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Allgemeine Monatslhrift fiir :

deutsche, russische und schweizerische Garten- und Blumenkunde und Organ des Kaiserlichen Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg.

Unter Mitwirkung vieler Botaniker und Gartner Deutschlands, Russlands und der Schweiz

herausgegeben und redigirt

von

Dr. Eduard Regel,

Kais. Russ. wirklichem Staatsrathe, Ober-Botaniker des Kais. Bot. Gartens in St. Petersburg, Vice-Prdsidenten

des Kais. Russ. Gartenbauvereins in St. Petersburg, Ehrenmitgliede, Mitgliede, Correspondirendem Mit- gliede vieler Gelehrten- und Gartenbaugesellschaften, Inhaber mehrerer hoher Orden,

Mitherausgeber fiir Deutschland:

H. Jager, Fr. Francke, K. Petzold, Hofgarteninspector in Eisenach. Kgl. Bot. Gartner in Erlangen. Garten- u. Parkdirektor in Muskau, A. Senoner, C. Salomon, E. Mayer, in Wien. Botanischer Gartner in Wiirzburg. Garten-Inspektor in Carlsruhe.

Mitherausgeber fiir die Schweiz:

E. Ortgies,

Obergartner am Bot. Garten in Ziirich.

Mitherausgeber fiir Russland:

Dr. F. von Herder, . E. Ender, Kais. Russ. Hofrath u. Bibliothekar am Kaiserlichen Erster Girfner am Kaiserlichen Botanischen Botanischen Garten zu St. Petersburg. Garten. zu St. Petersburg.

Zweiundzwanzigster Jahrganeg.

Erlangen, 1873. Yer g vo nil 6 rd inca ad -H wk e.

Druck der Universitkts-Buchdruckerei von E. Th. Jacob in Erlangen.

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Se oe ; i, Ma: 7. ne ete _ Seinem verehrten Freunde

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Herrn-

widmet

in dankbarer Verehrung

" diesen 23. Jahrgang der Gartenflora

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der Herausgeber. \ i 4 = 4 » Be BAL? > : x r . . ey : i be 3 <7 + ¢ _ y 2 i" . ae ; : = P aa ~ " i : * " 2 * we ee rare by a Y 4 “4s ees 5 us x -) ea

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Kin Zeitraum von fast 40 Jahren ist dahin geschwunden, aber diese lange Zeit hat nicht die innige Verehrung und Dankbarkeit geschwicht, die der unerfahrene Jiingling Ihnen aus vollem Herzen entgegen getragen hat, als Sie den Schwachen freundlich stiitzten und demselben die ganze Begeisterung einfléssten, welche das Studium der Pflanzenwelt seinen Jiingern stets in so reichlichem Maasse entgegen getragen hat.

Sie, verehrter Freund, gestatteten mir einen Blick in das geheimniss- volle Halbdunkel des Lebens und Wesens des Pflanzenreiches zu thun, Sie gaben mir eine Idee von der Mannigfaltigkeit der Pflanzenformen von den niedrigsten bis zu den vollkommensten Gebilden, Sie zeigten mir, wie man beobachten und arbeiten miisse, um im Laufe der Zeit auch einzelne kleine Steine zum Ausbau der Kenntniss des Lebens und der Formen der Pflanzenwelt beitragen zu kénnen.

Die Widmung dieses 23. er oe der Gartenflora bitte ich ah in dem Sinne entgegen zu nehmen, dass herzliche Dankbarkeit fiir die da- mals bewiesene Liebe und Freundlichkeit mich auf meinem Lebenswege _begleitet hat und in dem ergrauten Manne noch ebenso lebendig, wie im Herzen des Jiinglings geblieben ist.

St. Petersburg im December 1873.

K. Regel.

! i ebMaseinet dasselbe in ‘ilies Sone mehrfach bliihete. Hr. Haage

é ‘owl abgebildeten Pflanze. ___-Wahrend aber Cr. scabrum sehr lange

I Originalabhandlungen

1) Abgebildete Pflanzen. a) Crinum ornatum Herb. f£. Herbertianum Knuth. - (Siehe Taf. 745.)

Amaryllideae.

Blatter und einen Bliithenschaft besitzt, der bedeutend kiirzer als die Bieter kommen unserer Pflanze elliptisch-lan- zeltliche wellige Blatter zu, welche kaum so lang als der Bliithenschaft sind. Wir rechnen daher die abgebildete Pflanze zu den zahlreichen Formen des = Me schénen in Ostindien heimischen Cr. ~ ornatum, und zwar speciell zu der Form,

welche Wallich (Plantae asiaticae ra- =~ riores II. pag. 38 tab. 145) als Cri- 2 num Herberlianum abbildet und be- ©

4 aberhingende rinnen{6rmige gleichbreite | schreibt. ER) oe b) Aster scorzonerifolius Rel. iP (Siehe Taf. 746.) . 2 Comp ositae. E scorzonerifolius; perennis; , quantibus, canaliculatis integerrimis,

4 circiter 25 c. alto, simplici, fo- Be lioso, basi glabro, apicem versus pu- 5 - berulo; foliis radicalibus _linearibus,

ngissimis, caulem superantibus v, ae-

plerumque 5-nerviis, glabris; foliis cau-

linis 9— 10, sessilibus, e basi latiore

lineari-ianceolatis, integerrimis, decres-

centibus, inferioribus glabris trinerviis, 1

2 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

superioribus uninerviis margine vy. undi- que puberulis; capitulis pro genere maximis, in apice caulis solitariis v. rarius in ramulo brevi axillaribus; in- volucri lale campanulati squamis imbri- calis 5-serialibus, canescenti - puberulis (nec glandulosis), lineari - lanceolatis, aculis, apice laxe patulis, quam flores disci brevioribus; ligulis pallide-viola- ceis, lineari-lanceolatis, apice acutis in- tegris v. minute bidentatis, patulis, 15 c.m. longis, involucrum duplo superan- tibus; floribus disci flavidis, stylo longe exserlo, stigmatis lobis linearibus erec- tis undique papillosis; achaeniis hirtis, pappo flores disci superante coronatis. Habitus A. alpini et proxime A. Kingii Wats. (in Report of the Geolo- gical ,exploration of the fortieth pa- rallel. Volume Y. Botany by Sereno Watson pag. 141 tab. XVI) affinis. Posterior caule 2—3 pollicari, foliis ra- dicalibus caule brevioribus lanceolato- spathulatis basi ciliat®S, foliis caulinis (2—3), involucro glanduloso -pulver- ulento, ligulis brevioribus albis, stylo incluso stigmatibus tantum breviter ex- sertis facile dignoscitur. Semina Cl. Roezl in Californiae Sierra Nevada collegit.

Wir geben beistehend die Abbildung einer ebenso ausgezeichneten als sch6- nen Art von Aster, deren Samen Hr. B. Roezl in der Sierra Nevada gesam- melt hat. Derselbe ist perennirend und

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gehért zu den mit A. alpinus L. ver- wandten Arten. Vor allen bis jetzt be-

kannten Arten der Gattung Aster zeich- |

net sich unsere neue Art sofort durch die linearen gehélten 5nervigen unbe-

haarten bis 25 cm. langen ganzran-—

digen Wurzelblatter aus, welche noch

etwas linger als der aufrechte einfache 5

Stengel. Die fiir die Gattung Aster sehr grossen Blithenképfe

oder selten entwickelte sich zuweilen aus einer der Achseln der sitzenden aus breitern Grunde linearen ganzran- digen Stengelblatter noch ein einzelner kurzer Bliithenast mit spitzenstandigem

Bliithenkopf. Der grosse glockige breite

Hiillkelch ist weissflaumig behaart und aus 5 Reihen dachziegelformig tiberein- ander liegender linear - lanzettlicher spitzer und mit der Spitze abstehender Hiillblattchen gebildet. Die linien-lan- zettlichen Zungenbliithen sind hellvio- lett und mehr als noch einmal so lang als der Hiillkelch. Aus den gelben Scheibenblumen ragt der Griffel mit seinen beiden aufrechten linearen Nar- ben lang hervor. } Kine schone perennirende Pflanze, welche im freien Lande gut ausdauern und im Juli und August zum Schmuck unserer Blumenparthien dienen wird, (E. R.)

stehen einzeln auf der Spitze des beblatterten Stengels,

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-_ calloso- mucronalis basi

initio Junii

In Ann. Mus, Lugd. bat. I. p. 31. - Prol Fl, Japon. pag. 94. A. (§. 4.

Meisteria Miq.) arborea, ramis ver-

ticillatis, gemmarum perulis acutatis ES eeireqnilongis; _ foliis membranaceis distinctissime petiolatis ellipticis apice late cunealis _ Margine argute minute adpresseque ser- rulatis: serraturis ex apice aristulatis; - racemis fasciculiformibus terminalibus _ pauxifloris aggregatis; pedicellis flores _ pendulos superantibus; corolla (vi- renti-alba cum rubedine) cylindrico- campanulata longiore quam lata, geni- talibus inclusis, filamentis puberulis, _ antheris glabris ex apice reflexo-bise- _ tis; capsulis in pedicello pendulo ad- scendenti-erectis breve cylindricis; se- minibus (majusculis) triquetris scobifor- mibus dense tenueque lamellato-cris-

tatis.

_ Habitat in silvis subalpinis insulae Jezo, non procul a Hakodate, frequens, florens, fine Septembris fructifera, et culta rarius occurrit in

_ hortis Jedoénsibus. E, seminibus meis

plantae spontaneae enata est Petropoli, ubi nunc primum floret, fruticulum bi- _ pedalem sistens.

Arcte affins A. cernuae Migq. (Meisteriae cernuae §, Z.), quae : florens corolla laciniato-dentata optime

_ distigitur, fructifera vero tam similis,

ut vix foliis breve petiolatis, vulgo

_ grossius crenato-serrulatis, minoribus,

perulis gemmarum inaequalibus obtu- sioribus imbricatis, capsulis duplo mi-

: _noribus dignoscatur.

I, Originalabhandlungen. 3

c) Audromeda campanulata Mig.

(Siehe Tafel 747.)

Ericaceae.

dense frondens, cortice obscure griseo. Folia bene evoluta 31/, poll. usque longa, {1/, poll. lata, petiolo plus quam 6-li- neali, sed in planta culta dimidio mi- nora occurrunt, Ita etiam flores in planta spontanea 7-lineales, in cultu 4-lineales.

Erklar. d. Figuren. Ein bliihender Zweig der wilden Pflanze, mit Zugrun- delegung des lebenden bliihenden Ex- emplars gezeichnet, in nat. Grésse. Fig. 1. Kelch mit Ovarium und Griffel, die Krone ist abgefallen; zwei Mal vergrossert. Fig. 2. Das Ovarium, um die den Kelchabschnillen opponirten Griibchen am Grunde des Fruchikno- tens zu zeigen. Fig. 3. Abgefallene Blumenkrone, wenig vereréssert. Fig 4. Abschnitt derselben von innen, mit 2 Staubgefassen, 2 Mal vergrdéssert. Fig. 5 und 6. Reife aufspringende Kapsel. Fig, 7. Eine solche, wo nur eine Klappe und das Mittelsaulchen mit den Placenten stehen gelassen worden sind, alle 3 Fig. wenig vergréssert. Fig. 8. Samen in natiirlicher Grosse. Fig. 9. Ein Same von verschiedenen Seiten, 5 Mal vergrossert.

Maxim.

Kin hiibscher 2 Fuss hoher immer- griner Strauch, der in Petersburg die gleiche Cultur mit den Indischen Aza- leen theilt. Die glockenformigen weis- sen Blumen stehen in Dolden auf den Spitzen der Hauptiste, zwischen Quir- len junger hervorsprossender Zweige, hangen tiber und erscheinen im Friih-

Arbuscula 10—15-pedalis, ramosa, | jahre. Gehért zur Zahl der yom Hrn,

1*

4 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

C. Maximowicz in lebenden Exemplaren | hauspflanze zur Cultur zu empfehlen. ee

aus Japan in den hiesigen Garten ein-

(E. BR.) gefiihrten Arten und ist als schéne Kalt- “pe

2) Die Kartoffelzwiebel,

Unter den verschiedenen Speisezwie- | thun hat, wird wissen, wie schwer es

beln, welche nicht zur gemeinen Zwie- | halt, vom April bis Juni, wo es wieder bel (Allium Cepa) gehéren, und durch | die ersten benutzbaren Zwiebeln gibt, Zwiebelbrut vervielfaltigt werden, hat | die gewohnlichen Zwiebeln zu erhalten. nur die Kartoffelzwiebel Werth fir Aus diesem Grunde sollte auch die die grosse Cultur und allgemeine Be- | Kartoffelawiebel angebauet werden, um deutung. Nachdem man deren Anbau | im Friihjahr Markt und Kiiche zu ver- nach und nach kennen gelernt hat, fin- | sehen.

det diese vortreffliche Zwiebel immer Die Zwiebel wird durchschnittlich |

mehr Freunde und verdient die warmste cross, natiirlich auf gutem, nahrungs- Empfehlung. reichen Zwiebelboden (sandigen Lehm) Es scheint aber zu einer erfolgrei- | grésser, als auf ungeeignetem magern chen Cultur ein warmes Klima zu ge- | Boden. héren, denn in nicht warmen Sommern war bei meinen Versuchsculiuren der Ertrag nicht viel grésser, als die Aus- saat. Der Name ist sehr bezeichnend, denn er erinnert an die Aehnlichkeit der Cultur. Im Friihjahr wird die Mut- terzwiebel wie eine Kartoffel gelegt, und aus ihr bilden sich 18—20 neue | nicht vermindert werden kénnte. Zwiebeln, welche im Herbst zum Ver- Die gewohnliche Cultur ist folgende:

Stiick 1 Pfund Zollgewicht (4/, Kilo- brauch aus der Erde genommen werden. ; Man steckt im Marz und April die

gramm) wiegen. Man koénnte diese Grésse fast fiir einen Fehler ansehen, wenn solche Zwiebeln nicht gut ver-

Cultur auf weniger gedtingtem Boden

Die Gestalt ist hochplattrund mit starker einseitiger Spitze, die Farbe gelbroth, bei einer wenig verbreiteten Abart weiss.

Die Kartoffelzwiebel hat viele Vor- ziige. Dieselben sind: 1) einfache Cul- tur ohne das kostspielige Jaten, 2) ein milderer Geschmack, welcher mehr dem der Schalotten ahnlich, daher bei Fein- den des starken Zwiebelgeschmackes beliebler ist, 3) grosse Ergiebigkeit, endlich lange Haltbarkeit. Diese letz- tere Eigenschaft ist besonders hoch an- zuschlagen, denn wer mit Zwiebeln zu

her gediingtes oder auch frisch mit al- tem Mist gediingtes Land, welches recht

muss. Kann man die Zwiebeln nicht

Pfliigen im Herbst ziemlich stark Diin- ger oben aufzubreiten, im Friihjahr

ger im Winter iiber aufgebracht, bewirkt

Es ist sehr gewdhnlich, dass 4-5

Zwiebeln in Reihen auf im Jahre vor-

fein gegraben oder klar geackert sein

auf stark gediingte Hackfriichte folgen lassen, so ist es am besten, nach dem =

aber wieder wegaunchiiin) also eine Oberdiingung zugeben. Fliissiger Diin-_ ¥

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kaéuflich waren und die Grésse durch

dasselbe noch einfacher. Auch aufge- a schlossenes Knochenmehl oder anderer =

ee _vortrefflich.

- chenziehers zu bedienen.

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an Phosphorsiure reicher Diinger wirkt Da auch Holzasche den Zwiebeln gut thut, so scheint angezeigt, dass auch Kalidiinger gute Erfolge be- wirken moge. Man legt die Steckzwie- beln in 8 Zoll entfernte Reihen, sechs Zoli in den Reihen. Hierzu nimmt man die kleineren Zwiebeln oder auch tibrig gebliebene grosse. Im Felde kann man, wenn gerade gepfliigt ist, die _ Steckzwiebeln in die Aeckerfurchen le- gen, thut aber besser, sich des Fur- So bald sich Unkraut zeigt, wird behackt, bald dar- auf gehaufelt. Zum Hacken sollte _ man sich, wie iiberall in Gemiisegarten fast nur der vortrefflichen Zinkenhacke bedienen. Hat sich auf lehmigem Boden nach starkem Regen eine Kruste ge- _ bildet, so kann man mit der Zinken- hacke (in Siiddeutschland Krail genannt) auf das Schnellste den Boden lockern, indem man ihn nur aufreisst. Die Zwie-

__ beln sterben vom August an ab, und

werden im September wie die gewéhn- lichen Zwiebeln abgetrocknet und frost- frei aufbewahrt.

Sie vertragen tibrigens mehr Kalte, als gemeine Zwiebeln, miissen aber im Winter sehr trocken, dabei kiihl liegen.

Die alten Zwiebeln setzen in war- meren Gegenden Samen an, welchen

man, unbeschadet der Ernte reifen |

I, Originalabhandlungen. 5

lassen und zur Anzucht von Brutzwie-‘ beln aus Samen benuizen kann.

In Gegenden, wo der Winter mild ist, legt man die Kartoffelzwiebeln im October 2 Zoll tief und deckt die Beete mit Laub, Moos, Mist u. s. w. Diese Zwiebeln sollen schon Ende April ge- niessbar sein, und bereits im Juli ab- sterben.

Um diese Zwiebeln recht haltbar zu machen, schneide man die absterbenden Schlotten (Blatter) zwei Zoll hoch tber der Zwiebel ab, und spalte diesen Stumpf in 3—4 Theile, natiirlich ohne die Zwiebel zu verletzen.

Wer billig in grosser Entfernung zu Kartoffelzawiebeln gelangen will, ziehe sie zuerst aus Samen an, wobei man ganz wie bei der Anzucht von ge- wohnlichen Steckzwiebeln verfahrt, in- dem man den Samen dicht auf festge- tretenes, etwas mageres Land sdet und nur so lange giesst, bis die Pflanzen aufgegangen sind. Das Loth der gel- ben und rothen Sorte kostet in Erfurt bei Haage und schmidt 6 Gr. von der weissen das Doppelte. Steckzwiebeln, welche in allen grossen Samenhand- lungen zu haben sind, kosten das Pfund 8 Gr. Wer weither kommen lasst, be- stelle kleine Zwiebeln, sonst bekommt man auf 1 Pfund 5—6 Stiick. J:

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%) Kann die feinere Obstcultur zugleich von dem Blumen- und Park« gartner besorgt werden?

Kin Wort an Gartenbesitzer *).

Je mehr die feinere Obstzucht an geformten Baumen Freunde und Ver-

*) Damit diese Bemerkungen méglichst _ grosse Verbreitung finden, wird die Bitte

ehrer findet, (ein Zustand, welcher in

an die Redactionen anderer Gartenzeitun- gen gestellt, dieselben abzudrucken. Bh Vy.

6 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweis.

Deutschland immer nach und nach lange im Wachsen ist, weil es verhiltniss- massig nur wenige derartige Obstgir- ten gibt), desto dringender stellt sich die Frage, wer denn eigentlich die Pflege der Obstbiume iiber- nehmen soll. Ich habe darin eigene Erfahrung gemacht, in der eigenen Gartnerei und anderwarts, wo ich Ge- legenheit hatte, einen Einblick in die Gartnerei von Gutsbesitzern und ahn- lichen Leuten zu thun. Diese Frage liegt gleichsam in der Luft, und sie hat sich wohl schon mancher Girtner vorgelegt. Sie ist sogar schon 6ffent- lich besprochen worden, denn ich er- innere mich, dieses Jahr (1872) in ei- ner deutschen Garienzeitung einen Ar- tikel, welcher diese Frage bespricht, aus der Feder des Herrn F. A. Guille- min in Breslau gelesen zu haben. Ich habe ihre Erorterung schon seit Jahren im Sinne, und will mich durch die an- gefiihrte Arbeit von Guillemin nicht davon abhalten lassen, sollte ich auch in der Hauptsache dasselbe sagen.

Zuerst will ich die an der Spitze stehende Frage kurz und bestimmt be- antworten und darauf die Griinde an- geben. Die kurze Antwort heisst: Nein! Der Gartner, welcher die Blumenzucht und den Park, ne- benbei den Kiichengarten zu be- sorgen hat, wird niemals Zeit haben, die Form-Obstbaume so zu behandeln, wie es sich ge- hort.

Die Richtung, welche die Blumen- und Pflanzengartnerei genommen hat, in Verbindung mit den Pflichten fiir den Park trigt sogar zum grossen Theil die Schuld, dass die Cultur der feineren Obstsorten an Formbéumen in Deutsch- land in diesem Jahrhundert zuriickge- gangen ist. Denn die Cultur der Form-

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biume, (Franzobstbaume, wie man sie sonst nannte, weil sie meist aus Frank- reich kamen und nach franzésischer Art gezogen wurden), ist in Deutsch- land nicht etwa neu, wie viele, nament- lich die meisten jungen Gartner glau- ben; sie ist nicht etwa durch die fran- zosischen Sendlinge, welche zuerst in Norddeutschland grosse machten und tiberwachten, nicht durch die Pomologischen Institute nachDeutsch- land gekommen, sondern nur neu auf- gefrischt, oder wenn man es lieber hort, neu eingefiihrt worden, neu auch im Fortschrilt. Wir alten Gartner (leider muss ich anfangen, mich so zu nen- nen!) sahen in unserer Jugend noch haufig Ueberreste von alten Franzobst- girten, kannten noch Gartner, die ihren Baum zu behandeln verstanden. Es ge- hérte mit zu ihrem Hauptwissen. Sie

hatten ausser dem Kiichengarten viel-

leicht noch einige Orangenbaéume und Granaten zu besorgen, sowie Liebha- berei an Hortensien, wiahrend sie eif- rig Rosmarin zogen und damit durch

den Verkauf einen Nebenverdienst hat-

ten. Als eben die neuen Blumen ka- men, die Fuchsien und Pelargonien mit ihren zahllosen Sorten, und jedes Jahr das alte Glashaus mit mehr neuen Blumen vollgestopft wurde, als in man- chen Garten sogar Orchideen', Conife- ren u. s. w. zu den Liebhabereien des jungen Besitzers gehérten, da wusste der alte Gartner sich nicht mehr zu helfen und liess seine Obstbaume ver- wildern. So kam es, dass der feinere Obstbau verfiel und wieder neu einge- fiihrt werden mussle.

Der geformte Obstbaum erfordert

vom Friihjahre an eine fast ununter- brochene Ueberwachung und Arbeit,

Sind die Anlagen grésser, so nehmen sie die Arbeit eines Mannes vdllig in

Obstanlagen

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Anspruch, sind sie kleiner, so miissen wenigstens wochentlich einige Stunden daran gewendet werden. Nun betrachte man die Arbeiten eines Gartners der Gegenwart. Wir wollen dabei an ei- nen sogenannten Herrschaftsgartner den- ken, das ist ein Mann, welcher dem Garten eines reichen Mannes vorsteht und die Kenntnisse erfordernden Ar- beiten selbst verrichtet. Ist er besser gestellt und hat er einen gréssern Wirkungskreis, so bleibt ihm wenig Zeit, selbst im Garten zu arbeiten, wenn er nicht hodhere Pflichten ver- nachlassigen will. Er hat dann einen Untergartner, Gehilfen oder mehrere. Man kann sicher annehmen, dass ihm nicht mehr Leute gehalten werden, als néthig ist, um die herkémmlich einge- richtete Gartnerei im Stande zu halien, ja in den meisten Fallen reichen die Arbeitskrafte zu den Arbeiten, welche Kenntnisse und Intelligenz verlangen, nicht hin. Angenommen, dieser Ober- gartner verstehe die Formbaéume zu ziehen und im guten Zustande zu er- halten, ein Fall, welcher durchaus nicht haufig, sogar selten ist, oder an seiner Stelle verstehe es sein Untergebener. Da tritt nun folgender Fall ein: Der Besitzer will auch die Mode der ,neuen Obstzucht“ mitmachen, denn dass es

eine Modesache ist, wenn auch eine

sehr gute, wird Niemand liugnen; er hat auf Reisen oder bei einem Be- kannten viel schéneres und_besseres Obst gesehen oder yvegessen, als er daheim hat, hat erfahren und gesehen, wie es gezogen wird. Er bezahlt doch auch seinen Girtner und verwendet so und so viel auf den Garten, warum soll er solches Obst nicht auch haben? Er hat auch erfahren, dass solche Anlagen im Anfange Geld kosten und _ scheut die Ausgabe fiir Mauern etc. nicht.

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I, Originalabhandlungen, 7

Nicht selten ist es sogar der Gartner selbst, welcher ,,die Herrschaft* anregt und zur Anlage eines Kunstobstgartens bestimmt. Er hat Freude daran, méchte es anderen Gartnereien gleich thun, sieht schon im Geiste seine Sammlun- gen auf Ausstellungen pramirt, seinen Namen in Zeitungen gedruckt. Der Un- gliickselige, wenn er doch wiisste, was er angerichtet. Wie Gothe’s ,,Zauber- ilehrling* beschwort er Geister, die er nicht wieder zu bannen weiss. Die Anlage wird gemacht und der Gartner lasst bis alles fertig, vieles andere lie- gen, besorgt nur das Dringendste. Und es geht, weil es Herbst und Winter ist. Wir wollen annehmen, dass alles gut und zweckmiassig gemacht wurde, so dass Jedermann Freude an der neuen Anlage hat, der Gartner vielleicht am meisten. Im ersten Jahre wachsen die Baume schwach, und der Gartner ver- wendet seine Zeit und Krafte haupt- sichlich auf die vorherbestandene zu Gunsten der Obstanlage vernachlissig- te Gartnerei. Die Nothwendigkeit die- ser Arbeiten lasst ihn iibersehen, dass im Baumgarten schon mancher Zweig wachst, wie er nicht wachsen sollte. So geht es weiter. Der Friihjahrs- schnitt wird, weil die Nothwendigkeit anerkannt wird, rechtzeitig ausgefiihrt. Man fangt bald an, und kann der iibri- gen Girtnerei so viel Zeit abziehen. Es ist so schon im Freien nach langer Winterzeit, und interessant, die jungen Baumwesen nach bestimmten Gesetzen wachsen zu lassen. Nun wird eben die Arbeit bei der Pflanzencultur, beim Auspflanzen der Blumen dringender, ja es hatte vielleicht gar die gebietende Dame den ungliickseligen Einfall, Tep- pichbeete anlegen zu lassen, Anlagen, welche die Arbeitszeit eines besonderen Mannes beanspruchen, die aber dem

8 _ Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Girtner und seinen Leuten noch zu den tibrigen Lasten aufgebiirdet wer- den. Wir nehmen an, dass unser Gart- ner thalig ist, seine Leute zu gebrau- chen weiss, und auch dieses fertig bringt. Der Gemiisegarten muss gut besorgt werden, denn wenn er jetzt nicht dieses und jenes Gemiise pflanzt oder siet, so fehlt es, daran ist kein Zweifel, Dabei wird mancher priifende, ja bedenklicher Blick auf die Obstbaume geworfen, aber man beruhigt sich, dass die Triebe noch nicht lang sind, und will es bestimmt in den nachsten Ta- gen machen. Die Blumengartnerei und und andere Dinge fesseln aber langer, als man dachte, die Obstanlagen sieht man nicht, und so vergeht ein Tag und noch ein Tag. Wohl denkt der pflicht- treue Gartner beim Hinschlafen oder Erwachen an die Spaliere, Cordons, Py- ramiden u. s. w. mit schwerem Herzen, um endlich den Tag zu_bestimmen, wann ihnen ihr Recht werden soll. Aber die Sache verzégert sich mehr als man dachte; vielleicht tritt Regen- wetter ein, wobei man an den Baumen nichts machen kann. In den Glashiéu- sern und Kasten gibt es aber genug zu thun, und so wird eine nothwendige Arbeit im Trocknen angefangen. Das Welter bessert sich, aber die ange- fangene Arbeit ist nicht fertig gewor- den. Die Leute halten Regenwetter ja immer fiir einen halben Feiertag, und sie kann nicht so liegen bleiben. So vergeht wieder ein Tag, und oft werden daraus mehrere, Endlich kommt es an die wartenden Obstbiume. ,,Die sind aber bei dem Regen merkwiirdig gewachsen“, denkt oder sagt der Giart- ner; ,vor acht Tagen waren die Triebe noch so klein, oder war es nicht vor 14 Tagen?” Das ist nun nicht mehr gu andern. Aber welche Verwirrung,

welcher Nachtheil ist unterdessen an den Baumen entstanden! Da sind Wein- reben hinter das Gelander gewachsen, welche beim Vorbiegen an der alten Rebe abbrechen, dort sind Pfirsichzweige u. s. w., welche klein hiatten ausge- brochen oder entspitzt werden miissen, Ellen lang geworden und andere, wel-

che dadurch begiinstigt und verstarkt

werden mussten, sind klein geblieben. Der Gartner weiss das recht gut, aber, was niitzt es sich dariiber zu orimen? Man muss es gut zu machen suchen. Und nun arbeitet das Messer, und der Boden ist mit jungen Trieben bedeckt. So geht es weiter im Som- mer und das rechtzeitige Anbinden wird versdumt, das Entspitzen der Tragre- ben, und wie sonst die Unterlassungs- siinden alle heissen.

Vielleicht ist die Baumzucht im Herbst dennoch in leidlicher Ordnung, und man nimmt sich vor, im folgenden Jahre besser hinterher zu sein. Aber da fallt es dem Besitzer des Gartens ein, eine Parkanlage zu verandern, zu vergréssern, vielleicht gar entfernt vom Hauptgarten. Der Obergértner hat da- bei so viel zu thun, dass er kaum ei- nen Blick taglich in die Pflanzenhauser und Kasten thut, und dieses dem Gehil- fen, den Gemiisegarten dem geschulten Arbeiter tiberlassen muss. Die Pflanz- zeit kommt, vielleicht oft gestért durch ungiinstiges Wetter. Aber es muss ausgehalten werden, denn das Pflanzen ist bei einer solchen Anlage ,,fiir die Ewigkeit“ , wie man meint, das Noth- wendigste: Herr und Gartner sind dar- iiber einig. Und so kann es kommen, dass sogar die giinstige Zeit fiir den

Friihjabrsschnitt der Obstbdume versiumt = wird, dass der Gartner denselben viel-

leicht er weiss sich ja nicht anders zu helfen einem Gehilfen oder Ar-

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Vat 743.

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1. Originalabhandlungen. | 9

beiter, der ihm im Jahre vorher dabei geholfen, tiberlassen muss.

Was wird nun aus den Weinstécken, Pfirsichspalieren, Cordons u. s. w.?

Ich habe mich bei der Niederschrift _ gehen lassen, wie die Gedanken ka- men und absichtlich ein alltagliches Bild mit grosser Breite ausgemalt, um den Fall recht lebhaft darzustellen. Es war dieser Fall nicht einmal ein ganz ungiinstiger, denn der Girtner verstand genug von der neuen Baumzucht, um sie, wenn er Zeit hatte, durch Uebung yollkommen zu lernen. Wie steht es aber, wenn ein Gartner wenig oder

nichts yon dem Baumschnilt und was

damit zusammenhingt, weiss? Dieser Fall ist sogar der gewohnlichere. Der ganze Bildungsgang der meisten jiin- geren Gartner ist ein solcher, dass sie Obstbaiume fast nicht zu sehen bekom- men. Viele halten auch die ,g@emeine“ Obstbaumzucht fiir unwiirdig fiir Hande, ‘die Jahre lang nur Palmen, Orchideen u. s. W. beriihrten, oder die sich ein- bildeten, das Zeichnen eines Teppich- beetes sei eine grosse Kunst. In den letzten Jahren sind allerdings viele junge Gartner kliiger geworden: sie sehen, dass Kenntnisse dieser Art ver- langt werden, dass Obstgartner gesucht, theilweise gut bezahlt werden. Aber, wie schwer ist es, die Gelegenheit zum Lernen zu finden, wenn man nicht die Mittel und Gelegenheit hat, fiir langere - Zeit ein pomologisches Institut zu be- ‘suchen!

So kommen junge Girtner (sogar ultere).an Stellen, wo sie, was man ja als selbstverstindlich annimmt Kunst- Obstbaume behandeln sollen, obschon sie kaum wissen, wie das Messer an den Zweig zu setzen ist. Sie denken und hoffen, das Fehlende zu lernen, und Manchem gelingt es wirklich mit

Hilfe von guten Biichern und offenen Augen fiir nachahmungsfahige Beispiele nach vielen Fehlversuchen,

Wie sieht es aber da mit den Obst- garten aus? Sie gentigen weder dem Besitzer, noch dem Gartner, und letz- terer bemiiht sich, das Misslingen auf das Klima, die Lage, den Boden u.s. w. zu schieben, Verhiltnisse, die aller- dings oft genug aller Kenntnisse und Miihen spotten. .

Eine Kunst-Obstanlage er: fordert zu ihrer Unterhalturg einen besonderen Mann, welcher, je nachdem sie grosser oder kleiner ist, zur Zeit der gréssten Arbeit noch Hilfe braucht, oder so viel Zeit tbrig behalt, um den Kiichengarten mit zu be- sorgen, wenigstens zu tiberwachen, da derselbe meist mit dem Obstgarten ver- bunden ist. Noch naher liegt es ihm, die Baumschule zu besorgen, wenn eine solche vorhanden ist. Er darf seine Obstbaume nur verlassen, wenn absolut daran nichts zu thun ist, muss wenig- stens einmal wochentlich simmtliche Baume durchgehen, ob es dabei etwas zu thun gibt.

Dass ein viel beschaftiger Pflanzen-_ und Parkgartner diese Anforderungen nicht erfiillen kann, habe ich deutlich genug nachgewiesen. Sollen also sol- che Obstanlagen gemacht werden, so ist die erste Bedingung, dass ein diesen Zweig des Gartenbaues volikommen ver- stehender Mann angenommen wird. Es braucht dies kein akademisch gebilde- ten und gepriifter ,Pomologe* zu sein, aber er muss Gelegenheit gehabt ha- ben, die neuere Obstbaumzucht griind- lich zu lernen und zu iiben. Zu gros- sen Anlagen, welche viel Geld kosten, wird man natiirlich einen Gartner an- nehmen, welcher in einem pomologi- schen Institute oder in einem Muster-

10 Gartenflora Deutschlands,

Obstgarten seine Kenntnisse erworben hat. Hat ein Obergartner selbst be- sondere Neigung fiir Obsitbaumzucht, und will diese, im Einverstindniss mit dem Besitzer, selbst besorgen, so muss ihm ein zuverlassiger Pflanzengartner zugetheilt werden. In den meisten Fal- len wird es sich jedoch empfehlen, in Gartnereien mit Glashausern, Blumen- zucht, Gemiisegartnerei und Park einen allgemein gebildeten Obergartner anzu- stellen, den Obstgartner aber als Un- tergartner. Nicht aber, weil dieser im Range niedriger steht, sondern weil derselbe meistens eine mehr einseitige Fachbildung hat, und nur so zu etwas Vollkommenem bringt.

Eine Theilung der Arbeit wird iiber- haupt bei der Vielseitigkeit in grossen Gartnereien immer mehr zur Nothwen- digkeit, denn es ist zu viel fiir einen Menschen, alles zu lernen, was zum Gartenbau gehért. Nur wenige ausge- zeichnete Kopfe eignen sich die meisten Kenntnisse an, alle kaum, und es blei-

Russlands und der Schweiz.

ben dann immer einige schwache Sei- ten. In Frankreich besteht diese Ein- richtung bei den ,Herrschaftsgartnern® langst. Eine einigermassen grosse

Girtnerei hat seinen Fleurist (Pflanzen-

gartner) und Maraicher (eigentlich Ge- miisegartner, welcher eben zugleich die

Obstbaume besorgt), wovon einer Chef

ist. Hat der angestellte Gartner Kennt- nisse und Neigung in und zur Pflan- zengartnerei, so halt er sich einen Ma- raicher, umgekehrt einen Fleurist. Der erstere Fall ist giinstiger, da der Fleu- rist besser bezahlt werden muss, und Gelegenheit hat, sich bei den Damen des Hauses beliebter zu machen, als der Gemiise bauende Obergartner, was des- sen Stellung immerhin erschwert. Diese Kinrichtung wird bei der franzdésischen Einrichtung, wo die meisten Gartner bei Herrschaften Entrepreneur sind, d. h. fiir eine gewisse Summe das Ganze unterhalten und auch ihre Leute und Untergartner bezahlen, leichter als bei uns. J.

4) Franz Sebastian Baumann.

Eine biographische Skizze.

Wenn ich es unternehme, das Le- ben und Wirken dieses Mannes einem grésseren Kreise von Gartnern und Freunden der Gartenkunst vorzufihren, so erfiille ich hierdurch nur die Pflicht der Dankbarkeit gegen einen langjahri- gen Freund, einen Mann, dessen be- deutende Leistungen sowohl, wie sein liebenswiirdiger Charakter es in hohem Grade verdienen, dass sein Name in der Gartnerwelt auch fiir spitere Zei- ten mit Ehren genannt und erhalten werde, zumal derselbe mit der Neube-

griindung des botanischen Gartens in Jena unzertrennlich ist. Drei und fiinf- zig Jahre hat er diesem Institute mit sich stets gleichbleibender unausgesetz— ter Thitigkeit und mit seltener Pflicht- treue vorgestanden, mit der gréssten Uneigenniitzigkeit, Redlichkeit und Auf- opferung das Gedeihen desselben ge- fordert. Das alte Sprichwort: ,,mit

Vielem halt man Haus, mit Wenigem

kommt man aus,“ findet auf ihn seine volle Anwendung. Es ist keine Kunst, mit reichen Mitteln zu arbeiten, welches

I. Orginalabhandlungen. 11

leider oft mangelhaft genug geschieht. Baumann hat bewiesen, was man bei redlichem Willen, unermiidlichem Fleiss und grosser Thatkraft, verbunden mit Geschicklichkeit und Aufopferungs{ahig- keit, auch mit sehr geringen Mitteln zu leisten im Stande ist.

Nicht ohne Interesse diirfte es sein, den Bildungsgang eines solchen Mannes zu verfolgen.

_ Franz Sebastian Baumann wurde am 13. August 1793 zu Hiesenstam bei Frankfurt a/M. geboren, wo sein Vater Franz Xaver Baumann als Graflich von Schénbornscher Hofgartner - angestellt war. Seine dreijahrige Lehrzeit brachte derselbe vom 1. Juni 1807 bis dahin 1810 im Grossherzoglich - Badischen Stadt- und Residenz-Hofgarten zu Ba- den bei Hofgartner Bollatschy zu. Sein Lehrzeugniss sowohl, wie alle seine ubrigen Zeugnisse beweisen, in wie hoher Gunst er bei allen seinen Prin- cipalen wegen seines Fleisses, seiner Geschichkeit, seiner Pflichttreue und namentlich auch wegen seiner vorziig- lichen Fiihrung, gestanden hat.

Nach beendigter Lehrzeit begab er sich nach Frankfurt a/M., wo damals unter dem Grossherzoglich Frankfurti- schen Hofgartner S. Rinz, die Abtrag- ung der Festungswerke und die Um- wandlung dieses Terrains in die mit Recht beriihmt gewordenen Promenaden und Anlagen begonnen hatte. Hier blieb Baumann als Gehilfe bis zum 15. Marz 1811. Zu seiner weiteren Ausbildung ging er von hieraus in die K6niglich- Bayerische Hofgartnerei nach Schleiss- heim zu Hofgirtner Hailer. Dieser Auf- enthalt dauerte bis zum 21. Januar 1813. Bei Hofgartner Kern zu Hellbrunn bei

welcher Gartnerei damals der Hofgart- ner Petri vorgesetzt war. Diese Stell- ung dauerte bis zum 28. Februar 1815. Ein langst gehegter Wunsch wurde ihm dadurch erfiillt, dass er eine Stell- ung in dem ,K. K. Hollandisch-Botani- schen Garten* zu Schonbrunn bei Wien erhielt, wo er zwei Jahre und einen Monat, bis zum 20. Marz 1817 verblieb. In Schonbrunn waren ihm nament- lich die Culturen der tropischen Pflan- zen iibertragen, und er hatte das Glick durch seine vorziiglichen Leistungen sich das Vertrauen seines Vorgesetzten des K. K. Raths und Gartendirectors Franz Boos in sehr hohem Grade zu erwerben, welcher ihm auch ein aus- serodentliches ehrenvolles Zeugniss aus- stellte. Durch den fortwahrenden Auf- enthalt in den Warmhausern legte er aber auch den Grund zu einem sehr hartnackigen rheumatisch - nervésen Uebel, welches spater zum Ausbruch kam und jeder arztlichen Kunst spottete, bis er endlich zu Anfang der 1840iger Jahre durch den mehrmaligen und lan- geren Gebrauch der Kaltwasser-Heilan- stalt zu Grafenberg unter Priesnitz Leitung vollstindige Genesung fand und sich bis an das Ende seiner Tage der dauerndsten Gesundheit erfreute. In derselben Zeit, in welcher sich Franz Baumann zu _ seiner Ausbildung in Schénbrunn aufhielt, befand sich da- mals auch zu gleichem Zweck in Laxen- burg der spatere Garteninspector Jacob Heinrich Rehder, ein Mann, den gleiche Verdienste und gleiche moralische Ei- genschaften zierten, und dessen Name mit der Griindung des Muskauer Parks mit Recht unzertrennlich geworden ist. Beide an Geist und Gemiith sich so

Salzburg war er nur kurze Zeil, weil | nahe stehenden jungen Manner schlos-

er von dem Grafen Schénborn nach Schoénborn bei Wien berufen wurde,

sen bald einen innigen Freundschafts- bund, welcher auch fiir das ganze Le-

12 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

ben Bestand hatte, und als ihre Zeit in Schénbrunn und Laxenburg erfiillt war, verliessen sie ihre Stellungen und mach- ten zusammen eine Fussreise durch das stidliche Deutschland nach Dresden und Berlin. Hier trennten sie sich, Bau- mann ging nach Belvedere bei Weimar und Rehder zu Rinz nach Frankfurt a/M., wo er bei Gestaltung der neuen Anla- lagen beschaftigt, sehr bald und zwar noch dasselbe Jahr 1817 einen Ruf zu dem damaligen Grafen, spateren Fiirsten Piickler, nach Muskau erhielt. Graf Pickler war kurz vorher nach liangerem Aufenthalte daselbst, aus England zu- riickgekehrt, wo er das Wesen der Landschaftsgartenkunst, welches damals durch Repton’s Genie, gleich dem der Landschaftsmalerei auf die Motive aus der Natur zuriickgefiihrt worden war, durch die Anschauung erst kennen gelernt, obgleich er es laéngst als der wahren Schénheit entsprechend, gefiihlt und empfunden hatte. Rehder wurde nun der langjahrige treue Diener des Fursten und der geschickte Ausfiihrer seiner Ideen. Gewiss war es keine leichte Aufgabe, dem rastlos arbeiten- den Genius des Fiirsten so zu sagen Ausdruck zu geben, und die riesenhaf- ten Plane des Fiirsten in einer ver- haltnissmassig kurzen Zeit und mit we- nigen Kraften und Mitteln auf das Ge- schickteste und Geschmackvollste aus- zuliihren. Diese Aufgabe hat Rehder geldést; in einem Zeitraum von 34 Jah- ren, welche er derselben geweiht, sind unter seinen geschickten Handen tippige Bowling - greens, auf das reichste ge- stickt mit Blumengruppen aller Art, Wiesen mit nahrhaften Futterkrautern, die malerischesten Baumgruppen und die herrlichsten, grossartigsten Pflanz- ungen da entstanden, wo in der friiher baumlosen Gegend kaum ein Grashalm

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gedieh, wo nach hunderten zahlende

orosse Baume mit der Maschine ver- pflanzt werden mussten, wo das sum- pfige Terrain nicht zu passiren war, und wo elende Sandberge mit traurigen Kiefern bestanden, die einzigen Aus- sichtspunkte gewéhrten, welche sich dem Auge des Beschauers darboten.

Was es heisst, solche Arbeiten

ausfiihren, kann nur der beurtheilen, welcher selbst in dhnlicher Lage ge- wesen ist, und es konnte kein gewohn- licher Mensch sein, welcher dem Fiir- sten Piickler bei Ausfihrung seiner Plaine nicht allein so lange Jahre hin- durch geniigte, sondern ihm auch bald unentbehrlich wurde.

In ahnliche Lage, wenn gleich un- ter ganz verschiedenen Verhaltnissen

kam bald auch unser Baumann durch . seine Anstellung als botanischer Gart-

ner zu Jena, wie wir spater sehen werden. Von jener Reise, welche beide junge Manner, wie es damals Sitte war, und eigentlich bei jungen Leuten, wel- che sich unterrichten wollen, immer Sitte bleiben sollte, zu Fuss mach- ten, das Ranzchen auf dem Riicken, haben sie noch in spiteren Jahren oft und gern erzéhlt, da sie beiden stets eine angenehme und lehrreiche Erinner- ung gewihrte.

Der Grossherzogliche Garten zu Belvedere besass zu jener Zeit eine der reichhaltigsten Pflanzensammlungen Eu- ropa’s, und mit Recht schatzte es sich jeder junge strebsame Gartner fiir ein besonderes Gliick, eine zeitlang in die- sem beriihmten Garten zu seiner Aus- bildung sich aufhalten zu diirfen, wel- cher damals unter Leitung des Garten- Inspectors Johann Conrad Sckell stand.

Der geniale Grossherzog Carl Au- gust von Weimar war nicht allein ein Macen der Dichter, sondern was noch

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I. Orginalabhandlungen. 13

mehr sagen will, er war ein Beschiitzer und Beforderer der Kunst und Wissen- schaft tiberhaupt, alles Schénen und Guten, aller Kiinste und Gewerbe, und es kann nie genug anerkannt werden, was dieser hohe Herr fiir die allge- meine Bildung, oft iiber seine Krifte, gethan hat. Er interessirte sich fiir Alles und ermunterte jedes aufstrebende Talent, er wusste jeden tiichtigen Men- schen zu schatzen, gleichviel, welchem Fach er angehérte. Es gab eine Zeit, wo der Grossherzog 22 junge Leute, den verschiedensten Kiinsten und Ge- werben angehdrend, zugleich auf Kosten seiner Privatkasse auf Reisen hatte, um sie in ihren Fachern ausbil- den zu lassen. Unter diesen mehrere, denen er Jahre hindurch Reisestipen- dien gewahrte, und ihnen so den fir ihre Ausbildung néthigen langeren Aufenthalt in fremden Landen gewahrte. Insbesondere interessirte sich auch der hohe Herr fiir Landwirthschaft und Gar- tenkunst. In jener Zeit gab es noch keine landwirthschaftlichen Institute. Carl August war der erste, welcher in der Nahe von Weimar zwei Muster- wirthschaften einrichten liess, wo alles Neue durch oft sehr kostspielige Ver- suche gepriift wurde. Fiir die Ver- edlung der so niitzlichen Viehzucht hat er ausserordentlich viel gethan, und der seit Jahren immer mehr in Auf- nahme gekommene Wollmarkt in Wei- mar, welcher nebenbei auch der Stadt durch das Zusammenstrémen vieler Fremden eine bedeutende Einnahme- quelle eréffnet, verdankt ihm seine Ent- stehung.

Die Vorliebe des Grossherzogs und sein hohes Interesse fiir Pflanzenkunde sind bekannt, und wie der hohe Herr in Allem die Griindlichkeit liebte, so verfolgte er auch das Studium der ein-

zelnen Pflanzengeschlechter und suchte sich alle bekannten Arten und Abarten zu verschaffen, so weit dies irgend méglich war. Wenn man das vom Professor Dr. A, W. Denstedt im Jahre 1820 aufgestellte Verzeichniss der im Grossherzoglichen Garten zu Belvedere vorhandenen und bestimmten Pflanzen, welches mir voriiegt, durchsieht, so muss man staunen, tiber die Reichhal- ligkeit dieser Sammlung. Die Warm- und Kalthauspflanzen im Allgemeinen, die Succulenten, die Alpenflanzen, die Gehdlze und namentlich die Stauden- gewiachse waren in den damals voll- sténdigsten Sortimenten vertreten. Der Grossherzog war aber nicht nur Pflan- zenliebhaber, sondern er war auch Pflanzenkenner, oft griff er selbst tha- tig in die Pflanzenculturen ein, indem er sich den praktischen Arbeiten unter- zog. Seine Pflanzen waren ihm das Vermittelnde und Verséhnende in der langen traurigen Zeit der franzdsischen Occupation, von welcher namentlich auch das Weimarische Land so hart be- troffen wurde. In dieser Zeit hat man ihn oft sagen héren: ,Wenn ich das Ungliick des Vaterlandes auf einige Zeit vergessen und mich zerstreuen will, so gehe ich zu meinen Pflanzen,“

Dass unser Baumann hier an sei- nem Platze war, bedarf nach allem dem tiber ihn Gesagten, wohl keiner wei- teren Erhartung; sehr bald that er sich durch seine Leistungen hervor und er- warb und erfreute sich dadurch der besonderen Gunst des Grossherzogs so- wohl, wie der des Ministers von Gothe, zu dessen Ressort die Oberaufsicht tiber alle unmittelbaren Anstalten fiir Wis- senschaft und Kunst, gehdrte. Beide haben ihm bis an ihr Lebensende diese wohlverdiente Gunst bewahrt.

Zu gleicher Zeit und zu gleichem

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14 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Zweck mit Baumann, befand sich auch | damals der spitere Hereoettek Sachsen- Altenburgische Hofgértner Wilhelm Doll in Belvedere, welcher seit 1826 sein Nachbar in Eisenberg geworden, in in- niger Freundschaft lebte und verkehrte. Der 1860 im kraftigen Mannesalter heim- gegangene Doll war unser gemein- schaftlicher unvergesslicher Freund.

Das Streben fiir weitere Vervoll-

kommnung in seinem Fach, bewog Bau- mann gegen Ende Juni 1818 in den damals beriihmten Pflanzengarten von Cels nach Montrouge-Paris zu gehen. Cels fiihrte in Anbetracht seiner vor- ziiglichen Leistungen den Titel: Bota- niste, Pepiniériste de S. M. J. et R, ’Empereur d’Autriche. Auch von die- sem Aufenthalte in Paris erzihite Bau- mann spiter oft und mit Befriedigung, da er durch denselben in seinen Be- strebungen wiederum bedeutend gefor- dert wurde.

Im Friihjahr 1819 wurde die Stelle eines botanischen Giartners in Jena durch den Tod erledigt, und Baumann als die geeignete Personlichkeit fiir diese Stellung wohl schon langst er- kannt, sofort aus Paris dazu berufen und mit der Pflege des botanischen Gartens betraut. Wie weise diese Wahl gewesen, hat die Folge geniigend bewiesen. Baumann’s Anstellung er- folgte am 20, August 1819, wo er ver- eidet und in Pflicht genommen wurde; allerdings unter sehr bescheidenen Bedingungen. Nicht ohne cultur-histo- risches Interesse dirfle es sein, seine ihm vom Minister Ji-W, von Géthe ertheilte Dienstinstruction hier folgen zu lassen:

Instruction fiir den Gartner, welcher den Grossherzoglichen botanischen Gar- ten zu Jena, unter Direction des Herrn

Hofrath Professor Dr. Voigt king zu besorgen hat: | Art. 1. sa

Alle Geschiafie des botanischen Gar- tens konnen in drei Klassen getheilt werden,

1) dkonomische, 2) botanische;

3) Beobachtung gewisser Pflichten gegen die Besuchenden. , Art. 2.

Unter der Okonomischen ist die Sorge fiir die Zaune, die Gebaude, die Gartengerathschaften u. s. w., sowie die Reinhaltung der Beete und dergl. verstanden, Dieser Artikel bleibt meist dem Gartner selbst tiberlassen.

Art. 3,

Unter eigentlichen botanischen Ge- schaften dagegen ist die sorgfaltige Pflege der anvertrauten Gewachse, und die Befolgung der Verordnungen be- oriffen, die der Director zum Besten des Institutes zu machen fir néthig fin- det. Jenes kann in folgende Punkte zerfallen.

a) Die Erhaltung vieler Ge- wichse.

Der Zweck eines botanischen Gar- tens ist, modglichst viele verschie- dene Pflanzenspecies aller Gatt- ungen so zu besilzen, dass sie sowohl gut gepflanzt erscheinen, als auch még- lichst fiir das Studium der Botanik nulzbar gemacht werden. Desshalb wird ein geschickter botanischer Gartner sie auch da ziehen, wo sie nicht auf ihrem Boden stehen, aber we= gen der systematischen Anordnung stehen miissen; ebenso wird er im- mer die seltensten und zartesten zu erhalten suchen, da die Gemeinen schon von sich selbst fiir sich sorgen; und dann auch denen die gehérige Auf~

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I, Originalabhandlungen, 15

merksamkeit widmen, die nicht fiir das

Auge sind, wenn sie nur botanischen Werth haben.

b) Die Ansaat und Vermehrung.

Sie geschieht nach den bekannten Regeln, mit Sorgfalt. Dabei ist zu be- merken, dass eigentlich keine Vermehr- ung einer Sorte in grosser Menge statt- finden soll, auch nicht leicht eine grosse Parthie Samen von einerlei Art einzu- sammeln fiir nothig erachtet wird, da der botanische Garten nicht auf Handel betrieben werden darf.

Bei den Topfgewachsen ist der Hauptzweck schon erfiillt, wenn von jeder Pflanze 2—3 Exemplare, deren aber wenigstens eines vollkommen vor- handen sind.

c) Die weitere Anordnung der Pflanzen fiir die Wissenschaft.

Alle in das freie Land kommende Gewachse haben ihren bestimmten Platz, den der Inspectus und bisweilen auch der Director selbst anweist und worauf mit grosster Sorgfalt zu sehen ist.

Diese Landpflanzen erhalten durch den Professor ihre lateinischen Namen, und hierzu sind die Brettchen und lan- gen Stabe ansschliesslich. Die Vermehrung solcher Landpflanzen wird an Seitenorten beliebig angebracht.

Auch yon den Topfgewichsen er- halt jede Species, die sich untersuchen lasst, ihren Namen, vom Professor be- stimmt, auf die angestrichenen Num- merstabchen verzeichnet. Die kleinen nicht angestrichenen Nummerstabe sind zu allgemeinem, und des Girtners Ge- brauch,

Die systematische Anordnung der Topfgewiichse wird gewohnlich nur im Sommer yom Director yorgenommen. Im Winter ist es der Erfahrung des

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Gartners iiberlassen, die Tépfe so zu

stellen, wie sie fiir die Erhaltung der

Gewichse am passendsten scheinen. Art. 4.

Die Pflichten gegen die Be- suchenden betreffen die Auskunft, welche ihnen der Gartner zu geben hat, zumal in Abwesenheit des Directors. Sie beritihren verschiedene Seiten.

Art. 5.

Jedem Freunde der Botanik kann, ja soll der Gartner, auf sein Verlangen soviel an Exemplaren bliihender Pflan- zen etc, selbst abschneiden und mit- theilen, als es die Gewachse ohne Scha- den erlauben, Dafiir kann er eine kleine Belohnung annehmen und darf selbst Anspruch darauf machen, wenn diese Bemiihung oft statt hat.

Art. 6.

Keinesweges aber darf er Jeman- den, ohne Ausnahme, Samen oder le- bendige, d. h. weiter zu pflanzende Exemplare der Gewachse des Gartens mittheilen, ohne vorher den Director davon benachrichtigt zu haben. Dieser bestimmt und authorisirt dann allen Tausch, Geschenk oder Verkauf.

Dieser Punkt ist so sitreng, dass eine Uebertreiung die starkste Verant- wortlichkeit nach sich ziehen kénnie.

Art. 7.

Dagegen wiinscht man vom Gartner, dass er jedem Fremden, der den Garten besucht, gefallige Auskunft tiber alle Fragen ertheile; dass er, zumal den Studirenden freundlich entgegen irete, und denen, die daselbst ins Besondere der Wissenschaft obliegen, jede mit seinen Geschaften vereinbare Hilfe leiste.

Nachdem Herr Hofrath und Director Voigt authorisirt worden, nach vorstehen= der Instruction sowohl gegenwirlig alg

16 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 3

zukiinftig das Geschaft behandeln zu lassen; so wird der bei demselben an- gestellte ete. Franz Baumann hierauf an- genommen und verpflichtet, von welchem man sich eine genaue Befolgung versieht. Jena, 18. Angust 1819. Grossherzogl. Sachs. Oberaufsicht tber alle unmilttelbaren Anstalten fiir Wis- senschaft und Kunst. J. W. von Gothe.

Diese Instruction mochte den da- maligen Verhiltnissen gemass und durch diese bedingt sein. Baumann hat sie allerdings im Wesentlichen beobachtet, im Uebrigen aber liess man ihm sehr bald freie Hand, da man einsah, dass demselben die Hebung dieses ihm an- vertrauten Institutes eine Ehrensache sei.

Als Baumann den botanischen Gar- ten in Jena iibernahm, existirte der- selbe eigentlich nur dem Namen nach. Alle Baulichkeiten, Gewachshauser, Ein- friedigungen , wohnung waren dem _ Verfall nahe, Topfpflanzen fand er wenige vor, und diese in einem traurigen Zustand. Der bei weilem grésste Theil der Garten- flaiche- war mit Obstbaumen bestanden, unter denen sich bedeutende Grasfla- chen ausdehnten, von welchen beiden letztern ihm die Nutzung zugewiesen war, die einen Theil seiner sparlichen Besoldung ausmachte. Der Etat fiir den Garten war ein dusserst geringer.

Diesen botanischen Garten hat Bau- mann durch seine Kenntnisse, durch seine Geschicklichkeit, durch seine sorg- fallige, nie rastende andauernde Tha- tigkeit, vor allem aber durch seine Un- eigenniilzigkeit und Opferwilligkeit im Laufe der Jahre erst zu einer der dortigen Universitat wiirdigen, allseitig lehrrei-

chen und musterhaften Anstalt erhoben, - wobei soweil es die botanischen Zwecke |

ja seine eigene Dienst--

irgend gestatteten, auch die landschaft- liche Anordnung nicht unberiicksichtigt blieb; so ist derselbe, begitinstigt durch

die herrliche Umgegend, sowie durch

die ausserst saubere Unterhaltung eine wahre Zierde, ein Juwel von Jena ge- worden. Ueber diesen seinen nachsten Berufskreis hinaus, hat er durch seinen Geschmack und Schoénheitssinn die Um- gebungen von Jena mit ihren Denk- mialern, sowie die Besitzungen vieler Privaten mit reichem Pflanzenschmuck ausgestattet, der spite Enkel noch er- freuen wird.

Was die wahre Liebe zu seinem Beruf, verbunden mit Umsicht und Opferwilligkeit vermag, hat Baumann in seltener Weise bewiesen, Ohne alle Entschadigung entsagte er zunachst der ihm zugewiesenen Obst- und Gras- nutzung im Garten, richtete denselben ganz fiir wissenschaftliche Zwecke ein und gab so einen nicht unbedeutenden Vortheil auf. Da er nur wenige Pflan- zen vorfand, seltene aber gar nicht vorhanden waren, unternahm er kleine Reisen in die Garten der Umgegend, namentlich auch nach Erfurt, ohne Dielen, ohne Reisekosten oder Ersatz irgend einer Art fiir sonstigen damit verbundenen Aufwand jemals zu erhal- ten; er kniipfte neue Verbindungen an, unterhielt schon friiher gemachte, und suchte auf jede Weise unter Darbring-

“ung so manchen pecuniiren Opfers die

Pflanzensammlung zu vervollstandigen.

Im Jahre 1826 verheirathete er sich mit Johanna Maria Timler. Diese brave Frau wurde ihm am 14. April 1845 durch den Tod entrissen. Dieser Ehe entsprossen drei Téchter, welche an brave Minner verheirathet sind und das Andenken des Vaters segnen. Seine Frau besass Grundstiicke und eine voll- stindige zur Feldwirthschalt néthige

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opfernde Thatigkeit,

I. Orginalabhandlungen. 17

Einrichtung. So hatte er, wenn er Oekonomie treiben wollte’, sorgenfreier leben kénnen; aus Liebe zu seinem Be- ruf gab’ er auch diesen Vortheil auf. Fiir seine uneigenniitzige, auf- fiir seine treue und redliche Pflichterfiillung hatte er hohe Anerkennung, auch zuweilen ei- nige ausserordentliche Remunerationen,

das sparliche Gehalt blieb in den er- _ sten zwanzig Jahren seit seiner An-

stellung dasselbe, er musste daher jahr- lich vom Vermégen seiner Frau zu- setzen, zumal er genodthigt war, zwei- mal Badereisen zu unternehmen, um seine gestérte Gesundheit wieder her- zustellen.

Baumann war kein gelehrter, wohl aber ein mit grossem natiirlichen Ver-

stand begabter, denkend und _prakti-

scher Mann, ebenso waren seine Le- bensansichten durchaus verstandiger und praktischer Art, wie man denn’ im Leben tiberhaupt nicht praktisch genug

_ sein kann. Es mégen hier einige fol-

gen.

Wenn man eine Reise macht, so soll man sie Zu Fusse zuriicklegen, weil einem jeder selbst scheinbar geringe

-Gegenstand Stoff zum Nachdenken gibt. Das Reisen zu Wagen hat bei weitem

nicht den Nutzen, weil einem Vieles entgeht, man wird schlafrig, kommt wohl auch in schlechte Gesellschaft etc.

Man soll sich nie zuviel auf einmal vornehmen, lieber wenig, das Wenige aber griindlich durchfihren.

Ein Vorgesetzter soll die Vorschlaige seiner Untergebenen anhéren, und wenn es irgend angeht, sie danach handeln

zu gewohnen, selbst mit Nachdenken zu arbeiten, welches zu jedem Geschaft ebenso nothwendig als forderlich ist.

Man soll eine Verinderung nie im Grossen anfangen, sondern erst durch geniigende Versuche priifen, ob man auch durch dieselbe gewinne, denn nicht immer ist eine Veranderung auch eine Verbesserung ; versuchen soll man aber Alles.

Man soll nie einen Menschen wis- sentlich iibervortheilen, das racht sich allemal. Wer dich aber einmal betro- gen hat, soll dir nie wieder unter die Augen kommen.

Ks thut selten gut, Dienstleute aus weiter Ferne kommen zu lassen. Ge- wohnlich kénnen sich diese nie in die landesiiblichen Sitten und Gebréuche finden, und das gibt zu allerlei Ver- druss und Unannehmlichkeiten Veran- lassung, verursacht den Herren grosse Kosten und erschwert und_ verbiltert den Untergebenen den Dienst.

Die Rechenkunst geht iiber die Schreibekunst, weil man dadurch be- fahigt wird, bei jedem Geschaft oder Unternehmen eine richtige Eintheilung zu treffen, und viel Zeit und Geld zu ersparen.

Man soll immer so handeln, dass man tiberall, wo man gewesen ist, auch wieder hinkommen kann.

Man soll im Kleinen sparen, um Grosses vollbringen zu kénnen.

Baumann verstand es, ,im Kleinen zu sparen,“ er hat Grosses damit er- reicht; eine wahre Virtuositaét, aber auch eine grosse Zahigkeit besass er darin, alles fiir seine Zwecke Brauch-

lassen, weil es in der Natur des Men- | bare oft Jahre hindurch anzusammeln

schen liegt, dass Jeder das von ihm Ausgegangene lieber und mit besserem Erfolg thun wird, als das Befohlene.

Auch ist dies das beste Mittel, die Leute I, 1873,

und aufzubewahren, bis er das erfor-

derliche Material beisammen hatte. Sehr

bezeichnend und zugleich anerkennend

fir diese seine Ausdauer und sein In- 2

18 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

teresse fiir den botanischen Garten, sagte einst der damalige Director des- selben, Professor Dr. Schleiden, wo iiber den unzulanglichen Etat des bo- tanischen Gartens und Baumann’s Leist- ungen die Rede war, zu mir; ,Wenn Baumann ein Gewichshaus braucht, so trigt er die Steine in der Tasche zu- sammen und sammelt so lange, bis er geniigenden Vorrath hat.“ Ist dies nun auch nicht wortlich zu nehmen, so gibt es doch einigen Aufschluss dariiber, wie er das Kunststiick fertig bekam, mit so wenig Mitten nicht nur zu wirthschaften, sondern wie er es auch yerstand, dem Garten durch ausseror- dentliche Sauberkeit, Ordnung und vor- treffliches Arrangement stets das An- sehen der Fiille und Hleganz zu ge- ben, welches ihm unter Baumanns Leit- ung eigenthiimlich war. Und staunens- werth war allerdings auch diese Reich- haltigkeit wohlgepflegter Pflanzenarten, die er zusammengebracht, und wie er auch den kleinsten Raum zu_ beniitzen verstand. So schwer ihm unter den gegebenen Verhiltnissen aber auch die- ses Ansammeln geworden war, so theilte er doch auch wieder gern und auf die liberalste Weise mit, wo es galt, das Gute auch an anderen Orten zu fordern. So hat er z. B. bei Ge- legenheit der Griindung des hiesigen Arboretum, wo es darauf ankam, rich- lig bestimmte Gehélze zu bekommen, die fast nur in botanischen Garten zu erlangen waren, mir seine sammiliche Gehdlze theils in Doubletten, grossen- theils aber in Hdelreisern mitgetheilt und sich hierdurch ein nicht unbedeu- tendes Verdienst um diese Nationalan- stall erworben.

Die Humanitat war eine Hauptzierde seines liebenswiirdigen Charakters, diese bethaligte er bei Jedermann, insbeson-

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dere aber gegen seine Untergebenen, welche ihn wie einen Vater verehrten. Er verlangte, wie er es selbst auch that, die strengste Pflichterfiillung von ihnen, geschah dieses aber, so war er denn auch ihr bester Freund; er hat sie niemals pedantisch und unniitz ge- plagt und gequalt, sondern er suchte ihnen ihr Loos zu erleichtern, er sorgte fiir sie, meinte es gut mit ihnen, er war ihr Helfer und Rathgeber. Auf solche Weise hatie sich zwischen ihm und seinen Leuten ein ganz patriarcha- lisches Verhiltniss heraus gestellt, wie es heutzutage nur selten vorkommt. Mehrere von seinen Arbeitern leben noch, welche von Anbeginn seiner amtlichen Thatigkeit in Jena zu ihm gekommen und bei ihm geblieben sind, bis ihn Gott heim rief.

Eine solche aufopfernde Thiatigkeil und treue Pflichterfiillung konnte auch bei seiner grossen Bescheidenheit nicht unbeachet bleiben, Oectter erfreute er sich der wohlverdienten Anerkennung Seitens seines Grossherzoglichen Herrn sowohl, so wie seiner vorgesetaten Be- hérden. Nachdem er im Jahre 1845 zum Garteninspector ernannt worden war, bethatigte sich die allgemeine Liebe und Achtung, welche er sich langst erworben an seinem 5Ojahrigen Dienst- jubilaum, welches wir am 20. August 1869 in seinem Hause gefeiert haben.

In Anbetracht seiner treuen und ausgezeichneten Dienste wurde ihm von Seiten Seiner Koniglichen Hoheit des Grossherzogs das Ritterkreuz des Fal- kenordens verliehen, nebst einer nahm- haften Gehaltszulage. Von allen Sei- ten, auch aus weiler Ferne kamen an- erkennende Schreiben und Gliickwiin-

schende, auch von den Gartenbau- vereinen, deren Mitglied er war und die er durch seine rege Theilnakme zu

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Frankfurt a/M.

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I, Originalabhandlungen. 19

gedeihlicher und niitzlicher Entwicke- lung mit begriindet und gefordert hatte. Von dem Verein zur Beforderung des Gartenbaues in den K@nigl. Preuss. Staaten, vom Gartenbauverein Flora zu und vom Gartenbau- verein zu Weimar wurde er zum Ehren- mitglied ernannt. Kostbare und sinnige Festgaben wurden ihm gewidmet. Un- ter allen diesen letzteren machte ihm aber die meiste Freude ein kleines Bild, auf welchem sich seine Gehilfen und Gartenarbeiter hatten photographi- ren lassen, um ihm auch ihrerseils auf diese Weise den Zoll der Dankbarkeit darzubringen. Ein dem Jubilar und seiner Familie zu Ehren veranstaltetes

Festmahl vereinigte an diesem Tage

die zahlreiche Menge seiner anwesen- den Freunde. Allen diesen aus wahrer Hochachtung und Liebe hervorgegange- nen Huldigungen konnte sich der Be- scheidene Mann nicht entziehen, wire es nach ihm gegangen, so hitte er sei- nen Ehrentag ganz still im engsten

-Kreise seiner Familie gefeiert.

In gewohnter Weise hat er seinem Dienst bis an sein Lebensende vorge- standen. Seit Ende dieses Sommers fingen die Beschwerden des Alters an sich geltend zu machen, obgleich er noch leidlich sich wohl fihlte. Nur wenige Tage war er auf das Kranken- lager geworfen. Sanft entschlief er er am 22. October 1872 friith 41/, Uhr an den Folgen eines am Tage vorher eingetretenen Schlaganfalls im 80sten Jahre seines thatigen Lebens, in den Armen seiner Kinder, beweint von Al- len, welche das Gliick hatten, ihm naher zu stehen.

Die Theilnahme an diesem Trauer- fall war von nahe und fern sehr gross. Sein Sarg glich einem Blumenhiigel,

die Bestattung war feierlich. Die Lie- dertafel trug einen Grabgesang vor; den ein Freund des Verewigten fiir diesen Zweck componirt hatte. Die Zahl derjenigen, welche ihm die letzte Ehre erwiesen, war so bedeutend, wie selten eine in Jena vorgekommen.

Franz Baumann war ein treuer Die- ner seines Grossherzogs; als ireuer Jiinger seiner Kunst, als treuer Fami- lienvater, als treuer Freund und als Ehrenmann hat er sich stets bewahrt. Wenn er einmal Freund war, so war er es ganz, seine Freundschaft war wie lauteres Gold, sie hielt fiir das Leben. Er war ein liebenswiirdiger und wohl- wollender Mensch in der edelsten Be- deutung des Wortes. Vielen jungen Leuten, welche er dazu fir wiirdig hielt, hat er im Leben die Wege fir ihr Fortkommen geebnet, vielen hat er zu Amt und Brod verholfen, das Gute hat er gefOrdert, wo er es vermochte. Dreissig Jahre hindurch habe ich zu ihm in den engston Freundschalisbe- ziehungen gestanden, ich habe ihn ge- kannt wie Wenige, ich schreibe dieses mit nassem Auge er war mir stets gut gesinnt. Gleiches Streben hatte uns Zusammen geliihrt, und dieses hatte den Unierschied der Jahre ausgegli- chen; Vieles habe ich seinem anregen- den Umgang zu verdanken, und unver- gesslich werden mir die vielen ange- nehmen Stunden sein, welche ich mit ihm und im Kreise seiner Familie ver- lebte. Sich selbst aber hat er das schonste Denkmal geseizt im botani- schen Garten zu Jena, dessen Neube- grinder er mit Recht genannt werden muss.

Kin ehrenvolles Andenken ist ihm gesichert.

Muskau. Petzold.

20 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

5) Blattlause in Baumschulen,

In Folge der Warme und Trocken- heit des Frithjahrs und Sommers 1872, hatten sich auf den Obstbiumen tiber- haupt, insbesondere aber auf jungen Apfelbiumen, Blattlause (Aphis Mali) in ungeheuren Massen angesiedelt. Der Referent sah dieses in ebenso hohem Grade in den Baumschulen und Obst- garten Moskau’s, wie in den Baumschu- len und Obstgarten Petersburg’s. Diese Blatilause befielen sowohl einzelne junge Baume von kleinen Hausgirten, so- wie in noch hdherem Grade die in den Baumschulen befindlichen jungen ver- edelten Baume, wie die aus Samen erzogenen Wildlinge. Wo, wie in manchen Baumschulen nichts gegen die Verheerungen dieses kleinen Feindes gethan worden war, hatten sich die Blattliuse nicht blos an den jungen Blattern und jungen Trieben in dichter Schicht dicht tibereimander sitzend an- gesiedelt, sondern sie hatten sich so- gar bis auf das 2jahrige Holz verbrei-

tet. Ein junger Baum, welcher derart’

von Blattliusen besetzt ist, stirbt, auch wenn er dann noch gereinigt wird, dennoch im nachsten Winter gemeinig- lich ab, oder bleibt kranklich und schwiachlich, ist den Blatilausen dann auch in den folgenden Jahren die liebste Nahrungsquelle, bis er ganz abstirbt. Da wo nur die jungen Triebe, d. h. nicht blos deren Blatter, sondern auch der junge Zweig selbst mit Blattliusen dicht besetat ist, da geht der Zweig, auch wenn nachtraglich sorgfaltig gereinigt wird, dennoch im nachsten Winter soweit zuriick, als er von Blatt- liusen besetzt war. Da wo nur noch die jungen Blatter und die Zweige von nur ,einzelnen Familien yon Blattliusen

~

besetzt sind, da hilft ein wiederholtes

sorgfaltiges Reinigen durch Zerdriicken mit dem Finger oder ein Abbiirsten mit einem Absud von Tabak, schwarzer Seife und Asche, oder endlich auch oft

wiederholtes Bespritzen mit letzterem

Absud.

Wir haben in fritheren Jahren ver- sucht, das Abbiirsten mit Tabaksabsud in unserer Baumschule anzuwenden. Wenn aber die Witterung der Ver- mehrung und Verbreitung der Blattlause zur Zeit des kraftigsten Wachsthums der Baume giinstig ist, dann ist in Baumschulen, wo die jungen Baume und Baumchen nach vielen Tausenden zahlen, auch bei Anstellung einer Menge von Menschen, nicht méglich der Ver- breitung und Vermehrung der Blattliuse durch Abputzen Einhalt zu thun, wihrend mir dies in meinem kleinen Privatgartchen beim Wohnhause, wo nur eine geringe Anzahl von Zwerg- biumen angepflanzt ist, schon mittelst wiederholten Reinigens mittelst Zer- driickens mit dem Finger gut gelang.

In einer Baumschule besteht nach meinen Erfahrungen das einzige ratio- nelle Mittel beim Auftreten der Blatt- liuse, um deren Schaden und allge- meinsten Verbreitung entgegen zu ar- beiten, darin, dass man Leute durch die Schulbeete, Samenbeete und Baum- quartiere sendet, welche jeden Trieb, an dem sie Blattliuse bemerken, sofort soweit zuriickschneiden, als solcher von Blattliusen besetzt ist. Diese Triebe werden in einen Sack gesteckt und dann mittelst Feuer oder Vergrabens vernichtet. Das Blattliuse entdeckt das geiibte Auge sofort an der Verkriippelung oder Ver

Vorhandensein der

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Re. eae nk eee a

|. Originalabhandlungen. 21

kriimmung der Blatter und jungen Triebe | als Spuren der Blattliuse zu bemerken

und der Trieb muss, wenn es helfen soll, soweit fortgeschnitten werden, als solcher am Zweig oder an der Unter- seite der Blatter mit Lausen besetzt ist.

Die Vermehrung der Blattliuse unter

dazu giinstigen Witterungsverhaltnissen und Vorhandenseins geniigender Nahr- ung (Warme und Trockenheit einer- seits, im Triebe befindliche junge vollsaftige Baume andererseits) ist eine so tiber alle Begriffe schnelle, dass nur griindliche Entfernung aller von Lausen besetzten Triebe etwas hilft. Man schont heim ersten Mal Durchgehen den jun- gen schénen Trieb, weil es jedem Pflan- zenfreund Leid thun muss, _ solchen grossentheils oder ganz fortzuschnei- den, und zerdriickt nur die sichtbaren Lause oder nimmt auch wohl nur ei- nen Theil der befallenen Blatter fort. Wenn man aber das nachste Mal durch-

geht, haben die wenigen am Zweige

bleibenden Liuse inzwischen sich so

_rasend vermehrt, dass man nun doch

noch den Zweig, und zwar vielleicht zum gréssern Theil als vorher, entfer- nen muss.

Das Rationellste bleibt also in der Zeit der Entwickelung des jungen Trie- bes, die Baumschulen von vertrauten Arbeitern haufig durchgehen zu lassen, die, wo sie nur Spuren von Blattlausen bemerken, jeden schwach oder stark befallenen Trieb so weit fortschneiden,

sind. Wie oft wurden in meinen Baum- schulen nur die befallenen Blatter ab- geschnitten oder der Trieb gereinigt und 2 Wochen spiter musste der Trieb doch fortgenommen werden und _ haite unterdessen als Herd der Verbreitung gedient.

Besonders gern befallen die Blatt- lause auch die Samenbeete der Wild- linge von Aepfelbaumen und vernichten da den ganzen Wuchs des Jahres. Auf solchen Samenbeeten empfehlen wir ein wochentlich einige Mal wiederhol- tes Ueberspritzen mit einem Decoct von Tabak, Asche und schwarzer Seife, wobei man besonders darauf sehe, dass auch die Unterseite der Blatter und der Boden unter den Pflanzen mit be- feuchtet werde. Der Wuchs eines gan- zen Jahres wird bei gehoriger Anf- merksamkeit da erhalten werden.

Bei der grossen Verbreitung und dem bedeutenden Schaden, den die Blattlause 1872 in Russland und auch im Osten Deutschlands thaten, waren Mittheilungen iiber die Mittel gegen solche sehr erwiinscht.

Natiirliche Feinde der Blattliuse sind die kleinen Coccinellen, die rothen und gelben halbkugeligen, schwarz punktirten Kaferchen, welche deshalb sorgfaltig geschont werden sollen, ebenso die kleineren Vogel.

(E. R.)

6) Bewaldungsversuche in der Umgegend von Tiflis.

Auf Veranlassung der Herren Chefs des Landwirthschaftlichen und Forst- Departements wurden in den letzten Jahren Versuchspflanzungen gemacht,

die kahlen Berglehnen mit Abhangen von weit tiber 45 Grad Neigung, also fast ungangbar, zu bewalden oder so- weit es das Vorhandensein von Erdbo-

99 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

den zuliess, mit Griin zu _bekleiden. An verschiedenen Stellen wurden circa 50,000 junge Baume gepflanzt, die in Schulen vorgezogen waren (die Arten sind im Umstehenden Register mit bezeichnet). Die Anfange waren vor- ziiglich, Ende Juli aber machte sich bei dem Mangel an Regen der letzten drei Jahre und da eine Bewasserung weder moéglich noch beabsichtigt war, ein plétzliches und massenhaftes Absterben der oberirdischen Theile der Gehdlze bemerkbar, im folgenden Friihjahr schlu- gen aber Viele aus dem Wurzelhals wieder aus. Durch Bergrutsche zufal- lig verschiittete Baumchen, Akazien, griinen und wachsen prachtvoll, an der gliihenden Siidseite des Berges. Im Ganzen haben sich am Besten gehalten, Robinia Pseudacacia, Ailanthus, Lycium, Zizyphus, Maclura aurantiaca, Sophora jap. Besonders die grosse Hitze des Sommers 1872 ist den Pflanzungen ver- derblich gewesen, im Mai stieg die Hitze schon auf 28°R. und so foridauernd im Juli auf 32° R. und im September waren noch Tage von 30° R. im tiefen Schatten. Die Verdunstung aus einer Schaale mil Wasser war im Schat- ten wahrend 24 Stunden

im Juni im Mittel 3,34 Lin. Maxim, 5,1

» duli fcc GOO a a 8,0 3 August sig), 4049 ieee » september, 2,16 , , URE

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In der Sonne musste diese Ver- dunstung bei weitem bedeutender sein, beispielswetse betrug sie im Maimonat aus nasser Erde schon ziemlich einen Zoll. Bei diesen Witterungszustanden ist es wunderbar, dass noch tiberhaupt

vegetabilisches Leben existiren konnte. |

In vielen Garten, deren Bewasserungs- quellen versiegt waren, sah man Ende Juli buchstablich kein Blatt auf den Baumen und Gestrauchen, ein vollkom- menes Bild des Winters. Die zu den Bewaldungsversuchen gemachten, an der Morgenseite eines steilen, gegen 1000 Fuss hohen Felsenriickens gelege- nen Aussaaten, sind dem Schicksale nicht ganz entronnen, das friihgekeimte ist obwohl blattlos, so doch in der Wurzel lebend, das spat gekeimte aber zu Grunde gegangen, hatte noch nicht Consistenz genug, die Periode zu tber- stehen. Am besten haben sich die Saatkimme von Ailanthus gehalten.

Da nicht vorauszusetzen ist, dass

eine dreijahrige Diirre sich auch noch weiter fortsetzen wird, und trotz der-—

selben doch Vieles der Pflanzungen am Leben geblieben, so werden wir tiich- tig und unerschrocken wieder nach- pflanzen, auf besseres Gelingen und Segen von Oben hoffend.

Liste von Gehdlzen der Tifliser Garten, nach dem Grade des Laubfalles in Folge der Sommerhilze 1872 geordnet*) :

Tilia grandifolia Aesculus Hippocastanun Acer Negundo

» Pseudoplatanus Rosa Cenlifolia

» gallica

*) Im bewasserten Gartenlande.

Liriodendron tulipifera Syringa vulgaris Platanus orientalis Spiraea diverse Populus tremula

| > Cerasus avium

Koelreuteria paniculata

< Rhus typhina

x Lycium barbarum Ligustrum vulgare Bignonia Catalpa

>< Ulmus montana

Pyrus malus Salix fragilis » alba

X Gleditschia triacanthos Ailanthus glandulosa

Populus balsamifera Punica granatum Sophora japonica

Fraxinus excelsior

Syringa persica Cydonia vulgaris

< Armeniaca vulgaris

Acer platanoides

II, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 93

Paliurus aculeatus Ficus Carica S Quercus Robur iberica Rosa rankende < Acer campestre Amygdalus communis Rosa remontantes, thea et borbonica Celtis australis ‘< Broussonetia papyrifera Pawlownia imperialis X Robinia Pseudacacia Rhamnus Pallasii Mespilus pyracantha Sterculia_platanifolia Pistacia vera Castanea vesca Rhamnus Catarthica x Zizyphus communis, Jujubier.

Il. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

1) Abies concolor Engelm. Der Rei- sende B. Roezl schreibt mir unterm 28. Sept. dieses Jahres: »Ich bin jetzt gerade von Neu-Mexico zuriickgekommen. Das Beste was ich von dieser Reise mitbringe und was mich am meisten freut, ist reifer Samen des schdnen, Abies concolor, wirk- lich eine ausgezeichnete mit Ab. lasiocarpa zunachst verwandte Art. Als ich durch St. Louis passirte, besuchte ich unsern be- ruhmten Landsmann Dr. Engelmann und kaum sagte ich, dass ich beabsichtige nach Neu-Mexico zu gehen, so rief er aus >dann suchen Sie doch um Gotteswillen meine prachtvolle Abies concolor auf, die immer noch der Hinfiihrung in die Garten war- tet!e Er zeigte mir Zweige und be- schrieb mir den Fundort im Gebirge, da- durch ist es mir auch wirklich gelungen, diese seltene Weisstanne wieder aufzufin- den und gliicklicher Weise gerade zur Zeit der Samenreife. Der Baum ist durch seine

starke blaugraue Farbung und durch seine Araucaria 4hnliche Tracht so auffallend, dass ich ihn sofort unter allen Tannenarten wieder herausfinden wiirde. Er wird kaum iiber 100 Fuss hoch, die quirlformig ge- stellten, horizontal ‘ausgebreiteten Aeste stehen in Etagen, wie bei Araucaria ex- celsa, die Blatter (Nadeln) sind eben so lang, wie bei A, lasiocarpa, aber beider- seits gleichfarbig blaugrau, da auch die Rinde die gleiche helle Farbung zeigt, so ist der Name concolor sehr pas- send. Kommt im Felsengebirge im Norden von Neu-Mexico in einer Hohe von 9 10,000 Fuss vor und wird fiir die Garten vollstandig ausdauernd sein, minde- stens ebenso hart als Abies lasiocarpa und grandis. «

2) Yucca angustifolia. Schon auf seiner ersten Reise nach Californien sah Roezl im Felsengebirge diese prichtige,

24

von Pursh beschriebene Art, aber leider war esSommer und keine reifen Samen zu finden. Es ist eine Art mit sehr schmalen langen Biattern, Blattrinder mit langen Faden geziert wie eine Agave filifera, die _ Krone reich und dicht beblattert wie eine Dracaena indivisa. Nach Roezl ist diese Art nicht nur die schénste, sondern auch die harteste aller Yucca *)!

3) Hrdbeere, Docteur Morére. Diese Sorte ist von dem Erdbeerziichter M. Ber- ger zu Verriéres-le-Buisson (Seine et Oise) erzogen worden und wird vom KEtablisse- ment des Hrn, Durand (friher Jamin et Durand) zu Bourg-la-Reine (Seine) ausge- boten. Hs ist eine Sorte mit grosser stumpf- kugelformiger oder unregelmassiger Frucht mit vorsehenden Kernen und von rother Farbe. Fleisch rosa, von feinem vorziig- lichem, wiirzigem Geschmack. Pflanzen von kriftigem Wuchs, volltragend, (Revue hort.).

4) Celosia cristata variegata. Eine schone neue Form des Hahnenkamms, wel- che das Htablissement von »Haage und Schmidt in Erfurt« dieses Jahr in den Handel gibt. Auf dem breiten hahnenkamm- formigen Bliithenstand der sonst gelb oder roth gefirbt ist, da sind bei der neuen Sorte die verschiedenen Farbenniiangen vereinigt, indem einzelne Parthien der den Hahnenkamm bildenden Lappen schon roth, andere Parthien schon gelb und wieder an- dere gelb und roth gestreift sind. Der monstrése “dicke Stengel ist theils roth, theils griin gestreift. Es liegt uns von dieser neuen Form eine Abbildung vor, nach der zu urtheilen, diese neue Form einen ganz vorziglichen Effect machen Im Mistbeet angezogen und

mformigen Bliithenstande i Bepflanzung von Blumenbeeten im freien Lande im Sommer ben bildet der Hahnenkamm schéne Blumengruppen, ‘die mehrere Monate bis zum Kintrit des

*) Beide Arten hat Roezl in frischen und keimfaihigen Samen importirt.

ene. Pflanze mit suaaattite

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Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, *E ae :

Frostes zur schénen eigenthimlichen Zierde ichen. Die verschiedenen Sorten miis- sen namentlich bei der Bildung von Tep- pichbeeten einen guten Effect hervorbrin- gen. (E. BR.)

5) Daemonorops melanochaetes Blume. Palmae. Wie Martius in seinem beriihm- ten Palmenwerk vorzugsweise die Palmen Amerikas beschrieben hat, so hat der beriihmte Botaniker der Niederlande, C. L. Blume; in dem von ihm herausgegebenen Prachtwerke, »Rumphiac die auf den Sunda-Inseln und in Ostindien heimischen Palmen grossentheils beschrieben und ab- gebildet. Unter diesen ward von ihm auch im 3. Bande der Rumphia die Gattung Daemonorops aufgestelli und von Cala- mus getrennt. Die Arten ‘der Gattung Daemonorops, deren Blume 15 be- schreibt, wachsen alle auf den Inseln des Ostindischen Archipelagus. Wie die Ach- ten Calamus-Arten oder Rotang-Palmen entwickeln sie einen oder viele nicht dicke einfache Stimme, die an der Spitze be- standig weiter wachsend tiber die héch-

sten Biume des Waldes hinaufklimmen ~ und bis mehrere hundert Fuss lang wer

den. Die Blattstiele und Blattscheiden der gefiederten Blatter sind stark bestachelt und geht die Rhachis des Blattes an der Spitze gemeiniglich in eine lange blattlose, ran-

kenartige Fortsetzung aus, die mit starken

riickwartsgekriimmten Stacheln besetzt ist,. mit denen sich diese Schlingpalmen an \ In |

den hdhern Waldbaumen festhaken. der Tracht unterscheiden sith die”Daemo- norops-Arten von den achten Calamus da- durch, dass der Stamm der ersteren dicker und weniger hin- und hergebogen. :

Die iibenstehende Abbildung ist nach einem jungen 3jihrigen Exemplare von Daemonorops melanochaetes Blume _ ge- macht und uns vom Herrn Haage und Schmidt in Erfurt mitgetheilt worden. Erst an alteren Exemplaren entwickelt sich an der Spitze des Blattes die blattlose mit ruckwarts gekriimmten Stacheln besetzte Fortsetzung der Rhachis, weswegen solche bei unserer Abbildung fehlt.

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Il. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 25

Daemonorops melanochaetes Blume.

6) Musa superba Roxbrg. Musaceae. Kaum ist es 2 Jahre, dass M, superba in

ing-.|.Hngland eingeftihrt wurde und in weni-

“pie erence wachst bei wei- tem nicht so schnell, als “Schling-Stamm der Calamus-Arten, auch

der diinnere

entwickeln die Daemonorops-Arten seltener

und viel spater mehrere Stimme aus dem >

kriechenden Wurzelstock oder ihrem Stammgrunde. Im neuesten Cataloge fihrt das Ktablissement der Herren Haage und Schmidt 7 Arten von Daemonorops auf, nimlich:

(Borneo). Lewisianus Griff. (Sumatra). melanochaetes Blume. (Java). palembanicus Blume. (Su- matra). periacanthus Mig. (Sumatra). trichrous Mig. (Sumatra)

und ausserdem D. cinnamomeus von dem wir wedér Beschreibung noch Vaterland kennen. Alle diese Arten hat das genannte Etablissement die Samen direct eingefihrt und junge Pflanzen in grosser Menge er- zogen. (EK. R.)

| gen Exemplaren auf den dortigen Aus-

stellungen gerechtes Erstaunen erregte, und schon wird diese Pflanze von vielen Garten -Etablissements nicht blos Eng- lands, sondern auch Deutschlands, in le- benden Exemplaren und auch in Samen angeboteu. Die itibenstehende Abbildung, welche die Tracht dieser schénen Pflanze gibt, ist von Hrn.,Haage undSchmidt in Erfurt“ in dessen Cataloge publicirt und uns zur Beniitzung freundlichst iiber- lassen worden.

Die Musa superba Roxbrg stammt aus dem Innern Ostindiens und ward von Rox- burgh in seinem Werke ,,Plants of the coast of Coromandel III. tab. 223“ abge- bildet und beschrieben, Dieselbe ist der Musa Hnsete zunichst verwandt, bildet wie diese aus der Wurzel keine Spriéss- linge und stirbt nach der Bliithe ganz ab. Der Schaft hat an jungen Exempla- ren ein fast zwiebelartiges Aussehen, spi- ter entwickelt er sich rascher und gleicht dann mehr dem der Musa Ensete, doch bleibt derselbe bedeckt mit den Scheiden

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: | 26 Gartenflora Deutschlands, Russlands ‘und der Schiwaies® si ia Tangient

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Musa superba Roxb. und Stielen der abgestorbenen Blitter. | und Anregung iippiger Vegetation dient. Die michtigen linglichen Blatter erreichen | Ausserdem kann diese Pflanze in vor Win- die Grésse derer der Musa Ensete, sind | den geschiitzten warmen Lagen auch im nach beiden Seiten verschmilert und von | Sommer zum Auspflanzen ins freie Land nur kurzem Blattstiele getragen. Blatt- | beniitzt werden, wenn man auf ihnliche stiele und Schaft besitzen ein schwiirz- | Weise fiir etwas Bodenwirme sorgt, um liches Colorit, die Blitter selbst ein sché- | als prachtvolle Decorationspflanze zu die- nes freudiges Griin. nen. Auf Winden ausgesetzter Lage bre- chen und zerschlitzen die Blatter und eine kriftige Vegetation wird ebenfalls nicht stattfinden, so dass an ein Auspflanzen im _ freien Lande eben nur in durchaus ge- | schiitzten warmen Lokalititen gedacht werden kann. Vermehrung,ausschliesslich

Wie Musa Ensete eine der schénsten .;" und ausgezeichnetesten Formen der Tro- , pen, die so recht das eigentlichste treue- ste Bild tropischer Ueppigkeit und gross- artiger Schénheit gibt. Man pflanzt sol- ni am geeignetesten in mittelhohen Warm- Sick Hasmenetle (H.. Bae jusern ins freie Land und zwar auf eine a eae Erhéhung mit starker Unterlage von Diin- *) Kriftige junge Pflanzen werden von ger, welcher zur Erwirmung des Grundes Haage und Schmidt zu 4 Thi. angeboten,

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Il, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 27

7) Paullinia thalietrifolia Juss. Sapin- daceae. Die Arten der Gattung Paullinia sind alles Kletterstriiucher, die zum gréss- ten Theil im tropischen Amerika zu Hause sind, einige wenige Arten kommen im tropischen Afrika vor. Die Blatter der- selben sind 3theilig einfach oder mehr-

fach gefiedert, die kleinen Blumen stehen in achselstandigen, am Grunde von 2 Ran- ken gestiitzten Trauben. Die Art von der wir hier ein Bild, mach einer uns von James Veitch und Sdhne, (Exotic Nursery, Kingsroad, Chelsea, London §. W.) im verkleinerten Maassstabe mitge-

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Panullinia thalictrifolia Juss.

Sdhnen wird von dieser schénen fiir die

- schoner halbklimmender Warmhaus-Strauch sei, der sich zu allen Arten von Decora- _ tionen eigne, der in reichlicher Menge seine - schénen fein geschnittenen Blatter ent-

~ eln und im jungen Zustande einen réth- lichen Schiller besitzen, wihrend sie voll- _ stindig entwickelt eine

28 Gartenflora Deutschlands,

theilten Abbildung publiciren, ward yon der genannten Firma aus Brasilien ein- gefiihrt, wo dieselbe von dem verstorbenen Bowman gesammelt wurde. Der bertthmte Systematiker A. L. Jussieu beschrieb schon im Jahre 1804 die Paullinia thalic- trifolia nach Exemplaren die Commerson in Brasilien gesammelt hatte und bildete solche auch ab. (Annales du Museum national d’histoire naturelle IV. pag. 347 tab. 66 Fig. 1). Jussieu’s Beschreibung und Abbildung unterscheidet sich von der Pflanze des Etablissements von James Veitch durch geringere Zahl der Fieder- blatter erster Ordnung.

Die Stengel sind diinn filzig behaart. Blatter 3fach gefiedert , Fiederblitter nach Jussieu 8 Paare (an unserer Abbildung bis 12), von denen die obersten spitzenstandi- gen einfach, die folgenden dblatterig, die mittleren gefiedert und dag unterste Paar doppelt gefiedert. Die Fiederblattchen oval, ganzrandig oder schwach gezahnt,

Im Cataloge von James Veitch und

Cultur neuen Pflanze gesagt, dass es ein

wickele, die denen das Frauenhaares ihn-

schéne lebhaft grine Farbe besitzen, Die Pflanze kann sowohl an Spalieren wie in Buschform ge- zogen werden, sowie sich auch die abge-

Il.

1) In Baku am Caspischen Meere hiel- | ten unter den vom Hrn, W. Kichler probeweise ausgepflanzten Gewachsen die folgenden mehrere Jahre gut aus: Acacia horrida, Nicotiana glauca und plumbagini- folia, Poinciana Gilliesi. Verbenen, Petu-

Notizen.

» ae -

Rsslands und der Schweiz. ~

pw oA d RE Ee RL ie

schnittenen Blitter lange frisch erhalten =

und deshalb gut zur Verzierung von Frucht-

kérben und Bouquets eignen._ Als schéne

hervorragende Neuheit erhielt diese Pflanze

ein Certificat erster Classe von ‘der Royal

Horticultural Society, (E. RB.) | P

8) Rhododendron ee ae Low.

flavum h. Veitch. odendron Brookeanum gehért zur Zahl der von Low Peta aus Borneo eingefiihrten Arten der Gebir- Te ge jener machtigen Insel, deren Inneres jetzt noch fiir uns eine terra incognita ist. Die tibenstehend abgebildete Form mit sché- t nen hellgelben Blumen ward dagegen von © dem beriihmten Etablissement*von James

Veitch und Séhne direct aus Japan ein-

gefiihrt und erst im letzten Jahre in den

Handel gegeben. Die Abbildung, welche

urspringlich in des Hrn. James Veitch

Catalog publicirt ward, wurde uns vom

Chef dieses Etablissements gutigst mitge-— theilt, dieselbe ist in natirlicher Grésse

und gibt einen annihernden Begriff yom der hohen Schénheit dieser Pflanze. Die © dicken lederartigen Blatter sind dunkel- griin und glanzend und auf der Spitze der Zweige die grossen Bouquets der hellgel: of ben Blumen, welche dankbar erscheinen und denen’ des Rhododendron jays icum ahneln. Wie letzteres, muss auch Rh, ag Brookeanum im niedrigen temperirt-warmen _. Gewichshause bei + 120 R, cultivirt wer- | den. Auf den Ausstellungen der Roya: Horticultural Society erhielt diese Pflanze ein Certificat erster Classe als ausgezeich-

nete Neuheit. (EK. R.)

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nien. In einzelnen milderen Wintern iiber- winterten auch Scarlet -Pelargonien im Freien. (r.) 2) Avogadopflaume. Im botanischen Garten zu Palermo hat im Laufe des ae Sommers 1871 die im freien Lande vorfinds mle

Ill, Notizen. 29

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Rhododendron Brookeanum fiayum.

- liche Persea gratissima Girt. zum ersten | sigen fiirstlichen Gemisegarten ein Bund -_ -Male fructificirt, so dass die Form und die | Himbeerzweige geschnitten, welche mit specielle Qualitat der Frucht leicht zu er- | ganz reifen grossen und mit noch unreifen kennen war. (Ann. di agric. sicil.) Gartenhimbeeren und mit Bliithen bedeckt waren. Bei der milden Novemberwitter-

3) Herbst 1872, Aus Sedletz bei Kut- | ung sieht man auch auf einem Felde die tenberg wird der ,,Bohemia“ yom 21. Nov. | bei der Ernte ausgerdhrte und nach dem

y. J. geschriében; gestern wurde im hie- | Umpfiiigen aufgekeimte Gerste in einer Hohe

~ +4

30 Gartenflora Deutschlands,

von zwei Schuh taghch zum Viehfutter mihen.

Hine weitere Mittheilung iiber die Fol- gen dieser ausserordentlichen Witterung bringt die ,,Tagespr.““ vom 3. December, dass namlich in einem Weingarten in Na- dasd vor wenigen Tagen der Nachwuchs gelesen und auf einem Platze einen Kimer Wein gab; ferner, dass in einem Wein- -garten bei Fiinfkircken ein frischer Trieb ‘gezeigt wurde, anf welchem eine in Bild-

“ung begriffene Traube deutlich bemerkbar war.

Russlands und der Schweiz. in

Nach der Meinung des Weingarten- | fer aufgefunden.

besitzers ist solch ein Fall seit Menschen- gedenken nicht vorgekommen und es sei im kommenden Jahre ein noch schlechteres Weinjahr als das gegenwartige om bel fiirchten.

ten Stelle in den wnachst Gross Russbach

(Nieder-Oesterreich) gelegenen Waldungen : reife Erdbeeren gepfliickt und viele stan-

den noch in voller Blithe. So auch wurden beim Umgraben der Erde zwei volistiindig ausgewachsene lebende Maika- (S—r.)

We Eble tater:

1) Bericht iiber die Thitigkeit der St. Gallischen naturwissenschaftlichen Ge- sellschaft. Redaktor Hr. Dr. Wart- mann. St. Gallen, Zollikofersche Buch- druckerei. 1869—1871.

An Botanischen wichtigen Arbeiten, ent- halten beide Jahrgange nur:

Dr. A. Jager, Adumbratio Florae muscorum totius orbis terrarum.

Der Anfang zu einem sehr bedeuten- den und wichtigen Werke, enthaltend eine Zusammenstellung aller bis jetzt bekannt gewordenen Moose aus allen Landern un- seres Erdballs. Bei den einzelnen Gattun- gen sind keine Beschreibungen, wohl aber sind genaue Citate und Angabe des Vater- landes beigefiigt. Diese Arbeit geht durch beide Jahrginge und wird fortgesetzt.

Alle die andern zahlreichen Abhandlun- gen sind aus andern Gebieten. (KE. R.)

2) 48. Jahresbericht der Schle- sischenGesellschaft fir vater- lindische Cultur. 1870. Breslau bei Josef Max u. Comp.

Wir haben regelmiassig dieses, alle Zweige der Wissenschaft umfassende Werk besprochen. Auch der vorliegende Jahr- gang umfasst wieder eine Menge wichtiger gelehrter und allgemein wichtiger Abhand- lungen. Aus dem Bericht der Section fir

Obst- und Gartenbau werden wlr nach ei- nem besondern Abdruck das wichtigste er- waihnen. Aus den andern Gebieten liegt uns nur die Section der Botanik nahe, aus der wir Folgendes citiren.

a) Limpricht, Flora des Isergebirges. Merkwiirdig ist in der Flora des dem Rie- sengebirge nahe liegenden Isergebirges, be- sonders die Flora der nur 2400 Fuss hoch liegenden Iserwiese die rings von hohen bewaldeten Kimmen umgeben, von den warmen Luftstrémen der Thiler nicht ge- troffen wird und in Folge dessen eine schon alpine Vegetation besitzt. Pinus Mughus, Juniperus nana, Betula nana, Phleum alpi-

num, Gnaphalium norwegicum, Epilobium

alpinum treten da gemeinschaftlich auf, b) Limpricht, der Schlawa-See in der Nihe von Glogau und dessen Vegetation. c) Milde, neue Standorte Schlesischer Moose und Flechten. d) A. Engler, Fundorte neuer und weniger bekannter Phanerogamen Schlesiens.

(K. RB.)

3) Botanisk Tidsskrift, Kopen- hagen 1872, Kiaerskou I. Band 4, Heft.

Enthiilt von Prof. Joh. Lange, Director

des Bot. Gartens in Kopenhagen, in Dini-

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redigirt von Hjalmar

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~~ gcher Sprache eine Uebersicht seltner oder

fiir die Dinische Flora neuer Arten. Bei - den neuen und verkannten Arten sind wis- senschaftliche Nachweise und Bemerkungen gegeben.

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IV. Personalnotizen und Neuestes. 31

Unter den neuen Arten findet sich auch ein Strauch, der fiir unsere Garten Interesse hat, naimlich Ribes Schlechtendali Lange. (R. rubrum yar, pubescens Hartm.), der der Johannisbeere ahnlich ist. (EK. R.)

VY. Personalnotizen und Neuestes.

1) Frihlingsausstellung des Bre- mischen Gartenbauvereines in der zweiten Halfte April 1873.

Der Vorstand des genannten Vereins

hat das Programm zu dieser Ausstellung

publicirt. Darnach findet allgemeine Con- currenz um die ersten 36 reichlich bedach- ten Paragraphen des Programmes statt, wahrend um die letzten Paragraphen nur _ Bremer Handelsgirtner concurriren kénnen. Wer deshalb an dieser Ausstellung als Exponent Theil nehmen will, wende sich an den Vorstand des Bremischen Gartenbau- Vereines in Bremen, mit der Bitte um Zu- sendung des Programmes. (BE: R.)

2) Wiener Weltausstellung 1873. Wahrend der Ausstellung vom 1. Mai bis Ende October findet:

a) eine permanente Pflanzen - Ausstell- ung statt. Diese ist besonders fir die Pflanzen des freien Landes berechnet und werden wie seiner Zeit in Paris, die ver-

schieden Lander auch ihre besondern Ab- _ theilungen oder Garten haben, die wahrend der ganzen Ausstellungszeit schon decorirt sein werden,

b) 4 temporare Ausstellungen, nimlich eine vom 1.— 10. Mai, die zweite vom 15. Juni bis zum 25. Juni, die dritte vom 20.—30. August und die vierte vom 18,—23, September.

Dass die Anmeldungszeit fiir die per- manente Ausstellung schon mit dem 1. Ja- nuar 1873 erloschen ist, das ist wohl zweck- missig. Unzweckmassig aber ist es, dass auch die Anmeldungszeit fiir die tempo- raren Ausstellungen von Pflanzen mit dem gleichen Datum erloschen ist und wohl

i

noch nicht dagewesen ist es, dass fiir den Quadratmeter Raum im Freien 1 fl. im be- deckten Raum dagegen 3 fl, Miethe bezahlt werden muss. Diese beiden Bestimmungen werden zahlreiche Betheiligung an der Wiener Ausstellung von Seiten der Gar- tenfreunde Europa’s, wenigstens soweit das die jede Ausstellung sehr belebende bliihende Pflanzen und Decorationspflanzen betrifft, kaum fordern helfen. Llumen die- nen zur Decoration und die Exponenten bringen schon ein Opfer, indem sie solche ausstellen.

Das Programm umfasst alle Theile des Gartenbaues. Hoffen wir, dass der Garten- bau auf der Wiener Ausstellung hinter den andern Abtheilungen nicht zurickblei- ben werde. (KE. RB.)

3) Witterung: Aus Riga schreibt uns Hr. Gégginger, dass bis Anfang De- cember (n. St.) bestindige Warme dort herrschte und Auriceln, Primeln, Veilchen, Bellis, Pensées im Freien blihten, Monats- erdbeeren trugen neue Friichte und Taraxa- cum bliihte auf den Wiesen wo das Vieh noch weidete. Den 3. December trat bis 59 R. Kalte ein, den 9. December aber von neuem Thauwetter.

Der Wuchs in den Baumschulen Riga’s war im Sommer 1872 kiimmerlich und schwach, wie in Petersburg waren es die Blattlause, die in ganz utglaublicher Menge auftraten und den jungen Trieb vernichte- ten. Wildlinge von Obstbaumen sind in Folge dessen in Riga wie in Petersburg und Mos- kau fast gar nicht gewachsen und die weite Verbreitung des Schadens von den Blatt- liusen, sowie das Auftreten derselben im

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39 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. he a ee :

ganzen mittlern Russland in so ungeheurer Menge, nicht blos in Baumschulen, sondern auch in Privatgarten an einzeln stehenden Baumen, ist eine wirklich auf- fallende Erscheinung, die héchst wahr- scheinlich durch Wairme und Trockenheit des Sommers und giinstige Bedingungen zur Entwickelung der ersten Generationen von Blattlausen im Friihjahre, veranlasst wurden. (E. R.)

4) Welwitsch. In der Octobersitzung der zoolog. botan. Gesellschaft in Wien widmete Dr. Reichardt dem _ kirzlich verstorbenen Osterreichischen JBotaniker Welwitsch einen warmen Nachruf.

In der n. fr. Presse finden wir Skizze seiner Thitigkeit. Welwitsch war im Jahre 1806 zu Mariasaal in Karnten ge- boren; in Wien fand er bei Jacquin, Host nnd Trattinik fiir seine botani- schen Studien grosse Unterstiitzung. W el- witsch war der erste, welcher den Cryp- togamen Nieder-Oesterreichs griindliche Studien widmete. Er kam dann nach Lissabon, wo er die Lehrkanzel der Bota- nik tibernahm; da aber seine Zuhorer sich den Vortragen sehr indifferent zeigten, ging er nach Africa, wo er fiir seine Thatigkeit ausgebreitetes Feld fand und wo er im Jahre 1860 die merkwirdige von Hooker benannte Welwitschia. mirabilis entdeckte.

Und wahrlich ist diese Pflanze sehr merkwiirdig! Diese baumartige den Gne-

taceen angehorende Gnomenpflanze wachst

nichst dem Cabo negro auf einem 3—400 Fuss hohen Plateau auf Kalk-, Tuff- und Lehmboden, bildet einen Stamm in Form eines umgekehrten Kegels von circa 2 Fuss Hohe und behilt sein Leben lang (wohl nicht selten ein Jahrhundert) die zwei ersten holzartigen Keimblatter. Der oberste Theil des Stammes von c. 14 Fuss in ;jUmfang besitzt an zwei entgegengetetzten Seiten je eine tiefe Spalto mit zwei langen 2 Fuss breiten lederartigen Blittern. Zwischen

diesen Blattern theilt sich die Krone , von = oft 6 Fuss Durchmesser in zwei Lappen,

deren innere Oberflache aus concentrischen Halbkreisen von Furchen besteht> Die

Blithenstiele entspringen im ganzen Um- ais <a

fange der Lappen, theilen sich in Schein- dolden, welche die Kiatzchen formigen Blithen tragen. Die Frucht besteht aus einem zweifliigeligen Samengehause. (S—r.)

5) Ausstellung in Florenz. Fir das Frihjahr 1874 ist eine grosse interna- tionale Horticultur-Ausstellung in Florenz projectirt, welcher Professor Parlatore als Prasident vorstehen wird; hiebei wird auch ein Congress der Botaniker ver- bunden sein *).

6) Professor de Notaris in Genua wurde zum auswiartigen Mitgliede der Linnean Society in London gewiahlt.

7) A. Mori wurde zum Assistent der Lehr- kanzel fiir Botanik an der Universitat zu Pisa ernannt.

8) In einer Limonien-Pflanzung zu Palermo ij

hat sich eine Unfruchtbarkeit meh erer

Baume in Folge von Bliithen mit gefillten ; NY

Blumen gezeigt. (S—r.) he

9) Die Konigl, Lehranstalt far oR 8

Obst- und Weinbau zu Geisenheim a. Rh, nimmt noch fortgesetzt Zoglinge auf. Der Director der Anstalt ertheilt nahere Auskunft tiber die Aufnahmebeding- ungen und vermittelt die Unterkunft der Schiiler. Geisenheim, den 20. Nov. 1872. Fir das Directorium: O. Hiittig.

*) Dass im Jahre 1873 bei Gelegen- heit der Weltausstellung in Wien ein bo- tanischer Congress stattfinden soll, scheint sich nicht zu erfillen!!

. Originalabhandlungen.

1) Abgebildete Pflanzen.

a) Romanzoffia sitchensis Chamisso.

(Siehe Taf. 748.)

Hydroleaceae.

Romanzoffia Cham. partitus. Corolla subinfundibuliformis, 5-loba. Stamina 5, corolla breviora, imo tubo inserta. Stylus unicus. Stig- ma subbilobum. Capsula_trilocularis, loculicido-bivalvis, polysperma. Disse- pimentum valvulis contrarium. Placen- tae 2 in quoque loculo secus axin dis- positae, sublaminiformes. Semina mi- nuta, angulata, reticulaio - scrobiculata. Cham. in hor. phys. berol. pag. 71 tab. 14. Linnaea II. 607. D.C. X. pag. 185. Endl. gen. pag. 661. Ledb. fl. ross. Il. pag. 180.

R. sitchensis Cham., pilis cris- patis raris adspersa, foliis reniformi- cordatis v. suborbiculato-lobatis; cauli- nis paullis v. nullis, floribus in race-

Calyx 5-

mum pauciflorum laxum ante anthesin

circinnatim revolutum dispositis, calyce pedicellis fructiferis patentibus duplo v, triplo capsula matura subduplo bre- viore. Cham. in Linnaea II. 609. Hook. fl, bor. am. II. 103, D. C. prodr, X. 185. Ledb. fl, ross. Ill. 181. Sitcha, Il. 1873,

a ES es

Die kleine Perennie, welche unsere Tafel vorstellt, erinnert in ihrer Tracht an eine alpine Saxifraga. In Wahrheit gehért solche aber in die Familie der Hydroleaceen, einer kleinen einentheils mit den Hydrophylleen, andererseits mit den Solanaceen verwandten Familie. Dieselbe ist an der Nordwestkiiste des Nordens Amerika’s heimisch und es er- hielt der hiesige Botanische Garten vom verstorbenen Dr. Tiling Samen dieser Pflanze aus Sitka, welche gut aufgingen, Die hieraus erzogenen Pflan- zen wurden an verschiedene Giarten, unter andern auch an den Garten der Herren Haage und Schmidt in Erfurt abgegeben, welche diese Pflanze abbil- den liessen und uns die unter Fig. 2 wieder gegebene Zeichnung mittheilten, wihrend die unter Fig. a gegebene Abbildung nach Pflanzen des hiesigen Gartens gemacht ist.

Herr Haage und Schmidt unter- schied von dieser niedlichen Pflanze 2 Formen, namlich eine mit kleineern Blumen var. «, parviflora (Fig. a) und

34 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

eine mit gréssern Blumen var. 6. gran- diflora (Fig. b).

Die R. sitchensis ist eine kleine dichte Rasen bildende Perennie mit lang gestielten nierenformig-herzformi- gen mehr oder weniger gelappten oder lappig - gezahnten Blattern. Die Sten- gel derselben erheben sich nur ein bis einige Zoll hoch, sind mit einigen ge- stielten Blattern besetzt und tragen die hiibschen weissen Blumen in einer arm- blumigen Traube. Es ist diese Pflanze als kleine zierliche dichte griine Poi- ster bildende und vom Frihjahr_ bis zum Herbste bliihende Pflanze zu em- pfehlen. Dieselbe gedeiht bei gleicher Cultur, wie die meisten unserer Alpen- pflanzen, also im Topfe oder im freien Lande in Steinparthien bei balbschatti- ger Lage. Eine lehmige Rasenerde, die etwas mit Torferde versetat ist und

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Bedeckung der Oberfliche des Bodens

mit Steingrus kleiner Kieselsteinchen (nicht Sand), sowie stete gleichmissige Feuchtigkeit sind Bedingungen der Cultur dieser Pflanze. Im hiesigen Bo- tanischen Garten hielt dieselbe unter Anwendung einer leichten Deckung, wie man solche mehr zum Schutze ge- gen warme Witterung im Winter an- wendet, namlich einer diinnen lockeren Moosdeckung oder Schutz durch iiber- gelegte Tannenzweige, ohne im Ge- ringsten zu leiden, im freien Lande aus. (E. R.)

Erklarung der Tafel. a. Exemplar der kleinblumigen und b, der gross- | blumigen Form in Lebensgrosse, c. ein Kelch und d. eine Blume etwas ver- grossert.

b) Milla uniflora Grah. var. conspicua et violacea.

(Siehe Taf. 749.)

Liliaceae.

Milla uniflora Grah. in Jameson’s Ed. Phil. Journ. Dec. 1872. Bot. Mag. tab. 3327, Triteleia uniflora Lind]. Bot. Reg. tab. 192{. Knth, enum. IV. 466,

Das beistehend abgebildete Zwie- belgewiachs ward schon im Jahre 1833 aus Buenos Ayres in englische Garten eingefiihrt. Die Stammform hat weiss- liche Blumenblitter mit blaulichem Rande und Mittenerven. In Cultur haben sich einige anders gefarbte Abarten gebil- det, deren Darstellung auf unserer Ta- fel wir unserm geehrten Freunde Max

Leichtlin in Carlsruhe verdanken. Die unter a dargestellte Form mit weiss- lichen Blumen hat der englische Bota- niker Baker als var. conspicua be- schrieben. Die zweite Form, welche unter b dargestellt ist, wird vom Hrn. M. Leiehtlin cultivirt und ward wegen der mehr blauen Farbung Yer Blumen- blatter als var. violacea bezeichnet.

In Carlsruhe hilt die Milla uniflora bei Deckung des Bodens mit Laub im freien Lande aus, im nérdlichen Deutsch- land und Russland wird solche mit den Capzwiebeln gemeinschaftlich cullivirt,

Beet]

3 Originalabhandlungen. 35

welche im August oder September in frische Erde gelegt und dann frosttrei durchwintert werden. Nach der Bliithe

entzieht man allmiélig das Wasser und lisst die Zwiebeln den Sommer hin- durch ruhen. (E. R.)

c) Ueber drei nicht gehorig bekannte Eupatoria der Girten.

Von Vatke.

(Siehe Tafel 750.)

Compositae.

1) Eupatorium ligustrinum DC, wurde vom Autor nach einem von Berlandier bei Tampico de Tamaulipas in Mexiko gesammelten Exemplare be- schrieben. Wahrscheinlich schon in den dreissiger Jahren wurde die Pflanze in den Berliner botan. Garten einge- fiihrt, wo sie von Klotzsch den Namen E. biceps erhielt, welcher indessen nicht publicirt, wohl aber in den Gar- ten verbreitet ist. In den vierziger Jahren wurde sie dann wieder von Aschenborn in Mexico gesammelt und von S. Schauer (Linnaea 1847 p. 721) E. myriadenium genannt. Originale von E. ligustrinum, biceps und myria-

denium befinden sich im kénigl. Herbar

zu Berlin. Dr, J. Steetz identificirte zuerst EK. biceps Kl. mit E. ligustrinum DC,, C. H. Schultz bip. dann spiater auch das EH. myriadenium S. Schauer. Steetz sowohl wie C. H. Schultz haben von ihren Studien der Eupatoria wenig ver- Offentlicht; ih entnehme diese Notiz, wie auch noch im Folgenden, den handschriftlichen Bemerkungen der ge- nannten Herren im Berliner hb. gen., sowie von ©. H. Schultz auch noch im Herbare des Berliner botan. Gartens. In den vierziger Jahren finden wir in den Garten ein Eupatorium, welches

sich von E, ligustrinum durch die mehr- bliitthigen Képfe, die unterseits kaum punctirten Blatter und den rosafarbenen Pappus unterscheidet, im Uebrigen aber der erstgenannten Art so dhnlich, dass es, wie schon Steetz muthmasste, doch wohl nur als Form von diesem aufzu- fassen ist. Die Anzahl der Bliithen im Kopfchen scheint bei den Arten dieser Gattung zu variiren, was auch schon De Candolle, dem scharfsichtigen Sché- pfer der EHintheilung der Eupatoria nach der Zahl der Floskeln, nicht ent- gangen ist, da er selbst mitunter, z. B, bei EH. ageratifolium DC. Varietaten bei einer Art aufftihrt, an welchen die An- zahl der Bliithen im Képfchen in direc- tem Widerspruche zu dem Charakter der Abtheilung steht; ich erlaube mir daher, diesen Gegensland der Beobacht-~ ung meiner Leser ganz besonders zu empfehlen und namentlich darauf zu achten, ob bei Aussaaten die Indivi- duen in dieser Hinsicht harmoniren.

EK. glabelium Otto undE. glau- cum Huegel auch in glabrum und gla- bratum sowie Ageratum glaucum und album variirf, sind die aitesten Garten- namen dieser zweiten jetzt in den Giir- ten sehr verbreiteten Form, Auf wel- che Autoren die Namen E. album, ro-

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86 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

seum, Odoratum und odoratissimum zu- riickzufiihren sind, ist mir unbekannt. Sicherlich gehéren diese Namen saimmt-

lich als Synonyme zu unserer Art und }

nicht, wie in der Gartenflora (1868 pag. 13) vermuthet wurde, zu E. om- phaleaefolium Kth. et Bouché, welches letztere, wie schon Steetz sah und C. H. Schultz bestatigte, mit E. araliaefo- lium Less. zusammenfiallt.

Von E. glabellum Otto befindet sich ein Originalexemplar im ko6niglichen Herbar zu Berlin, sowie ein von Carl Ehrenberg in Mexico wild gesammeltes, dem ©. H. Schultz, der es fiir von E. ligustrinum specifisch verschieden hielt, wegen des rosafarbigen Pappus den Namen iodopappum ertheilte, indem er den Otto’schen Namen, als nicht gehd- rig ver6ffentlicht, verwarf.

Doch auch C. H. Schultz scheint den Namen mit der Beschreibung der Pflanze nicht der Oeffentlichkeit tiber- geben zu haben; er starb zu der Zeit, wo er das Studium der Eupatorioideae, welches ihn so lange Jahre beschaftigt hatte, endlich absolvirt hatte, im Jahre 1867 zu Deidesheim, nachst De Can- dolle der beste Kenner der Compositen, dieser umfangreichsten und schwierig- sten Familie der Phanerogamen.

Inzwischen war die Pflanze von Re- gel und Koérnicke im siebenten Jahr- gange der Gartenflora beschrieben und auf Tafel 53 abgebildet worden, was C.H. Schultz entgangen zu sein scheint. Dieser Name ist demnach als der ein- zige mit einer Beschreibung verdffent- lichte voranzustellen und ihm die an- deren als Synonyme beizufiigen, Zum Schlusse eine Uebersicht derselben:

E. ligustrinum DC.! prodr. Y. pag. 181. (1836).

E. biceps KI.! in herb. reg, berol. mss, el in hort,!

E. myriadenium S. Schauer! in Lin-—

naea XIX. p. 721 (1847).

i Weinmannianum (Rgl. et Ce SOE 3 E. Weinmannianum Rel. et Koern. in ind. sem hort. petrop. 1857 pag. 41. (1857).

..glabellum. Otto! in herb. reg.

~Derol. et in hort.! ° |

. glabrum hort.

. glabratum hort.

. glaucum Huegel in hort.!

geratum glaucum hort.

album hort.

. album hort.

. odoratum hort.

. Odoratissimum hbori.! Berolini 1867!)

. roseum hort.

. Morisii hort. (non Vis.)

. jodopappum C. H. Sch. bip.! in herb, reg. gen. berol. et in herb. hort. bot. berol. (ined. ?)

2) E. riparium C, H. Sch. bip.

=

Si > > mo

(Monbijou

jeoMe> mes)

wurde in der Gartenflora 1866 S. 324 |

zuerst beschrieben und abgebildet, ohne dass Herr Regel im Stande war, Autor und Vaterland mit Sicherheit anzuge- ben. Zulallig bin ich im Stande, auch itiber diese Art nahere Angaben zu

machen; sie wurde von Linden in Mi-

rador entdeckt und von C. H. Schultz benannt, was ich einer handschriftlichen Notiz des Autors im Herbar des ber- liner botan. Gartens entnehme.

3) E. vernale Vatke et Kurtz *) ist das Conoclinum grandiflorum der Giirten, welches indessen einen flachen Bliithenboden besitzt und deshalb zur Gattung Eupatorium zu rechnen ist, Herr Professor C. Koch hat das Ver- dienst, in der Wochenschrift 1863

*) App. ad ind, sem. horti bot. berol.

1871 pag, 2,

y

S. 36 hierauf zuerst aufmerksam ge- macht zu haben. Die Pflanze bliiht in

: den Garten bereits im Februar, : und : Marz, wiahrend E. riparium erst im

darum haben wir es E. vernale genannt. Ich lasse hier eine Beschreibung dieser, wie es_ scheint, noch nicht beschriebenen, wahrschein- lich aus eieee. stammenden Art fol-

Aprit bliiht ;

gen, welche auch Herrn J. G. Baker

zu London noch unbekannt war, der mit der Bearbeitung der Compositen fiir die Flora brasiliensis beschaftigt ist.

Stecklinge (die ich allein sah)

_bliithen reich als Halbstriucher von der

Hohe eines Meters. Die Zweige ge- streifi mit unterwarts kahler glanzen- der Rinde, oberwarts an den jiingeren Trieben dichtflaumhaarig. Die Blitter sind gegenstaindig, bis 1 dm. lang und 2 cm. breit, gestielt, der Blattstiel 1— 3 cm. lang, behaart, auf der Oberseite rinnig, am Grunde verbreitert; die Blatispreite eiférmig zugespitzt, grob ungleich gesigt gekerbt, am Grunde mehr oder weniger schief herzformig,

1. Originalabhandlungen. of

! auf der Oberseite glanzlos, zerstreut

behaart, auf der Unterseite blisser, vor- ziiglich an den Nerven weisslich be- haart. Der Bliithenstand ist eine end- stiindige Rispe von mehr oder weniger pyramidalem Umfange, die Verzweig- ungen wiederholt dreitheilig, wobei der mittelste Strahl erster Ordnung (wie es auf der Tafel gezeichnet ist) fehlschla- gen kann, die Verzweigungen zweiter Ordnung gehen allmalig in locker viel- bliithige Doldentrauben tiber. Die Bli- thenképfchen sind doppelt kirzer als ihr Stiel. Schuppen des Hiillkelches sind zw6lf vorhanden, wobei sich ziem- lich deutlich zwei Reihen unterscheiden lassen, etwa 0,5 cm. lang und 0,5 mm, breit, zugespitzt, gekielt am Rande trockenhautig, gewimpert, wihrend der Bliithezeit dem Pappus an Lange gleich- kommend,

Die beigegebene Tafel zeigt ein Oberes Stiick der Pflanze in natiirlicher Grésse. Dieselbe ist von meinem ge- schatzten Freunde Herrn F. Kurtz nach der lebenden Pflanze gezeichnet.

2) Die Garten des siidlichen Australiens,

Wir haben schon wiederholt darauf hingewiesen, wie bei unseren Antipo- den im siidlichen Australien jede ein- zelne der Colonien sich schnell zu ge- deihlichem Leben, hoher sr Bevolkerungs~

zahl_und Wohlstand en emporgehoben, wie

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‘ganz Europaisches Leben, Gesittung und Bildung dort herrscht, wie Politi- sche und Illustrirte Zeitung en in gros- ser Zahl meist in Englischer, aber auch in Deutscher Sprache dort erscheinen, und wie so mancher Deutsche dort seine Heimath gefunden und wie die

dem germanischen Volksstamme eigene Zihigkeit, Ausdauer und Fleiss durch die eingewanderlen Englander und Deutschen dort in so kurzer Zeit so wichtige und bedeutende Resultate er- ringen halfen.

Land- und Gartenbau sind dort zur gleichen Hohe wie bei uns emporge- bliiht. Fiir den Anbau im Grossen sind alle die wichtigsten Culturpflanzen fiir ein warmes gemassigtes Klima einge- fiihrt oder die dort heimischen nutzbar gemacht worden und der Gartenbau

38

bliihet in der Weise, dass in den Gir- ten des siidlichen Australien die Zier- pflanzen und beliebtesten Holzgewichse unserer Garten neben denen Austra- liens angepflanzt sind.

Ein reger Sinn fiir die Segnungen des Gartenbaues war es, in Folge des- sen die Colonie Victoria in Melbourne einen Botanischen Garten anlegen liess. Dieses Institut ist in ahnlichem Sinne wie der Botanische Garten in Kew bei London, als ein Centralinstitut gleich- sam fiir ganz Neuholland angelegt wor- den. Abtheilungen fiir die Cultur und Kinfiihrung von Nutz- und Zierpflan- zen, ein grosses Arboretum im Park des Gartens vertheilt, ein popular Bota- nisches Museum der angewandten Bo- tanik, populare Vortrige des Directors, ein Herbarium und Bibliothek und end- lich im Auftrag des Institutes ausge- riistete Reisende, welche die noch un- bekannten Florengebiete Neuholland’s erforschen, sowie endlich ein Di- rector, Hr. F. Miller, der mit der ganzen Kraft und ausdauernden Energie, deren ein gebildeter und gelehrter Mann nur fahig ist, einentheils die in allen Thei- len Neuholland’s gesammelten_Pflanzen- schatze in zahlreichen besonderen Bo- tanischen Werken (Fragmenta Phyto- graphiae Australiae etc.) beschrieb und abbildete, ferner in Verein mit ei- nem der Nestoren der Botaniker Euro- pa’s, mit dem beriihmten ,Bentham‘“ eine Flora Neuholland’s herausgab, sowie anderentheils sich mit Hingebung und Liebe der Einrichtung und den Zwecken des Botanischen Gartens wid- mete, das sind die Grundziige des Bo- tanischen Gartens in Melbourne.

Ausserdem haben aber auch die Colonien ,,Siid-Australien* in Adelaide und ,,Neu Siidwales* in Sidney je einen Botanischen Garten gegriindet. Der

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

erstere dieser beiden Garten, unter der Direction unseres geehrten alten Freun- des, des Herrn Richard Schom- burgk, hat sich schnell zu einem be- deutenden Institute entwickelt, das der Colonie durch Einfiihrung vieler Nutz- pflanzen niitzlich geworden und den Besuchern zum angenehmen Spazier- gange, zur Erholung und Belehrung gleichzeitig dient und ist von uns wie- derholt nach aus Australien erhaltenen Berichten besprochen worden.

Der 3. Botanische Garten in Sidney ist uns nicht naher bekannt, wird aber in Zeitschriften Australien’s gleichfalls als ein bliihendes, vielen Nutzen schaf- fendes Institut geriihmt, das unter der Direction eines in den Annalen der Wissenschaft wohl bekannten, tiichtigen Botanikers, namlich unter der des Dr. Moore steht.

- Zahlreiche uns im Laufe der beiden letzten Jahre zugegangene Zeitungsar- tikel veranlassen uns im Folgenden unsern Lesern gleichsam das Resultat dessen zu geben, was in jenen Artikeln zwischen den Zeilen steht.

Wir haben schon einige Mal er- wahnt, dass das Interesse der Bewoh- ner des Siidens Nevholland’s in hohem Grade mit diesen 3 Instituten, als ihnen theuere und liebe Schépfungen beschaf- tigt, dass den Garten in Adelaide und Sidney auch ziemlich allgemein die volle Anerkennung gezollt wird, dass sich dagegen leider, ja wir sagen das noch einmal mit voller Ueberzeugung, leider in letzter Zeit eine Parthei in gehissi- ger, ja oft sogar mehr als gehassiger Weise, mit dem Botanischen Garten in Melbourne und dessen in jeder Be- zichung thatigen, tiichtigen und gelehr- ten Director beschaftigt.

Zwar ist es fiir uns, denen die wi- dersprechendsten Zeitungsartikel in die-

1. Originalabhandlungen.

ser Beziehung <in den letzten Jahren vorlagen, schwer ganz klar zu sehen, zwischen den Zeilen steht aber in allen jenen gegen F. Miiller und den Botanischen Garten in Melbourne gerichteten und dagegen die Garten in Adelaide und Sidney lobpreisenden Ar- likeln, dass Neid und Missgunst ei- ner der Factoren waren, die solche dictirten.

Fir seine zahlreichen Leistungen im Gebiete der Botanik, fiir seine Bi- cher, die in allen Theilen des Erdballs Miiller’s Name mit eherner Schrift in die Gedenktafeln der Wissenschaft ein- getragen, erhielt F, Miiller zahlreiche, wohlverdiente Anerkennungen in Form von Orden, Erhebung in den Adelstand und zuletzt zum Baron.

Wir haben schon frither erklirt, dass fiir uns und in dem ganzen Kreis der Naturforscher F. Miiller’s Name ebenso schwer, als der Name ,Baron Ferd. von Miller“ wiegt, oder mit andern Worten, dass die ihm gezollte in hohem Grade verdiente Anerkennung von den Monarchen Europa’s Miiller’s Name kaum héher heben konnte, als derselbe schon stand. Dennoch hat der Neid, diese Anerkennungen zu Ver- dachtigungen benutzt, deren triibe Quelle iberall zwischen den Zeilen steht und damit nicht genug, hat man das Gift auch auf die andern vielen Verdienste F. Miiller’s um die Hebung der Pflan- zenkunde Australien’s und um seine Verdienste fiir den Garten eintraufeln lassen. Klingt es nicht rein lacherlich, wenn Miiller gerade ein’s seiner gréss- ten Verdienste fiir die Wissenschaft zum Vorwurfe gemacht wird, namlich er habe Andere die Reisen unternehmen und sammeln lassen, um das gesam- Melte Material zu bearbeiten und zu publiciren, Wird nicht gerade gegen-

a

39

theils durch die Publication des gesam- melten Materials erst den Bemithungen des Reisenden die Krone aufgesetzt, so flass seine aufopfernde Thitigkeit fiir die Erforschung bestimmter Gegenden nicht spurlos im Strome der Zeit ver- schwinde ?

Ist es nicht noch engherziger, die Behauptung aufzustellen, der Colonie Victoria niitze es nichts, dass der Di- rector ihres Botanischen Gartens durch das Institut die Mittel zur Erforscbung und Beschreibung der Pflanzen ganz Australien’s erhalten habe’? Kann man in einem Staate, wo die Bildung so hoch steht, so engherzig denken. Ganz Australien, in erster Linie die Colonie Victoria sollte unseres Erachtens stolz darauf sein, als Director des Botani- schen Gartens in Melbourne einen Mann zu besitzen, dessen Name unter den jetzt lebenden Botanikern als erste Autoritat fiir die Pflanzenwelt Austra- lien’s dasteht. Wenn F. Miller ein- mal nicht mehr sein wird, dann wird ihm die dankbare Colonie, die dann seine Leistungen in ihrer ganzen Aus~ dehnung tibersehen wird, ein Ebren- denkmal im Botanischen Garten fiir seine hohen Verdienste errichten, und der Name derer, die ihn jetzt so be- geifern, wird im Strome der Zeit un- tergegangen sein, oder hdchstens durch die Stelle, die sie Miller gegen- iiber eingenommen haben, gerade nicht in ehrender Weise sich erhalten ha- ben. Die Manie, bedeutende andere Zeitgenossen uberragende’, in der hin- gebendsten Liebe und Aufopferung tha- tige Manner zur Zeit ihres Lebens anzufeinden und ihre Verdienste erst nachdem solche theils todt gedargert wurden, zu preisen, diese ist leider seit Zeiten der Griechen und Romer auf die Nachwelt vererbt worden.

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Was die Leistungen des Botanischen Gartens in Melbourne, gegeniiber de- nen der beiden so rege und mit voller Anerkennung arbeitenden Schwesteran- stalten betrifft, so stehen wir den nih- ern Verhaltnissen zu fern, um ein Ur- theil zu haben, das in jeder Beziehung als ,richtig* den Anspruch erheben kann. Der Botanische Garten in Mel- bourne ist aber, wie das aus friihern Berichten hervorgeht, von den 3 Schwe- ster-Anstalten unserer Antipoden, je- denfalls seiner Anlage nach das be- deutenste Institut. Hat nun, so méch- ten wir fragen, in der Colonie seit An- lage desselben bis auf die letzte Zeit hin von Seite der Behérden der gleiche wohlwollende Sinn gegen dieses Insti- tut geherrscht, sind die Mittel, welche demselben jetzt noch zur Disposition stehen, auch genugsam bedeutend, um das Institut seinem urspriinglichen Zweck immer mehr entgegenzufiihren, oder ist diesem schénen Institute nicht viel mehr, wie bei vielen wissenschaft- lichen &hnlichen Instituten durch zu sparlichen Zufluss der Mittel zur Un- terhaltung und Voranbewegung im Strome der Zeit es unmdglich ge- macht im Hinblick auf seine Ausdehn- ung, allen Theilen seiner Aufgabe voll- kommen zu entsprechen.

Wie Mancher hier in Europa riimpft die Nase oder zuckt die Achsel, wenn die Rede auf den Zustand und das Aus- sehen dieses oder jenes Botanischen Gartens kommt, wollte derselbe aber von der fiir jetzige Verhilinisse voll- kommen unzureichenden Unterhaltungs- summe Notiz nehmen, dann wirde er gegentheils erstaunen, dass fiir eine so

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

geringe Summe so Bedeutendes ge- leistet werden kann!

Sollten aber die Unterhaltungssum- men ausreichend sein, binden die Be- hérden dem Herrn Director nicht viel- leicht die Hinde, dass ihm die freie Bewegung derselben im Interesse des Institutes fehlt? denn auch unter sol- chen Verhaltnissen kann bei aller En- ergie, bei aller Aufopferung, nichts ge- leistet werden; denn wo das eine dem andern entgegenarbeitet, muss das ge- hoffie Resultat ausbleiben.

Eine lange Erfahrung und genaue Kenntniss der Verhaltnisse und innern Einrichtung so mancher fiir die Be- strebungen der Wissenschaft errichte- ten Garten die Gefahr, dass ein- zelne Schreier oder Intriguanten gerade den Schwerpunkt ftir den eine solche Anstalt gegriindet ist, verandern oder zu verandern sireben, die exacte wissenschaftliche Bestrebungen aus- schliessende popular -praktische Rich- tung unserer Zeit, wo der tiichtige Ge- lehrte oft am Hungertuche nagt, wah- rend der in und mit dem Strome der Zeit schwimmende Geschaftsmann sich im Ueberfluss wiegt, sowie endlich das vielen Kreisen der jetzigen Men- schen ganzlich abgehende Verstind- niss, dass man aus reiner Liebe zu seinem Berufe und zur Wissenschaft in der uneigenniitzigsten und aufopfernd- sten Weise arbeiten kann, machen, dass so manches Talent, manche starke Kralt in vergeblichem Ringen gegen den Strom untergehen muss, haben uns zu dieser Deulung der obenerwihnten Artikel der Tagesblitter Australien’s tiber ihre Bo- tanischen Girten veranlasst. (KE. R.)

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I. Originalabhandlungen, 41

3) Bienen als Gartenfeinde.

Die Bienen gelten im Allgemeinen fiir niitzlich in den Gairtep, und sie mé- gen wohl durch ihre Mitwirkung bei der Befruchtung mehr Nutzen als Nach- _theil bringen, obschon zu bedenken ist, dass die Verschieppung des Pollens von Bliithe zu Bliithe dem Samenziich- ter, welcher gewisse Sorten rein er- halten will, sehr unangenehm ist Aber diese hochgelobten Thierchen bringen Samenziichtern noch andern Schaden.

Sie stechen namlich Rachen- und Roh- renblumen mit engem Schlund, wo sie nicht zum Honig kommen kénnen, von der Seite unten an den Blumen an, be- schidigen den Fruchtknoten und ver- nichten den Samenansatz. Besonders werden alle Salvia betroffen, am mei- sten S. macrantha (patens), welche an Plitzen, wohin viele Bienen kommen, fast nie Samen bringen. J.

4) Beobachtungen iiber Buntlaubigkeit bei dem rundblitterigen Pe- largonium.

Dass buntblatterige Pflanzen mit we- nigen Ausnahmen krankhaften Zweigen ihren Ursprung verdanken, kann nir- gends sichtbarer erkannt werden, als bei den rundblatierigen Pelargonien (Pelargonium inquinans und zonale und deren Hybriden). Erscheinen an grii- nen Pflanzen buntblatterige oder weisse Zweige, so sind diese immer schwach und haben andere, weniger ausgebil- dete Blatter. Die ganz weissen Triebe, welche auch eine gelbweisse Rinde ha- ben, sind so wenig lebensfihig, dass nicht einmal die Stecklinge davon sich bewurzeln oder, wenn es_ geschieht, bald wieder verloren gehen.

Im vergangenen Sommer konnte ich sehr auffallende Erscheinungen iiber das Zuriickgehen bunter Pflanzen in griine beobachten. Es kommt zwar oft vor, ‘dass an einer bunten Pflanze griine Zweige erscheinen, allein diese bleiben dann an Wuchs und Blattern der Mut- terpflanze ahnlich. Ich cultivire fiir

Brillant, eine der altesten buntblatteri- gen und in den meisten Garten langst vergessen. Ich behalte sie unbescha- det aller neuen Sorten, weil ich noch keine gefunden habe, welche so vor- ziigliche Higenschaften besitzt. Diese sind: kurze diinne Zweige, daher niedri- ger buschiger Wuchs; fast gleichmas- sige Hohe aller Zweige, welche form- lich besenférmig stehen; reiche Bliithe. Als Fehler kénnen gelten: nach heuti- gem Massstabe kleine Blumen und Dol- den, welche aber dennoch durch ihre Menge cinen grossen Effect hervorbrin- gen; Empfindlichkeit der Blumen gegen nasskalte Witterung und der ganzen Pflanze gegen leichte Fréste. Ich kenne keine Sorte, welche ohne Schneiden so gleichmassige Beete in der Hohe bil- det. Als Buntblatt hat Brillant keinen Werth, denn man sieht sehr wenig von den schmalen weissen Randern. An mehreren alten Pflanzen dieser Sorte erschienen vorigen Sommer _ griine

das Land eine sehr alte Sorte Namens | Zweige, so verschi¢den von der Mut-

42 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

ier, dass man das Herkommen abstrei- ten miisste, wenn man sich nicht iiber- zeugt hatte. Die kurzen, schwachen, dich beblatterten Triebe wurden stark und langgliederig, die tief eingeschnit- tenen fast zackigen Blatter wurden rund, dick und langstielig. Nur die Blumen blieben dieselben, und es _ entpuppte sich aus dem neuen Abkémmling die

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friiher viel angewendele: Sorte Thom Thumb. Ich habe von den griinen Zwei- gen bewurzelte Stecklinge, und bin neugierig, ob auch die griinen Pflanzen einige der guten Higenschaften von Brillant Mutter, namentlich die gleich- miissige Hohe aller Zweige und Bliithen beibehalten werden. ds.

5) Die Agriculturchemie als Gegenstand des Unterrichts in Garten- bauschulen und in Gartenbichern.

In den Programmen der Gartner- Lehranstalten wird stets die Agricul- turchemie als ein Hauptlehrgegenstand hingestellt, und wir Altern Leser der Gartenzeitungen erinnern uns bogen- langer Abhandlungen tiber diesen Ge- genstand. Fragt ein Kenner einen sol- chen akademisch geschulten und in der Priifung bestandenen ,Gartenbaubeflis- senen,* so wird er nur verwirrte Ant- worten geben uud zeigen, dass er von der Sache kaum einen Begriff bekom- men, dass nur technisch - wissenschaft- liche Ausdriicke ein wiistes Durchein- ander in seinem Gehirn bilden, worin bald Stickstoff, bald Sauerstoff oder Wasserstoff obenauf schwimmen und vermuthlich durch Bekimpfung sich feindlicher Stoffe viel Kopfweh ver- ursachen,

Ist der Schiiler daran schuld, dass er nichts weiss? Vielleicht ein wenig, weil er nicht so aulmerksam gewesen, wenigstens die Grundlehren zu begrei- fen. Oder ist der Lehrer daran schuld ? Auch ein wenig, denn wenn er kein Chemiker vom Fach, vielleicht Gartner oder Schullehrer fiir andere Facher ist, der sich mit Hilfe eines Buchs iiber

Ackerbauchemie auf den Vortrag vor- bereitet, so ist ihm auch vieles un- klar geblieben. Aber man wird sich nie taéuschen, wenn man annimmt, dass das, was dem Lehrer nicht ganz klar ist, dem Schiiler nimmermehr klar wird, mégen beide sich noch so viel Miihe geben. Dies ist nun zwar mehr oder weniger mit allen Wissenschaften der Fall, aber keine verlangt von dem Lehrenden eine so griindliche Fach- bildung wie die Chemie. Aus Biichern ist in der Chemie nun einmal wenig zu lernen. Biicher tiber Chemie sind fiir Chemiker, die schon viel wissen, aber nicht fiir Unwissende um zu ler- nen oder gar darnach zu lehren.

Unter Agriculiurchemie versteht man an Lehranstalten meistens nur einen Zweig dieser Wissenschaft: die Lehre von der Erkennung des Bodens. Ich will ebenfalls nicht weiter greifen, in- dem ich hier ausspreche, dass kein Giirtner, mag er auf einer Lehranstalt gebildet sein oder sich aus Biichern unterrichtet haben, jemals im Stande ist, den Boden auf chemischen Wege so zu untersuchen, wie es heut zu Tage verlangt wird, viel weniger

Originalabhandlungen.

Diingstoffe, Wasser u. s. w. Es ge- hért, nach dem Urtheile von ausgezeich- nelen Chemikern vom Fach, eine schon ungewohnliche Fachbildung dazu, eine fehlerfreie chemische Bodenuntersuch- ung auszufiihren. Bei den kleinen Quantitaten, welche in Untersuchung -genommen werden, gibt eine Irrung um ein Tausendtheil fiir ein Stiick Land von vielleicht einem Morgen (Acker), so grosse Mengen, dass die ganze che- mische Untersuchung werthlos ist, ja schidlich werden kénnte, wenn sie tiberhaupt so wichtig ware, wie man glaubt. Ich rede natiirlich hier nur von allgemeinen, nicht von gewissen Fallen, wo nur die chemische Unter- suchung Aufklirung geben kann.

Diese und ahnliche Gedanken wur- den von Fachchemikern ausgesprochen, als ich mir tiber die Bodenuntersuch- ung zum Zwecke einer neuen Bearbeit- ung meiner ,Boden- und Diingerkunde“ in zweiter Auflage Raths erholen wollte.

Wozu also die Zeit an einen Stoff verschwenden, ohne einen niitzlichen Erfolg davon zu haben? Wozu sich den Kopf mit unniitzen Dingen belasten ? Gibt es jetzt doch iiberalll Agricultur- chemiker, welche Bodenuntersuchungen besorgen, ja Versuchsstationen, welche es sogar unentgeltlich thun.

Was aber junge Gartner lernen miissen, das sind: die Grundstoffe und ihre im Boden vorkommenden Haupt- _ Verbindungen, die Beurtheilung des Bo- dens nach Ansehen, nach Umgebung (Vegetation und Gebirgsformation, wo- von die des Culturbodens gekommen ist, Abschlemmung), endlich nach ei- nem mechanischen Verfahren durch Ausschlemmen, um zu erfahren, wie viel unzersetzte mineralische Theile

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(Steinchen, Sand), wie viel ungefahr Humusstoffe im Boden sind, Man weiss es auch allenfalls von der Schule her, wie man es anfangt, um Kalk und Gyps durch Séuren zu erkennen, und kann die ausgesieblen und ausgewaschenen Steine ,auf Siuren* untersuchen. Lehrt man dieses, daneben noch die physika- lischen Eigenschaften des Bodens (Aus- trocknungs- und Wasserhaltungsfahig- keit, Anziehungskraft von Feuchtigkeit aus der Luft, Warmeaufnahme u. s. w.), worauf fiir den Praktiker unendlich viel mehr ankommt, als auf die chemische Beschaffenheit, lehrt man dieses aber nur mit Beispielen (Experimenten) dann wird die darauf verwendete Zeit. gut angewendet sein. Man sollte aber das stolze Wort ,,Agriculturchemie* nicht gebrauchen in Fallen, wie ich sie Kingangs erwaihnte, sondern einfach sagen: ,Bodenkunde,“

Méchten diese Andeutungen, die mir in den Sinn kamen, als ich mir die Frage vorlegte, ob in einem fiir Prak- tiker bestimmten Buche tiber gartneri- sche Boden- und Diingerkunde auch Agriculturchemie niitzlich oder nothig sei. Ich theile sie mit, um strebsame junge Gartner auf den rechten Weg fiihren, die bisherigen Lehrer von , Ag- ricultuchemie* aber, welche nicht Che- miker vom Fach sind, und nicht in ihren Voriragen experimentiren kénnen, et- was zur Vorsicht mahnen, dass sie nicht etwas lehren, was sie nicht lehren k6nnen.

Ueber Biicher habe ich nur kurz zu erwahnen, dass nach dem Angefthrten die Agriculturchemie keine Hilfswissen- schaft ist, welche in Gartenbiichern ge- lehrt werden kann. J.

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Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

6) Dr. Schimper in Abyssinien.

Es haben in der letzten Zeit meh- rere Zeitschriften dieses Mannes_ er- wahnt, der um die Kenntniss der Flora Abyssiniens sich hohe Verdienste er- worben hat und aus dessen Feder wir kiirzlich einige Nachweise tiber Abys-

siniens Vegetationsverhaltnisse mittheil- |

ten. Dr. Schimper lebt seit nun 36 Jahren in Abyssinien. Urspriinglich war es seine Absicht, nur kurze Zeit dort zu bleiben, um die Flora jenes damals noch wenig bekannten Gebietes auszubeuten. Seinen Zweck hat er red- lich erfiillt, indem fast alle in den Her- barien befindlichen Pflanzen Abyssiniens von Schimper’s Hand gesammelt sind, sowie andrerseits auch alle in den Gar- ten cultivirten Gewachse, welche von dort stammen, durch Vermittelung des Botanischen Gartens in Berlin, dessen Director Herr Alexander Braun, Schim- per’s Jugendfreund, ist, in Cultur einge- fiihrt wurden.

Die eigenthtimlichen Verhiltnisse jenes Landes machten es Schimper aber unmoglich, dasselbe wieder zu verlas- sen. So sammelte derselbe anfanglich fiir den jetzt nicht mehr existirenden Reiseverein und sein nun verstorbener Freund Hochstetter vertheilte seine rei- chen Sammlungen an die Botaniker Europa’s. Spater sammelte er mehrere Jahre ausschliesslich fiir das Museum zu Paris. Unsere Leser wird es ge- wiss interessiren, von der Hand Dr. Schimper’s selbst, dieses energisch thii- tigen Naturforschers, einen kurzen Ab- riss seines Wirkens und Schaffens zu erhalten, den wir hier folgen lassen:

»Bereils sind 42 Jahre verflossen, dass ich mein deutsches Vaterland ver- lassen habe. Meine Reisen tral ich

1830/31 an, zuerst nach Siidfrankreich. Die Nachwehen der dortigen Revolution jener Zeit hatten mich lange Zeit in den kleinen Hafenort Cette verbannt, wo ich mit den Weichthieren und den Fischen des Mittelmeers mich beschaf- tigen konnte. Ich besuchte Theile von Spanien, die Balearischen Inseln und Oberitalien bis Genua, ging im Auftrag des zum Theil von mir gestifteten Reise-Vereins nach Algier, wo ich aber bei fast itibermenschlicher Anstrengung nur ein ungeniigendes Resultat errei- chen konnte. Denn damals war die dortige militérische und sociale Unord- nung so bedeutend, dass nirgends Sicherheit war. Die von allen Landern ausgestossenen Windbeutel, Diebe, Mor- der und Deserteurs bildeten das Schutz geben sollende Militar, bei welchen ich auf den Vorposten, durch sogenannte franzdsische Bajonnette geschiitzt, ar- beiten sollte. Meine Drangsale waren nicht unbedeutend und das Resultat der Reise entsprach nicht den Hoffnungen. Darum entschloss ich mich durch Rei- sen in fernere Linder, etwas Besseres fiir meine Freunde zu erringen, reiste schnell 1834 durch Europa, schiffte mich in Triest. nach Egypten ein, erlitt auf dem adriatischen Meere Schiffbruch, rettete mich durch Schwimmen und er- reichte mit Gottes Hiilfe gliicklich meine Empfehlungs- und Creditbriefe im Munde fithrend die Jonische In- sel Cephalonien, wo ich wegen Mangel an Schiffsgelegenheit bei 2 Monate ver- weilen musste. In dieser Zeit sam- melte ich die Flora dieses Landes, Um meinen Zweck nicht zu verfehlen, be- ging ich das Wagniss, in einer offenen Fischerbarke nach Patros in Griechen-

I, Originalabhandlungen.

land zu steuern, kam, begitinstigt durch gutes Welter, gliicklich dort an, aber wegen kurzen Aufenthalts daselbst war das botanische Resultat nur gering. Ein ésterreichisches Kriegsschiff brachte mich nach Alexandrien in Egypten, wo eben die Pest ausgebrochen war, was mich bewog sogleich nach Cairo zu entflichen. Dort hielt mich die Ichthyo- logie des Nil und die Vegetation der Umgegend in steter Thatigkeit, bis An- fangs Marz die Pest auch dorthin kam, in Folge dessen ich ‘nach meinen ei- gentlichen Bestimmungsort, dem _petrai- schen Arabien, abreiste. Daselbst wahlte

- ich zu meinem Centrums-Sitz den Klo-

stergarten am Berge Sinai, von wo ich meine Excursionen nach verschiedenen Theilen der Halbinsel machte; das Resultat meiner siebenmonatlichen An- sirengung war vollkommen gliicklich. Sehr miide und halb erkrankt trat ich meine Riickreise an, um im Valerlande Ruhe zu finden, fand aber bei meiner Ankunft in Suez Briefe vor, nach dem siidlicheren Arabien mich zu begeben. Demgemiss schiffte ich mich allsogleich nach Gedda ein. In Gedda angekom- men, beschiftigte ich mich dort so viel als méglich, und begab mich dann in die nachste Nahe von Mekka, wo ich bei Ueberwindung vieler Schwierigkei- ten, das Mégliche der dortigen Flora einsammelte, ohne jedoch selbst die mohammedanische heilige Stadt zu be- treten, die in einem heissen Kessel liegt. Ich iiberstieg dann das hohe Karra-Ge- birge und kam nach der heiligen Stadt Taif, wo mir als Arzt zu wohnen aus- nahmsweise erlaubt wurde; ich sam- melie in der Umgegend manches In- teressanie und wollte von dort aus nach Medeah mich begeben, trat ‘auch die Reise mit gehdriger Vorsorge an, musste aber nach dreiligigem Marsch

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wieder zuriickkehren, weil der damals herrschende Samum mich und meine Gefahriten in jener wasserlosen voll- kommen vegetationslosen Wiiste fast getédtet hatte.

Ich wendete mich dann siidlich von Taif nach dem Asir-Gebirg, wo ich zwar Allerlei sah, aber wenig davon untersuchen konnte, weil ich gendthigt war, alle bewohnten Orte zu vermeiden. Ich war nicht vermégend, mich inshe- sondere mit Einsammlung von Pflanzen zu beschaltigen, doch sah ich, wie ich spater erprobte, dass die Vegetation mit der Abyssinien’s grosse Aehnlich- Keit hat. Das Land hat tropische Re- gen und liefert auf der absoluten Hohe von 6000—8000' den besten Kaffee, der von Hodeida aus seit 30 Jahren nach Europa wandert, friiher tiber Mokka. Ich beriihrte die hoéchsten Berge Asirs zu 10000 Pariser Fuss tiber dem Meere. Von der Gegend Mekka’s und Taif gab ich eine geographische Karte, ignorire aber, ob sie im Druck erschienen ist. Zur richtigen Zeit verliess ich Arabien und als ich, die Kiiste verlassend, ein- veschifft war, dankte ich Gott, dass er mich am Leben erhalten hatte, denn jene Wiisten von Arabien bieten dem europaischen Reisenden die gréssten Gefahren. Ich schiffte nach Cosseir, einem kleinen aber ganz gesunden Orte dicht an der Meereskiiste, wahrschein- lich der allein gesunde Ort an der Kiiste des rothen Meeres, wo ich mich einige Zeit aufhielt und Sumpfpflanzen einsammelte. Diesen Ort kann ich je- dem Reisenden empfehlen, der sich mit Seepflanzen, Zoophyten, Crustaceen und Fischen beschaftigen will. Zwischen pflanzen - und staudenformigen pracht- vollen Korallen ziehen Massen von Fischen kleiner Art umher, wovon die Mehrzahl bis heute unbeschrieben blieb,

46 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Von Cosseir ging ich nach Ober- egypten, wo ich mich in Theben (Luxor

_und Karnak) zu meiner Erholung haupt-

sichlich mit Aufsuchung von Alterthii- mern beschiaftigte. Die erworbenen, sehr interessanten Gegenstande verehrte ich meiner Vaterstadt Mannheim und Einiges davon der Universitat Freiburg in Baden. Darauf wollte ich nach Deutschland zuriick, fand aber, ange- kommen in Alexandrien, Briefe vor, die mich nach Abyssinien bestimmten. Da kam ich zu Ende 1836 an, konnte aber anfanglich, weil in diesem Lande freie Bewegung nicht méglich war, nur lang- sam arbeiten. Aber durch Geduld und Ausdauer kam nach und nach Etwas zu Stande. Vorkommnisse traten ein, welche mir Gelegenheit gaben, gute Dienste dem Fiirsten Ubyé zu leisten, damals der miachtigste Regent Abyssi- niens, bald erwarb ich seine Freund- schaft und volles Vertrauen. Niitzlich war ich ihm als Leibarzt, erbaute ihm im Laufe von 5 Jahren ein kleines Schloss im byzantinischen Styl, fiihrte einige europaische Culturgewdchse ein und war sein berathender Freund bei Conflicten mit dem Auslande. Dagegen schenkte er mir ein unantastbares, steuerfreies Lindlein von 15 20 [J Stunden Inhalt mit 33 Dorfern!, das ich im Laufe von 11 Jahren zum_reichsten Land Tigre’s umschuf. Dann brach 1855 Krieg aus, Ubyé wurde geschlagen und gefangen von einem bis dahin unbe- achtet gewesenen Chef, der sich als- bald nach dem wunderbaren Sieg uber Ubyé zum Kaiser von Aethiopien kro- nen liess und den Namen Theodros an- nahm. Dieser, weil er mich als ver- trauter Freund Ubyé’s kannte, behan- delte mich anfinglich ausserst schlecht, der Art, dass ich es fiir gut fand, in das politische Heiligthum nach Adoa

mich zuriickzuziehen, wo ich mehrere Jahre in Unthatigkeit verbleiben musste, bis Vorgainge den Theodros nach Tigre fiihrten, wo ich alsbald seine Freund- schaft in hohem Grade erwarb. Er zog wieder nach dem siidlichen Abys- sinien, rief mich zu sich und behan- delte mich tiberaus gut. Ich konnte von 1864 bis 1866 ungestért fir Bo- tanik, Geographie und Geologie arbei- ten. Aber Theodros, halb wahnsinnig geworden, beging gewaltige Irrthtimer und unerhérte Grausamkeiten; eine un- tilgbare Revolution entstand, jeder sei- ner Anhanger wurde vom Volk ermor- det, und da ich bei diesen ungliick- lichen Verhaltnissen nicht zuriick nach Tigre gelangen konnte, so war ich ge- nothigt im Soldaten-Lager zu verblei- ben. Unter vielen Drangsalen musste ich zwecklos mit Theodros’ Heer im Lande umherziehen und kam _ endlich nach Magdala, wo ich 1868 durch die Englander befreit wurde.

Wie hieraus zu ersehen, war ich wihrend geraumer Zeit thatsachlich ein Gefangener, ohne aber, dass eine Ge- fangenschaft beabsichtigt gewesen ware. Weil ich bei jenem Umherziehen in Mitte einer rohen Barbarenbande, nicht alle meine erworbenen Sammlungen hatte mit mir fiihren kénnen, hatte ich solche an verschiedenen Orten in Be- gemder verborgen, verlor leider aber den interessantesten Theil derselben. Bei Pliinderung der Ortschaften wurde fast Alles vernichtet, wobei auch meine geologische Sammlung war. Nur 4 Ballen Pflanzen rettete ich und sanite einen Theil des Geretteten aus Dank- barkeit nach England, einen Theil nach Berlin. Ebenso rettete ich meine tri- gonometrisch aufgenommene, topogra- phisch-geologische Karte, welche circa 350—400 (] Stunden umfasste und bei

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der hier in Tigre an,

_ siindeste der Welt, _ Bibel beschriebene Paradies “| wachsen in wilder Unordnung auf, be- fehden und erwiirgen sich einander

I, Originalabhandlungen.

500 Oertlichkeiten Begemder’s benennt. Sie befindet sich bei Hofrath Dr. Pe- termann in Gotha. Da die Gesteine verloren gingen, hat sie keinen geolo- gischen, aber der Genauigkeit wegen einen reellen geographischen Werth. Ich habe Kenntniss, dass Petermann diese Karte erhalten hat, leider aber keinen Brief von ihm, der vielleicht mir zugeschickt aber verloren wurde.

Gliicklich kam ich von Magdala wie- fand aber die Verhaltnisse hier sehr veradndert. Der neu aufgekommene Regent dieses re- spectiv kleinen Landes, der seit Kur- zem den Titel Kaiser Aethiopiens und den Namen Johannes angenommen hat, hat wahrend meiner Abwesenheit, mei- ner Besitzungen sich bemichtigt, ohne wegen seiner Abneigung gegen Euro- paer willens zu sein, mir solche wie- der zuriickzugeben.

Wahrend der ersten Jahre meines Aufenthalis in diesem Lande, nachdem ich 6 bis 7 Jahre hier verlebt hatte, ersah ich die Unmoglichkeit, wieder von hier fortzukommen, verheirathete mich also 1843 und Gott hat mich gesegnet, ich habe 6 Kinder und berelts 7 En- kel. Erst vor 2 Jahren hat mir in meinem a Alter meine hochbejahrte . Le bin aber noch ebenso lebendig und Histig wie vor 50 Jahren, und meine Frau in ihrem 67. Lebensalter , hat noch kein _graues“Haar au uf nA Kopf.

“In der Regel werden die Abyssinier ‘nicht alt, obschon ihr Land das ge- das wahre in der ist. Sie

und yerarmen durch stete Pliinderung das Land, dessen Bevolkerung mit den

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letzten 18 Jahren sich sehr bedeutend vermindert hat. Zwar sind diese Un- gliicklichen dem Namen nach Christen, aber etwas Wesentliches vom Chri- stenthum ist in der That nicht zu er- kennen. Der Cultus ist ein Gemische von jiidischen, heidnischen und _ christ- lichen Gebraéuchen, vermeintliche Zau- bereien finden noch immer Beachtung und Wahrsagereien verfiihren die Chefs allzuoft zu den unsinnigsten Handlungen.*

Soweit lassen wir Schimper selbst sprechen, der mit deutscher Rédlichkeit und Bescheidenheit im Obigen einen kurzen Abriss seines thatenreichen Le- bens gibt.

Zweien Herrschern jenes nora schénen Landes, das als ein’s der schon- sten und irae hibarsten Lindergebiete unseres Erdballes geschildert wird, war Dr. Schimper Freund und Borather und nun lebt er von Neuem, vom jetzigen Herrscher beraubt und verbannt, in Adoa in seinem hohen Alter abermals ganz auf sich angewiesen. Wie dessen Schicksal sich wunderbar inmitten ei- nes von Partheien zerrissenen, von Re- bellen und Raubern unsichern Landes gestaltet hat, kann. er vielleicht auch noch mit der Zeit zum Berather des 3. Herrschers bestimmt sein. Jetzt aber miissen wir Dr. Schimper den Natur- forschern Deutschlands empfehlen, dass durch deren Einfluss das Schicksal unseres beriihmten Landsmannes ge- bessert werde, und dass ihm jetzt wie- der wie in friiherer Zeit Bestellungen und Auftrige auf trockene Pflanzen und Samen, sowie auf die Insekten und Thiere Abyssiniens reichlich zugehen moégen. Verbindungen kénnen am ge- eignetsten durch Vermitielung des Ge- neralconsuls von Danemark in Alex- andrien, dem _ vieljihrigen Freunde

Schimper’s, mit demselben angekniipft | und ihm damit die lange schon in

werden.

Mochten die Regierungen und Na- turforscher Deutschlands ihren beriihm- ten und hoch verdienten Landsmann noch bei dessen Lebenszeit unterstiitzen

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

hohem Grade verdiente Anerkennung spenden, anstatt ihm, wie das leider

nur zu hiufig geschieht, erst nach sei- _

nem Tode Weihrauch zu streuen.

Il. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

1) Pandanus utilis Bory de St. Vin- cent. Die beistehende Figur ist yon den Herren Haage und Schmidt in einer ihrer letzten Cataloge nach einem jungen Ex- emplare publicirt und uns zur Beniitzung mitgetheilt worden.

Wahrend es friiher eine Seltenheit war, dass gut erhaltene Samen von Pandanus- Arten nach Europa kamen, so findet die Kinfihrung von gut erhaltenen Paimensa-

men, Pandanus-Arten u. s. f., jetzt jahrlich in so bedeutender Menge satt, dass Palmen und Pandaneen, friiher die ausschliessliche und seltene Zierde von Warmhiusern, sich jetzt als beliebte Pflanzen fiir Zimmercul- tur _eingebirgert haben. ee

Welcher Unterschied aber auch im Preis, wer hatte friiher geglaubt, dass die Zeit kommen wirde, in der ein hibsches Ex- emplar des Pandanus utilis zum Preis von

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II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 49

10 Sgr. angeboten werden kénnte, wie dies

‘die Firma von Haage und Schmidt in ihrem

letzten Cataloge thut.

Die Padanus bilden eine eigenthiim- liche Gruppe der Monocotyledonen und die Gattung Pandanus selbst ist in ibrem Vorkommen auf die Inseln an der West-

‘kiiste Afrika’s und des Indischen Archipe-

lagus beschrankt. Im tropischen Amerika kommen keine dachten Pandanus, sondern nur die verwandte Familie der Cyclantheen vor und im tropischen Neuholland tritt an die Stelle der Gattung Pandanus die Gatt- ung Freycinetia.

Alle Pandanus- Arten bilden einen Stamm, der sich spiiter bald mehr, bald weniger veristelt und auf der Spitze von Stamm und Zweigen die schmalen langen Blatter in dicht zusammengedrangtem Schopf in auffallend spiraliger Stellung tragt, wodurch die Pandanus-Arten einen

‘so eigenthiimlichen Eindruck machen und

in jeder Sammlung von Warmhauspflanzen als eine der eigenthiimlichsten Formen der Tropen vertreten sein sollten, An jungen Exemplaren ist diese spiralige Blattstellung nicht so auffallend, als an dlteren. An

_letzteren zeigen die Pandanus-Arten noch eine zweite Higenthtimlichkeit ,

sie ent- wickeln namlich aus dem Stammgrunde eine Menge dicker Luftwurzeln, die nach allen Seiten austreibend und allmalig bis in den Boden sich einsenkend, den Stamm ringsum wie Saulenreihen stiitzen.

Die schwierigste Epoche der Cultur der Pandanus-Arten in unsern Gewachs- hausern fallt nicht in die Zeit der ersten Entwickelung, denn in dieser kénnen wir diesen Pflanzen in niedrigen Gewiichshiu- sern oder im warmen Zimmer vorm Fen-

ster alle die zu ihrem kraftigen Wachs-

thume wahren. Die erste Schwierigkeit gewiihrt die Uebersiedelung grosser und stattlicher Ex- emplare aus niedrigen Warmhiausern in hohere Palmenhauser, in denen die Tem- peraturgrade gemeiniglich bedeutend nied- riger gehalten werden, wodurch das Wachs- thum in’s Stocken gerath und die Exemp-

U, 1878

nothwendigen Bedingungen ge-

See

lare anfinglich unansehnlicher werden, bis sie sich zuletzt an ihren neuen Standort gewohnen. Die zweite und schwierigste Epoche des spateren Wachsthums ist die, wenn die Veristelung des Stammes beginnt. Kann man zu dieser Zeit der Pflanze nicht genugsam Warme gewahren, dann ent- wickeln sich die jungen Seitentriebe und Spitzentrieb nicht, faulen aus und das ganze Exemplar stirbt in Folge dessen ab, _.. Die Pandanus-Arten lieben reichliche Be- waisserung, hohe Temperaturen, nicht zu e: feuchte Luft, sind besonders empfindlich © gegen den Tropfenfall von kaltem Wasser § und endlich soll man durch Umlegen oder Umbinden des Stammgrundes mit Moos © die Entwickelung der Luftwurzeln befor- =e deren. Pandanus utilis, von dem wir die ~ Abbildung geben, ist in Madagascar zu Hause. Die Blatter desselben werden zum Flechten von Koérben und Hiiten beniitzt. (K. RB.) 2) Diffenbachia Bauser h, Chisw. Die Aroidee, welche unsere iibenstehende Ab- bildung darstellt, gehort unbedingt zu den schonsten der buntblatterigen strauchigen Arten, welche in Cultur sind. Dieselbe ward im Garten der Royal Horticultural Society zu Chiswick bei London durch Be- fruchtung von D, picta mit D. Weirei erzogen und ging in den Besitz des be- rihmten Etablissements von James Veitch and Sons (Royal Exotic Nursery, Kingsroad Chelsea, London 8. W.) iiber, wo starke Pflanzen zu 21 Sh. abgegeben werden. Wie D. picta ist die D. Bausei eine stark wiichsige aber niedrig bleibende Pflanze, mit grossen 15 Zoll langen und breiten Blat- tern, welche auf gelbgriinem Grunde mit scharf abgegranzten, unregelmassigen, theils dunkelgriinen, theils weissen Flecken gezeichnet sind, wodurch ein ausseror- dentlich schoner Effect hervorgebracht wird. Dieser Effect wird noch dadurch vermehrt, dass der Stamm dunkelgriin und der Grund der Blattstiele weiss. Auf den Ausstellungen der Royal Horticultural So- ciety erhielt diese neue schdne Sorte, wie- derholt ein Certificat ersten Ranges, Cul-

4

CREATE IIM at OE Giet

tur im Warmhaus, gleich den andern bunt- | imperiale (Kaiser-Rittersporn) aufgefihrt

blatterigen Arten’dieser{Gattung. Die Ab- bildung verdanken wir den Hrn. James Veitch and Sons, welche solche in ihrem Cataloge publicirten. (EK. RB.)

3) Delphinium Ajacis L. var. vmperiale. Unter den in diesem Jahre angebotenen Neuigkeiten von schodnem Sommerflor, nimmt ein Rittersporn mit gefillten Blu- men, der in dem Cataloge als Delphinium

ist, eine sehr hervorragende Stelle ein.

Herr F, C. Heinemann in Erfurt hatte die Gite, uns die tibenstehende Ab- bildung desselben mitzutheilen, welche in dessen reich illustrirtem Cataloge publi- cirt ist,

Wir haben schon friiher darauf auf- merksam gemacht, dass die Samen-Cataloge des Hrn, F, C, Heinemann sich sehr yor.

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theilhaft dadurch auszeichnen, dass sie nicht nur von den noch weniger bekannten und neuen Pflanzen Abbildungen und Be- schreibungen geben, sondern, dass auch in besonderen Anmerkungen die geeigneteste Cultur vieler der aufgefiihrten Pflanzen besprochen wird, gewiss eine ebenso yerdienstliche als niitzliche Zugabe zu ei- nem Cataloge, wodurch der Kaufer eine Menge von wichtigen der Erfahrung ent- nommenen Winken fir die Cultur erhilt. Was den in Rede stehenden Kaiser-Ritter- sporn betrifft, so sagt Hr, Heinemann in seinem Cataloge das Folgende iiber den- selben: ,,Durch regelmassige 4 Zoll wber dem Boden beginnende Verastelung bildet jede einzelne Pflanze einen schdnen 11/5 Fuss im Durchmesser haltenden compacten Busch, der ungefihr 18/, Fuss hoch wird. Ausserdem gehért diese Sorte zu den am reichsten bliihenden, denn selten bringt eine

51

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Pflanze weniger als 100 der (kurzen auf- rechten Blithentrauben mit constant gut gefiillten blauen und bunten Blumen. Der ganz gleichen Hohe halber eignet sich der Kaiserrittersporn ganz besonders gut zur Gruppenpflanzung. Die Pflanzen miussen, wenn sie sich yollkommen entwickeln sollen, auf eine Entfernung von 11/) Fuss von einan- der gepflanzt werden.“ Die gewodhnli- chen Rittersporne werden bekanntlich am besten im Herbste oder beim Aufgehen des

Bodens im Frihjahre gleich in’s freie Land © gesiet. Den Kaiserrittersporn wird man, bis die Samen billig zu haben sind, am be- sten in Topfe séen, recht jung einzeln in ~

Topfe pflanzen und dann mit Ballen ein- =

pflanzen, (E. R.)

b) Abgebildet im ,,Botanical Ma- gazine.

4) Pelargonium oblongatum E. Meyer. A*

52

(Geraniaceae). E. Meyer in Herb. Dreg. Harv. and Sond. Fl. cap. I. p. 263, Gehort in die Gruppe Hoaraea und zu den Arten mit dickem, fleischigem Wurzelstocke; die Art wurde von Burchell im Jahre 1814 entdeckt und zwar in den trockenen Distric- ten des Namaqua- Landes, wo sie auch spiter Drege sammelte. Die Pflanze wurde erst neuerdings lebend in England einge- fihrt durch Mr. W. S. Rucker und bliihte bei Herrn Wilson Saunders in Reigate. Wurzelstock von der Grosse einer kleinen Carotte, aufrecht, braun, mit einem Wirtel lanzettlich-pfriemiger abstehenden Stipeln von 1/,—1/ Zoll Lange gekront. Blatter glatt, fleischig, lang oder kurz, gestielt, breit eiformig, stumpf oder spitz, blass- griin, unterseits heller, Rander gelappt und undeutlich unregelmissig gezihnt, manch- mal vielspaltig. Schaft einzeln oder zu zwei, dichotom veriistelt, 3—6 Zoll hoch, sehr dick und ebenso als die Kelche mit abstehenden, weichen Haaren bedeckt, Blu- men in Dolden zahlreich, 11/,—2 Zoll im Durchmesser, blassgelb, die zwei oberen Petalen mit purpur geadert. Die Blatter erscheinen einige Wochen vor den Blumen. (Taf. 5996.)

5) Chrysanthemum (Pyrethrum) Manwt J. D. Hook. (Compositae Anthemi- deae). Auf dem grossen Atlas, siidlich yon der Stadt Marocco auf trockenen, fel- sigen Stellen des Reraya-Thales in einer Héhe von 4—5000’ von Dr. Hooker und seinen Reisegefahrten entdeckt und von eéi- nem derselben Mr. Maw, lebend in Eng- land eingefiihrt, wo sie in dessen Garten zu Broselay im August 1872 blihte, Wur- zelstock holzig, verastelt, Zweige aufstei- gend, 12—18 Zoll hoch, wenig getheilt, Blat- ter zerstreut, fast einen Zoll lang, ver- schieden in der Form, von fast dreikantig bis oblong, am Grunde fiederspaltig, die oberen linear, dreispaltig, oft auch ganz- randig. Bliithenképfchen einzeln, 1—11/, Zoll im Durchmesser, sehr lang gestielt, Stiel nach oben allmilig verdickt. Invo- lucrum halbkugelig, Schuppen zahlreich, dachziegelformig linear, spitz, griin, Rand-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

bliithen ungefihr 20, fast 2reihig, Réhre

kurz, Zungen breit linglich-linear, stumpf dzahnig, weiss, an den Randern rosa ge- tuscht. Scheibenbliithen braun, rohrig.

