Eriheinen.
Herbei aus Tief? und Hoͤh'! Eifen erfcheinen und ziehen, fich die Hände reichend, einen Halbkreis um fie,
Alle,
außer den Elfen, in verfchiedenem, ihrer Empfindung Me Zone.
Morgana! die Fee! Sie beugen fich vor ihr. Wleindor und Lothar fenken die Schwerter.
Morgana. Nicht ziemt eg Tapfre, jetzt zu fechten Um eignen, eigenfücht’gen Zwiſt; Nicht um Medora’s Hand zu rechten, Die mein, die meine Tochter ift! Alle erftannen.
336
*
Aleindor und eothate
Morgana's Tochter? | | —A Landien⸗.
Ihre Mutter Sie?
f ini»
EC Alcin » or. Der Mächt’gen Tochter ? O! ich zage — Lothar. S Ein Feentind! wie fleigt die Waage! Me ir a
Du, meine Mutter? — Noch vernahm ich’s nie! —
Wohlen, o Mutter! laß mich Deine Knie x
mir inn gem Flehn, mit heißer Angſt umflechten — Sie knlet vor ihr
O Mutter! reiß' mich von Alcindor nicht! | Morgana. i Auch ih de höhern Mächten; Was fe RN fodre nicht: AR —— | Alcindon EN
Dein Liljenſtab trotzt finſtern Maͤchten; O trenne treue Liebe nicht
„Lo ch A $, vor fi.
Ich weiche nicht von meinen Rechten! Dies Schwert ift meine Zuverſicht!
Morgana,
Sa RE 5 zu Medora und Aleindor. Gehorſam iſt die erſte Pflicht! Glaubt' ich die Zukunft zu ergruͤnden, Scheint Andr'es jet fich zu verkünden; Oft iſt nur Trug, was Wahrheit fcheint! Ob fonft die Zeichen günftig waren, Wo ihr vereinigt, droh’n Gefahren; Bereinung trennt, und Trennung eint!
Eibfter Auftritt Die Bo rig en. Ro Bert (nun bewoffnet,) den die Arie: INTRO und gandleute ehrerbietig durchlaſſen. Landleute. Er bewaffnet! welch ein Ahnen! !/ | Warlich! nun kaͤmpft fih’s um ruͤhmlichen Preiß! Aeltere Kriegen
Uns zum Sieg' den Pfad zu bahnen, Nahteſt du immer der Deinigen Kreiſ'.
Juͤngere Kriegen, Schwingt die Schwerter, ſchwenkt die Fahnen! Sey uns willtommen, dir tapferer Greist "| Theaterſchr. I. 02
338 —
Alcin ıd dr, ibin entgegen, O Robert! o mein Vater !— Did in * du?
Robert, po — Nicht laͤnger zieimt Die Ruh —2 ir ee Nicht länger gilt's, mit Beer 3 —* PETE Dem Bild im Forfe,nachzueilen! — © so an in
Erfahre, was nicht früher zu — F Vom Hofe fern Dich kraͤft'ger zu erzieh'n, ie Nrtemidor, dem Weifen, nöthig fchien — Und mög’ es dich zu edler Glut entzünden — Du bift mein Neffe nicht — nur durd) die Lieb? mein Sohn; Der Daum, dem du entfproßteft, trägt die Kron’! Alcinaor. ſteht erſtaunt and betzoffen. 2)
; uff J ER
‚ Krieger und Landieute Seit gm! Heil ihm. 44 dem Sproß von Röuigekammer
Bothar,? ihn ebrerbietig. begrüßend. er amito end — Dur bift von, koͤniglichem Stamme! — TERN ERR Doc Ritter auch — drum fechten wir "ben Auch ich bin Prinz! — nach Ritterfitte aus!
ALEn dort rel L Es gilt! ER AI ⏑ Vi BR N
14 J
Medora, vor ſich ıı.
Ach naͤher ſchlaͤgt die Flammeee
Die all mein Süd verzehren muß nno Mien m md t A adrrotendR
339.
Nobert Mein Prinz, Du zögerft? Was ift Dein Entſchluß? ‚Ein Herold, den der König fchnell gefandt, Bringt feinen Ruf: Zum Kampf für’ s Vaterland! — Dich mahnt. die Ehre — Pflicht — Artemidort.
Aleindor, feurig. Artemidor?
Krieger und Landlente,. Heil, Heil Artemidor!
Aleindor.
J
Artemidor! | Zu Medora. Leb' wohl, Geliebte meiner Seele! Wer ehrte nicht des Edelfien Befehle! Sein Nam’ if: Tugend, Recht und Pflicht!
AD 296 nieder, gewaltfam z ſich auf die Fräulein ftügend. Sat — Lebe wohl, Geliebter meiner Seele! Vollziehe treu des Edelften Befehle! Leb' wohl — ob mir das Herz auch bricht !
Alcindot.
Geht Helm und Schild! reicht Waffen! Wehr und Waffen!
Morgana, Empfange fie aus meiner Hand," - R 1. 5 See Als meines Schuges Unterpfand! „a Einige Männer und Zünglinge, —X
Laßt uns aus Senf’ und Pflugſchar Schwerter ſchaffen!
Andere Maͤnner und Juͤnglinge.
Auch uns, auch uns gebt Waffen! Wehr uns | Waffen! ns Einige ſchwingen die Senfen, andern werden ven den Kriegern Spleße ausgetheilt. 44 Krieger, Maͤnner und Juͤnglinge. Wer nicht den Ruf des Koͤnigs ehrt, Dem eine Spindel! Uns ein Schwer! im
we)
3wblfter: Auftritt ss
Die Vorigen. Dal darauf Fürften der Erb: und Feuergeiſter.
Morgana, Er ſich gegen die Erde heugend. Unterird'ſches Geiſterchor / Oeffne meinem Ruf dein Ohr / Oeffne, Schoos der Nacht, das Thor! Geiſterfuͤrſten! ſteigt empor) a m) Södert euer Werk hervor!
341
— —
Dumpfes Geroll im Boden. Ein Schimmer dringt aus der Erde; fie öffnet ih. Fürſten der Erd: und Feuer : Beifter ( Einer der erftern mit fü lberner, Einer der zweiten mit goldener Zackenkrone geſchmückt, die übrigen nur ſilberne und goldene Reifen um das Haupt) beben ſich langſam bervor und legen, theils Enteend, theils nur balb aus dem Boden hervorragend, Schwert, Selm und Schild, letztere beide mitt Sinnbildern geplert, vor Morgana nieder. Wäb— rend ihres Aufſteigens:
* | 2 € l fe n Mit —— Geſi icht.
Welch ein n wunderbares Grauen, — Solche DE anzufchauen ! |
4 —
Wei ber. Wehe! wehe! welch ein Grauen Solche Wefen anzufchauen ! Männer. Seyd nicht thoͤricht! faßt Vertrauen! s iſt gar drollig anzuſchauen! Einige Krieger. Was die falben, donnerblauen, Schaͤb'gen Kauze bau'n und hauen! Andere Krieger.
Weiber! bittet ſie nur fein, Wuͤnſcht ihr Gold und Edelſtein!
342
Zufammen.
ER x — url
Sa wie blendend, heu and ee
Erd: und Feuergeifber. ſich vor Morgana neigend eintönig,
Die Brüder haben tief im Schacht,
Wenn oben Mond und Sonne lacht,
Doc unten nur der Gluͤhwurm wacht, Das Harz der Berge angefacht,
Mit regem Fleiß das Werk vollbracht. St wohl gefhmiedet, Klug erdacht!
Wir ehren, Fürftin, Deine Macht,
Doch blendet uns des Taglichts Pracht; Laß uns hinab zu Mutter Nacht! -
, Morgana winkt ihnen und fie verfchiwinden mit unterirdiſchem Getös.
m EM
Dretjehneen, Aufteite, Di an
hie anf!
Vorige, ohne die Erd - um Seuergeißter.
Morgana, |
zu Aleindor, indem fe den Elfen minft, ibm Be Mafın 'ansufegeh. Andere Elfen find nebſt den drei Frauleln befchärtigt, Medora jr teöften und zu ——
Empfange denn die Waffen!
Helm, Schi und Wehr? — 2
Laß nie ſie Dir enteaffen,! ma m on
Nie Deinen Arm erfchlaffen |
Für König, Vaterland und Ehr! *) Alcindor gewaffnet amd alle Männer. ı
Nie foll der Arm erfchlaffen Für König, Vaterland und Se! *)
"Aleindor.
Mächt’get Dank für ‚Deine Gnade! - , Dr Was Du gebeutft, dag, foll, ar Sr ı Nie follt Du auf der Ehre Pfade
Mid, den Du ſchuͤtzeſt, wanken feh’n!
| | Krieger. | Nie follt Dir auf der Ehre Pfade “ Uns, die Du ſchuͤtzeſt, wanken feh’n!
*) Hier können nach Befinden noch einige gleiche, bie Sinnbilder auslegende Strophen, hebit jedesmaligem Chor, eingelegt werden,
Aleindor, zu Medora, Sp muß ich Dich verlaffen? — Medora ! Marl, ange nicht!
Mor gana. Ein. filles Thal wird fie umfaflen;, "ul Nicht ganz verloſch der. Hoffnung * br darin
Medora. ua)
BR Lird
Mag jeder Stern- erbiaffen, | Zeuch hin den Pfad für Recht und — J
— vor ſich.
Fuͤrwahr ich muß ihm tödtlich haffen, Wenn fie in zärtlich zu ihm ſpricht!
Die drei ‚Fräulein,
zu Medora.
Nein! Du bift nicht verlaffen! D falle Muth und Zuverficht !
Robert.
Zum Schuß des Heerds dag Schwert zu faffen, Iſt tapfrer Dähnen Ruhm und — IE
Weiber.
So wollt Ihr uns verlaffen, Ob unfer Herz vor Kummer bricht ?
‚ 945 Krieger und Männer.
Zum Schuß des Land's das Schwert zu faſſen, Das iſt des Mannes Ruhm und Pflicht!
Alle.
Muthig, muthig, Schweſtern! Bruͤder! O vertraut der guten Macht!
Freudig ſehen wir uns wieder!
Auf zum Angriff! auf zur Schlacht!
Medora ruht halb ohnmächtig in’ den Armen der Fräulein, Mor:
gang berührt ſie mit ihrem Stabe. Sie ſcheint entfchlummert.
Morgana breltet den ſilbernen Schleier über ſie aus. Alle Elfen
umringen ſie. Krieger und Landleute ziehen im Hintergrunde ab, und der Vorhang fällt:
ameiten Aufzug uRT 1 1 gr Dad Duellenthals* Be: ‚Seitenwände: find» Geotten, Springbrunnen, Eadcaden ; Felſen mit tropfendem Mooſe, Wafferpflanzen,) Weiden, deren Blätter und Zweige ins Waſſer binabhängen u. ſ. w. Hinten gleichfalls Felſen— und Grottenwerk, wovon in mehren Abſaͤtzen ein. Waſſer⸗ fall herabſtuͤrzt, der im ganzen Hintergrunde einen breiten Strom bildet. Der Waſſerfall bedeckt die Mitte und die linke Seite des Hintergrunds, und nur auf der rechten Seite iſt offene Ausfiht auf die ſchimmernde Waſſerflaͤche. Auf einer Seite eine vorzüglich fhöne Grotte, mit Mufceln, Sorallen = und GrifiallensZinfen u. f. w, verziert. Darin eine Moosbanf, Es iſt ſternhelle Naht und alles vom Monde magiſch beleuchtet, anfänglich gruͤnlich, blaͤulich, dann heller und ſilberfarbig, bis ſich ſpaͤterhin, wie ange: geben wird, der Horizont verfinftere,
Erfier Auftritt.
Me d o ra, mit Morgana’d Schleier bedeckt, ſchlummert in dev Grotte. Neben ihr Zephyprine, Selinde un Na:
dine, jest als Sylphiden. (&ie tragen we Eur; geſchürzte Sewänder mit Silberftickerei und anrorfarbsen Gürteln, und find
347
mit Pſychen⸗ Flügeln verfehen. Die erfte mit einen Maiblumen-, die ers * einem Veilchen-, die dritte mit einem —— — n2 cht⸗Krauze) X —
u ot: %
3 ep * yrine, Medora's Schleier hebend, fie Ri betrochtend und leiſe
Noch ſchlaͤft fie lind, Ein unſchuldvolles Kunst |
*
Selin de, ebenfaus leiſe. Ei! wir ſchwebten auch geſchwind — RER eben fo. Und * (au fien Diaienwind — ° Selinde. Sa, das. gab ein nr Süden | — —— Sie bewegt ſich, ſcheint zu laͤcheln —
Medora drückt, noch ſchlummernd, die Roſe an ihren Buſen, bebt den Arm, wie Jemand entgegen, und läßt ibn wieder ſinken.
‚Nadine, Sie träumt wohl ſuͤß —
Zephyrine und Selinde. Bon Ihm, von Ihm gewiß!
348 Nadine, Der * ſcheint auch die Wangen anzufadhen.
Selinde. Sie regt fih wieder _ | Zephyrine PER ET Stift fie wird PN
Medora,
| erhebt fich ein wenig, fchlägt die Augen auf: und ſteht, wie noch halb träumend, die Sylphiden an.
Ah Ihr —? Doch wie? — Welch Duftgewand? Wer flocht für Euch dieß bluͤh'nde Lockenband? Zephyrine.
Wir find Sylphiden — doch Morgana ſchienen Von je wir wuͤrdig, Dir zu dienen — |
Nadine, a Nur Taͤuſchung war der vor’ge Stand — Selinde. Jetzt haben Dich der Guͤt'gen Mutterſorgen Sn diefem fhönen Grund verborge 7 Zephyrine. Du biſt im Quellenthal erwacht!
— E 349
— Medorn, " Wer gab Euch Flüge? — Wohl fühle ich ihr Ar Wehen —
Sie finft wieder nieder und legt den Arm über die Augen.
Bephyrine.
Sie wähnet noch ein Traumgeſi cht zu fehen. Still! laft uns laufchen, was des Thales Pracht Auf ihr Gemuͤth fuͤr Eindruck macht!
Sie entfernen ſich mit einer, ſchwehenden Bewegung und verber⸗ gen ſich, Taufchen aber zumellen hervor,
Zweiter Auftritt.
Die Vorigen. Dal darauf Waffergeifter.
Medora,
richtet fü ſich halb auf, laͤchelt, und erholt ſich nur nach und nach vom Traume.
So iſt es! — Ganz ſo, wie gedacht! —
Es war ein Gaukelbild der Phantaſie,
Das erſt Alcindorn Helm und Schild verlieh, Dann — in wie hellem, waſſerklarein Spiegel! — Den Freundinnen des Sommervogels Fluͤgel. Wo find fie nun? und wo Aleindor?
e
Stimmen aus den Duellen. t du;
Medora, ſich ſetend. —
Wie? Wer rief den Namen? Traͤum' ich denn noch fort? Wo bin ich denn? welch wunderbarer Ort!
J 2 re
-
| Sie feht auf und hebt fh um. * ars Quelle gaufelt hier um Quelle‘, d un Sn der ſtillen Mondennacht; Von der Sterne Silberhelle u
Lieblich angelacht,
Funkelt magiſch jede Welle!
Welche Ruhe! welche Wunderpracht! Bin ich Be
Wa) * > 7 5) ia nr” ' ”»# # i-+ 2 [.
1 —
— hellblau mnit Silber gekleidet,” theils mit Schilf befränze, theils Schilfkolben und Waſſerlilien in den Händen) haben ſich von der Seite, welcher Medora den Rücken wendet, erhoben, und flüſtern
‚Bir erwachen bitt erh in air ai, Pu —
— ee wir an &3 a — Mm e d ⸗ va, ae a J J J——— [2 nad, der andern ‚Seite endend. re
Wie? or hier. —— a ‚Nicht doch! * ach uf un An 5
Waffergeifter, - von der entgegen geſetzten Seite. Alles ſtill! alles ſtill! Verſchwinden.
Medo va; y toleder nach der erften Seite gewandt,
Wie wunderbar! Faft feheint es, Jedes will Hier rieſeln, fluͤſtern, lispeln , wallen —
Waffergeifter, »on der andern Seite. Wallen! wallen! — — Verfhwinden.
Am Au ir uw.
Medora, ; von neuem nach der andern Seite gewandt.
Ich faß' es nicht? Iſt dieß ein Spiegelſaal? 4
Sind's Meeresgaͤrten? Iſt's ein Nixenthal? f
Birgt das Gezweig von Mufcheln und Corallen
Auch — * Giebt's hier — — ar BWaffergeiter,
von der erſten Seite.
Rachtigallen! Nacigaent Verſchwinden. Medora, in die Mitte tretend, und ſo beide Seiten ins Auge faſſend. Hat mich von des Lebens Borden ia uni
352
Eine Woge fortgeſpuͤhlt? Bin ich felbft zur Nymphe worden? Iſt die Glut gekuͤhlt? In wie lieblichen Akkorden Der Cascaden ſanftes Rauſchen wuͤhlt! Alles lebt und fühl" iteeng sus + LI * Einige Sirenen e— (in ſleiſchfarbnem Tricot, mit. ſilbernem Ueberwurf und — lang herabwallenden Haaren, mit Perlen umwunden) tauchen im Hin: tergrunde aus dem Strome und wiederholen :
Alles lebt und fühlt!
Dritter.‘ uf t rit·t
Die Borigen, "Die drei in
. Sy ch Be e dv. ora, u ann 5 wendet fich nach 8 Hintergrunde und wird hiebel die drei ‚Sylpbivemgewahen Ha! Ihr feyd’s, liebe Mädchen! die verſteckt Mich, igleich dem Widerhall, geneckt! Doch feyd Ihr's auch? woher dieß Fluͤgelpaar?
— NE Was wir Die et fchon geſagt, iſt wahr!“
353
Medora, Zephyrinen Teife berührend ,; dann Die, Wand unter eine Quelle Pen baltend.
tut ORT 6 kann nicht zweifeln! Sa, der Traum entwich ! Morgana, fie, die Guͤt'ge, ſchuͤtzet mich!
u bin ich. gluͤcklich! hr
Die Sylphiden Aria
Oan Eurer Bruſt Werd’ ich des Lebens — mir bewußt!
9
+ sis Wi
id Gi Fr & PM Baffergeifter, doc) etzt unfichtbar.
Feohlich —* April
2 9—
M e J N r J —
Wart Ihr's denn nie? Sind wir hier nicht allein —?
* ntintp .» BE iu Hd“ si
VRaftergeikeh ann. | |
5 Nicht allein! Nicht allein! Medora. Giebt's der Bewohner diefes Thal's noch mehr? "MWaffergeifter, : von allen Seiten, doch wie vorhin. Noch ‚mehr! Noch alte: m Medors, |
Sind’s —2 die der Nachthauch ſpielt? Theaterſchr. J. 23
354 — 0 —— ——
Waſſergeiſter,
> on cuon elner ee n en „Rachehauch J 1 Se — — an ur RR ion 8 30 —
Du — 2 ja, daß alles lebt a Ru ru ren | I won Are PL füge nm“ * * er un Saiten: Immer laß fie walten!
In Radämes: md‘. ar
Harmloſe Wefen, niedliche Geftalten — Dei Mondlicht lanfchen fie aus Binf und Rohr, Ein 5 Waſſerblumen— Volk, hervor —
; — 2 Sind ſchuͤchtern noch — doch, glaub’ ung, ‚mit der Zeit
ES
Gelingt es Dir, in dieſer Einfamkeit Di mit den Plaudrern gut zu unterhalten! Medora. M organa! o wie dank' ich Dir! | — linderſt alle Leiten 1 M BR an
N 355.
Durch zarte Huld und Liebe mir — Kannſt Du von Ihm mid feheiden? Rab mich ihn ſeh'n! DO, nur ein Mal! O führ? ihn in dieß Zauberthal — , Ein Himmel, wird’8 uns Beiden!
Man hört in weiter Entfernung Hörnerruf.
Medora. Was war das?
Selinde—
Nun, vielleicht. ein ie Ein Zeichen, das man wachfam vor dem Wof!
Zephyrine.
Das werfen Echo’s fich einander zu, Wie frohe Knaben, fpielend mit dem Ball, Zumal in folher ruh'ger, ftilfer Nacht!
Abermaliger, etwas ſtärkerer Hörnerruf. Nadine. Nein, Schweſtern! nein! das iſt nicht Hirtenruf!
Zephyrine, halb heimlich.
Ich fuͤrchte, ſelbſt zu dieſem fernen Thal Waͤlzt ſich Gefahr! waͤlzt ſich Getoͤs der Schlacht!
356: * ——— —A
Was meineft N er der Klang Mr, anz
———
eigen - Ä
Zephyrine, vor ſich wg RR,
Das Ungläfnapeı u
7 Zu den zwei Andern.
Laßt uns den Hang erſteigen! Erſteigt den Felſen.
Selinde und Nadine.
O wärs vergönnt, die Arme iu beſchuͤtzen! Sie folgen ihr. Rn,
Zep 9— yrine,
laut, von oben. TINTEN 2HG Ich fehe fern — im Mondticht - — Shete blihen —! Ein wild Gedräng’ — ein Haufe flieht — — us Es ift fo wire, dag man. die Sarb’ nicht fieht —
Nochmaliger, weit frärkerer Hörnerruf, nun auch mit Trompeten untermiſcht. 4
Medora, zuſammengeſchreckt, in der heftigſten Unruhe. Hoͤrner toͤnen! Speere blitzen! Ja, noch wuͤthet Die Schlacht! — | Ihm auch droh'n der Schwerter) Spitzen — Ihn verraͤth der Waffen Prach 0°
357
Jetzt kann er fein: Blut verfprüßen —
Auf, Morgana! zeige, deine Macht i—
Weh! die Hörner dröhnen
Schredlicher daher! u
Mit des Landes Heldenföhnen
Kämpfe und fiegt — und finft au) Er! — „Wenn deine, Huld mich auserkfohren,
Morgana! — wenn. du mich geboren,
So ‚Schirm? Aleindors Haupt! —
„Bas wär), ich, würd’ er. mir geraubt? —
O eil', ihn zu erhalten!
Gieb gutem Hecht’ des Siegs Gewinn!
Doch — heifcht ihr Opfer, feindliche Gewalten, So nehmt mein, Leben hin! ., | » Man hört dns, Getös immer näher, das ſich nun in, Siege»
Jubel verwandelt. Medora will nad, dem Setsen,, den die Sylphi⸗ den beftiegen haben.
i9t u
Vierter Auftritt. Die Botigen. Lothar.
Lothar, mit gegogenem Schwert, tritt ein, noch in die Enliffen — Bleibt hier! Mit wen'gen ſchutzt ſich dieſer Pab! Der Feinde keiner fluͤchte durch dieß That, Und, wer Euch naht, den dränget in den Strom! —
358
Die Zung” klebt mir am Gaume — warlich hier Giebt's Waſſer g'nug, ein Heer zu traͤuken!
Legt Schwert und Schild nieder, bätt, Keitkarte den
Helm unter einen — und trinkt. — SEIT v 1 en N. Om PIEMRR, die ſich mit dem Schleier bederft und furchtſam a Sorgen gegögenihat.öt- — ! AHANTOI O, Einer von del lihferht Ew’ge Sr” nd Vernahmt * mich? — O, ‚fon, * Wohrheit * ſeyn — | ne IE TER itied (hal
den Helm wieder" "auffegend. us ——
Das nenn ich Labung! ja, ich zehte
So gierig nie felöft goldnen Wein! Nimmt Schwert und Schild.
Nun, wieder frifch ins Kriegsgewitter!
Will fort
Medora. Verzieh' ein wenig, edler Ritter! Beruh’ge mich — und fage mir gefchwind — Lothar, vor ſich.
O al ihe Sterne! Welch ein veigend- Kind! A * Dipenpbe wohl von diefem Quellenthale — —
Schlägt das Viſir auf,
359 "Medord; erſchreckend zwar ſich . 0 Was ſehꝰ ih? Ert Aleindors Feind! Wer kannt' ihn in des Helmgegitters Stahle? ſchuchtern. Siegt unſer Het | |
Lothar, lachend.
9003. Verfaͤnglich iſt die Frage! Doch, wer aus fi egte, Dir ift ev ein Freund! i
sans DB OEM,,.., n Ä Sprich beitlicheer Du ſiehſt ja, daß ich zage _
' Bothar. Denn Schönheit: ſchuͤtzen iſt ſteis —— — Doch, wen Du Dein nennſt, weiß ich nicht. Medora. Die Unſern find — da, wo Aleindor fiht!
>
Lothar,
he erfennend und auf fie sueilend.
Medora! Sie! — O holde Dame! Enthäülle mir den Himmelsblie!
369
Und doch verrieth er mir mein
⸗ Medora, vor aich. O wehe mir! Aleindors Name Verrieth mich ihm! Welch Mißgeſchick u.
—V— 34z— a dl Yannd y ER Lothar, vor ſich.
Aeindor! ha! verhaßter — F yahoo et u. —* zum I Mat Dich ER —
A art? —J— PL} 4 2 Dun 3% no
e ot } at. Der Sieg ift unſer! Laß das Zagen!
Hoch ſieht man unſre Fahnen tagen ins
— * ora. | Wie fröhlich alle Bulfe ſchlagen!
Wie Wonne dieſen Buſen hebt OD umT
So — lebt Alcindor? "Bu Ve mu el
Lothar. a seat are CE lebt! —
Medora ſi att mit dankendem oSlie gen Himmel, auf die Knie. Er
richtet, fie auf. j Doch was kann Dir fein Leben nüßen ? Du brauchft der Freunde feinen mehr! Sch, ich allein, will dich befhüßentn Die Lich? macht diefen Arm zum Heer!
— 361 | | Medora. Nie iſt mein Blick auf dich gefallen — Te Sci r } "Lothar. ER Re: Doch ſah Ah Dich an Roberts Hand | Fr Brian re ar Momiant ich jüngfpin wieder fand. Da iR ich dem Ird ſchen entſchwunden, Mein Herzn war auf, ewig gebunden; Da, da 'gelobe ich, Dir allein Dieb Schwert und» — Dienſt zu we — 1 Andi y Ensdyg 1ıßk Medara. Pa TR aiden «SO
O —* kein Gott, mich zu. beſter n?
54969? UN
LET TE LEE hohe Do n >
ie meineh‘ "She" he Ims Q 7 ini)
a Dora | i
Mein Herz ſchlaͤgt fuͤr Aleindor —J
rt DE nimm ‚mä In U
EN ER u ‘ i La
Die Boriaemukleinden
| Weiner, noch) außerhalb.) Da® Was wollt. ihr Beige! hier? — ee. ſich dr Teint BR
Sind Eurer mehr im Später 39. bi} mi] sam 526 ap Tritt mie deogenem Saen ne? RR
— ame iR sthar. IT AR
Wer erſcheint So trotzig hier? wer will” mir Lehre geben ? Yen ten — Medora. Er iſt es ſelbſt, der mir zur Huͤlf' erſcheint! O dant * Sams et ip Mm pensint: Ale in dor Du biſt's, —— N. z & " Dedoren Re —— | Ha! du, mein‘ füßes Leben! Der Himmel fange ſich nach und nach an zu verfinſtern.
8 t ba ar, t Medora zu fich ziehend. Mein iſt fie jetzt! ift meine Beute! Weh' dem, der meinen Zorn empört!
Afindon
ad, Meg, —— von ihrer Seite! —°
Alcindor und Medora" Lothar! Du wage? — * Lothar. Du ſchaltſt mich vorhin. einen A 2
Eee" |
Alecindon Mein ift ihr Herz! mein iſt fie eigen —
Medora.
36
Dir werd dig enge Treu’ bexeigen — —
Lothar. v
Und weil der Schlacht: ‚Getümmel tahe —
Medora. O Himmel! neu entbrennt die Glut —
Lothar, das Schwert fchwingend.
So —! folden Makel tilgt nur Blut!
Alcindor. Wohlan! bewähre Deinen Muth!
Alcindox und Lo thar.
Wohlan dent, vom, Kampf: ſind die Klingen noch | blanf!
Dem Tapferſten veiche Medora den Dank! —. ee aa — Me ora, — — — wirft ſich fe.
O laßt meine Blu⸗ —— Verſoͤhnung, Alcindor! Verföhnung, Lothar
al u En
— mileindonundtorhan, , führen ſie Me a : Grotte,
Der wäre werth, Did) zu verlieren,
Deß Schild nicht jedes Makels sr PR HE
Fuͤr Ehre und Liebe! die Schwerter ſind blank! Dem Tapferſten reiche Medora den Dank!
Sie fangen an zu fechten. Auch außzerhalb dir Seemen Hört man Schwertergeklirr. Der Hortzont iſt dunkler worden; man ſieht ent
fernte Blitze
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Die 8 origen. Kid ger mit einde a Fiindricger Kri ieger.
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Unfer, Ru i die Shluht! Decket unfre Se und a —
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"geistige ey Unfer, unfer iſt die Saar! Mi za
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— | en riet
Himmel ! welche Angſt und Qual! Ach, zum Schlachtfeld wird dieß Thal!
Alcindor und Lothar.— die fechtend mit den Schilden eben an einander ſich umſehend. Feinde! ha! Ar Noch droßend gegen einander. * Ein and' tes Malt
Sich die Hände reichend! N, Jetzt verbunden Herz und Stahl! Ste ſtellen fich, den Angriff erwartend vor die Grotte,
J
366
Nüdger, noch obne jene zu feben — zu den Seinigen Halt! Wer weitre Flucht begehrt,
Deſſen Bruſt durchbort dieß Schwert! >
Kriegen Halter! Halter! frifch gewehrt!
Schwert von vorn, im Rüden |.
—
Ruͤd ger, ertond vornetend. 4 * *
Ha! dieß erleben! dieſe Schand' und Schmach! Beſiegt! beſiegt! kein Faͤhnlein haͤlt ſich mehr!
Und nun — dem Feinde dient auch die Natur! Es zuckt der Blitz, ein Werter zieht heran —
Will das uns hier in Wafferflut begraben ?
Des Himmels reiner Sternenplan wird Nacht — 6 ie es donnert.
Krieger
Immer finfirer wird die Nacht! Hört, wie dort der Donner kracht!
Medora. he
Weh uns! welche bange Nacht! Auch der Donner ift erwacht! Alcindor und Lothar.
Wenn Dir auch kein Stern mehr lacht, Fuͤrchte nichts! die Liebe wacht!
239 —*
Ruͤhdger, vorſchreltend. Hal! — Wer, da? Met dar:
ei Inu a af SETHETE: Xeindor und Lothar.
— Artemidor
Rügen
Hoͤll' und Simaslı Zäufchtmein Ohr? ? Zu den Seinigen.
Triumph! Triumph! ha! noch iſt nichts verloren! Gefangen iſt Aleindor und — |
4 8
Krieger. Gefangen, ha! Aleindor und Lothar! Alcindor und Lothar. Ihr jauchzt zu fruͤh!
Riga:
Ergebt euch meiner Schaar ! Das Schwert mir Her!’ Ich Kenn’ Euh — euren
Stand — | Bedenkt, dieß holde Fräulein an der Sand —
Krieger, fi nähern.
Ergebet euch!
368: Ren
Zurück! Sie find eih torbae ame io⸗ Für . —* laͤßt ſich viel erkaufen! —
UV HERRN —29
Da gilts zuvor ein ai Kaufen!
Ep: 456 + Aeindor und goshar,. 2 WireT Bisıcl ann DS Br unter [
Es iſt ein achtzget feiger Saufen! Bar. ——
Sie halten ſchwerlig lange Stand! J Laut.
Wir wiſſen ſelbſt uns loszukaufen;
Fuͤr uns buͤßt nicht das Vaterland!
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Roger, — V —
.» 44
Ads) Ki HERAN}
u —
! REN * Ihr ſeyd — 449} IR Itbunt % I. Zu den Seinigen.
Schließt ei! gef!
v4D% ran tal 3RT2
"Aipinpepn undLothar · © ınT
Verlaſſen, wer ſich fetöf verläßt! EU ) Ruͤdger. 2
Seht dieſe Menge — an dan?
— 369
wm „Aeindor und Borhar.
EHEN A, Pu 57 I —W
nd mau, 796 0 Wir find Zwei! Artemidert⸗ — 5 duch |
9 9 iD Er
Meindor yat bie, halb — Medora —8 Lothar vor ihnm.
PAAR: * —V — Id 14 wi sis Fr i
** RI, —— — So ſeh es Senn! a ** wer ee eSötk, biße es ter durch Tod! Ä
x
Aleindor und Lothar.
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| na — ann Angriff — und we en
vr, IN‘ ein. +
* ſehn! laßt ſehni auch euer Blut fliehßt En |
Die Krieger, nun auch angrelfend.
Was büßen! was fterben! Man flirbt nur ein Mal! Drum Leben um Leben! Und Stahl gegen Stahl!
Das Gewitter iſt näher gezogen; es bligt und donnert heftig. Die Wogen des Stroms rauſchen. Muſikaliſch— yantomimifhes Kampfgemälde, Die feindlien Krieger Eampfen zum Theil nur vertheidigungsweife und ſuchen die Prinzen zu entwafnen; aber bald wird das Gefecht hitziger. Aleindor, Medora im Arm, und Lothar kaͤmpfen wie Verzweifelnde, Sie werden umringt, Zuerſt wird Lothar, dann auch Medora von Alcindor getrennt, Die Sylphiden auf dem. Felfen ſtrecken bald“ die Hände,
wie um Hülfe flehbend, gen Himmel, bald nad Medora aus. Medora kann zu jenem Felfen nicht gelangen, er:
klimmt aber den gegen überfiehenden. Krieger folgen ihr nad. Allenthalben Verderben erblidend, ſtuͤrzt fie ſich auf Shesterfhr. 1. 24
379 F ee — eo
der hintern offenen Seite ‚vom Felſen in den Strom, Die ‚Spipbiden erheben angitvnller die Hande. Alcindor, Me- dorens Sturz gewahrend, bricht fi, an der vom Waffer- fall bedeckten Seite, eine Bahn zum Hirt „und wirft ſich, hoch den Schild emporhaltend, gleichfalls in die MWogen. Er ſucht dorthin zu’ fhwimmen, wo Medora 'unterfanf: Krieger, theils erſchrocken zurüdtretend, theils triumphi= rend, Man. fieht Medorens Schleier auf dem Strome; auf. der andern Geite, bleibt Alcindore Arm mit dem Schilde noch fichtbar, Lothar it im Vorgrunde in ein Knie gefunfen und fein Schild zerhauen; er vertheidige fih nur noch ſchwach. Kriegeriſcher Jubel. An der offenen Seite des Hintergrunds "erhellt ſich ploͤtzlich der Himmel, und man ſieht in lichtem Schimmer Morgana auf einer Muſchel
uͤber den Wellen ſchweben. Sobald ſie ſichtbar worden iſt, fälle der Vorhang.
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Das vor einem rabeiture, das durch Ehrenbogen und fonftige Verzierungen zum. ‚Enipfange eines ſiegreichen Seeres geſchmuͤckt iſt.
Bürger, und Bürgerinnen. !
Die letztern feinen die Verränzung des Thors und der Mauern eben beendigt zu haben, amd ſchauen, wie in banger Spannung, had einer — 30037 $ Seite. | g
Buͤrge 4 beftürzt und erſchrocken eintretend, Wehe! wehet laßt die Freude ſchweigen! Bange Borfchaft traf das Ohr! Taufcht mit dunfeln, mit Cypreffenzweigen, Diefer Kränge Blumenflor!
Dürgerinnen.
Weh' uns! Eure Blicke — euer banges Schweigen — ! Euch zu hören, bebt das Ohr!
372
ge Bürger, deren Worte die Frauen von Zeit zu Zeit beängftigt unter ſich wieder: holen.
Sie kam zu früh : des Sieges Sage!
Der Unfern Glück hat fich gewandt!
Es drohen unheilfehwangre Tage , : We Uns — diefen Mauern — Vernichtung und Brand! Flüchtige kamen — entwaffnet — mit Wunden — Der Himmel am Thale der Quellen ward roh —
Lothar war gefangen — Aleindor verſchwunden, Erwarb wohl den erſten Lorbeer durch — Tod!
vidisigd mh Ran im Ausbruche des heftigften Schmetzes unter einander.
Ihr Mächte des Himmels! Lothar ift gefangen ! Aleindor verſchwunden — Alcindor wohl tobt!
"Dan vernimmt aus der Ferne beraniehendet triegeriſche Muft., — Horcht doch! hoͤret doch! Trommeln erklangen — Weh! ſchon naht des Krieges Noth!
Aue ſtehen in banger Erwartung. ,
373
ae t Ei; % u ‚fer itt.
Die Vorigen. ee ar, am linken Arme Teiche ver—
wundet, doch ein feindliches Schild an demſelben, in der Rechten ein
Schwert. Hinter ihm eintae Krieger, die eine feindliche, oben jerfplisterte Fahne tragen,
Lothar. Freudig! freudig! nicht beflommen —“ Bürger und Bürgerinnen.
Seht! Prinz Lothar! — Willkommen! willkommen! Lebt Alcindor — 7
Lothar. Wird bald kommen! Krieger und Buͤrgerꝛc.
Sat er lebt! nur nicht beklommen! — Hoch! er lebt! er wird bald kommen!
mm RFOLE 1, Doch iſt's moͤglich? — die Gefahr. — Lothar,
Iſt vorüber, doch fie mar!
Bürger. So erzähl’ uns —
‚Lothar. es BT: Run, fo here TR
ER unter. na — Stille! ruhig! Nicht geftöret.
Lothar.
Bernehmt denn! — Blutig war die Schlacht; Doch wallten ſiegreich unſre Fahnen Her Hoch durch die Bu —
Bis mich und 5 bin des Zufalls Macht —_— Der Feinde fihnelfes Flieh'n — geheimes Ahnen — na * Zur Schlucht des Quellenthals gebracht. | | Da — fchien des Schieffals Zorn erwacht!
Bere en Da fchien des Schieffals Zorn erwacht ? *
Lothar Wir find allein — die Feinde dringen, Weit überlegen, auf uns ein, Und was wir kämpfen, was wir ringen, Zu zahlreich find der Gegner Reih'n! Bürger. Zu zahlreich find der Gegner Reih'n !
Lothar. Der Donner rollt — mit Finfternif umbangen ; ‚..
Wird der, erft klare Sternendom —
Sch finte, falle. — bin gefangen ba u 19 Alcindor — wirft fih in den‘ Strom! Ior nd)! 2 ® a 19€ er ꝛc.
TIL al
Aleindor! ach! er wit ſich in den Strom!
rnAı7a7 Rother.
Er hebt —J aus den Wellen hoch ſein Sam —9* Die Feinde jauchzen! — ſammeln ihre Schaaren ae Sie kehren in’s verlorne Schlachtgefild — Die Unfern ſtutzen — wuͤnſchen zu erfahren — | „Aleindor fank!“ toͤnt's ploͤtzlich durch die Reih'n — Die Feinde brechen wuͤtend ein —i Die Unfern flieh’n —!
— Buͤrger ꝛc. Die Unſern flieh'n! o Himmel! |
Lothar.n Sch bin entwaffnet — knirſche ſtill vor Wuth — Da wirft zurück fich feindliches Getuͤmmel — Alcindor hat den Strom durchfchwommen — Buͤrger ꝛc.
Er hat den wilden Strom durchfchwommen —!
. 376 —
Lothar. nr Jg m: 93* Er iſt auf's neu' zum Heer gekommen, ini ol. Mit ihm gekehrt der Unſern Muth: im —- —8*
Erieget Sein Anblic gab ung nesen Murpt BES — —0 — —— Lothar. Und nun beginnt auf's neu der Kampf — im De Sn an Hasd 12 Man fi fi eht — als der Speere Funkeln, — Nicht Freund, nicht: Feind > — Mann gegen Man! - Ein jeder tödtet, wen —— — re m i MUERT 1aans33n Krieger.
Freund gegen Freundt Mann gegen Marin ©
714 1391 3 Lan
Lothare Die Unſern ſiegen — jene weichen — Der finſtre Ruͤdger giebt ein Zeichen, Mich unverweilt dem Tod zu weih'n — Buͤrger. Dich unverweilt dem Tod’ zu wer’dnt—
Rothar..
Da dringt mit fehweren Schwertesftreichen Alcindor mit den Unferm ein — Und ihm gelingt's, mich zu befrei'n!
— 377
Krieger und Buͤrger. Hoch! Ihm gelang’ 8, "Dig zu See nF
Jeiten niit vo dr ">73 | Lo th a * mmssia - IE ! ’ die Sand an der Stlen, vor fi. Ha! Ihm gelang’ 8, mich zu befrei n. — * Sau. ' Nun — durft' ich auch nicht muͤßig ſeyn —
ie ee die Rabe erhebend und juhelnd. Der Naͤchſte mußt! ein Schild ihm leih'n Und bald war dieſe Fahnerfein!
Bürger. Hoch! hoch, Lothar! die Zahn’ ward dein! Lothar.
Gnug! in der Morgenröthe Glanze
Bot nichts fihrunferm Schwert mehr dar — Schaut dort! iin wohlerrungnen Kranze
Naht grünend, wie zum Winzertange,
Sich eine wackre Heldenfchaar!
Bürger.
Heil Die, Heil Dir! hoch! hoch, Lothar! Willkommen, wadre Heldenfchaar! Lothar mit den Seinigen durch das Thor ab.
378 — —
183583066 mn Ser nn} D Ei et Ge hu fee i Kan ibn Vorige ohne Lothar. Alein dor Cpräctiger geklei- det, doch mit Helm und Sie) mit Robert und andern Anführern,. Krieger, der oerbündeten wel Heere mit
— Fahnen, alle grüne Zweige auf den Heimen. Viachtiger Marſch. Dann;
Bürger..
Heil, junger Held im friſchen Kranz? ! Der Adler ſchwang hoch fein Gefieder! —
heit, Robert! Dir im Silberglanz Der Locken! — willkommen, ihr Brüder!
‚Alle, Y
unter mancherlei Bewillkommungen. —— mn
Willtommen, ihr Männer und Brida!
a .. LEE zen ’
Alcindor, mit fill traurſger Freumdlächkelt, oc m) "on Mir Rührung führ” ich diefe Heldenfchaar Zum väterlichen Heerd') zum Dank: Altar! — Die ew’ge Vorſicht gab Gelingen — ——— Dank, Freunde! Dank! — — — euer ik mein. Blut! —
mit einer Abtheilung durch das Thor ab. | Robert. * er Seyd freudig! — bald wird eurer Brüder Muth Des Friedens —— — dieſem Lande bringen! — Eben fo ab,
_ 379
Bürger.
9 ſchoͤner Oelzweig ſproß empor! RN Es wälze im Blut ſich die Hyder! Dann trennen wir nimmer ung wieder! Dann fenft ſich für Artemidor RE PORT RR Der ſchoͤnſte Abend Bidet — Den ſchoͤnſten Abend Ihm! Artemidor!
Hährend diefes Sefangs fi find die Krieger und Bürger Er "das Ä Thor eingezogen.
Vierter Auftritt.
Kurzes Theater. Ein Gartengang mit Palmen-Pommeranzen— und Br ee ſchönen Stauden und Pflanzen. Auf einer Seite ein Br
ohne Schild, den Helm im Arme, eintretend.
O faffe, faffe dich, beflommnes Herz !
Verſchließ' die tiefen Wunden, arme Bruſt!
O fühle nicht der bittern Trennung Schmerz —
O fühle nicht den ſchrecklichſten Verluſt!
Erfaffe mur den einzigen Gedanfen,
Umklammr' ihn feft, wie Eichen junge Ranken:
Ihn wirft du ſeh'n, der ſtets dir Vater war,
Den Bater feines Volks — den bee zum wahren Ruhme —
359
“ Sich umblickend.
Mie ſchwillt das Herz mir doch ſo wunderbar .,
gie bin ic) ja in feinem Heiligehume, — Sm Heiligthum der Weisheit und Natur! Sa, jede Pflanze, jede Blut’ und Blume,.... Verkuͤndet eines Völkerhirtens Spur! — - F O moͤge ſtets ſein Beiſpiel mich erheben, wie. Für andrer Gluͤck, für Br zu (eben! i
Fünfter Auftritt,
i Alcindor. - Lothar, prächtiger gekleidet, ohne Schild, den Helm Im Arme.
| Lothar. a ntesd?
Sey mir gegräßt, mein Prinz! willkommen hier im Tempel
Des wahren Friedens!
Alcindor.
Du,/ Lothar? — Voruͤber ie die äußere Gefahr — Halb heimlich.
Kommft Du, mich an mein Wort zu mahnen!
Lothar, mit befthger innerer Unruhe.
Auch mic, befchied Artemidors Befehl;
x
38T
Doch — * weshalb . ich!s —— Kae | \ Hehl aaa 3 er 7 4T ‚” Auch ini ’rer Drang — mein heißes He - _ ein
ET ISA As ui? WER dar. scan. K Ein Ahnen? wie? FR RAN Lothar, k
mie fi kaämpfend, dann mit Rührung und Feuer. Daß — Dumicht glücklich bifte Daß, ob, Did, Lorbeern rings umgeben, Dein Pe die ſch nſte Rof vermißt —
—
hart
Verſteh ie Dig — | — rm ann
Du vetteteft mein Leben —
er J
Aleindor. > mr‘
Du haͤtt'ſt das auch für mich gethat _ Du that’ft es ſchon ——
Lothar.
Alcindor! — hir’ mid an — Dih -— tröften möcht ich! — Kannft Du mir vergeben? Er wi ein senie ſenken. wi
x
guptiäl ou Abe indioir es verhiudern — et
Lothar —t KR ei >. 2 ie IR RA ENT BP u
eothar. Alcindor 1° Eib’ge Treu und Pig!
Mein Herr! — Sıondk n Will URAN * * Halle
*
au, BANG tat ah ei en ieht ihn am- feine Bruſt. —— ——— Mein Freund! mein Beudert HUNTER BE
Traure nicht
O laß nicht ganz der ——— Strahl Aus Deinem Bufen ſchwinden!
NR { cindor — in tiefer Wehmuth.
Werd’ ich im Strom, im ea, Medorens Grabmal finden 7 rat
— oc a Aal
In's Knie geſunken, ſah ich Glut Sich auf ber Wog entzuͤnden —
Al cind o 226 Mie dt die Flut!
et nA 3853 \
ußatharns
Laß Alles Dir verkünden! ehe A
Gleich Apgkoditen aus den? Men, am nn
Erfihien Morgana, hoch und hehr,
Sebietend Well’ und Minden, ı
Dief giebt mit Hoffnung — weckt den — — — Sy ” J——— ale ur
Der fo an Deiner Bruſt ‚gerußt, Er Be — ne
Wird Dir Medoren finden! 222 ———
Atétno br O nimmer!— in der wilden Flut ?
Sad ich mein Gluͤck verſchwinden!:
Pr 9 ET OL TE ⏑ HN 2 a F I# ,
I E J 40 wer - 193 . EI AFIIRA SER IT
Sechſt er Auftritt. Die Botigen. "Robert in Varet und Srantökleidung. | Robert?
Mit inn’ ger Monte, Drinzent find? ich euͤch
Hier Bruſt an Bruſt! So ziemt es edle Sproffen
Erhabnen Stamms; durch's Blut ſchon Bund: genoͤſſen;
So ziemt ee in dem Vorplatz eines Tempels, m "©:
Der Tugend und dem Voͤlkergluͤck geweiht —
Nehmt Sreifes Segen! — Gluͤck durch Einigkeit!
m
384 —
— ———— Ins Lehrer Ko SIE 508 Du Einigkeit! — edler RUE 550 Ritter : 38) «uu Bat 958 br Adır "Me — —B Robert. AEYR — — ar Tr N ar NOT sm 1d% in *
Doch jetzt, Aleindor! höre noch von mir, Was Dir zu wiſſen noͤthig if, bevor . .n „. ER Du * des koͤniglichen Weiſen Süßen ati —
. iR, + Erd ee ERTAAE
Aleinde var
z
DO fprich , mein Bater! ups
3 — ———— 8
du
I 1 am hi 2 ME EN
Etnen hohen Lohn Hat Dir des Koͤnigs Vaterherz erkohren —
J Alein dor. "3 Mein einz'ger Lohn, verſank im wilde St m fa «>
Lothar. Verzweifle nicht ! o faſſe frohen Muth / * Deoyapph, dab’ ich — und fie wär’ verloren? — Robert. TEEN.
Noch inn’ger zu befefkigenidas Band," Das beide Völker längft umwand, — Den Sieg, erkaͤmpft von den vereinten Heeren,
va f}
385
Durch Volks: und Vaterglüc zu ehren, Erkohr er Dir der Königstochter Hand, Der alle Herzen Ange Prandf —
A
HER hab ich Treu' verheißen — Mein Leid um fie wird nie vergeh'n!
‘ + 2
| a Lothar.
So ſchnell foll er- das Band zerreißen,
Er, der Medorens Blick gefeh’n! Alcindor und Lothar.
hr nimmermehr kann das geſcheh' n!
Robert. So wills die Pflicht! fo wird's gefcheh’nt. Du biſt's, auf den die Deinen fehn! Wem kann Entfagung mehr gebühren — ? duth! Muth! dort Öffnen fich die Thüren — Das Vaterherz erwartet Dich!
Lothar. Ein Vater herz erwartet Dich! !
— Alcindor. O ew’ge Mächte! Hörer mich!
Die Thuͤren des Chiosk find. eröffner worden. eindor, eilt hinein,
Man fiehe ihn noch auf ein Knie finten und ebrerbietig die Arme erhe—
ben, Robert und Lorhar treten hinter ihm ein, fo, daß durch fie Das Vebrige dem Blick entzogen wird, ?
Theaterſchr. J. 25
\
3806 PRESENT
3. 28 J —
— — — —
Stebenter Kufecien. der.
—— rer EN 2 Große, prachtige Solonnade ‚im ——ñ— mit einem Haupt-Eingange, worüber eine Kuppel. Die Colonnade iſt ganz offen und beut die Ausſtcht auf einen ſchoͤn da⸗ herfluthenden Strom... Im Vorgrunde auf einer Seite die Facade eines Tempels, auf der andern ein Throne fejlei unter einem Prachthimmet. Zu beiden fuͤhren siasfürmige m I 0,
Bürger und Landleute, |
#
zum Theil: mit Eichen x ⸗ Zweigen und Gewinden, in Maſſe — ſtehend. ran!
Ernfte, hochgeweihte Stunde, Ko das Schickſal ſich enehältll — Ew’ge Vorfiht! Heil dem Bunde, Der des Landes Wunfd) erfüllt! Günf’ge, himmliſche Gewalten, Welche ſchuͤßen und erhalten, eg Baus auf Lieb’ und Zärtlichkeit - Treuer Völker. Sicherheit! Einige.
Schauer! ſchauet! dort — fie fommen !
vu v Andere. u. \
Ruhig! ruhig! — Platz genommen 1" ‚sun
Sie treten alle dem Ausgange des Tempels gegenüber.
387 -
WBorſteher! Alle koͤnnt ihr hier nicht ſtehen! |
Mehrere.
Alle woll'n den Vater ſehen!
vortteher.
Sollt's — folge! hier zuruͤck! — Alle ſucht — * Valerblick.
4 Im
* Wehren
Wohl denn! — — euch! — Zuruͤck! Alle ſucht ſein Vaterblick.
Sie ordnen ſich in der Colounade, dag fie einen oualen Halbkreis bilden,
ai
Achter Auftritt.
Die Borigen. Alcindor, Lothar, mun in Feder⸗ Barets und Prachtmaͤntein. Robert, mehre Heerführer und Große des Reichs, ſaͤmmtlich in Staatskleidern.
Alcindor.
Sch gruͤß' in euch das ganze Vaterland —
Bürgersund Landleute, freudig inbeind.
Aleindor! Er! den alle Herzen lieben! ii Einige, halb heimlich.
Doc Kummer feheint fein Aug’ zu ——
Andere, Ein wärd’ger Ernſt ziemt hohen Stand! J "Alcindor, zu Lothar und Robert.
O werthe Freunde! gebt mir eure Hand! Wo ift mein Muth, wo mein Entfchluß geblieben — ? Sch fühle, was ich nimmer noch empfand! 2 Lothar. Muth, edler Prinz! verſuch', es aufzuſchieben; Vertrau' Morgana's maͤcht'ger Hand! Robert.
O folge nicht den fluͤcht gen Tieben! Artemidor und Vaterland! US | Die Vorhänge des Tempels Yusgangs öffnen fich,
Bürger und Landleute.
Der König kommt! der Vater tritt hervor! Heil unferm Vater! Heil Artemidor !
——7 389
Neunter Auftritt.
Die Vorigen. Artemidor em Greis von hoͤchſter Ma⸗
jeftär und Milde, im einfach + praͤchtigem Gewande, anf dem Haupte
en Diadem, flätt Zepters einen Delziweig,. Hinter ınm Große des
Reichs, lauter Greiſe, deren einer auf einem Prachtkiſſen einen Eichen⸗
kranz traͤgt. Alle, außer den Prinzen, die ſich ebrerbierig verbengen, ſinken auf ein Knie. Tiefe Stille.
Artemidor, fi) allenchalben umfchauend.
Nur vor der Sterne Herrſcher ſollt ihr knie'n!
N Bürger und. Landleute.
In ihrem Vater ehren Kinder ihn!
Artemidor.
So ſoll vereint zu ihm der Herzen Weihrauch zieh' n!—
Er läßt ſich auf ein Knie nieder; legt das Diadem neben ſich und erhebt die Hände.‘ Die Greife Hinter ihm die Prinzen, alle Uebrigen folgen feınem Beiſpiel. Tiefe Stille.
Dir, der die Sterne lenkt, ſey Dank gebracht!
Du gabſt den Sieg, Du haſt geſchirmt, gewacht! Du bannſt die Zwietracht in des Abgrunds Nacht! Du willſt des Landes Wohlfahrt feſter gründen, Zwei Brüdervölter inniger verbünden —
Dir, über'n Sternen! Preis und Dank!
Er fiehr auf und nimmt das Diadem wieder. Alle erheben fi) von den Knieen.
390 —
Vernehmt es denn! die Friedensfonne fant Wohlthaͤtig fhon anf uns hernieder — Volk, ra > 5 ‚mpito® Bringt den ew’gen Mächten Dank! Steige empor, des Jubels Lieder!’ 9 Xu auf Erden Freund’ und Brüder, A der großen Kette Glieder! Aimmelswonne! — Preis und Dank!
9
Artemidor, mit den Greifen herabſteigend und Alcindor zu ſich wirterd Du aber, den ich liebe, wie den Sohn, Empfange dieſen Eichenkranz zum Lohn“ Und welkt ſein Laub, ſein Reiß noch ſage Dir: Der Bürger Gluͤck, das iſt des Thrones Zier!
Alcindor,
ſinkt vor ibm aufs Knie,
Nie ſoll's meinem Stun’ entweichen, Darer — |!
*
Ja der Kranz von Eichen
Iſt der Koͤn'ge ſchoͤnſtes Zeichen! Buͤrgergluͤck des Thrones Zier!/ — Du wirft edlem Vorbild’ gleichen, Wir in Treue nimmer weichen; Heil, Artemidort Heil Dir!
391
Artemidor.
Noch iſt ein ſchoͤner Preiß Dir auserſehn; Mein hoher Freund, mein edler Bundgenoſſe GENE 3 J der — — Gabe Dir —
Aeindor, wiſchen Betenffenbeit und unterwörfiger Ehrfurcht gerheilt, Mein’ König! Vater — Du verkündeft mir ige Ein vofi iggoldner Schimmer verhteiter fi) im Hintergrumde über / den Strom. } Volk, dieß gewahrend, theilt ſich auf beide Seiten, fo, das hinten die Co: lonnade ganz offen wird. Seht! Seht! des Stromes Flut erglimmt! | Horcht! Wonneklang vom’ grünen Bord des Strandes. Alle ftehen mannichfach gruppirt in gefpannter Erwartung,
2
392 ee
«Tu o3 vs
Zehnter Auftritt.
Die Vorigen. Ein vraͤchtig geſchmuͤckter Magen, deſſen Raͤ⸗ der, wenn fie ch aus dem Waſſer erheben, hellſilberne Funken von ſich ſpruhen, ſchwebt, von vier, Schwaͤnen gezogen, von Meergöttern, Sirenen, Amorerten, Delphinen ꝛc, umgantelt, auf dem Strome maie⸗ ſtaͤtiſch daher. Auf ihm Morgana (mit Diadem, und jonft in größter Pracht) und eine, mir goldenem Echlerer verhüllte junge Dame,, Din: ter ihnen die drei Sylphiden. ¶ Am Schluſſe des End pi EIEwERs ui argeiſter Bote, Fon
\
Volk. Morgana iſt's! die Schuͤtz rin unſers Land !;
—— PERLE COHN sukeiüboE. u Zn
ä
Mie bebt mein Herz! Raum wag’ ich's, hinzuſchauen!
Sochar und Robert. Morgana ifi’s! O Hab’ zu ihr Vertrauen!
Morgana mit der verfchleierten Dame und den drei Sylphiden iſt ans Land geſtiegen. Die Meergötter u... w. gruppiren ſich am Ufer des Stroms um den Wagen.
Mo r gana, die Dame vorführend.
Empfange fie, des ſchoͤnſten Gluͤckes Pfand! Ich habe Dir die Braut erzogen, —
Ich habe ſie des Stromes wilden Wogen Mit muͤtterlicher Angſt entwandt —
Artemidor.
*
Empfange ſi ſie aus ihrer Hand, Vom hohen Bundsfreund Dir geſandt! Morgana winkt den drei J—— die Dame zu entſchlelern.
Es iſt Medora, in königlich-bräutlicher Tracht, eine Krone, mit Mirten durchflochten, in den Locken.
Alcindor und Medora, breiten entzückt die Arme gegen einander aus, treten aber ehr: frurchtsvoll wieder zurück.
RER — 5 — mir ſchwinden faſt die Sinne!
Alle,
außer Medora.
Die ſchoͤnſte Roſ' der Jugend und der Minne, Von günft’gen Richten en} gefandet
“
Artemidor, ihre Hände zuſammenlegend. Du, ew’ge VBorficht! Enüpfteft diefes Band!
Medora und Alcindor beugen fih über Artemidord Hand und blicken einander im hoͤchſten Entzücken der Liebe an. Auf Artemidors Eins ladung befteige Morgana den Thron. Artemidor begiebt ſich auf Die Stufen des Tempels und beobachtet, auf einige —* geſtützt, das Gluͤck der Liebenden.
Medora. D mein Alcindor!
394 Aleindor.l - Meine ale Braut. 9.
1 * A g i+
—— MUT,
Lothar.
“ae
Wohl dem, der hoͤh rer kentung traue!
Rosen, een i Ar Sein Glůck "anf. — md Recht erbaut!
Tritt gu Artemidor,
D
Lo that; er Ih huld'ge Dir, des edlen Sreundes Braut!
er zu Artemidor.
Artemidor.
Beginnet denn den betutich frohen — m;
Morga n * winlend.
Heron, hervor, die Huid gung zu bezeigen! Im Vorgrunde ſteigen Erdgeiſter (Knaben) mit Silbermulden, Berathchaften der Kunſt und des Ackerbaues, Korngarben, Früchten, Trauben u. ſ. w. aus der Erde. - Im Hintergrunde kommen Wailerz geifter (gleichfalls Knaben) mit Körbchen vol Muſcheln, Perlen, Fiſchen, Attributen des Handels u. w. aus dem Strome. Bon einer Seite Elfen (wie im erſten Aufzuge) mit Blumenkraͤnzen, von der andern Salamandrinen (gleichfalls Mädchen, feuerfarb und weiß gekleidet ) mit brennenden Kerzen. Gruppe um das Brautpaar. Zus naͤchſt hinter hnen die drei Spiphiden; einen Mirtenz, einen Lor⸗ beer = und einen Roſenkranz über fie haltend. Dann die Elementarz geiſter, ſo, daß die Salamandrinen ihre Kerzen und die Sylphiden
J
395
ihre Blamengewinde gegen einander emporhalten, die Erd = und Mais fergeifter aber dazwifchen ftehen. Dann der Kreis des Volks; mie Eichengewinden und Zweigen,
Sylphiden. |
Fröhlich koͤnnen wir num feheiden;
Denn erfüllt ift unfre Pflicht.
Lieb? iſt Schußaeifi nun Euch Beiden — Anderer bedärft Ihr nicht!
Erd: und Waffergeifter.
Nehmt die Gaben, die wir bringen, ‚Als des künft’gen Glücdes Pfand —
Elfen.
Nofig, wie wir Euch umfchlingen, Bluͤhe ftets der Liebe Band!
Salamandrinen.
Gleich den Sadeln, die wir ſchwingen, Lodre fiets der Herzen Drand!
Alle.
Friedensſonne beiden Reichen!
Steter Lenz dem Roſen-Band'! —
Nie ſoll unſre Treue weichen! —
Liebe! — Treue! — Vaterland! Verſchoͤnerte Variationen der allgemeinen Gruppe.
*
397
Inhalt
Des erſten Bandes.
I. Der, Minftrel, Dramatiſches Gedicht in fünf Auf⸗ zuͤgen. 1804. _ N . MN a Zuerſt gedruckt unter der Auffhrift: Das Schloß Aklam, (Leipzig, bei Hartknoch 1803.) im fol genden Jahre zum Theil umgearbeitet, jetzt aufs
neue uͤberſehen.
"I — Shaupieti in fünf ne 1799.
S. 103 Zuerft. ne in den dramatiſchen Ge: mälden. CZuͤllichau, bei Darnmann 1802.) Es Liegt dieſem Schauſpiele eine wahre Begeben⸗ heit zu Grunde, über welche der Verfaſſer noch ald junger Sachwalter ſich genau zu unterrichten Deranlaffung fand. Daß auf diefes Schaufpiet Iffland's damals zu hoch erhobene, jet zu tief herabgeſetzte Familiengemaͤlde Einfluß gehabt
haben mögen, ſtellt der Verfaſſer nicht in Abrede. Shenterfhr. 1. 26
398
II. Die ſchwarze Frau, oder; Die Wette. Lufi- ſpiel in zwei Aufzuͤgen. 1806, ‘ | ©, 215 Zuerft erfihienen im dritten Bändchen der Tul- pen. (Leipzig, bei Hartknoch 1807,) — Den Gedanken, ein Zweifpiel diefer Art zu dichten, erzeugte © toLts dem Franzöfifhen nachgebilde- tes Luſtſpiel⸗ 'Sherz und Ernft. Von ähn- Lchen dramatifchen Duetten und. Verzetten, deren fpaterhin eine ziemliche Anzahl auf die Bühne gekommen find, war dem Verfäfler damals noch keins befannt. — Sept ift e& von neuem überfehen It und in Kleinigkeiten —— worden.
iy Alcindor, Feſt⸗ Oper ‚im drei Aufzugen. 1819. de S. 311
Hier zum erſtenmal vollſtandig abgedrudt. Der zweite Aufzug iſt im dritten Hefte der Mufe Axggau. unter dem Titel: Der Kampf im Quel—⸗
benthale) vorlaͤufig mitgetheilt worden,
Drudfehler
e ö h © 9, 3.24. I. Ehrfürdtig ft. Ehrfurchtig \ — 10, — 2. 1. ſtuͤtzt ft. ſturzt W — 30. — 9. L furde ft. fuͤrcht'
— 50, — 25. I flehend ft. fliehend
— 75. — 3. I, innre ft. immer
— 124. — 8 1. dod fi. auch |
— 124, — 8. muß nad) „Flammen“ ein Comma ftehen.
— 178, — 13. muß nach: „follte fi)“ noch „vielleicht ® ſtehen.
—206. — 5. iſt zu leſen: ſelbſt dem Strauch, dem Blumenbeet verleihn.
— 306. — 2 1. traulich ft. traurig
T ’ M — * * u
Friedrich Kind's
Theaterſchriften.
Zweiter Band.
geipzig bei Georg Joachim Göfhen 1823,
Herrn
Genereat
Auguſt Wilhelm Freiherrn
von fe y ſer,
Officier des Koͤniglich Franzoͤſiſchen Ordens der—
Ehrenlegion, Ritter des Koͤniglich Saͤchſiſchen
St. Heinrichs- und des Koͤniglich Schwediſchen Schwert⸗Ordens ꝛc.
verehrungsvoll
gewidmet.
7—
Das Nachtlager in Granada.
Schauſpiel in zwei Aufzuͤgen. |
ı8 1 7.
Theaterſchr. II. I
Derfonen.
Gabrielle,
Gomez, ein junger Hirt. .. , Ein Jaͤger. Ambrofio, ein alter Hirt, Gabriellens Oheim. a ' Hirten,
Besen, LU .n 020. 5 Ein Alfade mit Gerichtöfolge. Graf Dtto, ein deutfcher Ritter. Don Filippo, ein Spanifher Grand. Höflinge, Jaͤger und Bauern.
Zeit: Mitte des fechzehnten Jahrhunderts.
Erſter Aufzug
Ein Bergthal in Granada, von der untergehenden Sonne beleuchtet, Born eine Burg: Nuine, noch aus der Maurenzeit. Säulen, in die Erde verfunfen, und hochberafte Schutthaufen liegen umher. Geitwärts ein von Gteinplatten zufammengefeßter Tiſch mit. einer Dank. Weiter Hinten zerfireute Dorfhuͤtten.
— —
Erſter Auftritt n-
Gabrielle ſitzt, den Kopf auf die Hand ſtuͤtzend, vor der Pforte auf einer der verſunkenen Saͤulen. Gom e z, mit Dir tentaſche und Stab, kommt.
"Gomez. Ad, wie teäutig fist fie wieder! — Glaͤnzend wallt das dunkle Haar Bon den weißen Schultern nieder — Seh’ ich recht? Sie weint wohl gar! — Sa, ih muß das Letzte wagen! Stil. wolle ih mein Schickſal tragen,
Wir’ fie gluͤcklich! — tragen? fill? Weiß ich felbft wohl, was ih will! — Gabrielle aufblickend. Gomez! Gomez Holde Gabrielle!
Glaͤnzt in Thraͤnen ſtets dieß — Yeah
— Augenpaar? I
Gab vielle —
Mir iſt Alles nun enttiffen,. ., 13: Was mir lieb und theuer war! Gomez. Sprich, Geliebte! ; Laß, mich's willen: Welch ein. [hmerzliher Verlufl, Deß ich noch nicht Kunde habe, | Traf aufs new die zarte Bruſt? Gabrielle. Deine fromme Liebesgabe, Meine einz’ge Tröfterin, a Ach, auch fie, auch ſie it hin! , - Gomez.
Wie? fie brachten ſelbſt die Taube ün
Shrem Haß zum Opfer dar?
9 * J
— fi u |
' Gabrielle.
«A
rate irrſt su! einem Aar Mr ’
Ward fie, mir vorm Aug’, zum. Raube,
Ob die Hand ich rang und ſchrie, |
Ungerährt von Angft und Slehen, f a pe
In die Lüfte führe er fie,
Dorthin nach den Selfenhöhen. — | Ach, fie war mein einz’ges Gluͤck! et Wenn fie koſend mich umfpielte, .. Slatternd mir die Wange fühlte, Kam die vor’ge Zeit RER Sie ſchien mit ein gutes Zeichen; Trug ſie nicht am Hals den Ring, Den ich einſt von dir empfing? — Selbſt den Oheim zu erweichen, | Dein zu werden, hofft ich noch, Konnt’ ich ihr das Futter reichen, Drüdr ich fie an Bufen — doch
Da ih nun auch fie verlor —
Some;. Zage nicht! Gabrielle. Mas Haft du vor?
ww
Gomey. Noch das Letzte zu verfuchen, Kt Was zu mir ein Engel ſprach 2 —— 0— Traurend trieb ich durch die Suchen es; * 61098 Meine Heerde Hin jum Bad. er » RN Leiſe plätfcherten die Wellen, — ne pr Rings herum die Gegend Ihtwieg; NE r Keinen Wandrer ſah man gehen; 3 mn — *— Selbſt vom hoͤchſten Selfenftich 119 ONE Una — Hoͤrte man Fein güftchen wehen ⸗ — a men Nirgendwo ein Maufthier f&ellen,. N . As — der Berge ‚tieffte ‚Spalten G " ar sid a Piöglic) von der Kunde Bellen RE m Und von Sagdruf widerhallten, * Dann durch Schlucht und Selfenhang 2 i Schuß auf Schuß, und Körmerlang, Hier Bald, und bald dort, erklang. p —
3
Gebeienee Wie geſchah Da? yalssa Gomez. In der Hunde Scholls’ nun aus der Hirten Munde, in
Daß die kaiſerliche Jagd, Die man geflern angefagt, Naher unferm Thal gekommen. . —
Sabriehle Slaubte man doch unfern Herrn In des Auslands weirfter Fern’. -
Gomez. Richtig, doch ein mild'rer Stern Iſt fuͤr Spanien erglommen. Haſt du nie von Karlo's Neffen, Sanft und ſchoͤn, voll Muths im Treffen, Der fuͤr ihn regiert, vernommen?
Gabrielle. Eine Hirtin tugendſam, Die von fernen Fluren kam, Pries fo warm ihn, fo beklommen — Recht, als wär's ihr Bräutigam — Daß verrätherifch die Schaam Hoch auf ihren Wangen glühte.
Gome;. ‚Mag des Zünglings Heldenblüte Höher manches Bufenband Steigen laffen, feine Güte, Die bewährte tapfre Hand Dei fo treulihem Gemuͤthe, Hat ihm auch der Männer Seelen, Was wohl mehr gilt, zugewandt.
8
Dieſer Sproß von deutſchem Stamme Weiß des Suͤdens heiße Flamme Edler Milde zu vermaͤhlen —
Gabrielle.
Doch wozu das mir, erzählen, ai a Der vor Gram das Herz fat brich? Tagt dir noch kein Hoffnungslicht? ——
Holdes Mädchen, laß das Weinen, Faſſe Muth und Zuverſicht!
Nach Granada's Felſen⸗Hainen
Hat mein Schutzpatron ihn nicht Aus der Hauptſtadt hergefuͤhrt,
Daß er nach dem Eber ſpuͤrt; Nein! der Liebe Schmerz zu heilen, Schutz der Unſchuld zu ertheilen! —
Muthig will ich zu ihm eilen, Nicht an die erkaͤmpften Fahnen,
An die Tugend ſeiner Ahnen Voll Vertrau'ns den Enkel mahnen; Will ihn, alles Bebens frei,
Dann als hoͤchſten Richter fragen, Ob es Fug dem Oheim ſei,
Deine Hand mir zu verſagen,
Die, weil er mein Herz erprobt,
£ 9
Mir dein Vater schon gelobt, Bloß, daß deine Eleine Heerde
Eines Buben Mitgift werde,
Dem Verdienfte, unbekannt, Seine Neigung zugewandt,
Da doch wir uns zärtlich lieben? — Gleicht der Prinz der Väter Bilde, Beut Bedrängten fih zum’ Schilde, Wird Gerechtigkeit er äbent Mein wirft du — OR
Gabrielle.
O truͤg'riſch Hoffen! Steht wohl des Beherrſchers Ohr Dir, dem armen Hirten, offen?
Gome;. Mit dem Muth, den Liche giebt, Die fo heiß, fo trofilos liebe, Dring’ ich duch die Wachen vor! Muͤßt' ich auch die Jagdluſt ftören, Meine Klagen fol er hören, Dder mich verzweifeln feh’n !
Ab.
‚lo
Zweiter Aufteiee"
t ze Ba 14 Gabrielle. Bald darauf ein Jaͤ gel. .
m
Gomez einige Schritte nacheilend.
Könnt ich, koͤnnt' ich mit dir gehn! si du
Mög” ein Engel dich ‚begleiten — — Sich wieder umwendend. 2
Wie? ſcheint dort nicht was zu ſchreiten?
Noch iſt nicht der Tag entflohn —
Kommen meine Quäler fchon?
Sie will durch die Pforte, bleibt aber wehmuͤthig davor ſtehen. Ad, wie einſam tret ich heute In die wife Wohnung ein! j Seftern war ich nicht allein — In 9 9 Meine Taube, Eirr und munter, Rar noch nicht des Todes Beute!
Jetzt floß längft der Armen Blut — —
Schuͤtzt kein Heilger, ſchuͤtzt ein Wunder
Unfchuld vor des Raͤubers Wuth? 3 Lohnt fih mit dem Kopfe a eine Thuͤrpfoſte. |
Jäger,
mit Hifthorn und Schwert, den Jagdſtutz umgehängt, anf der Hand eine Tube, fteigt vom Felfen.
Nun, Gott fei Dank! da zeigen fih ja Käufer! Ein Abenteuer giebt's, fein Ungemach.
SE
Nun Schlaf ich Heut wohl unterm Halmendach
So fanft, nein! fanfter, als der Kaifer. Sn
Ha, was ift dort? Ein Kind, wie Roſ' ind Schnee,
Und reich umwallt von’ rabenſchwarzen Haaren!
Im ganzen per jag’ ich das ſchoͤnſte Reh! ‚Gabrielle, ‚geht: durch die Pforten, ud Bu
Weg war der Schatz! Recht, wie in Re Kunden‘,
Ein Feienhirſch, iſt ſie dem Aug? entſchwunden;
Doch da giebt's Rath —
Eilt zur Pforte und tuft ihr nad.
y
Kun Ybiıs sung nel ſchoͤnes Mädchen, her
\
Sabrielfe
tritt wieder — und bebt, wie vor einer Erfeinung, zurid.
Hilf * St. Euſtach!
Jaͤger. N a TAG beblt du denn vor mir?
Gabrielle—
Wer du auch ſeiſt, wer von den ——— Der Hirtin ließ Erhoͤrung widerfahren,
Vergieb, o Herr! des Zweifels Ungebuͤhr.
Jetzt, da ich Huͤlfe bringend dich geſehen,
In deiner goldnen Locken Strahlenzier,
Jetzt glaub' ich feſt, daß Wunder noch geſchehen; Mein Taͤubchen iſt's, ſchon in des Adlers Klau'n —
Jäger ur ae at
en mdalich Kind poor nn Co * 04 Ir nn „Sabeielke N
O ſenke ſelbſt Vererann In's bange Herz! Ya, Heil'ger ‚ fie iſt mein, Mein letzter Schatz; es hing ihr beim Entfliegen Rn Am: | Hals ein Sifberringelein - nn
Jaͤger giebt —* die Taube. Bedarf, deß nicht! dieß Auge kann nicht trügen.
Gabrielle, die Laube freudig an ſich druckend und mit ihr tändelnd, > Du Ringlein der Treue, ſo hab ich dich wir? Dich, Botin der Hoffnung, mein einziges Eur? Dein Herz, ja es klopft noch; dein weißes Gefieder Iſt rein, gleich der Lilje; ses trieft nicht von Blut! Sch kann dich, wie eh’ mals, noch zärtlich umfaffen, Sch bin nun von neuem im’ Öden Gemach Nicht ohne Gefährtin, nicht gänzlich verlaffen — Indem fie die Taube durch ein Gitter hineinlaͤßt. Da, flieg nur, du Traute! bald folg’ ich dir nach!
N
Jaͤger vor fid.
Wie Eindlich fie fich freut! Sie hat indeſſen Bor lauter Luft den Heil'gen ganz vergeffen !
13 Gabrielle,
ſich wieder unwendend mit ſcheuer Ehrfurchtn "9. Biſt du noch da, du wunderthaͤt' ger Mann nne O ſage mir, wie ich dir dienen kann! 7 0 © Dein maͤcht'ger Arm Hat fie dem Aar entriffen — O laß mich knie'n, laß mic) au deinen Süßen - —X
Jaͤg et, ” abhaltend. Nicht doch, mein Kindt Ich Bin ein Erdenſohn, Und, freut es dich, Hab ich dahin den Lohn. | Gabriel 4 e. Ein Menſch waͤrt nn
TUT
geicht bift du überfüßet, | Dieweil fo feicht kein Seit ger - — Hunger ſpuͤrt. Du wohnſt N bier
Saprielte.
Bei meinem Oheim, Y Süngft ftarb mein Vater —
Neger.‘ N Und die Wohnung da? Gabrielle. Ein wuͤſtes Schloß is, ans der Maurenzeit —
u
AN — Mit ſchachterner Heimlichkeit. Man fagt ſogar, es ſei'n Abencerragen Ob einer Koͤn gin drin, verbrannt, erſchlagen ; Sie hieß Fatime, nahm nachher die, Tauf, ..1 <> Beſchloß im Klofter ihren ird ſchen Lauf, 424 ou Weil Chriftenritter. fie BAR % Sch weiß nicht ae |
nie >
Sägen, FIR *
nn .,, ; Gh RT ENT 1 0499 FEIPERT
ndat md — ja, * liege. etwas weit: Sabtielle Dann Haben oft fih Räuber hergefluͤchtet Nun aber iſt's von Hirten zugerichtet . Zum Schuß vor Sturm, zur Ruh’ der Nacht, —* ein E nur * den Heerden wacht.
— ER 97 3134 af Liga a
Jäger. ANEHDON nude ir So fei von mir als Wirthin heut hegräßt Ich wäre gern hier freundlich — * — — Gabrielle. ists GUnd Mani Nun, Jeid Ihr wirklich. nicht,von dort gekommen, So ſagt auch Ihr mir — | daͤgera an a 2 BSpeich ganz unbeklommen!
15 Gabrielle, varhamt Man weiß doc) gern auch, „wer der Andreift u Gig er ne
Von Herzen gern! da iſt nicht viel zu N Ich bin — ein. Schüß’ in des Regenten Sold —
each Sabrielte. Wohl auch ein Deutſcher? ? Nicemahr‘ ? Eure Zige —
1 rd An: | Ganz recht, da fagt mein Antlitz feine Lüge, Und — Tollten dir die Deutfchen nicht Gehagen, So find doch Dirnen ſtets den Jaͤg ern hold; Drum werden wir uns doch wohl * vertragen?
Gabriekle. O ſcherzt nicht ſo mit einer armen Magd! — Ihr ſeid ſo freundlich, lieber Herr! drum ſagt: Wars Wunder nicht, wie konntet ohne Schwingen Ihr aus der Luft mein Taͤubchen wiederbringen ?
Jaͤger. Ich find' es ſelbſt, der Fall iſt ſonderbar, Doc) lang die Maͤhr'; drum laß uns niederſetzen ©. Die Sonne ſinkt; die Luft iſt rein’ und Elar,. Di 7 Ich mag mid) gern am Abendroth ergögen — — Sie fegen ſich auf zwen nahe bei einander Kiegende Trklititer."
r6
Die Jagd ging gutz nein Zwanzigender war, Schlank, Schön, wie feiner, glücklich ‚aufgetrieben ; Doch trug der zu der Ehre fein Belieben,
Don des Negenten Hand erlegt zu feyn.
Leicht flog er über Netze, Stock und Steinzy Zuletzt umſtellt, entriß er ſich der Haß,ı'n — ı Geſtreckt die Kron', durch einen maͤcht gen — Indem er, trotz dem vorgehalt nen Spieß, Ä
In Eräft'gem Sprung zwei Treiber niederfieß. Kaum fah der Prinz den. Fall der wackern Leute, | So flammt' er aufs jeßtgalt’s nicht bloß der Beute; Er ſchwur aus Zorn dei ſchnellen Ra — —
Gabriele Das ı war Ei fchön! den if zwang ja die a
ge eo
Halb verwundert 3 NS aufblickend, dann ſchnell 5 Ad, was weiße du! — Genug von Zorn eegt, Haͤtt ich gar gern den flucht gen Hirſch erlegt. Ich — ja, auch ich und alle Jagdgenoſſen Verfolgten ihn auf unſern beſten Roſſen Ich meines Theils, ſo heiß auf Nach’ entbrannt, Daß ich zuletzt, als er dem Blick entſchwand, Mic in der Wildniß ganz allein befan si no Von fteilen Felfen ringsum eingefchloffen.
ur
Gabrielle, in die Hände Flopfend. Der Hirſch entkam! Nun bin ich wieder froh, Und möchrs Euch gönnen, lieber Herr! Jäger | | Br Sorfl Ei feht, hier werd’ ich in. die Schul’ genommen ! ; Gabrielle. Shr wär t ja ſonſt — auch nicht hieher gekommen. Säger. —* Selm! — Bo war ich“ ee: Gabrielle. $ Ihr wart ganz allein, Und rings um Euch nur Wald und Felſenſtein. Jaͤger. Du ließeſt mich vermuthlich dort zur Strafe; Doch ſpuͤrt' ich zu der Buͤßung Feine Luft, Weil, kann's gefheh’n, ich gern im Trocknen ſchlafe. | Gabrielle. Bald regt für Euch fi Mitleid in der Bruft. Jaͤger. Ich rief, ich ließ das Hifthorn laut erſchallen, | Doch — nirgends Antwort, als von Wiserhalfen!
Daher ich denn nach kurzem Rath befchloß, Theaterfchr. I. 2
18
Nachdem zuvor"ich mein ermüder Ro—ß Zuſamt zwei treuen, mir gefolgten Hunden, An einen Baumſtamm angebunden. Emporzullimmen, wie es konnt' gefcheh'n,
Um von der Hoͤh' die Gegend zu befehn.
are. da wid aan iD Mir Sagt um Eng. — Ihr d benn —
Er ae
Je nun, das lernt ſich in der Jugend, „mohlb m Sch übe es oft mit Brüdern und mit Vettern, Dem Gemsbock nach, im bergigen Tyrol. — Sept klomm ic) raſch, als gaͤlt's um einen Preis, Hing hoch genug, mich einmal umzuſpaͤhen; an Der Puls ſchlug laut, der Stirn’ entfloß der Schweiß — Schon ſchwebte unter mir ein Volk von Kraͤhen, we Schon uͤberblickt ich weit den dunkeln Forſt, Da ‚Ereifcht' ses. mir zur Linken, und ich fand, \. © Auf einer Klipp’, die fenkrecht ragend ſtand, Recht mit Vergnuͤgen einen Adlerhorſt. | | Doc) bald bewog mich Raufchen, ziehend Schweben Sn hoher Luft, die Augen zu erheben, Und ſieh'! der Alte nahte feiner Brut ı ' Jh nahm mein Rohe — und doch, m igm au
ſchießen,
19 Hegt' ich ſchon Luft, konnt' ich mich nicht entfchließen ; Denn, unter uns, ich bin den Adlern gut: ' Gabrielle. Gewiß, Ihr ſcherzt! Auch folhen, welhe Tauben, So zahm und kirr, den Hirtenmaͤdchen rauben? ai RT FAGER. | aniunid &i Ein Aar, der tühn feldft in * — hai, | St — groß - m) 3
’
"Gabrielle —“ Ein Raͤuber iſt's! Mir graut! Jaͤger. ———— 19
Auch vor gemalten?. Ha, vor diefem Zeichen Sal ich ſchon oft des Reichsfeinds Rotten weichen; Solch Panner weckt in mir gar friſchen Muth! — Drum znagt es mir, den Adler blog zu fepeuchen, Und er, der mich fo unverfehn entdeckt, | Vom Ruf des Gaſts vor'm eignen Haus erſchreckt, Ließ, augenblicks ſi ſich hebend, feinen Krallen, Zehn Schritt' von mir, dein Taͤubchen niederfallen. Gabrielle Den Heil’gen Dank! Säger. Wer weiß auch, wenn ich fchoß, Sb nicht im Krampf das Blut der Taube flog —
\
20
ana re ee Ihr guter Männiritsn De mo an ya
Dent ae daß ich dran dachte!"
Das komme nun fo‘ das Herz kreibt oft fein Spiel? Doch, als ich hinging, wo die Taube fiel,
Denk', liebes Kind! wie froh ich war — da lachte Mir Korn und Frucht mic offne Gegend a lin 7 Und leicht fand ich vom ‚Selfenftieg die Bahn. aueh WGab riel le.
Ein Heil' ger that
a“ f
Jäger, ae, OR
re
| Mehr. kann man nicht verlangen, Doch wanſcht ich nun — Seit ich vom Bug veriert Sind leichtlich ſi eben Ständchen hingegangen ; Drum, ſcheint was dich nicht wundern wird, Mein Magen nicht ganz unbefangen. in |
am ee.
pe BREITE," Nas NE use nach einigem Befinnen vor fi. Sechs, wie ed geht! an Laut. ee Es ift nur Obft und Brot,
Tas ich End) bringen kann, und Milch von Ziegen —
217
2 KETTE TEN PER ihre, Wange eis HAMANN.
gibt Diefe Sof die Wang’ fo. lieblich roth, So kann ſich wohl ein Waidmann dran begnuͤgen. Drum komm — Gabrielle. Nein lieber Hetr! ich bring's heraus. iger. Soll ich * RM denn unterm. Na teitiy | Gabrielle. ae
Sp gern ich's chat Ihr duͤrft nicht mit ing Hoat⸗ Bevor mein Dpeim zn die Kitten kommen.
— ‚Jäger. | | Warum denn, nicht? Ihr habt zur Streu od — Gabrielle.
Ad, lieber’ Seit, ſie find gar hart und roh!
Einft hatt” ich einen Pilgrim aufgenommen,
Der „alt und ſchwach "und vor Ermädung krant,
Hier vor der Pforte faſt zu Boden ſank —
Nichts hiele fie ab, ihn in den Wald zu jagen;
Sie fluchten mir, und bropten, mich ” falasen - Jäger, Ä
entrüftet und ihre Hand faffend. Dich ſchlagen? Did!
A
22 — — —
Gabrielle, ſich losmachend. "Sept, wehrt nicht meinen Schritten; Ich Euch er und will dann für Euch 6 ET Sn die Ruine ad. >
*
— rl gr 1232. 113387 4
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3449 90 Dr it ter Au BAZ et. Der Jaͤger allein.
Sie lebt nicht glücklich) und verdient's ſo fer "oO Weich feurig Aug’! welch reine, offne Stirne! Nie ſah ich eine unſchuldvollre. Dirne! an. Wie? führte, wohl kein bloßes Ungefähr Ei Nach langer erfahre mid) hieher ? \
‘a, wenn ich nun ein Sch’ im Thal hier waͤr — Mas fchader’s’auch ‚ein wenig‘ faͤß zu traͤumen? I Mein wär’ folh Weib — und nur dieß Wenn Roſenwolken fruͤh den Himmel fäumen, Zoͤg ich zum, Forſt; doch Lrät der Mond hervor, >. Dann fänd ich, fie, „mein harrend unter Bäumen, +. Die Laͤmmer traͤnkend noch am Wiefenquell ;,.. Ihr Auge, grüßte mich fo vein und hell, Ich floͤg ihr zu, ich rief: da bin ich wieder! Sie ſaͤnk in meinen Km —
Vierter Auftritt.
Der 3 äger. Gabrielle bringt einen irdenen Krug und ein Körbchen mit Brot, Datteln, Feigen u. deral.
Gabrielle, noch in der Serne. "Da bin ich wieder! 8 äge r, tie erwachend.
Gabrielle.
Vergebt, wenn ich zu lang’ geblieben; Ein Mehres nicht vermag für heut’ das Haus. Sie breitet, ihren Vorrath auf dem fteinernen Tifche aus und winkt
dem Säger, fich daran zu ſetzen. Jäger.
Nein, Kind, dein Herz hat dich zur Eil’ getrieben, Und Hunger würzt dieß Mahl zum Fürftenfhmans. _ Doch mußt du auch, noch höher es zu würzen, Durch freundliches Gefpräd) die Zeit mir kürzen.
Gabrielle, Das will ih gen; — denn — id) Pa e8 frei, Mir fiel was ein; ich möcht” Euch. gern was fragen. Jaͤger. Nur friſch heraus, es ſei auch, was es ſe Und wenn ich's weiß, will ich dir's redlich ſagen.
Gabrielle. 3, s ift bedenklich — | a Ye Reh *— So? * Ga brielle. Sn: | Ihr feid vom Hofe Und mehr, als ih, verſteht die jüngfte Zofe — _ Jaͤger. Ei, was thut das? Gabrielle. Gut! — Kennt Ihr den Hegenten? ... $äger. \ Ich? — Halb und Halb — ich meine von Perfon —
' Gabrielle | DIR Das ift mir lich! — Seht, ferne Sonnen Blenden Sagt's ja ihm nicht — — Verdient er wohlden Thron?
Säger. Ei, Kind, da fragft du — wer kann von ung beiden Hierüber, fo ins Blaue hin, entfcheiden ? — Was wolle" er nicht! Er iſt ein Koͤnigsſohn! Be Gabrielle. Das frag’ ich nicht. — Iſt er denn brav und gut, So brav und gut, als alle Leute fagen ?
a a Zt
12 war
BT 7 2 Ich mein’ — er ift ein treues dentfches Blut, Und feine Fehler find wohl zurertragen. Gabrielte, nn in dien Hände Flopfend. O dag if hertlich! Jaͤger. Willſt du zu ihm gehen? | Gabrielle. Und wenn —? \ J— Jaͤger. | Dann varh” ich, ſei auf deiner, Huth! Denn — biefe Schwäche muß man eingeſtehen, | Der Dein ie ar nach huͤbſchen Dirnlein —*9—
Gabrielle. J RR Da giebt 8 Schon Andre! — — KR er auch ha Gilt gleich vor ihm der Ruůter und der Knecht? Wird, warn fie einſt zur Vaͤtergruft ihn fragen, Der Günftling nicht, doch — und Waiſe klagen? Sprecht, lieber Herr!
Jaͤger, * bewegt aufftihend So — viel er weiß und kann — Ich glaube ,-inbul adail ana 07 90 |
Sabrielle. Was iſt Euch, gater Mann? Seid Ihr (ch an Ion da SE Er in.
Jaͤger) fept ſich wieder. Beinah'! Mir ward ſo heiß Und weich ums Herz; doc) nun iſt es voruͤber Jetzt — kommt die Frag' an mich — | Gabrielle | Ja, thut das Lieber! Und auch fo redlich ſag' ich, was ich weiß. Jaͤger. Nun du — der Gott ein ſolches Herz beſcheert,
— rein — Vor ſich einer — werthe Laut. on
as Haft denn —7 geſteh' mir s frei 3 offen, Vom Rem a zu fürchten oder *
nn Sure Das wird. mit Schwer; doch — muß e es ent. ;
Sagt, Herr! — . Wendet fi & * und Hält bie Sände * die Augen,
Säger. Ei, foll ic) dein Geficht nicht ſehen? Gabrielle, Jetzt nicht! — ob Ihr was Liebes Habt — —
Säger. h? — nein! Gabrielle.
Ja, dann iſt 8 ſchlimm — Jaͤger. Nun, 's kann wohl ol — J Gabrielle. Dei mir iſt's ſchon vorbei; doch — von den Beiden — Jaͤger. Zwei Liebſten? wie? Gabrielle. — kann ich nur einen leiden. | — 1.0 Au So?feiven? | EN Gabrielle. Ja! Je nun, wie man fo fpricht! Jaͤger. Wohl! ich verſteh.! — Doc) was hat das zu ſagen? Der Fall kommt oft — Gabrielle.
Ach, ich bin zu — Ich will, den ich nicht ſoll, und den ich ſoll, den nicht! Nein, eher todt —
28
Hager. Mie denkt Ihr's anzufangen ? | Gabrielle Der Rechte iſt zum Prinzen hingegangen Daß der ung ſich in das Mittel ſchlaͤgt. Sägen. Wenn er ihn fänd, ja, ja, das waͤr ganz Be 1 Saßriette WM TWNT Es wird fhon geh'n! DO glaubt mir, er hat Muth, Hat manchen Wolf im Walde Thon erlegen? I" © Sagen Neun, ſei getroſt! Gabri e le. Doch Euch wollt ich wa bitten. 9 Seid Ihr vielleicht beim Prinzen wohl gelitten? Jaͤger. O ja! Gabri ei le. Gewiß? — Man weiß ſchon⸗ daß verbttime Das Hofvolk oft fih Hoher Gunft nur rühme — Doch, ift es fo, num, dann wagt's meinetwegen, Ein gutes Wort für Gomez einzulegen. Ih will Euch auch recht gut feyn — jedem Stand Bringt das Gebet des Armen Heil-und Segen! {7
Jaͤger. —* dich drauf! da haſt du meine Hand! Kuͤßt ſie auf die Stirne.
Fuͤnfter Auftritt.
“A ist 3
Die Borigen. Ambrofio, Vasco und De dro Cale mit.baafee wen) fommen. 8. aßey tritt wiſchen den Giger und ſebuelen 2 Hinweg! Kr | "Sägen," Verwegner! kannſt du dich erfrechen ? "Ba, Höhe. Erfrehen? Ha! Ambrof io. ) Wißt, das ift feine Braut! Pedro. Sie iſts! 4 Vasco. So was weiß man in Spanien zu raͤchen! ars 3 Jaͤ ger zu Gabriellen, Iſt das der Rechte?
30 | Gabrielle u, verneint ‚es. ſeittchweigend. WMWasco. Was ? ſchon fo vertraut! Pedro.
“
15 aid, Anlı9z? J u
Leid's nicht! N DupR Are Base. — 9.9: SB. SIRDeN un, LIT NATION in
163 Ihr ang vor mir durch dh geic en n ſprechen! Ambro fi N ZN Sabriellen, Br Ar oe I? Ze dan 2 ie Hinein mit dir !
-UyHIN.D)
Vas co zum Jaͤger.
und du ⸗gleich pack⸗ dich fort! Ambrofio zu Gabriellen. Bereit' das Mahl! — namen S. a ger.
| Es ‚eoftet mic) ‚in Wort, ‚Und Ihr — doch nein! Nimmt feine Büchfe. Ber wagt's, mic anzufechten? Vasco, a hg Stab ſchwingend. a
Du denkft doch nicht, wir fürchten ie ein BR! Drei gegen Einen — WERNE EN
ORION
31
Pfeif! ich meinen Knechten,; ©.
Bricht —* * Bald ein Dutzend noch: hervors
Dasco, Gabriellen when. Bun ! fun Er u Zügen e v
"Kühe fie nicht. an! Gab ſehr aͤngſtlich zu dem Jaͤger. bin m Rd, Vergebt den Hirten!
hr wünfchtet ja, N: follten Euch bewirthen.
Jäger. | Ja ſo! — Laßt's feyn! die Sach’ fei abgemacht; her bin she; gebt —— mir zur Nacht.
er 2 Basco. ih Ei fiht . NE AN nn Seid gut! * Ambroſio. Wir brauchen keine Gaͤſte. Gabrielle. er ſteht in des Regenten Sold!
32
WVasco
Und waͤr' er's ſelbſt! das Kukuksei im Neſte Steht mir nicht an au ia on!
and Jäger
AIch zahl. die Streu mit Gold. Zieht einen gemwichtigen Beutel, wobei man zugleich auf feinem ledernen Wams eine goldene, Ser; -gewahr wird. Die Hirten treten zuruͤck und fehen ſich dedeniungsvol an.
Da habt Ihr's in Bora ig AL WERE Giebt Ambvoſio und Vasco. BB 21 4 1 2 PT ; F Herr, mir auch!
3 sch
‚maus Näget) giebt ähm,
a han a Ambrofio. zu Vasco. Was meinft du? .
Bası o, geſchmeidig. 0 —— Nun, 44 iſt freilich —— Den Dander gau nicht von der Thuͤr zu weilpn: :
Zum Jaͤger. MD Nur Eiferfuht — Be a— j Man hat kein Herz von Eiſen. IRRE EN Basco.
Ihr fcheint ein wackrer Herr! — Welch ſchoͤn Senhet Iſt wohl geladen Ei, weißt miys doch heut
33
Jäger, mit einigem Argwohn.
Nicht doch! „,.- | en ABeh | 9 gebt! | Zaͤger, abwwehrend- Ein Jaͤger von Verſtand Giebt nie die Buͤchſ in eine fremde Hand. © Vasco. Je nun, fo laßt's! deßhalb wol’n wir night ſtreiten — Gabrielle zu Amseofio, So darf ich ihm die Lagerftatt bereiten ? Ambrofio.; Sie iſt bezahle! us NY; Vasco. Ei, man muß gaſtfrei ſeyn! Viel Chr’ für uns! Gabrielle. Kommt, lieber Herr, herein! Gabrielle und der Jaͤger ab.
Theaterſchr. IL. 3
34 ” — BEN
Sechster Auftritt,
Vasco sieht Ambdrofio um Pedro kihen ii, noch da zu bleiben, amd zieht fie etivas weiter von der Ruine. Es beginnt ganz dunkel zu werden.
Basc. Hubt hrs gen? Han eo, Deren. ee | / 5.9 “u "Bas meinſt du „Vasco. — 42 0 J | Yu, das Std!
Die ſchone ORT die ſchwere goldne Kette! ‚ MPedro — SIg sch ui ’ ta Die Goldmuͤnz' dran ¶
Vasco. Mena ID Das it ein Fang! re or wol — Rasch, Das iſt doch We es ift fein letztes Bette! Ambrofio. | Ein — Mord? — Pedro.
Still! Still!
BE
Vas co zʒu Ambroſio. Du wirſt recht ſchwach und alt! Spid), woll'n wir ung denn ewig dran begnügen, Wenn dann und wann bei unferm Hinterhalt Ein Bettelmönd gekruͤmmt voräberwallt — ._
Ambrofio.
Ein Griff, je nun! Ein Mord mag ſchwerer — Und an dem Gaſt — piRidg 3 s ble® „Dede.
Mich überläuft's ganz Kalt, 4 Basen, Ihr Se Wohl! die — * — * ich auf * |
Er kuͤßte fie — Einen Dolch aus dem Shieter ziehend Den Kuß bezahle ein Stich! So wird's ein Ehrenpunkt —
Pedro. Ja, da ne ehr Ambro fi i v. | Bedenket doch — Vasco.
Was iſt's am End: auch mehr ? Das feht ihe doch an feinen Locken fchon,
36
Daß er ein Deutfdieng ‚wohl ein Ketzer if Der und ein Jud ikleih —
Pedro. a
So ſei's! Vasco.
Ia, ja,As giebt noch ein Gotteslohn, Solch einen Sünder zeitig abzufangen?! Ambrofio,
Thuts morgen im Gebirg! Zu Vasco.
Kaum iſt's ein Jahr,
Seit Sg wer weiß woher? der Haft entgangen.
Aus Mitleid. erft vergönne ich Zuflucht die,
Dann Haft du liftig meine Kabbegier
Stets tiefer in dein Netz verſponnen ⸗·⸗ Vasco.
Wozu dem Eidam das? Nun, willſt du nicht, Sud’ ic das Weite, mache dem Gericht Zuvor euch als Genoffen offenbar —
Ambrofio.
So, Vasco, Haft du auch die Braut gewonnen! —
Ganz hat. der Teufel dich, hat er ein’ Haar!
Iſt er fein Shi, |
37
E Pedro Erzuͤrnt euch nicht! Zu Ambroſio. e Bedenk' doch, heut, wie morgen,
Kann er davon; doch. wir mit unfern Heerden, Wie da? Vasco. | Das finder fh! O dafiir werden Statt eurer die Gerichte treulich forgen. | Ambrofio. Und wollt? ich auch — bedenk doch die Gefahr! Er fcheint Eein Feigling, trägt ein gutes Schwert, Iſt mit gezog'ner Kugelbuͤchſ' bewehrt — EIER a, | Iſt's nichts, als das? das macht mir noch kein Grauen. Ambrofio, Auch ſcheint er uns nicht allzufehr zu trauen; Als du die Büchfe nahmſt, gab’s ihm Verdacht.
| Vasco, Iſt al? Berechnet, und der Plan gemacht. Zuerft, daß wir noch ftärker werden, Gehſt, Pedro! du zurück jetzt zu den Heerden, Dringft, nur fürn Nothfall! Knechte; diefen feßt Man blos in’s Ohr, ein deutfcher Keger habe
38
Die Ehr’ und Tugend meiner Braut verletzt,
Und jeder kommt mit feinem ſtaͤrkſten Stabe.
Wir beide gehn hinein, durch Freundlichkeit
Und durch Bereu’n ihn völlig zu gewinnen — +»
Wie's ſcheint, bethoͤrt auch Liebe ſeine Sinnen —
c
Ambrof i0.
Halt! — Gabrielle ! * Basco! den #08 ‚ein Mord!
Vweſſchweitt i ſie ihn?
&) 715 191 j Vasco.
Wie? iſt nicht Sie font? Er eilte fo, als mäfl er wem entrinnen. Nun giebft du morgen, nad) gelung’ner Sat, = Sie mir zum Weib. Dann mag fie durch Verrath Den Mann und Oheim auf die Folter führen!
Pedro.
Nein! jetzt ſcheint mein Gewiſſen na. ‚zu Alten: — Ich trau' DR nicht !
—
So wird fie fortgefchicken
Zu Ambrofio, on vie An? Alvaro's Weib im Dorf liegt ſchwer danieder: Schick fie zu der; fie komm' erft morgen wieder — Sie thut es gern, fie, die fo gern erquickt!
39 Komme fie dann heim — „Er ging!“ — und damit gut, Wenn au) fein Leichnam tief im Brunnen ruht! — Nun, wiße ihr fonft noch was zu überlegen! Ambroſio. — O waͤr's vorbei! Pedro. Sch — nichts dagegen! 2 6. Vasco zu Ambrofio,. > Nım fomm herein. — erheitre dein Geſicht! |
. ift der Fang! Ihm tagt Fein Morgenlicht. Beide in die Ruine ab.
ÄNn ı 4 PN * 7
Zweiter Aufzug.
Das Theater iſt in zwei ungleiche Hälften getheilt; eine niedrige und ſchmale Zwifchenthür verbindet fie. Die größere Hälfte zeigt das Innere eines maurifchen Gemachs. Hufeifenformige Bogen mit dünnen Säulen, Stuffaturarbeit, goldene, den arabifhen Buchftaben ähnliche Züge auf hellblauem Grunde, find noch hie und da au fehen, an andern Theilen ift-der Kalk abge- fallen, Manches wie von Feuer gefhwäarzt, die Fenfter blos mit Gittern verwahrt, Eine Lagerftelle mit Schilf- matten und ein GStrohftuhl find die einzigen Geräth: fhaften. Die fleinere Halfte iſt Ruin und bildet eine Art Vorſaals; nur ein wenig Dede hängt noch herab. Eine Treppe mit eifernem Geländer führt herauf; ihre Fortfeßung ragt noch ein Stuͤck höher empor und iſt oben abgebrochen. Der Mond feheint über das offene Gemäuer herein, anfänglich von finftern Wolfen umge— ben, die fich jedoch nach und nach verziehen, daß es zu Ende des zweiten Auftritt vollig mondhell wird.
41
Erfier Aufttitt.
Die Scene bleibt nach aufgesogenem Vorhang noch einige Augenblicke leer und man hoͤrt unter dem Theater die Melodie der im dritten Auftritte vorkommenden Romanze anf einer Zither ſpielen. Nachdem fie einige Sekunden beendigt ift, ſteigt Vasco, in der Rechten eine Lampe, in der Linken die Büchfe,
mit dem 54 ger herauf.
a sco, die Treppe hinab leuchtend. Fallt nicht! die Steine ſi nd nicht ſammelich Be, io Die eine Stufe fehlt! | g)
Jaͤger, heraufſpringend. Da bin ich ſchon! Vasco.
Nun, nicht wahr, Kerr Ihr Habe ums auch ver geben?
Wir J— f nd nicht grad vom feinften Thon;
Nicht Jedem gluͤckt's, wie Eud), am Hof zu leben,
Doc) treu und vedlich find’e man ung zulekt.