(Taf. 5997.) 6) Brownea Birscheli J. D. Hook. (Le- guminosae Ambherstieae). Diese schéne

neue Art wurde von einem jungen Gartner Namens Birschel, der im Jahre 1854 in Caracas fiir den Koniglichen Garten in Kew sammelte, entdeckt. Die Pflanze hat jetzt eine Héhe von 10 Fuss erreicht und blihte zuerst im Juni des vergangenen Jahres, Von der nahe verwandten B. racemosa Jacq. unterscheidet sie sich durch die zahl- reicheren Bliithenstande, langere Bliithen- stielchen und Blumen, glatte Bracteen u. s. w. Hin glattes Biumchen mit runden Zweigen. Blatter gleichmassig gefiedert. Spindel 4—6 Zoll lang, diinn, Blattchen in 3—4 Paaren, breit verkehrt-lanzettlich, plotzlich zugespitzt, am Grunde verschméa- lert, fast 6 Zoll lang, Traube endstandig,

halbsitzend, hangend, einen halben Fuss Bracteen und Bliithen | Kelch scharlachroth ; ;Biithen- ang. Bracteen |

lang, vielblumig.

dunkelrosa. Se RE MAE oe days *s

stielchen diinn Hy—8/4 Zo

zu einer zweilappigen, die Kelchréhre umhiil- ©

lenden 1—2 Zoll langen Decke verbunden. Kelchréhre schmal cylindrisch ; Limbus dlap- pig. Lappen verkehrt, lanzettlich-linear, mit der Rohre 2—3Zoll lang; Petalen 5; allmiilig in eine lange Klaue verschmalert. Staub- faden 10; monadelphisch. (Taf, 5998.)

7) Digitalis laevigata Waldst. et Kit, (Scrophularineae)) W. et K. Pl. rar. Hung. IL. p. 171 t. 158. Lidl. Monogr. Dig. t. 10. Rehb. Icon, crit. t. 155. Ejusd. Ic. Fl. Germ. XX. t. 1692, Benth. in D. C. Prodr. X. p. 450. Eine der selteneren europiiischen Pflanzen, in Croa- tien und Griechenland heimisch. Hine aufrechte 2 Fuss und hohere Perenne. Wurzelblatter verkehrt-lanzettlich oder ver- kehrt eiformig-langlich, allmilig in eine lange Spitze verschmalert, bis zu 1 Fuss lang. Stengelblitter linear oder schmal lanzettlich, spitz. Rispe aufrecht, einfach oder am Grunde verastelt, verschieden in der Liinge, aber nicht weniger als 1 Fuss,

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tL. “Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

Bracteen krautig, linear, die unteren, die Bliithen tiberragend. Kelchlappen li- near -lanzettlich spitz, fast gleichformig. Corolle orangegelb, fast 1 Zoll lang. Un- terlippe breiter als die obere, von innen blasser mit orangefarbener Zeichnung. (Taf. 5999.)

8) Crocus Salzmanni Gay. (Irideae). Gay in Ferussac Bull, Sc. nat. XV. p. 220. Cr. tingitanus Hert. in Bot. Mag. sub t. 3868. Hine im Herbste und Winter blihende Art, mit dem portugiesischen Cr. serotinus Salish. (Bot. Mag. t. 1276) in eine Section gehérig und demselben auch sehr nahe stehend. Wachst auf Lehmfeldern bei Tanger und wurde durch Dr. Hooker 1870 gesammelt; bliihte in Kew im folgen- den October und War im Januar mit Blat- tern bedeckt, Zwiebel eiformig, mit brau- nen Hauten. Blatter zur Zeit der Bliithe halb-entwickelt, an den Seiten und an der Mittelrippe glatt. Scheide einfach. Peri- anthium blassviolett mit langer Réhre, die Lappen lainglich spathelférmig, ziemlich spitz, weisslich und behaart am Schlunde. Narben orangegelb, die Antheren iiberra- gend, vielspaltig, aber die Abschnitte mehr zusammenfliessend als bei C. nudiflorus und C. speciosus. (Taf. 6000.)

9) Mesospinidium vuleanicum Rehb. fil. (Orchideae). Rchb. fil. in Garden. Chr, 1872 p. 393. Hine von Mr. Spruce am oberen Amazonenstrome entdeckte Art, welche die schon bekannte (M. sanguineum) an Schonheit tbertrifft, da die Blumen die doppelte Grésse erreichen. Scheinknollen eiformig oder verkehrt-birnformig zusam- mengedriickt, mehr oder weniger 2kantig, 11/. Zoll lang, fast 1 Zoll breit. Blatter langlich oder breit linear, gekielt, stumpf 3—5 Zoll lang, 1/.—3/4 Zoll breit. Traube 8—10 blumig einseitig, an einem diinnen aufrechten Stiele. 1/.—1 Fuss lang. Sepa- len fast gleich, abstehend, schmal oval, spitz; die beiden unteren am Grunde ver- bunden, Petalen wie die Sepalen. Label- lum dreilappig; Seitenlappen abgerundet. Ganze Blume mit Ausnahme des weiss- lichen Discus dunkelrosa. (Taf. 6001.)

53

10) Sarcostemma Brunonianum Wight et Arn. (Asclepiadeae). W. et A. Contrib. p. 59. Wight Icon. t. 1282. Dene in D. C. Prodr. VIIL p. 537. Eine hochst eigenthiimliche blattlose Pflanze aus Ceylon und Madras, wo sie an Baumen wachsend vorkommt. Die Zweige werden von den Eingebornen als Salat zubereitet, geges- sen; ein merkwiirdiges Beispiel in der fast lauter giftige Pflanzen enthaltenden Fami- lie der Asclepiadeen; leider wird die Pflanze leicht mit der sehr ahnlichen dusserst gif- tigen Euphorbia Tirucalli L. verwechselt, welche ebendaselbst wachst. Zweige blatilos, lang, diinn, platt, von der Dicke eines Ginsekiels, mehrfach gegabelt, hing- end oder leicht kletternd, Blumen griinlich- gelb, Ys Zoll im Durchmesser, zu 8—12 blumigen, sitzenden Dolden verbunden. Stielchen weichbehaart. Kelch sehr klein, 5zahnig. Corolle gedreht, Lappen eiférmig- langlich, glatt. (Taf. 6002.)

11) Batemannia Burtit Endres et Rehb. fil. (Orchideae). Endr. et Rechb. f. in Gard. Chron. 1872 p. 1009. Diese pracht- volle, eigenthiimliche Orehidee mit Blumen, an Stapelie erinnernd, stammt aus Costa Rica und wurde durch Herrn Endres ent- deckt. Sie steht am niachstsn der B. me- leagris Rchb. fil. (Bonpl. III. p. 217). Stammlos. Blitter simmtlich wurzelstan- dig, fast zweizeilig, schmal elliptisch-lang- lich, spitz, 8—14 Zoll lang, 11/.—2 Zoll breit; hellgriin, Nerven matt. Blumen 3 Zoll im Durchmesser, Stiele wurzelstandig, dick, cylindrisch, aufrecht, mit seitlich an- gedriickten, griinen, scheidigen Bracteen. Ovarium 1 Zoll lang, tief rinnig; Sepalen und Petalen fast gleich, abstehend, breit elliptisch-oval, spitz, fleischig, am Rande wellig, leuchtend braun, mit runden gelben Flecken dicht bedeckt, am Grunde ganz gelb. Lippe weiss, ausschliesslich der aus- sersten, purpurbraunen Hilfte. Klaue weiss, mit halbmondférmigen, 2 lappigen weissen Oehrchen und diinnen eingebogenen, pur- purformigen borstigen Zihnen. Saulchen lappenformig, weiss mit griiner Spitze.

(Taf. 6003.)

54 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. SS teed

12) Salvia dichroa J. D. Hook. (La- biatae). Hine neue Art von Herrn Maw, siidlich von der Stadt Marocco, am Fusse des grossen Atlas gesammelt. Gehdrt in die Section Pletiosphace und ist mit der ebenfalls maroccanischen 8. bicolor Desf. und der algierischen S. algeriensis Desf. nahe verwandt, von beiden aber durch die Form der Blatter und andere Merkmale unterschieden. Stengel 2—3 Fuss hoch, aufrecht, vierkantig mit stumpfen, verdick- ten, gelblichen Kanten, welche mit zuriick- gebogenen Haaren bedeckt sind. Wurzel- blatter gestielt, 6—8 Zoll lang, linglich- eiformig oder eiférmig-lanzettlich, stumpf, in den Blattstiel verschmilert, stumpf und sehr unregelmissig kerbzihnig mit abge- rundeten Lappen, behaart. Untere Sten- gelblitter kurzgestielt; die oberén sitzend, langlich- oder elliptisch-langlich. Traube ei- nen Fuss lang, steif aufrecht, vielblumig. Die unachten Wirtel durch 2 gegeniiberstehende, dreiblumige Bliithenbiindel gebildet. Kelch 3/, Zoll lang, halbglockenformig, bis zur Mitte 2lippig, driisig, behaart, stark gerippt, grin. Unterlippe mit 3 kleinen Zahnen; der mittelste davon ist der kleinste. Oberlippe mit 2 langen, pfriemenformigen Ziihnen. Corolle 11/, Zoll lang. Oberlippe hellblau, stumpf, langlich, seitlich zusam- mengedriickt, behaart. Unterlippe von gleicher Lange mit der obern, 3 lappig; Seitenlappen blassblau, linglich, zuriickge- bogen, Mittellappen kreisrund, weiss, her- abhangend. (Taf. 6004.)

13) Lilium concolor Salish. var. sinicum (Liliaceae). L, sinicum Ldl. in Paxt. Flow. Gard. II. Misc. p. 115 t. 193. Lem.

Ill. hort. t. 100. Van Houtte Fl. des Serres | t. 1206. Wurde gelegentlich der letzt- |

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genannten Abbildung bereits besprochen. (S. Gartenflora 1858 p. 92). (Taf. 6005.)

14) Uvaria Kirki Oliver. Wurde entdeckt von Herrn Dr. Kirk, frih- ern Begleiter Livingston’s und jetzigem britischen Vice-Consul in Zanzibar. Niedri- ger, 3—4 Fuss hoher Strauch. Zweige und Unterseite der Blitter mit rostfarbenen Haaren bedeckt. Blatter 11/.—5 Zoll lang, langlich, stumpf oder spitz, unten glatt, gelbgriin. Blattstiel sehr kurz. Blumen 3 Zoll im Durchmesser, einzeln, achsel- stiindig, sehr kurz gestielt. Kelch klein, aus drei unter der Mitte vereinigten, tri- angular-ovalen Sepalen gebildet, welche mit Sternhaaren bedeckt sind. Petalen sehr breit, diinn, behaart, dusserlich blass strohfarbig, innen gelblich griin; die drei Aussern breit eiférmig-orbicular, spitz; die innern elliptisch, etwas gespitzt.

(Taf. 6005.)

15) Dendrobium chrysocrepis Parish et Rehb. fil. mss. (Orchideae). Hin von dem unermiidlichen Parish in Moulmein entdecktes Dendrobium, welches im Jahre 1871 in den Koniglichen Kewer Garten

| pelangte, wo es im Mirz des folgenden Jahres bliihte. Stengel 6—10 Zoll lang,

diinn, flexuos, unten undeutlich zusammen- gedriickt, mit zolllangen Internodien, die in der Mitte zusammengezogen sind; an der blattertragenden Spitze verdickt sich der Stengel bedeutend. Blitter zweizeilig, 2—3 Zoll lang, schmal elliptisch -lanzett- lich, zugespitzt, hellgriin. Blumen gold- gelb. Lippe orangegelb. (Taf. 6006.) (Ender).

(Anonaceae).

eee

' Es,

yi | TI. ~ Notizen.

TH.

1) Cultur der Primula chinensis von ©. Frickinger in Laasan. Die Beschaffenheit der zur Cultur der chinesi- schen Primeln zu verwendenden Erde halite jch fiir einen Hauptfactor, um Farbenpracht der Blumen und kraftiges, gesundes Griin des Blattwerks zu erhalten. Die Erde, elche ich dafiir benutze, besteht aus 6 is 8jahrigem vollstindig verrotteten Friih- beetdiinger und Laub zu 6 Theilen, 2 Thei- len humusreicher Walderde und 2 Theilen weissem Grubensand, alles gut durcheinan- der gemischt. In dieser Erde gedeihen meine Primeln ganz vorziiglich.

Im vorigen Jahre glaubte ich diese Erde durch Zusatz feiner Hornspiine noch geeigneter zu machen. Wohl erhielt ich damit viel iippigere und grossblumigere

Pflanzen, aber bald genug musste ich auch

die fatale Bemerkung machen, dass diesel-

ben dem Moder und der Faulniss viel hiu- _ figer unterlagen.

Die zweite Hauptbedingung, gute Pri- meln zu erziehen, ist die, nur den besten Samen der besten Blumen zu ihrer An- zucht zu verwenden; diesen ziehe ich mir selbst und werde am Schlusse meines Be- richts auf das Wie? zuriickkommen.

Wird der Samen der Primula chinensis an trockenem, luftigem Orte sachgemiiss

aufbewahrt, so behilt er seine vollstandige 1 Mache

Keimkraft 3 Jahre. Meine Aussaater

ee Bri “blihen bei sorg- faltiger Cultur schon in den Monaten Sep- tember und October; da haben die Blumen aber weder fiir den Blumentisch noch fir Bouquet’s, am wenigsten aber zur Samen- zucht Werth. Bei spiteren Aussaaten sind die Pflanzen die dankbarsten Winterblu- men-Spenderinnen; der Friihjabrsflor dient vorziglich zur Samenzucht. Die Aussaat mache ich in mit sandiger Lauberde ge- fiillte flache Schiisseln, oder noch lieber in flache Holzkaistchen, bedecke den Samen

Notizen.

die Schiisseln oder Kastchen in einem vo y her zur Stecklingszucht benutzten, dahe

noch gileichmissig milde warmen ein

fensterigen Kasten, bedecke sie aber we-. der mit Glasscheiben noch Glocken, son-+ dern gebe vielmehr wahrend des Tages”. massig Luft, aber auch dichten Schatten. |;

A, Die Saat wird nun durch sorgfaltiges Be- “i \

ee

[ce ag are Wasser aus kleiner 2 \ Kanne.mit.feiner Brause in gleichmassiger 4 |

an.

durchdringender Feuchtigkeit gehalten. Sobald nun die Saat nach 8 bis 10 Ta- gen aufgegangen ist, pikire ich die jungen kaum fassbaren Pflainzchen sorgfiltig ‘in leicht zu handhabende, etwa 3’ lange, 8— 10 breite, und 4” tiefe, mit meiner gut zubereiteten Erde gefillte Holzkasten, bringe dieselben in einen kihlen Mistbeet- kasten, der einige Tage geschlossen und stark beschattet gehalten wird, und fange erst nach 3 bis 4 Tagen an Luft zu geben. Gegossen wird, sobald es ndthig ist, na- tirlich noch immer mit sehr feiner Brause. In diesem Alter der Piiinzchen t tritt bei aller Sorgfalt und Pflege zuweilen ein ge- fahrlicher Uebelstand ein; die jungen Pflanz- chen werden in dieser Zeit namlich oft von einem Schimmel befallen und sterben durch Faulniss, Dieses entsteht aber eben so bei zu grosser Feuchtigkeit, wie bei Trockenheit. Sind nur erst wenige Pflan- zen von dieser Krankheit befallen, so greift sie rapide um sich und nur schnelles Ent- fernen der krankéen Pflanzen und vollstin- diges Ueberstreuen aller noch gesunden Pflanzen und auch des Raumes, wo die ab- gestorbenen Pflanzen standen, mit fein pul- verisirter Hohlzkohle kann noch helfen. Meine Pflanzen lasse ich bis Ende Juni in diesen Kasten. Um diese Zeit sind sie soweit erstarkt, dass sie einzeln in 21/,-z61- lige Toépfe gepflanzt werden kénnen; im August verpflanze ich sie dann in 4- bis 5-z0llige Topfe und bleiben sie darin fir den Winter. Um nun meine Pflanzen mog-

ausserst diinn mit gesiebter Erde, stelle | lichst kraftig zu haben, mische ich der

os 2 pet SNE Het gene eI 5,

Erde mit Lael pen feine Tesnenine, ein Zuviel verdirbt die : anzen

Nach dem letzten Verpflanzen und so-

gegriffen haben, werden an schdnen Tagen und auch wahrend der Nachte die Fenster abgenommen, jedoch an heissen Tagen stark Schatten gegeben und auch nach dem “Giessen die Pflanzen noch iiberbraust. Die um diese Zeit erscheinenden Blumenstengel - werden eee um die Pflanze még- lichst zu kraftigen. Da aber die ausge- _kneipten Bliithenstengel von der Pflanze » nicht wieder ersetzt werden, so halte ich ~ eine nicht zu friihzeitige Aussaat am em- : pfehlenswerthesten, um nicht in die Noth- 1” wendigkeit versetzt zu werden, Blumen

auszukneipen.

Bei dem Kinriumen der Pflanzen in’s Glashaus sortire ich, und weise den best- bliihenden zur Samenzucht tauglichsten, die giinstigste Stelle im Gewachshause an; es ist nothwendig dies zu thun, um eine nur moglichst guten Samen liefernde Ernte zu erhalten, denn selbst von dem sorgfal- tigst. geziichteten Samen erzieht man doch immer wieder einen Theil gewodhnlicher Pflanzen. An sonnigen Tagen, von Ende Februar bis in den April versiume ich nicht mit feinen Pinseln den Pollen der eigenen Blumen auf die Pistille zu brin- gen, sowie auch von einer Sorte den Pollen auf die andere zu tibertragen, da durch diese kiinstliche Befruchtung der Samenan- gatz weit sicherer erreicht wird, als durch die natiirliche. (Verh. d. Sect. f. Obst- und Weinbau der Schl. Vaterl. Gesell- schaft), (r.)

2) Ueber Vermehrung, Veredel- ung und Cultur von Epiphyllum truncatum Haw. vom Kunst- und Handelsgartner R. Riedel in Loe- wenberg. Ist Epiphyllum truncatum auch eine langst bekannte Pflanze aus der Fa- milie der Cacteen, so ist sie doch in neue- ster Zeit wieder sehr beliebt und von Wich- tigkeit fiir Girtner und Blumenfreunde ge- worden; sie hat dies ihren zahlreichen,

bald es sich zeigt, dass die Wurzeln durch-

prichtigen bis zu 2 Zoll eo Blumen

zu verdanken, welche vom schdnsten Ro- senroth und durch Varietit und Hybrida- tion erzeugt, in allen Niiangen bis z schonster Braunroth zu der blithendendaon Zeit, in ‘den Monaten November und De- cember erscheinen und auf keinem Blu- mentische fehlen sollten , aber auch jedem Bouquet zur Zierde gereichen.

Die Vermehrung aus Stecklingen hat man jetzt verworfen, sie wurzeln zwar sehr (4 leicht, wachsen aber um so langsamer und ©

Mm

bleiben meist elende Pflanzen. Anstatt der- 3

selben bedient man sich seit einigen Jahren %) der meee und zwar auf die dickstim- ©

Ss . ° on ¥ r Peireskia, am haufigsten °

migen auf die baumartig”

sis hort.).

Um von Epiphyllum truncatum in kur- zer Zeit Pflanzen von 1 bis 2 Fuss Hohe zu erhalten, verschaffe man sich im Marz Stecklinge der genannten Peireskia, die in jedem Warmhausbeet, in Sand oder Sige- spiinen sehr leicht Wurzeln schlagen. Sind

diese Stecklinge bewurzelt, so pflanze man

sie in kleine Tépfe und bringe sie auf ein warmes Mistbeet, sie werden dort sehr bald ein tppiges Wachsthum entwickeln; je nach Bediirfniss, dann in gréssere Tépfe verpflanzt, hilt man sie ziemlich geschlos- sen in einem Kasten, entfernt stets alle Ne- benzweige und wird damit bis zum August Pflanzen von 1 bis 2 Fuss Héhe und von der Starke eines Federkiels erziehen, wel- che stark genug zum Veredeln sind.

Die Veredelung ist sehr einfach; man schneidet sich 2 bis 3 Zoll lange Spitzen,

oder besser gesagt, ein Glied von Epiphyl-

lum ab, schneidet dasselbe am unteren Ende zu beiden Seiten ein wenig wund und macht alsdann in die Peireskia in beliebi- ger Hohe, so hoch man die Krone auf der- selben haben will, einen etwas schragen, etwa 1/4 Zoll langen Kinschnitt von oben nach unten, in welchen man das zuge- spitzte Glied hinein setzt, und mittelst ei- nes Dorns von der Peireskia, welchen man

mitten durch die Veredelung sticht, dann aber noch in gewohnlicher Weise befestigt.

fde P. grandifo- | lia Haw. (P. grandiflora und P. brasilien- ©

oe F AP AY, 5 CMA; tia

LCP} Of FP (7;

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Tal 750.

HL

Mit Ausnahme der Manipulation des Durch- stechens, der ersten Befestigung des Kdel- reises, welche nur des schliipfrigen Saftes der Peireskia wegen vorgenommen wird, gleicht diese Veredelungsart ganz derjeni- gen, welche man z. B. bei Camellien »Hin- spitzen« nennt. ,

Das weitere Culturverfahren ist nun das folgende. Die veredelten Pflanzen werden in einen geschlossenen Kasten, ohne Diingerwirme, oder in ein geschlossenes Warm- oder Vermehrungshaus gebracht, wo die Veredelungen schon nach 14 Tagen vollstandig verwachsen sein werden. Im Winter placirt man seine Zéglinge an ei- nen trockenen, hellen Ort des Warmhau- ses. Ist der April herangekommen, so wer- den sie verpflanzt, und wenn moglich auf ein lauwarmes Beet gebracht. Werden die Pflanzen hier stets unter Fenster gehalten und wird rur bei grosser Hitze etwas ge-

jiftet und wenig beschattet, so werden sich

bis zum Herbst schon hibsche Krénchen gebildet haben, auf Bliithen ist aber noch nicht zu rechnen, da das Holz, oder viel- mehr der Trieb noch zu zart ist. In die- sem Winter haben mir zwar die Sommer- Veredelungen fast simmtlich geblikt, doch muss ich bemerken, dass die Pflanzen nach der Veredelung nicht mehr warm gestellt wurden, folglich die Triebe wohl reifer, aber auch sparsamer und nicht so buschelig waren. Im folgenden August und Septem- ber sind die Pflanzen in einem kalten, son- nigen Kasten im Freien ganz trocken zu halten und Ende September in’s Warm- haus, nahe an die Fenster zu bringen, ziemlich warm zu halten und nun wieder regelmassig zu giessen. So behandelt, brechen schon im October und November die Knospen in Masse hervor, die sich dann auch ziemlich schnell ausbilden.

Da ich die Epiphyllen jetzt in Masse cultivire, so halte ich nur immer einen Theil dieser meiner Pflanzen warm, um nicht alle auf einmal in Blithe zu haben, und so den Genuss ihrer Pracht zu ver-

langern. (Verh. der Sect. f. Obst- und Weinbau der Schles. Vaterl. Gesellsch.). rhea)

Notizen, 57

8) Girten Egyptens. Liner Notiz des Herrn G. Delchevalerie, Chef der Gar- ten Sr. Hoheit des Vizekénigs von Egyp- ten und anderer éffentlichen Garten -Anla- gen in Cairo, entnehmen wir folgende in- teressante Mittheilungen iiber einige der wichtigsten egyptischen Garten.

Die ersten bemerkenswerthen Garten in Egypten wurden noch gegen Beginn dieses Jahrhunder’s gegriindet. Méhémet-Ali grun- dete den Garten zu Choubrah mit einem F'la- cheninhalte von 60 Feddans (a 4200 Quat. Meter) und liess in denselben eine Menge der ausgezeichnetsten Fruchtbaume, beson- ders die besten Arten und Varietaten von Orangen, pflanzen. brahim-Pascha, sein altester Sohn, richtete sein Augenmerk auf die Insel Rhodah, den Pyramiden von Gyzé gegeniiberliegend, und schuf daselbst einen herrlichen Garten; die Arbeiten wur- den von zwei europiischen Gartnern gelei- tet, einem Englander und einem Franzo- sen. Hiner derselben reiste nach verschie- denen tropischen Gegenden, behufs directer Hinfithrung schodner und niitzlicher Ge- wachse. Die schénen Exemplare von Sa- gus farinifera, Ficus bengalensis, Poinciana regia, Terminalia Catappa, Erythrina Coral- lodendron, Cedrela odorata, Feronia_ele- phantum, Tamarindus indica, Pterosperma acerifolium, Urostigma elasticum, Arauca- ria Cunninghami, Coccoloba, Acacia Cas- sia etc., die man heutigen Tages in den Garten bei Cairo und Alexandrien, so wie auf der Insel Rhodah sieht, sind die Friichte jener Reise. In einem Garten an dem an- dern Ufer des Nils, in der Nahe dessen, der jetzt den Namen Mousta-Gaddeh tragt, pflanzte man Mengen von Kaffeebaumen, und man findet auch jetzt noch viele da- von. Ungliicklicherweise hatten die bei- den Nachfolger, die nach Mehemet-Ali und dessen Sohne kamen, keinerlei Interesse fir den Gartenbau und liessen Millionen von Obstbaumen dem Verderben anheimfallen, die die Letzteren hatten pflanzen lassen. Hiner dieser Barbaren, welcher von 1854— 1862 regierte, liess von seinen Sappeuren die Baume fallen, um seine Soldaten, wel- che in der Nahe lagerten, von den giftig

>

58

Gartenflora Deutschlands,

stechenden Miicken (moustiques) zu be- freien. Erst nachdem Ismaél-Pascha an

\ die Regierung kam, wurde der Gartenbau

5 \ wiederum besehiter: der jetztregierende ' Khedive, hat aber seit einigen Jahren der N Girtnerei einen bedeutenden Impuls gege-

; lben, sowohl durch Errichtung neuer Garten tin allen Theilen des Reichs, als durch Ein-

thrung neuer Nutzpflanzen, oder auch urch anspornende Belohnungen. So fihrte er von der Insel Mauritius eine essbare Leguminosa (L’Embrevade) ein, die jetzt alleemein gebaut wird und 5 6mal pro-

ductiver ist, als die gewohuliche. Garten-

\ bohne, pene die Boehmeria textilis als

| Géspinnstpflanze. Der Khedive griindete

} nicht allein eine Menge Garten, von denen : diejenigen von Ghézireh, Gyzé,

Chonbra,

+ Kobbeh, Kars-el-Aly-, Esbekieh, Maniel etc. > die schonsten sind, er liess auch die Wege in der Umgegend Cairo’s mit Baumen be- pilanzen, legte offentliche Square an und grindete endlich eine Ackerbauschule, zu deren Director er den Professor Gastinel- Bey ernannte,

Ausserdem bestehen jetzt in HEgypten zahlireiche Priyatgairten; hier steht in er- ster Linie derjenige des Herrn Ciccolani, Kaufmann’s in Alexandrien; derselbe besitzt noch einen zweiten Garten in Cairo, beide ausgezeichnete Sammlungen seltener Pflan- zen enthaltend. Nubar-Pascha, Minister des Auswartigen, Sheriff-Pascha, Minister des Innern, der Graf Zerinia, der Herzog d’Aumont, der Doctor Burguiéres, sowie die Herren Antoniades, Bravay und Pastre, besitzen ebenfalls Giirten ersten Ranges zu Alexandrien und auf der Insel Rhodah.

(Journal de la Société centrale d’Hor- ticulture). (Ender.)

4) Pelorienbildungen. In der Oc- tober-Sitzung der Kais. Akademie der Wis- senschaften in Wien sprach Dr. Peyritsch iiber Pelorienbildungen bei Labiaten, Ver- benaceen, Scrofulariaceen und Ranuncula- ceen, und iiber die Kigenthiimlichkeiten, die jede dieser Familien in ihren Pelorien- bildungen zeigt. Die herrschende Theorie erklirt {in Bezug auf die Labiaten, die Vierzahl der Staubgefasse durch vollstindi-

Russlands und der Schiele:

gen Abort des 5. Staubgefasses, es kann aber auch die Zahl der Kelch- und Corol- lenwirtelglieder sich verindert haben und die Zahl der Staubgefasse den urspriing- lichen Typus andeuten. Nach P. steht das haufige Auftreten viergliederiger Typen in den gipfelstandigen und seitenstiindigen regelmassigen Bliithenbildungen mit der Annahme des fiinfgliederigen Typus in Wi- derspruch; bei zygomorphen Bliithenbild- ungen finden sich oft in der Zahl der Staubgefasse Anomalien vor, selten eine solche, wo sich ein hinteres Staubgefass vorfindet; die Annahme des viergliederigen Typus habe den Vorzug der Hinfachheit; Zahl und Stellung der Bliithenblitter stehen dann mit der Stellung der Laub- und Hoch- blatter, die nur selten von der kreuzweis opponirten Stellung abweicht, in Zusam- menhang. (S—r.)

5) Kinstliche Befruchtung der Obstbiume. In Bezug auf das Thema, »welche sind die Erfolge der kinstlichen Befruchtung der Obstbiume?« gab Herr Beer (Verh. der Landw. Ges. Wien, 22. Nov. 1872) zur Nachricht, dass der »grosse und auch viel verfolgte Cultivateur« H 0 0i- brenk ein neues Befruchtungsverfahren mit dem besten Erfolge durchgefiihrt habe, namlich die Betupfung des Pistills mit rei- nem Honig oder mit in Honigmasse einge- rihrten Pollen. Hooibrenk hat im bo- tanischen Garten einen Hibiscus mexicanus, der friiher niemals Frichte getragen, auf solche Art befruchtet und man erhielt nun reichliche Menge von Samen; ferner hat Hooibrenk sein Verfahren auch an Obst- baumen angewendet, indem er die Bliithen eines Zweiges nach seiner Methode behan- delte und den anderen nicht. Die Folge war, dass an dem ersteren Zweige alle Friichte fortgekommen, wahrend an dem anderen nur hie und da sich Friichte zeig- ten. (S—r.)

6) Phylloxera vastatrix in Oest- erreich, In Bezug auf den neuen Reb- schidling, Phylloxera vastatrix, welcher von Frankreich aus schon nach Portugal u. auch nach Oesterreich wandert, hielt in der Oc-

tobermonats- Versammlung der zoolog.-bo- tanischen Gesellschaft in Wien, Hr. G. v. Frauenfeld einen Vortrag, in welchem er das Vorhandensein dieses Insectes im Versuchsgarten zu Klosterneuburg erwahnt. Nach den Beobachtungen des Professors Rossler an der dortigen enochemischen Versuchsstation wurden im verflossenen Jahre 1871 an mehreren Weinstdcken ein bedeutendes Zuriickbleiben bemerkt, wel- ches aber ganz anderen Ursachen zuge- schrieben wurde. Im heurigen Jahre je- doch nahm diese Erscheinung eine grés- sere Ausdehnung, und da wurden nihere Untersuchungen vorgenommen. An den Wurzeln der im Jahre 1868 aus Amerika importirten Rebst6cken wurde in 1—2 Fuss Tiefe das Insect entdeckt und zwar in den seichten, grubigen Vertiefungen und Falten der feineren, stark angeschwollenen Wur- zelfasern, einzeln oder in 3—4 Individuen beisammen, Nach Prof. Roéssler’s Beob- achtungen geht die Verbreitung strahlen- formig von den americanischen Reben aus; es fand sich aber das Insect auch an Wur- zeln von Reben mitten unter gesunden und

weit entfernt von den americanischen; eine | Wasser zu setzen.

IV. Literatur.

59

solche Verbreitung kann also nur durch fliegende Thiere geschehen sein; und es wurden auch ein Paar gefliigelte Exemplare gefunden, so wie auch ein Auswuchs auf einigen Blattern, der wohl mit Phylloxera in Verbindung zu bringen ist.

Auch das Bulletin der ital. entomologi- schen Gesellschaft (N.3 de 1872) bespricht diesen Gegenstand; es wird ebenfalls von gefliigelten Thieren und von Gallen der Phylloxera auf den Blattern der ameri- canischen Reben Hrwahnung gemacht.

In Betreff der Mittel zur Entfernnng dieses Insectes wurden deren eine Menge angewendet, aber wohl fast alle ohne Er- fole. Rossler hat Russ, Kupfervitriol, Tabak, Carbolsaure, Sublimat, Quecksilber, Knoblauch, Petroleum u. m. a. versucht, aber ohne irgend einen Erfolg. Roéssler glaubt einige Hoffnung in der, Vergiftung der Rebe setzen zu dirfen, namlich Sublimat, Kupfervitriol oder Quecksilber mittelst ei- ner Oeffnung bis ins Mark einzubringen (?). Von anderer Seite wird anempfohlen, den Weingarten, wo es die Bodenverhilt- nisse erlauben, durch circa 14 Tage unter (S—r.)

IV. Literature.

1) Sechmidlin’s Blumenzucht im Zimmer. Zweite illustrirte Pracht- ausgabe, Vollstandig neu bearbeitet von F, Jihlke, Hofgartendirector p. p. zu Potsdam. Mit 47 Abbildungen. Berlin, Verlag von Wiegandt und Hempel 1873.

Schimdlin’s 4ltere Blumenzucht im Zimmer liegt uns in einer neuen Pracht- ausgabe vor, giinzlich neu bearbeitet von dem k. k. Hofgartendirector Jiihlke in Potsdam. War schon das alte Buch ein recht brauchbares fiir seine Zeit und die vom Verfasser angenommenen kleinen Ver- haltnisse, so ist die neue Ausgabe mit 47 |

Holzschnitten, von einem hochgebildeten, in Theorie und Praxis gleichbewanderten Gartner ganz den Anforderungen und Fort- schritten der Zeit angemessen bearbeitet, sicher ein vorziigliches Buch zu nennen. Seine dussere Erscheinung und Ausstatt- ung ist gleichsam der Wiederschein des inneren Werthes, und macht es salonfahig. Obschon ich, als Verfasser eines ganz glei- chen nur weniger splendiden Buches (,,Zim- mer- und Hausgirtnerei‘‘ von H. Jager) vollstandig des Stoffes machtig wire, um ein eingehendes Urtheil zu fallen, so muss ich doch auf solche Einzelnheiten verzich~ ten. Ks wirde nicht nur zu weit fiihren,

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60

sondern hat auch sein Bedenkliches. Als Bearbeiter desselben Stoffs habe ich mir natiirlich in vielen Dingen eine feste auf Erfahrung beruhende Ansicht gebildet. Es wiirde aber unschicklich sein und als Con- curenzneid ausgeleot werden kdénnen, wenn ich in solchen Fallen meine abwei- chende Ansicht aussprechen wollte. Nur eins kann ich im Interesse der Leser nicht unterdriicken: dass die sonst vortreffliche Auswahl] von Pflanzen zu weit geht, dass namentlich den sogenannten Sommerge- wachsen eine viel zu grosse Wichtigkeit beigelegt worden ist. Es sind annuelle Pflanzen beschrieben, die kaum im freign Garten Beachtung verdienen , viel weniger fir die Zimmer- und Fenstercultur. Ueber- haupt liegen die Fehler dieses Buches (de- ren es wie jedes andere hat) mehr im Zu- viel, als Zuwenig. Der Leser wird alles finden, was er sucht, nur in dem zur Aus- wahl gebotenen Reichtham sich manchmal nicht zu finden wissen, wenn er selbst nicht Kenner ist. Die Abbildungen sind theils instructiv, theils eine Zierde des Buches, und es gibt darunter héchst ge- sckmackvolle, dabei zweckdienliche Zim- merdecorationen. Die einzelnen Abschnitte sind ungemein volistandig, fast mehr als

nothig. So sind z. B, bei Fuchsia und Pe-_

largonium die neuesten, schénsten Sorten angegeben. Aber so angenehm dies auch fiir die Gegenwart ist, so sollte doch ein Buch, welches dauernden Werth hat, auf

solche fast nur dem Augenblick angeho- | rende Aufzahlungen —— ‘Nach 8

Jahren fragt man in den Handelszirten vergeblich nach den genannten Sorten ; denn sie sind durch andere ,, vielleicht nicht schonere verdrangt.

Zum Schluss noch eine Privathemerk- ung, das Umschlagtitelbild betreffend. Re- ferent erschrack tiber die Aehnlichkeit der Situation mit dem Umschlagtitel seines schon genannten Buches. Er fand jenes Bild so hasslich, dass er an eine Nach- ahmung nicht glauben konnte, ja noch heute nicht glauben kann. Die Idee des Zeichners war hiibsch, aber die Ausfihrung auf beiden Biichern das Gegentheil. Dann

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

méchte ich doch die Blumen pflegenden Damen warnen, nicht das Beispiel der be- giessenden jungen Dame nachzuahmen, in- dem dieselbe mit der Brause der Giess-

kanne tiber das Blumenbrett danébengiesst

und ohne Zweifel polizeilich dafur gestraft Raggio werden wird. J.

2) E. Lucas die Obstbenutzung. Eine gemeinfassliche Anleitung zur wirth- schaftlichen Verwendung des Obstes, Zweite vermehrte und umgearbeitete Auflage. Ravensburg bei Eugen Ul- mer. 1872.

Der geehrie Verfasser ist fiir unsern deutschen Obstbau eine Autoritit gewor- den, so dass seine Werke zu den besten zihlen, die wir in dieser Richtung besitzen. Kine neue umgearbeitete Ausgabe seines 1856 erschienenen Werkes tiber Obstbe- nutzung ,ist daher allen Obstfreunden eine willkommene Gabe.

Die erste Abtheilung bespricht die Obst-

sorten, je nach ihrer 6konomischen Benutz-

ung. Da erfahren wir, dass die Pariser

Rambourreinette (eine Form derselben ge-

hort zu den wenigen um Petersburg noch

aushaltenden Sorten des Westens) eine der besten Aepfelsorten in Bezug auf dkono- mische Verwendung sei, indem sie eines-

theils einen ausgezeichneten Most liefert,

wahrend dieselbe anderentheils die Condi- toren zu ihrem Gebrauche zu hohen Prei- sen aufkaufen.

Wahrend bei den Birnen gerade die Sorten (die Mostbirnen) den besten Most geben, die zur Speise am wenigsten geeig- net, geben umgekehrt gerade unsere edelsten Aepfel, wie alle Reinetten, von den edlen Goldreinetten, Borsdorfern bis zu den griinen, grauen und Worse ren den besten Cider.

Es folgen nun die Abtheilungen tiber Trocknen und ,Dérren des Obstes, eine Ab- theilung, die deh einlasslich und mit gros- ser Sachkenntniss behandelt ist. Was fir

den allgemeinen dkonomischen Nutzen das

wichtigste ist, und was sich hier wie bei den meisten anderen Handelsproducten be- wihrt, das ist, dass ein ordentlicher

aeeeentl ee i= 7

«SAT ic er IV. Literatur. 61 _ Reingewinn nur dann erzielt wird, wenn | die Behandlung der verschiedenartigen das Obst auf das sorgfaltigste und also | Friichte beim Dérren. mit grosserer Mihewaltung getrocknet wird, Hs folgen nun die Abschnitte tiber Be- wihrend schlecht und nachliissig ge- | reitung von Obstmuss, Obstwein, Obstessig, ¢ dorrtes Obst auch nur so niedrig bezahlt | und Bereitung von Branntwein aus Obst wird, dass der Producent keinen Ge- | und schliesslich tiber Benutzung der Obst- - > i -winn’ hat. abfalle zur Oelgewinnung und als Brenn- | : C ‘Wer also, wenn Gott wieder reichen | Material. | TES hal gibt, sich mit Obstdérren be- Wir rechnen dieses Buch unseres ge- | schaftigen will, der wird das Buch von Lu- | ehrten Freundes zu denen, welches allen . cas mit reichem Nutzen fiir seinen materi- | Besitzern grosser Obstpflanzungen, die ellen Gewinn benutzen kénnen. Wir hier | nicht Gelegenheit haben, ihre Ernten so- ~ * im Norden Russland’s, wo niemals genug- | fofort vortheilhaft in frischem Zustande AN sam Obst zum frischen Gebrauch producirt | verkaufen, ein unentbehrliches Handbuch ~ wird, sondern wo ganze Schiffe bela- von reellstem Nutzen sein wird. den mit dem Obstsegen des milden Wes- iis tens und Hisenbahnwaggons mit den Friich- ten des Siidens und Westens Russland’s die Metropole an der Newa mit frischem Obst versorgen, wir kénnen es auch am ehesten bewahrheiten, dass unseres Lucas _ Ausspruch die vollste Wahrheit enthilt. Der Verfasser sagt selbst, dass seine Wer getrocknetes Obst zum Export nach | Schrift sich theils an Single’s Schrift, die dem Nordosten aufkauft, der zahlt fiir gut | Traubensorten Wiirttemberg’s anlehnt, theils und ansehnlich getrocknete Friichte erster | das Resultat eigner 40jihriger Erfahrungen Qualitat besser dem 4fachen Preis, als fiir | ist. Der Inhalt extspricht auch dem letz- unansehnliche Waare. Sind doch, bis der- | teren, so dass auch wir dieses, gerade fiir artige Friichte auf den Markt in Peters- | die Verhialtnisse Wiirttemberg’s geschrie- burg kommen, die Auslagen fir Transport, | bene Buch, als einen der besten und prak- Commission etc. so bedeutend, dass der | tischesten Rathgeber zur Cultur des Wein- hchere oder niedrigere Ankaufspreis nicht | stockes im Weinberge empfehlen kénnen. in Betracht kommt, oder mit andern Gewiss hat der Verfasser sehr recht, Worten nur Sorte erster Qualitat ertrigt | wenn er auf Wahl von fiir Boden und spe- _ die Ausfuhr auf weitere Entfernung. So | zielle Lage und Klima geeignete Sorten finden wir hier in Petersburg nur Schwei- dringt, wenn er ferner eindringlich davor zer Kase erster Qualitit in den Liden, warnt, gemischten Rebsatz in seinen Wein- _ so finden wir im Winter in unseren Frucht- bergen zu verwenden, da einmal jede _ magazinen nur die edelsten Birnen und | Rebsorte ihren besondern Schnitt im Ver- _ Aepfel, Weintrauben bis zum Mai in fri- | hiltniss zu Klima und Boden verlangt, _ seher ausgezeichneter Qualitit, wie man in | wenn man das moglichst grésste Quantum Paris kaum gleich gute Waare bekommen guten Products erhalten will. Da ferner ‘Kann. Dafiir zahlt man aber auch hier in | verschiedene Sorten auch zu verschiedener Petersburg mitten im Winter fiir eine gute | Zeit reifen und, bei der Ernte vermischt, _feine, frisch erhaltene Butterbirne, (hier | dann die schlechten Trauben die guten _ ‘mit dem Sammelnamen Duchesse bezeich- | verderben. : net), 50-—75 Kopeken (2—3 Franken) und Ganz ausnehmend praktisch ist der Rath, 7 ihnliche Preise. den der Verfasser dem Weinbauer gibt, es Sehr ausfiihrlich, gut und durch gute | so zu machen, wie das schon an einigen _ Figuren erlautert, ist das Capitel iiber die | Orten geschieht, in bestimmten Weinbergen verschiedenen Arten der Obstdérréfen und | die Individuen zu bezeichnen, welche ne

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4

(E. RB.)

3) A. Wiedersheim, der Weinbau, Praktische Anleitung zum Weinban. Ravensburg. Druck und Verlag von Kugen Ulmer. Preis 40 kr.

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ben modglichst héchstem Ertrag das beste Product geben und von diesen ausschliess- lich die Schnittlinge zur Nachzucht, ge- rade fiir solch eine specielle Lage und Boden zu wahlen.

Auf die Hinleitung folgt die Beschreib- ung und Besprechung der in Wirttemberg angebauten Traubensorten.

Dann folgen die praktischen Bemerkun- gen tiber den Rebsatz (Auszielen), Erzieh- ung, Schnitt und Geiz (Verbrechen und Kinkiirzen) etc. (EK. RB.)

4) Dr. Edmund Russow. Verglei- chende Untersuchungen, betreffend die Histi- ologie der vegetativen und sporenbilden- den Organe und die Entwickelung der Sporen der Leitbiindel-Cryptogamen mit Beriicksichtigung der Histiologie der Pha- nerogamen, ausgehend von der Betrachtung cer Marsiliaceen. St. Petersburg 1872, in der Reihe der Memoiren der Kais. Acade- mie der Wissenschaften zu St. Petersburg publicirt. Leipzig bei Voss. 1872.

Herr Dr. Russow geht in diesem in gross Quart mit 11 Tafeln Abbildungen publicirten Werke von seinen mehrjahrigen mikroskopischen Untersuchungen tber die Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Marsiliaceen aus, die ausser allen andern Entwickelungsmomenten ganz besonders die Entwickelung der Sporen ins Auge fassen. Das besondere Interesse und Ver- dienst von Dr. Russow’s grindlicher Ar- beit besteht aber vorzugsweise darin, dass er mit seinen Untersuchungen bei den Mar- siliaceen, ihnliche und analoge Entwickel- ungszustiinde, zunachst bei den andern Ge- fiss-Cryptogamen (Leitbiindel -Cryptogamen) und dann selbst bei den Phanerogamen vergleicht. (EK. BR.)

5) Sereno Watson, Botany of the United States, Geological Exploration of the fortieth Parallel.

Wie alle wissenschaftlichen Unternehm- ungen, die in der neueren Zeit von den vereinigten Staaten ausgehen, im grossar- tigsten Style angelegt sind, so auch die Publicationen, die von Gelehrten Nord-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

amerikas in Folge der den ganzen Continent

Nordamerikas durchsetzenden Pacific - Hi- senbahn, bei den Vermessungsarbeiten im Auftrage der Regierung gemacht worden sind. Nur iber die 40ste Parallele der Ver- messung sind von Naturforschern Nord- amerikas schon 5 starke Bande in Gross Quart mit zahlreichén gut ausgefiihrten re feln Abbildungen erschienen.

Wie aus dem oben citirten Titél her- vorgeht, enthilt der 5. Band die Botanik von Sereno Watson unter Beihiilfe von andern Gelehrten.

Fir uns hat dieses Werk ein doppeltes Interesse, denn es beschreibt die Florenge- biete, welche die Pacific-Eisenbahn durch- setzt, Gebiete, aus denen in neuerer Zeit durch Roezl und Andere Pflanzenarten in grosserer Zahl als friiher, in unsere Garten eingefihrt worden sind. Nach einer Hin- ieitung tber Geographische und Metereo- logische Verhiltnisse werden die einzelnen Florergebiete je nach den localen Verhalt- nissen kurz betrachtet und dann zur Auf- fibrung aller bekannten Pflanzen von Ne- vada und Utah tibergegangen. Die zahl-

reichen neuen und wenig bekannten Arten

sind auf 40 Tafeln dargestellt. Da die Pflanzen jener Gegenden unser Mittel-Eu- ropiiisches Klima wohl ohne Ausnahme er- tragen, so werden gerade diese Gebiete in der nachsten Zeit unsern Garten viele neue werthvolle Birger liefern. (E. RB.)

6) Robert Hogg, the Gardener’s Year-book London, Journal. of horti- cultural and cottage- gardener office. 171 Fleet street, E. C.

Jahrlich erscheint unter der Redaction des Pomologischen Directors der Royal Horticultural Society, dem bekannten Ver- fasser der ,,British Pomology“ ete. Herrn R. Hogg, das oben angezeigte Buch, was zum Hingang einen Kalender und die ge- wohnten Kalender-Notizen tiber Maass, (e- wicht etc. enthilt, dann folgt die Anweis- ung zu den nothwendigsten Gartenarbeiten nach den Monaten, dann eine Aufzahl- ung und kurze Beschreibung aller im Laufe des Jahres eingefiihrten und abgebildeten

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IV. Personalnotizen und Neuestes. 63

Pflanzen und am Schluss die sehr ansehn- liche Liste aller in’ Grossbritannien und Ir- land in Diensten von Privaten und Regier- ung stehenden Gartner. Ein niitzliches, auch fiir Deutschland zu empfehlendes Buch. (KE. R.)

4) Di alcune analogie di strut- tura e funzioni fra gli ani- mali ele piante di Antonio Manganotti. Mantova. 1872.

Der Verfasser erliutert den gleicharti- gen Ursprung der Pflanzen und der Thiere aus einer Zelle; er erwahnt der Vau- cheria, deren Sporen durch ihre Rotations- Bewegung manchen Infusorien gleichkommt ; der Characeen aus deren Antheridien microscopische Korperchen ausfallen, wel-

V Personalnotizen

1) Die Koénigliche Lehranstalt fir Obst- und Weinbau zu Geisen- heim, (Provinz Hessen) hat ihr Statut versendet.

Diese Anstalt ist von der Konigl. Preus- sischen Regierung als erste derartige Bild- ungsschule in den gesegneten Rheinlanden und zwar an einem Orte angelegt worden, der durch Obst- und Weinbau gleich be- kannt, wo man von Seiten der Behérden der K6niglichen Regierung in der freund- lichsten Weise entgegenkam, und wo end- lich die Pomologischen Garten der Villa Monrepos auch fir den Obstbau ein rei- ches Feld der Belehrung gewihren.

Die Anstalt theilt sich:

1) die héhere Lehbranstalt.

Aufnahmsbedingungen sind die Reife des Zéglings fiir Secunda und das Yer- trautsein mit den ersten girtnerischen Hand- griffen.

Lehrfacher sind .

a) Begriindende Facher: Botanik, Chemie,

che in ihren Bewegungen den Zoospermen ihnlich sind; der Verf. vergleicht fer- ner die Athmungsfunctionen der Thiere mit den Pflanzen und erinnert hiebei an Ranun- culus fluitans L., fluviatilis L., deren ge- kerbte haarformige Blatter unter dem Was- ser den Fischflossen analog sind; andere Pflanzen, welche theilweise unter und theil- weise ober dem Wasser leben, haben, man kénnte sagen, eine Amphibien-Vegetation, verschiedenartige Respirationsorgane, 80 z. B. Ranunculus hederaceus, Trapa natans Us.

Ueber diesen nimlichen Gegenstand fin- det sich ein sehr interessanter ausfiihrlicher Aufsatz von Carl Bernard in Alglave’s Revue des cours sientif, Paris 24. August 1872, (S—r.)

und Neuestes.

Physik,

Zoologie,

Mineralogie,

Mathematik.

b) Hauptfacher:

Allgemeiner Pflanzenbau, Obstcultur , insbesondere Obstbaum- zucht, Obstbaumschnitt und -pflege, Obsttreiberei, Topfbaumzucht, Obst- kenntniss (Pomologie), Obstbenutz- ung,

Weinbau, insbesondere Rebenzucht, Rebencultur im Weinberg und im Garten, Traubenkenntniss {Oenolo- gie), Weinbereitung und Weinbe- handlung,

Gemiisebau und Treiberei, Landschaftsgartnerei u. Gehdlzzucht, Plan - und Fruchtzeichnen, und Fruchtmalen,

Feldméssen und Nivelliren, |

c) Nebenficher:

Gartnerische Buchfiihrung, Bienenzucht,

Seidenbau.

64

Die vollstindige Absolvirung dieses Lehrganges erfordert zwei Jahre.

Ausserdem ist den Zoéglingen Gelegen- heit geboten, sich in der franzésischen und englischen Sprache auszubilden.

2) Lehrgang fiir praktische Nutz- gartner,

Die Schiiler dieser Abtheilung miissen die Kenntnisse der Elementarschulen be- sitzen, das 16, Lebensjahr zuriickgelegt ha- ben, und kraftig genug sein, um alle vor- kommenden Arbeiten im Freien mit Aus- dauer ausfihren kénnen.

Dieselben nehmen auch an dem theore- tischen Unterricht im allgemeinen Pfianzen- bau, im Obst-, Wein- und Gemiisebau Theil, Ihre Ausbildung ist eine wesentlich prak- tische.

Die Dauner dieses Lehrganges ist eine einjahrige.

3) Lehrkursus fir Hospitanten.

Dieser Unterricht wird hauptsachlich in praktischer Unterweisung wahrend eini- ger Wochen im Herbste und Frihjahre stattfinden.

Besondere hervorzuhebende Bestimmun- gen sind noch:

Aufnahme erfolgt auf Anmeldung beim Director. Der Eintretende muss das 16. Lebensjahr vollendet haben und ausserdem Zeugnisse von Schule, und wenn er im Gartenbau beschiftigt war, vom Lehrherrn beibringen.

Honorare,

Das Lehrhonorar ist beim Beginn eines jeden Semesters pranumerando zu entrich- ten. Dasselbe betrigt:

a) fir die Zéglinge der hdheren Lehr- anstalt :

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

fiir das 1. und 2. Semester je 20 Thlr. fiir das 3, und 4. Semester je 15 _,, fiir das 5. und 6.Semester je 10 ,,

b) ‘fir die Schiller der praktischen Girtnerei: +

fiir das 1. und 2. Semester je 10 Thir.

c) Hospitanten mit Ausnahme der Schul- lehrer und Baumwarter, welche den Unterricht unentgeltlich - geniessen, haben sich iiber die Bedingungen ihrer Zulassung zum Unterricht mit dem Director der Anstalt zu ver- standigen.

Die Aufnahme der Zoglinge und Schii- ler zu a und b ist von der Zahlung fir das erste Semester abhangig; erfolgen die Vorauszahlungen fiir die spateren Semester nicht piinktlich, d. h. innerhalb der ersten 14 Tage des Semesters, so ist die sofortige Entlassung des Nichtzahlenden zu gewar- tigen. (r.)

2) Die alte bekannte Samen- und Pflan- %

zeuhandlung von G. Moschkowitz u. Comp. _

(friher Moschkowitz und Siegling), fithrt~

jetzt den Namen des gegenwirtigen Inha- bers, naimlich von ,,Carl August Roe- lich.” |

3) Das grdsste Garten - Ktablissement Russland’s, das von ©. H. Wagner in Riga, (Pflanzen- und Samenhandlung, aus- gedehnte Baumschulen) ist von dem ge- genwiirtigen Besitzer Herrn C. H. Wag- ner an seinen Sohn C. H, Wagner und an seinen Neffen F. G. Wagner ibergeben worden. Beide Herren werden das Geschift in der friheren Weise unter der Firma »C. H. Wagner weiter fortfihren.

4) Dr. Carl Prantl ist als Assistent am Botanischen Garten in Wiirzburg an- gestellt worden.

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bride Pflanze :

a

. Originalabhandlungen.

1) Abgebildete Pflanzen.

a) 1—4. Calanthe Veitchi Hook. 5. C. vestita Lindl. £. bicolor.

(Siehe Taf. 751.)

‘Orchideae.

Die beistehende Tafel gibt die’ Ab- bildung von 2 der schénsten Hrdorchi- deen, welche durch Pracht der zarige- farbten Blumen, durch die fast 2 Mo- nate lange Dauer der Blumen und ‘die Zeit der Bliithe von October bis De-

cember, wenn unsere Gewiichshiuser

int Reale ke csi

an. Blumen arm sind, sich auszeichnen.

Calanthe Veitchi Hook, ist eine hy- welche in der Muster- gartnerei fiir Orchideencultur, namlich in der der Herren ,James Veitch and Sons* aus Samen erzogen wurde, der durch die Befruchtung von Limatodes rosea Lindl. aus Moulmein mit dem Pollen von Calanthe vestita Lindl. aus dem gleichen Vaterlande vom Herrn Dominy erzogen worden ist. Fig. | unserer Tafel stellt die Scheinknollen nebst dem untern Theil von Blattern und Bliithenschaft, Fig. 2 die Bliithen- traube und Fig, 4 ein Blatt in natiir- licher Grosse dar, wiahrend Fig. 2 die verkleinerte Ansicht eines ganzen bliih- enden Exemplares wiedergibt. Die ke- gelformigen kantigen Scheinknollen sind III, 1873,

| bei vollkommner Entwickelung anfangs

an der Spitze, spater in der Mitte ein- geschniirt und tragen auf ihrer Spitze 3—A grosse Blatter, welche an die von Phajus grandifolius Lour. erinnern. Am Grunde der Scheinknollen entspringt der mit scheidigen Bracteen besetzte weichbekaarte Bliithenschaft, der 60— 90 C. M. hoch wird und auf seiner Spitze die 40—50 C. M. lange Traube schéner rosarother Blumen tragt, wel- che am Grunde der Lippe blass- gelb gefarbt sind. Hooker gab Tatel 5375 des Botanical Magazine die Ab- bildung dieser schdnen Pflanze nach einem nur mittelmassig entwickelten Exemplare. Im letzten Herbste blihe- ten im Petersburger Botanischen Gar- ten kraflige Exemplare mit 3 kraftigen Bliithentrauben zu gleicher Zeit.

Fig. 5 stellt ein Stiick der Bliithen- traube, der nicht minder schénen ,Ca- lanthe vestita Lindl. var. bicolor dar. (C. vestita Lindl. Gen. et Sp. Orch. N. pag. 250. Bot. Mag. tab, 4671, ~ Fi, d. serr. tab. 1308,

Q

66 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Warn. Select. Orch. tab. 29. Paxt. | und vollkommen. Wir glauben, dass ~

Fl. Gard. I. pag. 106 Fig. 72. Cy- | dazu 2 Griinde vorliegen. Einestheils theris Griffithi Wight ic. tab. 1751. | geben wir jetzt unsern Orchideen im Preptanthe vestita Rchb. fil. in Bot. | Laufe des Sommers mehr frische Luft Zeitng. 1853 pag. 493. C. herbacea | als frither, dann aber erhielt unser et C. vestita teste Rchb. fil. in Lindl. ; Orchideenhaus eine neue Wasserheiz- Fol. Orch. n. 34. 35. Die gewéhn- | ung nach Bower’schem System, d. h. liche Form von C. vestita hat rein | Réhrenkessel und gusseiserne Réhren, weisse Blumen mit blassgelbem Flecke | eine Heizung die in allen unsern Ge- am Grunde der Lippe. Die von uns | wachshausern sich ganz vorziiglich be- dargestellte Abart, welche in Engli- | wihrt hat. Friiher ward unser Orchi- schen Garten auch als var. rubra ver- | deenhaus theils durch Kanalheizung, breitet ist, tragt dagegen am Grunde | theils durch eine kupferne Wasserheiz- der Lippe einen tief-purpurrothen Fleck. | ung erwirmt, welche letztere haufigen Cultur in der wirmsten Abtheilung | Reparaturen unterlag und _besonders des Orchideenhauses in gewohnlichen | derartige Reparaturen, bei deren Aus- Tépfen, in einer etwas mit Lehm ver- | fiihrung tagelang mit brennenden Koh- mischten lockern faserigen Torferde, | lenbecken in niedrigen Gewachshausern Wir cultiviren beide Arten schon seit | gearbeitet werden muss, sind stets dem mehreren Jahren, solche setzten auch | Wachsthume solcher zarten Gewiichse jahrlich Bliithenschafte an, welche aber | schadlich, doppelt schadlich aber, unter Einfluss der kurzen dunkeln Tage | wenn solche zu einer Zeit ausgefiihrt des Novembers und Decembers immer | werden miissen, wenn nicht geliiftet nur wenige Blumen Offneten und diese | werden kann. Je solider und besser nie in vollkommener Schonheit. Im | eine Wasserheizung ausgefiihrt ist, desto October, November und Anfang Decem- | bessere Resultate erzielt man bei der bers des verflossenen Jahres bliiheten | Cultur der Pflanzen. (E. R.) dagegen alle unsere Exemplare reich

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b) Brodiaea multiflora Benth. (Siehe Tafel 752 a.) Liliaceae.

Wir verdanken die Abbildung der | niemals getreu und schén genug nach- Brodiaea mulliflora Herrn C. Leichtlin, | geahmt werden kann. Blatter linglich, der die Zwiebeln derselben direct aus | dhnlich denen einer Hyazinthe, etwas Californien einfihrte. linger als der spannenhohe Bliithen-

Die Farbe der Blumen ist feurig- | schaft, der die Blumen in dichtem dol- rosalila, eine Farbe wie solche sehr | denformigen Bliitkenkopf auf seiner schin und lebhaft gefirbte Syringen | Spitze trigt. besitzen und wie dieselbe kiinstlich Die mehr réhrige Gestalt der Blu-

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I. Originalabhandlungen. 67

menkrone, die dem Schlunde der Blu- | der B. congesta Sm. zunichst, die Bli- menkrone eingefiigten Staubfaden, von | thendolde und die Blumen sind aber denen 3 kiirzere eine langliche An- | linger und die letzteren sind nach dem there tragen, 3 langere alternirende | Verbliihen tiber der kugeligen Kapsel steril sind und keine Anthere tragen, | zusammen gezogen, mit linglichen Lap- unterscheiden Brodiaea von der nah | pen, die ungefahr so lang als die Rohre. verwandten Gattung Triteleia. Von | Den Hauptunterschied bilden die 3 ste- der noch naher verwandten Gattung | rilen blumenblattartigen an der Spitze Leucocoryne, welche von Brodiaea | ungetheilten Staubfaden.

getrennt worden ist (Br. ixioides Sims. Hartweg sammelte Br. multiflora in und Brodiaea alliacea Miers bilden die- | dem Sacramento - Thale. selbe), unterscheidet sich Brodiaea durch Cultur gleich der der anderen Zwie-

die mehr prasentirtellerformige Blu- | belgewachse Siidamerikas und des Vor- menkrone und den gestielten Frucht- | gebirges der Guten Hoffnung im Topfe. knoten. Nach der Bliithe verringert man die Brodiaea multiflora ward von Ben- | Wassergaben, im Spitsommer werden tham in dem Werke tiber die von Hart- | dieselben an einem vor Regen geschiitz- weg gesammelten Pflanzen (Plantae | ten Ort im Freien oder Kalthause auf- Hartwegianae London 1839 1857) | gestellt und gar nicht begossen. Im pag. 339 beschrieben *), Dieselbe steht | Herbst endlich verpflanzt man in frische __ | Erde und iiberwintert dann im Kalt- hause im frostfreien Fensterbeete. In mildern Klima des Siidens und Westens Europas mag die in Rede stehende Art ganz im freien Lande aushalten. |

*) (B. multiflora Benth., umbella sub- conferta; staminibus 3 antheriferis, 3 pe- taloideis anantheris integris. Brodiaea multiflora, B. congesta et Triteleia grandi- flora Lindl., omnes inter se habitu et flo- (E. R.) ribus simillimae, vix differunt, nisi stami- ere num interiorum indole, in B. multiflora | gesta petaloidea bifida ananthera, in Tr. petaloidea ananthera integra, in Br. con- | grandiflora vix dilatata antherifera.

ec) Viola umbrosa Fries.

_ (Biehe Taf. 752 b. c.)

Violarieae.

Fries Novitates Florae Suecicae | finden, zumal es sich ohne jegliche ed. I. p. 271. Ruprecht Flora In- | Miihe cultiviren lasst. - grica I. pag. 128. Ledebour Flora Die Viola umbrosa Fries (non Hoppe ~ Rossica I. pag. 248. neque Sauter!) findet sich im norddést- Hin wohlriechendes in Russland | lichen Theile des Kreises Béloi (Gou- heimisches Veilchen verdient doch wohl | vernement Smolensk) ziemlich haufig, in unseren Girten ein Platzchen zu! aber nur am Ufer der Fliisse und Fliiss- 5 *

68 Gartenflora Deutschlands,

chen an sonnigen Abhangen zwischen nicht zu dichtem Gebiisch auf gutem Laubboden. Die Bliithezeit ist Mai, die Farbe der Bliithe ein zartes Blaulila, der Dult schwacher als bei V. odorata

und V. mirabilis, etwa ‘demjenigen der _ VY. collina poe titel bie

Die Blatter entwickeln sich mit den Bliithen gleich- zeitig, erlangen aber nach dem Ab- bliihen der sterilen Frihlingsblumen viel gréssere Dimensionen, Den gan- zen Sommer hindurch erscheinen co- rollenlose fruchtbildende Bliiihen, die reichlichen Samen liefern.

Einige Exemplare dieses Pflanzchens sind von mir vor einigen Jahren dem verstorbenen Prof, Kaufmann in Moskau mitgetheilt worden und werden im dor- tigen Botanischen Garten in Topfen cultivirt, wobei sie im Kalihause im Februar und Marz blithen. Doch mochte ich das Pflanzchen zum Trei-

ben nicht gerade empfehlen; Duft und.

Farbe der Bliithen ist zu zart, uui durchs Treiben noch einbiissen zu kénnen. Im freien Lande dagegen gedeiht diese Art vortrefflich, in gewohnlicher Gar- tenerde auf halbschattigem Standorte. Eine Abbildung der Viola umbro- sa Fries ist mir nicht bekannt, auch

Russlands und der Schweiz.

ist keine in Pritzel’s Thesaurus ange-

geben. , Auch muss ich hinzufiigen, dass die Originaldiagnose von Fries mir nicht zuganglich ist. Ueber die Identitat der Species lasst mir tbrigens Ru-. prechi’s ausfiihrliche Beschreibung, und seine auf Miltheilung hiesiger Exemp- lare erfolgte Zustimmung nicht den mindesten Zweifel. Die einzige Be- merkung, die ich seiner. Beschreibung hinzufiigen mochte, ist folgende. Ru- precht beschreibt die Kapsel (ex Fries) als lanzettiérmig zugespitzt (lanceolata, acuminata). Diese Beschreibung passt nur auf die Valveln der aufgesprungenen Kapsel, sowie auf ausgetrocknete Her- barexemplare. Die frische Kapsel da- gegen ist stumpf, umgekehrt eiformig, stumpf dreigrannig. Im Momemte der Samenreife (wohl auch etwas friiher), springt sie aul, wobei die Valveln sich starck zuspitzen und sich kahnformig zusammenlegen, wie es auch bei man- chen anderen Veilchen geschieht.

Erki. der Abbildung. eine Pflanze in natiirlicher c, Kine junge Frucht.

S. Raczynsky in Rscheff.

Tafel 752. b. Grosse.

2) Die Teppichgiirten des ,,Palmengartens® zu Frankfurt a. M. und ihre Bepflanzung im Jahre 1872.

(Hierzu Tafel 758.)

Die Blumenanlagen des Frankfurter »Palmengartens“ haben gerechies Aul- sehen gemacht und sind besonders im Sommer 1872 von weit tiber hundert- tausend Besuchern bewundert worden. Sie bilden die einzigen Teppichgirten, welche mich ganz befriedigt und mit

diesem Zeitgeschmack, welcher in sei- ner gewOhnlichen Erscheinung nahe an. eine Geschmacksverirrung grenzt, ausgesdhnt haben. Die ganze - Anlage ist einfach und bei allem Reich- thume nicht mit Farben erfillt, indem— die grossen Grasflichen die Macht der.

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Farben brechen und dem Auge wohl- gefillig erscheinen lassen. Und den- noch erscheint die ganze Anlage von dem grossen Restaurationsgebaude, an welche sich der eigentliche ,Palmen- garten“ (das grosse Glashaus) schliesst, welche ich hier aliein beriicksichtigen will, als ein iibersichtliches Ganzes, fahig, mit einem Blicke umfasst zu wer- den, da die grésste Ausdehnung wohl kaum mehr als 160 Fuss betrigt. Es ist das ein grosser Vorzug, welcher diese Blumenanlagen weit iiber das 5 preussische Morgen grosse Parterre vor dem Schlosse zu Schleissheim bei Miin- chen stellt, welches selbst von den Plateau’s der Schlossgallerien nur stiick- weise iibersichtlich ist, also niemals einen Gesammteindruck machen kann, dabei Mangel an blumenlosen Rasen- flachen hat, welche bei so bedeuten- der Grosse doppelt nothwendig gewe- sen waren *).

Ich glaube daher, dass es den Le- sern der Gartenflora nur hoéchst will- kommen sein wird, wenn ich eine Be- schreibung der beriihmten Teppichgar- ten und eine Abbildung gebe, an welche sich die Angabe der Bepflanzung kniipft. Die einen Leser, welche den Garten sahen, werden mit Vergniigen an den prachtvollen Anblick zuriickdenken und sich freuen, hier eine genaue Angabe

*) Ich bemerkte hier ausdriicklich, dass ich diesen Riesenblumengarten Anfang Sep- tembers 1871 in vollstem Flor und bester Haltung sah. Herr Hofgartner Ott in Schleissheim versteht es mit den nur klei- nen Hilfsmitteln von 2 nicht grossen Glas- hausern und Missbeeten, diese Fliichen von der Grosse von Kartoffelfeldern mit Blu- men zu versehen, wird mit der Bepfianz- ung allerdings erst Ende Juni fertig, so dass das Parterre eigentlich nur im Spiit- sommer im vollkommenen Zustande ist.

I. Originalabhandlungen.

69

der Bepflanzung zu finden, die sie nur fliichtig oder nicht notiren konnten, die andern, welchen der ,,Palmengar- ten“ nicht bekannt ist, werden densel- ben zum Muster nehmen, sich auf mein Wort verlassend, dass diese Anlagen die vollkommensten seien, welche ge- genwarlig in Deutschland gefunden werden. Ich verdanke die Zeichnung und genaue Angabe einem der Mitdi- rectoren des ,Palmengartens*, dem Schépfer desselben, Herrn Heinrich Siesmayer, Gartenarchitect und Han- delsgartnereibesitzer (Firma: Gebriider Siesmayer) in Bockenheim bei Frank- furt a. M. *). Dieselben sind daher ganz sicher, und es stimmen die An- gaben genau mit den Notizen, welche ich mir selbst an Ort und Stelle tber einige Beete machte,

Ehe ich die Bepflanzung gebe, will ich die Situation etwas klar machen. Wenn man durch den (auf unserer Zeichnung nicht sichtbaren) Eingang getreten ist, so hat man die grosse Aliee rechts vom Mittelstiick (Haupt- parterre) vor sich, tibersieht aber schon beim Eintreten das Ganze mit einem Blick. Auf einer massigen kiinstlichen, durch 2 Terrassen gestiiizten Anhohe steht ganz frei das geschmackvolle Hauptgebaude mit den Conversations- und Speisesélen, mit welcher der ei- gentliche Palmengarten unmittelbar ver- bunden ist. Die drei Haupt -Blumen- stiicke (Mittelparterre und 2 halbrunde Seitenparterre) liegen tiefer als die umgebenden Wege. Hierdurch wird

*) Herr Heinrich Siesmayer hat ausserdem den Titel eines kéniglich Preus- sischen Garteninspectors, indem er die An- lagen in Wiesbaden besorgt, sowie eines Grossherzoglich Hessischen Hof-Gartenin- genieures. .

70 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

nicht nur der Eindruck der Blumen gehoben, indem man sie theilweise von oben sieht, sondern auch der Gebiude- hiigel mit seinen zwei breiten Terras- sen. Die Blumenbeete sind an vielen Stellen, namentlich aber an den Ter- rassen an den Boéschungen angebracht, an der unteren Terrasse sogar an stei- len Béschungen. Hierdurch heben sich die Formen ungemein scharf hervor, gleichsam als tibersahe man auf hori- zontalen Flaichen liegende Beete hoch von oben. Die Terrassen selbst sind breit mit Tausenden von Sitzen und Ti- schen besetzt und mit prachtigen Lor- beerbiumen geschmiickt.

Ein Vorzug der Frankfurter Tep- pichbeete ist, dass sie sofort nach dem Pflanzen vollstandig fertig sind und den verlangten Eindruck machen, wie ich mich durch Zusehen beim Pflanzen iiber- zeugt habe. Die Pflanzen brauchen also nicht erst zu wachsen, ehe sie sich schliessen und die Beete bedecken; wie es fast aller Orten der Fall ist, und woher es kommt, dass die Beete einen Monat drmlich und nackt, dann einen Monat ziemlich leer und licht aussehen, und eigentlich nur vom Au- gust an vollkommen zu nennen sind. Man pflanzt daher sehr voll und die meist in Tépfen stehenden Pflanzen diirfen eigentlich nach dem Pflanzen sich nicht vergrossern. Und dieses Dichtpflanzen ist die rechte Art fiir Teppichgarten. Es kostet zwar ,heidenmassig“ viel Geld und Arbeit, allein daran fehlt es im Frankfurter Palmengarten, wo schon von Neujahr bis Milte Juli 90,000 halbe Gulden an KHintritttsgeld eingenommen waren, nicht, und darf nicht dazu feh- len. Wo glianzender Luxus getrieben werden soll und das sind Teppich- giirten da darf nicht gespart wer- den, sonst sieht es armlich aus. Wer

nicht viel auf solche Anlagen verwen- den will und kann, begniige sich mit den alten soliden Blumenbeeten. An eine vollkommene Ausbildung der Pflan- zen ist unter solchen Umstanden na- tiirlich nicht zu denken. Aber dar- auf ist es auch nicht abgesehen. Beim Teppichgarten wird die Pflanze zum Farbematerial, und es muss in so gros- sen Verhiltnissen dick aufgetragen werden.

Ein weiterer Vorzug dieser Blumen- anlagen liegt in der Einfachheit der Mnster und der gleichmiassigen Be- pflanzung. Hier wird die Wirkung des einen Beetes nicht durch die eines andern aufgehoben, wie man es so oft sieht. Fast jedes Beet ist fir sich hiibsch, und alle wirken zusammen. Selbst das massenhaft vorkommende Roth von Alternanthera amoena und spathulata und Coleus Verschaffelti (wie man: aus den Beispielen bei A ersieht), stért nicht, denn daneben und davor liegen gréssere Flachen des gegenfar- bigen Griins. Wahrend die meisten anderen Teppichgarten durch ihre grosse Abwechselung von Farben und An- haufung in einer complicirten Figur, stérend auf mich wirkten, war die glinzende Pracht in Frankfurt mir nie laistig. Man wird dies aus einem Bei- spiele leicht bestitigt finden. Die bei- den Seitenparterre von halbrunder Form sind, obschon weit von einander lie- gend, ganz gleich bepflanzt. Die ziem- lich grosse Rasenfliche um das Bassin des Springbrunnens hat, ausser 4 gros- sen Exemplaren von Phormium tenax, nur die 8 Kreisbeeté} mit den verbin- denden Rabatten um das Bassin. Diese ganze Blumenanlage war nur aus Al- ternanthera amoena mit lebhaft rothen Blattern und blauen Lobelien gebildet, wobei die letzteren wenig bemerkt

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I. Originalabhandlungen.

wurden. Der Eindruck dieser Einfar- bigkeit war grossartig. Anderwarts hatte man vielleicht 8 verschiedene Pflanzen, sicher 4 Farben angebracht. Indem ich nun zur Angabe der Be- pflanzung iibergehe, will ich die Reihen- folge der Beete erklaren: Auf dem Grundplane ist stets nur eine Seite mit Nummern und Buchstaben versehen, indem sich die andere genau wieder- holt. So gilt z. B. die Bezeichnung der rechten Seite des Hauptparterres, von der Mitte unten (Beet 1) bis zur Mitte oben (Beet 31) auch fiir die ganz gleiche linke Seite, sowohl in erster (oberer) als zweiter (unterer) Reihe. Dasselbe gilt fiir die Terrassen und die beiden ganz gleichen halbrunden Seitenstiicke. Zum Schluss rathe ich noch den jungen Gartnern, welche vieileicht (und mit Recht) entziickt von diesen Anla- gen sind, meines verehrten Freundes Kinleitungsworte zu seinem Artikel iiber Teppichgarten im Jahrgange 1871, sowie meine ganz 4bnlichen tiber die Teppichgarien in Folge der Hamburger Aussiellung von 1869 im Jahrgange 1870 recht sorgfaltig zu durchlesen, um daran ihre Begeisterung etwas ab- zukiihlen. J.

Bepflanzung der Teppichgdrten des Frankfurter ,Palmengartens* im Jahre 1872.

A. Haupt- oder Sommerfior.

a) Haupt-Parterre (dusserer Rand). 1) Echeveria metallica gepflanzt in*)

*) Das Wort in bedeutet, dass die be- treffende Pflanze die niedrige Bodendecke bildet, wahrend hohere dariiber hervorra- gen: So erinnere ich mich der vorziiglich schonen Zusammenstellung von Amarantus salicifolius iiber Lonicera brachypoda fol.

71

Alternanthera amoena, eingefasst mit Echeveria secunda glauca.

2) Amarantus salicifolius umgeben von Amarantus bicolor ruber, als Un- tergrund und Einfassung Lonicera bra- chypoda var. aureo-reticulata.

3) Pelargonium Mad. Lemoine, als Randeinfassung Cineraria marilima (Se- necio Cineraria).

4) 1 Thuja aurea als Mitte, umge- ben von Sedum carneum fol. var., ‘als dussere Randeinfassung Alternanthera paronychioides.

5) Lobelia ,, Kaiser Wilhelm“, (blau) umgeben von Cerastium tomentosum.

6) 1 Chamaerops excelsa, umgeben von Iresine Lindeni, aéussere Randeinfass- ung Santolina tomentosa (wohl Chamae- cyparissus ?),

7) Calceolaria aurea nana floribunda Mitte, umgeben mit Heliotropium (Anna Thiirell.), eingefasst mit Sedum Fabaria.

8) Lobelia cardinalis (fulgens) in Verbena Grossherzogin Luise weiss,

9) Petunia hybrida blanche de par- terre (gefiillte) mit Petunia Les Tuile- ries umgeben, eingefasst mit Alternan- thera amabilis.

10) 1 Dracaena Veitchii, umgeben mit Centaurea gymnocarpa, eingefasst mit Coprosma Baueriana variegata (Steck- lingspflanzen).

11) Matricaria Parthenium fl. pl., umgeben von Pelargonium Mr. Pollock, eingefasst mit Alternanthera spathulata.

12) Caladium argyrites, eingefasst mit Cineraria maritima.

13) Pelargonium (Victor Lemoine), mit Gnaphalium tomentosum. (Wohl G. lanatum ? = Helichrysum petiolatum).

14) 1 Dracaena australis‘; umgeben mit Achyranthes aureo-reticulata (Ire- aureo-reticulatis und tiber einer Bodendecke von Kcheveria.

72 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

sine Herbstii), eingefasst mit Oxalis tropaeoloides,

15) Centaurea candidissima (Ragu- sina) in Teleanthera versicolor, ein- gefasst mit Alternanthera amoena.

16) Pelargonium ,Clemens Royer® eingefasst mit Santolina tomentosa. (Chamaecyparissus ?)

17) Ageratum nanum compactum, umgeben von Cuphea platycentra (ignea) eingefasst mit Achyrocline Saunderso- nii, (Einer Santolina ahnlich).

18) 1 Dracaena indivisa, umgeben mit Coleus Verschaffeltii; eingefasst mit Stachys lanata.

19) Pelargonium (Marie Elisabeth) mit Pelargonium Cloth of Gold).

20) 1 Wigandia caracasana in Ro- chea falcata.

21) Crassula coccinea, in Sanvita- lia procumbens *), eingefasst mit Al- ternanthera amoena.

22) 1 Dracaena Veitchii, umgeben mit Achyranthes Verschaffelti, einge- fasst mit Gnaphalium tomentosum.

23) Ist wie Nr. 9 bepflanzt.

24) Pelargonium (roth) (Thriomphe de Tumesnie umgeben mit Evonymus japonicus fol. aureo-variegatis.

25) Calceolaria nana _ floribunda, umgeben mit Heliotropium (Anna Thi- rell), eingefasst mit Veronica japonica (?) fol. var.

26) 1 Corypha australis, umgeben mit Coleus Verschaffelti, eingefasst mit Salvia hortensis bicolor. (Salvia offi- cinalis var. tricolor).

27) Lobelia ,,Crystal palace®, gefasst mit Cerastium Biebersteini.

28) 1 Thuja aurea z. Mitte, umge-

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*) Diey scheint oin Versehen, und es soll wohl heissen: Crassula (hoch) in San- vitalia).

ben von Artemisia Stelleriana und Al- ternanthera spathulata.

29) Pelargonium André Henderson, eingefasst mit Mesembrianthemum cor- difolium fol. variegatis.

30) Amarantus salteitolins: A) mit Amarantus bicolor ruber, einge- fasst mit Coprosma Baueriana. -

31) Ist wie Nr. 1 bepflanzt.

b) Haupt-Parterre (innere Flache).

1) Coleus Verschaffelti, eingefasst mit Pyrethrum Parthenium aureum.

2) Lobelia Erinus speciosa, einge- fasst mit Tropaeolum (King of Thom Thumb.).

3) Iresine Lindeni als Mitte, umge- ben mit Achyranthes Verschaffelti var. reticulata, eingefasst mit Alternanthera amoena.

4) Lobelia ,Crystal Palace“, einge- fasst mit Cerastium Biebersteini.

5) Ageratum mexicanum compactum nanum, umgeben von Veronica japo- nica (?) fol. varieg., eingefasst mit Lonicera brachypoda aureo-reticulata.

6) Coleus Verschaffelti, umgeben mit Tropaeolium, (Star of fire), ein- gefasst mit Gnaphalium lanatum.

7) 1 Yucca aloefolia fol. var., um- geben mit Iresine Lindeni.

8) Ist bepflanzt wie Nr. 6 9) » D. 10) » 9 A. 11) yy) 9 » 3 12) > 7] » 2

13) » »” » » 1

Einzeln stehende Decorationspflan- zen als Verbindung zwischen den Blu- menbeeten (von Nr. 1—13) sind simmt- lich Muster-Exemplare von 3—6/ Hohe. |

a) 1 Dracaena indivyisa, umgeben von Veronica japonica fol. var.

b) Canna zebrina nana umgeben von Centaurea gymnocarpa.

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I. Originalabhandlungen. 73

_ ¢)1 Dracaena australis, umgeben yon Iresine acuminata.

d) 1 Chamaerops chinensis, umgeben von Gnaphalium tomentosum.

e) Solanum giganteum, umgeben von Alternanthera amabilis.

f) 1 Wigandia caracasana, umge- ben von Lonicera brachypoda fol. au- reo-reticulatis.

g) 1 Chamaerops humilis, umgeben von Coleus Verschaffelti.

bh) 1 Dracaena australis, umgeben von Evonymus japonicus fol. aureo- variegatis, ~

i) Canna nigricans, umgeben von Centaurea gymnocarpa.

k) 1 Dracaena cannaefolia.

1) 4 Agave americana.

Zur Ausschmiickung, auf dem Rasen sind gepflanzt.

m) 4 St. Cyperus Papyrus mit Cy- perus alternifolius,

n) 4 St. Araucaria imbricata.

0) Bassin mit Fontaine.

Die linke Seite der invern Flache des Hauptparterres ist ebenso wie die rechte Seite nach vorstehenden Nr. von 4—13 und a—k bepflanzt.

aa) Boschung von 11/, Fuss mit Rasen.

bb) Ein schmaler Zierweg mit 2 farbigem Sand, dunkelroth und weiss.

Seiten-Parterres (rechts u. links)

c) ausserer Rand.

1) 1 St. Wigandia caracasana, um- geben von Alternanthera amabilis, ein- -gefasst mit Caprosma Baueriana.

2) Coleus Verschaffelti als Mitte, umgeben von Santolina tomentosa, die 4 Keken bepflanzt mit Achyranthes au- reo-reticulata das ganze Beet einge- fasst mit Alternanthera spathulata.

Centaurea gymuocarpa, die 4 Ecken bepflanzt mit Pelargonium golden chaine, das ganze Beet eingefasst mit Alter- nanthera spathulata.

3) Pelargonium, Gloire de Nancy, eingefasst mit Gnaphalium tomentosum.

4) Calceolaria nana floribunda, ein~ gefasst mit Artemisia Stelleriana.

5a) Coleus Verschaffelti, umgeben von Sedum Fabaria.

6a) Lobelia Erinus speciosa.

Ta) Pelargonium beauté de parterre (rosa).

8a) Pelargonium (Sunsett),

Das ganze Beet (5a—8a) ist einge- fasst mit Pyrethrum Parthenium aureum, ebenso ist auch das Beet a auf der andern Seite bepflanzt.

5b) Iresine Lindeni, umgeben von Cineraria maritima.

6b) Lobelia Erinus speciosa.

Tb) Pelargonium Mad. Vaucher.

Sb) Pelargonium Lady Cullum.

Das ganze Beet ist eingefasst mit Cerastium Biebersteini; ebenso ist auch das Beet b auf der andern Seite (rechts) bepflanzt.

Ya) Calceolaria excelsa, eingefasst mit Centaurea gymnocarpa.

9b) Pelargonium Mad. Rose Char- meux, eingefasst mit Lonicera aureo- reticulata.

d) Seiten-Parterre (innere Flache).

10) Ein Kranz mit Lobelia Erinus speciosa,

11) Alternanthera amoena, und das Ganze eingefasst mit Echeveria glauca.

12) Hydrangea japonica fol. var. (Stecklingspflanzen).

13) Telanthera versicolor, das ganze Beet eingefasst mit Echeveria glauca.

14) 4 Pflanzen von Phormium tenax,

2a) Iresine Lindeni umgeben von | Musterexemplare auf dem Rasen.

74

Gartenflora Deutschlands,

aa) Boschung von 11/, Fuss _ tief, mit Epheu bepflanzt.

bb) Ein schmaler Zierweg mit zwei- farbigem Sand, roth und weiss.

Das Seiten-Parterre links, ist genau so wie das auf der rechten Seite be- pflanzt.

Untere-Terrasse.

1) Pelargonium, Victor Lemoine, umgeben mit Pelarg. Marie Elisabeth.

2) Pelargonium Mad. Vaucher, ein- gefasst mit Pelargonium Thom Thumb.

3) Pelargonium Mad. Vaucher, um- geben von Pyrethrum Parthenium au- reum.

4) Pelargonium, Rosetta fl. pl., um- geben mit Matricaria part. fl. pl.

5) Alternanthera amoena, das ganze Beet mit Gnaphalium lanatum einge- fasst.

6) Pelargonium Christine, umgeben von Tagetes signata pumila.

7) Iresine Lindeni.

8) Pyrethrum Parthenium aureum, und Nr. 7 u. 8 eingefasst mit Eche- veria glauca.

9) Alternanthera amoena das ganze Beet (Nr. 6. 7. 8 u. 9) eingefasst mit Gnaphalium lanatum.

a) Beete mit diversen Canna.

b) Beete mit diversen Coniferen.

Obere Terrasse.

10) Pelargonium Mad. Vaucher.

11) Pelargonium Gloire de Nancy.

Das ganze Beet laufend mit gelben Pyrethrum eingefasst.

c) Immergriine Pflanzen als Prunus Lauro-Cerasus etc. etc.

B. Frihlingsfior.

Dieselbe bestand aus einer ersten und zweiten Flor. Die erste begann schon im Marz und war hergestellt

Russlands und der Schweiz.

durch etwa 30,000 Blumenzwiebeln, sowie einige Stauden. Verwendet wurden: Hyazinthen, Tulpen, Crocus, Narzissen, Scilla, Fritillaria Meleagris, Galanthus nivalis etc., sowie aus He- patica triloba fl. pl. Die zweite Friih- lingsflor bestand ausser einem Ueber- rest von Tulpen, aus: Pensée’s, Silene pendula mit 2 Varietaten , Myosotis al- pestris blau und weiss, Iberis semper- virens, Alyssum_ saxatile compactum, Diclytra spectabilis, zusammen etwa 50,000 Pflanzen.

C. Nachsommer- oder Herbstflor.

Wenn auch die Mehrzahl der Beete mit Pflanzen besetzt war, welche bis zum eigentlichen Herbst sich gut er- halten, so wurden doch andere leer oder liickenhaft, oder man beseitigte noch gute, um neue Abwechselung zu schaffen. Hierzu wurden verwendet, ausser Massen von Gartenastern und Zwerggeorginen: Salvia splendens nana compacta *), Dianthus chinensis, Pent- stemon (verschiedene, meist Sorten von P. gentianoides), Phlox saponaria (?), Veronica in verschiedenen Gartenspiel- arten. Im ganzen wurden etwa 40,000 Herbstpflanzen verwendet. eae

Nach so viel aufrichtigem Lobe, darf ich wohl erklaren, dass nicht alle Verbindungen schén waren, sowie, dass noch manche schiéne Pflanze hier nicht Anwendung gefunden hatte. So war mir z. B. auffallend die hiaufige Ver- wendung der griinblatterigen Form von Achyranthes Verschaffelti, welche un- gefihr den Zierwerth hat wie Spinat,

*) Dieselbe ist nur dann nana, wenn man noch im Sommer Stecklinge zieht, wird dagegen an Alteren Pflanzen 2—3 Fuss hoch.

1. Originalabhandlungen.

und durch weit schonere, dabei leich- ter zu ziehende Pflanzen ersetzt wer- den kénnte. Es scheint mir tiberhaupt zweckmiassig, in allen Teppichgarten diejenigen Beete, welche immer griin bleiben sollen, mit bleibenden aus- - dauernden Pflanzen zu besetzen, wo- durch viel Arbeit erspart wiirde. Man

7

ist eben im Frankfurter Palmengarten noch im_Anfange, und konnte nicht alle effectvollen” Pflanzen sogleich in den nodthigen Massen anziehen, Jeder Gartner kommt in solchen Fallen in die Lage ,aus der Noth eine Tugend* zu machen, wie das Sprichwort sagt. J.

3) Einiges iiber Rosen.

Die Rose ist die Konigin der Blu- men! Dieser Ausspruch ist nicht aus unserer Zeit, sondern so alt wie die Rose selbst; schon die Griechen und Romer, die die Rose mit fiir damalige Zeit seltener Vorliebe cultivirten, und bei denen das Bestreuen der Zimmer und Corridore bei Festen mit Rosen- blattern , zum guten Ton gehdrte, gebrauchten ihn. Und er ist auch vollkommen wahr; denn wer konnte und mochte bestreiten, dass die Rose die schénste Blume in ihrer Art ist, und dass eine schéne Rosengruppe mit Geschmack und Sortenkenntniss zu- sammengestellt, zu dem Schdnsten ge- hért', was ein gut im Stande gehalte- ner Garten aufzuweisen hat. Doch macht man leider jetzt 6fter die Wahr- nehmung, dass dieselbe der jetzt herr- schenden Mode fir bunte Teppichbeete nur zu viel weichen muss; doch alles hat seine Zeit, auch wir miissen uns damit trésten und hoffen, dass unser Liebling bald wieder zur vollen Gelt- ung kommen wird. Doch es ist hier keineswegs meine Absicht der Rose eine Lobrede halten zu wollen, son- dern ihre Cultur und Pflege zu be- sprechen, wie ich sie aus meinen Er-

fahrungen als die vortheilhafteste be- funden habe.

Ich stelle mich hier nicht auf den Standpunkt des Theoretikers, noch viel weniger des Liebhabers, sondern ein- zig und allein auf den des praktischen Gartners.

Ich fange mit dem allgemeinen Theil derselben an, und komme nun zuerst an die Eigenschaften einer guten Rose, die stets einen kraftigen Wuchs haben muss. Der Wuchs darf namlich nicht schwachlich oder zart sein, dagegen ist es gleichgiiltig, ob er hangend, astig oder aufrecht ist, da jeder zu ei- nem gewissen Zweck passend ist. Schénes Laubwerk ist von Wichtigkeit und sollte solches stets im Auge be- halten werden. Eine Rose kann gut sein, gleichviel ob sie schalenformig, kugelformig, compact oder flach ist, die Blumenblatter miissen dick und die Aussenseite derselben rund sein. Es gibt Rosen, deren Blumenblatter in der zweiten Halfte der Bliihperiode riick- warts gerichtet sind; solche Blumen gehéren stets in den zweiten Rang; ausserdem muss die Farbe rein und voll sein, und miissen sie alle einen angenehmen.Geruch haben. Eine dank-

76

bare sich stets gleichbleibende dau- ernde Bliithe ist von besonderer Wich- tigkeit. Im Allgemeinen liebt die Rose einen lehmigen Boden, doch ist bei Pflanzungen der Zusatz von etwas Mist- beeterde sehr zu empfehlen, oder sollte der Boden sandig sein, so _ suche man ihn durch Zusatz von Lehm zu verbessern. Kiesboden taugt gar nicht und muss solcher stets abgehoben und durch gute Erde ersetzt werden.

Die gewohnliche Vermehrungsme- thode der Rose, als niedrige Topfpflanze, ist die aus Stecklingen, oder bei de- nen die schwierig aus Stecklingen wach- sen, was besonders bei den Centifolien und Moosrosen der Fall ist, durch Ver- edelung auf Wurzeln, oder auch durch Ableger; oder man veredelt sie auf Samlinge der Rosa canina und auch auf Wurzelauslaufer derselben, welche in vielen Gegenden in reicher Menge in den Waldern vorkommen. Ebenso auch auf Rosa Manetti, die im Herbste durch 5—6” lange Holzstecklinge ver- mehrt wird, und sich besonders fiir harte und starktreibende Sorten eignet. Die beste Zeit Stecklinge zu machen, ist die unmittelbar nachdem die Pflanze gebliihet hat meistens Anfang Juli’s Man stecke sie in Napfe mit reinge- waschenem weissen Sand und driicke sie fest an. In den ersten 14 Tagen halte man dieselbe in einem kalten Kasten fest geschlossen und gut be- schattet, bis sie Callus gemacht haben, alsdann bringe man sie auf einen nicht zu warmen Kasten, wo sie sich sehr bald bewurzeln werden. Man nehme die jungen Pflanzchen alsdann vorsich- lig, womdglich mit etwas Ballen heraus und pflanze sie in Stecklingstépfe, die alsdann auf einen lauwarmen Kasten gebracht werden, um das Anwachsen zu befordern, Unbedingt nothwendig

TE ee

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

ist letzteres jedoch nicht, und thut ein

geschlossener Kasten im Nothfalle auch Dienste. Vor allen Dingen sehe man darauf, dass das Holz, wovon die Steck- linge gemacht werden sollen, gut ausge- reift ist, und beachte man beim Zurecht- schneiden derselben, dass womiglich die Basis des Triebes daran bleibt. Auch kann im Friihjahr, etwa Ende Februars bis Anfang Aprils von getrie—- benen Rosen eine Vermehrung vorge- nommen werden, die dann auf ein Ver- mehrungsbeet gebracht, und hei 20° Bodenwarme gleich andern Frihjahrs- stecklingen gehalten werden.

Die beste Erde zur Cultur der Ro- sen in Tépfen besieht aus zur Halfte gut verwester lehmiger Rasenerde und zu gileichen Theilen zersetztem Stall- diinger (am besten solcher wie er aus den Mistbeeten kommt) und Lauberde. Dazu nehme man noch 4/, gut ausge- waschenen Sand, und bei starkwiichsi- gen Sorten kann noch */g, Lehm dar- unter gemischt werden. Auch ge- brannte Erde lieben sie sehr.

Die zweite Methode ist die durch Veredelung auf Wurzeln. Diese Art der Vermehrung wird erst in neuerer Zeit haufiger angewendet und ist we- gen der leichten Ausfiihrung und da- durch, dass das aufgesetzte Edelreis spiter selbst Wurzel schligt und die Pflanzen dann als wurzelacht hetrachtet werden kénnen, sehr anzurathen. Man sammle sich zu diesem Zwecke im Herbste beim Herausnehmen der an- dern Rosen, oder dadurch, dass man sich im Walde welche ausgrabt, Wur- zeln von der Stiirke einer Bleifeder bis zu der eines Fingers, und schneide sie in 3” lange Stiicke, welche man als-

dann in einen Korb zwischen Moos ein- -

packt, der dann in einen frostfreien Keller gebracht wird. Anfang Januars

_ vervielfaltigt.

CR Ap anette cen TT Ty 0 a Be IN TA ea a at) AL :

i. Originalabhandlungen. q7

; nimmt man den Korb herauf und stellt

ihn zuerst einige Tage in ein Kalthaus und dann ins Warmhaus unter die Stellage, wo die Wurzeln alsdann mis- sig feucht gebalten werden. Fangen die Wurzeln dann an, junge Wiirzel- chen zu ireiben, so nehme man sie

- heraus und veredele sie theils durch

Anplatten und Pfropfen in den halben Spalt, sowie diinnere durch Copuliren mit Edelreisern, die vor Hintritt des Frostes geschnitten und frostfrei tiber- wintert sind, indem sie im Keller in Sand eingegraben wurden. Nach dem Veredeln bestreiche man gut mit Baum- wachs, welches am besten aus °/g schwarzem Pech, ‘/, Bienenwachs, !/s Talg und 4/, Harz bereiiet wird, und pflanze dann die veredelten Wurzel- stiicke einzeln in Tépfe und zwar so, dass die Veredelungsstelle noch mit in die Erde kommt, behalte sie dann ei- nige Zeit im Warmhause bis das Wet- ter draussen besser ist, und stelle sie nun in einen warmen Kasten.

Die dritte Vermehrungsmethode ist diejenige der Ableger, die im August oder September vorgenommen und da angewendet wird, wo gleich krailige, wurzelachte Pflanzen vorhanden sein sollen. Die Sorten, die aus Stecklingen schlecht oder gar nicht wachsen, wer- den auf diese Weise leicht wurzelacht Man mache zu diesem Zwecke auf der oberen Seite eines einjahrigen Triebes einen etwa 2’ ian- gen Hinschnitt, nach Art des Nelken- schnittes und zwar so, dass die abge- schnittene Zunge ein Auge behill, drehe den Zweig hierauf herum, so dass die Zunge ‘nach unten zu stehen kommt und senke dann denselben et- wa +/‘ in den Boden ein, indem man mit einem Handspaten vorsticht, den Zweig in die entstandene Oeffnung legt,

ihn hierauf zudeckt, fest andriickt und den Trieb etwa 6 ttber der Erde ab- schneidet. Die Operation ist jetzt fer- tig, welche ittberaus einfach und leicht auszufiihren ist, doch ist es bei Lehm- boden nothwendig, dass um den einge- schnitienen Theil etwas Sand gebracht wird. Die Ableger kénnen dann mei- stens im niachsten Friihjahr oder im gtinstigen Falle schon im ndamlichen Herbst abgenommen werden, um ent- weder in Topfe oder gleich in das freie Land gepflanzt zu werden, doch ist letzteres Verfahren nur bei Exem- plaren mit guiem Wurzelvermégen an- zurathen.

Die Veredelung auf Manetti- Rosen und Siémlinge .der Rosa canina wird hauptsachlich bei niedrig zu veredeln- den Rosen angewendet, doch werden auch jetzt in den meisten Rosenschulen solche zur héchsten Cultur benutzt, weil die Auslaufer derselben in Wal- dern lange nicht mehr hinreichen. Dann ist auch ersteres Verfahren viel sich- erer, erstens weil die Sdmlinge viel bessere Wurzeln haben und zweilens weil die Stamme der Saimlinge frei von Schaden sind, was bei Ausléufern nar zu haufizg vorkommt. Beim Niederle- gen der Pflanzen in die Erde, um sie vor dem Froste zu schiitzen, brechen die Stémme sehr leicht an solchen schadhalten Stellen, was oft sehr em- pfindlichen Schaden verursacht.

Man unterscheidet hierbei Friihjahrs- und Sommerveredelung, Erstere wird Ende Januars bis Ende Februars vorge- nommen, indem man die Pflanzen im Herbste in entsprechende Tépfe pflanat, und sie in einen frostfreien Kasten stellt, bis man sie dann Anfang Januars ins Warmhaus bringt, wo sie zu glei- cher Zeit in der gewiinschten Hohe abgeschnitien, und nachdem sie elwas

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in Saft gekommen sind, was an dem Austreiben der Augen wahrzunehmen ist, veredelt werden und zwar mit Rei- sern, die frostfrei iiberwintert wurden, Die gewohnlichsten Veredelungsmetho- den sind hierbei das Pfropfen in den halben Spalt und Copuliren, doch wird auch haufig nach Art des Oculirens ein Auge vom Edelreis geschnitten und am Wildling ein eben so grosses Stiick Rinde hinweggenommen, dann das Auge darauf gesetzt und mit einem Bastfaden verbunden. Diese letztere Veredelung wichst bei nur einigermassen guler Ausfiihrung leicht und schnell an und ist deshalb sehr zu empfehlen. Die Sommerveredelung wird im Juli, Au- gust und Anfang Septembers _ bei Pflanzen, die im freien Lande ste- hen, durch das allbekannte Oculiren vorgenommen. Man unterscheidet hier- bei, Oculiren auf das treibende und Oculiren auf das schlafende Auge. Auf das treibende Auge werden im Juli nur solche Sorten veredelt, die wegen ihrer Zartheit im Spathjahr doch ausge- nommen und frostfrei tiberwintert wer- den miissen, was am besten in einem gut verwabrten Mistbeetkasten geschieht und hat man dann dabei einen tiichti- gen Vorsprung. Gewdhnlich werden jedoch solche Sorten im Topfe culti- virt, weil das Herausnehmen das Wachs- thum der Pflanzen zu sebr beeintrach- tiget. Auf das schlafende Auge wer- den die harteren Sorten veredelt, doch thut man gut, diese tiber Winter nie- derzulegen und mit Erde zu bedecken. Auch wird der Verband nach dem An- wachsen des Auges nur auf der dem Auge gegeniiberliegenden Seite aufge- schnitten, aber nicht entfernt. Hin Hauptaugenmerk muss beim Veredeln darauf gerichtet werden, dass Unterlage wie Edelreis in gutem Zustande sind,

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Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

was man am besten daran erkennen kann, dass sich die Dornen bei beiden leicht ablésen, auch soll man immer so viel als méglich auf das junge Holz veredeln, was beim Pflanzen der Wild- linge im Frihjahre durch entsprechen- des Zuriickschneiden erzielt wird. Wer- den Wurzelauslaufer zur Veredelung benutzt, so suche man sich dieselben im Herbste und Winter, wenn der Bo- den noch nicht gefroren ist, zu ver- schaffen, und miissen dieselben vor- sichtig mit mdglichst guten Wurzeln von den alten Strauchern abgenommen werden. Bei leichtem Boden kénnen sie gleich im Herbste gepflanzt werden, bei schwerem Boden dagegen warte man lieber bis zum Friihjahr, etwa An- fang Marz, pflanze sie dann, lege die Biumchen aber noch bis Mitte Aprils um, dass die rauhe Marzluft sie nicht austrocknet, warte alsdann einen trii- ben Tag ab und richte sie dann auf. Bei trocknen Lagen ist mehrmaliges Begiessen wihrend der heissen Som- mertage und besonders kurz vor dem Veredeln nothwendig, damit die Pflan- zen recht in Saft kommen. Das Ocu- liren selbst erfordert Uebung und muss so schnell als méglich gehen, damit das Auge nicht abtrocknet, auch sollte dasselbe nur Morgens und Abends vor- genommen werden. Etwa 6 Wochen nach der Veredelung werden die stark- sten Austriebe, die sich an dem Wild- stamm zeigen, zum Theil abgeschnitten und Mitte Novembers kurz vor dem Niederlegen in die Erde werden sie alle ganz entfernt, bis auf diejenigen, wo die Veredelung aufgesetzt wurde, Wir kehren nun wieder zu den Stecklingen und zwar zu denen, die im Frihjahr gemacht werden, zuriick. Sind dieselben gut durchwurzelt und ist der Kasten, worin sie standen, er-

Originalabhandlungen.,

kaltet, so gewohne man sie nach und nach an die freie Luft, und bringe sie endlich ganz ins Freie, an einen ge- schiitzten und schattigen Standort; am besten in ein kaltes Mistbeet, von dem die Fenster abgenommen wurden, das aber bei hellem Sonnenschein beschat- tet wird. Zur Beschattung nehme man aus Weiden verfertigte und nach Art der Strohmatten zusammengeflochtene Schattendecken, die sich als das beste Beschattungsmaterial erweisen werden. Jetzt wird auch ein Verpflanzen nothig werden; man gebe ihnen dabei 4z6l- lige Tépfe, und pflanze sie in die im Anfange angegebene Erdmischung, schneide die Pflanzen dabei etwas zu- riick, damit sie recht buschig werden, und bringe sie wieder an ihren frithe- ren Standort, wo man alsdann die Fen- ster wieder einige Tage auflegt. Von jetzt ab hat man nur das Giessen, Be- schatten und Bespritzen zu_ besorgen, welch letzteres an heissen Sommer- abenden angewendet wird, und man wird dann im Sommer oder Herbst, durch schéne Pflanzen und einen hiib- schen Bliithenflor fiir die gehabte Miihe reichlich belohnt werden. Mitte Octobers werden die Pflanzen gleich den Herbst- stecklingen, die nach und nach abge- hartet worden sind, in ein Kalthaus oder gut verwahrten Mistbeetkasten so nahe als méglich unter Glas gebracht, und so lange es die Witterung erlaubt, reichlich geliiftet, ja bei einigermassen gutem Wetter die Fenster ganz abge- nommen. Im Winter ist ihnen eine Temperatur von 1—3 Grad Warme die zutraglichste. Ganz eben so werden auch die Wurzelveredelungen, die in Topfe gepflanzten Ableger und die et- wa nicht ausgepflanzten Frihjahrsver- edelungen behandelt. Soll im nachsten Friihjahr ein friihzeitiger Blumenflor

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79 vorhanden sein, so gebe man ihnen, nachdem sie etwas zuriickgeschnitten wurden, gegen Ende Februars einen sonnigen Standort im Gewachshause, so nahe als méglich den Fenstern, be- wassere sie reichlicher als im Winter, spritze und liifte bei gutem Weller, damit die Pflanzen keine Lause be- kommen. Sollte letzteres dennoch der Fall sein, so raéuchere man einigemale mit Tabak, wobei die Pflanzen jedoch nicht nass sein diirfen.

Die im vorigen Spatsommer im Freien oculirten Stamme befreie man Mitte Aprils von ihrem winterlichen Schutze und kneipe sie wahrend des Sommers 1—2mal ein, damit es recht buschige Kronen werden, vergesse auch nicht den wilden Theil iiber der Ver- edelung, nachdem diese etwas ausge- trieben, abzuschneiden, und man wird im Herbste bei nur einigermassen gu- tem Wuchs, verkaufbare Pflanzen haben.

Sind nun die Baumchen auf ihren bestimmten Platz im Garten gepflanzt, so handelt es sich vor allem darum, ihnen durch den Schnitt, eine dem Auge wohlgefallige Form zu _ geben. Man unterscheidet hierbei den Friih- jahrs-, Sommer- und Herbst- schnitt. Der Frithjahrschnity wird im Allgemeinen bei starkwiichsi- gen Sorten angewendet und wird nicht sehr kurz gefiihrt; man sehe hierbei hauptsaichlich darauf, dass das iiber- fliissige Holz im Innern der Krone ent- fernt werde, doch muss immer so viel bleiben, dass die Krone nicht leer aus- sieht, auch diirfen sich nie zwei Aeste gegenseitig reiben. Der Schnitt der Leitzweige kommt ganz auf die Form an, die man dem Baumchen geben will, ob pyramidenformig, kugelférmig, flach, oder wie bei Trauerrosen hingend, ob ferner zu Stulen- oder Kletterrosen

80 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

bestimmt. Endlich hangt der Schnitt auch von der Sorte ab, was bei nach- folgender Beschreibung der Rosenfa- milien angegeben ist.

Bei der Pyramidenform asst man im ersten Jahre nur einen Trieb als Hauptleitzweig wachsen und schnei- det dann die daraus hervorkommenden Seitentriebe in pyramidenformige Ab- stulungen, stelle sie jedoch nicht zu dicht, sondern lasse nur ungefahr jedes dritte Auge austreiben. Bei diesen Nebenleitzweigen hat man beim spate- ren Beschneiden stets darauf zu sehen, dass auf ein nach aussen gerichtetes Auge geschnitten wird. Bei der Kugel- und flachen Form kénnen mehrere Hauptleit- oder Mutterzweige stehen bleiben, wo dann aus den dar- aus hervorkommenden Nebenzweigen die gewiinschte Form herzustellen ist.— Die ovale und runde Kugelform ist die bei Rosen am meisten angewendete.

Die Trauerform! Zu dieser Form kénnen nur solche Sorten gebraucht werden, die einen nicht dichien han- genden Wuchs haben. Man sucht zu diesem Zwecke die 4—5 ersten Augen des edlen Triebes durch Zuriickschnei- den auf 5—6 Augen ausireiben zu las- sen und ziehe dann diese an einem eigens dazu hergestellten Drahtgerisie, in einem sanften Bogen nach abwarts. Die daraus hervorkommenden Neben- zweige werden immer sehr kurz ge- halten, jedoch der Leitzweig selbst sehr wenig geschnitten, Diese Form eignet sich sehr gut zu Kinzelpflanz- ungen auf Rasen.

Die zuSaulen- und Kletterro-

sen verwendeten Pflanzen sollten stets |

wurzelicht oder auf Wurzel veredelt gebraucht werden. Die ersteren wer- den an Pfihlen und Baumstimmen hin- aulgezogen, die man gern verdecken

modchte. Man suche zu diesem Zwecke von der ganz fest an den Pfahl ge- pflanzten Rose, durch Zuriickschneiden auf 4—5 Augen 3—4 kriaftige Triebe zu erhalten, die dann entweder spi- ralformig oder senkrecht daran hinauf- geleitet werden; bei letzterer Methode werden 2 Pflanzen in entgegengesetzter Richtung gepflanzt. Die Nebenzweige werden auch hier kurz gehalien und die Leitzweige im Anfang slarker, in spa- teren Jahren jedoch schwacher ge- schnitten. Die Kletierrosen endlich zieht man an leeren Wanden und Mauern hinauf. Man schneide die Pflanze auch hier im ersten Jahre nach der Pflanz- ung auf 5—6 Augen und binde dann diese Triebe gleichmassig vertheilt an der Mauer an, wo zu diesem Zwecke in die Fugen derselben Nagel geschla- gen werden, auch findet man sehr haufig Holzspaliere an der Mauer angebracht, wodurch das Anbinden wesentlich er- leichtert wird. Im néachsten Jahre schneidet man nun diese Triebe wieder ungefahr auf 1’ Lange zurtick und lasse aus jedem derselben 2 Triebe héervor- kommen, die dann jedenfalls den fir sie bestimmten Flachenraum, der 10! nicht iibersteigen sollte, ganz bedecken werden. Im Uebrigen werden sie wie Siulenrosen behandelt. i Auch Festons sieht man sehr § hiufig angewendet und sind diese von ausgezeichneter Schénheit; man kann # dazu ausgewachsene Siulenbaumchen * verwenden, indem man sie von oben ® herab in einem sanften Bogen mit ein~ > ander verdindet, selbstverstindlich miis- sen da mehrere in gewissen Entfern-} ungen (etwa alle 20’) von einander% stehen, und ist dies z. B. an Wegen fortlaufend sehr leicht anzuwenden. =” Der Sommerschnitt. Dieser wird im Juni bei starkwachsenden und un-

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I. Orginalabhandlungen. 81

dankbar bliihenden Sorten angewendel, um letzteres zu befoérdern. Man kneipe zu diesem Zwecke die krautartigen Spitzen der Triebe an ihrem dusser- sten Ende etwas ab, wodurch das Wachsthum gehemmt und in Folge des- sen die Knospenbildung befordert wird. Auch an Trieben die zum Oculiren ge- braucht werden sollen, wende man den Sommerschnilt an, weil die Augen dann viel besser anwachsen.

Der Herbstschnitt endlich wird bei schwachwachsenden und nicht zu leicht erregbaren Sorten wie der Frih- jahrsschnilt angewendet; doch thut man gut, jetzt nur das iiberfliissige Holz auszuschneiden, die Seitentriebe regel- recht einzukiirzen und das Beschneiden der Leitzweige bis zum Friihjahr zu ver- schieben, weil sonst der Baum bei spat noch eintretendem guten Wetter doch noch austreiben und dann unfehlbar sehr stark vom Froste leiden wiirde. Die gewohn- liche Zeit hierzu ist Anfang Novembers.

Der héchste Stolz eines Rosencul- tivateurs ist es, eine gute Sorte selbst geziichtet, d. h. aus Samen erzogen zu haben. Es hangt dies immer von rich- tiger Auswahl der zum Samentragen verwendeten Blume und deren gliick- licher Befruchtung ab. Allgemeine Regel ist hier, dass eine aus Samen gezogene Ruse Laub und Habitus von der mannlichen Pflanze annimmt, wah- rend sich die Blithe mehr der weib- lichen, d. h, der Samentragerin nahert und ist diese Regel bei der Wahl der zu befruchtenden Sorten stets im Auge zu behalten. Hat man also z. B. zwei Sorten, die eine von ausgezeichnet hiibschem Blattwerk und Wuchs, aber mit schlechter Blume und eine andere mit schlechtem sparrigen Wuchs, aber yon ausgezeichneter Bliithe, so nehme man letztere zur Samentragerin, indem

III, 1878,

die Staubfaden derselben noch vor ihrer Entwickelung sorgfaltig mit einer spilzen Scheere ausgeschnitten werden, und dann an einem hellen sonnigen Tage mit einem feinen Haarpinsel der Blu- menstaub der ersteren auf die Narbe der letzteren gebracht wird. Man binde dann die 2 ersten Tage einen feinen, leichten, weissen Flor um die Blume, damit keine Insekten daran kommen kénnen und _ beobachte sie dann; verbliihet die Blume rascher als es sonst der Fall ist, so ist die Be- fruchtung gelungen und man kann sich der angenehmen Hoffnung hingeben, die Gartnerwelt vielleicht mit einer Blume ersten Ranges zu tiberraschen. Dazu gehdrt allerdings, dass der Same zuerst geerntet, ausgesiet und aufgegangen ist; denn selten ist man in letzterer Beziehung so gliicklich, dass fast alle Korner aufgehen, oft ist es auch der Fall, dass kaum das Achtel keimt. Man nehme also den Samen nach seiner Reife, was an dem Braunwerden der Hagebutten zu sehen ist und side ihn am besten gleich aus, nachdem er vor- her 12 Stunden in Spiritus *) einge- weicht wurde. Letzteres bezweckt, dass die Samen alle im ersten Jahre keimen, was bei nicht eingeweichten manchmal erst nach 2 Jahren der Fall ist. Die Aussaat geschieht breitwiirfig in ein Mistbeet. Haben nun die Pflainz- chen im nachsten Friihjahr die Samen- blittchen entwickelt, so pikire man sie wieder in einen Kasten und sind die- selben bis Herbst so stark, dass von

——-

*) Das Einweichen in lauwarmes Was- ser, Oder das Hinschichten in feuchten Sand den Winter hindurch in kihlem Raume diirfte dem kaum anzuempfehlenden Einweichen in Spiritus vorzuziehen sein.

(E. R.)

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82

ihnen Edelreiser geschnitten werden koénnen, so veredele man sie im Ja- nuar auf gute Wildlinge, worauf dann die Pflanze gewoéhnlich im namlichen Jahre noch bliihen wird. Auch Aus- saaten in grdsserer Ausdehnung, be- sonders die Anzucht von Wildlingen aus Samen werden auf diese Weise vorgenommen, doch werden diese so- gleich in das freie Land ausgesaet. Die Bouquetfabrikation hat ia den letzten Jahren eine so colossale Aus- dehnung erreicht, dass sich sehr viele Gartner nur allein mit diesem Zweige befassen. Solche Leute mtissen darauf sehen, ihre Kunden auch bei der schlech- testen Jahreszeit stets zufrieden zu stel- len; da nun wie bekannt, Bouquets im Winter als der an Blumen drmsten Zeit am werthvoilsten sind, so ist das Augenmerk eines solchen Geschilts- mannes stets darauf gerichtet, um diese Zeit Rosen in Bliithe zu bringen, die durch das » Treiben oft webu leicht erzeugt werd Onnen. Diesem Ex- periment muss sich nun auch die Rose und zwar in letzter Zeit in sehr aus- gedehniem Maassstabe unterziehen, und hat sich dieselbe auf diese Weise zu einem der gewinnreichsten Artikel em- porgeschwungen. Um nun die Rose, zu dieser ungewohnilichen Zeit in Bliithe zu haben, gibt es zwei Methoden; nimlich die des kiinstlichen Zuriickhal- tens und diejenige des _ kiinstlichsten Vortreibens. Es werden zu diesem Zwecke gewohnlich niedrig veredelte, sehr haufig aber auch wurzelichte Ex- emplare, welche einen Sommer vorher im Topfe cultivir’ wurden, verwendet. Allgemeine Regel bei beiden Methoden ist, nicht zu dicht gefiillte Sorten zu nehmen, am besten halbgefallte, weil diese sich am leichtesten entfalten,

wihrend dicht gefiillte sehr oft vorher

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Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

abfaulen. berei kann nur mit Herbstrosen. vorge- nommen werden; dieSelben werden An- fang Au

Ten ihre stark

mine zu entfalten, ziemlich

fliissigen Feuchtigkeit bewahrt. So lange noch nicht Frost eintritt, bleiben je- doch die Fenster abgenommen, und erst wenn Kalte zu fiirchten ist, wer- den sie wieder aufgelegt, jedoch wird bei gutem Wetter am Tage reichlich Luft gegeben. Besonders suche man derartige Rosen vor dem im Herbste O{ter eintretenden Regen zu bewabren, damit die jung ausgetriebenen Zweige und Bliithenknospen nicht faulen, sondern

gegentheils beginnen, sich ununterbro- -

chen zu entfalten und kann man auf diese Weise bis Januar Blumen haben. Die aweile Methode, die des kiinst-

: . , bestehet darin, dass

caltea™h ce Per eclandal haben, von Mitte Decembers an, in ein Haus mit 18—20 Grad Warme so nahe als még- lich unter Glas bring!t. Fangen diesel- ben nun an auszutreiben, so werden sie Ofter gespritzt, bis sie anfangen Knospen zu entwickeln. Alsdann wird mit dem Spritzen aufgehért, und nur der Top! mit hiplanglicher Feuchtigkeit versorgt. Sollten sich etwa Blattliuse zeigen, so muss mit Tabak gerduchert und bei Mehlthau die Pflanzen einige Male mit Schwefel iiberpudert werden. Sind nun die Knospen so weit, dass sie anfangen sich zu entfalten, so ist fiir eine ziemlich trockene Atmosphire zu sorgen. Ferner diirfen die Pflanzen nicht zu eng gestellt werden, damit sie geniigend mit Luft und Licht ver- sorgt werden kénnen, welch letzteres von besonderer Wichtigkeit ist, wes-

Die eine Methode der Trei-—

wenn sie anfangen wol- =~

nitten..und dann in | einem kalten Kasten vor jeder tiber- ©

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I, Originalabhandlungen. 83

halb man auch ein nach Siiden zu ab- fallendes Haus wiahlen sollte. Reinlich- keit und sofortiges Wegnehmen der etwa faulenden Blatter ist ihnen sehr forderlich; tritt um diese Zeit manch- mal ein warmer sonniger Tag ein, was zwar selten vorkommen wird, so liifte man etwas und die Rosen werden in 4A—6 Wochen zur Bliithe gelangt sein, und an Schénheit denen im Sommer nicht viel nachsteheun.

Wir kommen nun zur Beschreibung der Rosensorten. Dieselben zerfallen in zwei Abtheilungen; namlich in Som- mer- und Herbstrosen. Die ersteren theilen sich wieder in 15 Familien und diese in 21 Gruppen. Die Herbstrosen zerfallen in 10 Familien und in 18 Gruppen; zusammen also in 25 Fami- lien mit 39 iazaae wie folgt.

Td Ri anit. Rose (Rosa alpina) unterscheidet sich von allen andern. Die Triebe sind lang, biegsam, sehr glait, in einigen Fallen ganz frei von Dornen, die eine Seite oft blassgriin, die andere von ei- ner rothlichen Farbung; die Augen sind weiter als gewohnlich von einan- der gestellt und die Blithen stehen in Biischeln. Bildet gute Trauerrosen und gedeihet in jeder rauhen Lage.

2) Die Schwefelgelb gefiillte Rose (Rosa sulphurea) hat glatie graugriine Blatter, die gewéhnlich von einem blassen geblichen Griin sind. Die Triebe sind kraftig und wachsen aufrecht, die schwachen sind mehr ver- flochten und beide sind mit langen diinnen Stacheln bedeckt. Eigenthiim- lich ist, dass ihre Blume fast immer platzt, weshalb ihre Cultur nicht zu empfehlen, ausgenommen ist nur Per- sian- Yellow und die andern neueren, der letzteren abnlichen Sorten,

8) Die Pimpinellblatterige Rose (Rosa spinosissima) ist die stache- ligste von allen. Die Bliithen dauern nicht lange. Die Pflanzen bilden dichte Biische und werden gewdhnlich auch als solche gezogen, da sie als Stamm- baumchen nicht gut passen; sie bliihen reichlich und friih. Die Bliithen sind klein und kugelformig. Zartes fein ge- fiedertes Laub zeichnet diese Rose aus.

4) Die Damascener Rose (Rosa damascena) unterscheidet sich leicht von ander: durch die Starke des Wuch-

ses, in Verbindung mit rauben dornigen Trieben und flaumigen, lederartigen

Bidltern yon hellgriiner Farbe. Blumen mit zuriickgeschlagenen Kelchblattern. Alles harte Sorten.

5) Die Centifolien Rose (Rosa Centifolia) ist sehr wohlriechend, ihr Habitus ist meistens astig’ Oder hingend, das Biattwerk ist kraftig und schon. Die Blatichen breit und gerunzelt und in manchen Fallen abgestumpf{t, die Ran- der tief gesagt. Die Dornen an den Zweigen sind sehr ungieich; einige schén gerade, andere an ihrer Basis gross und sichelférmig. Diese Higen- schaiten verbunden mit hangendem Wuchs und den gewohnlich kugelfor- migen Biumen unterscheiden sie. Ein Hauptcharakter besteht darin, dass die Blatter und Blatichen, namentlich deren Mittelrippen, mit. Driisen besetzt sind, wodurch sie, wenn man mit der Hand dariiber straight, einen angenehmen Geruch verbreiten. Bei der Moosrose, die auch zu den Centifolien gehért, geht aus diesen Driisen das sogenannte Moos hervor.

6) Die Miniatur-Centifolie oder Pompon-Rose is® wegen ihrer Klein- heit merkwiirdig, sie bliihet reichlich und ist von zierlichem Wuchse, Sie

| wird zuweilen in Masse angepilanat.

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84 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

7) Die Moosrose erkennt man durch ihre Bliithen, die in moosartigen Kelch gehiillt sind. Sie liebt einen fet- ten Boden und sollte nur wurzelacht oder auf niedere Stamme veredelt ge- zogen werden, da nur einige Sorten gut als Hochstéamme gedeihen. Moos- rosen miissen kurz geschniltten werden und sind auch als Saulenrosen zu ver- wenden.

8) Die Franzésische Rose (Rosa gallica). Der Samen derselben geht leicht und gut auf. Die Blumen sind ihrer Fiille, ihres vollkommenen Baues und ihrer Regelmassigkeit in der Stellung der Blumen halber merk- wiirdig, auch riechen sie nicht sehr stark. Diese Sorte ist fast allen tibri- gen Rosen vorzuziehen und ausserdem als harte Sorte zu empfehlen. Der Cen- tifolia ahnlich, unterscheidet sie sich, dass sie nicht so dicht wie diese mit Driisen besetzt ist, sowie auch durch die mehr lederartigen Blatter und die gréssere Gleichheit ihrer Dornen. Bil- det schéne Kronenbaumchen.

9) Die Franzésische Hybride Rose gleicht der vorigen sehr, je- doch ist ihr Wuchs weniger stark und das Holz ist gewohnlich blassgriin, Die Augen befinden sich in sehr kleiner Entfernung von einander, die Blumen sind meistens hell und wegen _ ihrer Schénheit und Reinheit merkwiirdig. Sehr harte Sorte.

10) Die Chinesische Hybride bliihet im Juni und Juli und zwar nur einmal. Sie unterscheidet sich von der franzésischen durch flacheren Wuchis, durch ihre Blatter, welche gewohnlich glatt und mehr oder weniger glainzend sind und sehr lange an der Pflanze bleiben, durch ihre Dornen, welche grés- ser und gewéhnlich zahlreicher sind, endlich durch ihre Bliithen, welche in

|

grossen Biischeln erscheinen, deren Blumenblatter weniger schlaff sind und nach dem Aufbliihen langere Zeit in einem vollkommenen Zustande bleiben.

Diese Sorte nimmt mit magerem Boden. fiirlieb und ist sehr hart, sie darf nicht . fo

kurz geschnitten werden und die kraf- tiger wachsenden Sorten liefern gute Sadulenrosen.

i1) Noisette Hybride. Diese gleichen der Chineser Hybride und unterscheiden sich von ihr durch kleinere Bliithen, die in grossen Dol- den stehen. Sie passen zu denselben Zwecken und Meee: brucei Be- handlung. @ gma. &

12) Die Bourbon - ‘Hybtlde ist

weniger ausgebreitet und slaérker im

Wuchse als die Chineser Hybriden und

unterscheideten sich durch ihre brei-

ten starken Blitter, bei denen die Blatt-

chen mehr abgestumpft sind. Der Bau

der Pflanze ist sehr schén, einige wach-

sen gedrungen, viele sind reichbliihend. Sie ist sowohl zur Topfaucht als auch -

zum Treiben sehr gut.

13) Die weisse Rose (Rosa alba).

Die obere Blattfliche derselben hat ein weissliches Aussehen. Die Blumen sind meistens weiss, rdthlichweiss und rosa und ist diese Gruppe sehr hart. 3

14) Die Weinrose und deren Hybriden (Rosa rubiginosa). Die wild- wachsende Species hat sehr wohlrie- chende Blatter. Diese Gruppe gedeihet gleich gut als Stammbéumehen und niedrig gezogen.

Aussehen aus und hat meistens nur halbgefiillie Blumen.

15) Die Gelbe Rose (Rosa men Die Blumen dieser Gruppe sind alle

gelb, Sie ist an ihren kleinen Blutt- |

chen und einzelstehenden Blumen, so-

Sie zeichnet sich im Allgemeinen durch den Wohlgeruch_ ; ihrer Blatter und ein gewisses rauhes

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I, Originalabhandlungen.

wie an der chocoladenfarbigen Rinde kenntlich. Sie darf beim Schneiden blos ausgediinnt, dic Hauptzweige je- doch nur wenig geschnitten werden. Eignet sich sehr gut zu Trauerrosen.

16) Die Ayrshire Rose (Rosa

arvensis) bildet die schénsten Trauer- rosen, ist rankend, klammert sich an ralles an, bildet vollkommene Dickichte, und ist vollstandig hart.

17) Dielmmergriine Rose (Rosa sempervirens). Sie passt zu gleichen Zwecken wie die vorige und unter- scheidet sich von dieser dadurch, dass die Bliithen in Biischeln stehen, und dass sie ihre dunkelgriinen Blatter bis tief in den Winter behialt. Ist sehr hart und als Séulenrose sehr gut. 18) Die Vielblumige Rose (Rosa multiflora). Dieselbe ist sehr empfind- lich und verlangt im Winter gute Be- deckung, sie eignet sich zu Kletter- und Trauerrosen sehr gut, das Laub- werk ist sehr elegant und die Zweige haben nur wenige Stacheln.

19) Die Moschusrose (Rosa mo- schata). Als Kletterrose sich eignend, ist gegen Kalte empfindlich und hat einen Moschus ahnlichen Geruch.

20) Die Prairie Rose (Rosa ru-

* thin auch Brombeerblatterige ge- nannt, weil sie Blatter hat wie eine Brombeere. Eignet sich zur Bekleid- ung von ganzen Wanden. Sie sahnelt sehr des R. multiflora und unterschei- det sich von dieser, dass ihre Blumen einzelnstehen. Etwas empfindlich.

21) Die Banksrose (Rosa Bank- siae). Ihre Blumen gleichen mehr der gefiilliblithenden | Kirsche | als einer Rose.

FBékleidung von grossen Mauern zu verwenden. Ist von raschem Wuchse, aber nicht hart, wird im Sommer, nach- dem sie gebliihet hat, geschnitten, Blu- men in Biischeln. Ist nur in siidlichen

Klimaten zu verwenden. —_———

85

Herbstrosen.

Bliihen vom Mai bis November und spiter, wenn sie nicht durch den Frost daran gehindert werden.

22) Die Macartney-Rose (Rosa bracteata) ist von kra{tigem Wuchse, aber nicht hart, zur Bekleidung von Mauern zu_ ver onden Die Pflanzen sind immer griin, das Laubwerk dunkel und glinzend, als wenn es lackirt ware und dies im Gegensalz zu den milch- weissen wie Apricosen duftenden Blu- men gewihrt einen tiberraschenden An-

-blick, Von dieser Gruppe gibt es nur

A—5, die werth sind cultivirt zu werden.

23) Die Kleinblatterige Rose (Rosa microphylla) ist eine merk- wiirdige Seltenheit. Die Blatter sind aus vielun kleinen Blattchen zusammen- gesetzt, zuweilen von so vielen, dass an jeder Seite des Blattstieles 15 stehen. Die Zweige sind hellbraun; die aussere Rinde schalt sich oft im Herbste ab, die Zweige selbst haben fast gar keine Stacheln, aber die breiten Kelchréhren- blatter sind dicht damit besetzt, wes- halb die Blumenknospen so stachelig wie ein Igel sind. Diese Rose halt nicht aus, braucht nur wenig geschnit- ten zu werden und verlangt einen war- men sandigen Boden und eine siidliche Mauer um zu gedeihen,

24) Die Vierjahreszeit-Rose

(Rosa damascena) ist eine mehrmals- bliihende Rose und bliihet sehr spat im Jahre, ist jedoch von besseren Yarivta- ten iibertroffen und wird deshalb gar nicht mehr cultivirt.

25) Vierjahreszeit-Moosrose. Diese Rose hat den Charakter der Da- mascener. Das moosartige Ansehen der Blumen wird hervorgebracht durch ganz dicht gestellte driisige Stacheln. Sie bringt zuweilen im Herbste noch eine zweite Bliithe.

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86 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

26) Die Rose von Trianon, Wuchs ist kraftig und keine’ zirtliche Sortie. Form, Farbe und Stellung der Blumen gewohnlich sehr lieblich. Sie bliihet im Sommer in kleinen Biischeln, im Herbst dagegen stehen die Blumen mehr vereinzelt; die Blatter sammlen sich in kleinen Biischeln nahe an den Enden der Triebe. Sehr zu empfehlen.

27) Die mehrmalsbliihende Damascener Rose (Rosa perpetuelle). Diese Gruppe ist mehr wegen ihres Wohlgeruchs als wegen der Grosse und symmetrischen Form ihrer Blumen merkwirdig, jedoch den Remontanten nicht ebenbiirtig. Sie verlangen einen fetten Boden und werden am_ besten wurzelaicht, oder auf niedere Stimme veredel! gezogen.

28) Die mehrmalsbliihende Hy- bride (Rosa hybrida bifera remon~ tante) ist der Chineser Hybride sehr ahnlich, ist ganz hart und wohlrie- chend. Sie passt sowohl zu Stamm- baumehen, niedrig gezogen, als auch zur Topfcultur und zum Treiben, sie unterscheidet sich von der folgenden Gruppe durch die langen trichterférmi- gen Kelchréhren, wahrend jene runde hat.

2) Die mehrmalsbliihende Bourbon-Hybride. Bei dieser herrscht der Charakter der Bourbon- Rose sehr auffallend vor, sie ist von niedrigem gedrungenem Wuchse und als

“hochstiémmig nicht gut zu verwenden.

Die Blumen sind nicht gross aber gut gebaut und werden gewohnlich in Bii- scheln erzeugt.

30) Die Indische Rose (Rosa indica), Die meisten Sorten dieser Gruppe wachsen nicht sehr kriiflig, je- doch ist der Farbenschmelz ihrer Blu- men imposant,

Pimpernellblatterige Rose (Rosa spinosissima bifera) gleicht in allem der Pimpernellblatterigen und ist nur durch die Bliithezeit im Herbste ver- schieden., |

02) Die mehrmalsbliihende Moosrose (Rosa Centifolia muscosa bifera). Es sind dies im Herbste blith- ende Moosrosen, deren Moos aus Drii- sen besteht.

03) Die hochrothe Chineser Rose (Rosa semperflorens). Sie blihet noch sehr spit, ist gegen Kalte etwas empfindlich. Dieselbe

edelt, da sie einen kleinen Strauch bildet; sie muss kurz geschnitten wer- den und einen fetten Boden haben. Holz und Blittchen sind gewéhnlich hochpurpur gefarbt.

34) Die Chineser- oder Mo- nats-Rose (Rosa indica) ist der vorigen sehr dhnlich, unterscheidet sich von dieser durch groéssere Biische, graugriines Holz und griine glinzende Blatter. biumchen, wird aber wie die vorige

am meisten wurzelacht zu Gruppen

verwendet.

gedeihet am. besten wurzelaicht oder niedrig ver-

Bildet sehr schéne Stamm-

35) Die Lawrence- oder Lili- ie put-Rose, Niedrige Rosen von t‘ in ©

der Héhe und schén mit ihren winzig kleinen Bliithen bedeckt, besonders

wenn sie in Tépfen gezogen werden,

36) Die Theerose, Dies ist eine orosse Gruppe, von denen einige we- gen ihrer grossen dicken Blumenblat- ter, andere wegen eines starken thee-

iihnlichen Geruchs und andere wegen

der Zartheit und der schénen Farben ihrer Blumen merkwiirdig sind. Die gelben Theerosen Diese Gruppe ist etwas schwierig zu culliviren, sie verlangen cinen fetten

sind sehr schon,

31) Die mehrmalsbliihende | gut drainirten Boden, kurzesSchneiden, =

~Topfeultur und zum Treiben uniiber-

II, Neué oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 87

und wenn sie im Freien gezogen wer- | chata). Die Blumen, die sich in gros- den, eine trockene, warme Rabatte und | sen Biischeln bilden, erscheinen selten Schutz gegen Frost. Zieht man die | vor dem Spitsommer; ihr eigenthiim- Theerosen an einer gegen Siiden oder | licher moschusahnlicher Geruch ist eine Osten gelegenen Mauer, so wachsen | Eigenschaft, die sie auszeichnet. Sie sie sehr kraftig und bliihen viel frither | ist von harlem Wuchs und am besten und schdner als in freier Lage; fiir | zu Kletterrosen geeignet, ist jedoch | nicht hart und verlangt im Winter ei- trefflich. nen Kasten, liebt Langschneiden.

37) Die Bourbon-Rose. Der 39) Die Noisette-Rose. Die- Schmelz und die Reinheit der Farben, | selben sind harter Natur, haben einen die grossen glatten Blumenblatter, ihr | freien Wuchs und machen grosse Blu- zirkelrunder Umriss und die Schénheit | menbiischel, die spit im Jahre sich ent- des Laubes hat sie zu den vorziig- | wickeln. Hignen sich zu Trauer- und lichsten Lieblingen erhoben. Der lang- | Siulenrosen, auch in hochstémmiger same Friihjahrstrieb stellt sich selten | und niedrig gezogener Form. Muss in vollkommener Schénheit dar, aber | mittelstark geschnilten werden und ist der schnelle Sommerwuchs versorgt | eine nie zu empfehlende Gruppe.

uns mit-einem grossen Vorrath voll- 1 ear Fr. Walter *). kommener Blumen wahrend des Herb- sie inet ont oii stes. Sie ist vollkommen hart und ge- *) He te ph IG pp se ds a deihet in jeglicher Form, sowie auch Baumschulen yon J. Booth und Sohne in in Tépfen und zum Treiben. Flottbeck bei Hamburg béschiftigt, jetzt 38) Die Mo sghusrose (Rosa mo- | Handelsgiirtner in Diirckheim (Bayr. Pfalz).

|

Il. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

a) Beschrieben und abgebildet in | field, befindet und dort zur Blithe ge-

»Gardeners Chronicle.« langte. (1872 p. 571.)

1) Masdevallia macrodactyla Rehb. fil. 3) Lockhartia amoena Rehb. fil. et En- (Orchideae). Hine neue Art aus Neu-Gra- |} gyros (Orchideae). Entdeckt von M. En- nada, eingefiihrt durch die Herren J. Veitch | greg in Costa Rica und im Hamburger bo- und Sohne in London. Zunichst ver- | tanischen Garten zur Blithe gelangt. Sten- wandt mit M. ochthodes und M. verrucosa, gel aufrecht, Blatter dreikantig, abgestumpft. besitzt sie lang geschwanzte Sepalen. Die | Bjymen schén gelb; Lippe mit purpur und Blumen sind griinlich-gelb, Lippe schwarz- | giyichen mit braun gezeichnet. purpur mit 2 braunen Nerven bis zu den (1872 p. 666.)

Petalen. . . } Biss bs ate ee Bee 4) Eria Berringtoniana Rehb, fil. (Or- 2) Masdevallia ignea Rchb. fil. var. | chideae). Fine sehr unerwartete Neu-

Marshalliana. _(Orchideae), Hine ,Abart | heit eine pigantische Eria flava, eine mit gelblichen Blumen, die sich im Besitze | Traube mit Blumen tragend, welche den-

von W. Marshall, Esq. in Clay Hall, En- | jenigen von Sarcopodium Lobbi sehr ahn-

88

lich sind. Die Blumen sind zuerst gelb- lichgriin, die Seitensepalen und die Lippe innen mit purpurnen Strichen gezeichnet; spater bekommen sie eine Ocherfarbe. Die Aussenseite der Sepalen ist mit sehr kur- zen weissen, arachnoiden Haaren bedeckt. Stammt aus Borneo und bliihte bei A. D. Berrington, Esq. in Pant-y-Goltre, Aber- gavenny. (1872 p. 666.)

5) Trichoglottis fasciata Rehb. fil. (Or- chideae). Hine ostindische Pflanze mit dem Habitus einer Renanthera, aber mit sehr kurzem Bliithenstande und grossen, Phalaenopsis Ahnlichen Blumen. Es ist die schénste der bis jetzt bekannten Arten dieser Gattung. Die Hauptfarbe der Blu- me ist weisslich, mit gelben und purpur- farbenen Flecken. Befindet sich in den reichen Ktablissements der Herren J. Veitch und W. Bull. (1872 p. 999.)

6) Alsophila Scottiana Baker (Filices). Stammt aus der temperirten Zone des Hi- malaya, in einer Hohe von 5—6000 Fuss und wurde von Mr. John Scott und Mr. C. B. Clarke entdeckt und in trockenen Exemplaren nach Kew gesandt. Der Stamm erreicht eine Héhe von 20—25 Fuss, ist sehr robust und proliferirend. Stengel 11/.—2 Fuss lang, am Grunde 4—41/, Zoll im Umfange habend; unbewaffnet, in dem untern Theile mit linearen, zugespitzten, braunen Spreuschuppen bedeckt. Wedel langlich deltoid, 6—10 Fuss lang, 4 Fuss oder mehr breit, doppelt gefiedert, fast le- derartig, oben dunkelgriin, mit Ausnahme der Spindel glatt; dieselbe ist mit anlie- genden rostfarbenen Haaren bedeckt. Adern alle einfach, zu 5—6 Paaren auf jedem Seg- mente. Fruchthiufchen auf dem Riicken der Adern, dicht an der Mittelrippe.

(1872 p. 699.)

7) Odontoglossum ulopterum Lind. et Rehb. fil. (Orchideae). Eine bei Herrn Linden in Briissel wahrscheinlich aus Neu- Granada oder Ecuador eingefiihrte Or- chidee mit langer Blithenrispe und Blu- men, deren Sepalen braun sind und am Riicken einen griinen Kiel haben. Petalen

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

gelb, mit zahlreichen braunen Fiecken. Hypochil weiss mit 2 purpurnen Flecken an den hintern Hornern. Kpichil _ gelb, mit zahlreichen braunen Flecken.

(1872 p. 781.)

8) Odontoglossum spilotanthum Lind. et Rehb. fil. Von Wallis in Ecuador ent- deckt und mit dem vorigen nahe verwandt, jedoch durch den basilaren Theil der Lippe gut unterschieden. Blumen weisslich mit braunen Flecken. Blihte im Etablisse- ment Linden. (1872 p. 731.)

9) Pleurothallis lateritia Endr. et Rehb. fil. (Orchideae). Eine kleine, rasenbildende Art in der Weise von P, Grobyi, mit klei- nen ziegelrothen Blumen. Wurde durch Endres in Costa Rica entdeckt und an den botanischen Garten in Hamburg gesandt.

(1872 p. 731.)

10) Trichopila rostrata Rehb. fil. (Or- chideae]. Bei Herrn Stuart Low zur Blithe gekommen und weisse Blumen tragend. Stammt aus Neu-Granada. Scheinknollen linear-zungenformig, Blatter zungenformig, zugespitzt. Blithenstiel zweiblumig.

| (1872 p. 798.)

11) Alocasia Marshalliana hort. Bull. (Aroideae). Eine knollentragende Art aus Ostindien, welche mit A. Jenningsi sehr nahe verwandt ist. Sie wurde zwischen Orchideen aus Ostindien bei Herrn Mar- shall in Enfield eingefiihrt. Von A. Jen- ningsi unterscheidet sie sich durch einen breiten grauen Lingsstreifen, welcher das ganze Blatt durchzieht.

(1872 p. 801 Fig. 186.)

12) Phalaenopsis Veitchiana Rehb. fil. (Orchideae). Scheint ein natiirlicher Bast- ard zwischen Ph. equestris und Ph. Schil- leriana zu sein. Die Bliithenithre ist der- jenigen von Ph. equestris sehr Ahnlich; aber linger und steht nicht so lange in Bliithe, wie jene. Die Blumen sind denen von Ph. Schilleriana sehr ahnlich, aber kleiner, purpur, mit weisslichen Randern an den Sepalen und Petalen. falls purpur, am Grunde mit dunkleren

Lippe eben- ~

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II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 89

Flecken und mit gelben, braungesprenkel-

tem Callus; die Blatter ahneln den blass

gezeichneten von Ph. Schilleriana sehr, (1872 p. 935.)

13) Pentstemon Menziest Hook. var. Ro- binsont Th. Moore. (Personatae). Von der Californischen Sierra Nevada durch Mr. Wm. Robinson im Etablissement Veitch eingefihrt. Hine halbstrauchige, aufrechte, Pyramiden bildende Pflanze mit runden glatten Zweigen. Blatter glatt, etwas fleischig, rundlich oder eiférmig, zuge- spitzt, gesagt, fast sitzend. Bliithenstand verastelt, aufrecht, vielblumig; Blumen einen Zoll Jang, violett.

(1872 p. 969 Fig. 227.)

14) Oncidium alcicorne Rchb. fil. (Or- chideae). Hine aus Neu-Granada stam- mende, mit O. pyramidale Ldl. verwandte Art. Scheinknollen lainglich. Blatter zun- genformig spitz; Bliithenrispe bis 30 Zoll lang; Blume 4hnlich denen der obenge- nannten Art, gelb mit sehr blassen Stri- chen auf allen Theilen; das Siulchen ist sehr interessant gestaltet, Wurde durch Mr. Bowmann bei Wilson Saunders, Esq. eingefiihrt und blihte dort im Frihjahre 1872, (1872 p. 969.)

15) Odontoglossum stenochilum Lind. et Rehb. fil. Eine eigenthiimliche Art, in der Weise von O. pardinum Ldl. mit tief- gelben Blumen, bedeckt mit zahlreichen schénen dunkelbraunen Flecken. Lippe gelb. Saulchen weisslich an der Spitze braun, Wabhrscheinlich eine Einfiihrung

(1872 p. 969.)

16) Liparis Saundersiana Rechbd. fil. (Orchideae). Verwandt mit L. Wendlandi Scheinknollen eiférmig, Blatter glanzend, herzformig, langlich gespitzt, kurz; Bli- thenstiel 2 Zoll lang, violett, an den Spitzen griin. Sepalen griinlich, Petalen, Lippe und Saulchen dunkelviolett. Stammt von Jamaica und bliihte im Garten des Hrn. Wilson Saunders. (1872 p. 969.)

17) Catasetum scurra Rehb. fil. (Orchi- deae). Eine ebenfalls im Besitze des Hrn, Saunders, Esq., befindliche neue Art, zu- nichst mit ©. Warscewiczii verwandt. Scheinknollen 1—11/, Zoll lang, Blatter ge- stielt, langlich-lanzettlich, spitz. Traube hingend, mit 5 Blumen, von der Grosse . wie ungefahr Odontoglossum pulchellum. Sepalen langlich, weiss, mit schénen gri- nen Adern. Petalen breiter, kiirzer und runder, ebenfalls weiss mit griin geadert. Lippe dreispaltig; Seitenlappen aufrecht, rhomboidisch, gezihnelt. Stammt aus De- merara. Blumen sehr wohlriechend.

(1872 p. 969.)

18) Oncidium (Cyrtochilum) insculptum Rehb. fil. (Orchideae), Eine sehr interes- sante Pflanze mit einer sehr reichen In- florescenz; die Blumen sind 2/3 so gross als diejenigen von QO. crispum Lodd. Das Riicken-Sepalum ist klauig, mit. einer lang- lichen Scheibe und sehr wellig, braun, mit weissgelben Rande. Die Seitensepalen sind sehr Ahnlich, aber schmiler und am Grunde verwachsen; die Petalen sind gleich den Sepalen gestaltet, aber kiirzer gestielt. Lippe zimmtfarben, am Grunde weisslich gelb. Blihte bei Hrn. J. Day, Esq.

(1872 p. 1035.)

19) Octomeria tricolor Rcehb. fil. (Or- chideae). Stammt wahrscheinlich aus Bra- silien und blihte im Saunders’schen Gar- ten. Eine kleine Art mit weissen Blumen, der hintere Theil der Lippe purpur, gelb gekielt. (1872 p. 1035.)

20) Odontoglossum ringens Rchb. fil. (Orchideae). Eine sehr sonderbare und interessante Art, in der Stellung der Bli-

‘thentheile lebhaft an Oncidium phymato-

chilum oder O. ochmatochilum erinnernd. Die Blumen sind so gross, als bei Odonto- glossum laeve; aber die Sepalen sind spitz und die Petalen am Rande sehr gekraust. Die ganze Blume ist nanking-schwefel- gelb, wie bei Oncidium Warnerianum; die Petalen haben 8—9 schwarzpurpurne Langs- streifen, gleichfarbig sind auch die Sepa- len linirt. Bliithenstand sehr reichblumig.

‘als” fusslange Bl: Blatter.

90

Ist wahrscheinlich einé der peruvianischen

Einfiihrungen des verstorbenen Pearce und

befindet sich im Besitze der Herren Veitch. (1872 p. 1085.)

21) Masdevallia coriacea Ldl. (Orchi- deae). Lindley Orchid. Linden. p. 4. Eine zwar schon von Hartweg, Linden und Schlim bei Begota gesammelte, aber erst in neuerer Zeit durch Weir und Bruck- miller in die englischen Garten lebend eingefiihrte Art. Blume weisslichgelb, mit vielen braunlich-purpurnen Strichen an den Nerven; und der Riicken ist ebenfalls purpurn. Diese Art erreicht zwar nicht die Schénheit der M. Lindeni André und der M. Harryana Rehb. fil., bleibt aber dennoch eine willkommene Bereicherung unserer Collectionen. Im Besitze der Her- ren Veitch. (1872 p. 1076.)

22) Odontoglossum Coradinet Rehb. fil. Wahrscheinlich ein Bastard zwischen Odon- toglossum triumphans und _ irgend einer der erstgenannten et Pari Eibibion: Blu- men besitzen eine schéne dunkelschwefel- gelbe Farbe mit einigen nussbraunen Flecken. Lippe weisslich, ebenfalls mit einigen brau- nen Flecken. Im Uebrigen hat die Blume einen diinneren Callus und eine schlankere Gestalt. Erzogen durch die Herren Chesterton und Coradine, wurde die Pflanze za Khren des Letzteren, auf speciellen Wunsch des Ersteren, benannt. Im Be- sitze des Etablissements Veitch.

(1872 p. 1068 Fig. 251.)

23) Batemannia Burtii Endr. et Rehb. fil. (Orchideae). B. meleagris var. Burtii Rehb. fil. in litt. Eine interessante und sehr eigene Art. “Sie tragt viele mehr Die Blumen ‘hneln sebr denjenigen von B. meleagris; sie sind braunlich; die Petalen sind an der Basis weiss und tragen 2 grosse schwarze Flecken. Die Lippe ist weiss. Wurde 1867 in Costa Rica durch M. Endres entdeckt, Bei Herrn W. Burnley Hume, Esq. kam ein

aus dem Etablissement Veitch erworbenes

Exemplar in Bliithe. (1872 p. 1099.)

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

|

24) Olearia Haastii Hook. (Compositae) (Eurybia parviflora h. Veitch). Hin klei- ner, verdstelter Strauch aus Neuseeland, in Ktablissement Veitch eingefiihrt. Blat- ter */s—11/3 Zoll lang langlich oder eifér- nh uw mig, stumpf, sehr lederig, ganzrandig; | oberhalb griin und glinzend, unterhalb - si weiss, matt, Bliithen in einer lockeren Dol-- dentraubé. Involucrum cylindrisch, Schei- den dachziegelformig, ~ langlich, stumpf, glatt. Randblumen wenig, breit, Pappus weiss, ungleich. Achenen leicht Sarees

(1872 porlT94 Fig. 274.)

25) Aerides Houlletianum Rehb. fil. (Orchideae), Blatter zungenformig, an der Spitze zweispaltig. Traube vielblumig.

Blumen gross, fleischig. Sepalen und Petalen gelb, mit purpur gezeichnet, Lippe weiss und mit verschiedenen

amethystfarbenen Flecken gezeichnet, der hintere Theil ist ganz amethystfarben. Der braune Sporn mit gelber Spitze ist ganzlich von der Lippe verdeckt. Nahe verwandt mit Aerides faleatum Ldl. und im Besitze des Herrn Liddemann in Paris. (1872 p, 1194.)

26) Odontoglossum grande Ldl. var. splendens. (Orchideae). Eine bei Mr. Wil- liam Bull befindliche Abart mit fast weis- ser Lippe und purpurbrauner Zeichnung.

27) Oncidium crispum Lodd. var. sub- laeve. Kine im Hamburger botanischen Garten befindliche Varietat, der die mit Callus parallel laufenden Reihen von War- zen an der Lippe fehlen.

23) Zypopetalum (Kefersteinia) lacteum Rehb. fil. Eine der K. graminea ahnliche Pflanze, mit ausnehmend derben Blattern. Blumen klein, weiss am Grunde mit eini-

gen braunen Punkten und Strichen, Von

Herrn G,Wallis in Chiriqui entdeckt, spa- ter auch von W. Endres gesammelt und im Besitze der Herren Linden in Briissel und Veitch in Chelsea. (1872 p. 1290.)

29) Odontoglossum purum Rehb. fil. (Or- chideae). Kine mit O. Wallisi Lind, et Rehb. fil. nahe verwandte Art, im Etablis- sement der Herren J. Veitch und Sdhne

een. tamer 2 Er ne

. II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 91

aus Neu-Granada eingefihrt. Blumen hell- gelb mit braunen Flecken. Lippe weiss. Eine Art zweiten Ranges.

(1872 p. 1823.)

30) Acrostichum Prestoni Baker (Fili- ces). Wurde von Mr. Glazion, dem uner- miidlichen Curator des Kaiserlich Botan. Gartens in Rio Janeiro in den WaAldern der Umgegend dieser Stadt entdeckt, und durch Rey. A. T. Preston lebend in Kew eingefihrt. Nahe verwandt mit A. scolopendrifolium Raddi, mit dem es in Grésse und Textur der Blatter und in dem Charakter der Spreuschuppen iiberein- stimmt. Die grossen sterilen Blatter sind lanzettlich-zungenformig, 12—16 Zoll lang, 2—21/. Zoll breit; der 3— 10 Zoll lange Stiel ist dicht mit langen, linearen, fast schwarzen Spreuschuppen bedeckt. Der Blattrand ist mit dichtstehenden braunen Spreuhaaren besetzt; die lanzettformigen fruchtbaren Wedel sind 4 Zoll lang, 1 Zoll breit und haben lingere Stiele als die un- fruchtbaren. Gehdrt in die Section Ela- phoglossum. (1872 p. 1555.)

31) Sarcanthus mucrodon Rchb. fil. (Orchideae). Eine kleine Art mit gelb- lichen, purpur gestreiften Flecken, die kei- nen blumistischen Werth hat. Wurde durch Oberst Benson aus der Prisident-

schaft Madras an die Herren Veitch und -Sdhne in Chelsea gesandt. |

(1872 p. 1555.)

32) Asparagus aethiopicus var. ternifo- lus Baker (Liliaceae-Asparagineae). Bak. in Saunders Refug. bot. t. 261. LEine glatte, verastelte, rankende Art und wurde yon Mr. Thomas Cooper in Stidafrica ent- deckt. Blatter zu drei stehend, 11/, Zoll lang, linearlanzettlich, scharf zugespitzt. Blumen in zahlreichen achselstiindigen Trauben dichtgedrangt, reinweiss, herma-

phroditisch. (1872 p. 1588 Fig. 338.)

33) Gymnogramme decomposita Baker (Filices). Von den _ siidamerikanischen Anden bei Veitch eingefiihrt und dem Kew-Garten mitgetheilt. Blattstiele stark

glanzend, nussbraun, avfrecht, mehr als einen Fuss lang, bis zum Wedel rinnig, unterhalb abgerundet; am Grunde schwe- felzelb bestaubt. Wedel fast aufrecht. 15— 18 Zoll lang, lanzettlich-deltaformig, vier- fach gefiedert, pergamentig, auf beiden Seiten glatt. Spindel nussbraun, glatt, Fiedern dicht, lanzettlich-deltoid, Endseg- mente linear, zugespitzt, Adern gabelfor- mig. Fruchthaufchen schwefelgelb. (1872 p. 1587.)

34) Listrostachys cephalotes Rchb. fil. (Orchideae). Eine merkwiirdige Neuheit aus dem westlichen tropischen Afrika. Der Bliithenstand ahnelt in seiner Form dem Képfchen einer Composite. Die Blumen sind kaum groésser als diejenigen von Sar- canthus rostratus und sind in ihrer Struc- tur sehr einfach und haben eine weisse Farbe. Die Art ist am nichsten verwandt

mit Listrostachys (Angraecum) capitatum

Ldl. Die Pflanze ist im Besitze von W. Wilson Saunders, Esq. in Hillfield House, Reigate und steht unter der sorgsamen Pflege von Mr. Green.

(1872 p. 1687.)

35) Stelis canaliculata Rehb. fil. (Or- chideae). Hine kleine, unscheinbare Art, mit kleinen gelben Bliimchen von der Grésse eines Hirsenkorns; sie stammt aus Bogota und befindet sich in der Saunders’ schen Sammlung. (1872 p. 1718.)

(Ender.)

b) Im Cataloge von Herrn James Veitch and Sons (Royal Exotie Nur- sery, Kingsroad, Chelsea, London), em- pfolene neue Pflanzen, mit den uns vom Herrn Veitch mitgetheilten Clichés.

36) Dracaena Weismanni. Sehr schone neue buntblitterige Dracaena aus der Sippe von Dr. Jacquini (ferrea). Blatter verhaltnissmassig schmal und lang, gracil iberhingend bronzeroth und mit rothen Rindern. Die jiingeren Blatter sind zum Theil am Rande rahmweiss gefarbt, wo- durch ein sehr schéner Farbencontrast entsteht.

9? Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Dracaena Weismanni.

Auch in Gardners Chronicle als eine hervorragend schéne Neuheit bezeichnet und auf mehreren Ausstellungen Englands mit einem Certificat erster Klasse gekront.

37) Dracaena Youngii, Aus der glei- chen Sippe mit der vorhergehenden, ge- hort die in Rede stehende im Gegentheile zu den breitblatterigen Formen mit schwach iiberhingenden Blattern.

Die Farbe der iltern Blitter ist ein gliinzendes Kupferroth, wahrend die jiin- gern Blatter schon hellgriin mit rosenfar- benem Schein, |

Alle Blatter tragen viele dunkelrothe Streifen. Diese ebenso schéne als em- pfehlenswerthe Neuheit, ward vom Herrn J. R. Young in Sidney (Australien) Hrn. James Veitch gesendet und daher zu Ehren des Ersteren benannt.

III. Notizen. 93

Dracaena Youngii.

a

lil.

1) Professor K, Fuss bemerkte September 1871 an der Spitze der Zweige eines auf Quittenunterlage veredelten s. g. Zwergbirne-Baumes, kleine kaum nuss- grosse unreife Friichte, welche wahrschein- lich aus Bliithen, die in der Sommerzeit

im | fallen, sich entwickelt hatten.

Notizeuw.

Die Spitze eines Zweiges bot eine eigenthtimliche Bildung aus einer Birnenfrucht war ein Zweig herausgewachsen, der an _ seiner Spitze sogar eine Bliithe hervorgebracht hatte,

94

Der Zweig war noch im Saft und Le- ben, nur die Spitze war abgewelkt und todt. Der unterste Theil hatte ganz die Gestalt des Fruchtstieles von Birnen, was er auch in der That war; die Anschwell- ung der Frucht ist im Anfange nicht re- gelmassig gerundet, sondern hie und da eingebuchtet und an dem oberen Ende ein- gedriickt; in der Mitte dieser Einsenkung sind noch neben der Basis eines daselbst emporsteigenden Zweigleins die Ueberbleib- sel des ehemaligen Kelchzipfels in noch saftigem Zustande, ja einer der Zipfel hat sich zu einem voOlligen gestielten Blatte weiter ausgebildet. Der avs der Birnen- frucht emporsteigende Zweigtrieb ist ganz normal gebildet, mit gut entwickelten Kndspen, mit Narben der abgefallenen Blatter und mit zwei noch angehefteten Blattern. Oben sitzt der vertrocknete Stiel einer in den Resten des Kelches und der Staubfaden erkennbaren Bliithe auf.— Hin Querdurchschnitt durch die Mitte der Fruchtanschwellung zeigt kein Samenge- hiuse, keinen Holzring, wohl aber einige Gefassbiindel in der Achse der Frucht, die wahrscheinlich die verlingerten Gefass- biindel des Fruchtstieles sind, und weiter oben dann ausserhalb der Frucht die Holz- biindel fir den Zweigtrieb abgeben.

Prof. Fuss spricht (Mitth. d. sieb. Ver- eins f. Naturw. Hermannstadt XXII. 1872) die Ansicht aus, dass diese Missbildung Folge der im Jahre 1871 eingetretenen meteorologischen Verhaltnisse sein Giirfte. Der warme Frihling begiinstigte des Bliihen der Biume; das darauf eingetretene bis in August fort andauernde Regenwetter befor- derte die Blatterbildung und das rasche Wachsthum der Pflanzen; die zweite Hiilfte Augusts und der September waren wieder trocken und warm, so dass an mebreren Biumen und Weinstécken neue Bliithen bemerkt wurden. (S—r.)

2) In der Sitzung der Kais, Akademie der Wissenschaften in Wien am 14. No- vember 1872 sprach Professor Bohm iiber die Bildung von Sauerstoff durch griine in kohlensiurehaltiges Was- ser getauchte Landpflanzen und

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

lieferte den Beweis, dass nicht dié vom Wasser absorbirte Kohlensaure direct von den chlorophyllfiihrenden Zellen aufgenom- men werde, sondern dass die Versuchsob- jecte sich vorerst mit einer kohlensaure- haltigen Atmosphare bekleiden, um dann zu fungiren, wie unter normalen Verhalt- nissen, Prof. Bohm stiitzt seine Beweise auf folgende Thatsachen:

1) Blatter von Juglans u. a. in kohlen- siurehaltiges Wasser gebracht und dem Sonnenlicht ausgestellt, sonderh nur sehr wenig Gas ab, wenn die sich auf selben bildenden Blaschen gleich im Beginne des Auftretens entfernt werden.

2) Wird der Absorptions-Coefficient des Wassers fiir Kohlenséure durch Erniedrig- ung der Temperatur, oder durch Druck erhoht, so unterbleibt die Gasabscheidung, wihrend unter gleichen Verhaltnissen gasformige Kohlensiure noch zerlegt wird.

3) Die Gasabscheidung unterbleibt auch, wenn man die Blatter vor dem Versuche mit Wasser injicirt und so die Bedingung fiir die Blaschenbildung auf denselben ver- mindert. Injicirte Blatter von Landpflan- zen bilden aber in kohlensaurehaltiger At- mosphare noch viel Sauerstoff.

Ferner gibt Dr. B6hm noch zur vor- liufigen Mittheilung, dass

1) griine Landpflanzen bisweilen in koh- lensiurehaltiger Atmosphiire dem Volumen nach mehr Sauerstoff bilden, als von der in Verwendung gekommenen Kohlensaure zerleet werde; diese ist durch die Bildung von Kohlensiure Jebender Pflanzen in sauerstofffreien Medien bedingt noch nicht ist erwiesen, ob dabei auch Atiegiaa gebildet werde.

2) Die Spiralgefasse fiihren den Holz- zellen den zu ihrer normalen Function no- thigen Sauerstoff zu; die in ihnen enthal- tene Luft ist stets sauerstoffiirmer als die der Atmosphire.

3) Die Spiralgefiisse im absterbenden Holze fiillen sich mit Thyllen und mit ei- ner gummi- oder harzartigen Substanz, in Folge dessen selbe fir die Luft vollig im- permeabel werden; nur bei wenigen Pflan- zen bleiben die Spiralgefasse im erkrank- ten Holze leer. (S—r.)

IV. Personalnotizen und Neuestes. 95

VV. Personalnotizen und Neuestes.

1) Prof. de Notaris in Genua ist zum Prof, d. Botanik an die Universitat in Rom berufen. (S—r.)

2) Prof. Delpino am Forst-Institute in Vallombrosa begleitet als Naturforscher das k, Schiff »Garibaldi« auf der Weltum- segelungsreise. (S—r.)

3) Dr. E. Beccari ist nach einer 51/, monatlichem Reise auf Neuguinea ange- langt; er hat bis jetzt (nach einem Sckrei- ben an den Marg. J. Doria in Genua d. d. Sorong 21. Juni 1872) 500 Phanoragamen gesammelt; er bemerkt aber, dass die Flora nicht zur Hilfte so reichhaltig sei wie jene auf Borneo. (S—r.)

4) Witterungsverhiltnisse in Oesterreich. In der Januar-Versamm- lung der zoologisch-botanischen Gesell- schaft zu Wien berichtete Hr. Berroyer uiber zwei von ihm im Laufe dieses Win- ters in die nachste Umgebung Wiens un- © ternommene botanische Excursionen, die ' eine am 8. December 1872 auf den Kah- lenberg, allwo -Phanerogamen - Arten blihend gefunden wurden , die andere am 5. Januar a. J. auf den Maaberg nachst Médling, wo er 7 Pflanzenarten, darunter Primula Auricula in Blithe fand.

Hieran knupfte Dr. Reichardt die Mittheilung, dass er am 4. Januar im bo- tanischen Garten 33, am 6. Januar in der Modlinger Klause und Brihl 37 Phanero- gamenarten, darunter Stipa pennata, Hrica carnea bliihend antraf. Nachst Gaya in Mahren beobachtete Hr. Kugler am 27. December vy. Js. 28. Arten in Blithe, am 17. Decbr. pflickte Hr. v. Miggenburg zu Vinkovie (Croatien) einen Himbeerzweig mit 12 reifen Friichten.

Aus Gorz wird der N, Fr. Presse d. d. 2, Januar geschrieben, dass an diesem Tage in dem Garten eines Fabrikanten eine ziem- liche Anzahl reifer Pflaumen als zweite Ernte gepfliickt, und den Kindern des Erzherzogs Karl Ludwig als Merkwiirdig-

keit zum Geschenke verehrt wurden. Der beziigliche Baum ist eine wahre Speciali- tit und soll in seiner Krone alle Varieta- ten von der reifen Frucht bis zur Bliithe enthalten.

Aus Buzenic Sello in Croatien wird der »Tagespresse« d.d.16.Januar geschrie- ben, dass die Fliederstriuche schon 1

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Schuh langen Trieb haben, und bei dieser Witterung zu erwarten steht, dass sie langstens in 14 Tagen in schonster Blithe stehen werden. Am obigen Tage wurden zwei lebende Maikafer gefunden; ferner, dass in Presburg in einem Garten sich blihende Pfirsichbiume vorfinden, wie ein nach Wien gebrachter Zweig bewiesen hat, und schliesslich, dass in einigen Gar- ten Wiens die Pflanzen der Pfingstrose schon mehrere Zoll hoch emporwachsen.

(S—r.)

5) Expedition in dasInnere Aus- traliens. So eben geht uns der Bericht zu, dass Herr >Ernest Giles« von sei- ner Kntdeckungsreise zuriickgekehrt ist, die derselbe, unterstiitzt von Baron Ferd. von Miller und auf eigene Kosten unter- nommen hatte. Derselbe ging von Cham- bers Pillar (250 s. Br.) ab, verfolgte nord- westlich den bis dahin aufwirts unbekann- ten Fiuke-Fluss durch das Brichauff-Ge- birge in einer viele Meilen langen engen Schlucht bis zu dem grossen Mac Donnells Range, in dessen Culminationspunkt die- ser Fluss entspringt. Das Mac Donells- Gebirge erwies sich als noch 120 engl. Meilen weiter westwarts erstreckend, dann aber in dieser Richtung aufhérend und in die grosse Wiiste des Innern iibergehend. Die héchsten Berge in Mac Donnells Range erheben sich ungefahr 4000 Fuss iiber das Meer und 2000 Fuss iiber das umgebende Wiistenland und nannte B. v. Miiller die héchsten Spitzen Mount Giles, Mt. Sonder, Mt. Zeil, Mt. Heuglin und Mt. Liebig. Ausser dem Fiuke-Fluss entspringt diesem grossen Gebirgszuge kein anderer Flusg

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96 Gartenflora Deutschlands,

auf der Siidseite, ob an der Nordseite Wasser entspringt und in ein Flussgebiet sich sammelt, bleibt spaterer Forschung vorbehalten. Siidlich vom Mac Donnells Range, findet sich eine fruchtbare Oasis (Edith) und noch siidlicher ein anderer neu entdeckter Gebirbszug »Gill’s Range.« An den Flissen und Biachen dieses isolir- ten Gebirges wohnen zahlreiche Einge- borene, welche sich aber feindselig verhiel- ten. Noch weiter siidlich breitet ein gros- ser, aber nicht tiefer Salzsee seine Wasser- flaiche vom 131 bis zum 129 Meridian d6st- lich von Greenwich und zwischen 24 und 259 s. Br. aus. F. Miller hat dieses Was- serbecken Amadeus-See genannt. Vom nordlichen Ufer dieses Sees erblickte Giles jenseits im Siiden ein anderes Gebirge, das F. Miller »Mount Olga<, nach der Kénigin von Wirtemberg genannt hat.

Der Umfang des Territoriums, welches EK. Giles auf dieser Reise, und zwar theils durch wasserlose Wiisten mit vielen Drang- salen und Gefahren durchzog’, mag unge- fahr dem Irlands entsprechen. Sein Journal und die gesammelten Pflanzenschitze hat derselbe Baron v. Miller titbergeben und unter Jetzteren finden sich ungefahr 8 neue unbeschriebene Arten, wie ein neues Genus der Lineae, eine neue Anthocercis, New castelia, Stackhousia u. a. m.

Gegenwartig riistet sich dieser Forscher schon zu einer neuen Reise mit dem Zwecke, das dstliche Hnde des Amadeus-See zu umgehen, um zunachst Mt. Olga zu er- reichen und von da aus bis zum Gebiete des Murchison Flusses in West Australicn vorzudringen und damit der allmilig wei- ter ins Innere vordringenden Colonisation die Wege zu bahnen.

So reihet sich in dem noch vor einigen Jahrzehnten ganz unbekannten Innern Aus- traliens, ahnlich wie in Afrika, Entdeckung an Entdeckung und wie lange wird es noch dauern, bis man mit dem Dampfross durch

Russlands und der Schweiz. maw,

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die unwirthbaren Wiisten des Innern Austra- liens dahin braust und die fruchtbaren Ge-) é

genden dieses Erdtheils alle colonisirt sind, wahrend die hohen Gebirge gleich denen Kuropas von Pet eS besucht

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Manner Wie F. Miller, R * Sahompureke Moore und andere sorgen gegenwartig da- fiir, dass die schénen, interessanten und niitzlichen Pflanzen Australiens in die Gir- ten des ganzen Erdballes einwandern k6n- nen und alle die in Australien gemachten Entdeckungen zum Gemeingut der Wissen- schaft werden.

6) Herr Maurer, Sohn des Herrn Hof- gartners H. Maurer in Jena, ist als Botani- scher Gartner am Botanischen Garten in Jena, an Stelle des Hrn. Baumann, ange-

stellt worden.

7) Die Internationale Gartenbau - Aus- stellung in Gent wird am 380. Mai erdffnet.

-Das Preisgericht versammelt sich am 29,

Marz,

8) Die Bayerische Gartenbau - Gesell- schaft erdffnet vom 27. April bis zum 4. Mai eine Allgemeine Blumenausstellung im Glaspalaste zu Miinchen. Anmeldungen von Seite der Exponenten miissen nebst Ver- zeichnissen 8 Tage vor Eréffnung der Aus- stellung mit Angabe des Raumbediirfnisses dem Ausschuss der Bayerischen Garten- bau-Gesellschaft in Minchen angemeldet werden. Zahlreiche Preise von 4 bis 30 fl. sind ftir Neuheiten und die verschieden- artigsten Zier- und Nutzpflanzen in 62 ver- schiedenen Concurrenzen ausgestellt. Fir die wichtigsten Concurrenzpunkte sind be- sondere Preise fiir Gartenvorstiinde und Handelsgirtner ausgestellt.

Das specielle Progamm wird auf Ver- langen vom Ausschuss der Bayerischen Gartenbau-Gesellschaft zugesendet. R,)

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. Originalabhandlungen.

1) Abgebildete Pflanzen.

a) Cypripedium Roezli.

(Siehe Taf. 754.)

Orchideae.

~Caulescens, glaberrimum, Cau- lis 10—12 c. altus, complanatus, folio- rum basibus vaginantibus involutus. Folia disticha, loriformia, acuta, basi vaginata carinala, a medio ad apicem planiuscula, circiter 40 c. m. longa et 4c, m. lata, laevissima. Pedunculus terminalis, foliis paullo brevior glaber, apice 1—pluriflorus. Bracteae compli- calae, ancipites, pedunculum involven- tes, lineari-lanceolatae, acutae, glaberrimae, integerrimae. Ovaria, glaberrima, triangulo - teretiuscula. Sepala difformia. Sepalum supre- mum e basi latiore lanceolato-attenua- tum, obtusiusculum, margine undulatum, circiter 5 c. m. longum et 11/. c. m. latum; sepalum inferius duplo latius, brevius e basi late-ovata paullo atte- nuatum, obtusum, circiter 41/5 c. m. longum et 3c. m. lalum; sepalum ut- rumque e carneo purpurascens, nervis saturatioribus percursum. Petala e basi lanceolata longe acuminato - attenuata, vix spiraliter torta,

sepalis longiora,.

lata, medio viridi-lutescentes, mar- gine purpurascentes. Labellum flaves- cens, circa calceum oblongum purpu- rascens, circiter 4 c. m. longum. Sta- men sterile e basi cuneata rhomboideum, margine basin versus purpureo hirtu- lum. Selenipedium Roezli Rehb. fil. Grifl. 1871 pag. 164.

Das Cypripedium, welches unsere Tafel darstellt, sammelte Roezl in den Vereinigten Staaten Columbiens zwi- schen der westlichen und centralen Alpenkette am Flusse Dagua (vergl. Grifl. 1871 pag. 163). Roezl sagt von demselben, dass die Blatter 3 Fuss lang werden und die Bliithenstengel eine Hohe von 2—3 Fuss erreichen und 15 —2( Blumen tragen. Eins der wenigen von Roezl erhaltenen Exemplare, was die Unbilden der langen Reise ertragen, hat nun im Januar dieses Jahr seine erste Blume entfaltet und nach diesem ist die Abbildung getreulich gemachi. Die Blatter unserer Pflanze sind unge- fahr 11/> Fuss lang und der etwa ein

circites 9 c.m, longa, basi circ, 8c,m, ; Fuss hohe Blithenstiel tragt auf seiner

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98 Gartenflora Deutschlands,

Spitze bis jetzt nur eine Blume. In der neben der Blume emporstekenden Scheide findet sich aber noch die Knospe einer andern Blume und so wird auch unsere Pflanze spater einen mehrblumi- gen Bliithenstand besitzen, Jedenfalls ist von allen bis jetzt in Cultur befind- lichen Cypripedien, das Cypripedium Roezli im Wuchse das tippigste. Die zweizeilig stehenden Blatter umhiillen einen kurzen 5 Zoll hohen Stengel und aus ihrem Herzen erhebt sich der Bli- thenstiel. Dasselbe steht dem Cypripe- dium caudatum Lindl. (Grtfl. 1870 tab. 661 pag. 277) zunachst, unterscheidet sich aber sofort durch die nicht schwanz- formig verlangerten Blumenblatter, durch das Fehlen der Behaarung an Bliithen- stiel, Fruchtknoten und Blumen. Ausser- dem macht die lebhafle Farbung der gelb, roth und purpur niiancirten Blu- men diesen Riesen im Geschlechte der Cypripedien zu einer sehr angenehmen Erscheinung. Wenn diese Pflanze sich nun in unseren Culluren recht heimisch gemacht haben wird und die Bliithen-

Re So a Ly Russlands und der Schweiz, = 8

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stengel eine Traube vieler Blumen tra— gen werden, muss diese Pflanze einen wunderbar schénen Anblick gewihren. Da sich Selenipedium naturlich an Cy- pripedium anschliesst und sich nur kiinstlich durch den &kantigen Frucht- knoten unterscheidet, haben wir unsere Pflanze als Cypripedium Roezli be- schrieben. Unser hochgeehrter Freund, der beriihmte Monograph der Orchi- deen, Hr. Reichenbach fil. scheint diese Art nur vorlaufig benannt, aber noch nicht beschrieben zu haben. Zudem scheint diese Art von ziemlich leichter Cultur zu sein. Wir haben dieselbe in durchbrochene tiefe Tépfe gepflanzt und derselben eine mit Moos ver- mischte Walderde gegeben. Cultur in der warmen Abtheilung des Orchideen-

hauses. (E, R.)

Erklarung der Abbildung, a, Ein bliihendes Exemplar verkleinert, b, ein beblatterter Stengel, c, c, Blii- thenstengel in natiirlicher Grésse.

b) Colchicum byzantinum Gawl.

(Siehe Tafel 755.)

Melanthaceen.

C. byzantinum. Ker Bot. Mag. 1028 et 1122; Roem. et Schult. Syst. J. 1509; Knth. Enum, plant. 4. 140.

C. orientale Friw,, C. flori- bundum Laws. Cit. 6.

Die byzantinische Zeitlose ist je- denfalls die schénste und grésste Art ihrer Gattung und sehr verschieden von C. speciosum Stey., welche falschlich als Synonym yon einigen Botanikern

dazu gezogen wird, Die schénen lila- fleischfarbenen Blumen erscheinen im September zu 4—6 und mehr aus einer Scheide; die langlichen, gefurchten und ziemlich grossen Blatter kommen im Frihling zum Vorschein und erinnern sehr an Veratrum, auch die Zwiebeln sind grésser wie die der iibrigen Col- chicum-Arten,

Im Rasen nimmt sich die Pflanze

recht hiibsch aus, und kann ebenfalls als Einfassung am Rande kleiner Strauch- gruppen Verwendung finden, sie muss indessen im Winter durch eine leichte Laubdecke geschiitzt werden. Die Theilung der Zwiebeln nimmt man am besten nach dem volligen Abwelken der Blatter im Sommer vor, rathlich ist es jedoch die Zwiebeln nicht zu oft aus dem Boden zu nehmen, da durch jahrliches Herausnehmen die Vermehr- ung gehindert wird und die Zwiebeln leiden.

Es folgt nachstehend eine Aufzahl- ung der bekannten Arten von Colchi- cum, von denen indessen manche Art als Synonym zu andern gezogen wer- den diirfte.

C. aestivale Boreau not. 1850, 266. Sommer-Zeillose. Mittleres und westliches Frankreich.

C. aetnense Tineo, Guss. Syn. II, 818. Aetna-Zeitlose. Sicilien.

C. alpinum DC. Rchbch. FI. germ. 10, 425. Alpen- Zeitlose.

C. montanum All. Fl. pendem. 3, 74.

Alpenwiesen der siidlichen Schweiz, Lombardei.

C. arenarium W. u. Kit. Hung. 2, 195 t. 179. Sandliebende Zeitlose. Un- garn, Oberitalien, Taurien.

C. autumnale L. Spec. 485, Herbst- Zeitlose. :

Diese in ganz Deutschland und im Orient verbreitete Art kommt vor mil panachirten Blattern, mit gefiillten und halbgefiillten, mit weissen und dunkel- purpurnen Blumen.

C. Bertolonii Stev. Act. Nov. Mosq. VII, 268. Bertolone’s Zeitlose.

C. montanum Bert. Pl. rar. It. dec. 3. 19.

C. Cupanii Guss. Prodr. I, 450.

C. montanum £#, angustifolium Prsl.

Siideuropa, Orient,

I, Originalabhandlungen. 99

C. Bivonae Guss. Cat. plant. 1821. 72. Bivone’s Zeitlose.

C. latifolium Sibth. Fl graeca 4. 43, t. 850.

C. byzantinum Ten. Syll. 184. 564.

C. tessulatum Mill, Dict. 4.

C. Tenorii Parl. Fl. ital. I, 176.

C. variegatum Biv.

C. lusitanicum Brot.

Siideuropa, Orient.

C. bulbocodioides M. B. FI. 1, 293 et 3, 281. Lichtblumenahnliche Zeitlose.

Bulbocodium vernum Pall. Ind. taur. (non L.) Taurien. C. candidum Schott u. Kotschy Anal. bot. Ill. Weisse Zeitlose. Taurus. C. castrense Nym. Syll. Suppl. 66. Castrense’sche Zeitlose. Frankreich (Tarne: Castre), C. Haynaldi MHeuff. ban. Haynald’s Zeitlose. Banat. C. Kochi Parl. Fl. ital. HI, 188. Koch’s Zeitlose. C, arenarium Koch. Istrien. C. laetum Stev. Act. Nov. Mosq. Vil, 262, t. 13. Freudige Zeitlose. C. autumnale M. B. Fl. 1, 293 (ex parte). Cacucasus, Orient.

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C. latifolium Sm. Fl. graeca IV, 43. Breitblatterige Zeitlose. Griechenland, Orient. C. lingulatum Boiss. Diagn. or. V, 66. Zungenformige Zeitlose. Griechenland. C. multiflorum Brot. Lus. 1. 597. Vielblumige Zeitlose. Portugal, G, neapolitanum Ten, Fl, neap, ve

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100 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Sehwoik:

prodr. app. V, p. 11. 3, 398 tab. 138 Fig. 2. Neapolitanische Zeitlose.

C. autumnale var. neapolitanum Ten.

Cat. sem. 1824, Apenninen.

C. pannonicum Griseb. u. Schenk Wieg. et er. arch. 28, 359. Pannoni- sche Zeitlose.

C. multiflorum Schur.

Banat, Transsylvanien.

C. parnassicum Boiss. Diagn.

ser. II, 4. 112. Griechische Zeitlose. Griechenland.

C. parvulum Ten. Fl. neap. 3. 399. Kleine Zeitlose.

C, alpinum Ten. FI. part. di Nap. 299.

Abruzzen, Griechenland.

C. provinciale Nym. Syll. Suppl. 66. Franzésische Zeitlose.

C. arenarium Gren. u, Godr.

Mittagliches Frankreich.

C. pusillum R. u. Schult. Syst. J.

1520. Zwergige Zeitlose. Creta,

C. Ritchi R. Br.; R. u. Sch. Syst.

J. 1521. Ritchie’s Zeillose. Numidien.

C. speciosum Stev. Act. Nov.

Mosq. VII, 265, t. 15. Prachtige Zeillose.

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C. illyricum Friw, hrb. Orient.

C. Steveni Knth. En. plant. 4. 144, Steven’s Zeitlose,

C. montanum Stev. Act. Nov, Mosq. VII. 267.

Atlasgebirge, Syrien, Persien.

C. Szovitsi F. u. Mey. Lin-

naea 10. 85. Szovits’ Zeitlose. Caucasus.

C. umbrosum Stev. Act. Nov. Mosq. Vil, 268 t. 14. Schattenliebende Zeitlose.

C. arenarium £, umbrosum Bot. Reg. t. 541.

C. autumnale var. M. B. FI. 3. 281.

Taurien.

C. Valery Tineo, Guss. Syn. II

818. Valery’s Zeitlose, Sicilien.

C. variegatum L, Spec. 485.

Bunte Zeitlose. ; Siideuropa, Orient.

C. Visiani Parl. Fl. ital. HI, 175.

Visiani’s Zeitlose. Dalmatien.

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(C. Salomon.)

c) Saururus Loureiri Dne.

(Siehe Taf. 756.)

Saurureae.

S. caule valde angulato, spica folium subaequilonga, staminibus ovaria subae- quantibus, filamentis brevissimis. Decaisne in Ann. d, sc, nat. 1845 ser. Ill, tom, 3, pag. 102. Spathium chinense Lour, Coch, pag. 217. S. cernuus Thbrg. fl, jap. pag. 154. ,

Der Saururus, den unsere Abbildung darstellt, ist in den Graben und an feuchten Orten in Japan eine der ge- meinsten Pflanzen. Die ganze Pflanze ist kahl. Stengel eckig und gefurcht, aufrecht, 11/.—2 Fuss hoch. Blatter abwechselnd, gestielt. Blattstiel sten-

gelumfassend, mit eingerollten iiber- einander fiegenden Blattrandern. Blatt- flache aus speer-herzformigem Grunde langlich-oval, spitz, von 5 Langsner- ven durchzogen, ganzrandig. Bliithen- ihren dem Blatte gegeniiber entsprin- gend, von ungefahr zolllangem Stiele getragen. Bliithenspindel weichhaarig, gleich den Bliithen zur Zeit der Bliithe weiss gefarbt. Bliithenstielchen ab- stehend, einblumig, auf der Spitze eine -nachenformige Bractee tragénd, welche die Geschlechtsorgane stiitzt. Kelch und Blumenblatter fehlen. Staubfaden 6, unterstandig, so lang als der Frucht- knoten mit kurzen Tragern und lang- lichen zweifacherigen Antheren. Frucht-

I. Originalabhandlungen, 101

knoten 3—A4facherig, auf der Spitze 3— 4 zuriickgekriimmte Antheren tragend. spater warzig.

Eine hiibsche perennirende Pflanze mit kriechenden Wurzeln, welche wir bis jetzt im Topfe cultivirten, die aber sehr wahrscheinlich auch im freien Lande aushalt. Das Kraut besitzt beim Reiben einen starken aromatischen Ge- ruch. Die Farbe der Blatter ist ein gesittigtes mattgriin, welche Farbung bei den obersten Blattern oftmals zum silberweiss ausbleicht. (E. R.)

a) Ein Stengel in natiirlicher Grosse. b) Eine Blume vergrdssert. c) Eine ganze Pflanze verkleinert.

2) Begonia semperfiorens als Pflanze des freien Landes in der Krim.

Der Same von Begonia semperflo- rens, den ich von Ihnen im vorigen Jahre bekam, wurde am 20, Marz aus- geséiet, am 15. April wurden die Sadm- linge piquirt, am 10. Mai zu einem Exemplare in kleine Topfe gepflanzt und Ende Juli auf ein Blumenbeet aus- gepflanzt, wo sie Anfang August in Bliithe waren. Die heissen Monate August und September ertrugen sie in voller Sonne ausgezeichnet,. bliihten bis zum 11. December ununterbrochen, wo die oberirdischen Theile durch 3 Grad Frost zerstért wurden.

Die Knollen blieben in der Erde und wurden Ende Januar, wo starkere Froste Zu erwarten waren, herausgenommen; ein Theil wurde versuchshalber in der

Erde gelassen. Kurz darauf erfolgte | ein Frost von 69; das Beet war unbe- |

deckt, die Erde sehr locker; heute zeigt es sich, dass die Knollen vom Froste nicht gelittenn haben, sondern frische junge Triebe machen. Wahrend des Frostes lag kein Schnee.

Chamaerops esxelsa, Poinciana Gil- lesii, Canna indica (von letzterem sind natiirlich die oberirdischen Theile er- froren), haben jenen Frost ohne Be- deckung sehr gut ertragen; ebenso Benthamia fragifera.

Mandeln stehen in voller Bliithe Veilchen duften iiberall; Pfirsiche sind bereit sich zu 6Offnen; Cornus mascula schon im Abbliihen; habe heute ange- fatigen die Pflanzen ins Freie zu bringen,

Marz 6, 1873. Claussen, Obergirtner am Garten zu Nikita in der Krim,

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3) Der Land- und Gartenbau zu Baku am Caspischen Meere.

In Ihrem werthen Schreiben vom 25. November wiinschten Sie einiges Naheres tiber die hiesigen Verhiltnisse zu erfahren. Da ich weder Botaniker von Fach, noch Giartner bin, werden meine Mittheilungen nur die allgemei- nen Verhaltnisse beriihren; indess, da die hiesigen Verhaltnisse, von denen des iibrigen Russland so sehr ver- schieden sind, hoffe ich, dass auch meine Mittheilungen nicht ganz ohne Interesse sein werden.

Der hiesige Boden besteht aus kalk- haltigem Thonboden, entstanden aus Thonschiefer und Muschelkalk, wie die haufig vorkommenden Steinchen bewei- sen, daher reich an Kali, Kalk und Phosphorsdure, enthalt aber selbst in den obersten Schichten nur wenig Hu- mus und Sand. Unmittelbar an der Kiiste des Caspisees findet sich zwar Sand, aber kein Quarzsand, sondern Detritus von Muscheln, den Bewohnern des Caspisees. Dieselben Muscheln ga- ben auch das Material zur Bildung des Muschelkalks her, aus dem alle naheren Berge und der Untergrund bestehen. Haufig tritt der Muschelkalk zu Tage, so dass auf den Stellen das Land so lange unbenutzt bleibt, bis eine Schicht von ohngefahr 1 Meter stark, ausge- brochen und weggefiihrt wird. Die zuriickgebliebene Erde mit dem frischen Kalksteingrus erhalt wihrend der 5—6 Sommermonate durch den Wind noch einen Zuwachs von circa 6—8 Centi- meter Staub (Erde), wird im Septem- ber oder October nach vorhergegange- nem Regen durchgepfliigt, dann gleich mit Weizen beséet und liefert im Mai eine gute Ernte. Im Allgemeinen liefert Weizen die 20—30fache Ernte,

wenn im Winter und im Friihjahr kein Mangel an Regen war, sogar die 50- fache. Ausser Weizen wird hier nur noch Gerste, ebenfalls im Herbst, nur spaiter als Weizen gesaet und ebenfalls im Mai geerntet. In der zweilen Halfte des Juni sind die Felder ganz kahl, und bleiben so bis zum October. Wahrend

dieser Zeit sieht man nur vereinzelte

Biische von Alhagi Camelorum, Pega- num Harmala und Zygophyllum Fabago auf den Feldrandern und auf besonders sandigen Stellen Tournefortia Arguzia, wie auch stellenweise am Meeresufer Convolvulus persicus und Nitraria Scho- beri.

Die grésseren Blocke Kalkstein die- nen als Baumaterial, die kleineren zum Kalkbrennen. Namentlich hier in mei- ner nichsten Umgebung wird viel Kalk gebrannt und gehen taglich grosse Transporte nach der 15 Werst entfern~ ten Stadt Baku.- Als Brennmaterial dient das hier an vielen Stellen aus der

Erde ausstrOmende Gas (-Sumpfgas,-

Methylwasserstoff). Diese Gasexhala- tionen tragen auch die Schuld, dass ich mich hier befinde, denn die Petroleum (Photonaphthyl) Fabrik der transkas- pischen Handelsgesellschaft, die unter meiner Leilung steht, ist nur dieses billigsten und bequemsten Brennma- teriels wegen, hier dicht neben dem indischen Feuertempel, 1858 erbaut worden.

An einzelnen Stellen auf der Halb- insel Apscheron kommt auch Quarz- sand vor; die Verhiltnisse seines Vor- kommens zeigen deutlich, dass er durch orossartige Auswaschungen sich abge- sondert hat. Dieses muss aber vor

sehr langer Zeit geschehen sein, be-—

stimmt friiher als das erste Capitel des 2. Buches der Maccabier geschrieben ist, denn dort ist schon die Rede von dickem schwarzem brennbarem Wasser, und gesagt, dass dieser Ort vom K6- nige der Perser mit einer Mauer ein- gefasst und Nechpar oder Nephthar be- nannt ward. Die Perser nennen auch jetzt noch alles Stein6él, sowohl schwar- zes wie auch weisses, Nephta. Gerade auf diesem historischen Boden findet sich Sand, aber nur auf einigen Stel- len, in stels wechselnder Machtigkeit (bis 2 Meter), da der hiufige Wind, der auch die Veranlassung zum Namen der Stadt Baku (im persischen Bat-kuba, heisst Windstadt, daraus corrumpirt Baku) gegeben, das seinige beitrigt, um den Sand, wenn er sich irgendwo héher aufgethiirmt, bei der nachsten Veranderung der Luftstr6mung wieder auf ein bescheideneres Maass zuriick- zubringen.

An Wasser ist hier im allgemeinen grosser Mangel, und nur wenige Brun- nen liefern gutes Wasser, die meisten Brunnen geben mehr oder weniger salziges Wasser (elwas Kochsalz, viel Glaubersalz enthaltend) manche sogar ein scharf bitter schmeckendes (Chlor- magnesium und Chlorcalcium enthalten- des) Wasser, viele andere wiederum Schwefelwasser. Zu dieser letzteren Gruppe gehért auch der Brunnen hier auf dem Fabrikshofe, der das Wasser zum Bewassern meines Gartens liefert. Frisch geschépft ist der Geruch nach faulen Hiern ziemlich stark, steht das Wasser aber etmige Stunden der Ein- wirkung der Luft ausgesetzt, so ver- liert sich der Geruch und es resulltirt ein gules, weiches trinkbares Wasser.

Ein anderer Brunnen, dessen Was- ser zur Kiihlung bei der Destillation der Naphtha dient, lieferte friiher eben

I. Originalabhandlungen.

103

solches Schwefelwasser, nachdem der Brunnen aber bis auf 9 Cashen (20 Me- ter) abgeteuft ist, resultirt jetzt ein schwarzes Wasser. Es entblésste sich beim Ausgraben eine Eisenquelle, und durch den Schwefelwasserstoff der friiheren Quelle wird Schwefeleisen als schwarzer Niederschlag ausgeschieden, Aus den Kiihlapparaten fliesst das zur Kiihlung gebrauchte Wasser durch un- terirdisch gelegte eiserne Rohren in den Garten und ergiesst sich als Fon- taine warmen Wassers in ein Bassin. Auch dieses Wasser wird zum Begies- sen vorziiglich des Blumengartens ge- braucht.

Durch die hier fast bestandig weh- enden Winde, groésstentheils Nordwind, der oft plotzlich in Siidwind umschlagt, um sich nach einiger Zeit wieder in Nordwind zu verindern, wird eine Un- masse Staub auf nur einigermassen ge- schiitzte Stellen abgelagert. Der Wind ist hier der grésste Feind aller Pflan- zencultur, und daher lassen sich hier Pflanzen, die vom Winde stark leiden, gar nicht cultiviren. So z. B. Kartof- feln und Georginen, die bei verhaltniss- miassig gtinsliger Witterung schon die Hohe von 30— 30d Centimeter erreicht hatten, starben bei heftigem Nordwind in einigen Stunden ab, die Blatter wur- den schwarz, wie verbrannt, und lies- sen sich in der Hand zu Staub zerrei- ben. Die Kartoffeln trieben nicht mehr aus, die Georginen machten zwar neue Triebe, diese erlagen aber demselben Schicksal. Ueberhaupt ist die Cultur der meisten Pflanzen mit filzigen oder stark behaarten Blattern, so der meisten Gesneriaceen sehr misslich, und Pflan- zen, die Moor- oder Torferde verlan- gen, sind hier ginzlich aus der Cultur auszuschliessen. Ich hatte mir z. B. Azalea indica und Camellien kommen

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lassen, hielt sie auch méglich vor Staub geschiitzt; sie kamen auch, zwar kiim- merlich zur Bliithe, als ich sie im Friih- jahr ins Freie, natiirlich gut beschattet und vor Wind geschiitzt stellte, lagerte sich beim nachstem Sturm eine Menge kalkhaltigen Staubes auf ihnen ab, von dem ich die Pflanzen wie auch die obere Schicht der Erde befreite, doch hatien sie hinreichend Kalk abbekom- men, wodurch die Saure in der Erde gesattigt wurde und die Pflanzen gin- gen zu Grunde. Zum Begiessen dieser Pflanzen hatte ich stets nur Regenwas- ser benutzt, so dass wahrscheinlich nur der Kalkgehalt des Staubes die Ursache des Todes war.

Andererseits gedeihen viele Pflan- zen, die zu ihrem Gedeihen viel Kalk im Boden verlangen, wie z. B. die Papilionaceen, Mimoseen, viele Compo- siten, Ranunculaceen, Papaveraceen und die meisten Zwiebelgewachse ganz gut. Robinia pseud-acacia, Acacia Julibris- sin, Gleditschien, Poinciana Gilliesii wachsen rasch und bliihen schon jung, Acacia horrida leidet dagegen vom Frost, der sich fast jedes Jahr Ende Januar oder Anfang Februar einstellt, treibt aber bald wieder aus der Wur- zel Schosslinge, die in einem Jahr bis 2 Meter hoch werden und deren bis 5 Centimeter lange weisse Stacheln von den gefiederten lebhaft griinen Blittern artig abstechen. Gebliiht hat indessen noch kein Exemplar. Nico- tiana glauca wachst hier gut und pflanzt sich durch Samenausfall fort; 3—4jah- rige Exemplare mit einem Stammdurch- messer von 6—8 Centimeter leiden zwar vom Froste, treiben aber im Frih- linge Schésslinge von 4—5 Meter Hohe, die im Sommer reich bliihen und deren grosse blaiulich griine Blatter noch jetzt im Januar nicht abgefallen sind,

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, Ses

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Nicotiana plumbaginifolia zeigt ein ahnliches Verhalten und biiiht noch jetzt im Freien. Dessgleichen ein Blendling von Nic. plumbaginifolia befruchtet mit dem Pollen von Nicot. glauca. Ein anderer Blendling von Nicotiana Ta- bacum var. (Nic. grandiflora purpurea Hort.) mit Nicot. glauca befruchtet, auch jetzt noch blithend, vegetirt schon 3 Jahre, stirbt jeden Winter oberirdisch ab, und treibt waihrend des Sommers 2—21/, Meter hohe Schésslinge, bliht ziegelroth, vom Sommer bis jetzt unun- terbrochen liefert aber gleich dem vori- gen Blendling keine Samen. Auch die. gegenseilige Befruchtung beider Hybri- den blieb erfolglos.

Petunia hybrida halt sehr gut im freien Lande aus und griint den ganzen Winter hindurch, nur machen die Steck- linge von den Freilandspflanzen keine Wurzeln, wesshalb ich stets, nament- lich von den gefiillten Sorten je 1—2 Exemplare in Topfen halten muss. Ganz dasselbe gilt auch von Helichrysum Errerae. Von Eucalyptus globulus da- gegen hat mir noch kein Exemplar iiberwintern wollen, zwar haben ein- zelne Pflanzen im Friihjahr wieder aus- getrieben, beim nachsten Sturme ver- trockneten aber die jungen Triebe und das Baumchen starb.

Daubentonia Tripetiana hat in ein- zelnen Exempiaren bisweilen den Win- ier ausgehalten, dieselben bliiheten dann aber lange nicht so reich, als junge aus Samen erzogene Exemplare, von denen manche iiber 2 Meter hoch wurden bei einem Durchmesser von {1/, Meter. Exemplare, die gebliiht hatten, hielten niemals den Winter aus.

Cineraria hybrida hort. gedeiht am

halbschattigen Standorte in geeignetem Boden ganz gut, und siet sich selbst

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-Triebe entwickelten, gilt von Pelargonium inquinans und

aus. iiberwintert ebenfalls, doch sind mir die gefiillten weissen verloren gegangen.

Primula praenitens (chinensis)

Vinca rosea halt bisweilen aus, doch sind manche Exemplare verdorben, wo- gegen andere, aus dem untersten, mit Erde bedeckt gewesenen Stengel neue Ganz dasselbe

Pelarg. lateripes, wogegen ‘die gross- blumigen, die Odier, Diadematum und Fancy Pelargonien stets im Winter im Freien zu Grunde gingen.

Auch viele Pflanzen, die in nord- licheren Gegenden stets als annuelle behandelt werden, sind hier mehrjahrig,

wie z. B. Gaillardia picta, Lobelia eri- aes etc. ,

Calliopsis cardaminifolia. ~ Noch viele eden sden sich im Som- » mer aus, gehen im Herbst auf, halten - sich aon ganzen Winter biatturch griin,

3 um im Winter oder im ersten Friihjahr = zu bliihen,

wie z. B. Calendula offici-

_ nalis in den neueren, wirklich schénen ~ Varietéten, hell und dunkel mit schwar- “~ zem Auge (jetzt in Blithe), Reseda

5 ‘odorata, Delphinium Ajacis und D. Con- - solida,

:

Amberboa odorata, Centaurea Cyanine, Papaver somniferum etc. etc. Lobelia fulgens und Sedum Sieboldi (fol. medio-pictis) ziehen im Winter ein, wachsen aber im nachsten Sommer gut und bliihen; letzteres freilich spit. Ein eigenthiimliches Verhalten zei- gen hier die Ley . Es ist einer- lei, ob man rane Herbst- oder Winterlevcoyen siéet, die Sommerley- coyen kommen hier im ersten Jahr in der Regel nicht zur Biiithe, dagegen bliihen alle vorjahrigen Santiee im Marz bis Ende Mai, dann folgen 4 Mo- nate, in denen sie der grossen Hitze wegen nicht bliihen, einzelne Exemp- lare fangen dann wieder an sparlich zu bliihen, bis sie im Marz wieder in vol-

Originalabhandlungen.

105

ler Bliithe stehen. Die Sommerlevcoyen halten sich gewohnlich nur 2 bis 3 Jahre, dagegen die Winter- und Kaiserlev- coyen weit langer, und habe ich in diesem Winter einen 6 7 jahrigen Stamm absagen lassen, der 7 Centimeter Durchmesser hatte, dessen Aeste durch einen Sturm abgerissen waren.

Die Cultur von Viola tricolor, Myo- sotis alpestris, Digitalis, Pentstemon, Lupinus und Paeonia und wie schon oben angedeutet, der Georginen ist mir nicht gegliickt, Auch Aster chinensis leidet durch zu grosse Hitze, und Fuchsia, die doch im siidlichen Eng- land im Freien aushalten, verderben hier durch den Wind.

In den bei einigen Dorfern befind- lichen Garten werden von den Einwoh- nern (Tataren, persisch - muhamedani- scher Religion), fast nur Fruchtbaume cultivirt, unter denen Feigen, obwohl von geringer Qualitét, in Quanlitat, nachst Weintrauben, die erste Stelle ein- nehmen. Nachstdem Granaten, in vie- len Varietéten, saure, siisssaure und ganz slisse, mit weissen, blass bis dunkelrosa oder dunkelrothen Zellen; Pfirsiche, stets nur aus Samen gezogen, Aprikosen, dessgl., Pflaumen, Mirabellen sehr haufig, Reine-Claude griine runde, Kirschen, Olea europaea, Zizyphus vul- garis, Amygdalus communis, ferner Elaeagnus hortensis (dessen Friichte iibrigens auch gegessen werden), Ro- binia pseud- acacia, Weiden und Pap- peln (in der Nahe von Brunnen und Wasserleitungen. Weintrauben ge- deihen hier sehr gut, und es existiren eine Unmasse verschiedener Sorten, die meisten zeichnen sich durch grosse Siisse aus und geben feurige Weine, nur schade, dass der Fanatismus der Einwohner nicht erlaubt, gréssere Quan- littiten an Andersglaubige zu verkaufen,

DIAS PS, Sa aL ee eer jae’ = OSB asap tae

106 Gartenflora Deutschlands,

indem sie ganz gut wissen, dass man die Trauben zur Weinbereitung ver - wenden will, was ihren Religionsbe- griffen zuwider ist. In kleinen Quan- tilaten kauft man hier 3/,— 1 Kopeken per Pfund.

Ich habe hier versucht, einige Trau- bensorten aus Griechenland, die ich aus dem Etablissement von Haage u. Schmidt in Erfurt erhielt, zu ziehen, und haben im verflossenen Jahr 2 Sorten schon Friichte getragen; Aétonichi und Sa- rante Ecclisia, erstere gibt grosse Trau- ben mit ovalen, an beiden Enden zu- gespilzten, weissen Beeren von ziem- licher Siisse, dagegen Sarante Ecclisia ist kleintraubig und sehr kleinbeerig, wenig siiss, tiberhaupt den hiesigen Trauben nachstehend, In diesem Herbst (1872) erhielt ich aus genanntem Ge- schafte die Weinrebe Golden Champion, im Ruhezustande. Da das Wetter hier warm war, so hat die Rebe wieder Blatter getrieben. Jeden Abend lasse ich sie mit einem Blumentopfe bedecken, um bei.vielleicht méglichem Nachtfroste die jungen Triebe nicht zu verlieren; moglich dass die Triebe noch ausreifen, denn bis jetzt den 26. Jan. (7. Febr.) haben wir hier nur {mal einen Nacht- frost und 2mal etwas Schnee mit Re- gen gehabt.

Von hier eigenthiimlichen, mehr oder weniger in die Augen fallenden Pflan- zen kann ich bis jetzt nur folgende angeben: Bullbocodium trigynum, Bon- gardia Rauwollii, Slatice spicata, Iris

i se aah ces aR otis (2 SG I 1

Russlands und der Schvweala

(Oncocylus) acutiloba, Reaumurea hy-

pericifolia, Capparis herbacea, Orchis caspica Trautv. Letztere habe ich nur an einer Stelle, und selbst da nur 5 Exemplare gefunden, von denen ich 14 lebende Knolle (nebst getrockneter

bliihender Pflanze) an den kaiserlichen

botanischen Garten in St. Petersburg schickte, wo v. Trautvetter sie als neue Species erkannte und sie O. caspica benannte. Das 2. Exemplar schickte ich nach Erfurt den Herren Haage und Schmidt, die tibrigen 3 haben sich jetzt zu 5 vermehrt. Auf dem Fundorte ist jetzt der Boden in Cultur genommen, und die 20—30 Centimeter dicke Schicht abgehoben, um die Kalksteinschicht 1— {1/. Meter tief auszuheben, um wie ich friiher beschrieben, in zuriickbleiben- den Kalksteingrus mit der abgehobenen Erde vermischt, Getreide zu sien. Trotz eifrigen Suchens konnte ich in beiden letzt verflossenen Jahren auch in der Umgegend auf ahnlichen Orten nicht ein Exemplar finden.

nender Bliithe den Stengel iiber/ den Blattern abschniti; jede Knelle lieferte dann statt einer, 2 Nebenknollen; die indess im nichsten Jahr noch nicht zur Blithe kommen.

Ohngefahr 12—15 Werst von hier soll am Meeresstrande Cladochaeta can- didissima vorkommen, ich bin tibrigens bisher nicht so gliicklich gewesen, sie aufzufinden,

W. Eichler.

Die Vermehrung fand statt, indem ich wakrena begin-

2 oo» Kee OPP eae ee hag? , iain Fama tS igus DVR Bop i nla NT | \ M “aN '

Auf Befehl des Attamanns der Urals- kischen Kosaken machte ich mich am 21. August auf den Weg nach Guriew, um die dortigen Garten zu besichtigen, respective einige Acquisitionen fiir den hiesigen Kronsgarten zu machen, viel- leicht anFrutchbéumen oder Weinstoécken fiir Orangerien.

Ich fuhr am Abend ab, um die Nahe von Uralsk, deren Flora mir bekannt ist, bei Nacht zu durcheilen, denn die Fahrt ging schnell auf Linienpferden und so kam ich in 3mal 24 Stunden durch die 33 Kosaken- Vorposten und Stationen in Guriew an. Die Vor- posten sind zum Theil wohlhabende oder armere Kosakendérfer langs des Urals, je nachdem die Weide fiir Pferde und anderes Vieh reicher oder armer_ ist. Je ferner von Uralsk, desto mehr ver- schwinden die Holzhauser und werden ersetzt durch 4kantige Lehmhiitten aus Lufiziegeln, welche letztere 3/, Ellen lang, 1/, dick, 1/, breit, das 1000 fiir 4 Rbl. von Kirgisen gearbeitet werden. Diese einfachen Hiiiten sind meist un- gemein sauber gehalten.

Bis auf 150—200 Werst Entfernung von Uralsk sah ich fast keine Veran- derung in der Flora, nur Trogapyrum Janceolatum wunderbar bliihend und in dichten Stauden niederliegend am Wege,

weil schéner rosa und weisslich blithend,

wie nahe bei Urallsk. Ueberall Arte- misia maritima, das ,Rymy* der Ko- saken Ceratocarpus arenarius u. s. w. Centaurea Bibersteinii u. dergl. Dann aber weiter, traten in dichten Schaa-

1, Originalabhandlungen.

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107

4) Die Gegend zwischen Uralsk im siidlichen Ural und Guriew am Caspischen Meere.

selnd eine Zeitlang die Hauptrolle ge- spielt haben, tritt eine Ephedra auf; auf nacktem Lehmboden stehen die dich- ten dunkelgriinen Besen ahnlichen dich- ten Stauden, meilenweit neben einan- der den furchtbaren Sonnenbrand aus- haltend,

Endlich 200 Werste von Uralsk er- scheint Lycium ruthenicum mit halb- rundlichen, halblanglichen fetten Blat- tern und rosafarbenen Blumen, deren schwarze Beeren zur Bereitung von Kuchen gesucht sind. Sehr schwache Pappelgruppen am Uralufer und seltner werdende Tamarix~- Gruppen unterbre- chen die 6de Steppe am Wege, spora- disch kommen auf weiten Strecken ein stachlichter schén roth und gelblich bliihender Strauch, Alhagi camelorum vor, der den Kamelen zur Nahrung | dient. Endlich hort (wenigstens wahr- scheinlich in diesem diirren Jahre) je- des wirkliche Gras zwischen den Salz- pflanzen auf und von Guriew bis ans Caspische Meer bevélkern nur noch dickblatterige Chenodiaceen die Gegend. Naher dem Strande wachst in Unmas- sen Schilf, mit dem man dort heizt, Essen kocht und Garten einzaunt.

Ein ehemaliger Lehrling des hiesi- gen Gartens (ein Kosak), wurde von einem hier jetzt noch in hohem An- denken und Achtung stehenden Atta- man nach der Krim geschickt, in den Garten zu Nikita, um dort Wein- zucht und Weinbereitung zu erlernen. Nach dreijahrigem Cursus ist derselbe

jetzt zum Gartner des Kronsgartens in

ren graugriine Tamarix auf, die aber | Guriew ernannt worden, und auch der

selten iiber 5 Fuss hoch werden. Nachdem diese mit Artemisien abwech-

jetzige Attaman in Uralsk hat ein gros-

ses Interesse fiir die massenhaftere An-

108

pflanzung von Weinstécken, um aus dem Guriew’schen Gebiet ein Weinland zu machen. .

vie Trauben von Guriew sind wirk- lich gut, wenn nur nicht deren Cultur zu theuer zu stehen kame, denn ohne mehrmaliges Giessen wichst kein Baum und kein Strauch. Der dortige Krons- garten befindet sich in nicht beneidens- werthem Zustande. Der ehemalige an- gepflanzte Waid, die Alleen italieni- scher Pappeln, die Bosquets etc. sind zum Theil verdorrt oder von Kamelen und Pferden aufgefressen worden. Man gibt sich deshalb jetzt Mithe, wieder Baume zu pflanzen, um Schutz gegen die Steppenwinde zu bekommen.

Die Quartiere von Aepfelbaumen sind diirr oder die Baume zerfressen. Das Beste was vorhanden ist, sind die Beete mit Weinstécken. Ich kenne diese Traubensorten nicht, sie sind héchst wahrscheinlich aus Astrachan eingefiihrt. Die ziemlich alten Sticke stehen in 2 Reihen auf den tiefliegen- den Beeten und sind noch bei den Sei- ten des Beetes iiber Stangen gelegt.

Im Frihling wird jede Rebe auf 3—A4 Augen geschnilten und im Som- mer mehrere Mal mit Dungwasser ge- gossen, das ist die ganze Behandlung. Sie haben dort eine weisse und eine rothe Traube, beide mit runden Beeren, ferner eine mit langen Beeren, und eine kleinbeerige Sorte.

Weiter wie Waldbiume, Aepfel, Birnen, Pflaumen und Wein enthalten die Garten nichts. Die Garten einiger Kaufleute sind in besserer Pflege. Die 4—5mal im Sommer berieselten Aepfel-

Gartenflora Dentschlands, Russlands und der Schweiz,

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Jen ne Ca ak ee Nae alte

IS aa care %

biume befinden sich im Zustande iip- \

piger Gesundheit und Vegetation,

Machtig wuchernde Weinstécke von starkwiichsigen Sorten fiillen bei ihnen ganze Quartiere und liefern_hohe Er- rage fiir verkaufte Trauben. Das Pud (40 Pfd.) kostet 3 Rbl.

Die Aepfelsorten scheinen meist nordische russische zu sein. Birnen- friichte habe ich in diesem Jahre keine gesehen, Pflaumenbaéume sind vorhanden, doch nur aus Samen erzogene kleine gewohnliche Pflaumen, desgleichen Apri- cosenstimme, doch ebenfalls Wildlinge. Beerenfriichte werden, wie’s scheint, als nichtlohnend gar nicht gezogen, Schlehdorn dagegen begegnet man mit michtig grossen Friichten. Man ehrt hier in der Steppe jede Frucht, auch— die schlechtesten Beerenfriichte. So ist in Uralsk die schwarze Frucht von So- lanum nigrum beliebt, zur Bereitung von Kuchen, die von Rubus caesius wird in Massen auf den Markt gebracht und verkauft.

Die Frage des Attamanns, was ich von den Guriew’schen Garten und dem Gedeihen des Weinstocks dort hielte, habe ich dahin beantwortet, dass man sich selbigen Orts schwachwiichsige | Weinsorten anschaffen mége, die zur Weinbereitung und zur Zucht an Pfahlen in Feldern geeignet seien. Dass man fer- ner sich mit bessern Sorten von Pflau- men, Apricosen, Birnen und Aepfeln versehen mige. Bezahlt machen sich dergleichen Friichte sehr gut.

(Burmester. )

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|, Originalabhandlunge.:,

109

5) Das neue Farnhaus und die Farnsammlung dés Kaiserlichen Botanischen Gartens in St. Petersburg.

Im Friihjahre 1873 (den 22. Marz a. ‘St.)7a.-npril n, St.) feierte der Kais. Botanische Garten in St. Peters- burg sein 50jahriges Jubilaum, Aller- dings ist 1823 der Kaiserliche Botani- sche Garten nicht erst gestiftet wor- den, sondern sein Anfang datirt in die Zeit Peters des Grossen zuriick, aber im Jahre 1823 erhielt das zuerst als Apothekergarten gegriindete Institut den Namen Kaiserlicher Botanischer Garten und Fischer, der hochverdiente erste Direktor, erhielt den Auftrag der Reor- ganisalion des Institutes. Damals war es, wo das grosse Quadrat von Ge- wiachshausern gebaut wurde, dessen 2 Langslinien jede 692 Engl. Fuss lang, wahrend die beiden jene Langslinien verbindenden Querlinien von Gewachs- hausern eine Linge von 580 Engl. Fuss besitzen. Die Mitte der beiden Querlinien wurden noch durch eine 3. Liangslinie verbunden, welche vorzugs- weise die hohen Gewachshauser, wie namentlich das Palmenhaus enthielt. Im Ganzen hatien also die damals erbau- ten Gewiachshéuser, wenn man den durch die beiden Haupteinginge und an den Ecken verloren gehenden Raum abzieht, eine Lange von elwas mehr als 3000 Fuss. Bis zum Jahre 1855, wo der Unterzeichnete nach Petersburg kam, hatten diese Gewachshaiuser we- sentlich ihre urspriingliche Form be- halten, alles schmal gebaute Hauser, so dass nur ein einziger Weg durch dieselben hindurch gefiihrt werden konnte und die nach Siiden liegenden Hauser mit hohen steineren Hinterwinden, steh- enden aufrechten Fenstern und liegen- den Dachfenstern, mit andern Worten

noch die alte unzweckmassige Form, in der vor 50 Jahren fast alle Ge- wichshauser erbaut wurden.

Dagegen war noch eine Langslinie kleiner niedriger Hauser mit Satteldach hinzugekommen, die unter Einfluss des Hrn. Thelemann als Hauser zur Cultur der zarteren Pflanzen erbaut worden waren, welche 1855 sich wie die mei- sten andern Gewachshauser in baufalli- gem Zustande befanden. Erst mit der vor 8 Jahren erfolgten Ueberfihrung des K. Bot. Gartens in das Ministerium der Domanen ward der allmalige Um- bau aller Gewachshaiuser nach neuen Principien beschlossen und seit dieser Zeit ist die Mehrzahl unserer Gewiachs- hauser neu erbaut worden.

Im Klima von Petersburg kann die

Cultur der zarteren Gewichshauspflan- |

zen nur dann gedeihen, wenn die Con- struction der Gewdchshauser und Heiz- ungen die bewahrteste und. vollkom- menste ist und der Cultivateur mit vol- ler Liebe sich seiner Aufgabe widmet. Weichen miachtigen Einfluss gute Con- struction und eine gute vollkommene Wasserheizung hat, dariiber haben wir in den letzten Jahren vielfache Erfahr- ungen gemacht, indem viele sonst schwierig zu cultivirende Pflanzen in den neuen Hausern mit guter Heizung leicht und fast von selbst gedeihen. Wir werden der Construction und Form unserer neu erbauten Gewiachs- hauser und Heizungen niachstens einen besondern Artikel widmen. Ueber das im letzten Sommer zur Cultur unserer Farn neu erbaute Gewiachshaus, das die Summe von 45,000 Rbl. gekostet hat, wollen wir nur bemerken, dass die-

IN a 5

110

ses Haus bis zum 50jahrigen Jubilaum unseres Gartens die Reihe der noth- wendigsten Umbauten nach neuvem Prin- cip schliesst, wenn gleich auch fir die na&chsten Jahre es noch viel umzu- bauen und besser zu machen gibt.

Das neue Farnhaus bildet die eine Halfte in der Ostlichen Querlinie links vom Haupteingange in die Gewachs- hauser und besitzt die Lage nach Osten und Westen. Dasselbe hat eine Lange 260 Fuss und eine innere Breite von 34 Fuss und ist in 4 Abtheilungen ge- theill, welche alle ein nach Osten und Westen abfallendes Satteldach aus Glas tragen und auf solidem Fundament aus Sandstein und Ziegeln mit Verkleidung von Sandsteinplatten und Sockel ruhen. Zwei Abtheilungen sind niedrig, ohne stehende Fenster mit 13 Fuss innerer Giebelhéhe und 2 héhere Abtheilungen fiir die Baumfarn mit stehenden Fen- stern und 19 Fuss innerer Giebelhdhe. Die Heizung ist eine Wasserheizung mit Rohrenkessel, construirt von Bower in London.

Die Farnsammlung des K. Bot. Gar- tens ist nachst der in Kew bei London wohl die bedeutendste, welche sich in den Garten Europas befindet, indem sie mit Ausschluss der Selaginellaceen und Lycopodiaceen, sowie mit Ausschluss der Arten der kalten und kalten ge- miassigten Zone, welche im freien Lande oder mit unsern Stauden cullivirt wer- den, noch nahe an 700 richtig bestimmte Arten enthalt.

Die Erbauung des neuen zweck- miassig construirten Culturpalastes fiir diese Sammlung wird aber, so hoffen wir, auch einen fordernden Einfluss auf bessere Cultur und Anwachsen der Zahl der Arten derselben tiben,

Vier Abtheilungen, welche aber nur durch Glaswande geschieden sind, musste

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schwatas |

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dieses Gewachshaus erhalten, weil ei- nestheils unsere schénen Baumfarn hohe Raume verlangten und anderen- theils die Arten des tropischen Klimas, von denen des gemassigten Klima’s ge- schieden werden mussten. Wir geben im Folgenden eine kurze Uebersicht der allgemein interessanten Arten un- serer Sammlung.

A, Baumfarn.

Die hervorragendsten und interessan- testen Formen der Farn, das sind die Farnbaume, welche auf der Spitze des Stammes die Krone der feingetheilten machtigen Wedel tragen, wodurch sie die palmenariige Tracht mit der der Farn vereinen. f Viele dieser Baumfarn tragen am Grunde ihrer Wedelstiele lange und dichtstehende braune und sehr zarte Spreuschuppen, welche als ,Pengha- wer Djambi“ in allen Apotheken jetzt zu finden sind und beim Auflegen auf Wunden als eins der vorziiglich- sten blutstillenden Mittel gelten.

Als hervorragend schéne Exemplare von Baumfarn unserer Sammlung nen- nen wir zunachst die schénen aus Siid- australien stammenden Exemplare von Balantium antarcticum Prsl. mit 6—15 Fuss *) hohen Stémmen, mit de- nen ein Exemplar der gleichen Art, das nur einen 3 Fuss hohen dicken Stamm besilzt, an Schonheit wetteifert, da hier die Entwickelung der Wedel- krone noch ungleich tippiger als bei den hochstémmigen Exemplaren. Die- ses Exemplar erhielt der Garten als kleine aus Samen erzogene Pflanze, die noch ganz stammlos vor 18 Jahren aus England angekault wurde und hat das-

*) Wir verdanken dieselben dem Hrn, Baron F. Miiller,

selbe also im Laufe von 18 Jahren den

A Fuss hohen und tber ein Fuss (in- clusive des oberflaichlichen dichten Wur- zelschicht) im Durchmesser halltenden Stamm gebildet. Von nicht minderem In- teresse ist ein Exemplar mit 9 Fuss hohem ganz geradem Stamme_ von Alsophila australis R. Br., in Neu- Seeland und dem siidlichen Neuholland heimisch. Von allen uns bekannten Farn scheint diese Art am schnellsten einen Stamm zu bilden, denn das in Rede stehende Exemplar ist seit seiner Erziehung aus Sporen jetzt erst 11 Jahre alt. In den Garten geht dieses viel verbreitete schéne Baumfarn, gewohn- lich als Cyathea medullaris. Die achte Cyathea medullaris Sw. ist eins der schénsten und in Cultur noch seltenen Baumfarn des tropischen Ame- rika, von dem unsere Sammlung ein prachliges Exemplar mit 6 Fuss hohem Stamme und vielen machtigen Wedeln mit schwarzen Stielen besitzt. Von allen uns bekannten Baumfarn eine der imposantesten Formen.

Das merkwiirdigste Exemplar eines Baumfarn, welches der hiesige Garten besitzt, ist die Todea rivularis Sieb., gleichfalls durch Hrn. Baron Ferd. Miiller aus Siidaustralien dem hiesigen Garten gesendet. Es ist das ein 3 Fuss hoher und 21/, Fuss im Durchmesser und 8 Fuss im Umfang haltender Stamm, der 25 Képfe hat, deren jeder eine Wedelkrone tragt und daher eigenilich ein in 25 Aeste ge- theiltes Exemplar ist, dessen Aeste zu einem Stamme unter einander verfilzi sind. Dieser merkwiirdige Stamm mag wohl einige Jahrhunderte schon durch- lebt haben. Balantium squarro- sum Knze aus Van Diemens-Land mit 7 Fuss hohem Stamm und zahl- reichen aufrechten, an dem obern Theil

I. Originalabhandlungen.

111

des Stammes vertheilten Wedeln mit schwiirzlichen Slielen, gehort gleichfalls zu den seltnen Zierden unserer Samm- lung.

Als ansehnliche Exemplare und schéne Arten anderer Baumfarn sind aus unserer Sammlung noch hervorzu- heben: Alsophila Lansbergii aus Venezuela vom Hrn. Lansberg einge- sendet, Alsophila Schiedeana Prsl. aus Mexiko, Asplenium celtidifolium Mett. aus Venezuela, Aspl. dubium A. Brongn. in dem tropischen Amerika heimisch, Blechnum brasiliense Desvy. aus Brasilien, eins der verbreitetsten Baumfarn, von dem einige leicnte For- men als B, corcovadense und B. grana- dense in den Garten verbreitet sind, Endlich kénnen Cyathea Beyrichi- ana Prsl. (Brasilien), C. princeps E. Mayer, C. elegans Hw. (Brasi- lien), C. dealbata Sw. (Neu-See- land), Cibotium spectabile h. Versch. C. regale h. Versch. und Cibotium Schiedei Cham, et Schl. (Mexico), mit Recht als die schénsten und imposantesten Formen der Baumfarn hingestellt werden. Als kleine Farnbéume in Miniatur ist das Blechnum gibbum Lobill. aus Neu-Caledonien und Lomaria atte- nuata Willd. aus Neu- Caledonien, zu gedenken. ;

B. Interessante stammlose Farn.

Als einer Gruppe seltner eigenthiim- licher Farn erwahnen wir ferner der Hymenophyllum und Tri- chomanes-Arten, welche der hie- sige Garten aus dem Botanischen Gar- ten zu Kew und andern Garten Eng- lands erhielt. Diese kleinen Farn mit durchsichtigen Wedeln wachsen in den stets feuchten Schluchten der Bache

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112 Gartenflora Deutschlands, und Stréme der tropischen Gebirge und miissen daher, bis sie sich an unsere Culturen durch kraftiges normales Wachsthum angeschlossen und _ genii- gend erstarkt sind, unter doppelter Glasdeckung cultivirt werden, wie dies im letzten Jahrgange der Gartenflora besprochen ward. Cultivirt werden bei uns Hymenophyllum asplenoides, *demissum, *flexuosum, hirsutum, *ni- tens, tunbridgense, Trichoma- nes* Andrewsi, *angustatum, Kraussi, pyxidiferum, pusillum, *radicans, *reni- forme, trichoideum, Todea *hymeno- phylloides. Von diesen haben sich die mit * bezeichneten Arten unseren Cul- turen bis jetzt am besten angeschlossen, Alsophila capensis Sm., vom Vor- gebirge der guten Hoffnung ist dadurch vor allen andern Farn ausgezeichnet, dass die Spreuschuppen die gemeinig- lich bei den Farn die Wedelstiele be- kleiden, hier in kleine fein zertheilte griine Blattchen verwandelt sind. Es ist das eine Bestatigung der Ansicht, dass die Wedel oder Blatter der Farn, eigentlich blattartige Aeste sind, und dass die erwahnten Spreuschuppen als verkiimmerte Blatter zu deuten sind.

Schliesslich wollen wir darauf hin- weisen, dass die Mehrzahl der Farn einen kriechenden Wurzelstock besitzt, aus dem die Blatter hervortreiben. Bei manchen Gattungen oder Gruppen in- nerhalb der Gattungen, kriecht dies Rhizom als oberirdischer wurzelnder Stengel an den Siémmen anderer Pflan- zen, dbnlich unserm Epheu empor, so bei vielen Polydodium-Arten und _ bei allen Oleandra-Arten. Bei Da- vallia pyxidata Cav. aus Neuhol- land, gelit das kriechende Rhizom zum Stengel iiber, der gleichsam die Baum- form vermittelt.

Interessant sind die Stockformen

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des Farn, d. h. jene Form von Stém- men, die gleichmassig in die Breite, wie in die Hdhe wachsen und daher machtige fast kugelférmige Stocke bil- den, wie dies z. B. bei den Gattungen Marattia und Angiopteris der Fall ist. :

Es ist noch darauf hinzuweisen, dass bekanntlich die Fructificationsor- gane der Farn, in Form von Haufchen, Strichen etc. auf der untern Seite oder am Rande der Unterseite der Wedel sich meistentheils finden. Bei einzel- nen Farn ist die ganze Unterseite der Wedel dicht mit Fructificationsorganen bedeckt und dann besitzen die Frucht- wedel eine andere Form als die sterilen Wedel. Dies ist z. B. bei den tropi- schen Gattungen Acrostichum, Anei- | mia, Ceratodactylis, Osmunda, Ophioglossum, Polybotrya, Hel- minthostachys der Fall.

Endlich kommt es bei manchen. Farnkraéutern vor, dass solche eine wachsartige Masse auf der Unterseite der Wedel und an den Wedelstielen ab- sondern, die bald silberweiss, bald schon goldgelb ist. Hiernach werden manche Farn Gold- oder Silberfarn genannt.

Als schéne Goldfarn sind zu nen- nen Gymnogramma chrysophylla Kauff und G. L’Herminieri Bory, beide von den Antillen. Notholaena chrysophylla Kl. aus Venezuela.

Schéne Silberfarn sind Gymno- gramma Calomelanos Kaulf., G. peruviana Desyv., G. pulchella Linden und G, tatarea Desy., alle aus dem tropischen Amerika, Chei- lanthes farinosa Kaulf. aus Abys- sinien und Notholaena nivea Desv, aus Siidamerika,

Co byxantinum

Gol.

Lith. Anst. v. J. 6. Bach, nal

C. Nutz-Farn.

Adiantum Capillus Veneris L. Venushaar. Siideuropa. Eine be- sonders in fritherer Zeit sehr bekannte und beriihmte Pflanze wegen ihrer Heil- krafte, Das Kraut wird jetzt noch sel- ten als Herba Capillus Veneris zu Theeaufgiissen und ausserdem auch der Syrup bei Katarrhen benutzt.

Aehnlich wie das Venushaar wer- den benutzt: Adiantum aethiopicum L. aus Afrika, A. cuneatum Langsd. et Fisch. (Brasilien), Adiantum tra- peziforme L. und dessen Abarten (Brasilien), Lygodium japonicum Sw. (Japan) und alle andere Arten dieser Galtung.

Adiantum macrophyllum Sw. Westindien. Aeusserlich als Wundmit- tel, innerlich bei Lungenleiden.

Alsophila aculeata Sm. Tri- nidad. Liefert ein schleimig-adstringi- rendes Mittel.

Aneimia Phyllitides Sw. nebst Abarten. Tropisches Amerika. Schlei- miges Mittel bei Brustleiden.

Angiopteris und Marattia. Beide Gattungen in Ostindien und in Brasilien heimisch. Der fleischige grosse Wur- zelstock derselben wird in Zeilen der Noth gegessen.

Aspidium trifoliatum Sw. Tro- pisches Amerika. Schleimlésendes Mittel.

Asplenium falcatum Lam. Cey- lon, Der stark adstringirende Wurzel- stock wird bei Verstopfungen gebraucht. Asplenium serratum L. Aniil-

Gegen Leberkrankheiten. Cheilanthes spectabilis Klfs. Brasilien. Gelind adstringirendes Schleim- mittel.

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I. Originalabhandlungen.

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113

bitter schleimig, bei Husten und Brust- krankheiten.

Diplazium malabaricum Sprgl. Malabar. Als Fiebermittel und bei Brustleiden angewendet. .

Mohria thurifera Sw. Vorge- | birge der guten Hoffnung. Liefert ein Harz zum Rauchern.

Polypodium aureum L, Ostin- dien. Die Spreuschuppen des Wurzel- stockes als bluistiliendes Mittel.

Polypodium crassifolium L. Westindien. Der Wurzelsock kommt als Radix Calagnolae in den Handel. Als antisiphylitisches Mittel, wie bei Wassersucht und Brusileiden. Der Ra- dix Calagnolae wird das in Brasilien heimische Aspidium coriaceum Sw. gleichfalls beigemischt.

Polypodium Lingua Sw. China. Als Wurmmitiel.

Polypodium morbillosum Prsl. Java. Im Heimathlande als to- nisches Arzneimittel. :

Polypodium phymatodes L. Tropisches Amerika. Wird zur Par- fimirung des Cocosnusséls angewendet.

Pteris esculenta Foérst. Neu- holland. Der Wurzelstock wird geréstet von den Kingeborenen wie Brod gegessen,

Pteris leptophylla Sw. Brasi- lien, Als Brustmittel.

Il. Lycopodiaceae, laceae.

Lycopodiaceen und Selaginellaceen werden im Ganzen 42 Arten und Ab- arten cullivirt, darunter einige schéne achte Lycopodium-Arten der Tropen. Den grossien Theil der Sammlung bil- den die moosartigen freudig griinen Selaginella-Arten, die in Gewachshau-

Selaginel-

Chrysodium flagelliferum | sern haufig zur Rasenbildung verwen-

Mett. Ostindien. Die ganze Pflanze

IV, 1878,

det werden. (HZ. R.)

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114 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schwe ,

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I, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

a) Abbildungen mit dem Cataloge von Ernst Benary versendet.

1) Gloxinia hybrida crassifolia. Unter diesem Namen findet sich schon seit meh- reren Jahren eine Rage von Gloxinien mit sehr dickem fleischigen Blatt, und mit ausserordentlich grossen aufrechten oder wagerecht abstehenden Blumen in Cultur. Es ist das unbedingt die schdnste Sippe unter den Gloxinien. Wir sahen selbst vor 2 Jahren beim Hrn. KE. Benary ein ganzes Gewiachshaus gefillt mit den Va- rietaten dieser Race, weiche ausschliess- lich zur Samenzucht cultivirt wurden. Die Tafel mit 10 der schénsten Formen dieser Gloxinien, welche Hr. E. Benary dies Jahr mit seinem Cataloge vertheilt hat, ist wahr- baft schon und prachtvoll, tbertrifft oder schmeichelt aber der Schodnheit dieser Pflanzen im frischen Zustande durchaus nicht. Da sind weisse, fleischrothe, hell- blane, dunkelblaue und tief rosarothe, wie dunkelrothe Blumen, fast alle mit anders gefirbter Zeichnung um den Schlund.,

2) Delphinium wmperiale fl. pleno. Es ist das eine Form des in unsern Getreide- feldern wachsenden Rittersporns (D. Con- solida L.), welche frei gepflanzt, einen vom Boden an verastelten, wenn gleich weniger dichten Busch bildet, als solchen die Ab- bildung darstellt, blihet ausserordentlich voll in endstaéndigen dichten Trauben ge- fiiliter Blumen. Bei der abgebildeten Sorte haben die Blumen eine purpurrosa Fiarb- ung, dieselben kommen aber in allen Ni- angen vor, welche sich bei den Blumen des Rittersporns vom Weiss .durch die blaue Farbenreihe, bis zum tiefen rosaroth finden.

3) Delphinum nudicaule Torr. et Gray. Perennirender Rittersporn aus den Gebirgen Californien’s, der nur 1 Fuss hoch wird und grosse tief zinnoberrothe Blumen in reicher Menge tragt. So viel uns bekannt, ist dieser rothbliihende reizend schédne

Rittersporn, etwas weniger empfindlich als

D. cardinale, welche letztere Art etwas hoher wird, und weniger reichlich gleich- falls scharlachroth bliihet. ©

Im freien Lande muss D. nudicaule ei- nen sonnigen Standort und lockere mit Humus gemischte lehmige Erde erhalten und muss vor Niisse oder stagnirendem Wasser im Winter, Friihling und Herbst geschiitzt sein, Im Anfange, bevor man diese Art in Vermehrung besitzt, wende

man Topfcultur und frostfreie Ueberwinter-

ung an. In Belgien hielt diese reizende Pflanze im freien. Lande aus, wir werden unsern Lesern dankbar sein, wenn solche uns Mittheilungen machen wollen, wie sich dieser schéne zinnoberroth blihende Rit- tersporn in Cultur in Deutschland verhielt. Ein Busch, wie solchen die Abbildung des

Herrn Benary darstellt, miisste von wahr- |

haft wunderbarem Effect im Garten sein.

4) Viola tricolor maxima var. Kaiser _Walhelm. Ein durchaus regelmassig ge- bautes sehr grossblumiges Pensée, mit zir- kelrunder Blume ‘von tiefem azurblau. Auf den drei untern Blumenblattern etwas oberhalb des Grundes ein, schwarzblaues nach dem Rand zu aderig verlaufendes Fleck. Das Augenfleck im Centrum der Blume ist auf dem untersten Blumenblatt goldgelb, auf den beiden obern weiss. Es ist zu hoffen, dass dieses schone Pensée bei Aussaat als Race getreu bleibt, da nur die durch Samen sich fortpflanzenden Ragen der Pensées fiir die Gartencultur im gréssern Maasstabe, d.h. fiir den Pflan- zenfreund tiberhaupt, Werth haben.

(EK. R.)

b) Abgebildet im Cataloge des Hrn, Friedrich A. Haage jun. in Erfurt.

Der Garten des Hrn. Fr. A. Haage jun. in Erfurt ist gleichsam das Stammin- stitut aller der grossen Erfurter Handels- giirtnereien und Samenhandlungen. Es ist vom Vater des jetzigen Besitzers im Jahre 1822 gegriindet und bekanntlich der Gar- ten, der durch die Angzucht der Samen yon

PAT oe, manny age

gefullt bliihenden Sommerlevkoien, den Ruf der Erfurter Samen- und Pflanzen- handlungen, die jetzt ihre Producte tber den ganzen Erdball verbreiten, begriin- dete. Ausserdem hat sich dieses Etab- lissement durch seine Culturen von Astern, von Goldlack und Hinfiihrung neuer Pflan- zen, besonders aus der Familie der Cac-

teen verdient gemacht.

Abgebildet sind in diesem Cataloge an schon in der Gartenflora mit Abbildungen publicirten Pflanzen: Celosia Huttoni und Amarantus salicifolius. Ferner:

5) Laxton’s superlative-Erbse. Schoten 15—17 C. M. lang, erreichen also unter

allen Erbsen die bedeutendste Grosse.

Mittelfrihe Sorte von vorziiglichem Ge- schmack.

6) Laxton’s Omega-Erbse. Ist die spa- teste aller bis jetzt bekannten Sorten. Wird 21/. Fuss hoch, trigt sehr reich und ist sehr wohlschmeckend.

7) Pilocereus Dautwitzi Seitz. (nebst Abbildung, welche beistehend nach ei- nem uns von Hrn. F. A. Haage mitge- theiltem Cliché wiederholt ist), Herr F. A. Haage besitzt, wie wir schon wieder- holt bemerkt haben, eine der reichsten Sammlungen von schonen und starken Ex- emplaren von Cacteen.

Der hierbei abgebildete P. Dautwitzi gehért zu den ausgezeichnetesten und schonsten Formen, der in keimer Cactus- Sammlung fehlen sollte und zu dem mis- sigen Preis von 8—16 Rthl. in schénen starken Original-Exemplaren abgegeben wird. Ueber die Geschichte seiner Hin- fihrung und das Vaterland desselben ist uns nichts bekannt, wohl aber hat der hie- sige Garten ein schénes Exemplar dessel- ben von Hrn. Haage erhalten. Derselbe steht einem Pilocereus sehr nahe, den Roezl dem hiesigen Garten aus der Sierra Nevada Californiens eingesendet hat, unter- scheidet sich aber von letzterem durch ein uppiger entwickeltes ganz weiss gefarbtes Haarbischel auf der Spitze des Stammes. Wir behalten uns vor, beide Arten einer genauen Vergleichung zu unterwerfen und das Resultat spiter mitzutheilen, Von der

| fl. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

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115

Horticultural Society in London erhielt P, Dautwitzi ein Certificat erster Classe.

Pilocereus Dautwitzi.

8) Campanula Medium L. var, caly- cantha. Eine schéne neve Abart unserer seit alten Zeiten in den Garten als schone zweijahrige ausdauernde Pflanze cultivirten C. Medium mit weissen und blauen Blu- men, bei denen auch der normal grin ge- farbte Kelch die Textur und Farbung der Blumenblatter angenommen hat und den Grund der Blume als zweite blumenkro- nenartige beckenformig ausgebreitete Hille umgibt. Aus Samen soll diese neue schone Race ganz constant sich wiederholen. Der tibenstehende Holzschnitt ist von Hrn. F. A. Haage publicirt worden.

9) Calathea ma ist von F. A. Haage aus Brasilien im letzten Jahre ein- gefiihrt worden. Gleichzeitig scheint die- selbe von Mackoy in Liittich aus Brasilien bezogen worden zu sein und so hat diese schone neue Blattpflanze in Garten Bel- giens den Namen »Calathea Mackoyana« erhalten. Nach einem uns von Herrn F, Haage mitgetheilten getrockneten Blatte

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116 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweis. i

werden die Blatter yon einem diinnen stiel- runden Stiel getragen, der etwas langer als die ovale und aus der abgerundeten Spitze in eine kurze spitze, vorgezogene Blattflache, welche an dem uns vorliegen- den Exemplare 4'/ Zoll lang und 238/, Zoll breit ist. Die Farbung des Blattes scheint ein schénes Hellgriin zu sein, gezeichnet mit breiten braungriinen fiederartig gestell- ten Streifen, die von der Mittelrippe nach dem Rande verlaufen und mit dazwischen liegenden etwas dunklern Seitennerven, Diese Zeichnung ist auf beiden Seiten des Blattes sichtbar, besonders stark aber,

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Campanula Medium.

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wenn man dasselbe gegen das Licht be- trachtet, wo die griin gefarbten Stellen des Blattes durchsichtig, die dunklern Parthien undurchsichtig.

10) Adiantum amabile Moore, (nebst. Cliché), Diese elegante schéne Art von), Frauenhaar, ward von Dr. Moore im Bo#y tanischen Garten zu Chelsea 1868 p. 10909. im Gardener’s Chronicle beschrieben, Wes del von schéner hellgriiner Fiirbung undy von schéner graciler Form, Theilung und) Stellung, so dass diese Art zu den schOsy neren der Gattung gehort und bald als bes)

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Adiantum amabile.

liebte Decorationspflanze sich in den Ge- | hause. Entdeckt wurde diese schone Art wachshausern verbreiten wird. Besonders | durch den verstorbenen intelligenten und eigenthiimlich ist die Lappung der Fieder- | thitigen Sammler der Herren Veitch blattchen, woduch diese Art sich von allen | »Pearcec, eingefihrt ward aber das A.ama- Verwandten unterscheidet. Die Wedel | bile durch das beriihmte Institut von »Ja- werden 1—11/. Fuss lang. Cultur im Kalt- | mes Veitch und Sohn« das durch seine

: etre ie Sa ea sicg Aegon Gartenfl zahlreichen neuen, werthvollen und sché- nen EKinfiihrungen alle andern 4hnlichen Institute Europa’s in Schatten stellt. Schon

By im Jahre 1872 gab Hr. Veitch diese Art es zu 10 S.6 P. ab. Unser Cliché, das diese elegante Art darstellt, ist uns von Be . Hrn. Veitch mitgetheilt worden,

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a. 11) Veitchia Canterburyana H. Wendl, Pe (Hierbei Abbildung nach einem uns von i. den Hrn. James Veitch und Séhne mitge- a theilten Stock).

Sas Von Lord Howe’s Insel im Stillen Ocean > hat Hr. James Veitch drei neue Palmen

= eingefihrt und im Jahre 1872 zum ersten Male im Handel abgegeben. ee Die erste derselben ist Hrn. Veitch zu

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Ehren genannt worden und traégt nun ein | stolzes Geschlecht der Palmen den Namen der Familie, von der der vor einigen Jah- ren gestorbene Vater »James Veitche das beriihmte Etablissement zu Kingsroad Chelsea London gegriindet, und dessen Séhne getreulich in die Fusstapfen des ver- ewigten Vaters getreten sind. Nicht bloa haben dieselben mit gleicher Liebe sich dem Gartenbau gewidmet, nicht blos ha- ben sie fortgefahren, ihre Reisenden nach verschiedenen Gegenden unseres Erdballs auszusenden, nein, die Liebe zur Pflan- zenwelt hat sie veranlasst, selbst die In- seln des stillen Oceans, den Norden Neu- hollands, Japan, verschiedene Inseln der Philippinen und Molukken und endlich

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- Ostindien u. s. f. zu bereisen, und deren Pflanzenschiitze heim in das Stamm - Etab- lissement zu senden. Der Alteste der 3 Sshne »John Gould Veitch< haite oe China, Japan, die Philippinen, die Inseln des Stillen Oceans, die Kisten Neuhollands besucht. Derselbe starb im Sommer 1872, in Folge einer Krankheit, zu der die Stra- om patzen seiner Reisen wohl den Grund ge- ‘legt hatten. Die beiden jingeren Bri- »>Harry und Arthur« sind jetzt die Chefs dieser in den Annalen des Garten- baues eine so bedeutende Rolle spielenden Familie und des Etablissements. Veit- ‘chia Canterburyana ist eine Fiederpalme yon niedrigem aber sehr_robustem Wuchse, die in der Tracht Aehnlichkeit mit Sea- forthia elegans besitzt. Blatter von schon ) hellgriiner Farbung. Die beiden andern neuen Einfihrungen you Palmen von der gleichen Insel, sind: { rg cents australis und Kentia For-

: a ncn ape EO Peace rn wee La : % | riana, beides in der Tracht mit der ab- ie Gebildctan Yeitchia abrliche Aften, von | ae gleichfalls niédrigem Wuchse. Alle 3 sehr we” empfehlenswerthe Arten fur unsere Ge-

eS, peer \ eo bay f [ «boas gba é ae! . ‘ih A ¢ 7 : 2 “"* ) Abgebildet im Botanical Ma-

gazine.

12) Bowenia spectabilis Hook. (Cyca- : deae). Die hier abgebildete weibliche : Pflanze mit Fruchtzapfen gelangte in Kew : zur Entwickelung; der Durchmesser der Wine zusammengesetzten Blatter betragt 5 Fuss. Der Bau der Zapfen scheint in nichts We- sentlichem von Encephalartos verschieden. Wurde nach der ersten Abbildung (Bot. Mag. t. 5398) bereits ausfiihrlich bespro- chen, (S. Gartenflora 1863 p. 355). (Taf. 6008.)

13) Mutisia ilicifolia Cav. (Compositae). Cavan. Ic. V. p. 63 t. 493; D.C. Prodr. VII. p. 7. Paxt. Mag. of Botany XV. t. 101, Gay FI. chil. III. p. 266.— M. spinosa R. et P. Syst. p. 193. Les- sing in Linnaea 1830 p. 271. M. auri- culata Less. ex Hook. et Arn, M. lati- folia Don. in Trans. Linn. Soc. XVI,

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Il, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

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p. 270. Sweet Brit. fl. g. Serie 2 t. 288.

—M. Gayana Remy in Gay Fl. chil. p. 268. Walp. Ann. I. p. 990. M. Lechleri Schult. Bip. in Herb. Lechl.

Eine schon seit 1832 in England ein- gefihrte, aus Chili stammende strauchar- tige Pflanze mit rankenden Zweigen. Glatt oder an den Zweigen, Bliithenstielen und auf der Unterseite der Blatter spinngewebe- artig tiberzogen. Blatter 1—2 Zoll lang, abstehend, sitzend, tief herzformig oder ge- shrt am Grunde, an der Spitze keilformig, gweitheilig oder zweilappig, am Rande dornig gezahnt, rauh lederartig, oberseits hellgriin, unten weisslich; Nerven netzfor- mig; Blithenképichen achselstandig, ein- zeln, gestielt, 3 Zoll im Durchmesser. In- volucral-Bracteen vielreihig sehr verschie- den in ihrer Gestalt. Randblumen acht zwolf, blassrosa. Strahl schmallanzettlich, zugespitzt; innere Lippe sehr klein, zwei- zahnig. (Taf. 6009.)

14) Andryala mogadorensis Coss, (Com- positae). Cosson in Uerb. Balansa. Eben- falls ein Korbchenbliithler, im Jahre 1868 von Balansa in der Bucht von Mogadore, an der Westkiste Marokko’s entdeckt und neuerdings durch die Herren Dr. Hooker, Maw und Bell in England eingefihrt. Kin kleiner Halbstrauch von 1— 2 Fuss Hohe und sparrigem Wuchse, dichthedeckt mit einem weissen, dicken angedrickten Woll- Ueberzuge. Stengel und Bliithenstand sind mit abstehenden, schwarzen Driisenhaaren bedeckt. Blatter sehr verschieden in Grosse und Gestalt. Die wurzelstandigen verkehrt- eiformig-spathelférmig und in einen langen Blattstiel zusammengezogen , oft vier Zoll lang. Stengelblatter 1—2 Zoll lang, sitz- end, herzformig oder am Grunde gedhrt, eiformig und concav oder langlich und glatt, oder langlich -spathelformig, ganzrandig oder buchtig- geziihnt, Spitze abgerundet, manchmal zugespitzt. Doldentraube be- plattert, am Ende der Zweige stehend, mit 6—8 Koépfen, von denen gewohnlich 1—2 gedfinet sind, Bliithenképfchen kurz und dickgestielt, 1—1!/, Zoll im Durchmesser, goldgelb. Involucrum hemispharisch, dicht

120

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz,

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mit Driisenhaaren besetzt. Bracteen am | ven; hellgriin, unterseits blasser. Rispe

Grunde verwachsen, die freien Enden 1- oder 2reihig, pfriemig-lanzettlich, zuge- spitzt, abstehend. (Taf. 6010.)

15) Rhynchanthera grandiflora DC. (Melastomaceae). D. C. Prodr. III. p. 107. Triana in Trans. Linn. Soc. XXVIII. p. 31. R. monodynama. D. C. l. ec. Rhexia grandiflora Bonpl. Rhex. p. 26 t. 11, Melastoma grandiflora Aubl. Plant. guain. I. p. 414 t. 160. Osbeckia Auble- tiana Spreng. Syst. veg. II. p. 311.

Kine in den nordlichen Theilen des

tropischen Amerika zwischen dem Ama-

zonenstrome und Demerara viel verbreitete Pflanze. Erreicht eine Hohe von 6 Fuss und bliiht im Herbste. Die Hinfihrung verdankt man dem Etablissement der Hrn, W. Bull in Chelsea. Die ganze Pflanze ist -mehr oder weniger mit diinnen, lang, ab- stehenden Haaren bedeckt. Stamm und Zweige cylindrisch; Blatter 2—3 Zoll lang, breit eiformig-herzformig, zugespitzt, ge- zahnt, 7-nervig, auf beiden Seiten behaart, besonders aber auf der Riickseite der Ner-

6—10 Zoll lang, lockerbeblattert, aufrecht, verastelt. Bracteen blattartig, sitzend. Blumen 2 Zoll im Durchmesser; Stiele kurz, diinn. Kelch 1/g Zoll Jang. Lappen pfrie- mig oder fadenformig. Petalen elliptisch- verkehrt-eiformig, leuchtend rosa. Staub- faden roth. Antheren goldgelb. (Taf. 6011.)

16) Merendera <Aitchisont J. D. Hook. (Melanthaceae) Bulbocodium sp, Aitchis. Cat. Plants Panjab et Sindh. p. 151. Ein Zwiebelgewachs aus dem Panjab zu- erst entdeckt von Major Vicary und lebend in Kew eingefiihrt durch Dr. Aitchison. Zwiebel flaschenfoérmig. Scheiden hellbraun, Blatter 1—2 Zoll lang wahrend der Blithe, spater, wenn die Samen reifen 6—8 Zoll lang, Blume 11/.—2 Zoll im Durchmesser, blasslila. Perianthalabschnitte mit sehr diinner Klaue und lanzettformiger, stumpfer ©

Flache. Staubfaden am Grunde der Peri-

anthalflache eingesetzt, pfriemenformig.

Antheren griin. (Taf. 6011.) (Ender.

Vil.

1) Bulletin de la Société Impé- riale des Naturalistes de Mos- cou. 1870 N. 3, 4, 1871 N. 1—4, 1872 N. 1—2.

Wir haben friiher regelmassig die Aus- gabe dieser fiir die Naturwissenschaft wich- tigen Zeitschrift angezeigt, welche unter der Redaction des Dr. von Renard er- scheint. Die fiir das Feld unserer Be- sprechungen wichtigsten Abhandlungen, welche obige Hefte enthalten, sind.

N. 3, 4. 1870.

1) Wladimir Koeppen, Wirme und Pflanzehwachsthum. Untersuchungen iiber die Abhangigkeit der Wachsthumsgeschwin- digkeit der Keimtheile von den Warme- verhiltnissen mit besonderer Riicksicht auf

Literatur.

die Bedeutung von Temperaturschwankun- gen und Wirmemenge.

Diese Versuche sind unter Einfluss des Herrn Prof. Hoffmeister in Heidelberg vom Verfasser gemacht worden. Dieselben sind mit Samen leicht keimender Gewachse, wie mit Lupinen, Erbsen, Mais, Kresse ete. auf eine sehr sorgfaltige Art angestellt wor- den, indem die Samen in Tdépfe gesiiet wurden, dann in einen Blechtopf mit dop- peltem Boden gesteckt und dieser wieder in ein weiteres Gefass gestellt wurde. Der Zwischenraum ward mit Stroh oder Was- ser gefillt und das Ganze gut zugedeckt. In jedem dieser Gefasse ward die Tem- peratur durch einen besondern genau re- gulirten Thermometer gemessen, dessen

Lith. Anst.v.J.6.Bach, Leipzig:

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Kugel da eingesenkt war, wo auch die Sa- men ausgesaet waren.

Diese Versuche W. Koeppens bestitigen vollkommen den von Sachs aufgestellten Satz. ,,Vergleicht man die Wachsthumsge- schwindigkeit der verschiedenen Keimtheile, so findet man, dass es fiir jede Pflanzen- art drei ausgezeichnete Punkte der Tem- peraturscala gibt das Minimum, Opti- mum und Maximum. Unsterhalb des Minimums findet keine Keimung statt, zwi- schen diesem und dem Optimum ist das Wachsthum um so schneller, je hoher die Warme zwischen Optimum und Maximum, nimmt die Schnelligkeit des Wachsthums um so mehr ab, je mehr es sich dem Maxi- mum nahert und oberhalb des Maximums findet keine Keimung mehr statt.‘

Ausserdem haben die Versuche von W. Koeppen aber in Bezug auf Temperatur- schwankungen das iiberraschende Resultat gehabt, dass das Wachsthum verhiltniss- massig um so schneller, je gleichmissiger die Temperatur ist, oder mit andern Wor- ten, dass Temperaturschwankungen einen um so mehr verzogernden Hinfluss auf das Wachsthum haben, je stirker die Schwank- ungen, auch dann wenn die Schwankungen nach dem Optimum hin gehen. So zeigt z. B, eine beliebige Keimpflanze bei einer bestandigen gleichmissigen Temperatur von + 15° C. ein schnelleres Wachsthum als eine gleiche Keimpflanze bei einer mittleren ahnlichen oder selbst dem Opti- mum nahern mittlern Temperatur bei Tem- peraturschwankungen.

Wir konnen hier nicht weiter auf diese sehr exact und niichtern angestellten Versuche eintreten. Fir den Gartenbau sind das Minimum, Optimum und Maximum schon lange empirisch bekannt gewordene Thatsachen fiir die verschiedenen Pflanzen- arten. Auf Kenntniss der richtigen Tem- peraturgrade beruht ja wesentlich jede ra- tionelle Cultur. ,

Dass Temperaturschwankungen bei glei- cher mittlerer Temperatur das Wachsthum verzogern, ist dagegen eine kaum bekannte Thatsache, Dennoch ist es genugsam be- kannt, dass niederigere Temperatur bei

Il. Literatur. p

121

Nacht als bei Tage auf die kraftige nor- male Vegetation fast aller Gewachse einen sehr vortheilhaften Einfluss hat. Diesen giinstigen Einfluss haben wir also nach Koeppen’s Versuchen gerade in der Ver- zogerung des ,Wachsthums zu_ suchen, durch welche die neu gebildeten Pflanzen- theile unempfindlicher gegen anderweitige fiussere Hinfliisse gemacht werden, welche ja wie z. B. Trockenheit, heftige oder sehr trockene Winde etc., besonders solche Pflan- zen schidigen, die unter Kinfluss von hohen Warmegraden und Feuchtigkeit im _ ge- schlossenen Raume das relativ schnellste Wachsthum gezeigt haben.

2) F.ab Herder, Plantae Sewerzo- wianae, die Doldengewichse enthaltend.

3) F. Miller, Beitrag zur Klimatolo- gie Ost-Sibiriens. Diese Beobachtungen sind in der Gegend von Nertschinsk bei einer Hohe von 2816 engl. Fuss iiber dem Meere gemacht. Der tiefste Thermometer- stand betrug 399R., der héchste + 30°R. Vom 9. Nov. bis zum 15. Marz ging die Temperatur nie tiber den Nullpunkt, Das Mittel von 10 jahriger Beobachtung gab den 4. Juni als Jetzten und den 10. Sept. als ersten Schneefall. Viele Tabellen sind dieser einlasslichen Arbeit beigefiigt, wel- che auf Beobachtungen beruht, die der First P. A. Krapotkin im Laufe von 10 Jahren angestellt hat.

N. 1—4, 1872.

1) C. O. Harz, einige neue Hyphomy- ceten Wiens und Berlins, nebst Beitragen zur Systematik derselben.

2) A.Becker, Reise nach Temir-Chan- Schore und Derbent. Diese Reisebeschreib- ung ist entsetzlich mager. Es folgt der- selben das Verzeichniss der gesammelten Pflanzen, bei dem der Verfasser zu sagen vergessen hat, dass diese von R. von Trautvetter bestimmt sind.

3) A. Tomaschek. Higenthimliche Um- bildung des Pollens. Es sind dies Versuche, wo Pollenzellen kiinstlich zur Schlauch- bildung angeregt mit den zwischen befind- lichen gleichfalls keimenden Sporen von Hy- phomyceten scheinbare Verbindungen ein- gehen. Dabei will der Verfasser aber auch

122

eigenthiimliche monstrése Umbildungen des Schlauchs der Pollenzelle beobachtet ha- ben und zwar vorzugsweise an dem Pollen von Colutea arborescens, deren Schlauche sich theils ausserordentlich stark verlin- gerten, theils sich gabelformig wiederholt theilten und an den Enden sich verdick- ten. Diese Versuche diirften sehr der Wiederholung und Bestatigung bediirfen!

4) A. Regel (fil.) Botanische Excur- sionen im Waldai und an der Ostgrenze des Gouvernements Tschernigow.

N. 1 und 2, 1872. L. Gruner, zur Charakteristik der Boden- und Vegetations- verhaltnisse des Steppengebietes und der Dnieper - und Konka-Niederung unterhalb Alexandrowsk im Gouvernement Jekateri- noslawsk. Enthalt eine Reihe von interes- santen und genauen Beobachtungen mit Bemerkungen iiber Bliithezeit, Zusammen- stellung der Pflanzen der Steppengebiete und anderer Localititen nach ihrer Blithe- zeit ete.

0) E. a Lindemann, 2. Supplement zur Flora Elisabethsgrad’s. Der geehrte Verfasser fiihrt hier eine ganze Menge nachtraglich aufgefundener Pflanzenarten auf und gibt zu andern kritische Bemerk- ungen.

6) F. abHerder, Plantae Sewerzowia- nae. Enthalt die Compositen, Campanula- ceen, Primulaceen, Oleaceen, Apocyneen, Gentianaceen, Polemoniaceen und Labiaten.

(E. RB.)

2) J. M. Kohler, der Weinstock und der Wein, mit besonderer Beriicksich- tigung des Schweizerischen Wein- baues. Aarau 1869 bei J. J. Christen.

Es ist unsere Pflicht, auf dieses in Deutschland weniger bekannte Werk hin- zuweisen, das uns schon langer vorliegt, aber eben weil wir immer dasselbe etwas genauer ansehen wollten, nicht zur Be- sprechung gelangte. Der geehrte Verfas- ser beschaftigt sicht nicht blos seit weni- gen Jahren, sondern wohl seit 3 Jahrzehn- ten mit der Cultur des Weines und der Weinbereitung und gibt nun in diesem Buche seine eigenen langjihrigen Erfahrun-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. eee

gen in beiden Richtungen, sowie ihm yon den verschiedensten Seiten zahlreiche Mit- theilungen iiber Verbreitung und Cultur der Weinsorten in der Schweiz zugingen.

Die erste Abtheilung bespricht die Wein- sorten, deren Verbreitung in der Schweiz, deren specielle Eigenschaften in Bezug auf Ertrag, Giite des Productes und Verhalten | zum Boden.

Als beste Sorten zur Weincultur im Weinberge zur Bereitung von gutem und edlem Weine empfiehlt unser geehrter Freund den Grossen und kleinen Bur- gunder(Clivner) als beste Sorte fiir Roth- wein, ferner den weissen Burgunder, den rothen Claivner (Rulander), den grauen To- kayer, die blaue Miillerrebe, Liverdon, Si. Laurent, die spateren Formen des Friihclay- ners, Blauen Limberger, Rothen undschwar- | zen Urban, Rothen Traminer, Weissen Tra- miner, Weissen Riesling, Completen (Ziri- rebe) Weissgipfler, Grossen Réauschling, Friher rother italianischer Malvasier, Grii- ner Sylvaner, Weisser Muskateller, Fen- dants des Waadtlandes, Rothen Gutedel, Elben und den friihen blauen Portugieser.

Bei der Anschaffung der Sorte beziehe man nicht aus jedem beliebigen Weinberg, sondern aus wohlbekannten ‘guten Rebber- gen, wo die betreffende Sorte in bester Cultur sich befindet, denn auch die besten Rebsorten arten bei schlechter ungeeigneter Cultur allmalig aus.

Als beste Rebsorten fiir Spaliere wer- den empfohlen.

1) An im August und September rei- fenden Sorten.

Précoce de Malingre, Seidentraube (Friih Leipziger), Gelbe Cibebe (Koheir), Friiher Gutedel (Chasselas précoce), Friiher rother italienischer Malvasier, Friiher blauer Burgunder (Augusttraube), Friher blauer Portugieser.

2) An im September und October rei- fenden Sorten.

Pariser Gutedel (Chasselas de Fontaine- bleau), Muskat-Gutedel (Chasselas musqué), Konigsgutedel (Chasselas royal), Kaiser Gut- edel, Bacharacher (Schwarzblauer Trollin- ger), Grosser Marokkaner, Weisser Muska-

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bewahren auf diese Weise ‘Trauben, die am Versendungsort sofort auf eben ange- gebene Weise verpackt werden, ohne die Fasser, nachdem sie in Petersburg an-

Jahres auf,

gekommen zu Ofinen, frischem Zustande bis Juni des nadchsten

128

Capitel tiber Verbreit- ces in den einzelnen Can- irtrag, Einfluss der spe- Altnisse, dessen Bearbeit- ‘, von der Anzucht der never Rebberge, Schnitt xr Rebe, Bearbeitung im ind Krankheiten des Wein- inlese und Mosten, iiber ‘einveredlung und Wein- shandlung des Weins im duction und Weinhandel, Maschinen fiir den Wein-

rer Schatzung umfasst das ler Schweiz dem Weinbau fegen 60 80,000 Juchert, r als 3 Procent des culti- der Schweiz. igen iiber Anzucht, Schnitt ‘ben in klarer gedrangter andige Anleitung und Holz- m den Text. Ganz vorztg- grossten Nutzen fir den n sind die Capitel itber und Weinbehandlung im itel iber Weinverfalschung lung liftet der Verfasser id lasst in das eigentliche blauen Stube den Consu- ick thun, so dass das Wort dass der Kaufer nur in dem ?roducenten und Verkaufers ir die Realitat des Weines . erhalt. Zugleich ersehen , dass in schlechten Jahr- eale Veredlung des gewon- 33 eintreten kann, wo dem 1ur die iiberschiissige Saure der fehlende Zucker zuge-

shrift ist ein unentbehrliches cht nur fiir jeden Weinpro- er Schweiz, sondern auch fir

icenten in Deutschland. (E. R.)

in ausgezeichnet

. ree oat a al bes hors is ean, ee a TS he OR Na s , a ul? sir: =? 4: tin" .

¢-

122 Gartenflora. Deutiehlands: Busslaalts Ba ie Schvrois

eigenthiimliche monstrése Umbildungen des | gen in beiden Ribkieagen: sowie ihm yon Schlauchs der Pollenzelle beobachtet ha- | den verschiedensten Seiten zahlreiche Mit- ben und zwar vorzugsweise an dem Pollen estas ween iiber Verbreitung und Cultur vou Colutea arborescens _ Sag ess * _ | Weinsorten in der Schweiz zugingen.

sickT aes Ay | ie erste Abtheilung bespricht die Wein-

ger’ en, deren Verbreitung in der Schweiz,

the! | | oe: __» specielle Eigenschaften in Bezug auf

ten., "xg, Giite des Productes und Verhalten Wie ; Boden

ls beste Sorten zur Weincultur im erge zur Bereitung von gutem und

5 ; sione / ry f f ;

des ( | ae | A Weine empfiehlt unser geehrter N 4 74, f _ i den Grossen und kleinen Bur- Chara \ VA PEA: St Mee r (Clavner) als beste Sorte fiir Roth- verhal _ \ferner den weissen Burgunder, den Dniep re. Clavner (Rulander), den grauen To- Alexa Hie blaue Miillerrebe, Liverdon, St. noslaw _, die spateren Formen des Frihclav- santen puen Limberger, Rothen und schwar- Bemer! pat pn, Rothen Traminer, Weissen Tra- stellung Weissen Riesling, Completen (Ziiri- und an Yeissgipfler, Grossen Rauschling, zeit ete \ ~ Sother italianischer Malvasier, Grii- 5) E -aner, Weisser Muskateller, Fen- zur Flo; _s Waadtlandes, Rothen Gutedel, Verfassel dd den frihen blauen Portugieser. nachtrag. | or Anschaffung der Sorte beziehe auf und , % aus jedem beliebigen Weinberg, ungen. | = s wohlbekannten ‘guten Rebber- 6) F. | . # ie betreffende Sorte in bester nae. Ent | befindet, denn auch die besten ceen, Pri j rten bei schlechter ungeeigneter Gentianace flig aus. ~\e Rebsorten fiir Spaliere wer- ex. 2) J. M. ie August und September rei- der W i: n. tigung -\de Malingre, Seidentraube baues. per), Gelbe Cibebe (Koheir), Es ist el (Chasselas précoce), Frither Deutschland

‘scher Malvasier, Friiher blauer

zuweisen, “ugusttraube), Friher blauer

aber eben w genauer ans¢ sprechung ge ser beschaftig gen Jahren, ten mit der ¢ Weinbereitung Buche seine eij

September und October rei-

edel (Chasselas de Fontaine- Gutedel (Chasselas musqué), hasselas royal), Kaiser Gut- ‘her (Schwarzblauer Trollin- _Jarokkaner, Weisser Muska-

errant (4) ar” ete yt Co) ee og 7 i ha 4 ily Boe Sb ae BD abe OF ol | i oy

teller, Rother Muskateller, Schwarzer Mus- kateller, Malaga, Orangen-Traube.

Fiir Aufbewahrung von Tafeltrauben be- nutzt Hr. Kohler die folgende Methode. Es werden nur vollkommen gezeitigte Trauben dazu beniitzt, die mdglichst lange an den Reben geblieben sind. Angesteckte Beeren werden ohne die Traube zu beriihren aus- geschnitten und legt man die Trauben in ein nach Norden liegendes Zimmer auf eine Unterlage von Druckpapier. Dieses Zimmer soll méglichst kihl gehalten wer- den, die Temperatur darf aber nicht unter Null fallen. Die Thiiren werden méglichst wenig gedffnet, damit kein Wechsel der Temperatur eintrete. Auf diese Weise be- wahrte Hr, Kohler Trauben im frischen Zustande bis Ostern auf. Am besten hiel- ten sich der Bacharacher, der Kohier der Muscat-, und Pariser Gutedel *).

%) Nirgends werden auben im frischen f 3. besser als in Petersburg aufbe- if wahrt. .Man beniitzt dazu die importirte Malaga-Traube und andere spiite grosstrau- | bige Sorten mit fester Schaale, die aus der _ Krim, Astrachan etc. nach Petersburg kom- _ men.

Die Trauben werden in gewdhnliche | Fasser zwischen Kleie so eingeschichtet, dass keine Traube die andere beriihrt und “auch der Raum zwischen den einzelnen Beeren ausgefillt wird. Nachdem das Fass geschlossen, wird solches in ein Gewélbe

gestellt, in das einestheils kein Frost ein-

; “dringt und das anderentheils durch Auf- a stellung von Eisbehadltern stets auf einer _ Temperatur unterhalten wird, die nicht % tiber + 20 R. steigt. Wenn die Trauben 1B. gebraucht werden sollen, werden die Fas-

: ser gedffnet und die Trauben nun so schnell als mOéglich verbraucht, da sie beim Oeff- nen des Fasses noch vollstindig frisch, wie eben vom Stocke genommen. sind, unter der Einwirkung der Luft aber bald leiden, Die Petersburger Obstmagazine bewahren auf diese Weise ‘Trauben, die am Versendungsort sofort auf eben ange- gebene Weise verpackt werden, ohne die Fasser, nachdem sie in Petersburg an-

Il. Literatur.

123

Dann folgen die Capitel iber Verbreit- ung des Weinstockes in den einzelnen Can- tonen und deren Ertrag, Einfluss der spe- ciellen Bodenverhiltnisse, dessen Bearbeit- ung und Diingung, von der Anzucht der Rebe und Anlage neuer Rebberge, Schnitt und Erziehung der Rebe, Bearbeitung im Sommer, Feinde und Krankheiten des Wein- stockes iiber Weinlese und Mosten, itiber die Gahrung, Weinveredlung und Wein- verfailschung, Behandlung des Weins im Keller, Weinproduction und Weinhandel, Werkzeuge und Maschinen fiir den Wein- bau.

Nach ungefahrer Schatzung umfasst das Areal, was in der Schweiz dem Weinbau gewidmet ist, gegen 60 80,000 Juchert, oder etwas mehr als 3 Procent des culti- virbaren Bodens der Schweiz.

Die Abtheilungen iiber Anzucht, Schnitt und Cultur, geben in klarer gedringter Kiirze eine vollstandige Anleitung und Holz- schnitte erlautern den Text. Ganz vorztg- lich und vom grossten Nutzen fir den Weinproducenten sind die Capitel itber Weinbereitung und Weinbehandlung im Keller. Im Capitel iber Weinverfalschung und Weinveredlung liiftet der Verfasser den Schleier und lasst in das eigentliche Geheimniss der blauen Stube den Consu- menten einen Blick thun, so dass das Wort ein wahres ist, dass der Kaufer nur in dem Charakter des Producenten und Verkaufers eine Gewihr fiir die Realitaét des Weines den er ankauft. erhalt. Zugleich ersehen wir aber auch, dass in schlechten Jahr- gangen eine reale Veredlung des gewon- nenen Productes eintreten kann, wo dem Weine theils ‘nur die iiberschiissige Saure entzogen und der fehlende Zucker zuge- setzt wird.

Kohler’s Schrift ist ein unentbehrliches Handbuch, nicht nur fiir jeden Weinpro- ducenten in der Schweiz, sondern auch fir die Weinproducenten in Deutschland.

(E. R.) gekommen zu Offnen, in ausgezeichnet frischem Zustande bis Juni des nachsten Jahres auf,

124

3) F. Jtihlke, die Kénigliche Landes- baumschule und Girtner-Lehranstalt in Potsdam. Verlag von Wiegand und Hempel in Berlin.

Wir haben dieses ebenso gediegene als niitzliche Buch schon einmal in diesen Blattern besprochen, auch ist damals schon darauf hingewiesen worden, dass dieses nicht blos die Geschichte der K. Landes- baumschule, sondern auch wichtige Daten iiber deren Betrieb und itiber die Gartner- Lehranstalt enthalt. Da erfahren wir, dass die grossartigen Parkanlagen Potsdams im Jahre 1745 begonnen worden sind, wo Friedrich der Grosse auf einem kahlen Sandhiigel zu jener Zeit der »Wiiste Berg« genannt, Sans-souci erbaute und dem Geschmack der damaligen Zeit entsprech- end bei der Anlage des Gartens die Ter- rassen anlegen liess. Kin kleiner beige- gebener Plan gibt das Bild dieses beriihm- ten Gartens von Sans-souci, wie ihn Fried- rich Wilhelm IV. wieder herstellen liess. Um diesen Garten haben sich nun nach und nach alle die Parkanlagen gruppirt, welche die andern Herrscher und die Mit- glieder der Koniglichen Familie dort an- legen liessen und die mitten im Gebiete des markischen Sandes jene von uns friher besprochenen genialen und grossartigen Parkanlagen Potsdams bilden.

Geschichtlich interessant ist es, wie von Friedrich dem Grossen an die Kénige Preussens selbst in die allmilige Anlage ihres Tusculums eingriffen', wie dies durch Auffiihrung der Ko6niglichen Rescripte mehrfach bezeugt wird. Die Rescripte von Friedrich dem Grossen gehen ganz in die Details ein, befehlen sorgsamere Pflanzung mit weniger beschidigten Wurzeln, tiefere Baumgruben und keine zu*hohen Rech- nungen.

Dieser allgemeinen geschichtlichen Kin- leitung folgt die Geschichte der Landes- baumschule und Girtnerlehranstalt, wobei der hohen Verdieste, die sich Lenné, s0- wohl um die Parkanlagen Potsdams, als um die Landesbaumschule und Giartner-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

lehranstalt erworben hat, wiederholt einlasslich gedacht wird.

Ueberhaupt gereicht es dem Verfasser zur wahbrhaften Ehre, dass er den Weg der vollsten Wahrheit geht, Aller Ver- dienste vollkommen anerkannt und so in diesem Werke dem verstorbenen Lenné ein EKhrendenkmal setzt, das dieser Mann so vielfach verdient hat. Tragt doch schon der Umschlag den Kranz der Monstera Lennea und das von Hichenlaub um- kranzte Brustbild Lenné’s.

Ebenso einlasslich wird die Geschichte der am 20. August 1823 begriindeten K6- niglichen Gartner-Lehr-Anstalt besprochen, einer Anstalt, die auf die Entwicklung des Gartenbaues in Deutschland den wichtig- sten Hinfluss getibt hat und ferner noch im hohen Maasse tiben wird, da solche un- ter unseres geehrten Freundes »Jiihlke’s« Leitung, eigentlich jetzt erst auf den Stand

der héchsten Blithe und Nitzlichkeit fir ~

die weitesten Kreise gelangt ist. Wo man damit umgeht, Gartenbauschulen zu griin- den, da ist in diesem Werke Jihlke’s das wichtigste Material zum Vorstudium geliefert, ein Material, das nicht auf Theo- rie, sondern auf 50jahriger Erfahrung iiber - erste Einrichtung, allmalige Umbildung und Vervollkommnung dieser Lehranstalt be- ruht. |

Es folgen nun verschiedene specielle Abhandlungen in Bezug auf Pflanzencultur.

J. Wrede, Inspector der Konig]. Lan- desbaumschule, gibt seine Beobachtungen iiber den Hinfluss des Frostes im Winter 1870/1871.

Wir haben kiirzlich unsere Ansichten iiber Einwirkung des Frostes in der Gar- tenflora niedergelegt. Wir wollen hier zufiigen, dass Hr. Wrede unter den Holz- gewachsen, welche mehr oder weniger ge- litten haben, ausschliesslich solche nennt, welche in Petersburg tiberhaupt nicht mehr aushalten, also auch in Berlin schon iiber die Grenzen ihres natiirlichen Ver- breitungsbezirkes hinaus geriickt sind und darum in ausnahmsweise kalten Wintern stets leiden werden.

Wy

w. Lauche, Konigl. Obergartner und Lehrer des Gartenbaues an der Konigl. Girtner-Lehr-Anstalt, iber Schnitt und Sor- ten von Zwergobstbiumen.

Der verehrte Verfasser spricht uns ganz aus dem Herzen und bestatigt die Erfahr- ungen, die wir nun bereits seit einem De- cennium in dem viel nordischeren Klima Petersburg’s gemacht haben, indem derselbe

tiber die Modificationen spricht, die der Schnitt der Zwergobstbéume, wie solcher in Frankreich gelehrt wird, in Deutschland erleiden muss.

. In erster Linie wird darauf aufmerksam ‘gemacht, dass im warmen Klima Frank- | reichs die Obstbaume ihren Trieb von Mitte -. bis Ende Augusts beendet und dann auch | der Schnitt vorgenommen werden kénne, ohne’ zu befirchten, dass ein erneutes Austreiben stattfinden werde. Lucas em- pfiehlt Ende August bis Mitte September, das ist aber fiir Norddeutschland noch zu frih, denn es erfolgt bei so friher Vor- nahme desselben haufig noch ein erneutes Austreiben, das also den Zweck des Schnit- tes ,,Ausbildung von Fruchtaugen‘ beein-

B trachtigt und indem der Banm in erneute

Ps j Lebensthatigkeit gesetzt wird, das Erfrie- a ren der Baume veranlasst. In Petersburg A ging es uns, wie Hrn. Lauche, wir mussten

Be schmerzliches Lehrgeld zahlen und nehmen

_ jetzt den Schnitt an Cordons und Zwerg-

| baumen nur noch im Frihjahr nach dem

_ Austreiben und im Herbst erst von Mitte

bis gegen Ende October und Anfang No-

: vember, also wieder um 2—3 Wochen spa-

- ter als in Berlin vor. Die Afterleitzweige

_ der Kirschen und Pflaumén, “kiirzt dagegen ‘Herr Lauche Mitte. August auf ae und er-

sen Menge von Blithenaugen.

Das Gleiche gilt von dem, was Herr Lauche iiber Auswahl der Sorten je nach klimatischen Verhiiltnissen sagt. Wir gehen da wieder ganz einig. Auch wir haben an 2000 Sorten Aepfel nnd Birnen fir das Petersburger Klima geprift und wie wenig ist als tauglich davon zuriickgeblieben. Als zweckmissige gute Sorte fiir Zwerg-

Tangt dadarch | die a einer ag

Ill. Literatur. 125

cultur empfiehlt Herr Lauche fir’s Berli- ner Klima:

1) Birnen.

1. Esperen’s Herrenbirn, September. 2. Herzogin von Angouléme, Herbst. 3. Diel’s Butterbirn, Winter. 4. Holzfarbige But- terbirn, October. 5. Napoleon’s Butter- birn, Herbst, 6. William’s gute Christbirn, September. 7. Vereins- Dechantsbirn, Oc- tober. 8. Louise von Avranches, October. 9. Clairgeau’s Butterbirn, 10. Amanli’s Butterbirn, September. 11. Késtliche von Charneau, October. 12. Neue Poiteau, Oc- tober. 13. Schwesterbirn, October. 14. Triumph von Jodoigne, Winter. 15. Doy- enne Jamin, Marz. 16. Ghelin’s Butter- birn, December. 17. Coloma’s Herbst-But- terbirn. 18. Capiaumont’s Butterbirn, Oc- tober. 19. Baronne de Mello, November. 20, Neue Fulvie, Februar. 21. Bosc’s Fla- schenbirn, October. 22. Arenberg’s But- terbirn. 238. Liegel’s Winter -Butterbirn, November. 24. Nivelle’s Butterbirn.

Ausser diesen angefihrten Sorten bei ausgedehnterer Anpflanzung noch folgende:

1, Amelie Leclerc, Januar. 2. Ange- vine, schénste, Winter. 3. Barbe Nelis, October. 4. Gute von Ezée, September. 5. Bergamotte Crasanne, 6. Bezy May, Winter. 7. British Queen, October. 8. Chau- montel, Winter. 9. Clapp’s Favorite, Sep- tember. 10. Dr. Lenthier, Winter. 11. Erz- bischof Hons, August. 12. General Tott- leben, December. 13, Henry Capron, No- vember. 14, Knight’s Edward, September. 15. Mad. Favre, September. 16. Mad, Du- car, Winter. 17. Pie 1X., September, Oc- tober. 18. Poire de l’Assomption, August. 19. Protessor Henneau, Winter. 20. Ro- bert Trail, Winter. 21. Senator Vaise, August. 22, Lenzener Burgbirn, Herbst. 23, Rothe Dechantsbirn, October. 24. Ze- pherine Gregoire, Winter.

2) Aepfel.

1. Weisser Winter-Calvill. 2. Pariser Rambour-Reinette, Winter. 3, Kaiser Al- exander, October, November. 4. Belle Josephine, Winter. 5. Charlamowsky, Au- gust. 6, Cox’s Pomona, October. 7. Gel- ber Richard, October, November. 8. Ge-

nerals-Geschenk, Winter. 9. Winter-Gold- Parmaine. 10. Prinzenapfel, September, October. 11. Ananas-Reinette, November. 12. Edel-Reinette, Winter. 13. Etlins Rei- nette, Winter. 14. Gold-Reinette von Blen- heim, Winter. 15. Orleans Reinette, Win- ter. 16. Schéner aus Kent, Winter. 17. Winter-Taubenapfel. 18. Kostlichster, Win- ter. 19. K6niglicher Kurzstiel, Winter. 20. London Pepping, Winter. 21. Gestreif- ter Beaufin, Winter. 22. Calvill Boisbunel, Winter. 23. Gloria Mundi, Winter. 24. Reinette Evagyl.

R. Buttmann, K6nigl. Hofeartner und Lehrer an der Giebnorlehratistalt, iiber Erd- beertreiberei. Der Verfasser gibt in die- sem Artikel eine einlassliche Beschreibung

“geines Verfahrens bei der Treiberei. Zum ~ ersten Treiben vom 15. Nov. (n. St.) an - yerwendet er Marguerite, Princess Alice, - Sir Charles Napier. Zum zweiten Treiben ~ yon Mitte December und Mitte Januar an, 3 ausser den obigen Sorten noch _ ,,British ~ Queen, Sir Harry, Dr. Hogg, Roseberry

maxima, Princess Royale, Keens Seedling.“ Zum 3. Treiben Mitte Februar und Marz:

La constante, Prince Arthur, Princess Fre-

deric Wilhelm, Empress Eugenie, Cremont,

¢ Victoria (Trollop), Prince of Wales, Duc de Malakoff *).

*) In und um Petersburg werden ge- genwartig wohl verhiltnissmassig die mei- sten Erdbeeren getrieben und speciell sind in dem Pomologischen Garten des Refer- enten eine Reihe von Jahren hindurch jabrlich 2 Gewiichshauser lediglich zur zweimaligen Treiberei von Mitte December bis Frihjahr und zum 3, Male von Octo- ber bis Ende November bestimmt gewesen. Die Sorten, welche sich von allen bei uns zur Treiberei am besten bewahrten, waren:

IV. Personalnotiz

1) Am 28. Dezember 1872 wurden Ihrer ‘Maj. der Kaiserin ein Strauss Himbeeren, welche einige Tage zuvor im Toth Faluser Walde aufgelesen wurden, von Hrn, Heinr.

aes hat Hr. Eichler einen Malate

iiber die Wollige ,,Rindenlaus“ auch ,,Blut- laus‘ genannt (Aphis lanigera Hausm.), Wrede itber Vermehrung der Gehdlze, C. Ritter tiber die Giartnerei in Russland, Lauche iiber neue Birnsorten geschrie- ben, welche Aufsitze wir wohl bald ein-

mal einlasslicher besprechen werden. Zwilf

beigegebene Tafeln erlautern den Text

dieses von der Buchhandlung sehr elegant

ausgestatteten Werkes. (EK. RB.)

Zum Frihtreiben die gewdhnlichen Sorten der Scharlacherdbeere, die gemeinig- lich als ,,Roseberry“ in den Garten gehen.

Zur zweiten Treiberei, wobei mit An- fang December n, St. die ersten Erdbeeren elngestellt werden.

Roseberry maxima, Précoce, Jova d’Ame- rique, Prince Imperial (Gaindorge), Hen- riette, Lucas.

Alle abgetriebenen Pflanzen wurden, nachdem solche einige Wochen trocken ge- standen, im Friihjahr ohue besondere Pra- paration auf besondere Beete ausgepflanzt und begannen zu tragen, wenn die Ernte

der im freien Lande cultivirten Erdbeeren

beendigt waren. Im September, jedenfalls vordem ein Frost die Pflanzen schidigen konnte, (selbst ein leichter Frost verhin- dert die Herbst-Ernte) wurden die am meisten mit Blumen und jungen Friichten beladenen Pflanzen vorsichtig eingepflanzt, um ins Gewichshaus eingestellt, noch bis Ende November Friichte zu geben. Zu allen diesen Zwecken eignete sich unsere Russische ,,Roseberry maxima“ am besten.

In welcher Ausdehnung Erdbeeren jetzt in Petersburg cultivirt werden, mag daraus hervorgehen, dass es Besitzer gibt, die bis 30 Aker Land nur mit Erdbeeren bepflanzt haben.

en und Neuestes.

v. Guttmann, nach Géoddlld gesandt. Der Strauss enthielt 40 Stiick ganz reife und geniessbare und 70 Stiicke halbreife Him- beeren,

eta ot ee ae re ee 8. et ee ne.

a ie Sacuet ee ae lens 1A tee dss lg ae te

Aus Meran wird dem Boten f. Tir. und

Vorarl. vom 14. Januar.geschrieben, dass der Thermometer in der Sonne 25° R. zeigt -_ und in sonniger Lage Ranunculus bulbosus, " » Stellaria media, Leéntodon Taraxacum, La- 4 1 -mium purpureum, Potentilla verna, Ku- : ~ phorbia helioscopia, Tussilago farfara u. a m. a. in Bliithe stehen ; dass Bellis peren- nis, Trifolium pratense, Diarthus montanus, Hee acre u. a. den ganzen Winter hin- a 1 dureh nicht zu bliihen aufhérten, und dass _ im Freien an sonnigen geschiitzten Stellen - fortwihrend Marzenveilchen gefunden wor- ts und schliesslich, dass Monatrosen in vielen offenen Garten noch jetzt mit rei- chen Knospen und Bliithen beladen sind. Im Laibacher Tagblatt vom 20, Januar lesen wir, dass einzelne im Herbst aufge- + gangene Bohnen in voller Blithe stehen; . dass auf den Friedhéfen zu heil. drei Kénig die Graber mit bliihenden Reseden und : -gelben Ringelblumen bedeckt waren; dass _ seit Mitte December die schéne rosendhn- - liche Niesswurz in voiler Blithe steht, so K ebenfalls Schneegléckchen, Leberbltimchen, 1 Heidekraut, das buchsbaumblatterige Kreuz- 3 z _kraut, die stengellose Primel etc. pracht- ~ voll bliihen. Am 13. Januar bestieg Jemand den ' »Barwurzer», einen beiliufig 6000 Fuss i * hohen 11/g Meile siidéstl. von Aussee (Stei- - ermark) gelegenen Berggipfel. Auf einer _ Hohe von circa 4500 Fuss sah er, wie dem __ »Volksb.« geschrieben wird, im bliihenden _ Haidekraut Hummeln herumfliegen und nahe an der Bergscheide fand er Alpen- Wl blimchen (Bliithen von einer Steinbrech, | Preisselbeere, Ranunkel- und Fadenklee- | Art). Ganz oben bei der Triangulirstange, wo der Wind wehte, zeigte der Thermo- > meter 149 R. Warme und an einer nahen windstillen Stelle fast ganz 219,

=

(S—r.)

2) Laibach (Krain) vom 24, Januar aus. Wie iiberall, so haben auch wir hier einen ganz abnormen Winter, und sind diese Erscheinungen besonders fir einen Nordeutschen wie ich bin hoéchst interes- sant. Bis zum 18. Januar hat Cobaea

127 scandens im Freien gebliht, und zerstor- ten die eintretenden Reaumur die Spitzen der Pflanzen, die alteren, harteren Blitter sind eben heut noch, nach einem 2 Tage anhaltenden Frost frisch und vol- lig gesund. Eecremocarpus scaber hat heut am 24, Januar, wo ich Stecklinge im Freien davon geschnitten, an den Spitzen der Zweige vollig zum Aufbrechen entwickelte Knospen.

Pilogyne syavis, Abobra viridiflora sind unter einem etwas hervortretenden Dach noch vollig grin.

Passiflora coerulea ganz frei an einer Saule hat noch nicht aufgehort zu wachsen.

Leider treiben auch Rosen und Clema- tis schon wieder und ist zu _ befiirchten, dass etwa eintretender stirkerer Frost diesen Pflanzen mehr schadet, als die strengste Winterkalte. Im Vorjahre hat- ten wir von Mitte December bis Mitte Februar zwischen R. bis 220 R. Dieses Jahr von Mitte December bis heut zwischen -—— 39 R. bis + 189 R. und da- von nur drei Tage, wo das Thermometer nicht tiber 0 stand. Im Freien bliht be- reits an den sonnigen Bergen Viola, Pri- mula acaulis, auch Galanthus nivalis steckt die Képfe schon heraus, ebenso bliiht schon einzeln «Hepatica triloba, Die Kitzchen von Corylus staubten bereits am 8. Januar. Bellis, Veronica und viele Unkrauter bliihen noch jetzt auf den Aeckern. Die Verbe- nen und Petunien-Sortimente, welche tiber Sommer in den freien Grund gepflanzt wurden, sind heut noch vollig gesund und frisch, uud dirfte ich in den nachsten Ta- gen von den Verbenen Stecklinge schnei- den, wie ich bereits am 12. Januar aus dem freien Lande Petunien-Stecklinge ge- schnitten, welche heut bereits bewurzelt,

Jenseits des Karst-Gebirges ist es na- tirlicher Weise noch schlimmer. Denn unsere Nachbarstadt Gorz hatte bereits zu Weihnachten seine Mandel- und Pfirsich- baume in Bliithe, ja sie haben es in der letzten Woche gar bis zu reifen, wenn auch nicht gerade wohlschmeckenden Kir- chen gebracht. (Julius Diirr).

vy ead ee PO eT oor VS ah! Le Ee eine

128

3) Dr. R. Schomburgk, Director des Botanischen Gartens in Adelaide, ist von einem Nervenfieber genesen, dem eine seiner Tochter zum Opfer fiel. Die Be- mihungen Schomburgk’s um den ausge- zeichnet bliihenden Zustand des Botani- schen Gartens in Adelaide finden in Aus- tralien allgemeine Anerkennung. LHinen Ruf nach einer der Schwesterkolonien lehnte Dr. Schomburgk ab und die dankbaren Einwohner Adelaidens itberreichten dem- selben in Folge dessen eine Dankadresse.

4) Internationale Weltausstell- ung in Wien.

Die temporidren Ausstellungen von Er- zeugnissen des Gartenbaues finden zu folgen- den Zeitpunkten statt.

Vom 1. bis 10. Mai.

Fla 5 aay URN FY

» 20. ,, 30. August.

» 18. ,, 23. September. She hess ay? des OGbober,

5) Im Augustastift in Charlottenburg bei Berlin werden gegenwartig 40 Fuss hohe Platanen unter Leitung des Garten- directors Juhlke verpflanzt.

6) Am 22. Marz, dem Geburtstag Sr. Majestat des Deutschen Kaisers, ward in Wien in dem zur dortigen Ausstellung her-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und den Schweiz. A

gestellten Firstengarten die erste Pflanz ung vorgenommen.

7) + Josef Georg Beer, der lange Zeit Sekretair der Kais. Konigl. Gartenbau- Gesellschaft war, stark am 13. Marz in Wien. Er war Mitglied der Kaiserlichen Commis- sion fiir die Weltaustellung und einer der Manner, die fiir die Abtheilung des Garten- baues bei derselben mit aufopfernder Liebe und Enthusiasmus gearbeitet haben. Lei- der solite er die Eréffnung dieser Ausstell- ung nicht mehr erleben.

Beer’s bedeutendste Leistung war seine Arbeit tiber die Familie der Bromeliaceen. Dieselbe enthalt neue Hintheilungriinde und zeigt, dass Beer eine griindliche allgemeine Uebersicht iiber die zahlreichen Arten die- | ser Familie gewonnen hatte. Leider lei. det auch diese Schrift an dem gleicheh Fehler wie alle seine andern Schriften, es fehlt derselben eine klare Anordnung und die Sprache ist oft sehr confus. Beer’s letzte Schrift iiber Obstbau haben wir in diesen Blattern critisirt. Wir legen auf sein Grab den Palmenzweig des Friedens. Beer war ein enthusiastischer Freund der Pflanzenwelt, ein treuer Arbeiter und Beobachter und seine Arbeit iiber die Fa- milie der Bromeliaceen hat einen bleiben- den wissenschaftlichen Werth. (EK. R.)

. Originalabhandlungen.

1) Abgebildete Pflanzen.

a) Odontoglossum Insleayi Lindl.

(Siehe Taf. 757.)

Orchideae.

O. Insleayi; pseudobulbis ovalis, compressis, diphyllis; foliis coriaceis, oblongo - ensiformibus, subundulatis, apice recurvis, racemo paucifloro erecto rigido brevioribus; sepalis petalisque oblongis, subaequalibus, undulatis, infi- mis basi connatis; labello angusto, obo- vato, undulato, apice rotundato v. re- tuso, basi auriculato; disci crista apice biloba dilatata, utrinque in medio dente corniformi aucta; columnae alis incur- vis cirrhatis. Lindl. Fol. Orch. n. 8. Rehb. in Mill. ann. VI. pag. 825. Oncidium Insleayi Barker in Bot. Reg. 1840. misc. 21. Bateman Orch. Mex.

et Guatem. tab. 21. FI. d. 1848 tab. 62.

Mit O. grande ist das in Rede steh- ende prachlige O. Insleayi aus Mexiko zunichst verwandt. Die Traube der grossen gelben purpurbraun quer ban- dirten und gezeichneten Blumen erscheint im November oder December und bleibt wie die yon O, grande mehrere Mo- nate in volier Schénheit, weshalb diese Art als eine der schénsten zum Win- terflor zu empfehlen ist. Cultur in durchbrochenen Topfen oder Kérben bei einer Temperatur von 8 10° R. im Winter, (E. R.)

serres

b) Begonia scandens Sw.

(Siehe Tafel 758.)

Beg oniaceae.

Begonia scandens Sw. prodr. fl. ind. occ. p. 86. A. de Cand. in DC.

Aubl. Gray Il. 916. Prilzelia de- flexa, P. lucida, P. montana et P. glabra

prodr. XV. pag. 362. B. glabra | KI. Beg. 113. 114. 115. B, lucida

VY. 1873,

9

130

O. et D. Allg. Grtztg. XVI. 132. B. Moritziana Knth et Bché ind. sem. h. ber. pag. 16. B. elliptica Knth. in H. B. K. gen. nov. VII. 180 tab. 641.

Die vorliegende Begonia ist eine der in den Garten altesten und ver- breitetsten in Brasilien heimischen Ar- ten, die, hatte man nicht immer den Drang nach neuen Arten, in wenigen “Garten fehlen wiirde.

Ganz ahnlich wie mit so mancher guten alten in Vergessenheit gerathenen Pflanze verhdlt es sich mit der in Frage stehenden B. scandens; wir fin- den sie in den 4llesten Pflanzenver- zeichnissen des Miinchner Botanischen Gartens, allein seit mehr als 20 Jahren war dieselbe nicht mehr vorhanden. Bei meinem letzien Besuche des Schon- brunner Pflanzen-Gartens fand ich in der Ecke eines Hauses eine ganze Wand mit dieser Begonie bedeckt, welche durch ihre glanzend griinen Blatter einen sehr wohlthuenden Eindruck machte und an Schonheit mit allen kletternden Pflanzen, welche mit Haft- wurzeln versehen sind, concurriren diirfte. Ich eriunere mich richt, diese Pflanze in Berlin, wo das grésste Be- gonien-Sortiment sich befindet, gemass ihrer Eigenschaft verwendet gesechen zu haben. Wenn auch im Allge- meinen die Begonien in unseren Glas- hiusern weniger durch die Insekten leiden, muss doch insbesondere hervor-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

gehoben werden, dass vorzugsweise diese Art stets frei von Ungeziefer ist, und sich namentlich der Glanz der Blalter selbst im Alter kaum- verliert. Die Wurzeln klammern sich tbrigens eben so fest und zahlreich an, wie bei Ficus stipularis.

Indem wir diese Pflanze wieder in Erinnerung bringen, thun wir es in der Ueberzeugung, dass sich wenig Pflanzen so zur Bekleidung von Wan- den in den Warmhausern eignen und iiberdies so reichlich und oft blihen, als die in Frage stehende Begonia. Unsere Pflanzen stehen in ganz kleinen Gefassen (Lauberde mit */, verwitler- ler Lehmerde) und haben eine Lange von 1 Meter und dariiber. Dass die Haltwurzeln die Pflanze allein zu er- uahren vermogen, ist wohl begreiflich. Die Pflanze kann daher sobald sie eine gewisse Grdsse erlangt hat, unten ab- geschnitlen werden, allein selbstver- stiindlich gedeiht sie unter Mitwirkung der Erdwurzeln besser und ist na- mentlich der Bliithenausatz ein weit reicherer,

In Orchideen - Hausern, wo man gerne KleWlerpflanzcn zu haben wiinscht, und wo sie als von Ungezieler rein nicht genug empfohlen werden kann, gedeiht sie ganz besonders gut.

Miinchen, im November 1872. Max Kolb.

I. Originalabhandlungen.

131

c) Libertia caerulescens Knth et Bouché.

(Siehe Taf. 759.)

Irideae.

_L. caerulescens; caule simplici, erecto, glabro, striato; foliis ensiformi- bus, distichis, rigidis, glabris, caulem superantibus; florum subsessilium glo- meratis alternis; bracteis cuspidatis, carinalis, striatis, margine membrana- ceis; laciniis perigonii exterioribus ob- longis, apice rotundatis, interioribus el- lipticis, subunguiculatis; ovario glabro; capsula longe pedunculata, oblonga, glabra.

Knth et Bouché ind. sem h. Berol. 1845. Linnaea XIX. 382. Ibidem XXXI. 382.

Wer kennt und schitzt nicht die

/ Libertia paniculata Sprgl., L. puichella

ee re = ee

Sprgl. und Lib. formosa Grah., als schone sehr empfehlenswerthe Decora- tionspflanzen des Kalthauses und schéne Florblumen im April und Mai? Wah-

pasa eae

rend diese aber alle weisse Blumen tragen, hat die Libertia, von der wir beistehend die Abbildung geben, hell- blaue Blumen, die in einer dichten Traube stehen.

Ist in den Gebirgen Chile’s und Peru’s heimisch und verdient gleich den mehr verbreiteten Arten dieser Gattung allgemeine Cullur als schodne Decorations - und Florblume des Kalt- hauses. (E. R.)

Erk). d. Abbildung. a. Ein Bliithen- schaft mit den Blumen in natiirlicher Grésse. b. Die Wurzelblatter mit dem untern Theil des Bliithenschaftes in na- tiirlicher Grosse. c. Ein bliihendes Ex- emplar verkleinert. d. Eine einzelne Blume, vergrdssert.

2) Das 50jahrige Jubilium und die Geschichte des Kaiserlichen Bo- tanischen Gartens in St. Petersburg.

Am 22. Marz (4. April n. St.) feierte der Kais. Botanische Garten in St. Pe- tersburg das 50 jahrige Jubilium der Umgestaltung dieses Institutes zum »Kaiserlichen Botanischen Gar- ten“,

Es war eine stille hiusliche Feier, welche den Tag bezeichnete, Um 12 Uhr war Messe in den Orangerien, bei der Sr. Hohe Exzellenz der Hr. Minister der Domainen, die Herren Directoren der betreffenden Abtheilung des Mi-

nisteriums, der Herr Prasident der Kais. Russ. Gartenbaugesellschaft, der Depu- tirte von Sr. Kais. Hoheit des Gross- fiirsten Nicolai-Nicolajewitsch etc., so- wie sdammtliche Beamte und Angestellte am Institute zugegen waren.

Nach dem Gebete versammelten sich die Anwesenden zu einem Friihstiicke beim Director.

Zur Feier dieses Tages ist vom Hrn. R. von Trautvetter die Geschichte des Kais. Botanischen Gartens nach

9%

132

den vorhandenen Aktenstiicken zusam- mengestellt worden und vom Unter- zeichneten ist ein Wegweiser fiir das Institut geschrieben worden.

Beide Schriften sind in Russischer Sprache verlfasst. Aus der letzteren Schrift werden wir gelegentlich einiges mittheilen, aus der ersten Schrift wol- len wir diesmal die wichtigsten allgemein interessanten Daten im Folgenden frei zusammen stellen.

Durch einen Ukas vom 11. Februar 1714 befahl der Kaiser Peter der Grosse auf einer der Newa-Inseln einen Gar- ten zu griinden zur Cultur der Arzenei- gewachse, unter dem Namen ,Apo- thekergarten.“

Dieser Apothekergarten stand bis zum Jahre 1823 in mehr oder weniger naher Beziehung zu den Bildungsan- stalten fiir Aerzte des friihern Jahr- hunderts. Unter den in der Botanik bekannteren Namen standen Manner wie Buxbaum, Siegesbeck, Falk, Ru- dolph, Stephan nicht allein dem Garten vor, sondern sie hielten auch ihren Zu- hérern Vorlesungen im Garten.

Im Jabre 1823 besass dieser Apo- thekergarten schon die jelzige bedeu- lende Grundflache, enthielt eine medi- cinische, eine Botanische Abtheilung, eine Baumschule und einige in aller- dings baufalligem Zustande befindliche Gewachshauser, im Ganzen wurden da- mals aber nur 1500 Arten lebender Pflanzen in demselben culltivirt.

Der Minister des Innern, Graf Vic- tor Pawlowitsch Kotschubdei, unter dem der Apothekergarten und die Medico-Chirurgische Akademie im Jahre 1823 stand, richtete seine beson- dere Aulmerksamkeit auf den Apothe- kergarien, der damals nur ein Jahres- Etat von 10000 Rbl. Banco hatte.

Professor Fischer wurde beauf-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

tragt, einen Plan fir Neugestaltung die- ses Gartens zu entwerfen, der Mi- nister stellte diesen Umgestaltungsplan Sr, Majestat dem Kaiser Alexander I. vor, und dieser genehmigte am 22. Marz 1823: ,Dass der bisherige Apo- thekergarten, Botanische Garten und Baumschule auf der Apothekerinsel in einen einzigen Garten tibereinstimmend mit dem Allerhéchst genehmigten Plane vereinigt werden und den Namen ,,Kai- serlicher Botanischer Garten“ erhalten sollte, und dass die Leitung dessel- ben dem Herrn Professor Fischer lbergeben werden sollte.“ Zugleich wurden 100,000 Rbl. Banco fiir die erste Anschaffung von trockenen und lebenden Pflanzen bestimmt und ausser- dem ward fir den Bau von Gewichs- hausern und Wohnungen fiir die am Institute angestellien Personen die Sum- me von 250,000 Rbl. Banco aus den Summen der Medico-Chirurgischen Aka- demie angewiesen. Als Etat fir die jahrlichen Ausgaben wurde am 165. Juni 1823 die Summe von 68,270 Ru- bel Banco Allerhéchst bewilligt.

Schon im Mai des gleichen Jahres iibernahm Fischer als Director des Garlens dessen Leitung und als Ober- oirtner ward F, Faldermann angestellt, der damals in London weilte und yon dort nach Petersburg berufen wurde,

Fischer’s unermiidliches Wirken, um den Petersburger Garten bald ganz auf die Hohe der Zeit zu heben, ist ge- nugsam bekannt. An die Stelle der alten baufalligen Gewiichshdéuser ward ein grosses Gewachshaus, oder vielmer viele mit einander verbundene Ge- wiichshiuser aulgebaut, welche aus 3 Lingslinien, jede zu 720 Fuss engl. Linge und seitlich an den Enden durch Querlinien verbunden, bestanden,

Ausserdem ward das eine im frihern

I, Originalabhandlungen.

Apothekergarten schon vorhandene Ge- wachshaus ausgebessert und im Jahre 1827 und 1828 wurden noch einige niedrige Hauser zur Cultur in einem der Héfe des Carré’s der Gewachshau- ser, zur Cultur der zarteren Pflanzen aufgebaut.

Obgleich von 1823 an der Botani- sche Garten direct unter dem Ministerium des Innern stand, diente er dennoch nach wie vor den Interessen der Me- dico - Chirurgischen Akademie, indem deren Professoren und Studenten den Garten benutzten, ja der Director Fi- scher erhielt sogar den Auftrag, fiir die Studenten dieser Akademie im Gar- ten Collegien zu lesen, einen Auftrag, den Fischer unter Vorwanden verschie- dener Art stets von sich abzuweisen wussie.

Dem Zweck des Gartens als wissen- schaftlich eingerichtetes Central-Institut fiir Botanik wurden entsprechend nicht blos die Sammlungen der lebenden Pflanzen vermehrt, sondern es ward auch ein Herbarium und eine Bibliothek als nothwendige Hiilfsmittel zur Be- stimmung der Pflanzen gegriindet, zum Unterricht fiir die Studenten der Medico- Chirurgischen Akademie erhielt ausser- dem der Garten eine Apothekerabtheil- ung, in welcher alle Arzneigewachse cultivirt wurden.

Der grosse Raum des Gartens selbst ward theils als Park, theils zum Ar- boretum, zu Blumenparthien und Baum- schulen angelegt.

So bildete Fischer von 1823 bis 1830 die Grundlage fiir den jetzigen Kais. Botanischen Garten, dessen Bo- tanische Bibliothek wohl die reichste und vollstaindigste der Art in Europa, dessen Herbarien sich nicht blos in Bezug auf Allgemeines Herbarium den reichsten derartigen Sammlungen

133

an die Seite stellen, sondern in speci- eller Richtung fir die Flora des Rus- sischen Reiches das bedeutendste exi- stirende Material besitzen.

Im Jahre 1830 ward der Kais. Bot. Garten in das Ministerium des Holes iibergefiihrt und fiir Unterhaltungskosten, Beamte, Gartner, Arbeiter, Heizung, Bibliothek, Herbarium und Museum, ward im Ganzen die Summe_ von 123,000 Rb]. Banco als Jahres-Etat be- stimmt.

Im Jahre 1843 ward das Jahres- Etat von Rubel Banco in Silberrubel umgewandelt und anfanglich auf 54045 Rbl. gestellt, wozu dann spater noch 2000 Rbl. fiir einen Reisenden und 4000 Rbl. fiir Unterhaltung der 1846 erbaulten Palmenhduser etc. kamen, zusammen 60,045 Rbl.

Im Jahre 1863 kam der Kais. Bot. Garten unter das Ministerium der Do- mainen und erhielt im Jahre 1866 ein neues Jahres-Etat, das incl. der Summe fiir den Reisenden und Remonte fiir die Gebaude auf der gleichen Hohe auf 60,903 Rubel normirt wurde.

Die héchsten Chefs des Kais. Bota- nischen Gartens von 1823 bis 1873 waren Graf Victor ,Pawlowitsch Kotschubei* Minister des Innern, Arsenij Andreewitsch Sa- krewsky, Minister des Innern (bis 1830), Fiirst Peter Michailowitsch Wolchonsky, Minister des Hofes (bis 1852) Graf Lwow Alexeiewitsch Peroffsky, Minister der Apanagen (bis 1857), der Oberhofmeister Peter Casimirowitsch von Meyendorff (bis 1863), Alexander Alexeiewitsch Selenoi, Minister der Domainen (bis 1872), Peter Alexandrowitsch W olueff, Minister der Domainen (von 1872 an).

Director blieb Fischer bis 1852,

134

an seine Stelle wurde 1852 C. A. Meyer ernannt, der 1855 starb. Jetzt wurde die Verwaltung von der wissenschatt- lichen Leitung des Gartens ganz ge- trennt, die Verwallung kann unter Ba- ron yon Kiister, anfangs mit dem Titel »Director Collega“, dann mit dem Titel »Dirigent.“ Dr. E. Regel ward 1855 mit dem Titel , Wissenschaftlicher Di- rector“ contractlich auf der Stelle des Directors angestellt und erhielt die Leitung der Culturen, des Herbariums und des Museums.

Im Jahre 1863 nach dem Tode Ba- ron Meyendorffs und dem Uebergang des K. Bot. Gartens zum Domainen- Ministerium, ward der Geheimrath R. E. v. Trautvetter *) vom Minister beauf- tragt, fiir den Kais. Bot. Garten ein neues Statut zu bearbeiten. Im Jahre 1864 ward derselbe zum _ Dirigenten ernannt und im Jahre 1866 erhielt der- selbe nach dem neuen Statute die Stelle des Directors, E. Regel trat als Oberbotaniker in den wirklichen Dienst ein und behielt die Leitung des Gar- tens und der Herbarien, S. M. Rosanow ward bald darauf gleichfalls als Ober- botaniker angestellt und erhielt die Auf- sicht tiber das Museum. Endlich ward auch der Akademiker ©. Maximowicz als Oberbotaniker angestellt und nach Rosanow’s Tode mit der Leitung des Museums beauftragt.

Erst mit der Ueberfiihrung des Kais, Botanischen Gartens in das Ministerium der Reichs-Domainen wurden wieder alle fiir das Institut etatmissig bestimm- ten Summen auch wirklich fiir das In- stilut verwendet und ausserdem wurden

*) 1838 schon im Botanischen Garten, dann Professer und Rector in Kiew, spi- ter Director der Landwirthschaftlichen Anstalt zu Gorki.

.terlande geschieden worden.

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

jahrlich ausserordentliche Credite fiir den zweckmassigen Umbau der alten baufdlligen Gewachshauser und der theilweisen Neuanlage des Gartens im Freien bestimmt, in Folge dessen der Kais. Botanische Garten wieder mit der Zeit vorangehen konnte.

Bis zur Zeit des Jubiléums war der grdsste Theil der Gewachshauser, fussend auf die vorangegangenen Er- fahrungen zweckmassig umgebaut wor- den und hatte zum grossen Theil auch zweckmiassige Wasserheizungen erhal- ten. Der unserer schoénen Farnsamm- lung erbaute Glaspalast, den wir in der letzten Nummer beschrieben, war die letzte der Umbauten. Im Garten im Freien sind seit 1855, wo der Re- ferent hier eintrat, besondere Steinpar- thien zur Cultur der zarteren und sché- neren Perennien, sowie fiir Sumpf- und Wasserpflanzen gebildet worden und diese sind immer mehr nach dem Va- Die mit dem Jahre 1856 begonnene allmilige Umarbeitung des aus einer Menge ein- zelner Parcellen bestehenden Gartens zu einem im gleichen Sinne angelegten Parke, blieb nach dem Tode des Grafen Peroffsky, unter der Ungunst der da- maligen Verhialtnisse fiir Ausbauung und Fortfiihrung des Instituts sowohl im Geiste der Zeit, so wie auch in wis- senschaftlicher Beziehung liegen. Mit der Ueberfiihrung des Instituts unter das Ministerium der Domainen wurden diese Arbeilen nicht blos wieder auf- genommen, sondern der Herr Minister bewilligte zu diesen Arbeiten jahrlich besondere Summen, unter deren Beihiilfe der Hof auf dem die Wohnungen der Beamten und Girtner stehen (51/) Dis- jatinen oder ungeféhr 22 Acker) zu einem Parke mit chaussirlen Wegen umgewandelt ward.

I. Originalabhandlungen.

Die vom Carré der Gewichshauser umschlossenen Héfe wurden ferner theils aufgeriumt und chaussirt, theils der eine als Garten angelegt, der im Sommer zur Aufstellung der Gewachs- hauspflanzen im Freien (nach Familien, Gattungen und Vaterland) dient.

Im grossen Park ward das Gemiis- land, das friiher in der Nahe des zum Haupteingange der Gewachshauser fiib- renden Weges lag, in einen von dem Parke ganz getrennten Theil verlegt, der jetzt fiir die Baumschulen, Frucht- biume und Fruchtpflanzen des freien Landes und fiir die Gemiisculturen be- stimmt ist. Ebenso ward ein Theil der versumpften Kanale und Teiche im Gar- ten trocken gelegt, Parthien von nach Floren geordneten Perennien wurden hier angepflangt und endlich ward das frihere Gemiisland mit einem aus 4l- tern Zeiten stammenden in natiirlichem Style angelegten Stiicke des Gartens vereinigt und zum Arboretum umge- wandelt,

Allerdings bleibt in Bezug auf all- malige Anlage des ganzen Gartens im Freien, nach einem durchgehenden Principe der Zukunft noch vieles vor- behalten, aber das Wichtigste ist in dieser Beziehung in der Zeit, seitdem das Institut zum Ministerium der Do- mainen gehort, bereits gethan worden. Bei der grossen Ausdehnung des Areals des Institutes von 25 Disjatinen (unge- fahr 100 Acker) ist es ja_natiirlich, dass es auch in der Zukunft noch viel neu herzustellen, zu bessern, ge- schickter zu vereinigen und placirer geben wird.

Nach diesen allgemeinen Bemerk- ungen gehen wir zu den einzelnen Sammlungen des Gartens iiber,

Die Sammlungen der lebenden Pflan- zen bestanden

135 1823 aus 1500 Arten

1824 , 5682 , 1830 , 12000 , 1850 , 12061 , 1863 , 16500 , 1871, 21320 ,

In der Gesammtzahl der im Jahre 1871 cullivirten Arten, befinden sich z. B. 827 Arten Farn, 1088 Orchideen, 214 Bromeliaceen, 330 Aroideen, 270 Palmen, 415 Coniferen, 787 Cacteen etc, Im Freien ausdauernde Holzgewachse 1128 Arten, ausdauernde Stauden 2763 Arten und 6konomische und Natzpflan- zen des freien Landes 1164 Sorten.

Das Herbarium des Kais. Bot. Gartens, jetzt eins der reichsten in Europa, ward erst im Jahre 1823 durch Fischer angelegt.

Wohl sind in der Zeit Stimmen laut geworden, dass das Herbarium eine unniitze Zugabe zum Botanischen Gar- ten sei, Der Ansicht sind wir nicht, sondern gegentheils gehért zu jedem Botanischen Garten ein Herbarium, denn ohne die Hilfe des Herbariums lassen sich die aus allen Theilen der Welt in unsere Garten einwandernden Pflanzen nicht bestimmen, Es ist leider eine Thatsache, dass es Botanische Garten gibt (exempla sunt odiosa), die mehr Pflanzen unter falschen als unter rich- tigen Namen haben. So erhielten wir Mesembrianthemum cordifolium aus ei- nem Botanischen Garten unter 12 ver- schiedenen Namen und Pentstemon pu- bescens aus einem andern Botanischen Garten unter 15 verschiedenen Namen. Leider ist es in solchen Instituten ganz- lich dem von Morgens bis Abends iiber und uber beschaftigten Gartner tiber- lassen, fiir die Bestimmung der Pflan- zen zu sorgen, denn auch der Hr, Professor hat vollauf mit den Vorlesun- gen zu thun, wissenschaftliche Hiilfs-

136

mittel wie z. B. Bibliothek und Her- barium sind nicht vorhanden und einem

jungen Botaniker als Gehiilfen mit dem -

Bestimmen und Berichtigen der Pflanzen zu beschaftigen, dazu fehlen die Mittel! Wenn daher schon in den giinstiger gelegenen Botanischen Garten des west- lichen Europa es ein dringendes Bediirf- niss ist, nicht blos Herbarium und Biblio- thek zu haben, sondern auch noch minde- stens einen Bolaniker nur zum Bestimmen und Berichtigen der Gartenpflanzen und als Custos am Herbarium anzustellen, so ist das im Petersburger Bot. Garten in noch viel hoherem Grade der Fall. Der hiesige Sommer ist so kurz, dass bei uns jahrlich eine Menge sché- ner annueller und bienner Pflanzen kei- nen Samen tragen und daher immer wieder aus dem Auslande bezogen werden miissen. Dann gelingt bei uns auch die Durchwinterung vieler zarter Kalt- und Warmhauspflanzen in giinsti- gen Wintern wegen Lichtmangel nur schwierig und in ungiinstigen Win- tern fallen solche massenhaft dem un- ausgesetzten Heizen bei Tag und Nacht und gleichzeitigen Lichtmangel zum Opfer. Da sind wir denn auf das stets erneute Beziehen von Pflanzen und Samen in grossen Quantitaéten aus den Garten West -Europa’s angewiesen und solche Pflanzen miissen, wenn sie zum ersten Male bliihen, wieder von Neuem revidirt und verglichen werden, ob solche acht oder falsch, wobei leider das Letztere fast hadufiger als das Erstere. Méchten doch alle Botanischen Garten baldigst mit den Hiilfsmitteln

ausgeriistet werden, um ihrem wissen--

schafilichen Zwecke besser zu_ ent- sprechen und méchte man nicht gerade in dieser Beziehung den Punkt tiber dem i vergessen, Doch kehren wir nach dieser Abschweifung, die gewiss

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

den frommen Wiinschen aller Botani- schen Gérten entspricht, zu unserer Geschichte des Petersburger Gartens zuriick, & |

Schon 1823 ward fiir 500 Rbl. Banco das Herbarium sibirischer Pflanzen von Haupt als erster Stamm fiir das jetzige Herbarium angekauft (1000 Arten).

Im Jahre 1824 ward das Herbarium (7394 Nrr.) des friihern Directors des Apothekergariens, namlich von Ste- phan, zugleich mit dessen Bibliothek fiir 20000 Rb]. Banco angekauft. 1825 folgte der Ankauf der beriihmten Samm- lung von Eschscholz fir 5000 Rbl. banco, einer der fir damalige Zeit reichsten Sammlungen aus Kamtschatka und der von der Laurentiusbucht. Es folgten nun die Ankaufe der sibirischen Pflanzen von Gebler (1825), des 35,000 Arten zahlenden Herbariums von Prof. Mertens in Bremen (1822 fiir 25000 Rbl. Banco), des Herbariums von 10,000 Arten von Schrader (1841 fiir 38750 Rbl. S.).

Von 1855 an kamen an bekannteren groésseren Sammlungen noch zum Herbar des Kais. Bot. Gartens, das Herbar des inzwischen gestorbenen um den Bota- nischen hochverdienten friihern Direc- tors Fischer, (60,000 Arten), und das fiir die Flora Russlands so ausserordent- lich wichtige Herbarium ,,L edebour’s*.

Ausserdem waren bis zum Jahre 1856 eine Menge verschiedener klei- nerer Sammlungen angekauft worden. Jeizt kam eine Zeit, wo durch Verord- nung des Grafen Peroffsky und Ba- ron Meyendorff die im Etat fir das Herbarium bestimmten Summen eingezogen wurden, und zwar in einer so consequenten Art, dass selbst Man- gel an den nothwendigsten Materialien eintrat, |

Dagegen begannen von 1856 an

Tora Mog py AMM LL OFM;

SG FEL

1. Originalabhandlungen. 137

die Arbeiten des Anordnens, Bestim- | gegangene Sammlungen mil demselben mens und Bearbeitens einzelner Samm- | zu vereinigen sind, eine Arbeit, lungen, dabei wurden die Doubletten | welche aber nach Vollendung der ersten ausgeschieden und yon nun an begann | Hauptarbeit ebenfalls alle Aussicht hat, der Austausch mit fast allen 6ffent- | in einigen Jahren vollendet zu werden. lichen Sammlungen und den bedeutend- Was nun die Artenzahl des Herba- | sten Privatherbarien Europa’s und der | riums betrifft, so ist da nichts Bestimmtes andern Erdtheile, ein Austausch der so | zu sagen. lebhaft betrieben wurde, dass er dem Im Jahre 1850 schitzte C. A. Meyer Herbarium jahrlich zwischen 10—20000 | die Artenzahl des Herbariums auf un- Nummern trockener Pflanzen. lieferte. gefahr 50,000 Arten, und P, K. Meyen- Der Herr Minister der Domainen | dorff gab, solche in einem 1857 ab- A. A. Selonoi eréffnete dem Her- | gegebenen Berichte auf 200,000 Arten. barium im Jahre 1864 von Neuem die | (Die letztere Zahl hat das Herbarium Méglichkeit, Ankaufe zu machen. Zu | wohl kaum gegenwiarlig, denn nach jener Zeit waren aber die Arbeiten des | Packeten gezahlt, umfasst dasselbe Anordnens soweit vorangeschritten, dass | gegenwartig 5507 ziemlich dicke Pa- der weilaus grésste Theil der fiir das | ckete. Rechnen wir nun durchschnitt- Herbarium bestimmten Summen auf den | lich auf jeden Pack 30 Arten, so kom- Ankauf von Papier verwendet werden |! men 165,000 Arten heraus. Mehr als musste, um nach und nach das Her- | 30 Arten kann man aber kaum rech- barium in ein gleichmassiges anslan- | nen, denn die Arten wiederholen sich diges Format zu bringen. in den verschiedenen Sammlungen und Bis 1855 waren namlich simmtliche | manche Arten sind in einer solchen angekaulte Sammlungen, jede fiir sich, | Menge von Exemplaren von verschie- liegen geblieben. Mit 1856 begann | denen Standorten vorhanden, dass sie der Referent mit Hiilfe der am Herba- | einen bedeutenden Platz beanspruchen. rium angestellten Conservatoren etc., die In den ganz geordneten Sammlun- Riesenarbeit, die so bedeutend gewor- | gen (Russisches Herbar, Gartenherbar, dene Sammlung, allmalig zu einem Her- | Petersburger Flora) sind alle Exem-- barium generale, einem Herbarium ros- | plare vergiftet (mit Sublimat) mit Gum- sicum, einem Herbarium der Garten- | mistreifen auf weisse Bogen aufgeklebt pflanzen und einem Herbarium der | und systematisch nach dem Endlicher- Petersburger Flora zusammen zu brin- | schen Systeme geordnet. In der Flora gen. So ward das Herbarium der Pe- | rossica und Petersburger Flora ist die tersburger Flora im Jahre 1859, das | Anordnung der Arten nach Ledebour Herbarium rossicum im Jahre 1860, | Flora rossica, im Gartenherbarium ist die das Herbarium der Gartenpflanzen im | alphabetische Anordnung der Arten in Jahre 1867 vollkommen geordnet. Die | den nach Endlicher geordneten Gattun- Arbeiten im General-Herbarium wurden | gen gebraucht. Im Generalherbarium nebenbei unausgesetzt. fortgefiihrt und | sind nur die seit 1855 nach unserem bis zum Jubilium 1873 war auch diese | oder mit Beihiilfe unseres Materials be- Arbeit im Allgemeinen vollendet, | arbeiteten Familien oder Gattungen ver- obgleich im Speciellen noch iiber 200 | giftet, auf weisses Papier aufgeklebt und kleine, von verschiedenen Seiten ein~ | die Arten systematisch oder alphabetisch

——_—_ RS

138 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

geordnet. In den noch nicht bearbei- teten Theilen des Herbarium generale ist die Anordnung nach Endlicher’s System, die Arten in den Gattungen sind nach dem Alphabete gelegt, die Exemplare sind aber noch nicht ver- giftet und auf weiss Papier gelegt, son- dern nur ingemeinschaftliche Umschlags- bogen vorlaufig vereinigt.

Wenn man bedenkt, dass unser Herbarium seit 1855, mit Ausschluss der angekauften beiden Herbarien von Fischer und Ledebour jahrlich an 15,000 Nummern Zugang hatte, dass vor 1855 nur ein Theil der einzelnen Sammlun- gen, und zwar nach verschiedenen Sy- stemen angeordnet waren, dann ist in den letzten 18 Jahren fiir die Be- nuizungsfahigkeit dieser so bedeutenden Sammlung geschehen, was nur moglich war, und die Zeit, wo unser Herbarium vollstandig angeordnet, diirfte nicht mehr allzuferne sein.

Bevor wir das Herbarium verlassen, wollen wir noch 2 der bedeutendsten Einzelsammlungen desselben gedenken. Die eine ist das Brasilianische Herba- rium, gesammelt von Riedel und Langs- dorff (s. Reisende), die andere das Ja- panische Herbarium, gesammelt von C, Maximowicz und Tschonosky.

Die erste Sammlung ist wohl die bedeutendste, welche von Pflanzen Brasiliens exislirt. Dieselbe lag friiher unbenulzt, seit 1856 wurden aber die einzelnen Familien, mit Genehmigung der Herren Minister, den Bearbeitern der Flora brasiliana zur Benutzung leih- weise mitgetheilt. Ebenso unterstiitzle unser Institut seit jener Zeit die Be- arbeiter von Familien und Gattungen innerhalb und ausserhalb der Grinzen des Russischen Reiches mit den reichen Schatzen seines Herbariums,

Das Japanische Herbar dient Herrn

C. Maximowicz jetzt zur allmialigen Bearbeitung der Flora japonica, Alles was in den letzten Jahren an Samm- lungen des Ostens, des miitleren und

siidlichen Asien einging, ward mit die-—

ser Sammlung vereinigt. Die bearbei- teten Parthien gehen dagegen in das Generalherbarium itiber.

Das Herbarium stand von 1823— 1850 unter Fischer, von 1850— 1855 unter C, A. Meyer, von 1855—13873 unter C. Regel.

Das Botanische Museum.

Dieses genoss bis zum Jahre 1855 keiner besonderen Aufmerksamkeit, war an sehr verschiedenen Orten unterge- bracht und hat auch jetzt noch tiber keine Lokalitat zu gebieten, welche der

Wichtigkeit dieser Sammlung entspricht.

Erst im Jahre 1847 ward das Museum in seine jetzige Lokalitat , in das auf der Nordseite des Palmenhauses befind- liche Gebaude tibergesiedelt. Damals begann die allmalige Aufstellung des- selben, so dass im Jahre 1855 im Gan- zen als Frucht-und Samensamm- lung 11,462 Nummern, jedoch nicht systematisch geordnet, in Glasern auf- gestellt waren. Im Winter 1855 und 1856 wurden die Massen der in Kisten aufgespeicherten Samen und Friichte nach Endlicher’s System geordnet, in Glaser gebracht und nun als systema- tisch geordnete carpologische Samm- lung aufgestellt, wodurch eine Samm- lung von 25,500 Nummern (Arten und Abarten) entstand.

Die Sammlung von Hélzern ist nach deren Vaterland aufyestellt worden, Pro- fessor Mercklin begann im Jahre 1852 deren Aufstellung. Im Jahre 1855 erhielt derselbe 1420 Stiick. Im Jahre 1857 be- gann die Aufstellung der noch in gro- sser Menge yorhandenen Holzstiicke, so dass die Nummerzahl dieser Samm-

I. Originalabhandlungen.

lung im Jahre 1863 auf 52,275 Stiick und 1871 auf 59047 gestiegen war.

Die Sammlung fossiler Pflanzen be- trug bis zum Jahre 1855 im Ganzen 270 Stiick, eine Zahl, die sich jetzt auf 1906 erhéht hat und unter der sich die Samm- lungen fossiler Tertiarpflanzen (von Heer bestimmt) aus Oeningen, die yom Amur von Schmidt gesammelt etc. befinden.

Die Zahl der Sammlung angewendeter Gegenstinde aus dem Pflanzenreich be- trug 1855 im Ganzen 268 Stick, 1863 im Ganzen 1071 Stiick und 1871 im Ganzen 1530 Stiick.

Das Museum siand bis 1850 unter Fischer, bis 1855 unter C. A. Meyer, bis 1868 unter E. Regel, bis 1870 un- ter Rosanow und von 1871—1873 unter C. Maximowicz.

Bioiogisches Laboratorium.

Dieses ward im Jahre 1868 einge- richtet, nachdem im Jahre 1867 ein Oberbotaniker (Herr Rosanow) als Phy- siolog am Garten angestellt worden war, In diesem sind gegenwirtig alle die Instrumente aufgestelli, welche zu derartigen Untersuchungen nothwendig, so unter andern eins der besten Mik- roskope von Hartnak fiir 391 Rbl., eine chemische Wage von Staudinger fiir 245 Rbl., ein Heliostat von Silbermann fiir 148 Rb]. Seit dem Tode Rosanow’s ist Hr. A. F. Batalin hier mit Unter- suchungen beschaftigt.

Bibliothek,

Der erste Grund zu derselben ward 1824 durch Ankauf der Bibliothek von Professor, Stephan (637 Werke in 1185 Banden) gelegt. Im gleichen Jahre reiste Fischer im Auftrage des Mini- sters ins Ausland und kaufle fiir 6270 Rbl. Banco Werke an.

Im Jahre 1825 ward die Sammlung von 400 Botanischen Werken in 900 Banden, (simmilich wichtige Botanische

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Werke) aus dem Garten zu Gorenki fiir 30000 Rbl. Banco angekauft. Aus- ser diesen und spatern Ankaufen war im Etat des Gartens von 1823 1843 jabrlich 6000 Rbl. Banco, von 1843 1867 jahrlich 1715 Rbl. Silber, und seit 1867 jahrlich 1200 Rbl. fiir Biicher- ankaufe und Ausgaben fiir die Biblio- thek bestimmt. So ist dieser Theil der Sammlungen des K. Bot. Gartens zu einer der vollstindigsten Botanischen Bibliotheken geworden, welche existiren, indem derselbe 1871 im Ganzen 7947 Werke in 15552 Banden enthielt, Als Bibliothekare waren angestellt von 1824 —1845 L. Fleuri, 1849—1864 E. von Berg, 1864—1866 N. Zabel, 1866—1867 S. Rosanow, 1868 A. Gussakowsky, 1868 bis jetzt F. von Herder. Reisende des Kais. Bot. Gartens. Der Kais. Botanische Garten unter- halt Verbindungen mit allen ahnlichen Instituten in allen 5 Welttheilen, sowie mit den bedeutenderen Freunden der Botanik und des Gartenbaues, den Hrn. Botanikern und den bedeutendsten Han- dels-Girtnereien, Ausserdem sendete derselbe theils besondere Reisende zur Einsammlung von trockenen Pflanzen, Samen und le- benden Pflanzen in verschiedene Erd- theile, besonders aber in die Gebiete des Russischen Reiches, oder un- terstiitzte gleichzeitig aus seinen Mit- teln von andern Behdrden und Gesell- schaften gesendete Reisende, oder im Innern des Russischen Reiches an- sissige Personen, um fiir den K. Bot. Garten in dieser Beziehung thatig zu sein. Auf diese Weise erhielt der Kais. Botanische Garten jahrlich zahlreiche directe Sendungen und zwar besonders aus dem Innern des Russischen Reiches. Die Doubletten der trockenen Pflan- zen und die dem Garten nicht zum

140

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

eigenen Gebrauch nothwendigen Samen | Szovits in Odessa, begleitet von 2

oder lebenden Pflanzen, die auf diese Weise bezogen wurden, dienten seit 1855 zum Austausch mit den Museen, Botanischen Garten, Handelsgarten, Bo- tanikern, Gartenfreunden etc. Bis 1855 waren nur Samen zum Austausch benutzt worden.

Als Reisende, die ausschliesslich mit Mitteln des Institutes ausgeriistet, nur fiir den K. Bot. Garten sammelten, fiihrt v. Trautvetler’s Bericht nach den Akten des Gartens auf:

1) Peter Grigoriewitsch Pomor- zoff begleitetete auf Kosten des bot. Gartens den Prof. E. J. Eichwald auf dessen Reise nach dem Kaspischen Meere und dem Caucasus. Pomor- ZOff reiste am 2, Mai 1825 nach Astra- chan und schiffte sich mit Eichwald auf der Corvetie Herkules ein, um tiber Mangischlak und Derbent bis Baku zu gelangen. Dort trennte sich Pomorzoff von Eichwald, sammelte bis zum Herbste in Grusien und kehrte am 30, Nov. 1825 nach Petersburg zuriick. 4

2) Als im Jahre 1825 der Capitain Baron F. P. Wrangel mit dem Schiffe »Krotky* von Petersburg die Reise um die Welt machte, ward demselben der Gartner ,,Stewardt“ mitgegeben, um fiir den Garten Samen und Pflanzen zu sammeln, und zwar unter der spe- ciellen Leitung des Arztes der Expe- dition, des Doctor A, F. Kiler. Ste- wardt kam am 28, September 1827 von dieser Reise nach Petersburg zu- riick und brachte 8 Kisten mit leben- den und trockenen Pflanzen und 200 Sorten Samen und zwar aus Brasilien, Valparaiso, von den Sandwichs Inseln, von Kamtschatka, Sitka, von Manilla und St. Helena, alles Orte, an denen das Schiff kurze Zeit angehalten hatte.

$) Der Apotheker Johann Nepomuk

Malern, namlich A. L. Sudakow und K. G, Trusow, verliess 1827 im Auf- trage des K. Bot, Gartens die Stadt Odessa, und indem er sich der Heeres- abtheilung des General-Majors Pank- ratieff anschloss, bereiste er im Jahre 1828 den wesilichen Theil des Ader- beidskischen Distrikies im Kaukasus. Im Jahre 1829 besuchte derselbe Ar- menien und 1830 Mingrelien, wo der- selbe den 30. August 1830 in Kutais starb, Szovits war ein ausserordent- lich thatiger und fleissiger Sammler, der die reichsten Materialien zur Kennt- niss der Flora jener von ihm bereisten Gegenden geliefert hat, theils bearbei- tet von Fischer und Meyer, theils erst noch in neuester Zeit yon E. Boissier, zu der Flora orientalis dieses beriihm- ten Naturforschers beniitzt. Im Jahre 1828 sendete Szovits 30 Arten lebende Pflanzen, und 906 Arten trockner Pflan- zen in 20,000 Exemplaren, und 276 Arten Samen. Ferner wurden 664 Arten trockner Pflanzen in 37,000 Ex- emplaren, 257 Arten Samen, 69 Arten Abschnitte von verschiedenen Bau- men etc., im Jahre 1829 yon demsel- ben eingesendet.

4) Im Jahre 1821 war das Mitglied der K. Academie der Wissenschaften und der K, Russ. General- Consul fiir Brasilien G. J. Langsdorff aus Brasilien nach Petersburg gekommen. Auf Vorstellung des Ministers des Aeus- sern des Grafen K. W. Nesselrode, bewilligte Sr. Majestat der Kaiser dem Hrn. Langsdorff die Mittel zu einer wissenschaftlichen Erforschung Brasi- liens. In Folge dessen kehrte Langs- dorff noch im gleichen Jahre, begleitet vom Astronom N. Rubzow, dem Zoolog E. P. Menetrier, dem Botaniker L. Rie- del und dem Maler J. M. Rugendas

Originalabhandlungen,

nach Brasilien zuriick. Von 1822 bis zum August 1828 durchforschie diese Expedition Brasilien. Das auf dieser Expedition gesammelle Herbarium er- hielt die K. Academie der Wissen- schaften, die lebenden Pflanzen aber, welche wabrend dieser Zeit gesammellt worden waren, kamen in 84 grossen Kisten mit dem Schiffe ,,Helena“, be- gleitet vom Botaniker Riedel, im Jahre 1830 nach St. Petersburg in den Kais. Bot. Garien. Diese Sammlung ward auf 25,000 Rbl. geschitzt. Ausserdem er- warb der K. Bot. Garten das reiche Brasilianische Herbarium von Riedel fir 12000 Rbl., ein Herbarium das un- gefahr 8000 Arten in 80000 Exempl. der Flora Brasiliens enthielt und jetzt noch bei der Bearbeitung der Flora Brasiliens das reichste Material hierzu bietet. Den 14. Februar 1831 ward Riedel mit Allerhéchster Bewilligung von Seiten des K, Botanischen Gartens abermals nach Brasilien gesendet, um dort abermals lebende Pflanzen, Samen und Herbarien fiir den Garten zu sam- meln und der Gartner B. Luschnath ward demselben als Gebiilfe mitgege- ben, damit letzterer in einem besondern Garten in Rio-Janniro die von Riedel gesammelien Pflanzen cultiviren und zur Uebersiedelung nach Petersburg vorbereiten kénne. Von 1832 bis 1834 sammelte Riedel von Neuem in ver- schiedenen Provinzen Brasiliens. Wie fleissig und thatig Riedel war, geht daraus hervor, dass derselbe schon 1832 im Ganzen 12 Kisten mit leben- den und trocknen Pflanzen, Holzab- schnitten, Friichten und Samen nach Petersburg sendete.

Im Jahre 1833 begleitete Lusch- nath selbst den gréssten Theil der von Riedel gemachten Sammlungen nach Petersburg und brachte 2000 Topfe mit

141

lebenden Pflanzen und 2000 Arten trockner Pflanzen in 20,000 Exemp- laren, eine Masse von Friichten, Samen, Stammabschnitten mit sich. Endlich im Jahre 1835 kam noch eine letzte Sendung von Riedel, namlich 5 Kisten Samen und trockener Pflanzen.

Luschnath hatte wegen Krank- heit schon 1833 seine Entlassung aus dem Botanischen Garten genommen und Riedel, der in Brasilien blieb, erhielt auf seinen Wunsch am 1. Juli 1836 seine Entlassung.

5) In den Jahren 1830—1835 ward auf Allerhéchstem Befehl N. S. Turc- zaninow beauftragt, fiir den Kais. Botanischen Garten im Siidosten Sibi- riens Pflanzen und Samen zu sammeln und hierzu wurden fiir das erste Jahr 5500 Rbl. Banco und fiir jedes der fol- genden Jahre 4000 Rbl. bewilliget. Turczaninow bereiste in dieser Zeit die Gegenden von Irkutzk diesseits und jenseits des Baikal, sammelte eine grosse Menge lebender Pflanzen, Samen und ungefahr 60,000 Exemplare trock- ner Pflanzen fiir den Kais. Botanischen Garten, sowie er auch in dieser Zeit seine ,,Flora baicalensi-dahurica ge- schrieben hat.

6) Nach Beendigung von Turczani- nows Reisen ward A. J. Schrenk als Reisebotaniker am Botanischen Garten angestellt. Im Jahre 1837 reiste der- selbe nach den Tundren der Samojeden bis zu den nordlichen Auslaufern des Ural. Im Jahre 1839 ging Schrenk in Begleitung von K. J. Meinshausen nach dem Russischen Lappland. Seine bedeutendste Reise machte Schrenk endlich in die vom Altai siidlich ge~ legenen Gebiete Ceniralasiens. Am 27, Februar 1840 verliess er in Begleitung von Meinshausen St. Petersburg, ging zunachst nach Bernaul und von da nach

142 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Semipalatinsk und Ajajus. Von da nach dem Balchasch-See und in die pflan- zenreichen Gebirge des Karatau und Alatau bis zum Alakul- und Sassikul- See. Dann riickwarts durch die Ge- birge Tarbagatai nach Ajajus, zum Nor- Saissan-See und kehrte endlich iiber Kombekti und Ust-Kamenogorsk nach Bernaul zuriick. Im Jahre 1841 be- suchte er die Ostlicheren Theile des Tarbagatai und Alatau und die Gegen- den um den See Alakul. Im Jahre 1842 wurde von Omsk aus die Ischims- ky-Steppe, die Gebirge des Ulutau, das Gebiet der Fliisse Sary-ssu und Tschu untersucht. Im Jahre 1843 bereiste derselbe das westliche Ufer des Bal- chasch—See’s, die Gebirge des Chan- Tau und von da durch das Ili-Gebiet, den Alatau und Ajajus nach Semipala- tinsk zuriick, Im Jahre 1844 endlich kehrte Schrenk durch den Ural nach St. Pelersburg zuriick. Das sehr be- deutende Material, namentlich an trock- nen Pflanzen, was Schrenk von dieser Reise mitbrachte, ist theils von Fischer und Meyer und spaier noch von R. v. Trautvetter bearbeilet worden, die zahlreichen Doubletten vertheilte unser Institut-an alle die bedeutendsien Her- barien und Museen der verschiedenen Welttheile.

7) Friedrich Kolenati ward im Jahre 1843 als Reisender des Botani- schen Gartens angesteilt, um im Cau- casus Samen und Pflanzen zu sammeln, Anfang 1845 kam Kolenati aus dem Caucasus zuriick. Seine Sammlungen lebender und trockener Pflanzen erhielt der Botanische Garten. Das Verzeich- niss seiner gesammelten Pflanzen publi- cirte C. A. Meyer und Kolenati selbst gab seine Reisebeschreibung unter dem Titel ,,Reiseerinnerungen“ Dresden 1858 und 1859 in 2 Theilen heraus, seine

Besteigung des Kasbeck publicirte er dagegen im Bull. Ac. Petr. IV. 1845 pag. 168.

8) Im Jahre 1853 am 18. Sept. ging K. J. Maximowicz im Aultrag des Botanischen Gartens mit der Fre- gatte Diana um die Welt nach. dem Amur und kam am 7. August 1804 in Nikolaewsk am Amur an. Nachdem derselbe 1854, 1855 und 1856 das Flussgebiet des Amurlandes durch- forscht, kehrte er durch Sibirien am 17. Marz 1857 nach Petersburg zuriick.

Nach seinen reichen Sammlungen bearbeitete derselbe die ,,Primitiae Flo- rae amurensis und die Doubletten sei- ner Sammlungen gingen als Tauschma- terial an alle Institute, mit denen der K. Bot. Garten. in Verbindung stand.

Am 15. Marz 1859 reiste derselbe abermals durch Sibirien nach dem Amurgebiet, besuchte den Songary- und Ussuri-Fluss und tiberwinierte in Nicolaewsk an der Amurmiindung. 1860 ging er lings des Ussuri bis Posjet und zum Hafen Olga und von dort nach Hakodate, wo es im Herbste ankam. Dort blieb er wahrend des Sommers und Herbstes 1861 und_ schiffte sich nun im Winter nach Yukohama und Nagasaki ein. Bis zum 11, Februar 1864 blieb derselbe in Japan und kehrte nun zu Schiff, um das Vorgebirge der Guten Hoffaung nach Petersburg zu- riick, wo er im Juni 1864 ankam, Der- selbe hat von dieser Reise die reich- sten Sammlungen an trockenen Pflan- zen mitgebracht, die bis jetzt aus Ja- pan nach Europa gekommen sind und daraus bereils 120 neue noch bis da- hin unbeschriebene Arten aufgestellt und beschrieben *). Ebenso hatte das-

*) Diagnoses breves plantarum nova- rum Japoniae in Bull. Ac, Petrop.

I. Originalabhandlungen.

selbe an 700 Arten Samen theils schon vom Amur und Hakodate eingesendet, theils brachte er solche selbst mit und éndlich tibersiedelte er auf dem Schiffe mit dem er ankam, an 400 Arten le- bender Japanischer Pflanzen in Ward- schen Kasten.

Ausserdem waren vom Botanischen Garten 1858 der Gartner Karl Lieber nach dem Tschernigowschen Gouverne- ment, 1839 der Gartner Affanaszi F e o- doroff nach dem. Tschernigowschen Gouvernement und der Krim, 1845 der gleiche nach dem Tschernigowschen Gouvernement und 1856 der Gartner Dmitri Andrejew nach dem Altai ge- sendet worden, um Pflanzen und Samen zu samineln.

Ausser diesen im Obigen aufgeftihr- ten Reisenden, welche fast nur mit Mitieln zur Reise vom Kais. Bot. Gar- ten ausgeriistet waren, wurden noch manche andere Reisende durch Zahl- ung jahrlicher Summen vom K.. Bot. Garten untersliitzt, wogegen demselben ein Theil der gesammelten Pflanzen zugetheilt warden. Als die wichtigsten derartigen Expeditionen sind zu nennen:

1) B. P. Jager, reiste 1827 nach Hayti und erhielt jahrlici 600 Rbl. Banco.

2) J. G. Rieder, 1828—1830 in Kamischatka als Gartner, erhielt 950 Rbl. fiir Pflanzensammlungen,

3) Baron Karwinsky, Reise 1840 —1843 nach Mexico, Zahlreiche Cac- teen waren nebst 2000 Arten trocke- ner Pflanzen das Resultat jener Reise. Derselbe erhielt einen Jahresbeitrag von 1500 Rbl. Banco,

4) F.J. Basiner, Reise nach Chiwa 1842—1843 mit der dahin gesendeten Gesandischaft.

5) K. F. Klaus, Reise an das un- tere Gebiet der Wolga und nach Astrachan,

a a

143

6) G. J. Radde ging im Aultrage der K. Geographischen Gesellschaft im Jahre 1855 nach dem Ostlichen Sibirien, Der K. Bot, Garten bestimmte fiir die Dauer der Weise einen jaihrlichen Bei- trag von 200 Rbl. fiir Sammlung von Samen und trocknen Pflanzen, Nach- dem Radde Cis- und Transbaicalien, Dahurien und das obere Amurgebiet genau durchforscht, kehrte er 1860 nach Petersburg zuriick und brachte eine Sammlung von 1000 Arten trocke- ner Pflanzen in ungefahr 8000 Exemp- lar nebst einer Sammlung Samen, Das Herbarium ward von Regel und Herder bearbeilet. (Reisen in den Sii- den Ostsibiriens).

7) Im Jahre 1868 siedelte Herr G, J. Radde nach Tiflis tiber. Jahrliche Reisen in die verschiedenste Theile des Caucasus, zur Erforschung dessel- ben in Bezug auf geographische, ethno- graphische, mineralogische, zoologische und botanische Daten haben viele wich- lige Beitrage zur bessern Erforschung des Caucasus und zur Anlage des Na- turhistorischen Museums in Tiflis die Materialien geliefert, Der K. Bot. Gar- ten setzte einen Jahresbeitrag von 300 Rbl. aus, wofiir derselbe einen Theil der gesammelten trockenen Pflanzen, Samen und lebenden Pflanzen erhielt.

8) A. K. Becker sendet seit mehr als 20 Jahren jahrlich das Resultat sei- ner botanischen Sammlungen in der Gegend von Sarepta und seiner Reisen an das Caspische Meer und in den Caucasus, an den Kais. Bot. Garten und bekommt nach Maasgabe _ der Sammlungen dafiir bestimmt abgemachte Zahlungen.

9) Seit 1869 steht der K. Bot. Gar- ten in Verbindung mit B. Roezl, zahlt diesem einen Jahresbeitrag von 2000 Fr., woftir Herr Roezl dem Garten ei-

144

nen Theil der von ihm in verschie- denen Gegenden Amerikas gemachten Sammlungen an Samen und Pflanzen tibergibt.

10) N. A. Sewerzow, der Chef der von der K. Geographischen Gesell- schaft 1867 nach Turkestan gesende- ten Expedition, wbergab gegen einen bestimmten Beitrag die Botanische Aus- beute dem K, Bot. Garten. Jene viele Neuigkeiten enthaltende Sammlung’ ist von Regel und Herder bearbeitet worden.

11) N. M. Prschewalsky reiste 1871 nach der siidwestlichen Mongolei. Da derselbe dem Botanischen Garten anerbot trockene Pflanzen zu sammeln, so wurden gleichfalls 300 Rbl. pr. Jahresbeitrag bewilligt. Eine erste Sendung interessanter Pflanzen hat der Bot. Garten schon erhalten.

12) Als Reisende, welche ganz auf eigene Kosten die Reisen unternahmen und nur zur Erleichterung der Reise die Allerhéchste Bewilligung erhielten, als Reisende des K. Bot. Gartens zu zahien, sind zu nennen: Ch. F. Les- sing 1832 —1834 in dem siidlichen Ural, K. Koch 1836 1838 in dem Kaukasus, F. Nylander 1844 nach dem Archangelskischen Gouverne- ment.

13) Viele Russische Botaniker, wel- che Reisen auf eigene Kosten unter- nahmen, haben dem K, Bot. Garten, entweder ihre ganzen Sammlungen oder doch einen Theil desselben zum Ge- schenke gemacht.

Als solche sind zu nennen:

F. A. Buhse, die Pflanzen welche derselbe auf seiner Reise von 1847 bis 1849 im Caucasus und Persien sam- melte.

D. Weyrich, welcher 1852 unter Adminal Putiatin die Reise um die Welt machte und 1856 nach Japan kam.

i

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

P. P. Semenow, die reichen und viele Neuheiten enthaltenden Sammlun- gen, welche derselbe als Chef der Ex- pedition 1856 —1858 in das dli-Gebiet bis zum See Issyk-Kul und einem Theil der friiher von Schrenk besuchten Ge- biete der Soongarei machte. Diese reiche Sammlung ist von Regel und Herder bearbeitet worden. (Plantae Semenovianae).

R. K. Maak tibergab die Botanische Sammlung seiner im Auftrage der Geo- graphischen Gesellschaft nach dem Us- suri-Gebiete in der nordlichen Mand- schurei gemachten Reise. Diese Samm- lung ist von Regel (Tentamen fl. us- suriensis) bearbeitet.

G. S. Karelin, die Sammlung sei- ner 1828 in der Soongarei gemachten Sammlungen.

Admiral Baron F. P. Wrangell, die 1830— 1835 im nordwestlichen Amerika gesammelten Pflanzen und Sa- men, unter diesen viele fiir die Cultur reue Sommergewachse.