Re: aͤger. Das iſt genug! — Ok ward die Zeit nicht fang;
Der hübfchen Dirne Mährlein und Gefang Hat in der That mich wunderbar ergößt. 2
Da 8 oe öffnet die Seifgenthiik ı Gh führt den” Söger ein, Hier treteein!: So viel das Haus vermag/
tan |
ar fe fü Euch ein Lager zubereitet mr den “tagt ‚si —** in eine Ecke und ſetzt die —8 — in eine
RR ai ER = Mauerblende.n u. 0 Mi wa9a nd Schlaft fanfe und ſuͤß; 's hallt freilich, wenn man ſchreitet,
Der Wind pfeift auch; doch, ſolltet Ihr was hoͤren, Seid unbeſorgt, und laßt durch nichts Euch ſtoͤren; >» Bei Hirten wird's ein wenig frühe Tag! | Nun, ſchlaft recht fanfe! |
rund... Ti.
‚Däger,
D
2 Sof, bis sum Morgen.
EI Bin She OB Re nt
Das Fe ra audy; "bei und fe Ihr geborgen.
** durch die Zwifſchenthin 0b, —9 . ſie au, und ig x von
'anfen das * an. AR 3 ’ ; ee 14 — a «x A} « 7, F — a Be Be POT Te 2 r u 118 © am mini hl? au
* a * Ya # Me a ua 4 ÄnF dc) nu, „ url In ö u 37 277 J — — 4
Zweiter Yuferiee a > ‚Der Jäger, im Gemach Anis Vasco im 1 Borfaal, Jäger sand IC tritt an ein Gitterfenfter. Die Nacht iſt ſchoͤn! mit Wolken kaͤmpfen Sterne, Und das Gebirg ſteigt auf „wie ein Koloß. — Wer glaubte mich wohl hier? in wald'ger Ferne, Als Saft der Hirten, weit von Hof und Troß, Ganz nur ein Menfh, im wuͤſten Maurenſchloß? Sich umfehend... Und doc, fürwahr, es ift ein Abenteuer, Das —T ‚ie, länger, auch je mehr gefaͤllt.
Vasco vor 6. Biel Gluͤcks! a Jäger. | 94 Gar wunderbar if dieß Gemäuer, & Wo kaͤrglich nur die alte Pracht noch Hält. Wär’s wirklich wahr, daß einft Abencerragen! Vor alter Zeit von Zegri’s bier erfchlagen? Die ſchwarze Wand zeugt noch von Feuersglut — Vielleicht auf dieſem Eſtrich ſchwamm ihr Blut. Vasco, vor fh. Stelle Ahnung ihm. das eigne Schickfal vor ?
44 ren Es feit Shr Schatten feige nicht mir empor!
Und wenn's gefchäh, wird’ ich vor * zittern? Die Hand iſt rein —
Vas co vor ſich.
Wär’ ich ein feiger Thor, * Sein kecker Muth, er koͤnnte mich erftenn.,
Yäger.
Der Zeitftrom vaufcht, verfchlingend Nas und nt: Nur Eins beſteht —
Ba ? co vor fi. Hm! wird’s denn nicht bald —
Jäger.
Doch nun zu Bett!
Legt Hifthorn, Schwert und Dberkleid auf den Stuhl und wirft fih aufs Lager.
Sch weiß nicht, wie mir iſt! Sch bin vecht mid? — und doch auch fo befangen. Waͤr's wohl ihr Blick, die zarten Roſenwangen? Ich Hab’ fie doch nur auf die Stirn gekuͤßt, Das iſt doch wohl verzeihlih —
Vas co vor fid. — wird fich finden!
45
| Jaͤger. Erſchien mir nun ihr holdes Bild im Traum, Dann möcht" er lange, lange nicht verſchwinden; Denn fhöner träumen läßt fich warlich kaum! — Schlaf wohl, mein Kind! Vas co vor in
— Nun ſchnell den Balken vor! Ein Schlafender ift leicht zu überwinden. * So flieht er nicht! | j
Er legt einen Stemmbalfen an. die. ‚Pforte und geht ab, 3%,
Jaͤger, —I von dem verurſachten Geraͤuſch aufmerkſam gemacht, faͤhrt anf.
Wie? taͤuſchte mic) mein Ohr? Was raufchte dort? u ! En Er faßt ſchnell das —* bei der Scheide, daß es heraus faͤhrt.
| Wie, Freund, bift du hg Bank? Welchs biſt du denn? —
Beſieht die Klinge. Ha, da ſteht Shenerdant
Sn Sol — du mocht'ſt auf feinen Rirterzügen, In Wald und Huͤtt', wohl oft bei ihm auch) liegen, Wenn nad) der Jagd er auf ein Moosbett ſank. So bleib denn auch bei mir, du Ahnenſchwert, Daß, wenn ich einſt als Greis dich einmal waͤhle, Mir dieſe Irrfahrt in's Gedaͤchtniß kehrt, Und ich — den Freunden — beim Pokal — erzaͤhle — — Entſchlummert.
46 Dritt, of. Auftritt, —8 Der Sägen ſchlummerud. Gabrielle, anfanglich unten. m "Shbrtefte fingt. nnd N „Leife wehte, leife wallte — 2 2 gan Tui Rund der Than under, als ſich, Rachts erſt dreiſt, del Mohr — OR Noch den Pfad der Liebe ſhnch KT niꝰ
Man hoͤrt ſie von außen eine beiten cnichen Bars daran erſcheint ihre Kopf vor eineme der Gitter. Sie ruft ängftlid :
Lieber Herr! wacht auf! —XR —
ei. vernahin’ s nicht/ daß ih fang N
9 Wie ſchlaͤgt mein Herz fo bang! — —
Wachet auf, Herr! ih), N. * ET TER Wied ichfolle' ihr nicht, befrei'n? —
Hier iſt los ein Mauerſteii \ ma un I wol . einen Stein herein, daß er. nahe bei ihm niederfält,
Jaͤger aufſpringend.
Was bedeutet —? wie ich ſehe EN Ser Ks
Du), Hold Mädchen, ſchauſt herein? * * — Gabrielle. N AR
Wiſſet, * Verrath und Tod
Von der Hirten Hand Euch droht! 8 MBaͤgern —J— *
Kind! du traͤumſt wohl?
GBGabrielle. dene ms, na ich — Da Euch) bei Euerm ew'gen Heilt! BR rn Schon bereit liege Art und Beil Wo &i nd
Euch im keit s „A
Jäger. 157 Rh, Ha! wer follte fo was wagen? — Aber iſt's, ſo rette du Du dich ſchleunig; denn,im, Nu, +... ER Stuͤrzt dich Teiche ein Böfewicht,,, J ic Don der Hoͤh hier, von der Leite — Gabrielle. Nein, für mich, Herr, fuͤrchtet nichts, Dev iſt's hier; die Leiter, ſteht Ganz von Baumgeſtripp umweht — iger. 22 ” IR R — Nun ſo ſprich doch! Weiter! weiter! ARE. Gabrielle Glaubt es mir, ich tranteoheir: Halb nur ihrer Freundlichkeit — Die Lampe fladfert noch einigemal auf und verköfcht, Doch, da fie, Euch zw bedienen, So von Herzen willig fchienen, War ich, ad), wie fehr! erfreut,
—
Hatte den Verdacht bereut; un: Denkt, da fah ich, daß der Hirt Ans der Lampe Del vergaß, Das ich reichlich eingegoffen — u -
Jäger fihiummendend.
Warlich, du Haft nicht geirrt!
Sieh, das Lämpchen ging ſchon aus —
Gabrielle. Aengſtlich lauſcht' ich dann im Haus, Als er Euch nun mit ſich nahm, Hoͤrte, daß er Euch verſchloß — Jaͤger, der zur Thär geeilt. Traun! von außen iſt's verſchloſſen! Gabrielle. Immer baͤnger ward es mir. Als er von Euch wieder kam, | Horcht' ich außen an der Thür, Bebte, laufchte immer näher — „Bald wird's Zeit zum Angriff!“ — fo Sprach er, als Ambrofio, Fürchtend einen fremden Späher, Nach dem Dorf mich eilen hieß. Ja, icy ging, doch Meitleid ließ Mich's verfuchen, Euch zu warnen.
9
49
Glaubt's, fie wollen Euch umgarnen!
Schlaft nicht ein! bleibt ſtets zum Streit
Mit der Moͤrderſchaar bereit!
Huͤlfe hol' ich — |
Man Hört ein gellendes Pfeifen, aus der Ferne beantwortet.
Hört Ihr dort? —
Schüst ihn, Heil'ge! — ih muß fort.
& Verſchwindet.
Vierter Auftritt, Der Jaͤger alein. | Nicht ohne Grund fcheint warlich ihr Verdacht.
Verſucht aufs neue, die Thür zu öffnen. Dei Gott! die Thür ift außerhalb verfchloffen, Und fonft — warum der Lampe Del vergoffen? Sie hofften wohl auf eine dunkle Nacht; Doc) ſcheint zum Glüc die Mondenſcheibe hell — Und wenn ein Schüß’, ein ruͤſtiger Geſell, Die Buͤchſ' noch hat — |
Nimmt fr. Ihr Heil’gen! was ift das?
Der Stein iſt abgeſchraubt, das Rohr ift naß — Mein Argwohn fhwand, und unter dem Erzählen
War wohl dazu ein Augenblick zu wählen — ‚Das Schwert faffend. Theaterſchr. II. 4
so
Hab' ich doch dich! — Iſt wohl ein Riegel da, So für den erften Anlauf ? Wahrlich, ja!
Verriegelt von innen und lauſcht. Man hoͤrt ein Geraͤuſch auf der Treppe.
So kommt, ihr Schurken, wenn ihr mein begehrt! — Es ift ein gut Ding um ein deutfches Schwert! !
; 4 Fuͤnfter Auftritt. Der Jaͤger. Vasco, Ambroſio und Pedro,
erſterer mit einem Saͤbel, die beiden andern mit Beilen und Aexten bewaffnet. P e d vo trägt eine Diebslaterne, die er anf den hervorragenden Treppen: Nuin feßt, Ind Stricke. Vasco legt das Ohr an die Thuͤr. — Pedro leiſe. Iſt alles ſtill? Vasco eben fo. ir
Ich höre nichts fi ib vegen.;.
Pedro. — Auch ſchnarchen nichts? vn ver Basco. | Kein, 's rührt fich keine Maus. Pedro. nr u
ar’ beffer ! fo, die Schling’ ihm unjiegn - ae
a nn De Rn j 1 A Sa, leichter Hlaft fih dann ein Leben aus. m m“ Wohlan !
Sie nehmen den Balken weg. Was Teufel? | | Dedin u. Jn waseo zu Ambrofio. Iſt drin ein — * Ambroſio. Kann ſeyn! Vasco. Wie dumm! Pedro. Doch ſprich, was iſt zu nn 7
Vasco.
So kommt man nicht hinein, hat man nicht Fluͤgel, Und ernſter wird die Sache nun.
Pedro und Ambroſio— So laßt's! Vasco.
Das waͤr'! Schweigt! Laßt mich en Pocht erſt leiſe, dann immer ftärfer an.
52 He, lieber Herr! wacht auf, und laßt — * ein! Wacht auf! wacht auf "8 thut Roth — M 9
ale Zaget. ‘Yun, wasfole feyn ? Vasco.
Es hilft ſchon nichts, Zhr'müffer ganz erwachen; 's find Männer da, gar huͤbſche, ſchmucke Leut', Vom Prinz Regenten — Sager Hat bis morgen Zeit — Ihr Schurken!! ———
* * J
Vasco mil. Aufgemacht! Ich ſpreng' die Thür — \ . "Zu den uebrigen.
Haut ein! haut ein! Sägen
Kommt nur, ã he Doc wer mir naht, den macht mein Eifen Kalt!
NERLER
Vasco.
Nun dh eicht ruͤhrt euch! — vr. fie ſpringt ſchon — |
Die Thür ſtuͤrzt mit Gepraffel ins Gemach.
tor — 252
Jaͤger
tritt mit dem Fuß auf die Thuͤr und mit gezogenem Schwert den „„Räubern entgegen. Ps
| Halt! Die Räuber prallen zuruͤck und ſtehen einen us unfeFüffig. Noch ſchon id euch! Kniet alle nieder! Gleicht ae
Nedro, 8
im Begriff nisderjufmisen. | Kerr Gott! was thun nn oe ee — — — — Vasen. * Memmen! ——— Banker?
Noch einmal! Ich gu st Berft euch zur Erden te Ich bin —
Base J * Site gleich — Dedro ihn zoruͤckziehen d. 7 Hör — wie er “ nennt. IL HERE Jetzt Fein Gewaͤſch! 1 01763 Säger.
Sch din der Prinz Regent !
Ambrofio und Pedro weichen. Waͤr's wahr?
54 Bu 0, | J en. einen Augenblick beſtuͤrzt, dann wild laqeadi⸗
—* Nur das? Ha, willſt du ſelbſt dein En ?
srtilnu Bild a ee dug 5 Ich bist. yagairt sun ink 9:81 monat Vasco, mit vrtiutier Wuth. Und wärs! —
ro Zu — * Gefellen *
Wollt ihr geviertheilt werden?
Sie dringen durch die Thur ein. Der Jäger deckt ſich durch die Mauer den Ruͤcken und verwundet Ambroſio.
Ambrofto, ſqhreiend · |
F ne nicht mehr! Hein Arıı a. Taumelt en Tal.
Baden zu pedio. =
— Kerl, sro die Hand’ !
Friſch! er wird matt
Saͤger
haut nach Pedro. Dieſer läuft zur Treppe.
Pedro binabrufend.
Zu Huͤlf!
Jaͤger ſt ihm —— und giebt ihm einen Dieb. Da, Mordgefelle ! Pedro entflieht und verbirgt fich hinter die Treppe.
Vasco
ereilt den Jäger an. der Treppe, Er umfaßt ihn, wirft den Säbel weg und zieht den Dolch. Sie ringen auf Tod und Leben.
Du bift verloren! | z Zaͤger hat das Schwert weggeworfen, entwindet ihm den Dolch, durch— bohrt ihn und ſchleudert ihn uͤber das Treppengelaͤnder hinab.
Hund! fahr’ ſelbſt zur Hoͤlle! Rafft ſein Schwert auf und will die Treppe hinab. So waͤr' der Weg ja rein —
Sechster Auftritt.
Jaͤger. Ambroſio, im Gemach, hat ſich den Arm ver—
bunden. Pedro, verſteckt. Gomez und Gabrielle, ’ beide außer Athem, Fommen herauf. ca
Gomez, dem Jaͤger zurufend. Zurück! zurück! J aͤ ger will nach ihm hauen. Ha, Bube, du —! Sabrielle wirft fih dazwifchen. Laßt ab, Herr, vom Gefechte!
Ein Freund!
36
Gomez. Ihr kommt nicht durch die Knete, Zwar jetzt betaͤubt — fie drangen ſchon herauf; | Des Leihnams Anblick hielt fiemf —
Bu, . Gabrielle. EN N Und Huͤlfe kommt im Augenblick!
Ich lief voraus auf kuͤrzerm Pfade, Doch — —— da ſpricht ſchon der Attater
3 #
Sägen. Du wackre Din —
Siebenter Auftritt.
Die Borigen Der Alk a de des Dorfe, ein ehr: wuͤrdiger Alter, mie Gerichtsperfonen und Bauern. Einige mit Stodlaternen.
Gabrielle. Da kommen die Gerichte! Alkade. Hier alſo iſt's? Hier iſt die That geſcheh'n? | Zu der Folge. Habt forgfam Acht, daß Feiner flüchte! Dort feh’ ich was im Dunkeln ſteh'n — Es wird hingeleuchtet, Pedro tritt furchtſam vor.
— Be.
man‘ —2 Pedro. Ja, das bin: Po * Mörder der ſteht dort! Jaͤger zum Alkade. 3
Laßt dieſen Buben gleich in Feſſeln legen —
Geht ins Gemach. Der Alkade, Gabrielle und Gomez folgen. Auf Ambroſio deutend, der knieend I Dane he —*
Und dieſen hier! Alkad e zu der Folge. Verwahrt ihn! Ambroſio wird herausgefuͤhrt und zu Pedro geſtellt. — Jager. Laßt ſie binden? Der Strick war mir beftiimmt —
Altade. Das wird fich finden. Jaͤger. Wenn ich's befehl! —! Alkade, ihn verwundert anſehend. Wie meinet Ihr? Jaͤger. Sofort! Alkade. Ich bin Alkade — hier geſchah ein Mord,
58,
Ihr ſteht vor mir noch mit entbloͤßtem Degen, Und ſchreibt mir vor; da werdet ihr erwägen =) u Daß dieß nicht zemt ⸗—
Jaͤger. J 7 je or 334 An T Ich bin — von hohem Stand, Dem Prinz Regenten ſehr genau betannt. *
1329 Gill Alkade.
Kann ſeyn, mein Herr! doch werdet ihr dann wiſſen, Daß unſer Herr das ſtrengſte Recht begehrt,
Und — dem Gerichtsbrauch folgen muͤſſen.
Nur der, der die Geſetze ehrt, Iſt des Regenten Freund —
Br
RD Sägen Hier ift mein Schwert — — Wollt ihr die drauf geprägte Schrift befehen, So werdet ihr — | Man hört in der Ferne Ben blafen. Alfade. Wird ohnedieg gefchehen!
J ä ger laͤchelnd.
Doch da ic nunmehr euer Arreftant, So bite ich euch, fofern es will gebühren, Vergönnt ed mir, euch. Bürgen: herzuführen.
\ Alkade. Schrgem! RN,
” sr: 19
| Jaͤg 8 er nimmt fönet fein — und ſtoͤßt hinein.
9
2
Attade Was ſoll —2
Die Hoͤrner außerhalb antworten von mehrern Seiten.
Gabrielle.
Was wird das ee
Tritt mit Gomez ans Fenfter. Die Bye außerhalb antworten immer näher und näher:
Der Bald wird wach — Gomez freudig. Das Thal fälle fich mit Pferden!
Mehrere Stimmen
von unten, wild. unter einander.
Hier muß er ſeyn! Hier iſt's! Hierher! hierauf!
60
Achter Auftritt. vo 2a >. 0
Die Vorigen. Graf Otto, in der Rechten ein Schwert, im der Linfen eine Sader, eilig beranfdringend und fih duch die Menge einen" Weg bahnend. Bald darauf Don
Filippo und mehrere Große, Höflinge und Jäger, einige gleichfalls mit Faden. Die Vornehmern eilen ins Gemach, die Geringern bleiben-imBorfaak, Stto, aa a mit leidepſoyatzuchen Feuer. oe ſeid's! Ihr feid’ ! wirft Schwert und Fackel weg und breitet gegen den Jäger die
Arme aus. ° Doch ſchnell gefaßt, beugt er fich blos Aber deffen Hand und drüct fie an fein Herz.
Filippo. E Seit Eure Hoheit ung verſchwunden, Ward das Gebirg’ mit banger * durchſucht; Doch — Prinz, beiden die Hand druͤckend. Dank! Ich glaub's! Wie Habt Ihr mic) A gefunden ? Dtto fehr freudig. Ein — Hirt — iſt er denn noch nicht hier? — Erblickt Gomez. Da biſt du ja; nun, immer naͤher mir! — Sprengt' auf uns zu von einem jaͤhen Huͤgel,
61
In Todesangft und mit verhängtem Zügel, Daß von dem Roß der ag in Strömen floß —
| Gomez tions biod Sch fand das Roß am Abend, mit zwei Hunden Im Selfengrund an einen Baum gebunden; Sein reich Gezeug — |
| Olto. a; Euer war ha⸗
Und blutis⸗ sh —
Prinz. Nun, durch Geſtripp und Dorn Folgt' ich dem File mit eingefeßtem Sporn — Dtto. Wir hofften's auch; doch bei dem Allen war Es nicht gewiß ;. die deutſche Jaͤgerſchaar War außer ſich, beſorgt für Euer Leben, Sprach von Verrath der Fremden, von Gefahr — | Prinz
mit einem fein verweifenden Blick auf Otto, begütigend zu Silippo und den andern Spaniern.
Ihr werdet das der Treu’ vergeben!
Ot to.
Jetzt gabs für uns noch eine ur nur, Wo Ihr geblieben, zu erkunden/
Und die beruhte auf den treuen Kunden...
Wir eilten mit dem braven Hirten hin, X
Wo er ſie bei dem Roß gefunden.
Sie winſelten vor Angſt, und mit Ergrimmen Verſuchten ſie, die Felswand zu erflimmen. . 2 Dr So viele Müh’ das treue Paar fi, 9b, Ne“ Vergeblich war's; fie ſtuͤrzten ftets herab!
Da trat der Hirt herzu mit naſſen Wangen,
Und ſprach betruͤbt: „Iſt er hierauf gegangen, ‚Sieht er vielleicht nie mehr der Sonne Strahl, Liegt längft zerſchmettert! doch in unſer Thal Kann, wer den Steig kennt, wohl gelangen;
Ein Fremdling Eaum - —
Prinz ‚u, Gomez. Mein Freund! da ſprachſt du ar Zu Otto und den Hebrigen. > Daß ich ihn fand, dazu verhalf ein Aar — Ein-Minnefänger: koͤnnt's erzählen — 7 ı Ihr hoͤrt's fchon noch! Dtto. Wir fragten nach dem — —
„Dort auf der Hoͤh! Doch den koͤnnt ihr nicht wählen !« Darauf beſchrieb der Hirt uns ſchnell den Weg, Am Fels. herum in's Thal zu kommen.. „Mic aber“ — ſprach er —laßt nur ganz allein
co,
Die Wand hinauf — 's iſt heller Mondenſchein! Ich komm' dort eh’r, die Hirten, die dort huͤten, Das ganze Dorf zum Suchen aufzubieten! “
Und ſchon umfaßt ev bald Geſtraͤuch, bald Stein, Und war, dem Eichhorn gleich, hinauf geflommen.
P rinz. Ein wackrer Burſch! Man hoͤrt von unten kurzen Hoͤrnerruf und Getuͤmmel. Otto. Wir folgten nun dem Pfade, Den er uns wies; wir fanden Thal und Ort, Wie er's geſagt — „Raſch! wo iſt der Alkade? Und läutet Sturm! — „Sa, 's iſt ſchon Alles fort! Ein Maͤdchen kam, um Huͤlf' ihn anzuflehen; Es ſolle, ſagte ſie, ein Meuchelmord Im alten Maurenſchloß geſchehen; Des Prinzen Jaͤger ſei's — “
Prinz su Gabriellen. Dank, Gabrielle! Dtto.
Don Mund zu Mund ging’s nun mie Windesfchnefle „Gott! er iſt's feldft L dort liege das Raubneſt! dort. — „Zu HÜlf und Rachel“ war ein Lofungsworr,
Und alle Hätten fih für Euch dahin gegeben —ı
64 "Mehrere Stimmen-son andern Laßt uns —* Wir wolln ihn ſelber u m Otto. — Da hoͤrt Ohr? 8 ſelbſt — wollt Ihr ans Fenſter gehn? | Prinz ans Gitter tretend. Willkommen, Kinder ! "Seht, ih bin gefund. | ‚Stimmen. RR Hört! hoͤrt Ihr's? — Ja, aus feinem eh Mund, Nun glauben wir's! Der Prinz Regent foll leben ! Altade, Gomez, Gabrielle, Landleute
unter einander. Es ift der Prinz ! — Bahıfafig, der Stan! Don Mar! 9—
—
A laͤßt ſich auf ein Knie nieder und überreicht ihm das Schwert.
Verzeiht mir! — Haͤtt' ih Euch erkannt — — Geruht nun, was ich thun ſoll, zu befehlen!
Prinz. Nichts zu verzeih'n! Ihr ſeid ein Ehrenmann, Und koͤnnt auf meine Gnade zählen. Sind viel euch gleich, wohl diefem Landedann! — Auch ziemt mir nicht ‚in eigner Sach’ zu fprechenz; Nur ftrafen fol der Richter, niemals rächen; Drum unterwerft fie des Geſetzes Spruch).
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Sabrielfe. Schont meines Oheims! Soll er alfo enden —® Prinz Man wird jüvor den Urtheilsſpruch mir ſenden; Beſorgt das, Kine Alkade! — - Kievon —
ana Altade,.
geht heraus, Läßt Ambeofo und Pedro . binden und — Dann *3 er wieder in den — des ee
WER 2 Prinz | a: nun sh 8 in was Schön res hier zu ſigien Zu Gomez und Gabriellen.
Ich bin gar tief in eurer Schuld, Und heilig ſind mir ſtets des Dankes Pflichten.
Gabrielle, bittend. O lieber Herr! | Gomez, eben fo: O gnaͤd'ger Prinz! ii Prinz. Geduld! Du, Süngling, haft dich brav und treu erwiefen, Drum magit du feldft ein Gütchen dir erfiefen, Wo du nunmehr den eignen Heerd
Errichten willſt; ich hafte für. den Werth. Theaterſchr. IL. 5
66
"Gomez. Vergelt's Euch Gott!
Prinz. Du aber — Gute! — Schoͤne! Die wie ein Schutzgeiſt uͤber mich gewacht, Mit mancher Wagniß Rettung mir gebracht, Wo gaͤb's den Lohn, der deine Treue kroͤne? Du pflegteſt freundlich des Verirrten, Du warnteſt mich mit eig'ner Tod'sgefahr — Du biſt ſo hold — Nicht laͤnger bei den Hirten Bluͤh' dieſe Blume zart und wunderbar! Gabrielle O Herr —! | Prinz. Du tratft vor mich, ein himmliſch Weſen, Wie ich noch kein's auf diefer Erd’ erblickt; Drum — fei der Schwefter zum Gefchent erlefeh — Bring’ ihr die Taube — leb' bei ihr. begluͤckt — Sie wird in dir des Bruders Rett'rin lieben ; Ich ſelbſt — Gabrielle. Vergebt! Ich moͤcht' Euch nicht betruͤben, Und doch — Prinz. Sprich frei!
67
Gabrielle..
Ihr meinter, Ihr waͤrt gut, Und auch gerecht — Zu Goes. der ihr Setzäbt zur Seite ſteht.
Verlier nicht gleich den Muth! Prinz. | Drum, eben drum!’ O lies in meinen Augen Mein dankbar Herz} Ich muß dich im mer fehen, Um täglid) dir — | | 0 Babrielle. 2 Das möcht” ung doc) nicht taugen; Auch muß ich — zuͤrnt mir nice Euch frei geftehen, Daß ih — un | Prinz „Run was? Gabrielle. Ihr wolltet fuͤr mich bitten, Für meinen Freund; Ihr gabt mir drauf die Hand. — Pr inz heftig. Was toillit du hier? Hier in der Wildniß? mitten In diefen Felfen? Nicht fir niedern Stand, zu eines Edlen Glück Hit du geboren — Gabrielle. Doc) diefen Hirten Hab’ ich mir erfohren —
68 \ — Prinz, ſchmerlich lachelnd Das iſt der Rechte?" Gabrielle nickt. Dann; ® >
Trennt nicht unfer Band ! Wir woll'n für Euch die Hände fromm erheben —
Prinz vor ſich — Ich fand mein Gluͤck, und ſoll's dem Fremden geben!
Deko, feine Dand fafend. Tele, ——— Herr Mar —⸗ 4 m a \ Prinz unit. — FJehe laß mich! Wariich, du Si küpn:
Otto. Ihr habt mir einſt der Freundſchaft Recht verliehn; Jetzt mach' ich's —* —
wert hm J in; ſſeht ihn ſtarr an und’ ſteht unſchluͤfſig. Dann einige Shihe auf und ab our ſchnell zu Gabriellen.
ns „Auß - — a du u? * ‚Gabrielle EEE — Er hat mein a f I 00 Eat Nun, das wolle ich nur prüfen —
6:
Zu Dtto, ihn umarmend. Dir berg’ ich nicht des fehwachen Herzens Tiefen — Mein Freund —! Laut zu Gomez und Gabriellen, deren Hände er in BÄREN legt. Lebe glücklich! bleibe auch fern mir hold: | | J Bu Otto.
Die Pferde ERS I
Sito giebt ein Zeichen durchs Fenſier.
* Als meines Dankes Sold |
Nimm jekt, dieß Kettlein —
ao Sabriellen feine Halskette um.
aber” morgen
Soll für bie Sie Wege hier — mein Otto forgen! —
Denkt man chmal mein! Rur dieſes fei mein heilt { Eilt ab.
N Sabrielte. * N esfer Din 4 Alle Kameliune. und Stimmen non auten.. Heil Habsburgs Enkeln! Heil! —* unter a und Goͤrnerſchal fdut der Vorhang.
70
Anmerfungenutn
ı) Fatime, auh Morayzela genannt, war die Gemalin Abu Abdallah’s, des Iekten mauris fchen Königs in Granada. Die Zegri,erbitterte Feinde der Abencerragen, machten die Sultanin eines vers botenen Umgangs mit einem der Iehtern, Albin Hamet, verdächtig, und bewogen den König zu dem blutigen Vorfage, die Abencerragen, einen nad dem andern, in den fogenannten Löwenfaal des Alhambra rufen und dort enthaupten zu laflen. Albin Hamet und fünf und dreißig feines Geſchlechts wurden hinge⸗ richtet, die übrigen, durch einen Pagen gewarnt, ri. fen das ihrem Stamme günftige Volk zu den Waffen. Zünfhundert Zegri fanden den Tod; der König entging einem gleichen Schickſale nur dadurch, daß er ſich in einer Mofchee verborgen hielt. Die Vorſprache ſeiner unſchuldigen Gemalin brachte es jedoch dahin, daß er nebft feinem Vater, Muley Haffa n, dem er früher den’ Thron geraubt ‚hatte, wieder zur Regierung ges Iangte; aber faum fah er feine Macht in etwas befe- ftigt, als er es einleitete, dab Fatime's Unfchuld durch einen gerichtlichen Zweifampf erörtert werden follte, Cie wurde indeß auf einem alten Schlofie im Alham—⸗ bra, dem Thurm Comaresd, gefänglich aufbewahrt, In diefem Gefaͤngniſſe machte eine hriftlihe Sklavin, Efperanza de Hita, fie mit den Zröflungen des hriftlihen Glaubens befannt, und erregte in ihr den
7:
Entfhluß, nach ihrer gehofften Befreiung fich öffentlich dazu zu befennen. ' Durch Esperanza's Verwendung er: fhienen vier chriftlihe Nitter, Don Juan Ehacon, Herr von Carthagena, Manuel Ponce de Leon, Alonzo Aguilar und Diego de Cor— dova, in maurifcher Tracht auf dem Kampfplatze; vier Zegri ftellten fich ihnen entgegen. Der Kampf war langwierig und blutig; die vier Zegri wurden erlegt, und geftanden vor ihrem Tode die Grundfofigfeit ihrer Angabe. Aber noch immer war das Feuer der Zivies tracht nicht gelöfcht; eine große Anzahl der Abencerras gen ward fpäterhin ermordet; der Weberreft floh zu dem Könige Ferdinand und nahm den chriftlichen Glau— ben an. Auch die [osgefprochene Sultanin folgte ihrem Beifpiele, erhielt in der Taufe den Namen Donna Sfabelde Granada, und vermählte ſich mit einem Spanifhen Nitter. Abu Abdallah's eich gerieth in die Gewalt der Spanier; er felbft ftarb in Afrifa eines gewaltfamen Todes. In der Folge begab ſich die ge= wefene Sultanin in ein Nonnenklofter, und man findet noch ihr Bildniß im Nonnenkleide in dem Generaliffe
2) Marimilian, Erzherzog von Defterreih, war geboren 1527., ein Sohn Kaiſer Ferdinands J. und ein Urenkel Maximilians I, welcher Letztere ſich bekanntlich Theuer dank nannte. Ferdia nands Bruder, Earl: V. nahm den jungen Erz⸗ herzog 1544. auf den Feldziigen wider die Franzofen, und im Schmalfaldifchen Kriege wider die Proteftanten mit fih, und ſchickte ihn 1548; als Statthalter nach
72 — — —
Spanien, wo er bis 1551. blieb. Folglich war) Maxi⸗ milian, der ſpaͤterhin als der Zweite dieſes Namens den Kaiſerthron beſtieg, zur Zeit dieſes Abenteuers zwiſchen ar’ und 24 Jahren; muß aber ſehr kraͤftig ge— dacht werden, indem er nach der wahren Geſchichte einen der Raͤuber erſchoß, zwei — * und —
Me indie Sen — * en ERRETRIEN er enit pH tern
‚Der Bolfiändigteit — Yo ul no. Pan Xuf- ſatz meines Freundes Platz finden, welcher kurz nach der. ‚Dresdner Aufführung des Stuͤcks, in der, Abend: Zeitung (1818. Nr. 206.) erfchien und. einen. gegen die Oertlichkeit erhobenen Zweifel berichtigt.
"Ein bid orifder Bebtgriffe.
Als der heldenmuͤthige deutfche Jaͤger, Marinitian, in’ Friedrich Kind's Nachtlager in Granada, auf unferer Bühne. erfchienen. war, verlautete hin und wieder, man wundere fih fehr, warum der Dichter die Scene nah Spanien verlegt habe; der wahre Schauplaß des Aben- teuers nliege ja und Deutfhen, und .befonders ung - Dresdnern, viel naͤher; Maximilian habe es im Tha= rander Walde beftanden. " Darüber wunderten fich denn der Dichter und. feine) Freunde ihrerfeits nicht weniger; denn alle Gefchichtfchreiber, die der Begebenheit geden: ten, nennen einſtimmig Spanien. "Endlich" zeigte ſich, bei näherer Nachfrage nachı der Quelle dieſer abweichen-
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den ‚Erzählung; durch. welchen: - Kamen, Hibgeifen fie entſtanden ziſt. — Imminnt: — dato Herr Schlenkert, der ſie in hiſt oriſch⸗ ro⸗ mantiſchen Gemaͤlde von Tharand mittheilt, aIſtuͤtzt ſich auf ein in der hieſigen Königlichen Bibliothek befind⸗ liches, handſchriftliches Gedicht in lateiniſchen Verſen. Dieſes iſt allerdings vorhanden HM); nur kann. Herr Schlenkert unmoͤglich ſelbſt nachgeſehen haben; denn ſonſt haͤtte er doch gewiß nicht aus. dem Dichter Ste⸗ phan Schirmeiſter, der ſeinen Namen ganz deut— lich unterzeichnet hat *8), einen Naumburger Magiſter Schurz fle iſch gemacht. Er verließ ſich alſo ohne Zweifel auf den Bericht eines von ihn fuͤr glaubwuͤr⸗ dig gehaltenen Referenten, durch den er aber ie or bedient worden ift.
Als namlich Diefer auf der Handfchrift den: Titel —8 Venatio Maximiliani ad Granadam (Maximi⸗ lians Jagd bei Granada), uͤberſetzte er ihn: Maxi⸗ milians Jagd bei Granaten, welches der alte, erſt im vorletzten Jahrhundert außer Gebrauch gekommene Namender Stadt Tharand iſt, und verpflanzte ſich durch dieſes Quid pro quo die ganze Begebenheit auf deutſchem Boden. Nun ſollte man meinen, er haͤtte feinen Fehlgriff ſogleich entdecken müſſen, wenn er das Gedicht ſelbſtanur mit einiger Aufmerkſamkeit geleſen
haͤtte. Denn ſchon im dritten Verſe wird erzaͤhlt, der RR nm die Jagd. auf den Gefilden von a⸗
Sn ber Manuferivten; Sammlung unter * —— 5.128. * Und den auch Goͤtz in den Merkwürdigkeiten der Dresdner Divliothef, Th.3. ©. 89. richtig angegeben hat,
7% ———
gehalten *);' bald darauf wird in einer Stelle, die auch bei Hrn. Schlenkert abgedrudt ift, geſagt: die Jagd ſey zu der Zeit gehalten worden, wo Maximilian Regent in: Spanien und" Kaifer Karl der fünfte nach Deutfchland gereiftt war; weiterhin wird erzähle, Mar habe gefürchtet, in der Nacht von Löwen angefallen’ zu werden, die ein Dichter allenfalld in Spanien, aber Doch gewiß nicht im Tharander Walde ſuchen konnte; auch da, wo Mar von den Hirten verlangt, fie follen ihn zu einem Nichter führen, kuͤndigt er ſich ihnen als Negenten von Spanien an. Aber jenem heilloſen Refe— renten mußte freilich dieß alles entgehen, da er nur hoͤchſt flüchtig in dem Gedicht herumgeblättert haben’ fann. Denn auch das, was nach feinem Berichte Herr Schlen- fert von diefer angeblich bei Tharand vorgefallenen Ber gebenheit. erzaͤhlt, ſtimmt mit! Schirmeifters Schilderung ‚gar nicht überein.‘ Von dem Abgrunde, in den: Mar mit feinem Pferde zu ftürgen in Gefahr war, iſt feine Spur im Gedicht zu finden. " Dagegen’ fehlt bei Hrn. Schlenkert der Hauptumftand, daß die junge Schwie: gertochter des alten Hirten "Maren warnt "und dag dieſer hierauf mit einem großen Kaften die Thüre feiner Schlafkammer verrammelt. Auch dieß fehlt bei Hrn, Schlenkert, daß Mar den alten Hirten erſchießt, ehe noch der Sohn feinen Angriff macht; und gang ver: fhieden von Schirmeiſters Erzählung ift vorzüglich der Ausgang, wo auf einmal der Churfürft Morig erfiheint und die Mörder befirafen Laßt. Wie diefen der Nefe- rent in Schirmeiſters Gedicht hineingebradht hat, wäre
) Hispanae gentis in’ oris
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mir ganz 'unbegreiflich‘ geblieben ; wenn mir nicht einer meiner’ Freunde auf die Spur geholfen hätte, nad deſſen Conjectur jener, anſtatt: Mavortius heros (der martialiſche Held, womit namlich Maximilian ges meint iſt) vermuthlich: Mauritius heros geleſen hat.
| Nach dieſen Beweiſen von der Unzuperläffigkeit des - Gewährmanng von Hrn, Schlenfert, wäre e8 wohl über- flüffig, noch mehr dergleichen anzuführen; einige aber befannt zu machen, ſchien mir nicht überflüffig. Herr Schlenkert fpricht mit fo viel Vertrauen von feiner Quelle, daß er ſelbſt vorfichtige Gefchichtfchreiber vers leiten fönnte, ein ganz unwahres Factum in unfere Ges fohichte aufzunehmen; und dieß ift ihm, der felbft in feinen hiftorifchen Dichtungen der gefhichtlichen Wahr: beit, wenigftend in den Hauptfachen, fo viel möglich, treu zu bleiben gefucht hat, gewiß nicht gleichgültig,
Auch dem Dichter, der durch fein Schaufpiel das Andenken an einen der ehr= und liebenswürdigften Fürs ftien, die die deutfhe Kaiferfrone getragen haben, fo angenehm erneuert hat, koͤnnte es nicht gleichgültig feyn, wenn man bezweifeln dürfte, ob fein Held jenes Aben⸗ teuer in Spanien beftanden habe. Er hat bei feiner dra= matifchen Dichtung diefen Umftand vielfältig benutzt; nicht blos fuͤr's Auge, durch das ergößliche Fremdars tige der Decorationen und des Coſtuͤme's, fondern auch fuͤr's Gemüth, durch den ſtark hervorgehobenen Con— traft zwifchen nordifchen Heldenmuthe und ſuͤdlaͤndi— fher Banditenmeuchelei. Durch beides ift das Ganze romantifcher, und überhaupt durch die Localität Ton
76
und Farbe der ‘ganzen "Darftellung beſtimmt ; worden. So ſehr nun auch diejenigen welchen dieß alles Ver⸗ gnuͤgen gemacht hat, geneigt ſeyn moͤchten, dem Dichter eine Licenz gu verzeihen, fo würden. fie doch wohl die Verlegung‘ der: Scene aus Deutfchland nach Spanien zu ſtark finden, und es wird daher auch Dichter angenehm ſeyn Ri wenn. ihnen der Zweifel Benommen wird, ob Mar bei Granada oder, bei Granaten
wert
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Berry,
0 der:
Achtu ng der Wiffen ſchaft.
Schauſpiel in Einem Aufzuge.
1, 8,1,.8 f
Perfonen.
Prins bon Solmonien; General, Kaifer Karl des Fünften, unter dem —— des Herzogs von Alba. D 2
Toledo, Obriſter.
Falkenberg, Hauptmann.
Nicol Bienewitz, Rathmann zu —
Lisbeth, feine Tochter J
Gertrud, Magd.
Ein Thorwaͤchter.
Dreie Croaten. «—
Ein ſpaniſcher PTR
Dfficiere von mehrern Regimentern, Conftabler, Troms peter, andere Soldaten.
Einwohner zu Yeisnig.
—*
—
Drt: Leisnig, ein ſaͤchſiſches Staͤdtchen, auf einem Berge, an der Freyberger Mulde gelegen. Zeit: der 2afte April 1547. N)
Erfier Auftritt. ÖR
Srüher Morgen. — Bürgerliches Zimmer ‚mit einen Schränfhen und andern Geräthfchaften, Allee im Ge⸗ ſchmack der angegebenen Zeit. Ein Bogenfenſter, in deſſen Obertheile ſich ein Wappen von buntem Glaſe befindet, naͤmlich in goldenem Schilde, ingleichen auf dem Helme, ein ſchwarzer, doppelter Adler, von ſieben blauen, roͤthlich geſchuͤppten Wolfen umgeben; die Helm⸗ decken golden und fehwarz. ;) Auf dem Zifche — Handſchuhe und Sturmhaube (mit rothen Federn). -
gaitenbers in gebeugter Stellung auf den Tifch gelehnt,, indem Lisbeth feinen aufgefchligten linken Aermel vollends zubindet. Hinter diefr Gertru d, ein Körbchen mit Wund⸗
waſſer und Bindezeug in ber Sony) end HK
gisherh,. lächelnd, mit einem leiſen Schlage. Ss haͤlt's für heut'! Legt ihm eine weiße Armbinde um. Falkenberg, ihe ins Auge blickend.
Habt Dank, mein holdes Kind! Richter ſich auf. Gertrud auf Lisbeths Winf ab.
80
erde, — — — — — —
Noch nimmer dab ichs ſo empfunden, Wie ſanft der Frauen Herzen ſt ind. Haͤngt fein Schwert um.
Ihr gießet me — — des Feindes Wunden —_ 6)
“ * 1 9
diesen, len SE be er gateinsers, —J — LER FE 9477 5 #1 i ‚im Dot die Stumbanbe: aufzufegen , "berüßet, leiſe mit der Rt BE hehe ice Lisbeths Wange. Sch Ars ne, De Helmbuſch freie e aus! Die Span ſchen Farben — HET ONZ eleF re J
ae
Muß ich auch ee Daß wir ie wohl andre lieber Tuer. * 01a Als Geind, als einiger ‚gekommen? MR Nicht mild und ſchuͤtzend, wie des Himmels Geiſt? Vu Ihr Krieger ahnt wohl ſchwerlich, was das heißt, Wird feindlich Volk im Anzug‘ — — Lebhaft. — * Hoc wirbelt Staub! Gewehr blitzt an Er — Und gluͤcklich noch, wenn nur in Sonnenſtrahlen, Wenn nicht auch feurig ſich die Wolken malen — Grad' nach dem Staͤdtlein zeigt das Faͤhnlein her; Die Trommel droͤhnt/ es gellt Trompetenruf;
— 81
Das Pflaſter zittert von der Roſſe Huf — N Gott ſteh' uns bei! Mie wird es uns ergehen? Iſt's eine wackre, eine freche Schaar,
Wehrlofe würgend, plündernd den Altar?
Wird morgen Bach das Haus, bie Pan fieden ?
Faltenbers ·
T mim, N
Ein Engel halte über Euch die Wach! Lisbeth.
Verzeiht mir, Herr! Ich bin nicht oft ſo ſchwach; Wie —* doch jett? Ich nr Eu ja nur danken.
+
E- alfenber 8 wi ihre Hand faſſen.
Das ziemt dem Arzt’ nicht, das gebuͤhrt, dem Kranken; Halb freud⸗ halb leidvoll üb’ auch ich die Pflicht, — da mirs nicht ganz an Lohn —
umo? eyten
gisberh, Ye ins Sue ſich beſcheiden zustehen. Die meine SHedart494
Baltenserg
Der Lohn‘ iſt gute Kunde‘ ws D wär” — ein Zuſatz Schmerz verlieh'n — Daß wir noch heut' aus eurem Muldengrunde Mit Roß und Wagen nach der Elbe zieh'n. Theaterſchr. II. 6
82 —
Lisbeth, ı
die Angen miederfhlagend. „5 = och heute, fagt Ihr? ag am
Man hört in der Gerne einen odteumarfi. N Falkenberg, ı noch) ohne darauf zu achten. Eure Augen fenken Sich Hold und 6 — ah ln I Lisbeth. Oft werd' ich Eurer denken —
Wie eines Bruders, der in fernem Land Manch glaͤnzend Guth, doch — keine Schweſter —
Falken "7 erg,
feurig ihre Hand an ſich wen
O Lisbeth —
Lisbeth, ſich loemo hend
Horcht doch! bunpfes Trommelrůhrent Was zeigt dasan? | — J——— 54
am Fenſter, ſehr ernſt. Des Kriegers Erdenloos;
Er findet nur, um wieder zu verlieren, Und Liebe — kraͤnzt oft nur des Huͤgels Moos.
Lisbeth. Warum ſo duͤſter?
Falkenberg, mititiefem Gefüht. Seht die’ Bhütenfüllet in °0° Wie weiß und vofig jeder Baum- fih ſchmuͤckt, Wie Lenz und Hoffnung jedes Herz erquickt! * Doch ſeht Ihr auch, was dort in ſchwarzer Huͤlle/ Dort — bei den Zelten * langſam vorwärts riet?
RR Liebeth Zwei vehren Mu, ‚die Hal und Dosen zieren,
rar
Geſenkten —* —
—
„Saltenders. Der Zug naht ernſt und Dr
Die Kameraden laufen. fchnell zufammen, Es Scheine der Anblick Alles zu entflammen —
Lisbeth. Wer muß es ſeyn?
Falkenberg.
Lang war es ſtill beim Heer; 7) Drum finds Bleffirte, deren früh’re Wunden Wohl keine Samariterin verbunden; a Doc, wie es fcheint, von nicht geringem Rang; Denn immer ärger wird der Lärm und Drang — Ganz in der Nähe Jubelruf.
29 ee ‚Was * Am wogera⸗ | Steubiges Getöfe!
Y Ai galtenberge En —*
Dort wife des Todes Silo, hier | ird cher Giger Ar us 1091 Hal
Der Kar halt a am Bivinger — wien y EN I
WIIGU MIRLBN — 1033 1272 nid 4 2 Eu u 4;
Laßt mich nn Denn ſolch ein — oft das Wert, Wenn Angſt und Kleinmuth auf der Set sc &
und, st
galtenderg tigt fe vor —* —— "ae: nun gilt's nicht laͤnger ru ER INT an Di: caften — syilin ersten 1 mine AD Sagt, "welcher is? uns. 136 Ile 8 Falkenberg Der Zelter glänzend braun,
Saftilian’fher Art — . . ; E — ns Lisbeth. WR ED ihn finde en
St Majeftit doch, großer. Seelen Sol! —
Ha! dieſer iſt's; ſo Helm, als Harnifch Gold, Und roth, mit Gold durchwirkt, die Waffenbinde; 2) Sein Antlitz blaß; der blonden Locken Zier
85
Laͤßt oe ve fürftlich; ”. _- - fein Ang * ſtier; Er ſcheint ſehr eruſt — HM | up 5 l ken be v8 , der wieder vortritt,
| Wir kennen diefe Miene. *
Wenn er den Helm fo in die Brauen zieht, / - Verkuͤndet es, daß raſche That gefchieht,
Sei's blut'ge Sqlacht/ fer 8 — Brit Cie
Pen „Lisberh. rn
Wohl nicht umfonjt verlor die, Som den moi —*
Und huͤllte ſi ch in dichte Nebel, ein; eo Er
Der Himmel, ſelbſt verkündet —— Er
Saltenbergen | 3 And 0 Er fieht die Bahren, dräuer nach dem Thor — Lisbetht
Das wird doch uns nicht neue Angſt bedeuten?
Falkenberg, etwas beftärzt. Wie fo? — O nein! — Er ruft Duc d'Alba vor — Seid nur nicht bange —
Emporfchauend und ablenfend.
Laͤngſt wolle ich Euch Fer Schon oft befhaut ich diefes "Fenfterbild — Woher der Adler Hier in goldnem Schild Lisbeth. Ihr ſeid recht gut, wollt meine Furcht verjagen! —
*
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Bon meinem Oheim, den ich nie gefanntir = | Shr wißt ja, daß wir Bienemwißtgenanntt Drum pflegt, der, Vater oft zu fagen, ,.- Sn feinem Bruder, ſei der Biene Fleiß Vereint mit, ihrem, wohl noch hoͤhern Preis,., Mit ihrem Wiß, nach, ‚(charfem ‚Mans zu. bauen; Der: hab’, als Knab ſchon Meß + Geräth erdacht, Und, um der Sterne Lauf zu Schauen, Oft bis zum Morgentoth gewacht; Hab? 'oft vergeffen Tranf und Speife Und fich vertieft in Linien und Kreiſe; Sei hochgelahrt num, groß in feiner Kunft, So daß er ſtets gar Tonderlicher Gunſt Dei Königen und Fürften: felbft genoffen — F Falkenberg. Sch moͤcht' ihn kennen! Lisbeth. O der iſt wohl weit! Falkenberg. Krieg, werthe Sungfran, reift mit Fluͤgelroſſen. Lisbeth, wehmuͤthig laͤchelnd. So gruͤßt in ſchoͤn! Falkenberge Wohl! — Jetzo mahnt die Zeit —
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Auch fie hat Flügel! — zum Befehl zu gehen. — Lebt wohl! f
>
” Lisbeth. Ich werd' Euch doch noch ſehen? Falkenberg, fehr bewegt. Noch einmal! ja! — Noch einen Druck der Hand, Noch einen Blick in dieſe frommen Blicke — Entgegen dann dem waltenden Geſchicke,
Und Wiederſehn — vielleicht im Sternenland! Schnell ab.
3weiter Auftritt. Lisbeth atein. Noch einmal! — dann hienieden ſchwerlich wieder! — Ummeht vielleicht noch diefes Lenzes Grün Den Staub des Edlen, der fo hehr und kuͤhn,
So tapfern Muths, und doch fo mild und bieder, Gleich einem Cherub fhirmend uns erfchien ? —
Wohl, Fremdling! reift der Krieg mit Slügelroffen, Weit fchwingend feiner Schreckenfackel Brand; Doch, glimmt fie dunkler, wird mand) Band Der Herzen, fonft getrennt durch Meer und Land, Auch für die Erde noch gefchloffen — —
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Weh! weht. Wenn new die Fackel loh > un. Sie leuchtet vor zu Trennung oder Tod I — un 1m!
*
—* il, , mein Herz! Darf jett * Wehmuth Stimme Fuͤr das n ch vegen, was den Einen, ae? Die Länder zittern vor des Schwertes Grimme; i Hier wuͤrgt der Hunger, dort der Seuichen Gift * O! kann nur Blut das Wohl der Brüder retten, vor Dann mag fü ch' s wen in’s Dr des s Seifinge Betten!
Dritter Auftritt Lisbeth. Gertrud, die, ihr einige Veilchen bringt. Gertrud...
O nicht doch! nicht dag Köpfchen fo,gehängt, Wie Nofen, die im Sonnenſtrahl eig j Seht, Lenzes Gruß! — Sind wir jetzt auch bedraͤngt, Bald geht's wohl beſſer, als wir Ale dachten 2. Lisbeth. IB andy ı Was haft du denn? Gertrud. Die befte Neuigkeit, Die’s geben kann in fo beträbter Zeit, an Daß unfre Säfte, die wir gern entbehren,
Un 39 Bei uns nicht länger Kuͤch und Keller leeren.