Staatsrath Liubimow schenkte bei seiner Riickkehr aus Peking 1842, 60 lebende Pflanzen, welche in Kiibel eingepflanzt aus Peking nach Irkutzk transportir’ worden waren und von Ir- kutzk durch einen Gartner des K. Bot. Garien abgeholt und nach Petersburg transportirt wurden.

Kirilow, der Arzt der Mission in Peking 1842 Pflanzen von da.

J. von Stubendorff, zahlreiche Sammlungen aus Ostsibirien, |

Dr, Tatarinow im Jahre 1851 eine Sammlung Pflanzen aus Peking.

14) Endlich hat der K. Bot. Garten seit 1823 Verbindungen in Innern des Reiches und auch im anderen Welt- theilen mit dort ansissigen Botanikern, Giirtnern und Gartenfreunden eingeleitet und auf diese Weise, sei es gegen

Tal 158

tS dy sisstep

~

I. Originalabhandlungen,

Zahlung je nach Maasstab der einge- sendeten Pflanzen und Samen, oder gegen Tausch, jahrlich eine Menge von Gegenstinden bezogen.

Die wichtigsten derartigen Verbin- dungen waren;

1823 —1850. Dr. Fr. Gebler in Bernaul, der reiche Sammlungen aus der Flora des Altai einsendete.

1823—1863. Ch. Steven in Sim- pheropol.

1824. Gartner Mardowkin in Ber- naul.

1824. P. Wesselowsky in Nert- schinok.

1824. K. P. Sossnin, Apotheker in Nertschinsk.

1825. K. F. Wunderlich, Apo- theker in Sarepta.

1825’'— 1860, E. N. Hartwiss in Nikita.

1825—1827. B. J. Jager in Kertsch.

1828—1845. N. S. Turczaninow in Irkutsk. .

1828. Scharipow in Nischni-Ko- linsk im Tschukschen-Lande.

1833. Pastor Hohenacker in Eli- sabethopol.

1852—1872. Dr. Tiling, anfangs in Ajan in Ostsibiren, dann in Neu- Archangelsk auf der Insei Sitcha und zuletzt in Nevada-City in Californien. ‘(Nach seinen Sammlungen Regel et Tiling, Florula ajanensis).

1850—1855. Von Lansberg in Caracas.

1854. A. P. Pawlowski in Wiliusk. M. 8S. Sensinow in Nertschinsk.

1856. P. P. Pomorzow in Tiflis.

1857. A. P. Owerin in Tiflis.

1857. Capitén Koptieff in Tomsk.

1860. J. W. Ludwig in Siriénowsk im Altai.

1864 1867. Tsclonosky in Japan.

V, 1873,

145

1865—1872. rer in Tiflis. 1866. Junurow in Taschkent. 1867. Der Consul der Republik Uruguay in St. Catherine in Brasilien, Gautier. 1870. Hance in Whampoa in China. 1870. Oberst Kuschakewitsch in Turkestan. 1871. Uralsk. 1870. J. T. Terentiew in Taschkent. 1871. A. L. Tschekanowski in Si- birien. 1871. N. J. Korolkow in Turkestan. In einer besondern Unterab- theilung sind von R. v. Trautveiter alle von Seiten des Botanischen Gar- tens oder dessen Angestellien seit 1853 publicirten grésseren und_ kleineren Schriften aufgefiihrt.

Obergartner Schar-.

Obergirtner Burmeister in

A. Von Seiten des Botanisclien Gartens wurden publicirt.

33 Samenkataloge, grossentheils mit einem Anhange von Beschreibungen neuer und verkannter Pflanzen.

Enumeratio plantarum a_ cl. Schrenk lectarum. 1842.

Sertum Petropolitanum § seu icones et descriptiones plantarum quae in horto bot. floruerunt.

Decas [. 1846.

Decas Il. auct. Meyer.

Decades Ill. et IV. 1869.

Reise nach dem Nordosten des Eu- ropdischen Russland y, A. G. Schrenk,

J, Theil 1848. Il. Theil 1854,

C. E. Berg, Catalogus bibliothecae

horti Imp. Petropolitani. 1852.

Schriften aus dem ganzen Ge- 10

auct. Hischer et Meyer.

1852.

auct. Regel.

146 Gartenflora Deutschiands, Russlands und der Schweiz.

-biete der Botanik, herausgegeben vom 6) Vom Baron C. ©, von Ki- Kais. Bot. Garten. 1853. ster. 1850—1864. Trudi, des Kais. Bot. Gartens. 1 Schrift, Russisch. 1871—1873. 7) Von F. J. Ruprecht.~1851— (Jetzt erschienen I. Band. Heft f. u. IL | 1955. If. Band, Heft I. *). 10 Schriften und Abhandlungen, dar-

B. Von den Angetellten wurden |. unter ey | mit Ausschluss der im Vorher- 8) Von ©. S. Maximowicz. gehenden genannten Schriften LDP he ie

publicirt. 22 Schrifien und Abhandlungen, dar-

unter 4 in Russ. Sprache. 1) Von. F. 8. Pischer warden) 9) Von @)Papate tan eae ‘cee 1 Abhandlung in Russ. Sprache. 16 Schri ten une randlungen von 10) Yon E. Regel. 1865-1972, 1823 1850, dabei 3 in Russ. ae 260 Schriften und Abhandlungen, se! ee) darunter 72 in Russischer Sprache. 2) Von F. G. Faldermann yon ; 11) Von L. Rach. 1856—1859.

1823—1838. 0 8 Abhandlungen, darunter 2 in Russ. 1 Schrift. Sprache. 12) Von F. Koérnicke. 1856—

1858.

3 Schriften und Abhandlungen, 13) Von F. von Herder. 18 Schriften und Abhandlungen, da- . von 1 in Russ. Sprache.

14) Von A. A.Severin. 1856— 1864.

3) Von C. A. Meyer 1831—1855. 45 Schriften und Abhandlungen, dar- unter 1 in Russ. Sprache. 4) Von R.E. von Trautvetter, von 1835—1837 uid 1864—1872. 13 Schriften und Abhandlungen, dar- unter die Jahresberichte tiber den K. Bot. Garles von 1867 1872 1 Abhandlung. in Russ, Sprache. 15) Von H. W. Héltzer. 1836— 5) Von E. K. von Berg. .1849— | 1872. 1864. 1 Abhandlung. 8 Abhandlungen. 16) Von H.E, Zabel. 1864—1866. 1 Werk. 17) Von S. M, Rosanow. 1866— 1870. 20 Werke und Abhandlungen, davon 9 in Russ. Sprache. 18) Yon E. J. Ender. 1866 1872. 4 Werke und Abhandlungen, darun-

*) In diesem Werke werden, nachdem der K, Bot. Garten wieder Mittel zu sol- chen Publicationen besitzt, die botanischen Arbeiten der am Institut Angestellten pu- blicirt werden.

**) Die Jahreszahl zeigt an, wie lange die Betreffenden am K. Bot, Garten ange- stellt waren. Nur die wahrend deren An- ; stellung ayn Bot. Garten publicirten Schrif- ler 3.in Russ. Sprache. ten sind aufgefiihrt. Dies gilt namentlich _ 19) Von P, P. Glehn, . yon den unter Nr. 3, 4, 7, 10, 12 und 16 2 Schriften und Abhandiungen, da~ aufgefiihrten Autoren, von 1 in Russ. Sprache.

(

20) Von K. K. Karsten. 1867—1872.

1 Abhandlung.

21) Von A. F. Batalin. 1870— 1872.

Il.

a) Abgebildet im Catalog von J. Veitch und Séhnen. (Chelsea, Kingsroad, London).

1) Begonia intermedia. (Nebst einer yon J. Veitch mitgetheilten Abbildung). Ein Bastard zwischen Begonia Veitchi und bo- liviensis. In der Tracht und dem aufrech- ten ippigern Wuchse gleicht diese Art mehr der in Cultur leicht gedeihenden B. boliviensis, Die Blatter haben dagegen mehr die Form von Begonia Veitchii und ahneln dieser auch in der Fiarbung.

Dieser Bastard ward im Institut des Hrn. Veitch erzogen. Es ist nach Veitch’s Ausspruch eine harte Kalthauspflanze, die im kithlen Raume im Winter so gut wie im Sommer gedeiht, ja sogar in mildem Winter im Garten des Hrn. Veitch im freien Lande ausgehalten hat. Erhielt ein Certificat erster Klasse von der Kénigl. Gartenbau-Gesellschaft. (EK. R.)

2) Croton Weismanni h. Veitch. Gleich- falls eine der zahlreichen schénen Formen von Codiaeum pictum, welche J. G. Veitch auf seiner Reise nach den Siidseeinseln entdeckte und in Cultur in das Etablissement in England einfihrte. Die beistehende Figur (8.149) hat Hr. James Veitch in seinem Cataloge pro 1872 publicirt und uns ein Cliché mitgetheilt. Dieselbe zeigt die ele- gante Tracht dieser Abart. Die gracil tiberhangenden schmalen Blatter erreichen eine Lange von 10—12 Zoll bei einer Breite von ungefaibr 8/, Zoll. Auf dem dunkelgriinen Grunde der Blatter ist die hell goldfarbene Zeichnung und Streifung der Blatter lings der Mittelrippe, dem Blattrand und den Seitennerven ausser-

Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

147

11 Abhandlungen, davon 6 in Russ. Sprache. (E. R.)

Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

ordentlich schon. Cultur im niedrigen Warmhause, wo moglich eingesenkt mit dem Topf in ein erwarmtes Beet. (KE. RB.)

b) Abgebildet in Heinemann’s Ca- talog in Erfurt.

3) Mimulus cupreus Brillant. Die von uns wiederholt besprochene Samen- und Pflanzenhandlung von F. C. Heinemann in Erfurt, welche jihrlich eine Menge schoner Neuheiten vertheilt, empfiehlt diese neue Sorte von M. cupreus. Wir haben den Mimulus cupreus mehrfach besprochen und stets als eine der der Cultur wiirdig- sten Arten von Mimulus empfohlen. Ks gehen aber Andere noch weiter, indem sie die Ansicht aussprechen, M. cupreus sei der einzige Mimulus der fiir die Cultur im Garten einen dauernden Werth besitze.

Die auf §, 150 nach Heinemann’s Ab- bildung reproducirte Figur, stellt eine Form dar, welche einen compacteren Wuchs und grossere Blumen als die Stammart besitat.

Ausserdem ist die Farbe der Blumen ein glanzendes dunkles Scharlach von gros- sem Effect. (E. R.)

c) Abgebildet im Botanical Ma-

gazine,

4) Dendrobium Hookerianum Ldl. (Or- chideae.) Lindl. in Journ. Linn. Soc. Lond. 1859, Ill. p. 8. D. chrysotis Rehb. fil. in Gard. Chron, 1870-p, 1311. Wurde unter letzterem Namen bereits im Jahr- gange 1871 p. 84 erwihnt. (Taf. 6013.)

5) Vriesia brachystachys Ral. (Brome- liaceae), Wurde bereits in der Gartenflora

10*

Gartenflora Deutschlands,®

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Russlands und der Schweiz.

Begonia intermedia.

1866 p, 258 6. 518 abgebildet; diese Ab- bildung war aber nach einem unvollkom- men entwickelten Exemplare gemacht. (S. Gartenfl, 1867 p. 290). Das Vaterland der Pflanze, welches friiher unbekannt war, ist Brasilien. Die in Kew zur Bliithe gelangten Exemplare stammen zwar aus

dem Petersburger Bot. Garten, aber dieser '

|

Garten besitzt trockene Pflanzen, von Dr. Burchell in Brasilien gesammelt, welche hierher gehdren. (Taf, 6014.)

6) Bellis rotundifolia Boiss. et Reut. var. coerulescens, (Compositae). B. et R. Pugill. pl. nov. Alg. et Hisp., p. 55. Willk. et Lge, Prodr, fl, Hisp. Il. p, 32. B,

149

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Croton Weismanni.

coerulescens Coss. mss. in Herb. Balansa. | messer,

Eine in Marocco haufig vorkommende, be- sonders auf sonnigen Feldern wachsende perennirende Pflanze; auf dem grossen At- las geht dieselbe bis zu einer Hohe von 11,000 Fuss. Von Boissier und Reuter zu- erst entdeckt, wurde die Pflanze neuerdings durch die Herren Dr. Hooker und Maw in England eingefihrt. Blatter mehr oder weniger behaart; Blattstiel diinn, 1—3 Zoll lang; Blattscheibe 3/,—11/, Zoll lang, ei- formig, kreisformig oder verkehrt, herz- formig, buchtig gezihnt, dreinervig. Bli- thenstiel diinn, die Blatter weit tiberragend, Bliithenképfehen 8/,—11/, Zoll im Durch-

dem gemeinen Gansebliimchen shnlich; Strahlenblumen blau, in verschie- denen Niiangen vorkommend, und bis in die weisse Grundform iibergehend.

(Taf. 6015.)

7) Elleanthus xanthocomus Rchb. fil. in litt. (Orchideae). Eine aus Peru stam- mende Erdorchidee, welche Major Trevor Clarke an W. Wilson Saunders sandte, der seinerseits ein bliihendes Exemplar im Mai 1872 in einer Sitzung der Konigl. Gartenbaugesellschaft ausstellte. Die Gatt- ung Elleanthus ist identisch mit Evelyna Poepp. et Endl. 5 Jahre spiter benannt ;

150

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Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Mimulus cupreus Brillant.

Stengel 10 —12 Zoll hoch, einfach, auf- recht, diinn. Scheiden rauh, die untern

eylindrisch, die oberen leicht aufgeblasen.

Blatter fast aufrecht, 5—7 Zoll lang, lan- zettformig, zugespitzt, auf jeder Seite der Mittelrippe 10-nervig. Rispe 2—3 Zoll lang, dicht, vielblumig. Bracteen gelb, mit grii- nen Spitzen; die unterste gegen 1 Zoll lang. Blumen sitzend, 1/, Zoll lang, gelb. Sepalen eiformig langlich; Petalen lang- lich, Lippe geigenformig, stark nach aus- wirts gebogen, am Rande gewimpert. (Taf. 6016.)

8) Alsomitra sarcophylla Hook. fil. (Cucurbitaceae). Hook. fil. in Benth. et Hook. gen. pl. L p. 840. Zanonia sar- cophylla Wall. Plant. As. rar. Il. p. 28. t. 183. Kine immergriine stark ran- kende Pflanze aus den Wildern von Burma und Siam, im Jahre 1826 von Wallich ent- deckt. Die von Dr. Anderson aus dem bot. Garten in Calcutta gesandten Ex- emplare blihten zuorst in Kew im Novem- ber 1872, Stengel vielverzweigt, diinn und

glatt. Blatter abwechselnd, 3blatterig, sehr kurz gestielt, dick. Blattchen 2—3 Zoll lang, elliptisch eiformig, oder lang- lich, oder eiférmig-lanzettlich, stumpf oder zugespitzt, dunkelgriin. Ranken einfach, Bliitbenstiel diinn, achsel- und endstandig, hingend, vielblumig, griinlichgelb. Blumen dioecisch, kurz gestielt, bracteenlos. 1/, Zoll im Durchmesser, blass strohfarbig. Sepalen eiférmig-langlich, halb so breit als die Corolle, deren Abschnitte elliptisch- oval sind. Staubfaden zuriickgebogen. Friichte 2 Zoll lang, halbcylindrisch, stumpf 3kantig, platt am Grunde in den Stiel verschmalert. Schale der Samen schwarz. (Taf, 6017.)

9) Brachyotum confertum Naud. (Me- lastomaceae). Naud, in Trans. Linn. Soe. XXVIII. p. 49. Chaetogastra conferta D. C. Prodr. Il. p. 135. James, Syn. pl. Equit. I, p. 228. Rhexia conferta Bonpl. Rhex. t. 20. Hine schéne strauch- artige Melastomacee von den Anden Ecu- ador’s und Pery’s. Professor Jameson

\] | gewimpert.

) giberaceae).

fl. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

sammelte Samen bei Cuema und sandte dieselben an Isaac Anderson Henry, Esq. in Edinburgh, wo die Pflanze im vorigen November zur Blithe gelangte. Zuerst wurde die Pflanze von Humboldt und Bon- pland entdeckt. Aufrechter, sehr stark verastelter Strauch; Zweige fast aufrecht, cylindrisch, die oberen mit rauhen, ab- -stehenden flexuosen Borsten bedeckt, wel- che sehr verschieden in Linge und Dicht- heit sind. Blatter biischelig, kurzgestielt, M4—1/g Zoll lang, stumpf oder spitz, auf beiden Seiten mit angedriickten Borsten bedeckt. Bliithemeinzeln, endstandig, kurz gestielt, hangend, mit den Bracteen iiber einen Zoll lang. Jede Bliithe besitzt 2 opposite, blattahnliche abstehende Brac- teen und 4 kreisrunde, lederartige ange- driickte, alle 6 von blass gelblich griiner Farbe, die beiden oberen jedoch mit roth getuscht. Kelchréhre breit eiformig, fiinf- lappig. Corolle réhrig, dunkelviolettpur- jpur. Petalen breit verkehrt herzformig, Gehort zur Zahl derjenigen )schonen Pflanzen, welche im Spitherbste

- pliihen , wo schon oft Mangel an anderen

Blumen eintritt. Cultur im Sommer im Reser een nie eee DL ms ay, Freien; im Winter im temperirten Hause,

(Taf. 6018.)

10) Zingiber Parishi J. D. Hook. (Zin- Von Rev. C. Parish in Moul- mein entdeckt, wurde diese Pflanze vor zehn Jahren in Kew eingefiihrt, blihte aber zuerst im Juli 1872. Wurzelstock in Biin- deln kriechender Rhizome bestehend. Bliit- tertragende Stengel 3 Fuss hoch, von der Dicke eines Schwanenkiels fast cylindrisch. Blatter mit glatter, stielrunder Scheide, kurzen griinen stumpfen Oehrchen und 4—6 Zoll langer, elliptischer oder lanzettformig- spitzer, oberseits dunkelgriiner, unterseits blasserer Scheibe; am Grunde ist die Blatt- scheibe in einen kurzen Blattstiel zusam- mengezogen. Bliithenschaft 3—4 Zoll hoch, dick, mit stumpfen, griinen, gestreiften Scheiden bedeckt; weiter nach oben ver- breitern und verkiirzern sich dieselben und nehmen eine mehr gelbe Farbung an; die oberste ‘ist gespitzt und hat einen rothen

151

Rand. Rispe 4—6 Zoll lang, cylindrisch, nach oben verbreitert. Bracteen dicht, aufrecht abstehend, 3/, 4oll im Durchmes- ser, gelbgriin mit breitem rothem Rande. Blumen 1 Zoll lang, blass strohfarben. Lippe mit purpurbraunen Adern netzfor- mig durchzogen. Ausseres Perianthium rohrig mit 3 kurzen abgerundeten Lappen,

halb so lang als die innere Perianthalrohre.

Riickensegment gekrimmt. Lippe ver- kehrt-eifo6rmig, viel kiirzer als die dusseren Seitensegmente, (Taf. 6019.)

11) Cotyledon mamillaris L, fil. (Cras- sulaceae). L. f. suppl. p. 242. Thbg. Fl. cap. p. 397. D.C. Prodr. IIL. p. 398. Harv. et Sond. Flor. cap. II. p. 377. C. filicaulis Eckl. und Zeyh., teste Harv. 1. ec. Eine Succulente vom Cap der Gu- ten Hoffnung. Stengel 1—2 Fuss hoch, verdstelt und kriechend, blass rothbraun, fingerdick, fleischig, bedeckt mit den her- vorragenden Narben der abgefallenen Blit- ter. Letztere 2—21/, Zoll lang, horizontal abstehend oder aufsteigend, cylindrisch, an den Enden gespitzt, graugriin, unge- nervt. Aehre 1 Fuss lang, endstandig, hangend. Blithenstiele und Spindel dun- kelnussbraun, cylindrisch. Blumen 2/3 Zoll lang, zu drei in zerstreuten Biischeln stehend; sitzend. Kelch griin, 5 zihnig, Corollenréhre dunkelrothbraun, 1/, Zoll lang, 5kantig. Scheibe von gleicher Farbe 1/, Zoll im Durchmesser, zuriickgebogen, 5 lappig. (Taf. 6020.)

12) Philodendron rubens Schott. (Aroi- deae). Schott. Synops. Aroid. p. 84. Prodr. p. 245. Obige Art stammt aus Venezuela und wurde von Schott nach cultivirten Exemplaren beschrieben. Die hier abge- bildete Pflanze wurde von Dr. Crueger aus Trinidad im Jahre 1866 an den _ botani- schen Garten in Kew gesandt und unter- scheidet sich dadurch von Schott’s Be- schreibung, dass der Kolben von gleicher Lange als die Scheide ist, wiihrend er nach Schott kiirzer als dieselbe sein soll, Ge- hort zu den stammbildenden grossblatteri-

152

gen Arten mit robustem Habitus. Stengel eylindrisch, griin, mit zahlreichen Luftwur- zeln versehen, Stipularscheiden von briiun- licher Farbe, halbstengelumfassend, ab- stehend, den Blattstiel umgebend, letzterer 11/,—2 Fuss lang, diinn, am Grunde ange- schwollen, cylindrisch, dunkelgriin. Blat- ter 15—16 Zoll lang bei einer Breite von 13—15 Zoll, eiférmig-herzformig kurz ge- spitzt, oberhalb dunkelgriin, unterseits blas- ser; Lappen abgerundet mit 6 Nerven in jedem. SBucht tief, offen oder zusammen- gezogen. Blithenstiel kurz, griin, cylind- risch. Scheide 6—8 Zoll lang, aufrecht, ausserhalb weiss, am Ricken giiinlich und an den Rindern blass-rosa; innerhalb leb- haft purpurroth; rohrig, unterer Theil ge- schlossen, oberer Theil offen, nachenférmig, in eine zolllange conische Spitze verlau- fend. Kolben fast so lang als die Scheide, cylindrisch, weiss; der untere, weibliche Blumen tragende Theil von 1/, Lange der ganzen Scheide. (Taf. 6021.)

13) Arpophyllum spicatum Llav. et Lex. \Orchideae). Ll. et Lex. Nov. veg. deser. II, p. 19.— Ldl. gen. et sp. Orch. p. 151. Bot. Reg. XXYV. p. 16. Benth. PI. ifartweg. p. 72, Walp. Ann. VI. p. 448.

- Kine seltene Art, welche von Llave und liexarca vor ungefaihr 40 Jahren in Mexico eatdeckt und spiter von Hartweg wieder- vefunden wurde (Hacienda del Carmen). Rhizom cylindrisch, von der Dicke eines Schwanenkiels; die scheidigen Blithensten- stengel tragen eine 2—6 Zoll lange schmale Kispe purpurrother Blumen; das einzige Blatt jedes Triebel ist gegen 1 Fuss lang, gekrimmt, sehr lederig, glatt, hellgriin. Der Blithenstand erinnert in seiner Form sehr an Gymnadenia conopsea. temperirten Orehideenhause

(Taf, 6022,)

Cultur im

14) Arisarum vulgare Targ. Tozz. (Aroi- deae). ‘Tozz. Ann, Mus, Florent. Il. p. 67. Kth. Enum. III. p, 15. ~— Parl, FI. Ital. Il. p, 235. Rehb. Icon. Fl. Germ. VII. t. 7. Arum Arisarum L, sp. pl. 1370 Jaeq. Hort. Schénbr. II. t. 192, Sibth.

~

Gartenflora Deutychlands, Russlands und der Schweiz.

Fl. Graeca, t. 948. Eine allgemein be- kannte Aroidee mit knolligem Wurzelstock, welche in Palastina, Marocco, Egypten und Portugal wild wachst. Knollen von der Grosse einer Wallnuss, jede ein einzelnes Blatt und einen Bliithenschaft hervorbrin- cend, welche am Grunde mit einer 3 Zoll langen Scheide umgeben sind. Blattstiel 3--8 Zoll lang, blass griin, gewdhnlich purpur punktirt und gefleckt. Blatt 3 Zoll lang 2 Zoll breit, langlich-pfeilformig , oder oft deltaformig, Lappen auseinandergehend. Bliithenschaft viel kiirzer als der Blattstiel, ebenso gefarbt. Scheidew 11/,— 21/. Zoll lang; Rohre aufgeblasen, ausserhalb weiss, gegen das Ende purpur, innerhalb grin.

. (Taf. 6023.)

15) Nidularium spectabile Th. Moore. (Bromeliaceae). Th. Moore in Gard. Chron. 1873 p. 8. Hine mit N. Meyendorffii Rgl. (Billbergia olens Hook) nahe ver- wandte Art, vielleicht nur eine Abart, von Herrn William Bull aus Brasilien einge- fihrt. Stammlos, rasenbildend, Blatter 12 —14 Zoll lang, 11/,—2 Zoll breit, die in- neren kiirzer, breit riemenformig, an der Basis breit scheidenartig, am Rande mit kleinen, weit auseinanderstehenden Zaihnen besetzt; an der Spitze abgerundet mit ei- nem kurzen dornférmigen Ende. Farbe der Blatter oberseits dunkelgriin mit dun- kelcarmoisinrother Spitze. Unterseite der Blatter graugriin, mit weissen Querban- dern. Blumen zahlreich in einem kopf- formigen Biindel stehend; Bracteen roth. Blumenkrone blau. (Taf. 6024.)

16) Areca pumila Bl. (Palmae). Bl. Rumphia II. p. 71 t. 99 et 102, A, tri- andra Roxb. var. pumila Miq. Fl. Ned. Ind, III. p.11.— Fl. des Jard. II. t. 10.— Mart. Hist. Palm. II. p. 311. Eine ja-

vanische Palme von zwergartigem Wuchse. _

Das in Kew befindliche Exemplar, welches alljahrlich bliiht, hat eine Héhe von 3 Fuss. Die Ringe der abgestorbenen Blatter sehr hervortretend, 2 Zoll auseinander entfernt. Blatter gegen 2 Fuss lang, kurz ge- stielt, 5 paarig gefiedert. Fiedern langlich,

Vt hel’

ea

II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

zugespitzt. Mannliche und weibliche Bliithen an einem Schafte. (Taf, 6025.)

d) Abgebildet in der Illustration horticole.

17) Vanda Denisoniana Bens. et Reh. fil. (Orchideae). Wurde bereits nach der Abbildung im Botanical Magazine (t, 5811) besprochen. (8. Gartenfl. XIX. p. 142. 178).

(Taf. 105.)

18) Ada aurantiaca Lindl. (Orchideae). Hine prachtvolle Art, aus der Verwandt- schaft von Brachtia und Mesospinidium und wurde zuerst von Schlim in der Prozinz Pamplona (Neu-Granada) in einer Hohe von 8500 Fuss entdeckt und spater von verschiedenen Sammlern lebend eingefihrt. Es ist eine krautige Pflanze, ohne Schein- knollen, Blatter rinnenférmig, langlich- lanzettlich, zugespitzt, Blithenstengel cy- lindrisch, Rispe etwas tiberhangend. Blu- men iber 1 Zoll lang von derselben schar- lachrothen Farbe, wie bei Anthurium Scherzerianum. Petalen und Sepalen li- near-lanzettlich, spitz, nach aussen gebo- gen. -Verlangt ebenso wie die Odonto- glossen Cultur im Kalthause.

(Taf. 107.)

19) Bambusa_ viridi-striata Siebold. (Bambuseae). Hine der schénen, buntge- streiften Zwergbambusarten, deren mehrere in China und Japan vorkommen. Die hier abgebildete Art hat linearlanzettliche, spitze - Blatter, welche griin und gelb gestreift sind und erreicht eine Hohe von 2 Fuss; die im Linden’schen Etablissement culti- virten Exemplare stammen aus dem St, Petersburger botanischen Garten, sowie iiberhaupt diese Pflanze nur von Maximo- wicz eingefiihrt worden ist. —- Diese Pflanze

erlangt nur dann ihre volle Schénheit,

ee

153

wenn sie unter dem vollen Einflusse der Sonne cultivirt wird. (Taf. 108.)

20) Calamus farinosus hort. Lind. (Pal- mae), Diese schéne Art stammt aus Su- matra und die im Linden’schen Etablisse- ment befindlichen Exemplare haben eine Hdhe von 1—11/, Meter. Die Blattstiele sind am Grunde rostfarben, weiter nach oben mit einem weissen, mebligen Ueber- zuge versehen, welcher der Pflanze ein eigenthiimlich schénes Ansehen verleiht. Fiedern gegeniiberstehend, dichtgestellt. Stacheln gewdhnlich paarweise stehend, rostfarben. (Taf. 109.)

21) Alloplectus zamorensis Lind. et Andr. (Gesneraceae). Eine von Wallis in Neugranada entdeckte Art, aus der Verwandschaft von All. speciosus, Schli- mi ete. Stengel fuchsroth, wollig. Blatter eiformig, zugespitzt, am Rande ge- sagt, sammtig, oberhalb dunkelgriin, unter- halb fuchsroth; Blumen kurzgestielt, gelb; Kelch ziegelroth. (Taf, 110.)

22) Amorphophallus Chatty. Hd. André. (Aroideae). Hine von dem Regierungsbo- taniker M. Contest-Lacour aus Pondichéry eingesandte Art aus der Verwandschaft von A. Miilleri Bl. Die grosse, kreis- runde Wurzel ist essbar und die Pflanze wird in der Umgegend von Pondichéry angebaut. Von den Eingebornen wird die Pflanze Chatty-karané (d. h. Casserolen- Arum) genannt, wegen der Form der Knollen. Das einzige Blatt steht auf einem fast meterhohen Stiele, dessen Durchmes- ser am Grunde 8 Centim. betragt, und welcher griin und weissgefleckt ist. Blatt- scheibe handformig, dreitheilig; 2—3 fach gabelformig. Blithen bis jetzt unbekannt.

(1872 p. 361). ( Ender.)

154

Hil.

1) Bericht iiber die Thatigkeit der Section fiir Obst- und Gar- tenbau der Schlesischen Ge- sellschaft fiir vaterl. Cultur zu Breslau im Jahre 1871 von Kauf- mann und Stadtrath E, H. Miller, Secretair.

Unter den vielen interessanten in die- sem Bericht gemachten Mittheilungen, he- ben wir die folgenden hervor.

1) Brieflich wies Herr Kunstgartner Katze in Hochkirch auf eine Reihe von Fehlern hin, welche nur allzu haufig aus Unkenntniss oder Nachlassigkeit bei dem Pflanzen, aber auch spiater bei der Pflege der Obstbaume began- gen werden und wie unzweckmiissig es sei, an dieselbe Stelle, auf welcher alte, kranke, abgestorbene Baume standen, wie- der junge Obstbaume, namentlich derselben Gattung zu pflanzen. Finde man diese Ungehorigkeit schon oft in den sogeannten Obstgarten, so sei dies doch noch mehr in den Obstalleen an Wegen, besonders aber bei Erginzungspflanzungen auf Chausseen der Fall und nach alledem wundere man sich dann wohl noch, wenn selbst ganz ge- sunde, gut bewurzelte, junge Obstbiume in kurzer Zeit absterben. Die zweckmias- sigster Weise in den zuletzt bezeichneten Fallen eine Erginzungspflanzung herzu- stellen, ist die folgende: Es wird eine solche wohl nur selten auf einmal, aber doch im Laufe weniger Jahre dadurch am zweckmiassigsten bewirkt werden k6nnen, wenn in den Baumreihen der Allee oder Chaussee jedesmal in der Mitte zwischen den altersschwachen oder abgestorbenen und zu entfernenden Biaumen und deren beiderseitigen Nachbarn, je ein junger Stamm gepflanzt und hiermit alljahrlich so lange fortgefahren wird, bis diese Neu- pflanzung auf der ganzen Strecke vollstiin- dig beendet ist. Freilich wiirden hierbei, je nach Umstiinden, zuletzt vielleicht ei-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Literatur.

Po

nige altere aber doch noch gesunde Baume geopfert werden miissen.

2) Herr Ober-Hofgartuer Schwedler in Slawentzitz theilte mit, in welchem prachtigen Friihlingsflor die von ihm im vorigen Jahre angelegte Blumenterrasse ge- standen habe. In friiheren Wintern liess Herr Schwedler seine mit den verschie- denen Blumenzwiebeln belegten Gruppen und Beete, sowie den Buchsbaum mit Fich- tenzweigen leicht decken. Diese Decke benutzten jedoch die Mause als Winter- quartier, frassen und verschleppten grosse Mengen von Crocus und Tulpen; die Zwie- beln trieben unzeitig hervor, gaben unre- gelmissigen Flor und der Buchsbaum zeigte nach der Entfernung der Decke stets weit- reichende schadhafte Stellen. Es gab dies Veranlassung, jene Bedeckung im letzten Winter ganz fortzulassen und liess die Ent- wickelung der Blumen der unbedeckt ge- bliebenen Zwiebeln im folgenden ,Frih- jahre nichts zu wiinschen tbrig, auch ~ zeigten sich keine Liicken in der Bepflanz- ung und der Buchsbaum war unbeschadigt geblieben. Beides soll daher auch kinftig einen Winterschutz nicht mehr erhalten. Die Kronen der Rosenbaumchen mit Hai- deerde bedeckt, gingen mit noch schén grinen Blattern und ganz gesundem Holz aus dem Winter.

3) Herr Apotheker Scholtz in Ju- troschin ausserte sich brieflich tiber ei- nige seiner Gemiseculturen und deren Erfolge, sowie tiber Ueberwin- terung einiger Pflanzen. Geringen Gar- tenraumes wegen und um dennoch még- lichst viel zu ernten, gibt Herr Scholtz der Rand- und resp. Zwischenpflanzung, den unbedingten Vorzug und betreibt die- selbe z. B. in folgender Weise: Erdbeer- | cultur zweijibrig; im zweiten Jahre wird schon zwischen die bliihenden Erdbeer- pflanzen Sellerie ohne Riicksicht auf jene oder diese gepflanzt. Die Erdbeeren er-

Il. Literatur.

halten dadurch Schatten, wachsen sehr gut und wenn die Erdbeeren abgeerntet sind, werden die Pflanzen herausgenommen, fiir das nachste Beet als Griindiingung benutzt und ein frisches Beet Sellerie steht da. Kin anderes Beispiel: Gemiise auf kleinen nur 3—31/. Fuss breiten Beeten; da findet sich am Rande zu beiden Seiten eine Reihe Sellerie, welche schon zwischen Salat ge- pflanzt wurde, der friiher am Rande stand; dann folgt je eine Reihe Herbstblumenkohl und in der Mitte des Beetes eine Reihe Salat (als Sommersalat, Vollblutforell), ge- pflanzt zwischen je zwei Wurzeln der er- sten Salatpflanzung. Oder, ein Beet hatte im Frihjahr Salat, Porree, Blumenkohl, Kohlrabi und wieder Salat in Reihen, so zeigt dasselbe spiiter Chinesischen Herbst- rettig, Endivie und zwei Reihen Salat, von denen die eine fiir den Sommer, die an- dere fiir Herbstnutzung bestimmt ist; der Porrée wird jedoch schon im Juli heraus- genommen und ein zweites Mal mit eini- ger Vorsicht 11/2 Fuss tief gepflanzt, auch wohl in Drainréhren geziichtet. Hierdurch werden ganz unglaubliche Resultate erzielt, an flissigem Diinger darf es freilich nicht fehlen.

4) Herr Becker gibt zur Vertilgung des dem Obstbau so iiberaus schadlichen »Frostschmetterlings« (Acidalia brumata) die folgende Bemerkung:

Will man sein Obst von Maden rein erhalten, so bindet man schon im August um den Baum die 4 Zoll breiten Brumata-Papierringe und bestreicht sie mit Brumata-Leim; die Raupen der Obst- schabe kénnen dann nicht hinaufkriechen, um sich in den Rindenrissen einzuspinnen, Ende October, oder, hat man die Pa- pierringe Anfang Novembers zum Fange des Frostschmetterlings wieder bestrichen, Ende November, macht man auf dem Ringe einen senkrechten Schnitt und lost ihn behutsam los. Dann findet man an den Biumen, besonders an groésseren Ae- pfel- und Birnbiumen, wo der Ring um- wickelt war, unter einem Papierfleck die jetzt eingesponnenen, rothlich weissen Rau- pen des Apfelwicklers (Obstschabe »Tor-

155

trix pomonanac), die man leicht vernichten kann. Die Raupen iiberwintern gern unter diesen Ringen, weil sie vor Feinden und Kalte mehr geschiitzt sind.

Der Falter (Vorderfliigel blaulichgrau, mit vielen Querstrichen, am Aussenrande ein grosser, sammetschwarzer, inwendig roth geringelter Fleck) fliegt im Juni; die kleinen Raupen bohren sich im Juli in die halbwiichsigen Friichte und verursachen das Fallobst.

Das ganze Jahr hindurch, oder, langer die Papierringe am Baume sitzen zu las- sen, ist darum nicht riathlich, weil die Rinde des Baumes durch die darunter sich sammelnde Feuchtigkeit, die nicht verdun- sten kann, etwas leidet.

5) Ueber das Zuriickschneiden der Wurzeln beim Pflanzen der Obstbaume von J, Jettinger, Gart- ner der Section. Die Monatsschrift fir Pomologie und praktischen Obstbau von Oberdieck und Lucas (1864) enthalt einen Aufsatz von F. Mare’s Sohn in F rankreich, iiber den kurzen Schnitt der Wurzeln bei zu pflanzenden Baiumen. Hauptsachlich handelt dieser Artikel! iiber ganz kurzen Schnitt der starken und mittelstarken Wur- zeln und iiber die ganzliche Hntfernung der Faserwurzeln. Die Resultate, welche hiermit erzielt worden sein sollten , waren so verlockend, dass wir einen Versuch nach dieser Richtung nicht unterlassen zu diirfen glaubten.

In dem darauf folgenden Frihjahr bot sich uns Gelegenheit, bei Neupflanzung von circa 400 Stick hochstimmiger Kirsch- Wildlinge und 2000 Stiick zweijahriger pikirter Birn - Wildlinge einen derartigen Versuch zu machen. Die Kirschwildlinge hatten einen Tag unverpackt auf dem _ Transport zugebracht, wohl auch beim Ausheben eine Zeit gelegen; in Folge des- sen waren die Faserwurzeln nicht mehr ganz lebensfahig. Die Birnwildlinge da- gegen waren kurz vor dem Pflanzen aus- gehoben worden. Die Wurzeln der Kirsch- baume wurden je nach ihrer Starke auf 4 bis 6 Zoll eingekiirzt, beschadigte auch noch kiirzer, Faser- oder Saugwurzeln aber

156

ganzlich entfernt. Mit den Birnwildlingen wurde so verfahren, dass die 2 bis 8 Hauptwurzeln, wie sie sich bei solchen Pflanzen von diesem Alter vorfinden, auf 4 bis 5 Zoll eingekiirzt wurden, und die sehr zahlreich vorhandenen Faserwurzeln simmtlich, so gut sie mit der Scheere, de- ren wir uns immer zum Schnitt der Wur- zeln bedienen, zu fassen waren, entfernt. Kin kleiner Theil der Kirschwildlinge wurde nach der gewohnlichen Methode, mit Hauptwurzeln so lang als méglich und mit Belassung der Faserwurzeln gepflanzt, an den Kronen, da es fertige Hochstamme waren, welche nur noch der Veredelung bedurften, auch nicht geschnitten, simmt- liche Baume aber tiichtig. eingeschlemmt. Die Birnwildlinge wurden auf 2/5 ihrer Lange eingekirzt. Das Resultat dieser Pflanzungen war zu unserer Freude ein. iberraschendes, und sprach entschiéden zu Gunsten des kurzen Wurzelschnittes. Wenn- gleich die Biume mit linger geschnittenen Wurzeln denen mit kurz geschnittenen, wahrend des Sommers im Wachsthum gleichkamen, so trieben diese doch volle 8 Tage friiher als jene. Drei Jahre spa- ter 1868 bot sich bei Uebersiedel- ung aus der friiheren Obstbaumschule in den jetzigen Garten neue Gelegenheit zur Fortsetzung gleichartiger Versuche. Der Bestand an veredelten Baumen, welche hierbei zur Verpflanzung kamen, betrug ungefahr 6000 Stiick, darunter 3 bis 4 jaihrige Aepfel-, Birn-, Kirsch- und Pflau- menbaume, theils in Hochstammen, theils Halbhochstammen und Pyramiden. Eine Partie 3jahriger Birnbiume, welche schon beim Pflanzen der Wildlinge dem kurzen Wurzelschnitt unterworfen waren, zeich- nete sich durch ausnehmend schénes Wur- zelyermogen aus. Bei dem Ausheben, dem Transport und im Hinschlage hatten die feinen Saugwurzeln mehr oder weniger ge- litten und erschienen, in dieser Ansicht durch die bereits gemachte Erfahrung be- starkt, als ganz iberfliissige Theile der Bewurzelung, auf dieselben wurde daher beim Pflanzen kein Gewicht gelegt und sie vielmehr an ihrem Entstehungspunkte ent-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

fernt. An den Kronen und Zweigen die- ser Baume, wurde, soweit es Kernobst war, mit Ausnahme der beim Transport beschadigten Zweige, gar nicht geschnitten.

Auch jetzt wurde wieder eine kleine Anzahl Baume in Betreff des. Schnittes in der gewdhnlichen Weise behandelt; die stiirkeren Wurzeln blieben circa 1 Fuss lang, die schwicheren, falls sie beim Aus- heben nicht verletzt worden waren, auch noch langer, die gut erhalten gebliebenen Faserwurzeln wurden gar nicht beschnitten und ihnen bestméglichst die natiirliche Lage gegeben. Eingeschlemmt oder be- gossen konnten die Baume nicht werden.

Ende Mai, ungefaihr 6 Wochen nach der Pflanzung, wollten wir uns von dem Verhalten der unterirdischen Theile unserer Pfleglinge tiberzeugen; an den oberirdi- schen war die Thatigkeit, mit geringen Ausnahmen eine ziemlich gleiche. Zu die- sem Zwecke wurde die Erde sorgfaltig entfernt, und wo es nothig war, auch noch mit Wasser nachgeholfen, um genaue Hin- sicht zu den Wurzeln zu erhalten. Das Resultat dieser Untersuchungen war tber alle Erwartung befriedigend, besonders bei den drei- und vierjihrigen Pyramiden. Die jungen Wurzeln erschienen an den kurz geschnittenen Wurzeln fast an deren ganzer Liinge, ebenso auch an den Wul- sten der Schnittflichen sich gebildeten und in einer nicht geahnten Menge am Wur- zelhalse. An den Baumen mit, unter Be- lassung der Faserwurzeln, langer geschnit- tener Wurzel, war die Schnittflache nur gut vernarbt, an den Hauptwurzeln er- schisnen nur einige junge Wurzeln, die Faserwurzeln aber waren mit einer Menge kleiner jungen, Nadelspitzen &hnlichen Wurzeln bedeckt. Hier waren unstreitig die Faserwurzeln, welche wir bei dem Pflanzen dieser Biiume als unentbehrlich erachteten, die ersten Ernahrer der Pflanze.

Im zweiten Jahre nach der Pflanzung war der Unterschied am deutlichsten wahr- nehmbar. Die Mehrzahl der versuchsweise beschnittenen Baume wurden zum Verkauf ausgehoben. Diejenigen mit kurz beschnit- tenen Wurzeln waren mit ganzen Biischeln

Ii.

solcher in Starke von 1!/g Zoll versehen, welche ihrer ganzen Linge nach mit fei- nen borstenartigen Wurzeln besetzt waren. Die nach der alten Wurzelschnittmethode behandelten Baume dagegen hatten héch- stens den fiinften Theil so viel Wurzeln als jene. Dass mit dem Verhaltniss der Wurzeln auch das der Krone und Zweige im Einklange stand, bedarf wohl kaum der Erwahnung.

Aus dem Gesagten geht wohl tiberzeu- gend hervor, dass Baume mit kurz ge- schnittenen Wurzeln und bei ganzlicher Entfernung der Saugwurzeln eben so gut, wenn nicht sogar besser gedeihen als sol- che mit lang geschnittenen Wurzeln unter Belassung der Faserwurzeln. Ueberhaupt haben die Faserwurzeln und Wurzelbiischel nur eine beschriinkte Dauer und sind nach einigen Jahren ganz verschwunden.

Es ware théricht und kénnte verderb- lich werden, wollte man die Lehre: »je kirzer man die Wurzel schneidet, desto mehr junge Wurzeln werden erzielt«, ohne Weiteres verbreiten; vielmehr wird es Sache erfahrener und verstandiger Prakti- ker sein, dieses Verfahren weiter priifend zu verfolgen, denn je nach der Baumart, und selbst nach dem Alter des Baumes, wird der Schnitt der Wurzeln Modifica- tionen unterworfen sein miissen, Vortheile ‘verschiedener Art werden sich beim Wur- zelschnitt unzweifelhaft herausstellen. Recht zahlreiche und vorsichtige Versuche, zu denen wir aufmuntern méchten, kénnen in dieser Sache entscheiden *),

6) Das Pflanzen der Obstwild- linge in den Obstbaumschulen von J. Jettinger. Die von mir angenom-

*) In Baumschulen ist dieses Verfahren sehr zu empfehlen, schon deshalb, weil der Baum beim Ausheben, um ihn an seinen kiinftigen Standort zu verpflanzen, dann leichter mit unbeschaidigten Wurzeln aus- zaheben ist. Bei alteren Baumen ist_es aber entschieden vortheilhafter, mit mog- lichst unverletzten Wurzeln zu pflanzen.

(E. R.)

Literatur,

157

mene Methode besteht einfach darin, dass ich statt des Spatens das Pflanzholz an- wende. Im Jahre 1867 machte ich bei Auspflanzung von circa 14000 Stiick Wild- lingen, darunter einjihrige Kirschen-, Pflau- men- und mehrjahrige Apfel- und Birn- Wildlinge, den ersten Versuch, er gelang vollstandig, so dass ich seitdem gern dabei verblieb. Mehrjahrige Versuche und Er- fahrung haben mich gelehrt, dass das ganz- liche Entfernen aller Seiten- und Faser- wurzeln an den jungen Baumpflanzen nicht im geringsten deren weiteres Wachsthum stért, demgemass behandle ich dieselben auch so. Die Wurzeln werden an der ganzen Lange der auf 8 bis 10 Zoll ein- gekirzten Hauptwurzel und des Wurzel- halses so dicht weggeschnitten, als dies mit einer guten Scheere moglich ist. Von den Zweigen und der Krone wird je nach ihrer Starke 1/3 bis die Halfte weggenom- men; nur einjaihrige Kirschwildlinge wer- den beim Pflanzen an ihrem Triebe gar nicht geschnitten, denn ist der Sommer giinstig, so erhilt man aus der Gipfel- knospe einen prachtigen Trieb, Sollte diese aber dennoch durch Blattliuse leiden, so holt ein Riickschnitt bis handhoch iber der Erde das Versiumte im nichsten Som- mer wieder nach und werden die Triebe 4n gutem Boden nicht selten 5 bis 6 Fuss hoch.

Tief gelockertes und gut gegrabenes Land ist bei dieser Pflanzmethode ein wesentliches Hrforderniss, um mit dem Pflanzholz leicht in jede bendthigte Tiefe gelangen zu konnen. Hat man es mit ei- ner schweren Bodenart zu thun, so ist die Bestellung, d. h. das Umgraben derselben im Herbst nicht nur rathsam, sondern auch nothwendig,

Gehorig durch den Winterfrost zer- setzt, wird dann das Pflanzen auf die an- gegebene Weise sich auch leicht machen lassen. Pflanzt man frih genug, sobald das Land einigermassen von der Winter- feuchtigkeit abgetrocknet ist, so wird ein Begiessen oder Einschlammen der Pflanz- linge nicht nothwendig und ihr Gedeihen ein gesichertes sein,

158

6) Hiniges zurCultur der Tetra- gonia expansa L, (Neuseelindischer Spinat). Von Kunstgirtner Grunert in Gross-Pankow.

Im Allgemeinen geschieht die Anzucht der Pflanzen des Neuseelindischen Spinats im Warmbeet, von wo sie dann, stark ge- nug, im Mai, wenn keine Nachtfréste mehr zu firchten sind, ausgepflanzt werden. Mein Culturverfahren ist ein hiervon und in mancher anderen Beziehung abweichen- des. Im Herbst, so spat als mdglich, No- vember oder December, richte ich mir in recht gutem Boden und in geschiitzter Lage des Gartens ein Beet in beliebiger Lange her, ziehe auf demselben drei 2 Zoll tiefe Furchen und lege den Samen hinein, bedecke ihn mit derselben Erde und dann das ganze Beet 3 Zoll hoch mit kurzem Dinger. In diesem Zustande bleibt das Beet, je nach der Witterupg bis Mitte oder Ende April liegen, wo dann der Diinger entfernt und das Beet aufgelockert wird. Im Mai, wenn die Erde schon von der Sonne gehorig durchwarmt ist, laufen die Pflanzen schén auf und werden, wenn sie gehorig erstarkt sind, da, wo sie zu dicht stehen, theils ausgezogen und erforder- lichen Falls weiter verpflanzt. Friher, als zu der oben angegebenen Zeit ausgesdet, keimt der Same zu zeitig, und die jungen Pflanzen gehen im Frihjahr dann zu Grunde. Sollten noch spate Nachtfréste zu befirchten sein, so ist es rathsam, die jungen Pflanzen durch Stroh oder Decken zu schitzen.

7) Kunstgirtner H. Wagner in Breslau empfiehlt Quassialauge als bestes Mittel gegen die Blatt- lause und sagt dariiber Folgendes: Die - meisten Baumziichter begehen den Fehler, zur Anwendung dieses Mittels, weil die Arbeit eben keine anstrengende ist, nur schwache, unzuverlassige Kriifte, Kinder oder Arbeitsfrauen zu benutzen, sie wird daher nicht, so wie geschehen soll, ausgefihrt, deshalb aber auch der damit beabsichtigte Zweck in den meisten Fallen gar nicht, oder doch nur sehr unyollstiindig erreicht,

Fiir solche, welche jenes Mittel doch

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

vielleicht noch nicht kennen sollten, will ich zuniichst dessen Zubereitung angeben, Von den Spanen des Quassiaholzes, welche in jeder Apotheke oder Droguenhandlung fiir geringen Preis kiuflich sind, bringt man, je nach Bediirfniss, mehr oder weni- ger in einen Topf, giesst soviel Wasser darauf, dass auf 1 Pfund dieser Spine etwa 3 Quart Wasser kommen, deckt den Topf zu und lasst das Ganze eine Stunde kochen, das hierbei geringer gewordene Quantum Wasser wird sodann durch Hin- zugiessen heissen Wassers ersetzt und die erhaltene braune, etwas iibelriechende Briihe, nachdem sie abgekihlt ist, abge- seihet. Die einmal gebrauchten Spine kénnen mit einem Theil frischer Spane auch ein zweites Mal gebraucht werden. Dieser Briihe setze ich eine solche Quan- titat griiner, sogenannter Schmier- oder Tonnchenseife zu, dass mittelst einiger zu- sammengebundenen Reiser ein ziemlich starker Schaum geschlagen werden kann, giesse die Mischung in eine Blechkanne, welche der grésseren Bequemlichkeit we-

‘gen mittelst eines Riemens oder Schnur

wie eine Tasche umgehangen wird, und operire dann in folgender Weise: Da die Blattlause ihre Brut auch an den Stamm- chen absetzen, so bestreiche ich mit dem Schaum der Brihe die Baumchen sorgfil- tig von unten herauf bis in die aussersten Zweigspitzen und Blatter. Bei jingeren Zweigen und Blattern muss man sich je- doch nicht mit dem blossen Bestreichen gentigen lassen, sondern es miissen diesel- ben solange eingeschaumt werden, bis je- der einzelne Theil gehodrig angefeuchtet ist. * Rathsam ist es, dies Geschaft nur an hellen, sonnigen Tagen, am wenigsten aber dann vorzunehmen, wenn Regen in Aus- sicht steht, weil solcher, wenn auch nur schwach, gehabte Kosten und Arbeit ver- geblich machen wiirde,

Durch das auf die beschriebene Art geschehene Bestreichen der Biumchen er- halten die Blatter und jungen Zweige zwar ein schmutzig gelbes Ansehen, dadurch ist aber die Vegetation durchaus nicht ge- schidigt, vielmehr ist es ein Zeichen, dass

Il. Literatur.

die Operation nicht erfolglos war. Kommt binnen 3 bis 4 Tagen ein Regen, so ver- liert dies schlechte Aussehen sich von selbst, andernfalls ist es leicht zu beseiti- gen, wenn die Biumchen nach dem 4. oder 5. Tage durch eine Handspritze tiich- tig mit reinem Wasser nachgespritzt wer- den, wonach sie ein ganz gesundes Aus- sehen erhalten und das junge Holz voll- standig ausreift.

Nun muss man sich aber nicht der Meinung iiberlassen, jene einmalige Proce- dur miisse schon vollstiindig geholfen ha- ben. Es ist vielmehr nothwendig, seine Pfleglinge nach Verlauf einiger Wochen wieder zu untersuchen; findet man dann, dass auf einzelnen Blattern oder Zweigen die Blattlaiuse sich dennoch wieder zeigea, so muss auf gleiche Weise wie vorher und mit ganz besonderer Sorgfalt verfahren werden, jedoch nur an den befallenen ein- zelnen Theilen.

Die Obstbenutzun g. Hine ge- { meinfassliche Anleitung zur wirth- | schaftlichen Verwendung des Obstes. ' Von Dr. Ed. Lucas. Zweite Auflage, _ mit zahlreichen in den Text gedruck- _ ten Holzschnitten. Ravensburg, 1872. ) Verlag von Eugen Ulmer. (Correferat).

schon im vorigen Sommer erschienene Buch zu besprechen. Unser Urtheil kann und wird in diesem Falle kurz sein. Die Obstbenutzung von Lucas war schon in erster Auflage das das vollkommenste » und voll- standige , Ja €1 “einzige inzige Bu “Buch iiber Obstbe- nutzung und ist nun vielfach vermehrt und verbessert, natiirlich noch viel werthvoller geworden. Die Kenntniss der Obstbenutz- ung ist sicher eine der Hauptbedingung zur Ausbreitung des Obstbaues im Grossen, denn je besser, leichter und hdher das

fo spit kommen wir dazu, dieses

159

Obst zu verwerthen ist, desto mehr wichst die Neigung zu Anpflanzungen. Beson- ders hoch schatzen wir den Abschnitt itiber das Trocknen des Obstes, da dies eine all- gemein niitzliche Verwerthung und Con- servirung ist, wihrend der Apfelwein sich schwerlich als Nationalgetrank iiber die Grenzen der jetzt davon eingenommenen Gegenden verbreiten wird. Ueber das Darren oder Trocknen des Obstes macht der Verfasser in seinem eigenen Obstbaum- gute reiche Erfahrung, und denkt stets iiber die besten Kinrichtungen nach. Ein solcher Erfolg aus neuer Zeit war die Er- findung der auch in diesem Buche beschriebe- nen und abgebildeten, transportablen Obst- darre. Dieselbe ist ungemein einfach, bil- lig und leistungsfahig, dabei leicht zu zer- legen und von einem Orte nach dem an- dern zu transportiren. Schliesslich geben wir noch eine Uebersicht des Hauptin- haltes, mit Hinweglassung der Unterabtheil- ungen. Abth. I. Bestandtheile des Obstes, die wichtigsten Obstsorten. fiir d6konomische Zwecke, die Obsternte, die Aufbewahrung des Winterobstes, Verpackung der Ver- sandtfriichte. Abth. II. Trocknen oder Dorren des Obstes (mit Beschreibung und Abbildung von 5 Obstdarren). Aufbewahr- ung des getrockneten Obstes. Berechnun- gen. Abth. III. Bereitung von Muss von verschiedenen Obstarten. Abth. IV. Obst- welnbereitung und Darstellung anderer weinartiger Getranke, Essigbereitung und Branntweingewinnung (Aepfel- und Birn- most, Johannisbeer- und Stachelbeerwein,

Himbeerwein, Zwetschenwein, Kirschen- wein, Branntwein aus Kernobst und Ab- fallen desselben, Branntwein - aus Kir-

schen (Kirschwasser), Zwetschenbranntwein). Abth. V. Benutzurng der QObstabfalle zur Oelgewinnung und als Brennmaterial.

(J.)

o Pibac gate wees, Yo es vw?

160 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

IV. Personalnotizen und Neunestes.

1) Friedrich Dautwitz, K.K. Hof- bau-Controleur in Schdnbrunnen, besitzt gegenwartig eine der reichsten Sammlun- gen von Cacteen in schdnen Exemplaren. Der Pilocereus Dautwitzi, von dem wir kirzlich sprachen, ist nach diesem Freunde der Familie der Cacteen benannt. Liebha- ber und Freunde der Familie der Cacteen macher wir darauf aufmerksam, dass wah- rend der Wiener Ausstellung die Cacteen- Sammlung des Herrn Dautwitz im Lust- schlosse von Schonbrunnen aufgestellt ist und dass der Besitzer auch gern bereit ist, Tauschverbindungen zur Vervollstindig- ung seiner Sammlung einzugehen.

(i. R.)

2) ¢ August Gens aus Mansfeld, 81 Jahre ‘alt, starb am 18. Marz dieses Jahres zu Alexandria im Kiewschen Gouverne- ment. Derselb2 war durch 3 Generationen seit 1815 als Obergartner auf den Giitern des Grafen Braniczki angestellt. Sein 50jahriges Dienstjubilaum hatte der allge- meinen Achtung und Liebe, deren er von

Freunden und Gartnern in der Weise Aus- ~ druck gegeben, dass ihm im Garten, wo

er so lange gewirkt hatte, ein gusseisernes

Denkmal mit Aufschrift:

~~ >Zum Andenken an das 50 jahrige Dienstjubilaum des Herrn Aug. Gens von seinen Freunden errichtet,« gestellt wor- den ist. (Nebeski).

3) Dr. Richard Schomburgk in Adelaide erhielt von der Regierung der

Colonie Victoria den Antrag, die Stelle als |

Director, an einem.in Melbourne neu zu grindenden 6ffentlichen Garten mit 600 Liv. Strgl. Gehalt anzunehmen. Herr R. Schomburgk hat dieses Anerbieten ausge- schlagen und votiren wir ihm damit un-

sern warmen Dank und Verehrung, ein-

mal, dass er trotz der so vortheilhaften Be- dingungen einem Institute treu geblieben, das von ihm mit warmer Liebe. auf die Héhe

scines jetzigen Standpunktes gehoben wor- _ den ist, dann aber auch besonders noch | deshalb, dass er nicht in den Dienst eines _ Gouvernements getreten, welches die hohen | Verdienste unseres beriihmten Landsman- is

nes des Dr. Ferd. Miller mit so schno- dem Undanke vergilt. (E. R.)

4) Internationale Ausstellung in Gent, vom 30. Marz bis 6, April 1873.

Prinz P. Trubetzkoi war zum Pri- sidenten des Allg. Preisgerichtes ernannt worden.

Die héchsten Preise fir neu eingefthrte Pflanzen erhielt Herr James Veitch und Sdéhne und Herr Glones, Director des Gar- ten-Etablissements von J. Linden in Gent.

Genauere Nachrichten lassen wir fol- gen. (E. R.)

5) Herr Edmund Goze hat seine Stelle am Botanischen Garten in Coimbra aufgegeben und ist von der Portugisischen Regierung beauftragt, in Lissabon einen Botanischen Garten fiir die dortige Poly-

technische Schule zu griinden und dessen

(E. R.)

Direction zu tibernehmen.

I.

1)

Originalabhandlungen.

Abgebildete Pflanzen.

a) Korolkowia Sewerzowi Rel.

(Siehe Taf. 760,)

Liliaceae.

Korolkowia. Perigonium corolli- num deciduum infundibuliformi- campa- nulatum, hexaphyllum; foliola subae- qualia, a basi ad medium unguiformia in tubumque conniventia, in latere in- teriore a basi ad tubi apicem fovea nec- tarifera elongata excavata, apice patentia vy. recurvo-patenta. Stamina 6, perigonii foliolis basi adnata tria exteriora, lon- giora tria, interiora breviora. Antherae biloculares, basifixae, lineari-oblongae ; loculis oppositis, rima longitudinali dehiscentibus. Ovarium triloculare, ob- longum; ovula in loculis plurima, bise- riata, horizontalia, in angulo centrali affixa. Stylus terminalis, filiformis, stig- mate truncato indiviso. Capsula ignota. Genus novum, quasi inter Rhinope- talum et Fritillariam intermedium, peri- gonio infundibuliformi-campanulato ab ambobus, stigmate truncato indiviso a posteriore, phyllis perigonii subae- qualibus, superiore in unguis latere ex- teriore paullo magis carinato (nec sac- caio) a priore facile dignoscitur.

K. Sewerzowi Rel. Glaberrima;

VI, 1873,

SS

glauco-viridis.—Bulbus solitarius, bulbo- so-tuberosus, apice tantum squamis caulis basin cingentibus vestitus, e basi propagulas filiformas, squamosas apice foliolis filiformibus vestitas emittens. Cau- lis erectus spithamaeus usque sesqui- pedalis, teres, a basi ad medium nu- dus, vel infra medium nudus, Folia alterna v. subopposita, semiamplecten- tia et ad medium inlernodii alato decur- rentia; inferiora saepissime late ovata (speciminum in loco natali lectorum) v. ovata, v. ovato-lanceolata (speciminis culli), superiora decrescenti-angustiora ; suprema flores fulcrantia, lineari-lan- ceolata, sessilia (nec decurrentia). Flo- res in axillis foliorum supremorum so- solitarii, breviter pedunculati, subnutan- tes; inferiores foliis floralibus 2—Aplo breviores; supremi jis paullo breviores, Perigonii phylla e basi cuneato-oblonga erecta carinala et extus purpurascente in laminam patentem v. patente recur- vam undulatam ovato-oblongam acutam flavo - virescentem (vel speciminum in loco natali lectorum purpurascentem v, il

162

viridi-purpurascentem) excurrentia. Sta- mina 6, perigonii limbum circiter ae- quantia, filamentis rectis v. subrectis purpurascentibus; antheris e viridi- virescentibus. Germen cylindrico-sub- trigonum, stylo filiformi quam stamina breviore coronatum.

Habitat in Turkestania. Fritillaria Sewerzowi Rgl, in enum, pl. in regio- nibus cis- et transiliensibus a Semeno- vio et Sewerzowio lectis (1869) Nr. 1057.

Wir haben die beistehend abgebil- dete neue Gattung der Liliaceen, friiher, in unserer Aufzaihlung der Pflanzen der Soongarei und Turkestan’s als Frilillaria Sewerzowi, nach einigen wenigen Ex- emplaren beschrieben, die Sewerzow im Kokanischen Koratau gesammelt hatte. Seitdem erhielten wir sowohl getrock- nete Exemplare, wie auch einige Zwie- beln im lebenden Zustande, welche der Oberst Korolkow in den Gebirgen in der Nahe von Boroldai bei 3—6000! Hohe iiberm Meere, sowie andere Ex- emplare, welche Sewerzow in der Ge- gend von Bugun im Gebiete Turkestan’s gesammelt hatte.

Die jetzt vor uns stehende in vol- ler Bliithe befindliche Pflanze, ward von Korolkow eingesendet und weicht durch die Form der Blumenkrone, deren Blatt- chen vom Grunde zur Mitte in eine Rohre zusammen neigen und dann ei- nen flach oder zuriickgebogen abstchen- den etwas itiber einen Zoll im Durch- messer haltenden Saum besitzen, sofort auffallend von Fritillaria ab. Die Form der Bliithe ist daher fast die eines Li- lium. Die wenigen getrockneten Ex- emplare, welche mir bei meiner crsten Untersuchung vorlagen, zeigten offen- bar, weil die Blumen noch nicht ge- uiigend. entwickelt waren, vom Grunde bis zur Spitze aulrechte Bliihenblitler, andere trockene Exemplare, die dem

MEP a AD Ct P ie

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Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz,

Botanischen Garten spater von Sewer- zow und Korolkow aus Turkestan ein- gesendet wurden, lassen aber die gleiche Bliithenform erkennen, wie solche un- sere abgebidete Pflanze besitzt. Ein anderer Charakter der unsere Gatiung auszeichnet, ist die durchaus einfache Narbe, welche die Spitze des fadlichen Griffels kront, ein Charakter, den auch die nahe stehende Gattung Rhinopetalum besitzt. Endlich ist noch die einer Zwiebelknolle ahnliche Zwiebel merk- wiirdig, welche nur auf ihrer Spitze die den Siengelorund umgebenden Schuppen tragt, aus ihrem Grunde aber fadliche Sprossen entwickelt, die lax mit Schuppen besetzt sind, wahrend auf der Spilze der Sprosse dieselben von linearer Form und daselbst schopf- artig zusammen gedrangt sind.

Wir naunten diese neue ausgezeich- netc Gattung nach dem Herrn Oberst »Korolkow* der dem hiesigen Kais. Bot. Garten viele interassante Pflanzen Turkestan’s, theils in trockenen, theils Samen und Zwiebeln eingesendet hat.

Unsere Korolkowia Sewerzowi ist ein schénes, im freien Lande ohne Deckung ausdauerndes Zwiebelgewachs, das sich schnell durch Sprossenbildung mit Brutzwiebeln aui deren Spitze zu vermehren verspricht. Der Stengel wird {—1'/, Fuss hoch, ist wie die ganze Pflanze durchaus kabl und gleich den Blattern blaugriin. Das unterste Dritt- theil oder die Hallte des Stengels ist stielrund und von kleinen Blattern be- setzt. Die Stengel- Blatter gehen von der breit ovalen Form bis zur langlich- lanzettlichen Form iiber, stehen abwech- selnd oder fast gegeniiber und laufen mit dem halbumfassenden Blatitgrund bis zur Halfle des Zwischengliedes fli- gelformig am Stengel herab. Bei allen- wild gesammelten Exemplaren sind die

I. Originalabhandlungen.

Blatter bedeulend breiter, ja bei eini- gen Exemplaren fast rundlich-oval und ausserdem viel dichter zusammenge- dringt als bei unserem cullivirten Ex- emplare. Die untersten Blatter sind bei allen Exemplaren die breitesten und die oberen werden allmalig schmiler, bis endlich diese in die linear-lanzettlichen obersten Blatter tibergehen, welche mit dem sitzenden Grunde am Stengel nicht herablaufen und in deren Achsel je eine fast nickende oder wagerecht ab- stehende Blume auf kurzem Bliithenstiel steht. Die Blumen sind stets kiirzer als die zu solchen gehdrigen Blalter, doch erreichen die obersten Blumen fast die Linge der Blatter, wahrend die untersten Blumen 2—Amal kiirzer als diese. Bei unserem cultivirten Exemp- lare sind die Blumen griinlich - gelb, mit von aussen griinpurpur angelaufe- ner Rohre und ebenfalls innen im Schlunde braunlich purpur angehaucht. Bei den wild gesammelten Exemplaren sind die Blumen meist starker mati purpur angehaucht, ja bei einigen Ex- emplaren besitzen sie eine malt braun- purpurne Farbe; was darauf hindeutet, dass diese Pflanze auch in Cultur leicht Abarten in Bezug auf Farbung der Blume bilden diirfte. Die 6 Staubfaden

163

sind nebst den linglichen Antheren un- gefibr so lang als die Blumenblitter und zwar sind die 3 nach aussen stehen- den Staubfaden, stets linger als die innern, Die fidlichen Trager der Staub- faden sind stets purpur, die Antheren aber griinlich-gelb.

Auffallend ist es, dass wenigstens bei unseren in Bliithe befindlichen Ex- emplaren nur die untersten sich zuerst entwickelnden Blumen einen vollkom- men ausgebildeten Fruchtknoten nebst Griffel besitzen, bei den oberen Blumen Fruchtknoten und Griffel aber verkiim- mert sind. Auch bei den von mir un- tersuchten wild gesammelten Exemp- laren fand ein ahnliches Verhalten statt. Neues schénes Zwiebelgewichs. Bliihete im Marz im Kalthause und im Mai im freien Lande. (E. R.)

Erklirung der Abbildung. a. Die Pflanze in natiirlicher Grésse. b. Die Zwiebel. c. Blumenblatt mit Staubfaden, schwach vergrossert. d. Blu- menblatt, von der inneren Seite, natiir- liche Grésse. e.e. Staubfaden mit An- theren schwach vergrossert. f. Frucht- knoten mit Griffel, schwach vergréssert. g. Querdurchschnitt durch den Frucht- knoten, starker vergréssert.

b) Der neue Stadtpark in St. Petersburg.

(Siehe Tafel 761.)

Die Gartenflora hat Jahrgang 1872 |

p. 320 Nachrichten tber Anlage eines neuen Stadiparks in der nordischen Kaiserstadt gebracht, ein Park der im Centrum der Stadt liegend, von den grossartigsien Gebauden, wie vom Win- terpalais, dem Generalstab, der Isaaks-

kirche, dem Senatszebiude, dem Ad- miralitiitsgebiude umgeben ist, in den die 3 bedeutendsten Communications- strassen, welche die Stadt divergirend durchsciieiden, (Newski - Perspektive, Erbscustrasse, Wossnesensky-Perspek- live) miinden, wihrend der grossartige 11?

164

Newastrom mit seinen klaren blauen Fluthen auf der Nordseite des Admi- ralitétsgebaiudes und des ebenfalls zum Parke fallenden Petersplatzes, dem nahen Meerbusen zustromt.

Wir entsprechen dem mehrfach uns geiusserten Wunsche, indem wir bei- stehend den Plan dieses Stadtparkes inittheilen, sowie derselbe theils schon ausgeliihrt, theils noch in der Ausfihr- ung begriffen ist. Kleine Abanderun- gen kann dieser Plan noch bei der Ausfiihrung erleiden, wesentlich werden solche aber nicht sein.

Nachdem wir friiher diesen Garten schon besprochen, beschraénken wir uns heute auf die Erklarung des Planes und einige erlauternde Bemerkungen.

A. A. A. ist das Admiralitaisge- baude. B. B. ist die Facade einer Reihe von grossartigen Gebauden, wel- che hier in den nachsten Jahren erbaut werden. (©. C.-ist der in der Ent- stehung begriffene neue Quai langs der Newa, der die directe Fortsetzung des grossen Quais vom Winterpalais nach der Nicolai-Briicke bilden wird. D. D. ist der schon bestehende Boule- vard, welcher die Ostseite des Admi- ralildisgebaudes umgibt und dem ge- gentiber die Westfagade des Winterpa- lais liegt, E. E. ist der bereits be- stehende Boulevard auf der Siidseite, und F. F. der auf der Westseite des Admiralitaélsgebaudes. Letzterem liegt jenseits des Peterplatzes, die Ostfacade des Senaltsgebaudes gegeniiber, G. ge- veniiber mtindet die Newski- Perspek- live. H. gegeniiber die Erbsenstrasse. I. gegeniiber die Wossnesenski-Per- speklive, und endlich K. gegeniiber liegt das grossartigste Gebiude Petersburgs, die Isaakskirche. Endlich der stumpfen Ecke L, gegeniiber breitet sich das miachtige Gebéude des Admiralstabes

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

im grossen Halbkreis aus, dem gegen- tiber die Siidfagade des Winterpalais liegt und auf der Mitte dieses grossen zwischen beiden Palisten sich ausbrei- tenden Platzes steht die hoch sich er- hebende Alexandersaule, ein Monument, wie es in seiner Grossartigkeit in Eu- ropa kein zweites gibt.

Die bedeulende Grésse des ganzen Platzes wird am ehesten in die Augen springen, wenn man bedenkt, dass die durch den Garten gefiihrien Wege,

tiberall die Breite von mindestens 21

Fuss haben.

Der auf der Siidseite des Admira- litatsgebaudes, vor E. E. liegende Theil des Gartens, ist lang und verhaltniss- miassig schmal und liegt ganz von Ge- bauden eingeschlossen. Ein durchaus regelmassiger Styl, entsprechend dem Boulevard, dem des Admiralilatsgebau- des und den umgebenden Hausern, wiirde diese Anlage einténig und lang- weilig gemacht haben. Es ward daher hier der regelmissige Styl mit dem unregelmissigen verbuuden, indem an ein in der Mitte des Platzes, gegentiber der Erbsenstrasse liegendes Bassin mit Springbrunnen (a) beiderseits gleichar- tig gruppirte unregelmassige Parthien um 2 der Newski- und Wossnesenski- Perspeklive gegentiber liegende Bassins angeschlossen wurden. Die Umpflanz- ung schliesst auf diesem schmalen Theil des Platzes, die Aussicht auf die um- liegenden Gebdéude aus und ist nach den umgebenden Strassen mdglichst dicht gehalten, um den Garten vor Windzug und Staub zu schiitzen. Die Kinzelpflanzung der Baume auf den Rasenplaitzen gestattet stets nur den Blick auf eine der 3 Fontainen, da die urspringlich beabsichtigte Durchsicht liber die ganze Linge des Platzes und auf alle 3 Fontainen, bei der grossen

J, Originalabhandlungen,

Linge des Platzes zu schmal geworden ware und die ganze Anlage des Platzes, durch partielles Schliessen und Oeffnen der Aussicht eine gréssere Mannig- faltigkeit erhalten hat. Die Oberflache der Rasenplatze ist in sanfter Wélbung gehoben und gesenkt.

Bei der Bepflanzung dieses Theiles des Gartens ist die Umpflanzung mit Laubgehélzen ausgefiihrt. Die Vor- pflanzungen bestehen dagegen grossen- theils, aber durchaus nicht ausschliess- lich, aus Nadelhélzern, den einzigen immergriinen Baumen, die im Peters- burger Klima noch aushalten. In die- sen Theil des Gartens wird sich vor- zugsweise im Spatherbst und Friihjahre, wenn die Laubgehélze kahl stehen, der Strom der Spaziergiinger ergiessen, da zu diesen Jahreszeiten die hohe Aristo- kratie und die begiiterten Klassen der Kinwohner in Petersburg weilen und noch nicht in die Sommersitze iiberge- siedelt oder von denselben schon zu- riickgekehrt sind. Deshalb hat dieser Theil des Gartens durch seine Vor- pflanzungen vorzugsweise den Charak- ter eines immergriinen Gartens erhalten.

Vor der Westfront des Admirali- latsgebdudes (von F. F.) breitet sich der Petersplatz aus, der ebenfalls ganz zum Parke gezogen ist. Bei C. liegt auf demselben das durch seine gross- artige Hinfachheit wunderbar schéne Monument Peter’s des Grossen. K. ge- geniiber, liegt, wie wir schon friither be- merkten, die Isaakskirche, welche ebenso sehr durch ihre sehr bedeutenden Di- mensionen, die durch das Ebenmass aller Verhiltnisse in der Nahe gar nicht so hervortreten, wie durch die gross- artigen Saulenreihen von polirtem Gra- nit, aufihren 4 Facaden einen iiber- yaschend majestitischen Eindruck macht. Obgleich der Platz zwischen dem Gar-

-ben.

165

ten und der Isaakskirche noch eine Breite von ungefahr 180 Fuss besitzt, geniigt diese Breite doch nicht, um einen vollkommenen Ueberblick iiber dieses majestaitische Gebiude zu ge- winnen. Hier hat daher der Park keine Umpflanzung und der miachtige bei K. liegende Rasenplatz wird gar keine Be- pflanzung erhalten, so dass die Isaaks- kirche in ihrem grossartigen wunder- baren Ebenmass ihrer Formen, beider- seits von den Umpflanzungen einge- rahmt tiber den griinen Rasenplatz des Gartens hin, zu ihrer vollsten Geltung kommen wird. Die Anlage des Par- kes auf dem Petersplatz ist im Uebrigen mehr im landschaftlichen sommerlichen Styl gehalten. Nadelhélzer werden hier nur zur Contrastbildung angewendet und die Bepflanzung gewahrt dem Spa- zierganger soviel als méglich Schatten, ohne die landschaftliche Schonheit zu beeintrachtigen. Die roth bezeichneten Plitze sind Spielplatze fiir die Jugend. Der Platz d. ist etwas gehoben und ge- wahrt die Aussicht nach der Isaaks- kirche und dem Monument Peter’s des Grossen. Der Platz e liegt auf der Spitze eines Hiigels, mit dem Blick auf den Newa-Strom, nach der Isaakskirche und dem Monumente. Hier sollen auch Felsenparthien, bepflanzt mit den Rho- dodendren des Caucasus und Sibiriens und anderen schénen Pflanzen der Hoch- gebirge gebildet werden. Der Blick auf das Petersdenkmal ist ausserdem von 2 Seiten der umgebenden Strasse frei- gelassen.

Wir glauben hiermit allen denen, die sich ftir diesen Park interessiren, der Details geniigende gegeben zu ha- Bemerken wollen wir nur noch schliesslich, dass die Bepflanzung von L bis J des Admiralititsplatzes im Herbste 1872 und im Friihjahr 1873

-grosser Baume nach dem urspriinglich

166 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

beendet wurde. Im Sommer 1873 wer- | englischen, von Fiirst Piickler-Muskau den die Erdarbeiten auf dem Petersplatze | in Deutschland zuerst im gréssern Maas- beendigt und im Herbste soll auch | stabe angewendeten Systeme vorgenom~- die ganze Bepflanzung vollendet wer- | men werden. - den. Die bis jetzt gepflanzten grossen Wiihrend wir dieses zum Drucken Baume wurden im Winter mit Frost- | absenden, haben alle im Winter mit ballen gesetzt, und wurden die schwer- | Fros.ballen versetzten Baume _bereils sten (bis 120 Ctr. schwere Baume) mit | gut ausgetrieben, aber auch die einer vom Herrn Akademiker Scheles- | nach Piicklerschen-Systeme theils vor’m now construirten einfache:: Maschine | Triebe, theils schon im Triebe ver- gehoben, welche zu dieser Arbeit sich | pflanzten Baume, stehen vorziiglich gut. als sehr praktisch erwies. Welche Verpflanzmethode schliesslich

Es sind nun aber auch im Laufe | die besten Resultate liefern wird, dar- dieses Friihjahres die Verpflanzungen | iiber werden wir spater berichten,

| (E, R.)

te

c) Der Garten des Grafen A. S. Uwarow in Poretschje.

(Hierzu Taf. 762, Abies excelsa D. C. 8. Uwarowi).

‘Im Innern Russlands befinden sich | noch, nicht allein in ihrer fritheren eine Menge hervorragender Gartenan- | Grésse und Bedeutung unterhalten wer- lagen und Gewachshauser, die langst | den, sondern im Gegentheil sehr viel schon eine weit gréssere Beriihmtheit | an ihrer Verschénerung und Umge- erlangt haben wiirden, wenn sie nicht | staltung im Sinne der Neuzeit, gethan allzu abgelegen vor den Hauptverkehrs- | wird. strassen sich befanden. Sind auch Der Garten Sr. Erlaucht des Grafen~ manche derselben in letzterer Zeit durch | A.S. Uwarow in Poretschje nimmt un- die vielen neuen Schienenwege dem | ter der Zahl der letzteren eine tiber das gréssern Publikum naher geriickt, so | gewbhnliche Niveau erhabene Bedeut- haben leider anderntheils die grossen | ung ein und erfreut sich mit dem voll=_ volkswirthschaftlichen Umwilzungen des | sten Rechte einer tiber die Grenzen Russ+ letzten Decenniums ungiinstig auf die | lands hinausgehenden Berithmtheit. \ Pflege der hdheren Gartenkunst ge~ | Ich konnte mir deshalb wihrend eines wirkt und viele grossartige Anlagen | kurzen Aufenthalts in Moskau, gelegent- sind heute verfallen, in ihren Ueber- | lich der polytechnischen Ausstellung, bleibseln noch von der einstigen Pracht | das Vergniigen nicht versagen, mich und von den reichen Mitteln ihrer Be- | augenscheinlich von dem Umfange die- sitzer Zeugniss ablegend. Um so er- | ser Anlagen zu_ tiberzeugen; mein freulicher ist der Umstand, dass ein- | Wunsch gelangte um so leichter zur zelne hervorragende Garten auch heute | Ausfiihrung, als der frither nicht ganz

I. Originalabhandlungen.

einladende, bei ungiinstigem Wetter oft schwer zu passirende Weg, jetzt durch die von Moskau nach Smolensk, fiihrende Bahn, welche man bis zur Station Uwaroffskaja benutzt, bedeutend abge- kiirzt und erleichtert ist.

Die Besitzung Poretschje liegt 135 Werst (fast 20 deutsche Meilen) von Moskau, dicht an der Grenze des Gou- vernements Smolensk; die Reise dort- hin wurde mir zu einer héchst ange- nehmen durch die Gesellschaft meines Freundes Tittelbach, welcher seit einer langen Reihe von Jahren die dortigen grossartigen Anlagen leitet. Ich_ traf denselben in Moskau und seine Anwe- senheit bestirkte mich noch mehr in meinem Vorsatze, einen langst geheg- ien Wunsch zu realisiren. Nachdem man die Station ,Uwaroffskaja* verlas- sen hat, fahrt man per Achse einen Landweg von mebr als 20 Werst, wel- cher in seiner Beschaffenheit Manches zu wiinschen iibrig lisst, der mich aber durch seine Construction und seine Wirkungen auf die Gliedmassen lebhaft an langst vergangene Tage erinnerte, wo ich, im tief innern Russland lebend, an derartigen Wegen etwas Auffalliges zu finden mich ganz entwohnt hatte. Graf L. K. Rasumowski, welcher ein Meister war in der Kunst, sich fiir seine landlichen Wohnsitze malerische Platze

retschje zu Anfange dieses Jahrhunderts

nach den Plinen des Gartners Rasch_

im englischen Style in einer Ausdehn- ung von 6 Desjatinen (1 Desjatine = ungefahr 4 Preuss. Morgen) anlegen; seine Vergrésserung geschah allmialig und augenblicklich nimmt er mit Ein- schluss eines 6 Desjatinen grossen Obst- und Gemiisegartens einen Flachenraum von nahe 71 Desjatinen ein.

Eine Reihe von Hiigeln, durch-

auszusucten. fess den Park von Po-

167

schnitten von verschiedenen Thal- schluchten und Hohlwegen, verliuft sanft bis zum Ufer des Fliisschens Inoga, welches die Siid- und Westgrenze des Parkes bildet; stellenweise bildet je- doch das Flussufer steile Abhéange, welche die romantische Mannigfaltig- keit in hohem Grade vergréssern, An der Nord- und Ostgrenze haben diese Erhéhungen das gleiche Niveau mit den daran grenzenden Landereien und sind durch Erdwalle, lebende Zaune oder theils durch Eisengitter von diesen ge- schieden, Das Palais steht auf der Héhe des Terrains an der Nordgrenze des Parkes und ist im griechischen Style erbaut. Zur Zeit meines Aufent- haltes wurde an demselben ein gros- serer Umbau vollzogen, welcher mich sowohl verhinderte, die reiche in dem- selben enthaltene Bibliothek, als auch die werthvollen Sammlungen von Ge- gensténden der Kunst in Augenschein zu nehmen; es that mir dies um so mehr leid, als ich erfubr, dass Graf Aleksej Sergejewitsch zu den geachtet- sten Kunstkennern seines Vaterlandes gehort und in seinen Sammlungen man- che Perle vereint hat, welche jedem Mu- seum einer Residenzstadt zum Schmucke gereichen wiirde. Gleichfalls in Folge des Umbaues war natiirlich auch in der nichsten Umgebung des Palais nichts “gur Ausschmiickung gethan, da die

| besten Plutze durch Schutt und Bau-

material occupirt waren.

Von der Siidseite des Schlosses er- bffnet sich dem Auge eine reizende Aussicht auf einen grossen, bis hinun- ter zum Flussufer allmalig abfallenden Rasenplatz; hier bildet der Fluss eine michtige seeartige Verbreiterung von mindestens 5*/, Desjatinen, welche in ihrer Mitte durch eine dicht mit gros- sen Baumen bewachsene, 2 Desjatinen

168

grosse Insel angenehm unterbrochen ist. Rechts wird der Hintergrund durch eine ununterbrochene Linie dunk- len Nadelwaldes begrenzt, wihrend sich links dem Auge die Aussicht auf eine Reihe mit Laubwald bewachsener Hiigel bietet. Den Mittelpunkt der prachtyol- len Perspektive bildet. die malerische, einige Werst weit entfernte Kirche des Dorfes Nikolskoje, dem Auge gleich- sam als Ruhepunkt dienend; .ebenso tragen einige nahergelegene Fabrikge- biude zur grésseren Belebung des herr- lichen Bildes bei. Vom Schlosse aus gelangt man durch eine Allee in siid- Ostlicher Richtung an einen hiibschen aus Holz und Eisen erbauten, mit gros- sen Baumen umgebenen Speise-Pavillon voriiber zu einem grésseren, bewohn- baren hélzernen Pavillon, welcher von drei Seiten dicht mit den schénsten Ahorn, Birken, Linden und Eschen um- schlossen ist, dessen vordere Seite aber einen prachtvollen Blick auf die weile Flache des See’s bietet; hier gibt auch die Insel ein sehr schoénes Bild. Der Pavillon ist rings von Schlingpflanzen umrankt und seine naichste Umgebung mit Blumengruppen geschmackvoll de- corirt. Weiter nach Osten. fiihrt eine von uralten Linden umgebene Briicke iiber eine schmale Schlucht und diese Richtung verfolgend, gelangt man zu einem Marmor-Denkmal, rechts vom Wege auf einer kleinen Anhéhe gele- gen; dieses Denkmal ist dem Dichler Skukowski, welcher dem _ griaflichen Hause eng befreundet war, errichtet und ist mit einen geschmackvollen ei- sernen Gitter umgeben. Am siidlichen Abhange dieser Anhdhe stehen wahre Baumriesen: Ulmen, Linden, Liarchen und Eichen, von denen sich besonders eine der letzleren durch ihre Dimensionen auszeichnet, Ueber ein in der Nahe

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

gelegenes, Thal von etwa 30 Schritt Breite fiihrt eine kunstvolle, mit Statuen und Blumenvasen geschmiickte Briicke zu der am Rande des Parkes gelegenen Kirche, “es

Im stiddstlicher Richtung, einem am Uler des See’s hinlaufenden, von mach- tigen Silberweiden beschattenen Weg verfolgend, vortiber, am Fusse der An- hohe, auf welcher sich das Denkmal befindet, gelangt man zu einer Quelle, welche einen der schénsten Punkte des Parkes bildet; an dieser Stelle herrscht eine weihevolle Stille, nur leise unter- brochen von dem Geplatscher des kry- stallklaren Wassers, welches aus einer Nische in ein Cement-Bassin fliesst; die Nische ist in ihrer concaven Seite mit Metallplatten bekleidet, welche auf Gold- srund das Bild des Heilandes zeigen; die convexe und seitliche Bekleidung der Nische ist auf Grund besonderer Zeichnungen aus Terra Cotta verfertigt. Das Bassin ist von Marmorbanken um- geben und die Zugange werden durch mit wildem Weine bepflanzte Colonna- den vermittelt. Das Arrangement die- ses .herrlichen Schmuckes von Poret- schje ist nach den speciellen Planen des Grafen ausgefiihrt und macht dem kiinstlerisch-edlen Geschmacke Sr. Er- laucht die grésste Ehre; tiberhaupt ver- dankt der Park die vielen Verschéner- ungen der Neuzeit der Initiative des Besitzers, welcher keine Mittei scheut, seinen Anlagen den Stempel méglich- ster Vollendung zu geben. Eine der werthyollsten Zierden diirfte jedoch die Fontaine werden, welche ihren Platz auf dem grossen Rasenplatze vor dem Schlosse erhalten wird und die eine genaue Nachbildung in Zinkguss von der beriihmten Fontaine Barberini in- Rom darstellt, welche zu den Kunst- werken ersten Ranges zihlt; diese Nach-

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if

bildung wurde eigens fiir diesen Zweck angefertigt und ihr Besitzer kann mit Recht auf diese seltene ‘Zierde stolz ‘sein.

Von der Quelle den nach westlicher Richtung fiihrenden Weg einschlagend, so dass der See links liegen bleibt, er- ~ Offnet sich dem Auge das steile Fluss- ufer, dessen Hohe bewaldet ist, und zwar vorherrschend mit Nadelholz; wei- ter fiihrt dieser Weg itiber eine kleine Halbinzel zu dem auf dem jenseiligen Ufer des Flusses belegenen Thiergar- ten; in dieser Gegend macht die Inoga eine plotzliche Wendung nach rechts; an dem mit dieser Wendung’ parallel fihrenden Wege, an einer Stelle, wo das Ufer am steilsten ist, steht ein auf leichien Saulen ruhender Pavillon, wel- cher eine interessante Aussicht gewahrt, wenn dieselbe auch ein Bild geringeren Umfanges umrahmt. Am Fusse_ des gleichen steilen Abbanges steht das Gebiude ftir die Dampfmaschine, welche die Gewachshauser und den Garten ver- mittelst einer gegen 1300 Fuss langen Rohrenleitung mit Flusswasser versorgt. In diesem Theile des Parkes befindet sich auch eine interessante Abart der gewohnlichen Fichte (Abies excelsa D. ©. Picea excelsa und vulgaris Lk.), welche Graf Aleksej Sergejewitsch vor mehreren Jahren in einem seiner Wil- der entdeckte und in seinen Garten ver- pflanzen liess. Der Bearbeiter der Flora von Moskau, Professor Kaufmann fiihrt diese Abart auf Seite 605 seiner Flora als Picea vulgaris Lk. @. Uwa- rowi auf. Der Baum, von dem wir auf Taf. 762 eine Abbildung geben, macht durch seine diinnen, langen, rundum mit verhdltnissmissig kurzen Nadeln dicht besetzten, wenig veristel- ten Zweigen einen cigenthiimlichen Kindruck. Die Form unterscheidet sich

Originalabhandlungen.

169

aber ausserdem noch durch die Gestalt der Zapfenschuppen, welche vielmehr abgestumpft als bei der Stammart sind und am oberen Rande entweder ganz- randig sind oder ganz unmerkliche Ein- kerbungen zeigen, wahrend diejenigen der gewéhnlichen Fichte eine oft sehr langgestreckte Spitze zeigen und ge- wohnlich an derselben ziemlich tief ein- geschnitten sind. Spater wurde an einer anderen Stelle des Waldes ein zweites grésseres Exemplar der glei- chen Form gefunden; leider zu gross, um das Verpflanzen in den Garten zu vertragen. Die Gegend des Parkes, in welcher sich obengenannte Fichte befindet, ist zu einem Pinetum auser- sehen und bereits mit der Mehrzahl der das Klima ertragenden Coniferen be- pflanzt; so sahen wir unter Anderen schone junge Exemplare von Abies alba; A. halsamea;~A. nigra; A. sibirica; Pinus Strobus; P. Cembra; P. Mughus; Thuja plicata var. Warreana und die Pflanze, die in den Moskauer Garten als Juniperus Tom Thumb verbreitet und die jedenfalls diejenige Pflanze darstelit, welche Carriére Retinospora juniperoides nennt und von der er glaubt, dass sie aus Japan stamme., Der Umstand jedoch, dass die Pflanze die harten russischen Winter ohne Be- deckung im Freien aushalt, lasst mich die Ansicht derjenigen fiir die richtigere halten, welche sie fiir eine Form, viel- leicht fiir Bastard von Thuja occidenta- lis halten; in neuerer Zeit kam die Pflanze unter dem Namen Thuja Ell- wangeriana in den Handel.

Auf dem Riickwege zum Schlosse bertihren wir noch eine geschmackvoll arrangirte_Felsparthie von ziemlichem Umfange, besetzt mit einer Menge sel- tener Gebirgspflanzen, welche man nicht erwartet, im Inrern Russlands in einem

\

weit davon entfernt,

170 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Garten zu finden; hier Namen zu nen- nen, halte ich fiir tiberfliissig. Nicht befindet sich im

' Grunde eine Gruppe hybrider Alpenro-

sen, welche im Winter _mit_ einem klei- nen transportablen Gewachshause tiber- deckt wird, dessen Wande “einen dicken HT aicbateachie erhalten; so tiberwintert,

|| bien diese Rhododendron alljahrlich

‘sehr reich. Die gesammten Wege des Gartens haben eine Linge von fast einer deutschen Meile und werden in musterhalter Ordnung yet der

a

kraftigen Wuchs. Obgleich eine iiber- wiegende Mehrzahl derselben aus den gewohnlicheren Waldbaéumen: Linden, Birken, Ulmen, Eichen, Kiefern u. s. w. besteht, so fehlen doch auch nicht sel- tenere Arten in starken Exemplaren, z. B. Quercus..coccinea, tiber 20 Fuss hoch; Tilia. americana Tibi’ ein herr- licher Baum von mehr als 30 Fuss Hohe mit einer Krone von fast gleichem Durchmesser; eine Gruppe von Thuja occidentalis, aus mehreren iiber 20 Fuss hohen Exemplaren gebildet; ein gros- ses Exemplar Aristolochia Sipho und dergleichen mehr. Als Beispiel fiir die Starke verschiedener Baumarten will ich erwahnen, dass sich im Parke Ei- chen von 101/, Fuss, Kiefern von 11 Fuss, Linden von 103/, Fuss, Ulmen und Silberpappeln und Espen von 10*/5 Fuss, Weiden von 10 Fuss und Birken

von 8 Fuss Umfang dés Stammes be-

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finden.

Bei der Unmdglichkeit, in einem Tage alle die Senenswiirdigkeiten einer so umfangreichen Anlage derart in Au- genschein zu nehmen, dass_ sich alle Jinzelnheiten dem Gedichtnisse einpra- gen, will ich nur noch einige allge- meine Bemerkungen hier ankniipfen,

: sitzers sowohl,

die sich mir auf meiner Wanderung aufgedrangt haben. Jeder Schritt im Parke legt Zeugniss ab fiir die Meister- hand des Kiinstlers, welcher die. An- lage leiiete, noch mehr aber fiir den kinistlepigetiont. Blick des jetzigen Be- welcher es sich in hohem Grade zum Ziel setzte, der Schépfung die zu Grunde liegende ein- heitliche Idee zu erhalten, als auch des Gartners, welcher auf eine so intelli- gente Weise in die Intentionen seines Herrn einzugehen und dieselben so sachgemass zu verwirklichen versteht. Ich stelle das Verdienst, einen gut an- gelegten Park eine langere Reihe von Jahren in der gebiihrenden Weise zu erhalten, eben so hoch, als die Anlage selbst; hoher noch sogar in den Fallen, wo vielleicht bei der Anlage aus man- gelhafter Kenntniss des Marterials Feh- ler gemacht wurden, die spater. oft nur mit grosser Miihe zu verbessern sind. Wenn der Park von Poretschje in der jetzigen Weise erhalten bleibt, so bil- det er eine Musteranlage, Wale ob- gleich in hohem Grade von der Natur begiinstigt, dennoch eine Zierde der Landschaftlichen Gartenkunst bildet.

Nicht minder grossartig als der |

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Park sind die zahlreichen, grossentheils

nach den eigenen Planen des Grafen erbauten Gewichshauser; dieselben lie- gen in der Nahe des Schlosses an der nérdlichen Grenze des Parkes, und die Hauptlinie derselben hat eine Lange von circa 250 Fuss; die mittlere Abtheil- ung dieser Linie erhebt sich in einer Hohe von 56 Fuss und hat ein Sattel- dach mit Neigung nach Ost und West; nach beiden Seiten hin verringert sich die Hohe der angrenzenden Abtheilun- gen, so dass die lange Reihe ein sym- metrisches Ganzes bildet. Jede Abtheil- ung ist an ihrem Ende mit einer guss-

I. Originalabhandlungen,

eisernen Vase gekrént, die zugleich als Schornsteine dienen. - Mit Ausnahme der Mittelabtheilung haben alle tibrigen eine nach Siiden gerichtete einseilige Fensterlage. Die Vorderwand des Haupttheiles ist aus stehenden Fenstern gebildet, die iibrigen 8 Wande, welche zusammen einen Flichenraum von fast 4tausend Quadratfuss umschliessen, ha- ben in einer Héhe von 28 Fuss 6 halb- runde Fenster. Das Dach wird im In- nern durch 8 hiibsche gusseiserne Co- lonnen gestiiizt, welche eine Héhe von 42 Fuss haben und in 2 Reihen ge- stellt sind. In der Hohe der halbrun- den Fenster fiihrt eine leicht construirie eiserne Gallerie, welche an jeder Co- lonne eine korbartige Ausbiegung hat, welche geschmackvoll mit Blumen de- corirt wird; an der Hinterwand erwei- tert sich diese Gallerie zu einem Bal- kon, welcher in Verbindung mit eini- gen auf der Riickseite des Gebdudes befindlichen Wohnzimmern des Grafen steht. Da wiahrend meines Besuches die Holztheile dieses Baues erneuert wurden, so konnte ich natiirlich nichts von der Aufstellung der Pflanzen darin sehen, da dieselben theils im Freien, theils in andern Raumen untergebracht waren; nichts destoweniger konnte ich die Prachtexemplare bewundern, welche diesen Raum schmiicken. Unter ihnen nimmt die Sammlung der Araucarien die hervorragendste Stelle ein; sie be- steht aus so grossen und dabei so musterhaft gehaltenen Exemplaren, wie ich dieselben noch nie beisammen ge- sehen habe und die dazu angethan sind, den Stolz jeder Sammlung zu_ bilden; die nennenswerthen Pflanzen haben fol- gende Gréssen: Araucaria excelsa (32 Fuss hoch, 18 Fuss Durchmesser); A. brasiliensis (85 Fuss und 14 Fuss); A. brasiliensis gracilis (7 F. und 114/, F.)

171

ein wunderbar schénes Exemplar; A. Cooki (13 F. und 6 F.); A. Bidwilli (14 F. und 14 F.); A. Cunninghami (13 F. und 9¢/. F.). Unter den ubri- gen sich durch Grosse der Exemplare auszeichnenden Arten will ich noch nennen: Magnolia grandiflora, Arbutus Unedo, Clethra arborea (mit einer Krone von fast 30 Fuss Umfang bei einer Hohe von 14 F.); Taxodium sempervi- rens, Cunninghamia sinensis, Prunus Laurocerasus, Laurus nobilis und ver- schiedene Citrus. Zur Ausschmiick- ung werden, je nach der Jahreszeit, verschiedene Florblumen benutzt. Wen- det man sich von der Mitte nach dem Ostlichen Fliigel, so betritt man zuerst das Palmenhaus, welches durch die von Gesundheit strotzenden Pflanzen, die es beherbergt, einen imposanten Eindruck auf den Beschauer macht; ist auch die Zahl der vorhandenen Arten hier nicht gross, so sind doch die Hauptformen der Familie vertreten. Unter den Fa- cherpalmen zeichnen sich Livistona australis, L. chinensis und Sabal Black- burneana durch ihre Dimensionen aus ; die gefiederten Palmen sind durch ver- schiedene Cocos, Areca, Phoenix, Ca- ryota etc. verireten. Alle diese Pflan- zen sind auf eine Art gepflanzt, welche mein besonderes Interesse in Anspruch genommen hat. Sie stehen namlich mit ihren Wurzelballen tiber dem Ni- veau des Bodens, sind aber anstatt der Kiibel mit geschmackvoll aus Tuffstein construirten Felswinden umgeben, so dass sie gleichsam erhdhte Beete bil- den, die hinreichend Platz fiir nahrhaf- ten Boden gewahren. Alle derartig ge- pflanzten Palmen zeigen ein gleich tip- piges Wachsthum, als sténden sie im freien Grunde; eine solche Pflanzweise verhindert, dass die Wurzeln erkaltet werden und beférdert den Luftzutritt

172

zu denselben, verdient deshalb Nach- ahmung. Ferner verdienen in diesem Hause einige jahrlich Friichte tragende tropische Baume, z. B. verschiedene Arten Psidium, sowie Eugenia Micheli, alle von bedeutender Hohe, Erwahaung, Eine Menge kleinerer Detommtnneplion: zen aus den Familien der Aroideen, Marantaceen, Filices etc. bilden die ge- schmackyolle Ausstatiung dieses Hau- ses, an dessen Sparren sich verschie- dene rankende Pflanzen, besonders Dios- coreen hinziehen. In der Mitte befin- det sich ein Aquarium nebst Fontaine. Ausser den gebrauchlichen. Wasser- pflanzen.ist dasselbe von Schildkréten, Salamandern und verschiedenen Fischen bewohnt.

Von den sich anschliessenden bate den Abtheilungen ist die erste fiir Ro-

sen und Fuchsien, die zweile, den Schluss auf dee Seite hildend, zur Weintreiberei bestimmt, Zuriickgekebrt

zur Mitte, betrilt man den westlichen Fliigel und kommt zuerst in ein Haus mit hohen Neuhollindern, unter denen sich viele Exemplare durch ihre Grisse auszeichnen; sie namentlich aufzufiih- ren, wiirde meinem Berichte eine zu grosse Ausdehnung geben; die héchsten hier placirten Exemplare erreichen mehr als 20 Fuss Hohe. Die folgende Ab- theilung enthalt die Sammlungen Ca- mellien, Azaleen und Rhododendron. Besonders die ersteren sind in schénen grossen Hxemplaren vorhanden, die theils als Spaliere, theils als Kronen- biume gezogen sind; die Sammlung enthalt ungefihr 100 Sorten, von de- nen einige sehr schéne, wie z. B. Blanche de Holm und La belle Russe im Garten selbst in friiherer Zeit aus Samen erzogen wurden.

Jetzt folgt ein hohes Warmhaus mit den verschiedensten Blattpflanzen aus

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Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

den Gattungen Coccoloba, Bombax, Dil-; <> lenia, Sciadophyllum, Carolinen, Plero- © spermum. Aus der Abtheilung der > o Monocotyledonen sind hier besonders => bemerkenswerth: Lomatopbyllum, bor- ~ bonicum, Agave vivipara, Musa zebrina, =. sowie verachiedene Cycadeen, Panda- neen und Strelitzia.

mit einem Umfange von mehr als Fuss und mit nahe an_4100 Blattern wohl das Bemerkenswertheste. Aeus- serst interessant sind auch die ver- schiedenen Schlingpflanzen als: Passi- flora, Aristolochia, Ipomoea und Dios- coren; Ipomoea gossypifolia hat eine Knolle von mehr als 35 Pfund Gewicht. Die folgende niedrigere Abtheilung ent- halt die zarteren Warmhauspflanzen, wie Orchideen, Aroideen mit bunten Blaitern, Maranten, Bromeliaceen, bunte Farne; Higginsien; besonders reich sind die jetzt in den Garten ziemlich selten gewordenen Anoecochilen, diese zarten Orchideen mit den herrlich gefarbten Blattern. Zwei Pflanzen haben mich besonders erfreut; zuerst ein Exemp- lar der Dichorisandra musaica in der gréssten Culiurvollkommenheit und ein die ganze Giebelwand bedeckendes rie- siges Exemplar der metallglanzenden Selaginella Willdenowii (S. caesia ar- borea der Garten). Die nichste Ab- theilung enthalt kleine Exemplare von Pflanzen des Warmhauses, z. B. Jas- minum, Gardenia, Ardisia, Clerodendron, Euphorbia etc., ebensowohl einige Zwie- belgewichse als Crinum, Clivia, Pan- cralium, die neueren Dracaenen, so wie auch zartere Schlingpflanzen, z. B, Hexa- centris mysorensis, Stephanotis flori- bunda u.s. w. Den Schluss dieses Flii- gels ein Haus fiir krautige Pflanzen, Hier werden die verschiedenen Flor- blumen, Cinerarien, Calceolarien, Chry-

40

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Unter den gros——4 sern Pflanzen ist die genannie Agave). }

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1. Originalabhandlungen. 173

anthemum, so wie auch eine Collec- tion von Cacteen cultivirt. Die Hinter- seite des ganzen Gebiudes dient mit Ausnahme der im Centrum belegenen Zimmer fiir den Grafen zu Wohnungen fiir den Obergartner und das iibrige Personal, ebenso wie auch zur Unter- bringung von verschiedenen Materialien und Gerathschaflen. Etwas_ entfernt, befindet sich ein Vermehrungshaus und ein kleines Hauschen zur Ueberwinter- ung von Nelken u. dergl. Sachen. In etwas grésserer Entfernung stehen die Fruchthauser; sie bilden eine in 3 Abtheilungen geschiedene Linie von 140 Fuss Linge; in denselben stehen an der Hinterwand am Spalier eine Reihe Pfirsich, wahrend langs der Fenster eine Reihe Pflaumen als Kro- nenbiume stehen; wahrend die Ernte der ersteren fast heendet war, hingen letztere so voller Friichte, dass sie fast gestiitzi werden mussten. Alle Baume ohne Ausnahme sind im besten Zu- stande; eine Kirschen-Anpflanzung von gleicher Lange, welche im Winter ge- deckt wird, (ein sogenannter Gruntowoi Sarai) gibt auch alljahrlich reiche Ernte. Eine Gurkentreiberei und ein Ananas- haus, sowie gegen 400 Fenster Mist- beete machen den Beschluss der aan arligen Culturraume,

Schliesslich will ich noch der rei- chen Baumschule erwahnen, welche die Mehrzahl der das mittelrussische Klima im Freien ausdauernder Baiume und Straucher enthalt. Es finden sich dar- unter auch manche seltenere Arten in reichlicher; Vermehrung; Freund Tittel- bach ist noch stets bemiiht, die Sammlung zu vervolistandigen, und wenn erst ein- mal viele der jetzt nur in kleinen Ex- emplaren vorhandenen Arten soweil herangewachsen sind, dass sie zur Aus- schmiickung des Parkes verwandt wer-

“geleistct zu haben,

den kénnen, so wird demselben reiche Abwechselung geboten sein.

Am zweiten Tage meines Aufent- haltes in Poretschje besuchte ich den zu dieser Besitzung gehérigen Wald, um die mit Nadelholz bepflanzten Fla- chen in Augenschein zu nehmen; bis jetzt sind mehr als 3000 Morgen, theils abgeholzte Flachen, theils bisher ganz baumlose Landereien, welche in vie- len Fallen ganzlich unbenutzt lagen, in den schénsten jungen Wald umge- wandelt; zur Anpflanzung sind haupt- sichlich Fichten und Kiefern, in gerin- gerer Anzahl auch Larchen verwandt, die altesten der gepflanzten Bestande bediirfen bereits der ersten Durchforst- ung. (Unter den gepflanzten Fichten befindet sich ein Exemplar mii gelb- panachirten Zweigen). Die Ehre der Kinfiihrung einer regelmassigen Wald- cultur gebiihrt Herrn Thiirmer, einem liichtigen deutschen Rarctnanne. wel- chem jetzt die” Verwaltung der ganzen Besitzuny obliegt, wahrend ihm fiir das speciell Forstliche ein jiingerer Gehiilfe zur Seite gegeben ist. Der Besitzer von Poretschje aber darf sich riihmen, einem nachahmungswerthen__Werke Vorschub welches ihm noch oft den Dank seiner Nachkommen ein- tragen wird. Bei der unverantwortlichen Verwiistung der Walder, wie sie in Russ- land getrieben wird und bei dem Mangel jedweden Verstindnisses fiir die Ersetz- ung nach forstlichen Principien hat das Beispiel eine weittragende national- Okonomische Bedeutung; dies erken- nend, uniernahm der in Moskau, wah- reid der Polytechnischen Ausstellung

Con russischer Forst- wi ithe eine Excursion nach Poretschje zur Besichtigung der dortigen Pflanz- ungen.

Hier meinen Bericht schliessend, ist

, is al ott as, 8 %

die vor_5 Jahren.

174 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

es meine Pflicht, meinem lieben Freunde Emil Tittelbach, der schon seit mehr als 15 Jahren den grossartigen Anla- gen mit aufopfernder Liebe und gréss- ter Sachkenntniss vorsteht, ein Wort der aufrichtigsten Erkennilichkeit fir

wer

Herr Krelage schreibt uns: ,Die Ausstellung war sehr schon, besser als Im Garten war noch ein feadntendcn Gebaude aufgefiihrt zur Aufstellung der bliihenden Azalea, welche in wunderbarer Schoénheit und Vollkommenheit der Cultur vertreten waren. Herr Krelage selbst erhielt fiir 150 der schdnsten Sorten bliihender

Hyacinthen die goldene Medaille von Shrer Majesiat der Konigin. war in viel kleinere, weniger zahlreiche Sectionen eingetheilt ‘“ deshalb ihre

Die Jury

und vollendete Aulgabe viel schneller.

Das Wetter war wilrend der Aus- stellung sehr schon und milde, und der Besuch aus andern Landera sehr zahl- reich.

Wahrend der Ausstellung hat der Burgmester von Gent, der Graf von

Offnet. in diesem Wintergarten ward ganz all-

seine Fuhrerschaft wahrend meines Be- suches, zuzurufen. E, Ender.

Erklarung der Abbildung von Abies excelsa Uwarowi, a. Habitus des Bau- mes, b. ein dlterer, c. ein junger Za- pfen, d. eine Zweigspilze.

i 2) Internationale Pflanzen - Ausstellung in Gent.

Kerchove, seine neugebauten Wintergar-

ten, der einen Raum von 1100 Quadrat-

meter einnimmt und aus Holz und Ei- sen construirt ist, Die Binrichtung und Decoration

gemein_bewundert,

Fiir weiteré ‘Mittheilungen iiber diese Ausstellung, die des Neuen und Sché- nen jedenfalls sehr viel enthielt, wer- den wir Fachmannern und Gartenfreun- den dankbar sein, da die mannigfach- sten Arbeiten den Referenten leider verhinderten, bei dieser Gelegenheit seine vielen lieben Freunde zu begriis- sen und die Fortschritte des Garten- baues in der Wiege desselben auf dem

Continenié, in Belgien zu bewun-

dern. pris (E. R.)

3) Ueber die Gattung Bergenia Moench, (Engler).

Es ist gewiss auffallend, dass dic Arten der Gattung Bergenia, welche schon auf den ersten Blick von den iibrigen Saxifragen abweicht, so ziahe bei der Gattung Saxilraga festgehalten werden konnte und auch Bentham und Hooker in ibren Genera plantaru d:- selbe noch zu Saxilfraga ziehen,

Der ausgezeichnete Monograph der Gattung Saxifraga Dr. Engler sagt unter Anderm iiber die Begriindung der Annahme des Genus Bergenia: _ ,,Die wichtigste, weil in der Lebensgeschichte hegriindvie EKigenthtimlichkeit scheint mir jedcafalis die, dass die Staubblatter

dem Publikum ge-

1 ORS pede leg

stets gleichlang von Anfang an kiirzer—

I. Originalabhandlungen. 175

als das Pistill sind und sich nicht be- wegen. Nimmt man dazu die vollstan- dig freien Fruchtknoten mit den langen Griffeln und pilzformigen Narben, so- wie den abweichenden Habitus, so kann man das Genus Bergenia Moench nur fiir ein natiirliches erkliren“ *).

Beziiglich der Gattung Saxifraga heisst es von demselben Botaniker in seiner Monographie iiber die Begrenz- ung der Gattung Saxifraga Journ. em. L.: ,Besonders ist die Gatiung Saxifraga eine so natiirliche, dass nur in wenigen Fallen die Entscheidung schwer fallt, ob eine Pflanze mit zu unserer Gattung zu rechnen sei oder in einer anderen geeigneter unterge- bracht werde.“

In Betreff der Arten, der Gattung Bergenia Folgendes:

Allgemein bekannt sind die aus dem Altai stammenden, unter den Namen Saxifraga crassifolia und S. cordifolia verbreiteten Pflanzen, welche sich durch die starken, verholzenden Rhizome, die grossen fleischigen Blatter und die gros- sen glockenformigen in Doldenrispen stehenden Bliithen von rothlicher Far- bung auszeichnen. Ebenso bekannt ist deren Verwendung zu kleinen Gruppen in Rasenflachen, Felsparthien und zu Einfassungen von Strauchgruppen.

(Saxifraga Wall.) ligulata Engl. als immergriine Topfpflanze Ze besonders we- gen ihrer grossen und schdnen milch- weisen Bliithen, die sich gegen Ende der Bliithezeit.roth farben.

Dieselbe gedeiht gut und bliht wil- lig in etwas weilen Gefassen mit lock- erer Laub- oder Haideerde, untermischt mit Sand, und wird in frostfreien Késien oder im Kalthause durchwinteri; im

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*) Botanische Zeitung 1868 n. 49. p. 839

Werthvoller indessen ist Ber rge nia

im Sommer behagt dersegben cin etwas schattiger Standort im Freien, sowie reichliches Begiessen bei trockner Wit- terung; Bergenia ligulata ist ausser ihrer Verwerthung fiir den Wintergar- ten noch besonders als Blaltpflanze fiir Zimmer zu verwenden und wegen ihres leichten Bliihens und der achonen weis- sen Bliithen, nuar zum Vorschein kommen, “Sah 1 “fiir Bouquetlabrilcation, zu empfehlen.

“Die Vermehrung geschieht durch Theilung der fleischigen Stengel, wel- che sich leicht bewurzeln, und durch Samen, den die Pflanze gerne hervor- bringt, wenn sie kiinstlich befruchtet worden. isi.

Zur besseren Orientirung folgen hier die zur Gatiung Bergenia gehdrigen bis jetzt bekannten Arten mit ihren Va- rietaten.

Bergenia Moench meth. 664! Engler Bot. Zeitg. 1868.

1) B. bifolia Moench meth, 664. Engler Bot. Zeitg. 1868, p. 840.

Synon. Saxifraga crassifolia L.

Geryonia crassifolia Schrank. Megasea crassifolia Haw. Aliai.

Bergenia bifolia Moench #, Ha- worthiana Seringe.

Syn. Saxifraga cordifolia Haw. Megasea media et cordifolia Haw. Geryonia cordifolia Schrauk.

B. bifolia Moench y, aemula Eng].

Saxifraga aemula Tausch Flora 1842 p. 285.

2) B. ligulata Engler, Bot. Zeitg. i868 p. 840.

Sax'fraga ligulata Wall.

Saxifraga Pacumbis Buchan.

Megasea ciliata Haw. Himalaya.

B. ligulata ~, ciliata Engl., Bot. Zeitg. 1868 p, 841,

=

rie . den Pflanze erreicht. So ist es mit

176 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Saxiffaga ciliata Royle illustr. fl. Himal. p. 226. Saxifraga thysanodes Lindl, Bot. Regist. 1846. Himalaya. 3) B. purpurascens Engl., Bot. Zeitg. 1868 p. 841.5 Saxifraga purpurascens Hook. fil. et Thoms. Himalaya.

4) B. Stracheyi Engl., Bot. Zeitg. 1868 p. 842. Saxifraga Stracheyi Hook. fil. . et Thoms. Himalaya. ae Die beiden letzteren Arten sind moglicherweise nur Varietaten von B.

ligulata, C. S.

4) Cyclamen europaeum als Landpflanze.

Es ist eine eigenthiimliche Erschein- ung, dass eine Blume, welche in Ver- haltnissen wild wiachst, die sich leicht + in der Cultur nachahmen lassen, den- noch im Culturzustande nirgends auch

‘nur annahernd die Schonheit der wil-

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/ Cyclamen europaeum. Und noch sell- samer ist es, dass eine ganz naturwid- rige Behandlung, die Cultur in Toépfen im Zimmer die allergiinstigsten Resul- tate zur Folge hat. Ich habe wieder- holt unsere Alpen-Cyclamen im Garten gezogen, aber immer ohne den ge- wiinschten Erfolg. Auf Beete mit be- sonders zubereiteter Erde gepflanzt, er- hielten sich zwar die Knollen, allein sie blithten zu diirftig und hatten so wenig Blatter, dass man sich gendéthigt sah, andere kleine Blumen zur Fiillung dazwischen zu pflanzen. Hierdurch war natiirlich das Schicksal der Cycla- men besiegelt: sie verloren sich nach und nach.

Meine Niederschrift ist, wie man bemerken wird, nicht sowohl eine An- weisung zur Cultur, als eine Klage und Frage. Vielleicht hat ein Leser der Gartenflora bessere Erfahrungen ge-

macht, vielleicht kann sogar unser ver- ehrter Freund Herr Dr. Regel, welcher so lange in Gegenden gelebt hat, wo Cyclamen wild wichst, giinstigere Mit- theilungen machen *).

Nach meiner Ueberzeugung kann man von unserm Cyclamen im Garten nur dadurch Gewinn ziehen, wenn man bei der Cultur ganz die Bedingungen nachahmt, unter welchen es im wilden Zustande vorkommt, also, indem man es férmlich verwildern lasst. Im Al- pengebiet ist Cyclamen so .viel ich erfahren habe, nur in den Kalk- und Nagelfluhgebirgen allgemein verbreitet, besonders auf Nagelfluh in den Thalern zwischen Alpenkalk und in den Vor- bergen und Ebenen, mit Nagelfluh und ihnlichen Conglomeratfelsen, jedoch nur 2—3 Meilen vom Fusse der eigent- lichen Alpen. Tiefer im Gebirge fand ich diese Pflanze sellener, z. B. schon

—-

*) Cyclamen europaeum wird am be- sten in Gruppen zwischen Rhododendron und Azaleen im freien Lande ausgepflanzt, oder auf schattige Beete vor Bosque- ten in Mischung aus Laub- und Haideerde.

(E. R.)

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I, Originalabhandlungen.

im Unterinnthale in Tirol nur aus- nahmsweise, obschon dic Nordwest- seite desselben von Alpenkalk gebildet wird. Am allgemeinsten verbreilet fand ich es in Oberdsterreich und im Salz- burger Lande, und vereinzel! und nie so vollkommen in Unterdsterreich. Wer im August jene Gegenden besucht, wird von der Furcht, welche auch ich frither hegte, diese liebliche Alpenpflanze kénnte durch das massenhalte Ausgra- ben yertilgt oder wenigstens selten werden, vollstandig befreit. An der Traun beginnen die Cyclamen schon an der Walser Haide bei Lambach. Dort stehen sie nicht nur in dem kurzen Ra- sen der Flussufer und Thaleinschnitte, sondern auch meilenweit_ununterbro- chen im Moose der Fichtenwalder,, wo diese nicht zu dicht sind, sogar an den Boschungen der Eisenbahn, wohin sie mit der angeworfenen Erde gekommen

sind. Der ganze Wald zeigi Millionen rother Blumen.

Dieselben sind im tie- fen Schatten besonders langstielig, und lassen sich daher leicht zu Straéusschen binden, die denn auch iiberall von Kin- dern und Frauen dem Fremden ange- boten werden, in Bad Ischi sogar Korb- weise auf dem Markt gebracht und zu miachtigen Kraénzen gebunden werden. Die Masse der Cyclamen ist so gross, dass sogar an dem {aglich von vielen Menschen besuchten Wege vom An- haltspunkte der Eisenbahn zum Traun- fall keine Abnahme der Blithenmenge zu bemerken ist. Aber noch lieblicher trill uns diese reizende, dufiende Blume

in den Vor- und Zwischengebirgen der

Hochalpen entgegen, So bei Gmiinden,

Ischl, Sankt Gilgen, Salzbype, wo alle

Grasgarten, lichten Waldchen und Ge-

~biische, schattige Heckenwege und dhn-

liche Oertlichkeiten damit bedeckt sind. VI, 1878,

See ee

177

In Salzburg wachsen sie, so zu sagen, formlich in der Stadt, denn der be- kannte Moénchsberg ist als ein Stadt- park zu betrachten, fast von Hiusern umgeben, und dort wird man, trotzdem stiindlich Blumen gepfliickt werden, sel- ten in Verlegenheit sein, keine zu fin- den. Diese Standorte liegen siimmt- lich im Gebiet der Nagelfluhbildung und aihnlichen Molassbildungen (Conglo- merate). Da nun diese Conglomerate zum grossen Theil aus Kalktriimmern und kalkigen Bindestoffen bestehen, so ist kaum zu beaweifeln, dass dieser Boden Einfluss auf das Gedeihen der Cyclamen hat und Kalk eine unentbehr- liche Bedingung ist. Die zweite, viel- leicht noch wesentlichere isi Humus und zwar sich stets erneuernder , frischer Humus. Hierzu kommt endlich schat- tige oder halbschattige Lage und durch- lassender Boden. Die in jenen Gegen- den massenhaften feuchten Niederschli- ge sind durch Giessen zu ersetzen. Mein Vorschlag zu einer verwilder- ten Einbiirgerung den Cyclamen in “Lands¢ hafisgarten mit geeigneten Lagen ist nun folgender, Man beziehe eine grosse Menge von Knollen aus jenen Gegenden, pflanze sie dicht in ein Hai- deerdebeet, bis sie sich neu bewurzelt und gebliiht haben, dann aber an einen nordlichen Abhang, an welchem man den Boden 6 Zoll hoch mit 2 Theilen Laub - oder Nadelerde, 1 Theil Kalk- stiicken und Kalksand, sowie 1 Theil noch unverwester Blaiter oder Fichten- nadeln zubereilet hat. Hier pflanze man im Herbst die Knollen etwa 4— 6" tief tru reise, bedecke sie im Winter mii Moos, und tiberlasse sie

‘iren Schicksale, sorge aber dafiir, dass

das Gras nicht hoch werde, und dass sich wuchernde Unkriuter verbreiten.

12

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EGER ce

178 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Von Zeit zu Zeit breite man alte Sage- | Diingung iiber die ganze Flache. spine oder halbverwestes Laub als | reas

—-

Il, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

a) Abgebildet im Cataloge von Ja- | mit langlich lanzettlichen’ spitzen Blaittern mes Veitch. yon 6—8 Zoll Lange und 2—3 Zoll Breite. 1) Croton lactewm. Hine schone Form | Die Oberfliche des Blattes besitzt eine

\ Croton lacteum,

II, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

glinzende Firbung und die Mittelrippe und Venen sind mit einem ziemlich brei- ten Streifen von milchweisser oder gelblich weisser Farbung gezeichnet.

Eine sehr schdne Decorationspflanze firs niedrige Warmhaus, die von den Siid- seeinseln durch James Veitch undSohne (Royal Exotic Nursery, Kingsroad, Chelsea, London) eingefithrt und verbreitet wurde. Gehort zu den vielen schénen Formen von Codiaeum pictum. Die Abbildung ver- danken wir den Herrn James Veitch and Sons.

b) In F. C. Heinemann’s Catalog mit Illustration empfohlen.

2) Delphinium nudicaule Torr. et Gray. Wir haben schon im Jahrgange 1870 p. 240 diese schéne perennirende Pflanze aus Ca- lifornien einlisslich besprochen. Im Jahr 1833 von Douglas entdeckt, ward diese durch die zinnoberrothe prachtig brillirende Farbe der Blumen ausgezeichnete Art, erst 1869 in Englische Garten und seitdem in grosser Menge durch Roezl auch in deutsche Girten eingefihrt. Dasselbe be- sitzt ein niedriges Wachsthum (von 1—1!/, Fuss Hohe) und bildet bei der Cultur ‘im freien Lande so dichte Biische, wie das die von Herrn Heinemann uns mitgetheilte Abbildung zeigt, wahrend die zinnober- rothen Blumen die Grésse der einzeln dar- gestellten Blume zeigt. Im Topfe sahen wir diese schéne Pflanze schon vor 2 Jah-

Delphinium nudicaule,

179

Delphinium nudicaule (Blithe).

ren auf der Ausstellung in London in Ex- emplaren in Blithe, die freilich keine so dichten Biische bildeten, wie unsere Ab- bildung zeigt. Ein kraftizes Exemplar im Topfe und Kalthaus erzogen. bliihete auch im April im hiesigen Botanischen Garten. So dichte Bische, wie unsere Abbildung zeigt, entwickelt diese schone Pflanze aber nur bei Cultur im freien Lande, so sahen wir dieselbe z. B. in Garten Bel- giens. Wie dieselbe das rauhere Klima Deutschlands und das Petersburgs im freien Lande ertrigt, ist uns noch nicht bekannt, da von den wenigen Exemplaren die wir besitzen, noch keines ins freie Land ge- pflanzt wurde. Die Pflanzen Californiens verhalten sich in dieser Beziehung bei uns sehr verschieden, Wahrend z. B. Aquile- gia Skinneri bei uns gut aushalt, erfriert die Mehrzahl der Pentstemon-Arten bei uns fast jahrlich im freien Lande. Wie sich D. nudicaule im freien Lande in Deutschland verhalt, ist uns unbekannt und bitten wir unsere Leser um freundliche Berichte in dieser Beziehung, denn es ist das eine jener schénen und brillirenden perennirenden Pflanzen, welche mit der Zeit in alle Garten wandern miisste, wenn sie sich unseren Culturen im freien Lande gut anschliessen wirde. Ein im Unter- grunde durchaus trockener Boden und eine humose lehmige Erde und sonniger Stand- ort, diirften die geeignetesten Culturbe- dingungen sein. Die vielen Gartenfreunde, welche von irgend einer der zahlreichen Samenhandlungen Samen bezogen haben sollten, machen wir darauf aufmerksam, dass der Same gemeiniglich erst ein Jahr

tt*

180 Gartenflora Deutschlands,

nach der Aussaat, 1873 ausgesaeten Samen, erst im Friih- jahre 1874 aufgehen werden. Man stelle ‘lépfe, in denen diese Samen ausgesiiet und noch nicht aufgegangen, im Sommer, Herbst und Anfang Winter an irgend ei- neu unbenutzten, selbst dunkeln Platz, wo soleche nur von Zeit zu Zeit begossen wer- den und selbst im Winter Frost bekom- men konnen. Anfang Februar werden dann die Tépfe ins Kalthaus oder Fenster gestellt, die Erde wieder gleichmiassig

feucht gehalten, und wenn Samen oben

auf liegen sollte, wird auch wieder mit Erde

bedeckt. Dies ist tiberhaupt das Verfahren,

das man bei allen den Pflanzenarten, deren

| Samen ein Jahr vor dem Keimen in der Erde _ruhen miissen, einschlagen muss. So verhalten _ sich viele Lilien und iberhaupt Liliaceen, Ro-

saceen ete., besonders wenn solcheerst

“spat im Friihjahr ausgesaiet wur- -den oder die Samen weite Reisen, ‘als aus dem Vaterland direct im portirt,

gemacht haben. So kei- men selbst geerntete und im Herbst aus-

gesaete Acer-Samen im folgenden Frih-

} 17 a nd CQ. ¢ As “Yay sad +7. jabre, importirte Samen dagegen erst ein

Jahr nach der Aussaat oder Huinschicht- ung.

Zu vuserm Delphinium zurtickkehrend, kana solches in Samen und Pflanzen von

F. C. Heinemann in Erfurt und auch von -

andern dortigen Handelsgirtnereien bezo- gen werden. (EK. BR)

c) Einige Pflanzen mit Holzstocken

aus dem Cataloge von Platz und

Sohn, Samen- und Pflanzenhand- lung in Erfurt.

3) Brombeere, Wilsons early. Eine schone neue schwarzfriichtige Sorte, wel- che Herr Platz und Sohn in Erfurt em- pfichlt, sowie uns dérselbe auch die tiben- stehende Abbildung mitgetheilt hat. Be- sitzt einen besonders schénen Wuchs und ist sehr ergiebig. Die .sehr gr Krossen Frichte von vorziiglichem Geschmacke, und sobald sie sich schwarz farben vollkommen reif. Die Amerikaner sind uns mit der Cultur der Brombeeren im Garten vorausgegangen.

also die im Frihjahr |

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Russlands und der Schweiz.

Als abnliche sehr frihe und ergiebige Sorte empfehlen Herren Platz und Sohn Kittaninny, ferner als andere gute Sorten: »Lawton oder New Rochelle, Neu- mann’s Thornless und Sable Queenc, welche das genannte Geschaft vorrathig hat.

4) Livistona’ chinensis Mart. (Latania borbonica). Vor nicht langer Zeit befand sich die schdne Facherpalme China’s und der Insel Bourbon, im ausschliesslichen Be- sitz von grésseren Offentlichen Garten und Privatsammlungen. In den Catalogen der Handelsgirtner warden héchstens als Sel- tenheit einzelne Exemplare zu hohen Prei- sen angeboten. So zB. 1850 von Van Houtte za 50 bis 400 Fr. pr. Stiick. 1855 vom gleichen Geschaft zu 15 200 Fr. 1857 schon zu 5 bis 1500 Fr.

Wer hatte da wohl daran gedacht, dass die Zeit kommen wiirde, dass diese stolze | Palme, nicht bios in allen Warmbdausern, |

_sondera ebensowohl in den Zimmern, als | ' eine der beliebtesten und was wri mehr}

| ist, auch als eine der dauerhaf im- | H p ‘pcre ALOT *3 ‘me _merpflanzen sich einbirgern ae it fi

_ denrasénhaften Kinfihrung der Samen, : .

sind aber auch junge jahrige Pflanzen die- ser stolzen Palme beispiellos billig gewor- | den, wahrend schdue grosse Hxemplare noch seltener und darum auch noch jetzt hohe Preise behaupten, ja sogar in Folge der Verwendung der Blatter fiir Leichen, sogar im Preise noch gestiegen sind. So bieten Haage und Schmidt in Erfurt und Friedrich Adolph Haage in Erfurt und An- dere das Pfund frischer keimfihiger Sa- men, zu ungefahr 400 Korn zu 3 Rthlr. an. Ferner verkaufen die Herren Platz und Sohn und Haage und Schmidt in Erfurt die lebenden Pflanzen je nach Stiirke von 3 Ser. bis zu 5 Rthlr., wobei natiirlich die billigen einjahrigen Exemplare nur in gros- seren Parthien zu so niedrigen.Preisen ab- gegeben werden. Das ist der Hinfluss des erleichterten und schnellen Transports, mittelst dessen der Same dieser schénen Pflanze jetzt jiihrlich zu vielen Centnern in die einzelnen grésseren Samenhandlun-

+“.

-

|

I. Neue oder empfehlenswerthe

181

Zierpflanzen.

Brombeere, Wilsons carly.

:

gen eingefaibrt und von da verbreitet wird. Als Zimmerpflanze gehort die Facher- palme der Insel ‘Bourbon zu den werthvoll- sten, denn sie gedeiht bei einer Tempera- tur von 6—15° R., vertrigt Luftheizung

/ und Gaserleuchtung und gedeiht auch noch \, auf de ae eee torn gegeniiberliegenden ‘Wianden, die aber doch stets direkt ein- -fallendes Licht besitzen miissen. Hiufiges _ Abstauben der Blatter, sowie ein gehdériges Durchgiessen des Ballens, so dass das Was- /}ser im Untersatz stehex bleibt, sind Cul- ' turbedingungen im Zimmer.

Starkere Exemplare in schdne Vasen gepflanzt und auf Siulen gestellt, gehdren zu den ausgezeichnetesten Decorations- pflanzen fiir Salons, grossartige Treppen- aufgange etc.

5) Tropacolum majus L. nanum. (Tr. nanum h. Platz). Unter dem Gartennamen Tropaeolum nanum begreifen die Handels- gartnereien jetzt die schon sehr bedentende Zahl von Mis¢hformen des Tr. TT, Ware 3 iT, Winus

Wuehs der beistehenden Abbiid-

os t TE an ey . und Lobbianum. welche der

niedrigen

Se renaegene¥

182 Gartenflora Deutschliands, Russlands

Livistona chinensis Mart.

Tropaeolum majus nanum.

ung zeigen, dichte nach allen Seiten nie- derliegende Biische bilden, die sich mit Blumen iiberdecken und daher ebensowohl als ganze Gruppen, wie als Bordiiren um Florblumen hédheren Wuchses, einen wun- derbaren Effect machen. Die Samen die- ser schénen einjihrigen Pflanzen. konnen in Deutschland von Mitte April bis An- fang Mai, in Petersburg aber erst mit An- fang Mai ins freie Land an Ort und Stelle ausgesact werden, werden !dann aber erst spater im Jahre zur vollen Entwickelung kommen. Im Marz in Topfe ausgesiiete und dann bald zu 1—3 Stiick in Tépfe

verpflanzte und spater mit Ballen ausge- |

pflanzte Exemplare bliihen dagegen den ganzen Sommer hindurch und machen ei- nen durch ihre leuchtenden Farben wun- derbar schénen Effect, der sich besonders gegen den Abend hin steigert. An war- men schdnen Sommerabenden beobachtet man bei den leuchtendsten Farben das ei-

meen

scheint, der wie so viele andere ahnliche Erscheinungen dem Auge nur _ blitzartig und zwar nie bei yoller Dunkelheit, son- dern eben nur im Dimmerlicht erscheint:

Von besonders bekannten und beliebten

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| rigste rothe Farbung. ! tee]

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agertene

II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

Spielarten des T'r. majus, nanum, fiihrt der Catalog von Platz und Sohn, z. B. Tr. Golden King, Thom Thumb in mehreren Farben, King of Thom Thumb ete. an. Von gilem Sorten hat die letztere letztere ‘die feu- (E. By”

d) Empfohlen von Gardeney’s Chro- nicle.

6) Philageria Veitchi Masters. Die Pflanze, welche Gardener’s Chronicle 1872 pag. 358 darstellt, ist der Bastard zwischen Lapageria rosea und Philesia buxifolia, also eins der merkwiirdigen Beispiele eines Bastardes zwischen 2 Gattungen, welcher in dem KEtablissement des Herrn James Veitch erzogen wurde. Wir haben friher schon Beispiele von Bastarden zwischen gut verschiedenen Gattungen von Ges- neriaceen gegeben, so zwischen Tydaea und Sciadocalyx. Die Philageria halt ge- rade die Mitte zwischen beiden Gattungen, und wird von Dr. Masters charakterisirt durch »Perianthium duplex, coloratum, carnosulum, cylindricum, vix infundibuli- forme. Sepala petalis dimidio breviora. Stamina 6, biserialia, subhypogyna, ad ba- sin libera, petalis parum breviora. An- therae versatiles, biloculares, lineari- ob- longae. Ovarium liberum, uniloculare. Ovula anatropa, horizontalia placentis tri- bus parietalibus affixa. Stylus columnaris, demum exsertus. Stigma triangulari - capi- tatum. Hin rankender kahler immer-

Iii. No

1) Phylloxera. In Betreff der Phyl- loxera, welche in Frankreich namentlich und auch in Oesterreich u. a. O. schadlich aufgetreten, und welche die Aufmerksam- keit der Regierungen, der wissenschaft- lichen und landwirthschaftlichen Institute auf sich gezogen und sogar betrachtliche Preise ausgesetzt worden (darunter das

“l"als Blattstiel.

|

183

griner Strauch, mit wechselnd uateliten linglichen spitzen Blattern. Blattstiel kiirzer als die Platte, in der Mitte gegliedert. Bliithenstiel ein- blumig, achselstandig, ungefahr so lang Blumen hangend und mit rosa-purpurnen Blumen. Kelchbliatter 1 Zoll lang, halb so lang als die sich ge- genseitig umwickelnden Blumenblitter.

Vorziiglich schéne Schlingpflanze fiirs Kalthaus.

7) Maranta Seemanni Masters. Kine der besten neuen Blattpflanzen fir das Warmhaus, die in neuester Zeit in Cultur eingefthrt wurden. Dieselbe ward noch von dem verstorbenen Dr. Seemann in Central-Amerika entdeckt und Herrn W. Bull eingesendet. Gebliiht hat diese Art noch nicht, deshalb dirfte sie wahrschein- lich einer der mit Maranta verwandten Gattungen angehoren. Die Tracht besitzt sie mehr von einer Heliconia jedoch von niedrigem Wuchse, wie dies die pag. 323 des Gardener’s Chronicle 1872 dargestellte Figur zeigt. Blatter linglich- oval, zuge- spitzt, ungefahr 1 Fuss lang und 6 Zoll breit, von schénem glanzendem Griin im jungen Zustand, spater dunkler griin, mit weisslicher Mittelrippe und wenig heller gefarbten Seitennerven.

Besonders guten Effect macht diese Pflanze durch den schénen Seidenglanz, der die Oberseite der Blatter schmiickt, sowie durch die tief rothe Farbung der Unterseite der Blatter. (E, RB.)

immergrinen ab-

|

tigen.

franz. Institut mit 20000 Frances) um ein Mittel zur Vertilgung derselben zu ent- decken finden wir in einer Mailiinder Zeitung (la Voce del populo dd. 27. Febr. 1873) einen Aufsatz von hoher Wichtigkeit.

Nachdem hunderte und hunderte Mittel vorgeschlagen wurden, um dieses Insect zu vertilgen, worunter auch die Schwefelung

184

wie bei der friiheren Traubenkrankheit, wobei sich jedoch zeigte, dass das Insect noch mehr an Kraft gewinne, dann die Ueberschwemmung der Weingarten, wo- durch jedoch ein zweites Uebel herhorge- rufen wurde und ausserdem bei den in héheren Lagen situirten nicht angewendet werden konnte, scheint es, dass endlich ein sicheres Mittel gefunden worden séei, und zwar in der Erde der Solfatara von Pozuoli, und dieses ist den griindlichen Studien und Versuchen des Professors v. Luca in Neapel zu verdanken. Diese Solfatara-Erde besteht aus Kalk, Salmiak, Salzen und in nur geringen Mengen aus Arsenik, geniigend jedoch um jeden ani- malischen Korper zu tddten. Versuche in Weingarten nichst Neapel bestatigten vy. Luca’s Ansicht; in diesen waren meh- rere Rebstocke krank, von welchen einige abgestorben waren, die Traubenbeeren wa- ren zusammengeschrumpft und die dem Boden zunachst hingenden waren faul; die besagte Erde am Fusse der Rebe an- gebracht, brachte fast augenblicklichen Er- folg. Die Reben wurden gesund und erlangten ihre friihere Kraft; die Trauben jedoch blieben sich gleich, da wendete man die in geeigneter Pulverform berei- tete Erde an, so wie bei der Schwefelung und siehe! die Trauben wurden frisch, das Verfaulen hielt inne und selbe erlangten ibre vollkommene Reife.

Das Problem ist also gelést! die Solfatara-Erde von Pozzuoli dient zur Ver- tilgung der Phylloxera, gleichzeitig auch zur Vertilgung des Oidiums und ausserdem auch als vortrefflicher Dinger wir wer- den diese bei der Wiener Weltausstellung sehen, Sicilien hat durch 30 Jahre das Mittel gegen die Traubenkrankheit gelic- fert, nun wird Neapel ein solches gegen die Phylloxera und nebstbei auch gegen das Oidium liefern. Hs hat sich auch schon diese Erde im Handel Bahn gebro- chen und wir finden sie bei Hrn. Joachim Curti (Riviera di Chiaja N. 267 in Neapel) verkiiuflich.

Der vom franzosischen Institut ausge- setzte Preis yon 20000 Francs diirfte wohl

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

dem Professor Luca mit Recht ibergeben werden! (S—r.)

2) Obstaufbewahrung. Kine sehr zweckmissige Art das Obst auf laingere Zeit aufzubewahren, wird in der von Rus- coni inFlorenz herausgegebenen ,,Rivista di agricoltura‘’ etc. angegeben, namlich Pfirsiche, Apricosen, Melonen und sonstige gleichartige Friichte werden zur Zeit der Reife in bleierne Gefasse gegeben, herme- lisch geschlossen und am Grund eines nicht frierenden Baches gelegt und da bis zur Zeit des Bedarfes gelassen.

(S—r.)

3) Opuntia ficus indica und Op. Amyclaea finden sich in Sicilien ganzlich eingebirgert und verwildert; beide Arten haben sich einen andern Theil der Insel zu ihrem speciellen Standpunkt gewahlt, die erstere lebt im nordlichen Theile (Um- gebungen von Palermo und auf dem nahen Monte Pellegrino), die zweite im sidlichen Theile bis auf die hdchsten Felsen des Aetna hinauf. Ausserdem werden beide wegen ihrer vortrefflichen geschmackvol- len Friichte cultivirt und zwar Op. ficus indica in Obstgirten um Palermo und Op. Amyclaea auch wegen ihrer dicht besaten, sehr spitzen langen Dornen zu Felderum- fassungen um dem Menschen und Thieren den Hintritt zu verwehren.

Hine dritte Art Op. Dillenii findet sich in der alleinigen Provinz Messina; namentlich wird- sie an der Meereskiiste vom Capo Milazzo bis gegen Taormina hin in langen dichten Reihen angepflanzt, um das weitere Eindringen des Meeres- sandes in das Land zu verhindern, so auch zu lebenden Ziiunen wegen ihrer dichten, starken sehr spitzen gelblichen Dornen und da diese Art in Vergleich zu den zwei

-friiheren Arten von fast zwerghafter Form

ist, so werden kleine Mauern aufgefihrt und zwischen den Steinen gesetzt. Die Friichte der Op. Dillenii sind nicht so ge- schmackvoll wie die der andern zwei Ar- ten, werden aber doch zu Zeit der Theuer- ung von der iirmeren Bevélkerung geges- sen, hauptsachlich dienen sie zur Fiitter-

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ung der Schweine, zu welchem Behufe sie in so weit tibers Feuer gehalten werden, um die yon Natur holzigen Stacheln zu consumiren, wobei keineswegs selbe an ihren nahrhaften Kigenschaften verlieren. (Inzenga Ann. di agric, sicil. 1872). (S—r.)

4) Flaschenkirbis, essbarer. In den Girten um Palermo wird eine vor- treffliche Varietat von Lagenaria vulgaris cultivirt, welche von den Zuckerbickern als Iulepp bersitet, unter dem Namen Zuceata oder Cucuzzata einen ausgedehnten Handelsartikel bildet. Diese Kirbisart wird gleichweise ‘cultivirt wie der Spargel, es wird namlich eine 73 Cent. tiefe Grube gegraben, in diese eine ‘20 Cent. dicke Schicht guter Stalldiinger gegeben, gut ge- treten und darauf die vorher herausgenom- mene Erde gegeben und in der Mitte die- ser Grube der Same eingelegt; besonders muss geachtet werden, dass in der ganzen nahen Umgebung keine andere Varietit Lagenaria cultivirt werde, um jedwede Bastardirung zu verhiiten. Die weitere Behandlung folgt wie bei Melonen, Gurken u. a. dgl., starke Bewiisserung, Anhiuflung u. 8. f. Auf solehe Art erlangt man cy- lindrische keilartige Kiirbisse von 10—16 Kil. an Gewicht, von vortrefflichem Ge- schmack und vortrefflich geeignet zu Ju- lepp. Bei gewohnlicher einfacher Cultur er- langt man dine ungestalte bittere Kiir- bisse, die zu keinem Gebrauch verwend- bar sind (1. c.),

5) Bambusen in Palermo. Im bo- tanischen Garten zu Palermo finden sich grossartige Gestrauche von Bambusa, welche aber nicht genau bestimmt werden konnten, weil sie nicht zur Blithe kom- men, Die Stamme sind fest, stark, gegen 10 Meter hoch, dann biegen sie sich ab- warts in Folge der Schwere der Zweige, Belaubung und werden von den Winden hin- und herbewegt; dieselben haben im Allgemeinen einen Umfang bis zu 10 Cent.; ein Internodium ist bis zum andern 24 35 Cent. Entfernung und Gesammthéhe bis auf 16 Met. Prof. Inzenga (1. c.) em-

Notizen.

185

pfiehlt die Verbreitung dieser Graminacee in Sicilien an den Ufern der Fliisse, Seen, an den Mihlen und Bewiisserungskana- len etc., allwo dieselbe ohne irgend eine Anlage oder sonstige Mihe sehr leicht an- gepflanzt werden kénnte und ohne Zweifel grossere Vortheile bringen dirfte als der Papyrus, die Arundo Phragmites u, a. Pflan- zenarten. (S—r.)

6) Mittel gegen Ameisen. Zur Abhaltung der Ameisen von Obstbiiumen hat K. Stagno Cambo in Messina eine sehr zweckmassige einfache Vorrichtung, welche auch auf der Wiener Weltausstellung re- prasentirt sein wird.

Der Stamm des Baumes wird mit einem Zinkbleche umgeben, unter welcher jedoch eine Schicht Watte gelégt sein muss; ein diinner Spagat befestigt diese Metallplatte am oberen Theile an den Baum und ein Ende desselben taucht in das Petroleum- gefass, am unteren Ende wird selbe mit einer Baumwojlschnur umgeben, welche das etwaige herabtrépfelnde Petroleum aufzu- fangen hat. Dieser Apparat soll sich mit bestem Erfolge bewihrt haben und schon allyemeine Beniitzung finden, um so mehr, da die Auslagen sehr gering sind; eine solche Platte wird vom Erzeuger um 25, 40 Cent. verkauft je nach der Grosse,

(S—r.)

7) Fir die Landwirthe, welche die Wiener Weltausstellung be- suchen, wird der auf dem Gute Gutenhof nachst Wien angelegte 1 Hectar grosse Studiengarten von besonderem Interesse sein; auf demselben werden die verschie- denen Methoden der Bentitzung des Was- sers zur Ansicht gebracht. Man wird die Stauwisserung finden, den Hang- und Riickenbau , (Rieselwiesen), die Wiesenan- lage nach Peterson, das Bewasserungs- system nach Kennedy, die verschiedenen Drainirmethoden (durch Faschinen , Steine, Rohren) u. s. w.; ferner Anbauversuche mit Getreide (breitwiirfig , gedrillt , gewip- pelt etc.), dann Handelsgras u. a. Pflanzen- culturen bei verschiedenen Diingungen ete,

(S—r.)

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186

8) Die Cultur des Loranthus euro- paeus und anderer Parasiten von Dr. Moore, Director des Botanischen Gartens zu Glasnevin bei Dublin.

Alle Samen des Loranthus europaeus;~ welche aussen auf der Rinde von Kichen und anderer Baume angeheftet wurden, kamen nicht zum Keimen. Dagegen ent- wickelten sich 2 Samen, welche in das In- nere einer Knospe vom vergangenen Jahre, nachdem solche mit der gréssten Vorsicht gedffnet war, gebracht wurden und zwar der eine Same in einer solchen Knospe von Quercus pedunculata, der andere in der von Q. Cerris.

Nachdem diese Samen auf diese Weise im Februar 1870 ausgesaet waren, bedeck- ten sie sich mit einer diinnen gallertartigen Schicht und spater keimte das Pflanzchen und entwickelte einige Blattchen. Im Jahr 1872 entwickelten sich viel zahlreichere Blatter, welche bis zum Blattfall im Herbste in voller Gesundheit vegetirten, dagegen hatte sich noch keine Ast- oder Stamm- bildung des Schmarotzerpflanzchens gezeigt.

Von anderen Schmarotzerpflanzen sagt Dr. Moore, dass er Orobanche Hederae cul- tivirte, indem man Wurzeln von Hedera Helix, auf denen die Orobanhe schmarotzte auf culivirte Exemplare pfropfte*).

Lathraea squamaria ward in der Weise im Garten eingebirgert, indem man ganze Nester dieser Pflanze tiber den Wur-

*) Die Cultur der Orobanche - Arten gelingt stets leicht im Garten, wenn man den Samen derselben auf entblosste Wurzeln der Nahrpflanzen nahe dem Topf- rande aussaet, und dann wieder !/, bis 1 Zoll hoch mit Erde bedeckt. Im ersten Jahre keimen die Pflanzchen, bleiben aber als kleine zwiebelartige mit der Mautter- pflanze verbundene Gebilde noch unter der Erde, um dann im niichsten Jahre sich erst iiber die Erde zu erheben. Von einjabri- gen Arten, wie Orobanche ramosa, O. cae-

rulea und andern, séiet man die Samen et- ' was nach denen der Nahrpflanzen aus: Das gleiche Verfahren wird bei der Cultur der Cuscuta-Arten beobachtet. (EK. BR.)

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

zeln von Baumen einpflanzte, auf denen diese Pflanze lebt *).

9) Neue Gattungen. Siadustren lien. Hr. F. Miller hat in den neuesten : Heften seiner Fragmenta die Gattungen © Epipogium, Goodyera, Georchis, Eulophia, i

Amomum, Elettaria und Alpinia auch fir a Neuholland nachgewiesen. (r.) *

10) Chaux-de-Fonds hat bekanntlich © ein rauhes Klima, da es hoch tiber dem Meere im Jura liegt. Im letzten Winter, der in ganz Europa ausserordentlich mild war, fiel aber das Thermometer nicht un- ter 120 R. |

Der Priisident der Gartenbaugesellschaft in Chaux de Fonds schreibt, dass die Cu tur der »Gartenanemonen im dortige Klima esenieate “gute Resultate ge- liefert habe, wenn die Knollen erst Ende Mai oder Anfang Juni ins freie Land, in gut praparirte Beete in sonniger Lage und geschiitzt vorm Nordwind gepflanzt wur-— den. Im September befanden sich diese Blumenbeete im vollen Flor und bliiheten | bis zum Hintritt der harteren Froste.

(EL R.)

11) Iris germanica um Verona. Auf den Hiigeln, welche terrassenformig sich um Verona erheben, wird die Cultur der Iris germanica **) wohl in ausgedehnter Weise, aber nicht mit der néthigen Sorg- falt betrieben man pflanzt kleine Stiicke der Rhizome einige Centimeter von einan- der entfernt, nach drei Jahren im August nimmt man die Wurzeln aus der Erde, reinigt, wascht, trocknet und bringt sie im Herbst nach Tregnago und Illasi auf den Markt, wo sie von meist Veroneser Han- delsleuten ***) gekauft werden (im v, Jahre

*) Im hiesigen Botanischen Garten haben wir wiederholt dieses Verfahren angewen- det, aber keinen Erfolg gehabt. (E. R.)

**) In Toscana wird die Iris florentina cultivirt.

*“*) Handelshiuser in Verona sind: Giu-

seppe de Stefanie figlio, Scrinzi e Men- goni, Gius. Camis; Ant. Gius. Zini u. m. 4.

Serene ae P

%

Y

Ill.

1872 100 ilogr. zu 100 110 Francs). Es werden 4 Sorten in Handel gebracht. , 1) Radice d’lreos dritto sehr

schéne weisse reine, wohlriechende |

Stiicke, die namentlich nach Deutsch- land ausgefiihrt werden, um da zu den s. g. Veilchengahnwarzeln fiir Kinder verwendet zu werden, Radice d@’Ireos groppo kurze, dicke, knorrige, istige Stiicke, aus welchen kleine Kiigelchen gedrech- selt werden, die dann zum Offen- halten der Fontanellen verwendet werden.

Radice dIreos scarto dinne, zusammengeschrumpfte, dunkelfarbi- ge, wenig aromatisch-riechend. Radice d’Ireos naturale in sorti allerhand Stiicke unterein- ander vermengt.

Die besseren Sorten werde alle,

2)

8)

4)

die I.

| ausgenommen, zu Parfiimerien, Zahn-, cos-

metischen wu. a. wohlriechenden Pulvern bereitet, wohl auch dem Schnupftabak |

Notizen,

187

minderer Qualitat, in Italien, mehr noch in Oesterreich, und in der Schweiz, beige- mengt; dann zu pharmaceutischen Pripara- ten verwendet etc. *).

Der Saft der Blumenblatter gibt mit etwas Alaun beigesetzt eine schone griine Farbe, welche jener aus Rhamnus cathartica bereiteten, vorzuziehen sein soll.

Bei der heuer in Wien stattfindenden Weltausstellung wird diese Iris unter den landwirthschaftlichen Objecten der Verone- ser Section reprasentirt sein.

(Ref. de Stefani. Produzione e commerico della radice dell’ Iride germanica nella pro- vincia di Verona. 1875).

*) Im Boden der unteren Kreide ge- pilanzte Iris geben iiberaus weisse Rhi- zom, wahrend ein Boden mit Hisenoxyd in der unteren Kreide vorherrschend, ein mehr oder weniger gefirbtes Rhizom lie- fern.

Meo bt erature.

1) E, Lucas, Auswahl werthvoller Obst- sorten, nebst kurzer Angaben ihrer Merkmale ‘und Cultur. Ravensburg bei Eugen Ulmer 1872, III. Band, die besten Steinobstfriichte fir die Tafel und IV. Band, Wirthschaftsobst- sorten.

In jedem dieser beiden Binde gibt un- ser geehrter Freund (dessen Name ja schon einen so unbedingt guten Klang hat, dass wir den beiden angezeigten Werkchen aber nur den Namen des Autors als Empfehl- ung fiir deren Trefflichkeit mit auf den Weg zu geben brauchen), eine Auswahl von 100 der besten und am meisten zum Anbau zu empfehlenden Sorten. Diese Sorten nebst Abbildung, sind dem grossen Handbuch des gleichen Verfassers entnom-

men. Was in diesen beiden Schriften als besonderer Vorzug anerkannt werden muss, das ist die kurze vortreffliche allgemeine Anleitung zur Cultur, welche jeder Abtheil- ung von Kirschen, Pflaumen etc. vorausge- sendet wird, sowie ins Besondere den trefflichen Bemerkungen iiber Eigenschaf- ten der einzelnen speciellen Sorten und die geeigneteste Verwendung deren Friichte.

Mit voller Ueberzeugung empfehlen wir deshalb diese beiden niitzlichen Schriften

zur alloemeinen Anschaffune. (EK. R.) 2) Schlagintweit’s Reisen in In- dien und Hochasien, Die deut-

sche Bearbeitung der in den Jahren. 1854—1858 von den Gebriidern Schlag- intweit ausgefihrten wissenschaftli-

—— =

ae.

188 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Mission liegt jetzt in drei Banden fast vollstandig vor und verdient we- gen der zahlreichen die Pflanzenwelt betreffenden Angaben auch in diesen blattern eine Besprechung.

Der erste Band, bereits im Jahre 1869 erschienen, behandelt Indien und schildert in den ersten Capiteln die Ueberlandreise von England nach Bombay und die auf dem Wege dorthin in Aegypten, auf dem Rothen und Arabischen Meere gemachten Beobachtungen. Von Pflanzen war auf der Reise durch die Wiiste wenig zu beobch- ten, denn wenn sie auch nicht ganzlich dort fehlen, so sind sie jdoch so spiirlich vertheilt und so verkiimmert, dass sie dem Blicke meist entgehen und sind auch nur starkfaserige trockene Gewachse, ohne Werth als Futter fiir Lastthiere. Um_ so ergrel-

fender wirkte der Eindruck der. tropische n-

Vegetation, der sich den Reisenden bei ihrem Aufenthalt auf der Insel Bombay darbot und ist daher dem Charakter dieser Vegetation und der Landschaft ein beson- deres Capitel gewidmet, dem wir Folgen- des entnehmen: »Unter den Vegetations- bildungen der Tropen sind es die Palmen, welche als wesentlich verschieden von der Gestalt europaischer Baume vor allem den Charakter der Landschaft bezeichnen, Ganz im Allgemeinen mit europaischen Pflanzen verglichen, lisst sich von den Palmen sa- gen, dass sie in der Bltithenbildung mehr mit den Liliaceen sich vergleichen lassen; im Habitus, in der ganzen Gestalt, lassen sie als baumartig gebildete Binsen oder Griiser sich denken. Der schdnste Palm- baum ist die Cocusnusspalme, Cocos nuci- fera, ausgezeichnt durch die grossen und doch zart gegliederten Blatter und die weiche malerische Linie des Stammes. Ihre Hohe betragt hiufig an 80 Fuss; einzelne Stiimme erreichen auch etwas iiber 100 Fuss.

Von der Gattung Phoenix gibt es in Indien sehr verschiedene Arten, die theils

baumartig, theils.strauchartig. sind. Zu

dieser Gattung gehort auch ie eigentliche Dattelpalme, Phoenix datylifera, im Hind- sotanischen Khurma; sie ist eine Cultur-

pflanze, aus Arabien eingefiihrt. Viel ver- breiteter als diese ist die Phoenix sylvestis, Khajur, die ebenfalls essbare Frichte lie- fert; sie erreicht 30 bis 40 Fuss Hohe. Von beiden Arten ist der Stamm knorrig und die Blatter sind spitz und etwas ge- radlinig in den Formen. Die Dattelpal- men erfordern zum Reifen g : Friis intensive Sommerwarme; aac edeehae er Cocuspalme ist von milden Temperaturen, auch der kithlen Jahreszeit abhangig; fur jede derselben wird daher die Younaiang. etwas beschrankt.

Unter den niederen Palmengestréuchen, die zur Gattung Phoenix gehéren, ist noch fiir die Bombay-Prasidentschaft der Phoenix farinifera zu erwaihnen, die flach am Bo- den: kaum 3 Fuss sich erhebend, facher- Lone sich ausbreitet. Auch diese liefert eine kleine essbare Dattelfrucht. Wichti- ger aber ist sie dadurch, dass sie im Dek- har in trockenen, steinigen Lagen wachst und dort in Zeiten schlechter Getreideern- ten ein dem Sago dhnliches Nahrungsmit- tel liefert, das ibrigens etwas schwer aus dem ziemlich dichtfaserigen Stamm -zu tren- nen ist und dabei noch einen bitteren Ge- schmack hat. (Auch das Mark mancher Fiicherpalmen, so der Corypha umbraculi- fera, wird ahnlich beniitzt). Die Dattel- palmen kommen auch in solchen Gegenden Indiens vor, welche wahrend eines Theiles des Jahres sehr trocken sind. i

Am Ausgedehntesten ist das Terrain des

Borassus_ flabelliformis, einer Facherpalme;

Hindostani heisst sie deh Tar; die Englin- der haben fiir dieselbe den romanischen Namen der portugiesischen Vorginger, Pal-

myra, beibehalten. Diese Facherpalme n- “det sich in Indien bis zu 300N. Br.;

nach Siiden soll sie auch bis zu 100 §. Br. vor- kommen. Sie erreicht 70 bis 80 Fuss Hohe? ihr Stamm, an der Basis 5 bis 6 Fuss im Umfange, verjiingt sich gegen die Blatter- krone auf 21/g bis 3 Fuss Umfang; sie ist die am Wenigsten gekriimmte unter den hohen Palmen, dessen ungeachtet ist, ge- nau betrachtet, der Stamm stets als etwas gebogen zu erkennen oder doch als schief. Ks hat dies unter den Indiern zu dem nai-

sg mer ements

IV. Literatur.

\ a \

ven Sprichworte Veranlassung gegeben,

welches sagt: »es ist eben so schwer einen

ganz geraden T'ar zu finden, als éinén™ ganz ehrlichen Menschen. « ~Tter-der anderen

grossen facherformigen Palmen sind ausser der Borassuspalme auch noch die Corypha- Paimen anzufihren; die Corpha taliera ist in Bengalen heimisch, die Corypha umbra-

- eulifera, eine besonders hohe, ist weiter

gegen Siiden, auch in Ceylon sehr verbrei- tet. Auf Java vertreten ihre Stelle zu- niichst die beiden sehr dhnlich gestalteten Arten: C. Gebanga und C. sylvestris.

Ebenfalls weit verbreitet, aber nicht*in so grosser Zahl auftretend als die genann- ten Palmengattungen, findet sich die Be- telnusspalme, die Areca Catechu, Im Hind- ostani ist sie Supazri, auch Gua in Benga- len; auf den Inseln Penang genannt, ein Name bekannter als geographischer Name, weil er auch der Kingebornen Name fir die Prince of Wales-Insel ist; sie heisst Penang-Ivsel wegen der Aehnlichkeit der Gestalt mit der Form der Betelnuss. Fur den Betelnussbaum ist bezeichnend, dass die Blattscheiden den Stamm schon um- klammern, und dass unterhalb der Aus- breitung der Blatter bereits eine griine Hille knospenartig sich zeigt, aus welcher die Blatter sich entfalten.

Sehr verschieden in Grosse and Gestalt ist die Caryota-Sagoplalme, Caryota urens, Hindostani Madi, und einige Cycas - Arten, welche ebenfalls Nahrungsstoffe, dem Sago ahnlich, liefern; im Siiden von Indien und auf den Inseln des Archipels kommt unter diesen die Cycas circinalis am haufigsten vor. Die Caryota hatte Schl. Gelegenheit am zahlreichsten in den Ostlichen Thei- len von Bengalen und in Assam zu beob- achten.

Die Cocusnuss-, Dattel- und Facherpal- men liefern eine sehr grosse und verschie- denartige Reihe hodchst werthvoller Pro- | ducte fiir diese Gegenden. In Beziehuug | auf Friichte sind die beiden ersteren die wichtigsten; weniger allgemein diirfte be- kannt sein, dass auch von der Ficherpalme die Friichte theils roh, theils geréstet ge- mossen werden. Im Siiden von Indien ist

189

diese geréstete Frucht ein sehr verbreite- tes Nahrungsmittel, auch die einige Monate nur alten Sprossen, Kelingus genannt, wer- den theils frisch, theils gekocht gegessen. Viele Palmen liefern noch, ausser den Friichten, durch den Saft, der aus ihnen gewonnen wird, neuen Nahrungsstoff.

Aus den Phoenix-Arten wird der Saft durch tiefes Kinschneiden in den Stamm zum Ausfliessen gebracht; die Schnitte werden an der Blattkrone gemacht; in den aufeinander folgenden Jahren werden die Lécher diametral gegeniiber gestellt. Das Kinschneiden wird bei zehnjahrigen Stam- men angefangen und kann an 20 Jahr lang fortgesetzt werden; bald nachdem dieses Saftentziehen begonnen hat, kriimmt sich der Stamm und wird verkriippelt. Als die Gebriider Schl. nach Bombay kamen, in der Mitte der kithlen Jabreszeit, war das Sammeln des Palmensaftes eben am Ver- breitetesten; es beginnt im October und wahrt bis zum Ende der kihlen Jahreszeit. Wenn ganz frisch, schmeckt der ausgelau- fene Saft ahnlich der Milch der Cocusnuss. Wenn der Hinschnitt zu rinnen aufhort, wird wieder etwas gewartet, ehe er aufs Neue erweitert und zum Fliessen gebracht wird. Die Menge des Saftes wird fir die ganze Saison auf 120 bis 130 Pfund von

em Baume geschatzt ; wenn gegohren, wird er als Palmenwein getrunken, spiiter als Essig beatitzt; eingekocht liefert er Zucker, 7--8 Pfund vom Safte einer Phoe- nixpalme. Die Bereitung von Palmenzucker sieht man vorztiglich in der Madras-Prisi- dentschaft und in Ceylon.

Auch von der Borassuspalme wird sehr allgemein Saft zum Ausfliessen gebracht und gesammelt, aber hier mit Zerstérung der Friichte; es werden namlich die weib-

‘lichen Blumenkolben abgeschnitten und

an das untere Ende derselbert werden Krige, die den Saft aufzunehmen haben, ange- vingt. Der Saft der Fiicherpalme wird ebenfalls theils frisch genossen, theils zu Wein, Essig und Zucker verwandt; aber noch wichtiger ist sein Gebrauch als syrup- artiges Nahrungsmittel durch Einkochen; als solches wird er im siidlichsten Theile

niente

190

von Indien sehr allgemein angewandt. Auch hier muss von Zeit zu Zeit eine neue Flache durch Wiederholen des Abschnei- dens am Blumenkolben entblosst werden, um das Fliessen des Saftes zu fordern, Palmensaft liefert ferner ausser den Dattelpalmenarten und der Borassuspalme die Cocusnusspalme durch Abschneiden der Blithenstiele und die Sagopalme, Caryota urens. Der indische Name fiir den Palmen- saft ist Tari, Tadi, auch dialectisch Toddi. Wenn gegohren, ist er sehr berauschend,

angenehm siiss, aber auch wie Most von Wein sehr haufig etwas moderig schmeckend.

Das Besteigen der Palmen, besonders der Facherpalmen, ist nicht so leicht, nicht nur wegen der Hobe des Baumes, sondern auch desshalb, weil die Dicke des Stammes das Umspannen mit den Armen nur sehr unvolikommen ausfiihren liesse; und das Oftere feste Andriicken der ohnehin unbe- kleideten Beine und Arme der Kulis wiirde an der rauhen Rinde bald Verletzungen der Haut veranlassen. Es wird desshalb ein ganz anderes Verfahren des Beklet- terns ati®éwandt, ein “gebogenes Rohr oder ein steifer Strick wird um den Baum ge- schlungen und yorn Kletterer auf der der Krimmung entgegengesetzten Seite mit beiden Handen erfasst. Das Gesicht ist dem Baum zugewandt, der nur mit dem Strick oder Rohr und mit den Fusssohlen bertihrt wird; der Korper ist bedeutend nach riickwirts gelehnt. Wihrend die rauhe Rinde Reibung oder Vorspriinge bie- tet, schwingt der Kletterer den Korper et- was vor und sucht dabei rasch den Reif zu heben, den er dann sogleich fest an- zieht. So steigt er schneller, als es durch einfaches Klettern der Fall wire, empor.

Ausser den Friichten und dem Safte bieten auch die Blitter und die Stimme der Palmenbaume fiir die Bewohner der Tropen hochst Wichtiges. Zu Hauserbe- dachung, zu Matten, Korben und den ver- schiedenartigsten kleineren Haus- und Feld- gerithen werden die Blatter all der gros- sen Palmenarten in gleichem Maasse an- gewandt. Eine ganz besondere Verwend-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

ung findet das Blatt der Corypha umbra- culifera, einer Facherpalme, die nicht zum Saftausfliessen beniitzt wird. Es wird naém- lich dieses Blatt in kleine Streifen von 1 bis 11/. Fuss Lange und etwa 1 Zoll Breite zerschnitten und unmittelbar statt Papier zum Schreiben beniitzt. Die ausseren wei- chen Schichten lassen sich leicht mit einem spitzen Metallstift so einkratzen, dass die Buchstaben deutlich hervortreten; tiberdies wird mit schwarzer Farbe durch Einreiben die Schrift noch deutlicher gemacht, da diese d6lige Kohlenschmiere auf der unver- letzten glatten Blattoberflache nicht haftet.

Das Holz der Palmen ist, Nerhdltnissmassig

etwas weniger ~Grauchbar, wie bei allen

“monocdtyledonen Pflanzen hat es seine

dichte Seite aussen und ist im Innern mehr oder weniger lose faserig, besonders in den unteren Theilen, wo der Umfang am gross- ten ist. Von den in Indien vorkommenden Palmen konnte man z, B. nicht Bretter

Schneiden, welche in ihrem mittleren Theile

noch hinlanglich fest wiiren, wenn ihre Breite dem Durchmesser des Stammes nahezu gleich zu kommen hat. Doch wenn die ganzen Stamme zu Bauten verwandt werden miissen, kann man sie sehr gut be- niitzen; sie sind dann durch die ausseren Schichten fest genug, und iiberdies ist ihr etwas geringeres Gewicht ganz giinstig; auch lisst sich fiir viele Zwecke eine feste und dennoch geniigende dicke Lage seg- mentartig abschneiden.

Von anderen ungewohnlichen Vegeta-

tionsformen treten besonders hervor: die Mangobiiume, die verschiedenen, Ficus-Ar- ten, die gegen 40 Arten zaihlende Gattung

Dalbergia aus der Familie der Papilionaceae und die von der Westkiiste von Afrika eingefiihrte Adansonia digitata, der 8. g. Baobab-Baum.

Am Schlusse dieses 2. Capitel macht Schlagintweit noch auf die grossen Unter- schiede aufmerksam, die in den einzelnen indischen Provinzen in Beziehung auf Klima und Vegetation herrschen und findet die Ursachen hiezu einmal in der eigenthiim- lichen geographischen Lage und besonders in den Wirkungen periodisch andauernder

seneenemn eneetion en

IV. Literatur. 191

Monsune, die sehr verschieden in ihrer Richtung und Vertheilung mit dem War- meeffecte einer tropischen Sonne auftreten.

Im 3. Kapitel behandelt Schlagintweit das Querprofil der indischen Halbinsel von Bombay nach Madras’ und _beschreibt darin die westliche Ghatkette und ihre Umgebungen, das siidéstliche Dekhan und Maissur, ihren Aufenthalt in Madras und die geologischen Verhiltnisse dieses Theils der indischen Halbinsel.

Beim Ueberschreiten der Ghatkette er- innerten ihn die Mangobaume, die hier ge- rade sehr zahlreich und frisch belaubt wa- ren, durch ihre Formen und ihr gruppen- weises Auftreten an die essbare Kastanie, dazu kamen noch die spiegelnde Flache des Wassers, sowie die dunkelen Profile massig hoher Berge, welche an die Vor- berge an der Swudseite der Alpen erin- nerten.

Beim Aufenthalte in Madras machte sich der Hinfluss des Bodens auf die Entwicke- lung der Vegetation bemerklich, denn wah- rend Bombay und Ceylon uppige Vegeta- tion zeigen bis herab zur gut markirten Grenze der Meeresfluth ist an der sandigen Koromandelkiiste bei Madras ungeachtet der feuchten Atmosphare die tropische Ve- getation nicht in gleichem Grade ent- wickelt.

Das 4, Cap. enthilt eine Beschreibung der dstlichen Gebiete von Central - Indien, d. h. von Bandelkand, von den Gondvana- Plateaux, von Maloa und Berar. Sehr ei- genthiimliche Verhaltnisse hat die Vegeta- tion auf den Gondvana-Plateaux, welche Schlagintweit fast nur mit verschiedenen Arten hoher Gramineen bedeckt fand, die zuweilen eine Hohe von 7 englischen Fuss erreichten und Baume ganzlich ver- drangten; auf den Abfallen der Plateaux fanden sich auch grosse Baume sehr iippig gedeihend, aber nur an Stellen, wo sie durch Cultur gegen die zu dichte Ausbreit- ung der Grasarten und Schlingpflanzen ge- schiitzt waren.

In Maloa erschien die Vegetation auf den s. g. Schwarzerde-Becken besonders erwihnenswerth; der Boden ist hier der

fruchtbarste und zugleich derjenige, wel- cher am Wenigsten vom tropischen Charak- ter zeigt, zum Theil weil die Cultur nichts unbeniitzt lisst, und weil desshalb schéne freie Gruppen ippiger Vegetation fehlen, und dann, weil der Boden selbst (durch Trockenheit) viele der speciell tropischen Gewachse von der Cultur ausschliesst. So ist Zuckerrohr, auch Reis, nur sparlich in diesem Gebiete vertheilt, dagegen ist die Haupternte jene von Waizen und von Hirse ; die hier gebaute Hirseart, im Marathi Ja- vari, in Indien im Allgemeinen Joar ge- nannt, ist der Holcus Sorghum; der Stamm ist schilfartig und wird 8 bis°l2 Fuss hoch. Ks gibt sehr verschiedene Varietaiten: die niedrigere, auch Bauna (der Zwerg) ge- nannt, wird ihrer Frucht wegen am Mei- sten geschatzt. Hiufig ist ferner auf der Schwarzerde die Cultur von Oelpflanzen, deren Ertriignisse zur Auefuhr von Bombay wesentlich beitragen. Die Ricinuspflanze mit hohem Stamme, grossen und breiten Blattern von zarter blaugriiner Farbe macht sich darunter als verschieden von europii- schen Culturpflanzen am meisten be- merkbar,

In Berar, in der Nihe grosser Wasser- becken, wie des Naagong-band, der 24 Meilen im Umfang hat, traten auch wieder Palmen, namentlich schéne Palmyrapalmen, in grosserer Anzahl auf, sowie auch schéne

Banyan-Baiume (Ficus indica), mit denen,

FAN TG AWM Bice

“wie Schlagintweit mit Recht erwahnt, keine

europiische Vegetationsbildung an Aus-

dehnung und’}Pracht der“Form. sich ver-—

gleichen lisst. Der Hauptstamm eines un- gewohnlich schénen Banyan-Baumes, dessen Schlagintweit 45 Meilen siidéstlich von

Chanda Erwahnung thut, zeigte sich zwar

fast abgestorben, aber die seitliche Aus- breitung war in voller Ueppigkeit ent- wickelt. Diese grosse seitliche Ausbreitung war durch zahlreiche, vertical gegen den Bolen gerichtete Luftwurzeln gestiitzt, die nun zu neuen Stimmen entwickelt waren. Adolph y. Schlagintweit’s Zelte und die sammtlichen Pferde seines Zuges waren unter den Schatten der Verzweigungen die- ses Baumes gestellt.

a

j=

| beriicksichtigt Schlagintweit auch die Baur ' _die den Umgebungen bewohnter Orte aur besonderen Zierde gereichen; darunter sind die Mangos, die Ficusarten, haufig auch

192 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Im 5. Cap. beschreibt Schlagintweit das siidliche Indien und Ceylon. Bei der Be- schreibung der Nilgiris und ihrer Neben- gebirge erwahnt Schlagintweit auch der Kaffee- und Chinacultur, fiir welche die unteren Abhange dieser Berge empfohlen werden. Fir die indischen Versuche ist es, nach den von Hasskarl auf Java ge- machten Erfahrungen, zu beriicksichtiven, dass manche Species dieser Pflanzengattung sehr arm an dem wirksamen Chinin - Alka- loide sind, und dass z. B, die hollandische Regierung desshalb eine solche Art, die Cinchona cucumaefolia, die sich zugleich rasch vermehrte , ganz von der weiteren

Cultur sienthtaniee hat. Die beste Spe- / cies ist die Cinchona a Calisaya,

Bei der Schilderung der Insel Ceylon

sehr schone Tamarindenhaine zu nennen; grosse Jackbaume, Artocarpus integrifolia, mit ihren riesigen hier oft 40 Pf, schweren

V. Personalnotizen und Nenestes.

1) Die Frihjahrsausstellung der Kaiser- lichen Russischen Gartenbaugesellschaft in St. Petersburg fand Ende April und An- fang Mai (alt. St.) in dem Exerzierhause gegeniiber dem Winter-Palais statt. Rho- dodendron, Azaleen, Neuhollander Palmen, Cycadeen und Decorationspflanzen des Warmhauses waren gut vertreten. Rosen, Cinerarien und andere Florblumen sehr schwach vertreten. Die seltensten Sachen waren unter den Stauden des freien Lan- des von Seiten des K. Botanischen Gartens vom Hrn. Héltzer eingesendet, dabei Arum albispathum und A. longispathum, Roman- zoffia sitchensis, Asarum albivenium und

Friichten sind ebenfalls sehr haufig, auch der eigentliche Brodfruchtbaum, Artocar-

pus incisa, k6mmt vor. In Beziehung auf ‘\ die ungewéhnliche Zahl und Grdsse der

Me Ot i

Bhithen_ist als Zierpflanze noch der Tul- |

penbaum, Thespesia _populnea , zu nennen.

Unter den Gartenfriichten ist il hervor- i zuheben die Rambutan-Frucht, Nephelium

lappaceum und ‘die Melipostinttitradlié Gar- cinia Mangostana.

dagegen sind nach Ceyion erst seit 20 Jah-

ren eingefiihrt. Dagegen ist der Teck-Baum, |

Tectonia grandis, in Ceylon nicht ein- heimisch, statt desselben ist hier das s. g.

»Satinawod<, von dem Baume Chloroxylon _

Swietenia, als Bauholz im Gebrauche; als

feinstes Tischlerholz ist vor Allem das

Ebenholz des Diospyrus ebenum zu nen- nen, das in der nordlichen Halfte von Cey- lon in besonders grosser Menge und tppi- ger Entwickelung vorkommt.

(F. v. H.)

\

| A. Thunbergi, Erythronium grandiflorum,

und Iris Korolkowi Rgl. Letztere, eine der schénsten Neuheiten wird im Augustheft abgebildet, ebenso EKrythronium grandiflorum. Die anderen Pflanzen sind friher schon besprochen worden.

Unter den Orchideen sind vorziglich Cypripedium:barbatum (ein mit einer Menge von offenen Blumen geschmiicktes Exemp- lar) und das schéne Saccolabium ampulla- ceum des Botanischen Gartens, sowie eben- falls ein Prachtexemplar des gleichen In- stitutes von Anthurium Scherzeria- num zu erwihnen. (EK. R.)

Das Vorkommen des, | Nephelium’s ist fir Ceylon und den indi- | schen Archipel bezeichnend, die Mangosties _

I. Originalabhandlungen.

1) Abgebildete Pflanzen.

a) Oncidium leucochilum Batem. £. speciosum,

(Siehe Taf. 7638,)

Orchideae.

O. leucochilum Batem. Batem. Orch. tab. 1,

a. typicum; sepalis petalisque lan- ceolatis, aculis, undulatis, flavo- viridibus fuscoque maculatis; la- bello initio albo, deinde flavescenie, basi alisque columnae roseis, Onc. leucochilum Batem. |, c, Paxt. Mag. of Bot. VII. pag. 241 eum icone. Cyrtochilum leu- cochilum Pl. in FI. d. serr. tab. 522.

8. speciosum; petalis sepalisque subellipticis, acutiusculis, minus undulatis, flavescentibus fusco-pur- pureo maculatis; labello candido, basi alisque columnae roseis.

Die beistehende abgebildete Form des schonen O. leucochilum erhielt der hiesige Garten aus der reichen Orchi- deensammlung des Herrn Hugh Low and Comp, (Clapton nursery, London) als Odontoglussum species. Die brei- teren Blatichen der Blumenkrone, die weniger slark wellig, unterscheiden

VII, 1873,

diese schéne Form sofort von der Stammart. Da aber alle andern Kenn- zeichen,*inclusive der fiir O. leucochi- lum so charakterischen Schwiele am Lippengrunde, die aus 3 langeren und 2 kurzen hornférmigen Zahnen besteht, mit der Stammart ubereinstimmen, so zWeileln wir nicht daran, dass wir un- seren Lesern nur eine sehr schine und zur allgemeinen Cultur empfehienswerthe Abart des 0. leucochilum vorfiihren, Wir sagen allgemein empfehlenswerth, weil O. leucochilum zu denjenigen epi- phytisch wachsenden Orchideen gehort, die auch in jedem Warmhause, sowie im Terrarium des Wohnzimmers leicht gedeiht. Bliihet jahrlich im Winter und Friihjahr reichlich, die Bliithezeit dauert fast 2 Monat und die Blumen, welche in verdstelten Trauben stehen, besitzen einen schwachen Wohlgeruch, Eigen- schaften, welche alle diese schéne yon den Gebirgen Mexikos bis Guatemala

und Venezuela verbreitete Orchidee sehr

empfehlen,

(E. R.)

13

194

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

b) Hibbertia perfoliata Hiigel var. fl. pleno.

(Siehe Tafel 764.) ~

Dilleniaceae.

Hibbertia perfoliata Endl. in Hiigel enum. 3.— Bot. Reg. 1843 tab. 64. Benth. et Miill. fl. austr. I. 38.

Unsere Tafel stellt diesmal eine ge- fiilltblumige Abart eines Halbstrauches aus Neuholiand vor, die wie es scheint, in Europa zufallig in der Cultur ent- standén ist. Die H. perfoliata bildet einen 1—2 Fuss hohen Strauch mit aufsteigenden hin- und hergebogenen fast windenden Zweigen, die wie die ganze Pflanze durchaus kahl sind. Die blaugriinen ovalen oder langlich ovalen Blatter sind spitz, 1—2 Zoll lang, am Rande mit sehr kleinen, entfernt ge- stellten Zihnen und mit dem herzfér- {ormig-speerformigen Grunde den Sten- gel entweder halb umfassend oder auch ganz umfassend, so dass der Blattgrund vom Stengel durchbohrt erscheint. Bliithenstiele 1-blumig, achselstindig, so lang oder etwas langer als das Blatt. Kelchblatter oval-lanzettlich, spitz, 4—

SS

5 Linien lang. Blumenblatter gross, ver- kehrt-oval, goldgelb. Friichtchen kahl, zu 3—5 im Mittelpunkt der Blume. Wir erhielten die gefiilltblumige Ab- art aus Garten Englands als Hibbertia perfoliata, ohne Bezeichnung, dass es eine Abart sei, kénnen also tiber de- ren Entstehen nichts sagen. Ein sché- ner Bliithenstrauch fiirs niedrige Kalt- , haus, der seine Blumen von Mai bis Juli entwickelt. Gehért zu den leicht © gedeihenden Strauchern Neuhollands, der in eine Mischung aus 2 Theil Hai- deerde, 1 Theil Rasenerde und etwas | Sand gepflanzt wird. Vermehrt sich ziemlich leicht aus Stecklingen.

(E. R.) Erklarung der Abbildung. a. Die gefilltblumige Abart. b. Eine

Blume der gewohnlichen einfach bliihen- den Form.

c) Die ichten Vitis-Arten Nordamerikas und des Ostens und Siidens Asiens, welche im nordlichen Deutschland im freien Lande aushalten.

(Hierzu Tafel 765.)

Ampelideae.

Miquel, Bentham und nach ihnen | die Gattungen Cissus und Ampelopsis

auch C. Koch in dem ersten Theile sei- ner yortrefflichen Dendrologie, haben

wieder mit Vitis vereint. Wir glauben aber, dass wir es hier mit 2 guten

hy if fs

I, Originalabhandlungen.

natiirlichen Gattungen zu thun haben, naimlich mit Ampelopsis Michaux (Asa Gray Gen.) welche zusammenge- setzte, mit auf gemeinsamen Blattstiel fingerformig gestellien Blattchen besiizt, und wo ferner der Fruchiknoten am

~Grunde von keinem ringformigen lap-

pigen Nectarium umgeben ist, und mit Vitis Tournef. oder den iichten Reben. Die letzteren haben einfache, gelappte oder fiederf6rmig zertheilte, aber niemals fingerférmig gestellte Blit- ter und der Fruchtknoten ist am Grunde von einem ringf6rmigen lappigen Nec- tarium umgeben.

Unter den Vitis-Arten ist Vitis vinifera L, oder unsere aichte Wein- rebe am bekanntesten. Wie von so mancher seit Jahrtausenden der Cultur unterworfenen Pflanze, kann man aber

_ auch von unserer Weinrebe das Vater-

.

¥

land /< | Allerdings findet man dieselbe im Cau-

casus, im Oriente, auf den Inseln des Griechischen Archipelagus etc. in ver- wildertem Zustande, ahnlich wie auch unser Aplelbaum als Fliichtling der Cultur in unsere Waldungen uberge- gangen ist. Wirklich wild bat man aber stets nur verwandie Arten, wie die von uns Jahrgang 1861 Tafel 339 der Gartenflora abgebildete V. (vini- fera) amurensis, gefunden. Nach un- Ce ae

serer’ Ansicht ist unsere achte Wein- rebe das Product der mindestens 6000 Jahre zuriick reichenden Cultur, ent- standen durch Vermischung der For- men einiger Arten, die auch jetzt noch wild nachgewiesen werden kénnen, und zu denen der eben erwihnte V. amu- rensis gehort.

Wir haben die in Russland und Deutschland cultivirten ‘achten Vitis- Arten, vereint mit den in der reichen

Gartens an in Asien und Nordamerika wild ‘gesammelten Exemplaren ver- glichen, und sind da zu dem Schluss gekommen, dass Nordamerika und der Osten Asiens verhiltnissmissig nur we- nige gute Vilis-Arten besitzt, die aber wiederum in zahlreichen Formen vor- kommen.

Bevor wir zur Betrachtung dieser Vitis-Arten tibergehen, wollen wir vor- aussenden, dass diese nach Ausschluss der Gatiung Ampelopsis, wieder in 2 natirliche Gruppen zerfallt,

Die erste dieser Gruppen trigt ihre

Blume in dichotomisch veriistelten fla—-

chen Trugdolden und die Blumenblitter treten beim Oeffnen der Blumen von der Spitze aus sich lésend auseinander. Dieses sind die friiher zu Cissus ge- rechneten Arten.

Die zweite Gruppe, zu der auch unser gewohnlicher Weinstock gehort, wagt die Blumen in rispenformigen

Straussen, welche aber bei kiimmerlich

bliihendenExemplaren bis zur einfachen oder am Grunde_ verastelten Traube, in der die Blumen meist haufchenweise zusammenstehen, herabsinken kann. Die Blumenblaiter sind bei dieser Gruppe mutzenformig verwachsen und lésen sich beim Oeffnen der Blumen am Grunde und fallen sofort ab. Die zu dieser letzten Gruppe gehirenden Ar- ten bilden die Gattung Vitis im enge- ren Sinne.

Dieses vorausgeschickt, geben wir zundchst die Uebersicht der betreffen- den Arten nnd Abarten 1),

A. Blumen in Trugdolden. Blumen-

ae ee ie

1) Conspectus specierum generis Vitis regiones Americae borealis, Chinae borea- lis et Japoniae habitantium.

A. Inflorescentia cymosa. Petala sab

Sammlung des Herbariums des K. Bot. | anthesi patentia, mox decidua,

13*

195

Gir. 7

196

blatter zur Zeit der Blithe abstehend,

bald abfallend.

a. Trugdolden stehen dem Blatt ge- geniiber und entspringen aus den Aesten des gleichen Jahres.

* Blatter ein bis mehrmals gefiedert. 1) Vitis arborea L. ** Untere Blatter 3-lappig, obere 3-blatterig. 2) Vitis incisa Nutt. **% Blatter ungetheilt oder handfor- mig gelappt. 3) Vitis heterophylla Thbrg.

b. Trugdolden entspringen aus den

Aesten des letzten Jahres. 4) Vitis inconstans Miq.

B. Blumen in rispenformigen Straus- sen oder Trauben. Blumenblatter miitzen- formig verwachsen, beim Autbliihen am Grunde sich lésend und abfallend,

a. Blitter auf der untern Seite lings der Venen kurz behaart, seltener ganz kahl.

5) Vitis vulpina L. b. Blatter entweder alle, oder nur

a. Cymae oppositifoliae, e ramis hornoti- nis egredientes. * Folia pinnata v. pinnatim composita. 1) Vitis arborea L. ** Folia inferiora triloba, trifoliata, 2) Vitis incisa Nutt. *** Folia integra v. palmato-lobata. 3) Vitis heterophylla Thbrg. b. Cymae e ramis anni praeteriti egre- dientes. 4) Vitis inconstans Miq. 3. Inflorescentia thyrsoideo - paniculata y. rarius racemosa. Petala calyptratim co- haerentia, sub anthesi basi soluta simul se- cedentia. a. Folia infra ad venas plus minus hir- tula y. rarissime omnino glabra. 5) Vitis vulpina L. b, Folia nune omnia, nunc juniora tan-

superiora

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

die jungen in der Entwickelung begriffenen auf der untern Seite dicht filzig.

6) Vitis Labrusca L.

(2) 1. Vitis arboreaL. Baum- artige Rebe,

Zweige aufrecht, nicht rankend. Blatter 1- oder 2- oder 3-fach gefie- dert, mit ovalen oder rundlichen grob- gezahnten kahlen Blattchen. Stammt aus den siidlichen und mittleren Staaten Nordamerikas und erfordert eine gute Laubdeckung behufs gliicklicher Ueber- winterung, Blumen in Trugdolden, Blumenblitter abstehend und bald ab- fallend. |

(3) 2. Vitis heterophylla Thbrg. Verschiedenblatterige Rebe.

ee

tam in pagina inferiore dense to- mentosa, 6) Vitis Labrusca L.

(2) Vitis arborea L.; ramis erectis; foliis pinnatis v. pinnatim compositis, gla- bris; foliolis ovatis v. subrotundis, grosse dentatis; cymis oppositifoliis; petalis sub anthesi patentibus, mox deciduis. Y. arborea L. spec. ed. I. 208. C. Koch dendr. I. 558. Jacq. h. Schénnbr. tom. IV. tab. 428. Willd. spec. pl. I. pag. 1183, Vitis bipinnata Torr. et Gray FI. of North Am, I. 243. Ampelopsis bi- pinnata Michaux fl. bor. am. I pag. 160, D. C. prodr. I. pag. 633, Vitis pinnata Vahl. symb. II. p. 43. Ampelopsis pinnata D. C. prodr. I. pag. 633. Cissus stans Pers. syn. I. pag. 143. OC. bipinnata Kill. sk. I. pag. 304. Virginia, Georgia, Arkansas.

(3) Vitis heterophylla Thbrg.; ramis scandentibus; foliis cordatis, integris v. 3—9-lobis, grosse dentatis, subtus inpri- mis ad venas nervosque hirtulis, rarius sub- glabris; cymis oppositifoliis, ramis horno- tinis insidentibus; petalis 5, sub anthesi patentibus, mox deciduis; baccis pallide caeruleis sapore injucundo. Habitat in America boreali-occidentali, in Mandschu-

I. Originalabhandlungen. 197

Zweige rankend. Blatter einfach oder handférmig 4—5-lappig, grob ge- zabnt, auf der Unterfliche vorzugsweise langs der Venen und Nerven kurz be- haart, seltner fast kahl. Trugdolden stehen dem Blatie gegeniiber, sind bald so lang, bald kiirzer als das Blatt, und entspringen aus den Trieben des gleichen Jahres. Blumenblattchen 5, kurz nach dem Oeffnen der Blumen abstehend, bald abfallend. Griffel so lang oder langer als der Fruchtknoten zur Zeit der Bliithe. Beeren von Erb- sengrdsse, hellblau, wegen des unan- genehmen Geschmackes ungeniesshar. a. cordata; Blatter herzformig, un-

getheilt oder kurz dreilappig, Spitze

und Lappen zugespitzt und mit spitzem Winkel zwischen den Lap- pen.

In den siidlichen und westlichen

Staaten Nordamerikas, in Asien, in

der Mandschurei am Ussuri, in Ja-

pan bei Hakodate und auch Nippon.

Gehort zu den harteren hochwach- ria et Japonia. Y. heterophylla Thbrg. fl. jap. pag. 103,‘— Mig. ann. Musei Lug- duno Batavi I. pag. 92. Ampelopsis he- terophylla Sieb, et Zucc. in Abh. der Math. Phys. Cl. zu Miinchen 1846 pag. 197.

a. cordata; foliis cordatis, acuminatis, indivisis v. breviter trilobis, lobis apice acuminatis basi-sinu acuto. V. he- terophylla «. et g. Thunbrg. ic. fl. jap. ined.— Vitis cordata C. Koch, dendr. I. pag. 554. V. indivisa Willd.

Berl. Baumz. Aufl. 2 pag. 538.

Torr. et Gray fl. of N. Am. p. 243.

Ampelopsis cordata Mx. fl. bor. am. I.

159. D.C. pr. I. 6338. Cissus

Ampelopsis Pers. syn. I. 142, Cis-

sus humulifolia Bunge pl. chin. pag.

86. Rgl. fl. uss. pag. 34. tab. IDL.

fig. 1 et 2. Cissus brevipedunculata

Maxim, prim, fl. amur. pag. 68.

Am. borealis. Mandschuria. Japonia.

senden Schlingpflanzen und halt im Winter niedergelegt und mit Laub bedeckt noch in Petersburg gut aus, 8. Maximo wiczi; Blatter herzformig, “rundlich, meist tiéf 5-lappig, selte- ner flach 3-lappig oder selbst ein- zelne Blatter fast ungetheilt, mit gemeiniglich breit ausgebuchtetem Wickel zwischen den Lappen. Lap- pen meist zugespitzt, grob gezahnt und zuweilen abermals buchtig fie- derlappig. Kommt auf den glei- chen Standorten mit der vorher- gehenden auf Jezo und Nippon vor, wo Hr. C. Maximowicz sowohl zahl- reiche trockene Exemplare sam- melte, sowie diese Form auch aus von demselben gesammelten Samen im hiesigen Garten erzogen wurde. Kann als eine schéne eigenthiim- liche Schlingpflanze fiir unsere Gir- ten krafligst empfohlen werden. Wir haben auf unserer beigege- benen Tafel Fig. 2 speciell diese Form in typischer Ausbildung~ab- gebildet. Im Norden der Mand- schurei von Tatarinow gesammelte Exemplare, die aber nur flach 3- lappig, hielten wir friiher irrthiim- lich fiir Bunges Cissus bryonifolia und bildeten solche auch Tafel Ill. Fig. 3. unserer Flora_ ussuriensis unter diesem Namen ab. . elegans; es ist das die wahr-

=

. Maximowiczi; foliis cordato-subro- tundis, saepissime profunde quinquelo- bis, rarius breviter trilobis, lobis apice saepissime acuminatis, grosse dentatis v. subinde sinuato-pinnatifidis, sinu in- ter lobos excavato-sinuato,

Cfr. tab. nostra fig. 2, V. hetero- phylla y. Thunb. ic. jap. ined. C. bry- onifolia Rgl. fl. uss. tab. III. fig. 3 nec. . Bunge. Mandschuria. Japonia.

y. elegans; foliis integris vy. 3—5-lobis

ie)

198

Gartenflora Deutschlands,

scheinlich aus Garten Japans in

Cultur eingefiihrte Gartenform, mit

bald ungetheilten, bald 3—5 lappi-

gen Blaltern, mit bald spitzen, bald ausgebuchtetem Winkel zwischen den Lappen. Die Lappen zugespitzt oder stumpf und die Blatter griin, weiss und rosabunt gefarbt. Wie alle buntblatterigen Gartenformen von bedeutend schwachlicherem

Wachsthume als die Stammformen

und auch gegen Einfluss der Kiailte

viel empfindlicher,

(4) 3. Vitis incisa Nutt. Schlitz- blatterige Rebe,

Blatter ziemlich dick und fleischig, kahl die untersten herzformig oder 3- lappig, die oberen 3biatterig, die Blatt- chen zuweilen 2—3lappig, oder gezahnt; Blumen 4zahlig, in einen Corymbus gestellt; Beeren erbsengross, schwarz. Wachst in Texas und Arkansas. Wir haben diese Art weder in leben- den, noch in trockenen Exemplaren gesehen.

(5) 4. Vitis inconstans Mig. Verinderliche Rebe.,

argenteo roseoque variegatis. Forma hortensis. V. heterophylla C. Koch. dendr. I. 555. Cissus elegans C.

Koch ind. sem. h. berol. 1855 p, 6.—

Cissus elegans et Vitis heterophylla

elegans hort.

(4) Vitis incisa Nutt; foliis sub- coriaceis, glabris, inferioribus cordatis v. 2—3-lobis, superioribus trifoliatis, foliolis dentatis v. 2—3-lobis; floribus tetrameris, in corymbum dispositis; baccis nigris. Toxas. Arkansas. V. incisa Nutt. in Torr. et Gray fl. of N. Am. I. 243.

(5) Vitis inconstans Miq., Planta sterilis: caulibus tenuibus scandenti ra- dicantibus; foliis minoribus, subglabris, nunc late-cordatis antice cuspidato-trilobu- latis, grosse-acuteque dentatis, nunc

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Russlands und der Schweiz.

Die jungen noch sterilen Pflanzen mit diinnen Zweigen und entweder mit breit herzformigen grossgezahnten vorn kurz 3lappigen oder 2 bis 3 blatterigen Blattern, Blattchen grob gezahnt, das mittlere oval, die seitlichen ungleich- seilig. Die fruchtbaren Pflanzen mit herzformigen, vorn 3lappigen und aus- serdem gezahnten Blattern, die unter- halb nur langs der Nerven behaart; Lappen kurz zugespitzt; Trugdolden kurz gestielt, stark gespreizt, aus dem Holze des vergangenen Jahres entsprin- gend. Blumenblatter von der Spitze an auseinandertretend, bald abfallend. Beeren schwarz. Rankt ahnlich wie Epheu, aus den Stengeln Haftwurzeln entsendend, an Mauern und Baumen empor, diese mit freudigem Grin be- deckend. In Japan und im Himalaya heimisch, aber wie es scheint in Eu- ropa noch nicht in Cultur. Die Bee- ren enthalten 2—4 Samen und _ nicht blos 2, wie Miquel angibt.

(6) 5. Vitis vulpina L. Fuchs- rebe.

a

2—8-foliatis; foliolis grosse dentatis, inter- medio ovato, lateralibus inaequilateris. Planta fertilis: foliis cordatis, glabris v. subtus ad nervos hirtulis, antice cuspi- dato-trilobulatis grosse acuteque dentatis; cymis breviter petiolatis v. subsessilibus, e ramis lignosis anni praeteriti egredientibus, divaricato-dichotomis; floribus pentameris, petalis initio vix patentibus, mox deci- duis; bacca pisi magnitudine, nigra, 2—4 sperma. Japonia. Himalaya. Vitis inconstans Miq. Ann. Mus, Lugduno-Batavi I. pag. 91. Cissus Thunbergi Sieb. ‘et Zuce. in Abh. des Ac. zu Miinchen 1846 pag. 195 (pl. sterilis)) Ampelopsis tri- cuspidata Sieb. et Zucec. 1. c. pag. 196 (pl. fertilis),

(6) Vitis vulpinaL.; ramis scanden- tibus; foliis cordatis, integris v. palmato

I. Originalabhandlungen.

Zweige rankend. Blatter herzfor- mig, ungetheilt oder handformig 3—5- lappig, mehr oder weniger tief gezahnt, auf der obern Seite kahl, auf der un- tern lings der Nerven kurzhaarig oder selten ganz kahl. Der Bliithenstand steht dem Blatte gegeniiber an den -Zweigen des gleichen Jahres und bil- det eine straussférmige Rispe oder sel- tener eine einfache oder am Grunde verastelte Traube. Die gracil gestielten Blumen stehen biischelweise zusammen, 5zahlig; Blumenblatter miitzenformig verwachsen und am Grunde sich beim Oeffnen der Blume ablésend und sofort abfallend.

Ist im Osten des mittleren und siid- lichen Asien heimisch und kommt gleich V. heterophylla in zahlreichen Formen vor, deren Haupttypen als Arten be- schrieben worden sind. Hierzu ge- _ horen:

. aw. rotundifolia; Blatter meist rund-

d—d-lobis, grosse v. inciso-dentatis, supra glabris, infra ad nervos hirtulis v. rarius glabris ; panicula thyrsoidea v. racemo sim- plici v. basi ramoso oppositifolio; floribus gracile pedicellatis, glomerulatis, pentame- ris; petalis calyptratim cohaerentibus, basi solutis simulque- secedentibus. Mand- schuria, Japonia, Himalaya, America bo- realis.

« rotundifolia; foliis saepissime cor- dato-suborbiculatis, utrinque v. subtus tantum nitidis, Folia saepissime cordato-suborbiculata v. rarius cordata, antice plus minus acuminata, grosse mucronato-dentata, saepissime integra v- rarius subtriloba, utrinque glabra v. subtus ad nervos breviter pilosula. Baccae magnae sapore amoeno, Occur- runt specimina foliis cordatis utrinque nitentibus aliaque foliis cordato-subor- biculatis utringue opacis. Vitis vul- pina L. teste Torr. et Gray. Fl. of N. Am. I, 345. Vitis rotundifolia

199

lich-herzf6rmig und beiderseits oder unterhalb glinzend, Beeren gross, wohlschmeckend. Ist die Form der siidlichern Staaten Nordamerikas und macht in dem typischen For- men mit den fast kreisrunden am Grunde herzférmigen, gross gezahn- ten, vorn abgerundeten und beider- seits glinzenden kahlen Blilttern durchaus den Hindruck einer guten Art, um so mehr als diese Form in der Cultur zarter als die folgenden. Es gibt aber zahlreiche Uebergangs- formen nach den folgenden Abar- ten. So gibt es Formen mit aus der abgerundeten Spitze kurz zu- gespitzten und selbst mehr lang- lich-herzformigen Blattern, mit un- getheilten und schwach 3-theiligen

‘Blattern, mit beiderseits ganz kablen

Blattern und solchen die auf der Unterseite an den Venen eine kurze Behaarung tragen. Dann sind fer- ner die Blatter entweder auf beiden Seiten glanzend, oder nur auf der unteren Seite, ja wir besitzen in unserem Herbarium Exemplare mit fast rundem kreisférmigem unge- theiltem Blatte, die auf beiden Sei- ten’ mattgriin. In Amerika heisst diese Rebe die Fuchsrebe der siid- lichen Staaten, oder Bullet-grape, auch Bull-grape. Die Beeren be- schreiben Torrey und Gray als gross und wohlschmeckend. Dagegen scheint es von C. Koch (Dendr. I. pag. 554) eine Verwechslung zu sein, wenn er sagt, die Trauben miissten erst einen Frost erhalten, um wohlschmeckend zu werden, weshalb die Amerikaner solche Win-

Mx. fl. bor. am. II. pag. 231.— D. C. prodr. I. 635.

200

B.

ter- und Frosttraube nennen. Die- ses letztere gilt von unsern Abar- ten 8. und e.

. cordifolia; Blatter herzformig,

zugespitzt, mit grossen in einen kurzen Mucro ausgehenden Zahnen, ungetheilt oder fast dreilappig, bei- derseits nicht glinzend. Beeren schwarz, sind anfangs herb und er- halten erst, nachdem sie Frost er- halten haben, einen angenehmen Geschmack, weshalb solche in Amerika Wintertraube und Frost- traube genannt werden. Auf der unteren Seite sind die Blatter langs der Hauptnerven mehr oder weni- gar kurzhaarig.

Eine schéne und selbst noch im Petersburger Klima harte Schling- pflanze. Von Canada bis Florida und Arkansas verbreitet, in Japan selten,

parvifolia; diese Rebe ist in Japan und in den Gebirgen des stidlichen Asiens heimisch und ist kaum von der vorhergehenden Form durch meist kleinere Blatter und ferner durch den. oft eine einfache

cordifolia; foliis cordatis, acumina- tis grosse mucronato-dentatis, indivisis v. subtrilobis, utrinqgue opacis. Fo- lia subtus ad nervos plus minus hir- tulae. Baccae nigrae.— Canada, Flo- rida, Arkansas, V. cordifolia Mx. fl, am. bor. II. pag. 231. Torr. et Gray fl. of N. Am. I, 244. D. OC, pradr. I. pag. 634. Y. vulpina Torr. fl. am. I. pag. 264,

parvifolia; foliis minoribus saepis- sime indivisis v. a praecedente diversa. Japonia et in montibus editioribus Asiae australis. VY. parvifolia Roxb. fl. ind. I. pag. 663. V. flexuosa Thbrg. in Trans, Linn. soc, III. 332. Sieb, ‘et Zucz. l. c, pag. 179, Thbrg.

do. amurensis;

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Traube oder am Grunde schwach verastelte Traube bildenden Bliithen- stand zu unterscheiden. Auf die in der Anmerkung gegebene Syno- nymie verweisend, bemerken wir, dass wir von Miquel aus Java uns als V. flexuosa gesendete Exemp- lare besitzen, welche nicht mit der Pflanze Japans vereinigt werden koénnen. Letztere liegt uns in zahl- reichen von C. Maximowicz ge- sammelten Exemplaren vor. Die Pflanze Javas unterscheidet sich durch einen grossen stark veristel- ten rispenformigen Bliithenstand mit sehr kurz gestielten, fast kopf- formig vereinigten Bliithen, sowie durch die im Zustande der Ent- wickelung mit dichtem Filze beklei- deten jiingsten Zweige und Unter- seite der Blatter. Blume hat diese Art als V. sylvestris beschrieben. Ausserdem ist zu bemerken, dass Thunbergs Abbildung von V. flexuosa in dem nicht herausgegebenen Ma- nuscript derselben, das sich im Be- sitze des K. Bot. Garten in Peters- burg befindet, vollstandig mit den von (©. Maximowicz gesammelten Exemplaren tibereinstimmt.

Blatter herzformig,

ic. plant. japon. ined. D. C. prodr. I. 634. Mig. Ann. Mus. Lugd. Bat. I, 92 excl. speciminibus javanicis. V. indica Thbrg. fl. jap. pag. 103. V. suecisa Hance in Walp. ann. II. 231.

- amurensis; foliis cordatis, 3—5-lo-

bis v. rarius indivisis, lobis antice ro- tundato-acutis v. breviter acuminatis, mucronato-dentatis; baccis atrocaeru- leis, sapore amoeno, Folia subtus in rete nervorum breviter hirtula, sinu interlobos acuto vy. obtuso. Mand-

. gehdrt _Schlingpflanzen zur Deckung von” - Laubengiingen u. s. f., sie bliihet auch bei uns jahrlich, noch nie Friichte an, da alle unsere _Exemplare constant nur mit mann- lichen Blumen bliiheten. Eine Form _derselben, welche im Herbste vorm

eon

I. Originalabhandlungen, 201

5—5-lappig oder seltener einzelne ungetheilt; die Lappen vorn abge- rundet spitz oder seltener kurz zu- gespitzt, mit in kurzen Mucro aus- gehenden Zihnen. Beeren schwarz- blau, von angenehmen Geschmacke, Auf der untern Blattseite findet sich eine kurze rauhliche Behaarung. Diese im Amurgebiete und dem Ussurigebiete haufige Rebe haben wir friiher als Vitis vinifera amu- rensis (Grifl. 1. c.) abgebildet. Die- selbe ist auch vine der Stammfor- men unserer gewohnlichen Wein- rebe, woriiber bei der letzteren das weitere besprochen wird. Dieselbe halt noch im Petersburger Klima, im Winter niedergelegt und mit Laub bedeckt, ganz gut aus und deshalb zu den besten

setzte aber

Laubfall schon blutroth gefarbte Blatter besitzt, bildeten wir tab. A424 der Gartenflora als V. Thun- bergi ab, unter welchem Namen wir dieselbe aus Samen erzogen, die aber wahrscheinlich nicht aus Japan, sondern aus der Gegend

shuria in regione amurensi et ussu- riensi. Vitis amurensis Rupr. in pl. Maak. pag. 524. Maxim. prim. fi. jap. pag. 69. C. Koch. dendr. I. pag. 548. V. vinifera 8. amurensis

Rgl. tent. fl. uss. pag. 36. Rel. Grtfil. 1861 tab. 339. Mig. in Ann. Mus. Lugd. Bat. I. pag. 92, Y.

Thunbergi Rgl. Grtfl. tab. 424 (forma fol. actate sanguineis).

|

. riparia;

des Olga-Hafens an der Russisch mandschurischen Kiiste stammten. Wegen der schénen Farbung des Laubes im Herbste ist diese letz-

tere Form fir die Cultur eine. der.

schénsten. Die V. amurensis nih-

eft sich wegen der an den jungen

Blaittern tiber das ganze Adernetz der untern Blattseite verbreiteten kurzen Behaarung der Y. aestivalis, doch fehlt derselben die dichte filzige Behaarung der _ jiingsten Zweige, welche fir letztere Form charakteristisch. Dennoch bildet Y. amurensis gleichsam eine Ueber- gangsform von V. vulpina nach V. Labrusca, so dass eine Vereinigung beider durchaus nicht unbegriindet erscheinen wiirde. Unter den zahl- reichen von C. Maximowicz in Ja- pan gesammelten Vitis- Arten fin- det sich kein Exemplar der V. amurensis,

. viparia; a; Blatter herzformig, 3—5-

lappig, gross- oder selbst einge- schnilten-gezahnt, Lappen und Zahne stark zugespitzt, Beeren von der gelblichen Farbung bis zur tief purpurnen tibergehend. In Nord- amerika von Canada bis Virginien

——

foliis cordatis, 3— 5-lobis grosse v. inciso-dentatis, lobis denti- busque valde acuminatis; baccis flaves- centibus vel purpurascentibus.

America borealis a Canadu ad Vir- giniam et Arkansas. V. riparia Mx. fl. am. bor. II. 231. Torr. et Gray fl. of N. Am. I. 244. D. C. prodr.

L. 685, = We _odoratissima Donn. Abs onsen

pl. hort. Canatabr. 66. V. palmata Vahl. symb. III. pag. 42. V. virgi- niana Poir. dict. VIII. 608. D. C. prodr. I. 635. V. incisa Jacq. hort. Schénbr. tab. 427. Y. Solonis hort. V. dentata herb. Nees.

a

202 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

und westlich bis Arkansas. In Amerika wird diese Form, dié sich der Form £. anschliessend, haupt- sichlich durch starker gelappte und oft tief eingeschnittene, gezihnte Blatter, so wie stark zugespitzte Lappen und Zahne_ unterscheidet, gleichfalls ,,Winterrebe“ genannt, Aus Asien sahen wir diese Form nicht. Bei den wild gesammel- ten Exemplaren reichen die Lappen gemeiniglich bis zu 1/3, seltener bis fast zur Halfte der Blattfliche und der Winkel zwischen den Blatt- lappen ist spitz. In Cultur kommt eine Form vor, deren Lappen bis iiber die Mitte der Blaltflache, ja zuweilen fast bis zum Blatigrund reichen, und wo der Winkel zwi- schen den Blattlappen haufig stumpf ausgebuchtet ist. Diese Form mit so tief geschnittenen Blattern ist es, welche sich als V. palmata und V. dentata in den Garten findet.

~~ Als_von_ sehr tippigem Wachsthum

und ebenso hart als var. d., als schone Schlingpflanze zu. empfehlen,

(7) 6. Vitis Labrusca L. Isa- bella-Rebe.

Gleichfalls, wie V. vulpina in Nord- amerika und im Osten des mittleren und siidlichen Asien heimisch und in zahlreichen Formen auftretend, welche sich von Y. vulpina nur durch die dichte filzige Behaarung unterscheiden, welche letztere stets die untere Seite der jiingsten Blatter und die in der

(7) Vitis Labrusca L., ramis nas- centibus foliisque in pagina inferiore dense tomentosis. Caetera ut V. vulpi- nae. America borealis, Japonia, Hi- malaya.

Entwickelung begriffenen jiingsten Triebe deckt. '

Unter den Formen unterscheiden wir nach der dichteren oder loseren Behaarung der Blatter zunachst drei Formen und von den beiden ersten wieder je nach der Blatttheilung, je 4 mit einander parallel gehende Unter- formen.

a. typica; Blatter oberhalb fast kahi, unterhalb mit dichtem stehenblei- bendem weisslichem oder rostbrau- nem Filze bekleidet. In Nord- amerika und Japan.

Es ist das im engeren Sinne die

Vitis Labrusca L. Nordamerikas und

die V. Thunbergi Japans. Torrey

und Gray unterscheiden unter an- deren V. Labrusca auch dadurch von V. aestivalis, dass sie die er- stere, als mit weisslichem, die an- deren mit rostbraunem Filze be- kleidet, beschreiben. Das ist aber von Seiten dieser sonst ausseror- dentlich exacten Beobachter ein

Fehler, denn die achte V. Labrusca,

kommt haufiger mit rostbraunem

Filze, als mit weisslichem Filze be-

kleidet vor. Als Unterformen in

Bezug auf Blatiform sind aufzu-

fihren:

a. grandifolia. Blatter ziemlich

a, typica; foliis supra subglabris, sub- tus tomento denso persistente albido v. ferrugineo vestitis, America borealis, Japonia, V. Labrusca L. spec. 293, D. C. prodr. I. 634. Torr. et Gray fl. of N. Am, I. 244. Jacq. hort. Schénbr. V. tab. 426. Thbrg. fl. jap. pag. 103. V. Thunbergi Sieb. et Zucc. in Abh. d. Ac. d. Wiss. in Minch. 1846 pag. 198. Ludit:

a, grandifolia; foliis maximis, late cordatis, indivisis 'v. angulato-sublo- batis, Y. Labrusca Jacq. 1. c.

|

ae

a.

- verbreitet ist,

1. Originalabhandlungen.

gross, breit-herzformig, ungetheilt oder schwach eckig-gelappt.

Es ist das die Form, welche Jac- quin Tafel 425 des Hortus Schonbrun- nensis abbildet, und welche gleichzeitig sowohl von Amerika aus als Catawba- und Isabella-Rebe in den Girien hiufig sowie wir durchaus die gleiche Form als V. Thunbergii aus Japan sowohl aus Samen erzogen, so- wie in zahlreichen von Hrn. ©. Maxi- mowicz gesammelten Exemplaren vor uns zu liegen haben. Die Farbe der Beeren ist bei den Pflanzen Japans und Nordamerikas eine tief-blaue. Alle in Japan wachsende Formen yon Y. La- brusca, welche Hr. Maximowicz beob- achtete, hatten Beeren von der Grésse einer grossen Erbse oder kleinen Ha- selnuss und besassen einen sauren Ge- schmack. Das gleiche scheint bei den in Nordamerika wild wachsenden For- men von Y, Labrusca der Fall zu sein und die aus Nordamerika nach Europa iibersiedelten Catawba- und Isa- bella-Rebe, welche durchaus den Habitus, Wuchs, Blattform von der in Rede stehenden Form «a. a. theilen, sind schon Producte der wilden Vitis Labrusca in Folge der Cultur im Gar- ten, wo solche die Form mit gréssern Beeren, von angenehmem siissem mus- kirtem Geschmsck gebildet ee:

Im_Garten gebort

Roe a. lypica a, ia..zu den

imponirendsten und besten Schlingpflan- “zen, indem solche dicht stehende bis 4 Fuss im Durchmesser haltende herz- formige Blatter bildet, die unterhalb

VY. caribaea Wright herb. V. Hey- neana R. et S. syst. V. 318. Jacq. voyage IV, 32 tab. 36. Am. bor, et Japonia.

203

mit einem meist schwach rostbraunen oder weissgrauen Filze bekleidet sind, wodurch der Effect der dunkelgriinen © Farbe der Oberseite des Blattes noch erhéhet wird. Dazu ist gerade diese Form, wie es scheint, eine der harte- | sten fiir ein_r rauhes Klima, indem sie | im hiesigen Botanischen Garten schon © eine Reihe von Jahren leicht im freien” Lande iiberwintert und einen noch tip- ' pigeren Wuchs als V. vulpina amuren- | sis besitzt, deshalb also zur Bekleid- ung von ‘Veranden, Bildung von Festons, _ fiir den rauhen Norden unersetzlich ist. | Freilich verlangt auch diese Rebe bei ~ uns im Winter einen Schutz durch | Laubdeckung der niedergelegten Re- ben. In Nordamerika geht diese Form von Canada bis nach den siidlichen und westlichen Staaten und in Japan kommt solche nicht blos auf Nippon und Jeso vor, sondern ist selbst noch auf Sac- chalin zu Hause.

b. lobata; Blatter 3— 5- lappig, Winkel zwischen den Lappen spitz. Gleichfalls in Japan und Nord- amerika heimisch. Blatter sind ge- meiniglich kleiner.

c. ficifolia; Blatter bis zu */, oder

b. lobata; foliis 3—5-lobis, angulo in- ter lobos acuto. Am. bor. et Ja- ponia. V. Labrusca «. Thbrg. ic. fl. jap. ined.

ce. ficifolia; foliis ad tertiam v. di- midiam partem laminae 3—5-lobis, angulo inter lobos sinuato. Am. borealis, Japonia', China borealis. VY. candicans Engelm. in Smithson contr. III. 5. 32. C. Koch. dendr. 1, 550. V. mustangensis Buckl. in proc. of ac. Phil, 1861 451. V. coriacea Schuttlew. pl. Riegel. exs. V. ficifolia Bunge in Mem. Petr. II. 86. Koch. dendr. I. 549,

204

bis zur Halfte der Blattfliche 3— D-lappig, der Winkel zwischen den Lappen stumpf ausgebuchtet. Japan und Nordamerika.

d. sinuata; Blatter tief handformig 3—95-lappig, mit breit ausgebuch- tetem Winkel zwischen den Lap- pen; die Lappen spitz oder stumpf, oftmals buchtig - fiederlappig. Nur aus Japan und China gesehen. Schon Thunberg bildet in dem, im Besitz der Bibliothek des K. Bot. Gartens befindlichen Theile seiner nicht herausgegebenen Ab- bildungen diese zierliche Form, als eine Form von V. Labrusca ab. Unsere Tafel Fig. 1 gibt eine Dar- stellung derselben. Die Blatter al- ler von uns gesehenen Exemplare sind unter den Formen der V. Labrusca die kleinsten und im Blattschnitt denen der V. hetero- phylla Maximowiczi ahnlich. In Cultur ist diese zierliche Schling- pflanze nur im Kais. Bot. Garten in Petersburg.

B. aestivalis; Blatter oberhalb fast

kahl; die jungen in der Entwicke- lung begriffenen Zweige, sowie die jungen sich entwickelnden Blatter

—-—

d, sinuata; foliis profunde 3—5-lobis, angulo inter lobos late-sinuato, lobis obtusis v. acutis, saepe sinuato-pin- natifidis, Japonia, China. V. Labrusca g. Thunb. ic. pl. jap. ined.

g. aestivalis; foliis supra subglabris

ramis nascentibus foliisque junioribus in pagina inferiore dense tomentosis, deinde laxe tomentosis. America borealis. Japonia. V. aestivalis Mx. fl. bor. am. II. 230. D.C. prodr. I. 634. Torr. et Gray fl. of N. Am, J. 244, V. vinifera americana Marsch. arb. pag. 165. V. intermedia Mihlbrg. cat. pag. 26,

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

auf der Unterseite dicht rostfarben oder graulichweiss filzig; bei den alteren Blattern wird der Filz all- mahlich immer diinner und durch- sichtiger. Die tief blauen Beeren besitzen auch von der wilden Pflanze einen-angeéiiehmen Geschmack, rei- fen im October und*werden-in Ame- rika ,Sommertraube* genannt. Diese zweite Unterform stellt die V. aestivalis Mx. dar und bewegt sich in den der var. @. durchaus #hn- lichen Unterformen.

a. grandifolia; b. lobata; c. ficifo-

lia; d. sinuata, Alle diese Unter- formen sind in Nordamerika in Con- necticut, Florida und Arkansas hei- misch, —- aus Asien sahen wir von b. nur ein Exemplar aus Nippon und von Form d. Exemplare aus dem Norden Chinas.

Die diimnere durchsichtig filzige Behaarung der Unterseite der alteren

Blatter und der dichte Filz vorzugs- >

weise an den jiingsten Zweigen un- terscheiden diese Unterformen, von denen der var. a.

. grandifolia; foliis magnis, late

cordatis, indivisis v. anguluto-sublo- batis. Am, bor. V. vulpina Jacq. h. Schénbr. V. tab. 425.

. lobata; foliis 3— 5-lobis, angulo in-

ter lobos acuto. Am. borealis, Ja- ponia,

ficifolia; foliis ad tertiam v. di- midiam partem laminae 8—5-lobis,

angulo intra lobos sinuato. V. aestivalis 8. sinuata Mx. le D. C. 1.

. sinuata; foliis profunde 3—5-lobis, angulo inter lobos late sinuato. Mandschuria. Cissus bryonifolia Bunge in Mem. Petr. II. pag. 85 (nec. Rgl. fl, uss.)

Cn eee

eae mah iad eee re a

a |

ne

ef | Archipelagus, im Oriente eic.,

‘|wilderten._ tande_ vor. liche Vaterland derselben ist unbekannt.

I. Orginalabhandlungen.

y. lanata; Blatter oberhalb mit spin- newebeartigem, spiater meist ver- schwindendem Filze bekleidet, unter- halb wie die jiingsten Triebe mil dichtem meist rostbraunem, selten graulichem Filze. Die grossen Blatter sind herzformig, entweder ganz ungetheilt oder undeutlich ge- lappt. Im Himalaya heimisch. 7) Vitis vinifera L. Aechte

Weinrebe.

Die achte Weinrebe kommt im Cau-

‘casus, auf den Inseln des griechischen

es"

Bas: eigent-

Die Zahl der Formen der achten Wein- rebe ist sehr gross. Schon Decandolle sagt, dass im Garten des Luxembourg

zu Paris tiber 1400 abrsaien dersel- ben cultivirt wurden arunter sind _ Formen mit unterhalb filzigem, schwa- cher behaartem und solche mit beider- seits kahlem Blatt. Ferner solche mit blauen, réthlichen, gelben und griinen Beeren. Ferner Formen auf herz{érmi- gem, ungetheiltem, handformig flach- und tiefgetheiltem Blatt, ja selbst wie bei der bekannten Petersilienrebe mit viel- fach zertheiltem Blatte. Die Form der Beeren kugelrund und langlich, der Ge- schmack siiss oder muskirt, oder bei einigen Sorten auch sauer.

Bedenken wir nun, dass die Wein- rebe nachweisbar schon iiber ah- re in Cultur befindlich ist, dass die- selbe ; vom Siiden Asiens und dem Orient sich tiber alle Theile unseres Erdballs als Culturpflanze ausgebreiiet,

y lanata; foliis supra arachnoideo-to- mentosis, infra dense tomentosis. Himalaya. V. lanata Roxb. fi, ind. I, 661. Folia cordata, indivisa vy. vix lobata, mucronato-dentata,

In)... V.er—...

: 205

wo deren Cultur noch méglich, so kommen wir um so mehr zum Schluss, dass V, vulpina und V. Labrusca..als die beidén ‘Stammarten, der ichten Wein- rebe zu betrachten sind, als a) Vilis vinifera die Charaktere und den For- menkreis beider Arten in sich vereini- get und mit Ausnahme des Geschmackes der Beeren kein Charakter existirt, durch welchen sich V. vinifera von den Formen von VY. vulpina und V., Labrusca_ unterscheidet, b) Es aus der vorausgehenden Zusammenstellung der wilden Formen von Vitis Labrusca und Vitis vulpina sich ergibt, dass beide Arten im Osten des mittleren Asien, in der Mandschurei, in China und in den Gebirgen Ostindiens heimisch sind, also von dort aus, um so mehr von den dltesten Culturvélkern in Cultur genommen werden mussten, als es auch unter den wirklich wilden Formen bei- der ‘Arten solche mit wohlschmecken- den Friichten gibt. c) Es wire mithin V. vinif L. keine urspriingliche Art, sondern das Mi von

anbriaisind langer Cauae von V. vul- § *

pina und VY. babensen

Beim Apfelbaum haben wir schon Px

wiederholt darauf aufmerksam gemacht, dass Pyrus prunifolia, P. Sieversi und P, elaeagrifolia wahrscheinlich

Fuchsien, Verbeuen, Erdbeeren etc.,

Beispiele von Culturpflanzen sind, deren |

unter sich verschiedene Stammarten erst in neuerer Zeit in unseren Garten eingefthrt wurden und durch gegensei- lige Befruchtung Bastarde _ lieferten, welche die Stammeltern der jetzigen Culturragen sind, die in ihrem bedeu- tenden Formenkreis nicht blos die ur- spriinglichen Arten mit einander ver- binden, sondern durch Absonderung

—— Stammart unseres cultivirten Apfelbaums (P. Malus) sind, dass die Peiunien,

eS a eS

Oey nn secre ene AOT LEONE

206

und Auswahl einzelne Eigenthiimlich- keiten in Bezug auf Bliithenfarbe, Blii- thengrésse, Geschmack und Grésse der Frucht ausgebildet haben, wie solche bei den urspriinglichen Stammarten vergeblich gesucht werden. Ueberhaupt ist es mehr als wahrscheinlich, dass fast alle unsere wichtigsten Culturpflan- zen, die in einer endlosen Menge von Formen sich bewegen, nicht aus einer urspriinglich wilden, sondern aus der Yermischung mehrerer urspriinglich wilder Stammarten hervorgegangen sind. i ae (E. BR.)

Erklarung der Abbildung. 1) Vitis Labrusca L. a@. typica, d. sinuata, bliihender Zweig in na-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

tiirlicher Grdsse. a. Bliithenknospe, wel- che sich zu Offnen beginnt. b. Die ab- gefallene Blumenkrone. c. Die Bliithe nach dem Abfallen der Blumenkrone. d. senkrechter Durchschnitt durch die Bliithenknospe und den Fruchtknoten. e. Senkrechter Durchschnitt durch die junge Frucht. f. Senkrechter Durch- schnitt durch den reifen Samen, im Grunde des grossen Eiweisskérpers sieht man die Keimpflanze liegen. Die Figuren a bis f sind vergréssert.

2) Vitis heterophylla Thbrg. 6. Maximowiczi, bliihender Zweig in natiirlicher Grésse. g. Die im Oeff- nen begriffene Bliithenknospe, vergrés- sert. h. Kelch, Nectarium und Frucht- knoten, nach dem Abfallen der Blumen- krone und der Staubfaden vergréssert.

2) Blumen-, Obst- und Gemiise-Ausstellung*) in Wien,

Die Friihjahrs- Ausstellung An- fangs Mai erfreule sich einer gros- sen Theilnahme reichlich waren die Einsendungen prachivoll waren ein- zelne Gruppen die_biiihenden Or- chideen aus Abel’s Etablissement er- regten die Verwunderung der zahlrei- chen Besucher Oncidien, Cypripe- dien, Uropedien, Phajen u. m. a. stan- den in vollster Bliithe, das sonderbare Nidularium splendens mit brauner Bliithe,

a

*) Da das Gébuude der Gartenbau-Ge- sellschaft, in welcher fiir gewohnlich die Blumenausstellungen stattfanden, zu Con- certen und Restauration hergerichtet wurde, so finden sich selbe unter einem eigenen Zelte (eine fir Wien neue Form von Aus- stellungsraum) in der Weltausstellung,

die bliihende Franciscea aus Brasilien u. °

s. f., ausserdem waren zahlreich ver- lreten die Palmen, Cycadeen, Baumfar- ne, Coniferen, die Cantua dependens u. s. f Aus dem herzogl. Braun- schweig’schen Garten (in Hieizing bei Wien) sah man zwei riesige Dracaena Draco, dann Aralia Sieboldi, Clianthus Dampieri, Areca sapida u. m, a. Hr. Linden sendete eine werthvolle Suite von Coniferen, darunter Araucaria Bidvilli, Cycadeen, Farne, worunter miachtiges Exemplar von Todea africana, auch zierliche Varietiten von Acer pal- matum etc.; prachtvolle Rosenflora in allen méglichen Farben; schéne Col-

?

lection von Calceolarien; eine Samm=

lung von Alpenpflanzen,

worunter ein | Rubus arcticus aus Grénland in Bliithe,

I. Originalabhandlungen,

»— In der Mitte des Zeltes prangten zwei Gruppen Azaleen, sinnig zusam-

_mengestellt von dem mit rothen Flam-

,

' er cee zu os Purpurroth einer anderen Varietat.

manaapaeD ar neten Milchweiss Zum VI LE J ove J

enone der Azalea

Nebenan ist ein grossartiges Pal- menhaus als Ausstellungsobject. Im Freien gepflanzt, finden wir auch mehrere Coniferen u. a. Pflanzen von Smith, Rodeck, Linden, Bach- raty u. A. eingesendet: Araucaria imbricata, Wellingtonia gigantea, Cha- maecyparis nutkaensis var., Cham. pisi- fera plumosa, Cephalotaxus Fortunei, Thuya compacta, Juniperus tamarisci- folius, Abies Nordmanniana, Cedrus Deodora, Cantua dependens, Clianthus magnificus, baumhohe Camellien u. s. f.

Weiters finden wir die mneuesten Culturmethoden von Obstbiumen, dar- gestellt von Durand, Ballet, Rosen- thal, dem grafl. Zichy’schen pomolo- gischen Etablissement, u. z. Apfel, Birnen u. a. in Pyramide-, Kelch-, Stern u. m.a. Formen. Nebenan hat der botanische Garten von Athen eine Parthie Pflanzen, die aber alle in Folge der kalten Tipe sehr viel geliiten ha- ben und wohl erst bei wirmerer Wit- terung sich vielleicht erholen diirften.

Im Giritchen der Japanesen waren auch mehrere Pflanzenarten ihres Lan-

207

des, aber auch da hat die anhaltende Kalle mehreren den Tod gegeben; nur eine Thuya presen: sieht man noch vegelirend. ~~

In Bezug auf die Obstausstellung fand sich wohl sehr vieles, was man auf den grésseren Wiener Markten tag-

‘lich sehen kann, manche aber erregten

allgemeines Staunen wegen der unbe- schreiblich guten Erhaltung, wie z. B. die Birnen aus dem Stifte von Krems- miinster, die Reinette Apfel aus der wiirttemb. landwirthschaftlichen Central- stelle, Weintrauben aus Triest u. m. a.;_ kostbar waren die frischen Erdbeeren aus Heiligenstadt und Miinchen.

Unter den Gemiisen fand sich eben- falls wenig seltenes; Erwahnung ver- dienen die riesigen saftigen Spargel aus Bozen, die machtigen Sellerie und Meerretige aus “WiéiParm: a. von besonderem Interesse waren die Bata- tasknollen und die Cajanusbohnen *) aus Egypten letztere wurden aus Indien in Egypten eingeftihrt, akklima- tisirt und finden allgemeine Verwend- ung als nahrhaite und schmackvolle

eny7 *) Diese Bohnen finden wir auch in der

Egyptischen Abtheilung vielfaltig repra- sentirt.

208

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

3) Holzsammlungen auf der Wiener Weltausstellung

finden wir in fast allen Abtheilungen in mehr oder weniger Anzahl, welche die in den betreffenden Landern vor- kommenden Baumarien reprasentiren; wegen der eigenen Methode der Aus- stellung jedoch verdient allen Vorrang die Griechenlands. In den meisten Sammlungen wird der innere Bau des Holzes gewohnlich durch zwei Schnitte, einen Langs- und einen Querschnitt dargestellt, ersterer soll die Lange und die Richtung der Holzfasern, letzterer die Dichtigkeit und die Zwischenriume andeuten, hiezu sind jedoch zwei Pra- parate néthig, wahrendem auf den von

Professor Orphanides aufgestellten Exemplaren diese zwei Schnitte an ei- nem und demselben Holzstiicke darge- stellt sind, indem er so horizontal als verlical die aussersten Schichten eines Stammstiickes abtrug, wodurch dem Ganzen eine schdnere dussere Gestalt gegeben wird und die Praparate daher in den Museen nur die Halfte des frith- eren Raumes einnehmen.

Bei jedem Holzstiicke ist an der i schéner Form ausgestatieten Btiquette Blatt und Bliithe beigegeben, so wie auch die betreffenden Friichte peitiogen|

(S—r.)

a rr Sao

4) Pflanzenfasern auf der Wiener Weltausstellung. ‘ple:

Unter den in verschiedenen Linder- Abtheitungen ausgestellten Pflanzenfa- sern wollen wir vorlaufig nur folgende auffiihren :

In der Abtheilung von Egypten fin- den wir eine grosse Anzahl von Fa- sern, welche alle zu mehr oder we- niger schénen und festen Geweben Ver- wendung finden, so namentlich wegen ihres seidenartigen Glanzes die Fasern von Asclepias gigantea und von Gom- phocarpus fruticosus, dann von Musa Ensete, paradisiaca und sinensis, von Agave vivipara und americana, von Ricinus sanguineus, Cyperus dives, Hi- biscus cannabinus esculentus und mu- labilis, Phoenix dactylifera, Urtica te- nacissima, Fourcroya gigantea, und erklarlich yon Gossypium _ vitifolium u, Ss. W.

In der Abtheilung von Algier finden wir das Espartogras Soe greet welches zu Korbflechtereien, Tauen, Pa- piererzeugung und das vegetabilische Rosshaar von der Chamaerops humilis als Ersatzmiitel fiir echtes Rosshaar (in Wien unter dem Namen, Afrik“ bekannt). |

Aus der Abtheilung der Niederlin- dischen Colonien erwahnen wir das Chinagras, die seidenartigen Fasern der Urtica nivea, der Ramepflanze, der Cocosnuss (in Oesterreich zur Teppich- Erzeugung verwendet), der Ananassa sativa (fest und glinzend), der Agave cantala (die sog. Waroéfaser, leicht und doch fest), des Brodfruchbaumes (zur Decoration der Ausstellungskasten verwendet), die baumwollartigen Fa- sern aus den Samenhaaren von Erio-

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dendrum anfrectuosum als Polstermate- rial, die Gomutifaser vom Stamme der

Diese Ausstellung war eben so glinzend und reichhaltig wie die erste, nur mit dem Unterschiede, dass dies- mal die Blaitpflanzen, namentlich der Tropen vorwaltend waren; diese Aus- stellung erregte wohl mehr das Inter- esse des Wissenschaftsmannes, welchem manch neues und sellenes vorgefiihrt wurde, jedoch auch der Laie fand man- che Pflanze, die er nur durch ihre im Haushalie gebrauchliche Frucht kennt.

. Der Catalog weist tiber 1000 Nummern —-sauf, wozu noch gegen 100 zuzuzablen sind, die im Parke hie und da zer- AS streut sind, die aus Grassamen_ gezo- genen Basen sind auch als Ausstell-

at ungs-Objecte zu betrachten, \ Im Nachstehenden wollen wir eine Schilderung dieser Ausstellung geben und mit Belgien beginnen, da dieses

Land die, man kann wohl sagen, in je"

der Richtung reichlichsten und vorziig-

liehsten~ Leistungen bot. Die be-

'. deutendste Firma der Welt J. Linden,

§ * “welcher nicht allein die Horticultur ihre

schénsten wundervolisten Erscheinun-

» gen verdankt, sondern wohl auch die

- Wissenschaft Botanik und Geogra-

_ phie wurden iiber ganz neue im

Lind en’s Reisenden durchforschte Lin-

; | der in Kenntniss gesetzt. Wir ,haben

vor Augen eine Sammlung von selte-

nen und neuen Pflanzen vor ailen

-wundervolle Orchideen, darunter als

Noviliten die zum ersten Male bliihen-

den Epidendron Friderici Guilielmi, Epid. VU 1873,

{. Originalabhandlungen.

209

Arenga sacharifera (als Rosshaar ver- wendet etc.). (S—r.)

5) Zweite temporiare Ausstellung des Gartenbaues in Wien; 15. 25. Juni 1875.

vitellinum, ‘Masdevallia Harryana, Odon- toglossum naevia u. m. a., dann mehrere zum ersten Male auf Ausstell- ungen erscheinende Varietaéten von Dieffenbachia (Dieff. imperialis, Dieff. antioquensis u. a.), Philodendron pari- mense, dann Philodendron Lindeni mit seinen prachtig gestreiften Blattern, ferner das netzformig gezeichnete An- thurium crystallinum, Agapanthus um- bellatus im vollsten Bliithenschmucke u. s. f. Hervorragend waren ebenfalls die Palmen (Acantorhiza Warsewiczii, Pritschardia Gaudichaudiana, Pritsch. Martiana, Welfia regia, Verschaffeltia melanochaetes elc.). Von besonderem Interesse wareu ferner: die Collectionen von Handespflanzen, tropischen Frucht- baiumen, Farbhélzern u. s. w. wie Thee, Kaffee, Zimmet, Ingwer, Pfeffer, Mus- catnussbaum, Upas, Tonkabohne, Caje- put, Quassia, China, Sassaparilla, Coca u. s. w. welche aile in kraftvollster Vegetalion waren. Unter den son- stigen hervorragenden Ausstellern ver- dienen Erwahnung: Frau Legrelle d’Hanis von Antwerpen mit Anthurium regale, Philodendron crassipes und be- sonders mit der Vriesia glaziouana, J. Verschaifelt mit prachtvollen Agaven, Cacteen, Yucca, Cycadeen wie Agave Kherkovei, Ag. Verschaf- felli, Ag. Regeli macrodontha, Ag. Whilakei u. a.; Bonapartea glauca, gra- cilis, Dasylirion Hartvegianum, glaucum viridifolium, Yucca californica, cornuta,

14

210

picta, Cycas Rumphia, Escheveria atro- purpurea, Echinocactus anfractuosus, und ein prachtvoller Pilocereus seuilis. -- Al. Dalliere in Gent mit tropischen Pflanzen von besonderer tippiger Ent- wicklung, worunter wahre Prachtstiicke von Latania borbonica, Pandanus utilis, Anthurium Scherzerianum, Todia su- perba, Cypripedium caudatum, Elichry- sum grandiflorum, Nidularium splendens in vollster Blithe u. s. w. deSmet von Gent brachte verschiedene Varie- tilen von Phormum und Eicheverien, welche sich besonders als Teppichpflan- zen eignen diir{ten. von Gent gab eine Suite von pracht- voll bliihenden weissroth gestreiften Amaryllissimlingen. Van Ghelli- nik ebenfalls aus Gent, ausnehmend schéngezogene Selaginella und Maran- ta-Arten; Van Geert (Gent) meh- rere Baumfarrn, unter welchen ein Ba- lantium antarcticum von ansehnlicher Hoéhe; A. Stelzner (Gent) eine reichliche Sammlung von Farrnes, wor- unter besonders die Gold- und die Sil- berfarne beachtenswerth, so wie die Hybriden von Gymnogramme Cheilanthes vom Aussteller erzeugt.

Oesterreich war in jeder Richtung glinzend vertreten; der K, K. Univer- siléts-Garten hatte u. m. a, Farrnen ein wunderbares riesiges Balantium antar- ticum gebracht, prachtvolle Cycas cir- cinalis, riesige Angiopteris evecta u.m, a. EH. Roddek (Wien) vorziiglich cul- livirteBlattpflanzen Dieffenbachia, Croton, Ficus etc. W. vy. Ritter in Gorz sendete reichliche Sammlung von Ca- ladien in iippiger SchOnheit_ und Fri- sche, worunter cin grossartig ent- wickelles Cal. metallicum, A. St6- ger von Schénborn, eine Collection von Gloxinien die zu den schénsten der Ausstellung zu zablen waren, eine

Ch. Boelens.

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Suite von Begonien und Erica, worun- ter manch vorziigliches. Aus dem Herzog von Braunschweig’schen Garten in Hietzing kam eine grossartige Areca sapida mit einem Bliithentrieb der trau- benartig aus dem Schafte herauswachst, fiir unser Klima eine Se i Sian ein “Tlesiges Cybotium princeps , Cyb. Schiedeii ,

Balantium antarcticum u. a. beachtenswerthe Pflanzen; eine Gruppe Rosen und englische Pelargonien waren auch anziehend. Ferner sind zu er- waihnen, die Palmen und Erica von R. Abel u. C. in Hietzing, die Cala- dien, Begonien, besonders eine Aloca- sia metallica aus dem Graf Breuner’- schen Garten zu Grafenegg, wobei auch eine Collection von abgeschniitenen Bliithen von Clematis japonica in be- achtenswerther Grésse und Fiille und mannichfaltiger Farbe; Fuchsien und Hortensien von besonderer Grosse, ge- fiilite Pelargonien u. a. von G. Steck in Wien; .abgeschnittene Bliithen der Viola tricolor maxima von A. Toccano und im freien Lande eine Gruppe von Viola cornuta perf. zu erwahnen kommt ferner, eine Sammlung von kaise Alpen und thine Sagi ein

messer gezogen , ‘dann ‘Blameaheangsts

und Blumenkranze u. Ss. W. . Deutschland war wohl mit we- |

nigen aber wahrhaft imposanten Ex| |

emplaren vertreten ee anderen alata Mare —~ Aes: hoch, Chama

aDracasna hoch uem. a. von O. Liebmann in Dresden; H. Wrede in Liineburg brachte abgeschnittene Blithen von gros- sen Sammtveilchen, worunter einige von sellener Schénheit von Farbe, schwarz- blau, braun mit goldbronce, Purpur

x

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da ragien vor j

Fronbongt 9 sere

rs

I. Originalabhandlungen,

mit gelben Rand, marmorirt dunkel u. S. W. )

Aus Italien und namentlich aus \Verona eine kleine Parthie Nelken, wo- runter nur wenige von den dort nicht so selten cultivirten doppeltgefilllten | Varietiten, Tr 3 aaa

Direct aus Florida sendete J. A. Warren von New-York eine Gruppe Tillandsia und Epidendron, einige da- von auch auf den Stammfragmenten

es eee Santee:

st- und Gemiise-Aussiell-

'ung. Als eine Seltenheit prangte die Frucht einer Vanilla lutescens mit Zweig und Abbildung “des Biuthenstandes aus dem Garten des Senators Jenisch in Flott- beck bei Hamburg. Hier darf ich nicht unterlassen zu bemerken, dass die hier von einigen Personen gedusserte Mein- ung Vanilschoten seien zum_ ersten Male in Europa erlangt worden, irrig ist, denn schon vor circa 30 Jahren hat eine Vanillepflanze im botanischen Gar- ten zu Padua reife Friichte gebracht,

_wie wir schon bei der Notiz iiber den”

verstorbenen Clementi erwihnt haben. Prof. Orphanides aus Athen brachte eine reichhaltige Collection von Agru- men, Orangen und Ciironen aus Grie- chenland, von der Grosse einer Wilsch- nuss (neapolitanische Limonelli) bis zu derjenigen eines Kinderkopfs (Pompel- musen, Ciirus bigaradia, macrocarpa etc.) auch die Sammlung Agrumen von Gardasee verdient ehrenvolle Erwahn- ung. Aus dem Garten des Grafen Szecheny in Horpacs reife Pfirsiche, Melonen, Erdbeeren, worunter die neuen Sorten: Konig von Ungarn, und Koni- gin von Ungarn; Erdbeeren (Wonder- full, Marguerite, Prinz Albert) auch von R. Abel; wieder andere (Goliath, Kai- serin Eugenie, duc de Malakoff) von

L, Bachraty in Wien mit Kirschen,

h d friich Weic seln un eines riic ligen Stachel-

ai waren die {ribreifen Trauben (Chasselas, Napoleon, Espagnol u. a.) in prachtvollen Exemplaren eingesendet * von J. Charmeux zu Thomery; wel- cher in Topf cultivirte Vaccinium macro- © carpa mil Friichten und deren Gelée, so wie Kirschen im Topf ausgestellt hatte, - auch de Goes von Briissel hatte neue

Trauben schon eingesendet. Baltet

fréres hatten Veredelungsmethoden ein- gesendet zur Erlaiuterung des Werkes: yVart de greffer par Ch. Baltet* Paris 1869; so auch Muster von Coniferen zur Winterbeholzung dev Champagne,

fernere” Rhamnus util tilis. sic Lane ~ Za)

one

brachte Becise einjahrige Gehélzver- edlungen neuer Hinfithrung in Topfen, sowie auch finden sich von ihm in der permanenten Ausstellung Obstbiiume als hochstémmige, Pyramiden, Palmete etc.

In Bezug auf Gemiise: es fand sich wohl manch vorziigliches, wenn man aulrichtig gestehen soll, sehr wenig Weltausstellungsmassiges aus dem Garten Graf Breuner in Grafenegg Gurken, besonders neue Hybride durch Kreuzung mit Rollison’s Telegraph und Prinz Albert Gurke, dann Carviol, Kohl- rabi, Erbsen, Salat; riesige Spargel vom landwirthschaftlichen Vereine yon Kibenschuiz in Mahren, die aber in Grosse tibertroffen wurden von jenen die Fr. Zoufaly aus Miltschau einge- sendet hatte; da waren dann Kren- ® wurzeln yon Klempf in Wien, dann ' Artischoken und Blume | gezogen von St wieder Salat, Kohl, u. S. W.

Von Interesse waren einige Spe- cialitéten aus Verona Fenchel, Kiir- bisse (langliche kleine), Bohnen u, a

14%

ni Vien) it dann Gurken, Erdipfel

919 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

welche von dortiger Bevélkerung sehr

gerne genossen werden, bei uns aber

noch eine unbekannte Speise bilden. In nichster Nahe des Zeltes erhebt

* sich ein prachtvolles Palmenhaus von ~ Eisen und Glas aus Wa gner’s Kisen- - giesserei in Wien mit ‘allén néthigen - Apparaten zur Wirme Vertheilung, in *welchem Abel eine reichliche Anzahl ~ yon schénen Palmen eingerichtet hat.

So eben wird der Stamm einer Arau- caria brasiliensis aufgestellt, der eine Héhe von 110 Fuss erlangt; er be- steht aus 21 einzelnen Stiicken, von circa 41/, Schuh, da es wohl nicht moig- lich war, den Baum in seiner Ginze aus Brasilien leichter zu transportiren.

Schliesslich muss ich noch bemer- ken, dass vor kurzem neuerdings eine Sendung frischer Aepfel aus Australien angelangt sind.

Wien, 26. Juni 1873. S—r.

Das Fiirstenthum Monaco hat ein eigenes Gebaude sammt Gartchen errich- tet, um seine Weine, Oele, Parfiimerien, Seide, Majolicagefasse, so wie einen Theil seiner Vegetation zur Anschau-

_ ung zu bringen. Wir finden unter letz-

lerer riesige Agaven, von welchen zwei vor kurzem erst angekommen sind, bereits ihren Blumenschaft in enorme Hodhe emporgetrieben haben, so dass wir wohl baldigst die Freude haben diirften, selbe in fiir uns selte- nem Bliitheschmuck zu bewundern; ferner, bliihende Aloe corniculatum, und ligrinum, Acanthus spinosus und molle ebenfalls in Blithe, Cactus Opuntia mit Bliithen und Frucht, welche so wie in Sicilien auch von ‘don EKinwohnern in Monaco genossen wird, ferner, Ficus elatsica, Eriobotrya japonica u. m. a. Eucalyptus globulus ist ebenfalls in einem kleinen Stémmchen reprasentirt,

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welcher jedoch im Monaco jahrlich wohl 3 Meter hoch wachsen soll, von diesem Eucalyptus werden Weine, Sy- rup und Pulver gezeigt, welche besonders fiir Lungenkranke anempfohlen werden. In der Agriculturhalle Htaliens sind Gespinnste von Spartium junceum aus- gestellt durch den Ingenieur Mannini in Florenz, nach dessen Aeusserung soll die Erzeugung derselben viel vortheil- hafter sein, als jene desLeines. In den Umgebungen von Salerno’ wachst dese Spartium in reichlichster Menge auf trockenem kalkigen-Boden und wird allda zu verschiedenen Gegenstainden verarbeitet, besonders zu Tauen fir Fischerbarken, zu Netzen, namentlich zum Thonfischfang, zu Matien, zu Um- hiillung von Glassgefassen etc. Auf der landwirthschaftlichen Ausstellung -in Wien im Jahre 1866 waren auch derlei Gespinnstproben (und auch von Agave) aus Dalmatien; sie fanden aber wenig Beachtung. Oelkuchen aus Baumwollsamen als Diinger mit 4,50°/, Stickstoff die in Sicilien in Verwendung kommen. Beachtenswerth ist eine Collection der vorziiglichsten Obstsor- ten Italiens von Gallier Vallett der Natur treu ausgefiihrt, erwahnungs- “™. werh ist noch ein Manuscript, in wel- “~- chem die Wein- und Tafeltrauben der | ~ = Provinz Treviso prachtvoll abgebildet © sind, mit Beschreibung der Rebe und der Traube, des Blattes, der Cultury.. und des Bodens der beziiglichen Reb ¢ sorte, der Gehalt an Alcohol der be+/ \ (reffenden Traube, ferner Angabe der) | Feinde der Rebe u. s. w. wahrlich ci Ht Werk, welches vollste Anerkennung ||’ und Nachahmung verdient. Dieses Werk}. wurde im Jahre 1869 ven dem Ackerbau-) Comité in Concyliano geschrieben und’ fiihrt den Titel: ,Ampelografia generale della provincia di Treviso,* §(S—r,)

Il, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

Il.

a) Eingesendet von J.H. Krelage in frischen Blumen.

1) Calochorius Gunnisoni Watson 8. Krelagi Ral. (Liliaceae). Caule pauciflora _ (bifloro); bracteis herbaceis, lineari-subula- tis, pedunculum superantibus; petalis ex- terioribus lineari-lanceolatis, quam interio- res brevioribus, omnino calvis, flavescenti- bus, striis viriscentibus v. nigrescentibus pictis; interioribus cuneato-obovatis, albi- dis, extus calvis basi virescentibus, intus infra medium setis glanduliferis citrinis basi purpureis dense barbatis; glandula transversa ad barbae basin dense breviter flavo papilloso-pilosa; antheris lineari-lan- ceolatis, acutis, flavescentibus, filamenta paullo dilatata vix aequantibus; ovario trigono, stigmatibus tribus complicato-com- pressis paullo recurvatis coronato.

Variat. «. typica; petalis interioribus apice rotundatis, basi atro- purpureis.

6. Krelagi; petalis interioribus apice truncatis, basi albidis.

.Die oben beschriebene neue Abart von

Calochortus Gunnisoni Wats., sendete B. Roezl in lebenden Exemplaren aus dem Felsengebirge und dem Colorado - Territo- rium Nordwestamerikas als C, venustus an Hrn. Ortgies ein. Die bekannte Zwiebel- handlung von Hrn. J.H. Krelage und Sohn in Harlem kaufte sammtliche Zwiebeln an und ein bliihendes Exemplar schickte der- selbe uns Ende Juni dieses Jahres zur Be- stimmung ein, mit der Bemerkung, dass diese Pflanze mit C, venustus Benth. nicht tibereinstimme. Dies ist auch in so hohem Grade der Fall, dass unsere Pflanze zu

Cyclobothra oder den Calochortus-Arten, |

deren Aussere Blumenblatter kiirzer als die innern gehéren wiirde, wahrend C. venus- tus, dessen dussere Blumenblatter langer als die innern, einen Achten Calochortus darstellen wiirde. Ausserdem weicht aber C. venustus durch die inneren Blumenblat-

213

Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

ter die breiter als lang und am Grunde und Spitze mit purpurnem Fleck ab, durch Barthaare ohne Driisen etc.

Die Vergleichung zeigte, dass die vun Roezl gesammelte Pflanze zu C. Gunnisoni Wats. gehort, von dieser aber noch durch am Grunde weisse innere Petalen abweicht.,

Die C. Gunnisoni ist ein zierliches schones Zwiebelgewiichs fiirs freie Land. Die grossen Meissen Blumen halten unge- fahr 21/5 Zoll im Durchmesser. Die inneren Blumenblitter sind aus keilformigem Grunde verkehrt-oval, waren abgestutzt oder abge- rundet, unterhalb der Mitte auf der in- neren Flache tragen dieselben eine gelbe Zone besetzt mit steifen gelben driisentra- genden Haaren und unterhalb derselben sitzt ein queerdurchlaufendes Kissen kleiner sehr dicht gestellter gelber papillenartiger Haare.

Bei dem von Watson beschriebenen C. Gunnisoni ist die Basis der inneren Pe-

talen purpur, bei unserer Abart aber weiss. (E. R.)

b) Eingesendet in frischen Blumen von Haage und Schmidt in Erfurt.

2) GefiildtendG iden. Alles wird durch die Cul ur vOlkonifitier und sché- ner, so sagt der Gartenfreund, wenn wie- derum neue Formen mit gefillten Blumen auftreten, welche der Botaniker als Ent- artung oder Monstrositat bezeichnet, Be- sonders hiufig bilden sich diejenigen Com- positen, welche Bliithenkopfe mit réhrigen kurzen Scheibenblumen und bandformigen langen Randblumen ‘besitzen, zu sogenann- ten gefiillten Blumen um, indem auch de- ren kurze rodhrenformige Scheibenblumen in ein langeres verschiedenartig gestaltetes Blumenblatt auswachsen. Die Chinesischen Astern, die Dahlien, Bellis, Senecio elegans Calendula, sind Beispiele alteren Datums, die schénen gefillten Zinnien, Sanvitalia,

214

Zinnia Haageana, Pyrethrum roseum, sind derartige Beispiele neueren Datums. Anfang Juli dieses Jahres erhielt der Referent vom Hrn. »Haage und Schmidt« in Erfurt eine Blechschachtel mit gefillten Blumen von Senecio (Cineraria) hybridus in verschiedenen die blaue und rothe Farbe durchlaufenden schénen Formen. Im Jahre 1863 Tafel 394, publicirten wir eine vom Hrn. Holtzer erzogene dunkelblaue Form mit proliferirenden gefillten Bliithenképfen, welche es aber nicht gelang aus Samen zu fixiren. Die Herren Haage und Schmidt haben sich seit 3 Jahren mit der Ragebild- ung gefillter Cinerarien bgschaftigt und sind durch sorgfaltige AucWahl aus Tau- senden jihrlich erzogener Pflanzen, nun endlich soweit gekommen, das Senecio (Cineraria) hybridus in eben so schonen und constanten Formen erzeugt zu haben, wie solche, dessen nah verwandter und altbekanntes Senecio elegans besitzt. Eine schodne Abbildung lisst Herr Haage und Schmidt von dieser Pflanze fir die Gar- tenflora prapariren. (EK. RB.)

ec) Abgebildet im Botanical Ma- gazine.,

3) Zamioculcas Boivini Dne. (Aroi- deae), Kine neue, mit Z. Loddigesi ver- wandte Art, welcher Dr. Kirk, Vice-Consul in Zanzibar an den Garten in Kew sandte. Rhizom faserig, ausgebreitet. Blatt wur- zelstindig, zusammen mit dem Bliithen- stiele durch eine oder zwei kurze, stroh- farbige Scheiden umgeben, zwei bis drei Fuss lang. Blattscheibe dreikantig-eiformig, - dreifach gefiedert; Blattstiel von der Dicke eines kleinen Fingers, in der Mitte mit einem angeschwollenen Knie; derselbe ist ebenso wie die Spindel und der Bliithen- schaft griin und mit durch braune Striche gebildeten unregelmissigen Baindern durch- zogen. Fiedern gegeniiberstehend, sitzend oder kurz gestielt, eiformig-lanzettlich, zu- gespitzt, hiutig, ,schwachgenervt. Bli- thenschafte zu beiden Seiten des Blattstie- les, kiirzer und diinner als dieselben, cy- lindrisch, Scheide 6 Zoll lang, eiformig- lanzettlich, von einem kurzen die weib-

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_dachziegelformig gestellten Blattern ,

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

lichen Blumen umschliéssenden Theile, in eine lang zugespitzte Scheibe auslaufend ; dieselbe ist zuriickgekriimmt, innerlich gold- gelb, dunkel griinlich gelb auf der Aus- senseite. Kolben von gleicher Lange. Weiblicher Theil 1 Zoll lang, halbkugelig. Manulicher Theil cylindrisch, yelb, stiel- rund. (Taf. 6026.)

4) Sedum dasyphyllum Guss. var. glan- duliferum (Crassulaceae). 8. dasyphyllum Guss. Flor. Sic. Prodr. I. p. 519. Tenore Fl. Neapol. Syll. p. 226 et Fl. Nap. IV. p. 251 t. 232 f. 2. Boiss. Voy. Esp. p. 226. §. corsicum Duby Bot. gall, I. p. 292, D. ©. Prodr. III. p. 406. Tenore Fl. Nap. LV. p. 252. S. dasyph. g. glandu- duliferem Moris Fl. Sardoa, II. p. 125. Hine kleine, niedrige Pflanze, die im stid- lichen Spanien und in Marocco vorkommt. Die im Kew-Garten zur Bliithe gelangten, wurden durch die Herren Dr. Hooker und Man im Jahre 1871 auf dem grossen At- las gesammelt. In der spanischen Sierra Nevada wichst die Pflanze bis zu einer Hohe von 7000 Fuss. Rasenbildend, grau- griin, driisig-weichbehaart. Stengel nieder- liegend und aufsteigend; 1—3 Zoll lang, die bliithenlosen kurz, dicht bedeckt mit eine keulenformige Masse bildend. Blatter 1,— 1/, Zoll lang, sitzend, eiformig oder ellip- tisch, stumpf, stielrund, saftig; diejenigen an den bliithentragenden Stengel weitlau- fig, oft grésser und mehr verkehrt-eiformig oder spatelf6rmig. Bliithenstand 5—8 blu- mig, Blumen sebr kurz gestielt, 1, Zoll im Durchmesser, weiss mit rosafarbenen Spitzen und Kielen auf den Riicken der Petalen. (Taf. 6027.)

5) Fre aucineiig Banksi Cunningh, (Pan- daneae), - “Canningh “in Hook. Comp. Bot. rahe II. pag. 377. Hook fil. Flora Nov. zeal. I. p, 237 t, 54, 55, Handbook of the New Zeeland Flora, p. 275, Diese schon langere Zeit bekannte neu-seeliindische Pandanee bliihte im Pal- menhause zu Kew in zwei Exemplaren, . welche Dr, Hector, der Director des Geo-

logical Survey in Neu-Seeland, an den botanischen Garten gesandt hatte, Zuerst blihte die 3 Fuss hohe mannliche Pflanze, spiter die 5 Fuss hohe weibliche, Im Vaterlande wird die Pflanze Kie-Kie ge- nannt und die fleischigen Bracteen, die den Namen Tawhara fiihren, werden von

\\ Saft. daraus. , Pilanz f\ p\ scoreen_ Bam nn a a / | i/Q\ bedes amm wurzelnd, dunn, fast y/¥ “einen Zol) im Durchmesser. Blitter bei r iner Breite von 1 Zoll 2—3 Fuss lang, ~ anglich-linear pfriemig, abstehend und zu- j _rickgebogen, fein dornig gezahnt, kielig,

» J 5 concay, an der Spitze dreikantig, griin mit

“x Dlasser Linie zwischen Mittelrippe und

_~ ~* Rand. Bliithenstand zweihiufig, im Cen- ~ ¥ trum der Zweigspitzen, umgeben von 3—6 4) Zoll langen Bracteen, welche eine ovale, J I sehr fleischige Basis und eine pfriemenfor- iy mige Spitze haben, Die Farbe der Brac- : teen ist bei der mannlichen Pflanze rein-

x... gedrangt, aufrecht, kurzgestielt, die mann- ). Viehen 8—5 Zoll lang, bei einem Durch- *~ messer von 1/, Zoll, bis zur stumpfen Spitze * allmablich verschmilert, hellgelb. Blithen 2S dightgedringt, jede 8—12 Staubfiiden ént= (SD ihaltend. Weiblicher Kolben kiirzer als der minnliche, linglich, cylindrisch, am “\ Ende abgerundet. Frucktkolben grin, (Taf, 6028.)

~ > ; 5 Zoll lang.

6) Odontoglossum tripudians Rckb. fil. (Orchideae). Wurde bereits wiederholt in der Gartenflora besprochen (8. 1854 p. 332 und 1858 p. 286). (Taf, 6029.)

7) Chamaedorea Tepejilote Inebm. (Pal- mae.) Liebm. in Mart. Hist. Palm. III. p. 308. Stephanestachys Tepejilote Oerst. Palmae Centro americanae p, 28. Hine mit Ch. Wendlandiana sehr nahe verwandte, vielleicht identische Art. Stamm aufrecht. 10 Fuss hoch, dicht gegliedert, Glieder nach Oben geschwollen, die untersten wur- zelnd. Blatter 3—4 Fuss lang, abstehend, gefiedert, Fiedern in 12—2) Paaren, 1—

II, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

weiss, bei der weiblichen blasslila. Kolber

215

11/, Fuss lang, 1—2 Zoll breit, leicht ge- kriimmt, schmal lanzettlich , zugespitzt , 7- nervig. Minnliche Kolben auf einem langen, aufrechten, scheidigen Stiele ober- halb der Scheiden gebogen und verzweigt. Scheiden gegen 7, locker, sehr rauh und lederartig, griin, 6—10 Zoll lang, die letzte in einen langen Schnabel endigend; Zweige 20—30, hingend, 6—10 Zoll lang, cylind- risch, dicht mit goldgelben Blumen be- deckt. Weiblicher Kolben aufrecht mit 6—10 kurzen, steif abstehenden Zweigen. (Taf. 6050.)

8) Crocus ,Oliviert J. Gay. (Irideas) J. Gay in Ferussac Bull. Se, nat. XV. p. 219 (Januar 1832) Korn. in Flora 1856 p. 470; C, Aucheri Boiss. Diagn. pl. Orient. XIIL. p, 13 (1867) Walp. Ann. VI. p. 52.— Auf der Insel Scio durch den franzésischen Orjentreisenden und Botaniker Olivier ent- deckt, dessen Pflanzen von J. Gay in Pa- ris beschrieben wurden. Spater durch Aucher Eloi in Kleinasien gefunden, nennt Boissier die Pflanze C. Aucheri; spater sammelten sie Prof. Orphanides in der Abiesregion auf dem Attica in einer Hohe yon 1—3500 Fuss. Zunichst verwandt mit C. maesiacus Gawl. (Bot. M. t. 1111.) (C. luteus Lam., C. lageniflorus Salsb. C. aureus Sm. etc.) Zwiebeln von der Grosse einer Haselnuss, kugelig, mit einer glin- zenden , parallelfaserigen Scheide bedeckt, welche glinzend ist. Blatter, die Blumen iiberragend, fast einen Achtelzoll breit, spitz, grin, am Rande nicht gekrimmt, ganz glatt, unterseits graugriin, mit einem sehr deutlich gewimperten Kiele. Corolle goldorange, Rohre 3—4 Zoll lang, Scheibe fast 2 Zoll im Durchmesser.

(Taf. 6031.)

9) Phajus Blumet Ldl. var. Berneyst Rehb. fil. mss. (Orchideae). Ph. Blumei Ldl. Gen. et sp. Orch. p. 127. Vriese Ill. Orch. Ind. or. Nederl. cum Ie. Bi. Coll. Orchid. Arch. Ind. et Jap. p.2 t. 1.— Limodorum Incarvillei, BI. Byd. p. 374. Var. Barneysi Rehb. fil. mss. Ph. Berneysi Rowl. mss. Rechb. fil. in Gard. Chron.

} |

216 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

1873 p. 361, Stammt aus Australien (Queensland) blihende Exemplare erhielt Dr. Hooker aus dem KEtablissement der Herren Veitch; Dr. Rowland nannte die Pflanze zu Ehren eines der hervorragend- sten Mitglieder der Akklimatisations-Ge- sellschaft zu Queensland, A. Bernays. Esq.— Blatter 11/.—2 Fuss lang, ahnlich wie die- jenigen von Ph. grandifolius. Bliithenschaft fast 3 Fuss hoch, vielblumig, Blumen ge- drangt, 4 Zoll im Durchmesser, ausserlich fast weiss, innen schwefelgelb. Sepalen und Petalen lanzettlich, zugespitzt. Lippe fast so lang als die Petalen, schwefelgelb, weiss gerandet, Sporn konisch, 1/4, von der Linge der Lippe. (Taf. 6032.)

14) Xiphion Histrio J. D. Hook. (Iri-

deae). Iris Histrio Rehb. fil. in Bot. Zeit.

1872 p. 488. I. Libani Reuter mss. Diese schone Art wurde von Mr. Gaillar- dot auf dem Libanon entdeckt und an Boissier gesandt. Dr. Hooker erhielt bliih- ende Exemplare von Mr. Berberey in La Ferriére bei Genf. Steht zunachst dem X. (Iris) reticulatum, bliiht aber 6 Wochen friiher rasenartige Biische bildend. Zwiebel eiformig bedeckt mit blassen, ein wenig

| netzaderigen Scheiden. Stengelscheiden

und innere Blatter 3—5 Zoll lang, weiss sehr hiutig, stumpf, ganzrandig. Blatter einen Fuss lang, 1/, Zoll im Durchmesser, linear-pfriemenformig, spitz, scharf 4kantig. Schaft sehr dunn, Blumen 3 Zoll im Durchmesser, Peri- anthalrohre 3—4 Zoll lang, sehr dinn, blau, aiussere Segmente verkehrteiférmig- spathulat, abstehend, aber nicht zuriickge- bogen, Klaue schmal, blau mit dunkel- purpurner Rippe und Adern; Scheibe dun- kelpurpur mit goldgelbem Discus, welcher mit purpurfarbenen Adern und Punkten be- deckt ist. Innere Segmente kiirzer, blas- ser und mehr graublau, aufrecht, lanzett- lich-spathulat, ganzrandig. (Taf. 6033.)

11) Acranthus arachnitis Ldl. (Orchi- deac). Ldl. Bot. Reg. sub t. 817. Den- drobium arachnitis Pet.-Th. Hist. Orch.

mit Scheiden bedeckt. |

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Iles austr. d’Afrique t. 88. Eine Van- deae von Mauritius, welche schon seit lain- gerer Zeit in Kew cultivirt wird. Blat- ter reitend, 5—8 Zoll lang, 3/4 Zoll breit, nicht Sere: eiformig, gekielt, Spitze stumpf, ungleich zweitheilig. Bli- thenstiel 6 Zoll lang, sehr diinn, an der Spitze 1—2 Blumen tragend. Diese sind

fast 2 Zoll im Durchmesser. Sepalen spitz, | geschwanzt. Ganze Blume gelblich aa mehr interessant als schén,

(Taf, 6034.) |

12) Hypoxis longifolia Baker mss. (Hy- poxideae). Hine neue Art, welche Mr. Cooper, der Sammler von W. Wilson Saun- ders, Esq. in der Algoa Bay fand, und wel- che im August 1871 in Kew zuerst blihte. Blatter zahlreich, die ausseren 2 Fuss lang, am Grunde abstehend. Scheiden breit, hautig 2—4 Zoll lang. Schaft seitenstandig, viel kirzer als die Blatter, unterer Theil glatt, oberer eben so wie die Blumen, behaart. Dolde 4—5 blumig, Bracteen sehr diinn, fadenformig. Perianthium 11/, Zoll im Durchmesser, goldgelb.

(Taf. 6035.)

13) SS moana (Irideae) Gay in Bull. Feruss. . p. 220 (18381), C. nivalis Bory et Chaub. Voyage de la Morée (1832) Herb. in Bot. Reg. 1847 t, 4. fig. 1 et Hist. sp. Crocus in Journ. Hort. Soe. II. p. 274 (1847). Klatt in Linnaea XXXIV. p. 632. C. sublimis Herb. in Bot, Reg. 1845 p. 73. C. vernus Sibth. et Sm, Prodr. Fl. graec, I. p, 24 excl. syn,

Wine in Giechenland, Bosnien, der Her- zegowina und auf Creta hiufig vorkom- mende Art. Zwiebelknollen bedeckt mit einer festen der Linge nach netzaderigen, braunen Tunica, Blatter 4—7, mit den Blu- men gleichzeitig erscheinend, kiirzer als der Schaft. Perianthallappen elliptisch- oblong, stumpf, blass oder dunkelblau, oder auch weiss mit blassvioletten Strichen. Blume 2—21/2 Zoll im Durchmesser..

(Ender.)

an der

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Tih W635.

II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

d) Empfehlenswérthe Pflanzen mit den vom Herrn C. Platz und Sohn, (Samen- und Pflanzenhandlung in Erfurt) eingesendeten Abbild-— ungen. « 14) Datura fastuosa L. var. Huberiana “fl. pleno. Solanaceae. Egypten. Hine schon “jange in unsere Garten eingefiihrte einjih- “rige Pflanze, die in Deutschland ‘hnlich “= wie der Hahnenkamm im warmen Mistbeet ‘Sangezogen wird, um solche dann schon als ziemlich erwachsene Pflanze auf einen * warmen sonnigen Standort in lockere, krif- tige Erde ins freie Land zu setzen, Das

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217

niedrige Wachsthum dieser Pflanzen, die grossen 8/, Fuss langen trompetenformigen wohlriechenden Blumen, die bei entspre- Ghender “fee den Sommer hindurch reichlich erscheinen, haben dieser Pflanze schon seit dem letzten Jahrhundert einen Ehrenplatz in unsern Girten gesichert. In neuerer Zeit hat Herr Ch. Haber in Hye- res eine zahlreiche Collection schéner ge- fiillter Abarten in weisser Farbung, gelb- licher Firbung, blauer und kupferrother, fast karminrother Farbung und mit schon gefillten Blumen erzogen, wie dies die vom Hrn. Platz und Sohn mitgetheilte Abbild-

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Datura fastuosa L.

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218

ung zeigt. Diese Herren bieten eine Col- lection von 14 verschiedenen Abarten in ihrem reichen Cataloge an. Die Hauptbe- dingung guter und reicher Bliithenent- wickelung ist mdglichst zeitige Aussaat im warmen Mistbeete und Vorzucht der Pflan- zen im Topfe in gleicher Lokalitat.

15) Delphinium Consolida L. g. cande- labrum. Eine reizende Abart des Lev- kojenrittersporns, die sich durch den vom Grunde aus verastelten Stengel, so dass die Pflanze zur Bliithezeit eine breite Py- ramide bildet, auszeichnet. Herr Platz und Sohn bietet in seinem Catalog ein Sorti- ment von 6 verschiedenen Sorten mit schén

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Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

gefillten Blumen an und theilte uns die beistehende Zeichnung, welche die Tracht der Pflanze wiedergibt, mit. Natiirlich werden sehr gedrangt und dicht stehende Pflanzen diese Tracht nicht zeigen, son- dern nur bei freistehenden kriaftigen Pflan- zen kann diese sich vollkommen entwickeln. Dass die Samen von den annuellen Ritter- spornarten (D. Ajacis und D. Consolida), wenn die Pflanzen schon werden sollen, entweder schon im Herbste, oder doch so- fort nach dem Aufgehen des Bodens im Friihjahre, sogleich ins freie Land gesdet werden miissen, ist eine allgemein bekannte Sache.

Delphinium Consolida L. g. candelabrum.

16) Althaea rosea Cav. fi. pleno. (Schot- tische Wintermalve). Es ist wohl zeitge- miss, dass durch die uns gleichfalls vom Herrn Platz und Sohn mitgetheilte und iibenstehend reproducirte Abbildung, die Aufmerksamkeit unserer Leser auf eine

ebenfalls schon lang bekannte, aber jetzt

vervollkommnete alte beliebte Wohl haben wir in der

besonders Pflanze zu lenken.

neueren Zeit griimer und grossblatteriger Decorationspfilanzen genugsam in unsere Garten eingefiihrt erhalten, wohl ist die Dahlie zur héchsten Vollkommenheit | in Fillung der Blume und Tracht gebracht

- worden, so dass die grossen Blumen hoch erhaben iiber dem Kraute sich gefallig | prasentiren, aber eine Pflanze, welche ~ in Bezug auf ihren weithin wirkenden Ef-

Il, Neue

Althaea rosea Cav. fl. pleno.

fect im Blumengarten oder im Landschafts- garten, die gefillte Stockrose ersetzen konnte, besitzen wir nicht. Neben allen den anderen Neuigkeiten, sollten daher die gefiillten Stockrosen in keinen Garten feh- len. Kine Gruppe mit Stockrosen, mit

Hil.

1) Respiration der Pflanzen. Professor Béhm sprach in der Mirz- Sitzung der Kais. Akademie der Wissen- schaften in Wien iiber >die Respiration der Landpflanzen.« Bei Versuchen iiber die

oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

219

ihren ruthenartigen 5—10 Fuss hohen Sten- geln, an der Spitze mehrere Fuss lang dicht besetzt mit den grossen dicht gefill- ten Blumen in Weiss, Gelb und Roth bis zum tiefsten Schwarzbraun, macht gliick- lich angebracht noch im grossartigen Landschaftgarten, wo Blumenbeete wie Spielerei erscheinen, einen bedeutenden Effect. Herr Platz und Sohn bieten in ihrem Samen-Catalog, von der anerkannt besten Race dieser Pflanze, von den Schot- tischen gefillten Stockrosen ein Sortiment in 20 verschiedenen gut gefillten Farben an. Die Stockrosen sind 2—3jihrig, und sie bliihen erst im zweiten Jahre nach der Aussaat und gehen im 3. Jahre gemeinig- lich ein. Beniitzt man aber die nach.

Bli 1

ebrung mittelst Stecklir dann kann man von der Stockrose auch wie von anderen mehrjahri- gen Pflanzen die schonsten Formen unge- schlechtlich fortpflanzen.

Die gleiche Eigenschaft in Bezug auf Vermehrung und Fortpflanzung, haben noch viele andere zwei- bis mehrjahrige Pflan- zen, So z. B. gehen alte buschige Pfian- zen von Myosotis alpestris, Lychnis fulgens, grandiflora, Haageana etc., Monarda di- dyma, Primula farinosa u. s. f. im folgen- den Winter leicht ein, wahrend wenn man diese Biische Ende Sommers oder Anfangs des Herbstes theilt, die jungen getheil- ten Pflanzen gut durchwintern.

(E. RB.)

Notizen.

insolirte Blatter von Landpfianzen in einer Mischung von Kohlensaure und Wasserstoff fand der Vortragende, dass die Menge des aufgetretenen Sauerstoffs stets grésser war als das Volumen der verschwundenen Koh-

Zerlegung der Kohlensiure durch griine | lensiiure. Bei Untersuchung der in Gewe-

m. Herbste,.ansalten Pflenzen:.ams: elhals hervorbrechenden latte. ecklingen

ml

220

ben lebender Pflanzen enthaltenen Luft fand sich, dass das aus Blattern und Zwei- gen reichlich entwickelte Gas nur fast aus Kohlenséure bestand. Lebende Gewebe von Landpflanzen in eine Sauerstoff freie Atmosphare gebracht, entbinden sofort Kohlensaure, solange sie leben, griine Blat- ter bei 209 C. gegen 48 Stunden. Wer- den griine Blatter von Landpflanzen im Wasserstoffgas insolirt, so erfolgt nur eine geringe Vergrésserung des Gasvolumens, in welchem etwas Sauerstoff sich vorfindet; es reichen nimlich nur Spuren von diesem Gase hin, um bei chlorophyllhaltigen Pflan- zen im Sonnenlicht die normale Respira- tion zu erhalten. Bei griinen Blaéttern 3— A Stunden bei Lichtabschluss und bei einer Temperatur von circa 20° C. in Wasser- stoffgas eingeschlossen und dann insolirt, findet man oft 1—2 CC. Sauerstoff; Blat- ter langer als 12—15 Stunden bei Lichtab- schluss im Dunkeln in Wasserstuffgas ein- geschlossen, erzeugen auch dann im Son- nenlichte Kohlensiure; sie sind nicht fahig, aus Kohlensaéure den zur normalen Respi- ration nothigen Sauerstoff zu erzeugen. Atmospharische Luft, in welcher Juglans Blatter im Sonnenlichte eingeschlossen wur- den, blieb bei 30° C, ungeandert in quan- titativer und qualitativer Beziehung; bei einer Temperatur von 39—-400 C. einerseits und von 6—100C. andererseits wurde durch den Respirationsprocess mehr Kohlensaure gebildet als zerlegt. (S.—r.)

2) Grosse Tanne. Auf dem Prenten- joch-Berge im Forstbezirke Kufstein , ist “ein Tanne, deren Abbildung fur wirdig erachtet wurde, in der Weltausstellung ex- ponirt zu werden. Diese abnorme Tanne hat hinsichtlich ibres Wuchses Aehnlich- keit mit der Legfohre. Der Mutterstamm ist liegend, jedoch ohne die Erde zu be- riihren. Lings des Mutterstammes zeigen sich anstatt der Aeste 11 aufrecht stehende, vollkommen mit Krone und Seitenverzweig- ung aufgewachsene Stammchen yon 21/5 bis 17 Wiener Fuss Hohe. Der Haupt- stamm misst 26 Wiener Fuss und 7 Zoll Stock-Durchmesser, Die absolute Hodhen-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

lage betrigt 4500 Wiener Fuss bei nord- dstlicher Abdachung auf Alpenkalk-Unter- grund. Bei der Unméglichkeit, diese merk- , wirdige Tanne nach Wien zu bringen, wurde Herr Anton Karg, Photograph in Kufstein, von der k. k, Férsterei angegan- © gen, die photographische Aufnahme der Tanne vorzunehmen, welche in Bildern ~ von Quartformat ausgefiihrt wurde und sehr gliicklich ausfiel. (Tagespresse.) —~

3) Musa Ensete hat heuer zum er- sten Male imFreien, im botanischen Gar- ten zu Palermo Friichte gebracht, so dass es nun moglich sein wird im Lande durch Samen diese Baumart vervielfaltigen zu kénnen, ohne gezwungen zu sein, sich junge Baumchen aus Pflanzen-Etablissements oder aus Algier, wo diese Musa ebenfalls im Freien reife Friichte bringt, um hohen Preis zu verschaffen.

Die Blithe dieser Musa Ensete begann im Frihjahr des verflossenen 1872 und hat den ganzen Winter hindurch ohne Unter- brechung fortgedauert, wie in ihrem ei- genen Vaterlande; der Fruchtstand hat eine Lange von 2,12 Meter erreicht und 12 vollkommene reife Friichte gegeben, deren Samen allsogleich unter Glas und bei hoher Temperatur zur Keimung gebracht wurden. (Ann. d’agric. sicil.). (S—r.)

4) Aufbewahrung von Kernobst.

Zur langeren Aufbewahrung von Aepfelny / F

Birnen etc. wird von der »IJll., deutsch. americ. Farmzeit.« Die Anwendung von fein gemahlenem Gyps anempfohlen; das Obst muss trocken, rein, unbeschidigt, reif sein; am Boden der Kiste wird eine Schicht Gyps gelegt, darauf werden die Apfel o. a. fordentlich neben einander ge- legt, aber so, dass sie sich nicht beriihren, die Zwischenriiume werden mit besagtem Gyps ausgefillt, dariiber eine weitere Schicht Gyps und Obst und so fort bis die Kiiste voll ist und diese wird dann in eine frostfreie, trockene Kammer ge- stellt.

Es wird hiezu bemerkt, dass im ver- flossenen Herbste 30000 Fass Aepfel nach

{

IV. Literatur,

| Europa gesendet wurdén; in Glasgow bis | . im Marz.d.J. liegen geblieben waren, um

bessere Preise zu erlangen und nach die- ser Zeit die Aepfel alle in besten Zustande, mit ihrem vollsten Geschmacke vorgefun- den wurden,

So auch lassen sich Friichte, von Wes-

221

pen, Vogeln u. a. beschadigt, von weite- rer Faulniss bewahren, wenn man die wun- den Stellen mit Gypsmehl ausfillt und dieses fest andriickt; es bildet sich also- gleich eine Haut, welche die Luft abhalt (Journ, de la soc. agr. du Brab.).

(S—r.)

Mm Literatur.

#1) Die Lehre vomObstbau auf ein- fache Gesetze zurickgefihrt. Ein Leitfaden fiir Vortrige tiber Obstcul- tur und zum Selbstunterricht. Von Dr. KE, Lucas und Dr. Friedrich Medicus. Mit 105 eingedruckten Holzschnitten. Fiinfte Auflage. Stutt- gart. Verlag der J. B. Metzler’schen Buchhandlung. 1873.

Die »>Lehre vom Obstbau« ist ein

so anerkannt gutes Buch, dass wir es nur

anzuzeigen brauchen. Es ist das iiber- sichtlichste, vollstandigste, so weit es all- gemeine Grundsatze betrifft. Eingehende

Erorterungen kann man in einem Buche,

wo die Kirze grundsatzlich durchgefihrt

ist, allerdings nicht verlangen. Aus die- sem Grunde haben die H. H. Verfasser auch einen ausfiihrlich gehaltenen Anhang iber Taxation der Obstbaume weggelassen.

Wer sich dariiber unterrichten will, findet

diesen Gegenstand in einem besondern

neuen Buche unter diesem Titel von Dr.

Lucas bearbeitet. Die Lehre vom Obstbau

umfasst das Ganze der Obstbaum-

zucht, nicht, wie man aus dem Titel schliessen kénnte, nur den Anbau von Obst- baiumen. Ferner ist darin auch die Obst- benutzung sorgfaltig angegeben. Am meisten werden Lehrer und Schiiler von

Obstbauschulen von diesem Buche Gewinn

ziehen, ferner angehende Gartner, welche

sich zum Studium der Obstbaumzucht vor-

bereiten wollen. J.

2) Julius Magenau, Steigerung'der Er-

trige des nutzbaren Kisenbahnareals, hauptsachlich durch Obstcultur. Stutt- gart bei A. Liesching & Comp. 1873.

Wirttcmberg ist in Deutschland das Land, das neben Baden in Bezug auf Obst- cultur, allen anderen Liandern vorausgehet, freilich aber auch in Folge seiner giin- stigen klimatischen Verhidltnisse voran- gehen kann.

Der Verfasser der obigen Schrift em- pfiehlt warm die Bepflanzung Ger Eisen

Za sehen OE

nbergen zu verwenden. Als Obstbaume werden Pyramiden von Kern- §. obst empfohlen. Wo Boden und Lage |

derartige Bepflanzung nicht erlauben, wird der Anbau von Futterkriutern, von Hichen- wald oder besonders von Korbweiden em- | pfohlen.'

Das Buch bringt in dieser Beziehung sehr einlissliche Berechnungen iiber An- lage und Verpflegungskosten und den Gewinn.

Die warme Empfehlung der Bebauung der Kisenbahndamme, ist schon vor einigen Jahren von Lucas und Anderen ausgegan- gen, und es ist anzuerkennen, dass dadurch grosse Strecken von Land, die jetzt theils ganz unbebaut liegen, dem grossen Ganzen durch ihre Ertragnisse nutzbar gemacht werden konnen,

Die angestellten Berechnungen haben in unsere Augen, obgleich solche sehr ex~ act zu sein scheinen, nur einen relativen Werth, denn Lage und Boden werden da

222

oft Querstriche durch die angesteliten Be- rechnungen machen miussen. Immerhin _ diirfte aber noch dieses Schriftchen das _Seinige dazu beitragen, dass da, wo die Verhiltnisse giinstig, derartige Areale der _ Cultur erschlossen werden. ere R.)

SE EG + ahlee e

3) Bianca G1 Monografia del Man- dorlo comune, sua storia e sua coltivazione in Italia. Palermo 1872.

Im 1. Theile dieses Buches gibt. der

YE Pers onatre tig

1) Justus von Liebig fj. Wir ent- nehmen dem »Hamburger Correspondenten< den folgenden Nekrolog: Nicht nur die deutsche, die gesammte Wissenschaft ver- liert in ihm einen ihrer namhaftesten und verdientesten Vertreter, einen Mann, der langer als ein Menschenalter an der Spitze der grossen wissenschaftlichen Bewegung unserer Zeit gestanden und sich auf den verschiedensten Gebieten menschlicher Tha- tigkeit einen unverganglichen Namen er- worben hat. Vergegenwartigen wir uns zunachst die Hauptmomente des Lebens- ganges, den der grosste neuere Chemiker von der bescheidenen Stellung eines Apo- ' thekerlehrlings zu dem Gipfelpunkt wissen- schaftlichen Ruhms genommen hat.

Justus Liebig wurde am 8. Mai 1803 in Darmstadt geboren. Nach einer kurzen Lehrzeit bei einem Apotheker in Hessen- heim studirte er in Bonn und Erlangen Chemie. 1822 setzte er seine naturwissen- schaftlichen Studien in Paris fort, von wo er 1824 auf den Lehrstuhl der Chemie nach Giessen berufen wurde. Eine der franzo- sischen Akademie vorgelegte Abhandlung iiber das Knallquecksilber hatte die Auf- merksamkeit Alexanders v. Humboldt auf sich gezogen und dem Hinfluss des letzte- ren war es hauptsachlich zuzuschreiben, dass Liebig die praktische Laufbahn ver- liess und sich ausschliesslich dem Lehr-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Verfasser die Geschichte des Mandelbau- mes und die Verwendung desselben. Im 2. Theile gibt er die botanischen Cha- raktere und eine Monographie aller Va- rietaten, von denen er 752 beschreibt, die er in 2 Sectionen theilt, in Leiocarpeen und Kriocarpeen, Im 3. Theile handelt er tiber die Cultur des Baumes, iiber die Krankheiten desselben, tiber die Ernte der Friichte und des Handels. (S—r.)

en und Neuestes.

fach widmete. In Giessen wurde durch ihn das erste Musterlaboratorium in Deutsch- land gegriindet und die kleine Universitat bald zum Centralpunkt des Studiums der der Chemie in Deutschland gemacht. Als Liebig 1852 einem ehrenvollen Ruf nach Minchen folgte, war er durch seine mehr als 25jahrize Wirksamkeit in Giessen be- reits eine europaische Celebritat, der an- erkannteste Lehrer seiner Wissenschaft ge- worden. Auch an fusseren Ehren hatte es ihm nicht gefehlt, ohne sein Zuthun war er durch den Grossherzog Ludwig II. von Hessen-Darmstadt in den Freiherren- stand erhoben worden. Zur vollen Ent- faltung seines eminenten Lehrtalents ge- langte Liebig aber erst in Miinchen, Die Munificenz des Kénigs Max. der ihn neben vielen Gelehrten und Kiinstlern, die sich der koniglichen Gunst zu erfreuen hatten, immer besonders ausgezeichnet hat, errich- tete dem grossen Chemiker ein grossartiges Laboratorium, in dem derselbe mit ausser- ordentlichem Erfolge zwanzig Jahre lang gewirkt hat. Bis in die letzten Jahre hin- ein umgab den hochgefeierten Lehrer ein zahlreicher Kreis von Schiilern, unter de- nen alle Nationen Europas vertreten wa- ren. 1853 erwahlte ihn der Konig zum Vorstand des Kapitels des Maximiliansor- dens fiir Kunst und Wissenschaft und 1860 wurde Liebig Priisident der Akademie der

V. Personalnotizen und Neuestes.

Wissenschaften und General - Conservator der wissenschaftlichen Sammlungen des Staats.

Neben seiner weitberiihmten erfolzrei- chen Thatigkeit als praktischer Lehrer, hat der Verstorbene sich zugleich den Ruhm eines wissenschaftlichen Forschers ersten Ranges erworben. Er ist unbestritten der grosste Chemiker der Neuzeit gewesen. Seine bedeutendsten Arbeiten beziehen sich auf das Gebiet der organischen Chemie. Er erfand einen eigenen Apparat fiir die Analyse organischer Verbindungen und verbesserte deren Methode; er untersuchte fast alle wichtigeren organischen Siuren, die Zersetzungsproducte des Alkohols durch Chlor, die Oxydationsproducte des Alko- hols, das Schwefelcyan und die Mellonver- bindungen, den Harn, und die Bestand- theile der Flissigkeiten des Fleisches. Von hoher Bedeutung waren auch seine Unter- suchungen iiber die »Ursachen der Safte- bewegung im thierischen Organismus« (Braunschweig 1848). Liebig entdeckte in dem Melamin und Ammelin die ersten kinstlich darstellbaren stickstoffhaltigen Basen, ferner in dem Harn der Pflanzen- fresser, spaiter in dem des Menschen die Hippursaure, in der Fleischfliissigkeit das Kreatinin und die Inosinsiure, in dem Hun- deharn die Kynurensiiure und das Tyrosin als Zersetzungsproduct des Casein; er un- terschied ferner zuerst das Syntonin, den Hauptbestandtheil der Muskelsubstanz, von dem Blutfibrin und bestitigte die von Erd- mann zuerst gemachte, aber spiter wieder aufgegebene merkwirdige Entdeckung der Erzeugung von Weinsaure durch Oxydation des Milchzuckers, Mit Wohler gemein- schaftlich machte Liebig die Untersuchun- gen tiber die Cyansiure, Harnsiure, das Radical der Benzéeséure und die Erzeug- ung des Bittermandeléls. In letzter Zeit hatte er sich vorzugsweise mit der Anwend- ung dieser und mannigfacher, aus neuen Beobachtungen geschépfter Resultate auf den chemischen Theil der Pflanzen- und Thierphysiolologie und einer totalen Re- form der in diesen Disciplinen und den damit zusammenhangenden angewendeten

a

223

Wissenschaften, der Agricultur und Patho- logie, beschaftigt. Liebig’s Ansichten tiber Stoffwechsel und Respiration, iiber die Be- dingungen der Ernahrung und des Wachs- thums der Pflanzen und Thiere, iiber den Ursprung des Harnstoffs, der Harnsaure, griinden sich wesentlich auf die in Giessen angestellten umfassenden ‘Untersuchungen und Analysen der Pflanzen- und Thierbe- standtheile, an denen viele seiner Schiiler betheiligt sind.

Auf diese wissenschaftlich theoretischen Arbeiten hat Liebig’s eminente Thatigkeit sich aber nicht beschrankt. Er steht in der vordersten Reihe Derer, die die Resul- tate ihrer Forschung fiir die Praxis frucht- bar zu machen suchten und 'aus der Enge der Studirstube herausstrebten. Sein Haupt- augenmerk richtete er zuniichst auf ‘die Landwirthschaft und die Nothwendigkeit, eine dem Stande der wissenschaftlichen Forschung entsprechende Behandlung des Feldbaues anzubahnen. Seine »Grundsitze der Agriculturchemie<, die Briefe tiber mo- derne Landwirthschaft, endlich die in 8 Auflagen erschienene «Chemie in ihrer An- wendung auf Agricultur« haben einen be- deutenden Einfluss auf die Landwirthschaft geubt, In weiten Kreisen ist Liebig durch die zuerst in der Beilage der »Allgem. Ztg.« verOffentlichten »Chemischen Briefe« he- kannt geworden, in denen er sich bei wis- senschaftlicher Scharfe als geschmackvol- ler und geistreicher Schriftsteller her- vorthat.

Endlich ist der grosse Forscher als Entdecker des nach ihm benannten Fleisch- extracts der Schopfer einer tiber zwei Welttheile verbreiteten Industrie geworden, die auf die Ernaihrungsverhaltnisse ganzer Schichten der Gesellschaft den nachhaltig- sten und wohlthatigsten LHinfluss ausge- ubt hat.

Schon seit einiger Zeit abgangig und leidend, ist der siebzigjihrige Mann den Folgen einer acuten Krankheit erlegen, denen seine durch ibermissige Anstrengung endlich gebrochene Lebenskraft nicht mehr yewachsen war. Im Gedichtniss seines Volks und in den Annalen der Wissen-

224

schaft wird er fortleben, auch wenn das

Geschlecht derer dahingegangen, die dank- bar zu seinen Fiissen gesessen.

Trat Liebig auch in den letzten Jah- ren nicht mehr mit grésseren allgemeinen Arbeilen vor das Publikum, so hat er doch bis zu seinem Tode unablissig gearbeitet, geehrt, geliebt und geachtet von Allen, die ihm nahe standen und alle wissenschaft- lichen Bestrebungen unterstiitzend und for- dernd soweit ihm das moglich war. Kiner der gréssten Manner unserer Zeit ist mit Liebig zu Grabe getragen worden.

(EK. R.)

2) Sammlungen von Welwitsch. Welwitsch hat bedeutende Sammlungen, namentlich an trocknen Pflanzen, Insek- ten u. s. f. hinterlassen.

Zwischen den Executoren des Testa- ments und der Portugiesischen Regierung schwebt ein Process, der diese Sammlungen betrifft. Da die Reisen von Welwitsch von der Portugiesischen Regierung bestrit- ten worden sind und derselben die Summe von 15000 Lyr. Strlg. gekostet haben sol- len, so nimmt die Portugisische Regierung diese Sammlungen, welche Welwitsch be- huf deren Bestimmung mit nach London genommen hatte, als Eigenthum in An- spruch. Auf den Ausgang dieses Proces- ses darf man bei dem hohen wissenschaft- lichen Werth dieser Sammlungen sehr ge- spannt sein. (E. RB.)

» 8) Wir erlauben uns alle Fachgenossen und Pflanzen-Ifreunde, welche beabsichti- gen, die Wiener Ausstellung zu besuchen, darauf aufmerksam zu machen, nicht ver- siumen zu wollen, den Host’schen Garten an den k. k. Belvedére-Garten angranzend zu beschauen, welcher unter der Leitung des H. Hofgartuer Maly stehend, die reich-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

ste Sammlung von Alpenpflanzen aufweist, die bis jetzt bekannt sein dirfte.' (Kolb.)

4) Am 22.1. J. starb zu Verona Pro- fessor Joseph Clementi, welcher als As- sistent am botanischen Garten zu Padua, das Verdienst hatte, in Folge kiinstlicher Befruchtung reife Friichte der Vanille zu

erlangen, woftir der Director, Robert v. , Visiani, bei Gelegenheit einer Blumenaus- stellung in Wien die goldene Medaille er-

hielt. Ueber die Anatomie und itiber die

in den Frichten der Vanille enthaltenen

Essenzéle, schrieb Clementi zwei gedie-

gene “Abhandlungen. Clementi hatte im- Auftrage Visiani’s das Kistenland, Dal- ©

matien und Montenegro bereist, um Bei- trage zur »Flora dalmatica« zu sammeln; nach dem Jahre 1848 verliess Clementi Verona als politischer Flichtling und be- reiste Griechenland, Tiirkei, einen Theil Asiens und ver6ffentlichte nach seiner Riickkehr nach Italien die Flora jener Linder unter dem Titel »Sertulum orien- tale< in den Abhandlungen der Akademie zu Turin im Jahre 1855. Nachdem Cle- menti in Genua und Turin als Professor viele Jahre fungirte, beschloss er die letz- ten Jahre seines Lebens in seiner Vater- stadt Verona. (S—r.)

5) Dr. Beecari schreibt aus Amboina

d.d. 2. Januar 1873, dass er allda das ganze

Jabr hindurch verbleiben werde. In

Neu-Guinea hat er circa 1000 Species Pflan- zen gesammelt, worunter sehr viele von ©

grossem Interesse, eine Siisswasser-Delesse- ria, die er auch auf Borneo gefunden, ete. Bis jetzt sind 4 Kisten Naturalien in Florenz von Beccari eingelangt.

(S—r.)

I. Originalabhandlungen.

1) Abgebildete Pflanzen.

a) Iris Korolkowi Kgl.

(Siehe Taf. 766.)

Irideae.

Caule simplici, tereti, folioso, su- perne aphyllo, foliisque glaucis albido- pruinosis; foliis equitantibus, anguste- ligulatis, subrectis, caule paullo brevi- oribus, apice subacutis, 5--12 m. m. latis; spatha herbacea, biflora; phyllis spathae infimis subaequalibus, carinatis, incurvato-lanceolatis, apice tantum paullo hyalino-membranaceis, tubum corollae superantibus et ejusdem limbum dimi- dium circiter aequaniibus; floribus bre- vissime petiolatis, aggregatis, corollae tubo obscure trigono, quam _ spatha pluries breviore; petalis subaequalibus, ellipticis, in unguem coniractis; peta- lorum exteriorum ungue intus nigro- fusco, a basi ad apicem juxta costam barbato, lamina patula, apice emargi- nata, sordide alba venisque atropur- pureis picta; sepalis interioribus erecto- conniventibus, apice breviter acuminatis, sordide albidis venisque atropurpureis picta; filamentis nigro-fuscis quam an- thera lineari oblonga sesquibrevioribus; stigmatibus oblongis, fuscis, apice lati-

VII. 1873,

oribus bifidisque, lobis acutis margine crenulatis.

Die schéne neue Iris, welche un- sere Tafel darstellt, ist eine der vom Hrn. Oberst Korolkow in Turkestan gesammelten und dem Referenten in le- benden Rhizomen eingesendeten Pflan- zen. In trocknen Exemplaren_besitzen wir diese Art in unserer reichen Samm- lung turkestanischer Pflanzen nicht. Der beblitterte Stengel ist bei unserer Pflanze, welche im Topfe im Kalthause Ende April zur Blithe kam, 35—38 C.M. hoch, beblattert, nur an der Spitze blatilos, stielrund und gleich den Blat- tern blaugriin und ausserdem noch mit einem weissen Reife tiberzogen. Die Blatter am Grunde reitend aufrecht, ziemlich gerade, etwas weniges kiirzer als der Stengel, von schmal band{6rmi- ger Gestalt, 5—12 Mm. breit. Die Blii- thenscheide scheint nur 2 blumig zu sein, vielleicht aber, dass solche bei im Lande stehenden Exemplaren auch mehrblumig wird; die beiden unter-

15

226

sten Blattchen der Bliithenscheide durch- aus kraularlig, nur an der aussersten Spilze durchsichtig hautig, beide fast gleichlang, von einwiarts gckriimmt lanzettlicher Gestalt, linger als die Blu- menréhre und ungefahr bis zur Halite der Blumenblatter reichend. Die Blu- men selbst sehr kurz gestielt und dicht nebeneinander stehend. Die fast wal- zentérmige Blumenréhre ist mehrmals kiirzer als die Bliithenscheide. Alle 6 Blumenblatter fast gleichlang, am Grunde des obern Spreitentheils in einen brei- ten Nagel zusammengezogen. Der Na- gel der dusserr Blumenblatter innerhalb schwarzbraun und vom Grunde bis zur Spiize langs der Mittelrippe bartig be- haart, ausserdem aber kahl, die Spreite der dusseren Blumenblatter abstehend, vorn ausgerandet, auf dem schmutzig weissen Grunde schén mit schwarz- purpurnem Aderneiz gezeichnet. Die innern Blumenblatter stehen in aufrech- ter, mit den Spiizen zusammenneigen- der Stellung, sind an der Spilze kurz zugespitzt, gleichfalls auf schmutzig- weissem Grunde mit schwarzpurpurnem Adernetz schon gezeichnet und am Na- gel nur langs der kahlen Mittelrippe fast schwarzbraun. Trager der lang- lich-linearen Antheren bedeutend kiir- zer als letztere und von fast schwarzer Farbung. Die Narbenlappen wie bei allen Iris-Arten blumenblattartig, lang- lich, an der breiteren Spitze 2 theilig, braun, mit spitzen am Rande kerbartig- ausgestreilten Lappen.

In der Fiarbung der Bliithe dhnelt

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

diese schéne neue Art, die von Peters- burg aus bald ihre Wanderung durch die Garten Kuropas, antreten wird, den Arten der Untergattung Oncocyclus, wie z. B. der I. iberica, welche sich aber dadurch auszeichnen, dass sie auf der ganzen ivneren Seite des Nagels der ausseren Blumenblatter behaart sind, wahrend unsere Pflanze nur langs des Mittelnerven bartig ist. Unsere neue Art gehért daher zu der Unter- gatlung ,Pogoniris*® oder der Ab- theilung ,Barbatae* anderer Autoren. Unter diesen steht unsere Art der Iris bohemica, hungarica, variegata etc. am nichsten, unterscheidet sich aber sofort durch die untersten Blatter der Scheide, welche noch bis zur Halfte der Blu- menblatier reichen, wie es scheint nur 2blumigen nicht verdstelten Bliithen- stand mit dicht nebeneinander stehenden Blumen bedeutend schmalere Bliitter, die eigenthiimliche Farbung der Blu- men etc,

Es bliiheten bei uns im Botanischen Garien im Topie frostfrei tiberwinterte Exemplare. Ausserdem iiberwinterte diese Pflanze auch in den Baumschulen des Referenten ohne jede Bedeckung, so dass wir in ihr also einen schénen Beitrag zur Flora unserer schonsten perennirenden Gewiachse _ begriissen konnen.

Verlangt sounige Lage und im Un- tergrund durchaus trockenen Boden, am besten sandigen Lehmboden.

(E. R.)

I. Originalabhandlungen.

227

b) Erythronium grandiflorum Pursh. y. albiflorum Hook.

(Siehe Taf. 767. Fig. 1—4.)

Liliaceae.

E. grandiflorum; foliis oblongo- vel elliptico-lancvolatis, vix puncialis; pedunculo 1-paucifloro; sepalis lance- olatis, attenuato-acuminatis, a basi v. a medio reflexis; stigmate tripartito, lobis apice integris.

Hook. fl. bor. am. Il. 182. Pursh. fl. bor, am. I. 231.

a. minor Hook., caule unifloro, flure flavo. E. grandiflorum Lindl. bot. reg. tab. 1786.

8 giganteum Hook., caule 2— 5-floro, floribus flavis. E. gi- ganteum Lindl. 1. c. Kunth enum. IV, 219.

y. albiflorum Hook., caule ela- liore, (foliis duplo-longiore), uni- floro, flore albo, E. giganteum h. Leichtl,

6. SmithiHook., caule elato, uni- flore purpureo-roseo. E, re- voluium Sm. in Rees Cyc.

Die beistehende Abbildung zeigt eins der schénen Erythronien Nord- amerikas, von denen merkwiirdiger Weise noch so wenige in unsern Gar- ten cultivirt werden, obgleich dieselben alle leicht und sicher im freien Lande tiberdauern.

Das E. grandiflorum wachst im Nord- westen Nordamerikas. Dasselbe zeichne! sich durch hellgriine, ungefleckte, laing-

lich- oder elliptisch-lanzettliche Blatter aus. Ferner sind die Blumenblatter nach vorn allmahlich abnehmend in eine verlingerte Spitze fast zugespitzt und stehen entweder fast vom Grund an ab, oder sind am Grunde noch breit glockig zusammenneigend und_ stehen dann etwas zuriickgekriimmt ab. Die tief Stheilige Narbe hat an der Spitze ungetheilte Lappen, wodurch sich diese Art namentlich von E, longifolium Sweet, 8. albidum unterscheidet.

Ist eine der schénsten und gross- blumigsten Arten, die in den oben auf- geftihrten 4 Formen vorkommt. Unsere Pflanze verdanken wir der Giite des Herrn Max Leichtlin in Carlsruhe, des um die Kinfiihrung schéner Liliaceen in unsere Garten so sehr verdienten Gartenfreundes. E. oigaiteum , unter welchem Namen wir unsere Form er- hielten, gehdrt zur gleichen Art, hat aber gelbe Blumen und einen 2—5 blumigen Bliithenstengel. (E. R.)

Erklarung der Abbildung. Fig. 1 und 2 bliihende Pflanze in na- tiirlicher Grésse, davon ist Fig. 2 die Spitze von Fig. 1. Fig. 3, die ganze Pflanze, verkleinert. Fig. 4, Frucht- knoten und Griffel in natiirlicher Grosse.

ib?

228

Gartenflora Deutschlands,

Russlands und der Schweiz.

¢) Euphorbia plumerioides Tejsm.

(Siehe Tafel 767. Fig. 5),

Euphorbiaceae.

Tejsmann in Hassk. hort. Bogor. I. p. 29.

De Candolle Prodr. system. XY. p. 110 n. 431.

Fruticosa, glabra, divaricatim et sub- verticillatim ramosa, ramis inferne de- nudatis superne confertim foliosis, um- bellae radiis ternis vel quaternis foliis summis brevioribus bis vel ter dichoto- mis, foliis brevissime petiolatis e basi attenuata obovato-oblongis obtusis mu- cronulatis subtus glaucescentibus, flora- libus ad dichotomias obovato-oblongis parvis, involucris pedunculatis campa- nulatis lobis ovatis 5—6 dentatis, glan- dulis transverse ovatis, stylis ad me- dium connatis breviter bifidis, capsula minute calyculata...

In Java centrali ubi ad sepulchra ornanda colitu®(Tejsmann, Zollinger n. 1641 fd):

Frutex elegans, 6—10 pedalis. Rami crassitie pennae anserinae. Folia 2— 3-pollices longa, 6—8 lineas lata. Um- bellae radii (cymae) laxae, bipollicares. Folia floralia 3—Alineas longa. Invo- lucra lineam longa. (v. s. in herb. cl. Rehbch, fil.).

Das Exemplar, nach welchem die Pflanze abgebildet wurde, bezog der botanische Garten in Wiirzburg mit anderen Pflanzen aus dem Etablisse- ment von Groenewegen und Comp. in Amsterdam, von dem die Pflanze direct

von Java diirfte. |

Der Beiname plumerioides ist kein schlechtgewahlter, denn die Pflanze hat Aehnlichkeit mit einer Plumeria; sie verdient wegen ihrer schén roth ge- farbten Deckblatter eine Stelle den niedrigbleibenden War ‘mhauspflan- zen und bliiht tiber zwei Monate , vom November bis Januar. pe

“Die Cultur dersélben ist gleich der der meisten tropischen Euphorbien: eine gute Unterlage von zerschlagenen alten Backsteinen, eine milde, lehmige mit Holzkohlenstiickchen. untermengte Erde, den Sommer iiber eine geschiitzte Stelle im Freien und im Winter im Gewachshause bei einer Temperatur von {0—15° R., ein Platz nahe unter Glas und miassiges Begiessen. Ver- mehrung durch Stecklinge im Warm- beete unter Fenster oder Glocken, die- selben miissen wegen des starken Milch- saftausflusses an der Schnittfliche von dem Stecken bis zum Abtrocknen lie- gen bleiben.

1. Zweig im Anfang der Entwick- lung mit weiblichen Organen. 2. Der- selbe am Ende der Bliithezeit mit ver- kriippellen mannlichen und weiblichen Organen.

Wiirzburg, im Januar 1873.

eingeftihrt worden. sein

C. 8.

unter

ii ae

: : i : A

f H

:

I. Originalabhancélungen. 229

d) Pfirsiche aus dem Oriente. Siehe Tafel 768 Fig. 1. 2. Scharali-Pfirsich, Fig. 3. 4. 5 Tarali-Pfirsich.

Unser sehr geehrter Freund Schar- | Wuchse. Blatter vollkommen _ griin, rer in Tiflis schreibt uns iiber diese | nicht gewellt, fast unmerklich gezahnt, beiden neuen Sorten Pfirsich am 20. | saftig griine Jahrestriebe. Die Frucht

Sept. 1872 das Folgende: ist an den Baéumen Scharali mandelfor-

Es ist mir heute eine grosse Freude, | mig, lang, mit etwas vertieftem Stiel, Ihnen einmal wieder etwas wirklich | etwas wolliger, gelbgriiner Oberhaut. Neues fiir Ihre geschatzte Zeitschrift Die Taralifrucht ist rundlich an der prasentiren zu konnen, und da Zeit und | Basis abgeplattet, Stielansatz vertielt, Raum jetzt so knapp, so erlauben Sie | Oberhaut wollig, gelb, am Stiel ins mir mich kurz zu fassen. Der jetzige | Purpurrothe tibergehend, warzig. Fleisch Chef der Verwaltung der Reichsdomai- | vom Steine lésend, am Stein pur- nen, ein enthusiastischer Liebhaber des | purroth, sonst gelb, feinschmelzend Gartenbaues, hat sich seit einigen Jah- | butterig, feinsiss mit Zimmetge-

ren bemiiht, die vorziiglichen Friichte | schmack.

des Landes zu sammeln, und die ori- Stein verhaltnissmassig klein, schwach ginelle Frucht, welche ich Ihnen heute | geriefelt mit langer scharfer Spitze.

im Bilde vorfiihren kann, verdanken Die Frucht ist heute erst am Baume

wir unserem yerehrten Chef und seinen | gereift. Ohne Frage eine Tafelfrucht personlichen Bemiihungen. Die Frucht | ersten Ranges, die verdient iiberall ein- stammt aus dem Eriwanschen Kreise, | geftihrt zu werden. Wird nicht weniger also Hoch-Armenien und Persien, der | Aufsehen machen als die Schiras-Apri- Baum gleicht im Wuchse vollkommen | kose’,, die noch lange nicht nach Ver- einem Pfirsichbaum, yon schwachem | dienst geschatzt wird.

——— AA ia 2) Cultur der Iris laevigata Fisch. ___~Erlauben Sie mir die Aufmerksamkeit Die Blumen dieser prachtvollen Ab-

der Leser Sthrer schitzbaren Zeitschrift | arten erreichen zuweilen die Grésse

auf eine den zahlreichen Arten des | von 17 Cm. Durchmesser sind ziem- Genus Iris hinzulenken, welche es viel | lich flach gebaut und bieten ein wun- mehr verdient, cultivirt zu werden, als | dervolles Farbenspiel von weiss durch bisher geschehen, und welche wohl dess- | rosa zu purpur und violett und von halb nur so wenig verbreitet ist, weil | blassblau durch dunkelblau zu schwarz- sie nicht dankbar zu bliihen scheint. blau und braun, Hine Sache muss aber

Ich meine hier die Iris laevigata | beobachtet werden, um sie willig und Fisch. besser in der Giartnerwelt als | schén zur Bliithe zu bringen und das I, Kaempferi_ bekannt nebst ihren ee ist, dass man ihnen.Haideerde geben _reichen_ Varietiten. “| muss. Ohne dass wenigstens dié Halfte

ee wcarmamao

230

Haideerde unter den Boden gemischt wurde, ist auf freudiges Wachsthum und williges Bliiien nicht zu rechnen. Von einigen 100 Simlingen hatte ich viele schon im 2. Jahre in Bliithe, nach- dem sie in ein Beet gepflanzt wurden, welches alte Haidenerde enthielt, wah-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

rend meine Mutterpflanzen nebenan- stehend nur spiarlich bliiheten, weil sie in dem gewohnlichen, wenn auch rei- chen Gartenboden die Bedingung ihres Gedeihens nicht fanden. i

Max Leichtlin,

3) Ueber die Verwendbarkeit der Mahmaschinen.

Die manchfachen Irrthiimer, ent- tauschten oder allzugrossen Erwartun- gen, denen man sich in Riicksicht auf die Brauchbarkeit resp. Leistungsfihig- keit dieser Maschinen beim Gartenbe- trieb hingegeben hat und noch hingibt, veranlassen uns in Kurzem zusammen- zufassen, was vielfache Beobachtung und Erfahrung iiber diesen Gegenstand festgestellt haben. Setzen wir die Be- kanntschaft mit diesen Maschinen vor- aus, und nehmen wir nur die Besseren zu unseren Betrachtungen an! Es wird dies, da das Grundprincip bei séimmt- lichen, die wir bisher zu beobachten Gelegenheit hatten, dasselbe ist, nur in- sofern Modificationen hervorbringen, als die Mangel der Maschine dadurch ver- ringert, nicht aber aufgehoben werden.

Betrachten wir vor Allem die Vor- ziige uud erinnern wir nochmals daran, dass wir eine gute Maschine vor uns haben! An die Handhabung derselben sind keine oder doch nur sehr leicht fassbare und auch ebenso auszufiihrende Kunstgriffe gekniip{t, so dass die Ar- beit leicht von jedweder Person, seien es Erwachsene oder Kinder, je nach der Dimension der Maschine stattfinden kann. Der Schnitt ist gleichmissig und sehr kurz, sowie auch der Rasen fest,

da beim Schneiden gleichzeitig eine Walzung stattfindet. Die Maschine sam- melt, wenigstens der Hauptsache nach, das geschnittene Gras. Bei ausschliess- licher Verwendung der Maschine muss der Rasen sehr kurz gehalten werden, da ohne diese Voraussetzung deren Anwendung unmoglich ist, was fiir das Aussehen eines Gartens, insbesondere eines solchen von kleinerer Dimension unzweifelhaft als Vortheil betrachtet werden muss.

Als Misssténde heben wir hervor: {) Dass das Gras nur bei einer gewis- sen Linge resp. Kiirze mit der Ma- schine geschnitten werden kann, was einen Ofteren, je nach Boden und Wit- terung 1—3maligen Schnitt per Woche bedingt. 2) Dass nur bei trockener Witterung geschnitten werden kann, indem im entgegengesetzten Fall das nasse Gras durch die Maschine stellen- weise nicht geschnitten, sondern nie- dergedriickt wird und so ein dusserst unvollkommener Rasen entsteht. 3) Dass die Maschine gute und richtige Arbeit nur auf ebenem und welligem Terrain leisten kann, an Senkungen, Vertiefun- gen, Béschungen, engen, schmalen Ra- sen, wie sonst mit Sense, Sichel und Scheere gearbeitet werden muss. 4) End-

I. Orginalabhandlungen.

lich, dass ein 6fteresSchleifen der Mes- ser nothig wird; was, wie auch elwaige Reparaturen an der Maschine, zumal an Orten, wo solche nicht gefertigt wur- den oder keine passende Gelegenheit hiezu vorhanden ist, seine Fatalitaten hat,

Wagen wir nun die Vor- und Nach- theile der Maschine gegenseitig ab, so kommen wir etwa zu folgendem Resul- tate: Durch Anwendung der Maschine wird keinerlei Arbeitskraft erspart. Ein Schnitt durch die Maschine wird aller- dings etwas rascher beendet sein, als durch einen Maher, welcher Vortheil aber zu Gunsten der Handarbeit durch den doppelt oder drei- und mehrfach nothwendig werdenden Schnitt inner- halb eines gewissen Zeitraumes reich- lich aufgewogen wird. Ausserdem ist noch wie beim Méhen mit der Sense ein Nacharbeiten von Hand nicht er- forderlich. Stellen wir uns weiter vor, dass z. B. in der Periode, wo mit der Maschine nothwendig geschnilten wer- den soll, Regen eintritt, was ja oft ge- nug der Fall sein kann, so muss von Maschinenarbeit, aus oben angegebenem Grunde ganz abgesehen, zur Sense ge- oriffen werden , welche, beilaufig ge- sagt, durch einen guten Maher gefiihrt, qualitativ keine geringere Arbeit lie- fert, als die Maschine.

231

Fassen wir aber jene Gartchen ins Auge, die in grossen Stédten auf be- schrinktem Raume manchmal nur we- nige Klafter sich ausdehnen k6nnen, theils als einfache Rasenflichen, theils als wahre Schmuckkastchen in edelster bis zur wunderlichsten Ausfiihrung sich finden, jedenfalls aber zur Freude, Lust und Gesundheit des Besitzers Manches beitragen! Fassen wir ins Auge, dass in solchen Giartchen die 6ftere Bear- beitung des Rasens durch die Maschine vom Besitzer und dessen Angehorigen, zumal den Kindern, nicht nur gethan werden kann, sondern auch mit Lust und ohne grosse Miihe gethan wird. Betrachten wir ausserdem das Gesund- heitfordernde unter solchen Verhaltnis- sen, bedenken wir endlich die Schwie- rigkeit der jedesmaligen Beischaffung eines Mahers bei etwa néthig werden- dem Grasschnitt, so kommen wir zu

dem Resultat, dass die Mahmaschine -

eines der unentbehrlichsten Gerithe fiir den gliicklichen Garten besitzenden Stadter ist, ja speciell fiir diesen er- funden zu sein scheint, mit Vortheil aber, ganz abgesehen von dem Verlust des Grasertrages bei grésserem Gar- tenbetrieb, zumal da, wo mit den Arbeitskraften und Lohnen gerechnet werden muss, nicht angewendet wer- den sollte. E. M.

4) Beobachtungen und Mittheilungen iiber die Farbung des Holzes der Blutbuche.

Vielleicht erinnern sich manche Le- ser meiner Mittheilungen tiber die Farb- ung des Holzes der Blutbuche in friihe- ren Jahrgingen d. B., worin ich die vorher noch nicht bekannt gewordene rothe Farbung des Holzes dieses Bau-

mes eingehend besprach. Der Umstand, dass die purpurrothe Farbe des jiinge-

| ren Holzes an den Pfropfstellen scharf

getrennt von der griinen Farbe des Holzes der Unterlage bleibt, was noch an Baiumen von 1 Fuss Stammstirke

282

bemerkbar ist, veranlasste mich zu Fol- gerungen tiber Vorgiange bei der Ver- edlung der Baume, namentlich zu dem Schlusse, dass Wildling und Edelstamm stets zwei getrennte Wesen bleiben, dass ersterer nur annahernd wirkt, letz- terer gar keine Riickwirkung habe. Die gegen diese Behauptung sprechen- den bekannt gewordenen Riickwirkun- gen bei dem buntblatterigen Abutilon und angeblich bei anderen Pfropfungen kénnen meine Ueberzeugung nicht er- schiittern.

In Folge. dieser Beobachtungen trat ich mit Herrn Professor Wigand, Di- rector des botanischen Gartens in Mar- burg, in Verbindung, welcher nun die schon friiher gemachten Versuche und Untersuchungen wiederholte und deren Ergebnisse ymit meinen Beobachiungen verglich. Herr Professor Wigand hatte die Giite, mir ausfihrliche Mittheilungen zu machen, welche durch beiderseitige Versuche noch erganzt werden soliten. Allein diese Versuche blieben meiner- seits gute Vorsitze, da ich durch an- dere Dinge abgelenkt wurde, besonders aber, weil der Versuch, die gewohn- liche Buche auf Blutbuche zu pfropfen, um daran das Verhalten der Farbung des Holzes an der Pfropfstelle zu be- obachten, (ob der Farbestoff sich viel- leicht im aufsteigenden Safte leichter verbreite), missgliickte. Wir hatten seit jener Zeit im Veredeln der Blut- buchen entschieden Ungliick, wesshalb ich keine jungen kiinftigen Blutbuchen zu Versuchen opfern konnie. Ver- kiimmerte Stémmchen aber und Aeste der Blutbuchen nahmen die Veredlung nicht an.

Um nun die werthvollen Mittheilun- gen des Herrn Professors Wigand nicht ganz der Oeffentlichkeit und Wissen- schaft zu eutziehen, theile ich diesel-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

ben im Auszuge mit. Diese an der Blutbuche beobachteten Erscheinungen sind nicht blos interessant, sondern auch geeignet, tiber das Wesen des Veredelns und des Saftlaufs mehr Licht | zu bringen.

Der Farbstoff des Rothbuchen - Hol- zes hat nach meiner Untersuchung sei- nen Sitz nicht in der Zellfliissigkeit, sondern in den Zellwanden des jun- gen Holzes, dieser Umstand, sowie na- mentlich dass derselbe nicht in der Rinde, welche den absteigenden Saft leitet, vorkommt, dass sich derselbe nicht tiber die Pfropfstelle nach unten fortsetzt, und endlich dass die Erschein- ung in ihrer Intensitat nicht genau mit der Periode des absteigenden Saftes zusammenfallt, auch sich in den diin- neren Verzweigungen verliert, scheint mir gegen die Annahme zu sprechen, dass der Farbstoff als solcher im ab- steigenden Safte enthalten sei. Ich © halte den Farbstoff fiir eine blosse Mo- dification eines Stoffes, welcher im un- gefarbten Zustand auch in den inneren Holzlagen, in der Rinde und im ge- wohnlichen Buchenholz vorhanden ist, nimlich des Gerbstoffes oder eines da- mit nahe verwandten Stoffes. Dass derselbe mit dem rothen Farbstoff der Blatter identisch ist, kann wohl nicht bezweifelt werden, obgleich er hier als Theil des Zellsafies enthalten ist. Er ist demnach auch nahe verwandt mit dem rothen oder blauen Farbstoff in an- deren zu gewissen Zeiten roth gefarb- ten Laubblalttern sowie den rothen und blauen Blumen, und steht gewiss auch in Beziehung zu einem Stoff, welchen ich Cyanogen genannt habe, welcher im farblosen Zustand in den meisten unserer Holzgewiichse vorkommt und hier durch Salzsiure etc. eine violette Farbung der Holzzellen- Wiinde bedingt,

I. Originalabhandlungen.

und welcher bei den tropischen Farb- hdélzern (Campecheholz etc.) sich von selbst besonders an Luft und Licht roth farbt, freilich mit dem Unterschied, dass der Farbstoff des Blutbuchenholzes um- gekehrt an der Luft entfarbt wird.

Besonders interessant ist das perio- dische Ab- und Zunehmen der Farbe an Intensitét, welches, wie auch Sie, wenn ich nicht irre, angegeben haben, im Allgemeinen gleichen Schritt mit der Farbung des Laubes geht. Ich habe die Farbung zu allen mogliclien Jahres- zeiten beobachtet, leider lasst sich eine genaue Vergleichung nicht anstellen, weil es an einem Maastab der Intensi- tat fehlt und die Farbe nicht conservirt werden kann. Desto besser wird es sein, diese periodischen Beobachtungen in verschiedenen Jahren und durch ver- schiedene Beobachter zu wiederholen, um so zur Einsicht in einen etwaigen Zusammenhang mit anderen Erschein- ungen, z. B. der Belaubung zu ge- langen.

Beziiglich des Verhaltens des Holzes der Blutbuche an der Pfropfstelle, wenn ein Reis der gemeinen Buche darauf gesetzt wird, dussert sich Herr Prof. Wigand dahin, er glaube fest, dass auch in diesem Falle die Farbung nicht tiber- treten werde.

Eine weitere Beobachtung machte ich beim Abbrechen einer etwa 8 Zoll starken Blutbuche an der Verede- lungsstelle im Winter 1868. Ich schickte das die Pfropfstelle einschliessende Stiick Stamm zu Herrn Professor Dr. K. Koch in Berlin, welcher es in einer Ver- sammlung des Vereins fiir Gartenbau etc. vorlegte. Diese Bruchflachen hatten das Ansehen, als waren sie nur an einan- der geleimt gewesen. Von einem ei- gentlichen Verwachsen und Ineinander-

233

greifen der Gefasse des Edelstammes und Wildlings war nicht das Geringste zu sehen. Kein gewaltsamer Bruch, kein Splitter, und die Rinde (mit Bast) war innigst verbunden. Diese lose Verbindung der Holztheile iiberraschte mich sehr. Ich wusste zwar, dass die Schnitte der Pfropfreiser und ein Wild- ling nicht mit dem Holze, sondern nur mit der Rinde verwachsen, hatte aber als selbstverstandlich angenommen, dass bei den spiteren, gebildeten Holzschich- ten ein vollstaéndiges Verwachsen stalt- finde.

Ich gebe nun noch am Schlusse ei- nige Beobachtungen vom heutigen Tage und der letzten Jahre.

Aeste der Blutbuche bis 3 Zoll Durchmesser haben kein roth gefarbtes Holz. Dagegen ist der Astwulst bis etwa 2 Zoll von der Stammflache inten- sivroth.

Die Farbung ist am starksten an Ueberwallungsstellen, wo schon ein schwacher Schnitt das fast carminrothe junge Holz bloslegt.

Die rothe Farbe ist im Sommer nur in den jtingsten Holzschichten intensiv, nimmt aber mit der Zeit so zu, dass das Holz im September an Wulststellen mehrere Zoll tief schwach roth ist. Das Roth ist also um die Zeit am_ stark- sten, wenn es sich in den Blattern ab- schwiacht, denn bekanntlich schimmert im Spitsommer das rothe Buachenlaub grin.

Der Stamm einer melrere Zoll star- ken Bluteiche (Quercus pedunculata atropurpurea), hat kein rotlies Holz, ebensowenig die Bluthaselnuss. Dage- gen zeigt ein nur um wenig starkerer Stamm einer Blutbuche auch jung rothes Holz.

Weitere Beobachtungen und Mit-

234

theilungen sind erwiinscht, besonders

wie sich das Holz der gemeinen Buche

:

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

auf Blutbuche veredelt, an dei Piropf- stelle verhalt. J.

5) Viola lutea Var. grandfliora und splendens.

Unter diesem Namen ist ein peren- nirendes Veilchen mit gelben Blumen verbreitet worden, welches zu _ den _ prachtigstenFriihlingsblumen gehdrt,

und fiir Teppichbeete, sowie iiberhaupt niedrige Beete in dieser Jahreszeit un- iibertrefflich genannt werden muss. Es ist die einzige Pflanze, welche sich wirklich zur Stellung neben Viola cor- nuta eignet, da Farbe, Wuchs und Blii- thezeit nicht passender gefunden wer- den kann, Eben so gut, vielleicht noch besser verbindet es sich mit dem ach- ten Viola altaica (V. pura mancher Gar- ten) mit tief indigoblauen Bliithen, so- , wie mit den blauen und violetten Va- _rietaten von V. tricolor. Die Bliithezeit | beginnt zeitig im April und verlangert /sich bis zum Spatherbst, aber _voll | bliihen die Beete eigentlich nur von Mitte April bis Anfang Sommer. Noch jetzt (gegen Mitte Juli) steht bei mir ein Beet noch in voller Blithe, wahrend Viola tricolor bereits vorbei sind. Al- lerdings war die ganze Zeit das Wetter immer feucht, besonders die Luft, und ganz von der Beschaffenheit wie in der

tig, bleibt ganz niedrig (niedriger als VY. cornuta u. V. tricolor) und hat eine schéne glinzende, volle Belaubung. Die Blumen, namentlich von der Varietaét Viola lutea splendens haben den Durchmesser einer mittelgrossen gut cultivirten Viola trico- lor, sind also mindestens einmal so gross als die muthmassliche Stammart, Viola

lutea Smith. Die Farbe ist hochgelb, mit kaum bemerkbarem dunkic@ RES

Sie ist so ieuchtend, die Bliithenmassen

so dicht, dass man ein Beet von kaum 5 Fuss Linge bei 3 Fuss Breite in der Entfernung von einer halben Stunde deutlich als ey saoldfiiche.. er- kennt. In der Cultur AY: dieses Veil- chen kaum von Viola cornuta ab. Am schonsten sind Samenpflanzen, zur Friih- lingsflor im Sommer gesiet, zur Herbst- flor im Friihling. Die Bliithen dauerten vorigen gelinden Winter unbeschadigt aus und machten nur im Marz einen kurzen Stillstand. Der Samenansatz ist nicht sehr reichlich, doch ausreichend fiir eigene Zucht. Ueber das Verhalten alter getheilter Pflanzen habe ich noch

alpinen Heimath dieses schonen Veil- | keine Erfahrung. : J, chens. Diese Pflanze wiichst rasenar- 6) Buntblitterige Abarten, Jetzt, wo man so recht die Auf- | dene Abart zu fixiren sucht, erhalten

merksamkeit auf buntblitterige Abarten richtet und jede solche zufallig entstan-

wir bald von allen unseren gewohn-—

licheren Culturpflanzen, Abarten mit

I. Originalabhandlungen,

bunten Blaltern, von denen freilich viele die Cultur nicht verdienen, weil sie einen weniger guten Effect als die normale griinblatterige Form machen, oder nicht den Eindruck der freudi- gen bunten Farbung, sondern viel- mehr der Krankheit verursachen. So Zz. B. Ribes higrum fol. aureo-varie- gatis, Pyrus Aucuparia fol. var., Thuja occidentalis fol. var., Philadelphus co- ronarius fol. var. etc.

Dagegen sind unter unsern gemein- sten Grisern als besonders schéne bunte Formen zu Einfassungen etc. zu nen- nen Poa pratensis fol. var. und Dactylis glomerata fol. var.

In den Baumschulen des Referenten

hat sich ganz zufiallig yon einem un- |

4

235

serer gemeinsten Unkrauter, von der Quecke (Triticum repens) eine wirkliche schéne weissbunte Abart ge- bildet. Von einem anderen Unkraut unserer Garten, von Aegopodium Podagraria, ist die weissbunte Ab- art als Bordiire um Bosquete oder Stau- dengruppen hochwiichsiger Phlox, Del- phinium etc. wirklich zu empfehlen. = =

Herr Brech aus Saratow sendet uns eine Form mit weissbunten Blattern der Caragana arborescens ein, eines Strauches, der als Heckenpflanze in Russ- land zu Millionen angepflanzt wird. Eine ahnliche Form sahen wir friiher schon, solche war aber nicht constant.

(E. R.)

7) Die Funkia-Arten der Garten,

Dieselben gehdren, obgleich aus Japan stammend, als noch im Peters- burger Klima im freien Lande aushal- tende Perennien mit schénen decora- tiven Blattern zu unseren besten Stau- den fiir Blumenparterres und Blumen- hbeete.

Baker unterscheidet in seinem Werke tiber die Liliaceen mit verwachsenen Blumenblattern oder den Arten mit einblatteriger Blumenkrone, nur 4 Ar- ten, nadmlich:

F.subcordataSpregl. Fast herz- ' férmig- ovale griine Blatter, stets ge- paart zu 2 stehende Bracteen und sehr grosse, weisse wohlriechende Blumen, die 4—4‘/, Zoll Tang werden und auf ‘lo bis 1 Zoll langen Bliithenstielen stehen, zeichnen diese Art leicht aus.

F. Sieboldiana Hooker. Breit herzformig -ovale, oberhalb blaugriine

und unterhalb weisslich blaugriine Blat- ter, einzelnstehende Bracteen und heil- lilafarbene Blumen, charakterisiren diese Art leicht.

8. discolor. Blatter oberhalb gol- dig-griin mit dunkelgriinem Rande, unterhalb weissgriin.

F. ovata Sprgl. Aehnlich der vorhergehenden, Blatter aber beiderseits egriin und aus undeutlich herzformigem Grunde oval.

Aendert ab,

a typica; die gemeine Form mit beiderseits griinen Blattern.

8 marginata; Blitter grésser und breiter, in den Blattstiel allmahlich verschmalert, schin_ silberfarben gerandet. F. marginata Siebold. Es ist das die schénste aller For- men dieses Geschlechtes.

y. intermedia Baker. Gleich der

236

vorhergehenden, Blatter aber bei- derseits einfarbig griin,

d. aureo-variegata. Gleich a; Blatter aber zuweilen goldfarben unregelmassig nijancirt.

4. Funkia lancifolia Sprgl, Blatter langlich-lanzettlich oder schmal- lanzettlich, Bracteen einzeln stehend.

Diese kommt in zahlreichen Formen vor; namlich:

«. angustifolia; Blatter beider- seils griin, langlich - lanzettlich. Bracteen alle nur wenig langer als Bliithenstielchen, viel kiirzer als Blumen. .

8. latifolia; Blatter oval -lanzett- lich, das andere gleich a.

y. albo-marginata; Blatter oval- lanzettlich, weiss gerandet, das andere gleich @. F. albo-margi- nata Hook.

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Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

0. bracteata; Blatter oval-lanzett- lich, weiss gerandet. Die unteren

Brakteen bedeutend langer als Blumen. ێ. undulata; Blatter lanzettlich,

_stark wellig, weiss gerandet. Brak- “teen gleich a. FL undulata 0. et D.

Zu Kitifassungen eine der lieblichsten Sorten.

y. univittata; gleich 8., aber die Blatter zuweilen mit silberweissem Mittelstreif. Ohne Werth fiir die Cultur.

Endlich erhielten wir kiirzlich noch vom Hrn. M. Leichtlin eine Funkia als F. Fortuneana. Dieselbe scheint zu F. Sieboldiana als Form mit beiderseits stark stahlblaugriinen, weiss bereiften Blattern zu gehéren. Fiir die -Cultur eine schéne neue Form. (E. R.)

8) Allium urceolatum Rgl.,

glabrum; bulbo ovato; caule tereti, basi v. infra medium foliato; foliis lineari- bus; spatha albo membranacea, bivalvis ; valvis ovatis, breviter acuminatis, quam pedicelli duplo brevioribus; umbella he- misphaerica, multiflora; perigonii cam- panulati foliolis elliptico - lanceolatis, dorso nervo viridi prominente carinatis; staminibus corollam. circiter aequanti- bus, basi perigonii foliolis adnatis, a basi supra medium valde dilatatis in urceolam conniventibus, in filamentum filiforme excurrentibus, exterioribus la- tioribus, ad filamenti basin saepissime utrinque dente instructis. A. caeru- leum Strohegl. (nec. Pall.).

Kin Lauch der in der Soongorei und in Turkestan heimisch ist und von den Botanikern Russlands mit A, caeruleum

Pall. verwechselt worden ist. Im ge- trockneten Zustande ist diese Verwechs- lung auch wirklich wegen der Aehn- lichkeit beider Arten leicht. Im_ fri- schen Zustande sind beide Arten weit von einander verschieden.

A. caeruleum Pall. hat tief azur- blaue Blumen, A. urceolatum im Autblithen bellblawe Blumen, welche zu- letzt fast weisslich werden und deren Blumenblitter breiter als bei ersterer Art und von einem starken griinen Mit- telnerven durchzogen sind. Ferner ist die Bliithendolde von A. caeruleum dichter und kugelformig, von un- serer neuen Art halbkugelformig. Der bedeutendste Unterschied liegt aber in den Staubfiden, welche bei All, caeru- leum lanzettlich-pfriemlich, fast gleich-

1, Originalabhandlungen. 237

lang und ungezahnt und spater linger als die Blumenkrone, ausserdem sind solche am Grunde unter einander, aber nicht mit der Blumenkrone verwachsen.

Bei A. urceolatum sind die Staub- faden yom Grunde bis tiber die Mitte stark verbreilert, neigen mit diesem breiten Theile urnenformig zusammen, und sind am Grund mit den Blumen-

blattern verwachsen. Aus der Spitze des verbreiterten Grundes erhebt sich der fadenformige Trager, und endlich sind die 3 ausseren Staubfaden slairker als die innern verbreitert und tragen auf der Spitze des verbreiterten Thei- les am Grunde des Tragers gemeinig- lich auf jeder Seite einen deutlichen Zahn. (E. R.)

9) Eine neue Gespinnstpflanze.

Laportea pustulata Wedd., eine mit Boehmeria utilis oder der Ramie-Pflanze nah verwandte Urtica- ceae, ist von Roezl aus dem Alleghany- Gebirge in Nordamerika, aus einer Héhe von 5000 Fuss iiber dem Meere in Cultur eingefiihrt worden. Wie Boeh- meria oder unsere Nessel ist es ein perennirendes Gewiachs, welches sich sehr schnell durch Theilung und selbst durch Wurzelstiicken vermehrt.

Versuche mit dieser Pflanze wurden gleichzeitig im Botanischen Garten in Berlin, in den Preussischen Ackerbau- schulen und im Pomologischen Institut zu Proskau gemacht. Nur im Botani- schen Garten zu Berlin erreichten die Stengel dieser Pflanze eine Héhe von

SE USSye an den anderen Versuchs-

orten gedieh solche weniger gut. Es scheint mithin, dass dieselbe einen leichten, sandigen, stark mit Humus versetzten Boden verlangt.

Diese neue Gespinnstpflanze ertragt die Winter Norddeutschlands im freien Lande und diirfte im Siiden Deutsch- lands und in dem milderen Westen Europas jahrlich 2 Schnitte, also dop- pelte Ernten geben. Ueber den Werth der Fasern zu Gespinst ist noch nichts Sicheres bekannt. Den versuchsweisen Anbau in ganz kleinem Maasstabe kénnte man daher wohl empfehlen, keineswegs aber, nach dem was bis jetzt bekannt ist, den Anbau in grésserem Maas- stabe. Unser Flachs und Hanf diirfte da wohl eine héhere Stufe in der Cul- tur einnehmen. Oder warum culltivirt man nicht unsere ebenfalls heimischen Nesselarten (Urtica urens und U. dioica), von denen’ es bekannt ist, dass solche einen vorziiglich guten Gewebstolt ge- ben? Diese beiden letzteren méchten der Laportea noch vorzuziehen sein, und werden doch nicht cultivirt.

(E. R.)

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

238

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Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Il. Neue oder empfehlenswerthe Lierpflanzen.

a) Beschrieben in Gardeners Chro- nicle.

1) Odontoglossum Ruckerianum Rchb. fil. (Orchideae). Eine neue Art aus der Verwandtschaft von O. crispum Ldl. 0. An- dersonianum Rehb. fil. und O. limbatum Rehb. fil. Die Blithe hat eine reiche Farbung; die Grundfarbe ist rahmweiss; die Sepalen und Petalen sind dunkelviolett gerandet; sie haben einige langliche, nuss- braune Flecken auf ihrer inneren Seite und die eigenthiimlichen, schénen. nussbraunen Basilarlinien, wie man sie am Grunde der Petalen von O. Andersonianum sieht. Die schmale Lippe ist am Grunde gelb und hat einige nussbraune Flecken. Der 26 Blumen tragende Bliithenstengel wurde Herrn Pro- fessor Dr. Reichenbach von Mr. Harry Veitch mitgetheilt, welcher die Pflanze von Sigis- mund Rucker, Esq. dem bertihmten engli- schen Orchidologen, erhalten hatte. Hr. Reichenbach hielt die Pflanze fiir einen von O. crispum und einer schmalsepaligen Art abstammendem Bastard.

(1873. p. 105. fig. 18.)

2) Platyloma brachypterum Th. Moore. (Filices). Ein niedliches Farn, welches im Etablissement der Herren J. Veitch und Sdhne in Chelsea lebend aus Californien eingefihrt wurde; es gehdrt in die Gruppe Allosorus und ist zunacht A. tenuifolius u. A. mucronatus verwandt. Wedel 4—8 Zoli lang, linear, aufrecht, doppeltgefiedert, blaugriin gefarbt. Fiedern sehr kurz, auf- recht abstehend, sitzend, im Umrisse halb- kreisformig, zusammengesetzt aus 7—9 ab- stehenden, schmal linearen Fiederchen, Stengel und Spindel dunkelnussbraun. Rhi- zom kriechend. (1873, p. 141.)

3) Physurus nobilis Rehb. fil. (Orchi- deae) befindet sich im Etablissement des Herrn L. Van Houtte in Gent, stammt aus Brasilien und ist verwandt mit Ph. pictus

Ldl. Blatter breit oblong, spitz, schon sil- bernetzadrig. Rispe viel- und dichtblumig. (1873. p. 177.)

4) Physurus decorus Rehb. fil. (Orchi- deae). Eine aus Sumatra stammende Art, die sich bei Linden und im Hamburger botanischen Garten befindet. Blatter dun- kelgriin mit weissen Lingsstreifen. In den Garten als Spiranthes sp. ex Sumatra. Blumen unscheinbar, wie bei den meisten Arten dieser als Blattpflanzen schénen Gatt- ung. (1873. p. 177.)

5) Physurus Ortgiest Rehb. fil. (Orchi- deae) (Anoectochilus Ortgiesi Flor. and. Pom. Nov. 1872. p. 243 cum ic. xyl. Von Roezl in Neugranada entdeckt, wurde diese Art durch M. Carter und Co. in den Handel gebracht. Eine kleine eigenthiim- liche Art mit dunkelgriinen, in der Mitte weissen Blattern, rdthlichen Bracteen und weissen Blumen. (1878, p. 177.)

6) Nephrolepis dawallioides Kze. var. furcans. (Filieus). Eine Abart mit 2—3mal gegabelten Fiedern, welche die Herren J. Veitch und Sohne, von den Siidsee-Inseln erhielten oder erhalten haben sollen; denn es kann ebenso leicht eine in den Girten entstandene monstrése Form sein, wie sie jetzt schon von zahlreichen Arten existiren und die sich merkwirdigerweise auf ge- schlechtlichem Wege ziemlich treu fort- pflanzen. (1873, p. 213.)

7) Platyloma bellum Th. Moore. (Fili- ces). Hine ebenfalls neue, mit P. brachyp- terum nahe verwandte, aus Californien stammende Art, welche gleichfalls bei Veitch eingefihrt wurde. Wedel mit Hin- schluss des 3 Zoll langen Stieles, 8 Zoll lang, aufrecht, linear, rauh, zweifach oder fast dreifach gefiedert, Fiedern zahlreich, eiformig, sitzend, 1/,.—5/g Zoll lang; Fie- derchen 9—18, kurz. schmal, linglich-linear,

scharfgespitzt, am Grunde abgerundet, mit sehr dinner Spindel; am Rande zu- riickgebogen, Stengel und Spindel glatt, nussbraun. (1873. p. 213.)

8) Oncidium dasystyle Rchb. fil. (Orchi- deae). In Cultur bei Mr. B. S. Willams (Victoria and Paradise Nursery) und auf dem Organ-Gebirge in Brasilien wildwach- send, Blumen von der Grésse d. O. hy- phaematicum. Sepalen einfach ocherfar- ben. Petalen purpurbraun. Lippe hellgelb mit einem langen schwiirzlich-purpurnen Callus und purpurnen Adern am Grunde des Discus. Scheinknollen eiformig, an der Spitze sehr zusammengeschrumpft. Blat- ter 4 Zoll lang. (1873. p. 253.)

2) Cattleya fausta Rchb. fil. (Orchideae). Kin im n Etablissement der Herren J. Veitch

und Sohne gezogener Bastard:, dessen Va-

ter Cattleya exoniensis und dessen Mutter | C. Loddigesi ist. Blumen lilafarbig, Lippe _weiss, mit grossem gelben Discus. Bei ‘einer Form (C. fausta var. radicans) hat die Lippe eine Menge dunkelpurpurne Adern ‘und Streifen. Bliht im November, zu einer Zeit, wo es wenige blahende Orchi-

deen gibt. (1873. p. 289. fig. 57.) ?

10) Epidendrum physodes Rech. fil. (Or- chideae). Diese botanische Merkwiirdig- keit mit schmutzig weisslich braunen Blu- men wurde von Zahn in Costa Rica fiir Veitch gesammelt; es ist nahe mit E. po- lygonatum verwandt. Giirtnerisches Inter- esse mag diese Art wohl nicht haben:

(1873. p. 289.)

b) Abgebildet im Botanical Ma- gazine.

10) Odontoglossum vexillarium Rehb. fil. (Orchideae). Kine der herrlichsten Or- chideen, welche mit den schonsten ihres Geschlechts rivalisiren kann. Sie stammt von den Neugranadischen Anden und wurde zuerst von Bowmann entdeckt, spiter von allis, Roezl und Henry Chesterton ge- ammelt, die Exemplare, nach denen die bbildung im Botanical Magazine ange-

fI, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

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249

fertigt ist, bliihten im Etablissement der Herren J. Veitch und Séhne und stammen vou dem jletztgenannten Sammler, Die Blume erinnert durch ihre zarte Farbung an eine Miltonia. Scheinknollen 11/,—21/, Zoll lang, schmal lainglich, zusammenge- driickt. Blitter 6—12 Zoll lang, bei einer Breit von 1—11% Zoll, von schmaler schei- diger Basis elliptisch-lanzettlich, spitz, ge- kielt, oben dunkelgriin, unten blasser. Schaft seitenstandig, manchmal bis zu sechs aus einer Bulbe, sehr diinn, langer als die Blatter, Scheiden klein, angedriickt, Blu- men gehoren zu den grossten der Gattung und sitzen zu 3—4 an einer Rispe. Sehr verschieden in der Grosse, die gréssten 4 Zoll im Durchmesser Perianthium ganz flach. Sepalen ungleich, verkehrt-eiférmig- langlich oder keilf6rmig, fast spitz, flach, etwas zuriickgebogen, sehr blass rosafarbig. Petalen breiter oder schmaler als die Se- palen und von derselben Form, gewoéhn- lich aber etwas spitzer und von tiefer, prichtiger Rosafarbe mit breitem, weissen Rande. Lippe ganz flach, mit breitem 2- lappigen, abgerundeten Limbus, am Grunde zu einem 2lappigen Callus zusammenge- zogen. Die Lippe ist weiss mit einem grossen Flecken von der Farbe der Peta- len auf jedem Lappen und einem gelben, rothgestrichelten Flecken an der Basis. (Taf. 6037.)

12) Laelia Jonghiana Rehb. fil. et Lib. (Orchideae). _Wurde bereits im vorigen Jahrgange der Gartenflora besprochen. (8. Gartenfl. 1872, p. 279).

(Taf, 6038.)

13) Begonia herbacea Vellozo. (Bego- niaceae). Vell. Flor. Flum. X. t. 53. A. D. C. Prodr. XV. p. 388. B, attenu- ata Mast. in Gard. Chron 1873. p. 679. fig. 129 (not. of A. D. C.). Eine alte Art, die unter dem Namen B. attenuata schon seit langer Zeit im Berliner botanischen Garten cultivirt wird, woher sie auch der Konigliche Garten in Kew erhielt. Dr. Hooker nimmt den alten Vellozo’schen Na- men an, da De Candolle unter B. attenuata

250

eine andere Pflanze versteht. Sie stammt aus Brasilien und unterscheidet sich von ihren Verwandten durch den mondcischen Bliithenstand. Rhizom von der Dicke ei- nes kleinen Fingers, kriechend, cylindrisch, mit Wurzeln und bleibenden Stipeln bedeckt. Blitter 4—6 Zoll lang, sitzend oder ge- stielt, verkehrt lanzettformig, zugespitzt, am Rande gezihnt oder undeutlich gelappt, ganz glatt, einfarbig griin, sieben bis acht Nerven auf jeder Seite. Stipeln breit-ei- formig, kammférmig gewimpert. Miénn- licher Bliithenschaft fast ebensolang wie die Blatter, aufrecht, 4—6 blumig, Bracteen kreisrund, kammformig gewimpert. Blu- men 1/8), Zoll im Durchmesser, mit 2 Sepalen, weiss. Weibliche Blumen in den Blattachseln sitzend, ebenfalls weiss. Kine unscheinbare, aber interessante, mit B. rhizocarpa verwandte Art. (Taf. 6040.)

—e

14) Greyia Sutherlandi Hook. et Harv. (Sapindaceae). H. et H. in Thesaurus ca- pensis t. 1. Harv. et Sond. Flor. cap. II. p. 308. Harv. Gen. S. Afr. Plants. ed. 2 p. 65. Wurde bereits nach der Abbildung in der Flore d. Serr. besprochen. (S. Gartenfl. 1869. p, 180).

(Taf. 6041.)

15) Lanaria heterophylla Desf. (Scro- phularineae). Desf. Fl. atlant. II. p. 48. t. 140. L, reticulata Rehb, Iconogr. t. 431. L. stricta Guss. Pl. rar. Sic. p. 250. L. aparinoides Chav. monogr. p. 138. Benth. in D.C. Prodr. VII. p.275. Antirrhinum aparinoides Willd. Spec. pl. Ill. p. 247, A. strictum Sm. et Sibth. Fl. graec. VI. p. 75. t. 594. A. multicaule Ten. Fl. nap. Prodr. p. 36 non L. Eine vielnamige, annuelle Pflanze, nicht unge- wohnlich auf dem grossen Atlas und bei Casa-blanca an der Westkiiste von Ma- rocco. Ks ist eine Pflanze von sehr gewohn- lichem Aussehen, erreicht eine Héhe von 2—3 Fuss und wird jedenfalls wenig Lieb- haber finden, die sich zu ihrer Cultur ent- schliessen. Die Blumen sind weiss und schmutzig gelb, ~"(Pafe-6042,)-

(Ender.)

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

~ diese Pflanze von Backhouse und Sohn in

c) Verschiedene neue Pflanzen. ye

16) Potentilla ambigua Camb. Schon a /

im Jahre 1851 gab Hooker im Bot. Mag. a

tab. 4613 die Abbildung dieser schénen A

niedrigen Potentilla, welche Jacquemont i

in den Feluenapaltas in Kanaor bei Rogni .

in einer Hohe von 9000 Fuss iiberm Meere

in den Gebirgen Ostindiens entdeckte, die

aber auch im Sikkim und Nepal heimisch

ist. Von der Tracht unserer schénen

dichten Rasen niederliegender kurzer

Stengel bildenden Alpen- Potentillen, wie

von P. alpestri aurea, zeichnet

sich diese Potentilla durth dzahlige Blit-

ter, mit verkehrt-ovalen, unterhalb blau-

griinen, an der Spitze 3 grosse Zahne tra-

genden, ausserdem aber ganzrandigen Blatt-

chen aus. 3 | | Die grossen goldfarbenen Blumen er- t-

scheinen in reicher Menge im Juli. Eine» @ fi

schéne niedrige reichbliihende Art fir

Steinparthien,. _Der “hiesige Garten erhielt &

j

York als Potentilla dubia, Die Tracht

unserer Pflanze erinnert am meisten an

Sibbaldia procumbens, die grossen iiber

6 Cm. im Durchmesser haltenden Blumen

unterscheiden solche aber sehr vorthoilhaft.