Sie müffen weiter — Brise ara aD Lisbeth. AIch ann es fchon. 9.1: Bad nr. 0 Am S a Geltrud
Ah, vom Herrn Hauptmanni haͤtt' es denken follen; Drum fagt hrs auch beinah im Klageton; $ Aa ; Den hätten wir wohl r noch behalten wollen — n Gele, werthe Lisbeth Wahtlich, der iſt gut! — Doch weil's nun einmal ſich nicht fügen that, "| So müßt Ihr auch — mie nun die Freude machen, Und nicht fo finnen, nein! ein wenig lachen.
Lisberh. Das Lächeln ſelbſt verlernt jetzt das Geſicht. Gertrud. Nun, beim Verbinden merkt' ich das doch nicht! Lisbeth. O laß mich, Gertrud! Kannſt auch du mich vun | Gertrud. RR
Ihr Herzenskindchen! — Saͤh id, Euch als Braut |
Mit ſolchem Herrn, vor Freuden weint ich laut.
Doch 's kann nicht ſeyn; drum — laßt Euch was — erzählen!
Eisbeth. ab sh &o fang’ nur an! — a Gertrud. na! Nun, Lisherh, Hört einmal! Sonft Heißes im Krieg doch: Sel’ger ift das Neh: N 25 Song, Pen Auch unfre Gaͤſte uͤbten's; doch bequemen Mr Sie wor der Abreif fi 0) ‚zum Gratial, en z gisherh. Du ſprichſt in Raͤthſeln — Gertrud. Nun, Ihr muͤßt nicht denken, Daß ſie —* Rock und Wamms verſchenken; Sie laſſen uns nur ihren Ueberfluß —
1
Und der beſteht —
Gertru ud.
Nach allem Anſchein muß. Sie irgend was zum eil'gen Aufbruch dringen; Nun fehlt's an Pferden, Altes fortzubringen; Drum hat der böfe Span’fcheDbrift fo An vierzig Wagen fcharf erpreßtes Stroh, Die ſich bepackt am Niederthor? erheben, Um's Gotteslohn den Bürgern Preis gegeben.
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NN ne a due Ei, das iſt feltfam! Aus Toledo’s Hand Erſchrickt man faſt vor einem Gnadenpfand. - x
Gertrud.
Nun dießmal mag er doch wohl denken: - Leben Und leben laffen! — Spaßhaft iſt's zu feh’n, Wie Zung’ und Alte um das Stroh fih vaufen! - Fuhrknechte werfen einzeln und in Kaufen Die Schütten runter; wie Kameele gehn, | Die Bürger — und felbft welche von den Reichen — Am ganzen Leib’ Strohmännern zu vergleichen, Vom Thor’ nach Haus, dann wieder leer zum Thor; Ein jeder drängt fich fehnell dem Andern vor; Es vafchelt allenthalben auf den Gaſſen, | Die ganze. Stadt ſcheint Magazin zu fallen —
Was ift es doch, das mir die Bruſt beflemmt ! Laut.
Es läßt fich denken! Arg ward's ja getrieben,
Wohl manchem ift die Streu kaum übrig.blieben, Gertrud.
Ihr follter’s ſeh'n, wie Eins das Andre hemmt!
Die Schlauern wiſſen fich noch mehr zu rathen;
Für ein’ge Heller bieten ſich Ervaten,
Mit weiten rothen Mänteln angethan
92 Und halb ſchon trunken gu Gehulfen an.
Nein! was; die für Geſichter fhneiden hun 13 us iD Faſt hat's den Schein, ſie thun es vecht mit, Freuden!
Lisbe t h. Sf denn. dev geiz’ge Nachbar auch — ug
war FT re ae m Der Seifer Schopp? das will ich meinen! et - ” Der macht den Boden und die Ttepp’ aut Sa u Der fhlevbr und ——— ROSEN ur | Risberh. | aa Bewahr uns Gott. vor den
ae J ———
un sun en, &9
Vierter A ufiet 3 iR
Die Borigen: Falkenberg ſtuͤrzt mit bleichem
Geſicht und ſtarrem Blick herein. Er faͤhrt zuruͤck, als er Lisbeth erblickt, und bleibt unbeweglich ſtehen.
Rissen, Gott! Salkinberg Aa ii san | Gertrud. ns iſt ihm? Lisbeth. Be at mun ei Ihr krank?
93 Su Gertrud. Gieb mir den Arm! ‚Mit gittern alle Glieder — Ich bin ſo ſeycechaft ietzt z— — J — — dum —9 F alkenbexs. | Nein! Nichts! Habt Dant! Sch bin ehe mu! us das giebe fi 1% tiddet | Ä Lisberh / D fagt, was it Euch? | en en 9 Mühe ein Verdruß, Der mich, ‚nur, angeht — Bi bins ae
8 nisse
— te — Faftı aßetlichin Ai a Ant
aan ET Re — vattenders Ya ak ß
Seid misleidebolt Er} muß, bei Sort! ic, mußt, * Lisbeth |
Nichts maßt Ihr jetzt, als mir Dertroum beehen * Ihr ſeid noch immer in des Arztes. Huth es Verdruß dei Kriegern heißt oft Blut um Blut L -
oe sn) «Balkenberg. 0 nit iK Shr- „jeich Gewiß!Ihr habt das falfch — Lisbeth.
So ik wohl fon —?
94 , — —
| ———— ER N Euern Vitet lomen Ich muß ihn ſprechen! —älgft ⸗ de riesen
9 üelde Ang! —* — meine Ahnung ı ein? | wit Gertrud ab. *
| a u;
689 Ai an ann:
Sänfter Auftritt,
mon Falkenberg allein. Nein! Wie vermöcht ich, Iht es anzukünden ? Und doc, iſt Warnung: und Berathung nord! — — Beh’, weh’ euch armen, mrg;bethörten Blinden ! So gar nichts ahnend, was euch. nah’ bedroht, Lockt * Verderben in die eigne Kammer, Hofft einen ſiuhepfühl und mehrt den Jammer! —
Auch euch, des Friedens und des Gaſtrechts Mauern, Wo ich der Erde hold' fie Roſe fand, 2
Did) Heiligthum der Sitte — ha! mit Schauen Ergreift's mein Inn res! — bricht des Schikſals Hand. Verwuͤſtung bald — und Molch und Eule waltet,
Wo Lisbeth fchlief, die Hände fromm gefaltet —
Und nichts, fo gar nichts, weiß ich abzuwenden, - Kann wohl ihr ſelbſt kaum Sicherheit verleih'n;'
95
⸗
Ich muß vielleicht die wilden Schaaren ſenden,
Die der Zerſtoͤrung dieſen Tempel weih n 4° Heftig, die Hand gen Himmel.
Nur Eines, Herr! Laß retten mich und ſchuͤtzen,
Und dann mein Blut im naͤchſten en verſpruͤtzen!
> usb u - 217 Eu} ’nasııa H N sin 3£@
3 main mn SECy 25T 23 Pr Ayo Yuferiteen | "ur ‚Baltenheng?! Mieol Bienewitz.
Bienewig, etwas gefpannt. * Shen wollt von binnen, edler, werther Saft, |
Falkenberg, fi) mit Gewalt faffend.
As folhen nur ſchient Ihr mich au —“ Bie newi 6.
Das ward uns Pflicht. Bir mußten ſtets Euch achten; Wir ſind kein Volk, das wackre Feinde haßt.
u Saltenderg. Es gilt, Herr Rathmann! auch von meiner Seite! Doc) fagt mir jegt — man Eennt oft kaum das Heute — Wäre Ihr wohl auf. noch größern Drang gefaßt ? Dienewis. Mir ward manch ftilles Gluͤck in frühen Tagen, Doch wird ein Mann im Unglück: nie verzagen.
nd hend ie Dun ©’ Seid Ihr — * Anehte n nicht · werrathẽ
are. bewbußt? ine — en Be 133131 Äny Er — * sd 3) fi insg ih Krise Seo; beleidigt ia ind Gnli
Benrath, * Hauptmann! in des Sachſen Bruſt? Nicht feſter ſteh'n am Firmament die Sterne, Als Treu’ in unſerm Role — 33% 3 ©
* DER 1 1143 SIT RER FE Er Ich glaube”, Euch gerne; Dod) ſcheint der Kaifer — Mann denn gegen Mann ! Habt Ihr dem AIR N Geld und Flucht ger
—— 7.
Bienewig,, tree,
Wie? welchem Seind? > ‚pi San male) ei ii Baltenderg. — Nun, dem in Kat u) Sam! »)
Bienewig. L
Pu.
a, —* — Ihr meint — Wohl! wardis erkundet, ‚dann Sagt. mit ins Aug‘, ob dief, e Untreu finder? nn 2. Balken kerg. in dan iR Ihr feid doch jeßt in. unfers Kaifers Hand — wor? reihen een 10 Zwang thut Gott — "Man wechſelt das Gewand,
97
Doc) nicht den Sproß, von altem Stamm geboren,
Der lang und mild befchattet hat das Land,
Doch nicht das Haupt, von Gott und auserfohren,
Doch nicht den Eid, von und zu Gott gefchmworen,
Und — Sem dem Mann’, wuͤßt' er den Herrn in Noth,
Und theilte nicht mit ihm fein Icgte8 Brod,
Und folgt' ihm nicht zum Kerker in den Tod!
Sal kenberg umarmt ihn. Drav, wackt er Mann!
Bienewitz. Herr! fuͤr gerechte Sache!
Falkenberg. Glaubt nur, der Kaiſer haͤlt die Treue werth, Hat euch verſchont mit Feuer und mit Schwert, Doch — Meuchelmord erfodert Straf' und Rache.
Dienewiß erſchrickt. Was ſagt Ihr, Herr? O Gott! was iſt geſcheh'n?
Falkenberg. Ich hab' es hier zum Theil mit angeſeh'n — Zwei Leichen wurden dort im Thal getragen, Die man zur Nacht im naͤchſten Dorf erſchlagen,
In einem Haus, das mit zur Stadt gehoͤrt! Theaterſchr. II. 7
98
Bienewiß.
gef! fo weit kam's! — Man hat dort eingebrochen, Geraubt, gequält — die Tochter. ward. erftochen — Ss Wunder, wenn, zu blinder‘ Wuth empört, "' Das Volk ſich rottet, wenn zu Todeswarfen - gen Die Männer, was der Fauft ſich — RR 1. GB
Falkenberg. ah ha Anti Zu groͤßerm Unftern für euch Alle war - Der Pländrer Haupt ein vornehm Brübderpaar, Zwei Spanier, in voller Sugendfchöne, | Des Dberften Toledo Schwefterföhne, Im. ganzen Heer abfonderlich geliebt — | Nun könnt Ihr ſelbſt vielleicht das End' errathen.
Bienewitz. That das die Stadt, was Einige veruͤbt? Falkenberg.
Beim Einmarſch ſchon verwies man die Soldaten Auf Pluͤnderung, auf Eurer Guͤther Raub; Des Kaiſers Ohr blieb Alba's Antrag’ taub; Doch, als fie heut' das Todtentuch enthüllten, Die Luft mit wilden Nachgefchrei erfüllten,
Da flammt' er auf — Genug, der General Erhielt Befehl, die Stadt mit Brand zu flrafen.
+ 99 ntl Bsp iene witz ‚ hält fih ‚an einen, ‚ Stuhl. Daher Toledo 8 Gabe? — welch ein Wetterſtrahl! — Sort! das ift hart! Ha! dieſe Worte trafen — —! & al kenbe v9.
Drei Schüfe, werden fallen — merkt auf. diefe Zahl — Der Dritte giebt zum Aufbruch” das Signal, Jedoch — - zuvor, die Stadt an allen Ecken - Dei offner Pluͤnderung in Brand zu ſtecken.
Bienewitz wankt und muß ſich ſetzen.
Entſetlich ot
Siebenter Auftritt.
Vorige. Lisbeth, die man ſchon fruͤher an der Thuͤr wahrgenommen, ſtuͤrzt herein und eilt zu ihrem Vater. |
Lisbeth. Mein Vater —! Bienewitz. Hoͤrteſt du, Was uns bevorſteht —? Lisbeth. Unſers Freundes Worte —
100
Die bängfte Ahnung ließ mir nirgends Ruh’, Und fo vernahm ich, lauſchend an der Pforte, Die Schreefenspoft — |
Falkenberg. Wohl mir, daß Ihr fie wißt! Doch — da ein Gott nur Euer Loos kann lenken, So fammelt Euch, und laßt uns fchnell bedenken, Wie? was? zu retten und zu ſchuͤtzen iſt? — Sind Eure Kellev feuerfet —
Bienewitz. Wir haben
Schon fruͤher, als des Kaiſers ſchneller Zug Weit vor ſich her Furcht und Beſtuͤrzung trug, "3) An fiherm Ort manch werthes Stück vergraben.
Saltenberg. Sp packt dad Andre — doch nur leichte Laſt — Geſchwind zuſammen, aus der Stadt zu flichen. Hält man Euch an, fo ruft alsbald gefaßt: Hifpania! — Vielleicht laͤßt man Euch ziehen. Sch nahm am Thor ein einfam Haus gewahr —
Bienewitz. Des Todtengraͤbers —
Falkenberg. Flieht denn zu den Todten!
Komm’ ich nicht ſelbſt, fend’ ich Euch einen Boten — Doch, Hoff’ ich s wohl — auch hält dort eine Schaar Der deutfchen Truppen —
. Bienewig, | isbeth! nimm die Kette, Die damals in der Eil vergeffen war,
Und harre mein — Will ob.
Lisbeth, aͤngſtlich.
Wohin?
Bienewitz.
Gilt's da noch Wahl? Falkenberg. | Sie foll allein — ? | Bienewitz. Ich muß zum Hoſpital,
Daß ich zuvor die Kranken rette —
Falkenberg
giebt ihm ſchweigend die Hand, dann mit beſorgtem Blick auf Lisbeth.
Weckt, holde Jungfrau, nicht der Habſucht Luſt. Nehmt dieſe Silberhacken von der Bruſt, Huͤllt dieſes bluͤhende Geſicht in Linnen —
102 REEL. N
Reisbeth .
Ich folg Euch gern! — Doc) was zuerſt Beginnen? — Sie öffnet das Wandſchraͤnkchen und nimmt eine Halskette heraus. Falkenberg erblickt an ſelbiger ein Gemaͤlde und faͤhrt darnach.
Von Free ı) Hl Gott! weſſen iſt
dieß Si? J Lisbeth— Des Oheims. | Saltenberg. Deffen, dem dieß Wappenfchild Gegeben. ward? dem in des Kaiſers Reichen An edler Forſchgier keiner zu vergleichen, Der allgeehrt — Bienewitz.
Ja freilich! Kennt Ihr ihn? Auch mir ward's ſeinetwegen mit verlieh'n — 5) Hier ward er jung,“ hier fpieltem wir zuſammen — O Daterhaus — nun bald ein Raub der Flammen!
Salbenberg, immer dringender.
ie? Apian! — RT Doc trifft ber Nam’ * ein —
Bienewitz. Er uͤberſetzt ihm alſo in Latein —
nn —— ⸗ñ nen e 103
SE entreißt Lisbeth faft gewaltſam die Kette «und hält fie mit heftiger Bewegung gen Himmel.
Du ſtarker⸗ Gott! Wie vormals, fo noch heute! — ‚Die Kett iſt mein! Auch ich begehre Beute! Stürzt ſchnell ab. ar und Lisbeth fehen fih verwundert an.
Bienewi ® Begreifſtd du das —7 | Lisbeth. Wie ſollt' ich, Vater? ? Nein! Bienewiß, Mich ruft die Pflicht — Die Hand gen Himmel. Du bleibft nicht ganz allein — Und — follte mir — der Menfchheit Loos begegnen — Der ewig wacht, will fromme Kinder fegnen!
Er legt ihr die Hand auf und umarmtıfie. Als fie fich getrennt,
fehrt er noch einmal zurüf. Es fällt ein Kanonenfchuß hinter der
Bühne. Der Vater ab, Lisbeth finft auf die Kniee und erhebt
die Hände im Gebet. : Gertrud, mit gerungenen Händen, tritt in
die Thür, Lisbeth ſpringt auf und wirft fich an ihren Hals, Beide ab.
*
Achter Auftritt
Platz vor einem der Stadtthore, 17) welches mit einen viereckigen
Thurme verfehen iſt. An den Seiten felfige Erhöhungen, Col:
daten bie und da gelagert. Im Vordergrunde auf einer Seite
drei Croaten um einen Keffel, auf der andern ein in voller
Bluͤthe ſtehendes Apfelbaͤumchen. Man fieht von Zeit zu Zeit
fluͤchtende Einwohner, die mit Kindern und Habſeligkeiten aus dem Thor Fommen und fich furchtfam fortfchleichen.
Alter Eroat. Junger Eroat. Dritter Eroat.
Alten
Schafft Holz! das Zicklein wird nimmer gahr — Junger.
Iſt leicht geredt! hm, Holz! woher?
’8 ſteht weder Zaun, noch Wegſaͤul' mehr —
Alter,
nach dem Baͤumchen deutend. Was ſchwaͤtz'ſt du, Buͤble? haſt den Staar? Junger. Die Kreuze haben fie weggebrochen — Dritter, lachend. Die Särg’ zumal haben ſchlecht gerochen !
105
Alter, zu dem Jungen. |
Schau?’ dort! fiehft nit das Bäumelein? | 's ſteht noch ganz mutterfeel allein.
Dritter
Recht, wie im weißen Hemdl’ ein Kind,
Das man im leeren Nefte find’t,
Nenn ringsum Mauer und Giebel rauhen; — Was thut man mit? 's ift nit zu brauchen.
| Alter, zum Jungen.
Na, ſpude dich! |
Sunger, im Begriff, es umzuhauen, hält inne.
s ſteht voller Bluͤthen! Taugt nicht zum Feuer; iſt ſaftig und gruͤn — Alter. Mag's immer praſſeln, ziſchen und ſpruͤh'n; Wir ſind nit hier, die Frucht zu huͤten! Dritter.
Mein's auch! Und eh' die Aepflein gereift, Wer weiß, wem da der Wind noch pfeift!
Alter. Haſt recht!
106
Junger: Nun nieder, Waislein! niedert Haut es um und ſchleppt es ans Feuer Dritter zerbricht es und legt es an. Mir find halt alle Baum?’ zuwider! TU." = RR FA 33
| . Junger. u ’s find auch Gefhöpf! Hab’ ich mit Recht? Dritter.
Hals Maul, Gelbſchnabel dul ’sift fehleht, . Nach ungelegtem Ei’ zu fragen. : | Alter. | Ei was! Kannft’s fchon dem Büble fagen; 's ift Feine Schand’ — Ihm ward einmal —— Eine Weide ſchier zum Galgenpfahl;
Der Nagel war fchon eingefchlagen — Dritter, Der Steckenknecht Hiele mich am Kragen — Sch feh’ ihn recht noch vor mir. fteh’n; Alter.
Nun kann er feinen Baum erfeh’n;
Es fpiele ihm immer ums Genicf
So wunderlich, als wär's ein Strid — Alter und Junger Yachen.
— ——— — — — — — —
107°
Dritter. Hol Euch —! Ihe werdet auch nie erfaufen!
Neunter Auftritt
Borige Ein Spyanifher Hakenſchuͤtz, einen bloßen Stoßdegen unterm Arm, das-Gewehr in der Hand. Bald nachher ein Commando .Conftabler und flühtende
Einwohner. x —Hakenſchuͤtz. Croaten! he! hat keiner etwa Einen Sack geſtohlen? Ich will ihn kaufen. ‚Alter Croat, vor ſich. Schau doch, wie e pfiffig! * Laut. Herr Camerad, ja Ich hab' da einen — ſeht mal, ſeht! — Aus Weiberhemden zuſammgenaͤht; Weißt einen buntgeſtreiften Sack vor. Doch ſagt mir erſt, wozu ihn brauchen?
Hakenſ chuͤtz. Narr! nu, wenn wir die Ketzer ſchmauchen, Steck' ich die goldnen Becherlein Und, was mir ſonſt beſcheert, hinein.
108
„Alter. Das macht Ihr ſchlau —
Hakenſchuͤtz. Was gilt der Sack?
Alter. Den brauch' ich ſelbſt —!
Croaten lachen.
Hakenſchuͤtz, ſchlaͤgt ihn mit der Machen Klinge.
She Lumpenpackt
"ET ER) sieht ein großes Meffer, das ihm an der Seite hängt. Mord Element! Y Hakenſchuͤtz nimmt das Gewehr und blaͤſt die Lunte auf.
Dritter, nach dem angelegten Gewehr deutend. Hinweg das Meſſer! Hakenſchuͤtz immer zielend, ab.
Alter.
Mord! ſolch ein Span'ſcher Eifenfreffer Der duͤnkt ſich glei um vieles befler, Als wir —
— — 1209
Es faͤllt der zweite Kanonenſchuß, *%) dießmal wegen veraͤnder⸗ ter Scene, etwas naͤher. Saͤmmtliche Soldaten ſpringen auf.
Alle drei, 7 Kalloh! der zweite Schuß!
Dritter, horchend.
Der dritte auch) ? * Alter, da er nicht erfolgt.
Auch gut! Man muß Halt erft genießen Tranf und Speif’; Da drinn wird's heut ein wenig heiß —
a Dritter. So kommt! — Ich habe Stroh zugetragen, Beim Teufel: ſchier einen halben Wagen — Sie ſetzen ſich um dem Keſſel und eſſen. Kurzer Trommelwirbel.
Junger.
R
Mas iſt's? Kruͤmmt dir und mir fein Haar !
*) Wenn der Raum des Theaters es geftattet, kann auch das Geſchuͤtz, womit das Signal gegeben wird, folglich auch der ziveite und dritte Schuß, fichtbar feyn. Das Feldſtuͤck mit den Eonfta: blern fteht dann entweder felbft auf einer Anhöhe, oder doch einer der letztern, welcher ein Signal in der Ferne zu beobachten fcheint und es mit ausgeftrecfter Hand den Übrigen andentet. — Es ver: ſteht fi, daß nach) dem zweiten Schuß das Geſchuͤtz fogleich wie⸗ der (dem Anfcheine nad) geladen wird.
120 — — ‘«
Das gilt Toledo’s Feuerſchaar. vi Ro 290 AM} ° Hdr’, wo man die zum Tanz thut führen, Waͤchſt bald das Gras hoch vor den Thuͤren.
Ein Commando Conftabler,, in, dunkler, Uniform, mit Pech; Fränzen, Wurfgabeln, Zuͤndruthen u. ſ. w. marſchiren, jwei Mann hoch, fehweigend und eilig zum Thor hinein. )
Dritter.
Nun ſchenk' der Himmel nur. was Sturm, So brennt bald im Staͤdtel Kirch" und Thurm — rn? eg N auf die Fluͤchtenden deutend . IN He! ſchaut dort, wie ſie ſchleppen und laufen! | Zungen 2. Ihmmal ann ni Culiſſe ſehend. Riue a Alle Blitz dort kommt ein Sungferle, B ” Schmuck, — und weiß wie friſcher Schnee!
Dritter. ee Kommt! 's läßt fih da was wohlfeil kaufen! Alter,
hängt den Keffel auf fein Gewehr. 's iſt noch verpönt, und ohn’ Pardon.
*).€8 gab damals bei den Armeen befondere Brandfnechte, die unter der Anführung eines Brandmeiſters ftanden. ©. die Abbildung derſelben, die ein reitender Brandmeiſter anfuͤhrt, in Sronsbergers Kriegsbuh 3, Buch. Bl. sı und Mel. 1. Buch DI. 116,
III An den Dals zeigend. Verſtehſt mich? { ‚Dritten Pah das macht ſich ſchon!
Zehnter Auftritt. Die Vorigen. Bienewitz ſehr ermuͤdet und abge: ſpannt, kommt mit Lisbeth, die einfacher gekleidet iſt und ein weißes Regentuch um ſich geſchlagen hat, mit Gertrud und einem Diener ſeitwaͤrts vor. Lisbeth. Wohin entflieh'n? Bienewitz. 7— Das Todtenhaus iſt nieder, Die Sparren, Thuͤr' und Fenſter ausgebrannt — Lisbeth. So finden wir auch Falkenberg nicht wieder, Den Edlen, der vielleicht uns KHülf. gefandelh . Q f Gertrud. O werthe Lisbeth! Bienewitz. Suchen wir im Thale,
112
D6’8 irgendwo ein einfam Plägchen hat. Komm, liebes Kind! Nach dem Thore blickend.
D meine Vaterftadt ! So ſeh' ich dich nun wohl zum letzten Male Noch unverſehrt, und nur ein Wanderſtab Bleibt übrig auf dem Weg’ zum Grab' —
Lisbeth. Mit Lisbeth! Ja! Bienewitz. Mein Kind! — doch laßt uns eilen;
Hier ſcheint der Haufen etwas ſich zu theilen.
Dritter Croat, ſie anrufend. Woher? wohin? Alter. Was wollt Ihr da? Lisbeth,
erſchrocken an den Vater und Gertrud ſich — O Himmel! Bienewitz. Wir ſind Freunde. Dritter Croat hohniſch. So?
Da, Freund!
i | 13
Bienewitz. ispania! Dritter, ben Seite. Verdammt! ein Schägel von 'nem Officier! Alter,
. mit Pantomime des Hängens.
Hör’, Camerad!
Dritter. s Woͤrtlein Eennen wir,
Croat weiß gut, was Kriegsmanier;
Ihr folle über uns Euch nit beklagen, Croat will Euch nur helfen tragen. Bienewitz.
Dort ließ ich Alles, was ich einſt beſaß. Alter.
Ei was! hier gile’3 nit Kurzweil und Spaß!
Und fchonen wir Eu'r Guth und Leben,
Muͤßt Shr für Salvegard’ was geben.
Bienewitz.
Giebt ihm Geld. Alter. Hm! alte, verſchimmelte Gulden!
Doch ſei's! Theaterſchr. II. 8
114
F
Dritten Halt! müffet Euch noch gedulden ! He! halt! du zartlihes, ſchmuckes Ding! Sieb auh! — ein Kettlein, ein Löfflein, ein'n Ring ! Greift Ihe nach den Händen. Bienewitz. Kühe? fie nicht an! Ehrt Ihr nicht auch den Greis? Mit Ehren ward mein Scheitel weiß — | Dritter. i Iſt eitel Geſchwaͤtz. ein Kleinod her! ; | Sunger. Laß fie —! | Dritter sieht den Pallafıh. Ihr ſetzt Euch noch zur Wehr? — Junger desgleichen. Ei laß! — Hab’ auch ein Braͤutl zu Haus, Das weint ſich jetzt die Aeuglein wohl aus —
Dritter Croat will auf ſie eindringen. Bienewitz, ſein Diener und der junge Croat wehren ihn ab.
J
—
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|
115
rn
Eilfter Auftritt.
Die Vorigen. Prinz; Solmonien mit To: le do, vielen andern Officieren und fonftigem Gefolge. Spaͤ— terhin dee Thorwächter.
f — Solmonien. Was giebt es hier?
Zu den Croaten. Wer hat Euch das erlaubt, Daß Ihr die Fluͤchtenden beraubt?
Dritter Croat, der mit den beiden andern niederkniet.
Nit ſo! Habt die Gnad', ſie ſelbſt zu fragen * Alter. | | Wir wollten ihnen halt helfen tragen — Solmonien. Aus meinen Augen! Treff’ ich fo Euch wieder,
So hängt Ihr! a ) 3 Ih Alle drei ab.
Toledo, vortretend. Immer noch, Herr General! Wehrt Ihr der Rache — lief's doch durch die Glieder, Was des Herrn Kaiſers Majeſtaͤt befahl! | Solmonien, Wem, wen, Herr Obriſt! wurden die Befehle?
116
Und fireng bind' ich’8 Euch auf die Seele:
Nicht ehr — ic) fandte zum Herrn Kaifer noch ein: | mal —
Sliegt einer Eurer Seuerbrände,
Dis ich dazu Euch Ordre ſende!
Toledo, taͤckiſch. Es zeigt ſich wohl, daß Eurer Neffen Schlaf Nicht diefer Ketzer Mordart traf!
Solmonien.
Schweigt von den Todten, daß ſie nicht erroͤthen; Ziemt's SEM fchen Rittern, daß fie die — toͤdten?
Toledo, | Kalt ift der Mann, doch heiß brauft Jugendblut —
Solmonien. | Gehorcht, daß Ihr nach) Mannes Sitte thut! —
Toledo unwillig mit einigen andern Dfficieren ab. Shr aber, fagt, wer feid Ihr, gute Leute? Dienetvisen ins Auge foffend. Ser’ ich nicht ganz, fo fah? ich Dich ſchon Heute — | Bienewitz. Ganz kuͤrzlich, Prinz! Es war im Hoſpital; Die Kranken, die ich Eurer Huld empfahl,
117
Die nun die Flammen nicht — Sie ſegnen Euch — Solmonien giebt ihm die Haud. Die Hand, du Mann der Ehren! Mehr galt, dir Pflicht, als eignes zeitlich Guth ; Haft du doch nicht gerafter und geruft — — Doc) hr vergaßet es, Euch mir zu nennen, Und Namen folcher Männer muß man Eennen. | Bienewitz. Mein Nam' iſt Bienewitz — Solmonien, freudig. Gewiß? Gewiß? Das freut mich innig — und ſo iſt wohl dieß Auch Eure Tochter? Bienewitz.
Meines Alters Freude,
Durch die ich reich — von Haus und Habe ſcheide. | Solmonien.
Brav, Lisbeth!
Lisbeth
laͤßt das Regentuch herabſinken, und tritt furchtſam vor. Wie? wer hat mich Euch genannt?
| Solmonien: Mein Falkenberg, für Euch in Dank entbrannt !
118
Zu Dienewiß.
Aud bin id) Eurem Bruder eng’ verbunden, Dem, eingeweiht in edler Forfhung Kunden, Den eignen Adler Kaifer Karl vertraut, Weil er, gleich dem, keck in die Sonnen fehaut. Faßt Mu — a
Lisbeth. — | Die eigne Wohlfahrt gilt ung minder — Ihr feid fo menfhlich — o fo wehrt dem Brand’! — D denkt des Jammers, fchont der er; und Kinder —
Solmonien. Zum Kaiſer hab' ich Euren Freund geſandt. Es faͤut der dritte Schuß.
Lisbeth
ſinkt auf die Knie und ringt die Haͤnde bald zu ihm, bald nn Dimmel empor.
Erbarmung! | Solmonien, heftig. Nur zu Gott erhebe deine Hände,
Daß bald, ja bald er feinen Engel fende!
Auch Bienewig und Gertrud find hinter Lisbeth niedergefniet, Solmonien geht fehr unrnhig auf und ab, und blickt immer feit: mwärts in die Gegend.
Was bleibt mir noch? — Der Kaifer war [hon fort — Er Höre ihn nicht — fein Zorn war nicht zu ſtillen. Sch darf nicht zögern — dennod) ſtockt das Wort —
119 |
Schon hör’ ich wild die gier’gen Schaaren brüllen, Schon feh’ ih Dampf und Rauch das Licht verhüllen — Entzügelt vafen Naub und Brand und Mord —!
Die Feuerfchelle wird, auf einer entgegengefekten Seite der Stadt einigemal angezogen.
Dort ürmser — bie Buben, follten fie wohl wagen ? j zu Bienewiß, eilig. SR Sucht, wo das Feuer aufgeht, zu erfragen —
Bienewitz. Sogleich, mein Prinz! Winkt dem mehr im Hintergrunde ſtehenden Diener, dieſer zieht
eine Klingel am Thore; der Waͤchter erſcheint an einem Fenſter des Thurms. -
Wo ift die a a
— aͤchter. Vorm —— s iſt nur die kleine Schelle; Es qualmt und raucht, die Flamme flackert ſo — Ein einzeln Haus, mit Schindeln oder Stroh —
a Solmonien ſendet zornig einen Offizier ab. Dann:
He, Wächter! Schaut mal aud) nach jener Seiten? Hebt ſich nicht Staub? Sehr Ihr nicht Jemand reiten? Wächter.
Nein! Nichtst — doc) ja! jest! wahrlich, dort am Bruch Kommts wie auf Wolken — ſchwenkt ein weißes Tuch.
120
Solmonien sm Lisbeth. Er iſts! er iſts! | Lisbeth ſpringt anf und eilt nach einer Anhöhe. O fo laßt mic)‘ ihn — Waͤchter. Dort, Jungfrau! Seht Ihr nicht das Tuͤchlein wehen? O ſeht nur! ſeht! das ſcheint kein Menſchenkind! Der ſprengt und feßt, als ritt er auf dem ind‘ —
Lisbeth— | Gott! Falkenberg! Er ficht den Rauch — die Flammen, N Roß zum Sprung — Schreiend. Gott! Gott! er ſtuͤrzt zuſammen! Sie ſinkt mit dem Haupte auf ein Felſenſtuͤck.
1’ 07, rt? . a *
Bienewitz, mit Gertrud ihr zueilend. Erhole dich — Lisbeth,
erhebt ſich ein wenig, wagt es aber nicht wieder, in bie Gegend zu fchanen.
Zu ihm! nur das ift noch! Tief war der Sturz — Starrt hin und ſinkt aufs neue.
Erbarmen! er ift todt! t Kurze Paufe.
Zwölfter Auftritt Die Vorigen. Salfenberg. — Zuletzt mehrete
Adjutanten, Soldaten und Einwohner. Falkenberg, noch außerhalb der Scene. Mein General! Solmonien. "Mas if? Falkenberg mit bloßem Haupte, die Armbinde ſchwenkend, tiber und über beſtaͤubt, ſtuͤrzt athemlos herein.
Sch bringe Gnade!
| Solmonien, feurig. Willkommen! Bienewitz, noch bei Lisbeth, faltet die Hände,
Wunderbar find deine Pfade!
Falkenberg.
Mir fehlt der Athem — aber zaudert nicht — Hier dieſes Schreiben macht es Euch zur Pflicht — Ueberreicht es ihm. Solmonien, es aufſchlagend, dann zu einem Obertrompeter. Trompeter! vor! Eilt! laßt in Berg und Gruͤnden Die kaiſerliche Huld verkuͤnden!
122
Dbertrompeter bläft.. Ein zweiter, näher am Thor, tritt in felbi- ges und thut ein Gleiches. Bald darauf hört man von mehrern Orten daffelbe Zeichen, das immer entfernter und entfernter bis zu Solmoniens dritter Rede forttoͤnt. Lisbeth, ſich an Gertrud langſam aufrichtend.
O guter Gott! Er lebt! er athmet nochh
Falkenberg. Ja, holde Sungfrau! froh und freudig, doch — | Wohl galt es Eil; die Friſt ſchien ſchon entſchwun⸗ | den — Mein treues Noß, das hat den Tod gefunden!
Lisbeth
ſpringt auf, will mit offnen Armen auf ihn zu fliegen, bleibt ſtehen, umarmt ihren Vater, eilt zu Gertrud und verbirgt das Geſicht lange an derſelben Bruſt.
“
' Solmonien, mit faſt — Milde zu Falkenberg. Wie's ſcheint, fehlt Lohn der ſchoͤnen Eile nicht; Doc) gebt nun auch ausfuͤhrlichern Bericht —⸗ — Adjutanten und: Einwohner mit Weib und Kinderu fam: meln fich nach und nach auf der Bühne, Salfenberg, immer noch ſchwer athmend. Es gluͤckte mir, den Kaifer aufzufinden, Und kaum zeige” ic) ihm Bild und Kette vor
123
Da neigt’ er gnädiglich zu mir fein Ohr;
Sch fah der Stirne Falten ſchwinden.
„Nicht alfo!* — ſprach er — „nicht fo! das ſei ferne! Das las mein Freund wohl nicht im Lauf der Sterne, Daß feines Schülers zorniges Gebot
Dem Drt, wo er das Licht fah, Brand gedroht!“ Er hieß den Dolmetſch diefes fchreiben,
Und ruhte nicht, ihn ſtets zur Eil zu treiben —
Solmonien, in die Schrift ſehend, laut:
So fast der Schußbrief: 10 der Herr Kaifer hat
» Nicht fonder tiefem Schmerz vernommen,
Daß gegen Apiani Vaterſtadt
Sein, obwohl ſchwer gereizter, Zorn erglommen ; Er denke mit Hulden, wie feit frühfter Zeit
Sein werther Freund der Wiffenfchaft der Sterne, Der Kenntniß von der Länder Naͤh' und Ferne, Mit hohem Ruhm den Elugen Geiſt geweiht;
Er weiß den Würd’gen nad) Verdienſt zu achten, Deß Riſſe bei Belagerung und Schlachten:
Er und die Seinen ftets mit Nutz' gebraucht; Deshalb ift fchnell der Rache Glut verraucht; Dei fchwerer Ungnad, Straf’ an Leib und Lehen — Dieß ift des Kaifers ernftliches Gebot —
Verfchont von nun des. Kriegs Gewalt und Noth
124
Die Stadt, die Apian das Licht gegeben! Selbſt nach dem Abzug: mit dem Heere beut Ein Fähnlein von des Kaifers Leibhatſchieren — Ein, wackrer Dentfcher foll fie führen — | Dem Städtlein und dem Umkreis Siherheit —
Steneie.. ar Preis Gott, dem Kaifer und den Wiffenfchaften!
Solmonien, ‚zu den Dffizieren.
Wir brechen auft — Was diefer Brief verleiht,
Dafuͤr, Ihr Herren, werdet Ihr mir haften!
Mehrere Adjiutanten und Offiziere ab. Zu Falkenberg. hr, Falkenberg! feid noch nicht gang geheiltz - Drum fei zum Schuß’ Euch der Befehl’ ertheilt — Wohl ungern werd’ ic, Eurer Nah’ entbehren,
Doch — Falken berg,
der Schon feit einiger Zeit blaß worden iſt und fich auf den Degen geftügt hat, fich mit Heftigkeit aufreißend. &
Herr! ift es möglich! Wollt Ihr mich entehren ? Zurück ich bleiben — und es geht zur Schlacht ? Er kann fich nicht länger. erhalten und finft einem neben ihm ftehenden Offizier in die Arme.
Solmonien. Seht! Ihr ſeid kraͤnker, als ich ſelbſt gedacht!
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Falkenberg. Sch — Hatte blos die Binde abgebunden —
Man’ mußiihn auf eine Raſenerhoͤhung bringen. Kisbeth, zu ihm eilend.
D Himmel! aufgegangen find die Wunden — Die ganze Achfel vörhet Euer Blur —
Falkenberg. Wohl mir! es wendete von Euch die Glut —
Hinter der Buͤhne entfernte Feldmuſik der abziehenden Regi— menter.
Solmonien, zu Lisbeth.
Sch übergeb’ ihn Euern ſanften Händen, Und — möge Ihr ihn als Bräutigam, Wohl gar vermähle — wie fchön laͤßt Euch die
Schaam! — Was meint Ihr, Jungfrau! — mir zum Heere ſenden!
Falkenberg druͤckt Lisbeths Hand zärtlich an feine Bruſt. Solmo— niens Regiment fängt an vorüber zw ziehen.
Dienewiß
und mehrere Einwohner zu Solmonien.
Gott lohn' Euch, Kerr! was Ihr an ung gethan !
*
Solmonien.
Dankt Gott, dem Kaifer, dem Lauf Falkenberg deutend) und Apian! —
So lange dort die goldnen Sterne brennen,
Wird man fo gutald groß, den Kaifer nennen;
Zwiefacher Lorbeer fhmücdt des Helden Schwert,
Der Menfchheit, Freundſchaft, Wiſſenſchaft verehrt!
Er zieht das Schwert. Volle Feldmuſik hebt an. Unter diefer und
reicher Gruppirung der Zurücbleibenden, welche ſich aus der Handlung von felbft ergiebt, Fällt der Vorhang.
Anmerkungen.
%
*
Er wird in den über dieſe Anekdote vorhandenen Nachrichten groͤßtentheils Prinz von Uranien genannt, und war ſonach vielleicht der bekannte Wilhelm von Oranien, der als Juͤngling von Carl V. erzogen, von demſelben ſehr geachtet und zu wichtigen Staats⸗ dienften gebraucht wurde. Da jedoch diefer 1433 gebos ren, folglich damals erft 14 Jahr alt war, müßte ihm der Kaifer etiva nur die Ehre des Oberbefehls gegönnt und einen Altern Anführer beigegeben haben. Es ift daher Hier ein unbeftimmter Name beibehalten, womit auf dem Rathhauſe zu Leidnig derjenige benannt wird, dem fich dieß Städtchen, nach befchehener Aufforderung, ergab. ©. Kamprads Leisniger Chronit ©. 417. Schneiders Leiöniger Ehren- und Gedaͤchtniß⸗Saͤule. E. 2. Heine’s Hiftorifhe Befhreibung von Rochlitz 6, 338. —
2) Anton von Toledo führte 4 Fahnen Fußvolk und 3 Geſchwader leichter Neiterei. ©. Samml. verm. Nachr. 3. Saͤchſ. Geſchichte. B.3. ©. 107.
3) Nicol. Bienewig ward Rathmann zu Leisnig im %. 1546. © Kamprad ©, 138.
4) ©. über diefe ganze Begebenheit Kamprad ©. 421. Schneider &,2 Fiedlers Müglifhe Ehren und Gedachtniß» Säule ©, 114.
5) Den hieher gehörigen Wappenbrief vom 20. ul. 2542 f. bei Kamprad ©. 359 vergl, Schneider
128
E. 2b und Kaͤſtners Gefhichte der Mathematit B.2 ©. 551. | \
6) Daß Leisnig damals wirflih ald dem Ehurfür- ften Johann Friedrich. angehörig betrachtet und von den Kaiſerlichen feindlih behandelt wurde, beweiſen hin- langlich die eignen Worte Carl des V. b. Kamprad S. 418 und fonft, Auch blieben fpäterhin Colditz und Leisnig Leibgedinge der Churfürftin Sybille, Ges mahlin Johann Friedrihs. Kamprad ©. 58, '
7) Seit der Nebergabe von Adorf, wo die Kai- ferlihen, nach einem leichten Gefecht mit den Churfürft- lichen, am 13. April 1547 einrudten,
8) Der Kaifer kam den 21. April Nachmittags ı Uhr nebft dem Könige Ferdinand in die Stadt. Beide übernachteten dafelbft, fo, daB der Kaifer mit den Spa— niern zwei Stadtviertel, und der König mit den Böh- men die zwei andern einnahn, ©, Kamprad ©,418,
9) In diefer Tracht commandirte Carl V. am Tage der Schlacht bei Mühlberg (24. April) ©. Zieglers Schauplaß ©. 457. Als er in Leisnig einzog, trug er ein fchlichtes granes „Kemler- Kleid“ und einen weißen „Kemler- Hut“; ald er Tags darauf abzog, ein ſchwarz⸗ feidenes Kleid ohne Gebräme, einen weißen Kemler⸗ Hut und einen weißen Stab in der Hand. S. Kam prad ©, 418. 419. | |
10) Auch dieß ift geſchichtlich. ©. Nachr. 4. Saͤchſ. Geh. 3. B. ©. 106. Ziegler S. 456, . i
11) As der Churfürft Johann Friedrich im Anfange des Jahrs 1547 Leipzig belagerfe, fandten ihm die
129
Leisniger Geld, Vieh, Hafer und andere Lebensmittel, ©. Kamprad ©, 416,
12) Alte Sthmolkaldiſchen Bundsgenoſſen wurden von Carl V. im Jahr 1546 in die Acht erklärt, ©. * daſ. ©. 89 u. a.
13) Der Zug des Kaiſers eh fo eilig vor, daß man bei den Ehurfürftlihen den Nachrichten, welche dießfalld der Nath zu Altenburg fandte,. feinen Glauben beimaß, vielmehr "die Abgeordneten übel bes handeln wollte, Siehe Samml. verm. Nachr. a. a. O. ©, 115.
20 Dieſe Angabe laͤßt A. verantworten, weil Apian nicht nur mit Cranach gleichzeitig, fondern auch, wie Käftner a. a. O. S. 334 u. 572 wahr⸗ fheinlih macht, Luthers Lehren fehr geneigt war, Bei ftrengerer Gewiſſenhaftigkeit könnte es heißen: „Bon Jacob Woyt!* denn Carl V. hatte einen Mahler, M. Jacob Woyt, auf diefem Kriegszuge bei ſich. ©, Samml. verm Nachrichten p. ©. 114.
15) Nach dem, ſchon im Dbigen angeführten Wap- penbriefe ward nicht nur Petrus Bienewitz, fondern auch, „um feines Derdienftes willen“ feine Brüder, Gregor, Nicolaus und Georg, in den Adelftand erho— ben. Nicolaus fcheint jedoch hievon feinen Gebraud gemacht zu haben. — Das Bienewisifche Haus war am Marfte gelegen und Hat fpäterhin (17533) An—⸗ dreas Liebig angehört. ©, Kamprad ©. 363 u. 364, welcher im %, 1752 bon einem Better des Apians eine Abbildung des Wappens erhalten, auch das Wap⸗
Theaterfhr. IL. ‘9
130
pen am Hauſe noch. ſelbſt geſehen bat. A Haus: iſt noch dermalen vorhanden. 16), Peter Bienewitz, genannt Apianus, (von Apis, die Biene) ward geboren zu Leisnig 1495, ging auf die Univerfität Leipzig 1516, wurde 1524 Pro⸗ feſſor der Mathematik zu ngolftadt, und farb als fotcher am 21. April 1552. Weber fein’ Leben und feine Verdienfte, wohl würdig, der undanfbaren Nachwelt wieder ind Gedächtniß gerufen zu werden, ſ. Ramprad S.358 — 364 und den in diefem Fache — Rich⸗ ter, Kaͤſtner a. a. O. S. 331 548 756. 17) Auf den Fall, daß man das BEER an felbigem anbringen wollte, iſt zu wiſſen, daß diefes in einem ſchwarzen, ſchraͤg liegenden Balken, auf jeder Seite mit 6 dergl. Rauten, im goldenen Felde, beſteht. 18) Den wirklichen Schutzbrief, datirt vom ı. Mai, 1547 im Feldlager vor Wittenberg, ſ. bei amprad) ©. 420. Auch fiheint dieß weitıfpätere Datum,’ als der Einzug in Leiönig erfolgte, die Wahrheit diefer' Anekdote, die, von. fo vielen erzählt und durch manches) beftätigt, gleichwohl von Heine a. a. O. „©. 341 mit unzureichenden Gründen begweifelt wird, nur noch mehr, zu beftärfen.
a IL Der Weinberg an der Elbe.
Bei Vermählung der Königl. Prinzefiin Maria
Anna Carolina von Sachſen mit dem Herrn Erbgroßherzoge Leopold von. Toscana.
Laͤndliches Luft = und Feſtſpiel in Einem Aufzuge.
181 7
Derfonen.
HYainam
Wilhelm,
Anna, Elorentin
Peter Bunten
Bat. |
Säfte. Schnitter und Winzer mit ihren
Srauen und Madden Rebenperfonen. Ä
| feine Finder,
4
Dos Stud fpielt auf einem herrfchaftlichen Weinbergs- grundftüf am Tage der Vermählung durch Pros curation.
Erfier Yufetrier
Saal mit drei Thüren. Zwei davon. find verfchlofien.
\
Anna legt Kraͤnze und Blumengewinde in den vor ihr ſtehen⸗
den Korb. Florentin, neben ſich Farbentoͤpfe und anderes
Malergeraͤth, beſchaͤftigt ſich in ihrer Naͤhe mit der letzten Saͤule
der ſpaͤterhin vorkommenden Decoration, kniet dazu nieder, reicht
Annen vom Boden Guirlanden zu u. ſ. w. Wilhelm gukt
von Zeit zu Zeit, ein Taſchenbuch in der Hand, aus dem offenen Cabinet.
Anna. Es ſei genug! | Florentin. Gewiß, wir reichen ſo. Die Kraͤnze ſind recht ſchoͤn! Anna. Wie bin ich froh, Daß dieſer Herbſt ſolch friſches Gruͤn den Reben, Den ſpaͤten Blumen Fruͤhlingsſchmelz gegeben! Florentin. Wer fuͤhlt es nicht, es iſt ein Segensjahr!
134 oa er
Anna, Es gab uns Ueberfluß — für aͤrm're Brüder — O welche Bruſt wär?’ nicht ein Dankaltar! Florentin. ae Die Freude kehrte anf die Erde wieder!
Anna. Und doch — bin ich nicht ganz von Wehmuth frei —
Florentin Auch Sie? darf ich die —* —
Anna, ablenfend. Ei, So ſchoͤn die Blumen mir entgegen winken, Sie wollen doch nicht [hin genug mir diünken; Denn, wenn den Kranz ein Herz voll Liebe flicht, ' Dann gnügen ihm felbft Maienrofen nicht. $l orentin. Ein Herz voll Liebe —? Anna. Sa, dieß Feſt zu ehren, Das mit der Liebe ſchoͤnſtem Nofenband $ Zwei Länder und zwei Herzen eng’ umwand, Moͤcht' ich Armida’s Zaubergaͤrten leeren!
—*
135
Florentin. Sie wollen meine Frage nicht verſtehen! | f en, Wer heißt Sie auch, mit Doppelſinn zu fragen! Florentin. | Kann ih Sie fo — als Blumengättin feh’n, Und Ihnen nicht, was ich empfinde, fagen? Anna.
—! Seh'n Sie nur der Malv’ und Alter Pracht, 2 Sonnenblume Gold — | 5 lorentin—
Waͤr's wohl RER Daß die fi nach) der Sonne wenden ? | Anna, laͤchelnd. ‚Nun, wenn's, wie fie, auch der Herr Maler macht, Wird er die eil’ge Arbeit fchwerlich enden. Sloventin. Das hat er ſchon! Nur trocknen muß es nod). | Anna So fieh'n Sie auf! mein Bruder iſt ein Spoͤtter — Florentin. Dazu Hab’ ich nicht Luft. Die guten Götter
136
Verleih'n die Gunſt des Augenblickes, doch Man muß ſie nutzen! Nur noch auf den Buͤhnen Darf man getroſt des Fußfalls ſich erkuͤhnen; Im Leben wird man damit ausgelacht. Jetzt bin ich ex officio dazu gebracht, Jetzt foll’'n Sie, wie ich Sie verehre, willen — | Anna hält fih die Ohren zu. , FR: So nicht! Nur auf erſt! Warlich, ich bin taub! Florentin. Und ih, ich weiche nicht von Ihren Füßen, Um feinen Preis! | Auffpringend. Sie müßten denn mich kuͤſſen! Anna, fich ihm mit Grazie entziehend. Warum nicht gar ? ! Er Füße zärtlich ihre Hand. Auch diefes war ein Raub — Florentin. Den mir gewiß die Grazien verzeihen, Uns drum auch Sie! — Hinweg jetzt mit dem Scherz! Seläng es mir, Gefühlen Ton zu leihen, So warm und wahr — Sie fchenkten mir Ihr Herz!
137 Anna. O Schweigen Sie! — wir. handeln unbefonnen — Florentin. Sch mein’ es treu! — Wie? haͤtt' ich's ſchon gewonnen? Anna, ernſt. Das Herz iſt mein, des Vaters iſt die Hand! Florentin, feurig. So fühl" auch ih — doch Liebe dir zu ſchwoͤren, Sei mir vergoͤnnt! — Er liebt den Künftlerftand, Er ift fo gut — er fegnet unfer Band! Anna. D nicht fo laut! Der Bruder wird es hören — Florentin. Mein Wilhelm weiß es ſchon —
Zweiter Auftritt.
Die Vorigen. Wilhelm (mit dem Buche) ſchneu eintretend.
Wilhelm. Und hofft drum, nicht zu ſtoͤren. Anna, verlegen. Doch ſtoͤrten wir wohl dich ?
138
Wilhel m. Woerind Eh Anna.
- Nun; beim Gedicht!
—*— Wilhelm. Da ein Wehr umſonſt —
Anna. Du wollt'ſt auch memoriren — Wilhelm.
Ich denk', es ſteckt im Kopf! Auch braucht's das
warlich nicht;
Denn heute wollt' ich wohl, thaͤt's noth, improvifiven!
Florentim So biſt du fertig? Wilhelm. Ja! Seht, hier iſt das Sonett,
Das noch im Chaos lag! — Nun, iſt's auch —
ſo nett,
Als jene, die Peiratt nicht dichtete, nein! wii
Es kommt doch aus der Bruſt — Steckt das Tafchenbuch ein.
Drum fahre nur fort im Texte! Anna.
J
An welchem Texte denn — ?
139 Wilhelm. Senun, dein Blick, dein Mund, That, irrt ich mich nicht ganz, ein ſuͤß Geſtaͤndniß fund.
Anna, | "mit ſanftem Vorwurf.
Du biſt Wilhelm. ‚€, was du willſt! Nur nicht ein Menfch in. Drofe! — Soweler! iſt das recht ? da ſteht fie da * gluͤht, Wie die am Morgenſtrahl erſt aufgegang'ne Roſe, Und — baut’ s dem Bruder nicht, der nur für fie ſich muͤht, Birgt nicht an ſeiner Bruſt der Liebe Erſtlingszaͤhren — Anna. Der nur fuͤr mich ſich muͤht?
Wilhelm. Das laͤßt ſich leicht erklaͤren! Eh's voͤllig dunkel wird, iſt ſchon dazu noch Zeit, Und — ſchwerlich winkt ſo hold Euch je Gelegenheit — Florentin, ihn umarmend. Mein Freund!
140
Anna. Was habt Ihr denn?
Wilhelm. Geruh', mich anzuhören! Hier, unfer Florentin, kam mit den Lerchenchören — Denn, mit den Schwalden, nein! das Elinge zu platt und matt — ' Bol edler Kunſtlerglut in unſre Koͤnigsſtadt, Und, wie an einem Strahl zwei Fackeln fih ent: zuͤnden, Gelang's der Galerie, Bekanntſchaft zu begruͤnden. Anna. Se ſagteſt mir davon — Florentin. Ich ſtand nicht mehr allein; Wir wallten Hand in Hand durch Felſengrund und Hain — Wilhelm. | Und mit dem Morgenroth ließ mich in Feld und Garten Mein thenrer Florentin nie lange auf fich warten. Slorentin. Die fühle ich mic begluͤckt, daß mic dein Herz erkohr! Wie ſchnell entfloh die Zeit!
141
Wilhelm. Wir lafen uns was vor; Er ſtahl ſich einen Baum, verſteht ſich, in die Mappe;
Ich ſann, auf Moos geſtreckt, ob auch mein Reim recht klappe;
Wir ttritten über Kunft — genug, mit Hand und Mund Befi iegelten wir bald der Sreundfchaft heil gen Bund. | Anna. Davon fchriebft du mir nichts — Wilhelm. Ei ja, s Fam bald auch mehr! Der fieb’nte Junius *)-g0g dich vom — her — Ne —X Anna. satt Es ließ mich hier nicht ruh'n an dieſem gichbenfefte. | | Wilhelm, Laut ſcholl das Zubellied im Kreife froher Säfte — Anna. Es gab nur ein Gefühl! Wilhelm. Mein Freund hier kam erſt nach, SObſchon er mir vorher, mein Gaſt zu ſeyn, verſprach.
*) Tag der Rüͤckkehr des Königs und feiner Samilie nach Dresden, alljährlich ein Freudentag.
142
Florentin. Du haſt es. mir verziehin. Es trieb mich, das Entzuͤcken Des, treuen Sachſenvolks im Bilde ——— — Wilhetm, zu Anna.
Du kennſt den Genius, der auf zum Himmel ſchwebt TOR nach * Sonmenfraßt die Hände beten? dest,
=
Anna , Florentin mit Innigfeit die Hand bietend.
Ja, lieber Sloventin —!t Rstnhhf, mark Fe he N mh Ich hatte zu dem —— Der unter Linden ee if weit von dir verlaufen. Dort traf mich Floventinz; er faßte meine Hand Und zog mich ſtuͤrmiſch fortibis.an der Elbe Strand. „Komm, komm!‘ fo; vief„er. fchnell — „ich: ſah ein | - Mädchen ſtehen, Ein wahres Engelsbild wie ich noch kein's geſehen!“
ch fragte: „die im Hut? „‚NPım freitihY“ rief er warm, |
Und ih — und ih — je nun, ich fchlang um ihn den Arm —
Bor allen Leuten, ja — und jauchzte: „eLiebfter, befter,
Ehartmatit fit Slorentin - — ja, das ift meine Ba ! | | Anna. a |
g ſchoͤn! Rur wendeſt du zu helle Zaren an;
x Ä | 143
Doch — wenn ein. Dichter fpricht, wird. Alles zum Roman ! Storentin, Auna's Hand ans Herz druckend. O nein! er malt zu matt —
LER
PTR Bilpelm. Ä Ich konnte kaum mich faffen: Sch konnte ihm doch nicht die Freude merfen laffen —
Anna. Herr Bruder —! 1 Wilhelm. Wie ic) dann, halb toll, und Hals gerührt,
Dir den Herrn Florentin gar ſtattlich ehe Iſt die wohl noch befannt —
Florentin. Es waren ſel'ge Stunden; Doch mit dem ſchoͤnen Feſt war auch mein Gluͤck verſchwunden. Wilhelm. Beim Dichter, der mit Macht in's Rad des Schick | fals greift, | Iſt kaum der Halm gekeimt, fo ift er auch gereift! Bald ſtand mein Florentin beim Water hoch in Gnaden, Indem mit jedem Brief ich von dem Maler fchrieb,
144
Der fiets — das zieht bei ihm! — Driginelles trieb !
Bald wurden wir vereint zur ‚Landluft eingeladen,
Und — daß dann deinerfeits, was ich gehofft, gefchehn, ty In
Hab’ ich, wenn du erlaubft, nun deutlich gnug gefehn.
Darum — Es wird om einer der verfchloffenen Thhren gepocht.
Dritter Auftritt. Die Vorigen. Bunkel noch vor der Tphr. Wilhelm. — *— Wer Geier kommt! Sch war ſo recht im Zuge — Anna. Sjia—! |
Florentin geht an das Decorationsſtuͤck.
Die Zeit verftveicht auch. heute wie im Fluge — Wilhelm, an der Thuͤr. |
er da? Dunkel.
145 Wilhelm. Ei was! ſo heißen viele Leute, Und d hier in meſen Saal darf keine Seele heute —
Bunkel s iſt auch * Bunkel nur —
— “ar 4 -
Slorenein, au —— —— Gut Freund! Nur aufgemacht! | wer Bunkel, eine Schmiege in der Hand, tritt mit einigen Zimmerleuten ein. Wo ift das lebte Stück? 's wird ſchon von Weiten .}‘ £ ' % Nacht:
“ o&lorentin,
Hier its! Du weißt, wohin — Bunkel, den Trägern aufhelfend. u“ ,
Da feyn Sie außer — Wer ſich auf mich verlaͤßt/ der iſt und bleibt geborgen, Indem ih, ohne Ruhm, nun drei und vierzig Jahr Bald Stuben fhön beſtrich, bald auf der Bühne war ! 's giebt drum in Dunkelheit mitunter gute Köpfe —
ra
Florentin.
Das Ba ich Tängft gehöre! Ei mach nur fort Bea
Schnell! se IL, j 10
146 Bunte
Ich fag’s auch Ihnen nicht! Ich ſag's hier der eh! | ' Een RR Raſch! „Alles aufgeraͤumt — Die Blumen hier — die Töpfe —, ing: sie alles accurat, ganz wie der Ri ee weiſt — | Dunkel. |
Spaß! Unfer e einer führe wohl auch, was Ehre heiße! . Mit den Trägern „ı die alled mit fich nehmen, ab.
Vierter Auftritt.
Vorige, ohne Bunkel und die Traͤger.
J
Anna RR will die eine noch verfchloßne Thuͤr öffnen.
So fönnten wir ja wohl — tan Bu Wilhelm, der die zweite wieder verfchließt. eu ‚Warum aufs nen verriegeln.? ser gieße 8 nichts mehr zu ſehn . >. Florentin. | Der Weg ift völlig vein — Unna. Der Vater kann gewiß die Ungeduld kaum ajeln: Bald kommen Gaͤſte an —
147
Wilhelm, | 7 Nein, ſag' ich, Kinder! nein! Ri habe nicht umfonft den Kopf. mir faft zerfonnen ; Doch — ſeid Ihr ſelbſt geſcheidt, iſt auch das Spiel BURN! Ä \ re! Anna. Was, Wilhelm, haft du vor? Wilhelm. — —— Geſchwind hoͤrt meinen fan Und drum wird noch zur Zeit die Thür nich t aufgerhan.
Anna. mwamuhie kreiſt ein Berg — Wilhelm. Susan Sch kenne unfern Vater,
Beſuchte nicht uümſonſt tagtaͤglich das. Theater;
Die Probe ſei gewagt, ob ich auch ſelbſt was kann! Mit Waͤrme.
Der Vater, — o Ihr wißt's! er iſt ein ea.
Und, was bie Nachwelt auch, vom ganzen Volk
wird ſagen, In keinem Buſen kann ein treuer Herz doch ſchlagen, Ein redlicher Gefuͤhl in keiner Sachſenbruſt — "Anna Sewißt
148
Storentin. - ‚Er war auch heut‘, erfüllt mit Juͤnglings luſt
* x,
Wilhetm— Nun ſeht! drum winden wir dem Kranze zoldner Aehren, Dem friſchen Winzerkranz die Koͤnigsmirte ein; Ein luſtbeſtuͤrmtes Herz pflegt auch geneigt zu feyn, * Anna's und Florentins Hand faſſend. Was ihm das Liebſte iſt, dem Wuͤrd'gen zu gewaͤhren. Anna. | Mein Wilhelm — ! Florentin. ten, O mein Freund !:wie bift du lieb und u
Wilhel m, zu Florentin. Ich Betr dich erprobt! — Drum, INBEE, faßt nur Mayr ia BR Sagt, läßt fich fchöner wohl die heut’ge Feier ehren, Als wenn um Glückliche die Gluͤcklichen ſich mehren?
Noch) ift ein Sturm zuruͤck auf unfers Vaters Gunft— Anna Was meineſt du damit?
Wilhelm. Wie Keinem auf der Erde, :
t er? (> J
— 149
Fehlt's auch dem Vaterchen nicht ganz am Stecken⸗ | pferde, Und fein’s iſt, Für; und gut, nun — die Eıfin dungsfunft. ! Slorentin. 2 nun verſteh ich ganz — Wilhelm. Giebt's irgendwo zu leſen Von einer Feſtlichkeit, ſo heißt's: „Schon da geweſen! Copien von Copie'n !* — . Doc) dünkt ihm etwas neu, Dann ſchmeckt das Släschen ihm, dann ſpricht er: „Sieh doch — ei! Lies doch dieß Blatt einmal! Ein Künftler muß erfinden, Sonſt iſt und bleibt er ſtets ein Kuͤnſtler nur mit Sünden }« >
Florentin. So wird's auch mir ergeh'n! Wilhelm. Getroſt! ich denke, nein! — Riegelt die eine Thür auf.
Jetzt, Schwefter, ift es Zeit, den Vater zu befrei'n! Anna Öffnet die zweite und. geht durch felbige ab.
150
Sünfter Ynftritte Wilhelm Floventin: vo
. Wilhelm. Nun 10% ein Wort mit dir! Gewiß, du * nicht zagen ⸗¶ Nun, unerhoͤrt iſt nichts im Reich der Endlichfeit; Das fagt fhon Salomo — Slorentin. Sch bin fo ängftlich Denk — Wilhelm Bring’ deinen Antrag an — | Florentin. Ach, Bruder, ſoll ich’ 8 aan? Verdien' ich aud) dieß Glück ? Wilhelm. Nur frifch! Wer wagt, gewinnt: So übergütig trifft man Väter nicht gefinnt, Um; Wollen Sie mein Kind? gefälligft ung zu fragen. | Slorentin. Du ſcherzeſt grauſam. Wilhelm. Freund!
A
‚can Slorentin
| D Keiner noch betrat
Den Weg fo bang’, ald ih, jetzt, da Entſcheidung naht.
Dieß, Wilhelm, buͤrge di —
Wilhelm.
Du Suter! — Still! fie fommen!
Der Vorhang vollee auf! Huͤbſch dich zufammges nommen!
Slorentin.
Nun, gutes Süd, fo hilf dem zagenden Acteur! Wilhelm.
Getroſt, ich helfe ein! Spiel! nur auf den Souffleur!
Sechster Auftritt. Die Vorigen. Hainau. Anna. Anne Gebt, Väterchen, fteht’8 frei — Hainau. Lang habt Ihr warten laſſen —
Wilhelm. Gelobten Sie doch an, ſich in Geduld zu fallen,
152
Nicht in den Dalerfaal, nicht PN dem Berg’ zu — n, Kurz, weils fo ——— war —
RE Te &
Hainam. 1 Hausarreſt zu geh n. Anna, ſchmeichelnd. Wie haben Sie indeß Sich denn die Zeit vertrieben? Nicht wahr, ich OR ſtets? Hainau.
Ein wenig erſt geſchrieben; RE lauſcht' ich recht mit Luſt der Winzer frohem Sang, Der mir noch nie ſo mild, ſo herzergreifend klang. Ich ſah die Trauben an, worin du auf dem Tiſche Der Goldmelone Netz recht maleriſch verſteckt —
Wilhelm. Die wuchſen am Gelaͤnd — Ha inau, Welch liebliches Gemiſche: Die braunroth, dieſe blau —
Wilhelm. Und die vom Fuchs geleckt!
153 —
Sch u ein Zräubdhen ab. Ich ſag' Euch, ſuͤß, wie Zucker,
Das ah dünn und zart, das Beerchen weich und voll — Anna. Wahrhaftig, Väterchen? - Wilhelm, wie vor ſich. | Nun wart‘, du alter Musker!
Hainau. Ich prieß recht dankerfuͤllt den Sachſen⸗Noah, Knoll —
Wilhelm.
e Ware nur! Hainau. Wem drohſt du denn?
Wilhelm. Dem achtzigjaͤhr'gen Bauer, Dort, hinter unſerm Berg. Der ſchalt die Trauben ſauer! Hainau. Er — unter Nirgendsan! Er hat davon Verſtand! Sa, ja, bei ihm geht's zu, wie in Schlaraffenland;
154
Da wachfen über Nacht rubinenklare Trauben, Die Mufen tragen zu, und Amorsdreh'n die Schrauben!
| Anna. Nun, wär das denn fo fchlimm ?
-
Hainau.
Mehr gilt mir der, der fruͤh und ſpat im Weinberg ſchwitzt! Es lohnt ſich wohl der Mah Pflegt nur des Moſts mit Fleiß — umſonſt iſt nichts auf Erden —
So kann der heur'ge Wuchs ein wahrer Eilfer werden! Und waͤrd' ers auch nicht ganz, man denkt beim Glas | zurück , An diefes — Jahr, an dieſer Leſe Gluͤck;
Wir trinken Lebehoch dem Paar, das heut verbunden!
Den Hochzeitvaͤtern Heil! Gewiß, dann wird er munden!
A nn a. Mein Vater! Wilhelm. Sind Sie boͤs? Hainau.
Ei, nicht doch!
4553
Flor entin. Wackrer Mann! Hainam.
Den heurigen Ertrag, den überfchlug ich dann; .
Ich trat an's Fenfter hin ‚ die Gegend zu beſehen.
Die Sonne nahte ſich bereits dem Untergehen —
Hier hob fich Rebengruͤn, dort dunkle Tannenwand —
Die Elbe fchlang ſich durch, ein filberflornes Band —
Gold und Violenblau verſchmolz fich in den Lüften,
Rechts lag die Königsftade in vofenfarbnen Düften;
Die Thuͤrme winken mir; der Kuppeln. Schatten fiel. —
Sch ſah's genau durchs Glas — ins rege Wellenfpiel.
Links kam von fern ein Schiff auf lichterhellten Wogen
Mit ftillee Majeftät, vecht wie ein Schwan gezogen;
Ein Feuer brannte drauf; das Seegel blähte voll,
Bis — dieſem Seegel gleich mein Herz im Bufen ſchwoll! Da wuͤnſcht' ich mir das Schiff, daß ich's hinauf zur Bruͤcke, | Mit Kraͤnzen veich verziert, um dort zu ankern, ſchicke, Daß mit dem Blumenfchmuc es nah dem Schloffe hin, Und nach dem Altan zu mit Slagg’ und Wimpeln | wehe,
156
Daß u mein König Selbft, wie wir Ihn lieben, fehe —
Und num — ſag' Euchs frei — 's iſt nicht nach | meinem Sinn,
Daß ich durch Maͤſſi agehn mein Frohſeyn ft, vers
fünden, Daß Ihr allein hier forgt — | Bil helm. | Ei, da wär’ Nath a finden! —* — Sprich, wie? Wilhelm.
Ein guter Sohn erraͤth den Vater gern, Kommt ſeinem Wunſch zuvor —
Hainau. Nun, du beginnſt von fern; Vermuthlich ein Prolog — ?
Wilhelm. Wie trefflih Sie doch rathen! Ich fah es leicht vorher, daß Sie auch heut durch Thaten — Hainan. Das ganze Sachfenland ift ja ein Baterhaus:
157
—— — ſcheidet auch von mir das holde Braͤutchen aus,
und > ganz — mir’s zu — * als haͤtt' ih für den
| Öatten, Dem theuern Prin zen gleich, ein Kind mit auszuftatten — Wi i 5 ei m.
Drum folgen Sie aud) Heut dem Seifnel an dem Thron,
Die Herzen zu en Bm
Ha a i n a u.
Gern, gern, du wackrer Sohn!
Fehlt Vorwort? Geld? Fehlt Korn? Nichts, nichts ſoll mich gereuen!
Verlange, was du willſt! Heu muß ſich Jeder freuen! Wilhelm.
Das thaten Sie ja laͤngſt, und Alles: ohne nis; | Doch mehr noch) wird verlangt — Eye Su, Slorentin,
Sept, blöder Schäfer, ſprich! Hain au, verwundert, Was kann — ? Herr Florentin —
ARE EREH, 1A —
Die Glut auf meiner Wange
158 Verrathe, daß ich's weiß, wie Theures ich verlange:
Der Luͤfte reines Blau, ‚den Baumfchlag abzulauſchen, Nein! um den hoͤchſten Schatz mir liebend einzus a | | taufchen, — Hainau. Ihn nur genannt! Florentin, Anne’ Dond faſſend. Und wenn er Anna hieß?
| 1. 83083 —— Mein Vater —! SHIRIN III © Wilhelm.
RR Tel Florenz mie Anna ——— So paßt auch Florentin und Anna ſchoͤn zum Ban Die Feier zu begehn — innalısa Sum Ham al Slorentin. | |
O feyn Sie liebevoll!
Hainau.
Ihr uͤberraſcht mich da — Beifeus zu Wilhelm.
ET Se glaube, du biſt ol —
7
Mich zog nicht blos der Wunfch in diefes Paradies, - _
ee 159
z Lant.
| Das iR mir a fm im am nicht eingeloms Hl, „MER — Das heit — die — ian Fingers hinge— in nommen — Su Anna.
Mas ſagſt denn du dazu? du ſtehſt ſo sage da —
Vildelm | Dieß Schweigen ift beredt, bevedter, als ein Ja!
= Anna ı
Mein Veter — Vrudei — !
en vor fi. f Ja, ‚das ‚kann man leichtfich feben, Auch ohne Brillenglas , wie hier die Sachen ſtehen; Doch — nein! es ift zu arg! Wo hate? ich das Geſicht? — s ift freilich — To was — nein! entgeht: mir-fonft doch nicht! Zu Florentin. . | Freund Maler! willen Sie, daß Sie mir wohlgefallen — Ein lieber junger Mann — jedennod) — bei dem Allen, Seh'n Sie wohl felber ein, das geht nicht fo ges ’ ſchwind — Die einz’ge Tochter iſt's ‚mein liebes, fanftes Kind;
160
s
* werd ie ‚ee ſo leicht des Umgangs mich ent⸗ a Seldft nur mit der See mich ‚gänzlich auszuföhnen, Erfodert manchen ‚Mond — doch Roſen Bringt die $ Zeit —
‚Bildelm. 1 Da
Siehe 8 dann auch je ein Set, ein —— wie heut?
& ı wer * ums hi; ? - } J J J -; us
nr, 3 er Hainau. â—
Geht nicht! — Herr Florentin! ich weiß den Wunſch | zu ehren
Ob ich erfuͤllen kann das id die Sutunft lehren.
Senug: Ä
RN —
geben Sie doch meiner Hoffnung Rum?
st zz;
* ER Ja — jal kai art ee | Florentin.
I Dank! —— nal 17% fl a Y M A SINE Satnan. Sf HK md —— ı yadalı mi Genug! | Er 133 t —J nf ,
—. Wilhelm, sr fe. Je nun, fallt auch deri Baum
161
a. auf den un Shlag,. man kommt zum zwei⸗ ten Male. Reißt die Uhr heraus. Ei was! wie eilt die Zeit! Zu Hainau—. Sie fuͤhr' ich ſelbſt zum Saale, Wo unfre Säfte find — | Zu Florentin und Anna. Doch Eurer harrt man dort! Die Abgehenden begleitend, Leife. Das Eifen ift recht warm; ich fchmiede wacker fort. Slorentin und Anna ab. Wilhelm bleibt Laufchend ftehen.
Siebenter Auftritt,
Hainau, ſich allein glaubend.
Hm! hm! — Ja, haͤtt' ich ſelbſt dieß Plaͤnchen mir
erfunden — Huͤbſch waͤr das Namenſpiel — ich haͤtte ſie verbunden; Doch daß nun der Herr Sohn ſich das ſo ausgedacht, Daß er den Dichter ſpielt, und mir die Rolle macht — Nein! das behagt mir nicht. — — Ganz artig wär”
die Rolle ! Er ift ein wacrer Mann, dem gern ic) Achtung zolle,
Er ift nicht eben arm, und ehrenvoll fein Stand, Theaterſchr. LI. SER
162
Sein Geift erfinderifeh und kunſtreich feine Hand. —
Mein SSUDEIDN auch ift brav, und ſchwer wird mir’s gelingen,
Sein dicht riſches Genie um dieſen Stoff zu bringen. —
Das Mädchen — iſt verliebt! — — Sie wohnten in
en. | der Stadt, Sm Sommer hier bei mir — hm! wenn man Pferde bat —
Ge nun, kommt Zeit, kommt Rath! wer weiß auch, ob's nicht glücket,
Daß ſich's zufammenftellt, als hatt’ ich fie beruͤcket —
Als haͤtt' ich's längft gewußt, und nur nach meiner Art
- Die Kataftrophe noch ein wenig aufgefpart. —
Ahter Auftritt. Hainau. Wilhelm, fih wieder naͤhernd.
Wilhelm, vor fie.
D das foll gern gefcheh'n ! Laut. {
Hier, Vater, bin ich wieder; Doch mit dem Florentin — er iſt ſo brav und bieder — | Hainau,
fi) verdrüßlich ftellend. Mach’ mir den Kopf nicht warm, und dene mir nicht
daran ;
163
Ich Hab’ ſchon lange Zeit ganz einen andern Plan. Laß uns hinunter geh’n — Noch nicht! man wird uns rufen. Es ladet uns Muſik hin zu des Tempels Stufen — | Hainau, aukhorchend. Ein Tempelhent So, fo? — Nun ja, ich dacht’ es slihz Du und dein Florentin find auch nicht eben reich — Wilhelm. | Das ift nur Nebenwerk! Ihr Vorwurf wird verfchwin: | den — Hainan. Ich wette meinen Kopf — Wilhelm. . Daß Sie was Neues finden? | Hainan.. | So? — Neugier plagt mich nicht; doch wuͤßt' ih dießmal gern — Denn ſieh' nur! 's iſt oft gut, fo was voraus zu wiſſen; Ich könnte doc) vielleicht was dazu fagen müffen — Wilhelm. Wenn Sie's errathen, gut!
164
Hainau. Nun, etwa ſo ein Stern, Ein flammend Sonnenrad mit einem Namenszuge? Wilhelm. Da irren Sie gar fehrt Hainau. | | Ein Engelhen im Fluge, Das einen Zettel tragt, ein Bivat — Wilhelm. —* Das iſt's nicht. Hainau. Ein Altar, ſchoͤn bekraͤnzt, mit einer Opferflamme? | Wilhelm. Auch nicht! Hainau. Ein Schaͤferzug mit Taubenpaar und Lamme? Wilhelm. s iſt noch was ſinniger — Hainau. Ah, nun errath ichs ſchon! Ein Ehrenbogen iſt's mit Chronodiſtichon —
Wilhelm. Geirrt!
165
| j Hainau.
So ſtrebt Ihr wohl gar nach Thaliens Kranze? Wilhelm. | So viel auf uns beruht, das haben wir gethan, Und nehmen Sie am Schluß ſich auch des Dichters an, So wird duch Ihre Huld ein Luftfpiel noch das Ganze. Hainau. Ei rede —! Wilhelm. Nimmermehr, Sie gaͤben denn die Hand, Wenn unſer Florentin was nicht Errathnes fand — Hainau. Bleib mir vom — Man hoͤrt Muſik. Wilhelm Hörten Sie der Paufe Wirbel fchallen ? Fort! fort! hinunter nun! Pathetifch.
Kommt, kommt zu Fingals Hallen! Heide ab.
166 ————
Neunter Auftritt.
Dat ganze PER wird Kür einen Tempel und zwei, hinten
geſchloſſene Weinlauben von dem Hintergrunde gefchieden. Alles
ift mit. Blumenvafen und gehoͤriger Beleuchtung verziert. Die
Lampen des Tempels mit den Tosfanifchen, die der Lauben mit
den Sächftfchen Farben. Das Innre des Tempels mit einem Bor:
hange (other Sammet mit goldnen Franzen) bedeckt. An ‚den Seiten Rebenboͤgen.
Bunkel. Wall, mit einem Spazierſtock, ein Paquet unterm Arm.
Bunkel, zuruickweiſend. Bis Slorentin und Wilhelm find jest nicht zu fpredhen — | Wall. Nun, fo muß ich warten. Dunkel. Sa, eigentlich darf Niemand in den Garten — Wall. "Sch heiße Wall, und bringe ein Gedicht. Bunkel, hoͤflich die Muͤtze ziehend.. Ah ſo — ah ſo — da koͤnnen Sie ſpazieren! Vergebung! ei, da macht man Unterſchied!
167
} Bor ſich. Jetzt blüht mein Waizen! Laut. Sind Sie nicht zu mid‘,
Beehr ich mich, Sie ſelbſt ——
Wall. Sehr angenehm! Was iſt denn hier zu ſeh'n? | Bunkel. O Wunderdinge! und ich muß gefteh’n,
Sch fag’ es nicht, um. mit Verdienft zu prahlen, Doch nahm auch ich Hier Antheil mit beim Malen: Ball.
Ihr Name?
Bunkel.
Peter Bunkel, zu Befehl! Seyn Sie mir guͤnſtig Denn ich hab's kein Hehl, Daß große Maͤnner ich nach Wuͤrden achte, Nach ihrem Beifall, ſo zu ſagen, ſchmachte! Wall. Wer wollte die nicht ſchaͤtzen! | Bunkel, F Ei ja wohl! —
Es bleibt fo. mancher gute Kopf im Dunkeln, Wohl werth , der Welt als ein Komet zu funfeln !
168
Wird man gedruckt, dann iſts ein andrer Kohl. O! ſeyn Sie ein Maͤcen für Peter Bunken —! ' Ralf. Wie? ich? | BE am Bun Ja, Sie!— den Daum wollt ich drum geben, Ständ’ beim Bericht mein Name mit daneben; ' Nun mein’ ich, da ſichs juſt fo gluͤcklich trifft — Ball. Sa, freilich Hat man fo was untern Händen ; Man’ könnte auch fich allenfalls verwenden; Doch zweifl' ich fall — Bunkel. Sind Sie denn nicht ein Schrift⸗? Wall. Schrift-Setzer, Freund! doc keineswegs ein Steller. | Bunkel, fegt die Müge wieder auf. Für einen Setzer geb’ ich Eeinen Helfer! + Das fiel mir nicht im Schlafe ein — Wall, » Ä Nu, nu! So weifen: Sie mir nur den Herrn Hainau zu.
169
Dunkel: >
Da, nur 9 tab aus! Sie werden ſchon ihn finden; Mir tele: an Zeit; fie brauchen mic) dort hinten. Wall ab. ' ee nicht das Stellen, treidft, So ſieh getroft nur felber, wo du bleibſt! Da . —J—
Zehnter Auftritt.
mut. Hainau. Vornehmere Gäfte und Lands - leute, ale feftlich gekleidet, unter ihnen auh Wall, Ste
werden von Wilhelm eingeführt und ordnen fich zu beiden Seiten. Wilhelm und Wall vertheilen den fpäterhin vorkom⸗ menden Gefang. Dann
Wilhelm.
Mir ſei's vergönnt, andeutend gu verkünden, Was diefe Feier auszufprechen ftrebt.
Heuf, da aufs neu’ die Völker fih verbünden, Vereinte Wonne jedes Herz belebt,
Da ein Gebet, der Liebe Glück zu gründen, Empor am Arno und der Elbe ſchwebt, Geziemt's aud) wohl, in anfpruchlofen Spielen Das abzufchatten, was die Herzen fühlen.
170
Drei Segenskränge flechten wir zufammen.
Der Ader bot, der. Aehren reiches Gold;
Die Ranken, die dem fernen Oft entfiammen,
Bewaͤhrten ſich auch unſern Freuden Hold;
Der Liebe Glück verfchmilze zwei edle Flammen
Zu einer Glut — Anna um Leopold!
Bir fehn Die Herrfcher ſich die Hände reichen;
Der Lorbeer gruͤnt; nie wird die Raute bleichen!
Doch, wie Die Braut zum Lebewohl begrüßen,
Der Sachfenrof), Die Tuscia entreißt,
Die Fluren zeigen, die Sie trauernd miffen,
Die werth wohl find auch Ihrem edlen Geift?
Der Trennung Schmerz, wie durch Gebild verfüßen,
Das nad) dem Lande Ihr er Liebe Heiße?)
Wie die Erinnrung deß genau verbinden,
Was Sie verläßt, und was Sie dort wird finden.
Erſcheint denn ihr, verfunfner Zeiten Gaben,
In Rebenbergen, die das Mondlicht Hell,
Ihr theuern Schäße, tief dem Schutt entgraben, Sn zwei Florenzen glorreich aufgeftelle! *) » Shr Bilder, die mit dem Gedanken laben:
Die Liebe folgt ſelbſt in die Unterwelt!
Und an die Bruft beglücter Schatten drange
Sich froher Schall der Vaterlandsgeſaͤnge!
151
Bier Stimmen fingen) Hold ift der Cyanenkranz In der Schnittrin Locken, Dreht fie fih beim Aerndtetanz Oder fpinne am Rocken; Aber ſchoͤner ift es noch, Spendet Huld die Garden —
| Chor. Sriedrih Auguſt lebe hoch! Der läßt Keinen darben!
Der Tempelvorhang hebt ſich und das erfte, durch lebende Perfo: nen dargeftellte Bafengemälde: *) Die Erfheinung des ‚Zriptolemug, 3) zeigt fich im Innern des Tempels.
Wilhelm ſpricht: Triptolemus eröffnet unfern Reigen! Ihn, der des Pflugfchaars Segensſchwert erfand, Nach dem ſich aus der blonden Ceres Hand Des goldnen Waizens Aechrenbüfchel neigen,
Shn hieß den Dradenmwagen fie befteigen, Hat ihn wohlthätig auch in unfer Land Zu wonnekündendem Triumph gefandt, Auf reihe Frucht und gutes Gluͤck zu. zeigen. +) Die Eompofition hiezu, fo wie das Allegro am Schluffe, von Carl Maria von Weber.
”) Die Figuren fenereoth mit etwas Weiß und Gelb, auf braͤunlich⸗ſchwarzem Grunde,
172
So mög’ er denn in jedem Jahr erfcheinen ; Den Bruͤdervoͤlkern, die ſich jetzt vereinen, Mit jeder Sonne Heil und Segen bringen!
Er deutet auf Gedeihen und Gelingen; ) - So zieh’ er denn Dem neu vermählten Daare
geftinden vor zum häuslichen Altave! Der Tempel» Borhang fält.
Bier Stimmen fingen: Mag der Winzerin der Wein Holde Kränze leihen, Trägt fie ämfig Trauben ein, Der ſchwebt im Reihen; Schöner um die Ulme hin Winden fih die Neben —
Chor. Hoch ſoll unſre Königin, Hoch Auguſt a leben!
Das zweite Gemälde: Ein bacchiſcher Tanz 5) wird eben ſo ſichtbar.
Wilhelm ſpricht:
Daß ſie im bacchiſchen Tanze hier ſpringen, Frohſinn im Kerzen und Glut im Geſicht;
173
Daß fie bie Fackel, das Tamburin Tchwingen ; Davon erlaßt ihr mir gern den Bericht.
Gab uns doch Evan noch edlere Freuden, Eslere Stärkung beim labenden Wein! Nimmer von Recht und von Treue zu fcheiden, Wollen dabei das Geluͤbd' wir erneu'n!
Und wie die Rebe den Ulmbaum umwindet
Dort in dem fchönen hefperifchen Land,
Alfo auf Liebe und Treue gegründet
Bleibe. des Draufpaars geheiligtes Band ! Der Borhang fällt.
Dier Stimmen fingen: Wie fo fhön das Mirtenreis In den Zocken thronet, Wenn es, edler Herzen Preis, Keine Liebe lohnet! Kronen weichen diefem Sold, Hat es Lich’ gewunden —
Chor. Anna Heil und Leopold. Die Sich fo gefunden!
Das dritte Bafengemälde: Die Griechiſche Braut 6), wird in gleicher Maaße fichtbar. Anna nnd Florentin ftellen dabei die Braut und den mit Mirten befränzten Jüngling vor.
174 h — —
Wilhelm meist:
‚Hier muͤht ſich alles, seine Braut zu. ſchmücken Ein Fuͤrſtenkind, erzeugt im Glanz der Kronen, Wohl werth, ein edles Fuͤrſtenherz zu lohnen. Der Liebbegluͤckte ſchaut ihr uͤbern Ruͤcken
Und ſieht mit Luft und zaͤrtlichem Entzuͤcken Die Liebliche auf goldnem Seſſel thronen; Den Fluͤgelknaben aus Olymp'ſchen Zonen, Das Bad darreichend, dienend ihr ſich buͤcken.
Des heil'gen Bades ſilberklare Welle Entfloß der Schönheit ewigreiner Quelle. — 7) D wohl verfeßt mit ahnendem Entzücken
Des Zernen Geiſt fih.an des Zünglings Stelle, Sieht uns Die Braut mit Liederfränzen
ſchmuͤcken —
Heil, Ferner, Dir! Sie wird Did reich
beglücken ! Der Vorhang fällt.
Bier Stimmen fingen:
Heil Dir, Ferner, und der Braut,
Die für Dich geboren, Die Du liebend Dir erfchaut, Liebend Dir erkohren!
175
Immer foll der Siebe Kranz Blühend Euch; umſchlingen —
i | Chor. ZJedes jungen Morgens Glanz Soll Euch Segen bringen!
Hainau, in hoͤchſter Froͤhlichkeit zu Wilhelm.
Mein lieber wackrer Sohn! — Ihr habt das gut gemacht.
Das De: ich brav und gut, kurz, wie ein Sach, gedacht. |
Dad wo ift Slorentin? Darf ich kr, fie rufen
As —
Erw. tank; Braut und Bräutigam! Wilhelm
öffnet fchnell den Vorhang wieder, mwohinter man nur noch Anna im Seffel und Floventin, zärtlich ihre Hand faffend, erblickt.
Herunter von den Stufen! Hainau zu Wilhelm. Nicht wahr, du Kraftgenie! Der Einfall auch ift neu? Bor, Braut und Bräutigam! Zu Anna und Florentin, die fich Tchnell; genähert Haben. Seid glücklich, brav und treu ! Ihr follt am felben Tag im Hochzeitkranze prangen,
176
Den glovreih Leopold, ein theurer Name, ſchmuͤckt,
An dem die holdſte Braut das erfte Licht erblickt,
Bo fih die Ölüdlihen, nun Aug’ in Aug, umfangen! ®)
Kurze Umarmungen und Freudensbezeugungen. Zwei als Genien gefleidete Kinder mit brennenden Sadeln Taufchen hervoß.
Wilhelm,
fie zuruͤck winkend. Zu RN ihr Genien! Wird euch die Zeit zu. lang? Es fehlt ja noch der Schluß von unferm Rundgeſang!
Bier Stimmen fingen:
Immer bleibe diefes Band, Wie am Traualtare, Ein geheiligt Unterpfand Reicher Friedensjahre! Mar’milian und Ferdinand! Kinder, Schweftern, Brübder! Chor. Tuscia und Sachſenland! Segen auf Sie nieder!
Die Genien kommen auf Wilhelms Wink hervor und wollen das Brautpaar mit einer Guirlande umſchlingen.
| — {77 2 —— Florentin.
Mein! nicht fuͤr uns! Ihr Heute alle Kranze i Nur ai — Senn diefes gef!
9
— Anna. Di 9 gern ummänd’ ich Sie mit einem gungen Lenze Die tief Ihr Bild in Aller Herzen laͤßt —
Sie wenden ſich beide nach dem Tempel. Kurzer Trompeten: und Pauken : Wirbel. Der Vorhang erhebt fich wieder, die Din: terivände der zwei Seiten Lauben öffnen fih. Im tiefften Hinter: geunde der Profpect von Dresden in mondlicher Beleuchtung, an ‚den Seiten Weinbergserhöhungen. Sm Tempel die Hüfte der huld: reichen Braut, um welche mweißgefleidete Mädchen, im Coſtum der Srazien, Gewinde von weißen und rothen Roſen halten. In der Seitenlaube rechts Gruppen von Schnittern und Schnitterin: nen, in der Geitenlaube linfs Winzer und Winzerinnen. Die erftern find mit Feuermohn und Kornblumen, die leßtern mit Epheu und herbſtlichen Blumen befränzt. Florentin und Anna nähern fich der Düfte mit ihren Blumengewinden, Enien davor nieder; die Senien, in der Mitte bleibend, halten die Sadeln kreuzweis über einander.
Slorentin. D nichts jeßt von der bangen Trennung Klage! Helden Bermählten! Heil dem ſchoͤnen Tage, Wo nicht allein zwei Völker fi verbanden, Nein! wo Ihr Gluͤck zwei edle Herzen
fanden ! Sheaterfihr. LI. 12
173
"Anna, ‘
Heil Ihr und Km! —ı mi 0.BenP, in * | | 4 Stunden 339) Aufl An uns zuruͤck — was wir fuͤr Dich — Dein Muttervolk entlaͤßt Dich ſtill mit Segen, Dein künfeges Volk jauchzt freudig RE ent⸗
gegen en he en 5 € Die Winzer und Schnitter, gleichfalls mit Slumenfönusen, haben ſich in den Vorgrund gezogen. Alles bildet eine einzige Blumen» Fette. Alle wiederholen des Geſanges legte Strophe: „Immer
bleibe diefes Band u. f. w.“ Unter Trompeten : und ‚Pan: Fenfgat flut der © Vorhang. EN ET,
— 179 Anmerfungen.
u # 5 ı% ynunn
2) Das nad dem Lande Shrer Liebe — Dem Verf. war bekannt, daß die fruͤherhin von den berühmteften Alterthumsforſchern fuͤr Etrurifch gehal— tenen, und auch jetzt noch gewoͤhnlich ſo genannten Vaſen, nunmehr von Kennern fuͤr Alt-Griechiſch gehalten werden. Indeß fagt die Ueberlieferung, daß die im Grofherzogl. Mufeum zu Florenz befindlichen, Dafen im Zosfanifchen ausgegraben worden find; es wird auch zugegeben, daß fi) auf einigen Etrurifche Schrift befinde, und die Etrurifchen Künftler bei Grie- hifchen gelernt haben möchten, : Vergl. Hamiltond Einleitung, in das Studium der antiken Vaſen, in Pepe Yen ‚ Öriechifchen Bafengemälden“ Band I. Heft 1. ©. 13. ff. und Stollbergs Reiſen Th. 3. S.7. — fe dramatifches Spiel iſt feine antiquari—⸗ ſche Abhandlung. |
\ 2). Sn zwei Florenzen glorseih aufge frelft..» Sowohl. in Florenz, als in Dresden, befindet: fih-eine Wafenfammlung: Ueber erftere f. eine Abhandlung des Prof. Meyer in Weimar b. Böttiger a. a. O. 1. Bd. 2. Heft. ©. x. ff. über letztere Böts tiger ebendafelbft 1. Bd. 3. Heft. ©. 1. ff.
3) Die Erfheinung dee Triptolemus. (Berge. Dvids Verwandlungen Bud 5. v. 642. ff.) Die Vaſe, von welcher diefes Gemälde entlehnt ift, war ohnweit Bari in der Puglia ausgegraben worden. Der funftliebende Firft Stanislaus Poniatomwsfi in Rom erfaufte fie für 24 Zehinen, und Visconti erläuterte fie in einem befondern Commentar. ©. Böt- tiger a. a. O. 1. Heft. ©. 14, und 2. Heft ©. 203, ff.
180
ingleichen Miltin Peintures des Vases antiques 2. Bd. Taf. 30. (Hier Taf. I.)
4) Er deutet auf Gedeihen und Gelingen. Die Römer verwandelten den Triptolemus in den Gott: Bonus eventus (guter Erfolg).
er
5), Ein bachifher: Tanz. & ‚bei Mittin Peintures des Vases ‚antiques I. Band — 2 | Taf. II)
6) Die Griechiſche Braut. & ‚die — ton⸗Diſchbeiniſche Sammlung Be Taf, 2. und Böttiger a. 0. D. 1. Heft ©. 139. ff. CHier Taf, III.)
7) Entfloß der Schönheit ewigreiner Quelle, In Athen hieß die Quelle, woraus ein Knobe aus. der Fantilie der Braut einen Krug Wafler zu diefem heiligen Bade ſchoͤpfen mußte, Kalirrhoe die Schönfließende). Vergl. ee he Aldobran- —** Hochzeit ©, 158.
8) Der 15. November, an —— die, perfönliche Zufammenfunft des h. Ehepaars ftatt fand und dieß Feftfpiet zum erſten Mate aufgeführt ward, iſt zugleich der Namenstag des Herrn Erb-Großherzog® und der; Geburtstag dier Frau Erb⸗Großherz o— gin. Tags darauf, am 26. ——— der — . zug in REN: .
AN
— J Das Morgenſtuͤndchen.
Luſtſpiel in Einem Aufzuge.
1806.
Derfonen.
Der Prinz.
Hermann, fein Leibjäger. „ 7% Röshen — Henri, erſter Marqueur. Heinrich, Kellnerpurfce.
Kart, deflen Bruder, Schorfteinfegers - Bediente und Aufwäarten
Die Scene in einem Hotel,
Erfer: Auftritt. ‚ein tleines Ben im 1 oberfien Geſtock des Hotels.
Hi ) 2 wu
Röschhen ſitzt bei einem Laͤmpchen, ämfig mit Nähen befchäf:
tigt. Einige Bierflafchen ftehen auf dem Tiſche. Karl, mit
der ‚Bone auf den Defen geftemmt, ſteht ihr gegenüber, und ißt aus einem töpfernen Suppennapf.
Roͤschen.
Nuir ſchmeckt's, armer Zunge?
Karl. Ei, ei, liebe Zungfer Muhme! das wolle ich meinen. — Hab’ ich doch immer gedacht: Wenn ich nur einmal auf ein Viertelftändchen ein recht großer, vornehmer Herr wäre !
Roͤschen. Du? ein vornehmer Herr? ogKarl. Nunja — nur fo zum Spaß, mein’ ich und ein wenig im Ernſte dazu !
Nöschen. Und wenn nun; was wollteft du dann?
Karl, Ei, ich Habe drei Wünfhe! — Vor allen Dingen, dacht’ ich, wollt’ ich mir dann fo eine recht tüchtige Bierfuppe machen laffen, fo vecht extra gut, gerade wie diefe! — Deshalb brauch’ ich nun fchon fein großer Herr mehr zu werden.
4
4 f
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Roͤschen. Und fodann? -
Karl. Sodann — hör? fie wohl zu, Sungfer Röschen! — dann wollt ich fagen: Jungfer Roͤschen und ‚Chriftian Heinrich Feft! kommt her.) Da habt ihr eine Muͤtze voll große Thaler, und nun lauft. ‚mir über Hals und Kopf zu meinem Supertend , laßt * aufbieten — und damit Holla!
Roͤsſchen. Das. wär: nicht uneben, erh dritte? |
Karl. Ya, das dritte — — Chin Karl Feft, wollte ich fagen, es ift Schade, daß aus dir nichts rechts werden fol. Aber komm her — da haft du eine ſchoͤne blaue Jacke mit filbernen Schwalbenneftern; du bift von Stund‘ an Ober sLeib »Queerpfeifer bei mir!
Röshen Du bift nicht gefcheidt, Karl, mit deiner Queerpfeife! Setz' dir doch nicht —* BIER in den Kopf!
Karl; Legt den Lifel weg. Ach, fe ı ie mag m Fed haben, liebes Roͤschen! aber ich. kann ihr gar nicht fagen, wie mir manchmal zu Muthe iſt. Wenn ich fo des Morgens recht luftig und curios zum Schornftein heräusgucfe, weit über die Dächer Hinüber, und in alle Winfel und Höfe von oben hinein, da denfe ich wol manchmal: beifa, Auftig, ‚Karl! Klinge es aber, ehe ich michs verfehe, unten von der Straßen: ecke herauf: Dari, dari, da fa la ꝛc. Er ahmt die
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Muſtik der) Scharfichüken nach, da wird mirs ſchon brüh: warm, Nun kommts Aber immer dicker und dicker; die Gewehre flimmern in der Sonne; der Regiments⸗ tambour voran mit dem ellenhohen Federbuſche und langen Stocke, nun hinterdrein Pickelfloͤten und Hoͤr⸗ ner, lange und kurze/ gerade und krumme Pfeifen — und nun geht's — — Er marſchirt, mit dem Beſen figuri— rend, und pfeift den Anfang eines Marſches, ja⸗ liebe Jungfer | Muhme, fie mags glauben oder nicht, da kann ichs nicht länger oben aushalten. uf; ziehe‘ ich. den Kopf ein, und denfe im er Du * ‚m ein vecht armer Sunge! Net Bat?
Köschen. ' Nun, Ing dir nur bie RR: * druͤber verkuͤhlen
Karl. Es iſt wol wahr, Roehen aber — bei alledem, Bierſuppe bin, Bierfuppe her — er ei
Es wird Teife gepocht. Er geht wieder zur — —
Finnig
rn weiter Auftritt. Die Borigen Heinrid. Nöshen Wer da?
Heinnich, noch von außen. —* erlaubt, Jungfer Roͤschen?
Roͤschen. Nur wer ein a Gewiſſen Hat!
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Hein rich, tritt ein. Das hab’ ich liebes Roͤs⸗ chen! heute wie gefterni, und geſtern wie heute — Zu Karls. Die auch een og, Schon ſchmeckend indadnls mad-% re ORTE Laß ihat E ſagte — das Keh⸗ von an, und der arme Schelm friert manchmal fo ſehr! Da habe ich dem Geſellen ein-gut Wort gege⸗ ben, und von den Neigen, die du mir Be ein Süppchen fuͤr ihn gefohtn— in un 0 omanll nt Karlani az und ich habe mich. der ori Muhme und der Bierfuppe: zu Ehren heute ſo Schmuck gewafchen, wie beim Neujahrgratuliren iR Hein rich. Du gutes Mädhen! m aı
- Karl. Ad) ja wol, ja wol! Minaa ea ggrre ben Reſt auß, ine ü +
Köschen., Kuf das, gute Sewifen, zurdet; zu kommen, Vetter Heinrich —
Heinrich. Nun ‚du denkſt doch nicht ———
Roͤschen. Warum haſt du dich denn geſtern Abends mit keinem Auge ſehen laſſen? Warte, ich will dir in Zukunft Reſpect lehren —
Heinrich. Je liebes Roͤschen, haſt du denn nicht gehoͤrt, was es gegeben hat? |
Roͤsſchen. Ich ? Fein Wort! Woher ſoll ich denn was erfahren? Sch komme ja nicht aus der Stube. Heinrich, die Augen niederſchlagend. Der Musje
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Henri ſchleicht⸗ dir —* * allen Sorten hr Zrit⸗ ten Maich ben Do A Rice Mit deinem Murze —— Son du —— mich noch einmal boͤſe damit! an HGern richt Nun, ich habe doch Augen im Kopfe, und weiß es, daß er mid) Deinerwegen nicht ausſte⸗ Hei and)” und mich bei dem Seren mnauſhorhch an⸗ ſchwaͤrzt — 2 Roschen * ihm Sen Süden“ u REED "Heinric. Und ein Häbfcher Menſch ift er auch ein Menſch/ wie gedrechſelt gewandt, verfehlagen, in alle Saͤttel gerecht — weit huͤbſcher, als ich W kann parliren, pointiren, die Volte ſchlagen, träge Werkeltags wie Feiertags/ ſeine ſeidnen Strümpfe, riecht nach Biſam/ hat Döfen,“ Binge, ie "ihren mit Schellengeläute a N '
Roschen, lauft ans ‚Senftet, a orale Age Heinrich Dazu — yerdenken kann ichs ihm auch nicht; denn — — hubſch biſt du doch einmal, wie ein Engel, "und — — halbweinerlich wenn ich
nur nicht müßte, ic) Ber gewiß nicht das u zu Tieben. Ba dumm) 5 Karl in Rechen. BUG fey fie nich‘ gaerig, Jungfer Mähmhent 3 Heinricd zu Röshen. Sey nicht * daß du ſo gar huͤbſch biſt, und daß ich mich unterſtehe —
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MRoͤ sch en dreht ſich lachend um, und reicht ihm die Hand, Nun, laß nur gut feyn. Es iſt nicht fo boͤſe ger meint, — —. RE Rai immer noch nicht 57 was geftern — Emnd Fr iameig (ben him Ram 19 Seinrich. Muh, es iſt ein eo: vornehmer 2 bei, uns abgeſtiegen. re Karl. Der. könnte mirs gleich ei ein, Viertel, ündchen abtreten! BT? Heinrich. Da ward ung —— immer Bei der, Hand zu ſeyn. Abends um 7 Uhr langte en, an; dann, wurde gefpeißtz dam, um, 11 Ude an den Fa; cotifch;, dann um 1 uhr auf die Bari und, mM 4 uhr ins Bett. ER O6 3 aha Hug RB sd en. Wer iſt er denn eigentlih re * Heintich. Ja, das iſt nicht ke k "Sein Keifewagen ift zum Gehen und Stehen, Sitzen und Liegen — ich glaube gar, auch zum Schwimmen und Fliegen, eingerichtet; ſeine Leute ſtarren von Golde und tragen Backenbaͤrte wie die Bärführer- Roͤschen. Da: ifts io gar ein Shus oder ein Dein? | I Heinrich. Wer kanns wiffen! Jetzt kei ji ja. ‚alles die Kreuz) und, Queer, wie. beim Schattenfpiel an der Wand! — Doch, was den Herin Fremden anz langt — — fleinreich muß er wenigftens feyn! Der eine, junge Jäger — der alte ift div-ein Griesgram —
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rief mich zu Hülfe, weil er einen großen rothen Kaften — ah, Röshen, der Kaften war fo fchön, wie ein Sefangbud) — nicht allein forebringen konnte; der wär? voll Ducaten, ſagte der Säge!
Karl. Pop, der kann Bierfuppen effent h
Röshen Nun, das iſt ja ſchoͤn!? Wenn der fortgeht, da wirds Trinkgelder fegen!