Ueberwinterte im hiesigen Garten unter einer leichten Deckung mit Tannenreis. (EK. R.)

17) Clerodendron Thomsonae Balf. g. speciosum. In den Garten als C. specio- sum verbreitet, und zwar mit der Angabe, es sei ein Bastard mit einer andern Art. Ist nur durch am Grunde griinliche und blasspurpur niiancirte Kelche und schon carmin-purpurrothe Blumen verschieden und deshalb nur eine schéne Abart dieser _Tei- zend schonen Schlingpflanze Westafrika’s,

(B. BR.)

18) Gefilltblumige Antirrhinum. | Herr Brech in Saratow sendet uns einige getrocknete Blumen und eine Photographie eines gefillt blihenden Antirrhinum maj us. Die Blumen mit gelber Rohre, purpur Saum und orangengelbem Mund-

stiick. Die Fiillung resultirt aus Umbild-

#8 pi ‘ef Il. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 251 gf X }

gen Portulaca-Arten gebildet haben, de-

: ung von Staubfaden und Narbe in Blumen- | ren Samen die Cataloge der Samenhand-

“* plitter, weshalb diese hiibsche neue Form

vom Léwenmaul, nur durch Stecklinge fort- 4) zupfianzen ist.

f Herr Brech, der diese Form erzogen | hat , sagt von Pocuclben. es sei eine sehr _ | beachtenswerthe Neuheit, indem schdne | Tracht und Jasmin-Geruch dieselbe neben A gett Levkojen als schéne Gruppen- | pflanze stelle.

Ferner sei bei ihr, wie bei allen ge- iillten und zugleich sterilen Blumen die ‘Bliithendauer und die Masse der Bliithen ‘bedeutender als bei dem normal bliihenden “Lowenmaul. (E. R.)

¥ h

19) Portulaca hybrida flore leno. Da

wir gerade von einer neuen gefiilltblumi-"|”

gen alt bekannten Gartenpflanze sprechen, wollen wir nicht verfehlen, nach dem bei- stehenden, uns vom Hrn. Platz u. Sohn in Erfurt mitgetheilten Stock, auf die vor

Portulaca hybrida flore pleno.

‘mehreren Jahrzenten aus Chili und dem nordlichen Brasilien eingefihrten annuel- len Pflanzen, namlich Portulaca Thellusoni Lindl., P. Gilbierii Hook. und P. grandi- flora Camb. zu verweisen. Es sind das unter einander sehr nah verwandte Arten, welche bei der gemeinsamen Cultur im Garten, bald viele Mittelformen und aus-

lungen als Portulaca grandiflora flore pleno in mehreren Farben anbieten. Sehen wir den Catalog des Herrn Platz und Svhn ein, so kostet von jeder der gefiillten Sorten, (in weiss, purpur, zinnober, gelb und bunt gestreift) die Prise 3 Sgr. und das Sorti- ment von 6 Sorten 15 Sgr. Wenn man diese Samen in Topfe zeitig aussiet, an-

statt mit Erde nur sehr diinn mit Sand

bedeckt und solche, sei es im Zimmerfen- ster oder Mistbeet, unter Zutritt von dem vyollen Sonnenlicht keimen lasst und» spa- ter den jungen Pflanzen, sobald keine Fréste mehr zu besorgen, sei es auf sonnige | Steinparthien , sei es auf durchaus sonnige Beete, wo solchen ein reichlich mit lockerer Laub- oder Walderde und Sand gemischter Lehmboden zubereitet ist, —- dann wird man diese lieblichen, den Boden nach allen Seiten mit ihren niederliegenden. Stengeln deckenden Pflan- “gen in vollster Schonheit den ganzen Som- mer hindurch reichlich bliihen sehen. Be- sonders schén sind dieselben fiir sonnige Steinparthien, wo sich ihre Stengel iiber die Steine gracil herablegen, und wo solche in ausserordentlicher Fille und Schdnheit: bliihen.

20) Croton Johannis h. Veitch. Unter den zahlreichen, von Veitch in Handel ge- brachten Arten von Codiaeum pictum, welche auf den Inseln Ostindiens und des stillen Oceans heimisch, ist das beistehend abgebildete Cr. Johannis wohl einer der lieblichsten und schdnsten, wenn gleich solcher schon langer als Cr. angustissimum, Cr. elegans etc. in den Garten verbreitet ist. Herr James Veitch und Sohn publi- cirten den beistehenden MHolzschnitt in einem ihrer neuesten Cataloge und Garde- ner Chronicle publicirte denselben schon im Mai 1871. Ueppig entwickelte Exemp- lare sind von grosser Schénheit. Man denke sich die Blatter bis an 2 Fuss lang, nach allen Seiten gracil und massig iiber- hingend, dunkelgriin mit glanzend gold-

serdem die bekannten sch6n gefiilltblumi- | farbener Randung und Mittelrippe, dann

952 Gartenflora Deutschlands, Russlands und. der Schweiz.

hat man das Bild dieses schénen niedrigen ~ Strauches, der im niedrigen Warmhause noch leichter und besser gedeiht, als die

meisten anderen Abarten des Codiaeum pictum. (K. R.)

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i |

Croton Johannis.

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III.

Hil.

1) Veranderung der Farbe eines Lilium. Herr M. Leichtlin schreibt uns, er habe die Erfahrung gemacht, dass beim Verpflanzen von L. Coridion in andere Erde deren Blumen die schwefelgelbe Farbe verloren und roth geworden seien, sich also in L. Partheneyon umgebildet, oder mit anderen Worten derselbe bezeugt, dass beide Arten als Formen ein und der- selben Art zu betrachten seien.

(E. RB.)

2) Analogie zwischer Pflanzen und Thieren. Die Pflanzen und die Thiere stammen alle aus einer Zelle; die verschiedenartige Aggregation der Zel- len gibt unzahlbaren verschiedenen orga- nischen Wesen die Entstehung in Folge dessen besteht zwischen Pflanzen und Thie- ren eine gewisse Analogie in ihrer Struc- tur und in ihren Functionen. Ueber die- sen Gegenstand hielt Professor Dr. Man- ganotti in der Accademia virgiliana in Mantua einen sehr interessanten Vortrag *).

Manganotti erinnert in Bezug auf die Bewegung der Pflanzen an die Vauche- ria, welche zur Zeit ihrer Befruchtung ge- wisse kleine Sackchen (conceptaculi), aus welchen die befruchteten Kérperchen

_*) Di aleune analogie di struttura e funzioni fragli animali e le pianti. Mantova 1871 (separ. Abdr. aus den Atti della Accademia virgiliana).

IV. Personalnotiz

1) Expedition in das Innere Australiens. Herr Giles, von dem wir neulich berichteten, hatte Ende April »Mount Olga« schon erreicht, denn kurz zuvor hatte derselbe an Dr, F, Miiller in

Notizen.

253

Notizen.

(sporae) ausgeschleudert werden, die langere Zeit hindurch sich im Wasser wie Infu- sorien herumbewegen; so auch die An- theridien der Chara bewegen sich ebenfalls auf dem Wasser in der Art wie die mik- roskopischen Zoospermen. In Bezug auf die Athmung verdienen Erwihnung die Wasserpflanzen , wie Ranunculus fluitans. Ran. fluviatilis u. m. a, deren Blatter um eine gréssere Respirationsflache darzubie- ten, gefiedert sind; so auch jene Pflanzen, wie u. a. Ranunculus aquatilis, Ran. he- deraceus, Trapa natans u.a., deren Blatter theils unter, theils ober dem Wasser sich vorfinden, und derartig geformt sind, um in jeder Lage zur Athmung geeignet zu sein, Auch itiber den Saft, welcher von den Wurzein aufgesaugt wird, und welcher in der Pflanze verschiedenartigen Um- wandlungen unterworfen wird, je nach der Beschaffenheit der Pflanze selbst, gibt der Vortragende erliuternde Bemerkungen. Ueber diesen namlichen Gegenstand, nimlich iiber die Lebenserscheinungen der Pflanzen und Thiere Sensibilitat, Beweg- lichkeit, Respiration, Ernahrung u. s. w. finden wir eine Abhandlung von Bernard in der Revue des cours scientifiques (Paris 1872), so auch von Millardet in seiner Hroffnungsrede, tiber die,Beziehung in der Botanik zur Zoologie in der Revue des sciences naturelles (Montpellier 1872).

Sr.

|

en und Neuestes.

Melbourne seine Ankunft an der Spitze des Spencer-Golfs telegraphisch gemeldet. Die kiihle Jahreszeit tritt im Siiden Australiens Anfang Mai ein und um diese Jahreszeit wollte es Giles versuchen, yon da aus die

254

weite Wiiste nach West-Australien zu iber- schreiten und das Schicksal des seit 26 Jahren auf der gleichen Weise ins Innern verlorenen Dr. Leichhart zu ergrinden. (F. v. M.)

2) Bemerkungen zuPflanzenAus- traliens. Nach brieflichen Nachrichten, die wir Baron F. v. Miller danken, arbei- tet derselbe jetzt an seinem grossen Werke »Fragmenta< weiter. Derselbe bemerkt uns, dass nach seinen letzten Untersuch- ungen die Gattung Donatia eine abnorme Form sei, in der die Blumenblitter. in Staubgefasse und Griffel aufgelést seien und die zu den Stylideen neben Phyllachne zu stellen sei.

Die Gattung Candollea falle bei Ver- gleichung der neuerdings entdeckten Arten unzweifelhaft mit MHibbertia zusammen. Letztere Gattung sei deshalb einzuziehen und F. Miller habe dafiir diesem berithm- ten Botaniker eine neue Gattung der Sty- lideen gewidmet. (EK. R.)

3) Justus von Liebig. Justus Frei- herr von Liebig ist nicht mehr. Am 18. April d. J. Nachmittags 51/2 Uhr verschied der grosse Gelehrte nach kurzem Kran- kenlager zu Miinchen.

Die ganze gelehrte, ja gebildete Welt, ohne Unterschied der Nation, bedauert aufs Tiefste seinen Tod, haben ja doch Alle in ihm, dem cosmopolitischen Forscher, einen Wobhlthiter und Freund verloren. Diirfen wir Deutsche ihn auch mit Stolz unsern Landsmann nennen, so hat doch dieser genialste Gelehrte im Auslande, (in Frankreich) die Grundlagen seines tiefen Wissens und seiner kiinftigen Beriihmtheit und Grosse gelegt und dann durch seine umfassenden und reformatorischen, haupt- sachlich das Gemeinwohl beriihrenden Ar- beiten, den Bevolkerungen aller Nationen und aller Welttheile in gleichem Maasse genutzt,

Meine dienstlichen Verhiiltnisse, als In- spector des Kgl. botanischen Gartens da- hier, brachten mich seit 15 Jahren mit v. Liebig, dem Generalconservator der k6Onig-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

lichen Museen und naturwissenschaftlichen Anstalten und somit dem ersten Vorstande unseres Gartens dahier, den er mit beson- derer Aufmerksamkeit bedachte und fast tiglich besuchte, in fortwahrenden und freundschaftlichsten Verkehr.

Justus von Liebig wurde am 13, Mai 1803 als Sohn des Droguisten Liebig in Darmstadt geboren. Schon friihe, noch ehe er das Gymnasium seiner Vaterstadt besuchte, fiihlte er sich lebhaft zum Stu-. dium der Chemie hingezogen, wozu, ihm in dem Geschafte seines Vaters, welcher Far- ben und andere chemische Praparate selbst bereitete, verhaltnissmissig viel Gelegen- heit zum Experimentiren geboten ward. Auf dem Gymnasium selbst gehdrte er keineswegs zu den besten Schiilern, befand sich vielmehr stets auf der letzten Bank, wurde iiberhaupt als gering befahigt be- trachtet und verliess es daher auch schon nach wenigen Jahren, um, im Alter von 15 Jahren, als Lehrling in eine Apotheke in Heppenheim einzutreten, dem einzigen Mittel damaliger Zeit, um fiir weniger Wohlhabende sich in der Chemie auszu- bilden. Schon ehe er dahin kam, hatte er simmtliche chemische Werke der Darm- stadter Bibliothek durchgangen, und alle bis dahin angestellten Experimente, sofern ihm die Mittel aus dem Geschafte seines Vaters zu Gebote standen, wiederholt, so dass er mit dem damaligen Standpunkte der Wissenschaft ziemlich vertraut war. Kein Wunder daher, dass ihm das Wirken

eines Apothekerlehrlings nicht besonders

zusagte und gar als die Frau Apothekerin ihn zur Verrichtung kleiner hiuslicher Ar- beiten anhalten wollte, die Apotheke wie- der verliess, nachdem er zehn Monate da- selbst zugebracht hatte.

Auf sein dringendes Bitten schickte ihn sein Vater an die Universitat Bonn, woselbst er bei Hofrath Kastner, dem dortigen Professor der Chemie und Physik studirte und diesen sodann bei dessen Be- rufung nach Erlangen, dahin begleitete. Zu damaliger Zeit war indessen an deut- schen Universitaten fiir Chemie nicht sehr viel zu gewinnen, die einzigen Orte, welche

Il. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

iiberhaupt giinstige Gelegenheit zum Stu- dium dieser Wissenschaft boten, waren Stockholm, woselbst Berzelius lehrte, und Paris, woselbst seit Lavoisier die Chemie in hoher Blithe stand. Es gelang ihm, durch den Geh. R. Schleiermacher in Darm- stadt ein Stipendium zu erhalten, welches ihn, den nicht sehr bemittelten, in den Stand setzte, nach Paris zu gehen und seine Studien fortzusetzen. Kr wurde da- selbst mit Runge, Mitscherlich und G. Rose bekannt. Im Sommer 1823 gelang es ihm, seine erste chemische Arbeit, eine analyti- sche Untersuchung iiber Howard’s fulmini- rende Quecksilber- und Silberverbindung in der Akademie zum Vortrage zu bringen, bei welcher Gelegenheit ihn Alexander von Humboldt. kennen lernte, der sich seiner mit grésstem Interesse annahm und ihn mit den Koryphaen der Chemie’, mit Gay Lus- sac, Dulong, Thénard, bekannt machte. Gay Lussac nahm ihn in sein Laboratorium auf und liess ihn an seinen Arbeiten theil- nehmen; unter ihm erreichte er jene voll- kommene Ausbildung in der Chemie, wel- che zu erreichen, ihm in Deutschland nicht moglich gewesen wire. Humboldt ver- schaffte ihm Reisestipendien, sein machti- ger Hinfluss erméglichte, dass von nun ab alle naturwissenschafllichen Anstalten und Laboratorien Englands und Frankreichs Liebig offen standen und Letzterer mit den hervorragendsten Capacitiiten der beiden Lander in persénlichen Vekehr treten konnte. Im Jahre 1824 beseitigte endlich Humboldt alle Schwierigkeiten, welche der Ernennung Liebig’s (damals 21 Jahre alt) zum ausserordentlichen Professor der Che- mie an der Universitit Giessen entgegen traten; im J, 1826 wurde er ordentlicher Professor. Obgleich viele verlockende Rufe an ihn ergingen, blieb er in Giessen

bis zum J, 1852, in welchem er der Hinlad-

ung des Konigs Maximilian IJ. nach Miinchen folgte.

Die Arbeiten Liebig’s umfassen die ver- schiedenartigsten Zweige der Chemie, die unorganische Chemie verdankt ihm viele einzelne Untersuchungen, die organische

Chemie aber yerdankt ihm geradezu Gross-

255

artiges und Uniibertreffliches, so dass Lie- big mit Recht nur allgemein der Grinder der organischen Chemie genannt wird. Die experimentellen Forschungen Liebig’s ha- ben der organischen Chemie, ausser der genauesten Ausmittelung der qualitativen Vorginge, den grossten Vorrath an quan- titativen Bestimmungen zu Gebote gestellt. Wahrend vor seiner Zeit die Ausmittelung der quantitativen Zusammensetzung orga- nischer Substanzen eine im Ganzen seltener versuchte, nur von wenigen Meistern der Wissenschaft mit Erfolg ausgefiihrte, all- gemein aber als sehr schwierig anerkannte Aufgabe war, brachte er es dahin, dieser Operation den Grad von Leichtigkeit und Zuverlissigkeit zu geben, welcher ihre Ausfiihrung allgemeiner verbreitete, und jeden Chemikeér in den Stand setzte, an der Ausbildung der organischen Chemie durch Aufstellung von EKlementaranalysen mitzu- arbeiten. Die Verbesserung der organi- schen Analyse beschaftigte Liebig seit 1823, wo er mit Gay-Lussac die bisherigen Me- thoden vervollkommnete; nach fortgesetz- ten Versuchen gelang es ihm 1830, dem > analytischen Verfahren den Grad von Kin- fachheit und Leichtigkelt der Ausfiihrung zu geben, welcher seinem Apparat so grosse Verbreitung gesichert hat.

Ks kann nicht meine Aufgabe sein, hier auf die vielen organischen Substanzen, de- ren EKiementarconstitution ‘er einzugehen.

Allgemein anerkannt wird das Talent Liebig’s, in den chemischen Zweigen eine regelrechte Arbeitstheilung vollzogen zu naben, welche es méglich machte, in den einzelnen Theilen der organischen Chemie den hohen Grad von Vollkommenheit zu erreichen, den sie bereits besitzt und die es uns ermoglicht eine weitere erfolgreiche Bearbeitung zu sichern, Liebig trennte von der Chemie zwei Zweige ab: die Thier- chemie und die Agriculturchemie, wodurch nicht nur die in das Pflanzen- und Thier- leben einschlagenden chemischen Verbind- ungen, sondern vielmehr die innersten Le- bensthatigkeiten der organisirten, d. h, le- benden Natur, anfingen, erforscht und rich<

ermittelte,

256

tig erkannt zu werden, wodurch der Grund- stein und Anstoss gelegt wurde zu all den grossartigen Entdeckungen und Fortschrit- ten, deren sich die Thier- und Pflanzen- physiologie in den letzten Decennien er- freuten und auf die, weiterbauend, zahl- reiche Andere sich anschliessen werden. Alle practischea Fortschritte in der Medi- cin und in der Landwirthschaft beruben, wie alle Fachmanner heute zugeben miissen, auf den grossartigen Entdeckungen Liebig’s.

Selbstverstindlich kommen aber Ent- deckungen, welche in der Landwirthschaft von unberechenbarem Nutzen sich erwiesen, auch unserer, so nahe und in so innigstem Zusammenhange mit dieser stehenden Gar- tencultur zu Gute und wir Gartner haben daher nicht weniger Grund, als die Land- wirthe, das Ableben des Mannes zu be- dauern und sein Andenken hoch zu schatzen.

Fir unseren Garten in Minchen zeigte der Verblichene stets das wirmste Inter- esse und zur Zeit der grossen Bauten in un- serem Garten, des Palm- und der Gewiichs- hauser erwies er sich als einen warmen Fiirsprecher.

Die Wachsthumsverhaltnisse der Pflan- zen, besonders auch der tropischen, der Palmen, der Farne, der nur aus der feuch- ten Athmosphare Nahrung erhaltenden tro- pischen Orchideen u. 8. w. interessirten ihn stets lebhaft und ich darf wohl mit Recht behaupten, dass er manche seiner schonen Ideen dem fleissigen Besuche un- serer Gewichshiuser seinen Ursprung und seine Bestaitigung verdankte.

Weltbekannt sind seine Culturversuche mit Bohnen, Erbsen, Kartoffeln, welche in Bezug auf die chemische Natur des Bodens, in dem sie gezogen wurden, meist im bo- tanischen Garten unter meiner speciellen Obhut, zum Theil auch unter Mitwirkung des Herrn Professors Zoller angestellt wur-

*

a

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

den, und welche mich in so haufigen ja tag- lichen persdnlichen Verkehr mit Liebig brachten. .

Ueber die edle Natur seines Charakters, sein liebevolles Wesen gegen jeden, der in nahere Beriihrung mit ihm kam, sind alle, denen dieses Glick zu Theil gewor- den, einig. Jedem ging er, wo es nur und wie immer, moglich war, hiilfreich zur Hand und manches Talent ist unter seinem Schutze und mittels seiner Hilfe zu Tage befordet worden; er war eine edle Er- scheinung und eine liebenswiirdige Person- lichkeit, ein zirthcher Gatte und Vater und ein aufopfernder Freund.

Die Anerkennungen, welche Liebig zu Theil geworden, waren ausserordentlich zahlreich. Er wurde in den erblichen Frei- herrnstand erhoben, mit den héchsten Or- den war er decorirt, alle Akademien und gelehrten Vereine hatten ihn zum Mitgliede ernannt. Sein Name war gekannt und ge- achtet von allen Nationen; wo er erschien, wurden ihm die gréssten persdnlichen An- erkennungen zu Theil. Mit. Segen aber gedenken seiner Tausende, welchen seine Hatdeckungen in der einen oder andern Richtung Nutzen gebracht haben. __

Indem ich mich so fir berufen erachtete, das Andenken eines Mannes durch eine kurz gefasste Biographie zu ehren, spreche ich den lebhaftesten Wunsch aus, dass die zahl- reichen Leser der Flora ihr lebhaftes In- teresse fiir die Wissenschaft, welche auch dem Gartenbau segensreich geworden ist, bethatigen, indem sie sich méglichst voli- zahlig der Stiftung fiir das zu errichtende Liebig-Denkmal durch Zusendungen von Betraigen betheiligen mégen.

Miinchen im Juni 1873.

Max Kolb, Inspector des kgl, bot. Gartens.

I Originalabhandlungen.

1) Abgebildete Pflanzen.

a) Eremurus robustus Rel.

(Siehe Taf. 769.)

Liliaceae.

5. Eremurus robustus; caule maximo usque 2m, alto, foliisque glau- cis glaberrimis; foliis lineari-lanceola- lis, carinatis, margine scabris, usque 6 c.m. latis et 60 c. m. longis; racemo maximo, denso, 40—60 c. m. longo; pedicellis filiformibus, continuis, patulis, bracteas membranaceas villoso - ciliatas lineari-filiformes circiter duplo superan- tibus; perigonii rosei foliotis patulis, omnibus uninerviis, post florescentiam rectis; capsulis laevibus; seminibus.

Species magnifica, flores rosei 4 c. m. in diametro.

Henningia robusta Rel. pl. Semenov. in Bull. de Mosc. 1868 n. 1092.

Hab. in Alatau transiliensi alt. 2— 3000’ leg. Semenow, in Turkestania Sarawschansk Bassin 10,000’ leg. 0. Fedjenko, in mont. Karamkul leg. Krause.

Die Prachipflanze, welche unsere Abbildung darstellt, ward urspriinglich von dem jetzigen Prasidenten der’ K. Geographischen Gesellschaft, Herrn P. P, Semenow im Alalau transiliensis in

IX, 1873,

einer Hohe von 2—3000/ tiberm Meere gesammeli und vom Referenten in der »Enumeratio plantarum a Cl. Semenovio collectarum® (Bull. de Moscou) als Hen- ningia robusta beschrieben. Spater sammelte Frau Olga Fedjenko diese

Pflanze im Sarawschansker Bassin in

Turkestan in einer Hohe von 10,000! iiberm Meere und sendete Knollen der- selben an den Botanischen Garten in Moskau, wo dicse Pflanze schon im Sommer 1871 zur Bliitthe kam. Im letzten Jahre erhielt der hiesige Bota- nische Garten mehrere Exemplare der- selben vom Herrn Korolkow aus Tur- kestan eingesendet, von denen eins im Garten des Hrn. M. Leichtlin in Carls- ruhe und eins im Petersburger Botani- schen Garten im Friihjahre 1873 zur Bliitthe kam. Inzwischen hatte Hr. Pro- fessor Tschistiakow in Moskau im Win- ter 1872—73 dem Unterzeichneten auch eine schéne Abbildung dieser Pflanze fir die Gartenflora miigetheilt, welche nach dem Exemplar gemacht worden

17

258

war, welches im Botanischen Garten zu Moskau zur Blithe gekommen war. Der Referent wollte damals auch sect dieselbe publiciren, da aber bei der Untersuchung der trockenen Exemplare von den Gattungen Henningia, Ammo- lirion und Eremurus, es demselben nichi méglich war, deren Unterscheidungs- merkmale festzustellen, entschloss sich derselbe bis zur Blithe unserer eigenen Pflanzen mit der Publication der Ab- bildung zuzuwarten.

Die Untersuchung der lebenden Pflanze ergab auch das Resultat, dass alle die zur Unterscheidung dieser 3 Gattungen gebrauchten Merkmale sich als ganz ungeeignet zur Begriindung von Gattungen erwiesen. Als solche Charaktere nennen wir die Blumenkrone, welche bei Eremurus und Henningia sechsblatterig, bei Ammolirion nur 6-theilig sein soll, in Wahrheit aber bei allen nur 6-theilig und bei den un- befruchteten Blumen aller 3 Gattungen als am Grunde verwachsene Blumen- krone abfallt, bei den befruchieten Blu- men aber stehen bleibt. Bei Eremurus altaicus ist sogar die Blumenkrone am Grunde in einen stielformigen Fortsatz verwachsen, wodurch der Bliithenstiel unterhalb der Spitze articulirt erscheint. Ferner werden diese Gatiungen durch in der Knospe eingelegte oder stets gerade Staubfaden unterschieden. In Wahrheit sind aber bei allen 3 Gattun- gen die Staubfaden in der jungen Knospe aufrecht, nur unmilielbar vorm Oeffuen verlangern sich dieselben und gegen die noch geschlossene Spitze der Blumen- krone driickend, biegen sie sich etwas und richten sich aber beim Aufbliihen wiederum auf. Ebenso unbestindig und ohne Werth sind die von den Anthe- ren, der Richtung des Griffels und den Samen genommenen Charaktere, wor-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. _

auf wir in einer Botanischen Abhand- Bi iiber die bis jetzt bekannten Ar- ten der Gattungen Eremurus und Sclo- nia in den Trudi des K. Bot. Gartens naher eintreten. es

Das Resultat dieser Tyeesaebiioen war, dass Ammolirion und Henningia wieder mit Eremurus vereinigt werden mussten. Wir geben am Schlusse die- ses Artikels die kurzen Unterscheid- ungsmerkmale von den nahe verwandten Gattungen Eremurus, Selonia, Asphode- lus und Asphodeline, sowie eben- falls die Aufzahlung der Arten von Eremurus nach analytischer Methode und verweisen im Uebrigen auf die oben citirte Abhandlung.

Ueber unsern abgebildeten Er emu- rus robustus bemerken wir, dass Pflanzen desselben im Botanischen Gar- ten in Moskau und auch in den Baum- schulen des Referenten in St. Peters-

burg im freien Lande ausgehalten ha- ,

ben, dass wir also mithin diese Pflanze © in die Reihe der schdnsten und impo- santesten perennirenden Gewichse un-~ serer Garten stellen kénnen.

Wenn unsere Leser einen Blick auf die Abbildung werfen, so ist Fig, a eine 9mai verkleinerte bliihende Pflanze, welche wir nach der uns yom Herrn Prof. Tschistiakow in Moskau mitge- theilten Abbildung machen liessen. Die blaugriinen gekielten, am Rande schar- fen Blatter, werden 5—8 Cm. breit und 60 Cm. lang. Der Bliithenschaft nebst Bliiihentraube ist ungefahr 2 Meter hoch und die rosarothen Blumen blihen von unten nach oben sich allmahlich ent- wickelnd, lange andauernd in der 60— 70 Cm, langen dichten Bliithentraube, Fig, b ist der obere Theil eines Blat- tes in natiirlicher Grésse. Fig. c ein Stiick des Bliithenstandes. Fig. d eine einzelne gedffnete Blume und Fig, e

*

|

I. Originalabhandlungen.

ein einzelnes Blumenblatt, alle in na- tiirlicher Grésse. Fig. f ist ein Staub- faden mit Anthere unmittelbar nach dem Oeffnen der Blumen, vergrdssert. Fig, g ein Staubfaden mit Anthere kurz nach dem Oeffnen der Blumen in na- tiirlicher Grosse. Noch spater kriim- men sich die Antheren spiralig ein- warts.

Die Gruppe der Henningien unter- scheidet sich noch von den achten Ere- murus-Arten (zu denen auch Ammoli- rion gehért), durch die stets nur ein- nervigen Blumenblatter, wahrend bei Ere- murus die 3 ausseren am Grunde 3—4 dicht zusammengedrangte Nerven tra- gen. Als Scheidungsgrund fiir die Gait- ung schien uns aber auch dieser Cha- rakter zu geringfiigig, um so mehr als die natiirliche Tracht der Eremurus- Arten, die gleiche wie die der Hen- ningia-Arten ist. Von den im Nach- folgenden aufgefiihrten Eremurus-Arten haben wir im hiesigen Garten Nr. 1, 5 und 8 in Cultur.

Aufzihlung der verwandten Gattungen und der Arten der Gattung Eremurus.

+Filamenta basi fornicato-di- latata. Asphodelus L., perigonio ad basin 6-partito. Folia omnia radicalia. Asphodeline Rchb., _ perigonio 6-partito, basi tubo brevissimo, Caulis foliatus, ~tFilamenta filiformia. Eremurus M.B., perigonii ad basin 6-partiti foliolis inter se similibus. Selonia Rgl., perigonii ad basin 6-partili foliolis 3 exterioribus tex- tura solidiore sepaloideis, 3 interi- oribus textura tenuiore petaloideis. I, Eremurus M. B. Perigonium inferum corollinum, ad basin 6-partilum, inferum; florum foe-

259

cundatorum persistens, florum non foe- cundatorum mox deciduum; foliola in- ter se similia, erecto-patentia v. pa- tentia v. incurvo patentia, basi inter se connata. Stamina 6, hypogyna; fila- menta filiformia, initio adscendentia, mox recta vy. rectiuscula, elongata, pe- rigonium circiter aequantia y. deinde superantia; antherae biloculares, oblon- gae, supra basin bifidam fixae, secun- dum longitudinem interne dehiscentes, initio rectae, mox horizontales plus minusve curvalae v. subspiraliter tor- tae. Ovarium triloculare. Ovula in lo- culis 2—A4, collateralia, amphitropa. Stylus filiformis, initio erectus, post foecundationem subreflexus, deinde rec- tus; stigma simplex, punctiforme. Cap- sula membranacea, subglobosa, trilocu- laris, loculocide -trivalvis. Semina in loculis 2—4, triquetra, ad angulos sub- nuda v, ala membranacea angusta v. latiore vy. irregulari instructa.

Herbae perennes; radice e fibris crassis fasciculata; foliis omnibus radi- calibus, linearibus v. e basi latiore lan- ceolato ~linearibus, carinatis (an sem- per?); caule nudo; florum racemo- elongato.

+ Conspectus specierum.

A. Sepala exteriora basi nervis in- termediis 3— 6d approximatis instructa, apice uninervia, interiora uninervia. (Eremurus et Ammolirion),

a. Pedicelli continui, *Capsula plicis venisque iransversis rugosa, i, EK. spectabilis M. B. **Capsula laevis v. laevius- cula. 2. E, inderiensis Rgl.; pedicel- lis aequalibus erecto-patentibus, sepa- lis post anthesin erectis apice tanlum

paullo involutis.,

17*

260

3. E. turkestanicus Rgl.; pedi- cellis a basi supra medium erectis, api- cem versus subclavato-incrassatis recur- voque patentibus, sepalis post anthesin supra medium involutis.

b. Pedicelli infra apicem ar- ticulati.

4, E. altaicus Stev.

B. Sepala omnia nervo unico in- termedio crasso apice subexcurrente. (Perigonium corollinum, subcampanula- tum, foliolis tenuissimis incurvato - pa- tentibus). (Henningia).

a. Folia glabra.

*Bracteae margine villoso-

ciliatae.,

5. E. robustus Rgl.; racemo elongato denso, bracteis quam pedicelli vix duplo brevioribus. Folia basi usque 5 c. m. lala.

6. E. Aucherianus Boiss.; ra-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

cemo denso; bracteis pedicellos circi- ter aequantibus. Folia basi circ. 21/5 c. m. lata. **Bracteae margine piloso-ci- liatulae.

7. E.anisopterus Rgl.; racemo laxo; bracteis quam pedicelli 3 4plo brevioribus. Folia linearia, angusta.

*** Bracteae glabrae.

8. E. Olgae Rgl.; bracteis quam pedicelli 2—3plo brevioribus.

b. Folia utringue hirtula.

J. E. persicus Boiss; bracteis lanceolatis minute ciliolatis pedicello brevioribus. Folia utrinque hirtula, racemus laxus.

10. E. Kaufmanni Rgl.; brac- teis lineari-filiformibus , villoso-ciliatis,

pedicellos aequantibus. Folia utrin- que cano-hirtula, racemus densus. (E. R.)

b) Allium Murrayanum h. Edinb. et A. Mae Nabianum h. Edinb.

(Siehe Tafel 770).

Liliaceae.

A. Murrayanum h. Edinb. (Siehe Taf. 770 Fig. 1) Glabrum; caule tereli, pedali et ultra, basi 2--3 phyllo; foliis planis, linearibus, attenuato-acutis, cau- lem subaequantibus, margine laevibus; umbella corymbosa, pluriflora (45—20 flora); spathae membranaceae bifidae phyllis ovatis, acuminatis, pedicellos exleriores circiter aequantibus; peri- gonii phyllis patentibus, ovatis acutis, lilacinis, in lalere exteriore nervo in- termedio viridi subcarinatis; slaminibus aequalibus, quam perigonii phylla paullo brevioribus; filamentis simplicibus, basi inter se connatis, perigonio basi adna-

tis exterioribus basin versus paullo di- latatis, interioribus subfiliformibus.

Wir haben das hiibsche Allium, das unsere Figur darstellt, vom Hrn, Max Leichtlin in Carlsruhe erhalten und von demselben erfahren, dass dasselbe aus dem Bolanischen Garten in Edinburg stammt, Wahrscheinlich ist es eine aus Nordamerika eingefiihrte Art, die mit Al. oreophilum, das auf der glei- chen Tafel dargestellt ist, sowie be- sonders mit Al. acuminatum Hook. ver- wandt ist. Die grossen lilafarbenen Blumen, die in einer oben flachen Dolde

stehen, stellen diese schéne Pflanze in— we

~~]. Originalabhandlungen,

261

die Reihe der schénen im freien Lande | Cultur gerade jetzt zur Moderichtung

ausdauernden Zwicbelgewichse, deren | gehort.

—————S—

!

(E. R.)

ec) Alium Mae Nabianum h. Edinb.

(Siehe Taf: 770. Fig. 2—3.)

Die Abbildung erhielten wir mit der von A. Murrayanum vom Hrn. Max Leicht- lin, angefertigt nach einer in dessen Garten bliihenden Pflanze. Scheint gleichfalls eine Art Nordamerika’s zu sein, die mit A. acuminatum Hook. nahe verwandt ist, aber mit dieser nicht vereinigt werden kann. Wir haben so- wohl Hooker’s Beschreibung als_ wild gesammelte Exemplare verglichen, dar- nach besitzt A. acuminatum diinnere Bliithenschafte uad diinnere Bliithen- stiele, 2 langlich-ovale zugespitzte Blatt- chen der die Bliithendolde stiitzenden Scheide und viel langer zugespitzte Blattchen der Blume, welche zuweilen (aber nicht immer) unter der Lupe ge- zahnelt erscheinen. Wir kénnen daher das A. Mac Nabianum h, Edinb. nicht mit A. acuminatum vereinen und geben die folgende Diagnose zu demselben:

A. Mac Nabianum; acaule; scapo robusto, tereti, crasso, foliis radicalibus

=———S——s

paucis, linearibus, attenuato - acutis, scapo brevioribus; umbella pluriflora; pedunculis crassis; spatha scariosa, bi- fida, phyllis ovata-subrotundis, paullo acuminatis, pedunculos subaequantibus; perigonii saturate rosei foliolis margine integerrimis, tribus exterioribus ovatis acutis, tribus interioribus minoribus, ovato-oblongis acultis; staminibus peri- anthio circiter duplo brevioribus , lan- ceolato-subulatis, edentulis.

Aus dem reichen Garten-Etablisse- ment des Herrn Haage und Schmidt erhielten wir dieses schéne Allium als A. acuminatum. Empfehlenswerth als schon bliihendes Zwiebelgewachs fiir unsere Blumenparterres.

Erklarung der Abbildung. Fig. 2 ein Blumenschaft mit den Blu- men, Fig. 3 eine einzelne gedffnete Blume. (E. R.)

d) Cureuligo recurvata Dryand.

(Siehe Tafel 771.)

Hypexideae.

C. recurvata Dryand. in hort. Kew.

ed. II. tom. II, pag. 253. Bot. Reg.

tab. 770. Eine lang bekannte Pflanze aus dem dstlichen Bengalen, Wir geben hier

eine Abbildung derselben, weil solche zu den empfehlenswerthesten dauerhaf- testen Decorationspflanzen firs warme

Zimmer gehort.

Blatter sammtlich wurzelstandig;

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262 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der. Schweiz. | |

der gehohite Blattstiel wird je nach der Starke des Exemplars 1—3 Fuss lang und tragt die gestreckt lanzettliche , in den Blattstiel verschmalerte und an der Spitze lang zugespitzte Blatifliche, die der Linge nach stark gefaltet, glan- zend griin und gleichfalls je nach der Starke des Exemplars 1 bis 31/. Fuss lang und bis iiber 7 Zoll breit wird. Die gelben 6-theiligen Blumen stehen

| mit 3 Narben.

in dichten Képfen, die von achselstan- digen Bliithenstielen gestiitzt sind und nicken. Jede Blume von einer behaar- ten Bractee gestiitzt, die ungefahr so lang als die Blume. Blumenkrone 6 theilig, mit lanzettlichen abstehenden, ausserhalb behaarten und innerhalb kah- len Lappen. Staubfaden 6. Ein Griffel (E. R.)

2) Bericht tiber die Il. temporire Ausstellung von Garten-Producten auf der Wiener Welt-Ausstellung vom 15,.—25. Juni 1873,

Von der deutschen Reichs-Ausstell- ungs-Commission mit dem Auftrage ei- nes Jurors der Il. temporaren Garten- bau-Ausstellung bestimmt, gebe ich einen kurzen Bericht tiber die Be- schickung dieser Ausstellung. Wenn wir in den verschiedenen Industrie- Ausstellungen der letzten 20 Jahre Ge- legenheit hatten, uns von den Fort- schritten der Industrie zu iiberzeugen, so wird auch beziiglich der Blumen-, Garten-Producten - Ausstellung , welche in den letzten 10 Jahren in grésseren Stadten stattfanden, jeder Fachmann und Garlenfreund bekennen; miissen, dass gerade der gesammte Gartenbau_ sehr

bedeutende Fortschritte aufzuweisen hat.

Dem schlichtesten Beobachter kann es bei dem Besuche der verschiedenen Blumen-, Gemiise- und Obst-Markte nicht entgehen, dass in allen Zweigen die

.Qualilaisfrage mehr in den Vordergrund

tritt.

Ich hatte bis jetzt Gelegenheit, die hervorragendsten Ausstellungen der letz- ten 10 Jahre auf dem Festlande zu sehen, und ich muss gestehen, dass

mich die Wiener Ausstellung in hohem Grade befriedigt hat, und wenn in der politischen Tagespresse Klage gefiihrt wurde, dass die Aufnahmsvorrichtun- gen der I. temporaren Gartenbau-Aus- stellung (welche ich nicht gesehen habe) nicht geniigten, und es an heizbaren Riiumen fehlte, so war doch durch die bestehenden nahe zu 200 Meter langen und abwechselnd 10 und 5 Meter brei- ten Leinwandzelte, welche nach oben an der Riickseite mit Glasverschluss versehen waren, die grésste Vorsorge getroffen. Gerade diese Vorrichtung ist nach meiner Anschauung, beziiglich der Beleuchtung und Conservirung als die beste zu bezeichnen. . Die erste temporare Ausstell

ung zihlte folgende Theilnehmer :

Oesterreich 66

Deutschland 40

Italien 26

Belgien 6

Niederlande 3

Griechenland 2

Frankreich 1

Die Il. tempordre Ausstellung zahlte

ainindeneeinemameme ee

91 Aussteller, die sich wieder auf fol- gende Lander vertheilten: Oesterreich und Ungarn 74

Deutschland 10 Belgien 14 Frankreich 7 Niederlande 3 Griechenland ye England 2 Italien 4 Monaco 1

Um nun bei meiner Berichterstatt-

ung vor Allem der neuen Einfiihrungen

zu gedenken, muss ich constatiren, dass Linden aus Briissel, wie in Allem, so

~“Yichsté geleistet hat; seine ‘Sammlungen

‘von Neuheiten und Nutzpflanzen aller - Art waren so schon und in so vortreff-

licher Cultur, dass er zu denen gezahlt werden darf, welche am meisten zur Bereicherung dieser Ausstellung beige- tragen haben. Linden hatte bei der ersten temporaren Ausstellung durch die plotzlich eingetretene Kalte grossen Verlust zu beklagen, wesshalb sein zweitmaliges Erscheinen um so freudi- ger begriisst, und ihm allseitig der Dank hiefiir ausgesprochen wurde. Unter den Novitaten, die uns Linden vorfiihrt, nennen wir in erster Reihe: Anthurium ccristallinum, Curmeria picturata, Phyllothaemion Lindeni, Til- landsia mosaica, simmtlich aus Colum- bien, Als eine hervorragende Pflanze

muss auch die Maranta hieroglyphica veces or ieee rene el ow aus Neu-Granada bezeichnet werden,

welche sich der so schénen und Saher

auch verbreitetsten Maranta zebrina wiir- semana

dig zur Seite stellen darf, ein Grund,

warum ich nicht zweifle, ‘iins sich die-

selbe, wie die genannte allenthalben in

Kiirze einbiirgern wird.

Die Gattung Dieffenbachia wurde

durch die Dieffenbachia latimaculata

L Originalabhandlungen.

auch in dieser Beziebung das" “Vorziig—

263

(Lind. et André) in einer vorziiglichen Weise bereichert, und auch dieselbe ° darf im Voraus zu den Lieblingen un- serer Warmhauser gezahlt werden.

Die Mannigfaltigkeit der Dracaena- Arten ist durch die soeben in den Han- del gekommene Darcaena gloriosa und D. lutescens vermehrt worden.

Dioscorea chrysophylla, D. Meleag- ris und D. prismatica sind héchst zier- liche Pflanzen, die wiederum als eine hochst erfreuliche Bereicherung bezeich- net werden diirfen.

Bei der Collection neuer Palmen des

~ Warmhauses ist die Wahl schwer, denn

die Mehrzahl der ausgestellten Pflanzen kann als wirkliche Bereicherung unse- rer Gewachshaduser bezeichnet werden.

Die Sammlung bestand aus folgen- den:

Acanthorhiza Warscewiczii, Calamus species Menado, Calyptrogyne lata, Daemonorops accidens, Glazioua insig- nis, Pritchardia Martiana, Verschaffeltia melanochaetes, Calamus tenuis.

Orchideen waren folgende vorhan- den, wobei zu bemerken ist, dass sie alle in schénster Bliithe standen:

Aerides Fieldingi, A. Larpentae, A. Lindleyanum, <A. odoratum. Cattleya Mossiae Manley Hall. Brassia ocanen- sis. Cypripedium barbatum superb., C. superbiens. Epidendrum Friederici Guillielmi, HE. Vitellinum. Masdevallia Harryana. Laelia purpurata. Odonto- glossum cordatum, O. cristatum, 0. Alexandrae, O. naevium, QO. sceptrum. Oncidium incurvum. Palumbina can- dida. Miltonia Warscewiczi.

Die Nutz-Pflanzen- Sammlung in Gruppen, d. h. je nach ihrer Verwen- dungsweise fiir Pharmacie - Industrie vereinigt, ist als eine der vollstandig- sten zu nennen, welche bis jetzt auf

264

einer Ausstellung gesehen wurde, wo- bei ich namentlich die vortreffliche Cul- tur hervorheben muss. Es wiirde zu weit fiihren, dieselben naher zu _ be- schreiben, und da allen Pflanzenbe- sitzern, namentlich den Interessenten von Linden’s Etablissement auch dessen Verzeichnisse bekannt sind, geniigt wohl diese kurze Bemerkung.

Unmittelbar am westlichen Eingang hatte Herr Linden ein héchst interes- santes, mehrere Jahrhundert altes Pracht- exemplar eine Todea barbara ausgestellt.

Der Kaufspreis dieser auf seinem 3—A’ hohen Wurzelstock und prachti- gen Wedeln sich entfaltenden Pflanze betragt 3600 fl. Ein grésseres Exem- plar wurde bis zur Stunde noch nicht importirt.

Von den iibrigen belgischen Aus- stellern die, nebenbei gesagt, in 10 Waggons per Extrazug ihre Ausstell- ungs-Qbjecte beforderten, hatte der Genter botanische Garten eine Collec- tion von 25, meistens ganz schwachen und gemeinen Nutzpflanzen ausgestellt.

Das allen Pflanzenfreunden bekannte Etablissement der D’Hanis in Antwerpen hatte eine Sammlung von 20 verschie- denen vortrefflich cultivirten Pflanzen ausgestellt, worunter sich durch ihr schénes Wachsthum besonders nennens- werth machten:

Agave filifera minor, Dracaena porphyrophylla, Vriesia Glaziouana und mehrere Philodendron-Arten.

Herr Handelsgirtner Stelzner in Gent, der sich mit der Farnen-Cultur ganz besonders befasst und hierin Grosses geleistet hat, hatte 4 grosse Farnen- Gruppen ausgestelll; namlich eine Col-

lection von 124 Farnen fiir das freie Land.

Auch hier ist den Gartenfreunden der reiche Catalog dieser Pflanzen

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

vom Herrn Stelzner zur Einsicht zu empfehlen.

Die zweiie Gruppe zahlt 21 Hybri- den von Gymnogrammen_und Cheilan- thes, welche vom Aussteller erzeugt wurden, und worunter sich héchst werth- volle Pflanzen befinden.

Die von dem Herrn Boelens und Sohn in Gent eingesandten Amaryllis hatten leider auf dem Transport der Art gelitten, dass eine Beurtheilung derselben nicht mehr modglich war.

Handelsgaértner Desmet von Gent hatte mehrere Varietaten von Phormium tenax und eine reichhaltige Echeverien- Sammlung ausgestellt, worunter Eche- veria Van Celsii, E. Saundersi, und E. carinata besonders hervorzuheben sind.

Von Handelsgartner Dalliére in Gent mehrere neuere Kinfiihrungen, ferner eine gemischte Pflanzengruppe.

Beziiglich der ersteren nenne ich das schéne in der Gruppe von Linden bereits erwahnte Anthurium cristalli- num, Curmeria picturata, Ficus lanceo- lata, Macrozamia corallipes, Tillandsia tessellata, Nidularium spectabile, Ma- ranta tubispatha und M. hieroglyphica.

Aus dem Garten des Prisidenten der Genter Gartenbau - Geselischaft, Herrn Ghellinck de Walle waren ausgestelll:

I. eine Sammlung von Selaginella und

II. eine andere von Maranta, die, wenn auch bekannt, doch wohl selten in einem so vortrefflichen Culturzustande zu finden sein diirften, und desshalb auch allgemeines Inseresse erregten.

Herr Jean Verschaffelt in Gent hatte seine reichhaltigen Collectionen von Aga- ven, Yucca, Dasylirien et Bonapartien vereinigt, ferner 12 Cacteen und eine Cycadeen- Sammlung, worunter Zamia corallipes, Lepidozamia Perofskiana, Za- mia Vroomi, insbesondere allgemeine Bewunderung verdienen.

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I. Orginalabhandlungen. 265

Was die dsterreichische Ausstellung betrifft, so muss vor Allem das Ericen- Sortiment des Herrn Handelsgartners Abel von Hitzing bei Wien genannt werden, welches in Anbetracht der schwierigen Cultur durch Reichhaltig- keit und Schénheit der Exemplare auch ganz besondere Anerkennung fand; von einigen Arten wie Erica ventricosa und Erica vestita waren Exemplare von 2

- und 3‘ Durchmesser vorhanden, und ich

glaube schwerlich, dass zur Stunde viele Garten-Etablissements existiren, welche eine so reiche Ericen-Sammlung auf- zuweisen haben.

Kine Palmen- und Cycadeen-Gruppe von nahzu 80 verschiedenen Palmen, Cycadeen- und Zamien-Arten von dem- selben Aussteller gehért zu den her- vorragendsten Leistungen eines Handels- Etablissements.

Auch hier konnte man sich wieder an der vortrefflichen Cultur dieser Pflan- zen erfreuen. Grafen Breuner in Grafenegg (Ober- gartner Hirsch), erregte ein Caladien- Sortiment durch Reichhaltigkeit, sowie durch vortreffliche Culltur einzelner Pflanzen (— es waren meistenst Ex- emplare von 2’ Durchmesser, und dar- tiber in ziemlich kleinen Gefaissen) all- gemeines Aufsehen.

Der berithmte Caladien -Ziichter in Paris, M. Bleu hatte sicherlich Freude gehabt, diese der seinen ebenbiirtige Sammlung zu sehen! In der Abtheil- ung der Gemiise sehen wir von dem- selben Aussteller ein reichhaltiges Ge- miise-Sortiment, worunter insbesondere die Gurken: als Rollison’s Gurke, ferner eine neue in diesem Garten geziichtete Gurke, welche durch Kreuzung mit Rollison’s Telegraf und der Prince Al- bert Gurke erzielt wurde.

Beziiglich der letzten, bleibt insbe-

Aus dem Garten des |

sondere zu wiinschen, dass sie bald

Verbreitung. finden mége.

Wiens botanischer Garten brachte eine grosse Anzahl Pflanzen, nament- lich Farne zur Ausstellung, von denen ich insbesondere hervyorhebe: Dicksonia antarctica und Angiopteris evecta, in Exemplaren, welche ohne Zweilel zu den grdssten des Continents -geaiahlt werden diirften. |

Die Wedel der letzteren Pflanze sind 14—15’ lang und die Pflanze selbst aus Sporen in dem dortigen botanischen Garten gezogen; wir haben hier sicher- lich das grésste Exemplar dieser Gati- ung vor Augen, welche, in dieser Weise cultivirt, zu den imposantesten aller Farne gezahlt werden muss.

Ferner sind aus den k, k. botani- schen Garten ausgestellte Pflanzen zu rennen :

Die Bromeliaceen, Marantaceen, Aroi- deen, Palmen und verschiedene in dem Ausstellungsraume vertheilte. Pflanzen, welche ein schénes Zeugniss von der Cultur des Herrn Obergirtners Benseler geben. Es wird sich ohne Zweifel noch ein andermal Gelegenheit finden, tiber verschiedene Pflanzen des Wiener bot. Gartens zu sprechen, der sich durch viele seltene und gut cultivirte Pflan- zen auszeichnet.

Aus dem Garten des Herrn Rodek (Obergartner Fiedler) waren reichhal- tige Sammlungen von Croton, Dieffen- bachien, Peperomien und Philodendron in schon cultivirten Exemplaren ausge- stellt, worunter die Croton-Sammlung in ziemlich niedrigen Topfen cultivirt, in den Vordergrund trat, wahrend gleich- falls einige Theophrasta besondere Auf- merksamkeit verdienten.

Obergirtner Ernest Fischer hatte aus dem Garten des Herrn Ritter von

nf

.

|| nie gerade so hiufig begegnet,

266

Gorz ein reichhaltiges Caladien - Sorti- ment zur Ausstellung gebracht.

Eine grosse Anzahl von Pflanzen- Sammlungen aus verschiedenen Garten im kieineren Massstabe will ich des beschrankten Raumes halber aufzufiih- ren unterlassen.

Dankbare und sonst auch in und um Wien mit Vorliebe gezogene Pflan- zen waren nicht besonders stark ver- treten; vom denselben hatte Handelsgart- ner Klaring circa 100 Exemplare in 8 Sorten nebst 50 Fuchsien in schon bliihenden Exemplaren ausgestellt , wie

_ denn auch von anderen Handelsgart- nern eine gleiche Anzahl englischer _ Pelargonien mit Reseda ameliorata um- _ Sdumt ausgestellt zu sehen war.

Eine vom Handelsgartner Steck in Wien ausgestellte Collektion von Fuch- sien, Petunien, Caladien, Gloxinien und anderen Marktblumen ist mehr nach Anzahl und Schoénheit der einzelnen Exemplare besonders erwahnenswerth.

Auch begegnen wir in dieser Ab- theilung wiederum einem vorziiglichen Ericen-Ziichter in der Ausstellung des Herrn Obergartners Stéger, der ein reich- haltiges ‘Sortiment ausgestellt hatte, an das sich eine Sammlung von Maher- nien anschloss.

Unter den Mahernien, welchen man | und die in der That mehr Beriicksichtigung verdienen, nenne ich Mahernia glabrata,

| M. retusa, M. incisa und als die schénste yon allen die Mahernia Diana.

Ich erinnere mich nicht die Gattung Mahernia je in so schén und gut culli- virien Exemplaren gesehen zu haben.

Was die Gemiise- und Friichte-Aus- stellung betrifft, so ist vor Allem deren Reichhalligkeit hervorzuheben; es_ ist die Behauptung, dass die Wiener Ki-

chen besser als die von Berlin und an- | zu’ welchem ein-gehates Verzeichnis

i

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

deren grossen Stadten mit Gemiisen versehen werden, wahrlich keine Ue- bertreibung.

Die Gemiise - Ausstellung der Han- delsgartner ist des grossen Sortiments halber, in welchem auch die bekannten Wiener Treib-Kohlraben, die gewohn- lichen Treib-Gurken, Treib -Endivien- Salat, gelber Sommer-Salat, gespreng- ter Sommer, Gold-Riiben und rothe Riiben - Salat, ein schénes Zwiebel- und Rettig - Sortiment, weisse und blaue Kohlraben, Friihkraut, Karviol und verschiedene Kiichenkrauter waren, ver- dient die grésste Aufmerksamkeit un- serer Fachmanter. Spargel war auf dieser Ausstellung von solcher Schén- heit und Starke vorhanden, wie ihn die bekannten Spargel-Ziichter von Argen- teuil bei Paris (die bekanntlich als die

besten Spargelziichter gelten) nicht aus-

gewiihlter, auf die Pariser Ausstellung geliefert hatten; der Durchmesser eini- ger Exemplare war 4 Centimeter.

Das Hervorragendste hat in dieser Beziehung der Gartner Zufalz aus Milt- schen geleistet; es waren indess auch die aus Siebenbiirgen eingesandten Spar- gel nicht minder schon. Aus Ungarn kamen verschiedene Gemiise, Erdbeeren, Aprikosen, Melonen, wie sie fiir die Jahreszeit nicht schéner gesehen wer- den kénnten. Begreiflicher Weise ha- ben diese Producte durch den Trans- port, noch mehr aber durch die zur Zeit herrschende Hitze gelitten, und da- durch an der Schonheit fiir das Auge eine nicht unerhebliche Einbusse er- litten.

Der Obergehilfe des k. k. Hofgar-

tens in Schénbrunn hatte ausser einem |

schinen Tafel-Aufsatz aus frischen Blu- men von derzeitigen in Umgebung Wiens vorkommenden Gefiisspflanzen,

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ctw aes.

1. Originalabhandlungen.

beigelegt war, ein Herbarium der in der Nahe von Wien wildwachsenden oder im Grossen gebauten Medicinal- Pflanzen (nach Neilreich’s Flora syste- matisch geordnet), so wie einige hei- eee Erd-Orchideen in Tépfen culti-

_virt, ausgestellt,

‘Der freiherrlich von Dollhof’sche Schlossgartner stellte eine Gloxinien- Gruppe, meistens diesjahrige Siamlinge, welche sich durch Farbenreichthum aus- zeichneten, aus.

Der Handelsgartner Stumpf in Wien ein schones Bouquet von frischen und getrockneten Blumen.

Der Handelsgartner Baumgartner in Wien ein Sortiment englischer Levko- jen in allen Farben.

. Auch die Alpenpflanzen fanden ihre Vertretung in einer niedlichen auf ei- nem ‘Tische vereinigten Sammlung, welche von Woche zu Woche erneuert wird, Platz.

Die beriihmte Rosenthal’sche Baum- schule fiihrte uns diverse einjihrige Geholz-Veredelungen neuer Einfiihrung

* vor, welche ftir den Fachmann von In- teresse waren; eine gleiche Sammlung hat Handelsgariner Abel aus Hitzing ausgestellt. Beide Sammlungen zeich- neten sich durch vortreffliche Etiquet- lirung aus.

Das aus Ungarn ausgestellte Gemiise, so wie die Friichte, namentlich aber die Kirschen waren der Art schén, dass dem Beschauer dic List anwandeln musste, dieses schéne Land einmal zu sehen!

Auf einige aus Ungarn ausgestellte Obstbaume werde ich bei einer andern Gelegenheit zuriickkommen, Herr Ober- gartner Kramer aus Hamburg hatte prachtige Vanillafriichte, (Vanilla lules-

aus dem Privatgarten des Herrn!

267

cens) nebst einigen Zweigen und Ab- bildungen der Bliithenstande ausgestellt.

Handelsgartnr Liebmann aus Dres- den ein Balantium Sellovianum 2 Me- ter hoch, Chamaerops humilis, Dracaena

Ehrenbergi (eine wundervolle Pilanze), 2

beide 31/./ hoch, welche nicht wenig zur Manaphinuelane des Ausstellungs- Raumes beitrugen.

Das Meiste von den deutschen Aus-— stellern hat wohl das Jiirgens’sche Eta- blissement in Ottensen bei Hamburg ge- leistet. Dasselbe hat unter der speci- ellen Leitung des Herrn Jiirgens junior einen grossen Theil der “ainmnittelbaren Umgebung des Ausstellungsraumes in einen Garten verwandelt, und_hierbei sehr gefallige Terrainbewegungen ange- bracht, wie auch der Geschmack der An- pflanzung hervorgehoben werden muss. Hrn. Jiirgens verdankt die Ausstellung zunachst das schdnste und reichhaltigste Coniferen-Sortiment, welches dem ge- nannten Etablissement alle Ehre macht.

Aus derselben Girtnerei sind ferner noch eine grosse Anzahl verschiedener Solilair- und Trauerbiume, grosse Rho- dodendron, diverse hochsimmige Obst- biume in allen Formen allenthalben zu sehen, die sich nicht minder durch vortreffliche Cultur auszeichnen.

Die Handelsgartnerei von Peter Smith et C, hat eine gleichgrosse Samm- lung von Coniferen ausgestelit, die bei den Freunden der Nadelhélzer Interesse und Freude erregte.

Die Ohlendorf’sche Handelsgirtnerei in Ham bei Hamburg, in den Garten- Anlagen ausser einem Sortiment von Coniferen verschiedener Laub-Baume fiir Parkanlagen auch Trauerbéiume, die wie die Obigen in dem Parke vertheilt waren.

J.Buttterbrod in Hildesheim stellte {2 St. hochstammige Kirschbaume auf

: ;

;

268 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

4 Jahre alten Samlingen der Norddeut-

schen Waldkirsche veredelt aus. ote,

Ser ueeebt

Handelsgartner Harms von Kimsbiit- tel bei Hamburg mehrere Rosengrup- pen mit hochstammig und niederig ver- edelten Remontant-Bourbon- und Thee- Rosen, welche zur Zeit in tippigster Blithe standen.

Ueber die ausgepflanzien Gladiolen von Verdier aus Paris, die von den Ja- panesen mitgebrachten und in ihrem Garten ausgepflanzten zahlreichen Li- lien, sowie tiber die zur Zeit (Ende Juni) nicht ganz vollendete Gartenanlage, wollen wir bei der demnachst sich bie- tenden Gelegenheit sprechen.

Aus Griechenland hat der ungemein thatige Professor Orphanides, der auch die Industrie-Ausstellung mit einer aus- serst reichhaltigen Holz- und Frucht- Sammlung bereicherte, ein grosses Sor- timent von Pomeranzen und Citronen ausgestellt, ferner mehrere getrocknete Pflanzen, die nach seiner Beschreibung auch in unserer Gegend Verbreitung verdienen und ohne Schwierigkeit cul- tivirt’ werden kénnen, und die wir aus diesem Grunde malctlibes

Colchicum lingulatum, Boiss.

Cotchicum Variegatum (verum), L

Colchicum Bivonae, Guss,

Colchicum Cupani, Goss.

Fritillaria graeca, Boiss.

Frilillaria tristis, Boiss. und Heldr,

Fritillaria Erbarti, Orph.

Rhamnus Alaternus Var, -integrifolia Orph.

Seseli Crithmifolium, Boiss.

Origanum pulchrum, Boiss. und Heldr.

Origanum Scabrum, Boiss, und Heldr.

‘Origanum Tournefortii.

Origanum Tournefortii var, glabrum.

Sideritis Fraseri, Boiss. und Heldr.

Sideritis Florida, Boiss. und Heldr.

eet & + 326) ¥ _ we —_— . bel DW ike u wr eee ean a is 7, TV) i 4

Sideritis Syriaca, L.

Celsia Cyllenia, Boiss. und Heldr. Celsia Denzeri, Boiss. und Chaub. Celsia acaulis, Boiss. und Chaub. Mattia graeca, Boiss. und Heldr. Haberlea Heldreichii, Boiss. Astragalus Drupaceus, Orph. Astragalus Agraniotis, Orph. Ranunculus Ficarioides, Bory u. Chaub. Acer Heldreichii, Orph.

Viscaria Sartorii, Boiss.

Senecio Eubaeus, Boiss. und Heldr.

Neue Pflanzen noch nicht im Handel.

Colchicum Eubaeum, Orph.

Colchicum polymorphum, Orph.

Colchicum polymorphum var. obtusi- lobum.

Colchicum polymorphum var. acuti- lobum.

Colchicum Boissieri, Orph. Colchicum Taygeteum, Orph. Fritillaria Rhodocanakis, Orph. Fritillaria Cyllenea, Orph.

Acer ricinifolium, Orph.

Rhamus oleoides, Var.

Aquilegia Taygetea, Ordh. Centaurea Armorgina, Boiss. u. Orph. Helichrysum Armorginum , Boiss. und | Orph.

-Origanum hybridum.

Origanum scabrum, Boiss. und Heldr. Origanum hirtum, Link, species nova. Athamanta Taygetea, Boiss. u. Orph. Abies Sinae, Orph. species nova.

Ferner eine grosse Anzahl von ver- schiedenen Baumen und Straéuchern in den Obstbaum-Plantagen ausgepflanzt.

Die ausgestellten Obstbiume konnte man zur Zeit, in Folge des hohen Was- serstandes der Donau, welche Alles iiberfluthete, nicht eingehend besichtigen.

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Wahrend meines Aufenthaltes war man eben damit beschaftigt, die ver- schiedenen Sammlungen von Obstbiu- men aller Art an einen mehr gesicher- ten Platz zu bringen. |

Wir finden in dieser Abtheilung die

bertihmtesten Firmen als Rosenthal aus |

I. Originalabhandlungen.

269

Wien, Durand und Baltet aus Frankreich, der pomologische Verein in Booskop (Holland) Jiirgens aus Hamburg hier- iiber, wie wir tiberhaupt tiber die Aus- stellung im Parke ein andermal berich- ten werden. Max Kolb.

3) Der Leichtlin’sche Garten in Baden-Baden,

Herr Max Leichtlin in der Garten- welt als gewiegter Kenner und Ziich- ter der Liliaceen, insbesondere der Li- lien bekannt und hochgeachtet, hatte schon vor mehreren Jahren in Carls- ruhe eine Gartnerei gegriindet, deren groésserer Theil neben anderen inter- essanten und seltenen Pflanzen der Cultur dieser Pflanzenfamilie gewid- met war,

Herr Max Leichtlin hat seine Giart- nerei seit vorigem Jahre auf sein Land- gut nach Baden-Baden verlegt und das Gebaude etc. entsprechend dazu herge- richtet wie werden wir weiter unten sehen.

Bevor wir jedoch niher auf unseren Gegenstand iibergehen, scheint es uns angemessen, auf die Higenthiimlichkei- ten dieser Girtnerei, auf die in selte- nem Grade so gliicklich vereinigten Umstande hinzuweisen, welche zusam- menwirken, um ein Ganzes hervorzu- bringen, wie es freilich, was Ausdehn- ung anbelangt, von anderen derartigen Garten vielfach iibertroffen wird, sofern es sich aber um inneren Werth und Gehalt handelt, der sich hier jedem Kenner in tiberzeugendster Weise vor Augen stellt, eine hervorragende, be- neidenswerthe Stelle einnimmt,

Herr Max Leichtlin, friiher employé in der Gartnerei von L. van Houtte in Gent, von wo aus derselbe unter An- derem im Inleresse der Gartnerei eine Reise nach Brasilien ausfiihrte, jetzt Theilhaber eines der bedeutendsten Handelsgeschafte in Carlsruhe, hat auf der Hohe des Geschaftlebens die Ju- gendliebe zu seinem friiheren Berufe sich bewahrt. Dessen Hingebung zu letzterem, seine Kenntnisse und ausge- dehnte Verbindungen, und fiigen wir noch hinzu, die nothigen Mittel, so ha- ben wir wohl in wenigen Worten die Hauptmomente beriihrt, welche den Grundstein zu einem Werke zu legen Veranlassung waren, welches, wenn es in gleicher Weise wie bisher als Aug- apfel eines von Gliick und Natur gleich giinstig ausgestatteten Menschenkindes behandelt wird, in naher Zukunft als Muster eines Gartens betrachtet werden diirfte, zumal eines solchen, der nicht allein dem Vergniigen, sondern insbe- sondere der Wissenschaft mit seltener Fiille zu dienen berufen erscheint,

Der Garten und Villa Leichtlin lie- gen auf einem nach Siiden gewendeten Abhang, der nach oder in die Stadt Baden selbst abfallenden Vorhiigel des Schlossbergs, der russischen Kapelle

Bente po

270 gerade gegeniiber getrennt durch das Thal. Oecestlich wenig hodher gelegen und nur einige hundert Schritte entfernt, das ,neue Schloss*, im Hintergrund der hochansteigende Schwarzwald, im Norden die priachtigen ,,badener Berge“ mit dem alten Schloss, westlich die Thaloffnung mit der Aussicht in die Rheinebene, mit einem durch die Voge- sen begranzten Horizont; zu Fitissen Baden-Baden mit all seinen Herrlich- keiten !

Das Terrain ist also ein ziemlich rasch und steil abfallendes, wesshalb dasselbe durch 2 starke ziemlich hohe Mauern terrassenartig in 3 Theile ge- theilt ist, der unterste Ostliche Theil ist ein kleines Wiesenthal, begranzt durch ein rauschendes Bachlein mit tppiger natiirlicher Uferpflanzung. Der Thal- hang ist bestimmt ftir Coniferen und finden sich daselbst, theilweise in un- gewohnlicher Starke und Schonheit: Abies nobilis v. glauca, Ab. Nordman- niana, Ab. lasiocarpa, Sciadopytis verti- cillata, Pseudolarix Kaempferi und andere. Der unterste westliche Theil, beinahe un- mittelbar in. rascher Senkung sich an die Stadt anschliessend, wird grossen- theils durch junge Obstpflanzung, theils als Spalier und Pyramiden, theils als Hochsltémme eingenommen, Es_ ver- spricht auch dieser Zweig der Giart- nerei, der in dieser Gegend noch viel zu haufig vorkommenden Mittelmissig- keit entgegentreten zu wollen. Der miltlere Theil der Terrasse tragt ins- besondere die Specialitéten und bildet somit wohl den intessantesten Theil des Leichtlin’schen Gartens, Dieser Theil ist mit besonderer Sorgfalt den verschie- denen Anforderungen der Pflanzencultur angepasst. Mit Steinplatten eingefasste Heidenerdbeete, Friihbeete den manch-

- fachsten Zwecken dienend und danach

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

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eingerichtet, 2 zum Ueberwintern der nicht ausdauerenden Gewachse und zur Vermehrung etc. beslimmte Gewichs- hduser, die mit Hochdruckwasserheizung und mit Regenwasserreservoirs ver- sehen sind, welch letztere auch im ausseren Garien angebracht werden, Be- schattungsvorrichtungen, passende Par- thien fiir Stein- und Felspflanzen etc. sprechen deutlich ftir das Verstandniss und die Sorgfalt, mit welcher den ver- schiedenen ihrer Heimath entrii¢kten Insassen dieses Gartens auf fremdem Boden eine neue Stiatte des Gedeihens geschaffen werden soll und auch ge- schaffen wird.

Die westliche Ecke dieser Terrasse nimmt eine kleine Felsgruppe ein, die an eine nach dem oberen Gartentheil fiihrende Steintreppe angelehnt und mit allerhand hiibschen, hiezu passenden Pflanzen bekleidet ist.

Wir erwahnen hier in erster Linie eines Originalexemplars des Pilocereus senilis, der bei einer Héhe von etwa 12 bis 14 Zoll mit 6 bis 7 Zoll langen, silberweissen Haaren dicht bekleidet ist, ausserdem macht sich hier ein Prachtexemplar des ausserst decorati- ven Phormium tenax fol, var. beson- ders bemerklich.

Aul Rabatten mit gewohnlicher Gar- tenerde stehen einige Exemplare des Amorphophallus Rivierii Durieu mit Schiiflen, die iiber der Erde nahezu 2 Zoll Durchmesser haben. Es _ scheint uus diese Aroidee, die in vollkomme- ner Ruhe unsere Winter an frostfreien Orten als Knolle leicht durchmacht, als Kinzelpflanze auf Rasen etc. insbeson- dere da, wo der Sommer ein intensi- ver ist, eine Rolle zu spielen berufen zu sein. Hine andere Rabatte ist mit der noch wenig verbreiteten, sehr gross

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Som .

I, Originalabhandlungen.

blassrosa bliihenden Iberis gibraltarica

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_eingelass| ssl...

Das schéne Rheum palmatum, wel- ches in unsern Girten nur noch dus- serst selten zu finden war, und welches das in der Heilkunde so haufig ver- wendete Rhabarber liefert, findet sich in einigen stattlichen Exemplaren, die den Blick eines jeden Kenners auf sich ziehen, Herr Leichtlin halt diese Pflanze nach ihrer Vegetationsperiode, d. h. nachdem dieselbe zu treiben aufgehort hat, trocken und schiitzt sie sogar vor starken Niederschlagen, welche Behand- lungsweise nach dem Resultate zu schliessen, die richtige zu sein scheint. Starke Exemplare, der erst in neuerer Zeit von den Gebirgen Marocco’s ein- gefiihrten Bellis rotundifolia Boiss. et R. stehen in vollster Blithe und bilden fiir den Beschauer dieses ,blauen“ Maasliebchens einen besonderen’ Reiz, Ferula Asa foetida L. (schon friher in diesen Blattern als hervorragende Pflanze des Leichtlinschen Gartens erwahni) aus Persien stammend, liefert das in der Heilkunde unter obigem Namen be- kannte Medicament. Diese Pflanze ist hier in ziemlich schwerem Boden zu ausserordentlicher Ueppigkeit gediehen. Die feingetheilten etwa 3’ langen und wohl eben so breiten dunkelgriinen, glainzenden, festen, zahlreichen Blatter lassen diese Pflanze in solchem Cultur- zustande als Decorationspflanze ersten Ranges _erscheinen. Nertera depressa Banks et Sol, zu den Rubiaceen gehi-

rig, eine Perle unter den Aipenpflanzen,

ist in zahlreichen Exemplaren vorhan- den, in einer Schénheit, wie wir uns dieselbe kaum grésser auf ihrem hei- mathlichen Boden denken kénnen. Sie bewohnt die rauhesten Gebirge der gan- zen siidlichen Hemisphiare. Sie ent- faltet ihre grdssten Reize im Zustand

271

des Fruchttragens durch ihre zu hun- derten erscheinenden, lebhaft orange- gelben Friichte, die die Grésse einer kleinen Erbse erreichen und zwischen und dicht tiber den kleinen rundiich- ovalen, lebhaft griinen, einen Miniatur- rasen bildenden Blatichen stehen. Herr Leichtlin setzt dieses Kleinod vor und wiihrend der Bliithe unbekiimmert der Sonne aus, bei deren Einwirkung die Blattchen eine beinahe braune Farbung annehmen, aber ein reichlicher Friichte- ansatz bewirkt wird, Erst nach dieser Periode wird die Pflanze schattiger ge- stellt, wo dieselbe rasch ihre lebhaft vriine Farbe erhalt, die so wesentlich zur Schonheit der Pflanze beitragt. Die noch sehr seltene 1846 im Felsenge- birge entdeckte Fremontia californica Torrey, ein zu den Malvaceen gehé- riger, ohne Zweifel im Klima Siid- deutschlands ausdauerender Strauch mit 3— lappigen Blattern zeichnet sich durch zahlreich erscheinende, grosse, gelbe Blumen aus. Dieselbe ist in ei- nem sehr hiibschen Exemplare vor- handen. Eine unseres Wissens noch unbeschriebene, wie es bePLeint {jahrige

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mit Pyehireichen, grossen, Seoiee sen Bliithen tind niederem Habitus, wird sicherlich bald zur Ausschmiickung der Blumenbeete sich die verdiente Geltung verschaffen. Die noch wenig bekannte und verbreitete Qmphalodes Luziliae, auf den Gebirgen Kleinasiens heimisch und hier bis zu einer Héhe von 8000’ ansteigend, ist eine Pflanze mit nieder- liegenden Zweigen und relativ sehr

blauen_f Sie erfreut sich "hiet ¢ eines sichtbaren Wohlseins. Ganze Beete der, in der That wunder- bar gefarbten Varietaten der Iris Kaemp- feri in n tippigster Gesundheit tiberraschen Kenner und Laien.

272

Herrn Max Leichtlin verdanken wir bei der Cultur dieser Pflanze die Beob- achtung, dass dieselbe zu ihren Ge- deihen durchaus der Heidenerde bedarf. Gleichfalls sehr zahlreich und in ebenso erfreulichem Zustand haben wir die hiibsche Iris iberica gefunden, Die bliithenreiche Seubertia laxa ist in ei- ner dunkelblauen sehr hiibschen Varie- tat vorhanden, der, wie es scheint, auch ein robusterer Habitus eigen ist.

Eine sowohl durch ihre Neuheit als imposante Schénheit ausgezeichnete Pflanze ist Eremurus robustus Rel. eine von den Gebirgen Turkestans in Central-Asien stammende, den Aspho- delusarten zunachst verwandte perenni- rende Pflanze. Der Leichtlin’sche Gar- ten, der gliickliche Besitzer dieser Neu= heit, wird dieselbe von hier aus ihren Kinzug in die Garten halten lassen. Der Habitus der Pflanze in nicht bliihen- dem Zustande erinnert an ein Ornitho- galum mit riesigen Dimensionen. Der Bliithenstand ist eine walzenformige Aehre, die tiber 3/ Lange misst, der ganze Bliithenstengel erhebt sich bis zu Hohe von 8', derselbe tragt zahllose, dichtstehende Bliithen von iusserst zar- ter rosa Firbung, dieselben haben 7—8 Linien im Durchmesser.

Wir hatten das Vergniigen, diese schéne Pflanze ausser in bliihendem Zu- stand auch mit zahlreichen vielver- sprechenden Samenkapseln zu sehen, so dass wir uns der Hoffnung hingeben kénnen, dass diese Zierde auch bald in andern Garten zu finden sein wird, zu- mal ja der Leichtlin’sche Garten ausser seinen sonstigen Zwecken die Verbreit- ung neuer, sellener, schéner und in- teressanter Pflanzen sich zur Aufgabe macht, und wie auch bisher mit be- kanntem Erfolg gemacht hat.

Der Schwerpunkt dieser Giartnerei,

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

SS

d. h. der mit ganz besonderer Vorliebe

und Nachdruck gepflegte Theil bildet

die Sammlung der Liliaceen, insbeson- , dere das genus Lilium,

ropaischer Garten. eine fedeutenderet

Sammlung davon aufzuweisen hat, zu-

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mal wenn wir in’s Auge fassen, dass von einem grossen Theil der schénsten und seltensten Specien Vermehrung vorhanden ist, die nach Hunderten und Tausenden ziahlt.

Die Leichtlin’sche Liliensammlung, wie auch Kinzelheiten daraus sind in diesen Blattern schon mehrfach beriihrt und besprochen worden, wesshalb wir, um Wiederholungen zu vermeiden, dar- auf verweisen. Nicht versagen kon- nen wir uns jedoch, auf das prachtige, zur Martagon - Gruppe gehorige Li- lium Hansonii Leichtlin aus Japan stammend, besonders aufmerksam zu machen, Dessen Habitus ist robust, das Laubwerk tippig dunkelgriin, ahn- lich wie bei Lil. Martagon angeordnet. Der Bliithenstand ist vielblumig, das Perigon stark zurtickgerollt, dick flei- schig, orangegelb. Wir halten diese Species fiir die schénste der in der Neuzeit importirten Lilien. |Ebenso koénnen wir nicht mit Stillschweigen iibergehen das durch seine prachtige Farbung und Bliithenreichthum ausge- zeichnete Lilium Martagon var. Catanei, ferner Lilium puberulum, das ian reiche Lil. Michauxii, das zarte Lil. Leichtlinii und Lil. Wilsonii. Zum Schluss nennen wir noch Lilium aura- tum, das in vielen Exemplaren und mehreren Varietidten bis zu einer Hohe von 8’ vorhanden war.

Noch haben wir als obersten Theil des Besitzthums die 3. Terrasse. mit der weinumrankten, die herrliche Ge- gend beherrschende Villa tragend, zu

Wir koénnen | wohl sagen, dass kaum_ ein zweiter eu-

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L Originalabhandlungen. 273

nennen, um unsere Schilderung wiir- | nachste und fernere Gegend von dem dig zu schliessen. beschriebenen Siandpunkt aus zu werfen, Wem das Vergniigen vergénnt war, | wem gleichzeitig ein gliicklicher Stern diese aussergewéhnlichen Leistungen ; den liebenswiirdigen Besitzer dieser auf verhalinissmissig beschranktem Rau- | Herrlichkeiten in die Hande fihrte, der me zu sehen, und diese zu schitzen | wird nur mit der héchsten Befriedigung und zu verstehen weiss, wem vergénnt | und mit Freude dieses Genusses sich war, einen Blick auf die bezaubernde |! erinnern. E. M.

4) Beitraige zur Blumentreiberei.

a) Blumenzwiebeln. cinthen. Erwahnen wir kurz das Ver- Obschon wir bereits geraume Zeit-}fahren, das wir seit Jahren beobachte- alljahrlich in die Lage kommen, die na- | ten und noch beobachten zur Erlang- menreichen hollandischen Blumenzwie- ; ung eines giinstigen Resultats in dieser belverzeichnisse zu durchmustern, so | Richtung. Jede uns zugehende noch miissen wir doch gestehen, dass uns | nicht hinreichend erprobte Sorte wird bei etwaiger Bestellung schon manch | verzeichnet und am Schluss der Saison wunderbarer Name, dessen Trager wir | mit entsprechender Note versehen. So zu kennen noch nicht so gliicklich wa- | sind wir nach einer Reihe von Jahren ren, ein gewisses Misstrauen eingeflisst | in die Lage gekommen, die guten von hat, manchmal freilich mit Unrecht, | den geringen scheiden zu kénnen, und manchmal aber leider auch mit Recht. | wird auf diese Weise unser Verzeich- Wir sind desshalb auch stets Jeder- | niss alljahrlich um ein und die andere mann herzlich dankbar gewesen, der | erprobte Sorte erweitert. Ausserdem uns einen Fingerzeig tiber eine oder | haben wir uns bei der Blumenausstell- die andere erprobte Sorte gegeben | ung in Amsterdam im April 1865 die hat, und so wollen auch wir hoffen, | Mithe genorimen, die naturgemiiss (die dass troiz der gewohnlich ,abschreck- | Nahe von Haarlem!) ausserordentlich end* wirkenden Namenliste, die wir zahlreich vorhandenen Blumenziebel-

aber gewissenhaft auf’s Aeusserste zu | sammlungen nach der Reihe zu mustern reduciren uns bemiihten, wenigstens | und diejenigen als ,gut* zu_notiren, unser guter Wille beachtet werde, mit | die in allen oder doch der Mehrzahl dem wir bestrebt waren, neben man- | der vorhandenen Sammlungen in Farbe, chen bekannten, auch cinige wenig oder | Bliithenreichthum etc. gleich oder doch gar verkannte Schone in Erinnerung | nahezu gleich wiederkehrten.

zu bringen und letztere an das wohl- Selbstverstandlich schliesst die ein- verdiente Tageslicht zu fordern und so | fache Kenntniss der bewahrten Sorten den Weg zeigen zu helfen aus den | nicht aus, dass gar manchmal die ge- alljahrlich sich vergrdésserenden Na- | hegten Hoffnungen getéiuscht wurden. mensverzeichnissen der hollandischen | Es mag in diesem Falle die Behandlung Blumenzwiebeln, insbesondere der Hya- | der Zwiebeln vor oder wihrend des

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274 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Treibens, eine unverantwortlich geringe | setzen, dass die Sorten wenigstens Qualitat derselben, wohl auch zu spa- | keiner schlechten Qualilét sind, welche

tes Legen oder zu friihes Antreiben | Voraussetzung aber, Gott sei’s geklagt,

Ursache eines Misserfolgs sein. Ebenso | gar manchmal nur frommer_ Wunsch selbstverstandlich miissen wir bei un- | bleibt!

sern nachfolgenden Angaben voraus-

; Koh-i-Noor, prachtige Farbe, vielblumige Aehre, aber theuer! Gerelit roth Bouquet tendre reichbliithig, sehr dankbar. Gefiillt rosa: Lord Wellington sehr grossblumig, guter Bliithenstand. Laurens Koster, schéne Farbe, reichbliihend. Gef, dunkelblau: | Othello, prachtige Farbe aber wenig Blumen. Prinz von Sachsen-Weimar, sehr frith und dankbar. Gefiilll) weiss: La Tour d’Auvergne, die beste dep gefiillten weissen und sehr friih. Baron v. Humboldt, der besten eine. Mimosa, sehr dankbar und schon. Prinz Wilhelm [., eine der dankbarsten,. Uncle Tom, fast Renee tr Einf. dunkelbiau: Baron v. Thuyl, sehr friih und gewohnlich dankbar. Couronne de Celle, sehr dankbar. Einf. hellblau (porzellanblau): } Grande Vedette, eine der schonsten und besten Hyacinthen. Einf. roth: Solfatare, brillante Farbe. Fiancée royale, sehr dankbar. Miss Becher Stove, sehr schoner Bliithenstand. Reine des Tnciuthes: gule Benenmung | Einf. rosa: Gigantea, sehr dankbor: Einf. weiss: Mdme. van der Hoop, prichtig weiss aber gewohnlich wenig blumig. Grande Vedetle, gross aber nicht sehr reichblumig, Einf. gelb: Ida, wohl die beste unter den Gelben. Alida Jacoba. Kinf. violet: Haydn, sebr dankbar. L’honneur d’Overveen, prachtige Farbe, sehr dankbar. L’unique, eine der fri iihesten. und gewohnlich dankbar (orchisroth),

Einf. schwarzblau:

Tulpe. en. ders zu empfehlen sind: D. vy. Th. Obschon es nur unsere Absicht ist, scharlach und Duc y. Th. gelb, einige bewahrte gute Sorten saute abi welch letztere wohl die friiheste des Treibens namhaft zu machen, so Tulpe zum Treiben ist. wollen wir doch nicht unterlassen, ganz | Braut v, Haarlem, reizende Farben und besonders hervorzuheben, dass zur Er- sehr friih, einfach. zielung eines giinstigen Resultats beim | Canarienvogel, grdsser als die gelbe Treiben der Tulpen das friihe Le- Duc v. Tholl, wohlriechend, sehr gen derselben eine Hauptbedingung ist. friih, einfach, “= Duc van Tholl, einfach, sind alle sehr | Couleur cardinal, prachtige Farbe; ; von frih und leicht zu treiben; beson- Mitte Januar an zu treiben, einfach,

I, Originalabhandlungen.

La précieuse, weiss und rosa, einfach,

auch besonders fiir Beete im Freien |

geeignet. -

Queen Victoria, blass rosa, beinahe weiss, von Mitte Januar an zu_ treiben, einfach.

Rosine, halbgefiillt, weiss und rosa, von

Anfang Januar an zu treiben.

Tournesol gefiillt, leicht zu treiben,

Effectblume.

Tazetten. 2: ARR RAR

Marseiller, die friihesten.

Grand soleil d’or, einfach gelb, von Ende December an zu treiben.

Bouquet triumphant, einfach weiss, ziem- lich reichblithend aber sicher erst von Mitte Februar an zu treiben. Ferner tragen nicht unwesentlich

als Friihlingsflor zum Schmuck der Ge-

wachshauser bei, finden aber nicht sehr , haufig Anwendung: die gewdhnlichen Schneegléckchen (Galanthus nivalis L.). _ Dieselben werden im Spitjabr_in_klei- |) fen Klumpen in Topfe~ gepflanzt und ins kalte Haus verbracht, wo sie zur “Blithe gelangen.

Noch weniger Verwendung als Friih- lingsblume in den Gewachshausern fin- det ee das grossblu- mige Schneeglockchen. Die Zwiebel- chen werden aus dem freien Lande, nachdem dieselben ausgereift, aber noch volikommen in Ruhe sind, etwa Anfang

i herausgenommen, pee mu 5 Ser arin entsprechende Tépfe gelegt, und alsdann wiederindie Erde eingegra- ben. Vor dem Zufrieren des Bodens werden die Topfe herausgenommen, in ein kaltes Beet gebracht und die etwa 1’ hohen jungen Triebe mit Moos leicht zugedeckt. Gegen Frtihjahr kénnen die Pflanzen ins kalte Haus verbracht wer- den, wo dieselben etwa Anfang Marz ihre Blithen entwickeln, Ein pipet

mee

ek etl eae

273

liches Treiben bei erhohter, kiinstlicher

Warme ist sowohl bei Galanthus, als ‘Leucojum « durchius éifolglos , wirken Lult_und Sonue ausserordentlich

dagegen

férdernd auf die Entwickelung der Bliithen. Hine ahnliche Bemerknng in Beziehung des Treibens gilt bekannt- lich auch bei den Crocus.

b) Einige zum Treiben verwend- bare Bliithenstraucher und Stauden.

Wie bei den Blumenzwiebeln wol- len wir auch hiebei uns nur auf eine kleine Zahl beschrinken, da wir fiiglich vorausselzeu’ kénnen, dass bei dem zu obigem Zwecke sparlicher vorhandenen Material die Auswahl von jeher leichter zu treffen war, als bei ersteren und vielleicht auch in Folge des Bediirfnis- ses sorgsamer gehandhabt wurde. Un- ter den zur Friihtreiberei noch weniger verwendeten Gestrauchen etc. sind zu nennen:

Forsythia suspensa, die ungleich dank- barer bliiht als Fors. viridissima. Spiraea Reevesiana und Spiraea Thun- bergii, welche beide einen ausser- ordentlich reichen Flor entwickeln, zumal wenn es thunlich ist, mit_etwas Luft _treiben zu _kénnen,Die peren- | | ‘hirende - Spiraea japonica, (Hoteja |. japonica) uvschatzbar zur .Verwend- | ung auf Blumentischen, zu Binder- eien etc. In Hinsicht des Treibens gilt dasselbe, wie bei den beiden

vorhergehenden,

Viburnum Opulus sterile lasst sich sehr leicht treiben und entwickelt bei ei- niger Sorgfalt kaum weniger zahl- reiche und yollkommene Blumen, als im Freien, Derselbe ist iibrigens wahrend und auch nach dem Treiben gegen directe Liiftung sehr empfind- lich, ebenso gegen directe Sonne,

134

276 Gartenflora Deutschlands,

Pirus spectabilis fl. pl. sollte, um ein giinstiges Resultat beim Treiben zu liefern, mindestens 1 Jahr vor der Verwendung in Tépfe gepflanzt und mit diesen wieder eingesenkt wer- den, so dass beim Treiben nur gut bewurzelte Exemplare zur Verwend- ung kommen. Dasselbe gilt von Pi- rus floribunda (Malus floribunda) der iibrigens auch ohne diese Vorsicht cute Resultate liefert, wenn schon nicht in so hohem Grade wie bei ersterer Annahme.

\Sparlocytisus albus auf Cytisus Labur-

num als Halbstammchen veredelt, ge-

wihrt im Marz eine der prachtigsten

Zierden des Kalthauses.

Cytisus purpureus, gleichfalls ais Halb- slmmchen behandelt, ist vorztiglich zu verwenden.

Robinia hispida auf R. Pseud- Acacia als Halbstamm gepfropft, lasst sich gleichfalls leicht treiben und eignet sich sowohl durch ihre zarte Belaub- ung, als hiibschen Bliithen vortrefflich zur Ausschmiickung der Blumen- hiuser.

Rosa alpina, allerdings eine sehr alte Bekannte oder besser Verkannte wird bei weitem nicht nach Verdienst ge-

b

Russlands und der Schwere

wiirdigt! Deren lange Zweige wer- den vor dem Treiben umgebogen und an die unteren stirkeren Zweige be- ~ festigt, was Mts lab wird, dass

mehr Augen z zur Entwickelung kon ung kom~

men, als ohne diese Manipulation

in Folge dessen natirlich ‘auch mehr~

Blumen. Diese letzteren, die bei starken Exemplaren sehr zahlreich erscheinen, sind vollkommen wickelt von geringem Reiz, in Knos- pen aber ist kaum ein zarteres, duf-

tigeres Geschépf zu denken, als eine ||

solche Rosa alpina.

Prunus triloba (Amygdalopsis) ist sehr friih und leicht zu treiben.

Wir wollen das Vorstehende ab- schliessen mit einer wenig oder doch nicht genugsam beachteten Regel bei der Wahl der thenstraucher. diesem Zwecke womdglich frei oder

doch am Rande einer Pflanzung steh- Hl der Sonne ausgesetzt gewe- | werden,

ende, sene Exemplare” verwendet

nicht aber solche, die im Schluss oder | im Schatten gestanden haben, wenn schon solche Exemplare ihres gewohn- lich iippigeren Wuchses wegen laug~ licher zu sein scheinen.

RP

5) Abutilon Darwinii J. D. Hook.

Aus dem bolanischen Garten zu Freiburg i. B. erhielt der Garten zu Karlsruhe durch Herrn Professor Hilde- brand vergangenes Jahr obige Pflanze mit der Benennung Ab. Hildebrandii Fnzl. Durch Herrn Fritz Miiller in St. Catharina (Siidbrasilien) war der Saame dieser Pflanze an Herrn Professor Hil- debrand gesendet, und im botanischen

Garten zu Freiburg herangezogen wor- den. Wir haben die Pflanze als das von J. D. Hooker beschriebene und im Botanical Magazine Vol. XXVII. 3. ser. tab. 5917 abgebildete Abutilon Darwi- nii erkannt, welcher gleichfalls durch

Herrn Fritz Miiller nach England in den

Garten zu Kew durch Vermittelung des

Herrn Darwin gekommen war, Da

ent-

zu treibenden Bli- \ Es sollten namlich zu |,

3 M4

I. Originalabhandlungen, 277

uns nun eine friihere Beschreibung als | mend). Die Pflanze bliiht im Warm-

Abutilon Hildebrandii nicht bekannt ist | hause schon.als junges. Exemplar in

und wir demnach dem A. Darwinii J. | ungewoéhnlicher Fiille. Dieselbe ver-

D. Hook. das Prioritétsrecht zusprechen | mehrt sich leicht aus Stecklingen und

miissen, so wollen wir die Pflanze hie- | aus Saamen, der iibrigens ziemlich spar-

mit unter dem ersteren Namen der Auf- | lich zu vollkommener Entwickelung ge-

_ merksamkeit der Pflanzen- und Blumen- | langt. Einzeln stehend im Rasen etc.

freunde empfohlen haben. wird die Pflanze eine hiibsche, nicht Ab. Darwinii bildet in der Cultur | gewohnliche Erscheinung sein, zumal

einen niederen Strauch, dessen Blatter | dieselbe sich von unseren bisher hau-

und Stengelorgane mit weichen Haaren | fig cultivirten Ab. venosum nebst Va-

bekleidet sind. Die Blatter sind 3—5 | rietéten durch ungleich reichere Belaub-

lappig. Die Bliithen von 1—2” Durch-

messer erscheinen einzeln, gew6hnlich

aber zu 2—3 in den Blattachseln, sind

gestielt, nickend, orangeroth mit dunke-

leren Nerven durchzogen. (Die Abbild-

ung in oben citirtem Werke ist, was |

die Farbe der Blumen anbelangt, mit

unseren Exemplaren nicht tibereinstim- |

zeichnet. Durch ihren aussergewOhn- ~ lichen Bliithenreichthum aber, durch - dessen Fortdauer den ganzen Win- ter hindurch wird sie sich bald al- lerwarts eingebiirgert haben, insbeson- dere aber sich der Aufmerksamkeit der Handelsgartner erfreuen. KE. M.

6) Mittheilungen tiber den Gartenbau am siidlichen Ural

vom Herrn E. Burmester.

Als ich im Friihling 1870, also im | ganzen ndérdlichen Europa seine tibeln Winter von 1869—70 in Uralsk ankam, | Folgen zuriickgelassen hat, war aber- waren die Klagen der Gartenbesiizer | mals ohne viel Schnee, und im Februar gross. Der Winter war schneelos ge- | gefror das Quecksilber. Die Kiilte wesen, zeitweis hatte Regen und hef- | tédtete diesmal alles Fruchtholz an jun- tiger darauffolgender Frost gewechselt, | gen, schon tragbar gewordenen Aepfel- und als im Marz der Schnee wegging, | baumen, Abermals waren also alle fanden alle Gartenliebhaber ihre Baume | Hoffaungen verloren und die wenigen zur Halfte diirr. Die altesten 20—30 | Bliithénknospen, die verschont geblie- Jahre alten Aepfelstamme waren an der | ben, wurden im Mai vom Spiitfrost ver- einen Seite griin, an der andern diirr | nichtet. In allen Garten wurden neue bis zum Marke. An allen dlteren Biu- | Obstquartiere neu gepflanzt, und jetzt men waren mehr diirre Reste als griine. | warten wir auf giinstigere Jahrginge.

Das Jahr 1869 soll ein sehr ergie- | Selten findet sich in diesem oder jenem biges Jahr gewesen sein. Jiingere An- | Garten ein sehr geschiitztes Quartier, pflanzungen, 6—8jahriger und jiingerer | wo noch gesunde Aepfelbiume vorhan- Baume waren verschont geblieben. den sind, es sind das solche, in de-

Der Winter von 1870—71, der im | nen der Sturm den Schnee ablagert,

ung und Verastung vortheilhaft aus- _

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Gartenfiora Deutschlands,

und dies ist nur da der Fall, wo Ge- biude oder Gehdlzpflanzungen Schutz gewahren, wahrend sonst der Schnee, wenn er nicht massenhaft fallt, vom Sturme auf weite Strecken in die Step- pen fortgetrieben wird.

Solcher Obstquartiere finden sich auch 2 im hiesigen Kronsgarten, und bliihten die Baume noch im Jahre 1872 in Mai, um abermals durch einen Spat- frost ihre Bliithen zu verlieren. So ist hier in den letzten Jahren der Obstbau bedeutend zuriickgegangen, wéahrend friiher eine lange Reihe von Jahren hindurch die Apfelbaume jahrlich reich- liche Ernten lieferten.

Ich schatze die Zahl der in den drei Wintern zu Grunde gegangene Aepfelbiume auf circa 50,000 tragbare Stimme.

Die Aepfelbanme werden hieher meist von der Morowinen gebracht, wie z. B. rother Anis, Anis, Tschernoe derewo _ (Schwarzbaum) und dergl. Sorten, die hier sehr gut fortkommen. So kost- spielig auch das Begiessen der Baume, was im Laufe des trockenen Sommers 3—4 Mal im Sommer geschehen muss, so dass das Wasser mehrere Fuss tief in die Erde eindringt, so sollen doch die Kosten in guten Jahrgangen reich- lich gedeckt werden.

Weit besser stehen die Aepfelbaume in Gurien; die Garten sind hier viel kleiner, die Baume sehr dicht auf 15 Fuss Entfernung gepflanzt und wachsen sehr iippig, denn starke Froéste sind hier selten.

Ein sehr schlimmer Feind der Obst- biume ist der Sonnenbrand im Marz, wenn des Nachts 15—20 Gr, Kalle und am Tag ebensoviel Grad Warme folgen.

Dann erfricrt die Rinde und das junge |

Russlands und der Schweiz. | ide As me

Holz junger Baume, auf der der Sonne zugekehrten Seite. Deshalb sind viele Obstbaume an der Stidseite des Stam- mes krebsig. ah

Ich gebrauche hier als Mittel gegen diesen schadlichen Einfluss Lehman- strich und umwickele mit Schilf, Stroh oder Heu den Stamm.

Ueber Insecten, wie Raupen etc, scheint man hier selfen zu klagen zu haben.

Im April und Mai, wenn nach 2 oder 3 Wochen andauernde Hitze und Dirre die Erdfléhe auf den Kohlbeeten ihr Wesen treiben, wenn Schmetterlinge in grosser Zahl schwaérmen, dann bricht plotzlich 3—10tagiger Sturm los, bald mit Schnee, mitunter mit Regen *), am meisten ganz trocken, die unabsehbare Steppe in einen machtigen Staubmantel hiillend, und toédtet ganze Generationen von Schmetterlingen und Ungeziefer, woher es kommen mag, dass dieses hier nicht itiberhand nimmt. War es beim Sturme regnerisch, so folgt meist starker Nachtfrost. Dann muss gedeckt werden was nur geschehen kann, und die Kosacken die ihre Steppengurken schon Anfangs oder Mitte April aus- sien, schleppen Heu auf die Beetle, machen auch auf dem Felde Schilffeuer an, so dass der Dampf in den Morgen- stunden tiber das Feld getrieben, eini- germassei ihre Saaten schiitzt.

Ein solcher Sturm tobte in diesem Jahre im Juni und verdarb mir den Fruchtansatz der Melonen, obgleich um diese Jahreszeit auf die Stirme kein Frost folgt.

*) Schnee im Mai selten, im April je- doch sehr leicht zu erwarten,

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fl. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

279

Il. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

a) Abgebildet in Florist and Po- mologist. August 1873.

1) Masdevallia Veitchiana, ignea, Lin- deni, Harryana, tovarensis, Ein Bouquet der schénsten Masdevallia-Arten, jener scho- nen Orchideen der hdheren Gebirge des tropischen Amerika, deren Einfiihrung im lebenden Zustande ausserordentlich schwie- rig, indem sie meistens todt in Europa ankommen und in Oultur nur dann gut gedeihen, wenn sie im Sommer kihl] und luftig und im Winter ebenfalls bei keinen hohen Temperaturgraden (bei 6 —8° R.) gehalten werden. Halt man diese Beding- ungen ein und lasst denselben feuchte Luft und einen Standort nahe dem Glase zu- kommen, dann gedeihen solche nicht gar schwierig, ja wie es scheint, noch besser und leichter als viele andere Orchideen. So ist es wenigstens mit den Arten, wel- che der Petersburger Botanische Gicten bis jetzt cultivirt,

Unsere Leser wollen, das Jahrgang 1872 pag. 246 Gesagte, sowie den dazu gehori- gen Holzstock vergleichen. Dort haben wir Masdevallia Veitchiana und M. tova- rensis abgebildet. Eine ahnliche Form und Grésse der Blithe zeigen alle die oben er- wahnten und von H. G. Reichenbach an verschiedenen Orten beschriebenen Masde- vallia-Arten. Davon hat M. Veitchiana die grossten schén scharlachrothen Blumen, die der Lange nach auf den 3 schwanzfor- mig zugespitzten Blumenblattern haufig Purpurstreifen tragen.

M. igneaRchb., besitzt weniger lang zugespitzte Blumenblatter von orange Farb- ung und mit etwas tieferer rother Streifuug gegen die Spitze hin. M. LindeniRchh., ahnlich der vorhergehenden, aber SAlatt- purpur gefarbte Blumen. M. Harryana Rehb., gleichfalls die Bliithenform von M. ignea, aber purpurrosa oder bei der Form M. Denisoni genannt, noch mehr

eine brillant rothe Farbung zeigend. M. -tovarensisRchb., besitzt etwas kleinere Blumen, mit schwanzformig zugespitzten Blumenblattern, wie dies Fig. B, der zu Seite 246 des letzten Jahrganges generics Abbildung zeigt. Die Blumen dieser letz-

teren Art sind rein weiss mit ne

Spitzen der Blumenblatter. is al!

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2) Cyathea Burket Hook. Ein grinds bar schoner Farnbaum, den W. Bull aus den Gebirgen von Port Natal eingefihrt hat. Die Stamme erreichen 7—10 Fuss Hohe, werden ziemlich dick und tragen auf ihrer Spitze die sch6ne Krone der michti- gen gracil herabgebeugten Wedel, welche doppelt gefiedert, mit dunkelen am Grunde stark spreuschuppigen Wedelstielen. Die Fiederblattchen sind von breit langlicher Form, mit stumpfer Spitze und ungezahn- tem Rande. Die vom becherformigen In- dusium umhiillten Fruchthiufchen erschei- nen sparsam am Grunde der Fiederblatt- chen aus der gabeligen Vertheilung der Seitennerven. Dieser neue prichtige Farn- baum wird im temperirten Gewichshause cultivirt.

3) Philadelphus coronarius DL. primuli- florus. Kine Form unseres gewohnlichen Philadelphus mit dicht gefillten Blumen,

(EH. RB.)

b) Empfohlen und abgebildet im

Cataloge derSamen- und Pflanzen-

Handlung von Platz und Sohn in Erfurt.

4) Humea elegans Sm. Compositae. Friiher als Calomeria amarantoides in den Garten verbreitet. Kine zweijahrige Pflanze, die in Neuholland heimisch ist, und wegen der eleganten leichten Tracht, der gracil iiberhangenden Bliithenrispen, die sich bis 4 Fuss Hohe erheben, jetzt als schéne De- corationspflanze in Blumenparterres als Kin-

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280

zelpflanze, vielfach angewendet wird. Stammt aus Neuholland und ertragt unsere Winter nicht im freien Laude.

Man erzieht diese Pflanze aus Samen, iberwintert die jungen Pflanzen im Kalt- hause und pflanzt sie dann im folgenden Jahre, sobald keine Fréste mehr zu besor- gen, ins freie Land in eine lockere Garten- erde auf sonnigen Standort. Es gibt For-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

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men mit gelbbraunen und andere mit mehr réthlichen Bliithenképfchén. Die letzteren sind weitaus die effectvolleren Formen und besitzen nach Herrn Platz und Sohn, die gerade diese rothblumigeren Formen als Humea elegans purpurea empfehlen, auch die Blatter eine schdnere dunkler grine Farbung.

Humea elegans.

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5) Rhodanthe maculata Drummond. Diese schone Immortelle ward zu Ende der 50ger Jahre aus Neuholland in die Garten Europas eingefiihrt. Hooker betrachtet solche als Abart von Rh. Manglesii Lindl., welche gleich der in Rede stehenden Art, im westlichen Australien heimisch ist. Un- sere beistehende Abbildung, die wir Hrn. Platz und Sohn verdanken, stellt eine Blume und eine Bliithenknospe von der R. macu- lata in Lebensgrosse dar. Die zahlreichen

abstehenden Blittchen des gedffneten Bli- thenkopfes, sind nicht etwa Blumenblatter, sondern die innersten sehr langen Blatt- chen des Hiillkelchs und besitzen eine leuchtend rosarothe Firbung. Als von trockener pergamentartiger Consistenz, be- halten diese auch beim Abschneiden der Bliithenképfe-Gestalt und Farbe und gehé- ren daher zu den schénsten Immortellen. Die eigentlichen Blumen der Scheibe sind klein und unbedeutend und von gelblicher

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Rhodanthe maculata.

Farbung. Die schonen Arten oder Formen der Gattung Rhodanthe gehéren zu unse- ren beliebtesten annuellen Pflanzen, wollen aber nicht allenthalben gut gedeihen, denn sie lieben kalkfreien Boden und Wasser, keine Diingung des Bodens, sondern eine lockere lehmige, reichlich mit Laub- oder Walderde gemischte Erde. Man siet die- selben zeitig im Frihjahre in Topfe oder Napfe im Kalthause oder im sonnigen Zim- merfenster aus, und pflanzt, sobald keine Froste mehr zu besorgen, auf einen sonni- gen und nicht feuchten Standort im freien Lande aus, Auch als Topfgewichs gezo- gen, sind die Rhodanthen schén zur Ver- zierung sonniger Stellagen, Balkone etc.

6) Lilium auratum Lindl. Der bei- stehende von Herrn Platz und Sohn mit- getheilte Stock gibt uns die Veranlassung, die Aufmerksamkeit unserer Leser auf die schonste der schonen Lilien zu _ richten. Alles vereinigt dieselbe in sich, was man

von einer Lilie verlangen kann. Die weissen, zart gelb gefleckten und ge- tupften Blumen, sind die grdéssten ihres Geschlechts, da sie fast bis 1 Fuss Durchmesser bei kraftigen Pflanzen errei- chen. Dazu besitzen dieselben den feinen starken lieblichen Lilien-Geruch und end- lich tragen starke gut cultivirte Zwiebeln bis 15 der grossen Blumen. Im Jahre 1861 fihrte F. J. G. Veitch, wihrend sei- ner Reise nach Japan, zum ersten Male eine gréssere Quantitit Zwiebeln in Europa ein. Schon vorher hatte Herr C. Maximo- wicz dieselbe gesammelt und einige Zwie- beln dem Botanischen Garten in Peters- burg eingesendet. Die grésste Zahl der von (©. Maximowicz gesammelten Lilien war leider verloren gegangen. Herr Maxi- mowicz hatte nimlich mehrere Hundert Zwiebeln gesammelt und sammeln lassen und diese in seinem Garten in Jukohama eingeschlagen, um solche zur Ruhezeit nach St. Petersburg zu senden. In Folge der

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Lilium

zu jener Zeit stattfindenden Aufreizungen der Eingebornen, namentlich von Seiten der Daimigos, musste Herr Maximowicz sich plotzlich an die Kiiste Chinas fliichten, und als er zuriickkehrte und die Lilien versenden wollte, waren inzwischen die Schweine in den Garten eingedrungen und hatten alle Zwiebeln verzehrt. Jetzt wer- den jahrlich Tausende von Zwiebeln die-

ser Lilie durch Herrn Kramer *) einge-

fihrt der in Jukohama eine Handelsgirt- nerei gegriindet hat, die sich die Kin- fibrung japanischer Pflanzen nach Europa zur Aufgabe macht.

Das L. auratum ist in Japan eine der gemeinsten Pflanzen, die in lichten Wald- ungen schon in der Nahe der Kiiste in grossen Massen wiichst. Die Japaner cul- tiviren solche als gemeine wild wachsende

*) Sohn des Hrn. Kramer, eines unserer tiichtigsten Girtner in Deutschland, bei Frau Senator Jenisch in Hamburg.

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auratum.

Pflanze nicht in den Garten, und da alle durch Siebold und die Hollinder vermit- telten, in friiherer Zeit in Europa aus Ja- pan importirten Pflanzen, ausschliesslich von Handels-Gartnereien aufgekaufte Pflan- zen waren, so ward gerade diese schénste und zugleich gemeinste Lilie Japans erst in neuester Zeit in Europa eingefthrt. Aus gleicher Ursache war friher nur eine Gartenform mit gelb getupften Blattern von Aucuba japonica, nur die Gartenform mit gefiillten Blumen von Kerria japo- nica etc., in EKuropaischen Garten einge- fihrt worden, wihrend die Kinfiihrung der Stammarten der neueren Zeit aufbewahrt blieb.

Lilium auratum gedeiht in jedem lockern Gartenboden, fhnlich den andera Lilium- Arten, in ganz sonniger und in halb be- schatteter Lage, itiberwintert im freien Lande und ist ebenso sehr empfehlenswerth als Topfgewachs.

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II, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

Zu letzterem Zwecke werden die Zwie- beln im Herbste in nicht grosse Topfe ein- gepflanzt, frostfrei durchwintert und dann mit dem Beginn des Wachsthums der Zwie- bel ins Kalthaus oder Zimmerfenster ge- stellt. Wenn der Stengel einige Zoll hoch, verpflanzt man in groéssere Tépfe, jedoch

so, dass die Zwiebel nun bedeutend tiefer | in die Erde kommt und der unterste Theil,

283

wieder mit der Liebhaberei erzogen, wel- che solché in Wahrheit verdienen. Der Ursprung der meisten Formen, welche jetzt unter besonderen Namen in den Verzeich- nissen aufgefihrt werden, stammen von Gl. gandavensis ab. Wie zahlreich diese schonen Formen sind, mag daraus hervor- gehen, dass Platz und Sohn in ihrem Ca-

4taloge 196 verschiedene derartige Formen

des Stengels mit Erde umgeben wird. Aus“) auffiihren. Gruppen solcher Gladiolus sind

dem Stengelgrunde entwickeln sich nun auch Wurzeln und die Pflanze wird scho- ner, kréftiger und reichblumiger. Versiumt man dies, so wird die Zwiebel von dem sich entwickelnden Stengel fast ganz aufgezehrt, so dass von derselben zuweilen gar nichts ibrig bleibt.

7) Gladiolus gandavensis Van Houtte. Herr Platz] und Sohn, indem uns die- selben die beistehende Abbildung fir die Gartenflora einsendeten, trugen unserer jetzigen Zeit und Moderichtung geniigende Riicksicht,

Die schonen Gladiolus waren zwar nie- mals aus den Garten verbannt, aber doch werden gerade jetzt, wo jahrlich Massen von neuen Formen auftauchen, dieselben

im August und September die reizendste Zierde unserer Girten. Die Cultur der- selben ist sehr leicht und einfach, indem man die Zwiebeln frostfrei in trocknen Sand eingeschichtet iiberwintert und im Frihjahr auf sonnige gut umgearbeitete Beete ungefahr spannenweit von einander legt. In Bezug auf den Boden sind diese Gladiolus gar nicht empfindlich, denn sie kommen in jedem gut gelockerten und kraftigen, ja selbst in frisch gediingten Gartenboden gut fort.

Unsere Figur zeigt in der Mitte eine Zwiebel, dann eine Blume in natiirlicher Grosse, und endlich ein reichbliihendes Ex- emplar verkleinert. Setzen wir noch hinzu, dass die schénen Formen in der rothen Farbenreihe vom blassrosa bis zum feuri-

284

gen Scharlach abaindern, und diese Tiéne theils einfarbig, theils auf weissem oder lichtrothem Grunde vorkommen, dann hat man die Idee eines reichbliihenden Gla- diolus-Beetes.

Wie bei uns im Norden alles schwieri- ger ist, so miissen wir auch hier in Peters- burg die Gladiolus-Zwiebeln im Marz in kleine Tépfe pflanzen, und nun, nachdem solche ausgetrieben, an einen lichten frost- freien Ort stellen, bis wir dieselben, wenn keine Fréste mehr zu besorgen sind, auf das fir dieselben bestimmte Beet auspflan- zen konnen. Pflanzen wir diese Gladiolus- Zwiebeln im ruhenden Zustande ins freie Land, dann werden dieselben nur in be- sonders ginstigen Sommern zur. Bliithe kommen.

Fragen wir nun endlich, woher denn eigentlich Gl. gandavensis, die alle diese schonen Formen geliefert hat, stammt, dann haben wir es durchaus mit keiner wild wachsenden Pflanze, sondern mit dem Product der Cultur zu thun. Der Alt- meister in der neueren Blumenzucht, der

' Mann der das erste grossartige Institut fir | Gartenbau auf dem Continente griindete, _ unser verehrter Freund Louis Van. Houtte,

der ist es, welcher diese Pflanze als Bast- ard zwischen Gl. psittacinus und Gl. flori- bundus erzog. :

8) Gynerium argenteum Nees. Das Pam- pasgras, von dem die beistehende Figur das Bild einer bliihenden Pflanze in sehr verkleinertem Maasstabe gibt, ist schon seit 20 Jahren als schéne Docorationspflanze des freien Landes im westlichen Europa verbreitet. Frei in den Rasen gepflanzt, zur Zeit, wenn die federburschartigen 2—3 Meter hohen Bliithenstiinde, die nach allen Seiten gracil iiberhangenden Blatter tiberra gen, macht diese Pflanze einen wahrhaft im- posanten Effect, Wie wenige, wenn sie diese Pflanze bewundern, denken daran, dass dieses Gras es vornehmlich ist, welches die fast undurchdringbaren Graswildnisse (Sa- vannen) der Plateaux der La Plata Staaten und anderer Gebiete des siidlichen Ameri- ka bildet. Trete man naher heran, streife

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

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Gynerium argenteum.

man vorsichtig mit dem Finger rickwarts lings des Randes der Blatter, und man wird sich tiberzeugen, dass der Blattrand gleich einer feiner Sige Wunden schneiden kann und das Durchdringen solcher Gras- dickigte fast unmdglich macht.

In den milderen Gegenden Deutschlands halt dieses Gras noch im freien Lande aus, in Petersburg und den rauhern Gegenden Deutschlands pflanzt man dasselbe in grosse Topfe oder Kiibel, iiberwintert es im Kalt- hause und im Sommer graibt man dasselbe mit dem Kiibel ein oder stellt noch besser den Kibel auf einen sonnigen Rasenplatz und garnirt den Kiibel mit Pflanzen oder Tuffsteinen. Auf diese letztere Weise ent- wickelt das G. argenteum auch in Peters- burg jabrlich im Herbste seine miachtigen Blithenstande. (Ez. RB.)

ec) Abgebildet in »L'Illustriation horticole.«

9) Gunnera brephogea Lind. et André (Gunneraceac), Keimte im Linden’schen Etablissement zufallig auf Orchideenbulben, welche aus Neugranada eingefiihrt waren, welcher Umstand zu dem Namen »Findel-

kind« Veranlassung gab. Das einzige vor- handene Exemplar ist ein weibliches, die grossen rauhen Blatter mit blasiger Ober- fliche sind Handférmig gelappt; Blattstiele und Nerven purpurroth. Die jungen un- entwickelten Blitter haben eine violette Farbung. Weibliche Bliithen bilden eine aufrechte, conische Rispe. Uebertrifft, wie es scheint, an Schdénheit alle bis jetzt be- kannten Gunnera-Arten. Wichst in den kaltesten Regionen Neugranadas. (Pats ith)

10) Dieffenbachia latimaculata Lind. et André (Aroideae). Wurde von dem un- gliicklichen Baraquin am Ufer des Ama- zonenstromes entdeckt und 1869 nach Ku- ropa geschickt, Es ist einé der vielen bunten Formen von sehr zweifelhaftem spe- cifischen Werth, die bei naherer Unter- suchung zum grossen Theil auf alte griin- blatterige Arten zuriickgefiihrt werden k6n- nen. So ist z. B. die schéne D. Wallisi nichts als eine bunte Form von D. robusta. da sie bei ippiger Cultur sehr bald die bunte Farbung verliert, wie dies auch viele unserer schonen buntblatterigen Maranta- ceen thun. Stamm aufrecht, griin. Blatt- stiele lang, abgerundet rinnenformig. an den oberen Kanten rauh, Blattscheibe per- gamentartig, eiformig-langlich lanzettlich, lang zugespitzt; dunkelgriin, zwischen Rand- und Mittelrippe unregelmissig mit hell- grinér und gelblicher Panachirung be- deckt.. (Taf. 212.)

11) Philodendron daguense Land, et André (Aroideae). Diese Art war schon einmal abgebildet (Ill. hort. t. 79), aber ohne Blithe. Jetzt hat diese Pflanze im Linden’chen Etablissement gebliiht und wird die Blithe folgendermassen beschrie- ben: Bliithenstiel lang, cylindrisch, behaart, braun, Scheide aufrecht, eiformig-linglich, fleischig, vom Grunde bis zur Mitte ge- schlossen, obere Halfte offenhaubenformig, zugespitzt, 5 Zoll Jang, von aussen rosa und grinlich-braun behaart, innerhalb vom Grunde bis zur Mitte lebhaft roth, ober- halb weiss. Kolben fast so lang als die Scheide, cylindrisch, weiss. (Taf. 114.)

Il, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

285

12) Yucca baccata Torrey (Liliaceae) Torr. in Agricult. report on North-America pag. 418. Eine schéne neue Art, die in Neumexico, Utah und Arizona wildwach- send gefunden wird, deren Bewohner die- selbe wegen der Aehnlichkeit ihrer Friichte mit denen von Musa chinensis Banane nen- nen, Auch werden dieselben ahnlich ge- braucht. Sie werden theils frisch gegessen, theils zum Wintergebrauch getrocknet und haben einen siissen Geschmack, sowie eine stark purgative Wirkung, Aus den Blat- tern praparirt man einen dauerhaften Fa- serstoff. Die Pflanze wachst auf dem magersten Boden. Stamm aufrecht, raah, Fuss hoch oder héher, Blatter am Rande mit weissen oder rostfarbenen Fasern be- deckt, welche steif abstehen, wie wir dies auch bei Y. albo-spica und Y. filamentosa finden. Die Form der Blatter, welche steif aufgerichtet sind, ist kurz schwertformig mit scharfer, dorniger Spitze. Blumen in einer endstindigen Rispe. Perigonium 6blatterig, tulpenformig ; Frucht cylindrisch, gekrimmt. (Taf. 115.)

13) Masdevallia chimaera Rehb. fil. (Or- chideae). Wurde bereits nach der Be- schreibung in Gardeners Chronicle bespro- chen (S. Gartenfl. XXI. pag. 279). Die Pflanze ist eine Kinfiihrung des unermiid- lichen Roezl. aus Neugranada.

(Taf. 117—118.)

14) Camellia Don Carlos Ferdinando. Eine grosse in Portugal geziichtete Sorte, mit regelmassig dachziegelformigen Blumen von schoner kirschrother Farbe. Linige Petalen haben in der Mitte einen bis an die Halfte herunterreichenden, breiten, weis- sen, unregelmiassigen Streifen.

(Taf. 119.)

15) Cattleya chocoénsis Lind. et André (Orchideae). Von Wallis und Roezl aus Neu-Granada eingefiihrte Art, zur Section »Labiatae< gehorig und in der Farbe der Lippe sehr variirend. Scheinknollen langlich keulenformig, Blatter langlich, am Grunde zusammengezogen. Scheiden ge-

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farbt. Blumen sehr gross. halbglockenfér- mig; Sépalen lanzettlich; Petalen breit ei- formig, wellig gefaltet, von sehr zarter Textur, weiss. Lippe kappenférmig, von sehr verschiedener Firbung: weiss mit gelbrosa, braun, chocoladenfarbig ete. Stammt aus der Provinz Choco, vom Ufer des Rio atrato. (Taf. 120.)

16) Curmeria picta Lind. et André (Aroi- deae). Hine pratige Aroidee, von Roezl aus Neu-Granada eingefiihrt und den Ty- pus einer neuen Gattung abgebend, welche -M. André zu Ehren von Henri-Léon Cur- mer, welcher verschiedene naturwissen- schaftliche Werke schrieb und am 20. Januar 1870 zu Paris verstarb, benannte. Diese Gattung ist zunichst verwandt mit der ostindischen Gattung Homalonema, unter- scheidet sich aber nach André durch die Abwesenheit der rudimentiiren Befrucht-

ungsorgane, durch das vierficherige Ova- |

rium und durch den discoidalen Stempel; Hand in Hand damit gehend, aber auch durch den stengellosen Wuchs (die ostin- dischen Homalonema sind alle mit einem Stamme versehen. Mit Recht glaubt Herr André, von H. Wendland aufmerk- sam gemacht, dass auch Homalonema Wend- landi Schott zu seiner Curmeria gehore und ersucht deshalb diese Leser in Zukunft von dem Namen Curmeria Wendlandi Ge- brauch zu machen. Ich mochte die Zuge- horigkeit zu der neuen Gattung noch fir eine andere Pflanze beanspruchen, niimlich fiir Homalonema crinita unserer Sammlung, welche der K. Botanische Garten als An- thurium crinitum vor mehreren Jahren aus Belgien erhielt, und welche wegen der un-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schiwete

gemeinen Aehnlichkeit mit H. Wendlandi provisorisch als Homalonema bezeichnet wurde. Die Gattung Curmeria wiirde also jetzt aus folgenden 3 Arten bestehen: C. picturata, C. Wendlandi und €. crinita; sammtlich amerikanischen Ursprunges. Die Blattstiele von C. picturata sind 15— 20 Centim. Jang, robust, cylindrisch, scheidig, heligriin, dunkel gestreift, und an der Ba- sis rdthlich violett gerandet, Blattscheibe 30—40 Centim. lang, 25 Centim. breit, stumpf, elliptisch, am Grunde gedhrt, ohne jedoch ausgebuchtet zu sein. Die Mittel- rippe ist hellgriin, daran reiht sich von beiden Seiten ein weisser und ein breiterer hellgriiner Streif, Unterseite einformig blassgriin. Scheide kurzgestielt. Kolben in die Scheide eingeschlossen, (Taf. 121.)

17) Calathea (Maranta) hieroglyphica Lind. et André (Marantaceae). Aus Neu- Granada im Jahre 1872 im Etablissement des Hrn. J. Linden eingefihrt und in die Nahe von C. regalis und C, ornata geho- rend. Die Blitter sind oberseits dunkel- grin, glanzend, unregelmassig mit schma- len, weissen Strichen durchzogen. Unter- seits rosa. (Taf. 122—123.)

18) Echeveria rosacea Lind. et André (Crassulaceae). Eine mexicanische Art, die einen provisorischen Namen erhielt, da sie noch nicht gebliiht hat. Die rosettenfor- mig gestellten Blatter erinnern sehr an Ech. secunda, vielleicht ist es auch nur eine robustere Form derselben.

(Taf, 124.) (Ender).

II. Literatur.

1) Jahresbericht von Gartenbau- vereinen,

Der dreizehnte Jahresbericht des Erz-

gebirgischen Gartenbau- Vereins

zu Chemnitz enthalt nur wissenschaft- liche Abhandlungen in Form von populi- ren Vortraigen, Sehr anziehend und in haltreich ist der Vortrag iiber Palmen,

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beiters H. Jager in Eisenach.

ihre Verbreitung, Einfluss auf die Land- schaft, Nutzen, inneren Bau u. s. w. von Dr. O. E. R. Zimmermann. Mehr hu- moristisch und mit Sagen geschmiickt, ist der Artikel ttber den Einfluss des Mondes auf die Vegetation vom Dr. Pabst, worin ausgesprochen wird, dass der Hinfluss nur durch Vermittelung der vom Mond (?) be- wirkten Wetterverhaltnisse, nicht aber di- rect stattfinde, also alles, was man dar- tiber hie und da noch glaube, Aberglau- ben sei. J.

2) Das »Deutsche Jahrbuch< von Dr. “Max Wirth (erster Band von Otto ‘Dammer) eine Fortsetzung der »Geschichte der Gegenwart« enthalt in seinem II, Bande as Uebersicht der wichtigsten Ereignisse “und Fortschritte im Bereich des gesammten “Gartenbaues aus der Feder unsers Mitar-

3) LicopoliG.Sulla struttura del fusto della Wisteria chinen-

sis DC. e del Cissus acida L. Napoli 1872,

Der Stamm der Wisteria chinensis ist Anfangs regelmiassig geformt, verliert dann seine runde Form und auf der Rinde zei- gen sich hie und da strangformig mehrere Erhéhungen von holziger Natur, die nach und nach sich vermehren und vereinigen. Mit der Zeit zeigen sich die dickeren Strange gegen die Mitte zu von weisslicher Farbe; der holzige Kérper enthalt Mark Markscheide, holzige Zonen, Markstrahlen. Der Verfasser ist der Ansicht, dass diese Pflanze, obschon eine Leguminose doch zur Gruppe der anomalen Stimme der Sapindaceen gehore, da der Stamm der Wisteria, der Serjania Dombyana und der Paulinia pinnata gleich sei, Licopoli citirt die Autoren, welehe iiber die Natur dieser Strange gehandelt haben; erliutert seine eigenen Ansichten itiber dieselbe und

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287

bemerkt, dass da die peripherischen holzi- gen Strange der Wisteria ihren Ursprung in der Rinde haben und namentlich an den Stellen, an welchen sich die Rinde- strahlen in grésserer Anzahl und voll Nahr- ungssaft vorfinden, im reiferen Alter der Pflanze sich Mittelpunkte neuer Bildungen feststellen kénnen, aus denen sich besagte holzige Strange entwickeln.

In Bezug auf die Holzstructur der Cis- sus acida, nahert sich selbe an jene der Monocotyledonen, und L. neigt sich zur Ansicht, dass der Stamm dieser Pflanze eine Structurform zwischen den Stimmen der Monocotyledonen und der Dicotyledonen habe. (S—tr.)

4) Die Taxation der hochstimmi- genObstbiumeanStrassen, auf Feldern, in Obstgarten von Dr. K. Lucas fillt das ganze I. Heft

des IJ. Bandes von Dr. Karl Birn- baum’s »Georgikac, und wird als besonders wichtig wohl auch separat erscheinen und zu kaufen sein. Ueber diesen Gegenstand waren wir lange Zeit vollig rathlos und ohne jeden Anhalt bis Dochnahl eine auf empiri- schem Wege gefundene Anleitung in einer besondern kleinen Schrift mit gleichem Titel herausgab, worin auch noch zwei an- dere preisgekronte Abhandlungen iiber den- selben Gegenstand enthalten sind. Die Abhandlung unsers Freundes Lucas entzieht sich seiner Natur nach einer griindlichen Besprechung, und wir haben alle Ursache seinen Inhalt auf Treu und Glauben anzu- erkennen uud alle Anleitung so lange fir richtig zu halten, als wir nicht das Ge- gentheil selbst erfahren haben. Obschon eine Tabelle die Beniitzung erleichtert, so mochten wir doch sehr rathen, den Inhalt der kleinen Schrift aufmerksam zu lesen, der dies Vertrauen auf die Sicherheit der Tabelle zur Folge hat, J.

Ce OEE go Pre HON Tene a ae 288 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

IV. Personalnotizen und Neuestes.

1) Eine Blumen-, Obst- und Ge- mise-Ausstellung wird in Mailand im December (5.—8.) 1. J. stattfinden. Die grosse Anzahl von goldenen, silbernen und anderen Medaillen, so wie von Geld- preisen, Diplomen u. s. w. diirfte anregend sein, diese Ausstellung eben so glanzend zu erlangen, wie jene im verflossenen Mai 1. J., bei welcher in hervorragender Schén- heit prangten Dracaena magnifica und Jun- gii, ein Croton maximum, Anthurium Scher- zerianum in volister Blithe, Dieffenbachia Wallisii, Nidularium fulgens, prachtvolle Azalea indica mit den neuen Varietaten: Valeria, latisolia, Rebossin, Isoline, Gera- nium zonale ebenfalls mit den neuen For- men: Ferdinand Lesseps, Victoire de Lyon, Docteur Moret, Arlequin, Houtteja japonica, Rhododendron, Verbena, Petunia etc. Da war auch ein Pelargonium zonale flore pleno albo, welches im v. J. von Bouchar- lat sen. zu Cuire mit grossem Larm in Handel gebracht wurde und auch von man- chem Mailander um 32 L, angekauft, sich aber so armselig zeigte, dass es kaum ei- nen Werth von 30Cent. hatte, Unter dem Obste zeichneten sich Dr. Nicaise und na- mentlich die British Queen aus (die am meisten der Feuchtigkeit widerstehen), Me- lonen, welche aber in Folge unginstiger Witterung noch nicht vollig reif waren u. s. w. Von besonderem Interesse war aber eine Parthie abgeschnittene Rosen von Hrn. Zeno in Venedig. Es waren ganz neue Varietaten durch Pfropfen und einer weiteren bis jetzt noch geheim gehaltenen Cultur, die Zen jedoch versprochen hat der wissenschaftlichen Commission, welche

beim Propfen gegenwartig war, seiner Zeit

mittheilen zu wollen. Die ausgestellten

Rosen waren:

Rosa Luigia Codemo Gerstenbrandt erzeugt von der Rosa Colonel foissy;

Colonel foissy erzeugt von der vor- hergehenden Varietat;

Zenone Zen erzeugt von der Rosa Cardinal Patrizi;

Cardinal Patrizi;

Giusta Zen erzeugt von Enfant du Mont Carmel;

Enfant du Mont Carmel.

Das Pfropfen wurde in Gegenwart des Professors v. Visiani und Zanardini vorgenommen, da aber durch dasselbe sich gleichartige Formen erzeugen, die oben angegeben, sich durch groéssere kraftigere Form der Blithen und mannigfaltigere, lebhaftere Farben auszeichnen, so besteht wohl die Hauptcultur als Geheimniss, wel- ches in Interesse der Floricultur wohl bald verdffentlich werden sollte.

(Giardini.) (S—r.)

2) Die Auction von Fourcroya Agave und Beschorneria, der be- rihmten Sammlung von de Jonge van Elle met findet Mitte September in Oast- kapell bei Middelbourg, Provinz Seland in den Niederlanden statt, Es enthilt diese Sammlung ausser den allgemein be- kannteren Arten in Prachtexemplaren, auch noch viele Neuheiten, welche theils in der Wochenschrift, theils in Belgique horticole von Jacobi beschrieben worden sind.

(.)

P Originalabhandlungen.

1) Abgebildete Pflanzen.

a) Pitcairnia lepidota Rgl.

(Siehe Taf. 772.)

Bromeliaceae.

Caespitosa; foliis lineari-lanceolatis, omnino inermibus integerrimis, margine undulalis, basi vaginata scapum amplec- tentibus, recurvato-dependentibus, sca- pum inflorescentiamque longe superan- tibus, lepidibus orbicularibus subtus dense supra laxe vestitis; bracteis lan- ceolatis, acuminalis, inferioribus pedun- culum erecitum superantibus, superiori- bus eum subaequantibus, pedunculis caly- cibusque viridibus lepidibus piloso-laci- niatis pulveraceo-pilosulis vestilis; ca- lyce tripartito, sepalis lanceolatis, acu- minatis, adpressis, obtuse carinatis, quam corolla circiter triplo brevioribus ; petalis erectis, in tubum convolutis, apice vix erecto-patentibus et in apice ipso rotundato paullo apiculalo aculis, a basi supra medium aurantiacis, apice aureis, glaberrimis, stamina superanli- bus, basi nudis; ovario trigono, glaber- rimo. Folia primordialia patentia, margine omnine integerrima. Folia 40—50 c. m, longa, medio 25—40 m., m, lala. Scapus circiter 11 ¢, m, lon-

X. 1873,

gus, nudus y. folio unico minore ves- litus. Racemus initio 10, deinde usque 16 c. m. longus. Pedunculi circiter 1c. m. longi. Calyx 20—25 m. m. lon- gus. Corolla circiter 7 c. m. longa.

Semina misit B. Roezl e montibus altioribus Venezuelae.

P. flammea Lindl., cui planta nostra proxima, facile dignoscitur: caule spu- rio infra fuscescente, foliis supra glab- ris subtus albido-furfuraceis, scapo gla- berrimo, pedicellis calycibusque gla- berrimis coccineis.

Die schéne noch neue unbeschrie- bene Bromeliacee, welche wir nach einem bliihenden Exemplare des Kais. Botanischen Gartens in St. Petersburg darstellen, erzogen wir aus Samen, den uns Herr B. Roezl aus den Gebirgen Columbiens eingesendet hat. Dieselbe entwickelte ihre schénen Bliithentrauben im Monat Juni und Juli und steht der P, flammea Lindl. zunichst.

Die durchaus ungezahnten Blatter und Vorblitter, welche gleich dem

19

jot oe Co Pat, Pie oe eee

290 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Bliithenschaft, der viel kiirzer als die Wir rechnen diese Art zu den

Blatter auf der Unterseite dicht, auf der | schénsten LEinfiihrungen des ebenso

Oberseite lose mit abwischbaren kreis- | thatigen als unermiidlichen Durchfor- runden silberfarbenen Schiilferschuppen | schers Amerikas, unseres geehrtenFreun- bekleidet sind, zeichnen diese Art von | des B. Roezl. .

allen anderen zur Gruppe der ,Inermes“ Theilt die Cultur mit der andern in gehérenden Arten sofort aus. An den | Cultur durchaus nicht schwierigen Pit- griinen Bliithenstielen, Bracteen und | cairnien, naémlich im Warmhause so- Kelchen sind diese Schiilferschuppen ; wohl, im Topfe in lockerer Humuserde in kleine Harchen zerschliizt und stel- | cullivirt, wie den Ballen von Moos um- len kleine unregelmassige Sternharchen | geben, an Baumsltimme angeheftet. Als dar. Die sehr lange Blumenkrone ist | einen grossen Vorzug dieser Art, he- vom Grunde bis oberhalb der Mitte | ben wir hervor, dass dieselbe sehr schén orangenroth, am oberen Dritt- | leicht und zwar schon als kleine Pflanze theil aber goldgelb, eine ebenso schéne bliihet. : (E. R.) als seltene Farbung bei den Pitcairnien. c

S$ lllllllllESaSaDaESS SEE

b) Tulipa Greigi Rgl. (Siehe Tafel 773). |

Liliaceae.

T. Greigi Rgl.; bulbi_ tunicis | flava, 31/,-—8c. m. longa, 21/,—4 c. m. apice intus strigoso pilosis; caule 3—4 | lata, extus glabra vy. minutissime pu- phyllo, unifloro; foliis inferioribus ova- | berula. Filamenta antheras__lineares tis v. ovato-lanceolalis, superioribus | subacquantia, Hab. in Turkestania. angustioribus, omnibus undulaltis, exi- | T. altaica 8. karatavica Ryl. pl. cis- et mie carlilagineo-marginalis; pedunculo | transilienses n, 1043.

puberulo-hirto; perianthio explanato- Wir konnen die beistehend abgebil- campanulato; sepalis ovalis y. cuneato- | dete Tulpe als die Konigin der_Tulpen ;

* . . . se . w TE ends | “a 7” obovatis, breviter acuminalis y. oblusis | begriissen. Nicht blos steht dieselbe in vy. ex apice rotundato apiculalis, basi | Bezug auf Schénheit der Blume keiner

macula oblonga nigrescente notatis, in- | der stolzesten Arten dieses an Schon-

terioribus staminibusque basi glabris; | heiten so ausserordentlich reichen Ge-

stigmate breviter trilobo. schlechtes nach, sondern sie besitzt

Species pulcherrima, Caulis 6—20 | auch was sich bei keiner andern Tulpe c. m. altus. Folia glabra y. margine | findet, schéne decoralive braun gefleckte ciliolatula vy. superiora minute puberula, | Blatter. In unserer Aufzihlung der von caulem saepissime superantia, in planta | Semenow im_ Iligebiet gesammelten viva maculis fuscis oblongis vestila, | Pflanzen, beschrieben wir diese ausge- Sepala purpurea vy, coccinea y, rarius | zeichnete Art nach einigen yon Sewer-

I. Originalabhandlungen,

zow in Turkestan gesammellen Exem-.

plaren, als T. altaica var. karatavica, Seitdem haben wir aber zahlreiche ge- trocknete Pflanzen von O. Fedschenko, Krause und Korolkow aus Turkestan erhalten, ja von letzterem erhiellen wir sogar einige lebende Zwiebeln. Diese letzteren wurden im Herbst 1872 theils im hiesigen Botanischen Garien in Tépfe, theils in den Baumschulen des Referen- ten ins freie Land gepflanzt. Von den in Topfe gepflanzten kam kein Exemplar, von den ins freie Land gepflanzten, welche im Winter nicht bedeckt wur- den, trieben aber 2 kraftige Pflanzen aus und nach ihnen ist die Abbildung ge- macht, welche dieser Prachipflanze kei- neswegs schmeichelt, sondern deren Schonheit nicht einmal erreicht.

Eine einlassliche Untersuchung und Vergleichung dieser schiénen Pflanze zeigte uns, dass es eine durchaus neue, von T. altaica gut geschiedene Art, der wir als einer der priachtigsten Pflan- zen der Flora des Russischen Reichs den Namen des um die Hebung des Gartenbaues in Russland hochverdienten Mannes, des Prasidenten des Kais. Rus- sischen Gartenbauvereins Generaladju- tanten elc, S, A. Greig, unseres hoch- verehrten Génners und Freundes_ bei- legen.

Die Gattung Tulipa enthalt nur schén- bliihende Arten und kommt ausschliess- lich in Mittel- und Siideuropa, im Ori- ente und in Sibirien bis zum Altai und in Mittelasien den Gebieten bis zur éstlichen Granze Chinas vor. Das Her- barium des K. Bot, Gartens ist ziemlich reich an Tulpen, und da diese in den Annalen des Gartenbaues eine so wich- tige Rolle spielende Gatiung seit Kunth’s enumeratio keinen Bearbeiter gefunden hat, so unternahmen wir es bei dieser Gelegenheit eine Monographie der Tul-

anion on = ee BNE

pen, in den Trudi des K. Bot. Gartens

zu publiciren. Wir geben als Anhang unseren Lesern eine kurze Uebersicht dieser interessanten Galtung, von der noch manche Arlen in unsere Girten einzuftihren sind.

In. Betreff der Zuverlassigkeit der Charaktere, welche wir zur Unterscheid- ung beniitzten und von anderen benutzt worden sind, haben wir dieser Ueber- sicht das Folgende voraus zu senden,

Eine der besten von den meisten Autoren aber vernachlassigten Charak- tere -gibt die Zwiebel ab, ob ni&m- lich die Zwiebelschuppen auf ihrer gan- zen inneren Seite kahl, oder ebenfalls innerhalb nur nach der Spitze zu und dann oft auch am Grunde angedriickt behaart, ausserdem aber kahl, oder ob solche endlich auf der ganzen inneren Seite verschiedentlich behaart.

Die Blatter wechseln in Richtung und Gestalt bei der gleichen Art, so dass die hiervon genommenen Charak- tere nur in gewissen Graénzen zur Un- terscheidung von Arten benutzt werden kénnen. Bei einigen Arten ist die durchsichtig knorpelige Berandung des Blattrandes ein gutes Unterscheidungs- merkmal.

Die Behaarung des Bliithenstiels, wo solche vorhanden, gehort zu den guten Unterscheidungsmerkmalen, wiahrend Be-

haarung am Blattrande oder auf den

Blattflachen mehr wechselt.

Die Gestalt der Blumenkrone wech- selt theils nach den verschiedenen Sta- dien der Blithe, theils ist solche nur bei den lebenden Pflanzen. leicht er- kennbar, so dass dieser Charakter selt- ner benutzt werden konnte. Die Form der Blattchen der Blumenkrone, wech- selt vielfach bei sicher zusammen ge- hérigen Arten, so dass auch hier nur die auffallendensten Charaktere in allge-

19*

201

Th ae

292 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

meinem Umriss als trennende Charak- tere benutzt werden konnten. Ob die Blattchen der Blumenkrone an der Spitze behaart oder kahl, das wird durch sehr kurze kaum bemerkbare Behaarung

iibergefiihrt und ist von untergeordneter

Wichtigkeit, dagegen bildet einen der wichtigsten Unterscheidungscharaktere das Dasein oder Fehlen der Behaarung am Grunde der 3 inneren Blumenblat- ter und besonders am Grunde der Staub- fiden. Ebenso ist die Zeichnung der Blumenblatter an ihrem Grunde von Wichtigkeit, ob sie da an der inneren Seite ein dunkles, oft hell umsidiumtes und haufig elliptisches Augenfleck tra- gen, oder ob dieses fehlt.

Die Linge und Gestalt der Antheren und Verhaltniss der Linge derselben zu den Trigern, sowie das Verhilt- niss der Lange der Staubfaden zum Fruchtknoten, ist wie bei den meisten Pflanzenarten je nach dem der Periode der Bliithe ein verschiedenes, und auch die Gestalt der Antheren ist bei man- chen Arten sehr wechselnd, wie z. B. bei T. silvestris, wo oft sogar in der gleichen Blume langlich-lineare und langlich-elliplische vorkommen.

Uebersicht der Arten der Gatt- ung Tulipa.

A. Innere Blumenblatter und Staubfaden am Grunde behaart. |

* Blatter linear oder linien-lanzettlich oder schmal lanzettlich.

a. Zwiebelschuppen innerhalb nach der Spilze und zuweilen auch am Grunde angedriickt behaart.

1) Tulipa silvestris L. spec. 438, Bliithenstiel kahl, 1 oder seltener 2—4-blumig. Blumen vor dem Auf- bliihen nickend, wihrend der Bliithe aufrecht, Blumenkrone glockig oder spiiler absiehernd, Blumenblitter lanzelt-

lich oder oval-lanzettlich, spitz oder zugespitzt. Eine in vielen Formen vor- kommende, sebr weit verbreitele Art, von der wir die folgenden Formen un- terscheiden. .

a. typica; Blumen gelb. Staub- faden am Grunde wollig behaart. Blatter schmal-lanzettlich oder linear- lanzeltlich ziemlich flach. Antheren meist linear und ungefahr so lang als’ Trager. Blumenblitter bis 4c. m. lang.

Wachst in Mittel-.und.Siideuropa— und wird 20—40 c. m. hoch, i

T. silvestris L. und der teisten Au- toren. Bot. Mag. tab. 202. Curt. London IV. tab. 19, Fl. danica tab. 315. Red. Lil. III. tab. 165.— Dietr. fl. bor. IX. tab. 587. Rehb. ic. fl. germ. X. tab, 446. Grenier und Godron in ihrer Flore de France beschreiben als ,T. silvestris® die Form mit glockiger Blumenkrone und ungleichen 4ussern und innern Blumenblattchen und als ,,T. gallica Lois. (Lois. gall. I. pag. 241.— Herb. am. tab. 160), die Form mit nach dem Grunde zu stérker verschmaler- ter Blumenkrone und unter sich glei- chen Blumenblattern, Endlich gehort auch noch zur typischen Form von. T. silvestris die von Jordan als T. acrocarpa vertheilte Pflanze und die in Sweel’s Flow. gard. ser. I. tab. 186 als T. turcica abgebildete Pflanze, die falschlich von fast allen Autoren bei T. turcica cilirt wird.

8. Biebersteiniana; Blumen gelb, ausserhalb auf dem Riicken der Blumenblaiter griinlich oder ins purpur- farbige tiberspielend, Die Staubfiden am Grunde weichhaarig. -- Stengel 1- oder seltener 2-mehrblumig, gleich den Blumen kleiner als bei var. a, mit der im iibrigen diese Form die andern Cha- raktere theilt, Ist im mitleren und

I, Orginalabhandlungen.

siidlichen Russland, in der Krim, in Po- dolien, Griechenland, dem Caucasus und in Turkestan zu Hause. Synonyme sind T. Biebersteiniana Roem. et Schult. syst. VII. 382 et auct, T. silvestris M. B, fl. taur. cauc. I. 270. T. sil- vestris 8. minor Ledb. fl. ross. IV. 136. T. Celsiana Henning in Mem. de Mosc. VI. 70. T. Thirkeana C. Koch in Linnaea XXII. 226. T. Clu- siana Orph. pl. exs. Graec, T. re- pens Fischer in Knth. enum. IV. 224.— Sweet fl. gard. ser. Il. tab. 97. T. Celsiana #. Knth. enum. IV. 225, Endlich gehoren hierher auch zum Theil die von Sieber als T. saxatilis aus- gegebenen Pflanzen, sowie T, saxatilis Sieb., wie solche Roem. und Schulthess und Kunth beschreiben und Reichen- bach (ic. fl. germ. tab. 396) abbilden.

y. tricolor; Ledb. (FI. ross, IV. 136). Blumenblitter innerhalb weiss und am Grunde gelb, auf dem Riicken griindlich oder triib purpur. Staubfa- den am Grunde weichhaarig. Sten- gel 8—30 c. m, hoch. Blatter von der linearen bis zur linien-lanzettlichen Ge- stalt wechselnd, aufrecht oder zuriick- gekriimmt, flach oder wellig, so lang oder auch langer als die Blumen. An- theren sind langlich oder elliptisch, 2—3mal kiirzer als die Staubfaden, Eine acht russische Tulpe, die im siid- lichen Russland, von den Steppen der Wolga und des Caspischen Meeres bis zum Ural und Altai, nach der Soongo- rei, dem I[li-Gebiet und Turkestan ver- breitet ist. Synonym sind: T. trico- lor Ledb. fl. alt. I. pag. 33 et auct. Ledb. ic. fl, ross. tab, 135. Bot. mag. tab. 3887. T. patens Agardh in Roem, et Schult. syst. VII. 385 et auct. T. biflora Bot. reg. tab. 535. T. humilis Herb. in Bot. reg. XVII. misc, 30 n. 39, |

293

0. cretica; niedrige Pflanze mit rosenrother oder blassrosarother Blume. Staubfaden am Grunde weichhaarig, Stengel nur 6—9 c. m, hoch, 2—3 blatterig, einblumig , kiirzer als Blatter, Blatter gleich var, y. wechselnd in Ge- stalt, Richtung etc. Ist in den hodhe- ren Gebirgen Cretas, sowie auch im Caucasus heimisch. T. cretica Boiss. et Heldr. in Boiss. diagn. XIII. 19.

é. pulchella; niedrige 8—12 c.m. hohe Pflanze mit purpurrothen schwarz- purpur punktirten Blumen. Staubfaden am Grunde weichhaarig. Der ein- blumige Stengel trigt 3—4 linien- lan- zeltliche aufrechte oder zuriickgekriimmt- abstehende Blatter, welche die Blume meist tiberragen. Von Kotschy in Kleinasien in Taurus gesammelt. T. pulchella Fenzl]. in pl. exs. Kotschyanis.

C. Orphanidea; unterscheidet sich einzig durch safrangelbe purpur niiancirte Blumen von var. a. In den Gebirgen Griechenlands. T. Or- phanidea Boiss. cfr. Grifl. 1862 p. 309. tab. 373 fig. 1. 2. T. Minervae Orph. et T. atheniensis Orph. in pl. exsice. Graeciae. T. Haageri Heldr. in herb. Orph.

ym. turkestanica; gleicht durch- aus einer schmalblatterigen niedrigen T. silvestris Biebersteiniana, die Schei- den der -Zwiebel sind aber innerhalb der Spitze und am Grunde weicher und linger behaart, ausserdem kahl. In Turkestan ziemlich haufig.

b. Zwiebelschuppen auf der ganzen

. inneren Seite —spinnewebeartig-

wollig. |

2) Tulipa biflora L. Eine nied- rige oder auch bis 11/, Fuss hoch wer- dende Pflanze mit meist zweiblumigem, seltner 1- oder mehrblumigem 2—3 blatterigem Stengel. Blatter linear oder

schmal linien-lanzettlich, meist zuriick-

294

gekriimmt-abstehend, seltener aufrecht. Bliithenstiele kahl. Blume anfangs glockenformig, spiater mit abstehenden Blaittchen. Blumenblatter spitz, weiss oder hellgelb, auf dem Riicken griinlich oder réthlich. Sehr ahnlich der T. silvestris y. tricolor und von dieser durch den meist 2 blumigen Stengel und die wollige Behaarung der inneren Fliche der Zwiebelschuppen ‘verschie- den. Ist vom _ siidlichen Russland durch die caspischen, soogonrischen und aralschen Steppen -bis nach Turkestan, dem Caucasus und Persien verbreitet, T. biflora L. suppl. 196 et auct,

Rehb. ic. crit. tab. 395. Grtfl. tab. 239. —_ T. silvestris 0. biflora Ledb. fl. ross. IV. 136. T. turcomanica Karel. pl. exs. turcom. Orithyia bi-

flora Knth. enum. IV. 227, T. Buh- seana Boiss. Diagn. ser. II. fase. IV- p. 98. a. typica; Blumenblatter weiss auf dem Riicken griinlich. | 8 Buhseana; Blumenblatter hell- gelb, auf dem Riicken réthlich. T. Buhseana Boiss. |. c. c. Zwiebelschuppen innerhalb kahl. 3) Tulipa Celsiana Redouté; durchaus kahl, gleicht diese Art im Wuchs und Eigenschaften der T. syl- vestris 8. Die Blumenblatter gelb und roth gerandet oder weiss und auf dem Riicken roth. Die innerhalb durchaus kahlen Zwiebelschuppen unterscheiden diese Art. Wiaichst im siidwestlichen Europa. TT. Celsiana Redouté Lil. tab. 38 et auct. Rchb, ic. fl. germ. X. tab. 447. T. Breyniana bot. mag. tab. 717. T. australis Lk. in Schrad. Journ. 1799. IV. 317. T. transtagana Brot. Lus. 1. 519. T. maculata Roth novae pl, spec. pag. 196 (7), Roth sah seine T. maculata nur in cultivirten Exemplaren. Nach ihm hat kein Bola-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

é

niker diese Pflanze beobachtet.

~~

** Die unteren Blatter oval oder lang- lich-oval.

4) Tulipa saxatilis Sieber

(nec auct.). Sieber hat am Cap Maleca

auf Creta 2 verschiedene Tulpen gesam--

melt und als T. saxatilis vertheilt. Die eine kleinere schmalblatterige derselben, nach welcher die verschiedenen Auto- ren die T. saxatilis beschrieben haben,

| gehort zu T. sylvestris 6. Die andere

steht der T. sylvestris a. naher; unter- scheidet sich yon dieser aber durch die bedeutend breitern Blatter, durch am Grunde braun, wollig behaarte Staub-

faden und durch tiefer getheilte 3-lap-

pige Narbe. Dieser letzteren haben wir den Namen T. saxatilis gelassen, um so mehr als die Zwiebel derselben noch unbekannt, und die wie es scheint, gelblichen Blumenblatter am Grunde dunkel gefirbt sind. Méglich aber, dass auch sie zu den Formen yon T. syl- vestris gestellt werden muss.

B. Die inneren Blumenblitter und die Staubfaden am Grunde kahl, oder die letzteren bei einer Art (bei T. Sib- thorpiana) ganglich weichhaarig und die ersteren bei einer Art (T. soog- diana) am Grunde gewimpert, -

* Blumenblatter am Grunde mit einem schwarzlichen oder schwarzblauen Flecke gezeichnet. (Bei einer Form von T, montana findet sich ein kleines dunkles Fleck).

a. Blumenblatter oval oder elliptisch- lanzettlich, stumpf oder kurz zu- gespilzt.

+ Bliithenstiel Kahl.

a. a, Untere Blatter oval oder oval

lanzettlich oder lanzettlich oder li-

Zwie-

beln sind unbekannt, weshalb Roth’s Pflanze auch zu T. silvestris als Form gehoren kénnte.

I. Originalabhandlungen.

near - lanzettlich, obere Blatter schmaler.

5) Tulipa Oculus solis St. Amand, Zwiebelschuppen innerhalb wollig; Blatter nicht berandet. Blumen- blatter am Grunde mit grossem dunkelm Fleck. Narbe schwach, 2-lappig. T. Oculus solis St. Amand in rec. soc. d’agric. d’Agen I. 75. Wiachst in Frankreich, der Schweiz, Italien und im Oriente.

a. typica; Blumenkrone glockig- trichterformig; Blumenblatter kurz zu- gespitzt und an der Spitze undeutlich weichharig. Wird 20—40 c. m. hoch. Blatter wellig. Blumenkrone innerhalb scharlach, ausserhalb heller. Blumen- blatter innen oberhalb des Grundes mit grossem langlich ovalem schwarzlichem Augenfleck, das von einer gelben Zone umgeben ist, gezeichnet. T. Oculns solis St. Amand und der folgenden Au- toren. Redouté Lil. IV. tab, 219. Rehb. ic. fl. germ. X. tab, 448. Bot. reg. tab. 204. Sweet fl. gard. ser. II. tab. 102. —-T. acutiflora Poir. dict. Vil. p. 134. TT. agenensis Redouté Lil. tab. 60.

8. maleolens; Blumenkrone glockig, die ausseren Blumenblatter kurz zuge- spitzt, die inneren stumpf. Die un- teren Blatter lanzettlich, meist am Rande gewimpert. Blumenblatter purpur oder seltner gelb gescheckt, an der Spitze wenig gebartet, mit oft ausgerandetem schwarzlichem gelb umsaumtem Basal- fleck. TT. maleolens Reboul non spec. Tul. 9 et auci. Bot. reg. XXV. tab. 66. Sweet fl. gard. ser. II, tab. 153. Rchb. ic. fl. germ. X. tab. 450. T. praecox Gr. et Godr. fl. de Fr. Ill. pag. 176. Jordan obs. 1846. tab. 5 fig. C.

y. praecox; Blumenkrone glockig, Blumenblatter alle kurz zugespitzt an

295

der Spitze gebartet. Blumenblatter orangenroth oder purpur, alles andere gleich var. 8. 'T. praecox Ten. fl. neap. I. 170 tab. 157. Rchb. ic. fl. germ. X. tab. 449. Sweet fl. gard. ser. I. tab. 157. TT. Raddii Reboul Tul. 5. T. Foxiana Reboul selecta 2.

0. Strangwaysi; Blumenkrone ovalglockig , Blumenblatter alle stumpf. Blatter lanzettlich. Blumenblatter purpur, mit undeutlich gelb umsiumtem Basalfleck. T. Oculus solis praecox Strangw. in bot. reg. tab. 1419.

6) Tulipa Didieri Jord.; Zwie- belschuppen innerhalb gegen die Spitze hin angedriickt behaart, Blatter nicht berandet, Narbe gross dreilappig, brei- ter als der Durchmesser des Frucht- knotens. Blatter blaugriin, am Rande meist gewimpert. Blumenblatter kurz gespitzt, purpur oder rothgelb oder gelb, an der Spitze undeutlich kurz- haarig. Wachst in Frankreich und in Persien und steht den Formen von der vorhergehenden Art sehr nahe. T. Didieri Jordan obs. I. pag. 34 tab. 5 fig. A. T. Oculus solis persica Lindl. in bot, reg. tab. 1143. T. praecox 0. persica Knth. enum. IV, 223.

7) Tulipa Borszczowi Rgl.; Zwiebelschuppen innerhalb dicht mit langen diinnen braunen_ seidenartigen Haaren bekleidet. Blatter durchsichtig knorpelig gerandet. Narbe schwach 3- lappig. Stengel 20—40 c. m. hoch, 3—A-blatterig, 1-blumig, meist bis zur Mitte oder noch hoher herauf, mit den abgestorhenen Blattscheiden des ver- gangenen Jahres umgeben. Blatter blau- griin, kahl, stark wellig. Blumenblatter keilformig-verkehrt oval, stumpf oder aus dem stumpfen Vorderstiick plétzlich gespitzt, gelb oder orangenroth, am Grunde mit schwarzblauem Fleck. Steppen des Aralsces, Turkestan, T.

296

Borszezowi Rg]. enum. pl. cis- et trans- iliens n. 1042. T. glaucophylla Fisch. herb. ex parte.

8) Tulipa Julia C. Koch; Zwie- belschuppen wie bei vorhergehender. Blatter nicht berandet.

3-lappig. Durchaus kahl. stengel

6—10c. m. hoch, 3—4blatterig, {blu-.

mig. Blatter lanzettlich oder schmal- lanzetilich, die oberen schmialer, meist wellig. Blume breit- glockenformig. Blumenblatter keilformig-verkehrt-oval, stumpf oder ausgerandet oder plotzlich kurz gespitzt, purpur, am Grunde mit schwarzblauem Fleck, ausserdem oft mit vielen dunkleren Punkten gezeichnet. Caucasus, Turkestan. T. Julia C. Koch in Linnaea XXII pag. 225. b. b. Blatter linear,

9) Tulipa Boissieri Rgl.; Sten=' ' gel 3blatterig, einblumig. Blatter auf- recht, gewimpert, langer als Blume. Blume purpur. Blumienblatter am Grunde mit schwarzblauem Fleck; dussere oval kurz zugespitzt; innere keilfernig Wer | kehrt-oval, vorn abgerundet mit aufge- setzlem Spitzchen. Palaestina. .— T., pulchella Boiss. in pl. exsice. Dr. Roth collectis.

++ Bliithenstiel mehr ee weniger

behaart.

10) Tulipa Greigi Rg. gangs besprochen.

b. Blumenblatter oval, die ausseren schwanzformig zugespitzt.

11) Tulipa Eunanthiae Orph,; Zwiebelschuppen innerhalb an der Spitze. angedriickt behaart. Stengel 3-blatte- ring, einblumig. Untere Blatter oval- lanzettlich oder lanzettlich, alle wellig und kaum berandct. Bliithenstiel kurz behaart. Blume purpur. Blumenblitter oval, am Grunde mit linglichem schwirz- lichem Fleck, die inneren kurz zuge- spitat. Griechenland, T. Eunan-

Ist Ein-

Narbe schwach

terig, einblumig, Blatter flach,

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

thiae Orph. in Boiss. diagn. ser. “= fasc. IV. pag. 100. c. Blumenblatier lanzettlich, die aus- seren in eine Spitze vorabhiabledt. 12) Tulipa aleppensis Boiss.; Bliithenstiel kah]l. Stengel 3—4blat- nicht berandet, die unteren lanzettlich oder schmal lanzetilich. Blume purpur. Blu- menblatter —_ beiderseits’ | verschmilert, vorn meist zugespilzt, am Grunde mit langlich-linearem schwarzlichem Fleck. Syrien bei Aleppo. T. aleppen- sis Boiss. in pl. Hauskn. 13) Tulipa baeotica Boiss, et Heldr.; Bliithenstiel kurz behaart. Der vorhergehenden sehr abnlich, un- lerscheidet sich diese Art durch wellige Blatter, behaarten Bliithenstiel, vorn bartige Blumenblatter etc. Griechen- land. T. strangulata Heldr. pl. exs. T. baeotica Boiss. et. Heldr. diagn. pl. or. ser. II. fasc. IV. pag. 99. ** Blumenblatter tragen am Grunde kein schwarzliches Augenfleck. a. Blumenblatter stumpf oder kurz zugespitat. + Bliithenstiel kahl. recht,

a. a. Blatter nicht gerandet, die un- teren oval oder oval -lanzettlich oder lanzettlich, die oberen schma- ler.

0 Zwiebelschuppen innerhalb kahl.

14) Tulipa Gesneriana L.; die bekannte Gartentulpe, d. h. die Mutter- pflanze der sogenannten spaten oder Landtulpen. Kommt in einer Unmasse von Formen, mit rothen und gelben und bunten Blumen, mit einfachen und ge- fiillten Blumen, mit geschlitzten Blumen- blittern (den sogenannien Papageitul- pen) vor.

Wiichst im siidlichen Europa und T. Gesneriana L,

Blumen auf-

im Oriente wild,

Se A, 3.

t

Voa eg.

BP),

AL

/,

1. Originalabhandlungen,

spec. 438. Bot. mag. tab. 1135. Bot. reg. tab. 380. FI. des serres tab. 1990. T. serotina Reboul Tul. p. 6.

00 Zwiebelschuppen innerhalb nach der Spitze zu angedriickt behaart. 15) T. Schrenki Rgl.; durchaus

kahl, spannenhoch bis 25 c. m, hoch werdend. Stengel 3—A4blitterig, 1blu- mig. Blatter wellig. Blume etwas kleiner als die der gemeinen Tulpe, breit glockenférmig. | Blumenblitter stumpf oder kurz gespitzt, an der Spitze schwach gebartet, gelb oder noch hau- figer purpur gefarbt. Wachst in den Steppen der Soongorei, im Ili-Flussge- biet und in Turkestan, T. Gesneri- ana Bunge reliq. Lehm. n. 1390.

b. b. Blatter durchsichtig knorpelig

gerandet, die unteren langlich- lanzettlich, die oberen schmiler. 16) Tulipa Lehmanniana

Merckl.; Zwiebel unbekannt. Stengel Ablatterig, einblumig. Bliitter stark wel- lig-.kraus, zuriickgebogen abstehend. Blumenkrone glockig, gelb. Blumen- blatter langlich-elliptisch, spitalich oder kurz zugespitat, vorn kurz gebartet. In den Steppen um Buchara. T. Lehmanniana Merckl. in Bunge reliq. Lehm, n. 1392. Der vorhergehenden nahe verwandt.

c. c. Blatter nieht berandet, die un- teren linear-lanzettlich, die oberen linear, oder auch alle Blatter linear. 17) Tulipa soogdiana Bunge;

Zwiebelschuppen innerhalb dicht zottig. Blatter zuriickgekriimmt-abstehend, am Rande flach. Aehnlich der T. biflora. Wird 8—12c. m. hoch. Stengel 2 blatterig, einblumig. Blumenkrone. ab- stehend-glockig, wie es scheint gelb- lich. Blumenblatter langlich-elliptisch, stumpf oder spitz, vorn sehr kurz be- haart, die inneren am Grunde gewim-

297

pert. In den Steppen um Buchara. T. soogdiana, Bunge in religq. Lehm. nu. 1395. Unterscheidet sich von der nah verwandten T. biflora durch die am Grunde durchaus kahlen Staubfaden.

18) Tulipa armena Boiss.; Zwiebelschuppen innerhalb dicht mit steifen langen Haaren besetzt. Sten-

gel fast Ablatterig, einblumig. Blatter zurickgekriimmt abstehend, am Rande wellig. Blumenkrone gelb. Blumen- blitter verkehrt-oval, stumpf oder die fiusseren mit aufgesetztem Spitzchen,

~Wird 8—1t0O Zoll hoch und wichst in

ee

Armenien. TT. armena Boiss. diagn. ser. II. fasc. IV. pag. 99. 19) Tulipa Clusiana Vent.;

Zwiebelschuppen innerhalb wollig. Blat- ter aufrecht abstehend, am Rande flach. Durchaus kahl, 20— 40 c. m. hoch. Stengel 3—5blatterig, einblumig. Blu- menkrone fast trichterformig- glockig. Blumenblatter lanzettlich, nach dem Grunde zu verschmalert; die dusseren spilz, innen weiss, aussen auf dem Riicken oder nur nach der Spitze zu violett; die inneren stumpf, weiss. Siideuropa. Nordafrika. Orient. a. typica; aussere Blumenblatter auf dem Riicken violett. T. Clusi- ana Vent. in Redouté Lil, tab. 37 et auct. Bot. mag. tab. 1390, Sibth. fl, graeca tab. 329. T. rubro-alba Brot. Lus. I. 520. stellata; dussere Blumenblatter nur an der Spitze vielett. T. stellata Hook. bot. mag. tab. 2762 et auct. 20) Tulipa montana Lindl; Zwiebelschuppen innerhalb wollig. Blat- ter zuriickgekriimmt abstehend, am Rande wellig. Durchaus kahl, niedrig oder bis spannenhoch, Stengel 3—4 blatterig, {blumig. Blumenkrone glockig oder abstehend glockig. Blumenblatter

/ Blatter nicht berandet.

298

oval oder elliptisch-lanzettlich. Wachst in Persien. Aendert ab.

a, typica; Blumenkrone pupur. Blu- menblatter alle oval, spitz und am

~ Grunde gelblich, T. montana

Lindl. bot. reg. tab. 1106 et auct.

& maculata; Blumenkrone purpur. Blumenblatter am Grunde des Na- gels mit kleinem schwarzlichem Flecke, aussere kurz zugespitzt, in- nere stumpf.

y. chrysantha; Blumenkrone gold- gelb. Aeussere Blumenblatter spitz- lich, innere stumpf. 'T. chry- santha Boiss. in Kotschy pl. exsice. Pers. bor. TT. montana var. chrysantha Boiss. diagn. fasc. XIII. 19.

++ Bliithenstiel kahl. Blumen nickend.

21) Tulipa Sibthorpiana Sm; Staubfaden der ganzen Lange nach be- haart. Stengel 2blatterig, 1blumig. Blatter aufrecht, flach, nicht gerandet, die unteren elliptisch lanzettlich. Blumen- krone glockig, gelb. Blumenblatter lang- lich spathelformig , stumpflich. Grie- chenland. T. Sibthorpiana Sm. fl. graeca IV. tab. 330, Bis jetzt nur aus Sib- thorp’s Abbildung bekannt und vielleicht gar nicht zu Tulipa, sondern zu Orithyia gehorig. +++ Bliithenstiel kurz behaart.

22) Tulipa suaveolens Roth.; Blumenkrone abstehend glockig. Aeussere Zwiebel- schuppen innerhalb an der Spitze an- gedriickt, behaart, innere ganz Kahl. Stengel spannenlang bis fusshoch, 3— 6 blitterig, einblumig. Blatter aufrecht, nicht berandet, ziemlich flach, die un- teren elliptisch-lanzetilich. Blume auf- recht. Blumenblatter von der verkehrt- ovalen bis zur lanzettlichen Gestalt iibergehend, stumpf oder kurz gespitzt, meist purpur und goldgelb gerandet,

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

seltener ganz gelb. Siideuropa. Aen- . ; dertin_ dem Garten mit Tester = einfachen Blumen, héherem und niedri- gerem Stengel ale T. suaveolens Roth. cat. bot. I. 45 et auct. Bot. mag. tab, 839 und 2388. T. hortu- lanorum Wendr. in Otto et Dietr. Allg. Griztg. VI. 41. T. odoratissima Vis. Vorto bot. Pad. 149. T. Bonarotiana Sweet fl. gard. ser, II. tab. 116.

23) Tulipa strangulata Re- boul; Blatter nicht berandet. Blumen- krone glockig und unterhalb der Spitze urnenformig eingezogen. Aendert ab mit gelben, purpurfarbenen und ver- schiedenartig gezeichneten Blumen, mit kahlen und behaarten jBlattern. Al- les andere gleich T. suaveolens. Ita- lien. T. strangulata Reboul Tul. n. 6 et auct. Ty; scabriscapa Strangw. in bot. reg. tab. 1990. T. pubescens Sweet fl. gard. ser. I. tab. 78. T. suaveolens Redouté Lil. {I. tab. 111. T. Bonarotiana, T. vario-picta et T. neglecta Reboul. 1. tes Diese und die | vorhergehende Art sin sie See der “zahireichen frithen” oder Treibtu unserer -Giirlen, ‘so der Due de Thol eto.

24) fukin altaica Pall; Blat- ter knorpelig durchsichtig gerandet. Blumenkrone abstehend-glockenférmig. Die Zwiebelschuppen innerhalb an der Spitze angedriickt behaart. Spannen- hoch bis fusshoch. Stengel 2—3 blat- terig, 1blumig. Blatter blaugriin, auf- recht oder zurtickgebogen, kurz be- haart oder kahl, am Rande kraus, die unteren langlich-oval oder langlich-lan- zettlich. Blumenblatter langlich - ellip- lisch, kurz zugespitzt, oder spilz, oder stumpf mit aufgesetztem Spitzchen, gelb und auf dem Riicken griinlich oder licht purpur. Altai, Steppen der Soongorei, Iligebiet, Turkestan. T. altaica Pall, inSprgl. syst. II. 63 et auct,

¥ b

I, Originalabhandlungen. 299

b. Blumenblatter in eine lange, schwanzférmige Spitze ausgehend. 15) Tulipa turcica Roth.; Blii-

thenstiel kahl. Zwiebelschuppen in-

nerhalb mit langen, braunen, zottigen, seidenglanzenden Haaren besetzt. Der i—11/, Fuss hohe Stengel 3—5blat-

lerig, 1blumig. Blatter aufrecht, nicht

gerandet, ziemlich flach, linien-lanzett- lich. Blumenkrone aufrecht, _ breit- glockig. Blumenblaltter schmal-lanzett- lich, lang schwanzformig zugespitzt. In Persien und in der. Tiirkei.

a. typica; Blumenblatter an der Spitze bartig, licht purpur, weiss oder gelb- lich gezeichnet. T. turcica Roth cat. bot. pag. 45 et auct. T. acu- minata Vahl in Hornm. h. Hafn. [.

328. T. cornuta Redouté Lil, tab.

445, Bot, reg. tab, 127. T. stenopetala Mord, Del. bon. jard. 1813 pag. 69. Herb. am. tab. 171. —T. pumila Monch meth, 301.

8. media; Blumenblatter an der Spiize kahl. Blume tief scharlach, aus- sen weiss gescheckt. T. media Ag. in Roem. et Schult. syst. VII. 379 et auct.

26) Tulipa undulatifolia Boiss.; Bliithenstiel kurz behaart. Stengel mehrblatterig, einblumig. Blatter lan- zeltlich , zuriickgebogen, wellig-kraus. Blumenkrone abstehend glockig. Blu- menblatter oval, lang zugespitzt, an der Spitze kurzhaarig. Bei Smyrna. T. undulatifolia Boiss. diagn. ser. I.

fasc. V. pag. 57.— Weder trocken noch

lebend gesehen. (E. BR.)

7

c) Mesembrianthémum abyssinicum Rel. (Siehe Tafel 774.) : | Ficoideae.

M. abyssinicum; suffruticosum; caule ramisque decumbenti-adscenden- libus; foliis linearibus, semicylindricis, basi connatis, in latere superiore planis v. subcanaliculatis, apice obtusiusculis,

pedunculis calycibusque papillis minutis

crystallino-micantibus dense _ vestilis; floribus purpureis, axillaribus, pedun- culatis; calycis laciniis cylindraceis, valde inaequalibus, unica minima, dua- bus longioribus, duabus longissimis ce- teras plus duplo superantibus.

Caulis ramique carnoso-lignosi, ju-

niores micantes virides, seniores glabri, |

defoliati, foliorum rudimenti subspinu- lescentes nulli. Folia opposita, initio conferta, deinde magis remota interno-

dium aulem semper superantia, 3—8 c. m. longa, 4—7 m. m. in diametro. Flores initio terminales, deinde axillares y. alares, pedunculo circiter 3 c. m. longo suffulti.

Calyx turbinatus, quinquefidus. Pe-_ -tala pluriserialia, emarginato-obtusa.

Steht unter den bekannten Arten dem M. grossum Haw. zunichst, Diese letztere Art tragt aber an den 4lteren Stengeln die fast dornformigen Rudi- mente der Blatter, besitzt einen am Grunde verdickten Stengel, unterschei- det sich ferner durch die Kelchlappen, von denen zwei nur wenig langer als

die andern und endlich durch die Blumen- -

blatter, welche blassroth und alle spitz:

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Die Samen unserer neuen Art er- hielten wir aus Abyssinien von Schim- per. A. Richard sah unter den Pflan- zen Abyssiniens 2 Arten, (Rich, Ten- tamen FI], Abyss. in Lefebvre Voyage en Abyss. IV. pag. 316), welche aber im getrockneten Zustande nicht be- stimmbar waren, Von diesem scheint nach den wenigen von Richard itiber jene Arten gegebenen Bemerkungen, je- doch keine von beiden, mit unserer Art indentisch zu sein, denn die eine der- selben soll mit M. densum verwandt sein und keine Papillen tragen.

Unsere Zeit hat die Agaven unter

|

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

den Fettpflanzen plétzlich zur Mode-

pflanze gemacht, vielleicht, dass die

Zeit nicht fern ist, wo die unberechen- j-bare Mode in Beawe auf Liebhaberei,

auch die anderen Fettpflanzen-und unter ihnen die schén thd dankbar bliihenden vielgestalligen Mesembrianthemum auch

wieder zur r Geltun bringt. Vollbliihende

in voller Sonne stehende Biische man- cher Mesembrianthemum, so z. B. von M. splendens, violaceum etc. gehdren wirklich zu den schénsten niedrigen Bliithestrauchern, welche man wahrend der Sommermonate unter unseren Pflan- zen des Kalthauses besitzt. (E. R.)

/

2) Betrachtungen itiber das Entwerfen und freie Abstecken von Land- schaftsgirten,

Vor einigen Jahren entstand ein li- terarischer Streit tiber die Art und Weise, wie neue Wege in Landschafts- girten, welche erst angelegt werden sollen (nicht in schon bestehenden) zu zeichnen und auf dem Terrain abzu- stecken seien. Ein Zogling des Pomo- logischen Instituts in Reutlingen hatte in dem ,Taschenbuche fir Pomologen, Girtner und Gartenfreunde* vom Jahre 1868 (Verlag von Eugen Ulmer in Ravensburg) einen kurzen Artikel un- ter dem Titel: ,,Das Zeichnen von Gar- tenanlagen in der Natur“ veréffentlicht, welcher in Neuberts ,Deutschem Ma- gazin fiir Garten- und Blumenkunde“ pag. 374 des Jahrganges 1869 kritisirt wurde. Wenn man sich die Mithe ge- ben will, solche Schiilerarbeiten zu kri- lisiren, so gab die betreffende Anleit- ung allerdings Veranlassung dazu, denn sie war im hohen Grade schiilerhaft.