Heinrid. Je nun, es iſt dir ein ſchoner⸗ jun⸗ ger, allerliebſter Herr, lauter Feuer und Leben — warlich, man denke kaum, daß man auch ein Menſch iſt, neben ſo einem! — er ſieht gar nicht darnach aus,
als ließ er ſich ſchimpfen. Ich bin nur erſt ein paar Jaͤhrchen hier, aber man kriegt das bald weg. — Wenn die vornehmen Heriſchaften ſo gar abſcheulich große Menſchenfreunde find — — Nachahmend. „Lieber Sohn! bring’ mir doch ein Glas friſches Waffer —* „Meine gute Koͤchin, was gilt denn hier zu Lande die Butter?“ — wenn ſie unſer einen lieber gar nicht bemuͤhen moͤchten; da ſuchen ſie's gewiß hinter den Ohren, wenn die Rechnung gebracht wird! Springt aber fo einer aus dem, Wagen — „Heda! Purſch, das Felleifen hinauf! — Du dort, eine Flaſche Aus: bruch! — Was fperrft du das Maul auf, - Kerl! greif den Koffer an!“ u. f. w. oder, iſt er dazu zu vor nehm, wenn er einem wenigftens fo recht munter und
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hell in die Augen guckt ; da feßt’s bei der Abreife gewiß keine Schimmel, ſondern Fuͤchſh nur -— min". Roͤschen. Nun, ‚wie. fällt. denn: deine FAN bei diefem aus? * 3 Me A Heinrich. O, der Hat ı ein paar a Wenn nicht etwa der ‚Herr Haushofmeiſter oder Kam⸗ merdiener mit ins Erbe geht, fo kommt, ai mich wenig⸗ ſtens ein Thaler! — J Roͤsch en. Da wären bei dir die zwanzig © Thaler bald yoh Fenn. ic nun die Hupe BR Brangelh und. meinen Sophien; Duraten von de Com Ba vechne — — ie Bil Karl. Was gile.d denn fo ein Ding? TERN LE Heinrich. Drei Thaler — weißt du, das nicht? Kar l, zaͤhlt heſchwind an den Singen, Sind drei, und. achtzig Thaler! ' — ö " Roͤschen. Richtig! Soma), — ‚an dem Boͤttchermeiſter nur noch ſiebzehn Thaler! Heinrich, traurig. Ja, liebes Roͤschen — — Roͤs chen. Nun? wie kommſt du mir denn vor? du machft ja ein. Geficht, wie ein armer. Sünder! Ich will doch. nicht hoffen, ‚daß du deine. Meinung gegen mich ⸗ Heinrich. Wie du auch gleich ſprechen kannſt! — Nein doch, nein doch! Wenn ich denke, daß ich
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vielleicht in’ einem Jahre Meifter werden und dich hei— rathen koͤnnte, da moͤchte ich ja gleich aufſpringen und Juchhe ſchreien vor Freuden! —Aber — — ich habe da wieder eine Sorge auf dem Herzen — und. weil ich mir doch einmal: einen Much fallen muß, und wir audyiaflerdrei gleich beifammen find — Karl. Alle drei beiſammen! — Das Klingt; da hab' ich doch auch einmahein Wort drein zu fprechen. Roͤschen. Sieht du, Heinrich, daß du falfch bift? Du haft eine Sorge auf dem Herzen, und “ erfahre kein Sterbenswörtchen davon! —Heinrich. Nun, fo höre nur, liebes Roͤschen! — Siehſt du, ich Habe fehon oft daran gedacht, daß der Bruder Karl mir'von den Aeltern gleihfam als Sohn Hinterlaffen iſt, und daß er am Ende doc) Fein Schorfteinfeger bleiben kann, weil er nichts hat. Soll ich ihn nun fo mit der wilden Gans um die Wette hinein leben laffen, und er wird älter — — Röshen. Da Haft du vollflommen recht — Heinrich, Nun habe ich gedacht, wenn ich ihn bei einem andern Handwerke aufdingen ließ — funf⸗ zehn Thaler wuͤrden dazu reichen — — und wenn wir auch noch zwei, drei Jaͤhrchen laͤnger warten muͤßten — — Ach, es iſt freilich ſchlimm; aber — er iſt doch mein einziger Bruder, und die Mutter hat mir ihn noch auf dem Sterbebette uͤbergeben, und geſagt —
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Karle Rede doch nicht Davon, Heinrich oder ich muß heulen. Nein, Schorſteinfeger mag ich ſelbſt nicht bleiben ;-aber, da-giebt es wol noch andern Rath! Wie? ſo ein reicher, vornehmer Herr haͤtte die Duca⸗ ten in Metzen, und du ſollteſt dein ſchoͤnes, ſauer zuſammengeſpartes Geld ſo um nichts und wieder nichts nun auf einmal weggeben? — Nein, nein! da giebts wohl noch andern Rath. ir
Hein rich. Andern Kath? Und der wäre? | o Karl. Bruder, ic) lafle mic) anwerben! Zum Steefenjungen nehmen fie mich doch gewiß; und wenn ich nun recht gut thue und groß genug werde — Hahaha! der Tambour entgeht min nihet Gebe ich aber dem: Herrn General ein-vecht gutes Wort, heifa! da. bring’ ich's wol auch zum Qucerpfeifer !
Heinrich. Wie oft 2 ih dirs noch un daß — 1?
Dritter Auftritt.
Die Vorigen. Henri, zwei Weinſiaſchen unter der Schürze.
Henri, .mit affeetivter Fluͤchtigkeit Ah, guten Mor sen, fehönes Kind! Wohl gefchlafen, wohl geruht, ma belle Rosette? — — Aber, was Tenfel!
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Hier giebt’s ja ordentlich ein honettes Sefellfchaftchen! Das wär. mir fo — Hedahwas ſteht er da, Keit: rich! was ſteht er hier, als war’ das Hotel ‚forleer, als die Kirche? — ı Was follen die Flafchen. Hier : — Wieder was bei Seite gefchleppt? wieder was unter die Schürze practieire — Den Augenblick fort damit! Marſch, in den Keller, Bouteillen gefpült! > Heinridh. "Sch muß wol gehen, weil Sie hier das Commando führen; aber — diefe Neigen haben mir die Säfte gegeben, und mit dem unter die Schürze practiciren — — Er. hat die Bierflafchen genommen und ftößt damit an die Weinflafchen des Henri, daß eine davon zerfpringt, folche Vorwürfe verbitte ich mir! Verſtehn Sie mic, Musje Henri?. | Henri, mit Reinigung feiner Strümpfe beſchaͤftigt und fehr verlegen. Diefe Bouteillen ſollten zu Mylord — Heinrich. Sind alſo zwei Treppen zu hoch ge⸗ ſtiegen. a. Senti Tolpel — Eine Stimme von außen ruft: Karl! biſt du bald fertig? Kaͤrl. Gleich! Nimmt ſeine Leiter. Zu Henri. Ja, ſo was verbittet ſich mein Bruder, und Sie — Sie ſind ein recht ſchlechter Menſch. Wiſſen Sie's, Musje Henri? Henri. Du willſt auch. reden? Qu bift auch
noch hier? Zu Roͤschen. Sch wollte Ihnen doch vathen, Theaterfchr. IL. 13
. a
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Mamfell Roͤschen, daß "Sie einwenig auf Shre Sachen Acht hätten; immer fehle etwas in der Küche, wenn die ſchwarzen Teufel — — Zu Karl, der ihm droht. Den Augenblick packe dich aus ehrlicher Leute Stube, oder ich will dem Gefellen befehlen, —* er dir den Pelz waͤſcht!
Karl. Er? meinem Geſellen befehlen? Hahaha! das iſt luſtig! — Adieu, und — * * — * liebes Ras Ab.
Vierter Auftritt.
Roͤschen. Henri
Henri ; nachdem er die Scherben zufammengefucht Hat, fegt ſich einen Stuhl und wirft fih vornehm hinein. Nun wäs ven wir ja allein, Nöschen, und koͤnnten einige vers traute Woͤrtchen fpröchen! Das muß ich Ihnen vor allen Dingen geftehen, daß ich, ohne Nachtheil meiner Ehre, künftig mit folchen Menfchen, wie der Heinrich und die ſchwarze Brüderfchaft, unmöglich mich treffen kann.
Roͤschen „die ihren Unwillen laͤngſt kaum unterdruͤckt Hat, und Henri gar nicht anſieht. Auch ich muß Ihnen vor allen Dingen fagen, daß ich nur eben um biefes Kein: richs willen Shren Beſuch, Shre * bis⸗ her —
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Henri. Keinen Groll, allerliebſte Kleine! Es iſt wahr, ich bin eract im Dienſte; das weiß der Herr ah, und — sig
Röshen. Und mein Vetter Heinrich nicht minder! Y Fin an | )
Henri, vornehm die Achfel zudend. Wie mans treibt, fo gehtst — Sehen Sie, ſchoͤnes Kind, unfer eins geht mit großen Männern um; . da habe ich mir fo nad) und nach ganz eigne, ganz vortreffliche Sentis ments gefammelt. Eines meiner liebften darunter — ich Hört’ es immer von einem gewiflen fehr berühmten Grafen, der. faft nicht ohne mich leben fonnte — mein Gott! wie hieß er doch gleich? — Wa — Val — Waltron! richtig, Waltron hieß er, hat auch Comds dien-gefchrieben, war ein Gourmand der erften Größe — „Du mußt fallen“ — fagte diefer immer zu mir — Nimmt Tabak. „Du mußt fallen, lieber Henri! oder fiegen, oben oder unten liegen, Ambos oder Hammer . ſeyn!“ — ft das nicht excellent ?
Roͤschen. So, ſo? — Darum haͤmmern und hacken Sie wol auch immer auf den Heinrich los?
Henri. Ich ? und ein ſolcher Menſch? — Wahı: haftig, da verkennen Sie mich; dazu denke ich viel zu nobel! — Freilih, auf Ordnung muß ich halten im Haufe; wozu waͤr' ich funft da, warum ließ mid) der Herr fchalten und walten nach Belieben ? —
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Roͤschen. Dieſe Scherben: wenigſtens machen das nicht glaubhaft.
Henri. Kleinigkeit das! Sahahat. leinigkeic! Und wenns Dußende, wenns Hunderte wären! — Der Herr, wenn er an der Thuͤr ftänd, würde fich auf den ‚Bauch Elopfen und fagen: Für das en, Henri? Nun, profit, Here Bruder!
Nöshen Sa, wer fo — — es zu glauben!
Henri. Auf Ehre, —— BEER Und wenns taufend wären, hätte ic, fagen follen! O Er weiß, daß Genie in mir ift, Er weiß est — Dieſe bier — fegt die andere Flafche auf den Tifh, nimmt Glaͤſer aus der Taſche und breitet einen Bogen’ mit Confect ans — Würde
fein Domherr verfhmähen — auf Ehre! — Sie er lauben mir doch, in ihrer Geſellſchaft mein rapie einzunehmen? Wiu einſchenken.
Roͤschen. Verſchonen Sie mich damit; ſchon zehnmal habe ich es Ihnen geſagt! Uebrigens, wenn Sie Ihre gute Meinung gegen mich aufs hoͤchſte treis ben wollen —
Henri O mein Gott! reden Sie, Sprechen Sie! Sch, felbft. erwarte von Ihrer guten Meinung, von ihrer Gewogenheit gegen mich, fo unendlid viel —
Roͤ schen. Zn der That — Ich verſtehe Sie ur
Henri. Glaub's, glaub’s, füße Kleine! Eben das ſchmerzt mich, Hat mich fehon lange gefchmerze! Aber eben darum will ich mich nun beſtimmter erklaͤ⸗ ven. Sie find fo ein artiges, allerliebſtes Mädchen, und wenn Sie nur ein wenig von gewillen Vorurtheilen abgehen wollten —
Röshen. Und die wären?
Henri. Allerliebſt! charmant! Sie nehmen Lehre an, Sie hegen Zutrauen zu mir! O, da werden Sie bald Progreſſen machen, auf Ehre! — Sie find nun ſchon fo ein fiebzehn Sommer — he? — wenns hoch kommt, achtzehn alt, und noch die liebe lautere Unſchuld — eine wahre Seltenheit in einer ſo großen Reſidenz! * wahrhaftig, das Geſichtchen ſchon roth, wie Zinnober! — Da fehlts Ihnen nun freilich an Erfahrung, an Belt —_——.
Nöshen. Es mag feyn.
Henri. Und gerade die habe ich! Wenn Sie num ein wenig nachgiebiger , gefälliger, zuvorfommens der werden wollten — bier im Hotel giebts. täglich jo viele Schöne, vornehme, reiche Fremde — o mein Himmel, welch Suͤmmchen ließ fich durch eine Alliance zwiſchen uns zufammen bringen! Sch wär’ dann immer ihr Rathgeber, ihr erfter, vorzuͤglichſter Freund, und hätten wir unfre Schäfchen ins Trodne — wer weiß,
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198 macht der Herr nicht einmal —— — — Sie verſtehen —
Roͤschen. Ja, vollkommen, und damit auch bei Ihnen kein Mißverſtaͤndniß moͤglich — * ſo —* ich Ihnen ſagen —
Henri. Sie entzuͤcken mich! Sprechen Sie, ſprechen Sie, ma belle Rosette! |
Roͤschen. Daß ich die Mierhe für dieſe Dach ſtube Ihrem Herrn vierteljährig mit dem Tage ber zahle — |
Henri. Weiß! Brauchen's aber nicht mehr, Brauchen’s in Zukunft nicht mehr! Wir wollen andre bezahlen laffen, wollen einige Zimmer nehmen —
Roͤschen. Daß mithin diefe Stube mein ift —
Henri. Wer zweifelt daran, liebes Närcchen? aber wozu — —? |
Roͤschen. Und daß Sie jegt, diefen Augenblick, Ihre Flaſche und Ihr Confect nehmen und mid) vers laffen follen !
Henri. Mon dieu! ch falle aus den Wolken! Spaß oder Ernfi? —
Roͤschen. Werden Sie augenblicklich var oder fol ich Leute herbeirufen ?
Henri, packt ein. Seht das gangferchen — Nun wahrhaftig, unter den Wachsfiguren ſollten Sie ſich ſehen laſſen, als Lucretia? — Aber ſchon gut,
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fchon gut, Mamfellhen! Was Sie nicht feyn mögen — Boshaft. wenns der Ernft it — — dafür follen Sie doch in wenig Tagen bei der ganzen Stadt gelten. Auf fo etwas verfteht fi unfer einer, und manchmal ifts eine Eur, die vortreffliche Dienſte thut! — — Ein fiebzehnjähriges, vaters und mutterlofes Mais: hen — ein Lärochen, wie von Wachs — der Name Roͤschen — lebt von Nahen und Wafchen Abreſſe im Hötel d’Angleterre 4 Treppen hoch No. 3. — — Hahahaha — Adieu, Adieu, mein ſchoͤnes Roͤschen! | ab. | Roͤschen. Abſcheulicher Menfh! — ab—
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‚Sänften Auftritt,
Ein prächtig. meublirtes Gaſtzimmer mit einem Kamin. Seittwärts im Hintergrunde zwei Niſchen mit Vorhaͤngen. Weiter vor zwei Pfeilerſpiegel. Darunter Conſolen. Auf einer derſelben u goldne Uhren, ein Offieiershut ein paar Damenhandſchuhe;
der andern zwei Piſtolen und eine ſaffianene Chatoulle, ſchloffen. Im Vorgrunde zwei Cabinetsthären. Eine Uniform mit Stern, ein Dfficiersdegen, Schärpe, Domino, Maske und Nedon:
tenhut rcWh auf Stählem zerſtreut. E+fchlägt eine Uhr.
27 as en? yverä
Der Prinz zieht den Vorhang einer Niſche zur. Man fieht ihn, noch halb, angeFleidet, auf, einem Dett mit ſeidnen Matratzen. |
Drinz Faſt heller Tag! — Ei, wer in die Nacht hineinwacht, darf auch in den Tag hinein fchlas fen. Drum immer noc) ein wenig gelaufcht, Bis das Kofenmädchen des Morgens mir felbft die Vorhänge aufzieht! — Eine Göttin mag Aurora immerhin feyn, aber — fo fhön, wie das Nofenmädchen des Balls ift fie doch nicht! Laͤßt den Vorhang zuruͤck fallen.
Schster Auftritt. Der Prinz in der Niſche Karl.
Karl kommt in dem Kamin heruntergefahren. Er bleibt einige Augenblicke erſtaunt Fauern, und erhebt fich dann mit Be:
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hatſamkeit. Potz taufend! wo bin ih? Iſt denn das eine Küche, oder ift mir die Bierfupve zu Kopfe ge: fliegen ? Reibt fich die Augen. Mein, wahrhaftig, ich bin ivve gefahren! Ach du mein Himmel, fo ein prächtiges Zimmer hab' icy in meinem. Leben noch nicht gefehen! Was das fuͤr Tapeten find, und Überall klebt Gold darauf fingersdick; alles fo ſchoͤn, wie eine Kanzel! Er tritt, einige. Schritte vor, ſchaut fih furchtſam um. Man bemerkt im der Zolge dann und wann das Geficht des Prinzensan
den iBorhängen. Es ift fein Menſch zu Hören und zu fehen;. ob ichs wage, ein bischen hier zu bleiben? — Warum nicht ? Kommt ja eins, huſch in den Kamin! Noch einen Schritt vor. Da liegt ja eine recht ſchoͤne Montur — Wetter! was der Stern flimmert! — und hier — was der Geier! ein Mohrengeſicht! Auf den Stern deutend. Dir da? — ah, Karl ift nicht fo dumm — du gehörft dem Herin König! Tritt noch einen Schritt vor, daß er ſich in den. Spiegeln erblickt. Ei, fich da! — ei, gehorfamer Diener, mein lieber Karl! Kehrt ih um. Gehorfamer Diener, mein lieber Karl noch einmal! Macht fih Hin und her Eomplimente u. f. w. Mas man nicht alles erlebt, wenn man in die große Welt tritt! Ganze Wände von Glas — nein, wer mir das erzählt hätte, dem hätte ich ins Geficht ger lacht! — Aber huͤbſch it es bei alledem, fich fo von Kopf zu Fuße begucfen zu können, zumal wenn man
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fih einmal vecht vein gewafchen hat! Wenn ich nur meinen: Hut mit der blanken Zinnfchnalle hier hätte! — Da find ja zwei Hüte auf einmal; noch was Ichöner , ald meiner! Der hier — ſackerlot! da liegen ein paar MWeibshändfhchen drauf! — Ne, vift die Fran Königin aud) mie? — Was ih für Ehre er lebe — die Händfhchen der Frau Königin — ich möchte die niedlichen Dingerchen gleich £üffen, wenn fih das für einen armen Zungen ſchicken that! Blaſt fih die Finger, mwifcht fie an feinen Haaren ab, und Legt dann die Handſchuhe mit vielem Reſpect auf den Tiſch. Ne, aller: liebſte Frau Königin, Karl iſt gar nicht fo dumm! — — ber der Hut da, 0! der iſt gar zu prächtig! Jemine, wie mir der fliehen mäßtel — — €r fieht fich wieder furchtſam um, laͤuft dann ſchnell ans Kamin, legt dort Beſen und Kappe ab, und ſetzt dann behutſam den Officiershut auf. O Sie allerliebfter Herr Chriftian Karl Feſt! — Nein, 's ift doch kaum zu glauben, was gleich fo ein Hut für Autorität giebt! Nun, eine Queerpfeife dazu — mit der Pantomime des Blaſens, marfhirend — Alle Wetter! der Here General von den Queerpfeifern, wie er lebt und leide! — Praͤſentirt's Gewehr, Pur: ſche! Nachlaͤſſig· Schön Danf! — — Kommt man dann von der Parade — — Er beguckt die Uhren. Ad)! du mein Himmel! das find ja die puren Brillianten und Diamanten — Kommt man dann-von der Parade,
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Er hält die beiden Uhren an fich, daß die Ketten herumbaumeln, und geht gravitaͤtiſch — fo geht man, mir nichts, Dir nichts, in den erſten Beckerladen. — ent alles fehr behutfam wieder hin, wie es gelegen hat. Haldtraurig. Sa 7 ia, wer fchon fo weit wär?! Geht zu dem andern Spiegel. Nun muß ich mir doc) auch die andere Befcheerung ein bischen befehen! — Ein paar Piftolen! — Ne, mit euch Hab’ ich nichts zu thun; ihr koͤnntet los⸗ plagen! — Aber dev fhöne Kaften hier — ab, das ift gewiß der Gefangbuchskaften, von dem der Bruder erzählte — Er öffnet den Dede. Ich bin des Todes! lauter. Gold, als wenns erft vom Goldfchmidt kim, und Rolle bei Rolle, wie die Orgelpfeifen! — Ad, wer da nur mit zwei Fingern eine Priſe nehmen dürfte, der wär’ glücklich zeitfebens — und den Brus der ließ ich noch diefen Vormittag mit Röschen trauen, und nach Tifche. kauft’ ich mir eine Queerpfeife, die müßte nur fo feyn! — — She wollt mich wol locken, ihr blanken Dingerhen? Ya, guten Morgen! Mad den Deder zu. Mein Schulmeifter Hat mir das fiebente Gebot vechtfchaffen eingebläut, und die Mutter fagte beim Abfchiede: Dein Iebelang — — Er verſchluckt das Übrige. Dann wieder Heiterer: ein, nein! Oeffnet noch ein: mal. Seht, ich kann euch getroft unter die Augen fehen,
und fo ſchoͤn ihr mich anlacht, ich empfehle mich beſtens! Schlägt den Deckel zu.
— — —
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Siebenter Auftritt. Die Borigen.
Prinz, der ihm bis jetzt mit froher Laune zugefehen, im uederrock, tritt ploͤtzlich aufihn zu. Was machſt du hier, unge? —
Karl ſtürzt erſchrocken vor ihm nieder, und hebt attternd die Hände auf. Ach, allerliedfter Herr König, Barm⸗ herzigkeit! Sch bin ein armer Junge, aber — ich bin ehrlich! ich bin ehrlich! REKEN Prinz. Wahrhaftig, Purſche, das ſcheinſt du mir! Steh’ anf! Sch Habe dir zugehört, und ich muß dir fagen — — | | |
Karl. Sie haben mic) behorcht? Ach, du mein Himmel! — Nun, fo nehmen Sie's nur ja nicht ungütig, wenn ich was dummes zu Markte gebracht habe. reine Meiftersfrau fpricht immer: Horcher an der Wand — — Sälägt ſich aufs Maul. Ah, wenn ich nur gerade dasmal nicht fo entfeglih dumm wär !
Prinz. Laß gut feyn! Du gefällt mir, Musſje Karl — |
Karl dreht fih auf dem, Beine herum, Musje Karl! Der Koͤnig hat mich Musje Karl geheißen! Heiſa!
Prinz. Ich bin nur Prinz.
Karl, vertraulich. Nun, das iſt wol eins? Wer— den's doch einmal, wenn der Papa ſtirbt! Nicht?
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Prinz Du gefällt mir vecht wohl! Du bift ehrlich, luſtig — Ä | Karl, mit Pantomime. Wenns nichts. Warmes ſetzt! | Prinz Haſt mir gleih mit fruͤhem Morgen. einen Spaß gemaht — — ch bin felbft gern. luftig, Musje Karl! Habe die luſtigen Leute gen — — kurz und gut, bitte dir was von mir aus! DE
Karl. O! — Eine Gnade foll ich mir ausbit⸗ ten! eine Gnade! |
Drinz. Sa doch, wenn du’s ® nennft — Nur ul
Karl, höerlegend. Eine Gnade! eine! — — Schnell. Here Prinz! koͤnntens nicht zwei Gnaden ſeyn? zu
Prinz. Immerhin! Nur friſch, friſch! Nicht lang befonnen!
Karl. Nun Sie, allerliebfter Herr Prinz, wenn Sie denn einmal fo gar gut feyn wollen, ſo machen Sie doch fuͤrs aller Erſte meinen Bruder und meine Jungfer Muhme auf der Stelle zu Mann und Frau.
Prinz, laͤchelnd. Ich? — — Wer iſt bein Bruder?
Karl, Chriſtian Heinrich Feſt, gelernter Faßbin⸗ dergeſell, und jetzt Kellnerpurſche hier im Gaſthoff.
Prinz. Iſt er auch wie du? iſt er brav?
Karl. Sie können drei ſolche Jungen dazu neh:
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men, wie ich bin, 's wird noch feiner draus, wie Er! Denken Sie nur einmal — Meinen Vater habe ich gar nicht gekannt; die Mutter ift auch lange tode — — da hat mich Heinrich) zum Meifter Ser und — fuͤr mich geſorgt — |
Prinz Und wer ift denn die Ssungfet Muhme?
Karl. Wir find nur von Methuſalem verwandt; fie Heiße Maria Rofina Wernerin, macht Manfchetten und folhen Kram, und wohnt aud bier, unterm Dade! Ah, Herr Prinz, die ift erft gut, und, zwar arm, aber fleißig! — Ich und mein Bruder nennen fie nur das liebe Roͤschen. | "prinz, ſehr heiter. Auch ein Nöschen! Auch eine Emilia! — Nun da — — Iſt fie huͤbſch?
Karl. Wie ein Nöschen!
Prinz, lachend. Du ſprichſt gefcheidter, als du wol denkſt! — Ich glaube, du biſt ſelsſt in die Jungfer Muhme verliebt?
Karl. Wenn ich älter wäre, wer weiß!
Prinz Und das Röschen will deinen Bruder?
Karl. Eija wohl will fie! — Mein Bruder iſt aber auch Eein garftiger Menſch; das dürfen Sie gar nicht denken; ich — merde wol aud) noch einen Kopf groͤßer wachſen —!
Prinz. Warum Haben ſich bie eeutchen noch nicht geheirathet?
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Karl. Sa, wenn’s blos: auf den Willen ankaͤm! Aber fie brauchen noch fiebzehn Thaler, daß der Bür: ger und Meifter fir und fertig wird — — Waͤr's was drüber, fo koͤnnt's auch nicht ſchaden!
Prinz. Dazu koͤnnte Rath werden.
Karl, ſpringend. Kann Rath werden, kann Rath werden! Hab' ichs doch gleich geſagt!
Prinz. Das wär alſo die eine Gnade!
Karl. Ja! Aberidie zweite — allerliebſter Herr Prinz! ich wachſe wol auch noch einen Kopf groͤßer — Er richtet ſich.
Prinz. Was meinſi du damit?
Karl. Nicht wahr, Herr Prinz, Sie ſind Soldat? FT
Prinz Von der Wiege anı — bin’s felöft, und habe ein Negiment.
Karl, ſpringend. Praͤchtig! Praͤchtig! — Nun fehen Sie, Sie haben vorhin gefagt, daß ich Ihnen gefiel, und Sie gefallen mir auch recht wohl —
Prinz Das freut mic.
Karl. Wahrhaftig, ganz ausnehmend, ganz extra! Nun — und fo dacht’ ich, die Sache wäre richtig!
Prinz Was meinft du eigentlich ?
Karl. Wiffen Sie was, Here Prinz? die Ruß: Kappe gefällt mir gar nicht; ich möchte gern eine bunte — fo, Sie verftchen mich ſchon — mit befekten
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Näthen — — Wiffen Sie mag? * von: era
an, Herr Dringz! une tm N Prinz Was willſt du werden? ·· Karl. Wenn man er Ihrem ‚Regiment "ganz
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von unten auf dienen muß —
Prinz Allerdings! | Pe
Karl. Wenns aber angehen chae — "8ie fönnten. mic) doch wohl gleich zum unterſten Leieueer⸗ pfeifer machen! Zum General wolle’ ichs dann ſelbſt bringen. ur)
Prinz Das laͤßt 6 hören. * Sun, weiße du was, Karl! ich werde mic) nach dir und deinen Leutchen erkundigen, und wenn ſich alles in Wehr⸗ heit ſo befindet —
Karl. Das befindet ch, ich —* nicht lägen. —. Nun, ‚wenn ſich alſo alles in Wahrheit fo be: findet —
Prinz. So follen deine Wuͤnſche in. Erfüllung gehen. | „ Karl. Iſts wahr? —. Ich kanns kaum glauben vor Freuden! — . Geben Sie mir die Hand drauf!
Prinz Du follft alles.gleich mit anfehen; denn vermuthlich bin ich in einer. Stunde nicht mehr hier — — Nah: einigem Befinnen. Jetzt Marſch! wieder dahin, ‚two du hergefommen biſt! Dort kannſt du
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dich. verbergen. — aber komm MN eher zum Rein, bis ich rufe! N? m
Karl. Sch. bleibe Nele wie eingemauert! — Heiſa! Zihrt in das Kamin. Der Prinz zieht die Klingel.
— -
Achter Auftritt.
Der Prinz Karl im Kamin Nachher Henri mit ‚filbernem Coffee s Service, das ihm an der Thhe von einem Yuftwärter gereicht wird,
3 Prinz, geht einige Schritte auf und ab, ftößt auf die Handſchuhe und kuͤßt fie. Ah, dießmal wird mir bie Schnelle Abreife fhwer werden. Alles erinnere mic) an die Holde, ſelbſt der Zufall! — Nöschen Heißt die Kleine? Auch ein Nöschen, aber doch gewiß keine Rofa Hohenthurn — auch eine Emilia, aber feine Emilia Galotti!
Henri, eintretend. Monseigneur — — Prinz. Taſſen! Henri, zeigt auf die ſchon vorhandene. Prinz Sch wuͤnſche Geſellſchaft. Zwei Taſſen, mein’ ich! | Henri, geht an die Thür und läßt durch den Aufwärter
eine zweite holen. Ehe diefer zurlckkommt, fchenft er ein und präfentirt dem Prinzen.
Prinz. Dient er fchon lange in diefem Hotel? Theaterfchr, u. 14
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Henri. Unterthänigft — feit meiner Zuruͤckkunft ang Frankreich — volle fehs Zah!
Prinz. So kennt er wol auch die Bewohner der Stadt, und befonders diefes Haufes?
Henri. Durchlaucht! — ohne Ruhm zu mels den — Einheimifhe und hier Durchpaffivende, wie mich ſelbſt! | iR
Prinz Hat auh Bekanntſchaft unter den hie figeen Schönen? |
Henri, aufmerkſam. Ich bin erfter Marqueur im erften Hotel. — Erkundigen ſich Monseigneur bei allen Herrſchaften, die uns bechrt haben, nach Henri, fo — der Refpeet erlaube mir nicht, mehr zu fagen.
Prinz. Es foll ja hier im Haufe ein gewiſſes Roͤschen logiren? ! u4 Rt
Henri, immer gefpannter Durchlaucht meinen vermuthlich — Mit boshaftem Lächeln — das fogenannte fhöne Roͤschen? |
Prinz Man fagt wirklich, fie fey fchön!
Henri. Schön! fehr fchön!
Prinz. Inder That? — Wovon nährt fie fich ?
Henri, gezogen. Sie — naht, waͤſcht Manfchets ten, ſtrickt Börfen, macht Buß, Monseigneur!
Prinz Iſt ſie — ehrlich?
Henri, wie erftaunend. Ehrlich — ? Durchlaucht
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erlauben, in dem Woͤrterbuche der eleganten Welt . Scheine das Wort Hd — Prinz. Nun! | Henri. Don mancherlei Bedeutung und — Prinz. Heraus!
Henri. Und mit: „ſchwach an Verfiande« — ziemlich gleichbedeutend — Wahrhaftig, es wär! Vers läumdung, fo etwas von dem ſogenannten ſch oͤ⸗ nen Roͤschen —
Neunter Auftritt." Die Vorigen. Hermann.
Hermann, einen Brief in der Hand, durchaus finfter. Diefe Depefche ift eben angefommen.-
Prinz, nachdem er erbrochen und- hineingefehen. Nie ih vermuther! — Zu Hamann. Wir veifen! Die Poſtpferde find doch beftellt ! |
Hermann. Der regierende Herr fendet Züge
ans dem Märftall. Sie flehen bereit. Prinz &0?. Schr verbunden! Zu Hermann. Die Douceurs nad) dem hoͤchſten Anfag! Zu "enti' ge wandte Man hat mir von der bewußten Perfon das Beſte fagen wollen. Es fcheint, als ob der weit und breit berühmte Henri ein wenig lüge —
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Hen ri, achſelzuckend⸗ Monseigneur, wenn ein ſiebzehnjaͤhriges, unverheirathetes Frauenzimmerchen im erſten Hotel wohnt und in der! ganzen Pages: Roͤschen genannt wird — ⸗—— Ira,
Sn diefem Augenblick ftärzt Karl mit — aus For Ra: min, und will auf Henri, iu, Diefer srihriätn, faßt fi 1 aber wies der, da er he ——
Zehnter Auftrien Der Prinz Henri. Hermann. Karl
wieder in der Kappe. Nr
kt halblaut. Was willft * Sie, Sunge? was unterftehft du dich? — Willſt du den Augen; bi! |
Prinz Der Purfc bleibt, und — Er beſorgt die Rechnung! —Henri ab. Du: mußt gehorchen ler: nen, Karl! Habe ich die nicht befohlen zu warten, bis ich rufe?
Karl Ad, Kerr Prinz! ich fonnt’ es wahr⸗ haftig nicht laͤnger aushalten. Ich habe mir faſt die Naͤgel abgebiſſen, aber, es mit anzuhoͤren, wie ſo ein ſchlechter Menſch —
Prinz. Gut!) 3u Hermann. Ankleiden — u Hermann. Wird nicht lang aufhalten.
Prinz Murrſt du wieder, Alter? Hab' ich
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die nicht beſohlen, deinen Sohn auf mich warten u laffen, und dich nieder zulegen — Hermann. Der Junge macht’3 doc) nicht fo, wie der alte — ne
Prinz Haft regt!
Hermann, will die Kleider zufammennehnten. ” Prinz aß das noch! Seh’ erft einmal i in die vierte Etage zu — — Zu Ka. Wie heißt fie?
"Kart, Sei Hafen Unterthänige — Roſine Wernerin * | | ı “ring Zur Yungfer Werherin; fie folle herums terloriele TR EN | Hermann" Hicher? —J Prinz Sa, hieher, ſogleich! Meine Gemalin habe von ihr gehoͤrt, und wolle ſi ai ur etwas ausfuchen. Berftanden ? —X
Hermann. Gemalin?
Prinz. Gemalin!
Hermann. Gut! Kopfſchaiteind ab. | Prinz. Du, Karl, gehſt wieder auf deinen Poſten, und kommt mir nicht, bis ich commandire ! Karl. Zu Befehlt wu.
Eilfter Auftritt. Der Prinz. Karl, im Kamin. a ar Später Een — ——
Prinz. Bin ich doch — ae das Höschen zu fehen! Iſt fie wirklich, fo ſchoͤn, als fie der eine gut, und fo gut, als fie der andre ſchoͤn ſchildert, fo — moͤcht' ic immer. den Kuͤraß ums fhnallen! — — Ad, am Ende ifis doch nur Taͤu⸗ ſchung eines geliebten Namens und Widerſchein von dem ſchoͤnen Geſtirn dieſer Naht ——
Hermann, Wird gleich kommen, wollte fi. nur erſt ein bischen in Staat werfen, weil ſie vor der Frau Prinzeſſin Hoheit — Schuͤttelt den Kopf.
Pri inz. Laß mich allein! |
Herman n, ſchuͤttelt den Kopf und geht an die Cha: toulle. Vor ſich. Da hat wieder ei * — Will verſchließen.
Prinz. Haſt du noch? Anis
Hermann.) Genug! Be: Prinz Ich nicht! Gieb! Hermann. Fuͤnf und zwanzig? fͤnftigr
Prinz. Hundert! wollt' ich ſagen!
Hermann, legt kopfſchuͤttelnd eine Rolle auf den Tiſch, und verſchließt. |
Roͤschen, im einem feidnen, doch bürgerlichen, Habit— Ya ein Spigenfäftchen unterm Arm, öffnet ſchuͤchtern die Thür.
Hermann. Nur herein, Jungfer! Laßt fie ein, und geht kopfſchuͤttelnd ab. |
3woͤlfter Auftritt. Ser Prinz Sarl, im Kamin. Roe qen.
Roͤsſschen, bleibt ganz an der Thuͤr ſtehen, und ſieht zur Erde. hr > Der Prinz, vor ſich. Nun bei allen Liebesgoͤt⸗ tern und Grazien! haben. denn die Nöschen fich zu meinem Untergange verfchworen ?
Roͤscchen, ſieht fih uͤberall um; dann furchtfam einige Schritte ‚näher. Ich bitte gehorfamft um Verzeihung; vermuthlich bin ich fehl gegangen —
— Prinz. Wen ſuchen Sie denn, gutes Kind?
Nöshen. Die Frau Prinzeſſin in dieſer Etage — bat befohlen —
Prinz, nimmt mit einer leichten Wendung die Yands ſchuhe, als ob er damit ſpielte. Ganz recht, ganz recht! Ich hoͤrte, daß meine Gemalin —
Roͤsſchen, auf die Handſchuhe ſehend, etwas beherzter. Wo finde ich die gnaͤdigſte —?
Prinz. Nur Geduld! Meine Gemalin wird
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kommen! Sollte fie aber auch nicht, ſo habe ich ſelbſt Kenntniß, und, mie ich mir ſchmeichle, Geſchmack genug, um mit einem ſo allerliebſten Kinde einig zu werden. Sucht fih Nöschen zu nähern. Sie weicht ans. Kar! guckt dann und waun ein Augenblickchen aus dem Kamin.
Roͤschen, angſtlich. Ich befürchte — ein Mi: verfändnig. — Ich bin arm, und verkaufe nur eime Arbeit, Petinet, geſtickte Halstũcher Haubenſtreif⸗ chen — fuͤr eine ſo hohe Dame wuͤrde meine Arbeit —
Prin Doch! boch! Meine Frau iſt dkono⸗ miſch — Zeigen Sie nur! Zu Negligees, Dormeu⸗ fen, Martins’ wird's gewiß arigehen! Ich muß Ihnen ſagen, daß meine Gemialin ihren sang eignen Geſchmack hat! — Zudem, was von fo 'tierie6fä, niedlichen Fingern gefertigt iſt —
Roͤsch en. Befehlen Sie; daß is wiedertzmur⸗ wenn die gnaͤdigſte Fran —?
Prinz. Nicht doch, mein Kindt — Wahrhaf⸗ tig, dieſe kunſtreichen Haͤnde — zwar ich kann nicht laͤugnen, daß Ihro Liebden in der That ein Haͤndchen haben zum Kuͤſſen! Auf die Handſchuhe deutend — aber auch dieſe Haͤndchen ſind ſo zart, und ich liebe ſanften, weiblichen Umgang fo ſehr — Wollten Sie wol in deffen, bis meine Gemalin kommt, auf den Kofee deutend, ein wenig die Wirthin machen? — O ſetzen Sie ab, feßen Sie hieher! Sie fürchten fich doch nicht vor mir?
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Rb — Ach nein, guäpigfter ** Sie ſchenkt ein, und reicht ihm eaſſſee Prinz. Herzlichen Dank, mein ſchoͤnes Kin — Bollen Sie fidy nicht and bedienen ?. Die — iſt für Sie dal u ep Moͤsch en. Das wuͤrde unſchicklich feyn Er Prinz. Das fehe ich nicht ein! Und — wenn ih Sie nun darum bitte EP— Nun, wenn Sie lieber ſuͤßen Wein wollen, 1% ſoll den N —— Stellt ſich, als’ woute er fehlten. J —Röoͤschen. Ich ſchenke mir ein! Schenkt zitternd ein nimmt die Taſſe an den Mund, blaͤſt, fühlt ſich Ins Geſicht — Prin;z. Was if Sinti nn 2° | Möshen "Die — Taſſe iſt noch fo hei Prinz vor ſich. Sie iſt doch allerliebft, aber — auch gut! Laut. Ich muß Ihnen offenherzig geftehen, daß meine Gemalin — mid jegt gar nicht: begleitet, daß ich aber zu viel Schönes‘ und Gufes von Ihnen gehöre. habe, um Nicht den erg Sie fennen * lernen — | | Roͤschen. Doch ſcheint es mir — — Mit einigen Stolze, als koͤnnte hier nur von Berfomnen die Rede feyn — Bil fort. Prinz, mit aufrichtiger Wärme. Sie find gut, liebes Mädchen! weit beffer! als man wänfhen moͤchte, aber — Mit Laune. Glauben Sie mir aufs Wort, ich
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bin nicht von den Schlimmften,, und. — warım woll⸗ ten Sie am Ende nicht eben fo gern an mich verkaus fen, als an jeden Andern? Ich bezahle baar, ohne zu handeln, verlaſſe mic, auf dieß m — * u hen —
Nöschhen, verſchaͤnt. Ich * Be Sie für Herren — En Prinz. Sehen Sie! — Zeigen Pie
Roͤſschen. Geſtickte Halstücher, Geldbeutel, Brieftaſchen — Zeigt ihm zwei Brieftaſchen. —
Prinz. Diefe rofenfarbne hier mit Mirten —
Roͤschen. Und mit der Devife: Die hir eg doch meine Liebe nicht! '
Prinz, faßt fie unters Kinn — ſchnell. Deine’ Siehe? — Roͤsſchen, ſich zuruckziehend. Das ſagt nur der Dichter, und — der kuͤnftige Kaͤufer! Prinz. Gut geſprochen! Nach einigem Nachdenken, vor ſich. ⸗Der Einfall wär’ nicht uͤbel, aber — — Sant. Nein, dieſe paßt nicht.» Man: muß die Roſe nicht ang Welten erinnern, und — Liebe — nein! das darf ich Ihr nicht ſagen! '
Röschen. Sch überlegte das leider ieh zu fpät, 06 ich fchon diefe Brieftafche zu einem Geſchenk be; fimmt hatte —
Prinz Du?
Roͤsch en. Ja, ich kanns nicht laͤugnen; darum
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habe ich auch. — dieſe geſtickt. Zeigt. m die
andre.
Dein — Shen ſchͤnt Weiher Anud und Ro⸗ ſenknoͤspchen —
den Und die Devife: Ueberall dein Bild!
Prinz. Vortrefflich! dieſe fauf’ —* — Laͤßt Bufie mir wol für zehn Dufaten?, en
Roͤschen. Zehn Dufaten! Freudig. Das if viel! fehe viel! Sgwankend. Ich weiß nicht, ob ich das nehmen darf ——
Prinz, vor ſich. Sie feine doch dem Gelde nicht abheneigt! — Zahlt zehn Dufaten auf, Hier find fie ! Aber — du mußt mir auch eine kleine unſchul⸗ dige Neugier befriedigen, zur Zugabe! Du fagteft, du haͤtteſt diefe Brieftaſchen — * erſt zu —— be⸗ ſtimmt —
— Ja, wenn Sie's * Kanon — * men; ſo iſts!
Prinz. Zudem — Sei * —— u Roſa⸗ Grunde, bei dieſer weißen Roſenknoͤspchen, beidesmal Anſpielung auf deinen Namen — Nicht wahr, Kind, du hatteſt einmal einen vornehmen Liebhaber?
Roͤsch en. Nein! gewiß nicht! — Sie haben recht und auch unrecht.
Prinz. Erklaͤre mir das!
Roͤschen. Nun, freilich wolle, ich die. Brief—
20 —
taſchen einmal verſchenken, aber bloß aus Dankbarkeit und die Roſen ſpielen auch an auf den Namen — nur nicht auf meinen — nein!“ auf meinen gewiß hichtt Prinz. Wie denn fon? * vaog Roschen Sehen Cie nur, id) A: 3 vor; nehme Pathe, nur ein Fahl älter, "als ich die hat mic) immer ſehr lieb ‚sat, und meine Moutteh het so im Kaufe lange gedtent, und ic) habe ‚die fe ſchone Comteß auch mmer fo von Herzen geliebt — A „Ppeinz Weiter! Bor —* er Röscen. Und fo oft ic Hingetommen ‚Sin, hat fe mid) reichlich beſchenkt; ſelbſt dieſes Kleidchen und diefer Dufaten Sie zeigt, ihren Potstufaten. u.
Hay Pr ae ee
2 Di r inz, ats, wollte er den Dutaten Sefegen. 26 —
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Roͤschen, ihn abwehrend. Gnädigfter Herr ne [deinen manchmal ſo fanft „und manchmal wieden — Prinz, vor ſich. Merk dirs, Louis h — 2** er use ste. She, 4 NRsoͤschen. DO, die Pathe ren die J ſchoͤn Ar die Liebe und Güte felbft! — ‚Da wollte ic) ide nun auch einmal meine Liebe bezeigen; aber — nachher, -weil fie mich immer ſo von neuen befchenkte, wenn ich hinkam, dachte ich wieder, das ſaͤh vielleicht wie Bettelei aus — und — da Hab? ichs lieber im Her⸗ zen behalten, wie lieb ich fie Habe,
23T
Prinz, mengierig. Und bie Sn: ug auch deis * Namen? Kr
Roͤschen. Nein war Seite ih Die dich mehr ihren. ö
Prinz. Was Hei ya8?- i
Köshen Nun, ich habe den meinen von, Ihr. | Sie iſt meine Pathe,. freilich konnte ſie noch nicht ſelbſt ſtehen, aber — |
Prinz Alſo — Roͤschen Heißt fie? ir
Röshen. Mein, dazu iſt fie zu vornehm — Roſa! Prinz, Was? Bi
Röshen ‚Nun, ja doch! die. ingte Comer Hohenthurn!
Prinz, freudig auf und ab. Roſa von Hohenthurn! — Nun, wahrhaftig, Mädchen, du und ich find unter glücklichen Sternen geboren! Vor fih. Fa, ja! fo ſoll's ſeyn! — — Sch werde. dich nicht wieder ſehen, ſchoͤnes Roſenmaͤdchen! aber — mein Name foll doch in deiner Bruft eine Erinnerung. werden! — — Gut, gut, gut ſo! — Aber auch diefe — einen Kuß muß ich mir. von.ihe verdienen!
Roͤsch en, will das Geld einftreichen. Ich danke Ihnen,
gnädigfter Prinz! — Prinz. Noch einen Augenblick Geduld, Kind, ich habe noch Etwas mit Ihnen zu ſprechen. —
nam nn
Glauben Sie mir gewiß, daß ic) es gut mit Ihnen meine, und daß nur Au etzues Bun 2 bewogen hat BER ER, Nöshen Wie wäre das mögtig? Prinz Haben Sie nicht einen Seil Nas mens Heintich? N — Köshen. Sind Sie —— Ich > es nicht laͤugnen. Prinz. Hat dieſer nicht einen Sie * Schorſteinfeger iſt und Karl beißt. | | Nöshen, ahnend. Großer Gott! wohin fol das führen? — 9a, das iſt wahr! | * Prinz Nun, fo fürdte ich, daß — — - Ohne Umfchweife! Diefer Purſch ift durch das Kamin in meine Stube geftiegen; die Chatoulle hat offen Kun ven —
Roͤsſch en, von Schreck ergriffen. Barmherziger Gott! — Armer Junge! Haͤtteſt du dich blenden laſſen — — Zaͤut auf die Knie. Gnade für ihn! Gnade für den armen Karl, der noch nie — |
Prinz, ſehr erweicht. O nicht doch! fallen Sie fih! ſtehen Sie auf! Hebt fie auf — dann wieder Heiterer: Es ift nicht fo fchlimm; eben deswegen wollte ich mit Ahnen fprechen, und — wenn Sie mir für die Bes freiung. des armen Karls einen einzigen in fchenfen wollten — kegt Ieicht feinen Arm um fie.
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Roͤschen. Taufend dankbare Küffe auf: diefe wohlthätige Hand, wenn Ihre Güte, wenn Ihre Nachſicht den Unglüclichen vettet!
Prinz. Nicht Ihre Dankbarkeit, nicht: einen Handkuß, fondern —
Röshen. Laffen Sie meinen Bräutigam, den Bruder des. Unglüclichen, ‚rufen, und, in feiner Gegenwart — wenn der Kuß eines armen Mädchens Ihnen eine gute Handlung verfchönern kann —
Prinz, ohne Verſtellung. Fern fey es von mir, den Frieden diefes Herzens zu ſtoͤren! — Wiffen Sie denn, Karl ift unfchuldig —
Röshen. D Gott fey Dank! Gott fey Dank!
Prinz. Ich weiß durch ihn von Ihrer Liebe und den unbedeutenden Hinderniſſen, die ihrer Ver⸗ bindung entgegen ftehen, ich gebe Ihnen mein Wort, nicht eher abzureifen, bis Ihr Stück begruͤndet ift!
Röshen. Es ſcheint mir alles fo wunderbar, was Sie fagen; Faum glaub’ ih, zu wachen —
Prinz Sch werde Sie Überzeugen! Doch che dieß gefhehen kann — — Sie habe ich geprüft; aber kaum kann ich glauben, daß hr Liebhaber ein fo edles, Tiebevolles Herz verdiene!
Roͤschen. Ich Eenne ihn fchon feit Jahren. Er ift treu, wie Gold, treu und ohne Falſch —
Prinz Das werden wir fehen! — Wollen
224
Sie wol die Güte haben, indeſſen diefe Maske zu nehmen und in dieß Kabinet zu treten Roͤschen. Nein, gnaͤdigſter Herr!“ um Alles in der Welt nicht! Sch glaube, Heinrich wär? vor Schrecken des Todes, wenn er * RR}; bei, "One verſteckt und verkleidet — | Prinz Wie aber, wenn ich * (ce en anverdächtige Gefellfchafe gebe? han Röschen. : Wer könnte das feyn? Prinz. Ich kann Geifter eitiven? Roͤschen. : Doch nur gute? Prinz. Schwarz, wie die Hölle, und * a — Unſi ichtbarer! hoͤrſt du deines Gebieters Stimme? Karl, ſingt im Kamin, indem er ganz — ein wenig mit dem Kopfe herausguckt. * „Geſtern Abend ging ich aus In den grünen Wald hinaus! Sagß ein Haͤschen hinterm Strauch, Spitz das Ohr, und heil das Aug'.“
gr öshen. Was ift das? Sicht fi um, ohne Karl gewahr zu werben. \
Prinz Mein Mephiftophiles! Ruft am Kamin. Queerpfeifer !
Karl, fpringt heraus. Hier! |
Prinz. Iſt diefe Sefellfchaft unverbächtig genug?
225
Roͤsſchen, lied. Ga, gnaͤdigſter Herr!
Prinz iu Kart. Nun, fo Hilf die Jungfer Muhme einmal ankleiden! Klingelt.
— —
Dreizehnter Auftritt.. Die Vorigen. Hermann.
Hermann. Befehlen —? Prinz Der Kellnerpurfh Heinrich fol fogleich herauf kommen! — Dann ankleiden! Es wird ans
gefpannt ! | Hermann ab.
Roͤschen hat fich unterdeffen maskirt.
Drinz So! allerliebft! Nun hier herein, und lafien Sie mir den Ermwählten nicht fo gar Feichten Kaufes davon — fonft — —
Röschen und Karl ing Kabinet.
Theaterſ ät. II. 15
226
Vierzehnter Auftritt, Der Prinz. Röshen und Karl im- Kabiner.
Hermann. Heinrih. Bediente um mer | waͤrter.
Hermann. Hier iſt er! Zu den Bedienten und Auf-⸗ waͤrtern. Dieß zum Aufpacken! Die Chatoulle in den Wagen. Bedienten und Aufwaͤrter raͤumen und tragen fort.
Es bleibt nichts, als die Kleidung und der Mantel des Prinzen, welche Hermann zu ſich nimmt.
Heinrich. Mein Here König, oder wer Sie fonft find? — ich habe follen hereinfommen. , Aber — es ift wol ein Irrthum. Ich bin nur der Heinrid;
aber der vornehme Margueur, der heißt Henri, eben, weil er der vornehme ift, und ih bin gegen ihn nur ein einfältiger Burfche, der mit großen Kerr ven gar nicht umzugehen weiß.
Prinz. Eben dich wollte ich haben, weil ih etwas Michtiges mit. dir fprechen muß. |
Heinrich. Mit mir? Vor ſich. Mas das für ein allerliebfter gnädiger Here iſt! Laut. Das kann wol nicht feyn! — er mit einem Faßbinder: &e: fellen ? —
Prinz. Nun nun, wenn du auch arm biſt, ſo biſt du doch immer ein recht feiner junger Menſch —
227
Hein rich Ehrlich und redlich, und‘ fo viel Ver: ſtand, als ein Böttcher. braucht — —¶
Prinz Höre Purfh, du haft doch gewiß deine zwei und fiebzig Zoll. Willſt du nicht Soldat werden? Es ift ein gar'herrliches, Iuftiges Leben , und taufend: mal beſſer, als fo eine Kellerwurm ; Exiſtenz! Du - kannſts mit der Zeit zum Offieier bringen, und ich gebe dir auf der Stelle zwanzig Dukaten Handgeld. Heinrich, ſchmunzelnd. Nein, das wäre viel’ und * auch gar nichts fuͤr mich!
Prinz. Haſt du's Kanonenfieber?
Heinrich. Das eben nicht, Herr König, at ein anderes — Zeigt aufs Heiz.
Prinz Das Licbesfieber?
Heinrich. Ya, und recht ſtark! |
Prinz. Du er. aber doch nicht ſchon ein Mädchen?
Heinrich. Auch ja, und auch recht ſtark! — Wenn ich mich nur. unterfichen dürfte, es Ihnen zu ſagen — —
Prinz. Das iſt fatal! Du biſt ja zu gar nichts zu brauchen.
Heinrich. Das daͤchte ih nicht!
Prinz. So? Du kannſt noch zuruͤck? — Nun, ic) ſehe ſchon, daß du ein kluger Purſche biſt! Kurz und gut alſo, es hat ſich ein huͤbſches, ſittſames,
2:8
nicht ganz unbemitteltes Mädchen, dem ich wohl will, fterblich in dich verliebt, und ich habe: Bi a ihren Freiwerber abzugeben.
Heinrich. Der Herr König will, Pe. einen Spaß mit mir machen; wär’ es aber der. Ernſt, fo thaͤt mir es leid⸗ |
Prinz. Was? du mwillft nihe?
Heinrich. Nehmen Sies nicht ungnädig — da kann ich nicht «dienen!
Prinz. Warum denn nicht ?
Heinrich. Senun, ich habs ja fchon BER weil ich verfprochen bin!
Prinz. Laß jene Saufen! Die ich dir —— iſt reich, ſchoͤn, tugendhaft —
Heinrich. Das iſt viel auf einmal! Aber die meine iſt huͤbſch und auch gut, und ſo, wie ſie, giebt es keine mehr auf der Welt. Das iſt doch noch mehr!
Prinz. Die meine iſt ein leibhafter Engel —
Heinrich. Und die meine ein recht liebes, braz ves Maͤdchen, gerade, wie ich ſie haben will — das iſt am Ende gerade genug!
Prinz Du follteft doch wenigftens die meinige van: |
Heinrich. Was kann das helfen? Ich mag fie nicht!
Drinz.: Wer fann das willen?
229
Heinrich. Sch weißes! |
Prinz. So laffe ich mir ai den Korb geben; ic) befehle dir — —
Heinrich. Ja, wenn das iſt — Bor ſich. Das Anſehen hat man umſonſt!
Prinz, ins Kabinet. Mamſell! Etwas leiſer. Ohne Dueerpfeifert
& Sunfzehnter Auftritt.
Die Bori ge nm. Roͤschen, maskirt aus dem Kabinet tretend.
Prinz. Nun, Heinrich? Nicht wahr, die iſt huͤbſch? — Vergleicht euch indeß! Zur Verlobung komm' ich ſchon noch zurecht! Zu Hermann. Komm! Prinz und Hermann ins andre Kabinet ab.
Heinrid. Was Geier? Gar verlarvt! Das ift mir warlih zu rund!
Sie ftehen einander gegen Über, und befehen fich. von allen Seiten.
Roͤschen, diefen ganzen Auftritt hindurch mit verſtellter Stimme Hem! hem ! Heinrich. Was fagten die Mamfell ? Röshen. Sch Huftere nur! Wieder eine Paufe. Röshen, nieſt.
230 de
Heinrich. She Wohlſey " im. Rosche n. Ich dante. N 00 ee Wieder eine Paufe- ae
Röshen, vor ſich. Der Sr „Dat An fehen hat man umfonft 1! and mi
Heinrich, eben ſo. Sie fieht aus, wie ne vor: nehme Madam — wol gar ein abgeſetztes Schägchen!
Wieder eine Pauſe.
Roͤschen, vor fih. Ich muß nur anfangen a Sant. Sie find nun drittehalb Jahr in diefem ug Monſieur Heinrich? N.
Heinrich. Zu dienen! *
Nöshen Man ſagt, es geſiele Ihnen nicht ganz hier; Sie wuͤnſchten ſich weg, —— ſich ſelbſt zu etabliren? a
Heinrich. Wer wünfcht das —
— Sie wuͤnſchten ſich * zu veraͤn⸗ dern — ar Sid — Ken: Nach Befinden —
— Sie haͤtten ſich auch ſchon was ni gern — | aut. Das fönnte RN
Roͤschen. Eine gewiſſe Sungfer Wernerin!
Heinrich, vor ſich Was Geier? Haͤtt' ich fie
231
denn genannt? Laut. Ga, ja, es iſt keine Sinde, fo zu beißen.
Köshen. Bewahre! das will ich nicht eff haben. — Ein wenig vorfehen möchten Sie fich in: deffen; das Sprichwort fagt: Traue, fchaue, wen? —
Heinrich. Da baden Sie veht —
Roͤschen, vor ſich. Wie meint er das? Laut. Es kann immer ein Mädchen vecht a und artig feyn, und doch —
Heinrich, etwas hoͤhniſch. Morgenbeſuche ab⸗ ſtatten!
Roͤschen. Ei! ei! — Man ſagt, das Mädchen ſey nicht ohne Mittel; ſie kriege eine Ausſtattung — Hein rich. Aber ehrlicher Weiſe; aus einem Teſtamente! |
Röschen Ich weiß wol; aus dem Wernerfchen Geſtifte — | | Heinrich, vor fih. Das iſt mir. zu a9. „aut,
Sie mögen recht Haben!
Röschen Sie haben fich auch 59 ein zwanzig Thaͤlerchen geſammelt —
Heinrich, vor ſich. Die Mamfell hat den Teu⸗ fel! Sant. Mer ſagt Ihnen denn das?
Roͤsſchen Der kleine Finger! Ich koͤnnte Ihnen wol noch mehr ſagen; aber — Wenn ſich nun ein anderes, wenigſtens eben ſo huͤbſches, Maͤdchen faͤnd,
\
232
das fchon jetzt ein anfehnliches mehr befäß, als je wol dachten, und vielleicht in Zukunft ==
Heinrich. Das Gewiffe ift mir lieber, als — die ungewiffen Unterftüßungen ! ‚ 3
Röshen Und das Sie noch weit — liebte — —
Heinrich. Das kann fie nur Bleiben laſſen!
Roͤschen. Wie Sie auch wunderbar find! Nimmt feine Hand, die er ihr nur gezwungen laͤßt. Verſtehen Sie ſich etwa auf Traͤume, Musje Heinrich?
Heinrich, reißt ſich los und will fort. Ich will gleich nachſehen, ob die alte Kartenſchlaͤgerin hier iſt, die immer fruͤh zu den Damen ſchleicht.
Roͤschen, haͤlt ihn. Nicht doch! Sie Ba mirs felbft deuten; ihr Herz foll es!
Heinrich. Das wird ſtumm feyn, wie ein Fifch !
Roͤschen. Ach, lieber Musje Heinrich, mir hat heute Nacht von einem großen, hellen Feuer getraͤumt. Wiſſen Sie, was das anzeigt?
Heinrich. Ganz und gar nicht.
Roͤschen, ſehr zaͤrtlich. Kine — zeigt es an, eine Braut!
Heinrich, vor fig. Sie iſt toll! — Laut. Ja, da paſſen nur die Traͤume nicht zuſammen.
Roͤschen. Wie fo?
Heinrich.‘ Mir hat diefe Nacht von pechſchwar⸗
ae 233
zen Pferden geträumt, tab das Po daß aus einer Sache nichts wird. | Roͤschen. Das Non mir leid ha _ 9%
liebe Sie fo zarli = m nen ni
Heinrich, vor fi. Das ift zu arg! Laut. Da thut mirs wahrhaftig leid. um Sie!
Röshen Sie würden ein gemachter Mann —
Heinrich, Das finder ſich! |
Roͤsſschen. Sie könnten ihren Bruder nachdruͤck⸗ lich unterſtuͤtzen — |
Hein rich, ernſt. Das waͤre etwas; aber — ich habe geſunde Haͤnde —
Nöshen Sie können fo grauſam feyn? Sie mögen mich nicht?
Heinrich, vor fih. Nein, fo etwas ift mir noch nicht vorgefommen! Laut. Kurz und bündig! Nein!
SERIE RAITIREN ———— teuter BULLET Die Vorigen. ‚Der Prinz, völig angefleidet, dei Thon ‚eine Weile zugehört hat, und H er mann aus. dem Karinet.
Prinz Ich erſtaune. Du wit fe niet — Es ift dein völliger Ernft?
Heinrich. Nehmen. Sie's ja nicht ungnaͤdig — Ja! mein völliger Ernſt! Prinz. Auq nicht, wenn ic fie ausfiatte— | Heinrich. Mein! nein! nein! Nice in 98%
vingften! I
Prinz. So thut mirs kei, daß du dein Slie mit Fuͤßen flößeft! So thut mirs leid, liebes, Nöschen!
Roͤschen, demaskirt ſich. Hermann nimmt den Do: mino und geht kopfſchuͤttelnd ab. Du verſchmaͤhſt mich, Heinrich? |
Hein rich, erichroden. Lieber Gott! du hier, Nöschen? — Hält fih die Augen zu. Das iſt zu arg! das iſt zu arg! — Feſt. Wen ich hier verfteckt finde — ab, das Glück meines Lebens ift auf immer das Din, ich bin fo unglücklih, fo los von der ganzen Welt — — aber, wen ich hier, im fehönften Staate hier verfteckt finde — Nein! Nein! Nein! Wir find gefchieden, Roͤschen, auf ewig! Wil fort.
235
Prinz: Bleib | Sey A fo wild; | * erſ ⸗ee
Heinrich, ſehr weich. Se * Rage — ib wohl, liebes Roͤschen! Wit fort.
Prinz. Du ſollſt da bleiben,“ hab’ ich belehlen! Dein Maͤdchen iſt unſchuldig —
Heinrich. Das — kann Aa fein Son ber fehlen!
J Sie hat ſich nur den Kiga, ge du eintrat; hier verborgen.
Heinrich. Defto Schlimmer! — — Ad) ich Sin unglücklich! ich Hin ganz unglücklich!
Prinz, ruft ins Kabinet. Queerpfeifer raus! TR,
Karl, foringt heraus nnd faut Heinrichen um den Hals Da bin ich ſchon! — Sey fein Narr, Brüderchen, ich habe hier bei ihr gefteeft, und fie ift fo De wie ein Engel,
Heinrih. Du bift hier bei ihr —— — Du biſt ſo lange hier geweſen, als ſie? |
Karl. O noch eine halbe Stunde länger! Der Herr Prinz hat mih Musje Karl geheißen, und, en habe mir zwei Gnaden ausbitten dürfen!
Heinrich, zu Nischen, kleintaut. Biſt du hoch böfe, Röschen?
Röshen. Biſt du's? Sie fehen fi einen Augen: blick an und fallen fich dann in die Arme,
236 nenne
Prinz" Bravo, bravo! das gefällt mir — Röshenund Heinrich fahren auseinanden| ) 1 Hein rich. Ah, nehmen Sie's nur —*— unguͤ⸗ eig, daß wir — u 1 —J Ei
Roͤschen. Wir bedachten nich . nv. Prinz Laßt's gut ſeyn! — Aber die Zeit eilt; ich muß hier meine Geſchaͤfte in Ordnung bringen. - Nimmt die beiden Handfchuhe und die feidne Brieftaſche, und sieht fein Tafchenduch heraus. Alſo, diefe Brieftaſche ift gehandelt; zu Röshen — ftreichen Sie ein! Legt einen Handſchuh in fein Taſchenbuch, den andern in die ſeidne Brief⸗
taſche. Für das Übrige — Schiebt ihr die Rolle hin — kaufen Sie erftlih dem braven Karl anftändige Kleie dung, und — ex fehreibt einen. Namen anf.eine Karte — fpedis ven ihn auf der Poſt an diefe Adreſſe! Der ehrlide ‚Alte, zu dem er fommen foll, iſt ein. ſehr geſchickter Mufitus — Su Karl Wenn du was braves lernſt, wirft du wenigftens Hautboiſt!
Karl, ſpringend. Ich bin Queerpfeifer⸗Rekrut! Hautboiſten⸗Rekrut!
Prinz. Da bleibt aber ſchon noch etwas — es find zuſammen hundert Dukaten. Der Reſt iſt euer — für einen einzigen Gang —
Nöshen Ah, gnädigfter Herr! — Heinrich. Für einen einzigen Gang — ? Prinz, giebt Roͤschen die feidne Brieftafche. Wenn
— 237
Sie Hochzeit machen, tragen Sie cine Torte. und dieß zu der. fchönen Pathe Comteß. Sagen Sie ihr, der Name Roſa habe den gluͤcklichen Raͤuber zum Hochzeitvater gemacht; ſagen Sie ihr —
Karl. Victoria! Victoria! — Sch fahre zum feßtenmal in den Schorftein und ſchreie über die ganze Stadt weg: Vivat! Vivat der, Prinz! hohaho! Schnell in den Kamin.
Köschen und Heinrich, fallen vor dem Prinzen nie ber, zugleih: Wie follen wir Ihnen danken ? — Ad, wie gut, find Sie! —
Prinz Biſt du sufrieden: mit mir, — Maͤdchen? — Aber fo muß es nicht ſeyn, fo —! Hebt fie auf und legt fie einander in die Arme, Ach wer auch fo neben Roſa find! Man Hört, jedoch gedämpft, ein Quartett von Pofthörnern. Fort! fort! Heinrih und Nöschen
wollen ihm nah. Nicht von der Stelle! — Lebt wohl! Ab.
Heinrih, Röshen, ihm nachrufend. Ach, Gots te8 Segen — Und eine Rofa —
Nöschen. Lieber Heinrich! —
Heinrich. Beſtes Roͤschen! —
Roͤschen. Sn vier Wochen biſt du Meiſter!
Heinrich. In ſechs Wochen ſind wir getraut!
Karls Stimme wie von oben. Vivat! Vivat! hoha!
Heinrich. Wir haben entſetzlich viel Geld —
238
NRoͤsſchen. Wie koͤnnen Weine einlegen — Heinrich. Wir ee einen‘ Kr, Bra raus — nIe 90 Röshen. Win —— einen dicken, Br Bachus mahen — —⸗— Karls Stimme, Vivat! Vivat! — Heinr ich, zu den Zuſchauern. Und wer von den Damen nette Badewaͤnnchen braucht, und wer von den Herren zuweilen fruͤhſtuͤcft, der wird doch gl einem jungen Anfänger was zuwenden ? Die Pofthörner fallen wieder ein und der Vorhang fällt.
V.
Der Drangenbaum.
Eunffpielin Einem Act,
ı 8038.
Perfonen.
Steuerfecretair Feder. Minkhen, feine Anverwandte 3
Chriftine, feine Haushälterin,
Kart Müller. |
Heinrich, der ſtumme Blumenjunge genannt,
Ein Raufer. |
Scene: Ein Vorzimmer mit einer Eingangs = und zwei Kabinets-Thuͤren.
Erfter Auftritt.
Seder. ch riftine mit dem Marktkorbe. ER
Chriftine, fusig. Wie Braten heute?
Feder. Sat ich fage Braten, Braten!
Und auf die Suppe reibt fie dießmal auc) — Ein Tortchen zum Deſſert —
Chriſtine.
Da ſteh' ich ſteif und ſtumm! Wir * Werkeltag; ich bitte Sie, warum?
Feder. Ei was! Sie wird das ſchon zu ſeiner Zeit erfahren! Einmal für allemal, ich will nun heut nicht ſparen; Denn — Theaterfche,; IL. 16
242
Chriſtine. Denn, Herr Secretar —? Feder.
Nein, Tinhen! großen Dank! Durch fie erführ? es wol die ganze Fleifcherbanf, Wenn — fih verneigend — Excellenzen noch es DEN fi). vertrauen —
Chriftine, sirtlic. Sonft fagen fie mir doch —
Feder.
Sie wird ein Wunder fchauen; Doch iſt's Geheimniß noch, und ruht — ſich verneigend — in hoher Hand. Jetzt geh’ ſie, geh’ fe nur!
Chriftine, weinerlich.
Sie find ganz umgewandt! 4b.
243
wetter Auftritte
Feder alein.
Sa! 's ift ein wahres Kreuz, das Junggeſellenleben, Und ganz zur rechten Zeit ward Minchen mir gegeben; Juſt heute bin ich nun — ſprich: fünf und zwanzig
Jahr,
Sm Bier» Departement der erfte Secretar,
Und ftehe jeden Tag, diefelbige Minute,
Sn die Canzlei zu gehn, allhier mit Stod und
Hute —
O du, Alltäglichkeit, du bift ein werther Schag! Glock Neune jeden Tag fiß’ ic auf meinem Plag’ Und leſe den Courier. Man fiele nach mir die
Uhren, Beftelle nah mir Friſeurs, Balbiere, Sänften, Fuhren. Sieht nach der Uhr.
Potz Wetter! Neune bald! was haͤlt mich hier zuruͤck? Juſt heute winkt mir ja das laͤngſt erſehnte Gluͤck!
Ein Viertel Saͤculum blieb mein Verdienſt im Dunkeln, Doch heute, heute wird's, gleich einer Sonne, funkeln; Man wird zum Steuerrath — ha! wie das klingt! —
ernannt, Das hohe Cabinet macht felber es bekannt — —
244
Drum fort! — ja, Federchen! wenn dort nicht Min⸗ chen waͤre — Kommſt du nicht bald zum Schluß, ſo koſtet's deine Ehre! Geſteh', geſteh' dirs nur, du haft zuweilen jetzt Die edle Puͤnktlichkeit recht freventlich verletzt; Du ſtand'ſt ſchon manchen Tag hier, mit der. langen | Naſe, | uUnſchluſſi ig zoͤgernd, wie das Muͤllerthier im Graſe. Die Zeitung winkte dort, und hier das liebe Kind — Horcht. Sie fi tzt fehon am Klavier — Nur frifht wer RR gewinnt! Sa, ja, dem Secretar ließ ſich wol noch entweichen ; Bor dem’ Heren Steuerrath wird man bie Seegel ſtreichen! In dag Kabine od.
’
245
Dritter Auftritt
| H ein rich, einen Drangenbaum im Arm, guet anfänglich nur
mit dem Kopfe herein.
Wie ſteht's? Ganz wie gedaht! Ga, ja, der Weg
iſt rein; |
Fort i der alte Herr; denn eben fchlug es Neun.
— nahm er heut' den Weg durch andre Gaſſen;
Was haͤtt ich denn davon, noch laͤnger aufzupaſſen?
Wie fchnell vergeht ein Tag — ja, Heinrich kennt
die Welt;
Ein braver Stummer loͤſt hier täglich fchweres Geld!
Bedauern muß ich nur die andern Herrn Kollegen ; -
| Mir bringt ein jeder Tag aud) einen neuen Segen!
Verkauft' ich diefen Baum nicht in der Fruͤhe fchon,
Und friegte obenein zwei Gulden Botenlohn !
Das markt ein Andrer nicht; ja, fchönen guten
| Morgen ! | Barum man hir es giebt, das macht mir Feine . * Sorgen. Was kuͤmmert's denn auch mich, daß man die Alten prellt
Und mit dem Blumenſtock ein Billetdour beſtellt? Daß auch der junge Herr es mit mir abgefartet,
246
Und unten, wie ein Fuchs am Taubenfchlage, 3: wertet? — | Doch warlich, es wird Zeitz fonft kommt er wol zu ! J Auf, Heinrich, faſſe Muth, und zeige dein Genie! Er guckt an der Kabinetsthuͤr durchs Schluͤſſelloch, zeigt, daß nichts zu fehen fen, und pocht leiſe an.
VBierter Auftritte.
Feder tritt haftig heran. Heinrich prall erſchrocken zuruick. — Zuletzt Müller an der Eingangsthär. Feder.
Was wil man hier? was guckt man hier am Schlüf:
ſelloche? Heinrich, durch die ganze Scene mit vielen Grimaſſen, ſchuͤttelt. Feder. Wie kam man hier herein? Heinrich, ſchuttelt. Feder.
—
Wozu die leife Poche?
247 Heinrich, ſchuͤttelt. Feder. Man fpreche doch! Heinrich zeigt, daß er taub und ſtumm ſey. Feder. Ach ſo? Faͤngt nun auch an zu geſticuliren. Nun kurz, was will man hier? Heinrich, praͤſentirt ihm den Orangenbaum. Feder. Das wär’ mir eben recht! Die Thaler wachſen mir! Dich Schurken kenn’ ich ſchon — Heinrich zeigt, daB er ſich der Ehre freue.
Feder.
— mit deinem Blumentwefen; Die Pomeranzen find vermuthlich aufgelefen Und Hier an's Reiß geſteckt; das Bäumen ift wol gar N; Ein abgefchnittner Zweig und ohne Wurzelhaar —
348
Heinrich betheuert ig Unschuld und macht auf die Schönheit des Baum: chens aufmerkſam.
Feder. Nein! nein! ich mag ihn nicht! Du aber ſollſt mir ſagen: Wie konnteſt du dich hier in meine Zimmer wagen? Hat man dich herbeſtellt? je | Heinrich bejahet es. Feder.
Sa Erlogen !: nimmermehr! Zu maufen kamſt du bloß — er Heinrich | zeigt, daß ihn ein fEattlicher hie heraufgefchickt habe. Feder. Ein Herr! ſo AR wer ? Heinvid
jeigt, dab er ihm nicht Fenne, daß aber der Baum ſchon bezahlt fen. Feder. Der Baum üft fehon bezahle?
Heinrich nik.
249
‚Seder. Hieher wardſt du — ———— Heinrich niekt ſtaͤrker. Se der. 4 Hieher? | | | Heinrich
betheuert es immer haſtiger, ſetzt den Baum ab 'und ſucht Gele: — * zu —— Müller wird an der zn fichtbar.
Feder—
Potz Element! das iſt doch zum — Ich bin erſt halb und halb ein id in spe! — Wie * mirs kuͤnftig geh'n? —
ee
bat abgewandt feine Schadenfreude angedeutet, giebt Müllern ruͤckwaͤrts mit der Hand ein Zeichen, ex folle fich fort machen und will entwifchen.
Feder.
Halt, Halt Patron! Er wird Müllern gewahr. He! he! Nas unterfteht man fi * im Saal zu ſpioniren? Musje, belieben Sie, nur näher zu ſpazieren!
Fuͤnfter Auftritt, Die Vorigen. Müller tritt ein. | Müller. Mein Herr! vergeben Sie, wenn man zu früh er⸗ | fcheint — Feder.
9 pardonniven Sie; Sie waren nicht — — —— denken Sie, der Schurke da von
ungen
Hat ſich mit elite Baum ind Hape eingedrungen,
Und ſpricht — rt Br Müller, |
bat Heinrichen forſchend angefehen, kann aber aus peffen Schuͤt⸗ teln und Achſelzucken nicht Flug werden. — Nach einiger Defin: nung, doch zuweilen mit Derlegenheit: | Er hat ganz recht! Hier ift kein Trug im "Spiel! Sch geb” es gerne zu, daß mich die Luft befiel, Den allerliebften Baum — als Eleines Angedenfen — Zu Deintich. Geh' deiner Wege, Purſch!
Heinrich ab — dem werthen Freund zu —
Feder, ihn mit den Augen meſſend.
Was Hör’ ih? Wunderbar! — O vielmals obligirt! — ſeh'n Sie * Bi
Mälfer, vor fi. | Er (heine mir fehr frappirt, Und 00 — da hilfe kein Sote! er foll und muß es glauben! — Was faͤllt mir ein! — ha, ſchoͤn! Feder. Doch) werden Sie erlauben, Saft find’ ich’s ſonderbar, daß Dann fich gegen Mann So ungemein galant, fo zärtlich zeigen Fann — Müller.
Wie? landen Sie denn nicht, daß man Berdienfte » fenne —
Geber. O allzu ſchmeichelhaft! Müller.
— die zu beweifen brenne, Belonders da —
» * 2
Mälter. BET J a * Das weiß d das ganze * Wer fuͤnf und zwanzig Jahr in Ihrem Poſten ſtand, * aller u. werth, die treue Diener —— —— So? darum ſandten Sie dieß Baͤumchen mit Citronen? Muaͤller. Wär’ ic) der Landesfuͤrſt, ſo — — vor ſich. | Ah, ————
Er hat wahrhaftig Wind — ein pfiffiger Patron! — Und will im Voraus ſi ſi ch bei mir EECOUUNANDBRER —
iS
Müller, der fich dem Kabinet genähert hat und immer aufmerkfam ift, vor fih..
Es fcheint, wir find im Zug, einander anzuführen!: F eder, vertraulich.
Wie? hoͤrten Sie vielleicht, was man ins Ohr Pe | ſerge
253
7 Muͤller/ sserftreut. Hm! — ja, von weitem — ſo — Seven | — Ich glaub” es ſelber nicht; Auch giebt's wol Andre noch, Verdient're noch im Staate; N Doch geht fo ein Gerücht von einem Steuerrathe, Der heute — Müller, vor fi. Weiß ers ſchon? Feder. — aus feinem Eie fpringt; Juſt heute, ſagt die Stadt —
Müller, vor ſich Km! meine Lift gelingt Saft zu gut! Sur’, ich nicht, fo feheint er gar zu hoffen — Feder. Wie fagten Sie, mein Freund? — Sie fiheinen fo betroffen —
| Müller. SH? Nicht im mindeften —
254 Beder. -
Nun, ich verftehe fchon, Und bleibe obligirt für die Attention, _ Kann ich — das glauben Sie, mein Neber Mile
\ lee! — Yhnen Dur meine Freundfchaft, durch Empfehlung jemals dienen, '
So rechnen Sie auf mich ‚ai
Müller. | Schön! die Gelegenheit, Mein lieber Secretair, ift hoffentlich nicht weit, Und dann erinne ich ‚Sie an das, was Sie vers F ſprachen — —— *
Sie Haben gegen mic ſich fo galant a Mas ich zu thun vermag —
Müller, laͤchelnd
Ich gehe Fröhlich fort, Wenn Sie mein Gönner find !— Mit einem verftohlnen Kuß nach der Kabinetsthuͤr. Adieu! Ab.
8 eder, ihn begleitend. | Ein —5* ein Wort!
|—
Sechster Auftritt. Feder atein.
Der Geier werde Flug aus diefem Baumgefchenfe !
Errieth ich „wirklich ihn? — — Wenn ich's fo recht bedenke,
Er wollte nicht heraus, brach von der Sache ab,
Und, als ich ihm mein Wort, ihn zu befördern, gab,
Schien’s fat, als lahte er — Gut fieht er anges fchrieben,
Und Seine Ercellenz foll ihn vor andern lieben —
Sa, wiſſen koͤnnt' ers wol! — er hat Gelegenheit!
Was haͤtt' er ſonſt gewollt? — ſchien oft ſo zer⸗ ſtreut —
Ah! was zerqual’ ich mich? es wird ſich ja bald
zeigen;
Aud) muß ich warlich nun aufs — fi verneigend — hohe Landhaus fteigen !
Mas mach’ ich mit dem Baum! — ’8 hängt doch Fein Driefhen dran? —
Nachdem er ihn genau viſitirt hat. |
Hein! nirgends Contreband ! — — Ich bier ihn Minchen an,
Als haͤtt' ich ihn gekauft: gewiß, das muß. fie vühren
Und fchnell in meinen Arm die Eleine Sproͤde führen.
256
Se, Minden, komm heraus, komm ohne Furcht herein;
Der junge Herr ift fort, und wir find ganz allein!
He! Minen, Hörft du nicht?
Siebenter Auftritt.
Feder. Min ch en, in. Halb: Trauer, mit Niedergefchla- genheit.
Minden. | Was foll ic, denn, Herr Vetter ?
Feder.
Ei munter, munter, Kind! lieb Mänschen! > potz Wetter! Das iſt kein Brautgeſicht —
Minchen, ſeufzend. | Wbo giebt's denn eine Braut?
Feder. Du kleine Spitzbuͤbin! Nur froͤhlich! Aufgeſchaut! Praͤſentirt ihr den Baum auf dem Huthe.
* doch, was ich gekauft, ein Freudchen dir zu machen!
257 | Minden, vor fic. Ach, weinen möche ich nur, und warlich! * muß lachen! 5 ; eher. ni, fiehe, Eleine Maus, was Schön res * es kaum? E⸗ auch viel Sch — Minden, mit Gefuͤhl. Gewiß, ein fchöner Baum!
* Feder. | Der fchönfte weit und breit; hier Früchte und hier ; Blüte; - Er fo — Geld, und dennoch, Herzchen, biete
Ich ihn zaͤrtlich an —
Minchen, mit Doppelſinn.
Er kommt aus lieber Hand!
Feder.
O ſag' das noch einmal! Jetzt fprichft du mit Vers fiand. | Ya, Mäuschen, Herzlich gen mach' ich dir ein Vers
gnuͤgen; Theaterſchr. II, 17
J
258 Laͤg nur die Ehrbarkeit nicht in den en * So — —
Minchen.
da die Wahl iſt fein! Des Gebers Geiſt sh errieth: Man liebt der Baͤume Gruͤn, wenn mans — ſo ſelten ſieht! Den waͤrmſten Dank dafuͤr! | Feder.
So, Kind! das läßt ſich hören! Jetzt leider muß ich fort; doch niemand foll dich ſtoͤren; Beſieh dir nur den Baum ſo recht nach Ser — | Minden. Sch athme feinen Duft mie fehnfuchtsvoller Bruſt — | Teden Sieh, ich Din diefe Frucht — Minden. ‚ Die Früchte find wol bitter?
i "Geber, Du Heiner loſer Schalt! Du find ſt doch jeden Splitter!
259
Die Blüte da bit du — Daß du dich recht kannſt er freu’n, |
Schlief ih, bis Tinchen kommt, mein füßes Maͤus⸗
| den ein!
Geht ab und verfchließt von außen das Zimmer.
\
Achter Auftrite. Minden allein
Brav! immer viegle zu, und Halte mic) gefangen ! Dur dich nicht mehr zu feh'n, iſt einzig mein Ders langen! |
Doc) irrft du dich, Tyrann! ich bin nicht ganz allein k Die Liebe ift dei mir, und zärtlich dent’ ich fein!
Sie betrachtet zärtlich den Baum au druͤckt zuletzt den Blu:
menaſch mit beiden Armen an ihre Bruſt.
Komm, ſchoͤner Baum! wie treu will ich dich pflegen! Wie oft wirſt du mir ſuͤße Duͤfte ſtreu'n! Wie oft zur Wehmuth mich bewegen, | Wie oft mit fanftem Troft erfreu’n! Mag unter Sram der Tag verfließen, Mag jede andre Freude flieh'n; Dich will ich früh und fpät begießen; Von meinen Thränen follft du bluͤh'n!
260
Und wird Er dann vorübergehen, Vol Sehnſucht nach dem Fenfter fchau’n, Dann will ich hinterm Vorhang ftehen, Und meine Liebe dir vertrau'n!
Dann wird mein Karlinicht längern trauern, /
Und froh entflieh'n mit feinem Raub — Mag doch mein Kerkermeifter lauern; Wie bald fliege nicht ein Kuß durchs Laub !
Was er nur wollte Der Liebe, Sue? — — Ad! wie fo bange, Iſt mir’ zu Muthe!
Was er nur wollte, Der es wagte/ RE ENRINT a Hieher zu kommen? J Daß er, der Stölger
Selbſt zum Betruge
Zuflucht genommen? —
Bloß mich zu ſehen?
Kaum kann ich's glauben!
Fuͤttr' ich nicht taͤglich,
Ihn zu erwarten,
Vor meinem Fenſter
Freundliche Tauben?
Sah' ich nicht geſtern *
261 r
Abends ihn winken? — Mit mir zu ſprechen? — Konnte’. er. das. hoffen?- Durft' ich das wagen? Hätten nicht Blicke
Alles verrathen ?
Mußt' ich nicht sagen Bor meinem Duäler, Bor neuen Plagen?
Und hat Er nichts gewagt, der Sute? Was fonnte mir denn wol gefhehn? ? Was denkt Er wol von meinem Muthe? — Der Alte konnte finfter ſeh'n, ® | Mich wieder in den Käfig ſchicken; War denn die Strafe allzugroß? | O! koͤnnt' ich meinen Freund beglücken, Gern truͤg' ich ja das haͤrt'ſte Loos!
Gewiß, gewiß, er wird mich haffen, Die feine Hoffnung ihm verdad! — — Die bin ich doch fo ganz verlaffen,
Seit meine fanfte Mutter farb!
Iſt alles denn für. mich verſchloſſen? Erbarme ſich niemand meiner Dual?
262 Iſt Liebe nur in mich ergoffen,
Und jedes andre Herz von Stahl?
Sie ftügt traurig den Kopf auf bie Hand. Nach einigen Augen⸗ blicken hört man von außen aufriegeln.
Neunter Auftritt
Minden. ch riſtine, mit dem Einfauf zuruckkommend.
Chriſtine, giftig.
Das nenn’ ich mir doch toll! ſchon wieder einge ſchloſſen; | | Sa, der Herr Secretar find wie vorn Kopf gefchoflen! Das allerlichite Kind figt wie ein Wachsbild da — Mamfellhen! Hören Sie — he! Mamfell Minchen!
Minden, Ah! Iſt ſie ſchon wieder heim? Chriſtine.
Ich bin auch ſchoͤn gelaufen! Man möchte ſich vor Gift ja jedes Haar ausraufen. Kein Wunder wär’ e8 nicht, man Eriegte hier den ei Die Gelbſucht und die Gicht —
1
| 263
Minden. Mas hat fie denn für Noth? Chriftine. Wie? ich? ich follte mich hier länger hudeln laſſen? Mein! nein! ſo heiß' ich nicht — Minden. | Such' fie fich doch zu fallen ! Chriftine 1
ie was? — mas fpricht die Stadt? was weiß man ganz genau?
Minden. Nun? Chriſtine. Der Herr Secretar naͤhm ehſtens Sie zur Frau! | Minen. Davon weiß ich noch nichts !
Chrifiine.
Was brauhen Sie's zu willen? — Du armes Heimhen, du! du wirft zuletzt wol muͤſſen;
264
Doch) ich Bin nicht fo zahm; ich"Eehr" das Rauche raus. Hätt’ er fein Wort erfüllt, längft wär? ich Frau im Haus!
Minden, aufmerffam werdend. | Dr Was fagt fie?. Schaͤm' fie fih, fo Alles zu vergeffen! Seh’ fie an ihren Heerd; beſorge fie das Effen!
‚Chriftine, den Marktkorb heftig wegſe etzend. Da ſteh' und werde ſchwarz! Wenn ich hier Magd | foll fepn, So ſtecke jeder Gaſt ein fein ſtumpf Meffer ein 1 Ich Habe lang genug den Kufuf rufen hören, | ; Und, denken Sie an mid, ich will die Heirath ftören ! | Sch, Pen. BUARHENDER: ih — Sie find ein frommes * Kind, 2 Wie Tauben ohne Falſch — ich klug, wie Schlan⸗ gen find! Ei ja, das wäre mir! — nur, nun! ich will nicht hetzen * Doch will ich ihm gewiß den Kopf zurechte ſetzen!
Minchen. Was hat er denn gethan? — Ba
— — — 265 Chriſtine. Mein Gott! Sie fragen, was? Sie? martert er denn Sie nicht ohne Unterlaß? Sie werden ſi ch doch wol nicht endlich noch bequemen, und dieſen — alten Herrn zum Ehgemahle nehmen? Ach, waͤr' ich jung, wie Sie, gewiß ich wollte ihn — Ja, Feuer haͤtt' ich laͤngſt zum Fenfter 'naus ge: — —— Sie kommen ja nicht mehr nur an die liebe Sonne, Und leben Tag für Tag wie eine Klofternonne; Oft dacht' ich fo für mih: So huͤbſch und fechzehn Jahr, Und haͤtte keinen Schatz? das Beiſpiel waͤr mir rar!
Minchen.
So duͤrft' ich ihr vertrau'n —? Chriſtine.
Wie? gelt, ich hab's errathen? Juͤngſt bot ein ſchoͤner Herr mir einen Randducaten; Doch damals wußt' ich nicht — Nun, ſprechen Sie — nur frei; Mein Herz iſt butter weich und mein Gemuͤth wie Brei! Bar 8 wohder liebe Schatz? —
‚Mind en. Wer weiß — doch ich vermuthe — Chrifine | & Er ging in ſchwarzem Fra, mit einem runden Kst m - 0 Minden. Sp geht die halbe Welt — | ' Chriſtine. * Trug Stiefeln ſpiegelblank, Recht feine Waͤſche ⸗ | Mind en. ©? Chriſtine. Er iſt recht ſchmuck und ſchlank — Minden Ei nun, er iſt nicht Hein — ch riſt ine. Ganz, wie mein ſel'ger Bruder,
Der Schuͤtzentambour war; nur traͤgt er keinen Buben, Und einen Hahnekamm 5* 2
267 "Minden. Wie war denm wol fein Mund?
| Chrifine, Roth, wie Stettinerchen; doch kohlpechſchwarz die Augen,
Und — glauben Sie's, mein Kind! er wußte ſie zu RT. brauchen —
Er ſprach fo fanft, fo fanft; kaum Eonnt ich wider | | ofen:
Mehr, als das blanke Gold, bewegte mich fein
Flehn —
Minden. Ad ja, er war's, er war's!
Chrifine
Wer kann Sie drum verdenken? So einem wird’ ich auch mein ganzes Kerze fchenfen, Und hätt’ er warlich Faum das liebe trockne Brod —
Minden, mit zärtlicher Wehmuth.
Ah ja! ich kannt' ihn ſchon vor meiner Mutter | Tod — Ad! Hätte die gewußt, man werde mich verfchließen,
268
Sie hätte nimmermehr zum Onkel mich verwieſen;
Sie war fo. gut, fo gut — es war ihr einz’ger Sram,
Daß mein geliebter Karl Fein wuͤrdig Amt bekam;
Wir. ſahn und manchmal —
C hri iſtine. Sie ſoll'n ſich wieder febent Bor mir kann er getroſt nun kommen oder gehen; Ich bin fein Schäferfpig — Minen. Ach Tinchen, ift das he?
Chriftine. —
—J
So wahr ich auch geliebt! — *F vVor ſich, Schnippchen ——
Nun, mein Herr Secretar,
Ich will, ich will fie ſchon —!
269
—2 Auftritt
Die Be Müller, fehnel eintretend,
-
Muͤl ler. | O meine Wilhelmine!
Minde N, —V |
Ad liebſter — Sie ficgen n ſich ir Sie Arme,
ange
NEN Edheitine. Hol's der Fuchs! ich heiße nicht Chriſtine, Das iſt der fchöne Herr! Der‘ kommt mir recht zu paß. Du liebes Gottchen, du, wie herzt, wie kuͤßt ſich das! Die haben ohne mich wol ſchwerlich lange Weile; Drum — komm nur wieder her, du ſchoͤne Schoͤpſen⸗ | | keule! Mit dem Marktkorbe ab.
Minchen, ſich losmachend. Nun geh, nun geh — ach Karl! das iſt nicht recht — ich muß — —
| Müller. Das war das erſte Du, und der Verlobungskuf !
270 Minden. —
o * * fo — doch, Freund, wie Pa Sie sed wagen, Hi Zum zweitenmal hieher — |
„Müller. Konnt ich es laͤnger tragen, dein wiederſohrne⸗ Gluͤck — Minchen. Gewiß! Sie wagten viel! — De RE | Nichts Wilhelmine, nichts! Gewonnen iſt das Spielt. Nicht langer ſollſt Du hier die Jugendzeit vatrauern: Ich, ich befreie dich aus dieſen Kerkermauern.
Ich Habe Amt und Brod; noch heute wird's befannt.
Dein Qudler komme her; ich fodre deine Hand! Minden.
Sc zittre! Iſt das wahr?
Müller.
| Ja, Minchen! laß die Sorgen! Das eben trieb mich her ſchon mit dem fruͤhen Morgen.
271
| ich kam ich diefe Lift, drum ſandt' ich diefen naar je ' Baum, Um zu —J—— ob —
Mi nd en. x Ah, iſt's gewiß Fein Traum?
Miller.
Die große glüdte nice ich Ans. — an * —— Jetzt komm ich wieder, um dem Alten dich zu nehmen, In Güte, mit Gewalt —
M ind e n. O ende meine Qual,
Und zeige, zeig’ ihn mir, der Hoffnung fchönen ah!
—8— ler. Ich ſagte dir ja wol, daß ich ein Buch geſchrieben Lang war e8 unbekannt, ich überfehn geblieben ; Ein Gönner bracht es jetzt in des Miniſters Hand, Der — nun, ich ſag' es dir! — es gut, es trefflich fand; Kurz, war ich fruͤher gleich nie Frau Fortuna's Pathe, Bin ich doch nun ernannt zum Oberſteuerrathe; Sieh des Miniſters Brief —
/
Minden, entzäckt, ; hund Bier D Dank dem edlen Mann ! D lieber Brief! - alla EN Sie EA, den wat Mälter.
Recht wohl! doch, liebes täten, kann
Sch dieß auch dulden? Was? ich ſollte muͤßig ſtehen,
u en a auf fremden Zügen Iehen?
Minden. |
Der Kuß war ja für dich — Sie ſinken ſich in die Arme.
; Erifter Auftritt
Die Vorigen. Feder, ſchwitzend und triefend zu: vheffommend.
Feder, noch drangen. , War noch Eein Laufer da
Bon Seiner Excellenz ?
Tritt ein, erblickt fie und bleibe, wie vom Simmel gefallen, ftehn. Was? alle Wetter! Ha! Iſt das die ſtrenge Zucht —?
ee. 273
3n Müller. Wie kann man fih erfühnen— ?
Müller, kat.
Herr! mit wen eis Sie?
5 67 e N er 2 J— Sion,
4 3
Mein — mein Her! ‚mit Spnen! !
J
Müller.» So feyn Sie höflicher — Seder.
Das if zu tot 1008? was? Hier, diefes ift men Haus — - 0 Miälfer. - Und meine Braut ift das! Feder, Er Minden fortreißend. Was? — Willſt Du gleich! — ich bin — ich bin ein Mann im Staate — Muͤller.
Mich hat der Fuͤrſt ernannt zum Oberſteuerrathe — Theaterſchr. II. 18
274 RE —
Feder
Dein ne — — Sie ſind verrückt! vo haha⸗ hahal!
Maller, ihm den BREIT. anbietend.
Dr 8 nicht gefällig. SEN
Fe
Be
— ja: 2 Wie —22
3wölfter Auftritt. Vorige. Ein Laufer. 8*
Laufer
Ei ſchoͤn! da find Sie ja! — Sn Seiner Far Ra uebergieht ein Billet.
Fe N et, sieht ihn auf die Seite, Um alles in der Welt, Man fage ja fein Wort, daß ich ihn herbeftellt. Es war, um meine ‚Braut fo recht. zu FRPSOÄEIEN TE: Er ſucht Geld.
Laufer. 3a, ja, man weiß das fchon — - Bergnügt vor ſich. Er fuche in allen Tafchen Nach einem goldnen Fuchs —
Feder, , Empfehl’ er mich, mein Sohn! Zu höchften Snaden — hier — Giebt ihm. ’ Laufer,
beſieht das Geld und giebt es ſpoͤttiſch zuruͤck.
Ich kriege meinen Lohn. Ab.
Feder,
macht mit vielen Ceremonien Anſtalt zum Leſen. Man hoͤre! Mit Reſpect! Man trete hier bei Seite! Vielleicht erlebt man nie ſo einen Tag wie heute — Der Schnitt wahrhaftig Gold, wie Atlas das Papier — Wie ſchmeckts, mein junger Herr? Der Steuerrath , be. ſitzt hier! — Gebt Meffer, Meffer her! Der Grafenkrone Ehre! He! Meſſer, Meffer, Meſ' — nun! oder eine Schere!
Hat den Brief fehr umftändlich eröffnet und Lieft bald zufrieden, bald ftugig werdend und huftend,
276,
„Mein lieber“ — mein lieber, hm! — „mein lieber Feder! Nachdem Seine Durchlaucht in hoͤchſten Gnaden geru—
het — geruhet haben, Herrn“ — Hm! hm! — „Herrn — — Carl — — Müb ler — — wegen deffen bewiefener — Kenntniffe und — Geſchicklichkeit“ — Seh'n Sie doch! Seh'n Sie doch! freut mich außerordentlich — „zum — zum — Wird blaß, huſtet ftärfer — zum — Oberſteuer — Ober— ffeuerrathe zu ernennen;“ — Aufſtehend. Ei, ſeh'n Sie doch! Seh'n Sie doch! ich gra— tulire, bitte um collegialiſche Freundſchaft — Setzt ſich wieder — „fo haben Hoͤchſtſelbſt auch bei dieſer Gelegenheit Ihres oft— maligen Geſuchs um ein Praͤdicat gedacht, ſtockt, und Ihnen in Erwaͤgung — in Erwaͤgung Ihres nunmehrigen acht und dreißigjaͤhrigen Dienſtalters und fuͤnf und zwanzigjaͤhrigen Secre tariats — den — — Titel — eines ge heimen“ — hören Sie doh — „geheimen
— — — — geheimen — BierSeere— tairs conferiret, welhes ih Shnen hiermit — — * |
Der Brief fällt ihm aus der Hand, Er ſpringt Frampfhaft auf, und fpricht mit Wuth : | ,
*
O welche Gnade! ach! welch unerhörtes Gluͤck! Geheimer Bier — o Gott! o felger Augenblick ! —“ — 3, Mile. O Herr Rath! ich hätte faft vergeffen — O feßen Sie Sich doch — — id ſchnappe Luft indeſſen — Laͤuft haſtig hin und her. Minchen, mit aͤngſtlichem Mitleid. Herr Better, jagen Sie —
Feder. Geh', Schlange, geh’ — Minden, ruft hinaus,
Chriſtine — O lieber Müller —
278 —
Dreizehnter Auftritt.
Die VBorigen. Chriſtine, in ser Küchenfejtirze und etwas berußt, hereinſtuͤrzend.
Ch riſtine. Was! Mein Gottchen! welche Miene! Was giebt's denn da? was giebt's? — Hier iſt Me⸗ liſſengeiſt — Ich bin des blaſſen Todes — Rennt Federn immer mit dem Riechflaͤſchchen nach. — Mamſellchen! ne! was heißt Denn das? — Man moͤchte ja — Zu Federn, dem fie das Glas vor die Naſe hält, Sie muͤſſen ftärker ziehen; Das Fieber. ſchuͤttelt Sie — Sie zittern mit ben | Knieen —
| Feder, Es geht voräber ſchon — das Gluͤck AN C — riſtine. Mein Gott! warum —
Feder, ſchreiend. Ich bin geheimer Bier — Chriſtine! geh’ fie | zum ——
229
Herr Oberſteuerrath! ich bitte zu vergeben — Das peut: Gluͤck — drang mir fo recht ans v Leben
Ergriff mich — — wer denkt an den Biefpet, _ - Wenn eine Freudenpoft, wie diefe, ihn erfcteite — Ich bin fo froh geftimmt — nn, „Müller. So fprechen wir denn offen! Feder.
Shin! ſchoͤn! ih darf fe gewiß Serzeihung hoffen — RE
—Muͤller:
Nichts mehr davon, mein Herr Geheimer Se— eretair!
Ich Lam bloß mit dem Wunfch nach Minchens 4 hieher;
Schon faſt ein Jaͤhrchen alt iſt unfte heiße Liebe;
- Wir fahen uns —
Feder, vor ſich. Za, ja, Gelegenheit macht Diebe! — | Zu Minchen, wieder heftig. Was, Kleine, fagft denn du?
8 280
Minchen ‚53 The oa
* 4 amand r HL >
Herr Better, 5 ‚Sie gut!
Sch liebte diefen länge, noch eh’ ‚in — Su. Das Schickſal mich gebracht — — ns —
— 47 N
— a en zu Muller halb ins Ohr. Sie hat wol was Vermögen; Doch, wenn Sie Sich vielleicht in diefem Punkt betrögen — —
| | Miller, lau, .ar/ IE 2 Sa oder Nein, mein gen? —* Feder, vor ſich. | Mit dem komm ic) nicht aus; Der ſchickt zulegt mir gar den Präfident ins Haus, Und wird dann feldft mein Feind — ⸗—— Müller — Nicht wahr, Sie ſind geſonnen — Feder. Sie haben — — durch den Baum — mein ganzes Herz gewonnen —
Grimmig Bor ſich zu dem Baume.
In Fetzen veiß’ ich dich! —
281 Wieder aut. Diie Ehre iſt fehr groß, Mein liebes Waischen — ſo recht dem Gluͤck in
Zub, alerlichper Kathı is * nie RR, —
Mi in en. O beſtes Vetterchen!
Feder. Da, nehmt denn meinen Segen!
Chrifine, aus dem Hintergrund berbonfommend. ala ao, Sie wollten, eine Frau — Wie wär's denn nun mit ‚mie?
Feder, ftol; ihre Hand zuräckfchleuderns.
Bedenkt fi fie, wer ih bin? — Mit wieder ausbrechender Wuth. O! oh! geheimer Bier — —! Wirft fich in einen Stupl.
v2 IERFTRR
Vor ige. IR Bine, mit einem verdeckten Koͤrbchen. — 19 le Rt ‘€ 5 ri fi ine, meinstlih. 2 IHR CL Kann man fo ruchlos ſeyn? — 369 19 j Feder. Be ‚weg!
Indem er fich abwendet, erblickt er Seinrichen ie —
Plagt dich der Teufel?
der ihm den
J Auch du biſt wieder hier? | Heinrich ſchnell ab. Minden, | | indem fie den Korb aufdeet. Ancae
‚Ein Gluͤckwunſch ohne Zweifel!
Im Korbe — auf einem Prachtkiſſen eine coloſſale vergoldete Feder, ein mit Kindern und Stoͤrchen laͤcherlich verzierter Braut— kranz und ein Zettel. Minchen lieſt:
Der acht und dreißig Jahr Mit der Minute kam,
Geheimer Seeretar : 19 } - . Und ofiner Bräutigam! a Dir fenden die Collegen er Der Jubel: Feder Glanz, | Und — wuͤnſchend reihen Segen, — Der Braut den en nid Bi Kan)
in *
| Fede r, vor ſich.
Ja, — — o ſchoͤn! — das hab’ ich klug gemacht! —
Sch. felber hab's verſchwatzt; nun werd’ ich ausge: lacht!
Die Kinder zeigen auf den alten Junggeſellen,
Der Sperling pfeift davon, und ſelbſt die Hunde bellen!
Giebts denn ſonſt keine Braut? — Stolz. Geheimer Secretar — — Müller. Wie? fold ein Mann im Stast — ?
Minden.
D machen Sie es wahr!
/ \
Ehrikine TEE Vergeſſen denn fo ganz Sie Ihrer treuen Tibe —
2 J
EIER. „in, Bersmeiflung.. ne
Gut! id bin Drutigam ! — PRREREN
_
Druͤckt ihr den Kranz aufs Kopfzeug. N ' Da! re ihn * die 2 Sue
ae — Der Abend am Waldbrunnen.