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Die Hauptausstellung machte der Verf. der Kritik an der Angabe, dass die Weglinien beim Zeichnen des Gartens auf dem Terrain zuletzt an die Reihe kommen sollen. Er nannte dies einen yneuen Satz in der Lehre der Land- schaftsgirtnerei.“ Das war nun falsch, denn es steht bereits gedruckt in Sckell’s ,,Beitragen zur bildenden Gar-

tenkunst,“ bekanntlich kein neues Buch,

sowie in allen andern Biichern tber Landschaftgartnerei, deren Verfasser sich an Sckell’s Werk anlehnten in der Meinung, dieser geniale Landschafts- giirtner sei unfehlbar, wie ich es einst selbst glauble *), oder welche nicht

i

*) In meinem ersten Buche: »Ideen- magazin fir Hausgirten,« welches Buch ich, als meinen jetzigen Anschauun- gen und Kenntnissen nicht mehr entspre- chend, unterdriickt habe, um gleichsam als

ae

aia an

Tat 773.

Tat 773.

1. Originalabhandlungen.

den Muth hatten, ihre eigene nicht mit - Sckell’s Ansicht iibereinstimmende Ue- berzeugung auszusprechen, - Beilaufig sei bemerkt, dass Sckell, obschon der erste und eigentlich einzige Landschafts- garner damaliger Zeit in Deutsch- land, ebenfalls nicht vorurtheilsfrei war, dass er Manches seinem Buche einver- leibt, was er aus dem vorigen Jahr- hundert aufgeerbt, vielleicht gegen seine innere Uebereinstimmung. Ich werde auf die Nachtheile des Autoritdtsglau- bens am Schlusse dieser Zeilen zuriick- kommen, und will nun yon dem klei- nen Ahwege auf mein eigeniliches Ziel wieder einlenken.

Diese Kritik rief von anderer Seite *) eine ziemlich eingehende Gegenrede hervor, worin der Satz, dass die Weg- linien spaler als die Umrisse der Pflanz- ungen auf dem Terrain zu zeichnen seiep, abermals warm vertheidigt wur- den. Da auch ich in meinem nun ver- gessenen ,[deenmagazin“ als Autorital fir diese Ansicht genannt wurde, so wollte ich schon damals meine Ansicht aussprechen und die beiden entgegen- geselzten kliren und zu_ vereinigen suchen; allein ich fiirchtete der Partei- nahme schuldig erkannt und erklart zu werden, liess den Gedanken fallen und vergass die Sache, bis mir vor einigen Tagen zulallig die zu einer Entgegnung beim Lesen jener Schriftstiicke gemach-

neue Auflage den »Hausgarten< (Weimar _, 1867) an seine Stelle zu setzen, nahm ich diesen iiberwundenen Standpunkt noch ein. Jager.

*) Ich kann diese Entgegnung leider in keiner Zeitschrift auffinden, und mich nur auf die zu einer Erlauterung und Ver- gleichung bestimmten Notizen verlassen, kann daher auch nicht den Verfasser nennen,

& 301

ten Notizen in die Hinde fielen. Ich fand von neuem, dass die Sache eine ausfiihrliche Besprechung sehr wohl verdiene, Indem ich sie aber aufnehme, betrachte ich die betreffenden Gegner als mir unbekannte Personen, erwahne auch den schon verjahrten Streit nur, um meine eigenen Ansichten in dieser Sache auszusprechen. Ich bemerke ausdriicklich, dass ich hier keine An- leitung zum Abstecken geben will, son- dern nur Bemerkungen, sowie, dass ich diesmal auf eine logische Entwickelung des Stoffs verzichte, Ferner bemerke ich, dass der als Beweis fiir die An- sicht citirte Satz aus meinem Buche sich nicht auf das Abstecken im Freien, sondern auf das Entwerfen der Zeichnung bezieht. Beim Abstecken auf dem Terrain sind lediglich prakti- sche Riicksichten massgebend, und meistens ist es ganz einerlei, ob man zuerst die Wege oder andere Formen absteckt. ~

Der junge Mann, welcher durch seine Schulerinnerungen schon zwei Nachschriften und nun eine dritte veran- lasst hat, bemerkt unter anderen: dass nur von Giarten die Rede sei, welche keine vorherige Aufzeichnung auf dem Papiere erfordern, sondern ,gleich nach kurzem Bedenken* auf den Bo- den aufgezeichnet werden kénnten. Es muss dies entschieden als falsch er- klart werden. Ohne Plan arbeiten, heisst planlos arbeiten, was bekannt- lich die schlechteste Manier bei jeder Sache ist. Hin Plan muss zu jeder Anlage, welche wirklich ausgefiihrt werden soll, (nicht blos zu Schiiler- iibungen und Hinritzen von ,Schén- heitslinien* dient), gezeichnet werden, sei es auch noch so fliichltig, denn ohne denselben werden die richligen Ver- haltnisse oft verfehlt, ganz abgesehen

302

davon, dass Terrainhindernisse selbst bei kleinen Anlagen ein sorgfaltiges Abmessen, also nicht nur ,kurzes Be- denken* erfordern. Zwei vorhandene Baume, eine einspringende Grenze, ein Brunnen, ein Eingang u. s. w. kénnen auf die Biegung der Wege etc. schon weit entfernt massgebend werden. Da hilft kein Sckell’scher Kunstschritt mit idealen Augen vorwarts, sondern es muss die ganze Flache berechnet wer- den, was daraus zu machen, vor allem, was unumginglich nothig ist. Aller- dings wird der Plan am besten, oder eigentlich nur dann gut, wenn die Idee dazu schon bei Ansicht des Garten- platzes sich ziemlich fertig gebildet hat. Das Zeichnen ist dann nur Klei- nigkeit und geht dem Geiibten schnell und ohne Schwierigkeit von der Hand. Aber die Zeichnung ist des richtigen _Verhaltnisses wegen ndthig. Wer die Ausfiihrung selbst tibernimmt, wird sich natiirlich nicht streng an den Plan kehren, wird verandern, wo es zweckmassig er- scheint. Ich habe aber auch Gartner ge- kannt, welche nur aus dem Grunde nicht von dem ihnen yon einem Besitzer vorgelegten und yon demselben geneh- migten Plane abgingen, weil sie glaub- ten, sich eine Blésse zu geben, dass ihre Ansicht nicht fester sei, Ich denke aber, es ist verniinftiger, noch im letz- ten Augenblicke eine Sache zu andern, wenn man einen bessern Gedanken be- kommt.

Also mit dem Sckell’schen Einritzen der Hauptlinien ohne vorherigen Plan ist es nichts. Es mag einem geiibten Praktiker in der Landschafisgirtnerei hin und wieder gelingen, cine Weg- linie, Pflanzungscontouren, besonders aber Wasserlaufe auf Gradewohl mit dem sechsfiissigen Zeichnenstifte ein- zuzeichnen, wenn er bereils den Plan

a

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

des Ganzen im Kopfe hat, aber einem Schiiler und selbst angehenden bereits getibten Landschaftsgartner kann und darf dies Verfahren nicht empfohlen werden. Sckell hat es sicher nicht allgemein angewendet, weil es nicht anwendbar ist. Nicht nur, dass Ter- rainschwierigkeiten das Gehen, ohne auf den Weg zu sehen (was Vorschrift und Nothwendigkeit ist, weil das Auge die ideale Linie verfolgen muss), auf dem meist nicht glatten Zeichengrunde sein Bedenkliches hat, und dass die be- gangene Linie haufig keine Spuren hinterlaésst, sondern der gehend Zeich- nende verliert auch leicht die gewollte Richtung, und findet kein Zeichen, wo er gewesen ist. Meine derartigen Ver- suche sind wohl zuweilen gegliickt, elwa, wenn ich einer Thalsohle an den liefsten Stellen folgte, um Ufer und

Wasserliufe anzugeben, weil hier der

Boden ein fast sicherer Fiihrer ist und hierbei ein abgemessenes Ausstecken nur gekiinstelte Linien hervorbringt, oder beim Bestimmen einer kraftigen Pflanzungscontour an einem Abhange; aber im allgemeinen hatte ich Miss- erfolge. Ich habe manchmal selbst lachen miissen iiber die wunderlichen Linien und Richtungen, welche entstan- den, wenn ich ,der Nase nach* ging, den ,idealen Blick,“ welcher die Linie bestimmt, in die Luft gerichtet, Man glaubt z. B. in der Hauptrichtung sich von Siid nach Norden zu bewegen und kommt ganz unvermerkt bei dem Su- chen der ,Schénheitslinien* in eine ganz andere Himmelsrichtung. Von der Form und dem muthmasslichen Eindruck der idealen Linien hat man meist keinen Begriff, weil selbst, wenn sofort abgesteckt wird, wenige Pfahle und Stangen das Bild nicht hervorhe- ben, Nur Wege lassen sich tibersehen

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I. Originalabhandlungen.

und leicht corrigiren. Anders ist es natiirlich, wenn ich nach einem Plane, welcher an Ort und Stelle ganz dem Terrain angepasst ist, aus freier Hand abstecke. Und dabei sind dennoch vor- her festgeselzie Marken nothwendig. Wenn ich z. B. eine Aussicht offen lassen will, so sehe ich beim Gehen und Abstecken nicht, wie weit ich mit den Pflanzungen yvorgehen darf, wenn nicht eine vorher ausgesteckte Stange die ausserste Grenze anzeigt.

So viel vom Einritzen nach Sckell’s Anleitung. Ich bin iiberzeugt, dass dieser erfahrene Landschaftsgartner und Kiinstler, welcher mit der Feder nicht so gut umzugehen wusste, wie mit dem Zeichnenstifte, nicht die Absicht gehabt hat, seine zuweilen geiibte Manier als Vorschrift hinzustellen, sondern nur als bequemes praktisches Abkiirzungsmittel, der Absteckarbeiten fiir geiibte Prakti- ker. Ich selbst zeichne auf glattem nicht bewachsenem Terrain ebenfalls Linien durch Einritzen in den Boden, besonders tibersehbare Gehélzgruppen, deren kiinflige Form man so_ schnell und in schénen Linien bildet, aber nicht mit dem Stab unter dem Arm die Au- gen vorwarts, sondern hiibsch auf den Boden und die Linie gerichtet. In der- selben Weise bezeichne ich auch nach vollendeter Pflanzung die Grenzlinie zwischen Pflanzung und Rasen durch Einritzen auf dem vorher etwas ge- glalteten Boden, worauf diese Andeut- ung mit kleinen Stoécken fixirt wird. Im Grunde kommt zwar wenig darauf an, ob diese Linie sv scharf gelrennt ist, aber schén geschwungene Umrisse geben der Anlage, so lange das Ge- biisch den Boden noch nicht deckt, ein Ansehen von Ordnung und Fertigkeit, wahrend ungewisse Grenzen lange das Ganze unfertig erscheinen lassen, Der

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303

Zeichenstab (ein beliebiger spitzer Pfahl) wird auch bei diesem Hinritzen vorwirts, nicht unter dem Arme gehallen. Auf solchem zum Kinritzen geeigneten Ter- rain kann man allenfalls Weglinien mit dem Stock unter dem Arm, die Augen vorwarts, hinter sich einritzen, muss sich aber gefasst machen, dass die Li- nie eben so oft verfehlt wie gelungen ist. Zu solchem Einzeichnen mit dem Stabe gehoért aber eine gréssere Flache, als sie auf einem Schiiler - Uebungs- platze geboten werden kann, und es ist bei der Anlage kleiner Garten ganz verwerflich. Ein Anlegen der Schnur, wie bei den Reutlinger Uebungen, ist unnothig, die Schnur tiberhaupt hierbei ein Hilfsmittel von zweifelhaftem Werth, wahrend sie allerdings bei der Ausfihr- ung durch Arbeiter zur scharfen Mar- kirung néthig wird.

Jeder ausfiihrende Landschaftsgirt- ner, welcher grdssere Anlagen abzu- stecken hat, wird ahnlich verfahren wie Sckell, doch nur im Princip, Er wiirde ja, wollte er jeden einzusteckendeu Stab dngstlich abmessen und immer riick- warts blicken, nichts fertig bringen und kaum einen schénen Schwung in die Linién bekommen, Ich lasse, wenn es langere Linien abzustecken gibt, den Arbeiter mit den Staben seitwarts hin- ter mir gehen, so dass ich nur die Hand hinter mir auszustrecken brauche, um den Stab zu fassen, und stecke ihn in den Boden, ohne hinzusehen, da der Blick stets die im Geiste. vorgezeich- nete Richtung verfolgt, mache aber ein Zeichen, wie weit die Bogen nach den Seiten ausgedehnt werden kénnen, wenn die Biegung nicht durch das Terrain schon bedingt wird. Der Endpunkt des Weges wird so auffallend wie méglich bezeichnet. Am Ziele angelangt, wird riickwarts gegangen, wobei grosse Ab-

304

weichungen corrigirt’ werden. Dann wird dieselbe Linie nochmals von der andern Seite begangen, wobei oft Bieg- ungen hasslich erscheinen, welche von der andern Seite fiir gut gehalten wur- den. In den meisten Fallen kann der getibte Landschaftsgaértner voraus- gesetzt, dass er nicht durch miissige Zuschauer und Einreden gestért wird darauf rechnen, dass die abgesteckte Linie gut ist. Es kommen aber auch zuweilen wunderliche Weglinien zum Vorschein, deren Aenderung dann meist nicht leicht ist. Es ist tiberhaupt eine jedem Landschaftsgartner vorkommende Thatsache, dass bei Aenderungen die zuerst gesteckte Linie meist die bessere war, und dass die Pfahle, wenn man auch mit der zweiten Richtung unzu- frieden ist, bei abermaliger Aenderung oft in das alte Loch kommen, obschon der von fern Commandirende nichts davon weiss. Bei Wegen ist es noth- wendig, dass die Pfahle gleiche Hohe haben und auf einer Strecke von an- nihernd gleichem Bogen dieselbe Ent- fernung bekommen. Durch Uebung lernt man, die Schritte zahlend, leicht die Entfernung, in welcher ein neuer Pfahl einzustecken ist, so dass kein Nachmessen nothig ist, wenn die Pfahle nicht elwa zugleich ein Zeichen fir Accordarbeit abgeben sollen. Nur bei gleichmissiger Entlernung der Pfihle auf einer Strecke mit ahnlichen Bogen- linien gelingt eine schéne Schwingung, indem man die Linien spiter einvisirt, weil eine schéne Biegung nur dann erreicht wird, wenn die 2 Endpfahle von je drei Pfahlen gleichen Abstand von dem miltleren haben. Bei schwa- chen Biegungen werden die Pfahle weiler, bei starken (kurzen Wendun- gen) enger gesteckt. Bei Uebergingen yon einer Biegung in die andere kom-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

\

men stets 3 Pfihle in eine gerade Li- nie, was zwar bei gebogenen Linien fehlerhaft ist, aber bei der Ausfiihrung verschwindet, weil die Bogen zwischen den Pfahlen sich fortsetzen, ~wodurch der Uebergang unmerklich wird *).

Ich komme nun zu der Streitfrage, ob beim Entwerfen der Anlage zuerst die Wege, wie es der Kriliker in Neu- bert’s Deutschen Magazin will, oder die Unirisse der Pflanzungen, Wasserlinien u. s. w. gezeichnet werden sollen. Ich bemerke nochmals, dass hier nur vom Zeichnen, nicht von der Ausfiihrung die Rede sein kann. Nach meiner Er- fahrung ist bald das Kine, bald das An-

*) Bei dieser Gelegenheit erwahne ich, dass in dem neuen Park zu Liverpool (Seftonpark), von dem (jedenfalls iberschatz- ten) Franzosen EduardAndré, (welcher auch den Wiener Prater 4 la Paris zu- stutzte), und Lewis Hornblower ange- legt, gleichmassige Bogen (also Circel)

von 1500 Fuss Linge vorkommen, welche ~

2/, der ganzen Liinge des Parks einnehmen. Mehrere Wege bilden vollkommene Ellip- sen. Wenn auch in eiaem Yolksgarten

die Wege, namentlich Fahrwege sich nur—

wenig biegen diirfen, so sind doch solche Kreiswege zu sehr abweichend vom Ge- brauch in Landschaftsgirten seit nun fast 200 Jahren, als dass man diese Erschein- ung nicht erwihnen sollte. Das ganze Wegnetz sieht aus, als hatte man eine auf- gegangene Rolle yon Draht oder Uhrstahl- federn durcheinander auf den Tisch gewor- fen. Seltsamerweise gibt es in diesem Parke (wenigstens auf dem Plane) viele Grasplitze im Innern von Pflanzungen, welche man nicht sehen kann, die also zwecklos sind. Waren dieselben nicht so haufig, so kénnte man annehmen, dass es Spiel- und Gesellschaftspliitze waren, in- dem bekanntlich in den britischen 6ffent- lichen Giirten das Betreten der Grasplatze allyemein erlaubt ist, und sogar vom Gehen

gebildete Wege geduldet werden,

I, Originalabhandlungen.

dere vorzuziehen oder vielmehr gebo- ten. In kleineren Garten, sind die Wege unbedingt das Erste nach der Einzeichnung oder Bestimmung des Wohngebaudes und des umgeben- den Platzes. Wer Garten anlegt, kann dariiber nicht im Zweifel sein, und wer —gweilelt, dem fehlt es an Erfahrung. Von Meinungen und theoretischen An- sichten kann hierbei nicht die Rede sein. Die erste Bedingung der Anlage ist, den kleinen Raum so auszunulzen, dass er Gelegenheit gibt, sich darin zu bewegen und Abwechselung zu finden. Wege und Platze muss man haben, muss erstere so fiihren kénnen, dass sie dem modernen Geschmack entsprechen, an- genehm fiihren und mdglichst ausge- dehnt erscheinen, endlich dass ihre Fiihrung keine Terrainschwierigkeiten hat. Alles Andere kann nach Bediirf- niss und Geschmack eingerichtet wer- den, wobei die Schénheit der Bekleid- ung der Wege (Bepflanzung etc.) und die Abwechselung an Licht und Schat- ten mit der Ansicht vom Wohnhause und von andern Punkten in Einklang zu bringen ist. Die Schattenmassen der Pflanzungen wirken dann zugleich als Beschattung des Weges, sowie land- schaftlich. Beides ist sehr wohl zu vereinigen,

Eine Ausnahme von der durch die Nothwendigkeit gebotenen Regel ist zu machen, wenn Terrainveranderungen (Auffiillungen, Abtragungen) zu machen sind, aber der Weg kann doch annah- ernd richtig dariiber hin angegeben werden. Nicht selten bedingt auf hii- geligem Terrain die schiefe Ebene und Biegung des Weges die Form des Ab- hanges. Man bilde sich nicht ein, dass man Hiigelbildungen, wenn Wege dar- tiber fiihren miissen, ganz frei ge- Stalten kénne, wie es die Schdénheit

X. 1878,

nc

305

verlangt. Was dann unschon erscheint, kann durch Pflanzungen verborgen wer- den. Man erkennt hieraus, dass solche Wege zuecrst auf dem Plane bestimmt werden miissen, Es versteht sich na- tiirlich von selbst, dass beim Entwerfen der Wege jede Terrainschwierigkeit beachtet wird, dass man diesen aus- weicht, wo es ohne Schidigung der Schénheit méglich ist, oder wo nicht schwieriges Terrain, z. B. die Spitze einer Anhdhe das Ziel eines Weges ist. Wie die Linien in solchen Fallen auf der Zeichnung aussehen, darf uns nicht kiimmern, denn es sehen oft die interessantesten Garten auf dem Plane schlecht aus. Gartner, welche die so- genannte Schonheitslinie immer als Richtschnur nehmen wollen, sind und bleiben Stiimper in der Landschafts- girtnerei.

Anders kann und muss beim Ent- werfen grdsserer Parkanlagen verfahren werden. Hier kommt es zunichst auf die Vertheilung der Licht- und Schat- tenmassen, der offenen Flichen und Pflanzungen an. Sind bereits gréssere Gehdlzmassen vorhanden, so sind zu- naichst diese massgebend und zu erhal- ten, wenn es irgend moglich ist, aber auch zu durchbrechen, wenn sie Sché- neres verbergen. Es kommt auf Land- giitern nicht selten vor, dass nahe am Hause ein schmaler Streifen von Holz die nahen schénen Wiesengriinde ver- birgt. Dieser muss dann ganz oder theilweise fallen, was schon’ vor dem Entwerfen des Planes bestimmt sein muss. An die vorhandenen blei- benden Gehdlzmassen werden die neuen Pflanzungen angeschlossen und Lichtmassen (offene Flachen) in ge- horiger Breite dazwischen geschoben. Hierbei ist die Ansicht vom Wohnge- biude bestimmend, Gelingt es, von

20

306 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

dort aus eine schéne landschaftliche Ansicht zu schaffen, so findet sich al- les Uebrige von selbst, denn die Natur ist in ihren Einzelnheiten so unerschépf- lich an Abwechselung, dass es keiner in das Einzelne gehenden Berechnung bedarf. Es versteht sich von selbst, dass trotz alledem noch vieles zu_beriick- sichtigen ist. Aber das gehort nicht hierher. :

Sollen Wasseranlagen gemacht wer- den, seien es Biche oder slehende gréssere Wasserflichen, so sind diese ebenfalls vor den Wegen zu entwerfen, indem sie meistens nicht willkirlich gelegt werden kdnnen. Dasselbe gilt von allen iibrigen nothwendigen, nicht willkirlich zu vertheilenden Dingen. Erst dann kommen die Wege an die Reihe.

Eine Ausnahme macht jedoch der Hauptzugang zu einem Landhause oder Schlosse, besonders, wenn dieser ein Fahrweg ist. An denselben muss, wenn nicht zuvor, doch zugleich mit den vorerwahnten Anlagen gedacht werden, da er nicht willkirlich ge- fihrt werden kann und an Anhohen oft das ganze Terrain mit Riicksicht auf die Anfahrt gestaltet werden muss.

Was das Abstecken und Ausfiihren betrifft, so kommt es gar nicht darauf an, was friiher angefangen wird, denn es ist lediglich Sache der Zweckmas- sigkeit. auf einmal abgesteckt, so empfiehlt es sich oft, einige Hauptwege zuerst vor- zunehmen, theils um die Communica- tion in der Anlage zu erleichtern, theils um die beim Rigolen ausgelesenen oder bei Neubauten abfallenden Steine in der Nahe unterzubringen.

Nachdem ich nun diese Sache er- schépfend besprochen zu haben glaube, wobei manche niitzliche Nebendinge

Wird nicht die ganze Anlage

eingeschlossen sind, komme ich noch- mals auf die Autoritat Sckell’s zuriick. Ich habe die Bemerkung gemacht, dass die meisten Gartner, welche nicht ihren eignen Weg in der Landschaltsgarten- kunst gegangen sind und sich in bester Absicht den grossen Meister zum Mu-

ster nahmen, hauptséchlich zwei Regeln

des genialen Kiinstlers angenommen haben: erstens das freie Zeichnen mit dem Zeichnenstab unter dem Arm, wel- ches eben zum Ueberfluss erértert wor- den ist, zweilens das Pflanzen und Vereinigen grosser Gehdlzmassen von einer Art von Gehdlzen. Die letztere Lehre, welche Sckell Gbrigens nur im Englischen Garten in Miinchen und hier nicht strengt befolgt hat, ist Veranlass- ung von zahlreichen verfehlten Anla- gen geworden, welche die hichste Langeweile verursachen, weil diese Lehre falsch verstanden und auch auf die Gestraéuche angewendet worden ist. Ich habe Anlagen gesehen, sogar an schmalen, wenig buschreichen Stadtan- lagen, wo die eine Gruppe aus Syringa, die folgende aus Cornus alba, eine dritte und vierte aus Viburnum Opulus oder Lantana, wieder andere aus Sym- phoricarpus, Philadelphus u. a. m. be- standen. Das ist bequem, denn man pflanzt einfach, was man gerade zur Hand hat, massenhaft zusammen, aber es ist héchst langweilig und unschén., Solche vereinigte Gehélzmassen sind nur angewendet, wenn in grosser Ferne eine Farbenwirkung erzielt werden soll. Ich kann auf diesen Gegenstand nicht niher eingehen und verweise auf Fiirst Piickler’s, Petzold’s, G, Meyer’s Werke tiber Landschaltsgartnerei, sowie auf meine eigenen Arbeiten in ver- schiedenen Biichern, besonders in ,, Ver-

wendung der Pflanzen in der Garten-—

knnst (erste Auflag. Gotha 1858, jetzt

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I. Originalabhandlungen. 307

in neuer Ausgabe. Leipzig bei J. T. Woller), sowie in ,Katechismus der Ziergirtnerei“ (drilte Auflage. Leipzig 1871). Wir stimmen in dieser wichti- gen Lehre fast ganz iiberein, obschon

_jeder seinen eignen Weg gegangen ist.

Die alten Gartner, welche diese Sckell’-

sche Irrlehre oder vielmehr falsch ver-

standene Lehre in der Praxis einftihr- ten, sind meistens todt, aber sie spukt noch jetzt in vielen Kopfen, da Sckell’s Werk noch yon Vielen als Bibel der hoheren Gartenkunst betrachtet wird. So sah ich noch vor wenigen Jahren in Bayern neue Anlagen in der gedach- ten Sckell’schen Nachahmung. Es _ ist daher dem jetzigen Vorstand der k6- niglichen Garten -in Bayern. Herrn Hof- garteninspector Effner nicht -hoch ge- nug anzurechnen, dass er in seinen neuen Anlagen an der Isar und bei Tutzing am Starnberger See mit den Sckell’schen Ueberlieferungen bei Pflanz- ungen gebrochen hat. Moge er aber nicht in das Gegentheil verfallen und

durch rechizeitige Beseitigung des auf augenblickliche Wirkung berechneten Ueberflusses an vereinzelten Biumen und Gestrauchen den schénen Anlagen den Stempel der Meisterschaft geben. Ein Missversténdniss der Sckell’- schen Lehre zu beseitigen, war der | Zweck dieser Schlusszeilen. Wenn nachtheilige Lehren von einer grossen Autorilaét ausgehen, so wirken sie um so schidlicher, je mehr Anerkennung dieselbe hat, je bertihmter die Persén-

lichkeit.’ Und darum ist es nothwendig,

dagegen aufzutreten. Aber ich ver- wahre mich ausdriicklich gegen den Vorwurf, als wolle ich dadurch Sckell’s Verdienste herunterziehen und zweifel- haft machen. Ich habe von dem gros- sen ialtesten Meister der Gartenkunst viel gelernt, verehre ihn so hoch wie Einer, bin aber dennoch der Meinung, dass sein Buch nur denjenigen Gartnern niitzt, welche genug Erfahrung haben, um ihm unbedingt zu folgen. tas

3) Die Gefillten Cinerarien

von Haage und Schmidt.

Unsere beliebten Cinerarien, als Ci- neraria hybrida in den Garten und Ca- talogen bekannt, welche bereits in Far- ben und der Form so vollkommen wa- ren, haben abermais eine Formenbe- reicherung erfahren; sie sind ge- fillt geworden, indem sich, wie bei allen sogenannten gefiillten Bliithen der Familie der Compositen, die Strah- lenbliimchen der Mitte in Zungenbliith- chen, wie sie bei der einfachen Cine- raria nur am Rande stehen, verwandelt

haben. Man michte fast glauben, dass die Natur eine Methode in der Fort- bildung verfolgt und sich den Wiin- schen der Gartner entgegenkommend beweist. Erst erreicht die Blume in der Grésse, Form und Farbe ein Voll- kommenheit, welche fiir uniibertrefflich gehalten wird, dann, wenn in dieser Hinsicht alle Anstrengungen der Na- turkraft erschépft scheinen und nach dieser Seite es wirklich wohl sind, er- zeugt sic gefiillte Blumen oder tritt in 20 *

308

Formen auf, welche eine Pflanze dem Gartner und Blumenfreunde viel werth- voller machen.

Die neuen Cinerarien von Haage und Schmidt in Erfurt, welche ich leider erst zu sehen Gelegenheit hatte, nach- dem die Hauptbliithe vortiber war, schei- nen einen eben so grossen Farbenreich- thum zu haben, wie die einfachen, und sind jedenfalls noch zu grésserer Voll- kommenheit und Mannichfaltigkeit be- rufen. Ich sah von der Sammlung noch 8 Farben: dunkel- und hellviolett, in- digoblau, dunkel- und_hellcarmoisin, purpur und hellpurpur, lila-rosa. Die Fiillung ist so stark, dass sich die Form der Blumen verandern und in eine Halb- kugel verwandeln musste. Am meisien haben diese neuen Sorten Achnlichkeit mit den stark gefiillten grossen Blumen von Senecio elegans. Die bei gewoéhn-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

lichen Cinerarien breiten, sternformig stehenden Blumenblatter (Standbliim- chen) sind bei den gefiillten schmal und zungenformig geworden.

Man kann tiber die yrdéssere Schén- heit der gefiillten Cinerarien verschie- dener Meinung sein und die einfachen fiir eben so schén oder schéner hal- len: gewiss ist es aber, dass diese Wandlung ein grosser Fortschritt in der Vollkommenheit ist. Die genannte Girtnerei erzog diese neuen Formen aus Samen und zwar schon vor einigen Jahren, und hat bereits die Erfahrung gemacht, dass sie aus Samen constant sind, d. h. sich zum grossen Theil acht aus Samen erzeugen- Der nichste Catalog von Haage und Schmidt wird diese Novitat enthalien. Am _ willkom- mensten werden die neuen Cinerarien den Bouquetmachern sein. J.

4) Beitrag zur Winterveredelung der Rosen.

Auf mein Anrathen wurden in der Rosengirtnerei des Hrn. Joh. Wesselhoft in Langensalza, (dessen vortreffliches Buch ,,der Rosenfreund* eben in dritter Auflage erschienen ist), eine Anzahl Wild- linge nicht in Topfe gepflanzt, sondern die Wurzeln nur mit Moos umwickelt und so dicht aneinandergestellt ange- trieben und veredelt. Ich hatte dies Verfahren irgendwo als sehr praktisch ribmen héren. Besonders wurde her- vorgehoben, dass sich die Rosen in diesen Moosballen sehr schnell bewur- zeln, zweitens, dass sie wenig Platz wegnehmen und tibereinander gehauft, leicht fiinfmal mehr Rosen im Treib- hause untergebracht werden, als mit Topfen.

Die Erfolge

gestelll, sprechen aber nicht zu Gun- sten derselben. Wohl sind die oben genannten Vorziige beobachtet worden, aber das Verfahren ist dennoch un- praklisch, Man bringt so auf einem

kleinen Raume eine Masse von Rosen .

unter, und die Bewurzelung fand viel schneller, als in Erde statt, aber den- noch wurde kaum ein schon im Frih- jahre brauchbares Exemplar so erzogen, Das Nachtheilige dieses Verfahrens liegt im Folgenden, Sobald die Edelreiser treiben, miissen die Pflanzen weitliufti- ger gestellt werden. Dabei treten nicht nur Beschidigungen.ein, sondern es

leiden auch die um diese Zeit meist

dieser Methode sind | nun durch wiederholte Versuche fest—

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durch den Moosballen gedrungenen Wurzelspitzen durch Abbrechen und Vertrocknen. Man muss nun unbedingt einen grésseren Raum fiir die Veredel- ungen haben, der Gewinn an Raum be- schrankt sich daher auf einige Wochen. Dies ware bei beschranktem Raume in- dessen immer noch ein Vortheil. Aber das Unpraktische dieser Methode zeigt sich erst recht beim Auspflanzen in das Land. Ein allmahliches Abharten, wie es bei Topfrosen méoglich ist, kann nicht stattfinden. Es tritt ein Zeitpunkt ein, wo die Rosen in das Land miissen. Ist es nun gerade rauh, windig oder

II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

309

meist zuriick, und man hat von Gliick zu sagen, wenn unten ein Auge gut bleibt. Nur wenn man die Rosen in das Erdbeet eines Glashauses pflanzen kann, wo sie beschaltet, bespritzt und in geschlossener Luft gehalten werden kénnen, ist diese Methode von gutem Erfolg.

Besser ist das Verfahren, die Rosen mit Anwendung von Moos in Tépfe zu pflanzen, weil sie sich schneller be- wurzeln, als in Erde. Nachdem dies geschehen, giesst man sie wiederholt mit dickem Lehmwasser, um dem Ballen Consistenz und _ mineralische

heiss, so gehen die jungen Triebe | Nahrung zu verschaffen. J.

I.

a) Beschrieben und abgebildet in Gardeners Chronicle.

1) Brassia chlorops Endr. et Rehb. fil. (Orchideae). Eine neue, von Mr. Endres in Costa Rica entdeckte Species in der Art, wie B. glumacea, aber mit schmaler Lippe. Blumen griin, schwarzbraun ge- fleckt. Lippe heller. Wurde unlangst le- bend im Etablissement Veitch eingefiihrt.

(1873. pag. 542.)

2) Laelia harpophylla Rehb. fil. (Or- chideae). Eine der Laelia cinnabarina ahnliche, aber stengellose Pflanze, welche moglicherweise einen Bastard zwischen die- ser und einer Brassavola darstellt; sie tragt ein einzelnes zugespitztes Blatt und hat viel schmilere und steifere Bliithentheile.

- (1873. pag. 542.)

3) Cypripedium Argus Rehb. fil. (Orchi- deae), Eine durch Wallis von den Philip- pinen-eingefihrte Art, di die im April 1873 zuerst im ath likvercont Veitch _ bliihte. Aehnelt C. barbatum, aber ist blasser in

Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

schwarzbraune Striche auf den weissen, gefranzten Petalen. Die oberen Sepalen gleichen denen von C. purpuratum, wih- rend die tbrigen Bliithentheile ganz die Form von C. barbatum besitzen.

(1873. pag. 608.)

4) Cattleya fausta Rehb, fil. (Orchideae). Kin im Etablissement des Herren Veitch in Chelsea geziichteter Bastard zwischen C. Loddigesi 9 und C. exoniensis o%; die Blithen sind schén lila; die Lippe ist weiss und hat einen grossen gelben Mittelflecken. Bei einer Varietat (var. radicans) ist die Lippe auf ihrem oberen Theile mit zahl- reichen dunkelpurpurnen Strichen und Adern bedeckt. Dieser Bastard hat um so mehr Werth, als er Ende November bliht, zu einer Zeit, wo die Orchideenblumen schon rar werden.

(1873. pag. 289. fig. 57.)

5) Epidendron physodes Rehb. fil. (Or- chideae). Eine Art von ausschliesslich bo- tanischeom Werthe, mit schmutzig weiss-

der Farbe und hat zahlreiche dunkele, | lichbraunen Blumen; ist mit E. polygona-

310

tum verwandt und wurde im Etablisse- ment der Herren Veitch durch Hrn. Zahn aus Costa Rica eingefihrt.

(1873, pag. 289.)

6) Selenipedium longifolium Warscz. et Rehb. fil. var. coloratum. Eine Abart mit breiteren Blattern und purpurnen Petalen und schon purpur-geaderten Sepalen. Blihte bei J. Day, Esqu.

(1873. pag. 289.)

7) Odontoglossum mulus Rehb. fil. (Or-

chideae). Rehb, fil. Xenia II. t. 160). Eine

-prachtyolle Art mit sehr schéner gelber

Grundfarbe der Blumen und zimmtbrauner

Zeichnung und einer hieroglyphenartigen

Linie am Grunde der Petalen. Bliihte bei John §. Bocket, Esqu. in Muswell Hill. - (1873, pap. 482.)

8) Oncidium ornithorhynchum H. B. Kth. var. albiflorum. Eine weissbliihende Abart dieser allgemein bekannten niedlichen Or- chidee. (1873, pag, 503.)

9) Batemannia Burtit Endr. et Rehb. fil. var. Wallist (Orchideae). Von_ Wallis in Neu-Granada entdeckt und bei Linden in Brissel eingefiihrt, unterscheidet sich diese Form durch gréssere, deutlich zuge- spitzte Blumen. (1873. pag. 575.)

10) Pescatorea Dayana Rechb. fil. var. splendens. (Orchideae). Hine prachtige Ab- art mit dunkel violetten Flecken an der Spitze der Sepalen und Petalen und einer tief violetten Lippe; der Grund des Saul- chens ist sehr stark behaart.

(18738. pag. 575.)

11) Anemone Hepatica L. var. marmo- rata (Ranunculaceae). Eine durch einen englischen Blumisten, Mr. John Gay in Ashridge Park vor sechs Jahren geziich- tete Form, deren Blatter mit grossen grau- grinen Flecken bedeckt sind; dieselben erinnern ecinigermassen an diejenigen..von agmciamen. (1873. p. 645 fig. 124.)

12) Asplenium Gardneri Baker. (Filices) (A. macrophyllum Thw. Enum. p. 3384 non Sm.). In den siidlichen Provinzen Ceylons

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wachsend und von Gardner,

in Kew eingefiihrt. Wurzelstock kurz, kriechend; Blatter einfach gefiedert, lan- zettlich, fast lederartig, auf beiden Seiten glatt. Fiedern 9—12 paarig, 3=-4 Zoll lang, lanzettlich, zugespitzt. 5—6 Frucht- haufchen auf jeder Seite der Mittelrippe. Blatter oberhalb dunkelgriin, unterseits blas- ser. (1873. pag. 712.)

13) Cyathea insignis Eat, (Filices) Eat. Mem. Amer. Ac. Sc. New Series VIII. pag. 215. Moore Ind. Fil. p. 270. Hook. et Bak. Syn. Fil. p. 17. Cibotium princeps h. Lind. Cyathea princeps J. Smith, Ferns Brit. and foreign p. 291. C. Bour- gaei Fourn. Fil. Mex. p, 135. Es ist dies die als Cibotium princeps allgemein in den Garten verbreitete Pflanze, die yon Linden im Jahre 1863 in die Garten eingefihrt wurde. Der excellente Kenner der Farne, Herr J. Smith fand sehr bald, dass diese Pflanze zur Gattung Cyathea gehdrt und Herr EK. Mayer, der dasselbe fand, wird auf seine Autorschaft (S. Gartenfl. 1868 p- 10) verzichten miissen, da seine Arbeit viel spaiter publicirt ist. Die Pflanze hat einen grossen Verbreitungsbezirk und im

Kewer Herbarium befinden sich Exemplare |

aus Ost-Cuba (C. Wright) aus Jamaica (Wilson) Mexico (Bourgeau) und Guate- mala (Salvin und Godman). (1873. pag. 776.) (Ender).

14) Pandanus Veitchi h. Veitch. Wir haben des Pandanus Veitchi wieder- holt als des schénsten aller Pandanus- Ar- ten erwihnt. Breitblitterig, prachtiger imposanter Wuchs und scharfe weisse Panachirung der Blitter-zeichnen densel- ben aus, wie das die tibenstehende Figur verkleinert zeigt, welche wir der Giite des Hrn. James Veitch, Kingsroad, Chelsea, London. verdanken.

Dieser schéne Pandanus ist noch eine der vielen wichtigen Entdeckungen des fir den Gartenbau zu friih verstorbenen

sik Veitch auf den Siidsee-Inseln,. _.Wie-_

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der éin neues Monument an das Andenken

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Well und Thwaites gésammelt, von letzterem lebend .

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, ,

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IL Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 311

diesen unermiidlich thatigen und intel- Bis jetzt ist’ diese neue Praehtpflanze

| ligenten Reisenden, der noch nachtriglich | nur bei J. Veitch and Sons fiir 63 Sh. zu en Strapatzen seiner Reisen als Opfer fiel. haben. (EK, RB.)

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Gartenflora Deutschlands,

312

il.

1) Die Forderung der landwirth- schaftlichen Thierzucht, ein Vortrag des Herrn Professors May von Weihenste- phan, gehalten im Gartenbauverein zu Bam- berg. Der Vortragende wendet sich in seiner Rede vorzugsweise an Gutsbesitzer und Bauern, zeigt was in der Umgegend von Bamberg zur Verbesserung der Thier- racen und des Futterbaues zu thun sei und geht dann schliesslich auf die Behandlung des Dingers ein. Da dies ein Gegenstand ist, Gel Obstbau im Garten yon 1 grésster Wichtig- eit ist, so fihren wir das vom Vortragen- den hiertiber Gesagte wortlich an:

»Um aber die Bodenkraft : zu bekommen, mittelst welcher der erweiterte “ransiiohd

- Futterbau, und damit selbst eine gesteigerte

Pflanzenproduction erzielt werden kann, wird es hier nun absolut nothwendig, zwei Missstande zu beseitigen, welche heissen: schlechte Behandlung des Dingers,

und nicht gehorige Beachtung der

wr

Jauche.

Wir haben bei der Bereisung der Be- zirke mehrere Hofraume und Orte getrof- fen, in denen zweckmassig angelegte Din- gerstatten vorhanden sind und die Diinger- behandlung als befriedigend bezeichnet werden kann. In der grdésseren Mehrheit der Orte jedoch sind die Diingerstatten nicht tief genug, wesshalb die Jauche gréss- tentheils abfliesst und der Diinger ausge- trocknet da liegt, Wenn nun dazu be- dacht wird, dass haufig wenig Stroh, dafiir aber Waldstreu als Streumaterial zur Ver- wendung: gelangt, die an und fiir sich trocken ist und schwer in Verwesung iber- geht, dann wird es klar, dass blos wenig guter Diinger auf die Felder gebracht wer- den kann. So ist es denn kein Wunder, dass auch bei aller Sorgfalt in der Bestell- ung der Felder dieselben doch verarmen und beispielsweise statt drei Schaffel Korn, vblos dritthalb zur Ernte gelangen, welche

Russlands und der Schweiz. aa

—— a rETEEETEEEEEIEESSEEEEEEEERERREREEEEREREREEEneEneemneneeeneeeeeeenneeene eed

Notizen.

schreitet. Liebig hat diese Bodenerschépf- ung schlagend nachgewiesen, und Belege dafiir lassen sich selbst auf den ausgezeich- netsten Bodenarten in Bayern ete, auffinden. Zwei Fehler machen sich in der An- lange der Diingerstatten wahrnehm- bar: entweder, und zwar am 6ftesten, sind die Gruben zu seicht, wesshalb die Jauche abfliesst und der Dinger austrock- net; oder sie sind geriumig und tief, es fliessen aber die Dachtraufen der simmtlichen Gebaulichkeiten und manchmal auch der Abfluss des Brunnens hinein, wodurch die Jauche zu sehr verdiinnt wird und iiberlaufen muss, so dass die diingenden Bestandtheile abfliessen und das blosse Stroh oder die Waldstreu in der Grube zuriickbleiben. So fiihren Sie schliesslich keinen wirklichen Diinger, sondern nur Stroh, Laub, Moos oder Aestelstreu auf das Feld, welche dem Boden die durch die genommenen Ernten ver- loren gegangenen, die Pflanzen nahrenden Bestandtheile nicht wieder ersetzen kénnen. Wir haben Orte getroffen, welche auf mich in dieser Beziehung einen schlechten Kindruck,machten, und auch auf Andere keinen besseren hervorbringen werden, weil dieser Umstand allein schon zeigt, dass die Bewohner derselben kein richtiges land- wirthschaftliches Verstandniss besitzen un die landwirthschaftlichen Sitze noch nich kennen: »Des Bauern Mistgrube ist sein Goldgrube«, sowie »Mit Mist kann ma Alles!« Wie nun der Diinger nicht iiberall zweckmassig behandelt wird, der imme gehorig feucht, jedoch nicht zu feucht, wie )) auch nicht zu trocken gehalten werdet i darf, so wird der Urin und die Jauche)) nicht sorgfaltig genug gesammelt) und verwendet. ‘Weil in vielen Ockow nomien keine Cysternen in oder an der Stallungen vorhanden sind, und wie schon gesagt, viele Diingerstitten keine entspre-

Erschopfung an Bodenkraft allmalig fort- ; chende Tiefe haben, fliesst der Urin und

' | f H

Ill. Notizen. 313

die Mistjauche in vielen Dorfern und Ein- zelhofen hinaus in die Strassengraben oder in den Bach, welcher das Dorf durchstrémt. Wir haben Orte getroffen, in denen die Mistjauche in den breiten Strassengraben angestaut war und die Luft verdarb. In dem Urin und der Mistjauche ist aber die Quintessenz aller diingenden Bestandtheile, der organischen wie unorganischen, enthal- ten, und diese lassen Sie in die Strassen- graben oder in den Ortsbach fliessen. Warum aber behandeln Sie den Diinger so schlecht und lassen den Urin und die Mistjauche grossentheils abfliessen? Weil Sie bisher den hohen Werth des Mistes und der Jauche nicht recht gekannt haben, aus welchem Grunde einige rechnerische Auseinandersetzungen machen will. Es ist Wahrheit und keine blosse theoretische Annahme, dass der Urin yon einer grossen Kuh oder einem Ochsen im Jahre einen Geldwerth von 39 fl., von einem Pferde von 16 fl., von einem Schafe von 21/,, und von einem Schweine von 11/, Gulden entziffert, wesshalb man sogar in sorgfaltig geleiteten Oekonomien heut zu Tage den Urin nicht in die Mistgrube, sondern durch eigene Rinnen in die dafiir bestimmten Behalter leitet, um denselben nach dem vorhardenen rechten Bediirfniss verwenden zu konnen. Der Eimer mittel- miassig concentirter Mistjauche aber wird nach Geldwerth auf 35 Kreuzer geschatzt, die viele Bauern seit den Altesten Zeiten grossentheils unbeniitzt aus ihren Gehéften laufen lassen. Ueber diese Art von Ver- schwendung braucht kein weiteres Wort mehr gesprochen zu werden, und man wird es ferner sicherlich, nachdem der Werth der Mistjauche bekannt geworden ist, fiir eine Schmach in der Gemeinde ansehen, wenn die Jauche die Strassengriiben an- _ fiillt und dadurch dic Luft verdirbt. , Da nun wahrhaft die Mistgrube des | Bauern Goldgrube ist, und sich in dem Oekonomiebetriebe Alles um viel und gu- ten Diinger dreht, so wird es auch auf den Punkt anzukommen haben, dass der Diinger moglichst billig zu stehen kommt, weil erst durch die Herstellung billigen

ich Ihnen dariber |

.konnen,

Diingers die Ackerwirthschaft eine ent- sprechend hohe Rente gewihren kann. Gleichwohl aber wissen viele Bauern nicht

einmal, wie hoch sich die Herstellungsko-

sten eines Centners Diingers entziffern, was sie eigentlich der Diinger kostet? womit auch die Basis fir alle Berechnung in der Acker- und Viehwirthschaft fehlt.

Befolgen Sie desshalb meinen Rath auch in der Angelegenheit der Diingerbehand- lung, um zunachst Ihre Stallungen und Hofe reinlicher und gesunder zu machen, und weiter hinaus Ihre Felder mehr mit Pflanzen nihrenden Stoffen bereichern zu die Sie niemals in zu grosser Menge auffiihren werden.

Kaufen Sie sich weiters einen kleinen Vorrath von Gyps und streuen Sie davon wochentlich zwei- oder dreimal in Ihre Stallungen,.so wie Sie den weissen Sand in die Stuben streuen, wodurch Sie das Ammoniak des Mistes, das so iibel riecht und in der Nase beisst, binden und auf den™ Ackér fuhren kénnen, weil dasselbe ungemein diingt, das, ohne Anwendung des Gypses sich in die Luft verfliichtigt. Will man das Ammoniak kaufen, so sind fiir das Pfund beilaufig siebenzehn Kreuzer zu bezahlen, daher man eifrigst bestrebt sein muss, dasselbe im Diinger zu erhalten. Wenn der Diinger auf der Diingerstatte gleichmassig ausgebreitet wurde, ist es rithlich, ihn wéchentlich ein- oder zwei- mal mit etwas Erde, trockener Schlamm- erde oder ebenfalls wieder mit Gyps zu be- streuen, auf welche Weise man ausseror- dentlich guten Diinger erhalt. Ist es zeit- weise sehr trocken, dann iibergiesse man die ganze Diingermasse in der Woche ei- nigemal mit Mistjauche, so dass der Mist immer etwas feucht ist und nach und nach speckig werden kann. Die ibrig bleibende Jauche, welche in der Jauchecisterne oder in der Diingerstatte angesammelt wird, fihrt man nun bei feuchter Zeit auf die Wiesen, auf die Luzerne-, Klee- oder Espar- setteschlige, wodurch dieselben ein freu- diges, starkes Wachsthum bekommen. Bleibt immer noch Jauche tibrig, so kann sie auch auf die Brach- oder Riibenfelder gebracht

314

werden, wo sie gleich gut wie der Diinger wirkt, Kurz, es kann Jauche iiberall hin gebraucht werden, da sie als fliissiger Guano anzusehen ist. Lassen Sie niemals Ihren Diinger zu trocken werden und aus- brennen, und ebensowenig die Jauchegru- ben tiberfliessen, weil Sie dadurch das kost- barste Diingermaterial verlieren, das Sie ungemein nothwendig brauchen,«

2) Der Botanische Garten in Mel- bourne. Wir lesen im Telegraph Neu- hollands: >In Europa wird man mit Bedauern vernehmen, das der Baron F. Miller, des- sen Namen seit 20 Jahren mit dem des Botanischen Gartens in Melbourne ver- kniipft ist, und dessen Arbeiten in allen Theilen des Erdballs hinlanglich bekannt sind, nun definitive vom Directorat dieses Gartens zuriickgetreten ist. Der eigent- liche Grund davon ist der, dass dieser Garten fiir die Zukunft seiner wissenschaft- lichen Zwecke sich entkleidet hat, ferner nicht mehr als Centrum fiir die botani- schen Bestrebungen und Versuche in Neu- holland dienen wird, sondern zu einem de- corativen Landschaftsgarten bestimmt ist, in welchem dem Herrn Gouverneur ein Wohnsitz erbaut wird. Wir haben auch unsere Ayrtons in Victoria! Immerhin ist es zu hoffen, dass die unschatzbaren Ver- dienste und Arbeiten des Baron von Miil- ler seinem adoptirten Lande nicht verloren gehen werden, und dass'derselbe in ehren- voller Privatthitigkeit seine Studien und Arbeiten fortsetzen werde, durch welche derselbe so niitzlich geworden ist. Herr Baron von Miller tritt von seinem Amte zuriick, ihm folgt aber die allgemeine Hoch- achtung aller derer, welche im Stande sind, seine hohen Verdienste zu wiirdigen.«

Fiir die wissenschaftlichen Institute Eu- ropa’s ist das ein grosser Verlust, denn Miller stand mit allen in einem regen Tauychverkehr und ihm verdanken Europa’s Garten die Einfiihrung einer Menge scho- ner und interessanter Pflanzen Neuhollands. Ueberschitzen wir auch nicht den géreiz- ten Ton der obigen Anzeige in dem Tele-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und dee Schweiz.

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graph, so steht doch so viel fest, dass un- ser hochgeehrter lieber Freund, unter ob- waltenden Umstiinden, obgleich demsel- ben von dem Gouvernement in loyaler an-— zuerkennender Weise bei der Aufhebung des Botanischen Gartens in Melbourne als Botanischer Garten der volle Gehalt und Entschadigung fiir Quartier belassen wor- den ist, mit tiefer Wehmuth von einem Institute zuriicktreten wird, das derselbe unter friheren giinstigeren Auspicien fir die Wissenschaft gegriindet, und das nun, wenn gleich es als offentlicher Volksgarten bestehen bleibt, doch den urspriinglichen wissenschaftlichen Zwecken entzogen wird! Sowie uns berichtet wird, hat F. Mil- ler, der stets als wahrer Enthusiast im ganzen Gebiete der Botanik gearbeitet und geschafft hat, sich entschlossen als Privat- mann in Melbourne zu bleiben, dort seine begonnenen wissenschaftlichen Arbeiten fortzusetzen und das gegriindete Botani- sche Museum und Bibliothek zu verwalten. Méchte demsslben fir dieses uneigenniitzige Fortwirken fiir die Kenntniss der Flora Australiens auch alle die Anerkennung und Achtung von seinen jetzigen Lands- leuten entgegengetragen werden, die der- selbe in so hohem Grade verdient, Den zahlreichen Freunden und Verehrern des Hrn. F. von Miller zeigen wir an, dass dessen Adresse fir die Folge einfach >»Baron von Miiller in Melbourne, Colonie Victoria in Australien« ist. (KE. RB.)

3) Agronomische Versuche in Italien. Das Konig. italienische Acker- bau-Ministerium hat den landwirthschaft- lichen Versuchs-Stationen den Auftrag er- theilt, im Laufe des Jahres 1873 eine An- zahl von Untersuchungen vorzunehmen und zwar iiber die chemische Beschaffenheit des Weinmostes je nach der verschiedenen Traubenreife, itiber die gewohnlicheren Krankheiten italienischer Weine, tiber den Rost des Reises; ferner, Puccinia graminis auf Berberis vulgaris einzuimpfen um zu constatiren, dass die Sporen derselben auf den Blattern des Sauerdorns zur Keimung gebracht, dass Aecidium berberidis hervor-

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bringen, und dass die Sporen dieses letz- teren auf das Getreide gebracht, den Uredo linearis hervorbringen; fernere morpholo- gische Studien zu machen, weil Pleospora herbarum und Fumago salicina, mit dem Zwecke, um zu ersehen, ob selbe auf Sub- stanzen unter verschiedenen Verhaltnissen des Lichtes, der Temperatur u. 8. w. ge- bracht, sich Microphilen von verschiedenen Formen erzeugen; schliesslich bei Seiden- raupen Fiitterungsversuche vorzunehmen mit Maulbeerbaumblattern, die kiinstlich mit oben erwahnten Pilzen Pleospora her- barum und Fumago salicina inficirt wur-

den und ersehen, welche Krankheiten diese

am Seidenwurm hervorbringen, und ob die krankhaften Producte der Seidenraupe die

TV. Literatur.

315

Reproductionskeime dieser namlichen Pa- rasiten seien. (Italia agric.). (S—r.)

4) Monaco-Garten. Im Raume der Weltausstellung in Wien bliihten im Monat Juli und zwar im Garten am Pavillon von Monaco: Yucca aloefolia, Amaryllis aurata, Gladiolus Ophir, Glad. Princesse Marie de Cambridge, Echeveria metallica, mehrere Aloe, Erythrina etc. Die Agave ameri- cana hat ihre Bliithen noch nicht (8. Aug.) entfaltet. Neu angelangt sind: Amor- phophalus Rivieri, Tritoma Uvaria, Erio- botrya japonica, Eucalyptus globulus (eben-

{ falls junge Exemplare), Geranium in ver-

. schiedenen Varietaten etc. (S—r.)

Ye oi. ete ra Ut r.

2) Karl Koch, Dendrologie, Baume, Straucher und Halbstriucher, welche in Mittel- und Nord-Europa’im Freien cultivirt werden. Zweiter Theil, I. Abtheilung, enthaltend die Mono- und Apetalen mit Ausnahme der Cu- puliferen. Erlangen 1872 bei Fer- dinand Enke.

‘Wir freuen uns die Fortsetzung dieses

_wichtigen Werkes im Gebiete der Garten-

literatur anzeigen zu kénnen, welches als Epoche machend, in der Literatur iiber unsere im Freien ausdauernde Holzpflan- zen, betrachtet werden muss. Von Herzen wiinschen wir unserm geehrten Freund und Mitarbeiter im Gebiete des Gartenbaues die Zeit und Ausdauer, dieses Werk zu be- enden, an dem ein Lebensalter vorgearbei- tet worden ist.

Es ist das ein Buch, das jeder gebildete Gartnér-sih anschaffen_muss.

Der Referent, schon seit langerer Zeit mit der Bearbeitung einer Russischen Den- drologie beschaftiget, die auch schon theilweise in Russischer Sprache erschie-

nen ist, hat die beste Gelegenheit gehabt, seines geehrten Freundes Arbeit zu priifen.

Wir haben schon friher unsern unbe- dingten Dank fiir Uebernahme der Mihe und grossen Arbeit ausgesprochen, gerade diese fir unsere Garten im Freien so wichtige Dendrologie zu bearbeiten, so dass unsere Ausstellungen eben nur als die Bemerkun- gen eines Mannes zu betrachten sind, der eine andere Weise der Bearbeitung dieses reichen Materiales gewiinscht hatte.

Unser geehrter Freund kennt ungemein gut seine Baume und Straucher, ver- lasst sich in dieser Beziehung aber auch Ofters zu viel auf sein gutes Gedachtniss.

Ueber die Art der Annahme der Arten haben wir uns schon friiher ausgesprochen. C. Koch huldigt der Ansicht Darwin’s, dass die Arten noch in steter Veranderung be- griffen seien, ob also Art oder Form, da komme es nicht darauf an.

Wir glauben auch, dass die Ansicht, ob Art oder Form, je nach dem Standpunkt des Beobachters, je nach dem vorliegen- dem Material, je nach der Art der Anstell-

316

ung der Beobachtung und Untersuchung eine durchaus verschiedene sein kann. Da- gegen zeigt uns gerade die Cultur, dasa die grosse Mehrzahl der Pflanzenarten, wenn deren Bestindigkeit der Charaktere nicht durch Bastardirung mit andern ver- wandten Arten erschiittert wird,

win

“geblieben, ist und nur in besonderen =

geordneten Charakteren, als Hohe des Wachsthums, Behaarung, Farbe der Blu- men, Grésse und Geschmack der Frucht etc., einige Veranderungen eingetreten ist, ja dass selbst diese Verinderungen atch Einfluss der Cultur, viel geringer sind, als man im Allgemeinen anzunehmen geneigt ist, wenn nicht durch Entstehung frucht- barer Bastarde der Misch-Formen und Ragenbildung Thor und Thiir gedffnet ist. Wir halten es daher fiir geboten, dass jeder Autor sich selbst seine persdnliche Ueberzeugung bilden muss, was er fir gute Stammarten, was er fiir Formen hilt. Kinen solchen klaren Blick tiber das bear- beitete Material kann man aber nur dann erhalten, wenn man die entscheidenden Charaktere dazu benutzt, um alle Arten einer Gattung in iibersichtlicher Weise nach der analytischen Methode zusammen- zustellen und damit dem, der das Buch beniitzen will, auch die Méglichkeit der schnelleren und sicheren Bestimmung zu erleichtern. Dies ist aber von C. Koch nicht geschehen. areas ~ Kin anderer Punkt, mit dem wir nicht ibereinstimmen, ist das Zuriickgehen auf den altesten Artennamen. Wohl ist das von einer Naturforscher - Versammlung als Princip angenommen worden. Dieses Prin- cip vermehrt aber unsere Synonymie auf entsetzliche Art, stellt an die. Stelle von

“Pflanzenarten, dite allgemein unter bestimm-

ten Namen bekannt waren, wieder ganz andere, wie z. B, Cotoneaster integerrima fiir C. vulgaris, Aristolochia macrophylla

_ fir A. Sipho*), oder wer weiss z. B.

*) In beiden Fallen hat allerdings der | yon Koch gewihlte Name das_Recht, ; der

ye

Ff y -

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. by

| ter als der von L’Heritier publicirt.

gegenwartig noch, wenn man von Pinu Picea und Pinus Abies spricht, welche Art damit gemeint ist, seitdem diese Begriffe gerade umgekehrt worden sind! Ferner ist Cotoneaster Fontanesi Spach der flteste Name in Verbindung mit der Gattung. Desfontaine publicirte etwas ~ friiher Mespilus racemiflora. Es scheint uns falsch in solchem Falle auf den 4lte- sten Artennamen zurickzugreifen und die Art Cotoneaster racemiflora zu nennen. Ferner machen wir dem Verfasser einen 5 Vorwurf daraus, dass er ihm zur Disposi- 4 tion stehende Werke einfach aus dem Ge- | dachtniss und dann falsch citirt oder gar © nicht vergleicht, So sagt derselbe z. B. © im ersten Bande, dass der Referent eine | Berberis amurensis aufgestellt habe, was z aber nur eine Abart der B. vulgaris sei. +/; Nun ist aber B. amurensis von Ruprecht § % aufgestellt und von mir im Tentamen Florae |) ussuriensis als Form zu B. vulgaris gezo- _ gen worden. : Bei Rhododendron caucasicum |) Pall., dieser nach unserer Ansicht fir. deutsche und russische Garten wichtigsten Alpenrose, da soleche im Winter geschiitzt noch in Petersburg den Winter ohne jede © Schadigung im freien Lande iiberdauert, nur 2 Fuss hoch wird, ein ausgebreitetes 4 Wachsthum ‘besitzt und im Friihjahre, so wie zum zweiten Male im August seine, grossen schénen Blumendolden in reicher \\ Fille entwickelt, also alles Eigenschaf- , ' ten, die dieser Pflanze einen ausserordent- lich hohen Werth geben, hat C. Koch i die Abbildung und den betreffenden Arti. kel in der Gartenflora (Grtfl. XVI. p. 822 tab. 560), jedenfalls nicht verglichen, denn er kennt die von uns daselbst beschriebene Form (R. caucasicum flavidum) nicht. f

Prioritiit, aber bei Cotoneaster ist es der Collectivname, den Medicus fiir die schwarz- und die rothfriichtige Art gab und bei Aristolochia ist allerdings A. Sipho Lam. um ein Jahr alter nach der Zahreszahl des Werkes, aber doch wahrscheinlich spa-

Die Abbildungen, welche als Rh. pul- cherrimum und Nobleanum des Bot. Maga- zine von C. Koch zu Rh. caucasicum citirt werden, sind schon Gartenformen mit roth- lichen und hellrothen Blumen.

Wenn der Referent gut unterrichtet ist tiber die wilde Stammart der Rh. cau- casicum flavidum, so ist solche durchaus jibereinstimmend mit unserem Rh. cauca- sicum flavidum, nur dass die Blumen weiss mit réthlichen Anhauch, dagegen scheint ebenso haufig ‘Rh. caucasicum fla- vidum wild zu sein. Das Rh. caucasicum wachst in einer Héhe von 10—12000 Fuss im Caucasus, wohin Reisende selten kom-

men, und wenn solche dahin kommen, hat

das Rhododendron meist schon abgeblihet. Wir hoffen aber bald wieder Pflanzen in Blithe zu bekommen, die aus Samen er- wachsen sind, welche in den hohen AI- pen des Caucasus gesammelt wurden, 80

dass wir die Frage der Farbe der Blumen, ob solche stets ein blasses Gelb oder weiss

mit rosa Schein, endgiiltig entscheiden konnen.

Endlich miissen wir uns noch in Be- treff einer andern Angabe iiber diese Pflanze gegen unseren geehrten Freund erklaren,

da diese Angabe leicht eine ganz irrige

Idee von Rh. caucasicum geben konnte. C. Koch sagt nimlich, dass dieselbe, weil die Wurzel krieche, sehr grosse Strecken einnehme,

Die Wurzel von Rh. caucasicum verhilt sich aber ganz wie bei anderen Rhododen- dron-Arten, dieselbe kriecht weder, noch macht sie Wurzelausliufer. Wohl aber tritt gleich unseren heimischen Alpenrosen (Rh. ferrugineum und Rh. hirsutum), auch R. caucasicum gesellschaftlich auf, strecken- weise die Abhainge der Hochgebirge deck- end und mit ihren nach allen Seiten aus- gebreiteten Aesten ein dichtes niedriges 1—2 Fuss hohes Gebiisch bildend.

Ueber Rh. brachycarpum G. Don, was Hrn. C. Koch noch unbekannt ist, kénnen wir nihere Auskunft geben. Dasselbe ist von C. Maximowicz durch Samen aus Ja- pan in den K. Bot. Garten in St. Peters-

_ burg in Menge eingefiihrt und Anfangs

lV. Literatur. 317

falschlich als Rh. Metternichi (einer nah verwandten Art), spiter aber unter dem richtigen Namen vielfach in die Girten Europas vertheilt worden, Dasselbe ist in De Candolle’s Prodr. VI. 723 aufgefihrt, ebenso von Asa Gray »On the bot. of Jap. ‘p. 400 und endlich von Maximowicz in »Rhododendreae Asiae orientalis« in Mem. Ac. Petr. 1870 Nr. 7. Es ist eine Gebirgspflanze Japans, die in den héchsten Gebirgen des mittleren Japan wichst und bis zum Norden Japans bei Hakodate geht. Im hiesigen Botanischen Garten und ebenso im Garten des Prasidenten des Gartenbau- vereins »S, A. Greig« hielt diese Alpen- rose Japans ebenso gut wie Rh. caucasi-

‘cum aus. Im Garten des letzteren blihete

dasselbe schon, wahrend im hiesigen Gar- ten die stirkeren blihbaren Exemplare von einem jener gewissenlosen Liebhaber des Gartenbaues gestohlen wurden, und da- her bei uns noch keine Pflanze bliihete. Was endlich C. Koch als »Rh, Metternichi«< auffibrt, dirfte nach dem was wir voraus gesendet, alles zu Rh. brachycarpum ge- héren, soweit das nimlich die in Garten befindlichen Exemplare betrifft.

Unsere Leser mégen aus der einlass- lichen Besprechung dieses Werkes und der Auffihrung einzelner Punkte, wo wir nicht einverstanden, das hohe Interesse entneh- men, das wir diesem Werke zollen. Wohl kénnten wir noch viele Beispiele auffiih- ren, wo unsere Ansichten und die des ge- ehrten Verfassers differiren, aber ein- mal liegt das in der iiberhaupt jedem Au- tor eigenen verschiedenartigen Auffass- ung, anderentheils haben wir den Vor- theil, dass wir wenigstens einen Theil der) Arbeit von ©. Koch bei unserer Arbeit be- nitzen konnten, und da hat es der, welcher folgt, leichter als der, welcher die erste © Arbeit geliefert.. hat. ~ Unsére Russische~ Dendrologie war namlich beendet von den Apetalen bis zu Ende der Monopetalen ehe C. Koch’s Il. Theil der Dendrologie erschien, welcher einen Theil der von uns schon bearbeiteten Pflanzen enthielt und ge- genwartig ist diese Arbeit auch schon fast bis zu Ende der Monopetalen gedruckt,

318

Wenn die Russische Ausgabe beendet, dann werden wir unsere Russ. Dendrologie auch in deutscher Sprache erscheinen las- sen und es werden sich darin eine Menge von Berichtigungen in Bezug auf Russische und asiatische Pflanzen naturgemiss finden miissen, weil uns in dieser Beziehung viel .reicheres Material als unserm hochgeehrten Freunde vorliegt.

Wir schliessen diese Kritik, um dem Hrn. C. Koch den Dank aller Fachgenos- sen und Freunde des Gartenbaues zu sa- gen, dass er sich entschliessen konnte, am Abende seines Lebens noch diese bedeu- tende und .miiheyolle Arbeit zu iberneh- men und durchzufiihren, wodurch ein Jahr- zehentelanges Studium eines Mannes ab- geschlossen wird, den wir alle als den aus- gezeichnetesten und besten Kenner unserer ausdauernden Holzgewachse verehren.

(KE. R.) 2) Terraciano N. Osservazioni sullavegetazione dei dintorni di Caserta pergli anni 1867 71, Caserta 1872.

Es werden Beispiele von besonderen Vegetationsverhaltnissen in der Umgebung von Caserta gegeben; so beobachtete der Verf. einen Cerasus communis, welcher An- fangs October blihte und im darauffolgen- den Marz reife Friichte brachte; im spater folgenden Frihjahre aber der betreffende Ast abgestorben sei. Hinige Varietaten yon Pyrus communis blihten in der ersten Halfte August zum zweiten Male, wahrend gleichzeitig sich am Baume Friichte vor- fanden; mehrere Bliithen brachten Anfangs Januar Friichte. Ein bejahrter Aesculus Hippocastanum brachte Anfangs Januar Blat- ter, der Baum starb im August; tiber die- sen Fall bemerkt Terraciano, dass diese Belaubung als eine Folge der letzten Le- benskraft zu betrachten sei, so auch sei diess der Fall bei obenwihnter anomaler Vegetation des Cerasus. (S—r.)

3) Edmond Boissier, Flora orienta- lis. Volumen II, (Calyciflorae, Poly- petalae) Gencvae et Basiliae apud

H. Georg. ,1872,

Dieser zweite Theil enthalt 1093 Seiten

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Sclrwars:

ohne Index. Darunter ist die Gattung Astragalus allein mit 757 Arten ver- treten.

Ein Werk von grosser Wichtigkeit, in welchem ein Mann wie »>Edmond Bois- sier«, der seit fast einem mittleren Men- schenalter theils selbst die Landergebiete des Mittellindischen Meeres’ bereist hat, theils auf seine eigenen Kosten Reisende nach dem Oriente gesendet oder doch solche grossentheils unterhalten hat, eben- falls seine Arbeiten, die er sich als Le- bensaufgabe gestellt hat und damit der Nachwelt dieses Werk als Monument sei-

ner unausgesetzten Thatigkeit tbergibt.” Wie bei C. Koch hoffen wir, dass Gott auch diesem rastlos arbeitenden Manne—

§:

die Gesundheit und Kraft geben mége,

dieses umfangreiche Werk zu Ende zu

fihren, in welchem alle die in vielen ver-— schiedenen von Boissier selbst beschrie-— benen Pflanzen, sowie die von zahlreichen |

anderen Botanikern zerstreut publicirten Pflanzen der Gebiete von Griechenland und Aegypten durch den Caucasus, Syrien, Palastina, Persien etc. bis zu den Granzen Ostindiens zusammen gestellt sind. Den in zahlreichern Arten vertretenen Gattungen ist eine schematische Uebersicht zur leichteren Bestimmung vorausgesendet und zu den Arten sind gute Beschreibun- gen, Standorte und Synonymie gegeben. ; ' ({HR3 4) Bulletin de la Société de bo- tanique de Belgique. Tome dou- ziéme. N. 1. Bruxelles. 1873. Enthalt unter andern eine Aufzahlung und Beschreibung der in Belgien wild wachsenden Orchideen von Armand Thielens.,

5) Le cultivateur de la région Lyonnaise. Es ist das ein monatliches Journal, das

von der »Société Régionale de viticulture

et du cercle horticole Lyonnais«, seit Juni dieses Jahres herausgegeben wird und von dem monatlich ein Heft erscheint und zwar unter der Direction von P. Duplat. Die- ses Journal beschiaftigt sich vorzugsweise mit dem Weinbau,

Sag

=

:

V. Personalnotizen und Neuestes. , 819

letzten kalten Wintern in Frankreich stark | und mit Paris in dieser Beziehung in Con- gelitten. Man rechnet daher auf kaum | currenz tritt. Kaum ist die obengenannte eine halbe Ernte und die Preise des Wei- | Gesellschaft gegriindet, und schon gibt nes sind im bestiindigen Steigen begriffen. | solche ein sehr gut geleitetes Journal her-

Ausserdem richtet die Phylloxera | ans. Ausserdem wird vom >Cercle horti- vastatrix, jene an den Wurzeln des | cole Lyonnais« in diesem nachsten Septem- Weinstockes lebende Wolllaus, arge Ver- | ber auch eine grosse Gartenbauausstellung

Die Reben haben bekanntlich in den auch fiir Gartenbau ungemein viel thut

heerungen an und vernichtet ganze Pflanz- | in Lyon veranstaltet werden. (E. R.)

ungen oder bringt solche doch zum Siech-

thum, so dass keine Aufsicht auf Ernte ist. 6) J. Duval-Jouve, particulari- Zwei Mittel werden jetzt gegen die- tes de Zostera marina L, et Z.

selbe vorgeschlagen. Davon ist das erstere nana Roth. Paris 1873.

grindliche Bewadsserung der Weinberge, Das Seegras ist massenhaft im Ge-

wodurch ganze Pflanzungen bereits wieder | prauch als Fiillungsmittel fir Matrazen hergestellt und zu erneutem, kraftigem Ge- | und viele andere Zwecke. Wenige haben deihen gebracht worden sind. dasselbe in Blithe und Frucht gesehen,

Das andere Mittel besteht in eirem De- | und so ist die obige Schrift, welche die coct von Anis, der mit Wasser vermischt | Entwickelungsgeschichte beider Arten und zum Begiessen der Rebstécke angewendet, | deren Bliithen und Friichte einlisslich be- die Phylloxera vertreiben soll. Hieriiber | riicksichtiget, ein schiitzbarer Beitrag zur liegt aber bis jetzt nur ein Versuch im | pesseren Kenntniss dieser lang bekannten

Kleinen vor. Pflanzen. (E. R.) Lyon ist die Stadt, welche gegenwirtig

VY. Personalnotizen und Neuestes.

lucha Maclay hatte sich bekanntlich | Bericht tiber die 2. Wiener Ausstellung vor mehr als einem Jahre, begleitet von | vom Herrn A. Senoner: Dort ist 8. 211 einem einzigen Diener in Neu-Guinea an | gesagt: »J. Charmeux in Thomery, wel- das Land setzen lassen, um die Thier- und | cher einen Topf cultivirte Vaccinium ma- Pflanzenwelt jenes noch wenig bekannten | crocarpum mit Frichten und Gelée ete. aus- Landes zu studiren und zu sammeln, Die | gestellt hatte.« Das ist unrichtig, da die- Entbehrungen und die Unbilden des ge- | ser Topf mit Friichten etc, vom Herrn H. fahrlichen Klimas konnte derselbe aber | Maurer ausgestellt war. nicht tiberwinden, ward vom Fieber befal- Dirfen wir bei dieser Gelegenheit un- len und kam kiirzlich noch fieberkrank in | sern geehrten Freund fragen, was ist aus Java an. Dort hat sich derselbe jetzt nach | der grossen Anpflanzung von Vaccinium Buitenzorg begeben, um sein gesammeltes | macrocarpum geworden, hat solche auch Material zu ordnen und zu bestimmen, und | schon Friichte getragen, mit andern Wor- dann spater wieder nach Neu-Guinea zu- | ten, ist einige Hoffuung vorhanden, diese riick zu kehren, (E. RB.) Beerenpflanze fiir unsere Culturen zu ge- winnen, ohne dass die Ausgaben fiir diese

1) Der Russische Naturforscher Mic- | bemerkt uns brieflich berichtigend zu dem 2) Herr Hofgiirtner Maurer in Jena! Cultur bedeutend hoher als dic Einnahmen

320

zu stehen kommen wirden? Wir stellen diese Frage, weil Herr Maurer der einzige ist, der bis jetzt Versuche in grdésseren Maasstabe mit V. macrocarpum gemacht hat, Im hiesigen Botanischen Garten und auch in den Baumschulen des Referentem gedeiht diese Pflanze ganz gut, trug bis jetzt aber keine einzige Frucht. (E. R.)

3) Herrn J. Linden’s Etablisse- ment in Briissel wird aufgelost. Herr J. Linden hat bekanntlich vor einigen Jah- ren das Etablissement von Ambroise Ver- schaffalt in Gent angekauft. Gegenwartig ist derselbe im Begriff, wegen grdésserer Concentration des ganzen grossartigen Ge- schaftes, dann aber auch um von den seltenen weniger currenten Artikeln einen Theil aufzugeben, wie von Orchideen, of- ficinellen und tropischen Nutzpflanzen etc., von denen wie esscheint inGent nur noch eine kleinere Auswahl cultivirt werden sol- len. Die ganzen grossartigen und an sel- tenen Pflanzen ausserordentlich reichen Sammlungen Linden’s sollen daher an die Meistbietenden verkauft werden, und zwar den 8. und 9. September die Orchideen, den 10. u. 11. September die Palmen, den 12. u. 13. Sept. die officinellen Pflanzen, die tropischen Obst- baume und neuen Ein- fiihrungen,

den 15, u. 16. Sept. die Warmhauspflanzen.

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Es freut uns aber mittheilen zu konnen, . dass J. Linden viel -zu sehr enthusiasti- scher Freund des Gartenbaues und zugleich

Botaniker ist, als dass derselbe es aufge- |

ben sollte, seine Reisenden zur Einfihr-

ung neuer Pflanzen noch nach~den ver- schiedenen weniger bekannten Lianderge- ©

bieten auszusenden.

Eine Auswahl, gerade der eolteuiten Sachen, ist schon vor dem Beginn des Verkaufes nach Gent itbergesiedelt und wird nun das dortige Etablissement Lin- den’s nicht blos gangbare Markt- und Mo- depflanzen in reichster Auswahl halten, sondern nach wie vor jahrlich neue Ein- fiihrungen schéner Pflanzen vermitteln.

(E. R.)

4) EduardSell, gewesener Obergart- ner des ehemaligen Blass’schen Gartens zu Elberfeld, nachheriger Chef des Linden’- schen Etablissements in Briissel, vor Jah- ren in der Absicht Pflanzen zu importiren nach Central-Amerika ausgewandert und seit lange, trotz manchfacher “Bemuhungen dessen Aufenthaltsort zu erfahren, fiir uns spurlos verschwunden, gibt uns kiirzlich

aus St. Ramon in Central-Amerika ein Le-

benszeichen, wonach derselbe sich wohl befindet und in Balde mit einem Trans- port seltener Pflanzen nach Europa zu

kommen beabsichtigt. i

(E. M.)

I Originalabhandlungen.

1) Abgebildete Pflanzen.

a) Allium oreophilum C, A. M.

(Siehe Taf. 775. Fig. 1. 2.)

Liliaceae.

A. oreophilum C. A. M., bulbo suborbiculato; caule tereti, adscendente, basi 2—3phyllo; foliis linearibus v. lato-linearibus, glaucis, supra canalicu- latis, subtus convexis, nervis prominen- tibus longitudinalibus percursis, (ex- siccatis planis), glabris, margine sub lente punctulis elevatis vix scabriuscu- lis, caulem plerumque superantibus; umbella subfastigiata vy. hemisphaerica

- pluri-mulliflora (6—10 flora C. A. M.);

spatha 2— 3 fida, membranacea, pedi- cellos circiter aequante v, superante, foliolis y. lobis ovatis acutis; perigonii foliolis ellipticis, acutis, stamina plus duplo superantibus; filamentis simplici-

bus, liberis, exterioribus e basi lata

deltoideis, interioribus brevioribus sub-

linearibus. Perigonii purpurei foliolis

nervo intermedio saturatione. A. oreophilum ©, A. M. ind. cauc. pag. 37. Knth. enum. IV. 453.

Kar. et Kir. enum. pl. Soong. n. 827. Knth. enum. LV. 690.

Das wahrhaft.schéne Allium, was wir Deistehend abbilden, erhielt der hiesige Garten in lebenden Zwiebeln vom Oberst Korolkow aus den Gebir- gen des Akt-Tau in Turkestan. Diese Art scheint aber eine grosse Verbreit- ung zu besitzen, indem dieselbe zuerst in einer armblumigen Form von C, A. Meyer im Ostlichen Caucasus gesam- melt wurde. Die reichblumige Form, wie wir solche nach unsern lebenden Pflanzen abbilden, sammelten Karelin und Kirilow im siidlichen Altai uud im Alatau der Soongorei und beschrieben solche als A. platystemon. Spater sam- melte Semenow die gleiche Pflanze im Alatau transiliensis bei einer Héhe von 6— 7000 Fuss und Sewerzow, Fed- schenko und Korolkow in den Gebir- gen Turkestans, die grossen purpur-

Ledb. fl. ross. IV. 188. Rgl. pl. | rothen Blumen, die in einer flachem Semenoy. n. 1089. A. platystemon | Halbkugel in der Dolde beisammen stehen

XI, 1873,

21

322

und die Gestalt der einfachen Staub- faden, von denen die 3 dusseren (nicht die inneren wie Ledebour das _ be- schreibt) breit und triangelformig sind, zeichnen diese in die Gruppe von A. Moly gehérige Art sehr aus.

Wird wahrscheinlich ohne Deckung im freien Lande aushalten (woriiber die Beobachtung uns noch fehlt) und zu den schdéneren Zwiebelgewachsen unserer Garten einen werthvollen Bei- trag liefern. Die Schafie werden kaum

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, See eee

spannenhoch und steigen auf oder lie- gen auch nieder, die Bliithendolde wen- det sich aber stets nach oben. Im Kalthause tiberwintert und im Topfe erzogen, bliihete dasselbe Ende Mai.

'(E. R.)

Erklarung der Abbildung:

Fig. 1. Die ganze Pflanze in natiir- licher Grosse.

Fig. 2. Kine einzelne Blume mit den Siaubfaden, vergréssert.

a

b) Ixiolirion Pallasii Fisch. Mey.

(Siehe Tafel 775. Fig. 3. 4.)

Amaryllideae.

Ixiolirion Pallasii Fisch. et Mey., caule foliato, 2-plurifloro; foliis linearibus; perigonii 6 partiti infundi- buliformi-campanulati laciniis apice re- curvo-patentibus; antheris rectis. I. Pallasii Fisch. et Mey. in Kar. et Kir. enum, pl. alt. n. 840 (1841). Ledeb. fl. ross. 1V. 116. J. montanum Knth. enum, V. 817. I. tataricum Schult. syst. VII. 1. p. 752. —- Amaryllis ta- * tarica Pall. it. Il. p. 521. Perigo- nium pallide caeruleum, laciniis nervis tribus caeruleis pictis.

Dieses schéne, in unseren Garten bis jetzt nicht eingefiihrte Zwiebelge- wichs wachst in den Steppen des siid- lichen Russland bis zum Caucasus und siidlichen Allai und von da bis nach Turkestan. Die uns zahlreich vorlie- genden wild gesammelten Exemplare sind theils sehr reichblumig, schwache

Zwiebeln, dic wir im letzten Jahre aus Turkestan erhielten, haben bei Topfcul- tur bis jetzt nur 2 Blumen entwickelt; in unseren Baumschulen, wo diese schone Pflanze im freien Lande durch- wintert wurde, ohne dass Deckung im Winter angewendet worden war, hat dieselbe aber schon so reichlich ge- bliihet, wie das die Abbildung zeigt. Die zahlreichen aus Samen erwach- senen jungen Pflanzen werden diese schéne Zwiebel bald verbreiten und ihr eine wiirdige Stelle in unseren Garten anweisen. Nah verwandt, aber noch nicht in Cultur, ist I. Ledebouri Fisch. (I. tataricum Knth.), welches sich durch mehr abstehende Blumenblatter und

nach dem Abbliihen spriralig aufge-

rollte Staubbeutel kaum specifisch un- terscheidet. (E. R.)

4 fi A

Gegen Ende April d. J. besuchte

ich auf einige Tage das Laureotische

Gebiet, um die Vegetation dieses Thei- les der Attica und besonders der so beriihmt gewordenen Halden (,,Ekbola- den“) und Schlackenlager der alten hellenischen Silberbergwerke einer ge- naueren Untersuchung zu unterziehen. Schon im Jahre 1866 waren mir bei einer fliichtigen Herborisation mehrere Pflanzen aufgefallen, die meine Vor- ginger und unter diesen insbesondere mein Freund Herr Sartori, der wieder- holt im Laurion-Gebiete botanisirte, nicht aufgefunden hatten und die an- derwarts in Attica nicht vorkommen. Hervorzuheben sind, namentlich Teu- crium brevifolium Schreb., bis- her nur von den Inseln Creta, Melos und Astypalaea bekannt; Goniolimon Sartorii Boiss., von Sartori auf der Insel Myconos entdeckt; Endoptera dichotoma Boiss. et Bal., eine von Balansa bei Smyrna entdeckte Pflanze

J a) _-und Silene Juvenalis Delil. Diese

letztere ist in Kleinasien einheimisch, (Vid. Boissier, Flora Oriental. I. p. 579), wurde aber bekanntlich zuerst bei Mont- pellier am ,Pont Juvenal® entdeckt, wo sie mit Wolle aus dem Orient ein- geschleppt worden war. Im Jahre 1866 fand ich sie in wenigen Exemplaren bei den Bleihitten von Ergastiria ange- siedelt: in diesem Jahre nun fand ich die Pflanze in grosser Masse, nicht nur bei Ergasliria, sondern auch bei Pascha-Limuni und auf den hoher im Laurion-Gebirge gelegenen Localitaten

I. Originalabhandlungen. 323

c) Glaucium Sérpieri Heldr. (Siehe Tafel 776.)

Papaveraceae.

Kamariza und Sinterini die alten Hal- den und Schlackenlager buchstablich

bedeckend und mit ihren sch6nen hoch- - rothen Bliithen einen herrlichen Anblick ‘gewahrend.

Es verdient diese Silene als Zierpflanze cultivirt zu werden. Eine einjahrige Art zur Gruppe von Silene conica Lin. gehérend, zeichnet sie sich durch zahlreiche grosse Blii- then mit schwach ausgerandeten Peta- len aus. Sie hat einige Aehnlichkeit mit Silene integripetala Bory et Chaub., aber durch gréssere und schdnere Blu- men empfiehlt sie sich noch mehr als diese zur Gartenzierde.

Der beachtenswertheste Fund mei- ner diessjahrigen Excursion war indess ein Glaucium, wovon eine betracht- liche Anzahl in voller Blithe stehender Individuen auf der Lagerstatte des al- ten Schlackenhaufens von ,Kyprianos“ angesiedelt war. Dieses alte Schlacken- lager befand sich auf der schmalen Landzunge, die als niederer Hiigel den Hafen von Thoricus von dem siidlicher gelegenen Hafen von Ergastiria trennt. Die alten Schlacken lagen hier zum Theil bis zu einer Héhe von 3 Meter iiber der Oberfliche aufgeschichtet, ein Areal von nahezu 50,000 Quadratmeter einnehmend, und sind nun seit elwa 3 Jahren ganz abgeraumt und zur Ver- hiittung und Gewinnung des darin von den Alten zuriickgelassenen silberhalti- gen Bleies nach den Bleihiilten von Ergastiria gebracht worden, so dass jetzt die alte Bodenoberfliche nackt zu Tage liegt, Auf diesem Areal haben o1*

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304

sich bis jetzt nur sehr spirlich wenige annuelle Pflanzen angesiedelt, in gros-

_ ser Menge jedoch das erwiahnte Glau- cium, Die kraftigen 1—3 Fuss hohen \vielverzweigten Stauden mit den gros- | sen Crocusgelben Bliithen, ~| menblatter mit

deren Blu-

| Flecke. an der Basis gezeichnet sind,

e,

gewiahrten einen prachtvollen Anblick. Die Bliithen dieser Art sind grésser als jene des gewohnlichen Glaucium luteum Scop. und die blaugriinen dicht mit krausen weisslichen Haaren besetzten Blatter sind doppelfiederig getheilt (fo- lia glauca profunde bipinnatipartita) mit kleinen Endlappen. Die Blume gleicht der von G. grandiflorum Boiss. et Huet, (Boiss. Flor. Orient. I. p. 121), einer kleinasiatischen und persischen Pflanze, deren Blatter jedoch sehr verschieden sind; ich halte daher die laureotische Art fir unbekannt und stelle sie bis auf Weiteres als neu unter dem Namen Glaucium Serpieri auf, zu Ehren des Herrn J, B. Serpieri, des bekannten Griinders der Bleihiitten von Laurion, dem Hellas den in letzter Zeit so leb- haften Aufschwung des Bergwesens zu verdanken hat. Unter der grossen Zabl von Individuen mit normalen ein-

fachen Blithen fand sich zu meinem

nicht geringen Erstaunen auch eine Pflanze mit stark getillten Bliithen bedeckt, nicht unahnlich den geliillten

_ Mohnbliithen (Papaver somniferum fl,

plen.) oder der Garienranuukel (Ranun- culus Asiaticus fl, pl.), in Grésse zwi- schen beiden die Mitte haltend. Nur die dusseren Petalen sind breit und ab- gerundet, nach innen werden sie schmal und der obere Rand ist gekrauselt; der dunkelviolette Fleck an der Basis der-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz,

einem dunkelvioletten |

selben verschwindet meist ae in ‘der gefiillten Blume.

|

a?

Die beifolgende Ab-—

a:

bildung gibt einen schwachen Begriff i

von der tiberraschenden Schénheit die- ie ;

ser prachivollen B Bliithenképfe, “Beson-— |

ders ist~der Glanz der intensiy rein crocus-gelben Farbe mit dem Pinsel nicht wiederzugeben. Ich bin der An- sicht, dass dieses gefiillte Glaucium ei- nen Platz unter den Zierpflanzen ersten Ranges _beanspruchen kann und hoffe, dass-es bald als gefeierte Neuigkeit in die Blumengiarten eingefiihrt werde, zumal die Cultur desselben gewiss keine grosse Schwierigkeit bieten diirfte, Was schliesslich das plotzliche Auf- treten von Glaucium Serpieri und Si- lene Juvenalis auf den alten Schlacken- lagern von Laurion betrifft, so lasst diese Erscheinung die Vermuthung auf.

f

kommen, dass die Saamen dieser Pflan- ei

zen seit 1500,-ja vielleicht seit 2000 > ~

Jahren im Schodsse der Erde unter den i

Schlacken ruhien, ohne ihre Keimkraft: zu verlieren, um erst jelzt wieder zu

neuem Leben zu erwachen *), Athen, den 9, Mai 1873. Theodor von Heldreich.

Erklarung der Abbildung: A. Glaucium Serpieri Heldr. Bliithen- zweig der Varieiat flore pleno. a. Wur- zelblait (halb ausgefiihrt). b.c.d. Pe- talen der gefiillter Blithe. e. Einfache Bliithe von G. Serpieri Heldr. f. Knospe der einfachen Bliithe. g. Pistill der- selben, Alle Abbildungen in natir- licher Grdésse, REUNION EAAMMELE DALAT

*) Ueber analoge Erscheinungen ygl,

Alph. De Candolle Géographie botanique v. II. p, 624,

I. Originalabhandlungen.

325

. d) Gaultheria glabra D. C. 8. caracasana Rgl.

(Siehe Tafel 777.)

Ericaceae.

G. glabra; tota fere omnino glabra; ramulis angulatis; foliis breviter petio- latis, ovalibus, basi subaculis, apice in mucronem glanduliferum productis, serrato-dentatis, utrinque nervoso - re- ticulatis, sublus nigro-punctatis; race- mis ad apices ramorum confertis, folia superantibus; rhachi angulata pedicellis- que hince inde setulosis; bracteis ob- longo-lanceolatis, vix ciliatis; bracteo- lis linearibus ad basin pedicelli; caly- cis lobis acuminatis glabris; corolla extus glabra, intus puberula; ovario sericeo-villosissimo. -- In Peruvia. D. C. prod. VII. pag. 596.

B. caracasana; ramulis teretibus; foliis ovatis v. saepissime ovato- lanceolatis, subtus vix punctatis; folii dentibus setula mox decidua terminatis; bracteis oblongis, pe- dicellum aequantibus, minute ci- liatis; pedunculo pedicellisque mi- nute puberulis, G. Lindeniana h. Wierczb. ct hort. Specimina sicca cl. Moritz in Columbiae mon- tibus altioribus collegit.— G, Lin- deniana Pl. (Flore des serres VY. pag. 501 cum ic. xyl.) differre videlur: ,racemis 6—10-floris fo- lia vix aequantibus, bracteis pedi- cellorum dimidium superantibus. Der beistchend abgebildete kleine

Strauch, der mit einem strauchigen Vac- cinium viele Aehnlichkeit hat, befindet sich in unseren Garien unter dem Na- men von Gaultheria Lindeaniana. Wir haben im Obigen auf die Unterschiede

unserer Pflanze von G. Lindeniana PI, hingewiesen, modglich aber, dass Planchon ein ganz unvollxommen ent- wickeltes Exewplar dcr gleichen Pflanze, welche wir vor uns haben, beschrie- ben hat.

Unsere Pflanze stimmt vollstandig mit von Moritz in den Gebirgen Colum- biens gesammelten Exemplaren itiberein, die sich in unserem Herbarium befin- den und vom Bearbeiter der Ericaceen der Flora Brasiliens als G. glabra var. bestimmt worden sind. Wir haben da- her dieselbe als Form zu G, glabra gestellt und die eigentlich nur gering- fiigigen Unterschiede im Obigen fest- gestellt.

Die Borsten, in welche die Blatt- zahne ausgehen, finden sich nur an den Blattern junger sich entwickelnder Zweige und sind an den Zweigen der bliihenden Pflanze gemeiniglich alle ab- gefallen, so dass solche bei Herbarium- Exemplaren gewohnlich gar nicht vor- kommen. Die schwarze Punktirung auf der untern Blattscite ist an den fri- schen Blattern iui angedeutet und diirfte sich in Folge des Trocknens erst mehr oder weniger ausbilden. Alle anderen Unterschicde sind unbedeutend.

Ein hiibscher fusshoher Kalthaus- strauch, der in eiiier Erdmischung aus Heide- und lehmiger Rasenerde gut gedeihet und im Mai und im Juni seine zierlichen .weissen Bliithentrauben.in reichlicher Menge entwickelt.

(E. R:)

326

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz,

2) Dritte Blumen-, Obst- und Gemiise-Ausstellung in Wien.

Diese Ende August stattgefundene Ausslellung hat in mancher Beziehung die zwei ersteren um Vieles iiberragt, diese verdient um so grésseres Lob, da sie mit wenigen Ausnahmen nur _ von eigenen inlandischen Gartenfreunden und Gartnern beschickt worden war; vorherrschend waren die Blattpflanzen; eigentliche Blumen gab es wenige.

Der Vorrang gebihrt Herrn E. Ro- deck in Wien (Obergirtner Fidler),

welcher wahre Schitze zur Schau brachte manch seltene Art alle in prachtvollen Exemplaren; beson- ders zu erwahnen: Orbignia dubia,

Dracaena cannaefolia, Areca Verschaf- felti, Croton Weissmanni und Hookeri, Ledenbergia rosea, Nepenthes Raffle- siana, Tillandsia Lindenii (letztere drei mit Bliithen) u. s. f. Von hohem Interesse waren die Aroideen von L. Kellermann, lauter neue durch kiinst- liche Befruchtung erzeugte Formen; es waren die Formen der miitterlichen und der vaterlichen Eltern beigegeben *),

*) Die I. Form hervorgegangen aus Phi- lodendron speciosum Schott gekreuzt mit Phil. bipinnatifidum Schott; II. Form aus Phil. Simsii Knth, > mit Phil. bipinna- tifidum; III. Form aus Phil. bipinnatifi- dum < mit Phil. Selloum Knth.; IV. Form aus Phil. Wendlandii Schott > mit Phil. Selloum; V. Form aus Phil. adve- num Schott > mit Phil. rubens Schott; VI. Form aus Phil. disparile Schott mit Phil. curvilobum Schott; VII, Form aus Phil. tenue Koch. & mit Phil. yra- cile Schott; VIII. Form aus Phil. pedatum Koch. & mit Phil. tenue; IX. Form aus Phil. pterotum Koch, mit Phil. te- nue; X.Form aus Spatiphyllum longirostre Schott mit Spatiph. blandum Schott;

woraus zu ersehen, wie sich-die For- men der Kreuzung verandern und fort- bilden. .

Der herzogl. braunschweig. Garten (Hofgértner Lesemann) in Hietzing brachte eine kleine aber ausgezeichnete Parthie Pflanzen: ein prachtvolles gros- ses Exemplar von Dracaena regina, eine Maranta Lindeni, Anthurium regale und magnificum etc. Der Handels- girtner Rudolf Abel brachte ebenfalls eine stattliche Collectton von Aroideen, Araliaceen, Bromeliaceen, Palmen, Dracinen u. s. f.; besondere Erwahn- ung verdienen Artocarpus grandis, Pin- cenectitia tuberculata, Ficus lanceolata, Dracaena Abeli (neu), Aralia Veitchii, Anthurium Scherzerianum, Curmeria picturata und Curcuma Roscoeana (diese 4 in Bliithe), Dichorisandra mosaica, Disa grandiflora, Pavetta borbonica, Phi- lodendron Selloi u. s. f., ferner als neue Ziichtungen des Etablissements: Croton Abeli, dann die Coleus, Kaiserin Elisabeth, Kaiser Franz Joseph, Erz- herzog Rainer, Erzherzog Karl Ludwig, Baron Schwarz, L’exposition interna- tionalee Auch der Bruder Ludwig Abel betheiligte sich mit mancher Sel- tenheit; eine Littaea serrata mit Bliithen- schaft (weibliche Bliithen), eine colos- sale Musa Ensete, grosse Exemplare

XI. Form aus Xanthosmra Maximilianum Schott mit Xanth. robustum Schott; XII. Form aus Alocasia Lowii & mit Alocas, macrorhizon Schott; XIII. Form aus Mons- tera crassifolia %< mit Monst. Millierana; XIV. Form aus Anthurium leuconeurum X< mit Anth. pedatoradiatum Schott; XV. Form aus Anth. polytomum mit Anth. intermedium Knuth,

Pa ane

im Cyathaea dealbata, ein schdnes Phi- lodendron Selloum, die Beaucarnia tu- berculata mit ihrer merkwiirdig zwie- belartigen Stammbildung, eine Coccoleba

j - pubescens mit ihren breiten Schirm- | blaitern, eine Vallota purpurea in Blithe, d und der dritte Bruder Eduard Abel,

- ebenfalls Handelsgartner, brachte eine reichliche Collection von Caladien, Pal- men, Baumfarnen, dann neue Scarlet-

\ Pelargonien_ wie Charles Lyell, Asa

\ “Gray, album plenum; Aline Sisley etc.

_ Aus dem Ma tzene der’schen Handels-

Garten waren Calladien in grosster Uep-

| pigkeit in Kérben culuvirt, dann Sam-

linge WorLatania borbonica *). J. Klempf brachte 3 grosse 30-jahrige Felsen-Cactus **). O. Liebemann aus Dresden sendete eine Collection yon Latania borbonica, dann Draecaena Ehrenbergi, Balantium Selloum, Cha- maerops humilis u. s. f. Unler den aus dem grafl. Egger’schen Garten (Obergirtner Miltschinsky) eingebrach- ten Pflanzen prangte ein Philodendron pertusum (Monstera deliciosa) in Blithe, A. Lagler in Teplitz sendete ei-

iy. ere Bi, ty nige Exemplare von Curculigo recur- Gus . vata fol. var. Das Knaben-Retlungs- .. » haus von St. Veit bei Wien brachte unter mehreren anderen Pflanzen- Parthien eine Acheiranthes aureo reli- culata und eine Iresine Lindeni, beide

als Kronbaumchen. Linden aus Briissel_mehrere Orchideen nnd eine riesige Todea barbara. In den letz-

ten Tagen gab auch der k. k. Hofgar-

_ ten in einem Glaskasten eine pracht- volle Suite von bliihenden Orchideen. Besondere Bewunderung erregten die

yon den Japanesen in blauen Topfen

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e *) Vorrithig 40,000 Stiick, das 100 zu a 6 fi. 1 **) Verkauflich zu 50—70 fi.

1. Originalabhandlungen.

327

ausgestellten Lilien, welche an Grésse und Farbenpracht wohl alle bisher be- kannten tiberragten; auch ein Miniatur- garten mii Pflanzen in sonderbarster Zwergform, dann ein Herbarium mit japanesischen Pflanzen und ein Buch mit Abbildungen von japanesischen Li- lien war beigegeben *).

Abgeschnittene Blumen von Viola tricolor maxima und von Astern brachte Wrede aus Liineburg, von Gladiolus brachten Verdier aus Paris und Schei- decker aus Miinchen, und von Ery- thrina der Graf Breuner’sche Garten alle ausgezeichnet an Reichhaltigkeit und Farbenpracht.

Bouquete, Blumenkérbchen und Auf- silze, Kranze aus verschiedenen Blumen (aus Edelweiss, Strohblumen etc. etc.) brachten zierlich und geschmackvoll zusammengestellt die bekannten Frauen Bermann, Alt und Flaschilmeier aus Wien.

Die Obstausstellung brachte wohl nichts Seltenes, aber doch manch Schénes, besonders zeichneten sich aus ete fo pct eas

*) In Bezug auf die Lilien, sehen wir diese auch zahlreich in dem Girtchen, welches neben den japanesischen Marktbu- den angebracht ist; sie stehen unter einem Dache aus Bambusstabchen in grosstem Bliithenschmucke und werden mit der al- lergréssten Sorgfalt gepflegt, so dass man schliessen muss, dass die Lilie den Japa- nesen die liebste und wichtigste Blume sei es ist aber auch eine Freude, diese grossen weissen, roth punctirten und roth gestreiften Bliithen zu sehen, diese zart rosenroth gefiarbten, gelbgestreiften, diese rothbraun gesprenkelten u. 8. f. Um diese Farbennuancen zu erlangen, glaubte das Publicum, dass der Gartner, wenn er mit dem Pinsel den zarten Pollen abnimmt und in einem Glase abklopft, mit demselbep auf die weissen Blumenblatter die ver- schiedenen Farben bringe.

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328 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

die Pfirsiche, Trauben, Aepfel, Birnen,

Zucker- und Wassermelonen aus Trient und Verona, dann die Ananasse aus dem Herzog]. Modenesischen Garten von Chlumitz, die Zuckermelonen aus dem griafl. Szecheny’schen Garten von Horpacs u. s. f. Ferner verdienen eh- renvolle Erwaihnung die in Tépfen ge- zogenen Obstbiumchen mit ihren reich-

. lich behangenen Friichten; so auch die yon H. Goegginger in Riga einge- -sendeten aus Samen gezogenen birn-

formigen Johannisbeeren.

Hieher gehdrt auch das von J.

- Rolke aus Dresden eingesendete Baum- - wachs zum Kaltpfropfen und zum Heilen

der Narben an Baumen.

In Bezug auf die Gemiiseaus- stellung verdient vor allem lobens- werthe Erwahnung die grossartige Col- lection der Frankfurter Gartenbau-Ge- sellschaft, worunter prachtvolle Stiicke yon Weisskraut, von festem Wirsing, von Karltoffeln u. s. f.; dann aus dem grafl. Szecheny’schen Garten (Obergart- ner Schilhan) die kleinen Igelkiirbis, die Momordica Charantia, die 5. Fuss. langen Schlangengurken, eine 3jahrige Wizel und Pflanze von Cucurbita pe- rennis, behaarte Kirbisse u. m. a.;

yon Adler in Kéln 80 Sorten Kartoffel,

worunter einige neue wie: Californiens Marmor, Californiens Stolz, Butterkar-

—toffel und Aracauna blanca aus Chili,

Nieren-Rosen-Kartoffel, franzésische Nie- ren u. s. f., dann schwarze, blaue,

gelbe Kartoffeln; aus dem Baron Suttner’schen Garten (Schlossgartner Skebra) sahen wir mehrere neue G

miisesorten, so einen Hibiscus Abel ' moschus , welcher in der Tirkei allge- | mein yarindlat wird, einé Zuckerme- * lone Melone des Cantonniers aus | Algier, weisse Himalayagurken, algie- rische Erbsen und Bohnen u.m. a. -

“Eee Russ gab eine Einmachgurke aus der

Ukraine, elwas mehr als Eiergross, braun, netzartige Schale; —. ferner: _ Riesenkiirbisse, Krenwurzeln, Weiss- / / kraut, Rettige, Salate etc. ic

Auf dem s. g. Floraplatze, vor dem Blumenzelte fanden wir auch manch Neues, so eine Parthie Rosenbaumchen in schénster Blithe, Erythrinen in Baumform, Obstbaume in verschiedenen Formen, eine tiber 500 Arten zahlende Baumschule von Director Petzold in Muskau eingesendet u. s. f.

Mit vollstem Rechte diirfen wir be- zeugen, dass dieser dritten Ausstellung ein ehrenvollster Platz gebiihrt, und dass diese allen Gartenfreunden in angenehm- ster Erinnerung verbleiben wird.

Schliesslich ist auch zu erwéhnen, | dass die Rasenplatze der Parkanlagen in dem Weltausstellungsrayon durch bewegliche auf kleinen Radern ruhen- den Réhren, die einen Staubregen er- SAGER bekpritzt werden; diese neue | Methode zeigt sich fiir Garten- und Wie- | senbewasserung ganz tauglich.

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I. Orginalabhandlungen.

329

8) Pflanzen-, Obst- und Gemiise-Ausstellung im September 1873 zu Wien.

Diese 4. Aussiellung bot ebenfalls Gelegenheit, den Schénheitssiun und die wissenschaftlichen Leistungen der Theil- nehmer anzuerkennen.

Diesmal war das Obst und das Ge- miise vorherrschend und die Pflanzen dienten wohl mehr als Decoration; es “fanden sich aber unter denselben wohl auch mehrere werthvolle Novitalen, und namentlich verdient Erwahnung die Collection des k. k. botanischen Gar- tens, welche manch Neues an Cacteen, Crassulaceen, Agaven, Alée, Mesem- bryanthemum, Euphrobiaceen u. m. a. in kraftigen schénen Exemplaren um- fasste. Ferner ist der herzogl, braun- schweig. Garten zu Hietzing. bei Wien zu erwahnen, welcher u,m, a. Begonia diversifolia, Stanhopea tigrina, und ocu- lata, Crowea saligna, Erythrina Humei, Acacia oleifolia, Ericaceen u. m. a., in schén bliihenden Exemplaren brachte ; eine Bonapartea juncea mit entwickel- tem Blumenschafte aus dem Schloss- garten Lubostron in Posen, ein Aspa- ragus arboreus retrofractus aus Fiinf- kirchen; dann eine Collection (50 Ex.) verschiedener Camellien- mit Knospen, eingesendet von Gartner Neumann aus Erfurt. Handelsgartner Rudolf Abel yon Wien brachte ebenfalls eine sehr namhafte Sammlung von Araliaceen, Dracaenen (unter welchen die neue Dracaena Abelii), Cretoneen (worunter als neue Ziichtung: Croton Abelii), Ficoiden (mit u. a. Ficus lanceolata neu), Pandaneen, Palmen etc. Unter den aus dem Graf Breuner’schen Garten von Grafenegg eingesendeten Pflanzen verdienen Erwahnung die Begonia-Sam- linge eigener Zucht durch Befruchtung

der Begonia Pearcei und boliviensis auf Begonia Sedenii, dann Erythrina Humei, Desmodium penduliferum racemosum, Lasiandra macrantha, Hydrangea japo- nica paniculata (in der Beziehung von nicht wenigem Werthe, da diese den Winter im Freien gut aushilt) u. m, a. in vollister Blithe. In der aus dem fiirstl. Lichtenstein’schen Garten vor- findlichen Sammlung von Blattpflanzen, Begonien, Dracaenen u. a. war bemer- kenswerth ein 10 Fuss hohes Bryo- phyllum proliferum. Auch diesmal

war die Rodeék’sche Collection in je-

der Richtung glanzend.

Prachtvoll war die Sammlung von abgeschnillenen Gladiolen, lauter Sam- linge von Gladiolus natalensis mit vie- len neuen Hybriden aus dem Garten Hoibrenk’s in Hietzing; dann jene von ebenfalls abgeschnittenen Astern und Georginen, reich an Farben-Varietaten ; jene von Viola tricolor ete.

Von hohem instructivem Interesse waren die -carpologischen Sammlungen von den Gebriidern Rovelli in Pal- lanza (am Lago maggiore) und von Gartner K. Tschernigl| in Schonbrunn ; in ersterer waren die Coniferen zahl- reich (100 Spec.) vertreien; letztere war nicht so nahmhaft (20 Spec.), aber seltene Species und mit beigegebenen Erlauterungen (Adansonia digitata, Pi- nus Lamberliana, Encephalartos caf- fer etc.)

An Blumen - Bouquets und Kranzen war kein Mangel, da gab es von aller- hand Formen und Gréssen; yon den schon bekannten Frauen Alt, Bermann u. a., so auch vom Handelsgartner A. Maron in Triest, der Bouquets fri-

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- glanzend war die Suite Aepfel (Calville,

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Trient und Roveredo und Verona ver-

880 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

scher Blumen (namentlich in Winter) | stellern war der Bamberger Garten-

in weiteste Entfernungen versendet. Verein mit zahlreichen Sorten von Méh- |

Die Obstausstellung war in jeder | ren, Zwiebeln, Kohl, Bohnen, Erb- Richtung lobenswerth, und mit Freude | sen etc.; Bestehorn aus Bebitz

bemerkten wir, dass in Oesterreich ein | mit seinen Zuckerriiben (mit carmoi- |

Fortschritt im Obstbau unverkennbar ist. | sinenrothen Blattstielen) und _ seiner Hervorragend war das Sortiment Friichte | Gerste; dann 0. Knopff aus Er- vom Gartenbau- Vereine in Bozen | furt mit besonders Mangoldriiben. Von hohem Interesse war die Gemiise-Col- lection von Baron Suttner— da wa- ren monstrése Paradisapfel mit rosa Friichten (neu), der neuc americanische

Rosendpfel, Streiflings-, Spitz- und Plattapfel, Reinetten u. s, f.), glan- zend die Suite Birnen (Bergamott-, Lang - und Flaschenbirnen, Butter- birnen u. s. w.), Melonen, Pfir- siche etc. aber auch die Friichte der Landwirthschaftlichen Vereine von

senhorn-Zwiebel, der neue wertbvolle red, Wethersfield; unter den Erbs en sind zu erwahnen Laxtons prolific, earlylong- pod, Laxtons alpha, Ruhm von Cassel u. a.; unter den Bohnen: die neue fran- zisische Mont d’or bemerkenswerth we-

dienen in jeder Richtung riihmliche Er- wahnung. Als Beleg der Hooi- brenk’schen Cultur verdiente alle Auf- merksamkeit ein alter Weinstock mit hunderten von Trauben; besonders merkwiirdig war eine Traube mit zwei- farbigen Beeren, darunter die meisten wasserhell aus Gross-Marosz (der Stock soll panachirte Blatter haben). Sehr reichhaltig war auch die Obst-Collec- lion (170 Birnen-, 126 Trauben-, 66 Aepfel, 27 Pfirsich-Sorten in schénen Exemplaren von Desmouilles aus Tou- louse.

Gemise. Von auswartigen Aus-

Schlachtschwert mit 12—14 Zoll lan- gen Schoten, die neue Riesenzucker- Brechbohne mit wachsgelben Schoten u. m. a.; ferner sind zu erwahnen die Bohnensorten, welche dem Baron Sutt- ner behufs versuchsweiser Cultur tiber- geben worden waren, wie die carmoi- sinrothe Kugelhohne (sehr ertragreich), die ebenfalls sehr ertragreiche pana- chirte Kugelbohne, Hibiscus Abelmo- schus, deren Schoten essbar sind etc.

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4) Trauben- und Obstausstellung Anfangs October.

Diese bot wahrlich einen Reich- | Trauben, Feigen und Granatipfel, Pfir- thum und Vollkommenheit an Friichten, | siche und Melonen, Aepfel und Birnen,

die nicht sobald iibertroffen werden | Mispeln und Niisse und vieles andere ;

kann. In Terra cotla Vasen, in Kérben | erfreute das Auge und erregte die Be-

und sonstig geschmackvoll gruppirt, lag | gierde als Jurymitglied functioniren zu .

eine Auswahl von Obst verschiedener | diirfen. Zonen, blaue und weisse und _ rothe Unter den ésterreichischen Ausstel-

)

gen ihrer Tragbarkeit und Zartheit, das ©

(riiheste Trophy-Paradisapfel, die Och- |

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lern nahm wohl der Gartenbau- Verein von Bozen. den ersten Rang ein, wel- “chem sich die Ackerbau- Gesellschalt von Rover rihmlichst anschloss. Er-

manch Neues und Seltenes; unter den 191 Aepfelsorten prangten: der weisse Rosmarin, der Reinette gros d’ Angle- terre, der Béhmer von Kaltern, der griine Fiirslenapfel, der rothe Quitten- apfel u. m. a,, unter den 240 Birnen- sorten der grosse Mogul, die Schatz- birne, das Kénigsgeschenk von Neapel, der rothe Hasenkopf u. m. a., alle we- gen ihrer Grésse und Schonheit; ferner fanden sich 30 aus Samen gezogene Bozner Muscateller und Nagor-Pfirsiche, 145 schone safiige Trauben, dann Fei- gen, Melonen, Haselniisse, Azarol- apfel, Mandeln, Wallniisse, Castanien, Granatapfel u. m. a., heimisches und auswirtiges edles Obst. Royeredo war ebenfalls also glainzend reprasen- tirt und wahrlich _£S_war ein_Vergnii- welch Manni rfaltigkeit “und Reichthum das siidliche wire an Friichten besitzt. Die Ausstellung von Friichten aus dem F. Gerold’schen Garten in Neuwaldegg bei Wien gab Beweise', welche Erfolge man von einer rationellen sorgsamen Cul- tur erlangen kénne, wenn auch Lage und Klima nicht am giinstigsten seien; er-

“o wy stere ist ganz vom Walde_umgeben,

ine” Nachte,Spat- und Friihjahrsfroste “sind fast alljahrlich, und doch ist das ~-aus belgischen und franzésischen Sorten gezogene Obst in jeder Beziehung werthvoll. Das Stift St. Florian (Oberésterreich) brachte u. a. die neuen Samlinge: Chorherr Oberlaber und Prinz Carl, welche Aepfelsorten sehr tragbar

sind. Die Weltausstellungs-Commis--

sion in Marburg brachte eine reich- liche Collection (1025 Sorten) von

I. Originalabhandlungen.

331

Friichten aus verschiedenen Gegenden der Steiermark; u. a. sahen wir eine mehrere Klafter lange Ruthe eines mit Kali gediingten Koéniggutedel, um die erfolgreiche Wirkung dieses Diingers zu beweisen. Von besonderem In- teresse war die Parthie Aepfel (Win- ter-Parmene, rothe und Wachsreinette u. a.) in schénen Exemplaren, gezogen auf Hochstémmen in ungeschiitzter Lage in Lemberg. im 50° n. Br. Dass die Ausstellung der Klosterneuburger Obst- und Weinbauschule alle Beacht- ung verdient, ist ohne Zweifel die Traubensammlung ist in jeder Bezieh- ung von hohem Werthe, so wegen der Mannigfaltigkeit der Sorten, wie der Cultur; reichlich war die Zahl der Ge- rathe, da waren Weinwarmungsapparate nach Pasteur, Gabrspunden aus Glas und Porcellan, Weinsduremesser nach Babo und Mollenkoff, Kapselver- schlussmaschinen, Flaschenreiniger, Fla- schenfiillmesser, Handweinpressen, Trau- benquetscher, Weinpumpen, Verkork- ungsmaschinen u. m, a.

Ungarn, stolz auf seinen Reichthum edler Traubensorten, hatte eine héchst reichhaltige Collection aller in diesem Lande « cultivirten Sorten; den Werth fir den Oenologen abgerechnet, war es wabrlich eine Augenweide, diese glinzende Exposition zu sehen; es wiirde wohl allzu viel Raum einnehmen, alle die unter der Tricolore auf zier- lich weissen Tafeln aufgelegten Trau- ben aufzuzihlen aber man _ konnte wohl aus diesen die feurigen Ungar- weine erkennen. Erwahnenswerth sind hiebei auch einige junge kraftige Obst- baumsetzlinge vom Obergartner Janau- schek in Banat Komlos ausgesetzt, welche in einem Jahre angebaut, im krautartigen Zustande piquirt und ver-

| edelt, jetzt in zweijahriger Veredlung

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in jener der Pomonabehauptet.

332 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

eine Hohe von 8 Schuh erlangt haben, (vergl. die Reform der Obstbaumzucht“ von J, W. Jelinek); so wie ferner mehrere in Topfen cultivirle Trauben.

Belgien hat den ersten Rang in der Reprasentation der Flora und nun auch Wun- dervoll waren die vom Cercle und von der Société centrale d@arbri- culture exponirten, wahren Elite- Exemplare von Birnen und Aepfeln es war eine der reichsten Sammlungen, die je gesehen wurde; da war eine Suite ornamentaler Birnen in Pracht- stiicken (Parade-Birnen), eine Suite der besten Sorten fiir hochstémmige Biume, eine Collection von Aepfeln fiir Tafelobst, yon anderen an 3jahrigen Cordons gezogen, von andern in Bel- gien bevorzugien Sorten zur Bepflanz- ung der Aecker und Wiesen; wegen ihrer. seltenen Grésse verdienen Er- wahnung unler den Aepfeln: St. Barbe, Belle fleur de France, Rombourg To- wer of Glammer, Praesident Dumonceau u. a., unter den Birnen: Double Philipp, Calabasse, Belle angerine u. s. w.; aus- ser diesen waren noch Pfirsiche, Pflau- men, Mispeln, Granatipfel etc.

Aus Frankreich hatten die Gebriider Baltet in Troyes ebenfalls eine Samm- lung von 210 Sorten Aepfeln einge- sendel; dann Amblard in Lory eine Suite Trauben, Pfirsiche und Niisse; —— von besonderem Interesse waren einige kleine Muster-Kistchen mit Trau- ben, die auf Ansuchen des Generaldi- rectors Baron y. Schwarz aus Paris eingesendet wurden, um die zweck- miassigste Verpackungsmethode zu sehen; es sind kleine niederige leichte Kist- chen, am Boden mit Papierschnitzchen belegt und darauf 3—4 Trauben dicht an einander gelegt.

Von besonderem Interesse war die

Obstausstellung aus dem Norden, aus Danemark und Schweden. und Machtigkeit der Exemplare iiber- stieg alle Erwartung alles Obst kann

mit jedem in anderen siidlichen Lan-

dern gezogenem concurriren. Héchst

reichlich war die Collection von Ae- |

pfeln, Birnen und Trauben aus Kopen- hagen, Gloria mundi, Bischofapfel, How- thorndon, Royal Vinegard, Frankendler Trauben u. m. a. waren wahrlich Be- weise rationellster Cultur.

Kommen wir schliesslich zu Deutsch- land, so fanden wir auch da manch reichliche und schdne Collection, wie die sachsische Collectiv- Ausstellung, in welcher bemerkenswerih eine neue Cullurpflanze aus Amerika eingefiihrt, namlich Vaccinium —_macrocarpum sammt Friichten vom Hofg. Maurer;

dann die Sammlung des Danziger Gar- ,|

hierar ag y tenbauvereins, des Meiningen’schen, des Bremer Gar artenvereins, diehochstammigen 5 verédelten Stachelbeeren auf Ribes aure-—

um von R.Riedel von Léwenburg u. s. f.

Unter den vielen Gemiisen, die als Nebensache bei dieser Obstausstellung sich vorfanden, erregten alle Bewun- derung die prachtvollen Exemplare von Carviol, Kraut u. a. eingesendet vom Gainor: E. Gratscheff aus St. Pe-

tersburg.— sie ibertrafen _ wohl viele

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anderer_exponirten aus sii ren Ge= genden! Auch die Gemiise aus Ko- penhagen erregten besonderes Interesse

wegen ihrer Schénheit. Rollison’s

Telegraph - Gurken, Riesenschlacht- schwert - Bohnen, Kohlrabi, Zwiebel

und Lauch, und eine reiche Suite yon=

Erdapfeln u, a, waren wahrlich in je- der Beziehung schon. Der Graf Breuner’sche Garten lie-

.ferte. wie gewodhnlich manch Schénes

und Neues. An Gartengerathen und Werkisomsil

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hatte Wobornik’s Fabrik grosse Aus- _wahl exponirt; selbe sind von gediege-

ner Arbeit und von billigen Preisen.

Vor dem Zelte am s, g. Floraplatze, prangte in vollster Bliiithe eine glan- zende Rosenflora, mannigfaltigfarbige Georginen, Gladiolen etc.

Schliesslich kommt noch zu_ er- wahnen, dass im Garten des Fiirsten- thums Monaco an den verbliibten Aga- ven sich bereits die Samenkapseln ge- bildet haben, sie sind 11/, Zoll lang,

I. Originalabhandlungen.

4

333

von doldenformiger Gestalt, fallen aber alle ab, da der Same hier nicht zur Reife kommt; weiters hat eine Tritoma Uvaria ihre rothen Bliithen entfallet, so auch bliiht Solanum pyracanthum und an einem kleinen Orangenbaum entfal- ten sich neben den ausgereiften Friich- ten zahlreiche wohlriechende Blithen. Erwahnen muss ich noch, dass im Stadtparke und auch in den Alleen zahl- reiche Kastanienbaume in zweiter Blithe stehen, mit iippiger Belaubung. Sr.

5) Ein Wort zur Erinnerung an manche schéne der Cultur werthe Pflanze.

Bei der jetzigen Geschmacksrichtung, welche den sogenannten Teppichbeeten eine so grosse Rolle in unseren Gir- ten einraumt, méchte es wohl am Platze sein, an manche schéne Pflanze zu erinnern, welche, sonst als unum- ginglich nothig zur Ausschmiickung der Garten betrachiet, jetzt fast ganz-

lich in den Hintergrund gedrangt ist.

Wie schon sind die Beete, bepflanzt nach guter alter Art, wie viel inter- essanter und lehrreicher ein Gang durch einen solchen Garlen, wo’ noch nicht

_ die Teppichbeelte vorherrschen! Wahr-

lich, man braucht nicht speciell botani- scher Gartner zu sein, um zu wiin- schen, dass so mancher schénen Pflanze mehr Rechnung getragen werde wie bisher. :

. Gewiss wird, was die Teppichbeete betrifft, oft Vortreffliches geleistet, schéne Beetformen und die geschmackvollste Zusammenstellung der Farben erfreuen das Auge, und liefern dem Garten ei- nen lange dauernden herrlichen Schmuck.

Es sei ferne von mir, einseitig dar- iiber abzuurtheilen, aber abgesehen da- von, dass auch im Betreff der Formen-

und Farbenzusammenstellung entsetzlich | gestindigt wird, muss doch ein Garten,

in welchem die Teppichbeete alles an- dere Schéne verdrangen, langweilig. ge= nannit werden, the

“Ist auch die Auswahl der hierzu passenden Pflanzen noch so reich, so wiederholen sich doch in den Zusam- menstellungen die Farben immer wie- der, zumal wenn, wie man oft sehen kann, nur Pflanzen, die durch ihre Blat- ter wirken, ohne bliihende Pflanzen bei den Zusammenstellungen mit zu be- nuizen, angewendet werden.

Eine solche Ausschmiickung erfor- dert eine Menge Pflanzen von einer Gattung. Die Folge davon ist, dass Hauser, Kasten, Vorrathsgarten damit angefiillt werden und so den Platz ein- nehmen, den manche interessante, lehr-

reiche Pflanzensammlung wirdiger be-

kleiden wiirde.

334

Wo die Mittel eine musterhafte Un- terhaltung erlauben, mégen schéne Tep- pichbeete, gleichsam im feingehaltenen Rasen eingewebt, ihren Platz finden,

' gumal wo sie von oben iibersehen wer-

ee

und dankbar bliihenden Stauden, 'wir so viele aufzuweisen haben, - Schmuck des Gartens zu verwenden!

den kénnen. Dies schliesst aber doch nicht aus, auch eine Auswahl von reich deren

zum

Da gibt es Sachen, welche einzeln auf Rasen stehend, entweder durch schéne Blatter oder Bliithen wirkend, yon grossem Effect sind, und nachdem sie verbliiht, leicht durch einjahrige oder Topfpflanzen ersetzt werden konnen.

Grosse Beete, Rabatten, vorsprin- gende Spitzen vor Gehdlzgruppen sind mit Blumen zu besetzen, oder ein re- gelmassig eingetheilter Blumengarien soll das ganze Jahr Blumen liefern, da sind die Stauden an ibrem Platz.

Hier kénnen Pflanzen in jeder Hohe Verwendung finden, die Zwischenriume werden mit einjihrigen Pflanzen aus- gefiillt, dies erhéht die Mannigfaltigkeit und wir haben bei richtiger Auswahl vom Erwachen der Vegetation bis zum Frost den herrlichsten Flor und zu- gleich ist auf verhaltnissmassig kleinem Raume eine interessante Pflanzensamm- lung vereinigt, welche schon und lehr- reich zugleich einen jeden Beschauer erfreuen muss.

Der Blumenreichthum § gestattet uns die schénsten Strausse zu _ pfliicken, ohne dass wir es unseren Blumenbee- ten anmerken, dass sie beraubt.

Wahrlich mancher Gartenbesitzer, dem nicht die Mittel zu Gebote stehen, Teppichbeete schén zu erhalten, wiirde eine ungleich gréssere Freude an seinem Garten haben, wenn er denselben zum grosseren Theil wie oben angefiihrt ausschmiickte, anstatt um die Mode

a

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schwell:

mitzumachen, den halben Sommer man- geihaft garnirte Beete vor Augen zu haben und schliesslich nach kurzem Genuss die zarten Pflanzen dem ersten Reif verfallen zu sehen. :

Das reiche Material, welches uns zu Gebote steht, gestattet uns die schén- sten mannigfaltigsten Zusammenstellun- gen. Es wiirde zu weit fiihren, hier die reichen Staudensammlungen genau durchzugehen und jede einzelne Pflanze zu besprechen, nur eine Auswahl der schénsten Sachen sei mir gestattet, hier anzufihren.

Da ist die schdne Anemone japon. alba (Honorine Jobert) welche in star- ken Exemplaren bis 4’ hoch werdend,

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einzeln auf Rasen gestellt, wie inGrup- pen verwendet, mit ihren rein weissen

Blumen einen herrlichen Effect macht.

Leider zu selten begegnet man in

den Garten den schénen Aquilegien wie: A, formosa, glandulosa mit Varietaten, der Welenen i, Skinneri_mit ihren herr- lichen Bliithen , ‘scharlach mit gelb,

Ferner Asclepias \uberosa, welche 11/, Fuss hoch werdend mit ihren orange-

gelben, wohblriechenden Blumen eine so herrliche Zierde ist,

Die Staudenastern sind es wieder, welche uns bis in den November hin- ein, wo jedes Bliimchen so freudig be- griisst wird, Blumen liefern, und nenne ich Sedculdeas Aster ericoides (dusserst zierlich), A. Tradescanti, A. grandi- florus, A. monstrosus, A. Novae An- gliae und A. Nov. Angliae roseus, wei- ter hier anschliessend auch Erigeron speciosum (Senactis), Alyssum saxatile gibt uns eine gelbe Einfassungspflanze. Noch hiibscher ist A. saxatile ile compac- tum und A, saxatile “fol, yarieg. aller- liebst. Astilbe rivularis und A, Tivul. rubra wie herrlich decorativ sind sie | mit schéner Belaubung und den zier=

|

I. Originalabhandlungen.

lichen Bliithenrispen. Baptisia australis, mit blau Schmetterlingsb lumen ist schon deshalb werthvoll, weil die blaue Farbe ohnedies gegen die tibrigen we- niger vertreten ist. Betonica grandiflora ist eine schine Labiate “mit grossen purpurnen Blumen. Von den zahl- reichen Glockenblumen, ist zu nennen

Campanula Leutweini mit aufrechten “Zahlreichen blaulichen Blumen als recht

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schon, ebenso C. nobilis, grandis, la- tifolia, macrantha, grandiflora (Platyco- don) und wie siedkieh at zu Kinfassungen und Felspartieen sind C. carpathica,

pulla, pusilla und_pusilla fl, albo.

“Centaurea dealbata und C, pulcher- rima unter einer Laubdecke unsere strengsten Winter tiberdauernd, sind sehr zierend als Hinzelnpflanzen mit ihren schén geschnittenen unterseits silberweissen Blattern.

Chelone barbata wie C. barbat. Tor- reyi erfreuen uns mit schdnen rothen,

‘leicht iberhingenden Blumen.

tubu- Hendersoni,

Clematis erecta, integrifolia, losa (mongolica) Viorna ,

wie lange schmiicken sie unsere Gir- _ ten, ebenso Dictamnus Fraxinella alba und : purpurea mit aromatischem. Geruch, “scho- nen Bia

men und zierenden Per ncn. Delphinium formosum und D. gran- diflorum und viele andere schéne Sor- ten liefern uns das herrlichste Blau fiir unsere Beete. Dianthus barbatus Du- netti_ mit dunkelpurpurnen Blumen, wie der siissduftende D. plumarius fl, pl. sei nicht vergessen, wie auch Eupatorium ageratoides mit feinen weissen Blumen. Crucianella stylosa mit zarten rosa Bliimchen auf dem Boden hinkriechend ist zu Einfassungen recht hiibsch. Do- decatheon Meadia und Variet., D. inte- grifolium mit dunkelrothen Bliithen und das schéne D, Jeffrayanum mit hohem Bliithenschaft und purpurrosa grossen

339

Blumen, wie zierlich sind sie und doch, wie selten werden sie cullivirt. Ferner Epimedium macranthum, violaceum und andere so passend fir Felspartieen.

Dann Erythronium Dens canis nebst Abarten, zeigen uns schon im April und Mai ihre niedlichen Blumen. Echi- nops dahuricus mit stahlblauen Blumen- képfen, wie Eryngium giganteum, pla- num, amethystinum, sind eigenthiimlich und interessant.

Von den schénen Funkien sei F. subcordata, (grandiflora) mit grossen weissen lilienduftenden Blumen, F. mar- ginala, F. Sieboldii mit blaugriinem: Blatt und die zierliche F. undulata fol. variegatis, alle wegen ihrer schdénen Belaubung und letztere besonders als schoéne Einfassung empfohlen.

Gypsophila paniculata, ebenso Statice latifolia, beide frei auf Rasen gleich- sam grosse durchsichiige Bille bildend,

werden jedem Garten zur gréssten Zierde gereichen., Hedysarum coronarium, elongatum

und sibiricum mit schénen rothen in Trauben stehenden Schmetterlingsblu- men verdienen besondere Beachtung. Hesperis matronalis fl. albo pl. verlangt einen leichten, fetten Sandboden, um schén zu endlich, gehért aber dann auch mit ihren siissduftenden Blumen zu den schdnsten Stauden und wird besonders gehoben, wenn sie mit der hiibschen Lychnis Viscaria fl. pl. zu- sammen gestellt wird.

Zu den friihbliihendsten reizendsten Sachen gehoren Hepatica angulosa und H. triloba fl. coeruleo und rubro pl.

-und anderen Variet. Hemerocallis disti-

cha fl. pl., H. Kwanso fl. pl., wie auch die langer bekannten H. flava, fulva, graminea, sind an Bassins wie an Ufern ihrer schénen Blatter wie Bliithen we- gen nicht genug zu schiatzen.

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|

opel Fae rae —) Sable ges ely. es ;

| donica

336

Gartenflora Deutschlands,

Lespedeza bicolor.eine unserer rei- zendsten Stauden mit ihren zahlreichen

carminpurpurnen Blumen, sollte in kei-

nem Garten fehlen,

Lathyrus grandiflorus, wie L. lati- folius und L. latifl. fl. albo sind als zierliche Spaliere wie als Pyramiden gezogen, gleich brillant und dankbar.

Nennen wir nun weiter noch Lych- nis fulgens, Haageana, Sieboldi, chalce- et: fi. ply “und h ceidemtne coronaria, die hiibsche gewiirzig .duf- tende Monarda didyma, Oenothera Fra- seri, die grossblumige O. missouriensis

und die beiden niedlichen Papilionaceen

Orobus vernus und lathyroides.

Onopordon tauricum ist als Ein- zelnpflanze auf Rasen von schénstem Effect.

Polemonium coeruleum fol. varieg. darf wohl als eine der niedlichsten, constantesten bunten. Sachen genannt werden, welche als Einfassung einen reizenden Anblick gewahrt,

Wie schon ist ferner ein Sorti- ment von Phlox decussata, wo die Far- ben von den zartesten bis zu den bren- nendsten vertreten sind, dann die im

~ ersten Fribling blithenden kriechenden, gleichsam rasenbildenden Sorten wie Ph, setacea,

nivalis (setacea fl. albo),

pilosa ines repians verna und der

_ schéne hellblau blithende Phlox divari-

cata.

Die dihacnizes weiss gefiillten Blumen der Ptarmica vulgaris fl. pl. wie Ptarm. Clavennae, sind zu Stréussen und Kran- zen besonders willkommen.

Von Pyrethrum roseum existiren herrlich lebhafte Farben und gefiillte Blumen aufweisende Sorten und diirften ibres dankbaren Bliihens wegen recht warm empfohlen werden; bekanntlich liefert diese Pflanze das persische ne sectenpulver,

Russlands und der Schweiz.

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Rhaponticum pulchrum muss seines |

ote

schén geschnittenen, unterseits weissen Blattes wegen geschalzt werden, ebenso Acanthus mollis und der fat etwas emplindlichere A. latifolius (lusitanicus), welche sich alle drei, sowohl frei auf Rasen stehend, als gegen einen Fels- block .anlehnend, oder ‘awischen_ im Garten aufgestellten Antiken ange- bracht, héchst vortheilhaft ausnehmen, Rudbeckia speciosa sci als dusserst dankbar bliihend, bestens empfohlen, Spigelia marylandiga, diese niedliche Gentianee mit aufrechtstehenden rothen. Bliithenréhren und goldgelbem Schlund_

gehért zu den reizendsten Stauden, ©

2 Phd) eae

welche unter Decke unsere Winter’

recht gut ertragen.

Spiraea Filipendula fl. pl. wie Sp. Ulmaria fol. varieg. sind beide aller- liebst und Sp. lobata, Sp. lobata ve- nusta mit ihren leichten rothen Blumen sind vorziiglich schén.

Thalictrum anemoniflorum fl. pl. und |

Th. aquilegifolium atropurp., gereichen

mit ihren zarten Blumen und schénem

Blatt zur gréssten Zierde, Uvularia grandiflora zeigt schon im Mai hiibsche gelbe hangende Blumen. Zu den schénsten reichbliihendsten Stauden miissen auch die Veronica, wie V. elegans, grandis, incana, ine. glauca, maritima gezahlt werden.

Bocconia japonica, frei auf Rasen

fone

Dieting merce et

(womoglich Halbschatten) gestellt mit

schon wellig gehdrt zu den decorativsten Stauden.

Genannte Pflanzen bilden nur eine kleine Auswahl der der Cultur wiirdi- gen Stauden.

Bedenkt man nun, wie einfach und mit wenig Kosten verkniipft, die Cultur derselben ist, so wird sich jeder Gar- tenbesitzer den Genuss einer so sché-

ausgeschnittenem Blatt

lal ~ hs ew kee. at a seh ae ge z AW By he

I. Originalabhandlungen.

nen Pflanzensammlung zu _ verschaffen suchen.

Ein guter nahrhafter, nicht zu

- schwerer Gartenboden geniigt, die Becte

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werden circa 2 Fuss tief damit ange- fiillt, gut verrotieter Diinger unterge-

graben und nun die Pflanzen nach Hohe,

i" starke , . areata “hes schwert,

Farbe und Bliihezeit wohl geordnet darauf nicht zu dicht ausgepflanzt. Die

Pflege im Sommer beschriankt sich auf |

rechtzeitiges Anbinden, Giessen, Aus- schneiden der verbliihten Blumen, von welchen man keinen Samen_ wiinscht. Sobald der Frost die Blumen zerstort hat, raumt man die Beete ab und ent- fernt die diirren Stengel, jedoch em- pfiehlt sich bei empfindlicheren Sachen dieselben nicht abzuschneiden, weil starker Frost sonst tiefer eindringt. Als Decke fiir die meisten Sachen geniigt fast durchgangig eine nicht zu trockene Laubschicht mit Fich- wobei man még- lichst Nuss- und Bichenlaub, um die

-Mause nicht anzuziehen, vermeidet.

eres

decussata und Variet. ,

Als noch trockenere, lockerere Deck-

ung, besonders fiir gegen Niasse em-

findliche Sachen, seien diirre Kiefern- Nadeln bestens empfohlen. eed Im Friihjahr wird gut verrotteter Diinger oder Kompost leicht unterge- graben, ein und die andere zu sehr wuchernde Pflanze wird durch Beste- chen oder Theilung in Zucht gehallen und bei solcher Behandlung wird erst nach Jahren ein griindliches Umpflan- zen oder Neubepflanzen néthig sein. Kinzelne Pflanzen erfordern allerdings ein Ofteres Umpflanzen, wie z. B. Phlox wenn sie ge- drungen und reichbliihend bleiben sol- len. Polemonium coeruleum fol. varieg.

| owill jedes Jahr frisch umgepflanzt sein.

Einfassungen werden liickenhaft und bediirfen der Ausbesserung. Delphi- XI, 1873,

337

nium, besonders PD. formosum, zieht man Ofter frisch aus Samen, um stlets kraif- lige, junge Pflanzen zu haben, welche reicher blihen und gréssere Blumen licfern.

Andere Sachen wieder sind in groés- seren Exemplaren empfindlich gegen das Verpflanzen, wie z. B. Gypsophila paniculata und Statice latifolia, das erste Jahr nach dem Verpflanzen blei- ben sie meist mager und entwickeln erst spater wieder ihre volle Ueppigkeit.

Beobachtungen werden hier leicht solche Bediirfnisse zeigen, und man hilft durch Umsetzen, Theilung oder neue Aussaat nach.

Moége nun diese Erinnerung an iil- tere und neuere_ schdne Pflanzen dazu beitragen, den so arg Vernach- lissigten wieder mehr Eingang in un- sere Garten zu verschaffen.

L. Beissner, Holgartncer in Garetshausen bei Tutzing am Starenber-

ger See. Nachschrift von E. Regel. Durch und durch mit dem oben Ge-

sagten tbereinstimmend, werden wir bald Gelegenheit haben, darauf zuriick zu kommen. Heute nur nachtraglich, dass der geehrte Verfasser manches des schénsten Staudengeschlechtes un-

serer Garlen tibergangen, so die neuesien zu den Zwiebelgewichsen ge- hérigen, wie Lilien, Amaryllis,

Leucojum, Galanthus, Corydalis, Pusch- kinia, Cercus etc., welche, wenn sie mehrere Jahre gleich Stauden unge- stort im Lande stehen bleiben, ge- rade den besten Effect machen. Dann von anderen die Paeonien, im Gar- ten von bedeutendem Effect und in ei- ner Masse von gefiilltblumigen Formen vorhanden, die schonen Iris -Sorten, 22

338

das Immergriin (Vinca), Polygonum sachalinense, cuspidatum, alpinum, gleich den Heracleum- Arten als

schéne Decorationspflanzen zu verwen- : den, unsere Bellis, Lupinus poly- |

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

phyllus mit Abarten, die Sedum, Saxi- fraga und viele andere, die zu den schénsten Flor- und Decorationspflan- zen des freien Grundes gehoren en.

6) Ein Beispiel von Artenfabrication. |

Die Artenfabrication mancher Syste- matiker wird oft unbegreiflich, wenn man die sogenannten Arten derselben entweder lebend oder in Herbarium- Exemplaren bei einander vor sich hat und vergleichen kann; es stellt sich dann haufig heraus, dass solche Arten nicht einmal gut als Varietaten be- trachtet werden kénnen. Dergleichen Systemaliker erinnern unwillkiirlich an manchen _ kleinlichen Blumenziichter, welcher seine Producte oft in einer unbedeutenden Abweichung der Multer- pflanze bestehend mit bombastischen oder auch wohlklingenden Namen als

ak _Enitagsfliegen in die Welt sendet.

Ein eclatantes Beispiel bietet An- - giopteris evecta. Die zur naliir- lichen Familie der Marattiaceen, einer Unterfamilie der grossen Familie der Farne, gehorige Gattung Angiopteris besteht streng genommen aus der ein- zigen Art: A. evecta Hoffm.

Der Prager Botaniker Presl theilt diese Gattung in zwei Untergattungen (Euangiopteris und Pseudangiopteris) ein, erstere mit 5, letztere mit 7 Arten und scheidet noch Psilodochia salicifo- lia als eigne Gattung von denselben.

De Vriese (} 1863) in Leyden adop- tirte in seiner Monographie der Marat- tiaceen diese Eintheilung, spaltet da- gegen Euangiopteris in 33, Pseudan-

giopteris in 27 Arten und zieht hinge-

gen die Galttung Psilodochia ar als unhalibar ein.

Ist schon die Unterscheidung von Euangiopleris und Pseudangiopteris un- geniigend, da sich oft an einem und demselben Blatte, ja sogar an dersel- ben Fieder, die von De Vriese beton- ten Verhaltnisse nachweisen lassen, so ist aus dem Wirrsal der De Vriese’- schen Arten gar nicht herauszukommen,

Ein Blick gentigt, wie Liirssen, der liichtige Bearbeiter der von Graffe auf den Viti-Samoa- und Tonga-Inseln ge- sammelten Farne, sagt, um die grosse Variabilitat der einzigen Art, welche anerkannt werden kann, darzuthan, Auch die Cultur bestitigt die Biegsam- keit der Formen in der Verschieden- heit der Blatter der von einem einzigen Exemplare abstammenden Pflanzen.

Wollte man, sagt ferner Liirssen, die manchfachen Formen gruppiren, so koénnten zunachst zwei Reihen, mit unterseits blaulich bereiften, die andere mit unterseits griinen Fieder- chen unterschieden werden; in jeder dieser Reihen wiirden sich dann wie- derum die Formen unterscheiden nach der Gestalt der Fiederchen, Anzahl und Stellung der Sori u. dgl., doch lassen sich auch hier nicht gut Grenzen ziehen,

Die Wachsausscheidung, welche die ~

eine Formenreihe charakterisiren soll, tritt erst auf einer gewissen Entwick-

‘die eine

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I. Originalabhandlungen.

lungsstufe der Fiedern auf, so, dass jiingere in ihrer Form vollig ausgebil- “dete Fiedern den Reif der Unterseile nicht zeigen, Von den Arten der Gat- tung Marattia gilt grossentheils das- selbe wie von Angiopteris evecta.

Die Familie der Maraltiaceen ent- halt vier Galtungen, deren Arten meist einen dicken knolligen Stamm und sehr grosse Blatter besitzen; die Sori ent- halten eine bestimmte Zahl von Sporan- gien, die keinen Ring besitzen; sie sind entweder frei und springen auf der Innenseite longitudinal auf (An- giopteris Hoffm.), oder unter sich ver- wachsen, einen mehrfacherigen Sorus bildend, dessen Loculamente sich durch Poren (Kaulfussia Blme., Danaea Sm.) oder durch einen Riss (Marattia Sw.) Offuen, |

- Zum Schlusse folge eine Uebersicht der verbreitetsten Namen der in Cullur und in Herbarien befindlichen Angiop- teris-Arten, welche als Synonyme zu- sammenzuziehen sind.

Angiopteris Hoffin.

(von aggeior ein Gefass, und pleris ein Farn).

evecta Hoffm. (nicht erecta, wie man Ofter irrthiimlich auch geschrieben findet). Polypodium Forst. .

Clemenlea palmiformis Cav.

Lomaria pedunculata Goldm.

Diplazium heterophyllum Blme. Callipteris heterophylla Moore. Psilodochia salicifolia Prsl.

A. angustata Miqu.

A. crassipes Wali.

A. logifolia Hook, et Grev.

339

A. Thwaitesii Kltzsch,

A. Hiigelii und pruinosa Kze.

A, javanica und macrocephala Prsl.

A. caudala, Dregeana, gigantea, Hart- wegiana, hypoleuca, Loddigesiana, Miqueliana, Presliana, pteroides, sa- licifolia, Tejsmaniana, Willinckii De Vriese und noch andere. Verbreitung: Madagascar, Vorderin-

dien, Ceylon, Japan, China, Sundain-

seln, Philippinen, Neuholland, Polyne-

sien, Viti-Samoa- und Tonga-Inseln. Bekannt ist die Vermehrung der

Maratliaceen aus Stammstiicken, welche

sich leicht zu selbststéndigea Pflanzen

entwickeln, wenn die Bedingungen

hiezu, Warme und Feuchtigkeit in ge-

schlossenem Raum gegeben sind.

C:.-5,

Danaea ist benannt nach einem Pro- fessor der Botanik in vanni Pietro Dana.<«

Turin »Gio-

Kaulfussia nach dem Professor der Naturgeschichte in Halle »Georg Friedrich Kaulfuss« + 9. Decem- ber 1830.

Marattia nach dem Prof, d. Botanik in Rom »Giovanni Francesco Maratti« + 1777 *),

*) Wir gehen damit einig, dass die

| meisten Angiopteris, die oben besprochen,

nur Formen der A, evecta sind, und haben solche im hiesigen Bot. Garten einfach mit A. evecta vereinigt, Dagegen scheint uns A. pruinosa, mit unterhalb weisslich be- reiften Blattern, eine gut verschiedene Art zu sein. (E. RB.)

22 *

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Te Re Ee Pe ee DT Nk ae ONE ne RT ee ae he

840 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

7) Zur Charakteristik der Ziergirten im grossen Style.

Der bekannte Gartenkiinstler Baril- let hat in der Revue horticole seine Ansichten ‘iiber die Deutschen Ziergar- ten grossen Styls (Parke und Pracht- garten) ausgesprochen, welche unsere Aufmerksamkeit, aber auch Widerleg- ung beanspruchen. Wir kénnten mit dem Urtheile Barillet’s tiber die Deut- schen Garten sehr zufrieden sein, wenn es wahr ware, denn er ertheilt ihnen ein ausgezeichnetes Lob und _schliesst daraus seltsamer Weise auf den Volkscharakter, indem er ungefahr sagt: ich begreife nun die Deutschen erst, nachdem ich ihre Garten gesehen.

Barillet sagt von den Franzésischen Garten: ,Unsere Garten sind symmeitrisch, immer mit geraden Linien, Alleen von unabsehbarer Linge, gekiinstelten Bos- quets; die Formen der Baume sind der Scheere unterworfen; mit Cascaden, Va- sen, Statuen, Lauben etc. ausge- sckmiickt. Alles harmonirt mit einan- der, wie die verschiedenen Theile ei- nes Gemiildes.*

Die Englischen Garten schildert er mit Gehdlzen, Seen, Felsen, Wiesen: alles ohne Ordnung zusammengehault, dazwischen Abgriinde, wilde Wasser- fille, Thaler, ,als ware ein Theil der Natur von elastischer Beschaffenheit auf einem kleinen Raume zusammenge- presst.“

Die Deutschen Garten stellt er in die Mitte zwischen beide Extreme und empfiehlt sie als Muster.

Das Falsche dieser Auffassung liegt in der Verwechselung der historischen Girten mit den Garten der Gegenwart und in den Folgerungen auf den Cha- rakter der Vdélker, Wahr isl’s aller-

dings, dass die Deutschen schon vom Anfange des neuen Englischen oder

landschafilichen Styls an sich von den _ 4

Extremen fern gehalten haben, dass die bedéutendsten Schrifisteller von Hirsch- feld bis auf Sckell fir Beibehaltung symmetrischer Theile bestehender alt- franzOsischer Garten, besonders von Alleen und in der unmittelbaren Nahe von Gebiuden u. s. w. sich ausgespro- chen und thatsachlich gewirkt haben, eine Ansicht, welche auch die spateren Kiinstler und Kunstkritiker -angenom- men und verfochten haben. Wabr isl’s ferner, dass in der letzten Zeit bei uns eine gréssere Neigung zur Anwendung symmetrischer Linien in den Garten, als seit 100 Jahren vorhanden ist, und be- sonders durch die neue Berlin-Potsda- mer ,Schule* seit Tenneé’s letzten Jahren begiinstigt wird. Aber das ha- ben wir Deutsche nicht allein gethan. Derselbe Fall hat sich bei allen euro- paisch gebildeten Vélkern wiederholt. Es ist diese Verschmelzung sogar in neuerer Zeit in Grossbriiannien, der Heimath des regellosen Garienstyls zum Durchbruch gekommen und auch in be-

deutenden Garten Frankreichs —_ trotz Barillet, ja vielleicht unter dessen Mit-— wirkung angewendet worden.

Es ist dieses ein ganz naliirlicher Vorgang der Vélkerentwickelung. Alle Vélker von gleicher Bildungsart und annaihernd gleichen Sitten nehmen das Schéne gemeinsam an. Von Styl kann unter ihnen gar nicht mehr die Rede

sein, eben so wenig wie in den Klei-—

dermoden und in der biirgerlichen Bau- art. Es gibt nur noch einen hi- storischenStyl, dessen Benenn-

I. Originalabhandlungen,

ung fast nichts mehr mit den Volkern zu thun hat. Der Italieni- sche Styl, welcher den Anfang machte, weil in Italien zuerst Garten nach ge- wissen Regeln ausgefiihrt wurden, war eine Erneuerung des untergegangenen Rémischen Styls, also ein eigentlicher Renaissance - Styl, welcher diese Be- nennung eben so verdiente. wie in. der Baukunst, mit welcher er ja Hand in Hand ging. Der Franzésische Styl war eine weitere Ausbildung des [talieni- schen, wabrend der Hollandische fast als Ausartung zu betrachten ist. Im heutigen Frankreich und Holland wer- den keine Garten mehr angelegt, wie sie Barillet beschreibt, sondern nur in einigen Ueberresten nothdiirftig erhal- ten. Ebenso in Holland. England aber legt nicht mehr ausschliesslich Parke an, welche die oben genannten Eigen- _schaften haben. Diese gebrauchlieh gewordenen Bezeichnungen des Styls auf heutige Volker anwenden zu wol- . len, ist eben so sinnlos, als wenn man beim ,romanischen“ Baustyl an die jetzt als romanische Vélkerreste be- zeichneten Kinwobner von Graubiindten, Sddtirol u. a. m., oder beim ,,gothi- schen® Styl an das Herzogthum Gotha denken wollte. ;

Dass die Beziehungen der Volks- charaktere zu den Garten, welche Ba- rillet bei den Deutschen hat finden wollen, aus der Luft gegriffen sind, braucht nach dem Vorhergehenden kaum angedeulet zu werden, Der alte fran- zosische Garten ist in seinen ‘steifen, fast nicht abwechseinden Formen lang- weilig, steif, Sind es elwa die Fran- zosen? Oder hat sich iiberhaupt das franzOsische Volk (ausser der hohen Aristokratie) jemals an jenen Garten betheiligt? Der sogenannte Englische Garten wird von Barillet als vdllig

341

regellos geschildert. Wollte man dar-

men

aus auf den Volkscharakter der Eng- |

lander schliessen , fehl schiessen., der Vergleich fast beleidigend.

Ich kann diese Niederschrift nicht schliessen, ohne noch einen kritischen Blick auf den gegenwartigen Stand der Gartenkunst in Frankreich zu thun. Der Eindruck desselben ist derartig, dass er nur beslatigt, was ich schon im yorigen Jahrgange d. Gartenfl. in dem Artikel iiber die Folgen des Deutsch- franzésischen Kriegs ausgesprochen habe: némlich, dass es fiir die Garten- kunst ein. Glick. _gewesen, dass der franzésische ‘Einfluss in Europa auch nach dieser Seite hin 1 gebrochen wor- den ist. {ch erwahnte schon damals, dass das Beispiel von Paris, wo Mil- lionen an Gartenanlagen oft wunder- licher Art verschwendet wurden, sogar die Englander und Deutschen veran- lasste, franzésische Kiinstler kommen zu lassen. Derselbe Herr André *), welcher vor einigen Jahren. auch in

Wiens Prater seine Unnatur_ aulpflanzte,

legte zur Zeit des hdchsten Pariser Ruhms einen Volkspark in Liverpool (Borough-of- Liverpool) an, dessen simmiliche Wege nur aus Ellipsen und Kreisen bestehen. Das ist fiir den Zeichner allerdings sehr bequem. Der Plan sieht aus, als habe man eine Rolle Draht aufgedreht, locker hingeworfen. Kreuzwege, welche vielen Deutschen andschaftsgir:uern ein solcher_Greuel sind, dass sie dieselben ganz vermei-

&

es

*) Herrn Eduard André’s Plane erhiel- ten unter 29 Mitbewerbern der Concurrenz- ausschreibung den Vorzug. Bevorzugter Mitbewerber und ausfiihrender Kiinstler war Herr Lewis Hornblower in Liverpool, ein Schiiler weiland Sir Joseph Paxton’s.’

so wiirde man sehr > Fiir beide Volker wire ©

342

den, sind dort Regel. Nun bin ich zwar ganz und gar. nicht gegen Kreuzungen, welche nicht zu umgehen und durchaus praktisch sind, Aber in der angedeu- teten Weise sind sie doch nicht zu billigen. Cirkelrunde Wegebogen von mehr als 1000 Schritte Linge, welche mit diesem einen Bogen endigen, sind in Liverpooler Park ganz gewdhnlich. In einem der neuesten Werke iiber franzosische Garten: ,Parcs et Jardins des environs de Paris* von Victor Pe- tit kommt kaum ein Weg mit mehr als einer Biegung vor. Man sieht nur Cirkel. Da sadmmtliche Plane ausge- fiihrte Garten darstellen, so kann man ainehmen, dass sie den modernen fran- zosischen Styl vertreten. Uebrigens konnen wir aus dieser Ausartung der Wegelinie doch etwas iernen, namlich, dass die Mehrzahl unserer Landschafts- garlner die Bogenlinien zu oft wech- selt, zu sehr ins Schlangenformige kommt. Wahrhaft jammervoll auf den

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

lenden Plane leicht méglich ist. Die

Teiche und Seen haben entweder die Form einer Magenwurst oder eines’ Bohnensamens, einer Niere. Auch ,ab- gerundete Dreiecke sind haufig. Rund

sind sie alle, und_tiefe Buchten, wie in Sckell’schen, Piickler’schen, Lenné’-

schen und anderen Deutschen Muster- formen kommen nie vor. J. rs

a

Proscript. Mit unserem hochge-

ehrten Freunde im Allgemeinen einig |

ao

gehend, méchten wir ein Wort fiir die /

lang gestreckten Bogenlinien einlegen, welche in der Natur, d. h. bei der Auslithrung stels dem Auge angeneh- mer als gebrochene oder doppelte’ Bogenlinien, wo n&mlich letziere Brech- ungen etc. nicht durch einfallende an-

dere Wege geboten sind. In der Zeich- | nung auf dem Papier ist das anders,

da tibersieht man das ganze Bild auf einmal. Bei der Ausfithrung im Freien, da geht man dem Bogen des Weges

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franzOsischen Plinen sind die kiinst- lichen Wasserstiicke. Man scheint s. Zeit die Siebeck’schen Formen ange-

nach, die bei Brechungen oder Dop- pelbogen hervortretenden Verkiirzungen : thun dem Auge weh und man vermei-) ©

«

nommen zu haben, was bei Mangel an bessern Vorlagen und der grossen Ver- breitung dieser sehr in das Auge fal-

det dann bei der Ausfiihrung die Brech-~

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ung des lang gestreckten Bogens. .)

(E. R.)

Il, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

a) Empfohlen in Catalogen.

1) Rhodanthe Manglesi flore pleno. Form mit gefillten Blithenképfen dieser schénen rosenrothen Immortelle, welche in der be- kannten Firma »Martin Grashoff« in Quedlinburg geziichtet worden ist. Es ist das eine hervorragende Neuigkeit, welche der Ziichter »Fiirst Bismarck« getauft hat.

tibenstehende Holzstock zeigt den schonen Bastard zwischen B. boliviensis und B. Sedeni, erzogen in dem berihmten Eta- blissement von »James Veitch und Sdhne< in Chelsea, London, yon wo uns auch die Abbildung mitgetheilt wurde. Die Blumen sind scharlach, der Wuchs des dicht ver- astelten 1—2 Fuss hohen Halbstrauches ist dicht. Blihet in das freie Land ge-

2) Begonia Chelsoni h, Veitch. Der | pflanzt, oder auch im Topfe gehalten und

574, bay iy

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Il. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 3438

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Begonia Chelsoni.

in einem stark gelifteten Kalthause oder im Zimmerfenster oder auf Blumenstellagen aufgestellt, den ganzen Sommer hindurch.

dem Abtrocknen aus denselben herausge- nommen und von aller Erde entkleidet in Sand eingeschlagen, durchaus trocken bei

B. boliviensis, welcher vorzugsweise | + 3—6° R. iiberwintert. Ende Februar

diese schone neve Form 4hnelt, bildet kleine Knollen in der Erde, wird den Winter tiber auf einem frostfreien Platze, sel es in den Tépfen, sei es schon nach

oder Anfang Mirz pflanzt man die Kndll- chen ein und lasst sie nun im temperirten Gewichshause oder im Zimmerfenster aus- treiben, um solche als schon erwachsene

344

Pflanze, so bald keine Fréste mehr zu be-:

sorgen, auf ein Blumenbeet in geschiitzter Lage auszupflanzen. So behandelt bliihet B. boliviensis selbst im Petersburger Klima noch den ganzen Sommer hindurch. Viel reichlicher blihen aber B, Sedeni und B. Chelsoni, von der wir eben sprachen, sowie viele andere neue Formen, deren wir nachstens gedenken wollen.

3) Gladiolus gandavensis Van Houtte. Die beistehende Abbildung, von denen die links eine Pflanze in Blithe verkleinert darstellt, wahrend die Figur rechts die -Blume in Lebensgrésse vorfiihrt, und zwischen beiden die Knolle in Lebensgrésse dargestellt ist, verdanken wir der Samen-

} und Pflanzenhandlung des Hrn. Platz und

Sohn in Erfurt, in deren Catalog ein Sor-

} timent von 186 Sorten dieser schonen Zier-

pflanzen aufgetiihrt ist. Friiher waren die

| Gladiolus wohl nur Pflanzen zur Zierde _ der Garten der wohlhabenderen Garten-

freunde. Das hat sich aber sehr geandert, zu Hunderttausenden werden die schénen Gladiolus, die in keinem Garten mehr feh- len sollten, von den Handelsgartnereien angezogen. Wahrend man friiher dieselben

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

nur auf. Beeten in geringer Anzahl zum Verkaufe cultivirt fand, sieht man jetzt um Erfurt, um Gent ete., dieselben grosse Strecken deckend, im grossartigsten Maass- stabe angebaut und zur Bliithezeit einen iberaus prachtigen Anblick darbietend. Diese massenhafte Production bedingt es auch, dass, wer nicht gerade die neuesten Sorten ankaufen will, eine schéne Melange der mannichfachsten Sorten in guten bliih- baren Zwiebeln zu 3—4 Thalern ankaufen kann, sich also auch das Vergniigen goén- nen kann, im August und September ein Beet des eigenen Gartens mit den reich- blihenden Exemplaren dieser Gladiolus mit intensiv rothen, roth und weissen, roth weiss und gelben Blumen im Flor zu haben.

Gladiolus gandavensis ist der von L. Van MHoutte erzogene Bastard zwischen Gladiolus psittacinus und Gladiolus flori- bundus und ist unter fortgesetzter Kreuz- befruchtung mit noch anderen Arten die Stammart fir die maunichfachen hybriden Gladiolus geworden, die man gemeiniglich als Formen von Gladiolus gandavensis be- zeichnet.

Vermehrt werden die Sorten der Gla-

Gladiolus gandavensis, : : ;

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TI. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

diolus durch Brutzwiebeln. Ausserdem wird aber die Anzucht aus Samen in fast noch grésserem Maassstabe betrieben. Tau- sende und aber Tausende werden von den Handelsgirtnereien auf dem letzteren Wege erzogen. Wenn solche zur Blithe kom- men, dann sucht man einzelne wenige der schonsten etwas abweichenden Formen firs Sortiment heraus und legt diesen irgend einen Namen eines Gottes, Fiirsten, Gar- tenfreundes, einer schénen Dame etc. bei und cultivirt sie nun beim Sortimente. Die Massen der anderen mit bekannten For- men mehr tioereinkommenden bilden dann aber einen Theil des sogenannten Rum- mels, der zu den angegebenen billigen Preisen jetzt verkauft wird. .

Hier im kurzen Sommer des Petersbur- ger Klimas pflanzen wir die Gladiolus im Marz in Topfe, stellen solche im Kalthause oder Zimmer, selbst an vom Lichte weit entfernten Stellen auf, lassen sie hier aus- treiben, bringen sie dann erst an einen ‘geschiitzten Ort ins Freie, wo solche vor Nachfrésten geschiitzt werden kénnen und pflanzen sie, so bald keine Fréste mehr zu besorgen, auf Beete im freien Lande, wo sie im August und September bis in den October bliihen. Mitte October werden die Zwiebeln gleichzeitig mit denen der Dahlien aus dem Lande genommen, man lasst solche abtrocknen und iiberwintert sie frostfrei bei + 1 30 R., im Keller oder ahniichen Localitaten.

In dem milderen Klima Deutschlands und der Schweiz, werden die Zwiebeln von diesen Gladiolus im April direct ins freie Land gepflanzt und kommen dennoch im August und September zur Bliithe.

(E. RB.)

b) Beschrieben in Gardeners Chro- nicle.

3) Adiantum Moorei Baker. (Filices). Ad. amabile Moore in Gard. Chron. 1868 pag. 1090 non Liebm.). Dieses hiibsche Frauenhaar wurde von Pearce in Peru ent- deckt und durch denselben an das Etablis- sement von J. Veitch und Sohne in Chel-

345

sea gesandt. Nach einem dort cultivirten Pracht-Exemplare wurde ein Holzschnitt im Florist und Pomologist 1872 pag. 278 gegeben. Der sehr passende Name kann der Pflanze aber nicht bleiben, weil schon im Jahre 1849 Liebmann in seinen Mexicos Bregner (Mexicanische Farne) pag. 113 eine gute Art aus der Verwandschaft von A. glaucophyllum Hook. unter dem Namen A. amabile beschrieb. Stengel diinn, glanzend schwarz, glatt. Wedel tiberhin- gend, doppelt gefiedert. Fiederchen hell- grin, nierenformig. (1873. p. 811.)

4) Cypripedium Crossianum h. Veitch (Orchideae), Ein Bastard zwischen C. ve- nustum und C. insigne, gezogen von Mr. Cross, Gartner der Lady Ashburton in Mel- chet Court, und angekauft vom Etabliase- ment Veitch. Blatter graugriin, unten blassgriin, am Grunde mit einigen schwarz- purpurnen Flecken, oberhalb lauchgriin mit dunkelgriinen hieroglyphischen Figuren. Im Blatt iihnelt es also mehr dem C. ve- nustum als dem C. insigne. Stengel dun- kelpurpur, dicht behaart. Bracteen lauch- grin mit schwarzvioletten Punkten. Ova-

-rium schwarzpurpur. Oberes Sepalum breit

eiformig, spitz. Am Rande weiss, in der Mitte mit dungelgriinen diametralen Ner- ven durchzogen, deren Zwischenraiume blass- griin gefarbt sind. Unteres Sepalum schma- ler als das Labellum, oblong, weisslich und grin, mit 13 Adern, Petalen stumpf, zungenformig, braun mit schwarzlichen Flecken auf der unteren Halfte. Lippe braunlichgelb, mit griinlichen Adern. Sta- minodien gelb. Die Abstammung vor den Eltern ist leicht zu erkennen. Wie schon gesagt, tihneln die Blatter mehr dem C. venustum. Die Stengel sind die von C. in- signe. Das obere Sepalum ist dasjenige von C. venustum, dem der rothe Riicken des C. insigne fehlt, aber einige dunkle Punkte an den basilaren Enden der Nerven hat. Das untere Sepalum ist ganz wie bei C. venustum. Die Petalen haben die Form und die Undulation von C. insigne, aber die Kupferfarbe, die Randborsten und die grossen dunklen Flecken von C. venustum,

346 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Die Lippe ist mehr diejenige yon C. ve- nustum, aber die Langsnerven sind zahl- reicher und die grossen Warzen, die so deutlich auf der innern Randseite sind, sind hier nicht entwickelt.

| (1873. p. 877.)

5) Oneidium tetracopis Rchb. fil. (Or- chideae). Von Senor Baldeviama in Neu- Granada entdeckt und bei W. Bull in Chel- sea eingefihrt. Sepalen nussbraun, das obere mit gelbem Rande. Petalen hell- gelb, mit runden braunen Flecken. Lippe gelb. Die Blumen haben die Grosse eines gut entwickelten O. superbiens, (Geh6rt in die Abtheilung Cyrtochila auriculata).

(1873. p. 915.)

6) Oncidium Baldeviamae Rechb. fil. (Orchideae). In die gleiche Abtheilung und von demselben Sammler eingefiihrt. Hat prachtige grosse braune Blumen; das obere Sepalum hat gelbe Flecken am Rande; die Petalen sind weisslichgelb mit zahlreichen runden braunen Flecken:

(1873. p. 915.)

7) Oncidium plagianthun Rchb. fil. (Orchideae). Eine sehr curiose Art mit braunen Blumen, aus der Abtheilung »Cyr- tochila exauriculatac und dem O, dentila- brum nahe verwandt, es hat die gréssten Blumen in dieser Abtheilung und gehort ebenfalls zu den Einfiihrungen Baldevia- mas, (1873. p. 915.)

8) Escallonia Philippiana Mast. (Saxi- fragaceae). E. virgata v. Philippiana Engl. in Linnaea 1870 p. 571 et in Mast. Fl. bras. Esc, p, 145. E. angustifolia Phil. in Linnaea XXX. p, 85. Kine Art mit Blattern, welche dem Arbutus Uva-ursi ihnelt und mit weissen Blumen. Philippi beschrieb diese Art zuerst, gab ihr aber einen schon von Pres] gebrauchten Namen. Von E. virgata (E. stricta Gay), zu wel- cher sie Engler als Varitat zieht, unter- scheidet sie sich durch die grésseren und mehr lederartigen Blatter durch die ganz- randigen, nicht gezahnten Kelchlappen, und durch die sitzenden Petalen, welche

der Blume pokalférmiges Ansehen geben. Zweige glatt. Blatter fast sitzend. Blu- men kurz gestielt, fast einen halben Zoll im Durchmsser, weiss. Wurde bei M. Veitch in Chelsea durch Pearce aus Val- divia eingefihrt. (1873. p. 947.)

9) Escallonia montana Philippi (Saxi- fragaceae) Phil. in Linnaea XXXIII. p. 87. Engl. 1. c. 141). Eine andere Art aus den Gebirgen von Valdivia und ebenfalls bei Mr. Veitch in Cultur. Zweige glatt. Blat- ter lanzettlich, an beiden Enden spitz, 1 Zoll lang, 1/, Zoll breit, ungleich ge- sagt, glatt, mit Ausnahme der Mittelrippe, welche behaart ist. Blumen in kleinen Traubchen an den Enden der Zweige roth. Am nachsten mit E. rubra verwandt,

(1873. p. 947.)

10) Mazillaria porphyrostele Rchb, fil. ; (Orchideae). Eine kleine Pflanze in der | Art von M. gracilis Lodd. Bulben glan- | zend griin, 11/, Zoll lang, eiférmig, stumpf, | vielrippig. Blatter gestielt, linear, spitz. Blumen gelblich-weiss von Aussen, gelb | von innen. Petalen haben einen purpur- nen Strich an ihrer Basis. Die Lippe ist © weisslich-gelb und purpur geadert an den | Seitenlappen. Saulchen purpur. Stammt | aus Rio grande do Sul in Brasilien und | biihte im Februar 1873 bei W. Ball, |. |

aS (1873. p. 978.)

See rare, -

11) Oncidium rotundatum Rehb. fil. (Orchideae). Blumen klein, braun mit griinlich-gelben Spitzen an Sepalen, Peta- len und Lippe, am Grunde der Lippe gelb. Bliithenrispe 9—12 Fuss lang. Befindet sich in den Sammlungen von Dowson und Day. (1873. p. 978.)

12) Oncidium leucochilum var Dawsoni- anum Rchb. fil. (Orchideae). Kine gross- blumige Form von O. (Cyrtochilum) leuco- chilum, die sich im Besitze von Mr. Daw- son befindet. Sepalen und Petalen griinlich- gelb mit schénen dunkelbraunen Flecken. Lippe gelblich-weiss, mit purpurviolett ge- - zeichnet, (1873. p. 978.)

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18) Hlaeagnus longipes A. Gray. (Elae- agneae). A. Gr. Mem. Amer. Acad. VI. (1859) p. 405. - Maxim. Diagn. brev. plantar. nov. ae et Mandch. decas octava 1870. pag. 560. Ein Japanischer Strauch mit rostfarben beschuppten Zwei- gen, welcher sich von E. umbellata Thbg. hauptsachlich durch die langgesticlten langlichen oder ovalen Friichte und das iiber dem Ovarium zusammengeschnirte Perigonium unterscheidet. Blatter perga- mentig, liinglich-oval, mit stumpfer Spitze, Oberhalb glatt (in der Jugend mit abfal- lenden feinen Schiippchen bedeckt, unter-

halb silbergrau. Bliithenstiele 11/, Zoll lang, vielmal langer als die Blume. Peri-

gonium mit dem Blithenstiel nicht articu- lirt. Beeren orangefarben, hangend.

(1873. p. 1015. fig. 206.)

14) Veronica Traversi Hook. fil. (Scro- phularineae). Hook. fil. Handb. Flora of New Zealand p. Ein kleiner glatter Strauch mit cylindrischen Zweigen von den Chatam-Inseln und bei Mr. Veitch in Cul- tur. Blatter abstehend, sitzend 3/,—1 Zoll lang, 1/,—1/3 Zoll breit, verkehrt-eiformig, oder linear-oblong, ganzrandig, spitz oder stumpf, mit dicker Mittelrippe. Rispe langer als die Blatter, vielblumig; Blumen weisslich. P (1873. p. 1046.)

15) Tacsonia insignis Mast. (Passiflo- reae). Kine prachtige neue Art, welche Mr. Anderson, der Gartner des Hrn. Daw- son in Sowerby House Hull, aus Samen erzog, die er von Mr. Yarborough Greame aus Peru erhalten hatte. Blatter gross, ei-lanzettformig, glanzend griin, auf der Oberseite rauh oder blasig, unterhalb mit rothlichem Flaume besetzt. Stipeln abhn-

II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

347

lich wie bei T. pinnatistipula aber tiefer getheilt. Rohre cylindrisch flaumig, Se- palen gewohnlich lang gehornt; innerlich ebenso wie die Petalen rosa-violett; der Schlund der Réhre ist mit kurzen, blau und weiss gefirbten Staubfaden geziert. Wenn man den Herren Triana u. Plan- chon folgend, die Gattung Tacsonia mit Passiflora vereinigt, so gehdrt T. insignis in die Abtheilung Poggendorffia.

(1873. p. 1113. fig. 239.)

16) Lilium philippinense Baker. (Lilia- ceae). Ist im Besitze der Herren J. Veitch und Sédhne und wurde von Wallis auf den Philippinen ontdeckt. Zwiebel ‘eiférmig, perennirend; Stengel diinn, 1— 11/2 Fuss hoch, glatt griin oder purpur gescheckt, einblumig. Blatter 30—40, schmal- linear, von der Basis bis zur Blume regelmiassig vertheilt, gekriimmt abstehend, 3—4 Zoll lang, 11/,—2 Lin. breit. Blume horizon- tal abstehend, 7—8 Zoll lang, rein-weiss. Parianthalabschnitte verkehrt-lanzettlich an der Spitze zuriickgebogen. Staubfaden griinlich. Pollen gelb. Griffel griin. Hs ist dies die erste Lilie von dieser In- selgruppe und steht dem L. longiflorum und L. Wallichianum zunachst. Der Ge- ruch der Blumen ist ausgezeichnet.

na (1873. p. 1140. fig. 243 )

17) Oncidium plicigerum Rehb. fil. (Or- chideae). Eine neve Art mit braunen Blu- men. Grund der Lippe _ purpurbraun. Stammt aus Ecuador und blihte im Gar- ten des Herrn W. Bull.

(1873. p. 1141.) (Ender.)

348 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Hl. Literatur.

1) H. Karsten, die Faulniss und | Examen einfihren und damit den alten Ansteckung. Schaffhausen 1872, | Schlendrian beseitigen wollte, eine Haupt- Verlag von Carl Baader. rolle zu spielen scheint, werden unsere

Der geehrte Verfasser bespricht den | Leser besser im Originale nachlesen. Her-

Gahrungs- und Faulniss-Process, zeigt, dass | vorgehoben muss es aber noch werden, zwischen beiden nur relative Unterschiede | dass Professor Karsten dem loyalen ge- bestehen und genau genommen, beide Pro- | rechten Verfahren der Oesterreichischen cesse, Assimilationsprocesse seien, indem | Regierung ihm gegeniiber volle Anerkenn- beiden die Assimilationsthatigkeit gewisser | ung zollt. (EK. BR.) einfachster Organismen als die Ursache des chemischen Processes, welche beide Pro- cesse begleitet, anzuselien seien.

Der Verfasser geht nun tiefer auf das

Wesen von Gahrung und Faulniss ein und geht schliesslich auf die yon ihm schon

2) H. Gaerdt u. E. Neide, Wredow’s Gartenfreund. Dreizehnte Auflage. Berlin 1873 bei R. Gartner. Dieses Buch hat seine 13. Auflage er- lebt, der beste Beweis fiir seine Zweck- massigkeit und Nitzlichkeit. d

Kurz und gedrangt werden die Organe der Pflanze, der Hinfluss von Boden, Diin- ger, Wasser, die Vermehrung der Pflanzen, Baulichkeiten im Garten besprochen und dann allgemeine praktische Regeln fiir die Cultur der Pflanzen gegeben.