DODramatiſches Id yit in Einem Aufzuge.
1818.
Derfou cn
Röshen, Landmädchen,
Dorchen, Stroh flechtermaͤdchen. |
Ein fremder Knabe. Ferdinand, Jaͤger.
Waldgegend, von. der Abendfonne durchſchienen. Ein Brunnen, der aus dem Felfen quillt, mit ſteinerner Einfaſſung und einigen Stufen, alles mit Gebuͤſch und Schlingpflanzen reich bewachſen. In der Naͤhe eine — 7 he — und hohle Weide.
Erfie Scene,
— Roͤschen, allein, ſteht auf den Stufen und hat Waffer geſchoͤpft. Sie beſprengt damit einen Kranz und Straus, ſieht dann nach der Ferne und ſetzt ſich auf den Rand des Brunnen.
Wundern ſollt' es mich doch, wenn fie heute
Bon der lieben Gewohnheit wich,
Nicht im Walde der Kühlung ſich freute,
Nicht zum fchattigen Brunnen ſchlich.
Darf man doch wol an froͤhlichem Feſte
Fruͤher, als ſonſt, von der Arbeit ruh'n,
Und, in Ermangelung anderer Gaͤſte,
Hier — mit den Finken ſich guͤtlich thun! Freilich, will ich mir's recht uͤberlegen,
Iſt wol der Brunnen fuͤr ſie was weit;
988
Käme fie bloß des Maffers wegen >
Oder des Umgangs der Freundin zu pflegen,
Faͤnd ſich wol näh’re Gelegenheit.
Wenn ich auch noch fo gern fchäfre und ſchwatze,
fe, was ich plaudre, doch einfach und ſchlicht —
Wahrlich, dieß Bändchen, und gleich vom Sage,
Will ich verwetten, zu dieſem Die
Zieht fie die Quelle und Nöschen nicht! le
Pflege fie doch immer ſich umzufehen, BER»
Hört nicht, fo reg? ſich mein Muͤhlwerk treibt,
Weiß es bald fo und bald fo zu drehen,
Daß fie allein zurück hier bleibt!
Aber der Grund? — den muß: ih erfahren —
Denk’ du nur immer, Roͤschen iſt blind! —
Manchem kommt wol der Verſtand vor den Jahren —
Herrlich! da ift fie — Mein Sträushen! — Ge fhwind!
Sie verbirgt den Franz unter das Laubiverf, nimmt. den Strom und ſteckt ihn vor.
289 3weite Scene Roͤschen. Dorchen, mit einem Leuge, a Strohhut am Arme. Dorden. Gott gruͤß dich, liebes Kind! Roͤschen,
wie zerſtrent, immer noch mit dem Straus taͤndelnd.
Ach Dorchen — Schönen Dank! fe D orchen. | Vergieb! du mußteft heut’ wol lange auf mich warten?
Köschen.
Ad) nein, das wuͤßt' ic nicht. Als fchon die Sonne | ſank, Pfluͤckt' * in ‚größter Eil' dieß Steäuschen noch im Garten —
=
Dorchen. Ei ſieh! Was trieb dich denn?
Roͤschen, ſich umſehend, als ob ſie jemand erwarte. Sch meine nur — I nu,
Ich braucht' es eben — | | Sheaterfhr. II. 19
290 Dorden, m aufınerffam werdend, und ſich gleichfalls umfehend.
So? Und wenn man fragt, Wozu?
Köshen.
Wozu? Hm, fonderbar ! Wozu es Andre ofen! | Wie? oder duͤnkt es dir vielleicht, mein Kind! nur du Darfit, wenn’s zum Brunnen geht, dich täglich chdr | ‚ner. fchmücken ? Km! glaubt du denn, man trägt zeitlebens Kin: derfchuh ?
| Dorden. Nein, Roechen! ſage mir — du biſt ganz anders | heute — Rdege en, fortfahrend. Kennſt du das ‚Sprichwort: nicht: Aus Madchen wer⸗
den Braͤute? Dorchen. | & — hoffteft du wol gar — Gemanden ſier zu ſeh'n? R Si hen,
vor fih, auf ihr Sand deutend. Mein bleibt das Bändchen!
291
Laut.
36 ? — ic) wüßte doch Kan wen?
| — vor 6 Sie ſcheint verlegen!:
—
Laut. Um ſo eher kannſt du ſagen, Was hatte denn der Straus ſo gar gewalt'ge Eil'?
Roͤschen.
Nichte Leicht'res auf ber Welt! der Grund davon war, weil —
Du legſt's 5 recht d’rauf an, zu necken und zu plagen!
Dorchen. | Nun, liebes Köschen, wel —?
Roͤschen.
Nun — weil Pr mich befann, Daß heut getanzt noch wird —
Dorden, einlenfend und fich von neuem umfehend. Sa freilich! Aber dann Darf man am Brunnen auch nicht allzulang’ vers weilen —
292
/
Roͤschen, ſich gleichfalls umſehend. Ich habe keinen Grund, jetzt allzuſehr zu eilen! ‚Es iſt fo reizend hier, fo ruhig, ſtill und kuͤhl; Dort, jener Linde Duft iſt wahllich zum Entzuͤcken —
” Dorchen. Doch — Indem fie fi auf den Arm ſchlaͤgt. unerträglich find die Millionen Muͤcken!
u ’
| Roͤschen.
Ach nein! das mat ich nicht. Mich freut ihr ſchwaͤr⸗ mend Spiel —
Dorchen, den Arm reibend. Nun, nun, ich wuͤnſche Gluͤck, wenn dir die Arme ſchwellen! — So giftig war'n ſie nie! Sich wieder ſchlagend. Ach! abermalse ein Std! er
Roͤschen.
Wer wird ſo A feyn! Dafuͤr beluſt'gen ie Auch — nein! du glaubſt's nicht, wie? — bie flattern⸗ den Libellen.
293
Sieh nur das Pärchen dort! Welch —— Gruͤn und Blau⸗ — Sorgen, veräßttic.. 's find alte Junger - —
So? Weiß man das fo genau? Als wollte fie welche haſchen. > ie beiden wenigſtens halt' ich Für Dann und
Frau; Weil fie sufammen fliehn. Sie ftolpert.
Dorhen. Gewiß, du wirft noch fallen —!
Roͤschen. Und — eben als du kamſt, vernahm ich Nachti⸗ gallen, Aus dem, aus jenem Baum, ich glaube faſt, aus allen,
Nein! So was hoͤrt' ich nie! Es hat mich ſo ergoͤtzt, Daß ich recht auszuruh'n mir heute vorgenommen; Drum wird, gefaͤllt's auch dir, zufoͤrderſt ſich geſetzt! Sie ſetzt ſich unter einen Baum,
294.
Dorchen, verlegen indem fie Waſſer ſchöpft.
Du fragſt gar nicht, wie ſonſt, warum ich ſpaͤt ger kommen?
Roͤsſche n. s iſt ja noch gar nicht kei Die Luft ift noch vecht heiß —
j #
Dorchen.
So thut's beinah m mir leid, nicht Stoß um meinen Fleiß, Dein! wahrlih, 's thus mir leid um meinen guten Willen —
Roͤschen. | Wenn du die Neugier weckt, To magft du fie auch io iin ftillen ; Mas meinft du, Dorchen? fprih!
Dor chen, halb liſtig, halb — | Du haft fo oft geklagt, Daß dich der — Stich im Feld' gewaltig plagt, Und, will man ehrlich ſeyn, du kriegſt auch Sommer⸗ ſproſſen —
Roͤschen, vor ſich. Still! wo will das hinaus?
295
Dorchen.
Drum war ich laͤngſt entſchloſſen, Fuͤr dich zu ſorgen — 0! ich bin dir herzlich gut! — er liebes Roͤschen! wie gefällt dir diefer Hut?
R schen, aufſpringend.
Ach, der iſt allerliebſt! — und aus fo lieben Händen — Für Fräulein fchön genug; fo zart iſt fein Geflecht!
Dorden. R Das glaube nicht, mein Kind! den iſt nur Fremdes recht! — Jetzt AR mir's Feine Ruh’, ih mußt' ihn er vol: lenden; | Da nimm und trag’ ihn heut’ zum erften Mal beim Tan — Nöschen. Sch dachte auch an dich; der Straus iſt nur von Micken; Für mich geht das fhon an; dich müffen ofen ſchmuͤcken! Die beſten, die ich fand, pfluͤckt' ich fuͤr dich zum Kranz.
Sie nimmt den Kranz unter dem — hervor. Beide kuͤſſen und pugen fich gegenfeitig.
296. ——
Dorchen. Trag' ſchnell den Hut nach Haus A
Röscen, vor fe. ER
Will fie mich bloß aa Sf 8 nichte, als eine Lift; wird’s fo nie abgethan !
x . Dorgen. Ks Dein Name In) auch drin; ich ließ recht — * ſchreiben; Denn ſonſt vertauſcht ſich s leicht.
Roͤschen hat ſchnell hineingeſehen. Dann leicht gerührt vor fi. - o
Ich that ihr Unrecht an! Dorchen. Er laͤßt dir wunderſchoͤn! Da, nimm geſchwind dein Kruͤgel, Und zeig’ der Mutter dich, beäugle dich im Spiegel” Wär dir vielleicht der Kopf zu hoch, der Rand En
breit, Ich hole dich noch ab, und aͤndr' es dir noch heut!
Roͤsch en, laͤchelnd vor ſich.
Das Recht ſcheint doch getheilt!
297
Laut, indem fie‘ für: Brunnen tritt. ö nnd Mein Spiegel fei die Duelle! —* nur, wie ein Kriſtall, iſt hier das Waſſer helle,
Und — s iſt .ein lieblich Spiel, ſich ſpiegeln wie ein Reh; |
Sich auf und nieder blend. Sieh, jest finfe NRöschen tief, jeßt hebt ſich's in die Hohe —
Dorſchen, verdruͤßlich.
Kein Reh; ein Aeffchen warſt du laͤngſt — auch
ohnedieß! — Die Mutter rufte dich im Garten —
Roͤs hen. Sp? Gewiß?
Und jetzt erf fallt dir's bei? — Sei ehrlich, Liebe,
Gute! Du vegft dic) fpät und fruͤh, arbeiteft dich faft blind ; Doch ſparteſt du die Zeit, um mich mit diefem Hute Noch heute zu erfreu'n! Wem wir gewogen fi nd,
Dem ſchenken wir auch wol ein unbeſchraͤnkt Vers trauen,
zumal — wenn's ihm gelang, uns halb fchon zu durchs Schauen. Dorchen. Was meineſt du damit?
298 | = Roͤschen. ger
| Und du, was wirft du roth? — Dich druͤckt, geſteh' es nur, geheime Liebesnoth! Du warteſt hier auf wen — Ja, wenn du willſt er⸗ ſchrecken, Dann uͤb' ich, wie ich weiß und kann, der Freund⸗ | ſchaft Pflicht,
Beſetze diefen Plaß bei Sonn: und Mondenlicht, Dis mir es felbft gelingt, das Weit're zu entdecken!
Dorden. Das — heißt Gewalt gebraucht! | | NRöschen. : ' —— Mir gilt jetzt alles leich! IIh hebe dich einmal! . ......... ale
Dorchen, vor fi. s iſt ein verwanſchter Streich: Ichn werde fie nicht los — Roͤschen. Ich ſchwoͤr' dir's zu, bewachen Will ich den Brunnen nun, trotz einem Zauberdrachen! !“ Dorchen. Nun, wenn du ſchweigen kannſt —
vo Nischen. Ich? Schweigen, wie ein Su Zieht fi fie zu fich nieder, | — Dorchen, ſetze dich! und nun gebeichtet! friſch!
Dorden.
Es war im vor'gen Mai, zur Zeit der Aepfel⸗Bluͤthe;
Sch fuchte Veilchen hier, und, als ich nun fo Eniete,
Vernahm ich ein Seräufch, und ſieh! am Brunnen faß
Ein fchlanker Jägersmann, der etwas eifrig las,
* ‚auf. a Himmel fah, zuletzt das Briefchen kuͤßte —
—6 Das fängt verdächtig an! Ei! ei!
Dorden. Das ich nicht wüßte!
Was ging das mich denn an?
Nöshen, Falt.
Nun freilich! Dorchen. Wahr bleibt wahr!
Drum will ich dir geſteh'n, es ſchien mir wunderbar.
—
300
d a
Sch lauſchte durchs Gebuͤſch; vielleicht mocht” er was —53 hoͤren Und jeßt ein —— Blick ihn in Gedanken ſtoͤren; G'nug, er ſtand auf und gizigg Roͤschen. Der hat's bei mir verſeh'n. Erblicken konnt' er dich, der Menſchenfeind! und gehn? Das haͤuft noch den Feragt — Dorchen. | Bald wirft du anders fprechen! Er ging fo eilig fort, daß, durch des Zufalls Spiel, hm, tie ich deutlich ſah, fogar der Brief entfiel.
Roͤschen. Und du —? Dorchen.
Die Neugier iſt die kleinſte meiner Schwaͤchen —
Roͤschen.
Bei Mädchen unfrer Art verfteht fih) das am Nand’ ! Dorchen.
Doch mußt' ich hier vorbei, wollt' ich nach Hauſe gehen;
/
301
Da fing ein Fruͤhlingswind gewaltig an zu wehen, Und wehte mir den Brief — gerade in die Hand!
Roͤschen. | Wer kann für das Geſchick? Schnell, Du haft ihn dor Berl?
Soraeh
Ich wolle! es nicht, und that's! — Es war ein Ab— ſchiedsbrief,
Des Vaters Segen war s, eh’ Gott ihn zu ſich rief.
Er ſchrieb, welch treuer Sohn der Juͤngling ſtets ger wefen;
Daß er der Aeltern Herz erfreut nur, nie betrüßt,.
Daß er die ſchoͤnſte Pflicht fat über Macht geübt,
Sic, Alles abgedarbt vom Lohn’, um nur den Alten.
Und noch ein Brüderchen zu Eleiden, zu erhalten.
Nöschen, mit Gefüht,
O wahrlich, das war ſchoͤn! Gewiß, der iſt dein werth,
Dein, die durch regen Fleiß den blinden Era naͤhrt!
Dorchen. O ſtill! — Ich war bewegt und uͤberdachte eben,
302
Wie den gefundnen Brief zurück ic) wollte geben; Denn ficher war) er ihm ein theures, ODER Pfand; Da kehrt' er felber um —
Roͤschen, lauernd
Hm! von des Brunnen Stufen Hört’ ich dich ein’ge Mal ſchon einen Namen rufen; Das Echo vief ihn nach — Sqhnel. | Nicht wahr, 's ift Ferdinand?
Dorden, niet.
Er kam; mein Aug’ war feucht; es bebte mir bie Hand —
Das yo ve weiß ich kaum; g’nug, liebes Kind, wir finden
Uns hier, fo oft ſich's füge —
Roͤschen.
Du ſollſt es nicht bereu'n, Daß du dich mir vertraut! Vor allem faͤllt mir ein: Was hindert euch daran, feſt euer Gluͤck zu gruͤnden? Dich preißt als Meiſterin die Gegend nah und fern, Er dient ſchon manches Jahr bei einem braven Herrn; Nun, nach des Vaters Tod, ließ ſich wol manches ſparen;
| 303 Auch heißes ja: Jung gefreit: hat Niemand leid | EAN — | Dor ch en. Wie altklug du doch ſprichſt! Die Achſel zuckend. Er faͤngt nie davon an — | Roͤschen. | Wär’ ich an deiner Statt, das muͤßt' ich * erfahren, Und heute, heute noch! | ) D or he 5 Horch doch! Was Elimpert dort? Roͤsſchen, auffpringend. |
Ein dehettuebet — Still! er geht vielleicht fonft fort! Sept ſich wieder.
394 _—
I DyiLte Scene
Die Borigen. Ein fremder Knabe, etwas romantiſch gefleidet und mit - einer Guitarre (anfänglich ‚noch außerhalb der. Scene.) Knabe, R Aingt ‚zur Guitarre. *) Die Hirtin Fam zum Wiefenquell Und bückte ſich hinein, Und fah im Waffer klar, und hell, Gar holden Widerfchein —
Er ftimmt noch an der Suitarre
R oͤs & en. Der Ant iſt recht hubſchi
Dor he en. e Ja, ja, er ade fi ich BR
Roͤschen, iſt aufgeſtanden und guckt.
Er ſitzt noch unterm Strauch'; wir wolln ihn ja nicht ſtoͤren. Setzt ſich wieder.
Componirt von Carl Maria von Weber. Das ganze hier abgeflirzte Lied: „Bach, Echo und Kuf“ ſteht in meinen Gedichten (Leipzig bei Hartknoch, 1817. ff.) 4tes Bocch. ©, 161.
d. Verf.
305 Knabe, fortfahrend. Doch blieb 8 Je. einfam im Gefild, Es konnt' ihr das Nareiffuss Bild Nur flücht’gen Scherz verleih'n! Roͤschen. Das iſt recht ſonderbar — — wDorchen. | Gexwiß! Es fheint beinah, Als hätt’ er uns belaufcht, als Aeffchen ſich befah ! | Knabe, wie oben.
Die Hirtin fenfzte tief und fang,
Suͤß, wie die Nachtigall,
Und von der Sehnſucht Lied erklang Der ferne Widerhall;
Doch Antwort nicht dem Liebeston,
Nichts gab zuruͤck der Felſenſohn,
Als den REN Schall.
| Br oͤschen. Da ſiehſt du, 's geht auf dich —
Dorchen.
Ich bitte dich, verfchone — Theaterfehr. II. 20
\
306
Röschen. |
r
Ich ließ mic) niemals ein mit dem Here Seifen ſohnen —
Knabe.
Die Hirtin ſuchte Raſt und Ruh‘. Am duft'gen Schattenbaum; Da ſchlich der Jaͤger fich Hinzu —
* Roͤschen, klatſcht in die Haͤnde.
Der Jaͤger! hoͤrſt du, Kind? Es wird ſtill.
voergen
Du ew' ger — Du haͤltſt auch keine Ruh' Nun haſt du ihn ver⸗ eitaca |
"Knabe, ſchnell eintrefend, ‚vor fidh. Welch allerliebftes Paar! : Eich verneigend, Könnt’ euch vielleicht ein Lied, Ein Tanz, ein Potponrri, von meiner Kunft belieben ?
— 307 Roschen, Se leiſe zu Dorchen. 9 Er iſt gewaltig hubſch er 2 — w a Nein, fahr: nur fort, mein Sohn! Doc) Hab’ ich nur den Straus bei mir —
"Rnabe, | —— — 8 che Wer fragt nach Lohn, Schön Mütterchen! Doch fprih, wo war ich denn RL | geblieben? Roͤsſschen, ſingt mit Neckerei gegen Dorchen.
„Da ſchlich der
LE 2 Ge 2 2 2
Jäger fih Hinzu —“
Knabe, fegt fich ihnen .gegehliber und fährt fort.
Shr- dünke’-es nur ein. Traum.
Er fann nicht lang’ auf Wort und Gruß, Schnell fühlte feinen Teifen Kuß
Der Lippen Roſenſaum.
Nun duͤnkt ihr Flur und Wald nicht leer — Sie ſprach in ſtillem Sinn: Dich Baͤchlein, ſuch' ich nimmer mehr,
308
Rauſch' deines Weg's nur hin! Behalt' den matten Gegengruß, Freund Widerhall! des Jaͤgers Kuß | . höheren Gewinn, Er :
m Rdschen.
Sag), Dorchen, ſprach ſie vet? ti GI nd dr Zum Knaben. Das Liedchen iſt wol aus?
— 9 Ri auffpringend, als wollt er fie beide kuͤſſen. Ja — bis auf die Moral! R oͤ — he n. Nicht ts! nichts! du * kein Fa Ei, glaubt ihr Kinderchen, die Sänger wären träger ? Roͤschen. Nichts, die iſt eine Braut! Knabe. Und du?
309
Rbeqen.
— it der Staus!
Knab e, nimmt ein Notenblatt, laͤßt ſie den Straus auflegen * ſteckt
ihn dann auf den Hut. Auch gut! ich danke ſchoͤn!
Roͤschen. Es war nicht mehr bedungen — Dorchen. Von mir genuͤg' es dir: du haſt recht ſchoͤn geſungen. Knabe. Von Mädchen, huͤbſch wie ihr, iſt dieß der fchönfte | Sol; ' Selbſt Reich e wiſſen oft, mit Worten abzuſpeiſen; Da muß man obendrein noch ihren Zartſinn preiſen, Und ſpricht: der Edlen Lob gilt Saͤngern mehr als Gold! — Doch koͤnntet ihr vielleicht mir einen. Dienſt er: weiſen,
Sat — ihr von meiner an, nicht noch was hören ! wollt —
310
Dorden,
geht Roͤschen einen verneinenden Wink.
Dir einen Dienft — ? Köschen. m Womit?
Suaben. 4
Sagt, welcher von den Wegen Fuͤhrt er nach Maiendorf?
Dorchen. Da, nur den Wald grad' aus!
Roͤschen.
Das rothe Ziegeldach iſt meines Vaters Haus; |
Die Aeltern geben gern vom lieben Gottesfegen;
Drum fodre Milch und Obſt! — Du kommſt heut en recht gelegen —
Knabe, mit Empfindung, vor En Ach ja, das hoff' ich auch! Laut.
Wie — du 1008? Wi⸗ * 7
311 Dorchen. Wir haben heut' ein Feſt.
Roͤschen.
Ja, heut iſt Alles froh; Der —— Herr, kein Freund vom Kloſter⸗ leben —
Dor ch en. Hat geſtern ſich verlobt — Roͤschen.
Drum wird ein Tanz gegeben, Und ganz natuͤrlich s, wo Froͤhliche ſich freu' n —
Knabe. Da pflege Muſik und Lied ein lieber Gaſt zu ſeyn! Roͤschen. Ganz recht! Knabe. Ihr ſelber feid wol aus dem Dorf?
Roͤs ch en. Ja freilich!
312
Knabe. | O Schön! fo können wir ja mit einander geh’nt
Dorchen, ausweichend. Das ſchickt fi) wohl nicht recht —
Nischen 3 aan
Uns ift das nicht fo eilig! Dorchen ins Ohr.
Wir mäffen vor dem Tanz ja noch den Jaͤger feh’n;
Sich gebe dir mein Wort, er fol und muß gefteh’n,
Was ihn fo blöde macht —!
Knabe, vor fic. | Was haben die zu flüftern?
Dorchen, zu Röschen. Nein! ſo war's nicht gemeint!
—
Roͤschen, | nimmt den Knaben bei ber Hand und führt ihn nad) einer Seite. Hier geht der Weg! Gieb Ache! Hier links! Und fpude dich! Du fiehft ja, 's wird bald Nacht.
Knabe. Drum eben meint' ich ja — Wollt ihr allein im Duͤſtern —?
ı 313 Dorchen. or wir * ind * RN PR
Rise en. | —* fe dir denn: allein?
PER
Verſtanden, fchönes Kind! Sch will nicht läftig feyn ! She fommt doch auch bald nach? Ich —* viele Lieder — —*
Roͤs chen. Nur * Lebewohl!
8 or ey en. Recht bald ſeh'n wir ung wieder!
Knabe im Abgehen, vor ſich. Wol eher, als ihr denkt! Hier giebt's ein Stelldichein! Schleicht ſich um ein Gebuͤſch und verbirgt ſich Hinter den
ER cn nn bh a
314 — N
Vierte Scene Ka ep 10h 13 a Roͤschen. Dorchen. Der —— verborgen, doch dann und wann hervorlauſchend. (Dieß ſtumme Spiel muß. bier und vorzüglich im folgenden Auftritte wol abgemeffen mer: den, weil fonft des Guten Leicht zu viel oder zu wenig gefche:
hen Tann.)
Dorden. — ger Du — das gut gemacht, wenn auch J. eh fein! |
Röshen Sa, Dorchen ! Mädchenlift gilt viel, doch nicht beim | Sänger; %
Denn Teiche fucht hinterm Strauch, wer ſelbſt dahin⸗ ter ſtand —
Ing
Do r 4 dir ward — bang —_ R 5: schen. Wie fo?
Dorden. ‘a, Ferdinand Iſt —
. 315 a Tr Re
Eiferfüchtig wol? = | Do 2 en.
Manchmal ein Srillenfänger ; Haͤtt' er den Knaben mit der Cither hier gefeh’n — Roͤschen.
Sp war's vielleicht für Heut” um feine Gunſt
geſcheh'n? O ſchoͤn! das iſt mir lieb! |
Dorden. Wie fo? was willft du machen? Roͤschen.
Je nun, die Eiferſucht ein wenig anzufachen, Waͤr' wol in dieſem Fall erlaubte Schelmerei, Und fuͤhrt den rechten Punkt: weshalb er ſchweigt? herbei. Dorchen. Du wirft doch nicht — ?
Roͤschen.
Ei wol! Ich werd’ es ihm entdecken,
316
Daß du did mir entdeckt. Jeh will ſo lang ” necken, ©... Dis er den Grund mir fagt, der ihn zurücke hält, Daß er Er Alien Muths das Aufgebor beſtellt — ; Sorhen.
Nein! fag’, wo denkſt du hin? R oͤschen. | Du kannſt dich ja verſtecken! Koch, horch, dort rauſcht's im Buſch! Wahrhaftig | Ferdinand! | Dorchen. Wohin verberg' ich mich? Roͤschen. | ‚Dort Hintern Brunnenrand
Dorchen, 3 Anti die Augen niederfchlagend. |
— lauſcht' ich manchmal ſchon — Roͤschen. — Nun denn, dort in die Hecken!
Dorchen. Auch da ⸗
317 Aa
&, ſo? — Wohlan/ in dieſe ER Jar‘ hinein!
Du chent zu hair — blos auf der Be —
ji ſeyn, rn
Und — dvoffentlich in der biſt du noch nicht ger
wefen ?
Dorchen. Nein, nie —!
Roͤschen, ihr hineinhelfend.
Geſchvindt Nur friſch! — Ich will Hier Erdbeer' leſen!
Sie kniet ihr gegenfiber auf den Nafen, und ftellt Eh as WYIFTLEEET OR. fuchte fie welche. £
318 —— —— J
Sänfte Scene,
ABER Vobhan und de Knabe verborgen.
Ferdinand kitt auf und fegt fih, ohne Röschen zu bemer—
fen, am Brunnen nieder Als er anfängt zu reden, lauſcht der
Knabe ſchnell hervor, macht eine heftige Bewegung und verbirgt ſich wieder.
Ferdinand.
Es geht doc, keins von allen Leben Ueber das Leben im grünen Wald! Hab’ ich auch ungern mich ihm ergeben, Ward mir’s doch liebe Gewohnheit bald; Moͤcht's nun mit feinem andern vertaufchen ! Ha! wenn ‚die Tannen knirren und raufchen, Dder wenn Weftwind im Birkenlaub fpielt,. Heut’ den Hirſch, morgen den Eber belauſchen, Wenn er keimende Saaten durchwuͤhlt, | Traun! das gewährt ein freudig Vergnügen, Stärfet die Sennen, und bringt auch Gedeihn, Iſt der gerecht’fte von allen Kriegen — Möchte fein and’ver auf Erden feyn!
Roͤschen, vor ſich.
s iſt ein recht ehrlich Blut! o der iſt Teiche ge | fangen !
319 Dorgen, \eben fo.
wie ſcheint, trägt ex nach mir fein altyubeig Ders langen!
gerdikand.
Ad, wie leicht war mir font zu Muthe,
Wenn ic), ermüdet von fröhlichen Mühe,
Bald in des Forſtes ſchattendem Grün, RN
Bald am labenden Brunnen ruhte! |
Wol ſcheint die Gegend jest ſchoͤner zu bluh "Ar
Seit mir die Holde, Reisende, Gute,
Seit mir das liebliche Dorchen erſchien , -. Roͤschen und Dorchen nicken fi verftohlen u se
Aber feit Lieb’ in diefem Herzen,
Tief, ach! nur allzutief, Wurzel gefaßt,
Kann ich nicht über mein Schickfal mehr feherzen,
Finde bei She nur Erquickung und Raſt.
Ach wol auch da nicht! — Wie ſoll ich's ertragen,
Bietet ein Andrer.ihr feine Hand? —
Dennoch — muß id ihr nicht. entſagen?
Soll fie ein Gluͤck ſich meinthalb verſchlagen,
Den ſein Verhaͤngniß, zu ſaͤumen, verband?
Dorchen, vor fi.
Wie dauert mic) fein Schmerz! Was werd’ ich hören müffen ! |
bin
Röshen, een. ie N
Das Klinge doc wunderbar! Nun vollende up, m wiſſen!
Ferdinand,
Ruhig, mein, Herz! Denn Bangen und — | endet den Rathſchluß des Himmels nicht}. Dulde und hoffe! Iſt's maͤnnlich zu Klagen? Foderts das Schickſal, ſo leiſte Verzicht; —— Zwingt dich doch eine altere Pflicht — Wr A
Dorden, vor ns. Was ift das? Himmel! wie ns
Nöschen, eben fo. Seinae wird mir bange! Haͤtt' er — ein Weib! Das wär’ ein ſchoͤner Streich! Nein! nem! ich glaub” es nicht — Doch wif fi en will ich's! gleich! Langſt riß mir die Geduld! — Springt auf und ſchreit.
ne! Huͤlfe! eine Schlange!
Ferdinand, herzueilend und den Hirſchfaͤnger Hehe;
Wo ift das Unthier denn?
321
Roͤschen. | Dort! fieh nur! unterm Bufch'! Siehft du den Kopf? den Schwanz? Wie fie fih kruͤmmt! — Huſch! Huſch! Nun ja, nun iſt ſie fort —
Ferdinand. Gering nur iſt der Schade!
Roschen. So? gilt mein Schreck denn nichts? Zu ſterben | ohne Gnade, ' Das hätte ihr gebührt — | | Ferdinand.
Dod) fol es edel feyn, Wenn man nicht firafen ann, großmüthig zu ven
zeih'n.
Roͤschen.
Du ſpotteſt noch? Schon gut! Ich koͤnnte dir was ſagen Von großer Wichtigkeit —
Ferdinand.
on Für mich? Nun, darf man fragen —? Theaterſchr. II. a1
say | Roͤschen. Nichts! Ich bin taub und ſtumm! | Ferdinand. | Ließ ſich nicht Dorchen feh'n ? Roͤschen.
Waͤr' ich nur nicht zu gut! — Ja wol ſah ich fie geh'n; Wohl dir, daß du's nicht ſahſt —
Ferdinand, mit immer ſteigendem Affeft.
Sprich, was foll das bedeuten ? Dorchen, vor fid. | Was fängt die Thörin an! | Roͤschen. Sie ließ ſich heut begleiten — Ferdinand. | | Begleiten? wie? von wen?
Roͤschen.
Nun, von dem jungen Mann —
323
s ift wol ein Freund von dr? — Der zu der Zither Saiten,
Du glaubfi es nicht, wie ſchoͤn, wie zärtlich fingen kann —
Ferdinand. Ein junger Mann, ſagſt du?
Roͤschen.
Mein’thalben auch ein Knabe, Doc fchlau dabei, gewandt; er hat fo eine Gabe, Man fan nicht widerftehn! Du mußt's ihr fchon verzeih'n; Er iſt ein arger Schalk —
Ferdinand. Was? Nimmermehr! nein, nein! Sn Stuͤcke Hau’ ich ihn —! Roͤschen. Ich daͤchte gar, in Stuͤcke! Mach's lieber auch, wie ſie!
Dorchen.
Rt O Himmel! welche Tuͤcke! Sie iſt die Schlange ſelbſt!
0
324
Roͤschen, zaͤrtlichthuend. Steh'“ nicht — finfter, Blicke
Doch einmal Rochen ar Ich war-dir lange gut — Mein Vater ift nicht arm — auch — gab's hier nichts
I zu flüchten | Bor Schlangen; blos dein Aug” wünfche ich auf mic
zu richten — .
Das wirſt du doc verjeiß! n?
—
- erdinand, fe zuruͤckſtoßend.
Hat falſche Weiberbrut! Euch, Maͤdchen, ſollte man, euch! Schlangen, Nat: tern nennen! — | — 7— Sie iſt voll a
© or pe en, beugt fich ein wenig aus der Weide, Kannft du mich fo verfennen ? Serdinand..
Wie? fpotten Bäume mein? 5 us et EDEN und nmarmt freudig den Stamm.
Du biſt's, mein Dorchen? Du?
\ 3235
O fo war alles Scherz! Du hoͤrteſt felbft ung zu; O komm heraus, gefhwind! Eine Hand am Daum, die andere nach ihr ausgeftredt, | Du woll?ft wol hier im Kühlen — Ware’, warte nur, du Schelm! — nur freilich um— gekehrt, Und drum gedoppelt ſchoͤn — mit mir Verwandlung fpielen? *)
. Dorden. | Ei, das verfich? ich nicht; das iſt mir zu gelehrt!
Ferdinand.
if * ein Keſtchen noch, von dem, was ich geleſen
In meiner Knabenzeit — vom alten Goͤtterweſen;
Die ſchufen Maͤdchen oft in Baͤum' und Pflanzen um —
Roͤschen, vor fih.
Gut, daß fie ausregiert; denn das war doch — recht dumm !
) Theatermaler und Schaufpielerin werden es zu bewirken willen, dab im dieſem Auftritte das Bild einer Dvidifhen Metamorphofe * Zuſchauern ag vor Augen ſchwebe.
326 FEAR RE
Serdinand, .ı- immer noch hinaufredend. Die Locke flog als Laub; es mußten fih zu Zweigen Die ——— weiß wie Schnee, die Zeh'n zu Wur⸗ eln beugen; Ein Mädchen haſchte man, ach! und umfing geſchwind Den fuͤhllos kalten Stamm —
1
Roͤschen, vor fig.
Ich glaub’ es nicht! 's iſt Wind!
Ferdinand,
Dod, wenn es dir beliebte, der Weide zu entfteigen, Verwandelt fih der Baum für mich in’s fchönfte Lind —
Roͤschen, vor ſich. Was wahrlich kluͤger iſt!
Dorchen, eig an Ferdinands Hand heraus.
Geſchehen ift das Wunder
Ferdinand,
fie freudig umarmend.
9, beſtes Dorchen, du! Du fcheinft fo froh, fo munter!
327
Ein Roſenkranz im Haar! Faſt gleichſt du einer Braut —
Roͤschen. Und warum iſt ſie's nicht? Dorchen, zu Ferdinand.
Komm, Freund, und laß uns gehen! Bitter zu Roͤschen.
War das der Lohn dafuͤr, daß ich mich dir vertraut? Nur dein — * — Herz ſi ich allzufruͤh durch⸗ ſpaͤhen —
Roͤschen. Kein! das iſt mir zu toll! Verliebte Leute find — Dorden. O ſchweig'! bemuͤh' dich nicht! Roͤschen.
Auf beiden Augen blind!
Dorchen, ſie nachahmend.
„Ich war dir lang’ fchon guet“
328 Rösgen.
Wie konnte das dich — * Haͤtt ih die Beichte wol dir Aug’ in Aug’ gethan?
Dorden,
etwas gemäßigter.
„Mein Vater ift nicht arm!“
Roͤschen
Kommt, Kinder, hoͤrt ww an! Si mit der Wahrheit raus! Waͤhrt ehrlich doch am längften !
Dorchen, vor fig.
Wahrhaftig, ſie hat Recht! Konnt' ich ſo thoͤricht
ſeyn —7? Roͤschen. Daß ihr euch leiden koͤnnt, hat Dorchen beichten muͤſſen; Doch, wer fi ich leiden kann, der pflegt ſich auch zu frei'n.
Ru das ihr nicht thut, das will, das muß ih willen !
| 329 Zu —9 a ie an deiner Statt, ich fpeäch’ noch heut zum
| Kern: Wer felßer glücklich ift, erfreut auch Andre gern; Sie haben eine Braut; Sie find ſo froh, fo heiter, Auch ION gerne feyn — nun! und fo — und tere) fo weiter!
Dorchen, verteifend. Stil, Röschen!
Ferdinand.
Laß fie doch! Längft lag mir wie ein Stein Was auf dem Kerzen — jest, jest will id) dir's erklären; Mich dränges dazu; ich fühl’s, es muß, es muß fo feyn — Schen® mir Gehoͤr —
Roͤschen, pathetiſch.
Gut! gut! Das woll'n wir dir gewaͤhren!
Ferdinand.
Mein Vater, karg belohnt für rege Treu’ und Muͤh', Fand fpat ein liebend Weib; die Gute ftarb uns früh;
330
Er gab ung Unterricht, und fing — ich fag’ es REN En rn
Bon unferm Kopf und Fleiß das Beſte an zu Soffen.
Wol rauh und dornig oft ift des Gelehrten Bahn;
Der Vater hatte das in vollem Maaß erfahren,
Doc wählt’ er fie für uns, fing, Gott vertrauend, an;
Was immer möglicd) war, ſich felber abzufparen.
Umfonft! ein Krankheirsftoff, den er ſchon fang’ ge: naͤhrt,
Brach aus — und laͤhmte ihn zuletzt an allen Gliedern.
Ad, * mich uͤbergehin! — Genug, bald war's erklärt,
Das Wen’ge reihe kaum für einen von uns Brüdern. |
Dorden.. Dein armer Vater! Roͤschen.
Ja, nun lach' ich auch nicht mehr.
Ferdinand.
Ich hatt' es wol bemerkt — traf's gleich mein Herz
erſt ſchwer, Und konnt' ich's uͤberdieß nur insgeheim erlauern — Am allermeiſten ſchien der Juͤngſte ihn zu dauern,
331 * . in früh’ fer Zeit, — fo viel ergab ſi f ch klar —
Wei⸗ hoh re Faſſungskraft, als mir, verliehen war; Ich uͤberlegte das —
Dorchen. Du guter Ferdinand!
Ferdinand.
Gott ſelber fuͤgt' es wohl, daß ich das Rechte fand.
Ein Foͤrſter hatte mich einſt aus der Tauf' gehoben;
Drum fing ich an, von fern die Waidmannskunſt zu | loben,
That's öfter — und erkohr dann felbft den Zägerfiand.
Roͤschen.
Das haſt du recht gemacht! Ich wenigſtens erblicke
Dich lieber — ſo huͤbſch gruͤn, als ſchwarz, in der Peruͤcke,
Und, will ein Waidmann mich, da, da iſt meine Hand!
Ferdinand. Kaum hatt” ich ausgelernt, ward ich hieher empfohlen ; Mich — ſchreckt' erft die Liorei, doch — reichlich war der Lohn;
332 Da dacht ich; Jeder Rock ehrt einen treuen Sohn! Dacht' an den Bruder Fritz — mir brannt’ es unter’n | Sohlen! vr Dordhen. Wie brav, wie gut bift du!
Roͤschen.
Ja, du kannſt ſicher ſeyn, Ich necke dich nicht mehr!
Ferdinand.
Das ſchoͤnſte Gluͤck ward mein! Ich Eonnt' in kurzer Zeit ein Suͤmmchen mir er ſchwingen, Ward Jaͤger für den Forſt — Mit Freudenthrä nen. gab | Dem. alten Vater ic die Tröftung mit ind Grab, - Auf ein Symnafium den Bruder Frig zu bringen —
Dorden. ‚Du—!
Ferdinand. | And dieß Geluͤbd' muß in Erfüllung geh'n;
Ich darf es nicht bereu'n, hab! ich — gleich dich gefeh'n!! Ich habe Vaterpflicht; darf ich den Sohn verlaffen ?
Dorchen. Nein, theurer Ferdinand! Dann muͤßteſt du mich haſſen! | Ich ie dein Dorchen iſt's, die zärtlich dich befchwört : Bleib treu der fchönen Pflicht! — Ich hab’ gar oft | gehört,
Daß armer Knaben Geift, in Dürftigkeit geboren, Bon armer Hand gepflegt, der Höchfte fich erfohren, Daß fie das Herrlichſte auf dieſer Welt vollbracht —
Ferdinand.
So hab' ich dich gehofft! Doch — haſt du auch bedach —?
Dorchen.
Ich bleib' dir ewig treu, und folle ich auch auf Erden, Geſchieht's aus dieſem Grund, nie, nie die Deine werden! Wer weiß ja auch, ob Gott uns nicht ein Gluͤck beſchert — Er kann's ja, wenn's uns frommt — | Roͤschen, feurig.
\
Wie ſeyd ihr mir ſo werth!
334 SH weiß vor Freuden kaum ein Ende bier zu „machen; | Das Weinen it recht fchön, doch ſchoͤner Ber das Sachen;
Drum — drückt nun Mund auf Mund, drum fügt ’ nun Hand in Hand, Beftätigt das Geluͤbd' —!
Dorden,
: in Ferdinands Armen. Mein Ferdi — Der Knabe,
der tale mehrere Mate, doch von den Spielenden unbeinerft, fÄ cht⸗ bar worden iſt, erhebt fich mit ausgebreiteten Armen,
Ferdinand i
Er verfchtwindet wieder. Alle ſehen ſich verwundert um.
_— — "..335
Sechste Scene
Die Vorigen. Bald darauf der Knabe ſichtbar ’ werdend.
Ferdinand. Iſt denn noch Jemand hier?
Dorchen. | Dort fchien es her zu Schalen.
Roͤschen.
Das Echo kann doch nur Empfang'nes widerhaten; Doch rief's den Namen aus —
Ein Laufer auf der Guitarre.
Ferdinand. Horch! Aeolsſpiel im Wald — ?
Dorchen. Es ſcheint kein Maͤhrchen blos, daß Baͤume ſich beleben — Roͤschen.
Wie? was? Seht doch dorthin! Gewiß, nun glaub' ich bald,
336
Daß Nymph' und Waſſernir aus Brunnen ſich erheben —
Der Knabe ſteigt auf den Brunnenrand und ſpringt —53
O Himmel! o! ein Geiſt! Knabe, mit ausgebreiteten Armen auf Ferdinand und Dorchen zueilend Nein! ich ertrag's nicht laͤnger! Schließt — euch Arm in Arm, gehoͤr' ich auch dazu — Bi: Ferdinan d. Nur face, nur fact, meih Freund! Sag’ an, wer biſt denn du? Roͤschen. Nun ſeht den Boͤſewicht! * iſt der verwuͤnſchte Saͤnger — Ferdinand. | Wie? welcher Sänger? Ha! fo wär es dennoch wahr — Roͤschen. —— Das Baͤrtchen fliegt erſt an, nicht groß iſt die Gefahr —
N
337
Ferdinand,
Er foricht Hei alledem in fo vertrautem Tone Und an dem Sängervolf ift oft Fein gutes Haar —
Knabe.
Du biſt, irr' ich nicht ganz, ja ſelbſt ein Exemplar, Mein ſtrenger, zorn'ger Herr! von einem Cantors⸗ ſohne —
3—
Ferd i nand. Sprich, woher kennſt du mich?
Knabe, faͤllt ihm freudig um den Hals und dreht ſich einigemal mit ihm herum. Ich dich? Nein, alle Blitz! Nein, haft du denn den Staar? — Sch bin ja Fetder Fritz!
Ferdinand.
Iſt's moͤglich! o mein Fritzu Du bis, den ic unmfange! So friſch, geſund, ſo groß!
Knabe.
Ja, aber 's iſt auch lange, Theaterſchr. II. 22
a
338
Daß wir uns nicht. gefeh'n! Gelt, das ift beine Brauteee Geſchwind den Schweſterkuß — ſonſt, ſonſt wein ich noch laut — Zu Nöschen. Auch du, wer du auch feyft — |
Roͤschen.
Es ſey! — Doch nur die Wange! Denn wir ſind nicht verwandt —
Knabe. | Sind's alle Frohe nicht? Und ich, ich bin fo froh —! R
Ferdinand. Doch gieb nun auch Bericht, Wie kommſt du jeßt hieher ? Ä
Röschen.
Knabe. | Blos um den Willen Des beften, bravſten Mann’s gehorfam zu erfüllen, Um deine Sorg' um mich, mein Bruder! zu zer ſtreu'n,
339
Und — wenn du Hochzeit macht, mid, grenzenlos zu freu'n!
Ferdinand,
Schweig, Bruder! ziemt's doch nicht, auch - über Ernftes fcherzen !
Knabe.
Wer ſetzt wol Ziel und Maaß dem fuftdurchglühten Herzen ? — ‚9 aberſchwenglich viel haſt du an mir gethan, So nimm — von meiner Hand dieß Brautgeſchenk | auch an! Gliebt ihm ein Papier.
Ferdinand, es zurhefgebend.
Sig! Fritz! Gott ſteh und bei! Sch muß für dich erblaffen —
Wie koͤmmſt du zu dem Schein, fuͤnfhundert Thaler wert) —7?
Knabe.
Dem beften Bruder hat die Vorficht es befchert !
O Eönne ich in ein Wort nur Alles, Alles faffen!
So höre denn geſchwind Ein edler, reicher Greis
Ließ juͤngſt dem einz'gen Sohn zum langen Abſchied ſingen —
340 Nöshen. Zum langen Abfchied —?
Ferdinand. Wie —? Im. .n Knabe. Ihr fragt, doch — auf Dorchen Bes die gerührt zum Himmel aufblicke dieſe nicht! Der Abſchied it gemeint, wo man bei Fackellicht „Wie fie fo ſanft ruh' n!“ ſingt — Sch war mit in dem Kreis, dit in dem Schälerhor, und mein Gefang, wer weiß, Wie Gott es ſo gefuͤgt, mocht' ihm zum Kerzen dringen; Er 309 Erfund’gung ein, nad mir, nad) meinem Sei | glei; Sch mußt' ihm eine Schrift, dann — beine Briefe | bringen; | Er las, und ſprach geruͤhrt: „Fahr' fort, mein Sohn! | fortan . Sei mein allein die Sorg' für deine Lebensbafn!* «
* Ferdinand. 129 O guter Gott!
341
Dorchen. RL "dw BE
Knabe. '
chi nr Schon, if mir eine 2 Stell Dei —* Schul; im, Land — bedenk' nur! — auf gemacht ;
* *— ich lernen! var — Doch) rief er auf der Hs Schwelle, u — halb traurig, ſchiet, noch einmal mich zuruͤck, Uni ſprach — du glaubſt es nicht, mit welchem Heil;
gen⸗Blick? — „Sn einem Mädchen hat dein Bruder hier gefhrieben; Sowenig er das fagt, fie mögen: wol fich- lieben! Da, nimm ihm diefes mit, und fag’, er foll fein Gluͤck Umbdeinetwillen nun auch feinen Tag verfchieben ! * Da lieber Ferdinand! %
Ferdinand.
Nein! nein! faft kraͤnkt es mich — Di age doch auch mein Sohn! ich that's fo gern
für dich! —
Roͤschen.
Dr heißt den Eigenſinn doch auch aufs öchfe treiben !
Knabe.
Dein Sohn, dankbar und treu, das werd’ ich ewig bleiben; Doch feine 8 faft, er errieth, du koͤnnteſt widerſteh'n; Er ſprach: „Nimmt er's nicht an, laß nie dich wiederſeh n te m. RR Roͤ schen. AT eg Bra! ‚der iſt mein Mann! Man muß die — zwingen
K nabe. Nun, darf ich bald ein Lied zu Eurer REM fi ingn? Sch muß in — fort — Ferdinand. Frag' Dorchen!
J
Dorchen, ihn umarmend.
Ferdinad! Roͤschen. So recht, ihr Kinderchen! Es wird Euch nht geveuen !
Knabe, wm u Aerbinape.
Die Liebe lohne dir!
343 Dorchen, zu demfelden.
Es muß die Engel freuen, Wird fromme Treu’ belohnt —
. Ferdinand. Durch treuer Liebe Hand!
Indem ſich alle vier umarmen, faͤllt der Vorhang.
—6
un IIND ! nel, 433% JA 13 nih Q [ f
des zweiten Bandes,
1. Das Nachtlager in Granada. Gchaufpiel in zwei Aufzuͤgen. 1817. | R 5 ©ı Zuerft gedruft in Beders Taſchenbuche zum gefelligen Vergnügen auf das Jahr 1819. — Aufgeführt auf dem Burgtheater zu Wien, auf dem Hoftheater zu Dresden, auf dem Theater zu Frankfurt am Main u. a. — Vor—⸗ zuͤglich in der Kaiferftadt ward ed mit dem aus- gezeichnetften Beifall beehrt und foll dafelbft bereits die goldne Hochzeit gefeiert haben. — Frau Hoffchaufpielerin Sriederife Gdir- mer zu Dresden ift in der Rolle der Gabrielle von E. B. v. Leyfer en gouache gemalt und von Stölzel in Kupfer geftochen worden. (Schwarz und coforirt — im Verlage der Ritt⸗ nerfchen Kunftyandlung.)
| | 345 IE Wetrus Apianus, oder Achtung der Wif- fenf ra Schauſpiel in‘ —— Aufzuge. 1818. | ©, 77 Ga Zuerſ — — im Bederſch en Taſchen— buche auf das J. 1820. — Einigemal aufge:
führt in Wien, Prag und Dresden. Im. Ser Weinberg an der Elbe, Landliches Suft- und Feſtſpiel in Einem Aufzuge. 1817. ©. 131 Wie die, nicht zur Auffuͤhrung gediehene Feft- oper Alcindor (ſ. den erſten Band) von der Koͤnigl. Saͤchſ. General⸗ Theater = Intendanz erhaltenem Auftrage gedichtet, und zum erſten Mal, ſowohl beſonders, als (in den „Maleri- ſchen Schauſpielen) mit Van Dyks Landleben“ vereinigt erſchienen bei Goͤſchen 1817. — Aufge⸗ fuͤhrt zu Dresden am 15. und 165 November, ingl. am 7. December 1917, wiederholt, bei An ‚wefenheit der Frau Erbgroßherzogin von Tos— fana, am 5. Detober 1519 — Die zwei Pro=- loge zu. den ‚drei ‚erften Vorftellungen, von Theodor Hell, ſ. in der Abend =Zeit. 1817. Nr, 281. und Pr. 306. fo wie den Prolog zur vierten, vom Dichter des Stuͤcks — 1819.
Nr. 239.
IV. Das Morgenſtündchen. Luſtſpiel in Einem At.’ 1806. { anunm ©, ıgL
346
Zum Theil nach einer Anekdote, — Zuerſt ge: druckt im zweiten Bandchen der Tulpen, Leip⸗ zig, bei Hartknoch 1807. Kurz nad feinem Er- fheinen mehre Mat aufgeführt, im’ Leipzig und Dresden, fpaterhinaud in Berlin.
V. Der, Drangenbaum. Luftfpiel in, Einem Act, BR u mi re
Der ſtumme Blumenjunge, größtentheils nad einem damals in Dresden lebenden‘, allbe= kannten Drigimdl,. Dieß Stu ward zuerft gedruckt im fehffen Bändchen der Tulpen, und von der Saͤchſ. Hofſchauſpielergeſellſchaft mehr- mals mit Beifalle aufgefügrt. Julius Weid- ner, damals in Dresden ‚jest in Franffurth ir Main, bewährte in der Nolle des Feder feine Meifterfchaft ald Charafteriftifer, und ift, in der von ihm felbft angegebenen Maske, abges bildet im erſten Heft der Theater-Coſtume der Koͤn. Saͤchſ. Hoffchaufpieler, von €. Straud,“ Leipzig, bei Spieß in Commiſſion.
VI Der Abend am Waldbrunnen. Idyll in Einem Acte. 1318. N ©. 285
Qaerſt gedrudt in Adolph Muͤllners Als manadhe für Privatbühnenauf das Gahr
- 347
1319. — Diefes Idyll mißfiel in Berlin, wo ed zuerfi auf die Bühne fam, ganzlih. Auf den Theatern zu Leipzig und Dresden ward cs fpäterhin einige Mal mit Beifall aufgeführt.
Saͤmmtliche Stüde find anjeßt nochmals überfehen und, fo viel thunlich, verbeflert.
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