Hierauf folgt die alphabetische Auf- zihlung der wichtigsten Culturpflanzen. Die getroffene Auswahl ist grossentheils zweckmissig. Die Pflanzennamen sind cor- rect geschrieben, mit Autor, Vaterland und kurzer Beschreibung versehen, oft ist auch noch eine Abbildung citirt. Den Baumen und Strauchern, den Gemiispflanzen, der Baumschule und dem Obstgarten, sind be- sondere Abschnitte gewidmet. Wir geben daher dieser Auflage die gleiche kraftige Empfehlung mit auf den Weg, wie den vorgehenden. In gedringter Kirze erhalt der Gartenfreund ein Bild des Gartenbaues, ein Buch zum Nachschlagen , in dem der- selbe allerdings manches i aber doch zur allgen genug erhilt. (KE. R.)

3) Eduard Miller, Abbildungen von

mehrfach besprochene und vertretene An- sicht tiber, nach der auch alle ansteckenden Krankheiten bei Pflanzen und Thieren und Menschez, kleinste Organismen seien, wel- che von den Vertretern dieser Theorie Micrococcen, Microzymen, Bacterien, Vi- brionen etc. benannt worden sind. Der Verfasser anerkennt, dass der Ansteckungs- stoff vieler der gerade ansteckendsten Krankheiten noch nicht bekannt sei, dass man aber immer die Ansteckung werde auf bestimmte kleinste Organismen, oder auf abgeléste Zellen der Schleimhiaute etc., oder selbst auf ausgehauchte Gase zuriick- fihren kénnen. Wiedergeben lisst sich Karsten’s Arbeit nicht, wir verweisen da auf das Original, dem eine Schilderung der Erlebnisse Karsten’s als Professor der Bo- tanik an der Wiener-Universitat ange- hingt ist.

Karsten hat bekanntlich schon seit ei- niger Zeit seine Stelle in Wien aufgegeben, weil er einmal von der Facultiit, nicht wie sich es gehoérte, in Schutz genommen und von den Studenten, die er zu examiniren hatte, verschiedentlich insultirt wurde. Auch diese Leidensgeschichte, in der ein Modellen kiinstlicher Obstbaumfor- _ guter Theil Antipathie gegen einen Berli- men. Nérdlingen in der C. H. Beck’- ner fals Professor an der Oesterreichischen schen Buchhandlung.

Hochschule, der gréssere Strenge bei dem | Fir 1 Mark (10 Sgr.) erhalt hier der

a

_Monarchie. Gartenfreunde, die da vorbei

IV. Personalnotizen und Neuestes. 349

Obstbaumfreund auf 10 Seiten gross Quart, | Nummern sind die Namen der speciellen gleichsam eine tabellarische Uebersicht | Formen beigedruckt. Im Ganzen ist die aller der Formen, zu denen man die Obst- | Darstellung von 75 verschiedenen Obst- baume jetzt erzieht. Die Figuren sind gut, | baumformen gegeben.

jede tragt eine Nummer und nach diesen (E. R.)

IV. Personalnotizen und Newestes

1) Die Wiener-Weltausstellung | getheilt!! Verliefen doch die temporaren ist nun geschlossen und mit ihr die Gar- | Blumen- und Fruchtausstellungen wahrend tenabtheilungen mehrerer Lander, so z. B. | der Weltausstellung in ganz fbnlicher der stets sehr gut unterhaltene Garten der Weise, d. h. durchaus nicht so, dass die- Preussischen Abtheilung. Dieser letztere | selben nur einigermassen ia den Vorder- war vom Hrn. Jihlke angelegt und ward | grund traten. Wurden doch da von An- von dem Pr. Hofgirtner Herrn Walter, | fang an, die heftigsten Klagen laut wegen wahrend der Dauer der Ausstellung unter- | unzweckmassiger Localitaten, wegen der (bei halten. Die daselbst aufgestellten schénen | einer Weltausstellung natiirlich resultiren- Lorbeerbaume hatte Hr. Booth geliefert | den) ungewohnten, durchaus ungastlichen und sollen dieselben beim Schluss der Aus- | Aufnahme von Experten und “Ausstellern, stellung gut verkauft sein. Die zahlrei- | wie das in ahnlicher nicht aGh ten chen schénen Coniferen dieser Abtheilung | der Weise auf keiner Ausstellung stammten aus der Landesbaumschule zu | bis jetzt vorgekommen.

Potsdam, Man denke sich aber die wenigen Ver-

Das Deficit der Wiener-Weltausstellung | treter des Gartenbaues, vom Priisidenten stellt. sich Zwischen 15—20 Millionen Gul- | des Gartenbauvereines und den Mitgliedern den. Wahrlich keine Ermuthigung noch | des Comités bis zu den einzelnen Mitglie-

fernere Weltausstellungen zu veranlassen, | dern herab, gunz ausgebrannt, abgehetzt Arbeit, Miihe und enormer pecuniiirer Ver- | und ab atau. wie das auch die ener- lust konnen dazu kaum ermuthigen. gischeste Kraft bei solchen Gelegenheiten

wird. So ohne Ruhe und Rast den gan-

2) Der Garten zu Frauenberg bei | zen sonst der Erholung geweiheten Som- Budweis in Boéhmen, der dem Fir- | mer hindurch, auch noch mit der Leitung sten Schwarzenberg gehdrt, ist einer der | eines Congresses betraut, was kann da da- best unterhaltenen und an Pflanzen reich- | raus werden. Drum nur ja bei Internatio- sten a der Oesterreichischen | nalen Allgemeinen Ausstellungen, keine Gartenbauausstellung mehr, sondern diese

kommen, werden mit grossem Genuss den- | besonders, aber auch nicht hiufiger als (E. RB.)

3) Congress der Gartenfreunde im August in Wien. Derselbo soll ziemlich zwecklos verlaufen sein. Was kann man auch von einem Congress von Specialisten auf eincr Welt-Ausstellung ver- langen, wo die Interessen so mannichfach

4) + A. P. Fedschenko, der Erfor- scher Turkestans, geboren am 7. Februar 1844 in Irkutzk, erfror den 15. September bei der Epforsoh eee des »Col du Géant«

selben besehen. alle 2 Jahr eine mit Congress. | . am Mont Blanc, schandlich yerlassen von

390

seinen feigen Fihrern. Kine genaue Bio- graphie desselben geben wir im Januarheft 1874 nebst dem Portrait. (E. R.)

5) Zweite Gartenbau- Ausstell- ung in Halle a/S. Die allseitige Aner- kennung, welche die im September v. J. von dem Hallischen Gartenbau-Verein ver- anstaltete Ausstellung von Erzeugnissen des Gartenbaus gefunden, haben den hie- sigen Gartenbau-Verein zu dem Entschlusse geleitet, abermals im Fribjahr kiinftigen Jahres eine Ausstellung zu veranstalten. Dieselbe wird vom 25. bis 28. April in dem grossen unteren Saale des neuerbauten Stadt-Schiitzenhauses stattfinden. Mit der Ausstellung wird auch eine Primiirung be- sonders hervorragender Leistungen auf dem Gebiete des Gartenbaus verbunden sein. Bedingung fiir die zu primiirenden Pflanzen ist, dass sie mindestens 6 Monate vom Aussteller selbst cultivirt sind.

Das unterzeichnete Ausstellungscomité wendet sich an alle Gartner und Garten- ‘liebhaber mit der Bitte um rege Betheilig- ung. Anmeldungen, welche zugleich die Angabe der Anzahl und Art der auszu- stellenden Gegenstande, wie der Grosse des beanspruchten Raumes enthalten miis- sen, sind bis zum 1. April an das Comité- Mitglied Birgermeister v. Helldorff, Kirch- thor 1, zu richten. Die eingelieferten Ge- genstande miissen mit deutlich geschrie- benen Etiquetten versehen und denselben zwei Exemplare eines nach Stiickzahl und Arten genauen Verzeichnisses beigefigt werden, von denen eines dem Aussteller quittirt zuriickgegeben wird.

Alle ausgestellten Gegenstiinde miissen bis zum Schlusse der Ausstellung im Aus- stellungslocale verbleiben. Die Kosten des Transports trigt der Aussteller; den Trans- port vom hiesigen Bahnhofe bis zum Aus- stellungslocale und zuriick tibernimmt das Comité auf Kosten des Vereins.

Primien, deren Hohe einer spiateren Bekanntmachung vorbehalten bleiben, sind fir folgende Gegenstiinde in Aussicht ge- nommen: 1) Warmhauspflanzen, 2) Kalt- hauspflanzen, 3) Zimmerpflanzen, 4) Dra-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

canen, 5) Maranten, 6) Rhododendron und Azaleen, a) eine Gruppe gut cultivirter Ex., b) ein gutes Sortiment, 7) Cyclamen, 8) Ci- nerarien, 9) Calceolarien, 10) Primeln, 11) Pelargonien, 12) Fuchsien, 13) Ranun- keln, 14) Anemonen, 15) Gloxinien, 16) Pen- sées, 17) Winterlevcoyen und _ Lack, 18) Buntblitterige Pflanzen, 19) Blumen- zwiebeln (in Blithe), 20) Rosen, 2!) ge- triebene Gehdlze, 22) Coniferen, 23) Soli- tirpflanzen, 24) Schlingpflanzen, 25) Tep-— pichbeete, 26) getriebene Gemiise, 27) ge- triebenes Beerenobst, 28) Trockensachen, 29) Gebundene Sachen. Das Ausstellungs-Comité des Gartenbau-Vereins in Halle a/S.

Dr. Ule. v. Helldorff. Rosch. Spindler. Kayser.

6) Meinen Wohnsitz von Landsberg a/W. habe ich nach dem einige Meilen entfern- ten Schwiebus an der Mirk, Posener Ei- senbahn verlegt.

Alb. Kading, Fabrik von Frihbeet- u. Gewichs hausfenstern.

7) Im Mai 1874 wird in Florenz ein internationaler botanischer Congress stattfinden mit gleich- zeitiger Gartenbau-Ausstellung. Unter den verschiedenen Themata, welche zur Besprechung gelangen werden, erwah- nen wir folgende: Ueber die Dauer des latenten Lebens der Pflanzen und der Be- dingung selbe zu erwecken. Ueber dié Natur und die Function der Haare bei den Pflanzen. Ueber die Ursachen der au- tomatischen Bewegung der Blatter, na- mentlich von Hedysarum gyrans. Ueber die Symmetrie der Staubfaiden. Ueber die Verinderungen der Blatter in Bezug auf das Alter der Pflanzen u. 8. w.

Prisident der General-Commission des botanischen Congresses ist Professor Parla- tore, Secretir ist Professor Targioni Tez- zetti.

Es werden botanische Excursionen in ~ die Umgegend von Florenz unternommen,

_eemevintaensabninais!

IV. Personalnotizen und Neuestes. $51

die hauptsaichlichsten Garten der Stadt be- sucht und der botanische Garten in Pisa. Die Blumen-, Obst- und Gemiise - Aus-

/ stellung wird am 11. Mai beginnen und |} bis am 25. Mai 1874 dauern; die k. Gar- ' tenbangesellschaft hat als Preise 100. gol- dene, 221 silberne und 131 Medaillen aus Bronce bestimmt, ausserdem steht jedoch der Jury noch eine Anzahl solcher Medail- len zur Verfiigung, um Objecte mit Prei- sen zu betheilen die nicht im Programme stehen; dann bestehen noch mehrere grosse Ehrenpreise in grossen goldenen Medaillen, bestimmt vor Sr. Maj. dem Konig von Italien, dem Ackerbau-Ministerium, der Provinz und der Stadt Florenz, dem Fiir-

- sten Demidoff, dem Prof. Parlatore ete.

Prisident ist ebenfalls Prof. Parlatore, Secretir C. d’Ancona. (S—r.)

8) Professor Bohm hielt in der Sitz- ung der Kais. Akademie der Wissenschaf- ten in Wien am 17. October 1873 einen Vortrag iber die EHinwirkung des Leuchtgases auf die Pflanzen und gibt die Resultate seiner durch fast zwei Jahre durchgefiihrten Versuche, welche beweisen, dass das Leuchtgas nicht in erster Linie die Pflanzen tédte, sondern den Boden vergifte. Die Keimwurzeln von in mit Leuchtgas geschwingerter Erde gebauten Pflanzen blieben kurz und verfaulten bald; und hiemit schliesst B6hm die Controverse tiber die Frage der Schidlichkeit des Leuchtgases. Schliesslich bemerkt der Vor- tragende, dass das von Jiirgens anempfoh- lene Mittel das zweckmissigste zum Schutze der Pflanzen zu betrachten sei, namlich die Gasleitungsrohren bei Pflanzungen in ziemlich weite nach aussen miindende Roh- ren zu legen, wie sie Hoibrenk ver- suchsweise bei einzelnen Baumen auf der Ringstrasse angelegt hat. (S—r.)

_ 9) Nikita in der Krim, Ende Oc- tober. Wahrend sich bei Ihnen der Win- ter schon fihlbar macht, sind wir noch mitten im Sommer. Das Wetter ist warm, still und hell; im Schatten 16—17° R.; liebliche, sonnige Tage. Die Garten sind

noch in voller Pracht, die durch die ver- schiedenen Herbstschattirungen unendlich an Reiz gewinnt. Phlox, Lobelien, Pelar- gonien, Verbenen, Heliotrop, Antirrhinum, Petunien, Georginien, Fuchsien, Delphinium etc. sind in voller Blithe; dazu kommen die verschiedenen buntblitterigen Pflanzen als Achyranthes, Iresine, Ageratum, Ci- neraria maritima, Gnaphalium, die jetzt in vollster Entwickelung prangen. Ricinus- Gruppen haben eine Hohe von mehr als 2 Arschinen und machen mit ihrem gros- sen dunkelgriinen Laube, aus dem die ro- then Bliithenkolben hervorleuchten, einen fast tropischen Effect. Zu ihnen gesellen sich machtige Biische von Gynerium mit bis 50 theils rosa, theils weissgrau schim- mernden seidenartigen Aehren, deren Héhe der ydes Ricinus kaum nachsteht. Die Canna-Gruppen sind in vollster Flor; aus dem ippigen, schlank die Blumenahren bis zu 5 und 6 Arschinen Hohe (14 Fuss) hervor, und schwanken anmuthig beim leisesten Luft- zug. Viele Bourbon-, Remontant- und Thee- Rosen sind in Blithe und die Reseda fangt von Neuen an zu bltihen und zu duften, nachdem sie wiihrend der grossen Sonnen- hitze eine lange Ruhezeit genossen. Zarte Ranken von Boussingaultia hangen gracids an den Gelandern und verbreiten beson- ders des Abends einen lieblichen, fast be-

rauschenden Duft, zu dem sich der kést- |

liche Geruch der in voller Bliithe stehen- den Olea fragrans mischt. Datura arbo- rea ist mit Bliithen bedeckt und erscheint

von Weitem wie mit weissem Tuch behan-_ *

gen; Wigandien in staunenswerther Ent- wicklung bilden den saftig griinen Hinter- grund fiir die Menge der Blumen. Bego- nia semperflorens, die wahrend der stiirk- sten Hitze, der brennenden Sonne ausge- setzt, keinen Augenblck aufhorte zu bliihen, scheint sich jetzt noch wohler zu fihlen

und aus dem dunkeln glanzenden_Laube_

blicken Tausende der weissen Blimlein leuchtend hervor.

Die immergriinen Baume und Straucher sind in vollster Pracht, und unter ihnen sind die schénsten jetzt die Arbutus Unedo

hellen Grin heben sich

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und die Magnolien; erstere sind mit Bliithen tibersaet, doch ihre beste Zierde sind die reizenden , jetzt reifenden Friichte, die in leuchtendem Scharlach und reinem Citron- gelb aus dem dunkelgriinen, glinzenden Laube hervorschimmern und aus dem Gan- zen eine unendlich liebliche _Erscheinung machen; letztere sind mit den erossen rothlich-gelben Zapfen geschmiickt, aus denen eine Fille von rothen Samen gleich Corallen hervortreten, so dass man wirk-

lich nicht weiss, was man schoner finden

soll,

den Baum mit seinen edlen, weissen

- Blumen oder denselben Baum mit seinen

_ gliihend rothen Friichten.

Zu der etwas

_steifen Form der Magtolien bilden Cha-

- maerops, einen angenehmen Gegensatz;

_Sonnenstrahlen zuriickwirft. Arum odorum poceieiii a e

die noch in vollem Triebe sind, ihre ge- schlitzten schirmartigen Blatter zittern bei jeder Luftbewegung, wihrend dabei die glanzende Oberflache gleich Spiegeln— die

and Caladium stehen noch im Freien und

machen mit Gruppen aus Arundo Donax,

Carex pendula etc. einen wirklich tropi- schen Eindruck. Die herrlichen Coniferen, an denen der hiesige Garten so reich, prangen im schénsten Griin des eben vol- lendeten Triebes; die runden Kuppeln der hellgriinen Pinus Pinea, die schlanken Saulen der dunkeln Pyramiden -Cypresse, die feinblitterigen Cedern, und die saftig- griinen Thuja treten reizend aus den gel-

Gartenflora Deutschlands ,

Passings und der Schweiz.

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ben und braunen Herbstschattirungen der Laubbaume hervor, zu denen sich noch Prunus lusitanica, Viburnum Tinus, Pru- nus nus Lauro- Te und 1 Laurus ne nobilis. in iippigster Fille gesellen ; kurz das Ganze bildet einen so bezaubernden Anblick, dass man nur bedauert gendthigt zu sein, die Blumengruppen und zarteren Gewachse zu storen, um sie gegen einen plotzlichen Ueberfall des verratherischen Nachtsfrostes bei Zeiten zu sichern, denn wie sehr die Umgebung einen auch in sichere Ruhe einschlummern mochte, so darf man doch ~ nicht wergessent dass man immer in Russ- land ist. y Crt (Claussen.)

9) St. Petersburg Mitte Novem- ber. Petersburg hatte einen ausserordent- lich milden Herbst. Bis zum 29, Oct./10. Nov. n. St. nur 2 leichte Fréste, sonst aber ein verhiltnissmissig mildes Wetter bei + 4 + R. Nachttemperatur. Crocus speciosus, Pensees, gefiillte Bellis, Astern, auch einzelne Rosen bliiheten bis zu diesem Datum noch im Freien und die _ Rasenplatze zeigten das frische Griin des Friihjahrs. Am 29. October stellte sich Frost ein und bald fiel die Temperatur Nachts auf 12° R., so dass schon am 4./16. November die’ Newa sich mit den Kisschollen des Ladogasees bedeckte und auf den Teichen Jung und Alt Schlitt- schuh lief. hy (E. R.)

IL Originalabhandlungen.

1) Abgebildete Pflanzen.

a) Geranium Backhousianum Kgl.

(Siehe Taf. 778.)

Geraniaceae.

Perenne, caule erecto, dichotomo- ramoso, obtuse telragono, ramis peli- olisque pilis erecte adpressis vestilis; foliis cordato-subrotundis, palmato- 3—7 - fidis, utrinque pilis eglandulosis patentibus mollibus; lobis cuneato-ova- tis trifidis, incisis, grosse acuteque dentatis; foliis radicalibus longe petio- latis, 5—7-fidis: lobis exterioribns inaequilateris, in latere exlteriore pro- fundius incisis; foliis caulinis oppositis, decrescentibus , inferioribus brevis pe- tiolatis 5-fidis, supremis brevissime petiolatis trifidis; stipulis lanceolatis, acuminalis, integerrimis, rubescentibus; pedunculis bifloris calycibusque _ pilis patentibus glanduliferis molliter pilosis; sepalis ellipticis, apice in mucronem elongatum excurrentibus, plurinerviis, exterioribus subimmarginatis, interiori- bus hyalino-marginalis; petalis calycem circiter duplo superantibus, pro genere maximis, e basi cuneata obovato-subro- tundis, apice rotundatis integerrimis,

XII, 1873,

purpureis, basi atris venisque alris pic- lis, ad unguis basin barbatis; stamini- bus ad basin dilatatam pubescente-ciliatis caeterum filiformibus atris recurvatis, stylorum columnam glanduloso-hirsutam circiter aequantibus.

Flores maximi, speciosi, circ. 4 Cm. in diametro.

Der hiesige Garten erhielt das schéne in Rede stehende Geranium aus dem an perenirenden Pflanzen reichsten Etab- lissement in Europa, namlich von ,Back- house* in York als G. Lambertianum eingesendet.

Diese letztere Art bildet Sweet in dem Prachtwerke ,Geraniaceae* IV. tab. 338 ab und beschreibt solche auch daselbst. Merkwiirdiger Weise ist diese letztere Art, mit der unser G. Back- housianum zunachst verwandt ist, von allen spaleren Autoren ganz tibersehen worden. Dasselbe unterscheidet sich durch einen knief6rmig verastelten Sten- gel, der wie die Aeste und Blattstiele

23

304

mit abstehenden Haaren besetzt ist, durch weniger tief getheille und stumpf gezihnte Blatter und durch lilafarbene nicht gezeichnete Blumen.

Wabrscheinlich stammt auch die zu Ehren des Hrn. Backhouse genannte Prachtpflanze aus Nepal, wo auch G, Lambertianum zu Hause ist, und diirfle unsere Winter gleich anderen von dort stammenden Stauden im freien Lande aushalten.,

b) Iris reticulata M. B.

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Unsere Abbildung macht mit die-—

sem schénsten aller bis jetzt bekann- ten Geranium-Arten unsere Leser hin- langlich bekannt. Denke man_ sich dazu, dass dasselbe bis 2 Fuss hohe breite mit Blumen iiberdeckte Biische bildet und wir brauchen zu der Em-

pfehlung dieser wahrhaft schénen Pflanze nichts weiter hinzu zu setzen. (E. R.)

a, typica et 6. Krelagi.

(Siehe Tafel 779.)

Irideae.

I. reticulata, radice bulbosa, bulbi tunicis reticulatis, foliis inaequa- liier tetragonis scapo unifloro saepe longioribus, perigonii tubo germini plu- ries longiora, perigonii laciniis subae- quilongis, exterioribus nudis apice pa- tentibus, interioribus erectis, stigmati- bus bifidis , perigonii foliola subae- quantibus.

a. typica; bulborum rete solido;

-flore atrocaeruleo specioso modo

Violae odoratae fragrante, tubo spatham semper superante, nervis lateralibus unguis phyllorum ex- teriorum tenuibus vix conspicuis ante marginem cvanidis. J, re- ticulata M. B. cent. pl. rar. ross, I. tab. 141. Cachetia, Iberia, Pa- laestina,

8. Krelagi; bulborum rete tenui; flore violaceo - purpurascente ino- doro, tubo spatham circilter ae- quante, nervis lateralibus unguis phyllorum exteriorum sate conspi-

cuis marginem subattingentibus. Caucasus, Transcaucasia. et Persia. —JI. reticulata Bot. Cab. tab. 1829. Sweet Brit. Fl. Gard. ser. II. tab. 189. Journ. Hort. Soe. IIl. pag. 166 cum ic. Regel Grifl. tab. 452.

Die schéne Iris reticulata ward von uns schon im Jahrgange 1864 der Gar- tenflora besprochen. Seiidem ist die- selbe in vielen Tausenden von Zwie- beln aus dem Caucasus in die Garten

Europas eingewandert und erfreut den

Pflanzenfreund als eine der ersten. Blu-

men des Friihjahrs, welche ‘gleichzeitig mit den Crocus und den Schneegléck- chen blithet, und die fast in jedem Bo-

den auf sonnigem Standort fortkommt und gegen Frost ganz unempfindlich ist.

Mitte Marz des letzten Jahres hatte Hr. Krelage, der Chef der bekannten Samen- und Zwiebelhandlung in Har- lem, die Freundlichkeit mir frische Blu-

men zweier Iris zuzusenden, die der-

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I. Originalabhandlungen. 30D

selbe beide als Iris reticulata cullivirt,

. die unter einander aber so abweichen,

! _ dass solche gleich ganz verschiedene i. Arten erscheinen. Die eine Form mil fis _-purparvioletten Blumen ohne Geruch, deutlichen dunkler gefarbten Seitcnndern auf dem blasseren Grunde des Nageis der ausseren Blumenblatter und derb- faserigen Netze der ausseren Zwie- , | belhiute, und die andere mit /) jj funkelarzarblaven Blumen, die ganz. ga den Geruch_ der Veilchen be besitzen und ohne ‘Seitenaderung “auf dem Nagel der dusseren Blumenblatter. Ausser-

dem ragt die fadliche Blumenréhre

e

bei der letzteren Form auch stets lain-

ger tiber die den Bliitthenschaft um- schliessenden Scheidenblattchen hervor und die dusseren Scheiden der Zwie- bel stellen ein Netz aus sehr feinen Fasern vor.

Unsere Tafel stellt beide Sorten neben einander dar. Die “erste, welche wir als a typica bezeichneten, ist unbedingt wegen der tief blauen Farb- ung der Blumen, gehoben durch den tief gelben breiten Streifen, der vom Grunde an bis zur Mitte des oberen abstehenden Theils die Achse der dus- seren Blumenblatter durchzieht, so- wie ferner wegen des késtlichen Ge- ruchs nach Veilchen, “die werthvollere ‘beider Formen, ae Krelage schreibt uns, dass er diese Form in zahlreichen Exemplaren besitze, wahrend alle von uns bis jetzt aus dem Caucasus bezo- genen Pflanzen, die im hiesigen Garten zur Bliithe kamen, die zweite Form

ented

a mit violett purpurnen Blumen ohne Ge-

ay uch darstellten, welche wir als ~.

A relagi bezeichneten, weil Hrn, Kre-

* lage das Verdienst gebiihrt, diese von der ersteren Form unterschieden zu

: haben,

, Wir haben nun nach einer einlass-

lichen Untersuchung und Vergleichung der Quellen uns tberzeugt,

denn er bildet gerade diese Form ab

und gibt die entsprechende Beschreib-

ung dazu. Im wilden Zustande ist diese erstere Form aber. sellener und wir besitzen solche in unserem— reichen Herbarium nur von 3 Standorten.

Die zweite Form, némlich |. reticu- lata Krelagi mit purpurvioletten ge- ruchlosen Blumen, ist gegenwiartig die in den Garten am meisten verbreilete und auch die im Caucasus und dem Oriente haufigste Form, sie ist auch die, welche alle Autoren nach Bieber- stein vor Augen hatten und abbildeten. Die dunkler gefarbten auffallend star- keren Seitenadern des Nagels der Blu- menblatier machen solche auf den Ab- bildungen sofort kenntlich,

Wir waren anfangs zweifelhafi, ob wir nicht beide Formen als getrennte Arten aufstellen sollten, und wollten der ersten Form den Namen Iris re- ticulata, als der von Bieberstein be- schriebenen Stammform lassen, die zweite dagegen I. Krelagi nach un- serem um den Gartenbau viel verdien- ten Freund nennen,

Nach den Grundsitzen, nach denen gewohnlich Arten aufgesiellt werden, nach dem sehr verschiedenartigen Aus- sehen beider Sorten, endlich nach dem Geruch der einen und der Geruchlosig- keit der anderen Sorte, wiirde das auch wohl gerechtfertigt sein, und in den Garten mégen beide Formen im- merhin fiir die Folge die Namen I. re- ticulata und I. Krelagi tragen, Vom Standpunkte der Wissenschaft betrach-

et, kommen aber bei vielen Pflanzen-

arten geruchlose und wohlriechende

23 *

dass ‘Iris reticulata typica, oder die dunkelblaue wohlriechende Form nur allein Mar- schall von Bieberstein bekannt _ war,

356

Formen vor und die Farbung _bildet ferner gar keinen zulassigen Artencha- rakter. Es bleibt mithin nur das etwas langere Hervorragen der Blumenréhre aus der Scheide und das Fehlen der tiefer gefarbten seitlichen Adern (wel- che vorhanden und beim Halten gegen das Licht erkannt werden, wenn gleich sie vorm Rande verléschen), welche bo- itanisch die erste Form von der zweiten

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

bei sonstiger Uebereinstimmung der an- deren Organe, nach unserer Ansicht, zur specifischen Trennung einer Iris- Art nicht hinreichen. y

Im Gartenbau werden aber _beide Formen, als zu unseren_ schonsten Friihlingsblumen des freien Landes ge- horig fiir die Folge eine immer wich- tige Rolle spielen. (E. aie

unterscheiden wiirden, Charaktere, i

c) Draba bruniifolia Stey.

(Siehe Tafel 780.)

Cruciferae.

Dr. bruniifolia; multiceps; scapo aphyllo racemoque villosis; foliis lineari - oblongis, rigidis, apice rectis sita coronalis, margine pectinato-cilia- tis; staminibus pelalorum dimidium ae- quantibus: siliculis lato-elliplicis, stylo 5—6-plo longioribus, hirsutis; calyci- bus pilosis; petalis calycem superanti- bus, luteis. Radix valida, mullticeps, caules breves caespiles formantes pro- trudens. Folia rosulata. Stev. in Mem. de Mose. Ili. 268. Ledb. fl. ross. I]. 145. D. C. prodr. I. 167.

Die kleine zierliche Alpenpflanze des Ostlichen Caucasus, welche unsere Tafel darstellt, war bis jetzt nicht in Culiur. Der Director des Caucasischen Museums, Herr G. Radde, sammelte auf einer Reise auf den Ararat, in einer Hohe von 8000’ Samen derselben, und sendete solche dem K. Bot. Garten in

Petersburg ein. Gehdrt zu. den sehr{| beachtenswerihen niedlichen ‘Alpenpllan= zen, da sie im freien Lande in einer ' Steinparthie _ iberwintert, einen sehr kraltigen Wuchs zeigt arr im Juni und / Juli reichlich ihre hiibschen goldgelben ~ Blumen entwickelte. Ist mit Dr. aizvi- - des und D. cuspidata nahe verwandl, ist aber nach unseren bis jeizt ge- | machten Erfahrungen in Cultur viel weniger zartlich und bildet schnell fi dichte Rasen ihrer zierlichen in Roset- | ten geslellten gewimperten steifen Blat- ter. Auf unserer Abbildung stellt Fig. t | _ eine “ganze bliihende Pflanze, 2 eine Blume, 4 ein Blatt, alle in natiir- licher Grosse dar. Fig. 3 ist eine ver= © grdsserte Blume, von der die Blumen-

blatter entfernt, so dass man die Staub-

faden und den Fruchtknoten mit dem kurzen Griffel erblickt. (E. R.)

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1, Originalabhandlungen.

357

2) Khiva, dessen Lage und Culturen.

Der Feldzug der Russen nach Khiva, die Einnahme Khiva’s nach gliicklicher . Besiegung der fast unglaublichen Hin- dernisse, welchen die zu durchziehen- den Wiisten diesem Feldzuge enige- genstellten, hat die Aufmerksamkeit ganz Europa’s auf Khiva, dieser vom Amu-Darja bewiisserten, im Siiden des Aral-Sees und westlich von Turkestan gelegenen Oase in Central-Asien, ge- lenkt. Die unendlichen Schwierigkeiten, welche der Marsch durch die Wiisten Centralasiens bietet, werden noch da- durch gehoben, dass wenn z, B. un- sere Leser von den Mirschen der ver- schiedenen Heeresabtheilungen von Brunnen zu Brunnen gelesen haben, einmai die Menge Wassers, welches ein solcher Brunnen gewahrt, eine sehr begranzte ist, und andrerseits die- ses Wasser stets salzig und brockig ist, so dass es kaum zu trinken ist und den Durst nicht stillt.

Khiva hat gleich fast allen in Cen- tralasien gelegenen Lindergebieten, wohl im Sommer in Folge seiner siid- lichen Lage bedeutende anhaltende Hitze, im Winter aber auch Temperaturen, die bedeutend unter O sinken und 15 bis 20° R. sind gar nicht selten *). Der Frihling beginnt Mitte Februar, doch fallen bis Ende Marz noch Frdste, so dass die zartern in den Garten cul- tivirtlen Gewachse, als Feigen, Wein, Granalen elc., die im Winter durch Deckung mit Siroh oder Erde ge- schiitzt werden, erst Anfang April auf-

*) Man fabelt in manchen Zeitungen unrichtiger Weise von ausserordentlichen strengen, Sibirien ahnlichen Wintern.

gedeckt werden. Im Marz belauben sich die Baume und in den April fallt die Baumbliithe. Mitte oder Ende April beginnt die warme Jahreszeit und den Sommer hindurch herrscht ein fast stets heiteres Wetter und die Hitze erreicht sehr bedeulende Grade. Schon Ende Juni oder Anfangs Juli reift der Wai- zen, friihe Weintrauben, Pflaumen, Apri- kosen, Melonen, Wassermelonen.

Durchschnittlich im October fallen die ersten Nachtfréste wieder ein, der eigentliche Winter beginnt aber erst im December und dauert bis Ende Januar. Wiahrend es Nachts dann fast jabrlich so kalt wird, dass der Amu-Darja zu- friert und eine bis fussdicke Eiskrusie bildet, welche zur Passage dient, fallt durchschnitilich nur wenig Schnee, der dann auch meist bald wieder thauet. Nur von October bis Marz regnet und schneit es, wenn gleich selten stark, von April bis Marz herrscht dann ein heiterer Himmel, der selten Wolken zeigt und nur ausnahmsweise regnet es im Sommer.

Khiva ist-eine Cultur-Oase, die ringsum von wasser- utd ~batimlosen Steppen umgeben ist, wodurch theils die Trockenheit und Hitze des Sommers und die fiir die siidliche Lage bedeu- tende Kalte des Winters bedingt wird. Nach Norden reichen die den Aralsee rings umgebenden Steppen bis Oren- burg, nach Osten bis an die Granzen Buchara’s, im Westen bis zum Caspi- schen Meere und im Siiden bis zum Elborus. Nur 3—400 Fuss hohe Hiigel und Sanddiines machen Khiva uneben. Die Fruchtbarkeit des Landes wird le- diglich durch den Amu-Darja- Strom

358

bedingt, ein Strom, der in Khiva bis 2900 Fuss breit ist, nach seinem Aus- fluss in den Aralsee aber immer was- serarmer wird und stellenweise auf eine Breite von 400 Fuss_herabsinkt. Es ist bekannt, dass der Amu-Darja, der den alten Griechen als Oxus be- kannt war, in friiheren Jahrhunderten seinen bedeutendsten Abfluss nach dem Caspischen Meere hatte. Dieses, jetzt ganz trocken liegende ehemalige Bett des Amu-Darja ist in der neuesten Zeit vom Oberst Stebnitzki untersucht uad jetzt schon auf eine Lange von 200 Werst von dem friiheren Einfluss des Amu-Darja in den Balchinischen Meerbusen des Caspischen Meeres un- tersucht und fest gestellt worden. Die ganze Linge dieses jetzt trocken lie- genden Bettes bis zu seiner Vereinig- ung mit dem jetzigcn Bette dieses Flus- ses betragt aber 700 Werst.

Der Amu-,Darja allein bedingt die Fruchtbarkeit des Chanats Khiva. Durch die ganze Oase sind miachtige Kanale geleitet, welche das Wasser dieses Stromes vertheilen und sich stellen- weise zu kleinen Seen ausbreiten, Zur Unterhaltung dieser fiir die Productions- kraft der Oase unbedingt nothwendigen Kanile wird von jedem Einwohner eine Landsteuer in 12 Arbeitstagen erhoben, Durch diese zahlreichen Kanale, wel- che alle zur Bewasserung dienen und so reichlich Wasser liefern, dass selbst der Reis angebaut werden kann, wird dem Strom eine grosse Wassermasse entzogen, so dass derselbe in Folge dessen und der tibcrhaupt bedeutenden Verdunstung nach seinem jetzigen Aus- fluss in den Aralsee zu immer was- serarmer wird, doch aber haben es die neuesten Untersuchungen der ver- schiedenen Arme, in die sich der Strom vor seinem Ausfluss vertheilt, heraus-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

gestellt, dass derselbe noch bis zum Aralsee_ selbst fiir Dampfschiffe schiffbar ist. Da nun in Folge des letzten Krieges die Landergebiete langs des ganzen rechten Ufers des Amu- Darja an Russland gefallen, so wird fir die Folge die Aralsee-Flotille die Communication mit Khiva den Sommer hindurch unterhalten konnen und damit eine engere Verbindung mit diesem bis jetzt abgeschlossenen Gebiete Central- asiens unterhalten werden konnen. Allerdings ist auch der Aralsee ringsum von wiisten Steppen und dann auf der Westseite unmittelbar der von Hochebene Urtjust umgeben, die auf viele Tagereisen*) eben wie ein Tisch und auf der im Sommer nicht ein griines Krautlein zu erblicken ist. Diese Hoch- ebene fallt erst unmiltelbar an den Ufern des Aralsees 600 Fuss tief in ziemlich steilen Abhangen in den See ab. Gegen den Einfluss der Arme des Amu-Darja hin ist dieser Abhang wild zerrissen und malerisch schén. Schon Humboldt hat die Vermuthung ausge- sprochen, dass der Aralsee und das Caspische Meer in friiheren Zeiten mit einander verbunden waren. Nachge- wiesen ist es, dass bei beiden in ge- schichtlicher Zeit der Wasserspiegel immer mehr gesunken ist, oder dass mit anderen Worten die Verdunstung deren Wasserfliche bedeutender als der Zufluss. Der Einfluss, den in dieser Be- ziehung die Cultur austibt, durch Ab- leitung des Wassers von den Strémen zu Bewiisserungseinrichtungen, ist al- lerdings hierbei mit in Anschlag zu bringen. Das Wasser des Aralsees ist

*) Dieselbe bildet die Wasserscheide zwischen dem Caspischen Meere und dem Aralsee und erstreckt sich vom 71 .—76 Lingegrad und von 411/,—481/, n. Breite.

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L-wgste baumartige Strauch,

ahniich unserem Heidekraut aber

I. Originalabhandlungen,

_Salzig und also gleich dem des Caspi-

schen Meeres nicht trinkbar.

Gehen wir nun auf die Vegetation der Steppen, sowie der Hochebene Ust- jurt tiber, so sind alle diese weiten Strecken, welche die Karavanen auf monatelanger Reise von Khiva nach den andern Culturzonen zu iiberschrei- ten haben, im Sommer absolut diirr und verbrannt. Nur da wo Wasser zu Tage tritt, zeigt sich eine armliche Vegetation und von Holzgewichsen kommen in diesen Oden Gebieten nur einige strauch- oder baumartige Cheno-

_ podiaceen vor, unter denen der Saxaul

_ (Anabasis eachodetidron) der wich- der theils in einzelnen Exemplaren und __ sehr selten in kleinen Waldungen auftritt. Dieser Saxaul besitzt kleine graugriine, dem Siengel angedriickte Blatichen, in ganz unscheinbarer Farbung, ferner ei- nen eigenthiimtichen Holzkérper, der nur an den jiingsten Zweigen ganz ge- schlossen, dann aber sich immer mehr verdstelnd strangformig und sich win- dend den alten Holzkorper iiberziechend, bis zur Wurzel hinabsteigt. Das Holz ist sehr fest, dabei aber so briichig, dass durch starken Druck dicke Aeste abgebrochen werden kénnen. Das Aus- sehen des Baumes gleicht daher mehr dem blattlosen Gerippe einer unserer Laubbiume, als einem in Vegetation stehendem Baume. Basiner fand auf seiner Reise nach Khiva an der Siid- seite des Laudan-Sees (eine Ausbucht- ung eines der Arme des Amu- Darja vor dessen Hinfluss in den Aralsee) einen mchrere Werst langen Wald von ungefahr 15 20 Fuss hohen und 8 Zoll Stammdurchmesser haltenden Baiu- men, Trotzdem Basiner diesen Wald griiiend und pbliihend fand, so sagt er

359

doch, dass derselbe nur den Eindruck eines blattlosen Gebiisches- gemacht habe.

Ausserdem treten besonders auf dem lehmigen Bodun der Hochebene Ustjert auch andere strauchige Chenopodiaceen, so Anabasis aphylla, Salsola arbuscula, Brachylepis salsa ete. sparsam und zer- streut auf. Grodssere Strecken des Lehm- bodens tiberzieht stellenweis ein auch in unsere Garten schon eingewander- ier, kleiner Strauch aus der Familie der Polygoneen, die Atraphaxis spi- nosa, mit ovalen oder langlichen klei- nen Blattern und réthlichen Blumen, Aber auch dieser Strauch ist an die- sen Localitéten so trocken, dass er frisch abgeschnitten, ein ausgezeich- netes gleich trocknem Reisig brennen- des Feuermaterial den Karavanen lie- fert.

Auf Sandhiigeln, besonders wo der Boden eine geringe Bodenfeuchtigkeit hat, treten die Tamarix-Arten an die Stelle der obigen Holzgewachse.

Im Friihjahr unmiltelbar nach dem Weggang des Schnees und unter Ein- | fluss der im ersten Friihjahre noch statifindenden Regenfalle, da beleben sich diese dden Gebiete fiir kurze Zeit mit einer theilweise schénen Vegetation. Da blithen die zahlreichen verschiedenen Allium, die Formen von Tulipa syl- vestris, T. biflora und T. Gesneriana, die Ixiolirion und zahlreiche andere Zwiebelgewachse. An Grasern sind es besonders einige Triticum, Elymus are- narius u. a. wenige, welche hier die Hitze und Trockenheit des Sommers tiberdauern, dann im Friihjahre aufs neue fiir kurze Zeit treiben, schnell bliihen und wieder absterben, um 10 Monate auf das Stillleben des Ruhezu- standes beschrankt, auf die erneute

360 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

kurze Vegetationsperiode gleich den Zwiebelgewachsen zu harren.

Unter den einjahrigen Pflanzen, da gibt es schon zahlreichere Arten, wel- che in kurzer Zeit keimen, bliihen und Frucht tragen und jahrlich wieder er- scheinen, so auch unsere Poa annua, dann iiberall auf Sandboden verbreitet und bis in den Sommer hineinvegeti- rend Ceratocarpus arenarius.

Sehr mannichfach und zahlreich sind die Arten der Salzpflanzen aus der Fa- milie der Chenopodiaceen, welche auf schwach feuchten Stellen des Salzbo- dens vegetiren. Alle aber .haben je- nes missfarbene_ grauliche Griin, wel- ches dieselben dem Auge nicht ange- nehm macht.

Die eigentliche Guitar Ge Khiva ist ausserordentlich fruchtbar, scheint aber an derselben eigenthiimlichen Pflan- zen sehr arm zu sein. Alles ist hier Cullur.

Die Kanale leiten das Wasser bis zu den Feldern und wo der Wasser- stand so niedrig, dass Ueberrieselung nicht méglich, wird das Wasser kiinst- lich durch Wasserrader in die Felder vertheilt.

Was die Culturgewachse Khiva’s anbetrifft, so gibt eine Uebersicht der Naturalabgaben, welche der Chan jahr- lich bezieht, am besten die Ausdehn- ung und Wichtigkeit der Culturen selbst an. Diese Zusammenstellung ward vom Herrn , Alexander Kuhn“, der sich jetzt noch in Khiva aufhalt, in der Turkesta- nischen Zeitung gegeben.

Darnach bezieht der Chan an Na- (uralabgaben: Waizen 24,158 Batmen. (Ein Bat-

men ungefahr 40 Pf.

Zollgewicht) Dschungara (Sorghum.) 20,773 Batmen Hirse 6,535 ,

Kundschut (Sesam)

Erbsen { 070 * Baumwolle 826, Gerste 860 , Hanfsamen 100.5 Leinsamen 345, Mohn 600 Luzernklee 10,000 Biindel.

Die gesammten Einnahmen der Re-

gierung betragen ungefahr 400,000 Totr, ;

an Werth.

Schon unter diesen oben aufgefiihr- ten Culturpflanzen der grossen Cultur figuriren die Baumwolle und der Sesam, 2 einjahrige tropische Pflanzen, wel- che in Folge der hohen Sommerwarme sich den dortigen Culturen noch voll- kommen gut anschliessen, wahrend aus- dauernde Pflanzen der warmen Zone als tropische Fruchtbaume, ja selbst die Orangen dort nicht mehr gedeihen.

Dann ist noch zu bemerken, dass eben nur da Vegetation ist, wo Was- ser hingebracht wird, wo dieses fehlt, fehlt auch jede Vegetation. In den na-

liirlich trocken liegenden Gegenden ist

daher das angebaute Land ringsum mit Erdwillen umgeben, damit nichts von dem kiinstlich aufgebrachten Wasser verloren gehe.

Ausser den oben angegebenen Pflan- zen der grossen Cultur sind als Nutz- pflanzen Khiva’s noch zu erwahnen:

Reis. (Schale). Oryza sativa.

Hirse. (Tare). Hiervon wird Pani- cum miliaceum und Panicum italicum angebaul.

Sorgho. Dschungara ist nach dem Waizen fiir Khiva die wichtigste Cultur. Die Samen beniitzt man als Pferdefutter, ausserdem aber auch zu Mehl gemahlten und mit Waizenmehl vermischt zur Brodbereitung. Vor- zugsweise wird Sorghum cernuum an-

| gebaut.

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- jichos Lubia Forsk. und Phaseolus Max

I, Originalabhandlungen.

Mays. (Zea Mays). Wird wenig und zwar vorzugsweise von den Turk- -menen angebaut.

An Hiilsenfriichten baut man ausser

é unserer Erbse zwei Bohnensorten (Da-

L.) an, ferner auch seiten Linsen

~ (Ervum Lens L.).

* An Friichten und Gemiisen werden

' yorzugsweise angebaut:

Wein, Pfirsiche, Aprikosen, Pflau- men, Quitten, Aepfel, Birnen, Feigen, Granaten, Maulbeeren (Morus alba und nigra), Wallniisse. In grosser Masse ferner Wassermelonen (Arbusen. Cucurbita Citrullus), Melonen, Eierpflan- zen (Solanum Melongena), Karloffeln, Spanischer Pfeffer (Capsicum annuum), Zwiebeln, Runkelriiben, Méhren, Salat. Coriander, Fenchel, Anis, Senf, Mohn, Schwarzkiimmel (Nigella sativa).

Dass der Wein, Granaten und Fei- gen im Winter des Schutzes bediirfen, sagten wir schon oben.

In Garten werden als Zierpflanzen viele unserer gemeinsten annuellen

361

Zierpflanzen cultivirt, wie das aus den neuerdings und friiher dort gesammel- ten Pflanzen hervorgeht. So die Stock- rose (Althaea rosea), Basilicum (Oci- mum Basilicum), Tagetes erecta, Chi- nesische Astern, Mirabilis, Hahnenkamm, Gomphrena, Flaschenkirbis und ahn- liche Pflanzen, welche auch in den Girten Chinas haufig angebaut werden.

Unter den in Garten befindiichen Biumen sind die Pyramidenpappel, fer- ner die Silberpappel, die Schwarzpap- pel und die jener Gegenden besonders

-eigene Populus euphratica.Oliv., her-

vorzuheben, ferner mehrere Weiden, unter cage einige Formen der Salix purpurea, dann Salix alba, S§, fragilis und S. acutifolia vertreten zu_ sein scheinen. Hin anderer beliebter Baum

der Garten ist Elaeagnus angustifolia L.,

der auch zum Befestigen der Kanal- dimme dient und dessen Friichte ge- gessen werden.

(E. R, mit Benutzung der neueren Nachrichten und der Reise von Basiner).

3) Die Verwiistungen der Weinpflanzungen Frankreichs durch die Phylloxera vastatrix,

Die kleinsten Gebilde der Pflanzen- und Thierwelt werden in immer grés- serem und grdésserem Maasstabe unseren Culturen gefahrlich. Der Kartoffel- und Weinpilz haben ihre Wanderung durch Europa vollendet. Der erstere hat sich

gleich mancher epidemischen Krankheit

bei uns eingebiirgert und richtet jahr- lich je nach dem Verlauf der Witter- ung, betrachtlichen oder unbedeuten- den Schaden in den Kartoffelfeldern n. Der andere ist durch das Schwe-

feln, wenn auch nicht ganz vertilgt, doch unschadlicher geworden und scheint tiberhaupt auch, da wo er noch auftritt, nicht mehr so empfindlichen Schaden wie friiher anzurichten, wo durch denselben der Weinbau in einem Maasstabe beeintrachtiget ward, dass von einer Weinernte eine Reihe von Jahren tiberhaupt in vielen Weinlandern nicht mehr die Rede war, so in Madeira, Griechenland, Siidtirol etc.

Den kleinen Schmarotzerpilzen pa-

362

rallel gehen die Schadigungen unserer Culturen durch kleine Insekten ver- schiedener Art.

Unter diesen thun sich in neuerer Zeit die Pflanzenliéuse durch enorme Schadigung unserer Culturpflanzen her- vor. Wir crinnern da an die Aepfel- blattlaus, die in den letzten Jahren ganze Baumschulen verheert hat, an die Blutlaus (Schizoneura), welche die An- pflanzungen von Aepfelbaéumen im west- lichen Deutschland jetzt verheert und endlich an die kleine Pflanzenlaus, die sich erst in der neueren Zeit an den Wurzeln des Weinstockes eingebiirgert hat, die Phylloxera vastatrix PI.

Wir haben schon wiederholt von dem enormen Schaden gesprochen, wel- chen dieselbe in den letzten Jahren in den Weinpflanzungen Frankreichs an- gerichtet hat. Die weite Verbreitung derselben und der Schaden, den solche gegenwarlig in Frankreich anrichtet, mag aber noch klarer aus einem Be- richt hervorgehen, den wir dem Octo- berheft des ,,Journal de la Sociélé cen- lrale de France“ entnehmen. Dort schreibt Herr Delavallée: ,,Um den Schaden, den die Phylloxera anrichtet, zu constatiren, machte ich eine Reise

nach dem siidlichen Frankreich.“ Das Departement de la Droéme be-

sitzt_keinen Weinbau mehr. Die be- rihmten Weinberge von Donzére und Roussas_ sind vernichtet. Von Croi- sieres bis Nyons, auf einer Liinge von mehr als 40 Kilometer, welche friiher mit schénen Weinpflanzungen bedeckt war, ist nichts geblieben,

Von 30,000 Hectaren schoner Reb- pllanzungen, welche das Departement Vaucluse besass, sind kaum 2000 Hec- laren geblieben, und diese sind auch schon augegriffen. Die ausgebreiteten Weinpflanzungen von Chateauneuf -du-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Pape, von Caumont, von Gadange, von Violés, von Gigondas existiren nicht mehr. Von Orange Avignon, von Orange bis Carpentras, in Vaisons, wo sich die Weinpflanzungen von Camaret, Rasteau und Rouaix befinden, sind alle Reben todt. Auf dem Wege von Vaisons bis zu den Badern von Propiac befanden sich aus- gedehnte schéne Rebpflanzungen, wel- che sich durch ihren iippigen Wuchs und reichen Ertrag auszeichneten, so- wohl auf steinigen Boden als an Ab- hangen angelegt und auch von diesen sind nur vertrocknete Reben iibrig ge- blieben. Der fir andere Culluren un- taugliche Boden ist von den Besitzern verlassen und wird zu wiisten Platzen.

Die Gegend von Le Gard ist erst von Vaucluse angesteckt worden, und sind auch die Reben noch nicht ganz todt, so sind sie doch auch schon von den Besitzern ganzlich aufgegeben wor- den. Ebenso sind die grossen Reb- pflanzungen an den Rhonemiindungen bei Crau ganz vernichtet. In Camargue, d’Arles 4 Aigues Mortes, von da bis Lunel, von Lunel bis Frontignan sind die meisten Reben schon vertrocknet.

Die Gegend von Alais, Lozére und Haut-Loire hat die Krankheit bis jetzt noch verschont.

Die Krankheit bietet einzelne son- derbare Daten. So sind manche Wein- sorten zuerst ergriffen worden, dann

sind Weinreben, die an Baéumen em-

porranken, von der Krankheit verschont geblieben, wahrend alle anderen Reben ringsum todt sind. In einer Gemeinde sind von einem Weinberge, der einen jabrlichen Ertrag von, 50,000 Fr. lie- ferte, keine 70 Reben tibrig geblieben und in der gleichen Gemeinde ist von einer Weiupflanzung, durch die ein

Fahrweg hindurch fiihrt, die eine Seite

der Pflanzung vernichtet, wahrend die

I, Originalabhandlungen.

auf der anderen Seite des Weges gros- sentheils gut geblieben ist.

Die Krankheit fangt stets auf ein- zelnen Stellen an und verbreiiet sich dann in concentrischen Kreisen immer weiler in den Weinbergen.

Eine andere Eigenthiimlichkeit ist

die, dass die Rebberge an den Ufern der Rhone, der Aigue und Louveéze —todt sind, wahrend die an den Ufern der Aigue-Marse, der Durance wohl erhalten sind. Die Durance tritt jahr- lich tiber und setzt einen an Salzen und Magnesia reichen Schlamm ab, hat das vielleicht die Weinpflanzungen er- halten, _ Herr Delavallée empfieh|t schliess- lich alle todten und angegriffenen Wein- pflanzungen auszureuten, den Boden mit Luzerne und Esparsette 3—4 Jahre zu bebauen und dann neue Weinpflanz- ungen auf solchen zu machen.

Soweil Herr Delavallée.

Unsere Leser sehen, welche ausge- dehnten Verwiistungen die Phylloxera in den durch ausgezeichnete Weine seit langer Zeit beriihmten Pflanzungen Frankreichs schon angerichtet und noch ist dem Uebel nicht gesteuert, sondern es droht sich immer weiter auszubrei- ten, um endlich, wie so manche ihn- liche Plage zu uns zu kommen. Neh- men wir daher bei Zeiten unsere Mass- ~nahmen, folgen wir dem was in Frank- reich dagegen gethan wird, und studi- ren wir die Entwicklungsgeschichte der Phylloxera, tiber die man bis jetzt noch wenig weiss. Aus dem was iiber die- selbe in verschiedenen Zeitschriften verOffentlicht worden, gehért solche zu den kleinsten Pflanzenlausen, kommt wie andere Pflanzenlause in gefliigelten und ungefliigelten Individuen vor und wird von anderen Autoren einfach zu Aphis

363

gegelbe Farbe und soll an den befal- lenen Pflanzen vom Wurzelhals aus all- mahlich den Wurzeln nach hinab bis zu den kleineren Wurzeln steigen. Hier sitzt sie colonienweise und saugt den Saft der Wurzeln, welche in Folge dessen allmahlich absterben, so dass die befallenen Reben gemeiniglich im zweiten Jahre ganz absterben. Ihre Ent- wickelung geht wahrscheinlich der der Aphis-Arten parallel. Eine Generation, welche in Folge vurausgegangener Be- fruchtung Eier legt, dann mehrere Generaltionen Ammen, welche lebendige Junge gebaren, so dass ein Individuum im Laufe des Jahres bis 1 Million Nach- kommen haben kann.

Dass diese kleine Pflanzenlaus von oben nach unten steigt, ist allerdings das Wahrscheinlichste, denn einen an- deren Weg als den den Wurzeln nach, um allmahlich hinab zu steigen, kann sie kaum wiahlen.

Wahrscheinlich miissen nun die eier- legenden Individuen auch wieder empor- steigen und zu den noch nicht befal- lenen Nachbarstécken kriechen und flie- gen, um hier ihre Eier an deren Wur- zelhals abzulegen. Dadurch wiirde sich die allmahlich in concentrischen Kreisen fortschreitende Ausbreitung der Krank- heit erklaren, ebenso, dass ein Weg, wenn auch nur auf kurze Zeit die Aus- breitung abgranzen kann.

Aus einer anderen der angefiihrten Thatsachen geht hervor, dass Ueber- fluthung cines Wassers, das Schlamm absetzt, der Verbreitung der Krankheit entgegenwirkt, wahrscheinlich weil das Auf- und Absteigen der Insekten an den Wurzeln durch den dicht um die Reben sich setzenden Schlamm, ver- hindert wird.

Wir haben schon friiher mitgetheilt,

gerechnet, Dieselbe besitzt eine oran- | dass in Frankreich sehr veschiedenar-

364

tige Decocte und Filtrate benutzt wer- den, um die befallenen Weinstécke da- mit zu begiessen, indem man _mittelst gemachter Locher dieselben in die Tiefe Es ist aber im héchsten Grade unwahrscheinlich, dass durch ein der- arliges Mittel der Krankheit Einhalt ge- than werden kann, einmal weil eine derartige Operation bei der Cultur im Grossen mehr kosten wiirde, als die ganze Ernte werth ist, und auf der an- deren Seite der unterirdische kleine Feind doch wohl nur theilweise getédet werden kann.

Alles was nach unserer Ansicht da gethan werden kann, besteht nicht in Vertilgungs-, sondern in Vorbeugungs- milteln. Diese letzteren kénnen um so leichter angewendet werden, als dieses Insekt sich .nicht schnell auf weite Strecken, sondern nur auf die Nahe ausbreitet und dann wieder sprung- weise auf anderen Verbreitungscentren auftritt.

Solcher den sein:

a) Durchaus keine Rebpflanzen oder selbst Stockholz aus Gegenden zu be- ziehen, wo die Krankheit herrscht. Darauf sollte sogar von den Behorden ein wachsames Auge gehalten werden und unsere Herren Handels-Géariner und Rebziichter Deutschlands sollten sich im ganz allgemeinen Interesse ganz he- sonders hiiten, inficirte Waare, (da solche, welche aus inficirten Gegenden stammlt) in Deutschland einzufiihren.

ieitel.

Vorbeugungsmittel wiir-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und,der Schweiz.

b) Stimmen wir, wenn es sich darum handelt, der Verbreitung der Krankheit, da wo solche einmal ausgebrochen, vor- zubeugen, vollstandig und aus innerster Ueberzeugung, der vom Herrm Dela- vallée vorgeschlagenen Radicalkur bei, namlich alle todien und angesteckten Weinberge auszureuten, und eine Reihe von Jahren mit andern Pflanzen zu be- setzen, bevor man wieder Wein pflanzt. gehen und iiberall, wo sich die Krank- heit in Weinpflanzungen zeigt, nicht blos die stark und leicht befallenen Re- ben sofort auf 2 Fuss unter dem Bo- den abhauen, sondern dem gleichen Experiment auch den niachsten Kreis

der anscheinend noch gesunden Pflan—

zen unterwerfen und diese Pflanzen so- fort an Ort und Stelle durch Feuer volistindig vertilgen. Den dann fol- genden Kreis von Pflanzen aber durch Antreten der Erde an den Stamm und Umstreuen mit Asche und Schwefel etc. vor den Angriffen der etwa noch wan- dernden lebenden Insekten schiitzen. Gegenseilige schaften der Weinbergbesitzer , abnlich wie das bei gegensciligen Versicher- ungen gegen Viehseuchen geschieht, miissten dazu beitragen helfen, dass nicht falsch verstandene Sparsamkeit, das theils oder vielleicht auch nur fraglich inficirte, conservirt, wodurch die Krankheit immer weiter ausgebrei- tet werden wiirde. (E. R.)

Wir wiirden aber noch weiter -

Versicherungsgesell-.

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I. Orginalabhandlungen.

365

4) Oxalis Acetosella als Gartenpflanze.

Im dunkeln. Hochwalde schimmern zuweilen lichtgriine Oasen zwischen braungriinem Moos und braunem Laub- oder Nadelboden so lichtvoll_und_schén, dass wir uns verleilen lassen, vom Wore abzugehen, um die Lichtstellen kennen zu lernen. Sie bestehen aus Oxalis Acelosella, in Deutschland Sauerklee und Hasenklee genannt. Die leicht lang gestielten viertheiligen Blatter haben den ganzen Sommer bis in den Winter eine so lebhaft maigriine Farbe, dass ich keine ahnliche Pflanze eutie sind daher nicht nur im Park und Parkgar- ten als Bodendecke reizend, sondern bilden auch héchst wirkungsvolle Tep- pichbeete, welche durch ihren Gegen- satz der Farbe ungemein contrastiren. An schalligen Platzen gibt es keine schénere Zusammenstellung als Oxalis

mit Epheu oder Asarum. Die schon im April erscheinenden, bis Juni dauer- den Bliithen sind gross, kurzgestielt und von weisser Farbe, zuweilen mil rothlichem Anflug. Da diese Oxalis perennirend ist und sich durch Stolonen sehr schnell ausbreilet, so ist die An- pflanzung und Fiillung der Beete leicht zu bewirken. Im Parkwald pflanze man sie abwechselnd mit Asarum europaeum, Vinca, Epheu und andern dunklern _ Pflanzen, besonders als Umgebung von Farnkraut. Hierzu braucht der Boden nur dann zubereitet 2u werden, wenn es ihm an frischem Humus fehlt, wel- cher .unentbebrlich fiir diese Pflanze zu sein scheint. Zu Beeten nimmt man Laub- oder Holzerde mit Rasenerde oder Lehm, | J.

__ 5) Hoteia japonica ats Merphanxe

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bringt zwar nur wenige Bliithen, ‘wenig- stens im Verhaitniss zu der grossen Blattermasse, aber die ausgebildeten Blatter sind sehr decorativ und liefern ein lange anhaltendes schénes Material als manschetlenartige Umgebung von Tellerbouquets. Da gewohnlich die ar- men Farnkrauler des Warmhauses’ zu diesem ‘Lwecke benuizi werden und so ‘stets in einen unferligen krankhalten . Zustand kommen, so empfiehlt sich das Friihtreiben von Hoteia zum Ab-

“~~ scheiden ganz besonders. Die Hoteia

verlangt sandige Humuserde,

,

Pa x" Man stelle sie nicht vor Neujahr warm, kann aber vorher die Vegeta- lion im Kalthause anregen. Nachdem die Blatter ausgebildet sind, werden die Pflanzen kiihl gestellt. Die Blatter miissen vor dem gedachten Gebrauche volistandig erhartet sein. Die hiibschen weissen Bliithen sind ebenfalls im Bou- quet zu benutzen. J.

(Wird in Petersburg zu Tausenden zu solchem Zwecke angezogen.

(E. R.)

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‘der kleinen Schrift:

“Namen O. purpurea

366 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

6) Welches ist der richtige Name der als Oxalis tropacoloides bis den Garten verbreiteten Pflanze?

Als Oxalis tropaeoloides in die Gar- ten kam, erkannten Personen, welche gewohnt sind, nach richtigen Namen zu forschen, darunter ich selbst, schon bei der ersten Erwahnung dieser Pflanze in der Gartenflora dieselbe als eine Ab- art von dem vielverbreiteten Gartenun- kraute O. corniculata. Und noch jetzt findet man in allen Biichern und Catalogen, welche sich um Correctheit der Namen bemiihen, Oxalis tropaea- loides als Varietat von O. corniculata; also QO. corniculata var. alropurpurea aufgefihrt. Ich selbst bin aber in mei- ner Ansicht zweifelhaft geworden. Oxa- lis corniculata bildet beblatterte Sten- gel, O. tropaeoloides niemals, dagegen Stolonen, durch welche es sich in kur- zer Zeit weit verbreitet, vermehrt, er- halt und bei geniigender Schnee- oder Bodendecke den Winter iiber erhilt, im Topfe aber warm stehend, immer wachsend erhalten werden kann. Dagegen ist O. corniculata entschieden eine einjahrige Pflanze. Indem ich mich tiber diese und andere Oxalis zu un- terrichten suchte, fand ich zufallig in Die decorativen Pflanzen des Blumengartens“ von Schré- ter unser QO. tropaeoloides unter dem mit dem Autor Jacq., was jedenfalls unrichtigist, da diéSes eine capische Art mit purpur- rothen Bliithen ist. Ich halte nun un-

el

sere Pflanze fiir eine Form von 0, stricta L., die ich zwar nicht kenne, deren Beschreibung in W. D. J. Koch’s ,synopsis der Deutschen und Schwei- zer Flora‘‘ aber vollkommen passt, na- mentlich die Art zu wachsen. Sie soll aus Amerika stammen und ist in Ge- miisegarten verwildert. Koch nennt sie zweijahrig, weil der oberirdische Trieb eines Jahres abstirbt und nur die Sto- lonen lebend blieben. Lies ist wohl nicht ganz richtig, oder es miissten dann auch Zwiebel- und Knollenpflan- zen, deren Zwiebeln oder Knollen nach der Bliithe absterben, wihrend sich da-

neben oder dariiber neue bilden, als

zweijahrig betrachtet werden, ebenso Minzenarten (Mentha) und ahnliche Pflan- zen, welche sich durch Auslaiufer ver- jiingen und nach der Bliithe absterben.

Es ist zu wiinschen, dass Botaniker den richtigen Namen von Oxalis tro- paeoloides feststellen, und dies zu ver- anlassen, war der Zweck dieser Zeilen.

Ji*)

*) Ist wohl nur Form von O. cornicu-

lata. Die Oxalis stricta besitzt aufrechte Stengel und unterirdische Stolonen. O. cor-

niculata niederliegende Stengel, welche

Wurzeln treiben. Wir werden diese Pflanze

im niichsten Jahre von Neuem beobachten, (E. RB.)

II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 367

Il. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.

a) Empfohlen und abgebildet in W. Bull’s Catalog (London, Kings- road, Chelsea).

1) Maranta Mackoyana. Jetzt schon ziemlich verbreitet und von uns schon nach den bei F. A, Haage in Erfurt gleich- zeitig eingefiibrten Pflanzen erwahnt.

2) Hibiscus rosa sinensis fulgidus. Von den Siidseeinseln eingefiihrt. Blatt derb, fest, glanzend und gross. Blumen einfach bis 5 Zoll im Durchmesser, carminroth und im Grunde mit dunkelm grossem Augenfleck. Ist in Frankreich und Deutschland schon lange verbreitet und eine alte Cultur- pflanze.

3) Hibiscus rosa sinensis puniceus. Kine andere Form mit gefiillten, leuchtend ro- then Blumen von ungefaihr 3 Zoll Durch- messer, die gleichfalls von den Siidseein- seln eingefiihrt sein soll. Beide Formen sind jedenfalls sehr schén und der Cultur werth, nur macht auch diese den EHin- druck eines alten Birgers unserer Ge- wichshauser.

4) Dieffenbachia nobilis. Kingefihrt aus Siidamerika. Eine sehr schéne bunt- blatterige Decorationspflanze firs Warm- haus. Blattstiele 1 Fuss lang. Blatter langlich-oval, 20 Zoll lang und 9 Zoll breit, dunkelgriin, schon gezeichnet mit grossen weissen unregelmissigen Flecken, die zwi- schen den stirkeren Seitennerven von der Mittelrippe nach dem Blattrande zu ver- laufen,

5) Dracaena WShepferdi. Neue Sorte ‘von robustem Wuchs aus der Gruppe von Dr. Jacquini von den Siidseeinseln. Junge Blatter griin mit helleren Streifen. Letz- tere erhalten bei den dlteren Blittern eine broncene, orange Farbung. Ausgezeichnete Neuheit, die der von Linden ausgegebenen Dr, gloriosa nahe zu stehen scheint,

6) Dracaena imperialis. Blatter grin und spiter rosa gezeichnet.

7) Carica aurantiaca. Aus Bogota. Tracht der Carica Papaya. Frucht kugelig, 3 Zoll im Durchmesser, orangenfarben.

8) Alpinia vittata. Eine reizende Neu- heit von den Siidsee-Inseln. Das Rhizom treibt zahlreiche Stengel, besetzt mit ellip- tischen lanzettlichen 6—8 Zoll langen Blit- tern, welche letztere auf dem hellgriinen Grunde zahlreiche dunkelgriine und weisse Streifen tragen.

9) Aristolochia galeata. Schlingpflanze aus Bogota. Blatter herzformig. Blumen milchfarben und braunpurpur geadert, Blu- menrohre aufgeschwollen, der Blumensaum 7 Zoll lang, bestehend aus 2 zusammenge- legten sichelf6rmigen Lippen.

10) Alocasia ilustris und A. Marshall. Sollen beide aus Ostindien stammen und sind beides Formen, die der bekannten schénen A. Jenningsi nahe stehen, erstere besitzt aber einen herzférmig -speerformi- gen Blattgrund, letztere ein schildformiges am Grunde nur sehr schwach ausgebuch- tetes Blatt.

11) Croton limbatum. Abermals eine buntblatterige Form von den Siidsee-Inseln. Blatter langlich-lanzettlich, 7 Zoll lang, tief griin mit hell orangegelber Mittelrippe,

Randung und _ punktartigen einzelnen Flecken. 12) Dwoscorea illustrata. Knollige

Schlingpflanze vom Rio Grande, wahr- scheinlich eine der Formen von D. disco- lor, Blatter pfeilformig-herzformig, oli- vengriin mit breiten silberfarbenem Mittel- streifen und einzelnen Flecken.

13) Corynostylis hybanthus. Halbschlin- gender Strauch aus der Familie der Vio- laceen yom Amazonenstrom, Blatter oval,

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368 _ Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Blumen weiss, von vorn von der Form einer grossen Viola, in einen 2 Zoll lan- gen trompetenformigen Sporn ausgehend, wodurch die Blume an ein Tropaeolum er-

innert, weiss. _ (E.. B.)

14) Narcissus Clusiti Dunal, Eine

' Narzisse, welche in Algerien, in den hdher

gelegenen Gegenden, in WaAldern, die aus Pinus halepensis bestehen, so am Boghar, am Teniet el Haad, ferner auch in Oran und in der Ebene von Senia wild wichst. Im Sommer zur trockenen Jahreszeit ruht diese Art, wenn aber die Herbstregen be- ginnen, dann treibt jedes Blatt ein linien- pfriemliches Blatt und entwickelt seine weisse, einem N. Pseudo-Narcissus Abn- liche Blame im.December und Januar, wes-

» halb sich diese Art zur Treiberei sehr wohl

eignen diirfte. Der 11/2 Zoll lange Bliithen- schaft trigt je eine fast wagerecht ab-

3 stehende, 2 Zoll im Durchmesser haltende

Blume.

Professor Fenzl gibt von dieser in den Garten bis jetzt unbekannten Narzisse pag. 69 des Gartenfreunds, herausgegeben von der K. K. Gartenbaugesellschaft in Wien, einen guten Holzschnitt und sagt, dass Corbularia monophylla Durieu de Maiss. (Duchartre Revue bot. Il. p. 425) mit N. Clusii identisch sei. Dunal legte der Al- gierischen Pflanze den Namen N. Clusii bei, weil er glaubte, dass die in Spanien wach- sende, von Clusius als Pseudonarcissus jun- cifolius albus beschriebene Pflanze damit identisch sei. Nach Professor Fenzl ist das nicht der Fall, weshalb Fenzl die Spa- nische Pflanze, welche friiher in den Gir- ten sich befand, jetzt aber wieder verloren gegangen ist, mit De Candolle N. canta- bricus nennt und vorschlagt, fir N. Clusii den von Durieu de Maissoneuve gegebenen Namen N. monophyllus anzunehmen. Letztere Art ist dieses Jahr von der Zwie- belhandlung Barnart’s in Vogelzang bei Haarlem verbreitet worden, kann aber auch vom Herrn Durando, (Alger, rue Rene Caillé 6) das Hundert Zwiebeln zu 25 Fr. bezogen werden. (E. R.)

15)Mainzer Friihzwetsche, Es ist

dieses nach Oberdieck (Illustr. Monatsh. f. Porn. 1873 pag. 170), von allen bis jetzt bekannten Zwetschen-Sorten die friheste. Dieselbe gleicht der gewéhnlichen Haus- Zwetsche, verlangt einen tiefen humusrei- chen sandigen und nicht zu trockenen Bo- den und reift schon Mitte August. Das Fleisch lést ganz vom Stein und besitzt einen sehr angenehmen siisssiuerlichen Ge- schmack. Soll schon seit 1819 in Mainz cultivirt werden, urspriinglich aus Frank- reich eingefiihrt sein, hat sich aber erst in neuvester Zeit angefangen zu verbreiten.

(r.)

16) Todea Wilkesiana Brackenridge. Unter den mit Recht so beliebten Farn mit durchsichtigen Blittern nimmt neben der schénen Leptopteris superba, die von uns bei- stehend, nach einem uns vom Hrn. James Veitch (Royal Exotic Nursery, Chelsea, Lon- don) mitgetheilten Cliché abgebildete Todea

Wilkesiana den ersten Platz ein. Dieselbe wichst in feuchten Waldungen der Fiji- Inseln. Dieselbe ward von Veitch in Cul- ~ tur eingeftihrt und bildet eine der reizend-

sten Zierden seines als Felsengrotte auf- in

eres Xe

gebauten Farnhauses, vorzugsweise “be- cy

stimmt zur Cultur ae Trichomanes und ©

Hymenophyllum-Arten, sowie fir die Arten r

mit durchsichtigen Blattern von Todea, Leps topteris u. s. f. Hooker beschreibt diesen lieblichen Miniaturfarnbaum als Form von T. Fraseri. Bildet einen 18—20 Zoll hohen und 1—11!/, Zoll dicken Stamm, aus dem die Pflanze einzelne Luftwurzeln in die Erde aussendet. Hine reiche Krone ab-

stehender bis 2 Fuss langer Wedel von el- |

liptisch-lanzettlichem Umfange, die doppelt fiederschnittig, wie das unsere Abbildung zeigt, kahl und die durchsijchtig-olivengriine Firbung der Trichomanes-Arten, iberragt den Stamm,

Verlangt gleich den meisten Tricho- manes- und Hymenophyllum-Arten einen Standort im feuchten, niederigen, temperirt kalten Hause, wo das ganze Jahr hindarch eine gesunde reine Luft und im Winter eine Temperatur yon + 5—6° R. erhalten

wird. Wird dieses eingehalten, so ist die

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II, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 369

Cultur der zierlichen Farn mit durchsich- tigen Blattern gar nicht schwierig, und wenn dieselben, wie die Englander sagen, erst einmal etablirt (in der Cultur akkli- matisirt), dann wachsen sie so freudig und uppig wie andere Farnkrauter. (EK. R. *) | an | |

; *) Wir erhielten kiirzlich aus England

~

ein Kistchen mit Trichomanes- ‘und Hyme- nophyllum bei R. Dieselben kamen im gefrorenen Zustande an, thaueten in der geschlossenen Kiste allmihlich auf nnd hatten von der niedrigen Temperatur gar nicht gelitten.

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370

lll.

1) Neues Mittel zur Vertilgung der Feldmause. Durch in die unterir- dischen Ginge eingetriebenen dichten Rauch werden bekanntlich die Feldmiuse geto- det. Professor Nessler in Karlsruhe hat eine Sorte von Patronen von qualmenden leichtbrennenden Substanzen fertigen las- sen, welche in die Ga&nge eingeschoben und angebrannt werden. Natiirlich miis- sen alle Oeffnungen, wo Rauch _her- aus kommt, sofort zugetreten werden, wenn das Mittel helfen soll. Man nimmt dazu eine faserige Substanz, als welche sich die Jute als besonders geeignet er- wies, trinkt diese mit concentrirter Salpe- terlésung (Kalisalpeter), trocknet darauf gut, dann wird getheert und im halbtrock- nem Zustande des Theeres Schwefelblumen aufgestreut. Nach vollstandigem Abtrock- nen werden die Fasern in diinne Zoépfe geflochten und diese behufs der Verwend- ung in kleine pillenartige Stiicke geschnit- ten und in der Weise verwendet, dass sie angeziindet, in die Mauselécher» einge- schoben und letztere sofort mit Erde ge- schlossen werden. (Pomolog. Blatter).

2) Die zittergrasartige Segge Carex brizoides verdient die Aufmerk- samkeit der Oeconomen, da sie in vollstem Maasse das Rosshaar und das Seegraa( Zostera marina) ersetzt, in Waldungen reichlich vorkommt, einen schiatzbaren Handelsar- tikel bietet, und das Sammeln derselben einen Nahrungszweig fiir die airmere Classe bildet, ja sogar auch eigens cultivirt in feuchtem , humosem, lehmigem Sandboden bei feuchter, warmer Friihjahrswitterung und gemissigtem Klima bietet sie noch im- mer grosse Vortheile, In den Waldungen (5000 Hectaren) des badischen Rheinthales gab der Handel mit besagter Segge im verflossenen Jahre 1872 einen Reinertrag von gegen 6000 fl. Freiburg bezog im ver- flossenen Jahre 1872 aus seinen Waldun- gen (814 Hectaren) 13853 fl,, ein Ertrag,

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Notizea.

der, wenn nicht iiber, jedoch gleich dem

-Werthe der Holzproduction ist. Ende Juni

wird das Gras ausgerupft, an der Sonne getrocknet, in den Magazinen mittelst Ma- schinen in Zopfe geflochten und so in Han- del gebracht. (S—r.)

3) Gefarbtes Glas. Durch lJangere Zeit fand man in den Journalen die Mit- theilung, dass General Plesanton in Phi- ladelphia das Wachsthum der Pflanzen auf das Unglaublichste befordern konnte, in- dem er selbe unter Glas violetter Farbe gab. Nun aber entnehmen wir aus dem Bulletin de la Société Linnéenne de Amiens (N.5 de 1872/3), dass nach neueren mehr- falligen Versuchen des Hrn. Baudrimont und Bert besagte Farbe den Pflanzen nicht allein nicht giinstig, sondern sogar schad- lich sei. Baudrimont stellte Pflanzen unter Glas von verschiedener Farbe und fand, dass die violette Farbe und auch die griine denselben schidlich sei, letztere Farbe sei so schidlich wie Dunkelheit.

(S—r.)

4) Welwitschia. In der Agricultur-

halle der Wiener Weltausstellung von Por- |

tugal fanden sich einige Exemplare ver- schiedener Grosse der Welwitschia mirabi- lis und wahrlich es ist ein héchst wun- derbarer Baum. Ein umgekehrt kegelfér- miger Stamm, mit brauner rauher Rinde (am grosseren Exemplare von gegen 2 Fuss Dicke) bildet an seinem oberen Theile eine grosse runde Platte mit wulstigem, erhob- enem, zerrissenem Rande von circa 6 Fuss im Durchmesser, welche durch einen Spalt

quer durchschnitten ist, der in die Holz-

masse durch mehrere Zoll eindringt; der untere Theil des Stammes geht in eine wenig veristelte Pfahlwurzel iiber.

Neben diesem Baume liegen ein Paar mehrere Fuss lange Blatter, welche nach Welwitsch an jeder Seite unter dem aéusseren Rande der Platte entspringen und

‘a

sich in gerader Linie iiber den Boden brei- ten diese zwei Blatter, lederartig, pa- rallelInervig, zerschlitzt sind die einzigen, welche der Baum in seiner ganzen Lebens- dauer hervortreibt; sie sind die Keimblat- ter, welche die Ernihrung des Stammes fortsetzen fallen diese ab, so stirbt der Baum ab. _ Eine Zeichnung eine weit ausge- dehnte Sandwiiste mit in weiter Ferne sich erhebenden Gebirgen gibt uns das Bild der Gegend, in welcher dieser »Tumbo«

_ vorkommt es ist Benguela allwo Welwitsch reichliche Schitze gesammelt hatte und unter diesen obbenannten son- derbaren Baum entdeckte. (S—r.)

-

5) Aucuba japonica, In allen Gar- tenwerken von Forster, L. Schroter, Ja- ger etc, etc. und in der Praxis wird die vorstehend aufgefiihrte Pllanze durch Steck- linge vermehrt. In Riicksicht nun: darauf, dass dieselbe buntblitterig und wegen ibrer sonstigen guten Eigenschaften als Stubenpflanze sehr geschatzt ist, auch _ sonst aber im Freien unter Bedeckung aus- halt, theile ich mit, dass es mir gelungen, diese Pflanze aus dem Blatte heranzuziehen und gelingt die Vermehrung, indem man den mit Auge vom Aste abgeschnittenen Stiel bis ans Blatt in mit Sand vermischte Lauberde steckt, ganz vorziiglich leicht und ohne Schwierigkeiten.

Die von mir im Stettiner Gartenbau- Verein ausgestellte Pflanze war in dieser Art herangezogen und dirfte die Vermehr- ung fiir die Herren Gartner in dieser Art ___ -Ieichter und von lohnendem Nutzen dadurch

- . “sein, dass die Mutterpfianze geschont wird. 5 ee Kaufmann G. A. Kaselow hale ae in Stettin.

‘ft

ee 6) Zum Grassamenhandel, »Die

diesjahrige Grassamenernte aus den Wald- _ungen von x soll am xten d. M. offentlich versteigert werden.«

So oder ahnlich gefasst, lasen wir eine ‘Reihe von Anzeigen in verschiedenen Blat- tern der Provinz Starkenburg, wo die Gras- samengewinnung im Walde umfangreich betrieben wird. Wollen wir auch den Be-

Ill. Notizen.

371

sitzern der Walder eine derartige Neben- nutzung nicht missgonnen, so kénnen wir doch die Befiirchtung nicht unterdricken, dass diese Grassamengewinnung nicht mit derjenigen Sorgfalt betrieben werden kénne, welche die Kaufer von Grassamen voraus- setzen mussen. Nehmen wir auch an, dass die Sammler des Samens im Interesse des Verkaufs der Samen die einzelnen Gras- sorten, obgleich dieselben von Natur durch- einander stehen, méglichst rein gewinnen, so miussen wir uns doch sagen, dass die im Walde wild wachsenden Graser vielfach ganz anderen Arten angehoren, als unsere Feld- und Wiesengraser, und dass es bei der schweren Unterscheidbarkeit vieler Grassamen fiir die Meisten ganz unmoglich ist, gewisse falsche Grassamen, welche auf solche Weise in den Handel kommen, von den echten zu unterscheiden, die sie kau- fen mochten.

Sollte man es bei der Ausdehnung, welche der Grassamenhandel hier erlangt hat, nicht vorziehen, von der Grassamen- gewinnung im Walde allgemeiner, als seither iiblich, zam Grassamenbau im Felde iiberzugehen? Wie gross gerade im Gras- samenhandel fiir den Landwirth die Gefahr ist, geht aus den jiingsten Verdffentlichun- gen der Controleanstalt fiir landwirthschaft- liche Handelssimereien in Tharand hervor. Darin heisst es u, A.:

Um die Zeit der letztjahrigen Herbst- bestellung wurden uns u. A. yon einer Seite 32 Proben Grassimereien (Verkaufs- waare) zur Untersuchung ihrer Reinheit und Keimfahigkeit eingesandt. Die Send- ung stammte von einer im Samenhandel angesehenen Firma, an deren Geneigt- heit, das Bestmégliche auf den Markt zu stellen, kein Zweifel erlaubt ist. * Behufs der Untersuchung wurde zuerst der Pro- centsatz fremder Bestandtheile (Unkraut- samen, Trimmer vegetabilischen und mi- neralischen Ursprungs etc.) mittelst Aus- lesens einer richtig gezogenen _ Durch- schnittsprobe ermittelt und die Echtheit der Etiquetten untersucht. - Es stellte sich dabei heraus, dass die Verunreinigungen im Durchschnitt sammtlicher 32 Proben

24 *

372

30°9 Procent betrugen, und dass 4 dersel- ben einen falschen Namen fihrten.

Es war namlich bezeichnet: Schwingel als »Schafschwingel«, Riesen- schwingel als »Waldschwingel«, Draht- schmiele als »Rosenschmiele«, Waldzwenke als »Strandhafer<. Beziiglich der hier un- ter solchem Namen auftretenten Schmiele, eines auf Waldlichtungen massenhaft wild wachsenden Grases, miissen wir bemerken, dass man diesem unwerthen und meist im geringen Procentsatze keimkraftigen Samen im Handel durchgehend unter dem Namen »Goldhafer« begegnet, eines als Untergras _ schatzbaren Bestandelements, dessen Same dem der Drahtschmiele in Farbe, Grosse und Gestalt sehr fhnelt, obschon beide nach botanischen Merkmalen hinreichend unterschieden sind.

Noch auf einen anderen Umstand miis- sen wir aufmerksam machen. Wenn man die Verunreinigungen dieses Pseudo-»>Gold- hafers« naher untersucht, so wird man fin- den, dass dieselben in der Regel bestehen aus halbverwesten Rindenschtippchen von Nadelhélzern, aus F'ruchthillen und Samen der Heinsimse, Samen des Mauerlattichs, Blattstiickchen des Berg -Johanniskrautes, des Waldkrautes. Alles von Pflanzen,

Rother

welche auf gemeinsamem Standort mit der

Drahtschmiele von selbst kommen und den Beweis liefern, dass dieseSamen (von Wei- bern und Kindern) zusammengerafft wor- den sind. Dergleichen Betriigereien, wie solche sind, kann nur die wissenschaftliche Untersuchung bei verkauflichen Samen fest- stellen. Von den auf obige Art ausgele- senen echten Samen wurden sodann 200 Stiick ohne Auswahl abgezahlt, und nach 24- bis 48stiindiger Ninquellung. theils in einem besonderen Keimapparat (aus ge- branntem, nicht glasirten Thon bestehend, der angefeuchtet, die ndthige Feuchtigkeit an den Samen abgibt), theils in guter Gar- tenerde zum Keimen angesetzt und einer copstanten Kinwirkung von 15 bis 16° R. ausgesetzt,

Das Resultat der Keimversuche, sowie der Untersuchung auf die Verunreinigungen ergab, dass hundert Pfund kauflicher Gras-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

samen im Durchschnitte nur 12 bis 15 Pfund brauchbare Elemente enthielten, wahrend die iibrigen 85 bis 88 Pfund theils Unkrautsamen waren, zum Theile absolut . untaugliches Material. Es ist nur hinzu- = zufiigen, dass diese Ergebnisse nicht etwa Ausnahmen darbieten. Gestiitzt auf Hun- derte von analogen Versuchsreihen miissen wir als Ergebniss zweijahriger Untersuch- ungen aussprechen, dass obige Tabelle nur den Charakter eines Beispieles trigt, dass sie fediglich ein Reprisentant der Durchschnittsverhaltnisse im Handel mit Grassiimereien ist.

Wer etwa glauben sollte, ein mit Sy- stem betriebener Schwinde] im Samenge- schaft sei nur in England zu Hause, nicht aber im guten Deutschiand, der kénnte sich leicht eines Anderen belehren durch Revision unserer schon ganz ststtlichen Sammlung der gebriuchlichen Verdiinn- ungsmittel kauflicher Samereien. Solche Verdiinnungsmittel sind fiir Rothklee der spitze Wegerich, der Gelbklee; fir Saat- lein der gezahnte Dotter, ebenso kommt der Ackerfuchsschwanz darunter vor. (Es, scheinen uns das weniger Verdiinnungs- | mittel, als zufallig beigemischte Unkraut- samen (KE. R.). Das originellste Verdiinn- | ungsmittel bilden aber entschieden Guar ii steinchen, welche, von der Firma in der A.-Strasse in Hamburg bezogen, |” zentuerweise in den Handel gebracht | werden. .

Von diesen Quarzsteinchen sind uns of : jetzt zwei Sorten bekannt geworden, die eine Sorte in Naturfarbe, in jenem ei- genthiimlichen Grau mit unbestimmtem Schein ins Violette, wie es manche Roth- kleesamen haben und zugleich durch sorg- faltige Siebung mit genavnter Samenart in der Grdsse vollstindig iibereinstimmend; die andere kleinere Sorte, so kunst-— reich schwefelgelb gefiirbt, wie der schénste Weissklee, dass auch dem erfahrenen Sa-, menkenner bei unbefangener Priifung nicht} leicht der Verdacht entstehen wird, dass i _citel Stein und Kies beigemengt ist, 4 “die von Staats- und Polizeiwegen Bs derartige Missstiinde zu ergreifenden Mase-

rs Bree) aa we as See to & wes, a -

7 cs

_ interessantesten Parthien veranschaulicht

‘fp. E10).

egeln mehr oder weniger illusorisch blei- en, wenn nicht das consumirende Publi-

r m selbst in seiner Gesammtheit ener-

isch in gleicher Richtung wirkt, so ver- ient dieser Gegenstand in bohem Grade die Aufmerksamkeit der landwirthschaft- lichen Kreise. *

Die landwirthschaftliche Versuchs- und Auskunftstation fiir das Grossherzogthum Hessen hat u. A. auch die Controle des

IV. Literatur.

373

Programm aufgenommen. Wie wichtig dieselbe ist, geht aus den vorstehenden Mittheilurgen hervor. Fiir Hessen ist sie doppelt wichtig wegen der auf die Aus- fuhr berechneten starken Gewinnung von Waldgrassamen. Von Erfolg kann aber eine solche Station nur werden, wenn sie auch von den Landwirthen beniitzt wird. Peter Nik. Feuser. Aus der »Bohemia« (Prager Zeitung.)

landwirthschaftlichen Samenhandels in ihr |

|

IV. Literatur.

1) Die Pflanzenwelt Norwegens. Ein Beitrag zur Natur- und Cultur- geschichte Nord-Europas von Dr. F. C.Schibeler, (Allgemeiner Theil).

Mit 15 Karten und _ Illustrationen.

_ Christiania 1873. 4. und Pflanzen- geographische Karte iiber das Kénigreich Norwegen von F. C. Schiibeler. Christiania 1873.

Der Verfasser des im Jahre 1862 er-

-schienen rihmlichst bekannten Werkes:

Die Culturpflanzen Norwegens

schildert in dem vorliegenden allgemeinen

Theile die klimatologischen und Vegeta- tionsverhaltnisse Norwegens. Finleitungs-

_ weise bespricht er die eigenthiimlichen oro-

graphischen und hydrographischen Verhilt-

_ nisse des Landes, indem er dieselben gleich-

zeitig durch Holzschnitt-Illustration der

3

: wie des Romsdalshornes und der Troldtin-

den, des Noranger Fjords im Romsdals- Amte, des Torghatten, der Insel Tranen, des Rastsundes in Lofoten, des Nordcaps und des Pasvigflusses in Siid- Varanger Auf p. 12—19 behandelt Sch. die klimatologischen Verhaltnisse Norwe-

gens, in dem er die in einer Tabelle iiber-

sichtlich mitgetheilten Resultate der Ar-

beiten des meteorologisohen Instituts in

Christiania von 38 Stationen iiber die Tem-

eee eee

peratur der Luft und von 9 Stationen iiber die Temperatur der Meeresoberfliche an der Kiiste Norwegens bespricht, woran sich eine Tabelle iiber die Temperatur des Mee- res minus der Temperatur der Luft von 9 Stationen und 2 Tabeilen tber die Ther- mischen Anomalien in den Monaten Ja- nuar und Juli von 36 (85) Stationen an- schliessen. Auf p. 20—30 wird die Feuch- tigkeit der Luft und zwar a der Druck der Wasserdimpfe und b die relative Feuch- tigkeit von 19 Stationen, der Luftdruck von 14 Stationen, die Winde von 21 Sta- tionen, die Bewdlkung von 14 Stationen, die Niederschlage (Regen, Schnee, Nebel) von 17 Stationen, die Hagelschlage und die Gewitter erdrtert. Der folgende Abschnitt von p. 30—38 enthalt eine Besprechung des fiir die Norwegische Ktiste so wichti- gen Golfstromes und eine Darstellung der Meeresisothermen in den Monaten Februar bis Marz und im Monate August auf 2 von Prof. H. Mohn ausgefiihrten Karten. Schiibeler bemerkt hiertiber (1. c.): »Die Ursache, dass Norwegen, als cultivir- tes Land, den Platz einnehmen kann, den es behauptet, liegt allein im Golfstrome. Ohne Golfstrom wiirde der grdsste Theil Scandinaviens héchst wahrscheinlich nur ein zweites unter Schnee und Gletschern begrabenes Gr6énland darbieten, und der iibrige Theil nicht besser gestellt sein als

374

Labrador; mit Hilfe des Golfstromes ist dieses Land bis zur dussersten Spitze von civilisirten Menschen bewohnt, indem die grosse Reichthumsquelle, das Meer, nicht “zufriert, ja nicht einmal~imtiefsten Win- ter, Wenn die Sonne Monate lang ihre er- wirmenden Strahlen der Erde entwendet.« Daran schliessen sich von p. 39 76 Zusammenstellungen der Blithezeiten einer grossen Reihe von Pflanzen und der Cul- turversuche der wichtigsten aus siidlichen Klimaten stammenden WNutzpflanzen bei Christiania und von 7 unter verschiedenen Breitegraden vom Throndhjems bis zum Varanger-Fjord gelegenen Localitaten an. Wir theilen anliegend auszugsweise eine vergleichende Uebersicht der von Schiibe- ler seit 20 Jahren bei Christiania beobach- teten Pflanzen mit, indem wir gleichzeitig die Resultate unserer eigenen 16jahrigen Beobachtungen bei St. Petersburg daneben gruppirten und zugleich aus Schiibeler’s prachtiger pflanzengeographischer Karte iiber das Konigreich Norwegen die bis jetzt bekannten Polargranzen der einzelnen Pflan- zen hinzufigten. Wir theilen hiebei Sch’s. -auf p. 38 ausgesprochene Meinung iiber die in neuester Zeit auf verschiedene Weise gemachten Versuche die wichtigsten Fac- toren, welche das Gedeihen einer Pflanze bedingen, zu combiniren, um daraus ein Allgemeingesetz zu erzielen, indem es uns bis jetzt ebensowenig wie Sch. gelungen ist, ein brauchbares Resultat zu erzielen. Sehr interessant nicht nur fiir den Zoo- logen ist auch das von R. Collett zusam- mengestellte und auf p. 46—51 mitgetheilte Verzeichniss itiber die gewohnliche Ankunft der Zugvogel bei Christiania, indem da- durch das Bild des Friihlingserwachens bei Christiania vervollstandigt wird. ~~ Am Schlusse seiner » Vegetationsbilder« stellt Sch. Vergleiche zwischen den auf

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Gerste (Hordeum vulgare L.) auf Halsné durchschnittlich 19 und der Sommer-Rog- gen (Secale cereale aestivum L.) 23 Tage langer zur Entwickelung braucht als am Kvifjord; obwohl dieser Ort, bei weit aiedrigerer Temperatur und bei viel grés- serer Bewodlkung, neun Breitegrade nérd- licher liegt als Halsné. Aehnliche Resul-

tate erhalt man bei der Vergleichung des

Hafers-, Roggens- und Pferdebohnenbaues ~ zwischen Bodé unter 67° 17‘ N. Br. und | Skibotten unter 69° 28’ N. Br.

Zum Schlusse resumirt Sch. seine An- sichten tiber die Vegetationserscheinungen folgendermassen :

1) Werden in Scandinavien Getraide- arten, nach und nach von Ebenen in Ge- birgsgegenden gebracht, kénnen dieselben daran gewdhnt werden, sich nicht nur zu entwickeln in derselben, ja in sogar kiir- zerer Zeit wie friiher, sondern auch bei einer niedrigeren Mitteltemperatur. Wenn dieselben Getraidearten dann, mehrere Jahre hindurch, in jenen Gebirgsgegenden ~ gebaut, wieder in die Muttererde ver- pflanzt wurden, reiften sie anfangs friher als dieselben Varietdten, die vorher unun- terbrochen in der Ebene cultivirt waren.

2) Auf dieselbe Weise verhalten sich Getraidearten u. s. w., die nach und nach

von Siiden nach Norden gebracht werden. é 3) Der Same nimmt an Grésse und Ge- ©

wicht zu und ab nach der Verpflanzung © von Siiden nach Norden, und umgekehrt. 4) Die Ursache dieser Erscheinung

spielt dieselbe Rolle mit Bezug auf Pig-)

ment.

5) Der Wechsel des Aroms und die Veranderung der Zuckermenge schliesst die Reihe der Beobachtungen. _

Dem Werke sind 15 von Prof. Mohn

ausgefiihrte Karten beigegeben, die sigl auf den klimatologischen Theil desselben

Halsné unter dem 59° 47’ N. Br. und bei | beziehen, und von denen 11 die Temper

Strand am Kvifjord unter dem 68° 46/ N. Br. gemachten Culturversuche an, wobei sich ergibt, dass die gewohnliche vierzeilige

tur-, die anderen elite Feuchtig- re

keitsverhiltnisse wiedergelfen.

‘Namen der Pflanzen.

Acer platanoides L.

4, tartaricum L.

Achillea Millefolium L. $s Ptarmica L.

Actaea spicata L.

a ee vernalis L,

Adoxa Moschatellina L. Aesculns Hippocastanum L. Agrostis vulgaris With. Alchemilla vulgaris L. -Alisma Plantago L.

Alnus glutinosa W. 5, Incana W.

» viridis DC, Alopecurus geniculatus L. ae pratensis L.

_ Amelanchier Botryapium DC.

4 Amygdalus nana L,

Andromeda polifolia L.

Anemone nemorosa L,

ae ranunculoides L.

Antennaria dioica Gartn.

Anthemis tinctoria L.

- Anthoxanthum odoratum L.

riscus sylvestris Hoffm,

S hanilagia vulgaris L,

Arctostaphylus Uva ursi Spr. -* Arenaria serpyllifolia L. Age campestris L, Artemisia vulgaris L, Za europaeum L. . Asperula odorata L.

ig Avena pubescens L.

_ Berberis vulgaris L,

Betula alba L.

-,, fruticosa Pall. Bidens tripartita L. Briza media L. Bunias orientalis L,

: Butomus umbellatus L.

j Calluna vulgaris Salisb.

Caltha palustris L..

Campanula glomerata L. ‘4 rotundifolia L. a Trachelium L.

ky th

Fis

- Capsella bursa pastoris Monch.

IV. Literatur.

N. Br.

66° 18° 59° 54! 71° 5!

#0? 2? 59° 54’ 70° 22° 65° 58°

ftom 64° 30/ 63° 47/ 70° 30/ 59° 54!

69° 11° 59° 54/ 63° 26/ io 69° 40/ 68° 55/

Lesh

0.

31° 28° 42°

40° 28° 48° 29°

43° 29° 29° 47° 28°

35° 28° 28° 43° 36° 37°

43° 43° 30° 43° 40° 31° 29° 46° 28° 29° 28°

43°

43°

Bis jetzt bekannte Polar- grenze in Norwegen.

L. 32! 23/ 39/

36/ 23/ 50! 55/

28/ 45/ 10/ 20/ 23/

38° 23/ A 28/ 38/ 0/

28/ 28’

5! 24/ 58’ 45/ 10° 53/ 23° 10/ 23/

27/

27'

Christiania.

14.—18, Mai 10.—14. Juni | 16.—20. Juni 2.— 6. Juli 25.—30. Mai 6.—10. Mai 21.—25. Mai 1— 4. Juni 4.— 8. Juli 17.—22. Mai 6.—10. Juli

6.—10. April 6.—10, April

26.—30. Mai 1— 4. Juli 4.— 8, Juni

20,—24. Mai

12.,—16, Mai

26.—30. Mai 1.— 5. Mai

14.—18. Mai

24,.—30. Mai

16.—20.: Juli 18.—24, Mai

2.— 6. Juni 4,.— 8, Juni 17.,—22, Mai 20.—24. Mai 26.—40. Juli 20.—24, ,,

10.—14. Juni 26.—30. Mai 20.—24. Juni 4,— 8. Juni 14.—18, Mai 20.—24. Mai 12.—16, Juli Li

8.—12, Juni 6.—10. Juli 26.—30. _,,

18.—22. Mai 24,—28. Juni 12.—16._,,

4— 8. ,,

16.—20. Mai

375

Bliithezeit bei | Bliithezeit bei St. Petersburg.

26, Mai 23. Juni 6. Juli 11. Juli 15. Juni 4, Juni 21. Mai 12. Juni 25, Juni 30. Mai 29. Juni 30. April 26. April 19. Mai 25. Juni 4, Juni 31. Mai 7. Juni 5. Juni 6, Mai 16. Mai 4, Juni 8. Juli 12. Juni 5. Juni 8. Juni 7. Juni 30. Juni 14, August 29, Juli 6. Juni 13. Juni 25. Juni 17. Juni 22. Mai 25. Mai dl. Juli 28. Juni 11. Juni 4, Juli 24, Juli 20. Mai 21. Juni 3. Juli 30. Juni 13. Mai

a

8376 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweizy:

| Bis jetzt bekannte Polar- | Blithezeit bei |Blithezeit bei

Namen der Pflanzen. grenze in Norwegen. Christiania. ‘St. Petersburg. __

N. Br. 0. L. ee | :

Caragana arborescens Lam. 70° 0’ «40° 58° 2.— 6. Juni hee

‘s frutescens DC. 59° 54’ 28° 23% DS Gy ie .

_-Cardamine amara L. 1— 6 | i gee Bh

i pratensis L. Fo: 7? 438™27' 28. Mai—2 ,, Be, A Shea

Carum Carvi L. 69° 52’ 47° 52’ .8.—-12. ,, ae t3

Centaurea Cyanus L. 70° 0% 40° 58 10.—14. Juli | 28. ,, . Cerastium arvense L. 26.—31. Mai | 31. Mai ©

Chelidonium majus L. 62° 40’ 25° 7 1.— 4, Juni 6. Juni

1.— 4. Mai 9. Mai 1.— 4, Juni 12, Juli.

Chrysosplenium alternifol. L. Cirsium arvense Scop.

i heterophyllum All, 6.—10. ,, + eee

ms lanceolatum Scop. 16.—20. ,, gee

. palustre Scop. ) eet: Pies oer Convallaria majalis L. 64° 48/ 28° 55/ 24.—30. Mai | 29. Mai Cornus alba L. 69° 40’ 36° 38’ 1.— 4.Juni | 12. Juni Corydalis nobilis Pers. 10.—14. Mai | 21. Mai Corylus Avellana L. 67° 56’ 32° 40/ 6.—10. April) 2, Mai Cotonaester vulgaris Lindl. 64° 30° 29° 45/ 18,—24. Mai 9. Juni Crataegus coccinea L. 59° 54’ 28° 23 12.—16. Juni | 17. ,,

ef nigra W. et K. 59° 54’ 28° 237 6.—10._,, 22.

i sanguinea Pall. 70° 0’ 40° 58 4—8 , Bs ests Crocus vernus L. 70°. Of AQ? 587 8.—12. April} 27. April Cytisus ratisbonnensis Schaeff. 59° 54" “98° 93! 4,.— 8. Juni | 13, Juan? Dactylis glomerata L. 69° 40’ 36° 38’ 16.—20. , 2 er ae. Dianthus deltoides L. 4,— 8. Juli 8. Juli

m plumarius L. 20.—24. Juni dey,

/ Diclytra spectabilis DC. 69° 40’ 36° 38% 26.—30. Mai 4, Juni

Dodecatheon Meadia L. 24.—30._,, 23. 55 Draba alpina L. + 12 17. Mai Drosera longifolia L. 70° 254 44° 19! 8,—12. Joke 5. Juli

» rotundifolia L. 70° 28° 46° Of 8.—12. , Oi) pgs 3S eae Dryas octopetala L. 71° 9! 43° 98" 1.— 4. Juni | 15. Juni whe Epilobium angustifolium L. TAS OP: ABR 20.—24. ,, 10. Juli Equisetum arvense L. 71° (7! «43° 28° 5.—10. Mai | 5. Mai Erigeron acris L. | 24.—30. ,, 27. Juni Eriophorum angustifol. Roth. 1.— 5. Juni 8. Mai Evonymus europaeus L. 64° 12° 29° 5g: 12,-16. , 6. Juli ae

9 latifolius Mill. 59° 54/ 28° 93: l—4. , 11. Juni a

‘. verrucosus Scop. 59° 54’ 28° 23° 12'—16, , of. 5 ag Ficaria ranunculoides DC. 67° 44 31° 45! 10.—16. Mai 5. Mai Fragaria vesca L. 70° 17% 41° 10° 14.—18. ,, 9, Juni x Fraxinus excelsior L, 63° 40’ 28° 20/ 1.— 4, Juni | 30. Mai Fritillaria pallida Schrenk. 18.—22. Mai} 28, Mai Galium boreale L. . | 20.—24, Juni | 28. Juni Genista tinctoria L. 63° 52’ 28° 56" 4.—8, Juli 7. Juli Gentiana cruciata L, 16,—20. 22,

IV. Literatur. 377

Bliithezeit bei | Bliithezeit bei Christiania. (St. Petersburg.

Bis jetzt bekannte Polar- grepze in Norwegen.

N. Br. 0. L.

Namen der Pflanzen.

25. Juli

Gentiana Pneumonanthe L. 18:—22. Joli

Geranium sylvaticum L. GP 7) 43° 28/ 2.— 6. Juni | 14. Juni Geum rivale L. Wo 1 438°. 28° 20.—24. Mai 7s, YZ, ~—- urbanum L. 68° 124 32° . 0 8.—12. Juni | 26. , ' Glechoma hederacea L. 64° 30’ 29° 45/ 12.—16. Mai | 27. Mai ; Gnaphalium sylvaticum L. 6.—10. Juni | 10. Juli Gymnadenia conopsea R. Br. 70° 20’ 438° 14 12.—16. , 30. Juni Hepatica triloba DC. 64° 12’ 29° 58: 24,.Mz.—10.Ap.| 3. Mai | Heracleum villosum Fisch. 24.—28, Juni | 3. Juli Hesperis matronalis L. 70° 4! 47° 27: 1.— 4. Juni | 18. Juni -Hieracium umbellatum L. 24,—28. Juli | 25. Juli Hierochloa borealis Roem. et Sch, 70° 22’ 48° 40/ 20.—24. Mai | 10. Juni Hyacinthus orientalis L. 63° 26’ 28° 4: 1— 6. , 12. Mai . _ Hyoscyamus niger L. 63° 35/ 28° 20° 8.—12, Juli | 18. Juni Ps Hypericum perforatum L. 67° 31’ 32° 28 4— 8 , 14, Juli x $s quadrangulum L. 68° 13’ 30° 48” 12 a di Sas "a Sas Impatiens Noli me tangere L. Cie 55, 5 382-45! 6.—10. , 23. Inula Helenium L. 59° 51’ 28° 9 16.—20. , TOS seas : Lamium album L. 10. —16. Juni 5. Juni Lappa tomentosa All. 63° 52/ 28° 56/ BED.) DUI |h pots) OWL Larix sibirica Ledeb. 66? “54. -30° > 20,.—24. Mai 13, Mai _ Lathyrus pratensis L. 69° 40’ 36° 38’, 12.—16, Juni 6. Juli fs Ledum palustre L. 70° 10’ 42° 35/ 1. 4,° , 12. Juni ' Lepidium ruderale L. 25.—31. Mai 2 ee Ligustrum vulgare L. 65° 54’ 30° 5 4— 8, Juli | 20. , Linaria vulgaris Mill. 67° 49! 39° 36 1— 4. , 16. Juli . innaea borealis L. 70° 42’ 47° 0 12.—16. Juni | 23. Juni Linum usitatissimum L. 70° 3/- 38° 39 14.—18. Juli 5. Juli _ Lonicera alpigena L. 70° 0! 40° 58 26.—30. Mai | 10. Juni ay Caprifolium L, 64° 14 29° 10/ 16.—20, Juni | 24. ,, » ¢hrysantha Turcz, 59° 54’ 26° 234 i pee, ra 14. , bees . coerulea L. 63° 524 28° 56/ 24,.—28. Mai 23. Mai ; po pen L, 63° 40’ 28° 20/ 24,—28. ,, 13, Juni ya Periclymenum Bs 632 51’ 27° 30/ 22.— 26, Juni 20. Juli tartarica ine 70° 0f «40° 58/ 4,— 8, 9 15. Juni q Lz Xylosteum L. 642 1/ 29° 10/ | EOD - i ee ee | ee ee | : > 71° 94 48° 987 24.— 30. Mai 6. ae pilosa W. 12.—18. , 21. Mai Lychnis Flos cuculi L. 12.—14. Juni | 21. Juni 4 » Viscaria L. 4— 8 24. , Lysimachia Nummularia L. ae 8. °s.. 5. Juli a vulgaris L. 16.—20. Juli | YN Bs _Lythrum Salicaria L. » as eae 1 POS ; % Mahonia Aquifolium Nutt. 69° 40’ 36° 38’ 1— 4, Juni 1. Juni a

378 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

Namen der Pflanzen.

Majanthemum bifolium DC. Matricaria Chamomilla L. Melampyrum pratense L. Melica nutans L. Melilotus officinalis L. Menyanthes trifoliata L. Moneses grandiflora Salsb. Nuphar luteum Sm.

Orchis maculata L. 7 Orobus vernus L.

Oxalis Acetosella L.

Paris quadrifolia L. Parnassia palustris L. Pastinaca sativa L. Pedicularis palustris L. .Philadelphus coronarius L. Phleum pratense L.

Pinus sylvestris L. Plantago major L.

5 media L. Platanthera bifolia Rich. Polemonium coeruleum L. Polygala amara L. Polygonum Bistorta L. °

» Viviparum L, Potentilla anserina L.

ER fruticosa L.

¥ norvegica L.

+ Tormentilla Schrank ,} verna L,

Primula cortusoides L, Prunus Cerasus L, fl. pl. », Chamaecerasus L, » ‘Padua b. » Virginiana L, - Pyrola rotundifolia L. » secunda L, Pyrus cerasifera Tausch, » Malus L. Quercus pedunculata Ehrb. Ranunculus acris L, , " auricomus L, ee repens L, if sceleratus L. Rhamnus cathartica L. ”». Frangula L.

N.

70° 61° 70° 70° 59° 7h ig fila 67° i 66° 69° 70? 68° 70° 64° 68° 70° 102

70° 70°

60° 64°

7! 15/ 30! 28/ 54’

7!

3/

5/

qT! 15/ 40/ 20°

7! 50’ 10/ 12’ 45/ 20/

48’ 30’

Bis jetzt bekannte Polar- grenze in Norwegen.

Br.

0...

40° 24° 46° 41° 28° 43° 38° 33° 43° 30° 36° 43° 43° 34° 46° 29° 30°

43°

38°

41° 42°

43° 43° 40°

43° 43°

28° 28° 45° 28° 43° 44° 28° 28° 30° 43°

27° 39°

58’ 50° 10/ 57! 23/

28

38' 15/ 28’ 30° 38/ 14’ 28/ 15/ 20° 28’ 56/ 14’ 38/

TP 94

28/ 28° 58/

14’ 28/

56/ 23/ 55/ 23/ 28/ 40’ 23/ 20° 10° 28/

53/ 54/

4,— 8, Juni 12.16. ,, 1l— 4, Juli 20.—24. Juni 4,— 8. Juli 1-— 4, Juni 12.—16, ,, 1— 6. , 16.—20. ,, 20.—24. Mai 12,.—18. _,, 1.— 4. Juni 24.—30. , 1.— 4. Juli 22.—26, Juni 22.—26._ ,, 2.— 6. Juli 24.—30. Mai 1.— 4. Juli 4,.— 8. Juni 4.— 8 , 12,.—16, -, 22.—26. Mai 8.—12. Jani 12.—16. 5 8.—12. , l—4. , 24.—30. , 10.—16. ,, 16.—20. Mai 24,—28. ,, 28.Mai—2. Juni 30. , —3. , 15.—20. Mai 20,.—24, Juni 18.—22. ,, 20.—24.__,, 23.—27. Mai 24,—29, ,, 24,—30. ,, 26.—30. ,, 12.—18. , 1.— 6, Juni 8.—12. , 8.—12. ', 8.—12. ,

Bliithezeit bei Christiania.

25. 24,

9. il,

8. 13. 18, 13. 23. 1b 25,

Bliithezeit bei St. Petersburg.

Mai Jani

IV. Literatur. 379

Bliithezeit bei St. Petersburg.

Bliithezeit bei Christiania.

Bis jetzt bekannte Polar- grenze in Norwegen.

Mae oO} ly;

Namen der Pflanzen.

Rhamnus tinctoria W. et K

480 50/

590 54’ 280 23/ 4,.— 8. Juni Juni 3 Ribes alpinum L. 660 12’ 300 40/ 18.—22. Mai | 24. Mai i 5, aureum Pursh. 700 0’ 400 58/ 20.—24. ,, 6, Juni , 3 cuneaturi Kar. et Kir. 590 54’ 280 23° £6.20.) <5 29. Mai 4, Diacantha Pall. 590 54’ 280 23° 16.—20. , = Ee » floridum )’Hérit. 590 54’ 280 23/ 4.— 8.Juni | 12, Juni » Grossularia L. 680 13’ 320 15’ 12.—16.-Mai | 29. Mai heterotrichum C. A.Mey 590.54’ 280 23’ 24.—28. Mai 6. Juni » nigrum L. 690 30’ 470 51’ 12.—16,_ , a », petraeum Wulf. 590 54’ 280 23: 18.—22. ,, 25. Mai 3) .rubram L. 700 10’ 460 20° 12.—46. __, 2, Juni _ Rosa cinnamomea L. 700 0% 450 46/ 22.—26, Juni | 91, , » pimpinellifolia L. 590 47/ 230 10/ 26.—30. , ae Rubus arcticus L. 700 10’ 420 35/ 20,—25. Mai 6F%; ,, Chamaemorns L. 710 7 480 28 1— 4. Juni; 4, , », Idaeus L, 700 2’ 380 54/ 8.—12. , ry eet = ,, odoratus L. 2.— 6. Juli | 9. Juli Rumex Acetosa Bb, 710 7 480 28° 4.— 8. Juni 6, Juni Salix Caprea L, 700 27° 420 50° 22,—30, April) 6, Mai Sambucus Ebulus L. 590 54’ 280 23/ 4.— 8, Juli | 97, Juli fa nigra L. 660 5’ 300 3 i Git. ‘4 racemosa L. 630 52’ 280 56! 26.—30. Mai | 31. Mai _ <= Saponaria officinalis L. 590 54/ 280 23° 26.—30. Juli | 31. Juli we Saxifraga crassifolia L. 8.—12. Mai | 17, Mai Scorzonera humilis L. 599 12’ 280 36/ 16.—20. Juni | 47, Juni ‘Scutellaria galericulata L. 4.— 8. Juli | 39, Scilla cernua Lk. 610 20’ 220 30° 16.—20 April | 97, April Sedum acre L. 16.—20, Juni | 96 Juni 4 Telephium L, 1.— 4,Aug.| 14, Juli Silene inflata Sm. 700 0 400 58’ 18,—22. Juni 7, Juli _ Sisymbrium Sophia L. J22—46....5 eee | Solanum persicum W. 4,— 8, Juli | 96, Juni Sy > z tuberosum L. 710 7 4380 98° 16.—20, ,, 7. Juli Solidago Virgaurea L. 710 7 480 28 20.—24. Juni | 22, ,, Sorbus Aucuparia L. 700 0% 400 58 2— 6. , 10. Juni Spiraea Aruncus L. GB 7% 310.39! 20.—24. ,, 20. » callosa Thunb. 630 26’ 280 4/ 20.—24. Juli} 25. Juli 5 3, ¢Carpinifolia W. 590 54’ 280 23 10.—14, ,, Bich: » cChamaedryfolig L, 590 54’ 280 23° 1— 4. Juni | 10. Juni » Douglasii Hook. 630 52’ 280 56/ 8.—12. Juli 5, August » laevigata L. 630 52’ 280 56’ 26.—30. Mai 8. Juni » media Schmidt 630 52’ 280 56: 24,—28. Wie: » Obovata W. et K. 590 54’ 280 23/ 29,.Mai—2, Juni} 20. ,, » Opulifolia L. 640 12/ 290 58: 26.—30. Juni 3. Juli » Pallasii Rg). 16.—20. Juli} 17. ,, ,, ‘salicifolia L, 700 22° 12.—16. Juni | 26. Juni

Namen der Pflanzen.

Spiraea sorbifolia L.

» triloba L.

» Ulmaria L. Stellaria graminea L.

es media L. Symphoria racemosa Pursh. Syringa chinensis L.

te Josikaea Jacq. fil.

A vulgaris L. Tanacetum vulgare L. Taraxacum officinale Wigg. Thalictrum aquilegifolium L,

= flavum L,

Tilia europaea L, Trientalis europaea L. Trifolium montanum L.

te pratense L,

. repens L, Trollius asiaticus L.

ra europaeus L.

Tulipa sylvestris L. Turritis glabra L. Tussilago Farfara L. Ulmus campestris L. Urtica dioica L. Vaccinium Mpyrtillus L.

+e Oxycoccos L.

} uliginosum L.

44 Vitis Idaea L. Valeriana officinalis L. Veronica Chamaedrys L.

officinalis L. Viburnum Lantana L.

Opulus L, Vicia Cracea L.

» sepium L,

», S8ylvatica L, Viola canina L.

» mirabilis L.

,, palustris L.

» tricolor L.

700 630 52/ (kes 7!

(2. See 640 12°

640 «1

630 52/ 689 32/ 700 2 7 a

660 5/ i

690 20/ 700 57!

710 7

700 37/ 630 26/ F102 710 = «(7 700 45/ 710 7 710% C10" 7

700 25/ 640 12° 679 0! 710 «(7 689 45/ 679 56’

700 4’

Bis jetzt bekannte Polar- grenze in Norwegen.

N. Br.

O.L-

409 58’ 280 56/ 450 28°

430 28’ 290 58’ 290 10° 280 56’ 420 41’ 380 54’ 430 28/

300 3 430 28°

300 42’ 450 0!

430 28/

410 22° 280 4/ 430 28/ 430 28/ 430 19/ 430 28/ 430 28/ 430 28°

410 16‘ 290 58° 320 10/ 430 28° 339 56/ 320 40/

400 52/

Bliithezeit bei} Bliithezeit bei

4—8. 16.—20

24,—30. 16,.—20.

Juli . Juni

18,—22. ,, 26.—30. , 10.—14. , 18.—22. , 2.— 6, 6.—10. , 4.— 8. Mai 16.—20. Juni 22,—26, ,, 8.—12. Juli 24,—30. Mai 12,— 16. Jum 16.—20. ,, 12.—16,

| 8.—12. Juni 26.—30. Mai | 4,— 8. Juni 26.—30. Mai 26.—30. ,, 16.—20. Juni 24.—28. Mai 1— 5. Juni 1— 4 , 14.—18, , 18.—22. ,, 26.—30. Mai 16.—20. Juni 18.—22. Mai 12,.—16;- *, .24.—30._,, 6.—10.

» 17, Juli 3. 11. Juni 28. , Tle se 25. Juni 1, Juli 14, Juni 3. Juli 6, Juni_ 31. Mai |

1, Juni

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V. Personalnotizen und Neuestes.

Y.. Personalnotizen

1) An unsere Leser. Die (arten- flora hat zum 23. Male ihre Jahreswander- ung mit diesem Hefte vollendet.

In diesem Zeitraume hat die Buchhand- lung trotz der bedeutcenden Auslagen fir Herstellung der Tafeln, sowie fiir Druck, Papier und Honorare, dennoch den von Anfang an sehr niedrig gegriffenen Preis beibehalten. Bei den stets steigenden Prei- sen fir Papier, fiir Druck und Arbeitsléhne einerseits, sowie bei der Nothwendigkeit in Beriicksichtigung der gesteigerten Preise in allen Beziehungen, auch eine gleich- mfssigere Honorirung aller der Gartenflora zugehenden Beitrage eintreten zu lassen, hat die Buchhandlung sich nur ungern ent- schliessen miissen, auch den Preis der Gar- tenflora etwas zu erhdhen.

Um unsern Lesern dafiir eine Entschii- digung zu gewahren, wird die ,Bucbhand- _ lung fiir verbesserte yollkommene Herstellung der Tafeln und gute jussere Ausstattung Sorge tragen, die Redaction hofft aber auf vermehrte Zusendung. von Bei- tragen zum Text der Gartenflora und bit- tet da die Herren Mitarbeiter um ver- mehrte Beitrage, und zwar ganz besonders iber ihre Erfahrungen in Betreff der Cul- tur der Pflanzen, und die geehrten Le- ser um Entgognungen in allen den Fallen, wo ihre Erfahrungen nicht mit den in der _Gartenflora ausgesprochenen Ansichten ubereinstimmen sollten,

Unsere jungen Freunde, die jungen mit rastloser Energie arbeitenden und zugleich beobachtenden jiingeren Gartner, die noch nicht ihre Beobachtungen und Erfolge in den verschiedenen Culturen nieder zu- schreiben sich gewodhnt haben, bitten wir dringend, dies in ihrem eigenen Inter- esse, sOwie in dem der Leser zu thun und uns derartige kurzeArtikel fir die Gartenflora mitzutheilen. Wir er- lauben uns dabei darauf hinzuweisen,

381

und Neuestes.

dass einerseits die einfache schlichte Schil- derung wie verfahren worden ist, welche Erfolge erzielt worden sind, weitaus schénen Redensarten und Floskeln vorzu- ziehen ist, ebenso dass das Betreten von Gebieten, die dem Autor nicht genugsam bekannt, sorgsam zu vermeiden ist, sowie dass andrerseits die Gartenflora jihrlich beim Schluss des Decemberheftes ihre Jah- resrechnung macht und die Buchhandlung dann den Herren Autoren die Ihnen zu- kommenden Honorare auszahlt, begleitet von einem vom Redactor eigenhandig ge- schriebenem Auszuge der betreffenden Ar- tikel. Autoren, welche diese Zahlung fiir einzelne Artikel vor Jahresschlusss za er- halten wiinschen, haben dies dem Unter- zeichneten einfach anzuzeigen.

Fir die Gartenflora bestimmte Beitrage, kénnen ebensowohl direct an den Unter- zeichneten oder auch an die Verlags-Buch- handlung eingesendet werden, welche der- artige Zusendungen jeden Monat einmal an den Unterzeichneten expedirt. Artikel, welche zur Aufnahme nicht geeignet er- scheinen sollten, werden den Herren Au- toren unter Verdankung zur Disposition

gestellt. St. Petersburg im December 1873. E. Regel. 2) Adelaide. Der Bot. Garten in

Adelaide ist um ein Areal von 83 Acker Landes vergréssert und zu dessen Anlage die Summe von 6000 Lv. Sterl. bestimmt worden. Der verdiente Director dieses Gartens Hr. R. Schomburgk feierte am 9, October seinen 63. Geburtstag.

3) Melbourne, Baron Ferd. v. Miller ist zam Professor der Botanik an der Uni- Versitaét zu Melbourne ernannt. Zum_V Vor-_ steher des friheren Botanischen Gartena ist Herr Guilfoyl, Sohn des bekannten

Handelsgirtners in Sidney ernannt worden.

382

4) Angezeigte Pflanzenausstell- ungen.

Vom 14. bis 15. Februar 1874. Aus- stellung von Camellien, Ericen etc. zu Nantes.

Im Mai 1874. Allgemeine Pflanzen- Ausstellung zu Nantes.

In der zweiten Halfte Mai. Ausstellung der Société centrale d’ Horticulture de France in Paris. |

20. bis 23. August. Pflanzenausstellung zu Caen. -

5) Internationale Ausstellung der Koniglichen Toscanischen Gar- tenbaugesellschaft vom 11. bis 25. Mail874 zu Florenz. Eine kurze An- zeige dieser ersten Internationalen. Aus- stellung von Gegenstinden des Garten- baues, verbunden mit einem Botanischen Congress in Florenz, hat die Gartenflora schon gegeben. Ausfihrliche Programme fir Ausstellung und Congress sind schon versendet und +1) vom Bureau der K. Tos- canischen Gartenbaugesellschaft, 2) der Allgemeinen Commission der Internationa- len Ausstellung, 3) dem Verwaltungsaus- schuss (Comité exécutif) fir die Ausstell- ung und 4) der Allgemeinen Commission fiir den Botanischen Congress, unterzeichnet. Von den Comités 1, 2 und 4 ist Professor Parlatore, Director des Botanischen Gartens und Museums zu Florenz, der Prasident.

Der Verwaltungsausschuss fiir die Aus- stellung, an den die Kingaben gerichtet sein miissen (Comité exécutif de l’Exposi- tion internationale dWhorticulture a Flo- rence), besteht aus folgenden Personen.

Prasident: Mr. Uraldo Peruzzi, Maire

de la ville de Florence.

Secretaire: Mr. Marquis Bardo Corsi-

Salviati. Mitglieder: Mr. César Bardi, Avocat. Mr. César d’Ancona, Professeur. » Emanuel Horace Fenzi. » Joseph Poggi, Architecte. » Attilius Pucci, Jardinier en chef de la ville de Florence. Jacques Roster, Ingenieur.

1) Anmeldungen zur Ausstellupg miis-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

sen vor dem 31. Januar 1874 dem Comité gemacht werden, und zwar muss in den- selben angezeigt sein: a) Die Coucurrenz, an welcher der Aus- steller Theil uehmex will, ~ b) Die Liste der Pflanzen oder der an- deren Gegenstiinde, welche je zu einer speciellen Concurrenz eingesendet wer- den sollen. c) Die Angabe des ungefahr nothwendi- gen Raumes,

2) Die Pflanzen und andern Gegenstande missen zwischen dem 2. und 10. Mai auf- gestellt werden.

3) Die Kosten des Transports bis Flo- renz fallen dem Aussteller zur Last, doch wird sich das Comité bemiihen, bei den verschiedenen Eisenbahn- und Dampfschiff- fahrts-Gesellschaften Ermassigung der Preise zu erhalten, wovon die Aussteller recht: zeitig in Kenntniss gesetzt werden.

4) Das Comité tibernimmt den Empfang der Gegenstiinde am Bahnhofe, sowie de- ren Aufstellung und Riicksendung, soweit namlich kein besonders Bevollmachtigter dies besorgt. Dagegen iibernimmt das Co- mité keine Verantwortlichkeit fir Abster- ben der Pflanzen oder Beschadigung an- - derer Gegenstaade,

5) Jede Pflanze oder anderweitiger Ge- genstand muss mit gut leserlichem Na- men versehen sein. Zum Verkauf be- stimmte Pflanzen miissen ausserdem mit dem Preis bezeichnet sein,

6) Jeder Gegenstand kann nur bei ei- ner Concurrenz zugelassen werden.

Als Preise sind ausgestellt;:

Von der Kéniglich Toscani-

schen Gartenbaugesellschaft | 100 goldene Medaillen, | 221 silberne Medaillen, ae 131 broncene Medaillen, j ¢ , Ausserdem erhalt die Jury noch eine entsprechende Anzahl von goldenen, silber- nen und broncenen Medaillen zur freien Verfiigung fir nicht im Programme ent- haltene Gegenstande. . Ferner sind 5 grosse goldene Medail- len ausgestellt von Sr. Majestat dem. Koénige, dom Ministerium des Acker-

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V. Personalnotizen und Neuestes. 583

~ baues, demDamen-Comité, von der

ProvinzFlorenz und von derStadt Florenz.

First P. Demidoff hat zwei goldene Medaillen, jede im Werth von 500 Fr. fiir die beste Rosensammlung von 100 Sorten und den schonsten nach der Hamburger Ausstellung aus Samen erzogenen Rosen ausgestellt.

Eine goldene Medaille hat der Prisi- dent der Gesellschaft, Prof. Parlatore fir die beste Sammlung von Nepenthes ausgestellt.

Das specielle Programm enthalt 248 verschiedene Concurrenzpunkte und wird dasselbe Jedem, der sich deshalb an das Comité wendet, sofort zu- gesendet.

Das Programm fir den Botanischen Congress ist auf sehr breiter Basis aufge- baut und lasst Jeden Theil nehmen, der sich mit Botanik beschaftigt und Interesse an den Verhandlungen hat.

Jeder Theilnehmer wendet sich an den Prasidenten, den Professor Parlatore, und erhalt durch denselben ein auf seinen Na- men ausgestelltes Billet. Diese Anmeldun- gen miissen vor dem 1. Marz 1874 dem Prasidenten eingesendet werden.

Die Gesellschaft hat bei den verschie- denen Kisenbahn- und Dampfschifffarths- Gesellschaften die einleitenden Schritte ge- than, um fiir die Mitglieder des Congres-

ses die gewohnten Tarifermissigungen zu

erhalten.

Der Prisident der K. Toscanischen Gar- tenbau-Gesellschaft erdffnet den Congress und macht die Namen der vom Bureau bezeichneten Viceprasidenten bekannt. Die Mitglieder des Congresses erwihlen die Sekretaire und aus der Zahl der Vicepra- sidenten, den Prisidenten fiir jede einzelne Sitzung des Congresses.

Die Italienische Sprache ist die offici- elle Sprache des Congresses, jedem Mit-

giliede steht es aber frei, sich seiner Mut-

tersprache zu bedienen.

Die Theilnehmer am Congress, welche Vortrage halten, sind gebeten, sich der moglichsten Kiirze zu befleissigen,

ce eS

Geschriebene Abhandlungen werden dem Bureau tibergeben und wird daraus dem Congress ein Auszug mitgetheilt.

Wahrend der Dauer des Congresses werden Excursionen in die Umgegend, in die Girten der Stadt und der Umgegend und eine Excursion nach Pisa, in das dor- tige Museum und den Botanischen Garten veranstaltet.

Als Gegenstiinde der Besprechung des Congresses werden vorgeschlagen :

1) Ueber die Dauer des latenten Le- bens der Pflanzen und die Mittel dasselbe wieder zu erwecken.

2) Ueber die Circulation des Zellensaf- tes und dessen Ursachen.

3) Welchen Nutzen haben die Milch- safte in den Pflanzen.

4) Ueber die Natur und die Functionen der Haare der Pflanzen.

5) Die Ursachen der automatischen Be- wegung der Blatter mit besonderer Beriick- sichtigung von Hedysarum gyraus.

6) Die Ursachen, welche die Richtung des Wiirzelchens und des Stengelchens der keimenden Pflanze bestimmen.

7) Die Ursachen, welche die Richtung der Zweige, besonders bei den Trauerbau- men bestimmen.

8) Die Akklimatisation der perenniren- den Pflanzen und itber die Altersstufe (l’age) wo eine jede Pflanzenart den nied- rigsten Temperaturen wiederstehen kann. 9) Ueber die Analogien der Fortpflanz- ungsorgane der Phanerogamen und Cryp- togamen.

10) Ist die zweigeschlechtliche Be- fruchtung allgemein oder nicht, und wie verhalt sich die Dauer der Befruchtunge- fahigkeit des Pollens?

11) Ueber den Zweck der gestreiften Membran der Embryo-Blaschen und der gegenstandigen Blaschen des Embryosackes, 12) Die Natur und der Zweck der Goni- dien der Flechten.

13) Die Natur der cryptogamischen Pa- rasiten des Menschen.

14) Die Natur und der Ursprung der Bacterien.

15) Ueber den Antheil, welchen die

384

Pflanzen an der Gahrung, den Miasmen und Contagien haben oder haben kénnen.

16) Die Abanderungen, welche die Blat- ter je nach der Altersstufe der Pflanzen zeigen.

17) Die Symmetrie der Staubfaden.

18) Kann man Regeln feststellen, in Betreff der rationellen Unterscheidung der- jenigen Pflanzengruppen, welche man als Art, Rage und Abart bezeichnet, und zwar in Hinbliek_ auf die Grainzen, welche hier dem spactelién Phytographen zu _ setzen sind.

19) Ueber den Werth der Bestimmung der fossilen Pflanzen und speciell tiber den Werth der Blattcharaktere fiir solche Be- stimmungen.

20) Der Charakter und der Ursprung der Insel,Floren.

- 21) Der Charakter und Ursprung der Alpenflora und speciell tiber die Ursachen, welche deren Ausbreitung begranzt haben,

22) Ueber die Verfahrungsart, um eine genaue Schitzung-der Mikroskopischen Vergrésserungen zu erhalten,

Unsere Leser sehen, dass die projectirte Internationale Ausstellung und Congress in Florenz auf breiter Grundlage liegt, dass

solche dort bereits in den weitesten Krei- sen Interesse und Mithilfe gefunden, sowie unter den giinstigsten Auspicien ins Leben gerufen wird, »denn der Wunsch, den wunderbar schonen Norden Italiens zu durchwandern, seinen Wohnsitz fir kurze Zeit in der Stadt aufzuschlagen, die an und fiir sich auch ohne Ausstellung schon als Blumenstadt bezeichnet wird, den Reiz der Vegetation des warmern Klimas gerade zur Zeit der iippigsten und schon- sten Entwickelung zu bewundern und da-

Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.

« 3

mit die Annehmlichkeit zu vereinen, die aus allen andern Lindern Europas zusam- mengestrémten Schitze der Pflanzenwelt zu bewundern, die Freunde aus alten Zei- ten wieder zu sehen, mit den Mannern be- kannnt zu werden, deren Namen uns schon lange einen guten Klang hatte und endlich die freundliche, zuvorkommende Aufnahme in Florenz zu geniessen, welche das Pro- gramm in Aussicht stellt, wird Ausstel- ler, Congress- Mitglieder und die vielen Freunde und Forderer des Gartenbaues je- denfalls zahlreich in Florenz versammeln. Was den Congress betrifft, so firchten wir, dass die wunderbar schone Natur Viele den Sitzungen desselben entfremden wird, wie auch die zur Besprechung ee 2 : genen 22 Punkte einen monatelangen Con- | - gress verlangen wiirden, wenn sie nur Bi einiger Massen griindlich besprochen wer- + es . den sollten. sone a)

ait DA

2 agate

6) Hildebrand, Der Gartner. re es Botaniker Hr. Hildebrand, friher im oes Botanischen Garten zu Schéneberg in Ber- lin beschiftigt, hat seit Ende letzten Jah- res seine Reise nach Zanzibar angetreten. Derselbe ging von Berlin aus iiber Egypten, und hat bereits in Egypten und Abyssinien gesammelt. Im Juni ist derselbe in pert zibar angekommen. ;

Aus Egypten und Abyssinien pore derselbe schon von ihm gesammelte Samen und trockene Pflanzen, durch lomo

3

seines Commissionirs, des Herrn C. Rensch

in Berlin ein. Er sammelte theils mit dem us

Revolver in der Hand, da die Araber |

so schon sparliche Futter fiir die at 7

gutwillig nicht sammeln lassen wollten. In :

Abyssinien litt Hildebrand am Fieber, so 4

dass er dort am Sammeln sehr gehindert e a ~

(E. R.) |

war. /

diantum amabile Moore. pag. 117.

ar i

Allium Mac Nabianum h. Edinb. Taf. 770

a Pesiteiriadin, h. Match, pag. 148. ag a candens Sw. Taf. 758. iaea multiflora Benth. Taf. 752 Fig. a.

the Veitchi Hook. Taf. 751 Fig. 1—4. _ vestita Lindl. 8. bicolor Taf. 751 ; nula Medium L. var. calycantha hicum byzantinum Gawl. Taf. 755.

S, m ornatum Herb. g. Herbertianum 5 - Knth. Taf, 745.

or roton Johannis h. Veitch. pag. 252.

_ lacteum pag. 178,

ks eke Weismanni h, Veitch. pag. 149,

igo recurvata Dryand. Taf. 771, ripedium Roezii Rgl. Taf. 754.

a A) hd NS oh ale ah Too Pe SPO Pee. aks hoa ag 2 . td 1 > Register. * 3 \ ri 4 routs 1) Abbildungen.

Delphinium Ajacis L. var. imperiale pag. 50. 51. | ?

Consolida L. g. candelabrum. pag. 218. _— nudicaule pag, 179. Dieffenbachia Bausei h. Chisw. pag. 49. 50. Draba bruniifolia Stev. Taf. 780. Dracaena Weismanni pag. 92.

Youngii pag. 93,

Eremurus robustus Rgl. Taf. 769.

Erythronium grandiflorum Pursh y. albi- florum Hook. Taf. 767 Fig. 1—4,

Kupatorium vernale Vatke et Kurtz. Taf. 750. ;

Kuphorbia plumerioides Tejsm. Taf. 767 Fig. 5.

Gaultheria glabra DC. g. caracasana Rg). Taf 77%.

Geranium Backhousianum Rel. Taf. 778,

Gladiolus gandavensis pag. 283, 344,

Glaucium Serpieri Heldr. Taf, 776.

Gynerium argenteum pag. 284.

Hibbertia perfoliata Hiigel var. flore pleno Taf. 764, Humea elegans pag. 280,

Iris Korolkowi Rgl. Taf, 766,

reticulata M. B. «. typica et g. Kre- es

lagi Taf. 779, 25

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ee oe ee SE EERO TES. fan ek eS NG ete) seat a i a tin 2 s entire Fis be é ; ; : : A 2S me:

386 | Register. ea Ixiolirion Pallasii Fisch. Mey, Taf. 775. | Pitcairnia lepidota Rgl. Taf. 772. a * “= 4 Fig. 3. 4. Portulaca hybrida flore pleno Pag. 21

Korolkowia Sewerzowi Rel. Taf. 760. Rhodanthe maculata pag. 281. _ | Rhododendron Brookeanum Low. Sagan h. Libertia caerulescens Knth. et Bouché. Veitch. pag. 29. Taf. 759. Romanzoffia sitchensis Cham. var. peda. Lilium auratum pag. 282. flora Taf. 748. F ig. b. Livistona chinensis Mart. pag. 182. sitchensis Chamis. var. parviflora

Taf, 748. Fig. a. Mesembrianthemum abyssinicum Rgl. Taf. ;

774 Milla uniflora Grah. var. conspicua Taf. 749, Fig. a. uniflora Grah. var. violacea Taf. 749. Fig. b 3 Mimulus cupreus Brillant. pag. 150. ‘Musa superba Roxb. pag. 26.

Saururus Loureiri Dne. Taf. 756.

Scharali-Pfirsich Taf. 768. Fig. 1. 2.

Stadtpark, der neue, in St. Petersburg. Taf. 761. |

Tarali-Pfirsich Taf. 768. Fig, 3—5, Teppichgarten des »Palmengartense zu_ Odontoglossum Insleayi Lindl. Taf. 757. Frankfurt a, M. Taf. 753.

Oncidium leucochilum Batem. g. speciosum | Todea Wilkesiana pag. 369. ‘Taf. 763. Tropaeolum majus L. nanum, pag. 182.

Tulipa Greigi Rgl. Taf. 773.

Pandanus utilis Bory de St. Vincent pag. 48. 2 Veitchi h. Veitch. pag. 310. Veitchia Canterburyana H. Wendl. pag. 118. a

Paullinia thalictrifolia Juss. pag. 27. Viola umbrosa Fries Taf. 752. Fig. b. ¢. ae Pfirsiche aus dem Oriente Taf. 768. Vitis heterophylla Thbrg. g, Maximowiczi =, . Picea excelsa Lk. g. Uwarowi Kaufm. Taf. 765. Fig. 2. -

Taf. 762. Labrusca L. a. typica d. sinuata , % Pilocereus Dautwitzi Seitz, pag. 115. Taf. 765. Fig. 1. : ee:

2) Pflanzen, welche beschrieben oder besprochen worden sind. |

Abies concolor Engelm. 23. eee glaucum Hort. 36. s excelsa DC. g. Uwarowi 166. | Allium acuminatum Haage et Sch. 261, ere Abutilon Darwinii J. D. Hook, 276. caeruleum Strohegl. (nee Pall.) 236. Hildebrandii Fnzl. 276. Mac Nabianum h. Edinb. 261. 7 Acranthus arachnitis Ldl. 216. Murrayanum h. Edinb. 260. Acrostichum Prestoni Baker. 91. oreophilum C. A, M, 321. Ada aurantiaca Lindl. 153, platystemon Kar. et Kir, 321. Adiantum amabile Moore 116, urceolatum Rgl. 236. < sa Moore non Liebm. 345, | Alloplectus zamorensis Lind. et Andr, 153, Moorei Baker 345. Alocasia illustris 367. Be bi Aerides Houlletianus Rchb. fil. 90. Marshalli 367. ree Ageratum album Hort. 36. Marshalliana hort, Bull. 88.

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2

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“Alpinia vittata 367. -Alsomitra sarcophylla Hook. fil. 150.

aa

Areca pumila Bl. 152. ee £ triandra Roxb. var. pumila Migq. 152.

Alsophila Scottiana Baker. 88.

Althaea rosea Cav. fl. pleno 218. ‘Amaryllis tatarica Pall. 322. Amorphophallus Chatty Ed. Andr, 153,

_ Ampelopsis bipinnata Michaux. 196,

cordata Mx. 197.

heterophylla Sieb. et Zucc. 197. pinnata DC. 196. : tricuspidata Sieb. et Zucc. 198. Andromeda campaaulata Mig. 3.

Andryala mogadorensis Coss, 119. Anemone Hepatica L. var. marmorata 310. Angiopteris evecta Hoffm. 338. Anoectochilus Ortgiesi Flor. asd Pom. 248, Antirrhinum aparinoides W. 250.

majus fl. pleno. 250.

multicaule Ten. 250.

strictum Sm. et Sibth. 250.

Arisarum vulgare Targ. 152,

Aristolochia galeata 367,

Arpophyllum spicatum Llav. et Lex. 152,

= - Arum Arisarum L. 152,

Asparagus aethiopicus ternifolius Baker. 91.

aie Gardneri Baker. 310.

macrophyllum Thw. non Sm. 310.

Aster scorzonerifolius Rgl, 1.

~ Aucuba japonica 370.

var.

Bambusa viridi-striata Siebold 153. Batemannia Burtii Endres et Rchb. fil.

58, 90, Burtii Endr. et Rehb. fil. var. Wal- lisi 310. meleagris var. Bartis Rehb. fil. in Hitt. 90.

Chelsoni h. Veitch, 342, elliptica Knth. 130.

glabra Aubl, 129.

herbacea Vellozo. 249. intermedia h. Veitch. 147. lucida O. et D. 130, Moritziana Knth. et Bché. 130, scandens Sw. 129. semperflorens 101.

Register.

Se ee an i

¥ 387

Bellis rotundifolia Boiss. et Reut. 148. Bergenia Moench. 174.

Bowenia spectabilis Hook. 119. Brachyotum confertum Naud. 150. Brassia chlorops Endr. et Rehb. fil. 309. Brodiaea multiflora Benth. 66. Brombeere, Wilsons early 180.

Brownea Birscheli J. D. Hook. 52.

Calamus farinosus hort. Lind. 153,

Calanthe Veitchi Hook. 65.

vestita Lindl. var. bicolor 65.

Calathea (Maranta) hieroglyphica Lind. et

André 286,

: Mackoyana 115.

Calochortus Gunnisoni Watson g. Krelagi

Rgl, 213.

Gunnisoni Watson a. typica 213.

venustus Rézl. 213.

Calomeria amarantoides 279,

Camellia Don Carlos Fernando 285.

Campanula Medium L. var, calycantha 115,

Carex brizoides 370,

Carica aurantiaca 367.

Cattleya chocoénsis Lind. et André 285.

fausta Rechb. fil. 249. 309.

Celosia cristata variegata 24,

Chaetogastra conferta DC. 150.

Chamaedorea Tepejilote Liebm. 215.

Chrysanthemum Mawi J. D. Hook. 52.

Cibotium princeps h. Lind. 310,

Cinerarien, gefiillte 213.

Cissus Ampelopsis Pers, 197.

bipinnata Ell. 196.

brevipedunculata Maxim, 197.

bryonifolia Bunge. 204.

Rel. 197.

elegans C, Koch. 198.

hort. 198.

humulifolia Bunge. 197.

stans Pers. 196.

Thunbergi Sieb. et Zuce, 198,

Clekeacniteli Thomsonae Balf. 8. sum, 250.

Colchicum byzantinum Gawl. 98.

floribundum Laws. 98.

orientale Friw. 98.

Conoclinium grandiflorum Hort. 36,

Corbularia monophylla Dur. 368,

Corynostylis hybanthus 367.

25 *

specio-

388

Cotyledon filicaulis Eckl. et Zeyh. 151.

wiamillaris L. fil. 151.

Crinum ornatum Herb. sg. Herbertianum Knth. 1.

scabrum Haage et Schmidt. 1. Crocus Aucheri Boiss, 215.

nivalis Bory et Chaub. 216,

Olivieri J. Gay. 215.

Salzmanni Gay. 59,

Sieberi Gay. 216.

sublimis Herb. 216.

tingitanus Herb. 53,

vernus Sibth. et Sm. 216. Croton Johannis h. Veitch. 251.

lacteum 178.

limbatum 367,

Weismanni h. Veitch. 147. Curculigo recurvata Dryand. 261. Curmeria picta Lind. et André 286, Cyathea Bourgaei Fourn. 310.

Burkei Hook. 279.

insignis Kat. 310.

princeps J. Smith. 310. Cyclamen europacum 176, Cypripedium Argus Rchb. fil. 309,

Crossianum h. Veitch, 345.

Roezli Rgl. 97.

Cyrtochilum insculptum 89.

Daemonorops melanochaetes Blume. 24,

Datura fastuosa L. var. Huberiana fil. pleno

217.

Delphinium Ajacis L. var. imperiale 50. Consolida L. g. candelabrum 218, imperiale fl. pleno 114.

nudicaule Torr. et Gray. 179.

Dendrobium arachnitis Pet.-Th. 216.

chrysocrepis Parish et Rchb, fil. mss. 54,

chrysotis Rchb. fil. 147.

Hookerianum Ld), 147.

Dieffenbachia Bausei h. Chisw. 49.

Jlatimaculata Lind. et André 285. nobilis 367.

Digitalis laevigata Waldst. et Kit. 52.

Dioscorea illastrata 367.

Draba bruniifolia Steyv. 356.

Dracaena Shepferdi 367,

-— Weismanni 91.

Register. beens ‘i Pot

oe ae Sy a ee wa Pao Pe ne Pe en ee

Echeveria rosacea Lind. et André a Elaeagnus longipes A. Gray. 347, Elleanthus xanthocomus Rchb. fil. 149..

Epidendron physodes Rehb. fil. 249. 309.

Epiphyllum truncatum Haw. 56. ~ Erdbeere, Docteur Morére 24. Eremurus altaicus Stey. 260.

anisopterus Rel. 260.

Aucherianus Boiss. 260,

inderiensis Rgl. 259.

Kaufmanni Rgl. 260..

Olgae Rel. 260,

persicus Boiss. 260.

robustus Rgl. 257. 260.

turkestanicus Rel. 260.

Eria Berringtoniana Rchb. fil. 87. Erythronium giganteum Lindl. 227. h. Leicht. 227. _ erandiflorum Lindl. 227.

Pursh 227,

y. albiflorum Hook. 997, 4 giganteum Hook. 227. «. minor Hook. 227. Jd. Smithi Hook, 227,

revolutum Sm. 227.

Escallonia angustifolia Phil, 346,

montana Philippi 346,

Philippiana Mast. 346.

virgata v. Philippiana Engl. 346. EKupatorium album Hort. 36.

biceps Klotzsch. 35.

glabellum Otto 36.

—- glabratum Hort, 36, 4

glabrum Hort. 36.

glaucum Huegel. 36,

iodopappum Sch. bip. 36.

ligustrinum DC. 35.

Morisii hort. (non Vis,) 36.

myriadenium Schauer. 35.

odoratissimum Hort. 36,

odoratum Hort. 36. tin

riparium Sch. bip. 36. hae

roseum Hort 36.

vernale Vatke et Kurtz, 36.

Weinmannianum Rel. et Korn, 36. Kuphorbia plumerioides Tejsm. 228. Kurybia parviflora h, Veitch. 90,

| Freycinetia Banksi Cunngh, 214.

Youngii 92. | Funkia albo-marginata Hook, 236,

ail ea lancifolia Sprgl. 236. ia ~lancifolia y. albo-marginata 236. a. angustifolia. 236. J. bracteata. 236. g. latifolia. 236. s. undulata 236. y. univittata 236. marginata Siebold. 235. ovata Sprgl. 235. d. aureo-variegata 236. intermedia Baker, 239. 8. marginata 235. gt. typica 235. Sieboldiana Hook. 235. B. discolor 235, subcordata Sprgl. 235. undulata O. et Dr. 286.

—_—So—o—

Gaultheria glabra DC. g. caracasana Ral.

325, Lindeniana hort. 325. Pl. 325, _ Geranium Backhousianum Rgl. 353.

ss _—_—

_ Glaucium Serpieri Heldr. 323. - Gloxinia hybrida crassifolia 114.

_ Greyia Sutherlandi Hook. et Harv. 250. _ Gunnera brephogea Lind. et André 284. Gymnogramme decomposita Baker 91. _ Gynerium argenteum Nees, 284.

‘HMenningia robusta Rel, 257. Hibbertia perfoliata Hiigel var. fl. pleno mast.” 198, Hibiscus rosa sinensis fulgidus 367. e met 7 puniceus 367. a: Hoteia japonica 365. _ _Humea elegans Sm. 279. 2 en longifolia Baker mss. 216.

i: Tis germanica 186, - Histrio Rchb, fil. 216.

_ Kaempferi hort. 229,

Korolkowi Regt. 225.

laevigata Fisch. 229.

reticulata MB. 354. B. Krelagi 354, a. typica 354, ~ Ixiolirion montanum Knth. 322. _.— Pallasii Fisch. Mey. 322, _tataricum Schult, 322,

qe ert ae B as as ae PERE tle

an | : Register.

Gladiolus gandavensis Van Houtte 283, 344,

Kefersteinia lactea 90. Korolkowia Sewerzowi Rgl. 161.

Haelia harpophylla Rehl. fil, 309. Jonghiana Kchb. fil. et Lib. 249.

| Laportea pustulata Wedd. 237.

Latania borbonica 180. Laxton’s Omega-Erbse 115. superlative-Erbse 115, Libertia caerulescens Kunth et Bouché 131. Lilium auratum Lindl, 281. concolor Salsb. var. sinicum 54, Coridion 253. Partheneyon 253. philippinense Baker, 347. sinicum Ld], 54. Limodorum Inearvillei Bl. 215. Linaria aparinoides Chay. 250. heterophylla Desf. 250. reticulata Rchb. 250. stricta Guss. 250. Listrostachys cephalotes Rchb. fil. 91. Livistona chinensis Mart. 180. Lockhartia amoena Rchb. fil. et Endres 87. Loranthus europaeus 184.

Maranta Mackoyana 367.

Seemanni Masters. 183. Masdevallia chimaera Rehb. fil, 285.

coriacea Ldl. 90.

Harriana 279.

ignea 279.

ignea Rehb. fil. 87. “.— Lindeni 279.

macrodactyla Rehb. fil. 87.

tovarensis 279.

Veitchiana 279, Maxillaria porphyrostele Rchb. fil. 346. Melastoma grandiflora Aubl. 120. Merendera Aitchisoni J. D. Hook. 120. Mesembrianthemum abyssinicum Rgl. 299. Mesospinidium vulcanicum Rchb. fil. 53. Milla uniflora Grah. var. conspicua 34. Grah. var. violacea 34, Mimulus cupreus Brillant 147.

eee

Musa Ensete 220.

superba Roxbrg. 25. Mutisia auriculata Less. 119, Gayana Remy 119.

ilicifolia Cay. 119.

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390

Mutisia latifolia Don. 119. lLechleri Schult, Bip, 119. Narcissus Clusii Dunal 368. Nephrolepis davallioides Kze. var. furcans. 248. Nidularium spectabile Th. Moore 152.

Octomeria tricolor Rchb. fil. 89.

“sles Sapte Coradinei Rchb. fil. 90. grande Ldl. var. splendens 90. Insleayi Lindl. 129,

mulus Rehb. fil. 310.

purum Rchb. fil. 90.

ringens Rchb. fil. 89.

Ruckerianum Rchb. fil, 248. spilotanthum Lind. et Rehb. fil. 88. tripudians Rehb. fil. 215. ulopterum Lind. et Rehb. fil. 88. _vexillarium Rehb. fil. 249,

Olearia Haastii Hook, 90.

Oncidium Baldeviamae Rchb. fil. 346. crispum Lodd. var. sublaeve. 90, dasystyle Rchb. fil. 249,

insculptum Rechb. fil. 89,

Insleayi Barker 129.

leucochilum var. Dawsonianum Rchb- fil. 346.

leucochilum Batem. g. speciosum 193. Batem. a. typicum. 193. ornithorhynchum H. B. K. 310. plagianthum Rehb. fil. 346, plicigerum Rehb. fil. 347. rotundatum Rchb. fil. 346. tetracopis Rchb. fil. 346.

Opuntia Amyclaea 184,

Dillenii 184.

ficus indica 184,

Orithyia biflora Knth. 294.

Osbeckia Aubletiana Spr. 120.

Oxalis Acetosella 365.

tropaeoloides 366.

Pandanus utilis Bory de St. Vincent. 48.

Veitchi h. Veitch. 310.

Paullinia thalictrifolia Juss. 27,

Pelargonium oblongatum EK. Meyer 51.

Pentstemon Menziesi Hook. var. Robinsoni Th. Moore 89.

Persea gratissima Gartn. 29.

Register.

| |

Pescatorea Dayana Rchb. fil. var. splendens 310.

Phajus Blumei Ldl. fil, 215.

Phalaenopsis Veitchiana Rchb. fil. 88.

Philadelphus coronarius L. primuliflorus 279.

Philageria Veitchi Maskems 183.

Philodendron daguense Lind. et André 285.

rubens Schott. 151.

Physurus decorus Rchb. fil. 248,

nobilis Rehb., fil. 248,

Ortgiesi Rehb. fil. 248,

Picea excelsa Lk. 8. Uwarowi 166,

Pilocereus Dautwitzi Seitz, 115.

Piteairnia lepidota Rgl. 289.

Platyloma bellum Th. Moore 248,

brachypterum Th. Moore. 248.

Pleurothallis lateritia Endr. et Rehb. fil. 88,

Portulaca hybrida flore pleno 251.

Potentilla ambigua Camb. 250.

Primula chinensis 55.

Pritzelia deflexa KI. 129.

glabra Kl. 129,

lucida Kl. 129.

montana KI]. 129.

Pyrethrum Mawi 52.

var. panier Rehb.

Rhexia conferta Bonpl. 150. grandiflora Bonpl. 120. Rhodanthe maculata Drummond, 280. Manglesi flore pleno, 342, Rhododendron Brookeanum Low. flayum h. Veitch. 28. -

Rhynchanthera grandiflora DC. 120. monodynama DC, 120, Romanzoffia sitchensis Cham. 33. Rosa alba 84.

alpina 83.

arvensis 85. ~’ Banksiae 85,

bracteata 85.

Centifolia 83.

Centifolia muscosa bifera 86.

damascena 83, 85.

gallica 84,

hybrida bifera remontante 86.

indica 86,

lutea 84,

microphylla 89.

Ross moschata 85, 87, multiflora 85. perpetuelle 86. rubifolia 85. rubiginosa 84. semperflorens 86, sempervirens 85, spindsissima 83. bifera 86. sulphurea 83.

Salvia dichroa J. D. Hook. 54. Sarcanthus mucrodopv Rchb. fil. 91.

53. -Saururus Loureiri Dne. 100.

e Sedum corsicum Duby. 214.

4 Stelis canaliculata Rchb. fil. 91.

dasyphyllum Guss. 214.

rum Moris. 214. ‘Selenipedium longifolium Rehb. fil. coloratum 310.

Staphanostachys Tepejilote Oerst. 215.

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"'Pacsonia insignis Mast. 347, ae expansa L, 158. Todea Wilkesiana Brakenridge 368. _ Trichoglottis fasciata Rehb. fil. 88, E Srichopilia rostrata Rehb. fil. 88.

a Triteleia uniflora Lindl. 34.

id Tropaeolum majus L. nanum 181. hie nanum h. Platz, 18).

Tulipa acrocarpa Jord. 292.

3 acuminata Vahl. 299, acutiflora Poir. 295. agenensis Redouté. 295.

: aleppensis Boiss. 296.

altaica Pall. 298.

B. karatavica Rel. 290. armena Boiss, 297. atheniensis Orph. 293. australis Lk. 294,,

baeotica Boiss. et Hidr. 296,

biflora Bot. Reg. 293,

) L, 293,

L. p. Buhseana 294,

a. typica 294,

Boissieri Rgl. 296. :

ry go we, ee Te Nene Ee —— \ ae a : \ Pag

Register.

Sarcostemma Brunonianum Wight et Arn.

Guss, var. glandulife-

var.

Biebersteiniana Roem. et Schult; 293.

391 Tulipa Bonarotiana Sweet. 298. Borszczowi Rgl. 295.

Breyniana Bot, Mag. 294. Buhseana Boiss. 294.

Celsiana Henning. 293.

Redouté 294.

chrysantha Boiss. 298.

Clusiana Orph. 293.

Vent. 297.

g. stellata 297.

a. typica 297.

cornuta Redouté 299.

cretica Boiss. et Hidr. 293. Didieri Jord. 295.

Kunanthiae Orpb, 296.

Foxiana Reboul. 295,

gallica Lois. 292.

Gesneriana Bunge 297.

L. 296.

glaucophylla Fisch. 296.

Greigi Rgl. 290. Haageri Heldr. 293, hortulanorum Wendr. humilis Herb. 293. Julia C. Koch, 296, Lehmanniana Merck]. 297. maculata Roth. 294.

maleolensy Reboul. 295.

media Ag. 299.

Minervae Orph. 293.

montana Lindl. 297.

y. chrysantha 298.

var. chrysantha Boiss, 298. p- maculata 298,

a. typica 298,

neglecta Reboul. 298.

Oculus solis St. Amand. 295.

£. maleolens 295,

persica Lindl. 295, y. praecox 295.

praecox Strangw. 295, Jd. Strangwaysi 295, a. typica 295. odoratissima Vis. -298. Orphanidea Boiss. 293.

patens Agardh 293,

praecox Gr, et Godr, 295,

Ten. 295.

d. persica Knth, 295, pubescens Sweet, 298,

298.

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392

Tulipa pulchella Fenzl, 293. pumila Monch. 299. Raddii Reboul. 295, repens Fisch. 293. rubro-alba Brot. 297. saxatilis Sieb. 293. 294. scabriscapa Strangw. 298, Schrenki Rgl. 297. Sibthorpiana Sm. 298. silvestris L. 292. . Biebersteiniana 292, . biflora Ledb. 294. . cretica 292, . minor Ledb. 293, . Orphanidea 293. . pulchella 293. . tricolor Ledb, 293. . turkestanica 293. . typica 292. M. B. 298. soogdiana Bunge 297. stellata Hook. 297. stenopetala Mord. 299. _— strangulata Heldr, 296. Reboul 298. suaveolens Redouté 298, Roth. 298. Thirkeana C. Koch. 293, transtagana Brot. 294. tricolor Ledb. 293. turcica Roth. 299. B. media 299. a. typica 299. Sweet. 292. turcomanica Karel. 294, undulatifolia Boiss. 299. vario-picta Reboul 298.

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Uvaria Kirki Oliver. 54.

Vanda Denisoniana Bens et Rehb., fil. 153. Veitchia Canterburyana H. Wendl. 118, Veronica Traversi Hook. fil. 347. Viola lutea var. grandiflora 234. var. splendens 234, tricolor maxima var. Kaiser Wil- helm 114, umbrosa Fries 67. Vitis aestivalis Mx. 204, B. sinuata Mx, 204.

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Register. _ 0

Vitis amurensis Rupr. 201. arborea L, 196.

hbipinnata Torr. et Gray. 196. candicans Engelm. 203. caribaea Wright 203. cordata C. Koch. 197. cordifolia Mx. 200.

-— coriacea Schuttlew. 203. dentata herb. Nees, 201. ficifolia Bunge 203.

flexuosa Thbrg. 200. © ae heterophylla C. Koch. 198. .

Thbrg. 196,

a. cordata, 197. :

y. elegans, 197. 198.

6. Maximowiczi 197.

Heyneana R. et 8. 203. .

incisa Jacq. 201.

Nutt. 198.

inconstans Mig. 198.

indica Thbrg. 200.

indivisa W. 197. ;

intermedia Mihlbrg. 204.

Labrusca Jacq. 202.

L. 202.

. aestivalis 204. ;

ce. ficifolia 204,

= ay

b. lobata 204, . lanata 205. F . typica 0, ficifolia 208. a. grandifolia 202, b. lobate; Q0aai ei. ss d. sinuata 204.

_—

lanata Roxb. 205. a Eee BS: mustangensis Buckl. 203. 8 odoratissima Donn, 201. Rie sah -— palmata Vahl. 201. Oh sia

parvifolia Roxb. 200,

pinnata Vahl. 196.

riparia Mx. 201.

rotundifolia Mx, 199.

Solonis hort, 201.

succisa Hance 200.

Thunbergi Rgl. 201.

Sieb. et Zuce, 202. Z vinifera L, 205, , a americana Marsch. 204, p. amurensis Kgl, 201,

a. grandifolia 204,

d, sinuata 204, Reames

Register.

Vitis virginiana Poir. 201.

yulpina Jacq, 204.

L, 198.

dg. amurensis 200. B. cordifolia 200.

~y. parvifolia 200. e. riparia 201.

rotundifolia 199.

Torr. 200.

Vriesia brachystachys Rgl. 147.

ae oo a.

393

Welwitschia mirabilis 370.

Xiphion Histrio J. D. Hook. 216.

Yucca angustifolia 23. baccata Torrey 285.

Zamioculcas Boivini Dne. 214.

Zanonia sarcophylla Hook. fil, 150, Zingiber Parishi J. D. Hook, 151. Zygopetalum lacteum Rehb. fil 90.

|

3) Sachregister.

Abstecken von Landschaftsgarten, Betracht- ungen tiber das Entwerfen 300. Agriculturchemie als Gegenstand des Un- terrichts in Gartenbauschulen und in Gartenbiichern 42. j Agronomische Versuche in Italien 314. Analogie zwischen Pflanzen und Thieren 253. Artenfabrication, ein Beispiel von 338, Auction von Agave, Fourcroya 288. Aufbewahrung voa Kernobst 220. Ausstellung der Bayerischen Gartenbau- Gesellschaft 96. —, Blumen-, Obst- und Gemiise-, in Mailand 288. —, Blumen-, Obst- und Gemiise-, in Wien 326. 329. in Florenz 32. - —, Frihlings-, des Bremischen Garten- bauvereines 31, —, Frihjahrs-, in St. Petersburg 192. —, internationale, in Gent 160, 174. —, —, der k. Toscanischen Gar- tenbaugesellschatt zu Florenz 382, —, Trauben- und Obst- 330, —, Wiener Welt- 31. —, zweite temporire, des Gartenbaues ore im Wien 209,262. Autoren, Erganzungen zum Verzeichniss der botanischen. Beilageheft 1873. Avogadopflaume 28.

Bambusen in Palermo 185. Befruchtung, kiinstliche, der Obstbaume 58.

Begonia semperflorens als Pflanze des freien Landes in der Krim 101.

Bewaldungsversuche in der Umgegend von Tiflis 21.

Bienen als Gartenfeinde 41.

Blattlause in Baumschulen 20.

Blumen-, Obst- und Gemiseausstellung in Wien 206.

Blumentreiberei, Beitrage zur 273.

Blutbuche, Beobachtungen und Mittheilun- gen uber die Farbung des Holzes 231.

Botanischer Garten in Adelaide 381.

in Melbourne 314.

‘in St. Petersburg, Ge-

schichte desselben 132.

Buntblatterige Abarten 234.

Buntlaubigkeit, Beobachtungen tiber, bei dem rundblatterigen Pelargonium 41,

Charakteristik der Ziergarten im grossen Style 340, Chanx-de-Fonds 186. Cinerarien, gefillte 213. 307. Congress der Gartenfreunde in Wien 349. —, internationaler botanischer in Flo- renz 350. Cultur der Iris laevigata Fisch. 229. des Loranthus europaeus und an- derer Parasiten 186. der Orobanche-Arten 186. der Primula chinensis 55. der Tetragonia expansa L. 158.

4

894

Cultur, Vermehrung und Veredelung von Epiphyllum truncatum Haw. 56, Cyclamen europaeum als Landpflanze 176. e

Erdbeertreiberei 126. Etablissement von J. Linden in Briissel 320. Eupatoria, drei nicht gehérig bekannte der

Garten 35. Expedition in das Innere Australiens 99. 253.

Farnhaus, das neue, und die Farnsammlung des Kaiserlichen Botanischen Gar- tens in St. Petersburg 109.

Flaschenkiirbis, essbarer 185.

Frihzwetsche, Mainzer 368.

Funkia-Arten der Garten 235.

Garten zu Frauenberg bei Budweis in Boh- men 349, des Grafen A. 8. Uwarow in Po- retschje 166. —, der Leichtlin’sche, in Baden-Baden 269. Garten Egyptens 57. des siidlichen Australien 37. Garteubau am sidlichen Ural, Mittheilun- ; gen iiber denselben 277. -Ausstellung in Halle a/S, 350. Gattung Bergenia Monch, 174. Gattungen, neue, fiir Australien 186, Gefilltbliihende Antirrhinum 250. Gegend zwischen Uralsk im siidlichen Ural und Guriew am Caspischen Meere 107. Geholze der Tifliser Garten 22. Gemiiseculturen 154. Gespinnstpflanze, eine neue 237. Glas, gefairbtes 370. Grassamenhandel 371.

Herbst 1872. 29.

Holzsammlungen auf der Wiener Weltaus- stellung 208,

Hoteia japonica als Zierpflanze 365.

Iris germanica um Verona 186.

Jubilium, das 50jaihrige, und Geschichte des Kaiserlichen Botanischen Gar- tens in St. Petersburg 131.

Register.

Kartoffelzwiebel 4. Kernobst, Aufbewahrung desselben 220. Khiva, dessen Lage und Culturen 357.

Kand- und Gartenbau zu Baku am Caspi- schen Meere 102. ; < Landschaftsgarten, Betrachtungen tiber das Entwerfen und freie Abstecken der- selben 300.

Lehranstalt fiir Obst- und Weinbau in Geisenheim 32. 63,

Leuchtgas, Einwirkung desselben auf die Pflanzen 351.

Missbildungen 93,

Mittel gegen Ameisen 185.

die Blattlause 158.

Obstmaden 155,

zur Vertilgung der Feldmiiuse 370.

——

Nachricht an die Leser 381. Neuseelander Spinat 158, Nikita in der Krim 351.

Obstaufbewahrung 184. Obstbaume, Pflanzen derselben 154. —, iber das Zuriickschneiden der Wur- zeln beim Pflanzen derselben 155.

Obstcultur, kann die feinere, zugleich von ~

dem Blumen- und Parkgartner be- sorgt werden? 5. Obstwildlinge, das Pflanzen derselben in den Obstbaumschulen 157. Oxalis Acetosella als Gartenpflanze 365. tropaeoloides, welches ist der rich- tige Name? 366.

Pelorienbildungen 58. | Periodicitiitserscheinungen, die ersten, in

der Entwickelung der Freilandpflan-

zen bei St. Petersburg 238. Pflanzen Australiens 254. —, ausdauernde, in Baku 28, —, Ein Wort zur Erinnerung an man-

che schéne der Cultur werthe 333,

Pflanzenausstellungen 382.

Pflanzenfasern auf der Wiener Weltaus-

stellung 208. Phylloxera 183. vastatrix 361,

ey ee NE a a te ve eon A, es

Register,

Phylloxera vastatrix in Oesterreich 58.

Quassialauge als Mittel gegen die Blatt- liuse 158.

Reisende des Kais. Bot. Gartens in St. Pe- tersburg 139. Respiration der Pflanzen 219, Rosen, Beitrag zur Winterveredlung 308. —, Einiges tiber 75.

Sammlungen von Welwitsch 224.

Schimper, Dr. in Abyssinien 44.

Sehnitt und Sorten von Zwergobstbaumen 125.

Schriften, welche von Seiten des Peters- burger Bot. Gartens publicirt wur- den 145.

Segge, zittergrasartige 370.

Stadtpark. der neue, in St. Petersburg 163.

Tanne, grosse 220.

Teppichzirten des »Palmengartens« zu Frankfurt a. M. und ihre Bepflanz- ung im Jahre 1872. 68.

395

Thierzucht, Beforderung der landwirth- schaftlichen 312.

Verwendbarkeit der Maihmaschinen 230, Verzeichniss der botanischen Autoren, Er- ganzungen. Beilageheft 1873. Vitis-Arten, die achten, Nordamerikas und des Ostens und Siidens Asiens, wel- che im nordlichen Deutschland im

freien Lande aushalten 194,

Weinpflanzungen Frankreichs, Verwiistun- gen derselben durch die Phylloxera vastatrix 361,

Weltausstellung, Wiener 185. 349.

Winter 1872—73. 126.

Witterung 31.

in St. Petersburg 352.

Witterungsverhaltnisse in Oesterreich 95.

Ziergirten im grossen Style, zur Charak- teristik 340. Zwergobstbiume, Schnitt und Sorten 125.

4) Literaturberichte.

Bericht tiber die Thatigkeit der St. Galli- schen naturwissenschaftlichen Ge- sellschaft 1869—1871. 30.

Bianca, G. Monografia del Mandorlo com- mune 222.

Boissier, Edm. Flora orientalis. 318.

Botanisk Tidsskrift, Kopenhagen 1872. 30.

Bulletin de la Société Impériale des Na- turalistes de Moscou 120.

Vol, I.

Cultivateur de la région Lyonnaise 318.

Duval-Jouve, particularités de Zostera ma- : rina L. et Z. nana Roth. 319.

Hogg, Robert, the Gardener’s Year-book. 62,

Sahresbericht von Gartenbauvereinen 286.

Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft fiir vaterlandische Cultur 30. 154.

Jiihlke, F. Die K6nigliche Landesbaum- schule und Gartner-Lehranstalt in Potsdam 124.

Karsten, H. die Faulniss und Ansteckung 348,

Koch, Karl, Dendrologie, Baume, Strau- cher und Halbstraucher, welche in Mittel- und Nord-Europa im Freien cultivirt werden. If. 1. 315.

Koeppen, Wladimir. Warme- und Pflan- zenwachsthum 120.

Kohler, J. M. Der Weinstock und der Wein 122,

Licopoli, G. Sulla struttura del fusto della Wisteria chinensis DC. e del Cissus acida L. 287.

| 396

Lucas, E. Auswahl werthvoller Obstsorten,

nebst kurzen Angaben ihrer Merk- male und Cultur 187.

—, Dr. E. Die Obstbenutzung 60. 159.

—, E. Die Taxation der hochstimmi- gen Obstbaiume an Strassen, auf Fel- dern, in Obstgarten 287.

—, Dr. E. und Dr. Friedrich Medicus. Die Lehre vom Obstbau 221.

Magenau, Jnlius. Steigerung der Ertrige des nutzbaren Hisenbahnareals 221. Manganotti, Antonio. Di alcune analogie di struttura e funzioni fra gli ani- mali e le piante 68. Miller, Eduard. Abbildungen von Model- len kinstlicher Obstbaumformen 348, —, F., Beitrag zur Klimatologie Ost- Sibiriens 121.

Russow, Dr. Edmund. Vergleichende Un- tersuchungen, betreffend die Histi- ologie der vegetativen und sporen-

Register.

bildenden Organe und die Entwickel- ung der Sporen der Leitbiindel Cryptogamen mit Beriicksichtigung der Histiologie der Phanerogamen, ausgehend von der Betrachtung der Marsiliaceen 62,

a

Schlagintweit’s Reisen in Indien und Hoch-\ _ | i ;

asien 187. , Oe Schmidlin’s Blumenzucht im Zimmer 59, Schiibeler, Dr. F. C. Die Phanzenwelt Nor- wegens 373.

Terraciano, N. Osservazioni sulla vegeta- zione dei dintorni di Caserta 318. Tomaschek. Umbildung des Pollens 121.

Watson, Sereno. Botany of the United States 62,

Wiedersheim, A. Der Weinbau 61.

Wirth, Max. Deutsches Jahrbuch 287.

Wredow’s Gartenfreund, von H. Gaerdt und

EK. Neide 348.

5) Personalnotizen.

Basiner, F. J. 1438.

Baumann, Franz Sebastian 10. Beccari, Dr. E. 95, 224. Becker, A. K. 148.

Beer, Josef Georg 128.

Clementi, Prof. Joseph 224.

Dautwitz, Friedrich 160. Delpino, Prof. 95.

Fedschenko A. P. 349.

Gens, August 160. Goze, Edmund 160. Guilfoyl 381.

Hildebrand 384. Jager, B. P. 143, .

Karwinsky, Daron 143. Klaus, K. F. 143. Kolenati, Friedrich 142.

Langsdorff, G. J. 140. Liebig, Justus von 222. 254,

Maurer 96, Maximowicz, K. J. 142,

Fa

Miclucha Maclay 319.

Mori, A. 32.

Moschkowitz u. Comp. 64. Miller, Baron Ferd. v. 381.

Notaris, de 32. 95.

Pomorzoff, Peter Gregoriewitsch 140. Prantl, Dr. Carl 64. Prschewalsky N. M. 144.

Radde, G. J. 143. Rieder, J. G. 148. Roelich, Carl August 64. Roezl, B. 143.

Schimper, Dr. 44.

Schomburgk, Dr. R. 128. 160. 381. Schrenk, A, J. 141,

Sell, Eduard 320.

Sewerzow, N. A. 144,

Stewardt 140.

-Szovits, Johann Nepomuk 140,

Turczaninow, N. 8. 141.

Wagner, C. H. 64. Welwitsch 32. Wrangel, F. P. 140.

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UNIVERSITY OF ILLINOIS-URBANA

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